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1907.
VERHANDLUNGEN
DER
KATISERLICH-KÖNIGLICHEN
GEOLOGISCHEN REICHSANSTALT
Jahrgang 1902
Nr. 1 bis 18 (Schluß).
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Wien, 1907.
Verlag der k. k. Geologischen Reichsanstalt.
In Kommission bei R,.. Lechner (Wilh. Müller), k. u. k, Hofbuchhandlung
I. Graben 81.
1907.
VERHANDLUNGEN
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DER
KAISERLICH-KÖNIGLICHEN
EÜLÜGISCHEN REICHSANSTALT
Jahrgang 190m
Nr. 1 bis 18 (Schluß).
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Wien, 1907.
Verlag der k. k. Geologischen Reichsanstalt.
In Kommission bei R. Lechner (Wilh. Müller), k. u. k. Hofbuchhandlung
I. Graben 31.
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http://www.archive.org/details/verhandlungender1t907kkge
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Verhandlungen derk R. seologischen Reichsanstalt.
Jahressitzung 2 am 19. Jänner 1907.
Inhalt: Jahresbericht für 1906. Erstattet vom Direktor Dr. E. Tietze.
Jahresbericht für 1906.
Erstattet vom Direktor Dr. E. Tietze.
Sehr geehrte Herren!
Indem ich den verehrten Freunden unserer Anstalt, die sich in
unserer Jahresversammlung eingefunden haben, für ihr Erscheinen
danke, heiße ich zugleich die Mitglieder der Anstalt selbst will-
kommen und wünsche denselben für das Jahr, welches jetzt begonnen
hat, frische Tatkraft und beste Erfolge.
Was das abgelaufene Jahr 1906 betrifft, über dessen speziell
unser Institut angehende Ereignisse ich diesmal Bericht zu erstatten
habe, so darf ich vielleicht an erster Stelle erwähnen, daß uns dieses
Jahr abermals einen Wechsel in unserer obersten Leitung gebracht hat.
Seine Exzellenz Baron Bienerth, der im September 1905 die Leitung
des Ministeriums für Kultus und Unterricht übernommen hatte, wurde
schon im Juni 1906 zum Minister des Innern ernannt und Herr
Dr. Marchet an die Spitze des Unterrichtsministeriums berufen.
Exzellenz Marchet ist mit den Interessen der wissenschaftlichen
Kreise Wiens und Österreichs durch seine ganze Vergangenheit
jedenfalls auf das beste vertraut, da er ja selbst als Lehrer an einer
unserer Hochschulen in hervorragender Weise tätig war. Wir dürfen
also auf sein Wohlwollen sicher ebenso bauen, wie wir auf das seiner
Vorgänger zählen konnten. Die Agenden des vom Amte zurückge-
tretenen Herrn Sektionschefs v. Stadler, dem wir für seine oft be-
währte Fürsorge das dankbarste Andenken bewahren, sind, soweit
unsere Anstalt in Betracht kommt, in die Hände des Herrn Sektions-
chefs Cwiklinski gelegt worden. Bei diesem wie bei dem lang-
jährigen Referenten über jene Agenden Herrn Ministerialrat
v. Hampe dürfen unsere Interessen auch weiterhin der freund-
lichsten Aufmerksamkeit gewiß sein.
Als einen Beweis dieser Fürsorge müssen wir unter anderem
die Umwandlung zweier Assistentenstellen in Adjunktenstellen be-
trachten, welche seit November des vorigen Jahres erfolgt ist. In-
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 1. Verhandlungen. 1
92 Verhandlungen. Nr. 1
folgedessen konnten die Herren Dr. Hammer und Dr. Schubert
vorrücken und überdies wurde Dr. Lukas Waagen gleichzeitig mit
den Vorgenannten zum Adjunkten. ad personam befördert. Endlich er-
hielten wir noch kurz vor Ablauf des Jahres die Verständigung, daß
der Adjunkt Dr. Fritz Kerner v. Marilaun ad personam in die
VIII. Rangklasse der Staatsbeamten vom 1. Jänner 1907 an aufrücken
dürfe und der Praktikant Dr. Joh. B. Trener ad personam zum
Assistenten vom 1. Jänner 1907 ab ernannt worden sei. Wir sind
erfreut, daß auf diese Weise mehreren unserer jüngeren Herren für
ihr den Interessen unserer Anstalt gewidmetes Streben eine ent-
sprechende Anerkennung zuteil werden konnte, und namentlich be-
grüßen wir die erwähnte Umwandlung zweier Assistentenstellen in
Adjunktenstellen als einen bleibenden Gewinn für das ganze Institut.
Eine weitere Freude wurde uns durch die am 31. Juli erfolgte
Ernennung des Herrn Rechnungsrates Girardi zum Oberrechnungsrat
bereitet. Während einer ganzen Reihe von Jahren haben wir nun
schon Gelegenheit gehabt, den Wert der Dienstleistung des Herrn
Oberrechnungsrates zu schätzen, so daß wir unsere Glückwunsche zu
dessen Beförderung auch an dieser Stelle wiederholen wollen.
Besonders hervorheben muß ich hier übrigens noch, daß einem
Angehörigen unseres Personalstandes auch eine Allerhöchste Aus-
zeichnung zuteil wurde, indem dem Laboranten Franz Kalunder
am 23. September das silberne Verdienstkreuz mit der Krone ver-
liehen wurde. Dadurch hat die langjährige Tätigkeit des Genannten
eine ehrende Anerkennung gefunden, welche vor allem der besonderen
Gewissenhaftigkeit gilt, mit welcher Kalunder seinen dienstlichen
Pflichten in unserem Laboratorium nachgekommen ist.
Auch noch an einige andere Auszeichnungen möchte ich bei
dieser Gelegenheit erinnern, vor allem an die Verleihung des großen
Preises der 1904 in St. Louis stattgehabten Weltausstellung, be-
stehend in einem Diplom und einer dazugehörigen Medaille an unsere
Anstalt. Mir selbst für meine Person ist eine solche Medaille bereits
im vorigen Jahre zugekommen, wie ich in meinem früheren Jahres-
bericht bereits erwähnte. Die Auszeichnung der Anstalt als solcher
gelangte nun vor kurzem ebenfalls, und zwar durch Vermittlung des
hohen Handelsministeriums in unsere Hände. Wir sind auf das ange-
nehmste berührt davon, daß unsere Arbeiten bei jener großen Ver-
anstaltung des internationalen Wettbewerbes Lob und Anerkennung
gefunden haben und sprechen für diese Ehrung hiermit unsern besten
Dank aus. Nicht übersehen will ich ferner die Verleihung der kais.
ottomanischen Medaille für Kunst und Gewerbe an unseren ‚Bibliothekar
Dr. Matosch durch Se. kgl. Hoheit den Khedive von Äg gypten und
des weiteren darf ich hier noch den Dank für meine Ernennung zum
korrespondierenden Mitgliede der wissenschaftlichen Gesellschaft
Antonıo Alzate in Mexiko aussprechen.
Von sonstigen unseren Personalstand direkt betreffenden Vor-
gängen ist noch zu erwähnen, daß die von dem Musealaufseher und
ersten Amtsdiener Rudolf Schreiner Ende vorigen Jahres erbetene
Entlassung aus dem Verbande der Anstalt im Laufe dieses Jahres
tatsächlich stattgefunden hat. Ich habe bereits in meinem vorjährigen
1907 Jahressitzung am 15. Jänner. Dr. E. Tietze. 3
Bericht (Seite 4) auf die verdienstvolle langjährige Tätigkeit des Ge-
nannten hingewiesen und wiederhole heute meine Wünsche für sein
Wohlergehen in dem wohlverdienten Ruhestande.
Endlich kann hier auch noch einer festlichen Veranlassung Er-
wähnung geschehen, welche einen Angehörigen unseres Verbandes be-
traf. Am 1. Mai feierte nämlich der Kartograph unserer Anstalt Herr
Eduard Jahn das Jubiläum seiner 50jährigen Dienstleistung an unserer
Anstalt und haben wir Gelegenheit genommen, dem verdienten Manne
unsere Teilnahme aus diesem Anlasse in kollegial-freundschaftlicher
Weise zum Ausdrucke zu bringen
Durch die Erwähnung dieses Jubiläums können uns einige andere
Veranlassungen ins Gedächtnis gerufen werden, welche in ähnlicher
Weise sich auf den an bestimmte Zeitabschnitte anknüpfenden Rück-
blick über die Tätigkeit einzelner Persönlichkeiten oder Körper-
schaften beziehen. Zunächst gedenke ich hierbei der am 18. April
in der Universität veranstalteten Feier, welche aus Anlaß der
40jährigen Wirksamkeit des Herrn Hofrates v. Tschermak als
Universitätslehrer stattfand und bei welcher ich die Ehre hatte,
unsere Anstalt zu vertreten. Dann haben wir nicht ermangelt, am
24. Juni Herrn Geheimrat Rosenbusch in Heidelberg zu dessen
70. Geburtstag und Sr. Exzellenz Herrn Wirklichen Geheimen Rat
Neumayer, dem hochverdienten früheren Direktor der Deutschen
Seewarte, zu dessen am 21. Juni stattgehabten 80. Geburtstag unsere
Glückwünsche wenigstens schriftlich darzubringen.
Desgleichen hat es uns gefreut, an der am 9. Dezember in
Graz veranstalteten Feier des 30jährigen Professorenjubiläums der
Herren Professoren Dr. ©. Dölter und Dr. Rudolf Hörnes wenig-
stens im Geiste teilzunehmen und die beiden Forscher, welche ihre
Laufbahn an unserer Anstalt begonnen haben, durch eine Zuschrift
zu begrüßen. Wir haben uns dabei der wissenschaftlichen Erfolge
erinnert, welche die geehrten Jubilare schon durch ihre ersten
Arbeiten bei uns erzielten und welche dann später während ihrer frucht-
bringenden Lehrtätigkeit in so anerkannter Weise vermehrt wurden.
Wenn wir nun von den hierher gehörigen Ereignissen, welche
einzelne uns näher stehende Persönlichkeiten betrafen, auf die analogen
Vorkommnisse bei ganzen Körperschaften übergehen wollen, so muB
ich zunächst der Deutschen Technik in Prag gedenken.
Bei der Feier des 100jährigen Bestehens dieser Hochschule,
welche am 5. November stattfand, hat Herr Chefgeologe Professor
Rosiwal die Anstalt vertreten und in unserem Namen eine Glück-
wunschadresse daselbst übergeben.
Herr Dr. Dreger wiederum erschien bei der am 12. No-
vember anläßlich des 2djährigen Bestehens der Sektion für Natur-
kunde des Österreichischen Touristenklubs veranstalteten Festver-
sammlung und überreichte der genannten Sektion ein Schreiben, in
welchem wir an die mannigfachen Berührungspunkte erinnerten, welche
zwischen der Sektion und unserem Institut bestanden haben und
bestehen. War ja doch Franz v. Hauer der erste und langjährige
Vorsitzende des in Rede stehenden Vereines und stehen uns ja doch
auch die heute dort leitenden Persönlichkeiten vielfach sehr nahe.
1*
4 Verhandlungen. Nr. 1
Als dann die hiesige k. k. geographische Gesellschaft am 15. De-
zember das Fest ihres 50jährigen Bestehens feierte, wurde unsere
Anstalt durch Herrn Vizedirektor Vacek vertreten, welcher auch im
Namen des Instituts der jubilierenden Gesellschaft eine Adresse
übermittelte, in welcher auf die seit der Gründung dieser Gesellschaft
bestehenden und stets weitergepflegten persönlichen und sachlichen
Beziehungen beider Körperschaften hingewiesen wurde. Da ich selbst
zur Zeit Präsident der geographischen Gesellschaft bin, konnteich nicht
wohl in eigener Person unsere Vertretung bei dieser festlichen Ver-
anlassung übernehmen und bin deshalb dem Herrn Vizedirektor sehr
dankbar dafür, daß er in geeigneter Weise die Glückwünsche der
geologischen Reichsanstalt an eine Körperschaft zum Ausdrucke ge-
bracht hat, welche ihre Entstehung demselben Kreise regsamer
Männer verdankt, dessen Bemühungen auch mit der Gründung
unseres Instituts untrennbar verbunden sind.
Unser erster Direktor Wilhelm v. Haidinger war zugleich
der erste Präsident jener Gesellschaft und die Vorbesprechungen
zu deren Gründung haben unter der Agide unserer Anstalt in unserem
Sitzungssaale stattgefunden. Es ist ja nicht überflüßig, bisweilen an
den Einfluß zu erinnern, den die Männer, die sich seinerzeit in diesem
Saale versammelten, auf das geistige Leben Wiens und Österreichs
ausgeübt haben, ein Einfluß, der sich in mannigfacher Weise geltend
machte und für den übrigens die Entstehung der in Rede stehenden
Gesellschaft nur eines der äußerlich sichtbaren Symptome gewesen ist.
Aber nicht bloß verschiedene Gelegenheiten zu freudiger Anteil-
nahme hat uns das verflossene Jahr gebracht, es liegt nun einmal in
der Art des menschlichen Schicksals, daß neben den angenehmer
berührenden Ereignissen in keinem etwas größeren Zeitabschnitte die
Veranlassungen zur Trauer fehlen. So haben wir also auch während
des Jahres 1906 solche schmerzliche Anlässe zu verzeichnen gehabt,
ich meine die Verluste. welche unsere Wissenschaft durch den Tod
verdienter Männer und unsere Anstalt durch das Ableben hoch-
geschätzter Freunde erlitten hat.
Ich gebe im Folgenden die Liste der betreffenden Verluste, so
weit uns dieselben zur Kenntnis gekommen sind.
Dr. Karl Chelius, Geh. Oberbergrat und Dozent an der tech-
nischen Hochschule in Darmstadt, 7 8. Jänner in Darmstadt.
Karl Freiherr von Fritsch, Professor der Geologie an der
Universität in Halle, Präsident der kaiserl. Leopold. Carol. deutschen
Akademie der Naturforscher, 7 9. Jänner im 68. Lebensjahre. Kor-
respondent der k. k. geol. Reichsanstalt seit 1867. (Vgl. den vorjährigen
Bericht, pag. 7 in Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1906, Nr. 1.)
Karl Ritter von Koristka, k. k. Hofrat und em. Professor
der deutschen technischen Hochschule in Prag, 7 19. Jänner in Prag
im 81. Lebensjahre. Korrespondent der k. k. geol. Reichsanstalt
seit 18541).
') Siehe den Nachruf in den Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1906, Nr. 2,
pag. 53 —54, welchen uns Herr Hofrat Prof. Laube auf unsere Bitte freundlichst
zur Verfügung gestellt hat.
1907 Jahressitzung am 15. Jänner. Dr. E. Tietze., 7)
Thomas Barron, Petrograph und Geologe des Soudan
Governments, 7 30. Jänner in El Koweit, Suakim, im 39. Lebensjahre.
Dr. Johann Nepomuk Woldrich, Professor der Geologie
an der böhmischen Universität in Prag, + 3. Februar im 72. Lebens-
jahre. Korrespondent der k. k. geol. Reichsanstalt seit 1859.
William Cunnington, F. G.S., rim Februar zu London im
93. Lebensjahre.
Dr. Karl Futterer, Professor der Mineralogie und Geologie
an der technischen Hochschule in Karlsrube, 7 19. Februar im Alter
von 40 Jahren in der Heilanstalt Illenau.
John George Goodchild, F.G.S., + 21. Februar zu Edin-
burgh im 62. Lebensjahre.
Dr. Gottfried Müller, kgl. Landesgeologe, $ 20. März in
Berlin im 44. Lebensjahre.
Wilhelm Prinz zu Schaumburg-Lippe, j 4. April im
Alter von 72 Jahren. Korrespondent der k. k. geol. Reichsanstalt
seit 1858.
N. S. Shaler, Professor der Geologie an der Universität in
Cambridge, Nordamerika, 7 10. April im 65. Lebensjahre.
Israel Cook Russell, Professor der Geologie an der Uni-
versität in Michigan, j daselbst am 1. Mai im 55. Lebensjahre.
Eugene Renevier, Professor der Geologie an der Universität
in Lausanne, 7 4. Mai im Alter von 65 Jahren. Korrespondent der
k. k. geol. Reichsanstalt seit 1856 )).
Charles Eugene de Rance, F.G.S., f 9. Mai zu Blackpol
im Alter von 58 Jahren.
Dr. Ernst Schellwien, Professor der Geologie an der Uni-
versität Königsberg i. Pr., 7 14. Mai im 40. Lebensjahre 2).
Prof. Dr. Ludwig Brakebusch, 7 2. Juni in Hannover im
57. Lebensjahre.
Bergrat Dr. Ledebur, Professor der Eisenhüttenkunde an der
Bergakademie in Freiburg i. S., 7 9. Juni im Alter von 69 Jahren.
Prof. Henry A. Ward, der bekannte Meteoritenforscher,
7 #. Juli in Buffalo infolge eines Automobilunglückes im Alter von
72 Jahren.
Rev. Prof. John Frederic Blake, 7 7. Juli zu London im
67. Lebensjahre.
Dr. Franz Stradal, war ursprünglich Jurist und hatte dann
vor kurzem seine geologischen Studien an der hiesigen Universität be-
endet. War eifriger Alpinist und bekleidete die Würde eines Vorstandes
der akademischen Sektion des deutschen und österreichischen Alpen-
1) Siehe den von Hrn. Vacek verfaßten Nachruf in den Verhandl. d. k.k.
geol. R.-A. 1906, Nr. 8, pag. 243.
?) Siehe den von Hrn. G. Geyer geschriebenen Nachruf in den Verhandl.
d. k. k. geol. R.-A. 1906, Nr. 8, pag. 244.
6 Verhandlungen. Nr. 1
vereines, 7 16. Oktober im Alter von 27 Jahren in Mexiko, wohin
er sich zum Geologenkongreß begeben hatte.
Pater J. Wiesbaur, Professor am Obergymnasium in Duppan,
T 8. November auf Schloß Leschna bei Groß-Lukow in Mähren,
Korrespondent der Anstalt seit 1898.
Dr. Carl Ochsenius, 7 4. Dezember zu Marburg (Hessen) im
77. Lebensjahre.
Clemens Schlüter, em. Professor der Geologie an der Uni-
versität Bonn, 7 Dezember im 71. Lebensjahre.
Ich kann übrigens diese Liste nicht schließen, ohne noch einen
Todesfall zu erwähnen, von dem wir heute aus den Zeitungen erfahren
und der uns so nahe berührt, daß ich desselben schon jetzt mit Teil-
nahme gedenken muß. Ich spreche von dem gestern erfolgten Tode
Sr. Exzellenz des früheren Ministers für Kultus und Unterricht
Dr. W. v. Hartel, der uns durch mebrere Jahre hindurch ein wohl-
wollender Vorgesetzter gewesen ist und dessen unparteiische Einfluß-
nahme auf unsere Angelegenheiten die Anstalt mehrfach verpflichtet
hat. Auch die Unterstützung der Bestrebungen der österreichischen
Geologen gelegentlich des hier im Jahre 1903 abgehaltenen Kon-
gresses durch materielle Beihilfe haben wir ihm zu danken gehabt.
Wir wollen ihm die ehrenvollste Erinnerung bewahren.
Lassen Sie uns nach alter Gewohnheit das Andenken der Ver-
storbenen ehren, indem wir uns von den Sitzen erheben.
Geologische Aufnahmen und Untersuchungen im Felde.
Ich gehe in meiner Darlegung nun über zu den Unter-
suchungen bei der Kartenaufnahme, in welchen wir eine unserer
hauptsächlichsten Aufgaben erblicken.
Die schon seit längerer Zeit in Übung befindliche Einteilung
unserer Arbeitskräfte in fünf Sektionen wurde auch im Jahre 1906
beibehalten. Als auswärtige, das heißt dem Verbande der Anstalt
nicht angehörige Mitarbeiter waren wieder die Herren Professor
E. Fugger und Prof. J. Jahn tätig, wenngleich bemerkt werden
muß, daß der Letztgenannte seine Arbeit sehr bald abzubrechen
genötigt war. Auch die Volontäre Dr. H. Beck und Dr. H. Vetters
hatten gewisse Aufgaben übernommen und die Volontäre Dr. Till
und Dr. Götzinger hatten sich zeitweilig an einzelne der im
Felde befindlichen Geologen angeschlossen, um in die Methode
geologischer Aufnahmen eingeführt zu werden.
Die folgenden Mitteilungen über diese Aufnahmen sind wie
bisher unter Benutzung der von den einzelnen Herren darüber vor-
gelegten Berichte zusammengestellt worden.
1907 Jahressitzung am 15. Jänner. Dr. E. Tietze, 7
Die I. Sektion, welche in Böhmen, Mähren und Schlesien be-
schäftigt ist, bestand aus den Herren Rosiwal, F. E. Suess,
Hinterlechner, Petrascheck, J. Jahn und Beck.
Chefgeologe Ing. August Rosiwal setzte die Aufnahme der
Kartenblätter Jauernig— Weidenau (Zone 4, Kol. XVI) und
Senftenberg (Zone 5, Kol. XV) auch in diesem Jahre fort.
Im Bereiche des erstgenannten Blattes wurden die Aufnahms-
touren auf den weiteren nordwestlichen Verlauf des Reichensteiner
Gebirges und seines Ostgehänges im Setzdorfer, Niesnersberger und
Petersdorfer Revier und die darangrenzenden Feldfluren der Ge-
meinden Setzdorf, Gurschdorf, Steingrund, Petersdorf, Woitzdorf,
Wildschütz, Buchsdorf und Sörgsdorf erstreckt. Dadurch kam der
östliche Teil der reichgegliederten Schieferhülle, welche sich an
den quer über das Reichensteiner Gebirge streichenden Granit-
gneiskern (roten Gneis) von Gersdorf i. Pr.—Wilmsdorf—Krebsgrund
anschließt, bis zur Friedeberger Granitmasse zur Detailprofilierung.
Diese lieferte ein wesentlich komplizierteres Bild des geologischen
Aufbaues des umschriebenen Gebietes, als es noch die letzte
Aufnahme v. Camerlanders darstellt. Ferner wurde eine
Reihe von ergänzenden Begehungen in der südlich angrenzenden
Sektion des Kartenblattes Freiwaldau vorgenommen, um die Auf-
schlüsse an der neuen Bahnlinie Hannsdorf—Altstadt im Graupatale
kennen zu lernen und einige Anschlußtouren bei Altstadt auszuführen.
Im kristallinischen Anteile des Blattes Senftenberg wurde
im Bereiche der NW-Sektion die Gliederung der Südseite des böhmi-
schen Kammes in den Umgebungen von Kunaeie, Rokitnitz, Himmlisch
Rybnai, Ritschka usw. im Detail neu kartiert, wobei sich das nord-
westliche Fortstreichen der im Vorjahre bei Gabel, Nekof und Pastvin
festgestellten und wiederholt angeführten Gesteine der kristallinischen
Schieferhülle längs des mächtigen, den genannten Gebirgskamm bilden-
den roten Gneises ergab.
Professor Dr. J. J. Jahn hat zuerst einige Ausflüge im Gebiete
der von ihm bereits aufgenommenen Kartenblätter Hohenmauth—
Leitomischl und Reichenau— TyniSt gemacht, um die durch
neue Straßen- und andere Bauten eröffneten Aufschlüsse anzusehen und
einige Fossilienfundorte zu besuchen. Nachdem er einige Touren in
das Gebiet des Rotliegenden im Kartenblatte Senftenberg unternommen
hatte, übersiedelte er nach Rokitnitz, von wo aus gemeinsame Be-
gehungen mit dem Herrn Chefgeologen Prof. Ing. A. Rosiwal geplant
waren. Allein in Rokitnitz erkrankte Prof. Jahn und war gezwungen,
die Aufnahmsarbeiten zu unterbrechen. Trotzdem ist seine Reise
nicht ganz resultatlos verlaufen. Bei Chotzen wurden in dem
dortigen Terrassenschotter zahlreiche Rhinoceros- und Mammutreste
konstatiert. Am Koschumberg bei Luze fand Prof. Jahn gefritteten
Pläner und Sandstein. Im Bereich des Rotliegenden der „Boskowitzer
Furche* bei Senftenberg wurden weitere Denudationsreste der creta-
eischen Transgression ausgeschieden.
Im Hinblick auf eine später noch zu erwähnende, ihm vom k.k.
Ackerbauministerium übertragene Mission, die seine wiederholte
Berufung nach Karlsbad im Gefolge hatte, konnte Sektionsgeologe
8 Verhandlungen. Nr. 1
Dr. Franz E. Suess nur einen Teil des Sommers den Aufnahmen
im Kartenblatte Drosendorf (Zone 10, Kol. XIII) widmen. Die
Begehung erstreckte sich auf die Gegenden von Hötzelsdorf, Geras
und Drosendorf.
Die moravische Grenze verharrt in der geradlinigen südwestlichen
Richtung über Geras hinaus bis Wappoltenreith am Südrande des
Kartenblattes. Das gleiche Streichen behalten die unregelmäßigen
Züge von grauem, glimmerigem Kalk in dem Gebiete von Reisdorf,
Fugnitz, Purgstall und Weitersfeld, ebenso wie der breite Zug von
granatführendem kleinkörnigen Glimmerschiefer der zwischen Reis-
dorf und Sallapulka vom Südrand der Karte durchschnitten wird. Die
eigentümlichen plattigen Feldspatgesteine mit den Hornblende- und
Epidotnädelchen vom Fugnitzer Berge konnten bis Harth und Reisdorf
verfolgt werden.
Es verdient besonders hervorgehoben zu werden, daß die Granite,
welche im Osten bei Znaim, bei Retz und bei Karlslust in größerer
Ausdehnung die moravischen Gneise durchbrechen und welche als
Ausläufer der Brünner Intrusivmasse gelten können, schon im Blatte
Drosendorf in Spuren bemerkbar werden; im Tale zwischen Riegers-
burg und Heufurth wurden sie in beschränkten Aufschlüssen nachge-
wiesen.
Die Zone der Glimmerschiefer und Schiefergneise, welche bereits
vom südlichen Waldviertel her die moravische Grenze stets begleitet,
wird in der Gegend von Drosendorf ganz besonders breit, und ebenso
wie zumeist in anderen nördlicheren Strecken begleiten die Glimmer-
schiefer zunächst mit konkordantem Streichen diese Grenze; mit ihrem
allmählichen Übergange in zweiglimmerige Schiefergneise verlassen die
Gesteinszüge diese Richtung und nehmen einen unabhängigen, oft
vielfach gewundenen Verlauf. Die mannigfachen Übergänge vom grob-
schuppigen Granatglimmerschiefer zum grobkörnigen oder feinschup-
pigen Zweiglimmergneis oder Biotitgneis, oft durchschwärmt von Linsen
und Knollen von Fibrolith (Drosendorf, Elsern), ferner die große Zahl
der Einlagerungen von Amphibolit, kristallinischem Kalk und verschieden-
artigen, teils graphitischen Quarziten, im Vereine mit dem häufigen
Wechsel der Streichungsrichtung verlangen eine besonders sorgfältige
Begehung des Gebietes von Drosendorf und versprechen ein recht
verwickeltes Kartenbild. Einzelne Kalkzüge wurden von Thumritz
nordwärts verfolgt bei Ungarschütz; sie wechseln auf dieser Strecke
häufig ihr Streichen von N nach NW oder NO, selbst bis OW.
Einige kleine Serpentinvorkommnisse befinden sich südlich von
Drosendorf—Altstadt im Tale gegen Maria-Schnee. Ein eigentümliches
Granat-Tremolithgestein bildet einen breiteren Zug im Wald SW der
Loibing-Mühle, O. von Thürnau.
Die bereits im Vorjahr nachgewiesenen Tertiärvorkommnisse,
von denen die alte Karte nichts vermerkt, konnten in diesem Jahre noch
vermehrt werden. Sand und Tegel liegt in dem Bahneinschnitte an
der Kartengrenze südlich von Harth und eine größere Sandpartie
zwischen Goggitsch und Harth, beide Vorkommnisse in über 500 m
Seehöhe. Ausgedehnte und mächtige Quarzschotter, ähnlich jenen von
Schaffa, bedecken die Höhe südöstlich von Starrein (480 ın).
1907 Jahressitzung am 15, Jänner. Dr. E. Tietze. 1)
Dem Arbeitsprogramme für die abgelaufene Aufnahmsperiode
entsprechend fiel dem Adjunkten Dr. Karl Hinterlechner die
Aufgabe zu, die Studien im Gebiete des Kartenblattes Datschitz —
Mähr. Budwitz (Zone 9, Kol. XIII) abzuschließen und im An-
schlusse an das demnächst in Druck gehende Kartenblatt Deutsch-
brod das nördlich an dieses angrenzende Gebiet des Blattes Caslau—
Chrudim (Zone 6, Kol. XIII) zum Gegenstande seines Studiums
zu machen.
Der erst bezeichneten Aufgabe entledigte sich Dr. Hinter-
lechner um so leichter, als eigentlich nur noch eine Hälfte der
südwestlichen Sektion des Blattes Datschitz— Mähr. Budwitz
zu begehen war.
Am westlichen Rande der eben erwähnten Sektion sind durch
Feldspateinsprenglinge mehr oder weniger deutlich porphyrische
Biotitgranite zur Ausbildung gelangt. Die Grenze dieses Gesteins
verriet gegenüber der Schieferhülle einen beiläufig nordnordöstlich —
südsüdwestlichen Verlauf. Daher kommt es, daß die Breite des
Granitstreifens in der äußersten südwestlichen Ecke, also in der
Gegend bei Zlabings bedeutend geringer ist als wie am Nord-
rande derselben Sektion, wo der Granit bis Mitter Wiedern,
Kirchwiedern, beziehungsweise Maria-Einsiedel nachge-
wiesen wurde.
Eine bedeutendere Abweichung von diesem Verhältnis ließ der
Grenzverlauf nur in der Gegend westsüdwestlich Datschitz be-
obachten. Hier reicht nämlich das Verbreitungsgebiet der Schiefer
noch etwa 1 km weit westlich von Lithersch, also fast bis zur
westlichen Sektionsgrenze.
Die Schieferhülle des Granites wurde analog wie in den
nördlich angrenzenden Territorien, aus denen ja erstere gegen Süd
streichend in das eben in Rede stehende Gebiet eintreten, teils als
“aus Cordierit- und teils als aus Biotitgneisen bestehend auf-
gefaßt.
Die Cordieritgneise scheinen stets an das Auftreten des
Granites gebunden zu sein, denn man findet selbe stets nur in
nächster Nähe des letzteren, wie z. B. bei Sitzgrass, Wölking,
östlich und westlich von Lithersch, etwa am halben Wege von
Datschitz nach Lipolz, dann südlich Kirchwiedern, wo sie
speziell bei Maria-Einsiedel in charakteristischen Verbands-
verhältnissen mit dem dortigen Granite, der jünger als der Cordierit-
sneis sein muß, beobachtet wurden. Dies die Hauptfundpunkte
dieses (rneises.
Der Biotitgneis tritt zwar auch unmittelbar an den Granit
heran, allein dieses Gestein findet man in wechselnder Ausbildung
auch weit davon entfernt.
Die den Gneisen konkordant eingelagerten Felsarten sind bald
als Amphibolite, Kalksilikatgesteine, als Kalke, beziehungs-
weise auch als sehr glimmerreiche Quarzite zu bezeichnen.
An der Bahn von Datschitz gegen Teltsch und Zlabings
findet man, und zwar besonders zwischen Datschitz und Urbantsch,
sehr wenig hochkristallin entwickelte Schiefer, die nicht stets und
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 1. Verhandlungen. p)
10 Verhandlungen. Nr
kurzwegals Gneise benannt werden können. Ihre genauere Bezeich-
nung erheischt unbedingt entsprechende mikroskopische Studien, die
jedoch bis jetzt noch nicht durchführbar waren.
Von jüngeren Bildungen wurden weitverbreitete Lehmlager
und neuerlich Schotter und Sande konstatiert.
Soviel über die Aufnahmstätigkeit des Genannten im Gebiete
des Kartenblattes Datschitz—Mähr. Budwitz. {
Die Untersuchung des Gebietes des Kartenblattes Caslau—
Chrudim wurde von Dr. Hinterlechner, wie bemerkt, von der
nördlichen Grenze des Blattes Deutschbrod aus in Angriff genommen,
wodurch der natürliche Anschluß an ein bereits druckreifes Kartenblatt
zustande kam. k
Das Terrain der südwestlichen Sektion des Blattes Caslau—
Chrudim ist im Wesen nur aus Biotitgneisen aufgebaut, die
nicht zum geringsten Teile von weitausgebreiteten Lehmdecken, so-
dann auch von Schottern und Sanden bedeckt erscheinen.
Im Gegensatze dazu ist das Gebiet der südöstlichen Sektion
relativ bunter zusammengesetzt.
Zu den grauen Biotitgneisen gesellt sich nämlich hier ein
roter Zweiglimmergneis, der lokal in roten Granit über-
geht. Die zwei letztgenannten Felsarten sind vorläufig zum größten
Teile auf den als „Eisengebirge“ bezeichneten Gebirgszug be-
schränkt. Vorläufig bildet nämlich nur ein Vorkommen von roten
Zweiglimmergneisen im Doubrawatale südwestlich von Tre-
moSnice eine Ausnahme von dieser Regel.
Als Seitenstück zu der eben angeführten Beobachtung muß die
Tatsache angesehen werden, daß umgekehrt der graue Biotitgneis
vorläufig, und zwar auch bis auf eine Ausnahme, nur im west-
lichen Vorlande des „Eisengebirges“ nachweisbar war. Die
vermeintliche eine Ausnahme wurde im Graben nordnordöstlich vom
Dörfchen Lhuta konstatiert.
Als Interposition erscheint im roten Zweiglimmergneis
nur nordnordöstlich Chloumek ein Serpentinvorkommen. Erst
in der südöstlichen Ecke der in Rede stehenden Sektion finden sich
noch weitere basische (dioritische und gabbroide) Einschal-
tungen. Hier nimmt jedoch der rote Granit auch selbst bereits ein
Hornblendemineral als Bestandteil auf.
Amphibolitzüge, wie solche inden grauen Biotitgneisen
so häufig angetroffen werden, findet man hier überhaupt nicht, falls
man ein Vorkommen nördlich Malec@ nicht hierher rechnen wollte.
Diese Frage ist jedoch noch unentschieden.
Von jüngeren Bildungen kamen in dem bis jetzt aufgenommenen
Gebiete hauptsächlich noch Kreidesedimente zur Untersuchung.
Hinsichtlich dieser Bildungen, dann betreffs der Tonschiefer von
Chvalovic, beziehungsweise Licomeric (nordwestliche Sektion)
sowie bezüglich der Tektonik am Südwestrande des Eisen-
gsebirges (von Licomörie gegen Süd) erschien bereits in der
Schlußnummer unserer Verhandlungen des Jahres 1906 ein vorläufiger
kurzer Bericht Dr. Hinterlechner’s, weshalb auch eine besondere
Darlegung der betreffenden Beobachtungen hier unnötig ist.
1907 Jahressitzung am 15. Jänner. Dr. E. Tietze. 11
Was die sonstigen Studien Hinterlechner’s im Terrain be-
trifft, so sei bemerkt, daß der Genannte einige Fundstellen kristalliner
Gesteine im Gebiete des Kartenblattes Reichenau— Tynist be-
suchte und kurze Vergleichsstudien auch in der weiteren Umgebung
von Hohenstadt durchgeführt hat.
Herr Dr. W. Petrascheck setzte seine Aufnahmen auf Blatt
Trautenau-—Politz fort. Er schloß die Kartierung der Permmulde
von Trautenau ab und berichtete bereits in einer vorläufigen Mitteilung
über die von ihm dort konstatierte Schichtfolge. Um auf die Entwicklung
der erwähnten Formation im Bereich der benachbarten Blätter (Jiein—-
Horitz und Hohenelbe) Bedacht zu nehmen, wurden eine Reihe von Ex-
kursionen in diese Sektionen zur Ausführung gebracht, einzelne rand-
liche Partien derselben sogar kartiert. Überdies wurden die Aufnahmen
im Karbon bis an die Landesgrenze im Norden fortgesetzt, so daß
nur mehr wenige Touren bei Schatzlar zur Beendigung dieser Kar-
tierung fehlen.
Außer den erwähnten Arbeiten in Böhmen waren dem Genannten
Erhebungen im mährisch-schlesisch-westgalizischen Steinkohlenrevier
aufgetragen worden, um die daselbst durch neuere Aufschlüsse und
Bohrungen gewonnenen Daten zu sammeln. Diese Aufgabe erfordert
mehr Zeit und Mühe, als ursprünglich angenommen wurde, denn es
stellte sich heraus, daß in der genannten Hinsicht in den letzten Jahren
eine ziemlich große Unternehmungslust zu Tage getreten ist, welche
sich auch noch weiterhin geltend machen dürfte. Von Seiten der
Gewerken und Schürfer hat Dr. Petrascheck übrigens fast überall,
wie hier mit Dank konstatiert werden muß, das weitgehendste Ent-
gegenkommen gefunden. Er gibt sich deshalb und auf Grund der von
ihm angeknüpften persönlichen Beziehungen der Hoffnung hin, daß in
Zukunft kein geologisch wichtiger Aufschluß unserer Kenntnis entgehen
dürfte.
Es können nun allerdings nicht alle auf diese Weise erworbenen
Daten sofort publizistisch verwertet werden, da die industriellen
Interessenten bisweilen die Geheimhaltung der Schurfergebnisse
wünschen. Doch ist dies nicht durchgehends der Fall und namentlich
nicht bezüglich aller Teile der zum Zwecke von Neuaufschlüssen
gemachten Arbeiten. So konnten neuere Erfahrungen, die im Deck-
gebirge des Karbons gemacht wurden, in einem in der Sitzung vom
27. November gehaltenen Vortrage bereits Erwähnung finden.
Es wurde von Herrn Petrascheck überdies ein Bohrarchiv
angelest, in dem die Profile sowie die Proben von Bohrungen auch
anderer Gegenden aufbewahrt werden sollen.
Volontär Dr. H. Beck unternahm eine Reihe von Ergänzungs-
touren in dem inm zur Revision übertragenen karpathischen Anteil
des Blattes Neutitschein. Seine Untersuchungen erstreckten sich
speziellaufdasniedrige Hügelland zwischen dem nördlichen Karpathen-
rand und der Oderfurche, von der Weißkirchner Wasserscheide bis gegen
Ostrau—Witkowitz und galten vorwiegend dem Studium jungtertiärer
und diluvialer Ablagerungen. Die ersteren fanden sich in unerwarteter
Ausdehnung. In geschlossener Masse ziehen sich wahrscheinlich dem
Miocän angehörige Sande von der Weißkirchner Gegend sowie vom
I
“
12 Verhandlungen. il
Betschtal (Hustopetsch) über Kunewald, Schönau, Partschendorf und
Sedelnitz nach Stauding, das steil aufgerichtete Alttertiär und isolierte
Reste des Kreidegebirges ganz oder teilweise verdeckend. Unmittel-
bar am Nordrand der Beskiden bei Neutitschein ist in Ziegeleien als
Unterlage dieser Sande ein blaugrauer Tegel aufgeschlossen. Dieselben
Sande finden sich, wenn auch oberflächlich von diluvialen Ablagerungen
streckenweise verdeckt, in der Gegend von Freiberg, Braunsberg und
Krmelin wieder, doch tritt dort nirgends mehr der Tegel zu Tage.
Der Versuch einer genaueren Horizontierung der diluvialen Ab-
lagerungen scheiterte an dem Mangel günstiger Aufschlüsse. Ein be-
sonderes Augenmerk wurde der Verbreitung von nordische Geschiebe
führenden Bildungen zugewendet, desgleichen auch den großen lokalen
Sehotterterrassen sowohl am Außenrand des Gebirges als auch im
Innern desselben am Nordabhang des Godulasandsteinzuges.
Besonders zu erwähnen sind ferner die durch einen Straßenbau
geschaffenen neuen Aufschlüsse im Alttertiär zwischen Braunsberg
und Krmelin. Auf eine längere Strecke erscheinen die Schiefertone
des Oligocän im Kontakt verändert und den Schichtflächen entlang
durchschwärmt von einem Eruptivgestein wahrscheinlich basaltischer
Natur. Doch bieten die davon gesammelten Proben infolge der weit vor-
seschrittenen Zersetzung keine Möglichkeit einer genaueren Be-
stimmung.
Die II. Sektion bestand aus dem Herrn Vizedirektor Vacek
und den Herren Sektionsgeologen Hammer, Ampferer, Trener
und Ohnesorge. Sie arbeitete wie bisher in Tirol und Vorarlberg.
Vizedirektor M. Vacek hat die Neuaufnahmen in Vorarl-
berg fortgesetzt. Gegenstand der diesmal nur kurzen Untersuchungen
war die Neukartierung der Rhätikongruppe, die schon größtenteils
in den Rahmen des neu in Angriff genommenen Kartenblattes Bludenz-
Vaduz (Zone 17, Kol. I) fällt. Die diesjährigen Untersuchungen
betrafen die Hauptmasse des Rhätikongebirges zwischen dem Rells-
tal und Saminatal und konnten in dieser Strecke so ziemlich bis
an die Schweizer Grenze im Süden und an jene des Fürstentums
Liechtenstein im Westen durchgeführt werden. Zwei große Täler, das
Brandnertal und Gamperdona, welche in den Hochgebirgsstock
tief einschneiden, fördern hier wesentlich die geologische Arbeit und
erleichtern den Einblick in den komplizierten Bau, dessen bisher
ziemlich unvollständige Kenntnis, wie bekannt, zu so mancher un-
begründeten tektonischen Kombination theoretisierender Natur Anlaß
gegeben hat. Bei näherem Studium zeigt sich jedoch, daß sich die
Tektonik des Rhätikon in gar nichts von dem Baue der übrigen
Triaszone Vorarlbergs unterscheidet. Das einzige, den Bau etwas
komplizierende Moment bilden mehrere Brüche, welche mehr minder
senkrecht zur Streichriehtung der Falten verlaufen, also Querbrüche
sanz gewöhnlicher Art sind, wie solche auch in dem übrigen Teile
der Triaszone Vorarlbergs vielfach auftreten.
Eine zweite Aufgabe, welcher sich Vizedirektor M. Vacek
nach Abschluß der Arbeiten in Vorarlberg widmete, betraf die Revi-
1907 Jahressitzung am 15. Jänner. Dr, E. Tietze. 13
sion der südöstlichen Ecke des KartenblattesLietzen (Zone 15, Kol. X)
für. die Zwecke einer in Aussicht genommenen Drucklegung dieses
Blattes. Auch diese kleine Arbeit konnte nach Wunsch erledigt
werden.
Dr. Otto Ampferer eröffnete seine diesmaligen Feldaufnahmen
mit Begehungen in dem Gebirgslande zwischen Alpbacher und
Hopfgartner Ache südlich des Inns.
Teilweise gemeinsam mit Dr. Ohnesorge wurde hier die
Verbreitung und Beschaffenheit des Schwazer Dolomits, der darüber
lagernden bunten Breceeien und Konglomerate, des Buntsandsteins
sowie der Triasdolomite untersucht. Die Zone der bunten Breceien
(vorzüglich aus paläozoischen Dolomiten und Kalken bestehend) stellt
zwischen dem Ostende des Schwazer Dolomits und den Silurbildungen
der Hohen Salve eine nahezu geschlossene Verbindung dar.
Die großen Glazialschuttmassen des Wildschönauer Tales sowie
jene der Umgebung von Oberau wurden genauer aufgenommen und
gegliedert.
Nach Abschluß dieser Arbeiten wurde noch der Triasinsel des
Gaisberges bei Kirchberg einige Aufmerksamkeit geschenkt.
Der Hauptteil des Sommers wurde jedoch der Weiterführung der
Aufnahmen in den Lechtaler Alpen gewidmet. Die Kartierung wurde hier
bis ins Gebiet der Vilser Alpen und der Hornbachkette ausgedehnt.
Uber die Ergebnisse dieser Arbeiten soll nach Vollendung der Neu-
aufnahme der Lechtaler Alpen eine genauere Beschreibung gegeben
werden.
An die Begehungen in den Lechtaler Alpen reihten sich noch
einige Touren ins Wetterstein- und Mieminger Gebirge an, wobei dank
der Freundlichkeit des Herrn Bergwerkdirektors Häusing wichtige
Aufschlüsse der Grube Silberleiten besehen werden konnten.
Der Spätherbst wurde im Unterinntal zur Fertigstellung der
Aufnahmen in der Umgebung von Söll-Leukental, zur Begehung der
großen glazialen Terrassenlandschaften bei Hopfgarten sowie zur Er-
forschung des Brandenberger Tales verwendet.
Die Kartierung der fossilreichen Gosauablagerungen dieser
Gegend ergab stratigraphisch und tektonisch wichtige Gesichtspunkte.
Die Aufnahme der Glazialsedimente des Brandenberger Tales erbrachte
den Nachweis, daß der sperrende Vordrang des Zillertaler Gletschers
nicht zur Erklärung der ungeheuren Schuttanstauungen im Inntal und
seinen Seitentälern verwendet werden kann.
Dre ’Th: Ohnesorge führte auf Blatt Rattenberg (Zone 16,
Kol. IV) die Aufnahme des inneren Alpbachtales, des Wildschönau tales
(bis auf das nördlich von Oberau und Tierbach gelegene Terrain), eines
Teiles der Kelchsau, der linken Pinzgauer Seite vom Trattenbach bei
Neukirchen bis Mühlbach und des Brixentales zwischen Westendorf und
Klausen (östlich von Kirchberg) durch, ferners auf Blatt Kitzbühel—
Zell am See (Zone 16, Kol. VII) die Aufnahme des größten Teiles des an
das erstgenannte Blatt angrenzenden Großachentalgebietes (Jochbergtal
mit seinen Seitentälern) und eines zirka 4 km breiten Streifens beider-
seits der Salzach zwischen Mühlbach nnd Mittersill.
14 Verhandlungen. NrepH
Stratigraphisch und tektonisch ward vorwiegend die unter den
petrefaktenführenden Dientner Schiefern liegende Schichtseriein Unter-
suchung gezogen. Über dem tiefsten der in den Kitzbühler Alpen er-
schlossenen Schichtglieder (dem quarzlinsenreichen flasrigen Quarz-
phyllit) liegt ein an Mächtigkeit sehr schwankender Augengneis, den
OÖhnesorge aus vielen guten Gründen als Porphyrgranit-Erguß oder
Tuff ansehen zu können glaubt.
Diesen überlagern nördlich der Wasserscheide zwischen Pinzgau
und Brixental die Wildschönauer Schiefer und südlich der Wasser-
scheide den Wildschönauer Schiefern in vieler Beziehung (Seltenheit von
Quarzausscheidungen und phyllitischen Glimmerhäuten, Einlagerungen
gewisser Hornblendegesteine) sehr ähnliche, aber höher kristalline
Gesteine, wie granatführende Quarzite, Granatglimmerschiefer mit
Biotit und dergleichen.
Diese Gesteine erscheinen auch höher kristallin als der Phyllit,
dem sie trogförmig aufgelagert sind.
Wegen der vollkommenen Gleichheit dieser eigenartigen „Stein-
kogl—Wildkoglschiefer“ mit den Schiefern des Rosenjochs im Wipp-
tale ist die Konstatierung der Auflagerung ersterer auf Phyllit für
die Auffassung der Tektonik der Tuxer Voralpen von großem Wert;
denn auch hier liegen Granatphyllitglimmerschiefer, granatführende
Quarzite etc. auf normalem Phyllit und die Tektonik ist unter der
Annahme, daß dieses Lagerungsverhältnis primär und normal sei, ver-
hältnismäßig sehr einfach. Ohnesorge hält die „Wildkoglschiefer*
für gleichaltrig mit den Wildschönauer Schiefern.
Über den Grauwackenschiefern und glimmerigen Grauwacken
der Wildschönauer Schiefer breiten sich die mannigfachen Decken
von Hypersthengesteinen, Diabasen und Diallagporphyriten mit ihren
Tuffen aus. In der östlichen Hälfte der Kitzbühler Alpen nehmen
diese Decken und Tuffe in ziemlich ruhiger flacher Lagerung den
größten Teil der Höhen ein, so die vom Manlitzkogl bei Mittersill
bis zum Göbrajoch.
Auf diesen Gesteine folgen zunächst glimmerige Grauwacken
und Tonschiefer und über diesen erst die schwarzen pyritknollen-
führenden obersilurischen Kalke und Tonschiefer (Dientner Schiefer).
Die Serieitgrauwacke ist nach den diesmaligen Beobachtungen
zweifellos jünger als diese Dientner Schiefer,
Sektionsgeologe Dr. Wilhelm Hammer führte im Juni und
Juli seine Aufnahmen in der ÖOrtlergruppe weiter fort. Der
erste Monat wurde auf die Fortsetzung der Kartierung längs der
tirolisch-schweizerischen Grenze verwendet und zu diesem Zwecke
der österreichische Anteil des Münstertales eingehend untersucht
und auch einige Touren im angrenzenden schweizerischen Gebiet
gemacht. Das österreichische Münstertal ist tief in mächtige Muskovit-
granitgneise eingeschnitten, welche am Ciavalatschkamm von jüngeren
kristallinen Schiefern überlagert werden. An der Nordseite des Münster-
tales liegen beiderseits des Avignatales Verrucano una triadische
Kalke und Dolomite darauf, welch letztere aber auf den höchsten
Gipfeln noch Reste von darübergelegtem Verrucano tragen (Sterlex).
Dies steht in Übereinstimmung mit dem verwickelten Bau der Süd-
1907 Jahressitzung am 15. Jänner. Dr. E. Tietze. 15
seite des schweizerischen Teiles des \ünstertales, wo am Piz Lat
und auch östlich des Val Muranza kristalline Schiefer auf den Trias-
dolomiten liegen. Zur Klarstellung dieser Verhältnisse werden noch
weitere Begehungen im kommenden Jahre nötig sein, denn sobald die
Jahreszeit es erlaubte, wurden die Aufnahmen in diesem Teil abge-
brochen und die noch übrige Zeit für die Fertigstellung der Auf-
nahme des zentralen Teiles der Ortlergruppe verwendet. Hier be-
durften die Aufnahmen, besonders im südwestlichen Teil (Hochjoch—
Kristallokamm), noch mehrerer Ergänzungstouren, welche sich
teilweise auf italienischem Gebiet bewesten. Zum Schlusse wurde der
Marltgrat am ÖOrtler einer nochmaligen Profilaufnahme unterzogen.
Wegen der später zu besprechenden Teilnahme Hammers am
Geologenkongreß in Mexiko mußten die Aufnahmen, die derselbe
auszuführen hatte, übrigens schon Ende Juli abgebrochen werden.
Dr. G. B. Trener setzte die am Schluß des vorigen Sommers
in Angriff genommene Kartierung des Blattes Storo (Zone 22,
Kol. III) fort. Seine Aufnahmen bewegten sich hauptsächlich im Val
di Ledro, wo die Ausscheidung und Gliederung der rhätischen und
liassischen Schichten zuerst von Wichtigkeit war.
Im Herbst wurde dann die Aufnahmstätigkeit in das untere Val
del Chiese verlegt; hier nahm die Gliederung der mannigfaltigen Ab-
lagerungen, welche das Liegende des roten Grödener Sandsteines bilden,
die erübrigte Zeit in Anspruch. Diese Bildungen sind in dem unteren
Val del Chiese bedeutend mächtiger als in der Etschbucht ; sie liegen,
wie eben gesagt wurde, unter dem Grödner Sandstein und auf dem
Quarzporphyr und bestehen aus einem mächtigen Komplex von
groben Sandsteinen und Konglomeraten, welchen zwei Lagen von
schwarzen dünnblättrigen Schiefern eingeschaltet sind. Diese Bildungen,
welche bisher als Verrucano betrachtet wurden, sind indessen mit
den Basalkonglomeraten des Grödner Sandsteines der Etschbucht zu ver-
gleichen, denn sie liegen auf dem Quarzporphyr, welcher das
Hangende des Verrucano bildet. Der Quarzporphyr wurde in zwei
verschiedene Eruptivdecken gegliedert und innerhalb der letzten wurden
auch die petrographisch markantesten Unterschiede kartographisch
zum Ausdruck gebracht.
Die III. Sektion, bestehend aus dem Chefgeologen Dr. F. Teller
und den Sektionsgeologen Dr. J. Dreger und Dr. F. Kossmat,
setzte die geologischen Aufnahmsarbeiten in Kärnten, in Krain und
den angrenzenden Teilen des Küstenlandes fort.
Bergrat F. Teller kartierte im Blatt Radmannsdorf (Zone 20,
Kol. X) zunächst die tertiären und quartären Ablagerungen der
Save-Niederung, sodann die auf das genannte Blatt entfallenden Anteile
des Jeloucaplateaus, endlich die Umgebung des Veldeser Sees.
Das ausgedehnte tertiäre Hügelland nördlich der Save, das von
den Stationen Radmannsdorf und Krainburg aus begangen wurde.
besteht der Hauptsache nach aus den von Lipold noch als eocän
gedeuteten grünen Tuffen von Ottok, welche ein genaues Analogon
zu den Andesittuffen und den mit ihnen wechsellagernden sandigen
16 Verhandlungen. Nr.
und mergeligen Schichten des Smrkoucgebirges in Südsteiermark dar-
stellen und wie diese der unteren Abteilung des Miocän angehören.
Am Fuße der Karawanken lagert dem triadischen Grundgebirge
entlang an der Basis dieser Tuffgebilde eine Zone von dunklen
Schiefertonen, welche den Fischschiefern von Wurzenegg bei Prasberg,
also einem Gliede der vielgestaltigen Sotzkaschichten Südsteiermarks
entsprechen. Die Aquivalente der marinen Mergel und der Leitha-
kalkbildungen, die in Südsteiermark im Hangenden der Andesittuffe
folgen, sind auch hier nachgewiesen. Ein räumlich sehr beschränkter
Aufschluß von Grünsand führenden Mergeln und Nulliporenkalken fand
sich in der Tiefe der Erosionsschlucht der Kanker bei Mile, NNW
von Krainburg, also hart jenseits der Ostgrenze des Blattes Radmanns-
dorf. Das gesamte Miocän ist steil aufgefaltet und wird diskordant von
einer horizontalen Platte der harten Nagelfluh ähnlichen Konglomerate
überlagert, welche als Gegenstück der Sattnitzkonglomerate im Norden
der Karawanken das jüngste Glied der tertiären Beckenfüllung im
Savegebiet darstellen. Uber dieser bei Radmannsdorf bis zu 60 m
mächtigen Konglomeratplatte bauen sich sodann die durch reiche Ter-
rassengliederung ausgezeichneten Quartärschotter und die Moränen-
wälle des Savegletschers auf.
Am Fuße des Jeloucaplateaus, das die Saveniederung im Süden
begrenzt, konnten in überraschend großer Ausdehnung Porphyre und
Porphyrtuffe des Niveaus von Kaltwasser bei Raibl nachgewiesen
werden. Eines dieser den Schlerndolomit des Plateaurandes unter-
teufenden Lagermassen konnte aus dem Hintergrunde des Tales von
Kropp über die Steinbüchler Alpe bis nach Kollnitz verfolgt werden ;
eine zweite setzt weiter westlich den Tolsti vrh zusammen, reicht
aber von hier aus auch an das Nordufer der Save, in die Bucht von
Zellach südlich des Veldeser Sees hinüber, wo die harten felsi-
tischen Porphyrgesteine im Untergrund einer vom Gletscher der
Wocheiner Save ausgeschliffenen Wanne in prachtvollen Rundhöcker-
bildungen zutage treten.
In der Umgebung des Veldeser Sees erscheint als bemerkens-
wertestes Ergebnis der Kartierung der Nachweis fossilführender
Schichten des Permokarbons innerhalb der bisher als Trias
sedeuteten Kalk- und Dolomitmassen. Die StraZa im südlichen und der
Johanniskogel im westlichen Abschnitt der pittoresken Seeumrahmung
bezeichnen die Haupterhebungen dieser jungpaläozoischen Riffkalk-
masse, welche in zusammenhängenden felsigen Entblößungen, von
bunten Kalkkonglomeraten des Perm begleitet, bis nach Wocheiner
Vellach verfolgt werden konnte. Schwagerina princeps und mehrere
für das Permokarbon charakteristische Brachiopodenarten sichern die
Altersbestimmung dieses durch seinen Reichtum an Crinoidenresten,
Korallen und Kalkspongien auffallenden hellen Riffkalkes.
Geologe Dr. J. Dreger kartierte im letzten Sommer im nord-
westlichen Teile des Unterdrauburger Blattes und begann im An-
schlusse daran mit der Neuaufnahme des Blattes Völkermarkt
(Zone 19, Kol. XI) in Kärnten.
Durch das Drautal von gleichartigen Ablagerungen getrennt,
beginnen/bei Lavamünd eine Reihe von permo-triadischen Bildungen,
23
UN
Dy
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1907 Jahressitzung am 15. Jänner. Dr. E. Tietze. 17
die als Unterlage paläozoische Schiefer (und Sandsteine) aufweisen,
welche im Süden, durch diluviale Terrassenbildungen großenteils ver-
hüllt, von Ruden— Wölfnitzbach bis nach St. Nikolai im Hofstädter- und
Waldegger Kogel zutage treten. Während im Norden diesen älteren
Bildungen fast allenthalben miocäne Schichten aufgelagert sind, treten
im Westen wieder die paläozoischen Phyllite (im Wallusberg) auf.
Die permo-triadischen Ablagerungen sind vertreten durch die in den
Südalpen weitverbreiteten dyadischen roten Sandsteine und Kon-
glomerate sowie durch die mit diesen im innigen Zusammenhange
stehenden Werfener Schiefer und Sandsteine. Darüber folgen dunkler
Muschelkalk und lichtgrauer Dolomit und Kalk, Plattenkalk und tonige
Raibler Schichten, welche von Dolomit und Kalk der norischen Stufe
überlagert werden.
Den Triasbildungen lagern sich im Norden diskordant Kalke,
Mergelschiefer und Konglomerate der oberen Kreide an, die auch in
einzelnen, inselartig aus dem Tertiär und Diluvium hervortretenden
Bergen längs des Lavanttaler Grabenbruches auftreten.
Alttertiäre Ablagerungen fehlen ebenso wie die der Juraformation
und erst in der Miocänzeit beginnen die teils marinen, teils fluviatilen
Sedimente des Tertiärs.
Das Terrassendiluvium ist stark entwickelt, besonders im Drau-
tale, wo es auch glaziale Geschiebe enthält, während diese im Diluvium
des Lavanttales zu fehlen scheinen.
Der Südabhang der Saualpe besteht aus phyllitischen Gesteinen
und Grünschiefern paläozoischen Alters mit einzelnen Zügen und
linsenförmigen Einlagerungen von körnigem Kalke und hornblende-
reichen Schiefern. Diabasgesteine, wie sie südlich der Drau im west-
lichen Bacher und zwischen Bleiburg, Gutenstein und Unter-Drauburg
die Phyllite hie und da durchbrechen, konnten bisher hier nicht ge-
funden werden.
Der nördlichste Anteil des Blattes an der Saualpe gehört bereits
dem granatführenden Glimmerschieferhorizont an.
Sektionsgeologe Dr. Franz Kossmat begann die Aufnahme
des Blattes Tolmein (Zone 21, Kol. IX) mit Begehungen der zum
Isonzo abdachenden Randzone der Julischen Alpen. Diese besteht süd-
lich der Dachsteinkalkmassen des Gebirgskammes vorwiegend aus stark
gefalteten Jura- und Kreideschichten, innerhalb welcher nordöstlich von
Tolmein ein Aufbruch oberer Trias in der aus dem Balatale bekannten
Entwicklung zu Tage tritt. Entlang der linken Seite des Isonzotales kommt
als südlicher Rand der erwähnten Jurakreidezone wiederum ein langer
Triaszug zum Vorschein, welcher sich WNW zum Stol (bei Karfreit)
fortsetzt. In der Grenzregion gegen die vorwiegend von Kreidebildungen
eingenommenen südlichen Zonen treten beiderseits des unteren Baca-
tales tektonische Erscheinungen auf, welche an jene in der Pöllander
Überschiebungsregion erinnern.
Die Gesteinsreihe des begangenen Gebietes ist sehr mannigfaltig
und für Detailgliederungen geeignet ; von besonderem Interesse ist u. a.
die obere Kreide durch die häufigen Wechsellagerungen fossilreicher
Rudistenkalkbänke mit tonig-sandigen Schichten.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 1. Verhandlungen. 3
13 Verhandlungen. Nr. 1
Ein Monat der Aufnahmszeit wurde auf Wunsch der Direktion
und mit Genehmigung des k. k. Unterrichtsministeriums zu ver-
gleichenden Studien in der Westschweiz verwendet. Über die Ergebnisse
dieser Studien wird später ein Bericht erfolgen.
Die IV. Sektion war wieder in den östlichen Teil unserer Alpen
thätig. Zu ihr gehörten die Herren Geyer, Abel, Fugger und
Vetters.
Chefgeologe G. Geyer setzte die Aufnahme des Blattes Weyer
(Zone 14, Kol. XI) nach Durchführung einer Reihe von Ergänzungs-
touren in den Umgebungen von Waidhofen, Gaflenz, Weyer und
Opponitz gegen Westen hin, also in der Richtung. gegen das untere
Ennstal fort.
Dabei wurde von Waidhofen aus zunächst die durch eine zum
Teil abweichende sandig-mergelige, dunkel gefärbte Entwicklung und
das Auftreten von Posidonomyengesteinen der Lias- und Jura-
bildungen charakterisierte Grenzregion der Kalkalpen gegen den
Flysch — nämlich die Gegend zwischen Neustift, Großau, Waidhofen
und Hinterholz — eingehend kartiert.
Das hier schon von A. Bittner beobachtete fingerförmige Ein-
greifen des Kreideflysches in die Kalkalpen vollzieht sich nach der
Darstellung Geyer’s dadurch, daß einzelne Streifen der geschlossenen
äußeren Flyschregion „als Muldenkerne in die Synklinalen der Kalk-
alpen einschwenken*.
Manche derartige Kreidekerne heben sich immer höher heraus,
je weiter sie gegen das Innere der Kalkalpen eindringen und er-
scheinen endlich als aufliegende Denudationsreste über den
mesozoischen Kalkmassen. Diese Art der Lagerung und die fast überall
nachweisbaren Grundkonglomerate der Oberkreide lassen den Flysch
hier mit Sicherheit als eine Hangendbildung der Kalkvoralpen erkennen,
wenn auch auf einzelnen Strecken die für jene Zone geradezu be-
zeichnenden Störungen abnorme, komplizierte und daher zu Täuschungen
Anlaß gebende Lagerungsverhältnisse zu Tage fördern.
Anderseits tauchen schmal auslaufende Kalkfaltenzüge in der
äußeren Flyschregion unter, um dann hie und da in der Fortsetzung
als inselförmige Klippen wieder emporzutreten, deren innerer Aufbau
ihren Zusammenhang mit dem entsprechenden Zug der geschlossenen
Kalkregion erweist.
Im Gegensatz zu diesen komplizierten Lagerungsformen der
äußersten Voralpenzone zeigt das nur wenige Kilometer weiter südlich
angrenzende, vom Ybbsflusse in enger Schlucht durchschnittene Trias-
gebiet zwischen Gaissulz und Opponitz einen sehr einfachen anti-
klinalen Aufbau seiner aus Reiflinger Kalk, Lunzer Schichten und
Hauptdolomit zusammengesetzten Massen. Ja auch die noch weiter
südlich folgende, aus Lias-Jura-Neokom bestehende Synklinale des
Oisbergzuges oberhalb Opponitz ist verhältnismäßig einfach und auf
weite Strecken hin gleichmäßig gebaut.
Die von den Standquartieren Weyer und Reichraming aus unter-
nommenen Exkursionen bezogen sich zumeist auf die Kartierung
1907 Jahressitzung am 15. Jänner. Dr. E. Tietze. 19
des mehrere Kilometer breiten Flyschstreifens, welcher sich aus dem
Ennstal bei Großraming über Brunnbach und die Wasserscheide der
Mooshöhe in das Gebiet der steirischen Laussa fortsetzt und morpho-
logisch ein sehr auffallendes Element dieses Teiles der Kalkalpen-
landschaft darstellt.
Wie zum Teil schon seiner Zeit von ©. Peters bekanntgemacht
wurde, treten hier im Liegenden von charakteristischen, nun auch
durch Inoceramenreste sichergestellten Flyschsandsteinen und Mergeln
wohlgegliederte, fossilreiche Gosaubildungen auf, die ihrerseits mit sehr
bezeichnenden Grundkonglomeraten auf einer durch tiefe Gräben auf-
geschlossenen, aus Hauptdolomit, Lias, Jura und Neokom bestehenden
Gebirgsmasse aufruhen.
In der Gegend von Unter-Weißwasser, wo auch Rudistenkalke
nachgewiesen wurden, treten in Verbindung mit den Basalbildungen
der Gosau braunrote bohnerzartige Beauxite als eine Art Terra rossa
über dem Trias-Jura-Terrain auf.
Die Weiterführung der Aufnahmen über Losenstein hinaus ergab
wichtige Aufschlüsse entlang dem Querdurchbruche der Enns zwischen
Reichraming und Losenstein.
Einerseits schneidet dieser Durchbruch eine Antiklinale von
Reiflinger Kalk, Partnachschichten, Wettersteinkalk, Lunzer Schichten
und Hauptdolomit an, anderseits legt derselbe in Losenstein selbst
eine Synklinale bloß, in welcher abermals die Kreidebildungen gut
aufgeschlossen sind. Am Ennsufer ist hier nämlich eine von Neokom-
mergeln begrenzte Oberkreidemulde angeschnitten, deren Basis durch
eine gering mächtige, vorwiegend aus Quarzgeröllen bestehende Kon-
slomeratbank gebildet wird, indessen die unmittelbar darüber folgen-
den dunkelgrauen sandig-tonigen Mergelschiefer noch immer einzelne
Gerölle (zum Teil aus Neokomgesteinen) umschließen. Die tiefsten
Lagen jener dunklen Mergelschiefer sind durch das häufige Vorkommen
von Orbitolina concava Lam. ausgezeichnet, wenige Meter darüber aber
finden sich bereits charakteristische Gastropoden und einzelne Bivalven
der Gosauschichten, welche auch in dem nahen Stiedelsbachgraben
seit langer Zeit als fossilführend bekannt sind. Da nun das Auftreten
von Orbit. concava Lam. auf eine Vertretung des Cenoman hin-
weist, so ist hier nicht nur das Verhältnis der in diesem östlichen
Teile der Alpen nur von wenigen Stellen bekannten Orbitulinen-
schichten zur Gosau klargelegt, sondern auch das Hinabreichen der
Gosauschichten bis in das Cenoman mindestens für diese
Gegend erwiesen.
Im Hangenden der fossilführenden Gosaumergel treten dann in
größerer Mächtigkeit Sandsteinbänke mit Mergelschieferlagen auf,
welche petrographisch den Flyschceharakter deutlich zur Schau tragen
und über den Sattel zwischen Schieferstein und Krestenberg bis in
den Pechgraben hinüberstreichen, wo sie am Wiesberg ganz nahe an
die breite äußere Flyschzone heranreichen.
Sektionsgeologe Dr. O0. Abel begann mit der Neuaufnahme der
Nordsektionen des Blattes Kirchdorf (Zone 14, Kol. X) und setzte
die Kartierung in den Blättern Wels— Kremsmünster (Zone 15,
Kol. X) und Enns—Steyr (Zone 13, Kol. XI) fort.
0%
Jo
20 Verhandlungen. Nrapa
Als das wichtigste Ergebnis der diesjährigen Aufnahmsperiode
darf der Nachweis der typischen Eggenburger Balanensande in der
Nähe von Steyr bezeichnet werden. Wie nach den bisherigen Unter-
suchungen im alpinen Vorlande zu erwarten war, keilen die Eggen-
burger Schichten nach Norden in den Schlier aus.
Als ein weiteres Ergebnis kann die Feststellung bezeichnet
werden, daß die rostfarbigen Blockschotter auf den Höhen zwischen
Haag und Ardagger, also im nördlichen Teile der Enns-Ybbsplatte,
älter sind als die alte Decke und jedenfalls pliocänes Alter besitzen.
Neuere Untersuchungen in dem Schliergebiete von Bad Hall in
Oberösterreich brachten die Gewißheit, daß der Schlier von Hall
keine Tiefseebildung, sondern ohne allen Zweifel eine Seichtwasser-
ablagerung ist.
Die neu in Angriff genommene Gliederung der Flyschbildungen
konnte im verflossenen Sommer noch nicht abgeschlossen werden. In-
dessen wurden wertvolle Anhaltspunkte für eine Neugliederung der
Flyschbildungen im Gebiete des Kremstales gewonnen, wo Basis-
konglomerate auftreten. Unmittelbar am Außensaume der Kalkzone
liegen Anhäufungen von großen Quarzporphyritblöcken, die nach oben
in ein grobes Konglomerat übergehen, welches neben den Porphyr-
blöcken auch Granitgerölle und andere „exotische“ Gesteine enthält.
In größerer Entfernung vom Nordrande der Kalkzone wird das Korn
dieser Konglomerate bedeutend feiner. Uber die stratigraphische
Stellung dieser Bildungen, welche zweifellos für die Gliederung des
ostalpinen Flysches von großem Werte sind, konnte noch kein ab-
schließendes Urteil gefällt werden.
Der sogenannte „Schlier* des Kremstales zwischen Wartberg
und Kirchdorf ist eine interglaziale Seebildung mit zwei eingelagerten
Torfschiehten und somit nicht von marinem Ursprung.
Prof. E. Fugger hat die im Jahre 1905 begonnenen Ream-
bulierungen und Neuaufnahmen im Gebiete des Blattes St Johann
im Pongau (Zone 16, Kol. VIII) fortgeführt und die Aufnahmen in
der dortigen Trias beendet. Im Blühnbachtale wurden die Cardita-
schichten an beiden Talseiten durch die ganze Erstreckung gefunden.
Sie treten zuerst am Ostrande des Tales, auf dem Hagengebirge in
1700 m Meereshöhe auf, senken sich allmählich gegen W und tauchen
in einer Höhe von weniger als 1400 m unter die Schuttmassen des
Talhintergrundes ein. An der rechten Talseite sieht man die Cardita-
schichten an der Reichsstraße am Fuße des Schartenberges in nicht
ganz 600 m Meereshöhe; von hier steigen dieselben gegen W allmählich
auf bis fast 1700 m, dann senken sie sich rasch und tauchen eben-
falls in derselben Tiefe wie an der linken Talseite unter den Schutt
des Talschlusses.
Am Südabhange des Hochkönig und Steinernen Meeres ließ sich
nicht viel Neues konstatieren; doch konnte einesteils die Grenze
zwischen den Werfener Schiefern und den Silurschiefern genau fest-
gestellt werden, während andernteils die Raibler Schiefer zur genaueren
Kartierung gelangten. Diese treten nämlich sowohl an dem Südabhange
des Hagengebirges als an den Abhängen des Hochkönig und des
Steinernen Meeres von der Immelbergalpe bis gegen Saalfelden überall
1907 Jahressitzung am 15. Jänner, Dr. E. Tietze. 2
als Begleiter der Carditaschiefer auf und lassen sich bei günstiger
Beleuchtung durch ihre dunkle Färbung und ihre klotzigen Formen
leicht erkennen. Im Hintergrunde der von N nach S ziehenden Täler
lassen diese Raibler Schichten sich meist leicht erreichen, da ihre
Basis hier selten in einer größeren Höhe als 1500 bis 1600 m anzu-
treffen ist.
Die linksseitigen Gräben des Fritztales wurden sämtlich bis zur
Grenze gegen das Silur begangen. In einem derselben, östlich von Brand-
statt, trifft man auf anstehenden Gutensteiner Kalk, welcher sonst
im Fritztale nirgends zu sehen ist und welcher hier vielfach wellig
gebogen und geknickt ist. Seine Unterlage ist Werfener Schiefer.
Die tiefste Etage des letzteren ist meist ein dichter, grüner oder fast
weißer Quarzit, welchen bereits Bittner als das Liegendste der Trias
in diesem Gebiete gekannt hat.
Um die Aufnahme der südlichen Vorberge des Tännengebirges
zum Abschluß zu bringen, wurde auch die Gegend westlich von
St. Martin im Lammertal (Zone 16, Kol. IX) wiederholt begangen,
ein Terrain, in welchem die Carditaschichten außerordentliche Ver-
breitung besitzen.
Außerdem wurde ein Profil der Kalke der Gasteiner Klamm so-
wie ein solches von Bischofshofen bis Großarl aufgenommen.
Beim Baue der elektrischen Bahn von St. Leonhard nach Berchtes-
saden wurden an dem niedrigen Höhenzug zwischen Weißbach- und
Rottenmanngraben am linken Achenufer Sprengungen vorgenommen,
In den Kalken dieses Zuges, welche wegen ihrer petrographischen
Beschaffenheit bisher zu den Hallstätter Schichten gerechnet wurden,
fand man Arten von Perisphinctes und Aspidoceras, so daß dieselben
sammt ihrer Fortsetzung in Unterstein am rechten Achenufer, wo die-
selben Ammoniten vorkommen, dem Tithon angehören.
In den neuen Marmorbrüchen von Baron Mayr-Melnhof am
Fuße des Untersberges wurden zwei Exemplare von Gauthiericeras
margae Schlüter gefunden, die bisher ersten Ammoniten im Unters-
berger Marmor.
Volontär Dr. H. Vetters setzte seine nach eigenem Wunsch
begonnenen Aufnahmen im Leithagebirge (Blatt Eisenstadt, Zone 14,
Kol. XV) fort, doch hat das in dieser Gegend anhaltend ungünstige
Herbstwetter den Abschluß der Arbeit verhindert. Hauptsächlich bildeten
die Tertiärablagerungen den Gegenstand der diesmaligen Untersuchung.
Im kristallinen Teile des Gebiets wurden die grünlich-grauen,
bisweilen serieitischen Arkosen, welche an der Ruine Scharfeneck
auftreten, noch an mehreren Stellen (z. B. am Kastanienberg) aus-
geschieden. Ihr Alter ist wegen des Fehlens jeglicher Fossilien frag-
lich, petrographisch gleichen sie den Arkosen, welche stellenweise
den Permquarzit der Kleinen Karpathen begleiten.
Die Tertiärablagerungen sind nur unmittelbar am Gebirgsrande,
wo zahlreiche Steinbrüche angelegt sind, gut aufgeschlossen, d.h.
soweit sie als fester Kalk oder Kalksandstein ausgebildet sind; die
Untersuchung der einzelnen Stufen ist bei den zumeist nur schlecht
erhaltenen Versteinerungen wegen der petrographisch sich ähnelnden
Ausbildung dieser Stufen oft schwierig. Typischer Leithakalk mit Ostrea,
29 Verhandlungen. Nr.’1
Pecten, Pectunculus usw. tritt in großer Breite bei Mannersdorf auf;
mit ihm wechseln stellenweise Amphisteginenkalk und konglomeratische
Lagen. Das Liegende unmittelbar über den kristallinen Schiefern
bilden meist Schotter (bisweilen auch grobkörniges Konglomerat), welche
aus dem aufgearbeiteten Material der älteren sedimentären Randzone
(sogenanntem Grauwackenkalk, -dolomit und -quarz, Permquarzit und
Trias-Jurakalk ?) bestehen. Einzelne Reste dieser Ablagerungen, welche
am Lebzelterberge bei Wimpassing in größerer Verbreitung auftreten,
sind auch an manchen Punkten im österreichischen Teile zu beob-
achten. Im Steinbruche Baxa südlich von Mannersdorf bildet der Dolomit
das Liegende des Leithakalkes, welcher mit groben Konglomeraten
beginnend von den alten Inseln beiderseits (NÖ und SW) abfällt.
Nach Süden verschmälern sich die Leithakalke und ziehen bis über
Hof, von wo an nur mehr Tegel und Sande in der weiten Bucht
zwischen Au und Stotzing auftreten. Noch als Fortsetzung der marinen
Tegel und Sande südlich von Stotzing sowie nach dem Vorkommen
mariner Fossilien (Ancillaria glandiformis Lam., Chenopus pespelicani
Phil., Ringieula buceinea Desh., Pleurotoma coronata Münst., Natica
millepunctata L., Corbula gibba Ol.) dürften sie zum großen Teil der
mediterranen Stufe angehören.
Nach Norden reicht der Leithakalk bis zum Königstein und tritt
erst wieder am Kolmberge östlich von Sommerein als Fortsetzung des
Leithakalkes von Kaisersteinbruch auf. Dazwischen sind fein- bis grob-
körnige Kalksandsteine entwickelt, mit abgeriebenen Lithothamnien-,
abgerollten Austern- und Tegeleinschlüssen. Sie wechseln häufig mit
tegeligen Lagen und zeigen vielfach Diagonalschichtung. Sie scheinen
jünger als der Leithakalk zu sein. Ihre Fauna ist jedoch nicht aus-
gesprochen sarmatisch; neben Cerithien, Helix- und Congerienabdrücken
finden sich auch marine Formen (Zucina, Tellina, Bucceinum, Pleuro-
toma etc.).
Petrographisch ähnliche Kalke, Kalksandsteine und Tegel stehen
in den Steinbrüchen von Au und der Edelmühle an und bilden die
Fortsetzung der sarmatischen Schichten von Loretto.
Eine isolierte Partie von lockerem, mediterranem Kalk erscheint
nördlich von Au, neben der Straße nach Hof.
Gegen die Ebene zu überlagern Tegel und Sande die Leitha-
kalke und Sandsteine von Sommerein. In Hof fanden sich im Tegel
Melanopsis impressa Krauss und M. Bouei Fer. Cerithium rubiginosum
Eichw. sowie Congerien. In den oberen Tegel- und Sandlagen des
Steinbruches zwischen Hof und der Aarbachmühle trifft man zahl-
reiche Steinkerne und Abdrücke, der Congeria simulans Brus. ver-
gleichbar. Die Ebene selbst erfüllen gleichfalls pontische Tegel und
Sande, über denen an der Pirschleiten westlich von Mannersdorf grobe
Quarzschotter (Belvedereschotter ?) lagern. Eine genaue Gliederung
aller dieser Bildungen konnte in den schlecht aufgeschlossenen Rand-
teilen des Tertiärs noch nicht ausgeführt werden. Im allgemeinen
gewinnt man den Eindruck, daß die einzelnen Stufen ohne scharfe
Grenze ineinander übergehen und gelegentlich ein Einschlag
brackischer und limnischer Formen auch schon in den
mediterranen Ablagerungen stattfindet, wie zum Beispiel das
1907 Jahressitzung am 15, Jänner. Dr. E. Tietze. 93
Vorkommen einer Bank mit Congerienabdrücken und Steinkernen in
den oberen Lagen des Leithakalkes in einem Bruche oberhalb Manners-
dorf andeutet.
Die V. Sektion war wieder wie in den letzten Jahren in den
küstenländischen Gegenden der Monarchie beschäftigt. Sie bestand
aus den Herren v. Bukowski, v. Kerner, Schubert und Waagen.
Chefgeologe G. v. Bukowski war im vergangenen Frühjahre
mit Revisionen und Detailuntersuchungen in gewissen Teilen von
Südpastroviechio und Spizza beschäftigt. Eine besonders genaue
Terrainbegehung erheischte die Gegend von Kaludjeras, Po@min und
Buljarica östlich von Castellastua, wo der Bau infolge ungemein
starker Zerstücklung des Gebirges durch Brüche einen sehr hohen
Grad von Komplikation erreicht. Unter den daselbst erzielten Resultaten
wäre die Feststellung eines neuen, den Vorkommnissen bei Budua
analogen Aufbruches oberkarbonischer Schichten hervorzuheben. Darüber
und über ein anderes Ergebnis, das sich an die Spizzaner Region
knüpft, nämlich den Nachweis des transgressiven Verhaltens des
Muschelkalkes gegenüber dem ÖOberkarbon, wurde bereits in den
Verhandlungen vom laufenden Jahre Nr. 13 berichtet. In Spizza sind
genauere Untersuchungen hauptsächlich in dem Eruptivterrain von
Misis und in der Grenzkette gegen Montenegro durchgeführt worden.
Über die Ergebnisse der Aufnahmsarbeit in diesem Teile Süddalmatiens
stehen weitere Mitteilungen für die Verhandlungen in Vorbereitung.
Sektionsgeologe Dr. Fritz v. Kerner kartierte die Westabhänge
der Prolog Planina und das Bergmassiv der Visoka bei Sin) und
brachte so die Aufnahme, der NO-Sektion des Blattes Sinj-Spalato
dem Abschlusse nahe. Uber die gewonnenen Ergebnisse liegt ein
Reisebericht in den Verhandlungen Nr. 11 vor.
Außerdem wurden Orientierungstouren in die NW-Sektion jenes
Blattes unternommen. Diese lieferten Aufschlüsse über die Geologie
des Svilajagebirges, von welchem Hauer und Stache und später
auch Kittl nur die südliche Randzone besucht hatten. Die Buchen-
steiner Schichten konnten nun auch anstehend gefunden werden. Im
Triasdolomit wurden Einlagerungen von Gyroporellenkalk getroffen.
Über dem Dolomit folgen Kalke, die wahrscheinlich das Rhät vertreten,
da über ihnen der Lithiotis- Horizont nachgewiesen werden konnte. In
einem höheren Kalkniveau zeigen sich Korallen und dann stößt man
auf die Aptychen und Ammoniten führende LemeSfazies der untersten
Kreide. Die höheren Teile des Gebirges bestehen aus Kreidekalk.
Sektionsgeologe Dr. Richard Schubert kartierte im April den
Festlandsbereich des Kartenblattes Zara sowie die Umgebung von
Nona und Brevilacqua, worüber ein ausführlicher Bericht bereits ge-
druckt vorliegt. (Jahrb. 1907, 1. Heft, pag. 1—20.)
Ende April begann der Genannte die Detailaufnahme des Blattes
Knin und beschäftigte sich im Laufe der nächsten zwei Monate vornehm-
lich mit der näheren und weiteren Umgebung von Kninund desKninskopolje
sowie von Plavno. Das Kninskopolje stellt die nördliche Fortsetzung
des Kosovopolje vor und weist gleich diesem zahlreiche zumeist aus
24 Verhandlungen. Nr. 1
untertriadischen Schichten bestehende Kuppen auf, die jedoch nicht etwa
Reste einer überfalteten Decke, sondern durch Süßwasserneogen und
Quartär getrennte Teile einer untertriadischen Aufbruchzone dar-
stellen, welche sich weiter im Norden in die autochthonen Falten des
Radiglievac- und ButiSnicatales fortsetzt. Bei Topolje stößt an diesen
Werfener Schichtenaufbruch ein breiter flacher Aufbruch heller ober-
triadischer Kalke und Dolomite, die rings von fossilreichen Lias- und
sodann von Kreidekalken überlagert werden. Dieses flache Gewölbe
streicht NW —SO — von Topolje bis gegen Pola&a — und wird von der
Kerti@schlucht fast in der Längsachse durchschnitten.
Die Umrandung des Polje von Plavno besteht größtenteils aus
unteren und oberen Werfener Schichten und am Westrande auch aus
mittel- und obertriadischen Kalken und Dolomiten, auf denen gegen die
kroatische Grenze zu (Urni vrh—Bobija) Lias und Kreide lagert. Bei
der Gendarmeriekaserne tritt auch ein dunkler Kalk und Dolomit
zu Tage, der wahrscheinlich dem Perm angehören dürfte.
Am 28. April wurde zu Vergleichungszwecken unter Führung
von Dr. v. Kerner das Süßwasserneogen von Sinj (Glavica—Lutane)
studiert und vom 29. April bis 3. Mai gemeinsam mit Dr. v. Kerner
das Svilajagebirge gequert.
Auf der Heimreise von Dalmatien hielt sich Dr. Schubert
(Ende Juni) kurze Zeit in Pontafel und Tarvis auf und studierte das
dortige Karbon, Permokarbon und Perm, da diese Schichtentwicklung
mehrfache Analogien mit den norddalmatinischen Vorkommen aufweist.
Dem Sektionsgeologen Dr. Lukas Waagen wurde in diesem Jahre
die Aufgabe zuteil, die Inselblätter Unie—Sansego (Zone 27,
Kol. X), Jablanac—Carlopago (Zone 27, Kol. XII), Ulbo—
Selve (Zone 28, Kol. XI) und Pago (Zone 28, Kol. XII) zu kartieren.
Außerdem erhielt derselbe die Erlaubnis, eine Studienreise nach Süd-
und Mitteldalmatien zu unternehmen, um dort unter Führung des
Herrn Chefgeologen G. v. Bukowski, resp. des Herrn Sektionsgeologen
Dr. v. Kerner, einerseits vergleichende Studien in den Kreide-
und Eocänablagerungen dieser Gegenden vorzunehmen und anderseits
die Entwicklung der südlichen Triasablagerungen kennen zu lernen.
Die besonders für Bootfahrten sehr ungünstige Witterung des
abgelaufenen Frühjahres, welche einen vorzeitigen Abbruch der Kar-
tierungsarbeiten verursachte, verhinderte leider die vollständige Durch-
führung des ganzen Programms. Es wurde daher nur die Kartierung
des österreichischen Anteils von Blatt Jablanac—Carlopago (Zone 27,
Kol. XII) sowie die Kartierung der Insel Pago mit den vorliegenden
Scoglien auf Blatt Pago (Zone 28, Kol. XII) zum Abschlusse gebracht.
Weiters wurde auch das Blatt Ulbo—Selve (Zone 28, Kol. XI) kartiert
mit Ausnahme der Inseln Premuda und Asinello, deren Besuch durch
stürmisches Wetter verhindert wurde. Ebenso mußte die Kartierung
auf Kartenblatt Unie—Sansego (Zone 27, Kol. X) unterbleiben und
auf nächstes Jahr verschoben werden.
Als Resultat dertatsächlich ausgeführten Arbeit kann das Folgende
hervorgehoben werden. Die untersuchten Inseln sind alle im wesent-
lichen aus Kreidekalken aufgebaut und nur an wenigen Stellen — auf
Melada, Selve, Ulbo, Pago — haben sich als Muldenausfüllungen
1907 Jahressitzung am 15. Jänner. Dr, E. Tietze. 25
Reste der mitteleocänen Alveolinen- und Nummulitenkalke erhalten.
Was die Tektonik anbelangt, so lassen sich die einzelnen Falten-
züge mit ziemlicher Sicherheit über die einzelnen Inseln und Scoglien
hin verfolgen. Im allgemeinen herrscht bei der Gebirgbildung die
Tendenz, die Anzahl der Falten nach Süden hin zu vermehren.
Es konnte dies besonders auf Isto und Melada einerseits und im
südlichen Pago anderseits sehr deutlich beobachtet werden.
Von seiten der k.k. Seebehörde in Triest wurde Herrn Dr. Waagen
die liebenswürdigste Unterstützung zu Teil, wofür hiermit der auf-
richtigste Dank ausgesprochen werden soll. Diese Behörde hatte das
Dampfboot des Hafenkapitanats Zara durch vier Tage unserem Geo-
losen zur Verfügung gestellt und das bei dieser Gelegenheit auch
von dem Herrn Hafenkapitän Niseteo und dem Kommandanten des
Schiffes Herrn VutGetic Herrn Dr. Waagen bewiesene Entgegen-
kommen war ein sehr freundliches. Leider konnte aber diese Liebens-
würdigkeit nicht in vollem Maße ausgenützt werden, da das Schiff
beinahe zwei ganze Tage im Hafen von Melada von einem Scirocco-
sturme festgehalten wurde
Die vorher erwähnte Studienreise nach Süd- und Mitteldalmatien
nahm drei Wochen in Anspruch und deren Resultate förderten nicht
nur die Kartierungsarbeiten, sondern die Beobachtungen in der Trias
von Süddalmatien sowie in der Gegend von Mu& konnten zum Teil
auch noch in der soeben von Herrn Dr. Waagen beendeten Arbeit
über Lamellibranchiaten der alpinen Trias, welche nächstens in unseren
Abhandlungen erscheinen wird, verwertet werden.
An die Besprechung unserer Aufnahmsarbeiten mag sich wie in
den Vorjahren die Erwähnung der Untersuchungen anschließen, welche
von seiten anderer einheimischer Geologen bezüglich einzelner Gebiete
der Monarchie ausgeführt wurden und über welche mir zur Mitteilung
geeignete Berichte vorliegen.
Über die in Galizien durchgeführten geologischen Aufnahmen
und Studien verdanke ich Herrn k. k. Hofrat Prof. Dr. Felix Kreutz
in Krakau die folgenden Mitteilungen:
Von dem „Geologischen Atlas von Galizien“ sind im
Jahre 1906 erschienen:
1. Heft 18: Stanislawöw, Kolomyja, Sniatyn von Prof. Dr. J.
Lomnicki.
2. Heft 19: Blatt Sambor von Prof. Dr. W. Friedberg.
3. Heft 20: Blatt Drohobycz von Prof. Dr. W.Szajnocha und
Dr. J. Grzybowski; der betreffende Text enthält auch eine mono-
graphische Beschreibung von Boryslaw, verfaßt vonDr.J. Grzybowski
und Ing. P. Migcezynski (mit 12 Tafeln).
Unter der Presse befinden sich:
1. Heft 21, enthaltend das Blatt Dobromil von Prof. Dr. T.
Wisniowski;
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 1. Verhandlungen. 4
26 Verhandlungen. Nr. 1
2. Heft 22 mit den Blättern: Komarno und Rudki, Böbrka und
Mikolajöw, Przemyslany, Zydaczöw und Stryj, Rohatyn, Halicz und
Kalusz von Dr. W. Teisseyre;
3. östlicher Teil des Blattes „Krakau“, aufgenommen von Dr.
K. Wöjeik, als Beilage zum 3. Hefte des Atlasses.
Prof. Dr. Dunikowski untersuchte eingehend die Gegend
zwischen Stary-Sambor und, Chyrow und veröffentlichte darüber die
Abhandlung: „Der eocäne Olsattel von Starasol--Szumina, Laszki—
Berezöw“ (zum Teil in der Zeitschr. „Naphta*).
Das von Prof. Dr. R. Zuber bei Dora und Delatyn gesammelte
Material wurde von Prof. Felix in Leipzig beschrieben (Über eine
Korallenfauna aus der Kreideformation Ostgaliziens. Zeitschr. d. deut.
geol. Ges. 1906).
Herr J. Nowak, Schüler von Prof. Zuber, sammelte und be-
schrieb die Kreideflora aus Potylicze und Herr W. Rogala be-
arbeitete einige Diluvialgebilde bei Nadwörno und Solotwina.
Prof. Dr. W. Friedberg beendete seine Untersuchung des
Miocäns in Ostgalizien.
Prof. J. Morozewicz unternahm in Begleitung des Herrn
Rosen eingehende Untersuchungen im Felde über das Auftreten der .
Eruptivgesteine bei Krakau, Wieliczka, Bochnia und Szezawnica.
Prof. W.Szajnocha besuchte neue Aufschlüsse bei Drohobycz
und in den Steinsalzgruben in Stebnik, Kalusz und Delatyn.
Dr. Josef Grzybowski machte Studien am Karpathenrande in
Ostgalizien und in der Bukowina.
Dr. Kasimir W 6jcik untersuchte eingehend die Konglomerat-
bildungen bei Kruchel in der Nähe von Przemysl.
Dr. Viktor KuZniar machte weitere Studien in Nummuliten
führenden Schichten in der Tatra und entdeckte daselbst eine reiche
neokome Fauna.
Dr. Georg Smolenski besuchte manche Fossilvorkommen der
senonen Kreide im Gebiete von Krakau; Stanislaus Weigner studierte
neue Fossilfundpunkte der cenomanen Kreide bei Buczacz und
Nizniow in Podolien.
Prof. M. Lomnicki untersuchte die Super-Ervilienschichten
(Tone) bei Kleparöw in der nächsten Umgebung von Lemberg. Das
Resultat seiner Untersuchung siehe im „Kosmos“ Bd. XXXI, Heft
VI—IX, pag. 257—264.
In einer „Paläophytologischen Notiz“ („Kosmos“, Heft X—XII)
peschrieb er ein dort gefundenes Lignitstück mit erhaltener Rinde
und einer Flechte (einer Graphidaee)
Das von ihm gesammelte Material aus der obermiocänen Flora
in den benachbarten Sub-Ervilienschichten bearbeitet Prof. Dr.
Racıborski.
1907 Jahressitzung am 15. Jänner. Dr. E. Tietze. 97
Über den Fortgang der geologischen Untersuchungen des
KomiteesfürdienaturwissenschaftlicheDurcehforschung
Böhmens erhalten wir Dank der Freundlichkeit des Herrn Prof.
Anton Fritsch den folgenden Bericht:
Prof. Fritsch selbst untersuchte die Lokalität bei Chnast, un-
weit von Jungbunzlau, wo Reste eines Plesiosauriden gefunden wurden,
und beschrieb dieselben zugleich mit ähnlichen Funden von Hundorf
bei Teplitz in den Denkschriften der k. böhm. Ges. d. Wissenschaften
(23. November 1906). Sodann besuchte derselbe den Fundort eines
riesigen Stammes von Sigillaria (81/, m), der unweit von Böhmisch-
Brod im Perm gefunden wurde. An den tierischen Resten aus den
Perutzer Schichten wurde weitergearbeitet und mehrere Tafeln ge-
zeichnet, welche im JI. Bande der vorbereiteten „Miscellanea palae-
ontologica“ erscheinen werden. Außerdem wurden sechs Tafeln gezeichnet
für eine Publikation „Problematica siluriea“, durch welches das
große Werk Barrande’s zum definitiven Abschluß gelangen wird.
Der zweite Teil der Gastropoden des Barrande’schen Werkes
wurde von Dr. J. Perner zum Abschluß gebracht und wird im
nächsten Frühjahre erscheinen.
Dr. J. Barvir veröffentlichte seine Arbeit über den Ursprung
des Goldes bei Eule.
Die geologische Karte des Böhmischen Mittel-
gebirges wurde im verflossenen Jahre in folgender Weise gefördert.
Herr Prof. Dr. J. E. Hibsch arbeitete am Erläuterungstext
zu Blatt Teplitz—Boreslau dieser Karte und kartierte während der
Sommermonate den größten Teil des Blattes Wernstadt. Herrn Prof.
Dr. A. Pelikan setzte die Bearbeitung des Blattes Salesel und Herr
Prof. Irrgang die des Blattes Lobositz fort.
Die Mineralvorkommen des Böhmischen Mittel-
gebirges wurden insbesondere durch Herrn Dr. F. Cornu studiert.
Auch unterzog derselbe die in den Eruptivgesteinen des Gebietes vor-
handenen Einschlüsse einer eingehenden Bearbeitung.
Über die Tätigkeit der Kommission für naturwissen-
schaftliche Landesdurchforschung von Mähren berichtet
Prof. Dr. J. J. Jahn das Folgende:
Direktor K. F. MaSka befaßte sich mit dem Studium der
diluvialen Funde von Predmost und bereitet darüber eine umfang-
reiche Monographie für den Druck vor. In der „Moravskä Citänka*
hat MaSka eine reichillustrierte Abhandlung „Bilder aus der Ur-
zeit Mährens“ veröffentlicht.
Dr. M. RemeS unternahm zahlreiche Exkursionen in das Gebiet
des Kartenblattes Olmütz zum Zwecke der Nachträge zu der Auf-
nahme des betreffenden Blattes durch E. Tietze. RemeS studierte
insbesondere das Devon von Öelechovic und veröffentlichte im „Ve&stnik*
des naturwissenschaftlichen Klubs in Proßnitz einen vorläufigen Be-
98 Verhandlungen. Nr. 1
riecht über einige neue und seltenere Fossilien aus dem dortigen Devon.
Er besuchte ferner die Tithonklippe Piskovna bei Nesselsdorf. In den
Mitteilungen der Kommission für naturwissenschaftliche Landesdurch-
forschung in Mähren hat. er eine Arbeit über die Oberkreide von
Klogsdorf und im „Vestnik“ des naturwissenschaftlichen Klubs in
Proßnitz „Miscellanea aus dem mährischen Tithon“ (enthält haupt-
sächlich Fossilienverzeichnisse von verschiedenen Fundorten der exo-
tischen Blöcke des Stramberger Tithons) publiziert. Ferner bereitet
Remes eine Arbeit über die Gastropoden und die Crinoiden des
mährischen Tithons für den Druck vor.
Prof. Fr. Smycka setzte seine Studien der devonischen Fauna
von Celechovie fort und publizierte im „Vestnik“ des naturwissen-
schaftlichen Klubs in Proßnitz weitere Beiträge zur Kenntnis dieser
Fauna.
In demselben „Vestnik“ veröffentlichten der am 9. Jänner 1907
verstorbene Prof. V. Spitzner eine reichillustrierte Arbeit „Geolo-
gische Verhältnisse des Proßnitzer und des Plumauer Bezirkes“ und
P. J. Slavitek „Älteres Tertiär in der Umgebung von Neutitschein“.
J. Knies befaßte sich mit der Durchforschung der Höhlen im
Dünental bei Macocha. In den Höhlen „V hlozku“, „LiSci dira“ und
„Konskä dira“ fand Knies im diluvialen Lehm zahlreiche, zum Teil
von größeren Raubtieren abgenagte Knochen diluvialer Säugetiere.
Ferner beendigte Knies im vorigen Jahre eine hydrologische Karte
des Punkvagebietes im Maßstabe 1:25.000, mit deren Aufnahme er
sich seit langen Jahren befaßte und in der er sämtliche Karst-
erscheinungen eingezeichnet hat. Diese Karte soll im Jahre 1907 im
Druck erscheinen. Im „Vestnik“ des naturwissenschaftlichen Klubs in
Proßnitz veröffentlichte Knies eine Abhandlung über das von ihm
gegründete und im Jahre 1906 eröffnete Museum in Sloup.
Vl.J. Prochäzka setzte seine Studien im nordwestmährischen
Miocän fort. Es gelang demselben, diesmal auch bei Scherkowitz, süd-
östlich von Lomnitz, einen an guterhaltener Molluskenfauna reichen
Mergel der Steinabrunner Fazies zu stoßen. In der Boskowitzer Furche
wurden die Miocändepots von Boskowitz,_Chrudichrom, Jablonau,
Wod£erad, Sebranitz, VäZan, Schebetau, 'Getkowitz, Gr.-Opatowitz,
Gewitsch, Jaromefitz, Biskupitz, Mitterdorf, Lohsen, Neu-Türnau und
Rostitz eingehend untersucht und paläontologisch ausgebeutet. Im
Anschlusse daran sind die Mergel und die denselben eingelagerten
Lithothamnienkalke von Raitz (am Väpno-Berg und am Hradisko),
dann diejenigen von Drnowitz, Bradowitz, Boskowitz, zwischen Luditz
und Pomeötitz und zwischen Sockf und Ozetkowitz, als auch die Tegel
des Hausbrunner und des Tfebuvkatales (Braune) untersucht worden.
Mitunter artenreiche Faunen wurden dabei ausgebeutet. Im Gebiete
der südmährischen pontischen Stufe hat Prochäzka im ver-
flossenen Jahre (1906) seine Studien beendet. Eine besondere Auf-
merksamkeit widmete er während derselben den Sanden von Zerawitz,
Staveschitz, Scharditz, Svatoboritz, Öejt, Öejkowitz, Wratzow und
Bisenz (Stary hrad und KneZf hora), wie den Tegeln von Öejkowitz,
Milotitz (Weinkeller), Mistfin und namentlich denjenigen von Göding,
LuzZitz und Mikulschitz (die schön erhaltene Faunen geliefert haben).
1907 Jahressitzung am 15. Jänner. Dr, E. Tietze. 99
Schließlich hat der Genannte die geologischen Verhältnisse der Bitter-
quellen „Saratien“ eingehend untersucht.
Was endlich die Tätigkeit des Herrn Prof. Jahn selbst anlangt,
die derselbe im Interesse der genannten Kommission entfaltete, so
befaßte sich derselbe wieder mit dem Studium der erloschenen Vulkane
bei Freudental, über die er eine Arbeit in den Verhandlungen der
geologischen Reichsanstalt 1906 und eine zweite Arbeit in der böhmi-
schen Zeitsenrift des mährischen Landesmuseums veröffentlicht hat.
Von seinen neuesten Resultaten hebt Prof. Jahn besonders die von
ihm gefundenen Beweise für das jungdiluviale Alter der Freuden-
taler Eruptivgesteine hervor. (Das würde in der Tat als etwas wesentlich
Neues und auch als, etwas Wichtiges zu betrachten sein.) Prof. Jahn
studierte ferner die Andesit- und Basalteruptionen in der Umgebung
von Ungar.-Brod. Er konstatierte dabei, daß die dortigen Andesite
und Basalte nur in Form von Gängen (zumeist Intrusivgängen) im
älteren Tertiär auftreten; weder Auswürflinge noch Lava kommen in
diesem Eruptivgebiete vor. Der seinerzeit berühmte „Krater von
Ordgjov“ sei bloß ein Schlackenwall aus historischer Zeit, gegen
Ungarn hin abgeschlossen, nach Mähren hin offen und offenbar gegen
die Einfälle der Avaren erbaut. Prof. Jahn befaßte sich ferner mit
dem Studium der devonischen Kalke von Mähr.-Weißkirchen und bei
Blansko.
Reisen und Lokaluntersuchungen in besonderer Mission.
Von den Reisen, welche von Mitgliedern der Anstalt im Jahre
1906 unternommen wurden, darf ich wohl diejenigen voranstellen,
welche durch den X. internationalen Geologenkongreß in
Mexiko veranlaßt wurden. Bekanntlich hatte der im Jahre 1903 bei
uns in Wien abgehaltene IX. internationale Geologenkongreß beschlossen,
daß die folgende Session dieser Versammlung von Fachmännern in
Mexiko stattfinden solle. Da ich nun Präsident des hiesigen Kongresses
war, lag es mir ob, in Gemeinschaft mit Herrn Universitätsprofessor
Dr. Diener, welcher beim Wiener Kongreß als Generalsekretär funk-
tionierte, die Geschäfte dieser Vereinigung bis zu der Eröffnung der
Versammlung in Mexiko weiterzuführen. Gemäß der Tradition des Kon-
gresses sowie gemäß einem bei der VIII. Session in Paris gefaßten Be-
schlusse hat ja das Bureau der jeweilig früheren Session bis zum Beginne
der nächstfolgenden in Aktivität zu verbleiben, natürlich abgesehen von
den direkten, an Ort und Stelle zu treffenden Vorbereitungen für die neue
Session, welche selbstverständlich dem lokalen Organisationskomitee
zufallen. Im Sinne der soeben geschilderten Einrichtung schien es
wünschenswert, daß Ilerr Prof. Diener und ich bei der erst in der
Eröffnungssitzung der Session in Mexiko vorzunehmenden Neuwahl
des Kongreßbureaus zugegen seien.
Sowohl ich selbst wie Prof. Diener erschienen übrigens in
Mexiko auch als Vertreter der österreichischen Regierung bei dem
bewußten Kongreße.
Jene Eröffnungssitzung fand am 6. September in der Stadt
Mexiko im Gebäude der sogenannten Mineria statt in Gegenwart einer
30 Verhandlungen. Nr. 1
glänzenden Versammlung, in der die Spitzen der dortigen Behörden
und das diplomatische Korps in großer Vollzähligkeit vertreten waren
und welche überdies durch die Gegenwart des Präsidenten der Republik,
Sr. Exzellenz des Herrn Generals Porfirio Diaz, besonders ausge-
zeichnet wurde. Ich habe dortim Namen des Kongresses die demselben ge-
widmeten Begrüßungsreden erwidert und sowohl dem Herrn Präsidenten
der Republik, der das Protektorat des Kongresses übernommen hatte,
wie den übrigen Autoritäten, die sich um das Zustandekommen des
Kongresses von Mexiko verdient gemacht hatten, den Dank der Ver-
sammlung zum Ausdruck gebracht, während Herr Prof. Diener der
letzteren die Vorschläge unterbreitete, welche der engere Rat des
Kongresses in einer vorher stattgehabten Sitzung bezüglich der vor-
zunehmenden Neuwahlen ausgearbeitet hatte. Nachdem alsdann der
neugewählte Präsident Herr Direktor Aguilera und der neugewählte
Generalsekretär Herr E. Ordoüez sich der Versammlung mit ent-
sprechenden Ansprachen vorgestellt hatten, erklärte Se. Exzellenz
General Porfirio Diaz die X. Session des internationalen Geologen-
kongresses für eröffnet.
Es waren vornehmlich zwei Hauptthemata, um welche sich die
Vorträge und Diskussionen dieser Session drehten, nämlich die Be-
schaffenheit und Entstehung der Erzlagerstätten, sowie die klimatischen
Verhältnisse in früheren Perioden. Dazu kamen dann noch viele wertvolle
Mitteilungen über amerikanische Geologie. Der in Aussicht gestellte
Compte rendu der Session wird ja wohl eine geeignete Übersicht der
Beiträge bringen, welche von verschiedenen Rednern zur Aufklärung
der betreffenden Fragen geliefert wurden.
Für die Exkursionen, welche vor und nach der eigentlichen
Session sowie zum Teil auch während derselben ausgeführt wurden,
war ein nach dem Muster der analogen Publikationen der letzen
Geologenkongresse eingerichteter Führer gedruckt worden, welcher
seinen Verfassern alle Ehre machte und dessen Angaben um so eifriger
benutzt werden mußten, als die zur Zeit erhältlichen topographischen
Karten des mexikanischen Gebietes (abgesehen von einigen wenigen
Blättern der neuen offiziellen Aufnahmen) schon ihres zu kleinen
Maßstabes wegen für spezialisierte Untersuchungen sehr unzulänglich
erscheinen.
Was den Weg anbetrifft, den ich nach Mexiko einschlug, so
führte mich derselbe über Genua, Neapel. Gibraltar und die Azoren
zunächst nach Newyork, wo ich Gelegenheit hatte, unter Führung
meines verelırten Freundes Hovey die neuen Aufstellungen in dem
Museum of Natural History zu besichtigen. Von Newyork begab ich
mich über Atlanta, Chattanooga, Memphis und Austin nach Mexiko,
das ich bei Neu-Laredo am Rio grande del Norte betrat, um zunächst
die Gegenden von San Luis Potosi und von Queretaro kennen zu
lernen. Dann beteiligte ich mich an einigen vor der Session von den
mexikanischen Kollegen organisierten Exkursionen, welche mich in
die Gegenden von Tehuacän, Oaxaca, El Tule, Tlacolula und Mitla
sowie nach Xalapa, Coatepec, Vera Cruz und Orizaba führten, besuchte
außerdem Puebla, Cholula, Toluca, Amecameca und einige in der
näheren Umgebung der Hauptstadt Mexiko gelegene Punkte und machte
1907 Jahressitzung am 15. Jänner. Dr. E. Tietze. 31
die allgemeinen Exkursionen nach Cuernaväca und nach den toltekischen
Pyramiden von Teotihuacan mit. Meinen Rückweg nahm ich sodann
über Vera Cruz und Havanna nach Santander in Spanien, von wo ich
nach Besuch eines Teiles des letztgenannten Landes heimkehrte. Die
großen Exkursionen, welche nach dem offiziellen Schluß’der Sitzungen des
Kongresses teils nach dem Norden Mexikos, teils nach Tehuantepec
stattfanden, hatte ich leider nicht mehr Zeit zu begleiten, da in
Rücksicht auf die Art der bestehenden Schiffsverbindungen meine
Entfernung von Wien, wo mich andere Aufgaben erwarteten, zu lange
gedauert hätte.
Die Beteiligung an dem besprochenen Kongreß war von öster-
reichischer Seite keine unbedeutende, wenn man berücksichtigt, daß
die Entfernung des Kongreßortes und die Kostspieligkeit der zu unter-
nehmenden Reise manchen von einem Besuch Mexikos abschrecken
konnten. Es dürften ungefähr ein Dutzend österreichische Forscher
an der Versammlung, bezüglich den Exkursionen, teilgenommen haben.
Unter diesen begrüßten wir Dr. Hlawatsch sowie die Universitäts-
professoren Dunikowski und Zuber aus Lemberg und Dr. Danes
aus Prag. Zu unserem Leidwesen ist übrigens einer dieser öster-
reichischen Teilnehmer, Herr Dr. Stradal, eine namentlich in alpini-
stischen Kreisen sehr geschätzte Persönlichkeit, während seines Auf-
enthältes in der Fremde einer akuten Krankheit zum Opfer gefallen.
Unsere Anstalt war außer durch mich selbst auch noch durch
die Herren Dr. v. Kerner und Dr. Hammer vertreten. Der
Erstgenannte machte nur einen kleinen Teil der offiziellen Exkursionen
mit und zog es vor, für sich allein verschiedene Gebiete von Süd-
mexiko zu bereisen, wobei hauptsächlich vulkanische Gegenden und
Silbererzdistrikte besucht wurden. Auch unternahm Dr. v. Kerner
eine Besteigung des Nevado de Toluca und eine solche des Popo-
catepetl, welch letztere allerdings für den obersten Teil des Berges
durch schlechtes Wetter vereitelt wurde. Dr. Hammer wiederum
führte eine Besteigung des Citlaltepetl aus, des höchsten Gipfels
der mexikanischen Kordilleren, und schloß sich später der vorher er-
wähnten in die nördlichen Teile des Landes geführten Exkursion an.
Er reiste über die Vereinigten Staaten von Nordamerika zurück.
Es wäre ein unverantwortliches Ubersehen, wenn ich bei dieser
kurzen Darlegung unserer Beteiligung an jenem überseeischen Kon-
gresse nicht des liebenswürdigen Entgegenkommens und der über
alle Begriffe großartigen Gastfreundschaft gedenken wollte, welche
den fremden Kongressisten von seiten nicht bloß aller offiziellen,
sondern auch vieler privaten Kreise in Mexiko entgegengebracht
wurden. Es würde sehr viel Raum in Anspruch nehmen, wenn ich
hier die zahlreichen ehrenvollen Empfänge und Bewirtungen aufzählen
wollte, durch welche wir in der Hauptstadt wie in anderen Orten
ausgezeichnet wurden. Nur einer für den Kongreß besonders ehren-
vollen Einladung möchte ich speziell Erwähnung tun, des Empfanges
nämlich, welchen der Präsident der Republik und seine Gemahlin dem
Kongreß auf dem Schlosse Chapultpec bereiteten.
Besondere Anerkennung muß schließlich dem Organisations-
komitee dieser Veranstaltung gezollt werden. Unsere Fachkollegen
32 Verhandlungen. Nr. 1
Aguilera, Ordoüez, Böse, Burckhardt, Waitz, und die
anderen Herren von dem geologischen Institut in Mexiko hatten
alles aufgeboten, um den fremden Gästen den Aufenthalt nicht bloß
angenehm, sondern auch instruktiv zu gestalten, wozu übrigens auch
die Aufstellungen in den Musealräumen des schönen Neubaues bei-
trugen, der für das Institut errichtet wurde und dessen Vollendung,
wie es schien, erst vor knapper Frist erreicht worden war.
So wird das hochinteressante und stellenweise auch sehr schöne
Land, das wir diesmal zu besuchen Gelegenheit fanden, bei wohl
den meisten Teilnehmern dieses Kongresses eine Fülle von Ein-
drücken hervorgerufen haben, welche ein jeder teils als die bleibende
Erinnerung angenehmer Stunden, teils als einen dauernden geistigen
Besitzstand wird festzuhalten wünschen.
Aber nicht nur durch die Beteiligung an einer internationalen
wissenschaftlichen Veranstaltung sind Mitglieder unserer Anstalt in einer
von unseren gewöhnlichen Aufgaben unabhängigen Weise in Anspruch
genommen worden. Wie alljährlich, habe ich auch diesmal über eine
Reihe von Veranlassungen zu berichten, welche verschiedene An-
gehörige des Instituts bestimmt hat, zumeist im Interesse prak-
tischer Angelegenheiten, teilweise aber auch aus rein wissenschaft-
lichen Gründen besondere Untersuchungen vorzunehmen.
Chefgeologe G. Geyer erstattete im Auftrage der k. k. Eisen-
bahnbaudirektion in Wien ein Gutachten über eine Wasserkraft bei
Spital a. P. und untersuchte auf Wunsch der Gutsdirektion Grabnerhof
bei Admont das dortige Gipsvorkommen. Im Laufe des Herbstes
wurde derselbe vom Bürgermeisteramte der landesfürstlichen Stadt
Klosterneuburg ersucht, Detailstudien über die Wasserführung der
Umgebung durchzuführen, auf Grund deren ein Vorschlag bezüglich
der geplanten Wasserversorgung der Stadt ausgearbeitet werden könne.
Endlich intervenierte der Genannte auch bezüglich der Trinkwasser-
beschaffung für die Stadt Laa a. d. Thaya.
Chefgeologe Prof. Aug. Rosiwal wurde seitens der k. k. Statt-
halterei in Böhmen wie schon anläßlich eines Provisoriums im
Vorjahre als geologischer Sachverständiger den Verhandlungen bei-
gezogen, welche zum Zwecke einer Vergrößerung der Marienbader
Talsperre durch Erhöhung der Staumauer derselben in Marien-
bad stattfanden. Er arbeitete in der Folge ein zusammenfassendes
Gutachten über die seit dem Bestande dieses Bauwerkes gemachten
mehrjährigen Beobachtungen aus, welche den zum Teil von den geo-
logischen Verhältnissen des Untergrundes der Mauerfundamente ab-
hängigen Dichtigkeitszustand der Sperrmauer betrafen. Auf Grund
dieser Beobachtungsergebnisse gelangte man zur Aufstellung einer Reihe
von Sicherungsmaßnahmen, die bei der Ausführung der projektierten
Stauerhöhung zur Durchführung empfohlen wurden.
Dr. Dreger hatte auch im abgelaufenen Jahre ähnlich wie in
den Vorjahren einige geologische Begehungen und Bodenunter-
suchungen im Interesse des projektierten Donau - Oder - Weichsel-
kanals durchzuführen. Es wurden jene Stellen bei Moschtienitz—
1907 Jahressitzung am 15. Jänner. Dr. E. Tietze. 33
Aujezd unweit von Prerau, bei Mährisch-Weißkirchen, bei Kunewald
und bei Altendorf, an denen Schiffshebewerke angelegt werden
sollen, weiters die projektierten Kanalstraßen zwischen Mährisch-
Östrau und Pruchna durch das Struschkatal und das Karwiner Kohlen-
becken begangen und darüber Gutachten erstattet.
Betreffs der Wasserversorgung von Landhäusern auf dem Sem-
mering und in Miesenbach bei Gutenstein, N.-O., ist ebenfalls der Rat
Dr. Dreger’s eingeholt worden.
Von dem steiermärkischen Landesausschuß aufgefordert, hat
der Genannte ferner das Quellgebiet für die Süßwasserleitung des land-
schaftlichen Kurortes Rohitsch-Sauerbrunn von Neuem begangen und
begutachtet. Die betreffende Wasserleitung ist nun bereits im Betriebe.
Von der Gutsinhabung Silberegg ersucht, den ihr gehörigen
Braunkohlenbergbau Sonnenberg bei Guttaring in Kärnten zu besichtigen,
befuhr Dr. Dreger die betreffende Grube und erstattete ein darauf
bezügliches Gutachten.
Derselbe untersuchte überdies für eine Wiener Gipsdielenfabrik
bei Preinsfeld unweit Heiligenkreuz, N.-O., einige Gipslager im Werfener
Schiefer.
Dr. OÖ. Adel war neben seiner Beschäftigung als Aufnahms-
geologe ebenfalls wieder im Interesse praktischer Aufgaben tätig,
hat jedoch andrerseits auch in Verfolgung seiner paläontologischen
Lieblingsstudien einige Reisen unternommen. In letzterer Hinsicht
setzte er vor Allem einer neuerlichen Aufforderung der Direktion des
kgl. Museums für Naturkunde in Brüssel folgend, seine Untersuchungen
über die fossilen Wale aus dem Miocän von Antwerpen fort. Er be-
endete nunmehr den dritten Teil seiner Studien über die „Dauphins
longirostres du Bolderien d’Anvers“. Damit erscheint die Unter-
suchung dieser Gruppe von Delphinen, von welcher ungefähr zwei-
hundert Individuen vorliegen, abgeschlossen, so daß nächstens die
übrigen Wale aus Antwerpen einer eingehenderen Bearbeitung unter-
zogen werden Können.
Anschließend an diesen Aufenthalt in Belgien unternahm Dr.
OÖ. Abel noch eine Reise durch Frankreich und die Schweiz und
konnte namentlich im Museum d’Histoire naturelle in Paris eine Reihe
wertvoller paläontologischer Beobachtungen sammeln, welche sich vor-
nehmlich auf fossile Wirbeltiere beziehen.
Was dann die Mitwirkung des Herrn Dr. O. Abel bei der
Lösung praktischer Aufgaben anlangt, so wurde derselbe im ver-
flossenen Jahre wiederholt als geologischer Experte bei Fragen der
Beschaffung von Trinkwasser zu Rate gezogen; unter anderem wurde
für die Stadtgemeinde Ybbs a. D. ein größeres Gutachten über die
Wasserversorgung der Stadt ausgearbeitet. Für das Stift Kloster-
neuburg führte Dr. O. Abel eine Untersuchung der Grundwasser-
verhältnisse im Bereiche des Friedhofes Weidling durch.
Sektionsgeologe Dr. Fritz v. Kerner lieferte ein Gutachten
über das Kohlenvorkommen von Ruda bei Sinj. Es wurden hierbei
die phantastischen Vorstellungen, welche bisher in nichtgeologischen
Kreisen betreffs der Ausdehnung dieses Kohlenlagers geherrscht hatten,
auf ein bescheideneres Maß zurückgeführt. Außerdem gab der Genannte
K. E. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 1. Verhandlungen. 5
34 Verhandlungen. Nr. 1
über ein die Gemeinde Rossatz in Niederösterreich betreffendes Wasser-
versorgungsprojekt seine geologische Meinung ab.
Sektionsgeologe Prof. Dr. Franz E. Suess wurde vom k.k. Acker-
bauministerium eingeladen, ‘als geologischer Sachverständiger an der
jüngst ernannten Kommission zur Überprüfung der Schutzmaßnahmen
für die Karlsbader Thermen teilzunehmen und hat in dieser Eigen-
schaft einen Teil des Sommers in Karlsbad zugebracht.
Es sei hier übrigens bemerkt, daß die betreffende Einladung
Herrn Dr. Suess direkt für seine Person zuging und daß derselbe
demnach auch nur im eigenen Namen bei den Beratungen jener
Kommission interveniert. Wir haben in jedem Falle den lebhaftesten
Wunsch, daß es bei diesen verantwortungsvollen Beratungen gelingen
möge, die verschiedenen Gefahren, welche dem ungeschwächten Be-
stande der Karlsbader Quellen drohen können und bezüglich welcher
nunmehr schon ein ausgedehntes Material an Beobachtungen und Gut-
achten vorliegt, zu mindern oder gänzlich abzuwenden.
Auch in einer anderen Quellenfrage hatte Dr. Suess Gelegen-
heit einzuschreiten. Für die Stadt Franzensbad erstattete er nämlich
ein Gutachten betreffend die Neufassung der Westendparkquelle.
Im August unternahm der Genannte überdies einen Studienausflug
in das obere Engadin.
Sektionsgeologe Dr. Franz Kossmat begutachtete eine Ziegelei
in der Umgebung von Stillfried, N.-Ö.
Mündliche Aufforderungen sowie die durch viele Zeitungen ge-
laufene Nachricht von der Entdeckung großer Kohlenlager bei Steeg
im obersten Lechtal veranlaßten Dr. O. Ampferer zu einer Exkursion
in die betreffenden Gegenden. Es zeigte sich, daß schwarze liassische
und rhätische Mergelzonen mit Kohlenlagern verwechselt worden waren.
Abgesehen von der Beantwortung einer größeren Anzahl kurzer
Hand erledigter Anfragen oblag Herrn Dr. Petrascheck die geo-
logische Untersuchung eines ausgedehnten Braunkohlenterritoriums
unfern Budapest. Überdies wurden von ihm ein Schurfgebiet auf Stein-
kohle bei Seibersdorf in Schlesien sowie einige Kohlenvorkommuisse
in Gosau- und Lunzer Schichten Niederösterreichs begutachtet.
G. B. Trener endlich lieferte einer Wiener Privatunter-
nehmung nach wiederholtem Besuche der betreffenden Lokalität ein
ausführliches Gutachten über das Schwerspatvorkommen von Pralongo
in der Umgebung von Trient. Außerdem wurde der Genannte speziell
in semem Aufnahmsgebiete in Bergbauangelegenheiten öfters zu Rate
gezogen.
Dr. Urban Schloenbach-Reisestipendienstiftung.
Dr. L. Waagen erhielt ein Stipendiumaus der Schloenbach-
Stiftung, um die in Budapester Museen erliegenden Trias-Lamelli-
branchier einer Durchsicht zu unterziehen und die hierbei gewonnenen
Erfahrungen bei Abschluß seiner eben beendeten Arbeit über Lamelli-
branchiaten der alpinen Trias zu verwerten.
1907 Jahressitzung am !5. Jänner. Dr. E. Tietze. 35
Herrn Dr. G.B. Trener wurde durch Verleihung eines Reise-
stipendiums die Gelegenheit geboten, außerhalb seines Aufnalms-
gebietes Orientierungstouren zu machen.
Auch Dr. F. Kossmat konnte mit einem Zuschuß aus den
Zinsen der Stiftung beteilt werden, da dessen früher erwähnte Studien-
reise in die Schweiz eine Ergänzung des ihm für diese Reise aus
den Aufnahmsgeldern bewilligten Betrages nötig machte.
Druckschriften und geologische Karten.
Von den Abhandlungen ist im verflossenen Jahre ein Heft
zur Ausgabe gelangt, und zwar:
Franz Toula. Das Gebiß und Reste der Nasenbeine von Rhinoceros
(Ceratorhinus Osborn) hundsheimensis. XX. Band, 2. Heft (38 Seiten
Text, 2 Tafeln, 11 Zinkotypien). Ausgegeben im September 1906.
) ypıen, seg I
Von unserem Jahrbuche wurde im Februar das I. Heft, im
Mai das 2. Heft, Ende Dezember das 3. und 4. Heft ausgegeben,
so daß der LVI. Band (Jahrgang 1906) mit Schluß des Jahres vollendet
vorlag. Die genannten vier Hefte enthalten Originalmitteilungen der
Herren: O. Abel, OÖ. Ampferer, E. Fugger, B. Granigg,
W. Hammer, C. v. John, F. Kossmat, A, Liebus, W. Petra-
Scheck, € Renz, B. Sander, R. J. Behkibrert; H..Stuchlik,
er], Br Eoula,'G. B., Trener:
Von den Verhandlungen des Jahres 1906 sind bis heute
14 Nummern erschienen. Nr. 15—18 sind im Druck. Die Schlub-
nummer wird außer dem Index ein von Dr. L. Waagen zusammen-
gestelltes Verzeichnis der im Jahre 1906 erschienenen Publikationen
paläontologischen, geologischen, mineralogischenund montangeologischen
Inhalts bringen, soweit dieselben auf Osterreich-Ungarn Bezug nehmen.
Der vorliegende Jahrgang der Verhandlungen veröffentlicht außer
zahlreichen Literaturreferaten Originalmitteilungen der Herren:
O. Ampferer, E. Ascher, H. Beck, G. v. Bukowski, J. Dreger,
BGatzinger,.). Jahn, W.Hammer, E.Heritsch, K. Hinter-
Kerchner, .R. Hörnes, E. Katzer, F. wiKerner, F. Kossmat,
E-@. Krause, Th. Ohnesorge, J. Oppenheimer, W. Petra-
scheck, K. A. Redlich, A.Rosiwal, R. J. Schubert, J. Siemi-
salzki, E. BE. Suess,.E. Tietze, AYEill,;, G. B. Trener,
M. Vacek, P. Vinassa deRegny, L. Waagen, J. V. Zelizko.
Von den Erläuterungen zur geologischen Spezial-
karte wurden im verflossenen Jahre als Nachtrag zur VI. Lieferung
dieses Kartenwerkes zwei Hefte ausgegeben, und zwar:
Erläuterungen zum Blatte Groß-Meseritsch (Zone 8, Kol. XIV)
von F. E. Suess (Kl.-8%, 48 Seiten).
Erläuterungen zum Blatte Trebitsch—Kromau (Zone 9, Kol. XIV)
von F. E. Suess (Kl.-8%, 72 Seiten).
Im ganzen liegen nun 24 Hefte solcher Erläuterungen vor.
{9}
36 Verhandlungen. Nr.n
Abhandlungen, Jahrbuch und Kartenerläuterungen
wurden wie bisher von Bergrat F. Teller, die Verhandlungen
von Dr. L. Waagen redigiert.
Außerhalb des Rahmens unserer Druckschriften wurden von
Mitgliedern der geologischen Reichsanstalt noch folgende Arbeiten
veröffentlicht:
OÖ. Abel. Die Milchmolaren der Sirenen. Neues Jahrb. f. Mineral.
etc. 1906, Bd. I, pag. 50—60.
— Uber den als Beckengürtel von Zeuglodon beschriebenen Schulter-
gürtel eines Vogels aus dem Eocän von Alabama. Zentralblatt für
Mineral. ete. 1906, Nr. 15, pag. 450—458.
— Les Odontocetes du Bolderien (Miocene superieur) d’Anvers. —
Memoires du Musee roy. d’Hist. nat. de Belgique, T. III, Bruxelles
1905, pag. 1—155, 27 Textfig.
C. v. John. Über die chemische Beschaffenheit der Asphaltschiefer
von Bara-Bai (Buru). Neues Jahrb. f. Mineral. etc. Beilage-
band XXI.
F. v. Kerner. Abnahme der Bodentemperatur mit der Höhe im
Prologgebirge in Dalmatien.
— Tägliche Periode der Temperaturschichtung an derMündung des
Jadroflusses in Dalmatien.
— Kartographische Darstellung des jährlichen Ganges der Lufttem-
peratur. Meteorolog. Zeitschrift 1906.
F. Kossmat. Bemerkungen über die Ammoniten aus den Asphalt-
schiefern der Bara-Bai (Buru). Neues Jahrb. f. Mineral. ete. Bei-
lageband XXI.
R. J. Schubert. Über Ellipsoidina und einige verwandte Formen
(Zentralblatt f. Mineral. ete. 1906, pag. 141—145).
— Heteroclypeus, eine Übergangsform zwischen Heterostegina und
Oyeloclypeus (ibid. 1906, pag. 140—141).
L. Waagen. Die Virgation der istrischen Falten. Sitzungsber. der
kais. Akad. d. Wissensch. Band CXV, Abt. 1, pag. 199 — 215.
J. V. Zeltzko. Das Untersilur in der Umgebung von Radotin und
Groß-Kuchel (Spodnt silur v okolt Radotina a Velke Chuchle).
„Vestnik* der königl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften in
Prag, 1906.
— J. N. Woldrich. „Osveta* Nr. 4, 1906.
— Henry Morton Stanley. Ein Beitrag zur Erforschungsgeschichte
Afrikas. „Sbornik“ der böhm. geographischen Ges. in Prag, 1905.
— Tertiäre Ablagerungen in der Umgebung von Wolin in Südböhmen
(Tretihornf uloZzeniny u Volyn& v jiznfch Oechäch). „Vestnik“ der
königl. böhm. Ges. d. Wiss. in Prag, 1906.
Die technischen Arbeiten für die Fortsetzung desgeologischen
Spezialkartenwerkes, von welchem bis jetzt sechs Lieferungen mit
zusammen 27 Blättern vorliegen, konnten in dem Berichtsjahr nicht
durch die Herausgabe weiterer Blätter illustriert werden. Die dafür
verfügbaren Mittel sind, wie ich schon einige Male betonte, nicht
1907 Jahressitzung am 15. Jänner. Dr. E. Tietze. 37
gerade reichlich und gestatten nur einen langsamen Fortschritt. Ge-
ruht jedoch haben diese Arbeiten trotzdem nicht. Sie wurden im Ver-
laufe des Jahres 1906 immerhia soweit zefördert, daß für die nächste
Zeit die Ausgabe von Lieferung VII und VIII in Aussicht genommen
werden kann. Diese beiden Lieferungen dürften folgende Blätter zur
Veröffentlichung bringen:
Auspitz—Nikolsburg (Zone 10, Kol. XV),
St. Pölten (Zone 13, Kol. XII),
Gaming— Mariazell (Zone 14, Kol. XID,
Hallein—Berchtesgaden (Zone 15, Kol. VII),
Cilli—Ratschach (Zone 21, Kol. XII),
Rohitsch—Drachenburg (Zone 21, Kol. XII),
Cherso—Arbe (Zone 26, Kol. XI),
Lussinpieeolo—Puntaloni (Zone 27, Kol. XD),
Novegradi—Benkovae (Zone 29, Kol. XI).
Die Obsorge für die Redaktion des geologischen Kartenwerkes
war wie bisher Herrn Bergrat F. Teller anvertraut.
Museum und Sammlungen.
Mit den Arbeiten in unserem Museum waren im verflossenen
Jahre besonders die Herren Dr. J. Dreger, Dr. Lukas Waagen
und Amtsassistent Zelizko beschäftigt.
Herr Dr. Dreger hat die im Jahre 1905 in den Saal I (Kuppel-
saal) übertragene Friesesche Mineraliensammlung einer systema-
tischen Neuordnung unterzogen und die Benutzbarkeit dieser wertvollen
Sammlung durch die Anlage eines Katalogs wesentlich gefördert.
Herr Dr. L. Waagen widmete den Musealarbeiten in diesem
Sommer einen Zeitraum von vier Wochen zum Zwecke der Revision
und teilweisen Neuaufstellung unseres Materials aus der Triasformation
der Nordalpen, Galiziens, Bosniens und Ungarns. Außerdem wurden
auch die Originale zu den verschiedenen Brachiopodenarbeiten Dr. A.
Bittners systematisch-paläontologisch geordnet.
Herr J. Zeltfzko setzte die Anfertigung des Musealzettel-
katalogs fort, so daß außer dem schon fertiggestellten Katalog der
Säle IV, V und VI nun auch für die Säle III und XV Kataloge
vorliegen.
In zwei Sälen wurden probeweise Ventilationsvorrichtungen an-
gebracht und eine große Zahl unbrauchbar gewordener Kastenschlösser
im ganzen Museum durch neue zweckmäßige Verschlüsse ersetzt,
deren Anbringung an allen Musealkasten nach und nach durchgeführt
werden soll.
In bezug auf die Bereicherung unserer Sammlungen ist folgendes
zu berichten:
Herr J. V. Zelizko sammelte im August für das Museum der
k. k. geol. Reichsanstalt in der Silurformation der Umgebung von
Rokycan (Ejpovie) und Prag (Särka).
38 Verhandlungen. Nr. 1
Durch Kauf erwarben wir Cephalopodensuiten aus dem Jura
von Villany bei Fünfkirchen in Ungarn.
Als Geschenk gelangten in unsere Sammlung:
Durch Herrn Prof. ©. Ritter v. Purkyn&in Pilsen eine Kollektion
Karbonpflanzen aus der Umgebung von Pilsen.
Durch Herrn Prof. Dr. B. Horäk in Rokycan eine Kollektion
der untersilurischen Fauna von Vosek.
Herr Inspektor Bergrat Franz Bartonec übermittelte einen
Dolomitblock mit Bleiglanzadern aus der Katygrube (Westgalizien) und
Kalktuffe mit Pflanzen und Süßwasserschnecken von Dubic bei
Krzeszowice.
Durch Herrn K. u. k. Oberst Josef Heyda von Loweiiez
erhielten wir Versteinerungen aus dem Flysch von Hütteldorf und aus
der Kreide von Kuttenberg und durch Herrn Dr. Polz aus Smichov
Radioliten aus dem Cenoman von Kuttenberg.
Bibliothek.
Herr Dr. Matosch machte mir über den gegenwärtigen Stand
unserer Bibliotheken die folgenden Angaben. Wir besitzen:
I. Einzelwerke und Separatabdrucke.
a) Der Hauptbibliothek:
13.3585 Oktav-Nummern = 14.805 Bände und Hefte
2.3514 Quart- i = 3,314 R a ni
157 Folio- y De; 2% 319 » » ”
Zusammen 16.356 Nummern — 18.441 Bände und Hefte.
Hiervon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1906: 393
Nummern mit 417 Bänden und Heften.
b) Der im chemischen Laboratorium aufgestellten Bibliothek :
1918 Oktav-Nummern = 2066 Bände und Hefte
2 Quart- » — 222 „ » hi]
Zusammen 2129 Nummern 2288 Bände und Ilefte.
Hiervon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1906: 23 Nummern
mit 258 Bänden und Heften.
Der Gesamtbestand an Einzelwerken und Separatabdrucken
beträgt demnach: 18.485 Nummern mit 20.729 Bänden und Heften.
Hierzu kommen noch 272 Nummern bibliographischer Werke (Hand-
und Wörterbücher, Kataloge etec.).
‘Il. Periodische Schriften.
a) Quartformat:
Neu zugewachsen sind im Laufe des Jahres 1906: 1 Nummer.
Der Gesamtbestand der periodischen Quartschriften beträgt jetzt:
308 Nummern mit 8336 Bänden und Heften.
Hiervon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1906: 204 Bände
und Hefte.
1907 Jahressitzung am 15. Jänner. Dr, E. Tietze. 39
b) Oktavformat:
Neu zugewachsen sind im Laufe des Jahres 1906: 5 Nummern.
Der Gesamtbestand der periodischen Oktavschriften beträgt jetzt:
766 Nummern mit 27.184 Bänden und Heften.
Hiervon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1906: 746 Bände
und Hefte.
Der Gesamtbestand der Bibliothek an periodischen Schriften
umfaßt sonach: 1074 Nummern mit 35.520 Bänden und Heften.
Unsere Bibliothek erreichte demnach mit Abschluß des Jahres
1906 an Bänden und Heften die Zahl 56.517 gegenüber dem Stande
von 55.122 Bänden und Heften am Schlusse des Jahres 1905, was
einem Gesamtzuwachs von 1395 Bänden und Heften entspricht.
Kartensammlung.
Wie das nachfolgende Verzeichnis ausweist, hat unsere Karten-
sammlung auch im Jahre 1906 durch die Fortsetzung größerer Lieferungs-
werke sowie durch Einzelpublikationen eine namhafte Bereicherung
erfahren. Der Zuwachs beträgt im ganzen 124 Blätter, wovon
95 Blätter auf geologische und montanistische, die übrigen auf rein
topographische Darstellungen entfallen.
12 Blätter. Geologischer Atlas von Galizien. Herausgegeben von der
physiographischen Kommission der Akademie der Wissenschaften
in Krakau. Maßstab 1: 75.000.
Heft 17, Krakau 1905. Blatt Skole (X, 8). Bearbeitet von
RK. Zuber.
Heft 18, Krakau 1906, mit den Blättern: Stanislawow (XII, 9),
Kolomyja (XIII, 10), Sniatyn (XIV, 11). Bearbeitet von
J. Lomnicki.
Heft 19, Krakau 1906. Blatt Sambor (IX, 6). Bearbeitet von
W. Friedberg.
Heft 20, Krakau 1906. Blatt Drohobyez (X, 7), begleitet von
einem Atlas mit sechs zum Teil farbigen Tafeln, Einzeldar-
stellungen aus dem Erdwachsbergbau von Boryslaw. Bearbeitet
W. Szajnocha und J. Grzybowski.
3 Blätter. Geologische Karte von Rumänien. Maßstab 1 : 175.000.
Bukarest.
Serie XXVIII, XXIX, XXXIV.
19 Blätter. Geologische Karte von Preußen und den benach-
barten Bundesstaaten im Maßstab 1: 25.000. Heraus-
gegeben von der kgl. preußischen geologischen Landesanstalt
und Bergakademie in Berlin.
126. Lieferung mit den Blättern: Balow—Grabow, Hülsebeck,
Gorlosen, Karstedt, Bäk, Lenzen.
127. Lieferung mit den Blättern: Alfeld, Dassel, Lauenburg,
Hardegsen.
40
DD
=
_
Verhandlungen. Nr.
128. Lieferung mit den Blättern: Langula, Langensalza, Hen-
ningsleben.
131. Lieferung mit den Blättern: Meuselwitz, Windischleuba,
Altenburg.
132. Lieferung mit den Blättern: Hesepertwist, Witmarschen,
Lingen.
Blatt. Geologische Spezialkarte des Königreiches Württemberg.
Herausgegeben vom kgl. württ. statistischen Landesamt. Maß-
stab 1 : 25.000.
Blatt Freudenstadt, aufgenommen von M. Schmidt und
KR au:
Blätter. Geologische Spezialkarte des Großherzogtumes Baden.
Herausgegeben von der großherzogl. badischen geologischen
Landesanstalt. Maßstab 1 : 25.000.
Blatt 54 Kürnbach, Blatt 108 St. Peter, Blatt 132 Bonndorf.
Blätter. Geologische Übersichtskarte von Elsaß-Lothringen
und den angrenzenden Gebieten im Maßstab 1: 200.000. Heraus-
gegeben von der geol. Landesuntersuchung von Elsaß-Lothringen.
Blatt Saarbrücken und tektonische Übersichtskarte desselben
Blattes.
Blätter. Geologische Detailkarte von Frankreich im Maßstab
1:80.900. Paris. Ministere des travaux publies.
Nr. 6 Montreuil,,. Nr. 58 Morlaix, Nr. 165 Ussel, Nr. 195
Figeac, Nr. 200 Gap, Nr. 201 Larche, Nr. 219 Albi, Nr. 221
Le Vigan, Nr. 251 Luz.
Blätter. Geologische Übersichtskarte von Frankreich im Maß-
stab 1:1,000.000 in 4 Teilen. Paris. Ministere des travaux publies.
Blätter. Geological Survey of England and Wales. Maßstab
1: 63.360.
Blatt: 110 Macclesfhield, 123 Stoke upon Trent, 326, 340 Sid-
mouth, 332 Bognor, 334 Eastbourne, 357, 360 Isles of Seilly.
Blatt. Geological Map of the British islands, based on the
work of the Geological Survey. Maßstab 1: 1,584.000. London 1906.
Blätter. Geologische. Untersuchung von Schweden.
Serie Aa. Maßstab 1: 50.000. Nr. 120 Falköping, Nr. 125
Tidaholm, Nr. 126 Ankarstrum, Nr. 130 Vadstena, Nr. 131
Gällö, Nr. 132 Hjo, Nr. 133 Vimmerby.
Serie A la. Maßstab 1: 200.000, Blatt 5.
Blätter. Topographische Karte von Grönland in 4 Teilen.
Maßstab 1 : 2,000.000. Herausgegeben von der Kommission für
die geol. und geogr. Untersuchung von Grönland. Kopen-
hagen 1906.
Blätter. Imperial Geological Survey of Japan. Geolog. und
topograph. Detailkarte der Olfelder von Japan im Maßstab
1:20.000.
1907 Jahressitzung am 15. Jänner. Dr. E. Tietze. 41
Sektion IV, Tokyo 1905. Niitsu-Ölfeld in 3 Teilen. _
Sektion V, Tokyo 1906. Westlicher Teil des Kubiki-Olfeldes
in 4 Blättern. 4
Detailkarte des Hara- und Iwagami-Olfeldes im Maßstab
1: 6000 in 2 Blättern. 1
an des Gendoji- und Tateno-Olfeldes im Maßstab
:6000 in 1 Blatt.
as hnitte und Bohrprofile zu den geologischen Detail-
karten der Ölfelder, zusammen 15 Blätter.
27 Blätter. Topographische Karte der Vereinigten Staaten von
Nordamerika im Maßstab 1 :62.500 und 1: 125.000. Her-
ausgegeben von U. S. Geological Survey in Washington.
Arbeiten im chemischen Laboratorium.
Wie in früheren Jahren, so wurden auch diesmal wieder in unserem
chemischen Laboratorium ‚zahlreiche Untersuchungen von Kohlen,
Erzen, Gesteinen ete. für Amter und Privatpersonen, die sich deshalb
an unsere Anstalt gewendet hatten, vorgenommen.
Für solche Parteien wurden in diesem Jahre 259 Proben unter-
sucht, welche sich auf 202 Einsender verteilen, wobei von 189 Ein-
sendern die entsprechenden amtlichen Taxen eingehoben wurden.
Die zur Untersuchung gelangten Proben waren 77 Kohlen, von
welchen die Elementaranalyse nebst der Berthier’schen Probe, und
15 Kohlen, von welchen nur die Berthier’sche Probe nebst Wasser-
und Aschenbestimmung vorgenommen wurde, ferner 2 Graphite, 98 Erze,
3 Metalle, 4 Kalke, 3 Mergel, 10 Magnesite, 7 Sande, 7 Tone,
8 Beauxite, 2 Wässer, 1 Mineralwasser, 20 Gesteine und 2 Flußspate.
Bei 13 der erwähnten Gesteine war die Herstellung von Dünn-
schliffen und die mikroskopische Untersuchung derselben notwendig.
Über die in unserem chemischen Laboratorium in den Jahren
1904—1906 für praktische Zwecke durchgeführten Analysen wird in
nächster Zeit in dem Jahrbuche unserer Anstalt eine Zusammen-
stellung erscheinen.
Trotz dieser gewiß nicht unbedeutenden Inanspruchnahme unserer
beiden Chemiker durch Parteien wurde auch diesmal wieder eine
Anzahl von Untersuchungen für speziell wissenschaftliche Zwecke
durchgeführt, denen das Laboratorium im Sinne der Unterstützung
unserer Aufnahmsarbeiten und geologischen Untersuchungen doch
vornehmlich dienen soll.
Der Vorstand des chemischen Laboratoriums Herr Regierungsrat
C. von John vollendete die schon im Vorjahre begonnenen chemischen
Untersuchungen einer zahlreichen Suite von basischen Gesteinen aus
der Umgebung von Ransko bei Zdiretz in Böhmen, die von Herrn
Dr. K. Hinterlechner aus seinem Aufnahmegebiete gesammelt und
von ihm mikroskopisch untersucht wurden.
Er untersuchte ferner verschiedene Proben von Staub, der im Ver-
laufe des Monats April dieses Jahres im nordöstlichen Adriagebiet
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 1. Verhandlungen. 6
42 Verhandlungen. Nr
niedergefallen und uns von der k.k. Seebehörde in Triest sowie von
dem k. k. Hydrographischen Amt in Pola zur Begutachtung eingesendet
worden war. Die gefallenen Staubsorten stellten sich als mehr oder
weniger feine Vulkanaschen dar.
Ferner untersuchte v. John eine Anzahl eigenartiger, alpiner, in
Quarzphylliten eingelagerter Amphibolite, die ihm von Herrn Dr. Th.
OÖhnesorge übergeben wurden. Die speziellen Ergebnisse der
Analysen und mikroskropischen Untersuchungen werden demnächst
publiziert werden.
Der Genannte behandelte überdies vom rein chemischen Stand-
punkte die Asphaltschiefer von der Bara-Bai (Buru) und die Fisch-
schiefer von Seefeld in Tirol, über welche Untersuchungen inzwischen
eine kleine Arbeit im Neuen Jahrbuch für Mineralogie erschienen ist.
Endlich beschäftigte sich derselbe noch mit zahlreichen einzelnen
Vorkommen von Gesteinen und Mineralien sowohi chemisch als mikro-
skopisch, die ihm von verschiedenen Herren unserer Anstalt zur näheren
Bestimmung übergeben worden waren.
Der zweite Chemiker unseres Laboratoriums Herr C. F. Eich-
leiter untersuchte ein oberkarbonisches Gestein von Kaludjera bei
Kastel Lastua in Dalmatien, welches Herr Chefgeologe G. v. Bukowski
bei seinen geologischen Aufnahmen dortselbst vorgefunden hatte,
ferner zwei Beauxite aus der Gegend von Reichraming in Oberösterreich,
die von Herrn Chefgeologen G. Geyer aus seinem dortigen Aufnahms-
gebiete mitgebracht worden sind.
Weiters führte der Genannte eine vollständige chemische Analyse
einer neuen Arsenquelle, welche sich in der Gegend von S. Orsola
bei Pergine in Südtirol befindet und deren Wasser von Herrn Dr.
G. B. Trener zu diesem Zwecke an Ort und Stelle amtlich ent-
nommen wurde, durch und wird die Ergebnisse dieser Untersuchung
demnächst in dem Jahrbuche unserer Anstalt zur Veröffentlichung
bringen.
Administrativer Dienst.
Einige nähere Angaben über unseren administrativen Dienst,
wie ich solche seit den letzten Jahren mitzuteilen begonnen habe,
mögen auch diesmal wieder erwünscht sein.
Die Zahl der in dem Berichtsjahre 1906 protokollierten und
der Erledigung zugeführten Geschäftsstücke betrug 661. Für Unter-
stützung bei dieser Erledigung bin ich besonders den Herren Vize-
direktor Vacek, Bergrat Dr. Teller, Oberrechnungsrat Girardi,
Chefgeologe v. Bukowski und Regierungsrat v. John verbunden,
welcher letztere wieder die Mehrzahl der das Laboratorium betreffenden
Akte ausfertigte.
Was unseren Tauschverkehr anlangt, so wurden einschließlich
einer Anzahl Freiexemplare abgegeben:
Verhandlungen Wr 2 Wi 11. 0... 2,450-Expl:
Jahrbuch. vr ul... 2 2A
Abhandlungen Band XX, Heft 2 . . . 2ll „
1907 Jahressitzung am 15. Jänner. Dr. E. Tietze. 43
Im Abonnement und in Kommission wurden bezogen:
Verhandlungen .. .7.. . Mm, 144 Expl.
Jahrmtuemsm 2,05, . 142 „
Abbanaluneen. 7... m Al ,„
Im ganzen wurden hiernach
von den Verhandlungen . . . . . . 594 Expl.
vonsdem Jahrbuche . . . . mn 582 „
von den Abhandlungen. . . . „... 252 „
abgesetzt.
Ein neuer Schriftentausch (Jahrbuch und Verhandlungen) wurde
mit der Universität in Perugia (Prof. P. Vinassa de Regny)
eingeleitet.
An die k. k. Staatszentralkasse wurden als Erlös aus dem Ver-
kaufe von Publikationen, aus der Durchführung von chemischen Unter-
suchungen für Privatparteien sowie aus dem Verkaufe der im Farben-
druck erschienenen geologischen Kartenblätter und der auf Bestellung
mit der Hand kolorierten Kopien der älteren geologischen Aufnahmen
im ganzen °. . 2.) 50V10.493:99
d. i. gegenüber den oleichartigen Einnahmen des Vor-
jahres Ber UNTEN TVER 3... . si 8.645390
Bun 0... u . ' 1:850°09
abgeführt.
Es betrugen nämlich die Einnahmen bei den
Druckschriften Karten Analysen
im Jahre 1906 . . . „.....K 227159 K 288840 K 5334. —
1305 ae s .n:288 IL, 20.2068 —
und es ergibt sich sonach 1906
segen 1905 eine Mehrein-
nahme ee . K —— K 219740 K 266 —
beziehungsweise eine ] Minörein:
nahme von . . 2.2. K 623317%&Kk —— K ' ——
Die für 1906 bewilligte Kredite für unsere Anstalt waren die
folgenden:
Gesamterfordernis . . . Mk: 197.100 —
wovon auf die ordentlichen Ansgal en » . „189.100 —
auf die außerordentlichen Ausgaben. . . „ 8.000°—
entfielen.
Das letztgenannte Extraordinarium bezieht sich auf die Kosten
für die Herausgabe von Karten im Farbendruck.
Von den ordentlichen Ausgaben nahmen die Personalbezüge, das
sind Gehalte, Aktivitätszulagen, Adjuten, Löhnungen und Remune-
rationen, 131.732 Kronen in Anspruch, während die Dotation für das
Museum 4000 Kronen, jene für die Bibliothek 2000 Kronen, jene für
das Laboratorium 2800 Kronen und jene für die Herstellung der
Abhandlungen, Verhandlungen und des Jahrbuches 15.000 Kronen
6*
44 Verhandlungen. Nr.“1
betrugen. Andere Beträge entfielen wie früher auf Gebäudeerhaltung,
Regiekosten usw.
Ich will übrigens aufs neue daran erinnern‘), daß dem Druck-
schriftenkonto fast niemals der gesamte, dafür angewiesene Betrag
zugute kommt, da hiervon die im Budget vorgesehene Ersparnis,
welche mit den sogenannten Interkalarien zusammenhängt, abgezogen
zu werden pflegt.
Wir sind deshalb in besonderem Grade darüber erfreut, daß
namentlich im Hinblick auf diese letztgenannte Erwägung für die Zukunft
eine Erhöhung unseres Druckschriftenkontos in Aussicht genommen
wurde, wodurch uns ermöglicht werden dürfte, die Herausgabe unserer
Publikationen in dem bisherigen Umfange aufrechtzuerhalten. Viel-
leicht dürfen wir uns der Hoffnung hingeben, daß mit der Zeit
auch für einige der anderen Zweige unseres Dienstes unsere Wünsche,
als dem gesteigerten Bedürfnis entsprechend, nicht ohne Erhörung
bleiben werden. Ich habe diese Wünsche, welche sich abgesehen von
jener bisherigen Unzulänglichkeit unseres Druckschriftenkontos vor-
nehmlich auf die angestrebte Erhöhung des Extraordinariums für die
Herausgabe der Karten, sowie auf den für unser Museum und unsere
Arbeitsräume- bereits merkbaren Raummangel beziehen, bereits in
früheren Berichten angedeutet, ich will jedoch nicht die Schwierig-
keiten verkennen, welche sich einer gleichzeitigen vollen Befriedigung
aller derartigen Bedürfnisse entgegenstellen.
Wir sind jedenfalls in hohem Grade erkenntlich für alles, was
auf diesen Gebieten geschieht, so wie wir der Fürsorge hinsichtlich
der Verhältnisse unseres Personalstandes, worüber ich am Eingang
dieses Berichtes zu sprechen Gelegenheit hatte, mit aufrichtigem
Danke gedacht haben. Unsrerseits wollen wir dafür das Versprechen
geben, unser Bestes zu tun, um die Leistungen der Anstalt auf der
Stufe zu erhalten, welche den alten Überlieferungen dieses Instituts
entspricht. Mit diesem Versprechen beginnen wir ein neues Jahr der
Arbeit und, wie ich hoffen will, des Erfolges.
') Vergl. meinen vorjährigen Bericht, pag. 51.
Verlag der k. k. geolog. Reıchsanstalt, Wien, III., Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
Verhandlungen dark k Fe Reichsanstalt.
Sitzung vom 29 9. Bang BR.
Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: Wal. R. v. Kozinski: Ein merkwürdiges
Vorkommen von Konglomerat und diluvialem Schotter in Zurawica bei Przemysl. — Dr, E.
Romer: Einige Bemerkungen über fossile Dünen. Vorträge: @. Geyer: Über die Gosau-
bildungen des unteren Ennstales und ihre Beziehungen zum Kreideflysch.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer ‚Aitto EUER verantwortlich.
Eingesendete Mitteilungen.
Walery Ritter von Eozinski. Ein merkwürdiges Vor-
kommen von Konglomerat und diluvialem Schotter in
Zurawica bei PrzemysSl.
Zur jüngeren Diluvialzeit war die Gegend von Przemysl der
Schauplatz einer starken äolischen Akkumulation, deren Produkt,
der echte Löß, weit und breit das vorherrschende Oberflächengebilde
ist. Eine mächtige Lößdecke umhüllt die Bodenwellen, die den
Ausgang des Santales aus den Karpathen einschließen, und dämpft die
durch die vordiluviale Abtragung ausgearbeiteten Oberflächenformen
ab. An den äußersten Saum der Karpathen grenzt ein breites, schwach
welliges Lößplateau, von charakteristischen Schluchten durchschnitten,
die aber in der Regel keinen Einblick in die Lößunterlage gestatten.
Eine der wenigen Stellen, wo auch das ältere, glaziale Diluvium vom
fließenden Wasser angeschnitten wurde, haben wir bei den nordwest-
lichsten Gehöften von Zurawica, am linken Abhange des Einschnittes
des kleinen Baches, welcher diese Ortschaft durchfließt und schließlich
den Sanfluß erreicht.
Der Schotter, der unterhalb der Straße zutage tritt, besteht aus
kleineren Geschieben, deren Material vollkommen mit demjenigen der
slazialen Mischschotter am Nordrande der westgalizischen Karpathen
übereinstimmt. Der Anteil nordischen Materials an der Zusammen-
setzung der Schotterablagerung ist geringfügig. Während Gesteins-
fragmente karpathischer Herkunft bei weitem überwiegen, findet man
nur spärlich kleine (höchstens nußgroße) Geschiebe roten Granites oder
Quarzporphyrs, in denen untrügliche Leitgeschiebe des nordischen
Diluviums in der ganzen Umgebung von Przemysl vorliegen.
Am Boden des Einschnittes liegen nebeneinander zwei grobe,
stark angewitterte und mit Moos bewachsene Blöcke eines mürben
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 2 u. 3. Verhandlungen. 7
46 Verhandlungen. Nr. 273
Konglomerats. Dieses Konglomerat wurde von Prof. Szajnocha!)
mit dem oberoligoeänen Konglomerat (von Sloboda rungurska)
identifiziert, dessen mächtige Komplexe den Rand der ostgalizischen
Karpathen begleiten. Einer solchen Auffassung dieses Konglomerats
kann ich mich entschieden nicht anschließen. Wir vermissen in dem-
selben das exotische Material, das für das oberoligocäne Konglomerat
des ostgalizischen Karpatenrandes charakteristisch ist (Grünsteine,
dunkelrote Phyllite). Unter den Gesteinsfragmenten, aus denen die
Konglomeratblöcke zusammengesetzt sind, erkennt man nur abgerollte
Bruchstücke echt karpathischer Flyschgebilde, wobei infolge der Aus-
lese der Gesteine während des Transports selbstverständlich die
härtesten und widerstandsfähigsten Gesteinsvarietäten (zum Beispiel
quarzitische Sandsteine) am stärksten vertreten sind. Daneben kommen
auch kleine Geschiebe typischen Fukoidenmergels vor. Viele von den Ge-
steinsfragmenten haben eine abgeplattete Form, wie sie den Flußgeröllen
NW. oE.
ZUFaAWIC«
ZAITHET N ie:
RT F ” en EEE 2 BRETT IE i =, 40
an.
ER ELLI
Sr
Or s
% DIT
a 230m
— Jacı
Linkes Bachufer im nordwestlichsten Ende des Dorfes Zurawiea
bei PrzemySl.
1 Löß. — 2 Travertin. — 3 Diluvialer Schotter. — 4 Konglomeratblöcke.
eigentümlich ist. Die grobkörnig-sandige Grundmasse des Konglomerats,
in der die Geschiebe eingeknetet sind, ist mit Kalkkarbonat zementiert,
wovon uns das starke Aufbrausen in der Salzsäure überzeugt. Die
genannten petrographischen Eigenschaften sind mit einem Konglomerat
des karpathischen Flysches nicht vereinbar, vielmehr beweisen sie, daß
unser Konglomerat durch Kalkabscheidung verkittete
Partien desglazialen Schotters darstellt, der am Bachufer
auftritt. Die Beschaffenheit des Konglomerats, und zwar die grob-
sandige oder sogar grandige Grundmasse mit eingekneteten Geschieber,
stimmt vollkommen mit dem Charakter der glazialen Ablagerungen
1) „Kosmos“, Bd. XXVI, Lemberg 1901, pag. 147. — Atlas geologiczny Galicyi,
Heft XIII, pag. 44, und Heft XX, pag. [14].
1907 Sitzung vom 29. Jänner. EKozifski. 47
des Karpathensaumes bei Przemysl überein. Auch ist der beträchtliche
Anteil der Flußgerölle begreiflich, da solche schon längst als ein nie
fehlender Bestandteil der glazialen Mischschotter am Nordrande der
westgalizischen Karpathen anerkannt wurden). Die Geschiebe sind
nicht gleichmäßig im Konglomerat verteilt, indem es in demselben ganz
geschiebefreie Partien gibt, die wir als Sandstein?) bezeichnen können.
Sie erinnern lebhaft an kleine Sandschmitzen, die ich oft in den Misch-
schottern der Umgebung von Przemysl beobachtet habe und auf die
Tätigkeit des subglazialen Wassers zurückführe. Da im Schotter, der
am Bachufer aufgeschlossen ist, nordische Geschiebe äußerst spärlich
vorkommen, so ist es auch kein Wunder, daß ich in den von mir
untersuchten Handstücken des Konglomerats nordisches Material nicht
finden konnte.
Das Schottervorkommen von Zurawica stellt eine lokale An-
schwellung der glazialen Ablagerungen dar, die höchstwahrscheinlich
einem vorübergehenden Stillstande der Bewegung des Eisrandes ent-
sprechen dürfte. Verfolgt man abwärts den weiteren Lauf des Baches,
so sieht man, daß der Schotter bald verschwindet und nicht mehr zum
Vorscheine kommt. Die niedrigen Terrassen des Baches in Zurawica
bestehen aus dunklen, alluvialen Lehmabsätzen.
Über dem Schotter liegt eine linsenförmige, bis 1’5 m mächtige
Ablagerung gelblichen, stellenweise mit Eisenoxydhydrat bräunlich an-
gestrichenen, porösen Travertins. Das Wasser, aus dem der Travertin
abgeschieden wurde, hat auch den Schotter imprägniert und Partien
desselben zum Konglomerat verfestigt. Als später der Bach sein
Bett in den Schotter einschnitt, wurden die durch Kalk verkitteten,
widerstandsfähigen Partien herauspräpariert und liegen in den be-
schriebenen Konglomeratblöcken vor.
Im Bereiche des Quartärs der Umgebung von Przemysl habe
ich auch an anderen Stellen geringfügige Kalkausscheidungen beob-
achtet (zum Beispiel Inkrustationen der Gerölle in den Mischschottern).
Da überall die Oberfläche der hauptsächlich tonigen oder mergeligen
Flyschablagerungen die impermeable Unterlage ist, auf der das Grund-
wasser der lockeren Quartärgebilde zusitzt, so kann der stellenweise
beträchtliche Kalkgehalt der Gewässer auf die Auslaugung der älteren
Ablagerungen nicht zurückgeführt werden. Als die Quelle des gelösten
Kalkes ist nur die kalkreiche Lößdecke zu betrachten, die das Wasser
durchsickert, bevor es die glazialen Ablagerungen erreicht. Daher
muß das Konglomerat von Zurawica — wie die Kalkausscheidungen
im Quartär der Gegend von Przemysl überhaupt — erst in der Post-
diluvialzeit entstanden sein, als die kalkreiche Lößdecke bereits vor-
handen war.
!) Die Flußgerölle der Mischschotter fasse ich mit Hilber (Verhandl. d.
k. k. geol. R.-A. 1882, pag. 244) als präglaziale fluviatile Absätze auf, die vom
heranrückenden nordischen Inlandeise ergriffen und der Grundmoräne einverleibt
wurden.
®) Ein „Diluvialsandstein“, durch Verkittung des Diluvialsandes entstanden,
kommt im norddeutschen Quartär vor. Vgl. Lethaea geognostica, III. Tl., 2. Bd.,
I. Abt., pag. 67.
m*
7’
48 Verhandlungen. Nr. 2003
Dr. EB. Romer. Einige Bemerkungen über fossile
Dünen)
Solger wies in einem auf dem XV. deutschen Geographentage
gehaltenen Vortrag auf die fossilen Dünen des norddeutschen Tief-
landes als Zeugen postglazialer Klimaschwankungen hin. Seine Er-
gebnisse 2) seien kurz zusammengefaßt: Es treten in dem Tieflande
regelmäßig Bogendünen und Strichdünen hervor; die ersten sind
vorherrschend und geben der Landschaft das Gepräge, die zweiten
haben eine geringere Höhe und befinden sich hauptsächlich am Rande
des Bogendünengebietes. Angenommen, die Bogendünen wenden ihre
konvexe Seite den herrschenden Winden entgegen, so zieht Solger
den Schluß, daß die Dünenlandschaft Norddeutschlands unter der Herr-
schaft östlicher Winde entstanden sei. Die Strichdüne hält er für
den Grenzfall einer Bogendüne, „in den diese um so mehr übergeht,
je schmaler ihr Mittelstück ist“. Die Entwicklung der niedrigeren
Strichdünen bringt Solger mit der geringen Sandmächtigkeit zusammen.
Wenn der Grundriß der Dünen auf das Vorherrschen der Ostwinde
hinweist, so ist das gegen Osten steile Dünenquerprofil ein Beweis,
daß den Ostwinden der jungen Postglazialzeit nachher die Westwinde
gefolgt sind.
Zu sehr ähnlichen Ergebnissen ist auch Friedberg?) bei der
topogeologischen Aufnahme in den rechtsseitigen Niederungen der
oberen Weichsel (N von Rzeszöw-Debica) gelangt. Beide stimmen
darin überein, daß sie die Bogendüne, die sie mit den Barchanen
identifizieren, als vorherrschenden Typus des Tieflandes ansehen,
daß sie ferner aus der Grundrißgestalt auf das Vorherrschen der
Ostwinde schließen. Friedberg hat dagegen die nachherige De-
formation der Dünen nicht bemerkt, und weist im Gegenteil auf die
steilen Westhänge der Dünen hin.
Die letztgenannte Kontroverse, welche für die geringere mor-
phologische Wirkung der Westwindeperiode, trotz des früheren Eisrück-
zuges, im subkarpathischen Tieflande zu zeugen schien, hat mich zum
näheren Studium der Dünengeviete des galizischen Tieflandes geführt.
Trotzdem meine Studien nach einigen Ausflügen in die diluvialen
Sandgebiete der Sanniederung (zwischen Jaroslau und Jaworöw) und
der Bugniederung (speziell Styrgebiet in der Gegend von Brody) noch
gar nicht abgeschlossen sind, halte ich einige Ergebnisse schon jetzt
mitzuteilen für angezeigt, umso mehr, als mir andere Pflichten wohl
nicht bald die Dünenstudien fortzusetzen erlauben werden.
Meine Ergebnisse stimmen mit den vorhergenannten einzig darin
überein, daß ich für die Gestaltung der Dünenlandschaft die Mit-
wirkung der herrschenden Ostwinde annehme. Überdies bin
ich mit Solger darin einverstanden, daß auch die ostgalizischen
!) Ausführlich berichtet im Organe des poln. Kopernicus-Vereins, „Kosmos“
1906, Heft XII, pag 334—-362.
?) Verh. des XV. deutschen Geographentages in Danzig, Berlin 1905,
pag. 159— 172.
®) Atlas geolog. Galicyi, Heft XVI, Krakau 1903, pag. 33—37.
1907 Sitzung vom 29. Jänner, Dr. E. Romer. 49
Dünen einer recht beträchtlichen Umlagerung durch nachher vor-
herrschende Westwinde unterlagen. Nachdem laut meteorologischer
Beobachtungen der jetzige Anteil der sommerlichen (VI— VII) West-
winde (NW—SW) im Westen der galizischen Niederung 60—70°/,,
in der Mitte 50—60°/,, im Osten 40—50°/, beträgt, so ist es klar,
daß auch die Dünen im westgalizischen Arbeitsfelde Friedbergs
Anzeichen einer Deformation seitens der Westwinde aufweisen
dürften.
In den von mir untersuchten Dünengebieten fand ich folgendes:
Die Höhe der Dünen ist in beiden Gebieten (San- und Styrgebiet)
sleichmäßig. Die durchschnittliche Höhe der größeren Dünen schwankt
zwischen 10—15 m und es ist von Interesse, daß die höchsten Dünen
auch in beiden (rebieten das gleiche Maß von 17 »n erreichen. Die
Mächtigkeit der diluvialen Sande ist dagegen in beiden Gebieten
recht verschieden: sie beträgt an der Linie Jaworöw-Jaroslau kaum
2--5 m, durchschnittlich nicht über 3 m; im Styrgebiete beträgt sie
dagegen 6—15 m, durchschnittlich über 10 m. Eine Relation
zwischen der Mächtigkeit der Sande und der Dünen-
höhe scheint nicht zu existieren. Die Höhe der Dünen
scheint mit den Eigenschaften des Dünensandes und speziell den
klimatischen Elementen des Gebietes (Feuchtigkeit und Windstärke)
im Zusammenhang zu stehen. Nur dadurch läßt sich die hypsometrische
Monotonie der Dünenzüge in einzelnen Gebieten erklären. Dieses
Moment hat schon Cornish!) gewürdigt und geklärt.
Der gleichmäßigen Höhe der Dünenwälle auf den höher ge-
legenen, offenen Platten entgegen sind die Randdünen, welche etwa
den Strichdünen Solgers entsprechen, bedeutend niedriger. Die Sand-
gebiete des ostgalizischen Tieflandes stellen longitudinale, den Tälern
meist parallele Zonen vor, welche mit diluvialen Tonen, respektive
Lößzonen wechseln. Es ist eine charakteristische und speziell für
das linke Sangebiet bei der topogeologischen Aufnahme festgestellte
Tatsache?), daß diese Täler nicht nur morphologisch,
sondern auch geologisch insofern asymmetrisch sind, als
der rechte (nördliche) Talflügel aus diluvialen Sanden, der linke da-
gegen aus diluvialen Tonen aufgebaut ist.
An den Rändern, speziell an den Talrändern der Diluvialsand-
platten sind oft dichtgescharte, regelmäßige Randdünen, welche ich
Taldünen nenne, entwickelt. Die Taldünen haben die Richtung
der Täler, denen sie angehören. Im Tal des Szklo- und Wisznia-
flusses (Sangebiet) laufen sie O—W bis OSO—WNW, im Tal des
Styrflusses haben sie die NW—SO-Richtung und an den Nebentälern
des Styr, an der Boldurka kommen vortrefflich entwickelte meridionale
(NNW--SSO), an der Stonöwka longitudinale (O—W) Dünen vor.
Auch außerhalb der Talränder treten auf den Diluvialsandplatten
parallele Taldünenzüge hervor und wo diese Erscheinung zur Bildung
kommt, kehrt im Terrain auch eine mehr oder weniger ausgeprägte
!) Formation des Dunes de Sable, Bruxelles 1900. Uniy. nouvelle Nr. 2,
pag. 14. Vgl. auch Chamberlin: Geology I, pag. 26.
?) Lomnicki, Atlas geol. Gal. XII, pag. 9.
50 Verhandlungen. Nr. 23
Talung zurück, Zeuge ehemaliger postglazialer Flußläufe. Der
krasse Wechsel in der Richtung der deutlich entwickelten Taldünen-
züge schließt aber die Bildung derselben unter dem Einfluß einer
klimatisch vorherrschenden Windrichtung aus. Ziehen wir zum Beispiel
ein longitudinales Tal (Szklo, Wisznia, Slonöwka) in Betracht; es ist tief
und breit in die Diluvialsandplatte eingeschnitten. Nehmen wir das
Vorherrschen des Ostwindes an: im Falle die Sandmassen auf der
Platte im beweglichen Zustand sind, so wird der Ostwind dieselben
in meridional gestreckte parallele Dünenrücken auftürmen. Die im
Tal immer von neuem aufgearbeiteten Sandmassen wird aber der
Ostwind aus doppelten Rücksichten wenig oder gar nicht in Bewegung
setzen. Erstens wird der Ostwind im eingesenkten Tale viel an
seiner Stärke einbüßen, zweitens, greift er die Talsande senk-
rechtzu derenSortierungnach dem Feuchtigkeitsgrade
an. Die Sande des longitudinalen Tales können nur vom Süd- oder
Nordwind zum Dünenaufbau gebracht werden. Diese Winde treffen
die schon ausgetrockneten Sedimente in ihrer ganzen Länge. Selbst-
vedend wird derjenige von den beiden Windrichtungen morphologisch
wirksam werden, welcher an Stärke und Häufigkeit überwiegt. Dieser
Wind wird die Taldünen schneller und höher aufbauen, folgerichtig
wird dieser den Fluß in entgegengesetzter Richtung treiben, bis er
zu dieser geologischen Talasymetrie führt, welche für große Gebiete
des ostgalizischen Tieflandes so eigentümlich ist. Die Deutung dieses
Prozesses ist ja nicht neu, sie ist im großen von Walther!) und
anderen Forschern für die Entwicklung der Karakumwüste angewandt
worden. Ich will hier nur nebenbei betonen, daß auch dort in
Turkestan die N-Winde. denen die Entstehung der Wüste zuerkannt
wird, gar nicht die vorherrschenden (OÖ im Winter, W im Sommer),
sondern die den Amudaria senkrecht treffenden sind. Denselben
Ideengang, nämlich den Zusammenhang der Dünenrichtung zu dem
Verlaufe der Täler, hat schon Nikitin für die transuralischen
Steppen ausgesprochen (1892?) und Muszketow?°) hat die wech-
selnde Dünenrichtung der Kalmückischen Steppe mit der Richtung der
Küsten des sich zurückziehenden Kaspischen Meeres in Zusammen-
hang gebracht.
Zusammenfassend, halte ich die Taldünen für eine
durch auf die Talrichtung senkrechte Nebenwinde her-
vorgebrachte Erscheinung.
Ein mehr detailliertes Studium wäre gewiß geeignet, die Rolle
einzelner Windrichtungen der postglazialen Steppenperiode mehr zu
entschleiern, Ich führe hier nur einige Beobachtungen an, in welchen
wohl Zufälligkeiten eine bedeutende Rolle spielen. Die Taldünen des
Szkloflusses westlich von Jaworöw, dicht geschart und schön ent-
wickelt, erreichen nur eine sehr geringe Höhe, welche von etwa 2—3 m
in der Nähe des alluvialen Tales ins Innere der Sandplatte gegen
!, Walther, Gesetze der Wüstenbildung, 1900, pag. 119.
2) Zitiertt bei Semenow: Kirgizkij kraj in Rossija, Bd. XVIII, 1903,
pag. 54.
3) Trudy geolog. Komit. 1895, Bd. XV, Nr. 1. Deutsch. Res., pag. 182.
1907 Sitzung vom 29. Jänner. Dr. E. Romer. 51
N bis kaum 5—7 m anwachsen — wahrscheinliche Entstehung unter
Wirkung der S-Winde. Die wahrscheinlich bei N-Winden entstandenen
Taldünen der Stonöwka steigen von der Talterrasse sofort zur Höhe
von S—10 m an, und die am Westrande des Boldurkatales auf-
getürmten Taldünen erreichen sogar das höchste Maß von 17 m.
Die letzte Beobachtung scheint mir schon als Grund für die An-
nahme der herrschenden Ostwinde zu gelten. Es gibt deren mehrere,
Die Taldünen wurden durch lokal bedingte Windrichtungen auf die
Höhe der Sandplatte verfrachtet. .Dort mußten aber die Taldünen
einem Wechsel unterliegen. Waren auf der Platte bewegliche Sande
vorhanden, so sind sie schon gleichzeitig zum Spiel der herrschenden
Winde geworden, und diese äolischen Formen brachten die Taldünen
zum Halt und Umlagerung durch herrschende Winde entgegen. Das
ziemlich tiefe Eindringen der Taldünenzüge in die
Sandplatten scheint mir, ich sage dies hypothetisch, gegen den
Wüsten- und für den Steppencharakter unserer post-
slazialen Landschaft zu sprechen. Im dem zuletzt angenom-
menen Falle brachten ja erst die Taldünen das Flugsandmaterial auf
die Höhe der Platten hinauf. Auf diese Weise entstanden die ge-
bogenen Dünen (nicht Bogendünen — Barchane). Daß diese gebogenen
Dünen durch Anwachsen eines meridionalen Dünenwalles an die heran-
gewanderten Taldünen entstanden sind, scheint mir schon dadurch
bewiesen zu sein, dab die Seitenarme der gebogenen Dünen
mit den Taldünen parallel laufen. Würden die gebogenen
Dünen (Bogendünen im Sinne Solgers und Friedbergs) ein Werk
der herrschenden Winde sein, so müßten sie von der Bogenachse, das
ist vom herrschenden Winde hyperbolisch auseinandergehen. Dieser
Parallelismus der Dünenbogenarme zu den Taldünen (Striehdünen
Solgers) tritt aber auch auf der von Solger beigegebenen Karte
der Umgebung von Birnbaum recht deutlich hervor und speziell die
südlichen Arme der gebogenen Dünen haben genau dieselbe Richtung
wie die Taldünen der Warthe. Daraus schließe ich, daß diese ganze
Dünenbildung am rechten Ufer der Warthe aus den Taldünen sich
entwickelt hat, ja ich wage die Hypothese, daß ohne dieses diluviale
Haupttal überhaupt keine Dünenbildungen auf der Warthe-Netze-
platte zur Bildung gelangen konnten. Auf meine geringe Erfahrung
kann ich mich wohl nicht stützen, aber trotzdem kann ich mich auch nicht
von dem Eindrucke meiner auf der baltischen Platte im Sommer i905
ausgeführten Wanderungen freimachen, daß dort die Dünen nur an
Nehrungen und am Meeresstrand einerseits, an Talrändern, zum Bei-
spiel bei Bromberg und Thorn anderseits beobachtet wurden. In den
trostlosen Sandflächen dagegen, in der Gegend von Karthaus, Berent
und ebenso in der Tuchler Heide sind mir diese Bildungen nicht auf-
gefallen — ich behaupte nicht, sie existieren nicht auf diesen weit von
großen Diluvialtälern entlegenen Land- und Sandflächen, ich bin aber
sicher, dab dort die Dünenbildungen eine untergeordnete Rolle spielen.
Könnte dies nicht wiederum zur Stütze meiner Annahme gelten, daß
während unserer Postglazialzeit wohl Steppenklima,
aber nicht ein Wüstenklima geherrscht hat?
Die letzte Voraussetzung übt aber meiner Ansicht nach keinen
59 Verhandlungen. Nr. 2 au
Einfluß auf meinen Gedankengang über die Dünenlandschaft des
diluvialen Tieflandes aus.
Das Vorherrschen der Ostwinde in der Periode der Dünen-
bildung, worüber ich vorher gesprochen habe, wird aber, meiner
Ansicht nach, für jeden klar, der einmal eine im Entstehen begriffene
Düne beobachtet hat. Die meridionalgerichteten Partien der gebogenen
Dünen wenden gegen Osten solch glatte und konvexe Querprofile,
gegen Westen haben sie dagegen teilweise außerordentlich steile (bis
über 35%) Hänge, die öfters durch Querwälle und isolierte Warzen
gegliedert sind, so daß hier an die Entstehung durch den Ostwind
nicht gezweifelt werden kann. Die morphologischen Einzelheiten des
Inneren eines Dünenbogens haben aber wahrscheinlich eine doppelte
Entstehungsursache und sind auch nicht gleichaltrig. Die Querwälle
könnten im Windschatten des Ostwindes zur Bildung gelangen, die
maulwurfartigen, zahlreichen Hügel, die einen Teil des Dünenbogens
ausfüllen, könnten der rückwirkenden Tätigkeit des Westwindes der
späteren Zeit ihre Entstehung verdanken. Diese Modifikation der
Dünenform ist an manchen Dünen bedeutend weiter fortgeschritten,
manche steilen Osthänge finden vielleicht darin Erklärung, aber man
muß in dieser Rücksicht sehr vorsichtig vorgehen, da ich in vielen
Fällen die Ausbildung der Dünensteilhänge (speziell auf der äußeren
Seite des Bogens) unter Einfluß der rezenten Erosion habe fest-
stellen können.
Im Styrgebiet ist aber andere Gelegenheit zum Studium der in der
postglazialen Zeit wechselnden Windrichtungen geboten. Die Dünen
dieses Gebietes bergen in vielen Fällen eine schwarze Kulturschicht,
welche durch eine einige Dezimeter dicke Schicht des Flugsandes zuge-
deckt ist. Das Alter dieser Schicht läßt sich trotz zahlreicher Funde, aus
Mangel detaillierter Fachstudien, nicht näher angeben, rührt aber aus
der Steinzeit und gilt als neolithisch. Diese Kulturschicht ist an vielen
nicht bewaldeten Dünen mehr oder weniger durch jetzige Wind-
tätigkeit entblößt worden. An einigen Dünen ist die ganze obere
Flugsanddecke oft mit der Kulturschicht zusammen ganz und gar
entfernt worden (Taldüne zwischen Bielawee und Boldury, 11 km
nördlich von Brody) und auf dem dadurch entstandenen Querschnitt
tritt der Verlauf und die leichte, südwestliche Neigung dieser Schicht
deutlich, aber nur an westlichen Hängen zutage. Die Bedeckung dieser
Schicht durch Flugsand mußte also unter den heutigen entgegengesetzten
Windverhältnissen zustande gekommen sein. Dieser rückläufige Um-
lagerungsprozeß der Dünen ist auch sehr schön in Kolpin (7 km westlich
von Brody) sichtbar. Dort kommt die Zerstörung durch SSW-Winde
zustande. An diesen Hängen ist die Decke auch schon weggeblasen, die
Kulturschicht wird jetzt eben unterwühlt, die nordöstlichen Hänge sind
mit ihr dunkel bestreut und an den stärker angegriffenen Stellen bildet
die Kulturschichte ihrer größeren Bündigkeit entsprechend Tisch- und
Pilzformen. So läßt sich hier öfters beobachten und feststellen, daß
das heutige Klima mit seinen Westwinden den ehemals
herrschenden Ostwinden entgegenarbeitet.
Schon die Kulturschicht spricht für mehrere Klima-
schwankungen seit der Postglazialzeit. Alle die Siedlungen
1907 Sitzung vom 29. Jänner. Dr. E. Romer. 53
haben eine seltsame Lage. Am Rücken der Düne breit und beinahe
horizontal gelegen, sprechen sie dafür, daß die Düne schon während
einer den Siedlungen vorhergegangenen feuchten Zeit teilweise denudiert
und abgeflacht wurde. Alle die Dünen sind jetzt allseitig von mehr
oder weniger sumpfigen Mooren umgeben, diese Moore sind selbst-
redend jünger als die Düne. In dem jetzigen Zustande könnten die
Dünen als geschützte Stellen gelten. Diese Eigenschaft mußten sie
aber auch in der neolithischen Zeit haben; würde im Neolith ein
Steppenklima geherrscht haben, so würde die Lage der völlig un-
geschützten und der vernichtenden Kraft der Winde am stärksten
ausgesetzten Siedlungen unerklärt bleiben.
Im 353—5 km breiten alluvialen, zumeist stark vermoorten Tale
(Torfschicht in 6 m Tiefe nicht durchbohrt) !) der Boldurka liegt auf
der Moorfläche ein Dünenkomplex. Er setzt sich aus mehreren dem
Tal parallelen kleinen Dünenwällen und einer größeren Flugsandfläche
zusammen. Die 2—3 m hohen Dünen und Flugsandbildungen liegen
nicht nur auf dem Moore, sondern sind auch allseitig von Mooren
umgeben; der Sand ist nicht von der Sandplatte auf das alluviale
Moor angeweht worden, sondern er mußte auf einer trockene Ebene
windgetrieben werden.
Voilauf der Unzulänglichkeit meiner Beobachtungen sicher, ver-
suche ich doch, sie in synthetische Ordnung zu bringen.
Ich vermute also im Styrgebiete folgende Klimaschwankungen
der Postglazialzeit:
I. Steppenklima — Hauptzeit der Dünenbildung.
I. Feuchtes Klima — Vermoorung der Täler, neolithische Siedlungen
auf den Dünenrücken. |
II. Steppenklima — Austrocknung der Moore, Moordünen, Überwehen
der Kulturschicht.
II. Feuchtes Klima — Jetztzeit.
Der Unterschied zwischen meinen und Solgers Auffassungen
liegt in der Deutung der Entstehung der Landschaft. Solger macht
für die Ausbildung der äolischen Formen nur die vorherrschende
Windrichtung verantwortlich; ich halte diese, neben den zur Tal-
richtung senkrechten Nebenwinden von untergeordneter Bedeutung,
ja ich vermute sogar, daß die großen diluvialen Täler die
Ursprungsstätte der Dünenbildung seien. Diese letzte Be-
merkung gilt speziell dem norddeutschen Tieflande, denn in den den
Karpathen nahen Gebieten konnten sich größere Täler während des
Eisrückzuges nicht entwickeln. (NB. Die diluvialen Täler sind im ost-
galizischen Anteil besser entwickelt als in Westgalizien.)
Die Grundlage dieser Kontroverse sehe ich darin, daß Solger,
den vielseitig berühmten Forschungen Walthers folgend, die
Barchandüne als einen normalen Typus der Dünenlandschaft angesehen
hat. Ich muß aufrichtig sagen, daß ich die Anschauung J. Walthers,
daß „alle Dünenformen von der Bogendüne abgeleitet werden
1) Uhlig im Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1884, pag. 222.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 2 u. 3. Verhandlungen. 8
54 Verhandlungen. Nr. 2193
müssen“ 1), anzweifle. Der Barchan mag auf freien Flächen einer Sand-
wüste die Landschaft beherrschen, auch dort ist er aber eine ephemere
Erscheinung; in der Düne, in den mehr oder weniger mächtigen Sand-
wällen, wenn überhaupt Barchane zur Entwicklung gelangen, stellen
sie ein untergeordnetes und ebenso wie die Wüsten-
barchane ephemeres Formelement dar. Walther hat selbst
die Zerstörung der Barchane an einem Sturmtag erlebt und betont
auch die in halbjährigen Perioden sich vollziehende Umlagerung der Bar-
chane; dasselbe, aber mit noch krasseren Worten, berichten auch andere
aralo-kaspische Forscher, so Muszketow (Kalmückensteppe), Nikitin
(Barabasteppe) und schließlich Iwezenko (Kirgisensteppe). Nikitin
spricht ja über die Beweglichkeit und Formänderungen der Barchane
deutlich genug, wenn er sie für kartographische Darstellung für unge-
eignet hält. Die detaillierten Studien von Iwezenko ?) verfolgen dagegen
die schrittweise Metamorphose der Barchane, sie entfalten vor unseren
Augen ein lebendiges Bild eines eintönigen, aber ewig wellenbewegten
Sandmeeres. Aber auch in den wüstenartigen Steppen, so in der
Kalmückensteppe, treten neben den Barchanen, die die trostlosesten
Sandflächen modellieren, auch feste Dünenbildungen auf. Auf diesen
Gegensatz zwischen der hohen Düne und dem Barchan
weist Muszketow°) hin, und ich glaube, dieser Gegensatz ist
so groß wie der zwischen unseren Flugsandflächen und
Heiden einerseits und zwischen den Dünen anderseits.
Die Dünen sind den Wüsten und Steppen, die zu Barchanwellen auf-
getürmten Flugsandgebiete nur den Wüsten eigentümlich. Der Barchan
ist zur gewaltsamen Formänderung, Verschwinden und Neubau immer
fähig, eine Düne mag einem langsamen Formwechsel unterliegen ;
sie schwindet nie. Die Barchane, verhältnismäßig winzige Sand-
haufenwellen schwinden dagegen, sobald ein Klimawechsel feuchtere
atmosphärische Zustände mit sich bringt; sie werden die ersten, die
der Denudation unterliegen.
Wenn ich mit Walther in mancher Beziehung betreffis der
Barchane nicht übereinzustimmen vermag, so ist es doch nicht seine
Schuld, wenn Solger die verhältismäßig gewaltigen Dünenrücken
der Warthe-Netzeplatte Bogendünen im Sinne der Barchane
genannt hat. Walther hat die Barchane so anschaulich dargesellt,
wie niemand vor ihm es getan hat; Walther hat schließlich eine
wertvolle kartographische Momentaufnahme dieser Bildungen ver-
öffentlicht, die bis heute unübertroffen dasteht. Die kartographisch
dargestellten Barchane Walthers bedecken eine Fläche, welche oft
unter 50 m? bleibt und nicht 200 m? erreicht. Auch die Form der Bar-
chane hat mit der gebogenen Düne unseres Tieflandes nichts Ge-
meinsames. Die Dimensionen der Längenachse der von Walther
aufgenommenen Barchane stehen zur Sehne des Bogens in einem
stabilen Verhältnis, das ist etwa 2 : 3. Neben solcher Form beschreibt
!) Walther, Gesetz der Wüstenbildung, pag. 121.
°) Denudacija stepy. Jezegod. po geol. miner. Rossii. 1905/06. Vol. VII,
Nr. 2 u. 7; Vol. VIII, Nr. 6/7. Mit franz. Resümee.
®») L. ce. deutsch. Resümee, pag. 180.
1907 Sitzung vom 29. Jänner. Dr. E. Romer u. G. Geyer. 55
auch Iwezenko in die Länge gezogene Barchane, bei welchen die
Längenachse 20 m erreicht, die Sehne in den Grenzen 7—10 m, die
Höhe von 1'5 bis 60 m schwankt. Das sind die großen Barchane
Iwezenkos, welche seinen Berichten gemäß aus kleinen, kaum 20 cm
hohen entstehen können. Die längliche Form der Bogendünen wird
auch aus anderen Wüstengebieten, Sahara und Peru, beschrieben !).
Nach dem Gesagten können wohl die im Grundrisse gewaltigen,
durch ausgesprochene Kammbildung ausgezeichneten Dünen unseres
Tieflandes nur mißverständlich Barchane senannt werden. Es sind
eben unsere Dünen keineswegs Bogendünen, sondern
gebogene Dünen.
Darin, in der anderen Auffassung der morphologischen Formen
der Dünenlandschaft, beruht, meiner Ansicht nach, die Ursache an-
derer Auffassung der diluvialen Dünenlandschaft. Sehen wir in den
gebogenen Dünen keine Bärchane mehr, so können wir dieselben
auch nicht als primäre Bildung ansehen; sind sie aber eine zu-
sammengesetzte Erscheinung, dann ist kein Grund vorhanden, die
Strichdünen und die gebogene Dünen auf dieselbe Ursache, re-
spektive dieselbe Windrichtung zurückzuführen. Die longitudinale und
transversale Dünenrichtung unter dem Einfluß derselben Windrichtung
beschreibt Blanford allein. Die kurze Notiz von Cornish?), dem
ich die Nachricht verdanke, erlaubt mir nicht, sich davon ein selb-
ständiges Urteil zu bilden. Ich bemerke nur, daß Blanford den
Ausführungen Solgers etwa entgegengesetzt die longitudinale Rich-
tung der größeren Windstärke zugeschrieben hat. Von größerer Be-
deutung finde ich, daß alle Beobachtungen im diluvialen Tiefland für
die dem Winde transversale Dünenrichtung sprechen, andernfalls solche
Mannigfaltigkeit, wie sie in den Dünenrichtungen (auch Strichdünen)
beobachtet wird, ausgeschlossen sein dürfte.
Diese Mannigfaltigkeit spricht aber eben dafür, daß eolische
Formen ihre Entstehung der herrschenden Windrichtung am wenigsten
verdanken.
Vorträge.
G. Geyer. Über die Gosaubildungen des unteren
Ennstales und ihre Beziehungen zum Kreideflysch.
Der vorherrschende Westostverlauf der Flyschzone zwischen
Salzburg und Wien erfährt bekanntlich etwa zwischen Steyr und
Waidhofen insofern eine Unterbrechung, als hier eine lange, aber
schmale Kreidebucht, anscheinend quer auf das Streichen der Kalk-
alpen, einem Fjorde gleich weit in das Innere des Gebirges eindringt.
Auch orographisch markiert sich dieser Zug weicher Gesteine als
eine auffallende Senke, durch welche man von den am weitesten
gegen die Ebene vorgeschobenen Höhen wie durch ein Tor bis zu
den schroffen Felsgipfen am Innenrande der Kalkalpen Einblick
gewinnt.
Cornish,:l. ec. pagi.20:u. Fig. 12.
2), Cornish, 1. c. pag. 25 uw. £.
8r
56 Verhandlungen. Nr. 2 a3
Wie nun die neuen Aufnahmen im Gebiete des Spezialkarten-
blattes Weyer (Zone 14, Kol. XT) gezeigt haben, hängt jene südliche
Ausstülpung der Flyschzone mit der Tektonik des vorliegenden Abschnittes
der Nordalpen innig zusammen, indem sie sich von der hier eintretenden
Schwenkung im Streichen der Kalkalpen abhängig erweist. Schon in
einer vorangegangenen Mitteilung!) hatte ich darzulegen versucht,
daß die von Osten her bis an den Meridian von Waidhofen westlich
streichenden Kalkalpen hier allmälig nach Südwest und endlich direkt
südlich gegen Altenmarkt abschwenken, daß dagegen die von Westen
heranstreichenden Faltenzüge an jenem Bogen abstoßen und daß die
Gegend des Pechgrabens, wo aus dem Liassandstein eine alte Granit-
klippe emportaucht, wie ein stauendes Hindernis in den Winkel
zwischen jenen beiden Faltungsrichtungen hineinragt.
Die weiteren Aufnahmsarbeiten haben nun bestätigt, daß ein
Teil der Kreideflyschzone bei Waidhofen, innig angeschmiegt an die
südlich angrenzende Kalkzone, jene Schwenkung nach Süden
mitmacht, so daß einzelne Faltenbündel der nördlichen Fiyschzone
in die fragliche Kreidebucht eintreten und durch dieselbe, wie
übrigens schon aus vorläufigen Mitteilungen in einem Reisebericht
von A. Bittner?) hervorgeht, weit nach Süden verfolgt werden
können.
Reicht jene Bucht von der äußeren Flyschzone bis in eine
Region, aus welcher schon seit langer Zeit fossilreiche Gosauschichten
bekannt sind, die ihrerseits wieder durch einige isolierte Decken-
reste mit dem bekannten Gosaubecken von Landl-Gams in Verbindung
stehen, so war zu erwarten, daß in der betreffenden Gegend das
stratigraphische Verhältnis zwischen den Gosaü-
schichten und dem nordalpinen Kreideflysch der Beob-
achtung zugänglich sein würde. Tatsächlich konnte eine Reihe dies-
bezüglicher Aufschlüsse untersucht und dabei jene Wahrnehmungen
semacht werden, die den Inhalt vorliegender Zeilen bilden.
Wir gehen bei der Darstellung dieser Lagerungsverhältnisse
von den südlichen Partien der mehrerwähnten Flyschbucht in der
Gegend von Mooshöhe und Weißwasser aus, über welche schon früh-
zeitig durch C. Peters) und C. Ehrlich) berichtet worden ist
und werden von dort an die verschiedenen, jene Flyschbucht be-
sleitenden Gosauvorkommen gegen Norden und Nordosten bis an den
Kalkalpenrand bei Waidhofen verfolgen.
') G. Geyer, Über die Granitklippe mit dem Leopold von Buch-Denkmal
im Pechgraben bei Weyer. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1905, pag. 363.
?) A. Bittner, Geologisches aus der Gegend von Weyer in Oberösterreich.
4. Der Terrainsabschnitt nordwestlich von der Tiefenlinie des Gaflenzer Baches.
Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1901, pag. 250.
»)C. Peters, Beitrag z. Kenntn. d. Lagerungsverhältnisse d. oberen Kreide-
schichten in einigen Lokalitäten d. östl. Alpen. Abhandl.d. k. k. geol. R.-A., Bd. I,
Wien 1852.
*%) C. Ehrlich, Geognost. Wanderungen im Gebiete d. nordöstl, Alpen,
Linz 1854, pag. 62.
1907 Sitzung vom 29. Jänner, G. Geyer. 57
I. Die Gosaubildungen des Blahberges, Breitenberges und der
Mooshöhe.
Der breit eingesenkte Sattel der Mooshöhe, 849 m, welcher
die beiden Hauptdolomitzüge des Langfirst und der Bodenwiese
trennt, wird fast ausschließlich von synklinal gelagerten, einseitig
nach Nordost einfallenden Kreidebildungen eingenommen, deren Auf-
lagerung auf dem Triasuntergrunde des Langfirstgebietes insofern
trefflich aufgeschlossen ist, als sich mehrere tiefe Einschnitte durch
die hier auf der Höhe gelegene Kreide weit in den Hauptdolomit
hinabsenken. Diese Einschnitte bilden sämtlich die südlichsten Ver-
ästelungen des bei Reichraming in die Enns mündenden Groben
Baches. Es sind dies hauptsächlich der Haselbach (Hauselbach
der Spezialkarte) und Schwarzabach (Weißwasser der Spezial-
karte), letzterer mit dem Seitenzufluß des Seigrinnenbaches, durch
die eine Gliederung der Höhen erfolgt, so zwar, daß der zwischen
Haselbach und Seigrinnenbach aufragende Zug der Blahbergalpe
mit dem Prefundkogel (Prefing der Spezialkarte) sich von dem
weiter östlich zwischen dem Seigrinnenbach und dem Sattel der Moos-
höhe hinziehenden Breitenberg deutlich abtrennt.
Speziell auf dem zwischen Haselbach und Schwarzabach frei auf-
ragenden Prefundkogel zeigt sich die Überlagerung des Haupt-
dolomits durch die den Gipfel bildenden Gosaubildungen in modell-
artiger Deutlichkeit. Letztere bestehen hier aus mächtigen, in
Bänken gegliederten Massen lichtgrauer, meist aus eckigen Dolomit-
brocken zusammengesetzter Breccien, deren Verwitterungsformen von
jenen des unterlagernden Dolomits wenig verschieden sind, so dab
die Grenze der beiden Formationen von fern nicht leicht erkannt
werden kann. An den nach Westen, Norden und Osten steil abfallen-
den Prefundkogel schließt sich nach Südosten der wiesenreiche Rücken
der Blahbergalpe an. Auf diesem Rücken zeigt sich hart am
Fuße des Prefundkogels eine alte Aufgrabung in einem grell rot-
braunen Bohnerz und oolithischem Eisenton, dessen Zusammensetzung
nach der in unserem chemischen Laboratorium durch Herrn F.Eich-
leiter vorgenommenen Untersuchung das Vorhandensein von Beauxit
erweist.
Es ist eine bekannte Erscheinung, daß solche Beauxitbildungen
an der Basis übergreifender Serien auftreten und daß speziell an der
Basis der Oberkreide in Südfrankreich!) und im Eocän unserer Karst-
länder?) derartige Vorkommen (wie eine Art terra rossa?) in den
Unebenheiten des alten Kalkuntergrundes einsitzen,
') Vergl. u. a. L. Collot, Age des Bauxites du Sud-Est de la Frange.
Bull. Soc. geol. XV, Paris 1886—87, pag. 331.
2) F. v. Kerner, Erläut. z. Kartenblatt Kistanje-Dernis SW, Nr. 121
(30, XIV) der geol. Spezialkarte, pag. 30.
R.J. Schubert, Das Verbreitungsgebiet der Prominaschichten im Karten-
blatt Novigrad—Benkovac (Norddalmatien), Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1904,
pag. 472 und 501.
F. v. Kerner, Reisebericht aus dem Cetinagebiete. Verhandl. d. k. k. geol
R.-A. 1906, pag. 316.
58 Verhandlungen. Nr. 2 w3
Die Kreideschichten streichen mit nordöstlichem Einfallen längs
des Rückens gegen die Blahbergalpe hinüber. Hier sieht man an dem
gegen Ahornboden führenden Wege am Nordabfall des Wasserklotz-
zuges über Hauptdolomit zunächst ebenfalls Dolomitbreccien als Basis
der Gosau, darüber bunte Kalkkonglomerate, ganz vom Aussehen der
bekannten nordalpinen Gosaukonglomerate, im Wechsel mit Sand-
steinbänken, dann aber graubraune bituminöse Mergel mit Kohlen-
schmitzen und zierlich ausgewitterten, weißschaligen Gastropoden, unter
denen die Gattungen Natica und Melania vorherrschen. Überaus häufig
erscheint hier Melania Beyrichi Zek. sp.
Auf der Höhe des wasserscheidenden Rückens folgt endlich
ein heller, dichter, fein rotgeäderter, an den Untersbergmarmor er-
innernder Kalkstein, der eine noch höhere Position einnehmen dürfte
als die dunklen brackischen Mergel.
Östlich unter der Blahbergalpe im Seigrinnengraben läuft die
Auflagerungsgrenze der Gosau nahe südlich der Berger Hütte durch.
Auch hier folgt über dem Hauptdolomit, zunächst nach Nord ein-
fallend, eine mächtige Lage von Dolomit- und Kalkbreccien in Ver-
bindung mit gelben, sandigen Kalken, sodann ein Wechsel von bunten
Konglomeraten mit Sandsteinschichten, darüber eine Serie von
dunklen Mergeln mit weißschaligen Gastropoden und einer förmlichen
Lumachelle von Avicula caudigera Zitt., endlich zu oberst Sand-
steinbänke mit Mergelschieferzwischenlagen. Den Schwarzabach von
Unter-Weißwasser (Buchmeister der Spezialkarte) nach abwärts bis in
die Gegend der alten Schwarzaklause verfolgend, gelangt man aus
der Gosau jenseits wieder in den Hauptdolomit, in dem von hier ab
sowohl dieser Seitenbach als weiter abwärts auch der Große Bach in
enger Schlucht eingeschnitten sind. In der Gegend unterhalb Buch-
meister (der Spezialkarte) lagern am rechten Ufer, das heißt am Abhang
des Sonnberges, über dem Hauptdolomit abermals rauhe, oftmals rot-
gefleckte Breccienbänke aus Dolomit- und Kalkbrocken, übergehend
in einen wahren Rudistenkalk, dessen Vorkommen an der „Hörnerwand“
schon seit langer Zeit bekannt ist.
Auch auf dem gegenüberliegenden linken Ufer am Hang des
Blahberges trifft man entlang dem zur Schwarzahütte führenden Steige
ebenfalls zunächst Hippuritenkalke, Breccien und Konglomerate, dann
aber nächst jener Hütte die dunklen brackischen Mergel mit weiß
ausgewitterten Gastropoden. Wenige Schritte über dieser Holz-
knechthütte bemerkt man ein weiteres Vorkommen von grell rot-
braunem Bohnerz und oolithischem Beauxit und wir befinden uns
tatsächlich wieder unmittelbar an der Grenze des Dolomituntergrundes,
wie hier am Wege anstehende Dolomitbreccien erkennen lassen.
Auch dieses Beauxitvorkommen bildet wie die übrigen eine räumlich
beschränkte lokale Ablagerung, welche wahrscheinlich in einer dolinen-
artigen Vertiefung gebildet worden ist.
Ich bin Herrn F. Eichleiter für die Mitteilung nachstehender
Analysen von zwei Beauxitproben zu Dank verpflichtet.
Sitzung vom 29. Jänner. G. Geyer.
1907
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60 Verhandlungen. Nr. 2u.3
Probe Probe
vom Blahberg von der Schwarzahütte
: Prozent Prozent
Aluminiumoxyd . . . 4960 5580
Eisenoxyd. .ı. Wer. 24:00 25:30
Kieselsäure > 21400 5:80
Wasser... .t.. Me ,1.12:60 RB 13:15
10020 100:05
Ein drittes Beauxitvorkommen befindet sich nächst der Königs-
baueralm am südlichen Abhang des Breitenberges, wo seiner-
zeit Schürfungen auf Eisenerz, aber auch auf Kohle betrieben wurden.
Von dieser Lokalität, über welche schon A. Boue!) berichtet,
liegen in unserem Museum ebenfalls einige Stücke von Bohnerz und
ziegelrotem Eisenthon vor, die ohne Zweifel als analoge Bildungen
zu betrachten sind.
An der Basis der Oberkreide treten hier also zunächst Breccien
und Konglomerate aus lokalem Material in Verbindung mit
Rudistenkalken auf. Darüber liegen dunkle Mergel-
schichten, reich an Gastropoden und Acephalen, stellenweise mit
bituminösen Einschaltungen. Im Hangenden dieser brackischen
Mergel, über denen am Rücken des Blahbergs noch einmal helle
rötliche Kalke vom Aussehen des Untersbergmarmors liegen, folgen
endlich mächtige Massen von Sandsteinen.
Wir erkennen die Übereinstimmung mit der Gliederung ver-
schiedener bekannter Gosaubecken, zum Beispiel mit dem von Grünbach
und der Neuen Welt. Hier in Weißwasser aber folgt über dem Hangend-
sandstein noch eine mächtige Schichtfolge, bestehend aus einem
Wechsel von Sandsteinbänken mit Mergelschieferzwischen-
lagen. Von Unter-Weißwasser (Buchmeister der Spezialkarte) dem
Laufe des Schwarzabaches entgegen östlich aufwärtsschreitend gegen
den Talhintergrund, verquert man fortwährend diese Sandsteinserie und
sieht, wie sich nach oben hin allmälig immer mehr einzelne, besonders
mächtige Sandsteinbänke einschalten, zwischen denen weiche, tonige,
oft rotgefärbte Mergelschiefer liegen.
Die zum Teil recht grobkörnigen, meist aus Quarzkörnern be-
stehenden Sandsteine führen kohlige Spreu und Pflanzenfasern und
es erscheinen die bekannten Hieroglyphen des Wiener Sandsteines auf
den Schichtflächen der Sandstein- und Mergelplatten, welche sonach
in deutlich ausgesprochener Weise den Flyschcharakter zur Schau
tragen.
In der Gegend des Weißengütels der Spezialkarte, wo am
Talknie aus Norden vom Hirschkogelsattel und aus Nordost von der
Pichlbaueralpe Seitengräben einmünden, stimmen Gesteinsvarietäten
und Bodentypus derart mit denen des Wiener Waldes überein, daß
man sich in ein Seitental des letzteren versetzt glaubt.
Diese Gesteine erinnern vielfach auch an die alttertiären
Sandsteine des Wiener Waldes, doch konnten bisher keinerlei Anhalts-
1) A. Boue, Notice sur les environs de Hinter-Laussa pres d’Altenmarkt
en Autriche. Memoires geol. et pal&ont. Tome I, pag. 220. Paris 1832.
1907 Sitzung vom 29. Jänner. G. Geyer, 61
punkte für die Annahme gefunden werden, daß hier noch jüngere als
obercretacische Bildungen vertreten sind.
Das Einfallen ist noch immer östlich, so daß man im Aufstieg
durch den Graben gegen die Pichlbaueralpe anscheinend immer weiter
in das Hangende zu kommen vermeint. Da tritt unter der Joul-
baueralpe eine Grenzbildung auf, nämlich eine Lage von Kon-
gslomerat und eine dünnbankige, kleinkörnige, aus gelben, grünen
und weißen Kalkbrocken und einzelnen Quarzkörnern bestehende
Breccie, welche das Sandsteingebiet von dem bei der Jodlbauer-
alpe beginnenden Neokomzuge am Fuß des Bodenwiesberges scheidet.
Wir werden dieser charakteristischen und daher leicht er-
kennbaren Breccie, die sich als Basalbildung der Oberkreide und
daher zum Teil als ein Aquivalent der Gosau erweist, noch wieder-
holt begegnen und als einen wertvollen Leithorizont weithin verfolgen
können.
Sie streicht von hier am Fuße des Hochzöbel und des Boden-
wiesberges sowohl nach Norden in das Plaissatal, als auch südlich
gegen Hinterlaussa weiter, und zwar immer an der Grenze zwischen
dem Flyschsandstein und dem Neokommergel, welcher letztere an
einen Jurakalkzug angeschmiegt dem Fuße des Gebirges entlang
durchzieht (Fig. 1).
Unweit der Jodlbaueralpe stehen an der von Mooshöhe nach Weib-
wasser hinabführenden Fahrstraße über dem dortigen ärarischen Förster-
hause auch bunte Konglomerate an, welche demselben Grenzniveau
angehören dürften. Daß die scheckige Kalkbreccie über den Sattel
Mooshöhe noch in das Gebiet des zur Laussa gravitierenden Gschaid-
baches hinüberreicht, beweisen typische Stücke, welche A. Bittner
an der Straße nach Weißwasser oberhalb Ebnerwirt gesammelt hat.
Hier mögen noch einige aus dem Gebiet des Blahberges und
von Weißwasser vorliegende Fossilnachweise aus den Gosauschichtey
angeführt werden. So erwähnt ©. Peters (loc. eit.) vom Nordost-
abhang des Blahberges gegen Unterweißwasser aus den dunkleu
Mergeln Natica (bulbiformis Sow.?), N. accuminata Reuss, Cerithium sp.;
aus einem diese Mergel begleitenden rötlichen Kalk Nerinea Buchii
Kef.; auch das Rudistenvorkommen an der Hörnerwand war C. Peters
bereits bekannt.
Außer den erwähnten Gastropoden aus den dunklen brackischen
Mergeln der Blahbergalpe und Schwarzahütte sammelte ich selbst
in den felsigen Partien breceiöser Rudistenkalke nördlich oberhalb
der alten Aschaalpe bei Unterweißwasser
Sphaerulites styriacus Zitt.
In unserem Museum liegen aus der Zeit der ersten Aufsamm-
lungen durch Kustos C. Ehrlich:
Vom Blahberge:
Pteroceras pinnipenna Zel.
Ampullina bulbiformis Sow. sp.
Actaeonella gigantea Sow.
Omphalia Renauxiana d’Orb.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 2 u. 3. Verhandlungen. 9
62 Verhandlungen. Nr. 2 u
Perna accuminata Zitt.
„ expansa Zitt.
Avicula caudigera Zitt. (Original).
Von Weißwasser:
Melania Beyrichi Zek. sp.
Actaeonella gigantea Sow.
Hippurites sp. Ein großes Exemplar.
Sphaerulites styriacus Zitt.
Vom alten Schurf bei der Königsbaueralm:
Omphalia sp.
il. Pleissaberg und Marbachler Höhen.
Die beschriebenen Sandsteine und Mergelschiefer der Oberkreide
streichen von Weißwasser über den Hirschkogelsattel nördlich in das
Gebiet des Pleissabaches hinüber. Sie bilden hier in erster Linie den
Rücken und den östlichen Abhang des Pleissaberges und reichen
nur an wenigen Stellen auf das rechte Ufer der Pleissa, das heißt an
den Fuß des Almkogelzuges hinüber. Auf dem westlichen Abhang
des zwischen dem Großen Bach und der Pleissa genau von Süden
nach Norden streichenden, relativ niedrigen und reichbewaldeten
Höhenzuges dagegen, von dem hier die Rede ist, zeigt sich, etwa im
oberen Drittel der Höhe, deutlich die Auflagerung der Oberkreide
auf dem manniefach zusammengesetzten, aus Hauptdolomit, Rhät,
Lias, Jura und Neokom bestehenden Grundgebirge, welches durch die
tiefe Erosionsrinne des Großen Baches gut aufgeschlossen wird. An
der Basis erscheinen zum Teil bunte, häufig rotgefärbte Konglomerate,
die typischen Gosaukonglomerate, teils die bereits erwähnte,
scheckige, aus gelben, grünen und dunklen kleinen Kalkstückchen
bestehende Breccie, teils endlich gelbe, orangerote oder graue,
sandige, limmerndeOÖrbitoidenkalke, welche hier mit südnördlichem
Streichen quer über dem westöstlich streichenden Grundgebirgssockel
reiten und so ihre transgressive Lagerung deutlich zur Schau tragen.
Über diesen unzweifelhaften Gosaubildungen lagern sodann
den breiten Rücken des Pleissaberges aufbauende, dunkelgraue
Mergelschiefer. Das nächsthöhere Glied legt sich erst am Ost-
abhang des Pleissaberges über diese Mergelschiefer. Es sind dies
wieder die in mächtigen Bänken abgelagerten Flyschsandsteine
und Mergellagen, die sich, nach Osten fallend, bis nach Brunnbach
an das Bett der Pleissa hinabsenken.
Von dem auf diesem Abhang (westlich über Brunnbach)
stehenden Försterhause liegt mir ein Steinkern von
Inoceramus Oripsii Mant.
sammt Gegendruck vor, den ich dem Herrn Förster Hendrich ver-
danke. Das Gestein ist ein gelblicher sandiger Kalk. Inoceramenkalke
aus dieser Gegend werden übrigens schon von ©. Ehrlich (Geogn.
Wand., Linz 1854, pag. 63) erwähnt. Leider gelang es mir bisher
1907 Sitzung vom 29. Jänner. G. Geyer. 63
nicht, dieselben auch anstehend wiederzufinden. Das Vorkommen
stammt aber sicher aus dem Bereiche der östlich fallenden Flysch-
sandsteine und Mergel des Pleissaberges.
Der synklinalen Lagerung entsprechend, finden sich auch noch
etwas weiter östlich, nämlich im Brunnbachtal, hart neben dem Pleissa-
bach und vielfach dessen rechtes Ufer bildend, grobe Konglomerate
an der Grenze der Oberkreideschichten gegen die Neokommergel. Solche
Konglomerate stehen zum Beispiel am Bachufer unter dem Försterhaus
Hechenbergan. Sie finden sich auch im nahen Loibnergrabenin
Verbindung mit den grün- und gelbscheckigen Kalkbreccien und grauen
sandigen mergeligen Gosaukalken, welche neben dem Wege unterhalb
einer Klippe von rötlichem Jurakalk anstehen. Etwas höher im Loibner-
graben bilden brecciöse Gosaukalke voller Fossiltrümmer den Heinzel-
kogel, einen bewaldeten letzten Absenker des Hochkogels (1157 m).
Steigt man aus diesem Gosauterrain südwärts noch höher gegen die
verlassene Garstenauer Alpe an, so stellen sich im Hangenden wieder
typische Flyschsandsteine mit Hieroglyphen und klein zerfallenden
Mergelzwischenlagen ein und zeigen uns, daß wir wieder den Flysch-
kern der liegenden Mulde erreicht haben.
Ungefähr dort, wo der Loibnerbach in die Pleissa einmündet,
streichen bunte, weißgrün und rot gefärbte Neokommergel, nach Osten
einfallend, über das Bett der letzteren hinweg. Rote bunte Neokom-
mergel lagern hier also sicher im Liegenden der obercretacischen
Basalkonglomerate und -Breccien.
Ganz ähnliche Verhältnisse treffen wir auch unterhalb Brunn-
bach, wo sich die Pleissa quer auf das Schichtstreichen, also von
Ost nach West, eine enge Schlucht ausgewaschen hat, durch die wir
aus der Oberkreide in eine Zone von Neokommergeln und schließlich
in Hauptdolomit gelangen.
Unmittelbar unterhalb Brunnbach sind nach Osten einfallende
typische Kreideflyschbildungen mit mächtigen Sandsteinbänken und
Mergelplatten deutlich bloßgelegt. Bevor man das Gehöft Krottenberg
erreicht, wo der Bach in die Dolomitklamm eintritt, streicht im
Liegenden des Flysches ein Zug der scheckigen Breceien mit Quarz-
körnern und einzelnen Jurakalkgeröllen durch; auch erscheinen hier
noch graue grobe Gosausandsteine mit Kohlentrümmern sowie ein-
zelne Blöcke des grellbunten Gosaukonglomerats. Unter diesen Basal-
bildungen erscheint das Neokom in Form hellgrüner und roter
Neokommergel, welche einzelne Bänke eines dunkelgrünen, quarziti-
schen Sandsteines einschließen. -
Die bunte Schichtfolge des Neokoms ist besonders gut am
linken Ufer vor dem Eintritt in die Dolomitklamm aufgeschlossen;
im Hangenden der östlich fallenden Neokommergel, aber noch unter
dem Basiskonglomerat der Oberkreide treten lichtgraue, mittelkörnige
Sandsteinplatten mit Lagen von Fucoidenmergeln auf, was be-
sonders hervorgehoben zu werden verdient.
Die roten Neokommergel ziehen am linken Gehänge gegen den
Reitpfadkogel empor, wo sie am Rotherd wieder von bunten
Kalkkonglomeraten der Gosau bedeckt werden. Man sieht, dab rote
Mergel eine im Neokom dieser Zone häufige Gesteinsausbildung dar-
9*
64 Verhandlungen. Nr. 2m
stellen, womit aber nicht gesagt sein soll, daß ähnliche Färbungen
nicht auch in der Oberkreide vorkommen können.
Das Neokom liegt im Pleissadurchbruch unterhalb Krottenberg
unmittelbar auf dem Hauptdolomit auf.
Jenseits dieses Durchbruches bilden die nördliche Fortsetzung
des Pleissaberges ein niederes, zum Teil mit Ackern bedecktes
Hügelland, auf dem das große Gehöft Marbachler liegt. Dieses Ge-
lände erstreckt sich einerseits bis auf den Sattel Brennhöhe 601 m
und an die Absenker des Fahrenberges, anderseits senkt es sich auf
der Nordseite schon gegen den Rodelsbach- und Lumpelgraben hinab.
Auch in diesem Gebiet tritt der Flyscheharakter der obercreta-
eischen Sandsteine und Mergel deutlich hervor und es finden sich
zum Beispiel in dem Bachgraben, durch welchen die neuangelegte
Fahrstraße aus dem Lumpelgraben über den sogenannten Kniebeiß
zum Sattel 607 m gegen Brunnbach ansteigt, in zahlreichen Auf-
schlüssen die bezeichnenden Sandsteine und Mergel fast durchwegs
aufgeschlossen.
Die im Westen das Liegende der Flyschgesteine bildenden
Gosauschichten ziehen sich von Krottenberg, d. h. vom Ufer der Pleissa
über die Brennhöhe in den Anzenbach hinüber. Überall tritt hier an
der Basis der Flyschsandsteine die gelbscheckige Breccie zu-
tage. Östlich der Brennhöhe am Abhang des Kalbling lagert auch buntes
Gosaukonglomerat unmittelbar am Hauptdolomit an. Aufdem Nordabhang
dieses Berges gegen Anzenbach streicht ein Zug von rötlich-
gelben Orbitoidenkalken durch. Gosaukonglomerate umhüllen
ferner den Ostfuß des mit 769 kotierten Jurakalkberges, welcher
einen Ausläufer des Fahrenberges gegen die Bachlbauerwiesen bildet.
In noch größerer Verbreitung finden sich die rotbunten Konglomerate
und grauen Dolomitbreecien im obersten Rodelsbachgraben nächst
Galgenhäusl, von wo sie sich über den Rücken 666 östlich in den
Lumpelgraben ziehen. Hier stehen sie am Bach und an der Straße
bei 414 der Spezialkarte an, südlich unter dem Hieselberg, an dessen
Hauptdolomit sie sich anlehnen. Wie es scheint, sind hier im
Lumpelgraben die Hangendsandsteine völlig ausgewaschen und treten
erst gegen Großraming am Ostfuße des Hieselberges neben dem Bache
wieder auf. Auch in Großraming selbst erfolgt eine Unterbrechung
des Sandsteinzuges, indem die Erosion an dieser tiefsten Stelle durch
die Oberkreidesynklinale: bis in die Jurakalke hinabgedrungen ist. Erst
unterhalb Großraming blieben am Fuße des Hieselberges und Auberges
Reste der transgredierenden Oberkreidebasis vor der Abtragung bewahrt.
Ill. Gosaubildungen von Grossraming.
Unterhalb von Großraming lagern diskordant am Abhange des
Hieselberges, Fahrenberges und Auberges sowie am Ausgang des Pech-
grabens vorwiegend breceiöse oder auch konglomeratische Basis-
bildungen der Gosau, welche nach oben in dunkle sandige Mergel
übergehen, aus denen vom Wachtbauer (Südfuß des Auberges) mehrere
in unserem Museum aufbewahrte Fossilreste stammen. Es sind dies:
Omphalia sp., Pholadomya granulosa Zitt., Pholad. rostrata Math.
1907 Sitzung vom 29. Jänner. G. Geyer. 65
Nahe östlich von der Mündung des Rodelsbachs stehen graue
oder auch durch ein rotes sandiges Zement buntgefärbte Gosau-
breceien mit Übergängen in dunkle sandige Mergel an. Sie bilden auch
den Fuß des zur Enns niedersetzenden Ostausläufers des Fahren-
berges und treten im Rodelsbachgraben selbst bei der zweiten Häuser-
gruppe am Fahrenberghang in einem Bachriß mit bunten Konglomeraten
in Verbindung. Auch der tiefe Bahneinschnitt westlich von Großraming
ist in solchen Breceien und bunten Konglomeraten eingesenkt, die
sich jenseits der Enns am Südostfuße des Auberges beim Wacht-
bauer fortsetzen.
Der kleine plateauförmige Vorhügel am Ausgang und rechten
Ufer des Neustiftbaches, der sich westlich der Aschamühle erhebt,
wird ganz aus derartigen lichten, hie und da auch wohlgerundete Ge-
rölle einschließenden Dolomitbreceien gebildet.
Tritt man hinter der Talgabelung aus dem Neustifter Tal links
in den Pechgraben ein, so zeigen sich auch hier in der kleinen Tal-
weitung vor der engen Schlucht hinter einer schmalen Dolomitschranke
sowohl im Bachbett, als am Fuß der Hauptdolomithänge Breccien,
Konglomerate, Sandsteine und blaugraue, weißgeäderte, sandige Kalk-
mergel, hie und da mit Korallenresten, welche der Gosauformation
angehören und sich ostwärts über einen Querriegel noch in das Neu-
stifter Tal fortsetzen, wo die Breccien an der Straße anstehen. Die
Art der Ein- und Anlagerung sowohl, als auch das durchwegs lokale
Material dieser grobklastischen Oberkreidebildungen lassen keinen
Zweifel an deren transgressives Auftreten zu und stimmen augen-
scheinlich sehr nahe mit den Verhältnissen überein, unter welchen die
von Gümbel, Rothpletz®, dann von Söhle?) und erst jüngst von
Jos. Knauer?°) geschilderten Dolomitbreccien des Cenoman in
den bayrischen Alpen vorkommen. Nun fanden sich unweit von Grob-
raming, wenige Kilometer ennsabwärts bei Losenstein tatsächlich
paläontologische Beweise für das Auftreten der Cenomanstufe und
zwar unmittelbar im Liegenden fossilführender Oberkreidemergel,
welche schon lange als Gosauschichten bekannt sind.
IV. Cenomanmergel und Gosauschichten bei Losenstein.
Dieses Vorkommen liest außerhalb jenes Kreidefjords, dessen
Sedimente wir hier von Süden gegen Norden fortschreitend verfolgen
und gehört schon in den Bereich der von Westen heranstreichenden,
im Meridian des Pechgrabens an den viertelkreisförmigen Gebirgs-
bogen: Altenmarkt — Kleinreifling — Waidhofen abstoßenden Kalk-
alpenzüge.
Bei Losenstein durchbricht das Ennstal eine zwischen Trias-
und Jurazügen eingeschlossene, langgedehnte Mulde von Neokom
!) A. Rothpletz, Geolog.-paläont. Monogr. d. Vilser Alpen. Palaeonto-
graphica, Bd. XXXII.
2) U. Söhle, Geolog. Aufnahme des Labergebirges. Geognost. Jahreshefte,
Bd. IX. Kassel 1897.
») Jos. Knauer, Geologische Monographie des Herzogstand-Heimgarten-
gebietes. (Inaug.-Dissert.) München, 1906. (Geogn. Jahreshefte).
66 Verhandlungen. Nr. 21.23
und Gosau, in der die Grenze zwischen der Unter- und Oberkreide
gut aufgeschlossen ist. Die betreffenden Aufschlüsse finden sich am
rechten Ennsufer innerhalb und unterhalb des Ortsbereiches von
Losenstein, und zwar hart über dem Flußspiegel, so daß sie bei hohem
Wasserstande nicht durchwegs der Beobachtung zugänglich sind.
Unterhalb Losenstein setzt ein Jurakalkzug über das Ennstal.
Sein Liegendes wird durch Hornsteinkalke und Vilser Crinoidenkalke
mit Brachiopoden, sein Hangendes durch rote Tithonflaserkalke ge-
bildet, aus denen ich hier Lytoceras quadrisulcatum d’Orb. sp. nach-
zuweisen vermochte.
Steigt man an der Flußkrümmung unterhalb Losenstein von dem
hohen Fahrdamm an das Flußufer hinab und verfolgt das letztere
stromaufwärts gegen den Ort, so hat man fortdauernd schwärzlichgraue,
nach Süden ziemlich steil einfallende Mergelschiefer des Neokoms ent-
blößt, aus deren Fortsetzung nach dem Stiedelsbach in unserem
Museum einige als Ammonites Duvalianus d’Orb., A. macilentus d’Orb.
und Phyll. nov. sp. ef. semistriatus d’Orb. bestimmte Ammoniten liegen.
Etwa unterhalb der ersten Häuser von Losenstein lagert sich
über diesen Neokommergeln eine feste Bank von zähem Quarz-
konglomerat mit kalkigsandigem Bindemittei und einzelnen Kalk-
seröllen als Basis der Oberkreidebildungen auf. Unmittelbar darüber
folgen, eine Felsnase gegen den Fluß vorschiebend, graue glimmerige
Mergel, deren 'tiefste Lagen neben spärlichen, schlecht erhaltenen
Gastropodenresten ganz erfüllt sind von den kleinen Näpfchen der
Orbitolina concava Lam.
Wir haben an dieser schon von C. Ehrlich (Geogn. Wanderungen
1854, pag. 63) erwähnten und in unserem Museum durch einige Stücke
aus den ältesten Aufsammlungen repräsentierten Stelle (Lindermaier-
haus) somit eine Vertretung des Cenomans hart über dem
Grundkonglomerat der Oberkreide.
Wenige Meter höher finden sich in diesem grauen Mergel, in
welchem hier kleinere und größere Gerölle älterer Gesteine ein-
geschlossen sind, auch andere Fossilreste, Gastropoden und Bivalven,
wovon namentlich die ersteren auf Gosauschichten hinzudeuten scheinen.
Es sind dies kleine Cerithien und Turritellen, deren Erhaltungszustand
eine sichere Bestimmung indessen kaum zuläßt.
Nun liegt in unserem Museum aus früher Zeit eine Suite von
Gosaufossilien mit der Ortsbezeichnung Losenstein, Lindermaier-
haus, welche, wie die Gesteinsbeschaffenheit und die Erhaltung der
Fossilreste erkennen lassen, von der gleichen Stelle stammen muß.
Es sind nachstehende Formen bestimmt
Anomia intercostata Zitt.
Pecten occeultestriatus Zitt.
Tapes fragilis d’Orb.?
Pectunculus Marrotianus d’Orb.!)
!) In Losenstein eine der häufigsten, nach v. Zittel. (Bivalven der Gosau-
gebilde, pag. 63) außer dort auch im Hofergraben und Wegscheidgraben im Gosautal
vorkommend.
1907 Sitzung vom 29. Jänner. G. Geyer. 67
Janira nov. sp.
Venus Matheronii Zitt.
Dosinia eretacea Zitt.
Astarte Gümbeli Zitt.
Exogyra cf. columba Lam.')
Cucullaea austriaca Zitt.?)
Turbo sp.
Trochus sp.
Phasianella Reusseana Stob.
Cerithium hispidum Zek.
Turritella disjuneta Zek.
Serpula sp.
Belemnites sp.
Diese Schichten ziehen sich nördlich vom Losensteiner Schloß-
berge nach Stiedelsbach hinüber, wo ich die grauen Mergel mit
einzelnen Gerölleinschlüssen am Bache anstehend wiederfand. Von
hier liegt auch ein Exemplar von Omphalia Giebeli Zek. vor. Ich
verdanke dasselbe dem Herrn Oberlehrer von Losenstein, der mir
außerdem einen größeren, der Gattung I/sastrea M. E. und H. an-
gehörigen Korallenstock mit tief ausgewitterten Kelchen übergab,
welchen er in dem hinter der Kirche in Gosauschichten seicht. ein-
schnittenen Graben aufgesammelt hatte.
Unter den Gerölleinschlüssen in den fossilführenden grauen
Mergeln findet man außer dunklen Kalksandsteinen, welche wohl aus
dem unterlagernden Neokom stammen, auch verschieden große Quarz-
gerölle.
Auf jeden Fall beweist dieses Vorkommen das Hinabreichen
der hiesigen, mit einer überaus deutlichen Konglomeratbildung be-
ginnenden Oberkreide bis in die Öenomanstufe. Dasselbe
erinnert uns zunächst an die oben erwähnten Cenomanbildungen der
bayrischen Kalkalpen, dann aber an verschiedene Funde von Orbito-
lina concava Lam. im Gebiete der niederösterreichischen Voralpen,
welche wir F. Toula°) und A. Bittner) verdanken und welche
durch ihre Lage ebenfalls auf Beziehungen zu nahe benachbarten
Gosauschichten hindeuten.
Es verdient nun hervorgehoben zu werden, daß sowohl Hofrat
F. Toula, als auch A. Bittner in ihren Berichten eigentümliche
'!) Exogyra cf. columba Lam. wird auch von K. v. Zittel (Gosaubivalven,
pag. 123) aus Losenstein erwähnt. Der Autor knüpft hieran eine Bemerkung,
wonach ihm die Altersbestimmung des Losensteiner Vorkommens revisionsbedürftig
erschiene.
?) v. Zittel (Gosaubivalven, pag. 68, Tab. X, Fig. 1).
®) F. Toula, Das Vorkommen von Örbitolinenschichten in der Nähe von
Wien. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1882, pag. 194.
*) A. Bitttner, Über ein Vorkommen cretacischer Ablagerungen mit Or-
bitolina concava Lam. bei Lilienfeld in Niederösterreich. Verhandl. d. k. k. geol.
R.-A. 1897, pag. 216.
— Neue Daten über die Verbreitung cretacischer Ablagerungen mit 0. concava
Lam. in den niederösterreichischen Kalkalpen bei Alland und Sittendorf nächst
Wien. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1899, pag. 253.
68 Verhandlungen. Nr. 2:03
Kalksandsteine und Kalkbreccien erwähnen, die der Beschreibung
nach mit der hier öfters namhaft gemachten „scheckigen Breccie“ ver-
glichen werden können. Tatsächlich habe ich selbst auf dem soge-
nannten Kalkfeld, östlich vom Südausgang des Wildecker Grabens,
wo A. Bittner zuerst O. concava auffand, ganz ähnliche Gesteine
getroffen.
Wie in Weißwasser über den fossilreichen brackischen Mergeln
mit Kohlenschmitzen, so folgen auch über den Oberkreidemergeln
von Losenstein und Stiedelsbach mächtige Sandsteinbildungen
mit flyschartigem Gesteinshabitus, welche sich über einen Sattel im
Norden des Schiefersteines in den Pechgraben hinüberziehen. Sie er-
scheinen im Stiedelsbachgraben in zwei Zügen, einem nördlichen
(Lindermaierhaus) und einem südlichen, der durch Erosion schon in
mehrere, am Abhang des Schiefersteines zwischen Neokommergeln
eingefalteten Synklinalkerne aufgelöst erscheint.
Dieselbe Streichungsrichtung von NW nach SO hält noch
ein dritter kurzer Sandsteinzug ein; derselbe findet sich am Wieser-
berg (westlich vom Buch-Denkmal) zwischen roten Neokommergeln
eingefaltet in der Wiesenmulde südlich vom Feichtbichler. (Original-
Auf.-Sektion.)
V. Das Eingreifen von Fiyschzungen in den Kalkalpen zwischen
Grossraming und Waidhofen a. d. Ybbs.
Wie zuerst A. Bittner!) hervorgehoben hat, findet zwischen
Großraming im Ennstal und Waidhofen insofern eine wechselseitige
Verzapfung der Kalkalpen mit dem Flysch des Außenrandes statt, als
einzelne Flyschzüge in den Synklinalen der Kalkfalten alpeneinwärts
reichen, während anderseits mehrere Kalkantiklinalen nach außen in
der Flyschzone versinken, wobei mitunter in deren Fortsetzung das
Wiederauftauchen einzelner vorgeschobener Inselklippen beobachtet
werden kann.
In morphologischer und daher auch in landschaftlicher Beziehung
äußert sich dieses fingerförmige Eingreifen der Flyschzone in die
Kalkalpen zum Teil noch in verstärktem Maße, da sich außer dem
eigentlichen Oberkreideflysch auch noch die ähnlich ver-
witternden, bei Waidhofen am Südrande der Flyschzone mächtig ent-
wickelten Neokommergelschiefer an der Zusammensetzung der
Kerne jener zum großen Teil verdrückten und von Süden her auch
überschobenen Jurakalkmulden beteiligen.
Es lassen sich bei Waidhofen ganz deutlich mehrere solcher,
vom Flyschrande in das Kalkgebirge eindringende Sandsteinzüge ver-
folgen. Der Umstand, daß dieselben durch die Denudation meist
schon in einzelne isolierte Muldenreste aufgelöst worden sind, kommt
unserer Beobachtung nur zugute, da sich dadurch ihre Stellung im
Hangenden sämtlicher in diesem Gebiet vertretenen mesozoischen
Glieder sicher konstatieren und der Beweis führen läßt, daß der
Kreideflysch hier nirgends von einer Kalkdecke überlagert wird, wenn
!) Verhandl. der k. k. geol. R.-A. 1901, pag.- 251.
Sitzung vom 29. Jänner. G. Geyer. 69
1907
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Verhandlungen. 10
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 2 u. 3,
70 Verhandlungen. Nr. 2983
er auch stellenweise als Kern einer liegenden Synklinale im Süden
von Jura- und Triaskalken überhöht wird, daß heißt orographisch
von denselben Schichten überragt, welche ihn auf der Nordseite im
Gegenflügel wieder deutlich unterteufen.
Während wir im allgemeinen die Verhältnisse unserer großen
Flyschbucht von Süden nach Norden verfolgt haben, empfiehlt es sich,
den nach Nordost und schließlich rein nach Osten schwenkenden, in
mehrere unterbrochene Spezialzüge aufgelösten Anschluß an die
äußere Flyschzone umgekehrt, also vom Außenrand im Ybbsgebiet
nach innen bis an die Enns zurück zu verfolgen.
Die Ketten dieser unterbrochenen Flyscheinlagerungen lösen sich
ungezwungen in folgende synklinale Züge auf:
1.Grasbergzug. Indem Grasberger Sattel zwischen dem Buchen-
berg und Glatzberg, südlich von Waidhofen, lagern zum Teil auf Tlaupt-
dolomit, Rauhwacke und Rhät, zum Teil auf Liasfleckenmergeln, Tithon-
kalk und Neokommergeln die schen bei der Besprechung des Blahberges
erwähnten, gelb und grün gesprenkelten, scheckigen Breccien als Basis
der Oberkreide auf und gehen nach oben in Sandsteine über, die
sich von solchen der nahen Flyschzone nicht unterscheiden lassen.
Jene Breccien wurden als Aquivalente der Gosau ausgeschieden,
ebenso wie ein buntes, meist aus Quarzgeröllen, zum Teil aber auch
aus weißen oder roten Jurakalkgeröllen bestehendes Konglomerat, das
sich südlich vom oberen Glatzbergbauer an der Grenze des Haupt-
dolomits aufgeschlossen findet.
Während dieses Oberkreidevorkommen nur auf der Höhe jenes
Sattels aufsitzt, ziehen die Neokommergel der entsprechenden Mulde
noch westlich in das Seebachtal hinab, das sie in der Reichenau
überqueren, um sich jenseits noch ein Stück in den Luegergraben
fortzusetzen, wo sie unmittelbar auf dem Hauptdolomit lagern.
Die offenkundige Fortsetzung derselben Mulde findet sich
im Sattel von Niedersulz auf der südlichen Schulter des
Rettenberges. Hier liegt in einer zum Teil auf rotem Tithonkalk
ruhenden, zum Teil aber wieder bis auf den Hauptdolomit hinüber-
gsreifenden Neokommulde ein Kern von typischen Flyschsandsteinen
und -mergeln, welche sich von Niedersulz südwestlich bis Schwaig-
berg ziehen.
Das nächste Sandsteinvorkommen findet sich, auf Neokom-
mergeln liegend, in der vom Schwarzkogel (1014 m) gegen den Neu-
dorfer Graben (Gruben, nördlich bei Weyer) ziehenden Seitenschlucht,
also in verhältnismäßig tiefer Position.
Dasselbe gilt von einer weiteren Flyschsandsteinpartie im Inn-
bachgraben am rechten Ennsufer unterhalb Küpfern.
In der Fortsetzung desselben Zuges auf das linke Ennsufer
am Nordwestabfall des Katzenhirn (Almkogelzug) findet sich abermals
eine Sandsteineinfaltung in Neokommergeln eingeklemmt, welche
ihrerseits wieder von einer Tithonsynklinale umschlossen werden.
2. Schnabelbergzug. Über dem östlich von Waidhofen
zwischen dem Url- und Ybbstal ziemlich mächtig entwickelten und von
einzelnen älteren Klippen unterbrochenen Neokom lagern nördlich von
1907 Sitzung vom 29. Jänner. G. Geyer. “Bl
Hinterholz und dann bei Grieshof am Fuße des Zeller Arzberges echte
Flyschsandsteine, an deren Basis ich nördlich von Steinmühl etwa bei der
Kote 636 der Spezialkarte am Ostabhang des von Grub herabkommenden
Grabens die charakteristische gelbscheckige Breceie, das heißt das
Äquivalent der Gosau antraf. Weiter westlich findet sich auf der
Höhe des dem Buchenberg nördlich vorgelagerten Fuchsbühels
bei der Kote 506 der O.-A.-Sektion (1 : 25.000) ein Sandsteinrest, der
sicher als Flysch zu deuten ist und dessen Fortsetzung wohl in dem
am rechten Ufer des Seebaches in der Waidhofener Wasservorstadt
befindlichen Steinbruche gegenüber der Mündung des Rettenbaches
zu suchen ist. Man könnte diese Vorkommen ihrer geographischen
Position wegen als die östliche Fortsetzung des Schnabelberg-
zuges ansehen.
Dieser letztere nimmt die am Nordabhang des Schnabelberges
vorspringende, auffallende Terrasse ein, auf welcher die Gehöfte
Schnabel, Hochpöchl, Nachbarreit etc. gelegen sind und bildet den
aus Oberkreide bestehenden Kern einer zusammengeklappten, _ein-
seitig nach Süden neigenden und durch mehrere kleine Uber-
schiebungen zerschnittenen Synklinale von Hauptdolomit, Rhät,
Tithon und Neokom. ß
Auf dieser Terrasse sind die Grenzbildungen zwischen dem
Neokom und der Oberkreide an mehreren Stellen in Form von Kon-
glomeraten und scheckigen Gosaubreccien deutlich zu sehen. So ins-
besondere im Süden und im Norden des Gehöftes Nachbarreit,
westlich vom Schnabelberg, wo an der Grenze gegen die Neokom-
fleckenmergel grobe Quarzkonglomerate mit einzelnen Geröllen aus
bunten Alpenkalken und solchen von Dolomit anstehen. Das Han-
gende dieser Konglomerate in der Muldenkernmitte bilden graue
Quarzsandsteine, völlig übereinstimmend mit der herrschenden Sand-
steinform des Kreideflysches. Ganz dieselben Breccien und Kon-
glomerate treten auch bei den Gehöften Hochpöchl und Schnabel auf.
Zwischen Nachbarreit und dem südwestlich davon in gleicher
Höhe auf derselben Hochstufe befindlichen Gehöft Oberschaufel
finden sich nalle dem Waldrande hart am Wege bei einem Brunnen-
trog wieder Aufschlüsse bunter Konglomerate, sandiger Mergel mit
Gerölleinschlüssen und ein bräunlicher Sandstein, welche abermals als
Gosaubildungen angesprochen werden müssen.
Immer wieder erscheinen also charakteristische Gosaugesteine
im Liegenden der Sandsteine und Mergel von Flyschtypus. Wohl
diesem selben Zuge gehört auch das Oberkreidevorkommen im Kron-
steinergraben oberhalb Neudorf bei Weyer an. (Fig. 2.)
Der am Fuße der Lindaumauer tief eingeschnittene Kronsteiner-
bach gewährt einen trefflichen Aufschluß. Über dem eine Talenge
bildenden roten Tithonflaserkalk, welcher zwischen der tieferen Tal-
stufe „in der Gruben“ und der „Platte“ durchstreicht, folgen
Aptychenkalke und hornsteinführende Neokommergel, auf welchen
dann unvermittelt ein grobes Konglomerat als Basis der Ober-
kreide aufsitzt. Ein graues, glimmerig-mergeliges Zement verbindet
die bis über faustgroßen Gerölle aus weißem Quarz, rotem Quarzit,
grünem und braunem Porphyrit, buntem Jurakalk und einzelnen eckigen
10*
72 Verhandlungen. Nr. 23
Dolomitbrocken, aus denen dieses im Bachbett gut aufgeschlossene
Gosaukonglomerat besteht. Unmittelbar darüber folgen Sandsteine vom
Flyschtypus, nämlich feste Platten weißgeäderter, grauer Kalksand-
steine, welche hier die Tiefe des ringsum von Hauptdolomit und
Jurakalk umschlossenen, kesselförmigen Talbodens einnehmen. Unweit
dieser Stelle findet man auf der „Platte* oberhalb des Gehöftes
Farngruber ein räumlich beschränktes Sandsteinvorkommen, das hier
anscheinend unmittelbar über fossilführenden Kössener Kalken lagert
und seiner petrographischen Beschaffenheit wegen auf der Karte
ebenfalls als Flyschsandstein ausgeschieden wurde.
Derselben Zone entlang erstreckt sich etwa vom Sattel der
Platte eine Neokommulde im Hornbachtal gegen das Ennstal hinab
und jenseits des Flusses am Abhang des Almkogels gegen das Sattler-
gut wieder empor, wo dieselbe einen Muldenkern von Flyschsandstein
einschließt.
Auf diese Art ist hier und an benachbarten Stellen des Alm-
kogelabhanges trotz der Unterbrechung bei Großraming eine Ver-
bindung zwischen den OÖberkreidebildungenamrechten
und linken Ennsufer hergestellt. In der tiefen Ennsrinne
selbst hat die Denudation die Kreide schon entfernt, während an den
Abhängen des Almkogels noch einzelne cretacische Muldenkerne in den
Falten erhalten blieben.
3. Rettenbachzug. Aus dem Hintergrunde des Rettenbach-
tales bei Waidhofen zieht sich, durchwegs in eine Neokommulde ein-
gefaltet, ein Kern von Flyschsandstein über die Kreuzgrubhöhe 699
(zwischen Freithofberg und Elmkogel) in den rückwärtigen Teil des
Neustifter Grabens hinab und jenseits gegen den Schönlechnersattel
empor, über den er wieder in das Ennstal gegen den Schartnerbauer
hinabstreicht.
Dieser ungefähr 10 km von Nordost nach Südwest streichende,
etwa durchschnittlich 0:5 bis 1 km breite, aus typischem Flyschsand-
stein bestehende Muldenkern wird an seiner Liegenägrenze gegen den
Neokommergel konstant von einer wenige Meter mächtigen Konglo-
meratlage begleitet, welche an zahlreichen Stellen festgestellt
werden konnte und insbesondere südöstlich unter dem Sattel bei dem
Gehöft Eibenberger, wo sich ein Seitengraben gegen das Horn-
bachtal hinabsenkt, in einem guten Aufschluß sichtbar wird. Außer
Quarzgeröllen und solchen aus verschiedenen in dieser Gegend vor-
kommenden lichten und bunten Jurakalken finden sich dunkelrotbraune
Gerölle aus einem grobkörnigen Quarzit (Quarzbreceie) mit eigentüm-
lichen Fettglanz. Außerdem finden sich rote Sandsteingerölle, welche
wohl bestimmt aus Schichten des Rotliegenden stammen, endlich
braune oder grüne, überaus harte, zähe Gerölle, die sich bei ihrer
Untersuchung im Dünnschliffe, wie mir Herr Dr. Ohnesorge freund-
lichst mitteilt, als Porphyrite, zum Teil sicher als Diabasporphyrite
bestimmen lieben.
Die Mehrzahl dieser Gesteine weist auf ein aus krystallinischen
und paläozoischen Bildungen aufgebautes Ursprungsgebiet hin, während
die stets auch vorhandenen Jurakalkgerölle wohl von den Kalkbergen
der Umgebung herstammen dürften. Man möchte dabei an eine An-
1907 Sitzung vom 29. Jänner. G. Geyer. 73
schwemmung von Norden her mit Einstreuung lokaler Kalkgerölle von
dem nahen südlichen Kalkalpenufer denken und gelangt sohin zur
selben Vorstellung, zu der uns das Material der Grestener Schichten
und die Granitklippe aus dem Pechgraben drängte, nämlich daß unter
diesem Teil der Flyschzone großenteils unmittelbar altkrystallinischer
Untergrund, und zwar die südliche Fortsetzung des böhmischen Massivs
gelegen ist, dessen Abhänge durch die Denudation heute bis an die
Donaulinie zurückgerückt worden sind.
4. Neustifter Zug. Nördlich von Neustift, nahe unter Groß-
Scheibelsberg, liegen über Neokommergeln wieder jene bunten, aus
Geröllen von Quarz, rotem Sandstein, braunen Quarziten und Por-
phyriten bestehenden Konglomerate, die wir hier als Aquivalente der
Gosaukonglomerate oder als Basallagen des transgredierenden Ober-
kreideflysches betrachten. Sie finden sich dort im Liegenden einer
beschränkten Sandsteinpartie, in deren südwestlicher Fortsetzung auf
dem Rücken von Neustift ein zweiter solcher Rest von Wiener
Sandstein über Neokomfleckenmergeln ausgebreitet liegt. Nach einer
kurzen Unterbrechung setzt sich dieser Flyschzug von der Loidlmühl
angefangen am nördlichen Abhang des Neustifter Tales weiter fort
bis gegen das Gehöft Naglergut, nördlich von Großraming.
Fast überall an der Grenze dieses Oberkreidezuges gegen das
unterlagernde Neokom findet man Andeutungen des Durchstreichens
jenes Grundkonglomerats, und zwar in der Form ausgewitterter Quarz-,
Quarzit-, Porphyr- und Glimmerschiefergerölle. So im Sattel zwischen
dem Rabenreitkogel und dem Hechenberg, an mehreren Stellen der
durch das Gehöft Welser bezeichneten Terrasse, südlich vom Sattel
zwischen dem Hechenberg und dem Arthofberge, dann auch in dem
nahe unter der Kotmühle von Norden her in das Neustifter Tal ein-
mündenden Seitengraben, woselbst über den Mergeln des Neokoms,
beginnend mit einem bunten Konglomerat aus meist ortsfremden Ge-
röllen, die Oberkreidesandsteine am Grabenausgang gut aufgeschlossen
durchstreichen.
In dieser ganzen Gegend trifft man unter dem oft erwähnten
Konglomerat, also in der Unterkreide, in stratigraphischem Zu-
sammenhange mit dem grauen Neokommergelschiefer einen bunten
Wechsel von roten Mergeln mit schwarzgrünem, glaukonitischem Sand-
stein, also ein Verhältnis, das sich mit dem Profil des Pleissadurch-
bruches unterhalb Brunnbach vergleichen läßt (pag. 63). Auch bei
dem Gehöfte im Sattel zwischen Großscheibelsberg und P. 643 bei
Neustift sowie in der Einsenkung von Kleinscheibelsberg deuten
Quarz- und Porphyritgerölle auf das Vorhandensein einer Konglomerat-
decke hin. Ähnliche Geröllvorkommen beobachtet man noch am Nord-
ostgehänge des Freithofberges gegen Geyerbüchl. Dagegen sah
ich auf dem vom Gehöfte Großbüchl (SW Pechlerkogel) gegen die
Großau vorspringenden Riegel ein nach Süden einfallendes Konglomerat
mit stark vorwaltendem, sandigem Bindemittel, in dem außer vor-
herrschenden Quarz- und Glimmerschiefergeröllen auch ein-
zelne Kalkgerölle eingebettet liegen. Das Material dieses Konglomerats
weist entschieden auf die Zerstörung krystalliner Schiefergesteine hin. Da
dessen Verhältnis zu den benachbarten Schichtgliedern nicht klar-
74 Verhandlungen. Nr. 203
gelegt werden konnte, läßt sich nicht bestimmt aussprechen, ob dieses
anstehende Vorkommen, was zunächst allerdings wahrscheinlich ist,
ebenfalls der Basis der Öberkreide entspricht. In dem Graben
nördlich unterhalb Großbüchl findet man im Bereich der dort an-
stehenden Grestener Schichten noch zahlreiche Gerölle aus jenem
Konglomerat. Glimmerschiefer- und Gneisgerölle bilden auch am
Waldrande südlich oberhalb des Gehöftes Königsberg in der Großau
eine sehr häufige Erscheinung.
Ungefähr in der östlichen Fortsetzung dieses Zuges findet sich
auf dem Höhenrücken östlich von Konradsheim, bei Kote 510 der
O.A. S. auf der Südabdachung gegen das Rettenbachtal, also südlich
unter dem Wege, eine Schottergrube, worin ein sehr auffallendes
Riesenkonglomerat zutage steht. Während sich dasselbe stellen-
weise als ziemlich kleinkörnig erweist, schließt es anderseits halbrunde,
kubikmetergroße Blöcke von grauen und grünlichen Gneissen und
von rotem Granit ein, welcher letztere genau den roten Graniten
aus dem Pechgraben und von Neustift entspricht. Als Element dieses
Riesenkonglomerats beobachtete ich auch einen ziemlich gerundeten
Block von grauem Sandstein, dessen petrographischer Habitus mir
auf Oberkreideflysch hinzudeuten schien. In dem Sandstein selbst ein-
gebackene Stücke von gelbgrauen Mergeln, wie solche hier im Neokom
vorzukommen pflegen, stützen die Anschauung, daß hier ein Gerölle
aus Oberkreide vorliegt und daß das Riesenkonglomerat somit schon
dem Eocän angehört.
Der Verlauf des zuletzt erwähnten Flyschzuges gegen Südwesten
weist unmittelbar auf das nahe Nordende des bereits beschriebenen
(pag. 65) Gosauvorkommens von Großraming hin, welches hart an der
Neustifter Straße nahe deren Einmündung in den Pechgraben auf der
nördlichen Talwand in Form von Konglomeraten und Dolomitbreeeien
aufgeschlossen ist und die Verbindung mit dem Kreidezug von Brunn-
bach herstellt.
5. Hechenbergzug. Auf dem Nordwestabfall des Hechen-
berges gegen den Pechgraben findet sich, über Neokommergeln lagernd,
eine schön aufgeschlossene Schichtfolge von Kreidefliysch in Form
einer Wechsellagerung von Sandsteinbänken mit Mergelschieferlagen.
Ebenfalls noch am linken Ufer des Pechgrabenbaches endlich
fand sich in einer nahe dem Geböft Rabenreiter von Süden her in
den Pechgraben mündenden Seitenschlucht ein kleiner Rest von grauem
Oberkreidesandstein, an dessen Basis gegen das Neokom wieder bunte
Konglomerate und Breccien aufgeschlossen sind. Ihr rotbraunes
mergeliges Bindemittel ist reichlich mit Glimmerblättehen durchsetzt,
während die durch einen sehr geringen Grad der Abrollung aus-
gezeichneten gröberen Elemente meist aus Quarz, Quarzit und
krystallinischen Gebirgsarten, seltener aus Kalken bestehen.
Diese von Nordost nach Südwest streichenden Flyschsandstein-
züge 1—5 konvergieren, wie bereits hervorgehoben wurde, in der
Gegend des Pechgrabens mit den auf pag. 68 namhaft gemachten, aus
Westnordwest gegen Ostsüdost streichenden Kreidesandsteinzügen von
Losenstein geradeso wie die Neokomzüge sammt ihren klippenförmigen
Juraaufbrüchen und ebenso wie die noch weiter innen folgenden Trias-
m-
1907 Sitzung vom 29. Jänner. G. Geyer. 75
und Jurafalten gegen eine südlich vom Buch-Denkmal liegende Stelle,
an der die nach außen gerichtete Faltenbewegung anscheinend durch
ein stauendes Hindernis aufgehalten worden ist.
Schlussbemerkungen.
Aus vorstehenden Mitteilungen ergibt sich, daß die in einzelnen
Synklinalkernen von der äußeren Flyschzone bei Waidhofen bogen-
förmig nach Südwest und dann nach Süden in die Kalkalpen ein-
schwenkenden, faziell den Flyschtypus beibehaltenden Oberkreide-
sandsteine in der Gegend von Weißwasser durch fossilreiche
Gosauschichten unterlagert werden, welche letzteren in evident
transgressiver AttüberdemaltenKalkalpenreliefabgesetzt
worden sind. Es zeigt sich, daß die Gliederung der Gosau von Weib-
wasser große Anklänge an diejenige der meisten größeren Gosaubecken
in den nordöstlichen Alpen aufweist, woraus auf den einst engeren Zu-
sammenhang dieser heute infolge späterer Bewegungen und tief-
sreifender Denudation in viele isolierte Becken aufgelösten Buchten-
ausfüllungen geschlossen werden kann.
Durch die Aufschlüsse am Ennsufer bei Losenstein, woselbst
sich über dem Basalkonglomerat der ÖOberkreideserie graue sandig-
kalkige Mergel einstellen, deren tiefste Lagen durch das massen-
hafte Vorkommen von Orbitolina concava Lam. ausgezeichnet sind,
während darüber in demselben Gestein Gosaufossilien auftreten, ist
wohl der Nachweis erbracht, daß in den Gosauschichten außer dem
Turon stellenweise das Cenoman mitvertreten ist und daß somit die
Transgression der alpinen Oberkreide mit der weitverbreiteten
eenomanen Transgression in Verbindung zu bringen ist.
Durch den Nachweis von Orb. concava Lam. im nahen Schicht-
verbande mit Gosauschichten, welche im unteren Ennstal häufig als
Dolomitbreccien analten Hauptdolomitgehängen abgesetzt wurden,
ergeben sich weitere Analogien mit den bekannten Cenoman-
bildungen der bayrischen Alpen und eine neue Bestätigung
der stratigraphischen Übereinstimmung jenes Gebietes mit den öster-
reichischen Nordalpen.
Die Gosauvorkommen in Weißwasser und deren nördliche Fort-
setzung gegen die Enns lehrten uns in einer petrographisch äuberst
eharakteristischen buntscheckigen, gelb, grün und grau ge-
sprenkelten, nicht selten einzelne Quarzkörner umschließenden G renz-
breccie einen schätzbaren Leithorizont kennen, der sich bis in die
Flyschzone hinaus bewährte. Endlich konnten auch die bunten Basal-
konglomerate der Gosau weiter nach Norden verfolgt werden,
in welcher Richtung dieselben immer mehr Gerölle aus Quarz,
krystallinischen und Eruptivgesteinen aufnehmen, so daß am Flysch-
rande die lokalen Kalkgerölle nur mehr eine untergeordnete Rolle
spielen. In der Nähe der Flyschzone bilden nun diese auf wenige
Meter zusammengeschrumpften bunten Konglomerate einen wichtigen
Anhaltspunkt, um die Oberkreide von dem hier oft ähnlich ausgebildeten
und daher im Terrain wenig hervortretenden Neocom zu trennen,
76 Verhandlungen. Nr. 2u3
indem ihre Verfolgung die Umgrenzung einzelner tektonischen Ele-
mente, zum Beispiel bestimmter Flyschmulden, ermöglicht.
Die Gosauschichten bilden hier also die stellenweise bis
in die Cenomanstufe hinabreichenden, mitunter aber wohl auch mit
jüngeren Lagen am Grundgebirge ansitzenden Buchtenabsätze und
Strandbildungen der Oberkreide und zeigen dort, wo eine Gliederung
derselben zu beobachten ist eine recht ähnliche Ausbildung mit jener
der meisten Gosaubecken der Ostalpen. Ihre Hangendsandsteine gehen
völlig über in die bekannten Gesteine der Inoceramenschichten
oder des Kreideflysches, wie dies A. Bittner!) für die Gosau
von Gießhübel bei Wien nachgewiesen hat. Die Grundkonglomerate
oder Breceien haben eine weitere Verbreitung als die typischen
fossilführenden Gosauschichten, indem sie sich, nach Norden immer
mehr Gerölle aus Quarz und krystallinischen Gesteinen aufnehmend,
bis an die äußere Flyschzone erstrecken, wo sie eine dünne Grenz-
lage an der Basis des Kreideflysches darstellen. Es liegt daher nahe,
anzunehmen, daß in jener äußeren Zone auch eine Vertretung der
gegliederten Gosauschichten durch eine einförmige Schichtfolge von
Flyschgesteinen stattfindet.
Aus allen hier mitgeteilten Beobachtungen über das Verhältnis
der Gosauschichten im unteren Ennstal zum Kreideflysch der Vor-
alpen ergibt sich aber, daß der Oberkreideflysch ebenso das
Hangende der Kalkalpen darstellt wie die annähernd
altersgleichen Gosauschichten und daß somit die stellenweise am
Flyschrande gegen die Kalkalpen auftretenden UÜberfaltungen oder
Überschiebungen nur lokale Erscheinungen von beschränkter Er-
streckung repräsentieren, nicht aber den Beweis dafür, daß die ganzen
Nordkalkalpen deckenförmig über den Vorlandflysch gelagert sind.
1) A. Bittner, Die Grenze zwischen der Flyschzone und den Kalkalpen
bei Wien. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A,, Bd. L, Wien 1900, pag. 51.
Verlag der k. k. geolog. Reıchsanstalt, Wien, III, Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3
3.
Verhandlungen derk, k Seolosischen Reichsanstalt
Sitzung vom 19. Februar 1907.
Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: Ü. Renz: Zur Geologie Griechenlands. En
Dr, A. Schmidt: Ein letztes Wort an Herrn Dr. W. Petrascheeck. — E. Wüst: Die Schnecken
der Fundschicht des Zhinoceros Hundsheimensis Toula bei Hundsheim in Niederösterreich. —
Vorträge: Dr. J. Dreger: Geologischer Bau der Umgebung von Griffen und St. Paul in
Kärnten. (Spuren der permischen Eiszeit.)
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Eingesendete Mitteilungen.
Carl Renz. Zur Geologie Griechenlands.
A. Trias in der Argolis und auf Hydra.
Vor etwa einem Jahr habe ich in der Argolis, in der Nähe des
Hierons von Epidavros (Asklepieion), eines bekannten antiken Bade-
ortes, rote, außerordentlich fossilreiche Kalke der Triasformation
gefunden.
Dieselben repräsentieren die Trinodosus-Zone, die drei ladinischen
Niveaus und die unterkarnischen Aonoides-Schichten.
In Anbetracht der Wichtigkeit dieses Vorkommens habe ich
meine geologischen Untersuchungen in Griechenland, die durch eine
Reise nach Mexiko unterbrochen waren, nach meiner Rückkehr aus
Amerika alsbald wieder aufgenommen und hoffe sie in den nächsten
zwei Jahren zu einem Abschluß bringen zu können.
Herr Prof. Frech hatte die Freundlichkeit, die paläontologische
Bearbeitung meiner ersten argolischen Triasaufsammlung zu über-
nehmen, ausgenommen die Stücke, die bereits im Gelände von mir
bestimmt wurden.
Inzwischen konnte nachgewiesen werden, daß diese rote Kalk-
fazies räumlich noch ausgedehnter ist, als anfangs angenommen wurde;
ich möchte daher durch die nachfolgende Kartenskizze einen Überblick
über ihre Verbreitung beim Hieron von Epidäavros geben.
Die Fundorte der Triasammoniten liegen ‘sämtlich an dem
westlichen Hang des Asklepieiontales. Dieses Tal wird durch die
Höhen des aus Dachsteinkalk bestehenden Theokafta und des süd-
licheren Alogomandra von der Senke von Ligurio geschieden.
Die Straße Ligurio—Hieron tritt durch eine Einsenkung zwischen
diesen beiden Bergen in das Talbecken des Hierons ein.
K. K. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 4. Verhandlungen, mi
78 Verhandlungen. Nr. 4
Unmittelbar an dieser Straße, zwischen ZT. 27 und 28, befindet
sich ein Aufschluß der Trinodosus-Schichten, rote Kalke mit Arcestes
(Proarcestes) extralabiatus Mojs.
Nordöstlich hiervon dehnen sich dieselben Kalke in beträcht-
licher Entfernung am Ostabhang des Theokafta aus, gegenüber dem
_——5 ToBeater
= SE Yr
tadion \ R
Se
Die Verbreitung der roten triadischen Ammonitenkalke beim Hieron
von Epidavros.
x Trinodosusschichten. — X X Aonoidesschichten.
0 0 Grenze zwischen den roten Hornsteinen und weißen
Korallenkalken.
H. Iliasberg, der sich nördlich vom Kynortion und Theater zu be-
herrschender Höhe erhebt.
In dieser Partie der roten Kalke sind aber nicht allein die
Trinodosus-Schichten, sondern auch die ladinischen Niveaus und die
Aonoides-Schichten enthalten, letztere bei einem Hirtenlager nord-
westlich der Ruinen.
1907 Sitzung vom 19. Februar. Carl Renz. 79
In beträchtlicher Entfernung talabwärts von diesem Vorkommen,
südwestlich von ET. 28 befindet sich ein zweiter Aufschluß der Aonoides-
Schichten bei H. Andreas. Hier wurde, bei der geringeren Härte und
scheinbar größeren Verwitterung des Gesteines, ein ungeheures
Ammonitenmaterial von ausgezeichneter Erhaltung gewonnen.
Zum Unterschied von der Fauna des Hirtenlagers, wo die
Fossilien durch Manganbeschlag schwarz gefärbt sind, besitzen die
von H. Andreas stammenden Ammoniten der Aonoides-Zone einen
srünlich gefärbten Überzug.
In wahren Massen liegen von H. Andreas die arcestoiden Formen
vor, wie Joannites diffissus Hauer, Jounnites eymbiformis Wulf., Joan-
nites Klipsteini Mojs., Joannites Salteri Mojs.
Nicht geringer an Zahl sind Megaphnllites Jarbas Mnstr., Arcestes
(Proarcestes) Gaytani Klipst. und Arcestes (Proarcestes) ausseanus
Hauer. Sehr häufig tritt auch die Gattung Halorites mit glatten und
gerippten Arten auf (die letzteren Formen sind 4. Ramsaueri Quenst.
ganz außerordentlich ähnlich), während Trachyceras (T. austriacum
Mojs., T. aonoides Mojs. und andere), Monophyllites (M. Simonyi Hauer
ete.), Lobites (die verschiedenen aus der Aonoides-Zone bekannten
Arten, L. ellipticus Hauer usw.), Pinacoceras (P. Layeri Hauer) weniger
zahlreich vorhanden sind.
Die Zone des Tropites subbullatus ist bisher noch nicht palä-
ontologisch nachgewiesen, denn Halorites (Jovites) dacus Mojs., der
darauf hinzudeuten schien, sowie die anderen Halorites-Arten wurden
jetzt sowohl beim Hirtenlager, wie bei H. Andreas zusammen mit
Joannites diffissus, Joannites cymbiformis ete. in sehr zahlreichen und
teilweise recht stattlichen Exemplaren gewonnen.
Auch gegenüber dem Hieron, am Abhang des Theokafta wurde
noch eine weitere reichhaltige Fauna aufgesammelt.
Cassianer Fossilien sind jedenfalls sehr selten; Wengener Arten
dagegen etwas häufiger (Protrachyceras Archelaus Lbe., Monophyllites
Wengensis Klipst., Posidonia Wengensis Wissm.), ebenso die der
Buchensteiner Schichten (Protrachyceras Reitzi Bkh.).
Die grünen Tufte, auf denen die Ruinen des Hierons liegen (und
die wohl auch zum Teil höhere Horizonte vertreten), finden sich
außerdem südlich von Ligurio (Krania) am Nordwestabhang des Alo-
gomandra sowie bei H. Mercurios. Auch hier treten rote, mit den Am-
monitenkalken petrographisch übereinstimmende Kalksteine auf, aber
sie sind zu zerquetscht, um bestimmbare Fossilien daraus isolieren zu
können. Einige darin enthaltene Formen dürften zu Arcestes gehören.
Das Einfallen sämtlicher Schichten richtet sich im allgemeinen
nach Südost und es ist wahrscheinlich, daß im Streichen noch weitere
Fundorte der roten Ammonitenkalke angetroffen werden dürften.
Streichen bei ZT. 28: N 60 O, Fallen 20° Südost
beim Theater: N 60 O, Fallen 30—40° Südost
bei H. Andreas: N 55 O, Fallen steil Südost
im Bachtal südlich der T’rinodosus-Schichten: N 30—40 0,
Fallen 30--40° Südost.
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11®
80 Verhandlungen. Nr. 4
Zu erwähnen sind, noch große Blöcke eines rötlichen Dolomits
mit Halobien auf den Ackern beim Hirtenlager; das Anstehende ist
noch nicht aufgefunden worden.
Auch auf der Insel Hydra wurden neuerdings die roten Trias-
ammonitenkalke (oberhalb Hydra--H. Triada—H. Nicolaos; H. Irene—
Palamida) und Tuffe gefunden.
B. Neue Funde im Lias und Dogger auf Corfu
und in Epirus.
(Vgl. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., Bd. LVI, pag. 745--758.)
Weitere Fossilfunde auf Korfu ermöglichen noch eine speziellere
Gliederung des unteren Doggers, und zwar im Norden der der Stadt
gegenüberliegenden kleinen Insel Vido.
Dort liegen zwischen den gelben tonigen Kalken des Oberlias,
die eine reiche Fauna der Zone des Hhildoceras bifrons geliefert
haben und den posidonienführenden Hornsteinen mehr oder minder
dünngeschichtete helle Kalke von etwas brecciösem Habitus.
Aus der unteren, vollständig breceiösen Partie dieser Kalke
stammen einige schlechterhaltene Ammoniten (bestimmbar ist nur ein
Phylloceres aus der Gruppe des Phylloceras heterophyllum). Die petro-
graphische Ausbildung spricht jedoch dafür, daß dieser Teil der
Kalke dem Opalinus-(beziehungsweise Murchisonae-)Horizont gleich-
zustellen ist.
Die direkt unter dem Hornstein liegende höchste Bank ist
schon etwas kieselig und eisenreich und enthält neben Aptychen zahl-
reiche Ammoniten. Die Härte des Gesteines verhinderte bisher die
Gewinnung sicher bestimmbarer Exemplare. Jetzt gelang es jedoch,
einige besser erhaltene Stephanoceren, die sich als echte Humphriesianer
erwiesen, herauszuschlagen. Die direkt unter den Hornsteinen liegen-
den Kalke entsprechen daher der Zone des Siephanoceras Humphrie-
sianum Sow.
Wie auf Vido ist der Opalinus-Horizont noch entwickelt bei
Sinies mit Phylloceras Nilssoni Hebert var. «ltisulcata Prinz, bei Perithia
mit Dumortieria Dumortieri Thioll. und Dumortieria evolutissima Prinz
(Oberlias mit Hlildoceras bifrons ete.) und auf der Paßhöhe zwischen
Sinies und Perithia mit Dumortieria evolutissima (Oberlias mit Posidonia
Bronni).
Auch im Westen und Nordwesten des Pantokratormassivs, wo
der Oberlias sich in der Fazies der roten tonigen Kalke und Mergel
vom Hochtal der Panagiakapelle über Strinilla bis zur Höhe zwischen
den Tälern von Riva und Drymodi hinzieht, wurden idente Dogger-
schichten bei Riva mit Phylloceren aus der Gruppe des Phylloceras
Nilssoni angetroffen. Reicher paläontologisch entwickelt ist auch hier
der Oberlias mit:
Hildoceras Mercati Hauer
5 quadratum Haug
N comense Buch.
h Erbaense Hauer
1907 Sitzung vom 19. Februar. C. Renz u. Dr. A. Schmidt. 81
Hildoceras Levisoni Simpson
Coeloceras annulatım Sow,
Phylloceras Nilssoni Hebert usw.
Im Luros- oder Vyrostal in Epirus wurden die vor einiger Zeit
von mir festgestellten Bildungen des Oberlias jetzt genauer unter-
sucht. Der Oberlias besteht auch hier aus rotem Mergel und Platten-
kalk mit knolliger Oberfläche und umfaßt neben Posidonia Bronni
Voltz noch eine zahlreiche Ammonitenfauna. Die wichtigsten Arten sind:
Hildoceras comense Buch
5 Mercati Hauer
R Eroaense Hauer
Phylloceras Nilssoni Hebert
Coeloceras annulatum Sow.
s subarmatum Young u. Bird
Harpoceras discoides Zieten.
(Corfu, im Dezember 1906.)
Dr. Axel Schmidt. Ein letztes Wort an Herrn Dı.
W. Petrascheck.
Ein letztes Wort auf die „Berichtigungen zu der gegen meine
Angriffe gerichteten Erwiderung der Herren A. Schmidt, Herbing,
Flegel“!) sei mir gestattet, kurz und sachlich:
1. Die Zweifel, die Herr Petrascheckan der Möglichkeit, mit
Hilfe der „Anthracosien“ Rotliegendschichten zu horizontieren, hegt,
sind hinfällig. Denn Amalitzky bezeichnet im Eingange seiner
diese Zweischaler behandelnden Arbeit?) die Anthracosien selbst
als Leitfossile, mit deren Hilfe es erst möglich war, die Alters-
folge der mächtigen und verbreiteten Rotliegendablagerungen Ost-
rußlands eindeutig festzulegen. Auch bin ich jetzt in der Lage auf
Grund des Studiums des Zweischalermaterials aus dem Saar-Nahe-
gebiet, mit dessen Bearbeitung ich von der königl. bayrischen Landes-
aufnahme beauftragt bin und das besonders durch die Stücke aus
den Sammlungen der preußischen Landesanstalt eine sehr erwünschte
Ergänzung erfahren hat, auszusprechen, daß sich die gleiche Er-
scheinung wie in Niederschlesien und Böhmen auch in diesem west-
deutschen Bezirk bestätigt: In Saarbrücken sind nicht nur die Spezies,
sondern sogar die Genera des Unterrotliegenden von denen des
Oberrotliegenden verschieden?).
Die Tatsache, daß schlechterhaltene Exemplare einer Palaeano-
donta cf. Verneuili Am. in den Brandschiefern von Kromau (tiefstes
Rotliegendes) und in den Kalnaer Kalken vorkommen, die nach
Petrascheck einem hohen Niveau des Rotliegenden angehören,
beweist nur die Richtigkeit der Untersuchungen Amalitzkys').
!) Verhandl: d. k. k. geol. R.-A., Wien i905, Nr. 16, pag. 348 ff.
?) Siehe Palaeontographica, Bd. XXXIX, pag. 125 fi,
®) Ein Mittelrotliegendes wird von der bayrischen Landesaufnahme nicht
ausgeschieden.
*#) Palaeontographica XXXIX, pag. 212.
82 Verhandlungen. Nr. 4
Aus seiner Tabelle geht nämlich hervor, daß P. Vernewili auch in
Rußland für keinen bestimmten Horizont leitend ist. Eben-
sowenig ist diese Spezies infolge von Petraschecks Altersangaben
im niederschlesisch-böhmischen Rotliegenden als Leitfossil anzusehen,
dasselbe gilt auch nach meinen neueren Beobachtungen für den Saar-
Nahebezirk. Die P. Verneuili Am., die übrigens in ihrer äußeren
Form sehr variabel!) ist, bildet somit die ständige Ausnahme der
sonst überall bestätigten Regel, daß diese Zweischaler typische Leit-
fossile derrotliegendenSüßwasserablagerungen sind. Aus dem
Vorkommen der P. Verneuili in verschiedenen Horizonten den gegen-
teiligen, verallgemeinernden Schluß zu ziehen, daß „die betreffenden
Zweischaler wirklich so ausgesprochene Leitfossile“ nicht sind, ist
also durchaus verfehlt.
Dankbar bin ich aber Herrn Dr. Petrascheck dafür, daß er mich auf
das verschiedene Alter der Ablagerungen von Kromau und Kalna aufmerksam
gemacht hat.
Dadurch wird die einzige?) in Rußland bekannte und aus Nieder-
schlesien-Böhmen sowie von der Saar jetzt ebenfalls konstatierte
Ausnahme die Regel nur bestätigt.
2. Der kleine Maßstab, in dem die Petraschecksche Skizze °)
gehalten ist (1: 576.000) und die dadurch bedingte Unmöglichkeit,
die Verwerfungen ganz genau einzeichnen zu können, ließen mich
auf den Gedanken kommen, Herr Petrascheck habe sich meiner
Ansicht über die Tektonik der Neuroder Gegend angeschlossen. Auf
der Skizze liegt nämlich die Verwerfung, die ich für den Steinetal-
sprung hielt, von einer markanten Stelle des Steineflusses nur
etwa 900 m entfernt, während die Schulzenkoppenverwerfung, die
jene Linie darstellen soll, von derselben Stelle des Steineflusses über
1500 m entfernt ist. Der Irrtum meinerseits, der durch die un-
genaue Einzeichnung desSprunges in der Petrascheck-
schen Skizze hervorgerufen worden ist, ist also verzeihlich.
3. Das Profil des Bahnanschnittes bei Nieder-Rathen zeigt
deutlich ein widersinniges Einfallen der Störung; auch ist auf
Seite 32 und in den Ergebnissen (Seite 36) meiner Arbeit ®)
ausdrücklich von widersinnigem Fallen gesprochen. Daß wider-
sinnig fallende Sprünge eine Wiederholung der Schichtenfolge be-
dingen und daß ausklingende Verwerfungen eine geringe Sprunghöhe
besitzen, ist bekannt, ebenso daß das Ausmaß einer Verwerfung im
weiteren Fortschritt häufig wächst. Im Nieder-Rathner Anschnitt, der
nur etwa 900 m vom: Ende des Porphyrganges entfernt ist — auch
Dathe kartiert den „Tuff“ nicht viel weiter, kaum 1100 m, noch nach
SO — konnte also ein bedeutendes Absinken der Ostscholle gar nicht
!) Man vergleiche Twelvetrees (Quart. journ. geol. soc., London 38,
pag. 499) und Netschajews Abbildungen (Netschajew, Perm. Ostrußlands in:
Trudi obtschestwa etc., Nasan 27, 4, pag. 282, und Taf. XI, Fig. 15, 17, 19, 20 u. 21).
2) Aus dem Genus Palaeanodonta. Die beiden anderen Ausnahmen (Anthra-
cosia Löwinsoni Am., Palaeomutela Keyserlingi Am.) von den 61 durch Amalitzky
besprochenen Arten beziehen sich auf die in Niederschlesien und Böhmen bisher
nicht nachgewiesenen Formen mit Schloßzähnen.
®) Deutsche geol. Ges., Monatsberichte Nr. 11.
*) Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur, Verhandlungen 1904.
1907 Sitzung vom 19. Februar. Dr. A. Schmidt u. E. Wüst. 83
erwartet werden. Im Text ist allerdings an den zwei einzigen Stellen,
wo ich bei Besprechung der Störungen Himmelsrichtungen nenne,
die Vertauschung von Ost und West beim Korrekturlesen übersehen
worden.
Ewald Wüst. Die Schnecken der Fundschicht des
Rhinoceros Hundsheimensis Toula bei Hundsheim in
Niederösterreich.
In seiner Monographie über „Das Nashorn von Hundsheim.
Rhinoceros (Ceratorhinus Osborn) Hundsheimensis nov. form.“ !) be-
handelt Franz Toula auch die in der Fundschicht des beschriebenen
Rhinozeros, einer teils aus durch Kalksinter verkitteter Brececie, teils
aus lößähnlichem Lehm bestehenden Ausfüllungsmasse einer Höhlung
im Triaskalk des Hundsheimer Berges, gefundenen Schnecken. Er
führt auf Grund einer Vergleichung des von ihm gesammelten Ma-
terials mit Sandbergers „Land- und Süßbwasserkonchylien der
Vorwelt“ 2) und rezentem Material des Naturhistorischen Hofmuseums
in Wien — meist mit mehr oder weniger Vorbehalt — folgende
Arten auf):
1. Helix (Campylaea) af. Canthensis Beyr.
2. „. (Zonites) verticillus Fer. sp.
> „ (Campylaea) eingulata Studer.
4. „ (Eulota) strigella Drap.
„ (Helieogena) pomatia Lin.
”
(b}\
Der kleine, aber interessante Schneckenbestand von Hundsheim
wurde mir kürzlich von Herrn Hofrat Professor Dr. Franz Toula zur
Untersuchung anvertraut, wofür ich dem genannten Herrn auch an dieser
Stelle meinen ergebensten Dank ausspreche. Meine Untersuchungen,
bei denen mir ein reiches fossiles und rezentes Vergleichsmaterial
zur Verfügung stand, führten zu teilweise von denen Toulas ab-
weichenden Bestimmungen. Nach meinen Bestimmungen setzt sich
der Hundsheimer Schneckenbestand aus folgenden Arten zusammen:
1. Zonites eroaticus Partsch ap. Rossın.
2. Helix (Eulota) fruticum‘ Müll.
3. „. (Campylaea) Canthensis Beyr.
e Ze spec. indet.
Dem, (Pomatia) pomatia Lin.
Ich mache im folgenden einige nähere Bemerkungen über die ein-
zelnen Arten, welche die Begründung meiner Bestimmungen enthalten.
1. Zonites croaticus Partsch ap. Rossm.
Unter den Hundsheimer Schnecken ist Zonites croaticus weitaus
die häufigste: es liegen mir zehn Stücke vor, darunter allerdings kein
ganz vollständiges.
!) Abhandl. der k. k. geol. R.-A., Bd. XIX, Heft 1, Wien 1902.
?2) Wiesbaden 1870— 1875.
®) A. a. O., pag. 4, Anmerkung 1.
84 Verhandlungen. Nr. 4
Toula ist zu der Ansicht gekommen, daß sich die vorliegenden
Stücke der von Sandberger.a. a. O., Taf. 34, Fig. 18, als Zonites
verticillus Fer. sp. abgebildeten, aus dem diluvialen Kalktufte von Weimar
in Thüringen stammenden Schnecke mindestens innig anschließen.
Die von Sandberger a. a. OÖ. abgebildete Schnecke wurde
später von diesem Autor seiner als neu beschriebenen Art Zonites
subangulosus zugerechnet !). Später bemerkte A. Weiß, daß Sand-
berger den Namen Zonites subangulosus früher schon einer tertiären
Schnecke verliehen hatte und gab daher dem von ihm nur als
„Varietät“ von Zonites vertieillus Fer. sp. betrachteten diluvialen
Zonites subangulosus Sandb. den neuen Namen praecursor?). Weiter-
hin fand Weiß bei der Untersuchung der vier Originalexemplare der
1846 von Klein aus dem diluvialen Kalktuffe von Kannstadt bei
Stuttgart beschriebenen Helix acieformis®), daß drei derselben mit
seinem Zonites praecursor völlig übereinstimmen, während das vierte
„durch etwas höheres (skalarides) Gewinde und scharfen Kiel“ ab-
weicht). Da er außerdem in dem diluvialen Kalktuffe von Tonna
unweit Gotha in Thüringen eine ganze Serie von Übergängen zwischen
Zonites praecursor und dem etwas abweichenden Kleinschen Zoniten
fand, hielt er sich für „befugt, die Art Z. acieformis als Subvarietät
zu Zonites praecursor zu stellen“°®). Ich habe dann darauf hinge-
wiesen, daß Zonites pruecursor A. Weiss den Namen Zonites acieformis
Klein sp., führen muß, da er von Klein als Helix acieformis zum
erstenmal ausreichend beschrieben und kenntlich abgebildet worden ist ®).
Der Hundsheimer Zonites stimmt weder mit Zonites acieformis
Klein sp. noch mit Zonites vertieillus Fer. sp. überein, sondern gehört
vielmehr zu dem in seinen gröberen Formverhältnissen den genannten
Arten recht ähnlichen’ Zonites eroaticus Partsch ap. Rossm. Das be-
weisen insbesondere die Skulpturverhältnisse der Oberseite der
Hundsheimer Gehäuse: Alle Hundsheimer Stücke zeigen auf der
Oberseite die äußerst feinen, schwach entwickelten Spiralfurchen, die
für Zonites croaticus bezeichnend sind, während Zonites verticillus
und der diesem ganz nahe verwandte Zonites acieformis starke Spiral-
furchen besitzen, welche die von ihnen gekreuzten Anwachsstreifen
gekörnelt erscheinen lassen.
Zonites croaticus lebt gegenwärtig in den Gebieten von Kroatien
bis nach Epirus, doch kann seine Verbreitung noch nicht als ab-
schließend festgestellt gelten, weil er noch vielfach nicht genügend
von Zonites carniolicus A. Schm. ap. Mousson, der aus Krain, Kroatien
und Kärnten angegeben wird, geschieden wird. Aus diluvialen Ab-
!) Sitzungsberichte der mathematisch-physikalischen Klasse der k. bayer.
Akad. d. Wiss. 1893, Bd. XXIII, Heft 1, pag. 4, 7 usw.
2) Nachrichtsblatt d. deutschen Malakozoologischen Gesellschaft, XXVI. Jahrg.,
1894, pag. 150 u. 151, und Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1896, Briefe, pag. 173.
®) Jahrbuch des Vereines für vaterländische Naturkunde in Württemberg,
Jahrg. II, Heft 1, Stuttgart 1846, pag. 100, Taf. 2, Fig. 21a, b.
#) Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1897, Briefe, pag. 685.
SE 0)
6) Zeitschrift für Naturwissenschaften, Bd. LXXIV, 1901, pag. 75, Anmerkung 1,
und Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1902, Briefliche Mitteilungen, pag. 1, An-
merkung 1,
1907 Sitzung vom 19. Februar. E. Wüst. 85
lagerungen ist Zonites ceroaticus meines Wissens bisher noch nicht
bekannt geworden; in Deutschland ist er in solchen bestimmt noch
nicht nachgewiesen worden.
2. Helix (Eulota) fruticum Müll.
Es liegen zwei unvollständige, von Toula als Helix (Eulota)
strigella Drup. bestimmte Stücke vor. Wenn auch nur an dem einen
der beiden Stücke der für Helix fruticum Helix strigella gegenüber
bezeichnende relativ enge Nabel sichtbar ist, so ist doch unter an-
derem an der feineren Schalenskulptur mit Sicherheit nachzuweisen,
daß beide Stücke zu Helix fruticum gehören, denn beide zeigen relativ
schwache Anwachsstreifen, die von regelmäßigen, feinen Spiralfurchen
gekreuzt werden, wie das für Helix fruticum charakteristisch ist,
während die Schale von Helix strigella viel gröbere Anwachsstreifen
zeigt und der regelmäßigen, feinen Spiralskulptur entbehrt.
3. Helix (Campylaea) Canthensis Beyr.
Es liegen zwei unvollständige, aus der versinterten Breceie nicht
ganz herauspräparierte Stücke vor.
Toula bezeichnet die Stücke als Helix (Campylaea) af. Can-
thensis Beyr., indem er hervorhebt, daß dieselben mit der von Sand-
berger a.a. O., Taf. 35, Fig. 3, als Helix (Campylaea) Canthensis
Beyr. abgebildeten Schnecke aus dem diluvialen Kalktuffe von Tonna
unfern Gotha in Thüringen nicht ganz übereinstimmen.
Die Art Helix Canthensis wurde von Beyrich für eine Schnecke
aus dem diluvialen Kalktuffe von Paschwitz bei Canth unweit Breslau
begründet !). Auf dieselbe Art wurden von Sandberger Schnecken
aus den diluvialen Kalktuffen von Weimar und Tonna in Thüringen
bezogen ?). Später erklärten Pohlig?), Sandberger‘) und ich?)
— ieh sicher, Pohlig und Sandberger wahrscheinlich nur auf
Grund thüringischen Materials — Helix Oanthensis Beyr. für identisch
mit Helix banatica Partsch ap. Rossm., während A. Weiß an der Selb-
ständigkeit der Helix Canthensis festhielt®) und Campyläen aus den
diluvialen Kalktuffen von Weimar”), Taubach bei Weimar”), Tonna ®)
und Schwanebeck bei Halberstadt?) zu Helix Canthensis rechnete.
!) Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1854, pag. 254, und 1857, pag. 534.
?) Die Land- und Süßwasserkonchylien der Vorwelt, Wiesbaden 1870—1875,
pag. 930.
3) Zeitschrift für Naturwissenschaften, Bd. LVIII, 1885, pag. 263.
*) Sitzungsberichte der mathematisch-physikalischen Klasse der k. bayer.
Akad. d. Wiss. 1893, Bd. XXIli, Heft 1, pag. 7, Anm. 4.
5) Zeitschr. für Naturwissenschaften, Bd. LXXIV, 1901, pag. 72, Anm. 3, und
Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1902, Briefliche Mitteilungen, pag. 16 u. 17.
°) Nachrichtsblatt der deutschen Malakozoologischen Gesellschaft, XXVI.
Jahrg., 1894, pag. 154 u. 155.
?‘) Ebenda; ferner Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1896, pag. 175.
*) Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1897, pag. 686.
°) Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1896, pag. 193 (in Gemeinschaft mit W.
Wolterstorff, der die Art hier schon 1884 gefunden und für Helix Canthensis
gehalten hat, vergl. a. a. O., pag. 192!)
K. K. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 4. Verhandlungen. 12
36 Verhandlungen. Nr. 4
Das von mir untersuchte Material von Weimar, Taubach bei Weimar,
Tonna und Schwanebeck läßt sich von Helix banatica nicht trennen:
Wenn ich auch bei einem Teil der mir vorliegenden Campyläen
von den erwähnten Fundorten einen etwas schärferen Kiel beobachtete
als an den von mir untersuchten rezenten Stücken von Helix banatica,
so fand ich doch bei einem anderen Teil derselben die Kielentwick-
lung in nichts von derjenigen der verglichenen rezenten Stücke von
Helix banatica verschieden !). Neuerdings betonte auch Frech die
völlige Ubereinstimmung der von Sandberger von Tonna abge-
bildeten „Helix Canthensis“ sowie einer von ihm selbst abgebildeten,
aus dem diluvialen Kalktuffe von Jazlowieec in Galizien stammenden
Campylaea mit der rezenten Helix banatica?). Neben der Helix banatica
bildete Frech ein Stück von Paschwitz bei Canth, dem Original-
fundort der Helix Canthensis ab, das er seines auffallend scharfen
Kieles wegen nicht mit Helix banatica vereinigte, sondern als Helix
Canthensis Beyr. bezeichnete®). Das von Frech abgebildete Pasch-
witzer Stück fälit durch seinen ungemein scharfen Kiel und seine
auf der Oberfläche sehr stark abgeplatteten Umgänge aus den Va-
riationsgrenzen der mir bekannt gewordenen rezenten und fossilen
Stücke der Helix banatica heraus. Ich halte es daher für richtig, die
Paschwitzer Schnecke als Helix Canthensis von Helix bunatica zu
trennen.
Die beiden Stücke von Hundsheim stimmen vorzüglich mit dem
von Frech abgebildeten Stücke von Paschwitz überein und sind daher
als Helix (Campylaea) Canthensis Beyr. zu bezeichnen.
Paschwitz und Hundsheim stellen bis jetzt die einzigen Fund-
orte der Helix (Campylaea) Canthensis Beyr. dar.
#. Helix (Campylaea) spec. indet.
Es liegt nur ein unvollständiges und verdrücktes Gehäuse vor,
an dem mindestens etwa die Hälfte des letzten Umganges nebst
einem Teil der Begrenzung der Mündung fehlt und außerdem ein
Teil des Vorhandenen infolge der Verdrückung des Stückes nicht
sichtbar ist.
Toula sagt über das vorliegende Stück: „Heliv (Campylaea)
cingulata Studer. Eine etwas weniger hoch gewundene, fast flache
Schale mit deutlichem Mundsaum dürfte der genannten lebenden
alpinen Art nahestehen.*
!) Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1902, pag. 16 u. 17.
?) Lethaea geognostica, Teil III, Bd. II, Abt. 1, Taf. 2, Fig. 18 und Er-
klärung dazu. — Über die Campylaea von Jazlowiece vgl. Sandberger,
Sitzungsberichte der mathematisch-pbysikalischen Klasse der k. bayer. Akad. d.
Wiss. 1893, Bd. XXIII, Heft 1, pag. 11.
®) Ebenda, Fig. 19 und Erklärung dazu. — In konsequenter Weise spricht
Frech, nachdem er darauf hingewiesen hat, daß das von Sandberger abge-
bildete thüringische Stück nicht zu Helix Canthensis, sondern zu Helix banatica
gehört, a. a. O., pag. 429, von der „Zone der Helix Canthensis“ in Thüringen, um
aus der geologischen Stellung derselben auf diejenige des Kalktuffes von Paschwitz
bei Canth zu schließen.
1907 Sitzung vom 19. Februar. E. Wüst u. Dr. J. Dreger. 87
Zu den schon von Toula hervorgehobenen Unterschieden
gegenüber Helix eingulata kommen noch weitere. Die Umgänge nehmen
wesentlich langsamer, gleichmäßiger zu. Wenigstens an einem Teil
des letzten Umganges ist eine deutliche Spiralskulptur zu beobachten,
wie sie Helix eingulata abgeht. Schließlich sind auch die Farbenbänder
etwas abweichend: Auf dem letzten Umgang tritt am deutlichsten
ein beiderseits scharf begrenztes weißes Mittelband hervor; an
dieses schließt sich ein nach oben hin minder scharf begrenztes
dunkles Band und nach unten ein nach unten hin ganz ver-
schwimmender, breiter, etwas dunkler als die ungebänderten Teile
des Gehäuses gefärbter Streifen. Nach dem Mitgeteilten scheint mir
die vorliegende Schnecke Helix cingulata nicht besonders nahe zu
stehen. Ich vermag sie mit keiner bekannten Art zu identifizieren,
möchte aber daraus bei der schlechten Erhaltung des einzigen vor-
liegenden Stückes vorläufig nicht schließen, daß es sich um eine neue
Art handelt.
5. Helix (Fomatia) pomatia Lin.
Es liegen zwei zerbrochene Stücke aus lößartigem Lehm vor.
Dieselben zeigen, wie zum Teil schon von Toula hervorgehoben
worden ist, auffallend grobe, dabei aber flache Anwachsstreifen. Zu
einer noch weitergehenden Bestimmung ist das vorliegende Material
zu dürftig.
Der kleine Schneckenbestand von Hundsheim ist dadurch in
hohem Maße interessant, dab er
l. Zonites ceroaticus Partsch ap. Rossm., eine wohl noch nicht im Di-
luvium gefundene Art,
. Helix (Campylaea) Canthensis Deyr., eine bisher nur von einem
Fundorte, Paschwitz bei Canth unweit Breslau, nachgewiesene
ausschließlich diluviale Art,
die vorläufig nicht identifizierbare, vielleicht neue Helix (Campy-
laea) spec. indet.
o
enthält. Die Kleinheit und Eigenart des Schneckenbestandes macht
vorläufig vergleichende Betrachtungen unmöglich. Es wäre sehr er-
wünscht, daß weiteres Material von Hundsheim oder aus einer gleich-
altrigen Ablagerung bekannt würde.
Vorträge.
Dr. J. Dreger. Geologischer Bau der Umgebung von
Griffen und St. Paul in Kärnten. (Spuren der permischen
Eiszeit.)
Das Gebiet, über welches ich hier berichten will, liegt im süd-
östlichen Teile von Kärnten nördlich des Drauflusses. Es wird außer
von der unteren Lavant, die in den Seetaler Alpen ihren Ursprung
nimmt, noch von dem Wurlerbach (SO von Völkermarkt), der Krassnig
12*
88 Verhandlungen. Nr4
(S von St. Peter), dem St. Lorenzer Bach (S von St. Lorenzen) und
einigen ganz unbedeutenden anderen Zuflüssen der Drau, die ihr
Quellgebiet im südlichsten Abfall der Saualpe haben, ferner von dem
auf der kleinen Sau entspringenden Wölfnitzbach, an dem der Markt
Griffen gelegen ist, mit seinen Nebenbächen, dem Haimburger und Grafen-
bach durchflossen. Unter den zahlreichen Zuflüssen der Lavant kommen
für uns hauptsächlich der Granitzbach am rechten Ufer (an seiner
Mündung liegt der Markt St. Paul mit dem berühmten schon 1300
gegründeten Benediktinerstifte), der Rainzer Bach (bei St. Georgen
am Stein), der Raglbach (S von Rojach) und der Gemmersdorfer Bach
(am Südflusse des Dachberges), sämtlich am linken Ufer in Betracht.
An dem Aufbaue des Gebietes nehmen teil das südlichste Ge-
hänge der Saualpe mit den beiden (durch interessante, noch aus der
Türkenzeit befestigte Kirchen bemerkenswerte) Ortschaften Diex
(1152 m) und Grafenbach (1164 m Seehöhe) !), das Ostende des ehe-
maligen Bettes des diluvialen Draugletschers mit seinen Moränen-
gürtelresten, die Schollen paläozoischer und mesozoischer Gesteine,
die sich westlich von Völkermarkt erhalten haben und von Ruden
östlich bis St. Paul einen zusammenhängenden Zug darstellen, dem
sich am linken Lavantufer bis zum Westäbfalle der Koralpe einzelne
getrennte Partien vorlagern. Endlich fällt auch noch das untere Lavant-
tal in den Rahmen unserer Betrachtung.
Das südlichste Gehänge der Saualpe werde ich heute kurz be-
handeln, da meine Begehungen hier noch nicht abgeschlossen sind
und zum Vergleiche das mir aus eigener Anschauung noch sehr wenig
bekannte Gebiet zwischen der Glan und Gurk (Magdalenaberg und
Steinbruchkogel) NO von Klagenfurt herangezogen werden müßte.
Die ältesten Gesteine, welche an der Zusammensetzung der
Saualpe teilnehmen, die verschiedenartigen Gneise (aus ihnen be-
stehen die Erhebungen dieses Gebirges, die Forstalpe [2039 m], der
Kienberg [2045 m], die große Sau [2081 m] und der Spitzkogel [899 m}),
denen ausgedehnte Züge von Amphibolit, Ekiogit (Saualpit) und oft
eisensteinreichem 2) Marmor eingelagert sind, gehen schon etwas
nördlich von unserer Blattgrenze durch das Zurücktreten der feld-
spätigen Minerale allmählich in Glimmerschiefer von graubrauner
Farbe über. Ausgesprochener Glimmerschiefer?), oft als Granaten-
glimmerschiefer ausgebildet, hat keine große Verbreitung, sondern
nähert sich mehr dem Phyllit. Dieses Gestein ist reich an linsen-
förmigen Quarzlagen und kann dann als Quarzphyllit angesprochen werden.
Pegmatitische (oft turmalinführende) Gänge sind hie und da in der
Glimmerschiefer- und Quarzphyllitzone anzutreffen, fehlen jedoch
auch den jüngeren paläozoischen, halbkristallinischen, phyllitischen
Schiefern nicht.
!) Die nöchste Erhebung der Saualpe ist die große Sau (-alpe), nicht ganz
11 km nördlicher gelegen, mit 2081 m.
?) Wie bei Hüttenberg und Lölling.
3) Er enthält die kiesigen edlen Erzgänge von Gold, Silber, Blei, und Kupfer),
im Kliening bei St. Leonhard im Lavanttal, welche im Mittelalter undim Anfange
der Neuzeit erfolgreich abgebaut wurden.
1907 Sitzung vom 19. Februar. Dr. J. Dreger. 89
Letztere scheinen ebenfalls den älteren Schiefern konkordant
aufzuliegen und lassen sich von diesen oft nicht scharf trennen; bei
ihrer Metamorphosierung mögen neben der gebirgsbildenden Kraft
und dem Einflusse der Wasserzirkulation auch vulkanische Kräfte,
welche durch das Vorkommen der Pegmatitgänge angedeutet werden,
eine Rolle gespielt haben. Auch die in den veränderten Schiefern,
teils lager-, teils gangförmig auftretenden Grünen Schiefer müssen als
derartig metamorphosierte Hornblende- oder Diabasgesteine aufgefaßt
werden !).
Das Vorkommen von Dioriten wird von Lipold (Jahrb. d. k. k.
geol. R.-A. 1855, pag. 195) angegeben bei Ottmanach (Magdalena-
und Christophberg), NW von St.-Philippen bei Windisch-St. Michael,
bei Schloß Neudenstein nahe der Drau, W von Völkermarkt, und
an einigen anderen Orten und dabei bemerkt, daß das Gestein vom
Magdalena- und Christophberg sowie das von Philippen durch Aufnahme
von Kalk in Schalstein übergeht, woraus ich schließe, daß wir es hier
wohl auch mit Diabas?) zu tun haben dürften. Ich hatte noch nicht
Gelegenheit, dies feststellen zu können.
Die jüngsten phyllitartigen Gesteine, auf welche permische Ab-
lagerungen folgen, haben, abgesehen von der Saualpe, eine große
Verbreitung auch in dem südlichen Bergzuge und wurden seit langem
als Gailtaler Schiefer und Sandstein, die oft ganz kristallinischen
kalkigen Einlagerungen als Gailtaler Kalk (beziehungsweise Dolomit)
bezeichnet und der Steinkohlenformation zugerechnet ?). Fossilien haben
diese Zuweisung bisher in unserer Gegend nicht bekräftigen können,
es ist aber aus der Lagerung und der Vergleichung mit anderen
Gegenden nicht unwahrscheinlich, daß wir es in den oberen Partien
dieser Schiefer mit Karbon zu tun haben, während die tieferen
Schichten in das Devon hineinreichen dürften. Diese vorpermischen
stark gefältelten grauen, phyllitischen Gesteine setzen fast den
ganzen Wallersberg (S von Griffen) zusammen und finden ihre Fort-
setzung östlich am anderen Ufer des Wölfnitzbaches sowohl nörd-
lich als südlich des permo-triadischen Höhenzuges zwischen Ruden,
St. Paul und dem Lavanttale. Auch hier treten im phyllitischen
Tonschiefer (siehe Höfer loc. eit.) lagerartige Bänke von 2 cm
bis 4 cm Stärke von dichtem Diabas auf. Kalkige Bildungen in der
Art, wie sie in den Phylliten am Südabfall der Saualpe, zum Beispiel
bei Griffen und in den dessen naher Umgebung in oft stark kristal-
linischer Ausbildung zur Entwicklung gelangen, fanden sich bisher in
dem Zuge ebensowenig wie die als Grüne Schiefer bezeichneten stark
metamorphosierten Gesteine. Hingegen fehlen Ausscheidungen derben
Quarzes (Höfer loc. eit., pag. 469) nicht.
!) Von J. A. Ippen werden ähnliche Grüne Schiefer von der Koralpe und
dem Poßruck beschrieben (Petrogr. Untersuchung an kristall. Schiefern der Mittel-
steiermark, Graz 1896).
2} Vergl. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1856, pag. 343.
®) So auch von Höfer, Die geologischen Verhältnisse der St. Pauler Berge
in Kärnten. Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wissensch., mathem.-naturw. Kl., Bd. CIII,
Abt. I, 1894, pag. 470.
90 Verhandlungen. Nr. 4
Einen großen Raum bedecken die auf den eben besprochenen
Schiefern, wie es scheint, konkordant liegenden Ablagerungen der
Dyaszeit und die damit auch hier untrennbar verbundenen alpinen
Buntsandsteinbildungen. Gesteine, die wir als Grödener Sandstein, Ver-
rucano- und Werfener Schiefer (und Sandstein) anzusprechen pflegen,
stellen diese Formation in unserem Gelände dar.
Fossilien sind, abgesehen von den Werfener Schichten, sehr
selten. Ich fand nur S von St. Josef bei St. Paul in einem rötlich-
braunen Sandsteine einige Farnreste, welche aber nach Dr. von
Kerner, der so freundlich war, den Fund zu untersuchen, keine
genaue Bestimmung zulassen, jedoch permischen Alters sein dürften.
In den Werfener Schichten fand Professor Höfer (loc. eit., pag. 470
u. 471) etwa 3 km S von St. Paui beim Bauer Steinitz Myophoria
ovata und westlich davon, oberhalb von Eis Avicula Venetiana und
Myophoria af. elongata. Ich fand SO von Griffen in rotem Sandstein
undeutliche Reste von Myacites (? fassaensis).
Sehr häufig löst sich sowohl der Sandstein wie das Konglomerat
durch die Verwitterung in seine Bestandteile auf, so dab wir Sand-
und Schottermassen vor uns haben, von denen es oft schwer zu sagen
ist, ob sie dem Miocän oder den erwähnten permo-triadischen Bil-
dungen angehören. Es ist mir aufgefallen, daß diese losen Sand- und
Schottermassen manchmal Aufschlüsse zeigen, welche ganz den Ein-
druck glazialer Bildungen machen. Die Örtlichkeit ihres Auftretens
schließt es aber, wie ich glaube, aus, daß wir es mit diluvialen eis-
zeitlichen Erscheinungen zu tun haben könnten; es ist vielmehr deutlich
zu erkennen, daß sie aus dem Konglomerat, das wenige Schritte davon
ansteht, durch Zerfall entstanden sind !).
Es ist das Verdienst Hilbers?), zuerst auf die großen Blöcke
hingewiesen zu haben. die in Steiermark SO von der Koralpe auf-
treten und ganz den Eindruck machen, als müßten sie durch Gletscher
transportiert worden sein. Im Führer für die Exkursionen anläßlich
des 1X. internationalen Geologenkongresses (Wien, 1905) hat Hilber
eine übersichtliche Zusammenstellung des Auftretens derartiger, mit-
unter sehr großer, mehrere Meter Durchmesser aufweisender, abge-
rundeter Blöcke von dem Hügellande zwischen der Saggan und der
Sulm, vom Radelzuge und aus dem Lavanttal in Kärnten gegeben. Ich
habe mich seinerzeit?) dahin ausgesprochen, daß diese Blöcke aus
einem Konglomerat stammen, das teilweise miocänen, teilweise unbe-
stimmten Alters ist, und habe auch die Möglichkeit einer miocänen
Eiszeit erwogen. Weitere Untersuchungen im Radelzuge und besonders
solche im nördlichen Abfall des Bachers (südlich der Drau zwischen
Unter-Drauburg und Saldenhofen) zeigten, daß derartige große Blöcke
eines ortsfremden Gesteines schon in den permotriadischen Kon-
glomeraten und Sandsteinen auftreten und daß es oft unmöglich wird,
1) Eine solche Stelle findet sich zum Beispiel an der Reichsstraße von Griffen
nach St. Andrä beim Kilometerstein 13.
®2) Die Wanderblöcke der alten Koralpengletscher auf der steirischen Seite.
Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1879, pag. 537.
®) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1903, pag. 124.
1907 Sitzung vom 19. Februar. Dr. J. Dreger. 9]
diese von miocänen, gleichartigen Ablagerungen zu trennen, in denen
zum Beispiel auch Verrucanoblöcke mit Quarzporphyrtrümmern vor-
kommen. Deshalb bin ich zu der Anschauung gekommen, dab die
sroßen Blöcke ihre erste Lagerstätte in dem Grödener Sandstein und
dem Verrucano hatten, hierauf in die miocänen Konglomerate ein-
geschwemmt wurden, um aus diesen wieder in Bildungen zu ge-
langen, die wir teils als pliocäne Schotter und Sande, teils als diluvial
oder sogar als alluvial anzusehen- gezwungen sind. Wir hätten also
hier die Zeugen einer permischen Eiszeit vor uns. Daß hier glaziale
Erscheinungen, wie Scheuersteine oder gar eine Glättung oder Schram-
mung des Untergrundes usw. bisher nicht beobachtet werden konnte, ist
unter den waltenden Umständen leicht erklärlich und es besteht wohl
auch wenig Hoffnung, in den so stark zerstörten permischen Bildungen
in Zukunft derlei zu finden.
Betrachten wir aber die geologischen und geographisch-physikali-
schen Verhältnisse, welche zur Dyaszeit auf unserer Erde geherrscht
haben müssen, SO können wir leicht die Überzeugung gewinnen, dab
damals auch in unseren Gegenden eine Epoche gewesen sein muß,
die eine Ausbreitung von mehr oder weniger ausgedehnten Gletschern
sehr begünstigt hat.
Die Alpen, wie wir sie heute sehen, haben sicherlich damals
nicht bestanden; ob aber in dem von den Alpen heute eingenom-
menen Gebiete (uns interessieren hier besonders die südlichen Teile
der Ostalpen) nicht ältere Gebirge oder die Reste solcher vorhanden
waren, läßt sich kaum entscheiden ; sicherlich gab es damals aber
vulkanische Gebirge von Bedeutung, wie aus der großartigen, haupt-
sächlich aus Porphyrgesteinen bestehenden eruptiven Bildungen per-
mischen Alters (wie zum Beispiel in der Bozener Gegend) geschlossen
werden muß, da nicht anzunehmen ist, daß es nur lakkolithische oder
submarine Eruptionen waren, deren riesige Gesteinsmassen wir noch
jetzt vor uns sehen. Wie durch die Studien einer Reihe hervor-
ragender Geologen erwiesen ist, wurde damals in Mitteleuropa das
Hauptgebirge, wie es heute die Alpen sind, durch Gebirgszüge dar-
gestellt, denen E. Suess in seinem erdumspannenden Werke, dem
„Antlitz der Erde“ den Namen des Armorikanischen und Variseischen
Gebirges gegeben hat, von denen das letztere einen den heutigen
Alpen nördlich vorgelagerten ungefähr parallelen Bogen darstellte,
dessen Trümmer die Rumpfgebirge der Vogesen, des Schwarzwaldes,
der böhmischen Masse, des norddeutschen Berglandes und andere
darstellten. Wenn wir eine permische Eiszeit in Mitteleuropa ins
Auge fassen, so müssen wir also annehmen, daß das Ausgangsgebiet
das armorikanisch-variseische Gebirge war und daß dessen Gletscher
(vielleicht als Inlandeis) sich auch weit nach Süd erstreckt haben,
während die fluvioglazialen Bildungen natürlich noch beträchtlich
weiter müssen vorgeschoben worden sein.
Die schon seit Jahrzehnten bekannte und von den bedeutendsten
Forschern auf dem Gebiete glazialer Erscheinungen bestätigte jung-
paläozoische (jetzt wohl allgemein für permisch gehaltene!) Ver-
!) Vergl. Fritz Frech, Lethaea geognostica. Die Dyas, pag. 615.
99 Verhandlungen. Nr. 4
gletscherung in Südafrika, die später aufgefundenen Beweise einer
permischen Vereisung in Vorderindien, in Afghanistan und in Australien
mit Tasmanien, Andeutungen einer Eiszeit in China sowie die Auf-
findung von gekritzten Geschieben (in permischen Ablagerungen
durch Ramsay!) (1855) in Nordengland, die gekritzten Geschiebe
und Schrammen in den Gaizaschichten 2) (am Varanger Fjord im nörd-
lichen Norwegen), an welche sich ähnliche : Konglomeratbildungen
Spitzbergens, Grönlands und Sibiriens anreihen, lassen auf eine weit-
verbreitete Vereisung der Erde?) um so mehr schließen, als in keiner
anderen Formation in solcher Ausdehnung und Verbreitung auf der
ganzen Erde Ablagerungen (Konglomerate, oft mit großen Blöcken,
Sandsteine und Schieferletten) die der Wirkung von Gletschern und
Inlandeis zugeschrieben werden können, angetroffen werden.
Wir sehen uns wegen der gleichmäßigen und auch, was die
Fossilführung anbelangt, ziemlich gleichartigen Sedimente zu der
Annahme veranlaßt, daß während der paläozoischen Formationen in
allen Gebieten der Erde ein ungefähr gleiches Klima von den Polen
bis zum Aquator geherrscht habe; ich bin nun der Ansicht, daß auch
noch zur Zeit der jüngsten der paläozoischen Formationen der, Unter-
schied zwischen der Temperatur an den Polen und am Aquator
noch kein so bedeutender war wie später, so daß damals die Tempe-
raturverringerung, die jedenfalls auf einem Teile der Erde (Südafrika
usw.) bestanden hat, auf der ganzen Erde eine Vereisung der
dazu veranlagten Teile, also besonders der hohen Gebirge hervor-
zurufen imstande war.
In Südafrika lassen deutliche Schrammen des ehemaligen Gletscher-
bodens, auf dem das von Penck als Tillit bezeichnete Moränen-
material lagert, erkennen, daß sich der Inlandeisstrom von Norden
also vom Aequator gegen Süden vorschob. Es hat diese Tatsache,
sowie die Annahme, daß sich nur auf der südlichen Halbkugel, be-
ziehungsweise nur in Südafrika, Indien und Australien eine permische
Vereisung nachweisen läßt, einer Erklärung dieser eiszeitlichen Er-
scheinungen bisher unüberwindliche Schwierigkeiten bereitet. Weder
die Annahme einer Verschiebung der Pole noch die von Penck
(gelegentlich eines Vortrages über die Ergebnisse seiner Reise in
Südafrika im Herbste vorigen Jahres) angedeutete Möglichkeit, daß
die Kontinente selbst ihre Lage zueinander geändert haben könnten,
führt zu einer befriedigenden Lösung. Eine Vereisung aber, die auf
der ganzen Erde in allen jenen Gebieten stattgefunden hätte, welche
dazu durch ihre geographische Lage (große Meereshöhe, Nähe eines
hohen Gebirges) Veranlassung geben konnten, würde nicht nur die
permische Eiszeit als solche, sondern auch die Erscheinung der NS
verlaufenden Schrammen in Südafrika erklären, wenn angenommen
wird, daß nördlich der Karoobildungen ein hohes Gebirge, etwa ein
!) Von einzelnen Geologen werden die gekritzten Geschiebe als durch tek-
tonische Vorgänge hervorgerufen angesehen.
2) Nach Reusch ist das Alter dieser Ablagerungen unbestimmt, wahrschein-
lich präcambrisch, möglicherweise aber auch permisch.
°) Vergl. Neumayr, Erdgeschichte, II. Bd., 1887, pag. 196.
1907 ' Sitzung vom 19. Februar. Dr, J. Dreger. :-.03
vulkanisches, wie es heutzutage der Kilima-Ndscharo und der Kenia
sind, bestanden habe.
Anzeichen, daß zur Dyaszeit im allgemeinen ein kälteres Klima
geherrscht hat, sehen wir darin, daß die Tierwelt besonders in jenen
Gegenden, wo die mächtigen roten Sandsteine, Konglomerate und Tone
zur Ablagerung gelangten, sehr spärlich vertreten ist; weiters läßt
auch der Reichtum der Pflanzenformen !) sehr nach, es treten. die
Coniferen mehr in den Vordergrund. Auch die Kohlenbildung tritt
bedeutend zurück. Möglicherweise können wir in den großen Seen
und Meeresbuchten, welche zur Zechsteinformation zur Ablagerung
der riesigen Lager von Gips, Anhydrit, Steinsalz und der Abraum-
salze in Norddeutschland Veranlassung gegeben haben, dieselben
Erscheinungen sehen, die nach der diluvialen Eiszeit in Nordamerika
und Europa durch die großen Seen usw. vertreten werden.
Über den permischen und Buntsandsteinbildungen gelangten
sowohl in dem Ruden-St. Pauler Zuge (Höfers St. Pauler Bergen)
als auch südwestlich und westlich von Griffen meist dunkle Kalke
(teilweise als Plattenkalke entwickelt) und hellere Dolomite zur Aus-
bildung, die dem Muschelkalke gleichzustellen sein dürften. Höfer
(loe. eit., pag. 472) ist geneigt, blaugraue Plattenkalke, die nördlich
vom Gehöfte Weissegger Dolomit überlagern, mit einem Teile des
letzteren in das Niveau des erzführenden Dolomit zu stellen. Ich fasse
alle triadischen Kalke und Dolomite unserer Gegend als Muschelkalk
oder als dolomitische Ausbildung des Muschelkalkes zusammen, da die
gleich näher zu besprechenden Cardita-(oder Raibler)Schichten nach
meiner Auffassung das Hangende des ganzen Kalkdolomitzuges bilden.
In einer sandig-mergeligen Einlagerung des Dolomits am östlichen
Gehänge des Kasparsteines fand schon im Jahre 1854 Lipold drei
Bruchstücke von Piychites cf. Studeri Hauer (die sich in unserem
Museum befinden), einer häufigen Form des alpinen Muschelkalkes.
In der durch A. Bittner?) und später durch K. A. Redlich?)
näher bekanntgewordenen mesozoischen Scholle von Eberstein (NO von
Klagenfurt), herrschen im allgemeinen ähnliche geologische Verhält-
nisse wie in unserem Gebiete. Auf phyllitischen, paläozoischen Ton-
schiefern mit Diabastuffen folgen Grödener Sandstein und Werfener
Schiefer, darüber ein unterer Kalk- und Dolomitkomplex (Gutensteiner
Kalk), der von Mergelschiefern (mit Halobia rugosa) und Cardita-
schichten überlagert wird. Als jüngste Triasbildung folgt hier nun
noch ein oberer Kalk- und Dolomitkomplex, in dem Höfer (1582) eine
Brachiopodenfauna auffand, die nach Bittner Formen enthält, die
für Hauptdolomit sprechen. Kreidebildungen überlagern diskordant
die Triasschichten ebenso wie bei St. Paul. Es würde im Schichten-
aufbau unserer Gegend nach meiner Auffasssung also nur der Haupt-
!) Auch die Glossopterisflora hat ihre Hauptentwicklung erst nach der
Eiszeit genommen.
2) Die Trias von Eberstein und Pölling in Kärnten. Jahrb. d. k. k. geol.
R.-A. 1889, pag. 483.
3) Die Geologie des Gurk- und Görtschitztales. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A
1905, pag. 327.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 4. Verhandlungen. 13
94 Verhandlungen. Nr. 4
dolomit (beziehungsweise Dachsteinkalk) fehlen, zu welchem jedoch
Höfer die Dolomite und Kalke rechnet, die den Nordfuß des Ge-
birgszuges SO vom Stifte St. Paul auftreten und nach seiner Ansicht
über den Carditaschichten liegen.
Das Vorhandensein der bereits erwähnten Carditaschichten
wurde durch Halobienfunde (Halobia Charlyana) durch Höfer (loe.
eit., pag. 474) festgestellt, dem es auch glückte, in dem Mergelschiefer
Baktryllien aufzufinden, die von ihm als Bactryllium Suessi abgebildet
und beschrieben werden. Es sind 3—5 mm lange, 1—1'7 mm breite
und kaum 0'4 mm starke prismatische Hohlkörper, die aus einer
kalkigen (nicht kieseligen) Substanz bestehen, so daß Höfer mit
Recht zweifelt, daß die kleinen Röhren zu den Diatomeen zu
stellen seien.
Ich selbst fand auch noch typische Gesteine der Carditaschichten
mit Cidarisstacheln und verschiedenen undeutlichen Muschelresten
mit nordöstlichem Einfallen W von St. Johannes auf. Darüber lagern
nordwestlich und nördlich dunkelgraue Tonschiefer, die bisher keine
Fossilien lieferten, aber wahrscheinlich auch noch den Carditaschiehten
angehören dürften. Aufalten Karten erscheinen sie !) (wahrscheinlich nach
Lipold) als marines Miocän. Gleiches Gestein findet sich am linken
Lavantufer nördlich von Unter-Rainz (O von St. Paul) und dann im
Graben des Wambacher Baches, SW von Gönitz (O von Griffen), wo
sie auf paläozoischem Phyllit aufliegen, der im Haberberg aus einem
permo-triadischen Zuge hervorragt. Während wirim Wambacher Graben
bisher keine Bildung der oberen Kreide angetroffen haben, finden
wir letztere oft über die fraglichen Oarditaschichten transgredierend.
Dies ist auch der Fall bei den durch Rolle2) bekanntgewordenen
Kreidebildungen auf dem westlichen Teile des Bachers (Jesenkobers) ;
weshalb es möglich ist, daß auch die tonig-mergeligen Schiefer (mit
kalkigen Einlagerungen) des westlichen Bachers der Lettenkohlen-
gruppe angehören.
Was die Kreidebildungen anbelangt, so bestehen sie in unserer
Gegend in den tieferen Lagen aus einem gelblich-grauen Mergel-
schiefer, dem bisweilen rote Kalkbreecien eingelagert erscheinen,
während oberhalb helle, gelblich-rötliche Hippuritenkalke mit Sand-
steinbänken entwickelt sind.
Die Kreide zeigt im allgemeinen dieselbe Ausbildung wie im
Krappfelde und im Görtschitztale, der einzigen Örtlichkeit, wo sich
in Kärnten Kreideschichten von Bedeutung erhalten haben. Es liegt
darüber eine Arbeit von Redlich?) vor, in deren paläontologischem
Teile als Hippurites carinthiacus Redlich eine Mittelform zwischen
H. Oppeli DowvillE und H. gosaviensis Douv. beschrieben und abge-
bildet wird.
Um mich gleich den Bildungen der Tertiärzeit zuwenden zu
!) In diesen Tonschiefern wurde vor Jahren durch einen Stollen vergeblich
auf Kohle geschürft.
?) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1857, pag. 281.
°) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1900, pag. 663.
1907 Sitzung vom 19. Februar. Dr. J. Dreger. 95
können, verweise ich auf meinen vorjährigen Vortrag über geologische
Aufnahmen im Blatte Unter-Drauburg !).
Die Tertiärbildungen des Lavanttales wurden zuerst von Lipold?)
und von Stur?), dann von Penecke?) und zuletzt von Höfer?)
behandelt.
Nach Lipold und Stur bestehen die untersten tertiären
Schichten größtenteils aus blaugrauen Mergeln und Tegeln (Tonen),
die hauptsächlich am Dachberg entwickelt seien und eine grobe
Anzahl Badener Fossilien enthalten, darüber sollen Sande und glim-
merige Sandsteine (mit Cerithium pietum Bast.) vom Fundorte
Fröhlichbauer (bei Ettendorf) folgen, denen gelbe, sandige Lehme
mit Pflanzenresten und zuletzt Schotter und Konglomerat auflagern.
Penecke hat bereits nachgewiesen, dab die Lipold-
(Stur)sche Auffassung, die Sande und Sandsteine beim Fröhlichbauer
seien jünger als die tonigen Schichten des Dachberges, eine verfehlte
sei und er stellt den Tegel des Dachberges mit Pecten cristatus dem
Badener Tegel®) gleich, während er die weiter südlich gelegenen
sandigen Bildungen, wie sie beim Fröhlichbauer und bei Plestätten
auftreten, den Bildungen von St. Florian?) und Gamlitz mit Cerithium
Florianum gleichstellt.
Professor Höfer, welcher in einer Liste über 50 Fossilienarten
aus dem Mühldorfer Schlier anführt, sagt dazu (loc. eit., pag. 316),
daB der Schlier von Mühldorf den Schichten von Grund (Wiener
Becken) oder den hiermit gleichaltrigen Schichten von St. Florian
(Weststeiermark) gleichgestellt werden müsse; die bisherigen An-
schauungen Lipolds und Peneckes seien somit nicht zutreffend.
Er begründet seine Auffassung mit dem Vorkommen von Pyrula ein-
gulata, Murex Aquitanicus und Bulla Brocchi, welche in der II. Meri-
terranstufe nur an deren Basis, das sind die Grunder Schichten, vor-
kommen und im Badener Tegel oder in den ihm äquivalenten
Bildungen fehlen. Ich möchte dazu folgendes bemerken: Murex Aqui-
1) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1906, pag. 95.
2) Jabrb. d. k. k. geol. R.-A. 1854, pag. 890, und später ebenda 1856,
pag. 334.
®) Sitzungsber. d. math.-naturw. Kl. d. k. Ak. d. Wiss. 1855, pag. 483.
*) Bemerkungen über das Miocän von Lavamünd (Jahrb. d. naturh. Landes-
museums von Kärnten 1886).
®) Das Miocän von Mühldorf in Kärnten (Jahrb. d.k.k. geol. R.-A., pag. 311).
6) Höfer (loc. eit., pag. 312) meint, daß die Bezeichnung Terel für diese
Schichten unrichtig sei, daß das Gestein vielmehr ein ausgesprochener Schlier sei.
Ich habe gefunden, daß auch Lagen vorkommen (so zum Beispiel gleich östlich
von Mühldorf, oberhalb der Straße nach Jakling), die die Bezeichnung Tegel ver-
dienen. Mein Kollege Dr. Schubert untersuchte den Schlämmrückstand eines
entkalkten Tegels von Mühldorf und fand darinnen nur kieselige Foraminiferen-
schalen von Ammodiscus, Haplophragmium, Trochammina, Bathysiphon und bemerkt
dazu: „Diese kieseligen Tiefenformen erinnern allerdings an die Mikrofauna ge-
wisser Schlierlagen von Wels, in welchen auch kieselige Typen vorherrschen, doch
ist diese Übereinstimmung mit der Schlierfauna offenbar nur äußerlich, da im
Tegel von Mühldorf vor der Entkalkung mit großer Wahrscheinlichkeit eine reiche
Foraminiferenfauna von der Fazies des Badener Tegels eingeschlossen gewesen
sein dürfte.“
?) Vgl. Hilber, Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1877, pag. 511.
96 Verhandlungen. Nr. 4
tanicus Grat.‘) ist nicht nur in Grund häufig, sondern findet sich
ebenfalls, wenn auch seltener in Baden, Vöslau, Gainfarn und andernorts,
ebenso ist auch Pyrula cingulata Bronn?) aus dem Tegel von Soos
und Baden und anderen bekannt, nur Bulla Brocchi Micht., von dem
übrigens auch M. Hoernes?°) nur zwei Exemplare von Niederkreuz-
stätten erwähnt, scheint sonst im Wiener zu fehlen. Nach Philippi
soll diese Form aber noch lebend bei Palermo vorkommen; sie dürfte
also deswegen und wegen ihrer Seltenheit nicht geeignet sein, als
Leitfossil für eine ältere Stufe zu gelten. Mithin liegt wohl die Be-
rechtigung vor, die Schichten bei Mühldorf, die wir wegen des häu-
figsten in ihnen vorkommenden Konchyls (Turritella turris Bast.) als
Turritellenschichten bezeichnen wollen, dem Badener Tegel gleich-
zustellen, wie es Penecke in seiner oben erwähnten Arbeit über
das Miocän von Lavamünd getan hat.
Die Schichtfolge, die Penecke von dem wichtigen Aufschlusse
beim Langbauer in Plestätten angibt, ist folgende. Unter dem Glazial-
schutt liegt:
gelber, fluviatiler Mastodonsand, darunter
. ein sandiger blauer Tegel (etwa 3 m) mit Mytilus Haidingeri ;
Kohlenflözchen (3—4 cm);
ein sandiger blauer Tegel mit Cerithium Florianum var.
Die Unterlage ist Triaskalk.
AO
Indem ich mich Penecke anschließe, stelle ich das Lavant-
taler Miocän in folgendem Schema zusammen als oberste Schicht:
4. Tone (Sandsteine und Konglomerate) mit lignitischen Braun-
kohlenflözen *) (? sarmatisch) ;
3. fuviatiler Sand (und Schotter) mit Mastodon angustidens ?)
2. Tegel und Schlier mit Turritella turris = Badener Tegel ®);
1. blauer Tegel und sandige Mergelschichten mit Cerıthium
Florianum = Florianer Tegel”).
In der Gegend westlich von St. Paul finden sich große Massen
von Konglomeraten und sandigen Mergeln miocänen Alters, die ober-
flächlich oft zerfallen sind®) und sich nach Westen bis zum Wölfnitz-
tale fortsetzen, wo sie sich den permo-triadischen Bildungen (Verru-
!) Siebe Hoernes und Auinger, Gastropoden der Meeres. Abl.d. I. u. I.
Mediterranstufe, pag. 207.
?) Ebenda, pag. 245.
®) Die fossilen Mollusken d. Tertiärbeckens von Wien, I. Bd., pag. 662.
*) Gegenwärtig werden nur bei St. Stephan zwei Flöze von einer Gesamt-
mächtigkeit von 3m abgebaut.
®) Reste von Mastodon augustidens Cuv. wurden außer bei Plestätten noch
gelegentlich einer Kohlenschürfung bei Ettendorf und im Obstgarten des Stiftes
St. Paul aufgefunden. (Penecke |. eit., pag. 3.)
°) Dürfte der von Hilber (Die Miocänschichten bei Gamlitz etc. Jahrb.
d. k. k. geol. R.-A. 1577, pag. 256) erwähnten sandigen Tegeldecke des Labitsch-
berges mit Twrritella turris gleichzustellen sein.
) Siehe: Die Miocänablagerungen um das SITE neh zwischen den
Flüssen Kainach und Sulm in Steiermark. Jahrb. d. k.k. geol. R.-A. 1878, pag. 256.
*) Wie auch Höfer (Die geolog. Verhältnisse d. St. Pauler Berge, pag. 468)
erwähnte,
1907 Sitzung vom 19. Februar. Dr. J. Dreger. 97
cano, Grödener Sandstein, Werfener Schiefer) so innig anschmiegen,
daß eine Trennung von diesen nur willkürlich vorgenommen werden
könnte. Es ist das eines jener Gebiete, von denen ich oben (pag. 90)
gesprochen habe.
Nordwestlich von St. Paul bei Kollnitz, am Rande des eben be-
sprochenen Tertiärs und der Diluvialebene des Lavanttales ist ein
freistehender Fels (auf der Karte als Kollnitzer Spios bezeichnet), der
dadurch besonders bemerkenswert ist, daß er das einzige Basaltvor-
kommen Kärntens darstellt.
Schon seit langem bekannt!), wurde dieser Basalt zuerst von
Rosthorn und Canaval?) wie folgt beschrieben: „Das Gestein ist
an der verwitterten Oberfläche schmutzigbraun, am frischen Bruche
dunkelgrün und schwarz, im dichten Zustande fest und glashart, mit
gsroßmuscheligem Bruche, aber rauher körniger Bruchfläche. Wo die
Absonderungsflächen ganz deutlich werden, zeigt er grobkörnigen
eckigen Bruch, durch die bis ins Kleine gehenden Absonderungen mit
Zwischenlagern eines dem Triplit ähnlichen Eisenoxyds, das bei
weiterer Verwitterung eine gelbe Farbe annimmt.
Dieser Basalt führt Aragonit in Kristallen und traubenartigen
Anhäufungen, Chalcedon und Cachelong in Blasenräumen, die besonders
dort häufig werden, wo sie auch Einschlüsse von weißen Quarz-
trümmern zeigen. Er ist begleitet von Basalttuff mit Einschlüssen von
Sand und Trümmern der durchdrungenen Schichten.“
Eine genaue petrographische Untersuchung des Basaltes ver-
danken wir Karl Prohaska?°). „Das Gestein“, schreibt er, „ist ein
fast vollkommen kristallinisches, porphyrisches Eruptivgestein ; es be-
steht im wesentlichen aus Plagioklas, Augit, Olivin und Magnetit und
ist somit als Feldspatbasalt zu bezeichnen.“ Der Olivin ist vollkommen
in Serpentin umgewandelt, welch letzterer nicht selten durch faseriges
Caleiumkarbonat verdrängt wird.
Das in der Grundmasse auch auftretende Glas gibt dem Gestein
ein pechsteinartiges Aussehen. Besonders bemerkenswert ist, daß in
zahlreichen Hohlräumen der glasigen Masse Cordieritkriställchen ent-
halten sind.
Der Basalt ragt als ein schon von weitem sichtbarer Kegel, der
von einer kleinen romantischen Burgruine gekrönt wird, aus der
Ebene hervor. Auf der Westseite (gegen das Hügelland zu) wird er
von einer jungtertiären (? pliocänen) Terrasse umgeben, während an
der Ostseite die diluvialen Ablagerungen des Lavanttales heranreichen.
Das Alter des Eruptivgesteines läßt sich daraus nur insoweit be-
stimmen, als es jedenfalls älter sein muß als die jungtertiäre (? pliocäne)
Terrasse, an der keine Kontaktveränderungen zu bemerken sind.
ı) Keferstein, Zeitung für Geographie, Geologie ete., VII. Stück, 1828,
pag. 208.
”) Jahrb. d. naturhistor. Landesmuseums von Kärnten, II. Jahrg., 1853,
pag. 151.
3) Über den Basalt von Kollnitz im Lavanttale und dessen glasige cordierit-
führende Einschlüsse. Sitzungsberichte der k. Akademie der Wissenschaften, math.-
naturw. Kl., XCII. Bd., 1. Heft, Wien 1886.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 4. Verhandlungen. 14
98 Verhandlungen. Nr. 4
Zum Schlusse möchte ich noch einige Worte über das Diluvium
sprechen. ;
In den diluvialen Bildungen des Lavanttales lassen sich meistens
drei mehr oder weniger deutlich ausgeprägte Terrassen unterscheiden.
Da bisher im Lavanttaler Diluvium, mit Ausnahme in der Nähe der
Mündung der Lavant in die Drau, keine glazialen Schotter aufge-
funden wurden, dürfte das Gebiet der Lavant und ihrer Nebenflüsse
nicht vergletschert gewesen sein. Ich teile vielmehr die Ansicht
Heritsch’s!), daß die Anhäufung und Fortführung der glazialen
Schottermassen des Drautales die Veranlassung zu Stauungen und
Auswaschungen (Terrassenbildungen) im Lavanttale gewesen seien.
In der eben erwähnten Arbeit Heritsch’s?) wird der Versuch
gemacht, die vier Eiszeiten, welche nach den neuesten, eingehenden
Studien von Penck und Brückner in der alpinen diluvialen Eiszeit
unterschieden werden, auch im Drautale nachzuweisen. Nach Heritsch
lassen sich in der Gegend von Völkermarkt, südlich der Koralpe und
nördlich der Karawankenkette, östlich begrenzt vom Wallersberg
(S von Griffen) und dem Rinkenberg, eine Reihe von Endmoränen-
sürteln?) beobachten, die in zwei Gruppen zerfielen, von denen die
eine der Rißeiszeit angehöre und mit Terrassenbildungen verzahnt
sei, die als Hochterrasse (mit einem oberen und unteren Teilfelde)
bezeichnet wird, während die andere Gruppe der Würmeiszeit zu-
geschrieben wird, die mit einer Niederterrasse verzahnt sei.
Da sich alle diese Moränenstücke nach meiner Meinung, was
ihre Verwitterung und sonstige Erhaltung aubelangt, sehr ähnlich
sehen und verhältnismäßig nahe aneinanderliegen, glaube ich, daß sie
alle einer und derselben Eiszeit, etwa der Würmeiszeit angehören
dürften, und daß die einzelnen Gürtel nur als Rückzugsstadien auf-
zufassen sind. Es wäre doch kaum begreiflich, daß der über 170 km
lange, mächtige Draugletscher, der sein Ursprungsgebiet südlich der
Hohen Tauern gehabt hat, nachdem er sich nach der Rißeiszeit zurück-
gezogen hatte und eine lange interglaziale eisfreie Zeit, während die
Erosion mächtig tätig gewesen sein muß, verstrichen war, zur Würm-
zeit ungefähr wieder bis zur selben Stelle vorgedrungen sei, obwohl
nach den sorgfältigen Beobachtungen Pencks und Brücknerst) die
Schneegrenze zur Würmzeit schon etwa um 100 » höher als zur
Rißzeit gewesen sein soll.
1) Die glazialen Terrassen des Drautales (Carinthia II, Nr. 4, 1906).
2) Ebenso in: Glaziale Studien im Vellachtale (Mitteilungen der k. k. geogr.
Gesellsch. Wien 1906, Heft 8 und 9.
3) Schon von Höfer (Das Ostende des diluvialen Draugletschers in Kärnten.
Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1894, pag. 533) eingehend behandelt.
4) Führer für die geologischen Exkursionen in Österreich. IX. intern. Geologen-
kongreß. XII. Glazialexkursion in die Ostalpen, pag. 14.
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
a a Be a Me ee re
rv
d.
Verhandlungen der K.K. a Reichsanstalt.
as vom 5. März 1907.
Inhalt: Eing darge te Mitteilungen: Dr. L. Waagen: Wie entstehen Meeresbecken
und Gebirge? — Dr. A. Till: Zur Ammonitenfauna von Villäny (Südungarn). — Vorträge:
Dr. F. Kossmat: Ergebnisse einer Studienreise in den Voralpen der Westschweiz und des
Chablais. — Literaturnotizen: Michele Gortani.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Eingesendete Mitteilungen.
Dr. Lukas Waagen. Wie entstehen Meeresbecken
und Gebirge?
Die größten und schwierigsten Probleme der Geologie vereinen sich
in der Frage nach der Entstehung der Gebirge. Es haben sich damit
schon zahlreiche Theorien beschäftigt, welche neuerlich von Uhlig!)
und Wahnschaffe?) übersichtlich zusammengestellt wurden, und
erst im abgelaufenen Jahre veröffentlichte Ampferer?°) seine Unter-
suchungen „Über das Bewegungsbild von Faltengebirgen“, in welchen
gewissermaßen plutonische Theorien mit der Annahme einer „Über-
strömung“ vereint werden.
Wenn man sich bemüht, die Aufwölbung der Gebirge zu ver-
stehen, so glaube ich, muß man vor allen Dingen von der Tatsache
ausgehen, dab die Kettengebirge stets alten, lange bestehenden
Meeresbecken entstiegen. Es liegt somit ein zweifelloser inniger Zu-
sammenhang zwischen den Erhabenheiten und Vertiefungen der Erd-
kruste vor. Ich kann mich nicht rühmen, dies Verhältnis zuerst fest-
gestellt zu haben, denn J. Dana, M. Reade*) und zum Teil auch
Riehthofen’) bauten darauf ihre Theorie auf, welche als die
thermische bekannt ist. Allein die angenommene Temperaturerhöhung
der Sedimentmassen unter den Tiefen der Weltmeere läßt sich
1) V. Uhlig, Über Gebirgsbildung. Vortrag, gehalten in der feierlichen
Sitzung der kais. Akad. d. Wissenschaften am 21. Mai 1904.
?) Wahnschaffe, Neue Theorien über Gebirgsbildung. Programm d. Berg-
akademie, Berlin 1904.
®) Jahrbuch d. k. k. geol. R.-A., Wien 1906, Bd. LVI, pag. 539—622.
*) The origin of mountain ranges. London 1886.
5) In: Neumayer, Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf
Reisen, 2. Aufl., 1888, Bd. I, pag. 165.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 5. Verhandlungen. 15
100 Verhandlungen. Nr.5
absolut nicht erweisen, ja im Gegenteil macht die niedrige Temperatur
in großen Meerestiefen dies unwahrscheinlich und abgesehen davon,
müßten ja die Sedimente während der Auffaltung sofort ihre höhere
Temperatur und damit die sie bewegende Kraft verlieren und könnten
somit niemals über die Oberfläche des Meeres gelangen. — Tem-
peraturerniedrigung und damit zusammenhängende Zusammenziehung,
wie dies von Richthofen und Drygalski angenommen wurde,
konnte von vornherein nur beschränkte Geltung erlangen. Ebenso
fand Duttons Lehre von der Isostasie nur geringen Anklang. —
Die vulkanische Erhebungstheorie dagegen, die von L. v. Buch,
A. v. Humboldt und E. de Beaumont in der ersten Hälfte des
vorigen Jahrhunderts begründet war, wurde in letzter Zeit weniger
berücksichtigt, bis sie nunmehr durch Ampferer, Becke und
andere, wenn auch modifiziert, wieder zur Anwendung gebracht wurde.
Weitaus die größte Verbreitung erlangte die Kontraktions- oder
Schrumpfungstheorie, welche sich ganz auf dem Boden der Laplace-
schen Nebularhypothese aufbaut und in Dana, Heim und E. Suess
ihre bedeutendsten Vertreter besitzt. Diese Theorie wird durch so
viele Beobachtungen gestützt, daß, solange die Laplacesche Hypo-
these als richtig angenommen wird, wohl auch die Kontraktionstheorie
nicht verworfen werden soll. Denn mag man nun den Berechnungen
Heims!) oder Lapparents?°) oder Devilles°) bezüglich des Zu-
sammenschubes der Erdkruste die meiste Wahrscheinlichkeit bei-
messen, so erscheint es mir doch unbestreitbar daraus hervorzugehen,
daß der Erdumfang erheblich kleiner geworden, respektive daß der
Erdradius sich verkürzt hat.
* Wir haben nun zwei Prämissen, von welchen ich bei meinen
Überlegungen ausgegangen bin und die wohl beide als feststehend
betrachtet werden können: 1. Die Faltengebirge sind stets aus alten
Meeresbecken emporgetaucht und 2. die Faltung beruht auf der
Kontraktion der Erdkruste. Man hat die Erscheinungen dieser Kon-
traktion in letzter Zeit vielleicht allzusehr an die Oberfläche der
Erde verlegt, indem man tangentialen Schub als die Faltungsursache
hinstellte. Demgegenüber möchte ich es in der Arbeit Ampferers
als einen Fortschritt begrüßen, daß dieser „das Vorwiegen der ver-
tikalen Beziehungen und Bewegungen wieder klar gemacht“ hat.
Auch Ampferer ging von der Kontraktionstheorie aus und es dürfte
ein zweifelloses Verdienst seiner eingehenden Untersuchungen sein,
daß er die Wesenheit der Faltung in dem Verhältnisse von „Scholle und
Ring“ erkannte, wenn er auch der horizontalen Bewegung vielleicht
noch zu großen Einfluß zuschrieb.
Der dritte Punkt aber, von dem ich ausging, waren die neueren
Resultate der Schweremessung, welche nach den Beobachtungen
Sternecks®) eine Kurve ergaben, die unter den Gebirgen einen
Massendefekt, dagegen unter den Niederungen und besonders den
!) Heim, Mechanismus der Gebirgsbildung II, pag. 214.
°) Bull. Soc. G6ol. de France 3. serie, vol. XIV, 1886.
») Mechanismus der Gebirgsbildung, Il. pag. 240.
*) Verhandl. d. IX. Geographentages in Wien 1891.
Helmert, Uber die Schwerkraft im Hochgebirge. Berlin 1890.
1907 Sitzung vom 5. März. Dr. L. Waagen. 101
Meeren einen Massenüberschuß erkennen läßt. Daraus muß man aber
sofort den Schluß ziehen, daß, theoretisch genommen, am leichtesten
Gebirge und überhaupt hochgelegene Teile der Erdkruste, wie Fest-
länder, niederbrechen können, während Meeresbecken verhältnismäßig
stabil bleiben müssen.
Stellen wir uns zur weiteren Besprechung zunächst einmal einen
Erdball vor, dem zwar die Gebirge fehlen, auf welchem aber immerhin
schon eine Differenzierung in Festlandmassen und Meere vorhanden
wäre, wobei die Kontinente nach den Vorstellungen von Johannes
Walther!) gegen das Meer von Flexuren begrenzt seien. Nehmen
wir nun an, daß eine solche Festlandsscholle sich zu senken beginne,
so wird dadurch schon an und für sich der zum Meeresgrund ab-
steigende Muldenschenkel zusammengepreßt, und zwar dies um so mehr,
als ja die gesunkene Scholle durch ihre zentripetale Bewegung in
eine kleinere Kugelschale vorgerückt ist und auch aus diesem (runde
gegen das Meeresbecken eine Pressung ausüben muß, da sie ja nur
in dieser Richtung ausweichen kann. Der Druck wirkt also bei einer
solchen sinkenden Festlandsmasse nicht tangential, sondern schief
nach abwärts und es ist gleichgültig, ob dabei die gegenüberliegende
Küste sich ruhig verhält oder ebenfalls im Sinken begriffen ist, da
dies die Wirkung bloß in ihrer Intensität ändern würde. Diese Wirkung
jedoch wird sich darin äußern, daß der Druck längs des absteigenden
Schenkels der Mulde bis zu deren Tiefpunkt hinabgeleitet wird, wo
er endlich durch den Druck des Gegenschenkels zum Stillstand ge-
bracht wird. Hier also kann die Kräfteverschiebung erst ein Resultat
auslösen, das eben in einer Auffaltung des Untergrundes des Meeres
bestehen wird.
Mit fortschreitendem Sinken eines Kontinents wird daher das
vorgelagerte Meer einerseits immer stärker zusammengedrückt und
daher schmäler, anderseits die daraus hervorwachsenden Falten immer
höher, so daß hierdurch schon ein allgemeiner Überblick über die
Art, wie Gebirge entstehen könnten, gegeben wäre. Nun wollen
wir aber weiter spezialisieren. — Es ist leicht denkbar, daß ein
Hochland und, wie die Schweremessungen ergaben, ist dies gerade bei
Hochländern auch besonders leicht möglich, in Absenkung begriffen
ist, während das andere Ufer von Flachland gebildet wird. Es mub
da eine Zeit eintreten, in welcher die Falten über den Meeresspiegel
und daher über das Flachland emporragen, während sich das Hoch-
land immer noch als höhere Landmasse darüber bis zu einem ge-
wissen Grade erhebt. Läuft nun der Senkungsprozeß weiter, so wird
der Druck wirklich tangential wirken und die Falten müssen gegen
das ruhende Flachland vorgedrängt werden, ja es kann sogar zur
Auslösung von Schubmassen und Überfaltungen kommen. Daraus
wären jedoch zwei Gesetze abzuleiten: 1. Bei einseitig gefal-
teten Gebirgen ist das Vorland stets die ruhende, das
Hinterland die bewegte Scholle; 2. Überschiebungen
und UÜberfaltungen können nur dadurch ausgelöst
!) Über den Bau der Flexuren an den Grenzen der Kontinente. Jenaische
Zeitschrift f. Naturwissenschaft, XX. Bd., N. F., XIII. Jena 1886.
15*
102 Verhandlungen. N2#%5
werden, daß eine höhergelegene Scholle durch Ein-
senkung gegen ein niedrigeres Vorland drückt.
Damit braucht jedoch die Bewegung der sinkenden Scholle noch
nicht zum Stillstande gekommen zu sein, wenn sie mit dem Vorlande
die gleiche Höhe erreicht hat, sondern der Prozeß kann sich auch
weiter fortsetzen. Da ist es aber ersichtlich, daß nun eine Umkehrung
der früheren Wirkungsweise eintritt: die Scholle, die bisher eine
Pressung hervorrief, wird nunmehr eine Zerrung ausüben, indem sie
sich, ich möchte sagen, unter das Normalniveau senkt und eventuell
auch unter die Oberfläche des Meeres. Kurz, es würde auf diese
Weise wieder eine Flexur an den Grenzen der Kontinente entstehen:
das eingesunkene Hinterland!
Bevor wir jedoch die hier gewonnenen Sätze auf die an Ge-
birgen gemachten Beobachtungen übertragen, wollen wir noch einen
Augenblick bei der Theorie bleiben. — Aus dem gleichzeitigen Zu-
sammenwirken zweiersich senkender Schollen würden sodann, theoretisch
senommen, zweiseitig gefaltete Gebirge entstehen, denn hier müßte es
ja eine Zeit geben, in welcher die beiden Schollen wie die Backen
eines Schraubstockes wirken, und dies müßte ein Umlegen der Falten
nach beiden Rändern zur Folge haben. Ebenso wäre aus dem Zu-
sammenwirken von drei oder auch mehr sinkenden Schollen die Ent-
stehung von Scharung und Virgation in gewissen Fällen leicht ab-
zuleiten.
Endlich muß auch noch auf die Schollenländer und Grabenbrüche
Bezug genommen werden. Diese können wohl nicht in einer einzigen Ur-
sache ihre Erklärung finden; es müssen da Spannungsdifferenzen, Zer-
rungen und Senkungen, in geringem Umfange auch Hebungen heran-
gezogen werden.
Fassen wir zusammen, so haben unsere Überlegungen zu folgenden
Sätzen geführt. Faltung ist bedingt durch die Zusammen-
ziehungder Erde. Die Ursache der FaltungistdasNach-
sinken der Kontinente, respektive höhergelegener
Landmassen; sie beginnt am Grunde der Meere Wenn
die so entstandenen Gebirge bereits über den Meeres-
spiegel emporragen, können sie durch die beweste
Scholle, das Hinterland, auf die ruhende Schelle, das
Vorderland, aufgeschoben werden. Faltung kann, nach-
dem sie einmal eingetreten, nur so lange fortdauern,
als die sinkende Scholle ein höheres Niveau einnimmt
wie das ruhende Vorderland. Bei weiterem Sinkenkann
auch das Hinterland unter den Meeresspiegelgelangen
und so hängt das Aufwölben der Gebirge und das Ab-
senken der Meerestiefen innig zusammen und aus diesem
Verhältnisse würde sich auch das Wandern vorzeitlicher Meeres-
provinzen erklären lassen.
Wenn nun die Theorie an den auf der Erde zu beobachtenden
Tatsachen auf ihre Richtigkeit geprüft werden soll, so muß zunächst
darauf hingewiesen werden, daß wir wohl in keinem Falle, ich möchte
1907 Sitzung vom 5. März. Dr. L. Waagen, 103
sagen ein Schulbeispiel dieses Vorganges der Gebirgsbildung antreffen
werden, da ja immer gleichzeitig auch andere tektonische Ereignisse
auf der Erde vor sich gingen, welche den Einzelfall hemmten, för-
derten oder modifizierten. Mit dem Alter der Gebirge wächst natürlich
auch die Schwierigkeit der Erklärung, da dieselben ja seit ihrer
Aufrichtung oft die verschiedensten Stadien wieder durchlaufen haben
und außerdem auch das Vor- wie das Hinterland gefaltet oder versenkt
oder anderweitig umgestaltet wurde.
Das Ur- und Grundgebirge ist überall gefaltet und ist vielleicht
ein Rest der ältesten Erdkruste überhaupt. Als Anzeichen dafür sei
die auffällig gewundene Streichungsrichtung erwähnt, die zum Beispiel
F. E. Suess!) in der böhmischen Masse verzeichnete und die darauf
hinweist, daß diese Faltung das Produkt allgemeiner Zusammenziehung
bei im wesentlichen undifferenzierter Gesteinsbeschaffenheit der
Erdkruste ist. Es war dies somit ein von der eigentlichen Gebirgs-
bildung prinzipiell verschiedener Vorgang, der hier nicht weiter
besprochen zu werden braucht.
E. Suess?) nimmt für die gesamten Gebirge Europas vier ver-
schiedene Faltungsperioden an. Von diesen können die beiden ältesten,
die voralgonkische und die kaledonische, hier unberücksichtigt bleiben,
da von den betreffenden Gebirgssystemen sich nur mehr kleine Reste
bis auf unsere Tage erhalten haben, welche zu wenig Anhaltspunkte
für weitere Schlüsse bieten.
Von größerer Bedeutung ist schon diehereynische Faltung,
welche im Oberkarbon erfolgte und von welchen das armorikanische
und variscische Gebirge nach E. Suess, oder die paläozoischen Alpen
nach Penck, wenigstens noch als Faltenhorste erhalten sind. Auch
bei diesen alten Gebirgen wird die Anwendung unserer Theorie nicht
leicbt. An Tatsachen ist das Folgende festzuhalten: Es sind zwei
Gebirgsbogen zu unterscheiden, deren Außenrand in den belgischen
Kohlenfeldern schart, von wo sich die Scharung durch das Herz
Frankreichs hindurch in das französische Zentralplateau fortsetzt.
Es würde somit nach unserer Theorie keinem Zweifel unterliegen,
daß die beiden Bogen, wenn auch gleichzeitig entstanden, doch durch
die Senkung zweier verschiedener Schollen der Erdkruste verursacht
wurden. Natürlich werden diese Schollen, das ist das Hinterland der
besprochenen Bogen, im besten Falle nur mehr in Resten erhalten
sein. Für das variseische Gebirge, glaube ich, ist ein Überbleibsel
des alten Hinterlandes unschwer in der bojischen Masse zu erkennen,
zu der vielleicht auch noch Gümbels vindelieisches Gebirge hin-
zukommt. Die freie Senkung einer Scholle würde aber eine allseitige
Gürtung mit Falten voraussetzen, oder setzen wir statt Senkung
Neigung, da ja die Scholle auf einer Linie noch fixiert bleiben könnte,
so müßten immerhin an drei Seiten Gebirge emporgepreßt werden.
Nun ziehen zwar die variseischen Falten vom französischen Zentral-
plateau bis nach Mähren, aber im Süden klafft immer noch eine große
!) Bau und Bild Österreichs. I. Bau und Bild der böhmischen Masse.
Wien 1903.
”) Das Antlitz der Erde. I. Bd. 2. Teil: Die Gebirge der Erde. Wien 1855.
104 Verhandlungen. Nr. 5
Lücke. Diese Lücke wird heute von einem Teile der Alpen über-
brückt aber gerade in diesem Gebirge findet die neuere Forschung
immer mehr variscische Relikte, so daß wir annehmen können, daß
uns hier der zweite Aufbau Europas den ersten Aufbau nur zu sehr
verhüllt, daß aber der Faltenwall um die bojische Scholle einstmals
enger geschlossen sein konnte.
Schwieriger gestalten sich die Verhältnisse für den armorikani-
schen Bogen, denn hier sind Reste einer alten Festlandsmasse nicht
mehr nachzuweisen. Zum Teile mag dieselbe unter jüngeren Sedi-
menten begraben sein, zum größeren Teile aber dürfte sie jedenfalls
tief unter den Golf von Biscaya versenkt sein. Für diese angenommene
Lage des versunkenen Festlandes scheint nieht nur der Verlauf des
armorikanischen Bogens vom südlichen Irland bis zu den belgischen
Kohlenfeldern und von der Bretagne bis in das französische Zentral-
plateau, sondern ganz besonders auch der Rest der Südumrandung
zu sprechen, der in der asturischen Mulde zutage tritt.
Ich glaube aber, daß diese wenigen Anzeichen in Hinsicht auf
das hohe Alter der besprochenen Gebirge und mit Rücksicht auf die
spätere Umgestaltung, welche dieselben noch öfters erlitten, immer-
hin schon als erfreuliches Anzeichen für die Wahrscheinlichkeit
unserer Theorie genommen werden können.
Noch ein in karbonischer Zeit aufgefaltetes Gebirge möchte ich
erwähnen, an der Grenze Europas und Asiens, den Ural. Der Aufbau
dieser Ketten ist mir nicht hinreichend bekannt, um ein Urteil darüber
zu bilden, allein es hat den Anschein, als ob nach unserer Theorie
Asien die bewegte Scholle wäre und die Falten an der ruhenden
russischen Tafel brandeten. Darauf scheint ja auch die Umbeugung
des Urals, am Nordende nach Nordost, am Südende nach Südost hin-
zudeuten, wie endlich auch das Absinken der östlichen Faltenzüge,
was uns die theoretisch erkannte Umkehrung der Wirkung einer sich
senkenden Scholle versinnbildlichen würde.
Die Besprechung der skandinavischen Überschiebung wollen
wir hier übergehen, da diese Verhältnisse, trotz der eingehenden Unter-
suchungen Törnebohms), doch noch nicht, spruchreif sind. Es
sollen da übereinander zwei entgegengesetzte UÜberschiebungen an-
getroffen werden, wodurch Fennoskandia einmal als die aktive, dann
aber als die passive Scholle angesehen werden müßte, ein Verhältnis,
las ja auch denkbar wäre.
Nun wollen wir uns aber den jüngeren, tertiären Gebirgen Euro-
pas zuwenden. Auch hier ist die Struktur nicht leicht zu entziffern,
da sich zur selben Zeit eine ganze Reihe von Gebirgen auffalteten,
also auch mehrere Schollen senkten, von welchen eine die andere
beeinflußte, so daß sich das Bild komplizierte. Dazu kommt noch,
daß Vorland und Hinterland nicht selten ihren Platz wechselten,
bald eine Scholle sich senkte, bald eine andere, und das Endresultat
mitunter gerade dem entgegengesetzt erscheint, das man erwartete.
Schließlich, und dies gehört vielleicht an erste Stelle, muß hervor-
gehoben werden, daß die Zusammenfassung der jüngeren Gebirge als
!) Compt. rend. IX. Congres geol. int. Vienne 1903, pag. 526.
1907 Sitzung vom 5. März. Dr. L. Waagen. 105
tertiire Gebirge geeignet ist, ganz unrichtige Vorstellungen zu er-
wecken. Diese Gebirge sind ja bekanntlich nur gleichaltrig in ihrer
letzten Ausbildung; in ihrer ersten Anlage sind zum Beispiel die
Alpen zweifellos bedeutend älter, denn es ist kaum bestreitbar, dab
zur Öberkreidezeit die wichtigsten Auffaltungen der Alpen bereits
vollzogen waren und auch die Kerngebirge der Karpathen bereits
emporragten, während im wesentlichen die Schichten der dinarischen
Faltenzüge erst zum Absatze gelangten.
Das am wenigsten getrübte Bild, welches unseren theoretischen
Spekulationen am nächsten kommt, dürften wir in dem Bogen des
westlichen Mittelmeeres erblicken. Von der versunkenen Scholle
wären hier nur geringe Reste in Korsika und Sardinien und an ein-
zelnen Punkten der Westküste Italiens vorhanden, der Randbogen aber
würde ein gutes Abbild vom Umrisse des verschwundenen Landes
geben. Zur Zeit des älteren Pliocäns war nur ein Teil dieses Beckens
vom Meere erfüllt, damals war eben noch nicht die ganze Masse
hinreichend gesunken, aber auch die Randbogen waren noch nicht zu
ihrer heutigen Höhe aufgestaut. So sieht man wieder den innigen
Zusammenhang zwischen Gebirgsbildung und Entstehung der Meeres-
becken. Das versunkene Land mußte naturgemäß zu Beginn höher
liegen als die Schollen der Vorländer, daher wurden die Ketten nach
außen umgelegt und durch den Umriß des Hinterlandes würde die
Umbeugung der Gebirgsketten von Italien nach Sizilien und die noch
stärkere Kurve bei Gibraltar, deren Erklärung früher so große
Schwierigkeiten gemacht hat, bestimmt erscheinen. Das Hinterland
kam aber nicht zur Ruhe, als es mit dem Vorlande in gleichem Niveau
stand, sondern bewegte sich weiter nach abwärts. Dadurch trat es
unter das Meeresniveau und bildete so eine randliche Flexur, welche
nach Walther leicht Veranlassung zur Entstehung von Eruptiv-
herden geben soll. Wie wir wissen, fehlen auch diese ganz jungen
Vulkane an der Innenseite der Randbogen nicht. Auch das lange Often-
bleiben solcher vulkanischer Spalten, das bisher als der schwächste
Punkt der Kontraktionstheorie erschien, wird nun durch die Subponie-
rung der Waltherschen Theorie ganz begreiflich.
Im Anschlusse an den Bogen des westlichen Mittelmeeres seien
hier die Pyrenäen erwähnt. Dieselben haben wegen ihrer Isoliertheit
schon lange Befremden erregt und aus dem gleichen Grunde ist.
auch die Darstellung ihrer Orogenese erschwert, da Anknüpfungspunkte
fehlen. Es ist ein symmetrisches, O-W streichendes Gebirge, das vor
Ablagerung des Miocäns aufgefaltet wurde, und das durch Absenkung
der spanischen Meseta einerseits und des südwestlichen Frankreich
anderseits emporgepreßt sein dürfte. Zur Pliocänzeit, als der Haupt-
einbruch des westlichen Mittelmeeres stattfand, scheint der Aufbau der
Pyrenäen beendigt gewesen zu sein. Diese Senkung blieb aber trotzdem
nicht ohne Einfluß auf das Gebirge, wie die von J.Roussel!)nachgewie-
sene, N-S verlaufende junge Querfaltung beweist. So können ältere
tektonische Produkte durch spätere Ereignisse modifiziert werden.
‘) Bull. Service Carte geol. de la France, Nr. 36, T. V., 1894.
106 Verhandlungen. Nr. 5
In weit höherem Maße als bei den Pyrenäen ist dies bei den Alpen
der Fall, welchen wir nun unser Augenmerk zuwenden wollen.
Es muß hier zunächst hervorgehoben werden, daß die Alpen
nur orographisch ein einheitliches Gebirge bilden, daß aber West-
und Ostalpen ihrer Entstehung nach wahrscheinlich zwei ganz ver-
schiedene Elemente vorstellen, die erst durch die jungtertiäre,
letzte Auffaltung aneinandergeschweißt wurden. Abgesehen davon
wissen wir aber, daß die Alpen zumindest dreimal einem Zusammen-
schube ausgesetzt waren, wobei jedoch, wie es scheint, Lage und
Umriß des „Hinterlandes“ eine Verschiebung erfuhren. All diese
Momente müssen im Auge behalten werden, wenn wir die Entstehungs-
geschichte der Ostalpen entziffern wollen. Eine eingehendere Be-
sprechung der Westalpen wollen wir aber unterlassen, da deren
Tektonik gerade jetzt einigermaßen kontrovers ist.
Die ältesten Faltungsspuren in den Ostalpen werden allgemein
in das mittlere Karbon verlegt!). Diese Bewegung hatte die Zentral-
zone der Alpen sowie den altpaläozoischen Sockel des Drauzuges
ergriffen und gegen Norden geschoben, wodurch der Außenrand
sichtlich von dem Umrisse der böhmischen Masse beeinflußt wurde.
Es dürfte daher im Süden eine niedersinkende, faltende Scholle an-
zunehmen sein, von der heute nur mehr ganz geringe Spuren auf-
zufinden sind. Als solche Reste möchte ich die krystallinen Massen
des Mte. Muffeto und der Cima d’Asta sowie die kleinen Inseln von
Recoaro, Lorenzago, Hochenegg und am Südfuße der Steiner Alpen
ansehen, welche gegen Osten durch die kleinen Granit- und Phyllit-
gebirgsmassen bei Brod an der Save, das Prosaragebirge, die
Motajica und das Gebirge von Gradaec mit der serbischen Masse
"in Verbindung zu setzen sein dürften. Verbindet man aber
den Außenrand dieser südalpinen krystallinischen Inseln, so
erhält man einen gegen Norden konvexen Bogen, dessen getreues
Abbild in den Zentralalpen vom Tauerbogen gegeben würde. Das
östliche Ende der karbonischen Alpen dürfte jedoch kaum am
heutigen Rande der ungarischen Tiefebene zu suchen sein, sondern
schon damals dürfte die Zentralzone der Alpen eine, wahrscheinlich
weniger unterbrochene, Fortsetzung in der Zentralzone der Karpathen
gefunden haben, deren karbonische Aufrichtung durch Uhlig un-
zweifelhaft gemacht wurde.
Im Oberkarbon sowie im Perm scheinen die auffaltenden Kräfte
geruht zu haben, dagegen dürfte schon im Perm die westliche Fort-
setzung jenes Zuges, den wir als Drauzug zu bezeichnen gewöhnt
sind, niedergebrochen sein. Es sind zwei Anzeichen, welche ich als
Beweise dafür ansehen möchte, nämlich das Empordringen der
permischen Bozener Porphyrmasse; anderseits halte ich es für wohl
sehr wahrscheinlich, daß der paläozoische Anteil des Adameilostockes
und der Bergamasker Alpen einstmals mit dem Drauzuge in Zu-
sammenhang stand, und daß erst durch den vermuteten Einbruch
die Lücke gerissen wurde.
1) Vergl. C. Diener, Bau und Bild Österreichs. II. Bau und Bild der
Östalpen und des Karstgebietes. Wien 1903.
1907 Sitzung vom 5. März. Dr. L. Waagen. 107
Mit dieser starken Senkung bei Bozen hängt es wohl zusammen,
daß in den östlich anschließenden Regionen auch in der Triaszeit
keine Faltungen vorkamen, sondern dab in den südlichen Vorlagen der
Karnischen Alpen Oberkarbon, Perm und Trias auf dem nord-
gefalteten Altpaläozoikum flach auflagern ). Weiter östlich aber, in
den Karawanken, sind bis zur mittleren Trias die Ablagerungen ge-
faltet und erst die obere Trias bleibt ungestört. Dies läßt darauf
schließen, daß jenes Ereignis, das bei Bozen katastrophal verlief, in
der östlichen Fortsetzung nur langsam nachgeholt wurde, das heißt
die Absenkung des südlichen alten Festlandes scheint hier bis in
die mittlere Trias hinein eine Faltung des vorliegenden Meeresbeckens
bewirkt zu haben. Diese Absenkung des Hinterlandes ging sogar
so weit, daß die besprochene Umkehrung des Prozesses eingeleitet
wurde, daß heißt der faltende Druck verwandelte sich in eine Zerrung,
wofür der Beweis durch das Auftreten von triadischen Quarzporphyren
in den Karawanken °?) längs geradlinig verlaufenden Sprüngen etc. er-
bracht erscheint. Der Erfolg dieser Senkung scheint sich darin zu
dokumentieren, dab die Sedimente der folgenden Perioden, vielleicht
schon des Jura, bestimmt aber der Kreide, nicht mehr so weit nach
Norden reichen, sondern weiterim Süden ein kleineres Becken erfüllten.
Um nun die weiteren gebirgsbildenden Vorgänge zu verstehen,
muß der Umstand besonders hervorgehoben werden, daß von der
unteren Trias angefangen der paläozoische Drauzug allen Anzeichen
nach wohl den ragendsten Teil der damaligen Alpen bildete. Dies
scheint mir daraus hervorzugehen, daß dieser Gebirgszug das nördliche
von dem südlichen Triasmeere schied, während das erstere, wenigstens
teilweise, auch die Zentralalpen überdeckte und so die Verbindung
mit den Ablagerungen der nördlichen Kalkalpen herstellte.
Während der Jurazeit scheint Ruhe geherrscht zu haben, da-
gegen kennt man die untere Kreide als eine Periode neuerlicher
Faltung. Diese konnte natürlich nicht mehr von der tief unter das
Meeresniveau versunkenen südlichen alten Masse ausgehen und dies-
mal dürfte, so erstaunlich es auch sein mag, der Drauzug im weiteren
Sinne die Rölle des faltenden Hinterlandes übernommen haben. Wenn
man den Erfolg der früheretacischen Gebirgsbewegung übersieht, so
kann, nach unseren Annahmen, darüber gar kein Zweifel sein, daß
nur eine Scholle in der Lage des Drauzuges durch ihr Absinken die
im Norden wie im Süden erfolgten Bewegungen hervorzurufen im-
stande war.
ı) Vergl. G. Geyer, Ein Beitrag zur Stratigraphie und Tektonik der
Gailtaler Alpen in Kärnten. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., Bd. XLVII. Wien 1897.
pag. 295 £.
G. Geyer, Erläuterungen zur geologischen Karte SW-Gruppe Nr. 71,
Sillian und St. Stefano del Comelico. Wien 1901.
G. Geyer, Erläuterungen zur geologischen Karte SW-Gruppe Nr. 70,
Öberdrauburg und Mauthen. Wien 1902.
°) F. Teller, Erläuterungen zur geologischen Karte SW-Gruppe Nr. 83,
Eisenkappel und Kanker. Wien 1898.
F. Teller, Erläuterungen zur geologischen Karte SW-Gruppe Nr. 84,
Praßberg a. d. Sann. Wien 1898.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 5. Verhandlungen. 16
108 Verhandlungen. Nr.
Durch die vorgestellte Senkung preßte sich aber der Drauzug
wie ein Keil zwischen die Zentralmasse der Alpen und die südlich
vorgelagerten Triasschollen. Dadurch mußte einerseits ein faltender
Druck gegen die Zentralalpen ausgeübt werden, anderseits aber auch
segen die südliche Trias und diese wurde entweder in nach Süden,
respektive Südwesten schauende Falten gelegt oder, wo die Schubkraft
nicht schnell genug sich in Faltung aufzehrte, stellten sich Über-
schiebungen ein, wie dies im westlichen Randgebiet des Laibacher
Moores von Kossmat!) nachgewiesen erscheint, und zwar konnten
diese theoretisch um so [eich erzeugt werden, als die ursprüngliche
Überhöhung der Triasablagerungen von dem altpaläozoischen Gebirge,
damit aber auch der Druck, sehr groß anzunehmen sein dürften.
Hierzu ist noch folgendes zu bemerken: Die hier als absinkend be-
trachtete Scholle ist der Drauzug, jedoch in einem weiteren Sinne,
als dieser Ausdruck gemeinhin gebraucht wird, da ich damit das
ganze altpaläozoische Gebirge der Südalpen begreifen möchte. In
diesem Sinne würden auch die Steiner Alpen ?) hierhergehören, deren
Triasdecke auf einem silur-devonischen Sockel aufruht, wie sich am
Nordrande zeigt. Hierher würden aber auch zumindest ein Teil der
Julischen Alpen gehören, da altpaläozoische Schichten von Kossmat?)
noch westlich von Pölland, wo die besprochenen Überschiebungen
einsetzen, angetroffen wurden. Möglicherweise mögen sogar noch
Teile des Tüfferer, Wacher und Orlicazuges hierhergehören, nach-
dem ja in den kroatisch-slawonischen Inselgebirgen, dem Agramer
und Kalniker Gebirge, krystallinische Reste angetroffen werden. Sei
dem nun, wie es will, auf jeden Fall wäre der keilförmige Umriß
des abgesunkenen altpaläozoischen „Drau-Savegebirges“, wie
wir es nennen wollen, evident. Aus dem Gesagten ist aber ebenso
ersichtlich, daß die Überschiebungslinie dieser Massen quer auf deren
Streichen gerichtet war. Dies mußte natürlich verschiedene Span-
nungen und Interferenzerscheinungen zeitigen und diese könnten ganz
leicht das Aufreißen der Tonalitzone verursacht haben. Das Alter
des Tonalits konnte bisher nicht festgestellt werden, man wußte nur,
daß er posttriadisch sei. Mit der tertiären Faltung scheint er jedoch
nicht gut in Beziehung gebracht werden zu können, da einerseits
andere Eruptivgesteine für diese jüngste Faltungsperiode charakteri-
stisch sind, ferner da das dabei gebildete Bruchnetz ausgesprochen
dinarisches Streichen verrät und endlich, da der Tonalit zum Teile
in Gneis verwandelt erscheint und dies nur unter dem Einflusse noch-
maliger tektonischer Bewegungen oder späteren magmatischen Druckes
geschehen konnte.Außerdem ı muß daraufhingewiesen werden, dab während
der untercretacischen Aufwölbungsperiode wirklich von Westnordwest
nach Ostsüdost, also parallel zum Tonalitzuge verlaufende Spalten
ı) F, Kossmät, Überschiebungen im Randgebiete des Laibacher Moores.
Compt. rend. IX. Congres geol. internat. Vienne 1903, pag. 507—520.
F. Kossmat, Das Gebiet zwischen dem Karst und dem Zuge der Julischen
Alpen. Jahrb. d. k. k. geol. R-A., Bd. LVI, Wien 1906, pag. 259 - 276.
A)eb.gxeillier, Joic.
SER, Kiossmiait, 1.7c.
1907 Sitzung vom 5. März. Dr. L. Waagen. 109
aufgerissen wurden, aus welchen nach den Beobachtungen Tellerst)
in den Karawanken Quarzglimmerporphyrit und Hornblendeporphyrit
empordrangen.
In den Nordalpen gingen zur unteren Kreidezeit ebenfalls fal-
tende Bewegungen vor sich und diese müßten nun auch auf das Ab-
sinken des Drau-Savegebirges zurückgeführt werden. Es will aber
nicht recht einleuchten, daß die Senkung dieses, wenn auch noch so
hohen, doch wenig umfangreichen Gebirges ihre faltende Kraft nicht
schon in den zentralen Massen der Alpen erschöpft hätte. Verlegen
wir dagegen die Bildung des Tonalitzuges in die gleiche Zeit, so
würde sich die Faltung der nördlichen Kalkalpen viel leichter er-
klären lassen. Denn durch das Aufreißen einer solchen Spalte
dürften die Zentralalpen eine Neigung gegen Nord erfahren haben,
die wohl genügte, um Faltenbildung zu erzeugen, und damit wären
die Zentralalpen dieser Epoche das Hinterland für die gefalteten
nördlichen Kalkalpen. Damit wollen wir aber auch unsere Aus-
führungen über die Faltungsperiode der älteren Kreidezeit schließen.
Wir wissen, das Becken der Adria, einmal im Einsinken be-
griffen, vertiefte sich immer mehr; es bildeten sich die periadria-
tischen Brüche. Das Versinken der einzelnen Landstaffeln allein
konnte noch nicht gebirgebildend wirken, sondern erst in dem
Momente, wo eine weiter landeinwärts und höher gelegene Scholle
durch die fortwährenden Einbrüche den Halt verloren hatte, während
gleichzeitig die vorgelagerte niedrigere Stufe zum Stillstande gekommen
war, wären die nötigen Faktoren als gegeben zu betrachten. Da
wirkte natürlich die höhere Scholle als Hinterland und die niedrigere
mußte entweder dem Drucke folgend sich in Falten legen oder sie
wurde überschoben. Dieser Fall trat am Südrande des Drau-Save-
gebirges im Oligocän ein und setzte sich bis ins Miocän fort.
Um diese Zeit, etwa im Oligocän, hatte sich die Bruchlinie von
Idria.°). es ist dies der nördlichste dinarisch streichende Bruch, gebildet,
und dadurch dürfte die dahinterliegende Masse befähigt worden
sein, einen faltenden Druck in der Richtung gegen die Adria aus-
zuüben, und in der gleichen Weise setzte sich dieser Vorgang gegen
SO fort. Es hätte sich somit das als Hinterland wirkende Gebirgs-
stück wieder gegenüber der Kreideauffaltung verbreitert, insofern,
als nun auch der Triasgürtel hinzukam. Aber auch der pressende
Rand erschiene neuerlich schiefer gestellt und dies mußte wieder
Interferenzbrüche erzeugen, die sich dem Bruch von Idria parallel
stellten und zum Teile bis tief in die Zentralalpen sich verfolgen
lassen, wie die Bruchlinie, welche von Laibach®) über Krainburg
bis in das Mölltal verläuft, und jene andere, die bei Windisch-
gratz das Bachergebirge begrenzt, aber ebenso im Lavanttale an-
DuRS leller, ]..c.
®) F. Kossmat, Über die geologischen Verhältnisse des Bergbaugebietes
von Idria. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1899, pag. 259—286.
F. Kossmat, Erläuterungen zur geologischen Karte SW-Gruppe Nr. 98,
Haidenschaft und Adelsberg. Wien 1905.
®) F. Kossmat, Über die tektonische Stellung der Laibacher Ebene.
Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1905, pag. 71—85.
16*
110 Verhandlungen. Nr. 5
getroffen wird). Der Parallelismus mit den Vorgängen während
der Kreidezeit geht so weit, daß auch Eruptivgesteine auftreten, wie
die Andesite und Daecite längs der Schönsteiner Linie Tellers. Aber
nieht nur die Bruchlinien durchsetzten das ganze Drau-Savegebirge,
sondern die nach Norden sich mehr und mehr ausbreitende Süd-
neigung des Komplexes scheint auch noch in dessen Inneren Ab-
senkungen und Überschiebungen verursacht zu haben, wie die Ab-
senkung der Menina und die miocäne Uberschiebung bei Stein
(Ulbrichsberg).
Die jungtertiäre Faltung war jedoch nicht auf die Südalpen und
die dinarischen Gebirge beschränkt, sondern hatte die ganzen Alpen
ergriffen. Man könnte da auf Grund des besprochenen miocänen
Bruchnetzes an eine neuerliche Nordneigung der Zentralalpen und
ein von dem größeren Neigungswinkel veranlaßtes Abgleiten der
nördlichen Zonen denken. Allein dem scheinen verschiedene Momente
entgegenzustehen. Vor allem verlaufen ja die genannten Bruchlinien
quer auf die Bewegungsrichtung, welche für die Zentralalpen voraus-
gesetzt werden müßte, und konnten diese daher nicht fördern, ander-
seits zeigen aber auch die Nordalpen eine Faltung, welche nicht
gut als Folge von Gleitung angesehen werden kann. Es
scheint dagegen eine jedenfalls diskutable Annahme, daß in der jung-
tertiären Faltungsperiode das Drau-Savegebirge, nunmehr mit den
Zentralalpen durch die Tonalitmassen gleichsam verkittet, mit diesen
zusammen wie ein Stück sich senkte, und zwar glaube ich, daß fol-
sende Tatsachen als Beweis dafür vorgebracht werden könnten. Zur
Miocänzeit wurden nämlich die ganzen Südalpen gefaltet und hierzu
würde die Senkung des Drau-Savegebirges nicht ausreichen. Be-
sonders deutlich wird dies im Etschbuchtgebirge ?), wo es sehr wahr-
scheinlich erscheint, daß die Falten zwischen der Judikarienlinie und
dem Bozener Porphyrstocke durch Senkung des westlich gelegenen
Zentralalpenteiles, also des Adamellomassivs, erzeugt wurden. Aber
auch der Bozener Porphyr mit der Cima d’Asta-Gruppe mußte wohl
die allgemeine Absenkung mitmachen und dieser Vorgang dürfte die
eigentümlichen Faltenbiegungen, die wir in der Bondone- und Bastor-
nadafalte kennen, erzeugt haben. Auch glaube ich einen Beweis für
die miocäne Senkung der Zentralalpen in dem Eindringen der dina-
rischen Bruchlinien zu erblicken, da nur durch Pressung eines im
ganzen ostwestlich verlaufenden Faltenstückes an ein bogenförmig
begrenztes Senkungsfeld diese Erscheinung erklärlich wäre, und endlich
sei noch auf die jungen marinen Ingressionen in das Lavanttal ver-
wiesen, welchen wohl unbedingt eine Senkung vorangehen mußte.
Eine solche Senkung der Zentralalpen mußte aber eine Auf-
faltung der Nordalpen bewirken, und ich brauche über diesen Vor-
sang nicht viel Worte zu verlieren. Auf eines nur sei aufmerksam
gemacht. Ander Grenze der Zentralpen beginnen die Kalkzüge allenthalben
mit Plateaustöcken, während besonders östlich vom Pyhrn, sich erst
OR Nellier,. 1. c.
2) M. Vacek, Exkursion durch die Etschbucht. Führer für d. IX. internät.
Geologenkongreß, Abteilung VII. Wien 1903.
1907 Sitzung vom 5. März. Dr, L. Waagen. 111
weiter nördlich Faltung einstellt. Es dürfte sich dies damit erklären,
daß die Triasschollen zur Miocänzeit wohl schon ebenso starr waren
wie heute und sich daher bei der Senkung der Zentralalpen nicht
sofort mitbewegten, sondern einfach abhoben, und erst entfernter, wo die
pressende Kraft eigentlich naturgemäß ihren Angriffspunkt fand, scheint
die Faltung eingesetzt zu haben, und dort finden wir auch die grobe Auf-
bruchzone Buchberg—Mariazell—Hieflau—Admont, die jedoch schon
durch die Kreidefaltung vorgebildet wurde !),. Durch den Abstau der
Plateaustöcke aber fanden die Längentäler ihre erste Anlage.
Weiters würde durch die Senkung der Zentralalpen noch eine
andere Erscheinung, die vielfach beobachtet wurde, ihre Erklärung
finden, nämlich die, daß die jungtertiäre Bewegung in den zentralen
Teilen der Alpen früher begann, aber auch früher endete als in den
peripheren Teilen. Denn es wäre leicht einzusehen, daß eine Pressung
sich nicht sofort in Faltung umsetzte, sondern daß eventuell lange
Zeit ein solcher Druck latent sein konnte, und daß überdies die der
Kraftquelle näheren Gebirgsteile früher überwältigt wurden als die
entfernteren.
Wir haben uns hier über das vermutliche Entstehen der Ost-
alpen etwas mehr verbreitet, da einerseits dieses Gebirge in seiner
Struktur mit am bekanntesten ist und anderseits, weil dessen Ent-
stehungsgeschichte den bisherigen orogenetischen Theorien die größten,
um nicht zu sagen unüberwindliche Schwierigkeiten bereitete. Die
Östalpen erscheinen daher für jede orogenetische Theorie als der
beste Prüfstein und ich glaube, daß unsere Theorie der Entstehung
der Ostalpen vielleicht doch nahegekommen ist. Natürlich mögen
immer noch Details gefunden werden, die unserer Anschauung zu
widersprechen scheinen, in großen Zügen aber möchte ich die ge-
wonnenen Resultate als eine Bestätigung unserer Annahmen betrachten.
— So wesentliche Modifikationen auch eintreten mögen, so ist es
nach unserer Darstellung immer ein höher emporragender Teil der
Erdkruste, der durch sein Niedersinken das angelagerte tiefere Land
zur Faltenbildung zwingt.
Wiederholen wir: In den Alpen unterscheidet man drei Haupt-
faltungsepochen: im Carbon, in der unteren Kreide und im jüngeren
Tertiär. Im Karbon dürfte sich das alte südliche, nun eingebrochene
Festland gesenkt haben, das wir als Po-Masse bezeichnen wollen;
in der unteren Kreide scheinen die faltenden Kräfte durch das Nieder-
sinken des Drau-Savegebirges ausgelöst worden zu sein, während die
Zentralalpen längs der Tonalitlinie sich losgerissen hatten, nach Norden
neigten und so den Raum der nördlichen Kalkalpen zusammenstauten.
Im jüngeren Tertiär endlich müssen wir wohl die ganzen Zentral-
alpen mitsamt dem Drau-Savegebirge als die sinkende Masse ansehen
und im Norden wie im Süden werden dementsprechend Falten gebildet.
Wenden wir uns noch einen Augenblick den Westalpen zu, so
sehen wir auch hier das Hinterland eingebrochen und die Bogen nach
außen konvex. Auch in diesem Falle mag die erste Aufwölbung von
t) A. Bittner, Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1887, pag. 89—99.
112 Verhandlungen. Nr#5
dem verschwundenen Pomassiv ausgegangen sein. Auf die weitere
Geschichte der Entstehung der Westalpen wollen wir uns aber nicht
einlassen, da deren Tektonik gerade heute sehr umstritten ist. Nur
auf das Juragebirge will ich mit zwei Worten zu sprechen kommen.
Es unterliegt nach unserer Theorie wohl keinem Zweifel, daß im
Süden des Juragebirges das Kraftzentrum zu suchen ist, welches die
Faltung bewirkte, und so kämen wir wieder auf Gümbels Vindeli-
eisches Gebirge. Bei dem Versinken dieser Scholle hätte natürlich
auch auf das südlich anschließende Gebiet eine Wirkung ausgeübt
werden müssen und ich glaube, unter diesem Gesichtspunkte dürften
sich manche rätselhafte Erscheinungen in den Schweizer Voralpen
erklären lassen. Denn nach unserer Theorie ist Gümbels Vindeli-
cisches Gebirge nicht mehr eine Hypothese, sondern einfach eine
Forderung des Aufbaues der Juraketten.
Werfen wir endlich noch einen Blick auf das Vorland, so sehen
wir, daß der jüngsten Faltungsperiode in den Alpen dort eine Periode
des Niederbruches entspricht, die wohl auch durch das Andrängen
der alpinen Falten bedingt ist. Es entsteht so der Donaubruch und,
einmal begonnen, setzen sich die Spalten in dem Vorlande fort wie
in einer Glastafel. Längs dieser Brüche entstehen auch wieder Ab-
senkungen, diese bieten jedoch ein ganz anderes Bild. Es entstehen
dadurch keine Falten, sondern einzelne Schollen werden als Blöcke
emporgepreßt. Es ist dies begreiflich, wenn man bedenkt, daß die
Sprünge in dem Vorlande wohl durch Abbiegen des Randes ver-
ursacht sind, und Biegungssprünge in einer Tafel konvergieren stets
nach unten; dadurch aber müssen die Horste wie Keile unter über-
mäßigem Drucke herausgepreßt werden.
Vor nicht langer Zeit wurden die Karpathen im Lichte der
Westalpen dargestellt und nun will ich es versuchen, deren Aufbau
im neuen Lichte der Ostalpen zu skizzieren. — Uhligt), der Meister
der Karpathengeologie, hat uns einen vortrefflichen Überblick über
die einzelnen Faltungsphasen gegeben. Daraus entnehmen wir, daß in
einer ersten Faltungsperiode die gesamten karbonischen und vor-
karbonischen Felsarten von Süden her aufgestaut wurden, und als
Ursache wäre sehr leicht das Absinken des alten ungarischen Massivs,
von dem im Bakonyer-Gebirge und in der Masse von Fünfkirchen noch
Spuren vorhanden sind, zu vermuten.
Nördlich dieser paläozoischen Karpathen, zwischen diesen und
dem Rande der Sudeten wogte während der Trias-, Jura- und Kreide-
zeit das Meer, bis die „zweite und dritte Faltungsphase* Uhligs
eintrat. Aus dem Verhalten der Oberkreide und des Mitteleocäns
leitete Uhiig ab, daß die beiden Faltungen vor und nach Absatz der
Oberkreide sich einstellten. In diese Periode fallen die eigentümlichen
Auffaltungen der Kerngebirgsreihen. Es muß hier wohl zur Erklärung
ein komplizierter Faltungsvorgang angenommen werden. So scheint
sich zum Beispiel der krystalline Kern der Hohen Tatra in der Unter-
1) V. Uhlig, Bau und Bild Österreichs. III. Bau und Bild der Karpathen.
Wien 1903.
1907 Sitzung vom 5. März. Dr. L. Waagen. 113
kreidezeit gesenkt zu haben, wie die gegen Norden gefalteten juras-
sischen Sättel der Hohen Tatra verraten.
Die paläozoische und die altcretacische Faltung dürfte dem-
nach von Süden ausgegangen und durch den Einbruch des Hinter-
landes, respektive einzelner alter Kerne verursacht worden sein. Es
ist ganz gut denkbar, daß auch im Norden anderer Kerngebirge durch
die zweite Faltung einzelne leichte Antiklinalen aufgeworfen wurden,
die jedoch durch die Bewegungen der dritten Faltung für die Beob-
achtung wieder unkenntlich gemacht wurden. Diese dritte Faltung
aber, die nach Ablagerung der Oberkreide einsetzte, ging, wie Uhlig
nachgewiesen hat, zweifellos nicht mehr von Süden aus. Die diesmal
aufgerichteten Schichten blicken stets nach Süden, so müssen wir nach
unserer Theorie die Kraftquelle im Norden suchen. Da erscheint es
mir sehr wahrscheinlich, daß wir in diese Zeit das Absinken der
sudetischen Scholle zu verlegen haben, deren Rand jedenfalls empor-
ragte, nachdem das Kreidemeer der nördlichen Fazies durch ihn von
dem Kreidemeer der Karpathen geschieden wurde. Durch diese An-
nahme lassen sich die beobachteten Tatsachen, wie mir scheint, mit
einem Schlage leicht erklären. Der Kreideklippenzug von Teschen,
die Pieninnen, die äußere und innere Kerngebirgsreihe sind alle unter
diesem Einflusse aufgebaut worden. Dabei mag es befremden, dab die
stärkste Auffaltung dieser Periode in den Kerngebirgsreihen gefunden
wird, während von hier nach Norden und Süden, im inneren Gürtel
und in den Klippenzonen scheinbar ein Nachlassen der Faltungs-
intensität sich kundgibt. Ich habe ausdrücklich gesagt: scheinbar, da
ich annehme, daß dieser Bestand nur unter dem Einflusse der nächsten
Faltungsphase erzielt wurde.
Die Entstehungsgeschichte der Kerngebirgsreihen rekonstruiere
ich mir aber folgendermaßen. Die zweite Faltung ging, wie gesagt,
von Süden aus, ist nach Uhligs Darstellung nur eine lokale Er-
scheinung und wurde durch ein mäßiges Absinken der alten Kerne
verursacht. Es entstanden dadurch im extremsten Falle, an der Hohen
Tatra, ein paar nach Norden geneigte Falten, sonst mögen es bloß
einige leichte, regelmäßige Antiklinalen gewesen sein. Die dritte
Faltung, welche der Senkung der Sudeten ihren Ursprung verdanken
dürfte, fand die skizzierte Sachlage vor, nur daß sich inzwischen die
Sedimente der oberen Kreide abgelagert hatten. Das Kreidemeer
scheint Jedoch weder die Kerne der Gebirge noch die sie im Norden
umgürtenden Falten der zweiten Periode überflutet zu haben. Der
Erfolg der dritten Faltung war daher dieser: die Gebirgskerne er-
hielten eine Neigung nach Süden; die nördlich vorgelagerten Falten
aber wurden gesprengt und nun als Schuppen auf die Kerne hinauf-
geschoben. Auch die Klippenzone und der Teschener Zug besitzen
im Prinzip wohl den gleichen Bau, mit Ausnahme dessen, dab die
vorgefundenen Kerne bei dem Einsetzen der dritten Faltung vielleicht
nur weniger hoch und entblößt waren. Die obercretacischen Ab-
lagerungen scheinen stets nur außen an den Schuppen zu liegen und
sind weniger stark disloziert, da sie nach unserer Annahme ja nur
einfach gefaltet, aber nicht erst umgefaltet werden mußten. Die wich-
tigste Ursache für die Entstehung der Austönungszonen ist aber in
114 Verhandlungen. Nr. 5
der Transgression des Eocäns gelegen, das die Faltungen der Ober-
kreide verbirgt. Die bald einseitige, bald zweiseitige Anlagerung der
permisch-mesozoischen Schichtenreihe an die Gebirgskerne wird ein-
fach durch die verschiedene Schiefe der Auffaltung erklärt.
Obgleich die Ostkarpathen ein anderes Vorland besitzen als dıe
Westkarpathen, so sind doch auch dort die gleichen Vorgänge zu
konstatieren. Zunächst die vorpermische Auffaltung, die von SW,
respektive W ausgeht. Die zweite Faltung ist nur in Spuren bemerk-
lich, wenigstens ist sie nach den von Uhlig mitgeteilten Profilen
bloß in dem „Durchschnitt der ostkarpathischen Randmulde über den
Rareu bei Kimpolung“ (Fig. 86) deutlicher. Die dritte Faltung da-
gegen gibt dem ganzen Gebirge das Gepräge, indem fast durchweg
die Schichtköpfe gegen das Innere des Bogens blicken. Somit muß
auch hier die Faltung von der Außenseite her gewirkt haben, und
zwar durch Absinken des Randes der russischen Tafel.
Wenden wir uns aber nun der vierten und fünften Faltungs-
phase zu! Die vierte, oligocäne Faltung legte die älteren tertiären
Sedimente in nach Norden geneigte, zum Teil auch überschobene
Sattel- und Muldenzonen. Der Schub kam also von Süden, respektive
von der Innenseite des Karpathenbogens, und es ist wohl sehr wahr-
scheinlich, daß die Ursache in dem Absinken der Klippenzone zu sehen ist.
Den Beweis dafür erblicke ich darin, daß das Alttertiär an der
Außenseite der Klippenzone stets ganz erheblich gefaltet erscheint,
während die gleichen Schichten innerhalb der Zone, wo die oligocäne
Senkung nicht eindrang, ungestört lagern. Diese Tieferlegung des
Meeresgrundes mußte sich naturgemäß auch am anderen Ufer be-
merkbar machen und gibt sich hier in einer Verbreiterung des Meeres
segen Norden kund, die dann im Miocän erfüllt wurde. Die Senkung des
Nordgestades war aber in diesem Falle wohl keine selbsttätige, die
etwa Faltungen verursacht hätte, sondern sie bedeutete einfach einen
Ausgleich von Spannungen, der sich in einer leichten Flexur äußerte.
Im Gegenteil dürfte die faltende Kraft auch im Miocän am Süd-
gestade noch nicht ganz zur Ruhe gekommen sein, nur erscheint sie
nun, wie wir dies auch bei den Alpen hervorgehoben haben, von dem
Zentrum mehr gegen außen verlegt und daraus würde sich die
„Antiklinale der Molasse* am Karpathensaum erklären. — In den
Ostkarpathen scheint dagegen die oligocäne Faltung geringere Kraft
besessen zu haben; man sieht nur wenig nach außen gerichtete
Faltenzüge. Damit wäre es aber gleichzeitig begreiflich, daß die
miocäne Senkung des Vorlandes, welche im Osten ein weit größeres
Ausmaß erreichte, nicht etwa auch ohne Einfluß auf die Gebirgs-
bildung verlief, sondern im Gegenteil sich stellenweise durch Faltung
gegen innen bemerkbar machte. Übrigens muß dazu bemerkt werden,
daß in den Ostkarpathen die Senkung des Vorlandes wahrscheinlich
schon früher begonnen hat ais im Westen, da hier ebenfalls die
miocänen Ablagerungen nur sehr wenig gefaltet angetroffen werden.
Schließlich fällt der vollständige Einbruch des alten Hinterlandes
auch noch in das Miocän. Die Flexuren zerreißen und an diesen
Rissen werden Eruptivgesteine gefördert, das typische Bild des Innen-
randes eines Faltengebirges. In diesem Falle sieht man so recht die
1907 Sitzung vom 5. März. Dr. L, Waagen. 115
Wirkung einer absinkenden Scholle: zuerst wirkt sie aufbauend, dann
aber abbauend, denn zwischen der Hernadlinie und den Quellen
der Theiß, wo nunmehr vorpermische Gebirgskerne fehlen, waren sie
wohl wahrscheinlich auch einmal vorhanden, sind jedoch bei dem
Einbruche des Hinterlandes mit in die Tiefe gerissen worden, und so
mag auch an anderen Stellen der innerste Rand des Gebirges fehlen.
ös mag auffällig erscheinen, daß das ungarische Tiefland bei
dem späteren Absinken seit der permischen Zeit keine gebirgs-
bildenden Kröfte mehr entwickelt hätte, doch dies dürfte darin seinen
Grund haben, daß es eben schon durch seine vorpermische Absen-
kung eine tiefere Lage erhielt als das Vorderland und daher keine
pressenden, sondern nur zerrende Wirkungen ausüben konnte.
Fassen wir unsere Vorstellungen von der Entstehungsgeschichte
der Karpathen nochmals kurz zusammen, so läßt sich zunächst eine
vorpermische, nordwärts gerichtete Faltung vermuten, als Folge einer
Senkung des Hinterlandes. Die Aufwölbung während der unteren
Kreide hat keine umfassende Bedeutung und dürfte durch die
Senkungen in den Kerngebirgsreihen verursacht worden sein. Die
obercretacische Faltung dagegen scheint wieder den ganzen Kar-
pathenbogen ergriffen zu haben; sie wurde wohl durch das absinkende
Vorland bewirkt. Die oligocäne Faltung wird von uns auf das Nieder-
sinken der Klippenzone zurückgeführt und die miocäne Bewegung
scheint im wesentlichen bloß die Fortsetzung dieses Vorganges zu
sein. Gleichzeitig brieht die ungarische Ebene vollständig nieder
und am Rande werden Eruptivgesteine gefördert.
Der miocäne Niederbruch des ungarischen Tieflandes formte
auch den Ostrand der Alpen, wie ja allgemein bekannt ist.
Die wahrscheinliche Entstehungsgeschichte des Beginnes der
Dinariden wurde bei Besprechung der Alpen bereits skizziert, im
übrigen sind unsere Kenntnisse von diesem Gebirgszuge zu gering,
um Details besprechen zu können. Immerhin liegt die Annahme
nahe, daß die gesenkte Scholle in der serbischen Masse, dem Rhodope-
gebirge und in einem Gebirgsstocke zu sehen ist, an dessen Stelle
nunmehr das Agäische Meer getreten ist, und von welchem ein nur
kleiner Appendix in der lydischen Masse Philippsons!) erhalten sein
dürfte. Das Rhodopegebirge ist wahrscheinlich selbst wieder eine Fort-
setzung des versenkten ungarischen Landes und scheint bei seiner eigenen
Abwärtsbewegung nach beiden Seiten hin Falten aufgeworfen zu haben:
die Dinarischen Alpen einerseits und anderseits die Balkanketten.
Bezüglich anderer Gebirge können wir uns hier bloß ein paar
flüchtige Andeutungen erlauben, denn teils fehlen detaillierte Beob-
achtungen, teils würde eine eingehende Besprechung den Rahmen
dieser Schrift überschreiten. — Nehmen wir zunächst die asiatischen
Randgebirge vor. Dieselben umziehen den Kontinent im Süden und
Osten wie Girlanden; sie sind alle nach außen gefaltet und sie
müßten somit nach unserer Theorie dem Niederbruche Asiens ihre
Entstehung verdanken. Allerdings hat sich das Vorland auch allent-
halben gesenkt, so daß an vielen Stellen die Randbogen nunmehr die
1) Philippson, Das Mittelmeergebiet. Leipzig 1904.
K.k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 5. Verhandlungen. 17
116 Verhandlungen. Nr: 5
Brustwehr gegen das Meer bilden und daß in Japan durch die fort-
schreitende Senkung diese Gebirge zum großen Teile sogar wieder
vernichtet werden. In Japans Inselkränzen sehen wir demnach den
entgegengesetzten Fall wie in den Karpathen; das Gebirge wird nicht
von innen, vom Hinterlande, sondern von außen, vom Vorlande aus
abgebaut.
Für die Auffaltung der asiatischen Randbogen nehmen wir eine
Senkung von Innerasien an. Wohl ist gerade von dort nur spärliche
Kunde bisher zu uns gedrungen, daß aber wirklich solche Senkungen
stattfanden, dies ist wohl sehr wahrscheinlich, und ich verweise dies-
bezüglich nur auf die Studien Richthofens!) in Ostasien. — Daß
anderseits die Senkungen des Vorlandes keinen Faltenwurf erzeugten,
dies hat darin seinen Grund, daß dasselbe stets die tiefergelegene
Scholle präsentierte und daher wohl Zerrung, aber niemals Pressung
verursachen konnte.
Endlich gehören zu den jungen Ketten auch noch die Rand-
gebirge Nord- und Südamerikas. Im wesentlichen sind dieselben
gegen den pazifischen Ozean hin gefaltet und ein genaueres Studium
derselben wird wohl ebenfalls ergeben, daß ihre erste Anlage ziemlich
alt und daß zahlreiche verschiedene Faltungsperioden über sie hinweg-
gegangen, welche zu dem jetzigen Aufbau führten.
In Nordamerika ?2) scheint durch die Senkung des Kolorado-
plateaus und der mächtigen Hochtafeln von Utah die Aufwölbung
der Rocky Mountains bewirkt worden zu sein. Im übrigen dürfte
aber der Bau der ganzen Küstenketten eine gewisse Ähnlichkeit
mit jenem der Karpathen besitzen. Wenigstens scheinen auch hier
Austönungszonen eingeschaltet zu sein, wie die flachliegenden Kreide-
schichten am westlichen Fuß der Sierra Nevada anzeigen, während die
Coast Ranges noch ganz junge Bewegungen mitgemacht haben, wie
das mitgefaltete Mitteltertiär beweist. — In Südamerika zeigt sich
genau dieselbe Anordnung: das Gebirge ist gegen das Meer gefaltet
und als gesenktes Hinterland muß die alte brasilische Masse ange-
sehen werden. Auch hier scheinen die eigentlichen Küstenkordilleren
sehr Jugendlichen Alters zu sein.
Wie wir es schon bei Japans Inselbogen besprachen, so ist es
auch hier, also ein gemeinsamer Zug der pazifischen Randbogen: das
Vorland ist niedergebrochen und unter das Meer getaucht. Und doch
muß, um die Faltung erklärlich zu machen, ein niedriger Kontinent
angenommen werden, der rings vom Meere gegürtet wurde, denn
wie wir im theoretischen Teile sahen, kann nur eine Geosynklinale
gefaltet werden und diese verlangt natürlich ein Gegenufer. Tatsächlich
!) F.v. Richthofen, Geomorphologische Studien aus Ostasien. I. Gestalt
und Gliederung einer Grundlinie in der Morphologie Ostasiens. Sitzungsberichte
d. kgl. preuß. Akad. d. Wissenschaften, physikalisch-mathematische Klasse, Berlin
1900, pag. 888—925. — II. Gestaltund Gliederung der ostasiatischen Inselbogen ;
ebenda 1901, pag. 782—808. — IH. Die morphologische Stellung von Formosa
und den Riukiu-Inseln; ebenda 1902, pag. 944— 975. -—- IV. Über Gebirgskettungen
in Ostasien, mit Ausschluß von Japan; und V.Gebirgskettungen im japanischen
Bogen; ebenda 1903, pag. 867—918.
?) Das Antlitz der Erde. I. Bd., 2. Teil: Die Gebirge der Erde. Wien 1885.
1907 Sitzung vom 5. März. Dr, L. Waagen. 11.7
hat auch Karl Burckhardt!) in Südamerika die Spuren eines alten
pazifischen Kontinents nachweisen können, und auch die tiergeographi-
schen Studien weisen auf einen solchen hin. Der Niederbruch desselben
scheint erst in geologisch sehr junger Zeit vor sich gegangen zu sein,
ja heute noch anzudauern. Dies deuten viele Tatsachen an, so
besonders die häufigen Erdbeben, die zahlreichen heute noch tätigen
Vulkane, die der Küste von Chile vorgelagerte Inselkette, die nichts
als ein abgesunkener Gebirgszug ist, und nach Otto Kuntze?) auch
die Neigung der Salpeterebene von Autofagasta usw.
Damit wollen wir die Besprechung der Küstengebirge schließen.
Ich hoffe aber, daß es mir gelungen ist, durch voranstehende Aus-
führungen die Anwendbarkeit unserer Theorie zu zeigen.
Es wurde nun so viel von der Senkun& einzelner Schollen
gesprochen, daß es angezeigt erscheinen mag, sich doch auch die
Frage vorzulegen, ob auch heute noch Landstrecken in Senkung
begriffen sind, und wie wir uns den Verlauf soleher Senkungen vor-
zustellen haben.
Wir haben zu beweisen gesucht, daß eine hochgelegene sinkende
Erdscholle durch ihre Abwärtsbewegung längs ihres Umrisses Faltung
bewirken müsse, wenn sie von Geosynklinalen umgeben sei. Nur selten
aber kann ein vollkommen geschlossener Faltenring nachgewiesen
werden und dies führt zu der Überzeugung, daß nicht das allseits
freie Absinken einer Masse erforderlich sei, sondern daß auclı eine
einseitige Neigung genügen könne, während an der Basis der unge-
störte Zusammenhang mit dem unbewegten Lande erhalten bliebe.
Solche einseitig sinkende Landmassen kennen wir: es sind die
sinkenden Kontinentalränder. Damit aber hätten wir die Frage der
sekularen oder kontinentalen Hebungen und Sen-
kungen angeschnitten.
Die schwierigste Frage dabei ist jene betreffs der Hebungen.
Ich finde keine physikalisch-mechanische Grundlage, welche mir die
Erklärung von Hebungen großen Stils annehmbar erscheinen ließe.
Wohl habe ich selbst im vorangehenden von Hebungen anläßlich
der Bildung der variscisch-armorikanischen Horste gesprochen, allein
bei so kleinen Massen liegen die Verhältnisse ganz anders, da kann
man sich wohl denken, daß eine kleine Masse hinreichend gefestigt
ist, um von dem seitlichen Drucke nicht zerquetscht zu werden,
sondern daß sie, demselben ausweichend, sich nach oben bewest,
besonders wenn die seitlich begrenzenden Brüche nach unten kon-
vergieren. Anders ist es bei einer großen Scholle; da dieselbe
nur durch tangentialen Druck gehoben werden könnte, diese Kräfte
sich aber, wie von Ampferer?°) überzeugend nachgewiesen wurde,
niemals summieren, so ist eine solche Hebung von vornherein aus-
') C. Burckhardt, Traces geologiques d’un ancien continent pacifique.
Revista del Museo de La Plata, Bd. X, pag. 177—192, La Plata 1900.
?) O0. Kuntze, Geogenetische Beiträge. I. Einmalige Oszillation der südame-
rikanischen Anden ohne Katastrophe. Leipzig 1895.
®) Jahrbuch d. k. k. geolog. R.-A., Bd. LVI, Wien 1906, pag. 539—622.
17*
118 Verhandlungen. Nr. 5
geschlossen. Wir müssen also auf einem anderen Wege die
Erklärung suchen, und zwar indem wir, im Rahmen unserer Theorie,
wieder mit den im großen Maßstabe einzig wahrscheinlichen und nach-
sewiesenen Kräften mit Senkungen operieren.
Die nördlichen Teile der Kontinente: Furopa, Asien und
Amerika mit Grönland zeigen alte diluviale Terrassen, oft hoch
über dem Meere, und man hat fast allgemein angenommen, daß dies
nur durch Hebung des Landes erklärt werden könne. Zur Stütze
dieser Theorie nahm man dann zu den verschiedensten Hypothesen,
wie zu einer Entlastung durch das Abschmelzen des diluvialen Eises usw.
seine Zuflucht. Man hat es zwar auch mit der Senkung des Meeresspie-
sels versucht, allein dem stand die eigentümliche Tatsache entgegen,
daß die Terrassen landeinwärts und nordwärts gar nicht unbedeutend an-
steigen, während sie doch, wenn nur das Sinken des Seespiegels die Ur-
sache wäre, horizontal verlaufen müßten. — Ein Überblick über dieses
Phänomen lehrt uns, daß wir gehobene postdiluviale Strandterrassen
am markantesten an den Küsten um den Nordpol, dann aber ebenso
auch an den am weitesten zum Südpole vorgeschobenen Massen, an
der Südspitze Südamerikas antreffen. In den niedrigeren Breiten
dagegen überwiegt Senkung, wenn auch zerstreut an den verschiedensten
Punkten immer wieder gehobene Wallriffe und dergleichen vorkommen.
Suchen wir nun diese Tatsachen in den Rahmen unserer Senkungs-
theorie einzupassen, so können wir uns ja ganz gut vorstellen, daß
einst der Meeresspiegel wirklich in allen Ozeanen um höchstens
300 m höher stand, womit wir auch die höchsten Strandlinien Skan-
dinaviens und Labradors erreicht hätten und daß dieselben uns die
damalige Höhenlage der Schorre unverändert überliefert hätten. Bei
einer solchen Lage des Meeresspiegels mußten jedoch große Teile
der Kontinente unter Wasser gewesen sein, wofür aber keine Anhalts-
punkte gewonnen wurden. Wie wäre es dagegen, wenn Seespiegel
und Strand in den mittleren Breiten sich gleichmäßig gesenkt hätten ?
Diese Annahme würde mit einem Schlage die meisten Schwierig-
keiten der Erklärung aus dem Wege räumen. Und schließlich unan-
nehmbar wäre eine solche Vorstellung gerade nicht, denn was ist
eine sekulare Senkung von 300 m im Vergleiche zu den 5000 m
mächtigen Ablagerungen des Koloradoplateaus, deren ungestörte
Sedimentierung doch wohl auch nur durch sekulare Senkung, aller-
dings in einem weitaus größeren Zeitraume, ermöglicht wurde. —
Übrigens dürfte die Zahl von 300 m in diesem Falle entschieden zu
hoch gegriffen sein und 160—200 m werden, wie es scheint, im
Durchschnitt die höchste Strandterrasse bezeichnen. Die innersten
Teile mit der 300 m-Linie könnten eventuell gehoben sein, denn
dies sind verhältnismäßig kleine Komplexe, die an Brüchen gegen
sinkendes Land abgegrenzt erscheinen. Anderseits dürfen wir aber
auch nicht vergessen, daß Brückner!) zeigte, „daß nicht nur der
Wasserstand der Binnenseen, sondern auch derjenige der Binnenmeere
', Brückner, Verhandl. d. IX. deutschen Geographentages, Wien 1891,
pag. 209: zitiert nach E. Kayser: Lehrbuch der Geologie, I. Allgemeine
Geologie. 2. Aufl., Stuttgart 1905, pag. 678.
1907 Sitzung vom 5. März. Dr. L. Waagen. 119
und sogar des offenen Ozeans an den Küsten mit der wechselnden
Menge der Niederschläge auf dem angrenzenden Festland steigt und
fällt“. Diese Tatsache dürfen wir aber um so mehr für die Küsten
Skandinaviens in Anspruch nehmen, da in den engen Fjorden und bei
den kolossalen Abflüssen des schmelzenden Inlandeises die Bedingungen
für eine Wasseranhäufung jedenfalls doppelt gegeben waren. Will man
ja doch den in der Diluvialzeit um 150 m höheren Stand des Kaspi-
schen Meeres auch bloß mit den vermehrten. Niederschlägen jener
Zeit erklären. Nehmen wir aber einen Augenblick lang den Mittelwert
von 1850 m als Betrag der Senkung an, so wäre dies für die Erd-
kruste,. da wir uns nicht etwa ein Absitzen an einem senkrechten
Bruche, sondern eine leichte Abbiegung vorzustellen haben, eine
minimale Bewegung. G. de Geer!) hat die postglazialen Isobasen
in ein Kärtchen von Skandinavien eingetragen und danach würde bei
der Entfernung der 180 m-Linie von der OÖ m-Linie eine Neigung
von 30—40 cm auf den Kilometer entfallen! Daraus ist aber zu ent-
nehmen, daß auch bei der Annahme des Höchstbetrages von 300 m
die Absenkung keine übermäßige wäre.
Den Beweis für eine solche Absenkung erblicke ich in dem nach
Süden geneigten Verlauf der Strandlinien in Nordamerika wie in
Skandinavien. Labrador und das innerste Skandinavien sind für mich
ebenso wie Grönland, Spitzbergen, Franz Josefsland usw. mit ihren
hohen Strandmarken ziemlich unverändert stehengebliebene Horste,
an welchen nur relativ geringe Hebungen oder Senkungen vorkamen.
Mit Ausnahme der Nordseite scheinen sich danach die Ränder Skan-
dinaviens nach allen Richtungen den einsinkenden Meeresbecken nach
bewegt zu haben, ebenso wie wir in Nordamerika ein Absinken gegen
SO vermuten müssen, und so schließen sich im Süden Küstenstreifen
an, deren sinkende Tendenz seit langem bekannt ist. Auf europäischer
Seite scheinen England, Irland und die portugiesische Küste die
Senkung nicht vollkommen mitgemacht zu haben, sie gelten als ge-
hoben. Westafrika dagegen verrät durch das untermeerische Tal des
Kongo seine Abwärtsbewegung. Ähnlich ist es an der Gegenküste der
Atlantis. Die Antillen gelten als gehoben und an der Ostküste Süd-
amerikas beginnt wieder Senkung; die Südspitze des Kontinents
dagegen zeigt in der Richtung vom Pol gegen den Äquator geneigte
Strandmarken, wie wir es im Norden besprochen haben. Daraus ginge
hervor, daß in postglazialer Zeit nur in den zirkumpolaren Gebieten
die Festlandsmassen in Ruhe blieben, während beiderseits des Äquators
sich Senkung bemerkbar macht. Damit würde es übereinstimmen, dab
auch rings um den Indischen Ozean und ebenso an den Gestaden
Australiens und in den polynesischen Inseln vorwiegend ein Absinken
der Küste beobachtet werden kann. Daß der pazifische Ozean auch
heute noch sein Bett tiefer legt, wurde bereits oben hervorgehoben ;
danach müßte man also rings an seinen Küsten Strandlinien oder „sich
!) Geol. Fören. Stockholm Förhdl. 1853, pag. 366; 1890, pag. 61. — Bull.
Geol. Soc. Amer. III, 1891, pag. 65, und Procced. Boston Soc. nat. hist. XXV,
1892, pag. 454.
Ch. Sandler, Strandlinien und Terrassen. Petermanns Mitteil. 1890.
120 Verhandlungen. Nr. 5
hebende Küsten“ erwarten. Dem ist aber nicht so. Anzeichen der
„Hebung“ zeigt die Ostküste Asiens nur bis zum 30. Breitegrad, von
da südwärts in Südchina und Tonking ist Senkung vorhanden. Ähnlich
ist es an der Westküste Südamerikas: in Chile haben wir mehrere
Terrassen übereinander, die peruanische Küste dagegen versinkt.
Daraus ergibt sich aber, daß zwischen einer solchen „gehobenen“
und einer „gesenkten“ Küste kein qualitativer, sondern bloß ein quan-
titativer Unterschied ist. In beiden Fällen ist der Meeresgrund das-
jenige, was sich senkt; aber einmal vollzieht sich die Senkung längs
der Küstenbrüche und das alte Ufer bleibt bestehen, im anderen
Falle wird auch das Ufer bei der Senkung mit hinabgerissen.
Einer einheitlichen Erklärung der Strandbewegungen, wie sie
nun versucht wurde, steht scheinbar immer der Umstand im Wege,
daß eine ganze Reihe von Vorkommnissen entgegengesetzte Bewe-
gungen vollzogen zu haben scheinen. Aber gerade für diese findet
sich in unserer Theorie der weiteste Spielraum. So sind die Strand-
linien, welche Sizilien umgürten, sehr einfach dadurch zu erklären,
daß diese Insel nicht in gleichem Maß die Senkung mitmachte wie
die Umgebung. Das gleiche gilt ja auch von den großbritannischen
Inseln und von dem Zuge der Antillen und die Zahl dieser Beispiele
könnte noch weitaus vermehrt werden. Anders mag es bei gewissen Inseln
des Ostindischen Ozeans sein, bei welchen die Strandverschiebung
einen besonders hohen Grad erreicht; bei diesen kleinen Massen
kann eine selbständige Aufwärtspressung ja ohne weiteres zugegeben
werden. Ebenso ist bei Inselzügen an eine Art Schaukelbewegung zu
denken, indem sich ein Teil derselben senkte, der andere aber
emporgepreßt wurde. — So, glaube ich, erklären sich die Phänomene
der „sekularen Hebung und Senkung“ ganz ungezwungen und natürlich,
wogegen durch Annahme von Hebung die mitunter auf weite Strecken
verfolgbaren, vollstänaig horizontalen Strandlinien niemals begreiflich
würden.
Die Entstehung der Gebirge wurde im voranstehenden in der
Weise zu erklären gesucht, daß durch das Absinken von Festlands-
massen der Untergrund der Ozeane aufgefaltet würde. Wir haben
nun aber gesehen, dab die Frde von einer ganzen Zone umgürtet
wird, in welcher Sinken des Festlandes die Regel ist, und es entsteht
so die Frage, ob wir da überall in den vorgelagerten Ozeanen auch
den Anfang von Gebirgsbildung zu vermuten haben. Ich glaube nicht,
daß dies der Fall ist. In der Geschichte unseres Erdballes haben
immer Perioden reger Gebirgsbildung mit Ruhepausen gewechselt und
es hat den Anschein, als ob wir uns in einer solchen befänden, in
der nur die jüngsten Gebirge noch vollständig ausgebaut würden
(Himalaja). Die Meeresbecken dagegen entwickeln nun eine abbauende
Tätigkeit und die sinkenden Küsten üben nicht einen Druck aus,
scndern sie werden vielmehr mitgezogen bei der Bewegung des
Meeresuntergrundes. Erst wenn der Boden des Meeres einmal dauernd
zur Ruhe gekommen ist, dann würden durch weiteres Nachsinken der
Kontinente Auffaltungen erzeugt werden.
1907 Sitzung vom 5. März. Dr. L. Waagen u, Dr. A. Till. 121
Endlich sei noch auf die Beziehungen zwischen Gebirgsbildung
und Transgression aufmerksam gemacht, denn es kann wohl kaum
bezweifelt werden, daß zwischen der Auffaltung der karbon-vorpermi-
schen Gebirge und der Kohlenkalk-, respektive Kulmtransgression
ein Zusammenhang bestehe, ebenso wie zwischen den jüngeren Ge-
birgen und der cenomanen Transgression.
Dieser Zusammenhang ist wohl in der Weise vorzustellen, dab
es bei der Auffaltung so ausgedehnter, gleichzeitig gebildeter Gebirge
eine Zeit gab, in welcher die alten Meeresbecken schon so weit
gefaltet waren, daß sie nur mehr geringe Wassermengen zu fassen
vermochten, während anderseits auch die sinkenden Schollen noch
keine so tiefe Lage einnahmen, dab das überschüssige Seewasser
hier ein Sammelbecken vorgefunden hätte. Die Menge des Meer-
wassers kann ja nicht gut als in weiten Grenzen schwankend an-
genommen werden, also müssen auch bei Transgressionen die gleichen
Quantitäten die mitunter ganz erstaunlichen Überflutungen bewirkt
haben. Dieselben mußten aber um so orößer sein, je gleichförmiger
die Erdoberfläche gestaltet war. Transgressionen bezeich nen
somit nichts anderes als das Überleiten des Meeres-
wassers aus seinem alten, durch Faltung vernichteten
Bette in ein neues. Durch weiteres Einsinken der bewegten
Schollen zieht sich das Meer wieder nach den neuen Tiefenlinien im
Antlitze der Erde zurück und so werden Transgressionen abgelöst
von Regressionen, deren letzte im jüngeren Tertiär sich besonders
bemerklich zu machen begann und deren Wirksamkeit wir heute noch an
dem fortschreitenden Nachsinken der Meere erkennen können. Übrigens
greife ich damit nur auf Ideen zurück, welche ja seinerzeit schon von
Emile Haug ausgesprochen wurden !).
So hat uns unsere Theorie auf der Erde einen Zyklus kennen
gelehrt, der die Oberfläche unseres Planeten zerstört, erneut und
verjüngt. Gebirgsbildung und Transgression, Einbrüche und Regression
folgen aufeinander in ewigem Wechsel und sind die Folgen der Kon-
traktion der Erde, das Produkt der einsinkenden Erdschollen, denn
„der Zusammenbruch des Erdballes ist es, dem wir beiwohnen“.
Dr. Alfred Till. Zur Ammonitenfauna von Villäny
(Südungarn).
Seit jenem Vortrag (siehe Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1906,
Nr. 14), da ich über die Stratigraphie des Fossilfundortes Villäny zu
referieren in der Lage war, konnte ich das einige Tage später ein-
getroffene Material zum großen Teil genauer untersuchen. Das im
nachfolgenden mitgeteilte Ergebnis gründet sich auf 324 Ammoniten-
exemplare, von welchen ein großer Teil spezifisch bestimmbar ist.
Diesmal muß ich mich begnügen, eine Art Fossilliste zu geben. Eine
erschöpfende, mit Tafeln versehene Beschreibung der gesamten Vil-
!) E. Haug, Les geosynelinaux et les aires continentales, contribution a
l’etude des transgressions et des regressions marines. Bull. soc. g6ol. de France,
3. serie, tome xXV III, pag. 617— 711. Paris 1900.
122 Verhandlungen. Nr:xd
länyer Fauna soll demnächst nachfolgen. Das Fossilverzeichnis be-
rücksichtigt nur jene Formen, welche zweifellos aus der einheitlichen
in sich geschlossenen Ammonitenbank, von welcher ich gesprochen,
stammen. Infolgedessen mußten einige, an sich interessante Exemplare
einstweilen außer acht gelassen werden. Die neuen Arten sind mit *
bezeichnet.
Eine gründliche Untersuchung der Villänyer Ammoniten schien
deshalb angezeigt, da die bisherigen Nachrichten hierüber einiger-
maßen voneinander abweichen: Nach Lenz (Verh. d. geol. R.-A. 1872)
handelt es sich um eine reine Bathfauna (ein Äquivalent der Klaus-
schichten), während Hofmann (Verh. d. geol. R.-A. 1876) ganz
allgemein von „oberen Dogger“ spricht; seine Fossilliste (durch Dr. v.
Pälfy veröffentlicht) enthält neben typischen Bathformen eine über-
wiegende Mehrzahl von Kellowayarten. Im folgenden mein Resultat.
Phylloceras Suess.
Heterophyllum-Reihe (Neum.):
Ph. cf. Kunthi Neum. (= Ph. Kunthi Neum. bei Gemmellaro, Rocca
chi parra, pag. 179, Taf. I, Fig. 3, 4). 7 Exempl. [Maer.-Z.]d
Ph. affin. plicatum Neum. 4 Exempl. [Unteres Oxfordien.|
Ph. isomorphum Gemm. 5 Exempl. Maecr.-Z.
Ph. sp. ind. mit einer dem Ph. viator d’Orb. ähnlichen groben Schalen-
streifung. 1 Exempl.
Tatricum-Reihe (Neum.):
*Ph. euphylloides n. sp. unterscheidet sich von der nächstähnlichen
Form, von Ph. euphyllum Neum. durch etwas rascher anwachsende
Umgänge (H. 0:6 statt 053), durch die Lobenlinie, welche bei
den Sätteln die Entwicklung eines weiteren Zackens erkennen läßt
(also vierblättrige Sättel), breitere Loben und schiankere Sättel,
vielleicht auch durch den etwas engeren Nabel (N. 0:07 statt 0:09).
Sehr ähnlich ist dieser Art auch Ph. Feddeni Waagen (Kutch,
Taf. VI, Fig. 1). 13 (+ 32) Exempl. Höher als Maer2
Ph. cf. euphyllum Neum. 1 (+ 3) Exempl. Kelioway.
Ph. euphyllum Neum. 5 Exempl. Kelloway.
Capitanei-Reihe (Neum.):
Ph. disputabile Zittel. 3 (+ 3) Exempl. Klausschichten, Kelloway.
Ph. cf. Puschi Opp. 2 (+ 9) Exempl. [Unteres Oxfordien.]
Ultramontanum-Reihe (Neum.):
Ph. mediterraneum Neum. 56 Exempl. Bath, Kelloway.
!) In Klammer bedeutet, daß die typische Art für den betreffenden Horizont
bezeichnend ist. B,
2) In Kiammer bedeutet die Anzahl der nicht sicher einzuordnenden Stücke.
1907 Sitzung vom 5. März. Dr. A. Till. 12:
w.
Sowerbyceras Parona-Bonarelli,
(Reihe des Ph. tortisulcatum autorum.)
*S, Tietzei n. sp. H. um 0'52, D. um 0°45,. N. 0:13. Die nächst-
L.
ähnlichen Formen sind 8. transiens (Pomp.), von welchem sich
die n. sp. durch die flacheren Flanken und den ganz abge-
tlachten Rücken unterscheidet, und 8. subtortisuleatum (Pomp.),
welches bei ähnlichem Querschnitte weitnabliger ist (N. 0'2). Von
beiden genannten Arten unterscheidet sich n. sp. außerdem durch
deutliche Wülste, in welche die schwach geschwungenen Seiten-
furchen auf der Externseite übergehen. Dies hat n. sp. mit
S. protortisuleatum (Pomp.) gemeinsam, doch ist letztere Art viel
nabliger (N. 0:25). 9 Exempl. Wahrscheinlich Kelloway.
Lytoceras Suess.
adeloides Kudernatsch. 15 Exempl. Bath und Kelloway.
*L. depressum n. sp. ist charakterisiert durch einen sehr niederen und
breiten (beinahe nierenförmigen) Querschnitt und schließt sich
so der Form nach an das liassische L. sublineatum Opp. und
L. amplum Opp. 5 Exempl. Horizont ?
Haploceras Zittel.
*H. nudum n. sp. ist der Art nach charakterisiert durch den gänz-
0%
Ö.
Ö.
0.
lichen Mangel einer Schalenskulptur, die Verjüngung des Quer-
schnittes gegen die Externseite hin und den steilen Nahtabfall,
7 Exempl. Hozizont ?
Oppelia Waagen.
subeostaria Opp. 9 Exempl. Kelloway.
(Streblites) Calloviensis (Parona-Bonarelli). 26 Exempl. Kelloway.
(oekotraustes) affin. Grossouvrei (Parona - Bonarelli.) 1 Exempl.
[Unteres Kelloway.]
(oekotraustes ?) n. sp. ind. 1 Exempl. Horizont ?
Opp. (2) ef. Neumayri (Gemm.) 2 Exempl. [Unteres Kelloway.|
B:
Hecticoceras Bonarelli (und Lunuloceras Bon.)
affin. taeniolatum (Parona-Bonarelli), 1 Exempl. [Unteres
Kelloway.]
cf. Laubei (Neum.). 1 Exempl. Kelloway.
cf. metomphalum (Bonarelli). 4 Exempl. Kelloway.
. affin. crassefalcatum (Waagen). 1 Exempl. [Kelloway.]
H:
cf. rossiense (Teiss.). 1 Exempl. Kelloway.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 5. Verhandlungen. 18
124 Verhandlungen. Nr. 5
*H. Uhligi n. sp. ist viel dicker und engnabliger als Neumayrs IX/8
Balin und unterscheidet sich von I. rossiense durch den Mangel
einspaltiger Zwischenrippen, den engeren und tieferen Nabel und
den nach unten hin sich verjüngenden Querschnitt. 1 Exempl.
* A. cf. Uhligi (n. sp.). 3 Exempl.
* HM. regulare n. sp. ist ausgezeichnet durch enggestellte, durchweg
zweispaltige Rippen; je auf der Spaltungsstelle stehen regel-
mäßige Knoten. Die größte Dicke ist an der Grenze des inneren
Drittels der Höhe. Von Neum. Balin IX/8 unterscheidet sich n. sp.
durch die diehtere Berippung und größere Dicke, von H. rossiense
Teiss. durch den Querschnitt und die dichtere Berippung. 1 Exempl.
* I. paucifalcatum n. sp. ist von H. punctatum Stahl unterschieden durch
die groben wie angeschwollenen Knoten im unteren Drittel der
Seite und die etwas unregelmäßig verteilten, sehr groben, auben
keulenförmig endigenden Rippen; immerhin ist die Skulptur nicht
so unregelmäßig wie beim A. crassefalcatum Waagen. Der Nabel
ist verhältnismäßig eng, der Querschnitt dick. 1 Exempl.
Lophoceras Parona-Bonarelli.
L. cf. Schaumburgi (Waagen). 1 Exempl. Kelloway,.
Macrocephalites Sutner.
M. aff. tumidus Zieten. 1 Exempl. [Unteres Kelloway.]
Reineckia Bayle.
Reihe der R. anceps (Steinmann):
R. cf. anceps Rein. 3 Exempl.)) Mittleres Kelloway.
R. affin. anceps (= d’Orbigny, t. jur. 166/1:2, non 3 u. 4) 1 Exempl.
Kelloway.
*R. nodosa n. sp. Die ähnlichste Form ist R. enactis Steinm. XI11/5,
von welcher sich n. sp. durch die gröberen Knoten der inneren
Windungen und den breiteren, niedrigeren Querschnitte gut unter-
scheidet. 3 Exempl. Kelloway.
*R. cf. nodosa (n. sp.). 1 (+ 2) Exempl. Kelloway.
*R, robusta n. sp. hat die größte Ähnlichkeit mit Perisph. tyrannus
Neum. (Maer.-Sch.) Indem die Dornen zu länglichen Knoten aus-
gezogen erscheinen, bildet diese Art einen Übergang zur Reihe
der R. Greppini. 1 Exempl. Kelloway.
*R. nov. sp. ind. liegt nur in zwei Bruchstücken vor, welche eine
Reineckia mit ganz flachen Flanken, breiten Rücken und scharfen
groben zweispaltigen Rippen erkennen lassen. Zwischen manchen
zweispaltigen schalten sich auch ungespaltene Rippen ein. Der
Nahtabfall ist sehr steil, die Dornen sind in Form länglicher
scharfer Knoten entwickelt. Die Bruchstücke entsprechen Schalen
im d von ca. 120 und 150 mm. 2 Exempl. Kelloway.
!) Darunter ein Riesenexemplar mit d — 4 dm.
1907 Sitzung vom 5. März. Dr. A. Till. 125
Reihe der R. Greppini (Steinmann):
R. cf. Greppini (Opp.). 3 Exempl. Unteres Kelloway.
*R. Hungarica n. sp. ist charakterisiert durch ziemlich stark vor-
geneigte Rippen. die Rippenteilung (in Bündel von gewöhnlich
3 Nebenrippen) nahe der ziemlich steilen Nabelkante, die als
scharfe längliche Knoten ausgebildeten kurzen Hauptrippen, durch
zahlreiche (4—5) Einschnürungen, welche die Skulptur zu einer
sehr unregelmäßigen gestalten und durch einen Querschnitt, dessen
größte Dicke ganz am Nabelrande liegt. 14 (+ 8) Exempl. Kel-
loway.
*R. cf. Hungarica (n. sp.) unterscheidet sich von der typischen Art da-
durch, daß die Seitenrippen erst weiter oben (etwa in der Flanken-
mitte) abzweigen und der Querschnitt relativ breiter ist. 1 Exempl.
Kelloway.
*R. prorsocostata n. sp. ist ausgezeichnet durch sehr enge stehende
und sehr stark vorwärtsgeneigte vielspaltige Rippen, nur schwach
zugeschärfte Hauptrippen und einen Querschnitt, welcher die größte
Breite (und zwar H=B) im inneren Drittel der Höhe besitzt. Von
R. Hungarica unterscheidet sich diese Art durch den Mangel der
Einschnürungen und infolgedessen durch die regelmäßige Skulptur.
i Exempl. Kelloway.
“R. densicostata n. sp. zeichnet sich durch enggestellte, regelmäßig
zweispaltige Rippen aus (43 Hauptrippen auf einen Umgang, bei
d=53 mm). Die Einschnürungen, deren 3—4 am Umgang stehen,
stören die normale Skulptur wenig, da sie nicht viel stärker vor-
geneigt sind als die Rippen. 1 Exempl. Kelloway.
*R. eusculpta n. sp. besitzt sehr flache Flanken und abgeflachten Rücken,
regelmäßig zweispaltige (selten dreispaltige) Rippen; Haupt- und
Nebenrippen sind vollständig gleich stark, nur sind erstere etwas
höher. Die Rippenspaltung erfolgt in der Flankenmitte. Der
Querschnitt ist beinahe quadratisch. 32 Hauptrippen am Umgange
eines 56 mm großen Stückes. 3—4 Einschnürungen unterbrechen
die normale Skulptur. 2 Exempl. Kelloway.
*R. cf. eusculpta (n. sp.) hat länglicheren Querschnitt als die typische
Art, aber dieselbe Skulptur. 1 Exempl. Kelloway.
*R. falcata n. sp. ist gekennzeichnet durch die bündelförmige An-
ordnung und den sichelförmigen, beinahe an ein Harpoceras
erinnernden Schwung der Rippen. Die Einschnürungen (zirka drei
am Umgang) haben beinahe denselben Verlauf wie die Rippen.
Auf den inneren Windungen (bis ca. 50 mm d) sind die Haupt-
rippen als scharfe Leisten ausgebildet, später runden sie sich voll-
ständig zu; gleichzeitig wird der Querschnitt schmäler und höher.
2 (+ 2) Exempl. Kelloway.
KR. Buckowskii n. nom. (= sp. ind. Bulk. Ozenstochau, Taf. XVII, Fig. 4).
1 Exempl. Oberes Kelloway.
R. cf. Rehmanni (Opp.). 1 Exempl. Kelloway.
126 Verhandlungen. Nr. 5
*R. Palfyi n. sp. nähert sich der Skulptur eines Perisphinctes.
Der Querschnitt ist sehr schmal und hoch mit flachen Flanken und
Rücken, die Skulptur ist sehr regelmäßig, Haupt- und Nebenrippen
beinahe nicht verschieden dick, nur schwache Andeutung einer
Zuschärfung der ersteren; durchweg zweispaltig; schwach vor-
geneigte Einschnürungen. 1 Exempl. Kelloway.
R. sp. indef. (affin. Fraasi Opp.). 1 Exempl. Kelloway.
R. sp. indef. 12 Exempl. Kelloway.
Ferisphinctes Waagen ').
P. curvicosta Opp. 1 Exempl. Kelloway.
P. cf. eurvicosta (Opp.). 1 Exemp!.
P. sp. (affin. eurvicosta Opp.). 1 Exempl.
*“P. Villänyensis n. sp. unterscheidet sich von dem nächstähnlichen
P. balinensis Neum. durch die geringere Zahl der Hauptrippen,
zahlreichere Nebenrippen und den Verlauf der Lobenlinie; viel-
leicht auch durch die Einschnürungen und die schwach nach rück-
wärts geneigten Nebenrippen. 10 Exempl.
*P. cf. Villänyensis n. sp. unterscheidet sich von der typischen Art
insbesondere durch den rundlicheren Querschnitt. 1 Exempl.
P. Waageni Teiss. 1 Exempl. Mittleres und oberes Kelloway.
cf. Waageni Teiss. 2 Exempl. Kelloway.
sp. (affin. balinensis Neum.). 2 Exempl.
affin. Neumayri Siem. 1 Exempl. [Kelloway.]
affin. Orion Neum. 1 Exempl. [Kelloway.]|
affin. Zareneznyi Teiss. 1 Exempl. [Kelloway.]
cf. Choffati (P.-Bon.). 1 Exempl. [Maecr.-Z.]
sp. ind. (wahrscheinlich P. Chofati P.-B.). 1 Exempl.
*P. Hofmanni n. sp. ist charakterisiert durch flache Flanken und flachen
Rücken, sehr regelmäßig dreispaltige radialgestellte Rippen,
schwach verdickte Hauptrippen, ein glattes Dorsalband, steil ab-
fallenden, mäßig tiefen Nabel. Man sieht einige Parabelknoten.
1 Exempl. An
*P. Lenzi n. sp. besitzt die größte Ähnlichkeit mit P. funatus Neum.
und P. Backeriae d’Orb. (148); die Lobenlinie und der beinahe
kreisrunde Querschnitt sowie die deutlich vorwärtsgeneigten Rippen
unterscheiden die n. sp. von beiden. 1 Exempl.
"P. n. sp. indet. Ein Perisphinct mit sehr interessanter Skulptur, stark
nach rückwärts gebogenen Nebenrippen, deutlichen Parabelknoten
und einer Dorsalfurche, welche später in ein glattes Dorsalband
übergeht. Leider ist das Exemplar nicht gut genug erhalten, um
einen Artnamen zu rechtfertigen. 1 Exempl.
P:. patina Neum. 1 Exempl. Unteres Kelloway.
OSTE.D "VErD OD
') Genauere Beschreibungen folgen mit den Abbildungen.
1907 Sitzung vom 5. März. Dr. A. Till. 12
I
P. cf. patina (Neum.). 1 Exempl. Unteres Kelloway.
*P, proceroides n. sp. besitzt die äußere Form eines P. procerus Seeb.,
nämlich engen und tiefen Nabel, Umgänge, welche ungefähr ebenso
breit als hoch sind, etwas angeschwollene Haupt- und feinere
Nebenrippen. Der Unterschied liegt in der viel einfacheren Loben-
zeichnung der n. sp. 1 Exempl.
+P, sp. ind. (affin. proceroides) besitzt etwas höhere, schmälere Um-
gänge und einen flacheren und weiteren Nabel als die typische
Art. 1 Exempl. ?
P. cf. procerus (die ähnlichste Form ist Stephanoceras pseudoprocerum
Buckm. Quat.-Journ., Bd. 48, XIV/4). 1 Exempl. [Bath.]
P. sp. (affin. leptus Gemm.). 1 Exempl. [Mittleres Kelloway.]
*P, nov. sp. indet. Eine sicherlich neue Art, welche aber nur in drei
ungenügend erhaltenen Stücken vorliegt. Das Artcharakteristikum
sind ungemein niedrige Umgänge von rundlichem Querschnitt, ein
Maximum der Nabelweite, grobknotige Hauptrippen und ziemlich
dünne Nebenrippen. Die Gesamtform dieses Perisphineten erinnert
an die von d’Orbigny für A. Humphriesianus T. 133 (terr. jur.)
segebene Abbildung. 3 Exempl. Horizont ?
P. sp. (affin. quercinus Tergqu.-Jourdy). 1 Exempl. |Bath.]
Aspidoceras Zittel.
? A. diversiforme Waagen, Bruchstück einer jüngeren Windung.
Kelloway.
Nach dem somit gegebenen Fossilverzeichnis ist es klar, daß der
Villänyer Ammonitenhorizont eine reine Kellowayfauna führt.
Eine genauere Angabe der geologischen Zonen habe ich den einzelnen
Spezies deshalb noch nicht beigefügt, weil dieser Gegenstand noch eigens
zu studieren sein wird; ich glaube, dad manche Speziesnamen sozu-
sagen Kollektivnamen sind für ähnliche Formen; um also genauere
Horizontbestimmungen möglich zu machen, muB erst für jede Spezies
eine vollständige Synonymenliste aufgestellt werden. Soviel aber kann
man schon jetzt ersehen, daß wahrscheinlich alle Zonen des Kelloway
ihre Vertretung in der Villänyer Ammonitenfauna besitzen.
Auf tiefere Horizonte deuten kaum einige Formen.
Es käme hier nur Perisphinctes cf. procerus (Seeb.) und Per.
affin. quereinus (Terguem-Jourdy) in Betracht.
Höheren (Unter-Oxfordstufe) Horizonten gehören einige wenige
Arten an; da es sich aber auch hierbei niemals um typische Vertreter
der betreffenden Spezies handelt, fallen diese Arten kaum in die
Wage. Gemeint sind Phylloceras affin. plicatum (Neum.) und Phyll.
cf. Puschi (Opp.).
Nach Gattungen verteilen sich die spezifisch bestimmbaren
Exemplare der mir vorliegenden Ammoniten folgendermaßen:
128 Verhandlungen. Nr.
[D}
Arten Stücke
Phylloceras u. Sowerbyceerass . . » . .. 11 103
ytocenas|:.- 7: PA. 25 ED 18
Haploceras ACT n
Oppelia, Streblites, On nsies RN. ©) 39
Hecticoceras (einschl. Lunuloceras) $) 14
Tophnocenas » ... ‚re... a: 2 1
Macrocenhalıtes m. en 1
heineckia . .... Ms. .. mindestens „1A 64
Rerisphinctes ... in . cs 164) 36
Aspidoceras.. » WA. 2.0. 0... (1)
Also im ganzen 10 gute Gattungen !) in 60 Arten und
284 Stücken.
Charakteristisch für die Villänyer Ammonitenfauna scheint das
massenhafte Auftreten von Oppelia (Streblites) Calloviensis (Par.- Bon.)
und der überraschende Formenreichtum der Gattungen Hectieoceras
und insbesonders Reinecki« zu sein. Da wir es mit mediterranem
Jura zu tun haben, sind die Gattungen Phylloceras, Lytoceras und
Haploceras individuenreich vorhanden. Die für den russischen Jura
(Neum.) bezeichnenden Gattungen Cardioceras und Cadoceras fehlen
vollständig, aber auch Gattungen, welche im mediterranen Jura
nicht gerade zu den Seltenheiten gehören, liegen mir aus Villäny
nicht vor, ich nenne insbesondere Stephanoceras, Sphaeroceras, (osmo-
ceras und Peltoceras. Jedoch enthält die Fossilliste Dr. K. Hofmanns
(zitiert in meinem Vortragsbericht) :
Peltoceras athleta Phil.
Stephanoceras Herveyi Sorw.
Sphaeroceras bullatum d’Orb.
und es erscheint in Anbetracht der so überaus reich differenzierten
Villänyer Ammonitenfauna sehr möglich, daß diese Gattungen wirklich
vorkommen, ohne dab mir Stücke vorliegen; in der Tat sind in
meinem Material einzelne Gattungen nur mit einem Stücke vertreten.
Im Gegensatz zu den eben aufgezählten Spezies scheint mir Hof-
manns Oppelia aspidoides, Phyllocer as flabellatum und Kudernatschi
und wahrscheinlich auch Reineckia Fraasi auf Verwechslung mit
ähnlichen Formen des benachbarten Bathhorizonts zu
beruhen.
Zweifellos ist dies bezüglich Opp. aspidoides, da gerade die
Oppelia mit dem scharfen Rücken der gewöhnlichste Ammonit
in Villäny ist, allgemein aber jene Merkmale erkennen läßt, welche
Parona-Bonarelli als die Unterschiede der Opp. Calloviensis
gegenüber der bezeichneten Bathform anführen. Außerdem zeigt die
Lobenlinie deutlich einen Übergang zur Reihe der Oppelia tenuwilobata
') Mit Untergattungen 14.
1907 Sitzung vom 5. März. Dr. A. Till u. Dr. Fr. Kossmat. 129
Opp. (Streblites Hyatt). Hingegen liegt mir nicht eine echte Opp. aspi-
doides vor. In dem zitierten Reisebericht von Dr. Lenz heißt es: „Das
Auftreten von Oppelia fusca, Stephanoceras ferrugineum ... deutet auf
Klausschichten.“ Da mir diese ersten Originalia von Villäny zur Hand
sind, konnte ich sehen, daß jene Oppelia fusca eine Opp. subcostaria und
jene Park. ferruginea eine Reineckia ist, deren Dornen stark erodiert sind;
die Dornen zeigten sich, als ich die andere Seite vom Gestein bloßlegte. Ich
glaube sicher aussprechen zu können, daß die Klausschichten
oder mit solchen äquivalente Bathbildungen im Villänyer Ammoniten-
horizont nicht vertreten sind. Als die höchste der darin enthaltenen
geologischen Horizonte wird die Zone der Peltoceras athleta gelten
dürfen. Genaueres zu sagen wird erst möglich sein, wenn auch das
mergelig-sandige Liegende und dasziemlich rein kalkige Hangende
der Ammonitenschicht paläontologisch ausgebeutet sein wird.
Die zahlreichen mir vorliegenden Brachiopoden sollen nach
Angabe des Finders (des Steinbrucharbeiters Ferd. Seifert) ins-
gesamt aus dem Liegenden der Ammonitenbank stammen.
Nach dem Gestein, aus welchem sie bestehen und welches ihnen
anhaftet, können sie in zwei Gruppen geschieden werden:
Ein Teil stammt augenscheinlich aus den bläulichen bitumi-
nösen Mergeln des tieferen Liegenden der Ammonitenschicht. Ein
zweiter Teil aber weicht in seinem Gesteinshabitus von demjenigen
der Ammoniten nicht ab, könnte also ebensogut aus dem Ammo-
nitenhorizont selbst wie aus dem gelbgrauen Kalksandstein des
Liegenden herrühren; in der Tat habe ich selbst — wie erwähnt —
"mitten unter Ammoniten vereinzelte Brachiopoden gefunden. Einige
Stücke könnten ihrer Masse nach sogar aus den hellen, reineren
Hangendkalken stammen.
Ob man der Form (Art) nach auf ein genaueres geologisches
Alter wird schließen können. wird vielleicht nach sehr gründlicher
Untersuchung zu sagen sein.
Anmerkungsweise sei noch erwähnt, daß in dem älteren Material
unserer Museums einige Ammoniten vorhanden sind, welche, wie alle
übrigen Villänyer Stücke mit „Klausschichten von Villany, Lenz“
etikettiert sind, welche aber in ihrem Gesteinshabitus von den übrigen
Exemplaren abweichen und aus dem hellen Hangendkalk stammen
dürften. Es sind in der Tat geologisch jüngere Arten, und zwar
ein Perisphinct (?) von überaus feiner Berippung, ähnlich dem P.
lueingensis Vavre, ein zweiter sicher oberjurassischer Perisphinet und
ein schlecht erhaltenes Aspidoceras.
Vorträge.
Dr. Franz Kossmat. „Ergebnisse einer Studienreise
in den Voralpen der Westschweiz und des Chablais.“
Der Vortragende berichtete über Beobachtungen, welche er im
vergangenen Sommer über einige stratigraphische und tektonische
Erscheinungen in den „Prealpes* zu machen Gelegenheit hatte. Ein
Bericht über diesen Gegenstand wird folgen.
D1
130 Verhandlungen. Nr.
Literaturnotizen.
Michele Gortani. Sopra Vesistenza del Devoniano
inferiore fossilifero nel.versante italiano delle alpi
carniche. Rendiconti d. R. Accademia dei Lincei. Vol. XVI. Roma 1907.
In dieser vorläufigen Mitteilang wird eine Unterdevonfauna namhaft
gemacht, welche mit der von F. Frech und H. Scupin beschriebenen Fauna
des’karnischen Riffkalkes (F,) übereinstimmt und u. a., wie die letztere durch
das Vorkommen der Gattung Karpinskia Tschern. ausgezeichnet ist. Demnächst
soll eine besondere Arbeit über diese 55 Arten umfassende Fauna erscheinen, in
welcher außer den vorherrschenden Brachiopoden und einer Anzahl von Zwei-
schalern, Gastropoden und Cephalopoden noch die Crustaceengenera Calymene,
Bronteus, Phacops, Cheirurus, Lichas, Proötus und Phillipsia vertreten sind.
Dieses Vorkommen auf der Südabdachung der Kellerwandgruppe in dem
großen Kar Oianevate, das sich gegen die Alpe Monuments absenkt, ist insofern
bemerkenswert, als bei der südlichen Schichtenneigung jener mächtigen Devon-
kalkmassen auf der Südseite, zumal in einer Seehöhe von ca. 2250 m nur jüngere
Glieder der devonischen Serie vermutet werden konnten. Wenn aber hier dieselben
Riffkalke des Unterdevons zutage treten, welche jenseits auf der Nordseite um den
Wolayer See und das Wolayer Törl anstehen, so müssen tiefgreifende Längs-
störungen das Kellerwandmassiv durchsetzen, an welchen die älteren Partien der
Devonplatte wieder an die Oberfläche treten, statt unter den jüngeren Kalkmassen
immer tiefer hinabzusinken. (G. 6.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien II. Rasumofskygasse 23:
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
WEN
Te
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Sitzung vom 19. März 1907.
Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: Ernennung Dr. Abels zum a. o. Professor der
Paläontologie. Eingesendete Mitteilungen: Dr. M. v. Pälfy: Bemerkungen zu Herrn
Tills Mitteilung: „Der fossilführende Dogger von Villäny.* — Vorträge: F. v. Kerner:
Das kohlenführende Paläogen von Ruda in Mitteldalmatien. — Literaturnotizen: Hans
Seupin.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Vorgänge an der Anstalt.
Seine k. u. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
Entschließung vom 13. März 1907 den Privatdozenten und Adjunkten
an der geologischen Reichsanstalt Dr. Othenio Abel ad personam
zum außerordentlichen Professor der Paläontologie an der Universität
inWien mit den systemmäßigen Bezügen, und zwar mit der Rechts-
wirksamkeit vom 1. Oktober 1907 allergnädigst zu ernennen geruht.
Eingesendete Mitteilungen.
Dr. M. v. Päalfy. Bemerkungen zu Herrn Tills Mit-
werlung: „Der fossilführende Dogger von Villäny.“
An die in den Verhandl. der k. k. geol. R.-A., Jahrg. 1906,
pag. 363— 568, erschienene Mitteilung von Herrn Dr. Alfred Till möchte
ich um so mehr einige aufklärende Bemerkungen knüpfen, als ich in
den verflossenen Tagen abermals Gelegenheit hatte, die Steinbrüche
von Villäny zu besichtigen.
Diese Bemerkungen beziehen sich: 1. auf die Triasfossilien von
Villäny, 2. auf die Doggerschichten im Liegenden der Ammoniten-
bank, 3. auf die Ausbildung des Malm.
1. Hofmann schrieb in seiner Mitteilung, die in den Ver-
handl. der k. k. geol. R.-A., Jahrg. 1576 (und nicht — wie Herr
Till zitiert — 1874) erschienen ist, pag. 23 folgendes: „Der Lias
fehlt gänzlich; Dolomit und Kalksteine des unteren und oberen
Muschelkalkes bilden die Hauptmasse des Gebirgszuges und
enthalten in einzelnen Horizonten sehr zahlreiche, charak-
teristische Fossilien.“ Demgegenüber bemerkt Herr Till: „Hof-
mann erklärt das Gestein von I (Steinbruch) für Muschelkalk, was
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 6. Verhandlungen. 19
132 Verhandlungen. Nas
auch an charakteristischen Fossilien zu erkennen sei; die Fossilien
selbst werden nicht genannt“ (pag. 365).
Aus obigem erhellt, daß Hofmann nicht aus dem Steinbruche I
bei Villäny, sondern aus dem ganzen Gebirgszuge Fossilien
erwähnt, dessen einzelne Horizonte die Fossilien führen. Solche
aber sind inHofmanns Sammlung von Märiagyügy und Trinitäs in
großer Anzahl vorhanden. Fbendeshalb konnte ich in meinem Auf-
satze nicht aus Hofmanns Sammlung Villänyer Triasfossilien
aufzählen.
2. Die schotterigen, sandigen, mergeligen Kalksteinschichten im
Liegenden der Ammonitenbank, welche den oberen Dogger vertritt,
habe ich in meinem Profile noch zum Dogger gerechnet. Diesbezüglich
bemerkt Herr Till: „Die Auffassung als Doggerkalk wird jedoch
vom Autor nicht begründet und von darin gefundenen Fossilien nichts
erwähnt“ (pag. 365— 366).
Tatsächlich unterließ ich es, meine diesbezügliche Auffassung
zu begründen, doch wollte ich — und vielleicht nicht grundlos —
im Rahmen eines so kurzen Artikels nicht auf die Details eingehen.
Zur Zeit der Aufnahme Hofmanns und auch als ich die
Steinbrüche das erstemal besuchte, war im Hangenden der Ammoniten-
bank ein mergeliger Kalkstein sichtbar, der mit jenem im Liegenden
der Ammonitenbank auch petrographisch vollkommen übereinstimmte.
Stellenweise war auch das Material der Ammonitenbank selbst den
darunter befindlichen schotterig-kalkigen Schichten völlig ähnlich.
Als ich vor einigen Tagen den Aufschluß abermals besichtigte,
konnte ich folgende Veränderungen konstatieren. Die hangende Kalk-
platte ist gegen O gänzlich verdrängt und auch die Ammonitenbank,
welche 1900 noch 2—4 m mächtig war, auf 25—30 cm verschmälert.
Auch ist sie gegenwärtig fester, ihr Material schotteriger Kalk und
mit dem darunter befindlichen vollkommen identisch, so daß ich
auch heute keine Ursache sehe, warum hier bloß die dünne Ammo-
nitenbank allein als die Vertreterin des oberen Doggers betrachtet
werden sollte.
Die Ammonitenbank führt hauptsächlich Ammoniten, doch sind
in derselben auch Brachiopoden und Belemniten häufig. In die Liegend-
schicht setzen die Ammoniten nicht, wohl aber die Brachiopoden und
Belemniten fort, die auch dort schon vorhanden sind.
Diesen Komplex hat bereits Hofmann zusammengefaßt und
— wie aus den im Museum der königl. ungar. Geologischen Anstalt
befindlichen, nach den einzelnen Schichten bezeichneten Gesteins-
mustern ersichtlich — nicht ohne Grund.
Der auf die Schichten im Liegenden der Ammonitenbank be-
zügliche Teil des vom 30. Juni 1874 in Villäny datierten Monats-
berichtes Hofmanns lautet in möglichst getreuer Übersetzung
folgendermaßen: „Unter dieser fossilreichen Bank folgen kleine Quarz-
xörner führende, bräunliche, eisenhaltige, harte, mergelige Kalkstein-
schichten und noch tiefer vollkommene Kalksandsteinschichten, während
sich zwischen den beiden einzelne Bänder finden, die infolge etwas
srößerer Quarz- und Kalkgerölle völlig die Beschaffenheit eines Pud-
dingsteines besitzen. Fossilien kommen hier bereits überaus selten
1907 Sitzung vom 19. März. Dr. M. v. Pälfy. 133
vor; was wir von letzteren in ihnen gefunden haben, waren einige
Brachiopoden, welche mit den in der oberen fossilreichen
Bank vorkommenden übereinstimmen. Die sandigen Schichten
und die fossilreiche Bank zähle ich in ein und dieselbe Schichten-
zone.“ (Archiv der königl. ungar. Geologischen Anstalt, Zahl 147/1874,)
Herr Till teilt mit, daß er aus den Liegendschichten der
Ammonitenbank über ein reiches Brachiopodenmaterial (ca. 100 Stück)
und zwei kleine Ammoniten verfüge. Da ich den Steinbrucharbeiter,
der die von Herrn Till erwähnten Fossilien eingesendet hat, per-
sönlich sprach, möchte ich darauf aufmerksam machen, daß kaum alle
100 Brachiopodenexemplare aus den unter der Ammonitenbank lagernden
Sebichten hervorgegangen sein dürften. Der Umstand, daß dort die
Fossilien mit dem schotterigen Kalkstein zumeist sehr innig ver-
Erklärung des Profils:
1 Löß. — 2 Malmkalk. — 3—4 oberer Dogger. — 3 Ammonitenbank. — I—! Ver-
werfungslinie; Einfallen derselben N 65°, Streichen 17 h. — Einfallen der Schichten
S 45°, Streichen 17 h 10°.
bunden sind, ferner die ziemlich unklaren Angaben des Steinbruch-
arbeiters machten auf mich den Eindruck, daß er dieselben dort ge-
sammelt hat, wo er leichter dazukam und wo am meisten gearbeitet
wurde, also zumeist in der Ammonitenbank, denn die darunter be-
findlichen Schichten wurden bereits weniger gebrochen.
Hier muß ich auch erwähnen, daß nicht Herr Till der erste
ist, der diese Fauna höher als die Klausschichten stell. Hofmann
hat sie zwar nur als dem oberen Dogger angehörend bezeichnet, wer
aber in der Liste der von ihm bestimmten Fossilien (diese Liste
habe ich in meinem Aufsatze mitgeteilt) Harpoceras punctatum, Kei-
neckia anceps, Peltoceras athleta usw. aufgezählt sieht, wird sofort
darüber im klaren sein, daß diese Fossilienreihe nicht aus den Klaus-
schichten hervorgegangen sein konnte, dab ihr Platz vielmehr nur im
Callovien ist.
19*
134 Verhandlungen. Nr. 6
3. Betreffs der petrographischen Ausbildung des Malmkalksteines
von Villäny pflichte ich Herrn Till bei. Auch ich habe denselben
so vorgefunden, wie er ihn beschreibt; ja sogar die von Hofmann
aufgezählten Fossilien, die ich in meiner Arbeit mitteilte,
sind in einem ganz ähnlichen Material vorhanden. Ich
muß jedoch auch hier wiederholt darauf hinweisen, daß Hofmann
in seinem kurzen Resume nicht bloß über Villäny, sondern über
den ganzen Gebirgszug eine Übersicht gibt. Wer Hofmanns beinahe
übertrieben gewissenhafte Arbeit kennt, muß es ihm glauben, daß im
Gebirgszuge dunkle, bituminöse Kalke vorhanden sind, wie er sie
beschrieben hat. Und hätte er diese Bezeichnung selbst auf den
Villänyer Berg bezogen, so muß man doch in Erwägung ziehen, was
für ein Aufschluß ihm vor mehr denn 30 Jahren zur Verfügung
stehen und was in diesem Aufschlusse vorhanden sein konnte, den
man seitdem längst abgetragen hat.
Es ist zu verwundern, daß Herr Till in diesem Kalkstein keine
Fossilien fand, da ich bei meinem ersten Besuche fünf und jetzt,
nach kaum viertelstündigem Suchen, sechs Exemplare sammelte und
einige Stücke sich sogar im Besitze des Steinbrucharbeiters, der
Herrn Till die Fossilien lieferte, befanden. Nachdem diese Fossilien
sowie das umgebende Gestein mit dem von Hofmann gesammelten
und bestimmten Material vollkommen übereinstimmt, fällt die fol-
sende Bemerkung Herrn Tills von selbst weg: „Dr. v. Pälfy
dürfte wohl im Unrecht sein, wenn er die von Dr. Hofmann im
dunklen bituminösen Kalk gefundenen Brachiopoden unbedenklich als
Fossilien des ‚Malmkalkes‘ anführt, während er doch selbst diesem
Schichtenkomplex eine andere Fazies zuschreibt.*
Zum Schlusse sei nur noch jene schöne Verwerfung erwähnt,
die in den letzteren Jahren im östlichen Teile des Steinbruches auf-
geschlossen wurde und deren Profil ich vorstehend beischloß.
Vorträge.
F. v. Kerner. Das kohlenführende Paläogen von
Ruda in Mitteldalmatien.
Kurz bevor die Cetina das Sinjsko polje verläßt, empfängt sie
links einen Zufluß, der aus der Vereinigung zweier Wasseradern
hervorgeht. Folgt man der rechtsseitigen stärkeren Ader, so gelangt
man aus der Ebene in ein enges Tal, das mit einer großen kreis-
runden Erweiterung endet. Dies ist der Talkessel von Ruda, welcher
in das Karstplateau am Südfuße des Prologgebirges eingesenkt
erscheint. Er verdankt einem System von Längs- und Quer-
brüchen seine Entstehung und ist daher mit jüngeren Gesteins-
schichten erfüllt als seine felsige Umrahmung. Für die Ausgestaltung
der Hohlform war es aber eine Mitbedingung, daß jene Füllung von
geringerer Härte ist als ihre Schale. Dieser Umstand macht es auch
begreiflich, daß sich auf den Höhen rings um den Talkessel jene
Schichten nicht vorfinden. Sie waren dort der Zerstörung stärker
ausgesetzt als in der Tiefe und sind ihr völlig unterlegen. So stellt
1907 Sitzung vom 19. März. F. v. Kerner, 130
sich die Ausfüllung des Rudaner Kessels als ein letzter Rest einer
größeren Ablagerung dar.
Die bei Ruda anzutreflenden Gesteine entsprechen der Mergel-
fazies des nach dem Monte Promina benannten Schichtkomplexes.
Als Hauptgebiet für die Entwicklung dieses mächtigen Komplexes
ist das nördliche Dalmatien erkannt worden. Als ein Hinweis auf
die Möglichkeit einer weiteren Verbreitung der Prominaschichten
erschien die bei der Übersichtsaufnalime festgestellte Fortsetzung der
mit jenen Schichten eng verknüpften Kalkbreecien bis an den West-
rand des Sinjsko polje. Die erste Nachricht vom Auftreten merge-
liser Promimaschichten ostwärts von diesem Polje brachte Kittl!),
welcher vor elf Jahren die Gegend von Ruda besucht hat. Zwei
Jahre später konnte ich?) das Übergreifen der eocänen Breccien auf
die Ostseite der Sinjaner Ebene konstatieren. Die Existenz von
mächtigen Ablagerungen, welche der Konglomeratfazies des Promina-
komplexes zu entsprechen schienen, wurde dann von A. Grund?)
aus Westbosnien bekannt gemacht. Das dem KRudaner Talkessel
nächstgelegene, von diesem Forscher festgestellte Vorkommen von
solchen Konglomeraten ist jenes am Ozren potok auf der Ostseite
der Kamesnica. Grund erwähnte, daß diese klastischen Gebilde den
Kreidekalk diskordant überlagern, aber selbst noch von der Faltung
intensiv betroffen sind, ein Befund, der ein paläogenes Alter derselben
sicherstellte. Zugleich vermutete er, daß diese Konglomerate auch
auf der nicht mehr in sein Arbeitsbereich gefallenen dalmatischen
Westseite des Prologgebirges vorkämen. Hier konnten sie denn auch
anläßlich der Detailaufnahmen im Vorjahre in zwei Zügen von mir ®)
angetroffen werden und es ließ sich zugleich hier ihre Altersstellung
dahin näher fixieren, daß sie jünger sind als mittleres Lutetien, weil
sie Rollstücke von Hauptnummulitenkalk enthalten. Außer Promina-
konglomeraten traf ich auf den westlichen Vorlagen der Prolog planina
auch Kalkbreccien von derselben Art wie jene, welche die Schicht-
folge des Monte Promina unterteufen. Sie liegen in mehreren un-
regelmäßigen Lappen dem Kreidegebirge auf und bilden auch die
Unterlage der Schichten von Ruda. Für die Fazies der Platten-
mergel des Prominakomplexes sind diese Schichten aber auf der
Ostseite des Sinjsko polje die einzige Vertretung und gewinnen hier-
durch größeres Interesse. Erhöht wird dieses noch durch den Um-
stand, daß die Rudaner Mergel ein Flöz einer Kohle einschließen,
die in ihrer Beschaffenheit von der typischen Prominakohle wesent-
lich abweicht. Es handelt sich um eine für die Gasgewinnung gut
geeignete Art von dunkelgrauer Schieferkohle, während am Monte
Promina (SiveriE und Velusi6) vorzugsweise eine schwarze, pech-
glänzende Kohle mit muscheligem Bruche abgebaut wird. Der bereits
!) Bericht über eine Reise in Norddalmatien etc. Ann. des nat.-hist. Hof-
museums, Bd. X, Notizen.
?) Die Beziehung des Erdbebens von Sinj, etc. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1900,
Bd. L, Heft 1.
®) Karsthydrographie. Geogr. Abhandl., Bd. VII, Heft 3.
au *) Reisebericht aus dem Cetinagebiete. Verhandl. d.k. k. geol. R.-A. 1906,
zoll.
136 Verhandlungen. Nr. 6
zitierte Reisebericht von Kitt] beschränkte sich auf die Erwähnung
des Vorkommens eines Kohlenflözes in steil aufgerichteten, pflanzen-
führenden eocänen Schichten bei Ruda. Eine erste kurze montan-
geologische Beschreibung erfuhren die kohlenführenden Schichten von
Ruda durch Karl Stegl, früherem Bergbaudirektor in Siveric, in
dem Dalmatien betreffenden Abschnitte des Sammelwerkes „Die
Mineralkoblen Österreichs“ ). Die folgenden Mitteilungen sind das
Ergebnis der von mir im Vorjahre durchgeführten geologischen Detail-
aufnahme der Gegend von Ruda. Die Möglichkeit, in dieser sehr
abgeschiedenen einsamen Gegend die für die Aufnahmsarbeit nötige
Zeit zuzubringen, wurde mir durch Herrn Bergingenieur Michael
Bezpalko geboten, bei welchem ich eine mir in dankbarster Er-
innerung bleibende liebenswürdige Gastfreundschaft genob.
Stratigraphie.
Betrachtet man den Aufbau der tertiären Ausfüllung des Tal-
kessels von Ruda, so ergibt sich zunächst eine Scheidung des Gesteins-
komplexes in eine untere und obere Mergelmasse infolge der Ein-
schaltung einer kalkigen Zwischenzone, Da diese Zone — obschon
sie an Mächtigkeit ihren Liegend- und Hangendschichten sehr nach-
steht, selbst wieder eine Trennung |in petrographisch voneinander
abweichende Gesteinsglieder zuläßt, wäre es jedoch nicht am Platze,
ihr nur die Rolle einer Scheidewand zuzuweisen. Es erscheint gewiß
passender, sie als ein den durch sie getrennten Schichtgruppen ko-
ordiniertes stratigraphisches Glied zu betrachten und sohin von einer
Dreiteilung des Rudaner Paläogens zu sprechen.
I. Untere Abteilung. Die Basis der Rudaner Schichten
bilden feste Kalksteinbreecien, die stellenweise in grobe Konglomerate
übergehen. Auf diese folgen plattig abgesonderte gelbliche Mergel-
kalke. Den untersten Partien derselben sind manchenorts auch noch
Konglomerate eingelagert. Am Pfade, der sich an dem Mittelstücke
der Südhänge des Rudaner Kessels emporzieht, läßt sich beispiels-
weise nachstehende steil aufgerichtete Schichtfolge feststellen:
Grobes Grundkonglomerat mit über faustgroßen Geschieben.
Dickplattiger, kubisch-klüftiger gelber Mergel mit Pflanzenresten.
Grobes Konglomerat.
Dünnplattiger lichtgelber Mergel mit Blattabdrücken.
Ebenso sieht man oberhalb des häufig trocken liegenden Rinn-
sales gegenüber von den untersten Hütten von Mala Ruda, wie poly-
gonal zerklüftete Mergelkalke von Konglomeratbänken überlagert
werden. Dagegen zeigen sich hoch oberhalb des Ursprunges des
Ruda potok, wo die unterste Partie der Mergelkalke bis zu ihrer
Basis hin gut aufgeschlossen ist, keine Konglomerateinlagerungen in
denselben. Ein großer Teil der unteren Abteilung der Rudaner
Schichten sind uneben plattige gelbliche Mergelkalke, daneben treten
auch ebenflächige dünnplattige Mergelkalke und dünnbankige klüftige
!) Herausgegeben vom Komitee ‘des allgemeinen Bergmannstages Wien 1903,
pag. 195—197.
1907 Sitzung vom 19. März. F, v. Kerner. 137
Kalke von bräunlicher bis weißlicher Farbe auf. Die gelben uneben-
flächigen Plattenmergel sind ziemlich reich an Pflanzenresten. Zu
den häufiger vorkommenden Fessilien zählen Blattabdrücke von
Amentaceen, Lauraceen, Proteaceen, Rhamneen und Leguminosen.
II. Mittlere Abteilung. Dieselbe läßt eine Unterscheidung
folgender Glieder zu.
1. Riffkalk. Ein weißer klüftiger Kalk, in seinem Habitus
dem weißen Rudistenkalke und dem weißen Hauptnummulitenkalke
ähnlich. Trotz mehrmaligen Suchens konnte ich in ihm bisher
keine Fossilien finden. Er bildet einen im Relief auffällig hervor-
tretenden Riffzug. Nach unten zu geht er durch eine kurzklüftige,
etwas mergelige Gesteinszone in die liegenden Mergelkalke über. Seine
obere Grenzfläche ist mit Krusten von Brauneisenstein überzogen.
2. Konglomerat. Es besteht aus vorwiegend nuß- bis ei-
sroßen, deutlich abgerundeten Kalkgeschieben. Die Verkittung der-
selben ist keine besonders feste.
3. Knollenkalk. Ein schmutzig gelblichgrauer Kalk, welcher
oberflächlich in arm- bis schenkeldicke Wülste abgesondert erscheint.
Im Relief tritt dieser Kalkzug als flacher Felswulst hervor.
4. Klüftiger Kalk. Ein sehr unregelmäßig zerklüftender
grauer Kalk mit Einlagerungen von grünlichgrauen mergeligen Gesteins-
partien. Auch die oberste Schicht dieses Gesteinszuges ist mergelig
und enthält sehr viele Characeenoogonien und zahlreiche kleine
Gastropoden, wahrscheinlich eine Melanopsidenart. Dieser Gesteins-
zug bildet eine Terrainstufe.
II. Obere Abteilung. Sie besteht vorwiegend aus eben-
flächig-dünnplattigen, sehr schön geschichteten Mergelkalken von
weißer bis lichtgelber Farbe. Daneben finden sich lichte, unvoll-
kommen plattige und bankige, muschlig brechende Mergel, welch’
letztere manchmal eine graue Streifung und Bänderung auf weißem
Grunde zeigen. Im Bruche sind fast alle diese Gesteine mehr oder
weniger sattbraun infolge eines Gehaltes an Bitumen, der sich auch
dem Geruchssinne zu erkennen gibt.
An der Basis der oberen Mergelkalke liegt das Kohlenflöz. Es
ruht der an Characeenfrüchten und Süßwasserschnecken reichen
mergeligen obersten Schicht des vorerwähnten Zuges von klüftigem
Kalke unmittelbar auf. Das einige Meter mächtige Flöz besteht
aus mehreren durch mergelige Zwischenmittel getrennten Lagen von
dunkelgrauem Kohlenschiefer und reinerer schwarzer Kohle, die im
frischen Zustande kompakt erscheint, aber auch schiefrig zerfällt.
Das unmittelbar Hangende des Flözes ist ein dünnplattiger Mergel-
kalk, in welchem verhältnismäßig häufig Zweigbruchstücke von
Araucarites sowie auch Blattabdrücke, darunter solche von
Dryandra vorkommen. Über dieser Schicht, die keine Kohlen-
spuren enthält, folgt eine lithologisch ähnliche, welcher viele dünne
Lagen von Kohlenschiefer eingeschaltet sind. Ob sich diese Lagen,
die in den Aufschlüssen als 1—2 cm dicke, das lichte Gestein durch-
ziehende Bänder, erscheinen, streckenweise zu einem zweiten Flöz
zusammenschließen mögen, beziehungsweise ob sie die Zersplitterung
138 Verhandlungen. Nr. 6
eines solchen darstellen, ist vorläufig ganz ungewiß. Uber dieser
Kohlenbänderschicht folgt die Hauptmasse der oberen Mergel-
kalke. Die innerhalb derselben vorkommenden lithologischen Varia-
tionen sind nicht dazu ausreichend, eine Unterscheidung von Unter-
abteilungen zu begründen. Eine Gliederung der Schichtmasse auf
paläontologischer Basis erscheint gleichfalls ausgeschlossen, da — soweit
die bisherigen Untersuchungen einen Schluß gestatten — makro-
skopische tierische Reste gar nicht und pflanzliche Reste nur sehr
Stereoskopisches Profil durch die Ostseite des Talkessels von Ruda.
1. Chamidenkalk, — 2. Mitteleocäne Breccien und Konglomerate. — 3. Unterer
pflanzenführender Rudamergel. — 4. Riffkalk. — 5. Konglomerat. — 6. Knollen-
kalk. — 7. Klüftiger Kalk nebst Mergel mit Chara und Melanopsis. — 8. Schiefer-
kohlenflöz. — 9. Mergel mit Araucarites und kleinen Bivalven. — 10. Mergel mit
Kohlenbändern. — 11. Oberer dünnplattiger Rudamergel. — «. Östliche Rudaquelle.
spärlich vorkommen. Nach oben hin gehen die dünnplattigen Mergel-
kalke in dünnbankige lichtbräunliche Kalke über.
Nach dem früher Gesagten besteht der Unterschied zwischen
den unteren und oberen Mergelkalken von Ruda vorzugsweise darin,
daß die ersteren in uneben plattige Stücke, die letzteren in eben-
flächige sehr dünnplattige Stücke zerfallen und darin, daß die ersteren
ziemlich reich, die letzteren arm an Blattabdrücken sind. Diese
Unterschiede sind aber keineswegs durchgreifend und im Handstücke
wird man in vielen Fällen eine sichere Entscheidung darüber, ob
unterer oder oberer Rudaner Plattenmergel vorliegt, nicht treffen
können.
Die fossile Flora von Ruda.
Die bisherige Kenntnis der fossilen Flora von Ruda beruht auf
den Ergebnissen der von mir!) vorgenommenen Untersuchung zweier
') Tertiärpflanzen vom Ostrande des Sinjsko polje in Dalmatien. Verhandl.
d. k. k. geol. R.-A. 1902, Nr. 14 und 15.
Beitrag zur Kenntnis der fossilen Flora von Ruda in Mitteldalmatien.
Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1906, Nr. 2,
uch ee Me
1907 Sitzung vom 19. März. F. v. Kerner. 139
Kollektionen von Rudaner Pflanzenabdrücken, welche Prof. Gasperini
in Spalato in den letzten Jahren an die geologische Reichsanstalt
zur Bestimmung eingeschickt hat. Diese Ergebnisse kommen in
nachstehender Fossilliste zu vereintem Ausdrucke:
Araucarites Sternbergii Göpp.
Bambusium sp.
Myrica sp.?
Quercus cuspidata Bossm. sp.
” cfr. Drymeja Ung.
5 Lonchitis Ung.
ä elaena Ung.
Fieus cfr. Jyn& Ung.
»„ efr. Persephones Ett.
„ areinervis Heer.
Laurus ocoteaefolia Ett.
„kchr: Buchrivbtt.
»„ nectandroides Ett.
Unnamomum lanceolatum Ung. sp.
Banksia longifolia Ung. sp.
ß Haeringiana Ett.
„ Ungeri Eitt.
r efr. dillenioides Ett.
Dryandroides hakeaefolia Ung.
Neritinium cfr. dubium Ung.
Asclepias sp.?
Heterocaly& Ungeri Sa».
Sapotacites sp. ?
Andromeda protogaea Ung.
Stereulia Labrusca Ung.
Dombeyopsis sp.?
Acer trilobatum Al. Br.
cfr. Acer pegasinum Ung.
cfr. Malpighiastrum dalmatieum Ett.
Sapindus faleifolius Heer.
Zizyphus Ungeri Heer.
Rhamnus Roesleri Eitt.
5 cfr. pygmaeus Ung.
5 sp.?
cfr. Rhus hydrophila Ung. sp.
Pterocarya denticulata O0. Web. sp.
Eingelhardtia Brongniarti Sap.
cfr. Sophora Europaea Ung.
Cassia hyperborea Ung.
cfr. Cassia Zephyri Eit.
Leguminosites sp.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 6. Verhandlungen. 20
140 Verhandlungen. Nr4ß
Hierzu noch aus der kleinen Suite der von mir anläßlich der
Detailaufnahmen gesammelten Blattreste:
Dryandra Schrankiü Stbg. sp.
Diese Fossilliste enthält zirka zwanzig verschiedene Formen,
welche eine spezifische Bestimmung zuließen, und fast eben-
soviele andere Formen, bei denen nur eine generische Diagnose
mit Sicherheit oder auch nur mit mehr oder weniger Wahrschein-
lichkeit möglich war. Versucht man es, auf Grund der dreiund-
zwanzig sicher festgestellten Pflanzenarten das geologische Alter
der Rudaner Flora abzuschätzen, so wird man dasselbe kaum
für höher als tongrisch annehmen können. Unter diesen Arten sind
verhältnismäßig viele, die noch in der aquitanischen Stufe eine große
Rolle spielen, einige, diein noch viel jüngere Schichten hinaufreichen :
Araucarites Sternbergi, Quercus elaena, Cinnamomum lanceolatum, Acer
trilobatum, Sapindus faleifolius, Cassia hyperborea, aber nur wenige,
die schon im Eocän vorkommen: Quercus Lonchitis, Banksia longifolia,
Stereulia Labrusca, Andromeda protogaea und Dryandra Schrankü ;
letztere beide — sofern man sie von der von Massalongo vom
Monte Bolea beschriebenen Andromeda palaeogaea und Dryandra
Veronensis nicht spezifisch unterscheidet.
Bekanntlich hat Heer auch die Flora des Monte Promina, welche
Ettingshausen für eocän hielt, ins Tongrien versetzt, weil sie mit den
oligocänen Floren des südlichen Mitteleuropa viel mehr verwandt-
schaftliche Beziehungen zeigt als mit der Bolcaflora.
Daß der Komplex der Prominaschichten bis in das Oligoeän
hinaufreicht, wird auch auf Grund faunistischer Untersuchungen seit
langem angenommen. Die pflanzenführenden Mergel nehmen auf
dem genannten Berge aber keineswegs eine hohe Lage ein. Es
handelt sich somit um einen jener Fälle, in welchen die ganz un-
abhängig voneinander vorgenommene floristische und faunistische
Altersbestimmung zu etwas abweichenden Ergebnissen führt. Inu
solchen Fällen sieht man sich veranlaßt, die Übereinstimmung nicht
durch beiderseitiges Entgegenkommen, sondern durch einseitiges
Nachgeben in der Art zu erzielen, daß man sagt, die Flora habe ein
verhältnismäßig altes oder jugendliches Aussehen. Kin Beispiel für
den dem unsrigen entgegengesetzten Fall liefert die Tertiärgeologie
von Bosnien, wo in den Kongerienschichten eine Flora auftritt, die
man, für sich betrachtet, für miocän zu halten geneigt wäre. Diese
Abweichungen im entgegengesetzten Sinne sprechen allerdings zu-
gunsten der gebräuchlichen Auffassung, daß den floristischen Alters-
bestimmungen ein minder hoher Wert als den faunistischen bei-
zumessen sei.
Das gleichzeitige Vorhandensein einer Flora von jugendlichem
Aussehen in obereocänen Schichten und einer Flora von altertüm-
lichem Habitus in pliocänen Schichten läßt sich dahin deuten, dab
sich in der betreffenden Region im Tertiär die Flora langsamer als
die Fauna änderte.
Irgendwelche nähere Fundortsbezeichnung lag den von mir
untersuchten Blattabdrücken nicht bei und es ist mir nicht bekannt,
1907 Sitzung vom 19. März. F, v. Kerner, 14]
von welchen Örtlichkeiten des Rudaner Talkessels dieselben stammen.
Mit Rücksicht auf die große Seltenheit von pflanzlichen Resten in
den oberen Mergeln wäre man geneigt, anzunehmen, dab jene Ab-
drücke aus den unteren Mergeln stammten. Der Umstand, daß die
Südseite des Kessels auch für die Eingebornen selbst nur schwer
zugänglich ist, wäre aber ein Grund dafür, eine Provenienz jener
Fossilien aus den oberen Mergeln für wahrscheinlicher zu halten.
Die lithologische Beschaffenheit der die Abdrücke tragenden Kalk-
mergelplättehen war — sovielich mich erinnere — eine derartige, daß ich
aus ihr auch eher auf eine Herkunft aus der oberen Mergelserie
schließen möchte. Doch läßt sich, wie früher schon erwähnt wurde,
aus jener Beschaffenheit ein sicherer Schluß auf die Schichtgruppe,
aus welcher ein Kalkmergelstück von Ruda stammt, nicht ziehen.
Die Hoffnung, daß sich eine Verschiedenheit des Florencharakters
in den beiden Rudaner Mergelgruppen werde feststellen lassen, ist
allerdings gering. Eine auf den Altersunterschied der beiden Gruppen
zu beziehende floristische Ungleichheit auifinden zu können, ist wenig
Aussicht vorhanden, da die Lebensdauer der tertiären Pflanzenarten
des südlichen Mitteleuropa gewiß viel länger war, als der Zeit-
unterschied in der Ablagerung der unteren und oberen Rudaner
Mergelkalke betrug. Eventuell könnte eine mit Standortsverhältnissen
zusammenhängende floristische Verschiedenheit vorhanden sein. Zum
Nachweise einer solchen müßte aber ein das bisher bekannt gewordene
an Reichhaltigkeit sehr bedeutend übertreffendes Fossilmaterial aus
beiden Schichtgruppen vorliegen.
Tektonik.
Der Talkessel von Ruda erscheint in Meridionalprofilen als eine
steile Syuklinale, da die Kreidekalke an seinem Südrande — soweit
sie hier zutage treten — steil gegen N und auf der Plateaufläche
nördlich von Ruda steil gegen S einfallen. Die Ausfüllung des Kessels
wiederholt diese Strukturform insofern, als die Plattenmergel im
südlichen und mittleren Kesselteile steil in h23, im nördlichen steil
in h15 verflächen. Das Auftreten der steilen synklinalen Schicht-
stellung bedeutet hier aber nicht auch das Vorhandensein einer
regulären Schichtmulde. Es ist eine große Verschiedenheit der
geologischen Befunde an den beiden, von Meridionalprofilen durch-
schnittenen Kesselrändern zu erkennen. Am Südrande des Kessels
lagern die Rudaner Mergel in steiler Stellung eocänen Breccien auf,
die sich über tiefere Kreidekalke breiten; am nördlichen Kessel-
rande stoßen die Mergel an Verwerfungen ab und es treten hier an
der Grenze zwischen den Mergeln und dem Chamidenkalke Fels-
partien von Rudistenkalk und eocänen Kalkbreccien zutage. Man
hat es demnach mit einer sehr asymmetrischen Schichtmulde zu tun.
Daß auf dem Karstplateau des Podi Brdo südlich von Ruda kein
Rudistenkalk ansteht, wäre kein Grund dagegen, die Felspartien
dieses Kalkes am Nordrande des Rudaner Talkessels als Zwischen-
flügelreste aufzufassen. Einige Kilometer weiter nordwärts, bei
Korito, erscheint Rudistenkalk im Hangenden des tieferen grauen
20*
142 Verhandlungen. Nr. 6
Kreidekalkes. Daß oberer weißer Kreidekalk auch über dem Chamiden-
kalke südlich von Ruda ausgebreitet war, beweist die Zusammen-
setzung der dort auflagernden tertiären Breccien. Auch in einem
der Fenster in der Überschiebung von Dolae erscheinen als Zwischen-
flügelreste untereocäne Kalke, welche im Liegendflügel der Über-
schiebung nicht vertreten sind und erst weiter nordwärts dem cre-
tacischen Hangendflügel auflagern. Nimmt man eine sehr stark asym-
metrische Mulde an, so wird man nur die nördlichen Randpartien
der oberen Plattenmergel als Reste eines nördlichen Muldenflügels
auffassen und das steile Südfallen der weiter gegen das Kesselinnere
zu gelegenen Plattenmergel als ÜUberkippung im Südflügel betrachten.
Wenn man dagegen die steil nach h 13 fallenden Mergel im nörd-
lichen Teil des Talkessels in ihrer Gesamtheit als einen reduzierten
nördlichen Muldenflügel auffaßt, so muß man hinwiederum das
stellenweise noch nahe dem nördlichen Kesselrande zu beobachtende
steile nördliche Verflächen als Umkippung deuten. Man würde, falls
man es in der Zone der oberen Mergel mit einer Mulde, beziehungs-
weise zweimaligen Schichtfolge zu tun ‚hat, in der Grenzzone des
steilen nördlichen und südlichen Einfallens stärkere Zerrüttungen
erwarten. Bei einer sehr engen Mulde, deren Flügel stark an-
einander gepreßt sind, könnte eine der Muldenachse entsprechende
Zerrüttungszone allerdings auch fehlen. Ein Anzeichen dafür, daß
die dünnbankigen Kalke am nördlichen Kesselrande wieder einem
tieferen Horizonte entsprechen als die talwärts folgenden Platten-
mergel, ist nicht vorhanden. Die tieferen Partien der oberen Mergel,
die mittlere Kalkzone und die unteren Mergel haben in der Tiefe
vermutlich nicht einmal einen reduzierten Gegenflügel und dürften
dort unter Einschaltung einer Störungszone mit geschleppten Flügel-
resten am Kreidekalke abstoßen.
Die enge, stark asymmetrische Tertiärmulde von Ruda wird
ostwärts durch Quer- und Diagonalbrüche an Kreidekalken ab-
geschnitten. Die Schichten, zwischen welche die genannte Mulde
eingeklemmt erscheint, behalten bei ihrem Weiterstreichen gegen
OÖ ihre synklinale Stellung bei. An den Abhängen bei Crveni und
Dolac, welche in der östlichen Fortsetzung des Plateaus liegen, das
sich nordwärts vom Rudaner Kessel ausdehnt, fallen die Chamiden-
kalke 40—60°9 steil gegen S. Am Karstplateau östlich von Ruda
sind sie steil gegen NNW bis N geneigt. Die Kreidekalke, welche
in der östlichen Fortsetzung der Tertiärgebilde zwischen diesen zu-
einander einfallenden Gesteinszonen lagern, sind in eine dreischenklige
Falte zusammengepreßt. Der Südschenkel derselben wird durch
seiger stehende Kalkschichten gebildet, welche zunächst gegen OSO,
dann gegen SO streichen und den Plateauvorsprung östlich ober
Ruda und die beiden Hügelkuppen westlich von Putnik aufbauen.
Der Mittelschenkel der Falte wird durch eine Zone steil südfallender
Kalke dargestellt, welche auf der Südseite der nordöstlichen schlucht-
artigen Aussackung des Talkessels von Ruda anstehen. Den nörd-
lichen Faltenschenkel bilden die an der gegenüberliegenden Seite
dieser Aussackung anzutreffenden Schichten, welche mittelsteil gegen
N einfallen. Diese Falte wird südostwärts bald dadurch schief ab-
1907 Sitzung vom 19. März. F, v. Kerner. 143
seschnitten, daß die Fortsetzung der Liegendschichten des Südtlügels
der Rudamulde sukzessive mehr gegen N vortritt und bis an die
Fortsetzung des Liegenden des rudimentären nördlichen Rudaner
Muldenflügels herantritt. Die Achse der so zustande kommenden
Synklinale läßt sich über die Abhänge östlich von Dolac zum Sattel
am Nordfuße der Bergkuppe Varda hinauf verfolgen.
Im Südflügel der Rudaner Mulde sind mehrere Längs- und
Querverwerfungen zu konstatieren. Gegen West stößt die Tertiär-
einfaltung linkerseits des Rudaflusses gleichfalls an Quer- und Diagonal-
brüchen gegen steil nach N einfallende Kreidekalke ab. Nur rechter-
seits des Flusses läßt sich das Rudaner Tertiär bis in die Talmulde
von Groß-Ruda hinaus verfolgen, welche eine östliche Aussackung des
Sinjsko polje ist. Hier stoßen die tertiüren Mergel bei steilem nord-
östlichem Fallen an steil gegen NNW verflachenden Chamidenkalken ab.
Versucht man es, sich eine Vorstellung von den Vorgängen zu
machen, welche das im vorigen in Kürze dargelegte (und in der
folgenden Beschreibung näher ausgeführte) tektonische Bild hervor-
gebracht haben mögen, so wird man annehmen dürfen, daß dieses
Bild das Resultat zweier aufeinanderfolgender einander entgegen-
gesetzter Bewegungen war. Unbeschadet der immerhin noch ihre
Gültigkeit behaltenden Gesamttendenz zu einer südwestwärts ge-
richteten Faltung muß man auf Grund vieler durch die Detail-
aufnahme _festgestellter Tatsachen doch auch in der Dinaridenzone das
Vorhandensein von Regionen relativer tektonischer Selbständigkeit
zugeben. Ostwärts vom Sinjsko polje können einerseits die steil
emporgepreßte Schichtmasse im Süden des Podi brdo und ander-
seits das Schichtgewölbe der Dosavac glavica bei Korito als solche
Regionen angenommen werden. Es könnte sein, daß bei der Auf-
faltung dieser beiden Regionen das zwischenliegende Terrain einem
Zug nach entgegengesetzten Seiten ausgesetzt war, welchem als
Reaktionserscheinung später ein Druck von diesen beiden Seiten her
folgte. Die Auseinanderzerrung konnte die Entstehungsursache der
vielen Brüche in der Gegend von Ruda gewesen sein, die spätere
Zusammenpressung konnte die steilen Faltungserscheinungen im Ge-
folge gehabt haben, von welchen — wie erwähnt wurde — nicht nur
das eingebrochene Tertiär, sondern auch das östlich von demselben
stehengebliebene Kreideterrain betroffen ist. Als Ursache der
Schichtendilatation brauchte man übrigens nicht eine dem generellen
Schube aus NO entgegengesetzte autogene Schubkraft anzunehmen.
Zur Erklärung einer relativen Dilatation würde die Annalıme genügen,
daß ein Krustenstück infolge besonderer Widerstände eine geringere
Verschiebung gegen SW erlitt als seine Umgebung.
Geologische Beschreibung der Gegend von Ruda.
Das Terrain südlich vom Talkessel von Ruda besteht aus Kreide-
kalken, welchen eine Decke von eocänen Breccien aufliegt. Im
mittleren Teile der Südseite des Felskessels reichen diese Breccien
bis an den Kesselrand hin. Man sieht dort, wie sie ihre flachwellige
Lage durch Umbiegung oder Knickung mit steilem Nordfallen ver-
144 Verhandlungen. Nr. 6
tauschen und in den Talkessel hinabziehen, die schroffen Südhänge
desselben bildend. Weiter unten legen sich diesen Breccien die
Mergelkalke in steiler Stellung an und bilden die Abhänge südlich
vom Rudaflusse. Am Pfade, der sich dort emporzieht, kann man
sehen, wie die Breceien vorerst in Konglomerate übergehen und
auf die tiefste Kalkmergellage nochmals eine Konglomeratbank folgt.
Ostwärts von dieser Region zieht eine große Schutthalde zum Ruda-
flusse hinab. Jenseits derselben baut sich ein Felssporn empor, der
weiter gegen N vorspringt und mit senkrechten Wänden zum Flusse
abfällt. Dieser Sporn besteht aus sehr steil gegen N einfallendem
Kreidekalk.
Die eocänen Breccien lassen sich ober der erwähnten Schutt-
halde und südwärts von dem Kreidesporne weiter gegen O verfolgen.
Jenseits des Spornes lagert ihnen in fast seigerer Stellung wieder
Mergelkalk an, dessen plattige Trümmer ziemlich viele Blattabdrücke
führen. Gegen West stößt dieser Mergelkalk längs einer scharfen
ineridionalen Querbruchlinie an den Kreidekalk auf der Ostflanke des
Felsspornes. Nordostwärts stößt der Pflanzenmergel längs einer
Diagonalbruchlinie gleichfalls gegen Kreidekalk ab. Man hat es
somit mit einem isolierten eingeklemmten Fetzen von Rudaner Pa-
läogen zu tun. Die Form desselben ist ein Dreieck, dessen nach S
sekehrte Basis der Grenze gegen die Breccienunterlage und dessen
beide andere Seiten Verwerfungslinien entsprechen. Die Ostspitze
des Dreiecks reicht bis zu einem kleinen Sattel, jenseits dessen
sich eine große mit Terra rossa erfüllte Felsmulde ausbreitet.
Unterhalb der gegen N gekehrten Dreieckspitze befinden sich
die Südwände der engen Schlucht, in deren Fond der Rudafluß ent-
springt. Diese Wände bauen sich aus sehr steil gegen N einfallenden
Kreidekalken auf. Die Nordabhänge dieser Schlucht bestehen aus
mäßig steil nach derselben Richtung hin einfallenden ebensolchen
Kalken. Die Schlucht entspricht demnach einer Verwerfungslinie.
Die Ungleichheit der Lagerung zu beiden Schluchtseiten bedingt eine
morphologische Verschiedenheit derselben. Links (Südseite) jäh ab-
dachende Felsflächen, rechts (Nordseite) steiler Treppenbau. Der
Ursprung des Rudaflusses ist ein prachtvoller Quellteich, in welchem
stetig unter leichten Pulsationen mächtige Wassermassen aus der
Tiefe emporsteigen.
Oberhalb der steilen Felstreppen auf der Nordseite der
Rudaschlucht zieht sich eine schmale Gehängezone hin, welche nur
sehr wenig anstehendes Gestein aufweist und vorzugsweise mit licht-
gelben mergeligen Kalkplatten bedeckt ist, von denen manche Blatt-
abdrücke führen. Die Grenze dieser unteren Rudamergel gegen den
Kreidekalk muß einer Störungslinie entsprechen. Gegen OÖ keilt
diese Zone bei sanftem Anstiege in dieser Richtung ziemlich bald
aus. Gegen W senkt sie sich allmählich unter gleichzeitiger Höhen-
abnahme der unter ihr befindlichen linksseitigen Schluchtwand, um
in der Region des Ausganges der Schlucht den Talboden zu erreichen.
Diese Zone wird von einem schroffen, in bizarr geformte Klippen
zerstückten Felsgrate überragt. Konform dem Verhalten seiner Be-
sleitzone verläuft auch dieser Grat schief über die Nordseite der
1907 Sitzung vom 19. März. F. v. Kerner. 145
Geologische Skizze der Gegend von Ruda.
1 : 25.000
_
. Sv. Martin. — 2. Westliche Rudaqnelle. — 3. Minenhaus. — 4. Östliche
Rudaquelle.
Zeichenerklärung:
Kalkzone der Rudaschichten
mit dem Kohlenflöz im
Hangenden.
Chamidenkalk,
i
IT Plattenkalkfazies des
Chawidenkalkes. Oberer Rudamergel.
Y a e :
CT Kretazischer Dolomit. Eluvien des oberen
ä Rudamergels.
Rudistenkalk.
Mitteleocäne Breccien
5 0
oo®0o0°0 und Konglomerate. Gehängeschutt.
Terra rossa.
RN Unterer Rudamergel.
Flußanschwemmungen.
146 Verhandlungen. Nr. 6
Rudaner Schlucht. Er beginnt hoch über dem Quellteich des Ruda-
flusses nahe dem Ostrande des Talkessels und endet unten im Tal-
srunde vor dem Ausgange der Schlucht mit einer gegen S über-
hängenden Felsmauer. Dieser Grat entspricht dem oben als Riffkalk
bezeichneten tiefsten Gliede der mittleren Abteilung der Rudaner
Schichten. Auf seiner Nordseite folgen die drei anderen Glieder, das
Konglomerat, der Knollenkalk und der stark klüftige Kalk mit den
grünlichgrauen Mergellagen. Den Felswulst des Knollenkalkes und
die Terrainstufe, welche der klüftige Kalk bildet, kann man parallel
zum Grate des Riffkalkes am Ostabhange des Talkessels hinaufziehen
sehen. In dem über diesen Felszügen folgenden östlichsten Teil des
Kohlenflözes ist der zurzeit bestehende kurze Stollen angelegt. Das
in der Nähe stehende Minenhaus befindet sich schon im Bereiche der
oberen dünnplattigen Kalkmergel, in deren Gebiet auch nordwärts von
diesem Hause der vielbenutzte Weg von Mala Ruda zum Plateau von
Putnik hinaufführt.
Die mittlere Gesteinszone der Rudaschichten läßt sich längs
des rechten Ufers des Ruda potok bis dahin verfolgen, wo der Fluß
seine anfängliche westliche Wegrichtung mit einer mehr nordwestlichen
vertauscht. Dort tritt diese Zone auf das linke Ufer über. Am West-
fuße des Grates von Riffkalk erhebt sich als dessen Fortsetzung
östlich von den unterhalb des Minenhauses gelegenen Hütten von
Klein-Ruda eine wohlgeschichtete, steil gestellte Kalkfelsmasse, die
nach oben hin breccienartig wird. Weiterhin ist der Riffkalk eine
Strecke weit verdeckt, dann tritt er wieder, nach oben in Breceie
übergehend, hervor und läßt sich als unzusammenhängender Felszug
bis dahin verfolgen, wo die Böschung, welche das rechtsseitige Fluß-
ufer begleitet und bis dahin vom Riffkalk selbst gebildet wird, etwas
gegen N zurücktritt und so rechts vom Flusse eine kleine Ausbuchtung
der Talsohle entsteht. Die Distanz der geradlinigen Verlängerung des
Riftkalkzuges vom Scheitel des gegen S konkaven Randes dieser Aus-
buchtung ist etwa gleich der Mächtigkeit der kalkigen Hangend-
schichten jenes Zuges und in der Tat wurde in einem nahe jenem
Rande angelegten Schurfloche die Kohle angetroffen. Oberhalb dieser
Stelle ist die tiefste Lage der Hangendmergel in steiler Stellung auf-
geschlossen. Etwas weiter westlich ist eine streichende Rösche ange-
legt, in welcher man sehr steil h 23 fallende Mergelkalke von etwa
fünfzehn 1—2 cm dicken Kohlenbändern durchzogen sieht. Die hier
aufgedeckten Schichten folgen stratigraphisch über den oberhalb des
vorerwähnten Schurfloches anstehenden Mergelkalken. Im westlichen
Teile der konkaven Böschung hinter der Ausbuchtung der Talsohle
trifft man zwei kleine Aufschlüsse der oberen Plattenmergel und tiefer
unten eine Stelle, wo das unmittelbar Liegende des Kohlenflözes,
der klüftige Kalk mit den grünlichgrauen Mergellagen, zutage tritt.
Gegen W begrenzt sich die mehrfach genannte Ausbuchtung der
Talsohle durch einen Felssporn, welcher bis zum Flusse vorspringt.
Aus diesem Sporn ragen zwei Felszüge vor, von denen der untere
dem Riffkalke, der obere dem klüftigen Kalke entspricht. Die schmale
Terrainzone dazwischen, in welche das Konglomerat und der Knollen-
kalk zu liegen kommen, ist mit Schutt bedeckt. Uber die oberen
1907 Sitzung vom 19. März. F. v. Kerner. 147
Mergelkalke breitet sich hier Ackerland aus, dagegen sind die unteren
Mergelkalke am Fuße des Ritikalkes über einer basalen Schuttzone
aufgeschlossen.
Westlich vom Felssporne springt die mittlere Abteilung der
Rudaschichten auf das linke Ufer des Ruda potok über und die Serie
der oberen Mergelkalke ist talabwärts von dem Sporne auf der den
Flußlauf rechts begleitenden, vom Ufer durch einen schmalen Saum
von Ackerland getrennten Böschung sehr schön aufgeschlossen. Die
ganze Serie füllt sehr gleichmäßig steil gegen h 23 und wird vom
Flusse zuerst unter wenig spitzem, dann unter spitzerem, endlich
unter fast rechtem Winkel durchschnitten. Man kann hier gut den
Wechsel dünnplattiger und muschlig brechender Mergel konstatieren.
Die Stelle, wo der Fluß die mittlere Abteilung der Rudaschichten
durchbricht, befindet sich zu Füßen jener Partie des Südrandes des
Talkessels, von welcher aus diese tektonische Beschreibung der
Gegend von Ruda begonnen wurde. Ehe daher die wegen ihrer nahen
Lagebeziehung zum Kohlenflöze wichtige mittlere Schichtzone in
ihrem weiteren Verlaufe zu besprechen ist, müssen vorerst die Ver-
hältnisse im Liegenden des links vom Ruda potok befindlichen Ab-
schnittes dieser Zone zur Erörterung gelangen.
Im westlichen Teile der Südseite des Rudaner Kessels trifft
man verwickelte tektonische Verhältnisse an. Die eocänen Breccien,
welche den mittleren Teil des Südrandes des Talkessels aufbauen,
stoßen westwärts scharf an Kreidedolomit ab. Dieser Dolomit formiert
eine OW streichende, gegen W sich verschmälernde Gesteins-
zone. Gegen S grenzt dieselbe an grauen Kreidekalk, dem weiter
ostwärts eocäne Breccien folgen. Gegen den Talkessel zu reicht der
Dolomit genau so weit als wie die Breecien, so daß die pflanzen-
führenden Mergel, welche in sehr steiler Stellung den Breceien nord-
wärts anlagern, vor dem Dolomit gegen W weiterstreichen. Sie
fallen hier steil gegen S ein. Eine kurze Strecke weiter westwärts
stoßen diese Mergel an einer Ziekzacklinie gegen grauen Kalk’ ab,
so daß von da an der Dolomitzug beiderseits von Kalk begleitet wird.
Das generelle Einfallen der Kreidekalke und des Dolomits, welcher
eine Einlagerung im ersteren zu sein scheint, obschon die Grenze
stellenweise fast den Eindruck einer Störungslinie macht, dürfte ein
sehr steiles nördliches sein.
Der oberste Kalkkeil, der sich zwischen Dolomit und Mergel
vorschiebt, scheint geschleppt zu sein und steil gegen O zu fallen.
Unterhalb.der zickzackförmigen Grenze zwischen Kreidekalk und unterem
Rudamergel zieht sich eine kleine Schlucht talabwärts. Dieselbe ent-
spricht einem Querbruche, da auf ihrer Westseite nur Kalk, auf ihrer
Ostseite aber Mergel ansteht. Aus letzterem ragen aber auch noch
zwei Klötze von Kalk hervor. Die Kalke westlich von der Schlucht
stehen bei OW-Streichen seiger, ebenso die Schichten ost-
wärts von der kleinen Schlucht. Weiter östlich und etwas mehr tal-
abwärts ragt aus den paläogenen Mergeln ein großes isoliertes Riff
von steil gestelltem Kalk empor, der mit dem Kreidekalke der Gegend
vollständig übereinstimmt und auch nur soleher sein kann. Er bildet
den First eines kleinen Rückens, der gegen den Rudafluß hinabzieht
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 6. Verhandlungen.
a
P4
148 Verhandlungen. Nr. 6
und ungefähr gegenüber dem früher erwähnten Felssporne endet.
Zwischen ihm und dem Südhange des Talkessels zieht sich ein in
steil gestellte untere Rudamergel eingeschnittener Graben bis in die
Nähe des vorhin genannten Dolomitzuges hinauf.
Die mittlere Partie der Rudaschichten läßt sich längs des Nord-
fußes des kleinen vorgenannten Rückens deutlich gegen W hin ver-
folgen. Das Konglomerat im Hangenden des Riffkalkes, welches auf der
Strecke vom Versuchsstollen bis zum Felssporne nicht zutage tritt,
ist hier wieder gut entwickelt, stellenweise höckerige Felsflächen
bildend. Auch der Knollenkalk tritt hier als flacher Felswulst und
der stark klüftige Kalk als Terrainstufe deutlich hervor. Im Südwest-
winkel des Talkessels befindet sich auch eine Rösche, welche den
westlichen Teil des Schieferkohlenflözes im Hangenden der eben
genannten Kalke aufschließt. Uber dem Flöze folgen hier 70% steil
h 2 fallende weiße Plattenmergel mit kleinen schlecht erhaltenen
Zweischalern und Pflanzenresten. Unweit dieser Rösche wird der
kalkige Mittelhorizont der Rudaschichten von der Fortsetzung des
kleinen schluchtartigen Einrisses durchschnitten, von welchem früher
gesagt wurde, daß er weiter oben einer Querverwerfung folgt. Bevor
dieser Einriß den Riffkalkzug durchbricht, folgt er eine kurze Strecke
weit der Grenze zwischen diesem und dem unteren Rudamergel.
Vorher durchquert er diesen letzteren, welcher hier mittelsteil
gegen N einfällt. Vor die grauen Kreidekalke, an welche dieser
Mergel hier südwärts anstößt, lagert sich weiter westwärts eine Fels-
masse von Breccien, welche den Mergel gegen N abdrängt und sich
bis gegen den Riffkalk zu vorschiebt, wodurch die Mergelzone zum
Auskeilen gebracht wird. In seiner keilförmigen Endpartie wird dieser
Mergel mehr kalkig und wandelt seine nördliche Fallrichtung in eine
nordwestliche und westliche um. An die erwähnte Breecienmasse
schließt sich westlich eine zweite, in NS-Richtung in die
Länge gezogene Felsmasse, welche aus sehr groben Trümmerbreceien
besteht. Die Stelle, wo die Breccien bis an den Zug von Riffkalk
hinabreichen, bezeichnet zugleich das westliche Ende dieses Kalkes
und der mittleren Rudaschichten überhaupt. Auch die zunächst
über ihnen folgenden Hangendmergel finden hier ihre Grenze.
Der Felshang, welcher den südlich vom Rudaflusse gelegenen
Teil des Talkessels gegen W abschließt, besteht aus steil gegen N
einfallendem Kreidekalke. Der Querbruch, an welchem hier Kreide
und EFocän zusammenstoßen, ist durch Schutt verdeckt. Weiter
nordwärts, außerhalb der Hütten vor der Rösche wendet sich dieser
Felshang im Bogen gegen N und dacht dann gegen das enge Tal ab,
durch welches der Rudakessel mit einer östlichen Ausbuchtung des
Sinjsko polje in Verbindung steht. Die schmale Zone zwischen dem
Fuße dieses Felsgehänges und dem Südufer des Rudaflusses nehmen
obere Plattenmergel ein. Die Grenze gegen den Kalk, die hier einem
Längsbruche entspricht, ist da zu sehen. Die Mergelschichten sind
an ihr mehrfach verdrückt und verbogen, in die Unebenheiten des
Kalkrandes gleichsam hineingepreßt. Weiter westlich springt das
Kreidegebirge etwas weiter vor und tritt dann — schief gegenüber
von Sv. Martin — ganz an den Rudafluß heran. Die Grenze gegen
1907 Sitzung vom 19. März. F. v. Kerner. 149
die Plattenmergel, welche demzufolge auskeilen, entspricht auf ihrer
letzten Strecke einer Längsverwerfung, die durch einen kurzen Diagonal-
bruch mit dem vorerwähnten Längsbruche verbunden ist. Der Kreide-
kalk fällt da, wo er bis an den Rudatluß vortritt, 60° h 1.
Ein paar hundert Meter weiter talabwärts tritt am linken Fluß-
ufer wieder Mergel an die Stelle des Kalkes und begleitet dann
dieses Ufer etwa 700 m weit, worauf dann wieder grauer Kreidekalk
die südliche Uferböschung aufbaut. Vom östlichen Ende dieser merge-
lisen Uferstrecke zieht sich die Grenze zwischen dem Kreidekalke
und dem alttertiären Mergel ziemlich steil am linken Talabhang
empor, biegt dann scharf um und läuft hierauf sehr schief wieder
über das Gehänge zum Flußufer hinab. Das vom Mergel einge-
nommene Terrain hat demnach ungefähr die Form eines recht-
winkligen ungleichseitigen Dreieckes, dessen Hypotenuse der Uferlinie
entspricht. Die östliche kürzere Seite des Dreieckes dürfte einer
ziekzackförmigen Aneinanderreihung mehrerer kleiner Brüche, in
ihrer Gesamtheit einer Querstörung entsprechen. Die Grenze
zwischen Kalk und Mergel ist hier ziemlich undeutlich und unklar.
Die westliche längere Dreiecksseite ist als Längsverwerfung zu be-
trachten. An der Grenze zwischen Kalk und Mergel ist hier strecken-
weise eine Bank einer sehr harten Breccie zu konstatieren, die unten
schief in den Fluß ausläuft. Dieselbe hat aber nicht den Habitus
der eocänen Breccien, welchen die unteren Rudamergel aufliegen.
Die Mergel selbst besitzen das Aussehen der oberen Rudamergel,
sie sind sehr dünnplattig und fossilarm. Allem Anscheine nach. hat
man es hier mit einer in ein herausgebrochenes Eck des Kreide-
sebirges hineingezwängten Partie der oberen Rudaschichten zu tun.
Nahe der gegen O gekehrten Spitze des Dreieckes fallen die Mergel
45° gegen NNW ein, nahe der Westspitze dagegen 60° NO. Weiter
oben ist an ihnen verschieden steiles Einfallen gegen N, stellenweise
auch gegen S (Uberkippung) erkennbar.
Das Ostgehänge des Rudaner Talkessels wird von einer hohen
Felsmasse überragt, welche aus dem Plateau von Putnik spornartig
sesen W vorspringt. Diese Felsmasse besteht aus wohlgeschichtetem
srauem Kreidekalke, welcher in seigerer Stellung OSO-WNW streicht
und in einer mittleren Zone als Plattenkalk entwickelt ist. Durch
das Vorspringen dieser Felsmasse kommen beiderseits von ihr östliche
Ausbuchtungen des Talkessels zustande. Die südliche derselben ist
jener flache Graben, welcher hinter dem Minenhause zum Rande des
Plateaus hinaufzieht und gegen S vom Grate des Riftkalkes begrenzt
wird. Am Nordgehänge dieses Grabens sieht man unterhalb der
Südabstürze des Felsspornes die oberen Rudamergel stellenweise steil
segen N und NNO einfallen. Großenteils ist das Gehänge mit Mergel-
platten bedeckt, denen sich noch Kalktrümmer von den oberhalb auf-
ragenden Felswänden zugesellen.
Wo die Grenze zwischen Mergel und Kalk nicht durch Schutt-
massen verhüllt ist, sieht man an ihr die Mergel teilweise verbogen und
seknickt. Eine zungenförmig gegen OÖ vorgestreckte Mergelpartie
läßt sich bis auf das Plateau hinauf verfolgen.
Das Ostgehänge des Rudaner Kessels unterhalb der West-
21*
150 Verhandlungen. Nr. 6
abstürze des genannten Felsspornes ist gleichfalls großenteils mit
Merselschutt bedekt; stellenweise ist hier tiefer unten 40% steiles
westliches, höher oben 60° ostnordöstliches Einfallen zu sehen.
Die nordwärts von dem Felssporne befindliche östliche Aus-
sackung des Kudaner Kessels ist eine gegen ONO verlaufende
Schlucht, in deren Fortsetzung eine flache Rinne noch etwa 1 km
weit auf dem Plateau von Putnik gegen O weiterstreicht. Die Nord-
wand dieser Schlucht findet in den nördlichen Gehängen des Tal-
kessels von Ruda ihre unmittelbare westliche Fortsetzung. Die
Kreidekalke rechts (südlich) vom Eingange in die Schlucht zeigen ein
sehr steiles Einfalien gegen SW, zum Teil ein Streichen gegen NNW
bei seigerer Stellung.
Die Mergel unterhalb dieser Kalke fallen steil gegen SO und
zeigen sich mehrfach zerknittert. Am gegenüberliegenden Gehänge
ziehen sich große Schutthalden hinan. Die Felsen ober ihnen sind
eocäne Kalkbreccien. Diese streichen gegen OSO und kommen so,
da die Schlucht gegen ONO hinaufzieht, weiter taleinwärts auf die
südliche Schluchtseite zu liegen. Hier keilen sie auf dem Plateau
oben ziemlich bald aus. An die Breceien schließt sich nordwärts
ein schmaler Streifen von oberem Kreidekalk, welcher gleichfalls
schief von der Schlucht durchschnitten wird. In dem südlich von
der Schlucht gelegenen Teile dieses Streifens trifft man sichere
Rudistenreste in einem milchweißen subkristallinen Kalke an. In
Verbindung mit demselben erscheint ein zuckerkörniger dolomitischer
Kalk. Weiter nordostwärts folgen wieder tiefere graue Kreidekalke
mit Chamidenresten. Diese Kalke bilden hier ein von dem Anfangs-
teil der Schlucht gekreuztes zerknittertes Schichtgewölbe. Man kann
zunächst sehr steiles SSW-Fallen und dann einen Übergang dieser
Lagerungsweise in mäßig steiles WNW- und NNW-Fallen feststellen.
Der erwähnte schmale Streifen von Rudistenkalk keilt westlich
von der Schlucht bald aus und es stößt dann der Kalkbreecienzug
nordwärts an tieferen Kreidekalk. Vom Fuße der durch Breeceien
gebildeten Felswände ziehen sich westwärts von der Schluchtmündung
an Stelle von-Kalktrümmerhalden steile, mit Mergelschutt bedeckte
Hänge zum Rudaner Talkessel hinab. Stellenweise treten die Mergel
in steiler Stellung anstehend zutage. Ungefähr in der Mitte des
Nordrandes des Rudaner Kessels keilt der Breccienzug aus und es
schiebt sich zwischen die Chamidenkalke oben am Kesselrande und
die Plattenmergel an den unteren Hängen eine Felsmasse von weißem
Kreidekalke mit Rudistenspuren ein. Diese fällt gegen das Gehänge
ein, wogegen die grauen Kalke weiter oben steil zum Talkessel ab-
fallen. Zwischen dem grauen und weiben Kalke ist eine kleine
Partie von oberen Rudamergeln in steiler Stellung eingeklemmt. Die
Mergel unterhalb des weißen Kalkes fallen gegen S ein.
Westwärts von dieser Region wird die nördliche Talkesselwand
von großen Trümmerhalden eingenommen, über welche eine Fels-
mauer emporragt, die aus steil gegen das Tal zu fallendem Chamiden-
kalke aufgebaut ist. Dieser Kalk ist in einer schmalen, nahe dem
Kesselrande sich hinziehenden Zone als Plattenkalk entwickelt. Am
Fuße der Trümmerhalden entspringt aus grobem Blockwerk der
1907 Sitzung vom 19. März. F. v. Kerner. 151
mächtige westliche Rudaquellbach, der sich mit dem östlichen Quell-
flusse am Ausgange des Talkessels vereinigt.
Westwärts von dieser Quelle baucht sich der Rand des Kalk-
sebirges etwas gegen S aus. Das unter ihm befindliche Gehänge
springt weit gegen S vor und dacht zum Teil noch gegen SO ab,
so daB man auch von einem Westgehänge des Rudaner Kessels
sprechen kann. Dieses Gehänge, längs dessen Fuß der westliche
Rudabach dahinfließt, ist mit Mergelplatten und Kalktrümmern
bedeckt; ebenso die westliche Fortsetzung desselben, welche gegen
das enge Tal zu abdacht, das den Rudakessel mit einer östlichen
Ausbuchtung des Sinjsko Polje verbindet. In einem Einrisse ober
dem Kirchlein Sv. Martin sieht man fossilarme plattige Mergel in
mehrmals wechselnder Schichtlage aufgeschlossen. Die Grenze gegen
den Kalk ist an dem Wege, der hier auf das Karstplateau hinauf-
Profil durch den Nordhang des Talkessels von Ruda ostwärts von der
westlichen Rudaquelle.
1. Chamidenkalk. — 2. Plattenkalkfazies des Chamidenkalkes. — 3. Rudisten-
kalk. — 4. Oberer Iiudamergel.
führt, sichtbar. Die Mergel lagern in steiler Stellung dem gleichfalls
steil aufgerichteten Ralke an und lassen — ähnlich wie die bräun-
lichen diekbankigen Kalke weiter ostwärts — lokale Verbiegungen
und RKnickungen erkennen.
Dasselbe scharfe Aneinanderstoben von Kalk und Mergel ist
‚auch weiter westwärts ober dem Pfarrhause von Groß-Ruda zu be-
merken. Weiterhin ist die Grenze eroßenteils durch Schutt verhüllt.
Am Plateaurande ober Sv. Martin trifft man einen schmalen Streifen
von weißem Kalke. Weiter westwärts sind noch drei Klippen von
solchem Kalke an der Grenze des Mergels gegen den grauen Chamiden-
kalk vorhanden.
Die Deutung des weißen Kalkes als obere Kreide beruht hier
auf seinem Aussehen, Rudistenreste konnte ich hier in ihm nicht
finden. Ober Vela Ruda grenzt der Chamidenkalk unmittelbar an
den paläogenen Mergel. Der erstere fällt hier steil gegen NNW
152 Verhandlungen. Nr. 6
ein und bricht am Plateaurande ab. Die Mergel sieht man, wo sie
nicht durch Schutt verdeckt sind, mittelsteil gegen NNO einfallen.
Jenseits eines dann westwärts folgenden tiefen Grabens wird der
Plateaurand wieder durch Kalkbreccien gebildet. Das Gehänge unter
ihnen ist eroßenteils mit Schutt bedeckt. Stellenweise sieht man
dünnbankige lichtbräunliche Kalke und plattige Mergelkalke auf-
geschlossen. Das Einfallen ist ein mittelsteiles bis steiles nord-
östliches, doch treten auch lokale Faltungs- und Knickungs-
erscheinungen auf.
Das Innere des Talkessels von Ruda ist größtenteils mit Acker-
land bedeckt. Anstehendes Gestein erscheint zu beiden Seiten eines
Grabens, der von der Mündung der vorhin genannten Schlucht gegen
den Rudafluß hinabzieht, ferner auf einer flachen Bodenwelle nord-
wärts von der rechtsseitigen Uferböschung dieses Flusses und an einer
Böschung längs des linken Ufers des westlichen Rudabaches.
Beim Minenhause und ober der Wegserpentine weiter nordwärts
fallen die Plattenmergel 60—70% steil nach h 23—24. Auf der
Zwischenstrecke sind lokale Sehichtenbiegungen vorhanden und ist
nacheinander ein Einfallen in Stunde 14, 20 und 16 sichtbar. Am
ÖOstabhang des vorgenannten Grabens mißt man zunächst 60° h 15,
dann 70° h 22, lokal auch andere Finfallsrichtungen. An der West-
böschung des Grabens verflächen die Schichten zum Teil 40—609
steil in h 22, zum Teil streichen sie bei seigerer Stellung oder
steilem Südfallen nach h 19. Die wenigen Aufschlüsse am Wege,
der quer durch den Rudaner Talkessel vom Minenhause zum Wirts-
hause führt, zeigen 60—700 steiles Einfallen der Plattenmergel
nach h 23. An der Böschung längs des linken Ufers des westlichen
Rudabaches herrscht 75° steiles Fallen in h 15 vor. Am Fuße des
Nordgehänges des Talkessels ist vorzugsweise 60—70° steiles süd-
liches Verflächen konstatierbar. Man hat also in der Südhälfte des
Rudakessels zumeist steiles nördliches, in der Nordhälfte steiles süd-
liches Schichtfallen. Die Lagerung ist meist auf größere Strecken
hin konstant, um dann lokal mehrfach gestört zu sein.
Westwärts von der Brücke, die den westlichen Rudabach kurz
vor seiner Mündung in den östlichen Quellfluß übersetzt, sieht man
den Kern einer kleinen Falte der Mergelschichten aufgeschlossen.
An der Straße gegen Sv. Martin hinauf passiert man teils den mäßig
steil geneigten nördlichen, teils den seiger OW streichenden süd-
lichen Flügel dieser “Falte. Westlich von Sv. Martin fallen die
Schichten an der Straße nordwärts, unterhalb derselben steil gegen
S und unten gegen den Fluß zu wieder nach N ein. Gegenüber der
kurzen Strecke, wo auf der südlichen Talseite der Kreidekalk bis
an das Flußufer herantritt, befindet sich nahe dem Nordufer eine
kleine isolierte Felsmasse von Kreidekalk. Die Mergel, aus welchen
sie hervorschaut, sind an der Grenze gegen sie mehrfach verbogen
und in der Lagerung gestört. Weiter talauswärts ist der Mergel am
Nordufer durch Ackerland bedeckt. Gegenüber dem Westende des
an früherer Stelle besprochenen Mergeldreieckes am Südgehänge
tritt er nochmals zutage, eine nördliche Uferböschung bildend.
1907 Sitzung vom 19. März. I. v. Kerner. 153
Das Kohlenflöz von Ruda.
Aus den früheren Darlegungen ergibt sieh, daß beim Kohlenflöz
von Ruda die streichende Erstreckung und die Lage des aroßenteils
von Schutt und Ackererde überdeckten Ausbisses genau bestimmt
werden können. Das Flöz bildet das unmittelbar Hangende der
mittleren Schichtgruppe. welche durch ihren Aufbau aus vier lithologisch
leicht kemntlichen Gesteinsgliedern ausgezeichnet ist. So weit sich diese
Schiehtgruppe gegen O und W verfolgen läßt,. so weit ist nieht nur
Aussicht, sondern auch Gewißheit vorhanden, auf das Flöz zu stoßen.
Von da an, wo diese Schichtgruppe beiderseits endet, ist keine
Hoffnung mehr gegeben, bei Bohrversuchen Kohle anzutreffen. Die
beiderseitigen Endigungen jener Schichtgruppe fallen nun mit dem
Öst- und Westrande des Rudaner Talkessels zusammen. Solcherart
beträgt die streichende Erstreckung des Rudaner Kohlenflözes 11/, km.
Es mag das hier betont sein, weil in nicht geologischen Kreisen ge-
hofft wurde und vielleicht noch wird, daß sich das Flöz weit gegen
Ost in die Vorlagen des Prologgebirges und anderseits gegen West
bis an den Rand des Sinjsko Polje erstrecken könnte. Eine Stütze
für die erstere Annahme sucht man darin zu erblicken, daß sich vom
Ostrande des Rudaner Kessels dünnplattige Schichten mit gleichem
Streichen und Fallen wie die Rudaschichten in das Karstplateau von
Putnik hinein verfolgen lassen und daß noch weiter ostwärts nahe
unterhalb des Gipfels des Berges Varda eine schwarze ‚brenzliche
Mineralsubstanz gefunden wurde, welche eine äußere Ahnliehkeit
mit der Rudaner Schieferkohle hat. Die Gleichheit der Schichtlage
auf dem Karstplateau östlich vom Talkessel von Ruda mit jener in
diesem Kessel selbst könnte an sich allerdings zur Annahme verlocken,
daß es sich hier um ein östliches Fortstreichen derselben Schiehtmasse
handle. Eine Betrachtung der Gesteine auf jenem Plateau kann aber
nur, wenn sie sehr flüchtig vorgenommen wird, davor abhalten, jene
Annahme alsbald fallen zu lassen. Die plattigen Gesteine östlich ober-
halb des Kesselrandes sind weniger dünn spaltbar als jene im Kessel-
srunde. Selbst die dünnsten Platten, die man oben am Pfad nach
Putnik findet, sind noch immer etwas dicker als jene beim Stollen
und bei dem Minenhause unten. Die plattigen Gesteine oben am
Plateau bei Putnik sind graue, im Bruche bräunlichgraue, schwach
bituminös riechende Kalke, die Gesteine unten bei Ruda aber weiße
bis liehtgelbe, im Bruche braune, stärker bituminöse Mergelkalke.
Der Tongehalt der Schichten von Ruda bedingt eine geringere Härte
gegenüber jenen Kalken bei Putnik. Für den, der die Beziehungen
zwischen Widerstandsfähigkeit der Gesteine und den Reliefformen zu
erfassen vermag, ist es sofort klar, daß der Talkessel von Ruda dem
Einbruche weicherer in härtere Schichten seine Entstehung und der
Auswaschung jener weicheren Schichten seine heutige Gestalt ver-
dankt. Würden die Rudaner Schichten gegen O weiterstreichen, so
müßte sich auch der Talkessel von Ruda weiter gegen O erstrecken.
Die Verschiedenheit der Härte der Gesteine im.Innern und in der
Umgebung des Rudaner Kessels ist sehr merklich. Ich erinnere mich
154 Verhandlungen. Nr. 6
noch, daß mehrmals, wenn ich mich bei meinen Ausflügen verspätete
und den Steilabstieg nach Ruda in der Dunkelheit vollzog, ich aus
einer Änderung des Gefühls beim Auftreten auf den Boden sogleich
wußte, daß ich die Grenzline zwischen Kalk und Mergel überschritt,
und ich würde mich getrauen, auf Grund jener Gefühlsveränderung
die Grenzlinie zwischen Tertiär und Kreide östlich von Ruda mit ver-
bundenen Augen — natürlich von einem anderen geführt — annähernd
richtig festzustellen.
Des weiteren ist hervorzuheben, daß man auf dem KRarstplateau
von Putnik plattige Gesteine nur als schmale Züge und Einlagerungen
in bankigen Kalken antritft, während doch im Kessel unten die ganze
Schiehtmasse — mit Ausnahme der schmalen Zwischenzone im Liegenden
der Kohle plattig entwickelt ist. Sehr schwer fällt gegen die An-
nahme, daß die kohlenführende Formation nach Putnik und Varda
weiterstreiche, der Umstand ins Gewicht, daß man auf dem Putniker
Plateau und auf dem Berge Varda nirgends mehr eine Spur jener
vier in Habitus und Relief leicht kerntlichen Gesteinszüge antriftt,
die im Talkessel von Ruda unten an allen Stellen, wo bisher die
Kohle eeschürft wurde, in gleicher Reihenfolge als Liegendes des
Flözes festgestellt werden können. Was endlich die am Berge Varda
gefundene Mineralsubstanz betrifit, so handelt es sich da um eine
äußere Ahnliehkeit, aber keineswegs um eine Übereinstimmung mit
der Rudaner Schieferkohle. Man wird jene Substanz als eine beson-
dere Art der in der dalmatinischen Kreide nicht selten vorkommenden,
lokalen stark bituminösen Infiltrationen zu betrachten haben.
So steht dem für ein östliches Weiterstreichen der Rudaner
Schiehten zu sprechen scheinenden Gleichbleiben der Lagerungsform
eine völlige Umgestaltung der Gesteinsbeschaffenheit entgegen. Man
müßte also mindestens einen durchgreifenden Fazieswechsel an-
nehmen. Bei einem solchen wäre es aber äußerst unwahrscheinlich,
daß er im Streichen so ganz plötzlich stattfinde, und noch viel un-
wahrscheinlicher, daß gerade nur ein einziges Schichtglied von diesem
Wechsel nicht betroffen sein sollte, daß das Kohlenflöz trotz völliger
Umänderung seiner Liegend- und Hangendschichten ganz unverändert
weiterstreiche. Die absolute Gewißheit, daß dem nicht so ist, ver-
mittelt die Feststellung der Fossileinschlüsse. Im Talkessel von Ruda
findet man Abdrücke alttertiärer Pflanzen, auf dem Plateau von
Putnik und am Berge Varda dagegen Durchschnitte von Chamiden
und Nerineen der Kreideformation. Ich habe solche sowohl nahe dem
Östrande des Rudaner KNessels, dort, wo man dünnplattige Kalke bei
steilem nördlichem Verflächen gegen O streichen sieht, als auch
in der Nähe des erwähnten Fundortes vermeintlicher Rudaner
Schieferkohle am Berge Varda angetroffen.
Es sei hier übrigens nochmals bemerkt, daß auch die Meinung,
daß das Streichen und Verflächen der Rudaner Schichten im Streichen
und Verflächen der Plattenkalke auf dem Putniker Plateau seine un-
mittelbare Fortsetzung finde, nur auf Grund von mangelhafter Orts-
besichtigung entstehen kann. Wo die Grenze zwischen Kalk und Kalk-
mergel östlich ober Ruda nicht durch Schutt verdeckt ist, kann man
nämlich sehen, daß die Mergelkaike an der Grenze gegen den Kalk
rr
1907 Sitzung vom 19. März. F. v. Kerner. 155
Erscheinungen von horizontaler Schleppung zeigen, scharf umbiegen
und umknicken und sich ihr Streichen parallel zur Grenze stellt.
Die andere Vermutung, daß sich das Rudaner Flöz bis gegen
das Sinjsko Polje gegen W erstrecken könnte, beruht auf dem Vor-
handensein von Kohle am Westfuße des Podi Brdo bei Vrdoljak und
auf dem mir nur vom Hörensagen bekannten Erscheinen von Kohle
im Bachbette des nahen Ruda potok zu Zeiten ungewöhnlich tiefen
Wasserstandes im Spätsommer. Die Fundstellen von Kohle südlich
von Vrdoljak (ein kleiner Ausbiß ist auch nördlich von dieser Hütten-
gruppe vorhanden) liegen, wenn auch nicht genau, so doch beiläufig
in der westsüdwestlichen Verlängerung des Streichens des Rudaner
Flözes. Im übrigen liegt allerdings nichts vor, was Anlaß bieten
könnte, die Verdoljaker Kohle mit der von Ruda in Beziehung zu
bringen. Man hat es dort mit einem von der Schieferkohle in Aus-
sehen und Beschaffenheit sehr abweichenden minderwertigen Lignit
zu tun. Das Gestein, dem dieser in dünnen Bändern eingelagert ist,
ist ein weißlicher und gelblichgrauer großenteils zu Lehm verwitterter
Ton, nicht dünnplattiger Mergelkalk. Die Lagerung ist hier 1I— 150
Verflächen gegen WNW, also wesentlich verschieden von jener des
Rudaner Flözes. Es handelt sich da um diskordante flache An-
lagerung an das cretacische Grundgebirge, nicht um steile Ein-
klemmung in dasselbe wie in Ruda. Den sichersten Beweis dafür,
daß die Kohle von Vrdoljak mit jener von Ruda in absolut keiner
Beziehung steht, liefert die Feststellung der Fossilreste. Die Tone
von Vrdoljak sind reich erfüllt mit wohlerhaltenen Gehäusen des
Fossarulus triearinatus Brus., dem bezeichnendsten Fossil der mitt-
leren Horizonte des Neogens im Umkreise des Sinjsko Polje. Der
Lignit von Vrdoljak ist demzufolge jünger als ‘die Schieferkohle von
Ruda und es trifft hier auch die oft und gern gemachte Annahme zu,
daß das geologisch jüngere Produkt dem älteren an Wert naclısteht.
In Anbetracht der großen praktischen Bedeutung, die ein Nach-
weis des Weiterstreichens des Rudaner Flözes über die Grenzen
des gleichnamigen Talkessels hinaus besäbe, berührt es eigentümlich,
daß sich die bisherigen Schürfungen doch auf den Talkessel be-
schränkten, woselbst sie natürlich in der Ausbißlinie überall von
Erfolg begleitet waren. Man kann sich hier des Eindruckes nicht
entschlagen, daß diese Beschränkung doch der Vorstellung entsprang,
daß Schürfversuche außerhalb des Talkessels resultatlos bleiben
würden.
Man muß den Urhebern der bisherigen bergmännischen Ver-
suchsarbeiten in Ruda das Zeugnis ausstellen, daß sie betrefis der
Ortswahl sehr geschickt vorgegangen sind. Diese Arbeiten zeigen
schon das meiste, was in Ruda oberflächlich überhaupt gezeigt werden
kann. Ein Versuchsstollen am Ostrande, eine Rösche am Westrande
und eine Rösche in der Mitte des Talkessels: dies genügt, um jedem
klar zu machen, daß sich das Flöz zumindest durch den ganzen
Talkessel hindurch erstreckt. Mehr könnte nun aber auch gar nicht
gezeigt werden und so war es sehr viel klüger, daß man es bisher
überhaupt vermieden hat, die Hoffnung auf eine’ große streichende
Erstreckung des Rudaner Flözes durch Schurfarbeiten im Gebirge
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 6. Verbanudlungen. 29
156 Verhandlungen. Nr. 6
östlich und westlich vom Talkessel auf inre Begründbarkeit zu prüfen.
Diese Prüfung hätte überall ein negatives Resultat ergeben.
Wichtiger ist zunächst allerdings eine andere Frage, die sich
zurzeit noch ganz der Beantwortung entzieht; die Frage nach der
Erstreckung des Schieferkohlenflözes im Verflächen. Solange man
diese auch nicht annähernd richtig schätzen kann, läßt sich die stets
so interessierende Kubikinhaltsbereehnung gar nicht ausführen. Das
Flöz geht gleich seinen Liegend- und Hangendschichten sehr steil in
die Tiefe. Wie lange dieses steile Einfallen anhalten mag, ob es einer
Flachlegung in bedeutendem Ausmaße weichen dürfte oder ob in der
Tiefe starke Zerrüttungen Platz greifen mögen, darüber lassen sich
nur vage Vermutungen anstellen, mit denen niemandem gedient ist.
Der Mangel an Anhaltspunkten für die Beurteilung der Verhältnisse
in der Tiefe beeinträchtigt auch sehr die Gewinnung eines befrie-
digenden tektonischen Bildes. So würde die geplante Anlage eines
tonnlägigen Schachtes sowohl in praktischer Beziehung außerordentlich
wichtig als auch in theoretischer Hinsicht sehr aufklärend sein.
Genaue topische Mitteilungen betrefts des großenteils mit Schutt
und Kulturboden überdeckten Flözausbisses sind hier kaum am
Platze, ebenso soll hier auf die Abbauverhältnisse nicht des näheren
eingegangen werden; nur ein sehr wichtiger Umstand kann nicht
ganz ohne Erwähnung bleiben. Die hydrographischen Verhältnisse
sind in Ruda für den Bergbau ziemlich ungünstig. Nur ein kleiner Teil
der Schieferkohle liegt über dem Niveau des Ruda potok. Der —
gleichviel wie groß die Gesamtmenge der Rudakohle sein mag —
jedenfalls viel größere Teil dieser Menge liegt unter dem Fluß-
spiegel. Das Hinabreichen unter das regionale Grundwasserniveau
hat in Ruda als Nachteil eine weit größere Bedeutung, als dies sonst
der Fall zu sein pflegt. Das Flöz von Ruda wird nämlich vom
Flusse schief durehschnitten und hat eine für Wasser leicht zugäng-
liche Basis, die wiederholt genannte kalkige Trennungswand zwischen
den oberen und unteren Mergelkalken, die selbst auch keine undurch-
lässigen Gesteine sind. Während also sonst ein unter dem Niveau
eines nahen Flusses in durchlässigem Terrain umgehender Bergbau
nur gegen die zu diesem Flusse hinziehende langsame, feinverteilte
Grundwasserströmung anzukämpfen hat, eventuell wohl auch gegen
das seitlich infiltrierende Flußwasser, ist ein Tiefbau in Ruda
dem stetigen Eindringen der rasch strömenden geschlossenen Wasser-
masse eines kleinen Flusses unmittelbar ausgesetzt. Die kalkigen
Liegendschichten des Flözes stellen ein Kanalsystem dar, das von
der Mitte aus stets bis zu seinen beiden Enden hin mit Wasser
gespeist wird. Es ist somit allerorts in dem Moment, in welchem
beim Abbaue die Basis des Flözes erreicht wird, die Gelegenheit
zu Wassereinbruch in die Strecken gegeben.
Beim Ursprunge des Ruda potok handelt es sich um eine der
bedeutendsten Karstquellen Dalmatiens. Es ist die Annahme be-
gründet, daß diese Quelle die Wässer wieder zutage bringt, welche
von den zahlreichen Ponoren am Westrande des Busko blato ver-
schluckt werden. Die Möglichkeit, den großen Wassermengen, welche
im Fond der engen Schlucht gleich hinter Ruda stetig aus der Tiefe
1907 Sitzung vom 19. März. I. v. Kerner und Hans Scupin. 157
empordringen, einen anderen Weg zu weisen, ihren Durchfluß durch
das anzulegende Bergwerk zu hindern, ist ganz ausgeschlossen, es sei
‘denn, daß man sie mittels eines den Podi brdo durchbohrenden
Tunnels zum Grab potok ableiten würde. Nur umfassende Sicherungs-
bauten, die aın besten beim tiefsten Wasserstande im Spätsommer
und zu Beginn des Herbstes aufzuführen wären, in Verbindung mit
großartigen Wassergewältigungsanlagen, für deren Betrieb der Ruda
potok selbst als bedeutende Wasserkraft in Betracht käme, werden
in Ruda einen Tiefbaubetrieb ermöglichen. Die großen modernen Fort-
schritte in der Bergbautechnik erstrecken sich auch auf die Wasser-
gewältigung und so darf man denn wohl hoffen, daß auch in Ruda
aus dem harten Kampfe, den hier die Technik mit der Natur führen
müßte, die erstere schließlich als Siegerin hervorgehen würde.
Die äußeren Merkmale der Rudaner Schieferkohle wurden schon
an früherer Stelle mitgeteilt. Uber das Verhalten der Kohle aus
den reinsten Flözpartien beim Verbrennen enthält die eingangs
zitierte Beschreibung von Bergbaudirektor K. Stegl die Angabe,
daß diese Kohle im offenen Feuer gut brennt und wenig schlacken-
artige Rückstände zurückläßt und daß sie während des Verbrennens
teerartig weich und backend wird, was eine ganz spezielle Eigen-
schaft dieser Kohle ist. Des weiteren sind 1. e. die Ergebnisse einer
vom Generalprobieramte in Wien vorgenommenen Durchschnittsanalyse
der unreinen Flözpartien, des „Kohlenschiefers“ und die von einer
chemischen Versuchsanstalt ausgeführte Elementaranalyse mitgeteilt.
Die Untersuchung des Probieramtes ergab 4%, hygroskopisches Wasser,
450/, schwere Kohlenwasserstoffgase und 51°/, Rückstände beim Ver-
gasen und beim offenen Verbrennen einen Heizwert (nach Berthier)
von 3065 Wärmeeinheiten mit einem Aschengehalte von 344°/,. In
Ruda bekam ich noch ein drittes Gutachten zu sehen, in welchem
außer den bei der trockenen Destillation erhaltenen Mengen von
Koaks, Teer und Leuchtgas auch das spezifische Gewicht und die
Leuchtkraft des letzteren angegeben sind. Es ist mir nicht bekannt,
ob diese Angaben mitgeteilt werden können. Aus den verschiedenen
Gutachten scheint hervorzugehen, daß die Rudaner Schieferkohle ein
zur Gasgewinnung wohl geeigneter Mineralstoff ist.
Literaturnotizen.
Hans Scupin. Das Devon der Östalpen. IV. Die Fauna
des devonischen Riffkalkes. Il. Zeitschr. d. deutschen geolog.
Gesellsch. Berlin, Bd. 57 und Bd. 58. Mit 9 Tafeln.
Durch die vorliegende Arbeit, welche sich als eine Fortsetzung der vou
Professor F. Frech begonnenen Studien: „Über das Devon der Ostalpen‘“!)
darstellt, erfährt unsere Kenntnis der Faunen aus den altpaläozoischen Bildungen
!) F. Frech, Über das Devon der Ostalpen nebst Bemerkungen über das
Silar und einem paläontologischen Anhang. Dieselbe Zeitschr., Bd. 39. Mit 2 Taf.
— Uber das Devon der Östalpen, II., Bd. 43. Mit 4 Taf. Hauptsächl. Brachio-
poden des älteren Oberdevons und des jüngeren Mitteldevons.
— III. Die Fauna des unterdevonischen Riffkalkes (Trilobiten, Cephalopoden,
Gastropoden). Bd. 46. Mit 7 Tafeln und einer Doppeltafel.
22*
158 Verhandlungen. Nr. 6
der Alpen eine wesentliche Erweiterung. Aus dem zum Teil von F. Frech her-
rührenden, später durch umfassende Aufsammlungen des Autors namhaft vermehrten
und schließlich durch neuere Kunde von Herrn Dr. Spitz (Wien) ergänzten Material
werden an 100 Arten beschrieben und abgebildet, wovon 18 aus Zweischalern be-
stehen, während der weitaus überwiegende Teil durch Brachiopoden gebildet wird.
7 Zweischaler und 25 Brachiopoden werden als neue Arten beschrieben.
Sämtliche Formen stammen aus dem lichtgrauen, zumeist korallenführenden
Riffkalk, welcher zwischen dem Wolayertörl und Seekopftörl die Basis der großen,
zum Monte Coglians und zum Seekopf aufsteigenden Felswände bildet und sich
durch eine undeutliche Schichtung und mächtigere Bankung von den höheren,
plattigen Kalkmassen abhebt. Der Autor vergleicht diese Fauna zunächst mit
jener der auch petrographisch überaus ähnlich ausgebildeten Koniepruser F',-Kalke
in Böhmen, dann mit derjenigen der unteren Wieder Schiefer im Harz, endlich auch
mit den Unterdevonfaunen von Erhray in Frankreich und des Ural.
Dabei stellt sich heraus, daß die namentlich durch das Geschleeht Conocardium
vertretenen Bivalven zum. großen Teil dem karnischen Gebiet eisentümlich sind
und nur zu den Vorkommen aus dem böhmischen Devonmeere nähere Beziehungen
aufzuweisen scheinen. Unter den Brachiopoden dagegen treten die lokalen Formen
stark zurück. während auch hier die Übereinstimmung mit Böhmen eine große ist.
So finden sich etwa zwei Drittel der bisher bekannten Arten im F,-Kalk von
Böhmen, ja es sind bei Einrechnung der neuen Arten etwa die Hälfte mit Böhmen
gemeinsam. Bezeichnend ist der Umstand, daß verhältnismäßig viele Arten auf
Böhmen und die Südalpen beschränkt bleiben. Sehr wenige Arten aus den böhmischen
Kalken F, sind im lichten karnischen Riffkalk vertreten.
Eine spezielle Untersuchung der an großen Hercynellen reichen tiefschwarzen
Gastropodenkalke, welche Referent namentlich in den Schutthalden. am luße des
Monte Coglians südlich unter dem Seekopftörl beobachtet und mit den #\-Kalken
von Radotin verglichen (Exkursionsführer XI des IX. internat. Geologenkongresses,
Wien 1903, pag. 24) hat, ist noch ausständig.
Die Ubereinstimmung mit dem kalkigen Unterdevon des Ural erscheint
wesentlich größer, als mit den altersgleichen Bilduugen vom Harz und von Süd-
frankreich; dieselbe tritt insbesondere durch das gemeinsame Vorkommen der jenen
beiden anderen Distrikten fehlenden Gattung Karpinskia Tschern. deutlich her-
vor. Aus dem Vergleich der anderwärts für bestimmte Stufen des Unterdevons
charakteristischen Formen ergibt sich, daß der karnische Riffkalk nicht über das
Unterdevon, beziehungsweise den Koniepruser #,-Kalk 'emporreicht, wie dies auch
F. Frech angenommen hatte. Dagegen gelangt der Verfasser bezüglich der unteren
Grenze des karnischen Riffkalkes zu. einem anderen Schlusse als Prof. Frech,
indem er die Grenze zwischen Silur und Devon konform der vom
Referenten stets festgehaltenen Auffassung zwischen den
Crinoidenkalken mit Rhynchonella Megaera Barr. (am oberen Wolayer Törl)
und den karnischen Ritfkalk legt, so daß der letztere ungefähr
demganzen Unterdevon entsprechen würde.
Maßgebend für diese Erwägang war für den Verfasser namentlich das Vor-
kommen der kosmopolitischen Obersilurform Cardiola interrupta Sow., welche sich
in Bruchstücken unter einem Material aus der Zone der Rh. Megaera Barr. ge-
funden hatte. Es sei hier darauf aufmerksam gemacht, daß diese Art bereits ge-
legentlich der nach dem IX. internationalen Geologenkongreß 1903 veranstalteten
Exkursion in die Karnischen Alpen am oberen Wolayer Törl in großen, wohl-
erhaltenen Stücken gesammelt wurde, worüber seinerzeit im IX, Compte rendu,
Bd. II, pag. 356, berichtet worden ist. (G.,G@.)
VERE der = k. Zesigeh Reichsangtält, Wien TIL. Rastmore ei 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
N“ 1907.
a,
YAITLS
“
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Sitzung vom 9. April 1907.
Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: M. Vacek: Weitere Bemerkungen zur Geo-
logie des Grazer Beckens. O0. Ampferer: Zur neuesten geologischen Erforschung des
Rätikongebirges. — Vorträge: W. Hammer: Bericht über die Neuaufnahme der Ortler-
gruppe. — O.Ampferer: Glazialgeologische Beobachtungen im unteren Inntal. — Literatur-
notlizen: F.X. Schaffer, Dr. E. Weinschenk.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Eingesendete Mitteilungen.
M. Vacek. Weitere Bemerkungen zur Geologie des
Kmazer Beckens.
Die vorliegende Mitteilung bildet eine Fortsetzung zu der Dis-
kussion, welche der Verfasser vor etwa Jahresfrist in diesen Ver-
handlungen veröffentlicht hat!) und welche sich gegen den Versuch ?)
wendete, gewisse rein stratigraphische Fragen im Grazer
Becken auf tektonischen Umwegen zu komplizieren. Aus Rück-
sicht für den Leser ist der folgende Aufsatz in zwei Abschnitte ge-
teilt. Von diesen bildet der erstere eine gedrängte Antwort auf die
inzwischen erschienene, neueste Publikation von F. Heritsch?°) und
ist daher nur an eine sehr kleine Anzalıl von Adressen gerichtet. Ich
hätte am liebsten über die grundlosen Anwürfe des jungen Autors
kein Wort verloren; leider kann ich, um Mißdeutungen zu vermeiden,
das berechnende Vorgehen eines ungewöhnlich diensteifrigen Epigonen-
tums nicht ohne jegliche Gegenbemerkung lassen, insbesondere aber
kann ich nicht mit Stillschweigen eine hartnäckige Opposition zulassen
sesen wissenschaftliche Begriffe, deren Zuverlässigkeit durch klare
Tatsachen feststeht. Der zweite Teil (pag. 165 u. fle.) ist für einen
weiteren Leserkreis bestimmt. Er schließt sich ergänzend an die
Ausführungen der vorjährigen Mitteilung an und soll insbesondere
demjenigen, der sich später mit dem Thema des Grazer Beckens zu
!) M. Vacek, Bemerkungen z. Geol. d. Grazer Beckens. Verh. 1906,
pag. 203—238.
2) F. Heritsch, Studien über die Jektonik d. pal. Ablg. d. Grazer
Beckens. Mitt. d. nat. Ver. f. Steiermark, Jahrg. 1905, pag. 170 - 224.
®) F. Heritsch, Bemerkungen über die Geo]. d. Grazer Beckens. Mitt. d.
nat. Ver. f. Steiermark, Jahrg. 1906, pag. 96— 134.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 7. Verhandlungen 23
160 Verhandlungen. Nr.
—1
beschäftigen haben wird, den Einblick in die Sachlage erleichtern,
indem er die im Grazer Becken derzeit obschwebenden strati-
graphischen Fragen übersichtlich zusammenstellt, auf die zur Be-
urteilung des Studienganges wichtigeren Literaturstellen verweist und,
wo nötig, die bisherigen Angaben zu vervollständigen sucht. Einige
beigegebene Profile sollen zu rascher Orientierung über den Aufbau
dienen.
Der zweite Aufsatz, welchen F. Heritsch über kurz zur
Geologie des Grazer Beckens veröffentlicht hat, enthält nur äußerst
spärliche Daten, die man als geistiges Eigentum des Verfassers
bezeichnen kann. Die neue Schrift erscheint vielmehr fast aus-
schließlich einer schon durch ihre breite Anlage recht unklaren
Polemik gewidmet. Indem sie nur den einen Zweck verfolgt,
die wissenschaftlichen Resultate des Vorgängers im Arbeitsfelde zu
diskreditieren, reiht sie sich in Tendenz und Ausführung an die
analogen Publikationen von R. Hörnes an. Einer rein persön-
lichen Einleitung läßt F. Heritsch drei Kapitel (A—C) folgen. Im
Kapitel A wird mein Reisebericht über die Kartierung und Aufnahme
des Grazer Beckens (Verh. 1891, pag. 41) großenteils wörtlich rezitiert.
So was strengt wenig an, füllt Papier und gibt Gelegenheit zur Ein-
schaltung von allerlei polemischen Bemerkungen. Kapitel BD soll eine
„möglichst kurze“, das heißt die Antwort auf sachliche Einwände
möglichst vermeidende Frwiderung auf meine letzte Mitteilung
(Verh. 1906, pag. 203) darstellen. Ein schwacher Versuch, jene
Bruchannahmen zu verteidigen, welche die unleugbar tiefe Lagerung
der kristallinischen Schiefer um Semriach im Sinne der strati-
graphischen Auffassung Dr. Clars deuten sollten, wird erst im
Kapitel © gemacht.
Der Schluß des Aufsatzes betrifft einen vom Grazer Becken
sanz verschiedenen Gegenstand, nämlich die Grauwackenzone
der Nördalpen, in welcher F. Heritsch auch einiges zusammen-
zuwerfen verspricht, was einer vor ihm mit Mühe und Fleiß strati-
graphisch geschieden hat. Die Auflösung der sogenannten Grauwacken-
zone in ihre natürlichen stratigraphischen Bestandteile ist bekanntlich
eines der schwierigsten Themen der Alpengeologie und es gibt hier
gewiß noch viel Nützliches zu schaffen. Indem aber F. Heritsch,
wie bereits bemerkt, schon vor Beginn aller Arbeit das Schlußresultat
mehrfach ankündigt, scheint er den Wert der Induktion in einer
Erfahrungswissenschaft nicht hoch anzuschlagen und die schwere Auf-
gabe, welche er sich gestellt hat, kaum von der richtigen Seite an-
zufassen. Hoffentlich wird es auch hier gelingen, die Wissenschaft
vor Schaden zu bewahren.
Der Zweck der jüngsten Publikation von F. Heritsch ist nicht
so sehr die Verteidigung von Ansichten und Auffassungen. Um sich
über das wahre Motiv klar zu werden, braucht man nur die zwei
längeren Zitate auf pag. 100 und 150 zu lesen und sich dabei die
naheliegende Frage zu stellen, in welcher sachlichen Beziehung
diese ausgegrabenen Literaturstellen zur Stratigraphie des Grazer
Beckens stehen. Es liegt auch nahe, anzunehmen, daß diese zwei
Indizien dem jungen Autor von erfahrener Seite beigesteuert wurden.
1907 Sitzung vom 9. April. M. Vacek. 161
F. Heritsch und sein wissenschaftlicher Berater täuschen sich aber
sehr, wenn sie glauben, daß ich mich dureh diese Zitate irgendwie
in meinem wissenschaftlichen Gewissen getroffen fühle. Ich glaube
sanz im Gegenteil nach Lage der Dinge mir heute etwas darauf
zugute tun zu können, seinerzeit voraussetzungslos und rechtzeitig
gegen ein wissenschaftliches Phantom vom Schlage der Doppelfalten-
theorie Stellung genommen zu haben, die nunmehr ihr eigener Pflege -
vater, wie aller Welt bekannt, selbst schon gründlich aufgegeben und
zu den Toten geworfen hat. Heute ist die Glarner Doppelfälten-
theorie für Professor Heim nur noch ein Gegenstand von Nachlese-
schwierigkeiten. Die Eisenschätzungen des Herrn Ingenieur Taffanel,
welche das zweite Zitat (pag. 130) höchst überflüssigerweise ans Licht
zieht, stehen mit meinen Auffassungen der Lagerungsverhältnisse am
Erzberge in einem sehr losen Zusammenhang, da dieselben nur rein
praktische Zwecke verfolgen, die mit Wissenschaft nichts zu tun haben.
Neben den Ausschnitten aus fremden Literaturen, welche er auf mein
Haupt zu sammeln sich bemüht, hat F. Heritsch auch eine Reihe von
selbsteigenen Beschwerden. Allem voran beklagt sich derselbe (paz. 96)
über meinen Stil und meint damit eigentlich den Ton, was aller-
dings nicht dasselbe ist. F. Heritsch scheint mir alle Ursache zu
haben, auf diesen heiklen Punkt den Leser seiner Schriften lieber
nicht aufmerksam zu machen. Im übrigen dürfte die längere Liste
von Titeln meiner Arbeiten (Anm. 2]. e) den berechtigten Schluß
zulassen, daß F. Heritsch die mir eigene Schreibweise zur Genüge
kenne. Ist dem aber so, dann hätte er es vielleicht doch einiger-
maßen bedenken sollen, sich als „Sprachrohr“ für fremde Ansichten
vorschieben zu lassen. Wenn F. Heritsch (pag. 101) dasZurück-
schlagen „nicht besonders fein“ empfindet, so wäre ihm nur an-
zuraten gewesen, sich nicht leichtfertig auf den literarischen Pauk-
boden zu drängen und mutwillig zu provozieren.
Mit der Zeit wird es F. Heritsch vielleicht noch klarer
werden. daß man bei einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung
nur mit der scharfen Klinge des konkreten Tatsachennachweises
etwas ausrichtet, nicht aber mit der stumpfen Waffe von Autoritäts-
zitaten; denn auch Autoritäten sind nicht selten fehlbar.
So ist zum Beispiel gleich der ersten Autorität, welche
F. Heritsch (pag. 98) ins Feld führt, Dr. K. Diener, das Ver-
sehen passiert, mir fälschlich zuzumuten, daß ich „die Existenz
eines zweiten Schieferhorizonts im Hangenden des Schöckel-
kalkes“ bestreite. Wer meine Mitteilungen über das Grazer Becken
aufmerksamer liest, als dies Prof. Diener bei der Zusammenstellung
von Bau und Bild möglich gewesen zu sein scheint, der wird
finden, daß es mir nient im Traume eingefallen ist, die „Existenz
eines Schieferhorizonts im Hangenden des Schöckelkalkes* zu be-
streiten oder gar die „Semriacher Schiefer für gleichwertig
mit der Quarzphyllitgruppe“* zu halten. Im Gegenteil ist
gerade das, worauf ich von aller Anfang an!) mit voller Klarheit ge-
!) Man vergleiche das längere Zitat aus meinem Aufnalımsbericht von 1891,
welches F. Heritsch auf pag. 117 bringt, mit dem pag. 98 gebrachten Zitat
23*
162 Verhandiungen. Nr. 7
drungen habe und was ich noch heute unbedingt vertrete, die Not-
wendigkeit. einer reinlichen stratigraphischen S cheidung zwischen
den im Hangenden des Schöckelkalkes auftretenden „bituminösen
Kalkschiefern von der Leber“ und den weitaus älteren,
kristallinischen Quarzphylliten, respektive Grünschiefern
der Semriacher Umgebung. Wie ich schon in Verhandlungen 1591 gezeigt
habe, hat Dr. Clar diese zwei grundverschiedenen stratigraphischen
Elemente miteinander irrigerweise vermengt und in der theo-
retischen Konfusionsstufe „Semriacher Schiefer“ vereinigt. Nur
die „bituminösen Kalkschiefer von der Leber“ liegen über dem
Schöckelkalk und bilden das charakteristische basale Glied der
Unterdevongruppe. Dagegen finden sich die „Grünschiefer“ im
Liegenden des „Grenzphyllits* Clars und sind sonach weitaus
älter als Schöckelkalk. (Man vergleiche unten in Profil IV’—VIII die
verschiedene stratigraphische Position der Glieder 3«@ und Quarz-
phyllit.)
Nach wissenschaftlicher Arbeitsregel wäre es Sache desjenigen
Autors gewesen, der sich neuerdings mit dem Grazer Becken
befaßt, durch Vergleich der Schriften festzustellen, daß
Dr. Die ener mir etwas Falsches zumutet. Statt dessen zitiert
F. Heritsch nur blind drauf los, weil — nun weil er in dem Zitate
eine Spitze gegen mich entdeckt zu haben glaubt, welche in dem
Worte „ isolier t“ liegt. F. Heritsch scheint in einer solchen Isolie-
rung etwas Entehrendes zu erblieken. Ich dagegen finde meinerseits
nichts Ebrenvolles in der wissenschaftlichen Kameraderie, von Schlepp-
trägerei gar nicht zu reden, welche so ziemlich das Gegenteil des
Persönlichen in der Wissenschaft bedeutet. Wer „persönlich“
genommen sein will, wie F, Heritsch (pag. 101) wünscht, der
muß sich schon aus eigenen Mitteln geben, das heißt ernst und
sachlich gearbeitet haben, nicht aber mit dem Fonds der eben erst
im Collegio gehörten Nachrede sich auf „Würdigungen von Aufnahms-
tätigkeiten“ einlassen wollen.
Es wurde bereits oben erwähnt, daß das Kapitel A, mit
welchem F. Heritsch mehr als die Hälfte seines Aufsatzes
(pag. 102—152) füllt, nur meinen Reisebericht vom Jahre 1891
größtenteils rezitiert. Unter anderen Umständen wäre ich für die
Wiedergabe recht verbunden angesichts der leidigen Tatsache, daß
seinerzeit das diesbezügliche Referat im Neuen Jahrbuche (1595, I,
pag. 355) es sorgfältig unterlassen hat, den Inhalt dieser Arbeit
auch nur in dürftigen Umrissen anzuführen
aus Dr. K. Dieners Bau und Bild und überzeuge sich von dem Mangel an
wissenschaftlicher Logik, den der Junge Autor auch bei dieser Gelegenheit "offen-
bart, da er im Widerspruche mit sich selbst nicht umhin kann zu bemerken, ich
hätte „nugestanden, daß es Schiefer über den Schöckelkalken gibt“. In dem
Worte „zugestanden“ liegt aber eine Verdrehung der Sachlage, die jeder-
wann klar wird, wenn er beachtet, daß dieses Zugeständnis ein eminent
spontanes war, da dasselbe schon vom Jahre 1891 datiert, also älter ist als
die Publikationen von R. Hörnes (1892) und Dr, K. Diener (1893).
1907 Sitzung vom 9. April, M. Vacek. 163
Der Leser des Kapitels 4 dürfte unschwer den Gegensatz
bemerken, in welchem die ruhige Schreibweise der Zitate steht zu
der Art, in welcher die bunt zwischengestreuten Glossen des
Kritikers abgefaßt sind. Man könnte demnach hoffen, daß der den-
kende Leser, durch diesen Vergleich angeregt, es vorziehen wird,
lieber gleich meinen Aufnahmsbericht im Originale zu lesen, weil
dieser Bericht, kürzer und besser geordnet, ihn rascher und leichter
über das Wissenswerteste aus der Geologie des Grazer Beckens
orientieren kann, als dassystemlose ZitatenagglomeratF.Heritsch’.
Der Leser wird sich dann schon selbständig von meiner
Aufnahmstätigkeit im Jahre 1890 ein unverfälschtes Bild
machen können und vielleicht finden, daß das im erwähnten Berichte
fixierte wissenschaftliche Ergebnis eines einzigen Aufnahmssommers
nicht gerade zu den ärmlichen gehört. Der Leser dürfte damit zu-
gleich einen passenden Maßstab erhalten, um sich über das Schlag-
wort „Detailaufnahme“ zu orientieren, welches, von Prof. Hörnes
seinerzeit absichtlich gebraucht, von seinem Schüler ostentativ mehr-
fach nachproduziert wird. Der einsichtige Leser wird das gebotene
Detail um so richtiger einzuschätzen wissen, wenn er billig bedenkt,
daß das Grazer Becken, welches ich 1890 offiziell ganz absol-
vieren mußte, ein Gebiet von ca. 1200 km? Grundfläche in stark
kupiertem Terrain repräsentiert. Dieses nicht kleine Gebiet im
Laufe eines Sommers verläßlich in Karte zu bringen, nachdem man
sich vorher über die Ausscheidungen und deren stratigraphische
Grundlage klar geworden sein mußte, ist eine Leistung, die jeder zu
würdigen versteht, dermit solchen Arbeiten vertrautist. Da ich seither,
mit anderen Aufnahmsarbeiten beauftragt, keine Gelegenheit mehr
hatte, mich im Grazer Becken länger umzutun, ist es vielleicht nicht
überflüssig, noch zu bemerken, daß meine sämtlichen Mitteilungen über
den Gegenstand hauptsächlich nur auf dem Ergebnisse dieser einen
Sommerkampagne vom Jahre 1390 beruhen.
Dagegen hatte Herr Prof. Hörnes, welcher seit mehr als 50 Jahren
mitten im Gebiete domiziliert, ein vollgestrichenes Jubiläumsalter
lang Gelegenheit, das gleiche Terrain mit Muße zu studieren. Daß sich
aber Prof. Hörnes in demselben heute noch immer nicht auskennt,
dürften die Arbeiten seines Schülers F. Heritsch jedermann be-
weisen. Die Ursache dieses Mangels an realem Fortschritte in der
Geologie des Grazer Beckens scheint mir hauptsächlich darin zu
liegen, daß die Grazer Herren traditionell ihre Bemühungen auf eine
kleine Anzahl bequem liegender Stellen (Plabutsch, Murtal, Teichalpe
u. dgl.) beschränken, im Gegensatze zu einer rationellen, syste-
matischen Aufnahmstätigkeit, welche ihren Autor naturgemäß zwingt,
das ganze Becken gleichmäßig zu untersuchen, sonach alle jene
Stellen kennen zu lernen, welche unzweideutig über einzelne
stratigraphische Fragen Auskunft geben können. Erst hieraus kann
sich dann folgerichtig auch für Plawutsch, Lantsch und andere
kompliziertere Stellen das richtige Verständnis leichter ergeben.
Berücksichtigt man billigerweise all die ebenerwähnten Ver-
hältnisse, dann muß man es zumindest sonderbar finden, wenn es
F. Heritsch (pag. 150) unternimmt, meine „Aufnahmstätigkeit“ im
164 Verhandlungen. INT
Grazer Becken „würdigen“ zu wollen. Die große Unternehmungs-
lust des jungen Autors dürfte nur von seiner Unerfahrenheit über-
troffen und durch die letztere teilweise erklärt werden. Allerdings
bezieht F. Heritsch ein gut Teil seiner Zuversicht aus besonderer
Quelle. Doch wurde schon (Verh. 1892, pag. 35 u. fle.) seinem Herrn
Lehrer nachgewiesen, daß auch er über Aufnalimstätigkeiten kein
sehr zuverlässiges Urteil habe. Die Würdigungsversuche F.Heritsch’
haben nur gezeigt, daß er nicht minder befangen ist wie andere, die
ihm zum Vorbilde dienen, und sein umständlicher Zitatenapparat
dürfte niemand Einsichtigen darüber täuschen können, daß die Re-
sultate meiner Aufnahmsarbeit vom Jahre 1590 denn doch einen
sehr wichtigen Fortschritt in der geologischen Kenntnis des Grazer
Beckens bedeuten, den alle verkleinernden „Würdigungen“ nicht mehr
rückgängig machen können.
Erst das Kapitel B (pag. 152—162) gibt sich als eine Art
„möglichst kurze“ Antwort auf meine „Bemerkungen“ in Verh. 1906.
Man sollte nun erwarten, F. Heritsch werde hier die zahlreichen
wissenschaftlichen Vorhalte regelrecht parieren, welche ihm 1. e. ge-
macht wurden. Vor allem sollte man glauben, F. Heritsch werde
hier endlich einmal auf den Kernpunkt der Frage nach der zwie-
spältigen Bedeutung des Terminus „Semriacher Schiefer“
eingehen, dessen endgültige Klärung meine „Bemerkungen“ in erster
Linie bezweckt hatten. Leider beschränkt sich alles, was der ge-
nannte Autor (pag. 155) zu diesem Diskussionsthema in fünf Zeilen
sagt, aufdieausweichende, zudem falsche Behauptung, R.Hörnes
hätte mir schon nachgewiesen, daß meine „Quarzphyllite“ über dem
Schöckelkalke lägen. Vielleicht beruft sich demnächst Prof. Hörnes
vice versa auf Heritsch. Auf diese geistreiche Art könnten die
beiden Herren in perpetuum der peinlichen Diskussion über die Zwei-
deutigkeit des Terminus „Semriacher Schiefer“ ausweichen,
zudem auch der naheliegenden Forderung sich entziehen, in posi-
tiver Art selbst den Nachweis zu erbringen, daß die „bituminösen
Kalk schiefer von der Leber“ wirklich isochron seien mit den „kri-
stallinischen Grünschiefern® der Semriacher Umgebung. Diesen
positiven Nachweis zu erbringen, versucht F. Heritsch nicht mit
einer Silbe, sondern gebraucht eigensinnig nach wie vor den Kon-
fusionsterminus „Semriacher Schiefer“ kunterbunt bald für die eine,
bald für die andere der beiden genannten, stratigraphisch grund-
verschiedenen Ablagerungen.
Mit Diskussionsplackereien gibt sich F. Heritsch überhaupt
nicht ab. Ausgehend von dem diplomatischen Grundsatz, der Hieb
sei die beste Parade, macht er sich vielmehr gleich zu Anfang des
Kapitels B hurtig daran, meine Profile zu „besprechen“. Ich
glaube zwar auf derlei Diversionen kaum näher reagieren zu müssen,
denn ich halte keinen ernsten wissenschaftlichen Leser für so kritiklos,
wie er sein müßte, wenn bei ihm derlei Versuche verfangen sollten.
Immerhin dürften einige Worte zur Charakterisierung des Verfahrens
vielleicht nicht überflüssig sein.
Vor allem tut F. Heritsch darüber ganz entsetzt, daß ich das
1907 Sitzung vom 9. April. M. Vacek. 165
Profil II (pag. 208 1. ec.) 5000 m tief unter das Meeresniveau zeichne.
Zum Glück erweist mir F. Heritsch (pag. 1553) wunabsichtlich den
Gefallen, aus meinem Aufsatze gerade jene Stelle zu zitieren, welche
allen Verständigen ausreichende Aufklärung darüber geben kann, dab
mit der vertieften Profilkonstru ktion II nichts weiter beab-
siehtigt wird, als dem Leser in der kürzesten Form diejenige
Vorstellung vom Gesamtbau des Grazer Beckens zu vermitteln,
welche sich der Autor selbst auf Grundlage seiner Studien, ins-
besondere auch über die kristallinische Umrandung, von
diesem Gesamtbaue gebildet hat. Nach meiner Ansicht ist es eben
Sache des Autors, sich anzustrengen, wo es gilt, zu einem Über-
blick zu gelangen und so einen klaren Rapport mit seinem Leser
herzustellen.
Trotz aller Logomachie kann aber F. Heritsch nicht umhin,
(pag. 152) sachlich doch zuzugestehen, daß meine Profile „sehr hüsch
gezeichnet“ und richtig aufgetragen sind. Zu meinem Bedauern
sehe ich mich außerstande, in diesem Punkte Gegenseitigkeit zu
üben, sondern finde vielmehr, daß auch die neuesten Profile
F. Heritsch’ wieder auffallend wenig präzis sind. Ich bin über-
zeugt, dab diesem Urteile jeder Leser zustimmen wird, sobald er
nur die drei Detailschnitte näher ansieht, welche F. Heritsch
(pag. 164) aus der Umgebung von Gösting gebracht hat. Diese
Profile zeigen wieder den schon einmal gerügsten Mangel jeglicher
Präzision der Terrainkontur; sie entbehren allen Mäßstabes,
ja diesmal selbst auch der Orientierung, die doch für solche
Leser wünschenswert wäre, die keine Grazer Autochthonen sind und
daher nach der Ortslage der Blauen Flasche u. dgl. die Schnitt-
riehtung nicht leicht feststellen können. Man kann ferner darüber
im Zweifel bleiben, ob die dieke Grundlinie der Profile dem
Meeresniveau entspricht. Wäre dies der Fall, dann ist zum Beispiel
die Höhe des Plawutsch (764 m) im Verhältnis zum Niveau der
Talsohle (ca. 400 m) um nahezu das Dreifache überhöht. Abge-
sehen von der äußeren Form steht auch die Auffassung der Lag e-
rungsverhältnisse nieht über jedem Zweifel, wie ein Vergleich
mit Profil VII (unten pag. 173) zeigen kann. Wie man sieht, hat
F. Heritsch trotz aller Mahnreden (Verh. 1906, pag. 219) in
bezug auf Profildarstellung nichts gelernt und nichts vergessen.
Neben den Profilen ist es "hauptsächlich die von mir gegebene
stratigraphische Gliederung der Ablagerungen im Grazer
Becken, welche F. Heritsch (pag. 162) bekämpft und die nach
ihm „auf jeden Fall zurückzuweisen“ ist. „Allein gültig ist nur die
Gliederung von Clar-Penecke.“
Leider setzt F. Heritsch (pag. 156) gleich zu Beginn der
stratigraphischen Debatte etwas schief ein, indem er einmal oben im
Text sagt: „Die sedimentären Ablagerungen des Grazer Beckens
gliedert Herr Vacek (in Verh. 1906) gerade so wie in seinem
Aufnabmsbericht (1901)“. In der zugehörigen Anmerkung (3, sub e)
meint er aber im Gegenteil: „Sehr interessant ist, dab Herrn Vaceks
Gliederung vom Jahre 1906 mit der vom Jahre 1901 nicht mehr
stimmt!“ Man frage sich, welches von diesen zwei kontradiktori-
166 Verhandlungen. Nr. 7
schen Urteilen, die auf derselben Druckseite zu lesen sind,
wohl das richtige sein mag. Sicher klar dürfte jedermann nur sein,
daß der Autor dieser beiden feindlichen Rezensionsbrüder das kon-
sequente Denken erst lernen muB.
„Herr Vacek hat den Clymenienkalk, oberes Oberdevon, ganz
übersehen!“ inkriminiert F. Heritsch (pag. 156) weiter mit Bezug
auf die (Verh. 1906, pag. 214) von mir gegebene Vergleichstabelle.
Dabei scheint mir der junge Autor geflissentlich zu übersehen, daß
es sich in dieser Tabelle nur um den Vergleich mit Dr. Clars
Gliederung gehandelt hat, nicht aber um die volle Aufzählung aller
Bildungen des Grazer Beckens, zu denen bekanntlich neben Öber-
devon auch noch Karbon, Gosaukreide, Tertiär gehören. Daß
F. Heritsch die erwähnte Kollationstabelle obendrein (pag. 157)
falsch abschreibt, sei nur nebenbei bemerkt. Indem derselbe
den wichtigen Nietenstrich gegenüber „Osserkalk“* ausläßt,
verschiebt er in der nolonne Dr. Clar die stratigraphische Po-
sition der drei mittleren Stufen des Unterdevons irreleitenderweise
um eine Zone nach aufwärts und bringt so Konfusion in die
Parallele. Der „Kalkschiefer“ Dr. Clars entspricht dem „Bytotrephis-
schiefer“ und nicht der „Quarzitdolomitstufe mit Diabas“, die ihrer-
seits tiefer liegt als der „Osserkalk“. Ein so ausgesprochener
Zitatenfreund wie F. Heritsch sollte doch wenigstens korrekt
zu zitieren versuchen.
Betreffend das Oberdevon vergleiche man übrigens, was ich
(Verh. 1891, pag. 48) über den COlymenienkalk von Steinbergen
gesagt habe und beachte dabei insbesondere die schon damals
gebrachte, klare Feststellung, daß die Clymenienkalke von Stein-
bergen „unmittelbar der mittleren oder der Quarzitdolomit-
abteilung der Lantschgruppe (= Unterdevon) diskordant aufgelagert“
seien. Dieses interessante stratigraphische Verhältnis hat später (1892)
K. Penecke auch bezüglich des Oberdevonrestes auf dem Eich-
kogel bei Reun mit aller Klarheit bestätigen können. Wenn
mir übrigens F. Heritsch (pag. 138) vorwirft, daB ich dieses
letztere Vorkommen gar nieht kenne, dann muß ich ihn zur Auf-
klärung auf die folgende loyale Außerung K. Peneckes (Jahr-
buch 1895, pag. 580) verweisen: „Aufmerksam gemacht durch ein
Gesteinsstück mit einem Cephalopodendurchschnitte, das Herr Vacek
auf dem Eichkogel bei Reun sammelte und das er die Freund-
lielikeit hatte, mir mit genauer Angabe des Fundortes zu
zeigen, besuchte ich diesen und fand hier...“ Es muß mir freistehen,
zu glauben, daßBohne meine Freundlichkeit und selbstlose Unter-
weisung das zweite und bessere Vorkommen von Oberdevon im Grazer
Becken vielleicht heute noch zu den unentdeckten gehören würde.
Auf pag. 155 bemüht sich F. Heritsch mir „entgegenzuhalten‘“,
dab er auf dem Nordabhange des Schweineggkogel, welcher nach
meiner Darstellung aus „Osserkalk* besteht, Versteinerungen der
Calceola-Schichten gefunden habe. Man vergleiche das Profil I
(Verh. 1906, pag. 208) und überzeuge sich, daß hier das Mitteldevon
ein gut Stück auf den NW-Abfall des Schweineggkogels hinaufgezogen
erscheint. Die Masse des Schweineggskogel selbst aber besteht
1907 Sitzung vom 9. April. M. Vacek. 167
trotzdem aus „OÖsserkalk“, dem die Reste von übergreifendem
Mitteldevon diskordant aufliegen, genau so wie auch jenseits des
Mixnitzbaches über der Fortsetzung desselben Osserkalklagers auf
der Breitalmhalt oder auch höher noch auf der Zachenspitz.
Man sieht, daß es nur die eigene Auffassung ist, auf welche
F. Heritsch seinen falschen Vorhalt gründet.
Zur Vermeidung von Wiederholungen sollen die Verhältnisse
der „Barrandei-Schichten“ sowie jene des „Hochlantsch-
kalkes“, welche von F. Heritsch im Kapitel B zu Inkriminations-
zwecken mehrfach berührt werden, erst weiter unten in besserem
Zusammenhange zur Sprache kommen.
Im Schlußkapitel © (pag. 163—184) brinst F. Heritsch
endlich doch auch einige eigene Beobachtungen über die drei be-
kanntesten stratigraphischen UÜbungsplätze in der Grazer Umgebung,
nämlich über die Gegend von Gösting, über den Einödgraben
und über die Paßhöhe Auf der Leber. Wir werden weiter unten
Gelegenheit haben, auf diese Angaben Bezug zu nehmen.
Sodann macht F. Heritsch (pag. 178) einige vorläufige
Bemerkungen über die sogenannte Grauwackenzone der Nord-
alpen und behauptet, daß alle Grauwackenschiefer so, wie man zu
Olims Zeiten angenommen hat, einen einheitlichen, vollkommen
konkordanten stratigrapbischen Komplex bilden, der durchaus vom
Alter des Karbons sei. Da die Sache mit dem Grazer Becken
nichts zu tun hat, zudem die längeren Zitate aus K. Redlich und
Berufungen auf E. Weinschenk nichts weniger als ausreichen, um
die Ansicht F. Heritsch’ zu stützen, wollen wir hier von diesem
Thema absehen und bis zu dem Zeitpunkte warten, wo F. Heritsch
in der Lage sein wird, seine Auffassungen in einer weniger pro-
visorischen Form vorzubringen.
Sehr bezeichnend für die Denkweise des Autors und seine
Auffassung von wissenschaftlicher Tätigkeit ist wohl der Schluß des
Aufsatzes (pag. 184). Auf den prinzipiellen Einwand (Verh. 1906,
pag. 237), daß in einer wissenschaftlichen Arbeit die persönliche
„Meinung“ des Forschers unmöglich die Stelle des Beweises über-
nehmen könne und am allerwenigsten da ausreiche, wo es sich um
gewagte Behauptungen, wie das Gleiten ganzer Bergstöcke zum
Beispiel Hochlantsch, handelt, antwortet F. Heritsch nur mit
folgender Redewendung: „Dadurch aber, daß ich schrieb: ‚Nach meiner
Meinung . . .* habe ich mir den Rückzug gedeckt.“ Er scheint es
also für sehr erlaubt zu halten, die bedenklichsten Ansichten zu
publizieren, wenn man sich vorher über die Lage des Notausganges
orientiert hat. Der Autor erhofft von einer „auswärtigen“ Autorität
die baldige Entscheidung darüber, wer im Grazer Becken „recht hat
und wer nicht“, und ist überzeugt, daß „die Grazer Schule dabei
nicht den kürzeren zieht“. Nicht wer recht hat, sondern was das
richtige ist, darauf kommt es an in der Wissenschaft. Zudem ver-
schmäht, wer seiner Sache sicher ist, den Sukkurs und huldigt viel-
mehr dem Grundsatze: Selbst ist der Mann.
RK. K. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 7. Verhandlungen. 24
168 Verhandlungen. Nr. 7
Es wäre für den unbeteiligten Leser eine mühevolie Aufgabe,
sich in dem polemischen Durcheinander der jüngeren und jüngsten
Literatur über das Grazer Becken zurechtzufinden. Um dem Leser
die Orientierung zu erleichtern, wurde daher schon in Verh. 1906
(pag. 204 u. flg.) der Versuch gemacht, zunächst den historischen
Gang der geologischen Untersuchungen im Grazer Becken zu skiz-
zieren, zumal von dem Zeitpunkte an, in welchem durch die Studien
Dr. Clars und seiner erfahrenen Mitarbeiter E. Suess und K. Peters
die erste eingehendere stratigraphische Gliederung der altpaläozoischen
Sedimente des Grazer Beckens zustande gebracht wurde }).
Eine systematische Kartierung und Aufnahme des ganzen
Grazer Beckens erfolgte aber erst im Jahre 1890 im Rahmen der
Arbeiten der k. k. geologischen Reichsanstalt?) und es ist jedem
Verständigen klar, daß bei einer solchen weiter ausgreifenden Feld-
arbeit, bei welcher das Grazer Becken nicht etwa den Hauptgegen-
stand, sondern nur einen beschränkten Terrainabschnitt bildete, teil-
weise etwas andere Gesichtspunkte maßgebend geworden sind, als sie
für Dr. Clar galten, für welchen das Grazer Becken sozusagen ein
in sich geschlossenes, von seiner kristallinischen Umgebung los-
geschältes, geologisches Individuum bedeutete. Die im kleinen Maß-
stabe (1 : 300.000) ausgeführte, etwas schematische Original-
kartenskizze mit sieben zugehörigen Profilscehnitten Dr. Clars,
welche er mir seinerzeit in selbstloser Weise zur Verfügung gestellt
hatte, lassen keinen Zweifel darüber, dab Dr. Clar der festen
Überzeugung war, jede seiner bekannten acht Stufen lasse sich als
ununterbrochener Lagerhorizont quer durch das ganze Grazer
Becken verfolgen. Dieser Auffassung gemäß zieht denn auch Dr. Clar
seine Stufen, ihrer Altersfolge entsprechend, in kontinuierlichen
Zügen durch und er arrangiert diese Zige mehr minder konzentrisch
vom Beckenrande her gegen ein etwa in der Gegend der Murtal-
diagouale angenommenes Muldentiefstes.
Aber schon die ersten, 1589 zum Zwecke der neuen Karten-
aufnahme ausgeführten Orientierungstouren durch das Grazer Becken
haben unzweifelhaft ergeben, daß die Verbreitung der Clarschen
Stufen keineswegs jene Kontinuität zeige, welche ihr Autor an-
nehmen zu müssen glaubte. Vielmehr zeigte sich, daß besonders die Ver-
breitung der beiden, miteinander stets paar zusammengehenden,
tiefsten Stufen, die Dr. Clar als „Grenzphyllit“ und „Schöckelkalk“
bezeichnet hatte, eine auffallend unregelmäßige und nur auf be-
stimmte Teile des Grazer Beckens beschränkte Verbreitung
haben, während sie über weite Strecken desselben an der ihnen zu-
kommenden Profilstelle sicher fehlen, so daß hier jene Schicht-
reihe, welche sonst normal erst über dem Schöckelkalke auftritt,
dann unmittelbar über dem kristallinischen Untergrunde liegt.
Auf der ganzen langen Strecke Köflach—Graden-Übelbach—
1) Vergl. Dr. Clar, Kurze Übersicht der geol. Verhältnisse d. Grazer Devon-
formation. Verhandl. d. k. k. Geol. R.-A. 1874, pas. 62 - 65.
?) Vergl. M. Vacek, Über die geol. Verhältnisse des Grazer Beckens.
Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1891, pag. 41--50.
1907 Sitzung vom 9. April. M. Vacek. 169
Breitenau—Heilbrunn, in welcher Dr. Clar parallel dem
NW- und NO-Rande des Grazer Beckens einen mächtigen Zug von
Schöckelkalk in seine Übersichtskarte schematisch eingetragen
hat, ist von der charakteristischen Schöckelkalkbildung keine Spur
vorhanden. Die Verbreitung der Schöckelkalke beschränkt sich viel-
mehr auf die bekannten Massen der Hohen Zetz und des Schöckel
sowie auf eine dritte, tiefliegende Partie, welche zwischen Frohn-
leiten und Peggau von der Mur durchbrochen wird und passend
als Peggauer Masse bezeichnet werden kann. Einige kleine,
sporadische Reste, welche den ehemaligen Zusammenhang der drei
srößeren Schöckelkalkmassen beweisen, spielen im Gelände eine
geringe Rolle, sind aber teilweise für die Klärung des Lagerungs-
verhältnisses der Schöckelgruppe über der kristallinischen Unterlage
sehr wichtig. (Vergl. Verh. 1906, pag. 217.)
Eine zweite Unzulänglichkeit der Clarschen Gliederung ergab
sich aus seinem gänzlichen UÜbersehen des Umstandes, daß gewisse
kristallinische Schiefer, welche in den Nordalpen weite Ver-
breitung haben und im östlichen Teile auch die unmittelbare Um-
randung des Grazer Beckens bilden, von diesem Ostrande her, ohne
Unterbrechung, tief in das Grazer Becken zungenförmig ein-
greifen und hier auch sonst noch vielfach im Untergrunde der
paläozoischen Sedimente inselartig zutage treten. Dr. Clar hat
alle diese tiefliegenden kristallinischen Schiefer (Quarzphyllit der
Profile IV-—VI unten pag. 172) unrichtig mit anderen, viel jüngeren,
nicht kristallinischen, sondern kalkig-tonigen Schieferbildungen,
welche erst über dem Schöckelkalke folgen, in seiner dritten Stufe
(„Semriacher Schiefer“) vereinigt und dieser ganzen zwei-
deutigen, da aus zwei sehr altersverschiedenen strati-
graphischen Elementen falsch kombinierten Stufe die Stellung über
dem Schöckelkalke angewiesen, welcher Stellung richigerweise nur
der jüngeren, die Basis der Unterdevongruppe charakterisierenden,
bituminösen Kalkschieferbildung (3« der Profile IV’—VI unten) zu-
kommt. Über diese falsche Auffassung lassen die Original-
profile Dr. Clars, die leider niemals publiziert wurden, keinen
Zweifel. Später wurde die stratigraphische Verwirrung, welche
durch diesen Fehlgriff Dr. Clars angerichtet worden ist, allen
Klärungsversuchen zum Trotze, von Professor R. Hörnes und seinen
Schülern bis heute zähe aufrechterhalten (Vergl. Verh. 1906, pag. 205).
Ein drittes, mehr positives Moment, auf welches die Aufnahmen
vom Jahre 1890 aufmerksam gemacht haben, war der Nachweis, dab
die sedimentären Ablagerungen des Grazer Beckens, welche sich über
einem ziemlich unebenen und von drei verschiedenen kristallinischen
Formationen (Gneis, Granatenglimmerschiefer, Quarzpbyllit) gebildeten
Untergrunde aufbauen (Vergl. Profil II, Verh. 1906, pag. 208), in
eine Anzahl von natürlichen Schichtgruppen zerfallen, deren
jede eine stratigraphische Einheit bildet, indem sie sich durch
selbständige Lagerung und abweichende Verbreitung von der
nächstälteren ebenso wie von der nächstjüngeren Ablagerungsgruppe
auf das schärfste scheidet. Auf dieses für die naturgemäße
Gliederung der Stratenkolonne sehr wichtige Moment hat Dr. Clar
24*
170 Verhandlungen. Nr
nicht die geringste Rücksicht genommen. Seine Stufen entsprechen
nur dem lithologischen Wechsel in der Ablagerungsfolge, soweit dieser
Wechsel über längere Strecken übereinstimmend und anhaltend zu
verfolgen ist. Das Hauptaugenmerk Dr. Clars war nur auf die
einfache Reihenfolge der Sedimente gerichtet und diese Auf-
einanderfolge hat Dr. Ular auch zutreffend festgestellt, bis auf den
einen oben schon erwähnten Fall, in welchem er die alten kri-
stallinischen Grünschiefer der Semriacher Senke hoch in die
sedimentäre Reihe einbezogen und über dem Schöckelkalke eingereiht,
also in eine stratigraphische Position gebracht hat, welche richtiger-
weise nur den „bituminösen Kalkschiefern von der Leber“ zukommt,
die das Unterdevon (Lantschgruppe) eröffnen.
Um dem Leser eine rasche Orientierung über die im Grazer
Becken unterscheidbaren natürlichen Schichtgruppen zu er-
möglichen, diene die gegenüberstehende Tabelle (pag. 171).
Man vergleiche den Reisebericht (Verh. 1891, pag. 41—50) und
überzeuge sich, daß die Formationsgliederung (I—VIII), wie sie schon
dort von mir aufgestellt wurde, in der vorliegenden Tabelle getreu
wiedergegeben erscheint. Man vergleiche ferner auch die Vergleichs-
tabelle in Verhandlungen 1906, pag. 214, in welcher begreiflicher-
weise auf jene Formationen nicht Rücksicht genommen wurde, die bei
einer Kollation mit Dr. Clars Gliederung keine Rolle spielen. Auf
die letztere Tabelle beziehen sich die Ziffern 1—7, welche zugleich
auch für die weiter unten (pag. 172) gebrachten Profile gelten (Vergl.
Zeichenerklärung daselbst).
Bei unvoreingenommener Würdigung der Sachlage hätte man
erwarten können, daß die Resultate der Aufnahme von 1890 nach
längerer Pause eine willkommene Anregung geboten haben würden
für weitere, positive, stratigraphische Studien im Grazer Becken.
Unter anderen Personaiumständen wäre dies auch wahrscheinlich der
Fall gewesen. Herr Professor R. Hörnes aber, dem diese Anregung
zunächstlag, hat sich von vornherein auf einen ganz anderen Stand-
punkt gestellt. In der Rolle eines eifrigen Hüters und Anwalts der
älteren Tradition hat sich derselbe vielmehr darauf verlegt, konsequent
allem zu widersprechen, was von meiner Seite während der Aufnahms-
arbeiten nicht nur im Grazer Becken, sondern auch in ganz Nord-
steiermark an neueren Gesichtspunkten erzielt wurde. In einem be-
sonderen Auisatze !), welcher zur gröberen Ehre des Angegriffenen
doppelt?) publiziert wurde, erstreckt sich die peremptorische Negation
auf meine Arbeiten im Kristallinischen ebensogut wie auf alle Fragen
im engeren Grazer Becken, ohne daß Professor Hörnes imstande
gewesen wäre, auch nur in einer dieser verschiedenen Fragen seiner-
seits etwas Positives an die Stelle meiner Auffassungen zu setzen.
So blieb denn und steht auch noch heute die Diskussion auf dem toten
!) R. Hörnes, Schöckelkalk und Semriacher Schiefer, Mitt. d. nat. Ver. f.
Steiermark, Jahrg. 1891 pag. 249.
?) R. Hörnes, Schöckelkalk und Semriacher Schiefer, Jahrb. d. k. k. geol.
R.-A. 1892.
1907 Sitzung vom 9. April. M. Vacek. 171
Übersicht der Formationsfolge im Grazer Becken.
MIN. Vertiär Terti Terel. Sandktei Konel
: - ertiar gel, 8: 2 'ate |
(zumeist randlich) ertiäre legel, Sandsteine, Konglomerate |
VIl. Gosaukreide
des Kainacher Beckens Lichte Zementmergel (fossilführend)
(in beschränkter Verbreitung Schiefer, Sandsteine und Arkosen
in der SW-Eeke der Grazer | Grobe Konglomerate zu unterst
Bucht)
VI 2 Trıs en j ß |
(entlang dem NW-Rande des 5 Massiger Riffkalk=Hochlantschkalk
Rote Sandsteine und Konglomerate a.d. |
Grazer Beckens :
Basis
in beschränkter Verbreitung)
V. Karbon
(nur in der Breitenau vor-
handen)
Graue Plattenkalke und dunkle Schiefer im
Wechsel, begleitet von Magnesit.
IV. Oberdevon
(nur bei Steinbergen und am | Rotschimmernde, graae Kalke — Cly-
Eichkogel bei Reun bisher menienkalke (lokal Breceien a.d. Basis)
nachgewiesen)
Ill. Mitteldevon
(sporadisch durch das ganze
Becken verbreitet)
Rote Schiefer mit Chonetes
Bituminöse Schiefer a. d. Basis.
Graue Kalke mit Korallenlagern
|
5. Plaserkalke (= Osserkalk = Penta- |
II. Unterdevon meruskalk)
Bi _ 4. Vorwiegend Dolomite Quarzit-
—Lantschgrup pe Diab. D. T. Diabase u. deren Tuffe } dolomit-
(ITauptmasse der ‚altsedimen- ‚ 4a. Vorwiegend Qnarzite stufe
tären Bildungen im Grazer 3. Lichte Kalkschiefer mit Bytotrephis
Becken) 3a. Bituminöse Schiefer v. d. Leber (Sem-
riacher Schiefer Dr. Clars p. p.)
I. Silur E.
—Schöckelgruppe 2. Gut geschichteteKalke—=Schöckelkalk
(in den südlichen und zen- | 1 Bituminöse Schiefer mit Kiesellagen und
tralen Teilen d. Grazer Beckens | Ockerflecken (= Grenzphyllit Dr.
herrschend) | Clars)
>
schiefer (= Semriacher
Schiefer Dr. Clars p. p.)
Unt. Abt. Quarzphyllite s. propr.
Quarzphyllit-
gruppe
Kristallinische
Ob. Abt. Zumeist erzführende Grün-
Granaten- |
Basis glimmer- mit Einlagerungen von kristallinischen
schiefer- Kalken
gruppe
| Zweiglimmergneise
@neisgruppe \ Hornblendereiche Gneise
= DZUTRENEE) FEN DUNST 7: GEISSEEM
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Sitzung vom 9. April. M. Vacek.
1907
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174 Verhandlungen. Nr.ı7
Punkte, trotzdem sie nunmehr schon in der dritten Generation fort-
gesetzt wird 13),
Von meiner Seite wurde auf die ersten Angriffe des Herrn Pro-
fessor Hörnes seinerzeit geantwortet?) und ebenso auf die erste
Publikation seines Schülers F. Heritsch schon erwidert). Nachdem
die beiden späteren Mitteilungen des letztgenannten Autors so ziem-
lich nur eine Wiederholung des ersten Aufsatzes bedeuten, könnte
ich den verständigen Leser mit Recht auf die ebenzitierte, vor-
gängige Antwort rückverweisen. Da aber F. Heritsch in seinem
jüngsten Aufsatze so tut, als begriffe er den Kern einzelner der ob-
schwebenden Fragen noch immer »icht, will ich das Zeitopfer bringen,
hier in tunlichst kurzer Form die strittigen Punkte noch einmal zu
berühren und diese Gelegenheit dazu benutzen, durch Hinweis auf
die entsprechenden Literaturstellen die Orientierung des
Lesers zu fördern. In aufsteigender Reihenfolge der Ablagerungen
(vergl. oben Tabelle) lassen sich die Themen wie folgt ordnen.
1. ZweideutigkeitdesTerminus „SemriacherSchiefer*“.
2. Die richtige stratigraphische Position der Erzlager.
3. Lagerung und Verbreitung des Schöckelkalkes.
4. Die unterdevone Schichtgruppe und stratigraphische
Stellung der Diabase und Tuffe.
5. Begriff der „Barrandei-Schichten“ und Transgression
des Mitteldevons.
6. Oberdevon von Steinbergen und bei Reun.
7. Karbon in der Breitenau.
8. Die stratigraphische Stellung des Hochlantschkalkes
und die Zugehörigkeit der basalen Konglomerate und
Sandsteine.
9. Lagerung und Gliederung der Gosaukreide im Becken
von Kainach.
Es ist klar, daß die Diskussion der vorstehenden stratigraphischen
Themen ohne eine zureichende Kenntnis der Lagerungsverhält-
nisse kaum mit Erfolg durchführbar ist. Darum habe ich (pag. 172 u. 173)
zu den drei schon in Verhandlungen 1906, pag. 2085, gegebenen Pro-
filen noch weitere sechs hinzugefügt. Diese neuen Profilschnitte
illustrieren hauptsächlich die Lagerungsverhältnisse in den zentralen
Teilen des Grazer Beckens und reihen sich von O gegen W an die
bereits gebrachten Profile (I—III) sequent an. Diesem Umstande
soll die fortlaufende Numerierung (IV--IX) der neuen Profile
!) F. Heritsch, Tektonik d. pal. Ablg. d. Gr, Beckens. Mitt. d. nat. Ver. f.
Steiermark, Jahrg. 1905, pag. 170.
2) F. Heritsch, Bemerk. z. Geol. d. Gr. Beckens. Verh. d.k. k. geol. R.-A.
1906, pag. 306.
°»), F. Heritsch, Bemerk. z. Geol. d. Gr. Beckens. Mitt. d. nat. Ver. f. Steier-
mark, Jahrg. 1906, pag. 96.
*#) M. Vacek, Schöckelkalk und Semriacher Schiefer. Verh. d. k. k. geol.
R.-A. 1892, pag. 32.
5) M. Vacek, Bemerk. z. Geol. d. Gr. Beckens. Verh. d. k. k. geol. R.-A.
1906, pag. 203.
1907 Sitzung vom 9. April. M. Vacek. 175
entsprechenden Ausdruck geben. Auch die folgende textliche Dar-
stellung ist, um Wiederholungen tunlichst zu vermeiden, nur im
engsten Anschlusse an die kurzgefabte Einführung gedacht, wie
sie schon in Verhandlungen 1906, pag. 207 u. flg., gebracht wurde und
auf welche der Leser verwiesen sein soll. Diese Einführung stützt
sich hauptsächlich auf die Verhältnisse in den östlichen Teilen des
Grazer Beckens, wo bekamntlich dessen Aufbau am klarsten und
durchsichtigsten ist. Im folgenden sollen aber auch die Argumente
aus den zentralen Teilen des Beckens Berücksichtigung finden.
l. Semriacher Schiefer. Man sollte es kaum für möglich
halten, daß es schon nach der ersten ‘klaren Darstellung in
meinem Reiseberichte (Verh. 1891, pag. 43) und nach der eingehen-
deren Diskussion in Verh. 1892, pag. 42 u. flg., zumal aber nach
der zusammenfassenden Formulierung des Semriacher Schiefer-Themas
in Verh. 1906, pag. 204 jemanden geben könnte, der noch immer
nicht begreifen sollte, daß der Terminus „Semriacher Schiefer“ in
der Fassung Dr. Clars zweierlei grundverschiedene strati-
graphische Elemente in sich begreift und daher als zweideutig
aus der Terminologie des Grazer Beckens unbedingt ausgeschaltet
werden muß. Allen diesbezüglichen Klärungsversuchen zum Trotze
wird aber noch in dem jüngsten Aufsatze von F. Heritsch an
diesem Konfusionsterminus zähe festgehalten und derselbe noch
immer promiscue bald (zum Beispiel pag. 111) für die „bituminösen
Kalkschiefer von der Leber“, bald (pag. 109) für die viel älteren
„kristallinischen Grünschiefer* der Quarzphyllitreihe, also für zwei
srundverschiedene Ablagerungen gebraucht, welche durch die
ganze Mächtigkeit der Schöckelgruppe (Grenzphyllit und Schöckelkalk,
1 u.2 der Profile) stratigraphisch weit voneinander getrennt sind.
Wer sich von der volien Richtigkeit der Schichtfolge: «. Erz-
führender Grünschiefer, b. Grenzphyllit, ec. Schöckelkalk, d. bitumi-
nöse Kalkschiefer von der Leber (vergl. oben Tabelle) überzeugen will,
der mache die bequeme, von mir schon (Verh. 1892, pag. 44) be-
schriebene Tour von Peggau hinauf nach Semriach. Auf diesem
Wege wird er leicht seinen Entscheid darüber treffen können, ob die
von mir ]. e. beschriebenen Profile 2 und 3 oder ob die von Prof.
Hörnes (Mitteil., Jahrg. 1891, pag. 271 u. 273) gebrachten Profil-
skizzen die Lagerung richtig wiedergeben, und sich auch darüber
klar werden, was die kühnen Anwürfe bedeuten, welche F. Heritsch
(Mitteii., Jahrg. 1906, pag. 111) gegen mich vorbringt.
Von Semriach steige man dann zunächst auf den kaum
mehr als 2 km in NÖ entfernten Angerwirth-Sattel und
überzeuge sich, daß hier in der unzweideutigsten Art über der
ganzen Masse von Grünschiefern, wie sie die Umgebung von
Semriach bilden, ein kleiner Rest von Schöckelkalk erhalten
liest mit dem zugehörigen Grenzphyllitbande an der Basis, so wie
dies oben im Profil IV dargestellt ist. Auf diesen wichtigen Punkt
wurde von mir schon in Verh. 1906, pag. 217, dringend aufmerksam
gemacht und es ist bezeichnend, daß F. Heritsch von dieser be-
weisenden Stelle nicht die geringste Notiz nimmt.
K. K. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 7. Verhandlungen. 9%
ST
176 Verhandlungen. Nr. 7
Vom Angerwirth-Sattel aus richte der Beobachter seine
Blicke einmal nach S gegen den Schichtenkopf der nahen Schöckel-
masse und sodann nach W, gegen die Peggauer Masse. Es wird ilım
schon von hier aus klar werden, in welchem stratigraphischen
Verhältnisse die beiden großen Schöckelkalkmassen zu dem kristalli-
nischen Grünschiefer der Semriacher Umgebung stehen. Um aber
sanz sicher zu gehen, mache man sodann die Tour auf den Schöckel
einerseits und anderseits jene über den EKichberg, Schöneck,
Pfannberg nach dem Murtal zurück, um unzweifelhaft festzustellen,
daß die Schöckelgruppe derart über dem quarzphyllitischen Unter-
srunde der Semriacher Gegend lagert, wie dies Profil V in der
klarsten Art zeigt. In bezug auf die Lagerung der Zetzmasse,
welche mit jener des Schöckel genau übereinstimmt, vergleiche
man die Profile I und II in Verh. 1906, pag. 208.
Daß die kristallinischen Grünschiefer und Quarzphyllite der
Semriacher Terrainsenke tatsächlich tiefer liegen als der Schichten-
kopf der darüber aufragenden Schöckelmasse, kann weder Prof.
Hörnes noch sein Schüler F. Heritsch leugnen. Nach dieser
evidenten Lagerung müssen die Schiefer um Semriach älter sein
als die Schöckelgruppe. Nachdem aber die beiden Autoren wohl in
Übereinstimmung mit Dr. Clar, aber im vollen Widerspruche mit den
Tatsachen behaupten, daß nicht nur die „bituminösen Kalkschiefer
von der Leber“, sondern auch die Grünschiefer um Semriach jünger
seien als Schöckelkalk, geraten sie angesichts der klaren Lagerungs-
verhältnisse in ein stratigraphisches Dilemma, zu dessen Lösung in
sattsam abgebrauchter Weise von F.Heritsch (Mitteil., Jahre. 1906,
pag. 109) ein Bruch angenommen wird.
Die tatsächlichen Lagerungsverhältnisse schildert F. Heritsch
selbst (Mitteil., Jahrg. 1906, pag. 109) vom Nordabfalle des Schöckel
in folgender Art: „Steigt man vom Schöckel direkt gegen Norden
ab, so kommt man etwa zwischen den Isohypsen 900 und 1000 auf
einen Quellenhorizont (Kalte Rinne), der durch das Ausstreichen des
auf der Nordseite des Schöckels vorhandenen Grenzphyllits be-
dingt wird. Und gegen Norden folgt dann die mächtige Masse des
Semriacher Schiefers, der das Passailer Becken zusammensetzt.“
Man kreuzt also hier absteigend die normale Folge! c. Schöckel-
kalk, db. Grenzphyllit, a. Grünschiefer (vergl. Profil V). Nach
Dr. Clars Auffassung müßte man aber die Reihenfolge: b. Grenz-
phyllit, ec. Schöckelkalk, « Grünschiefer treffen, da nadı
ihm der Grünschiefer (= Semriacher Schiefer p. p.) erst auf den
Schöckelkalk folgt, der Grenzphyllit aber das älteste von den drei
Gliedern bildet. Wenn man also auch mit Dr. Clar und F. Heritsch
annehmen wollte, daß die Schöckelkalke nach NW gegen die Sem-
riacher Senke neigen, was allerdings ganz und gar nicht der Fall ist,
würde die tatsächliche Schiehtfolge am Nordabfalle des Schöckel mit
dem ÖOlarschen Schema auch dann nicht stimmen, da hier der
Grenzphyllit, welcher nach Dr. Clar stratigraphisch die Basis des
Schöckelkalkes bildet, obstinat mitten zwischen diesen Kalk und
die Grünschiefer der Semriacher Senke eingeschaltet erscheint. Aus
dieser stratigrapbischen Zwischenstellung kann aber der Grenz-
1907 Sitzung vom 9. April. M. Vacek. 177
phyllit durch keinerlei Mißdeutung der Lagerung gebracht werden,
wodurch sich die Auffassung Dr. Clars offenkundig als falsch
erweist.
Zur Lösung dieses Widerspruches, den die klaren Tatsachen
mit dem stratigraphischen Schema Dr. Clars zeigen, nimmt
F. Heritsch neuerdings einen Bruch an, durch welchen die Grün-
schiefer der Semriacher Gegend in ihre nun einmal unleugbar tiefe
Lage geraten sein sollen. Wäre diese Bruchannahme richtig, dann müßte
der Schöckelkalk, der nach Dr. Clar das Liegende des Schiefers
um Semriach bilden soll, tief unter der mächtigen Masse der Grün-
schiefer begraben liegen. Nun aber zeigt die oben schon erwähnte
Stelle am Angerwirth-Sattel (vergl. Profil IV), welche kaum
mehr als 5 Am vom Schöckel entfernt liegt, in einer jeden Zweifel
ausschließenden Weise, dab hier Grenzphyllit und Schöckelkalk
über der ganzen Masse der Grünschiefer liegt, also genau so lagert
wie am Nordabfalle des Schöckel. Angesichts all dieser Verhält-
nisse kann für den denkenden Beobachter nicht der geringste Zweifel
über die Richtigkeit der Schichtfolge «. Grünschiefer, b. Grenzphyllit,
c. Schöckelkalk bleiben und F. Heritsch kann den Arzberger
Bruch ruhig zu den anderen totgebornen Brüchen seiner Erfin-
dung legen. (Vergl. Verh. 1906, pag. 236.)
2. Erzlager. Die stratigraphische Position der im Grazer
Becken auftretenden Erzvorkommen (Lager von Bleiglanz und Zink-
blende) wurde von mir im Reiseberichte (Verh. 1391, pag. 43) dahin
bestimmt, daß dieselben sich der oberen oder Grünschieferabteilung
der Quarzphyllitgruppe normal einschalten, ähnlich wie vielfach sonst
in den Nordalpen. Prof. Hörnes (Mitt., Jhg. 1891, pag. 257) hat
dieser Angabe widersprochen und vielmehr die Behauptung aufgestellt,
der „Grenzphyllit“ Clars bilde den Lagerhorizont der Erze.
Daraufhin wurde von mir (Verh. 1892, pag. 40 u. flg.) die Frage der
Lagerung der Erze etwas ausführlicher behandelt und gezeigt, daß
R. Hörnes mit Unrecht die kristallinischen Grünschiefer, welche
die Erzlager einschließen, mit der wohl unmittelbar folgenden, zumeist
aber nur sehr gering mächtigen, bituminösen und nur kieselreichen
Kalk- und Tonschieferabteilung vereinige, welche Dr. Clar als
„Grenzphyllit* bezeichnet hat. Diese lithologisch leicht kenntliche
Abteilung des Grenzphyllits hängt stratigraphisch, durch Übergänge
vermittelt, auf das engste mit dem höherfolgenden Schöckelkalke
zusammen, scheidet sich dagegen sehr scharf von der erzführenden,
kristallinischen Grünschieferunterlage, welche ihrerseits mit der großen
Masse der Quarzphyllite stratigraphisch einen Körper ’bildet.
Einen klaren Beweis für die ebenerwähnte Auffassung lieferte
ein Schurfversuch, welcher bei Peggauin dem Grenzphyllit-
horizont vorgenommen wurde und, wie zu erwarten war, ein gänz-
lich negatives Resultat in bezug auf Erzführung ergeben hat.
Auch die Angabe K. Peneckes („Führer“ z. IX. internat. Geol.
Kongreß V, pag. 3), daß die „grünen, dunkelfleckigen Chlorit-
schiefer“, welche im Talgraben bei Schrems die dortigen
Erzvorkommen einschließen, Einlagerungen in den hier oberflächlich
25*
178 Verhandlungen. Nr. 7
herrschenden Basalschiefern des Unterdevons bilden, wurde schon
(Verh. 1906, pag. 212) von mir berichtigt und gezeigt, daß die kri-
stallinischen Chloritschiefer bei Sehrems, in denen die Erze auf-
treten, daselbst nur lokal inselartig auftauchen und hier das viel
ältere Liegende der unterdevonischen Gruppe bilden.
Es wurde l. c. ferner gezeigt, daß die Erzlager des Zuges
Rabenstein—Arzwald—Übelbachden Gegentlügel bilden zu den
Erzvorkommen bei Deutsch-Feistritz und auf dem Hiening,
so wie dies in Profil VI (oben pag. 172) klar dargestellt ist. Wie
man da sieht, korrespondiert die tektonische Mulde, welche hier die
Schöckelgruppe (1 u. 2) sowie ein Teil der diskordant höher folgenden
Lantschgruppe (3«@ u. 3) bilden, mit einem analogen Muldenbau der
tieferen, erzführenden, kristallinischen Grünschiefer (= obere Abteilung
des Quarzpbyllits) im Untergrunde. Diese tektonische Mulde findet
ihre Fortsetzung in NO über das Murtal (Profil V) nach dem
Lantschgebiete (Profil IV, Tyrnauer Graben) und entspricht weiter-
hin nach NÖ der südlichen Teilmulde im Profil I (Verh. 1906, pag. 208),
wie man sich an dem Suffix „Arzwald“ daselbst leicht orientieren kann.
Schöckelgruppe. Die am wahrscheinlichsten dem Silur
E Barr. entsprechende Schöckelgruppe (Grenzphyllit und
Schöckelkalk, 1 u. 2 der Profile) liegt also im Grazer Becken un-
zweifelhaft über der oberen, zumeist aus erzführenden Grünschiefern
bestehenden Abteilung der kristallinischen Quarzphyllitformation.
Diese Lagerung stimmt mit vielen anderen Punkten der Nordalpen
gut überein, speziell zum Beispiel mit der bekannten Gegend des
Reiting und Reichenstein, woselbst die bituminösen und eben-
falls kieseligen Basalschiefer des Reichensteinkalkes, welche dem
Aussehen und der Lagerung nach dem „Grenzphyllit* Dr. Clars
entsprechen und die Dientener Fauna mit Cardiola interrupta
geliefert haben, ebenfalls unmittelbar über dem Krystallinischen
liegen. Die obersilurische Schichtgruppe folgt aber nicht etwa kon-
kordant auf die Grünschiefer, sondern liegt unkonform über
denselben, womit der Umstand stimmt, dab das Obersilur teilweise
auch ältere Glieder der kristallinischen Serie überlagert. Ins-
besondere lagern die zwei großen südlichen Hauptmassen von Schöckel-
kalk, welche im Grazer Becken die Hohe Zetz und den Schöckel-
stock bilden, derart, daß sie teilweise über Quarzphyllit, teil-
weise aber auch über der nächstälteren Granatenglimmer-
schiefergruppe aufliegen.
Wie schon in meinem Reiseberichte (Verh. 1891, pag. 44) klar
augegeben worden, folgen die Bildungen der Schöckelgruppe in der
ganzen Strecke Hohe Zetz-Patsch aberg—-Sattelberg—
Garracher Wände—Schöckel- Erharthöhe-Steinbergkon-
sequent der muldenförmigerweiterten Kontaktgrenze zwischen
Granatenglimmerschiefer und Quarzphyllit. Der ganze lange Kalkzug
Zetz—Schöckel folgt bogenförmig dem Umrisse der durchaus aus
Gesteinen der Granatenglimmerschiefergruppe bestehenden Rade-
gunder Insel. Diese altkristallinische Insel in Nord und West um-
säumend, verdecken die Bildungen der Schöckelgruppe auf eine
1907 Sitzung vom 9. April. M. Vacek. 179
Strecke von zirka 30 km die Kontaktgerenze der beiden ebengenannten
kristallinischen Formationen (Vergl. Profil V).
Am klarsten zu sehen ist dieses Verhältnis am Ostabfalle
der Hohen Zetz und wurde dasselbe von mir schon in Verh. 1892,
pag. 42, näher besprochen sowie durch das Profil Fig. 1, pag. 43 1. c.,
erläutert }).
Ein zweiter Punkt, an welchem man das Verhältnis der Schöckel-
sruppe zum kristallinischen Untergrunde klar studieren kann, findet
sich an der Nordspitze des Schöckelstockes, in der Gegend der oben
schon erwähnten Kalten Rinne (vergl. Prof. IV und V). Hier ist
der Schöckelkalkzug zwischen den Garracher Wänden und dem
Schöckelkopfauf ca. 2 km Strecke, entlang dem aus Granaten-
glimmerschiefer bestehenden Sattel des Rabnitzberges, unter-
brochen. Der Profilschnitt IV ist nun derart gezogen, dab er gerade
an der Unterbrechungsstelle durchgeht, woselbst der kristallinische
Untergrund durch Erosion frei ist, so daß man hier die unmittelbare
Auflagerung des Quarzphyllits über dem Granatenglimmerschiefer
direkt beobachten kann. Der instruktivste Punkt aber findet sich oben
bei den Quellen am Ursprunge der Kalten Rinne, am Triplex confinium
von Granatenglimmerschiefer, Quarzphyllit und Schöckelgruppe. Hier
kann sich jedermann von der Richtigkeit der Lagerung überzeugen,
welche oben im Profil V zum Ausdrucke gebracht ist. Man kann also
am Nordende des Schöckelstockes klar sehen, daß die Schöckel-
gruppe sowohl den Granatenglimmerschiefer wie auch den Quarz-
phyllit überlagert und nicht etwa unter die Grünschiefer greift, wie
dies der Fall sein müßte, wenn die Auffassung Dr. Clars die richtige
wäre. Ist dem aber so, dann ist die Annahme F. Heritsch’ (Mitteil.,
Jahrg. 1905, pag. 175), die Kalke seien an der in Rede befindlichen
Unterbrechungstelle fazie!l durch Schiefer vertreten, ganz über-
flüssig. F. Heritsch hat diese Faziesannahme, nachdem ihm deren
Unglaublichkeit (Verh. 1906, pag. 217) vorgehalten wurde, notgedrungen
fallen gelassen, an ihre Stelle aber (Mitteil., Jahrg. 1906, pag. 109) eine
ebenso hinfällige Bruchannahme gesetzt. Die Unmöglichkeit dieser
letzteren wird ebenfalls klar durch den (oben pag. 175) schon be-
') Dieses Profil kreuzt die Masse der Hohen Zetz an ihrem äußersten
Ostrande, entlang dem NW--SO verlaufenden Hauptkamme, welcher durchaus
nur aus Schöckelkalk allein besteht. Dieses Profil trifft also die dem Schöckel-
kalke weiter gegen Westen hin auflagernde Serie der Lantschgruppe (Unter-
devon) selbstverständlich nicht, da diese Schichtgruppe erst jenseits des Ponigel-
grabens einsetzt, sodann aber in stratigraphisch recht vollständiger Entwicklung
zu beiden Seiten der Waitzer Klamm eine größere Fläche (ca. 20 km?) ein-
nimmt. Diese Fläche erscheint schon in den Übersichtskarten von D. Stur und
Dr. Clar mit Recht ausgeschieden.
Wenn sonach F. Heritsch (Mitt., Jahrg. 1906, pag. 126) einen Widerspuch
darin zu finden sucht, daß ich in dem oben zitierten Profil kein Unterdevon
eintrage, dagegen in dem Profil I (Verh. 1906, pag. 208), welches wohlgemerkt
ca. 7 km weiter westlich die Zetzmulde kreuzt, diese Unterdevonzruppe wohl
einzeichne, so zeigt er damit nur seine unzureichende Kenntnis der Gegend. Ein
derart wenig informierter Mann, dem es „ganz unerfindlich!* ist, wo ich „auf den
Schöckelkalken der Zetz die Lantschgruppe gesehen“ habe, sollte doch etwas
vorsichtiger sein, wenn er die Aufnahmstätigkeit von Leuten würdigen
will, denen er in bezug auf gleichmäßige Kenntnis des Terıains sehr uachstelht.
|
180 Verhandlungen. Nr.
sprochenen Schöckelkalkrestam Ange wirth-Sattelerwiesen, welcher
hier (vergl. Profil IV) zweifellos über der ganzen Masse der Grün-
schiefer auftritt, während er nach der Bruchhypothese tief unter
den Grünschiefern liegen müßte.
Ganz ähnlich wie am Nordende der Schöckelmasse liegen die
Verhältnisse auch am äußersten Südende derselben, im Steinberg,
am Ostgehänge des Lineckberges (vergl. oben Profil VI). Wenn
man von der Lokalität In der Einöd gegen das Gehöft Schuster-
natzl aufsteigt, hat man nahezu bis zur Höhe des Sattels, allerdings
vielfach von Schutt verdeckt, Granatenglimmerschiefer unter den
Füßen. Auf diesem altkristallinischen Untergrunde liegt, gegen NW
neigend, die südliche Endigung der Schöckelmasse, welche den
Steinberg bildet. Hat man diese Kalkpartie gegen West gekreuzt,
befindet man sich auf der anderen Seite in den weichen Phylliten
des Lineckberges, welche von hier über die Platte bis Maria-
Trost fortsetzend, nördlich von Graz eine größere Insel bilden.
Die Kalke des Steinberges verdecken also auch hier wieder die
Kontaktgrenze von Granatenglimmerschiefer zum Phyllit und
lagern teils über der einen, teils über der anderen der beiden
genannten kristallinischen Gruppen in ganz derselben Weise, wie am
Ostabfalle der Zetz oder am Nordende des Schöckel (vergl. die
Profile], N !und’Vn).
Nachdem aber die Kalke des Steinberges in NW, also
gegen den Berg neigen, nahm Prof. Hörnes seinerzeit (Mitt.,
Jahrg. 1891, pag. 268, Profil) an, daß dieselben unter die Phyllite
des Lineck einfallen. F. Heritsch ist selbstverständlich derselben
Ansicht und meint sogar (Mitt., Jahrg. 1906, pag. 155), hier könne „jedes
Kind die Überlagerung des Schöckelkalkes durch den Semriacher
Schiefer beobachten“, Es gibt allerdings geologische Kinder, welche
aus der einfachen Neigung eines Sc hichtkomplexes gegen den Berg
alsogleich auf eine Unterlagerung schließen. Auf “derlei Beob-
achtungsfehlern sind sogar in neuester Zeit die anspruchsvollsten tek-
tonischen Theorien aufgebaut worden. Unter den gegebenen Verhält-
nissen kann es auch nicht verwundern, wenn sich F. Heritsch (Mitt.,
Jahrg. 1906, pag. 178) mit Begeisterung dem „Siegeszug“ der
glänzenden neuen tektonischen Theorien anschließt, dagegen der ver-
alteten, komplizierten und daher so mühevollen „Fjordstrati-
sraphie“ gründlich den „Garaus“ wünscht. Es dürfte einigermaßen
schwer sein, dem jungen Forscher beizubringen, daß dießer Garaus
so ziemlich das Ende aller Geologie wäre.
Im vorliegenden Falle hält F. Heritsch (vergl. Verh. 1906,
pas. 08) die Stelle am Steinberg für eine der beweisen dsten
in der Frage der Überlagerung des Schöckelkalies durch die Schiefer
des Linec 'k (semriächer Schf. p. p.). Dabei bedenkt er aber nicht,
daß derselbe Kalk, welener kontinuierlich die ganze Osthälfte
des Lineck umsäumt, am Nordfuße des Berges, wo er zunächst
noch immer die gleiche Neigung in NW zeigt (vergl. Profil VI), nach
der eigenen Beobachtung F. Heritsch’ (vergl. Profil in Mitt., Jahrg.
1905, pag. 201) evident nicht unter die Schiefer des Lineck
greift, so daß sich F. Heritsch gezwungen sieht, dieses ihm ganz un-
1907 Sitzung vom 9. April. M. Vacek. 181
klare Diskordanzverhältnis vom Schöckelkalk zu den kristal-
linischen Schiefern des Lineck durch eine Bruchannahme zu be-
wältigen. Da aber kaum hundert Schritte weiter östlich, in der Ver-
längerung der angenommenen Bruchlinie, die Schöckelkalke ohne
jede Spur von Störung oder Verschiebung, in der ruhigsten Weise
quer über den oberen Einödgraben kontinuierlich vom Kohler-
nickel zum Steinberge durchziehen, müßte der als deus ex
machina angerufene Göstinger Bruch, schon bevor er die Kalk-
partie vor Bachwirth erreicht hat, ein unglaublich plötzliches Ende
erreicht haben. Findet man sich hingegen mit dem Gedanken ab,
daß die Schöckelgruppe hier wie an so vielen anderen Punkten
des Grazer Beckens (vergl. Profil I—-IV) unkonform über dem
teils aus Quarzphyllit, teils aus Granatenglimmerschiefer bestehenden
kristallinischen Untergrunde lagert, dann bietet die Situation am
Steinberge keinerlei Schwierigkeiten und alle gezwungenen Bruch-
annahmen im Einödgraben werden überflüssig.
4. Unterdevon. Wie schon in meinem Reiseberichte (Verh.
1891, pag. 44 und flg.) klar ausgeführt worden ist, folgt über der
Schöckelgruppe (Grenzphyllit und Schöckelkalk), respektive liegt
an jenen Stellen, wo diese tiefste sedimentäre Gruppe fehlt, un-
mittelbar über dem kristallinischen Untergrunde eine zweite
mächtige Schichtgruppe, welche weitaus die Hauptmasse
der paläozoischen Ablagerungen des Grazer Beckens bildet. Leider
ist diese zweite Schichtgruppe großenteils sehr fossilarm, so daß ihr
unterdevonisches Alter seinerzeit hauptsächlich nur aus der
Lagerung derselben zwischen dem Obersilur und Mitteldevon er-
schlossen werden konnte. Um einer faunistisch gesicherten Alters-
bestimmung nicht vorzugreifen, wurde daher von mir (l. ec. pag. 45) für
diese Schichtgruppe die indifterente Bezeichnung ‚Lantschgruppe“
gewählt, weil dieselbe, im Gegensatze zur „Schöckelgruppe“
im Lantschgebiete eine große Rolle spielt (vergl. Profil I-IV). Erst
die später (Jahrb. 1893, pag. 567 u. ilg.) durch KR. Penecke cer-
folgte Bestimmung einer reicheren unterdevonischen Korallenfauna
aus dem obersten, kalkigen Gliede (Osserkalk) der Lantschgruppe
setzte das unterdevone Alter derselben außer jeden Zweifel.
Da die ie ee im Grazer Becken nur eine beschränkte
Verbreitung hat (vergl. Verh. 1906, pag. 217), finden sich die
Stellen, an denen das Unterdevon dem Obersilur direkt auflagert,
nur in beschränkter Zahl. Es sind die folgenden: 1. Im Zentrum
der Zetzmulde (vergl. Profil I und Il), 2. entlang der Westseite
der Schöckelmasse (vergl. Profil VD), 3. entlang der Nordseite der
Peggauer Masse in der Strecke Sch önegg—Fr ohnleiten (vergl.
Profil V) und von hier in SW fortsetzend 4. in der Mulde Arzwald—
Feistritz (vergl. Profil VI). An allen übrigen Punkten des Grazer
Beckens, insbesondere aber im Hochlantschgebiete, liegt die unter-
devone Lantschgruppe auf lange Strecken hin unmittelbar über dem
alten kristallinischen Untergrunde, und zwar: 1. In der ca. 15 km
langen Strecke von der äußersten Nordspitze der Grazer Mulde im
Serrkogel bis in die Gegend von Mixnitz im Murtale über horn-
182 Verhandlungen. Nr. 7
blendereichen Gesteinen der Gneisformation (vergl. Profil I-IV).
2. Von da weiter, dem NW- und SW-Rande des Beckens entlang bis
in die Gegend von Köflach, in einer Strecke von über 40 km, liegt
das Unterdevon über Gesteinen der Granatenglimmerschiefer-
gruppe (vergl. Profil V und VI). 3. Am Ostrande des Beckens endlich,
vom Serrkogel über Strasseck, Passail, bis in die Gegend von
Semriach, in einer Erstreckung von ca. 35 km, liegt dieselbe unter-
devone Schichtgruppe über Gesteinen der Quarzphyllitformation
(vergl. Profil I-IV), deren obere Abteilung von den erzführenden
Grünschiefern gebildet wird (vergl. Profil VI bei Arzwald und
D. Feistritz).
Schon dieser auffallende Wechsel der Unterlage zeigt
jedem Denkenden klar, daß die unterdevone Lantschgruppe diskor-
dant über einem alten Relief lagert, an dessen Zusammensetzung
aber auch schon die nächstältere Schöckelgruppe Anteil nimmt.
Demnach besteht das Verhältnis der Unkonformität auch zwischen
der Schöckelgruppe und der ganz anders gelagerten und im Grazer
Becken viel weiter verbreiteten Lantschgruppe oder, mit anderen
Worten, zwischen dem Silur & und dem Unterdevon. Die lokalen
Erscheinungen, welche aus diesem Diskordanzverhältnis sich ergeben,
sind von der mannigfaltigsten Art und äußern sich in gewissen Un-
regelmäßigkeiten der Lagerung, welche demjenigen auf Schritt und
Tritt Schwierigkeiten bereiten, dem die unrichtige Vorstellung von
der Kontinuität der ganzen altsedimentären Ablagerungsfolge,
wie sie auch Dr. Olar angenommen hat, zum Dogma geworden ist.
Eine von den zahlreichen Stellen, an denen man die unkon-
forme Überlagerung des Schöckelkalkes durch das tiefste, be-
zeichnenderweise sehr bitumenreiche Basalglied des Unterdevons klar
beobachten kann, ist das oberste Andritztal und die anschließende
Einsattlung Auf der Leber. Die Lagerungsverhältnisse an dieser
Stelle wurden von mir schon im Reiseberichte (Verh. 1891, pag. 45)
erwähnt und später (Verh. 1892, pag. 49 sowie Verh. 1906, pag. 220
und 234) wiederholt näher besprochen. Dagegen hat Prof. Hörnes
(Mitt., Jahre. 1891, pag. 261) die unregelmäßige Lagerung in der
Gesend des Leberpasses durch einen Bruch zu erklären ver-
sucht. Diesen „Leberbruch“ hat F. Heritsch (Mitt., Jahrg. 1905,
pag. 189) getreulich überinommen muß aber, da er mit einem Bruche
allein nicht ausreicht, noch einen zweiten Parallelbruch, den „Bucher
Bruch“ annehmen, welchen Hilfsbruch er allerdings neuestens (Mitt ,
Jahrg. 1906, pag. 174) zu eimer nur fraglichen Rutschfläche
abschwächt. Alle diese Bruch- und Rutschannahmen werden aber über-
flüssig, wenn man sich über die transgressive Lagerung der
„bituminösen Schiefer von der Leber“ über dem unebenen, alten
Korrosionsrelief des Schöckelkalkes klar geworden ist, dessen
nähere Gestaltung man auf dem Wege von der Leber über Bueh
und von da weiter um den Kohlernickelkogel herum studieren
kann. Auf dem angegebenen Wege kann man sich klar überzeugen,
daß die verschiedenen, durch Denudation getrennten Reste des „bitu-
minösen Schiefers von der Leber“ derart enklaveartig über dem
Schöckelkalke lagern, wie dies im Profil VI (Glied 3a im oberen
an
1907 Sitzung vom 9. April. M. Vacek. 183
Andritzgraben und zu beidenSeiten des Kohlernickelkogels) angegeben
erscheint. Man vergleiche mit dem ebenerwähnten Profilabschnitte
die schwerverständliche Darstellung, welehe F. Heritseh (Mitt.,
Jahrg. 1906, pag. 175) von der isolierten Schieferpartie bei Buch ge-
seben hat. Diese Partie wird nach ihm von Schöckelkalk einerseits
unterlagert, anderseits überlagert, ein Widerspruch, den derselbe
dureh Annahme einer Rutschfläche zu lösen sucht. Daß die von
F. Heritsch (pag. 174 1. ec.) gebrachten Detailprofile nur seine Auf-
fassung, nicht aber die natürlichen Verhältnisse wiedergeben, braucht
wohl kaum erst bemerkt zu werden.
Ausgehend vom Schöckelkalke und mit den unkonform darauf-
folgenden bituminösen Kalkschiefern im oberen Andritztale be-
einnend, kreuzt man gegen W zur Hohen Rannach (vergl. Profil VI)
die ganze Schichtfolge des Unterdevons, so wie sie von mir
schon ee (Verh. 1891, pag. 44 u. flg.) dargestellt worden ist
(vergl. oben Tabelle) und wie sie neuerdings übereinstimmend
auch von F. Heritsch selbst (Mitt., Jahrg. 1906, pag. 173) von der
Rannach angegeben wird. Die bituminösen Basalschiefer (3a)
werden nach oben licht und weniger tonreich und führen in den
höheren Lagen Abdrücke von Bytotrephis (3). Sodann folgen normal
quarzitische® Sandsteine (4a) nach oben mit Einschaltungen von Diabas-
tuffen, höher im Wechsel mit Dolomiten (4), aus denen sich zu oberst
ein noch ziemlich mächtiger Komplex von gutgeschichteten grauen
Kalken (5) entwickelt. Erst über diesem kalkigen Schlußgliede
5 der Unterdevongruppe folgt dann in der Gegend der Rannach-
wiesen ein weiterer, selbständig lagernder Schichtkomplex
(6 = Mitteldevon in Profil VI), von welchem weiter unten noch die
Rede sein soll.
Das Auftreten von Diabasen, respektive auch nur deren Tuffen
allein, ist bekannterweise auf den mittleren Abschnitt der
Unterdevongruppe, auf die sogenannte Quarzit-Dolomit-Stufe be-
schränkt und kann im Grazer Becken für diese Abteilung sogar als
leitend gelten. Insbesondere enthalten die Quarzite stellenweise sehr
viel Tuffmateriale. Nach F. Heritsch (Mitt., Jahrg. 1905. pag. 179)
finden sich aber „feste Diabase“ auch höher, an der Grenze
von Unter- und Mitteldevon. Daß diese Altersbestimmung der Diabase
im Unterlantsch nur auf einer falschen Deutung der Lagerungs-
verhältnisse beruht, wurde von mir schon (Verh. 1906, pag. 228)
klar nachgewiesen. In seinem Jüngsten Aufsatze (Mitt., Jahrg. 1906,
pag. 161) ist F. Heritsch geneigt, sogar einen dritten Eruptiv-
horizont in den Semriacher Schiefern anzunehmen, und zwar auf
Grund eines vereinzelten Vorkommens bei der Villa Johann, unter-
halb Maria-Trost. Da er sich aber über die Lagerung dieses Dia-
bases in keiner Weise näher äußert, fehlt vorderhand für das ange-
nommene „silurische* Alter desselben jegliche Begründung.
5. Barrandei-Schichten und Mitteldevon. Das meiste
Interesse unter den oben aufgezälilten Straten der Unterdevongruppe
bietet die oberste Abteilung (5 der Profile und der Tabelle). Man
kann dieses kalkige Glied von der Hohen Rannach abwärts in
RK. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 7. Verhandlungen. 26
184 Verhandlungen. Nr.
-1
SW mit geringen Unterbrechungen bis an die Murenge unterhalb
Judendorf und auch weiter noch, jenseits der Mur im Raacher
Berge, im ganzen auf eine Strecke von zirka 8 km verfolgen und
sich in der erwähnten Murenge klar überzeugen, daß die in Rede
befindliche Kalkabteilung 5, auch hier'im Tale wieder normal auf
die Quarzitdolomitstufe folgend, den Abschluß der einheitlichen
Unterdevongruppe bildet, wie dies schon Verh. 1891, pag. 46 von mir
klar angegeben worden ist. Die unterdevone Schichtgruppe ist hier auf
beiden Hängen des engen Murtales, einerseits zwischen St. Gott-
hardt und Kreuzwirt (Pailgraben in Profil VII), anderseits
zwischen Schloß Gösting und Judendorf (vergl. Profil VIII
klar aufgeschlossen.
UÜbereinstimmend entwickelt ist die unterdevone Schichtgruppe
auch im Lantschgebiete (vergl. Profil I-IV). Hier zeigt das
oberste kalkige Glied 5, zumeist als Flaserkalk entwickelt, ziem-
liche Mächtigkeit und weite Verbreitung. Dieses kalkige Glied 5
wurde in meinem Reiseberichte (Verh. 1891, pag. 46) als „Össer-
kalk“ bezeichnet. Die Anwendung eines neuen Lokalnamens schien
mir deshalb notwendig, weil dieses kalkige Schlußglied des Unter-
devons in der Stufenskala Dr. Clars keinen selbständigen Ausdruck
findet und wahrscheinlich in seiner Korallenkalkstufe inbegriffen
wurde. Diese Einbeziehung von seiten Dr. Clars ist um so begreif-
licher, als das Kalkelied 5 tatsächlich vielfach Einschaltungen von
Korallenlagern führt, deren Fossilinhalt gewöhnlich sogar eine
bessere Erhaltung zeigt als die festen Korallenbänke, welche höher
in der oberen kalkigen Abteilung des Mitteldevons auftreten und
deren Korallen nur an besonders gut angewitterten Stellen zu näherer
Artbestimmung taugen.
Nun lagert aber die Mitteldevongruppe, wie schon in
meinem Reiseberichte (Verh. 1891, pag. 47) klar festgestellt worden
ist, stratigraphisch selbständig und liegt meist diskordant über
der Unterdevongruppe (vergl. Profil I—-VII. Nachdem man
aber seinerzeit, wie schon erwähnt, zwischen den korallenführenden
obersten Kalken des Unterdevons (5 der Profile = Össerkalk = Pen-
tameruskalk) und den ebenfalls korallenführenden Kalken und
Schiefern der jüngeren, unkonform darüberlagernden Schichtgruppe
des Mitteldevons schon im Terrain keinen genügenden Unter-
schied machte, ist es nicht zu verwundern, daß in den Samm-
lungen noch weniger eine Trennung der Ausbeuten an Korallen
durchgeführt wurde, welche teils aus den älteren unterdevonischen,
teils aus den jüngeren mitteldevonischen Ablagerungen stammten.
Als einleuchtende Folge ergab sich bei der späteren Bearbeitung
der Korallenfauna aus der Grazer Umgebung durch K. Penecke
(Jahrb. 18953, pag. 567) eine Mischung von Arten des Unter-
und Mitteldevons. Diese größtenteils auf manipulativem Wege
zustande gekommene Artenkombination wurde von K. Penecke
(pag. 586 1. e.) als die Fauna einer besonderen, neubenannten Stufe,
der „Barrandei-Schichten‘“, aufgefaßt und deren geologisches
Alter (pag. 578) mit einer etwas willkürlichen Unterschätzung
der mitteldevonen Arten als oberes Unterdevon bestimmt. Auf
1907 Sitzung vom 9. April. M. Vacek. 185
diese Art kam es, daß seit Neuaufstellung des Barrandei - Hori-
zonts durch K.Penecke das historische Mitteldevon aus der
Gegend von Graz gänzlich verbannt und dessen Vorkommen nur auf
den Bezirk des Hochlantsch beschränkt wurde, weil hier die klar
mitteldevonischen „Calceola-Schichten“ keine Mißdeutung zulassen.
Es finden sich aber auch in der Gegend von Graz genug
Punkte, an denen das echte Mitteldevon sehr wohl entwickelt
ist, und die Profile VI, VII und VIII zeigen klar das Verhältnis, in
welchem die Mitteldevongruppe (6) hier steht zu dem tieferen Kalk-
horizont 5, welcher die Unterdevongruppe normal ab-
sehließt. Eine bequeme Wanderung von St. Gotthardt, dem
linken Hange des Murtales entlang bis in den Hahngraben vor
St. Stephan genügt, um die im Profile VII dargestellte Schichtfolge
Glied für Glied zu konstatieren und sich insbesondere davon zu über-
zeugen, daß auf dem Kalklager 5, welches den Kanzelkogel
bildet und sich bis in die Gegend von Kreuzwirt zieht, noch
eine weitere, ziemlich mächtige Schichtfolge ruht, welche der Düll-
bach an vielen Stellen gut aufschließt und die man von hier an-
steigend bis auf die Höhe der Rannach kontinuierlich verfolgen
kann (vergl. Profil VD). Hier oben bilden die weichen, tonigen, bitu-
minösen Schiefer, mit welchen im Grazer Bezirke die mitteldevone
Schichtgruppe in der Regel beginnt, den Untergrund der Rannach-
wiesen. Dasselbe Lagerungsverhältnis wiederholt sich auf der an-
deren Seite des Murtales (vergl. Profil VIII), woselbst die Kalke der
Kanzel (5) im Raacher Berg fortsetzen. Auf diese legen sich
bei Judendorf, mit etwas flacherer Neigung, die Mitteldevon-
bildungen des Frauenkogels auf. Etwas abweichender sind die
Lagerungsverhältnisse am Nordende des Plawutschzuges (vergl.
Profil VIII), da hier das Mitteldevon diskordant quer über ver-
schiedenen tieferen Gliedern der Unterdevongruppe lagert und das
oberste, kalkige Glied 5 erst weiter südlich, als sogenannter Penta-
meruskalk, im Gaisberge und Kollerberge auftaucht.
Das Mitteldevon ist also in der Grazer Gegend wohl vor-
handen. Dasselbe wurde .aber von K. Penecke ınit dem Kalk-
gliede 5, welches die Oberkante der Unterdevonserie bildet oder
mit den Kalken der Kanzel, welche Pentamerus Petersi, Heliolites
Barrandei etc. führen, zu einer unnatürlichen stratigraphischen Ein-
heit verschweißt, die derselbe als „Barrandei-Schichten“ be-
zeichnet hat (veral. Verh. 1906, pag. 229). Wenn sonach in den
Schriften der Grazer Geologen von „Darrandei-Schichten“ schlecht-
weg die Rede ist, muß man jedesmal erst aus dem Kontext mühsam
erschließen, ob damit das kalkige Schlußglied 5 des Unterdevons oder
aber irgendeine Abteilung des Mitteldevons oder auch beides gemeint
ist. Der Terminus „Barrandei-Schichten“ erscheint auf diese
Art nur als eine Substitution für den unklaren Begriff „Korallenkalk*“
Dr. Clars und ist daher stratigraphisch ebenso unpräzis und schlecht
kombiniert wie der sattsam besprochene Begriff des „Semriacher
Schiefers*“.
Klarer und leichter zu studieren als in der Gegend von Graz
ist die diskordante Lagerung der Mitteldevongruppe im Gebiete
26*
186 Verhandlungen. Nr. 7
des Hochlantsch. Hier nehmen die Mitteldevonbildungen eine
srößere, zusammenhängende Fläche ein und sind auch durch das von
K. Penecke aufgefundene Vorkommen der Calceola sandalina ihrem
Alter nach unzweifelhaft bestimmt. Ihre Hauptverbreitung zeigen die
Ablagerungen des Mitteldevons in der Gegend des Aibel (vergl.
Profii I, Verh. 1906, pag. 208) und der Tyrnauer Alpe und
ziehen von hier in einem breiten SW-Ausläufer kontinuierlich über
Stocker Wald und den Sattel bei W. H. Steindel (vergl.
Profil IV) bis in den obersten Teil des Heuberggrabens. Wie
die zwei zitierten Profile klar zeigen, liegen die Mitteldevonbildungen
des Lantsch quer über verschiedenen Gliedern der Unter-
devonserie diskordant auf, insbesondere aber über dem Osserkalk
und der Quarzitdolomitstufe mit Diabaseinschaltungen. Die dis-
kordante Auflagerung des Mitteldevons auf dem Osserkalk kann man
in der Hinteren Tyrnau und ebenso in der Gegend des Huben-
halt (SW Aibel) studieren, aber auch in der weiteren Umgebung
der Teichalpe vielfach gut konstatieren. Der „Osserkalk* nimmt
im Umkreise der Mitteldevonfläche weite Räume ein. Derselbe läßt
sich aus dem oberen Tyrnauer Graben, dessen beide Gehänge er
bildet (vergl. Profil IV), über den Hausebnerberg, Schachner-
kogel, Buchkogel, Osser, Heulantsch, Breitalm mit
geringen Unterbrechungen bis zur Zachenhochspitz, dem Ööst-
lichen Gipfel des Hochlantsch verfolgen, wo er unter die viel
jüngeren, massigen Kalke des eigentlichen Hochlantschgipfels taucht
(verel.;Brofil III 1..c.).
Aus dem oberen Tyrnauer Graben sowie von Breitalm
führt K. Penecke (Jahrb. 1893, page. 586) aus dem Osserkalke
die Fauna mit Heliolites Barrandei und Pentamerus Petersi au, so
daß an der Aquivalenz dieses obersten Gliedes der Unterdevongruppe
im Lantsch mit dem obersten Gliede 5 derselben Gruppe in der
Umgebung von Graz nicht wohl zu zweifeln ist. Dieses kalkige
Glied hat aber in der Grazer Gegend ebensowenig wieim Lantsch
stratigraphisch etwas gemein mit dem diskordant auflagernden Mittel-
devon, welches vielmehr da sowohl wie dort eine jüngere, selb-
ständige Ablagerungsgruppe bildet.
Infolge ihrer größeren Widerstandsfähigkeit stechen im Gebiete
des Unterlantsch die festen Diabase in einer ganzen Reihe
von Vorkommen zutage, so im oberen Heuberggraben, ferner
auf der Bergkante über dem W. H. Steindel (vergl. Profil IV), des-
gleichen auf dem nächstfolgenden Riegel im Stocker Walde und
ebenso oben auf der Tyrnauer Alpe und auf der Teichalpe.
Alle die genannten Vorkommen von Diabas liegen auf einer
SW-—-NO streichenden Linie, welche dem Ausgehenden des Schichten-
kopfes einer in SO neigenden Lagerdecke entspricht. Diese Erguß-
decke lagert aber stratigraphisch nicht etwa an der Grenze von
Mittel- und Unterdevon, wie F. Heritsch behauptet, sondern
findet sich, wie überall sonst im Grazer Becken, so auch hier, den
Bildungen der Quarzitdolomitstufe eingeschaltet (vergl. Profil IV)
in derselben Weise wie in der Bärnschütz und im oberen
Aachengraben (vergl. Profil III, Verh. 1906, pag. 208, mit Profil IV).
1907 Sitzung vom 9. April. M. Vacek. 187
6. Oberdevon. Im Gegensatze zu den beiden Schichtgruppen
des Unter- und Mitteldevons findet sich im Grazer Becken das
Oberdevon nur in äußerst beschränkter Verbreitung. Dasselbe
wurde bisher nur in zwei kleinen Resten nachgewiesen, welche im
südwestlichen Teile des Beckens auftreten (vergl. Profil IX). Lange
bekannt ist der Clymenienkalk von Steinbergen!) (W von
Graz), von welchem schon in meinem Reiseberichte (Verh. 1891.
pag. 48) gezeigt worden ist, daß derselbe „unmittelbar der mittleren
oder der Quarzitdolomitabteilung der Lantschgruppe diskordant
aufgelagert“ sej. Die gleiche unkonforme Lagerung hat später auch
K. Penecke (Jahrb. 1895, pag. 550) bei dem zweiten Oberdevon-
reste nachgewiesen, welcher den Eichkogel S vom Stifte Reun
bildet. Hier fand sich auch eine etwas besser erhaltene Fauna, nach
welcher K. Penecke den Ulymenienkalk als oberes Oberdevon
bestimmen konnte, während für das untere Öberdevon bisher noch
kein Aquivalent festgestellt ist. K. Penecke nimmt an, dasselbe
fehle und es existiere an dieser Profilstelle eine stratigraphische
Lücke im Grazer Becken.
Wie so vieles andere, giossiert F. Heritsch (Mitteil. Jahrg.
1906, pag. 138) auch meine kurze Angabe über die Lagerung des
Clymenienkalkes von Steinbergen. Es ist ihm „nicht klar“, was
mit der Bemerkung gemeint sej, daß das Oberdevon sich hier in
einer stratigraphischen Position finde, in welcher man eigentlich zu-
nächst das Mitteldevon erwarten sollte, und er schließt seinen
Disput mit folgendem Satze: „Die Angaben des Herrn M. Vacek.
dab das Oberdevon nirgends im Bereiche des Mitteldevons auftritt, ist
unrichtig, denn am Eichkogel bei Reun liegen die Ulymenien-
kalke auf den Barrandei-Schichten geradeso wie bei Stein-
bergen.“ Angesichts dieses Satzes muß man sich erstaunt fragen, seit
wann denn die Barrandei-Schichten wieder Mitteldevon seien? Nach
K. Penecke sind sie unterdevonisch. Wo hat F. Heritsch ferner
bei Steinbergen Barrandei-Schichten beobachtet? Nach meiner
Beobachtung liegen die Clymenienkalke daselbst direkt über der
Quarzitdolomitstufe. Auch auf der Südseite des Eichkogel bei Reun
ist es nicht etwa das kalkige Schlußglied 5 der Unterdevonserie,
welches die Unterlage des Oberdevonrestes bildet, sondern hier tritt
in der Tat das echte Mitteldevon auf. Von diesem Mitteldevon
konnte ich freilich im Reiseberichte 1591 nicht im Zusammenhange
mit Oberdevon reden. weil zu dieser Zeit die Kenntnis des Restes
bei Reun kaum mehr als im Embryo vorhanden war (vergl. oben
pag. 166). F. Heritsch scheint sich also bei seinen Inkriminationen
nicht genügend über die historische Folge der Ereignisse klar zu sein.
7. Karbon. In meinem Reiseberichte (Verh. 1901, pag. 48,
sub 5) wurde ein isolierter kleiner Rest von Karbon erwähnt,
welcher am Nordfuße des Lantschstockes, in der Breitenau, dis-
kordant über der Quarzitabteilung des Unterdevons liegt. Dem Karbon
!) Vergl. E. Tietze, Das Alter des Kalkes von Steinbergen bei Graz. Verh.
d. k. k. geol. R.-A. 1881, pag. 34.
188 Verhandlungen. Nr3
unregelmäßig aufgelagert finden sich hier ähnlich wie an so vielen
Punkten des nordsteirischen Karbonzuges zwei kleine Magnesit-
vorkommen, welche nach ihrer Lagerung von mir als jünger denn
Karbon angesprochen wurden.
Dementgegen hat Prof. R. Hörnes (Mitt., Jahrg. 1891, pag. 265)
mit Berufung auf eine ältere Arbeit von J. Rumpf (Mitt., Jahrg. 1376,
pag. 91) die Auffassung vertreten, die Magnesite der Breitenau
seien silurisch, und dasselbe Alter hätten dann auch die Kalke
und Schiefer, in deren Gesellschaft die Magnesite im Kreuzbauer-
zraben auftreten. Von meiner Seite wurde (Verh. 1892, pag. 49)
sodann mit dem Hinweise erwidert, daß seit der erwähnten Arbeit
von J. Rumpf das Alter des graphitführenden Kalk- und Schiefer-
zuges der Nordsteiermark, welchen die Magnesite begleiten und
den man ehedem für silurisch hielt, durch die karbonischen
Pflanzenfunde am Semmering und im Feistritzgraben außer
jeden Zweifel gestellt worden ist, sonach die Berufung von Professor
Hörnes auf J. Rumpf längst überholt und veraltet sei.
Trotz dieser leichtfaßlichen Berichtigung brachte später F.
Heritseh (Mitt., Jahrg. 1905, pag. 178) unentwegt wieder die Be-
hauptung, der von mir als Karbon bestimmte Kalk- und Schieferrest
in der Breitenau sei silurisch und entspreche den beiden
Clarschen Stufen des Grenzphyllits und Schöckelkalkes.
F. Heritsch zeichnet demgemäß in seiner Kartenskizze des Hoch-
lantsch (pag. 206 1. ec.) bei St. Erhard einen breiten Fleck von
Scköckelkalk und Grenzphyllit ein. Daraufhin wurde von mir (Verh.
1906, pag. 223) nachgewiesen, daß die letzterwähnte Karteneintragung
an einer ganz falschen Stelle situiert ist, nachdem der kleine
Karbonrest, der von mir beschrieben wurde, gar nicht in der Gegend
von St. Erhard, sondern vielmehr südlich von St. Jakob (2 in
F. Heritsch’ Karte) liegt. Diese fehlerhafte Eintragung beweist,
daß F. Heritsch hier über Dinge geurteilt hat, die er nicht ein-
mal gesehen, viel weniger aber studiert hatte.
Die Art und Weise, wie F. Heritsch neuerdings (Mitt.,
Jahrg. 1906, pag. 139 u. flg.) auf diese schweren Vorhalte reagiert,
ist so charakterisch für die Methode, mit Hilfe von Diversionen
eine wissenschaftliche Diskussion zu führen, daß man nicht ohne
einige Bemerkungen darüber hinweggehen kann. Das Hauptargument,
welches F. Heritsch in allererster Linie für das wieder behauptete
silurische Alter des Magnesits in der Breitenau vorbringt,
ist die Berufung auf die Autorität seines Lehrers. Daß diese Autorität
im vorliegenden Falle nur auf einer antiquierten Auffassung J. Rumpfs
fußt, dürfte aus dem oben Gesagten klar folgen. Für die ins Detail
gehende neue Behauptung, daß der Magnesit in der Breitenau
„nachweislich“ an der Grenze von Schöckelkalk und Grenzphyllit
auftrete, müßte dieser Nachweis wohl erst erbracht werden, dies
um so mehr, als an keiner zweiten Stelle des Grazer Beckens an
der besagten Grenze jemals auch nur eine Spur von Magnesit be-
kannt geworden ist, trotzdem diese Grenze entlang dem Nordabfalle
der Zetz und des Schöckel auf meilenlange Strecken hin in klarster
Art aufgeschlossen ist. Dagegen finden sich in der nordsteirischen
1907 Sitzung vom 9. April. M. Vacek. 189
Grauwackenzone zu dem Maenesitvorkommen in der Breitenau
zahlreiche Analogien. Dort treten die Magnesite erfahrungsgemäß
stets innerhalb oder doch in nächster Nachbarschaft des langen
Karbonzuges auf. Sie sind aber auch da an keiner Stelle etwa
lagerartig den Karbonbildungen eingeschaltet, sondern liegen überall
diskordant quer über verschiedenen Gliedern des Karbons, mögen
diese nun kalkiger oder schiefriger Natur sein, wie dies speziell von
dem Hauptvorkommen am Sattlerkogelinder Veitsch (Verh. 1893,
pag. 405) von mir eingehender gezeigt worden ist. Genau das gleiche
Verhalten zeigen nun auch die kleinen Magnesitreste inder Breitenau,
und wenn F. Heritsch (pag. 140 |. e.) mir diesbezüglich einen
„groben Beobachtungsfehler*“ insinuiert, ohne den geringsten Versuch
eines gegenteiligen Nachweises zu unternehmen, so muB man ihn
darauf aufmerksam machen, daß literarische Anwürfe, denen keine
wissenschaftlichen Beweise folgen, doch wohl zu vermeiden sind.
F. Heritsch behauptet zwar, daB die Magnesite in der Grau-
wackenzone Nordsteiermarks nicht auf den Karbonzug beschränkt
seien, sondern auch im Silur des Zeritzkampel und der
Radmer sowie im Devon des Erzberges auftreten. Nach meinen
Erfahrungen sind bisher an keinem der drei eben genannten Punkte
Magnesite gefunden worden, am allerwenigsten dürfte aber
F. Heritsch solche entdeckt haben. Nach dem langen Zitat aus
K. Redlich (pag. 140 ı. flg. l. c.) scheint es vielmehr, daß der
Autor Siderite, Ankerite und Magnesite wild durcheinander
mengt und nur mit dem von K. Redlich erborgten Schlagworte
„Epigenese“ inscheingelehrter Art den Mangel an gereifterem wissen-
schaftlichen Urteil und positiver Erfahrung zu verschleiern sucht.
Schließlich mutet mir F. Heritsch an zwei Stellen (pag. 140
u. 141) zu, ich hätte nur aus dem Vorkommen des Magnesits
auf das Karbonalter der unterlagernden Schiefer und Kalke in der
Breitenau geschlossen. Diese Zumutung erweist, sich als eine
offenkundige Unrichtigkeit schon durch die einfache Überlegung, daß
ich die Magnesite infolge ihrer unkonformen Auflagerung als
Jünger denn Karbon auffassen mußte. Dagegen hat Professor
Hörnes die ganz veraltete Auffassung J. Rumpfs, die Magnesite
seien silurisch, zum alleinigen Ausgangspunkte genommen, auch
den Kalk- und Schieferrest in der Breitenau für silurisch zu er-
klären, und diese antiquierte Ansicht vertritt F. Heritsch noch
heute.
8. Hochlantschkalk. Der Name „Hochlantschkalk“
wurde von Dr. Clar (Verh. 1874, pag. 631) gegeben als Bezeichnung
für die jüngste von den acht Stufen, in welche derselbe die
„Grazer Devonformation“ eingeteilt hat. Dr. Clar scheidet diese
auffallende, massige Kalkbildung, deren beschränkte Verbreitung und
„exzentrische Lage“ am NW-Rande des Beckens ihm sehr aufgefallen
war, scharf von der nächstälteren Stufe 7, seinem „Korallenkalke“.
Dagegen schrieb sechs Jahre später (Verh. 1880, pag. 329) R. Hörnes
von dem Hochlantschkalke: „Er entspricht offenbar dem Koral-
lenkalk der Umgebung von Graz und verhält sich zu diesem wie
190 Verhandlungen. Nee
der versteinerungsleere Schlerndolomit oder Wettersteinkalk zu den
sleichaltrigen, versteinerungsreichen Faziesgebilden.* R. Hörnes
hält also den Hochlantschkalk für eine Fazies des Korallenkalkes
im Gegensatze zu Dr. Olar, der ihn als selbständige, Jüngste
Stufe 8 auffaßt. Bei der späteren kartographischen Aufnahme (1890)
mußte es daher meine erste Sorge sein, zwischen diesen beiden dif-
ferierenden Auffassungen einen Entscheid zu treffen und ich habe
(Verh. 1891, pag. 49) jene Tatsachen angeführt, welche zweifellos
für die Auffassung Dr. Ulars sprechen und beweisen, daß der Hoch-
lantschkalk eine von allen übrigen Ablagerungen des Grazer Devons
verschiedene und bedeutend jüngere Bildung sein müsse.
Bei Beurteilung des geologischen Alters des Hochlantschkalkes
kommen besonders zwei Momente in Betracht. Zunächst die selb-
ständige, unkonforme Lagerung desselben über einer sehr wechsel-
vollen Unterlage, an deren Zusammensetzung eine ganze Reihe der
verschiedensten älteren Schichtgruppen, das Mitteldevon in-
begriffen, teilnehmen. Man vergleiche, statt vieler Worte, die Lagerung
des Hochlantschkalkes (Glied 7) in den Profilen I—-V. Ein zweites,
nicht minder wichtiges Moment bilden die bunten Konglomerate und
roten Sandsteine, welche die normale Basis der massigen Kalke
des Hochlantsch darstellen und deren Material aus allen den
Formationen stammt, welche die ältere Unterlage bilden, auch hier
solches aus dem Mitteldevon inbegriffen. Diese basalen, ufernahen
Bildungen sind nur gerade ebensoweit verbreitet, als die
massigen Kalke des Hochlantsch gehen. Sie füllen vorwiegend das
Muldentiefste der ganzen in NO ansteigenden alten Terrain-
vertiefung am NW-Rande des Beckens, in welche die Hochlantsch-
kalke abgelagert erscheinen (vergl. Profil I—-V). Würden diese auf-
fallenden Konglomerate und Sandsteine so, wie dies nach Professor
R. Hörnes heute noch unentwegt auch F. Heritsch (Mitt.,
Jahrg. 1906, pag. 147) annimmt und durch allerhand Zitate dem
Leser einzureden sucht, ein „Aquivalent der Quarzitstufe*
bilden, dann wäre es wohl eines der merkwürdigsten und sonder-
barsten Verhältnisse, daß diese Konglomerate an keiner zweiten
Stelle der im Grazer Becken meilenweit gut aufgeschlossenen Quarzit-
stufe sich bisher gefunden haben sollten nnd daß sie kapriziös nur
da auftreten, wo über denselben normal der massige und daher sich
von allen übrigen Bildungen des Grazer Beckens ausgezeichnet unter-
scheidende Hochlantschkalk in beschränkter Verbreitung auftritt,
nämlich, wie schon Dr. Clar (Verh. 1874, pag. 64) richtig bemerkt,
„ganz an den NW-Ranı!) des Beckens gedrängt‘.
Da ich auf den Inhalt der langen Zitate aus R. Hörnes und
K. Penecke, durch welche F. Heritsch (pag. 143 u. flg.) seine
Ausführungen illustriert, bei früheren Anlässen (Verh. 1892, pag. 48,
besonders aber Verh. 1906, pag. 221 u. fle.) schon geantwortet habe,
') Dieses Zitat dürfte genügen, um die übel angebrachten Hofmeistereien
zu kennzeichnen, welche mir F. lleritsch (pag. 147) betrefis der Bezeichnung
NW-Rand des Grazer Beckens zukommen läßt. Wie man hier sieht, hat Dr. Clar,
der das Grazer Becken doch auch wohl kannte, unter NW-Rand gewiß nicht die
Gegend der Kainacher Mulde verstanden.
1907 Sitzung vom 9. April. M. Vacek. 191
dürfte der Leser durch Benutzung der vorstehenden Rückverweise
über den Staud der Frage des Hochlantschkalkes genügend orientiert
sein. Hier wäre nur noch vielleicht der Ort zu erwähnen, daß in
gerader Fortsetzung des Hochlantschzuges gegen NO, im Stanzer-
tale, zwischen Edelsdorf und Ob. Dorf, einige Kalkpartien sich
finden, an deren Basis ebenfalls normal bunteKonglomerate und
Sandsteine auftreten, in welchen sich hier ein seit Jahren im Ab-
bau befindliches Gipslager einschaltet. Auch im Stanzertale
lagern die sedimentären Reste stratigraphisch selbständig, nämlich
unmittelbar über dem Kristallinischen, entlang der Kontakt-
grenze von Hornblendegneis zum Quarzphyllit, während die älteren
Devonbildungen hier absolut fehlen. Die selbständig auftretenden Vor-
kommen im Stanzertale bilden sozusagen einen verlorenen Posten
mitten im Kristallinischen, halbenwegs zwischen dem Grazer
Becken und dem Semmeringgebiete, woselbst bekanntlich auch, zwischen
Schottwien und dem Semmeringsattel, rötliche gips-
führende Schiefer eine interessante Rolle spielen, indem sie hier
nachweisbar ebenfalls diskordant über paläozoischen Ablage-
rungen liegen. Wenn sonach einige steirische Autoren vor dem Ge-
danken zurückzuschrecken scheinen. der Hochlantschkalk mit den
zugehörigen Konglomeraten und Sandsteinen an der Basis könnte am
Ende doch Trias sein, so möchte ich sie auf die ebenerwähnten Ver-
hältnisse kurz aufmerksam gemacht haben.
9. Kainacher Gosau. Wie man aus D. Sturs kurzer Zu-
sammenstellung (in Geologie d. Steierm., pag. 501 u. flg.) erfahren
kaun, war es hauptsächlich F. Rolle, welcher zuerst das Kai-
nacher Becken etwas näher studiert und eine Reihe von für die
Gosauformation bezeichnenden Fossilien daselbst entdeckt hat.
Leider war F. Rolle nicht mehr in der Lage, eine diesbezüglich
beabsichtigte Publikation abzufassen, und so blieb die genauere
Schichtfolge unbekannt. Die kurz bemessene Zeit eines Auf-
nahmssommers für das ganze Grazer Becken hat auch mir nicht gut
gestattet, eingehendere Studien in der Kainacher Mulde zu treiben,
und ich mußte mich damit begnügen, einerseits die für Karten-
zwecke wichtige, genaue Grenzkontour der Gosau-Enklave festzu-
stellen, anderseits aber den Aufbau der Schichtfolge nur in
den wesentlichsten Zügen klarzulegen. In letzterer Beziehung wurde
in meinem Reiseberichte (Verh. 1891, pag. 49, sub 7) kurz konstatiert,
daß hier in „ibergreifender Lagerung“ eine mächtige Serie
von Konglomeraten, Sandsteinen und Zementmergeln
auftrete, welche sich „von dem breiten NW-Rande der Kainacher'
Bucht gegen SO hin in der oben angeführten Reihenfolge
aufbauen, so daß das gröbste Sediment zu unterst liegt und nach
oben hin durch wiederholte Wechsellagerung und Übergänge in das
feinere Sediment abklingt, welches am weitesten vom Muldenrande
entfernt die Schichtreihe nach oben abschließt‘.
Unvermeidlich muß F. Heritsch (Mitt., Jahrg. 1906, pag. 149)
auch diesen Fall kritisch bemängeln. Sehr bezeichnender Weise findet
er zu diesem Zwecke nichts anderes als das schon von R. Hörnes oft
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 7. Verhandlungen. 97
192 Verhandlungen. Nr.
mißbrauchte Schlagwort „Detailaufnahme“ (vergl. oben pag. 163).
Mehr Interesse bietet der Umstand, daß F. Heritsch (pag. 1521. ce.)
nicht mehr wie früher (Mitt., Jahrg. 1905, pag. 179) von einem Ein-
bruchsbecken bei Kainach redet, sondern nur noch von einer
Diskordanz der Gosau über der paläozoischen Unterlage, die wohl
auch zur Erklärung der Lagerungsverhältnisse vollkommen ausreicht,
in der Kainacher Bucht ebensogut wie an hundert anderen ähnlichen
Stellen der Nordalpen. Erfreulicherweise verspricht F. Heritsch
eine eingehende Arbeit über das Kainacher Becken. Nach Lage der
Dinge kann man ihn in diesem Vorhaben nur ermuntern und nur be-
dauern, daß er eine Arbeit dieser Art nicht schon früher ins Auge
gefaßt hatte. Durch die bisher fehlende Bearbeitung der Kain-
acher Gosau hätte er jedenfalls etwas Lobenswertes, weil Nützliches
und seinen Kräften Angemesseneres geleistet als mit dem Versuche,
den geistigen Besitzstand Anderer zu verunglimpfen.
O. Ampferer. Zur neuesten geologischen Erfor-
schung des Rätikongebirges.
Der verflossene Sommer brachte mir die Gelegenheit zu einer
zehntägigen Reise ins östliche Rätikongebirge, welche von gutem
Wetter außerordentlich gefördert wurde.
Ich habe mich dort in Begleitung von Professor F. Schubert
vor allem mit dem Gebirge südlich von Schruns beschäftigt, das durch
die fleißige Forschertätigkeit Dr.W.v.Seidlitz’ (Geologische Unter-
nmsen im östlichen Rätikon, Berichte der Naturforschenden Ge-
sellschaft zu Freiburg i. Br. 1906, Bd. XVI) genauer bekannt und
besonders in tektonise her Hinsicht in interessante moderne Beleuch-
tungen gerückt wurde. Seiner eingehenden, mit zahlreichen Ansichten
und Profilen wohlgerüsteten Arbeit habe ich bereits in diesen Ver-
handlungen in Heft 9 vom Jahre 1906 eine längere Besprechung
gewidmet und dabei gewisse Bedenken gegen die tektonische Auf-
fassung dieses Autors zur Geltung gebracht, welche sich unmittelbar
aus dem von ihm gelieferten Beobachtungsmaterial ableiten lassen.
Das Gebirge selbst hatte ich zu jener Zeit noch nicht aus eigener
Anschauung kennen gelernt. Wenn ich heute wieder im Anschlusse
an diese Arbeit von Dr. W. v. Seidlitz das Wort ergreife, um
meine eigenen Erfahrungen in diesem Gebirge damit zu vergleichen,
so geschieht dies lediglich, um hier an einem klaren Beispiele zu
zeigen, wie leicht hypothetische Annahmen die geologische Vor-
stellungs- und Darstellungsweise bis in die kleinsten Einzelheiten zu
- beeinflussen vermögen.
Der kurze Aufenthalt in diesem schönen Gebirge hat natürlich
meinen Begehungen verhältnismäßig enge Grenzen gezogen. Wenn
ich trotzdem manche neue Erfahrung in stratigraphischer und tekto-
nischer Beziehung erwerben konnte, so verdanke ich das zum großen
Teil den reichen Angaben, welche Dr. W. Seidlitz in seine Arbeit
verwoben und so zugänglich gemacht hat.
In diesem Aufsatze will ich mich ganz auf das kleine Gebiet
1907 Sitzung vom 9. April. OÖ. Ampferer. 193
der Mittagsspitze, des Schwarzhorns, Verspalengrates, des Kares
„In den Gruben“ und auf die Umgebung des Partnunsees beschränken.
So bildet die nachfolgende Beschreibung im wesentlichen eine
Kritik des von Dr. W. v. Seidlitz dargestellten Querprofils Schruns —
Partnun und des sogenannten Fensters in den Gruben.
Über das Querprofil Mittagsspitze —Partnunsee.
Das obere der beiliegenden Profile Fig. 1 ist nach dem Profil I
auf Tafel VII der Arbeit Dr. W. v. Seidlitz’ kopiert und der
Wiedergabe wegen photographisch vom Maße 1 : 15.000 auf 1: 30.000
verkleinert worden. Dr. W. v. Seidlitz bezeichnet dasselbe als
„Hauptprofil durch das östliche Rätikon. An den östlichen Hängen
des Gauertales ist dasselbe 7—S00 m tief aufgeschlossen, so daß
nur tatsächliche Beobachtungen eingetragen wurden“.
Ich füge demselben ein im gleichen Maßstabe gezeichnetes
Profil Fig. 2 nach meinen Aufnahmen bei. Die verschiedenen Höhen-
punkte dieses Profils liegen nicht auf einer geraden Linie, sondern
die Verbindungslinie derselben beschreibt auf der Karte eine Zick-
zacklinie, welche im ganzen genommen eine von NW gegen SO ver-
laufende Richtung innehat. Mein Profil ist für den österreichischen
Anteil nach der Originalkarte 1: 25.000 gezeichnet. Die Abweichungen
in der Zeichnung der Kammlinie dürften zum Teil darauf beruhen,
daß meine Profillinie genauer den Kammausbiegungen folgt und mehr
Knickstellen besitzt, weshalb sie zwischen gleichen Endpunkten auch
etwas länger erscheint.
Des weiteren muß gleich hier ausdrücklich bemerkt werden,
daß für einen großen Teil des Profils nieht nur die Aufschlüsse in
der Nähe des IKammes, sondern auch vor allem jene der östlichen
Berggehänge mitbenutzt wurden.
Wir haben es also mit einer Verbindung von Profil und Ansicht
zu tun. Das gilt auf meinem Profil für die Strecke zwischen dem
Schwarzhorn und dem Bilkentobel, auf dem von Dr. W.v. Seidlitz
für das ganze Gebiet vom Abhang der Mittagsspitze bis zum ge-
nannten Tobel.
Die Hauptunterschiede zwischen meinen Beobachtungen und der
Darstellung Dr. W. v. Seidlitz’ lassen sich, soweit sie das bei-
liegende Querprofil betreffen, etwa in folgende Reihe zusammenfassen.
1. Die Quetschmulde der Mittagsspitze ist nicht im Gipfelkörper
dieses Dolomitzackens, sondern auf einem viel tieferen seitlichen Vor-
bau bei der Alpe Alpilla erschlossen. Es ist gar nicht erwiesen, daß
dieselbe ins Innere der Mittagsspitze hineindringt. An dem viel
schrofferen Abbruch der Mittagsspitze ins Gampadelztal ist von dieser
Einfaltung nichts zu sehen.
2. Die Lagerung der roten Quarzkonglomerate (Verrucano) am
Sattel südlich der Mittagsspitze ist deutlich transgressiv.
Der nördliche Verrucanostreifen bildet auf dem Gmneiss des
Kammes eine kleine Kappe, der südliche stellt wohl überhaupt nur
die Ausfüllung einer kleinen alten Erosionsfurche dar, die später
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Zeichenerklärung:
1. Kristalline Schiefer. 8. Grauer Dol. (Hauptdolomit?) 15. Couches rouges.
2. Diorit. 9. Rät. 16. Tithon (Sulzfluhkalk).
3. Grüner Granit. 10. Lias. 17. Globigerinenschiefer.
4. Verrucano. 11. Serpentin, Ophicaleit. 18. Prättigauflysch.
a 5. Muschelkalk. 12. Flysch. 19. Triasquetschzone.
n 6. Rauhwacke. 13. Fucoidenschiefer. 20. Quetschzone.
7. Dolomitbreccie. 14. Breccien. 21. Moränenstufe.
1907 Sitzung vom 9. April. OÖ. Ampferer. 195
seitlich zusammengedrückt wurde. Es ist ganz unwahrscheinlich, daß
hier eine ausgequetschte Mulde vorliegt.
3. Zwischen den Hornblendegneissen des Walseralpgrates und
dem Diorit des Schwarzhornes habe ich am Kamme in den Felsen
keine fremde Einschaltung gefunden.
Am Abhange gegen das Gampadelztal liegt im Graben südlich
der Walseralpe bei 1800 m ein Streifen von Flyschschiefern. Auf dem
entgegengesetzten Berghange begegnen wir nahe dem Gauertale einer
Scholle von Streifenschiefer, Triasdolomit, Buntsandstein.
4. Es ist unrichtig, daß sich die Serpentinzone in der Tiefe
unter den Schwarzhorndiorit hineindrängt.
An der Gauertalseite streicht der Serpentin sogar unterhalb der
großen Moränenstufe (21) taleinwärts, also vom Diorit weg unter den
folgenden Flysch hinein.
5. Der Flysch am Bilken- und Verspalengrat besteht aus einer
reichen Wechselfolge von verschieden feinen Sandsteinen, Mergeln,
Schiefern und Breccien. In den feinsten Schieferlagen treten reich-
lich Fucoiden auf. Es sind zwei größere Zonen von Fucoiden-
schiefern da, eine mächtigere nördliche und eine schmälere südliche.
Beide sind in inniger Wechsellagerung mit Mergeln und Sandsteinen
verbunden. Sie bilden regelrechte Einschaltungen im Flyschsystem.
Alle Schichtlagen fallen ziemlich gleichsinnig, oben flacher, unten
steiler gegen Norden ab. Sehr häufig kann man Wellenspuren (Trocken-
risse) auf den Schichtflächen bemerken. Es ist allem Anscheine nach
ein großes einheitliches Schichtsystem. Die Fucoidenschiefer sind
nicht eingefaltet. sondern eingeschaltet.
6. Der sogenannte Gneisskeil des Bilkengrates wird an der
Gauertalseite von den oben geschilderten Flyschschichten in großer
Mächtigkeit überdeckt. Diese Flyschgesteine greifen über den Gmneiss
auch noch auf den Sulzfluhkalk hinüber (wahrscheinlich überschoben!).
In den steilen Abbrüchen des Verspalenkammes gegen den
Bilkentobel sind diese Verhältnisse deutlich abgebildet.
Während Dr. W. v. Seidlitz bis zu diesem Gneisskeil durch-
aus die Angaben des tieferen Ostgehänges (Gauertalseite) zur Profil-
zeichnung benutzt, verwendet er für den unteren Teil des Gneiss-
keiles die Aufschlüsse des Ostgehänges, für den obersten Teil der-
selben hingegen die kärglichen Einrisse an der Westseite des Kammes
gegen die Tilisunahütte. Hier ist der hangende Flyschmantel abge-
wittert und der Gmneiss tritt als schmaler niedriger Felswall zutage.
Durch diesen Wechsel in der Zeichnung erscheint nun auf
seinem Profil der Gneisskeil gegen oben frei und kann so ungehindert
mit Phantasieschlingen verbunden werden.
Der Darstellung des Gneisskeiles haften aber außerdem noch
andere Fehler an. Derselbe wird nur an seiner Südseite von einem
Verrucanobande begleitet. Ich habe die ganze Nordflanke abgeklettert
und dabei folgendes entdeckt.
Im untersten Teile ist in der Nähe der Gneisswand Flyschschutt
zu sehen. Dann grenzt eine mächtige glaziale Schuttstufe (Ablagerung
eines Schwarzhorngletschers im Daunstadium) unmittelbar an den
Gneissrücken. Über dieser Schuttstufe legen sich endlich die Flysch-
196 Verhandlungen. Nr.#7
gesteine unvermittelt auf den Gneiss. An der Stelle, wo der Bilken-
steig den Gmneiss verläßt und zum Verspalenkamm sich aufschwingt,
ist auf dem Gneiss eine !/; m? große Spur von rotem Schiefer zu
sehen.
Es liegt nicht die geringste Berechtigung vor, von einer in der
Tiefe geschlossenen Verrucanoumhüllung des Gneisses zu reden.
7. Der Flysch im Norden des Gneisskeiles ist scharf verschieden
von den vorzüglich aus Breceien (mit Hornsteinknauern) bestehenden
Schichtlagen, welche südlich von ihm eingefügt sind.
Die schwungvollen Flyschfaltungen, welche Dr. W. v.Seidlitz
um den Gneisskeil herumschlingt, sind erstens nirgends aufgeschlossen
und zweitens kann man nicht ohne weiteres zwei so verschiedenartige
Schichtgruppen miteinander verbinden. Ein dritter Gegengrund ergibt
sich aus der mechanischen Analyse dieser Faltenschlingen. Wir hätten
Fig. 3.
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da zwei knapp übereinanderliegende Flyschfalten, wobei aber die
eine Mulde von einem Gneisskeil, die andere von Fucoidenschiefern
erfüllt würde.
8. Die sogenannte Quetschzone besteht aus Flyschgesteinen mit
einzelnen Brocken anderer Gesteine, die ganz ohne Zusammenhang
teils frei herumliegen, teils oberflächlich eingebettet sind.
9. Die tektonischen Einschaltungen von Couches rouges in den
Sulzfluhkalken beruhen auf bypothetischen Annahmen.
Im Bereiche dieses Querschnittes sind in der untersten Wand-
stufe der Sulzfluh Fig. 3 zwei nebeneinander befindliche Flecken
von Couches rouges vorhanden. Dieselben liegen in der hohen Wand-
stufe neben dem Bilkentobel etwas östlich von der Stelle, wo sich
der Weg zum „Rachen“ emporwindet.
Die Lage dieser Flecken auf kleinen Absätzen der hohen
Tithonwand beweist, daß wir es hier entweder mit Einlagerungen oder
1907 Sitzung vom 9. April. OÖ. Ampferer. 197
Auflagerungen zu tun haben, welche durch die Erosion so zuge-
schnitten wurden.
Wer diese Flecken für Anschnitte von tektonischen Kinschal-
tungen hält, muß sich letztere ungefähr als stabförmige Gebilde
innerhalb der Sulzfluhkalke vorstellen. Das ist äußerst unwahrscheinlich.
Außer diesen zwei Flecken findet man noch am Westfuße der
Scheienfluh Fig. 4 hoch über dem Partnunsee einen Aufschluß dieser
Schichten. Derselbe liegt an der Basis der mächtigen Tithonwand
der Scheienfluh. Hier sehen wir rote und grüne Couches rouges, die
sattelförmig verbogen sind. Die gewaltige, teilweise senkrecht ge-
schichtete Kalkmasse ruht mit einer glatten, stark verbogenen Schub-
fläche auf denselben. Die Couches rouges sind gegen Norden als
Fig. 4.
Scherenfluh
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schmale Zunge zwischen die hohe Tithonwand der Scheienfluh und
eine tiefere Tithonmasse hineingepreßt.
Auch dieser Aufschluß gewährt keine Berechtigung für die von
Dr. W. v. Seidlitz gezeichnete Zerlegung der Sulzfluhmasse in
drei Schichtenpakete. Schubflächen und Reibungsbreccien sind übrigens
innerhalb dieses großen und meist ungeschichteten Kalkkörpers reich-
lich vorhanden, doch nicht so schematisch verteilt und einheitlich
durchgezogen. Man erkennt übrigens schon aus der Zeichnung, daß
die beiden südlichen Keile von Couches rouges nirgends die Ober-
fläche erreichen, sondern in hypothetischer Tiefe verharren.
10. Die Lageverwandtschaft des grünen Granits zu den um-
sebenden Gesteinsarten ist oberhalb des Partnunsees nicht näher
erweisbar. Man sieht nur in einem Grashang mehrere ganz kleine
Vorragungen von Granit.
198 Verhandlungen. Niet’ X
Der Prättigauflysch liegt beim Partnunsee ganz durch Schutt-
halden verdeckt und somit ist dort die eingezeichnete Fältelung und
Unterlagerung nicht aufgeschlossen.
Ich brauche nach diesen Ausführungen wohl nicht
mehr eigens darauf hinzuweisen, daß entlang diesem
Querschnitte keine Beweise für eine Umstülpung des
Dioritstockes und des Gneisskeiles vorhanden sind.
Die hypothetische Auflösung der ganzen Gebirgsmasse
in fünf weit hergewanderte Decken widerspricht dem
hier gegebenen Beobachtungsmaterial und hat der
Zeichnung dieses Querprofils an vielen Stellen Gewalt
angetan.
Über das Fenster in den Gruben.
Das eben besprochene Profil schneidet das große Kar „In den
Gruben“ in seinen westlichen Teilen. Im östlichen Teile, den der
Weg von Partnun zum Gruben- und Plattenpaß durchzieht, sollen
nach Dr. W. v. Seidlitz mitten in den Sulzfluhkalken an einem
Fenster (siehe pag. 315—316, Tafel VIII, B. 5) Schichten der Breccien-,
der rätischen und ostalpinen Zone zutage treten.
Streifenschiefer, Radiolarit, Dolomit, Flysch, Rauhwacke, Verru-
cano sind die Bestandteile der hier angeblich entblößten tektonischen
Durchbruchszone. Es handelt sich dabei nicht um ein Fenster im
gewöhnlichen Sinne, sondern um eine zwischen zwei Tithonschuppen
eingeführte Serie von fremden Gesteinen, um eine Durchstechung
der Sulzfluhkalke mit der Schieferzone.
Dr. W. v. Seidlitz führt in seiner Beschreibung an, daß in
dieser abgetrennten Quetschzone auch nicht der geringste Zusammen-
hang unter den einzelnen Schichten herauszufinden sei.
Trotzdem gibt er die einzelnen Gesteinsarten in seiner Zeichnung
dieses Fensters (Tafel VII, B. 3) in wohlgeordneten parallelen
Streifen wieder.
Das weite, mehrstufige, vielbucklige Kar „In den Gruben“ ist
ganz in die Sulzfluhkalke eingesenkt. In diese hellen, oft oolithischen
Kalke sind mehrfach linsenförmige Massen von grauem Dolomit ein-
sefügt. Des weiteren finden sich einzelne beschränkte Breccienlagen
in den Tithonkalken verteilt.
Diese Einschaltungen werden gleichmäßig mit den Tithonkalken
von der Verwitterungsoberfläche geschnitten, die durch zahlreiche
Rundhöcker, Schrammflächen, Gletschermühlen etc. das deutliche
Gepräge glazialer Formung an sich trägt.
In den Furchen und Wannen sowie auf den Buckeln dieser
srößtenteils glazialen Karfläche liegen nun besonders im höchsten
östlichen Karabteil unregelmäßige, wirre Haufen der oben genannten
Gesteine, wobei verwitterte Flyschsandsteine und Mergel die Haupt-
masse hergeben (Fig. 5).
Es ist bezeichnend genug, daß dabei allenthalben Trümmer und
Geschiebe von Diorit und Gneiss zu finden sind. Geschiebe kristalliner
Gesteine sind nicht nur im ganzen Kar herum verstreut, sie steigen
nach den Beobachtungen Dr. W. v. Seidlitz’ (pag. 355) sogar zur
1907 Sitzung vom 9. April. OÖ. Ampferer. 199
Höhe der Scheienfluh (2628 m) empor, wobei zu beachten ist, dab
die benachbarten kristallinen Berggipfel Schwarzhorn, Seehorn, Platina-
kopf, Sarotlaspitze nur Höhen von 2462, 2344, 2510 und 2559 m
erreichen.
Noch merkwürdigere Anzeichen von glazialer Tätigkeit hat Dr.
W. v. Seidlitz (pag. 336) in den Gruben bei der Durchforschung
der Sulzfluhhöhlen entdeckt. Diese Höhlen besitzen nämlich neben
einem dreifachen Gürtel von Auswaschungsleisten ein teilweise ver-
sintertes Erratikum, das sich aus Verrucano, triadischen Kalken,
Dolomiten, aus Serpentin und Diorit zusammensetzt.
Wenn wir einen Blick auf eine Karte dieses Gebietes werfen,
so tritt das merkwürdige Verhältnis dieser Verteilung der kristallinen
Geschiebe sofort klar hervor.
Wir sehen von der Sulzfluh (2524 m) den mächtigen Wall der
Tithonkalke langsam stufenweise bis zum Plattenpaß (2229 m) südlich
der Tilisunahütte herabsinken und von hier sich wieder zur Scheien-
fluh (2654 m) erheben. Dieser Wall umschließt das Kar „In den
Fig. 5.
a) 5)
[® F ö ,
Ha Henpars
In der E ruben
Gruben“ soweit, daß nur die Karöffnung gegen Süden zum Partnun-
see und Prättigau otien bleibt.
Nördlich vom Plattenpaß ruht das Becken des Tilisunasees, das
durch eine Dioritschwelle von 2102 m Höhe vom tiefen Gampadelz-
tal abgetrennt wird.
Dr. W. v. Seidlitz erklärt nun den Transport der kristallinen
Geschiebe über den Tithonwall durch die Annahme, die Dioritschwelle
des Tilisunasees sei erst durch die Eisarbeit allmählich so tief aus-
seschliffen worden. Wenn wir annehmen, die Dioritschwelle wäre zur
Zeit der Vergletscherung noch erheblich höher gewesen als der süd-
liche Tithonwall, so ist allerdings die Ablenkung der Eisströmung
über den Plattenpaß gegen Süden erklärt.
Warum soll nun aber in der Folge die höhere und weit härtere
Dioritschwelle um mehr als 100 m stärker abgenutzt werden als die
ohnedies tiefere und weichere Tithonschwelle, über welche ja gerade
die Eisströmung hinwegzieht? Das ist ein unlösbarer Widerspruch
dieses Erklärungsversuches.
Wir brauchen aber diese Annahme gar nicht zum Verständnis
der oben geschilderten Beobachtungen.
K.k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 7. Verhandlungen.
D
n
200 Verhandlungen. NreR
Im Laufe der Großvergletscherungen konnten die Eisströme aus
den Hochtälern des inneren Montafons allmählich eine solche Mäch-
tigkeit erlangen, daß sie vom Gargellen- und vom Montafontal her
in unser Berggebiet eindrangen und dessen Lokalgletscher teilweise
zum Überfließen des Scheidekammes gegen das südliche tiefe Prätti-
gau zwangen.
Die Funde von kristallinen Geschieben auf den Höhen der
Scheienfluh bestätigen diese Anschauung.
Mit Hilfe dieser Vorstellung sind aber auch die Haufwerke von
Flyschgesteinen, Breccien, Rauhwacken, Verrucano, Dolomit etc. in
dem Kar „In den Gruben“ sofort erklärbar.
Es ist sehr naheliegend, diese wirren Gesteinshaufen als Massen
zu begreifen, welche vom Eise in dieses Kar hereingeschoben wurden.
Die Flyschgesteine bildeten ehemals eine Decke über dem Gneiss,
die auch auf den Tithonwall übergriffl. Noch heute ist dieselbe, wie
man am Verspalenkamm erkennt, teilweise erhalten. Diese weichen
Gesteine wurden von den Eismassen aufgeschürft und über den Kamm
geschoben, wo sie in den Mulden unseres großen Kars angehäuft und
aufbewahrt blieben. Damit ist auch das bunte Durcheinander, die Ver-
mischung mit Diorit- und Gneisstrümmern und die haufenförmige
Lagerung erklärt.
Vorträge.
Wilhelm Hammer. Bericht über die Neuaufnahme
der Ortlergruppe.
Der Vortragende legte in Kürze die Ergebnisse seiner Aufnahme
im Ortlergebiet dar, wobei er sich auf die zwischen den beiden großen
Bruchlinien — Zebrubruchlinie und Trafoi-Zumpanellinie — ein-
geschlossene Hochgebirgsregion, welche aus Triasgesteinen sich auf-
baut, beschränkte. Eine geologisch kolorierte Ansicht des Gebirges
von Osten, sowie mehrere Profile und eine Anzahl von Handstücken
diente zur besseren Illustrierung. Da über das Thema des Vortrages
schon eine Voranzeige in den Verhandlungen erschien und eine aus-
führliche, auch das angrenzende Gebiet behandelnde Abhandlung dar-
über im Jahrbuch folgen soll, so wird hier nicht weiter darauf
eingegangen.
O. Ampferer. Glazialgeologische Beobachtungen
im unteren Inntal.
Der Vortragende bespricht die Ergebnisse der Kartierung der
glazialen Ablagerungen des unteren Inntales und seiner Seitentäler
zwischen Jenbach und Kufstein:
Es finden sich hier in den Nebentälern des Inntales unterhalb
der Mündung des Zillertales hohe Terrassen von fluvioglazialen Lehmen,
Sanden, Schottern ganz von jener Art und jenem Aufbau, wie ihn
die Inntalterrassen oberhalb des Zillertales besitzen. Die Unter-
suchung der Angerberg-Häringer Terrassen ergab, daß dieselben nicht
als eine Endmoränenlandschaft aufgefaßt werden können. Sie stellen
nur stärker und tiefer erodierte Stücke der Inntalterrassen dar, was
1907 Sitzung vom 9. April. Fr. X. Schaffer u. Dr. E. Weinschenk. 201
zum Teil wohl in dem Aufbau aus weicheren tertiären Sedimenten
begründet ist.
Die Verfolgung der Grundmoränendecke brachte endlich den
Nachweis, daß sich dieselbe allenthalben weit über die Grenzen des
sogenannten Bühlstadiums hinaus erstreckt.
In Hinsicht auf die von Penck in dem Werke „Die Alpen im
Eiszeitalter“ neuerdings vertretenen Anschauungen wird also fest-
gestellt, daß die oberen Inntalterrassen nicht durch die Stauwirkung
des vorliegenden Zillertalgletschers erklärbar sind, sondern ebenso
wie die Terrassen in den unteren Seitentälern Reste einer viel weiter
ausgedehnten gewaltigen Schuttdecke vorstellen. Des weiteren kann im
Inntal in der Gegend der Angerberg-Häringer Terrasse kein Bühl-
stadium im Sinne Pencks vorhanden gewesen sein. Die Grund-
moränendecke über den Terrassensedimenten muß ihrer hohen und
weiten Erstreckung wegen der letzten Großvergletscherung (Würm-
vergletscherung) zugeschrieben werden. Eine ausführliche Begründung
dieser Anschauungen wird in einem Aufsatze gegeben, der in der
Zeitschrift für Gletscherkunde erscheinen soll.
Literaturnotizen.
Franz X. Schaffer. Geologischer Führer für Exkur-
sionen im inneralpinen Beckender nächsten Umgebung
von Wien. 127 S. 8°. 11 Textfig. Berlin, Bornträger.
Der vorliegende XII. Band von Bornträgers Sammlung geologischer Fübrer
kommt einem schon längst empfundenen Bedürfnis entgegen, da bisher ein hand-
licher und billiger Führer für geologische Exkursionen in der Umgebung Wiens
fehlte und anderseits auch in weiteren Kreisen neuerdings ein lebhafteres Interesse
für den geologischen Bau der Umgebung Wiens sich geltend macht.
Den Rahmen eines kurzen Führers nicht zu überschreiten, wurden nur
wenige Exkursionen ausführlich beschrieben und derart ausgewählt, daß sie ein
vollständiges Bild der Ablagerungen des Wiener Beckens und ihrer Fauna geben.
Es sind folgende fünf Ganztagsausflüge: 1. Baden, Soos, Vöslau, Rauch-
stallbrunnen für das Studium der verschiedenen marinen Tertiärablagerungen,
2. Atzgersdorf, Mauer, Kalksburg und 3. Hernals, Türkenschanze,
Sievering, Heiligenstadt, Nußdorf, Kahlenberg für die sarmatische
Stufe und die marinen Strandbildungen, 4. Arsenal, Geiereck, Laaerbers,
Wienerberg (pontische Stufe) und 5. Wiener-Neudorf, Guntramsdorf,
Eichkogel, Richardshof (pontische Tegel, Sande und Süßwasserkalk, marine,
sarmatische und pontische Strandbildungen). Eine knappe Geschichte der Bildung
des Wiener Beckens und seiner weiteren Entwicklung, eine Besprechung der Badner
und Vöslauer Thermen (erstere radioaktiv} vervollständigen die Exkursionsbeschrei-
bungen. Die Angabe der wichtigsten Literatur sowie praktische Winke bezüglich
des Besuches der verschiedenen Ziegeleien usw. bilden eine weitere, sicher recht
willkommene Zugabe. (H. Vetters.)
Dr. E. Weinschenk. Grundzüge der Gesteinskunde.
I. Teil. Allgemeine Gesteinskunde als Grundlage der
Geologie. Il., umgearbeitete Aufl., 228 S. mit 100 Textfig. und
6 Tafeln. Herdersche Verlagshandlung, Freiburg im Br. 1906.
Schon nach Ablauf von nicht ganz vier Jahren stellte sich das Bedürfnis
heraus, oben angegebenes Werk in neuer Auflage zu publizieren.
Die vorliegende II. Edition weist sowohl bezüglich des Textes als auch
betrefis der Abbildungen im Vergleiche zur ersten eine nicht zu verkennende Ver-
28*
202 Verhandlungen. Nr. 7
mehrung auf. Der Autor fand es nämlich für gut, aus der „Speziellen Gesteins-
kunde“ alle die allgemeinen Verhältnisse betreffenden Partien in diese „Allgemeine
Gesteinskunde“ herüberzunehmen.
Die Ausstattung ist nicht weniger hübsch, als dies bei der I. Auflage der
Fall war. Man wird wohl kaum fehlgehen, wenn man auch für diese II. Auflage
eine freundliche Aufnahme in den weitesten Kreisen erwartet.
(Dr. K. Hinterlechner.)
Dr. E. Weinschenk. Die gesteinsbildenden Mine-
ralien. Il., umgearbeitete Aufl. Mit 204 Textfig. und 21 Tabellen.
Gr.-8° (X und 226 S.). Freiburg 1907. Herdersche Verlagshandlung.
Wie die im voranstehenden Referat angeführten „Grundzüge“, so liegen nun
auch „Die gesteinsbildenden Mineralien“ in wesentlich veränderter Form in II. Auf-
lage vor. Die Anderungen betreffen. mit Bezug auf die I. Auflage sowohl den Text
als auch den illustrierenden Teil des Werkes. Besonders erfreulich ist für den
Praktiker, für welchen ja das Buch bestimmt ist, die Erweiterung des Textes durch
die Vermehrung der neu aufgeführten Spezies, da früher zahlreiche und nicht wenig
verbreitete Gesteinsgemengteile in ihrer Bedeutung keineswegs genügend gewürdigt
erschienen.
Die Erwartuzg, welche der Referent bei der Besprechung der 1. Auflage
in unseren Verhandl. 1961, pag. 410, aussprach und die dahin ging, daß das Buch
in den weitesten Kreisen freundliche Aufnahme finden werde, kann nun mit vollem
Rechte auch für die neu erschienene zum Ausdrucke gebracht werden.
(Dr. K. Hinterlechner.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien IlI. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
Verhandlungen derk, k Seolosischen Reichsanstalt
Bericht vom 950. Ar 1907.
Inhalt: Todesanzeige: Karl waddir Grieche % — Eingesendete Mit-
teilungen: P. Joh. Mertens: Beiträge zur Kenntnis der Karbonfauna von Süddalmatien. —
R. J. Schubert: Be Mitteilung über Foraminiferen und Kalkalgen aus dem dalma-
tinischen Karbon. Dr. F. Heritsch: Bemerkungen zum Glazialdiluvium des Drautales.
. V. Zelizko: Unte Be ie Fauna von Särka bei Prag Literaturnotizen: F.Oswald
. Knauer.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Todesanzeige.
+ Karl Ludolf Griesbach.
Mit Karl Ludolf Griesbach, der am 13. April nach langem
schweren Leiden im Alter von 59 Jahren zu Graz verschied, hat
unsere Anstalt eines ihrer ausgezeichnetsten korrespondierenden Mit-
glieder (ernannt 1369) und die Wissenschaft einen sehr erfolgreichen
Forscher verloren.
Der Verstorbene, der in Wien am 11. Dezember 1847 geboren
wurde und an der hiesigen Universität naturwissenschaftlichen Studien
obgelegen hatte, schloß sich sehr bald an unsere Anstalt als Volontär
an, so daß seiner Beihilfe bei den Aufnahmen wie in der Arbeit für
unser Museum bereits im Jahresberichte für 1867 (Verhandl. 1867,
pag. 308 und 310) Erwähnung geschah. Einem Wunsche des k. k. Oberst-
jägermeisteramtes entsprechend (siehe Verhandl. 1868, pag. 375),
wurde Griesbach im Jahre 1868 mit geologischen Studien im Ge-
biete des k. k. Tiergartens bei Wien betraut. Eine Reihe von Mit-
teilungen, die er in unseren Druckschriften in den Jahren 1868 und
1869 veröffentlichte und in denen die Kössener und Juraschichten
von St. Veit beschrieben und die Altersstellung des Wiener Sand-
steines besprochen wurde, können als das Ergebnis seiner damaligen
Studien betrachtet werden. ‘So hat Griesbach gleich manchen
anderen, später zu größerer Bedeutung gelangten Geologen die ersten
Erfahrungen in der Arbeit im Felde sich speziell im Anschlusse an
unsere Arbeiten erworben und man darf wohl annehmen, daß die Er-
innerung an diese Zeit bei ihm stets lebendig blieb.
Schon im April 1869 verließ er jedoch Europa und begab sich
zusammen mit Herrn Gröger (späteren Montanbeamten in Idria)
nach dem südlichen Afrika, um an einer dahin von Hamburg
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 8. Verhandlungen. 29
204 Verhandlungen. Nr. 8
aus organisierten geologischen, montanistischen Zwecken dienenden
Expedition teilzunehmen. Diese Reise wurde entscheidend für sein
späteres Leben, denn sie führte ihn mit englischen Kreisen zusammen
und verschaffte ihm Beziehungen, welche dem jungen Forscher er-
möglichten, sich einen Wirkungskreis in der weit ausgedehnten Sphäre
der englischen Interessen zu erobern. Zuerst war er nach seiner
Rückkehr von Afrika in London im britischen Museum tätig und von
dort aus bot sich ihm 1878 die Gelegenheit, nach Ostindien an die
geologische Landesanstalt in Kalkutta zu kommen, in deren Dienst
er eine sehr fruchtbare Wirksamkeit entfaltete.
Insbesondere war es die Erforschung des Himalaja, der er
sich widmete. Doch wurde er mehrfach auch außerhalb Ostindiens
verwendet. So kam er zweimal nach Afghanistan, besuchte Persien
und auch Hinterindien. Auch in Beludschistan war er tätig und im
Jahre 1897 führte ihn sein Schicksal sogar noch einmal nach Süd-
afrika, wo er die Goldlagerstätten in Transvaal studierte, um die dort
gewonnenen Erfahrungen zum Nutzen der ostindischen Goldgewinnung
zu verwenden. Bereits im Jahre 1894 trat er als Direktor an die
Spitze der geologischen Anstalt in Kalkutta, in welcher Stellung er
bis zum Beginne des Jahres 1903 verblieb, um sodann in den Ruhe-
stand zu treten. Er lebte seitdem größtenteils in Graz und besuchte
zeitweilig auch Wien, so während des Geologenkongresses im Jahre
1903. Im Frühjahre 1905 hatte ich zum letztenmal Gelegenheit, ihn
zu sehen. Es war in Baden bei Wien, wo ich ihn in Gesellschaft von
E. Suess traf und dem damals noch lebhaften, sich für alles in-
teressierenden Mann nicht anmerkte, daß das Leiden, dem er jetzt
erlag, ihn so schnell befallen würde.
Von den Reisen, welche Griesbach im Gebiete des Himalaja
unternommen hat, ist von besonderer Wichtigkeit diejenige gewesen,
welche er im Jahre 1892 in Begleitung von Dr. Karl Diener aus-
führte, der im Auftrage der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften
und mit Unterstützung der indischen Regierung sich damals in das
an der Grenze Tibets gelegene Hochgebirge begab. Die Untersuchung
einer eigentümlichen Region von Klippen und exotischen Blöcken,
welche später auch bei dem Wiener Kongreß von 1903 einen Gegen-
stand der Erörterung gebildet hat, war eine der interessantesten
Arbeiten gelegentlich jenes Ausfluges.
Griesbach bekleidete in Ostindien, bezüglich bei der englischen
Armee auch einen militärischen Rang. Er war Oberstleutnant beim
6. Bataillon der königl. Füsiliere und seine Expeditionen waren zum
Teil mit kriegerischen Ereignissen verbunden, wie im Jahre 1880,
wo er den afghanischen Feldzug mitmachte (damals noch als
Kapitän) und für sein tapferes und umsichtiges Verhalten ausgezeichnet
wurde. Bei seinem zweiten Aufenthalte in Afghanistan (1885— 1890)
befand er sich dem persönlichen Dienste des Emirs Abdurraman zu-
geteilt. Er war Ritter des Ordens vom Indian Empire, Inhaber der
afghanischen Kriegsmedaille, der burmanischen Kriegsmedaille und
des afghanischen Hurmat-Ordens. Sein Leichenbegängnis fand am
15. April in Graz mit militärischen Ehren statt und seine Beisetzung
erfolgte auf dem dortigen evangelischen Friedhofe.
1907 Bericht vom 30. April. P. Joh. Mertens. 205
Die österreichischen Geologen werden sich stets mit berech-
tigtem Stolze dieses Mannes erinnern, der ihrem Ruf in zwei fremden
Weltteilen Ehre gemacht und der während seines tatenreichen Lebens
sich stets der Schule würdig gezeigt hat, aus der er hervorgegangen war.
E. Tietze.
Eingesendete Mitteilungen.
P. Joh. Mertens. Beiträge zur Kenntnis der Karbon-
fauna von Süddalmatien.
Im Sommer 1906 sammelte Herr Dr. Koenig für das geologische
Institut der k. k. Universität in Wien eine große Zahl von Fossilien
in der Nähe von Mainibrai& und StaniSic in Dalmatien. Herr Prof.
Uhlig hatte die Freundlichkeit, mir das erwähnte dalmatinische Material
zur Bestimmung zu überweisen. Ihm, wie auch Herrn Prof. Diener,
unter dessen Leitung ich die Bestimmungen im paläontologischen
Institute ausführte, möchte ich dafür auch an dieser Stelle meinen
herzlichsten Dank aussprechen. Zu besonderem Danke bin ich auch
Herrn Kustos Kittl verpflichtet, der mir in liebenswürdiger Weise
die Benutzung der reichhaltigen Bibliothek des K. k. naturhistorischen
Hofmuseums gestattete,
Das Vorkommen von Karbon in Süddalmatien wurde durch
G. v. Bukowski!) im Jahre 1901 nachgewiesen. Gegenüber den
mächtigen mesozoischen Ablagerungen tritt das Karbon im Gebiete
von Budua sehr zurück. Um so erstaunlicher ist die große Fülle des
paläontologischen Materials, das dort bisher gefunden worden ist.
Allerdings harrt der größte Teil der Fossilien, welche v. Bukowski
bei der geologischen Aufnahme von Süddalmatien gesammelt hat,
noch der Bearbeitung.
Die ersten Mitteilungen über die petrographischen und tekto-
nischen Verhältnisse des dalmatinischen Karbons machte v. Bukowski
in der oben zitierten Publikation, in welcher er auch die Auffindung
eines Pygidiums von P’hillipsia erwähnt. Weitere Ausführungen folgten
1905 in den „Exkursionen in Süddalmatien“, welche anläßlich des
9. internationalen Geologenkongresses geschrieben wurden; hier sind
zehn Spezies aus der Kollektion v. Bukowski’s genannt und schöne
Profilzeichnungen des in Betracht kommenden Gebietes beigegeben.
Renz?) veröffentlichte bald darauf eine ausführliche Liste der in
der Nähe von Budua von ihm gesammelten Fossilien, nach welchen
er die in Frage stehenden Schichten als mittleres Oberkarbon
(Auernigschichten) bestimmte. Noch ausführlicher, als früher, hat
v. Bukowski die petrographischen, tektonischen und faunistischen
Verhältnisse in den „Erläuterungen zur geologischen Detailkarte von
Süddalmatien, Blatt Budua“ (Wien 1904), besprochen.
Die von Dr. Koenig mitgebrachten Fossilien sind zum Teil
sehr mangelhaft erhalten, so daß eine genaue Artbestimmung nur in
') Verhandl. d. k. k. geol. R.-A., Wien 1901, pag. 175 u. 176.
®} Zur Altersbestimmung des Karbons von Bndua in Süddaılmatien. Monats-
berichte d. deutsch. geol. Ges., Berlin 1903, Nr. 5.
29*
206 Verhandlungen. Nr. 8
der Minderzahl der Fälle erfolgen konnte. Besonders ließ der Er-
haltungszustand mancher Gastropoden und Korallen viel zu wünschen
übrig, während die Brachiopoden durchgängig besser erhalten ge-
blieben sind. Es ließ sich aber trotzdem eine große Zahl von Gat-
tungen und Arten feststellen, welche aus dem Karbon von Budua bis
jetzt nicht bekannt geworden sind.
Es wurden gefunden:
Brachiopoda:
Orthis sp. indet.
Orthothetes erenistria Phillips.
Produetus semiretieulatus var. bathycolpos Schell-
wien.
2, elegans M’Coy.
E cf. cora d’Orbigny.
: cf. punctatus Martin.
e (Marginifera) longispinus var. lobatus
Dow.
Spirifer div. sp. indet.
„. duplieieosta Phillips.
„ef. Iyra Kutorga.
hg cameratus Morton.
» rectangulus (Kutorga) Tschernyschew.
a = y Frech (non T'scher-
nyschemw).
Martinia sp. indet.
Athyris sp. indet.
„ef. Royssii Lev.
Hustedia remota Eichwald.
Rhynchopora n. sp.
Dielasma sp. indet.
Notothyris simplex Waagen.
h exilis Gemmelaro.
Camarophoria alpina Schellwien.
Gastropoda:
Entalis sp. indet.
Polyphemopsis cf. peracuta Meek u. Worthen.
Bellerophon sp. indet.
Euphemus sp. indet.
Euomphalus sp. indet.
Pleurotomaria sp. indet,
” cf. chesterensis Meek u. Worthen.
Murchisonia conula De Koninck.
» cf. conjungens Waagen.
Naticopsis sp. indet.
Trachydomia sp. indet.
’ n. Sp.
cf. Wheeleri Swallow.
»
1907 Bericht vom 30. April. P, Joh. Mertens. 207
thineoderma cf. nilsitowkensis Jakowlew.
Ptychomphalus ef. bierenulatus De Koninck.
Rotellina sp. indet.
Turbo nov. gen. et sp.
Turbonellina sp.
Macrochilina sp. indet.
n. sp.
Loxonema sp. indet.
1 cf. quadricarinatum Worthen.
Tuberculopleura ef. trieineta Sibirzew.
Mierodoma serrilimba Phillips.
Loxonema? n. sp. af. Promathildia biseriae-
tuberculata Jakowlew.
Orthonema cf. Salteri Meel: u. Worthen.
Lamellibranchiata:
Myalina sp. indet.
Conocardium sp. indet.
Ex familia Pernidurum nov. gen. et sp.
Nautiloidea:
Orthoceras sp. indet. aff. Martinianum De Koninck.
. sp. indet af. cinctum Sow.
Trilobitae:
Phillipsia (Griffithides) Kansuensis Loczy.
Corallia:
Amplexus sp. indet.
Zaphrentis sp. indet.
(Caninia) sp.
4 cf. Omaliusi M. Edwards et Huime.
Oyathaxonia cf. cornu Michelin.
Cyathophyllum? mitratum Schlotheim.
Lophophyllum sp.
cf. tortuosum De Koninck.
3 proliferum M’Chesney.
Palaeacis enormis var. depressa Meek u. Worthen.
”
»
Crinoidea :
Platyerinus sp. indet.
Echinoidea:
Archaeocidaris sp. indet.
Von Archaeocidaris liegt nur eine Interambulacralplatte vor, die
an den Rändern stark lädiert ist. Sie hat eine Anzahl größerer und
noch mehr kleinerer Tuberkel.
208 Verhandlungen. Nr. 8
Neben den charakteristischen Stielgliedern von Platyerinus findet
sich auch eine große Menge anderer Bruchstücke von Crinoiden-
stengeln, die aber nicht näher bestimmbar sind. Von Platyerinus ist
auch ein Kelchrest mit den drei bezeichnenden, ungleich großen
Basalplatten gefunden worden.
Bei der Bestimmung von Orthothetes habe ich mich an die Dia-
snose gehalten, welche Schellwien!) gegeben hat. ©. cerenistria
ist durch einen schön erhaltenen Steinkern vertreten, welcher deutlich
die zwei divergierenden Septa zeigt.
Von Spirifer rectangulus Kut. sind zwei Exemplare vorhanden.
Bei dem einen Exemplar ist der Wirbel abgebrochen; im übrigen
stimmt es vollkommen mit den von Tschernyschew?) gelieferten
Abbildungen überein. Das zweite Stück entspricht der von Frech?)
abgebildeten Form. Die Schalen waren, wie man deutlich sehen kann,
einst in Spitzen ausgezogen, die aber abgebrochen sind.
Von Rhynchopora n. sp. sind fünf Exemplare gefunden worden,
die teils mehr kugelig, teils mehr gestreckt und in die Breite ge-
zogen sind. Kein Stück ist vollständig tadellos erhalten. Doch ist die
Punktierung der Schale in einigen Fällen ganz deutlich zu erkennen.
Durch die Skulptur weicht diese Form erheblich von Rhynchopora
Nikitini Tschern. ab. Während dort der Sinus sehr schwach ist und
die Rippen sehr fein und zahlreich sind, hat unsere Form einen
tiefen Sinus mit drei bis fünf kräftigen Rippen. Der Wulst hat stets
eine Rippe mehr als der Sinus. Auf dem übrigen Teil der Schale
scheinen zu beiden Seiten des Wulstes nie mehr als drei bis vier
Rippen zu stehen.
Polyphemopsis cf. peracuta M. u. W. war in Dalmatien sehr
stark verbreitet. Renz fand dort 65 Exemplare, Koenig 55. Jedoch
ist keines der von Koenig gesammelten Stücke vollständig erhalten.
Bei besserem Erhaltungszustande würden sich wahrscheinlich mehrere
Varietäten feststellen lassen. Renz hat schon (l. e.) darauf hin-
gewiesen, daß die dalmatinische Form etwas untersetzter ist als die
amerikanische. Es scheint auch, dab die Mundöffnung bei letzterer
viel rundlicher ist als bei der dalmatinischen Form, deren Mund-
öffnung unten mehr zugespitzt zu sein scheint.
Von der von De Koninck aufgestellten Gattung Kotellina ist
bisher nur eine einzige Art (A. planorbiformis De Kon.) im Kohlen-
kalk Belgiens gefunden worden. Die Mundöffnung ist bei der dalma-
tinischen Form zum Teil abgebrochen. Die äußere Form und die Art
der Einrollung stimmen bei beiden Formen ziemlich überein. Das
aus Dalmatien stammende Stück ist aber viel kleiner als das bel-
gische. Dieses hat einen Durchmesser von 21 mm, jenes einen solchen
von nur ca. S mm. Ob es sich im vorliegenden Falle um eine Jugend-
form oder um eine neue Spezies handelt, muß dahingestellt bleiben.
!) Die Fauna der Trogkofelschichten in den Karnischen Alpen und den
Karawanken, I. Teil, pag. 16. (Abh. d. k. k. geol. R.-A., Wien 1900.)
?) Die oberkarbonischen Brachiopoden des Ural und Timan. Petersburg
1902, Taf. 41. (M&m. du Comite G£&ol., vol. XVI.)
3; Lethaea palaeozoica, Bd. II, Taf. 47 c, Fig. 7.
1907 Bericht vom 30. April. P. Joh. Mertens. 209
Bei Macrochilina n. sp. ist die Mundöffnung ebenfalls abge-
broehen. Doch ist die Art von den bisher bekannten deutlich dureh
die feine Spitze unterschieden, in welche die ersten Umgänge aus-
gezogen sind.
Ebenso liegt Loxonema ef. quadricarinatum nur in zwei Bruch-
stücken vor. Weder die ersten Windungen noch die Mundöffnung
sind erhalten. An einem Exemplar sind aber auf dem letzten Um-
sang deutlich vier Rippen wahrzunehmen, während auf den anderen
Umgängen nur drei Rippen bemerkbar sind. In diesem Punkte
stimmen sie mit der von Meek und Worthen?) abgebildeten Form
überein. Die mittlere Rippe scheint dort aber von der oberen wie
von der unteren gleich weit entfernt zu sein, während dieselbe bei
einem dalmatinischen Exemplar der oberen, bei dem anderen der
unteren genähert ist. Die amerikanischen Formen sind auch bedeutend
spitzer als die dalmatinischen.
Von der Gattung Orthonema wurden aus dem Karbon Nord-
amerikas drei Arten beschrieben. Die aus Dalmatien stammende Art
kann nur mit ©. Salteri verglichen werden. Die Höhe des Gehäuses,
der Apikalwinkel und die Skulptur der Umgänge stimmen fast voll-
ständig mit der genannten Art überein. Da aber die Basis mit der
Mundöffnung nicht erhalten ist, läßt sich eine vollständige Identität
nicht feststellen,
Turbo nov. gen. et sp. hat Ähnlichkeit mit der aus dem Unter-
karbon Belgiens?) beschriebenen Rhabdopleura solida De Koninck.
Bei Rhabdopleur« sind indes die feinen, schmalen Spiralrippen ab-
wechselnd schwächer und stärker, während sie bei der dalmatinischen
Form zwar schmal, aber immer gleich stark sind. Die Spiralrippen
sind auch viel höher als jene bei ARhabdopleur«. Die Mundöffaung
(nur an einem Exemplar einigermaßen erhalten) ist rundlich, das Ge-
häuse ziemlich hoch. Ein Umbilieus ist nicht vorhanden. Die Innen-
lippe scheint sehr schwielig zu sein. Die Zahl der Umgänge beträgt
vier bis fünf. Auf der Basis sind die Rippen weniger kräftig, stehen
dort aber zahlreicher und gedrängter, Auf dem übrigen Teil des
letzten Umganges stehen sie ca. 2—4 mm voneinander entfernt.
Diese Art ist dem Anschein nach recht variabel. Das eine
Exemplar ist nur halb so hoch wie das andere. Das Verhältnis der
Höhe zur Breite ist bei dem einen Exemplar 28:18 mm, bei dem
anderen 26:25 mm. Die Skulptur ist bei beiden gleich.
Loxonema? n. sp. ist nahe verwandt mit Promathildia biseriae-
tubereulat« Jakowlew?), bei welcher sich zwei spirale Körnchenreihen
über die Umgänge hinziehen. Bei unserer Form steht je eine spirale
Körnchenreihe dort, wo die flache Mittelpartie der Umgänge unter
sehr stumpfem Winkel zur tiefliegenden Naht abfällt. Fine dritte
Reihe von Körnchen liegt zwischen den beiden anderen in der Mitte.
!) Geol. Survey of Illinois, t. VIII, Taf. 23, Fig. 9.
?) De Koninck, Faune du Calcaire carbonifere da la Belgique. Gasteropodes,
3. partie, Pl. 7, Fig. 44—45, pag. 75
°) Die Fauna einiger oberpaläozoischer Ablagerungen Rußlands. I. Die
Cephalopoden und Gastropoden. Taf. V, Fig. 26, S. 125. (M&m. d. Com. geol.,
vol. XV, Nr. 3, St. Petersbourg 1899.)
210 Verhandlungen. Nr. 8
An den oberen Windungen sieht man deutlich die Querrippen, während
sie auf den späteren Umgängen nicht so hervortreten. Die gewölbte
Basis zeigt zahlreiche Anwachsstreifen, ebenso die laterale Oberfläche
der Umgänge.
Die dalmatinische Spezies ist von Promathildia biseriaetuberculata
leicht zu unterscheiden. Bei dieser stehen auf der unverdeckten
Öberflächenzone vier lineare Längsrippchen, von denen nur die zwei
untersten bei der Kreuzung mit den Querrippen zwei Längsreihen
von Höckerchen bilden. An der Oberfläche der Basis zeigt sich in
der Nähe der unteren Höckerreihe ein lineares Spiralrippchen, das
unserer Form auch zu fehlen scheint.
Bei den aus Dalmatien stammenden Stücken sind die Mund-
öffnungen so weit erhalten, daß man das Fehlen eines Ausgusses
feststellen kann. An den Exemplaren, die Jakowlew vorlagen und
von ihm als Promathildia bestimmt wurden, scheint die Mundöffnung
nicht erhalten gewesen zu sein. Im Text findet sich wenigstens keine
diesbezügliche Angabe und auch an der Figur ist von einer Mund-
öffnung nichts zu sehen. Dann ist es aber sehr zweifelhaft, ob die
von ihm aufgestellte Art überhaupt zu den siphonostomen Gastro-
poden gehört.
Interessant ist das Vorkommen von Perniden, von denen zwei
Schalenreste vorliegen. Der Wirbel ist spitz und terminal. Unmittelbar
vom Wirbel aus verlaufen längs des allem Anschein nach geraden
Schloßrandes zehn bis zwölf schmale, parallele und sehr seichte
Rinnen. Bei dem einen Exemplar ist der Schloßrand in einer Länge
von mehr als einem Zentimeter, bei dem anderen in einer solchen
von zwei Zentimetern erhalten. Von Quergruben, in denen sonst bei
den Perniden das Ligament befestigt ist, ist auf dieser Strecke nichts
wahrzunehmen. An der Zugehörigkeit zu den Perniden läßt sich nach
der Form und Ausbildung der Schalenreste nicht zweifeln.
Die bekannte Pernidengattung Dakewellia, welche bisher als
die geologisch älteste galt, stammt aus dem Zechstein. Sie ist, wenn
sie mit der erwähnten daimatinischen Form verglichen wird, klein
und hat keinen terminalen Wirbel. Am ehesten dürfte unsere Form
ein Vorläufer von Perna sein, welche erst in der Trias auftritt, einen
spitzen, terminalen Wirbel und zahlreiche schmale Bandgruppen auf-
weist. Es kommt auch Gervillia in Betracht, welche ebenfalls in
der Trias auftritt und einen spitzen, terminalen Wirbel hat.
Von besonderem Interesse ist das Auftreten von Phillipsia
(Griffithides) kansuensis in Dalmatien. Löczy') hat unter diesem
Namen einige Formen beschrieben, welche er im Oberkarbon der
Provinz Kansu in China gefunden hat. Mit diesen Formen, welche
bisher nur aus China bekannt waren, stimmen die bei Budua gesam-
melten zwei Pygidien in allen wesentlichen Punkten so vollkommen
!) L.v. Löczy, Beschreibung der fossilen Säugetier-Trilobiten- und Mollusken-
fauna u. die paläont.-stratigraph. Resultate d. Reise d. Grafen Bela Szechenyi in
Ostasien 1877—1880. (Enthalten in dem Werke: Wissenschaftliche lirgebnisse d.
Reise d. Gr. B. Szechenyi in Ostasien, Budapest 1398, III. Bd.) Taf. I, Fig. 1—3,
pag. 42.
1907 Bericht vom 30. April. P. Joh. Mertens u. R. J. Schubert. 911
überein, daß sie nicht einmal als eigene Varietäten bezeichnet werden
können. Auf der im Querschnitt trapezförmigen, steil abfallenden
Achse des kleineren Pygidiums sieht man deutlich sieben bis acht
feine Tuberkeln, während diese an dem größeren Exemplare nicht
erhalten sind. Doch sind auch hier zwei Reihen von etwas stärkeren
Körnehen angedeutet. Auf den Lateralloben sind keine Körnchen
erhalten geblieben.
Die Länge des kleineren Pygidiums beträgt 8—9 mm, die des
srößeren |O mm; das erstere ist etwa 8, das zweite 14 mn breit.
Beide Pygidien haben auf den Lateralloben neun Segmente. Der
Randsaum des kleineren Pygidiums ist breiter als derjenige des
srößeren; auch läuft das kleinere Pyeidium in eine etwas schärfere
Spitze aus.
Aus dem Pygidium allein kann nicht geschlossen werden, ob es
sich um Phillipsia s. str. oder Griffithides handelt. Es liegt darum
die Möglichkeit vor, daß sowohl die in Kansu, wie auch die bei Budua
sefundenen Formen zur Untergattung Griffithides gehören. Für ein
aus Dalmatien stammendes Stück, nämlich für das größere, ist dies
sogar wahrscheinlich. Dieses ist in eine sandig-tonige, aus konzen-
trischen Schalen zusammengesetzte Konkretion gebettet. In unmittel-
barer Nähe des Pygidiums liegt eine Glabella, die wohl zum Pygidium
gehören dürfte. Aus der birnförmigen Gestalt der Glabella wäre auf
Gr iffithides zu schließen.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß das Karbon von Budua eine
srobe Übereinstimmung mit den Auernigschichten zeigt. Abgesehen
von Formen, welche "auch schon in tieferen Schichten auftreten,
finden sich bei Budua aber auch solche Arten, welche anderswo nur
oder doch auch in höheren Niveaus vorkommen. Ob bei Budua neben
dem mittleren auch das obere Öberkarbon als eigener Horizont
entwickelt ist, wird vielleicht die Bearbeitung des v. Bukowski-
schen Materials ergeben.
R. J. Schubert. Vorläufige Mitteilung über Fora-
miniferen und Kalkalgen aus dem dalmatinischen
Karbon.
Im Jahre 1905 stellte ich in Norddalmatien (im Velebit)
einen vom Fuße des VlaSkigrad durch die Kleine Paklenica, Ivine
vodice in die Große Paklenica streichenden Aufbruch von Oberkarbon
fest, dessen tiefste in einigen Wasserrissen und zurzeit in einem
Schurfschachte aufgeschlossene Schichten schwarze Kalkschiefer und
Kalke mit Productus semireticulatus sind. Von Foraminiferen fand ich in
einigen Stücken derselben:
Neoschwagerina ceraticulifera Schwager
Valvulinella nov. gen. et nov. spec. (flache Val-
vulinen mit sekundären Scheidewänden)
Ammodiscus sp. nov.
Agathammina sp. sp.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. Ss. Verhandlungen. 30
219 Verhandlungen. Nr. 8
„Cornuspira“ Schlumbergi Howchin, völlig auf-
geknäuelte „Cornuspiren“, deren Querschnitt
dem von Miliolinen sehr ähneln und an-
scheinend porzellane Begleitform von @lo-
mospira vorstellen
Lunucammina? sp.
Außerdem kommen besonders reichlich in den dunklen Kalk-
schiefern kugelige und stabförmige, nicht gegliederte Gebilde mit
reichfacettierter Oberfläche vor, welche im Dünnschliffe zahlreiche
srobe, zum Teil unregelmäßig erweiterte, von einem zentralen Hohl-
raum ausgehende Poren erkennen lassen. Ein Vergleich mit den
silurischen von Stolley beschriebenen Kalkalgen ergibt, daß in
diesen Fossilien Kalkalgen aus der Verwandtschaft der rezenten
Dasycladaceen (betrefis der kugeligen Form besonders Bornetella) vor-
liegen. Von den silurischen Algen stehen am nächsten die Gattungen
Ooelosphaeridium und Rhabdoporella, immerhin sind diese von den
karbonen Formen verschieden, von denen ich die kugelige Form
Mizzia, die gestreckte Stolleya nennen will.
Auch „Gyroporella“ bellerophontis Rothpletz ist in den Schliffen
in mehreren Exemplaren wahrzunehmen.
Über den dunklen kalkigen Schichten lagern helle Dolomite,
die stellenweise ganz mit auslösbaren Exemplaren von Neoschwagerin«
eratieulifera Schwager und Mizzia erfüllt sind. Nebstdem fand ich auch
eine nicht näher bestimmbare kleine Fusulin«, deren Struktur durch Um-
kristallisieren großenteils zerstört ist, Querschnitte von Agathammina,
Ammodiscus, Climacammina und eine kleine äußerlich beiderseits nhummu-
litenartige Foraminifere, deren Scheidewände und Dorsalstrang jedoch
kein Kanalsystem besitzen, also amphisteginenähnlich sind und für
welche ich den Namen Nummulostegina vorschlagen möchte.
Außer diesem norddalmatinischen Karbonvorkommen konnte ich
einige Geröllstücke untersuchen, die Herr Chefgeologe Gejza von
Bukowski bei Matkovic, südöstlich von Sutomore (Süddalmatien)
sammelte und mir freundlichst zur Untersuchung überließ, wofür ich
ihm zu Dank verpflichtet bin. Sie stammen, wie H. v. Bukowski
(in diesen Verhandl. 1906, pag. 340/1) ausführte, aus einem dem
Muschelkalk angehörigen Konglomerat und sind nach der einschließenden
Foraminiferenfauna oberkarbonischen Alters.
Bisher kenne ich daraus:
Neoschwagerina cratieulifera Schwager
n 5 sp.nov. oder Varietät
der vorhergehenden
Sumatrina Annae Volz
Agathammina sp.
Archaediscus? sp.
Ammodiscus sp. nov.
Die im vorstehenden angeführten Formen sind nicht zahlreich,
aber in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert durch das Vorhandensein
1907 Bericht vom 30. April. R. J. Schubert. 213
des neuen Nummulitiden, der aus dem Karbon bisher nicht be-
kannten Kalkalgen !) und der zahlreichen knäuelig aufgewundenen
Cornuspiren, deren Querschnitte auffällig an Milioliden erinnern; auch
scheint aus einigen Vorkommen hervorzugehen, dab wenigstens im
Karbon Ammodiseus und Cornuspira nicht so scharf getrennt sind,
wie vielfach angenommen wird. Interessant ist auch die Tatsache,
daß alle bisher aus dem dalmatinischen Schwagerinenkalke bekannten
Fusuliniden, abgesehen von vereinzelten kleinen schlecht erhaltenen
Fusulinen, zu Neoschwagerina und Sumatrina gehören, während Schell-
wien in den Karnischen Alpen nebst Fusulinen lediglich das Vor-
handensein von Schwagerina princeps und fusulinoides feststellte.
Neoschwagerina und Sumatrina waren bisher nur aus Japan, China,
Sumatra und die erstere auch aus INleinasien bekannt. Ich habe
Sumatrina (V olz 1904) nicht mit Neoschwagerina (Yabe 1903) zu-
sammengezogen, wie es der letztgenannte Autor vor kurzem tat,
denn die Unterschiede zwischen diesen beiden Typen sind, wie aus
der folgenden Übersicht ersichtlich ist, wohl zumindest ebenso
sroß wie diejenigen zwischen den anderen Gattungen der Fusuliniden
oder, wenn man will, Untergattungen von Pusulina s. I.
Die Fusuliniden umfassen daher nach dem jetzigen Stande
unserer Kenntnisse folgende Gattungen:
Fusulina Fischer 1829.
Mehr oder weniger spindelförmig, nur mit Längssepten, die
jedoch besonders an beiden Enden stark gefaltet sind.
Typus: F. eylindrica.
Schwagerina Möller 1577.
Kugelig, in den Übergangsformen zu Fusulina auch etwas
spindelförmig, nur mit Längssepten, die meist nur an beiden Enden
gefaltet sind.
Typus: Schw. princeps.
Doliolina Schellwien 1902 (= Möllerina Schellwien 1898).
Mehr oder weniger zylindrisch, neben Längssepten auch Basal-
ansätze von Quersepten.
Typus: D. lepida Schi.
Neoschwagerina Yabe 1905.
Kugelig, mit Längs- und Quersepten sowie 1—4 dorsalen
Pseudosepten zwischen den Längssepten.
Typus: N. eratieulifera Schw.
!) In den Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1874 (pag. 79) veröffentlichte
C.W.Gümbel eine Notiz „Über neue Gyroporellen aus dem Gailthaler Gebirge“.
Herr Hofrat Stache, dem ich den Hinweis auf dieses Vorkommen verdanke,
hatte dieselben entdeckt und an Gümbel gesandt. Abgesehen davon, daß die be-
treffenden Schichten bereits etwas jünger als Karbon sein dürften, muß Gümbels
Gyroporella ampleforata von Pontafel von den dalmatinischen Kalkalgen wesent-
lich verschieden sein, denn er sagt von ihr, daß sie deutlich in ziemlich hohe
Ringe gegliedert sei, die leicht auseinanderfallen und daß durch Auswitterung der
Ringe an den Nähten wie bei Gyroporella annulata jene tief eingekerbten Stein-
kerne entstehen, welche wie ineinandergesteckt Trichter aussehen.
30*
914 Verhandlungen. Nr. 8
Sumatrina Volz 1904.
Spindelförmig, mit Längs- und Quersepten sowie 1—4 dorsalen
Pseudosepten zwischen den Längs- und den Quersepten.
Typus: S8. Annae Volz.
Dr. Franz Heritsch. Bemerkungen zum Glazialdilu-
vium des Drautales.
In einer der letzteren Nummern dieser Zeitschrift ist eine
Arbeit von Herrn Dr. J. Dreger (Geologischer Bau der Umgebung
von Griffen und St. Paul in Kärnten [Spuren der permischen Eiszeit],
pag. S7—9S) erschienen, die in mehrfacher Hinsicht hohes Interesse
erweckt, besonders aber wegen der vom Verfasser geäußerten An-
sichten über die Deutung der von Professor V. Hilber zuerst ent-
deckten Wanderblöcke von Mittelsteiermark als Spuren der per-
mischen Eiszeit. Ohne auf diese Verhältnisse eingehen zu können.
möchte ich nur einige Bemerkungen zu den von Herrn Dr. J. Dreger
geäußerten Ansichten über das sichere Diluvium des Drautales
machen. Von der Linie Griffen— Ruden— Bleiburg liegen im
Kärntner Becken flußaufwärts bis etwa Klagenfurt die Endmoränen
des eiszeitlichen Draugletschers; eine dieser Moränen wurde von
H. Höfer festgestellt !), eine Darstellung der gesamten zwischen der
Gurk und Drau bis zur Mündung der Vellach und den oben er-
wähnten Orten habe ich gegeben ?). Flußabwärts von diesen Moränen
erstrecken sich weithin verfolgbare fluvioglaziale Terrassen, die
sich gut gliedern lassen.
In bezug auf die im unteren Lavanttal auftretenden Terrassen,
die ich als Stauungsterrassen, bewirkt durch die Aufschüttung im
Drautale, aufgefaßt habe, befinde ich mich wohl in Übereinstimmung
mit Herrn Dr. J. Dreger, der eine nennenswerte Vergletscherung
des Lavanttales in der Eiszeit — es könnten nur die höchsten Teile
der Koralpe und Saualpe Firnhauben getragen haben — ablehnt.
Wenn nun Herr Dr. J. Dreger (l. c. pag. 98) sagt, daß ich den
Versuch gemacht habe, die vier Eiszeiten, die Penck-Brückner
in ihrem großen Werke: „Die Alpen im Eiszeitalter“ unter-
scheiden, auch im Drautale nachzuweisen, so muß ieh hinzufügen,
daß mein Versuch eigentlick mißlungen ist; denn es gelang mir
wohl, zwei Eiszeiten direkt durch Auffindung von Moränen und
Parallelisierung mit den von ihnen ausgehenden Terrassen nach-
zuweisen, der Nachweis der beiden älteren Vergletscherungen wurde
nicht durch Moränen, sondern durch Schotter, die noch dazu ziemlich
weit weg (oberhalb Marburg und bei Marburg selbst®) liegen, er-
bracht; es ist eigentlich eine merkwürdige und zum Nachdenken
') H. Höfer, Das Östende des diluvialen Draugletschers in Kärnten. Jahr-
buch der k. k. geol. R.-A. 1894. Dort auch ältere Literatur.
?) Die glazialen Terrassen des Drautales. Carinthia II, 1906. Glaziale Studien
im Vellachtale. Mitteilungen der k. k. geograph. Gesellschaft in Wien 1906.
®) Ob man die höheren Schotterniveaus bei Bleiburg als Deckenschotter
ansprechen soll, muß ich als zweifelhaft hinstellen.
1907 Bericht vom 30. April. Dr, F, Heritsch. 215
Anlaß gebende Tatsache, daß weder beim Murgletscher!) noch
beim Draugletscher Moränen der Günz- und Mindeleiszeit
sefunden wurden.
Ich habe die Endmoränenwälle des Jauntales in zwei Gruppen
gebracht, die ich — gestützt auf die Beobachtung, dab die inneren
Wälle mit der von mir als Niederterrasse angesprochenen Ter-
rasse eng verbunden sind, während die äußeren Wälle sich mit
einem Terrassensystem verzahnen, das ich als Hochterrasse be-
zeichnete — als einerseits der Würm- und anderseits der Rißeis-
zeit angehörig betrachtete. Und tatsächlich kann man auch sehen,
daß auch die Rißmoränen in einer viel größeren Höhe liegen, ent-
sprechend der bedeutend höheren Lage der Hochterrasse, als die
Würmmoränen; und von den letzteren aus gegen Klagenfurt bemerkt
man eine bedeutende Senkung, das mit zentripetaler Entwässerung
ausgestattete Zungenbecken.
Herr Dr. J. Dreger spricht nun die Ansicht aus (l. ce. pag. 98),
daß alle diese verschiedenen Moränenbogen ein und derselben
Eiszeit angehören und weist sie der Würmvergletscherung
zu; dementsprechend faßt er alle Bogen als Ablagerungen des sich
zurückziehenden Gletschers auf. Er begründet diese seine Ansicht
erstens damit, daß alle Moränen bezüglich ihres Erhaltungszustandes
gleich aussehen und nahe aneinanderliegen und findet es zweitens
nicht wahrscheinlich, daß der Draugletscher nach der Rißeiszeit und
der nach ihr folgenden langen Interglazialzeit in der Würmeiszeit
wieder beinahe zu derselben Stelle vorgedrungen ist wie früher.
Bezüglich des ersten Grundes möchte ich bemerken, daß
man wegen des gleichen Erhaltungszustandes der Moränen doch wohl
nicht auf das gleiche Alter derselben schließen darf; was nun den
Umstand betrifft, daß Herr Dr. J. Dreger angibt, dab alle Moränen-
bogen verhältnismäßig nahe aneinanderliegen, so möchte ich dazu
bemerken, daß dies nur zwischen Grafenstein und Griffen der Fall
ist. Je weiter man die Moränen gegen Nordwesten verfolgt, desto
mehr treten sie auseinander; so ziehen die Rißmoränen von Oschenitzen
bei Völkermarkt über Waisenberg und KRlein-St. Veit der Gurk zu,
um dann jedenfalls am Nordgehänge des Steinbruckkogels und Magda-
lenenberges den Anschluß zu den Moränen am Längsee beim Krapp-
feld zu finden; die Würmmoränen bleiben südlich jener oben ge-
nannten Berge; ihr innerster Bogen zieht sich von Althofen über
Thon, Haidach, Nasderta, Farchern, Portendorf (beim W.H. in den
Schottergruben Fundorte von sehr schönen gekritzten Geschieben),
Gottesbichl gegen St. Georgen am Sandhof. Ebenso sind im unteren
Vellachtale die älteren (Riß-) Moränen, die sich längs des Nordabfalles
der Karawanken hinziehen, von den jüngeren (Würm-) Moränen, die
sich auch orographisch in viel tieferer Lage befinden, sehr wohl zu
trennen.
Auch der zweite Grund, den Herr Dr. J. Dreger angibt,
scheint mir nicht beweisend zu sein; wenn Herr Dr. J. Dreger
!) A. Aigner, Eiszeitstudien im Murgebiete. Mitteilungen des naturwissen-
schaftlichen Vereines für Steiermark 1905.
216 Verhandlungen. Nr. 8
meint, daß es nicht möglich gewesen sei, daß der Draugletscher in
der Würmeiszeit fast ebenso weit wie in der Rißvergletscherung vor-
rückte, weil in der letzteren die Schneegrenze nach Penck-
Brückner um 100 m höher gelegen sei als in der ersteren, so
kann ich dem entgegenhalten, dab es sich bei derlei Berechnungen
der Schneegrenze für sehr große Gletscher eigentlich doch nur um
ziemlich rohe Schätzungen handeln kann, muß doch zur Bestimmung
der Schneegrenze der Gletscher auf der Karte rekonstruiert werden,
was doch der Phantasie ziemlich viel freies Spiel läßt, da die
Höhenlage des eiszeitlichen Fisstromnetzes nicht genau zu bestimmen
ist und daher die Höhe der Firnlinie bei großen Gletschern nicht
gut bestimmt werden kann; und es unterliegen die Berechnungen
der Schneegrenzlage bei den jetzigen Gletschern recht bedeutenden
Schwankungen, je nach der Methode, die man anwendet.
Ich muß auf der Zuweisung der Moränenbogen in zwei ver-
schiedene Eiszeiten bestehen, denn mir scheint die Verzahnung
mit den Terrassen das Ausschlaggebende. Und das Studium der
Region, in der von den Moränen die Terrassen ausgehen, zeigt, daß
wir es hier mit zwei verschiedenen Zeiten der Ablagerung von Moränen
zu tun haben. In den einzelnen Wällen hat man wohl nur die Pro-
dukte von stadialen Schwankungen zu sehen, wie A. Aigner es
ähnlich beim Murgletscher gefunden hat )).
Graz, Geolog. Institut der Universität.
J. V. Zelizko. Untersilurische Fauna von Särka
bei Pirae.
In den Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt
sowie in den Publikationen der böhmischen Franz Josefs-Akademie
und der böhm. königl. Gesellschaft der Wissenschaften in Prag haben
wir schon öfters darauf hingewiesen, daß die untersilurischen Schichten
der Bande D-d,, (Kväan-Oseker Schiefer) sehr reich sind an
mannigfaltigen, meistens auch neuen Arten von Versteinerungen.
In der nächsten Umgebung von Prag gibt es in Särka einen
an untersilurischen Fossilien besonders reichen Fundort. Dieser wurde
im Jahre 1885 von Prof. O. Noväk nur teilweise durchforscht ?).
Seit dieser Zeit wurde die Umgebung von Särka, wie es scheint,
meistenteils durch Privatsammler ausgebeutet. Eine der größten
Privatfossiliensammlungen von Särkaist die des Herrn H. Schück
in Prag. Dieselbe wurde mir unlängst behufs Untersuchung leihweise
von dem Herrn Eigentümer zur Verfügung gestellt. Nebstdem wurde
mir auch das Material des böhmischen Landesmuseums in Prag zu-
gänglich gemacht durch die Liebenswürdigkeit des Herrn Dr. Perner,
welcher später über einige neue Arten von Särka ausführlich be-
richten wird.
!) A. Aigner, Eiszeitstadien im Murgebiete. Mitteilungen des naturwissen-
schaftlichen Vereines für Steiermark 1906.
?) OÖ zkamenölinäch dvon dosud mälo prozkoumanych nalezist Barrandeova
päsma D-d,y v nejbliz$im okoli Praäskem. (Zprävy spolku geologiek&ho. Prag 1885.)
1907 Bericht vom 30. April. J. V. Zelizko. 217
Die Fundstelle liegt nordnordwestlich von Prag, und zwar im
Särkatale, wo besonders auf den gegenüber der Jenerälka gelegenen
Anhöhen zahlreiche Fossilien gefunden wurden. Diese befinden sich
in den wohlbekannten kieseligen Knollen, welche den schwarzen
Schiefern eingelagert sind.
Wie aus der geologischen Karte von Krej@f und Helm-
hacker!) ersichtlich ist, liegt dieser Fundort in dem gleichen Zuge
der untersilurischen Schichten D-d,,, die, sich in südwestlicher
Richtung von Kobylis über Troja und Särka gegen Vokovie
ausdehnen.
Aus dem beifolgenden Verzeichnisse, welches wir von Zeit zu
Zeit ergänzen werden, geht klar hervor, wie mannigfaltig und reich
an Arten die untersilurische Fauna von Särka ist.
I. Trilobiten ?).
* llaenus Sarkaensis Nov. (Sammlung Schück, böhm. Landesmuseum.)
* „ parabolinus Nov. (Sammlung Schück, böhm. Landesmuseum.)
Illaenus advena Barr. (Sammlung Schück.)
Dalmania atava Barr. (Sammlung Schück.)
Ogygia desiderata Barr. (Sammlung Schück, böhm. Landesmuseum.)
Ptychocheilus diseretus Barr. sp. (Sammlung Schück.)
*Aeglina Bergeronı Nov. (Böhm. Landesmuseum.)
Aeglina prisca Barr. (Sammlung Schück.)
cf. prisca? Barr. (Sammlung Schück, böhm. Landesmuseum.)
princeps Barr. (Sammlung Schück.)
11V. „ rediviva Barr. (Sammlung Schück.)
12. speciosa Barr. (Sammlung Schück.)
13. »„ sp. (Sammlung Schück.)
14. Placoparia Zippei Cord. (Sammlung Schück.)
15. Areia Fritschi Barr. (Sammlung Schück.)
16. Trinucleus Reussi Barr. (Sammlung Schück.)
5 sp. (Sammlung Schück.)
18. Lichas avus Barr. (Sammlung Schück.)
19. „sp. (Sammlung Schück.)
20. Barrandia bohemica Nov. (Sammlung Schück, böhm. Landesmuseum.)
21. n crassa Barr. (Sammlung Schück, böhm. Landesmuseum.)
22. Acidaspis Buchi Barr. (Sammlung Schück.)
23. *Synhomalonotus inopinatus Nov, (Sammlung Schück, böhm. Landes-
museum.)
24. Calymene Arago Rouault. (Sammlung Schück.)
25. Cheirurus pater Barr. (Sammlung Schück.)
26. Agnostus Tullberge Nov. (Sammlung Schück, böhm. Landesmuseum.)
27. n bohemicus Barr. (Böhm. Landesmuseum.)
28. e perrugatus Barr. (Sammlung Schück.)
.
”»
-_-
Sponnmaupmw-
!) Archiv der naturwiss. Landesdurchforschung von Böhmen. IV. Bd. Zu
Nr. 2. Prag 1880.
”) Die mit * bezeichneten Arten sind ganz neue und bisher nicht näher be-
schriebene Formen.
[I
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IOHSCHSCHSE
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TITEL
RR
-
OS WS
40,
41.
Verhandlungen.
Nr. 8
Megalaspis aliena Barr. (Sammlung Schück, böhm. Landesmuseum.)
Asaphus nobilis Barr. (Sammlung Schück.)
Bohemilla stupend« Barr. (Böhm. Landesmuseum.)
Dindymene Bohemica Barr. (Sammlung Schück.)
2 cf. Bohemica Barr. (Böhm. Landesmuseum.)
\ Frideriei Augusti Cord. (Sammlung Schück.)
Harpina prima Barı. (Sammlung Schück.)
*Dumastus nov. sp. (Sammlung Schück.)
*Dikellocephalus nov. sp. (Sammlung Schück.)
Pharostoma pulchrum Barr. sp. (Sammlung Schück.)
Il. Phyliocariden.
*Lamprocaris micans Nov. (Sammlung Schück, böhm.
museum.)
ill. Phyilopoden.
kRibeiria sp. (Böhm. Landesmuseum )
IV. Ostracoden.
Primitia prunella Barr. (Sammlung Schück.)
V. Gephalopoden.
Bactrites Sandbergeri Barr. (Sammlung Schück.)
s ? sp. (Böhm. Landesmuseum.)
Buthmoceras praeposterum Barr. (Sammlung Schück.)
5 cf. complexum Bar. (Sammlung Schück.)
Orthoceras bonum Barr. (Sammlung Schück.)
primum Barr. (Sammlung Schück.)
N”
N solutum Barr. (Sammlung Schück.)
3 novator ? (Sammlung Schück.)
5 sp. (Sammlung Schück.)
*Orthoceras nov. sp. (Böhm. Landesmuseum.)
VI. Brachiopoden.
Lingula cf. ovwn Barr. (Sammlung Schück.)
Strophomena primula Barr. (Sammlung Schück.)
Orthisina moesta Barr. (Sammlung Schück.)
Orthis sp. (Sammlung Schück.)
Prof. OÖ. Noväk erwähnt von Särka noch:
Orthis (Orthostrophia) socialis Barr.
VII. Gastropoden.
Oxydiscus (Uyrtodiscus) nitidus Barr. sp. (Sammlung
böhm. Landesmuseum.)
Temnodiscus pusillus Barr. (Sammlung Schück.)
Sinuites Sowerbyi Perner. (Sammlung Schück.)
Pleurotomaria viator Barr. (Sammlung Schück.)
Landes-
Schück,
1907 Bericht vom 30. April. J. V. Zelizko. 219
61. Pleurotomaria desiderata barr. (Sammlung Schück.)
62. 5 sp. (Sammlung Schück.)
63. Raphistoma. (Böhm. Landesmuseum.)
64. Archianacella. (Böhm. Landesmuseum.)
VI. Pteropoden.
65. Conularia bohemica _Barr. (Sammlung Schück.)
66. *lonularia defeeta „Zelizko !). (Sammlung Schück.)
Gr4r : Jahni Zelizko?). (Sammlung Schück.)
68. Orthotheca ? Sarkaensis Nov. (Sammlung Schück, böhm. Landes-
museum.)
69. Hyolithus sp. (Sammlung Schück, böhm. Landesmuseum.)
Prof. Noväk beschreibt und führt von Särka noch folgende
Arten an):
70. Hyolithus einetus Bbarr.
ale £ euglyphus Nov.
12. 2 pauxillus Nov.
73. Bactrotheca teres Barr. sp.
IX. Lamellibranchiaten.
74. Redonia bohemica Barr. (Sammlung Schück, böhm. Landesmuseum.)
St, , sp. (Sammlung Schück.)
16. Leda bohemica Barr. (Sammlung Schück.)
17. Babinka (Anuscula) prima Barr. (Sammlung Schück.)
X. Cystideen.
78. Mytrocystites mitra Barr. (Sammlung Schück.)
79. Anomalocystites pyramidalis Barr. (Sammlung Schück.)
80. 5 sp. (Sammlung Schück.)
81. *Orocystites nov. sp. (Sammlung Schück.)
X!. Crinoiden.
82. Encrinites sp. (Sammlung Schück.)
Xil. Graptolithen.
83. Didymograptus dentieulatus n. sp. (Sammlung Schück, böhm.
Landesmuseum.)
84. Didymograptus clavulus n. sp. (Sammlung Schück, böhm. Landes-
museum.)
85. Didymograptus nanus Hopk. et Lapw. (Sammlung Schück, böhm.
Landesmuseum.)
86. Didymograptus Murchisoni Boech n. sp. (Sammlung Schück, böhm.
Landesmuseum.)
!) 2) Ausführlichere Beschreibung dieser zwei Arten wird bald an einer anderen
Stelle veröffentlicht werden.
3) Revision der paläozoischen Hyolithiden Böhmens. (Abhandl. der könig].
böhm. Ges. der Wissenschaften. VII. Folge, 4. Bd. Prag 1891.)
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 8. Verhandlungen. 31
220 Verhandlungen. Nr. 8
Dr. J. Perner erwähnt!) außerdem von Särka noch:
37. Didymograptus bifidus Hall. var. incertus mihi.
88. “ linguatus nov. Sp.
89, a retroflexus nov. sp.
90. Olimacograptus Novdki nov. sp.
Der Fundort von Särka hat daher bis jetzt zusammen
90 Arten von Versteinerungen geliefert, welche auch einige neue,
noch nicht näher beschriebene Formen aufweisen.
Prof. ©. Noväk erwähnt in seiner bereits oben zitierten Arbeit
über die Fauna von Särka nur 26 Fossilienarten. Uber zwei daselbst
angeführte Trilobiten (Dalmanites Dusli und Aeglina Qudini) finden
wir weder in der Literatur noch im literarischen Nachlasse Noväks
irgendwelche Beschreibung. Infolgedessen führen wir hier beide Arten
als „nomina nuda“ an.
UÜbersichtstabelle
der in dem vorstehenden Verzeichnisse angeführten Tierreste.
|
| R | Anzahl der Arten,
Klassen >2 i= > =) vorkommend in
und es
learn] ca © r
Ordnungen lem*| 2% |
<< 32 «|||
I. Trilobiten 33 32 > 3 3 5
Il. Phyllocariden 1 ı u _ — =
1II.._ Phyllopoden 1 a = — —
IV. Ostracoden Mr :..'; 1 — — _ _ 1
V. Cephalopoden . . ... lo 8 1
VI. Brachiopoden Du | 4 _ 1 —_ _
VIT. Gastropoden . . SE 7 — = 1 _
NIIT. Bteropoden . „ . : em E29 | 8 1 l 1 -
IX. Lamellibranchiaten 4 3 l l 1 1
X. Cystideen 4 3 1 — _ —
XI. Orinoiden N u
XII. Graptolithen 84. | — _ _ —_
Zusammen . . 9 | 7 | 5 7096 6 3
Literaturnotizen.
Felix Oswald. A Treatiseonthe Geology of Armenia.
Herausgegeben vom Autor bei Jona, Beeston, Notts, 1906.
Dieses Buch ist zunächst eine bibliographische Seltenheit: der Autor hat das-
selbe nämlich eigenhändig in 100 Exemplaren mit einer Handpresse gedruckt und
die 29 Tafeln desselben (Karten, Profile, Panoramen, Versteinerungsbilder) selbst
hergestellt und mit Farben bemalt, wobei bemerkt werden muß, daß Druck und
Ausstattung des Buches sehr gute sind.
!) Studie o Ceskych graptolitech. II. Teil. (Böhm. Franz Josefs-Akademie
in Prag. 1895.)
z
1907 Bericht vom 30. April. F. Oswald u. J. Knauer. 221
Der Verfasser gibt darin die geologischen Beobachtungen wieder, welche er
auf einer in Gesellschaft von H. F.B. Lynch im Jahr 1898 unternommenen Reise
dureh Türkisch-Armenien machte und schließt daran eine Zusammenfassung der
bisherigen geologischen Kenntnisse über dieses Land an.
Die Reise ging von Trapezunt über den Ziganapaß und Vavukpaß nach
Erzerum, wobei also die pontischen Bergketten durchquert wurden, Bergketten,
welche durch das Auftreten gewaltiger Granit- und Dioritmassen mit der
entsprechenden Ganggefolgschaft gekennzeichnet sind, während die Sedimentreihe
nur Kreide und Tertiär umfaßt. Das Hauptaugenmerk der Reise wurde aber anf
das Studium der großen innerarmenischen Vulkane gerichtet und auf diesem
Gebiete eine Menge neuer und interessanter Beobachtungen gesammelt. während
die Beobachtungen auf dem An- und Abmarsch durch die pontischen Ketten eine
wertvolle Ergänzung zu den Berichten früherer Reisenden bilden. Von Erzerum
aus wurden jene Vulkane aufgesucht: Der Reiseweg führte über Khedönum, Khinis,
Gopal und das Muradtal zum Wansee. Die Reisenden bewegten sich hier bereits
über die ausgedehnten Felder basischer Laven, welche die Miocänablagerungen
und ältere ultrabasische Eruptiva überdecken. Vom Muradtal aus wurde der
Kartevin Dagh, ein alter stark erodierter Vulkan bestiegen. Die großen armenischen
Seebecken sieht Oswald als postmiocäne Senkungsfelder an, an deren Bruchrändern
die großen Lavamassen hervorbrachen. Das größte dieser Senkungsfelder ist das
des Wansees und der Ebene von Mush, an dessen Südrand die kristalline Masse
des Taurus als „Horst“ emporragt. Oswald stellte drei ältere Strandterrassen
am Wansee fest, während in neuester Zeit wieder Zeichen eines Steigens des
Seespiegels vorliegen. Am Nordufer des Sces erhebt sich der Vulkan Nimrud
(9900 -F.), der von den Reisenden zum erstenmal in allen seinen Teilen genauer
untersucht wurde. Sein Krater ist ımit seinen fünf Meilen Durchmesser einer
der größten der Erde. Die letzten Eruptionen fanden 1441 n. Chr. statt. Die
älteren Laven sind Augitrhyolithe, die jüngeren Olivinbasalte und bei den aller-
letzten Eruptionen kamen wieder glasige Rhyolithe zum Vorschein. Dann besuchten
die Reisenden den auch an der Nordseite des Wansees gelegenen Vulkan Sipan,
der aus Andesitlaven besteht. Ferner wurde der Kamur Dagh bestiegen (am
Muradtal) und endlich wendeten sich die Forscher dem Bingöl Dagh zu, dem
sie ebenfalls eine eingehende Untersuchung widmeten, wobei auch die von
Tschihatscheff und Radde nicht besuchten Teile aufgesucht wurden. Der
Bingöl Dagh ist ein weit ausgedehntes Hochplateau vulkanischer Entstehung; er
besitzt aber keinen Krater, sondern die Laven sind an mehreren Spalten empor-
gequollen; es sind Olivinbasalte, die stellenweise noch von Andesiten überdeckt
werden. Ein neues Ergebnis war die Feststellung deutlicher Spuren einer früheren
Vergletscherung an der Nordseite in Gestalt von Rundhöckern und Moränen.
Die Expedition kehrte hierauf nach Erzerum und dann anf einem vom An-
marsche großenteils verschiedenen Wege (Khoshabpunarpaß, Karikly Dagh) nach
Trapezunt zurück. Bei der ganzen Reise konnte auch durch verschiedene Ver-
steinerungsfunde und Aufnahme von Detailprofilen viel zur Gliederung des
Mioeäns in Armenien beigetragen werden.
Der kleinere zweite Teil des Buches bildet eine sehr sorgfältige und ge-
raue Zusammenfassung alles dessen, was bisher über die Stratigraphie Armeniens
bekannt geworden ist. Näher darauf einzugehen, fehlt hier der Raum. Uber die
Tektonik gibt OÖ. am Eingang seines Buches einen Überblick, der durch eine
Kartenskizze erläutert wird. Wir sehen darauf ein System bogenförmig von vom
Taurus und Antitaurus zum Alburz sich hinziehenden Faltenzonen, durchschnitten
von großen Brüchen, deren meiste der kaukasischen NW-SO-Richtung angehören.
An den Schnittpunkten der Brüche treten meist die großen Vulkane auf.
Das Buch ist vom Autor Felix Oswald, D. Sc. Probat Registry, Nottingham,
England, um den Preis von 21 Mk. zu beziehen. (W. Hammer.)
J. Knauer. Geologische Monographie des Herzog-
stand-Heimgartengebietes. Mit einer geologischen Karte
1: 25.000, einer Fazies- und einer Tektonikkarte, 4 Textfiguren und
einer Profiltafel. München. Verlag von Dr. ©. Wolf & Sohn. 1906.
In der vorliegenden Schrift wird dem kleinen Bergland, welches zwischen
Loisach, Kochel- und Walchensee die aussichtsreichen Kämme des Herzogsstandes
und Heimgartens emporhebt, eine ausführliche geologische Beschreibung gewidmet.
31*
222 Verhandlungen. Nr. 8
Auch diese Arbeit ist, wie schon so manche andere geologische Untersuchung
am Nordrande der Alpen, den Anregungen von Prof. Rothpletz entsprungen.
Der Schichtschatz des Gebirges umfaßt Wettersteinkalk, Raibler Schichten,
Hauptdolomit, Plattenkalk,: Kössener Schichten, Lias- Hierlatzkalk- Kieselkalk-
Fleckenmergel, Malm-Transversäriusschichten, Aptychenschichten, Cenoman, Flysch,
Diluvium und Alluvium.
Die Triasbildungen weisen dienormale Entwicklung auf. Im unteren Lias macht
sich dann eine scharfe Trennung in Kalk- und Mergelfazies geltend, die jedoch
schon im mittleren Lias durch das Vordringen der Fleckenmergel ausgelöscht
wird. Die Kalkfazies des unteren Lias besteht im Osten aus Kieselkalken, im
Westen aus Crinoidenkalken. Beide Ausbildungen sind untereinander und mit den
liegenden rätischen Grenzkalken durch Übergangsglieder fast untrennbar verbunden.
Von der Adnether Fazies wurde nur im Cenomankonglomerat ein Rollstück aufge-
funden.
Die Mergelfazies wird durch Alleäu-Fleckenmergel gebildet. In diesen sind
die Liaszonen 6, y und 3 durch viele Versteinerungen angezeigt. Weil das Liegende
der ß-Fleckenmergel nicht aufgeschlossen ist, läßt sich nicht beweisen, ob @ auch
noch darin vertreten ist.
Aus den Fleckenmergeln werden ein Aegoceras sp. nov. (ähnlich Aegoceras
ziphus Ziet.), ein Phylloceras sp. nov. (ähnlich Phylloceras cylindrieum Sow.) sowie
ein Peronoceras (Hyatt) sp. abgebildet.
Die Fleckenmergei dürften nach dem Funde eines Hammatoceras cf. gonio-
notum Ben. auch noch Dogger umgreifen.
Südlich von Großweil ragt inmitten von diluvialen und alluvialen Schottern
ein Inselfels aus rötlichem Marmor auf, in dem FPeltoceras transversarium aufge-
'unden wurde. Im Hangenden der Fleckenmergel stellen sich Wetzstein- oder
Aptychenschichten (Aptychus punctatus Voltz) ein. Die Schichten des Neocoms
fehlen in diesem Gebirge völlig, Gault tritt nur an wenigen Stellen an der Loisach
auf. Dagegen erlangen cenomane Anlagerungen eine weitere Verbreitung. Breccien
und Konglomerate, die aus dem Material des Untergrundes stammen und mit
dessen Relief aufs engste verwachsen sind, bilden das Liegende der mannigfaltigen
cenomanen Kreide. Darüber sind Rieselkalke, grobkörnige Sandsteine mit kalkigem
Bindemittel (Orbituliten!) und sandige Mergelschiefer (Schalentrümmer von Lamelli-
branchiaten, verkohlte Pflanzenreste) angeordnet. Diese Schichtfolge erreicht
mindestens 150 m Mächtigkeit und steigt über Trias und Jura transgredierend bis
1500 »n bergan.
Das Vorkommen von Gosauschichten ist nach Knauer in diesem Gebiete
zweifelbaft. Der Flysch ist recht mannigfach zusammengesetzt, aber meist schlecht
aufgeschlossen. Seine südliche Grenze scheint allenthalben eine Verwerfungslinie
zu sein. Etwa !/,—!/, des Gebirges wird von diluvialen Schottern und Grund-
moränen eingedeckt. Die Grundmoränen besitzen eine bedeutende Verbreitung, er-
reichen 20—30 »ı Stärke und streben bis über 1100 m Höhe empor. Eine großartige
Entwicklung von hochgelegenen Grundmoränenresten kat der Schreiber dieses
Referats vor drei Jahren auch im Benediktengebirge sowie in den Bergtäleru
südlich des Tegernsees beobachten können.
Die Faziesverhältnisse und die Tektonik werden mit Hilfe je einer eigenen
Karte übersichtlich beschrieben. Drei Systeme von Verwerfungen (westöstliche,
nordsüdlicbe, südwest-nordöstliche) zerschneiden das Bergland. Unter ihnen prägen
sich drei ostwestliche besonders tief ein, welche die Grenzen der Heimgarten-,
Kreide- und Flyschscholle bezeichnen. Nach einer genauen Beschreibung dieser
Schollen gibt Knauer noch einige allgemeine tektonische Bemerkungen über
Rutschflächen und Verwerfungsbreceien. An vielen nahezu saigeren Rutschflächen
sind die gemessenen Rutschstreifen mehr horizontal oder besitzen geringe, bis 20°
ansteigende Neigungswinkel.
Mit der Ansicht, daß Kochel- und Walchensee sowie das Loisachtal durch
Kesselbrüche umgrenzte Einbrüche darstellen, schließt sich Knauer den früher
von Rothpletz gegebenen Erklärungen an.
Die beigegebene geologische Karte entwirft ein recht deutliches Bild des
Gebirges, das durch eine Reihe von farbigen Profilen noch einsichtsreicher ge-
staltet wird. (Dr. Otto Ampferer.)
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23.
N-'9,
AN
Verhandlungen derk a a talt.
Bericht vom 51. Mai = 07.
Inhalt: Bineeröndete rnaneon: F.\X.Sec h affer: RE sjäche Untersuchungen
in der Gegend von Korneuburg. — F. Ratzer: Der Bergschlipf von Mustajbasie in Bosnien
— Literaturnotizen: OÖ. Schlagintweit, Dr. K. Leuchs. — Einsendungen für (ie
Bibliothek.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittellingen verantwortlich.
Eingesendete Mitteilungen.
Dr. Franz X. Schaffer. Geologische Untersuchungen
in der Gegend von Korneuburg.
Ich bin Herrn Chefgeologen Dr. Georg Geyer zu Dank ver-
pflichtet, daß er mich auf die neuen Aufschlüsse am Teiritzberge bei
Korneuburg aufmerksam gemacht und mir das wertvolle Material zur
Verfügung gestellt hat, das die Versuchsbohrungen für eine Wasser-
versorgung dieser Stadt geliefert haben. Herr Landesausschuß
Job. Mayer hat mir in liebenswürdigster Weise die Arbeit in der
niederösterreichischen Landesziegelei ermöglicht.
Vom Zug des Bisamberges im Osten, von dem des Schliefberges,
Sonnwendberges, Doblerberges und ihrer nördlichen Fortsetzung im
Westen begrenzt, erstreckt sich eine flachwellige Niederung von der
Donau bei Korneuburg nordwärts. Die beiden genannten Höhenrücken
stellen die Fortsetzung der Flyschzone, des Wiener Waldes, jenseits
der Donau vor und das Becken von Korneuburg muß als inneralpin
angesehen werden. Die nach Rickersdorf und Karnabrunn führende
Straße durchzieht es in seiner Längserstreckung. Sie läuft anfangs
durch eine jungdiluviale Ebene, die Schotter als Untergrund hat und
sich nicht über 167 m erhebt. Erst 5!/,; m weiter nördlich endet
diese deutliche Terrasse an einem Hügelrande, der das breite Tal
quer abschneidet. Daß es ein alter Uferrand ist, ist nicht zu ver-
kennen. Es ist der Südabhang des Teiritzberges, der sich, allseitig
isoliert, als ein schmaler Rücken aus der Niederung erhebt. Dieser
besteht in dem westlich von der Straße gelegenen Teile aus Sanden.
während im Osten diz Tegel vorherrschen. Die Oberfläche der Kuppe
wird von Urgesteinschotter bedeckt. Am südwestlichen Fuße sind
einige Sandgruben angelegt, die einen guten Einblick in die Natur
dieser Sedimente gewähren. Anfangs trifft man nur verrutschtes Terrain,
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 9. Verhandlungen. 32
224 Verhandlungen. Nr. 9
Sande und Urgesteingerölle, doch die Gruben zeigen sehr gleichmäßige
Lagerungsverhältnisse. Bis 8 m tief sind sehr resche, gelbe bis bräun-
liche, feinkörnige, glimmerreiche Quarzsande mit vielen bunten Gemeng-
teilen aufgeschlossen. Sie zeigen keine Bankung, sind aber sehr fein
und meist auch falsch geschiehtet. Sie sind eine entschiedene Seicht-
wasserbildung. Von Fossilien habe ich in ihnen nur Bruchstücke von
Ostrea crassissima und Lagen von zerdrückten Gehäusen von Helix
Turonensis und eines dünnschaligen Cardiums gefunden. Besonders
dort, wo der Sand gegen unten in einen speckigen, mißfarbenen Tegel
übergeht, tritt eine Bank großer Austern auf und im Tegel konnte
Cerithium (Clava) bidentatum Defr. nachgewiesen werden. Der Sand
wird diskordant, meist mit deutlicher Taschenbildung von Urgestein-
schottern überlagert, die bis 15 m stark werden. Es sind vorherrschend
milchweiße Quarzgeschiebe, die mit Sandschlieren wechseln und ganz
an die Schotter erinnern, die in Wien als alte Donauschotter erkannt
worden sind. Ihre Größe ist meist gering und erreicht selten die
einer Faust. Die in den tieferen Lagen mehr lockeren und grauen
Schotter sind gegen oben rostrot verfärbt und durch ein sandigtoniges
Bindemittel verbunden, wie es zum Beispiel am Laaerberge beobachtet
worden ist. Sie bedecken den schmalen Rücken des Berges und er-
reichen eine Höhe von zirka 40 m über der Donau bei Korneuburg.
Sie sind also wohl als altdiluviale Terrasse anzusehen, die in gleicher
Höhe kein Analogon in Wien besitzt.
In diesem Teile des Berges lassen sich keine bemerkenswerten
Störungen der marinen Sande nachweisen, was betont werden muß,
da wir dieselben Schichten weiter im Osten stark gestört an-
treffen.
An der Straße, die den Teiritzberg übersteigt, treten schon
sandige, graue Tegel zutage, die hier früher in einer Grube abgegraben
worden sind. Heute sind zwei Ziegelwerke in Betrieb, das des Landes
und ein kleineres privates, das am Südfuße des Hügels liegt.
Vom östlichen Abhang her ist ein Planum gegen den Berg ab-
gegraben, auf dem die Anlagen der Landesziegelei liegen. In seinem
westlichen Teile ist eine Grube zirka 15 ın tief ausgehoben. Sie ge-
stattet an ihrer Nordwand ein besonders günstiges Beobachten der
Schichtfolge. Die Schichten fallen gegen Westen ein und ihre Neigung
beträgt 4 m auf 10 m Länge. Das tiefste Glied, das im östlichen
Winkel zutage liegt, ist sandiger, bräunlicher und grauer, glimmer-
reicher Tegel mit Lxcina ornata, Buceinum, Pleurotoma und Turri-
tella gradata. Darüber folgt eine Lage bläulichen, mehr fetten Tegels
von 2 m Stärke, sodann sandiger, bräunlicher Tegel mit Pflanzen-
resten, zum Teil Lignitschmitzen und vielen kreidigen Muschel-
trümmern, 3 m stark, hierauf eine ca. !/; m starke Bank von Ostrea
crassissima. Darüber folgt blauer, zum Teil bräunlich verfärbter, fetter
Tegel mit Resten großer Bivalven, Ostrea digitalina, Mytilus
Haidingeri und Turritella gradata, sodann dunkelgraublauer Tegel mit
sandigen Lagen von ca. !/, m Stärke, in dem gegen oben weiße
Mergelkonkretionen eingebettet sind; er geht gegen oben in festen,
reschen, gelblichen Sand über, der bis 2m stark ist. Die Mäch-
tigkeit der Schichtglieder über der Austernbank beträgt bis 15 m.
1907 Bericht vom 31. Mai. Dr. Fr. X, Schaffer. 225
Sämtliche Schichten werden mit geringem Abraum in der
Fabrikation verwendet.
Im Streichen der Schichten liegt weiter südlich die zweite
Ziegelei, die zwei tief in den Abhang hinein angelegte Abgrabungen
zeigt. In der westlichen Grube, die eine Tiefe von etwa 10 m besitzt,
ist eine Schichtfolge von vielleicht der doppelten Mächtigkeit blob-
gelegt. Blaugraue, plastische und gelbliche, sandige Tegel herrschen
vor. Im Liegenden treten gelbliche, tonige, von Muschelgrus erfüllte
Sande und eine Bank von Östrea erassissima auf. Die Sande beherbergen
eine reiche Fauna von Gastropoden und Bivalven, von denen aus
einer wenig eingehenden Aufsammlung bestimmt werden konnten:
Terebra (Acus) fuscata Broce. Natica redempta Micht.
Buceinum (Niotha) Schönni Hörn. „ Josephinia Ieisso
et Au. Helix Turonensis Desh.
Buceinum (Uzita) obliguum lb. Corbula gibba Olivi
Pyrula rustieula ? Tellina erassa Penn.
Pleurotoma (Clavatula) Emmae z sp.
Hoern. et Au. Venus islandieoides Lam.
Pleurotoma (Clavatula) Louisae Cardium Turonicum Mayer
Hoern. et Au. Lueina Haidingeri Hoern.
Cerithium papaveraceum Bast. e ornata Ag.
= (Clava) bidentatum Defr. Muytilus Haidingeri Hoern.
: af. doliolum Brocc. Ostrea erassissima Lam.
Turritella gradata Menke „. digitalina Dub.
Die weiter östlich gelegene Grube, in der diese Sande und die
Austernbank im Hangenden liegen, besitzt eine Tiefe von ca. ld m.
An ihrer Nordwand bilden die Schichten eine flache Mulde und im
Osten folgen wieder in gleichsinnig gegen Westen gerichtetem Fallen
die blauen und sandigen, gelben Tegel.
Die verschiedenen Schichtglieder sind innig miteinander ver-
bunden und gehören nach der Vergesellschaftung der häufigsten
Formen dem Grunder Horizont an. Es sind durchwegs Bildungen
geringer Wassertiefe. Es verdient besonders hervorgehoben zu werden,
daß in nördlicher Richtung die schon altbekannten Fundorte Rickers-
dorf, Karnabrunn, Weinsteig, Groß-Rußbach und andere liegen, mit
denen das Vorkommen von Stetten in innigstem Zusammenhang steht.
Ein sehr wichtiger Beitrag zur Kenntnis des geologischen Baues
dieses Gebietes ist durch die bei Leobendorf ausgeführte Versuchs-
bohrung geliefert worden, die der Wasserversorgung von Korneuburg
salt. Sie wurde auf einem Felde oberhalb der nördlich von dem
Dorfe gelegenen kleinen Ziegelei vorgenommen. Der Punkt liest in
ca. 190 m am Abhange des Sonnwendberges. Eine mehrere Meter
dieke Schicht eines lößartigen Materials bedeckt hier die Flanke des
Berges. Darunter tritt an einigen Stellen feiner, grauer, glimmer-
reicher Sand zutage, der undeutlich geschichtet ist und in der
Ziegelei tonreicher wird. Die Schichten fallen leicht gegen die Ebene
ein. Das Sediment ist das gleiche, das gegen Osten im Teiritzberge
32*
226
eine mächtige Entwicklung
Verhandlungen. N)
erlangt. Da die Niederung zur Sumpf-
bildung neigt, dürften Tegel den Untergrund bilden.
Die Bohrung wird von der Firma Latzel und Kutscha aus-
geführt und hat eine Tiefe von 344 m erreicht, sinkt also ca. 150 m
unter den Meeresspiegel.
Das Profil der Bohrung ist nach dem vorliegenden Berichte der
Tiefbohrunternehmung folgendes:
Bohrung in Leobendorf für die Stadtgemeinde Korneu-
” oO > (o}
burg. (Begonnen am 16. Oktober 1904.)
Meter
0.00
400
8:28
12:85
22:20
26 60
30:00
30:50
36:00
37:20
44-50
74:50
7480
38:00
89:09
95 60
10630
109:30
15900
16110
16324
16640
17420
179-253
19030
197 68
22410
24060
24160
24:00
2832-64 :
29010
Der Bericht bemerkt dazu:
hatten über Terrain
Tiefe
Lehm .
Sand
Lehm und Sand
Tegel .
sandiger Tegel
sandiger Schließ
Schließ
Mergel
Sandstein
Tegel. .
fester Tegel
weicher Tegel.
starksandiger Tegel .
Sand
Tegel mit Schiefer
fester Tegel
srauer Sand
fester Tegel, Foss.
sandiger Schließ
fester Tegel
feiner, Der Sand
blauer, sandiger Tegel .
Schwimnisand
sandiger Tegel .
blauer, fester Tegel
blauer, sandiger Tegel
feiner Sand
fester Sandstein
feiner, fester Sand
fester Tegel Foss.
sandiger Schließ
sandiger Tegel
Meter
4:00
428
4-57
13:20
1:09 Wasser läuft !/; m über Terrain
651
10:70
300 Wasser läuft "/; m über Terrain
4970
10
2:14
316
7sS0
5:05
“1105
7:38
. 26-42
. 16:50
1:00
7-40
33:64
746
53:90
Ende 344: 00 ın
erreicht am 1. Juli 1905.*
„Die Sandschiehten von SS—166 m
aufsteigendes Wasser, das Korn des
Sandes ist jedoch außerordentlich fein, so daß es schwierig sein
wird, größere Wassermengen aus diesen Schichten zu erhalten.
1907 Bericht vom 31. Mai. Dr, Fr. X, Schaffer. 997
Die Sandschicht von 17420— 17925 m gab ebenfalls über
Terrain steigendes Wasser und wurde bei derselben eine Schöpfprobe
semacht. Es konnten mit einer Depression von ea. 5 m durch einige
Stunden ca. 12 Liter Wasser in 30 Sekunden geschöpft werden.
Wenn diese Schicht vollkommen zeöffnet würde, könnte sie
allerdings wesentlich mehr geben, vielleicht 1—2 Sekundenliter,
"jedoch ist auch bei diesem Sande das Korn sehr fein, weswegen nicht
mit Sicherheit auf große Quantität gerechnet werden kann.
Die mächtigste Sandschicht ist jene von 224—249 m, also in
einer Stärke von ca. 25 m; bei dieser stellt sich das Wasser auf
einer Tiefe von ca. Ilm unter Terrain ein; der Sand ist auch sehr
fein. In Rücksicht auf die Mächtigkeit der Schicht ist es möglich,
daß bei größerer Absenkung ein etwas größeres Wasserquantum sich
ergeben könnte.
Unterhalb 249 — 344 m wurde eine wasserführende Schicht nicht
mehr erbohrt, es ist aber sehr wahrscheinlich, daß noch einige folgen
dürften. Nachdem bei dieser Tiefe jedoch die Temperatur des
Wassers schon eine zu hohe sein muß, als daß es für Trinkzwecke
geeignet wäre, konnten wir zu einer Fortsetzung in größeren Tiefen
nieht raten.“
Von dem bei der Bohrung gewonnenen Material liegen mir fol-
gende Proben vor:
Aus SO m Tiefe grauer, sehr sandiger, leicht zerreiblicher
Tegel. Der Sand ist sehr feinkörnig und enthält zarte Glimmer-
schüppchen.
Aus S3°50 m desgleichen.
Aus einer Tiefe von S3 m stammt ein festerer, grauer, im
feuchten Zustande plastischer Tegel.
Die nun folgende Sandschicht besitzt cin graues, feinkörniges,
slimmerreiches, größtenteils aus Quarz bestehendes Material. Sie
führt Wasser.
Aus dem festen Tegel in 103 n Tiefe stamınt Olava bidentata. Der
Tegel ist plastisch, aber durch Sand stark verunreinigt.
In 106°30 m folgt ein grauer, gröberer, rescher, glimmerreicher
Quarzsand mit zahlreichem feinem Muschelgrus.
Der darunterliegende Tegel ist sehr fest, plastisch und enthält
zahlreiche Bruchstücke einer großen Auster.
Der Sand aus 224—249 m ist grau, feinkörnig, sehr resch und
enthält sehr viele Glimmerschüppehen und bunte und schwarze
Gemengteile.
Aus 27) m stammen Knöllchen von Pyrit, eine Turritella, die
bei Klein-Ebersdorf bei Rußbach häufig vorkommt und in der Samm-
lung des Hofmuseums als T. biearinafa bezeichnet ist, von der sie
als vermutlich neue Art aber sicher abzutrennen ist, und ein Cerithium
aus der Gruppe des C. doliolum.
Die Einheitlichkeit des geförderten Materials und die wenigen
zutage gekommenen Fossilreste lassen es als unzweifelhaft erscheinen,
daß die Bohrung ganz in den sogenannten Grunder Schichten erfolgt
ist. Besonders zu erwähnen ist die gleichmäßige Beschaffenheit
des Sediments in den einzelnen Lagen und die Feinheit der Sande,
2928 Verhanasungen. Nrag
die dadurch von den Sanden der inneralpinen Bildungen auffällig
abweichen.
Die Ergebnisse der Bohrung von Leobendorf und des Studium des
Vorkommens” von Stetten sind von großer Bedeutung für die Geschichte
und den Aufbau dieses Teiles des Wiener Beckens. Zuerst zeigen sie,
daß die Grunder Schichten in nicht geahnter Mächtigkeit an der Aus-
füllung der Bucht von Korneuburg Anteil nehmen und von Westen
her weiter gegen die Niederung von Wien zutage liegend vordringen,
als man bisher angenommen hat. Nur die schmale Barre des Bisam-
berges trennt, kaum 5 /m breit, diese beiden so verschieden angelegten
Senkungsgebiete.
Untersuchungen und Bohrungen der letzten Zeit haben gezeigt,
wie steil die Ostflanke des Kahlengebirges und vermutlich auch seiner
nördlichen Fortsetzung gegen die "Niederung von Wien abfallen. Ich
brauche nur an den Brunnen auf dem Meiselberge oberhalb Sievering
und an die Bohrung im Ottakringer Brauhause zu erinnern, die gezeigt
haben, wie rasch die Zunahme der Sedimentdecke gegen das Becken-
innere erfolgt. Diese Erscheinung wird noch auffälliger, wenn man
jenseits des schmalen Rückens des Bisamberges wieder eine so auber-
ordentlich tiefe Senkung des Grundgebirges erkennt, die Bucht von
Korneuburg, die, nur 6 km breit, im Westen von dem äußersten Zuge
der Flyschzone eingeschlossen wird. Diese Bucht ist älter als die, an
deren Westrand Wien liest, und sie ist wohl die erste Lücke ge-
wesen, die die Zerklüftung des Alpensaumes begonnen hat, die sich
dann weiter in das Gebirge fortgesetzt hat. Daß sich auch dieser
Teil der Niederung langsam vertiefte, zeigt die Beschaffenheit der
Sedimente und die Fauna, die auf keine große Tiefe hindeuten.
Ob die beobachteten Schichtstörungen nur durch den Nieder-
bruch des Beckeninnern erfolgt sind oder noch mit Faltungs-
erscheinungen zusammenhängen, die das Gebirge erlitten hat, ist an
diesem Punkte nicht zu entscheiden. Es verdient aber hervorgehoben
zu werden, daß am Westrande der eigentlichen Bucht von Wien nur
mehr ein untergeordnetes Absinken, aber keine faltenden Bewegungen
eingetreten sind. Es spricht auch dies ohne weiteres für eine
verschiedene Stellung der Schichten von Stetten und der marinen
Beckenausfüllungsmassen von Wien.
Sehr scharf tritt nun die Asymmetrie der beiden Talseiten des
Donaudurchbruches zwischen Greifenstein und Nußdorf hervor. Während
die rechte Seite nur vom Flyschgebirge gebildet wird, haben wir auf
der linken ein Einbruchsfeld zwischen zwei stehengebliebenen Berg-
rücken, das von Jungen Sedimenten erfüllt ist. Es läßt dies wohl den
Schluß zu, dab die Donau auf dieser Strecke ihres Laufes einem vor-
gezeichneten Bruche folgt, der die Flyschzone quer abgeschnitten
hat, wohl als Blattverschiebung zu deuten und dadurch eingetreten
ist, daß das Gebirge eine starke Umbeugung nach Norden erfahren
hat. Er bildet die südliche Begrenzung der Bucht von Korneuburg,
die im Osten und Westen anscheinend von streichenden Brüchen
vorgezeichnet ist.
Daß die heutige rechte Talseite ihre Gestalt aber der Erosion
des Flusses verdankt, haben die Bohrungen in der Kritzendorfer Au
a ne ee ee Eee ee
Be ed
1907 Bericht vom 31. Mai. Dr. Fr. X. Schaffer u. Dr, Fr. Katzer. 229
gezeigt, wo man den Flysch allenthalben in einer Tiefe von ca. 6 m
unter der Oberfläche des Alluviums antrifit; ebenso liegt das Bett der
Donau zwischen Bisamberg und Leopoldsberg im festen Gestein.
Dr. Friedrich Katzer. Der Bergschlipf von Mustaj-
basic in Bosnien.
Vor kurzem brachten Tagesblätter die Nachricht, dab das Dorf
Mustajbasic in Bosnien durch ein vulkanisches Ereignis vernichtet
worden sei, in dessen Folgen sich die ganze Gegend in einen See
verwandelt hätte. Daß die angegebene Ursache nicht zutreffen könne,
war von vornherein außer Zweifel; die Tatsache der Katastrophe be-
stätigte sich jedoch und machte eine genauere Ermittlung ihrer Art
und ihres Umfanges wünschenswert. Es handelt sich um einen
sroßen Bergschlipf, wie hierzulande in einer Mittelgebirgsgegend
kaum je einer vorgekommen ist und wie dergleichen auch in anderen
Ländern zum Glück zu den seltenen, die Erdoberfläche verändernden
Vorkommnissen gehören.
Mustajbasie liegt 7 km in der Luftlinie ostsüdöstlich von Zavi-
dovi@ in der südlichen Tallehne der Krivaja, beziehungsweise auf der
nördlichen Abdachung der 746 m hohen Klek planina, das ist des
zwischen den beiden, aus den waldreichen Gebieten Mittelbosniens
der Bosna zuströmenden Flüßchen: Krivaja und Gostovic einge-
schlossenen Bergrückens.
Die ganze Gegend gehört dem mittleren Mesozoicum an,
welches vorzugsweise jene eigentümliche Entwicklung aufweist, die
für einen groben Teil Bosniens so außerordentlich charakteristisch
ist. Es besteht nämlich vorwiegend aus tuffitischen Sedimenten
mit eruptiven Partikeln, zumal aus olivgrünen bis, schwarzgrünen
quarzreichen tuffitischen Sandsteinen, die von glimmerigen tonigen
und mergeligen Schiefern und bunten halbjaspisartigen Kieselgesteinen
durchschossen werden. Die letzteren sind Radiolarite (Steinmann),
das heißt sie enthalten in großer Menge die Kieselpanzer von
Radiolarien oder bestehen ganz daraus. Sonstige Versteinerungen
sind jedoch äußerst selten und speziell im Krivajagebiete sind’ bis
jetzt in dieser Schichtenreihe keine Fossilien gefunden worden. Über-
lagert werden die tuffitischen Gesteine von erbsengrünen bis blau-
grauen Mergelschiefern und plattigen Mergelkalken, die
stellenweise Fucoidenabdrücke enthalten und insbesondere im Kamm
der Klek planina mächtig entwickelt sind. Am Übergang weclhısel-
lagern sie mehrfach mit den Tuffitsandsteinen oder bilden in den-
selben linsenförmige Einlagerungen. Das ganze System gehört seiner
Entstehung nach der Zeit zwischen Lias und Genoman an und
repräsentiert hauptsächlich den jüngeren Jura. !)
Die tuffitischen Gesteine schließen sich an Massen gesteine
an, mit welchen sie genetisch in Zusammenhang zu bringen sind. Im
!) Vergl. diesbezüglich: Katzer, Die geologischen Verhältnisse des Mangan
erzgebietes von Cevljanovid in Bosnien. Berg- u. hüttenmänn. Jahrb. d. montanist-
Hochschulen. LIV. Bd., 1906, Separ., pag. 14 ft.
230 Verhandlungen, Nr. 9
unteren Krivajagebiete sind es hauptsächlich Melaphyr, Diabas, Gabbro
und Serpentin. Nahe bei Mustajbasiec tritt indessen kein Massengestein
auf, sondern erst jenseits der Krivaja im Humberge und weiter
östlich in der Flußschleife bei Humkici erscheint Serpentin mit etwas
Gabbro und bei Kulani Melaphyr.
Mustajbasic liegt oder vielmehr lag zur Gänze auf Schichten der
tuffitischen Reihe, jedoch nur wenige hundert Meter unterhalb der
Grenze der Mergelkalke. Die verworrene Lagerung dieser letzteren
zeigt, welchen starken Störungen das ganze System unter-
worfen ist. An den tuffitischen Gesteinen ist dies deshalb nicht
gleich ausgeprägt wahrzunehmen, weil sie tief verwittert und in der
Regel von einer mächtigen Decke von Zersetzungsprodukten verhüllt
sind. Am leichtesten verwittern die tonigen mergeligen Schiefer und
gewisse Sandsteine, die eine lehmige, reichlich mit oblatenförmigen
Mergelschieferstückchen vermengte Zersetzungsmasse ergeben, in
welcher größere Brocken und Stücke der schwer verwitternden Ein-
schaltungen des Systems, namentlich der Kieselgesteine (Radiolarite)
und der quarzigen Sandsteinlagen, eingebettet liegen. Wenn zu diesen
reichlich auftretenden Bestandteilen der Zersetzungsdecke noch von
oben abgestürzte Mergelkalkbrocken hinzukommen, so erlangt die
Masse das Aussehen eines mit viel lehmigem Material vermengten
Schotters. Derartig war ein Großteil des bei MustajbaSic abgerutschten
Terrains beschaffen.
Dieses rein türkische Dorf bestand aus zwei Häusergruppen:
einer östlichen, größeren, mit 28 Hausnummern, auf steilerem Ge-
lände und einer westlichen, kleineren, von jener durch eine flache
Talsenke getrennt und auf ebenerem Terrain, mit 6 Hausnummern.
Die erstere Hauptgruppe nalım einen kleinen Hügel ein, welcher
nordwärts gegen die Krivaja einen ziemlich steilen Abfall hatte und
in südlicher Richtung durch eine Austiefung von dem steilen Gehänge
der Klek planina getrennt war. In dieser Terraindepression und rund
um die Häuser breiteten sich Gärten mit Hunderten von Pflaumen-
bäumen aus und der sich südlich anschließende Anstieg zur Klek
planina trug unten zahlreiche alte Nußbäume und war weiter aufwärts
bis zum Waldessaum Ackerland. Diese letztersn Riede hießen Gornji
und Dolnji ravan, die Senke beim Dorfe: Grobak.
Nach dem schneereichen Winter kamen gegen Ende April un-
vermittelt heiße Tage und die Erde trocknete rasch aus. Anfang
Mai bemerkte man am oberen Rande des Gornji ravan im Acker-
boden parallel zur Waldesgrenze schnurgerade weithin ziehende
Sprünge, die ursprünglich, wie sich ein Ortsinsasse ausdrückte, „wie
mit einem Messer gezogen“ aussahen, dann klaffender und unregel-
mäßiger wurden. Man hielt sie für gewöhnliche Austrocknungsklüfte
und fühlte sich dadurch in keiner Weise beunruhigt.
Am 7. Mai abends bei Eintritt der Dunkelheit wurden die Be-
wohner der obersten Häuser des Dorfes aufgeschreckt durch ein
seltsames Getöse, ein Rauschen und Knattern, dann durch die
Schläge von an die Gartenzäune anprallenden Steinen und aller be-
mächtigte sich das Bewußtsein, daß etwas Furchtbares im Anzug
sei. Einige beherzte Männer wollten den Berg hinaneilen, um zu
1907 Bericht vom 31. Mai. Dr. Ir. Katzer. 231
sehen, was vorgehe, konnten aber der herabsausenden Steine und
Erdklumpen wegen nicht weit vordringen. Man glaubte an ein Erd-
beben oder daß die Klek planina zusammenstürze. In Angst und
Hast verließ man die Häuser und flüchtete auf die ebenen Felder
unterhalb der westlichen Häusergruppe, wo man die Nacht in Ent-
setzen zubrachte, dem immer heftiger werdenden Getöse und dem
Anprall der Steine horchend, die nun auch über Zäune und Gärten
hinweg wie Wurfgeschosse gegen die Häuser geschleudert wurden.
Als es Tag wurde, sah man, daß die Feldereien des Gornji ravan ver-
schwunden waren und eine Erd- und Steinlawine sich über den Dolnji
ravan schob und erkannte, daß das eigentümliche beängstigende Ge-
töse durch das Rollen der Erdmassen verursacht wurde, denen die
herabkollernden Steine nur als lose Vorläufer voraneilten. Man salı,
daß das Dorf verloren war und beeilte sich, aus Häusern und Ställen
fortzuschaffen, was irgend von Wert war, ja an den minder ge-
fährdeten Stellen wurde selbst mit der Abtragung der Häuser be-
gonnen und so lange gearbeitet, als es ohne Lebensgefahr möglich war.
Zwei TageundzweiNächte dauerte die Rutschung.
Die gleitenden Erdmassen schoben die großen Nußbäume oberhalb
des Dorfes einige Meter in aufrechter Stellung vorwärts, dann senkten
die Bäume ihre Kronen in der Richtung des Schubes, neigten sich
tiefer und tiefer, schlugen um und wurden vom nachrutschenden
Erdreich bedeckt. Ebenso wurden die Ilunderte von Obstbäumen in
den Gärten, dann die Wirtschaftsgebäude und Häuser erfaßt, vorwärts
geschoben, umgekippt und unter Erd- und Steinmassen begraben.
Die ganze große Häusergruppe von Mustajbasic wurde so ver-
nichtet. Ein Haus konnte nicht ausgeräumt werden und wurde mit
allem, was darin war, verschüttet; ein anderes Haus dagegen konnte
fast ganz abgetragen werden, ehe es von der Rutschung erreicht
wurde; 26 Gehöfte aber wurden vernichtet, nachdem was irgend
möglich daraus fortgeschafft worden war. Ein Verlust an Menschen-
leben war nicht zu beklagen und auch der gesamte Viehstand konnte
gerettet werden. Daß dies möglich war, ist nur dem Umstand allein
zu danken, daß sich der Schlipf vom oberen Ravan herab ganz
langsam, sozusagen sehrittweise bewegte. Es erfolgte nach kurzer
Ruhe immer zunächst ein Schub von etlichen Metern Länge, dann
ein allmähliches deckenweises Nachgleiten der ihres Haltes beraubten
oberen losen Schuttmassen. Am zweiten Tag (Donnerstag) mittags
trat unverhofft in der Rutschung Stillstand ein, nachdem der ganze
Dorfteil 10—15 m tief unter dem Schutt begraben worden war.
In dieser geschilderten Weise verlief der Hauptbergschlipf von
MustajbaSic, der östlich durch den intakt gebliebenen Ried Rantek
begrenzt wird, jenseits dessen gleichzeitig, aber in ganz anderer
Weise eine zweite Rutschung stattfand.
Diese betraf den Ried Dol (oder Dolovi), wo Dienstag nachts,
als ober Mustajbasic der Schlipf begann, sich noch nichts rührte. Am
Mittwoch (8. Mai) gegen 8 Uhr früh geriet aber auf einmal, nach
Behauptung der Leute, ohne irgendwelche Voranzeichen, die ganze
Lehne auf etliche hundert Schritt Länge in Bewegung und schob
binnen wenigen Minuten über mehr als einen halben Kilometer tal-
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 9. Verhandlungen. 33
232 Verhandlungen. Nr. 9
wärts. Dies vollzog sich so plötzlich und rasch, daß, wenn zufälliger-
weise jemand auf den Feldern im Dol beschäftigt gewesen wäre, er
sich nicht hätte flüchten können und unrettbar verschüttet worden
wäre. Die abgerutschten Schuttmassen stürzten sich in die Krivaja
und verlegten deren Bett mit einem S—10 m hohen Damm, hinter
welchem sich das Wasser zu einem See aufstaute, der sich über
1 km Länge ausdehnte und die am anderen Ufer befindliche Industrie-
bahn (Krivajatalbahn) teilweise überschwemmte. und gefährdete. Es
mußte mit aller Energie am Durchstich des Dammes gearbeitet
werden, worauf die durchbrechenden Wassermassen die Wegräumung
des Hindernisses rasch selbst bewerkstelligten.
Der Gesamtumfang des Bergschlipfes von Mustajbasie
beträgt bei fast S00 m Länge und 350 m Breite der Hauptrutschung
und bei ca. 600 m Länge auf 120 m Breite der Nebenrutschuhg
mehr als ein Drittel Quadratkilometer, wovon, abgesehen
von der vom Dorfe eingenommenen Fläche, der größte Teil in Gärten
und Ackerland bestand, woraus entnommen werden kann, welchen
unersetzlichen Schaden die Einwohner durch den verwüstenden Berg-
schlipf erlitten haben.
Die Ursache der Katastrophe ist zweifellos die folgende:
Durch die sehr reichlichen Schneefälle des Winters und die vielen
Regengüsse des April war die Zersetzungsdecke der tuffitischen Ge-
steinsreihe außerordentlich stark durchfeuchtet worden und als dann
gegen Ende April unvermittelt hohe Temperatur und große Dürre
eintrat, bildete sich an ihrer Oberfläche infolge rapider Austrocknung
eine feste Kruste, welche den Zusammenhang mit der noch wasser-
durchtränkten glitschigen Unterlage verlor. Auf dem Gornji ravan
trat nun, begünstigt durch den Druck der zum Teil riesigen, auf
den zersetzten tuffitischen Gesteinen auflagernden Mergelkalkblöcke,
eine partielle Abgleitung ein, die durch ihre Schwere weitere Schollen
der Oberflächenschicht ebenfalls ins Rutschen brachte. Dadurch wurde
der Druck und Schub so vermehrt, daß immer größere und größere
Partien des Zersetzungseluviums ins Gleiten gerieten, bis sich die
ganze Lehne in Bewegung befand. Die staffelförmig gegliederte Kon-
figuration der ursprünglichen Terrainform oberhalb Mustajbasic wirkte
aber dem gleichmäßig raschen Schub entgegen und die vielen ent-
wurzelten Bäume und das Balkenwerk der umgestürzten Häuser
leisteten der Gleitung weiteren Widerstand, weshalb der Schlipf nur
langsam vorrücken konnte und unterhalb des Dorfes zum Stillstand kam.
Bei der östlichen Rutschung im Dol bestanden diese günstigen
Verhältnisse nicht und daher schob die einmal ins Gleiten geratene
Masse mit zunehmender Schnelligkeit unaufhaltsam talwärts.
Das vordem in drei Absätze gegliederte Gehänge von Mustaj-
basic bildet gegenwärtig eine gegen die Krivaja gleichmäßig ab-
dachende Lehne, welche, bis der jetzt noch kahle steinige Schutt
von einer Pflanzendecke überwuchert sein wird, das Aussehen einer
normalen Erosionsböschung haben und durch nichts verraten wird,
daß darunter ein ganzes Dorf mit Gärten und großen Strecken ur-
baren Landes begraben liegt.
1907 Bericht vom 31. Mai. O. Schlagintweit. ' 25:
t
co
co
Literaturnotizen.
O. Schlagintweit. Die tektonischen Verhältnisse in
den Bergen zwischen Livigno, Bormio und St. Maria im
Münstertal. Inauguraldissertation, erschienen bei Wolf u. Sohn,
Hof- und Univ.-Buchdruckerei, München, 1907.
Die vorliegende Darstellung ist eine vorläufige Mitteilung über die Unter-
suchungen, w elche Schlagi ntweitin dem genannten Gebirgsteil durchgeführt hat
und beschränkt sich auf die tektonischen Kirgebnisse. “Er teilt das Gebiet in
drei Teile: Die Addascholle, die Überschiebungsreste im Süden und die Deck-
schollen im Norden.
Als Addascholle bezeichnet der Verfasser den Zug von Trias-, Rät- und
Liasgesteinen, welcher vom Monte Lapare nördlich von Livigno über Monte Pettini
und Cima di Plator bis zur Addaschlucht bei Bormio streicht und seine ununter-
brochene Fortsetzung im Kristallokamm der Ortlergruppe findet. Die obertriadischen
Dolomite sind in dieser „Scholle“ zu einer nach S überkippten Mulde zusammen-
gefaltet, in deren Kern das Rät und im westlichen Teil auch noch wias liegt. Im
Süden wird diese Mulde durch eine Störungslinie abgeschnitten, welche von Livigno
bis Bormio (und von dort bis zum Königsjoch) zu verfolgen ist. Südlich dieser
Linie liegen die kristallinen Alpen beiderseits des oberen Veltlin. An der meist
sehr steil S fallenden — selten auch steil N fallenden — Bruchfläche lehnen
eingeklemmt zwischen das Rristalline und die Addascholle untertriadische Dolomite,
sehr steil S fallend, und an ihnen Verrucano und schließlich die kristallinen
Schiefer. Unter der Cima di Plator und auf den Terrassen ober Premadio liegen
auch auf den Schichtköpfen des Dolomits Reste von Verrucano und Gneis. Diese
steil aufgerichtete und etwas überkippte Schichtfolge, welche die Südwände des
Bergkammes bin und hin begleitet, sind die „Überschiebungsreste im Süden“.
Auch im Norden ist der Anschluß der „Addascholle* an das nördliche Ge-
birge kein ungestörter: ihr Hangendflügel wird von einer Überschiebungsfläche ab-
geschnitten, Jängs welcher im Braulio- und unteren Fraeletal kristalline Schiefer
anf die Mulde hinaufgeschoben sind und auf diesen liegt der Dolomit des Piz
Umbrail. Gegen Westen keilt das Iristalline an der Üverschiebungsfläche aus und
der übergeschobene Dolomit lagert auf dem überschobenen Dolomit oder auf den
rätischen Kalken: wobei stellenweise dort und da noch kleine Fetzen von Kri-
stallinem zwischen beiden zum Vorschein kommen. Dieses übergeschobene Kristalline
und Trias benennt der Verfasser „Braulioscholle“. Der Dolomit des Umbrail wird
bekanntlich am Kamme zum Piz Lad wieder von Kristallinem überlagert: die
Chazforascholle.
Diese tektonischen Einheiten kombiniert Schlagintweit nun in der Weise,
daß er die Addascholle als autochthon ansieht und in den „Überschiebungs-
resten im Süden“ die Wurzeln der Braulioscholie erkennt, welche also über die
Addaschollen nach Norden übergeschoben worden wäre und dort eine absteigende
Lage jetzt einnimmt. Jene „Überschiebungsreste“ sind die Reste des Nord-
schenkels einer nach Norden” übergelesten Antiklinale — der nördliche Teil
dieser Überfalte wäre die Braulioscholle. In weiterer Verallgemeinerung also
sind jene Reste zusammen mit der Addascholle — nach Schlagintweit —
auch die Wurzel der „ostalpinen Decke* des Unterengadin infolge der An-
nahme, daß sich jene Braulioscholle in der Lischannagruppe fortsetze. In der
Chazforascholle vermutet der Autor nur eine lokale nochmalige Überfaltung —
„Decke zweiter Ordnung‘ nach Suess.
Wenn man schon eine genetische Beziehung zwischen jenen Triasvorlagen
am Südfuß der Wände des Kammes Pettini — Scala annimmt — was ja eine rein
spekulative Annahme ist — so scheint dem Referenten deswegen doch nicht daraus
zu folgen, daß die „Braulioscholle* aus dem Süden herzuleiten’ist, sondern besser
zutreffend, daß die Braulioscholle von Norden nach Süden über die Addascholle
hinübergeschoben wurde und an der Südseite der Addascholle nun an der großen
Bruchlinie noch eingestürzte Reste dieser Überschiebungsmasse lägen, denn diese
Schubrichtung stünde in Übereinstimmung mit der Bewegungsrichtung ‚ welche die
nach Süden (SW) überkippte Addaschollenmulde anzeigt, während man im
umgekehrten Fall einem Widerstreit der Bewegungen gegenübersteht, der bei der
33*
934 Verhandlungen. Nra9
großen Ausbreitung der Addascholle — das ganze Hochgebirge des Ortler gehört
zu ihr — sich nicht einfach als ‚sekundäre Krrscheinung“ bezeichnen läßt.
Daß wir in der Linie Königsjoech—Bormio—Livigno eine echte Bruchlinie
und richt eine Überschiebungsfläche vor uns baben, geht daraus hervor, daß im
Zebrutal die Falten des Ortlergebirges von ihr schräg abgeschnitten werden !) —
auch die Mulde der Addascholle wird schräg abgeschnitten — daß die Bruchfläche
wenig um die Vertikale schwankt und die Bewegung an ihr also im wesentlichen
in vertikaler Richtung vor sich ging. (W. Hammer.)
Dr. K. Leuchs. Die geologische Zusammensetzung
und Geschichte des Kaisergebirges. Mit 10 Tafeln und
1 Karte 1:33000. Zeitschrift des Ferdinandeums, III. Folge, 5l. Heft,
pag. 553—136. Innsbruck 1907.
Das Kaisergebirge ist bis in die neuere Zeit herauf mehrfach Gegenstand
von stratigraphischen Streitfragen gewesen, trotzdem aber nicht genauer aufgenommen
und allseitig durchforscht worden.
Die vorliegende Arbeit bringt nun als Ergebnis reich verzweigter geologischer
Wanderungen eine längst erwünschte sorgfältige Karte in großem Maßstabe und
die dazugehörigen Beschreibungen. 2
Vorwort, Literaturverzeichnis und ein geschichtlicher Überblick der bisherigen
geologischen Erschließung dieses Gebirges leiten die Arbeit ein. Dann sucht eine
orographische Übersicht die IHauptlinien der Gebirgslandschaft stärker hervorzuheben.
Den umfangreichsten Teil der Abhandlang hält die Darstellung der Strati-
graphie inne. Die Schichtserie enthält Buntsandstein, Myophorienschichten,
Muschelkalk, \Wettersteinkalk, Raibler Schichten, Hauptdolomit, Plattenkalk,
Kössener Schichten, Lias, Neocom, Senon, Häringer Schichten, Diluvium, Alluvium.
Der Buntsandstein erscheint als eine Reihe von roten, grünen, hellgrünen
bis weißlichen Quarzsandsteinen sowie grauen Schieferletten. An einigen Stellen
ist eine Grundbreecie aus den liegenden Schichten des südlich vorbeistreichenden
Bergkammes der Ilohen Salve aufgefunden worden. Transversalschichtung wurde
häufig beobachtet, in einem lalle Diagonalschichtung. Versteinerungen fehlen.
Die Myophorienschichten (Reichenhaller Schichten) werden von Rauhwacken,
festen dunkelgrauen Kalken und dolomitischen Breceien aufgebaut. Im Jirzbach -
graben (südlich des Walchsees) wurde Myophoria costata, Natica stanensis, Gervillia
mytiloides und Pleuromia fassaensis (2) darin entdeckt.
Der Muschelkalk ist in zwei laziesbereiche gegliedert. Die eine Entwicklung
besitzt viele Ähnlichkeit mit der Ausbildung im Karwendel, wenn sie auch an
Fossilien ärmer ist. Graubraune Kalke mit Kieselausscheidungen und Kalkmergeln,
dunkelgraue Wurstelbänke, graue IHornsteinkalke, die nach oben Jlichter werden
und allmählich in den Wettersteinkalk übergehen. In der anderen, mehr südlichen
Fazies herrschen bläulichgraue, braungrane, oft breceiöse Dolomite vor. Daneben
kommen wenig mächtige dankelgraue Kalke, eine 70 m starke Mergellage vor,
welche mit den Dolomiten in Wechsellagerang stehen. Die Partnachschichten
fehlen.
Der Wettersteinkalk tritt in großen gewaltigen Massen zutage, welche dem
Gebirge sein charakteristisches Gefüge verleihen. Die Ausbildung ist die allbekannte.
An Fossilien wird als neu Sphaeractinia Rothpletzi sp. n. abgebildet und
beschrieben.
Die Raibler Schichten stellen fast durchaus Litoralbildungen dar und er-
scheinen daher in recht verschiedenartigen Verbänden. Wir haben im allgemeinen
eine Folge von kalkigen, sandigen, teilweise schiefrigen Mergeln mit eingeschalteten
dunkelgrauen, braun verwitternden Kalken, von schwarzgrauen Schieferletten und
tonigen Schiefern, von Sandsteinen, Rauhwacken und Dolomiten. Sie sind größten-
teils reich an Versteinerungen. Leuchs gibt eine Liste der bisherigen Funde. Als
neu wird Gervillia Broilii sp. n. abgebildet und charakterisiert. Große Ausdehnung
vor allem in mittleren Höhenlagen nimmt der Hauptdolomit ein. Seine Grenze
gegen den Plattenkalk ist eine ganz allmähliche. Dieser letztere führt Megalodon-
Lamellibranchiaten- und Gastropodenschalen sowie Foraminiferen. In den Kössener
!) Der Referent hofft in Bälde darüber eingehend berichten zu können.
1907 Bericht vom 31. Mai. Dr. K. Leuchs. 935
Schichten herrschen unten hellgraue tonige Kalke, oben dunkle tonige Mergel
vor. An der Nordseite des Koblalpentales sind Trockenrisse auf den Platten der
Kössener Schichten beobachtet worden. Versteinerungen sind allenthalben reichlich
eingebettet. Eine Fossilliste ist beigegeben und daraus Gervillia inflata Schafhäutl
und Sargodon tomieus Plieninger in Abbildungen wiedergegeben.
Der Lias ist vorzüglich in Allgäufazies vorhanden. Außerdem wurden Mangan-
schiefer und ein Kalkfels in Adnether Entwicklung aufgefunden.
Neocom ist nach Leuchs nur im Habersauertale vertreten.
Hier wird ein Konglomerat aus Rollstücken der triadischen Talgesteine ent-
blößt. Zentralalpine und tertiäre Gerölle fehlen demselben. Auf dem Konglomerat
liegen graugrüne Sandsteine, dann rote und hellgraue Mergel mit Aptychus
Winkleri.
Uber dem Lias der Eiberger Scholle zeigt sich transgredierendes Senon.
Grobe, dann feinere Konglomerate (Triaskalke, Lias) stellen sich zu unterst ein.
Darüber sind stellenweise helle, harte Mergel mit Zwischenlagen von weichen,
schwarzgrauen Mergeln angeordnet. Dann folgen typische Senonschichten, eine
Reihe von hellgrauen, blaugrauen, harten, dickbankigen Kalkmergeln (Zement-
mergel). An anderen Orten liegen die Senonschichten unmittelbar dem Konglomerate
auf. Manchmal fügen sich sofort über dem Lias rote kalkige und mergelige
Schichten (Cenoman?) ein. Das beistehende lossilverzeichnis enthält die Be-
stimmungen Schlossers.
Hellgraue, glimmerreiche, dünnschiefrige Mergel mit Algenabdrücken, die
bei Sebi anstehen, werden zum Flysch gerechnet.
Die Häringer Schichten (Unteroligocän, Ligurische Stufe) erfahren eine ein-
gehende Beschreibung, die durch eine Litanei aller bisherigen Fossilfunde ver-
vollständigt wird.
Die reichen diluvialen Ablagerungen des Gebietes sind leider, sowohl in der
Beschreibung als auch auf der Karte nebensichlich und schematisch behandelt.
Der Abschnitt über die Tektonik des Kaisergebirges ist sehr eng zusammen-
gedrängt, was jedoch wieder durch Beigabe von 30 Profilen und einer tektoni-
schen Übersichtskarte ausgeglichen wird.
Das Kaisergebirge stellt sich im wesentlichen als eine große, westöstlich
streichende Mulde dar, von deren Flügeln der südliche stärker emporgestaut wurde
und den Zusammenhang mit dem Vorland im Süden verlor. Zugleich sank der
Muldenkern längs des ganzen Südflügels zur Tiefe, wogeren derselbe entlang dem
wenviger erhobenen Nordflügel nur teilweise einbrach.
Im N und W wird die Mulde vom Inntalgraben und seinem südlichen
Seitengraben umfurelt, im O bricht sie eine Querverwerfung ab. Der scharfe
Zuschnitt des Gebirges durch viele Brüche tritt aus der gesamten Darstellung klar
hervor.
Eine kurze Schilderung der geologischen Entwicklungsgeschichte dieses
Gebietes sowie eine Mitteilung über die von Schlosser ausgebeutete Bärenhöhle
im Kaisertale bilden den Abschluß.
Als ein sehr wertvoller Teil der Arbeit muß die Karte bezeichnet werden,
welche auf Grundlage der von H. Petters bearbeiteten Kaisergebirgskarte des
D. u. ©. A.-V. 1:33.000 hergestellt wurde.
Da nur ver hältnismäßig wenig Schichtgruppen auszuscheiden waren, konnten
lebhafte Farben dafür erwählt werden, welche auf dem fein und leicht gezeichneten
Untergrunde kräftig hervortreten.
Mit der Einzeichnung von Verwerfungen hätte der Verfasser wohl etwas
sparsamer umgehen können, da einzelne, wie zum Beispiel an der Nordseite des
Gebirges entlang der Grenze zwischen Diluvium und Grundgebirge wenigstens im
Kartenbilde nicht begründet erscheinen. (Dr. OÖ. Ampferer.)
Einsendungen für die Bibliothek.
Zusammengestellt von Dr. A. Matosch.
Einzelwerke und Separat-Abdrücke.
Eingelaufen vom 1. Jänner bis Ende März 1907.
Aigner, A. Die Mineralschätze der
Steiermark. Hand- und Nachschlage-
buch für Schürfer, Bergbautreibende
und Industrielle. Wien-Leipzig, Spiel-
hagen & Schurich, 1907. 8°. VILI—291
S. mit 1 Übersichtskarte. Kauf.
(15386. 8°.)
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figured specimens of british Lamelli-
branchiata from the lower, middle and
upper Öolites, preserved in tbe Mu-
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5 Textfig. u. 6 Taf. Gesch. d. Instituts.
(15396. 8°.)
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and Mammoth remains in Illinois and
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brary Publications Nr. V.) Rock Island,
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aus: Jahrbuch der k. k. geolog. Reichs-
anstalt. Bd. LVI. 1906. Heft 2.) Wien,
R. Lechner, 1906. 8°. 46 S. (213—258)
mit 7 Textfig. Gesch. d. Herrn G.
Geyer. (15408. 8°.)
Gasperini, G. La fitogenesi delle terre
rosse, gialle e bolari e Ja importanza
delle Beggiatoaceae per la circolazione
e deposizione del ferro. (Separat. aus:
Atti della R. Accademia dei Georgofili.
Ser. V. Vol. IJl. Anno 1906.) Firenze,
typ. M. Ricci, 1907. 8°. 72 S. Gesch.
d. Autors. (15409. 8°.)
Geyer, 6. Über die Gosaubildungen des
unteren Epnstales und ihre Bezie-
hungen zum Kreideflysch. (Separat aus:
Verhandlungen der k.k. geolog. Reichs-
anstalt. 1907. Nr. 2—3.) Wien, typ.
Brüder Hollinek, 1907. 8°. 22 S. (55
bis 76) mit 2 Textfig. Gesch. d. Autors.
(15410. 8°.)
Einsendungen für die Bibliothek.
237
«ötzinger, @. Über die geologische Be-
deutung der Granitklippe mit dem
L,. v. Buch-Denkmal im Pechgraben
bei Weyr in Oberösterreich. (Separat.
aus: Deutsche Rundschau für Geo-
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Hit. 7.) Wien, A. Hartleben. 1907. 8°.
9 S. Gesch. d. Autors. (15411. 8°.),
Halaväts, J. Geologischer Bau der Um-
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die geologische Detailaufnahme im
Jahre 1905. (Separat aus: Jahresbericht
der kgl. ungar. geologischen Anstalt
für 1905.) Budapest, typ. Franklin-
Verein, 1907. 8°. 16 S. (82—97) mit
3 Textfig. Gesch. d. Autors.
(15412. 8°.)
Hammer, W. Geologische Beschreibung
der Laasergruppe. (Separat aus: Jahr-
buch d. k. k. geolog. Reichsanstalt,
Bd. LVI. Hft. 3—-4.) Wien, R. Lechner,
1906. 8°. 42 S. (497—538) mit 5 Text-
fie. u. 4 Taf. (XIV—XVIL) Gesch.
d. Autors. (15413. 8°.)
Heritsch, F. Druckschriften von R.
Hoernes. 1872—1905. Graz, 1906. 8°.
Vide: [Hoernes, R.| (15415. 8°.)
Hinterlechner, K. Vorläufige Bemer-
kungen über die tektonischen Ver-
hältnisse am Südwestrande des Eisen-
gebirges auf der Strecke Zdirec—Li-
com6fic. (Separat aus: Verhandlungen
d. k. k. geolor. Reichsanstalt. 1906.
Nr. 17—18.) Wien, typ. Brüder Hol-
linek, 1906. 8°. 16 S. (399—414) mit
4 Textfig. Gesch. d. Autors.
(15414. 8°.)
Hobbs, W. H. On some prineiples of seis-
mic geology. With an introduction
by E. Suess. — The geoteetonic and
geodynamic aspects of Calabria and
north. eastern Sıcily. A study in orien-
tation; with an introduetion by the
CountdeMontessus de Ballore.
(Separat aus: Gerlands Beiträge zur
Geophysik. Bd. VIII. Hft. 2.) Leipzig,
W. Engelmann, 1907. 8°. 144 S. (219
bis 362) mit 13 Textfig. u. !1 Taf.
(sesch. d. Autors. (15388. 8°.)
[Hoernes, R.] 1872—1905. Druck-
schriften; zusammengestellt von !".
Heritsch. Graz, typ. Deutsche Ver-
einsdruckerei, . 1906. 8°. 22 S. Gesch.
d. Herrn G. Geyer. (15415. 8°.)
Holmquist, P. J. Studien über die
Granite von Schweden. (Separat. aus:
3ulletin of the geological Institution
of the University Upsala. Vol. VII.)
Upsala, typ. Almgvist & Wiksell,
1906. 8°. 193 S. (77—269) mit 40 Text-
fig. u. 22 Taf. (VIII—XXVIII.) Gesch.
(dd. Antors. (15389. 8°.)
SS)
e
Jahn, J. J. Prispevek k seznäni vzniku
nesouvislych vyyrzenin sope£nych.
Separat aus: Casopis moravsk&eho
musea zemsk&ho. Roc. VI. Cis. 2.)
Brünn, typ. Mährische Aktien-Buch-
druckerei, 1906. 8°. 29 S. mit 6 Textfig.
u. 2 Taf. [Ein Beitrag zur Kenntnis
der Bildung loser vulkanischer Aus-
würflinge.] Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(15416, 8°.)
Kaleesinszky. A. v. Die untersuchten
Tone der Länder der ungarischen
Krone. Übertragung aus dem ungari-
schen Original. [Publikationen der
kgl. ungarischen geologischen Anstalt.]
Budapest, typ. Franklin-Verein, 1906.
8°. 235 S. Gesch. (11920. 8° Lab.)
Kalkowsky, E. Der Nephrit des Boden-
sees. (Separat. aus: Abhandlungen der
naturwiss. Gesellschaft „Isis“ in Dres-
den, Jahrg. 1906. Hft. 1) Dresden,
typ. W. Baensch, 1406. 8°. 17 S. (28
bis 44) mit 1 Textfig. Gesen. d. Autors.
(15417. 8°.)
Kalkowsky, E. Geologie des Nephrites
im südlichen Ligurien. (Separat. aus:
Zeitschrift der Deutsch. geologischen
Gesellschaft. Bd. LVIIL.) Berlin, typ.
J. F. Starcke, 1966. 8°. 76 S. mit 1 Taf.
Gesch. d. Autors. (15418. 8°)
Katzer, F. Cosinaschichten in der lIer-
zegowina. (Separat. aus: Verhand-
lungen der k. k. geolog. Reichsanstalt.
1906. Nr. 10.) Wien, typ. Brüder
Hollinek, 1906. 8%. 4 8. (287-2).
Gesch. d. Autors. (15419. 8°.)
Katzer, F. Die Fahlerz- und Qnueck-
silbererzlagerstätten Bosniens und der
Herzegowina, (Separat. aus: Berg- und
hüttenmännisches Jahrbuch der k. k.
montanistischen llochschulen zu Leo-
ben und Pribram. Bd. LV.. 1907.
Hft. 2.)Wien, Manz, 1907. 8°. 1V—122S.
mit 25 Textfig. u. 1 Taf. (II.) Gesch.
d. Autors. (15420. 8.)
Kilian, W. Les dislocations de la mon-
tagne de la Bastille pres Grenoble.
(Separat. aus: Comptes rendus de
l’Association francaise pour l’avance-
ment des sciences. Üongres de Gre-
noble 1904.) Paris, Imprimerie Chaix.
[1904]. 8°. 8 S. (630—637) mit 3 Text-
fig. u. 1 Taf. Gesch. des Herrn G.
Geyer. (15421. 8°.)
Kittl, E. Festschrift anläßlich des
25jährigen Bestandes der Sektion für
Naturkunde des Österreichischen Tou-
ristenklubs; im Auftrage des Aus-
schusses herausgegeben. Wien, typ.
Brüder Hollinek, 1906. 4°. 40 S. mit
20 Textfig. Gesch. d. Autors.
(2815. 4°.)
38 Verhandlungen.
Nr. 9
Koken, E. Geologische Beiträge aus
Südtirol. (Separat. aus: Nenes Jahr-
buch für Mineralogie, Geologie...
Jahrg. 1906. Bd. Il.) Stuttgart, E.
Schweizerbart, 1906. 8°. 19 S. mit
1 Textfig. u. 3 Taf. Gesch. d. Herrn
G. Geyer. (15422. :82.)
Lorenz, Th. Beiträge zur Geologie und
Paläontologie von Ostasien unter be-
sonderer Berücksichtigang der Provinz
Schantung in China. Il. Paläontologi-
scher Teil. (Separat. aus: Zeitschrift
der Deutsch. geolog. Gesellschaft.
Bd. LVIII. 1906.) Berlin, iyp. J. E.
Starcke, 1906. 8°. 56 8. (67—122) mit
55 Textfirs. u.5 Taf. (IV—VI). Gesch.
d. Autors. (15423. 8°.)
Low, A. P. Report on the Dominion
Government Expedition to Hudson Bay
and the arctie islands on board the
D. G. S. Neptune 1905—1904. Ottawa,
Government Printing Bureau, 1906.
8%. XITI—-355 S mit 1 Titelbild u. 51
Tafeln. Gesch. d. Govern. of Canada.
(15390. 8°.)
Martini, J. Beiträge zur Kenntnis des
Quarzes. Dissertation. (Separat. aus:-
Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geo-
logie... Jahrg. 1905. Bd. 11.) Stutt.
gart. E. Schweizerbart, 1905. 8°. 36 S.
(43—78) mit S Taf. (II-IX). Gesch.
d. Universität Kiel. (11919. 8°. Lab.)
Menteath, P. W. Stuart. The structure
of Pyrenees. [Pyrenean Geology.
Part. IV.| London, Dulau & Co., 1905.
8%. 28 8. Gesch. d. Herrn Vacek.
(15442. 8°.)
Menteath, P. W. Stuart. Engineering
Geologsy in the Pyrenees. |Pyrenean
Geology. Part. V.] London, Dulau
& Co., 1905. 8°. 28 8. Gesch. d. Herrn
Vacek. (15443. 8°.)
Meunier, St. Catalogue sommaire de la
colleetion de geologie experimentale
du Museum d’histoire naturelle. Paris,
Fils E. Deyrolle, 1907. 8°. 176 S. mit
167 Textfig. Gesch. d. Autors.
f (15391. 8°.)
Michael, R. Über die Altersfrage der
oberschlesischen Tertiärablagerungen.
(Separat. aus: Zeitschrift der Deutsch.
geo:og. Gesellschaft. Bd. LIX. 1907.)
Berliv, typ. J. F. Starcke, 1907. 8°.
8S. Gesch. d. Autors. (15424. 8°.)
Michael, R. Uber die I'rage der Or-
lauer Störung im oberschlesischen
Steinkohlenbecken. (Separat. aus: Zeit-
schrift der Deutsch. geolog. Gesell-
schaft. Bd. LIX. 1907.) Berlin, typ.
J. F. Starcke, 1907. 8°. 4 S. Gesch. d.
Antors, (15425. 8°.)
1907 Einsendungen für die Bibliothek. 239
Nathorst, A. @. Phyllotheca-Reste aus
den Falkland-Inseln. (Separat. aus:
Bulletin of the Geological Institute of
Upsala. Vol. Vil.) Upsala, typ. Alm-
quist & Wiksell, 1906. 8°. 5 S. (72 bis
76) mit 1 Taf. (VIl). Gesch. d. Instituts.
(15426. 8°.)
|Neptune-Expedition.] Report on the
Dominion Government Expedition to
Hudson Bay and the arctie islands on
board the D.G. S. Neptune 1903— 1904 ;
by A. P. Low. Ottawa, 1906. 8°. Vide:
Low, A.P. (15390. 8°.)
Nikitin, S. Notiz über die Wolga-Ab-
lagerungen. (Separat. aus: Verhand-
langen der kais. russischen mineralog.
Gesellschaft. Bd. XXXIV. Life. 2.)
St. Petersburg, Eggers & Co., 1896. 8°.
14 S. (171—181). Gesch. d. Nerrn
Vacek. (15427. 8°.)
Nopesa, F. Baron. Zur Geologie der
Gegend zwischen Gyulafeh&@rvär, D&va,
Ruszkabanya und der rumänischen
Landesgrenze. (Separat. aus: Mittei-
lungen aus dem Jahrbuch der kel.
ungar. geologischen Anstalt. Bd. XIV.)
Budapest, typ. Franklin-Verein, 1905.
8°. 189 S. (91—279) mit 82 Textfig.
u. 1 geolog. Karte (Taf. XV). Gesch.
d. Herrn G. Geyer. (15392. 8°.)
Nopesa, F. Baron. Nenes aus Nord-
albanien. (Separat.aus: Zentralblatt für
Mineralogie, Geologie ... Jahrg. 1906.
Nr. 3.) Stuttgart, E. Schweizerbart,
1906. S°. 2 8. (65—66). Gesch. d.
Herrn Vacek. (15423. 8°.)
Nowak, J. Kopalna flora senonska z
Potylieza. (Separat. aus: Rozprawy
wydz. mat. przyr. Akademii umjetnoseci
w Krakowiec. Tom. XLVII.) Krakaıı,
typ. J. Filipowski, 1907. 8°. 27 S. mit
2 Taf. Gesch. d. Autors. (15429. 8°.)
Nussbaum, F. Die eiszeitliche Verglet-
scherung des Saanegebietes. Disserta-
tion. Bern, typ. Haller, 1906. 8°. X—
23038. mit 4 Taf. u. 1 Karte. Gesch.
d. Autors. (25393. 8°.)
Petrascheck, W. Die Überlagerung
im mährisch-schlesisch-westgalizischen
Steinkohlenrevier. Vorläufiger Bericht.
(Separat. aus: Verhandlungen der k.k.
geolog. Reichsanstalt. 1906. Nr. 14.)
Wien, typ. Brüder Hollinek, 1906. 8°.
2S. (362—363). Gesch. d. Autors.
(15430. 8°.)
Petrascheck, W. Die Schichtfolge im
Perm bei Trautenau. (Separat. aus:
Verhandlungen der k.k. geolog. Reichs-
anstalt. 1906. Nr. 15.) Wien, typ.
Brüder Hollinek, 1906. 8°. 7 S. (377
—383). Gesch. d. Autors.
(15431. 8°.)
Rieeiardi, L. Il vulcanismo nella mito-
logia e nella scienza. Conferenza pro-
nunziata al Circolo Filologico di Na-
poli il 9 dicembre 1906. Napoli, F.
Perrella, 1907. 8°. 25 S. Gesch. d.
Autors. (15452. 8°.)
Romer, E. Sprawozdanie z wycieczek
de wydm nizowych z pogladem na ich
powstanie. (Separat. aus: „Kosmos“;
rok XXXI) [Quelques remarques sur
les dunes fossiles de notre plaine di-
luviale.] Lwöw, typ. J. Zwiazkow, 1906.
8%, 29 S. (334—362) mit 2 Textfig.
Gesch. d. Autors. (15433. 8°.)
Romer, E. Kilka przyczynköw do hysto-
ryi doling Dniestru. (Separat. aus:
„Kosmos“; rok XXXI, zesz. 10—12.)
[Contributions sur le developpement
de la vall&ee du Dniestr.] Lwöw, typ.
J. Zwiakow, 1906. 8°. 24 $. (363—386)
mit 1 Textfig. Gesch. d. Autors.
(15434. 8°.)
Rozlozsnik, P. Die Eruptivgesteine des
Gebietes zwischen den Flüssen Maros
und Körös an der Grenze der Koimi-
tate Arad und Hunyad. (Separat. aus:
l"öldtani Közlöny. Bd. XXXV. 1905.)
Budapest, typ. Franklin-Verein, 1905.
8%. 33 S. (805—537) mit 3 Textfig.
Gesch. d. Autors. (15435. 8°.)
Rzehak, A. Bergschläge und verwandte
Erscheinungen. (Separat. aus: Zeit-
schrift für praktische Geologie. Jahrg.
XIV. 1906.) Berlin, typ. G. Schade,
1906. 8%. 78. (345—351). Gesch. d.
Autors, (15436. 8°,)
Rzehak, A. Die Schalensteine (Opfer-
steine) im westmährischen Granitge-
biet. (Separat. aus: Zeitschrift des
mährischen Landesmuseums. Bd. VI.
Hft. 2.) Brünn, typ. R. M. Rohrer,
1906. 8°. 56 S. (235— 290) mit 13 Text-
fig. Gesch. d. Autors. (15437. 8°.)
Sarasin, Ch. et L. Collet. Notice com-
pl@mentaire sur la zöne des Cols dans
la region de La Lenk. (Separat. aus:
Archives des sciences physiques et
naturelles. Per. IV. Tom. XXII.)
Geneve, typ. Soeiete generale d’im-
primerie, 1906. 8°. 12 S. Gesch. d.
Autors. (15132. 8°.)
[Schlumpf, J.] Die,Kartographia Winter-
thur*, vormals topographische Anstalt
Winterthur, J. Schlumpf. Winterthur,
typ. Geschwister Ziegler, 1906. 4°.
19 S. Gesch. (15438. 8°.)
Schmidt, C. Bericht über die Exkursion
nach dem*Rickentunnel, nach Uznach
und dem Toggenburg. (Separat. aus:
Bericht über die XXXVII. Ver-
sammlung des oberrhein. geologischen
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 9. Verhandlungen. 34
240
Vereins zu Konstanz am 26.April 1905.)
78. mit 3 Textfig. Gesch. d. Autors,
(15439, 8°.)
Schubert, R. J. Die Fischotolithen des
österreichisch-ungarischenTertiärs. II.
(Separat. aus: Jahrbuch der k. k.
geolog. Reichsanstalt. Bd. LVI. 1906.
Hft. 3—4). Wien, R Lechner, 1906.
8°. 84 S. (623—706) mit 3 Textfig.
u. 3 Taf. (XVIII—-XX). Gesch. d.
Autors. (13605. 8°.)
Schubert, R. J. Der geologische Auf-
bau der Umgebungen von Zara-Nona.
(Separat. aus: Jahrbuch der k. k.
geolog. Reichsanstalt. Bd. LVIi. 1907.
Hft. 1) Wien, R. Lechner, 1907. 8°.
20 S. mit 1 Taf. Gesch. d. Autors.
R (15440. 8°.)
Schwab, P. F. Über die Schneever-
hältnisse im Gebiete von Stoder; nach
den Beobachtungen des ÖOberlehrers
J.Angerhofer bearbeitet. Linz, typ.
J. Wimmer, 1907. 8°. 70 S. mit4 Textfig.
Gesch. d. Autors. (15441. 8°.)
Tietze, E. Jahresbericht der k. k. geo-
logischen Reichsanstalt für 1906-
(Separat. aus: Verhandlungen der
k. k. geolog. Reichsanstalt 1907.
Nr. 1.) Wien, R. Lechner, 1907. 8°.
44 S. Gesch. d. Autors. (15444. 8°.)
Tobler, A. und A. Buxtorf. Bericht über
die Exkursionen der Schweizerischen
geologischenGesellschaft in dieKlippen-
region am Vierwaldstättersee vom
12. bis 16. September 1905. (Separat.
aus: Eclogae geologicae Helvetiae.
Vol. IX. Nr. 1.) Lausanne, 1906. 8°.
37 S. (19—55) u. Programm für die
Exkursionen. (7 S. mit 2 Taf.). Gesch.
d. Herrn G. Geyer. (15445. 8°.)
Trauth, F. Vorläufige Mitteilung über
die Grestener Schichten der österreichi-
schen Voralpen. (Separat. aus: An-
zeiger der naturw. Klasse der Kais.
Akademie der Wissenschaften. 1906.
Nr. 18.) ‚Wien, typ. Staatsdruckerei,
1906. 8°. 3 S. Gesch. d. Herrn G.
Geyer. (15446. 8°.\
Udden, J. A. On the Proboscidean
Fossils of the pleistocene deposits in
Illinois and Jowa. Rock Island, 1903.
8°. Vide: Anderson, N. C.and J. A.
Udden. (15397. 8°.)
Verbeek, R. D. M. Description geolo-
gique de V’ile d’Ambon. Text. (Edition
Verhandlungen. Nr. 9
frangaise du Jaarboek van het mijn-
wezen in Nederlandsch Oost-Indie.
Tom. XXXIV, 1905, parte scientifique.)
Batavia, Imprimerie de l’Etat, 1905.
8°. XXI—323 S. Gesch. d. kgl. Niederl.
Ministerium van Kolonien. (15394. 8°.)
Verbeek, R. M. Description g&ologique
de l’ile d’Ambon. Atlas. (Edition
francaise du Jaarboek van het mijn-
wezen in Nederlandsch Oost-Indie.
Tom. XXXIV. 1905, partie scientifique.)
Batavia, Imprimerie de l’Etat, 1905.
2°. 4 geolog. Karten u. 6 Taf. Profile.
Gesch. d. kgl. Niederl. Ministerium van
Kolonien. (159. 2°.)
Vinassa de Regny, P. Graptoliti car-
niche, Nota presentata al Congresso.
(Separat. aus: Atti del Congresso dei
Naturalisti italiani, Milano, 15—19
settembre 1906.) Milano, typ. Tipogra-
fia degli Operai, 1907. 8°. 28 S. mit
1 Taf. Gesch. d. Autors. (15447. 8°.)
Vinassa de Regny, P. Sull’ estensione
del carbonifero superiore nelle Alpi
carniche. Nota. (Separat. aus: Bol-
lettino della Societä geologica italiana.
Vol. XXV. Fasc. 2.) Roma, typ. F.
Cuggiani, 1906. 8%. 128. (221—232)
mit 4 Textfig. Gesch. d. Herrn G.
Geyer. (15448. 8°.)
Waagen, L. Über die Lamellibranchiaten
der Frombachtuffe nebst Bemerkungen
über deren verwandtschaftliche Be-
ziehungen. (Separat. aus: Verhandlun-
gen der k. k. geolog. Reichsanstalt
1906. Nr. 16.) Wien, typ. Brüder
Hollinek, 1906. 8°. 11 S. (385—395).
Gesch. d. Autors. (15449. 8°.)
Weinschenk, E. Die gesteinsbildenden
Mineralien. Zweite umgearbeitete Auf-
lage. Freiburg i. B., Herder, 1907. 8°.
IX—225 S. mit 204 Textfig. u. 21 Ta-
bellen. Gesch. d. Verlegers.
(11921. 8°. Lab.)
Wiman, (€. Paläontologische Notizen
7—12. (Separat. aus: Bulletin of the
Geological Institute of Upsaia. Vol.
VIl.) Upsala, typ. Almgvist & Wik-
sell. 1906. 8°. 10 S. (287—296) mit 2
Taf. (XXIX—XXX.) Gesch. d. Insti-
tuts. (14844. 8°.)
[Winterthur.] Die Kartographia „Win-
terthur“, vormals topographische An-
stalt Winterthur, J. Schlumpf. Winter-
thur, 1906. 4°. Vide: Schlumpf, J.
(15438. 8°.)
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien II. Erdbergstraße 3.
1907.
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Verliandlungen der k.k. Seolosischen Reichsanstalt.
Bericht vom 30. Juni 1907.
Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: P. Trauth, Ein neuer Aufschluß im Klippen-
gebiete von St. Veit (Wien). — A. Till: Herrn Dr. M. v. Pälfy zur Entgegnung bezüglich
Villäny. — Reisebericht: R. J. Sehubert: Der geologische Bau der Insel Puntadura
(Dalmatien). — Literaturnotizen: L. Wilschowitz, J. Felix, R. Michael. Bin-
sendungen für die Bibliothek.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Eingesendete Mitteilungen.
Friedrich Trauth. Ein neuer Aufschluß im Klippen-
gsebiete von St. Veit (Wien).
Bei einer geologischen Exkursion, welche Herr Professor
V. Uhlig am 9. Mai mit seinen Schülern nach St. Veit unternahm,
um ihnen die von K. Griesbach!) und E.v. Hochstetter?) be-
schriebene Klippe zu zeigen, wurde am Südfuße des Roten Berges
ein neuer Aufschluß angetroffen, welcher für die Kenntnis der nörd-
lichen Hälfte der St. Veiter Klippe nicht ohne Bedeutung zu sein
sehien. Mein hochverehrter Lehrer überließ mir die genauere Unter-
suchung des interessanten Punktes, wofür ich ihm meinen verbind-
lichsten Dank ausspreche.
Die erwähnte Stelle befindet sich gleich nördlich von den zum
Beamtencottage des XIII. Bezirkes gehörigen Häusern „In der
Hagenau* Nr. 6, 7 und 8 und wurde durch eine neben dieser
Straße vorgenommene Terrainabgrabung von über 100 Schritte Länge
(OW) und 27 Schritte größter Breite (NS) geschaffen. Die Gesteine
treten teils an einigen Stellen des von Gras und kleinen Wasser-
lachen bedeckten Bodens, teils an der ‚den Aufschluß gegen W
und N begrenzenden Böschung zutage.
An der Hand der beigefügten, etwas schematisierten Skizze
mögen nun die einzelnen Details besprochen werden.
Beiläufig in der Mitte des abgegrabenen Raumes, 16 Schritte
von der Gartentür des Hauses Nr. 7 entfernt, erhebt sich ein etwa
!) K. Griesbach, Der Jura von St. Veit bei Wien. Jahrb. d. k. k. geol.
R.-A. 1868, Bd. XVIII, pag. 123.
2) E. W. v. Hochstetter, Die Klippe von St. Veit bei Wien. Jahrb. d.
k. k. geol. R.-A. 1897, Bd. XLVII, pag. 95.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 10. Verhandlungen. 35
949 Verhandlungen. Nr. 10
»/; m hoher, kleiner Kegelstumpf von anstehendem Gestein, welcher
bei Freilegung des Platzes von den Arbeitern gewissermaßen als
ein „Zeugenberg“ en miniature stehengelassen wurde. Er ist aus
roten, hier und da grünlichgrauen, OW streichenden und flach
(10—15°) südwärts fallenden Tithon-Hornsteinbänken mit schwachen
kalkig-tonigen Zwischenlagen zusammengesetzt. Unmittelbar daneben
treten einige recht sanft nach N geneigte Schichten desselben Ma-
terials aus dem Boden hervor (l und 2 der Skizze).
An der nördlichen Böschung der Abgrabung — ihre östliche
Hälfte kommt auf unserer Zeichnung nicht mehr zur Darstellung —
gewahrt man wiederum flache Bänke von rotem tithonischen Horn-
steinkalk (3 und 4), welche gegen die Mitte des beigegebenen Bildes
hin eine hellgraue Färbung annehmen und daselbst (5) ein wenig
nach W einfallen, um sich aber sofort wieder in leichtem Bogen auf-
ur Mn
N N
zubiegen. Ihre weitere Fortsetzung bilden die flach liegenden roten
Tithon-Hornsteinkalkbänke, welche durch eine kleine, künstlich ge-
schaffene Höhlung (7) gut aufgeschlossen werden. Sie überlagern mit
scharfer Linie im unteren Teile der Höhlung sichtbare, nordöstlich
streichende und mit 20—30° nach NW fallende Lagen eines grauen
harten und etwas tonigen Kalksandsteines mit einzelnen undeutlichen
Crinoidenstielgliedern — eine Bildung, welche sicherlich zu den im
folgenden zu betrachtenden Grestener Schichten gehört. Die scharfe
Überlagerung!) der letzteren durch den Hornsteinkalk ist wohl auf
eine mehr minder flache, gegen W oder NW gerichtete Uberschiebung
des Tithons über den Lias zurückzuführen (vgl. die gestrichelte Über-
schiebungslinie auf obiger Skizze).
!) Wie ich nachträglich erfuhr, wurde dieselbe auch von meinem Kollegen,
Herrn Dr. J. Oppenheimer beobachtet.
1907 Bericht vom 30. Juni. F. Trauth. 243
Wir gelangen nun zu der auf der linken Seite unserer Figur
dargestellten westlichsten Partie der Abgrabung. Hinter einem
niedrigen Schuttkegel erscheint eine kurze, feste, schwarzgraue und
Gryphaeenreste führende Kalksandsteinbank (9), deren Streichen an-
nähernd von N nach S gerichtet ist. In ihrer nächsten Umgebung
wurden gelegentlich der Freilegung des Platzes aus dem Boden
mehrere Blöcke eines grauen sandig-tonigen Kalkes ausgegraben,
welche infolge der Verwitterung die ursprüngliche Härte verloren
haben und ihren geringen Eisengehalt durch das Auftreten schwacher
Limonitflecken verraten. Die Blöcke sind voll von gut erhaltenen
Exemplaren der Gryphaea arcuata Lam., neben denen vereinzelt auch
Bruchstücke von Lima punctata Sow., einer größeren Auster, von
Pinna sp., Crinoidenstielglieder und ein Fragment von Arnioceras
falearies Qust. sp. angetroffen wurden. Nach dem Vorkommen dieses
Ammoniten und den zahlreichen Stücken von Gryphaea arcuata Lam,
werden wir diese in petrographischer Beziehung vollständig mit dem
typischen „Grestener Kalke“ des Pechgrabens, der Grossau, von
Gresten und Bernreuth übereinstimmende Bildung, welche gewiß auch
dem aus einem bei St. Veit angelegten Brunnen zutage geförderten
und von Herrn Hofrat F. Toula!) gefundenen Gryphaeengestein sehr
ähnlich sieht, als Aquivalent der schwäbischen Ducklandi-Zone zu be-
trachten haben. Auch an der auf unserer Zeichnung mit 11 markierten
Stelle bemerkte ich harten Kalksandstein von derselben Beschaffenheit
wie die durch 9 bezeichnete Bank.
Der Kalksandstein wird gleichförmig von mehreren, wenig
mächtigen Schichten eines mürbe und bräunlich verwitternden, fein-
sandigen, im frischen Zustande hellgrauen Mergels überlagert, welcher
bei 10 annähernd nordsüdlich streicht und mit 30° gegen W verflächt,
während er bei 5 nordöstliches Streichen annimmt und mit gleich
starker Neigung nach NW einfällt. An der letzteren Stelle gelang es
mir, als Steinkerne erhaltene Bruchstücke eines glatten Peecten (vielleicht
Pecten Hehlii d’Orb.), von Arnioceras falcaries Qust. sp. und Ophio-
ceras raricostatum Ziet. sp. aufzufinden. Demnach scheinen diese Sand-
mergellagen, welche faziell recht wohl als „Grestener Schichten“ be-
zeichnet werden können, mehreren Zonen des außeralpinen Lias zu
entsprechen (oberer Lias x und Lias £).
Nachdem wir des harten Grestener Kalksandsteines in der
Höhlung (7) bereits gedacht haben, erübrigt es, um die Beschreibung
des Aufschlusses zu vervollständigen, nur noch auf die braungrauen,
mürben Sandmergelbänke an dem Punkte 6 hinzuweisen, welche den
bei S und 10 sichtbaren Schichten völlig gleichen und nach SO einfallen.
Wie die roten und grünlichgrauen Tithongesteine der beim
Beamtencottage gelegenen Abgrabung in den ziemlich flach liegenden
Kalk-, Mergel- und Hornsteinbänken des Roten Berges?) ihre Fort-
') F. Toula, Bemerkungen über den Lias der Umgegend von Wien. Neues
Jahrb. für Min. ete., Jahrg. 1897, Bd. I, pag. 216.
?®) Die Lagerung der Tithonbänke des Roten Berges konnte an zwei Stellen
konstatiert werden: Unmittelbar südlich von seinem Gipfel streichen die Schichten
OW und fallen unter 15° nach S, eine kurze Strecke östlich davon war das
Streichen gegen OSO, das Verfiächen unter 20—25° nach NNO gerichtet.
35*
244 Verhandlungen. Nr. 10
setzung finden, so dürften auch die Grestener Schichten von dem be-
schriebenen Aufschlusse weiter nach N hinziehen, da auf dem Acker,
welcher bei der leichten, etwa 150 Schritte westlich vom Gipfel des
Roten Berges gelegenen Kammeinsattlung beginnt und sich von da
gegen das Beamtencottage ausdehnt, zahlreiche Brocken von schwarz-
bis bräunlichgrauem Kalksandstein herumliegen.
Obwohl wir längs des von der „Hagenau“ westwärts ziehenden
Fahrweges bis zum „Glassauer Steinbruch“ (Südabhang des Girzen-
berges) hin keinen Aufschluß sehen, so wäre doch vielleicht die An-
nahme gestattet, daß die in dem eben genannten Steinbruche so
schön zutage tretenden graublauen Kalke und sandigen Mergel
des Bajocien (Sauzei-Zone und die höheren Horizonte) !) mit den
beim Beamtencottage entblößten Grestener Schichten einer und der-
selben Klippenscholle angehören oder, um anders zu sprechen, dab
diese die Unterlage jener bilden. Für eine solche Auffassung sprechen
zwei Umstände: Zunächst treten die beiden Ablagerungen in ziemlich
sleicher Lagerung auf”) und ferner setzt das Bajocien allem Anscheine
nach auch die Mitte des Kammes zwischen dem Girzenberg und Roten
Berg zusammen°) und ist so als eine Bildung im Hangenden der
Grestener Kalksandsteine des früher erwähnten Ackers anzusehen.
Die Frage, ob in dem unaufgeschlossenen Raume zwischen den
Grestener Schichten beim Beamtencottage und dem Bajocien des
Glassauer Steinbruches die Schichten des mittleren und oberen Lias ®)
sowie der Opalinus- und Murchisonae- (eventuell auch der Soiwerbyi-)
Zone verborgen liegen, kann zwar infolge des Mangels paläonto-
logischer Beweise nicht absolut sicher bejaht werden, doch legen die
an weiter westlich befindlichen Punkten der „ostalpinen Klippenzone*
zu welcher ja das Klippengebiet von St. Veit gehört, gemachten
Funde von Versteinerungen der. Margaritatus-, Opalinus- und Mur-
chisonae-Schichten ?) die Vermutung nahe, daß auch an dem letzt-
genannten Orte die bezeichneten Stufen vorhanden sein könnten.
Ergänzend möchte ich noch bemerken, dab gelegentlich der
von Herrn Professor Uhlig ausgeführten Exkursion in den hangendsten
!) Die Zone der Sonninia Sowerbyi Mill. konnte bisher im Dogger von
St. Veit nicht sicher nachgewiesen werden. Vgl. E.v.Hochstetter, ].c. pag. 106.
”) Die Doggerbänke des Glassauer Steinbruches streichen im allgemeinen
von NO nach SW und fallen mit 30—40° gegen NW ein.
°) Es liegen, vom Gebüsch maskiert, auf der Kammhöhe zwischen dem
früher erwähnten Acker und einem weiter nach W zu gelegenen, durch seine leb-
hafte Färbung aus der Ferne sichtbaren Aufschluß von roten und graugrünen,
Hornsteine führenden Tithonmergel sehr viele große und kleine Blöcke eines
grauen, bräunlich verwitternden und sandigen Mergels herum, welche mir die
beiden Bajocienammoniten Stephanoceras Humphresianum Sow. var. plicatissimum
Qust. und Phylloceras Zignodianum d’Orb. sowie eine Posidonia und Belemniten-
bruchstücke geliefert haben, Offenbar standen die Blöcke an dieser oder einer
nicht weit entfernten Stelle an.
*) E. v. Hochstetter, ]. c. pag. 104 u. 105. Der mittlere und vielleicht
auch der obere Lias der St. Veiter Klippe könnte nach Hochstetter durch
gewisse, unweit der Einsiedelei anstehende Fleckenmergel vertreten sein.
5) G. Geyer, ES 2 Granitklippe mit dem Leopold von Buch-Denkmal
bei er Verhandl. k. geol. R.-A. 1904, pag. 384. — F. Trauth, Vor-
läufige Mitteilung Ne m Grestener Schichten der österreichischen Voralpen.
Akad. Anzeig. d. kais. Akad. d. Wiss,, Jahrg. 1906, Nr. XVIII, pag. 308.
1907 Bericht vom 30. Juni. F, Trauth. 245
Bänken des Glassauer Steinbruches mehrere Exemplare von Cancello-
phyecos (Zoophycos) scopartus Thioll. aufgefunden wurden. Bekanntlich ist
diese Form für den Dogger der exotischen Fazies in den lepontinischen
Schweizer Klippen (Buochser- und Stanserhorn ete.) sehr bezeichnend }).
Abweichend von E. v. Hochstetter?), welcher den Gemeinde-
berg und den nördlich von dem Einschnitte der Jagdschloßgasse ge-
legenen Girzen- und Trazerberg zusammen als eine einzige tektonische
Individualität auffaßt, die nur durch ein Erosionstal (Jagdschloßgasse)
entzweigeschnitten wird, bin ich der Meinung, daß das St. Veiter
Klippengebiet aus mehreren aneinandergepreßten Schollen oder
Trümmern besteht°) und so einem Bauplane folgt, welcher aus der
stark gestörten südlichen karpatischen Klippenzone schon seit längerer
Zeit gut bekannt ist (Klippen des Gruppentypus). Eine dieser Schollen
ist nun die nordöstlich streichende und nordwestwärts fallende
Schiehtengruppe des Girzen- und Trazerberges, über oder gegen
welche, wie der Aufschluß „in der Hagenau“ zeigt, von Osten her die
Tithonbänke des Roten Berges geschoben wurden. Die kleine Partie
von tithonischem Hornsteinkalk, welche einen Hügel NO vom Glassauer
Steinbruch und OSO vom Girzenberggipfel bildet?) und als deren
Liegendschichten gewisse von Hochstetter erwähnte harte graue
bis rötliche Kalke mit Ammoniten des Bathonien ) aufgefaßt werden
könnten, stellen wohl einen untergeordneten Gesteinsfetzen dar,
welcher durch die gebirgsbildende Bewegung hierher geschafft wurde.
Das Studium des neuen Aufschlusses „in der Hagenau* und
die im Zusammenhange damit auf dem Kamme zwischen dem Roten
und dem Girzenberg angestellten Beobachtungen zeigen, daß die auf
Griesbach’s Kartenskizze ®) und auf Schaffer’s geologischer Karte
von Wien?) gegebene Darstellung der Nordhälfte des St. Veiter
Klippengebietes den tatsächlichen Verhältnissen nicht. vollständig
entspricht. Näher kommt ihnen die von Stur aufgenommene geolo-
gische Karte °), auf welcher der Dogger vom Glassauer Steinbruche
gegen Osten hin weiterziehend dargestellt wird. Freilich ist hier
seine Ausdehnung nach der bezeichneten Richtung stark übertrieben.
Auch in dem südlich von der Jagdschloßgasse befindlichen Teil
der St. Veiter Klippe wurde einiges Neue gesehen, worüber ich an
einem späteren Zeitpunkte berichten will.
!, E. v. Hochstetter führt |. c. pag. 157 ein Exemplar von Cancello-
phyecos reticularis Sap. aus dem oberen Bajocien von St. Veit an und weist dabei
auf das Vorkommen des ähnlichen €. scoparius Thioll. im französischen und
Schweizer Jura sowie im Dogger der Freiburger Alpen hin.
SER v. Hochstetter, Ic. pag. 149.
3) Die tektonische Selbständigkeit der kleinen aus Grestener Quarzsandstein
bestehenden Scholle unweit des vom Grafen Lanckoronski erbauten Faniteums
nimmt übrigens auch Hochstetter an (]. c. pag. 150).
%) In der Fußnote °) auf pag. 244 dieser Ausführungen erwähnt. Diese Tithon-
schichten streichen nach NO und fallen unter 50° gegen NW.
>) E. v. Hochstetter (!. ec. pag. 140) fand die Bathonienammoniten auf
dem Felde östlich. vom Glassauer Steinbruch.
6) K. Griesbach, 1. c. Taf. III:
?) F.X. Schaffer, Geologie von Wien, I. Teil, 1904.
°) D. Stur, Geologische Spezialkarte der Umgebung von Wien, Blatt IV
(Baden-Neulengbach), 1894.
246 Verhandlungen. Nr
Dr. Alfred Till. Herrn Dr. M. v. Pälfy zur Entgegnung
bezüglich Villäny.
Ad 1, Pälfy zitiert eine Stelle aus meinem Vortragsbericht und
antwortet auf eine andere, nicht zitierte Stelle. Hierdurch sollte meine
Bemerkung als eine unbegründete hingestellt werden; dab sie aber
wirklich Berechtigung hatte, bestätigt gleichzeitig Pälfy
selbst, indem er eine — wenn auch noch immer unvollständige —
Auskunft gibt: Die wichtige Tatsache, dab die Trias gerade bei
Villäny trotz weitausgedehnter Steinbrüche fossilleer ist, während
sie an anderen Stellen des Villänyer Gebirgsstockes sehr fossilreich
ist, hätte Pälfy nicht verschweigen dürfen, da er sich doch zum
I'hema setzte, die betreffenden Steinbrüche im Detail zu beschreiben.
Pälfy hat eben das vor ihm (Lenz, Hofmann) zur Sache Be-
kannte ignoriert und dagegen richtete sich mein Vorwurf. Tatsächlich
wissen wir jetzt wenigstens die genaueren Lokalitäten sicherer Trias,
aber noch immer nichts über die Fossilien selbst und die Gesteins-
beschaffenheit der fossilführenden Schichten.
Ad 2. Es ist immer mißlich, sich auf geologische Verhältnisse
zu berufen, die einmal bestanden haben sollen, die aber gegenwärtig
nicht mehr kontrollierbar sind. Ich will ja die Wahrheit der Pälfyschen
Angaben nicht bezweifeln, aber wenn man solch wichtige Details
verschweigt (daß im Hangenden der Ammonitenschicht einstmals
ein gleiches Sediment zu beobachten war wie im Liegenden), dann
muß man einen Vorwurf, wie den aus meinem Vortrage zitierten,
wohl hinnehmen. Woher weiß übrigens Herr von Pälfy, daß die
geologischen Verhältnisse zur Zeit der Hofmannschen Aufnahme
so lagen, wie er sie jetzt beschreibt? Aus den mir bekannten Mit-
teilungen Dr. Hofmanns würde ich eher schließen, daß auch zu
Hofmanns Zeit die Ammonitenschicht den höchsten Horizont der
Kalksandstein- und Mergelkalkbildungen einnahm!
Im übrigen weise ich die mir angedichtete Meinung, die
Ammonitenschicht allein stelle das Kelloway dar, zurück; ich meine
nur, daß es noch nicht sichergestellt ist, ob im Liegenden
der Ammonitenbank nicht auch noch tiefere Horizonte zum Vorschein
kommen. Die Stelle, welche Herr v. Pälfy aus Dr. Hofmanns
Reisebericht zitiert, ist ganz interessant, aber ich glaube nicht, daß
es immer möglich ist, mit Hilfe einer Musealbestimmung einiger
Brachiopoden etwa Bathonien und Callovien zu unterscheiden!
Was der Passus „die auch dort schon vorhanden sind“ bei
Pälfy bedeutet, ist unverständlich.
Auch in diesem zweiten Punkte richtete sich mein Vorwurf gegen
die unpräzise Darstellungsweise des Herrn v. Pälfy; und
dieser Vorwurf wird durch das, was der Autor neuerdings „zur Sache*
vorzubringen sucht, noch mehr gerechtfertigt. Will oder kann denn
Pälfy nicht erkennen, worauf es wesentlich ankommt? Oder
soll dies durch die unklaren Worte „die auch dort schon vorhanden
sind“ (nämlich = dieselben Arten) ausgedrückt sein? Warum ist
dann weder bei Hofmann noch bei Pälfy auch nur eine
Brachiopodenart des Bath oder Kelloway angeführt?
1907 Bericht vom 30. Juni. Dr. A, Till. 247
Man sollte mit Bestimmtheit gefunden haben, daß in der Ammoniten-
schicht genau dieselben Brachiopodenarten vorkommen wie im
Liegenden und doch die Arten selbst nicht bestimmt haben ?
Woher die mir vorliegenden Brachiopoden stammen können,
wird vielleicht ihre Untersuchung ergeben (vgl. Verh. 1907, pag. 129).
Daß viele Stücke aus der Ammonitenbank selbst herrühren, glaube
ich gern und sagte es doch selbst (Verh. 1906, pag. 367). Daß man
ein Material, welches man nicht persönlich aufgesammelt hat, mit der
nötigen Vorsicht (was die Fundschicht betrifft) bearbeiten wird, ist
so klar, daß Pälfy sich sein „Aufmerksammachen“ hätte ersparen
können, um so mehr, als es nicht einmal richtig ist, daß in der Ammoniten-
schicht mehr gearbeitet wird als in deren Liegendem. Man durchsticht
vielmehr die geringmächtige Fossilbank, um zum Liegend-Kalksand-
stein zu gelangen. Herr v. Pälfy hätte seine diesbezügliche „Be-
lehrung“ wohl unterlassen, wenn er meinen Vortragsbericht wenigstens
aufmerksamer gelesen hätte. Er hätte dann meine Bemerkung, dab
mir ca. 100 Brachiopoden aus der Ammonitenbank „vorliegen“, wohl
nur als ganz provisorisch und unverbindlich auffassen können, da ich
doch (siehe Verh. 1906, Anmerk. pag. 566) zur Zeit meines Vortrages
noch gar nicht im Besitze des Materials war. Im übrigen
verweise ich auf das am Schlusse meiner zweiten Notiz über Villäny
(Verh. 1907) Gesagte.
Indem Pälfy betont, daß „nicht Herr Till der erste ist, der
diese Fauna höher als die Klausschichten !) stellt“, richtet er gegen
mich den Vorwurf, ich hätte gewisse wissenschaftliche Resultate
widerrechtlich mir angeeignet. Damit hat er eine nieht nur gänzlich
unberechtigte Äußerung getan, sondern auch eine gewisse Unsicherheit be-
züglich gewisser paläontologischer und geologischer Tatsachen enthüllt.
Unberechtigt ist Pälfys Vorwurf, weil ich doch selbst der
Fossilliste Dr. C. Hofmanns Erwähnung tat (Verh. 1906, pag. 364,
und Verh. 1907, pag. 122). Im übrigen schrieb ich (ich wüßte keine
andere Stelle, worauf sich Pälfys Vorwürk beziehen könnte) 1. ce.
pag. 367: „Anmerkungsweise sei indes erwähnt, daß nach dem mir
bisher vorliegenden Material die Fauna von Villäny von derjenigen
der Klausschiehten nicht unerheblich abweicht.“ Damals hatte ich erst
jene Stücke untersucht, welche von O. Lenz seinerzeit aufgesammelt
worden waren und welche alle mit „Klausschichten“ etikettiert waren.
Auch waren einige Stücke mit Bathformen identifiziert (vgl. Verh. 1907,
pag. 128 und 129) und Lenz deutet auch in seinem Reisebericht
(Verh. 1572, pag. 292) die Ammoniten von Villäny als Formen der
Klausschiehten. Auf all dies und nur darauf bezog sich meine oben
zitierte Bemerkung. War sie unberechtigt? Ich muß — wenn Herr
v. Pälfy es durchaus haben will — jetzt eigens aussprechen, daßich
in der Tat der erste bin, welcher die Unrichtigkeitder
Lenz’schen Bestimmungen erkannt hat. Es kann dies übrigens
') Die Wendung „höher als Klaasschichten“ ist eigentlich kein genauer
Ausdruck, da die Klausschichten keinen bestimmt umerenzten geologischen
Horizont darstellen oder zumindest dies noch nicht sicher nachgewiesen ist (vgl.
Neumayr-Zittel, Simionescu in Verh. 1905. u. a.); ebenso sollte man den
Ausdruck „oberer Dogger“ als zweideutig vermeiden.
948 Verhandlungen. Nr. 10
gegen O. Lenz kein Vorwurf sein, weil es sich für ihn nur um ganz
oberflächliche Musealbestimmungen handelte und die betreffenden
ersten Stücke noch dazu elend erhalten sind (vgl. Verh. 1907, pag. 129).
Bei ©. Hofmann kommt eine einzige Stelle diesbezüglich in
3etracht: „Das nächstjüngere.... Glied bilden die von Herrn Lenz...
entdeckten . ... Schichten des oberen Doggers“ (Verh. 1876, pag. 23).
Kein Wort, daß seine paläontologischen Bestimmungen ein wesentlich
anderes Resultat ergeben haben, als Lenz herausgebracht hatte.
Später zählt Pälfy die von Hofmann bestimmten Arten auf, ohne
jedoch seinerseits die stratigraphischen Konsequenzen zu ziehen; und
dies wäre Herr v. Pälfy auch gar nicht zu tun imstande gewesen; dies
beweist er uns jetzt damit, dab er von einer Ammonitenfauna, welche
Phylloceras Kudernatschi, Ph. flabellatum und Oppelia aspidoides !)
enthält, behauptet, „daß ihr Platz nur im Callovien ist.“ (!) Herr
v. Pälfy kennt offenbar weder die alten Fossillisten (ler Fauna der
Klausschichten noch die neuesten Arbeiten von Popovici-Hatzeg,
Simioneseu u. a. Nach Hofmanns Bestimmungen hätten wir es
eben mit einer Mischfauna von Bath- und Kellowayformen zu tun.
Herr v. Pälfy zwingt mich also, es auszusprechen, daß ich der
erste bin, welcher den reinen Kellowaycharakter der
Villänyer Ammonitenfauna erkannt hat (vgl. Verh. 1907,
pag. 122 und pag. 127—129). Mein Resultat ist vielleicht nicht ganz
uninteressant, weil es einen Beitrag zur Frage der Bath-Kellowaymisch-
faunen liefert.
Man möge mir die Unbescheidenheit, welche in allen oben aus-
gesprochenen Erklärungen liegt, verzeihen; es fiele mir nicht ein, in
meinen wissenschaftlichen Resultaten das persönliche Verdienst hervor-
zukehren, wenn ich nicht in unbegründeter und unberechtigter Weise
des geistigen Diebstahls beziehtigt worden wäre.
Und nun zum Hauptpunkte der Pälfyschen „Aufklärungen“ ; das
ist die Stratigraphie der Hangendkalke:
Hofmann sagt hierüber (Verh. 1876, pag. 23): Die übrige
Masse desGebirges besteht... aus dunklen, bituminösen...
Kalken. Sie liegen bei Villäny.... unmittelbar über der Dogger-
bank .. .. Ich fand in der unteren Hälfte dieser Kalke nur spär-
liche Irhynchonella lacunosa, sparsicosta, eine der Terebratula bisuffarcinata
ähnliche Terebratel und hastate Belemniten, was auf den mittleren
weißen Jura verweist.
Pälfy (Geol. Mitteil., Budapest, 1901, pag. 180--181) hingegen
weiß in seiner Beschreibung der Steinbrüche von einem dunklen,
bituminösen Kalk (obwohl dieser nach Hofmann „die übrige Masse
des Gebirges bilden“ soll!) gar nichts zu berichten, dagegen sagt
er, daß auf der Doggerbank „die Schichten eines gelblich-weißen
diekbankigen Malmkalkes konkordant gelagert“ seien, und fügt
bei: „Seltener kommen auch im Malmkalk Fossilien vor, von welchen
Dr. ©. Hofmann folgende bestimmte: Ichynchonella sparsicosta, Rh.
bisuffarcinata, Terebratula nuceleata, Pecten sp.
!) Dazu kommt, daß wohl auch im Budapester Material die darunter ver-
standene Art zu den individaenreichsten Villänyer Ammonitenarten gehört.
1907 Bericht vom 30. Juni. Dr. A. Till. 249
Auf diese bedenkliche Art wissenschaftlicher Detailforschung
bezog sich meine am Schlusse der Palfyschen. Aufklärungen zitierte,
zurückhaltende Andeutung. Herr v. Pälfy ist aber im Irrtum, wenn
er vermeint, daß ebendieseAndeutungnachdem, waser
neuerdings zur Sache vorzubringen weiß, „von selbst
wegfalle*!
Wenn die kontroversen Brachiopoden wirklich in einem hellen,
ziemlich reinen und harten Kalkstein stecken, wäre Hofmanns oben
zitierte Angabe unbegreiflich und Pälfy hätte als Wichtigstes seine
neue Ansient rechtfertigen oder offen gestehen müssen, daß zwischen
dem Text des Reiseberichtes und dem hinterlassenen Material Dr. (
Hofmanns ein für ihn, Pälfy, unlöslicher Widerspruch bestünde. Er
hätte ferner auch darauf hinweisen müssen, daß für ihn jene Kalke,
die nach Hofmann die Masse des Gebirges bilden, unauffindbar
waren.
Solcherart wendet sich meine, nach Pälfy „wegwerfende“ Be-
merkung in erster Linie gegen die höchstunpräzise Darstellungs-
weise des Autors, denn wer irgendwo Neues, von älteren Ansichten
Abweichendes gefunden zu haben glaubt, hat die Pflicht, sich auf das
Ältere zu beziehen, besonders, wer die älteren Arbeiten ( hier Lenz und
Hofmann) direkt als Quelle benutzt.
Es fällt mir nicht ein, an der Gewissenhaftigkeit der Hofmann-
schen Aufnahmsarbeiten zu zweifeln. Gerade deshalb, weil vor 30 Jahren
die Aufschlüsse vielleicht ungenügende waren, konnte die von mir
angenommene Verwechslung von lHangend und Liegend sehr leicht
geschehen, ohne Schaden für den wissenschaftlichen Ruf des gewiß
hervorragenden ungarischen Geologen. Die „Ehrenrettung“, welche
v. Pälfy jetzt versucht, ist deshalb überflüssig, sie wäre aber auch
gänzlich verfehlt: Denn wenn die kontroversen Brachiopoden wirklich
aus dem hellen splittrigen Hangendkalk stammen, wie Pälfy jetzt
angibt, so würde man zu dem merkwürdigen Schluß gedrängt, Hofmann
hätte in einem Kalkstein Fossilien gesammelt, ohne dabei den Kalkstein
selbst gesehen zu haben.
Mißglückt ist auch Pälfys Bemerkung über die „dunklen,
bituminösen Kalke“, denn ein Blick auf den oben zitierten Text
Hofmanns zeigt, daß sich der Autor hierbeiausdrücklich auf
die Lokalität Villäny bezieht. Hier isteben etwas unklar, was
Pälfys „Aufklärungen“ jetzt nur noch mehr verdunkelt haben. Ich
habe versucht, eine (allerdings ganz unverbindliche, provisorische) Er-
klärung zu geben, indem ich meinte, daß Hofmanns Brachiopoden
gar nicht aus dem Hangenden, sondern aus dem Liegenden des
Ammonitenhorizonts stammen, da ich hier tatsächlich dunkle,
bituminöse, außen weißgebleichte Kalke anstehend ge-
funden und daraus selbst einige Brachiopoden ge-
sammelt habe. Was die pali äontologische Bestimmung der Hof-
mannschen Brachiopoden betrifft, so setzt diese meiner Erklärung keine
Schwierigkeit, da ja präzise, geologisch verwertbare Bestimmungen
mitteljurassischer Brachiopoden auch heute noch zu den heikelsten
Arbeiten zählen. Auch in der Zitierung der Brachiopodenarten Ho f-
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 10. Verhandlungen. 36
50 Verhandlungen. Nr. 10
manns (siehe oben) weicht Pälfy von seinem Gewährsmann uner-
klärterweise etwas ab.
Die „schöne Verwerfung“*, welche Pälfy diesmal gezeichnet hat,
kommt mir, besonders wenn ich die Anlage des Steinbruches bedenke,
nicht wahrscheinlich vor. Ich setze deshalb das Profil, welches ich
von dem größten Steinbruch des oberen Kalkberges von Villäny im
Frühherbste 1906 aufgenommen habe, hierher; die Buchstaben der
Zeichnung sind in meiner bezüglichen Notiz (Verh. 1906, pag 366)
erklärt; ! bedeutet den Löß, mit Schotter an der Basis.
Man sieht, daß dieses Profil sich beinahe vollkommen an die
von Pälfy früher gegebene Skizze (Geol. Mitteil., Budapest, 1901,
pag. 179) anschließt. Man gräbt bis zur Ammonitenschicht, welche
deshalb fast überall den nördlichen Abschluß der Steinbrüche bildet.
Hoffentlich habe ich bald Gelegenheit, über die nach Pälfys Zeichnung
jetzt schön aufgeschlossene Verwerfung zu berichten. Ich verspreche,
dann auch in den Hangendkalken solange nach „Exemplaren von
Fossilien“ (Pälfy meint wohl Brachiopoden ?) zu suchen, bis ich eine
ebenso glückliche „Viertelstunde“ habe, wie sie Herrn v. Pälfy
letzthin beschieden war. Dann wird sich hoffentlich zeigen lassen, ob
die Brachiopoden des Hangenden der Ammonitenschicht wirkliche Ox-
fordformen sind und was es mit den von Hofmann und Pälfy
leider anonym gelassenen Brachiopodenarten aus der Ammonitenschicht
selbst und deren Liegendem für eine Bewandtnis hat.
Reisebericht.
R. J. Schubert. Der geologische Bau der Insel
Puntadura (Dalmatien).
Die alte Übersichtskarte verzeichnet im westlichen Teile der
Insel Kreide — im größeren östlichen Eocänkalk. So einfach ist in-
dessen, wie aus der beigeschlossenen Skizze erhellt, das geologische
Bild dieser Insel keineswegs, da an ihrem Aufbau Reste dreier
Sattelzüge Anteil nehmen.
1907 Bericht vom 30. Juni. R. J. Schubert. 251
Die Schichtenfolge ist die gleiche wie auf dem Zaratiner Fest-
land und in der Halbinsel Brevilacqua, deren nordwestliche Fort-
setzung Puntadura ja vorstellt, und ich verweise diesbezüglich auf das
von mir im Vorjahre !) darüber Mitgeteilte.
Die orographische Achse der 112-—116 m in ihren Höhen erreichen-
den Insel wird von einer tektonischen Mulde gebildet, deren Jüngstes
erhaltenes Glied die hellen, bläulichen bis gelben Mergel des oberen
Mitteleocäns sind. Diese sind an der Südküste der Insel zwischen
der Ruine des venezianischen Kastells und der Punta KozZiak, die
beide auf, beziehungsweise aus Hauptnummulitenkalk und Knollen-
mergel bestehen, gut aufgeschlossen. Der Küstenabfall zeigt dort,
wie die aus einem Wechsel von weicheren und härteren, nur ganz
untergeordnet sandigen Bänken bestehenden Mergel im wesentlichen
eine steile synklinale Stellung besitzen, die jedoch in beiden Flügeln
durch Verwürfe gestört ist. Die härteren Bänke lassen sich noch
eine kurze Strecke ins Meer hinaus verfolgen und so erkennen, dab
die jetzige Einbuchtung zwischen dem Kastell und der Punta Koziak
durch die Brandung bedingt ist. Weiter im Nordwesten treten
die weichen Mergel an mehreren Punkten zutage, wurden auch in
der Umgebung der auf der Karte nicht verzeichneten Brunnen zum
Teil an frischen Aushüben von mir beobachtet. Sie streichen in
einer etwa !/, km breiten Zone gegen Nordwesten bis zum Fuße des
S. Giorgio und sind dann infolge einer schräg zu ihrem Streichen
verlaufenden Querstörung in einer schmalen Zone fast nach Nord
verschoben, wobei sie bis etwa zur Mitte der Insel zu verfolgen sind.
In einem großen Teile sind sie mit alluvialen und diluvialen Lehmen
und Sanden bedeckt, die ich jedoch hier, um den Bau klarer zutage
treten zu lassen, auf der geologischen Karte nicht verzeichnete. So
sind besonders an der Küste über den erodierten hellgelben
Mergeln rotbraune diluviale Gebilde ersichtlich, desgleichen am nörd-
lichsten Ende.
Während die weichen Mergel nur bis gegen die Mitte der
Insel reichen, durchzieht das nächstältere Schichtglied der Mulde —
der nach oben zu von Knollenmergel begrenzte Hauptnummulitenkalk,
die Insel der ganzen Länge nach, nebst dem Imperforatenkalk dieser
Mulde die „höchsten“ Erhebungen bildend. Er ist typisch ausgebildet,
stellenweise von den großen Nummuliten (N. perforatus und compla-
natus) ganz erfüllt en enthält: auch Reste von Mollusken, Seeigeln
und anderen Fossilien. Er ist zumeist in massigen Bänken ausgebildet
und hebt sich infolgedessen im Terrain meist von dem scherbig ver-
witternden Alveolinen- und Miliolidenkalk, die ich beide schon früher
unter dem Namen Imperforatenkalk zusammenfaßte, deutlich ab. Die
Grenze zwischen Hauptnummuliten- und Imperforatenkalk ließ sich
zumeist unschwer ziehen, obgleich auch in den tieferen Lagen des
Alveolinenkalkes Nummuliten vorkommen (aus der Verwandtschaft der
N. laevigata). Der Nordostflügel dieser Mulde ist in seinem nörd-
lichsten Teile von mehrere Meter mächtigen altquartären Sanden und
Lehmen bedeckt.
!) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1907, LVIT. Bd., pag. 1 u. 2.
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1907 Bericht vom 80. Juni. RR, J. Schubert. 953
An den Imperforatenkalk des Südwestflügels schließt sich eine
schmale, ziemlich normale Antiklinale von Rudistenkalk, welche beim
Gehöft KriZica an der bereits oben gelegentlich der Besprechung der
Mergel erwähnten Querstörung abgeschnitten ist und erst weiter gegen
Südosten zu sich verbreitert. Sie darf wohl mit Sicherheit als Fort-
setzung derjenigen angesehen werden, welche die Südwestküste der
Halbinsel von Brevilacqua bildet, wie auch die Mergelmulde von
Puntadura die Fortsetzung derjenigen von Brevilacqua darstellt, die
somit mit derjenigen von Nona alternieren dürfte. (Vergl. I. ce. 1907,
pag. 15.) |
Küstenwärts wird die Rudistenkalkzone von einer etwa in der
Mitte der Südwestabdachung der Insel verlaufenden Imperforatenkalk-
mulde begrenzt, die im mittleren Teile einen flacheren Südwest- und
steileren Nordostflügel erkennen ließ. Während sie sich gegen Südosten
in Übereinstimmung mit dem Verbreitern — breiteren Emportauchen —
des soeben besprochenen Kreidekalkes, doch auch infolge von Stö-
rungen verschmälert, erweitert sie sich gegen Nordwesten allmählich,
wobei sich auch der Nordostflügel flacher legt.
Den größten Teil der Südwestküste von Puntadura — bis über
den Telegraphenturm — bildet der Nordostflügel einer Rudistenkalk-
aufwölbung, dessen deutliches Nordosteinfallen im größten Teile des
Veriaufes zu beobachten ist. Es sind zumeist hellbraune, stellenweise
von Radiolitiden ganz erfüllte, gut gebankte Kalke, nur die obersten
Schichten sind weiß bis rötlich, lokal auch wohl infolge späterer In-
filtrierung rot, weniger dicht, subkristallinisch. Hier wie auch bei dem
vorhin besprochenen Kreidesattel sind den obersten Lagen ganz kleine
Nester eines rötlich-gelblichen Mergels eingelagert, die, obwohl zumeist
zersetzt, doch bei näherer Betrachtung eine feine oolithische Struktur
erkennen lassen. Auch am Festland zwischen Zara und Brevilacqua
fand ich solche kleine Partien. Sie haben eine ähnliche Position wie die
Beauxitnester der innerdalmatinischen Faltengebiete und dürften auch
eine ähnliche Entstehung besitzen, während des Untereocäns zu-
sammengeschwemmte Lösungsprodukte, wenn sie sich nieht durch
spätere vergleichende chemische Untersuchungen direkt als zersetzte
Beauxite, deren Eisengehalt zu kleinen Bohnerzkügelchen zusammen-
gebalit ist, herausstellen. Sie sind gut an dem aus der Ortschaft zum
neuen Leuchtturm führenden, auf der Karte nicht eingezeichneten
Fußwege ersichtlich, doch räumlich zu beschränkt, um sie selbständig
ausscheiden zu können, obwohl sie lokal durch Häufung mehrere Schritt
weit verfolgt werden können.
Die gesamte Osthälfte der Insel wird von Schichten der Kreide,
und zwar Kalken und Dolomiten aufgebaut. Das reiche Vorhandensein
von Dolomiten und dolomitisch-sandigen Kalken mit den sanften Ver-
witterungsformen sowie die gerade hier stellenweise mächtige Ent-
wicklung von Altquartär erklärt die offenbar nur im Vorbeifahren bei
der UÜbersichtsaufnahme gewonnene Ansicht, daß die Osthälfte aus
Tertiär bestehe. So sicher indes das Vorhandensein nur cretacischer
Schichten in der Östhälfte der Insel ist, weniger Gewißheit konnte
ich jedoch über den näheren Bau gewinnen. Anfangs schien es mir,
als wären in diesem Kreidegebiete die Reste zweier Kreidesättel zu
254 Verhandlungen. Nr. 10
sehen, doch gewann ich später, besonders in der südöstlichen Halb-
insel, die Überzeugung, daß nur eine flache Aufwölbung vorliegt und
daß die mehrfachen Dolomitzonen lediglich auf Einschaltungen dolomiti-
scher Bänke und Zonen innerhalb der rudistenführenden Bänke zurück-
zuführen seien. Wechsellagern doch stellenweise mit Rudisten erfüllte
Bänke deutlich mit Dolomiten, auch läßt sich gegen die Ränder der
Kreidezone ein Abfallen der Schichten erkennen, so daß die wider-
sinnigen Einfallsriehtungen wohl auf lokale Störungen zurückzuführen
sind. Abgesehen von der (Quartär- und Kulturenbedeckung und den
Störungen verursacht auch die flache Lagerung und undeutliche
Bankung besonders der dolomitischen Schichten die erwähnte Schwierig-
keit betreffs der Erkennung des Aufbaues wie auch in der Abgrenzung
der dolomitischen und kalkigen Zonen, die denn auch bis zu einem
sewissen Grade schematisiert werden mußte.
Nebst Rudisten — ausschließlich Radiolitiden -- die fest im
Gestein haften, sind lokal Austern in einzelnen Bänken angehäuft,
und zwar meist eine glatte Form; doch sah ich auch Querschnitte
einer gerippten Form, die mit der typischen Ostrea (Chondrodonta)
Munsoni— Joannae Chof. identisch sein dürfte. Die Lagerung, über
und im Wechsel mit Dolomit stimmt mit der ihrer sonstigen Vor-
kommnisse. Daß der unter dem Rudistenkalk lagernde Dolomit lokal
breceiös ist, weiß ich auch aus dem übrigen nordaalmatinischen
Küsten- und Inselbereiche; auffällig war mir eine zweifellos einge-
lagerte, namentlich zwischen dem Valle Radnjaca und Valle Brdonja
beobachtete Breccie aus grauen und eckigen Kalken, auch Dolomiten,
die mich an die Kreidebreccien im Velebitbereich erinnerte.
Von den jüngeren Schichten sind besonders die diluvialen Sande
erwähnenswert, die namentlich im nördlichsten Teile der Insel ver-
breitet sind. Am mächtigsten, lokal bis S—-10 m sind sie im Bereich
der Maechie zwischen der Punta dura und Punta Rastavac (Uernica).
Die Basis bilden rote Tone, über welchen rote und gelblichbräunliche
feine oder gröbere Sande lagern, welche zu Konkretionen und sta-
laktitischen Gebilden und ganzen Platten zusammengefügt sind. Die
mittleren Lagen enthalten die von mir bereits öfters erwähnten
Lößschnecken, auf einer Strecke nahe der Punta Rastavac sind außer-
dem auch größere Jlelices, die aus der Verwandtschaft der Helix
terrena stammen könnten, in größerer Anzahl in den roten tieferen
Lehmpartien enthalten. Die diluvialen Konkretionsplatten sind viel-
fach durch Auswaschung der weicheren Partien durch die Brandung
abgestürzt und stellenweise gegen das Meer geneigt. Anderseits gab
der feine vom Meere ausgewaschene Sand zur Entstehung rezenter
Flugsandanhäufungen Anlaß. Meist 1—2 m und noch weniger mächtig
sind die diluvialen Sande und Lehme südöstlich der Punta Rastavac,
wie denn auch die (Rudistenkalk-) Unterlage der Insel an der Küste
beim Südwärtswandern von der P. Rastavac an schon in der Tiefe
der ersten tiefeingeschnittenen Bucht und dann bald in zusammen-
hängendem Zuge zutage tritt. Südlich des Valle Radnjaca, besonders
gegen Brdonja sind fast nur die tiefsten tiefrot gefärbten Partien der
Sande und Lehme vorhanden, zum Teil in ursprünglicher Lagerung,
zum Teil durch die Torrenten umgelagert mit eingestreuten mehr
Bericht vom 30. Juni. R. J. Schubert.
1907
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256 Verhandlungen. Nr. 10
oder weniger gerollten Stücken und Blöcken von Alveolinen- und
Kreidekalk. An der Südküste der Insel, am Stretto di Brevilacqua
beobachtete ich, wie eine solche anscheinend primäre Terra rossa-Partie
an den zahlreichen Sprüngen und Klüften offenbar unter Einwirkung
der Sickerwässer in braunen Lehm umgewandelt wird, so daß
stellenweise einzelne Teile schon ganz zu einem braunen Lehm
wurden. Wie die Spuren im nordwestlichen Teile der Insel, im Be-
reiche der Ortschaft und nahe der Kastellruine dartun, war das Alt-
quartär früher auf der Insel verbreiteter als jetzt.
Bezüglich der hydrographischen Verhältnisse unter-
scheidet sich die mitteleocäne Mergelzone der Insel mit ihren auf
der topographischen Karte nicht ersichtlichen Quellen und Brunnen
vorteilhaft von den anderen zumeist verkarsteten Inselteilen.
Nutzbare Mineralien sind auf der Insel (wenn man vom
Kalkstein und den Mineralien zur Zement-, eventuell Ziegelerzeugung
absieht) nicht vorhanden. Eine Ausnutzung von Bodenschätzen wäre
auch bei dem eigenartigen Charakter der Puntadurenser viel schwerer
möglich als sonstwo in Dalmatien.
Literaturnotizen.
H. Wilschowitz. Beitrag zur Kenntnis der Kreide-
ablagerungen von Budigsdorf und Umgebung. (Beiträge
z. Pal. Osterr.-Ung. XIX, 125—134, 1906, 8 Textfig.)
Verfasser beschäftigt sich mit der Stratigraphie und Tektonik der am Ost-
rande des nordwestmährischen Kreidegebietes gelegenen Tallinie Tattenitz— Budigs-
dorf— Triebendorf—Dittersdorf.
Das Cenoman, das weiter im Süden bei Moletein die größte Mächtiskeit er-
reicht, fehlt am Nordostrande und taucht erst bei Petersdorf (Kirchberg, Sauberg)
unter dem Turon hervor, und zwar Korytzaner Schichten mit unterlagernden
grauen Tonen, darunter Perutzer Quader, an der Basis Tone und kohlige Letten.
Den oberen Partien der Korytzaner Schichten sind besonders bei Triebendorf
Hornsteinbänder eingelagert, darüber folgt eine kalkreiche glaukonitische Schicht,
welche als Grenze gegen das T'uron angenommen wird. Verfasser hält es für natür-
licher, den Schnitt zwischen Cenoman und Turon nicht innerhalb der Sandsteine,
sondern dort zu führen, wo über ausgeprägten Sandsteinen zum erstenmal die
Fazies des blauen, harten, turonen Kalkes erscheint, also an einer scharfen Ge-
steinsgrenze,
Mächtiger und weiter verbreitet als das Cenoman ist das Turon, das im
untersuchten Gebiete durchweg dem Unterturon angehört und der Hauptmasse
nach den Weißenberger Schichten entspricht.
Die unteren Weißenberger Schichten, welche den Semitzer Mergeln
entsprechen, sind dnrch zum Teil nasse tonige Kalkmergel mit zahlreichen kleinen
Inoceramen vertreten.
Die zweite Etage, der Plänerkalk (Drinower Knollen Fritsch), sind bald in
Form von harten konkretionären Kalkknollen in weicheren Plänersandsteinen, bald
in Form mehrere Meter mächtiger Kalkbänke vorhanden. Die anscheinend oft
sehr verschiedene Mächtigkeit sei durch mehr oder minder intensive Auslaugung
durch die Tagwässer bedingt.
Das oberflächlich verbreitetste Kreidegestein sind die Kalksandsteine mit
Inoceramus Brongmiarti, Peeten eurvatus und Exogyra columba, welche den Wehlo-
witzer Plänern entsprechen.
Die höheren Horizonte sind im allgemeinen in dem untersuchten Gebiete nicht
vorhanden oder wenigstens bisher nicht nachgewiesen; nur am Holzberge (Grenz-
bach) konnten Malnitzer Schichten mit Gastropoden und zahlreichen Zwei-
schalern der Gattungen Astarte, Cyprina, Cardium festgestellt werden.
1907 Bericht vom 30. Juni. H. Wilschowitz, T. Felix u. R. Michael, 257
Betrefls der Tektonik ist Verfasser der Ansicht, daß die Budigsdorf-Trieben-
dorfer Depression gleich der von Reichenau—M.-Trübau einer längs einer Graben-
versenkung eingesunkenen Mulde entspreche. Doch sei die Bildung der östlichen
Mulde viel später erfolgt, da bei gleichzeitiger Einsenkung die exponierte Scholle
des Reichenauer Berges der gewaltigen Erosionskraft, die westlich den langen Rot-
liegendenstreifen freilegte, sicher auch zum Opfer gefallen wäre.
In der Kreidedecke wurde eine vom Grenzbache über den Budigsdorfer
Tunnel und das Triebendorfer Tal verlaufende Dislokation festgestellt, da dem
Cenoman des Ostgehänges am Westhange auffallend tiefer gelagertes Turon ent-
spricht. Außerdem meint Verfasser, daß noch vor Ablagerung des Unterturons
eine bedeutende Niveauverschiebung stattgefunden habe, indem nördlich des Zoh-
seetales das hier das tiefste Glied der Kreide bildende Unterturon mit seiner Basis
fast 200 m tiefer liegt als die Grundkonglomerate des Cenomans am Kirchberg.
Der Reichenauer Berg mache den Eindruck einer an dem keilartig sich vorschie-
benden Horste des Eichwald- und Goldbergrückens aufwärtsgeschleppten Rand-
scholle der Budigsdorf-Triebendorfer „Mulde“. Durch die starke Schleppung könne
man sich auch das Fehlen des Cenomans erklären. (R. J. Schubert.)
T. Felix. Eine neue Korallengattung aus dem
dalmatinischen Mesozoikum. Sitzungsber. d. nat. Ges. Leipzig
1906, 1—8, 5 Textfig.
Von Dr.v.Kerner und dem Ref. im Svilaja- und Velebitgebirge gesammelte
Korallen wurden von Prof. Felix einer genauen Untersuchung unterzogen und als
einer neuen Gattung angehörig erkannt, die Cladocoropsis genannt wurde. Die
relativ größte Übereinstimmung besitzt sie mit dem Spongiomorphiden, unterscheidet
sich von diesen, jedoch vor allem dadurch, daß sie ästig verzweigte Kolonien mit
terminal gelegenen Kelchen bildet. Als l’olge davon ließen sich die anderen Unter-
schiede, die schwache Entwicklung der Ilorizontalleisten ihrer Skelettrabekel
das gleichzeitige spärliche Auftreten von Traversen, auch das Vorhandensein einer
echten, aus trabekulär struiertem Stereoplasma gebilleten Theca erklären. Infolge
dieser Unterschiede schlägt der Verfasser vor, diese Korallen als eine Unterfamilie
„Cladospongiomorphinae“ von den massiv gebauten Ba vr planen, den
bisherigen Spo ngiomorphiden Frech abzutrennen.
Die bisher einzige Art Oladocoropsis mirabilis kommt im ganzen. Velebit,
in der Gegend von Knin und im Svilajagebirge vor, und zwar in ‚einem, meist gut
gebankten dunkelgrauen Kalke, der zwischen den liassischen Lithiotidenschichten
und den Aptychenschiefern der Lemeschfazies lagert und dem. oberen Jura ent-
sprechen dürfte. (R. J. Schubert.)
R. Michael. Über die Frage der Orlauer Störung im
oberschlesischen Steinkohlenbecken. Monatsber. d. deutsch.
geol. Ges. 1907, Nr. 2.
Der Verfasser berichtet über einige Bohrungen, die ein allmähliches Heraus-
heben der Sattelflöze in der Richtung auf die Orlauer Störung beobachten ließen.
Mit Recht schließt er daraus auf das Fehlen einer großen Verwerfung, an der die
Östrauer Schichten unvermittelt gegen die Schatzlarer abstoßen. Mit der Annahme
einer Diskordanz geht der Verfasser auf eine schon früher bestandene Ansic ht
zurück.
Nach den bisher, namentlich iu der Revierkarte des berg- und hütten-
männischen Vereins in Mährisch Ostrau der Öffentlichkeit übergebenen Daten
scheint es den österreichischen Geologen vorbehalten zu bleiben, diese Annahme
einer Diskordanz wenigstens für das Gebiet von Orlau insofern zu modifizieren,
als man vielleicht neben einer stratigraphischen Diskordanz eine auf jeden. Fall
bedeutende tektonische Diskordanz wird immerhin zugeben müssen.
Wenn der Verfasser am Schlusse seiner als Vorläufer weiterer Mitteilungen
zu betrachtenden Notiz der Meinung Ausdruck verleiht, daß seiner Ansicht nach
bei Ostrau schon längere Zeit Sattelflöze abgebaut werden, so darf dem hinzugefügt
werden, daß sich die gleiche Anschauung auch bei unseren österreichischen Berg-
leuten Bahn bricht und schon in weiteren Kreisen festen Fuß gefaßt hat.
(W. Petrascheck.)
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 10. Verhandlungen.
Einsendungen für die Bibliothek.
Zusammengestellt von Dr. A. Matosch.
Einzelwerke und Separat-Abdrücke.
Eingelaufen vom 1. April bis Ende Juni 1907.
Abel, 0. Der Anpassungstypus von
Metriorhynchus. (Separat. aus: Zentral-
blatt für Mineralogie, Geologie...
Jahrg. 1907. Nr. 8.) Stuttgart, E
Schweizerbart, 1907. 8°. 11 S. (225 —
235) mit 2 Textfig. Gesch. d. Autors,
(15450. 8")
Abel, 0. Die Stammesgeschichte der
Meeressäugetiere. (Aus „Meereskunde“.
Sammlung volkstümlicher Vorträge.
Jahrg. I. Hft.4.) Berlin, E. F. Mittler
& Sohn, 1907. 8°. 36 S. mit 27 Textfig.
Gesch. d. Autors. (15451. 8°.)
Abel, 0. Die Aufgaben und Ziele der
Paläozoologie. (Separat. aus: Verhand-
lungen d. k. k. zoolog.-botanischen Ge-
sellschaft, Jahrg. 1907.) Wien, typ.
A. Holzhausen, 1907. 8°. 12 8. (67 — 73).
Gesch. d. Autors. (15452. 8°.)
Abel, 0. Anzeige der Abhandlung: Die
Morphologie der Hüftbeinrudimente
der Oetaceen. (Separat. aus: Anzeiger
der math.-naturw. Klasse der kais.
Akademie der Wissenschaften. 1907.
Nr. 14.) Wien, typ. Staatsdruckerei,
1907. 8°. 3 S. Gesch. d. Autors.
(15453. 8°.)
Barvir, H. Notizen über den südlichen
Teil des Kuttenberger Bergbaubezirkes.
(Separat. aus: Sitzungsberichte der
kgl. böhm. Gesellschaft der Wissen-
schaften. 1907.) Prag, Fr. Kivnä£, 1907.
8°. 17 S. mit 1 Textfig. Gesch. d. Autors,
(15454. 8°.)
Barvir, H. Über einige Verbindungs-
glieder bei den geraden Elementen-
reihen, (Separat. aus: Sitzungsberichte
der kgl. böhm. Gesellschaft der Wis-
senschaften. 1907.) Prag, Fr. Rivnät,
1907. 8°. 4 S. Gesch. d. Autors.
(15455. 8°.)
Berwerth, F. Ein Eisenkristall aus dem
Meteorstein von Laborel, gefallen
14. Juli 1871. (Separat. aus: Tscher-
maks mineralog. und petrograph. Mit-
teilungen. Bd. XXV. Hft. 6.) Wien,
typ. G. Gistel & Co., 1907. 8°. 2 S. mit
1 Textfig. Gesch. d. Autors.
(11923. 8°. Lab.)
Berwerth, F. Die Tracht der Meteoriten.
(Separat. aus: Monatsblätter des
wissenschaftl.e Klub in Wier. 1907.
Nr. 7.) Wien, typ. A. Holzhausen,
1907. 8’ 6 S. Gesch. d. Autors.
(11924. 8°. Lab.)
Bonarelli, 6. Cefalopodi sinemuriani
dell’ Appennino centrale. (Separat. aus:
Palaeontographia italica, pubbl. p. ce. d.
M. Canavari. Vol. V.) Pisa, typ. Fra-
telli Nistri, 1899. 4°. 31 S. (55—83)
mit 4 Textfig. u. 3 Taf. (VIII-X).
Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(2816. 4°.)
Cardas, A. Note sur quelques Kchino-
dermes de la region jurassique de
Härsova-Topal, Dobrogea. (Separat.
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1907. 8°. 7 S. Gesch. d. Autors.
(15456. 8°.)
Catalogue, International, of scientific
literature; published for the Inter-
national Council by the Royal Society
of London. H. Geology. Annual
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1907. 8°. VIII—235 S. Kauf.
(203. 8°. Bib].)
Catalogue, International, of seientific
literature. K. Palaeontology. An-
nual Issue V. 1907. London. Harrison
& Sons, 1907. 8°. VIII—300 S. Kauf.
(204. 8°. Bibl.)
1907
Catalogue, International, of scientific
literature. G. Mineralogy, including
Petrography and Crystallography. An-
nual Issue V. London, Harrison &
Sons, 1907. 8°. VIII—279 S. Kauf.
(205. 8°. Bibl.)
Catalogue, International, of scientific
literature. J. Geography. Annual
Issıe V. London, Harrison & Sons,
1906. 8°. VIIT—-315. Kauf.
(206. 8°. Bibl.)
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8%, 12 S. (87—98). Gesch. d. Autors.
(15457. 8°.)
Etzold, F. Bericht der Erdbebenstation
Leipzig. 1. Die in Leipzig und Plauen
vom 1. Jänner his 31. Dezember 1906
aufgezeichneten Seismogramme. 2. Die
in Leipzig vom 1. Jänner bis 31. De-
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torischen Bewegungen. (Separat. aus:
Bericht der math.-phys. Klasse der
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Wissenschaften zu Leipzig. Bd. LIX.)
Leipzig, 1907. 8°. 34 S. mit 2 Taf.
Gesch. d. Autors. (15458. 8°.)
Festschrift zur Hundertjahrfeier: Die
k.k. deutsche technische Hochschule in
Prag 1506— 1906. Prag, 1906. 8°. Vide:
Stark, F., Gint]), W. & A. Grün-
wald. (15498. 8°.)
Hampson, G@. F. Catalogue of the Le-
pidoptera Phalacnae in the British
Museum. Vol. VI. Noctwidae. London,
Longmans & Co., 1906. 8°. 1 Vol.
Text (XIV—532 S. mit 172 Textfig.)
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Gesch. d. British Museum.
(12657. 8°.)
Einsendungen für die Bibliothek.
259
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hältnisse im Gebiete des Kartenblattes
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d. k. k. geolog. Reichsanstalt, Bd. LVII.
1907. Hft. 1-2) Wien, R. Lechner,
1907. 8°. 260 8. (115— 374) mit 6 T'extfig.
u. 5 Taf. (ITI— VII). Gesch. d. Autors.
(15493. 8°.)
Jakowlew, N. [Yakovlew]. Restes d’un
Mosasaurien trouve dans le erdtace
sup6rieur du sud de la Russie. (Separat.
aus: Bulletins du Comite geologiqne.
Tom. XX.) Russischer Text mit fran-
zösischem Resume. St. Petersburg,
1901. 8°. 14 S. (507—520) mit 2 Textfig.
u. 1 Taf. (V). Gesch. d. Autors.
(15459. 8°.)
Jakowlew, N. (Yakovlew]. Un repre-
sentant pal&ozoique des Orassatellitidae,
Schizodus planus “Golowk. (Separat.
aus: Bulletins du Comite geologique.
Tom. XXI.) Russischer Text mit fran-
zösischem Resum@. St. Petersburg,
1902. 8°. 5 S. (755— 759) mit 1 Taf. (X).
Gesch. d. Autors. (15460, 8°,
Jakowlew, N. [Yakowlew]. Einige Be-
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schaft. Bd. XL. Ltg. 2.) St. Peters-
burg, typ. C. Birkenfeld, 1905. 8°.
4 S. Gesch. d. Autors. (15461. 8°.)
Jakowlew, N. [Yakovlıll]. A contri-
bution to the characteristie of corals
of the group KRugosa. (Separat. aus:
Annalsand magazine of natural history.
Ser. VII. Vol. XIII. 1904.) London,
1904. 8°. 4 S. (114—117) mit 1 Textfig.
Gesch. d. Autors. 15462. 8°.)
Jakowlew, N. Uber die Morphologie
und Morphogenie der Rugosa. (Separat.
aus: Verhandlungen der kais, rus-
sischen mineralog.Gesellschaft. Bd. XL.
Lfg. 2.) St. Petersburg, typ. ©. Birken-
feld, 1904. 8°. 21 S. (395—415) mit
4 Textfig. Gesch. d. Autors.
x (15463. 8°.)
Jakowlew, N. Über Plesiosaurus-Reste
aus der Wolgastufe an der Lena in
Sibirien. (Separat. aus: Verhandlungen
der kais. russischen mineralog. Gesell-
schaft. Bd. XLI. Lfg. 1.) St. Peters-
burg, typ. C. Birkenfeld, 1904 8°.
4 S. (13—16) mit 1 Taf. Gesch. d.
Autors. (15464. 8°.)
Jakowlew, N. Yakowlew] Nachtrag
zu meiner Abhandlung „Neue Funde
von Triassauriern auf Spitzbergen“
und Bemerkungen zu der von Koken
verfaßten Rezension dieser Abhandlung.
(Separat. aus: Verhandlungen der
kais. russischen mineralog. Gesellschaft.
37*
260
Bd. XLI. Lfg. 1.).St. Petersburg, typ.
©. Birkenfeld, 1904. 8°. 5 S. (165--
169) mit 1 Textfig. Gesch. d. Autors.
(15465. 8°.)
Jakowlew, N.|Yakovlew]. Notes sur les
Mosasauriens. (Separat. aus: Bulletins
du Comite geologique. Tom. XXIV.)
Russischer Text mit französischem
Resume. St. Petersburg, 1906. 8°.
18 S. (135 —152) mit 7 Textfig. Gesch.
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Nr. 10
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(Separat. aus: Giornale di geologia
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Nieolis, E. Acque ascendenti e salienti
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degli Operai, 1907. 8°. 13 S. Gesch.
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Nicolis, E. Geologia applicata agli estimi
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logica delle valli e delle pianure, pro-
vincia di Verona. (Separat. aus: Atti
dell’ Accademia d’agricoltura, scienze,
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G. Franchini, 1907. 8°. 93 S.mit 1 Karte.
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deutschem Resum@: Lwow, typ. 8.
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(V—XXV]). Gesch. d. Dr. E.v. Pethö.
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13 S. mit 4 Textfig. Gesch. d: Autors.
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1907
Prister, A. Le tracce degli antichi
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della Rassegna „Alpi Giulie.“) Triest,
typ. G. Caprin, 1907. 8°. 12 8. Gesch.
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Rieeiardi, L. L’unitä delle energie cos-
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Rispoli, G. Cheechia. Nota preventiva
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nomiche. Vol. XXVII.) Palermo, typ.
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Sandberg, C. 6. S. Sur l’age du granite
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blocs exotiques cristallins des Klippes.
(Separat aus: Comptes rendus des
seances de l’Acad@mie des sciences;
10 avril 1905.) Paris, typ. Gauthier-
Villars, 1905. 4°. 2 S. Gesch. d. Herrn
G. Geyer. (2820. 4°.)
Schreiber, H. Gewinnung und Ver-
wendung des Torfes zu den verschie-
densten Zwecken, abgesehen von seiner
Verwendung als Brennstoff. Vortrag,
gehalten in der Mitgliederversammlung
des Vereines zur Förderung der Moor-
kultur im Deutschen Reiche am
12. Februar 1907. Berlin, typ. Deutsche
Tageszeitung, 1907. 8°. 27 S. Gesch.
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Serivenor, J. B. Federated Malay States.
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tember 1903—january 1907. Kuala
Lumpur, typ. Government Press, 1907.
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d. Autors. (15478. 8°.)
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tifiques de l’universite de Jassy. Tom.lV.)
Jassy, typ. „Dacia“, 1907. 8°. 5 S.
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[Stark, F., Gintl, W. u. A. Grünwald.]
Die k. k. deutsche technische Hoch-
schule in Prag 1806—1906. Festschrift
zur Hundertjahrfeier; im Auftrage des
Professorenkollegiums redigiert von
F. Stark unter Mitwirkung von W. Gintl
Einsendungen für die Bibliothek.
261
und A. Grünwald. Prag, typ. A. Haase,
1906. 8°. X—518 S. mit 1 Titelbild,
zahlreichen Abbildungen im Text und
4 Tafeln. Gesch. d. deutsch. techn.
Hochschule Prag. (15498, 8°.)
Stegl, K. Die Wasserverhältnisse des
(sraner Braunkohlenreviers. (Separat.
aus: Österreichische Zeitschrift für
Berg- und Hüttenwesen. 1907. Nr. 15
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mit 6 Textfig. u. I Taf. (IV). Gesch.
d. Autors. (2821. 4°.)
Steinmann, 6. Über das Diluvium am
Rodderberge. (Separat aus: Sitzungs-
berichte der niederrhein. Gesellschaft
für Natur- und Heilkunde zu Bonn,
1906.) Bonn, 1906. 8°. 13 S. mit 1 Text-
fig. Gesch. d. Autors, (15480. 8°.)
Steinmann, @. Über das Diluvium in
Südamerika. (Separat. aus: Zeitschrift
d. deutsch. geolog. Gesellschaft, Bd.
LVIII. 1906.) Berlin, typ. J. F. Starcke,
1906. 8°. 16 S. Gesch. d. Autors.
(15481. 8°.)
Steinmann, @. Der Unterricht in Geo-
logie und verwandten Fächern auf
Schule und Universität. (Separat. aus:
„Natur und Schule“. Bd. VI.) Leipzig,
B. G. Teubner, 1907. 8°. 28 S. (241—
268). Gesch. d. Autors. : (15482. 8°.)
Stille, H. Geologische Studien im Ge-
biete des Rio Magdalena. (Separat. aus:
Festschrift zum 70. Geburtstage von
A.v.Koenen.) Stuttgart, E. Schweizer-
bart, 1997. 8°. 82 S. (277—358) mit 8
Textfig. u. 1 Taf. (X). Gesch. d. Autors.
(15497. 8°.)
Till, A. Der fossilführende Dogger von
Villäany, Südungarn. (Separat. aus:
Verhandlungen d.k. k. geolog. Reichs-
anstalt. 1906. Nr. 14.) Wien, typ.
Brüder Hollinek, 1906. 8°. 68. (363—
368). Gesch. d. Autors. (15483. 8°.)
Till, A. Zur Ammonitenfauna von
Villäny, Südungarn. (Separat. aus:
Verhandlungen d. k. k. geolog. Reichs-
anstalt. 1907. Nr. 5.) Wien, typ.
Brüder Hollinek, 1907. 8°. 9S, (121—
129). Gesch. d. Autors. (15484. 8°.)
Volz, W. [Zur Geologie von Sumatra;
Anhangll.] Einige neue Foraminiferen
und Korallen sowie Hydrokorallen
aus dem Oberkarbon Sumatras. (Se-
parat. aus: Geologische und paläonto-
logische Abhandlungen, hrsg. v. E.
Koken. N. F.Bd. VI. Hft. 2.) Jena,
G. Fischer, 1904. 4°. 20 S. (93—110)
mit 20 Textfig. (26—45). Gesch. d.
Herrn G. Geyer. 2822. 4°).
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 10. Verhandlungen. 38
Waagen, L. Wie entstehen Meeresbecken
und Gebirge? (Separat. aus: Verhand-
lungen der k. k. geologischen Reichs-
anstalt. 1907. Nr. 4.) Wien,- typ.
Brüder Hollinek, 1907. 8°. 23 8. (99 —
121). Gesch. d. Autors. (15485. 8°.)
Weinschenk, E. Petrographisches Vade-
mekum; ein Hilfsbuch für Geologen.
Freiburg i. B., Herder, 1907. 8°. 2088.
mit 1 Taf. u. 98 Textfig. Gesch, d.
Verlegers. (11922. 8°. Lab.)
Wilckens, 0. Über den Bau des nord-
östlichen Adulagebirges. (Separat. aus:
Zentralblatt für Mineralogie, Geologie..
Jahrg. 1907. Nr. 11.) Stuttgart, E.
Schweizerbart, 1907. 8°. 8 8. (341—
348). Gesch. d. Autors. (15486. 8°.)
Yakovlew [Yakowlew, Yakovlefl], N.
Vide: Jakowlew, N.
Zlatarski, @. N. Le Senonien dans le
Balkan oriental et en partie central
et ausud de cette chaine. Bulgarischer
Text. Sophia, 1905. 8°. 13 5. (113—
125). Gesch. d. Autors. (15437. 8°.
Zlatarski, &. N. La serie supracrätacde
dans la Bulgarie centrale et oceidentale
au nord de la chaine balcanique. (Se-
parat. aus: Godisnik na sofijskija uni-
2 Verhandlungen. Nr. 10
' versitet za 1904—5 godina.) Bulga-
rischer Text. Sophia, 1905. 8°. 21 8.
Gesch. d. Autors. (15488. 8°,)
Zlatarski, 6. N. L’etage c@nomanien
dans le Balkan oriental. (Separat.
aus: Trudove na bulgarskogo pri-
rodoizpitatelno druZestvo. Kn. III.)
Bulgarischer Text mit französischem
Resume. Sophia, 1907. 8°. 8 8. Gesch.
d. Autors. (15489. 8°.)
Zlatarski, 6. N. Le Senonien dans la
Bulgarie orientale, au nord des Balkans
et sa division en Emscherien et Aturien.
Bulgarischer Text mit französischem
Resume. Sophia, 1907. 8%. 21 8.
Gesch. d. Autors, (15490. 8°.)
Zelizko, J. V. O nastönnich izobraz6-
nijach i rysunkach v peterach paleo-
lititeskago &elov&ko. Po novejsim is-
ledovanijam. (Separat. aus: Izvestij
Tavriceskoj Utenoj Archivno) Kom-
missij. Nr. 40.) [Über Höhlenwand-
gemälde und Zeichnungen des paläo-
lithischen Menschen, mit Rücksicht
auf die neuesten Forschungen. Se-
parat. aus: Berichte der taurischen
wissenschaftlichen Archivkommission.
Nr. 40.] Simferopol, 1906. 8%. 27 8.
mit 19 Textfig. u. 6 Taf. Gesch. d.
Autors. (15491. 8°.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien IlI. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
Verhandlungen der k.R. nl Reichsanstalt.
Bericht vom 31. Juli 1907.
Inhalt: Eingesendete Mitte Hunde n: Dr. Maria M. Ogilvie Gordon J.L. S.:
Vorläufige Mitteilung über die Überschiebungsstruktur im Langkcfelgebiete. — F. X. Schaffer:
Über einen Brunnen auf dem Mitterberge in Baden bei Wien. — Reisebericht: F.v. Kerner:
Lias und Jura auf der Südseite der Svilaja planina. — Literaturnotizen: K. Steg],
H. Erdmann.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
N
Eingesendete Mitteilungen.
Dr. Maria M. Ogilvie Gordon J. L. S. Vorläufige Mit-
teilung über die Überschiebungsstrukturim Langkofel-
gebiete.
Geologen, die mit den Dolomiten Südtirols vertraut sind, kennen
wohl die inMojsisovics’ bekanntem Buche („Dolomitriffe“, pag. 191
bis 204) angegebenen Querschnitte des Langkofels und Plattkofels.
E. v. Mojsisovics beschreibt den Schlerndolomit vom Langkofel
als eine regelmäßige Auflagerung auf südlich geneigten Schichten
von unterem Muschelkalk und Werfener Horizonten und schließt daraus,
daß der Schlerndolomit hier eine dolomitische Entwicklung aller geo-
logischen Horizonte der mittleren Trias, nämlich der Mendola-,
Buchensteiner, sowie der Wengener und Cassianer Schichten darstellt.
Der untere Muschelkalk und die Werfener Schichten neigen nach
Mojsisovics’ Angaben mit einer steilen Kniebeugung gegen Norden
und unterteufen gleichsinnig die mitteltriasischen Reihen der Mendola-,
Buchensteiner, Wengener und Cassianer Schichten. Die Buchensteiner
Schichten sind jedoch hier in der knolligen Kalkfazies, die Wengener
und Cassianer Schichten in der Tuffazies („Tuffplateau*) vorhanden.
In einer Abhandlung, die, wie ich hoffe, in Kürze herausgegeben
werden wird, habe ich das Vorhandensein von zwei wichtigen, nach
Süden geneigten Überschiebungsverwerfungen in der Nordwand des
Langkofels und der im Norden angrenzenden Hügelabhänge be-
schrieben. Die eine dieser Überse hiebungsverwerfungen verläuft
zwischen dem Schlerndolomit des Langkofels und der unteren Muschel-
kalkgruppe, sowie den Werfener Schichten an deren Fuße. Der Schlern-
dolomit oberhalb der Überschiebungsverwerfung neigt gegen Norden,
die unterschobenen Schichten fallen dagegen nach Süden ein, und
zwar an der Nordwand etwas steiler als die Verwerfungsebene, deren
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 11. Verhandlungen. 39
964 Verhandlungen. Nr, du
Durchschnittsneigung ungefähr 15—20° beträgt. Die andere Über-
schiebungsverwerfung neigt ebenfalls nach Süden und zieht zwischen
Werfener Schichten und Muschelkalk des Langkofelmassivs und den
Wengener Laven auf den im Norden angrenzenden Hügelabhängen
(„Tuffplateau“) durch.
Diese zwei Überschiebungsverwerfungen gehören zu einer ganzen
Reihe von ähnlich geneigten Verwerfungen, die den Nordflügel der
Antiklinale des Grödener Joches und Grödener Tales durchschneiden.
Ihre Anwesenheit im Langkofel bestätigt meine frühere Erklärung,
daß im Süden des Grödener Joches südlich geneigte Überschiebungs-
verwerfungen in dem Selladolomitmassiv vorhanden sind). Ich habe
dieser Scholle der älteren Trias am Fuße des Langkofels, zur besseren
Erläuterung, den Namen „Montesorascholle“ gegeben.
Eine weitere, nach Süden geneigte Uberschiebungsverwerfung
ist am Plattkofel oder auf der Südseite des Langkofels und Plattkofels
vorhanden. Die Fazies der Tuffe und Cipitkalke der Cassianer Schichten
am Fassajoche greift gegen Norden in die Dolomitfazies der Cassianer
Schichten am Plattkofel ein; und eine Überschiebungsverwerfung hat
die südliche Fazies in einem gewissen Grade nordwärts über die
Dolomitfazies mit sich gerissen.
Ich habe außerdem noch gezeigt, daß die vorhandenen ost-
westlichen Haupteruptivspalten im Norden und Süden des Langkofels
und Plattkofels zur Zeit der Mitteltrias Senkungszonen waren, im Ver-
gleiche mit dem zwischenliegenden Plateau, auf welchem sich kalk-
artige Ablagerungen aufgehäuft hatten, und daß, gleichzeitig mit den
mitteltriasischen Differentialbewegungen und Eruptionsauswürfen in ost-
westlicher Richtung, sich auch eine Reihe von NO —SW-Biegungen
bildeten, infolgedessen sich die Eruptivfazies Eintritt in die Synklinale
dieser Reihe verschaffte.
Ich folgere aus meinen Untersuchungen der Eruptivgruppe des
Bufauremassivs zwischen den Fassa- und Contrintälern, daß dies eine
durch ein Netz von Brüchen unterbrochene, versenkte Reihe von ost-
westlichen sowohl als auch NO—SW-Biegungen sei. Die Eruptivfelsen
dieses Gebietes sina hauptsächlich Spaltenanhäufungen von Lava,
fortlaufend in einen Rand von intrusiven Lagergängen, die Eintritt
in die vertieften Schichten der umgebenden mitteltriasischen Biegungen
gefunden haben. Man kann nämlich die ostwestliche Bufaurer Haupt-
eruptivspalte und eine dieser parallele Spaite des Rodellahügels im
Norden, sowohl gegen Osten in das Fedaja- und Buchensteiner Ge-
biet, wie auch westlich in die Abhänge des Durontales und der Seiser
Alpe verfolgen. An den nördlichen sowohl als auch an den südlichen
Grenzen, wie zum Beispiel am Plattkofel und Sasso Pitchi im Norden,
sowie an der Mairinwand, dem Udai, Molignon, den Roßzähnen und dem
Schlern im Süden, gehen die Wengen-Cassianer Laven und Tuffe der
Spaltenfazies rasch in die kalkhaltigen Dolomitfelsen desselben Alters
über. Man kann sehen, wie die noch höheren Schichten des Schlern-
dolomits an einigen Orten, wie zum Beispiel am Mesules, unmerklich
aufwärtsstrebend, regelmäßig geschichteten Raibler Dolomit und
) Q. J. G. S. 1899,. Bd. LV, pag. 560 ff.
1907 Bericht vom 31. Juli. Ogilvie Gordon, F, X. Schaffer., 265
mergelige oder sandige Horizonte bilden und wie an anderen Orten,
zum Beispiel am Pordoi, das Niveau des Raibler Horizonts in den
Dolomit tiefer greift.
Im Gebiete der Seiser Alpe vereinigen sich die Ergüsse der
ostwestlichen Bufaure- und Rodella-Eruptivspalten mit denjenigen der
ostwestlichen Eruptivspalte, welche zur Zeit der Mitteltrias im Norden
der Seiser Alpe, des Langkofel- und Sellamassivs und der St. Cassianer
Alpe in Enneberg tätig war. Diese Spalte ist die „Pitzeulatschver-
werfung“* in meinem Grödener Joch-Querschnitt !). Diese Verwerfung
ist es, gegen welche sich nach der mitteltriasischen Ara, die „Monte-
sorascholle“ zwischen der Eruptivspalte und der Dolomitfazies auf-
gestülpt hat.
Die Schlüsse, die ich aus diesen Beobachtungen ziehe, werde
ich in einer zu veröffentlichenden Arbeit näher begründen und mit
mehreren Vergleichsprofilen illustrieren.
F. X. Schaffer. Über einen Brunnen auf dem Mitter-
berge in Baden bei Wien.
In dem Garten des Hauses Mitterberggasse Nr. 8 (Besitzer Herr
Forstingenieur G. Sakellario), der etwa 50 m über dem Haupt-
platze der Stadt Baden gelegen ist, wurde vor 8 Jahren ein Brunnen
25 m tief gegraben, dessen Wasser sich durch einen bitterlichen Ge-
schmack unangenehm auszeichnete. Diesem Umstande wurde keine
größere Bedeutung beigemessen, da die Brunnen der Stadt Baden
größtenteils infolge der Infiltrierung von schwefelhaltigem Thermal-
wasser kein wohlschmeckendes Wasser führen. Auch die an die
Wirkungen der sogenannten Bitterwässer erinnernden Folgen seines
Genusses blieben lange unbeachtet, bis sich der Besitzer von Herrn
Stadtchemiker Dr. Riemer in Baden eine Analyse des Wassers aus-
führen ließ. Das Ergebnis bewog ihn, sich an mich um Begutachtung
des Brunnens zu wenden.
Die Situation ist folgende. Zwischen dem Kalvarienberg im Osten
und dem Mitterberg im Westen liegt eine muldenförmige Einsenkung
des Gebirgsrandes, die im Osten von der Schlucht der sogenannten
Potschanerlucken begrenzt ist. Sie wird am besten mit dem Namen
„am Mitterberge“* bezeichnet, wie das hier neu entstehende Villen-
viertel heißt, das wegen der hohen und geschützten Lage in rascher
Ausdehnung begriffen ist. Diese weite Mulde wird im Osten, Norden
und Westen von den steilansteigenden Dolomitbergen des Kalkalpen-
randes amphitheatralisch umrahmt. An deren Abhänge sind, besonders
im Westen an einigen Punkten aufgeschlossen, die jungtertiären
dolomitischen Breccien angelagert, die wie man bisher angenommen
hat, die ganze Senke erfüllen sollten. Bei der Brunnengrabung wurde
unter einer dünnen Humusdecke eine Lage von Kalkschotter, dann
grober Sand, gelblich verfärbter, sandiger, plastischer Tegel, dann
wieder Schotter und endlich blaugrauer Tegel angefahren, in dem
die Sohle des Schachtes in 23 n unter Tag liegt. Der Brunnen war
1) Q. J. 6. S. 1899, Bd. XXXV, pag. 567—569.
39*
266 Verhandlungen. Nr. 11
bis zum 22. m vollständig trocken, dann kam etwas Feuchtigkeit
von unten und dann stieß man 40 cm über der heutigen Brunnensohle
auf zwei dünne Zuflüsse, die miteinander einen Winkel von etwa 80°
bildend vom Berge kommen. Das Wasser stieg in 16 Stunden 1 m hoch,
ergab also einen Zufluß von ca. 1200 Liter im Tag und erreichte einen
Stand von 5 m, den es seitdem ununterbrochen beibehält. Es scheint
bei der völligen Trockenheit der Brunnenwände die Wassermenge
der beiden Zuflüsse ziemlich gleich zu bleiben und die tiefere
Schotterlage ein fortwährendes Abfließen des Wassers zu gestatten.
Von dem geförderten Material wurde mir nur mehr eine kleine
Probe vorgelegt, die bei einer späteren Gelegenheit entnommen worden
war, Aber sie ließ es schon als unzweifelhaft erkennen, daß es marine
Tegel sind, die hier in einer nicht vermuteten Mächtigkeit auftreten.
Neben unbestimmbaren Muscheltrümmern und Echinodermenresten
enthielt das geschlemmte Material in großer Anzahl Foraminiferen
der Gattungen Nodosaria, Cristellaria, Globigerina, Uvigerina u. a.
Bemerkenswert ist die Verbreitung dieser vorherrschend tegeligen
Ablagerung. An der unteren Hochstraße tritt bei dem Kanal der
Wiener Hochquellenleitung die Breccie zutage. Da dieser Punkt
wenige hundert Schritte direkt unterhalb des in Frage stehenden
Grundstückes und etwa 30 m tiefer gelegen ist, muß man annehmen,
daß der feste Fels hier eine nur wenig ansteigende Böschung besitzt.
Bei den Grundaushebungen für das Haus Mitterberggasse Nr. 1 hat
man in unmittelbarer Nähe dieses Punktes schon den Tegel angetroffen,
der Verrutschungserscheinungen zeigt. Ebenso trifft man an der oberen
Hochstraße, rein östlich von dem Brunnen den Fels in geringer Tiefe
an, so daß auch in dieser Richtung ein rasches Auskeilen der lockeren
Sedimente zu erkennen ist, die auch oberflächlich in einer Terrain-
senkung zum Ausdrucke kommt... Gegen Norden verschwinden die
Tegel sehr rasch. Während der Brunnen des benachbarten Grund-
stückes, der sogenannten Luisenhöhe, noch 29 m Tegel durchsinkt,
tritt etwas oberhalb schon die feste Breccie zutage, die also sehr
schroff ansteigen muß.
Das Anwesen Nr. 3, das gegen Westen liegt, steht noch auf
Tegel, der 173 m tief durchsunken ist, aber mit dem Sinken des
Terrains in dieser Richtung bald verschwindet.
Dieses Vorkommen von marinem Tegel und Sand verdient des-
wegen Beachtung, weil es in ca. 290 m über dem Meere liegend das
höchste Auftreten dieses Schichtgliedes am Alpenrande bezeichnet.
Es ist dies wohl ein schon stark denudierter Rest der Sedimente,
die einst diese Bucht des steilansteigenden Landes erfüllt haben.
Ein ähnliches Vorkommen ist bei dem Bau der Hochquellenleitung
in der Nähe des Friedhofes von Weikersdorf bekannt geworden, wo
aber eine Wechsellagerung von Tegel und Leithakalkbildungen er-
schlossen worden ist. Gerade in diesem Sommer ist anläßlich einer
Probegrabung für die Erweiterung des bestehenden Friedhofes diese
Einschaltung von festen Leithakalkbänken in sandigen Tegel wieder
beobachtet. worden und verdient wenigstens hier erwähnt zu werden.
Unter 2 m Humus und Bergschutt wurde auf dem Grundstücke
zwischen dem Friedhofe und Steinbruchgasse Nr. 12 der Tegel an-
1907 ° Bericht vom 31. Juli. F. X, Schaffer, 2657
sefahren, der in der Tiefe von I »n eine 20 cın starke Bank von
Leithakalk eingeschaltet ‚enthielt. Dann wurde noch 2 m im Tegel
gegraben. Dieser Punkt liegt aber wie der Friedhof um etwa 20 m
tiefer als der früher erwähnte am Mitterberge.
Wenn man in den Brunnen hineinsieht, so kann man bisweilen
ein Brodeln bemerken, das von aufsteigenden Gasblasen herrührt.
Auch macht sich mitunter ein Geruch von Schwefelwasserstoff be-
merkbar.
Die erste Untersuchung des Wassers hat folgendes Ergebnis
geliefert. (Aus Dr. Riemers Manuskript.)
„Das Wasser hat eine natürliche Temperatur von 7—8° C, und
ist sehr reich an aufsteigenden Gasen. Es ist vollkommen klar, farb-
und geruchlos. Es hat einen ganz schwach bitterlichen Geschmack,
der bei längerem Stehen in einem offenen Gefäße oder im erwärmten
Wasser deutlicher hervortritt. Im übrigen ändert sich das Wasser
beim Stehen im offenen oder geschlossenen Gefäße nicht. In ersterem
Falle ist aber die Wandung des Glases über und über mit Gasblasen
besetzt.
Die bakteriologische Prüfung hat ergeben, daß die Entwicklung
von Kolonien in den. angelegten Plattenkulturen nur in ganz geringem
Maße zu beobachten ist. Das Wasser dürfte direkt steril sein.
Die chemische Analyse ergab Milligramm im Liter:
Abdampfrückstand .:. ..u dell .2=1738:6
Glühverlust.. : rl 4
Mineralische Bestandteile . Bee: 16922
Kieselsaurer . 4.1..5. vr, ve: 255
Eisenoxyd . . . ..». Gr Spuren.
Bhonerdan st: 372 2 18:1
Kalk . ee Ei
Masnesia . - RNIT 61
Kali’ Moe _ . . 9:4
Natron ur. *. = rn 30%0
Chlor anna 2 13:8
Schwefelsäurer.n..: :. 2.7.0 Men 6438
Kohlensäure, gebunden . . . » . . 1904
5 halbgebunden . . . „1904
5 frei . Mena N:261:6
Salpetersäauren. au! :. vo ee 6:6
Salpetrige>Säure =: :: . . Binz eikeine
Ammoniak". va. 2. 1. keines
Schwefelwasserstoff . . . ....».. keiner.
Zur Oxydation der organischen Stoffe in 1 Liter Wasser sind
5'2 mg Kaliumpermanganat erforderlich.
Reaktion: alkalisch entsprechend 0.9 cm? Normalsäure. Deutsche
Härtegrade: 413
Auf besonderen Wunsch wurde das vorliegende Wasser auch
auf einen etwaigen Gehalt an radioaktiver Emanation geprüft. Die in
der allgemein üblichen Weise gemessene Emanation, nämlich der durch
968 Verhandlungen. Nr.
dieselbe bewirkte Spannungsabfall bezogen auf 1 Liter Wasser und
die Zeit von 15 Minuten betrug 3°4 Volt, das heißt also, die radio-
aktive Emanation ist nicht höher als sie auch andere Brunnenwässer
der hiesigen Gegend aufweisen.“
Eine spätere Analyse, die nach starkem Abschöpfen des Brunnens
vorgenommen wurde, ergab einen noch größeren Gehalt an Schwefel-
säure und Alkalien. Die Reaktion war stark alkalisch. Ein Liter
Wasser brauchte zur Neutralisation 5'’5 cm Normalsäure.
Die Untersuchung der benachbarten Brunnen zeigte, daß sie im
Gegensatze zu dem Brunnen Mitterberggasse 3 ganz gewöhnliches
Trinkwasser führen, wie es in dieser Gegend vorkommt.
Die chemische Analyse hatte also ergeben, daß es sich bier um
ein eigenes Quellwasser handelt.
Nun wurde der Brunnen ausgeschöpft und vom Brunnenmacher
das Wasser an der Eintrittstelle aufgefangen. Die Untersuchung ergab
jetzt ein weiteres Steigen des Gehaltes an Alkalien, eine Konzen-
tration. Eine in diesem Sommer bei einem Wasserstande von 5 m
genommene Probe zeigte wieder erhebliche Abweichungen, besonders
einen weit geringeren Alkaliengehalt, so daß wohl eine mannigfache
Wasserzufuhr anzunehmen ist, die einesteils normales Quellwasser,
andererseits Mineralwasser liefert.
Es ist bemerkenswert, daß diese Quelle in so bedeutender Höhe
über Baden und seinem Thermengebiete hervortritt, und es wäre
wohl von Wert, ihrer Herkunft nachzugehen, was vielleicht durch
Tieferlegung der Brunnensohle mit geringem Aufwande erfolgen kann.
Reisebericht.
F.v. Kerner. Lias und Jura auf der Südseite der
Svilaja planina.
Betreffs des Vorkommens der Juraformation im mittleren Dalmatiev
bildete die seit langer Zeit bekannte Vertretung der oberen Grenz-
schichten dieser Formation in der Fazies von Ammoniten und Aptychen
führenden Hornsteinkalken am Westabhange der Svilaja bis vor
kurzem den Gesamtbestand unseres Wissens. Über die Entwicklungs-
art des mittleren Mesozojkums vom Tithon abwärts hatte sich im
eben bezeichneten Gebiete deshalb nichts ermitteln lassen, weil dort
jene Hornsteinkalke, die nach oben bis ins Neocom hinaufreichen,
schon die ältesten zutage tretenden Gesteine sind. Vor zwei Jahren
konnte ich im Südosten des Sinjsko polje über einer Störungszone
mit sehr lückenhaft entwickelter Trias das Vorhandensein des Lias
in der Fazies dunkler Kalke mit Cochlearites, Ohemnitzia und Megalodus
feststellen. In der Serie der Hangendschichten dieses Lias waren
aber die vorerwähnten Ammonitenkalke, die sogenannten Lemes-
schichten, nicht zu finden und es war auch keine andere paläontologisch
als solche erkennbare Faziesausbildung der oberen Juragrenze nach-
weisbar. Die neu gewonnene Erkenntnis in betreff des mitteldalma-
tinischen Jura konnte so noeh nicht befriedigen. Es war zwar ein
den tieferen Partien der Formation entsprechender Horizont nach-
gewiesen, es ließ sich aber die Schichtfolge abwärts von diesem
1907 Bericht vom 31. Juli. F. v. Kerner. 269
Horizont nicht weiter verfolgen und es blieb auch unbekannt, wieviel
von den aufwärts von jenem Horizont angetroffenen Schichten noch
der Juraformation zufalle.
Im verflossenen Jahre wurde nun eine Klärung dieser beiden
stratigraphischen Fragen vorbereitet. Bei einer von Dr. Schubert
und mir unternommenen UÜberquerung der Svilaja wurde an der süd-
lichen Flanke des Gebirges ebenfalls die Lithiotidenzone festgestellt.
Die Südseite der Svilaja ist nun aber jene Region, wo das untere
Mesozoikum in Mitteldalmatien seine vollständigste Entwicklung zeigt;
dann konnte hier aber auch die schon auf Hauers und Staches
Karten eingetragene östliche Fortsetzung des Zuges der Lemes-
schichten angetroffen werden. Es war hiermit die Möglichkeit er-
wiesen, im Süden der Svilaja die Schichtfolge von den Lithiotiden-
bänken abwärts und aufwärts bis an die Grenzen von Trias und
Kreide zu verfolgen, ein Profil durch das ganze mittlere Mesozoikum —
soweit es hier vertreten ist — zu gewinnen,
Die Profilaufnahme selbst konnte bei jener flüchtigen Gebirgs-
durchquerung freilich noch nicht genau erfolgen; doch ließ sich eine
stratigraphisch wichtige Tatsache konstatieren. Jene eigentümliche
Koralle, die südöstlich vom Sinjsko polje im Komplex der Hangend-
schichten der Lithiotidenzone zahlreich auftrat, für eine Niveaubestim-
mung aber nicht verwertbar schien, da Prof. Felix in ihr eine neue
Gattung erkannte, wurde am Südhang der Svilaja im Liegenden der
Lemesschichten vorgefunden. Es war hiermit das jurassische Alter
jener Koralle festgestellt und die Erkenntnis gewonnen, daß im
supraliassischen Gesteinskomplex südöstlich vom Sinjsko polje die
obere Juragrenze im Hangenden der Korallen führenden Zone zu
suchen sei.
Die Gelegenheit zum genaueren Studium des Aufbaues der im
Vorjahre als Vertretung des mittleren Mesozoikums erkannten Schicht-
masse am Südhang der Svilaja boten mir meine diesjährigen Auf-
nahmen bei Muc. Es kamen hierbei auch einige Änderungen der
Gesteinsfolge im Schichtstreichen zur Beobachtung; bemerkenswert
ist diesbezüglich insbesondere der Umstand, daß sich die Lemes-
schichten als inkonstanter Horizont erwiesen. Dadurch erscheint das
Fehlen dieser Schichten im mesozoischen Profil östlich von der
Cetina nicht mehr als jene wesentliche Abweichung vom Svilajaprofil,
als welche es vorhin erscheinen mußte, und es lassen sich nun die
Juraentwicklungen zu beiden Seiten der Sinjaner Ebene unter ein-
heitlichem Gesichtspunkte betrachten. Ein streckenweises Fehlen der
LemeSschichten konnte Dr. Schubert auch im Velebit und in den
angrenzenden Teilen Norddalmatiens konstatieren. Wo sie sich vor-
handen zeigten, ermöglichten sie auch dort durch ihr Erscheinen über
dem Korallenkalke das jurassische Alter dieses letzteren klarzustellen.
Die Verbindung des fossilführenden Lias mit seiner Unterlage
erweist sich am Südhange der Svilaja als sehr innig. Die Lithiotiden
(meist Cochlearites) sowie die Durchschnitte kleiner Megalodonten
(wohl M. pumilus) und Chemnitzien erscheinen in den oberen Partien
einer petrographisch einheitlichen Schichtmasse von gut gebanktem
srauem Kalk. Nach unten zu schalten sich diesem Kalke Bänke von
270 . Verhandlungen. Nr.
Dolomit und auch breitere dolomitische Zonen ein. Die Basis des
sanzen Schichtkomplexes bildet eine dünne Lage von breceienartigen
Gesteinen. Diese ruhen dem Muschelkalke und — wo jüngere Glieder
der Triasformation erscheinen — diesen letzteren unmittelbar auf.
Man trifft da vorzugsweise dunkelfleckige Gesteine aus Stücken
schwarzen Kalkes und bräunlichgrauer kalkiger Kittmasse. Im öst-
lichen Gebietsteil treten grobe Breccien aus weißen und grauen Kalk-
fragmenten und roter Grundsubstanz auf sowie auch grell ziegel-
rot. gefärbte kalkigsandige Gesteine. Lokal erscheinen eisenschüssige
schuppige Tone, eisenreiche Pisolithe und Breccien aus weißen Kalk-
steinstücken und schwammigem, bronzegrünem bis rostbraunem
limonitischem Bindemittel. Die dieser basalen Breceienlage unmittel-
bar aufruhenden Schichten sind ‚rote sandige Dolomite und dunkle
fleckige Kalksteine.
Weiter aufwärts trifft man gut gebankte, stark klüftige, gelb-
liche Dölomite und nndeutlich geschichtete braungraue Dolomite. Der
mit denselben wechselnde und höher oben sie dann ganz verdrängende
Kalk zeigt an seiner Oberfläche häufig kleine, sich vom dunklen
Grunde licht abhebende Auswitterungen, meist nur Splitter, seltener
ganze Gehäuse von kleinen, zirka 1 cm langen turmförmigen
Schnecken. Dementsprechend sind auch auf den dunklen Bruchflächen
dieses Kalkes oft nur kleine weiße Flecken und Striche und nur
manchmal deutliche Schneckendurchschnitte zu sehen. Nur am Berge
Runjavica traf ich auch Durchschnitte von etwas größeren Gastropoden,
ein paar Auswitterungen von Megalodus und schlecht erhaltene Korallen.
Diese Fossilfunde sind ganz unzureichend, um das Niveau des
Kalkkomplexes genauer zu fixieren, als dies durch seine Position
ermöglicht scheint. Die vorerwähnte Breceienzone weist wohl auf eine
Unterbrechung der marinen Sedimentation nach Ablagerung der
mittleren Triasschichten hin. Für den über dieser Zone folgenden
Dolomit- und Kalkkomplex im Liegenden der Lithiotidenzone kann
demzufolge kaum ein höheres als ein rhätisches Alter angenommen
werden. Anderseits erschiene es auch möglich, daß er noch dem
Lias zugehöre.
Die Lithiotiden erscheinen meist in Gesteinslinsen zwischen den
die Megalodonten und Chemnitzien führenden Kalkbänken. Diese
Linsen bestehen dann fast ganz aus den in mannigfacher Art ge-
wundenen und verschlungenen, im Querschnitte wurmförmigen Ge-
bilden, zu Stein gewordenen riesenhaften Raupennestern vergleichbar.
Die aus Caleit bestehenden Schalen heben sich weiß oder — wenn
das dem Kalkspat beigemengte doppelkohlensaure Eisen schon in
Eisenoxydhydrat umgewandelt ist — orangegelb von der aus dichtem
grauem Kalk bestehenden Zwischensubstanz ab. Manchmal sind sie
selbst mit einer grauen Verwitterungsschicht bedeckt und dann nur
als wulstartige Erhabenheiten auf den Gesteinsflächen kenntlich. Die
Lithiotidennester. sind von ziemlich lockerem Gefüge, so daß man beim
Aufschlagen mit dem Hammer die Loslösung von größeren Brocken
und den Zerfall derselben in Scherben bewirken kann. Die mehr ver-
einzelt im Gesteine eingeschlossenen Exemplare sind dagegen nur
sehr mangelhaft auslösbar. Die Megalodonten und Chemnitzien sind
1907 Bericht vom 31. Juli. F. v, Kerner. er}
als Auswitterungen oder Durchschnitte zu sehen, gleichfalls nicht aus-
lösbar und so zu genauerer Bestimmung nicht geeignet.
Nach oben hin gehen die grauen Kalke, welche die Liasfossilien
führen, in eine Zone über, die durch bunten Wechsel der Gesteine
gegen ihre lithologisch eintönige Unterlage kontrastiert. Man trifft da
graue Plattenkalke, lichtgraue klüftige Kalke, Bänke, die ganz aus
Schalensplittern bestehen, gelblich und rötlich gestreifte und gefleckte
Mergel und graue Dolomite. Das Vorkommen der liassischen Fossilien
findet bald nach dem Erscheinen der ersten Bänke von derartigen
Gesteinen seinen Abschluß. Die Mergel bezeichnen zumeist ‘schon
das Hangende der fossilführenden Zone. Nur selten wird ein Cochlearites-
Nest noch über einer Mergelbank angetroffen.
Zur Veranschaulichung des Aufbaues dieser Zone diene folgendes
Detailprofil, das von mir im Anfangsteil des Grabens westlich von
Topi@ aufgenommen wurde:
Grauer Kalk mit Durchschnitten von Megalodus.
Lithiotidenbank.
Grauer Kalk mit schlecht erhaltenen Auswitterungen.
Lithiotidenbank.
Dunkelgrauer Kalk mit weißen Caleitadern und Auswitterungen, zum
Teil von Megalodus.
Gesteinszone, dicht erfüllt von Lithiotiden.
Grauer Plattenkalk, in 1 cm dünne Platten spaltend.
Grauer Kalk mit Schalensplittern.
Grau und gelblich gestreifter Kalk.
Kalk, dicht erfüllt von Schalensplittern.
Mehrere Lithiotidenbänke.
Lichtgelber, grau und braun gefleckter und gestreifter, bankiger,
kieseliger Mergel.
Rötlichgrauer, Neigung zu plattiger Absonderung zeigender Mergel.
Gelblicher und rötlichgrauer, uneben plattiger Mergel.
Hellgrauer bankiger Kalk.
Grauer engklüftiger Kalk.
Lichtgrauer Plattenkalk.
Rötlichgrauer dünnbankiger Kalk mit plattigen Zwischenlagen.
Rötlich- und gelblichgrauer mergeliger Kalk.
Rötlichgelber kieseliger harter Mergel.
Grauer und rötlicher Plattenkalk.
Hellgrauer engklüftiger Kalk.
Rötlich, bräunlich und grau gefleckter Mergel.
Gelblich und grau gestreifter Mergel.
Grauer Plattenkalk.
Gelblichgrauer sandiger Plattendolomit.
Rötlichgrauer Plattenkalk.
Grauer sandiger Dolomit.
Grauer bankiger und dickplattiger Kalk.
Grauer klüftiger Dolomit.
Grauer Plattenkalk.
Die ganze Schichtmasse fällt mäßig steil gegen Nord ein.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 11. Verhandlungen, 40
Verhandlungen. Nr
DD
1
I
Vergleicht man die hier näher besprochene Schichtfolge des
Lias mit jener, welche ich südöstlich vom Sinjsko polje vorfand, so
ergibt sich Übereinstimmung im großen und Verschiedenheit in den
Details. Auch dort wird der die Liaspetrefakten führende dunkle
Kalk von Dolomiten unterteuft, von mergeligen Schichten überlagert.
Von Unterschieden sei zunächst hervorgehoben, daß ostwärts von der
Cetina das Vorkommen der Lithiotiden fast ganz an einen verhältnis-
mäßig breiten, ohne Unterbrechung fortstreichenden Gesteinszug ge-
knüpft scheint, während man bei einer Querung der Liaskalke am Süd-
hange der Svilaja jeweilig mehrere schmale Lithiotidenzonen kreuzt,
von denen sich aber keine im Streichen weit verfolgen läßt. Eine Ver-
schiedenheit der beiden Ausbildungen des Lias besteht auch darin,
daß die Mergel im östlichen Gebiete nur als schmale Züge zwischen
Kalkschichten erscheinen, im Svilajagebirge aber breitere felslose
Terrainzonen bilden.
Die im vorigen beschriebene Schichtfolge läßt sich längs der
ganzen Südabdachung der Svilaja nachweisen. Die basale Breccien-
zone verläuft entlang dem Nordgehänge der Dopica, eines rechtseitigen
Astes des Vrbatales, dann längs dem Nordhange der mehrfach hin-
und hergewundenen Talfurche des Suvaja potok und weiter ostwärts
längs der Nordseite der Topla Draga, eines schluchtartigen linken
Seitenastes des Sutinatales.. Das früher erwähnte ziegelrote Grenz-
gestein tritt in dieser letzteren Strecke auf. Die Breceien und Kon-
glomerate mit roter Kittmasse trifft man besonders nördlich vom flach-
muldigen Anfangsstücke des Suvajatales. Eisenschüssige Pisolithe und
Breccien mit limonitischem Bindemittel kommen nahe der Breccien-
zone im Muschelkalke am Abhange gegenüber der Kuppe Buric (nörd-
lich vom Vrbatale) und bei Jukie und Topie (mittleres Suvajatal) vor.
Bezüglich der Entwicklung der zunächst über dieser Breceien-
lage folgenden Schichtmasse bestehen einige Besonderheiten. Ganz
im Westen, bei Ramljane ist ein wiederholter Wechsel von Dolomit
und Kalk zu konstatieren. Letzterer tritt gegen Osten rasch zurück
und nördlich vom Vrba potok folgt auf den Breccienkalk sogleich eine
mäßig breite, ganz dolomitische Zone. Sehr gut ist da die Schichtfolge
längs der neuen nach Crivac führenden Straße aufgeschlossen. Es
folgen dort auf weißen Triaskalk:
Lichtgelblicher Dolomit.
Breccie mit sandiger Grundmasse und schwarzen Kalkfragmenten.
Undeutlich geschichteter lichtbräunlicher und grauer Dolomit.
Deutlicher geschichteter, stark klüftiger Dolomit mit Einlagerungen
grünlichen Mergels, in welchem Knollen dunklen Kalkes liegen.
Am Nordhange des mittleren Suvajatales folgt im Hangenden
der Breccien eine schmale Zone von Kalk, der sich durch dunkle
Farbe und gute Schichtung deutlich von dem unterlagernden weißen
massigen Muschelkalk abhebt, und dann ein wiederholter Wechsel von
Kalkbänken und Dolomitzügen. Die Gesamtbreite der dolomitischen
Zone ist hier (auf der Strecke zwischen Jukic und Jelavic) ziemlich
groß. Ober Kodus ist dann wieder eine ungeteilte Dolomitzone vor-
handen; weiter ostwärts schieben sich abermals Kalkbänke ein, welche
1907 Bericht vom 31. Juli. F. v. Kerner. 273
allmählich die Oberhand gewinnen. Nordwärts vom Anfangsstücke des
Suvajatales folgt über einer unteren Zone dunklen Kalkes ein Wechsel
von Felszügen und begrasten Streifen; letztere entsprechen schmalen
Zügen von dolomitischem Kalk; eine rein dolomitische Zone ist hier
aber nicht vorhanden. Ähnlich verhält es sich am Südabfall des
Berges Runjavica, wo die Grenze zwischen dem dunklen Infralias und
dem lichten Muschelkalke gleichfalls deutlich sichtbar ist.
Der Kalkkomplex, in dessen obersten Partien die wiederholt ge-
nannten Liasfossilien vorkommen, zeigt in seiner ganzen Längs-
erstreckung eine gleichartige Ausbildung, Nur insofern tritt entlang
der Streichungsrichtung eine Anderung ein, als der Komplex von
West gegen Ost an Breite stetig zunimmt, Im Bereich des Vrbatales
kaum 150 m breit, erstreckt er sich am Südabhang der PliSevica
gegen 900 m in die Quere. Diese erhebliche Verbreiterung ist wohl
zum großen Teil in tektonischen Verhältnissen begründet. Bei Ramljane
stehen die Schichten sehr steil (60 -700 N), hordwärts vom Vrba-
und Suvajapotok zeigt der Kalkkomplex gleichmäßiges, zwischen 45
und 35° schwankendes Einfallen gegen N; in der Gegend Rupe west-
lich von der Runjavica ist aber zunächst nördliches, dann südliches,
dann wieder nördliches Verflächen konstatierbar; es wölbt sich also
hier eine Schichtwelle auf. Dieselbe muß stark denudiert sein, da
in der Muldenachse noch keine Lithiotiden zu bemerken sind.
Es ist möglich, daß aber auch eine Zunahme der Mächtigkeit
der Liaskalke gegen O an der ostwärts erfolgenden Verbreiterung
der von ihnen eingenommenen Terrainzone mitwirkt. Die Lithiotiden-
zone konnte ich westwärts bis gegen Ramljane hin verfolgen, woselbst
am Nordabhang des nördlich von der Kirche stehenden flachen Hügels
Felsbänke mit außerordentlich vielen und großen Cochleariten und
Trümmer voll von herzförmigen Durchschnitten von Megalodus cfr.
pumilus getroffen wurden. Die Zone kreuzt das Vrbatal am Ende
seiner schluchtartigen Strecke nördlich von Saimuste, die in den Infra-
lias eingeschnitten ist, um dann nach Überquerung, der Derniser Straße
beim Wirtshaus Bakovie in den Eluvien der dort vorhandenen Tal-
mulde zu verschwinden. Am Hügel östlich von der Quelle Stuba sind
wieder Lithiotiden in losen Gesteinstrümmern sichtbar und jenseits
des dann folgenden Sumpfes läßt sich die Lithiotidenzone über die
Nordseite des das Vrbatal und dann dessen rechtseitigen Ast nord-
wärts flankierenden Felsrückens gegen O verfolgen. Dann streicht sie
längs der Südseite der Hügelreihe des Veliki Kruk in das Dolinen-
feld südlich von Kokan und Beara weiter, woselbst sie ihre bis dahin
streng östliche Verlaufsrichtung mit einer nordöstlichen umtauscht,
um dann, entlang dem Südabhang der PliSeviea weiterziehend, wieder
in ihr früheres Streichen allmählich zurückzukehren, schließlich aber in
scharfer Kurve gegen S umzubiegen und dem Westrande des Tal-
beckens von Lucane noch eine Strecke 'weit zu folgen. Besonders
reich an Cochlearites- Nestern erscheint das mittlere Stück der ganzen
Gesteinszone, einige Kilometer west- und ostwärts vom Veliki Kruk.
Die Zone der Fleckenmergel, deren Lage durch den. eben ge-
schilderten Verlauf ihrer Liegendschichten bereits gekennzeichnet
erscheint, zeigt einige Verschiedenheiten der Ausbildung. Im Gebiet
40*
274 Verhandlungen. Nr. 11
des Vrbatales treten die Mergel nur in einzelnen Bänken zwischen
Kalken auf, ganz ähnlich wie im Osten des Sinjsko polje. Betreffs der
Gegend von Bakovic findet sich in meinem Notizbuche die Bemerkung:
Hier ist eine kartographische Trennung des Lias in eine Mergel- und
Kalkzone nur schwer aufrecht zu erhalten und nur in Konsequenz der
weiter östlich vorgenommenen Grenzziehung durchführbar. In dieser
Gegend war es auch, wo ich wiederholt ein Vorkommen von Cochlearites
noch über Mergelbänken konstatierte.
Weiter gegen Ost gelangen dann die Mergel zu größerer Ent-
wicklung. Sie bilden nebst den sie begleitenden Dolomiten eine
Terrainzone, die sich durch Felsarmut und rötlichgelbe Färbung von
den benachbarten grauen Karstregionen scharf abhebt. Die hangendsten
Partien der Zone sind plattige und dünnbankige Kalke. Diese bilden
mit ihren Schichtköpfen die Firste der Felskuppen westlich vom
Veliki Kruk (827 m), wogegen sie am letzteren südwärts von der
Gratlinie vorbeiziehen.
Am Südabhang der östlichen PliSevica schrumpft die Mergel-
und Dolomitentwicklung wieder auf die Einschaltung von schmalen
Gesteinszügen zwischen Kalk zusammen. Es verschwindet damit auch
die breite grasige felsarme Terrainzone, welche an das Auftreten von
Dolomit- und Mergelbänken in geschlossenen Massen geknüpft ist.
In dieser Region erscheinen in der Liaszone, zum Teil noch im Be-
reich der an Chemnitzien und Megalodonten reichen Kalke, sehr
dünn spaltbare schwarze Kalkschiefer mit stark kohligen Spaltungs-
flächen.
An der Nordwestecke des Talbeckens von Lucane biegt die
Dolomit- und Mergelzone des Lias gegen S um, um am Aufbaue der
Westhänge dieses Beckens mitzuwirken. Diese Hänge sind durch
Gräben und Schluchten in mehrere spornartig vortretende Abschnitte
geteilt. Die dem Tale zugekehrten Abhänge derselben sind großen-
teils mit Kalk- und Dolomitschutt überdeckt, höher oben auf den
Rückenflächen sind jedoch die Liasmergel, steil gegen O einfallend,
stellenweise konstatierbar. So beiderseits des zweitnördlichsten Grabens,
45° O fallend (hier auch Cochlearites), dann ober den Hütten von
Dijpalo (hier Durchschnitte, wahrscheinlich von Megalodus pumilus),
endlich noch südwärts vom Topla Cafon, woselbst sie, fast seiger
stehend, schief über den Rücken ziehen, der diese Schlucht von der
nächstfolgenden trennt. Die Mergel sind hier gegen W verschoben,
was darauf hinweist, daß der Topla Canon einer Querstörung folgt.
Uber der Zone der Fleckenmergel folgt ein mächtiger Komplex
von diekbankigen grauen Kalken. Dieselben sind dicht bis feinkörnig,
nicht selten von Oaleitadern durchzogen, uneben brechend, an manchen
Orten breccienartig. Ihre Farbe ist gewöhnlich dunkelgrau, zuweilen
schwärzlich, auch der Verwitterungston ist bei diesen Kalken dunkler
als bei den cretacischen. Ein schwacher Gehalt an Bitumen gibt sich
bei ihnen im Geruche zu erkennen. Sie zeigen eine Absonderung in
dicke massige Bänke und geben zum Auftreten von Karsterscheinungen,
besonders Dolinen, in reichem Maße Anlaß. Diese Kalke im Hangenden
der Fleckenmergel enthalten nur schlechte Auswitterungen; auch nur
generisch bestimmbare Fossilreste konnte ich bisher in ihnen nicht
1907 Bericht vom 31. Juli. F, v. Kerner, 275
auffinden. Ihre konkordante Unterteufung durch liassische Schichten
berechtigt wohl dazu, sie in die Juraformation zu stellen; doch ist
es schon ungewiß, ob ihr durch einen Zug von Plattenkalk vermittelter
Ubergang in die Mergelzone dem Grenzniveau des braunen und
schwarzen Jura entspreche, oder eine tiefere Lage einnehme, und bei
Unkenntnis der stratigraphischen Position der unteren Grenze eines
fossilleeren Schichtkomplexes ist allen Konklusionen über seine Alters-
stellung und über seinen zeitlichen Umfang in des Wortes eigenster
Bedeutung der Boden entzogen.
Diese grauen Jurakalke bilden eine etwa 5—600 m breite,
dolinenreiche wüste Felszone entlang dem Südabhang der durch
die westliche Plisevica (935 m), die Planinka (961 ») und die
östliche PliSevica (985 »n) hergestellten südlichen Vorkette der
Svilaja. Im Westen, wo diese Kette fehlt, bezeichnet die genannte
Felszone die Scheide zwischen dem Talsystem des Vrbabaches und
den dem Polje von Ogorje von SW zulaufenden Gräben.
Das Einfallen der Jurakalke ist im Westen 50—45° steil gegen
NO, dann mittelsteil gegen NNW. Bei Topic und im Gebiete des
Torrente Rivina fallen die Schichten steil gegen N und nehmen dann
die Fallwinkel in dieser Richtung etwas ab. Im östlichen Gebietsteile
herrscht 20 -30° steiles Verflächen gegen N bis NNW vor. Die
Grenze des verkarsteten Terrains der Jurakalke gegen die Lias-
mergelzone tritt in der Landschaft gut hervor. Auf der Südseite der
östlichen PliSevica wird sie durch eine gegen Ost an Höhe zunehmende
Felsmauer bezeichnet.
Nach oben zu schalten sich dem jurassischen Kalkkomplex
dolomitische Bänke ein und dann folgen breitere, noch durch Kalk-
züge getrennte Dolomitzonen. Es kommt so hier zum drittenmal auf
der Südseite der Svilaja zur Entwicklung jener höchst auffälligen
Bänderung der Gehänge, die durch das Auftreten breiter, meist mit
plattigem. Trümmerwerk bestreuter Terrainstreifen und schmaler
zwischen ihnen weithin fortstreichender Felszüge bedingt ist. Diese
letzteren sind entweder ganz niedrig und entsprechen den vortretenden
Schichtköpfen einzelner härterer Bänke — dies ist im hier be-
sprochenen Gebiete in der dolomitischen Zone unter dem Lias und in
der Fleckenmergelzone der Fall, und läßt sich anderorts in Dalmatien
oft in den oberen Cosinaschichten beobachten — oder die felslosen
Zonen sind durch größere Riff- und Klippenzüge voneinander getrennt,
die dann durch Einschaltung von diekbankigen Kalkmassen zustande
kommen. Dieser Typus findet sich in der in Rede stehenden Dolomit-
zone und anderwärts in Dalmatien in den Flyschgebieten schön
entwickelt.
Die jurassischen Dolomite sind von verschiedener Beschattenheit.
Häufig trifft man bräunliche, im Bruche graue, dickblättrig abgesonderte
Dolomite, daneben finden sich auch weiße zuckerkörnige poröse und
dunkelbraune bis schwarze, von weißen Adern durchsetzte Dolomit-
gesteine. Letztere sind ziemlich stark bituminös, doch konnte ich
in ihnen keine Asphaltvorkommnisse feststellen, auch wurde mir nichts
von solchen mitgeteilt. Die den Dolomiten eingelagerten Kalke
stimmen ganz mit denen des liegenden Kalkkomplexes überein, als
276 Verhandlungen. Nr.. 11
deren Nachzügler sie erscheinen. Sie teilen mit diesen auch die uner-
freuliche Eigenschaft, keine auch nur einigermaßen deutliche organische
Reste zu enthalten.
Die Dolomitzone des Jura wird im Westen an den Nordabhängen
der bei Bakovic vorhandenen beckenartigen Erweiterung des Vrbatales
angetroffen. Von da zieht sie sich auf die Südseite des kleinen
zwischen Kurobasa und Kerum gelegenen Polje hinüber, doch werden
hier die Dolomite bis auf eine hangendste Partie durch die ihnen
eingeschalteten Kalkzüge verdrängt. Südlich von Nincevie entwickelt
sich wiederum ein zweiter Dolomitstreifen, der von dem Hangend-
streifen durch ein relativ breites Kalkband getrennt bleibt. In der
Region des Rückens Bukovaca erscheinen dann im Liegenden dieses
zweiten Streifens noch einige Dolomitzüge. Östlich von Muslin tauchen
in den oberen Dolomiten mehrere Kalkbänder auf und entlang dem
Südabfall der westlichen Pliseviea ist dann die vorhin besprochene
Gehängebänderung besonders schön entwickelt. Am Ostfuße der PliSevica
bricht die mäßig steil gegen N einfallende Schichtfolge plötzlich ab,
um sich etwas weiter südwärts längs der Südabdachung der Planinka
fortzusetzen. Es handelt sich hier um eine sehr ‚auffällige Quer-
verschiebung, die sich aber innerhalb der Jurakalke auszugleichen:
scheint, da die Fleckenmergelzone im Süden der Verschiebung un-
gestört vorbeistreicht. Längs der Südseite der Planinka ist die
Gehängebänderung in ähnlich schöner Weise wie im Westen der
Querstörung zu sehen. Die Schichten fallen hier gegen NNW ein.
Das oberste Kalkband gewinnt hier sehr an Breite und dadurch, daß
es dann noch mit den nächsttieferen Kalkbändern verschmilzt, kommt
ostwärts von Beara eine Kalkzone zustande, die an Mächtigkeit den
Kalkkomplex im Liegenden der Dolomitzüge erreicht. Auf der öst-.
lichen PliSevica nimmt die Breite jener Kalkzone zwar wieder etwas
ab, doch wäre es ganz unzutreffend, hier noch von einem stark ver-
breiterten obersten Kalkbande der Dolomitzone zu sprechen.
Die durch Verschmelzung der oberen Kalkbänder hervorgegangene
Zone gewinnt nämlich eine morphologische Eigenart, indem sie sich
zu einer stark verkarsteten dolinenreichen Region gestaltet, die an.
Wildheit den Kalkzug im Liegenden der Juradolomite übertrifft und
den Rudistenkalkterrains in den Hauptkämmen der umliegenden
Gebirge ähnelt. Da in der unter dieser Region verbleibenden Zone
der Wechsellagerung von Kalk und Dolomit.auch noch ein Vordrängen .
des ersteren auf Kosten des letzteren erfolgt, erscheint es passender,
im Bereich der östlichen Plisevica von der Überlagerung der Lias-.
mergel durch einen sehr mächtigen Kalkkomplex zu sprechen, welchem
in den mittleren Partien einige Dolomitzüge eingeschaltet sind. Die
Kalkmassen sind gut gebankt und 15—25° sanft gegen N einfallend,
so daß ein deutlich treppenförmiger Aufbau des Berggehänges
sichtbar wird.
Nach oben hin schließt die ganze Schichtfolge der diekbankigen.
grauen Kalke und Dolomite mit einem Kalkzuge ab, der als Kette
schroffer Klippen und. Felsbastionen in der Landschaft auffällig _her-
vortritt. Dieser Klippenzug verläuft über die Gehänge südlich von
Kurobasa und dann entlang dem Südrande des Polje bei Kerum. Dann
1907 Bericht vom 31. Juli. F. v, Kerner. 977
sieht man ihn sehr deutlich über die Südhänge der westlichen
PliSevica hinstreichen und kann ihn hierauf jenseits der oben erwähnten
Diagonalverschiebung über die Südhänge der Planinka und dureh die
Felswildnisse nördlich von Beara bis an die Südwestecke des Polje
von Liskovae (am ÖOstfuße der Berges Busovaca) sehr gut verfolgen,
dann bildet er den Südrand dieses Polje, um sieh endlich an der
Westseite der östlichen PliSevica sanft hinan- und an der Ostseite
rasch hinabzuziehen, wobei er nahe südlich von der PliSevicakuppe
vorbeikommt. Nur auf der Strecke zwischen Kerum und Muslin ist
die Klippenkette teils gar nicht nachweisbar, teils nur durch einige
isolierte Felspartien angedeutet.
Uber der Klippenkette folgen Kalke und Dolomite, die sich
von den unter ihnen befindlichen in mehrfacher Hinsicht unterscheiden.
Die Kalke sind von körnig-sandiger Beschaffenheit, im Bruche dunkel-
grau, an den angewitterten Oberflächen etwas lichter grau gefärbt,
weißlich punktiert. Sie haben eine große Neigung zu plattig-scherbigem
Zerfall, so daß man in ihrem Bereiche nicht viel anstehendes Gestein
und vorzugsweise Scherbenfelder antrifft. Dementsprechend zeigen die
Regionen dieses Kalkes sanite Terrainformen, welche gegen die süd-
lich benachbarten Felswildnisse scharf kontrastieren. Diese Kalke
enthalten die schon in der Einleitung erwähnte eigentümliche Koralle,
welche Prof. Felix als einer neuen Gattung angehörig erkannt hat.
In ihrem Habitus an manche Stylosmilia- oder Goniocora-Arteu
erinnernd, steht sie ihrem Baue nach den Spongiomorphidae Frech
am nächsten. (Siehe: Felix, Eine neue Korallengattung aus dem
dalmatinischen Mesozoikum, Sitzungsberichte der. naturforschenden
Gesellschaft zu Leipzig 1906.) Für die Niveaubestimmung ist diese
Koralle Cladocoropsis mirabilis Felix, als neue Art und Gattung nicht
verwertbar. Die Überlagerung der korallenführenden Kalke durch
den Komplex der LemeSschichten, welche von der untersten Kreide
bis in den obersten Jura reichen, berechtigt zur Annahme, dab jene
Kalke in die obere Juraformation zu stellen sind. Dagegen bleibt es
völlig ungewiß, ob sie den ganzen Malm vertreten und die vor-
erwähnte Klippenkette der Grenze zwischen oberem und mittlerem
Jura entspreche. Ob der letztere vertreten ist, erscheint auch zweifel-
haft, wenn auch die stellenweise vorkommenden Unregelmäßigkeiten
der Lagerung und das Auftreten brecciöser Kalke noch keine durch-
greifende Störung oder Unterbrechung der Schichtfolge erweisen.
Streckenweise ziemlich spärlich, findet sich Cladocoropsis mirabilis
mancherorts in großer Menge. Man kann da manchmal auf der Mehr-
zahl der Kalktrümmer, welche man vom Boden aufhebt, Auswitterungen
der Koralle sehen. Prof. Felix konstatierte in allen von ihm mikro-
skopisch untersuchten Kalkstücken, welche teils von Podprag bei
Obrovazzo (leg. Schubert), teils aus der Gegend südöstlich vom
Sinpjsko Polje stammten, Foraminiferen aus der Familie der Textulariden
sowie auch Globigerinen. Die Cladocoropsis-Kalke der Svilaja sind
auf das Vorkommen von Foraminiferen noch nicht untersucht.
Die Dolomite, welche in Verbindung mit den Korallenkalken auf-
treten, sind teils zuckerkörnig, weiß, teils intensiv braun gefärbt und
stark bituminös riechend. Die ersteren bilden stark zernagte lochrige
978 Verhandlungen. Nr. Ja
Felsklippen, die letzteren sehr eigentümliche, wollklumpenähnliche
Felsen, wie sie auch bei Kreidedolomiten manchmal vorkommen. Ein
Umstand, durch den sich die dolomitischen Zonen des korallen-
führenden Jura von denen unter der Klippenzone unterscheiden, ist
die Einlagerung von dunkelgelben und hellroten Mergelknollen. Sie
sehen jenen ähnlich, welche sich auf der Westseite der Svilaja in
den Dolomiten über den LemeSschichten finden und von dort bereits
von Stache erwähnt werden.
Diese Dolomite kommen im Westen der westlichen Plisevica
am meisten zur Entwicklung. Sie bilden hier einen breiten Zug, in
welchen nur vereinzelte Kalkpartien mit Cladocoropsis eingeschaitet
sind. Weiter ostwärts spaltet sich dieser Zug in zwei Bänder, denen
flache grasige Muldenzonen entsprechen. Das untere Dolomitband
folgt gleich über einigen, der wiederholt genannten Klippenkette un-
mittelbar aufruhenden korallenreichen Bänken. Zwischen beiden
Bändern verläuft ein Zug von plattigem bis splittrigem grauem Kalk,
der fast gar keine Korallen führt. Ein ebenso beschaffener Kalkzug
folgt über dem oberen Dolomitband als hangendste Partie der ganzen
Serie. Der obere Dolomit keilt ungefähr in der Mitte des PliSevica-
rückens aus, noch ziemlich weit unter der dem östlichen Rückenende
genäherten Kuppe. Das untere Dolomitband läßt sich unterhalb der
Kuppe vorbei in den Anfangsteil der Duboka Draga hinab ver-
folgen.
Auf dem Rücken der Planinka trifft man die (wegen der
Querstörung) gegen S verschobene Fortsetzung dieses unteren
Dolomitzuges an. Auf der Westseite des Rückens ist in den
Dolomit ein Graben eingeschnitten, in welchem viele seltsam ge-
formte Felsen stehen. Auf der östlichen Seite des Planinkarückens
sieht man das Dolomitband noch ziemlich breit gegen Jelacic hinab-
ziehen. Die bis dahin sehr schmale korallenreiche Schicht zwischen
dem Dolomit und der Klippenkette wächst hier aber rasch an, wo-
durch der Dolomit von der Klippenkette abgedrängt und ostwärts
vom genannten Dörfehen zum Auskeilen gebracht wird. Jenseits des
Polje von Liskovac, auf der Rückenfläche der östlichen PliSevica
folgt über der wiederholt genannten Klippenkette eine rein kalkige
Zone mit viel Uladocoropsis.
Vergleicht man die Juraterrains im Westen und Osten der
Cetina bezüglich ihres Aufbaues, so kann man Ähnlichkeit der Bau-
steine und Verschiedenheit in deren Anordnung erkennen. Schwarzer
weißadriger Dolomit und dunkler Breccienkalk erscheinen auch östlich
vom Sinjsko Polje in der Zone über den Liasmergeln. Der erstere
bildet aber dort einen eigenen Gesteinszug, während er an den süd-
lichen Vorbergen der Svilaja in einer Wechsellagerung von grauem
blättrigem Dolomit und grauem Kalk eine mehr untergeordnete Rolle
spielt. Hier wie dort bestehen die höheren Teile der Schichtserie
aus dunkelgrauen Kalken mit Cladocoropsis und sind denselben
Dolomite eingeschaltet. Während diese aber im Osten der Cetina
auch die Koralle führen und den Kalken ähnlich gefärbt sind, treten
im Westen fossilleere weiße und braune Dolomite mit gelbroten
Mergelknollen auf.
1907 Bericht vom 31, Juli: .F/ v. Kerner. 279
Im Bereich der westlichen Pliseviea und Planinka folgen über
der Cladoeoropsis-Zone lichtgelbe dünnplattige, ‚hornsteinführende
Kalkschiefer, die nach oben in klüftige, dünnbankige Kalke übergehen,
welche gleichfalls Hornsteine enthalten. In den Kalkschiefern kommen
stellenweise Aptychen vor; Ammoniten wurden bisher noch keine auf-
gefunden. Wohl aber konnten in dem von Dr. Schubert und mir
nördlich vom Svilajakamme bei Otisie angetroffenen Zuge von Lemes-
schichten außer Aptychen auch viele Ammonitenreste gesammelt.werden,
Auf der Nordseite der östlichen Pliseviea- folgt auf die Oladocoropsis-
Kalke eine Gesteinszone, in welcher blättrig abgesonderte, außen und
im Bruche braune Dolomite, körnige gelbe und weiße Dolomite, die
sehr zernagte. Klippchen bilden, gelbe und rote Mergel und endlich
helle Kalke mit verschiedenen Korallen, Crinoiden, Bivalven- und
Gastropodendurchschnitten auftreten, Diese Gesteinstypen. zeigen
keine konstante Reihenfolge; sie greifen vielmehr ineinander‘ und
auch in den Üladocoropsis-Kalk ein, so daß sich keine scharfe Grenze
ziehen läßt. Die erstgenannten drei Gesteine gleichen vollkommen
jenen, aus welchen sieh die Dolomitzüge in der: Oladocoropsis-Zone
der westlichen PliSevica aufbauen. Der weiße Kalkstein zeigt dagegen
große Ähnlichkeit mit einem korallenreichen Kalke, der westlich vom
Graben bei Musiin mit einem anderen Kalke in inniger Verbindung
steht, der “gleich : weiter ostwärts (am Westfuße der westlichen
Plisevica) den, hornsteinführenden Kalkschiefer überlagert und zahl-
reiche Schalensplitter, aber keine besser erhaltenen Fossilreste führt.
Aus diesem Grunde dürften wohl die Dolomite im Hangenden
der Cladocoropsis-Kalke der östlichen PliSevica nicht mehr zur
Dolomitfazies der Cladocoropsis-Zone zu rechnen sein und — da auch
über ihnen keine LemeSschichten auftreten, eine Vertretung dieser
letzteren darstellen.
Dr. Schubert vermutet, daß das streckenweise Fehlen der
Aptychen führenden Kalkschiefer in seinem Aufnahmsgebiete durch
Verquetschung und Verdrückung dieser im Vergleiche zu den Kalken
wenig widerstandsfähigen Schichten bedingt sei. In: Regionen, wo man
dort, wo diese Kalkschiefer fehlen, deren Hangend- und Liegendschichten
direkt aneinanderstoßen sieht, ist diese Annahme gewiß berechtigt.
Wo: sich aber an das Nichterscheinen der Aptychenkalkschiefer das
Auftreten von Schichten knüpft, die ihrerseits dort fehlen, wo jene
Kalkschiefer angetroffen werden, ist die Annahme einer Vertretung
die nächstliegende. Westlich vom. Graben von Muslin sieht es so aus,
als wenn. der Zug der hornsteinführenden Plattenkalke in jener
Kalkmasse auskeilen würde, deren tiefere Partien jene Korallen und
Crinoiden führen, die am Nordabhang der östlichen PliSevica über der
Uladocoropsis-Zone vorkommen. Das Liegende der Kalkmasse westlich
von Muslin sind: Dolomite, in welchen bei diesem Dorfe eine kleine
Kalkpartie mit Oladocoropsis auftritt.
Der Zug der 'hornsteinführenden Plattenkalke zieht vom vor-
erwähnten Graben über die Anhöhen östlich von Muslin in die zwischen
Plisevica- und Debela ‚Kosa tief eingeschnittene Duboka Draga hinab,
folgt dieser. bis zur-Einmündung der Turska Draga und läßt sich
dann — analog den Liegendschichten weit nach S. verschoben — bis
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 11. Verhandlungen, 41
280 Verhandlungen. Nr. 11
zu den Ravinen nördlich von der Planinkakuppe verfolgen. Ein zweiter
schmälerer Zug von Plattenkalk verläuft entlang dem Nordfuße der
Debela Kosa, die selbst aus lichtgrauen bankigen Kalken aufgebaut
ist. Weiter ostwärts ist das Terrain ganz mit Schuttmassen bedeckt,
die durch Zerstörung der Plattenkalke gebildet worden sind. Am
Südabhang des Berges Busovaca kann man dann nochmals anstehende
Partien von Aptychenschichten sehen. Dieselben sind meist von zahl-
reichen, vielverzweigten Erosionsgräben durchfurebt. Die Schichten
neigen außerordentlich stark zum Zerfalle und ihre Zerstörungsprodukte
unterlagen dem Transport durch Wasserfluten bis an weit entfernte
Stellen hin. So findet man den Schutt der Hornsteinkalke noch in
einer Mulde bei Topic zwischen Kalkfelsen des Lias, wohin sie durch
den Torrente Rivina, der die Zone des dickbankigen grauen Jura-
kalkes schief durchschneidet, gebracht wurden. Auch im Polje von
Osgorje sind große Schuttmassen desselben Ursprunges angehäuft und
kleine Ansammlungen von Schutt der Hornsteinkalke trifft man auch
in den Gräben auf der Südseite der Planinka.
Die Schichten, welche östlich vom Polje von Liskovac das
Hangende der Cladocoropsis-Zone bilden, ziehen sich in großem Bogen
um die NO- und Ostabdachung der östlichen PliSevica auf die Rücken-
fläche des Vucjak hinüber, welcher einen südöstlichen Vorbau der
PliSevica bildet. Die Uladocoropsis-Kalke und die dieckbankigen grauen
Jurakalke lassen gleichfalls ein Umbiegen des Streichens aus W—O
in NW—SO und N—S erkennen, wie es in dieser Gegend auch die
Liasschichten zeigen. Es wäre möglich, daß sich das auf den Über-
sichtskarten dicht nordwestlich von Sinj (wo der untertriadische
Nebesarücken liegt) eingetragene isolierte kleine Vorkommen von
Jura auf den Korallenkalk des weiter nordwestwärts gelegenen Vucjak
beziehen soll.
Westlich von der Kalkmasse bei Muslin, in der die hornstein-
führenden Plattenkalke enden, breitet sich ein umfangreiches Dolomit-
gebiet aus. Dasselbe geht einerseits in eine Dolomitregion über, welche
auf die lichtgrauen Kalke im Hangenden der Plattenkalke folgt und
die Unterlage des Komplexes der Chamidenkalke bildet. Anderseits
steht es mit der westlichen Fortsetzung der hier fast ganz dolomitischen
Oladocoropsis-Zone im Zusammenhange. Das Terrain ist hier zum
großen Teil mit Ackerland bedeckt. Bei Tesia konnte ich in Stein-
mauern einige Stücke von hornsteinführendem Plattenkalk und von
weißem Kalke mit Crinoiden sehen. Da in dieser Gegend auch die
wiederholt genannte Klippenkette unterbrochen ist, stoßen hier die
Dolomite der Ol«docoropsis-Zone auch mit den oberen Dolomiten des
Liegendkomplexes dieser Zone zusammen. Im Bereich des kleinen Polje
bei Kerum tritt über der hier wiederum vorhandenen Klippenkette
wieder ein Kalk auf, welcher dem auf den Kuppen der Planinka und
östlichen Plisevica gleicht und auch Oladocoropsis mirabilis führt. Er
bildet den Terrainvorsprung im mittleren Teile der südlichen Poljen-
seite und die Gehänge im Westen des Polje.
Der Nordrand der Karstmulde bei Kerum grenzt schon an das
erwähnte räumlich ausgedehnte Dolomitgebiet, auf welches die Chamiden-
kalke folgen. Allem Anscheine nach hat man es hier mit unter-
1907 Bericht vom 31. Juli. F. v. Kerner, Karl Stegl. 981
cretacischem Dolomit zu tun. Hier sind somit zwischen Oberjura und
Unterkreide die Lemesschichten weder nachweisbar noch durch die
Kalke von Muslin vertreten. Daß etwa die tiefsten Partien des eben
genannten Dolomitkomplexes ein Aquivalent der Lemesschichten
wären, däucht mir unwahrscheinlich.
Im Gegensatze zu der großen Gleichförmigkeit, mit der die
tieferen und mittleren Teile des jurassischen Komplexes längs der Süd-
seite der Svilaja ausgebildet sind, zeigen sich gegen die obere Grenze
der Formation hin größere regionale Verschiedenheiten der Entwicklungs-
weise. Im ganzen hat sich der Jura der Svilaja planina bei der geo-
logischen Aufnahmealsin faunistischer Beziehung arm und in lithologischer
Hinsicht monoton erwiesen. Die bei Muslin, an der Plisevica und am
Vucjak gefundenen Korallen, deren Bestimmung sich hoffentlich wird
durchführen lassen, gehören — wie die Cephalopoden des Lemes-
berges — den oberen Grenzschichten des Jura an. Sieht man von
diesen ab, so verbleibt nur die Cladocoropsis-Entwicklung und eine
sehr artenarme Liasfauna, ein im Vergleich zur außerordentlich reichen
faunistischen Zonengliederung, die anderwärts gerade in der Juraformation
durchführbar war, sehr armseliger Zustand. Auch in lithologischer
Hinsicht herrscht — die obere Liaszone ausgenommen — wenig
Abwechslung. Kalke und Dolomite setzen in wenig variierender Aus-
bildung und Anordnung die ganze Formation zusammen. So bietet
der mitteldalmatinische Jura kaum ein weniger unerfreuliches Bild
dar als die dalmatinische Kreide und vermag seine Beschreibung
kein großes Interesse zu erregen. Da es sich jedoch um eine noch
nicht näher geschilderte Formationsentwicklung handelt, schien es
mir aber doch am Platze, die Resultate meiner Aufnahmen ausführ-
lich mitzuteilen.
Muc, Ende Juni 1907.
Literaturnotizen.
Karl Stegl. Die Wasserverhältnisse des Graner
Braunkohlenreviers, Österr. Zeitschr. f. Berg- und Hütten-
wesen, 1907, Nr. 15—18.
Im Graner Kohlenrevier leidet der Bergbau schwer unter gewaltigen Wasser-
einbrüchen. Es gibt ein Niveau, unter dem trotz aller Vorsichtsmaßregeln ein
Schacht nach dem anderen ersäuft, so daß bereits viele Millionen Kronen investierter
Kapitalien verlorengegangen sind. Weit verbreitet ist in Kreisen der Montanisten
die Ansicht, daß dieses gefährliche Niveau mit dem Donauspiegel zusammenfalle
und daß es sich um Einbrüche von Donauwasser handelt. Das Wasser entstammt
immer den Kalken der Trias, denen ja die Graner Kohle dicht aufgelagert ist. Wenn
in einem Falle der Einbruch aus dem Nummulitenkalk erfolgte, so dürfte das Wasser
hier nur auf „sekundärer“ Lagerstätte sein. Durch eingehendes Studium stellt nun
der Verfasser fest, daß die Einbruchstellen in sehr verschiedenen Seehöhen liegen,
daß dahingegen die Höhe, auf die das Wasser in den ersoffenen Schächten steigt,
konstant ca. 127 m ü. d. M. ist. Diese Höhenlage des konstanten unterirdischen
Wasserspiegels sowie das Fehlen von Schwankungen, die mit denen des Wasser-
standes der Donau zusammenfallen, läßt den Verfasser schließen, daß ein unmittel-
barer Zusammenhang mit der Donau nicht besteht. Das Wasser zirkurliert viel-
mehr in den Klüften der Trias und kommt eventuell auch aus weit entfernten
Niederschlagsgebieten.
41*
982 Verhandlungen. r Ne.’ 41
Sicher ist man durch diese Konstatierungen der richtigen Beurteilung der
Wassergefahr ein Stück nähergekommen. Man gewinnt aus der Lektüre des Auf-
satzes den Eindruck, als ob nunmehr ein..genaues Studium der Quellen im Tale
der Donau und deren Seitentälern angezeigt sei, da sicher durch dieselben eine
Drainage der Trias erfolgt. Vielleicht könnte 'man "sich hierdurch ein Urteil darüber
bilden, ob der Vorschlag des Verfassers, dürch ‘energisches Pumpen. den unter-
irdischen Wasserspiegel. zu senken, bei den vorhandenen Hilfsmitteln wirklich Aus-
sicht auf Erfolg hat. (W. a
Prof. Dr. H. Erdmann. Lehrbuch der anorganischen
Chemie. Vierte Auflage. Mit 303.Abbildungen, 95 Tabellen, einer
Rechentafel und sieben farbigen Tafeln. 796 Seiten. Braunschweig,
Friedr. Vieweg und Sohn, 1906.
Der beste Beweis für die Gediegenheit dieses trefllichen Werkes ist wohl
der Umstand, daß die vierte Auflage das neunte bis zwölfte Tausend darstellt.
Diese Auflage bat eine weitere Vermehrung der Abbildungen und Tabellen
erfahren, worunter besonders die neu aufgenommenen Spektra der Edel-
erden, des Radiums, des Quecksilbers etc. hervorzuheben sind.
Der Text wurde nicht nur gründlich revidiert, sondern auch ndch dureh
einen neuen Abschnitt über räumliche Gesetzmäßigkeiten bei festen
Körpern bereichert.
Die Hinzufügung der Synonyma der Elemente und ihrer Verbindungen in
spanischer Sprache dürfte bei der weiten Verbreitung dieser Sprache in. den
amerikanischen Minendistrikten dem wertvollen Werke gewiß neue Freunde zu-
bringen.
Wie schon die früheren Auflagen des Erdmann’schen Werkes ist also die
vierte Auflage desselben umsomehr berufen nicht nur dem Fachmann, sondern
überhaupt allen, welche sich auf naturwissenschaftlichem Gebiete betätigen auf
rasche und bequeme Weise über den neuesten Stand der Chemie beste Belehrung
zu erteilen und kann daher einer abermaligen weitgehenden Verbreitung ganz
sicher sein. (©. F, Eichleiter.)
Verlag.d., k. k, geolog. Reichsanstalt, Wien- III, Rasumofskygasse ‚23,
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3. ORNZERL
1907
Verhandiungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Bericht vom 31. August 1907.
ae eeenger, Mitteilungen: Rud. Kowarzik: Carya Laubei. Eine neue
tertiire Nuß. — F. v. Kerner: Die Überschiebungspoljen. — F. v. Kerner: Vorläufige Mit-
teilung über Funde von e- wınzen in der Svilaja planina. — Literaturnotizen:
C. Gäbert, E. Weinschenk, F. Salmojraghi.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Eingesendete Mitteilungen.
Rud. Kowarzik. Carya Laubei. Eine neue tertiäre Nuß.
Der um unsere paläontologische Sammlung hochverdiente Dr. med.
Ant. Fischer in Michelob sandte seinerzeit eine Anzahl fossiler
Nüsse an unser Institut. Dieselben wurden gelegentlich der Anlage
eines Hopfengartens in der Nähe des Eisenbahneinschnittes bei
Schellesen — 2 km südlich von Michelob — unter der Humusschicht
im Süßwasserkalk gefunden. Dieser Süßwasserkalk scheint ein Depot
des bei Tuchorschitz vorkommenden Kalkes zu sein, den Reußt) tol-
gendermaßen beschreibt: Das Gestein ist von zahlreichen Höhlungen
durchzogen und mit zahlreichen Dikotyledonenblättern angefüllt...
Durch das ganze Kalksteinlager zerstreut findet man aber zwei Arten
von Früchten, deren guter Erhaltungszustand eine nähere Beschreibung
gestattet.
Im ganzen wurden sechs ganze Nüsse sowie eine Anzahl von
Bruchstücken zutage gefördert. Die Nüsse sind so gut erhalten, dab
die Anfertigung von Dünnschliffen möglich war. Auf diese Weise
brauchte ich mich bei der Bearbeitung nicht bloß auf äußerliche
Merkmale zu beschränken, sondern konnte auch zum vergleichenden
Studium die mikroskopische Beschaffenheit namentlich des Endokarps
herbeiziehen. Das letztere war um so wichtiger, als bisher in der ein-
schlägigen Literatur nur eine einzige Arbeit?) genaueres über die
mikroskopische Struktur der Schale einer fossilen Nuß enthält.
Von den vorliegenden Nüssen sind zwei in ihrer ursprünglichen
Gestalt erhalten, während die anderen mehr weniger zusammen-
') A.E.Reuß, Die fossilen Mollusken der tertiären Süßwasserkalke Böhmens.
Sitzungsber. d. kais. Akademie d. Wissensch. Bd. XLII., Taf. II, Fig. 17, 18.
?) R. Beck, Das Oligocän von Mittweida mit besonderer Berücksichtigung
seiner Flora. Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch. Jahrg. 1832, Taf. XXXI, Fig. 155.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 12. Verhandlungen. 42
234 Verhandlungen. Nr. 12
gedrückt sind. Die ersteren erreichen die Ausmaße einer mittelgroßen
Juglans regia der sie auch im Aussehen sehr nahe kommen und sind
fast kugelig, auf dem einen Pole etwas zugespitzt. Die zusammen-
gedrückten Nüsse sind entsprechend der Dickenabnahme länger und
breiter.
Die äußere Hülle, das Exokarp, ist bei keinem Exemplare er-
halten. Die eigentliche Nußhülle, das Endokarp, ist ziemlich glatt,
läßt wenigstens keinerlei tiefere Grübchen erkennen. Bei einigen
Nüssen bemerkt man eine um dieselben herumlaufende mehr weniger
ausgeprägte Furche, die eine Trennungslinie der Schalen darstellt.
Bei den übrigen ist diese Furche nur schwer oder gar nicht fest-
zustellen. Die Schale selbst ist an dem einen Pole zugespitzt und es
Ausichten von acht aufeinander folgenden Schlifflächen von Carya Laubei.
(Das Schraffierte ist Kern.)
Sechs Fünftel der natürlichen Größe.
stehen hier bei den Exemplaren mit Furche die beiden Hälften etwas
voneinander ab.
Um nun auch die innere Stuktur der Nüsse kennen zu lernen,
wurde in folgender Weise verfahren. Zunächst wurde eine Nuß in
einer zur Trennungsfurche der Schalen normalen Ebene angeschliffen
und nach jedem Millimeter eine Zeichnung der so entstandenen Schliff-
fläche verfertigt (Abbildung 1). Auf diese Weise wurde die Hälfte der
Nuß entfernt. Sodann wurde die Nuß um 90% gewendet und abermals
von Jeder 1 mm dicken abgeschliffenen Schicht eine Flächenansicht
verfertigt.
Als Ergebnis dieser Untersuchungen konnte folgendes festgestellt
werden. Der Kern der Nüsse besteht aus zwei Hälften, die nicht sehr
weit voneinander abstehen. Im oberen Teile der Frucht, am spitzen
1907 Bericht vom 31. August. R. Kowarzik. Y8H
Ende, stehen diese beiden Hälften durch eine Brücke in Verbindung,
die rauten- oder deltoidförmigen Querschnitt hat und deren Längs-
achse in der Trennungsebene der Schalenhälften liegt. Auf dem
Rücken der beiden Keimblätter verläuft je ein ziemlich hoher Kiel,
der sich bis über die Hälfte der Keimblätter erstreckt. (Abbildung 2.)
Nach unten zu wird er immer niedriger, bis er ganz in die Rücken-
fläche der Keimblätter übergeht. Diese sind fast glatt, ohne bedeu-
tendere Wülste und Vertiefungen und werden durch zwei Paar
Scheidewände in vier Teile geteilt. Die sekundären Trennungsplatten
sind mächtiger als die primären. Von den Wänden der beiden
Schalenhälften ragen nach innen zahlreiche, aber nur niedrige leisten-
förmige Vorsprünge. Damit hängt die nur unbedeutend skulpturierte
Oberfläche der Keimblätter zusammen.
Vergleichen wir nun mit diesem Befunde das, was bisher von
tertiiren Nüssen bekannt geworden ist, so finden wir folgendes in
der einschlägigen Literatur:
Querschnitt durch die Nuß.
Sechs Fünftel der natürlichen Größe,
Es sind vier Gattungen tertiärer Nüsse unterschieden worden:
Juglans, Carya, Pterocarya und Engelhardtia. Ein Vergleich mit den
in der Literatur vorkommenden Abbildungen dieser Früchte zeiet,
daß unsere Nuß zweifellos zur Gattung Carya gehört). Diese umfaßt
selbst ein Dutzend Arten, und zwar sind es folgende: Carya ventricosa
Ung. (= Juglans laevigata Ludiw. — Ü. pusilla Ung.); ©. costata Ung.;
C. albula Heer ; ©. Schweiggeriana (Juglandites Göpp.); ©. rostrata Göpp:
©. abbreviata Heer; Ü. elaenoides Ung.: U. Braumiana Heer; ©. Sturii
Ung.; ©. minor Ung.; C mazxima Sap. und €. alba Nutt. Unter diesen
zwölf Arten ist nun Carya costata Unger diejenige, die unserer fossilen
Nuß am meisten ähnelt?). Zum Vergleiche standen mir durch die
Freundlichkeit des Herrn Adjunkten Dr. Bayer die im böhmischen
') Zittel, Handbuch der Paläontologie, II. Abt., Paläophytologie, pag. 450,
Kir. 272; 7, 8.
uieBreicik, ara. 0!
Osw. Heer, Die tertiäre Flora der Schweiz, pag. 92, Taf. CXXXI, Fig. 4;
pag. 93, Taf. CXXVII, Fig. 50, 51; pag. 94, Taf. CXL.
Herm. Engelhardt, Flora der Braunkohlenformation im Königreich
Sachsen, pag. 37, 38, Taf. X, Fig. 11—21.
2)-Siehe Zittel a. a. O.
42*
286 Verhandlungen. Nr. 12
Landesmuseum in Prag befindlichen Originalexemplare zu den
Juglandaceen in Sternbergs „Versuch einer geognostisch-bota-
nischen Darstellung der Flora der Vorwelt“ zur Verfügune, die aber
nicht aus dem Süßwasserkalke, sondern aus der Braunkohle von Alt-
sattel in Böhmen stammen.
Dieser Autor nennt zwar seine Nußart „Juglandites costatus“ ;
allein Heer weist mit Recht diese Nuß der Gattung Carya zu. Aus
dem Vergleiche meiner Nuß mit den erwähnten Originalstücken konnte
ich nun folgendes entnehmen: Während die Keimblätter von Carya
costats ganz nahe aneinander stehen, sind sie bei der neuen Nußart
fast doppelt so weit entfernt. Bei der ersteren ist dieser Abstand
überall fast gleich groß, bei der letzteren stehen die Keimblätter
in der Mitte am weitesten ab und rücken gegen die Seiten zu
einander näher. Bei ©. costata verläuft auf der Rückseite der Koty-
ledonen ein abgerundeter Kamm, bei der neuen Nuß ist dieser Kamm
sehr scharf. Bei der ersteren sind die Keimblätter durch zwei seichte,
aber breite Vertiefungen in drei deutlich geschiedene Teile getrennt.
Uber dem mittleren Teil erhebt sich der erwähnte abgerundete
Kamm, seitlich werden die Kotyledonen immer dicker, bis sie kurz
vor ihrem Ende die größte Dicke zeigen. Bei der neuen Carya fehlen
die Vertiefungen; der scharfe Kamm geht in schön geschwungener
Linie in die gleichmäßig dicken Seitenteile der Keimblätter über.
Endlich trägt die Schale von ©. costata — wie schon der Name sagt
— eine Anzahl von scharfen Kanten, während bei unserer Art solche
Rippen nur undeutlich oder gar nicht erkennbar sind.
Noch eine Frucht möchte ich zum Vergleiche heranziehen.
A. E. Reuß beschreibt eine Nuß aus dem tertiären Süßwasserkalke
von Tuchorschitz !), die er wegen des vorwaltenden Breitendurchmessers
ihres Kernes „Juglans dilatata* nennt. Meiner Meinung nach könnte
sie eher der Gattung Carya zugerechnet werden. Von der neuen Carya
unterscheidet sie sich durch die größere Breite der Kotyledonen,
durch den kleineren Abstand derselben voneinander, durch die größere
Länge des Rückenkammes und die geringere Höhe desselben. Weiters
ist auch die Form der Kotyledonen anders; sie sind oben stumpf
begrenzt. Die Verbindungsbrücke derselben endlich zeigt im Gegen-
satze zu der neuen Art mehr weniger kreisförmigen Querschnitt. Diese
Kennzeichen genügen, um beide Nüsse nicht vereinigen zu können.
Das Ergebnis meiner Untersuchungen also zeigt, daß einerseits
die neue Nuß zur Gattung Carya gehört, anderseits aber von den ihr
ähnlichsten Caryen hinlänglich unterschieden ist, als daß sie mit ihnen
vereinigt werden könnte. Deshalb stelle ich sie als eigene Art unter
dem Namen Carya Laubei auf.
Es erübrigt noch, einiges über die mikroskopische Struktur
des Endokarps, der eigentlichen Nußschale von Carya Laubei, zu
sagen. Es besteht aus verholzten, sklerenchymatischen Zellen, die
ziemlich gleich groß sind; nur hier und da finden sich größere, teils
runde, teils gestreckte Zellen. Die Lumina der meisten Zellen sind
!) A. E. Reuß, Die fossilen Mollusken der tertiären Süßwasserkalke
Böhmens. Sitzungsber. d. kais. Akademie d. Wissensch., Bd. XLII, Taf. III, Fig. 17, 18.
1907 Bericht vom 31. August. R. Kowarzik, F. v. Kerner. 287
mit grünlichen Körnchen, andere mit einer bräunlichen Masse erfüllt.
Radialkanälchen in den Zellwänden, wie sie R. Beck fand, konnte
ich nicht beobachten. Auffallend ist die Menge von feinen Rissen, die
netzförmig das ganze Endokarp durchziehen. Diese Sprünge entstanden
durch den starken Druck, dem die Nüsse im einbettenden Kalke aus-
gesetzt waren und der auch die Schuld trägt, daB einige der Nüsse
so stark abgeplattet sind.
Unter den rezenten Früchten gleicht der fossilen Carya Laubei
am meisten Carya «mara, nur daß jene größer ist als diese.
Prag, Geolog. Institut der deutschen Universität.
F. v. Kerner. Die Überschiebungspoljen.
Vor fünf Jahren habe ich aus der Gegend nördlich von Salona
zwei Poljen beschrieben, die bei ziemlicher Verschiedenheit des Auf-
baues doch eine gemeinsame Anlage erkennen ließen !). Beide sind an
das Auftreten von Überschiebungen der Kreide auf das Eocän geknüpft,
und zwar derart, dab die Südwand und der Poljenboden vom unteren
Flügel und die nördliche Poljenwand vom oberen Überschiebungs-
flügel hergestellt erscheinen. Dieses Schema ist in beiden Fällen
dadurch kompliziert, dab durch die Einschaltung sekundärer Uber-
schiebungen die Flügel der Hauptüberschiebung einen Schuppenbau
erhalten. Im Polje von Blaca tritt die Überschiebungsstirne des
Rudistenkalkes doppelt auf, im Konjsko Polje trifft man die Schicht-
folge des überschobenen Alttertiärs in zwei- bis dreimaliger Wieder-
holung. Überdies zeigt sich in die Nordseite des ersteren Poljes eine
kleine nach Süd geöffnete Zentroklinale eingeschaltet und ist im
letzteren Polje eine scharfe rechtwinkelige Umbiegung der Uber-
schiebungslinie mit Hervorpressung eines Zwischenflügelrestes an der
Biegungsstelle sichtbar.
In der Karstwanne von Blaca sind die tieferen kalkigen Glieder
des Eocäns auf die Südwand beschränkt und wird der Boden ganz
durch die in Mergelfazies entwickelten höheren Eocänschichten
(oberes Mitteleocän) gebildet, welche oberflächlich zu Lehm verwittert
sind. Bei Konjsko nehmen hingegen Nummuliten- und Alveolinen-
kalke auch aın Aufbaue des Wannenbodens Anteil. Letzterer ist dem-
entsprechend hier uneben, von flachen Felsbarren durchzogen, während
er sich bei Blaca völlig eingeebnet zeigt.
Bezüglich der tektonischen, stratigraphischen und morphologischen
Details kann hier auf die vorhin zitierte, mit zwei Kartenskizzen
ausgestattete Beschreibung hingewiesen werden.
Ein Jahr später hatte ich Gelegenheit, am Nordfuße des Mosor
zwei andere Poljen zu untersuchen, welche in tektonischer Beziehung
sowohl voneinander als auch von den eben genannten sehr abwichen,
aber doch auch wieder das eingangs erwähnte Bauprinzip erkennen
ließen. Im einen dieser Poljen, im Dolae (= Einsenkung) ist jenes
Bauschema verhältnismäßig wenig modifiziert, im nordwestlichen
!) Die gaaihen Verhältnisse der Poljen von Blaca und Konjsko bei
Spalato. Verhandl. . k. geol. R.-A. 1902, Nr. 16, pag. 364—375.
988 Verhandlungen. NE
Poljenteile bildet aber das Eocän an Stelle einer unter den Kreide-
kalk isoklin einfallenden Schichtmasse eine an denselben angepreßte,
gegen Ost geöffnete Hemizentroklinale, die Überschiebung wird durch
eine Faltenmulde, ersetzt. Als eine schr bemerkenswerte Eigen-
tümlichkeit der Uberschiebung von Dolae ist hervorzuheben, daß in
den aufgeschobenen Kreidekalk mehrere kleine Fenster eingeschnitten
sind, in deren einem ein Zwischenflügelrest entblößt ist, wogegen in
den anderen die Flyschmergel des Unterflügels aufgeschlossen sind.
Im anderen der beiden Poljen am Nordfuße des Mosor, im
Polje von Trnbusi ist das Bild einer Überschiebung durch zwei sehr
auffällige Querverschiebungen kompliziert. In bezug auf die zum
Aufbaue verwendeten Gesteine nähert sich das Polje von Trnbusi am
meisten dem Typus eines Überschiebungspoljes, insofern man mit
diesem Ausdrucke bezeichnen will, daß der Liegendflügel das Normal-
profil des mitteldalmatinischen Eocäns aufweist. Eine Abweichung von
diesem besteht bei Trnbusi darin, daß der Hauptnummulitenkalk nur
schwach entwickelt ist !).
Das Dolac nimmt hinwiederum in stratigraphischer Beziehung
eine Sondersteliung unter den Überschiebungspoljen ein. Die untere
Partie des Eocäns ist hier nur durch Trümmerbreceien mit Einlagen
von atypisch ausgebildetem Alveolinenkalk vertreten, die obere
Partie in Flyschfazies entwickelt, bestehend aus einer unteren und oberen
Mergellage und einem zwischen beide eingeschalteten Zuge von
Nummulitenbreccienkalk, welcher in der Morphologie des Dolac eine
wichtige Rolle spielt2). Über das Dolac liest zwar keine zusammen-
hängende Darstellung vor, wohl aber sind seine beiden Ränder an
zwei verschiedenen Orten von mir mit Beigabe von Kartenskizzen
genau beschrieben worden’) und ist an einer dritten Stelle *) einiges
über das Innere des Poljes mitgeteilt, so daß hier wenig zu ergänzen
bleibt. Das dinarisch streichende Dolac wird durch zweimalige Ein-
schnürung in drei Partialmulden zerlegt. In der nordwestlichen, von
der Form eines mit der Längsachse westöstlich gerichteten Ovals
veranlaßt die Einschaltung der Nummulitenbreecien in die hemizentro-
klinal gelagerte Flyschmasse das Auftreten eines Gesteinszuges,
welcher einen gegen NW konvexen parabolischen Bogen beschreibt
und eine Gliederung der Mulde in drei Abschnitte bedingt, in einen
mittleren, vom Felsbogen umschlossenen und in zwei seitliche, von
denen der südliche der weitaus größere ist und eine etwas tiefere
Lage einnimmt. Das Mittelstück des Dolae erhält dadurch die Form
eines Dreieckes, daß die Grenzlinie des Flysches gegen die unter-
lagernden Kalkbreccien genau dinarisch streicht, die Grenze gegen den
aufgeschobenen Kreidekalk dagegen zuerst gegen O und dann gegen S
verläuft. Der Zug der Nummulitenbreccien streicht gleichfalls noch
1) Verel. Verhand]. 1903, Nr. 10, pag. 216.
?) Vergl. Verhandl. 1903, Nr. 10, pag. 216.
») Die “Fenster in der Überschiebung am Nordfuße des Mosor. Verhandl.
d. k. k. geol. R.-A. 1903, Nr. 16. — Geologische Beschreibung der Mosor Planina
Jahrb. d. k. k. geol. RA u 301—311.
*) Reisebericht aus dem östlichen Mosorgebiete. Verhandl. d. k. k. geol.
R.-A. 1903, Nr. 10.
1907 Bericht vom 8). August. F. v, Kerner. 280)
dinarisch, von der südwestlichen Poljenwand durch eine schmale
Tiefenzone getrennt; die Anderung im Streichen der Überschiebungs-
linie erfolgt fast plötzlich.
Man sieht hier demnach eine ins Extrem gediehene Entwicklung
der im Polje von Konjsko quer zur Poljenachse sich vollziehenden
Veränderung des Richtungswechsels ; dort Übergang flach bogigen
Verlaufes in scharfe Umbiegung, hier Umwandlung geradlinigen
Laufes in rechtwinkelige Knickung. Diese ist jedoch nicht ganz auf
Rechnung einer jähen Streichungsänderung zu setzen. Die tiefen
sekundären Buchten in dem von W nach O verlaufenden Teilstücke
der Überschiebungsstirne legen den Gedanken nahe, daB auch das
rechtwinkelige Einspringen der Hauptbucht durch Ausnagung eines
früher im Bogen verlaufenen Überschiebungsrandes herausgebildet
worden sei. Im Gegensatz hierzu wird in der südöstlichen Partial-
mulde des Dolac die Form eines mit dem Scheitel gegen Süd
sekehrten Dreieckes dadurch hervorgebracht, daß die Grenzlinie der
Fiyschmergel gegen die Breccien — infolge einer Drehung deren
Fallrichtung aus NO und O in NW und N — sich stark gegen S
ausbiegt, die Felsmauer des Rudistenkalkes aber W—O streicht.
Die. eigentümliche Tektonik des nahe der Cetina gelegenen
Poljes von Trnbusi habe ich bisher nur einmal kurz erwähnt!), so daß
hier die Nachholung einer wenn auch gedrängten Darstellung am
Platze scheint. Gegen NÖ begrenzt sich das genannte Polje mit einem
Abhange aus eocänem Mergel, über welchen eine Felsmauer von
Kreidekalk emporragt, an deren Basis aber vielerorts Partien von
Nummuliten- und Alveolinenkalk — Zwischenflügelreste — sichtbar
sind. (Besonders ober Vrankovic, wo sich auch eine abgestürzte
Felsmasse von Alveolinenkalk befindet.) Im nördlichen Poljenteile
springt der Kreidekalk spornartig gegen W vor und hier ist ihm viel
Blockwerk vorgelagert. Den Südwestrand des Poljes bildet ein zick-
zackförmiger schmaler Zug von Nummulitenkalk. Dieser biegt am
Nordende des Poljes, wo er an der Überschiebungslinie hervorkomnit,
zunächst aus SO in WSW um, dann dreht er sich gegenüber dem
erwähnten Felssporne nach SO, was ihn bala in Berührung mit dem
Fuße der nordöstlichen Poljenwand bringt. Nach dieser Berührung
(bei Sv. Luka) wendet er sich wieder nach WSW worauf er —
im Begriffe neuerdings nach SO umzubiegen — an einem kleinen
Querbruche endet. Die Knollenmergel in den Randpartien des Poljes
sind längs der beiden quer zur Poljenachse verlaufenden Teilstücke
des Nummulitenkalkzuges verzerrt, geschleppt und stellenweise von
ihm randlich überschoben. Das breite Band des Alveolinenkalkes im
Liegenden des schmalen Zuges von Nummulitenkalk wiederholt den
zickzackförmigen Verlauf des letzteren und ebenso zeigt die Grenze
zwischen Eocän und Kreide zwei gegen O und zwei gegen W ein-
springende Winkel. Bemerkenswert ist es nun, daß im oberen
UÜberschiebungsflügel nur die nördliche Querverschiebung durch das
oben erwähnte spornartige Vortreten der Kreidekalkmauer angezeigt
ist, in der Region der zweiten Südwestverschiebung des Eocänkalk-
!) Verhandl. 1903, Nr. 10, pag. 216.
290 Verhandlungen. Nr: 12
zuges der aufgeschobene Kreidekalk hingegen ganz ohne Richtungs-
änderung weiterstreicht.
Anläßlich meiner vorjährigen Aufnahmen im Gebiete des Prolog
konnte die Sammlung der Überschiebungspoljen durch ein fünftes Exem-
plar bereichert werden. Das in den Südabhang der Kamesnica ein-
gesenkte Polje von Blaca (also gleichnamig mit dem erstgenannten)
läßt sich auch auf das eingangs skizzierte tektonische Schema zurück-
führen. Modifiziert erscheint dasselbe hier insofern, als im Westab-
schnitt des Poljes die eocänen Kalke des Liegendflügels im Streichen
eine Flexur erleiden und im östlichen Poljenteile Schuppenstruktur
auftritt. Der Bauart dieses Poljes habe ich im vorjährigen Reisebericht
einige Zeilen gewidmet’), auf welche hier verwiesen sei.
Resümieren wir, so ergibt sich als Grundform der besprochenen
Erscheinungen eine Überschiebung, bei welcher das überschobene
(Gestein weicher jst als seine Unterlage und Decke, so daß eine
Terrainvertiefung eintritt; es kommt zur Bildung eines Poljes, das
nordostwärts durch Schichtköpfe von Kreidekalk, südwestwärts durch
Schichtflächen von eocänem Kalk begrenzt und von eocänen Mergeln
erfüllt ist. Als hauptsächlichste Komplikationen dieser Grundform er-
geben sich Schuppenbildung im oberen oder im unteren Flügel und
(Querverschiebung eines oder beider Flügel.
Bei meinen diesjährigen Aufnalimen lernte ich nun ein Polje
kennen, dessen Bau dazu veranlaßt, den eben besprochenen Poljen-
typus als besonderen Fall einer tektonisch- morphologischen Erscheinung
zu betrachten, den Begriff des Überschiebungspoljes weiter zu fassen.
Im Polje von Mud besteht die Nordwand ganz aus unteren Werfener
Schiefern, der Boden und die Südwand sind aber aus kretazischen
und eocänen Kalken und eocänen Breccien aufgebaut. Das Mucer
Polje hat demnach mit den früher besprochenen Poljen nur die Eigen-
schaft gemein, daß die Nordwand durch den oberen, der Boden und
die Südwand durch den unteren Flügel einer Überschiebung herge-
stellt sind und diese Eigenschaft allein charakterisiert nun das
Überschiebungspolje in seinem weiteren Sinne.
Dagegen sind im Polje von Mu& nicht nur die Bausteine ver-
schieden, sondern auch deren morphologische Rollen insofern ver-
tauscht, als hier ein hartes Gestein den Poljenboden bildet und ein
relativ weiches die nördliche Poljenwand aufbaut. Das Polje von Muc
stellt darum auch einen anderen genetischen Typus dar. Die Hohl-
form kann hier nicht — wie in den Poljen mit Mergelboden — durch
Auswaschung entstanden sein; es muß hier ähnlich wie bei den ganz
in Kalk eingetieften Wannen die chemische Gesteinsauflösung eine
große Rolle gespielt haben, wobei der steil auf-, beziehungsweise ange
schobene Werfener Schiefer als Stauwand für die en
diente. Gegen OÖ zu machen sich Anzeichen eines Überganges der
Mucer Überschiebung in eine Falte bemerkbar. Es treten dort nämlich
auch südwärts vom Zuge der unteren Werfener Schiefer kalkige
obere Werfener Schichten auf. Während auf der Nordseite des Poljes
!) Reisebericht aus dem Üetinagebiete. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1906,
Nr. 11, pag. 313.
1907 Bericht vom 31. August. F. v. Kerner, 29]
die Werfener Schichten ziemlich parallel zur Poljenachse streichen,
schneidet der südliche Poljenrand die Falten, in welche der über-
schobene kretazisch-eocäne Schichtkomplex gelegt ist, schief ab. Im
westlichen Poljenteile besteht die Südwand aus Rudistenkalk, bei
Vulie streicht eine schmale Mulde aus Imperforatenkalken, bei Cambio
ein Kreidesattel gegen das Polje aus, an dessen Südflanke sich wieder
ein Mantel von eocänen Kalken anlegt, welcher zwischen Granid und
der Berina Draga an die Ebene herantritt. Ostwärts von dieser Draga
besteht das Südgehänge des Mucer Poljes aus mitteleocänen Breecien,
welche den Kern der breiten Tertiärmulde bilden, die sich an den
vorgenannten Sattel südwärts anlehnt.
Die Hügel bei Muc pod glavicom am Südrande des östlichen
Poljenteiles sind hauptsächlich aus Alveolinen- und Nummulitenkalk
aufgebaut, nur ihre Nordabhänge bestehen aus Breceien. Die westliche
Fortsetzung dieses Zuges von Alveolinenkalk trifft man am Poljenrande
östlich von Mosek und im Nordabschnitt des Felsterrains, das vor der
eben genannten Hüttengruppe schon innerhalb der Eluvien des Poljes
liest. Was sonst von zerstreuten Felsen aus dem östlichen Teil des
Mucer Poljes aufragt, ist eocäne Breccie. Dasselbe ist der Fall bei jenen
Felsen, die den Nordrand dieses Poljenteiles begleiten. Weiter west-
wärts (beim Postgebäude und der Gendarmeriekaserne von Mu& dolnje)
trifft man aber am Fuße des Werfener Schieferhanges einen weißen
Kalk mit vielen Nummuliten und noch weiter westwärts besteht der
Gesteinszug längs der Überschiebungslinie aus weiß und grau gefleckten
Breceien, aus weißen Breccien mit rotem Kitt und aus schiefrigen
roten Kalken. Etwas mehr gegen das Polje zu sah ich aber in einer
kleinen Grube weißen Kalk mit sicheren Rudistenresten.
Es ist schwer, aus diesen verschiedenen Befunden die Anordnung
der von Eluvium bedeckten Schichten des Poljenbodens zu ermitteln.
Es wäre möglich, daß der Nummulitenkalkzug bei Mud dolnje die
Region bezeichnet, wo der Faltensattel von Cambio an die Uber-
schiebung herantritt und daß der Rudistenkalk in der vorerwähnten
Grube dem Kern dieses Sattels angehört. Daß dieser Faltensattel gegen
OSO weiterstreiche und in dem Alveolinenkalkzuge von Mosek und
Mud pod glavicom seine direkte Fortsetzung finde, ist nicht wahr-
scheinlich, da die spärlichen, im mittleren Teil des Poljes von Mu€
sichtbaren Felspartien eocäne Breccien sind. Es spricht wohl nichts
dafür, daß die am Südrande des Mucer Poljes in dieses ausstreichenden
Falten sich in der Nähe der Triasüberschiebung zu dieser parallel
stellen, es läßt sich aber auch ein schiefes Abschneiden derselben
am Triasrande nicht feststellen und es ist die Annahme eines Aus-
keilens der Falten in der Nähe der Überschiebung zulässig.
In hydrographischer Beziehung zerfällt die Einsenkung am Süd-
fuße der Svilaja in drei getrennte Teile, welche nach den Bächen,
die in ihnen verschwinden, als Becken der Suvaja, Radaca und der
Milina bezeichnet werden können. Zu dem erstgenannten Becken
gehören das Polje von Postinje, die Talfurche zwischen diesem und
dem Mucer Polje und der westliche Teil dieses letzteren bis Cambio.
Dieses Becken wird vom Geröllbette des Suvaja potok (oder Suova
potok) in der Richtung von O nach W durchzogen und hat keinen
K. E. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 12. Verhandlungen. 43
292 Verhandlungen. Nr. 12
Hauptponor. Das zweite Becken fällt mit dem zentralen Teil des
Mucer Poljes zusammen und reicht von Cambio bis zum Östende von
Muc dolnje. Das Hauptrinnsal dieses Beckens, der Radaca potok, ver-
schwindet in einem großen, in Nummulitenkalk eingetieften Ponor
vor der Mündung der Berina Draga. Das dritte Becken umfaßt den
östlichen Teil des Mucer Poljes und dessen südöstliche Aussackung
bei Vrdoljak. In diesem Becken liegt nordöstlich von Mosek ein
eroßer Ponor, welcher in eocäne Breccien eingesenkt ist. In diesen
Trichter münden der vielgewundene Milina potok, welcher das Becken
in der Richtung von OÖ nach W durchfließt und der Zemljevac
potok, welcher von NW herkommt. Die Grenzscheiden zwischen den
drei hydrographisch selbständigen Bezirken werden durch ganz un-
scheinbare flache Bodenwellen gebildet.
Alle in die drei genannten Becken mündenden Rinnsale
entspringen im Gebirge nordwärts von Muc, welches sich aus un-
durchlässigen nnd mangelhaft durchlässigen Triasgesteinen aufbaut.
Die Anordnung der den drei Becken tributären Gebiete ist eine
eigentümliche. Die Quellen der in das zentrale und östliche Becken
mündenden Bäche liegen alle in der Zone der Werfeuer Schichten
ziemlich nahe dem Polje von Mu€. Das Sammelgebiet des in das west-
liche Becken fließenden Suvaja potok sind aber die weiter nordwärts
liegenden Dolomite und Schiefertone des Muschelkalkes sowie Buchen-
steiner und Cassianer Schichten und es reicht dieses Sammelgebiet soweit
nach O als jenes des Milina potok, so daß es die dem mittleren und
östlichen Becken tributären Gebirgsteile von N her umgreift.
Alle bisher erwähnten Poljen fallen in das Gebiet des Karten-
blattes Sinj—Spalato. Ich wollte es nun nicht verabsäumen, auch auf
den früher von mir kartierten Blättern Kistanje—Dernis und
Sebenico—Trau Umschau zu halten, ob in deren Bereich nicht auch
Hohlformen vorkämen, die nun den Überschiebungspoljen beizuzählen
wären, die mir aber ehedem, sei es weil es sich nur um vereinzelte
oder nur um wenig charakteristische Befunde handelte, keinen Anlaß
geboten hatten, sie als eine besondere Kategorie von Wechselbezie-
hungen zwischen Tektonik und Relief hervorzuheben. Diese Nach-
schau schien insofern ein positives Resultat zu haben als ich aus meinen
Aufnahmen ersah, daß einige der Mulden, welche die große Über-
schiebung in der Landschaft Zagorje!) begleiten, von der Überschie-
bungslinie durchschnitten werden, so daß auf der einen Muldenseite
aufgeschobene, auf der anderen überschobene Schichten anstehen.
Es handelt sich hier um eine UÜberschiebung von cenomanem
Dolomit auf Alveolinenkalk, so daß, was die am Aufbaue beteiligten
Gesteine anbelangt, eine dritte Art von Überschiebungspoljen vorliegt.
Eine Abweichung von allen bisher besprochenen Verhältnissen besteht
aber bei der größten der hier in Betracht zu ziehenden Mulden,
beim Polje von Ljubostine darin, daß die Überschiebungslinie an den
südlichen Muldenrand verlegt ist. Das Polje von Ljubostine stellt
sich als eine durch mechanische und chemische Gesteinszerstörung
im aufgeschobenen Dolomit entstandene Vertiefung dar, die von der
!) Vergl. Erläut. zur geol. Karte ete. Blatt Sebenico—Trau, pag. 58.
a U U DZ ZZ a 9 2.4
1907 Bericht vom 31. August. F, v. Kerner. 293
kleinen, weiter westlich gelegenen Mulde von Slamid, die ganz im
Dolomit liegt und mit der Überschiebung nichts zu tun hat, nur
dadurch abweicht, daß sie bis an den Südrand der Dolomitzone reicht.
Allerdings gerät dadurch ihre Form in Abhängigkeit von der Über-
schiebung, welche nun den Verlauf des südlichen Poljenrandes
bestimmt; man gewinnt aber nicht den Eindruck, daß das Vorhanden-
sein der Überschiebung den Anlaß zur Bildung der Hohlform gegeben
habe. Ähnliches gilt betrefls der kleinen Mulde bei Visoka. "Beim
kleinen Pelje von Divojevic, zu dessen beiden Seiten das Tertiär
auskeilt, so daß sich hier der cenomane Dolomit auf den turonen
Rudistenkalk schiebt, ist zwar die Überschiebungslinie dem nördlichen
Poljenrande genähert, aber auch nicht den Verlauf desselben bestimmend.
Die vorgenannten Mulden weisen Ähnlichkeit mit jenen auf, welche
in den dolomitischen Hangendflügeln der Überschiebungen bei Ugljane
liegen ).
Ich möchte den früher erörterten Unterschied als wesentlich
betrachten und daher die Mulde von Ljubostine und die ihr analog
beschaffenen lieber nicht zu den Überschiebungspoljen rechnen als,
um dies tun zu können, den Begrift dieser Poljen noch weiter fassen.
Es ist mir nur darum zu tun, für eine bestimmte Kategorie von Er-
scheinungen einen Terminus zu haben, nicht aber einen Sammelbegriff
zu bilden, unter den sich sehr heterogene Dinge subsummieren lassen,
der dann aber auch eine Klassifikation nach verschiedenen Einteilungs-
prinzipien erfordert. Aus diesem Grunde scheide ich hier. auch die
großen dalmatinischen Poljen, das Petrovo und Sinjsko Polje von
der Betrachtung aus. Bei diesen besteht der Untergrund aus Trias-
gesteinen und bauen sich beide Längsseiten aus viel jüngeren,
kretazischen und eocänen Schichten auf.
Im Petrovo Polje ragen viele Rauhwackenkuppen und einige
Hügel aus Werfener Schiefer aus den Alluvien der Cikola auf? an
Sinjsko Polje trifft man zwar nur in dessen nördlichstem Teile der-
artige Hügel, daß aber auch unter der ganzen Westhälfte der Cetina-
ebene Trias verborgen ist, darf man aus dem Erscheinen von Werfener
Schiefer am Südostrande der Ebene bei Jabuka schließen 3). Am Auf-
baue der westlichen und südwestlichen Poljenränder nehmen bei Dernis
und bei Sinj vorwiegend eocäne Breccien, südlich von Sinj auch Alveo-
linen- und Rudistenkalk Anteil; die O- und NO-Ränder bestehen größten-
teils aus Kalken, zum Teil auch aus Dolomiten der Kreideformation.
Bei diesen großen Poljen spricht Stache von Aufbrüchen. Die
Vorstellung einer wenn auch sehr asymmetrischen Antiklinale hat
Stache mit dieser Bezeichnung aber nicht verbunden. Es handelt
sich auf den Südwestseiten dieser Poljen um ein Aneinanderstoßen
von Eocän oder Oberkreide an Untertrias ohne Zwischenschichten.
Bei Dernis könnte man von Überschiebung sprechen, weil dort die
Prominabreccien gegen die Ebene zu einfallen, aus welcher die Trias-
hügel aufrageh. Am Westrande des Sinjsko Poljes sind dagegen die
1) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1906, Nr. 3, pag. 105.
®) Verg). Verhand). 1894, Nr. 15, pag. 407.
®) Vergl. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., Bi. L, pag. 10.
294 Verhandlungen. Nr. 412
Schichten steil gestellt. Man kann die an diese Aufbrüche geknüpften
Hohlformen als Aufbruchspoljen bezeichnen.
Prof. Schmidt in Basel hat jüngst ausgesprochen !), daß die
Triasmassen in den großen dalmatinischen Poljen ortsfremde, vom
Velebit gekommene und in das kretazisch-eocäne Faltenland einge-
senkte Schollen seien. Die Gelegenheit, bei welcher dieser Ausspruch
erfolgte: Darlegung der jetzigen Umwälzung der tektonischen An-
schauungen in einer akademischen Festrede, gestattet es, denselben vor-
läufig nur als eine rein formelle Übertragung der Charriagehypothese
auf Dalmatien zu betrachten. Man kann bei sehr vielen Vorkommnissen
älterer Gesteine a priori annehmen, daß sie auf Jüngeren liegen und,
wenn sie doch zwischen jüngeren hervorkommen, supponieren, daß
sie eingesenkt seien. Gründe, welche gegen die Wurzellosigkeit der
Derniser und Sinjaner Trias sprechen, hier anzuführen, schiene ver-
früht, solange Prof. Schmidt nicht Argumente zugunsten seiner
Ansicht vorbringt. Nur soviel sei bemerkt, daß eine Erbohrung von
kretazischen oder eocänen Schichten im Zentrum oder in der Öst-
hälfte des Petrovo Poljes?) kein Argument für die Ortsfremdheit der
dortigen Trias wäre und bei der Beweisführung ausgeschaltet bleiben
müßte, da sie sich, wie auch die mächtige Entwicklung der im tria-
dischen Normalprofil von Muc fast fehlenden Rauhwacken durch
hochgradige Horizontalverschiebung autochthoner Trias erklären ließe.
F. v. Kerner. Vorläufige Mitteilung über Funde von
Triaspflanzen in der Svilaja planina.
Abgesehen von Kalkalgen sind bisher aus zwei Schichtgliedern
der dalmatischen Trias vegetabilische Reste bekannt geworden: Pflanzen-
spuren in den von Schubert als Raibler Schichten erkannten dunklen
Schiefern bei Rastello di Grab und Schaft- und Stengelfragmente,
welche v. Bukowski in glimmerigen Sandsteinen des süddalmatischen
Muschelkalkes in großer Menge vorfand. Anläßlich der Aufnahmen in
der Trias der Svilaja konnte ich nun in zwei durch die Schichten
mit Pietra verde getrennten Horizonten auch Pflanzenreste antreffen,
wozu noch einige in den Werfener Schiefern bei Sin; von mir
gefundene kommen.
Diese letzteren befinden sich auf zwei kleinen Platten von
lichtem gelbliehgrauem Sandsteinschiefer, die neben der von Gips-
felsen umstandenen Doline beim Weiler Bulj gesammelt wurden. Die
eine Sandsteinplatte ist dicht erfüllt mit kleinen, sich braun vom
lichten Grunde abhebenden Blättchen und Bruchstückehen von solchen.
Die am besten erhaltenen lassen bei einer Länge von 1 cm und einer
größten Breite von 4 mm einen abgerundet keilförmigen Umriß und
eine feine Längsstreifung erkennen. Die andere Gesteinsplatte enthält
eine Anzahl von mehrere Zentimeter langen Bruchstücken von längs-
!) Alpine Probleme. Rede, gehalten am Jahresfeste der Universität Basel 1906,
pag. 15, und Bild und Bau der Schweizeralpen. Basel 1907, pag. 73.
?) Eine Erbohrung solcher Schichten in der südwestlichen Randzone des
Petrovo Poljes ist wegen der oben erwähnten Lagerungsweise der Prominaschichten
bei Dernis nicht überraschend.
1907 Bericht vom 31. August. F, v. Kerner. Dl0ıe
gerieften, einige Millimeter dicken hohlen Stengeln. Einige derselben
sind als dünne Stränge, andere als schmale Rinnen mit ausgewitterten
Rändern erhalten; ibre Substanz hebt sich dureh größere Härte und
dunkle Farbe vom umgebenden Gesteine ab. Die erstgenannten Reste
könnten wohl Blättchen aus Blattscheilen von Schachtelhalmen sein,
doch sollte man erwarten, daß sich dann einige noch im Zusammen-
hange miteinander befänden. Bezüglich der Stenzelfragmente ist es
wohl besser, einen Deutungsversuch zu unterlassen.
Etwas reicher war die Ausbeute in dem erwälnten pflanzen-
führenden Horizont im Liesenden der Serie von Tuffzesteinen mit
Pietra verde. Die pflanzlichen Fossilien erscheinen hier in kleinen
Einlagerungen von dunklem Kalkschiefer innerhalb lichter klüftiger
Dolomite. Die fossilführenden Stellen befinden sich im Bereiche der
südlichen Seitengräben des obersten Suvajatales nordöstlich von Mu.
Unter diesen Pflanzenresten finden sich einige Bruchstücke von Blatt-
fiedern, die mit großer Wahrscheinlichkeit auf das Rhizocarpeengenus
Sagenopteris bezogen werden können. Zunächst die untere Hälfte
einer schwach asymmetrischen Blattspreite 'mit Diktyonenropteris-
nervatur, ferner ein mit einem breiten Blattstiele in Verbindung
stehendes Spreitenfragment, auf welchem der eben genannte Nerva-
tionstypus besonders gut erhalten ist, sodann zwei gleichfalls mit
breiten Blattstielen verbundene Basalteile von Fiedern und eine
Blattfiederspitze. Ein Umstand, der bei der Deutung noch eine ge-
wisse Reserve auferlegt, ist das Fehlen eines Restes, welcher mehrere
Blattfiedern im Zusammenhange miteinander zeigen würde.
Es findet sich ferner eine Anzahl von schwach gekrümmten,
zirka 2 em langen Blattfiedern von keilförmigem Umrisse und welliger
Umrandung des verbreiterten Endstückes der Spreite. Die Fiedern
sind von gleich starken, eng stehenden, dichotom verzweigten Nerven
durchzogen. Diese Form- und Nervaturverhältnisse lassen einen Ver-
gleich mit Blattfiedern von Sphenozamites gerechtfertigt erscheinen,
doch konnte ich bei vorläufiger Literaturdurchsicht keine analoge
Form abgebildet finden. Zur Sicherung voriger Diagnose wäre vor-
erst aber die Auffindung eines Restes, welcher mehrere Fiedern im
Zusammenhange mit einer Rhachis zeigen würde, erforderlich. Eine
dritte Pflanzenform ist durch einige Bruchstücke von beiderseits mit
winzigen Läppchen besetzten Blattfiedern vertreten. Diese Läppchen
stehen alternierend, jederseits dicht gedrängt, mit ihren Basen sich
berührend und sind von Halbkreisform. Um eine Nervatur zu er-
kennen, ist der Erhaltungszustand zu wenig gut. Diese Reste zeigen
eine habituelle Ähnlichkeit mit dem vom Zigno beschriebenen
Gleichenites elegans. In bezug auf die Dimensionen der Läppchen
herrscht: Übereinstimmung mit den kleineren Fiederchen dieser Art.
Fin wichtiger Unterschied zwischen dem dalmatinischen Triasfossil
und dem Gleichenites aus dem Jura des Veronesischen besteht darin,
daß bei ersterem die Spindel relativ dick, bei letzterem aber sehr
schlank ist.
Endlich sind noch Bruchstücke von kleinen Zweigchen vorhanden,
die mit linearen zugespitzten Blättchen von ca. 1 cm Länge besetzt
erscheinen. Die Stellung und Art der Insertion dieser Blättchen ist
296 Verhandlungen. Nr. 19
nicht deutlich zu erkennen. Es dürfte sich hier wohl um Koniferen-
reste handeln und es läßt sich eine habituelle Ähnlichkeit mit Palissya
nicht leugnen. Auf einem Gesteinsstücke sieht man zwar auch ein
Fossil, das in Form und Größe an eine Zapfenschuppe dieser Koni-
ferengattung erinnert, doch wäre es olıne reicheres und besser er-
haltenes Material nicht zulässig, eine Diagnose zu stellen.
Die vegetabilischen Reste, welche im Hangenden der Schichten
mit Pietra verde angetroffen wurden, liegen in einem dunkelgrauen
feinkörnigen Gestein, das im Gegensatze zu dem in dünne Plättchen
spaltenden Kalkschiefer, welcher die eben besprochenen Pflanzen
führt, in dickere, unebenflächige plattige Stücke abgesondert ist.
Dieses Gestein zeigt sich erfüllt von vielen einige Millimeter bis
einige Zentimeter breiten Bruchstücken verholzter Pflanzenteile, die
in eine glänzend schwarze kohlige Substanz umgewandelt sind.
Daneben sieht man viele mattschwarze Flecken und Streifen, die
wohl von mazerierten häutigen Pflanzenteilen stammen. Außerdem
fand sich ein mit kurzen zugespitzten Blattschuppen besetztes
Zweigchen, das wohl einer Konifere angehören mag, aber jede nähere
Bestimmung ausschließt. Neben diesem Zweigchen liegt der Rest einer
Zapfenschuppe mit zwei Samen.
Außer diesen Pflanzenresten fanden sich in den höheren Trias-
kalken im Suvajatale nördlich von Mu@ massenhaft Gyroporellen und
in den Kalken im Liegenden der Lithiotidenzone röhrenförmige Aus-
witterungen, welche gleichfalls auf Kalkalgen zu beziehen sein dürften.
Südlich von Mud, am Berge Deveroga traf ich in einem Streifen von
Mergelkalk zwischen Alveolinen- und Hauptnummulitenkalk einige
Abdrücke von Laubblättern. Daß hier eine Flora des tieferen Mittel-
eocäns entdeckt sei, schien mir allerdings sogleich zu unwahrschein-
lich, um möglich sein zu können und ich gewann den Eindruck, daß
da eine Grabenversenkung von Prominaschichten vorliege, die am
oben genannten Berge — allerdings nicht in Mergel- sondern in
Konglomeratfazies — im Hangenden des Nummulitenkalkes lagern.
Das eben erwähnte Vorkommen ist insofern von Interesse, als es
dazu beiträgt, die große räumliche Lücke auszufüllen, welche zwischen
dem Auftreten der pflanzen- und kohlenführenden Mergelfazies der
Prominaschichten bei Kljake (südöstlich vom Petrovo Polje) und jenem
bei Ruda (östlich vom Sinjsko Polje) klafft. Hier scheint es auch am
Platze zu erwähnen, dab nach einer mir von glaubwürdiger Seite zu-
gekommenen Mitteilung anläßlich des Baues der ‘Bahn von Spalato
nach Sin am Westfuße des Mosor, beiläufig in der Gegend der
Weiler Dadic, Uvodie und Gelig Blattabdrücke gefunden worden sein
sollen. Leider ist mir nichts von diesen Resten zu Gesicht gekommen.
Als ich ein Jahr vor dem Bahnbau diese Gegend geologisch aufnahm,
habe ich dort von pflanzlichen Fossilien nichts bemerkt. Die Bahn
durchschneidet dort Schichten der oberen Abteilung der Spalatiner
Flysehformation.
Jüngst wurden mir von meinen beiden dalmatinischen Aufnahms-
kollegen auch noch Pflanzen aus der jüngsten geologischen Ver-
gangenheit zu einer Untersuchung übergeben, über deren Resultate
nächstens genauer berichtet werden soll. Vom Chefgeologen v. Bu-
4 Br u re ee
1907 Bericht vom 31. August. F. v. Kerner, ©. Gäbert. 207
kowski Blätter aus einem Kalktuff, der seiner Position nach altquartär
sein dürfte, von Dr. Schubert vexetabilische Reste aus einem
Mergel, dessen Lage über Neogenschichten nicht erkennen läßt, ob
er noch zum jüngsten Tertiär oder schon zum Quartär gehört.
Da in letzterer Zeit Schubert auch aus dem Karbon des
Velebit Kalkalgen beschrieben hat und von dort aus Schichten mit
Productus semireticulatus verkolhlte Pflanzenteile bekannt geworden
sind und durch meine Aufnahmen im Sinjsko Polje auch im Neogen
auf dem Festlande Dalmatiens eine über mehrere Horizonte verteilte
Flora von Wasser-, Sumpf- und Landpflanzen festgestellt wurde, hat
nunmehr die Zahl der speziell in Mittel- und Norddalmatien als
pflanzenführend erkannten geologischen Formationsglieder rasch eine
erfreuliche Vergrößerung erfahren.
Literaturnotizen.
©. Gäbert. Die Gneise des Erzgebirges und ihre
Kontaktwirkungen. Hierzu eine geologische Übersichtskarte im
Maße 1:300.000, 6 Tafeln und 4 Textfiguren. (Zeitschr. d. deutsch.
geol. Ges. 1907, pag. 308— 376.)
Der zur Besprechung gelangende Gegenstand wurde vom Autor wie folgt
gegliedert.
1. Die Lagerungsverhältnisse der erzgebirgischen Gneiskuppeln und der die
Gneisformationp umrahmenden kristallinen Schiefer.
2. Die petrographischen und petrogenetischen Verhältnisse der (neisformation.
3. Geologische Beziehungen und Altersverhältnisse zwischen den grauen und
roten Gmeisen.
4. Die sedimentären Einschaltungen in der Gneisformation und deren Ver-
bandsverhäitnisse mit den Gneisen.
5. Die geo:ogische Stellung dieser Sedimente und die Kontaktwirkungen
der Gneise. a
Den Schluß bildet ein historischer Überblick über die Ansichten von der
Genesis der erzgebirgischen Gneise seit ©. F. Naumann.
Im ersten Abschnitte wird die Ansicht vertreten, daß sich die gesamte erz-
gebirgische Gneisformation hauptsächlich aus mehreren (Freiberger, Saydaer, Reitzen-
hain-Katbarinaberger, Marienberger und Annaberger) Gneisknppeln aufbaue. In
ihren Scheitelgebieten sind die tiefsten Horizonte der betreffenden Gneise zu
suchen.
; Im zweiten Abschnitte wird der ganze Komplex der Gneisgesteine in eine
ältere (grauer Gneis) und in eine jüngere Gruppe (roter Gneis) gegliedert.
Der graue Gneis zerfällt weiter in einen unteren und in einen oberen
Horizont.
Das für diese Zweiteilung in erster Linie entscheidende Merkmal ist das
völlige Feblen von Gesteinseinschaltungen sedimentärer Herkunft im unteren
Horizont.
Dessenungeachtet werden jedoch der obere sowie der untere Horizont als
Erstarrungsgebilde ein und desselben granitischen Magmas aufgefaßt. Beide sind
nur zwei verschiedene Faziesbildungen.
Für analoge Verhältnisse tritt der Autor auch bei der Besprechung der
roten Gneise ein (pag. 334). Auch diese werden als Eruptivgebilde gedeutet.
Die Sedimente werden „als im Gneise gewissermaßen schwebende Schollen
aufgefaßt“. „Die alte Dreiteilung der ‚archäischen‘ Formation in eine Gneis-,
Glimmerschiefer- und Phyllitformation erfährt“ durch Interpretation „sämtlicher
Gneise als Eruptivgesteine, der umrahmenden Schiefer aber als deren Kontakthof
eine völlige Umkehrung, sofern nämlich jetzt die Gneise die jüngste Formation
repräsentieren, während Glimmerschiefer und Phyllite als ihr kontaktmetamorpher
Hof die älteren Gebilde sind“.
998 Verhandlungen. Nr.
Die Glimmerschiefer- und Phyllitformation will schließlich der Autor
nicht als geologische „Formationen“ im bisherigen Sinne, sondern als die
tiefsten Etagen des Kambriums und als altkambrisch oder präkambrisch gedeutet
wissen. „Von einem Archaikum im alten Sinne kann info!ge dessen im Erzgebirge
nicht die Rede sein.“
„Hält man“ ferner hypothetisch an dem „Kulmalter der in der
Gneisformation eingeschalteten Grauwacken- und Konglomeratschollen fest, so
dürfte die Eruption des erzgebirgischen Gneises frühestens am Ende der Kulm-
periode erfolgt sein.“
Die Gneise wären demnach „nicht sehr viel älter als die in ihnen und in
ihrem Kontakthofe aufsetzenden Granitstöcke*“. (Dr. K. Hinterlechner.)
E. Weinschenk. Grundzüge der Gesteinskunde.
II. Teil: Spezielle Gesteinskunde mit besonderer Berücksichtigung
der geologischen Verhältnisse. II. umgearbeitete Auflage. Mit 186 Text-
figuren und 6 Tafeln. Gr.-8° (X + 362). Freiburg 1907. Herder’sche
Verlagsbuchhandlung.
Die Erwartung, die gelegentlich der Besprechung der I. Auflage des
zitierten Buches in unserem Organe (Verhandl. 1905, pag. 339—340) zum Aus-
drucke gebracht wurde, ist vollinhaltlich in Erfüllung gegangen. Innerhalb etwas
mehr als Jahresfrist war es möglich die II. Auflage in die Welt zu senden. Mit
vorliegendem Buche ist also der ganze aus vier Teilen bestehende Kursus zur
Einführung in die Gesteinskunde neu erschienen. Die teilweise Erweiterung des
Umfanges wird Hand in Hand mit der hübschen Ausstattung bestimmt auch der
II. Auflage alle alten Freunde erhalten und dazu noch neue erwerben. Im übrigen sei
hier auf die Besprechung der I. Auflage verwiesen. (Dr. K. Hinterlechner.)
E. Weinschenk. Petrographisches Vademekum. Ein
Hilfsbuch für Geologen. Mit 1 Tafel und 98 Abbildungen. Schmal-8°
(VIII + 208). Freiburg 1907. Herder’sche Verlagsbuchhandlung.
Das Buch soll ein Hilfsmittel sein, mit dem die Gesteiuswelt für den
augenblicklichen Bedarf im makroskopischen Praktikum und auf geologischen
Exkursionen leichter übersehen werden kann. Es stellt einen illustrierten Auszug aus
den bekannten und beliebten petrographischen Werken des Autors vor. Deshalb
dürfte es speziell Studierenden gute Dienste leisten. (Dr. K. Hinterlechner.)
F. Salmojraghi. Sull’origine Padana della Sabbia di
Sansego nel Quarnero. (Rendiconti R. Ist. Lomb. sc. lett.
Ser. II. XL. 1907. 867 — 887.)
Seine im Jahre 1903 in derselben Zeitschrift wie die vorliegende Arbeit ver-
öffentlichte Untersuchung über das Miocän von S. Marino und über die Herkunft
der Adriasande veranlaßte den Verfasser sich weiter mit den Sanden der adria-
tischen Küste und der in die Adria mündenden l’lJüsse zu befassen. Er untersuchte
mikroskopisch eingehend verschiedene Sand- und Erdproben von Sansego, Canidole
piccolo und grande, Unie, der Punta Merlera und Dalmatien und kommt zum Er-
gebnis, daß der quartäre Sand von Sansego und der benachbarten Vorkommen
im Quarnero verschieden sei von demjenigen Dalmatiens und Venetiens, dagegen
übereinstimme mit demjenigen des Po und des italischen Küstengebietes bis zu
den Abruzzen. Er sei fluviatiler Natur und könne nur aus einem Gebiete
kristallinischer Schiefer stammen und in Berücksichtigung der hydrographischen
Verhältnisse nur vom Po angeschwemmt worden sein, und zwar vom diluvialen
Po, der sich bis zum Quarnero erstreckte und venezianische Flüsse, besonders die
Etsch, in sich aufnahm, so daß sich im Sand vom Sansego Gesteinsbestandteile
aus den Trientiner Alpen mit solehen der Westalpen mischten,
Verfasser ist also der Ansicht, durch genaue Untersuchungen die bereits von
älteren Forschern, besonders G. Stache, geäußerte Vermutung über die Herkunft
des Sandes von Sansego als richtig nachgewiesen zu haben. (Dr. R. Schubert.)
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek. Wien IlI. Erdbergstraße 3.
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien Ill. Rasumofskygasse 23.
1907.
Verhandlungen de? k. k. geologischen Reichsanstalt.
Bericht vom 50. September 1907.
Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: Ernennung Hofrat Dr. Tietze's zum Ehren-
mitgliede des natur- und kulturhistorischen Vereines zu Asch in Böhmen. — Eingesendete
Mitteilungen: Franz Toula: Die Acanthicws-Schichten im Randgebirge der Wiener Bucht
bei Gießhübl (Mödling WNW). — Franz Toula: Über die Resultate der von Dr. Wilhelm
Freudenberg ausgeführten Untersuchung der fossilen Fauna von Hundsheim in Niederöster-
reich. — W. Petrascheck: Die Kreideklippe von Zdaunek bei Kremsier. — Literatur-
notizen: W. Salomon, K. Gorjanovic-Kramberger, K. Schneider. — Einsen-
dungen für die Bibliothek.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer mittallangen verantwortlich.
Vorgänge an der Anstalt.
Der natur- und kulturhistorische Verein zu Asch in Böhmen hat
den Direktor der k. k. geologischen Reichsanstalt, Hofrat Dr. E.
Tietze, zum Ehrenmitgliede gewählt.
Eingesendete Mitteilungen.
Franz Toula. Die Acanthicus-Schichten im Rand-
sebirge der Wiener Bucht bei Gießhünl (Mödling WNW).
Zu den größten Überraschungen, welche mir im Verfolge meiner
Aufvuahmsarbeiten im Gebiete des Liesing- und des Mödlingbaches !
geworden sind, gehört die Auffindung des oberen Jura mit reich-
haltiger Fauna am Vösendorfer Waldberge nächst Gießhübl. Als ich
meinen Bericht erstattete, wußte ich nur, daß der Vösendorfer Wald-
berg gewiß nicht aus Triasdolomit bestehen könne. Die dichte Jung-
waldbedeckung der sogenannten Sattelberge machte die Arbeit recht
schwierig, da es an guten Aufschlüssen fehlte. Dies ist nun in neuester
Zeit anders seworden, seit infolge des gewaltigen Bedarfes an Straßen-
schottermaterial für Wien gerade die hornsteinführenden Kalke an vielen
Punkten in Abbau genommen worden sind. Ich habe in meiner angeführten
Arbeit eine ganze Reihe von Vorkommnissen dieser Art in den Sattel-
bergen feststellen können, die nur zum Teil schon lange bekannt waren.
Am 7. Juni 1905 kam ieh wieder an den Vösendorfer Waldberg, wo
!) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1905, LV. Bd., pag. 242—326.
R. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 13. Verhandlungen. 44
300 Verhandlungen. Nr. 13
man ganz vor kurzem den Wald niedergeschlagen hatte, um einen
neuen Steinbruch betreiben zu können. Beim Roden waren aus dem
Schutthange Kalkbrocken zutage gebracht worden und auf einem der
selben fand ich einen Ammonitendurchschnitt, der mich an oberen
Jura denken ließ. Bei der Suche nach anstehendem Gestein fand ich
bald große Blöcke eines rötlichen typischen Knollenkalkes, die
von weiter oben am Hange aus zwei zusammenhängenden Bänken
stammten, bei deren Zertrümmerung sich bald ein reiches Material
besonders an Ammoniten ergab, welches immer nur aus diesen beiden
Bänken stammt, die, wie sich beim Fortschritte des Abbaues ergab,
über mächtig entwickelten, roten, plattigen, hie und da hornsteinreichen,
etwas älteren Kalken lagern. Diese Kalke sind überaus arm an Fos-
silien. Nur spärliche Aptychen und vereinzelte Belemniten in Quer-
und Längsbrüchen wurden gefunden.
Alle die vielen Hunderte von Ammoniten, Belemniten, Ap-
tychen usw. stammen aus den kaum 2 m mäc htigen Hangendkalken,
welche in ihrem Aussehen lebhaft an gewisse Ausbildungsformen des
Ammonitico rosso der Südalpen erinnern. Sie bestehen der Hauptmasse
nach aus etwas rötlichgrauen und grauen dichten Kalkknollen, welche
von sehr verschiedener Größe sind und durch helle, rotbraun gefärbte
Überzüge und Zwischenmittel ihre auffällige Färbung erhalten. Von
der Hauptmasse dieser Ammonitenkalke, welche im südwestlichen Teile
des nun sehr groß gewordenen Aufschlusses, wie es scheint, konkordant
über den roten Plattenkalken lagern, unterscheiden sich gegen NW
folgende hellfarbige gelbgraue Kalke, welche durch Übergänge so innig
mit den Knollenkalken verbunden sind, daß einzelne der sehr groß
werdenden Ammoniten zur Hälfte blutrot, zur Hälfte gelblich gefärbt
erscheinen, so daß es sich zweifellos dabei um Umfärbung des Ge-
steines handelt. Diese hellfarbigen, etwas mergelig erscheinenden Kalke
reichen bis auf die untere Bausohle hinab, indem sie durch eine
Anzahl zum Teil nahe aneinandertretender Klüfte zerstückt, stufen-
förmig gegen Ost abgesunken sind. Einzelne der Klüfte sind auch
keilförmig, oben weit, nach unten sich verschmälernd, mit Kalkbrocken-
werk erfüllt, welches das Aussehen einer Druck- oder Zermalmungs-
breceie annimmt. Die erste Eröffnung war von NO her versucht
worden, traf auf die weicheren hellen Kalke und wurde daher
bald aufgelassen und der Angriff von O her erneuert. Bei jenem
ersten Angriffe wurden hellgraue, sandig-mergelige Gesteine durch-
fahren, aus welchen nur wenige organische Reste erhalten blieben,
Hopliten, welche in den Knollenkalkbänken nicht auftreten. Der Autor
glaubte Formen, welche an Hoplites Borowae Uhliy anschließen, zu
erkennen. Prof. Uhlig war so freundlich, eines der Stücke als
Hoplites (Neocomites) af. camypylotoxzus Uhl. zu bestimmen, eine Form,
die im oberen Teschener Schiefer (Valang) auftritt. Dem Autor ist
es nicht gelungen, außer jenen gleich anfangs gefundenen Stücken
weitere Ammonitenfunde zu machen, doch sammelte er an demselben
Punkte des Aufschlusses später Aptychen aus der Formengruppe des
Aptychus Didayi Coquand, so daß von diesen Hangendschichten, deren
Wiederauffinden beim Verfolge des Abbaues im Hangenden der Knollen-
kalkbänke zu erhoffen ist, nur vorliegen:
1907 Bericht vom 30. September. Franz Tonla. 301
Hoplites (Neocomites) af. campylotoxus Uhl. Taf. X, Fig. 5
Hoplites sp. (vielleicht neue Art) Taf. X, Fig. 6
Aptychus cf. Didayi Cog. Taf. XII, Fig. 6.
Der Fossilienreichtum der Knollenkalke und der ihnen ent-
sprechenden hellen Mergelkalke ist ein ungemein großer. Dank der
Aufmerksamkeit einiger intelligenter Steinbrucharbeiter und ihres
Aufsehers, Herrn Toman, brachte ich ein Material zusammen, das
weit über 1200 Exemplare umfaßt, darunter Stücke bis über einen
halben Meter im Durchmesser. Der Erhaltungszustand der Fundstücke
ist, wie dies bei den Rnollenkalken in den meisten Fällen zu be-
klagen ist, ein durchaus nicht idealer. Nur selten war es möglich,
Reste der zumeist in eine zerquetschte, mergelig-tonige Substanz
umgewandelten Schale zu erkennen. Die Umrisse der Steinkerne da-
segen sind meist recht wohl erhalten und nur selten weitergehend
gequetscht. Auch die Lobenlinien ließen sich nur an einzelnen Stücken
durch Präparation erhalten.
Diese Umstände werden es erklärlich finden lassen, warum bei
den im nachfolgenden aufgezählten Arten so häufig nur annähernde
Bestimmungen durchführbar waren. Die Menge der Stücke, ihre
häufig so gewaltigen Dimensionen, das fort und fort durch neue Er-
werbungen sich vermehrende Material und die schwierige und lang-
wierige Präparation nötigte den Autor dazu, auch die Bearbeitung
selbst vorzunehmen, auf die Gefahr hin, daß er in dem einen oder
anderen Falle in seiner Deutung, trotz hingebenden Literaturstudiums,
sich Täuschungen aussetzen werde. Solche Täuschungen werden sich,
da nun ein Überblick über die Fauna möglich ist, gegebenenfalls
richtigstellen lassen und wird Autor für jede solche sachliche Richtig-
stellung nur dankbar sein. In dem nachfolgenden Verzeichnis sind
den zur Abbildung gebrachten Arten die Angaben beigefügt, wie
sie den Tafeln entsprechen, welche der für die Abhandlungen der
k. k. geologischen Reichsanstalt bestimmten ausführlichen Bear-
beitung beigegeben werden konnten. Was diese Tafeln anbelangt,
so sei schon jetzt angeführt, daß sie durch Lichtdruck hergestellt
sind, nach Aufnahmen, für welche ich meinem lieben Freunde und
Kollegen Herrn Hofrat Prof. Dr. J. M. Eder zu immerwährendem
Danke mich verpflichtet fühle. Nur auf diese Weise ließen sich die
Verhältnisse an den besten meiner Stücke vollkommen getreu wieder-
geben und jedes Verschönern durch den Zeichner vermeiden. Mir
kommt vor, daß die Ausführung wohl gelungen ist und die Sorgfalt
der Herstellung der Lichtdrucke durch die Kunstanstalt des Herrn
J. Löwy ist gewiß nur zu loben. Die Herstellung der Tafeln wurde
durch eine Subvention von seite des k. k. Ministeriums für Kultus und
Unterricht ermöglicht, wofür ich ganz ergebenst zu danken habe.
Die Fauna aus den Acanthieus-Schichten vom Vösendorfer Waldberge bei
Gießhübl.
Lepidotus (Sphaerodus) cf. yigas Ag.
Nautilus ef. franconieus Opp. (vielleicht eine neue Art) Taf. I, Fig. 1
Phylloceras ef. isofypum Ben. sp.
44*
302
Verhandlungen. Nr. 18
Phylloceras giganteum n. sp. Taf. 1, Fig. 2; Taf. II; Textfigur
cf. sawonicum Neum.
ptychoicum Quenst. sp.
cf. silesiaeum Opp. sp.
spec. (nov. spec. ?)
aff. Benacense Cat. sp. Taf. I, Fig.
sp. (aff. Phyli. polyolcum Ben.)
subalpinum n. sp. Taf. on ae |
af. tortisuleatum d’Orb.
Lytoc er as polyeyelum Neum.
spec. (af. L. polyeyelum Neum. — L. montanum Opp. sp.)
bat. II], Bien
spee. (nov. spec.?) af. Lytoceras municipale Opp. sp.
spec. (nov. spec ?) en L. municipale Opp. — Di. quadri-
suleatum d’Orb. Tat, 111, Pig..2,.3 ung 4
quadrisulcatum d’ Or, sp. Taf. 68 Ried
spee. af. L. strangulatum d’Orb. sp. Taf. VI, Fig. 4
spec. af. Lyt. Liebig; Opp. sp. — L. sutile Opp. spec.
cf. Liebigi Opp. sp. var. strambergensis Zitt.
Haploceras Staszycii Zschn. sp.
spec.
Oppelia sp. aus der Formenreihe der Oppelia tenuilobata Opp. sp.
lat, V, .Kie,..o
sp. (ef. Opp. Holbeini Opp. sp.)
compsa Opp. SP.
sp. (verwandt mit Opp. pugilis Neum.—Opp. euglypta Opp. sp.)
cf. nobilis Neum.
cf. trachynota Opp. SP.
Perisphinctes sp. cf. Per. Roemeri de Loriol
”
”
metamorphus Neum. Taf. IV, Fig. 3
cameratus n. sp. (verwandt mit Per. melamorphus Neum.)
Taf. IV, Fig. 4
Kiliani n. sp. Taf. VI, Fig.
sp. (aus der Verwandtschaft des Per. polyyyratus Rein.)
Taf. V, Fig. 2
‚Famitliaris n. sp.
Jamilaris n. sp. var. multicostata n. v. Taf. VII,
Fig. 1
Famiharis n. sp. var. planulatiformis n. var. Taf. VI,
Fig.
af. Janus Choff.
sp. ind. af. Per. haliarchus Neum.
af. Linki Choff. Taf. VII, Fig. 3, und Taf. VIII. Fie. 2
af. Fontannesi Chof. (vielleicht neue Art) Taf. VI,
Fig. 2
valens n. sp. Taf. IX
af. breviceps (Qwuenst.- Choff.
colubrinus Quenst. (kein.) Taf. V, Fig. 3 u. 4, und Taf. VI,
Fig. 2
colubrinus Quenst. var. crassicoslat« n. var. Taf. V, Fig.
eine Formengruppe
1907 Bericht vom 30. September. I’ranz 'Tonla.
Perisphinctes aff. microplicatilis Quenst. Tat. XII, Fig. 5
R af. virgulatus (Quenst.
ei cf. acer Neum. Taf. X, Fig. 1 u. 7
h sp. cf. Per. acer Neum.
R validus n. sp. Taf. XI, Fig. 1
n insignis n. sp. (aus der Verwandtschaft des
Neum.) Taf. XIX
2 Catulloi n. sp. Taf. XI, Fig.
= ef. Cimbrieus Neum. Taf. 1, Fir. 5
a cf. exornatus Catullo Taf. IV, Fig. 1
n subalpinus n. sp. Taf. IV, Fig, 2
R contiguns Catullo Taf. V, Fig. 1
3 sp. ind. (aus der Formenreihe des polyploeus
n cf. Lothari Opp. sp.
£ fr. fasciferus Neum.
selectus Neum. Taf. IV, Fig. 3
Hoplites (Reineckia) sp. aus der Formenreihe des Hopl.
eudorus d’Orb. sp.
Simoceras af. Iytogyrum Zitt. Taf. III, Fig. 6
P sp. (aff. Sim. admirandum Zitt.)
2 admirandum Zitt. — BDenianum Catullo Taf. IV,
3 teres Neum. Taf. I, Fig. 3
3 sp. aff. Volanense Opp. sp.
303
Per. acer
(QJuenst,)
(Beineekia)
Fig. 5
+ variabile n. sp. Taf. X, Fig. 3, und Taf. XII, Fig. 2
A sp. (vielleicht eine neue Art: Sim. laevigatum n. sp.)
(?) robustocostatum n. sp. Taf. I, Fig. 4
Aspicdoceras acanthieum Opp. sp. var. inornata n. var. Taf. XII, Fig. 2
h acanthieum Opp. sp. var. uninodosa n. var. Taf. X, Fig. 2,
und Taf. XIII, Fig. 1
e acanthieum Opp. sp. var. typica n. var. Taf. XIII, Fig. 4
e acanthieum Opp. sp. var. aperta n. var. Taf. XIII, Fig. >
a acanthieum Opp. sp. var. lata n. var.
f binodum Opp. sp. Taf. XIV
2 longispinum Neum. (Sor.) Taf. XV
L sp. (n. spec. ?)
# sp. (af. Asp. longispinum Neum. [Sow.] und inflatım
binodum Quenst. sp.)
: af. orthocera d’Orb. sp. Taf. XVI
2 sp. (aff. Asp. liparum Opp. sp.)
5 Uhlandi var. subalpina n. var. Taf. XVII
S cyclotum Opp. Taf. XVIIL, Fig. 3
ni avellanım Zitt. Taf. XVIII, Fig. 1
Ä insulanıum Gemm. var. subalpina n. var. Taf. XVII, Fig. 2
Waayenia F hybonota Opp. sp.
n. sp. (af. Waagenia harpephora Neum. sp.) Taf. X, Fig. 4
Aptychus latus Park.
h cellulosolamellosus n. f. Taf. XVII, Fig. 4
= insolidus n..sp. Taf. X, Fig. 2
a sp. af. A. erassicauda Quenst. Taf. XII, Fig. 3
». sp af. A. Beyrichi Taf. XII, Fig. 4
304 Verhandlungen. Nr.13
Belemnites semisulcatus Mnst.. (= B. hastatus @ıuenst.), Taf. I, Fig. 6
sp. ind. (vielleicht neue Art) Taf. I, Fig.
Terebratula (Pygope) subalpina n. sp. Taf. XVII, Fig. 6 und 7
n Bouei Zeuschn. Taf. XVII, Fig. 8—11
5 (Pygope) cfr. rectangularis Piet. Taf. XVIU, Fig. 12
Collyrites ‚cfr.' Verneuili ‚Cotteau Tat. IV, Fig. 6
Pseudodiadema subalpinum n. sp. Taf. IV, Fig.
Stockbildende konfluente Korallen.
Uberblickt man die Fauna der Acanthieus-Schichten vom Vösen-
dorfer Waldberge in ihrer Gesamtheit, so ergibt sich sofort die größte
Übereinstimmung mit den bisher bekannten Vorkommnissen der
Acanthicus-Schichten. Von den 98 verschiedenen Formen sind 19 aus
diesen bekannt und weitere 60 Formen haben sich als Arten dieses
Horizonts nahestehend erwiesen, so daß nur 19 Formen übrig bleiben,
welche bisher auch in nahestehenden Typen nicht bekannt waren.
Elf der Typen stimmen mit Arten aus den Schichten mit Oppelia
tenuilobata Opp. sp. überein, 52 stehen Arten aus diesen Schichten
nahe. Tithonische Arten sind 13 vertreten, 39 stehen solchen nahe.
Die größte Ähnlichkeit hat sonach sicher die Fauna der Acanthiens-
Schichten, was noch verstärkt wird, wenn man die übereinstimmenden
und nahe verwandten Formen dieser stratigraphischen Einheiten unter-
einander vergleicht. Von den übereinstimmenden Arten reichen sieben
aus den Tenwilobatus-Schichten bis in das Tithon, fünf finden sich in
den Acanthicus-Schichten und im Tithon und vier in den Acanthieus- und
in den Tenwilobatus-Schichten. In den Acanthicus-Schichten allein treten
drei Arten auf. Von ‚den verwandten Arten stellt sich dieses Ver-
hältnis. folgendermaßen: Von 14 Arten finden sich nahe verwandte
von den Tenuwilobatus-Schichten bis in das Tithon, von 25 Arten ver-
wandte in den Tenwilobatus- und in den Acanthieus-Schichten, von
10 Arten solche in den Acanthicus-Schichten und im Tithon. Von
weiteren 4 Arten nur in den Tenuilobatus-Schichten, von S nur m
den Acanthicus-Schichten, von 5 Arten nur im Tithon.
Aus diesen Verhältnissen ergibt sich auf den ersten Blick eine
gewisse Schwierigkeit für die Festhaltung der Unterscheidung der
Acanthicus-Schiehten von den Tenuilodatus-Schichten. un Neu-
mayr hat den unteren Teil der Acanthicus-Schichten (l. pag. 229)
als Zone der Oppelia tenwilobata und des Phylloceras a bezeichnet
und davon einen höheren Horizont als Zone des Aspidoceras Bechkeri
unterschieden, welche er als Zeitäquivalent zwischen die Tenuilobatıs-
Schichten und das Solnhofener Niveau stellte (l. e. pag. 230). Um
dieser Frage näherzutreten, habe ich zunächst für den Fundort am
Vösendorfer Waldberge die in dem wenig über,einen Meter mächtigen
Knollenkalkhorizont sich findenden Formen stets von denjenigen der
hellen Kalke "bestimmt durch die Angabe „Knollenkalk“ und „heller
Kalk“ gekennzeichnet, denn gerade die aus dem letzteren stammenden
Stücke wurden auch in den von der Hauptmasse getrennten, gegen
den Bruchrand des Beckens hin abgesunkenen Schollen angetroffen
und könnten daher wenigstens teilweise ganz wohl auch aus einem
stratigraphisch etwas höheren Horizont herrühren, .der vielleicht bei
1907 Bericht vom 30. September. Franz Toula. 305
weiterem Vordringen gegen den Berg über den Knollenkalken auf-
geschlossen werden könnte. Die Anzahl der in beiden Gesteins-
abänderungen vorkommenden Formen beträgt 25. Darunter befinden
sich die so überaus zahlreichen Formen von Aspidoceras in ihrer
Mehrheit. Weniger häufig sind die Perisphineten (nur drei) gemein-
schaftlich. Von den 71 Formen der „roten Knollenkalke“ sind 61 mit
solchen der Aeanthieus-Schichten nahe verwandt (davon sind 15 über-
einstimmende Arten‘. Die Knollenkalkfauna ist somit mit erößerer
Sicherheit als eine Acantlieus-Fauna anzusprechen. Von den 52 Formen
aus den hellen Kalken stellen 41 solchen der Acanthieus-Schichten
nahe, was ein ganz ähnliches Ergebnis ist (13 davon sind überein-
stimmende Formen). Im Verhältnis zu der Knollenkalkfauna ist sonach
zahlenmäßig die Ähnlichkeit eine noch etwas größere! Auch die Haupt-
masse der hellen Kalke besitzt jedoch eine ausgesprochene Acanthicus-
Schichten-Fauna. Von 32 verwandten Arten: des Tithons stimmen zehn
überein, eine Form erinnert an eine Neokomart. Von den Kunollen-
kalkarten stimmen zwölf von 42 verwandten mit Tithonarten überein.
Die Anklänge an das Tithon sind sonach bei der Fauna der hellen
Kalke etwas größer als bei der Knollenkalkfauna, doch ist auch dieser
Unterschied wenig beträchtlich. Der Hauptsache nach will ich die
Gesamtfauna sonach, wie ich glaube mit Berechtigung, -als ein Aqui-
valent der Acanthicus-Schichten-Fauna betrachten.
Franz Toula. Uber die Resultate der von Dr.
Wilhelm Freudenberg ausgeführten Untersuchung der
fossilen Fauna von Hundsheim in Niederösterreich.
Ich habe meine umfangreichen, in Hundsheim bei Deutsch-Alten-
burg zusammengebrachten Materialien Herrn Dr. W. Freudenberg
zur Durchsicht überlassen, der im Sommer des Jahres 1906 mehrere
Wochen bei mir mit dieser Arbeit verbrachte. Gewisse Partien hat
Dr. Freudenberg in München mit den dortigen Materialien ver-
glichen und auch in Berlin weitere vergleichende Studien gepflogen.
Dr. Freudenberg, welcher in Hundsheim teils mit dem Adjunkten
der Lehrkanzel für Geologie an der technischen Hochschule, Dr. Josef
Porsche, teils selbständig Nachsuche in dem Höhlenzuge angestellt
hat, konstatierte vorläufig das Vorkommen folgender Arten:
I. Mollusca.
1. Zonites croaticus Partsch ap. Rossm.
2. Helix (Eulota) fructicum Müll.
3. (Campylaca) Canthensis Beyr.
= Be 5 sp. ind.
9. » (Pomatia) pomatia Lin.
1—5 nach Dr. Ewald Wüsts Bestimmung.
Weitere Bestimmungen stehen noch aus.
II. Arthropoda.
6. Einige Schwanzglieder eines Myriopoden.
306
Verhandlungen. Nr#12
III. Vertebrata.
4. Amphibie,
Pelobuates sp.
S. Bombinator sp.
9%. Rana cf. temporaria L.
b. Reptilia.
10. Lacerta sp.
ll. Reste eines Colubriden.
0, Aves.
12. Hirundo sp.
15. Astur palumbarius L.
14. Turdus sp.
15. Tetrao tetrix L.
D. Mammalia.
a) Insectivora.
16. Sorex vulgaris L.
17. Talpa sp.
18. Erinaceus cf. europaeus L.
b) Vespertilionidae.
19—21. Vespertilio murinus Schreb. (nebst zwei
noch unbestimmten Arten)
c) Rodentia.
22. Arvicola amphibius Desm.
23—25. Arvicola arvalis Pall. (oder agrestis L.,
event. beide, und noch eine weitere
unbestimmte Wühlmaus)
25. Myoxus ylis Pallas.
27. Lepus timidus L. (zwei Rassen)
28. Hystrix cristata L.
29. Hydricomorpha (gen. et sp. indeterm.)
30. Cricetus vulgaris Desm. (= C. vulgaris fossilis Kaup )
s B phaeus Pall. (= U. phaeus fossilis Nehr.)
32. Mus syleatieus L. (= M. sylvaticus fossilis Gerv.)
d) Curnivora.
x) Mustellidae.
53. Putorius putorius L.
34. letis ermineus L.
B) Helidae.
35. Felis catus ferus L.
6. „ pardus ar
37. Machairodus latidens Owen.
1907 Bericht vom 30. September. Franz Toula, W. Petrascheck. 307
Y) Ursidae.,
38. Ursus arctos L. (Zwei Rassen)
$) Canidue,
39. Canis aureus L.
40. „cf. Neschersensis (Croizet) de Blainv.
(Rohrwolf ?)
41. „ lupus L.
42. Hyaena striata Zimmerm. (= striata fossilis Hurlr)
45. »„ -5p. (= ? intermedia de Series)
e) Artiodact,la selenodonta.
44. Bison priscus Bojan.
45. Ovis cf. ammon L.
46. Capra cf. aegagrus Grmel.
41. „cf. jemlaica (Hemitragus jemlaieus H. Smith)
48. Cervus elaphus L.
49. Capreolus caprea Gray
90. Cervus ef. tientshanieus Satunin
f) Artiodactyla bunodonta.
51. Sus scrofa L.
9) Perissodactyla,
52. Rhinoceros hundsheimensis Toula
53. Elephas sp.
In bezug auf das geologische Alter dieser Fauna kommt Dr. W.
Freudenberg zu dem Schlusse, daß sie einer Interglazialzeit an-
gehört. Hase
Eine ausführliche Darlegung wirdDr. Freudenberg im I. Hefte
des LVIII. Bandes des Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. veröffentlichen.
W. Petrascheck. Die Kreideklippe von -Zdaunek bei
Kremsier.
Paul hat zuerst die Aufmerksamkeit auf das Vorhandensein
von Kreideschichten beim Orte Zdaunek gelenkt !). Er stieß hier auf
Kalksandsteine, die von Caleitadern durchzogen waren und die er mit
gewissen Kreideschichten Galiziens verglich. Fleckenmergel und grob::
körnige erinoidenführende Sandsteine, in denen er einen scharf-
sewinkelten Aptychus entdeckte, bestätigten seine Vermutung, dab
Kreide vorliege. An dieser, seitdem als Klippe ?) wiederholt zitierten
!) Das Südwestende der Karpıathen-Sandsteinzone. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A.,
Bd. XLIII (1803), pag. 208. men
?2) Es mag hier erwähnt werden, daß man bei dieser Klippe keineswegs an
Landschaftsformen denken darf, wie man sie im Waagtale, den Pieninnen oder
an den Klippen des Vierwaldstätter Sees sieht. Die Kreideschichten von Zlaunek
heben sich landschaftlich in keiner Weise vom angrenzenden alttertiären Hügel-
lande ab.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 13. Verhandlungen. 45
308 Verhandlungen. Nr. 13
Lokalität, unterscheidet Paul auf der von ihm aufgenommenen Karte,
Blatt Austerlitz, kalkige Sandsteine, die er als Oberkreide betrachtet
und Fleckenmergel sowie Crinoidensandsteine, die als Unterkreide
hingestellt werden.
Eine speziellere Altersbestimmung der Unterkreide von Zdaunek
ist Uhlig!) zu danken, der in dem Sandstein daselbst den Grodischter
Sandstein erkannte, was er durch den Nachweis von Aptychus Didayı
und Duvalia dilatata erhärtete. Das Vorhandensein anstehender Ober-
kreide wird von Uhlig in Abrede gestellt.
Streifzüge, die ich in diesem Frühjahre durch einen großen Teil
von Mähren machte, führten mich auch nach Zdaunek und ließen mich
diese Lokalität als einen Fossilfundort von einem Reichtum erkennen, wie
er bisher kaum an einer zweiten Stelle in der mährisch-schlesischen
Unterkreide beobachtet sein dürfte. Es ist nur eine, und zwar nicht
starke Schicht, welche Fossile zahlreich enthält. Um ihre Auffindung
zu erleichtern, sei an die Worte Pauls anschließend das ganze Profil
beschrieben.
Paul erwähnt (l. e. pag. 208) spataderige Kalksandsteine, über
deren Alter er sich mit einiger Reserve äußert. Diese stehen in dem
Graben oberhalb Zdaunek auf der östlichen Seite an. Es sind plattige,
mittelkörnige, ziemlich feste Sandsteine, die von dünnen Oaleitklüften
durchzogen werden. Ihre Farbe ist bräunlich, doch dürften sie in
ganz frischem Zustande grau gefärbt sein.
Leidlich gut ist der Schiehtenverband auf der dem Ausstrich
dieser Sandsteine gegenüberliegenden westlichen Seite des Grabens
zu erkennen. In der mit kleinen Obstbäumen bepflanzten Lehne
kommen daselbst typische Menilitschiefer zum Vorschein. Es fehlt
zwar an einem deutlichen Aufschluß, doch bemerkt man zwischen
dem spärlichen Rasen leicht die Verwitterungsprodukte dünnblätteriger,
dunkelbrauner Schiefer, auf deren Schichtflächen die Schuppen der
Meletta erenata, überdies zerstreute kleine Knochen und mitunter auch
ganze, wenn auch nicht schöne Skelette dieses kleinen Fischehens.
Wir stehen hier sonach noch auf dem Alttertiär.
Die Kreide beginnt erst in den Aufschlüssen dicht neben der
Obstplantage. Hier stehen zu unterst lichtgrauce Mergel an im Wechsel
mit mittelkörnigen bis grobkörnigen plattigen Sandsteinen, auf deren
Schichtflächen reichlich Bryozoen zu bemerken sind. Auch einzelne
kleine Lithothamnienknollen kommen hier schon vor. Die Sandsteine
streichen N 70° O bei einem unter 35° südwärts gerichteten Einfallen.
Im Hangenden dieser Bryozoensandsteine wittern dünne Bänke von
mittelkörnigem harten Sandstein aus, die demjenigen gleichen, den
wir eingangs als auf der östlichen Seite des Grabens ausstreichend
erwähnten. Befinden wir uns hier zwar anscheinend schon im Ilan-
genden dieser Kalksandsteine der Ostseite, die Paul von dem übrigen
Komplex der Unterkreide zu trennen geneigt war und die er in der
Karte als Oberkreide eintrug, so wird durch die Art des Auftretens
sanz gleicher Kalksandsteine über dem Bryozoensandsteine und auch
noch weiter im Hangenden evident, daß dieser Kalksandstein nicht
') Bau und Bild der Karpathen, pag. 548.
1907 Bericht vom 30. September. W. Petrascheck. 309
von der übrigen Masse der Unterkreideschichten getrennt werden
kann. Es zeigt sich vielmehr bei weiterem Verfolgen des Profils, daß
ein zwar dem Gesteinscharakter nach mannigfach differenzierter, im
ganzen aber doch einheitlicher Schichtkomplex vorliegt.
Die nächsthangende Schicht ist ein zwar nur wenige Meter
mächtiges, lockeres Konglomerat, das, da es schräg zum Streichen
angeschnitten ist, in einer längeren Wand entblößt ist. In diesem
Konglomerat liegen einige härtere grobkörnige bis konglomeratische
Sandsteinbänke von geringer Mächtiekeit. Die Gerölle haben meist
Hasel- bis Walnußgröße, nur ausnahmsweise erreichen sie 6 cm Durch-
inesser. Sie bestehen vorherrschend aus eckigen bis kantengerundeten
grauen Quarzen. Daneben finden sich Brocken eines feingefältelten,
glänzend schwarzen Schiefers, der offenbar ein Devonschiefer ist,
wenigstens stimmen diese Schiefer ganz mit denjenigen überein, die
man bei Würbental etc. in dem devonischen Schichtenkomplex an-
trifft sowie mit denen, die bei Kladek östlich Olmütz in Verbindung
mit dem charakteristischen Quarzkonglomerat des Unterdevons auf-
treten. Außerdem bemerkt man hie und da lichtgrüne bis spangrüne,
serizitisch glänzende, blätterige Schiefer, wie ich sie in gleicher Be-
schaffenheit aus dem sudetischen Devon noch nicht kenne. Endlich
kommt auch nur als Seltenheit ein lichtgrauer Kalkmergel vor, den
zu identifizieren ich ebenfalls nicht imstande bin. Das Bindemittel
dieses Konglomerats ist ein graubräunlicher Ton. Er ist die Ursache
dafür, daß das Konglomerat stark der Verwitterung unterliegt und
daß die Regengüsse rasch die ziemlich zahlreichen Fossile
herauswaschen. Es sind vor allem Korallen, die hier häufig vorkommen.
In der Hoffnung, dab diese einmal eine spezielle Bearbeitung finden
könnten, sehe ich von weiteren Mitteilungen über dieselben ab.
Cidarisstacheln und Lamellibranchier sind recht selten, neben ganz
undefinierbaren Schalenbruchstücken sammelte ich zwei Auster-
schalen, deren Bestimmung erst auf Grund vollständigerer Aufsamm-
lungen möglich sein wird. Überdies treten, und zwar recht häufig,
Lithothamnien auf. Sie bilden flache Knollen, deren Durchmesser oft
6—S cm erreicht.
Es ist erst vor kurzem aus den Karpathen ein ganz ähnliches,
ebenfalls Lithothamnienknollen führendes Konglomerat beschrieben
worden !), ein Konglomerat, in dem Zuber eine von Felix be-
arbeitete kleine Korallenfauna fand. Dort aber handelt es sich, nach
den Angaben dieser Autoren, um einen oberkretazischen Horizont.
Uber dem Korallenkonglomerat folgen wieder plattige, spat-
aderige, harte, feinkörnige, mitunter auch mittelkörnige Kalksandsteine,
die in dünnen Bänken mit lichtgrauen Mergeln wechseln.
Auf diesen ebenfalls nur einige Meter mächtigen Schichten
liegen mürbe grobkörnige Sandsteine mit Gallen eines lichtgrauen
Mergels. Er wird überlagert von einem etwas mächtigeren Wechsel
lichtgrauer Mergel und plattiger Sandsteine. Unter den letzteren ist
eine Bank, die massenhaft kleine lichtgraue Tongallen enthält.
1) Über eine Korallenfauna aus der Kreideformation Ostgaliziens. Zeitschr.
d. Deutsch. geol. Ges. 1996, pag. 38.
45*
310 ‘Verhandlungen. Nr. 13
Nach Süden zu grenzt an diese Schichten ein dunkelgrauer Ton,
der ein mit Lärchen bestandenes Rutschterrain bildet. In solchem
Ton liegen dünne Bänke eines etwas krummschaligen, feinkörnigen
grauen Sandsteines. Weiter im Graben aufwärtsgehend findet man
anstehend bräunliche und graue Letten, die mit dünneren, gelegentlich
auch diekeren härteren Sandsteinbänken wechseln. Dieselben reichen
bis an die von Zdaunek nach Ungarisch-Hradisch führende Straße
und bilden einen Gesteinskomplex, wie ich ihn ähnlich in Mähren
noch bei Wallachisch-Meseritsch antraf, woselbst er zwischen den
Steinitzer Sandsteinen und dem Magurasandsteine lagert, also die
Stellung einnimmt, die in Galizien den Krosnoschichten zukommt. In
ihrem Hangenden folgen bei Zdaunek aber nicht Magurasandsteine,
sondern erst in den von Paul erwähnten kleinen Steinbrüchen, dann
zur Zeit meines Besuches noch beim Swietlaner Hofe in einem
Brunnen gut aufgeschlossene typische Steinitzer Sandsteine.
Von den dunkelgrauen Tonen angefangen halte ich die ganze
Schichtfolge auf jeden Fall für alttertiär. Die wahre Mächtigkeit der
sanzen Kreide beträgt nur rund 50 m.
Beträchtlicher als die Breitenausdehnung -der Klippe ist ihre
Längserstreckung, die nach Osten hin in kleinen Steinbrüchen gut zu
verfolgen ist.
Auf der Ostseite des Grabens geben die Aufschlüsse ein weniger
vollständiges Profil. Über den eingangs erwähnten plattigen Kalksand-
steinen bemerkt man graue Mergel. Spuren roten Tones, die hier
auftreten, sind gewiß nur am Hange nach abwärts geglittene Massen
des weiter oben anstehenden Alttertiärs. Etwas weiter aufwärts be-
merkt man nach einer kurzen Lücke einen lichtgrauen Steinmergel.
In einer kleinen Grube lagert ihm eine ca. 30 cm starke Bank harten
grobkörnigen Sandsteines auf. Er hat ganz den Habitus von Pauls
Örinoidensandstein. Es ist ein grobkörniger Nulliporen führender Kalk-
sandstein. Aus ihm schlug ich Belemnites jaculum Phill. Überlagert wird
diese Sandsteinbank von dem schon von Paul erwähnten Fleckenmerael.
Weiter im Hangenden trifft man auch hier den dunkelgrauen
Ton und auch roten Ton des Alttertiärs.
Der Steinmergel ist ein charakteristisches (in dem Profil der
Westseite fehlendes) Gestein, was sich leicht nach O verfolgen läßt.
Begleitet wird er von dem grobkörnigen Sandstein, der vielfach als
Konglomeratsandstein auftritt und dem: mit diesem wechsellagernden
Fleckenmergel. Es ist bemerkenswert, daß hier ein Fleckenmergel in
einer Ablagerung von zweifellos litoralem Charakter auftritt. Dieser
letztere kommt unter anderem in dem Reichtum der erwähnten Sand-
steine an Nulliporen zum Ausdruck. In dem östlichsten der Steinbrüche,
welche des ziemlich festen grobkörnigen Sandsteines wegen angelegt
sind, fand ich einen etwa stecknadelkopfgroßen verkiesten Ammoniten.
Derartige verkieste Ammoniten werden von Uhlig!) gerade aus den
Grodischter Schichten genannt.
’) Cephalopodenfauna der Teschener und Grodischter Schichten. Denkschr.
d. k. Akad., Wien 1901, pag. 11.
1907 Bericht vom 50. September, W, Petrascheck. 311
Die in den Konglomeratsandsteinen enthaltenen Gerölle erreichen
selten mehr als I—2 cm Durchmesser. Auch sie sind wenig gerollt.
Als Geschiebe bemerkt man die schon oben erwähnten: schwarzen
Devonschiefer, außerdem: noch recht zahlreich serizitisch glänzende
Grünschiefer. Überdies sind sehmutziegrüne, matte oder nur'schwach
slänzende Tonschieferbrocken nicht selten. Es sind dies Gesteine, die
sich — soweit meine Erfahrungen reichen — gerade in der untersten
‚Abteilung des Kulms im niederen Gesenke vorfinden. Uber gelblieh-
braune Kalkbrocken, die auch noch vorkommen, vermag ich nichts
Näheres zu sagen; Devonkalk ist es nicht, wahrscheinlich irgendein
Jurassischer Kalkstein. Außer Geröllen enthält der Sandstein’ auch
noch Gallen von Fleckenmergel und lichtgrauem Mergel.
Die Ausdehnung der Klippe gegen Ost ist durch die darin: an-
gelegten Steinbrüche gegeben. Noch weiter ostwärts verquerte ich das
Fortstreichen der Kreideschichten bis an die March noch au vielen
Stellen, fand aber überall nur den Steinitzer Sandstein. Nach Westen
zu verdeckt an der Straße Zdaunek—Ungarisch-Hradisch Lelım den
Untergrund. An dem gegen Diwok führenden Wege jedoch kommt
dort, wo er die kleine Mulde überschreitet, der grobkörnige Nulli-
porensandstein der Grodischter Schichten nochmals zutage. Auch hier
ist in ihm ein Steinbruch angelegt worden. Sonach hat die Kreide-
scholle bei einer Dicke von 50 m eine Länge von ca. 1200 m.
Pauls Karte verzeichnet bei Roschtin ein zweites größeres Vor-
kommen seiner kalkigen Oberkreidesandsteine,. Ich fand dort in diesem
Schiehtenkomplex keinerlei Aufschlüsse, sondern nur Lesesteine eben
des plattigen Kalksandsteines. Anzeichen dafür, daß die übrigen Be-
eleitgesteine auch hier vorhanden seien, konnte ich’nicht finden und
kann sonach nicht behaupten, daß hier dasselbe. Niveau wie bei
Zdaunek ansteht. Die auf der Karte als Konglomerate des Steinitzer
Sandsteines bezeichneten’ Konglomerate sind typische konglomeratische
Magurasandsteine, wie sie sich ähnlich — allerdings kalkreieher und
reicher an Nulliporen — bei Kwassitz am Marchufer vorfinden. Diese
IKonglomeratsandsteine lassen sich am Rande des Marsgebirges über
Czetechowitz-Stiilek bei Koritschan und weiter. verfolgen und sind zu
unterscheiden von den „Konglomeraten des Steinitzer Sandsteinces“,
wie sie beim Steinernen Tisch, südlich Jestrabitz und an anderen
Orten auftreten !).
Der Reichtum an Nulliporen, der für die Grodischter Schichten
von Zdaunek so charakteristisch ist, fehlt auch nicht manchen Bänken
des Magurasandsteines des Marsgebirges. Ich sah solche Nulliporen-
sandsteine gleich südlich von Zdaunek, im Walde am Swetla, ferner
an verschiedenen Orten bei Kwassitz, aber auch noch bei Roschtin,
Czetechowitz und Burg Buchlau. Wie die Grodischter Sandsteine ent-
halten auch diese konglomeratischen Magurasandsteine Brocken der
schwarzen Devonschiefer, Kuülmschiefer und Grünschiefer, daneben
aber noch und zwar im Gegensatz zum Grodischter Sandstein von
x 3) Übrigens’vertritt Paul dieselben Anschauungen in dem wiederholt zitierten
Jahrbuchaufsatze. :
312 Verhandlungen. Nr. 13
/daunek reichlich Brocken verschiedener Kalksteine !). Nulliporen-
sandsteine, die fast völlig mit den erwähnten Magurasandsteinen
übereinstimmen, erscheinen gelegentlich auch als Einlagerung in den
Alttertiärschichten des subkarpathischen Hügellandes, zum Beispiel
in der Umgebung von Chorin und von Woikowitz, auch die Grünschiefer
und Kalkbrocken findet man in diesen Gesteinen wieder, so daß man
versucht sein könnte, in diesen Gesteinen dem karpathischen Berg-
lande vorgelagerte Einfaltungen von Magurasandstein zu suchen. Auf
jeden Fall ist es bemerkenswert, daß hinsichtlich der Geröll-
führung zwischen Grodischter und Magurasandstein
eine größere Übereinstimmung besteht, als zwischen
dem Grodischter und Steinitzer Sandstein, eine. Er-
scheinung, welche die kürzlich von Uhlig?) vorgeschlagene Zusammen-
fassung der mährisch-schlesischen Kreide mit dem Magurasandstein
zu einer Einheit, der das subkarpathische Alttertiär als eine andere
gegenübersteht, nur zu stützen imstande ist. Ich will mich heute noch
nicht näher auf die Geröllführung der verschiedenen Horizonte der
mährisch-schlesischen Karpatlien, der ich bereits Wochen eingehenden
Studiums gewidmet habe, einlassen, nur darauf soll hingewiesen werden,
daß die lithologische Entwicklung der litoralen Grodischter Schichten
inmitten einer Serie pelagischer Tongesteine stets etwas auffällig er-
schien. Das in Mähren oft zu beobachtende Vorkommen von Blöcken
des Stramberger Ralkes nötiete zur Annahme kleiner Oszillationen des
Neokommeeres,. die eine Zerstörung der litoralen Tithonkalkriffe
ermöglichen. Schwierigkeiten aber macht es zu sagen, woher der
srobe Quarzsand stammt, dem wir zuerst in den Grodischter Sand-
steinen, dann wieder in den Istebner Schichten und schließlich in
den Magurasandsteinen begegnen. Aus den sudetischen Gesteinen, die
heute den Außenrand der mährisch-schlesischen Karpathen bilden,
kann dieser Quarz nicht herrühren. Ihr Detritus findet sich in dem
Alttertiär des subkarpathischen Hügellandes. Die erwähnten Sand-
steine der Unterkreide und der Magurasandstein aber bezogen ihr
Material aus einem gemeinsamen und anderen Gebiete, einem Ge-
biete, das nach den Trümmern, die uns davon überliefert wurden,
vielleicht den Gesenflügel der südsudetischen Karbonmulde bildete.
Es liegt nahe, dieses Gebiet im Süden zu suchen. Wie weit man
aber nach Süd gehen muß, um es zu finden, dafür fehlt es noch an
verläßlichen Anhaltspunkten.
Literaturnotizen.
W. Salomon. Die Entstehung der Sericitschiefer
inder Val Camonica (Lombardei). Bericht über die XL. Ver-
sammlung des Oberrheinischen geologischen Vereines zu Lindau 1907.
Der nördliche Permzug des Val Camonica unterscheidet sich von den
südlichen Vorkommen dieser Formation durch das scheinbare Fehlen größerer
!) In den groben, mit dem Magurasandstein wechselnden Konglomeraten ist
die Geröllführung noch viel mannigfaltiger.
. ?) Über die Tektonik der Karpathen. Sitzungsber. d. k. Akad. Wien, math.-
naturw. Kl., Bd. CXVI (1907).
1907 Bericht vom 30. September. W. Salomon, K. Gorjanovid-Kramberger. 315
Qrarzporphyrlagen und i-t durch die mächtige Entwicklung von Serieitschiefern
und Serieitquarziten ausgezeichnet.
Die mikroskopische und chemische Untersuchung dieser Schiefer hat nun
gezeigt, daß in ihnen metamorphe Porphyrlager vorliegen.
Die mikroskopische Untersuchung zeigt in noch weniger stark deformierten
Lagen das Vorhandensein typischer Porphyrquarze, überdies ist aber auch noch
vielfach die Por hyrgrundmasse deutlich erhalten. Auf Kosten des in der Grund-
masse entbaltenen Feldspates bildet sich der Sericit.
In den eigentlichen Serieitschiefern sind dann Einsprenglinge und Grund-
masse fast ganz unkenntlich; die weniger umgewandelten Formeu tragen noch
mehr den Charakter von Porphyroiden (Serieitquarzit). W. Salomon legt
ferner die Analyse eines dieser Gesteine (Sericitquarzit von Ponte di Lorengo),
ausgeführt von Prof. M. Dittrich, vor und stellt sie in Vergleich mit Porphyr-
analysen vom Val Caffaro und Val Trompia. Abweichend von letzteren ist bei
dem Gestein von Ponte di Lorengo fast nur der auffallend geringe Gehalt an Na
und an Alkalien überhaupt. Berechnet man aus diesen Analysen die Molekular-
proportionen und daraus die Osannischen Größen, so ergibt sich für den Serieit-
quarzit eine ganz abnorm hohe „Übersättigung mit Tonerde*, welche von der der
Porphyre stark abweicht. Diese Verhältnisse lassen sich nın am ehesten dadurelı
erklären, daß in dem Serieitquarzit noch Reste von Orthoklas vorhanden sind unıl
dies stimmt auch mit der Berechnung überein. Bekräftigt wird diese Deutung nun
noch durch die Analyse eines ebenso metamorphen Porphyrs von der Wind gälle
nach C. Sehmidt. welche gut übereinstimmende Mengenverhältnisse aufweist.
Geologisch erklärt sich die starke Metamorphose des Porplıyrs dadurch, daß
dieser Teil der Adamellogruppe der einzige ist, wo das Perm steil aufgerichtet
und gepreßt wurde, gegenüber der sonst sehr ruhigen Lagerung dieser Schichten,
(W. Hammer.)
K. Gorjanovic-Kramberger. Die geotektonischen Ver-
hältnisse des Agramer Gebirges und die mit demselben
im Zusammenhangestehenden Erscheinungen. Abhandl. d.
kgl. preuß. Akad. d. Wiss. 1907, Berlin, 1—30, 2 Taf.
Der erste Abschnitt behandelt das Agramer Gebirge und sein Verhältnis zu
den angrenzenden Gebirgssystemen. Der Kern desselben bestelit aus als paläoz oisch
angenommenen Gesteinen (Gabbros, Amphiboliten, Serpentinen, den aus den beiden
ersteren hervorgegangenen grünen Schiefern, Glimmerschiefern, Granatphylliten),
deren näheres Alter nicht weiter diskutiert, sondern lediglich auf die Ähnlichkeit
mit den paläozoischen Schiefern Bosniens hingewiesen wird. Diese bosnische
Serpentinzone sei jedoch gewöhnlich in ein enges Verhältnis zum Fiysch gebracht
worden. Auch im Agramer Gebirge komme solcher Flysch vor, sei aber dort ober-
kretazischen Alters, wie seine Wechsellagerung mit Gosauschichten beweise. Ob
die Serpentine des Agramer Gebirges der paläozoischen zentralen Gebirgspartie
oder der mesozoischen Zone zuzuzählen seien, sei noch nicht sicher, Außer den
Sandsteinen der Obeıkreide kommt am Nordwestrande des Agramer Gebirges noch
ein grauer, fast ganz kieseliger Sandstein vor, welcher etwas Eruptivbestandteile
enthält, an der Oberfläche mit Mangan überkrustet ist und fast massig auftritt.
Dieser trete im engsten Verbande mit Diabasen und Melaphyren, Jaspisschichten,
IIornsteinen, Kreidekalken und Mergeln auf und entspreche dem „älteren“ Flysch
Bosniens. Bezüglich dieses Sandsteines liege die Mözlichkeit jurassischen Alters vor.
Auch im Samoborgebirge ist jener tuffitische Sandstein mit Diabasen
und Melaphyren vergesellschaftet und stößt knapp an Gosanschichten. Doch fehlen
dort Amphibolite, Serpentine und Gabbros oder ließen vielleicht nur sekundäre
Spuren in der Grünfärbung gewisser Schiefergesteine von Soici zurück. Das ganze
Gebirge wird mit Ausnahme der Absenkung längs der Bruchlinie Gornji Ivanec—
G. Pila von miocänem Leithakalk umgeben, an welchen sich sarmatische und sodann
in mächtiger Folge pliocäne, pontische Ablagerungen schließen, die allerorts vom
Gebirge abfallen und in leichten Wellen unter dem Diluvium verschwinden.
Das Agramer Gebirge stellt im wesentlichen den übrig gebliebenen Kern
einer Aufwölbung dar, der jetzt mit Bruchrändern an die Ebene stoßt, auch im
Innern vielfach zerstückt ist. Die ältesten Brüche fallen vielleicht schon ans Ende
des Paläozoikums, da an mehreren Orten der westlichen Gebirgshälfte die Grün-
314 Verhandlungen. Nr, 13
schieferscholle in kleinere Stücke zerbrochen und die Zwischenräume durch Karbon-
bildungen erfüllt sind. Die östliche Gebirgshälfte (östlich von Planina) sei zur
selben Zeit; durch einen Querbruch, abgesenkt worden.
Weitere tiefgehende Brüche fanden am Beginn des Oligocäns statt, da die
3ruchzone“ von Planina mit Oligocänbillungen ausgefüllt ist. Ein gewaltiger Nieder-
bruch erfolgte nachı Ablagerung ‚des miocänen Leithakalkes, wahrscheinlich post-
pliocän, ‘da dieses ‚sonst rings um das Grundgebirge ersichtliche Schichtglied
zwischen Pıla und Gornji Ivanee,, auf eine Strecke von etwa 17 km fehlt.. Einer
der zahlreichen vertikalen Bewegungen verdanke auch die diluviale Agramer Terrasse
ihr Dasein.
Dem allgemeinen ‚Gebirgsstreichen analog ‚streichen nur die Leithakalke,
während die‘ älteren Gesteine, zum Beispiel die Grünschiefer, gerade in ihrer
„entralen Partie ein entgegengesetztes Verhalten aufweisen, nämlich von. NW nach
SO streichen, doch finde man sie „auch in allen anderen Lagen“; ähnlich verhalte
es sich auch mit den triassischen und kretazischen Gesteinen.
Die. Trias im Südwesten des .Agramer Gebirges will Verfasser „bloß als
Bruchteil eines;mit dem Samobor- und Marija-Goricaer Hügeln im Zusammenhang
sewesenen Gebirges“ aufsgefaßt wissen, das genetisch mit dem Agramer Gebirge
nichts,zua tun. habe, Dagegen sei das Kalniker Gebirge gleich dem Agramer (mit
Ausnahme der Südwestecke) als Teil des triadischen orientalischen Festlandes
anzusehen.
Im zweiten Teil bespricht Verfasser die Begleiterscheinungen der tektonischen
Verhältnisse des Agramer (rebirges, und zwar Sitz und Ursachen der Agramer
I:rdbeben Diese seien nicht stets, reim 'tektonischer. Natur, sondern oft durch
Vulkanausbrüche bedingt gewesen, welche tektonische, Spannungen zur Auslösung
brachtew. Wenn’bei solchen ‚der Sitz der Beben sehr tief war, lag er bei anderen,
deren Ursache lediglich in der dislozierten Kruste selbst lag, relativ seicht. Daß
die Agramer Beben nicht nur rein tektonischer Natur waren, ergebe sich durch
das auffallend regelmäßige und häufige Wiederkehren der Beben an derselben Stelle
mit oft gleich tiefem Ilypozentrum und fast gleich großem Schüttergebiet. Sie
müssen nach Ansicht des Verfassers in jene Gruppe von Beben eingereiht werden,
die Branca als „vulkanische im weiteren Sinne“ bezeichnete. Bezüglich des Be-
griftes „tektonische Beben“ möchte Verfasser in Gebieten, wo junge. ‚Überschiebungen ;
über geologisch ältere, Formationen stattfanden, Ü berschieb ungsbeben“ unter-
scheiden mit ’seichterem Iypozentrum innerhalb der junggefalteten Teile der festen
Kruste, die sich weiterhin in-Zerklüftungsbeben auflösen können. -Mit den
letzterch können dann als- weitere Nebenerscheinung der mehr oberflächlichen Be-
wesune noch‘ Einsturzbeben auftreten.
"Inden “lislozierten Gegenden Kroatiens—-Slawoniens seien notwendigerweise
„weierlei Bebentypen zu unterscheiden: Horstheben (die Beben des Agramer,
Iväine@icaer, Kalnik-Gebirges) und- Grabenbeben '(Absenknngs- oder auch
- Depressiöusbeben, die Beben zwischen dem Agramer und Ivancicaer Gebirge uni
das Djakovärer Beben). Im Gebirgsviertel (Gorski kotar), nämlich- in der West-
ecke Kroatiens seien auch Überschiebungsbeben wahrnehmbar.
Zum Schlusse besprieht Verfasser die Agramer Terrasse, die nicht glazialer
Natur, sondern der Typus einer 'tektonischen Terrasse sei. (R. J. Schu bert.).
Karl Schneider. Aus dem Vuikangebiete des Puyde
Döme. :;,Lotos“: Prag"1907, Nr. 9. 3 Seiten.
Tine kurze Charakterisierung des sich westlich von Clermont—Ferranid
ansbreitenden quartären Vulkangebietes der Monts Döme.
(Dr. K. Hinterlechner.)
Einsendungen für die Bibliothek.
Zusammengestellt von Dr. A. Matosch.
Einzelwerke und Separat-Abdrücke.
Eingelaufen vom 1. Juli bis Ende September 1907.
Ambronn, €. Die geologischen Ver-
hältnisse und die chemische Zusam-
mensetzung der Pyroxenquarzporphyre
und der Pyroxengranitporphyre im
Leipziger Kreise. Dissertation. Borna-
Leipzie, typ. R. Noske, 1907. 8°.
65 S. mit 3 Textfig. u. 1 Taf. Gesch.
d. Autors. (15504. 8°.)
Bassani, F. & A. Galdieri. Sui vetri
forati di Ottojano nella eruzione
vesuviana dell’aprile 1906. (Separat.
aus: Rendiconto della R. Accademia
delle scienze fis. e mat. di Napoli.
Ser. III. Vol. XIII. Fasc. 5—7.) Na-
poli, typ. E. de Rubertis, 1907. 8°.
27 S. mit 8 Textfig. Gesch d. Autors.
(15505. 8°.)
Bericht über die Feier des 5Yjährigen
Bestehens der k. k. geographischen
Gesellschaft in Wien am 15. Dezember
1906. (Separat. aus: Mitteilungen der
k. k. geograph. Gesellschaft 1907.
Nft. 2—3.) Wien, R. Lechner, 1907.
8%. 56 S. Gesch. d. Gesellschaft.
(15506. 8°.)
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alpinen Trias. Fortsetzung. Teil U.
Vide: Waagen, L. Die Pachycardien-
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Blaas, J. Kleine Geologie von Tirol.
Eine Übersicht über Geschichte und
Bau der Tiroler und Vorarlberger
Alpen für Schule und Selbstunterricht.
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—152 S. mit 1 Titelbild, 22 Textfig.
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Felidae from California. (Separat. aus:
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the department of geology. Vol. V.
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7 S. mit 2 Porträts. Gesch. d. Autors.
(15509. 8°.)
Credner, H. Die Genesis des ‚sächsi-
schen Granulitgebirges. (Separat. aus:
Centralblatt für Mineralogie, Geologie
. Jahrg. 1907. Nr. 17.) Stuttgart,
E. Schweizerbart, 1907. 8°. 13 S.
(513—525). Gesch d. Autors.
(15510. 8°.)
Gredner, H. Die sächsichen Erdbeben
während der Jahre 1904 bis 19086.
(Separat. aus: Berichte über die
Verhandlungen der math.-phys. Klasse
der kgl. sächsischen Akademie der
\issenschaften zu Leipzig. Bd. LIX.)
Leipzig, B. G. Teubner. 1907. 8°,
23 8. (333—355) mit 4 Textfig. u.
1 Karte. Gesch. d. Autors.
(15511. 8°.)
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 13. Verhandlungen. 46
316
Ebler, E. Der Arsen-Gehalt der „Max-
quelle“ in Bad Dürkheim a. d. Haardt.
(Separat. aus: Verhandlungen d.
naturh.-medizin. Vereins zu Heidelberg.
N. . Bd. VIII. Hft. 3—4.) Heidel-
berg, C. Winter. 1907. 8%. 21° 8.
(435 —455). Gesch d. Autors.
(11925. 8°. Lab.)
Chemische Uunter-
Arsen-Eisenquelle von
S. Orsola bei Pergine in Südtiro].
(Separat. aus: Jahrbuch d. k. k. geol.
Reichsanstalt. Bd. LVII. Hft. 3. 1907.)
Wien, R. Lechner, 1907. 82623:
(529—534\. Gesch. d. Autors.
(11926. 8°. Lab.)
Erlinghagen, €. Die Feststellung des
Fallens und Streichens von Tieflohr-
löchern durch Messung. Dissertation.
Essen, typ. Th. Reismann-Grone, 1907.
4°. 27 S. mit 18 Textfig. Gesch. d.
techn. Hochschule Karlsruhe.
(2825. 4°.)
Eichleiter, €. F.
suchung der
Fritsch, A. Miscellanea palaeontologica.
I. Palaeozoica. Mit Unterstützung des
Barrande-Fondes. Prag, Fr. Rivnäß,
1907. 4°. 23 S. mit 4 Textfig. u. 12
Taf. Gesch. d. Autors. (2945. 4°.)
Galdieri, A. Sui vetri forati di Ottojano
nella eruzione vesuviana dell’aprile
1906. Napoli, 1907. 8°. Vide: Bas-
sani, F. & A. Galdieri. (15505. 8°.)
Gemmellaro, M. Prima nota sulle Or-
bitoidi del sistema cretaceo della Si-
cilia. Palermo, 1907. 4°. Vide: Ris-
poli, G. Checchia & M. Gem-
mellaro. (2838. 4°.)
Hanslik, E. Die landeskundliche Li-
teratur von Schlesien, Galizien und
der Bukowina in den Jahren 1897 bis
1924. (Aus: Geographischer Jahres-
bericht aus Österreich, red. v. A.Gruni
u. I. Machatek. Jahrg. IV.) Wien, F.
Deuticke, 1906. S°. 20 S. (149—168).
Gesch. (15512. 8°.)
Heigl, P. Erzverhaue im westlichen
lievier des DBergbaues am Kosgl.
|Grubenbau auf der Abendkluft des
k.k. Bergbaues Kogl.] Brixlegg, 1854.
4°. 11 8. Jithographiert, mit einer
Skizze des Grubenbanes. Gesch. d. Uni-
vers.-Bibliothek in Innsbruck.
(2826. 4°)
Heigl, P. Einige geschichtliche Daten
denk. k. silberhältigen Kupferbergbau
an Madersbacherköpfl bei Brixlegg im
Unterinntal in Tirol betreffend. Von
seiner Entstehung 1851 bis einschließ-
lich 1854. Brixlegg, 1855. 4°. 9 8. lithıo-
Verhandlungen.
Nr
graphiert mit 1 Tabelle. Gesch. d.
Innsbrucker Universitäts- Bibliothek.
(2827. 4°.)
Hennig, E. Gyrodus und die Organi-
sation der Pyknodonten. Dissertation.
(Separat. aus: Palaeontographica
Bd. LIIT.) Stuttgart, E. Schweizerbart,
1906. 4°. 72 8. (135— 206) mit 15 Text-
fig. Gesch. d. Universität Berlin.
(2828. 4°.)
Hintze, A. Beiträge zur Petrographie
der älteren Gesteine des deutscheu
Schutzgebietes Kamerun. Dissertation.
Berlin, typ. A. W. Schade, 1907. 8°.
81 S. Gesch. d. Universität Berlin.
(15513. 8°.)
Hobbs, W. H. The Goldschmidt law
of complication applied to the solar
system. (Separat. aus: PopularAstronom
Nr. 146.) Ann Arbor., Mich., 1907. 8°.
12 S. (345 -356) mit 4 Textfig. Gesch.
d. Autors. (15514. 8°.)
IHobbs, W. H. The iren ores of the
Salisbury distriet of Connecticut, New
York and Massachusetts. (Separat.
aus: Economic Geology. Vol. II. Nr. 2.
1907.) [New York, 1907. 8%] 298.
(153—181) mit 22 Textfig. Gesch. d.
Autors. (15515. 8°.)
Hobbs, W. H. Origin of Ocean basins
in the light of the new seismology.
(Separat. aus: Bulletin of the Geolo-
gical Society of America. Vol. XVII.)
New York, 1907. 8°. 18 S. (233—250)
mit 1 Taf. (V). Gesch. d. Autors.
(15516. 8°.)
Hobbs, W. H. Some topographie features
formed .at the time of earthquakes
and the origin of mounds in the Gulf
Plain. (Separat. aus: American Journal
of science. Vol. XXIII. April 1907.)
Ann Arbor., 1907. 8°. 12 S. (245—256)
mit 5 Textfig. Gesch. d. Autors.
(15517. 8°.)
Hobbs. W. H. The Charleston earth-
quake of 1886 in a new light. (Separat.
aus: Geological Magazine N. S. Dec. V,
Vol. 1V. 1907.) London, Dulau & Co.,
1917. 8°. 6 8. (197—202) mit 1 Textfig.
Gesch. d. Autors. (15518, 8°.)
Hobbs, W. H. Studies for students: the
recent advance in seismology. (BE I
aus: Jonrnal of geology. Vol.
1907.) Chicago, typ. University, en
SICHDAUTS. (288297; 395 - 409) mit
6 Textfis. u. 1 Taf. (IV). Gesch. d.
Autors. 2 (15519. 8°.)
Hynek, C. E. [Über die Petroleum-
industrie und den Petroleumhandel,
mit besonderer Berücksichtigung der
rumänischen Ölfelder. Teil Ua) Die
Petroleumfelder Rumäniens. Disser-
1907
tation. Botosani, typ. Segall & Marcu,
1907. 8°. 139 S. Gesch. d. Universität
Berlin. (15520. 8°.)
Icke, H. & K. Martin. Over tertiaire
en kwartaire vormingen van het eiland
Nias. (Separat. aus: Sammlungen des
geologischen Reichsmuseums in Leiden.
Ser. I. Bd. VIII.) Leiden, E. J. Brill,
1907. 8’. 50 S. (204—252) mit 5 Taf.
(XIV—XVIII). Gesch. d. Autors.
(15521. 8°.)
Kappeller, A. v. Das k. k. und zu einem
Dritteil mitgewerkschaftliche Eisen-
werk Pillersee. Pillersee, 1855. 4°. 9 S.
lithographiert. Gesch. d. Innsbrucker
Universitäts-Bibliothek. (2829. 4°.)
Karplus, H. Beiträge zur Theorie
der Löslichkeitsbeeinflussung. Disser-
tation. Berlin, typ. A. W. Schade,
1907. 8°. 48 S. mit 5 Textfig. Gesch.
d. Universität Berlin. (11927. 8°. Lab.)
Katalog, Systematischer, der Bibliothek
der k. k. technischen Hochschule in
Wien. Hft. 14. Wien, typ. A. Holz-
hausen, 1907. 8°. 213 S. Gesch. d.
techn. Hochschule. (Bibl. 198. 8°.)
Keidel, H. Uber den Bau der argen-
tinischen Anden. (Separat. aus:
Sitzungsberichte der
Klasse der kais. Akademie der Wissen-
schaften. Abtlg. I. Bd. OXVI. 1907.)
Wien, A. Hölder, 1907. 8°. 26 S.
(649—674) mit 1 Textfig. Gesch. d.
Autors. (15522. 8.)
Kittl, E. Die Triasfossilien vom Heureka
Sund. [Report ofthe second Norwegian
arctic Expedition in the „Fram“
1898—1902. Nr. 7.] Kristiania, A. W.
Brögger, 1907. 8°. 44 S. mit 3 Taf.
Gesch. d. Autors. (15523. 8°.)
Kleiner, E.@. Kritische Untersuchungen
über die Härtebestimmung im Wasser
und zur Frage der Kesselspeisewasser-
reinigung. Dissertation. Karlsruhe, typ.
G. Braun, 1906. 8°. 131 S. mit 11 Text-
fie. Gesch. d. techn. Hochschule
Karlsruhe. _ (11923. 8°. Lab.)
Kostlivy, J. Übersicht der an der me-
teorologischen Beobachtungsstation in
Eger im Jahre 1906 angestellten Beob-
achtungen. (In: Jahresbericht über
das k. k. Staatsgymnasium in Eger f.
d. Schuljahr 1905— 1907. S. 33—40.)
Eger, typ. G. Adler, 1907. 8°. 3 8.
Gesch. d. Gymnasiums. (15524. 8°.)
Kramer, A. Die anatomischen An
passungen der Farnkräuter an Klima
und Standort. Dissertation. Potsdam,
typ. E. Stein, 1907. 8°. 59 S. Gesch.
d. Universität Berlin, (15525. 8°.)
Einsendungen für die Bibliothek. >
math. - naturw.
-)
Krasser, F. Beiträge zur Kenntnis der
fossilen Kreideflora von Kunstadt in
Mähren. (Separat. aus: Beiträge z.
Paläontologie und Geologie Osterreich-
Ungarns und des Orients. Bd. X.
Ilft. 3.) Wien, W. Braumüller, 1896,
4°. 40 8. (113—152) und 7 Taf. (XI
XVII). Gesch. d. Autors. (2330, 4".)
Krasser, F. Die von W. A. Obrut-
schew in China und Centralasien
1593—1894 gesammelten fossilen
Pflanzen, (Separat. aus: Denkschriften
der math.-naturw. Klasse d. kais. Aka-
demie der Wissenschaften. Bd. LXX.)
Wien, K. Gerolds Sohn, 1900. 4°,
16 S. (139-—154) mit 4 Taf. Gesch. d.
Autors. (2831. 4°.)
Krasser, F. Fossile Pflanzen aus Trans-
baikalien, der Mongolei und Man-
dschurei. (Separat. aus: Denkschriften
der math.-naturw. Klasse der kais.
Akademie der Wissenschaften. Bd.
IXXVIIL) Wien, K. Gerolds Sohn,
1905. 4°. 46 S. (589—634) mit 4 Taf.
Gesch. d. Autors. (2832. 4°.)
Krasser, F. Über die fossile Kreideflora
von Grünbach in Niederösterreich.
(Separat. aus: Anzeiger der kais. Aka-
demie der Wissenschaften. 1906.
Nr. III.) Wien, typ. Staatsdruckerei,
1806. 8%. 3.S. Gesch. d. Autors.
(15526. 8°.)
Krasser, F. Vorläufiger Bericht über
eine gemeinsam mit Kubart dureh-
geführte Bearbeitung der fossilen
Flora von Moletein in Mähren. (Se-
parat. aus: Anzeiger der kais. Aka-
demie derWissenschaften. 1906. Nr.1V.)
Wien, typ. Staatsdruckerei, 1906. 8°.
3 S. Gesch. d. Autors. (15527. 8°.)
Kraynag. Chemische Untersuchung
einiger Roheisenstücke von Jeubach.
Hall, 1853. 4°. 13 S. lithographiert.
Gesch. d. Innsbrucker Universitäts-
Bibliothek. (2833. 4°.)
|Kkriz, M.] napsal ‚F. Öern y.\ Olmütz,
197.8". Vide: Cer ny, F. (15509. 8°.)
Kruseh, P. Die Untersuchung und Be-
wertung von Erzlagerstätten. Stuttgart,
F. Enke, 1907. 8°. XX—517 S. mit
102 Textfig. Kauf. (15500. 8°.)
Kühl, W. Derjährliche Gang der Boden-
temperatur in verschiedenen Klimaten.
Versuch einer einheitlichen Darstellung
vermittels des Temperaturintegrals.
lissertation. Würzburg, typ. H Stürtz,
1907. 8°. 68-8. Gesch. d. Universität
Berlin. (15528. 8°.)
Lane, A. C. Salt water in the Lake
mines. Revised from article published in
Portage Lake Mining Gazette, Houghton
318
Mich. [Houghton, 1907.) 5°. 10 S. mit
1 Textfig. Gesch. d. Autors.
(15529. 8°.)
Lane, A. C. The early surroundings of
life. (In: „Science“, august 2, 1907.)
Lancaster, Pa., 1907. 8°. 15 8. (129—
143). Gesch. d. Autors. (15530. 8°.)
Loebel, H. Uber Halogenverbindungen
des Urans. Dissertation. Berlin, typ.
l. Ebering. 1907. 8°. 46 S. mit 1 Text-
fig. Gesch. d. Universität Berlin.
(11929. 8°. Lab.)
Lozinski, W. Die diluviale Seebildung
im nordgalizischen Tieflande. (Separat.
aus: Bulletin international de l’Aca-
demie des sciences de Cracovie, juillet
1907.) Gracovie, typ. Universite, 1907. 8°.
8 8. (758—745) mit 6 Textfig. Gesch.
d. Autors. (15531. 8°.)
Lucerna, R. Gletscherspuren in den
Steiner Alpen. (Aus: Geograpbischer
Jahresbericht aus Österreich, redig.
v. A. Grund u. I". Machacek. Jahrg. IV.)
Wien, F. Deuticke, 19°6. 8°. 66 S.
(9—74) mit 10 Textfig. u. 1 Karte.
Gesch. (15532782)
Martin, K. Eine altmiocäne Gastropoden-
fauna von Rembang, nebst Bemerkun-
gen über den stratigraphischen Wert
der Nummuliniden. (Separat. aus:
Sammlungen des geologischen Reichs-
museums in Leiden. Ser. I. Bd. VII.)
Leiden, E. J. Brill, 1907. 8°. 8 S.
(145—152). Gesch. d. Autors.
(15533. 8°.)
Martin, K. Mesozoisches Land und Meer
im Indischen Archipel. (Separat. aus‘
Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geo’
logie... Jahrg. 1907. Bd. I.) Stutt-
gart, E. Schweizerbart, 1907. 8°. 24 S-
(107--130). Gesch. d. Autors.
(15534. 8°.)
Martin, K. Over tertiaire en kwartaire
vormingen van het eiland Nias. Leiden,
1907. 8°. Vide: Icke,H.& K. Martin.
(1552182)
Martin, K. Ein zweiter Beitrag zur
Frage nach der Entstehung des ost-
indischen Archipels. (Separat. aus:
Geographische Zeitschrift, hrsg. v.
A. Hettner. Bd. XIII.) Leipzig, B. G.
Teubner, 1907. 8°. 14 S. (425—438).
Gesch. d. Autors. (15535. 8°.)
Mascke, E. Wie sichert man Markasit-
ammoniten am besten vor der Zer-
setzung? (Separat. aus: Zeitschrift der
Deutsch. geol. Gesellschaft. Bd. LVIII.
1906. Monatsberichte Nr. 6.) Berlin,
typ. J. F. Starcke, 1906. 8°. 1 8. (173).
Gesch. d. Autora. (15536. 8°.)
Verhandlungen. Nr. 15
Mascke, E. Die Stephanoceras-Ver-
wandten in den ÜCoronatenschichten
von Norddeutschland. Dissertation.
Göttingen, typ. P. Dobler, 1907. 8°.
33 S. Gesch. d. Autors. (15537. 8°.)
Meusburger, K. Das tote Meer. Teil 1.
(In: Programm des k. k. Gymnasiums
in Brixen. LVII. 1907.) Brixen, typ.
A. Weger, 1907. 8°. 40 S. Gesch. d.
Brixener Gymnasiums. (15538. 8°.)
Pacher, A. Der tirolische kais. königl].
zu einem Dritteil mitgewerkschaftliche
Fisenhandel und die speciellen Ver-
hältnisse der k. k. und mitgewerk-
schaftlichen DBerg-, Hütten- und
Hammerverwaltung Jenbach als Glied
desselben. Jenbach, 1852. 4°. 15 S.
lithographiert. Gesch. d. Innsbrucker
Universitäts-Bibliothek. (2834. 4°.)
Pacher, A. Die 71. Schmelz-Campagne
des Eisenhoehofens bei der k. k. und
mitgewerkschaftlichen Berg-, Hütten-
und Hammerverwaltung Jenbach.
Jenbach, 1855. 4°. 12 S. lithographiert,
mit 2 Taf. Gesch. d. Innsbrucker
Universitäts-Bibliothek. (2835. 4°.)
Palaeontologia universalis. Ser. II.
Fasc. III. (Taf. 112—125). Berliv,
Gebr. Bornträger, 1907. 8°. Kauf.
(14260. 8°.)
Penck, A. & E. Brückner. Die Alpen
im Kiszeitalter. Lfg. 8. Hlfte.2. Leip-
zig, C. H. Tauchnitz, 1907. 8°. 64 S.
(833—896). Kauf. (14026, 8°.)
Redlich, K. A. Der Kiesbergbau Louisen-
tal [Fundul Moldavi] in der Buko-
wina. (Separat. aus: Österreichische
Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen.
1906. Nr. 23.) Wien, Manz, 1906. 8°.
11 S. mit 3 Textfig. Gesch. d. Autors.
(15539. 8°.)
Redlich, K. A. Bergbaue Steiermarks.
VIIl. Der Eisensteinbergbau der Um-
gebung von Payerbach - Reichenan.
Leoben, L. Nüssler, 1907. 8°. 380 S. mit
2 Taf. ((V—V). Gesch. d. Autors.
(13484. 8°.)
Reyer, E. Geologische Prinzipienfragen.
Leipzig, W. Engelmann, 1907. 8°.
X—202 S. mit 254 Textfig. Gesch. d.
Autors. (15501. 8°.)
Riken, R. Studien über Löslichkeitsbe-
einflussungen. Dissertation. Berlin,
typ. E. Ebering, 1907. 8°. 69 S. mit
5 Textfig. Gesch. d. Universität Berlin.
(11930. 8°. Lab.)
Rispoli, 6. Cheechia & M. Gemmel-
laro. Prima nota sulle Orbitoidi del
sistema cretaceo della Sicilia. (Separat.
aus: Giornale di scienze naturali ed
1907
economiche. Vol. XXVIL) Palermo,
typ. D. Vena, 1907. 4°. 17 S. mit 2 Taf.
Gesch. d. Autors. (2838. 4°.)
Ritzmann, F. Untersuchungen über
Trass-, Kalk-, Sandmörtel. Dissertation.
Heidelberg, typ. J. Hörning, 1907. 8°,
58 S. mit 5 Beilagen. Gesch. d, techn.
Hochschule Karlsruhe.
(11931. 8°. Lab.)
Salinas, E. Stazione preistorica all’
acqua dei Corsari presso Palermo
(Separat. aus: Arch. stor. Sie. N. S.
XXXII. Fase. 1—2.) Palermo, typ.
Scuola „Boccone del Povero“, 1907.
S°. 10 S. Gesch. d. Autors. (15540. 8°.)
Salinas, E. Stazione preistorica all’acqna
dei Corsari presso Palermo. (Separat.
aus: Notizie degli Scavi, Anno 1997.
_Fasc. 2.) Palermo, 1907. 4°. 38.
(101—103) mit 2 Textfig. Gesch. d.
Autors. (2839. 4°.)
Salmojraghi, F. Sull’ origine padana
della sabbia di Sansego nel Quarnero.
Nota. (Separat. aus: Rendiconti del
R. Istituto Lombardo di scienze e let-
tere. Ser. II. Vol. XL. 1907.) Milano,
typ. Rebeschini, 1907. 8°. 218. (867 —
887). Gesch. d. Autors. (15441. 8°.)
Sars, G@. 0. An account of the Crusta-
cea of Norway. Vol. V. Part. XV—
XVII. Bergen, A. Cammermeyer,
1907. 8°. Gesch. d. Bergen’ Museums.
(12047. 8°.)
Schaffer, F. X. Geologie von Wien.
Wien, R. Lechner, 1904—1906. 8°.
3 Teile. Kauf.
Enthält:
Teil I. Erläuterungen zur geologi-
schen Karte von Wien. Ibid. 1904.
33 S. mit der Karte i. M. 1:25.00.
Teil II. Das geologische Bild
der Stadt. Ibid. 1906. 242 S. mit
25 Dextfie., 17 Taf. u. 1 Karte.
Teil III. Geologische Profile aus
dem Archiv des Stadtbauamtes. Mit
Anhang: Geologische Profile neuer
artesischer Brunnen. Ibid. 1906.
128 8. (15502. 8°.)
Schafler, F. X. Geologischer Führer
für Exkursionen im inneralpinen Becken
der nächsten Umgebung von Wien.
[Sammlung geologischer Führer. XII.]
Berlin, Gebr. Bornträger, 1907. 8°.
VIII-127 S. mit 11 Textfig. Kauf.
(15503. 8°.)
Scharfenberg, W. Beitrag zur quan-
titativen Bestimmung des Wismuts und
seiner Trennung von anderen Metallen.
— Zur Kenntnis der Phosplorsulphide.
Dissertation. Berlin, typ. A. W.Schade,
Einsendungen für die Bibliothek.
319
1906. 8%. 42 S. mit 2 Textfig. Gesch.
d. Universität Berlin.
(11932. 8°. Lab.)
Schneider, K. Beiträge zur physikali-
schen Geographie Islands. (Separat.
aus: Petermauns geographische Mit-
teilungen. Bd. LIII. 1907. IIft. 8.)
Gotha, J. Perthes, 1907. 4°. 12 8.
(177—1388). Gesch. d. Autors.
(2840. 4°.)
Schneider, K. Physiographische Pro-
bleme und Studien in Böhmen. (Se-
parat. aus: Naturw. Zeitschrift „Lotos“.
N. F. Bd. I.) Prag, J. G. Calve, 1907.
4°. 9 S. mit 1 Textfig. Gesch. d. Autors.
(2341. 4°)
Schöndorf, F. Die Organisation und
systematische Stellung der Sphaeriten.
Dissertation. Berlin, typ. J. F.Starcke,
1996. 4°. 55 S. (217—271) mit 36 Text-
fig. Gesch. d. Universität Berlin.
(2842. 4°.)
Schwab, F. Die meteorologischen Beob-
achtungen des oberstschiffämtlichen
Forstmeisters Simon Witsch zu
Grünau in Oberösterreich 1819--1838.
(In: Programm des k. k. Obergym-
nasiums der Benediktiner zu Krems-
münster. LVII. 1907.) Linz, typ. Kath.
Preßverein, 1907. 8°. 59 S. Gesch. d.
Gymnasiams. (15542. 8°.)
Schweitzer, A. Analytische Beiträge zur
Kenntnis des Cers. Dissertation. Berlin,
typ. A. W. Schade, 1907. 8°. 58 8.
Gesch. d. Universität Berlin.
(11933. 8°. Lab.)
Späte, F. Die Bituminirung. Ein Beitrag
zur Chemie der Faulschwemmgesteine.
Dissertation. Berlin, R. Trenkel, 1907.
8°. 71 8. Gesch. d. Universität Berlin.
(11934. 8°. Lab.)
Steinmann, G. & 0. Wilckens. Vor-
läufiger Bericht über die Bearbeitung
der von der schwedischen Expedition
nach den Magellansländern (1895 —
1597) gesammelten marinen Fossilien.
(Separat. aus: Svenska Expedition
till Magellansländerna. Bd. I. Nr. 7.)
Stockholm, 1907. 8°. 4 S. (249—252).
Gesch. d. Autors. (15443. 8°.)
Till. A. Die fossilen Cephalopoden-
gebisse. (Separat. aus: Jahrbuch d.
k. k. geol. Reichsanstalt. Bd. LVil.
1907. Hft. 3.) Wien, R. Lechner, 1907.
8°. 148 S. (535—682) mit 8 Textfig.
u.2 Taf. (XII—XTIII). Gesch. d. Autors.
(15544. 8°.)
Trinker, J. Erläuternde Bemerkungen
zu der am 25. September 1851 in Hall
den versammelten Mitgliedern des
bergmännischen Vereins vorgelegten
RK. K. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 13. Verhandlungen. 47
320
Sammlung von Erzen aus dem Neu-
schurff am Madershacherköpfl' bei
Brixlegg. Brixlegg, 1851. 4°. 10 8.
litbographiert. Gesch. d. Universitäts-
Bibliothek Innsbruck. (2836. 4°.)
Trinker, J. Der Aufschluß der tieferen
westlichen Reviere am Pfundererberg
bei Klausen; ein Beitrag zur Geschichte
der Tiroler Bergbaue. Hall, 1853. 4°.
20 S. lithographiert mit einer Skizze
des Bergbaues. Gesch. d. Innsbrucker
Universitäts-Bibliothek. (2837..4°.)
True, F. W. Remarks on the type of
the fossil cetacean Agorophius pyg-
maeus Müller. (Smithsonian Gontribu-
tions to knowledge. Nr. 1694.) Wa-
shington, 1907. 4°. 8 S. mit 1 Taf.
(VI). Gesch. d. Smiths. Instit.
(2843. 4°.)
Uhlig, V. Über die Tektonik der Kar-
pathen. (Separat. aus: Sitzungsberichte
der math.-naturw. Klasse der kais.
Akademie der Wissenschaften. Abtlg.1.
Bd. CXV1. 1907.) Wien, A. Hölder, 1907.
8°. 112 S. (871—982) mit 1 Textfig.,
1 Taf. u. 1 Karte. Gesch. d. Autors.
(15545. 8°.)
Waagen, L. Die Lamellibranchiaten
der Pachycardientuffe der Seiser Alm
nebst vergleichend palaeontologischen
und phylogenetischen Studien. Als
Fortsetzung (1]. Teil) zu: Bittner, A.
Lamellibranchiaten der alpinen Trias.
(Separat. aus: Abhandlungen der k. k.
geol. Reichsanstalt. Bd. X VII. Hft. 2.)
Wien, R. Lechner, 1907. 4°. 180 S. mit
19 Textfig. u. 10 Taf.( XXV— XXXIV).
(2846. 4°.)
Weinschenk, E. Grundzüge der Gesteins-
kunde. Teil Il. Specielle Gesteins-
kunde mit besonderer Berücksichti-
gung der geologischen Verhältnisse.
2. umgearbeitete Auflage. Freiburg
i. B., Herder, 1907. 8°. X—362 S. mit
186 Textfig. u. 6 Taf. Gesch. d. Ver-
legers. (11913, 8°. Lab.)
Werner, K. W. Hohenstaufen und
Spielburg. Eine geologische Studie.
Dissertation. Berlin, typ. A. W. Schade,
1907. 8°. 27 8. Gesch. d. Universität
Berlin. (15546. 8.)
Verhandlungen.
Nr
Wilekens, 0° Vorläufger Bericht über
die Bearbeitung der von der schwedi-
schen Expedition nach den Magellans-
ländern (1895 — 1897) gesammelten
‚marinen Fossilien. Stockholm, 1907.
8°. Vide: Steinmann, G. & O.
Wilckens (15443. 8°.)
Wilk, L. Über den Einfluß der Pflanzen-
konstituenten auf die physikalischen
und chemischen Eigenschaften des
Torfes. Wien, 1907. 8°. Vide: Zailer,
V.:& lu. Wiılk, (155479. 8%)
Williger. Bericht des Vorstandes des
Öberschlesischen Berg- und Hütten-
männischen Vereins über die Wirk-
samkeit im Jahre 1906—1907; er-
stattet in der ordentlichen General-
versammlung za Kattowitz am 27. Juni
1907. Kattowitz, typ. Gebrüder Böhm,
1907. 4°. 27 S. Gesch. d. Vereins.
(2844. 4°)
[Witsch, S.] Die meteorologischen Beob-
achtungen des. oberstschiffämtlichen
Forstmeisters S. Witsch zu Grünau
in Oberösterreich 1819—1838; bear-
beitet von P.F.Schwab. Linz, 1907.
8°. Vide: Schwab, F. (15542. 8°.)
Zailer, V.& L. Wilk. Über den Einfluß
der Pflanzenkonstituenten anf die phy-
sikalischen und chemischen Eigen-
schaften des Torfes. (Separat. aus:
Zeitschrift für Moorkultur und Torfver-
wertung. 1907.) Wien, typ. ©. Fromme,
1907. 8°. 109 S. Gesch. (15547. 8°.)
Zelizko, J. V. Geologisch-paläontolo-
gische Verhältnisse der nächsten Um-
gebung von Rozmitäl in Böhmen.
(Separat. aus: Bulletin international
de l’Academie des sciences de Boh@me.
1906.) Prag, typ. A. Wiesner, 1906. 8°.
14 S. mit 4 Textfig. u. 2 Taf. Gesch.
d. Autors. (15548. 8°.)
Zelizko, J. V. Stanice diluvialniho &lo-
veka v Kijeve. (Separat. aus: Casopis
Vlasten. mnzej. spolku v Olomouci.
1907. Öisl. 95—96.) [Lagerplatz des
diluvialen Menschen in Kiew.) Olmütz,
typ. Kramar & Prochäzka, 1907. 8°.
11 S. mit 5 Textfig. u.4 Taf. Gesch.
d. Autors. (15549. 8°.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien Ill. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
1907.
YuıT! So
u
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Bericht vom 31. Oktober 1907.
Inhalt: Todesanzeige: Edmund v. Mojsisovies. — Eingesendete Mit-
teilungen: Dr. J. Nowak: Ein Beitrag zur Kenntnis des polnischen Kreidemergels.
F. v. Kerner: Pfianzenreste aus dem älteren Quartär von Süd- und Norddalmatien.
R. J. Schubert: Süßwasserseogen von Nona (Norddalmatien).. — R. J. Schubert: Über
Fischotolithen aus dem sardinischen Mioeän. — Literaturnotizen: Reininger,
Königsberger.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Todesanzeige.
v Edmund v. Mojsisovies.
Es obliegt mir die Pflicht, an dieser Stelle von dem Tode eines
gewesenen Mitgliedes unserer Anstalt Kenntnis zu geben, welches
noch vor wenigen Jahren unserem aktiven Verbande angehörte. Einer
tückischen Krankheit ist Hofrat Dr. jur. Edmund Mojsisovies
v. Mojsvär nach längerem Leiden am 2. Oktober d. J. erlegen. Er
starb auf seinem Landsitze bei Mallnitz in Kärnten.
Geboren am 18. Oktober 1839 zu Wien, besuchte Mojsisovics
hier das Schottengymnasium und studierte sodann Jurisprudenz an
der Wiener Universität, worauf er 1364 zum Doktor der Rechte
promoviert wurde.
Noch als Student faßte er den Plan. eine besondere Gesellschaft
ins Leben zu rufen, welche den Zweck haben sollte, einerseits den
lebhafteren Besuch unserer früher zu wenig gewürdigten Alpen an-
zuregen und andrerseits die Freunde dieses Hochgebirges teiis zu
gemeinsamer Tätigkeit, teils in geselliger Weise zu verbinden. Mit
einigen gleichgesinnten Kollegen wurden die vorbereitenden Schritte
zur Ausführung dieses Planes vereinbart, und so konnte bereits
im Jahre 1862 ein Aufruf erlassen werden, welcher die Gründung
eines österreichischen Alpenvereines zur Folge hatte. Der erste
Schriftführer dieses Vereines und zueleich der Redakteur der
mit der Vereinstätigkeit zusammenhängenden Druckschriften wurde
Mojsisovics. Bald schlossen sich zahlreiche Freunde der schönen
Gebirgswelt sowie auch einflußreiche Förderer den betreftenden Be-
strebungen an.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907, Nr. 14. Verhandlungen. 48
322 Verhandlungen. Nr. 14
Differenzen mit den leitenden Kreisen in dem Vereine jedoch,
dessen Führung sich von dem Einfluß der Vereinsgründer zum Teil
unabhängig gemacht hatte, veranlaßten Mojsisovies zum Austritt
aus dem Vorstande der Gesellschaft und bewogen ihn, die Gründung
eines neuen Vereines zu fördern, der 1569 unter der Bezeichnung
Deutscher Alpenverein ins Leben trat, und in welchem der junge
Alpinist ebenfalls sehr bald mit der Redaktion der betreffenden Publi-
kationen betraut wurde. Von dieser Position aus machte er bald
erfolgreiche Propaganda für eine Verschmelzung der beiden Vereine,
welche ja schließlich doch gleiche oder verwandte Ziele im Auge
hatten. Diese Verschmelzung, aus welcher der seither zu großem An-
sehen gelangte Deutsche und Österreichische Alpenverein hervorging,
fand im Jahre 1875 auch tatsächlich statt. Der Einfluß, den sich
Mojsisovies in den betreffenden alpinistischen Kreisen verschafft
hatte, erschien nun für längere Zeit gesichert und kam dann später
noch einmal zum sichtbaren Ausdruck, als Mojsisoviecs im Jahre 1386
zum Präsidenten der mächtigen Sektion Austria des Deutschen und
österreichischen Alpenvereines berufen wurde, welche Stellung der
Verstorbene bis zum Jahre 1892 innehatte.
Die Beschäftigung mit dem Hochgebirge brachte Mojsisoviecs
in Berührung mit der Geologie und neben den juristischen trieb er
auf der Universität auch naturwissenschaftliche Studien, die ihm
ermöglichten, sich als Privatdozent für Geologie an der Wiener
Universität zu habilitieren. Doch beschränkte er seine damaligen Aus-
sichten nicht auf die Universitätslaufbahn, denn bereits am
18. Februar 1865 trat er als Volontär in Verbindung mit der geolo-
gischen Reichsanstalt, welcher er dann vom 1. Oktober 1867 an als
Praktikant und seit dem 1. Mai 1869 zunächst als zeitlicher Hilfs-
geologe angehörte.
Rasch wußte er auch hier sich Anerkennung zu verschaffen.
Nach etwa anderthalbjähriger Dienstleistung in der letztgenannten
Stellung nämlich wurde Mojsisovics am 10. Dezember 1870 zum
Bergrat und Chefgeologen extra statum ernannt, um im Juli 1873
anläßlich der damaligen Neuorganisation unserer Beamtenstellen mit
gleichem Range in den Status der Anstalt aufgenommen zu werden.
Als er es dann übernahm, sich an der von unserer Anstalt im
Sommer 1879 durchgeführten geologischen UÜbersichtsaufnahme von
Bosnien und der Herzegowina zu beteiligen, wurde er noch vor Antritt
der Reise im Mai des genannten Jahres durch die Verleihung des
Titels und Charakters eines Oberbergrates ausgezeichnet.
Die nächsten Jahre brachten zwar für ihn zunächst keine weitere
Vorrückung in der Beamtenlaufbahn, aber doch verschiedene Aus-
zeichnungen, wobei insbesondere zu erwähnen ist, daß er am
7. Juli 1883 zum korrespondierenden und am 25. Juli 1891 zum
wirklichen Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien
ernannt wurde. Er ist der letztgenannten Körperschaft für diese
der Sicherung seines Ansehens überaus förderlichen Ehrungen stets
dankbar gewesen und hat dies auch dadurch zum Ausdruck gebracht,
daß er derselben durch letztwillige Verfügung den größten Teil seines
bedeutenden, im Laufe der Zeit erworbenen Vermögens vermacht
1907 Bericht vom 31. Oktober. Edmund v. Mojsisovics. 323
hat, dessen Zinsen also auch noch in späteren Zeiten verschiedenen
Forschern zugute kommen werden.
. Als im Jahre 1392 infolge des Rücktrittes von Stur und der
Übernahme der Direktion durch Stache sich Personalveränderungen
an unserer Anstalt ergaben, wurde Mojsisovies zum Vizedirektor
derselben ernannt und sodann im Jahre 1895 in die VI. Rangsklasse
der Staatsbeamten ad personam eingereiht. Am 31. Oktober 1900
jedoch trat er in den bleibenden Ruhestand, nachdem er am 25. Juni
desselben Jahres durch die Verleihung des Titels eines k. k. Hof-
rates ausgezeichnet worden war. Er hat also unserer Anstalt, wenn
man von seiner Volontärzeit absieht, 33 Jahre als Mitglied angehört
und war während dieser Zeit eine der markantesten Erscheinungen
an derselben, zumal er auch in vielen, außerhalb derselben stehenden
Kreisen, wissenschaftlichen wie industriellen, sich einen bekannten
Namen verschafft hatte.
Die wissenschaftliche Tätigkeit des Verstorbenen knüpfte ent-
sprechend seiner Vorliebe für die Alpen in erster Linie an die Ver-
hältnisse dieses Hochgebirges an. Bekanntlich waren es insbesondere
die Triasbildungen, welche ihn dabei fesselten. Durch Franz v. Hauer
und dessen Mitarbeiter, wie Stur, v. Richthofen und andere war
die Kenntnis von diesen vorher so wenig bekannten und dabei oft
falsch gedeuteten Bildungen, sowohl was die Hauptmerkmale ihrer
paläontologischen Charakterisierung als was die Grundlagen ihrer
Gliederung betrifft, bereits sehr weit gefördert worden. Es lag aber
selbstverständlich die Notwendigkeit einer mannigfachen Ergänzung
dieser Kenntnis vor und das, was man in diesem Kapitel der Alpen-
geologie wußte, ließ erwarten, daß hier noch ein reiches Arbeitsfeld
zu bestellen war. Kein Wunder, daß ein junger Forscher, der sich
auszuzeichnen wünschte, sich gerade auf dieses Arbeitsfeld warf und
mit Konsequenz auf demselben verharrte, zumal ihm unsere Anstalt
sowohl für Neuaufsammlungen reichen paläontologischen Materials als
für die Herstellung großer Tafelpublikationen sehr ausgiebige Mittel
zur Verfügung stellte.
Ein nieht zu unterschätzender Vorteil, dessen sich Mojsisovics
zu erfreuen hatte, bestand übrigens auch darin, daß es ihm gestattet
wurde, seine Kraft auf das erwähnte Arbeitsfeld zu konzentrieren,
und daß er nicht, gleich den meisten zu damaliger Zeit an unserer
Anstalt arbeitenden Geologen, genötigt wurde, sich viel mit wechselnden
und ihrer Art nach verschiedenen Aufgaben abzufinden. Eine solche
Beschränkung, welche nach anderen Seiten hin stets eine Entlastung
bedeutet, erleichtert es jedenfalls einem aufstrebenden Gelehrten, ein
bestimmtes Wissensgebiet zu seinem Herrschgebiet zu machen, und
insofern er auf günstige Dispositionen bei den hierfür maßgebenden
Faktoren zählen durfte, so eröffneten sich also auch unter diesem
Gesichtspunkte schon in den ersten Jahren seiner Tätigkeit in unserem
Verbande für Mojsisovics die einladendsten Aussichten.
Die Mitteilungen, mit denen derselbe in dieser Zeit hervortrat,
ließen bald nicht nur seinen Eifer, sondern mehr und mehr auch
bestimmte Ziele und Methoden erkennen, deren Einfluß auch bei
seinen späteren Arbeiten sichtbar blieb.
45*
324 Verhandlungen. Nr. 14
Das Bestreben von Mojsisovics ging, im allgemeinen gesagt,
dahin, einerseits die Einteilung der zeitlich übereinanderfolgenden
alpinen Triasbildungen weiter auszugestalten und andrerseits bei der
Parallelisierung der in verschiedenen Gegenden nicht immer gleich-
artig entwickelten Schichtenkomplexe dem Einfluß der abweichenden
Verhältnisse, unter denen das Entstehen dieser Komplexe vor sich
gegangen war, nachzuspüren, um die dabei gewonnenen Anschauungen
für die Herstellung eines möglichst genauen Schemas zu verwerten.
Die faunistischen Einschlüsse der verschiedenen Bildungen mußten
dabei in hervorragender Weise berücksichtigt werden und haben auch
in der Tat oft mehr als die nicht überall leicht zu entwirrenden
Lagerungsverhältnisse die Anhaltspunkte für die betreffenden Studien
samt den daran geknüpften theoretischen Kombinationen zu liefern
gehabt?).
Um den mit seinem Bestreben zusammenhängenden Anforderungen
einer ‚formal strengeren Darstellung seiner Ansichten gerecht zu
werden, empfand Mojsisovics bald das Bedürfnis, für die Be-
ziehungen der verschiedenen Schichtglieder zueinander, wie für Facies-
oder Altersverhältnisse im teilweisen Hinblick auf die Art der Fossil-
führung besondere Benennungen einzuführen, wie zum Beispiel isopisch,
heteromesisch, isotopisch, heteropisch usw. Es entsprach dies zudem
seiner auch sonst vielfach hervorgetretenen Neigung zur Namen-
bildung und er hat diesen Dingen in seinem Werke über die Dolomit-
riffe von Südtirol eine besondere Auseinandersetzung gewidmet?). Wenn
auch damit nicht beabsichtigt werden konnte, neue, der Geologie
bisher fremde Begriffe zu schaffen, so hat doch der Versuch, diese
Begriffe durch eine euphonische Terminologie präziser zu fassen,
vielfach Anklang gefunden, wie aus der späteren Literatur ohne Mühe
zu schließen ist.
Nekrologe sollen ein Stück Geschichte darstellen. Es würde
aber doch weit über die Grenzen einer Todesanzeige hinausführen,
wenn ich nunmehr die verschiedenen Phasen besprechen wollte, welche
die Anschauungen des Verstorbenen bei dem Fortgang der von ihm
in der angegebenen Weise unternommenen Studien durchlaufen haben.
Auch liegt es nicht in. meiner Absicht, die mit diesen Phasen parallel
gehenden nomenklatorischen Versuche aufzuzählen, welche dem je-
weiligen Standpunkte jener Anschauungen angepaßt wurden. Ich werde
also hier kein Bild entwerfen, wie es der Geschichtschreiber der
Wissenschaft unmittelbar verwerten könnte, denn in Berücksichtigung
der vorliegenden Umstände bin ich wohl genötigt, mich auf die
Skizzierung einzelner Züge eines solchen Bildes zu beschränken.
1!) Vergl. hier zum Beispiel Jahrb. d. k. k. geol. R-A. 1874, pag. 126, oben.
Von besonderem Interesse in dieser Hinsicht ist auch ein Vergleich mit Verhandl.
d. k. k. geol. R.-A. 1872, pag. 7.
?) Das betreffende Kapitel: des zitierten Werkes beschäftigt sich bekanntlich
mit „Betrachtungen über die Chorologie und Chronologie der Erdschichten“ und
es sollten darin, wie es Verhandl. d. k. k. geol. R.-A 1879, pag. 14, heißt, die
Grundzüge einer „formalen Logik“ der historischen Geologie dargelegt werden.
Manche haben hierin den Einfluß der früheren juristischen Studien des Autors auf
dessen Denkweise zu erkennen geglaubt.
1907 Bericht vom 31. Oktober. Kdmund ‚v. Mojsisovies. 297,
Eben deshalb kann bier auch nicht näher auf die verschiedenen
Beurteilungen eingegangen werden, welehe die Anschauungen des
Verstorbenen und die Art ihrer Vertretung erfahren haben. Zur
Darstellung dieses verwickelten und namentlich für Fernerstehende
überaus schwierigen Kapitels aus der Geschichte der österreichischen
Geologie gehört eine sehr sorgsame, vorurteilslose Würdigung so
zahlreicher literarischer Einzelheiten und schließlich auch gewisser
psychologischer Momente, daß eine solche Darstellung jedenfalls nicht
in Kürze geliefert werden könnte. Nur einige Gesichtspunkte mögen
an dieser -Stelle hervorgehoben werden, welche bei der Einsicht-
nahme in die von Mojsisovics veröffentlichten Arbeiten vielleicht
nicht vernachlässigt werden dürfen.
Der Beginn dieser Arbeiten und zum Teil auch die Fortsetzung
derselben fiel in eine Zeit, in welcher die möglichst eingehende
Gliederung der Sedimentärformationen in kleinste Einheiten der
Stratigraphie als das wichtigste Ideal vorschwebte. Besonders für den
Jura hatte bekanntlich Oppel eine solche Gliederung mit einem
Erfolge durchgeführt, der damals, wenn man von der einigermaßen
reservierten Haltung Quenstedts absah, fast unbestritten schien,
und gerade hier in Wien lebte ein hervorragender Schüler und
Interpret Oppels als Zeitgenosse und Kollege von Mojsisovies,
nämlich Melchior Neumayr, dem es neben anderen großen Erfolgen
bekanntlich beschieden war, im Geiste seines Lehrers auch die
Kenntnis unserer österreichischen Jurabildungen wirksam zu fördern. Das
mußte ein Anreiz sein, für die Trias ähnliches zu versuchen, um so
mehr, als durch frühere Arbeiten (insbesondere F. v. Hauers) der
Nachweis einer interessanten Cephalopodenführung für die alpine
Trias erbracht worden war, und als gerade die Cephalopoden zu
einer schärferen Unterscheidung von mesozoischen Schichtgliedern
mit Vorliebe herangezogen zu werden pflegten.
Dazu kam, daß in jener Zeit die Lehre Darwins ihre An-
hänser, zu denen auch Mojsisovies gehörte, mehrfach zu einer
Anwendung in geologischer und paläontologischer Hinsicht anzuregen
begonnen hatte, und da hierbei ebenfalls die Gliederung der Schicht-
bildungen nach Zonen eine Rolle spielte, insofern sie die genauere
Verfolgung des Zusammenhanges eventueller Veränderungen der vor-
weltlichen Organismen zu begünstigen schien, so war dies ein Grund
mehr, nach möglichst vielen Unterabteilungen der Schichtsysteme zu
suchen und auf eine möglichst genaue Bestimmung des Einflusses von
Facies- und Verbreitungsverhältnissen auf jene Veränderungen be-
dacht zu sein. Jedenfalls schienen für Untersuchungen, bezüglich für
Kombinationen im Geiste der Zonentheorie besondere Ergebnisse zu
winken und wer wollte es prinzipiell einem jungen, ehrgeizigen Forscher
verübeln, wenn er die Hindernisse, die sich auf dem einzuschlagenden
Wege befinden, übersieht oder gering achtet und wer begreift nicht
auch, daß gerade schnell erlangte äußere Erfolge im Anfang einer
Laufbahn bei einer selbstbewußten Persönlichkeit oft jene dem guten
Glück vertrauende Zuversicht hervorbringen, welcher die meisten
Schwierigkeiten im Vergleich zu dem eigenen, an jenen Erfolgen ge-
messenen Können geringfügig erscheinen.
326 e Verhandlungen. Nr. 14
Aus diesen Gesichtspunkten müssen die von Mojsisovies uns
gegebenen Mitteilungen zu einem großen Teil betrachtet werden. Aus
der vollen Überzeugtheit des Autors aber von der absoluten Richtigkeit
und unmittelbaren Anwendbarkeit seiner ersten ursprünglichen Vor-
aussetzungen mag es sich erklären, wenn manche seiner Resultate
sich weniger ungezwungen aus den Tatsachen ergaben, wie sie die
älteren Beobachter gesehen hatten, als aus der Beleuchtung, in
welche diese Tatsachen nebst den später dazugekommenen Be-
obachtungen gerückt wurden. Vorgefaßte Überzeugungen lassen sich
eben nicht immer mit einer rein induktiven Forschungsmethode ver-
einigen und überdies verleiten sie bisweilen zur Ungeduld. Eine zu-
nächst mehr voraussetzungslos fortgesetzte Ergänzung des bloßen
Tatsachenmaterials und dabei ein etwas größeres Vertrauen in die
Ergebnisse seiner Vorgänger an unserer Anstalt hätten später für den
Verstorbenen manche Wandlung rasch gefaßter Vorstellungen unnötig
gemacht. Das Bedürfnis, schnell mit abschließenden Ergebnissen
hervorzutreten, hat sich ja schon manchmal als einem dauernden Er-
folge abträglich erwiesen, wenn auch ein wohlwollender Beurteiler
darin die Liebe eines Autors zu seinem Gegenstande findet.
Mojsisoviecs hat freilich im Laufe seiner Entwicklung selbst
erkannt, daß nicht jeder Versuch, die alpine Trias zu schematisieren,
sofort glücken konnte, denn eben deshalb hat er ja solche Versuche
mehrfach wiederholt. Der vorurteilsfreie Leser seiner Schriften
wird dies auch im richtigen Sinne verstehen, obschon er vielleicht
dabei als Unbequemlichkeit empfindet, daß es einer großen Auf-
merksamkeit, bezüglich oft sogar eines Kommentars bedarf, die Art der
Kontinuität oder andrerseits der Verschiebung in den vorgebrachten
Auffassungen sich klar zu machen. Man liebt es ja, über den jeweiligen
Anteil unterrichtet zu werden, den frühere Autoren an einer Er-
kenntnis besitzen und ebenso ist man nicht weniger dankbar, wenn
man in die Lage versetzt wird, den Zusammenhang der von einem
und denselben Forscher zu verschiedenen Zeiten vorgebrachten An-
sichten zu verfolgen, Es liegt indessen nicht im Naturell eines jeden
Autors, längere Darlegungen über die Entwicklung gewisser Vor-
stellungskreise zu geben und Mojsisoviecs hat solche „Besprechungen*®
sogar „prinzipiell vermieden“, bezüglich für „unnützen Ballast“ er-
klärt, der nur dazu dienen könne, die Verdienste eines Autors
gegenüber seinen Vorgängern „in besonders günstigem Lichte* zu
zeigen. Er sah eben in der früheren Literatur bisweilen nur den Aus-
druck „sehr mangelhafter Kenntnis“ oder allenfalls „instinktiver
Ahnungen“ der Wahrheit, und da es ihm jeweilig nur ankam auf
die „Mitteilung von Tatsachen, welche man erst in neuerer Zeit zu
sehen gelernt hatte“), so hat er nicht selten auch seine eignen
früheren Ergebnisse gleich der älteren Literatur behandelt.
Eine besondere Schwierigkeit für die glatte Erreichung der
Ziele, die sich Mojsisovics bei seinen Triasstudien gesteckt hatte,
lag übrigens darin, daß derselbe vielfach die Verhältnisse der Gegend
!) Vgl. Dolomitriff. pag. VI unten die Anmerkung und Jahrb. der k. k. geol.
R.-A. 1874, pag. 93.
1907 Bericht vom 31. Oktober. ldmund v. Mojsisovics.
von Hallstatt zum Ausgangspunkt seiner Untersuchungen gemacht
hatte, die sich dazu bald als ungeeignet erwiesen !), denn während
er noch im Jahre 1869 in den betreffenden Beobachtungen eine zu-
verlässige Stütze für seine damaligen Ansichten zu finden geglaubt
hatte, und während er sogar noch im Jahre 1872 überzeugt schien,
daß gewisse, von inm damals auf paläontologischer Basis gewonnene
Schlüsse durch petrographische Anhaltspunkte unterstützt werden
könnten ?), schrieb er schon 18753 im Vorworte zu dem „Gebirge um
Hallstatt“, dab die dortigen Verhältnisse der in anderen Gegenden
angewendeten Beobachtungsmethoden geradezu spotten.
Ursprünglich lag es allerdings nahe, gerade an Hallstatt bei
weiteren Triasforschungen anzuknüpfen, insofern ja die dortige Gegend,
wie auch die «daselbst gemachten paläontologischen Funde durch die
früheren Begründer der österreichischen Alpengeologie eine besondere
Berühmtheit erlangt hatten, allein es wäre wohl manches Hindernis
für die Triasforschung beseitigt worden, wenn man sich rechtzeitig
über einen anderen Ausgangspunkt dafür geeinigt und wenn man
vielleicht berücksichtigt hätte, daß schon im Jahre 1866 Eduard
Sueß in Anerkennung der Arbeiten Sturs den Lunzer Sandstein
nicht nur als einen wichtigen Horizont innerhalb der Alpen, sondern
auch als einen Anhaltspunkt bei Vergleichen der alpinen mit der
außeralpinen Trias angesehen hatte °). Wenn dann Mojsisovics der
bereits 1865 und 1866 ausgesprochenen, teils paläontologisch, teils
durch die Diskussion gewisser Lagerungsverhältnisse 1871 noch weiters
begründeten Ansicht Sturs?®) über die nahen Beziehungen zwischen
Hallstätter Kalk und Hauptdolomit, bezüglich Dachsteinkalk, sowie
über die Stellung der Lunzer Schichten nähergetreten wäre, das heißt,
wenn er diese Schichten in der Aufeinanderfolge nicht über, sondern
mit Stur unter die echten Hallstätter Kalke gestellt hätte, so würde
die alpine Triasgeologie jedenfalls eine ruhigere Entwicklung genommen
haben als dies dann eine Zeitlang der Fall war.
Freilich gibt es auch dafür eine Erklärung. Obschon nämlich
Mojsisoviecs sich anfänglich in mancher Hinsicht unabhängig von
den Ansichten solcher Vorgänger wie F. v. Hauer zu machen suchte
und obschon er sogar bisweilen dazu in Gegensatz trat, wie z. B.
in der Frage der alpinen Salzlagerstätten und der Werfener Schichten,
hat er doch gerade in dem einen Punkte, in welchem eine solche
Emanzipation fast allein erwünscht gewesen wäre, nämlich in der
Frage der genaueren Altersdeutung des Hallstätter Kalkes°), sich von
!) Vergl. hierza meine Schrift: Franz v. Hauer, Sein Lebensgang und
seine wissenschaftliche Tätigkeit, ein Beitrag zur Geschichte der österreichischen
Geologie, pag. [69], bezüglich pag. 747 des Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. für 1899.
?) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A., 1872, pag. 6 und 7.
°) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1866. Verhandl. pag. 654.
*) Vergl. z. B. dessen Geologie der Steiermark pag. 234—304 und Verhandl.
d. k. k. geol. R.-A. 1865 und 1866, pag. 41, bezüglich 186.
°) Über meine Auffassung dieses Punktes kann wieder meine schon zitierte
Schrift über Fr. v. Hauer, pag. [84] 762 bis [89] 767 Aufschluß geben, wo auch
einige Daten zusammengestellt sind. Betrefis der angedenteten Meinungsverschieden-
398 Verhandlungen. Nr. 14
dem Einflusse der hierin weniger zutreffenden älteren Anschauungen
Hauers nicht rechtzeitig zu befreien vermocht, sondern an den
letzteren in der llauptsache noch festgehalten als Hauer selbst die
Stursche Auffassung bereits beachtenswert gefunden hatte.
Die Ablehnung aber, welche Mojsisovies den mit der Zeit
(1884) von anderer Seite her!) aufs neue auftauchenden Bedenken gegen
seine Ansicht entgegenstellte, ist manchem trotzdem befremdlich er-
schienen, denn diese Bedenken, welche durch neue Petrefaktenfunde (im
Hagengebirge) gestützt waren, sind anfänglich in sehr zurückhaltender
Form vorgebracht worden und konnten nicht anders als eine Mahnung
zu ermeuerter Prüfung der betreffenden Frage aufgefaßt werden. Jene
Ablehnung, welche sich, soweit sie in der damaligen Literatur einen
Ausdruck fand, durch Nichtbeachtung der erhobenen Einwände
äußerte ?), entsprang wohl also nur dem lebhaften Selbstgefühl eines
wie gesagt vielfach erfolgreichen und rasch zur Anerkennung ge-
langten Forschers, der sich entweder bei der Abschätzung des
Wertes anderer Beobachter vergriff oder sich nicht entschließen
konnte, die einmal eingenommene Position sofort preiszugeben. Eine
solche Preisgebung mußte vielleicht auch demjenigen schwer fallen,
der es unternommen hatte, die reichen paläontologischen Schätze von
Hallstatt zu bearbeiten und der sich von den bei dieser Lieblings-
arbeit gewonnenen Vorstellungen nur ungern trennte.
Infolge dieser Ablehnung konnte sich freilich bei der Autorität,
welche Mojsisovies als Triasforscher namentlich im Auslande
gsenoß, die Auffassung anderer Triasgeologen in dem angedeuteten
Falle erst Bahn brechen, als er selbst (im Jahre 1892) seine alte
Ansicht verließ und im wesentlichen (nur unter Annahme einer anderen
und dabei mehr ins einzelne gehenden Nomenklatur) zu den älteren,
von den übrigen österreichischen Alpengeologen geteilten und heute
wieder maßgebenden Auffassungen zurückkehrte. Damit entfiel dann
aber gleichzeitig die Notwendigkeit, die von Mojsisovies früher
angenommenen Triasprovinzen länger aufrecht zu erhalten und damit
konnten auch die Annahmen, die vorher bezüglich der Wanderungen
gewisser Ammoniten (Aegoceras und Amaltheus) sowie der Halobien ge-
macht worden waren, als nunmehr zwecklos definitiv zur Seite ge-
stellt werden). Bezüglich jener Ammoniten war das sogar schon
früher geschehen.
heiten über die Werfener Schiehten jedoch können in derselben Schrift die
Seiten [41], [59], [65] und [67], bezüglich 719, 737, 743 und 745 verglichen werden.
') Verhand]. d. k. k. geol. R.-A. 1884, pag. 105 etc. Vergl. dazu noch Ver-
handl. 1878, pag. 158, eventuell auch Verhandl 1884, pag. 361 und 1888, pag. 250,
wo auch auf das Gebiet des Mürztales von jener anderen Seite hingewiesen
wurde. Siehe auch das bekannte Werk von Bittner über Hernstein, Wien 1882,
pag. 129, sowie pag. 111--113.
?) Im übrigen aber, das heißt betreffs der Vorgänge außerhalb der Literatur
kann auf das Jahrb. der geo). Reichsanstalt 1894, pag. 334 u. 341 verwiesen werden.
°) Verg]. hierzu z. B. Dolomitriffe pag. 49 ete., Verhand). d. k.k. geol. R -A. 1874,
pag. 215, sowie auch das Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1894, pag. 307, eventuell
auch 362. Betrefis der Beziehungen zwischen den Provinzen und den Wanderungen
siehe auch Dolomitriffe pag. 58 und Jahrbuch der k. k. geol. R.-A. 1894, pag. 314.
1907 Bericht vom 31. Oktolier. Edmund v. Mojsisovies. 399
Auf die Differenzen, zu welchen dann speziell noch jene nomen-
klatorischen, zum Teil mit dem Umtausch von Namen verbundenen
Änderungen führten, glaube ich aber an dieser Stelle nicht weiter
eingehen zu sollen. Es gehört jedenfalls nicht zu meiner Aufgabe,
gerade an dieser Stelle und bei einer solehen Gelegenheit zu be-
sprechen, inwieweit die betreffenden Auseinandersetzungen zu der
nötig gewordenen Klärung der Fragen geführt haben, welche mit
der durch den Namen Mojsisovics bezeichneten Episode unserer
Triasgeologie verknüpft sind, da es mir, wie schon früher angedeutet,
fern liegt, hier ein vollständiges Bild von der Stellung zu entwerfen,
welche der nunmehr Verstorbene in unserem wissenschaftlichen Leben
eingenommen hat.
Etwas willich hier aber doch noch hervorheben, weil damit vielleicht
mißverständlichen Vorstellungen nach jeder Richtung begegnet werden
kann. Mojsisovics hat zwar anfänglich es für möglich, bezüglich
zulässig gehalten, gewisse Zonen oder dergleichen, welche an bestimmten
Stellen in der Natur nicht beobachtet, aber aus theoretischen Gründen
als in einem größeren Schichtkomplex vorhanden vorausgesetzt
wurden, auch kartographisch zur Ausscheidung zu bringen !), aber er
hat dennoch (wenigstens in seinen späteren Jahren) keineswegs
geglaubt, daß die von ihm auf theoretischer Grundlage versuchten
seneralisierenden Triasgliederungen die lokalen Gliederungen, zu
denen der Beobachter in der Natur gelangt, durchwegs ersetzen
können. Es geht dies bereits aus Äußerungen in einer von ihm 1895
(im Verein mit Diener und Waagen) veröffentlichten Arbeit hervor
und überdies hat er durch sein tatsächliches Vorgehen bewiesen, daß ihm
der Gedanke einer praktischen und allgemeinen Anwendbarkeit seiner
Zoneneinteilung auf unsere Alpen schließlich fernlag. Mojsisovies
hat nämlich auch geologische Karten veröffentlicht und, abgesehen
von der großen Kartenbeilage zu seinem Werke über die Südtiroler
Dolomitriffe, liegt von ihm eine sehr gute und sorgsam verfaßte geo-
logische Aufnahme seines Hauptarbeitsgebietes im Salzkammergut vor,
welche zu dem von unserer Anstalt herausgegebenen Kartenwerke
gehört. Hier aber findet man die Trias fast ganz naclhı dem sonst bei
unseren Aufnahmsgeologen üblichen Vorgange behandelt und (ab-
gerechnet nebensächliche, aus der früheren Stellungnahme des Autors
sich erklärende Besonderheiten) allenthalben die alten Lokalnamen
für die einzelnen Schichtkomplexe verwendet.
Speziell betreffs der Ausscheidung, welche auf diesen Karten
als „Hallstätter Entwicklung“ bezeichnet ist, liest man in den von
Mojsisovics selbst verfaßten und 1905. erschienenen Erläuterungen
zu dem Blatte „Ischl—Hallstatt*, daß eine schärfere Trennung bei
den Schichten der Hallstätter Entwicklung nicht überall vorgenommen
werden konnte und daß stellenweise die betreffende Ausscheidung
„die ganze triadische Schichtenreihe zwischen Werfener Schichten
und unterem Lias“ begreift. Mojsisovics, der beispielsweise schon
1872 acht paläontologische Horizonte bei Hallstatt zu erblicken ge-
1) Vergl. dazu Jahrb. 1897, pag. 435, wo auf einen Vorgang aus dem Jahre 1879
Bezug genommen wird.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 14. Verhandlungen 49
3350 Verhandlungen. Nr. 14
glaubt hatte, die damals auch petrographisch als „konstant“ erkennbar
erschienen !), unterschied also später sehr wohl zwischen einem ab-
strakten Schema und der nüchternen Darstellung von Tatsachen,
denen ein solches, gleichsam als rein theoretisches Ideal hingestelltes
Schema nicht ohne Zwang angepaßt werden kann.
Um ein vollständiges Bild der geologischen Auffassungsweise
von Mojsisovics zu gewinnen, müßte man sich auch noch über
diejenigen seiner Bestrebungen äußern, welche nicht speziell oder
höchstens nur mittelbar an seine Triasforschungen sich anschlossen.
Ich begnüge mich aber, auf seine Ansichten über Gebirgsbildung
und im besonderen über den Aufbau der Alpen hinzuweisen, wie sie
z. B. in seinen Beiträgen zur topischen Geologie der Alpen, in
seinem Werke über die Dolomitriffe und teilweise auch noch in
späteren Mitteilungen zum Ausdruck kamen.
Ganz unabhängig davon, wie man Einzelheiten dieser Ansichten
auffassen und wie man zum Beispiel die Aussprüche über die angeb-
lichen Lücken in der Trias, über die Rheinlinie, die Zusammenschie-
bung der vorarlbergischen Falten von außen gegen innen, das orien-
talisches Festland usw. beurteilen will, müssen wir Mojsisoviecs
doch das prinzipielle Verdienst zuerkennen, daß er dabei stets aus-
gegangen ist von einer wirklich historischen Auffassung des Werde-
ganges der Natur, wie das namentlich aus seinen Darlegungen über
alte Land- und Uferverhältnisse während älterer Epochen hervorgeht.
Das heißt, wir müssen feststellen, daß für ihn auch der von den
Alpen oder den verwandten Gebirgen eingenommene Erdenraum seine
wechselnde Geschichte hatte und daß die Theorien, welche für die
Entstehung dieser Gebirge in der Hauptsache nur an die Vorgänge
bei einer letzten Phase des betreffenden Prozesses denken, an ihm
keinen Vertreter fanden. Man möchte fast bedauern, daB Mojsisovies
in der Richtung der „historischen Analyse“, wie er die betreffende
Untersuchungsmethode nannte ?), seine Spekulationen nicht weiter-
gesponnen und nur auf gelegentliche Exkurse in dieses Gebiet be-
schränkt hat.
Der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Tätigkeit und speziell
der Verdienste von Mojsisovics lag aber jedenfalls auf der
paläontologischen Seite. Die großen Tafelwerke, welche er über
unsere Triascephalopoden (von Hallstatt und der sogenannten medi-
terranen Provinz) sowie über Halobien veröffentlichte, die Be-
arbeitungen, bezüglich Bestimmungen der analogen Materialien,
welche ihm von den verschiedensten Teilen des Auslandes zukamen,
sie bilden einen unentbehrlichen Behelf bei allen weiteren Forschungen
auf dem betreftenden Wissensgebiete. Sie legen zugleich Zeugnis ab
von dem lebhaft entwickelten Formensinn ihres Verfassers, der ihn
befähigte, den subtilsten Merkmalen der von ihm untersuchten
Schalenreste nachzuspüren.
Man nimmt zwar bisweilen an, das Erkennen der jeweiligen
Zusammengehörigkeit sei bei den von den fossilen Faunen gebotenen
') Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1872, pag. 6 und 7.
?) Siehe Dolomitriffe, pag. 527.
1907 Bericht vom 31. Oktober. Iılm. v. Mojsisovies u. Dr. Jan Nowak. 533]
Erscheinungen oft schwerer als die Trennung der letzteren durch
eine weitgehende Artenzersplitterung, insofern in dem ersten Falle
mehr der Sinn für das Wesentliche in Anspruch genommen wird. Man
darf indessen in diesem Punkte nicht einseitig urteilen.
Dieses Erfassen selbst geringfügig erscheinender Abweichungen
und Unterschiede zwischen den zur Untersuchung gelangten Formen,
hatte in dem gegebenen Falle nicht allein den Zweck, der Zonen-
gliederung der Trias zu Hilfe zu kommen, sondern entsprach über-
dies auch dem Bedürfnisse, den genetischen Zusammenhang der ver-
schiedenen Gestalten aufzusuchen, denn durch kleine und kleinste
Merkmale können die Übergänge einer Form in die andere am Besten
demonstriert werden. Wenn dann auch die Einteilung der von Mojsi-
sovics beschriebenen Ammoniten in Trachyostraca und Leiostraca an
und für sich speciell jenen genetischen Beziehungen nicht vollständig
gerecht werden konnte, so liegt doch gerade in dem betreffenden
Vorgange oder Vorschlage die deutlichste Illustration einer Forschungs-
richtung, welche bei der Sichtung des paläontologischen Materials vor
allem die möglichst genaue Kenntnis des Tatbestandes anstrebt, durch
welche allein für Konklusionen auf dem schwierigen Gebiete der Des-
zendenzlehre der Weg geebnet werden kann.
Diese mühsamen Untersuchungen legen aber auch Zeugnis ab
für die große und erstaunliche Arbeitskraft, welche Mojsisovies
entfaltet hat, eine Arbeitskraft, welche sich übrigens auch nach der
großen Zahl seiner sonstigen Mitteilungen bemessen läßt, über welche
die Registerhefte unserer Publikationen eine annähernd vollständige
Auskunft zu geben im Stande sind.
Daß diese Arbeitskraft, gleichviel ob sie in dem einen Falle
mehr, in dem anderen weniger in glückliche Wege geleitet wurde,
schließlich auch einer nicht zu unterschätzenden Summe von Leistungen
entsprach, und zwar von Leistungen, welche die vorsichtig fortschrei-
tende und kritisch sichtende Wissenschaft in geeigneten Fällen auch
mit Vorteil zu verwerten in die Lage kommen kann, das wird ohne
Widerspruch allgemein anerkannt werden. E. Tietze.
Eingesendete Mitteilungen.
Dr. Jan Nowak. Ein Beitrag zur Kenntnis des pol-
nischen Kreidemergels.
Meine auf dem Gebiete der polnischen Kreide angestellten
Studien haben mich in die Umgegend von Stanislau geführt, wo im
Dorfe Wolczyniec der Senonmergel aufgeschlossen ist. Über diesen
Mergel haben wir folgende Literaturangaben:
O0. Lenz schreibt in seinen „Reiseberichten aus Ostgalizien I“ ')
folgendes, indem er sich auf seine Notiz in den Verhandlungen der
k. k. geol. R.-A. 1877 beruft: „Zwischen den Orten Jezupol und
Podluze erstreckt sich halbkreisförmig ein niedriges, aber ziemlich
steil nach der Bystrzyca zu abfallendes Gebirge, dessen Zusammen-
1) Verhandl..d. k. k. geol. R.-A. 1573, pag. 283.
49*
332 Verhandlungen. Nr. 14
setzung von großem Interesse ist. Es besteht aus völlig horizontal
liegenden Ablagerungen von Kreidemergel, Gyps, Kalk... an dem
steilen Westrand sind durch die Bystrzyca sämtliche Schichten sehr
deutlich entblößt..... Zu unterst liegt lichtgrauer Mergel, die bekannte
Lemberger Kreide, die bei Wolezyniec (1 Stunde NO von
Stanislau) in südwestlicher Richtung ihre Grenze erreicht und dann
in der erwähnten Richtung überhaupt nicht mehr auftritt. Die Schichten
sind reich an Versteinerungen !), besonders Delem. mucronata, Anan-
chites, Trochus,; sehr häufig sind auch ziemlich große und sehr zier-
liche Foraminiferen.“
Im Laufe der folgenden Jahre ist in der Stratigraphie der
Wolezyniecer Kreide kein Fortschritt zu verzeichnen. Im Jahre 1875
hat in diesen Gegenden Prof. M. Lomnicki gearbeitet, der in
seinem Aufsatze: „Materyaly do fauny szaranezaköw galicyjskich“ ?)
(Materialien zur galizischen Orthopterenfauna) auf dasselbe Material
wie Lenz gestützt, diese Schichten ebenfalls mit der Lemberger
Kreide parallelisiert.
Ein dritter Aufsatz, der hier zu erwähnen ist, rührt von Prof.
J. Siemiradzki her°). Er betrachtet die Kreide von Wolezyniee
als eine im Vergleich zum Nagörzanyer Mergel jüngere Ausfüllung
einer über Lemberg laufenden und südöstlich streichenden Mulde.
Dieser Forscher spricht diese Schichten als Maestrichtien an.
Etwas eingehender beschäftigt sich mit dieser Kreide Prof.
J. Lomnicki im Geol. Atlas Galiziens, Heft 18 (Krakau 1905); der-
selbe schließt sich jedoch, was ihre Horizontierung anbelangt, gänzlich
an die Ansichten der Herren Prof. M. Lomnicki und O. Lenz an.
Unter dem Material, welches im Naturalienkabinett des I. Gym-
nasiums in Stanislau gesammelt und mir von Prof. Dr. Tokarski
freundlichst übergeben wurde, haben die Belemnitenstücke mein größtes
Interesse erregt. Nach eingehender Untersuchung habe ich an den
besser erhaltenen Fragmenten eine feine, der Gattung Actinocamazx eigen-
tümliche Granulierung konstatieren können. Nachher habe ich noch
in Wolezyniee zwei Exemplare dieser Gattung mit vorzüglich er-
haltener Alveole gefunden, und diese gestatten eine sichere Be-
stimmung als Actinocamax quadratus binv.; die ziemlich tiefe Alveole
und die äußerst feine Granulation beweisen, daß sie der höchsten
Quadratenkreide angehören.
Alle mir bekannten Belemnitenfragmente, die aus dieser Fund-
stelle herrühren, sprechen dafür, daß wir es hier durchaus nur mit
Actinocamax zu tun haben und die früher erwähnten Angaben nur
auf den schlechten Erhaltungszustand zurückzuführen sind.
Demnach ist der Mergel aus Wolezyniee als Quadraten-
kreide zu bezeichnen.
(Aus dem geologisch-paläontologischen Institut der Universität
Lemberg.)
!) Das kann ich nicht bestätigen, im Gegenteil sind sie sogar ziemlich arm
an Petrefakten. D. Verf.
?) Sprawozdania Komisyi Fizyograficzny (Berichte der physiographischen
Kommission der Akademie d. Wiss. zu Krakau), IX. Bd. 1875.
®) Prof. Dr. Siemiradzki: Die obere Kreide in Polen. Verhandl. 1906.
1907 Bericht vom 31. Oktober, I", v, Kerner. 35:
F.v. Kerner. Pflanzenresteausdem älteren Quartär
von Süd- und Norddalmatien.
Vor einiger Zeit übergab mir Herr Chefgeologe G. v. Bukowski
mehrere Blattabdrücke, welche aus einer alten Kalktuffbildung seines
Aufnahmsgebietes stammen. Diese Bildung erfüllt in einer Mächtigkeit
von etlichen Metern ein an der Küste zwischen Castel Lastua und
San Stefano mündendes Sacktal, das von einem im Talhintergrunde ent-
springenden Flüßchen, der Rijeka, durchströmt ist. In der Tuffbildung
sind mehrere dünne Lagen von mit Kalksinter verkitteten Geröllen
und daneben auch viele einzeln verstreute Geschiebstücke eingebettet.
Gegenwärtig setzt das Flüßchen keinen Kalktuff ab. Über der alten
Ablagerung breiten sich junge Flußschotter aus.
Die "Blätterreste sind zum großen Teil unvollständig und —
wie dies bei Einbettung in Kalktuff häufig ist — krummflächig ver-
bogen oder etwas gerollt, der Frhaltungszustand ist dagegen ein
ziemlich günstiger. Die Untersuchung lieferte nachstehendes Resultat.
Laurus nobilis L.2
Das meiste Interesse be anspruchen in dieser Fossilsuite die in
drei Stücken vorliegenden Reste eines größeren länglichen ganzrandigen
Blattes von derber Konsistenz. Die Reste sind sehr unvollständig,
ihr Erhaltungszustand ist hingegen ein guter, Dem am vollständigsten
erhaltenen Blattabdrucke fehlt die Spitze und der äußere Teil der
rechtsseitigen Hälfte, außerdem ist aus der linken Hälfte ein Stück
herausgebrochen. "Von den beiden anderen Resten umfaßt jeder nur
den mittleren Teil der rechtsseitigen Blatthälfte. Über die Form-
verhältnisse des fraglichen Fossils gewinnt man demnach keine nähere
Erkenntnis; selbst darüber, ob das Blatt in oder ober der Mitte am
breitesten war, bleibt man in Ungewißheit. Die größte Breite der
Biatthälfte beträgt bei den drei Bruchstücken 21, 23 und 24 mm,
die Blattbreite also zwischen 4 und 5 cm. Der Mittelnerv ist an dem
vollständigsten Reste in einer Länge von 7 cm erhalten und es ist
hier eine Ergänzung auf etwa 10 cm Blattlänge erlaubt. Die anderen
zwei Reste bieten zu einer Schätzung der Blattlänge keinen Anhalts-
punkt.
Die Nervatur ist bei allen drei Abdrücken gut erhalten und
dieser Umstand rechtfertigt es, ihnen trotz ihrer Unvollständigkeit
eine genaue Untersuchung zu widmen. Das zunächst in die Augen
fallende Merkmal dieser Nervatur ist eine große Unbeständigkeit
bezüglich des Verhaltens der Seitennerven. Sie sind von variabler
Stärke, die Distanzen ihrer Abgangsstellen schwanken zwischen
5 und 21 mm, die Abgangswinkel zwischen 40 und 65°. Die Sekundär-
nerven verlaufen teils gerade, teils schwach gebogen, zum Teil aber
weisen sie eine schärfere Biegung oder selbst Knickung in ihrem
Verlaufe auf. Sie gelangen bis in unmittelbare Nähe des Blattrandes
und gehen dort in zarte Randschlingen über. Die Nerven dritter
Ordnung entspringen unter rechten oder wenig spitzen Winkeln und
sind in der mittleren Zone der Primärfelder durch Anastomosen mit
334 Verhandlungen. Nr. 14
den benachbarten und den gegenüberstehenden Tertiärnerven ver-
bunden. Nur selten stellen sie geradlinige Verbindungen zwischen
den Sekundärnerven her.
Die von den Teilstrecken der Sekundären, den Tertiären und
deren Anastomosen umgrenzten Felder zweiter Ordnung sind erfüllt
mit einem zarten Netze von polygonalen Maschen. Die Fäden dieses
Netzes erscheinen meist gleich dünn, nur ausnahmsweise kann man
noch Dickenunterschiede wahrnehmen, die darauf hindeuten würden,
daß sich die Netzmaschen zunächst zu Feldehen dritter Ordnung
gruppieren und erst aus dem Zusammentreten dieser letzteren die
Felder zweiter Ordnung hervorgehen.
Nervationen von der eben beschriebenen Art trifft man häufig
bei Laurineen, so bei Laurus, Persea, Nectandra, Tetranthera,
Oreodaphne, außerdem aber auch bei Diospyrineen und Ericineen, so
bei Ahododendron, und zwar käme zum Vergleiche mit den in Rede
stehenden Blattfossilien Rhododendron ponticum L. in Betracht. Ein
Umstand, welcher gegen eine Bestimmung dieser Fossilien als
Rhododendron oder als Laurus zu sprechen scheint, ist das Fehlen
einer Differenzierung des die Sekundärfelder erfüllenden Netzes in
Maschen vorletzter und letzter Ordnung.
Es könnte dieser Umstand aber vielleicht nur auf Rechnung
des besonderen Erhaltungszustandes zu setzen sein. Daß durch die
Art und Weise der Erhaltung das ursprüngliche gegenseitige Stärke-
verhältnis der Blattnerven verändert werden kann, ersieht man bei
der Betrachtung der vorliegenden Reste. Auf dem abzüglich der
Blattspreite und der rechtsseitigen Randpartie erhaltenen Abdrucke
treten der Mittelnerv und die Sekundärnerven nur als seichte Rinnen,
bei den anderen zwei Resten aber der Mittelnerv als tiefe Furche
und auch die Seitennerven als verhältnismäßig tiefe Rinnen in Er-
scheinung. Bezüglich der Stärke, in welcher die Tertiärnerven er-
halten sind, besteht jedoch keine merkliche Verschiedenheit. Es ist
somit im ersteren Falle der ursprüngliche Stärkeunterschied zweier
einander folgender Größenordnungen von Blattnerven durch spätere
Einflüsse sehr herabgemindert worden und es läßt dies an die Mög-
lichkeit denken, daß ein soleher Stärkeunterschied in einem Falle,
in welchem er schon ursprünglich gering war, später ganz verwischt
werden könnte. Im vorliegenden Falle würde es sich nun um. einen
nur geringen Unterschied gehandelt haben und vereinzelte Andeutungen
einer Differenzierung des Netzes der Sekundärfelder sind — wie
oben erwähnt wurde — in der Tat vorhanden.
Die Veränderungen, welche das an frischen Blättern sichtbare
Nervationsbild durch spätere Einflüsse erleiden kann, sind aber unter
sonst gleichen Umständen auch von der Pflanzenart und Gattung abhängie.
Bei Blättern des rezenten Rhododendron ponticum L. ist ein völliges
Verschwinden des Stärkeunterschiedes der Nervillen vierter und fünfter
Ordnung als Folge von Vertrocknung oder beginnender Mazeration
nicht zu beobachten. Ich verdanke die Kenntnis dieser Tatsache
Herrn Prof. v. Wettstein, welcher anläßlich der Untersuchung der
Leitfossilien der Höttinger Interglazialflora nicht nur über den
Formenkreis der Nervation der Blätter des pontischen Rhododendrons,
1907 Bericht vom 31. Oktober. I’. v. Kerner. 335
sondern auch über die vom Erhaltungszustande abhängigen Veränderungen
dieser Nervation reichste Erfahrungen zesammelt hat.
Dagegen kommt bei Blättern der mediterranen Laurus-Arten
(L. nobilis und L. canariensis) ein nachträgliches Verschwinden der
ursprünglichen Differenzierung des Netzes der Sekundärfelder nicht
selten vor. Gegen eine Zuteilung der fraglichen Blätter zu Laurus
scheint zwar das Fehlen der für Lorbeerblätter so bezeichnenden
Welligkeit des Randes zu sprechen, auch die Breite der Blattreste
übertrifft etwas die mittlere Blattbreite an Lorbeerzweigen. Viel
beschattete Blätter von Laurus nobilis haben jedoch manchmal keinen
gewellten Rand; auch sind solche Blätter etwas größer als jene an
besonnten Zweigen.
Tilia sp.?
Ein kleines nirgends bis zum Rande reichendes Blattfragment,
das man wohl gleich zurückstellen würde, wenn nicht die Nervatur
gut erhalten wäre. Allerdings kann» auch diese nur einen Deutungs-
versuch begründen, da sie einen Typus aufweist, der bei Blättern
verschiedener Pflanzengruppen vorkommt, wobei dann die Differential-
diagnose auf Form und Randbeschaffenheit Bedacht zu nehmen hat.
Der vorliegende Nervationstypus ist der von Tilia, welcher bekanntlich
auch bei anderen Columniferen und auch bei Moreen auftritt. Wenn
man den Rest auf ein Lindenblatt bezieht, so ist hierfür die
Erwägung maßgebend, daß das Vorkommen eines solchen in der
besagten Tuffablagerung wahrscheinlicher ist als das des Blattes
einer der anderen betreffs der Nervation in Betracht kommenden
Pflanzen.
Hedera sp.
Ein Blatt, bei welchem man im Gegensatze zu den vorgenannten
wohl die Form gut erkennen kann, aber der Erhaltungszustand der
Nervation sehr viel zu wünschen übrig läßt. Es ist ein lederartiges
Blatt mit abgerundeter Spitze und herzförmig ausgerandeter Basis,
31/, cm lang und von 4 cm größter Breite. Der Blattabdruck begrenzt
sich größtenteils mit einem zackig ausgebrochenen oder etwas auf-
gebogenen Rande, der nicht dem Blattrande entsprechen kann; nur
ein kurzes Stück der rechtsseitigen Begrenzungslinie scheint natürlicher
Blattrand zu sein. Von Leitbündeln bemerkt man eine ziemlich gut
verlaufende Mittelrippe und sehr schwache seitliche Primärnerven
und von diesen und von der Mittelrippe abgehende geschlängelte
Nerven zweiter Ordnung. Von einem Netze tertiärer Nerven sind
nur schwache Andeutungen vorhanden. Alle aufgezählten Merkmale
zusammen lassen wohl eine Deutung dieses Restes als Efeublatt
statthaft erscheinen.
Carpinus sive Ostrya sp.
In mehreren Exemplaren liegen Bruchstücke von Blättchen vor,
bei welchen sich die Zahl der zum Vergleiche heranzuziehenden
Pflanzenformen sehr einschränkt, die engere Wahl unter diesen aber
336 Verhandlungen. Nr. 14
schwer gestaltet. Es sind Blättchen mit eng stehenden, geraden,
steil aufsteigenden Seitennerven und zarten, quer zu ihnen ver-
laufenden Tertiärnerven, jener Nervationstypus, welcher für Carpinus
und Ostrya und dann auch für Ulmus charakteristisch ist. Die
Zahnung des Blattrandes läßt sich nur sehr mangelhaft erkennen, da
derselbe zum großen Teil nicht erhalten ist. Die Blattbasis ist bei
keinem der Abärücke vorhanden, so dab das wichtigste Unter-
scheidungsmerkmal zwischen den ersteren zwei Gattungen einerseits
und der letzteren anderseits nicht verwertet werden kann. Das
Fehlen der bei Ulmus häufigen Gabelspaitung der Sekundärnerven
und das zahlreiche Erscheinen von Außennerven fallen als Argumente
gegen eine Zugehörigkeit zu Ulmus nur wenig ins Gewicht. Mag sich
immerhin die Wagschale ein wenig mehr zugunsten einer Deutung
der fraglichen Reste als Blätter von Carpinus oder Ostrya hinneigen,
so ist aber eine Differentialdiagnose zwischen diesen beiden Gattungen
ganz ausgeschlossen. Diese beruht bekanntlich auf so minutiösen
relativen Unterschieden, daß sie selbst bei bester Blatterhaltung
kaum mit Sicherheit gestellt werden kann.
Was sonst von Blattabdrücken vorliegt, entzieht sich jeder
näheren Bestimmung. Ein kleiner Nest zeigt einige im Bogen steil
aufsteigende Seitennerven, wie sie bei Ahamnus und Cornus vor-
kommen, ist aber viel zu unvollständig und mangelhaft erhalten, um
auch nur vermutungsweise zu einer dieser beiden Pflanzengattungen
gestellt werden zu können. Das Ergebnis der Untersuchung der im
Kalktuff bei den Rijeka-Mühlen gefundenen Pflanzenreste muß wohl
als ein sehr dürftiges bezeichnet werden. Es beschränkt sich auf die
Feststellung des Vorkommens von vier Pflanzengattungen, von welchen
zwei auch jetzt in der Küstenflora und zwei in der Inlandflora östlich
von der Adria vertreten sind.
Vor einiger Zeit erhielt ich auch von Dr. Schubert Pflanzen-
reste aus seinem norddalmatischen Aufnahmsterrain. Der größere Teil
derselben stammt von Seline, nahe dem Südende des Canale della
Morlacea (nördlich vom Eingange in das Mare di Karin). Diese Reste
fanden sich in einer Schicht von gelbem Mergel, welche einem
Komplex von Konglomeraten eingeschaltet ist, der über Neogen-
schichten ruht. Diese letzteren führen nach Schubert eine große
Paludina und Pflanzenreste, unter denen ich einen als Juglans
parschlugiana Ung. bestimmen könnte und einen anderen als efr.
bumelia Oreadum Ung. signiert habe.
Der weitaus größte Teil der von Seline vorliegenden Reste
sind Bruchstücke von fiedernervigen Blättern mit geradlinigen, gedrängt
stehenden Seitennerven. Bei keinem der Blattreste ist auch nur ein
Teil des Randes, bei keinem die Spitze unversehrt erhalten. Unter
diesen Umständen scheint eine nähere Bestimmung wohl von vorn-
herein ausgeschlossen, doch sprieht die ganze Tracht der Blatt-
fossilien dafür, daß sie zu einer der vier Cupuliferengattungen
Carpinus, Ostrya, Fagus und Castanea oder zu Ulmus gehören. Vor-
1907 Bericht vom 31. Oktober, F. v. Kerner.
=
erst soll entschieden werden, ob alle Reste von einerlei Art sind
oder nicht. Diese Entscheidung kann mit großer Wahrscheinlichkeit
im ersteren Sinne gefällt werden. Es bestehen nur Unterschiede im
Abstande der Seitennerven, welcher zwischen 3 und 7 mm schwankt.
Dieser Spielraum ist ganz durch Verschiedenheiten des Alters und
der Stellung der Blätter und durch individuelle Differenzen erklärbar;
‚auch sind die vorgenannten Grenzwerte durch Übergänge lückenlos
verbunden.
Was_.nun die Differentialdiagnose zwischen den vorgenannten
Gattungen betrifft, so darf man Ulmus wohl insofern ausschließen, als
die wenigen Bruchstücke, welche die Form des Blattgrundes ungefähr
erkennen lassen, auf keine stärkere Asymmetrie desselben hinweisen.
Schwieriger ist es schon, sich für eine der in Betracht kommenden
Cupuliferengattungen zu entscheiden. Die der Zahnung des
Blattrandes, welche für die Unterscheidung von Carpinus und Ostrya
einerseits, Fagus und Castanea anderseits in Betracht kommt, ist an den
vorliegenden Resten nicht erkennbar. Das an ein paar Stellen sichtbare
Abgehen von Außennerven spricht nich‘ mit Sicherheit gegen Fagus,
da solche bei dieser Gattung gleichfalls, wenn auch selten vorkommen.
Ein gedrängtes Beisammenstehen und steiles Aufsteigen der Seiten-
nerven, wie man es an den vorliegenden Blattresten sieht, ist für Carpinus
und Ostrya noch mehr bezeichnend als für Fagus und Castanea, hat
aber als Unterscheidungsmerkmal nur sehr bedingten Wert. Die
Tertiärnerven und das feine Blattnetz sind nur an wenigen Stellen
der zu betrachtenden Fossilien sichtbar. Sie sind sehr fein, was
einigermaßen dazu berechtigt, die Gattung Castanea auszuschließen.
Sie gehen ferner unter Winkeln, die etwas unter 90° zurückbleiben,
von der Außenseite der sekundären Nerven ab. Dieser Abgang unter
„wenig spitzen Winkeln“ (von der Innenseite unter „wenig stumpfen“)
soll nach Ettingshausen die Hainbuchenblätter charakterisieren
und sie von Rotbuchen- und Hopfenbuchenblättern unterscheiden, bei
welchen die Tertiärnerven unter rechten Winkeln entspringen.
Man hätte hier anscheinend ein absolutes differentialdiagnostisches
Merkmal, im Gegensatz zu anderen, denen nur ein relativer Wert
zukommt. In Wirklichkeit ist aber auch dieses Merkmal nicht
entscheidend. Schon beim Anblicke der in Ettingshausens
Blattskelette der Dikotyledonen auf Taf. II. Fig., 10 und 11 neben-
einander abgebildeten Naturselbstdrucke je eines Blattes von Carpinus
betulus L. und Ostrya vulgaris Willd, die dort doch zur Beweiskraft
des im Text Gesagten dienen sollten, sieht man, daß auch das erstere
einzelne genau unter rechtem Winkel abgehende Tertiärnerven auf-
weist und daß am letzteren Blatte sogar ziemlich viele Nerven dritter
Ordnung in Winkeln unter 90° entspringen. Man könnte höchstens
sagen, daß im Durchschnitte der Abgang der Tertiärnerven bei
Östrya noch steiler erfolgt als bei Carpinus. Analoges lehrt eine
Untersuchung lebender Hainbuchen- und Hopfenbuchenblätter.
Was sonst von Unterscheidungsmerkmalen zwischen diesen
Blättern angeführt wird, kann — soweit es die Blattform und den
Blattrand betrifft, — im vorliegenden Falle nicht verwertet werden; das
Übrige, so Differenzen in der Menge der Seitennerven und in der
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr 14. Verhandlungen. 50
358 Verhandlungen. Nr. 14
Häufigkeit von Außennerven sind minutiöse relative Unterschiede,
die höchstens dann für die Differentialdiagnose verwendet werden
können, wenn es gilt, eine Anzahl von Blättern, von denen es schon
bekannt ist, daß sie teils von Carpinus, teils von Ostrya stammen,
auf diese beiden Gattungen zu verteilen. So läßt sich bezüglich der
in Rede stehenden Fossilien nur mit großer Wahrscheinlichkeit be-
haupten, daß sie Blattreste von Hainbuchen oder Hopfenbuchen sind;
eine Vereinigung mit einer der rezenten in Betracht kommenden
Arten: Carpinus betulus L., Carpinus dwinensis Scop. und Ostrya
carpinifolia Scop. oder mit einer der aus der jüngsten geologischen
Vergangenheit beschriebenen Carpinus- und Ostrya-Arten ist jedoch
nicht möglich.
Außer den Buchenblättern fanden sich noch die Abdrücke von
zwei kleinen ganzrandigen Blättchen von 16 mm Länge und 7 mm
größter Breite. Diese letztere fällt beim einen Blättchen in die obere,
beim anderen in die untere Blatthälfte. Das Blattende ist im ersteren
Falle zugerundet, im letzteren schwach ausgerandet. Von der Nervation
ist bei beiden Resten nur der Mittelnerv sichtbar. Auf dem einen
Blättchen sieht man zwar rechterseits dieses Nerven zwei zarte
Stränge schief abgehen, doch handelt es sich bier nicht um Seiten-
nerven, sondern um zwei unter dem Blatte zufällig liegende Stäbchen,
denn sie treten im Abdrucke hervor, müßten aber, da der Mittelnerv
eine Rinne bildet und also die obere Dlattseite dem Beschauer zu-
gekehrt ist, gleichfalls vertieft erscheinen, wenn sie Seitennerven
wären. Überdies schiene es, da die ganze Blattspreite denselben
Erhaltungszustand zeigt, höchst sonderbar, daß gerade nur in einem
Blatteile Seitennerven sichtbar wären.
Bei derartigen kleinen Blättehen ist es bekanntlich schon bei
gut erhaltener Nervatur schwer möglich, sie mit Sicherheit als zu
einer bestimmten Gattung zugehörig zu erkennen. Beim Fehlen der
Sichtbarkeit eines Blattnetzes kann man wohl ihre Übereinstimmung
in Form und Größe mit den bei manchen Pflanzengattungen vor-
kommenden Blättchen hervorheben, im vorliegenden Falle besonders
die habituelle Ahnnlichkeit mit Blättehen von Vaceinium, aber keine
bestimmten Schlüsse über ihre systematische Stellung ziehen.
Wie schon erwähnt, stammen die bei Seline gefundenen Blatt-
reste aus einer Mergelschicht, die einem über Neogen gebreiteten
Konglomeratkomplex eingeschaltet ist. Es wäre wichtig, festzustellen,
ob diese Konglomerate auch noch dem Neogen oder schon dem
Quartär zugehören. Die vorgefundenen Reste können leider zur Ent-
scheidung dieser Frage in keiner Weise beitragen. Würde eine größere,
von räumlich weit getrennten Stellen einer Ablagerung stammende
Suite von Buchenblättern vorliegen, so könnte vielleicht das Fehlen
südlicher Formen die Vermutung wachrufen, daß es sich um eine
Ablagerung aus einer der kälteren Epochen der Diluvialzeit handle.
In jungpliocänen Schichten dürfte man im Litoralgebiet Dalmatiens
wohl noch das Vorkommen von Vertretern subtropischer Familien
voraussetzen, in einer subrezenten Bildung würden die Typen der
Macchienvegetation zu erwarten sein. Daß aber an einer Stelle zu-
fällig nur Carpinus- oder Ostrya-Blätter zusammengeschwemmt wurden,
1907 Bericht vom 31. Oktober. F. v. Kerner u. R. J. Schubert. >39
kann sich im Pliocän, in einem der kälteren und milderen Zeit-
abschnitte der Diluvialperiode und in der jüngsten geologischen Ver-
gangenheit ereignet haben.
Eine Feststellung des Alters der über dem Neogen von Seline
folgenden Konglomerate wäre auch mir insofern interessant gewesen,
als auch in meinem Aufnahmsgebiete, über den Kongerientonen am
Südrande des Sinjsko polje mächtige, zum Teil zu loekeren Konglomeraten
verfestigte Schottermassen ruhen, für deren genaue Niveaubestimmung
ich bisher noch keinen sicheren Anhaltspunkt gewinnen konnte.
Einige andere von Dr. Schubert gesammelte Blattreste
stammen aus der Gegend von Zegar an der Zermagna. Sie fanden
sich in einer alten Kalktuffbildung im Bereiche eines jetzt trocken
liegenden Grabens im Kreidekalkgebirge unweit von neogenen Schichten,
in welchen Schubert früher schon Blattabdrücke aufgesammelt hat,
unter denen ich Planera Ungeri Ett. und Populus latior Al. Dr. var.
rotundata bestimmen und einen als cfr. Carpinus grandis Ung. be-
zeichnen konnte.
Der besterhaltene Rest aus dem Kalktuffe ist ein verkehrt ei-
förmiges, symmetrisches, ganzrandiges steifes Blättchen von 37 mm
Länge und 17 cm größter Breite. Von der Nervation sind außer einem
dicken Mittelstrang nur rechterseits einige schwache, entfernt stehende,
mäßig steil aufsteigende Seitennerven wahrnehmbar. Diese Merkmale
sind zu einer Bestimmung des Fossils nicht ausreichend.
R. J. Schubert. Süßwasserneogen von Nona (Nord-
dalmatien).
Als ich im Vorjahre die Umgebungen von Zara und Nona geo-
logisch untersuchte), konnte ich im Terrain östlich und südöstlich
von Nona lediglich quartäre Sande und Lehme feststellen. Ich hatte
keinerlei Anhaltspunkte, dortselbst neogene Schichten zu vermuten
und war daher überrascht, als ich während meiner heurigen Auf-
nahmstätigkeit in Dalmatien vernahm, daß in der Zwischenzeit in
einigen seichten Schächten schnecken- und lienitführende Schichten
erschürft wurden, welche zweifellos Süßwasserneogen darstellen. Nach
den gefälligen Angaben, die ich Herrn Conte Alfonso Borelli
in Zara verdanke, wurden in einem Schachte „bei Elevation 12 m
am Damm unter der Legende Lovric* (der Spezialkarte) folgende
Schichten festgestellt:
0:30 m Humus
0:40 m gelber feiner Kalksand
0:10 m, aufgelöste Breccienschicht* (zusammengeschwemmter
Gehängeschutt aus Imperforatenkalk)
1:50 »n gelblich-bläulicher Mergel
0-50 m dunkelgelber Mergel
1'38 m Brandschiefer
0:20 m blättriger, schwarzer Schiefer mit Petrefakten
ea
1) Vergl. meine diesbezügliche Arbeit im Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1907,
57. Bd., pag. 1—20.
))
340 Verhandlungen. Nr. 14
S. 0:20 m Lignit mit Holzstruktur
9. 1:00 m gelber plastischer Ton mit Petrefakten
10. 0:60 »m dunkelgelber Kohlenschiefer mit Petrefakten
11. 0:47 m biäulicher Mergel mit kleineren Kohlenschmitzen
12. 0:35 m schwarzer schiefriger Ton.
In einem anderen Schachte „am Kreuzungspunkte des Saum-
weges mit dem Damm südwestlich Elevation 21 m“ fand man zunächst
die ersten fünf Schichtglieder wie im erstangeführten Schachte, so-
dann an Stelle des Brandschiefers eine 5 m mächtige Lage schwarzen
Tones, sodann gelben Ton, bläulichen Mergel, 0'355 m schwarzen
Schiefer und über 2 m bläulich-grünlichen Mergel.
So wenig diese Ergebnisse bisher auf das Vorhandensein
mächtigerer Braunkohlenflöze Hoffnung machen können, obgleich die
Fxistenz einzelner, vielleicht auch abbauwürdiger Lignitflöze nicht
ausgeschlossen ist, so groß ist die wissenschaftliche Bedeutung dieser
Aufschlüsse, durch welche unerwarteterweise das sichere Vorkommen
von neogenen Sübßwasserschichten festgestellt wurde. Die Gastropoden
bestehen zum größten Teil aus BDithynia tentaculata mit und ohne
Deckeln, auch die letzteren vielfach allein, mehr vereinzelt sind
Melanopsis inconstans, Litorinellen und Fragmente einer größeren
Schnecke, die mich an eine große Paludina erinnert, die ich im
Neogen von Seline (am Kanal della Morlacca) fand. In den bitu-
minösen Partien, besonders .im. Brandschiefer, sind Cyperaceenreste
(nach freundlicher Bestimmung Dr. v. Kerners) häufig.
Wenn man von dem Süßwasserneogen der Insel Pago absieht,
ist dieses Neogen von Nona das erste im Bereich der dalmatinischen
Küstenfalten. Ich habe in meiner vorjährigen Arbeit das Fehlen
neogener Absätze im Bereiche des Tertiärfaltengebietes als auffällig
hervorgehoben, da doch auch in diesem stark gefalteten Gebiete
Niederbrüche einzelner Faltenteile stattgefunden haben dürften. Ich
suchte mir dies durch eine tiefere Lage des damaligen Karstwasser-
spiegels zu erklären, der dureh Stauung infolge der tiefeingefalteten
eocänen Mergelterrains bedingt sein konnte.
Durch die nunmehr erfolgte Auffindung von Süßwasserneogen
bei Nona ist meine oben erwähnte Annahme eines tiefen neogenen
Karstwasserspiegels im Küstengebiete für die tieferen Einbruchgebiete,
und zwar zunächst nur für diese, zu denen offenbar auch jenes von
Nona gehörte, als unrichtig dargetan, und es scheint mir von großem
Interesse, ob auch in den anderen Quartärterrains, wie Polesnik—
Islam—Smileie oder Vrana unter der Quartärhülle neogene Mergel
lagern.
In meiner oben erwähnten Arbeit über Zara—Nona erwähnte ich
gelegentlich der Besprechung von Vorkommen dalmatinischer Neogen-
mergel auch jene des Velebithanges zwischen Krupa--Obrovazzo—
Tribanj. Es sind dies hellgelbe-bläuliche Mergel, aus denen mir damals
außer Kohlenresten keinerlei Fossilreste bekannt waren. Ich hielt sie
für neogen, da sie den an der Küste befindlichen (Seline) fossil-
führenden petrographisch recht ähnlich waren, bis ich aus einem der-
selben, aus einem neu ausgehobenen Brunnen bei Golubic, der Grcka
a ae ee
1907 Bericht vom 31. Oktober. R. J, Schubert. 341
lokva zwischen Krupa und Obrovazzo, hart am Ostrande des Blattes
Benkovac, durch Herrn Oberlehrer Anton Colnago in Obrovazzo,
dem ich hierfür wärmstens danke, einige Fossilien erhielt: Lucinen
und Cerithien der Prominaschichten. In diesen kleinen kohlen-
führenden Mergelvorkommen des Velebithanges, denen viele Brunnen
und Tümpel im Karste ihr Dasein verdanken, liegen also, wie ich in
meiner ausführlichen Arbeit über den österreichischen Velebit näher
ausführen will, offenbar eingefaltete Überreste oligoeäner Schichten vor,
wie auch in den gleichfalls am Velebithange ersichtlichen Konglomerat-
resten, unter deren Gemengteilen sich Nummuliten- und Alveolinen-
kalke befinden.
R. J. Schubert. Über Fischotolithen aus dem sar-
dinischen Miocän.
Durch Vermittlung Herrn Prof. Kokens konnte ich eine An-
zahl Otolithen untersuchen, die aus dem Miocän Sardiniens stammen,
von Herrn Dir. D. Lovisato in Cagliari gesammelt wurden, und
welche dem Museum für Min., @eol. und Pal. von Cagliari angehören.
Die mir vorliegenden Otolithen stammen von zwei Lokalitäten:
1. Ausgeschlämmte Otolithen aus den Lamellibranchiatenmergeln
des mittleren Miocäns von Florinas (Provinz Sassari), und zwar:
Otolithus (Gobius) vieinalis Kolk., die häufigste Form, sowohl
typische Otolithen von ausgewachsenen Fischen, wie ich sie (Jahrb. d.
k. k. geol. R.-A. 1906, Taf. XX, pag. 52—34) von Vöslau abbildete,
als auch kleinere, offenbar Jugendformen angehörige. Auch in bezug
auf die Größe stimmen sie besser mit den österreichischen als mit
den von Bassoli aus dem modenesischen Miocän beschriebenen (die
größeren sind 15—2 mm lang).
Otolithus (Gobius) intimus Proch. Ein Otolith, der, was Umrib
und stark konvexe Außenseite anbelangt, wohl sicher zu dieser dem
italienischen Neogen bisher fremden Art gehört. Vielleicht sind auch
einige der Jugendotolithen auf diese Art zu beziehen.
Otolithus (Gobius) af. Telleri Schub. Dem Umriß nach dürften
einige Exemplare hierher gehören, doch ist eine sichere Bestimmung
nieht möglich, da der Suleus acusticus infolge des zähe anhaftenden
Mergels nicht deutlich genug ersichtlich ist.
Otolithus (Trigla) sp. ind. Ein Fragment, dessen Suleus acusticus
mit großer Wahrscheinlichkeit auf eine kleine Trigla hinweist.
Otolithus (Oepola) praerubescens Bass. et Schub. Ein gut erhaltener
Otolith, dessen geringe Größe (2:5, 12 mm) auf ein noch nicht aus-
gewachsenes Exemplar schließen läßt. Die Ähnlichkeit mit dem Oto-
lithen der rezenten Mittelmeerform Cepola rubescens ist auffallend.
2. Etwa 80 größere und kleinere Stücke eines hellgelblich-
grauen, von rostgelben Partien durchsetzten Mergels aus dem Langhien
von Fangario (Bingia Fanyeri) (ganz nahe bei Cagliari), au denen
bereits von Herrn D. Lovisato zahlreiche Otolithenreste ange-
zeichnet waren. Ich sage Otolithenreste, da der ungewöhnlich brüchige
Zustand der Otolithen dieselben meist ungünstig erhalten bleiben ließ.
342 Verhandlungen. Nr. 14
Teilweise sind auch nur die Außenseiten ersichtlich und ein Heraus-
präparieren gelang mir bisher infolge der Zerbrechlichkeit nicht.
Soviel ist immerhin zu ersehen, daß die überwiegende Mehrheit
der ÖOtolithen dieses Mergels von Scopelus-Otolithen gebildet wird,
jener Gattung, die auch im Öösterreichisch-ungarischen Neogen sich in
allen Tegeln in großer Anzahl findet. An einigen Mergelstücken sind
völlig zweifellose Abdrücke der Innenseiten von Scopelus-Otolithen zu
sehen. Die Speziesbestimmung ist allerdings bisher weniger sicher,
da die Umrisse meist nicht völlig erhalten sind, und ich kann bisher
nur sagen, daß es Formen aus der nächsten Verwandtschaft des
rezenten Scopelus Rafinesgquii sind, wahrscheinlich identisch mit Oto-
lithus (Scopelus | „Deryeidarum*]) austriacus Koken.
Außer den Scopelus-Otolithen sind auf den Mergelstücken auch
Reste größerer Otolithen zu sehen), möglicherweise von Gadiden;
der teilweise erhaltene Abdruck eines Exemplars könnte von ÖOto-
lithus (Maerurus) gracilis m. stammen. Auch das Schlämmen eines
Mergelstückes von Fangario ergab keine vollständige Otolithen, nebst
anorganischen Partikeln und Molluskenscherben, dünnen Seeigelstacheln
nur zahlreiche Foraminiferen, von denen folgende zu den häufigeren
gehören:
Nodosaria (Dentalina) Vernewili Orb.
E x consobrina Orb.
Marginulina af. hirsuta Orb.
Oristellaria mamilligera Karrer
R cultrata Montf.
Spiroplecta carinata Orb.
Olavulina communis Orb.
Globigerina bulloides Orb.
Rotalia Soldanii Orb.
Anomalina rotula Orb.
Truncatulma Dutemplei Orb.
Auch diese Mikrofauna weist gleich den Otolithen auf eine
größere Absatztiefe des Mergels von Fangario hin, den Herr Lovisato
als Schlier bezeichnet, wie auch die Foraminiferenfauna mit derjenigen
mancher oberösterreichischer Schlierpartien ganz gut übereinstimmt.
Demgegenüber enthält die Faunula von Florinas bisher lediglich
Küstentypen, erinnert an die von mir (Verhandl. d. k. k. geol.
R.-A. 1906, pag. 321) aus dem Pliocän von Sassuolo bei Modena be-
schriebene kleine Fauna. Auch dort ist Gobius vieinalis K. die häufigste
1) Herr D. Lovisato teilte mir freundlichst mit, daß er Otolithen von
Corvina nigra (eigentlich von deren miocänem Vorläufer), Arius sp., Monocentris sp.,
Hoplostethus sp. und einer Trigla auf diesen Mergeln gesehen zu haben glaube.
Vielleicht befanden sich diese Otolithen unter denjenigen, die jetzt infolge des
Jangen Austrocknens der Mergel brüchig wurden und zerfielen. Monocentris und
Hoplostethus würden als Tiefseeberyeiden gut zu der Scopelidenfauna passen und
auch von den drei anderen, die zu Gattungen mit vorwiegend Nüsten-, ja Brack-
und sogar Süßwasserformen gehören, möchte ich erwähnen, daß im Schlier von
Ottnang, der speziell dem Mergel von Fangario nahestehen dürfte, nebst Scopeliden
und Tiefengadiden eine Sciaenide (Sciaena compacta Sch.) vorkommt.
1907 Bericht vom 31. Oktober. R. J. Schubert, Reininger. u Königsberger, 43
Form, auch Gobius Telleri m. und Cepola praerubescens kommen dort
vor, außerdem jedoch nicht selten Hoch- und Tiefseeformen, wie be-
sonders Scopeliden, die im Material von Florinas bisher fehlen. In
bezug auf dieses auffällige UÜberwiegen, um nicht zu sagen aus-
schließliche Vorkommen von Küstentypen, läßt sich die Fischfauna
von Florinas unter den bisher bekannten Otolithenlokalitäten nur mit
der von Steinabrunn in Niederösterreich vergleichen. Auch die
Molluskenfauna von Florinas muß einen wesentlich anderen Charakter
besitzen als die von Fangario, wie auch die zwei unter den Otolithen
befindlichen Foraminiferenfragmente nicht zu den oben angeführten
Arten, sondern zu Heterostegina und .Imphistegina gehören, also gleich-
falls zu ausgesprochenen Küstentypen.
Literaturnotizen.
Reininger. Geologisch-tektonische Untersuchungen
im Budweiser Tertiärbecken. Lotos. N. F., Bd. I., pag. 22.
(1907.)
Es ist in eingeweihten Kreisen hinlänglich bekannt, daß eine nicht immer
gesund zu nennende Spekulation sich in den letzten Jahren auf die Lignite des
Budweiser Tertiärs geworfen hat. Der Bergmann sowohl wie der Geologe wird es
daher als sehr dankenswert anerkennen, daß der Verfasser gerade jetzt mit einer
erneuten Untersuchung des Tertiärbeckens von Budweis hervortritt. Freilich werden
erst die Details der noch zu erwartenden ausführlicheren Arbeit die Resultate
klar vor Augen führen.
Die Annahme, daß die Kohle eine nur randliche Bildung ist, wird auch vom
Verfasser vertreten. Allerdings scheint man erst über sehr dürftige Erfahrungen
aus dem Innern des Beckens zu verfügen.
Die Bedeutung der Randbrüche im O und NO, die übrigens schon aus den
alten Karten unserer Anstalt zum Teil zu entnehmen sind und die auch Katzer
in den letzten Jahren erst zum Gegenstande einer Mitteilung machte, wird vom
Verfasser in der Weise ausgeiegt, daß er die Bruchbildung der Sedimentierung
vorausgehen läßt. Man wird gut tun, abzuwarten, wie weit es gelingt, diese An-
schauung zu stützen.
Funde von Glyptostrobus europaeus, Tawodium distichum und Sequoia Stern-
bergi sprechen für ein mittelmiocänes Alter der Ablagerung.
(W. Petrascheck.)
Joh. Königsberger. Normale und anormale Werte
der geothermischen Tiefenstufe. Centralblatt für Min.
Geol. und Paläont. 1907, Nr. 22.
Als der Verfasser in einer der Sitzungen des vorjährigen internationalen
Geologenkongresses in Mexico zeinen hochinteressanten Vortrag über den Ver-
lauf der Geoisothermen in Bergen und seine Beeinflussung durch Schichtstellung,
Wasserläufe und chemische Prozesse hielt, und hierbei von einem Normalwerte
der geothermischen Tiefenstufe sprach, wurde von mehreren Seiten darauf hin-
gewiesen, daß die bisher gefundenen Werte dieser geophysikalischen Größe doch
sehr von einander abweichen. Die Verschiedenheiten sind bekanntlich so groß,
daß sie von Jenen, die den heißen Erdkern leugnen, geradezu als Argument zu
Gunsten ihrer Ansicht geltend gemacht werden. Der Verfasser vertrat demgegen-
über den Standpunkt, daß die besagten Abweichungen doch nur lokalen Ursachen
entsprängen und an dem Bestand einer geothermischen Tiefenstufe von einigen
30 m als tellurischem Phänomen nichts zu ändern vormöchten und hat nnn in
einem in der letzten Naturforscherversammlung in Dresden gehaltenen Vortrage
diesen Standpunkt näher begründet und klargelegt.
244 Verhandlungen. Nr. 14
Verfasser bringt die bisher ermittelten Werte der geothermischen Tiefen-
stufe in sieben Gruppen und führt für jede derselben eine Reihe von Beispielen an.
I. Geothermische Tiefenstufe in nahezu ebener Gegend, in chemisch unver-
änderlichen Gesteinen, die nicht jungeruptiv sind. Mittelwert der nur wenig ver-
schiedenen Messungen zirka 33 m p. 1°.
II. G. T. in ebener Gegend, chemisch unveränderlichem Gestein, aber in
der Nähe einer ausgedehnten Wassermasse: 40 m (Tokio) bis 130 m (Dunkerque).
Ill. G. T. unter Bergen und Tälern: 27 m (Pregny bei Genf) bis 65 m
(Pribram).
IV. G. T. in jungeruptiver Gegend: 11 m (Neuffen, Schwäbische Alp) bis
24 m (Sulz am Neckar).
V. G. T. in trockenen Sanden und in anderen Medien mit schlechter Wärme-
leitfähiekeit: 20 m (Ghadames u. Buenos Aires) bis 23 m (Jakoutsk).
VI. G. T. in der Nähe wärmeproduzierender Einlagerungen. «) in Stein-
kohlen- und Petroleumgebieten: 15 m (Anzin Puits Renard) bis 30 m (Flenu,
Belgien), 5b) in Erzbergwerken: 10 m (Idria) bis 17 m (Comstock).
VII. Messungen in Bergwerken, in denen durch Ventilation der ganze Gesteins-
körper abgekühlt wird: 31 m (Freiberg i. 8.) bis 41 m (Schemnitz).
Die Werte sub I sind ’als Normalwerte der geothermischen Tiefenstufe an-
zusehen. Die anderen (II—VII) erweisen sich als anormale Werte, bei welchen die
Ursache der Abnormität schon aus der Gruppenbezeichnung ersichtlich ist. Der
Verf. stellt sich die schwierige Aufgabe, diese Abnormitäten auch hinsichtlich ihrer
Größe mathematisch zu begründen. Die Differentialgleichung für die Wärmeleitung
isb bis auf 10-20 km Tiefe anwendbar, gleichviel ob man Abkühlung einer ur-
sprünglich heißen Kugel oder radioaktive Wärme oder andere Ursachen zur Er-
klärang der Temperaturzunahme nach dem Erdinnern hin annimmt. Es sind bei
der Berechnung aber drei Faktoren zu berücksichtigen. 1. Die verschiedene Wärme-
leitfähigkeit der Gesteine; 2. stärkere Wärmeproduktion in beliebig gestalteten
Einlagerungen; 3. die scheinbar ganz unregelmäßige Gestalt der Erdoberfläche.
Faktor 1 kommt — obschon man das Gegenteil erwarten würde — so wenig
in Betracht, daß es meist genügt, ihm durch nachträgliche Korrektion Rechnung
zu tragen. Nur bei großer räumlicher Ausdehnung schlecht leitender Substanzen
ist die Tiefenstufe der Leitfähigkeit direkt proportional.
Faktor 2 kann rechnerisch zufriedenstellend behandelt werden, wobei die
Kleinheit der sich ergebenden Wärmemenge überrascht. Verf. glaubt, daß sich
hieran praktische Anwendungen geeigneter Kühlung der Kohlenbergwerke knüpfen
könnten. Sehr interessant ist die geothermische Tiefenstufe in vulkanischen Gegenden
Es ist sehr wahrscheinlich, daß sich vulkanische Ausbrüche schon lange vorher
thermisch bemerkbar machen. Eine theımische Überwachung der Vulkane erscheint
daher dem Verf.. praktisch noch wichtiger als die Beobachtung der seismischen
Vorgänge. Er ist mit der geologischen Anstalt in Mexico in Verbindung getreten,
damit dort mit einem von ihm erdachten geothermischen Alarmapparat bezügliche
Versuche angestellt werden.
Zur rechnerischen Behandlung des Faktors 3 ist die Kenntnis der Abhän-
gigkeit der Bodentemperaturen von der Seehöhe und geogr. Breite erforderlich,
worüber erst wenig Beobachtungen vorliegen. (Kerner.)
Verlag d. k.k. geolog. Reichsanstalt, Wien II. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
Verhandlungen der KK. Seologischen Reichsanstalt
Sitzung vom 11. Dezember 1906.
Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: Verleihung der Erinnerungsmedaille der Welt-
ausstellung in St. Louis an die k. k. geologische Reichsanstalt. — Eingesendete Mit-
teilungen: G. v. Bukowski: Bemerkungen über den eocänen Flysch in dem südlichsten
Teile Dalmatiens. — Vorträge: W. Petrascheck: Die Schichtfolge im Perm bei Trautenan.
Literaturnotizen: H. Hoek.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Vorgänge an der Anstalt.
Das Präsidium der im Jahre 1904 in St. Louis stattgehabten
Weltausstellung hat der k.k. geologischen Reichsanstalt im Hinblick
auf die von der Anstalt zur Ausstellung gebrachten Arbeiten den
großen Preis, bestehend in einem Diplom und einer Medaille, zu-
erkannt.
Eingesendete Mitteilungen.
Gejza v. Bukowski. Bemerkungen über den eocänen
Flysch in dem südlichsten Teile Dalmatiens.
Durch die neueren, genaueren, eine detaillierte geologische Kar-
tierung der Südspitze Dalmatiens bezweckenden Untersuchungen wurde
unter anderem festgestellt, daß die Rolle, welche der eocäne Flysch
in dem Aufbaue der Gebiete Spizza und Südpastroviechio spielt, eine
viel größere ist, als bisher auf Grund der Übersichtsaufnahmen an-
genommen werden mußte. Es ist seinerzeit vor allem den Werfener
Schichten und dem Muschelkalke in der sandig-mergeligen Ausbildung
eine zu große Verbreitung auf Kosten des deckenartig darüber oft
lagernden Flysches eingeräumt worden. Wenn man erwägt, daß der
Flysch hier vielfach ein ungewöhnliches Aussehen zeigt, daß sich seine
lithologischen Merkmale besonders jenen der Werfener Schichten nicht
selten außerordentlich nähern, so kann dies auch nicht verwundern.
Die Auseinanderhaltung der beiden letztgenannten Komplexe bot eben
bei der sehr verwickelten Tektonik, namentlich dort, wo sie zusammen-
treffen, anfangs ungemein große Schwierigkeiten. Bis es gelingen konnte,
überall eine scharfe Trennung durchzuführen, waren daher neben zahl-
reicheren Fossilienfunden längere Erfahrungen, wie solche unterdessen
K. k. geol. Reichsanstalt. 1906. Nr 15. Verhandlungen. 53
370 Verhandlungen. Nr. 15
hauptsächlich in dem Buduaner Gebirgsabschnitte gesammelt worden
sind, notwendig.
Aber auch in anderer Hinsicht haben die neueren Terrain-
begehungen höchst wichtige Tatsachen ans Licht gefördert. Noch mehr
als in der auf das Kartenblatt Budua entfallenden Region muß sich
hier bei Jedermann, der mit den Einzelheiten des Baues halbwegs ver-
traut ist, die Erkenntnis Bahn brechen, daß eine Anschauung, wie sie
unlängst ausgesprochen wurde und die in dem Satze gipfelt, es habe
in Dalmatien eine gewaltige deckenförmige, bis zum Appenin reichende
Überfaltung der Triasbildungen über ein großes System von Kreide-
und Tertiärfalten stattgefunden, jeder Basis entbehrt. Einen nicht
seringen Teil der Beweise dafür liefert uns gerade die Art der Ver-
bindung des Flysches mit den Triassedimenten.
In unserem Gebiete, das, wie ich schon öfters Gelegenheit hatte
darzutun, in seiner ganzen Ausdehnung überaus dicht von Längsbrüchen
durchsetzt erscheint, stellen sich die zahlreichen, mit sonst selten
vorkommender Schärfe konstatierbaren Überschiebungen und Auf-
schiebungen als von sehr verschiedener Beschaffenheit dar und die
Dimensionen der Schubflächen gehen nirgends über ein gewisses be-
scheidenes Ausmaß hinaus. Man darf den südlichsten Streifen Dalma-
tiens im Gegenteil mit vollem Rechte als den Typus einer aus vielen
kleinen, stark ungleichwertigen Faltenfragmenten zusammengesetzten
Schuppenlandschaft bezeichnen, in der sich, nebenbei bemerkt, dank
der besonders günstigen Gesteinsaufdeckung die gesamte Anordnung
der mannigfaltigen Schuppen Schritt für Schritt verfolgen läßt. Deut-
licher als weiter im Norden prägt sich daselbst unter anderen der
tektonische Grundzug aus, daß der obereocäne Flysch auf dem Relief
eines sehr kräftig modellierten, das Oberkarbon, die triadischen und
einzelne jungmesozoische Bildungen umfassenden Faltengebirges ab-
gelagert wurde, welches aus mehrfachen, in sehr verschiedenen Zeit-
epochen erfolgten Störungen und Umwälzungen hervorgegangen ist,
und daß dann während der nacheocänen Dislokationsperiode im
wesentlichen eine von staffelförmigen Bruchsenkungen begleitete
stärkere Zusammenfaltung, Zusammenpressung und vornehmlich durch
Uberschiebungen bewirkte, keineswegs übermäßig große areale Re-
duktion dieses älteren, mit einer jungen Fiyschhülle versehenen
Faltengebirges Platz gegriffen hat.
Da der Bau des Küstenstriches zwischen Cattaro und Antivari
von mir in nicht ferner Zeit an der Hand von Profilen und der Detail-
karten eingehend geschildert werden soll, so stehe ich jetzt von einer
näheren Erörterung der allgemeinen geologischen Verhältnisse ab und
wende ich mich dem eigentlichen Thema zu, der Darlegung an einzelnen
Beispielen, in welchen Lagerungsformen der Flysch hier angetroffen
wird und welche Entwicklungen er aufweist.
Zunächst mag die Klarheit betont werden, mit der ebenso wie
bei Budua auch weiter gegen Süden die Erscheinung hervortritt, dab
das transgredierende Obereoeän auf allen Gliedern der Triasformation
und auf den jungmesozoischen Kalken direkt zum Absatze gelangt ist.
Wir finden das Obereocän regelmäßig in Synklinalen eingefaltet, in
verschiedener Weise zwischen den älteren Bildungen zusammengepreßt,
1906 Sitzung vom 11. Dezember. Gejza v. Bukowski.
|
an Verwerfungen abgesessen und eingeklemmt, endlich von hinauf-
geschobenen Schichtreihen überdeckt. Die ursprüngliche Diskordanz
zeigt sich durch die jüngsten Störungsvorgänge naturgemäß zumeist
völlig verwischt.
Für die Einfaltung in Triasmulden bietet wohl eines der besten
Beispiele die aus karnischen Kalken und streckenweise auch tieferen
triadischen Schiehtgruppen bis zu den Werfener Schichten bestehende
Mulde, welche sich aus der Gegend von Pobori über MauZic, Podbabae,
Praskvica durch das ganze Kartenblatt Budua zieht und schließlich
bei Blizikuce südlich von San Stefano in das Meer hinausstreicht. Da
ich dieselbe jedoch schon früher beschrieben und durch Profile ver-
anschaulicht habe, so wollen wir diesmal ein anderes Terrainstück
von ähnlicher Beschaffenheit kurz betrachten.
Die größtenteils von Hornsteinschutt erfüllte Niederung, in
welcher der Ort Castellastua zerstreut liegt, wird ringsum von einem
steil aufsteigenden Gebirgswalle begrenzt, der sich bloß nach Südost
schmai öffnet und nur gegen die See, deren Brandung an zwei Stellen
die felsige Einfassung durchnagt und kleine einspringende Buchten
mit flachem Strande erzeugt hat, unterbrochen erscheint. An dem
Aufbaue dieses Gebirgswalles nehmen als tieferes Glied graue, als
höheres rote, dichte, bald mit einzelnen Hornsteinbänken, bald mit
mächtigeren Hornsteinkomplexen alternierende Kalke der karnischen
Stufe teil. Sie setzen den langgedehnten Rücken des Prebro brdo zu-
sammen, biegen nördlich von Castellastua im Halbkreise um und
streichen dann nach der Umkehr vom Vabac über die beiden an der
Küste aufragenden Erhebungen Lu£ice parallel zum Prebro brdo wieder
gegen Südost fort. Außer dem Einfallen der Schichten auf der ganzen
langen Strecke geben auch die in der Schlucht von R-sevi@ unmittel-
bar darauffolgende Aufwölbung und die stratigraphischen Momente
sichere Anhaltspunkte dafür, daß man es hier mit einer nach drei
Seiten geschlossenen, stark zusammengedrückten, geneigten Synklinale
von trogähnlicher Gestalt zu tun hat, die sich gegen Südost sehr
verengt und deren Spuren, wie ich beifügen will, noch jenseits der
Ebene von Buljarica in dem Gebiete der Dubovica erkennbar sind.
Im Kern dieser Synklinale begegnen wir aber dem obereocänen Flysch,
welcher als verquetschte Hülle unter deutlichsten Anzeichen ursprüng-
licher Auflagerung auf den roten karnischen Kalken am Vabac nahe
bis an den Kamm hinaufreicht. Bei der katholischen Kirche und bei
Medin sehen wir aus demselben und aus den Schuttmassen noch kleine
Partien der obertriadischen Unterlage „lippen gleich emportauchen.
Was den lithologischen Charakter des Flysches anbelangt, so
tritt uns daselbst ein lebhafter Wechsel von bunten Mergelschiefern,
grauen, grünlichbraun verwitternden Sandsteinen und mergeligen Kalken
mit sehr seltenen Einschaltungen eines grauen Breccienkalkes entgegen.
Die bald ziemlich festen, bald wieder weicheren, bröcklig oder blättrig
zerfallenden, mitunter sandigen Mergel und Mergelschiefer sind rot,
dunkelgrau, grünlich sowie stahl- bis blaugrau gefärbt und weisen
vielfach eine ungemein feine Schieferung auf. Von den grauen, zumeist
feinkörnigen, mürben oder harten, kalkigen Sandsteinen zeichnet sich
ein Teil durch verhältnismäßig reichliche Beimengung winziger Glimmer-
53*
372 Verhandlungen, Nr.’15
schüppchen aus; ein Teil ist dagegen glimmerfrei. Manchmal kommen
auch Einlagerungen eines sehr festen sandigen Kalkes zur Beobachtung.
Bei den dichten, mehr oder weniger mergeligen Kalken, die sich öfters
feingeschiefert oder gebändert und vorwiegend in einzelnen isolierten
Bänken entwickelt zeigen, herrscht hell- bis dunkelgraue Färbung vor;
daneben werden aber auch rote Sorten angetroffen. Der Breccienkalk
endlich, welcher hier, wie schon erwähnt wurde, keineswegs so häufige
und auffallende Einschaltungen inmitten der eben beschriebenen
Sedimente bildet, wie an vielen anderen Punkten, schließt lokal kleine
Nummuliten ein.
In der nächsten Nähe von Castellastua findet man zwischen den
obereocänen Mergelschiefern dünne, rasch auskeilende Schnüre und
kleine Nester von Mangankarbonat. Zwei Proben desselben wurden
vor kurzem durch den Herrn Regierungsrat ©. v. John untersucht.
Sie stellen sich nach einer freundlichen Mitteilung des Herrn C. v.
John, dem ich hiefür zu großem Dank verpflichtet bin, als Karbonate
von Mangan, Kalk, Eisen und Magnesia dar. Das Mangankarbonat
erscheint in denselben durch Verwitterung teilweise in Manganoxyde
umgewandelt. Die chemische Analyse ergab unter anderem einen Gehalt
an kohlensaurem Manganoxydul, der bei der einen Probe 25°07°/,, bei
der anderen 27'23°/, Mangan entspricht. Kleine Schurfversuche sind
daselbst schon zu wiederholten Malen unternommen worden, haben
jedoch stets zu einem unbefriedigenden Resultat geführt. Dieses Erz-
vorkommen, dessen Begutachtung angesichts der vollkommenen Auf-
deckung der Schichten keine Schwierigkeiten bereitet, ist im ganzen
so unbedeutend, daß an einen Abbau trotz der guten Qualität des
Erzes nicht gedacht werden kann.
Es erübrigt mir noch, berichtigend zu bemerken, daß in meinen
älteren, vorläufigen Mitteilungen (Verhandl. der k. k. geol. R.-A.,
1894, pag. 194— 125, und 1899, pag. 69), die aus einer Zeit der
Übersichtsaufnahmen stammen, in welcher die Stratigraphie Süd-
dalmatiens nicht ganz geklärt war, der Flysch von Castellastua haupt-
sächlich wegen seines einigermaßen ungewöhnlichen, fremdartigen
Habitus mit gewissem Vorbehalte der oberen Trias zugerechnet wurde.
Die sichere Altersbestimmung erfolgte erst später durch Vergleiche
mit analogen Ablagerungen der Buduaner Region und durch die Ent-
deckung einer lentikularen, Nummuliten enthaltenden Breccienkalkbank.
Unter wesentlich abweichenden Verhältnissen treten die sandig-
mergeligen Gebilde des Obereocäns in der den Namen Moris tragenden
Landschaft des waldigen Bergterrains auf, welches sich südlich von
der Buljarica- Ebene gegen die Canj-Bucht und den Veligrad ausdehnt
und in dem sehr schroff zum Meere abstürzenden Dubovica-Rücken
kulminiert. Sie sind hier in der Mitte einer nach Südwest, Südost
und Nordost vollständig geschlossenen und nur nach Nordwest offenen,
an der vorerwähnten Sumpfebene plötzlich abschneidenden, liegenden
Triasantiklinale von elliptischem Umrisse zusammengepreßt. Der Budzad,
die Dubovica, die Ostrovica von Kola@ an und der felsige Höhenzug,
auf dem man die Kapelle Sv. Petka erblickt, bestehen aus grauen
und aus roten, sehr stark mit Hornsteinen untermischten karnischen
Kalken. Im Südwesten fällt dieser Schichtenkomplex ziemlich steil
1906 Sitzung vom 11. Dezember. Gejza v. Bukowski. 373
gegen Nordost ein, an der bogenförmigen Wendung im Südosten zeigt
er nach dem Übergange durch die senkrechte Stellung südöstliches
Verflächen und auf der Nordostseite, wo unter Aufschiebung eines
anderen, mit Werfener Schichten beginnenden Faltenstückes ein Längs-
bruch durchzieht, ist er wieder gegen Nordost geneigt. Die gleiche
Biegung machen dann auch die sich nach innen zu an die karnischen
Kalke konkordant anschließenden, mit nicht unbedeutenden Massen
von Noritporphyrit verbundenen Cassianer und Wengener Schichten,
der Kern des Sattels.
Das steil aufgerichtete, an einzelnen Punkten bis zu einem ge-
wissen Grade sogar verknitterte Obereocän der Morisgegend bildet
einen zusammenhängenden Lappen und liegt sowohl auf den Wengen-
Cassianer Schichten und dem dazugehörigen Ergußgestein als auch
auf den roten Kalken der karnischen Stufe. Auf letzteren läßt es sich
in Form einer schmalen Zunge sehr hoch hinauf, bis unter den Gipfel
der Ostrovica verfolgen. Es kann nicht der geringste Zweifel darüber
obwalten, daß dasselbe hier in einer bereits reichgestaltig erodiert
gewesenen Triasantiklinale, die später selbstverständlich noch große
Störungen erfahren hat, abgesetzt wurde. Völlig von der Hand zu
weisen wäre die Mutmaßung, daß es sich um eine Überschiebung der
ganzen Triasfalte über das Alttertiär und um ein Fenster handle. Dem
widerspricht sehr entschieden nicht allein die deutlich zu beobachtende
Auflagerung des Flysches auf verschiedenen Komplexen der triadischen
Schichtenserie, sondern auch der Umstand, daß die durch zahlreiche
kleine Nummuliten ausgezeichneten Breccienkalke mitunter in größerer
Menge Stücke der darunterliegenden bunten Wengener Tuffe und
Hornsteine sowie der roten karnischen Hallstätter Kalke enthalten.
Fremdartiger als sonst in der Regel stellt sich der petrographische
Habitus des Flysches zwischen Stari Ratac und Ratac südlich von
Sutomore dar. Hier herrschen hochrote und bläuliche bis stahlgraue,
bröcklig oder blättrig zerfallende Mergelschiefer weitaus vor über die
anderen Gesteinstypen. Die dazwischen eingeschalteten grauen, bald
ziemlich mürben, bald festeren, zumeist dünnplattig sich absondernden
Sandsteine feinen Korns, welche nicht selten mit Hieroglyphen aus-
gestattet sind, zeigen vielfach einen reichlichen Glimmerschüppchen-
belag auf den Schichtflächen. Sie und die dunkelroten oder grauen,
öfters feingeschieferten und gebänderten, dichten Mergelkalke treten
im allgemeinen mehr zurück, fallen zum mindesten innerhalb dieses
Schichtenverbandes weniger als in anderen Regionen auf. Sehr charak-
teristisch sind dagegen die teils nach kurzem, teils nach längerem
Verlaufe auskeilenden Einlagerungen eines grauen, hin und wieder
von Mergelschmitzen durchsetzten Breccienkalkes, welcher einzelne,
bis zu einem halben Meter dicke Bänke bildet. Nummuliten wurden
nur in einer einzigen solchen Zwischenlage angetroffen. Alle übrigen
Bänke haben sich entweder als fossilleer erwiesen oder führen bloß
spärliche Milioliden.
Einen bedeutenden Oberflichenraum nimmt der obereocäne
Flysch in dem Gebiete von Zagradje, zwischen dem Veligrad, Crni rat
und dem Golo brdo ein. Am Kröevac-Vorgebirge, auf der Westseite
des Golo brdo tauchen aus ihm an mehreren Punkten Werfener
374 Verhandlungen. Nr. 15
Schichten und Muschelkalk empor. Die Verbreitung der beiden
letztgenannten triadischen Glieder, welche sich daselbst durch ihren
großen Fossilienreichtum gleich auf den ersten Blick bemerkbar
machen, wurde von mir seinerzeit (Verhandl. der k. k. geol. R.-A.,
1895, pag. 135, und 1896, pag. 98 wie 528) stark überschätzt, indem
ihnen auch ein beträchtlicher Teil jenes Terrains von Zagradje zu-
gewiesen worden ist, wo die neueren Begehungen bloß das Vor-
handensein isolierter, beschränkter Aufbrüche der älteren mesozoischen
Gesteine unter der alttertiären Decke ergeben haben. Danach wäre
vor allem in den durch mich aus Spizza vor einem Jahrzehnt ver-
öffentlichten Profilen Nr. II und III (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A.,
1896, pag. 111 und 112) statt der in unmittelbarem Anschlusse an
die karnischen Hallstätter Kalke des Crni rat verzeichneten Partien der
Werfener Schichten, die ja in der Tiefe allerdings existieren dürften,
obereocäner Flysch zu setzen. Das transgressive Verhalten des letzteren
gegenüber den mannigfachen Triasbildungen dieser Gegend läßt an
Klarheit meistens nichts zu wünschen übrig. Bezüglich der lithologi-
schen Merkmale endlich verdienen das häufige Vorkommen _ fester,
dünn- oder dickgebankter, zum großen Teil glimmeriger Hieroglyphen-
sandsteine, die infolge der Zertrümmerung vielfach von Caleitadern
durchzogen sind, ferner die lokal stattfindende Einschaltung kon-
glomeratischer Mergelbänke und an der Grenze gegen die obertriadi-
schen Kalke des Crni rat die stärkere Entwicklung von rotem Mergel-
kalk zwischen den roten und grünlichgrauen Mergelschiefern besonders
hervorgehoben zu werden. Ergänzend mag auch noch beigefügt werden,
daß südlich von Zagradje, am Kröevac und gegen den Sv. Petka-
Hügel eine wirre Schichtenzerknitterung über die einfachere Störungs-
art die Oberhand gewinnt.
Durch die Detailaufnahmen wurde dann ebenso in dem äußersten
Süden der Monarchie in mancher Richtung eine wesentliche Ver-
besserung des geologischen Kartenbildes erzielt. So hat es sich unter
anderem gezeigt, daß in dem gegen die Küste und den Zeljeznicafluß
langsam abdachenden Hügellande von Susanj das Obereocän eine viel
größere Ausdehnung erlangt, als ich auf Grund der ersten, die allge-
meine Orientierung bezweckenden Touren anzunehmen (Verhandl. d.
k. k. geol. R.-A., 1895, pag. 135—136, und 1896, pag. 326) mich ver-
anlabt gesehen habe.
Um auf die Einzelheiten des Baues der besagten Region ein-
zugehen, ist hier nicht der richtige Platz; nähere diesbezügliche Aus-
führungen müssen der in Vorbereitung stehenden zusammenfassenden
Schlußarbeit vorbehalten bleiben. Jetzt sei nur ganz kurz erwähnt,
daß mitten in dem Flysch von SuSanj, welcher sich als mächtige,
nachträglich stark gestörte Hülle eines älteren Gebirges von da weit
über die Reichsgrenze in das montenegrinische Gebiet von Antivari
fortsetzt, ähnlich wie bei Zagradje und am Kröevac wiederholt teils
räumlich beschränkte, teils relativ umfangreiche Stücke des haupt-
sächlich triadischen Untergrundes entblößt erscheinen und daß deren
inselartiges Emportauchen daselbst nicht minder schön beobachtet
werden kann wie in vielen anderen analogen Fällen. Dort, wo dem
Flysch als Basis Werfener Schichten dienen, war die kartographische
1906 Sitzung vom 11. Dezember. Gejza v. Bukowski. 375
Trennung beider Komplexe ungeheuer schwierig, weil zufolge des sich
häufig einstellenden bedeutenden Glimmerreichtums der Sandsteine,
ja selbst der Mergelschiefer das Aussehen des ersteren nur sehr
wenig Unterschiede bietet gegen jenes der Werfener Schichten. Manch-
mal hat man als einziges Mittel für die Erkennung des Alters auf
der einen Seite das leider nicht überall konstatierbare Auftreten von
Breccienkalklagen, auf der anderen die Einschaltungen von Oolithkalk.
Der unkonform erfolgte Absatz unseres Flysches auf den Kreide-
kalken kommt am deutlichsten zum Ausdrucke an der landeinwärts,
soweit wir es mit dalmatinischem Terrain zu tun haben, letzten,
größten Überschiebung, welche unter bogenförmigen Krümmungen
durch den ganzen Gebirgsabschnitt des Buduaner Blattes ununter-
brochen läuft und dann in Südpastrovicchio allmählich gegen Osten
umbiegend, hinter Novoselje nach Montenegro hinüberschwenkt. Wie
auf dieser langen Erstreckung über das auf cretacischen Kalken
ruhende Obereocän norische Hallstätter Kalke, norischer Korallenritfkalk
und Dolomit, endlich als jüngstes Triasglied der zum Teil offenbar
schon dem Rhät angehörende Dachsteinkalk geschoben sind, ist von
mir im Exkursionsführer des IX. internationalen Geologenkongresses
in Wien 1903, Exkursion Nr. XIII, unter Beigabe von Profilen ge-
nügend erörtert worden. Das Buduaner Terrain liefert uns auch Bei-
spiele der direkten Ablagerung des Flysches ganz im Bereiche der
norischen Riffkalkmassen. Wir wollen aber bei diesen bereits be-
kannten Tatsachen nicht länger verweilen und wenden uns der Be-
trachtung eines Vorkommens zu, welches wegen seiner eigentümlichen
petrographischen Ausbildung erhöhtes Interesse beansprucht.
Eines der markantesten und innerhalb des dichten Bruchnetzes
am längsten anhaltenden Faltenfragmente des Spizzaner Gebirges ist
der auf die Veligrader Triasserie überschobene Hangendflügel einer
schiefen Antiklinale, der sich von Po@min angefangen durch Südpastro-
viechio, durch Spizza und jenseits des Prodoltales noch weiter in
Montenegro zieht und daselbst an dem Aufbaue des Steilabfalles der
hohen Grenzkette einen hervorragenden Anteil nimmt. In demselben
gelangt die gesamte Reihe der Triasablagerungen von den Werfener
Schichten bis zu den karnischen Kalken und Dolomiten, welche aller-
dings nicht mehr vollständig vorliegen, einschließlich des Ergußgesteines
zur Beobachtung. Die karnischen Bildungen erscheinen sodann von
einem ziemlich mächtigen, offenbar diskordant darüber abgesetzten
Schichtenkomplex jungmesozoischen Alters bedeckt, zunächst von
srauen hornsteinreichen Brececien- und Oolithkalken, weiter nach
oben von roten oder gelblichweißen, mit Hornsteinbänken und einzelnen
Tufflagen wechselnden, plattigen, vielfach dünngeschieferten Aptychen-
kalken. Über diesen folgt endlich obereocäner Flysch, welcher durch
einen Längsbruch abgeschnitten wird und auf den sich an der
Uberschiebungslinie eine riesige Masse jungmesozoischer, hellgrauer,
zum großen Teil oolithischer Korallenriffkalke legt.
In dem eben bezeichneten langgedehnten Flyschzuge fällt als
Gegensatz zu anderen äquivalenten Vorkommnissen die starke Ent-
wicklung von sehr groben Konglomeraten auf. Bei Po@min herrscht
ein beständiger reger Wechsel zwischen roten, mit dünnen Sandstein-
376 Verhandlungen. Nr, 15
bänken untermischten Mergelschiefern und festen, zuweilen eine an-
sehnliche Dicke erreichenden Konglomeratlagen. Auf der Gradina
oberhalb Brea, wo sich der lithologische Charakter etwas ändert, finden
wir nur an der Basis ein grobes hartes Konglomerat in der Mächtig-
keit von ungefähr einem halben Meter, höher dagegen rote, grünlich-
oder stahlgraue, seltener schwarze Mergelschiefer, sandige Mergel mit
Pflanzenspuren neben einzelnen dünnen Bänken von Sandsteinen und
von weichen konglomeratischen Mergeln, vor allem aber graue dichte,
oft feinschiefrige und gebänderte, hierbei großenteils mehr oder weniger
mergelige Kalke. Auch der Breccienkalk fehlt in der Vergesellschaftung
dieser miteinander rasch alternierenden Gesteinstypen nicht. Er birgt
hier zahlreiche Brocken der jungmesozoischen Aptychenkalke und
Tuffe. Auf gewissen Strecken erhält, wie man aus dem Gesagten ersieht,
der höhere Teil unseres Schichtenkomplexes ein besonderes Gepräge
durch das Vorwalten der Kalke. Die obereocänen Konglomerate unter-
scheiden sich von jenen des Muschelkalkes in erster Linie durch die
abweichende Zusammensetzung des Geröllmaterials, dann aber auch
dadurch, daß sie viel deutlicher, nebstbei dünner parallel struiert
sind und daß die Rollstücke vorwiegend die Form flacher Geschiebe
haben. In bezug auf Färbung hingegen machen sich keine nennens-
werten Unterschiede bemerkbar.
Meine anfängliche, hauptsächlich durch die starke Beimengung
der Kongiomerate verursachte Vermutung, daß hier eine Zone der
sandig-mergeligen Fazies des Muschelkalkes vorliege (Verhandl. der
k. k. geol. R.-A., 1896, pag. 118 und 383), hat sich schon während
der genaueren geologischen Durchforschung des Buduaner Terrains
mit Zuhilfenahme der dort gesammelten Beobachtungen als nicht zu-
treffend erwiesen. Die diesbezügliche Richtigstellung erfolgte in den
Verhandlungen der k.k. geol. R.-A., 1902, pag. 305, gelegentlich der
Beschreibung der Zinnoberlagerstätte von Spizza. In dem zitierten
Aufsatze wurde nicht nur darauf aufmerksam gemacht, daß der uns
beschäftigende Sedimentkomplex dem Obereocän angehöre und daß
erst über demselben die UÜberschiebung verlaufe, sondern auch nach-
drücklich betont, daß die in den Profilen aus Nordspizza (l. ce. 1896,
pag. 111 und 112) der oberen Trias zugerechneten Glieder 60 und
6r am Divlji vrh, unter der Trojica, südwestlich vom Orlov KrS-Grat
und bei Sv. Nikola jungmesozoisch sind. Ich habe es für notwendig
erachtet, diese Berichtigungen heute wieder zur Sprache zu bringen
und die in der Spizzaner Hochkette herrschenden geologischen Ver-
hältnisse nochmals flüchtig zu schildern, damit nicht, wie schon ge-
schehen ist, die obgenannten Querschnitte, welche als vorläufige, sich
auf noch nicht abgeschlossene Untersuchungen stützende Publikation
in gewisser Richtung bloß den damaligen Standpunkt der Erforschung
jener Gegend kennzeichnen und begreiflicherweise nicht von Punkt
zu Punkt vollkommene Sicherheit bieten können, auch in solchen Fällen
zur Reproduktion benutzt werden, wo es sich um die Darstellung des
Baues von Süddalmatien überhaupt im allgemeinen handelt. Für letzteren
Zweck hat man ja doch definitive Profile, jene aus dem Buduaner
Gebirgsabschnitte, welche im Exkursionsführer des IX. internationalen
Geologenkongresses in Wien 1903 erschienen sind, zur Verfügung.
1906 Sitzung vom 11. Dezember. Gejza v. Bukowski u. W, Petrascheck. 377
Wenn wir die lithologische Entwicklung der zahlreichen, über
den südlichsten Teil Dalmatiens zerstreuten Flyschpartien überblicken,
so erhellt deutlich ein sehr enger Zusammenhang zwischen den uns
hierin entgegentretenden Verschiedenheiten und dem petrographischen
Charakter des Untergrundes. Vorderhand sei nur die am meisten in
die Augen springende Erscheinung in dieser Hinsicht kurz berührt.
Wir können in jenen Regionen, wo die Ablagerung des Flysches un-
mittelbar auf den Werfener Schichten oder auf der sandig-mergeligen
Fazies des Muschelkalkes stattgefunden hat, der Beschaffenheit des
zur Abtragung und Umsetzung gelangten Materials entsprechend, stets
eine große Zunahme von Sandsteinen und nebenbei meistens einen
mehr oder minder bedeutenden Gehalt an Glimmer in denselben
konstatieren. In Gebieten hingegen, wo die Basis aus Kalken, sei es
triadischen, sei es jungmesozoischen, besteht, pflegen rote Mergel-
schiefer mit Mergelkalken das Übergewicht zu haben und kommen
Einschaltungen von konglomeratischen Lagen und von Breccienkalk
häufiger vor.
Vorträge.
W. Petrascheck. Die Schichtfolge im Perm bei
Trautenau.
Abgesehen von den beiden Karten Beyrichs und Jokelys
sind über das Rotliegende von Trautenau keine spezielleren Mit-
teilungen erschienen. Auch die ältere Monographie Zobels und
Carnalls!) bezieht sich nur auf einzelne Teile des Gebietes. Der
kurze, von Beyrich im Jahre 1856 in der deutschen geologischen
Gesellschaft erstattete Bericht blieb daher bis heute das Wesent-
lichste unter den diesbezüglichen Veröffentlichungen.
Die Permformation bildet eine Mulde, auf deren Südflügel
sich die Kreide legt und deren Nordflügel sich wenigstens teilweise
unter Bruchbildung an die Glimmerschiefer des Rehorns anlehnt.
Im Osten wird die Mulde durch den Hronov-Parschnitzer Graben,
resp. durch die Rotliegendmulde abgeschnitten, die sich in dessen
Nordende heraushebt. Beide Mulden, die von Trautenau sowohl wie
die das Nordende des erwähnten Grabens bildende Mulde, sind ein-
heitlicher Zusammensetzung und verschieden sowohl von der im Osten
auf das Karbon folgenden Permformation der mittelsudetischen Mulde ?)
als auch von den Rotliegendschichten, die weiter im Westen dem
Riesengebirge vorgelagert sind. Zu diesen beiden zuletzt genannten
Verbreitungsgebieten der Permformation, an deren Aufbau Decken
eruptiven Ursprunges einen wesentlichen Anteil nehmen und bei
deren Zusammensetzung, wenigstens soweit der Westen in Frage
kommt, auch Brandschiefer eine bedeutsame Rolle spielen, steht die
Gegend von Trautenau insofern im Gegensatz, als rote Schiefertone,
rote Sandsteine und Konglomerate beinahe ganz ausschließlich die
!) Karstens Archiv, Bd. 3 (1831) und 4 (1832).
2) Im Sinne von Zimmermann und Berg, Jahrb. d. preuß. geol. Landes-
anst. 1904, pag. 775.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1906. Nr. 15. Verhandlungen. 54
378 Verhandlungen. Nenild
Formation aufbauen. Eruptive Einlagerungen treten außerordentlich
zurück, da nur eine dünne Decke von Porphyrtuff und auch diese
nur in geringer räumlicher Verbreitung vorhanden ist. Auch Brand-
schiefer fehlen, soweit das von mir bisher kartierte Blatt Trautenau—
Politz in Frage kommt, fast vollständig. Allerdings verzeichnen die
Karten von Beyrich sowohl wie von Jokely einen Brandschiefer
bei Saugwitz und dies ist um so bemerkenswerter, als Jokely, der
ja wenige Jahre später als Beyrich das Gelände beging, in seiner
Auffassung durchaus selbständig war und sonach nicht dazu neigte,
Eintragungen der älteren Karte in seine zu übernehmen. Ich kam
aber zu der Überzeugung, daß beide Autoren sich getäuscht haben
müssen, daß Brandschiefer wohl vorhanden sind, diese aber der
liegendsten Kreidestufe, den Perutzer Schichten, angehören.
Bieten sonst Fruptivdecken eine bequeme Handhabe zur
Gliederung und Gruppierung der Schichten des Rotliegenden, so
mußte hier auf dieses Hilfsmittel verzichtet werden. Da ferner
durchgreifende Gesteinsunterschiede fehlten, vielmehr ein vielfacher
Wechsel oft kaum zu unterscheidender Gesteinstypen vorliegt, be-
gegnete ich gewissen Schwierigkeiten bei dem Versuch, einzelne
Gruppen zusammenzufassen. Anderseits war eine Gruppierung doch
geboten, da es nicht möglich ist, etwa bloß dem Gesteine folgend,
Konglomerate von Sandsteinen und diese von Schiefertonen zu
trennen und da nur eine Gruppierung der Schichten und deren
Veranschaulichung in der Karte Licht in den tektonischen Aufbau
der Gegend bringen konnte.
Die Schichtfolge, wie ich sie in der Karte darstellte, umfaßt:
1. Konglomerate, die das tiefste bisher bei Freiheit,
Talseifen und Klinge kartierte Schichtenglied sind. Sie sind klein-
stückig und bestehen hauptsächlich aus Quarz und Lydit. In den
liegendsten Bänken ist auch Glimmerschiefer reichlich vorhanden.
Weiter im Hangenden befindet sich eine Zone, die große, gerundete
Granitblöcke führt. Auch der Dunkeltaler Zentralgneis ist in ihr
anzutreffen. Das Bindemittel ist eine grobkörnige Arkose. Grob-
körnige Sandsteinbänke schalten sich namentlich gegen das Hangende
zu ein. Meist sind die Schichten von roter Farbe, mitunter, wie
bei Talseifen, sind sie jedoch braunrot. Die Konglomerate sind dort-
selbst schuttig, sonst aber ziemlich fest. Die Mächtigkeit ist der Ver-
werfungen wegen schwer abzuschätzen; sie kann bei Freiheit 200—
250 m betragen, unterliegt aber möglicherweise einigen Schwankungen.
Bemerkenswert ist eine Bank splittiigen, grauen Kalkes, die unter-
halb Freiheit in diesem Konglomerat aufsetzt.
2. Eine Zone roter und braunroter Schiefertone.
Sie überlagert die Konglomerate. Die Schiefertone überwiegen ge-
meinsam mit Tonsanden, doch fehlt es auch nicht an dünnschiefrigen
Sandsteinen. Die Schichtung ist oft uneben und krummschalig;
häufig sind Runzelungen, mitunter auch Wellenfurchen auf den
Schichtflächen bemerkbar. Auf denselben sind sowohl in dieser Zone
wie im untersten Teil der nächsten sehr reichlich Muskovitblättchen
eingestreut, die mitunter mehr als 1 mm? an Größe erreichen. In
1906 Sitzung vom 11. Dezember. W. Petrascheck. 379
den sandigen Schiefertonen kann man mitunter dünne, graugrüne
Schmitzen beobachten. Reduktionsflecken sind meist sehr zahlreich
vorhanden, fehlen aber übrigens in keiner der folgenden noch zu er-
wähnenden Zonen. Die obere Grenze dieser beiläufig 200—300 m
mächtigen Zone ist nur unscharf, da sie durch allmähliches Über-
wiegen der Sandsteine in die
3. Zone der Sandsteine und Arkosen übergeht. Es
sind namentlich diekbankig gelagerte Sandsteine, die in dieser Zone
anzutreffen sind. Mitunter sind diese mürber Beschaffenheit. Ihr
Tongehalt sowie die nach dem Hangenden zu sich einstellenden
konglomeratischen Sandsteine und untergeordneten Konglomerate
lassen die fluviatile Entstehung auch dieser Zone erkennen.
Durch eine dünne Decke von Porphyrtuff, die in der Gegend
von Jungbuch dem tieferen Teil der Zone eingelagert ist, ergibt
sich für die dortige Gegend eine weitere Gliederung der insgesamt
200—300 m mächtigen Zone.
Der unter dem Tuff liegende Sandstein ist öfters noch von
braunroter Farbe und enthält auch noch den weißen Glimmer. Auf
ihn folgen, bis an den Tuff reichend, violette sandige Schiefertone.
Lokal ist ihnen einige Meter unterhalb des Tuffes eine ca. 50 cm
starke Chalcedonbank eingeschaltet.
Die Tuffe sind von mohnblauer, lichtrötlicher oder weißer Farbe.
Sie repräsentieren ein dichtes, Tonstein ähnliches, ziemlich zähes
Gestein, das in der an geeigneten Bausteinen sehr armen Gegend
gewiß Beachtung verdienen würde, zurzeit aber nirgends aus-
gebeutet wird. Seine Mächtigkeit ist gering, vielfach vielleicht bloß
ca. 5 m. Im Gelände tritt diese Eruptivdecke gar nicht hervor.
Es ist darum und in Anbetracht ihrer geringen Dicke nicht zu ver-
wundern, daß sie auf den älteren Karten nicht verzeichnet erscheint.
Wie schon erwähnt, beschränkt sich das Auftreten dieser Decke auf
die Umgebung von Jungbuch.
Oberhalb des Tuffes herrschen Sandsteine. In ihnen liegt eine
sehr charakteristische Bank eines zwar etwas gröberen, aber doch
höchstens als mittelkörnig zu bezeichnenden Sandsteines von licht-
rötlicher oder rosenroter Farbe. Er ist etwas härter und tonärmer
als die übrigen Sandsteine der Zone, bildet aber ebenfalls nur eine
ganz dünne Einschaltung. Unter ihm liegt eine dünne Bank dichten
grauen Kalkes, der bisher nur in Lesesteinen angetroffen wurde.
Dieser Kalk tritt in Verbindung mit Chalcedonschichten auf, welche
letztere nicht nur in lose umherliegenden Brocken angetroffen, sondern
auch in Verknüpfung mit dem Kalke selbst gefunden wurden. An
einem quer zur Schichtung 2 dem messenden Kalkbrockeu klebte
noch die 2 cm dicke Chalcedonschwarte. Mitunter dürfte der Kalk
gänzlich verkieselt sein, denn roten Jaspis und grauen Chalcedon traf
ich anstehend und in Lesesteinen zwischen Jungbuch und Klinge.
Hier selbst fallen massenhaft, namentlich auf den Schichtflächen der
Kieselbänke liegende, eigentümliche, rundliche Körperchen auf, die
an Oolithe erinnern würden, wenn sie nicht stets eine längliche und
dabei in der Schichtung zusammengedrückte Gestalt besitzen würden.
54*
380 Verhandlungen. Nr. 15
In der soeben beschriebenen, wesentlich aus roten Sandsteinen
bestehenden Fazies verbreitet sich die Zone in der Umgebung von
Jungbuch. Östlich davon, z. B. in der Gegend von Trautenbach,
aber auch am Südflügel treten zwischen den roten Sandsteinen
mächtige Arkosebänke als wesentlicher Bestandteil auf, Arkosen, die
in ihrem Habitus oft stark ‚an die Hexensteinarkose der Ottweiler
Schichten erinnern. So wie diesen fehlen auch ihnen die dünnen
Geröllbänke, deren Geschiebe sich nur auf einer Schichtfläche aus-
breiten und die im Schichtenprofil als Geröllschnüre auftreten, nicht !).
Im Hangenden der Arkosen setzt eine dünne Kalkbank auf. Sie wird
bei Trautenbach von graubraunen, feinsandigen Schiefertonen mit
Anthrakosien unterteuft. Nach dem zu schließen, was mir über
einen alten Schurfstollen erzählt wurde, ist hier auch eine dünne
Lage von Brandschiefer angefahren worden. Der Kalkstein von
Trautenbach, in dem Walchia piniformis gefunden wurde, ist ver-
schieden von dem des Südflügels. Ersterer ist ein dichter, splittriger
grauer Kalk, der etwas rote Flammung zeigt. Letzterer ist rot oder
grau, plattig und dünnschichtig wie der Kalkstein von Ruppersdorf
und führt nicht selten verschiedene kleine Paläonisciden.
Es mag hier eingeschaltet werden, daß die durch ihre Fossilien
sowohl wie durch den einst auf ihnen umgegangenen Erzbergbau
bekannten Brandschiefer von Hermannseifen und Mohren, nach dem
Urteil, das ich mir heute, ehe ich noch die betreffende Gegend im
Detail kartiert habe, erlauben kann, eher der vorher erwähnten
zweiten Zone des Rotliegenden angehören dürften. Aus diesen Brand-
schiefern, mit denen wegen ihres Fossilinhaltes schon von Römer
die Schichten von Klein-Neundorf bei Löwenberg verglichen wurden,
besitzt die geologische Reichsanstalt, dank der Liberalität des Herrn
Lehrer Hertach: Acanthodes gracilis, Xenacanthus Decheni, Ambly-
pterus Rohani, Amblypterus cf. Blainvillei, ferner Odontopteris osmundae-
formis, Od. cf. suberenulata, Aphlebia acanthoides und Walchia filiei-
formis ?).
Wie erwähnt, stellen sich in hangenden Teilen der dritten Zone
Konglomeratbänke ein, die hinüberführen zur
4. Zone des Hanselbergkonglomerats. Es sind das
Konglomerate, die namentlich in der Gegend von ÖOberaltstadt große
Verbreitung haben und insbesondere auch den Berg bilden, nach dem
sie hier benannt werden. Bis kopfgroße Gerölle krystalliner Schiefer-
steine sind nicht selten. Die großen Brocken sind gut gerollt, die
kleinen (l cm Durchmesser) Stücke sind oft noch eckig. Wenn auch
Quarz der Hauptgemengteil ist, so bemerkt man doch auch reichlich
verschiedenartige Glimmerschiefer, Granit, den Zentralgneis, Quarzite,
Lydit, Pegmatit, Porphyre, Melaphyr, aber auch, wenngleich nur selten,
roten Sandstein, wie er im Rotliegenden und im Karbon anzutreffen
!) Auf solche und andere Erscheinungen, die auf die Genesis der permischen
Schichten Bezug haben, wird bei anderer Gelegenheit spezieller eingegangen
werden.
?) Auch ein nicht näher bestimmbarer Stegocephale wurde von genanntem
Herrn kürzlich darin gefunden.
1906 Sitzung vom 11. Dezember. W, Petrascheck. 381
ist. Der Sandstein des Bindemittels ist kalkfrei, grobkörnig bis kon-
glomeratisch, nicht selten, namentlich im Hangenden, Feldspat führend.
Das gleiche gilt für die dunkelroten Sandsteinbänke, die den Kon-
slomeraten mitunter eingelagert sind. Die Mächtigkeit des Hanselberg-
konglomerats kann mit 600—700 ın veranschlagt werden, dürfte aber
keineswegs konstant sein. Eine Abnahme derselben mit Entfernung
vom Riesengebirge ist wahrscheinlich.
Als nächstjüngeres Glied wurde noch
5. eine Zone roter Schiefertone ausgeschieden, in der nur
untergeordnet feinkörnige rote Sandsteine, auch ein dünnes Kalkflöz
auftreten. Die Schiefertone führen oft reichlich sehr feinschuppigen
Glimmer.
In deutlicher Diskordanz liegt bis nahe an den Tuff hinabgreifend
über diesen Zonen das mit einem Konglomerat beginnende Oberrot-
liegende.
Es darf jedoch nicht verhehlt werden, daß die Selbständigkeit
des Hanselbergkonglomerats noch nicht über allen Zweifel erhaben
ist. Es wäre denkbar, daß es mit dem gleich zu besprechenden Ober-
rotliegendkonglomerat ident wäre, für welchen Fall die Schiefertone
sub 5 noch zu der Sandsteinzone sub 4 zu schlagen wären. Immerhin
erscheint mir nach den bisherigen Erfahrungen die Selbständigkeit
beider Zonen als das wahrscheinlichere.
6. Das Oberrotliegendkonglomerat neigt weit mehr als
das Hanselbergkonglomerat zur Felsbildung, was seinen Grund in dem
Kalkgehalte seines Bindemittels hat. Ein solcher Kalkgehalt fehlt dem
Hanselbergkonglomerat. Die Felsen des Silbersteins und die Fels-
bildungen in den „Höllen“ genannten Wäldern und andere mehr
werden von diesem Konglomerat gebildet. Sehr reichlich führt das
Konglomerat, ebenfalls im Gegensatz zu dem des Hanselberges, eckige
Stücke des Marschendorfer Kalkes!). Einzeine Bänke sind davon ganz
erfüllt. Man kann daraus den Schluß ableiten, daß das Riesengebirge
zur Rotliegendzeit nicht von Sedimenten genannter Formation bedeckt,
sondern ein Denudationsgebiet war. Es läßt sich übrigens ebenso noch
zeigen, daß zur Karbonzeit das Riesengebirge als Gebirge mit Tälern
von starkem Gefälle bestand.
Außer Kalk findet man in dem Konglomerat auch noch reichlich
Quarz, ferner Quarzite, Lydit, Porphyr, auch Granit. Übrigens nimmt
die Menge der Kalkbrocken sehr rasch mit der Entfernung vom
Gebirge ab. Gleichzeitig verringert sich die Mächtigkeit des Horizontes
und man findet schließlich nur mehr Quarz und Lyditgerölle in dem-
selben. Es sind also mit Schuttkegeln zu vergleichende Bildungen
gewesen, denen das Konglomerat seine‘ Entstehung verdankt. Die
Mächtigkeit dieser Zone schwankt zwischen 100 und. etwa 60 m.
Über dem Oberrotliegendkonglomerat folgt noch eine mächtige
Schichtfolge, bestehend aus roten 'Schiefertonen, roten und weißen
Sandsteinen mit Einlagerung dünner sandiger Kalke. Durchweg ist
1) Dasist ein Kalkstein, der in der Nähe von Marschendorf in langen linsen-
förmigen Einlagerungen im Glimmerschiefer aufsetzt.
382 Verhandlungen. Nr. 15
das Rot der Schichten ein intensives, während in den tieferen Zonen
dunkelrote, auch braunrote Schichten zu verzeichnen waren.
Der ausgesprochene Stufenbau des Geländes ermöglichte eine
Gliederung in drei Zonen, die nach dem wesentlichsten Bestandteil
benannt werden. Es ist aber unmöglich, etwa im Handstück diese
Unterabteilungen erkennen zu wollen. Dieselben Gesteine treten viel-
mehr im bunten Wechsel in allen drei Zonen auf.
Auf das Konglomerat folgt, zunächst, wenn auch nicht immer,
noch mit Einschaltung einiger Konglomeratbänke,
7. die Zone der Tonsandsteine und Schiefertone,
in der die erwähnten beiden Gesteine zwar vorwalten, aber in viel-
facher, oft rascher Folge mit roten und auch weißen Sandsteinen
wechseln. Unter den Sandsteinen befinden sich zweifellose Dünensand-
steine. Andererseits deuten Wellenfurchen und Trockenrisse auch auf
Ablagerung unter Wasserbedeckung hin. Besonders über der letzten
Konglomeratbank finden sich kalkreiche Schichten und selbst Nester
von weißem oder rötiichem Kalk. Die maximale Mächtigkeit beträgt
ca. 400 m. Sie verringert sich ostwärts außerordentlich. Ohne scharfe
Grenze geht die Zone über in
8. die Zone der Sandsteine. In den Sandsteinen derselben
macht sich vielfach eine sehr regelmäßige feine Schichtung bemerk-
bar. Die Mächtigkeit ist im Maximum ca. 250 m. Die hangendste
Zone endlich ist
9. die Zone der Kalksandsteine. Sie enthält Sandsteine,
die dank ihres kalkigen oder dolomitischen Bindemittels größere
Festigkeit als die der vorhergehenden Zonen haben. Es kommen nicht
selten dünne Kalksandsteinbänke oder Bänke sandigen Kalkes vor.
Lokal ist auch ein Konglomerat vorhanden. Tongallenschichten sind
in dieser Zone, die übrigens unter den Sandsteinen des Rotliegenden
das beste Baumaterial liefert, am häufigsten zu beobachten. Die etwa
100 m mächtige Zone liegt transgressiv, was namentlich im Südflügel
zum Ausdruck kommt. Sie umschließt hier Klippen des Grundgebirges,
die von verfestigten Schuttmänteln umgeben werden, Klippen, die
lebhaft an die Hügel erinnern, die Foureau kürzlich aus der Sahara
abgebildet hat.
10, Das jüngste Glied des Perms sind die Schömberger
Schichten, für deren Altersbestimmung die Analogien in Betracht
kommen, auf die kürzlich Berg und Zimmermann!) aufmerksam
machten. Der Horizont besteht hauptsächlich aus Arkosen. An seiner
Basis führt er Linsen und Knauern eines oft bräunlichen, zuweilen
sinterartigen, dolomitischen Kalkes, den bereitsBeyrich mit dem Kalk
von Schömberg und Trautliebersdorf identifizierte. Feldspatsand ist ein
charakteristischer Gemengteil vieler dieser Kalke. Auch die Arkose
hat oft Karbonate als Bindemittel, weshalb sie von Zimmermann
und Berg!) als dolomitische Arkose bezeichnet wird. Die hangen-
deren Bänke sind Konglomerate von meist kleinstückiger Ausbildung.
Bemerkenswerterweise sind die sich in diesen Konglomeraten vor-
2)el.zc..pag. 774.
1906 Sitzung vom 11. Dezember. W. Petrascheck u. H. Hoek. 383
findenden Gesteine nicht solche des Riesengebirges, sondern solche, wie
sie im Süden der Mulde in den Klippen und am Switschin anstehen.
Das Hauptgestein der Zone ist die äußerst charakteristische dolomitische
Arkose. Nur in der Gegend von Eipel bemerkt man an ihrer Stelle
mürbe, grobkörnige, lichtrötliche und weiße, zum Teil konglomeratische
Arkosen, denen auch dünne Bänke von roten sandigen Schiefertonen
eingeschaltet sind. Der Horizont erreicht ca. DO m Mächtigkeit, viel-
leicht auch etwas mehr.
Die Schömberger Schichten schließen die mit Sicherheit als permisch
aufzufassende Sehichtenserie nach oben ab. Sie und das Oberrotliegend-
konglomerat sind die Leithorizonte zur Identifizierung der Ablage-
rungen in der Mulde von Trautenau mit denjenigen der mittelsude-
tischen Mulde. Besteht sonach, wenn auch vielleicht nicht in allen
Details, die schon Beyrich erkannte, Übereinstimmung im Oberrot-
liegenden, so ist eine Identifizierung der Schichten im mittleren und
eventuell unteren Rotliegenden noch nicht durchführbar. Beyrich
neigte dazu, den Kalk unserer Zone der Sandsteine und Arkosen (Nr. 5)
als Ruppersdorfer Kalk anzusprechen. Seine Lage im Hangenden des
Tuffes würde diese Anschauung nur stützen. Ich kann mich aber noch
nicht entschließen, den Tuff mit der Eruptivstufe des Mittelrotliegenden
zu parallelisieren. Soweit diese Eruptivstufe gerade dort, wo sie
räumlich dem hier behandelten Gebiete am nächsten kommt, nämlich
im Rabengebirge, mir genauer bekannt wurde, liegt sie in ausgesprochener
Diskordanz auf dem Unterrotliegenden, greift sogar bis auf das oberste
Karbon, die Radowenzer Schichten hinab. Von einer derartigen Dis-
kordanz ist aber bei dem erwähnten Tuffe, wie überhaupt in der hier
besprochenen unter dem Oberrotliegenden liegenden Schichtfolge nichts
zu bemerken. Anderseits deuten gewisse Momente auf die Zerstörung
des Karbons bei oder vor Ablagerung der hier besprochenen tieferen
Rotliegendschichten hin. Es scheint mir darum nicht ausgeschlossen
zu sein, daß die Schichtfolge von Trautenau nach unten hin nicht so
vollständig ist wie die des Rotliegenden in der mittelsudetischen
Mulde. Der Frage näherzutreten, wie die Horizonte im speziellen
zu parallelisieren seien, scheint heute noch verfrüht zu sein, doch
behalte ich mir vor später darauf zurückzukommen.
Literaturnotizen.
H. Hoek. Das zentrale Plessurgebirge. Berichte der
naturf. Gesellschaft zu Freiburg i.B., Bd. XVI, 1906, pag. 367. Mit
2 Karten und 20 Abbild. im Text.
Der Verfasser bat im XIII. Band der genannten Zeitschrift bereits den
größten Teil des hier dargestellten Gebietes geologisch beschrieben („Geologische
Untersuchungen im Plessurgebirge um Arosa“). Hier wird nun die dazugehörige
Spezialkarte (1: 50.000) vorgelegt, die sich aber über ein etwas größeres Yeld aus-
dehnt und dementsprechend wird im Text das hinzugefügte westliche Stück er-
gänzungsweise beschrieben. Ein Hauptzweck der Arbeit ist aber auch der, die
Änderung in den tektonischen Ansichten des Verfassers zum Ausdruck zu bringen,
welcher sich nun vollständig auf den Standpunkt der Schardt-L ugeonschen
Überfaltungstheorie stellt und dementsprechend seine früheren Erklärungen umformt.
384 Verhandlungen. Nr.
Zum bequemeren selbständigen Gebrauch von Karte und Text wiederholt
Hoek das Wesentliche des in der früheren Arbeit über die Stratigraphie Gesagten.
Es sei diesbezüglich auch auf das Referat der früheren Arbeit in den Verhand-
Jungen der k. k. geologischen Reichsanstalt 1903 verwiesen. Wir haben ein Gebiet
vor uns, welches durch starke Faziesschwankungen und teilweise große Lücken-
haftigkeit der Sedimentfolge gekennzeichnet ist; nicht weniger als sieben ver-
schiedenaltrige sedimentäre Breecien zählt Hoek auf, Breceien, die großen-
teils noch Bruchstücke des kristallinen Untergrundes enthalten, also auf eine sehr
tiefgebende Erosion schließen lassen. Hoek gibt in seiner ersten Arbeit eine
anschauliche graphische Darstellung dieser Faziesschwankungen, die er allerdings
nun jenen Theorien zuliebe verwerfen zu müssen glaubt. Die stratigraphische Fest-
stellung der Schichten beruht übrigens in .diesem Gebiete größtenteils nur auf
lithologischen Ähnlichkeiten, da brauchbare Fossilien nur aus den Kössener Schichten
und etwa noch aus einzelnen Vorkommen von Lias vorliegen. Für die in der „Auf-
bruchszone“ weitverbreiteten flyschartigen Schiefer ist eine sichere Altersbestimmung
bis jetzt noch nicht durchführbar. Hoek vermutet, daß ein Teil derselben liassisch
ist. Der Malm ist ähnlich wie im Rhätikon, der überhaupt ganz ähnliche starke
Faziesschwankungen und Sedimentationslücken wie das Plessurgebirge zeigt, teils
als Pretschkalk, teils als Radiolarienhornstein und teils als Breccie („Falknisbreceie*
von Gürgaletsch) entwickelt. Daß verschiedene Fazies in langgestreckten Zonen
nebeneinander angeordnet sind, kann ungezwungen auf die natürlichen Ablagerungs-
bedingungen zurückgeführt werden und braucht nicht auf tektonische Weise erst
zustande gekommen zu sein, wieHoek, annimmt und wenn die letztere auch mit-
bestimmend für die heutige Anordnung derselben ist, so genügt dazu vollständig
die „Lokaltektonik“.
Im tektonischen Teil gibt Hoek zunächst die Weiterführung der tektonischen
Einheiten des Aroser Distrikts auf die hinzugefüsten westlichen Teile des Plessur-
gebirges. Ein neues Ergebnis darin ist, daß das „Parpaner Zwischenstück* sich
gegen Westen noch unter den aufgeschobenen kristallinen Massen gegen SW fort-
setzt, indem die infolge der Neigung der Aufschiebungsfläche in der Tiefe ver-
schwindenden Schuppen jenes Zwischenstückes an einer großen senkrechten Ver-
werfung wieder in die Höhe gezerrt werden. Das Ausmaß der Überschiebung wird
demnach als mindestens 10 km angegeben. In der südöstlichen Faltenzone ist der
neu kartierte Teil die genaue Fortsetzung des einfachen Faltenbaues der Strela-
Amselfluhkette.
Was endlich die Umdeutung der Tektonik anbelangt, so handelt es sich
hier nicht etwa um neue Befunde oder aus diesem Gebiete geschöpfte neue Er-
kenntnisse, welche die frühere Erklärung als die unpassendere erscheinen lassen,
sondern Hoek geht einfach von der Annahme aus, daß dieSchardt-Lugeonsche
Theorie für die Westalpen und für die dem Plessurgebirge benachbarten Gebirge
(Rhätikon, Silvretta!) als beste Erklärangshypothese erwiesen sei und zwängt nun
seine früheren Ergebnisse in dieses Schema hinein. Da diese Annahme aber ganz
unzutreffend ist, bleibt die frühere Erklärung nach wie vor als die begründetere
bestehen. Was Hoek zugunsten der exotischen Decken anführt, läßt sich alles
ebenso leicht durch lokale Faltungen und Überschiebungen erklären.
Die stratigraphischen und tektonischen Ansichten Rothpletz’ über das
Plessurgebirge lehnt Hoek ab. (W. Hammer.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien IM. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Ilollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
1907.
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Sitzung vom 17. Dezember 1907 *).
Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: W, Hammer: Beiträge zur Geologie der
Sesvennagruppe. — J. V. Zelizko: Zur Paläontologie der untersilurischen Schichten in der
Gegend zwischen Pilsen und Rokycan in Böhmen. — F. v. Kerner: Bemerkung zu Carlos
Burckhardt: Sur le elimat de l’epoque jurassique. Literaturnotizen: B. Hobson,
H. Bauerman, F. Katzer, Geologische Übersichtskarte von Böhmen, Mähren
und Schlesien.
Eingesendete Mitteilungen.
W. Hammer. Beiträge zur Geologie der Sesvenna-
gruppe.
Zwischen dem Unterengadin, dem Reschenscheidek, dem unteren
Münstertal, dessen Seitental Avigna und dem Tal von Scarl erhebt sich ein
Gebirgsstock, der nach seiner höchsten Erhebung die Bezeichnung Ses-
vennagruppe erhalten hat. Die tirolisch-schweizerische Grenze verlauf:
vom Piz Sesvenna bis zum Piz Lad bei Nauders quer durch dieselbe. Der
größere schweizerische Teil, der fast ganz von mesozoischen For-
mationen aufgebaut wird, hat durch W. Schiller vor nicht langer
Zeit eine gründliche Bearbeitung gefunden, deren Ergebnisse im
XIV. und XVI. Band der Berichte der Naturf. Gesellschaft zu Freiburg
i. Br. niedergelest sind. Schiller benützt für diesen Teil den Namen
Lischannagruppe nach der die Schweizer Seite beherrschenden Er-
hebung. Die tirolische Seite des Gebirges liegt fast ganz im Kri-
stallinen, das heißt geologisch im Westrand der Otztaler Masse. Die bei
.der Aufnahme dieses Teiles gemachten Erfahrungen sollen als Er-
gänzungen zur Kenntnis der gesamten Gruppe in den nachfolgenden
Beiträgen mitgeteilt werden.
I. Über Verrueano und Trias im Schliniger- und Avignatal.
Das kristalline Grundgebirge auf der tirolischen Seite der
Sesvennagruppe sondert sich in zwei tektonisch und petrographisch
deutlich verschiedene Bereiche, deren Grenze die große UÜber-
*, Die in dieser Sitzung und die in der Sitzung vom 3. Dezember gehal-
tenen Vorträge werden später erscheinen.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 16. Verhandlungen. 54
370 Verhandlungen. Nr. 16
schiebungslinie ist, welche längs dem Schlinigtal durchschneidet. Was
nördlich derselben liegt, gehört der randlich aufgeschobenen Otz-
taler Masse an. Das charakteristische Gestein ist Glimmerschiefer
mit Einlagerungen von Amphiboliten. Südlich der Überschiebungslinie
aber breitet sich die Münstertaler Gneismasse aus. Es ist dies ein
gewaltiger Aufbruch von Orthogneis, welcher mancherlei petrogra-
phische Differenzierungen zeigt; charakteristisch dafür ist aber die
weitverbreitete Augengneisstruktur durch das Hervortreten der
Kalifeldspäte. Er gehört seiner Zusammensetzung nach den an
der oberen Etsch so weit verbreiteten Muskovitorthogneisen an;
aus der Laaser Gruppe wurden entsprechende Gesteine als Angelus-
augengneis beschrieben !). Während sie aber im Laaser und Ortler-
gebiet als vielfach übereinander sich wiederholende Lager in den
Phyllitgneisen und Phylliten auftreten, bilden sie hier eine ge-
schlossene Masse, welche im Norden von der genannten Störungs-
linie begrenzt ist, im Westen unter die jüngeren Ablagerungen im
Sesvennatal und am Sterlexer Kamm untertaucht und im Süden von
den Phyllitgneisen am Ciavalatschkamm überlagert wird.
Verrucano und Buntsandstein.
Vom Schlinigtal bis ins Münstertal liegen also die jüngeren Ab-
lagerungen durchweg auf granitischen Gesteinen auf. Dies bedingt den
petrographischen Charakter der tiefsten, über dem Grundgebirge trans-
sredierenden Schichten. Aus der Aufarbeitung der Granite und
Granitgneise mußte ein Gestein entstehen, das diesen in seiner minera-
logischen Zusammensetzung sehr ähnlich ist und tatsächlich ist dies
hier so sehr der Fall, daß es an manchen Stellen nicht sicher anzu-
geben ist, ob man auf Deckgebirge oder Grundgebirge steht. Diese
Ähnlichkeit ist gutenteils auch der Grund, warum die Transgression
nicht überall als solche erkenntlich ist.
Die durch Verwitterung und Erosion auseinandergelösten Teile
der granitisch-gneisigen Gesteine sind als (feldspatführende) seri-
zitreiche Sandsteine und Arkosen regeneriert. Wo in ihnen
die großen Feldspate der Augengneise noch als solche erhalten sind,
ergeben sich Gesteine, welche nur schwer von dem Ursprungsgestein
zu unterscheiden sind. Bemerkenswert ist, daß sich diese an der Grenze
beider Gesteine liegenden unsicheren „Augengneise“* durch die licht-
rote Färbung der Feldspäte auszeichnen, eine Färbung, welche sonst
an den Feldspäten der Münstertaler Gneismasse nirgends auftritt.
Die Regel ist, daß die großen Feldspäte klein zerteilt und größten-
teils in Serizit umgewandelt sind und nur die Quarzkörner treten als
Knötchen auf den serizitbelegten Schieferungsflächen hervor; oder
das Gestein besitzt eine schuppig-schiefrige Struktur mit gleichmäßig
sroßen Feldspäten und Quarzen.
(Gerölle aus Granitgneisen oder aus den benachbarten kristallinen
Schiefern habe ich (makroskopisch) nirgends beobachtet, dagegen
finden sich nicht gerade selten Lagen. welche schwach gerollte Quarz-
') Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1906.
1907 Sitzung vom 17. Dezember. W. Hammer. 37]
serölle führen; dieselben sind aber dann immer nur einzeln im Gestein
verstreut, nirgends bilden sich eigentliche Konglomerate aus solchen
weißen Kieseln ; seltener beobachtete ich Lagen, in denen alle Quarz-
gerölle mehr weniger weinrot gefärbt waren. Die Grundmasse ist
immer serizitgrün. Am Kopf ober der Laatscher Alm liegen
diese Lagen mit den roten (Quarzen im Liegenden über den Gesteinen
mit roten Feldspäten.
Dünnschliffe aus den grünen Gesteinen des Verrucano aus dem
Avigna- und Arundatal zeigen Trümmer und Körner von Quarz und,
bedeutend seltener, von Feldspat schwimmend in einem sehr fein-
körnigen Gemenge von Serizit und (Quarz von meist schiefriger An-
ordnung. Die Quarze enthalten massenhaft Flüssigkeitseinschlüsse wie
die Quarze der Granite; der Feldspat besitzt in einer Probe von der
Tellaalpe dieselbe braune Trübung wie im benachbarten Granitgneis.
In Schichtlagen, welche dem freien Auge mehr gneisähnlich erscheinen.
tritt die serizitische „Grundmasse“ zurück, während anderseits viel
primäre Glimmerblättchen erhalten geblieben sind; auch der Feldspat-
gehalt ist hier ein größerer als sonst. Selten entdeckt man im Dünn-
schliff kleinste Granitgneisgerölle, das heißt Körner, welche aus dem ur-
sprünglichen Aggregat von Quarz und Glimmer oder Feldspat bestehen.
Fragmente anderer Gesteine sind auch im Dünnschliff nicht zu finden.
Die mikroskopischen Beobachtungen bestätigen also den genetischen
Zusammenhang zwischen Verrucano und Granitgneis.
Auf dem Gipfel des Tellakopfes sowie in der Umgehung des
Tellajoches tritt in Verbindung mit den gewöhnlichen Verrucano-
gesteinen ein braungrüner Serizitquarzitschiefer auf, der sich schon
makroskopisch von den anderen unterscheidet durch die dunklen
slasigen Quarzkörner, weiche aus ihm hervortreten. Im Dünnschliff sieht
man, daß diese Quarze die Eigenschaften der Porphyrquarze haben,
besonders wegen der Erscheinungen von magmatischer Resorption,
welche gelegentlich daran erhalten sind. Selten sind einzelne Kristall-
flächen vorhanden, meist sind sie schön gerundet; sie enthalten weit
weniger Flüssigkeitseinschlüsse als die Granitquarze. Ganz die
gleichen Quarze, hier aber oft in deutlichen Dihexaederformen, ent-
hält die porphyroide Randfazies des Münstertaler Gneises am Sar-
nestabach (Südseite des Münstertales). Das Gestein vom Tellajoch
unterscheidet sich von dieser Randfazies nur durch den klastischen Ha-
bitus. Wahrscheinlich haben wir also hier die umgelagerte Randfazies
vor uns; es wäre aber auch möglich, daß es diese selbst ist, kata-
klastisch deformiert.
Im Münstertal, besonders südlich desselben, verlieren sich
die grobsandigen Sedimente und an ihrer Stelle findet man Serizit-
phyllite und Übergänge zwischen beiden Gesteinsarten. Besonders
charakteristisch ist das an der Straße durch das Muranzatal auf-
geschlossene Gestein: ein blättriger serizitreicher Schiefer, welcher
durch eine zwischen lichtgrün und trübviolett fleckenweise wechselnde
Färbung ausgezeichnet ist. Milch!) erklärt diese durch Verschieden-
heiten im Eisengehalt, beziehungsweise der mineralogischen Form
!) L. Milch, Beiträge zur Kenntnis des Verrucano. Leipzig 1892 u. 1396.
54*
372 Verhandlungen. Nr. 6
seines Auftretens. Diese Gesteine leiten über zu den Serizitphylliten
und Serizitschiefern, welche in der Ortlergruppe diesem Horizont
zuzurechnen sind. Diese liegen fast durchweg auf Phyllitgneisen und
Phyllit auf. Hier wie dort kann die lithologische Form dieser Schicht
als Abhängigkeit von dem transgredierten Untergrund aufgefaßt
werden.
Die Arkosen, mit ihrem Verfließen mit dem Untergrund und
ihrem nicht durch weiten Transport nach der Schwere geordneten
Material, dem Mangel von Gesteinsgeröllen und der Übereinstimmung
der Bestandteile von Untergrund und Decke, erinnern ‘an den Zerfall
in erobkörnigen Sand, welchen größere Granitmassive an Ort und
Stelle erleiden.
Der „Verrucano“ dieser Gegenden unterscheidet sich durch
diesen Mangel an eigentlichen Konglomeraten und Breccien von dem
der angrenzenden schweizerischen Gegenden; sowohl in dem Engadin- !),
als auch in dem Glarnergebiet ?) herrschen echte polygone Konglo-
merate, in letzterem auch gleichalterige Eruptivgesteine und deren
Derivate vor.
Die Mächtigkeit dieser Ablagerung ist eine sehr schwankende;
sie sinkt im Schlinigtal bis zu ein paar Meter und steigt im Avignatal
bis zu mindestens 200 m.
Im Hangenden des „grünen Verrucano“ gehen weiße, gelblich
oder rötlichgelb verwitternde Quarzsandsteine von feinem gleich-
mäßigem Korn daraus hervor, die meist einen quarzitischen Habitus
besitzen. Gleichzeitig treten kalkig-dolomitische Schichtlagen
dazwischen auf und Mischelieder beider und es entwickelt sich
eine lebhafte Wechsellageruug zwischen den gut gebankten weißen,
beziehungsweise gelben quarzitischen Sandsteinen und dünnbankigen
bis dünntafeligen lichtgrauen, hellgelb verwitternden dolomitischen
Kalken, welche meist noch fein glimmerig überstreut sind auf den
Schichtflächen und dadurch in ihrem äußeren Ansehen an die Cippo-
line der Phyllitformation erinnern, die aber viel höher kristallin sind.
Diese wechsellagernde Schichtfolge ist besonders gut im Arundatal
(Punkt 2702 ober der Laatscheralm, Monpitschenknott, vorderster
Krippenlandkopf) entwickelt, während am Arundakopf nur eine Lage
Verrucano und eine Lage bräunlichgelb verwitternder Kalkschiefer
übereinander liegen. Am Osthange des Sterlex fehlen die Kalke ganz
und ist nur der ganze oberste Teil des Verrucano als rötlichgelbe
glimmerhältige feinsandige Schiefer ausgebildet. Dagegen treffen wir
auf der Inneren Schliniger Alpe wieder über dem grünen Verru-
cano die weißen quarzitischen Sandsteine, wechseliagernd mit lichten
dolomitischen Bänken. Weiter unten werden bei der Beschreibung der
Triasschichten Detailprofile gegeben werden. Am Kamm vom Schadler
zum Rimsspitz ist der Verrucano im Hangenden als grüner Serizit-
quarzit entwickelt, der stellenweise recht gneisähnlich ist, dazwischen
aber wieder durch die violetten Flecken die Form der aus dem
') Zöppritz, Geologische Untersuchungen im Oberengadin. Ber. d. naturf.
Gesellsch. in Freiburg 1906.
?2) Milch, siehe oben.
1907 Sitzung vom 17. Dezember. W. Hammer. 373
Muranzatal erwähnten Schiefer annimmt. In den obersten Lagen
schieben sich kleine Flasern von rötlichbraun verwitterndem dolomi-
tischen Kalk ein, welche sich dann rasch zu einem flaserigen bıs
blättrigen gelb verwitternden stark dolomitischen Kalkschiefer zu-
sammenschließen, dessen Schieferungsflächen mit Serizit bedeckt sind.
Im Sehlinigtal ist die Vertretung dieses Horizonts überhaupt
eine sehr schwankende, sowohl in der Mächtigkeit, als in der Ge-
steinsart. Die Ausbildung auf der inneren Schlinigeralm wurde gerade
oben angegeben; zu ergänzen ist dabei, daß an der Schwarzen
Wand über dem weißlichen Quarzsandstein ein lichtgrauer (etwas
rötlich anwitternd) dichter Tonschiefer liest, welcher in Menge Würfel
von Pyrit einschließt.
Bei den Profilen an der Nordseite des Schlinigtales bis Schleis
hinaus dürften größtenteils tektonische Momente mit in Frage
kommen: ein anscheinend vollständiges Profil ober Dorf Schlinig zeigt
diese ganze Schichtgruppe reduziert auf ein paar Meter Serizitquarzit
und darüber ebenso geringmächtige blättrige Kalkschiefer mit
Glimmerbelag und dunkelgraue, bräunlich oder gelblich verwitternde
Kalke wechsellagernd mit glimmerreichen welligen grauen Letten-
schiefern. Ähnliche glimmerig-tonige Schiefer finden sich in anderen
Profilen des Tales in diesem Horizont. Sie leiten über zu den
Triasdolomiten.
Die flaserigen gelben Kalkschiefer am Rimsspitz werden von
einem eisenhältigen Dolomit überlagert. Er ist im Bruch grau bis
blaugrau, teils sehr feinsandig, teils etwas gröber und kristallinisch
und von einer dicken braunen oder rötlichen Verwitterungsrinde
überzogen. Uber ihm folgte der Muschelkalk. Dieser Eisendolomit
gibt ein Analogon zum Ortlergebiet: dort liegst am Zumpanellberg
unmittelbar über dem Kristallinen und als alleiniger Vertreter der
Gruppe der Serizitphyllite und Rauhwacke ein Eisendolomit von ähn-
lichem Außeren: Ein Unterschied besteht darin, daß bei letzterem der
Eisengehalt im Karbonat enthalten ist, während am Rimsspitz das
Eisen als mikroskopisch fein verteiltes Eisenerz ausgeschieden ist.
Dies sowie der Gehalt an Silikaten geben ihm eine Mittelstellung
zwischen dem Zumpanelleisendolomit und dem am gleichen Ort auf-
tretenden eisenhältigen Sandstein, der auch das Eisen als fein verteiltes
Eisenerz führt.
Der Erzgehalt macht sich in den früher erwähnten pyritfübrenden
Tonschiefern unter der schwarzen Wand wieder im gleichen Niveau
bemerkbar. In der Ortlergruppe treffen wir einen solchen Erzgehalt
auch nicht nur in dem Eisendolomit, sondern sowohl in den Serizit-
schiefern (Suldener-Basis des Ortler) als auch in den entsprechenden
lichten, spätigen Kalken (Platzer Tal und andere Orte) stets im
gleichen Niveau.
Im angrenzenden Engadin wurde von Zöppritz und von
Schiller eine ähnliche Wechsellagerung der hangendsten Teile des
Verrucano, beziehungsweise Buntsandsteines mit dolomitisch-kalkigen
Bänken als Ubergang zum Muschelkalk beschrieben. Auch Erzlager
werden daraus angeführt. Beide sehen in der ganzen Folge Vertreter
des Verrucano (Perm), und des Buntsandsteines.
374 Verhandlungen. Nr. 16
Dafür, ob hier diese beiden Formationen oder nur die eine
oder die andere abgelagert sind, liegen keine entscheidenden Merk-
male vor; ob die oberen Schichten als Buntsandstein von den unteren
abgetrennt werden können, ist wohl sehr fraglich. Eher könnte man
Böse!) folgen, der den ganzen sogenannten Verrucano des Engadin
für Buntsandstein hält auf Grund der Gesteinsähnlichkeit mit Vor-
arlberger Buntsandstein (nach Skuphos).
Solange keine Entscheidung über diese Frage möglich ist, kann
immerhin die Bezeichnung Verrucano beibehalten werden, da, wie
schon Zöppritz mit Recht betont, dieser Name für jeden Alpen-
geologen eine Ablagerung klastischer Natur an der Grenze von
Paläozoikum und Mesozoikum bezeichnet.
Die beschriebene Reihenfolge der Gesteine ist eine Bestätigung
der von Stache°, für das tirolisch-schweizerische Grenzgebiet auf-
gestellten Schichtfolge. Er teilt sie folgendermaßen ein:
1. Braune Sandsteine und schwarze Tonschiefer (Ortler und
Rimser Berge), „welche unter dem tiefsten Horizont des Kalk- und
Dolomitkomplexes nur lokal und in geringer Verbreitung zum Vor-
schein kommen“. Sie erinnern an Gesteine des Karbon vom Steinacher
Joch und liegen über den Talkschiefern oder über Tonglimmerschiefer.
2. Gelbe Sandsteine und verschiedene hellfarbige Schiefer,
welche noch durch reichlichen Talkgehalt und enge Verknüpfung als
oberes Niveau aus den Gesteinen der folgenden Gruppe sieh ent-
wickelt haben (Sehlinigtal, Zebrutal, Endkopf).
3. Grüne und weiße Talkschiefer und talkreiche Sandsteine,
welche in talkreiche Konglomerate, Breecien und gneisartige Arkosen
übergehen; diese zeigen nicht selten rötlichgraue bis violette Farbe.
Die sandsteinartigen breceiösen und konglomeratischen Bildungen
werden als „Talkwacken“ zusammengefaßt.
Darunter folgen dann die Tonglimmerschiefer, Tonschiefer, Phyllite
und zuletzt Wackengneise (hier die Münstertaler Gneismasse).
An Stelle von „Talk“ ist stets Serizit zu setzen. Unter 1. dürften
die braunen Sandsteine und wohl auch der Eisendolomit am Zum-
panell bei Trafoi gemeint sein. 2. und 3. entsprechen genau den beiden
oben beschriebenen Abteilungen des Verrucano.
Stache stellte die ganze Gruppe als „inneralpine Grauwacken-
formation“ in das ältere Paläozoikum (daß die überlagernden Dolo-
mite zur Trias gehören, stand noch nicht fest).
Die von Schiller versuchte Dreiteilung in Verrucano, Servino
und Buntsandstein erscheint mir für den hier besprochenen Teil nicht
durchführbar.
Mittlere und obere Trias.
Aus der Lischannagruppe ist schon lange die Ausbildung des
Muschelkalkes bekannt durch die mehrmals beschriebenen Profile
vom Val d’Uina und Val Triazza (Theobald, Gümbel, Böse,
) E. Böse, Zur Kenntnis der Schichtfolge im Engadin, Zeitschr. d. Deutsch.
geol. Ges. 1896, pag. 557.
?) Stache u. John, Geologische und petrographische Beiträge zur
Kenntnis der älteren Eruptiv- und Massengesteine etc. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1877.
1907 Sitzung vom 17. Dezember. W. Hammer. 375
Schiller). Er besteht dort im wesentlichen aus einer Folge dunkel-
srauer Dolomite und Kalke. Schiller führt auch helle gelb ver-
witternde Dolomite aus dem Muschelkalk der Lischannagruppe an,
sowie Kieselkalke. Er gibt als Beispiel ein Detailprofil des Muschel-
kalkes am Großen Läger (Alpe Sursaß, oberstes Uinatal). Dieser
Muschelkalk streicht zur Rimswand herüber und längs dieser zum
Östkamm des Rimsspitz. Dort finden wir über dem früher erwähnten
Eisendolomit dunkelgraue bis schwarze bräunlich anwitternde Kalke,
welche in den dünnplattigen Lagen zahlreiche undeutliche Zweischaler-
reste und Schneckengehäuse enthalten; in diekeren Bänken Knerinus-
und auch wenige Pentacrinus-Stielglieder: dann einzelne Lagen eines
grauen sandigen braun verwitternden Gesteines, ähnlich dem Eisen-
dolomit, das dem bei Schiller erwähnten graublauen, beziehungs-
weise braunen Tonschiefer vielleicht entsprechen dürfte, dann wieder
dunkelgraue dolomitische Kalke mit Znerinus und endlich schwärzliche,
nahezu weißanwitternde plattige Kalke bis dünntafelige schwarze Kalk-
schiefer und lichtere Bänke mit tonig-glimmerigem Belag auf den
Schichtfiächen; im ganzen also Gesteine, die mit denen der anderen
Muschelkalkvorkommen der Lischannagruppe übereinstimmen. Herr
Dr. A. Spitz und Dr. Dyrenfurth fanden, einer freundlichen Mit-
teilung des ersteren zufolge, mehrere Stücke von Spirigera trigonella
in dem untersten Teil des Muschelkalkes der Rimsspitze, wodurch das
Alter besser bestimmt ist als durch die spezifisch nicht bestimmbaren
Krinoideen.
An diese Ausbildung des Muschelkalkes schließt sich jene des
Schlinigertales im wesentlichen an. Allerdings ist es bei mehreren der
Profile dieses Tales nicht sicher, ob die Schichtfolge auch wirklich
eine tektonisch nicht gestörte ist, nachdem ja der ganze Triaszug
an der Nordseite des Schlinigtales sich in sehr gestörter Lage be-
findet. Tatsächlich stimmen auch kaum zwei Profile miteinander überein
in der Folge der Gesteine.
Ein anscheinend normales Profil ist gut aufgeschlossen am Ost-
fuße des Föllerkopfes gegenüber der Inneren Schliniger Alpe.
Von unten nach oben folgen:
Gneis;
srüne, serizitisch-quarzitische Schiefer und weißer Quarzsandstein,
übergehend in glimmerig-sandige Schiefer;
| eine Bank dunkelgrauer Kalk, gelbbraun verwitternd;
glimmerig-sandige Schiefer:
dunkelgraue, teils dichte, teils grobkristalline Bänke von dolomitischem
Kalk, stellenweise rötlich anwitternd. in den obersten Bänken massen-
haft winzige Krinoideenstielglieder (?);
0-5 m weißlicher Quarzsandstein :
schwarze, bräunlich verwitternde, blättrige Mergel (sehr gering-
mächtig):
graue, rötlich anwitternde Dolomitbänke mit Enerinus-Stieleliedern
und selten auch Pentaerinus ähnlichen Stielgliedern:
lichter, liehtgelb oder rötlich verwitternder dolomitischer Kalk:
376 Verhandlungen. Nr.#16
weißer, bis schwarzgelblicher dichter Kalk und lichtgraue dünn-
bankige dichte Kalke mit gelben Schlieren, meist gelb verwitternd,
mit kieseligen Knauern; diese Kalke sind ziemlich mächtig und
sehen in den grauen splittrigen Dolomit des Föllerkopfes über.
An der benachbarten „Schwarzen Wand“ ist die Reihenfolge
eine sehr ähnliche, nur treten im Verrucano die früher erwähnten
pyritführenden Tonschiefer auf. In den darüber liegenden Horizonten
tritt auch bier als auffallendes charakteristisches Glied der hell-
gelb verwitternde lichte Kalk mächtig auf. Er läßt sich durch alle
Triasschollen des Schlinigtales hinaus verfolgen. In den Profilen vom
Val Triazza und dem unteren Val d’Uina fehlt er ganz, auch am
Rimsspitz fehlt er, während das Profil vom großen Läger ähnliche
Gesteine aufweist. Auch am Endkopf scheint im obersten Teil des
Muschelkalkes ein ähnlicher Kalkhorizont vorzukommen !).
Talauswärts von der Inneren Alpe ist die Schichtfolge viel
kleiner und ein anscheinend vollständiges, nicht gestörtes Profil ober
Schlinig zeigt:
Grneis-;
Verrucano (Serizitquarzit);
dünnbankige, bis blättrige graue Kalkschiefer, oft mit Glimmer auf
den Schichtflächen ; gelegentlich auch dickere Kalkbänke;
dunkelgraue, bräunlich verwitternde Kalke, wechsellagernd mit welligen
glimmerigen Schieferlagen:
weiße oder gelbliche, manchmal gestreifte Kalke, schön gebankt,
manchmal mit Serizitbelag;
splittriger grauer Dolomit.
Die Reihe vom Verrucano bis zum Dolomit ist etwa 20—30 m
mächtig. In allen anderen Profilen ist die Folge unvollständig oder
gestört. Dies dürfte auch bei dem Profil unmittelbar über der Inneren
Alpe der Fall sein. Wir finden hier über den serizitischen Schiefern
und Arkosen des Verrucano weiße, tafelig brechende Quarzite mit
Serizitbelag (40 m ungefähr), dann einen dunkelgrauen Dolomit und
dann einen viermaligen Wechsel von solchen weißen, oft kalkigen
‚Quarziten (Kieselkalke) mit Dolomit, beide in geringmächtigen Lagen.
Der Dolomit ist meist lichtgrau, gelblich verwitternd, und enthält kleine
Quarzknauern. Zu oberst liegt dann der splittrige graue Dolomit. Hier
dürften vielleicht tektonische Wiederholungen im Spiele sein.
In allen Profilen kehrt aber der lichtweiße, gelb verwitternde
Kalk, beziehungsweise Dolomit wieder.
Die Triaskappen im Avigna- und Arundatal stimmen in
ihrer Schiehtfolge miteinander gut überein.
Wir treffen hier über den oberen Schichten des Verrucano zu-
nächst einen dunkelgrauen diekbankigen Dolomit (bis zu 50 m mächtig),
in dem sich Enerinitenstielglieder (Arundakopf), Gyroporellen und
!) Nach Deninger bei Schiller, II. Piz Ladgruppe. Berichte d. naturf.
Gesellsch. zu Freiburg i. Br. 1906, Bd. XVI, pag. 117.
-I
1907 Sitzung vom 17. Dezember. W. Hammer. 37
Zweischaler (Monpitschenknott) finden. Er besitzt oft eine knotige oder
runzelige Oberfläche, manchmal mit tonigem Belag. Über ihm liegen
zu beiden Seiten des Avignatales dünntafelige, klingende, graue, stark
dolomitische Kalkschiefer. Sie wittern violettgrau an, seltener gelblich
und besitzen oft eine sehr feinkristalline Struktur; auch sind die Schicht-
flächen hier oft mit feinsten Glimmerschüppchen überstreut. Seltener
treten in ihnen diekere Bänke von dolomitischem Kalk auf. Am Gipfel
des Arundakopfes liegen die Kalkschiefer unmittelbar auf den hangenden
gelben kalkigen Absätzen des „Verrucano*
Das Hangende der Kalkschiefer zeigt nur der Sterlexkamm.
Hier liegt über dem Kalkschiefer ein lichtgelber bis weißlicher, gelb
verwitternder Kalk, stellenweise etwas breceiös; es sind also
auch hier in den oberen Teilen des „Muschelkalkes“ dieselben
gelben Kalke zur Entwicklung gekommen wie im Schliuigertal. Uber dem
gelben Kalk fo!gen am Sterlex nochmals die Kalkschiefer, wechselnd
mit diekeren, braun belegten Kalkbänken, und darüber folet der graue
splittrige Dolomit, der die Wände bildet. Wegen der ununterbrochenen
konkordanten Aufeinanderfolge der ganzen Sehichtfolge erscheint es
mir wahrscheinlicher, daß die Wiederholung von Kalkschiefer eine
stratigraphische, nicht eine tektonische ist, da ich Störungen an dieser
Stelle sonst nicht beobachtete.
Am nördlichen Ende des Kammes, dem Laurenziberg, stehen
auch wieder alle diese Schichten an, doch ist die Lagerung vielfach
gestört, so dab sie zur Aufstellung eines Normalprofils nicht ver-
wendet werden können.
Wie man sieht, stimmt die Schichtfolge der verschiedenen Täler
insoweit überein, daß über dem Verrucano zuerst eindunkelgrauer,
oft Krinoideen und Gyroporellen führender Dolomit folst
und höher oben der weiße oder gelbe Kalk; zwischen beide schiebt
sich im Avignatal der Kalkschiefer ein. An der SW-Seite des
Föllerkopfes sind auch im Schliniger Gebiet die Kalkschiefer vorhanden,
das betreffende Profil ist sonst unvollständig. '
Man kann diese Gesteine wegen ihrer Lagerung und wegen der
Gesteinsähnlichkeit mit dem sicheren Muschelkalk in der Lischanna-
gruppe mit einiger Wahrscheinlichkeit diesem zurechnen. Die ge-
fundenen Krinoideen, Gyroporellen (und Zweischaler) „lassen eine
spezifische Bestimmung nicht zu.
Am Föllerkopf und am Sterlex wird der Muschelkalk von einer
mächtigen Schicht von grauem, splittrigem Dolomit überlagert, der
undeutlich geschichtet oder sehr dickbankig ist. Auch an der Nord-
seite des Schlinigtales sind Reste dieses Dolomits in den meisten Pro-
filen noch erhalten. Gyroporellen sind auch in ihm gefunden worden,
doch nicht näher bestimmbar. Da an der Südseite des Münstertales
Dolomit mit Gyroporella annulata die Vertretung des Wetterstein-
niveaus anzeigt, kann vielleicht auch dieser Dolomit als Äquivalent
des Wettersteinkalkes angesprochen werden. Doch ist eine sichere
Abtrennung und Unterscheidung vom Hauptdolomit hier ebensowenig
möglich wie in der ganzen Lischannagruppe. Es dürfte wohl besser
sein, diesen Dolomit einfach als triadischen (allenfalls obertriadischen)
Dolomit im allgemeinen zu bezeichnen, als sich wie Schiller in
K. K. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 16. Verhandlungen. 55
978 Verhandlungen. Nr. 16
eine unsichere und durch keine Fossilfunde belegte Detailgliederung
einzulassen.
Die Besprechung der altersunsicheren Kalke, Kalkschiefer und
Breccien in der Umgebung der Pforzheimer Hütte soll bei Darstellung
der Tektonik dieser Gegend erfolgen.
J. V. Zelizko. Zur Paläontologie der untersilurischen
Schichten in der Gegend zwischen Pilsen und Rokycan
in Böhmen.
Die südwestlichen Ausläufer der mittelböhmischen Silurmulde
in der Umgebung von Pilsen und Rokycan (Kartenblatt Pilsen und
Blowitz, Zone 7, Kol. IX), wurden in verflossenen Jahren sehr wenig
durchforscht. Erst seit der Zeit, als sich Prof. C. Ritter v. Purkyn&
mit Detailstudien bezüglich dieser Gegend befaßte, wurden die bis-
herigen geologischen Kenntnisse in mancher Hinsicht ergänzt.
Es wurde von Seite des Herrn Prof. v. Purkyn& auf die hier
auftretenden untersilurischen Schichten, besonders der Bande D—d;y,
das Augenmerk gerichtetund dieselben einer gründlichen Durchforschung
sowie faunistischen Ausbeutung unterzogen. Es zeigte sich, in welch
bedeutendem Maße die schwarzen Schiefer der erwähnten Schichten
fossilreich sind, was früher nicht bekannt war.
In erster Linie sind es einige Fundorte bei Ejpovie (östlich
von Pilsen, westlich von Rokycan) und dann bei Pilsenetz (südöst-
lich von Pilsen), die eine Reihe von interessanten Versteinerungen
geliefert haben.
Im Jahre 1902 erhielt ich behufs Untersuchung vom Herrn
Prof. v. Purkyn& eine Kollektion untersilurischer Fossilien aus einem
neuen, kürzlich erst entdeckten Fundorte bei-Ejpovic. Über das
Resultat habe ich später in den Verhandlungen der k. k. geologischen
teichsanstalt vorläufig berichtet!) und daselbst auch die geologischen
Verhältnisse dieser Gegend näher geschildert.
Der in Rede stehende Fundort liegt südlich von Ejpovic, in der
Nähe des Dorfes, am rechten Ufer des Timäkover Baches, zwischen
der Straße Dilsen—Rokycan und zwischen der Straße, die nach Timäkov
führt. Die dunklen Schiefer der Stufe d,y treten zutage hie und da
nur in den Wasserrissen des Timäkover Baches, welcher in der
Richtung von den Wiesen zum westlichen Abhange des Cilinaberges,
sodann dureh die Ortschaft Ejpovie fließt und in den nahen Baclı
Klabava einmündet.
Als ich dann im Jahre 1905 die Umgebung von Pilsen und
Rokycan zum Zwecke meiner geologischen Studien der südwestlichen
Ausläufer des mittelböhmischen Silurbeekens besuchte, fand ich in
der Nähe des erwähnten Fundortes gegen Timäkov zu, und zwar in
einem Wasserrisse am linken Ufer des Timäkover Baches, einen zweiten
Fossilienfundort, welcher bloß wenig Formen geliefert hat.
!) Weitere neue Beiträge zur Kenntnis der Fauna des böhmischen Unter-
silurs (Nr. 2, 1902).
1907 Sitzung vom 17. Dezember. J. V. Zelizko. 379
Noch auf eine andere Stelle, wo zahlreiche Fossilien vorkommen,
wurde ich durch Herrn Prof. v. Purkyn& im Sommer 1905 auf-
merksam gemacht. Sie liegt wiederum nördlich von Ejpovie, am
rechten Ufer des Timäkover Baches, wo die Schichten der Bande D—d;y
sehr gut aufgeschlossen sind. Dieselben fallen unter 20° nach Südsüd-
ost ein und sind mit ziemlich mächtigen diluvialen Lehm- und Schotter-
ablagerungen bedeckt.
Anläßlich meines letzten Aufenthaltes in dieser Gegend habe
ich gemeinschaftlich mit dem Herrn Prof. v. Purkyn& den oben
erwähnten Fundort faunistisch ausgebeutet, wovon die eine Hälfte
des aufgesammelten Materials nach vollzogener Bestimmung dem
historischen Museum in Pilsen, die andere Hälfte dem Museum der
k. k. geologischen Reichsanstalt gewidmet wurde.
In der beiliegenden Fossilienliste erwähne ich alle bis jetzt bei
Ejpovie gefundenen Arten, und zwar mit Rücksicht auf die Verbreitung
derselben in den anderen Horizonten des mittelböhmischen Untersilurs.
|
| Bande |
Gattungen und Arten = | T il =; |
|
D—d, | D—d, | D—d,| D—a, | D—d,|
= > = | |
I. Trilobiten. | | | |
1 Dalmania atava Barr., . | | | |
IB 2 a Deshayesi Barr. . Fe + =. =
8 » oriens Barr, Be — — = =
4 e N ee + | — = = >=
5 Ogygia desiderata Barr. . we || = — — =
6 | Aeglina rediviva Barr, + | — + —_ +
Z n princeps Barı. = = — — Ze
8 a speciosa Corda + 1 — — — + |
9 Acidaspis Buchi Barı. + + + n. Ar.
10 Asaphus nobilis Barr. . ae. oe Enz SF AR |
11 Dindymene Frideriei Augusti | |
Corda Amir 2 Ar > 27 mr |
12 Illaenus Salteri Barr. . — — + + _
13 er Katzeri Barr. . + = = = —_
14 Placoparia Zippei Boeck sp. ae = = —=
15 || Areia Fritschi Barr. ; + | — = = =
16 Harpina Benignensis Barr. | — — |
16 1 5 3 5
II. Phyllocariden.
17 Lamprocaris micans Nov. . ..| — TE = = =
1 Sm — — ——:
III. Ostracoden.
18 || Prönitia prunella Barr.....\ + — |
19 " cf. transiens Barr. . . + —_ — — —
ı 20 E SDR BG: 0% uw == = = |
| | 3 A = ,75,
IV. Cirripedien. | |
| 21 | Plumnlites compar Barr. . . . = >=
| | FAR ——— lee
| \ ee —
380 Verhandlungen. Nr. 16
Bande
Gattungen und Arten = mar
D—d, | D—d, | D—d,| D—a, | D—d,
V. Cephalopoden.
2a N U. Orchoceras.sp. 2.2. | = _ = _ =
23 2. # SD. || 7 = = = =
} R ee ImarRn FE ar
| VI. Brachiopoden.
24 Chonetes radiatulus Barr. . nu _ — — +
25 Strophomena primula Barr. SF =
26 Lingula trimera Bar. .... + = zu 7 =E
27 x impar Barr. 4 =
28 - sulcata Borna = — —e T=
29 Barroisella? (Lingula) insons
Barr.) = 2. Msn Ye.
30 Paterula bohemica Barr.. . . . Ar = + Ei +
7 — 1 — 2
VII. Gastropoden. |
31 Fleurotomaria viator Barr, — — + za
32 5 N |
33 Temnodiscus pusillus Barr. . . + —- |
34 || Sinwites sp. |: en = = =
| 4 — _ 2 —_
VIlI. Hyolithiden. |
35 Hyolithus Ejpovicensis Zei. . | = —_ |
36 5 100. SDa. ar |
37 a Fortis Barr. . | Sr = — >= u!
38 n cf. Fortis Barr. ec — = = — |
39 4 ef. indistinetus Barr. . En —_ + - I + |
40 = 30... ee || ne: == — — |
41 Orthotheca? cf. Sarkaensis Nov. + = = = =
42 Pterotheca sp. nie > = = met!
fe) — 1 1. © ssalı
IX. Conulariden.
43 Conularia Bohemica Barr. . + + -+ + =
44 a modesta Barr. | —+ | _
45 > ewquisita Barr, | + — -+ - Sr
46 n SDI Bene | + Zn — — =
| 4 1 2 3 er
X. Lamellibranchiaten.
47 Filius antiquus Barr. . + —- DE ar Sr
48 || Frliola primula Barr. . Sr = + - ar
49 || Leda bohemica Barr. | + Eu + + +
50 „ tncola Barr. | + + ES —_ -
| 51 Nueula sp. . ae — _ — _
| 5 3 4 3 4
XI. Crinoiden.
52 || Enerinites sp. En = = = =
m} = 7 Bau E
1907 Sitzung vom 17. Dezember. J. V. Zelizko. >81
| Bande
Gattungen und Arten
D aß ned. D-d, Da,
z — — To = —- Br
XII. Cystideen. | |
| |
| 53 schinosphaerites infaustus Barr.|| -+- — n- | 4
54 || Anomalocystites sp. u | — |
I 55 SÄHELUCHNRALSESN IE ne. - | — lan zelet
| 3 = i 1
|
XIII. Graptolithen. | |
56 Climacograpms sp. vn... in = =
57 Cryptograptus (Idiograptus) tri-
cornis Barr. . ee
58 Graptolithes sp. .
Die Anzahl der bei Ejpovie bis jetzt gefundenen Versteinerungen
besteht zusammen aus 58 Arten.
Lipold fand in der Nähe von Ejpovie, und zwar am östlichen
Fuß des Cilinaberges bloß Orthis radiata und am nördlichen Fuß
dieses Berges Placoparia Zippei und Lingula sulcata, welche Ver-
steinerunsen im Museum der k. k. geologischen Reichsanstalt bis
heute aufbewahrt sind.
Die Schichtflächen der Schiefer aus dem letzten, bereits oben
angeführten Fundorte zeigten häufige Gipsnadeln und Wavellitspuren.
Ebenfalls eigentümliche Konkretionen von verschiedenen Formen
wurden hier zum erstenmal gefunden. Dieselben stimmen auffallend
mit jenen überein, welche wir seinerzeit aus dem schwarzen Schiefer
der Bande D—«d,y von Lhotka bei Beroun beschrieben haben }).
Unter den Versteinerungen kommt bei Ejpovie Placoparia Zippei
am häufigsten vor, desgleichen eine Menge von Crinoidenstielen
und Täfelchen, die teilweise einigen neuen Arten angehören. Hvo-
lithiden zeigten hier verschiedene Varietäten, sowie eine neue Art
Hyolithus Ejpovicensis, welche in einer anderen Publikation über
neue Pteropoden des älteren mittelböhmischen Paläozoikums von mir
näher beschrieben wurde.
In dem letzten, oben besprochenen Fundorte bei Ejpovie,
kommen auch Graptolithen häufig vor, von welchen manche in
Pyrit verwandelt sind.
Andere in der Fossilienliste erwähnte Arten besitzen denselben
Charakter wie jene, die bereits aus anderen Fundorten der Bande
D-—d;,y bekannt sind, wie zum Beispiel von St. Benigna, Lhotka bei
Beroun, Klein-Piilep usw.
1) Problematische Versteinerungen der Bande D—d,y des Untersilurs von
Böhmen (Bulletin international de l’Academie des Sciences de Boh@me, X, Prag
1905). Taf 1,.Fig: 4, 5, 7, Taf. II, Fig: 1, 2, 4.
389 Verhandlungen. Nr. 16
Im übrigen finden sich bei gründlicher faunistischer Ausbeutung
der untersilurischen Schichten Mittelböhmens immer einige vollkommen
neue Formen vor, so daß die Anzahl der bis jetzt bekannten Arten
stets vermehrt wird.
Die schwarzen Schiefer der Bande D—d,y sind weiter südwest-
lich von Ejpovie über Timäkov bis Pilsenetz, südlich gegen Lhotka
und südöstlich bis zum Berge Kotel verbreitet. Sie sind aber stellen-
weise mit ausgedehnten Diluvialablagerungen bedeckt. Infolgedessen
weisen diese Schichten in der genannten Gegend eine Reihe von
kleineren Inseln auf, welche an einigen Stellen das Liegende der
Brdaschichten (D—d,) bilden.
Ein ausführlicher Bericht über die untersilurische Fauna von
Pilsenetz wird in den Verhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt
später erscheinen.
Fritz v. Kerner. Bemerkung zu „Carlos Burckhardt:
Sur le climat de l’&Epoque jurassique*.
Carlos Burckhardt hat die hochinteressante Entdeckung
gemacht, daß bei Mazapil in Mexiko Ammoniten aus den drei von
Neumayr im Jura unterschiedenen Klimazonen vereint vorkommen.
Er hat daraus den Schluß gezogen, daß das Klima zur Jurazeit auf
der ganzen Erde ein nahezu eleichförmiges gewesen sei. Ich möchte
die Zulässigkeit einer so weitgehenden Schlußfolgerung in Abrede
stellen. Die, Untersuchungen von Marchi und Arrhenius gestatten
die Annahme, daß unter etwas anderen atmosphärischen Bedingungen
auf der Erde eine höhere Temperatur als jetzt geherrscht haben
könne; das Resultat, welches diese Rechnungen betreffs der Mög-
lichkeit einer Ausgleichung der Wärmegegensätze zwischen Äquator
und Pol ergeben haben, ist aber ein sehr bescheidenes. Arrhenius
findet für einen den jetzigen um das dreifache übersteigenden Kobhlen-
säuregehalt der Atmosphäre für den Polarkreis eine Temperatur-
erhöhung um 9°5°, für den Aquator eine gleichzeitige um 7'3°, also
eine Verminderung des jetzigen Wärmekontrastes um nur 1/;; seines
Wertes. Mit wachsendem CO,-Gehalte nimmt diese Differenz der
Wärmesteigerung noch zu, doch kann man keinen so großen Kohlen-
säurereichtum der Luft supponieren, daß daraus eine bedeutende Ab-
schleifung der Temperaturgegensätze auf der Erde resultieren würde.
Nun kommt allerdings auch in Betracht, daß, wie dies schon
Dubois entwickelt hat, eine höhere Wärme am Äquator ein Anreiz
zu lebhafterer atmosphärischer und ozeanischer Zirkulation ist und
hierdurch den höheren Breiten relativ mehr Wärme zugeführt wird.
Man darf diesen Einfluß aber nicht überschätzen. Würde der heutige
Golfstrom auch an Wärme und Stärke sehr zunehmen, so bliebe es
im Winter in Ostsibirien doch noch viel kühler als an der norwegi-
schen Küste, an welcher dann eine höhere Temperatur als jetzt vor-
handen wäre. Nordasien lag zwar in der Juraperiode unter Wasser,
es mußte aber damals irgendwo im Innern des nearktischen Kontinents
zur Winterszeit ein Kältepol bestanden haben, selbst dann, wenn dort
keine die Stagnation der kalten Luft begünstigende Terrainkonfiguration
1907 Sitzung vom 17. Dezember. Fritz v. Kerner. 3835
vorhanden war. Man muß bedenken, daß das Maß, in welchem Meeres-
ströme den hohen Breiten Wärme zuführen können, auch davon ab-
hängt, inwieweit die Gestalt der Festländer die Entwicklung kräftiger
solcher Meeresströmungen begünstigt und inwieweit die Land- und
Wasserverteilung auf beiden Halbkugeln verschieden ist. Würden
auf der Südhemisphäre große Kontinente sein, so wäre es an den
Westküsten von Norwegen und Spitzbergen viel kühler als jetzt, da
die große positive thermische Anomalie im europäischen Nordmeere
dureh die weite Ausdehnung der Ozeane auf der Südhemisphäre
mitbedingt wird.
Was aber den Wärmetransport in hohe Breiten durch die Atmo-
sphäre betrifft, so sei hier folgende Stelle aus Hanns Klimatologie
(III. Bd., pag. 15 und 16) angeführt: „Die ganze Energie der
atmosphärischen Bewegung wird gesteigert (wenn die Temperatur in
den Tropen wächst), welchen Einfluß dies aber auf die Temperatur
und Niederschlagsverhältnisse in den mittleren und hohen Breiten
haben würde, läßt sich nicht so leicht deduktiv entwickeln. Da...
so wäre es recht wohl möglich, daß Perioden hoher Wärme
und niedrigen Luftdruckes im Tropengebiete mit Perioden
srößerer Winterkälte in hohen Breiten korrespon-
dieren. Nun ist allerdings noch zu bedenken, dab bei einer Wärme-
zunahme in der äquatorialen Atmosphäre die Temperatur an der Erd-
oberfläche selbst wegen der gesteigerten Verdunstung und Wolken-
bildung relativ weniger wachsen würde, doch ist der erkaltende
Einfluß der Verdunstung nur bei trockener Luft bedeutend.
Es muß seit den ältesten geologischen (nicht „kosmischen “) Zeiten
bei einer die jetzige vielleicht übersteigenden Mitteltemperatur an dem
Jeweilig von der Sonne nicht beschienenen Pole viel kühler als am
Aquator und auch in gleicher geographischer Breite im Innern großer
außertropischer Kontinente im Winter viel kühler als an deren West-
küsten gewesen sein. Es sprechen wohl auch Ergebnisse der dynamisch-
geologischen Forschung gegen ein uniformes Klima in früheren Perioden.
Man hat — um nur ein Beispiel anzuführen — in paläozoischen
Schichten Wüstenbildungen konstatiert. Wie soll man sich auf einem
zum Teil mit Wasser bedeckten Himmelskörper Wüstenbildung ohne
stetige (trockene) Winde, diese ohne ungleiche Hebung der Flächen
gleichen Druckes und diese Hebung ohne eine im Vergleiche zu den
Nachbarregionen stärkere Erwärmung eines Erdgebietes vor-
stellen. Auch die Wüstenbildung infolge kalten Küstenwassers führt
auf dem Unwege der Meeresströmungen auf die Passate und auf einen
Wärmeunterschied zwischen dem Doldrumgürtel und den Roß-
breiten als letzte Ursache zurück.
Neumayr hatte recht, als er ın seiner Erdgeschichte schrieb
(II. Bd., pag. 198): „— und daß auch die Hypothese einer gleichmäßig
warmen Temperatur auf der ganzen Erde mit alledem, was daran
hängt, durchaus unberechtigt ist.“ Ferner (pag. 331):
„Daß klimatische Unterschiede bestanden haben, kann nach
dem, was in früheren Abschnitten, namentlich bezüglich der Kohlen-
formation gesagt wurde, nicht bezweifelt werden und es kann
sich nur darum handeln, die Ursachen zu finden, warum wir die Spuren
384 Verhandlungen. Nr Al6
davon bei den vorjurassischen Marinfaunen nicht mit Bestimmtheit
nachweisen können.“ Mit dem Bestehen großer klimatischer Unterschiede
auf der Erdoberfläche (abgesehen von kühlen Klimaten in Gebirgen)
mußte nun aber nicht auch eine große Ungleichheit aller wichtigen
thermischen Faktoren verbunden sein. Es war darum bei manchen
Organismen doch eine über die ganze Erde sich erstreckende Gleich-
artigkeit möglich. Zunächst ist die Temperatur in größeren Meeres-
tiefen von der geographischen Breite unabhängig. Tiefseetiere konnten
daher immer von Pol zu Pol, soweit Tiefsee vorhanden war, von
gleicher Art sein. Die jährliche Wärmeschwankung hält sich auch an
der Oberfläche der Ozeane in engen Grenzen (jetziges Maximum in
mittleren Breiten 7°), doch dürfte dieser Faktor allein kaum jemals
für Organismen existenzbestimmend gewesen sein. Es wäre ferner
möglich, daß die Lufttemperatur um die Sommermitte über Land
seringe Verschiedenheiten gezeigt hätte. Bekanntlich würde auf einer
landbedeckten Polarkalotte eine hohe Mittsommertemperatur herrschen.
Hann schätzt sie auf „20° wenn nicht darüber“, Woeikof glaubt,
dab sie erheblich höher wäre als in W erchojansk, wo sie jetzt 15°
beträgt. Über dem vorwiegend mit Wasser bedeckten Äquator ist die
Jänner- und Julitemperatur ca. 25%. Auf dem anderen Pole wäre es
sowohl bei Land- als auch bei Wasserbedeckung gleichzeitig kalt.
Würden beide Polarkappen mit Land und der Äquator vorwiegend
mit Wasser bedeckt sein, so könnten solche Landorganismen, deren
Existenz von der maximalen Sommertemperatur abhinge, in allen Zonen
Verbreitung finden. Die hocharktischen Tertiärfloren, welche wohl, wie
die jetzige Vegetation im subarktischen Kontinentalklima, bei großer
Juliwärme eine Winterkälte von 40—50° (vermutete Wintertemperatur
auf einem landbedeckten Pole) ertragen konnten, kommen hier nicht
in Betracht, da im Känozoikum bereits eine Florendifferenzierung
nach der geographischen Breite erkennbar ist. Für das Gedeihen der
nordhemisphärise hen Karbonflora, welche von 30—76° den gleichen
Habitus zeigt, ist aber wohl nicht die Soemmerwärme das Entscheidende
gewesen. Übrigens scheint es, daß sowohl die tertiären als auch die
karbonischen Pflanzen des hohen Nordens nicht auf einem großen
Polarkontinent wuchsen, dab das Eismeer im Vergleich zu heute nur
eingeengt war, womit die Möglichkeit eines sehr warmen Juli schon
wegfiele.
Die Unterschiede der Wintertemperaturen und auch der Jahres-
temperaturen in den untersten Luft- und obersten Wasserschichten
wären auf einer ganz mit Meer bedeckten Erde am geringsten, aber
auch noch erheblich gewesen. Bei der jetzigen Sonnenstrahlung und
Absorption der Atmosphäre ergibt sich als Luftwärmedifferenz zwischen
Äquator und Pol auf einer "Wasserhe misphäre nach Zenker 55°,
wobei noch bemerkt werden muß, daß dieser Wert insofern zu klein
ist, als er eine Luftwärme von —9° über ofienem Wasser am Pol
voraussetzt, bei —5° aber schon Eisbildung einträte und dann die
Luftwärme weit unter —9° hinabgehen würde. Denkt man sich unter
dem Einflusse verschiedener, die Wärmekontraste mildernder Momente
die Lufttemperatur am Pole auf 0% gesteigert und jene am Aquator
segen heute nicht erhöht, so ergibt sich noch immer eine Wärme-
1907 Sitzung vom 17. Dezember. Fritz v. Kerner. 385
differenz von 25°. Ungefähr so groß würde wohl auch im Mindestfalle
der Unterschied der Oberflächentemperaturen des Weltozeans gewesen
sein. Eine über die ganze Erde sich erstreckende Gleichartigkeit
solcher Organismen, welche in den obersten Schichten des Meeres
lebten, läßt sich daher thermisch nicht begründen. Eine auf schmale
meridionale Gürtel beschränkte solche Gleichartiskeit ließe sich durch
starke Meeresströmungen erklären. Soweit dieser Faktor zur Erklärung
der Übereinstimmung von aus hohen und niedrigen Breiten stammenden
marinen Fossilien älterer Formationen nicht ausreicht oder nicht in
Betracht kommen kann, mub für diese Übereinstimmung eine andere
Ursache als Gleichheit der Wasserwärme gesucht werden.
Am nächstliegenden wäre es, den Lebewesen früherer Zeiten
eine größere Unabhängigkeit von den Temperaturverhältnissen zuzu-
schreiben. Neumayr faßte die Möglichkeit dieser Erklärungsweise
ins Auge. Von diesbezüglichen Stellen in seiner Erdgeschichte II
seien hier nur zitiert: pag. 29: „Solche Beispiele zeigen, daß die
weitestgehenden Akklimatisationen vor sich gegangen sind.“
„Überhaupt findet man oft genug bei näherer Prüfung, daß die in
dieser Beziehung (auf bestimmte Temper 'aturverhältnisse hinweisender
Fossiltypus) vorgebrachten Belege einer Kritik in keiner Weise
standhalten.“ Dann noch zwei auf die Riffkorallen bezügliche Stellen,
pag. 176: „Aber selbst dieses so bestechende Argument ist durch-
ausmicht entscheidend.“ Pag. 332: „.. "geht von der durch-
aus unbewiesenen Voraussetzung aus, daß die Riffkorallen
zu allen Zeiten unter denselben klimatischen Bedingungen gelebt
haben, daß seit der Jurazeit keine Änderung in ihrer Lebensweise
und ihrem Wärmebedürfnisse eingetreten sei.*
Gewiß würde es auf einem Mißverstehen dieser (und ähnlicher)
Sätze beruhen, gegen das Neumayr selbst Verwahrung eingelegt
hätte, wenn man folgern wollte, daß die Aufstellung paläoklimatischer
Hypothesen überhaupt unnötig sei, soweit sich nicht die Annahme
eines dem heutigen analogen Klimas schon aus physikalischen Gründen
(Erfrierung) ausschließt. Einer zu engen Vorstellung über die An-
passungsfähigkeit entspringt es aber vielleicht, wenn man aus dem
an einem Orte beobachteten Zusammenvorkommen von Ammoniten
des russischen, deutschen und mediterranen Jura den Schluß zieht,
daß in der Jurazeit auf der ganzen Erdoberfläche dasselbe Klima
seherrscht habe. Der Bestand eines thermisch differenzierten Klimas
zur Jurazeit erscheint unabhängig davon, daß ihn ein Forscher des
19. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung aus der Verschiedenheit der
jurassischen Ammonitenfaunen von Ost-, Mittel- und Südeuropa be-
wiesen zu haben glaubte und durch die wichtige Entdeckung, dab
jene Beweisführung falsch war, wird der Bestand sehr ungleich
warmer Erdräume in der Jurazeit noch nicht tangiert. Die Forderung,
daß es erst seit der Kreidezeit klimatische Verschiedenheiten gäbe,
schiene fast gleichbedeutend mit dem kühnen Postulat, daß die
Gesetze der Physik der Atmosphäre erst seit der Kreidezeit be-
stünden. Sein oder Nichtsein physikalischer Gesetze kann aber nicht
vom getrennten oder vereinten Auftreten von Phylloceras und Cras-
pedites abhängig gemacht werden. Wenn die Annahme größerer
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 16. Verhandlungen. 56
386 Verhandlungen. Nr. 16
thermischer Anpassungsfähigkeit nicht in dem Maße zulässig ist, um
alle Fälle von Gleichheit nordischer und südländischer alter Marin-
faunen zu erklären, so wird für diese Erscheinung wohl eine andere
Ursache gesucht werden müssen. Niemals wird man aber den Ge-
setzen der Meteorologie rückwirkend verbieten können, schon in der
Jurazeit gegolten zu haben.
Literaturnotizen.
B. Hobson. Plant Remainsin Basalt. Mexiko.
Im Museo Michoacano in Morelia (Mexiko) befindet sich ein Stück Basalt-
lava, an welehem Überreste und Eindrücke von Mais zu sehen sind. Das Stück
wurde zuerst von Solorzano, dem Kurator jenes Museums beschrieben, und
Prof. Hobson, welcher gelegentlich einer der Exkursionen des letzten in Mexiko
stattgefundenen Geologenkongresses auch nach Morelia kam, hielt mit Recht das
betreffende aus der Nähe des Pico de Quinceo stammende Objekt für wichtige genug,
um weitere Kreise darauf aufmerksam zu machen. Die Eindrücke der Maisähren
in der Lava sind sehr deutlich und außerdem fanden sich ganze Körner und
Ahren-Axen im verkohlten Zustande, jedoch noch deutlich erkennbar an der
vulkanischen Schlacke haftend. Dieser Fund beweist zweierlei, einmal, daß die
betreffende Eruption relativ jungen Alters ist, das heißt zu einer Zeit erfolgte,
als die Bewohner jener Gegend bereits Mais bauten und zweitens, daß die Fähig-
keit der geschmolzenen Lava, Wärme abzugeben eine auffallend geringe gewesen
sein muß, und vielleicht auch, daß diese Lava zum mindesten an der Oberfläche
ziemlich rasch in einen Zustand relativer Abkühiung gelangt sein muß. Von be-
sonderem Interesse sind nun die Zusammenstellungen Hobsons aus der Literatur,
aus welcher sich unter Berufung auf sehr verschiedene Autoren (Cadell, Dana,
Diller, Fouque, Walcott und andere) ergibt, daß in den verschiedensten
Gegenden ähnliche Fälle von geringer Wärmeabgebang der Lava beobachtet wurden,
daß namentlich öfters Bäume von fließender Lava umgeben wurden, ohne zerstört
zu werden. Bis auf einen gewissen Grad gehört hierher ja auch der durch Lyell
(Prineiples, Vol. II, Cap. 26) bekannt gewordene Fall, daß an dem Atna ein
Lavastrom über ein vereistes Schneefeld geflossen ist, ohne den Schnee völlig
zum Schmelzen zu bringen. (E. Tietze.)
H. Bauerman. The Erzberg of Eisenerz. Journal of
the Iron and Steel Institute, Vol. LXXV, No. III, 1907. Mit 1 Karte
und 2 Bildtafeln.
In diesem Vortrag, welchen H. Bauerman beidem Kongreß des Iron and
Steel Institute in Wien 1907 hielt, unterrichtete er die Kongreßmitglieder über
diesen bedeutendsten österreichischen Eisenbergbau nach allen Richtungen hin,
hauptsächlich auf Grund der darüber vorhandenen Literatur. In betreff der Schicht-
folge schließt er sich den Autoren an, welche die Grauwacke als das unterste
Glied der erzführenden paläozoischen Schichtserie und das gesamte Erzlager
als einheitliche devonische Ablagerung ansehen. Eingehender als die geologische
Darstellung ist der Erzberg& dann in montanistischer Hinsicht besprochen — mit
neuen Erzanalysen der Alpinen Montangesellschaft — und ebenso auch die frühere
und die gegenwärtige hüttenmännische Verwertung auseinandergesetzt. (W. H.)
Dr. F. Katizer. Die Braunkohlenablagerung von
Ugljevik beiBjelinain Nordostbosnien. Berg- und hüttenm.
sahrb. d. K. k. mont. Hochschulen zu Leoben und Prfibram, LV, 1907.
42 S. mit 9 Textfig. u. 1 Taf.
Der geologische Aufbau des zuerst durch E. Tietze bekannt gewordenen
Gebietes von Ugljevik—Priboj ist bedeutend komplizierter, als sich ursprünglich
vermuten ließ. Die ältesten Schichten gehören der Trias an (Werfener Schichten
1907 Sitzung vom 17. Dezember. Dr. F. Katzer. 387
und verschiedene Kalke), weit verbreitet ist die Kreide (mit Nerineen und
Hippuriten) und das Eocän, welches das eigentliche Grundgebirge des kohle-
führenden Binnenlandtertiärs bildet. Es besteht aus grüngrauen—schwarzblauen,
oft sehr tonigen, oft sandigen und schiefrigen Mergeln und aus körnigen Grob-
kalken. In den sandigen Kalken, besonders aber in den Mergeln im Liegenden
und in Zwischenschaltungen der Grobkalke kommen Fossilien vor, hauptsächlich
Gastropoden (Cerithien), Bivalven und Korallen, nach Oppenheim durchwegs
mitteleocänen Charakters.
Über der Kalkstufe oder, wo diese fehlt, direkt über den Mergeln und mit
ihnen am Übergang wechsellagernd, treten mächtig entwickelte Flyschsandsteine
auf, die in den oberen Lagen Konglomerate eingeschaltet enthalten. Diese Sand-
steine repräsentieren teilweise das Mittel-, teilweise das Obereocän und bilden
das verbreitetste Schichtglied des Alttertiärs im Gebiete von Ugljevik und in den
südlich sowie westlich angrenzenden Gegenden.
Darüber folgt im engeren Gebiete von Priboj eine Reihe von buntgebänderten
und gestreiften Mergeln und kalkigen Scliefertonen, welehe die Grenze des
Oligoeäns bilden und über all diesen marinen Küstenbildungen in ausgedehnten
flachen Süßwasserbecken abgesetzte tonige und kaliiige Sedimente mit Kohlenflözen.
Über diesem Oligomiocän oder Untermiocän lagern diskordant
mediterrane miocäne Bildungen (Leithakalk und graue Tegel), sodann
sarmatische Ablagerungen, Kongerienschichten und Quartär.
Die Tektonik vermochte noch nicht vollständig geklärt zu werden; sicher
ist jedoch, daß eine Periode heftiger Störungen in die Zeit des Mittelmiocäns vor
Ablagerung der Leithakalke fällt und eine zweite Periode teilweise ebenfalls sehr
lebhafter tektonischer Vorgänge in die Zeit nach Ablagerung der jüngsten Kongerieu-
schichten, also wahrscheinlich in den Beginn der Quartärzeit.
Die geologische Neuaufnahme des Gebietes von Ugljevik ergab, daß das
braunkohlenführende Terrain nicht drei voneinander gesonderte Kohlenbecken
bildet, sondern daß es sich um eine einzige hauptsächlich durch spätere tektonische
Störungen und Erosionswirkungen zerstückte, aber dennoch im Zusammenhang
befindliche Ablagerung handelt.
Die untere Schichtgruppe ist unproduktiv und besteht aus bunten Tonen
und mürben, oft roten Sandsteinen und Konglomeraten.
Die obere produktive Schichtgruppe umfaßt vorzugsweise hellgraue Mergel
mit Ostrakoden, die stellenweise zu dünnplattigen Mergelkalken, stellenweise
zu Schiefertonen werden, außerdem grüne und graue, öfters sandige Letten und die
Kohlenflöze.
Durch mannigfache Störungen ist das Braunkohlenterrain von Ugljevik—
Priboj in vier Abschnitte getrennt, welche zwar nicht voneinander unabhängige
„Mulden“ oder „Becken“ sind, wohl aber als selbständige Kohlenfelder im
montanistischen Sinne betrachtet werden können, nämlich:
I. das Kohlengebiet von Vu@cjak—Glinje oder von Ugljevik im engeren
Sinne (im Nordost),
II. das Kohlengebiet von Mezgraja—Jasikovac \
11I. das Kohlengebiet von Tobut—Peljave
IV. das Kohlengebiet von Priboj (im Südwesten).
In allen vier Abschnitten sind mehrere Flözausbisse bekannt, die zahlreichsten
im ersten. Die Flözfuhrung ist jedoch nicht gleichmäßig, sondern wechselt in bezug
auf Anzahl, Mächtigkeit, gegenseitigen Abstand und Beschaffenheit der Flöze viel-
fach. Die Flözmächtigkeit nimmt im allgemeinen von Südwest gegen Nordost zu
und das nördlichste Vorkommen besitzt das größte Kohlenvermögen (unter anderen
ein 12 m und ein 10 m mächtiges Flöz), doch ist diese halblignitische Kohle nur
von mittlerer Qualität. In den drei anderen Gebieten ist das Koblenquantum be-
deutend geringer, die Durchschnittsqualität jedoch besser, indem die Qualität
entgegen der Kohlenmächtigkeit von Nordost gegen Südwesten hin zunimmt, so daß
die Qualität im südlichsten Abschnitt wenigstens zum Teil von vorzüglicher Qualität
ist (5000 Kal.); die Hauptflöze sind jedoch hier nur 2—3 m mächtig, auch ist die
Ausdehnung der Flöze noch nicht sicher.
Im zweiten Kohlenabschnitte sind Erdbrandgesteine weit verbreitet, und zwar
zum Teil schlackig—geflossen, was auf große Hitzegrade hinweist. Die stellenweise
weite Verbreitung derselben beweist die flache tagnahe Lagerung der ausgebrannten
Flözteile.
in der Mitte,
56*
388 Verhandlungen. Nr. 16
Auch die Begleitschichten der Flöze wechseln, indem die plattigen Süß-
wasserkalke der südlichen Abschnitte den nördlichen fehlen, dort jedoch tonige
Oypris-Mergel vorkommen, die dem Süden fehlen. Das Liegende bilden im Norden
bunte Tone und mürbe Quarzkonglomerate, im Süden rote sandige Tone und
Kalkkonglomerate.
Alle Verschiedenheiten erklärt Verfasser dadurch, daß die Ausfüllung des
oligomiocänen Süßwasserbeckens vom Süden her allmählich erfolgte, so daß er die
südlichen Ablagerungspartien innerhalb der gleichen Bildungsperiode für älter hält
als die nördlichen. (R. J. Schubert.)
Geologische Übersichtskarte von Böhmen, Mähren und
Schlesien. Geologickä mapazemi koruny Geske. Entworfen
von Doz. Dr. K. Absolon, em. Assistent, und Zd. JaroS, Assistent
am geologischen Institut der k. k. böhm. Universität in Prag, 1907.
1:300.000.
\
Diese Übersichtskarte soll einem Mangel an einer großen, richtigen geo-
logischen Karte der Sudetenländer abhelfen und bis auf die neueste Zeit ergänzt
worden sein. In Wirklicheit sind jedoch bezüglich großer Gebiete, wie zum Beispiel
fast ganz Mährens, die neuesten Arbeiten, wie die in den letzten Jahren von der
k. k. geol. Reichsanstalt im Farbdruck herausgegebenen geologischen Spezialkarten.
gar nicht oder höchst mangelhaft, die älteren Karten auch vielfach ohne Verständnis
benutzt worden, so daß die Karte bereits heute in vieler Beziehung als veraltet
bezeichnet werden muß. So kommt es, um nur ein Beispiel statt zahlreicher
anzuführen, daß das einen reichen Wechsel von Hornblendegesteinen, Diabasen,
Graniten und Devon darbietende nördliche Mähren als eintöniges Glimmerschiefer-
und Gneisgebiet erscheint.
Die Zusammenfassung der Ausscheidungen kann keineswegs als glücklich
bezeichnet werden, da ohne Berücksichtigung tektonischer Zusammengehörigkeit
alle derselben Formation angehörigen Schichtgruppen mit je einer Farbe aus-
seschieden wurden: so als Karbon sowohl das steinkohlenführende Karbon wie der
Kulm, als Tertiär sowohl die Süßwassersedimente der Braunkohlenterrains, wie
die miocänen Meeresabsätze und die alttertiären Sandsteingebiete usw., was zu
manchen Mißverständnissen Anlaß geben muß und um so auffälliger ist, als ander-
seits eine farbige Ausscheidung des Alluviums, sowie dessen Trennung vom
Diluvium, eine Trennung von Basalt und Phonolith, von Melaphyr und Diabas, von
Glimmerschiefer ‚und Phylliten ete. vorgenommen wurde. Die für Schulzwecke
wünschenswerte Übersichtlichkeit würde durch eine verständnisvolle Zusammen-
fassung der Schichtglieder viel eher erreicht worden sein als durch willkürliches,
allzugrobes Schematisieren.
Selbst die Farbenwahl läßt manches zu wünschen übrig, wie bezüglich der
paläozoischen Formationen, ferner, daß für die meist besonders übertriebenen Diabase
und die Kreide ein fast gleiches Grün gewählt wurde usw. usw.
. (R. J. Schubert.)
_ Verlag der k.k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
N 17u.8. 1907.
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Schlußnummer.
Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: Dr. O. Ampferer: Die Triasinsel des
Gaisberges bei Kirchberg in Tirol. Dr. R. J. Schubert: Weitere Fischotolithen aus dem
sardinischen Mioeän und aus dem Plioeän von Bologna. Literaturnotizen:G.A. Koch,
E. Reyer. Einsendungen für die Bibliothek. — Literaturverzeichuis für
1907. — Register.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Eingesendete Mitteilungen.
Dr. ©. Ampferer. Die Triasinsel des Gaisberges bei
Kırrchberec in Tirol.
Etwa 12km südlich vom Kaisergebirge erhebt sich die Trias-
scholle des Gaisberges, welche von diesem durch den paläozoischen
Bergrücken der Hohen Salve sowie durch die breiten, schotter-
gefüllten Einsenkungen des Söllandes und des DBrixentales ge-
schieden wird.
Ich habe im Jahre 1906, anschließend an die Aufnahmen der
südwärts vom Inn zwischen Brixlegg und Wörgl gelegenen Triaszone,
auch diesen einsam im paläozoischen Bergland stehenden Triasposten
kennen gelernt.
Vor längerer Zeit hat M. Schlosser auf einem seiner zahl-
reichen, fruchtbaren Alpenstreifzüge den Gaisberg besucht und hier-
über in den Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1895, Nr. 13, kurz berichtet.
Die Anregung zu dieser Untersuchung entsprang für ihn damals
aus den gemeinsam mit E. Böse betriebenen Studien über die Aus-
bildung und Entwicklung des sogenannten Ramsaudolomits.
Diese Ausbildung ist vor allem durch eine ungewöhnliche Ver-
kümmerung der Mergel, Kalk und Sandstein führenden Zonen zwischen
bedeutenden, ziemlich gleichförmig entwickelten Dolomitmassen
charakterisiert. In Gebieten dieser Triasentwicklung findet man statt
der in Nordtirol vorherrschenden, reichgegliederten Schichtfolge über
dem Buntsandstein den sogenannten Ramsaudolomit, der unten zu-
weilen Einlagerungen von Virgloriakalk, oben solche von wenig mäch-
tigen Raibler Schichten enthält. Darüber folgt dann Dachsteinkalk.
Eine stark verarmte Triasfolge ist nun auch an der Scholle des Gais-
berges zu erkennen, wenn dieselbe auch gerade noch nicht so ein-
förmig ist wie im Gebiet der typischen Ramsaufazies.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 17 u. 18. Verhandlungen.
390 Verhandlungen. Nr. 17 u.18
Das Grundgebirge, dem die Gaisbergtrias auflagert, besteht aus
den sogenannten Wildschönauer Schiefern.
Darüber folgen rote, weiße, manchmal hellgrüne bis grauliche
Quarzsandsteine (Buntsandsteine). In den liegenden Teilen sind stellen-
weise (Kobinger Graben) grobe Quarz- und Schieferbreecien ent-
wickelt. Die schmalen Stückchen von leichtzerbröcklichem Schiefer
beweisen uns dabei, daß die Schuttkomponenten wenigstens teilweise
aus der Nähe stammen müssen. In den oberen Lagen sind an der
gleichen Ortlichkeit Streifen von hellgrünem bis graulichem Sandstein
eingeschaltet. Einer eigentümlichen Ausbildung begegnen wir am
Sattel der Wiegenalpe. Hier enthält der weißliche Sandstein reichlich
flaserigen Kalk, ja stellenweise tritt sogar ein kalkiges Bindemittel
auf. Der Kalk ist weich und kristallin ausgebildet.
Uber dem Buntsandstein sind an einer Stelle im Kobinger Graben
Rauhwacken eingeordnet. Sie stellen einen schmalen Streifen von
etwa 10—15 m Mächtigkeit dar, aus dem Quellen entstpringen. Die
zellige Rauhwacke ist grell gelb gefärbt und geht nach unten in eine
Lage von zerdrücktem Dolomit über.
Buntsandstein und Rauhwacke sind sehr unregelmäßig gelagerte,
nur streckenweise vorhandene Bildungen, welche aber durchaus nur
an der Grenze zwischen den Wildschönauer Schiefern und den Trias-
dolomiten auftreten.
Die Dolomitmassen, welche nun mehr über diesen Schichtgliedern
folgen, lassen sich sowohl nach ihrer Ausbildung als auch nach ihrer
Lagerung deutlich in zwei verschiedene Teile zerlegen.
Wir begegnen nämlich einem unteren hellgrauen, weißlich an-
witternden Dolomit, der größtenteils ungeschichtet ist, und einem
oberen, etwas bituminösen, dunkelgrauen.
Der obere, dunkler gefärbte Dolomit ist meistens wohlgeschichtet
und enthält häufig breceiöse Lagen mit Schalentrümmern von Gastro-
poden, Brachiopoden und Gyroporellen. Er fühlt sich an den häufig
weißlichgrauen Verwitterungsflächen sandig an.
Im unteren Dolomit sind organische Reste weit seltener zu
finden. Zwischen diesen beiden auch in den Verwitterungsformen
unterscheidbaren Dolomiten ist ein Streifen von Raibler Schichten
eingefügt.
Dieser Schichtzug zeigt in der Nähe der Bärstättalpe seine
reichste Entfaltung. Hier treffen wir westlich etwas oberhalb der Alpe
am Wege zum Gaisberggipfel von unten nach oben:
l. Schalenbreceien mit Ostreen, Carditen, Cidaritenstacheln — 1 m;
2. dunkelgrauen Kalk mit mattgrauer Verwitterungsfläche mit Ver-
steinerungsresten, welche im frischen Bruch etwas Muschelglanz
zeigen, geht nach oben über in
3. schwarze, grau verwitternde Mergel, zusammen 2!/, m;
4. grauen, festen, kristallinischen Kalk — In;
schwarzen, festen, muschelig springenden Kalk; der außen bräunlieh-
rostig, verwittert. Glänzende Kristallflächen im frischen Bruch —
4—6 m.
1907 Schlußnummer. Dr. OÖ. Ampferer, >9l
Unterhalb der Bärstättalpe stehen im Graben ebenfalls wieder
Raibler Schichten an, welche die Fortsetzung des oben erwähnten
Schichtstreifens sind und durch eine scharf ausgeprägte Verwerfung
in diese Lage gebracht wurden (siehe die beistehende Karte).
efanfen
Kartenskizze des Gaisberges 1:50.000.
1 = Wildschönauer Schiefer. — 2 — Buntsandstein. — 3 — Rauhwacke. —
4 — Unterer Triasdolomit, — 5 = Raibler Schichten. — 6 —= Oberer Trias-
dolomit. — 7 — Terrassenschotter. — 8 — Grundmoräne. — 9 — Wellmoräne, —
10 —= Gehängeschutt.
Die Reihenfolge der einzelnen Schichtglieder ist hier nicht sicher
zu bestimmen. Es sind vertreten:
Sandsteine mit Pflanzenspuren ;
Schalenbreceien ;
Schwarze Mergel:
Schwarze und graue kristalline Kalke.
Aus den Schalenbreecien konnten hier:
Ostrea montis coprilis Klpst.
Oardita Gümbeli Pichl,
399 Verhandlungen. Nr. 17 208
Myophoria sp.
@onodus Mellingi Hau.
Cidaris Brauni Desor.
bestimmt werden.
Geht man von der Bärstättalpe gegen Süden, so findet man noch
einmal zwischen den beiden Dolomiten eine Einschaltung von schlecht
aufgeschlossenen Raibler Schichten. Westlich der Haarlaßanger Alpe
erscheint zwischen dem oberen und unteren Dolomit eine Zone von
rötlich braunem, stark zerdrückten Dolomit, der wohl wahrscheinlich
den Raibler Schichten gleich zu achten ist. Eine schärfere Trennung
ist hier nicht zu sehen.
Von jüngeren Schichten sind nur glaziale Sedimente und frischer
Verwitterungsschutt vorhanden.
Der Kamm des Gaisberges wird im Westen vom Tal des
Brixenbaches, im Osten vom Spertental begrenzt. Beiden Tälern,
welche in dem hier betrachteten Stücke ungefähr von Süden gegen
Norden verlaufen, sind geschichtete Schottermassen eingelagert, welche
zu Terrassen zerschnitten sind. Sehr schön sind dieselben besonders
an der Westseite des Spertentales in der Nähe des Kobinger Grabens
erschlossen. Hier sehen wir auch lehmige und sandige Lagen am
Aufbau beteiligt. Die Schiehtung ist meistens unruhig und wechselnd.
Höher am Bergkörper des Gaisberges sind vielfach Reste von
Grundmoränen verbreitet. Besonders reich daran ist jene breite, hohe
Felsterrasse, welche parallel mit dem Gebirgskamme in einer Höhen-
lage zwischen 1300—1500 m das Spertental begleitet. Diese Terrasse
folgt ungefähr der Ausstreichzone der Raibler Schichten, welche wahr-
scheinlich die Ursache für ihre Fntstehung bedeuten. In den hier
angesiedelten Grundmoränen sind gekritzte Geschiebe aus den Trias-
(dolomiten sowie erratische Bestandteile (Wildschönauer Schiefer,
Chloritschiefer, verschiedene Arten von Buntsandstein) häufig ein-
seschlossen.
Große erratische Blöcke sind allenthalben reichlich herumgestreut
und lagern mehrfach sogar noch in den Furchen des Gipfelkammes.
Schon M. Schlosser hat einen Gneisblock am Gipfel des Gaisberges
aufgefunden.
Im Tal des Brixenbaches liegen viele erratische Gneisblöcke.
Am Aufstieg gegen den Sattel der Wiegenalpe trifft man bei der
Huberwiesenalpe große, ungeschichtete, grundmoränenartige Schutt-
massen, welche hauptsächlich aus Triasdolomiten bestehen. Finzelne
erratische und gekritzte Geschiebe habe ich darin aufgefunden.
Am Joche bei der Wiegenalpe zieht der Moränenwall eines
kleinen Lokalgletschers hinüber.
Der Aufbau der Gaisbergscholle ist im ganzen, abgesehen von
dem lückenhaften Auftreten einzelner Schichtglieder, ein ziemlich
einfacher.
Die Triasscholle verdankt ihrer tief eingesenkten Lage die Er-
haltung. Die Scholle nimmt eine besonders von Westen gegen Osten
stark geneigte Lage ein und dementsprechend reicht auch hier der
untere Dolomit bis in den Grund des Spertentales hinunter. Die
Raibler Schichten sind in dem nördlichen zusammenhängenden Streifen
1907 Schlußnummer. Dr. ©. Ampferer u. R. J. Schubert. 393
sehr steil aufgerichtet. Weiter südlich zeigen sich flachere Neigungen.
Die obere Dolomitzone streicht ungefähr nordsüdlich und ist in dieser
Richtung zu einer Mulde verbogen, deren Ostflügel steil aufgestellt ist.
Die Erscheinung des nordsüdlich streichenden Gebirgsbaues,
welche an der Gaisbergtrias klar hervortritt, ist nach den Mitteilungen
meines Freundes Ohnesorge in diesem Alpengebiete auffallend
häufig und weithin zu verfolgen.
Neben dieser Hauptformung treten jedoch auch noch andere
tektonische Elemente bestimmend hervor. Eine ganze Anzahl von
kleineren Verwerfungen durchsetzen das Schichtgefüge, was besonders
klar am Ausstreichen der Raibler Schichten und des Buntsandsteines
zu erkennen ist.
Außerdem dürften aber wahrscheinlich sowohl gegen Osten als
auch gegen Westen Abgleitungen und Verrutschungen einzelner Schicht-
slieder stattgefunden haben. Das ruckweise Vordringen einzelner
Schollen, wie es besonders am Abhange gegen das Spertental scharf
hervortritt, ist wohl so am einfachsten zu verstehen.
Betrachtet man den Gaisberg von Norden, so fällt einem
auf, daß dem angenähert ebenen Sockel der Wildschönauer Schiefer
einerseits der untere, anderseits der obere Dolomit aufruht. Gegen
die Annahme von ursprünglicher Diskordanz spricht einesteils die
regelmäßige Zwischenschaltung der Raibler Schichten, andernteils die
Sehichtlagerung selbst.
Auch dieses Verhältnis ist sehr einfach durch Abgleiten des
oberen Dolomits entlang den Raibler Schichten zu erklären. Die Tal-
einschnitte müssen natürlich älter als diese Schichtumlagerungen sein.
welche im wesentlichen eine Auseinanderzerrung, eine Verbreiterung
des Schiehtenstoßes gegen die Taltiefen hin bewirkt haben.
R. J. Schubert. Weitere Fischotolithen aus dem
sardinischen Miocän und aus demPliocän von Bologna.
Nach Veröffentlichung meiner in diesen Verhandlungen 1907.
pag. 341—343 erschienenen Notiz über Otolithen von Florinas und
Fangario in Sardinien hatte Herr Direktor D. Lovisato in Cagliari
die Liebenswürdigkeit, mir eine weitere Anzahl von Fossilien aus
dem sardinischen Miocän zuzusenden, die übrigens gleichwie die
letzterwähnten nicht, wie irrtümlicherweise bemerkt wurde, dem Museum
von Cagliari gehören, sondern von ihm selbst gesammelt wurden.
Während ich in der ersten Notiz aus den Schliermergeln von
Bingia Fargeri (non Fangeri) bei Fangario (Cagliari) fast nur Scopeliden-
Ötolithen mit Sicherheit anführen konnte, erweitert sich die Liste der
jetzt .aus dem Langhien von Fangario auf Grund der Otolithen naclı-
gewiesenen Fische nicht unbeträchtlich. Jetzt liegen mir von dort vor:
Otolithus (Hoplostethus) praemediterraneus Schub., eine der häufigeren
unter den größeren Formen, recht gut mit den von mir aus Mähren
(Boratsch) und von Bassoli aus dem Miocän des Monte Gibio und dem
Plioeän von Modena beschriebenen Exemplaren übereinstimmend.
394 Verhandlungen. Nr. 17 18
Otolithus (Hoplostethus) af. ingens Kok., vielleicht einer neuen Form
angehörend, jedenfalls aus der Verwandtschaft des oligoeänen H,
ingens K. und des aus dem Pliocän von Pisa beschriebenen H.
Lawlegi K.
Otolithus (Macrurus) af. graeilis Schub. Ein ungünstig erhaltenes
Exemplar, könnte zu Maerurus gracilis oder zu M. praetrachyrhynchus
gehören, wahrscheinlicher zu der ersteren Form, wofür auch der
in der früheren Notiz erwähnte Abdruck spricht.
Otolithus (Brotulidarum?) Pantanellii Bass. et Schub. Zwei Exemplare
dieser im österreichischen Miocän und Neogen Italiens weit ver-
breiteten Form.
Otolithus (Pleuronectes?) af. «euminatus Kok. Stimmt sehr gut mit dem
von mir (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1906, Taf. XIX, Fig. 47) ab-
gebildeten Exemplare dieser Art.
Otolithus (Scopelus) austriacus Kok., häufig.
Otolithus (Scopelus) tenuis Schub. Ein Exemplar.
Unter diesem neuen Material befinden sich auch jene Ötolithen,
die ich in der Fußnote auf pag. 342 erwähnte. Die angebliche Corvin«
nigra ist ein Macrurus af. graeilis m., über die als Arius und Monocentris
gedeuteten Fragmente wage ich mir kein Urteil zu bilden; der an-
gebliche Trigla-Otolith ist ein Otolith von Scopelus tenwis ın.
Von den zu der Fischliste von Fangario neu hinzugekommenen
Arten weisen besonders /oplostethus und Macrurus als Tiefseeberyciden
und -Gadiden entschieden auf eine große Absatztiefe des Schliers von
Fangario, die ich bereits in der vorigen Notiz auf Grund der über-
wiegenden Scopelus-Otolithen annahm.
Da ich auf Grund der Verschiedenheit der Otolithen äußerte,
daß die Foraminiferenfauna von Florinas (Sassari) von jener der Mergel
von Fangario verschieden sein müsse, war Herr Direktor Lovisato
so freundlich, mir auch eine größere Anzahl von Foraminiferen von
Florinas zu senden. Ich hoffe dieselben später genau bestimmen zu
können, will aber bereits jetzt betonen, daß im Gegensatz zu Fangario
nebst zahlreichen Kristellarien, Globigerinen und Spiropleeten auch
ausgesprochene Seichtwassertypen, wie Milioliden und Heterosteginen
nicht selten sind.
Außer von Faugario liegen mir auch zahlreiche isolierte Otolithen
aus grauen fossilreichen Mergeln von La Scala Chilivri (Orosei,
Sassari) vor, die indessen durchweg Seopeliden angehören. Dieselben
waren als Ot. (Beryeidarum) debilis Kol. bezeichnet, doch stimmen
sie eher mit Scopelus austriacus Kok., als mit debilis K. überein, einige
kleinere, weniger gut erhaltene erinnern an Scop. pulcher Pr., andere
sind langgestreckt und nähern sich Scopelus mediterraneus K. Solange
indessen die Otolithen der rezenten Scopelus-Arten nicht durchweg
von zahlreichen Exemplaren untersucht sind, scheint es mir unmöglich,
auf Grund der fossilen Scopelus-Otolithen mit Sicherheit verschiedene
nahe verwandte Arten zu unterscheiden,
Von Herrn Dr. jur. E. Polz in Smichow—Prag erhielt ich: vor
kurzem nebst einer <rößeren Anzahl Otolithen äus dem Tertiär
1907 - Schlußnummer. R. J. Schubert u. Dr. G. A. Koch. 3
Österreich-Ungarns einige Otolithen aus dem Unterpliocähn des Valle
di Savena bei Bologna, über die ich eine kurze Mitteilung machen
möchte. da sie von den bisher durch Otolithen bekannten Fischfaunen
Italiens und des Neogens überhaupt abweichen.
Von den neun bestimmbaren Otolithen von Savena gehören näm-
lich zwei zu Scopelus, und zwar aus der Verwandtschaft des Se.
austriacus und sieben zu Nenodermichthys? catulus m.
Diese letztgenannte Form lernte ich erst im Vorjahre aus dem
Alttertiär von Neudorf bei Mautnitz und von Pausram in Mähren
kennen und beschrieb sie ausführlich in einer Arbeit, die demnächst
in der Zeitschrift des mährischen Landesmuseums erscheinen wird.
Speziell der glaukonitische, nach Prof. Rzehak sicher alttertiäre
Sandstein von Neudorf bei Mautnitz erinnert infolge des überwiegenden
Vorkommens von Scopelus und Xenodermichthys? an das Vorkommen
des Valle di Savena.
Zugleich mit den Otolithen von Bologna erhielt ich von Dr. Polz
auch unter anderem zwei Xenodermichthys?-Otolithen derselben Art
aus dem Schlier von Walbersdorf (Ungarn), die somit in Tiefenab-
lagerungen des Alt- und Jungtertiärs weit verbreitet zu sein scheint.
Uber die generische Stellung dieser interessanten Otolithen bin ich
noch nicht völlig im klaren, da ich von dieser Gattung bisher lediglich
die von Vaillant in seiner Arbeit über die vom Travailleur und
Talisman gesammelten Tiefseefische gegebene Abbildung der Otolithen
von NXenodermichthys socialis kenne und zur völligen Klärung eine neuer-
liche Untersuchung von Otolithen einer rezenten Art nötig wäre. Die
Gattung Xenodermichthys kommt zwar gegenwärtig nicht mehr im
Mittelmeere vor, doch konnte ich ja auch von anderen neogenen
Fischen nachweisen, daß deren nächste Verwandte gegenwärtig im
Atlantischen Ozean leben. Nach dem konstanten Zusammenvorkommen
mit den pelagisch lebenden Scopeliden könnten diese Otolithen sehr
wohl zu Nenodermichthys oder vielleicht einer anderen naheverwandten
(Gattung der Alepocephaliden, einer der charakteristischesten Familien
der Tiefsee gehören. Es wäre für unsere Kenntnis der Fischfaunen
des Tertiärs von großer Wichtigkeit, wenn von seiten der Zoologen
der Morphologie den rezenten Fischotolithen eine größere Beachtung
geschenkt würde.
Literaturnotizen.
Dr. Gustav Adolf Koch. Uber einige derältesten und
Jüngsten artesischen Bohrungen im Tertiärbecken
von Wien. (Sonderabdruck der Antrittsrede anläßlich der feierlichen
Rektorsinauguration am 7. November 1907 an der k. k. Hochschule
für Bodenkultur in Wien; II. Auflage, Wien 1907, Kommissionsverlag
von Schworella und Heick in Wien, 60 Seiten, 8°.)
Die Arbeit bildet nicht nur durch Antührung neuer Bohrergebnisse, sondern
auch durch die Zusammenstellung und kritische Besprechung der betreffenden
Literatur einen sehr wertvollen Beitrag zu den bereits erschienenen Mitteilungen
über tiefere Brunnenbohrungen im Wiener Becken.
Besprochen werden neue ergebnisreiche Bohrungen im südlichen Teil des
Wiener Beckens von Schwanhof, 2 km nördlich von Neunkirchen (Bohrtiefe 89'12 ın),
396 Verhandlungen. Nr. 170018
von Hornstein bei Eisenstadt (153 ), von Felixdorf bei Wiener-Neustadt (91:37 m);
dann im nördlichen Teile des Beckens von Mödling (122 und 125 »n), von der
Simmeringer ‚(98°02, 991 und 100'3 m), der Hernalser (201 ») und der Liesinger
Brauerei (190 m), von Oberlaa-Rotneusiedl (mit brennbarem CH,, 1041 m), von
Atzgersdorf (832 und 200 m), von Neu-Erlaa (211, 27219 und 70 m — Stein-
hof —), von Inzersdorf (130 m mit stark SH,hältigem Wasser und 45 m mit
Wasser, das reich an Na, CO, war).
Besonders hervorgehoben zu werden verdient noch eine Bohrung im Hofe
der St, Marxer Brauerei in Wien, wobei aus einer von 323 bis 32650 m an-
haltenden sandigen Schicht nicht nur salzig schmeckendes Wasser von + 19'4° C.
floß, sondern auch in größerer Menge brennbare Naturgase entwichen, die entzündet
fast einen Meter hoch aufloderten. Das Wasser zeigte deutlich Spuren von
Ammoniak und Jod.
Zwei Bohrungen in Brunn a. G. (207 und etwa 361°5 m) ergaben zwar keinen
günstigen Erfolg; die zweite Bohrung mit 3615 n ist aber deshalb beachtenswert.
weil sie die sarmatischen Sande und Sandsteine, den Leithakalk, der mit
Amphisteginenme:gel wechsellagert, den Gosauschiefer und Sandstein (von 231°4 bis
514 n), den Triaskalk und Werfener Schiefer (in 350 ») durchstieß,.
Koch kommt zu dem Schlußergebnis, daß artesische Bohrungen im Wiener
Becken noch immer Erfolg versprechen, ja er hält es für sehr wahrscheinlich, in
genügender Tiefe (etwa 1000 m) auch Naturgase und Mineralwässer in brauchbaren
Mengen erschließen zu können. (Dreger.)
E. Reyer. Geologische Prinzipienfragen. Leipzig 1907,
Verlag von Wilhelm Engelmann.
Nach einer langen Pause ist E. Reyer endlich wieder mit einem Buche
geologischen Inhaltes hervorgetreten.
Dasselbe unterscheidet sich hauptsächlich durch die Wahl neuer, noch all-
gemeinerer Standpunkte und eine sehr vereinfachte, gedrängte Darstellung von
der im Jahre 1883 ausgegebenen theoretischen Geologie desselben Verfassers.
Herrscht in dieser vorzüglich eine kritisch siebende, historisch vorschreitende
Betrachtungsweise, so erscheint hier die historische Behandlung der besprochenen
Probleme ganz verlassen. Dafür werden nicht selten wirtschaftliche und soziale
Fragen in den Kreis der Beleuchtung getragen.
E. Reyer stellt einen in der geologischen Wissenschaft außerordentlich
seltenen Forschertypus dar, dem es vor allem um die erkenntnistheoretische Be-
handlung der Erscheinungen und ihrer Deutungen zu tun ist. Während in den
benachbarten, mehr physikalischen Wissenschaften schon sehr viel Wertvolles in
dieser Richtung geleistet wurde und die Arbeitsmethoden mit diesen Mitteln viel-
fach geschärft und verbessert werden konnten, stehen solche Forschungen inmitten
der größtenteils beschreibenden und aufsammelnden Tätigkeit der Geologen noch
sehr vereinzelt da.
Deswegen ist auch das Verständnis für solche Untersuchungen noch immer
leider ein recht enge beschränktes.
In dem vorliegenden Buche beginnt E. Reyer seine Betrachtungen mit
dem Meere, mit Flußlauf und Erosion.
Weiter wendet er sich den technischen Eingriffen, Quellen und dem Grund-
wasser zu. Dann folgen die Kapitel über Eruption, Intrusion, Jruptivtypen,
Rupturen und plastische Umformungen, Gebirgsbildung, Hebung und Senkung.
Den Abschluß bilden Gedanken über das Erstarren eines Weltkörpers.
Der Verfasser bleibt auf Schritt und Tritt originell, überall spürt der
denkende Leser die verwendete geistige Arbeit und freimütig prüfende Kritik. Sein
Drang nach möglichst exaktem, meßbarem Umfassen der Erscheinungen und sein
Sinn für bewegliche Veränderungen haben ihn von selbst auf das Gebiet des
Experiments geführt, auf welchem er ja unbestritten Grundlegendes geschaffen
hat. So schließt sich auch seine Darstellung engstens an die Experimente an und
wird dadurch leider an manchen Stellen allzusehr schematisch und formell.
Das größte Interesse nehmen seine Ausführungen über eruptive Prozesse
und über Gebirgsbildung in Anspruch.
Was er hier unter anderem zum Beispiel über die magmatische Förderung,
über die Entstehung der großen Granitmassen der Alpen und ihre Beziehungen
1907 Schlaßnummer. E. Reyer. 897
zu den benachbarten Sedimenten zu bedenken gibt, ist gar wohl ernstlicher Be-
achtung und Prüfung wert. Der Ausdruck und Begriff Intrusion wird heute vielfach
ganz gedankenlos in Anwendung gesetzt, so daß man entschieden kritisch dagegen
Stellung nehmen muß.
Zahlreiche Granite der Alpen sind wahrscheinlich deckenförmige Ergüsse
und ebenso hat die Annahme des langsamen, durch Formationen andauernden Wachs-
tums der großen Granitmassive sehr viel für sich.
Reyer hat in diesem Buche auch eine kleine praktische Anwendung seiner
Auffassungen auf das Gebiet des Engadins beigegeben. Wir können nur lebhaft
bedauern, daß Reyer nicht mehrere und vollständigere Aufnahmen durchgeführt
und in seinem Sinne erläutert hat.
Seine Angaben sind nur in Umrissen gegeben und auch nur als solche zu
bewerten.
Sie können keineswegs den modernen Anforderungen an Terrainuntersuchungen
genügen. Trotzdem wohnt ihnen leitender Gedänkenwert inne. Man gebe sich die
Mühe, seine Deutungen der Engadiner Verhältnisse auf andere Stellen der West-
und ÖOstalpen zu übertragen. Wer nicht schon bedingungslos der mechanischen
Freibeuterlust der Überfaltungslehre verfallen ist, wird anerkennen müssen, daß
hier ein fruchtbarer Erklärungsweg angebrochen wird.
Die mehrfache Wechsellagerung von Sedimenten und Granitplatten, die
Armut der benachbarten Schichten an organischen Resten, die löffelförmige Lage
der einzelnen Granitblätter und das kuppelige Auftreten der Massive erscheint
von diesem Standpunkte aus leicht verständlich.
Die Ausführungen über die Gebirgsbilduug sind weit gröber und schematischer.
Die Gleitbewegung ist zwar sehr verbreitet, ich kenne kaum einen Berg-
körper, dem sie ganz fehlen würde, aber eine solche Verallgemeinerung und An-
wendung auf die Gebirgsbildung ist doch nicht ohne weiteres berechtigt.
Die mechanische Begründung für einfache Fälle ist genügend genau ge-
geben, nicht aber jene für ganze Gebirgsmassen.
Wer hier Klarheit schaffen will, muß dies unbedingt an der Hand der
tatsächlichen Anatomie von möglichst genau studierten Gebirgsleibern unternehmen.
Indem ich mein Urteil über dieses Buch abschließe, muß ich noch die klare,
vornehme Schreibung desselben rühmen. Ich hege den Wunsch, daß dasselbe zur
Förderung der Geologie als Wissenschaft eine möglichst weite Verbreitung und
ernstliche Benützung in den Händen aller vorwärtsstrebenden Geologen gewinnen
möge. (Dr. Otto Ampferer.)
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 17 u. 18. Verhandlungen. 58
Einsendungen für die Bibliothek.
Zusammengestellt von Dr. A. Matosch.
Einzelwerke und Separat-Abdrücke.
Eingelaufen vom 1. Oktober bis Ende Dezember 1907.
Accessions-Katalog. Sveriges offentliga
Bıbliotek Stockholm - Upsala - Lund-
Göteborg. XX. 1905; genom. E. Have-
ınan. Stockholm, typ. P. A.. Nor-
stedt & Söner, 1906—-07.8°. VI 496 S.
Gesch. (46. 8°. Bill.)
Ammon, L. v. Über jurassische Kroko-
dile aus Bayern. (Separat. aus: Geo.
gnostische Jahreshefte. Jahrg. XVII.
1905.) München, Piloty & Loehle,
1906. 8°. 17 S. (55—71) mit 9 Text-
fig. ‘Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(15550. 5°.)
Ampferer, 0. Uber Gehängebreceien
der nördlichen Kalkalpen. Eine An-
regung zu weiteren Forschungen.
(Separat. aus: Jahrbuch d. k. k.
geolog. Reichsanstalt. Bd. LVII. 1907.
Heft 4.) Wien, R. Lechner, 1907. 8°.
26 S. (727: 752). Gesch. d. Autors.
(15551. 8°.)
Ampferer, 0. Zur neuesten geologischen
Erforschung des Rhätikongebirges.
(Separat. aus: Verbandlungen d.k. k.
geolog. Reichsanstalt. 1907. Nr. 7.)
Wien, typ. Brüder Hollinek, 1907. 8°.
9 8. (192—200) mit 5 Textfig. Gesch.
d. Autors. (15552. 8°.)
Ampferer, 0. Glazialgeologische Beob-
achtungen im unteren Inntale. (Se-
parat. aus: Zeitschrift für Gletscher-
kunde. Bd. II. 1907.) Berlin, Gebr.
Bornträger, 1907. 8°. 42 S. (29—54;
112—127) mit 28 Textfig. u. 1 Über-
sichtskarte im Text. Gesch. d. Autors,
(15553. 8°.)
Barrande, J. Systeme silurien da centre
de la Boh6@me. Continuaation edite
par le Mus&e Boh@me. Vol.IV. Gastero-
podes par J. Perner. Tom. Il. Texte
et Planches. Prag, F. Rwnät, 1907. 4°.
XI--380 S. mit 153 Textfig. u. S6 Taf.
(90— 175.) Gesch. d. Böhm. Museums.
(78. 4%)
Boehm, @. Geologische Mitteilungen
aus dem Indo-Australischen Archipel;
unter Mitwirkung von Fachgenossen
herausgegeben. Teil III u. IV. (Se-
parat. aus: Neues Jahrbuch für Mine-
ralogie, Geologie. Beilageband XXIV.)
Stuttgart, E. Schweizerbart, 1907. 8°.
Gesch. d. Herrn G. Geyer.
Enthält:
Teil III. Wanner, E. Zur Geo-
logie und Geographie von West-
Buru. 288. (133—160) mit 1 Textfig.
u. 1 Taf. (VI). .i
TeilIV. Wanner, E. Triaspetre-
fakten der Molukken und des Ti-
morarchipels. 60 S. (161--220) mit
4 Textfig. u. 6 Taf. (VII—XI).
(15255. 8°.)
Brüne, F. Studien über den Einfluß des
Klimas auf das Gedeihen von Moor-
wiesen und Moorweiden. Dissertation.
Langensalza, typ. H. Beyer & Söhne,
1907. 8°. 88 8. Gesch. d. Universität
Berlin. (15554. 8°.)
Braun, 6. Beiträge zur Morphologie
des nördlichen Apennin. (Separat. aus:
Zeitschrift für Erdkunde zu Berlin.
1907. Nr. 7—8.) Berlin, E. S. Mittler
& Sohn, 1907. 8°. 62 S. (440—472;
510—555) mit 16 Textfig. u. 5 Taf.
Gesch. d. Autors. (15555. 8°.)
Buxtorf, A. Führer zu den Exkursionen
der Deutschen geologischen Gesell-
schaft im südlichen Schwarzwald, im
Jura und in den Alpen, August 1907.
Basel, 1907. 8°. Vide: Schmidt C,,
Buxtorf, A. u. H, Preiswerk
(15587. 8°.)
1907
Denekmann, A. Über eine Exkursion
in das Devon- und Kulmgebiet nörd-
lich von Letmathe. (Separat. aus:
Jahrbuch der kg]. preuß. geologischen
Landesanstalt für 1906. Bd. XXVII.
Heft 1.) Berlin, typ. A. W. Schade,
1907. 8%. 28 S. (20—47) mit 1 Taf.
Gesch. d. Herrn G@. Geyer.
(15556. 8°.)
Denekmann, A. Die Überschiebung des
alten Unterdevon zwischen Siegburg
an der Sieg und Bilstein im Kreise
Olpe. (Separat. aus: Festschrift zum
70. Geburtstage von A. v. Koenen.)
Stuttgart, E. Schweizerbart, 1907. 8°.
‚14 S. (263—276) mit 1 Taf. (IX).
Gesch. d. Herrn G. Geyer.
.(15557.. 8°.)
Etzold, P. VIII. Bericht der Erdbeben-
station Leipzig. 1. Die in Leipzig und
Plauen vom 1. Jänner bis 30. Juni
1907 aufgezeichneten Seismogramme.
2. Die in Leipzig vom 1. Jänner bis
30. Juni 1907 aufgezeichneten pulsa-
torischen Bewegungen. (Separat. aus:
Berichte der math.- phys. Klasse
der kg]. sächsischen Gesellschaft der
Wissenschaften zu Leipzig. Bd. LIX.)
Leipzig, typ. B. G. Teubner, 1907. 8°.
15 8. (356—370). Gesch. d. Autors.
(15558. 8°.)
Führer zu den Exkursionen derDeutschen
geologischen Gesellschaft im südlichen
Schwarzwald, im Jura und in den
Alpen, August 1907. Basel, 1907. 8°.
Vide: Schmidt C., Buxtorf A.&
H. Preiswerk. (15587. 8°.)
Gaebler, C. Die Orlauer Störung im
oberschlesischen Steinkohlenbecken.
(Aus der Zeitschrift: „Glückauf.“
Jahrg. XLIII. 1907. Nr. 42.) Essen-
Ruhr, typ. Reismann-Grone, 1907. 4°.
458. (1397—1400) mit 1 Textfig. Gesch.
d. Autors. (2847. 4°.)
Galdieri, A. Osservazioni geologiche sui
Monti Picentiri nel Salernitano. Nota.
(Separat. aus: Rendiconti della R.
Accademia dei Lincei. Ser. V. Vel.XVI.
Sem. 2. Faac. 8.) Roma, typ. V. Sal-
viucci, 1907. 8°. 68. (529—534). Gesch.
d. Autors. (15559. 8°.)
Haug, E. Traite de g£ologie. I. Les
phenomenes geologiques. Paris, A.
Colin, 1907. 8°. 546 S. mit 195 Textfig.
und 71 Taf. Gesch. d. Verlegers.
(15601. 8°.)
[Hauthals, R.] Erläuterungen zu R.
Hauthals’ geologischer Skizze des Ge-
Einsendungen für die Bibliothek.
399
bietes zwischen dem Lago Argentino
und. dem Seno de la Ultima Esperanza
(Südpatagonien.. Von 0. Wilckens.
Freiburg i. Br. 1907. 8°: Vide:
Wilckens, O. (15599. 8°.)
Heim, A. [Geologische Nachlese Nr. 17
u. 18.] Über die nordöstlichen Lappen
des Tessiner Massivs. — Die vermeint-
liche „Gewölbeumbiegung des Nord-
flügels der Glarner Doppelfalte* südlich
vom Klausenpaß, eine Selbstkorrektur.
(Separat. aus: Vierteljahrsschrift der
naturforschenden Gesellschaft in
Zürich. Jahrg. LI. 1906) Zürich, typ.
Zürcher & Furrer, 1907. 8°. 35 S.
(397—431) mit 3 Taf. (I—IV). Gesch.
d. Herrn G. Geyer. (15560. 8°.)
Hintze, C. Handbuch der Mineralogie.
Bd.1. Lfg. 11. (S. 1601— 1760). Leipzig,
Veit & Co., 1907. 8°. Kauf.
(10798. 8. Lab.)
Hugi. E. Vorläufige Mitteilung über
Untersuchungen in der nördlichen
Gneiszone des zentralen Aarmassivs.
(Separat. aus: Eclogae geologicae
Helvetiae. Vol. IX. Nr. 4.) Lausanne,
typ. G. Bridel & Co., 1907. 8°. 24 S.
(441-464). Gesch. d. Herrn G.Geyer.
(15561. 8°.)
Iterson, &. van, jun. Mathematische und
mikroskopisch -anatomische Studien
über Blattstellungen nebst Betrach-
tungen über den Schalenbau der Milio-
linen. Dissertation. Jena, @. Fischer,
1907. 8°. XII—331 S. mit 110 Textfig.
u. 10 Taf. Gesch. d. techn. Hoch-
schule Delft. (15602. 8°.)
Joly, H. Sur la tectonique des terrains
secondaires du nord de Meurthe-et-
Moselle. Paris, 1907.8°.Vide: Nickles
R. & H. Joly. (15578. 8°.)
Joly, H. L’asage du baromötre pour
l’etude des r&gions faiblement plissees.
(Separat. aus: Bulletin de la Societe
des sciences de Nancy.) Nancy, typ.
Berger-Leyrault et Co., 1907. 8°. 108.
mit 1 Textfig. u. 1. Taf. Gesch. d.
Autors. - (15562. 8°.)
K.v.L. Keine Interglazialzeiten während
der europäischen quartären Eiszeit.
München, 1908.8°. Vide:Löffelholz
Kam (15569. 8°.)
Kalkowsky, E. Geologische Deutung des
Nephrits von Gulbashen. (Separat.
aus: Neues Jahrbuch für Mineralogie,
Geologie. Festband 1907.) Stuttgart,
E. Schweizerbart, 1907. 8°. 10 8.
(159— 168). Gesch. d. Autors. (15563. 8°.)
r s*+
400
Kalkowsky, E. Der Korundgranulit von
Waldheim in Sachsen. (Separat. aus:
Abhandlungen der „Isis“ in Dresden.
Jahrg. 1907. Hft. 2.) Dresden, 1907.
8°. 19 S. (47—65). Gesch. d. Autors.
(15564. 8°.)
Katzer, F. Der Bergschlipf von Mustaj-
ba$ic in Bosnien. (Separat. aus: Ver-
handlungen der k. k. geolog. Reichs-
anstalt. 1907. Nr. 9.) Wien, typ. Brüder
Hollinek, 1907. 8°. 4 S. (229— 232).
Gesch. d. Autors. (15565. 8°.)
Katzer, F. Die Braunkohlenablagerung
von Ugljevik bei Bjelina in Nordost-
bosnien. (Separat. aus: Berg- und
hüttenmännisches Jahrbuch der k.k.
montanistischenHochschulenzu Leoben
und Pribram. Bd. LV. 1907. Hft. 3—4.)
Wien, Manz, 1907. 8°.42 S. mit 4 Textfig.
u. 1. Taf. (III). Gesch. d. Autors.
y (15566. 8°.)
Koch, &. A. Über einige der ältesten
und neuesten artesischen Bohrungen
im Tertiärbecken von Wien. Separat-
abdruck der AÄntrittsrede anläßlich
der feierlichen Rektorsinauguration
am 7. November 1907, Wien, Schworella
& Heick, 1907. 8°. 60 S. 2 Exemplare
(I. u. II. Auflage. Gesch. d. Autors.
(15567. 8°.)
Koroniewiez, P. Der Jura von Wielun
in Polen. (Separat. aus: Zeitschrift
der Deutsch. geolog. Gesellschaft.
i5d. LIX. 1907. Monatsberichte.) Berlin,
typ. J. F. Starcke, 1907. 8°. 13 S. (205—
217) mit 2 Textfig. Gesch. d. Autors.
(15568. 8°.)
Lethaea geognostiea. Handbuch der
Erdgeschichte; redig. v. F. Frech.
II. Teil. Das Mesozoikum. Bd. II.
Kreide. Abtlg. ]. Unterkreide (Palaeo-
eretacieum) von W. Kilian. Lfe. 1.
Stuttgart, E. Schweizerbart, 1907. 8°.
168 S. mit 7 Textfig. u.2 Karten. Kauf.
(6516. 8°.)
Löffelholz, K. v. |K. v. L.| Keine
Interglazialzeiten während der europä-
ischen quartären Eiszeit. München.
J. A. Finsterlins Nachf., 1908. 8°. 17 S.
Gesch. d. Autors. (15569. 8°.)
Lörenthey, E. Ein klassischer Fundort
der die sarmatischen und pannonischen
Bildungen überbrückenden Schichten
in Ungarn. (Separat. aus: Földtani
Közlöny. Bd. XXXIII. 1903.) Budapest,
typ. Franklin-Verein. 1903. 8°. 4 S.
(181— 184). Gesch. d.Dr. R. J. Schu-
bert. (15570. 8°.)
Lörenthey, E. Einige Bemerkungen über
Orygoceras Fuchsi Kittl, sp. (Separat.
aus: Földtani Közlöny. Bd. XXXII.
Verhandlungen.
Nr. 17 u.18
1903.) Budapest, typ. Franklin-Verein.
1903. 8°. 3 S. (518—520). Gesch. d.
Dr. R. J. Schubert. (15571. 8°.)
Lörenthey. E. Pteropodenmergel in den
alttertiären Bildungen von Buäapest.
(Separat. aus: löldtani Közlöny.
Bd. XXXIII. 1903.) Budapest, typ.
Franklin-Verein, 1903. 8°. 4 S. (520 —
524). Gesch. d. Dr. R. J. Schubert.
(15572. 8°.)
Lörenthey., E. Massenhaftes Vorkommen
von Pyrguliferaim Eocän von Läbatlan.
(Separat. aus: Földtani Közlöny.
Bd. XXXIII. 1903.) Budapest, typ.
Franklin- Verein. 1903 8%. 2 S. (524—
525). Gesch. d. Dr. R. J. Schubert.
(15573. 8°.)
Lörenthey, E. Über das Alter des
Schotters am Sashalom bei Räkosszent-
mihäly. (Separat. aus: Földtani Köz-
löny. Bd. XXXIV. 1904.) Budapest,
typ. Franklin-Verein, 1904. 8°. 12 S.
(296— 307) mit 2 Textfig. Gesch. d.
Dr. R. J..Sichübiert. (15574. 8°.)
Lomnicki, J. Kilka slow o dolnych
piaskach miocenskich w okoliey
Lwowa. (Separat. aus: „Kosmos.“ Rok
XXVII. Zesz. 2—4.) [Einige Worte
über die unteren Miocänsande der Ge.
gend von Lemberg] Lwöw, typ.
Zwiazkow, 1902. 8°. 1 S. Gesch. d.
Dr. BR. .J. Schmibient. (15575. 8°.)
Lomnicki, L. Badania geologiezne nad
utworami solono$nymi i poklodami
soli w Rumunii. (Separat. aus: „Kos-
mos.“ Rok XXVIII. Zesz. 5—8.) [Geo-
logische Untersuchungen über die
salzführenden Bildungen und die Salz-
lager in Rumänien.| Lwöw, typ. Zwiaz-
kow, 1903. 8°. 36 S. (344— 379). Gesch.
d. Dr. R.. J. Schubiert..(255262.82)
Lomnicki, J. Sprawozdanie z badan
nad rozprzestrzenieniem wystepowania
wegla brunatn. w niektörych okolicach
Pokucia. (Separat. aus: „Kosmos.“
Rok XXVIII. Zesz. 9—10.) [For-
schungsbericht über die Verbreitung
und das Auftreten der Braunkohle in
einigen Gegenden von Pokucie.| Lwöw,
typ- J. Zwiazkow, 1904. 8°. 18 8.
(374—391). Gesch. d. Dr. R. J. Schu-
bert. (15577. 8°.)
Nickles, R. u. H. Joly. Sur la tecto-
nique des terrains secondaires du nord
de Meurthe-et-Moselle. (Separat. aus:
Bulletin de la Societe g£ologique de
France, Ser. IV. Tom. vll! 1907)
Paris, typ. Le Bigot Freres, 1907. 8°,
14 S. (293—306) mit 1 Textfig. Gesch)
d. Autors. (15578. 8",
1907
Nowotny, F. Die Besiedlungsverhältnisse
des oberen Murgebietes. (Von der Quelle
bis Bruck a. M.) Eine anthropo-geo-
graphische Studie. Iglau, 1907. 8°. 348.
Gesch. d. Herın G. Geyer. (15579. 9°.)
Osann, A. Beiträge zur chemischen Petro-
graphie. Teil II. Analysen der Eruptiv-
gesteine aus den Jahren 1854— 1900.
Mit einem Anhange: Analysen isolierter
Gemengteile, Stuttgart, E. Schweizer-
bart, 1905. 8%. VII—266 S. Kauf.
(11842. 8°. Lab.)
Perner, J. Syetöme silurien du centre
de la Bobeme par J. Barrande.
Continuation edite par le Mus@e Bo-
heme. Vol. IV. Gasteropodes. Tom. II.
Prag, 1907. 4°. Vide: Barrande ).
(78: 22.)
Petrascheck, W. Die Kreideklippe von
Zdaunek bei Kremsier. (Separat. aus:
Verhandlungen der k. k. geolog. Reichs-
anstalt, 1907. Nr. 13.) Wien, typ.
Brüder Hollinek, 1907. 8%. 6 S.
(307— 312). Gesch. d. Autors. (15580. 8°.)
Pompeckj, J. F. Notes sur les Oxryno-
ticeras du sinemurien superieur du
Portugal et remarques sur le genre
Oxynoticeras (Separat. aus: „Üom-
municacoes“ du Service geologique du
Portugal. Tom. VI.) Lisbonne, typ.
Academie royale des sciences, 1907.
S°. 125 S. (214—338) mit 2 Taf. Gesch.
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Potoniek, H. Abbildungen und Be-
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hrsg. v. d. kgl. preuß. geolog. Landes-
anstalt. Lfg. IV, V. Berlin, typ. A. W.
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(14217.8°.)
Preiswerk, H. Führer zu den Exkur-
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Basel, 19,7. 8°. Vide: Schmidt, C.
Buxtorf, A. & H. Preiswerk.
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Redlich, K. A. Der Eisensteinbergbau
der Umgebung von Payerbach-Reiche-
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L. Nüssler, 1907. 8°. 30 S. mit 2 Taf.
(IV—V). Gesch. d. Verlegers.
(15581. 8°.)
|Redlich, K. A. Bergbaue Steiermarks.
Hft. VII. Nr. 9.] Schmut, J. Die
Berghoheit der Herren von Liechten-
stein im Landgerichte Murau 1256
1536. (Separat. aus: Österreichiche
Einsendungen für die Bibliothek,
401
Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen.
1905. Nr. 47.) Leoben, L. Nüssler, 1905.
8°. 16 8. Gesch. d. Verlegers.
(13484, 8°)
Rosenbusch, H. Mikroskopische Physio-
graphie der Mineralien und Gesteine,
4. nen bearbeitete Auflage. Band II.
Massige Gesteine; Hälfte I. Tiefen-
gesteine, Ganggesteine. Stuttgart, E.
Schweizerbart, 1907. 8°. XIII—-716S8.
Kauf. (11900. 8° Lab.)
Rosicky, V. Über Anthophyllit aus
Böhmen. (Separat. aus: Bulletin inter-
national de l’Acad@mie des sciences
de Boh@me. 1902.) Prag, 1902. 8°.
7 S. Gesch, d. Autors. (15583. 8°.)
Rosicky, V. Ein Beitrag zur Morpho-
logie des Pyrits von Porkura. (Separat.
aus: Bulletin international de l’Aca-
demie des sciences de Boh@me. 1903.)
Prag, 1903. 8°. 3 8. mit 1 Textfie.
Gesch. d. Autors. (15584. 8°.)
Rosieky, V. Über die Genesis der Kupfer-
erze im nordöstlichen Böhmen. Auszug
aus dem böhmischen Texte. (Separat.
aus: Bulletin international de l’Aca-
demie des sciences de Bohä@me. 1906.)
Prag, 1906. 8°. 26 S. mit 1 Taf. Gesch.
d. Autors. (15585. 8°.)
Salomon, W. Die Entstehung der Seriecit-
schiefer in der Val Camonica, Lom-
bardei. (Separat. aus: Bericht über
die 30. Versammlung des oberrheini-
schen geologischen Vereines zu Lindau.
1907.) Heidelberg, 1907. 8°. 7 S. Gesch.
d. Herrn G. Geyer. (15586. 8°.)
Sars, @ 0. An account of Crustacea
of Norway. Vol. V. Part. (19—20.)
Bergen, A. Cammermeyer, 1907. S°.
20 S. (221—240) mit 16 Taf. (CXLV—
ULX). Gesch. d. Bergen. Museums.
(12047. 8°)
[Schlueter, Cl. A.] Nekrolog mit Ver-
zeichnis seiner Schriften; von G.
Steinmann. Bonn, 1907. 8°. Vide:
Steinmann 6. (15594. 8°.)
Schmidt €., Buxtorf, A. u. H. Preis-
werk. Führer zu den Exkursionen
der Deutschen geologischen Gesell-
schaft im südlichen Schwarzwald, im
Jura und in den Alpen, August 1907.
Der Deutsch. geolog. Gesellschaft ge-
widmet von der naturforschenden Ge-
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Birkhausen, 1907. 8°. 708. mit 8 Taf.
(resch. d. Herrn G. Geyer. (15587. 8°.)
Schmidt, W. E. Die l'auna der Siegener
Schichten des Siegerlandes, wesentlich
nach den Aufsammlungen in den
Sommern 1905 und 1906. (Separat. aus:
Jahrbuch der kgl. preuß. geologischen
402 Verhandlungen
Landesanstalt für 1907. Bd. XXVII.
Hft...3.) Berlin, typ. A. W. Schade,
1907. 8%. 28 S. (429-456). Gesch. d.
Herrn G. Geyer. (15588. 8°.)
Sehmut, J. Die Berghoheitder Herren von
Liechtenstein im Landgericht Murau
1256—1536. Leoben. 1905. 8°. Vide:
tedlich, K. A. Bergbaue Steiermarks.
EiERNVIENT.9. (13484. 8°.)
Schneider, K. Aus dem Vulkangebiete
des Puy de Döme.. (Separat. aus:
Naturw. Zeitschrift „Lotos“. 1907.
Nr. 9.) Prag, typ. H. Mercy Sohn, 1907.
4°. 3 8. Gesch. d. Autors. (2848. 4°.)
Schubert. R. J. Beiträge zu einer natür-
lichen Systematik der Foraminiferen.
(Separat. aus: Neues Jahrbuch für
Mineralogie, Geologie... Beilageband
XXV.) Stuttgart, E. Schweizerbart,
1907. 8°. 29 S. (232—260) mit 1 Textfig.
Gesch. d. Autors. (15589. 8°.)
Simioneseu, J. Studii geologice si pa-
leontologice din Dobrogea. I. Fauna
cefalopodelor jurasice dela Härsova.
[Academia Romänä. Publicatiunile
tondalui Vasile Adamachi Nr. XXI]
Rumänischer Text, mit französischem
tesume: Description des Cephalopodes
du terrain jurassigue de Härsova-
Topal (Dobrogea). Bucuresti, typ. C.
Göbl, 1907. 8°. 97 8. (115—211) mit
42 Textfig. u. 3 Taf. Gesch. d. Autors.
(15590. 8°.)
Steinmann, G@. Alpen und Apennin.
(Separat. aus: Zeitschrift d. Deutsch.
geolog. Gesellschaft. Bd. LIX. 1907.
Monatsberichte. Nr. 8— 9.) Berlin, typ.
J. F. Starcke, 1907. 8°. 7 S. (177—183).
Gesch. d. Autors. (15591. 8°.)
Steinmann, 6. Über Gesteinsverkne-
tungen. (Separat. aus: Neues Jahrbuch
für Mineralogie. Geologie... Festband
1907). Stuttgart, E. Schweizerbart,
1907. 8°. 188. (330—347) mit 2 Taf.
(XVII—XVII). Gesch. d. Autors.
R (15592. 8°.)
Steinmann, @. Über die Beziehungen
zwischen der niederrheinischen Braun-
kohlenformation und dem Tertiär des
MainzerBeckens. (Separat. aus: Berichte
über die Versammlungen des nieder-
rhein. geolog. Vereines, 1907.) Bonn,
1907. 8°. 6 S. Gesch. d. Autors.
(15593. 8".)
Steinmann, 6. Clemens August Schlueter.
Nekrolog mit Verzeichnis seiner
Schriften. (Separat. aus: Sitzungsbe-
ıichte der niederrheinischen Gesell-
schaft für Natur- und Heilkunde. 1907.)
Bonn, 1907. 8°. 17 S. Gesch d. Autors.
(15594. 8°.)
Nr. 170u8
Suess, E. Über Einzelheiten in der Be-
schaffenheit einiger Himmelskörper.
(Separat. aus: Sitzungsberichte der
kais. Akademie der Wissenschaften;
math.-naturw. Klasse. Abtlg. 1. Bd.
CXVI. 1907.) Wien, A. Hölder, 1907.
8°. 7. (1555 - 1561). Gesch. d. Autors,
(15595. 8°.)
Suess, F. E. Die Tektonik des Stein-
kohlengebietes von Rossitz und der
Ostrand des böhmischen Grundgebirges.
(Separat. aus: Jahrbuch deg k. k.
. geolog. Reichsanstalt. Bd. LVII. 1907.
Hft. 4.) Wien, R. Lechner, 1907. 8°.
42 S. (793—834) mit 2 Textfig. u,
3 Taf. (XVIH—XIX). Gesch. d. Autors,
(15596. 8°.)
Tilman, N. Tektonische Studien im Trias-
gebirge des Val Trompia. Dissertation.
Bonn, C. Georgi, 1907. 8°. 59 S. mit
1 Taf. Gesch. d. Herrn G. Geyer
(15597, 8°.)
Volz, W. Das geologische Alter der
Pitecanthropus-Schichten bei Trinil,
Ost-Java. (Separat. aus: Neues Jahr-
buch für Mineralogie. Geologie ... Fest-
band 1907.) Stuttgart, E. Schweizerbart,
1907. 8°. 168. (256—271) mit 5 Text-
fig. Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(15598. 8°.)
Wanner, E. Zur Geologie und Geographie
von West-Baru. Stuttgart, 1907. 8°.
Vide: Boehm, G. Geologische Mit-
teilungen aus dem Indo-Australischen
Archipel. Teil III. (15325.82.)
Wanner, E. Triaspetrefakten der Mo-
lukken und des Timorarchipels. Stutt-
gart, 1907. 8°. - Vide: 7 Bo.ehm@:
Geologische Mitteilungen aus dem
Indo-Australischen Archipel. Teil IV.
(15255. 8°.)
Wilckens, 0. Erläuterungen zu R. Hau-
thalsGeologischer Skizze des Gebietes
zwischen dem Lago Argentino und dem
Seno de la Ultima Esperanza, Süd-
patagonien. Aus: Hauthal, Wilckens,
Paulcke. Die obere Kreide Siüdpata-
goniens und ihre Fauna. (Separat. aus:
Berichte der naturforschenden Gesell-
schaft in Freiburg. Bd. XV.) Freiburg
i. Br., typ. C. A. Wagner. 1907.82.
22 S. (75—96) mit 1 Taf. Gesch. .d.
Autors. (15599. 8°.)
Zelizko, J. V. Untersilurische Fauna
von Särka bei Prag. (Separat aus:
Verhandlungen der k.k. geolog. Reichs-
anstalt. 1907, Nr. 8.) Wien,. typ.
Brüder Hollinek, 1907. 8°. 5 S. (216—
220). Gesch. d. Autors. (15600. 8°.)
1907
Einsendungen für die Bibliothek.
405
Periodische Schriften.
Eingelangt im Laufe des Jahres 1907.
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1907, Nr. 1—2. (1822789°,)
Adelaide. Royal Socieiy of South
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(183. 8°.)
Albany. New York State Museum. An-
naal Report. LVIl: 1903. Vol. 1-4;
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Nr. 83—92; 94—100; 102-—109.
(154. 8°.)
Albany. University of the State of New
York. State Library. Annual Re-
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York. State Library. Bulletin. Ad-
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Amsterdam. Koninkl. Akademie van
wetenschappen. Jaarboek; voor
1906. (195. 8°.)
Amsterdam. Koninkl. Akademie van
wetenschappen (wis—en natuurkun-
dige afdeeling). Verhandelingen:
1. Sectie. Deel IX. Nr. 4. 1997. (187. 8°.)
Amsterdam. Koninkl. Akademie van
wetenschappen (wis—en natuurkun-
dige afdeeling). Verhandelingen;
2. Seetie. Dee! XII. Nr. 1-3.
(188. 8°.)
Amsterdam. Koninkl. Akademie van
wetenschappen (wis—en natuurkun-
dige afdeeling). Verslagen van de
gewone vergaderingen. Deel XV.
Ged. 1—2, 1906— 1907. (189. 8°.)
Amsterdam. Koninkl. Akademie van
wetenschappen (afleelingLetterkunde).
Verhandelingen. N. R. Deel VI.
1906; Deel VIII. Nr. 3. 1907.
(a. N. 776. 8°.)
Amsterdam. Koninkl. Akademie van
wetenschappen (afdeeling Letterkunde).
Verslagen en Mededeelin-
gen. 4 Reeks. Deel VIII. 1907.
(a. N. 334. 8°.)
Angers. Societe d’&tudes scientifiques.
Bulletin. N. S. Anne XXXV.
1905. (196. 8°.)
Augsburg. Naturwissenschaftlicher Ver-
ein für Schwaben und Neuburg. Be-
richt. XXXVII. 1906. (199. 8°.)
Auxerre. Societe des sciences historiques
et naturelles de L’Yonne. Bulletin.
Vol. LIX. Annee 1905. (Ser. IV. Vol.
IX%)- Sem. 1—2. (201. 8°.)
Baltimore. Maryland Geologieal Survey.
(State-Geologist W. B. Clark.) Plio-
cene and Pleistocene. 1906. (715. 8°,)
Baltimore. American chemical Journal.
Vol. XXXV. Nr. 5-6; Vol. XXXVI.
Nr. 1—6. 1906; . Vol, XXXVIl.; Nr.
1—6. 1907 u. General Index to Vol.
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1—2. 1907. (20$. 8°.)
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paläontologische Gesellschaft. Ab-
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pal&ontologique suisse.) Vol. XXXI11.
1906. (2. 4°)
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Indie. Jaarg. XXXV. 1906. (581. 8°.)
Batavia [Amsterdam]. Koninkl. natuur-
kundige Vereinigung in Nederlandsch-
Indiö, NatuurkundigTijdschrift.
Deel LXVI. 1907. (205. 8°.)
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phical Society. Report and Procee-
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Bergen. Museum. Aarbog. For 1906.
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Berkeley. University of California. De-
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Vol. V. Nr. 7—8, 11. (148. 8°.)
Berlin. Königl. preußische Akademie
der Wissenschaften. Physikalische
Abhandlungen. Aus dem Jahre
1906 u. Anhang. (b. 4°.)
Berlin. Königl. preußische Akademie
der Wissenschaften. Sitzungsbe-
richte. Jahrg. 1906.- Nr. 39-53;
Jahrg. 1907. Nr. 1—38. (211. 8°.)
Berlin. Königl. preußische geologische
Landesanstalt. Abhandlungen.
Neue Folge. Heft 46, 50. 1906. (7. 8°.)
Berlin. Königl. preußische geologische
Landesanstalt. Erläuterungen zur
geologischen Spezialkarte von Preußen
und. den Thüringischen Staaten.
Lfg.. 118.: Grad 46. Nr. 16, 17, 22,
23; Lfg. 119. Grad 27.=Nr. 48,53,
54, 60; Lfg. 123. Grad 13. Nr. 49, 50,
55, 56; Lfg. 129. Grad 55..Nr. 54, 55;
Grad 56. Nr. 55;. Grad 70. Nr.13;
Lfg. 130. Grad 23. Nr. 17, 18, 23,24;
Lfg. 137. Grad 44. Nr. 49, 50,:51,55,
56, 57. (6: 8°.)
Berlin. Königl. preußische geologische
Landesanstalt. Jahrbuch. Bd. XX VII
für das Jahr 1906. Heft 1—3; .Bd.
404 Verhandlungen.
XXVII für das Jahr 1907. Heft 1—2;
Bd. XXIV für das Jahr 1902. Heft 4
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Direktoren der geologischen Landes-
anstalten der deutschen Bundesstaaten ;
Eisenach 1906. (3. 8°.)
Berlin. Deutsche geologische Gesell-
schaft. Zeitschrift. Bd. LVIII.
Hft. 3—4. 1906; Bd. LIX. llft. 1—3.
1907. (5. 8°.)
Berlin [Jena]. Geologische und
paläontologische Abhand-
lungen; hrsg. v. E.Koken. Bd. XI.
(N.F.NIISHft 3; Bd. IX. (NIEV))
Hft. 4; Supplement-Bd. I. Lfg. 1. Text
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Berlin. Zeitschriftfürpraktische
Geologie; hrsg. v. M.Krahmann.
Jahrg. XV. 1907. (9..82.)
Berlin. Institut für Meereskunde und
Geographisches Institut an der Uni-
versität. Veröffentlichungen. Heft
1—10. 1902—1906 (hrsg. v. F. Frh.
v. Richthofen); Heft 11. 1907 (hrsg.
v. A. Pen:ck). (768. 8°,)
Berlin. Naturwissenschaftliche
Wochenschrift; redig. v. H. Po-
tonie. Bd. XXII. (N. F. VI.) 1907.
(248. 4°.)
Berlin. Deutsche chemische Gesellschaft.
Berichte. Jahrg. XL. 1907.
(152. 8°, Lab.)
Berlin. Gesellschaft für Erdkunde. Zeit-
schrift. N. S. Jahrg. 1907. (504. 8°.)
Berlin. Deutsche physikalische Gesell-
schaft. Verhandlungen. Jahrg. VIII.
1906; IX. 1907. (175. 8°. Lab.)
Berlin. Produktion der Berg-
werke, Salinen und Hütten des
preußischen Staates, im Jahre 1906.
(6. #0.)
Berlin. Tonindustrie-Zeitung.
Jahrg. XXXI. 1907. (8. 4°.)
Berlin. Zeitschrift für das Berg-,
Hütten- und Salinenwesen im preußi-
schen Staate. Bd. LIV. Hft. 5. 1906;
Bd. LV. Hft. 1—3 und statist. Life.
1—3. 1907. (5. -4°,)
Berlin. Naturae Novitates. Biblio-
graphie; hrsg. v. R. Friedländer
& Sohn. Jahrg. XXIX. 1907.
(1. 8°. Bibl.)
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XXIX, Teil I. 1907 u. Geotechnische
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Bern. Schweizerische naturforschende
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1906. (442. 8°.)
Nr. 17.18
Bern. Soci6te helvetique des sciences
naturelles. Compte rendu des tra-
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88. Session. Lucerne 1905; 89. Session.
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Bern. Naturforschende Gesellschaft.
Mitteilungen. Aus dem Jahre 1906.
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(214. 8°.)
Bologna. R. Accademia delle scienze
dell’ Istituto. Memorie. Ser. VI
Tom. III. 1906. (167. 4°.)
Bologna. KR. Accademia delle seienze
dell’ Istituto. Rendiconti. Nuova
Seric. Vol. X. 1905—1906.
(217. 8°.)
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preuß. Rheinlande und Westfalens,
Verhandlungen. Jahrg. LXIN.
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Natur- und Heilkunde. 1906.
(218. 8°.)
Bordeaux. Soc.ete Linndenne. Actes.
Vol. LX. (Ser VI. Tom. X.) 1905;
Vol. LXI. (Ser. VII. Tom. I.) 19086.
(219. :8°.)
Boston. American Academy of arts and
sciences. Proceedings. Vol. XL.
Nr. 12—29; Vol. XLIU. Nr. 1—6.
(225. 8°.)
Boston. Society of natural history. Pro-
ceedings. Vol. XXXII. Nr. 3—12.
1904—05; Vol. XXXIIL Nr. 1—2.
1906. (221. 8°.)
Boston. Society of natural history.
Oceasional Papers. Vol. VII.
(Fauna of New England). Nr. 4—7.
1905 —06. (222. 8°.)
Braunschweig. Jahresbericht über
die Fortschritte der Chemie. Für 1900,
ft. 2—9. Für 1901, Hft. 1-4. Für
1904, Hft. 10—11 u. General-Register
1887— 1896. (154. 8. Lab.)
Bremen. Naturwissenschaftlicher Verein.
Abhandlungen. Bd. XIX. Hft. 1.
1907. (228. 8°,)
Bremen. Geographische Gesellschaft.
Deutschegeographische Blätter.
Bd. XXIX— XXX. 1906— 1907.
(769. 8°.)
Breseia. Ateneo. Commentari. Per
J’anno 1906. (a. N.222908%)
Breslau. Schlesische Gesellschaft für
vaterländische Kultur. Jahresbe-
richt. LXXXIV. 1906 u. Ergänzungs-
heft. (230. 8°.)
|
|
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Bruxelles. Academie royale de Belgique.
Olasse des sciences. M@emoires. Ser.
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de pal6ontologie et d’hydrologie. Bul-
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domänyi Közlemenyek. [König].
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Budapest. Königl. ungar. geologische
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Anstalt. Jahresbericht, für 1905.
(18. 8°.)
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Budapest. Magyar Kir. Földtani Intezet.
Evkönyve. Köt, XV. Füz. 1—4.
(272.89,))
Budapest. Magyarhoni Földtani Tärsulat.
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Termeszetrajei Osztälyainak Folyö-
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Palaeontologialndica. Ser. XV.
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1906; Vol. XXXV. Part 1-4. 1907.
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Caleutta. Government of India. Meteo-
rological Department. Mounthly
Weather Review. Nr. 7—12. 1906;
and Annual Summary 1905. (305. 4°.)
Caleutta. Government of India. Meteo-
rological Department. Indian Meteo-
rological Memoirs. Vol. XVII.
Part 1; 3. 1907. (306. 4.°)
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rological Department. Report on
the administration; in 1906— 1907.
(308. 4°.)
Cambridge. American Academy ot arts
and sciences. Memoirs, Vol. XIII
Nr. 4—5. 1906—1907. (119. 4°.
Verhandlungen. 59
Caen.
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Statistisches Jahrbuch. Für
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Wien. Kaiser. Akademie der Wissen-
schaften. Denkschriften; math.-
naturw. Klasse. LXXI. Hfte 1; Bd.
LXXX. 1907. (68. 4°.)
Wien. Kaiser). Akademie der Wissen-
schaften. Sitzungsberichte;
math.-naturw. Klasse. Abteilung I.
Jahrg. 1906. Bd. CXV. Hft. 6—10;
Jahrg. 1907. Bd. OXVI. Hft. 1—3.
(476. 8°.)
Wien. Kaiserl. Akademie der Wissen-
schaften. Sitzungsberichte;
math.-naturw. Klasse. Abteilung
II a. Jahrg. 1906. Bd. CXV, Hft. 6—10;
Jahrg. 1907. Bd. CXVI. Hft.1—3. Ab-
teilung Il. Jahrg. 1906. Bd. CXV.
Hft. 7—10; Jahrg. 1907. Bd. CXVI.
Hft. 1—4. (477. 8°.)
Wien. Kaiser]. Akademie der Wissen-
schaften. Sitzungsberichts;
math. naturw. Klasse. AbteilunglIl.
Jahrg. 1906. Bd. CXV. Hft. 6—10;
Jahrg 1907. Bd. CXVI Hft. 1—2.
(478. 8°.)
Wien. Kaiserl. Akademie der Wissen-
schaften. Sitzungsberichte; phil.-
histor. Klasse. Jahrg. 1905— 1906.
Bd. CLII; Bd. CLV. Abhandlung 1,
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Mitteilungen. Bd. XXXVU. Hit.
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Bd. XX. Hft. 1-4. 1907. (73. 2
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und Pfibram und königl. ungarische
Bergakademie zu Schemnitz. Berg-
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Wien. K. k. Zentralanstalt für Meteoro-
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bahn-Zeitung. Jahrg. XXX. 1907.
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Österreichische Garten-Zeitung.
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Wien. K. k. Gradmessungs - Bureau.
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Wien. Handels- und Gewerbekammer
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der Enns. Sitzungsberichte.
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Wien. K. k. bydrograpbisches Zentral-
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Wien, K. u. k. militär-geographisches
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graphische Mitteilungen;
60*
416
herausgegeben vou G. Tschermak
(F. Becke). Bd. XXV. Hft. 5. 1906;
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(169. 8°. Lab.)
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Hirschfeld. Jahrg. VIII. 1907.
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Wien.K.k.naturhistorischeslHofmusenm.
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Montan- and Metallindustrie-
Zeitung. Jahrg. XLI. 1907. (83. 4°.)
Wien. Österreichischer Ingenieur- und
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Jahrg. LIX. 1907. (70: 4°.)
Wien. K. k. statistische Zentralkom-
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tistik. Bl. LXXV. Hft. 1. Abtlg. 2;
Bd. LXXVIII. Hft. 2—3; Bd. LXXIX.
Ilft.1—2; Bd. LXXXI. Hft. 1. Abtlg.
1—2: 4; Bd. LXXXIL. Hft. 2; Bd.
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Nr. 17 u. 18
Wien. WissenschaftlicherKlub.M onats-
blätter. Jahrg. XXVII. Nr. 5—12;
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Wien. K. k. zoolog.-botanische Gesell-
schaft. Abhandlungen. Bd. IV.
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Wien [Sarajevo]. Wissenschaftliche Mit-
teilungen aus Bosnien und der Herze-
gowina; hrsg. v. Bosnisch-herzego-
winischen Landesmuseum in Sarajevo;
redigiert v. M. Hoernes. Bd. VIll.
1902; Bd. IX. 1904; Bd. X. 1907.
(233. 4°.)
Wien und München. Deutscher und
Österreichischer Alpenverein. Mit-
teilungen. Jahrg. 1907. (231. 4°.)
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Österreichischer Alpenverein. Zeit-
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Wiesbaden. Nassauischer Verein für
Naturkunde. Jahrbücher. Jahrg.
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Würzburg. Physikalisch - medizinische
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Nr. 2. (491. 8°.)
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Zagreb. Jugoslavenska Akademija zna-
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nostiiumjetnosti. Ljetopis.(Agram.
Südslavische Akademie der Wissen-
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Zagreb. Hrvatsko naravoslovne Drustvo.
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Zagreb. Hrvatsko arheologisko Drustvo
Vjesnik. [Agram. Kroatische ar-
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Gesellschaft.NeueDenkschriften.
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Bd. XXXV. 2. verb. Auflage 1902.
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d. k. k. zoclog.- botan. Gesellschaft
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Abel, 0. Geologische Spezialkarte:
Blatt Ausspitz und Nikolsburg. Vide:
TeBoul, CM, 7 Tausch, L.’v.
und Abel, O,
Abel, 0. Geologische Spezialkarte:
Blatt St. Pölten. Vide: $ Bittner, A.,
+ Pau], C. M., Abel, OÖ. und Suess,
Fr. E.
Abel, 0. Die Aufgaben und Ziele der
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d. k. k. geolog. Reichsanst. Wien 1907.
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Verhandl. d. k. k. geolog. Reichsanst.
Wien 1907. 8.345 —360. Mit 10 Texıfig.
Ampferer, 0. Die Triasinsel des Gais-
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im Reichsrate vertretenen Königreiche
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Blatt Gaming und Mariazell. (Zone 14,
Kol. XIL) SW- Gruppe Nr. 13.
1: 75.000. Herausgeg. von der k. k.
geolog. Reichsanst. 7. Lief. Wien 1907.
‘ Bittner, A. und Fugger, E. Geolo-
gische Spezialkarte der im Reichsrate
vertretenen ‚Königreiche und Länder
der österr. - ung. Monarchie. Blatt
Hallein und Berchtesgaden. (Zone 15,
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mora. Dio Cetvrti i poslednji, speeijalni.
(Naturwiss. Skizzen vom nordöstl.
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Mit 2 Taf.
Literaturverzeichnis für das Jahr 1907. 421
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je bila gora zagrebaöka oledjena i
kako je postala zagrebaöka terasa.
(War das Agramer Gebirge vereist und
wie entstand die Agramer Terrasse ?)
Glasnik hrv. nar. druztva XIX.
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XIX. Agram 1907. 8°. S.268— 272.
Gorjanovie - Kramberger, K. Zasto
se prapor (Loess) vertikalno otkida ?
(Warum bricht der Löß vertikal ab?)
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1907 erschienenen Arbeiten geolo-
gischen, paläontologischen, mineralo-
gischen, montangeologischen und
hydrologischen Inhalts, welche auf das
Gebiet der österreichisch-ungarischen
Monarchie Bezug nehmen, nebst Nach-
trägen zur Literatur des Jahres 1906.
Khol, F. In memoriam prof. dr. Alfred
Slavik. (Biographie des tschechischen
Geologen.) Praäskä Lidova Revue.
Prag 1907.
Kispatic, M. Manganov fayalit iz Zagre-
backe gore. (Mangan-Fayalit aus dem
Agramer Gebirge.) Rad. jugosl. akad.
Agram 1906. 8°. Nr. 167. S. 1—7.
Kispatic, M. Dvadeset i Cetvrto po-
tresno izvjesce za pryu detvrt godine
1906. (24. Erdbebenbericht über das
1. Quartal 1906.) Rad. jugosl. akad.
Agram 1907. 8°. Nr. 169. S. 1—54.
Kittl, E. Geologische Spezialkarte:
Blatt Gaming und Mariazell. Vide:
61*
424
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Kittl, E.,
Knett, J. Über Quellenschutz. Internat.
Mineralquellen-Zeitung. VIII. Nr. 158.
Wien 1907. 4°. S. 8-17. (Enthält auf
Böhmen bezügliche Daten.)
Koch, A. Petrovaradinon 1900-ban fürt
kiserleti artezi kut geologiai szelvenye.
(Geologisches Profil des im Jahre 1900
in Peterwardein abgebohrten arte-
sischen Brunnens.) Földtani Közlöny.
XXXVII. Budapest 1907. 8°. S. 116—
121.u. 167 —173.
Koch, A. Geologisches Profil eines im
Jahre 1904 in Adäcs (Komitat Heves)
niedereeteuften Bohrbrunnens.Földtani
Közlöny. XXXVII. Budapest 1907.
8°. S. 346-349 u. 395— 398.
Koch, &. A. Über einige der ältesten
und jüngsten artesischen Bohrungen
im Tertiärbecken von Wien. Rede, ge-
halten am 7. November 1907, beim
Antritte des Rektorats der k. k. Hoch-
schule für Bodenkultur. Bericht über
die feierliche Inauguration des für
das Studienjahr 1907—1908 gewählten
Rektors der k. k. Hochschule für
Bodenkultur in Wien. Wien 1907.
8°. 60 Seiten.
Koechlin, R. Uber neue Minerale. Mit-
teillungen d. Wiener miner. (esell-
schaft Wien 1907. 8°. 8.26 -33. (Auf
Österreich bezüglich: Moravit aus
Gobitschau in Mähren.)
Kohlenproduktion Österreichs im Jahre
1906. „Kohleninteressent“. XXVI.
Teplitz 1907. 4°, Nr. 15, 16, 17, 18
u. 22.
Kohlensäurebohrungen bei Neudorf.
Internat. Mineralquellen- Zeitung. VIII.
Nr. 156. Wien 1907. 4°.
König, A. Geologische Beobachtungen
in der Umgebung des Attersees.
65. Jahresber. d. Museum Franzisko-
Carolinum. Linz 1907. 8°. 45 Seiten.
Mit 1 Karte, 2 Prof. u. 4 Textfig.
Kossmat, Fr. Über den Quecksilberberg-
bau von Idria mit einigen Bemerkungen
über Almaden. Vortrag. Zeitschr. d.
Österr. Ingenieur- u. Architekten-
vereines. LIX. Wien 1907. 4°, S. 377.
Kossmat, Fr. Geologie des Wocheiner
Tunnels und der südlichen Anschluß-
Paul, ©. M. und
linie. Denkschr. d. math. - naturw.
Klasse der kais. Akad. d. Wissen-
schaften. LXXXII. Wien 1907. 4°,
103 S. Mit 8 Tafeln, 1 geolog. Karte
u. 13 Textfig.
Kowarzik, R. Carya Laubei. Eine neue
tertiäre Nuß. Verhandl. d. k. k. geolog.
Reichsanst. Wien 1907. S. 283—287.
Mit 2 Textfig.
Verhandlungen.
Nr. Ianels
Krebs, N. Die Halbinsel Istrien. Geogr.
Abhandlungen. Bd. IX. Hft.2. Leipzig
1907. 8°.
Kretsehmer, Fr. Mineralien, Eisenerze
und Kontaktgebilde auf dem Schal-
steinzuge Sternberg-Bennisch. Zentral-
blatt f. Min.. Geol. und Paläont. Stutt-
sart 1907. 8°. 8. 289-301 u. 321—328.
Mit 2 Textfig.
Kretschmer, Fr. Die Sinterbildungen vom
Eisenerzbergbau Quittein nächst Müglitz
(Mähren). Jahrb. d. k. k. geolog.
Reichsanst. LVII. Wien 1907. 8.21—32.
Kriz, M. OÖ zaledneni severovychodni
Moravy a rakouskcho Slezska. (Uber
die Vereisung des nordöstlichen
Mährens und _ Österr.-Schlesiens).
„Pravek“, Vage prehistorique. III.
Kojetin 1907. 8°. 8.
anzeige einer Arbeit.) _
|Kriz, M.] napsal E. Cerny. Olmütz
1907. 8°. Vide: Gerny, F.
155—157. (Vor-
Lagally, M. Revision der Gletscher-
marken im Selrain und nördlichen
Stubai (Tirol), Zeitschr. f. Gletscher-
kunde I. Berlin 1907. S. 226—228.
Lasz, Ss. A magmamozgäsok. A vyul-
känossäg multja, jelene &s a modern
vulkanolögiai kutatäas föladatai. (Mag-
mabewegungen. Der Vulkanismus der
Vergangenheit und Gegenwart sowie
die Aufgaben vulkangeologischer For-
schung.) Budapest 1906. 8°. 46 S. Mit
32 Abb. (Enthält auch eine Beschreibung
der erloschenen ungarischen Vulkange-
biete.)
Läszlö,. &. Aufnahmsbericht über agro-
geologische Arbeiten im Jahre 1905
im südwestlichen Teile der kleinen
ungarischen Tiefebene. Jahresb. d. kgl.
ungar. geol. Anstalt für 1905. Budapest
1907..8°. S. 245—247. Mit 1 Taf.
Läszlö, &. und Emszt, K. Bericht über
geologische Torf- und Moorforschungen
im Jahre 1905. Jahresber. d. kegl.
ungar. geol. Anstalt für 1905. Buda-
pest 1907. 8%, 8. 248—272,
Leuchs, Kurt. Die geologische Zu-
sammensetzung und Geschichte des
Kaisergebirges. Zeitschr. d. Ferdi-
nandeums. 51 Heft. Innsbruck 1907.
8°. 8. 53— 137.
Lewinski, J. Notatka z powodu rozprawy
Prof. J. Siemiradzkiego p. t. „O
formacyach trzeciorzednych w Polsce.“
(Bemerkungen zur Abhandlung Prof. J.
Siemiradzkis über die Tertiärformation
Polens.) „Kosmos“ XXXII. Lemberg
1307. 8°. S. 459— 461.
Liebus, A. Geologische Wanderungen
in der Umgebung von Prag. I. Prag—
1907
Kuchelbad, II. Hlubotep, III. Slichow—
S. Prokopital. „Lotos“. Prag 1907. 8°.
Nirs 8,6, 8;
Lifa, A. Bemerkungen zum strati-
graphischen Teil der Arbeit Hans v.
Staffs: „Beiträge zur Stratigraphie und
Tektonik des Gerecsegebirges.“ Mit-
teilungen aus d. Jahrb. d. kgl. ungar.
geol. Anstalt XVI. 1. Budapest 1907.
8°. 19 Seiten.
Liffa. A. Notizen zu den agrogeologischen
Verhältnissen der Gegend von Mänj
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ungar. geol. Anstalt für 1905. Budapest
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von Westmähren II. Programm der
Landesrealschule Teltsch I. 1905/06.
51 Seiten. 1906/07. 24 Seiten.
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und deren Minerallagerstätten. Mon-
tan-Zeitung XIV. Graz 1907. 4°.
S. 86, 102, 118.
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XIV. Graz 1907. 4°. S. 168—170.
Lowag, J. Der alte Gold-, Silber- u.
Bleiglanzbergbau bei Iglau in Mähren
und Deutsch-Brod in Böhmen. Mon-
tan-Zeitung XIV. Graz 1907. 4°.
Ss. 290—291, 306— 307, 323— 326.
Lozinski, W. v. Quartärstudien im
Gebiete der nordischen Vereisung
Galiziens. Jahrb. d. k. k. geolog.
Reichsanst. LVII. Wien 1907. S. 375 —
398. Mit 2 Textfig.
Lozinski, W. v. Die Karsterscheinungen
in Galizisch-Podolien. Jahrb. d. k. k.
geolog. Reichsanst. LVII. Wien 1907.
S. 683—726. Mit 3 Taf. u. 3 Textfig.
Lozinski, W. v. Ein merkwürdiges Vor-
kommen von Konglomerat und dilu-
vialem Schotter in Zurawica bei
Przemysl. Verhandl. d. k. k. geolog.
Reichsanst. Wien 1907. S. 45—47.
Mit 1 Textfig.
Lozinski, W. Die diluviale Seebildung
im nordgalizischen Tieflande. Bulletin
international de l’Academie des sciences
Literaturverzeichnis für das Jahr 1907.
425
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d. k. k. Geogr. Gesellschaft. L. Wien
1907. 8°. 8. 49—50.
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dem Fogarascher Gebirge (südliches
Siebenbürgen). Zeitschr. f, Gletscher-
kunde Il. Berlin 1907. 8°. S. 67—71.
Ludwig, E., Panzer, Th. u. Zdarek, E.
Über die Styriaquelle in Rohitsch—
Sauerbrunn. Internat. Mineralquellen-
Zeitung VII. Nr. 164, 165 u. 166.
Wien 1907. 4°.
Makowsky, A, Chromitvorkommen von
Neudorf und Asplenium Serpentini.
Verhandl. d. naturw. Vereines in
Brünn XLIV. Brünn 1906. 8°. Sitzungs-
ber. S. 35.
Makowsky, A. Fossile Tierreste aus
der Schwedentischgrotte bei Ochos.
Verhandl. d. naturw. Vereines in
Brünn XLIV. Brünn 1906. 8°. Sitzungs-
ber. S. 37—40.
Makowsky, A. Uber ein prähistorisches
Kupferbergwerk. (Mitterberg bei
Bischofshofen.) Verhandl. d. nraturw.
Vereines in Brünn XLIV, Brünn 1906.
8°. Sitzungsber. S. 40.
Maresek, A. jun. Streifzüge in der
Hohen Tätra. Jahrb. d. ungar. Kar-
pathenvereines XXXIV. Iglö 1907.
8°. S. 97—106.
Marinelli, O0. Studi sopra i ghiacciai
delle Alpi Venete. Zeitschr. f. Gletscher-
kunde I. Berlin 1907. 8°. S. 357 —358.
Marson, L. Sulle oscillazioni dei ghiac-
ciai dell’ Adamello—Presanella. Zeit-
schrift f. Gletscherkunde II. Berlin
1907. 8°. 58—59.
Martelli, A. La serie eocenica dell’
isola di Arbe nel Quarnero. Vide:
Stefani De, C. und Martelli, A.
Martelli, A. Il Miocene di Berane nel
Sangiaccato di Novibazar. Bullet. Soc.
Geol. Ital. XXV. Rom 1906. 8°.
S. 61—64.
Mertens, J. P. Beiträge zur Kenntnis
der Karbonfauna von Süddalmatien.
- Verhandl. d. k. k. geolog. Reichsanst.
Wien 1907. S. 205—211.
Metzl, S. Gibt es ein vererztes Gold?
Ungar. Montan-, Industrie- u. Han-
delsztg. Budapest 1907. 4°. Nr. 1u.3.
Miaczynski, P. Die geologischen Ver-
hältnisse Boryslaws. Ungar. Montan-,
Indusrrie- u. Handelsztg XIII. Buda-
pest 1907. 4°. Nr. 9.
Michael, R. Über die Frage der Orlauer
Störung im oberschlesischen Stein-
426
kohlenbecken. Monatsber. d. deutschen
geol. Gesellschaft LIX. Berlin 1907.
8°. Nr. 2,4. 8.
Michael, R. Über die Altersfrage der
oberschlesischen Tertiärablagerungen.
Monatsber. d. deutschen ‚geol. Gesell-
schaft LIX. Berlin 1907. 8°. 7. 8.
Michael, R. Uber neuere Aufschlüsse
unterkarbonischer Schichten am Öst-
rande des oberschlesischen Stein-
kohlenbeckens. Jahrb. d. k. preuß.
geol. Landesanst. XXVIII. 2. Heft.
Berlin 1907. 8°. S. 183—201. Mit
4 Textfig.
Michael, R. Über das Alter der in den
Tiefbohrungen von Lorenzdorf in
Schlesien u, Przeciszow in Galizien
aufgeschlossenen Tertiärschichten.
Jahrb. d. k. preuß. geol. Landesanst.
XxVIll. 2. Heft. Berlin 1907. 8°.
S. 207—218. Mit einer Kartenskizze.
[Mojsisovies v. Mojsvar, E.] Todes-
anzeige. Vide: Tietze, E.
[Mojsisovies v. Mojsvar, E.]| Eine Skizze
seines Lebensganges und seiner wissen-
schaftlichen Tätigkeit. Vide:Diener,C,
Le Monnier, F, v. Die Erdbeben in
ihren Beziehunger zur Technik u.
Baukunst. Vortrag. Zeitschr. d. österr.
Ingenieur- u. Architektenvereines LIX.
Wien 1907. 4°. 5. 859 — 865 u. 873—878.
Moser, L. K. Ein Ausflug nach der
Sandinsel Sansego. „Globus“ XCI.
1907. 8°. S. 249— 254.
Mühlhofer, Fr. Über Knochenführende
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stes und Karstentwaldung. „Globus“
1907. 8°. 8. 109—111. Mit 2 Textfig.
Müller, C. Beiträge zur Geschichte des
nordwestlichen böhmischen Braun-
kohlenbergbaues. „Kohleninteressent“
XXVll. Teplitz 1907. 4’. Nr. 10, 12,
13, 14.
Müller. Uber den Karst und seine
Phänomene. Vortrag. Jahresber. d.
Vereines für vaterländ. Naturkunde
in Württemberg LXIIl. Stuttgart 1907.
8. 8. 78.
Müllner, A. Die Eisen- und Stahl-
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am steirischen Erzberge im Mittelalter.
Österr. Zeitschr. f. Berg- und Hütten-
wesen. 1907. 4°. S. 53—57, 68—70.
Murgoeci. 6. 1. Contribution & la
tectonique des Carpathes m&ridionales.
2. Sur l’existence d’une grande nappe
de recouvrement dans les Carpathes
meridionales. 5. Sur l’age de la grande
nappe de charriage des. Carpathes
meridionales. Comptes rendus de l’Acad.
de sc. Paris 1905. 8°.
Verhandlungen.
Nr. 17 u. 18
Neumann, J. Die Oxfordfauna von
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1907. 8°. S. 226—261. Mit 4 Taf.
Nikolie, E. Episodi del salificio adriatico
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Noth, &. A Komarnik—Mikovai es Luhi
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Petroleumvorkommen von Komarnik
—Mikova und Luh.) Földtani Közlöny.
XXXVII. Budapest 1907. 8%, S. 25—
29 u. S. 99-104. Mit 2 Textfig.
Noväk, V. Jednotnost’ diluvialni ledove
doby ? (Die Einheitlichkeit der diluvialen
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Nowak, J. Przyezynek do znajomosci
kredy Lwowsko—Rawskiego Roztocza.
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Rostotsche zwischen Lemberg und
Rawa) „Kosmos“. Lemberg 1907. 8°.
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Nowak, J. W sprawie wieku marglu
kredowego na Wolezyneu pod Stanis-
lawowem. (Über das Alter des Kreide-
mergels zu Wolezyniee bei Stanislau.)
„Kosmos“ XXXI. Lemberg 1907. 8°.
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Krakau 1907. 8°. 27 S. mit 2 Taf.
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d. k. k. geolog. Reichsanst. Wien 1907.
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1907. 4°. S. 221 - 271. Mit 3 Taf.
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1907
kgl. ungar. geolog. Anstalt für 1905.
Budapest 1907. 8°, S. 74—79.
Pälfy, M. v. Bemerkungen zu Herrn
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Dogger von Villäny.“ Verhandl. d.k.k.
geolog. Reichsanst. Wien 1907. S. 131—
134. Mit 1 Textfig.
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ungar. geolog. Anstalt für 1905. Buda-
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3. Heft. Budapest 1907. 8°. 134 S.
Mit 1 Karte u. 20 Textfig.
" Paul, €. M., r Tausch, L. v, und
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Monarchie: Blatt Auspitz und Nikols-
burg. (Zone 10, Kol. XV.) NW-Gruppe
Nr. 85. 1:75.000. Herausgeg. von d.
k. k. geol. Reichsanst. 7. Lief. Wien
1907.
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“
ie
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vereczke. db) Gegend zwischen Nagy-
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Posewitz, Th. Petrolenım €s aszfalt
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in Ungarn.) Jahrb. d. kgl. ungar. geol.
Anstalt. XV. 4. Heft. Budapest 1906. 8°.
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Baryte. I.) Programm des Staatsreal-
und Obergymnasiums in Pfibram.
1905/06. 14 Seiten. II. 1906/07.
16 Seiten.
Prinz, &. Az €szakkeleti Bakony idösb
jurakoru retegeinek faunäja. (Fauna
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östlichen Bakony.) Jahrb. d. kgl. ungar.
geolog. Anstalt. XV.3.Heft. Budapest
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428
für Salzburger Landeskunde XLVII.
Salzburg 1907. 8°. S. 365— 370.
Quaas, A. Über eine obermiocäne Fauna
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Berlin 1906. 8. S. 196—198.
Radioaktive Grubenwässer von Joa-
chimstal. Internat. Mineralquellen-
Zeitung VIII. Nr. 176. Wien 1907. 4°,
Rainer, St. L. Die Goldbaggerei in
Europa. Vortrag. Zeitschr. des österr.
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Remes, M. Predb£znäzpräva.o nekterych
növych a vzäcne&jsich zkamene&linäch
telechovsk&ho devonu. (Vorläufiger
Verhandlungen.
Nr. 17 u.18
Bericht über einige neue und seltenere
Versteinerungen des Tschelechowitzer
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Proßnitz IX. Proßnitz 1907. 8°.
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Ressel, A. Der alte Bergbau im Jeschken-
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Reyer, E. Geologische Prinzipienfragen.
Leipzig 1907. 8°. X—202 8. mit
254 Textlie.
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Wissenschaftliche Mitteilungen aus
Bosnien und der Herzegowina. X.
Wien 1907. 8°. S. 385-545. Mit 10 Taf.
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Beil.-Bd. XXIII. Stuttgart 1907. 8°.
S. 1—41. Mit 2 Taf. u. 3. Textfig.
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dyluwialnych utworöw Galicyi. (Bei-
träge zur Kenntnis der Diluvial-
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XXXII. Lemberg 1907. 8°. 8. 350— 363.
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fossile Dünen. Verhandl. d. k. k. geolog.
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Dniestrtales. Mitteil. d. k- k. geogr.
Gesellschaft. LVII. Wien 1907. 8.275 —
292.
Romer, E. Sprawozdanie z wycieczek do
wydm nizo wych z pogladem na ich
powstanie. (Rinige Bemerkungen über
die fossilen Dünen unserer Diluvial-
ebene.) „Kosmos* XXXI. Lemberg
1906. 8°. S. 334— 362. Mit 2 Karten-
skizzen.
Romer, E. Kilka przyezynköw do historyi
doliny Dniestru. (Beiträge zur Ge-
schichte des Dniestrtales. „Kosmos“
XXXI. Lemberg 1906. 8°, S. 363— 386.
Mit 1 Kartenskizze.
Romer, E. Kilka spostrzezen i wniosköw
nad utworami lodowcowynai miedzy
Przemyslem a Dobromilem. (Einige Be-
merkungen über die Glazialablagerun-
gen im Gebiete südlich von Przemysl.)
„Kosmos“ XXXII. Lemberg 1907. 8°.
S. 423—440.
Romer, E. Spis prac odnoszacych sie
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1903—1905. (Literatur zur Physio-
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ces de Boh@me. Prag 1906. 8°. 26 Seiten.
Mit 1 Taf.
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Siebenbürgischen Erzgebirges in der
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und das am linken Marosufer an-
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kgl. ungar. geoiog. Anstalt für 1905.
Budapest 1907. 8°. S. 80—81.
Roth v. Telegd, L. A Miskolezi szel-
veny helyreigazetäsa. (Rektifizierung
des Miskolezer Profils.) Földtani Köz-
löny. XXXVII Budapest 1907. 8°.
S. 133--135 u. 183— 185, ferner S. 373
und 425.
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München 1904—1906. S. 149— 150.
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dyluwialnego wypietrzenia Karpat. Od-
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gegen Romer betreffend das Diluvium
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Lemberg 1907. 8°. S. 462—63. Siehe
auch S. 219—21 u. 367—78.
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im Br. XVI. Freiburg im Br. 1906.
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Livigno, Bormio u. St. Maria im
Münstertal. Inauguraldissert. München
1907.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1907. Nr. 17 u. 18. Verhandlungen. 62
430
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gastropoden vom Eichkogel bei Möd-
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Rein in Steiermark. Jahrb. d. k.k.
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f. d. Berg-, Hütten- u. Salinenwesen
im preuß. Staate. LIV. Berlin 1906.
82,18. 377-382. Mit 1 Karte” u.
1 Textfig.
Schmidt, Axel. Ein letztes Wort an
Herrn Dr. W. Petrascheck. Ver-
handl. d. k. k. geolog. Reichsanstalt.
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Mit 1 Karte, 2 Profiltafeln und
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Zeitsehrift „Lotos@; "N... E. ZBAET.
Prag 1907. 4°. 9 S. mit 1 Textfig.
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Mitteil. d. Musealvereines für Krain.
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lejtöjen föltart löszröl &s Dunaterraszrol.
(Uber den Löß und die Donauterrasse
am Südosthang des Gelleitberges.)
Földtani Közlöny. XXXVIIL Buda-
pest 1907. 8°. S. 252—254 u. S. 314—
316. Mit 1 Textfig.
Schubert, R. J. Beiträge zu einer natür-
lichen Systematik der Foraminiferen,
Neues Jahrb. f. Min., Geol. u. Paläont.
Beilage-Bd. XXV. Stuttgart 1907. 8°.
29 S. mit 1 -Textfig.
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Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanst.
LVIl. Wien 1907.
Schubert, R. J. Vorläufige Mitteilung
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dem dalmatinischen Karbon. Verhandl.
d. k. k. geolog. Reichsanst. Wien 1907.
S. 211—213.
Schubert, R. J. Der geologische Bau
der Insel Puntadura (Dalmatien).
Verhandl. d. k. k. geolog. Reichsanst.
Wien 1907. 8. 250 —256. Mit 4 Textfig.
Schubert, R. J. Süßwasserneogen von
Nona (Norddalmatien). Verhandl. d.
Verhandlungen.
Nr. 17u.18
k. k. geolog. Reichsanst. Wien 1907.
S. 339341. _
Schwab, F. P. Uber die Schneeverhält-
nisse im Gebiete von Stoder. Jahresber.
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in Sachsen, Schlesien und Böhmen.
Neues Jahrb. f. Min. Geol. u. Pal.
Beilage Bd. XXIV. Stuttgart 1907. 8°,
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Ung. u. d. Orients. XX. Heft 2 u. 3.
Wien und Leipzig 1907. 4°. 114 8.
Mit 1 geolog. Karte, 1 Profiltafel u.
1 Texttig.
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Türöcer Bergen. Jahrb. d. ung. Kar-
pathen-Vereines XXXIV. Iglö 1907.
8°. S. 29—48. Mit 2 Textfig.
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„Kosmos“ XXXII. Lemberg 1907. 8°.
8. 261— 271.
Siemiradzki, J. O sSladach utworöw
dolnokredowych w krölestwie Polskiem.
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Lemberg 1907. 8°. S. 272—273.
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Prag 1907. 8. 144.
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schaften. Krakau XLVI. Krakau 2906.
8°. 134 S. mit 3 Taf.
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folgöinak hydrographiäja, különös
tekintettel a terrass kepzödesekre.
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u. 3. Wien u. Leipzig 1907. 4°. 76 S.
Mit 6 Tafeln u. 3 Textifig.
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Naturforsehers. V@stnik des naturwiss.
Klubs in Proßnitz für 1906. Proßnitz
1907. Mit 1 Porträt.
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tigraphiai es tektonikai viszonyaihoz.
(Beiträge zu den stratigraphischen
und tektonischen Verhältnissen des
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geol. Anstalt XV. Hft. 3. Budapest
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Wien 1907. 8°. S. 39—43.
Stark, M. Grünschiefer mit Diabas-
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4°. S. 185—189, 201—205, 226—229
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Steinmann, G. Geologische Probleme
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österr. Alpenvereines LXXXVII. Inns-
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30 Textfig.
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eh C. M., Abel. O.und Suess,
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- Teisseyre, W. O
451
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für 1905. Budapest 1907. 8°. S. 144—
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Szädeezky, Gy. v. A Biharhegyseg
közepsö reszenek Közettani 6&s tekto-
nikai viszonyairöl. Über die petro-
graphischen und tektonischen Charak-
tere des mittleren Teiles des Bihar-
gebirges.) Földtani Közlöny XXXVIl.
Budapest 1907. 8°. S. 1-15 u. 77—93.
Mit 1 Textfig.
Szontagh, Th. v. Über die geologischen
Verhältnisse der Gemarkungen von
Rossia, Läzur, Szohodol nnd Kebesd
im Komitat Bihar. Jahresber. d. kgl.
ung. geol. Anstalt für 1905. Budapest
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Vide! 7 Paul, 'C.M., Tausch, L’v.
und Abel, ©.
zwiazku w budowie
tektonieznej Karpat i ich przedmurza.
Über die Beziehungen zwischen der
Tektonik der Karpathen und der ihrer
Vorländer.) „Kosmos“ XXXII. Lemberg
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und Länder der österr.-ung. Monarchie:
Blatt Cilli und Ratschach. (Zone 21,
Kol. XI) SW-Gruppe Nr. 93.
1: 75.000. Herausgegeb. von d. k. k.
geolog. Reichsanst. 7 Lief. Wien 1907.
Tertsch, H. Graphit im Dunkelsteiner
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Teschler, & Wie entstand Körmöcz-
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Körmöezbanyaer Naturgoldes. Populär-
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u. Handelszeitung. XILlI. Budapest 1907.
4°. Nr. 12.
Tietze, E. Jahresbericht d. k. k. geolo-
gischen Reichsanstalt für 1906. Ver-
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Nr. 1. Wien 1907. 8°. 44 S.
Tietze,E.KarlLudolfGriesbachjy.
Verhandl. d. k. k. geolog. Reichsanst.
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2 Taf. u. 7 Textfig.
62*
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Villäny (Südungarn). Verhandl. d. k. k.
geolog. Reichsanst. Wien 1907. S. 121
— 129.
Till, A. Herrn Dr. M. v. Pälfy zur
Entgegnung bezüglich Villäny. Ver-
handl. d. k. k. geolog. Reichsanst.
Wien 1907. S. 246— 250. Mit 1 Textfig.
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Mitteilung. d. k. k. geogr. Gesellschaft
L. Wien 1907. 8°. S. 534—645. Mit
8 Textfig.
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Hügellandes zwischen Duka und
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geol. Anstalt für 1905. Budapest 1907.
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Kenntnis der ungarischen Kalzite und
Gipse.) Földtani Közlöny. XXXVI.
Budapest 1907. 8°%. 8. 247—252. u.
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Tokarski. J. O dyamentach marmaros-
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„Kosmos“ XXX. Lemberg 1906. 8°.
S. 443—470. Mit 1 Taf.
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diluvialen Lehm von Reinprechtspölla
(N.-0.) und von der Einmündung der
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k. k. geolog. Reichsanst. LVII. Wien
1907. S. 399—402. Mit 1. Taf.
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Österreich. Jahrb. d. k. k. geolog.
Reichsanst. LVII. Wien 1907. S. 445—
454. Mit 2 Taf.
Toula. Fr. Die Acanthicus-Schichten
im Randgebirge der Wiener Bucht bei
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d. k. k. geolog. Reichsanst. Wien 1907.
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Toula, Fr. Über die Resultate der von
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geführten Untersuchung der fossilen
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reich. Verhandl. d. k. k. geolog.
Reichsanst. Wien 1907. 8. 305—307.
Toula, Fr. Die Acanthieus-Schichten im
Randgebirge der Wiener Bucht bei
Gießhübl (Mödling WNW). Abhandl.
d. k. k. geolog. Reichsanst. XVI.
Heft 2. Wien 1907. Mit 19 Taf. u,
32 Textfig.
Trampler, R. Die mährischen Karst-
täler. Mitteil. d. k. k. geogr. Gesell-
schaft L. Nr. 1. Wien 1907. 8°. S. 5—27.
Trauth, Fr. Ein neuer Aufschluß im
Klippengebiete von St. Veit (Wien).
Verhandlungen.
Nr. 17 u.18
Verhandl. d. k. k. geolog. Reichsanst.
Wien 1907. S. 241—245. Mit 1 Textfig.
Treitz, J. Bericht über die agrogeolo-
gische Detailaufnahme im Jahre 1905.
Jahresber. d. kgl. ungar. geol. Anstalt
für 1905. Budapest 1907. 8°. S. 198 —
204.
Treybal, R. Dülezitost onleteho väapence
v hospodärstvi. (Die Wichtigkeit des
zermahlenen Kalksteines in der Land-
wirtschaft.) (Auf den Urkalk von Süd-
böhmen bezüglich.) Budweis 1907. 8°.
31. S!
Troll, ©. v. Die pontischen Ablagerungen
von Leobersdorf und ihre Fauna.
Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanst.
LVII. Wien 1907. S. 33—90. Mit
Tat.
Uhlig, V. Uber die Tektonik der Kar-
pathen. Sitzungsberichte der math.-
naturw. Klasse der kais. Akademie
der Wissenschaften. Abtleg. I. Bd. CXVI.
Wien 1907. 8°. 112 S. (871—982) mit
1 Textäieg., 1 Taf. u. 1 Karte.
Vacek, M. Weitere Bemerkungen zur
Geologie des Grazer Beckens. Verhandl.
d. k. k. geolog. Reichsanst. Wien 1907.
S. 159-—-192. Mit 6 Textfig.
Vadäsz, M. E. Über die Fauna der
unterliassischen Schichten von Alsörä-
kos (Persänygebirge). Földtani Közlöny.
XXXVII. Budapest 1907. 8°. S. 355 —
359 u. 405—410.
Vadäsz,M. E. Über die obermediterrane
Korallenbank von Ribice. Földtani
Közlöny. XXXVII. Budapest 1907. 8°.
S. 368—373 u. 420—425.
Veith, & Beobachtungen über die
Agramer Erdbeben im Winter 1905/06.
„Eräbebenwarte* V. Laibach 1906.
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Vinassa de Regny, P. Graptoliticarniche.
Atti Congr. Naturalisti Ital. Milano
1906. 8°. 28 Seiten. Mit 1 Taf.
Vleek, V. Prispövek k poznäni Einnosti
fossilnich Xylopter, (Beiträge zur
Kenntnis der Tätigkeit der fossilen
Xylopteren.) Programm d. Staats-
gymn. Königgrätz. 4 Seiten,
Vleek,. V. Fossilni küra s chodbami
kürovce. (Fossilrinde mit Gängen eines
Borkenkäfers.) Vesmir. Prag 1907. 8°.
S. 24. Mit 1 Abb.
Vogl, V. Adatok a föti alsö-mediterran
ismeretehez. (Beiträge zur Kenntnis
des Untermediterrans von Föt.) Föld-
tani Közlöny. XXXVII. Budapest 1907.
8%. S. 243—246 u. 8. 303—307. Mit
3 Textfig.
1907
Waagen, L. Die Lamellibranchiaten der
Pachycardientuffe der Seiser Alm nebst
vergleichend paläontologischen und
phylogenetischen Studien. Als Fort-
setzung (Il. Teil) zu: Bittner, A.
Lamellibranchiaten der alpinen Trias.
Abhandl. d. k. k. geolog. Reichsanst.
Bd. XVII. Hft. 2 Wien 1907. 4°.
180 Seiten. Mit 19 Textfig. u, 10 Tat.
Waagen. L, Wie entstehen Meeresbecken
und Gebirge. Verhandl. d. k. k. geolog.
Reichsanst. Wien 1907. S. 99—121.
Waagen, L. Der heutige Stand der
Eolithenfrage. Mitteil. d. k. k. geogr.
Gesellschaft. L. Wien 1907. S.343— 353.
Wahl, W. Die Enstatitaugite. Tscher-
maks mineralog. u. petrograph. Mit-
teilungen XXVI. Wien 1907. 8°
131 Seiten. Mit 1 Taf. u. 3 Textfig.
(Enthält auch eine kurze Bemerkung
über den Eukrit von Stannern in
Mähren.)
Weinschenk, E. Nochmals Copiapit u.
Jänosit. Földtani Rözlöny. Budapest
1906. 8. 5. 289—294 u. 359—366.
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welche die klimatischen Verhältnisse
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d. naturwiss. Vereines in Brünn XLIV.
Brünn 1906. 8°. S. 17—30.
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naturwiss. Gesellschaft für 1905.
St. Gallen 1906 8°. S. 437—453.
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trag. Internat. Mineralquellen-Zeitung
VIIE. Nr. 169. Wien 1907. 4°.
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Programm der öffentl. Unterrealschule
im III. Bez. Wien. 1906/07. 67 Seiten.
Wisniowski, K. Materialy do pols-
kiego stornietwa geologicznego. (Mate-
rialien zur poln.-geolog. Nomenklatur.)
Programm des VI. Staatsgymn. Lem-
berg 1906/07. 38 Seiten.
Wisniowski, Thadd. Uber die ober-
senone Ilyschfauna von Leszezyny.
Beitr. zur Paläont. u. Geolog. Osterr.-
Ung. u. d. Orients XX. Hft. IV. Wien
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1 Taf.
Literaturverzeichnis für das Jahr 1907.
435
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bei Przemysl.) Ber. d. physiograph.
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28 Seiten. Mit 9 Textfig.
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Zelizko, J. V. Geologicko-palaeonto-
logicke pomery nejbliz$iho okoli
Rozmitälu. _ (Geologisch - paläontolo-
gische Verhältnisse der nächsten Um-
gebung von RoZmitäl). Rozpravy der
böhm. Akad. d. Wissenschaften XV,
Il. Prag 1906. Mit 2 Taf. u. 4 Textfig.
(Mit deutschem Resume im Bull.
internat. d. l’Acad. d. sc. de Boh@me
_ 1906.)
Zelizko, J.
von Särka
k. geolog.
8. 216—220.
Zelizko, J. V, Zur Paläontologie der
untersilurischen Schichten in der
Gegend zwischen Pilsen und Rokycan
in Böhmen. Verhandl. d. k. k. geolog.
_ Reichsanst. Wien 1907. S. 373—382.
Zelizko, J. V. Zlato v jiznich Cechäch.
(Das Gold in Südböhmen.) Närodni
Politika. Nr. 36. Prag 1907.
Zimänyi, K. Über Baryte vom Komitat
Gömör. Zeitschr. f. Kryst. u. Min.
XLIV. Leipzig 1907. 8°. S. 162—166.
Mit 1 Taf. u. 4 Textfig. _
Zoltan, T. A Jänositröl. (Über den
Jänosit.) Földtani Közlöny. XXXVII.
Budapest 1907. S. 122— 130 u. 173— 180.
V. Untersilurische Fauna
bei Prag. Verhandl. d. k.
Reichsanst. Wien 1907.
Register.
Erklärung der Abkürzungen: G.R.-A. — Vorgänge an der k. k. geologi-
schen Reichsanstalt. — 7 — Todesanzeige. — Mt. — Eingesendete Mitteilung. -—
V. = Vortrag. — R.-B. = Reisebericht. — L. — Literaturnotiz. — N. = Notiz.
A. Seite
Abel, O0. Ernennung zum a. o. Professor der Paläontologie. G. R.-A. Nr.6 131
Absolor, K. u. Jaros, Zd. Geologische Übersichtskarte von Böhmen,
Mähren und Schlesien. L. Nr. 16... . 0388
Ampferer, O. Zur en geologischen Erforschung des Rätikongebirges.
IM EN Ta 192
A Gllnialgeolonische Beobachtungen i im unteren Inntal. V. Nr.7 200
5 Glazialgeologische Beobachtungen in der Umgebung von
Reutte. Me, Nissen 2 ...:... 345
5 Glazialgeologische Beobachtungen im unteren Inntal. D..Nr. 19002564
5 Die Triasinsel des Gaisberges bei Kirchberg in Tirol.
Mit, Nie, 1 TS ee, en ee ee RE 5.9
B.
Bawermiarn, H. Ihe! Erzberg=of Bisenerz. I, Nr. 167 52 en irre
Beck, H. Vorlage des Kartenblattes Neutitschein, V. (Anzeige.) Nr. 15 . . 366
Bilaas, J. Kleine. Geologie.von Tirolgl. Nr. 15. 222 8 2 6
D.
Dreger, J. Geologischer Bau der Umgebung von Griffen und St. Paul in
Kärnten. (Spuren der permischen Eiszeit.) V. Nr.4 .... 87
2, Bau einer Talsperre bei Bistrzitzka bei Wallachisch-Meseritsch.
Mes NL. 1B.: 2 a En 2 2 En 364
E.
Erdmann, H. Lehrbuch der anorganischen Chemie. L. Nr. 11 ..... 282
F.
Felix, T. Eine neue Korallengattung aus dem dalmatinischen Mesozoikum.
Ti NE.’ 10. 2208 0 A ee ee 57
G:
Gäbert, C. Die Gneise des Erzgebirges und ihre Kontaktwirkungen.
LINSE: 297
Geyer, G. Über die Gosaubildungen des unteren Ennstales und ihre Be-
ziehungen zum Kreideilysch. V. Nr.2 und8 ....... 255
1907 Register.
Gorjanovic-Kramberger. Die geotektonischen Verhältnisse des Agramer
Gebirges und die mit demselben im Zu-
sammenhange stehenden EN SUDEEN:
baNE:18 .
Gortani, M. Sopra l’esistenza del Devoniano inferiore fossilifero nel ver-
sante italiano delle alpi carniche. L. Nr.5 ....
H.
Hammer, W. Bericht über die Neuaufnahme der Ortlergruppe. V. Nr.7
e Beiträge zur Geologie der Sesvennagruppe. Mt. Nr. 16
Heritsch, Fr. Bemerkungen zum Glazialdiluvium des Drautales. Mt. Nr. 8
Hobson, B. Plant Remains in Basalt, Mexiko. L. Nr. 16
Katzer, F. Der Bergschlipf von Mustajbasic in Bosnien. Mt. Nr. 9 ..
Die Braunkohlenablagerung von Ueyaz bei Be in Nordost-
y bosnienm bs Nrs lb sen... BE
Kerner, F. v. Das ee Palkogen. von Ruda in Nrkteldäimatten.
NENEIOLFE
> Lias und Jura auf der Südseite der Svilaja planina. R.-B. Nr. 11
n Die Überschiebungspoljen. Mt. Nr. 12 . .
5 Vorläufige Mitteilung über Funde von Triaspfla ınzen in 1 der
Svilaja planina. Mt. Nr.12....
Pflanzenreste aus Se en Quartär von Süd. und Nord-
dalmatien. Mt. Nr. Er ON
5 Bemerkung zu ee Burckhardt: Sur "le elimat de
Pepoque Jurassique. Mt. Nr. 16 alle
Verzeichnis der im Jahre 1907 erschienenen Arbeiten” geo-
logischen, paläontologischen, mineralogischen, montan-
geologischen und hydrologischen Inhalts, welche auf das
Gebiet der österreichisch - ungarischen Monarchie Bezug
nehmen, nebst Nachträgen zur Literatur des Jahres 1906.
Knauer, ). ech: Monographie des Herzogstand-Heimgartengebietes.
Nr. 2
Koch, G. A. bar De der ältesten und jüngsten artesischen Bohrungen
im Tertiärbecken von Wien. L. Nr. 17 und 18....
Königsberger, J. Normale und anormale Werte der geothermischen "Tiefen-
stufe. L. Nr. 14
Kossmat, Fr. Ergebnisse einer Studienreise in den "Voralpen der West-
schweiz und des Chablais. V. (Anzeige.) Nr.5. f
Kowarzik, R. Carya Laubei. Eine neue tertiäre Nuß. Mt. Nr. 2 ....
E:
Leuchs, K. Die geologische a u neerzung und Geschichte des Kaiser-
gebirges. L, Nr. at. a A
Lozinski, W.v. Ein ee Vorkommen von Konglomernt und dilu-
vialem Schotter in Zuravica bei Przemysl. Mt. Nr. 2und 3
Matosch, A. Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separat-
abdrücke, eingelaufen vom 1. Jänner bis Ende März 1907.
INTER
n Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separat-
abdrücke, eingelaufen vom 1. Aprıl bis Ende Juni 1907.
INT O RE ee es
436 Verhandlungen. Nr. 17.u.'18
Matosch, A. Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separat-
ul eingelaufen vom 1. Juli bis Ende Se 1907.
Nr. DENE BE 4:00) 60
Be. für. die Bibliothek. Einzelwerkb, and Senaralı
abdrücke, eingelaufen vom 1. Oktober bis Ende Dezember
1907. Nr, 17 und clio 13:6
n Periodische Schriften, en im re des es 1907.
Nr. 172und MS ee ee ee
Mertens, P.J. En zur Kenntnis der Ketdonfannat) von Suddalmatien,
t a ec ie
Michael, R. Über die Frage der Orlauer Störung i im nahen Stein
kohlenbecken. L. Nr. 10 .. : :
N.
Nowak, J. Ein Beitrag zur Kenntnis des polnischen Kreidemergels. Mt. Nr. 14
OgilvieGordon, MariaM. Vorläufige Mitteilung über die Überschiebungs-
struktur im Langkofelgebiete. Mt. Nr. 11
Oswald. F. A treatise on the Geology of Armenia. L.Nr.&...
P.
Pälfy, M.v. Bemerkungen zu Herrn Tills Mitteilung: „Der fossilführende
Dorger, yon» Villanyoa ML ENLA6O 0.2 2 WS ee
a Erwiderung auf Herrn Tills Entgegnung. Mt. Nr. 15
Petrascheck, W. Die Kreideklippe von Zdaunek bei Kremsier. Mt. Nr. 13
R:
Reininger. Geologisch-tektonische Untersuchungen im Budweiser Tertiär-
becken. L. Nr. rer... .- EN EEE OEL Sc
Renz, C. Zur Geologie Griechenlands. Mt. Nr. a ae
Be E. Geologische Prinzipieufragen. L. Nr. 17 und 18 i
Romer, E. Einige Bemerkungen über fossile Dünen. Mt. Nr. 2 und 3.
S.
Salmojraghi, F. Sull’ origine Padana della Sabbia di Sansego nel Nu
nero. L. Nr. 12.
Salomon, W. Die a: der ichiefer in ve Val en,
LeNr. le Se 5 5 0 500 ton ee
Schaffer. Fr.X. N. Führer für Sarnen im nslinen
Becken der nächsten Umgebung von Wien. L. Nr. 7
Geologische Untersuchungen in der Gegend von Korneu-
burg. ME-SNESIR
Über einen Brunnen auf dem Mitterberge in Boden De
Wien. Mt NraWegesen. 2.0...
Schlagintweit, O. Die tektonischen merhälinjese jn den Bergen kahon
Livigno, Bormio und St. Maria im Münstertal. L. Nr.9
”
Schmidt, A. Ein letztes Wort an Herrn Dr. W. Petrascheck. Mt. Nr. 4
Schneider, K. Aus dem Vulkangebiete des Puy de Döme. L. Nr. 13
Schubert, R.J. Vorläufige Mitteilung über Foraminiferen und Kalkalgen
aus dem dalmatinischen Karbon. Mt. Nr.8 .....
Seite
331
263
220
396
1907 Reeister., 437
Seite
Schubert, R. J. Der geologische Bau der Insel Puntadura an):
RB, NEO .n .. RE 250
a Süßwasserneogen von Nona “(Norddalmatien). "Mt. Nr.14 339
r Über Fischotolichen aus dem sardinischen Miocän.
Mt. Nr. SR 341
n Weitere erh. aus dem sardinischen Mioc än und
aus dem Pliocän von Bologna. Mt. Nr. 17 und 18 . . 393
Scupin, H. Das Devon der rn IV. Die Fauna des devonischen Riff-
kalkes. L. Nr. ee: 157
Stegl, K. Die a des aa DEAL OH öhreviern, ir N 281
ir
Tietze, E. Jahresbericht des Direktors der k.k. en Reichsanstalt
für 1906. G. R.-A. Nr.1. . . 2 Le ıl
a Karl Ludolf Griesbach. - Nr. 8 f 205
F Ernennung zum Ehrenmitgliede des Nator: und Kulturhistorischen
Vereines zu Asch in Böhmen. G. R. Er INTETSE I Sc ar 20299
n Edmund von Mojsisovics. y Nr. : 321
5 Ernennung zum Freien member ker Geological Society "of
London. G. R.-A. Nr. ee non 8
Till, A. Zur Ammonitenfauna von Yiläny (Südungarn). Mt. Nr. 5 ee: 121
Herrn Dr. M. v. Pälfy zur Entgegnung bezüglich Villäny. Mt. Nr.10 246
Toula, Fr. Die Acanthicus-Schichten im Randgebirge der Wiener Bucht
. bei Gießhübl (Mödling WNW). Mt. Nr. 13... .. 299
+ Über die Resultate der von Dr. Wilhelm Freudenberg aus-
geführten Untersuchung der fossilen Fauna von Hundsheim
in Niederösterreich. Mt. Nr.13. . . . . . . 305
Trauth, F. Ein neuer Aufschluß im 2, lippengebe von St. Veit e (Wien)
MENTOR eek: PS ARDA]
V.
Vacek, M. Weitere Bemerkungen zur Geologie des Grazer Beckens. Mt. Nr.7 159
W.
Waagen, L. Wie entstehen Meeresbecken und Gebirge? Mt. Nr.5.... 99
Weinschenk, E. Grundzüge der Gesteinskunde. I. Teil. L. Nr.7 .... .201
5 Die gesteinsbildenden Mineralien. L. Nr.7 . . 2.0202
+ Grundzüge der Gesteinskunde. II. Teil. L. Nr. 190%. ...998
Petrographisches Vademekum. L. Nr. 12 . . . 298
Wilschowitz, H. Beitrag zur Kenntnis der Kr a uusen von Budigs-
dorf und Umgebung. L. Nr. RE 2,50
Wüst, E. Die Schnecken der Fundschicht des a, nehme
Toula bei Hundsheim in Niederösterreich. Mt. Nr.4 .... 83
zZ.
Zelisko, J. V. Untersilurische Fauna von Särka bei Prag. Mt. Nr.8. .. 216
n Zur Paläontologie der untersilurischen Schichten in der
Gegend zwischen Pilsen und Rokycan in Böhmen.
NRANTEIOR SET. 7 en 21308
Verlag der k. k. Feng: Reichannse lt, Wien an Bumolaky gasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
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Jahrgang 1908.
Nr. 1 bis 18 (Schluß).
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Wien, 1908.
Verlag der k. k. Geologischen Reichsanstalt.
In Kommission bei R. Lechner (Wilh. Müller), k. u. k. Hofbuchhandlung
I. Graben 31.
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Verhandlungen der k. k Seologischen Reichsanstalt.
Jahressitzung am 14. Jänner 1908.
Inhalt: Jahresbericht für 1907. Erstattet vom Direktor Dr. E. Tietze.
Jahresbericht für 1907.
Erstattet vom Direktor Dr. E. Tietze.
Sehr geehrte Herren!
Ich habe heute über die Tätigkeit an unserer Anstalt während
des Jahres 1907 zu berichten und über die uns betreffenden Vor-
sänge, welche sich in diesem Jahre zugetragen haben. Im allgemeinen
darf ich sagen, daß das letztere sich für uns als ein normales
Arbeitsjahr erwiesen hat, dessen ruhiger Verlauf durch besonders
einschneidende, die ganze Anstalt als solche berührende Ereignisse
nieht unterbrochen wurde.
Die oberste Leitung des Instituts blieb in den Händen von
Exzellenz Marchet, welchem als Referenten über unsere Angelegen-
heiten im Ministerium für Kultus und Unterricht die Herren Sektionschef
Cwiklinski und Ministerialrat v. Hampe zur Seite standen. Wir
konnten also von dieser Seite heı nach allen bisherigen Erfahrungen
einer wohlwollenden Beurteilung unserer Interessen uns versichert
halten.
Veränderungen im Personalstande der Anstalt sind nur in ge-
ringem Umfange und überdies erst in den letzten Monaten eingetreten.
Hier ist zunächst zu erwähnen, daß dem Adjunkten Dr. Othenio Abel
eine außerordentliche Professur für Paläontologie an der hiesigen
Universität zuteil geworden ist und daß Herr Professor Abel infolge-
dessen mit dem 1. Oktober 1907 aus unserem Verbande ausscheiden
mußte. Wir zweifeln nicht daran, daß der Genannte, welchem wir be-
züglich seiner speziellen, nunmehr so ehrenvoll anerkannten palä0z00-
logischen Studien in der Zeit, welche er bei uns verbrachte, tun-
liehstes Entgegenkommen gezeigt haben, sich in seiner neuen Stellung
dieser Zeit stets freundlich erinnern wird. Umgekehrt werden wir
seines pflichtmäßigen Eifers in unserem Dienste und seines immer
kollegialen Verhaltens stets mit Anerkennung gedenken dürfen.
Insofern durch den Abgang Dr. Abels eine Ergänzung unseres
Personalstandes nötig wurde, hatte ich vorgeschlagen, den bis-
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 1. Verhandlungen. 1
5) Verhandlungen, Neal
herigen Volontär Herrn Dr. H. Beck, der bei unseren Aufnahmen im
Felde schon mitzuwirken Gelegenheit hatte, zum besoldeten Praktikanten
zu ernennen. Diese Ernennung ist mit der Wirksamkeit vom 1. De-
zember 1907 erfolgt.
Gemäß meiner Gepflogenheit, mit der Besprechung der Personal-
verhältnisse die Erwähnung der Auszeichnungen zu verbinden, welche
der Anstalt als solcher oder einzelnen Mitgliedern unseres Instituts
im Laufe des jeweiligen Berichtsjahres zuteil wurden, darf ich zu-
nächst wohl hervorheben, dab unsere Diplom- und Medaillensammlung
diesmal wieder einen Zuwachs erhalten hat. Wir hatten im Jahre 1906
die damals in London veranstaltete österreichische Ausstellung
beschickt und über Aufforderung des Vereines zur Förderung der
volkswirtschaftlichen Interessen des Königreiches Dalmatien auch eine
Sammlung von Gesteinen und Mineralien aus Dalmatien zusammen-
gestellt. Wir erhielten nun am Beginn des Jahres 1907 ein schön
ausgestattetes Diplom, in welchem der genannte Verein uns die
besondere Anerkennung für unsere tatkräftige Mitwirkung an der
betreffenden Ausstellung ausspricht, und überdies bekamen wir durch
unser Handelsministerium ein weiteres Diplom zugestellt, begleitet von
einer Erinnerungsmedaille, wobei ebenfalls unserer Teilnahme an der
genannten Veranstaltung in ebrender Weise gedacht wurde.
Ich persönlich aber habe dafür zu danken, daß der Kultur-
und naturhistorische Verein zu Asch in Böhmen mir mit
Beschluß vom 23. Septemter 1907 die freundliche Aufmerksamkeit
erwiesen hat, mich zu seinem Ehrenmitgliede zu ernennen. Ferner
darf ich mitteilen, dab die Geological Society of London, deren
korrespondierendes Mitglied ich bisher gewesen war, mich mit
Beschluß vom 6. November 1907 zum Foreign member gewählt hat.
In dem sehr schmeichelbaften Schreiben, in welchem mir Herr Evans
(als Sekretär für die auswärtigen Beziehungen der Gesellschaft) von
dieser Auszeichnung Kenntnis gab, ist übrigens ausdrücklich erwähnt,
daß die betreffende Ehrung zugleich dem altberühmten Institut gelten
solle, welches derzeit meiner Leitung anvertraut ist. Ich glaube diesen
Umstand ebenfalls zu Ihrer Kenntnis bringen zu sollen.
Wie in den früheren Jahren ergaben sich für uns auch diesmal
mehrere Gelegenheiten, an Erinnerungsfeiern teilzunehmen oder unser
Interesse an Veranstaltungen anderer Korporationen zu bekunden,
mit denen uns gemeinsame Berührungspunkte verbinden.
Eine jener Feiern galt der 200. Wiederkehr des Geburtstages
von ©. v. Linne. Sie wurde am 24. Mai von der hiesigen zoologisch-
botanischen Gesellschaft veranstaltet, und außer mir selbst hatten
zahlreiche Mitglieder unserer Anstalt sich dabei eingefunden, um
dem Andenken des großen Naturforschers, dessen Wirken bei dieser
Gelegenheit von Professor v. Wettstein in meisterhafter Weise
geschildert wurde, den verdienten Tribut zu zollen. N
Dem Andenken eines anderen Mannes aber, den die Älteren
unter uns noch persönlich gekannt haben und der uns als spezieller
Fachgenosse nahestand, galt eine von der vorerwähnten durch die
begleitenden äußeren Umstände allerdings verschiedene Zeremonie,
welche am 29. Oktober auf dem hiesigen Zentralfriedhofe stattfand,
ws
1908 Jahressitzung am 14, Jänner. Dr, E. Tietze.
ich meine die Stiftung eines Ehrengrabes für Ferdinand v. Hoch-
stetter und die Übernahme dieses Grabes in den Schutz der
Gemeinde Wien. Ich habe bei dieser Zeremonie sowohl die k. k. geo-
graphische Gesellschaft wie unsere Anstalt vertreten und in einer am
Grabe gehaltenen Rede die mannigfachen Verdienste Hochstetters
zu schildern oder doch wenigstens anzudeuten versucht. Dazu hatte
ich um so mehr Veranlassung, als der Genannte, nunmehr schon seit
länger als 23 Jahren von uns geschiedene Forscher bekanntlich seine
Laufbahn als Mitglied unserer Anstalt begonnen hat).
Zu dem am 25. August stattgefundenen 5Ojährigen Jubiläum
des Vereines für Natur- und Heilkunde in Preßburg, mit
welchem wir seit dessen Gründung in den besten Beziehungen stehen,
konnten wir leider keinen Vertreter entsenden. Doch haben wir nicht
ermangelt, unsere aufrichtigen Wünsche für das fernere Gedeihen
dieser für das geistige Leben im westlichen Ungarn so anregenden
Gesellschaft wenigstens schriftlich auszusprechen und hoffen wir, dab
unser Verhältnis zu der letzteren auch in Zukunft denselben freund-
nachbarlichen Charakter bewahren möge wie früher als unser seither
verstorbener Freund Professor Kornhuber unsere Beziehungen noch
persönlich vermittelte.
Bei dem am 23. November stattgehabten 25jährigen Jubiläum des
naturwissenschaftlichen Vereines an der hiesigen Uni-
versität konnten wir uns dagegen durch ein Mitglied der Anstalt
vertreten lassen und hat Professor Fr. E. Suess die Freundlichkeit
gehabt, diese Vertretung zu übernehmen.
In den Tagen vom 23. bis 25. September fand hier unter dem
Patronat Sr. kaiserl. Hoheit des Herrn Erzherzogs Friedrich
die Versammlung des englischen Iron and Steel Institute stait,
welches nach einem Intervall von 25 Jahren wieder einmal Wien zum
Orte seiner Tagung ausersehen hatte. Da ich dem Ehrenkomitee an-
gehörte, welches sich zum Empfange der erwähnten für die Eisen-
und Stahlindustrie so überaus wichtigen Vereinigung gebildet hatte,
so wäre mein Platz für die genannten Tage eigentlich in Wien ge-
wesen. Leider mußte ich meine Abwesenheit von dem Meeting ent-
schuldigen, da eine andere Verpflichtung mich fast genau um dieselbe
Zeit nach England rief.
In der letzten Septemberwoche nämlich wurde in London eine
Jubelfeier seltener Art abgehalten, welche bei den Geologen aller
Länder Anteilnahme zu finden gewiß war und bei der wir nicht un-
vertreten bleiben durften.
Vor hundert Jahren, so schreibt unser amerikanischer Kollege
John Stevenson, Professor der Geologie in New York, fand sich
in England eine Handvoll Leute, welche zu der Überzeugung gelangt
waren, dab Spekulation nicht dasselbe sei wie wahre Wissenschaft. Sie
gründeten die GeologicalSociety of London. Mit dieser Gründung
kam die Ära der Spekulation zu Ende, das Zeitalter der Unter-
suchung Bean und die Geologie war damit geboren. Durch volle
En Vergl. Mitteil. der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien 1907
— 533.
pag.
1#
4 Verhandlungen. Nr.
hundert Jahre hat diese Gesellschaft, so schreibt Stevenson weiter.
ihre ursprüngliche Richtung mit Beständigkeit verfolgt, die bloße
Spekulation zurückgewiesen, aber die vergleichende Geologie ermutigt !).
Es liegt jedenfalls sehr viel Wahrheit in diesen Sätzen. Der
Sinn für Beobachtung und die Wertschätzung der Beobachtung sind
bei den englischen Naturforschern stets groß gewesen. Das hat die-
selben natürlich nicht abgehalten von einer gesetzmäßigen Zusammen-
fassung der gewonnenen Erfahrungen im Sinne einer oft weitgehenden
theoretischen Verwertung. Wir verdanken ja gerade englischen
Forschern in dieser Beziehung hochwichtige Anregungen, die für
unser ganzes naturwissensehaftliches Denken auf lange Zeit bestimmend
gewesen sind, aber auf welche Fülle von mühsamı gesammelten Tat-
sachen und vielfach selbst gemachten Einzelbeobachtungen gestützt
haben nieht Männer wie Lyell, Darwin oder Wallace die Kom-
binationen gegründet, welche die spätere Forschung so mächtig be-
einflußten! Dabei hat der praktische und gesunde Verstand des Eng-
länders selbst bei der genialsten Auffassung allgemeiner Probleme
immer die Grenzen respektiert, welche zwischen erkannten Gesetzen und
hypothetischen Annahmen gezogen werden müssen, und diesen Vor-
zügen der englischen Schule verdankt speziell auch die Geologie
einen großen Teil der bleibenden Ergebnisse, welche den festen Besitz-
stand unserer Wissenschaft bilden.
Fast alle hervorragenden und bedeutenden Geologen Englands
(und es gab oder gibt deren sehr viele) haben an den Arbeiten der
Geologieal Society in dieser oder jener Form Teil genommen. Die
Geschichte dieser Gesellschaft ist also in der Tat zu einem großen
Teil auch die Geschichte der Geologie in England und bei den Er-
folgen, welche die englischen Geologen so vielseitig zu verzeichnen
haben, ist die Entwicklung der Geologie in England naturgemäß auf
das engste verbunden mit dem allgemeinen Fortschritt unserer
Wissenschaft überhaupt.
Die geologische Gesellschaft von London ist die älteste ihrer
Art. Sie ist überhaupt die älteste Vereinigung, welche einen Mittel-
punkt für geologische Bestrebungen zu bilden vermochte, denn die
Gründung von geologischen Staatsinstituten, welche naturgemäß eine
noch wirksamere Konzentration geologischer Arbeit repräsentieren als
private Gesellschaften, ist Ja selbst bei den ältesten dieser Institute, wie
bei der englischen Survey oder unserer Reichsanstalt von späterem
Datum, und auch der Fall, daß man die Gründung der ersten Lehr-
kanzel für Geologie in einem Lande erst der Anregung des be-
treffenden Staatsinstituts verdankt, wie das hier in Wien geschehen
ist °), ist nicht allgemeine Regel gewesen.
So war also von verschiedenen Gesichtspunkten aus das Interesse
berechtigt, welches sich der Centennarfeier der Geological Society of
!) Reprinted from Science N. S. Vol. XXVI. Nr. 671, pag. 644—646, no-
vember 8, 1907.
?) Vergl. hierzu meine Schrift: Franz v. Hauer, ein Beitrag zur Geschichte
der österreichischen Geologie, pag. [22]—[23], bezüglich Jahrb. d. k. k. geol. R.-A.
1899, pag. 700-701.
v
4
1005 Jahressitzung am 14. Jänner. Dr. E. Tietze. 53
London zuwandte und welches nicht nur in einer groben Reihe
ehrender Zuschriften, sondern auch in der Beteiligung von Delegierten
zahlreicher Institute und Korporationen sowie von sonstigen Freunden
der Geologie seinen Ausdruck fand. Der Bericht, welchen der Präsident
der jubilierenden Gesellschaft, Sir Archibald Geikie über den
Verlauf der Feier in Aussicht gestellt hat, wird wohl auch über diese
Beteiligung Näheres bringen. Hier sei nur erwähnt, dab aus Österreich
Professor L. v. Szajnocha (Krakau) und Professor Poctta (Prag) in
London anwesend waren und daß ich meinerseits sowohl durch eine
Ansprache, die ich im Namen der österreichischen Kollegen hielt,
als durch eine Adresse, die ich speziell im Namen unserer Anstalt
überreichte, den Gefühlen des Dankes Ausdruck gegeben habe, welchen
wir auch für unseren Teil den für die Gesamtheit unserer Fach-
genossen so wichtigen Leistungen jener alten, Gesellschaft schuldig
sind. Selbstverständlich habe ich dabei auch der Hoffnungen gedacht,
welche wir für die gedeihliche Fortentwicklung der Geological Society
im Sinne ihrer bewährten Traditionen zu hegen berechtigt sınd und
von denen wir wünschen, daß sie in Erfüllung gehen zum Nutzen
unserer Wissenschaft.
Von der Bezugnahme auf die älteste geologische Gesellschaft der
Welt können wir durch eine leichtverständliche Ideenverbindung
dazu geführt werden, hier noch an die jüngste geologische Gesell-
schaft zu denken, die sich vor einigen Wochen bei uns in Wien konsti-
tuiert hat. Obwohl es sich dabei selbstverständlich um keine der Er-
innerungsfeiern handelt, wie sie in diesem Abschnitt meines Berichtes
besprochen wurden, so will ich dieser Gründung doch als eines natur-
semäb die hiesigen geologischen Kreise näher berührenden Ereignisses
wenigstens in Kürze gedenken. Die Wiener geologische Gesellschaft
ist aus einem Bedürfnisse der hiesigen Universitätskreise hervorge-
gangen, und wir wünschen und hoffen, daß der neue Verein ebenso
anregend wirken möge als das frühere geologische Konversatorium,
welches bis vor Kurzem an der Wiener Universität bestand und als
dessen Fortsetzung „die geologische (sesellschaft in Wien“ zunächst
aufgefaßt werden kann.
Während aber solche Gründungen uns die Bestrebungen der
Lebenden vor Augen führen, welche jeweilig in ihrer Art vorwärts
drängen auf der Bahn nach den Zielen, die sie sich gesteckt haben,
werden wir leider immer wieder daran erinnert, wie vergänglich das
Ringen der einzelnen ist und wie sich der Kreislauf des Lebens früher
oder später für jeden vollendet.
Nicht unbedeutend ist die Liste der Toten des vergangenen
Jahres, welche zu ihren Lebzeiten mit unserem Fach in mehr oder
minder engen Beziehungen standen, und wieder finden sich in dieser
Liste, gleichwie in denen der letzten Jahre, Namen von allgemeiner
Bedeutung. Soweit uns bislang Nachrichten über die betreffenden
Todesfälle zugekommen sind, handelt es sich um die folgenden Per-
sönlichkeiten::
6 Verhandlungen, Nır-
Se. Exzellenz Dr. Wilhelm Ritter von Hartel, k.u.k.
wirkl. Geheimer Rat und k. k. Minister für Kultus und Unterricht
i. R., y 14. Jänner im 68. Lebensjahre }).
Johann Schardinger, k. k. Berghauptmann in Wien,
v 16. Jänner im 57. Lebensjahre.
Dr. ing. Karl Wurmb, k. k. Sektionschef und Eisenbahnbau-
direktor a. D., 7 30. Jänner in Wien im 57. Lebensjahre.
Prof. Dimitrij Iwanowitsch Mendelejew, 7 2. Febuarr
in St. Petersburg im 73. Lebensjahre.
Giuseppe Grattarola, Professor der Mineralogie am
R. Istituto di studi sup. in Florenz, 7 daselbst 5. Februar.
Dr. Alfred Kirchhoff, Professor der Erdkunde an der
Universität in Halle a. S., + 8. Februar in Mockau bei Leipzig im
69. Lebensjahre.
Thomas Condon, Professor der Geologie an der Universität
von Oregon, Eugene, 7 11. Februar, 75 Jahre alt.
Marcel Bertrand, Professor an der Ecole Nationale Sup.
des Mines in Paris, 7 15. Februar im Alter von 59 Jahren.
CharlesL. Contejean, em. Professor der Geologie in Poitiers,
7 13. Februar, 82 Jahre alt.
Dr. Nikolas Sokolov, Chefgeologe des Comite geologique
in St. Petersburg, 7 15. Februar n. St. im 51. Lebensjahre.
Karl Mayer-Eymar, em. Professor in Zürich, 7 daselbst
27. Februar im 81. Lebensjahre.
Johann Otto Semper, Gonchyliologe, 7 in Wiesbaden 9. März,
75 Jahre alt.
Dr. Josef Bersch, em. Professor am n.-ö. Landesgymnasium
in Baden, + 13. März in Wien im 67. Lebensjahre. Korrespondent
der geologischen Reichsanstalt seit 1567.
Schulrat Dr. Josef Mitteregger, 7 30. März in Klagenfurt
im 75. Lebensjahre.
MUDr. Alfred Slavik, Professor der Mineralogie und Geo-
logie an der böhm. techn. Hochschule in Prag, 7 30. März im Alter
von 59 Jahren.
Schulrat Karl Kastner, Professor an der Oberrealschule in
Salzburg, 7 daselbst am 6. April im Alter von 60 Jahren.
Carl Ludolph Griesbach, Direktor der Geological Survey of
India i. R., + 13. April in Graz im Alter von 59 Jahren. Korre-
spondent der geologischen Reichsanstalt seit 1569).
Dr. Karl Ludwig Rominger, Staatsgeologe von Michigan,
7 22. April in Ann Arbor im Alter von &6 Jahren:
Prof. Dr. W. Müller, Privatdozent für Mineralogie und Geo-
logie an der technischen Hochschule in Charlottenhurg, 7 3. Mai im
Alter von 45 Jahren.
!) Siehe meinen vorjährigen Jahresbericht, Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1907,
Nr. 1, pag. 6.
?2) Siehe den von mir verfaßten Nachruf in Verhandl. d. k. k. geol. R.-A.
1907, Nr. 8, pag. 203—205.
1008 Jahressitzung am 14. Jänner. Dr. E. Tietze.
Wilhelm Göbel, Sektionschef im k. k. Ackerbauministerium
j. R, 7 22. Mai in Purkersdorf. Korrespondent der geologischen
Reichsanstalt seit 1564.
John F. Walker, Geologe, 7 23. Mai in York, 66 Jahre alt.
Ing. Nicola Pellati, Chef der Bergbehörde und Direktor des
N
Dienstes der geologischen Karte des Königreiches Italien, 7 19. Juni
in Rom im Alter von 72 Jahren.
Geheimrat Dr. Karl Klein, Professor der Mineralogie und
Petrographie an der Universität Berlin, 7 23. Juni im 65. Lebensjahre.
Dr. Walter von Knebel, Privatdozent an der Universität
Berlin, verunglückt auf einer Forschungsreise im Innern von Island.
Dr. James Merril Safford, em. Professor der Geologie an
der Vanderbilt-University und Staatsgeologe von Tennessee, 7 in
Dallas 5. Juli, S5 Jahre alt.
Angelo Heilprin, Professor an der Yale-University in New
Haven, 7 17. Juli im Alter von 54 Jahren.
Regierungsrat Richard Trampler, Direktor der k. k. Franz
Josefs-Realschule in Wien, 7 16. August zu Esternburg in Oberöster-
reich” im 62. Lebensjahre. Korrespondent der geologischen Reichs-
anstalt seit 1894.
Dr. Edmund Mojsisovies Edler von Mojsvär, k. k.
Hofrat und Vizedirektor der k. k. geologischen Reichsanstalt i. P.,
7 2. Oktober auf seiner Besitzung in Mallnitz in Kärnten.
Bezüglich dieses uns näher berührenden Todesfalls verweise ich
ich auf die ausführlichere Besprechung des Lebenslaufs und der
Bestrebungen des Verstorbenen, welche ich mit der Anzeige von
dessen Ableben verbunden habe !
Sir James Hector, F. R. S. Direktor des Wellington-Museums
in Neuseeland, Korrespondent unserer Anstalt seit 1865.
Dr. Anton Bisching, k. k. Professor 1. R., Korrespondent der
k. k. geol. lteichsanstalt seit 1865. War ein treuer Anhänger der
geologischen Kreise Wiens und ist durch einen Leitfaden der Minera-
logie und Geologie für Schüler in Österreich vielfach bekannt geworden.
Di N. iktor v. Vigier T im Alter von 28 Jahren in Mexiko
(Datum der Todesanzeige 23. Dez. 1904). War Chef des chemischen
Laboratoriums am staatlichen geologischen Institut in Mexiko.
Im Anschluß an diese Liste möchte ich noch erwähnen, daß im
verflossenen Jahre auch ein alter Diener unserer Anstalt das Zeitliche
gesegnet hat. Der gewesene Musealaufseher Rudolf Schreiner,
der bereits imyJahre 1905 um seine Pensionierung eingekommen war
und dann im Jahre 1906 seinen Abschied erhalten hatte ?), ist am
9. Oktober 1907 in Gumpoldskirchen nach schwerem Leiden im 79. Lebens-
Jahre verschieden. Der unserer Anstalt in treuer Anhänglichkeit er-
gebene, durch Pflichteifer und Zuverläßlichkeit ausgezeichnete Mann
hat demnach die Vorteile des Ruhestandes nicht so lange genossen,
wie es ihm zu gönnen gewesen wäre.
) Siehe Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1907, Nr. 14, pag. 321—331.
?) Vergl. meinen Jahresbericht für 1905, pag. 4 und meinen Jahresbericht
für 1906, pag. 2.
Q Verhandlungen. Nesl
Es entspricht unserer Sitte das Andenken der Todten, die an
dieser Stelle genannt wurden, durch ein äußeres Zeichen der Achtung
zu ehren und ich lade deshalb die Anwesenden ein, sich von den
Sitzen zu erheben.
Geologische Aufnahmen und Untersuchungen im Felde.
Die Einteilung unserer Arbeitskräfte im fünf Sektionen ist im
Jahre 1907 im allgemeinen dieselbe geblieben wie in den Vorjahren.
Von externen Mitarbeitern ist diesmal nur Prof. J. Jahn aus Brünn
zu erwähnen, der seine im vergangenen Jahre durch Krankheit
beeinträchtigte Arbeit fortsetzte, indessen wegen verschiedener
Schwierigkeiten noch nicht gang zum Abschlusse brachte. Doch
waren auch die Volontäre Dr. H. Beck, Dr. Till und Dr. Götzinger
mit Arbeiten im Felde beschäftigt.
Wie gewöhnlich sind die Mitteilungen über die Tätigkeit der
einzelnen Mitarbeiter an den Aufnahmen auf Grund der von den
betreffenden Herren der Direktion übermittelten Berichte zusammen
gestellt, wobei vielfach (wenigstens im Wesentlichen) der Wortlaut
dieser Berichte beibehalten wurde.
Die I. Sektion stand wieder unter der Leitung des Uhefgeologen
A. Rosiwal. Ihr gehörten außerdem die Herren Prof. F. E. Suess,
Dr. Hinterlechner und Dr. Petrascheck an. Auch die Volontäre
Dr. Beck und Dr. Götzinger sowie der externe Mitarbeiter
Prof. Jahn waren ım Gebiete dieser Sektion tätig, welches die in
der Untersuchung befindlichen Landstriche von Böhmen, Schlesien und
Mähren umfaßte.
Chefgeologe Prof. A. Rosiwal begann mit der Neuaufnahme
des Blattes Marienbad und Tachau (Zone 6, Kol. VII). Zunächst
wurden die näheren Umgebungen der Stadt Marienbad detaillierten
Begehungen unterzogen, um die Grenzen des Marienbader Granit-
kernes gegen seine Schieferhülle festzustellen, diese selbst in ihren
petrographischen Entwicklungsformen zu studieren und die Anzeichen
kontaktmetamorpher Umbildung derselben am Granitrand zu ver-
folgen. Durch die Ergebnisse dieser Untersuchungen fand die Erkenntnis
der von Herın Rosiwal schon anläßlich früherer Studien be-
tonten direkten und prägnanten Abhängigkeit der Zusammensetzung
der verschiedenen Marienbader Quellen von ihrem geologischen
Untergrund eine neuerliche Bestätigung.
Außer dem schon seinerzeit beschriebenen Nephelin-Basanit-
vorkommen auf der „Glatze“* zwischen Marienbad und Rovau, konnten
noch das Vorkommen eines zweiten Basaltganges dortselbst, ferner
unter anderem auch Serpentine an der Westabdachung der Hohendorfer
Höhe und die zuerst „Am Ansper* beim Bahnhof gefundenen Fleck-
schiefer auf eine weite Erstreckung in nordwestlicher Richtung neu
in die Karte gebracht werden. Die Zwischenlagerungen von Grapbit- und
Quarzitschiefern in den Schiefern bei Schanz charakterisieren diesen
1903 Jahressitzung am 14. Jünner. Dr. E. Tietze. 8)
letzgenannten Schieferkomplex als ein von den benachbarten Marien-
bader Gneisen wesentlich verschiedenes, vermutlich in die Phyllit-
gruppe fallendes Formationsglied.
Chefgeologe Rosiwal setzte ferner die Neuaufnahme des
Blattes Jauernig und Weidenau (Zone 4, Kol. XVI) in Schlesien fort.
Außer ergänzenden Touren in den Revieren von Wildschütz,
Petersdorf, Niesnersberg und Setzdorf wurde das östliche Verbrei-
tungsgebiet der Friedeberger Granitmasse und deren Schieterhülle am
Nordhange des Bielengebirges (Kaltensteiner und Rotwasserrevier) bis
zur Weidenauer Niederung im Anschluß an die bereits aufgenommenen
Teile dieses Blattes neu kartiert und die Aufnahmen in angrenzenden
Diluvialgebiet längs der Reichsgrenze über Krosse, Haugsdorf und
Barzdorf bis Jauernig fortgesetzt.
Damit gelangte die Aufnahme dieses Blattes bis auf einen kleinen
Teil des Reichensteiner Gebirges bei Weißwasser zum Abschluß.
Adjunkt Prof. Dr. Franz E. Suess verwendete einen Teil des
Sommers zur Fortsetzung der geologischen Aufnahme im Kartenblatte
Drosendorf (Zone 10, Kol. XIII). Aus der Manniefaltigkeit von
Paraschiefern, welche die Mitte des Kartenbereichs, in der Umgebung
von Drosendorf einnehmen und unter denen besonders Gneisglimmer-
schiefer und grobschuppige Zweiglimmergneise vorherrschen, sei be-
sonders erwähnt ein auffallender Zug von dunklem biotitreichem
Plagioklasgneis mit bemerkenswertem Gehalt von Augit, der entweder
im Gestein gleichmäßig verteilt oder in größeren, lichten Flasern
angereichert ist. Das Gestein ist am besten aufgeschlossen an der
Straße von Drosendorf nach Primersdorf und westlich von Unter-
Pfaffendorf. Mächtige und zahlreiche Züge von kristallinischem Kalk
durehschwärmen mit vorwiegend nordsüdlichem Streichen die Mitte
des Kartenblattes von Zettenreith über Nondorf, Nespitz bis Hafner-
luden und Kurlupp und finden sich wieder bei Zblowitz und auf der
Sucha hora, nordöstlich von Vöttau, stets in sehr charakteristischer
Weise begleitet von auffallend dunklen Paraamphiboliten und von
Graphitlinsen. In der Gegend von Vöttau und Pulitz stellen sich
breitere Züge von feldspatigen Amphiboliten mit OW-Streichen ein
und noch weiter im Norden gegen Gdossan, Gößling und Groß-Deschan
gelangen wieder Orthogneise, insbesondere granatführende Orthoklas-
Biotitgneise mit UÜbergängen zum Granulit zur Vorherrschaft. Auch
sie werden von schmäleren Amphibolitlagen begleitet.
Ein grobkörniges Gabbrogestein, welches bereits im Vorjahre
von Nondorf bekannt wurde, fand sich wieder an der Straße von
Hafnerluden nach Kurlupp.
Gemäß dem Programm für die abgelaufene Arbeitsperiode hatte
der Adjunkt Dr. Karl Hinterlechner die Aufnahme des Karten-
blattes Caslau und Chrudim (Zone 6, Kol. XIII) fortzusetzen.
Dieser Aufgabe entledigte sich der Genannte in erster Linie durch
die Kartierung des allergrößten Teiles der Caslauer Ebene, also
jenes Gebietes, das zwischen der westlichen Kartengrenze und dem
Eisengebirge gelegen ist. Im Anschlusse daran, beziehungsweise an
die vorjährigen Studien, wurde hierauf fast das ganze Verbreitungs-
gebiet des sogenannten Nassaberger Granits begangen. Der dann
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 1. Verhandlungen »)
10 Verhandlungen. Nr: 1
noch übriggebliebene Teil der Aufnahmszeit wurde zur Begehung der
Gegend zwischen Chrudim, Hermanmöstec und Nassaberg
oder anders gesagt des südwestlichen Territoriums der Chrudimer
Ebene verwendet. R
Die Grundzüge im Baue der Caslauer und der Chrudimer
Ebene sind ganz dieselben. Das Liegende der Kreide bilden da wie
dort, sofern die Chrudimer Ebene bis jetzt zur Aufnahme gelangt
ist, kristalline Gesteine (hauptsächlich Gneise, dann Granite und
Felsitporphyre). Die Kreide selbst gliedert sich in (cenomane)
Sandsteine und (turone) Mergel. Die letzteren bilden die Unterlage
für alle jüngeren Sedimente, wie da sind: Schotter, Sande, be-
ziehungsweise Lehme. Die im Gebiete des sogenannten Nassa-
berger Granits gemachten Studien führten teilweise zu etwas andern
Begrenzungen als auf der alten Krejef-Helmhackerschen Karte
von welcher Herın Hinterlechner eine Kopie zur Verfügung
stand. Auch konnten einige neue Ausscheidungen hier vorgenommen
werden.
Die Aufnahmen Dr. W. Petraschecks bewegten sich. im
Karbon, Perm und der Kreide an der Westseite der mittelsudetischen
Mulde, wodurch die von den Aufnahmen früherer Jahre zwischen
Radowenz und Hronov gebliebene Lücke geschlossen wurde. Die
Exkursionen betrafen übrigens nur das Studium schon bekannter
Formationsentwicklungen. Als wichtigeres Ergebnis ist hervorzuheben,
daß die Schömberger Schichten bis in die Nähe von Hronov verfolgt
wurden, wo sie unter der Oberkreide verschwinden, ferner daß sie in
deutlicher Diskordanz auf dem Unterrotliegenden sieh befinden und
bisweilen sogar noch auf das oberste Karbon übergreifen.
Ungefähr drei Wochen wurden auf die Fortsetzung der in dem
mährisch-schlesischen Steinkohlenreviere und dessen Nachbarschaft zu
pflegenden Erhebungen !) verwendet, die nach der Angabe Dr Petra-
schecks auch heuer wieder einige schr interessante Ergebnisse ge-
liefert haben. Die Mitteilung der letzteren wird freilich einer
späteren Zeit vorbehalten, insofern Herrn Dr. Petrascheck die
Einsichtnahme in die betreffenden Verhältnisse von seiten der indu-
striellen Interessenten nur unter der Voraussetzung einer zunächst
noch zu beobachtenden strengeren Diskretion gestattet wurde. Hoffen
wir indessen, daß diese Diskretion auf nicht zu lange Zeit gefordert
wird, weil wir unsrerseits begreiflicher Weise ein Interesse an den
betreffenden Erhebungen wiederum nur unter der anderen Voraus-
setzung haben, daß damit für die Erweiterung der allgemeinen
geologischen Kenntnis ein Vorteil verbunden ist.
Mein Wunsch wäre, daß die Beobachtungen, welche bei Bohrungen
und sonstigen neuen Aufschlüssen gewonnen werden können, nicht
verloren gehen, daß dieselben vielmehr unter möglichster Berücksichtigung
der irgendwie wichtigen Einzelheiten gesammelt und mit der Zeit
vor allem als Tatsachenmaterial der Wissenschaft zugänglich
gemacht werden. Dabei handelt es sich gar nicht allein um die Fragen
des Vorkommens oder Nichtvorkommens von Kohle an bestimmten
!) Vergl. meinen Jahresbericht für 1906, pag. 11.
1908 Jahressitzung am 14. Jänner. Dr. E. Tietze. 11
Punkten, sondern mindestens ebenso um die Feststellung der außer-
dem angetroffenen Gesteine und der Verhältnisse ihrer Lagerung
im Sinne einer Ergänzung der an der Tagesoberfläche zu machenden
Wahrnehmungen. Wir würden bedauern, wenn unser nach dieser Richtung
hin unternommener Versuch wieder fallen gelassen werden müßte und
hotfen deshalb, daß die Herrn Dr. Petrascheck gestellte Aufgabe
nicht bloß durch ein au sich gewiß dankenswertes Entgegenkommen
gegen seine Person, sondern auch durch die Würdigung der hier in
Betracht kommenden allgemeinen Gesichtspunkte gefördert werden
könnte.
Prof. Dr. J. J. Jahn setzte die Aufnahme des aus sedimentären
Formationen bestehenden Teiles des Kartenblattes Senftenberg fort.
Zuerst wurde der Anschluß an das im W. anstoßende Blatt Reichenau—
Tynischt fertiggestellt, wobei noch mehrere Touren in das Gebiet des
letztgenannten Blattes unternommen worden sind, die zum Teil zur
Feststellung der von einigen Autoren in der letzten Zeit nicht ganz
richtig gedeuteten tektonischen Verhältnisse im östlichen Teile dieses
Kartenblattes, zum Teil zur Besichtigung der neuen Aufschlüsse (nament-
lich der neuen Straßen- und Eisenbahneinschnitte) gedient haben. Die
tektonischen Verhältnisse der kretazischen Senkungsfelder in der Um-
gebung des Lititzer Horstes sind so verwickelt, daß auch die vorjährigen
Aufnahmstouren noch keine endgültige Klärung in dieser Hinsicht
gebrachthaben. Die ausgedehnten Streukegel des dortigen Granitstockes,
sowie der Mangel an Aufschlüssen in den dortigen großen Wald-
distrikten erschweren die Aufnahme. Mächtige Faltungen der Kreide-
schiehten (zumeist schiefe, nach N und NO gerichtete Falten), die
eine Saigerstellung der Pläner- und der cenomanen Sandsteinbänke
öfter zur Folge haben, wurden auch an der westlichen Grenze des
Kartenblattes Senftenberg wiederholt beobachtet. Anläßlich einer
Rekognoszierungstour in das Gebiet der Kreideformation jenseits
(am nordöstlichen Fuße) der böhmischen Kämme an der preußischen
Grenze wurde konstatiert, daß auchin diesem Gebiete die Kreideschichten
bedeutend gestört sind. So zum Beispiel bei Schwarzwasser, am nord-
östlichen Abhange des Mückenberges, weisen die h 9— 10 streichenden
Plänerschichten ein südwestliches Verflächen (bergeinwärts) unter
40—60° auf. Die im Gebiete des Kartenblattes Senftenberg im all-
gemeinen bereits in den vorigen Jahren konstatierte Fossilienarınut
der Kreideschichten wurde nun auch in dem zuletzt aufgenommenen
westlichen Teile dieses Kartenblattes von neuem bestätigt. Ein
„Fossilienfundort* im wahren Sinne des Wortes wurde auch hier
nicht konstatiert.
Herr Dr. H. Beck konnte die ihm 1904 übertragene Ream-
bulierung des karpathischen Anteiles des Blattes Neutitschein
zu Ende führen und im Anschlusse hieran die des südlich angren-
zenden Blattes Wallachisch-Meseritsch beginnen. Im Blatte Neutit-
schein wurde die Verbindung der Grodischter Schichten der Gegend von
Stramberg-Freiberg mit den Konglomeraten von Chlebowitz durch die
Untersuchung der Gegend von Hajow-Hochwald-Richaltitz hergestellt,
‚wobei sich im Gegensatz zu älteren Darstellungen ergab, daß die als
Blockklippen geaeuteten Tithonkalkvorkommnisse bei Richaltitz mit
9*
2
12 Verhandlungen. Dal
jenen Konglomeraten zusammenhängen. die bei Neutitschein so überaus
mächtig entwickelt sind und der Serie der Grodischter Schichten an-
gehören. .
Eine Reihe von Exkursionen wurde ferner dem Studium der
Alttertiärbildungen östlich von Freiberg gewidmet und auf Grund der-
selben eine kontinuierliche Folge von Nulliporensandsteinen, Quarz-
standsteinen und Schiefertonen zwischen den Tälern der Lubina und
der Ondrejnica ausgeschieden. In der Südwestecke des Blattes endlich
konnte nachgewiesen werden, daß das Gehänge des Dubravawaldes
südlich der Betschwa zum größten Teil aus Neokomgesteinen gebildet
wird, und zwar speziell aus Grodischter Schiefern mit harten, kalkig-
kieseligen Zwischenlagen und Sandsteinbänken. Ein kleiner Pikritauf-
bruch bei Chorin in den Grodischter Schiefern ließ sehr deutliche
Kontakterscheinungen erkennen. Auf dem Berge Stra% bei Chorin
wurde die Fortsetzung der oligocänen Lithothamniensandsteine von
Perna-Wisoka nachgewiesen.
Vom Kartenblatte Wall.-Meseritsch wurde der Nordrand in An-
griff genommen. Dabei ergab sich, daß der Godulasandsteinzug des
Trojacka-Javornikzuges auch auf seiner Südseite Neokomgesteine auf-
weist, die jedoch zum größten Teil von wahrscheinlich der Ober-
kreide (Istebner Schichten) angehörenden Bildungen verdeckt sind.
In der Gegend von Roznau gibt sich eine mehrfache Wiederholung
von Neokom und Godulasandstein in Form von lebhaft gestörten
Falten kund. Weit ruhigere Lagerungsverhältnisse weisen die das
Neokom und den Godulasandstein verhüllenden Oberkreidebildungen
auf. In vier bis fünf regelmäßig gebauten Schuppen zeigte sich aın
Südabhange der Trojacka und des Javornik eine Serie von rotbraunen
sandig-ınergeligen Schiefern, massigen Sandsteinen und mächtigen
kleinkalibrigen Quarzkonglomeraten, welche die direkte Fortsetzung
der Istebner Schichten des Jablunkauer Passes bilden und wohl
dadurch sowie durch die petrographische Analogie den Schluß auf
ihre Zugehörigkeit zu den Istebner Schichten rechtfertigen.
Nördlich von Wall.-Meseritsch verschwinden diese Bildungen
unter typischem Steinitzer Sandstein (Krosno-Schichten), der sich in
geschlossenem Zuge durch außerordentlich zahlreiche Aufschlüsse bis
über den Westrand des Kartenblattes hinaus verfolgen läßt.
Eigentümliche dunkle Schiefer mit plattigen Mergel- und
Sandsteinzwischenlagen bilden das Verbindungsglied zwischen dem
Steinitzer Sandsteine und dem Magurasandstein. Als besonders
wichtig muB die durchgehends beobachtete Konkordanz aller Schichten
vom Steinitzer Sandstein bis zum Magurasandstein hervorgehoben
werden, im Gegensatze zu dem im stumpfen Winkel erfolgenden Auf-
einandertreffen jener der nördlichen Alttertiärfazies angehörenden
Schiefer- und Sandsteine von Niemetitz und Chorin (Strazberg) mit dem
Steinitzer Sandstein in der Strecke Kladerub—Komarovitz—Keltsch.
Der Vonlontär Dr. G. Götzinger hat ebenfalls im Gebiete
der I. Sektion gearbeitet, obschon ihm eine Beihilfe zu seinen Reise-
auslagen von unserer Seite nicht gewährt werden konnte. Er be-
schäftigte sich mit Untersuchungen in der von dem Blatte Wisowitz
LOOS Jahressitzuug am 14. Jänner, Dr. E. Tietze. 13
(Zone ®, Kol. XVIII) dargestellten Gegend und scheint nach einem
mir mündlich erstatteten Bericht zu ganz lehrreichen Ergebnissen
selangt zu sein.
Die II. Sektion hatte wieder in Tirol und Vorarlberg zu arbeiten
und überdies sollte das Gebiet des Fürstentums Liechtenstein zur
spezielleren Untersuchung gelaugen. Außer dem Herrn Vizedirektor
gehörten die Herren Dr. Hammer, Dr. Ampferer, Dr. Trener
und Dr. Ohnesorge zu dieser Sektion, der sich für einige Zeit
wie in den Vorjahren auch Dr. v. Kerner anschlob.
Vizedirektor M. Vacek hat diesem Programme entsprechend
lie Neuaufnahmen auf dem Blatte Bludenz— Vaduz (Zone 17, Kol.])
fortgesetzt. .
Hauptobjekt der heurigen Untersuchung war das Gebiet des
Fürstentumes Liechtenstein, welches bekanntlich aus der
Vereinigung der beiden alten Grafschaften Vaduz und Schelle-
berg hervorgegangen ist.
Der Schelleberg, nach welchem die nördliche Grafschaft
den Namen führt, bildet westlich von Feldkirch einen isoliert aus
der Rheintalebene aufragenden Bergrücken, besteliend hauptsächlich
aus Kreidebildungen vom Valanginien aufwärts bis in den Gault. Nach
Angabe der älteren Karten sollen auch Seewerbildungen wesentlichen
Anteil am Aufbau des Schelleberges nehmen; doch haben die
heurigen Aufnahmen gezeigt, daß hier von Seewerablagerungen nichts
mehr erhalten ist. Vielmehr besteht der als Seewer aufgefaßte, all-
mählich gegen die Rheintalebene verflachende, südöstliche Teil des
Schelleberges, zwischen Bendern und Hub, ausschließlich aus
mächtigen glazialen Bildungen, welche hier das Westende eines großen
Schuttstromes bilden, der aus dem Walgau über Ma. Grün,
Tisis und Galmist weit ins Rheintal vordringt und dessen vor-
wiegend kristallinisches Material hauptsächlich aus den Hintergründen
des Montafon und von der Umgebung des Arlbergpasses
stammt.
Viel mehr geologisches Interesse bietet das Bergland der süd-
lichen Grafschaft Vaduz. Uber den langen Bergzug der Drei
Schwestern und dessen südliche Fortsetzung bis zum Falknis,
zwischen dem Saminatal und dem Rhein, liegen zwar aus älterer und
neuerer Zeit eine Menge Angaben vor. Immerhin wurde aber die
Gegend sowohl von österreichischer als von Schweizer Seite stets
nur flüchtig untersucht und war niemals Gegenstand einer eingehen-
deren, systematischen Detailaufnahme, wie sie naturnotwendig vor-
liegen müßte, bevor man an eine verläßliche Klärung der als sehr
kompliziert bekannten Lagerungsverhältnisse schreiten kann.
Die verschiedenen auffallenden Deutungen, welche diese Lagerungs-
verhältnisse in neuerer Zeit erfahren haben, scheinen denn auch nur
eine Folge des eben erwähnten Mangels zu sein, der um so fühl-
barer wird, als auch schwierige stratigraphische Fragen, die bis
heute keine zufriedenstellende Lösung gefunden haben, hier mit in
Betracht kommen, wie zum Beispiel die des sogenannten Bündner
14 Verhandlungen. Neel
Schiefers. Wenn nicht alles täuscht, hat G. Theobald unter
diesem Kumulativbegriffe Muschelkalk, liassische Algäuschiefer und
alttertiäre Ablagerungen subsummiert, deren präzisere stratigraphische
Scheidung ihm nicht gelungen ist. Der neuen Aufnahme erwächst
sonach die schwierige Aufgabe, die eben erwähnte stratigraphische
Analyse erst durchzuführen.
Zu diesem Zwecke ist es aber notwendig, einen Übelstand zu
vermeiden, der die Resultate der älteren Aufnahmsarbeiten sehr be-
einträchtigt. Diese Arbeiten wurden, wie schon erwähnt, teils von
schweizerischer, teils von österreichischer Seite ausgeführt und stoßen
in einer mit dem Wesen des Gegenstandes in keinerlei Beziehung
stehenden Linie, der politis chen Landesgrenze, zusammen.
Wenn nun auch die beiderseits beschäftigten älteren Autoren bemüht
waren, durch flüchtige Touren ins Nachbargebiet sich wechselseitig zu
verständigen, sind es dennoch zwei ziemlich verschiedene Vorstellungs-
und Gedankenkreise und dementsprechend auch verschiedene Nomen-
klaturen, die sich hier in der Literatur unvermittelt berühren, wodurch
denn auch das Studium der älteren wie neueren Schriften recht er-
schwert wird. Unter solchen Umständen dürfte sich im nächsten
Sommer die Notwendigkeit ergeben, im Anschlusse an die bisherigen
Aufnahmen in Vorarlberg und Liechtenstein auch den Südabfall des
Rhätikonkammes zu begehen, um mit den älteren Angaben G. The o-
balds sowohl als mit den neueren Untersuchungsergebnissen der
Freiburger Sehule innigere Fühlung zu nehmen und zu untersuchen,
ob denn die Vorarlberger Verhältnisse in der Tat an einer tek-
tonischen Linie hart abschneiden, die als Überschiebungsgrenze
gedacht, mit der eben erwähnten politischen und Arbeitsgrenze des
Rhätikonkammes auffallend nahe übereinstimmt.
Herr Dr. Fritz v. Kerner beschäftigte sich, wie im Vorjahre
mit der nichtkrystallinischen Partie des Gebietes des Blattes Matrei.
Insbesondere verwendete er den für Tirol bestimmten Teil seiner
Aufnahmszeit zu einer genaueren stratigrapbischen Feststellung der
Räthschichten im Serlos-Kamme.
Sektionsgeologe Dr. W. Hammer verwendete die ihm zuge-
wiesenen 90 Tage zur Weiterführung der Aufnahmen auf dem Karten-
blatte Glurns— Ortler (Zone 19, Kol. IIND. Das Hauptaugenmerk
wurde auf die Untersuchung des Gebietes an der schweizerischen
Grenze gelegt, das durch seinen verwickelten Bau sowohl als auch
durch die Schwierigkeiten, welche die Aufklärung der Schichtfolge
infolge des Mangels brauchbarer Fossilien bereitet, eine besonders ein-
gehende Untersuchung notwendig macht. Im Schlinigtal ergab die
Detailaufnahme die gegenüber den älteren Aufnahmen neue Tatsache,
‘daß die mesozoischen Ablagerungen nicht nur im obersten Teil des
Tales sich über das kristalline Grundgebirge ausbreiten, sondern an
der ganzen Nordseite des-Tales bis zu seiner Mündung bei Schleis
sich hinziehen, und zwar mit Einfallen unter die kristallinen Schiefer
des Watleskammes.
Diese Störungszone ist die Fortsetzung der vom Piz Lad bei
Nauders längs dem Grenzkamm bis zum Sehliniepaß sich er-
str eckendenÜber schiebung desKristallinen aufdiemesozoischen Schichten |
1908 Jahressitzung am 14. Jänner. Dr. E. Tietze. 15
der Lischannagruppe. Südlich von Schlinigtale breitet sich bis zum
Münstertal eine gewaltige Masse von Orthogneis aus, auf der an
mehreren Stellen noch Reste einer UÜberdeckung mit Verrucano und
Trias gefunden wurden. Am Sterlex. zeigt diese Decke eine intensive
Zusammenfaltung. Zur notwendigen Ergänzung der tirolischen Auf-
schlüsse wurden eine Anzahl von Touren in dem schweizerischen Teil
des Münstertales ausgeführt.
Die Aufnahme der Ortlergruppe wurde in diesem Sommer durch
mehrere Ergänzungstouren zum Abschluß gebracht. Außerdem wurde
noch die Aufnahme des auf dem Blatte Glurms—Ortler dargestellten
Teiles der Otztaler-Alpen in Angriff genommen. Infolge der petro-
graphisch ziemlich einförmigen Zusammensetzung dieses SW-Randes
der Otztaler-Alpen konnten in der noch zur Verfügung stehenden Zeit
auch das untere Planailtal und das untere und mittlere Matscher-
tal kartiert werden. ;
Dr. Otto Ampferer wandte sich in diesem Sommer, veranlaßt
aurch den gewaltigen Schneereichtum in den höheren Teilen der
Nordalpen, zuerst geologischen Arbeiten im niedrigeren Berggelände
des Unterinntales zu. Im Sonnwendgebirge wurden hier für die Karten-
herausgabe noch eine Reille von Touren ausgeführt, während weitere
Begehungen vor allem an der Südseite des Kaisergebirges zur Er-
sänzung und Fortsetzung der Glazialstudien des Inntalgebietes vor-
genommen wurden. Einzelne der hier gewonnenen Ergebnisse konnten
bereits in der Arbeit über Gehängebreccien verwertet werden, welche
im heurigen Jahrbuch abgedruckt ist.
Die Aufnahmen im Kartenblatte Lechtal (Zone 16, Kol. III),
welche in der zweiten Hälfte Juli begonnen wurden, umfassen dies-
mal die Umgebung von Reutte, den südlichen Teil der Vilseralpen,
das Tannheimertal, sowie das Gebirge zwischen diesem Talzug und dem
Schwarzwassertal bis zur bayrischen Grenze. Ein Teil dieses Gebietes ist
dureh die vorzügliche Bearbeitung der Vilseralpen von Prof. Roth-
pletz in den Jahren 18853—84 weithin bekannt geworden. Nur durch
eine feinere Gliederung vor allem der jurassischen Ablagerungen,
sowie Eindringen in alle Schluchten des Gebirges konnte hier noch
eine wesentliche Verbesserung des Kartenbildes erreicht werden.
Von stratigraphischem Interesse ist der Nachweis der weiten
Verbreitung einer wahrscheinlich dem Dogger angehörigen, teilweise
oolithischen, kieseligen Krinoideenkalkbank, welche von Rothpletz
an der Südseite der Tannheimer-Kette entdeckt worden war. Dieselbe
erscheint durchaus zwischen den Fleckenmergeln und den Radiolariten
eingeschaltet.
An einer Stelle konnte sogar mehrfache Wechsellagerung mit
den Radiolariten nachgewiesen werden.
Auch die ebenfalls von Rothpletz an der Südseite der
Tannheimer-Kette zuerst als Flysch kartierten bunten Konglomerate,
Breccien, Sandsteine und Mergei besitzen eine sehr ausgedehnte Ver-
breitung und greifen in mehreren langgestreckten, schmalen Streifen
in das innere Gebirge hinein. Wahrscheinlich sind diese Gebilde,
welche allenthalben transgressiv auftreten, ins Cenoman zu stellen.
16 Verhandlungen. Nr. 1
Große UÜberschiebungen beherrschen das Gebirge zwischen
Tannheimer- und Lechtal und haben mehrfach an ihrer Schubbahn
Scholleu von älteren Gesteinen mitgezerrt. Eine Darstellung der sehr
komplizierten Verhältnisse wird bei der Beschreibung der Lechtaler
und Allgäuer Alpen gegeben werden.
In der Umgebung von Reutte und bei Weißenbach wurden
olaziale Konglomerate aufgefunden, welche auch für das heute an
Glazialschutt so außerordentlich arme Lechtal das Vorhandensein
einer großen Zuschüttung beweisen.
Nach Erledigung dieser Feldaufnahmen und einer Studienreise
ins bayrische Allgäu wurde noch eine Woche des Spätherbstes zu
Ergänzungstouren und Gesteinsaufsammlungen im Gebiete von Branden-
berg (Kartenblatt Rattenberg, Zone 16, Kol. IV) verwendet.
Dr. Th. Ohnesorge verwendete von der diesjährigen Auf-
nahmsperiode zunächst 25 Tage zur Untersuchung des beiderseitigen
Glemmtalgehänges von der Mündung des Kreuzlehnerbaches auswärts
bis Maishofen bei Zell am See. Sodann brachte er die Kartierung
des paläozoischen, wie älteren Anteiles von Blatt Rattenberg
(Zone 16, Kol. VI) zum Abschluß; hierzu war die Aufnahme des
äußeren Windau- und Kelchsautales, des Nordgehänges des Salve-
Zinnsbergrückens, des linken äußeren Alpbachtalgehänges wie des
Zillertales von Zell auswärts erforderlich. Die in den Kitzbühler
Alpen gewonnenen Ansichten über die geologische Erscheinungsform
des sogenannten Schwazer Augengneises veranlaßten ihn zu einer
nochmaligen Begehung des Kellerjochgebietes bei Schwaz. Um in
die am Südrande des Blattes Rattenberg vorhandene Gesteinsserie
von sogenannten Brenner Schiefern eine für spätere Aufnahmen
praktische Einteilung zu bringen wurde ferner auch der Südostrand
der Kitzbübler Alpen bis zur Gerlos (Linie: Gerlospaß— Zell
am Ziller) kartiert. Endlich wurden noch durch eine Woche im
Jochbergtal zwischen Jochberg und PaB Thurn Untersuchungen vor-
genommen.
Sektionsgeologe Dr. G. B. Trener setzte die Kartierung des
Blattes Storo (Zone 22, Kol. HI) fort. Bei den diesjährigen Auf-
nahmen war er hauptsächlich in Iudikarien tätig.
Von den vorpermischen Bildungen bei Oondino ausgehend wurden
zuerst die meist flach liegenden Schichten des Perms studiert. Im
Liegenden des in der Etschbucht und in Valsugana wohlbekannten
und typisch ausgebildeten, aber konstant fossilleeren oolithisch-dolo-
mitischen Horizonts wurden am Monte Brialone Fossilien gefunden,
welche vielleicht auf die bisher ungelöste Altersfrage dieser Zone
Licht werfen dürften ; selbst in einer typischen oolithischen Bank wurde
ein Ammonit, der vorläufig noch nieht bestimmt wurde, gefunden.
In den ausgezeichnet entwickelten triadischen Bildungen wurden
neue Fossilienfundstellen entdeckt, welche mutmaßlich die Fossilliste
der reichen Faunen dieses klassischen Gebietes noch weiter ergänzen
werden. Nachdem die triadische Schichtengruppe zur Genüge unter-
sucht worden war, konnte auch die Begehung der Tonalitgrenzzone be-
gonnen werden. Den kontaktmetamorph veränderten Schichten, welche
zum größten Teil der oberen Trias zufallen, wurde in Anbetracht
1908 Jahressitzung am 14. Jänner. Dr. E. Tietze, 17
des wissenschaftlichen und praktischen Interesses, ‘welches mit den-
selben verbunden ist, spezielle Aufmerksamkeit geschenkt. Es ist
ferner zu erwähnen, daß die Adamellomasse hier (und zwar im Hinter-
srunde des Giulistales) eine ausgesprochen sauere granitische
Fazies zeigt.
Der nordwestliche Teil der Karte blieb einen großen Teil des
Sommers wegen veterinärischer Maßregeln unzugänglich, so daß die
Aufnahmstätiekeit in diesem Gebiete unterbrochen und auf das
nördlich liegende Blatt Tione, und zwar in die Umgebung von
Breguzzo verlegt werden mußte.
Die Kartierung des Cadriazuges, welche im vorigen Jahre im
Val di Ledro begonnen wurde, fand in einigen Touren, die von
Lardaro ausgeführt wurden, ihre Ergänzung.
Die Ill. Sektion, welche die geologischen Aufnahmen in Kärnten,
Krain und dem Küstenlande fortzuführen hatte, bestand ausser dem
Chefgeologen Dr. F. Teller aus den Sektionsgeologen Dr. Julius
Dreger und Dr. Franz Kossmat.
Bergrat F. Teller setzte die Kartierung in den auf Krain
entfallenden südlichen Sektionen des Blattes Radmannsdorf
(Zone 20, Kol. X) fort. Der im Vorjahre entdeckte Aufbruch paläo-
zoischer Schichten in der Umgebung des Veldeser Sees, bestehend
aus Oberkarbon, Permokarbon und Perm, konnte in der Richtung nach
Südwest bis unter die Wandabstürze des Triasplateaus von Gorjuse
hin verfolgt werden. Das mächtigste Glied der jungpaläozoischen
Schichtenreihe bilden die hellen bis dunkelrauchgrauen Kalke des
Permokarbon, in welchen neben Fusuliniden in überraschender Häufig-
keit, ja geradezu als Gesteinsbildner jene Gruppe von Kalkschwämmen
auftritt, welche Steinmann mit Rücksicht auf die deutliche Seg-
mentierung des Skelettes als Sphinetozoen zusammengefaßt hat. Die
Form der Segmente weist auf die von Waagen aus dem Produetus
limestone der Salt Range beschriebene Gattung Steinmannia hin.
Ebenfalls in engstem Anschlusse an die vorjährigen Aufnahmen
wurde sodann der westliche Teil der Jelouca und das Grenzgebiet
gegen das Blatt Bischoflack kartiert, wobei dank dem Entgegen-
kommen der k. k. Forst- und Domänendirektion in Görz das ärarische
Jagdhaus Rotarca nächst der Zellacher Alm als Stützpunkt benutzt
werden konnte. Gerade im höchstgelegenen Teile dieses einförmigen
Dachsteinkalkplateaus, der Erhebung des Visoki vrh (1393 »n), konnte
eine Aufbruchszone von tieferen triadischen Bildungen nachgewiesen
werden, eine mächtige Entwicklung von Felsitporphyr und Porphyr-
tuffen mit den Resten einer zerstörten Decke. von Schlerndolomit.
Die hier in so bedeutender Höhe auftauchenden Porphyre repräsen-
tieren den nördlichen Gegenflügel der Zone porphyrischer Eruptiv-
gebilde, die an dem Nordfuße der Jelouca von Kropp und Steinbüchel
bis in die Gegend südlich des Veldeser Sees verfolgt werden konnten.
Das Vorkommen gewinnt aber noch dadurch an Interesse, daß es in
der Fortsetzung der vollkommen geradlinigen, mit dem Savebruch
parallelen Störung liegt, an welcher weiter im Osten bei Draschgosche die
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 1. Verhandlungen. 3
18 Verhandlungen. Nez
obere Trias der Jelouca scharf gegen die altpaläozoischen Schiefer
abschneidet, die aus dem Blatte Bischoflack in unser Gebiet herein-
reichen. Von stratigraphischem Interesse war die Auffindung einer
koninckinenführenden Bank im Dachsteinkalk der Jelouca:; dieselbe
stimmt der Gesteinsbeschaffenheit wie der Fossilführung nach voll-
kommen mit den Koninckinenkalken von Oberseeland überein, welche
nach Bittners paläontologischen Untersuchungen auf ein bestimmtes
Niveau in der tiefsten Abteilung des Dachsteinkalkes hinweisen.
Der letzte Teil der Aufnahmsperiode war Begehungen in der
Umgebung von Wocheiner Feistritz, Mitterdorf, Koprivnik und Neu-
ming gewidmet. In diesen Gebieten knüpfte sich ein besonderes
Interesse an die Untersuchung der hier in großer Mächtigkeit über
den Dachsteinkalk übergreifenden Lias- und Jurabildungen, in deren
Bereich auch eine Anzahl neuer Fundstätten bezeichnender Fossilreste
nachgewiesen werden konnte.
Geologe Dr. J. Dreger setzte seine Aufnahmen im Blatte
Völkermarkt in Unterkärnten fort. Es wurde zunächst das Berg-
land in der Umgebung von Bleiburg bis nördlich an die Drau im
Anschlusse an das Blatt Unter-Drauburg begangen. Fast das ganze
Gebirge besteht aus jenen grauen, glänzenden Tonschiefern, welche
sich in westlicher Richtung durch ganz Kärnten hindurch erstrecken
und großenteils als paläozoisch anzusehen sind. Die Phyllite, welche
bisweilen sehr quarzreich werden, werden häufig von grünlichen
Schiefern und Sandsteinen durchsetzt und stellenweise von letzteren
Gesteinen ganz verdrängt.
Sowohl auf dem westlich von Bleiburg gelegenen Libischberg als
auf dem nordwestlich davon sich gegen die Drau erstreckenden
Rinkenberg trifft man dem Phyllit grobe Sand- und Schottermassen
anfgelagert, die wahrscheinlich nicht von dem diluvialen Draugletscher
herrühren, sondern aus dem Konglomerat entstanden sein dürften,
welches das ganze breite Drautal zwischen den Ost-Karawanken und
dem Südabhange des Sebastianberges und der Saualpe ausgefüllt zu
haben scheint, und von dem das bekannte Sattnitzkonglomerat einen
Rest darstellen dürfte.
Von dem Dorfe Kühnsdorfaus kartierte Dreger zuerst die größten-
teils aus dem eben erwähnten Konglomerat bestehende steil abfallende
Hochebene der Sattnitz, die sich im Predigerstuhl 267 m über die
Drau erhebt und auch eiszeitliche Bildungen und Ablagerungen trägt,
dann das Plateau zwischen dem Klopeiner See und der Vellach.
Kleinere, aus der Ebene heraustretende Inselberge zeigen die ver-
schiedenste Zusammensetzung.
Im Gebirgslande zu beiden Seiten der Gurk von Brückl abwärts
herrschen wieder phyllitische Gesteine vor, denen sich im Nordosten
größere Kalkberge beigesellen, während am Steinbruch- und Lippe-
kogel permotriadische Sandsteine und Schiefer mächtig entwickelt sind.
Im Herbste wurden noch mehrere Ergänzungstouren in das
Grenzgebiet des Gneisgranits und Porphyrits im Bacher in der Ge-
gend von Reifnigg unternommen.
Dr. Franz Kossmat führte Begehungen im mittleren Isonzo-
abschnitt zwischen Karfreit und Ronzina (Blatt Tolmein,
1908 Jahressitzung am 14. Jänner. Dr, E. Tietze. 19
Zone 21, Kol. IN) aus. Die Umgebung des ersteren Ortes bietet
durch das Zusammentreffen von Gebirgselementen des Karstes mit
solehen der Julischen Alpen ein besonderes Interesse. Wie schon im
Vorjahre angedeutet wurde, überschreitet der Gebirgskamm des Stol,
welcher westlich von Karfreit die südliche Randzone des Hoch-
sebirges bildet, den Isonzo und setzt sich als Triasaufbruch am Nord-
hange des Flusses in östlicher Richtung nach Tolmein und von hier
in die Kirchheimer Gegend fort, so daß die breite Zone von jurassi-
schen, kretazischen und teilweise, wohl bereits alttertiären Bildungen,
welche zwischen dem Aufbruche und dem Hochgebirge des Krn ein-
geschlossen ist, noch als Mulde der Julischen Alpen aufgefaßt werden
muß. Durch einen von der Kaningruppe abzweigenden Dachsteinkalkzug
wird diese Mulde nördlich von Karfreit gespalten, der südliche Ast
zieht zwischen Stol und Kanin gegen den Felladurchbruch, während
der nördliche unter den Triasmassen des Krn und von ihnen über-
schoben zum Flitscher Kessel streicht, wodurch der letztere in tekto-
nischen Zusammenhang mit den Erscheinungen des mittleren Isonzo-
abschnittes gebracht ist.
Die Matajur-Aufwölbung, welche sich südlich von Karfreit
erhebt, besteht aus Dachsteinkalk, welcher von hornsteinführenden
Kalken und Rudistenschichten überlagert wird. Während das Gewölbe
im S und W flach unter die mächtigen, vorwaltend als Flyschsand-
steine, Mergel und Konglomerate entwickelten Eocänablagerungen
von Friaul taucht, ist es im Norden durch einen scharfen Bruch
abgeschnitten und durch einen Flyschzug von der südlichen Rand-
zone der Julischen Alpen getrennt. Der Bruch liegt in der Verlän-
gerung der Störungszone von Idria und bleibt auf der Südseite des
Talzuges Staroselo—Karfreit— Tolmein.
Der Kolowratrücken, welcher orographisch die östliche Fort-
setzung des Matajur bildet und im Süden gleichfalls vom Eoeän Friauls
begrenzt wird, zeigt Kreide- und Juraschichten, wobei die letzteren
in stratigraphischer Beziehung dadurch interessant sind, daß sie
manche Merkmale der hornsteinführenden Schiefer und Plattenkalk-
serie des Nordens mit der Fazies des Ternowaner Plateaus vereinigen.
Ein Teil der Aufnahmszeit gehörte dem Studium der Lagerungsver-
hältnisse und Fossilführung kretazischer Ablagerungen bei St. Lucia
und der Abgrenzung des oberen Komplexes von Flysch- und Kon-
slomeratbildungen, welche die Fortsetzung der eocänen („pseudo-
kretazischen“) Reihe von Friaul bilden.
Außerdem wurden verschiedene Touren zum Zwecke der Unter-
suchung des Glazialdiluviums von Tolmein und St. Lucia, sowie einige
Reambulationen in der Umgebung von Kirchheim ausgeführt.
Die IV. Sektion, welche hauptsächlich mit Aufnahmen in Ober-
österreich und den angrenzenden Landesteilen von Niederösterreich
betraut war, bestand aus dem Chefgeologen G. Geyer und dem
Sektionsgeologen Prof. OÖ. Abel. Im Anschluß an die Besprechung
der Arbeiten dieser Sektion kann dann in Kürze auch der Studien des
Volontärs Dr. Till in den niederösterreichischen Alpen gedacht werden.
32
BI) Verhandlungen. Nies!
Chefgeologe G. Geyer brachte die Aufnahme des Blattes
Weyer (Zone 14, Kol. XI) zum Abschluß und begann die Reambu-
lierung der beiden nachbarlichen östlichen Sektionen des Blattes
Kirehdorf, insoweit die letzteren der Kalkalpenregion angehören.
Zunächst wurde von Steyr als Stützpunkt die Voralpenregion
von Losenstein, Trattenbach und Ternberg im unteren Ennstale,
sowie die daran nördlich anstoßende Flyschzone untersucht. Dabeı
stellte sich unter anderem heraus, daß die auf den älteren Karten als
Lias kartierte Gebirgsmasse der Großen Diım einer zum Teil nach
Norden überschlagenen Antiklinale von Reiflingerkalk und Wetter-
steinkalk entspricht, an die sich bei Trattenbach am linken Enns-
ufer der eng zusammengepreßte, aus Hauptdolomit, Jura- und Kreide-
gliedern aufgebaute Faltenzug des Schobersteines anschließt. Verhältnis-
mäßig einfach gestaltet sich die Zusammensetzung des am rechten
Ennsufers hinziehenden Hauptdolomitterrains zwischen Ternberg und
dem Pechgraben, welches fast durchweg längs einer Störungslinie
von der Flyschzone abgeschnitten ist.
Innerhalb der letzteren konnten außer den weitaus vorwaltenden
oberkretazischen Inoceramenschichten mit ihrem lebhaften Schicht-
wechsel nur fossillere dieckbankige Hangendsandsteine zur Ausscheidung
gebracht werden, deren Zugehörigkeit zum Alttertiär nur auf Grund
ihrer petrographischen Ahnliehkeit mit dem Greifensteiner Sandstein
erschlossen werden konnte.
Das zweite Hauptquartier in Molln diente als Ausgangspunkt
für die Kartierung des Hochgebirgsabschnittes im Gebiete der
Krummen Steyerling, nämlich der zum Teil schon auf dem Blatte
Kirchdorf liegenden Nordabdachung des Sengsengebirges und der aus-
sedehnten waldigen Vorberge desselben. Auch dieser Gebirgszug
bildet eine nördlich übergelegte Synklinale von Wettersteinkalk,
welche ringsum von einem schmalen Zug von Lunzer Sandstein und
fossilreichem Opponitzer Kalk umsäumt und auf diese Art von den
anschließenden Hauptdolomitmassen abgegrenzt wird.
Von Windischgarsten aus endlich wurde der noch dem
Blatte Weyer zufallende Teil des Südabhanges des Sengsengebirges
untersucht.
Im Verlauf des Herbstes unternahm der Genannte eine Reihe
von Ergänzungstouren in den Umgebungen von Reichraming und
Weyer, durch welche an mehreren zweifelhaft gebliebenen Punkten
Aufklärung erlangt wurde und kartierte zum Schluß noch den öst-
lichen Abschnitt der Flyschzone bei Waidhofen, woselbst die Aus-
scheidung der zumeist in abweichender, dunkelgefärbter, mergelig-
schiefriger Fazies entwickelten Jurabildungen von den auflagernden
Flyschgesteinen erhebliche Schwierigkeiten bereitet.
Herr Prof. Dr. O0. Abel beendete die Aufnahme der NO-Sektion
des Blattes Kirchdorf (Zone 14, Kol. X) und setzte die Neuauf-
nahme der NW-Sektion desselben Blattes, sowie der SW-Sektion
des Blattes Wels— Kremsmünster (Zone 15, Kol. X) fort. Außer-
dem unternahm derselbe behufs Klärung einiger glazialgeologischer
Fragen mehrere Exkursionen in die Kartenblätter Liezen (Zone 15,
1908 Jahressitzung am 14. Jänner, Dr. E. Tietze. 21
Kol. X) und Admont (Zone 15, Kol. XI), sowie in das Gletscher-
gebiet der Hohen Tauern (Glocknergruppe und Venedigergruppe).
Dr. Abel glaubt feststellten zu dürfen, dab eine stratigraphische
Gliederung der Flyschbildungen in dem untersuchten Teil der nord-
alpinen Flyschzone undureliführbar ist. Abgesehen von den allenthalben
häufigen Fukoiden und Hieroglyphen fanden sieh in dem begangenen
Gebiet keine sicher deutbaren Spuren organischer Reste, welche als
Grundiage einer stratigraphischen Gliederung dienen könnten. Der
petrographische Charakter einzelner Schichtgruppen wiederholt sieh,
soweit sich feststellen ließ, in verschiedenen Horizonten und kann
somit nicht für eine Trennung derselben in Betracht kommen. Dies
gilt insbesondere für die dunklen, meist schwarzen, weißgeaderten
Kalksandsteine und die bunten Tonschiefer und Schiefertone. Ohne
Zweifel gehört die Hauptmasse der Flyschbildungen des Gebietes der
Kreideformation an. Welche Gesteinsgruppen der unteren und welche
der oberen Kreide zuzuzählen sind, konnte jedoch nicht mit Sicher-
heit ermittelt werden und ebenso ist es Herrn Abel nicht möglich
gewesen, sichere Anhaltspunkte für das Vorhandensein von alttertiärem
Flysch in dem untersuchten Gebiete zu gewinnen.
Ich möchte übrigens die Hoffnung nicht aufgeben, daß vielleicht
dureh den Anschluß an das Studium der Nachbargebiete einiges Licht
auf diese anscheinend schwierigen Verhältnisse geworfen werden
kann, sofern nur die Einzelbeobachtungen, die diesmal gemacht
wurden, durch geeignete Mitteilung genauer fixiert werden.
Wie schon im Vorjahre wurde auch in der Aufnahmsperiode 1907
den geröllführenden Flyschbildungen besondere Aufmerksamkeit zu-
gewendet. Diese erscheinen teils als grobe Konglomerate oder Block-
schichten, teils als feinkörnige Breccien. In diesen Schichten wurden
größere Aufsammlungen der eingeschlossenen Gerölle durchgeführt,
woraus sich nach Abels Angaben einige beachtenswerte Resultate
ableiten lieben.
Die Blockschichten am Nordrande der Kalkzone nämlich, welche
wahrscheinlich die Basis der Oberkreide bezeichnen und petrographisch
mit den typischen Gosaukonglomeraten der Kalkzone übereinstimmen,
führen neben jenen Gesteinen, welche die Kalkzone zusammensetzen
(Werfener Schiefer, verschiedene Triaskalke und Dolomite, Lias-
fleckenmergel, Liaskalke, Tithonkalke), eine außerordentlich große Zahl
von Geröllen eruptiver Gesteine, unter denen namentlich Porphyre
vorherrschen. Daneben treffen wir zahlreiche Porphyroidgerölle und
Quarzite, außerdem Granite, Diorite, Diabase und vereinzelt Mandel-
steinporphyre. Trotz sorgfältiger Untersuchungen ist niemals ein
Gneisgeröll oder irgendein Gestein angetroffen worden, welches auf
die Herkunft aus der Zentralzone weisen würde. Dagegen erscheinen
ziemlich häufig Gerölle von paläozoischem Habitus.
An jenen Stellen, wo durch die Gletschererosion diese Kreide-
konglomerate angeschnitten wurden, finden sich in den Moränenresten
die Gerölle aus den Kreidebildungen wieder und sind stets durch
ihre wohlgerundete Form leicht von den übrigen Elementen der
Moränen zu unterscheiden. Bei der Verfolgung dieser Moränen im
Gebiete von Windischgarsten und Spital am Pyhrn traf Prof. O. Abel
DD] Verhandlungen. Nr. 1
ein Gosaukonglomerat zwischen dem Teichlbach und Edlbaech südlich
von Windischgarsten an, welches fast ausschließlich aus Porphyr- und
Porphyroidgeröllen besteht, so daß die Frage der Provenienz der
Porphyrgerölle in den Moränen und Glazialschottern geklärt ist.
Überdies gelang es, die Herkunft der paläozoischen Gesteine in den
Gosaukonglomeraten dieses Gebietes zu ermitteln; östlich von Spital
am Pyhrn taucht in der Grünau das Paläozoikum in Form von Quarz-
konglomeraten, dunklen Schiefern, dunklen pyritreichen Kalken und
rosenroten, weißen oder grünen Quarziten unter den Werfener Schiefern
auf und die Gerölle sind nachweisbar von dieser Stelle aus einerseits
in die Gosaukonglomerate, anderseits in die Moränen und Glazial-
schotter gelangt.
Im Gebiete des Kremstales tritt in der Gegend von Wartberg
ein vollständiger Wechsel in der Zusammensetzung der Moränen der
Rißvergletscherung ein, indem sich hier zum erstenmal in der Riehtung
gegen Norden zentralalpine Gerölle in den Moränen einstellen. Diese
Stelle bezeichnet also zweifellos die ehemalige Südgrenze des von
späteren Gletschern teilweise aufgearbeiteten alten Deckenschotters.
Der schmale Gletscherarm, welcher von Kirchdorf aus über den
Ziehberg «egen das Almtal abfloß, gehört der Rißeiszeit an; die
Moränenreste an den Talhängen des Kremstales stammen aus der-
selben Vergletscherungsperiode. Ferner konnte sichergestellt werden,
daß das Steyrtal nördlich von Leonstein an in der vorletzten Eiszeit
unvergletschert war, während in dem westlich gelegenen Kremstal
der Gletscher in derselben Zeit über Kremsmünster und Hall hinaus-
reichte. Der Schlammboden mit zwei übereinanderliegenden Torf-
und Mooslagern des Kremstales zwischen Micheldorf und Wartberg
ist eine Schlammoräne der vorletzten Eiszeit, während zwischen
Inzersdorf und Wartberg a. Kr. die linksseitige Steilwand des Zungen-
beckens des Rißgletschers schön erhalten ist. Die Würmeiszeit hat
nur geringe Spuren beim Kremsursprung hinterlassen.
Die Studien der Tertiär- und Quartärbildungen im Gebiete des
Almtales sind noch nicht zum Abscehlusse gelangt. Die Herren Professor
P. Leonhard Angerer in Kremsmünster und Badearzt Dr. Heiden-
tbaler in Hall überließen für -die Sammlungen der geologischen
Reichsanstalt einige Suiten wertvoller Fossilien aus dem Schlier dieses
(Gebietes, welche voraussichtlich für die Klärung der Altersfrage dieser
Bildungen von Bedeutung sein werden.
Volontär Dr. A. Till unternahm mit einer Subvention der
k. k. geol. Reichsanstalt eine Reihe von Exkursionen im Gebiete des
„kalten Ganges“ (Piestingtal), des Miesenbachtales und der hohen
Wand. Uber einige Resultate seiner Untersuchnngen, welche auf
Grund der Bittnerschen Originalaufnahmskarte ausgeführt werden
konnten, folgt in den Verhandlungen der k. k. geol. R.-A. der Vor-
tragsbericht.
Die V. Sektion bestand aus den Herren G. v. Bukowski,
Dr. v. Kerner, Dr. Schubert und Dr. Waagen. Ihre Aufgabe
bestand in der Fortsetzung der in Dalmatien und den anderen Küsten-
gebieten eingeleiteten Untersuchungen.
1908 Jahressitzung am 14. Jünner. Dr. E. Tietze.
IN
Der Chefgeologe G. Bukowski benützte diesmal den gröbten
Teil seiner Aufnahmszeit dazu, um auf dem Blatte Spizza ergänzende
kartographische Arbeiten und Revisionen durchzuführen. Es wurden
einer ganz genauen Untersuchung vor allem das Gebiet im äubersten
Süden des Reiches, das ‘an das Antivarigebiet angrenzt, die Hoch-
terrassen unter dem Trirog—Lokvica—Gebirgszuge, dann die Auf-
bruchsregion der Triassedimente unter dem Tithon in der Proselini-
gegend und das Terrain westlich vom Velnäter Gebirgsstock unter-
zogen. Den Untersuchungen innerhalb des Spizzaner Kartenblattes
gingen einige Touren in der Uattarenser Gegend voran. Eingehendere
Studien in stratigraphischer Richtung erforderte ferner der Streifen
jurassischer Bildungen, der sich in dem Abfalle der Hochgebirgs-
kette Spizzas bis gegen Novoselje zieht. Über die Resultate der be-
sagten Studien soll demnäc hıst berichtet werden. Zu Vergleichszwecken.
die für das allgemeine Verständnis des geologischen Baues notwendig
erschienen, wurden auch einzelne Exkursionen in das benachbarte
Terrain Montenegeros unternommen.
Nach Schluß der Arbeiten in Süddalmatien hat G.v. Bukowski
eine zirka zwei Wochen dauernde Reise nach Albanien ausgeführt,
deren eigentlicher Zweck die Begutachtung eines Kupfervorkommens
im Osten von Skutari war. Auf dieser Reise, welche über Virpazar
und den Skutarisee führte, bot sich dem Genannten mehrfach Ge-
legenheit, über die Tektonik des durchquerten Terrains wichtiges
Beobachtungsmaterial zu sammeln, das als Ergänzung zu den Er-
fahrungen auf «dem dalmatinischen Gebiete von höherem Wert sein
dürfte.
Sektionsgeologe Dr. Fritz v. Kerner kartierte den nördlichen
und mittleren Teil der NW Sektion des Blattes Sinj—Spalato.
Diese Aufnahme führte zur genauen Kenntnis der Triasentwicklung
am Südfuße der Svilaja. Über den schon eingehend studierten Werfener
Schichten von Muc wurde die Vertretung des Muschelkalkes in
fünf Fazies, als Dolomit und dolomitischer Kalk, weißer Crinoiden-
kalk, roter Ptychitenkalk, dunkelroter Schieferton mit Pfychites und
erauer Hornsteinkalk fes stgestellt.
Über dem Muschelkalke wurde im mittleren Gebietsteile Dolomit
mit Einschaltungen von Jaspislagen und von dunklem Schiefer mit
Sagenopteris und Sphenozamites, darüber Augitporphyrit und dann eine
Serie von aphanitischen Tuffen, Pietra verde und Hornsteinschiefern
angetroffen. Im Hangenden dieser Gesteinsserie fanden sich ein dunkler
Kalk mit für das Wengener Niveau bezeichnenden Formen von
Protrachyceras und Arpadites, ferner mit Anlacoceras und Gastropoden,
und in etwas höherem Niveau ein gleichfalls dunkler Kalk mit Kohlen-
spuren und massenhaften aber wenig charakteristischen Bivalven, die
keine genaue Niveaubestimmung ermöglichten. West- und ostwärts
von diesem Gebiete ist die Schichtserie vom Muschelkalke aufwärts
durch Dolomit und durch, einen weißen Kalk mit Brachyopoden und
Gyroporellen vertreten. Aquivalente der Raibler Schichten wurden
nicht gefunden.
Über der Trias folgen auf der Südseite der Svilaja grauer,
vermutlich rhätischer Gyroporellenkalk und Dolomit, dann Liaskalk
24 Verhandlungen. Nr. 1
mit Cochlearites und Megalodus und eine Serie von verschiedenfärbigen
Mergelkalken und Dolomiten, hierauf grauer fossilleerer Kalk und
bituminöser Dolomit, darüber oberjurassischer Kalk mit Uladocoropsis
und endlich als Basis der Kreideschichten tithonischer Aptychenkalk
und, wo dieser fehlt, ein weißer Kalk mit Korallen. Die Aufnahme
der Mose planina südlich vom Polje von Muc ergab das bekannte
Bild eines Faltensystems mit kretazischen Sätteln und eocänen Mulden.
Sektionsgeologe Dr. Richard Schubert kartierte im April die
Umgebung von Padjene zwischen der kroatischen Grenze und Knin.
Anfang Juni untersuchte er die Insel Puntadura, über deren Bau er
in Nr. 10 der Verhandlungen 1907 einen Bericht veröffentlichte.
Im Monate Mai und im Juni vollendete er die geologische Auf-
nahme des österreichischen Anteiles des Blattes Medak—Sv. Rok,
worüber eine ausführliche Arbeit im Jahrbuche demnächst er-
scheinen wird.
Auf seinen geologischen Begehungen des kroatisch-dalmatinischen
Grenzgebietes zwischen Podprag—Starigrad— Triban] wurde er im
Mai von Herrn Kustos Ferdo Koch aus Agram begleitet, der dem-
nächst die geologische Aufnahme des kroatischen Anteiles des Blattes
Medak—Sv. Rok fortzusetzen beabsichtigt.
Sektionsgeologe Dr. Lukas Waagen setzte im Frühjahre die
Aufnahmen im Kartenblatte Mitterburg und Fianona (Zone 25,
Kol. X) fort, und zwar mußte das ganze in der Umgebung Albonas
bisher kartierte Gebiet nochmals begangen werden, einerseits um in
Ubereinstimmung mit der von Stache bereits publizierten Karte der
Umgebung von Pola auch in diesem Gebiete die Terra rossa-
Bedeckung zur Ausscheidung zu bringen und andrerseits um An-
haltspunkte zu gewinnen, welche eine Trennung der Alveolinen- und
Nummulitenkalke möglich erscheinen ließen. Diese Scheidung der ge-
nannten beiden mitteleocänen Horizonte war auch in der Tat ein
Hauptergebnis der Frühjahrsaufnahmen.
Im Herbste begab sich Dr. Waagen zunächst in das Gebiet
des Kartenblatts Selve (Zone 28, Kol. XI), das im Vorjabre ungünstiger
Witterung wegen nicht fertiggestellt werden konnte. Es wurden hier die
Inseln Premuda Asinello, die Skoglien S. Pietro und Koziak, ferner
Lutostrak, KamenjJak, Masarine, Grujica usw. besucht. Im wesentlichen
sind es die Kalke der Kreideformation, welche diese KEilande auf-
bauen, nur auf Asinello kommen noch Milioliden-, bezüglich Kosina- und
Alveolinenkalke hinzu. Mit der Kartierung dieser Inseln erscheint somit
die Aufnahme des Kartenblattes Selve abgeschlossen.
Die noch erübrigte Zeit wurde dazu verwendet, die südliche
Fortsetzung des Alboneser Karstgebietes, die bereits in das Karten-
blatt Pola—Lubenizze (Zone 26, Kol. X) fällt, zu begehen. Es
ist dies das Gebiet von S. Lorenzo, Skitazza und Üerovica mit der
Halbinsel Ubas. Es wurde festgestellt, daß die Muldenzone, die bis
auf die Miliolidenkalke denudiert ist, nicht rechtwinkelig gegen die
Pta Ubas umschwenkt, wie dies Stache auf seiner Übersichtskarte
angibt, sondern in geradliniger Fortsetzung an der Valle Voschizza
endet, wo auch noch mitteleocäne Schichtglieder sich erhalten haben.
1908 Jahressitzung am 14. Jänner. Dr. E. Tietze. 25
Im Anschluß an die Besprechung der Aufnahmstätigkeit unserer
Geologen will ich nun noch einige Angaben mitteilen über die Ar-
beiten, welche von anderer Seite in Böhmen und in Galizien ausge-
führt wurden.
Über den Fortgang der geologischen Untersuchungen des
Komitees für die naturwissenschaftliche Durchfor-
schung Böhmens erhielten wir dank der Freundlichkeit des Herrn
Prof. Dr. Ant. Fritsch folgenden Bericht:
Prof. Fritsch untersuchte neue Aufschlüsse in der Permfor-
mation bei Böhmisch Brod, wo in den an Walchien reichen Ton-
schiefern eine 7O cm mächtige Bank eines schwarzen Kalksteines auf-
geschlossen wurde, welche reich an Callipleris conferta ist und auch
Paläoniseiden und Stegocephalenreste geliefert hat. Das Gestein gleicht
ganz dem von Ottendorf bei Braunau.
In der Gegend von Lomnitz u. P. hat Prof. Fritsch in Gesell-
schaft mit Herrn Schuldirektor Benda das Profil längs der Bahn
nach Libun genau aufgenommen und in den einzelnen Schichten der
Permformation, welche hier von dem Melaphyr des Taborberges ge-
hoben sind, die Horizonte des Vorkommens der Petrefakten genau
präzisiert, namentlich die Schicht eruiert wo die Saurierfährten vor-
kommen.
Uberdies veröffentlichte Prof. Fritsch den ersten Teil der
„Miscellanea palaeontologica* mit 12 Tafeln paläozoischer
Versteinerungen. Für das Werk „Problematica silurica“, das
im nächsten Jahre erscheinen wird, wurden 12 Tafeln fertiggestellt
und der Text verfaßt.
Prof. Slavik beendete seine Arbeit über die Diabase des
böhmischen Kambriums. r
Assistent Ph. Cand. Brabenec bereitet eine illustrierte Über-
sicht der Tertiärpflanzen Böhmens vor.
Dr. Jaroslaus Perner beendete den zweiten Teil der Gastro-
poden desBarrandeschen Werkes und arbeitet jetzt am dritten Teile,
der hoffentlich im Jahre 1909 erscheinen wird. Zur Vollendung des
ganzen Werkes erübrigt nur noch die Darstellung der Asteriden und
Lobolithen.
Uber den Fortschritt der geologischen Aufnahmsarbeiten im
nördlichen Teile Böhmens kann ich auf Grund einer freundlichen
Mitteilung des Herrn Prof. Dr. J. E. Hibsch in Tetschen-Liebwerda
folgendes berichten:
Von der geologischen Karte desBöhmischenMittel-
gebirges, welche von der Gesellschaft zur Förderung deutscher
Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen im Maßstabe 1: 25.000
herausgegeben wird, befindet sich Blatt Teplitz-Boreslau, aufgenommen
von Prof. Dr. J. E. Hibsch, unter der Presse. Dieses Blatt (das
siebente Blatt der Karte) dürfte anfangs des Jahres 1908 erscheinen.
Ferner wurde Blatt Wernstadt während der Sommermonate von
Prof. Dr. J. E. Hibsch aufgenommen.
K.k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 1. Verhandlungen. 4
236 Verhandlungen. Nr. 1
Von Herrn Dr. F. Seemann wurden die Kreidevorkommen
auf dem Blatte Leitmeritz begangen. Herr Prof. Dr. A. Pelikan
und Herr Prof. Irrgang setzten die Bearbeitung der Blätter Salesel
und Lobositz fort.
Über die in Galizien durchgeführten geologischen Aufnahmen
und Studien verdanke ich meinem geehrten Freunde, Herrn k. k. Hofrat
Prof. Dr. Felix Kreutz in Krakau die folgenden Mitteilungen:
Prof. Dr. Szajnocha untersuchte den geologischen Bau der
Gegend von Stebnik und Drohobyez in bezug auf das Auftreten der
Salzlager.
Dr. Grzybowski führte seine Untersuchungen am Karpathen-
rande in Ostgalizien fort.
Prof. Dr. Friedberg befaßte sich mit der Aufsammlung von
paläontologischem Material im Miocän von Ostgalizien, namentlich in
der Gegend von Brzezany, Podhorce und Tarnopol. Ein großer Teil
dieses Materials ist bereits bestimmt.
Dr. Nowak in Lemberg untersuchte die Stratigraphie und Tek-
tonik hauptsächlich der Kreide in dem „Roztocze* genannten Hügel-
lande zwischen Lemberg und Rawa nebst seiner Verlängerung bis
Stanislau.
Dr. Rogala untersuchte die geologischen Verhältnisse längs
der im Bau stehenden Eisenbahnlinie Lemberg-Podhajce.
Dr. Wo6jeik studierte das Vorkommen von exotischen Blöcken im
westlichen Teil der auf dem Blatte Wadowice aufgenommenen Gegend.
Dr. Kuzniar untersuchte die Bildungen an der Grenze des
schwarzen und braunen Jura, namentlich der subtatrischen Fazies in
der Tatra, wobei er bei Kopy Soltysie, westlich von Sucha Woda,
eine reiche Fauna aus dem Horizont des Haploceras opalinum auffand.
Herr Wajgner setzte seine Untersuchungen der cenomanen
Sande und Mergel bei Nizniöow und Podzameczek fort.
Prof. Dr. Morozewiez in Begleitung der Herren Rosen und
Kamecki untersuchte das Vorkommen des Eruptivgesteins der
karpathischen Kreideformation (Teschenit) an 28 Orten zwischen
Skoczöw und Friedek in Schlesien. Einige der auf Hoheneggers
Karte markierten Vorkommnisse wurden nicht aufgefunden, dagegen
mehrere noch nicht bekannte entdeckt.
Es wurden hierbei zwei Gesteinstypen unterschieden: a) grüner
Diabas, und 5) ein dem Theralit nahestehendes Gestein. Ausnahms-
weise tritt an einem der Vorkommnisse ein Gestein auf, welches den
beiden Typen dem Ansehen nach ganz unähnlich ist. Die nähere
Untersuchung dieses Gesteines ist nicht beendet.
Einer brieflichen Mitteilung des Herrn Dr. W. von Lozinski
in Lemberg entnehme ich ferner, daß derselbe im Jahre 1907 seine
Untersuchungen über die diluviale Seenbildung des nordgalizischen
Tieflandes abgeschlossen und veröffentlicht hat (s. Bull. Acad. Se. de
Cracovie, Cl. mathem. et natur., Juillet 1907). Nachher hat er im
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1908 Jahressitzung am 14. Jänner. Dr. E. Tietze. 97
Auftrage ler physiographischen Kommission der Akademie der Wissen-
schaften in Krakau das Randgebiet der nordischen Vereisung in West-
galizien, insbesondere die Verteilung der nordischen Glazialspuren in
den Tälern der Flüsse Wislok, Wisloka, Biala, Dunajec und Raba unter-
sucht. Im Anschlusse daran wurde eine Exkursion nach Preußisch-
Schlesien unternommen, die einem vergleichenden Studium des
nordischen Diluviums am Sudetenrande galt.
Reisen und Lokaluntersuchungen in besonderer Mission.
Ich habe schon am Eingange dieses Berichtes Veranlassung gehabt,
der Reise zu gedenken, welche ich in der zweiten Hälfte des vorigen
September nach England unternommen habe, um dort dem Jubiläum
der geologischen Gesellschaft in London beizuwohnen. An dieser Stelle
brauche ich dem schon Gesagten nur noch hinzuzufügen, dab nach
der betreffenden Feier noch verschiedene Exkursionen stattfanden
und daß die fremden Teilnehmer des Festes teils nach Oxford, teils nach
Cambridge Einladungen zum Besuch dieser Universitäten erhalten
hatten. Ich meinerseits gehörte zu den Gästen der Universität Cam-
bridge und habe dann von dort aus die Ausflüge mitgemacht, welche
mein hochverehrter Freund Professor Hughes einerseits nach dem
Knochenlager von Barrington, andrerseits nach der Küste von Norfolk
organisiert hatte, wo zwischen Sheringham und Cromer die dort über
der Kreide liegenden, auf zwei Eiszeiten bezogenen glazialen Ab-
lagerungen besichtigt wurden.
Auch vor der Feier in London hatte die geologische Gesellschaft
verschiedene, zum Teil längere Exkursionen veranstaltet, an denen
ich Jedoch nicht teilnehmen konnte, weil ieh während der ersten
Hälfte des September in Rumänien war. Dort hatte ich im Auftrage
unseres Ministeriums die Ehre, unsere Anstalt bei dem in Bukarest
stattgehabten zweiten internationalen Petroleumkongreß zu vertreten !),
welcher unter dem Protektorat Sr. kgl. Hoheit des Prinzen Fer-
dinand von Rumänien abgehalten wurde und der sich der auf-
merksamsten Unterstützung der offiziellen Kreise des Königreichs
erfreute.
Ich darf in letzterer Hinsicht wohl besonders das Interesse
hervorheben, welches Ihre Exzellenzen die Herren Ministerpräsident
D. Sturdza und Anton Carp, Minister des Ackerbaues, des Handels
und der Domänen diesem Kongreß entgegenbrachten, von welchen der
erstgenannte sich wiederholt aktiv an den betreffenden Beratungen
beteiligte. Ich gedenke ferner der Verdienste, welche sich der Prä-
sident und der Generalsekretär dieser Veranstaltung, nämlich die
Herren Saligny und Alimanestianu erworben haben und ganz
besonders fühle ich mich verpflichtet, zu erwähnen, daß unser ver-
ehrter Kollege und Fachgenosse, Herr Professor Mrazec, eine eifrige
!) Die Vertretung des Ackerbauministeriums war bei diesem Anlaß den
Herren Hofrat Höfer und Oberbergrat Holobek übertragen worden,
4*
28 Verhandlungen. Nr. 1
Tätigkeit entfaltet hat, um speziell den nach Bukarest gekommenen
Geologen den Aufenthalt in Rumänien so lehrreich und nützlich als
möglich zu ‘gestalten. Alle diese Geologen werden gegenüber Herrn
Professor Mrazee für seine unermüdliche Aufmerksamkeit und seine
stets bereitwilligst erteilten Aufklärungen sicherlich zu großem Danke
sich verpflichtet fühlen. Sie werden auch den Anteil anerkennen, welchen
unser Kollege an den Vorbereitungen des Kongresses gehabt hat und
ihm dabei zu dem Erfolge seiner Bemühungen Glück wünschen.
Es ist ja begreiflich, daß ich in erster Linie die geologische Seite der
erwähnten Veranstaltung betont habe, obschon natürlich die Fragen
des Vorkommens und der Entstehung des Erdöls, welche die Geologen
besonders angehen, nicht die einzigen waren, die den Kongreß be-
schäftigten, denn nicht nur diese wissenschaftlichen Fragen, zu deren
Lösung übrigens auch Chemiker beizutragen haben, sondern auch die
verschiedensten Beziehungen der Petroleumindustrie und der Technik
der Gewinnung von Petroleum und Ozokerit gehörten zu den Beratungs-
segenständen der betreffenden Session.
Auch bei den Exkursionen, welche vor und nach dem Kongreß,
sowie während desselben zur Ausführung gelangten, mußten selbstver-
ständlich die Interessen der Techniker und der Industriellen vielfach
berücksichtigt werden. Doch wurden diese Ausflüge so eingerichtet, daß
auch die Geologen dabei auf ihre Rechnung kamen. Ich selbst konnte
mich leider nur an einigen der kürzeren Exkursionen beteiligen und
habe nur diejenigen mitgemacht, welche nach dem Salzbergwerk von
Slanik, nach Sinaja und nach Bustinari führten. An dem letztgenannten
Orte konnte ich die großartige Entwicklung bewundern, welche die
Erdölgewinnung seit meiner ersten Anwesenheit daselbst (im Jahre 1898)
genommen hat.
Von meinen sonstigen Reisen im vergangenen Jahre sei zunächst
erwähnt, daß ich im August Herrn Dr. Beck in seinem Aufnahms-
gebiet bei Wallachisch-Meseritsch besuchte und mit dem Genannten
auch bei Neutitschein einige Exkursionen ausführte. Ebenfalls im
August habe ich bei Ungarisch-Ostra, etwa 4 Kilometer südlich von
dieser Stadt, eine Stelle besichtigt, an welcher nicht unbedeutende
Exhalationen brennbaren Gases auf einem Wassertümpel sichtbar sind,
was zu der nach meiner Ansicht irrigen Annahme geführt hatte, daß
man es daselbst mit einem Anzeichen eines in der Tiefe verborgenen
Kohlenlagers zu tun habe. Eine ähnliche Annahme war auch betreffs
einer ziemlich mächtigen Gasausströmung geäußert worden, welche bei
einer Bohrung zu Batzdorf unweit Bielitz sich gezeigt hatte, welchen
Punkt ich anfangs November auf Wunsch des Gemeinderates der Stadt
Bielitz besucht habe. Es handelt sich in beiden Fällen um Gase, welche dem
Karpathensandstein entströmen und ungefähr derselben Kategorie von Er-
scheinungen angehören wie die Gasausströmungen in manchen Petroleum -
gebieten, wenn auch damit keineswegs gesagt sein soll, daß in diesen
Teilen der Karpathen auf gewinnbare Mengen von Erdöl zu rechnen
ist. Die mir speziell in Bielitz vorgelegte Frage betraf übrigens nicht
die Schlußfolgerungen, welche sich etwa indirekt aus dem Auftreten
der Gase bezüglich der Aufsuchung von Kohle oder Petroleum er-
geben konnten, sondern bezog sich auf die direkte Verwendbarkeit der
u ur
rt
1908 Jahressitzunug am 14. Jänner. Dr. E. Tietze. 29
Gase selbst. Es ist klar, daß diese Verwendbarkeit von der Konstanz
der bewußten Ausströmungen abhängig ist, und daß die Kosten für
die betreffenden Einrichtungen in relativ kurzer Zeit hereingebracht
werden müßten, wenn auf jene Konstanz nicht zu rechnen ist.
Auch für andere Mitglieder unserer Anstalt ergaben sich im ab-
selaufenen Jahre mannigfache Veranlassungen zu besonderen Reisen
oder Ausflügen, von denen die meisten im Hinblick auf speziell prak-
tische Aufgaben unternommen wurden.
So begutachtete Chefgeologe G. Geyer eine Friedhofs-
anlage und ein Quellenschutzgebiet bei Laa a. d. Thaya.
Von der Seitens des Herrn Chefgeologen v. Bukowski zum
Zwecke der Besichtigung eines Kupfererzvorkommens in Albanien
unternommenen Reise habe ich schon früher (Seite 23 dieses Berichts)
zu sprechen Gelegenheit gehabt.
Chefgeologe Prof. A. Rosiwal erstattete über Einladung der
k. k. Bezirkshauptmannschaft in Kaaden ein geologisches
Gutachten über den Schutz der Mineralquellen von Krondorf gegen
eventuelle nachteilige Rückwirkungen von Felssprengungen in den
benachbarten Einschnitten der k. k. a. pr. Buschtiehrader Eisenbahn.
Auf Veranlassung der Triester Mineralölraffinerie unternahm
Dr. Dreger eine Reise nach Swetscha in der Nähe von Pöltschach
in Südsteiermark, um ein angeblich ergiebiges Petroleumvorkommen
dortselbst zu untersuchen.
Ebenso wurde von ihm im Interesse derselben Gesellschaft über
das Auftreten von Erdteer, das in einer Brunnenbohrung (in der Tiefe
von 112 m) bei Taufkirchen in Oberösterreich angetroffen wurde,
nach Besichtigung der Ortlichkeit ein Gutachten abgegeben.
Im November unternahm Dreger im Auftrage der Direktion für
den Bau der Wasserstraßen mit Herrn Baurat Emil Grohmann eine
Reise in die mährische Wallachei, um die dortige Gegend in bezug
auf Bausteine zu untersuchen, welche für die Errichtung der Tal-
sperre bei Bistficka in Betracht kommen könnten. Er gab darüber
ein schriftliches Gutachten ab.
Auf Ansuchen der Strombaudirektion der niederösterreichischen
Donauregulierung revidierte derselbe auf Grund einer Reihe von
Bohrungen geologische Profile des Untergrundes am Donaukanale in
der Nähe des städtischen Elektrizitätswerkes.
Prof. Dr. Franz E. Suess beteiligte sich auch in diesem Jahre
wiederholt an den Beratungen der vom k. k. Ackerbauministerium
einberufenen Kommission zur Überprüfung der zum Schutze der
Karlsbader Heilquellen bestehenden Maßnahmen. Im vergangenen
Dezember aber wurde Dr. Suess von der Direktion der Anstalt nach
Karlsbad entsendet, um einem Wunsche der dortigen k. k. Bezirks-
hauptmannschaft entsprechend, die bei den dortigen Quellensanierungs-
arbeiten vorübergehend entstandenen Aufschlüsse im Teplbette geologisch
aufzunehmen und zu beurteilen. Ferner intervenierte er als Sachver-
ständiger in einer wasserrechtlichen Frage im Gebiete der für die
Trinkwasserversorgung der Stadt Melk in Aussicht genommenen
Quellen am Hiesberge. Endlich kann hier auch noch erwähnt werden.
30 Verhandlungen. Nr. 1
daß der Genannte über ein Graphitvorkommen bei Wolmersdorf in
Niederösterreich eine Äußerung abzugeben Gelegenheit hatte.
Herr Professor O. Abel begutachtete die Grundwasserverhält-
nisse des Weidlinger-Tales bei Klosterneuburg für das Stift Kloster-
neuburg und kam zu dem Ergebnisse, daß der geplanten Erweiterung
des Kirchhofes von Weidling keine Hindernisse von geologischer Seite
im: Wege stehen, da die Abströmungsrichtung der Friedhofswässer
eine derartige ist, daß die sanitären Verhältnisse des Ortes und der
anstoßenden Anwesen keine Gefährdung erleiden.
Für die Lederfabrik Weinberger in Znaim wurde ein Gut-
achten über die Wasserversorgung der Fabrik ausgearbeitet und von
der Anlage neuer Bohrungen mit Rücksicht auf die voraussichtlich
geringen Ergebnisse derselben und die damit verbundenen hohen
Kosten abgeraten. Ferner gab Prof. OÖ. Abel ein Gutachten für die
Chemischen Werke A.-G. in Wien über die Aussichten neuer
Tiefbohrungen im Bereiche der Glutin-Werke in Neu-Erlaa ab und
bezeichnete die Aussichten für neue Bohrungen als günstig.
Uberdies wurde Prof. O0. Abel noch in mehreren minder
wichtigen Fällen bezüglich der Wasserversorgung einzelner Objekte
von Privaten zu Rate gezogen, unter anderen vom Besitzer der
Brauerei zu Kirchdorf in Oberösterreich.
Eine besonders interessante und in bezug auf die gemachten
Beobachtungen sehr erfolgreiche Reise hat Dr. Franz Kossmat
unternommen. Derselbe wurde zu Beginn des Sommers für längere
Zeit beurlaubt, um im privaten Auftrage ‚montangeologische Unter-
suchungen im Vilajet Trapezunt (Kleinasien) durchzuführen. Diese
Studien bezogen sich hauptsächlich auf Vorkommnisse von Kupfer-,
Blei-, Zink- und Manganerzen in den altvulkanischen Regionen des
Hinterlandes von Rize (Lasistan), Trapezunt, Ordu und Bulaman. In
einigen von diesen Distrikten scheint der Erzbergbau (abgesehen von
den bedeutungslosen Manganerzen) viele Aussichten zu haben, soweit
dies zunächst von den natürlichen Verhältnissen des Auftretens jener
Mineralien abhängt. Bei Gelegenheit der betreffenden Untersuchungen
konnten übrigens auch verschiedene, speziell wissenschaftlich be-
merkenswerte Ergebnisse gewonnen werden. So wurden fossilführende
Kreideablagerungen in mehreren Distrikten als Einschaltungen inner-
halb der mächtigen und petrographisch sehr mannigfaltigen Eruptiv-
bildungen entdeckt.
Herr Dr. Petrascheck wurde in. . Wasserversergungs-
fragen nach Grimmenstein bei Aspaug und nach Pitten berufen. Über
Ersuchen des niederösterreichischen Landesausschusses untersuchte
derselbe außerdem das Schurfterrain auf Braunkohlen bei Krumbach
unweit Edlitz. Es mag hierbei bemerkt werden, daß allzu sanguinische
Hoffnungen auf die Bedeutung des genannten Gebietes nicht gesetzt
werden dürfen und daß auch nach einer mir gewordenen Mitteilung
Dr. Petraschecks das von diesem erstattete Gutachten über-
triebene Erwartungen in dieser Hinsicht nicht erweckt.
Ferner besichtigte der Genanute das Basaltvorkommnis von
Pullendorf in Ungarn und endlich wurde er noch zur Erstattung eines
1908 Jahressitzung am 14. Jänner. Dr. E. Tietze. 31
ausführlichen Gutachtens über die Aussichten von Bohrungen auf Stein-
kohle in der Gegend von Nachod eingeladen.
Einen im Frühjahre ihm erteilten längeren Urlaub benützte
er dazu, sowohl den Kulm des niederen Gesenkes wie einen größeren
Teil der mährischen Karpathen näher kennen zu lernen. Eine zweite
Reise führte ihn im Sommer zur Versammlung der deutschen geo-
logischen Gesellschaft nach Basel. Auch hat er die sich an diese Ver-
sammlung anschließenden Exkursionen in den Baseler Jura und die
Schweizer Alpen mitgemacht.
Dr. Waagen wurde in Angelegenheit eines Kohlenschurfes als
Experte nach Zöbern unweit Aspang berufen.
Ziemlich häufig wurde Dr. G. B. Trener bei der Lösung prak-
tischer Aufgaben in Anspruch genommen.
Für eine Wiener Bauunternehmung lieferte er ein ausführliches
geologisches Gutachten über die Steinbrüche auf der Eisenbahnstrecke
Veldes—Wochein. Im Hinblick auf die Wichtigkeit der Interessen, die
dabei in Frage kamen, wurden für dieses Gutachten die Resultate
einer dreifachen Prüfung des Materials herangezogen, und zwar einer
lithologischen, chemischen und mechanischen Prüfung, welch letztere
von der Versuchsanstalt für Bau- und Maschinenmaterial des k. k.
technologischen Gewerbemuseums in Wien ausgeführt wurde.
Ferner begutachtete Herr Dr. Trener sowohl für eine Wiener
Firma als auch für eine Trienter Unternehmung verschiedene Barytvor-
kommnisse bei Trient sowie bei Darzo und Storo in Judikarien, worüber
in unseren Verhandlungen schon ein Bericht erschienen ist, der auch
die vorläufigen Resultate eines über diesen Gegenstand bereits vor
etlichen Jahren begonnenen und bei dieser Gelegenheit nur fortgesetzten
Studiums bespricht.
Eine andere wichtige und anziehende Aufgabe wurde dem genannten
Geologen von der Gemeinde Terlago gestellt. Es handelte sich um
eine Untersuchung, welche als Grundlage für die Ausarbeitung
eines Regulierungsprojekts des Terlagosees dienen soll. Der, See
hat keinen oberflächlichen Abfluß und verursacht periodische UÜber-
schwemmungen. Gestützt sowohl auf eine monographische Arbeit, welche
Dr. Trener und Dr. C. Battisti vor Jahren gemeinsam verfaßt
hatten als auch auf die diesjährigen Erhebungen wurde eine einfache
ökonomische Lösung des gestellten Problems gefunden, welche das
kostspielige, von technischer Seite ausgearbeitete Projekt eines Tunnels
beseitigen wird. Maßgebend in dieser Beziehung war die Feststellung
des unterirdischen Verlaufes des Abflusses aus dem See, eine Fest-
stellung, welche mit der Koloriermethode gelungen war.
In seinem Aufnahmsgebiete wurde Dr. Trener bei der Frage der
technischen Verwendung der Marmore, welche in der Kontaktzone .der
Adamello-Eruptivmasse vorkommen, zu Rate gezogen. Die betreffende
Einladung war ihm um so mehr willkommen, als sich die Ge-
legenheit bot, zu zeigen, wie oft rein wissenschaftliche Momente bei tech-
nischen Problemen eine entscheidende Rolle spielen. Dr. Trener
konnte nämlich unter anderem auch auf den Umstand aufmerksam
machen, daß ein großer Teil des bewußten Marmors aus kontakt-
metamorphen Wengener Schichten, welche zum Teil dolomitisch sind,
39 Verhandlungen. Nr. 1
besteht, so daß die Vernachlässigung der chemischen Untersuchung, und
zwar der Bestimmung eines etwaigen Magnesiagehaltes, für die ge-
plante Unternehmung schwere Folgen haben dürfte.
Volontär Dr. Hermann Vetters unternahm im Privatauftrage
eine mehrmonatliche Reise nach Nordsyrien mit der Bestimmung, das
unbekannte Gebiet nördlich von Lattakia geologisch, unter besonderer
Berücksichtigung der nutzbaren Mineralien zu untersuchen. Dieses
in Begleitung des Herrn Dr. F. König bereiste Gebiet begreift
den Raum zwischen dem Meere und dem Nahr el Kebir, Lattakia und
Antiochia und hat geologisch, als das Grenzgebiet des südlichsten
taurischen Bogens (Mons Cassius) und der syrischen Tafel besonderes
Interesse.
Die praktischen Untersuchungen umfaßten die reichen Asphalt-
und Gipslager im Osten von Lattakia, sowie die Öhromvorkommen im
Grünsteinlande südlich des Mons Cassius.
Von den rein wissenschaftlichen Ergebnissen sei nur der Nach-
weis des triadischen Alters der „Grünsteinserie“ (Kalk, Hornstein,
Serpentin ete.) erwähnt, die den Raum im Süden des Djebel Akra
einnimmt.
Dr. Vetters hat ferner ein Gutachten über gewisse Schürfungen
auf Braunkohle im Ofener Gebirge abgegeben.
Dr. Urban Schloenbach - Reisestipendienstiftung.
Dr. W. Hammer wurde in diesem Jahre mit einem Stipendium aus
dem Schloenbach-Fonds ausgestattet, um für einen von ihmim Vereine
mit Dr. OÖ. Ampferer geplanten Alpenquerschnitt Studien in der
Schweiz und in Italien zu machen. Es wurde. zuerst das Untere
Engadin und das Samnauntal aufgesucht, um das sogenannte
„Engadiner Fenster“ und besonders dessen Nordrand im Samnauntal zu
besichtigen. Diese Touren bilden gleichzeitig eine Vorarbeit für die
Aufnahme des Blattes Nauders, insofern die Bündnerschiefer des
Engadin und der aus liassischen und kretazischen Gesteinen bestehende
Zug des Samnaun gegen Osten in das Gebiet des Blattes Nauders sich
fortsetzen.
Dann wurde im Herbst das südliche Ende des geplanten Schnittes
begangen: es wurde der Tonalitrand südlich des Monte Frerone
aufgesucht, dann die flachliegenden triadischen und paläozoischen
Schichtfolgen vom Passo eroce domini südwärts bis zu den kristal-
linischen Gebilden des Manivasattels durchquert und im Anschluß
daran der Dossoalto-Zug untersucht. Von hier an südwärts folgte
Dr. Hammer hauptsächlich dem von Bittner gegebenen Profil
durch die Berge des Val Sabbia; den Abschluß bildete eine Über-
querung der Selva piana bei Salö am Gardasee.
Dr. Otto Ampferer konnte mit einer ähnlichen Unterstützung
auch seinerseits die Vorarbeiten für die Herstellung jenes neuen
Alpenquerschnittes, und zwar im bayrischen Algäu beginnen.
Außerdem wurden im Anschluß an die bis zur Landesgrenze heran-
geführten Feldaufnahmen der NW-Sektion des Blattes Lechtal (Zone 16,
1908 Jahressitzung am 14. Jäuner. Dr. BE. Tietze.
Kol. III) tektonische und stratigraphische Studien (teilweise den GCenoman
tiysch betretiend) in der Fortsetzung der bereits kartierten Gebirgszüge
vorgenommen. So konnten auch die vielfach tiefer greifenden und grob-
artigen Aufschlüsse des Hintersteiner-, Iettenschwanger- und Trettach-
tales, ohne deren Kenntnis manches in den östlicheren Gebirgen
unverständlich bleiben würde, wenigstens in Übersichtstouren gestreift
werden. ’
Herr J. V. Zelizko besuchte im März die öffentlichen und
Privatsammlungen in Bologna, Florenz, kom, Neapel und in anderen
italienischen Städten, wozu ihm eine Beihilfe für seine Reiseauslagen
aus der Schloenbach-Stiftung gewährt wurde.
Ein weiterer kleiner Beitrag aus derselben Stiftung wurde Herrn
Dr. Beck gegeben, welcher bei seinen Untersuchungen in den
mährischen Karpathen bisweilen auch den ungarischen Abhang des
senannten Gebirges zu betreten Veranlassung hat.
Druckschriften und geologische Karten.
Von den Abhandlungen konnten im verflossenen Jahre zwei
Hefte ausgegeben werden, und zwar:
Dr. Lukas Waagen: Die Lamellibranchiaten der Pachycardientuffe
der Seiser Alm, XVII. Band, 2. Heft (180 Seiten Text, 10 lithogr.
Tafeln, 19 Zinkotypien im Text). Ausgegeben im April 1907 als
Abschluß des XVII. Bandes.
Franz Toula: Die Acanthieus-Schichten im Randgebirge der Wiener
Bucht bei Gießhübl (Mödling NNW). XVI. Band, 2. Heft (120
Seiten Text, 19 Lichtdrucktafeln, 32 Zinkotypien im Text). Aus-
gegeben im Dezember 1907.
Die Untersuchung der Lamellibranchiaten der Seiser Alm hatte
schon Dr. A. Bittner bald nach Vollendung seiner Revision der Lamell-
branchiaten von St. Cassian, welche im 1. Heft des XVIII. Bandes
veröffentlicht wurde, in Angriff genommen; er unterbrach jedoch
diese Studien als ihm bekannt geworden war, daß die Münchner
Fachgenossen auf Grund neuerer, umfangreicherer Aufsammlungen
im Gebiete der Seiser Alm eine monographische Bearbeitung dieser
Fauna in Aussicht genommen hätten. So kam es, daß bei dem un-
erwartet frühen IHinscheiden des um die Kenntnis der alpinen Trias-
faunen so hochverdienten Forschers von dem geplanten II. Teile
seiner Lamellibranchiaten der alpinen Triasformation nur ein Bruch-
stück vorlag, eine Serie von S Tafeln und einzelne Abschnitte des
zugehörigen Textes. Herr Dr. Waagen hat es nun in dankenswerter
Weise übernommen, die begonnene Arbeit fortzuführen und auf Grund
erneuten selbständigen Studiums des Gesamtmaterials zum Abschlub
zu bringen. Der von Bittner hinterlassene Text wurde unverändert
in die Arbeit aufgenommen und durch Druck mit eingerückter Zeile
besonders hervorgehoben.
Die Entdeckung einer reichen Fauna von Cephalopoden der
4canthieus-Schichten in der unmittelbaren Nähe von Wien und deren
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 1. Verhandlungen. 5)
34 Verhandlungen. Nr. 1
paläontologische Bearbeitung durch Herrn Hofrat Prof. Dr. Franz
Toula bot Veranlassung zur Ausgabe eines zweiten umfangreichen
Heftes unserer Abhandlungen, das Ende Dezember als Fortsetzung
des XVI. Bandes erschienen ist. Es kann nicht verhehlt werden, dab
die Drucklegung dieser für die Gliederung der jurassischen Sedimente
in den niederösterreichischen Voralpen so wichtigen Arbeit im Rahmen
des Kredits für das verflossene Jahr nieht mehr durchführbar ge-
wesen wäre und nur dadurch ermöglicht wurde, daß Hofrat Toula
die ihm zur Herausgabe seiner Studien vom k. k. Ministerium für
Kultus und Unterricht bewilligte Subvention in ihrer Gänze zur
Bedeckung der Kosten des Tafeldruckes zur Verfügung gestellt hat.
Zu besonderem Danke sind wir ferner der Direktion der k. k. gra-
phischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien verpflichtet, welche die
Herstellung der zum Teil sehr schwierigen Originalaufnahmen für die
bei J. Löwy in Lichtdruck ausgeführten Tafeln nur gegen Ersatz
der Materialkosten übernommen hat.
Von unserem Jahrbuche wurden ım abgelaufenen Jahre die
4 Hefte des LVII. Bandes ausgegeben, mit einem Gesamtumfange von
834 Seiten und 19 Tafelbeilagen. Heft 2 und 3 ist als Doppelheft
erschienen. Im November konnte bereits mit dem Druck des Materials
für das 1. Heft des LVIII. Bandes begonnen werden.
Von den Verhandlungen sind bis heute 15 Nummern er-
schienen. Dieselben (sowie die zur Zeit noch in Vorbereitung befind-
lichen Nummern) enthalten außer zahlreichen Literaturreferaten
Originalmitteilungen der Herren: O0. Ampferer, H. Beck, J,
Dreeer, .G Geyer, W’ Hammer, F. Heritsch, E Karen
FE. v. Kerner, F. Kossmaush. Kowarzik, J. Mertens We
Lozinski, Jan Nowak, M. Ogilvie-Gordon, Th. Ohnesorge,
M. v. Pälfy, W. Petrascheick, C. Renz,.E. Rome ar
Sclhaffer, A. Schmidt, ZRedesSschubert, "E. Tietzer Asse
E. Toula, F! Trauth, GEbzıimener, M. Vacek EL Wasser
E. Wüst, J. V. Zelizko. Das seit einigen Jahren in der Schluß-
nummer unserer Verhandlungen erscheinende Verzeichnis aller auf
Osterreich-Ungarn bezüglichen Publikationen des Berichtsjahres, soweit
sie geologischen, paläontologischen, mineralogischen und montangeo-
logischen Inhaltes sind, wird diesmal von Herrn Dr. F.v. Kerner
zusammengestellt werden.
Von den Erläuterungen zur geologischen Spezial-
karte, von welchen bis jetzt 24 Hefte vorlagen, ist im Jahre 1907
ein weiteres Heft erschienen, und zwar:
Erläuterungen zum geologischen Spezialkartenblatte SW-Gruppe, Nr. 15,
Hallein—Berchtesgaden. (Zone 15, Kol. VIID von Eber-
hard Fugger (Kl.-8°%, 34 Seiten).
Abhandlungen, Jahrbuch und Kartenerläuterungen
wurden wie bisher von Bergrat F. Teller redigiert. Die Redaktion
der Verhandlungen, welche seit 1905 Herrn Dr. Lukas Waagen
anvertraut war, der dieselbe mit großer Sorgfalt und Umsicht geführt
hat, befindet sich seit 1. Juli in den Händen des Herrn Dr. F. v.
Kerner.
1905 Jahressitzung am 14. Jänner, Dr. E, Tietze. 35
Außerhalb des Rahmens unserer Druckschriften wurden von
Mitgliedern der Anstalt folgende Arbeiten veröffentlicht:
0. Abel: Die Morphologie der Hüftbeckenrudimente der Cetaceen.
Denkschr. der kaiserl. Akad. der Wissenschaften, LXXXI. Band,
pag. 139— 195, Wien 1907.
— Die Aufgaben und Ziele der Paläozoologie. Verhandl. d. k. k. zoolog.
botan. Gesellsch., Wien 1907, pag. 67—78,
— Die Bedeutung der neuen Fossilfunde im Alttertiär Agyptens für
die Geschichte der Säugetiere. Verhandl. d. k. k. zoolog. botan.
Gesellsch., Wien 1907, pag. 7S—S0.
— Die Lebensweise der altpaläozoischen Fische. Verhandl. d. k. k.
zoolog. botan. Gesellsch., Wien 1907, pag. 158 —168.
— Die Stammesgeschichte der Meeressäugetiere. Sammlung volkstüml.
Vorträge zum“ Verständnis der, nation. Bedeutung von Meer- und
Seewesen, I. Jahrgang, 4. Heft, Berlin 1907.
— Der Anpassungstypus von Metriorhynchus. Zentralblatt für Min.,
Geol. und Paläontologie, Jahrg. 1907, pag. 225— 235, Stuttgart.
— Presentation, avec explieations justificatives, d’une reconstruction
de l’Eurhinodelphis, Dauphin longirostre du Bolderien des environs
d’Anvers. Bull. Soc. Belg. Geol. Paleont. ete. XX., P. V. 16. Oct.
1906, pag. 163 — 166.
OÖ. Ampferer: Glazialgeologische Beobachtungen im unteren Imntale.
Zeitschr. f. Gletscherkunde, II. Band, pag. 293—127, Berlin 1907.
Dr. J. Dreger: Ein geologischer Aufsatz in der Schrift von Prof.
E. Ludwig u.a. „Über die Styriaquelle in Rohitsch-Sauerbrunn“
(Wiener klinische Wochenschrift, XX. Jahrgang, 1907, Nr. 15).
G. Geyer: Die Aufschließungen des Bossruck-Tunnels und deren
Bedeutung für den Bau des Gebirges. Besonderer Abdruck aus
Denkschriften der math.-naturw. Klasse d. kais. Akad. d. Wiss.
LXXXII Bd., Wien 1907, pag. I—40 mit 3 Tafeln und 3 Text-
figuren.
F. v. Kerner: Geologische Einleitung zu K. Schuster: Petrographische
Ergebnisse der brasilischen Expedition der kaiserl. Akademie der
Wissenschaften. Sitzungsber. d. k. k. Akad. d. Wiss., math.-nat.
BT. Abt., 1907.
— Revision der zonaren Niederschlagsverteilung. Mitteil. der k. K.
geogr. Ges., 1907.
R. J. Schubert: Beiträge zu einer natürlicheren Systematik der Fora-
miniferen ], II, III. Neues Jahrb. f. Min. 1907, Ba. II, pag. 232—260.
Dr. Lukas Waagen: Der heutige Stand der Eolithenfrage. Mitt.
d. k. k. geogr. Gesellsch. in Wien 1907, pag. 348—353.
J. V. Zelizko: Geologisch-paläontologische Verhältnisse der nächsten
Umgebung von Roämitäl in Böhmen (Rozpravv und Bulletin der
böhm. Franz-Joseph-Akademie in Prag 1906).
— Uber Höhlenwandgemälde und Zeichnungen des paläolithischen
Menschen mit Rücksicht auf die neuesten Forschungen (russisch
r%*
.)
‘
36 Verhandlungen. Nr. 1
aus: Berichte der taurischen wissenschaftlichen Archivkommission,
Nr. 40, Simferopol 1906).
J. V. Zelizko: Stanice diluvialniho eloveka v Kijeve. Station des dilu-
vialen Menschen in Kiew (Casopis des vaterländ. Musealvereines
in Olmütz, Nr. 99 —96, 1907).
Von unserem geologischen Kartenwerke, dessen Druck
im k. u.k. militärgeographischen Institut auf Grundlage der Spezialkarte
der österr.-ung. Monarchie 1. M. 1:75.000 durchgeführt wird, ist
Ende Dezember die VII. Lieferung erschienen. Dieselbe enthält
6 Blätter, und zwar:
Auspitz—Nikolsburg (Zone 10, Kol. XV), aufgenommen von
@2IM. Bau, L. v. -Eauscneund O0. Abel.
St. Pölten (Zone 13, Kol. XI), aufgenommen von A. Bittner,
C. M. Paul, O. Abel’und F. E. Suess.
Gaming—Mariazell (Zone 14, Kol. XID, aufgenommen von
A. Bittner und C. M. Paul mit Nachträgen von E. Kitt].
Hallein—Berchtesgaden (Zone 15, Kol. VIII), aufgenommen von
A. Bittner, reambuliert von E. Fugsge:r.
Gilli-Ratschach (Zone 21, Kol. XII), aufgenommen von F. Teller.
Rohitseh—Drachenburg (Zone 21, Kol. XIII), aufgenommen von
J. Dreger.
Zur Orientierung über das für die weiteren Lieferungen in
Vorbereitung befindliche Kartenmaterial mögen hier noch emige
Daten angeschlossen werden.
Im Stadium der Herstellung von Tonplatten für den Farbendruck
befinden sich die Spezialkartenblätter: Cherso—Arbe (Zone 26,
Kol. X). Puntaloni—Lussinpiecolo (Zone 29, Kol. XD), Novegradi —
Benkovac (Zone 29, Kol. XIM) und Bormio—Passo del Tonale
(Zone 20, Kol. IID.
Zur Korrektur der geologischen Grenzlinien liegen vor die
Blätter: Bischoflack—Idria (Zone 21, Kol. X) und Borgo-Fiera di
Primiero (Zone 21, Kol. V).
An neuem Material wurden endlich Ende 1907 behufs Her-
stellung im k. u. k. militärgeographischen Institut folgende Blätter
übergeben: Deutsch-Brod (Zone 7, Kol. XIII), Brünn (Zone 9, Kol. XV)
und Medak (Zone 28, Kol. XII.
Leider sind die uns bewilligten Mittel (vergl. später) viel zu
sering, um eine Beschleunigung der Herausgabe aller dieser Karten
zu ermöglichen. Inzwischen wächst aber stets neues Material hinzu
zu dem alten, welches auf die Publikation harrt, so daß hier eine
Abhilfe wohl erwünscht wäre.
Die Obsorge für die Redaktion des geologischen Kartenwerkes
war wie bisher Herrn Bergrat F. Teller anvertraut, dem wir für
die bei dieser zeitraubenden Tätigkeit aufgewendete Mühe zu be-
sonderem Danke verpflichtet sind.
—]
1905 Jahressitzung am 14. Jänner, Dr, E, Tietze.
Museum und Sammlungen.
Die unser Museum betreffenden Agenden waren in erster Linie
Herrn Dr. Dreger anvertraut, der in höchst dankenswerter Weise
die für unsere Sammlungen notwendigen Arbeiten überwacht. Die
betreffende Aufgabe ist indessen keine ganz leichte und bedarf der
Unterstützung aller Mitglieder des Instituts, welehe an der Benütz-
barkeit «dieser Sammlungen eine Interesse haben.
Zur Regelung eines gleichmäßigen Fortschrittes der Ordnung
unseres Sammlungsmaterials sah sich daher die Direktion dem Wunsche
mehrerer Mitglieder der Anstalt entsprechend veranlaßt, jedem der
Sektionsgeologen einen womöglich seiner Aufnahmstätigkeit und seinen
wissenschaftlichen Arbeiten entsprechenden Teil unseres Museums zu-
zuweisen. Es wird nun Aufgabe .ler betreffenden Herrn sein, sich
nach Tunliehkeit mit dem jeweilig in Betracht kommenden Material
zu beschäftigen, um in übersichtlicher Weise die Ordnung in den
Läden und in der Aufstellung zu verbessern, bezüglich aufrecht zu
erhalten.
Es wurde folgende Einteilung getroffen:
J. Dreger: Mineralogische Schaustücke, Wirbeltiere, Tertiär
der Nordalpen, Baumaterialien. In den Sälen I, II, IX, X und VII.
F. v. Kerner: Alle Floren mit Ausnahme der karbonischen
aus den Sudetenländern. In der Mehrzahl der Säle zerstreut.
F. E. Suess: Mineralien und kristallme Gesteine aus Ungarn
(inkl. Siebenbürgen, Kroatien) und Ostgalizien. In den Sälen XVI, XVII
und XVIM.
F. Kossmat: Kreide, Jura. obere Trias (Hallstätter Sch.) der
Nordalpen. Montanistische Sammlung. In den Sälen XI, XI, XII,
XIV und VI.
K. Hinterlechner: Mineralien und kristalline Gesteine der
Sudetenländer. In den Sälen IV, V und VI.
W. Hammer: Mineralien und kristalline Gesteine der Alpen.
Im Saale XIV.
R. J. Schubert: Tertiär und Flvsch der Sudetenländer, sowie
der Karpathen, Tertiär und Kreide der Südalpen, Bosnien. In den
Sälen III, XV und XX.
L. Waagen: Trias der Südalpen (ohne Südtirol), Paläozoikum
der Südalpen. Im Saale XIV.
OÖ. Ampferer: Trias der Nordalpen (ohne Hallstätter Sch.).
Im Saale XIV.
W. Petrascheck: Kreide, Jura, Perm und Karbon (auch die
dazu gehören Pflanzen) der Sudetenländer. In den Sälen IV. V und XIX.
G. B. Trener: Trias und Jura von Südtirol. In den Sälen
XIV und XV.
Th. Ohnesorge: Paläozoische Formationen der Nordalpen.
Im Saale XIV.
538 Verhandlungen. Nr. 1
H. Beck: Ungarn (Siebenbürgen, Kroatien) ohne Mineralien
und kristalline Gesteine. In den Sälen XVI und XVII.
Das Devon und Silur der Sudetenländer in den Sälen V und VI
wurde dem Herrn Amtsassistenten J. V. Zelizko zugewiesen. Der-
selbe führte in diesem Jahre außerdem die Etikettierung des Aus-
stellungsmateriais im Hallstätter Saal durch.
Eine sehr dankenswerte Arbeit hat Herr Dr. L. Waagen ın
Aneriff genommen, die separate Katalogisierung sämtlicher in unserem
Museum aufbewahrter Originalien. Es wurden zu diesem Behufe zu-
nächst von Saal zu Saal alle Fossilreste verzeichnet, welche nach-
weisbar als Typen für paläontologische Beschreibungen und Ab-
bildungen gedient haben, und es gelang auch in den Sommer- und
Herbstmonaten die ganze Sammlung mit Ausnahme des Hallstätter
Saales und der in verschiedenen Sälen verteilten Lokalfloren in diesem
Sinne durchzuarbeiten. Auf Grund dieser Verzeichnisse wurde sodann
mit der Anlage eines nach Autoren geordneten systemati-
schen K atalogs der Originalstücke begonnen, welcher später durch
einen paläontologise hen Zettelkatalog ergänzt werden soll und
jetzt bereits nahezu 5700 Nummern aufweist. Der nach der Auf-
stellung in den Sälen angeordnete Grundkatalog hat dagegen die Zahl
von 8000 Nummern erreicht. Diese Ziffern werden sich natürlich
nach Aufnahme des reichen im Hallstätter Saal aufbewahrten Original-
materials und der umfangreichen Lokalfloren noch sehr wesentlich
erhöhen. Als Original gilt jedes abgebildete Stück, weshalb die Zahl
der Stücke größer ist als die der betreffenden Arten.
Unser Museum hat auch in diesem Jahre durch Schenkung
mancherlei Zuwachs erhalten. Ich schließe hier unter dem Ausdrucke
unseres lebhaftesten Dankes an die geehrten Herren Spender die
folgenden Daten über einzelne dieser Zuwendungen an:
Von unserem Korrespondenten, Herrn J. Bolle, Direktor der
k. k. landwirtschaftlich-chemischen Versuchsstation in Görz, erhielten
wir 16 Stücke, beziehungsweise Fragmente von sogenannten „Somma-
blöcken“‘, deren Drusenräume unter anderen Meionit, Nephelin,
Vesuvian, Granat, Augit und Hornblende enthalten; ferner eine
Anzalıl Gesteine und unter diesen vorwiegend Schlacken und Lapilli
der Umgebung von Neapel, wie endlich Asche der letzten Vesuv-
eruption (1906).
Herr V. Jetmar, ‚Bürgerschullehrer in Sku& (Böhmen), widmete
eine Kollektion von Gesteinen und Kreidefossilien aus der Umgebung
von Skuc.
Herr W. Conte Alfonso Borelli in Zara übermittelte eine
Anzahl Gesteinsproben und Fossilien aus einem neu erschürften Vor-
kommen von Süßwasserneogen.
Herrn Oberlehrer Anton Colnago in Obrovazzo verdanken wir
einige Fossilreste aus den Prominaschichten der Grcka lokva bei
Obrovazzo.
Von Herrn Dr. Eugen Bartsch, Fabriksdirektor in Neu-Erlaa
bei Wien, kamen uns zu: ein großer Granatkristall von der Dominsel
1908 Jahressitzung am 14. Jünner, Dr. E. Tietze. 0
in Breslau. Hyalit und Nephrit von Jordansmühl, und Kallait von
Steine bei Jordansmühl in Preubisch-Schlesien.
Von der Museumsgesellschaftin Teplitz-Schönau
wurde eingesendet: Hornsteinbreceie mit Baryt und Ocker, tluoriti-
sierter (uarzporphyr und Hornstein aus dem alten Teplitzer Quellenspalt
VonProfessorDomenico Lovisato in Cagliari (Sardinien):
Nulliporenkalk mit Zingula cf. Dregeri Andreae, die auch im Leitha-
kalke des Wiener Beckens gefunden wurde.
Endlich erhielten wir noch einige Photographien geologisch
interessanter Aufschlüsse, und zwar:
Von Herrn Eduard Suchemel jun. aus Wildenschwert. zwei
Photographien des Steinbruches Steinberg nächst Dittersbach bei
Böhmisch-Trübau (Kreidesandstein), sodann von Herrn Dr. Karl
Hlawatsch in Wien zwei Photographien von Wolfen in der Au
bei Hütteldorf, eine Störung im Flysch darstellend.
Bibliothek.
Trotz der Beschränktheit der hierauf bezüglichen Dotation, aus
der natürlich auch das Einbinden der Bücher bestritten werden muß,
ist das Wachsthum unserer Bibliothek ein erfreuliches. Herr Dr.
Matosch machte mir über den gegenwärtigen Stand derselbon die
folgenden Angaben. Wir besitzen:
I. Einzelwerke und Separatabdrucke.
#) Der Hauptbibliothek:
13.602 Oktav-Nummern 15.043 Bände und Hefte
2.348 Quart- R =: 3.3000 n 5
159 Folio- r — 321 vi =
Zusammen 16.609 Nummern -— 18.714 Bände und Hefte.
Hiervon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1907: 253
Nummern mit 273 Bänden und Heften.
b) Der im chemischen Loboratorium aufgestellten Bibliothek:
1954 Oktav-Nummern = 2084 Bände und Hefte
211 (Juart- „ : 222 ” b) ”
Zusammen 2145 Nummern — 2306 Bände und Hefte.
Hiervon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1907: 16 Nummern
mit 15 Bänden und Heften.
Der Gesamtbestand an Einzelwerken und Separatabdrucken
beträgt demnach: 18.754 Nummern mit 21.020 Bänden und Heften.
Hierzu kommen noch 268 Nummern bibliographischer Werke (Hand-
und Wörterbücher, Kataloge ete.).
40 Verhandlungen. Ne
Il. Periodische Schriften.
a) (Juartformat:
Neu zugewachsen sind im Laufe des Jahres 1907: 1 Nummer.
Der Gesamtbestand der periodischen Quartschriften beträgt jetzt:
509 Nummern mit 8590 Bänden und Heften.
Hiervon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1907: 254 Hefte
b) Oktavformat:
Neu zugewachsen sind im Laufe des Jahres 1907: 9 Nummern.
Der Gesantbestand der periodischen Oktavschriften beträgt jetzt:
775 Nummern mit 28.018 Bänden und Heften.
Hiervon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1907: 834 Bände
und Hefte.
Der Gesamtbestand der Bibliothek an periodischen Schriften
umfaßt sonach: 1054 Nummern mit 36.6505 Bänden und Heften.
Unsere Bibliothek erreichte demnach mit Abschluß des Jahres
1907 an Bänden und Heften die Zahl 57.396 gegenüber dem Stande
von 56.517 Bänden und Heften am Schlusse des Jahres 1906, was
einem Gesamtzuwachs von 1379 Bänden und Heften entspricht.
Kartensammlung.
Unsere Kartensammlung hat auch im Jahre 1907 hauptsächlich
durch die Fortsetzung der in Lieferungen erscheinenden offiziellen
Kartenpublikationen eine namhafte Bereicherung erfaliren. Aus dem
angeschlossenen Verzeichnisse ergibt sich im ganzen ein Zuwachs von
162 Blättern, von welchen 92 auf rein geologische Darstellungen
entfallen. Es handelt sich um die folgenden Stücke:
4 Blätter. Geologische Aufnahmen der königl. ungarischen
seologischen Anstalt im Maßstabe 1: 75U0.
Zone 19, Kol. XXVI, Örkös. Geologisch aufgenommen von
Dr. J. Pethö und Dr. Hugo Böckh. Budapest 1905.
Zone 19, Kol. XXVIII, Magura. Geologisch aufgenommen von
Dr. M. v. Pälfy und Dr. G. Primics. Budapest 1905.
Zone 20, Kol. XXVIIL, Abrudbänya. Geologisch aufgenommen
von A. Gesell und Dr. M. v. Pälfy. Budapest 1905.
Zone 25, Kol. XXVI, Krassova-Teregova. Geologisch auf-
genommen von L. Roth von Telegd, Dr. F. Schafarzik,
K. von Adda und Johann Böckh.
23 Blätter. Geologische Karte von Preußen und den benach-
barten Bundesstaaten. Maßstab 1:25000. Herausgegeben
von der königl. preußischen geologischen Landesanstalt in Berlin.
118. Lieferung mit den Blättern: Massin, Hohenwalde, Vietz,
Költschen.
10
IS Jahressitzung am 14. Jänner. Dr. E. Tietze. 4]
119. Lieferung mit den Blättern: Ahrensberg, Lychen, Fürsten-
berg, Himmelpfort, Dannenwalde.
123. Lieferung mit den Blättern: Langenhagen, Kolberg, Gütz-
laffshagen, Gr. Jertin.
129. Lieferung mit den Blättern: Treffurt, Creuzburg i. Th.
Berka, Schmalkalden.
137. Lieferung mit den Blättern: Goerzke, Belzig, Brück, Sta-
kelitz, Klepzig, Niemegk.
Blätter. Karte der nutzbaren Lagerstätten Deutschlands:
Gruppe Preußen und benachbarte Bundesstaaten. 1. Abteilung:
Rheinland und Westfalen. Lieferung 1 mit den Blättern Wesel,
Münster, Düsseldorf, Arnsberg, Köln, Siegen Cochem, Koblenz.
Maßstab 1:200.000. Bearbeitet von H. Everding, 1904. Heraus-
gegeben von der königl. preußischen geologischen Landesanstalt,
Berlin 1907.
Blatt. Höhenschichtenkarte von Elsaß-Lothringen und der an-
srenzenden Gebiete im Maßstabe 1:200.000. Herausgegeben von
der geologischen Landesuntersuchung von Elsaß-Lothringen, Straß-
burg 1906.
Blatt. Geologische Karte des Großherzogtumes Hessen, im Maß-
stabe 1:25.000. Bearbeitet unter der Leitung von R. Lepsius.
Blatt Viernheim, aufgenommen von W. Schottler.
Blatt. Geognostische Karte vonWürttemberg. Maßstab 1 : 50.000.
Nr. 17, Waiblingen. 2. Auflage, 1907.
Blatt. Geologische Spezialkarte des Königreiches Württemberg.
Maßstab 1: 25.000. Blatt Obertal-Kniebis. Aufgenommen von
K. Regelmann.
Blatt. Geologische Karte der Gebirge am Walensee. Maßstab
1:25.000. Aufgenommen von Arnold Heim und J.Oberholzer.
Blatt. Geologische Karte der Simplon-Gruppe. Maßstab
1 :50.000 von ©. Schmidt und H. Preiswerk. 1892— 1905.
Mit Verwertung der Aufnahmen von A. Stella, Geologe d. R.
Ufficio geolog. d’Italia 1398 — 1906.
Blatt. Geologische Karte der Gebirge zwischen Lauterbrunnen-
tal, Kandertal und Thuner See. Maßstab 1:50.000. Auf-
senommen 1902—1905 von E. Gerber, E. Helgers und
N ErOschh.
Blatt. Geologische Kartenskizze der Alpen zwischen St. Gotthard
und Montblanc. Maßstab 1 : 350.000. Entworfen von
C. Schmidt. August 1906.
Blätter. Hypsometrische Karte von Portugal. Maßstab 1:50.000.
Herausgegeben von der Kommission des geologischen Dienstes 1906.
Blätter. Geologische Karte von Belgien. Maßstab 1: 40.000.
Herausgegeben im Auftrage der Regierung von der „Commission
geologique de Belgique“.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 1. Verhandlungen. 6
42 Verhandlungen. Nr. 1
Nr. 77 Kermpt-Hasselt, Nr. 78 Genck -Sutendael, Nr. 92
Alken-Öortessem, Nr. 95 Bilsen-Veldwezelt, Nr. 94 Neerhaven,
Nr. 126 Bliequy-Ath, Nr, 127 Lens-Soignies, Nr. 148 Louveigne-
Spa, Nr. 153 Fontaine-l’Ev&que-Charleroi, Nr. 167 Natoye-Ciney.
nn y
D
Blätter. Geological Survey of England and Wales. Aufnahme
im Maßstabe: 1 :63.360. Swansea (Drift and solid), Ammanford
(Drift and solid), Wormshead (Drift and solid), Falmoutl,
Newquay, Wellington, West Fleet.
Aufnahme im Maßstabe: 1: 252.440. Blatt S und 12 (Drift-
Edition).
2 Blätter. Geologiecal Survey of Scotland. Maßstab 1: 253.440.
Blatt 16 und 17.
1 Blatt. Geological Survey of Ireland. Maßstab 1:63.360. Limerick
distriet (Drift-series).
4 Blätter. Geologische Untersuchung von Sehweden. Serie Aa.
Maßstab 1 : 50.000. Nr. 123 Jönköping, Nr. 134 Svinhult,
Nr. 137 Västervik, Nr. 140 Boxholm.
Blätter. Carte geologique de la region aurifere de Zela.
Maßstab 1: 84.000. Dressee par E. Ahnert.
Blätter. Carte geologique delaregionaurifere deSelemdja.
Maßstab 1:34.000. Dressee par A. Khlaponin.
12 Blätter. Geological Survey of Canada. Maßstab 1: 63.360. Dir.
Robert Bell. Provineeof Nova Scotia.. Blatt.-Nr. 59, 60, 61,
62, 63, 64, 65, 74, 75, 76, 82, 83.
11 Blätter. Topographische Karten von Kanada. Herausgegeben vom
Department of the Interior. In verschiedenen Maßstäben.
So
[9)
56 Blätter. Topographische Karten der Vereinigten Staaten
von Nordamerika in verschiedenen Maßstäben. Heraus-
gegeben von der U. S. Geological Survey in Washington.
4 Blätter. Geologische Aufnahme der Kapkolonie. Herausgegeben
von der geol. Kommission der Kapkolonie 1906 und 1907.
Geologie von A. W. Rogers, H. L. Schwarz und A. L.
du Toit.
Arbeiten im chemischen Laboratorium.
In unserem chemischen Laboratorium wurden auch heuer wieder
zahlreiche Untersuchungen von Kohlen, Erzen, Gesteinen etc. für
Ämter und Privatpersonen, die sich zu diesem Zwecke an unsere
Anstalt gewendet hatten, ausgeführt.
Es wurden in diesem Jahre für solche Parteien 277 Proben
untersucht, welche sich auf 208 Einsender verteilten, wobei von 204
Einsendern die entsprechenden amtlichen Taxen eingehoben wurden.
Die Proben, welche heuer zur chemischen Untersuchung ge-
langten, waren 68 Kohlen, von welehen die Flementaranalyse nebst
1908 Jahressitzung am 14. Jänner, Dr. E. Tietze. 43
der Berthierschen Probe und 11 Kohlen, von welchen nur die
Berthiersche Probe nebst Wasser- und Aschenbestimmung vor-
genommen wurde, ferner 6 rc 135 Erze, 1 Metall, 10 Kalke,
1 Dolomit, 4 Magnesite, 4 Mergel, 4 Tone, 12 Gesteine, 11 Beauxite,
2 Wässer und S diverse Materialien.
Außerdem wurden noch 11 Gesteinsbestimmungen durchgeführt.
bei denen die Herstellung von Dünnschliffen und die mikroskopische
Untersuchung dieser Schliffe notwendig war.
Die Inanspruchnahme unseres chemischen Laboratoriums durch
Parteien hat, wie die oberwähnten Zahlen dartun, im Vergleich zu
dem Vorjahre eine abermalige, und zwar nicht unbeträchtliche Steige-
rung erfahren. Dabei fällt namentlich die Zunahme der Analysen von
Erzen auf. Trotzdem nun durch die Ausführung dieser Arbeiten
für praktische Zwecke die Zeit unserer beiden Chemiker größtenteils
ausgefüllt war, hatten dieselben auch diesmal wieder eine Anzahl
von Untersuchungen in speziell wissenschaftlicher Hinsicht durchzu-
führen.
Der Vorstand des chemischen Laboratoriums Herr Regierungsrat
C. v. John arbeitete an zahlreichen chemischen Analysen, von Ge-
steinen aus verschiedenen Gegenden Österreichs. Es sind hier vorerst
zu erwähnen verschiedene Gesteine aus dem Aufnahmsgebiete des
Herrn Dr. K. Hinterlechner, nämlich aus der Umgebung von Ransko
bei Zdiretz in Böhmen, ferner mehrere Amphibolite aus Quarzphyllit-
gebieten Tirols, die Herr Dr. Th. Ohnesorge aufgesammelt hatte
und endlich die Hauptgesteinstypen der Brünner Eruptivmasse, die von
Herrn Professor Dr. F. E. Suess gesammelt wurden.
Die chemischen Analysen der Gesteine von Ransko und der
Amphibolite aus Tirol wurden vom Regierungsrat v. John nach den
Methoden von ÖOssann umgerechnet. Über alle drei genannten Gesteins-
gruppen werden Publikationen in unserem Jahrbuch erscheinen.
Der zweite Chemiker unseres Laboratoriums Herr C. F. Eich-
leiter untersuchte eine Anzahl von kieseligen Bänderkalken und
Tuffen von Spizza in Dalmatien, ferner ein Vorkommen von Pyrolusit,
sowie Antimonit aus der gleichen Gegend, welche Gesteine und
Mineralien aus dem geologischen Aufnahmsgebiete des Herrn Chef-
seologen G. v. Bukowski stammten.
Der letztsenannte Chemiker brachte ferner in diesem Jahre die
im Lupphre durchgeführte chemische Analyse der neuen Arsenquelle
von S ae bei Pergine in Südtirol in unserem Jahrbuch (Jahre. 1907,
Bd. DV II, 3. Heft) zur Veröffentlichung.
Administrativer Dienst.
Einige nähere Angaben über unseren administrativen Dienst,
wie ich solche seit meiner Amtsführung mitzuteilen pflege, mögen
auch diesmal wieder erwünscht sein.
Die Zahl der in dem Berichtsjahre 1907 protokollierten und
der Erledigung zugeführten Geschäftsstücke betrug 725. Für Unter-
6°
44 Verhandlungen. Ne
stützung bei dieser Erledigung bin ich besonders den Herren Vize-
direktor Vacek, Bergrat Dr. Teller, Oberrechnungsrat Girardi,
Chefgeologe v. Bukowski und Regierungsrat v. John verbunden,
welcher letztere (unterstützt von Herrn Eichleiter) wieder die
Mehrzahl der das Laboratorium betreffenden Akte ausfertigte.
Was unseren Tauschverkehr anlangt, so wurden einschließlich
einer Anzahl Freiexemplare abgegeben:
Verhandlungen VEgwmms, 2... »DOUSERDI
Jahrbuch N... mean... 0. A
Abhandlungen (hierunter 212 Exemplare
des zweiten Heftes des XVIII. Bandes) 253 ,„
”
Im Abonnement und in Kommission wurden bezogen:
Verhandlungen rer)... 12 2 AA Exple
Jahrbuch. ae er 2. lo
Abhandlungen . pers... 2 01. 3S8JärE
Im ganzen wurden hiernach
von den Verhandlungen . . . . .... 644 Expl.
von dem Jahrbuchkegen ... ......63 5
von den-Abhandlungenser. 2. . .....10.2.2020723
abgesetzt.
Ein neuer Schriftentausch (Jahrbuch und Verhandlungen) wurde
mit dem geographischen Institut der Universität Berlin eingeleitet.
An die k. k. Staatszentralkasse wurden als Erlös aus dem Ver-
kaufe von Publikationen, aus der Durchführung von chemischen Unter-
suchungen für Privatparteien sowie aus dem Verkaufe der im Farben-
druck erschienenen geologischen Kartenblätter und der auf Bestellung
mit der Hand kolorierten Kopien der älteren geologischen Aufnahmen
IMEeAanZEn: © u... 0. 0. 2 RR
d. 1. gegenüber den gleichartigen Einnahmen des Vor-
jahres Der ....7 00. Me. 2. 0 DE
MEhrFUM. tr, 1, 2 O0 oa 776 24
abgeführt.
Es betrugen nämlich die Einnahmen bei den
Druckschriften Karten Analysen
im-Jahre 1906 . . . . u. K 227159 K 288840 K 5834,
10T. ee 2891-41 , 1949,62. Sean
und es ergibt sich sonach 1907
gegen 1906 eine Mehrein-
nahme von . . . „en 61982. K —— Rad
beziehungsweise eine Minderein-
nahme: von. :. x... makn2 = —: K 945.78
1908 Jahressitzung am 14. Jänner, Dr. E. Tietze. 45
Die für 1907 bewilligten Kredite für unsere Anstalt waren die
folgenden:
MESAMLETIORGENIIS?. eh. 2 Ve Be 203.600. —
wovon auf die ordentlichen Ausgaben . . K 194.600 —
auf die außerordentlichen Ausgaben. . . K 9.000-
entfielen.
Das letztgenannte Extraordinarium bezieht sich mit S000 Kronen
auf die Kosten für die Herausgabe von Karten im Farbendruck, mit
dem Rest auf einen Zuschuß für die Herausgabe unserer Druck-
schriften. Daß übrigens aus dem Karten-Extraordinarium zumeist auch
die Reiseauslagen der externen Mitarbeiter und Volontäre, sowie die
Kosten der Reambulierungen bestritten werden müssen, darf ich als
bekannt voraussetzen. Insofern überdies die Herstellungskosten der
Karten beständig steigen und heute für ein Kartenblatt im Durch-
schnitt wesentlich mehr ausmachen als noch vor 10 Jahren, wird es
immer schwerer mit der genannten Summe das Auslangen zu finden.
Von den ordentlichen Ausgaben nahmen die Personalbezüge, das
sind Gehalte, Aktivitätszulagen, Adjuten, Löhnungen und Remune-
rationen, 135.258 Kronen in Anspruch, während die Dotation für das
Museum 4000 Kronen, jene für die Bibliothek 2000 Kronen, jene für
das Laboratorium 2500 Kronen und jene für die Herstellung der
Abhandlungen, Verhandlungen und des Jahrbuches 17.000 Kronen
betrugen. Der letztgenannte Posten erscheint gegen die Vorjahre um
2000 Kronen erhöht. Da aus dem für die Druckschriften angewiesenem
Betrage auch die sogenannten Interkalarabstriche (2 Prozent des
Budgetpostens für Gehalte etc.) gedeckt werden müssen, soweit die-
selben nicht durch die bei Personalveränderungen (durch Verzögerung
der Vorrückungen) sich eventuell ergebenden Ersparungen ausgeglichen
werden, so sind wir für diese auch aus anderen Gründen wünschens
wert gewesene Erhöhung besonders dankbar.
An Reisekosten für die im Felde arbeitenden Geologen waren
25.350 Kronen präliminiert, welche Summe übrigens um einen
kleinen Betrag überschritten wurde, dessen Bedeckung sich aus einem
anderen Budgetposten des Ordinariums ergab. Andere Beträge entfielen
wie immer auf Gebäudeerhaltung, Regie, Kanzleikosten und der-
gleichen.
Ich bin am Ende meines Berichtes. Aus demselben geht wohl
hervor, dab unsere Anstalt jetzt wie früher nach jeder Richtung ihres
Wirkungskreises, in wissenschaftlicher wie in praktischer Hinsicht
den Anforderungen gerecht wird, welche man unter Berücksichtigung
der ihr zur Verfügung gestellten Mittel an sie zu stellen berechtigt
ist. Die Dienste, welche wir auf Grund der von uns gesammelten
geologischen Erfahrungen bei Fragen der angewandten Geologie zu
leisten im Stande sind, erweisen sich als wertvoll für die betreffenden
Interessenten und werden von diesen gesucht. In anderer Beziehung
jedoch fördern wir in verschiedenster Weise die Aufgaben der Wissen-
schaft als solener. Noch immer sind wir sogar in der Lage, weitaus die
46 Verhandlungen. Nr. 1
Mehrzahl der Daten zu liefern, welche die positive Kenntnis von den
geologischen Verhältnissen der diesseitigen Reichshälfte bedingen und
welche dann auch, sei es für uns selbst, sei es für andere die un-
entbehrliche Grundlage zu weiteren Kombinationen abgeben.
Wenn uns auch vielleicht nicht gerade jeder Schritt, den wir tun,
gleich weit vorwärts bringt, so ist der konstante Erfolg unserer Be-
mühungen, im ganzen genommen, doch augenscheinlich und das wird
meines Wissens auch allerseits anerkannt.
Das Bewußtsein, daß dem so ist, braucht die einzelnen unter
uns nicht zur Überschätzung ihres persönlichen Anteiles an der ge-
leisteten Arbeit zu führen, es erleichtert aber für jeden die Einsicht,
daß das Interesse des Instituts, dem wir dienen, kein Sonderinteresse
ist und daß wir mit gutem Gewissen in diesem Interesse auch
weiterhin den obersten Leitstern für unser Verhalten erblicken dürfen.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
1908.
PIRIEVS N NATIS
WOHNT BEI
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Sitzung vom 4. Februar 1908.
Inhalt: Todesanzeige: + Ed. Döll. — Eingesendete Mitteilungen: Gejza v.
Bukowski: Über die jurassischen und eretacischen Ablagerungen von Spizza in Süddalmatien.
— Franz Toula: Berichtigung. — Vorträge: Dr. Julius Dreger: Geologische Beobachtungen
anläßlich der Neufassungen der Heilquellen von Rohitsch-Sauerbrunn und Neuhaus in Südsteier-
mark. — Dr. Franz Kossmat: Beobachtungen über den Gebirgsbau des mittleren Isonzo- ;
gebietes. — Literaturnotizen:Skupin, De Stefani u. Martelli.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Todesanzeige.
+ Eduard Döll.
Am 16. Jänner d. J. verschied im 72. Lebensjahre der emeritierte
Realschuldirektor Professor Eduard Döll. Unter großer Beteiligung
seitens seiner Freunde und Kollegen sowie seiner ehemaligen Schüler
wurde derselbe am 18. Jänner zu Grabe getragen, zu welchem Anlasse
sich auch die Mitglieder unserer Anstalt in größerer Anzahl eingefunden
hatten. Der Verblichene war uns ja in mehrfacher Beziehung nahe
gestanden, vor allem als ein langjähriger treuer Anhänger unseres
Kreises. Er war ein Schwiegersohn des Gründers und ersten Direktors
der geologischen Reichsanstalt W. v. Haidinger und bewahrte bei
der Verehrung, die er diesem seltenen Manne zollte, auch für dessen
Schöpfung stets ein warmes Interesse. Er hatte überdies eine beson-
dere Vorliebe für mineralogische Studien, was ihn ebenfalls mit ver-
schiedenen Mitgliedern und Freunden unseres Instituts in stets erneute
Berührung brachte. Er war übrigens nicht nur ein trefflicher Kenner
des Mineralreiches im allgemeinen, wie es Sammler und Liebhaber
der betreffenden Studien nicht selten zu sein pflegen, sondern hat auch
in seiner schlichten Weise, soweit ihm bei der Durchsicht öffentlicher
oder privater Sammlungen die betreffenden Objekte auffielen, gewisse
Spezialkapitel der Mineralogie durch Veröffentlichung neuer Daten
zu bereichern gesucht.
Insbesondere beschäftigte er sich gern mit Meteoriten und vor
allem mit den Pseudomorphosen von Mineralien. Uber seine Beobach-
tungen hat er durch einige Jahrzehnte hindurch jeweilig in unseren
Sitzungen berichtet und er war ein guter und scharfer Beobachter,
welcher oft ganz unscheinbaren Dingen ein besonderes Interesse abzu-
gewinnen wußte.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 2 u. 3. Verhandlungen. 7
48 Verhandlungen. Nr. 2u.3
Die Zeit für diese Untersuchungen und Mitteilungen mußte sich
der vielbeschäftigte Mann mühsam absparen, denn in erster Linie
war er durch seine Tätigkeit als Schulmann in Anspruch genommen,
in welcher Hinsicht er einen sehr guten Ruf genoß. Vom Jahre 1864 bis
noch vor zwei Jahren, also durch mehr als 40 Jahre hindurch, leitete er
eine private Realschule, welche namentlich in der früheren Zeit
auch stark besucht war. Überdies gab er Unterricht in einigen hiesigen
Handelsschulen und materielle Rücksichten nötigten ihn außerdem, bis
in seine letzten Lebensjahre hinein Privatstunden zu erteilen. Auch
hat er eine Zeitschrift unter dem Titel „Die Realschule* gegründet,
welche die Vertretung bestimmter Schulinteressen zu übernehmen
bestimmt war. Um so mehr ist anzuerkennen, daß Döll inmitten dieses
angestrengten Wirkens und trotz mancher Sorgen seine kurzen Muße-
stunden immer wieder seinen mineralogischen Lieblingsstudien ge-
opfert hat. Diese Studien und die Liebe zu seinem Beruf mußten
ihm allerdings Vieles ersetzen von dem, was ihm das Leben in seiner
Härte an Annehmlichkeiten versagt hatte.
Der Verstorbene besaß unser Korrespondentendiplom seit dem
Jahre 1871. Seine hervorragenden schulmännischen Verdienste aber
waren von der Gemeinde Wien durch die Zuerkennung der goldenen
Salvator-Medaille anerkannt worden. (E.. Treten
Eingesendete Mitteilungen.
Gejza v. Bukowski. Über die jurassischen und
cretacischen Ablagerungen von Spizza in Süddalmatien.
Unter den zahlreichen Schuppen, aus welchen das von mir bis
nun geologisch im Detail durchforschte dalmatinische Gebiet zwischen
Budua und der südlichen Reichsgrenze am Zeljeznicafluße aufgebaut
erscheint, verdienen zwei, wenn man nur das österreichische Terri-
torium in Betracht zieht und von Montenegro absieht, im wesentlichen
auf das Spizzaner Gebirge und außerdem noch auf einen sehr kleinen
Teil von Pastroviechio beschränkt bleibende, über einander geschobene
Faltenfragmente wegen gewisser Eigentümlichkeiten eine besondere
Beachtung. Der Grund hierfür liegt vor allem darin, daß sie durch
das Hinzutreten einzelner, sonst in dem bezeichneten Terrainstreifen
nicht konstatierter jungmesozoischer Schichtensysteme gegenüber den
übrigen Falten und Faltenstücken eine etwas abweichende Zusammen-
setzung zeigen. Es sind dies die beiden im ganzen eine relativ be-
deutende areale Ausdehnung erreichenden Schuppen, welche, von
Montenegro auf unser Terrain herüberstreichend, die eigentliche Hoch-
kette, den mächtig aufstrebenden, zusammenhängenden Hauptgebirgs-
wall Spizzas ausmachen.
Das tektonisch tiefer liegende, der Küste in südwestlicher
Richtung näher kommende Faltenfragment kann aus der Region von
Antivari, wo sein weiterer Verlauf zurzeit noch nicht genauer fixiert
ist, durch ganz Spizza bis nach Südpastrovicchio, bis in die Gegend
von Pocmin verfolgt werden. Die zweite Schuppe, welche sich als die
1908 Sitzung vom 4. Februar. Gejza v. Bukowski. 49
nächste der Reihe nach darstellt und sich im Süden, wie eingangs
erwähnt wurde, unmittelbar daran anschließt, endet dagegen schon
früher bei Presjeka im Mokri dol. Bestimmte stratigraphische und
topogeologische Angaben in den Arbeiten von P. Vinassa deRegny')
und A. Martelli 3) lassen kaum einen Zweifel darüber obwalten, daß
ein sehr ansehnlicher, vielleicht sogar der größere Teil der letzteren
bereits dem anstoßenden montenegrinischen Gebiete zufällt. Im Nord-
westen verschwinden diese beiden tektonischen Elemente unter den
zwei äußersten, beziehungsweise obersten Schuppen des besagten
Distrikts, welche nach einem langen, gewundenen, südöstlichen Ver-
lauf aus der Region der Bocche di Cattaro in Südpastroviechio gegen
Ost über die österreichische Grenze hinaus vollends umschwenken und
sie auf solche Art deckend überschneiden.
Ich benutze die sich mir daselbst bietende Gelegenheit, neben-
bei auch zu bemerken, daß die Beobachtungen von J. Cvijies) über
das häufige Umbiegen der dinarischen Falten und Überschiebungsbrüche
aus der südöstlichen Richtung zunächst nach Ost, dann nach Nordost,
ferner über die als besonders charakteristisch geltende kulissenförmige
Anordnung der ersteren in Spizza und Südpastroviechio ihre Bestätigung
erfahren und daß sich diese Eigenheit hier auf so beschränktem
Raume bis zu einem gewissen Grade sogar sehr schön ausgeprägt
zeigt. Es bleibt jedoch immer noch übrig, in jedem einzelnen Falle
genau zu ermitteln, ob die betreffenden Änderungen des Streichens
bei den gleichen Faltenzügen, oder präziser ausgedrückt, bei den-
selben Schuppen auf der anderen Seite der Grenzkette, gegen den
Seutarisee zu, wie nicht minder in weiterer Entfernung, wirklich ganz
beständig sind, definitiv anhalten. Diese Frage wird man aber wohl
erst nach Vornahme ebenso mühsamer und langwieriger Detailunter-
suchungen mit Sicherheit beantworten können, wie es jene waren,
welche die geologische Erschließung des dalmatinischen Gebirgsanteils
erfordert hat.
Um der in Vorbereitung befindlichen ausführlichen Arbeit über
den Bau der Südspitze Dalmatiens von Budua an nicht vorzugreifen,
will ich jetzt von einer eingehenderen Darlegung der Tektonik Spizzas
Umgang nehmen. Ohne Beihilfe der erst in Druck zu legenden geo-
logischen Detailkarten und einer sehr großen Zahl von Profilen hätte
eine solche Schilderung ohnehin bloß einen geringen Wert. Vorderhand
soll daher von den tektonischen Verhältnissen nur noch so viel be-
rührt werden, als es für das Verständnis der nachstehenden Mitteilung,
!) P. Vinassade Regny, Osservazioni geologiche sul Montenegro orientale
e meridionale. (Boll. soc. geol. ital., Roma, vol. 21, 1902, pag. 465). — Die Geo-
logie Montenegros und des albanesischen Grenzgebietes. (Compte rendu, IX. congres
geo]. intern. Vienne, 1. 1903, pag. 339).
2) A. Martelli, Nuovi studi sul Mesozoico montenegrino. (Rend. r. accad.
Lincei, Roma, vol. 15, sem. 1, 1906, pag. 176). — Contributo al Muschelkalk
superiore del Montenegro. (Palaeont. ital., Pisa, vol. 12, 1906, pag. 97).
°) J. Cvijid, Die dinarisch-albanesische Schaarung. (Sitzungsber. d. kais-
Akad. d. Wissensch. Wien, math.-naturw. Cl. Bd. 110, 1901, pag. 437). — Forschungs-
reisen auf der Balkanhalbinsel. (Zeitschr. d. Ges. f. Erdk., Berlin 19"2, pag. 196).
7*
50 Verhandlungen. Nr. 2u.3
welche, ihrem Inhalte nach eng begrenzt, die Bekanntmachung ganz
bestimmter stratigraphischer Erscheinungen bezweckt, unumgänglich
notwendig ist. Es dürfte dabei vollkommen genügen, wenn wir, statt
die gesamte bisher untersuchte Ausdehnung der beiden oberwähnten
Schuppen ins Auge zu fassen, bloß eine Strecke derselben zum Gegen-
stande der Besprechung wählen, und dazu eignet sich am meisten der
Gebirgsabschnitt zwischen Brea und der Proselini-Landschaft einerseits
und Golubovic—Presjeka anderseits.
Hier besteht das tiefere, mehr seewärts gerückte Faltenfragment,
an das sich unser Interesse in erster Linie knüpft, aus dem nordöst-
lichen, dem Hangendflügel einer ungefähr in der Achse zerrissenen,
schiefen, gegen Südwest geneigten Antiklinale. Dasselbe erscheint auf
ein Bündel sich rasch und ‚unregelmäßig an einander reihender, eng
zusammengedrängter Schuppen hinaufgeschoben, welche das reich
modellierte Küstenbergland zwischen der Rhede von Sutomore und
der Bucht von Buljarica bilden.
Dort, wo an der eben angedeuteten Wechselfläche, die gerade
am ÖOstabhange des Veligrad und des Sredni brdo-Rückens ungemein
scharf hervortritt, noch die meisten Schichtglieder des uns beschäfti-
senden Sattelflügels unverquetscht geblieben und heute obertags zu beob-
achten sind, umfaßt dieser zunächst die ununterbrochene Sedimentserie
der Trias von den Werfener Schichten angefangen bis inklusive zu den
karnischen Kalken und Dolomiten. Nebstbei spielt darin bekanntlich auch
der ladinische Enstatitporphyrit wegen der starken Verbreitung, die
er daselbst als Stock-, Gang- und Deckengestein besitzt, eine hervor-
ragende Rolle. Jüngeren Triasgliedern als den karnischen Hallstätter
Kalken und Dolomiten begegnet man an keinem Punkt der in Rede
stehenden Zone, ja es muß sogar ergänzend mit Nachdruck betont
werden, daß selbst die letztgenannten Absätze uns hier nicht in ihrer
vollen Mächtigkeit entgegentreten. Von dem Beginne des Zuges bei
Pocmin bis zur südlichsten untersuchten Stelle im Prodoltale zeigt
sich stets nur ein verhältnismäßig kleiner Teil derselben noch er-
halten und auf diesem sehen wir dann sich in transgressiver Lage-
rung den oberen Jura aufbauen. Damit schließt aber die Schichten-
reihe des besagten Antiklinalschenkels durchaus noch nicht ab. Über
dem oberen Jura folgen, gewisse durch vorhergegangene Denudation
verursachte Lücken ausgenommen, übergreifend oberceretacische Se-
dimente und ganz zu oberst treffen wir endlich auf der oberen Kreide,
oder wo diese fehlt, zuvor völlig abgetragen worden ist, unmittelbar
auf den Juraschichten transgredierenden eocänen Flysch an.
Die im Bereiche des Spizzaner und des Buduaner Kartenblattes
entwickelten Triasbildungen sind von mir in verschiedenen Aufsätzen
bereits so oft beschrieben worden, daß ich es nicht für unbedingt
notwendig halte, sie diesmal wieder in den Kreis unserer Betrachtungen
zu ziehen. Uber ihre lithologischen und paläontologischen Charaktere
bei Budua wie auch im allgemeinen geben namentlich die Darstellungen
in den Erläuterungen zu der geologischen Detailkarte von Süd-
dalmatien, Blatt Budua, Wien 1904 eine hinreichende Aufklärung.
Was speziell Nordspizza und das benachbarte Gebietsstück von Süd-
pastroviechio anbelangt, so sei auf die unten zitierten Arbeiten hin-
1908 Sitzung vom 4. Februar, Gejza v. Bukowski. Bl
gewiesen ). Dabei muß aber aufmerksam gemacht werden, daß in den
älteren, noch aus der Zeit der UÜbersichtsaufnahmen stammenden
Publikationen einige wenige Gesteinskomplexe Altersdeutungen er-
fahren haben, die später auf Grund genauerer Terrainbegehungen
und durch glückliche Fossilienfunde als verfehlt erkannt wurden.
Deshalb empfiehlt es sich also, gelegentlich der Information die
Benutzung der neueren Mitteilungen nicht zu verabsäumen, in denen
man unter anderem auch die betreffenden Berichtigungen findet.
In den transgredierend auf karnischen Kalken und Dolomiten
ruhenden oberjurassischen Ablagerungen lassen sich rein vom litho-
logischen Standpunkte aus zwei Schichtenkomplexe auseinanderhalten
und kartographisch zur Ausscheidung bringen, ein unterer, mehr zur
Felsenbildung neigender, der aus Kalkbreeecien und Oolithkalk
besteht, und ein oberer, in dem Hornsteine, diverse schiefrige Kalke
und Tuffe vorherrschen. Zwischen diesen beiden Abteilungen existiert
jedoch nirgends eine scharfe Grenze, sondern findet fast immer ein
leicht wahrnehmbarer, streckenweise sogar ein allmählicher petro-
graphischer Übergang statt.
Das Basalglied des oberen Jura bildet eine grünlich-graue,
nicht besonders feste und grobe Breccie mit mergeligem Bindemittel,
welches eng an einander schließende, eckige, an den Kanten etwas
abgeschliffene Brocken grauen und rötlichen Kalkes verkittet. Darüber
begegnen wir dann dieken Bänken sehr harter grober Kalkbreccien,
in denen die eckigen, keine Spur von Abrollung aufweisenden Bruch-
stücke verschiedener Kalke und Hornsteine mitunter eine beträchtliche
Größe erreichen. Bei näherer Untersuchung ihres Gesteinsmaterials
drängt sich die Vermutung auf, daß ein nicht geringer Teil desselben
aus den obertriadischen Absätzen herrührt. Die weiter höher folgende
Hauptmasse des tieferen Schichtenkomplexes setzt sich aus den nach-
stehenden, durch häufige Alternation innig mit einander verbundenen
Sedimentarten zusammen:
a) aus grauen, splittrig brechenden, in mächtigen Bänken sich
absondernden Oolithkalken, die oft von zahlreichen, zumeist gleich-
falls eine sehr deutliche Oolithstruktur besitzenden Kieselkonkretionen
durchsehwärmt sind;
b) grauen, ungemein festen, diekgebankten oolithischen Kalk-
breccien, bei welchen das kalkige Bindemittel nicht minder schön
wie sonst die oolithische Struktur zur Schau trägt;
1) @. v. Bukowski, Geologische Mitteilungen aus den Gebieten Pastrovic-
chio und Spizza in Süddalmatien. (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A., Wien 1894,
pag. 120). — Einige Beobachtungen in dem Triasgebiete von Siddalmatien.
(ibidem 1895, pag. 133). — Uber den geologischen Bau des nördlichen Teiles von
Spizza in Süddalmatien. (ibidem 1896, pag. 95). — Werfener Schichten und Muschel-
kalk in Süddalmatien. (ibidem 1896, pag. 325). — Zur Stratigraphie der süd-
dalmatinischen Trias. (ibidem 1896, pag. 379). — Neue Ergebnisse der geologischen
Durchforschung von Süddalmatien. (ibidem 1399, pag. 68). — Zur Kenntnis der
Quecksilbererz-Lagerstätten in Spizza, Süddalmatien. (ibidem 1902, pag. 30i). -—
Das Oberkarbon in der Gegend von Castellastua in Süddalmatien und dessen
triadische Hülle. (ibidem 1906, pag. 337). — Bemerkungen über den eocänen Flysch
in dem südlichsten Teile Dalmatiens. (ib’dem 1906, pag. 369). — Notiz über die
eruptiven Bildungen der Triasperiode in Süddalmatien. (ibidem 1906, pag. 397.)
’
52 Verhandlungen. Nr. 2u.3
c) endlich hell- bis dunkelgrauen, vornehmlich in einzelnen
Lagen auftretenden, bald kieseligen, bald dichten splittrigen Kalken,
von welchen die letzteren hin und wieder an der Oberfläche Aus-
witterungen nicht näher bestimmbarer Organismenreste zeigen.
Im Wechsel mit den eben angeführten Gesteinstypen beobachtet
man dünne, manchmal aber auch dickere Lagen dunkler oder hell-
grauer, nicht selten rissiger Hornsteine. Dieselben stellen sich vor-
wiegend als ganz reine, schon beim ersten Anblicke keinen Zweifel
über ihre Natur zulassende Kieseloolithe dar, welche wohl nicht
anders als diagenetisch in Verkieselung übergegangene Obolithkalk-
bänke aufgefaßt werden können. In der obersten Partie der besagten
Serie, an der Grenze gegen die stratigraphisch höher liegende Ab-
teilung werden die Hornsteineinlagerungen häufiger, wachsen da und
dort zu einigermaßen dickeren Komplexen an, während dem ent-
sprechend die dazwischen eingeschalteten Oolithkalke mehr zurück-
treten. Nach und nach gesellen sich dazu rote oder graue, dichte
schiefrige Kalke und Kieselkalke nebst Tuffen, und so vollzieht sich
der Übergang in vertikaler Richtung aus der einen Fazies in die
andere, wie man sieht, keineswegs sehr rasch, ja er dauert bis zu
einem gewissen Grade auch noch weiter an, indem in der mittleren
Partie des Oberjura, die bei Gjingjinovice und Zankovic durch das
starke Vorwalten der Hornsteine als Zwischenzone schärfer gekenn-
zeichnet erscheint, die Einlagerungen von Oolithkalk zunächst noch
ziemlich häufig vorkommen, dann später, den roten und grauen
schiefrigen Kalken, den Kieselkalken und den Tuffen Platz räumend,
wohl allmählich abnehmen, jedoch niemals gänzlich verschwinden.
In der jüngeren Schichtgruppe herrscht ein außerordentlich leb-
hafter Gesteinswechsel. Die mannigfaltigen Absätze wiederholen sich
vielmals, und nur selten tritt dabei der Fall ein, daß die eine oder
die andere Sedimentart eine etwas größere Mächtigkeit erlangt. Wir
haben hier zu nennen:
a) rote oder dunkel- bis hellgraue Hornsteine, deren überwiegende
Masse entweder einzelne Lagen oder kleine, aus mehreren Bänken
bestehende Schichtenverbände bildet, die aber außerdem auch viel-
fach in der Form ganz schmaler Leistchen innerhalb der Kalke und
Tuffe entwickelt sind. In einigen Proben konnten Radiolarien in
ziemlich erheblicher Menge nachgewiesen werden, bei anderen hin-
gegen ergab die mikroskopische Untersuchung dieshinsichtlich ein
negatives Resultat;
b) dünne Bänke eines sehr harten sandigen Kieselgesteins von
lichtgrauer Farbe;
c) graugrüne feinkörnige bis aphanitische Tuffe von wechselnder,
meistens aber bedeutender Festigkeit, die sich öfters sehr fein geschie-
fert zeigen und dann mit dünnen Hornsteinleistehen untermischt sind.
Man sieht sie hie und da auch die angrenzenden Partien der Kalke
verunreinigen, indem sie sich daselbst als kleine Schmitzen der
kalkigen Grundmasse beimengen. Seltener kommen leichter zer-
fallende sandige Tuffe vor;
d) grünlich-dunkelgraue, ungemein harte, sehr wenig Kalkkarbonat
enthaltende dichte Tuffe, die sich, wie zum mindesten nach gewissen
1908 Sitzung vom 4. Februar. Gejza v. Bukowski. 53
Lagen geurteilt werden darf, durch reiche Fossilführung auszeichnen.
Eine aus dem Terrain mitgenommene Probe derselben erscheint von
verschiedenen Radiolarien geradezu erfüllt und neben den Radiolarien
treten hier noch zahlreiche Spongiennadeln, endlich ganz vereinzelt
auch Foraminiferen auf;
e) hell- bis dunkelgrau gefärbte, sehr feste, ganz dichte kieselige
Kalke mit flachmuscheligem Bruche, die sich in mäßig dicken Bänken
einschalten ;
f) rote oder geflammte, teils feinschiefrige, teils gebänderte
Nieselkalke;
g) hauptsächlich rote und nur ausnahmsweise graue, dichte,
muschlig brechende Kalke, bei denen als ein besonders charakteristi-
sches Merkmal die schöne dünnplattige Absonderung erwähnt werden
muß. Ein nicht geringer Teil derselben sieht nebstdem gebändert
aus oder weist eine feinschiefrige Struktur auf und in letzterem
Falle macht sich in der Regel eine rasche Alternation der Kalkblätter
mit schmalen Hornsteinleisten bemerkbar. Diese Kalke haben etliche
Aptychen geliefert;
h) grauen harten spätigen Kalk als eine untergeordnete Gesteinsart ;
i) einen äußerst dichten, an Tonerde sehr armen Kalk von
grauer ins Grünliche spielender Färbung, der deshalb ein höheres In-
teresse erweckt, weil er größtenteils durch Foraminiferen, und zwar
im wesentlichen durch @lobigerina, Nodosaria und Pseudotextularia
gebildet wird. Oberhalb Miljevi, von wo das im Dünnschlifte unter-
suchte Handstück stammt, steht er in Wechsellagerung mit Horn-
steinen, die nicht eine Spur irgendwelcher Organismenreste erkennen
lassen, und mit grünen Tuffen, welche im Gegensatze zu den Horn-
steinen zahllose Radiolarien nebst Spongiennadeln einschließen ;
j) graue splittrige, von Kieseloolithbänken begleitete Oolithkalke,
deren Verteilung und Rolle in dieser Schichtenserie schon früher
erörtert wurde;
k) eine im allgemeinen nicht grobe, massig entwickelte Kalk-
breccie, an deren Zusammensetzung in erster Linie Fossilientrümmer
beteiligt zu sein scheinen. Sie bildet bereits sehr hoch oben eine
beiläufig 5 m mächtige Bank und tritt im Relief als ein schon von
weitem auffallendes felsiges Band ziemlich stark hervor.
Die nach wiederholten zeitraubenden Bemühungen erzielte palä-
ontologische Ausbeute beschränkt sich, wenn wir von den Foraminiferen,
Radiolarien und den Spongienresten absehen, auf:
Aptychus lamellosus Münst. und
Simoceras sp. indet.
Von 4Apiychus lamellosus liegen mir vier Stücke vor, welche
sämtlich in den roten schiefrigen, sich plattig absondernden dichten
Kalken aufgesammelt wurden, von Simoceras dagegen nur ein einziges
schlecht erhaltenes und daher spezifisch nicht bestimmbares Exemplar
aus einer Hornsteinlage der mittleren Zone.
Das nach Nordost gerichtete Verflächen entspricht in den
tieferen Niveaux mehr oder minder jenem der den Juraablagerungen
als Basis dienenden obertriadischen Kalke, wird weiter aufwärts immer
54 Verhandlungen. Nr. 2u. 3
steiler und erreicht oberhalb Gjingjinovic und Zankovic ganz zum
Schlusse fast’ 70%,
Im Jahre 1896, als ich, über den Fortschritt der Aufnahme
Süddalmatiens Bericht erstattend, den Bau des nördlichen Spizza in
einem längeren vorläufigen Artikel!) darzulegen versuchte, wurden
von mir die beiden. vorhin beschriebenen jurassischen Schichten-
komplexe noch der Trias zugerechnet. In den der zitierten Arbeit
beigegebenen Profilen sind dieselben mit den Ziffern und Buchstaben
60 und 6r bezeichnet. Dieser Irrtum war jedoch insofern zu ent-
schuldigen, als sich die betreffende Mitteilung noch auf weniger ge-
naue und dazu unvollendete Forschungen stützte, durch welche zunächst
die Gewinnung einer Übersicht angestrebt wurde, und insbesondere
auch deshalb leicht erklärlich, weil damals die in Betracht kommenden,
im Detail schwer zu kartierenden höheren Grenzregionen von mir
nur flüchtig berührt worden sind. Einige Jahre später habe ich dann
diese Gegend wieder besucht und konnte ich feststellen, daß meine
in der genannten Beziehung anfänglich geäußerte Anschauung nicht
richtig war. So wurden die in Rede stehenden Ablagerungen, da
Fossilien noch immer mangelten und gewisse lithologische Analogien
darauf hinzuweisen schienen, provisorisch als obercretacisch auf-
gefaßt?), nachträglich ®) sogar, um ja nicht fehlzugehen, einfach nur
als Jungmesozoicum angesprochen. Die Lösung der Altersfrage, aller-
dings auch bloß innerhalb bestimmter Grenzen, erfolgte erst durch
die im verflossenen Jahre gemachten Fossilienfunde.
Auf Grund des bis jetzt vorliegenden paläontologischen Ma-
terials läßt sich zwar mit voller Sicherheit sagen, daß wir es hier
mit oberem Jura zu tun haben, für eine genaue Feststellung des
Niveaus genügen aber die angeführten Versteinerungen nicht. Es ist
daher nur eine Vermutung, wenn ich der Meinung Ausdruck verleihe,
daß diese Bildungen dem Tithon angehören. Dafür spricht bis zu
einem gewissen Grade wenigstens der lithologische Charakter der
höheren Abteilung, welcher unter anderem mit jenem des in der
nordöstlichen Region Siziliens und in der Umgebung von Rossano in
Calabrien entwickelten, gleichfalls transgressiv auftretenden Tithons
eine unverkennbare Ähnlichkeit zeigt ®).
Ferner dürfte es nicht überflüssig sein, die Aufmerksamkeit
darauf zu lenken, daß sich unser Oberjura in seiner Gesamtheit als
eine küstennahe Ablagerung darstellt. Bei dem unteren, aus Breceien
und aus Oolithkalk bestehenden Schichtenkomplexe leuchtet dies ja
von selbst ein. Aber auch bei der oberen Abteilung erscheint eine
1) G.v. Bukowski, Über den geologischen Bau des nördlichen Teiles von
Spizza in Süddalınatien. (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A., Wien 1896, pag. 95.)
2) G. v. Bukowski, Zur Kenntnis der Quecksilbererz-Lagerstätten in Spizza,
Süddalmatien. (ibidem 1902, pag. 302.)
>) G. v. Bukowski, Bemerkungen über den eocänen Flysch in dem süd-
lichsten Teile Dalmatiens. (ibidem 1906, pag. 369.)
4) Man vergleiche außer anderen Werken: L. Baldacci, Descrizione geo-
logica dell’isola di Sicilia. (Mem. deser. d. carta geo]. d’Italia, vol. 1, Roma 1886.)
— E. Oortese, Descrizione geologica della Calabria. (ibidem, vol. 9, Koma 1895.) —
G. Di-Stefano, Össervazioni geologiche nella Calabria settentrionale e nel eircon-
dario di KRossano. (ibidem, Appendice al vol. 9, Ikoma 1904.)
1908 Sitzung vom 4. Februar. Gejza v. Bukowski. 55
andere Deutung nicht möglich. Einen schlagenden Beweis dafür, dab
diese ebenfalls nicht sehr weit von der Küste zum Absatze gelangt
ist, liefern die sich fortwährend wiederholenden Einschaltungen von
Oolithkalk, welcher in der Gegenwart bekanntlich nur in der Flachsee
an der Grenze des Litoralgebietes auf chemischem Wege entsteht,
von sandig-kieseligen Bänken und die mächtige Einlagerung einer
massigen Kalkbreccie. Schon in Anbetracht dessen allein können also
die radiolarienreichen Hornsteine nicht in Parallele mit dem heutigen
Radiolarienschlick der Tiefsee gebracht werden, und noch viel weniger
kann der Gedanke aufkommen, die von verschiedenen Radiolarien und
Spongiennadeln erfüllten Tuffe sowie die durch Globigerina und No-
dosaria gebildeten Kalkbänke mit den rezenten Sedimenten der abys-
sischen Meeresregionen zu vergleichen.
Unterhalb des Vjenac, des Medzed, am Divli vrh oder Trirog
und weiter nordwestlich gegen Popove selo liegt auf dem oberen
Jura, wie gleich zu Anfang erwähnt wurde, transgredierend obere
Kreide, der Rest einer ursprünglich offenbar viel mächtiger gewesenen
Schichtenserie, die vor dem Absatze des obereocänen Flysches großen-
teils der Denudation anheimgefallen ist.
Auch hier spielen, zumal an der Basis, Kalkbreccien eine sehr
wichtige Rolle. Sie erscheinen in ziemlich dicken Bänken abgesondert,
haben eine gelblichgraue Farbe und die sie zusammensetzenden
eckigen, mitunter an den Kanten etwas abgerollten Bruchstücke von
hell- bis dunkelgrauem oder rötlichem Kalk erreichen in der Regel
nur eine geringe Größe. Manche Lagen sehen zufolge der Beimischung
kleiner Brocken eines nahezu schwarzen Kalkes dunkel gesprenkelt
aus. In höheren Niveaux gesellen sich dazu sehr feste splittrig
brechende, dickgebankte Kalke, welche sich bei genauerer Unter-
suchung, namentlich im Dünnschliffe als zoogene, durch Schalen-
trümmer verschiedener Organismen gebildete Breccien erweisen. In
engster Verbindung mit diesen Gesteinstypen treten dann noch graue
dichte und oolithische Kalke auf von ähnlichem Habitus, wie jene,
welche den langen durch das ganze Terrain des Buduaner Karten-
blattes und durch Südpastroviechio fortstreichenden Zug obercreta-
eischer Sedimente auszeichnen.
Fossilien wurden in mehreren Bänken sowohl nahe der Basis
als auch weiter oben angetroffen. Sie scheinen daselbst durchaus
nicht selten zu sein und ihr Erhaltungszustand gestattet, wie nach-
drücklich betont werden muß, keineswegs den Schluß, daß sie sich
auf sekundärer Lagerstätte befinden. Eine kleine, zum Teil schon vor
längerer Zeit, während der ersten Terrainbegehungen aufgesammelte
Versteinerungssuite umfaßt folgende Formen:
Apricardia sp.
Ostrea (Chondrodonta) cfr. Munsoni Hill.
Nerinea forojuljensis Pirona
Radioliten sp. indet.
Die vorstehende Liste bietet, wie klein sie auch ist, doch eine
Handhabe, um das Alter der uns eben beschäftigenden Schichten
näher zu bestimmen. Man wird wohl kaum fehlgehen, wenn man er-
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 2 u. 3. Verhandlungen. 8
56 Verhandlungen. Nr. 2u.3
klärt, daß es sich hier um die Fauna der Kalke vom Col dei Schiosi
in Venetien handelt, welche, nebenbei gesagt, vor kurzem auch im
östlichen Bosnien konstatiert wurde ), dort aber an eine wesentlich
andere Gesteinsfazies geknüpft ist. Die noch strittige Frage, ob die
Ablagerungen, welche die Schiosifauna beherbergen, dem Obercenoman
oder dem Unterturon zuzuzählen seien, bleibt für uns vorderhand
ohne Belang und wir haben zunächst darauf das Gewicht zu legen,
die einfache Tatsache zu verzeichnen, daß in Spizza die Transgression
der oberen Kreide mit dem Schiosi-Horizonte beginnt.
Gegen Südost nimmt die Masse des von eocänem Flysch über-
lagerten obercretaeischen Schiehtenkomplexes ziemlich rasch ab, es
zeigen sich von demselben immer geringere Reste erhalten. Jenseits
des Bjela potok endlich, oberhalb Papan, Gjingjinoviec, Zankovic und
Miljev&i, verschwinden auch die tiefsten Bänke dieses Gliedes und
hier greift dann der obereocäne Flysch unmittelbar über die juras-
sischen Bildungen.
Mit dem Flysch, dessen lithologische Beschaffenheit in der ge-
nannten Zone von mir schon an einer anderen Stelle geschildert
wurde), schließt die Formationsreihe der tieferen Schuppe ab. Von
den übrigen Faltenfragmenten des süddalmatinischen Küstengebietes
unterscheidet sich das eben beschriebene, um es kurz zu wiederholen,
unter anderem dadurch, daß man in ihm auf sehr kurzer vertikaler
Erstreckung die Gelegenheit hat, drei Transgressionen zu beobachten.
Ich hebe außerdem noch hervor, daß die petrographische Entwicklung
der übergreifenden Sedimentgruppen in vollem Einklange mit diesen
Verhältnissen steht. Wir haben gesehen, daß in dem unteren Teile
sowohl der oberjurassischen als auch der obercretacischen Schichten
Breccien weitaus vorherrschen, und in dem obereocänen Flysch er-
scheinen wieder an der Basis im Wechsel mit Sandsteinen und Mergel-
schiefern vielfach Konglomerate.
Die nächsthöhere, sich gegen Nordost anreihende Schuppe des
Spizzaner Terrains weicht in ihrem Aufbaue von der vorhergehenden
einigermaßen ab. An der Zusammensetzung derselben nehmen sämt-
liche Glieder der anisischen, der ladinischen und der karnischen
Stufe teil und dann vor allem eine ungemein mächtige Masse von
jJungmesozoischem Korallenriffkalk, welcher die genannten älteren
Absätze unmittelbar überdeckt. Auf der Linie von Presjeka bis Brea
kommen die Triasbildungen bloß unterhalb des Vjenac, Medzed, auf
der Ostseite des Divli vrh und im Mokri dol zum Vorschein. Ich
füge noch bei, daß es der Muschelkalk allein ist, der hier, von dem
montenegrinischen Gebiete abgesehen, unter dem Korallenriffkalke
in einem schmalen Streifen an dem Uberschiebungsbruche zutage
tritt. Erst weiter im Süden, in der Vranstica-Schlucht und zwischen
der Hohen, der Mala VerSuta, den beiden Stol, dem Obolje und dem
Petilje sind die triadischen Ablagerungen stärker entblößt. Sie bilden
!) P. Oppenheim, Neue Beiträge zur Geologie und Paläontologie der
Balkanhalbinsel. (Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges., Berlin, Bd. 58, 1906, pag. 109.)
?) G. v. Bukowski, Bemerkungen über den eocänen Flysch in dem süd-
lichsten Teile Dalmatiens. (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A., Wien 1905, pag. 369.)
1908 Sitzung vom 4. Februar. Gejza v. Bukowski. 57
in dieser Aufschlußregion eine stehende Antiklinale und denselben
gewölbeartigen Bau weist auch die darauf ruhende jungmesozoische
Decke auf. Für uns bietet heute nur die letztere ein größeres Interesse.
Die ganze riesige Kalkmasse, welche die Versuta, Mala Versuta,
die plateauartige Gegend Popove strane, Mikov dol, das Visoko brdo
sowie den felsigen Kamm des Orlov krS, der Trojica, des Vjenac
und des Medzed ausmacht und der in Montenegro nebst anderen Grenz-
terrains die ausgedehnte karstige Berglandschaft Sozina planina zu-
fällt, zeigt sehr scharf ausgeprägte Merkmale eines Korallenriffes.
Man sieht daselbst Kalke verschiedener Natur, deren Mehrzahl mit
den Sedimentarten der heutigen Korallenriffe direkt verglichen werden
kann, auf das allerinnigste mit einander zusammenhängen.
Eine hervorragende Rolle spielen hellgraue, manchmal auch gelb-
liche, splittrig brechende Kalke, welche entweder ganz oder zum
weitaus größten Teile durch Stockkorallen gebildet werden. Dazwischen
treten regellos verstreut graue Kalke auf, die lediglich aus bald
etwas größeren, bald kleinen Schalenbruchstücken mannigfacher Or-
sanismen bestehen. Es ist zweifellos, daß dieser stark verbreitete
Sedimenttyp dem die Lücken, Höhlungen und Unterbrechungen
zwischen den Korallenstöcken ausfüllenden organogenen Kalksande
entspricht. Nebenbei möchte ich noch bemerken, daß die Art der Ver-
quickung der beiden bis nun erwähnten Gesteinssorten besonders
deutlich in der Gegend Popove strane beobachtet werden kann. Nicht
unbeträchtliche Partien der grauen splittrigen Kalke führen wieder
keine oder nur sehr wenig Korallen, enthalten aber dafür in Menge
Hydrozoön. Es trifft das namentlich bei der Westabdachung der Mala
VerSuta zu. Eine sehr bedeutende Verbreitung erlangen ferner graue,
splittrig brechende Oolithkalke, in denen meistens jede Spur von
Fossilien fehlt und bloß hie und da ein Korallenrest gefunden wird.
Aus ihnen erscheint unter anderem der Gipfel der Hohen Versuta
aufgebaut. Sie gehen oft in einen reinen Korallenkalk über und nicht
selten kommt es dann vor, daß in der Verschmelzungszone die zwischen
den Korallenästen liegende Kalkmasse ebenfalls oolithische Struktur
besitzt. Schließlich sind zu nennen lichte, von stark abgerollten
Fossilientrümmern durchschwärmte Kalke, welche regional zu mächtigen
Komplexen-anwachsen, und oolithische Kalkbreeeien.
Was nun die Altersfrage betrifft, so wurde dieselbe von mir
seinerzeit, da während der Übersichtsaufnahme ein Urteil darüber
wegen Mangels jedweden Anhaltspunktes nicht geboten erschien, völlig
offen gelassen t). Eine Klärung erfolgte erst im Jahre 1901, als es P.
Vinassa de Regny geglückt ist, auf der Sozina planina in Montenegro
Ellipsaetinien zu entdecken. Im Hinblicke darauf ist denn auch der
besagte Riffkalk von ihm dem Tithon eingereiht worden). Die in
neuerer Zeit jedoch bezüglich des stratigraphischen Umfanges der
süditalienischen Ellipsactinienkalke ans Tageslicht geförderten Tat-
1) G. v. Bukowski, Über den geologischen Bau des nördlichen Teiles von
Spizza in Süddalmatien. (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A., Wien 1896, pag. 95.)
2) P. Vinassa de Regny, Appunti di geologia montenegrina. (Boll. soc.
geol. ital, Roma, vol. 20, 1901, pag. 575.)
g*
58 Verhandlungen. Nr. 2u 3
sachen bewogen den genannten Forscher später seine Ansicht dahin
zu ändern, daß es sich hier um ceretacische Absätze handle).
Gelegentlich der in den letzten zwei Jahren unternommenen
Terrainbegehungen gelang es mir, ein neues paläontologisches Ma-
terial aufzusammeln, das zwar noch immer als überaus dürftig be-
zeichnet werden muß, sich aber trotzdem als nicht ganz ungeeignet
darstellt, um über das Alter unseres Riffkalkes eine wenigstens bis
zu einem gewissen Grade begründete Meinung zu äußern. Daß meine
Kollektion vor allem zahlreiche Korallen umfaßt, ist selbstverständlich.
Außer den Korallen, deren Untersuchung noch aussteht, sind dann
anzuführen:
Ellipsactinia ellipsoidea Steinm. und
Sphaeractinia cfr. diceratina Steinm.
Diese beiden Hydrozoönformen treten, wie schon früher einmal
gesagt wurde, streckenweise sehr häufig auf. Als der wichtigste
Fossilienfund erweist sich jedoch der eines Chamiden.
In der zoogenen Kalkbreecie mit Korallen, die zweifellos aus
sogenanntem Korallensand entstanden ist, fand sich zwischen Popove
strane und Mikov dol unter den von der damaligen korallophilen
Fauna herrührenden Schalenbruchstücken auch ein größeres Fragment,
welches wohl nur einem Diceras angehören kann. Die ausgewitterte
innere Seite der linken Klappe zeigt, obwohl der Erhaltungszustand
manches zu wünschen übrig läßt, deutlich den Charakter des Schloß-
baues von Diceras. Sowohl die Form als auch die Lage des großen
Schloßzahnes, des hinteren Muskeleindruckes, der langen für die
Aufnahme des Hauptzahnes der Gegenklappe bestimmten Zahngrube,
der Verlauf der tiefen Ligamentfurche und die Gestalt der darüber
liegenden Wirbelpartie nebst dem Durchschnittsumrisse lassen tat-
sächlich keine andere Deutung zu.
Aus der Vergesellschaftung von Diceras mit Kllipsactinia ellipsoidea
und Sphaeractinia diceratina geht nun ziemlich sicher hervor, daß hier
ÖObertithon vorliegt. Es frägt sich nur noch, ob außer dem Obertithon
darin nicht etwa auch jüngere Niveaux, die tieferen Horizonte der
Unterkreide vertreten sind. Zu dieser Erwägung drängen uns begreif-
licherweise die in vielen anderen Gebieten ähnlicher Vorkommen
herrschenden Verhältnisse, zumal jene auf der Insel Capri, wo nach
den neuesten Forschungsresultaten 2) die Riffkalkentwicklung mit
Ellipsactiniden vom Obertithon ununterbrochen bis in das Urgon hinauf-
reicht, erwiesenermaßen noch die Barr&me-Stufe umfaßt. Mit Rück-
!) P. Vinassa de Regny, Sulla tettonica delle montagne albanesi e mon-
tenegrine. (Boll. soc. geol. ital., Koma, vol. 24, 1905, pag. 84.)
2) Ich zitiere bloß die letzte, besonders wichtige Publikation von C. F.Parona,
Nuove osservazioni sulla fauna dei calcari con ellipsactinidi dell’ isola di Capri.
(Rend. r. accad. Lincei, Roma, ser. 5, vol. 14, 1. 1905, pag. 59.) — Sehr wertvolle
Beiträge zu dieser Frage hat bekanntlich auch P. Oppenheim geliefert. Man
vergleiche unter anderem die diesbezüglichen Auseinandersetzungen des genannten
Autors in seiner unlängst erschienenen Arbeit „Neue Beiträge zur Geologie und
Paläontologie der Balkanhalbinsel“ (Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges., Berlin, Bd. 58,
1906, pag. 109), aus der nebstbei auch Informationen über einen Teil der einschlä-
gigen Literatur geschöpft werden können.
1908 Sitzung vom 4. Februar. G. v. Bukowski n. F. Toula. 59
sicht darauf neigt auch C. F. Parona, wie ich ganz nebenbei be-
merken will, zu der Anschauung, daß es naturgemäß wäre, das Ober-
tithon mit dem Berriasien zusammen in die untere Kreide zu stellen.
Denselben Standpunkt nimmt ferner P, Oppenheim mit Ent-
schiedenheit ein. Er hält sämtliche Ellipsaetinienkalke der mediter-
ranen Länder und mit ihnen den Strambergerkalk bereits für typische
unterceretacische Bildungen. Obgleich es für unsere Betrachtungen
weniger Bedeutung hat, mag endlich nicht unerwähnt bleiben, daß aus
Calabrien von G. Di-Stefano!) sogar untersenone Ellipsactinien-
kalke angegeben werden.
Alldem gegenüber erscheint es notwendig, zu betonen, dab über
den stratigraphischen Umfang des in der Grenzregion von Spizza und
Montenegro entwickelten Riffkalkes zur Zeit ein definitives Urteil
nicht gefällt werden kann. Vorderhand deutet allerdings nicht ein
einziger Fossilrest darauf hin, daß sich hier diese Fazies vom Ober-
tithon in die untere Kreide weiter fortsetzt, doch die Möglichkeit
eines dafür sprechenden Fundes darf natürlich von vornherein keines-
wegs negiert werden.
Zum Schlusse erübrigt es mir noch, eine Beobachtung aus älterer
Zeit hier kurz zu berühren, welche die Existenz der Oberkreide auch
in der höheren von den beiden beschriebenen Schuppen wahrscheinlich
macht.
Wie ich schon vor mehreren Jahren berichtet habe, wurden bei
Gjingjinovic in einem großen, durch den zur Regenzeit dort herunter-
stürzenden Wildbach von oben hergeschleppten Kalkblocke zahlreiche
Hippuriten gefunden. Wegen des Umstandes, daß gerade auf der in
Betracht kommenden Strecke über dem oberen Jura der tieferen
Schuppe die obercretacischen Ablagerungen fehlen, und im Hinblicke
auf die ganze Terrainkonfiguration kann an die Herkunft dieses Fels-
blockes aus dem Kreidekalkzuge des Divli vrh kaum gedacht werden.
Auch die lithologischen Merkmale des Kalkes ließen sich schwer damit
in Einklang bringen. Wir müssen daher annehmen, daß der besagte
Block aus der höher gelegenen Verbreitungsregion des obertithonischen
Korallenrifikalkes stammt und daß dort auf dem Obertithon verstreut
Lappen von Hippuritenkreide liegen. Sollte sich nun diese Vermutung
bewahrheiten, dann würde angesichts der gleichen Gesteinsbeschaffen-
heit die eventuell anzustrebende kartographische Abtrennung beider
Komplexe wohl die größten Schwierigkeiten bereiten.
Franz Toula. Berichtigung.
Habe mich überzeugt, daß die Unterkieferzähne von der Fischa >)
von einem noch nicht vollausgewachsenen Individuum von Rhinoceros
antiquitatis Blumenbach herrühren. Dasselbe gilt natürlich auch für
den schönen Gipsabguß, der mir von Berlin im Tauschverkehr ohne
Fundortangabe zugegangen ist und von dem ich irrtümlich ange-
1) G@. Di-Stefano, Osservazioni geologiche nella Calabria settentrionale e
nel eircondario di Rossano. (Mem. deser. d. carta geol. d’Italia, Appendice al vol. 9;
Roma, 1904.)
?) Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt LVII 1907, pag. 445, T. X, Fig. 1—3.
60 Verhandlungen. Nr. 263
nommen habe, daß er von Mosbach stamme, da ich mir als Gegen-
gabe für meine Sendung Abgüsse von Mosbacher Rhinocerosresten
erbeten hatte. Die Ubereinstimmung in Form und Abkauverhältnis
ist eine so vollkommene, daß an der Zugehörigkeit auch dieses Restes
zu Khinoceros antiquitatis nicht gezweifelt werden kann. Daß sich
die Zähne von der Fischa durch die eigenartigen Emailfalten von
Ihinoceros Mercki. unterscheiden, habe ich (pag. 447 und 455) ge-
bührend hervorgehoben. Es hätte mich dies, ich habe diesen Fehler
offen einzugestehen, zu weiteren Vergleichen führen sollen. — Herrn
Dr. Max Schlosser in München habe ich dafür zu danken, daß er
mich auf mein Versehen freundlichst aufmerksam gemacht hat. —
Eine Bekanntgabe des Fundortes jenes Unterkiefers aus dem Museum
der königl. preuß. geol. Landesanstalt ist mir bis nun nicht zuge-
kommen.
Vorträge.
Dr. Julius Dreger. Geologische Beobachtungen an-
läßlich der Neufassungender Heilquellen vonRohitsch-
Sauerbrunn und Neuhausin Südsteiermark.
Bei Betrachtung des geologischen Kartenbildes, das uns der
südlichste Teil Steiermarks und die angrenzenden Gebiete von Kärnten,
Krain und Kroatien zeigen, fällt uns zunächst das mächtige granitische
Massiv des Bachergebirges mit seinem Mantel krystallinischer Schiefer
auf, dessen südöstlichster Teil noch in unser Gebiet hineinragt, und das
maßgebend war für die Stauung der südlich und südöstlich vorliegenden
langen Faltenzüge meist triassischer Gebirge. Dann treten aber jene
ziemlich geradlinigen Verwerfungen besonders hervor, welche in Nord-
west oder West beginnend sich in ihrem weiteren Verlaufe einander
nähern, um in der Gegend südlich des Wotschberges, in dem Gebiete
der Rohitscher Säuerlinge zusammenzustoßen.
In dem Störungsgebiete von Zeyring im Pölstale in Obersteier
ist eine Bruchlinie bemerkbar, die im weiteren Verlaufe nach Süd-
südost als Lavanttaler Verwurf bekannt ist, in den Kohlenflötzen
dieses Tales von Wiesenau, Wolfsberg, St. Stephan, Andersdorf u. a.
deutlich zum Ausdrucke kommt und seine Fortsetzung über Lava-
münd, Windischgraz, Weitenstein und Gonobitz findet. Bei Planken-
stein (WSW von Pöltschach) nähert sich der Bruch ganz der Fort-
setzung des gleich zu besprechenden von Schönstein-Hochenegg und
tritt in das Störungsgebiet südlich des Wotschberges ein, während
auch nördlich dieses Triasberges ein Absinken des jetzt von tertiären
Sedimenten gebildeten Randes des Pettauer Feldes stattgefunden
hat. Im Bereiche dieser eben erwähnten etwa 150 km langen
Störungslinie befinden sich mehrere schwache Thermen (im Windisch-
grätzschen Schlosse von Gonobitz, bei Plankenstein und Studenitz
am Nordfuße des Wotsch)'), Säuerlinge (Sauerbrunn, südwestlich von
1) Vergl. Th. v. Zollikofer, Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., 1859, pag. 218.
1908 Sitzung vom 4. Februar, Dr. Julius Dreger. 61
Pöls!) im Murtale, St. Peter, Kliening, Preblau, Linsenmühle — alle
vier im Lavanttale — und die jetzt versiegte Quelle unweit des Ge-
höftes Daniele im Mißlingtal SO von Windischgraz ?) und eine Schwefel-
quelle (St. Leonhard im Lavanttale), die erkennen lassen, daß auch
heutzutage noch Nachklänge des Bruches vorhanden sind.
Eine ausgezeichnete Störungslinie ist weiters jene, welche von
den mächtigen Ausbrüchen andesitischer Gesteine des Kamenni,
Kernes und Roma Vrh und Smerkoue südlich von Schwarzenbach (Be-
zirk Bleiburg) ausgehend, häufig begleitet von Andesitströmen, südlich
von Weißwasser über Schönstein, Wöllan, Hochenegg, St. Egydi in
westlicher Verlängerung ebenfalls in die Gegend von Rohitsch-Sauer-
brunn und zu dem Adesit südlich des Pleschiwez gelangt. Teller’)
verfolgte diese Linie in westnordwestlicher Richtung über die steier-
märkische Grenze hinaus nach Kärnten, wo am Südabhange des Petzen
ein Ort namens Topla auf Quellen mit thermalen Eigenschaften hin-
weist. Auch südlich von Schwarzenbach treten nach Professor
Dr. Mitteregger*) in einem kleinen Teiche bei Muschenik
Warmquellen (18° R.) zutage. Diesem langgestreckten Störungsgebiete
gehören weiters an die Thermen von Topolschitz bei Schönstein
(25° R.), Neuhaus (29° R.), die schon von Zollikofer°) N von
Sternstein erwähnte warme Quelle von „In der Enge“ (16° R.) und
einige Quellen mit thermalen Eigenschaften bei Hochenegg.
Verlängern wir die Verbindungslinie von Sternstein („In der
Enge“) mit Hochenegg über letzteres hinaus, so stoßen wir wieder
auf eine Thermallinie, auf der die ang. warmen Quellen in der Sann bei
Cilli und südlich gegen Tüffer zu auftreten, dann Bad Tüffer (30° R.)
die warme Quelle N von St. Margareten und Römerbad (über 30° R.)
gelegen sind. (Vergl. Peters, Verh. d. k.k. geol. R.-A. 1871, pag. 252.)
Eine dritte Störungslinie verläuft südlich des hauptsächlich aus
karbonischen Gesteinen aufgebauten westöstlich streichenden Gebirgs-
zuges, der sich aus der Gegend südlich von Stein in Krain bis süd-
lich von Store verfolgen läßt und bei der Ruine Reichenegg (S von
der Station St. Georgen a. d. Südbahn) noch einmal zum Vorscheine
kommt. An diesem Bruchrande, der durch eine schmale Zone von
oligozänen, flötzführenden (Sotzka-)Schichten gekennzeichnet ist, liegt
die Therme von Gallenegg bei Sagor und nicht weit davon eine Ort-
schaft mit Namen Töplitz. Südlich vom 812 m hohen Gouze, der nach
Teller®) aus hellem Kalk und Dolomit der mittleren Trias besteht,
wird der Bruch von Andesit begleitet, der zwischen einem Streifen
stark veränderter triassischer Schiefer und Sotzkaschichten in östlicher
bis gegen Tüffer und darüber hinaus in mehr nordnordwestlicher Richtung
!) Nach Kopezky die älteste Heilquelle Obersteiermarks, die zur Zeit der
Kreuzzüge stark benutzt wurde.
2) F. Rolle, Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., 1857, pag. 463 und F. Teller,
Erläuterungen zur geolog. Karte von Praßberg a. d. Sann, Wien 1898, pag. 167.
>) Loc. eit. pag. 165.
*) Ebenda.
5) Th. v. Zollikofer, Die geolog. Verhälinisse des Drautales in Unter-
steiermark. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1859, pag. 218.
%) Geolog. Karte von Cilli und Ratschach 1907. (Maßstab 1: 75.000.)
62 Verhandlungen. Nr. 2193
mit Unterbrechungen bis in die Gegend zwischen St. Urban und
Tschernolitza (S von St. Georgen) verfolgt werden kann.
In seiner Fortsetzung stoßen wir südlich der Sotla (S von Markt
Rohitsch) in Kroatien sowie bei Widena und St. Rochus auf steiri-
schem Boden wieder auf Andesit und dessen Tuffgesteine, die ver-
einzelt weiter nach Osten noch im Mazelgebirge und nördlich vom
Ivanscicagebirge beobachtet werden können. Die Schwefeltherme von
Warasdin Töplitz (45—47° R.) S von Warasdin liegt in der östlichen
Verlängerung unserer Thermallinie, die wir deshalb als die von
Gallenesg— Tüffer—Warasdin Töplitz bezeichnen wollen.
Dr. Benedikt Kopezky!) erwähnt das Vorkommen einer
schwefligen Quelle bei St. Benedikt 5!/, /n westlich von Sauerbrunn,
die ebenso in Beziehung zu dieser Linie gebracht werden könnte, wie
die 41/, km SO von St. Benedikt befindliche Schwefelquelle von Hainsko.
Während die oben angeführten drei Störungslinien alle in dem
Gebiete von Rohitsch aneinandertreten und so wahrscheinlich die
Veranlassung zur Bildung der dort so zahlreichen Säuerlinge sind,
stenen die zwei Bruchlinien, die ich jetzt kurz erwähnen werde, in
keinem direkten Zusammenhang mit jenen; ich bespreche sie aber
deswegen, weil sie örtlich so nahe sind, gleichartige Erscheinungen
darstellen und an ihnen ebenfalls eine ganze Reihe bemerkenswerter
Mineralquellen liegen.
Der in Südsteiermark”als Rudenza bezeichnete triassische Ge-
birgszug findet N von Windisch-Landsberg auf kroatischem Boden in
der Desinicka, Kuma, Strahinscica und im Ivanscica-Gebirge eine
Fortsetzung. An dem südlichen Rande dieses nur in einzelnen Schollen
stehen gebliebenen Gebirgszuges befindet sich nach Zollikofer?) am
Südfuße des Süssenheimerberges bei einem Orte Tepelza eine warme
Quelle mit 13° R und dann in Kroatien an der Ivantsica die Thermen
von Toplitica bei Gotalovee und jene von Kamena goriza bei
Madjarevo.
Endlich sei auch noch jene wichtige Thermallinie angeführt, die
auf einem eingesunkenen Gebirgszuge verläuft, der die Fortsetzung
des spornartig nach Kroatien hineinragenden Kaiserberges (Üesarsko br.)
nördlich von Klanjee am linken Sotlaufer und des Orlizazuges in
Steiermark bildet und sich wieder in der Strugata®) erhebt, um
abermals zu versinken und erst im Ljubel N vom Kalnikergebirge
abermals emporzutauchen, das sich jedoch mit seinen kristallinischen
Schiefern den Agramerbergen anschließt. Etwa 31, km NO von
Klajec liegen in Congerienschichten die Schwefelthermen von Smerdece
und Jaguniceve-Toplice und nordwestlich davon an einer Leithakalk-
scholle die Therme von Krapina-Töplitz (41:35 —43'1° CO). Nördlich
von Orechovica in der Strugaca liegt die Akratotherme von Sutinsko ®).
!) Übersicht der Mineralwässer und einfachen Mineralien Steiermarks. Vierter
Jahresber. über die steierm.-ständ. Oberrealschule in Graz. 1855, pag. 26.
”) Die geolog. Verhältnisse des südöstl. Teiles von Untersteiermark. Jahrb.
d. k. k. geol. R.-A. 1862, pag. 365.
5) Dr. Drag. Gorjanovid-Kramberger, CXXXI. Bd. der „Rada“ der
südlslawischen Akademie für Kunst und Wissenschaft, Agram 1897.
*) Analyse von K. von llauer. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1865, pag. 251.
1908 Sitzung vom 4. Februar. Dr. Julius Dreger. 63
Die Therme von Stubitschke befindet sich südöstlich von Kra-
pina-Töplitz auf der sogenannten Zagorianer Thermallinie !), welche
diese beiden Quellen verbindet und ungefähr auf der eben erwähnten
von Smerdede-Sutinste senkrecht steht, sich mithin zu dieser etw:
Verlauf der wichtigsten Bruch- und Thermallinien Südsteiermarks und der
angrenzenden Gebiete.
(Im Maßstabe 1:1,214.000.)
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I. Fortsetzung des Lavanttaler Verwurfes.
1. Säuerling von Daniele bei Windischgraz, 2. Therme von Gonobitz,
3. Therme von Plankenstein, 4. Therme von Studenitz, 23. Säuerlinge bei Gabernig
und Kostreinitz, 22. Säuerlinge in Rohitsch-Sauerbrunn.
II. Südsteirische Thermallinie.
5. Therme (beziebungsweise Thermen) von Muschenik, 6. von Topolschitz,
7. von Neuhaus, 8. „In der Enge“, 9. von Hochenegg, 10. bei Cilli, 11, von Tüffer;
12. bei Margareten, 13. in Römerbad.
III. Gallenegg— Warasdin— Töplitzer Linie.
14. Therme von Gallenegg, 15. Schwefeltherme von Warasdin— Töplitz.
IV. Bruchlinie Windisch-Landsberg—Kamena goriza.
16. Therme von Toplitica, 17. von Kamena goriza.
V. Smerdede—Sutinsko-Linie.
18. Schwefelthermen von Smerdece und von Jaguniceve—Toplice, 19. Therme
von Krapina—Töplitz, 20. von Sutinsko, 21. von Stubicke (Zagorianer Thermallinie).
ebenso verhält, wie die Linie von Hochenegg — Cilli — Römerbad zu
jenen von Topolschitz-Neuhaus.
!) Vergl. Dr. Gorjanovid-Kramberger. Geol. Übersichtskarte des Königr.
Kroatien -Slawonien (Blatt Zlatar und Krapina 1:75.000) und Erläuterungen dazu.
Agram 1904.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 2 u. 3. Verhandlungen. 9
64 Verhandlungen. Nr. 2u. 3
Nach dieser Abschweifung wollen wir wieder in die Gegend
südlich des Wotschberges zurückkehren, bis wohin wir die zuerst
angeführten drei Störungslinien verfolgt haben, und welche demnach
als besonders von Spalten und Sprüngen durchsetzt angesehen werden
muß, was auch als die Ursache des Empordringens der hier in so
großer Zahl vorkommenden Säuerlinge anzusehen ist.
Außer den Quellen in Rohitsch-Sauerbrunn selbst, nämlich der
Tempel- und Styriaquelle, der Alpha-, Beta- und Gammaquelle, dem
Josephs-, Moriz-, Fröhlich-, Ferdinands-, Gotthard- und Waldbrunnen
sind in der Nähe von Öber-Gabernig die Marienquelle, der land-
schaftliche Mühlbrunnen, der fürstlich Windischgrätzsche Ober-
Rohitscher-Sauerbrunnen; bei Ober-Kostreinitz: der Raimundbrunnen;
bei Unter-Kostreinitz: der Ignaz-, Königs- und Gartenbrunnen !); bei
Unter-Gabernig: der Römerbrunnen und die Rosalienquelle.
Es hat zwar nicht an dem Versuche gefehlt), den Ursprung der
Kohlensäure in Rohitsch auf chemischem Wege durch Zersetzung eines
schwefelkieshältigen Mergels zu erklären, indem aus dem Kalke des-
selben durch Schwefelsäure Kohlensäure frei gemacht würde. Es wäre
das ungefähr die gleiche Entstehungsweise von ÜO,, wie sie von
J. von Szabo für jene des Hunyadi-Janos-Bitterwasser angenommen
wird ?).
Auf die Unwahrscheinlichkeit dieser Bildungsweise hat schon
Rumpf und Hörnes®) hingewiesen ; auch zeigte es sich durch die
neuen Aufdeckungen ganz deutlich, daß die Quellen gar nicht aus
Mergel empordringen.
Erwähnen möchte ich hier auch noch die Ansicht von G. Bischof
(Lehrbuch der chemischen und physikalischen Geologie 2. Aufl.
Bd. I. 1865, pag. 664—725), daß überall dort, wo in der Tiefe Kalk-
stein oder Dolomit vorkommt, die Erdwärme, wie in einem Kalkofen,
Kohlensäure austreibe. Da sehr wahrscheinlich in dem Einsturzgebiete
von Rohitsch-Sauerbrunn und Umgebung im Untergrunde derartige
Gesteine vorhanden sind, so wäre die Anwendung der Hypothese
Bischofs hier ja möglich; mir scheint es jedoch als das Natürlichste,
das Ausströmen der Kohlensäure als eine letzte Phase jener eruptiven
Tätigkeit anzusehen, die in der Tertiärzeit die Trachyte und Andesite
unserer Gegend an die Oberfläche gebracht hat; sei es, daß CO, bei
der noch jetzt andauernden Erstarrung des Tiefengesteines frei wird
oder aber aus noch größeren Tiefen des unbekannten Erdinnern stamme.
Auf dem weiten Wege, den die Kohlensäure in den zahlreichen
Spalten und Sprüngen bis an die Erdoberfläche zurücklegen muß,
!) Ein Eisensäuerling nach Dr. Kopezky loc. eit. pag. 27 u. 29, hier werden
auch noch mehrere andere Säuerlinge angeführt, die entweder versiegten oder in
Vergessenheit gerieten.
2) Professor H. Hoefer, Der Schutzrayon. Hypothese über die Entstehung
unserer Säuerlinge in: 'Rohitsch-Sauerbıunn während der Saison 1875 in sozialer,
ökonomischer, püysikalisch-chemischer und medizinischer Beziehung, dargestellt
von Dr. Julius Glax, Graz 1876, pag. 24.
>) Siehe Internation. Mineralquellen-Zeitung. VITI. Jahrg. No. 172. Die Her-
kunft der natürlichen Kohlensäure von Dr. Rudolf Delkeskamp.
*) Vergl. die Anlage des Füllschachtes in Rohitsch-Sauerbrunn von Prof.
Dr. R. Hoernes, Graz 1891, pag. 339.
1908 Sitzung vom 4. Februar. Dr. Julius Dreger. 65
hat sie vielfach Gelegenheit, sich in atmosphärischem (oder ? juvenilen)
Wasser zu lösen oder sich diesem ungebunden anzuschließen; es
finden jedoch auch trockene Exhalationen des Kohlendioxids statt.
Das kohlensäurereiche Wasser wird sich durch Auslaugung des durch-
drungenen Gesteines!) mit verschiedenen Salzen anreichern und so
als Mineralwasser an die Oberfläche treten, wobei es von der Fassung
abhängen wird, ob mehr oder weniger süßes Grundwasser seitlich
hinzutreten kann und verdünnend wirkt. Die Bildungsweise der
Säuerlinge, die wir uns wohl nicht anders vorstellen können, macht
es begreiflich, daß die chemische Zusammensetzung der einzelnen
Quellen der Gegend eine recht verschiedene sein kann, und dab
auch dieselbe Quelle im Laufe der Zeit in ihrer chemischen Zu-
sammensetzung eine Änderung erfahren kann, wenn diese auch bei
unseren Heilquellen ?), seitdem chemische Analysen davon gemacht
werden, nur unbedeutend ist. Störend aber wirkt der starke Einfluß des
Grundwassers im unmittelbarer Nähe der Quellfassungen so zwar, dab
nach starken Regengüssen oder nach der Schneeschmelze die Säuer-
iinge bis zur Unbrauchbarkeit verwässert werden. Deshalb entschloß
sich der steiermärkische Landesausschuß, eine Neufassung der Quellen,
zunächst einmal der wichtigen Tempelquelle und ihre Nebenquellen,
vorzunehmen. Diese Arbeiten wurden nach den Vorschlägen des
früheren Stadtgeologen von Karlsbad Dr. Josef Knett von dem Grazer
Wasserbauingenieur Dirnböck im Herbste vorigen Jahres begonnen
und sollen, wenn möglich bis zum Sommer dieses Jahres vollendet sein.
Es wurde dicht neben der Tempelquelle über die Alpha-,
Beta- und Gammaquelle hinaus ein etwa 30 m langer und 8 m breiter
Graben ausgehoben, dessen tiefste Stelle wenig über 3 m betrug,
Da man Sprengmittel vermeiden wollte, war die Arbeit eine recht
mühsame. Unter einer dünnen Kulturschichte räumte man gegen
1 m Lehm mit Geröllstücken (Alluvium) ab und stieß dann auf
eine ungefähr 11, m dicke Bank von Nulliporenkalk und Konglomerat,
die schwach geneigt gegen NO einzufallen schien und deren Schicht-
kopf in einzelne, stark verwitterte und zersetzte große Blöcke auf-
gelöst war. Diese Bank gehört dem unteren Nulliporenkalk an, welchem
Mergel aufgelagert sind, die denen von Tüffer entsprechen dürften
und in Sauerbrunn das Hauptgestein unter den alluvialen und diluvialen
Bildungen darstellen. Darunter folgten gebankte, unregelmäßig ab-
wechselnde Schichten von weißlich-grauen Andesittuffbreceien und
einer kaolinisierten, sandsteinartigen dichten Tuffmasse. Das ganze
!) Es kann dieses Gestein ebensowohl ein andesitisches, mergeliges oder
manch anderes sein, denn sie alle führen jene Stoffe wie: Kalium, Natrium, Kal-
zium, Magnesium, Eisen, Mangan, Chlor, Brom, Schwefel, Phosphor, Aluminium
usw., die im „Rohitscher“ enthalten sind. N
?) Die erste Analyse befindet sich in dem in lateinischer Sprache abge-
faßten Buche des Arztes Johann Benedikt Gründel: „Roitschocrene“ 1685,
während die letzte Analyse der Styriaquelle von Prof. E. Ludwig, Prof.
Th. Panzer und Dr. E. Zdarek in Nr. 13 der Wiener klinischen Wochen-
schrift, Wien 1907 enthalten ist. Demnach gehört diese Quelle zu den alkalisch-
salinischen Säuerlingen; sie ist mit Kohlensäure gesättigt und durch einen großen
Gehalt an Magnesiumkarbonat ausgezeichnet. Die Menge der freien Kohlensäure
ist eine beträchtliche.
97
66 Verhandlungen. Nr. 20103
Gestein ist zerrüttet und von Spalten, Sprüngen und Hohlräumen
durchsetzt, die an ihren Wänden Aragonitbildungen aufweisen oder
auch völlig damit ausgefüllt sind. Das kohlensaure Wasser hat das
Gestein, welches ganz davon durchtränkt ist und aus mancher seiner
Aragonitbildung bei der Alphagnelle.
Nach einer Photographie von Herrn Robert Kuri in Rohitsch-Sauerbrunn.
Unterhalb der im Bilde erscheinenden Schneefläche befindet sich ein Beton-
klotz mit Schotterstücken, der bei der Quellfassung im Jahre 1889 zur Anwendung
kam und eine Stärke von 80—100 cm aufweist. Er zeigt nach unten keine ebene
Fläche, da er auf dem durchweichten tuffigen Untergrunde gebettet worden war.
An ihn schmiegt sich innig ein weißes Aragonitband von 3—4 cm Stärke an; ebenso
sind auch die Höhlungen darunter mit Aragonit ausgekleidet. Zu Füßen des im
Bilde stehenden Direktors von Sanerbrunn Herrn Dr. Franz Mulli zeigt sich eine
gegen Westen fallende feste, weniger zersetzte Bank von Andesit, der jedoch auch
von Aragonitadern durchzogen ist. Westlich von dieser Stätte wurde nach einer
späteren Mitteilung des Herrn Direktors eine ergiebige Sauerquelle aufgeschlossen
und weiters eine Kohlensäure-Gasquelle entdeckt. die mit herrlichen Aragoniten
ausgekleidet ist.
Klüfte mit freier Kohlensäure emporquillt und brodelt, derartig zer-
setzt, daB seine Untersuchung auch im Dünnschliffe nur wenig Auf-
schluß gibt.
Die Hauptmasse des Gesteines stellt eine typische Reibungs-
breceie eines von Kalziumkarbonatadern durchzogenen Andesits dar,
1908 Sitzung vom 4. Februar. Dr. Julius Dreger. 67
in dem Brocken eines dichten Zerreibsels desselben Gesteines liegen.
Fremde Gesteinsstückchen fanden sich nicht vor. Die erwähnten feinen
Adern von kohlensaurem Kalk sind vielleicht ebenso wie der mit ihm
in innigem Kontakt auftretende Magnesiaglimmer durch Umwandlung
aus Hornblende entstanden ; der Glimmer könnte aber auch ursprünglich
vorhanden gewesen und durch seine Zersetzung das Kalziumkarbonat
entstanden sein, indem das Kalzium aus den zahlreichen zersetzten
Plagioklasen hinzugekommen wäre.
Die oben erwähnten Aragonitbildungenin den Spalten und Sprüngen
der Andesitbreccie verdienen in besonderem Maße, daß wir uns
näher mit denselben befassen. Auf Grund von Laboratoriumsversuchen,
die besonders der Mineraloge Gustav Rose vornahm, herrschte
früher allgemein die Meinung vor, daß die Temperatur der Lösungs-
flüssigkeit entscheidend sei, ob der kohlensaure Kalk beim Entweichen von
Kohlensäure als Kalzit oder als Aragonit zur Ausscheidung gelange.
Und zwar sollte bei einer Temperatur von über 30° C. Aragonit,
bei einer tieferen Temperatur jedach Kalkspat abgeschieden werden.
Es zeigte sich aber, daß sich Kalzit bei jeder Temperatur bildet,
und daß es wahrscheinlich von der Konzentration der Lösung und
von ihrer chemischen Beschaffenheit abhängt, ob Aragonitbildung ein-
tritt; man kam dabei auf die Anschauung älterer Forscher zurück,
welche in den geringen Beimengungen von Strontium, Barium oder
Blei die Ursache der Bildung von Aragonit finden wollten. Es unter-
liegt gar keinem Zweifel, daß sich unser Aragonit aus kaltem Wasser
(die Temperatur der Rohitscher Säuerlinge beträgt etwa 10° C.) aus-
geschieden hat und noch gegenwärtig bildet; es zeigt sich nämlich
an dem Zement und in seinen Sprüngen, welcher bei der Fassung der
Alphaquelle im Jahre 1889 Verwendung fand, Aragonitbildung, darunter
Krusten von mehreren Zentimetern Stärke. Eine qualitative chemische
Analyse unseres Aragonits, die Herr Dr. F. König durchführte,
zeigte neben sehr geringen Spuren von Magnesium verhältnismäßig
viel Strontium (etwa 1—2°/,) und etwas Barium. Wir können also,
glaube ich, annehmen, daß der Strontium- nnd Bariumgehalt (der von
Magnesium ist verschwindend klein, kann also nicht als Gegen-
gewicht für das rhombo&@drische Kristallsystem angesehen werden) für
das rhombische Kristallsystem ausschlaggebend war, da ja bekanntlich
die Karbonate Strontianit (Sr CO,) und Witherit (Ba CO,), ebenso
wie das hier nicht in Betracht kommende Cerussit (Pb CO,) nur
in diesem System kristallisieren und zum Aragonit (Öa CO,) in dem
Verhältnisse der Isomorphie stehen.
Der Sauerbrunner Aragonit tritt nieht nur in den bekannten
spießigen und prismatischen Formen auf, sondern es kommen auch
prächtig glitzernde Zwillingskristalle vor, die fast dieselben sechs-
seitigen Säulen darstellen, wie jene von Herrengrund bei Neusohl in
Ungarn, nur erreichen diese etwa die drei- bis vierfache Größe und
zeigen eine rauhere Oberfläche als es au unseren glänzenden,
blumenkohlartigen Drusen der Fall ist.
Während, wie wir gesehen haben, bei den kalten Säuerlingen
in Sauerbrunn nur Aragonit zur Ausscheidung gelangt ist, begegnen
wir bei den Quellabsätzen der Therme von Neuhaus, wo wir nach
68 Verhandlungen. Nr. 2 u.3
der Roseschen Ansicht gerade bei einer Temperatur von 3659 C,
ausschließlich Aragonit erwarten sollten, neben diesen auch reichlich
Kalkspat.
Das Thermalwasser von Neuhaus tritt in mehreren Quellen
zutage, wovon die ergiebigste einer etwa 1!/; m langen und Y/, m
breiten Spalte in einem sehr festen grau-blauen, etwas glimmerigen
Mergel emporsteigt, der hier an Leithakalk angrenzt. Der eigentliche
Ursprung der Therme ist, wie wir schon früher (pag. 61) bemerkten,
auf jene langgestreckte Verwerfung zurückzuführen, die sich, südlich
der Petzen in Kärnten beginnend, bis nach Rohitsch verfolgen läßt
und bei Neuhaus noch durch eine nach Nordwest verlaufende kleine
Querstörung kompliziert wird. Aller Wahrscheinlichkeit nach dringt
das heiße Wasser in jenen Klüften empor, die durch das Absinken
der Triaskalke und Dolomite an diesen Bruchrändern entstanden
sind und kommt nun an Stellen zutage, die jetzt Tertiärschiehten
einnehmen.
Der Neuhauser Mergel dürfte jenen marinen Schichten ange-
hören, welche über den Hangendmerseln der Sotzkaschichten liegen
und ungefähr den Tüfferer Mergeln entsprechen. Möglicherweise gehört
er aber auch noch jenen Hangendschichten an. Aus der Gesteins-
beschaffenheit kann das nicht ersehen werden, und auch das Vor-
kommen von Landpflanzen und kleinen Kohlenflötzchen ist nicht aus-
schlaggebend, da vom Lande her leicht Pflanzen eingeschwemmt
worden sein können; es fanden jedoch sowohl Stur (Geologie der
Steiermark 1871, pag. 548 u. 49), als auch Teller (Erläuterungen
zur geol. Karte Praßberg a. d. Sann, 1898, pag. 96) bei ihren Be-
sehungen der Umgebung von Neuhaus an verschiedenen Stellen
Reste marinen Ursprunges, wie Melettaschuppen, Brachyuren, Bi-
valven, Gastropoden, Korallen, Bryozoen und besonders Foraminiferen,
weshalb Stur den Mergel als Foraminiferenmergel bezeichnete.
Obwohl die Therme von Neuhaus!) seit langem bekannt ist
(sie wird zuerst im Jahre 1582 als einem Herın von Neuhaus?)
gehörig erwähnt) und nach wiederholtem Besitzwechsel im Jahre 1858
von der steiermärkischen Landschaft käuflich erworben wurde, ist sie
bisher ungefaßt geblieben. Erst im vergangenen Herbste wurde an
die Fassungsarbeiten geschritten, sowohl um das Thermalwasser zu
vermehren und zu verhindern, daß welches seitlich verloren gehe,
als auch um kalte Quellen abzusondern. Auch hier wurde Dr. Knett
zu Rate gezogen. Das Badebassin wird durch Entfernung der darauf
stehenden Baulichkeiten ganz freigelegt und seiner ganzen Ausdehnung
nach tiefer gelegt und erweitert. Bei diesen schwierigen Arbeiten,
die Herr Landesoberingenieur Moritz Heider leitet, wurden noch
einige neue warme Quellen (bisher im ganzen 10) erschlossen. Man
entdeckte auch zwei fast kreisrunde kurze Schlote im Mergel, die
sehr wahrscheinlich frühere Austrittsstellen von Thermalwasser dar-
\
!) Sie gehört mit einer Temperatur von 36°5° C. zu den Akratothermen,
wie Pfäffers, Ragaz, Römerbad, Gastein u. a. und ist ebenso wie letzteres nach
den neuesten Untersuchungen durch seinen Radiumgehalt ausgezeichnet.
?) Die Ruinen des alten Neuhauser Schlosses sind die der späteren Schlangen-
burg oberhalb des Bades.
1908 Sitzung vom 4. Februar. Dr. Franz Kossmat. 69
stellen. Sie sind ebenso, wie der Grund der Thermalspalte mit
lehmiger Masse und Schotter verlegt. (Ein ganz ähnlicher von der
Therme verlassener Kanal wurde auch in Römerbad etwas oberhalb
des jetzigen Ursprunges entdeckt). Einige der Quellen scheinen aus
dem Leithakalke zu kommen, der wie eine Zunge in den Mergel
hineinreicht und sich dem Triasdolomite anschmiegt. Vielleicht
werden die weiteren Aufdeckungsarbeiten auch nähere Aufschlüsse
geben, in welcher Weise die Quellen mit den Brüchen am Rande
des Triaszuges im Zusammenhange stehen.
Dr. Franz Kossmat. Beobachtungen über den Gebirgs-
bau des mittleren Isonzogebietes.
Die am Durchbruche des Tagliamento (Fella) aufgeschlossenen
südlichen Zonen der Kalkalpen sind durch neuere Untersuchungen ?)
in tektonisch-stratigraphischer Richtung genau erforscht und bis in
die Nähe der österreichischen Grenze verfolgt, so daß sich bei den
Aufnahmen des Vorjahres, welehe ihren Ausgangspunkt in Karfreit
hatten, endlich die Gelegenheit bot, die vorliegenden Beobachtungen
über den Zusammenhang des Gebirges von Friaul mit jenem des
Küstenlandes in einigen Stücken zu ergänzen.
Fig. 1.
MN
SöW.
IL. Gratar
!
SSW—NNO Profil vom Alpenrande über die Antiklinale des Monte Bernadia zum
Torrente Resia.
Kopie nach Marinelli, 1902.
Re = Raibler Schichten. — Hd — Hauptdolomit. — Hsk — Hornsteinkalk (Jura —
Unterkreide), — Sc — Scaglia. — Ch — Chamidenkalke (Tithon— Unterkreide).
— R=Rudistenkalke. — E—= Kalkiges Eocän. — E’ — Sandige Eoecänschichten.
Maßstab: 1: 150.000.
Ich werde bei Besprechung dieser Verhältnisse von Westen
ausgehen und dabei an das nächste der Parallelprofile anknüpfen,
welche O. Marinelli durch die Kalkalpenzone auf der Ostseite des
Tagliamentodurchbruches gezogen hat’).
t) Vergl. Prof. Karl Peters, Verhandl. d. k.k. geol. R.-A. 1871, pag. 252.
”) Olinto Marinelli, Descrizione geologiea dei Dintorni di Tarcento in
Friali. Publicazioni del R. Istituto di Studi superiori in Firenze, Sezione di Scienze
fisiche e naturali. Firenze 1902 (mit Karte 1: 100.000 und Profilen).
®) Im Mittel etwa 4 km vom Westrande des Spezialkartenblattes Flitsch
(Zone 20, Col. IX) entfernt.
0 Verhandlungen. Nr. 293
Nördlich der Quartärebene von Udine erheben sich nach diesen
Studien Hügel von überfaltetem Focänflysch, aus welchem in Form
gewölbeartiger kurzer Antiklinalen („Ellipsoide*) die Rudisten- und
Chamidenkalke der Kreide (meist durch einen bituminösen Horizont
in eine obere und untere Abteilung getrennt) und lokal noch die
Diceraskalke des Tithon emportauchen.
An einer scharfen, Ostwest streichenden Überschiebungslinie,
der bekannten Frattura periadriatica Taramelli’s sinkt der
nördliche Eocänflügel dieser Voralpenzone gegen die von Raibler-
schichten unterlagerte Kalk- und Dolomitmasse des Hochgebirges
ein, welches aus mehreren parallelen, nach Süden überstürzten Anti-
klinalen und Synklinalen besteht. Die jüngeren mesozoischen Bildungen,
welche in letzteren erhalten sind, bestehen aus hornsteinreichen,
stellenweise Ammoniten und Aptychen führenden Kalken der Jura-
Neocomreihe („Calcari seleiferi“) und aus roten Scagliamergeln der
oberen Kreide, es fällt also in Friaul die Frattura periadriatica mit
einer scharfen Faziesgrenze zusammen.
Die wichtigeren Faltenzüge, welche zwischen dem Hochgebirgs-
abbruch und dem Resiatale durch Marinelli und seine Vorgänger
festgestellt wurden, setzen sich sämtlich in das Areal des Karten-
blattes Flitsch fort. Folgende Einheiten sind hervorzuheben:
1. der südliche Schichtkopf des Triasgebirges: Monte Ciampon
(bei Gemona mit einem südlichen Nebenast — Quarnan) Monte
maggiore—Stol mit einer Synklinale, welche den Kamm oder den
Nordhang begleitet; letztere wurde von Marinelli zum Isonzo ver-
folgt und ihre Fortsetzung gegen den Talkessel von Dresenca (Dresnica)
festgestellt (l. ec. pag. 88);
2. die Dachsteinkalkantiklinale Forca Ledis—Musi—Rio Bianco ;
3. die Synklinale Venzone—Forca di Campidello—Suovit (Sou-
novich der neuen Generalstabskarte Flitsch), welche mit der An-
näherung an den Isonzo nach Südost abschwenkt und sich hier nach
Marinellis Ansicht mit der oben genannten Mulde (l. ce. pag. 87)
vereinigt. Mindere Bedeutung besitzt die östlich der Fella bald ver-
schwindende nördliche Nebensynklinale am Monte Plauris,
4. hingegen ist die stellenweise mit Überschiebungserscheinungen
verbundene “Antiklinale Piano di Portis—R. Lavaria— Torrente Resia
von Wichtigkeit.
Auf der gegen den Isonzodurchbruch gewendeten Abdachung
betreten wir nun das Gebiet, welches durch die Arbeit von F.v. Hauer,
Ein geologischer Durchschnitt der Alpen von Passau bis Duino
(Sitzungsber. d. kais. Akad. Wien, mat.-nat. Cl. Bd. XXV, 1857,
pag. 255— 5348) und D. Stur, Das Isonzotal (Jahrb. d.k. k. geol. R.-A.
1558, pag. 324 ff.) in der Literatur zum erstenmal genauer bekannt
wurde.
Zur besseren Erläuterung der Beziehungen gebe ich hier das
Profil, welches D. Stur vom Natisone angefangen nach N über den
Stolkamm zum Rio bianco bei Zaga und zum Canin gezogen hat.
Im südlichen Teile der Schnittlinie erscheint als Seitenstück
zum „Ellipsoid“ des Monte Bernadia das vom Natisonedurchbruch ge-
1908 Sitzung vom 4. Februar. Dr. Franz Kossmat. 71
schnittene Gewölbe des Matajur Monte Mia, in welchem aber noch der
Dachsteinkalk zu bedeutenden Höhen emporsteigt (ca. 1200—1400 m).
Der Flyschmantel!) senkt sich im Norden gegen und unter den flach
nordfallenden Schichtkopf des Stol; hier läuft also die Frattura
periadriatica durch.
Auf dem Kamm des Stol verzeichnet Stur fiachgelagerte rote
Hornsteinkalke mit Amm. Hommairei, Phylloceras tatricum, Aptychus
lamellosus. Die Dachsteinkalke, welche darunter auf dem Nordhange
zutage treten, fallen nach Nord unter die roten Jurakalke des Rio
Bianco bei Zaga (Fortsetzung der Synklinale Venzone—Suovit), doch
ist ihr Gegenflügel durch die Überschiebung am Südrande der Canin-
gruppe abgeschnitten, es wird hier „der rote jurassische Kalk von
der ganzen ungeheueren Dachsteinkalkmasse des Flitschergebirges
überlagert“. Ob diese Überschiebung aus dem Nordflügel der Suovit-
Synklinale hervorgeht oder, was nach der Konfiguration wahrschein-
N. Fig. 2. 5.
S—N Profil vom Natisonedurchbruch zum Canin. Kopie nach D. Stur, 1858.
Dk = Dachsteinkalk. — Hs’: = Hornsteinkalk des Jura. — Sc — Scaglia (eigent-
lich Flysch). — S — Sehutt.
I. Stolüberschiebung. — II. Caninüberschiebung.
licher, aus dem Aufbruch des Resiatales, läßt sich aus der Literatur
nicht feststellen; die Entscheidung liegt voraussichtlich auf der italie-
nischen Abdachung des Grenzkammes.
Gegen Osten steigt die aufgeschobene Dachsteinkalkmasse zum
Isonzodurchbruch zwischen Flitsch und Zaga herab und setzt sich
jenseits desselben im Polovnikrücken (1772 m) fort, welcher demnach
geologisch noch zur Caningruppe gehört. Durch diesen Teil des Ge-
birges verläuft das Profil, welches F. v. Hauer in seiner obenzitierten
Arbeit gezogen hat. Wichtiger als der Durchschnitt, dessen richtige
Auffassung durch die lokalen Moränenanhäufungen erschwert war,
sind die Bemerkungen, welche der Autor im Text bezüglich des
Verlaufes der Synklinale machte. Im Süden des als Gewölbe charak-
!) Die jungmesozoischen Kalke sind in der Profillinie durch eine Verwer-
fung abgeschnitten.
K. k. geol, Reichsanstalt. 1908. Nr. 2 u. 3. Verhandlungen. 10
72 Verhandlungen. Nr. 23
terisierten Polovnik werden etwas talaufwärts vom Orte Serpenizza
hornsteinführende Kalke (Fortsetzung der Suovitmulde), erwähnt, welche
südlich von Trnovo vorbei am Nordfuße des Stolrückens gegen Kar-
freit und darüber hinaus in die DreSencamulde verfolgt wurden (l. e.
pag. 331).
Allerdings sind nach Hauer diese Kalke bei Trnovo durch
einen schmalen Triasrücken vom Isonzo und der Poststraße getrennt;
doch fand ich im Vorjahre westlich des Ortes an der „Dachsteinkalk-
masse“ der Kuntrikuppe, welche den Isonzo „zu einer plötzlichen,
zwar kleinen, aber sehr scharfen Biegung nach Nord zwingt“, nur
ungeheures Blockwerk von Moränenmaterial (aus Dachsteinkalk),
während die östlich von Trnovo unter Moränen anstehenden dick-
bankigen grauen hornsteinführenden Kalke noch zur jungmesozoischen
Serie gehören dürften. Bezüglich des Verhaltens der Polovnik-
Antiklinale vergl. pag. 78.
Ich gehe nunmehr zur Darstellung meiner Beobachtungen über,
welche sich auf das Gebiet im Osten der oben beschriebenen Durch-
schnittslinien beziehen.
I. Das Gebirge nördlich der „Frattura periadriatiea“.
Isonzodurchbruch durch den Stolzug und dessen
Hangendgrenze.
In Karfreit ist der Flysch, welcher sonst am Südhange des
Stol unter der Schutt- und Moränenbedeckung mit bergwärts ge-
wendetem Einfallen häufig zutage tritt, nicht aufgeschlossen, doch ist
der Verlauf der Frattura periadriatica auch hier wenigstens durch
eine Anzahl starker Quellen im Orte selbst bezeichnet.
Die alte Reichsstraße senkt sich nördlich von Karfreit nahe
zum Isonzo herab und bietet daher infolge der Schutt- und Diluvial-
bildungen nur wenige geologische Aufschlüsse; in den letzten Jahren
wurde aber zur Erzielung einer gleichmäßigen Steigung eine Ver-
legung in den Berghang durchgeführt, durch welche in dieser kurzen,
aber geologisch sehr interessanten Quertalstrecke eine fast geschlossene
Reihe von neuen Felsentblößungen geschaffen wurde. Die lichten,
stellenweise auch an der Straße Megalodusführenden Dachsteinkalke
des Stol senken sich unter einem Winkel von 65—70° nach Nordost
herab und werden wenige hundert Meter außerhalb des Ortes von
einer 77° O fallenden Kluft durchschnitten, deren glatte Fläche
auf mehr als 20 m Länge freigelegt ist. Dann kommt zirka 1 km O
der Baba-Kuppe (767 m) eine schmale, dem Schichtstreichen folgende
Runse herab, welche einer Längsstörung entspricht; dort, wo sie die
neue Straße quert, sind wellig gebogene und zerrüttete, hornstein-
reiche Kalkbänke und Kiesellagen mit schiefrigen Überzügen zwischen
dem Megalodontenkalk und einem weißen, bröckligen Dolomit einge-
klemmt. Die Störung setzt sich, im Terrain als Furche erkennbar, auf
die Ostseite des Isonzo fort (vergl. pag. 75). Die Hornsteinplatten
und Kieselkalke gehören jedenfalls der Gruppe der post-triadischen
„Calcari seleiferi‘* Marinellis, und zwar, wie ich glaube, einem tiefen
Horizonte derselben an; Fossilien waren aber nicht zu beobachten.
—]
o
1908 Sitzung vom 4. Februar, Dr, Franz Kossmat.
Die erwähnten, im Norden anstoßenden Dolomite sind ein Bestandteil
der oberen Trias und in anderen Profilen mit den Dachsteinkalken
zu einer Gruppe vereinigt; sie bilden an der Straße einen nur
etwa 200 m breiten Zug, welcher W von Cote 223 mit steilen Ver-
werfungen an graue, gefältelte Hornsteinplattenkalke vom Aussehen der
vermutlich unterkretazischen Woltschacher Schichten Sturs grenzt.
Diese stehen in Wechsellagerung mit grauen, körnigen Kalken und
werden für ein kurzes Stück von einer verbrochenen Partie solcher
verdrängt; an einer Stelle schalten sich aber auch schwarze Schiefer-
lagen ein, wie man sie in der Juraserie des linken Isonzogehänges
sehr verbreitet findet. — Dann sprinst von Westen her noch ein
schmaler Dolomitkeil vor (WNW von Cote 246) und nördlich von
diesem erscheinen mit einer 40° NÖ fallenden Verwerfung dickbankige
graue Kalke in Wechsel mit zähen, tonigen Hornsteinplattenkalken. Ahn-
liche Bildungen treten auch am Weiterwege gegen Trnovo unter den
Moränen zutage; im allgemeinen herrschen dabei die diekbankigen
grauen Kalke (mit Hornstein) vor, während anscheinende Woltschacher
Platten wieder W des Ortes (zirka bei Cote 341) mit nordöstlichem
Einfallen zur Straße herankommen. Ich betrachte diese Bildungen
von Trnovo als die normale Fortsetzung der Suovitsynklinale, welche
von Hauer noch bei Serpenizza im Isonzotalboden aufgefunden wurde.
Fortsetzung des Stolzuges östlich des Isonzo.
Nordöstlich von Karfreit erhebt sich der Volnik (793 m), welcher
durch die Fortsetzung der auf pag. 72 erwähnten Längsverwerfung
in zwei parallele Rücken gespalten ist. Der südliche zeigt an seinem
gegen Karfreit gewendeten Hang eine sattelartige Schichtstauchung
des Dachsteinkalk — und Dolomitkomplexes, besitzt aber im allge-
meinen nordöstliches Einfallen. In seinem Hangenden schieben sich
hornsteinführende Plattenkalke der jungmesozoischen Reihe ein
(besonders am Durchbruch des Rocicagrabens N von Ladra zu sehen),
und nördlich davon folgt der aus Dolomit bestehende Nebenzug, welcher
an der DreSencastraße (Isonzohang) mit einer deutlich aufgeschlossenen,
NO fallenden Wechselfläche von den sicheren Woltschacher Platten-
kalken überlagert wird. Auf dem Osthang des Rocicagrabens taucht
dieser nördliche Dolomitzug unter, der ihn überlagernde Plattenkalk
schließt sich mit der oben erwähnten eingeklemmten Partie zusammen
und begleitet den nun bedeutend verschmälerten Triasschichtkopf
weiter nach Osten. Ein Profil bei SmaSt zeigt über dem Dolomit
zunächst unreine NO fallende Hornsteinkalke und Schiefer (Unterer Teil
der Juraserie), darüber folgt, jedoch mit einer steilen Verwerfungs-
wand, ein weißer breceiös-oolithischer Kalk mit Hornsteinknöllchen
(Oberjura?), welcher von lichtem Woltschacher Hornsteinkalk über-
lagert wird. Der Schichtkopf ist also auch hier noch von Disloka-
tionen zerschnitten und auch weiterhin weist auf längere Erstreckung
die reduzierte Mächtigkeit auf ähnliche Erscheinungen hin.
Am Südhange des Spik (N von Libusna) sind für eine Ent-
fernung von mehreren hundert Metern die Dolomitaufschlüsse durch
Moränen und Schutt verdeckt; aber die Hornsteinkalke des Hangenden
10*
3
Nr. 2u.
Verhandlungen.
14
5
NND.
ANen
2245
Nragjiuch
02.1700
Cho mo
Fig. 3. Profil darch den Krasji vrh (Polovnikgewölbe) zum Isonzo bei Karfreit.
Iozjak
DE 1
Fig. 4. Profil vom Krn über die Pleca zum Isonzotal bei Kamno.
N)
3W.
1908 Sitzung vom 4. Februar. Dr. Franz Kossmat. 6)
Erklärung zu Figur 3 und 4.
Dk —= Dachsteinkalk (z. T. auch Dolomit). -- D — Dolomit. — Wo = Woltschacher
Plattenkalk. — R — Rudistenbreceien. F — Flysch. — Sc = Scaylia rossa. —
Mo — Moränen. — di = Terassenschotter. -— S = Schütt.
I. Stolüberschiebung (Frattura periadriatica). — II. Caninüberschiebung. —
IIl. Krnüberschiebung.
Maßstab — 1: 50.000.
ziehen ununterbrochen durch, bald kommt auch der Dolomit wieder
zum Vorschein und streicht von da, durch reine weiße Farbe und
bröcklige Beschaffenheit sehr auffallend, an Versno vorbei in die
steilen Südabstürze des Mrzli vrh, 1360 m. Letztere begleiten nun
die linke Isonzoseite bis gegen Tolmein, wo die Trias bereits in
größerer Ausdehnung zutage tritt (Tolmeiner Schloßberg und megalo-
dontenführender Kalk-Dolomitzug der unteren Tolminkaschlucht); der
Schichtkopf zieht weiterhin über das untere Batatal in der Richtung
Bukovo— Kirchheim und wurde in meiner Arbeit über die „Geologie
des Wocheinertunnels und der südlichen Anschlußlinie* (Denkschr. d.
kais. Akad. d. Wissensch. Wien. mat.-nat. Cl. 1907) besprochen.
Die Südgrenze des Triasaufbruches ist überall eine Dislo-
kation, welche bei Karfreit mit dem Rande des Talbodens beinahe
zusammenfällt und daher eine Zeitlang unter Schutt und Diluvium
verschwindet. In der Strecke zwischen SmaSt und Volarje, also
ungefähr in der Mitte zwischen Karfreit und der Tolmeiner Talweitung,
reicht aber vom südlichen Gebirge wieder ein Stück auf die nördliche
Isonzoseite und es trifft zuerst der Flysch, weiter östlich der darünter-
liegende hornsteinführende Plattenkalk mit dem Dolomitzug zusammen,
wobei das Einfallen gegen diesen gerichtet ist. Die Frattura peria-
driatica läuft also ohne Unterbrechung weiter und ist im unteren
Bactagebiet durch das tiefere Eingreifen der Erosion als bedeutende
Überschiebungstläche charakterisiert, welche die Trias in das Han-
gende der Kreideplatform bringt. (Vergl. die Tunnelarbeit.)
Die Schichtfolge der DreSencamulde.
1. Im Hangenden der oberen Trias des verlängerten, aber nur
mehr wenige hundert Meter über den Talboden aufragenden Stol-
zuges bilden überall die hornsteinführenden Kalke und
Schiefer eine nordöstlich einfallende Schichtstufe, welche in vielen
Profilen durch streichende Störungen (Aufschiebungen) auf geringe
Breite reduziert ist, in anderen hingegen anschwillt, so am Hange des
Mrzli vrh, wo die jurassisch-unterkretazische Schichtfolge relativ voll-
ständig sein dürfte. Das obere Glied dieser Reihe, der Woltschacher
Plattenkalk, fehlt nach meinen Beobachtungen nirgends, bringt also
zusammen mit dem Triaszuge die Einheitlichkeit der Zone sehr
deutlich zum Ausdrucke. Im höheren Teile der Gruppe finden sich
oft rötliche Kalkschiefer, welche bereits Stur verzeichnet hat.
2. Die höheren Schichten beeinnen mit einer meist als Felsstufe
auffälligen Zone von Radiolitenbreeeien und sind vom Isonzo-
76 Verhandlungen. Nr.2 US
durchbruch bei Magozd angefangen durch den Nordhang des Volnik
gegen Koset zu verfolgen. Sie setzen sich über den Kamm des
Spik (841 m) zum Zlib—Mrzli vrh (1360 m) fort, bilden deren obere
Feiszinnen und steigen dann zur Tolminka herab; bezüglich der
weiteren Erstreckung sei auf die oben zitierte Arbeit verwiesen, — An
vielen Stellen ist diese Radiolitenzone deutlich durch graue oder
rote mergelig-schiefrige Einlagerungen in mehrere Bänder geteilt
und bietet die gleichen Faziesmerkmale wie die wohlbekannten
Kreidebänke der Isonzoschlucht von St. Lucia.
3. Die nächste Schichtgruppe der Mulde besteht aus Flysch-
bildungen.' Sehr gute Aufschlüsse bietet die unmittelbare Um-
gebung von Dresenca selbst, wo zunächst S des Ortes über der
Radiolitenzone dunkle, glimmerige, splittrig zerfallende Mergelschiefer
mit dünnen Sandsteinbänkchen folgen; die Gesteinsbeschaffenheit ist
sehr gleichförmig, nur vereinzelt kommen Lagen mit Kalkbrocken
vor. Am Berghange, welcher sich oberhalb DreSenca erhebt und regel-
mäßig gegen Jeserca weiterstreicht, ist das Hangende dieser im
ganzen nach Nordost fallenden Schichten sehr schön entblößt; es
mehren sich die mit grauen Kalkbrocken gespickten Mergellagen,
auch erscheinen Bänder von ziegelroten Mergelschiefern und höher
oben finden sich Einschaltungen von mergeligen grauen Kalkplatten,
welche zum Teil auch in Form kurzer, schmaler Linsen in den toni-
geren Schichten eingebettet sind. Das Auftreten von vereinzelten Horn-
steinausscheidungen gibt diesen Gesteinspartien stellenweise eine
Ähnlichkeit mit der Scaglia. Noch hoch am Hange fand ich aber
eine Breccienlage anstehend, welche zahlreiche Radiolitentrümmer
enthält und von gewöhnlichem glimmerig-sandigen Flysch begleitet wird.
Im Westen, bei Magozd, verlieren sich die zum Flyschkomplex
gehörigen Bildungen unter den diluvialen Moränenanhäufungen; gegen
Osten setzen sie sich aber am Fuße der Dachsteinkalkwände in be-
deutender Breite fort und werden im Profil S des Rudeti Rob
(W Seite der Tolminka) durch einen nach Süden überstürzten Sattel
geteilt, an welchem Radiolitenbrececien und Woltschacherkalke zum
Vorschein kommen.
4. Scaglia: Verfolgt man das Profil der Flyschgruppe von
DreSenca in der Richtung gegen das Hangende, also gegen den
Absturz des Krn, so stößt man auf eine neue Gesteinsabteilung,
welche von der großen Schutthalde (N des Dorfes Krn) nach Westen bis
nahe zur Za Plecam-Alpe zwischen Polovnik und Krn zu verfolgen
ist und an der Koptoka bis 1332 m Höhe emporsteigt. Das Fallen
dieses Zuges ist flachwellig nach NO und ONO gerichtet; die Gesteine
bestehen aus rötlichen und grauen wellig gebogenen Kalkmergeln,
auch aus grell ziegelroten Lagen mit härteren lichtgrauen Schmitzen.
Hie und da sind Hornsteinlinsen ausgeschieden, aber ungleich sel-
tener als im Woltschacher Kalk, von welchem auch die mergelige
Gesteinsbeschaffenheit abweicht. Im Mikroskop stellen sich die
Schichten als typische Globigerinenmergel dar (mit massenhaften
Globigerina div, sp. und Textularia sp.). Die ganze Gruppe entspricht
dem Typus der obersenonen Scaglia rossa der italienischen Alpen
oder den „Couches rouges* der Westschweiz. Unter den Wänden des
1908 Sitzung vom 4. Februar. Dr, Franz Kossmat. PR
Krn wird sie überlagert von grauen, feinglimmerigen Schichten,
welche mit solchen der Unterlagerung große Ähnlichkeit besitzen.
Frage des Altersverhältnisses zwischen Scaglia
und Flysch.
Dab die erwähnten Scaglia-Bildungen kretazisch sind, kann nach
ihrer Beschaffenheit wohl nicht bezweifelt werden; schwieriger ist
aber eine Entscheidung bezüglich des Flyschkomplexes, welcher sie
unter- und überlagert. 4
Marinelli nimmt an, daß die Überlagerung der Flyschent-
wicklung durch die Scaglia, wie sie Stur zuerst in seinem Krn-
Profil dargestellt hat, die Folge einer Überkippung ist und daß die
erstere Gruppe, welche mit einem Teil der Eocängruppe von Friaul
übereinstimme, bereits ins Tertiär zu stellen sei. — Da die Neubegehung
des Profils gezeigt hat, daß auch im Hangenden Flysch auftritt und
sich östlich der großen Krn-Schutthalde mit dem Liegendkomplex ver-
einigt, wäre danach anzunehmen, daß die Scaglia eine überkippte Anti-
klinale bilde, ähnlich wie der mehrere Kilometer weiter Ost auftretende
Woltschacher Kalk. Befremden muß aber, daß sowohl an dieser öst-
lichen Antiklinale als auch am südlichen Schichtkopf der ganzen
DreSencamulde in der Zone Magozd—Spik—Mrzli vrh zwischen dem
Flysch und dem Woltschacher Kalk nicht die mächtigen homogenen
Scaglia-Mergel, sondern durchweg Rudistenbreceien mit Zwischenlagen
von Schiefern, grauen und roten Mergeln (aber oft mit Kalkbrocken)
eingeschaltet sind. Eine solche unvermittelte Faziesveränderung ist
schwer zu begreifen.
Auch die Annahme einer normalen Einschaltung der Scaglia
zwischen Flysch stößt auf Schwierigkeiten, wenn man nicht annimmt,
daß der Hangendzug, welcher an der Grenze durch Wechsellagerung
mit ihr konkordant verknüpft ist, doch über sie hinweggreift, da
weiter östlich weder im Hangend- noch im Liegendflügel der über-
kippten Antiklinale vom Sleme die mächtige Scaglia durchstreicht.
Am leichtesten verständlich ist das unvermittelte Auftreten der
geschlossenen Scaglia-Gruppe, wenn man sie als isoklinal eingefaltete
Mulde betrachtet, welche also jünger wäre wie der Flysch; die
Schichtfolge der oberen Kreide wäre dann also:
l. Wechsel von Radioliten- und Hippuritenbreceien mit Mergeln
und Schiefern, 2. Flysch, 3. Scaglia.
Die petrographische Ähnlichkeit zwischen dem Flysch der
Dresencamulde und jenem von Friaul ist Kein verläßliches Argument,
da im Isonzogebiet ähnliche Bildungen auch in der Kreide (mit Ino-
ceramen bei St. Lucia) auftreten. Die Flyschschichten des Flitscher-
kessels, welche, wie auf pag. SO gezeigt werden soll, die unmittelbare
Verlängerung der Dresencamulde bezeichnen, wurden von F.v. Hauer
anfangs wegen ihrer Gesteinsbeschaffenheit als Eocän aufgefaßt
(„Durchschnitt von Passau nach Duino*, pag. 331), später aber auf
Grund eines von D. Stur entdeckten Jnoceramus in die kretazische
Reihe versetzt. (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1868, pag. 34.)
Ich betrachte übrigens die Altersfrage der Flyschbildungen
718 Verhandlungen. Nr. 23u.8
dieses Gebietes noch keineswegs als abgeschlossen, wenn mir auch auf
Grund der bisherigen Daten die Annahme des kretazischen Alters
am meisten begründet erscheint. Für die Darstellung der tektonischen
Verhältnisse spielt übrigens diese Altersfrage eine untergeordnete
Rolle, da auf jeden Fall die betreffenden Schichten zusammen mit der
Scaglia die jüngste Ausfüllung der Mulde bilden.
Die Krn-Überschiebung.
Uber Flysch und Scaglia folgen die mehr als 800 m mächtigen
Dachsteinkalkmassen des Krn; die Grenze ist besonders an dem als
Kozljak bezeichneten Vorsprung SW des 2245 m hohen Gipfels und
am Fuß des Rudeei Rob (bei Sleme planina) schön aufgeschlossen.
An ersterer Stelle ist zwischen der zirka 20° ONO fallenden Über-
schiebung und dem unter sie verflächenden Flysch eine mehr als
meterbreite Nische ausgewittert, so daß der Dachsteinkalk gesimse-
artig vorspringt. Die Darstellung, welche Stur auf seinem Krnprofil
wählt, gibt das Lagerungsverhältnis vollkommen richtig an.
Die Überschiebungskante am Abfall des Hochgebirges läßt sich
nach Osten sehr gut weiter verfolgen; vom Tolminkatale an schaltet
sich zwischen das Dachsteingebirge und die hier sehr kompliziert
gebaute Fortsetzung der Dresencamulde eine überkippte und zer-
brochene jurassische Randzone ein, schließlich kommt auch ein
paläozoischer Aufbruch zum Vorschein und unter solchen Zersplitte-
rungserscheinungen zieht die Krnüberschiebung durch den Wocheiner-
Tunnel (vergl. die betreffende Arbeit).
Es liegt sehr nahe, die Störung am Krn als die direkte Fort-
setzung der Caninüberschiebung aufzufassen, in deren Streichen sie
annähernd liegt: Der Dachsteinkalk-Rand zieht ja vom Canin entlang
der Südwände des Polovnik nach Ost und beschreibt nur nördlich
von DreSenca einen tief einspringenden Winkel, in welchem sich
scheinbar die Verbindung mit dem Krn-Rand vollzieht. Die genauere
Untersuchung dieses Abschnittes zeigt aber, daß die tektonische Be-
ziehung zwischen den beiden großen Dachsteinkalkmassen nicht so
einfacher Natur ist.
Verhalten des Polovnik zur Mulde von Dresenea.
Am Durchbruch des Isonzo zwischen dem Canin und dem Polovnik
beobachtet man beiderseits NNO-Fallen, desgleichen zeigen die Süd-
abstürze der letztgenannten Bergmasse gegenüber Serpenizza noch
immer dieses isoklinale Einsinken gegen den Flitscher Talkessel,
erst nördlich von Trnovo erfolgt die von Hauer erwähnte gewölbe-
artige Umbiegung der Schiehten und ihr Einfallen gegen die früher
beschriebene Fortsetzung der Suovitsynklinale. Im Osten sinkt die
Gebirgmasse als breite Antiklinale unter die jüngeren Schichten der
Dresencamulde.
Das Gewölbe des. Polovnik ist also zwischen Serpenizza und
Trnovo spitzwinklig abgeschnitten, so daß an ersterem Orte sein Nord-
schenkel direkt mit.der südlichen Mulde zusammentrifit. Aber auch
im weiteren Verlaufe sind Störungen vorhanden, denn nördlich von
-
1908 Sitzung vom 4. .Kebruar. Dr, Franz Kossmat. 19
Dresenca senkt sich der Dachsteinkalk flexurartig herab und grenzt
scharf an die dagegen einfallenden Flyschbildungen, deren normale
Unterlage erst am südlichen Schichtkopf bei Magozd herauskommt.
Der Nordflügeldes Gewölbes ist entlang des in WNW, Richtung
zum Flitscher Kessel verlaufenden Zlatnikgrabens gut zu beobachten.
Die Triaskalke fallen hier unter Winkeln von 50—70° nach NNO
unter den grauen und braunen, mit dünnen Sandsteinbänkchen wechsel-
lagernden Flyschschiefer und Mergel; an der Grenze beobachtet
man Störungen, welche zum Teil auch winkelig in die Kalkmasse
einschneiden. Für eine ursprünglich diskordante Überlagerung des
Dachsteinkalks durch den Flysch habe ich keine Anhaltspunkte, vor
allem vermisse ich in letzterem die Zersiörungsprodukte der Triaskalke.
Inmitten der Flyschzone des Zlatnikgrabens erscheint isoklinal
nach Norden fallend ein Band stark gefältelter Scaglia-Mergel und
Kalkschiefer, welche nach Osten ..bis nahe an die 1270 m hohe
Wasserscheide gegen das Dresencatal verfolgt werden können und
genau in die Verlängerung der früher beschriebenen Scaglia-Stufe
fallen, welche zirka 3 km weiter südöstlich unter den Wänden des
Dachsteinkalkes durchzieht. Wie im letzteren Gebiet der Krn, so
überlagert am Zlatnikhang der 1549 m hohe Javoröek scheinbar die
Flysch-Scaglia-Zone, und dieses Verhältnis setzt sich bis an den Ost-
rand des Flitscher Kessels fort.
Es erübrigt nun, die Lagerung an der Wasserscheide zwischen
Zlatnik- und DreSencatal zu betrachten, also an jener Stelle, welche
den Zusammenhang zwischen den beiderseitigen Flysch-Scaglia-Zügen
im Landschaftsbilde unterbricht.
Verhältnisse am Sattel zwischen Zlatnikgraben und
DreSencatal.
Wenn man von DreSenca aus gegen den einspringenden Winkel
zwischen den Dachsteinkalkmassen des Polovnik und der Krnwände
ansteigt, so sieht man die Bänke des ersteren etwas unterhalb der
Alpe Za Pletam zirka, 30°SO—0O einfallen und findet an einer Stelle
eine wenig mächtige Überlagerung roter mergeliger Bänke mit eisen-
schüssigen Knauern; rote eisenschüssige Gänge ziehen sich von ihnen
in den Kalk hinein: möglicherweise liegt hier eine Spur der Jura-
auflagerung vor. (Vergl. Sturs Angabe über den Rudeei Rob = Roter
Rand). — Näher gegen die Alpe Za Pletam kommend sieht man aber
zur Linken den hier 40° SO fallenden Dachsteinkalk des Polovnik-
zuges von einer fast senkrechten Verwerfungswand abgeschnitten ;
nördlich von ihr liegt im Schuttboden ein klarer Teich, es muß hier
also wasserdichter Untergrund — Flysch? — vorhanden sein. Rechts
der Weefortsetzung gegen die etwas höher liegende Alpe Za Kraju
kommt aus dem Schutthang eine Quelle, welche dann einen kleinen
Bach bildet und bald in einem Saugloch verschwindet; kleine Stücke
von glimmerigem Flyschsandstein sind im Alluvialboden sehr ver-
breitet. Südlich davon geht die Nordgrenze der Polovnik-Trias als
WNW streichende Wandstufe durch, an deren Nordseite stark gefal-
tete, steilgestellte Scaglia-Mergel und Mergelkalke erscheinen; auch
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 2 u. 3. Verhandlungen. al
80 Verhandlungen. Nr. 22
zirka 1 —1 Am weiter westlich Konnte ich diese Bildungen am Rande
des hier nordöstlich fallenden Gewölbeschenkels feststellen. Nördlich
dieser Vorkommnisse steht mäßig geneigter Dachsteinkalk an, welcher
mit der Fortsetzung der Krnwände zusammenhängt. Beim Abstig vom
Sattel 1270 m gegen Westen sieht man unter einer kleinen Wand-
stufe mitten im flachgelagerten Dachsteinkalkterrain eine durch das
Einschneiden einer Bachrunse gut aufgeschlossene Flysch- und Scaglia-
entblößung. Wenige hundert Meter weiter talabwärts kommt bereits
die zusammenhängende Flysch-Seaglia-Zone des Zlatnikgrabens zwischen
den unterlagernden Triaskalken des Polovnik und dem nach rechts
zurückweichenden Überschiebungsrand des Kın-Javortekrückens zutage;
sie setzt sich zum Talboden des Flitscher Kessels fort und ist im
südlichen Teile des letzteren auf beiden Isonzohängen aufgeschlossen.
Im nördlichen, von mir noch nicht untersuchten Teile des Kessels
verzeichnen die Arbeiten von Hauer, Stur und Diener!) Jura-
ablagerungen, welche nach letzterem Autor in steiler Schichtstellung
und von mehreren Brüchen durchsetzt an den Dachsteinkalk der
nördlichen und östlichen Umrandung stoßen.
Der Bau des Flitscher Kessels.
C. Diener betrachtete den Flitscher Kessel als Einbruch (l. e.
pag. 688). Wenn man von Flitsch aus gegen die Steilhänge der Confin-
spitze und des Rombon (Ostausläufer des Caningrates) blickt, so sieht
man in der Tat die Dachsteinkalkplatten, welche auf der Höhe noch
flach liegen, mit zunehmender Steilheit flexurartig nach SSO gegen
den Talboden einschießen; ihre Streichrichtung setzt sich aus dem
Rombonhang in die nordöstlich der berühmten Flitscher Klause an-
steigende Karnica (Krnica) fort, welche nach Dieners Profil steil
unter die Juraschichten einsinkt. Im Gegensatze dazu beobachtet man
in der südlichen Umrandung den Flysch unmittelbar am Dachstein-
kalkrand des Canin im W, des Javorcek im O und des Polovnik im S.
Die von jungen Bildungen erfüllte Senke des Flitscher Kessels
inmitten eines Dachsteinkalkgebirges, dessen Südrand in der Canin-
und Krngruppe Uberschiebungserscheinungen zeigt, ist zusammen
mit den Verhältnissen an der Wasserscheide gegen das DreSencatal
geeignet, den Eindruck zu erzeugen, dab die ganze Umrandung einer
einzigen Dachsteinkalkplatte angehört, welche weit nach Süd über
die jüngeren Bildungen geschoben ist und nun bei Flitsch infolge
der Erosionswirkung des Isonzo den früher verdeckten Muldenflügel
sehen läßt.
Nach meiner Ansicht steht aber der Gebirgsbau des Polovnik,
Confin und der Krniea nieht in Einklang mit dieser Art der Auf-
fassung. Wenn es sich im Flitscher Kessel um ein Erosionsfenster,
also um eine durch die orographische Konfiguration veranlaßte Zufalls-
bildung, handeln würde, wäre es nicht verständlich, warum sich die
Confin-Rombonplatte flexurartig zum Talhoden herabsenkt und warum
!) C. Diener, Ein Beitrag zur Geologie des Zentralstockes der jalischen
Alpen. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. Wien, 1384, pag. 659 ff. (mit einer Übersichts-
karte 1:.100,000 und Profilen).
1908
A
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Sitzung vom 4. Februar. Dr. Franz Kossmat.
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:225.000.
1
Maßstab
Erläuterung: Weiß — Trias. — Schraffiert = Jura—Kreide—Eoeän. — Punktiert = quartäre Ausfüllung der Talböden.
11
0
Durch die stark strichierten Linien sind nur die wichtigeren Störungslinien hervorgehoben. Der nördliche Teil des Flitscher-
kessels ist auf Grund der Literaturangaben begrenzt; das gleiche gilt größtenteils von den Synklinalen westlich des Isonzo,
Auf Denudationsreste von Jura im Dachsteinkalkgebiet der Canin- und Triglavgruppe ist keine Rücksicht genommen.
82 Verhandlungen. Nr. 27u43
der Nordflügel des Polovnikgewölbes deutlich unter den Flysch
taucht. Eine tektonische Trennung in zwei Schuppen, deren nord-
östliche (Krnplatte) über die andere emporsteigt, wäre auf jeden Fall
unvermeidlich. Ich halte daher folgende Annahme für wahrscheinlich:
Das auf die Suovitsynklinale geschobene Caninmassiv sinkt sowohl
bei Flitsch, als auch in der weiter gegen Osten reichenden rand-
lichen Schiehtwölbung des Polovnik unter die jungmesozoischen Bil-
dungen, welche ihrerseits von Nordosten her durch die Dachstein-
kalkplatte des Javoröek—-Krnzuges überschoben werden. Am Sattel
zwischen dem Zlatnik- und DreSencabach greift der Rand dieser
Schuppe bis an den Dachstein des Polovnik heran, doch sind durch
Auswaschung die Flysch-Scaglia-Bildungen auch hier an mehreren
Punkten unter ihr bloßgelest.
Auffällig ist das Fehlen des Jura am nördlichen Polovnikrand
und an der Triasgrenze SW von Flitsch; ich glaube, daß sich dieses
wohl als Begleiterscheinung des starken Druckes erklären läßt, welcher
von Nordosten her auf die Schichten der Muldenmitte ausgeübt wurde
und sie oberflächlich an den Dachsteinkalk preßte. Leicht vorstellbar
ist ein solcher Vorgang besonders dann, wenn man annimmt, daß vor
Beendigung des Überschiebungsvorganges die Dachsteinkalkaufragungen
teilweise bereits durch Denudation entblößt waren. Das Fehlen mariner
Neogenschichten in diesen Gegenden darf wohl als Stütze für diese
Anschauung betrachtet werden.
Nach der dargelegten Auffassung liegt im Flitscher Kessel eine
von Südosten her schräge in das Dachsteinkalkgebirge
sreifende Synklinaleinstülpung mit aufgeschobenem
Nordostflügel vor. Das Absinken der Caninmasse einerseits, die
Aufschiebung der Krnplatte anderseits läßt sich aber ohne Zerrungen
und Transversalverschiebungen nicht denken ; und tatsächlich ist dieser
Teil der julischen Alpen durch zahlreiche Querstörungen !) ausge-
zeichnet. Nördlich von Flitsch streichen in N—S-Richtung die bekannten
Blattverschiebungen, welche im Bergbau von Raibl aufgeschlossen sind;
mehr östlich verläuft in NNO—SSW -Richtung — ebenfalls gegen
Flitsch ziehend — die prachtvolle Lahnstörung (auf der Westseite des
Mangartgipfels von eingeklemmtem Jura begleitet!) und noch weiter im
Östen zieht die NO—SW-Störung am Moistrokapasse durch. Auch dem
oberen Isonzotal (Trenta) entspricht nach Diener eine Dislokation.
Vor Durchführung der Detailbegehungen in diesen Gebieten vermag ich
zwar über die näheren Beziehungen dieser Störungen zum Flitscher
Kessel keine Angaben zu machen, aber das Auftreten von Transver-
salsprüngen im Kalkgebirge zwischen Predilpaß und Triglav scheint
mir doch auf jene ungleichmäßige Bewegung hinzuweisen, welche bei
der oben gegebenen Deutung des Flitscher Kessels vorausgesetzt wird.
Zusammenfassung: Die Mulde jungmesozoischer Schichten,
welche bei Dresenca am Südfuße des Krn liegt, zieht sich im Nord-
westen unter dem Überschiebungsrand des letzteren in den Flitscher
Kessel, aber ein südlicher, durch die Polovnikaufwölbung abgespaltener
Ast der gleichen Synklinale setzt sich entlang des Isonzotales über
!) Vergl. über diese Dislokationen ©. Diener, ]. c. pag. 702—705.
1908 Sitzunz vom 4. Februar. Dr. Franz Kossmat. 83
Serpenizza in die Suovitsynklinale fort. Der Triaszug des Stol, welcher
die letztere von der „frattura periadriatica“ trennt, läßt sich auf
der linken Isonzoseite weiter talab gegen Tolmein und von hier nach
Kirchheim an den Fuß des Porezen verfolgen; mithin gehört noch
die ganze zwischen ihm und dem orographischen Rand der julischen
Alpen liegende Hügelzone der linken Isonzoseite zur Hauptzone der
südlichen Kalkalpen.
II, Bemerkungen über das Gebiet südlich der Frattura periadriatica.
Der Bau des Matajurgebietes südlich von Karfreit wurde in all-
gemeinen Zügen nach Stur bereits wiederholt von italienischen Geo-
logen — zuletzt von Marinelli — besprochen. Es liegt eine flach
domartige Aufwölbung von Dachsteinkalk vor, die von hornstein-
führenden Kalken (genaues Alter noch nicht bestimmt) und Rudisten-
bänken !) überlagert wird. Die gewöhnlich schon als Eocän be-
trachteten Gipfelschichten bestehen aus klastischen Breccien (mit
Rudistentrümmern) und Kalksandsteinen, welche mit rotbraunen bis
grauen Mergeln wechseln. Die Kalksandsteine enthalten zahlreiche
Orbitoiden von kretazischem Habitus (Orbit. cf. media und mamillata
nach der Bestimmung von Dr. R. Schubert), es ist daher wahr-
scheinlich, daß die Formationsgrenze zwischen Kreide und Eocän
hier bereits innerhalb des sogenannten „pseudokretazischen*, stark
klastischen Flyschkomplexes der italienischen Geologen liegt ?).
Auf der Nordseite ist die nach allen übrigen Richtungen flach
absinkende Kuppel des Matajur durch einen scharfen Bruch abge-
schnitten, welcher in der fast geraden Linie Robic-Livek den Dach-
steinkalk unmittelbar mit Flyschbildungen (S von Karfreit) in Kontakt
bringt. Letztere schließen sich im Westen mit der gleichen Ge-
steinsgruppe von Friaul völlig zusammen, verleihen aber dem kurzen
Talzug Borjana—Staroselo, dessen Richtung der bei Karfreit aus dem
Hochgebirge austretende Isonzo bis Tolmein verfolgt, das scheinbare
Gepräge eines zwischen den Dachsteinkalken des Matajur und des
Stol eingesenkten geologischen Grabens.
In der Richtung gegen Livek verringert sich die Sprunghöhe
der genannten Störung sehr rasch, der Dachsteinkalk taucht unter,
während anderseits unter dem Flysch des Nordflügels die Rudisten-
kalke und schließlich die hornsteinführenden Plattenkalke empor-
tauchen. Auf diese Weise übernimmt nun der lange Kolowrat-
rücken, welcher aus den letzteren Gesteinen besteht und gegen
Woltschach streicht, gewissermaßen die Rolle des Matajur. Auf der
gegen den Isonzo gewendeten Nordabdachung treten Schiefer, Flecken-
mergel, Crinoiden- und Korallenkalke zutage, welche bereits als
Juraäquivalente aufzufassen sind; aber die Trias kommt nicht zum
Vorschein.
!) Am Monte Mia fand ich in diesen Caprinidenschnitte; am Matajur,
NO des Gipfels, in einem jedenfalls höheren Niveau die turone Radiolitenform
R. excavata d’Orb. in vielen Exemplaren zusammen mit R. cf. pasiniana Pirona u.a.
?2) Die gleiche Frage ist auch in der Arbeit über den Wocheiner-Tunnel
besprochen.
84 Verhandlungen. Nr. 2 u..3
Am Hevnik, einem kleinen nördlichen Nebenkamm (NW von
Woltschach) ist infolge einer Störung sogar noch eine schmale Syn-
klinale oberkretazischer Schichten erhalten.
Der Matajurbruch selbst ließ sich am Kolowrat nicht direkt
nachweisen, wohl aber sind in seiner Linie die Woltschacherkalke
des Rückens steil aufgestellt und gegen die oberkretazisch-eocäne
Schichtmulde von Friaul überkippt.
Der weitere, nur durch Erosionstäler zerschnittene Verlauf der
Kolowratzone geht über die Butenica (S von Tolmein) zum unteren
Batatal und von hier in das Veitsbergplateau. Die Fortsetzung der
Matajurstörung wird bereits in der Gegend von Woltschach wieder
sichtbar (Südrand der Butenica) und verläuft entlang des unteren
Idricatales als die wohlbekannte Idrianer Bruchlinie zwischen
Veitsbergplateau und Laseik-Ternowanerwald weiter nach Südost. —
Das wichtigste gemeinsame Band, welches die hier genannten Auf-
wölbungen und Faltenzüge miteinander deutlich verbindet, ist die
mächtige Flyschgruppe von Friaul. Sie breitet sich über die Ellip-
soide von Tarcento, die hohe Kuppel des Matajur, begrenzt den über-
stülpten Antiklinalzug des Kolowrat und lest sich im Osten auf die
flach zum Quertal des Isonzo zwischen St. Lucia und Plava herab-
sinkende Schichtplatte des Ternowanerwaldes. Wie Marinelli
(l. ec. pag. 96) richtig bemerkte, ist das flache Gewölbe, welches ober-
halb von Ronzina am Isonzo nochmals die Hornsteinkalke über die
Talsohle emporbringt, eine Fortsetzung der Matajurkuppel; mit
anderen Worten: die Zone der Ellipsoide von Tarcento ist die Ver-
längerung des Hochkarstes, mit welchem sie auch viele Merkmale
der Jurakreide-Entwicklung gemeinsam hat.
Literaturnotizen.
Scupin. Die stratigraphischen Beziehungen der
obersten Kreideschichten in Sachsen, Schlesien und
Böhmen. Neues Jahrb. für Min., Geol. und Pal. Beil., Bd. 24. (1907.)
Durch eingehende Untersuchung der Löwenberger und Goldberger Kreide
kommt der Verfasser zu einer Gliederung, die sowohl von seinen eigenen älteren
Auffassungen, wie von denjenigen E. Zimmermanns abweicht. Er unterscheidet:
Untersenon.
8. Schlesischer Überquader,
Emscher.
. Oberquader.
6. Neu-Warthauer Schichten.
ax
Turon.
5. Ludwigsdorfer Sandstein.
4. Groß- Rackwitzer Scaphitenmergel. — 4«. Hermsdorfer Mergelsandstein.
3. Löwenberger Mergelsandstein. — 3a. Rabendockensandstein.
Cenoman,
2. Plenus-Zone.
1. Unterquader.
1908 Sitzung vom 4, Februar, Scupin. 85
In dieser Schichtfolge wird der Groß-Rackwitzer Scaphitenmergel zum Aus-
gangspunkte für die Parallelisierung der schlesischen Kreide mit der sächsisch-
böhmischen genommen. Die Fauna dieses Groß-Rackwitzer Scaphitenmergels zeigt
so viel Übereinstimmung mit derjenigen der Tone von Zatzschke, daß Verfasser
in beiden denselben Horizont erblickt. Dadurch, daß der Zatschker Ton in die
Scaphitenzone gestellt wird, rückt der Uberquader Sachsens in die Cuvieri-Zone
herab, während ich den ersteren in die Cuvieri-Zone, den letzteren zum unteren
Iimscher stellte. Es handelt sich also um kleine Differenzen, die vielleicht durch
neue Fossilfunde zur Austragung gebracht werden könnten, die aber auch dann
nicht wenig vom subjektiven Ermessen abhängen werden. Immerhin ist
daran festzuhalten, daß der Strehlener Pläner ein Typus des Scaphiten Pläners
ist, wurden doch die Scaphiten-Schichten speziell auch auf den Strehlener Pläner
gegründet. Daß der Ton von Zatschke jünger als der Strehlener Pläner ist, wird
allgemein zugegeben, und darum ist es selir naheliegend, in ihm die Cwvieri-Zone
zu suchen. Wenn nun Scupin den Strehlener Pläner und ebenso die Teplitzer
Schichten nur als einen unteren Teil der Scaphitenstufe betrachtet, den Zatschker
Ton und einen Teil der Priesener Schichten als einen oberen, so bedeutet das
doch schon ein Verrücken der ursprünglichen Typen, es wird also dem Begriff
der Scaphitenzone selbst ein anderer Inhalt gegeben,
Es ist kaum zweifelhaft, daß die Ähnlichkeit in der Fauna der Groß-
Rackwitzer Scaphitenmergel und der Zatschker Tone zum guten Teil durch die
Fazies bedingt ist. Kann man doch gewisse Arten der Gattungen Nucula und Leda,
die in den Priesener Schichten so häufig zu treffen sind, daß sie für diese geradezu
charakteristisch sind, auch schon in älteren Schichten antreffen.
Der Ton von Zatzschke ist, das wird allgemein zugegeben, mit den Priesener
Schichten zu identifizieren, In diesen sucht Scupin im Vergleiche zu Jahn das
Turonelement stärker zu betonen. Über den Priesener Schichten liegen die Chlomeker
Schichten, in welchen auch Scupin eine Zweiteilung vorzunehmen sucht, indem
er die unten liegenden Kreibitzer Schichten von den höheren eigentlichen Chlomeker
Schichten unterscheidet. Es ist natürlich leicht, an einer Lokalität verschiedene
Schichten auseinanderzuhalten. Stratigraphischen Wert erhalten solche „Schichten“
aber erst, wenn es gelingt, sie im Gelände zu verfolgen und nachzuweisen, daß
der Schicht auch eine gewisse horizontale Ausdehnung zukommt. Derartige Ver-
suche, die also einer Kartierung des betreffenden Horizonts im nördlichen Böhmen
gleichkommen würden, sind aber noch von keinem der Autoren, die sich des Aus-
druckes „Kreibitzer Schichten“ bedienten, gemacht worden.
Zwischen dem sächsischen UÜberquader und den Chlomeker Schichten,
respektive deren unterem Teile in der Gegend nördlich Kreibitz, also den so-
genannten „Kreibitzer Schichten“ besteht die vollständigste Homologie. Die Er-
fahrungen über das Alter dieses Horizontes kommen daher bei der Beurteilung
des Überquaders in erster Linie in Betracht. Scupin stellt den Kreibitzer Schichten
die Neu-Warthauer Schichten, dem sächsischen Überquader aber den Ludwigsdorfer
Sandstein gleich. Obwohl zwischen der sächsichen und böhmischen Kreide eine
größere Übereinstimmung zum Teil sogar völlige Kontinuität, zwischen der säch-
sischen und niederschlesischen Kreide aber weit weniger Einklang besteht, wird
doch gerade diese letztere als Basis für die Betrachtungen genommen. Was nun
speziell den Ludwigsdorfer Sandstein anbelangt, so ist dessen Alter wiederholt
verschieden beurteilt worden, da es an Fossilen fehlt und auch der Schichten-
verband nicht ganz klar ist, wenigstens konnte bei Ludwigsdorf in seinem Liegenden
der Groß-Rackwitzer Mergel noch nicht nachgewiesen werden und ist dortselbst
auch sein Hangendes noch unbekannt. Bei Hermsdorf wird er von dem Mergelsandstein
unterteuft, den Zimmermann zum Emscher, Seupin aber zur Scaphitenzone
rechnet.
Es ist aber nicht verwunderlich, wenn in der niederschlesischen Kreide die
Klärung der Schichtfolge nur langsame Fortschritte macht, denn ausgedehnte
Diluvialablagerungen stören den Zusammenhang der Profile und hindern, den
Wechsel der Fazies zu verfolgen. Man wird daher gut tun, den Fortgang der iu
Angriff genommenen Kartierung und das Ende der faunistischen Studien Scupins
abzuwarten, ehe man über die stratigraphischen Beziehungen ein endgültiges
Urteil fällt.
(W. Petrascheck.)
s6 Verhandlungen. Nr. 2u.3
De Stefani und A. Martelli. La serie eocenica dell
isola di Arbe nel Quarnero. Rendiconti R. Accad. Line. Roma
1907, pag. 371— 374.
Die Verfasser besprechen unter Anführung kurzer Fossillisten (meist Nummu-
liten und Orbitoiden) kurz den Bau dieser durch OÖ. Radimsky und L. Waagen
bereits geologisch hinreichend bekannten Insel. Als neue Errungenschaft glauben
sie hervorheben zu müssen, daß alle Nummulitenmergel Arbes mitteleocän seien,
was doch schon seit Jahren feststand. Als mögliche Aquivalente obereocäner
Prominaschichten wurden von L. Waagen und dem Referenten lediglich die
fossilleeren Plattenmergel über den Nummulitensandsteinen gedeutet und für
diese bringen die Verfasser auch keinen Beweis, daß sie noch mitteleocän seien;
denn es heißt unter 7°: Arenaria talera marnosa con nummnliti e orbitoidi, e
marne con tracce di ligniti e filliti alternanti, presso Arbe. Le nummulitidi deter
minate nell’ arenaria di questo livello sono: worauf einige mitteleocäne Fora-
miniferen zitiert: werden. Es ist wohl recht kühn, auf Grund der seit langem als
mitteleocän bekaunten Nummulitenfauna der Kalksandsteine auf das Alter der
darüberliegenden fossilleeren lignitführenden Plattenmergel zu schließen und wirft
auf die Arbeitsmethode der Verfasser ein eigentümliches Licht.
(R. J. Schubert.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
1908.
3).
LAIEN S N
II
Verhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt.
Sitzung vom 18. Februar 1908.
Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: Ernennung Hofrat Dr. E. Tietzes zum Ehren-
mitglied der Societe Belge de G£ologie etc. Eingesendete Mitteilungen: O. Ampferer:
Über die Entstehung der Inntalterrassen. — Vorträge: W. Hammer: Beiträge zur Geologie
der Sesvennagruppe II. — Literaturnotizen: Th. Arldt, Ferdinand Seidl.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Vorgänge an der Anstalt.
Der Direktor Hofrat Dr. E. Tietze, bisher korrespondierendes
Mitglied der Societe Belge de Geologie, de Paleontologie et d’Hydro-
logie in Brüssel, wurde mit Diplom vom 17. Februar d. J. nach ein-
stimmigem Beschluß dieser Gesellschaft zum Ehrenmitgliede derselben
ernannt.
Eingesendete Mitteilungen.
O0. Ampferer. Über die Entstehung der Inntal-
Terrassen‘).
Das Inntal bietet mit seinen reichen glazialen Schuttmassen
und seinen schönen, vielfach angebrochenen Terrassen vielleicht von
allen Alpentälern den besten Einblick in die Entstehung der Terrassen-
sedimente.
Durch den Nachweis der Unhaltbarkeit des Bühlstadiums ist die
Frage nach der Bildungsgeschichte aer Inntal-Terrassen wieder er-
öffnet worden.
Wenn diese Terrassen nicht als eine Staubildung aufgefaßt werden
können, welche durch die Vorlagerung des Zillertalgletschers erzwungen
wurde, so verbleiben uns für ihre Erklärung vornehmlich zwei Gruppen
von Ursachen, bei deren Untersuchung wir im folgenden verweilen
wollen.
Die Inntal-Terrassen stellen, soweit sie überhaupt aus jungem
Schuttwerk bestehen, vor allem eine gewaltige Aufschüttung von
Bändertonen, Sanden, Kiesen und Schottern dar, gegen deren Masse
!) Eine ausführliche Darstellung soll in der Zeitschrift für Gletscherkunde
erscheinen.
K. K. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 4. Verhandlungen. 12
88 Verhandlungen. Nr. 4
die unter- und überlagernden Grundmoränen sowie die älteren Breccien
und Konglomerate ganz zurücktreten.
Heute wirken der Inn und besonders seine Zuflüsse größtenteils
erodierend.
Die mächtige Verschiebung in der Lebenstätigkeit dieses Flusses,
welche durch die Anhäufung so stattlicher Schuttmengen angezeigt
wird, kann nun entweder durch eine beträchtliche Vermehrung der
zufließenden Schuttabgaben oder eine Verminderung des Gefälles '
bewirkt worden sein.
Ähnliche Wirkungen wären in gewissen Grenzen bei gleich-
bleibender Schuttlieferung durch Zu- und Abnahme der Wasserfülle
der Bäche und Flüsse denkbar.
Es ist jedoch mit Abnahme der Niederschläge und Verminderung
des fließenden Wassers sogleich auch eine Abnahme der Frosions-
kraft, mit der Zunahme dagegen eine Verstärkung derselben ver-
bunden und daher die Forderung gleichbleibender Schuttzufuhr von
vorneherein ausgeschlossen. Der erste Fall, Steigerung der Schutt-
zufuhr ist bereits vor längerer Zeit von den Haupterforschern der
Inntal-Terrassen, von Blaas, v. Böhm und Penck zur Erklärung
derselben herangezogen, aber verhältnismäßig bald wieder aufge-
geben worden.
Eine Steigerung der Schuttbildung wird vor allem durch klimatische
Veränderungen herbeigeführt. Niederschlagsreiche Gebirge zeigen
stets ungeheueren Reichtum an Verwitterungsschutt.
Alle einigermaßen flacheren Gehänge werden mit Schutthalden
belastet, die Bäche gießen mächtige Schuttkegel in die Haupttäler
und die Flüsse bauen breite, ins Vorland niederziehende Schutt-
straßen daraus.
Diese Erscheinungen werden von einem ungenauen Beobachter
ohne weiteres auf die Aufschüttung der Inntal-Terrassen übertragen
werden. Trotz der anscheinenden Analogie bestehen jedoch tief-
sreifende Unterschiede, welche die Annahme dieser Erklärung un-
möglich machen.
Denken wir uns aus dem Inntal alle glazialen und postglazialen
Schuttmassen entfernt, so haben wir ein sehr breites Felsental vor
uns, das streckenweise mit sophaähnlichen Felsterrassen ausgestattet
ist, deren jüngste Bestandteile von den Häringer Tertiärschichten ge-
bildet werden.
Die ältesten Reste der Glazialformation machen, abgesehen von
drei altersunsicheren Konglomeratfelsen, Grundmoränen aus, welche
häufig unmittelbar dem Grundgebirge aufruhen. Die erwähnten Konglo-
merate sind jene von Nassereith, Durchholzen und Brannenburg, bei
denen eine Unterlagerung durch Grundmoränen nicht beobachtet
wurde. Gegenüber den Terrassenschottern und jüngeren Grund-
moränen erweisen sie sich als älter, da ziemlich häufig Gerölle dieser
Kongiomerate in jenen Ablagerungen zu finden sind.
Die Reste der alten Grundmoränen sind zwar durchaus nicht
selten, aber an Masse sehr gering.
Da wir nur diese Grundmoränen und allenfalls die oben er-
wähnten Konglomerate als Gebilde einer älteren Eiszeit auffassen
1908 Sitzung vom 18. Februar. 0. Ampferer. 50
können, so stellt sich das Inntal auch noch nach Einschaltung dieser
Ablagerungen als ein verhältnismäßig nacktes Felsental dar.
In dieses Felsental werden nun von den Seitengehängen und
aus den Nebentälern mächtige Schutthalden und Schuttkegel einge-
füllt. Auf der Kalkalpenseite des Inntales sind uns einzelne dieser
großartigen Schutthalden und Schuttkegel, weil sie hier stellenweise
zu festen Breccien verkalkten, bis heute erhalten geblieben.
Das Studium dieser Reste hat den Nachweis für eine Zeit un-
geheuer gesteigerter Schuttbildung an den Berggehängen und in den
Nebentälern des Inns erbracht. Es erscheint mir jetzt sehr wahrscheinlich,
daß diese Periode starker Schuttbildung unmittelbar an den Rückzug der
älteren Vergletscherung angeschlossen war.
In diesen Breceien haben wir nun den Typus einer allseitigen,
lebhaft gesteigerten Schuttbildung vor uns. Das festzuhalten, ist sehr
wichtig, um zu einem richtigen Verständnis der Inntal-Terrassen zu
gelangen.
Diese Brececien sind durch einen scharfen Erosionsschnitt von
den teilweise darüber geschütteten Terrassensedimenten geschieden.
Die Scheidung zwischen den Gehängebreecien und den daran-
und darübergelagerten Terrassensedimenten ist eine sehr scharfe.
Sie bezieht sich sowohl auf die Zusammensetzung und Form
der Bestandteile als auch auf die Art der Aufschüttung, Verkalkung
und Erosion der ganzen Masse.
Die Stücke der Breceeien bestehen nur aus kantenbestoßenen
Gesteinen des erzeugenden Berghanges oder Bachgebietes (seltene
Einschlüsse von gekritzten Geschieben oder zentralalpinen Geröllen)
und ihre Schichtung ist genau dem Untergrunde und der Umgebung
angepaßt.
Die heute noch vorhandenen Reste sind verkalkt und in allen ihren
Teilen von einer sehr kräftigen Erosion vielfach zerschnitzelt worden.
Es ist für diese Gebilde sehr charakteristisch, daß
sieunseinenstarken VordrangdesSchuttes der Seiten-
hänge und der Seitentäler ins Haupttal anzeigen, in
welchem gleichzeitig keine wesentlich stärkere Auf-
schüttung stattgefunden hat.
Nach dieser Zeit der Zuschüttung, welche von den
Gehängen ausging, überwiegt wieder die Erosion und
die Ränder der Schutthalden und Schuttkegel werden
kräftig zurückgedrängt.
Erst nach dieser Erosionsperiode beginnt nun die
Aufschüttung der Terrassensedimente.
Ihr Aufbau ist schon vielfach, am eingehendsten wohl von Blaas,
beschrieben worden. Als Regel kann gelten, daß von unten gegen
oben zuerst Bändertone, dann Sande, Kiese und endlich Schotter
abgelagert wurden. Abweichungen sind im einzelnen öfters vorhanden.
Besonders ist das Niveau der Bändertone durchaus kein bestimmtes.
Sie sind in verschiedenen Höhen eingeschaltet. Trotzdem ist der
Aufbau von der Gegend von Imst bis zum Alpenrand auffallend
gleichförmig. Das gilt sogar von jenen Teilen der Terrassensedimente,
welche in die Seitentäler hineingebaut wurden.
12*
90 Verhandlungen. Nr. 4
Die Schiehtung ist vorherrschend horizontal.
Schrägschüttung ist vielfach vorhanden, doch nie auf größere
Erstreckungen hin. Es ist sehr bemerkenswert, dab die Schräg-
schiehtung sich ganz unabhängig vom benachbarten Seitengehänge
einstellt, in vielen Fällen sogar entgegengesetzt, zum Beispiel gegen
das nahe Berggehänge einfallend, auftritt.
Die Zusammensetzung der Kiese und Schotter ist sehr ver-
schieden von jener der Breccien.
Gerölle aus den Zentralalpen überwiegen bei weitem jene aus
den Kalkalpen.
Die Schotter zeigen eine sehr vollkommene Abrundung ihrer
Komponenten und die festeren Bestandteile herrschen über die
weicheren vor. Die Mischung der Gesteinsarten ist eine sehr um-
fassende und allgemeine.
sekritzte Geschiebe finden sich an einzelnen Stellen einerseits
in den liegenden Bändertonen, anderseits in den hangenden Schottern.
Während sie im Liegenden aus benachbarten, umgeschwemmten
Grundmoränen entnommen sein dürften, stammen jene in den Schottern
wahrscheinlich aus Einschwemmungen beim Vorrücken oder Zurück-
sehen der letzten Vergletscherung. Im allgemeinen sind gekritzte
Geschiebe in den Terrassensedimenten in außerordentlich spärlicher
Menge vorhanden. Während uns nun die Breccien eine
Schuttbildung kennen lehrten, deren Strömung von den
Gehängen und von den Seitentälern gegen das Haupt-
tal hin gerichtet war, finden wir hier eine ganz andere
Art der Aufschüttung, welche in entgegengesetzter
Richtung vom Haupttalausin die Seitentäler eindringt.
Das ist besonders schön in den Kalkalpentälern im Norden und
Süden des Inntales zu erkennen, weil hier das zentralalpine Material
ohne weiteres vom einheimischen getrennt werden kann. Wie lebhaft
das Eindringen der Aufschüttung in die Seitentäler stattfand, erkennen
wir oftmals aus einer dahin einfallenden Schrägschichtung, die be-
sonders am Achenseedamm deutlich entwickelt ist.
Wie weit sich der Einfluß der Aufschüttung vom Haupttal bis
in die Seitentäler bemerkbar machte, sehen wir klar im Branden-
berger Tale, wo wir noch bis über 6 km von der Talmündung ein-
wärts mächtige Lagen von Innsanden und Schottern treffen, während
kleinere Reste dieser Schuttarten sogar noch in über 10 km Ent-
fernung zu finden sind.
So großen, weitreichenden Einfluß konnte die Aufschüttung nur
beim Eindringen in sehr flache Bachsysteme gewinnen. In steile Täler
war das Einströmen ein wesentlich beschränkteres.
Man könnte hier gleichsam von Diffusionserscheinungen
zwischen den Schuttarten des Haupt- und Nebentales reden.
In normalen Profilen erscheinen die Terrassensedimente sowohl im
Haupt- als auch in den Seitentälern von Grundmoräne unter- und
überlagert.
Die liegende Grundmoräne ist der Masse nach ganz unbedeutend
und in den meisten Aufschlüssen zu Bändertonen mit eingeschlossenen
Kritzengeschieben umgeschwemmt.
1908 Sitzung vom 18. Februar. O. Ampferer. 9]
Die hangende Grundmoräme ist ungleich mächtiger und viel
ausgedehnter erhalten. Auf der Imster und der Mieminger Terrasse
sind breite Grundmoränenfelder verschont geblieben.
Die hangende Grundmoräne zieht diskordant über die abge-
schrägten Terrassensedimente dahin und steigt von der Höhe der
Terrasse oft 400 bis 500 m, in einzelnen Fällen noch wesentlich
höher (bis über S00 m) darüber empor.
Die Zusammensetzung der Grundmoränen ist scharf von jener
der Terrassensedimente verschieden.
Sie hat allenthalben eine lokale Färbung, selbst wenn sie un-
mittelbar den Innschottern aufruht. Die Grenze gegen die liegenden
Terrassensedimente ist verhältnismäßig scharf. Nur von wenigen
Stellen sind mir deutliche Wechsellagerungen mit den Sanden und
Schottern bekannt geworden.
Der untere Teil der hangenden Grundmoräne enthält oft reich-
licher Sand und Schotter, aber diese Einmischungen sind ziemlich
rasch begrenzt.
Darauf ist es zurückzuführen, daß man auf der Kalkalpenseite
meistens schon von fern an der Farbe die beiden übereinander
befindlichen Ablagerungen leicht zu trennen vermag. Die grau bis
selblich gefärbten Terrassenschotter heben sich scharf von den in
trockenem Zustande grell weißlichen Grundmoränen ab. Darauf beruht
ebenso der große Unterschied zwischen den Grundmoränen der kalk-
und der zentralalpinen Seite des Inntales.
Die Diskordanzflächen, längs denen die hangende Grundmoräne
die Terrassensedimente übergreift, sind nach allen Richtungen geneigt.
Doch herrscht das Auf- und Absteigen entlang der Talrichtung sowie
das Ansteigen gegen das Berggehänge bei weitem vor. In der letzt-
genannten Richtung erreicht die Diskordanzfläche die steilsten
Neigungswinkel.
Uber der hangenden Grundmoränendecke stellen sich nun
endlich noch Schuttablagerungen ein, welche man als Gebilde der
Rückzugsstadien der letzten Vergletscherung ansehen muß.
Es sind nicht mehr über große Flächen hingedehnte und
zusammenhängende Gebilde, sondern Ablagerungen, welche deutlich
von den Seitentälern, Karen und einzelnen Berghängen ihren Aus-
gang nehmen.
Einerseits haben wir grobblockige Moränenwälle, anderseits
von diesen ausstrahlende Schuttfelder vor uns.
Dazugehörige Grundmoränen sind sehr selten, geringfügig und
nie stark bearbeitet. Diese Blockwälle und Schuttfelder reichen tief
in die Täler nieder und lagern mehrfach den Terrassen des Inn-
tales auf.
Für die Ausgestaltung der Terrassenoberfläche haben sie wesent-
liche Beiträge geliefert und zwar nicht nur durch das Auftürmen von
Blockwällen und das Ausbreiten von Schuttschürzen, sondern auch
durch Anlage von tiefen und breiten Abzugsrinnen für die dem Eise
enteilenden Gletscherbäche.
Auch diese Ablagerungen sind wieder durch ihre
Eigenart weitvonden Terrassensedimenten entfernt.
99 Verhandlungen. Nr. 4
Wo immer wir die Terrassensedimente des Inn-
tales untersuchen, nirgends werden uns inihnen Ab-
lagerungen zu Gesicht kommen, welche man den Block-
wällen und Schuttfeldern der Rückzugsstadien ver-
gleichen könnte.
Solche Blockwälle und Schuttfelder müßten aber gerade ebenso
auch beim Anwachsen einer Vergletscherung an den Flanken der
Hochgebirgsketten gebildet werden.
Kehren wir nach dieser kurzen Charakteristik des Glazial-
inhaltes des mittleren Inntales zur Frage nach der Entstehung der
Terrassensedimente zurück.
Lassen sich die Eigenarten dieser Sedimente mit den Erscheinungen
einer gesteigerten Schuttbildung in Zusammenhang bringen oder nicht ?
Wenn wir hier zu einer Entscheidung gelangen wollen, müssen
wir zuerst das Verhältnis der Terrassensedimente zu den benach-
barten Berggehängen und Seitentälern, dann die Entwicklung entlang
dem Haupttale untersuchen.
Die Gehängebreccien zeigen uns den Typus einer allseitig ge-
steigerten Schuttbildung, die Rückzugsstadien die Schuttförderung
von immerhin beträchtlichen Vergletscherungen an.
Die Terrassensedimente sind nicht nur zeitlich, sondern auch
genetisch scharf von beiden Formen der Schuttförderung verschieden.
Bei einer allgemeinen, klimatisch begründeten, stärkeren Ver-
witterung und Schuttbildung müßte die Schuttaufstauung des Haupt-
tales vor allem die engste Abhängigkeit von den begleitenden steilen
Berghängen und den scharf eingerissenen Schluchten und Seiten-
tälern aufweisen.
Das ist durchaus nicht vorhanden.
Will man die Aufschüttung jedoch mit der stärkeren Schuttzu-
fuhr beim Anwachsen einer Vergletscherung in Verbindung bringen,
so fehlt wieder im Aufbau der Terrassensedimente die Einschaltung
der so charakteristischen Ablagerungen der Lokalgletscher der be-
nachbarten Seitenhänge und Seitentäler. Die Terrassensedimente
sind nicht durch Blockwälle oder lokale Schuttfelder mit dem seitlich
angrenzenden Hochgebirge verbunden. Das Eindringen der Sedimente
des Haupttales in die Seitentäler erscheint ganz unverständlich.
Es fehlt aber nicht nur jeder innige Zusammenhang mit dem
Seitengehänge, sondern es ist auch die Entwicklung entlang dem
Haupttale mit dieser Annahme unvereinbar.
Die Terrassensedimente des Inntales beginnen bei Imst sogleich
mit dem Einsatz einer mächtigen Schichtserie und sie lassen sich
von da ab in zahlreichen Resten bis an den Rand der Alpen
verfolgen.
Da sie nachträglich sowohl durch festes als auch flüssiges Wasser
eine starke und vor allem sehr ungleichmäßige Erosion erlitten haben,
ist es unmöglich, ihre ursprünglichen Niveauverhältnisse genauer zu
ermitteln.
Entlang dieser über 150 km langen Strecke zeigen die Terrassen-
sedimente, was Größe und Formung der Komponenten anlangt, eine
sehr gleichförmige Entwicklung. Die Serie bewahrt den Charakter
1908 Sitzung vom 18. Februar. O. Ampferer. 95
Entwicklungsschema eines typischen Qnerschnittes des mittleren Inntales.
I. Querschnitt nach dem Rückzug der älteren Vergletscherung. — II. Querschnitt
nach der Periode starker Gehängezuschüttung. — III. Querschnitt nach der Haupt-
erosion dieser Schuttmassen. — IV. Querschnitt nach der Ablagerung der Terrassen-
sedimente. — V. Querschnitt während der letzten Großvergletscherung. — VI. Quer-
schnitt nach dem Schwinden dieser Vergletscherung und ihrer Rückzugsstadien.
94 Verhandlungen. Nr. 4
ihres Aufbaues aus der Gegend von Imst bis zum Rande der Alpen.
Das spricht allein schon gegen eine Aufschüttung vor der Stirne eines
vordringenden Eisstromes. Dieser Entstehung müßte nicht nur eine
sehr unregelmäßige, ungleichförmige und rasch wechselnde Zusammen-
setzung, sondern vor allem auch ein häufiges Ineinanderkneten,
Verfalten und Verschieben von Grundmoränen und fluvioglazialen
Gebilden entsprechen.
Noch tiefere Gegengründe liefert folgender Gedankengang.
Die Terrassensedimente müssen zu einer Zeit gebildet worden
sein, als der Inngletscher noch weit oberhalb von Imst lag und die
Seitengletscher noch gar nicht stärker vorgedrungen waren.
Die ganze Terrasse muß, wie wir auch aus dem Verhältnis gegen
das seitliche Hochgebirge wissen, aufgewachsen sein, bevor die Lokal-
gletscher noch groß genug waren, um ihre Schuttmassen hineinzu-
mischen.
Das heißt mit anderen Worten, die Terrassensedimente waren
gebildet, bevor die Eismassen mit ihnen näher in Berührung kamen.
Nachdem den Terrassensedimenten Blockablagerungen fehlen, wie
sie am Rande von zentral- oder kalkalpinen Gletschern allenthalben
zu sehen sind, so müßte man von dieser Annahme aus die Terrassen-
sedimente als umgeschwemmte Grundmoränen auffassen. Dem steht
die ungeheuere Mächtigkeit dieser Sedimente entgegen. Die Grund-
moränendecke erreicht im Durchschnitt etwa 10—15 m Mächtigkeit,
die Terrassensedimente haben noch jetzt 200—400 m.
Diese ganzen, ungeheueren Schuttmassen müßte man aber von
den Grundmoränen verhältnismäßig noch ziemlich kleiner Gletscher
ableiten.
Das ist ganz ausgeschlossen.
Auch die diskordante Lagerung der Grundmoränendecke gegen-
über den Terrassensedimenten ist mit einer solchen Erklärung unver-
knüpfbar.
Ob wir nun die Ursache der großartigen Diskordanz in Wirkungen
der Wassererosion oder in der ausschürfenden Tätigkeit des vor-
rückenden Eisstromes erblicken, keinesfalls können wir die liegenden
Terassensedimente als Umschwemmungen der Grundmoränen erklären.
Wenn man auch annimmt, die Umformung des Gletscherschuttes
in Terassensedimente finde nur vor der Front des vorrückenden Eis-
stromes statt, während unterhalb des Eises gleichzeitig der Unter-
grund ausgeschürft werde, so bleiben doch die Erscheinungen beim
Rückzug des Eises unerklärlich. Am Rande des zurückweichenden
Gletschers wird die Grundmoräne in weit größeren Massen frei als
an der Stirn eines vorschreitenden. Da müßten doch die ebenfalls
reicher entströmenden Wasseradern diese Umlagerungen in noch
größerem Ausmaße vollziehen. Das ist nirgends eingetreten. Der
rückweichenden Vergletscherung können wir keine nur irgendwie mit
den gewaltigen Massen der Terrassensedimente vergleichbaren Um-
lagerungen zuschreiben. Übrigens spricht ja auch schon das Auftreten
von großen, reinen Grundmoränenfeldern gegen eine solche Erklärung.
Nach diesen Ausführungen müssen wir die Er-
klärung der Inntal-Terrassen durch Steigerung der
1908 Sitzung vom 18. Februar. OÖ. Ampferer. 95
Scehuttbildung infolge klimatischer Veränderungen
oder durch das Vorrücken einer Vergletscherung als
unzureichend abweisen.
So bleibt noch die Annahme, daß Änderungen im Gefälle die
Aufstauung der Terrassensedimente erzwungen haben. Stellen wir
uns vor, daß das Gebiet des Inns von einer ungefähr gleichmäßigen
Senkung im Betrage von über 300 » betroffen wurde, so ist klar,
daß große Teile des Haupttales je nach dem Verhältnis zwischen der
Geschwindigkeit der Senkung und der Zuschüttung direkt in Seen
verwandelt wurden oder doch die Transportkraft stark verloren.
Eine allmähliche Verlandung von einzelnen Seen und immer weiter
ausgreifende Aufschüttungen müßten im Gefolge einer solchen Senkung
eintreten.
Wir haben gewissermaßen diesselbe Entstehung
der Terrassensedimente wie bei der Annahme einer
Aufstauung durch den vorliegenden Zillertalgletscher.
Nur ist das Gebiet dieser Aufstauung nach unseren
jetzigen Vorstellungen ein wesentlich umfassenderes.
Der Mechanismus einer solchen Senkung ist außerordentlich
veränderlich, was diesem Erklärungsversuche eine große Beweglich-
keit und Anpassungskraft verleiht.
Der Betrag der Senkung kann von Stelle zu Stelle veränderlich
sein, er kann mit ungleicher Geschwindigkeit wachsen, er kann stetig
oder scharf wechselnd gedacht werden und er kann endlich von
Perioden des Stillstandes oder der Umkehr unterbrochen sein.
Wir können uns hier mit dem einfachen Fall einer flachen
Einsenkung begnügen, für deren Umfang die Ausdehung der Reste
der Terras eamente ein ungefähres Minimum abgibt.
Da diese noch am Rande der Alpen eine Aufschüttung von über
200 m anzeigen, liegt die Annahme nahe, daß der Bezirk der Senkung
auch noch weit ins Vorland hinausgegriffen habe.
Wir müssen nun fragen, ob die Erscheinungsformen der Terrassen-
sedimente mit einer solchen Annahme in allen Teilen verträglich sind.
Es ist mir keine Beobachtungstatsache bekannt, welche dagegen
Einsprache erheben würde.
Während bei der Annahme der Steigerung der Schuttzufuhr
das Anwachsen der großen Schuttlager von den Gehängen und von
den Seitentälern aus erfolgen mußte, wird bei einer Senkung gerade
das Umgekehrte erreicht.
Die Senkung hindert vor allem in den flachgeneisten Talstrecken
die Wegschaffung des herbeigeführten Schuttes. Das Haupttal des
Inns wird daher gegenüber den kurzen, steilen Seitentälern sehr
viel rascher von der stauenden Wirkung einer Senkung betroffen
werden.
Die Ansammlung des Schuttes muß daher zuerst in ihm in
größerem Umfange beginnen und von da aus dann in die Seitentäler
hineinw achsen. Das Überwiegen des zentralalpinen Schotters ist sehr
einfach aus dem gewaltigen Vorherrschen der zentralalpinen Talflächen
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 4. Verhandlungen, 13
96 Verhandlungen. Nr. 4
gegenüber den kalkalpinen sowie aus ihrer größeren Höhenlage zu
erklären.
So leicht die Annahme einer Senkung allen Eigenarten der
Inntaler Terrassensedimente gerecht wird, so ausgedehnt und mannig-
fach sind die Folgerungen und Probleme, welche aus dieser Erschei-
nung für die Lehre von den eiszeitlichen Vorgängen hervorquellen.
Die Senkung, welche hier zur Erklärung herangezogen wird,
stellt keine dauernde, sondern nur eine vorübergehende Deformation
der Erdhaut dar. Dadurch unterscheidet sich diese Auffassung wesent-
lich von der Hypothese Heims, welche eine dauernde Rücksenkung
des Alpenkörpers zur Erklärung der Randseen fordert.
Ich möchte hier noch kurz auf einige neue Fragestellungen
hinweisen, die sich unmittelbar aus der vorgetragenen Anschauung
ergeben.
Da ist zunächst die Ausdehnung und Entwicklung dieser ganzen
Senkungserscheinung und ihrer möglicherweise vorhandenen Vor-
läuferin über das ganze Alpengebiet hin zu verfolgen.
Es ist von vornherein wahrscheinlich, daß dieser Vorgang ein
ziemlich ungleichmäßiger war, der in seinen Ausmaßen vielen Schwan-
kungen unterlag.
Zu einer solchen Untersuchung sind die Alpen mit ihren zahl-
reichen, scharf getrennten Flußgebieten vorzüglich geeignet.
Wir haben gleichsam eine Zerlegung der großen Alpenfläche in
viele Teilfelder vor uns, von denen jedes mit einem eigenen MeB-
apparate ausgestattet ist.
Die Erzeugung der Hauptmasse der im Vorlande der Alpen
ausgebreiteten sogenannten elazialen Schotterdeecken wird nach dieser
Anschauung auf Flußarbeit zurückgeführt. Die Fisströme haben das
Schuttmaterial größtenteils schon in den Alpentälern und im Vorlande
aufgestapelt gefunden. Sie, haben ihre Furchen in die Schotterdecken
eingesenkt, große Massen von Schutt vorwärtsgeschoben, mit ihren
Wasserarmen erfaßt und aufs neue umgeschüttet.
Es handelt sich also nach dieser Ansicht weniger um eine Neu-
schaffung als um eine Neuordnung älterer Schnttprodukte. Dieser
Standpunkt kann möglicherweise auch zu einer neuen Stellung gegen-
über den 4 von Penck und Brückner aufgestellten Eiszeiten
führen. Es ist eine recht auffallende Tatsache, daß man im Innern
der Alpen mit Sicherheit nur zwei Eiszeiten hat nachweisen können.
Der Nachweis der älteren Vergletscherungen stützt sich vornehmlich
auf die Verfolgung von Resten verschieden hochgelegener Schotter-
decken im Vorlande. Es wäre nun möglich, daß die einen dieser
Schotterdecken wirklich Aufschüttungsprodukte des Gletschersaumes,
die anderen aber Auffüllungsfelder von weitausgreifenden Senkungen
darstellen.
Meine Studien im Bereiche des In»-, Isar-, Loisach-, Lech- und
Illergebietes haben wenigstens den Nachweis gereift, daß die Auf-
schüttung der alpinen Terrassensedimente noch am Rande der Alpen
eine so erhebliche Mächtigkeit inne hat, daß ein weites Vordringen
ins Flachland sehr wahrscheinlich erscheint.
1908 Sitzung vom 18. Februar. O. Ampferer. 97
Die Frage der Seenbildung wird insofern von dieser Anschauung
berührt, als die alpinen Randseen wahrscheinlich großenteils noch im
Bereiche der Senkung und somit auch der Zuschüttung gelegen sind.
Ihre Hohlform dürfte daher ebenso wie beim Achen- und Plansee
durch glaziale Erosion zu erklären sein.
Auch die Lehre von der eiszeitlichen Beeinflussung der Talformen
hat sich ebenfalls mit dieser Erscheinung zu beschäftigen.
Eine endgültige Lösung dieser und noch mancher anderen
Fragen im positiven oder negativen Sinne kann nur durch ausge-
dehnte, sorgfältige Kartierungen aller hier in Betracht kommenden
Ablagerungen erreicht werden.
Das kann nur eine Aufgabe der verschiedenen geologischen
Landesaufnahmen sein.
Leider steht dem das vielfach sehr geringe Interesse hinderlich
im Wege, welches manche Feldgeologen der Kartierung der Schutt-
arten entgegenbringen. i
Ich möchte hier an alle Geologen, welche sich mit Kartierungs-
arbeiten im Alpenlande beschäftigen, die Bitte richten, diesen Er-
scheinungen mehr Aufmerksamkeit zu weihen und wenigstens die
wichtigsten Unterscheidungen auf den Karten durchzuführen.
Als solehe müssen die Trennung von geschichteten Ablagerungen
(Bändertonen, Sanden, Kiesen, Schotter) und Grundmoränen, weiter
die Scheidung von Bergsturzmassen, Bachschuttkegeln, Schutthalden
und Gehängebreceien, endlich die Einzeichnung der Lößverbreitung
und der jungen Moränenwälle bis zu den Gletscherzungen empor
angestrebt werden.
Diese Scheidungen sind im einzelnen manchmal schwer durch-
zuführen, bei der Ausdehnung der Arbeiten über größere Gebiete
treten jedoch diese Schwierigkeiten bald zurück.
Dısbesondere sind Reste von Muren im Gebiete kristalliner
Schiefer leicht mit Grundmoränen und erosiv zerschnittene Bergsturz-
massen unter Umständen mit Moränenwällen zu verwechseln.
Jedenfalls ist mit der verschwommenen Bezeichnung Diluvium
sehr vielen modernen Fragestellungen nicht mehr gedient. Fine
weitere, sehr dankenswerte Aufgabe, deren Lösung auch nur durch
planmäßige Mitarbeit vieler Forscher gefördert werden kann, wäre
das genauere Feststellen der Stromrichtungen und Stromfäden der
groben eiszeitlichen Gletscher durch Aufsammlung von charakteristi-
schen Wandersteinen. Zu diesen Forschungen eignen sich vor allem
Gebiete der Kalkalpen, an welche die Gletscher der Zentralalpen
brandeten.
Die Aufsammlungen müssen vor allem Material benutzen, das
wesentlich über dem Niveau der Terrassensedimente gelegen ist,
weil sonst die Verschleppung von Gesteinen aus denselben störend
mitwirkt. Große, eckige Blöcke von der Oberfläche des Gletschers
oder aus den Schuttnähten sind dazu am geeignetsten.
13*
98 Verhandlungen. Nr. 4
Vorträge.
Wilh. Hammer. Beiträge zur Geologie der Sesvenna-
sruppe.
II. Der Westrand der Ötztalermasse.
Unter den Tälern, welche auf der tirolischen Seite vom Sesvenna-
stock zur Etsch hinunterleiten, ist das Schlinigertal das geologisch
bedeutungsvollste. Es bildet die Grenzscheide zweier geologisch ver-
schiedener Regionen: Das Gebirge nördlich davon gehört zur
Ötztalermasse, von der es nur orographisch durch den Talzug des
Reschenscheidecks abgetrennt ist; südlich des Tals von Schlinig
dagegen breitet sich das Gneisgebirge des Sesvenna und seiner
Seitenkämme aus, auf dem noch Reste einer ehemals vollständigen
Bedeckung mit Verrucano und Trias liegen. Nordwestlich und nördlich
des Sesvenna ist diese Bedecknng noch eine geschlossene und mäch-
tige: es ist dies das heftig aufgefaltete Trias-Juragebiet des Piz
Lischanna und Piz Lad, von dem uns Schiller!) eine eingehende
Darstellung gegeben hat. Längs jener Grenzlinie sind fast zusammen-
hängend triadische Gesteine erschlossen und dieser Umstand — bisher
nur teilweise bekannt — gibt einen wertvollen Einblick in die
Tektonik des ganzen Gebirges.
Auf dem beigegebenen Übersichtskärtchen ist diese Kette von
Triasresten ersichtlich. Sie beginnt bei den obersten Häusern von
Schleis an der Etsch mit Aufschlüssen von triadischem Dolomit
und Kalk, welche eine intensive Verfaltung oder Ineinanderschiebung
mit dem unterlagernden Granitgneis erlitten haben; dies tritt beson-
ders deutlich an der Basis hervor, wo wir einen schmalen Keil von
Granitgneis zwischen den dünnbankigen Kalklagen auslaufen sehen.
(Siehe Fig. 2.) Die ganze Folge schneidet eleich darauf an einer
nordsüdlichen saigeren Verwerfung an Granitgneis ab. Wenig weiter
taleinwärts in der Schlucht des Melzbaec hes setzt aber der Kalk,
beziehungsweise Dolomit wieder in geschlossener Masse ein, wird
aber dann an der Stelle, wo die Schlucht die erste Knickung in ihrem
Verlauf erleidet, neuerdings durch eine Verwerfung abgeschnitten,
so daß westlich davon der Granitgneis vom Bach bis zum oberen Rand
des Kalkes reicht. Die Gesteinsfolge ist hier die gleiche wie ober
Schleis; zu unterst hellgrauer dünnplattiger, ganz fein kristallener
Kalk, darüber dunkelgraue, oft bräunlich verwitternde, ebenfalls
dünnplattige Kalke mit schwärzlichen, ziemlich stark kieseligen Zwischen-
lagen, welche auf den Schichtflächen glimmerig überzogen sind. Die
Gesteine dürften dem untersten Teil des Muse helkalks zuzurechnen
sein. Alle liegen sehr flach, etwas gegen die Etsch zu geneigt.
Beim nächsten tieferen Bacheinriß an der Nordseite des Melz-
baches kommen die Triasgesteine wieder zum Vorschein und sind
von hier an zusammenhängend in beträchtlicher Mächtigkeit bis ober
!) W. Schiller, Geologische Untersuchungen im östlichen Unterengadin.
(Berichte d. Naturf. Ges. za Freiburg i. Br. I. Teil, Band XIV. 1904. — II. Teil
Band XVI. 1906.)
1908 Sitzung vom 18. Februar, Wilh. Hammer. 1918)
das Dorf Schlinig durch die Waldhänge hin zu verfolgen. Im öst-
lichen Teil sind dunkelgraue Kalke aufgeschlossen, welche von einem
helleren grauen splittrigen Dolomit überlagert werden, bei der
Brettersäge im Tal (Kalkofen) und außerhalb Lutaschg sind an der
Fig. 1.
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7309 1 N
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gun Dumm \S- 7 5°
Sr aA
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Glimmerschiefer Amphi- Granit- Ver- Trias und
und Gneise bolite gneis. rucano,. Jura.
—_—__—_—_——_—_—
der Ötztalermasse.
Maßstab 1:100.000.
Basis noch weißer Kalk und Dolomit erhalten (unterer Muschelkalk)
und ober Lutaschg auch noch eine geringmächtige Lage von Verrucano.
In betreff der stratigraphischen Deutung der Gesteine verweise ich
auf den ersten dieser Beiträge.
100 Verhandlungen. Nr. 4
Das Fallen der Schichten ist mehr oder weniger flach bergein
gerichtet, das Streichen schwankt zwischen OW und NW—SO.
In den Rinnen nördlich ober Lutaschg schneidet die Trias
wieder am Granitgneis ab. Dieser Triasstreifen wird aber auch in
seinem Verlauf von mehreren kleinen Verwerfungen durchschnitten,
wie man an dem sprungweisen Auf- und Abrücken der unteren
Grenze außerhalb der Brettersäge sowie an dem plötzlichen Nach-
Norden-rücken derselben gerade oberhalb dieser Säge erkennt.
Alle diese Brüche verlaufen annähernd in NS-Richtung.
Nach einer kurzen Unterbrechung kommt die Trias, um ein
beträchtliches weiter nach Nord verschoben, im Graben ober dem
Dorf Schlinig wieder zutage, hier NO streichend und gegen SO
De >)
I) Tan :
nn nn
Ansicht der Aufschlüsse ober Schleis.
G — Gneis. — @s —= besonders stark geschieferter Gneis (Muskovitschiefer). —
K = hellgrauer Kalk. — dk —= dunkelgrauer, braun anwitternder dolomitischer
Kalk. — sk = schwärzliche, kieselige, | schieferige Nalke. — R = Rutschfläche.
fallend. Die Schichtfolge (Verrucano und Trias) wurde im ersten
Beitrage beschrieben.
Nun setzt der Triasstreifen einen Kilometer lang aus, bis er im
Graben ober St. Sebastian wieder erscheint. Es ist hier der graue
splittrige Dolomit (hier ziemlich kalkig) und an der Basis sowie
nahe dem oberen Rand erscheint weißer, dünnbankiger Kalk, auf den
Schichtflächen oft serizitisch belegt, wie er an der Grenze von
Verrucano und Muschelkalk in dieser Gegend auftritt. Der Verlauf
dieser weißen Horizonte zeigt starke Faltung und es dürfte die
Wiederholung des Horizontes nicht eine normale, sondern eine durch
Faltung oder Schuppung hervorgerufene sein. Allmählich sich stark
verschmälernd, zieht die Triaszone durch Gehänge gegen NW fort;
hier tritt eine Verdoppelung auf: Etwa 100 m unterhalb der genannten
1908 Sitzung vom 18. Februar. Wilh. Hammer. 101
Triaszone ist ein zweites ganz schmächtiges Blatt von dolomitischem
Kalk (20 m mächtig) zwischen die Gneislagen eingeschaltet, welches
sesen NW zu ansteigt und sich endlich mit den oberen vereint.
Beide sind hier ganz zermalmt und ihre Fortsetzung gegen NW ist
nur durch einige winzige Fetzchen von breeeiösem Dolomit angedeutet.
Hier setzt dafür an Stelle der Triasdolomite ein Streifen von Verru-
cano ein, welcher hinüberleitet zu den Triasresten ober der Inneren
Schlinigeralpe. An diesen Aufschlüssen fällt über dem grünen
Verrucanoschiefer die oftmalige Wiederholung von weißen quarzitischen
Gesteinen und Kieselkalken mit lichtem Dolomit auf, eine Erscheinung,
die an die Wiederholungen in dem Aufschluß ober Schleis erinnert.
Schon zwischen diesen Wechselflächen tritt dunkelgrauer Dolomit auf
und dann wieder als Hangendstes (beidemal etwa 20 m mächtig).
Alles deutet auf tektonische Verdoppelungen in der Schichtfolge hin.
Alle die besprochenen Verrucano-Triasreste liegen auf Granit-
gneis auf, dem Rand der südlich des Tales sich ausbreitenden
Granitgneismasse. Die Aufschlüsse am Ausgange der Melzbachschlucht bei
Schleis werden auch noch von einer Lage solchen Gneises überlagert —
im ganzen übrigen Verlauf der Triaszone aber stoßen die hangendsten
Teile der Trias unmittelbar an die kristallinen Schiefer des Watles-
kammes. Diese letzteren bestehen aus Phyllitgneis, Glimmerschiefer
und sedimentär-granitischen Mischgesteinen. Als charakteristische Ein-
lagerungen heben sich aus ihnen Amphibolite hervor, an deren
Verlauf das Streichen des ganzen Komplexes deutlich ersichtlich wird.
Eine Amphibolitzone streicht von Fürstenburg zum Eingang des
Schlinigertales, eine zweite von Burgeis über die Höferalpe gegen
das Dorf Schlinig und eine dritte vom Oberdörfertal zur
Schwarzen Wand. Der Verlauf der ersten beiden ist von Nordost
gegen Südwest, bezw. ONO gegen SSW gerichtet, der dritte Zug ver-
läuft annähernd ostwestlich. Alle drei Amphibolitzonen und ebenso
auch die dazwischenliegenden Schiefer werden von dem Triaszug in
spitzem Winkel abgeschnitten. Am Rande tritt teilweise, zum
Beispiel bei Roefen, eine Anpassung im Streichen der kristallinen
Schiefer an den Verlauf der Triaszone an, indem dieselben in OW- bis
WNW-Streichen umbiegen. Im allgemeinen aber herrscht hier das Ver-
hältnis, daß zwei verschieden gebaute tektonische Regionen
aneinanderstoßen, und zwar in der Weise, daß der Granit mit
seiner Triasdecke unter die Region der kristallinen
Schiefer einfällt.
Der Verlauf der Triaszone wurde oben bis zur Inneren
Schlinigeralpe, das heißt bis zum Hintergrunde des Tales verfolgt.
Hier nun ist die Trias in weit größerem Umfange erhalten, indem sie
sich als mächtige Decke über die Südseite des Tales ausbreitet, den
zinnengekrönten Felsbau des Föllerkopfs bildend. Die beigegebenen
Profile geben Querschnitte durch diesen Teil des Tales. Was dort
schon im kleinen erkennbar ist, entfaltet sich hier in größeren
Ausmaßen. Uber dem Granitgneis des Sesvennastockes transgrediert
der Verrucano, der auf der Schlinigeralpe mit beträchtlicher Mächtig-
keit auftritt, gegen Süden aber bedeutend schmächtiger wird, so dab
an dem Sattel zwischen Föllerkopf und Fernerspitz fast nichts mehr
Nr. 4
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OUT oA OA! RER r
oe’ m Maßstab 1:13500
N Fig. 3.
Q . ” . ” . A
= G — Granitgneis der Münstertaler Gneismasse. — 9 = krystalline Schiefer der Ötztalermasse. — » — Verrucano. —
b — quarzitisch-kalkige Schichten über dem Verrucano. — m = Muschelkalk. — d — Triasdolomit. — ge — gelbe
; — schwarze Tonschiefer. — %k — Schillers Thitonkalkschiefer.
kieselige Kalke. — br — Breccie von dunkelgrauem Kalk. — s =
1908 Sitzung vom 18. Februar. Wilh. Hammer. 103
davon erhalten ist. Über dem Verrucano liegen die Kalke und Dolo-
mite der Trias in der im ersten Beitrag beschriebenen lithologischen
‘azies. Die ganze Schichtmasse fällt gexen N ab, am Föllerkopf sehr
steil (teilweise saiger) gegen die Alpe zu etwas mäßiger. Wo der
Verrucano-Muschelkalkzug die Talsohle erreicht, schneidet an dem
Südende der Schwarzen Wand eine Verwerfung durch, an welcher
der nördliche Teil der Schichtplatte um etwa 100 m in die Höhe
gerückt ist, so daß die unteren Schichten nieht unter die Talsohle
tauchen, sondern die als „schwarze Wand“ bezeichnete Talstufe auf-
bauen. Am nördlichen Ende der schwarzen Wand sind sie steil
emporgezerrt und gefaltet, und schneiden dann an den kristallinen
Schiefern ab; auch hier schneidet eine NS-Verwerfung durch, an deren
Ostseite die Schiefer gegen S vorgerückt sind.
Zur Erklärung der tektonischen Verhältnisse in der Umgebung
der Pforzheimerhütte, das heißt des Gebietes zwischen. der
Schwarzen Wand und dem Schlinigerpaß muß zuerst über die sehr
unsichere stratigraphische Einordnung der dort anstehenden Gesteine
berichtet werden. Zwischen der Pforzheimerhütte und dem Schliniger-
paß breitet sich ein Hügelrücken aus, dessen Oberfläche von den
eiszeitlichen Gletschern zu schönen Rundhöckern abgeschliffen worden
ist, auf welchen noch überall mächtige erratische Blöcke von Sesvenna-
granit herumliegen.
Gegen die Hütte bricht der Hügelrücken mit einer Wandstufe
ab. Am Fuße derselben steht Verrucano an, auf ihm liegt ein hell-
grauer braun-gelb verwitternder Kalk mit knaueriger Oberfläche,
darüber eine Breccie von dunkelgrauem Kalk. Diese Ablagerungen
sind wenig mächtig; im Hangenden die Wandstufe bildend, folgen
dünnbankige Kalke und Kalkschiefer von nahezu weißer oder licht-
srünlicher Färbung und diese gehen auf den Hügelrücken oben in
sraue Kalkschiefer über, die auf den Schichtflächen den Glanz feinster
Glimmerschüppchen zeigen. Das ganze Rundhöckerwerk bis zum
höchsten Punkt hinauf und bis zu dem kleinen See, an welchem der
markierte Steig zur Furcla Sesvenna vorbeiführt, besteht aus diesen
Kalkschiefern. Gegen diesen Steig zu gehen die Kalkschiefer wieder
in die weißen (teils weiß und grau gestreiften) dünnbankigen Kalke
über, welche die Fortsetzung der oben genannten über der Hütte
sind. Und diese weißen wiederum gehen in dichte, lichtgraue, gelb
verwitternde knauerige Kalke über, welche längs dem Steig anstehen.
In diesen Kalken treten große Linsen von starkkieseligem Kalk auf
und in der Umgebung dieser Linsen ist der Kalk kristalliner und an
manchen Stellen als Krinoideenmarmor erkenntlich. Näher gegen die
Kalkschiefer zu aber liegt zwischen den gelb-grauen Kalken eine
Breccie von dunkelgrauem Kalk und lichterem Zement. Dieselbe
Breccie bildet auch den Wall, welcher im SO des Steiges sich bis
nahe zur Hütte erstreckt.
Schiller zeichnet die Kalkschiefer auf seiner Karte als
Tithonkalkschiefer ein, wohl infolge der Gesteinsähnlichkeit mit
dem Tithon in der Lischannagruppe. Die Lagerung über dem Verru-
cano scheint ihm nicht bekannt gewesen zu sein, wie denn überhaupt
dieser kleine randliche Teil seiner Karte, welcher die Umgebung der
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 4. Verhandlungen. 14
104 Verhandlungen. Nr. 4
Pforzheimerhütte darstellt, als eine Ausnahme von der sonstigen
Genauigkeit derselben vielfach von der Wirklichkeit abweicht. Die
Gesteinsähnlichkeit mit dem Tithonkalkschiefer des Piz Lischanna ist
vorhanden, wenn auch keine vollständige und bei der Unsicherheit
in der Stratigraphie der fossilarmen Schichtfolge in der ganzen
Gruppe keine solche, welche mir andere Deutungen als unannehmbar
erscheinen ließen. Die gelben Kalke mit den Kieselknollen erinnern
sofort an Muschelkalk, anderseits aber die Breceie von dunkelgrauem
Kalk ebensosehr an den Steinsbergkalk bei den Lais da Rims. Fossilien
fehlen, mit Ausnahme jener Krinoiden.
Man könnte also auch die ganze Schichtfolge zum Muschelkalk
zählen, wofür die anscheinend ganz ungestörte konkordierende Auf-
einanderfolge über dem Verrucano spricht; ferner spricht dafür die
Gesteinsähnlichkeit und der Kieselgehalt der gelben Kalke sowie
das Vorkommen von Crinoideenmarmor; anderseits treten Kalkschiefer
von ganz gleicher Beschaffenheit, wie jene grauen glimmerigen, im
Muschelkalk hier nicht auf; große Ähnlichkeit haben die kieseligen
Kalke von Schleis damit; ähnliche Gesteine liegen auch sonst vor
und anderseits läßt die überhaupt stark wechselnde Ausbildung des
Muschelkaiks in dieser Gegend diese Nichtübereinstimmung nicht
allzu wichtig erscheinen. Nimmt man, wie Schiller, hier Tithon an,
so muß zwischen dieser Schichtfolge eine Störungsfläche durch-
schneiden, wovon nnmittelbar nichts zu sehen ist.
Am meisten an jüngere Ablagerungen erinnert der schwarze
Tonschiefer, welcher am Gehänge des Punkt 2506 (SW der Hütte)
ansteht; am Fuße des Hanges ist er durch innigen Kontakt mit der
dunkelgrauen Kalkbreccie verknüpft; er wird von Verrucano überlagert
und den über diesem folgenden Triaskalken, beziehungsweise Dolomiten
und begleitet auch den schmalen Streifen vom „oberen Verrucano“,
welcher durch die Schlucht neben dem Föllerkopf herabzieht. Dieser
schwarze, bräunlich verwitternde Tonschiefer gleicht völlig den
Liasschiefern des Lischanna. Leider war die Suche nach
Fossilien hier ebenso erfolglos wie bei den „Tithon“-Kalkschiefern.
Daß der Tonschiefer nicht das normale Liegende des Verrucano bildet,
dafür spricht der Umstand, daß im weitesten Umkreis herum nirgends
unter den Serizitquarziten des Verrucano derartige Gesteine liegen,
dieser vielmehr eine deutliche Transgressionsbildung über dem kri-
stallinen Grundgebirge ist.
Ob man nun diese fraglichen Gesteine im einen oder anderen
Sinne deutet, so bleibt der tektonische Grundplan doch gleich.
Es liegen hier auf der Schichtfolge des Föllerkopfes Reste einer
zweiten Wiederholung dieser Schichtfolge: Wir haben unten Ver-
rucano — Muschelkalk — triadischen Dolomit und vielleicht noch
Lias (die schwarzen Tonschiefer, eventuell auch die Kalkbreccie) und
darüber wieder Verrucano — Muschelkalk — Triasdolomit in ein-
zelnen Kappen und eventuell auch noch Tithon, wenn man jene
Kalkschiefer so deutet: immer läuft aber die Reihenfolge der Schichten
von unten nach oben im gleichen Sinne: es sind also übereinander-
geschobene Schuppen, nicht der Hangendschenkel einer
überkippten Mulde.
1908 Sitzune vom 18. Februar. Wilh. Hammer. 105
Im einzelnen treten eine Fülle von kleinen Komplikationen ein,
wie auch aus den Profilen ersiehtlich ist; sie im einzelnen zu schil-
dern, entbehrt des allgemeinen Interesses.
Westlich des Föllerkopfes hat die Erosion auf ein Stück weit
die Decke jüngeren Gesteins vom Granit vollständig weggenommen —
am Schadler liest die Erosionstläche ganz im Granitgneis — und
erst am Rimsspitz und an der Rimswand ist wieder die überlegende
Folge von Verrucano und Trias erhalten geblieben; wir sind hier
am Rande des Triasgebirges der Lischannagruppe.
Die Schuppen und Schollen bei der Pforzheimerhütte
finden ihre Fortsetzung längs dem Dislokationsrande auf den Mösern
(Sehlinigerpaß) nur in ganz isolierten Fetzen von verschiedenen
Kalken zwischen dem Gneis des Rasassbergs und dem Granit —
meistenteils überdeckt Schutt die Grenzzone. In großartiger Weise
tritt diese Überschiebungszone aber dann am Beginne des Uina-
tales zutage, wovon uns Schiller genaue Kunde gegeben hat.
Ein Durcheinander von Schollen und Blättern verschiedener Trias
und Juragesteine ist hier unter der übergeschobenen Gmneisdecke
eingequetscht. Es scheint mir dem Charakter dieser Zone nicht zu
entsprechen, wenn Schiller sich bemüht, aus diesen Schichtfolgen
Falten zusammenzustellen — Falten, denen oft Dreiviertel ihrer
Bestandteile fehlen — sondern ich fasse sie in Anlehnung an die
Ergebnisse bei der Pforzheimerhütte als eine vielfältige und regellose
Schuppung und Schleppung an der Überschiebung auf.
Auf Grund der Darstellung Schillers hat auch E. Sueß in
seiner Schrift „Das Inntal bei Nauders“ (Sitzber. d. k. Ak. d. Wiss.
ji. Wien, Bd. CXIV., Abt. !, pag. 726 u. f.) jene Schuppen als
Mittelschenkel und die Trias des Föllerkopfs als Hangendflügel einer
Antiklinale, deren Kern der kristalline Schiefer des Rasassergrates
wäre, aufgefaßt. Die Berichtigung der Schillerschen Angabe macht
auch diese Annahme unanwendbar, da der Ötzgneis auf die Trias
des Föllerkopfs aufgeschoben ist.
Der weitere Verlauf jener Überschiebung ist aus Schillers
Karte und Beschreibung zu ersehen, zu denen noch als weitere
neuere Quellen eine vorläufige Mitteilung Chr. Tarnuzzers!) und
die genannte Schrift von E. SueB hinzutreten.
Wir erfahren folgendes: Längs einer nahe dem Grenzkamm sich
hinziehenden Linie trifft man überall die Aufschiebung der Ötztaler
Gesteine auf die jüngeren Schichten der Engadiner Berge. Ungefähr
bis zum Val da Scharina liegt immer zunächst unter dem Gneis
eine Zone der jüngsten Gesteine -—- nach Schiller fast durchweg
Tithon, nach Tarnuzzer im nördlichen Teil Steinsbergkalk.
Darunter die verschiedenen Gesteine der Trias, welche ihrerseits
wieder auf Verrucano und Gneis auflagern. Von Val da Scharina
bis zum Piz Lad bei Nauders schiebt sich zwischen den Gmneis und
die Jurazone wieder Trias ein, welche am Piz Lad zusammen mit
dem Gneis eine etwas überkippte Mulde bildet; der hangende und
1) Chr. Tarnuzzer, Stratigraphie u. Tektonik zwischen Val d’Assa und
Piz Lad im Unterengadin. Eclogae geol. Helvetiae, Vol. VIII. 1905, pag. 546.
14*
106 Verhandlungen. Nr. 4
liegende Gneis schließen sich an der Ostseite des Lad zusammen.
Hier haben wir also Überfaltung und Parallelität des Streichens von
Gneis und Trias. Nach Schiller trennt eine Überschiebungslinie
diese Trias von der nordwärts darunter fortstreichende Jurazone —
die Trias ließe sich also als eine am Uberschiebungsrand zwischen
Gneis und Jura eingeklemmte zusammengefaltete Scholle auffassen.
Doch sind die Deutungen der Schichten hier hei Schiller und
Tarnuzzer nicht übereinstimmend.
Teilweise schon von Val da Scharina, vollständig aber von
Plattas an südwärts durehschneidet der Verlauf des Überschie-
bungsrandes das Streichen der beiderseitigen Schichten. Das über-
schobene Gebirge zeigt ONO- bis OW-Streichen. Der Überschiebungs-
rand verläuft in einem flachen Bogen, dessen Sehne NS-Richtung
(genau N 10° W) einhält vom Piz Lad bei Nauders nach Schleis
an der Etsch.
Auch im nördlichen Teil des Verlaufs dieser Störung liegen
dort und da an der Überschiebung kleine Fetzchen von Kalk oder
Dolomit, welche von Schiller und Tarnuzzer als Reste eines
Mittelschenkels aufgefaßt werden. Abgesehen von der großen Un-
sicherheit der Altersdeutung solcher vereinzelter Schichtfetzchen,
lassen sich diese nach der vorliegenden Auffassung der Tektonik
besser als Quetschlinge und regellos verschleppte Reste des über-
schobenen Gebirges begreifen. Der Verlauf der Überschiebung quer
zum Streichen der Schie hten und das Fehlen einer als Mittelschenkel
deutbaren Schichtfolge lehrt, daß hier nicht eine Überfaltung
aus SO oder eine aus solcher Überfaltung hervorgegangene Über-
schiebung vorliegt, sondern eine bruchweise Zerreißung des Verbandes
und daranschließende Aufschiebung, wie dies besonders in dem süd-
lichen Teil hervortritt. 7
Schiller setzte von der Pforzheimerhütte die Überschiebung
in hypothetischem Verlauf durch den Sesvennagranit nach Secarl
hinüber fort; durch die Funde im Schlinigertal hat sich eine andere
Lösung für diese Frage des weiteren Verlaufs ergeben.
Wenn man auf der Schillerschen Karte aus dem Verlauf
des Erosionsrandes der Überschiebung als der Scehnittlinie zwischen
Überschiebungsfläche und Terrainfläche die Neigung jener Fläche
ableitet, so ergibt sich, daß diese, wenigstens randlich, wellig
verbogen ist; die vorherrschende Neigung zwischen Sursaß und Plattas
ist gegen OSO gerichtet, nördlich davon treten mehr Neigungen gegen
(0) und. gegen ONO auf. Im Schlinigertal senkt sich die UÜberschie-
buneslinie vom Schlinigerpaß bis Schleis ungefähr gleich stark wie
das Tal, wobei allerdings die bruchweisen Verschiebungen mit in
Rechnung kommen. Dieser Verlauf entspricht am besten einem öst-
lichen oder ostnordöstlichen Abfallen der Uberschiebungsfläche. Im
großen und ganzen kann also wohl für die ganze | Sehnittflächo zwischen
Lad und Schleis eine Durchschnittneigung gegen Osten angenommen
worden.
Für die Ausdehnung der übergeschobenen Masse bestehen Anhalts-
punkte an den kleinen Resten der ehemaligen Gneisdecke, welche
auf dem Piz Rims, dem Piz Cornet, Piz Lischanna und Piz San Jon
1908 Sitzung vom 18. Februar. Will. Hammer und Th. Arldt. 107
liegen. Der letztgenannte Gmneisrest ist beiläufig 6 im vom nächst-
gelegenen Punkt des Überschiebungsrandes (Sursab) entfernt. Alle
diese Reste bestehen aus den gleichen Gesteinen wie sie der hasas-
sergrat zeigt; am Piz Cornet sind auch noch die gleichen porphyriti-
schen Gesteine vorhanden, welche am tirolischen Grenzkamm die
Schiefer durchdringen.
Auf diesem Kamm stehen wir am vorgeschobenen Rande der
srundfesten Otztalermasse ; die seitlichen Grenzen der Überschiebung
sind dadurch festgelegt, daß Schiller und SueB am Piz Lad den
Zusammenschluß des hangenden und des liegenden
Gneises angetroffen haben; im Süden versinkt die Uberschiebungs-
linie unter die Schuttdecke des breiten Etschtales: beiderseits des-
selben, von Schleis abwärts, stehen aber die gleichen Phyllitgneise
und Granitgneise an, so dab auch hier ein Ausklingen der Störung
innerhalb der Gneismasse angenommen werden kann. Diese Phyllit-
smeise und ihre Einlagerungen liegen südlich des Münstertales j:
auch auf der Münstertater Gneismasse — mit den obersten Lagern
derselben wechsellagernd — überschobenes und übergeschobenes Ge-
birge gehören also in letzter Linie der gleichen geologischen Region
an und können daher nicht etwa im Sinne des Nappismus als zwei
verschiedene „Decken“ aufgefaßt werden.
Die Beziehungen des überschobenen Gebirges zu dem festen
Hinterlande sowie das Ausklingen der UÜberschiebung im Norden und
Süden lassen darauf schließen, daß die Bewegung gegen Westen
oder Westnordwest gerichtet war; für letztere Richtung spräche
die Lage der überkippten Mulde des Piz Lad. Schiller hat in der
Lischannagruppe das Vorhandensein einer zweifachen Faltung fest-
gestellt: neben den ostnordoststreichenden Hauptfalten beobachtete
er kleinere Faltenzüge, welche ungefähr senkrecht darauf verlaufen;
diese lassen sich als Wirkungen jener westwärts gerichteten Massen-
bewegung auffassen.
Literaturnotizen.
Th. Arldt. Die Entwicklung der Kontinente und
ihrer Lebewelt. Leipzig 1907. Verlag. von Wilhelm Engelmann.
Mit großem Fleiße hat der eifrige Verfasser dieses Buches eine Fülle von
tier- und pflanzengeographischen, paläontologischen, entwicklungsgeschichtlichen,
klimatologischen und geologischen Beobachtungen aus den Hauptfundstätten der
Literatur zusammengetragen und dieselben von einem einheitlichen Standpunkt aus
geordnet. Eine Gewinnung neuer Erfahrungen war auf diesem Wege nur selten
zu erreichen.
Dafür hat Arldt das Verdienst, eine recht brauchbare Übersicht und Zu-
sammenfassung der wichtigsten Ergebnisse auf diesen Gebieten geschaffen zu haben.
Der reiche, in dem über 700 Seiten starken Buche zusammengedrängte
Stoff wird in drei große Teile, und zwar einen allgemeinen, einen systematischen
und einen historischen gegliedert.
Im ersten Teil gibt der Verfasser einleitende Bemerkungen über die Per-
manenz der Ozeane und Kontinente sowie über die Methoden der Paläogeographie,
108 Verhandlungen. Nr. 4
Der zweite Teil ist der größte des Buches und umspannt mehr als zwei
Drittel des gesamten Inhalts.
Hier werden die Biogeographie der Jetzt- und Vorzeit, Geologisches, allge-
meine Entwicklungsgesetze und die ältesten Ereignisse der Erdgeschichte behandelt.
Der historische Teil gibt dann endlich für jede der Hauptabteilungen der
geologischen Entwicklungsfolge die Hauptzüge in der Umgestaltung des Antlitzes
der Erde wieder.
Es ist hier nicht der Ort, um auf die zahlreichen interessanten Einzelheiten
des Werkes näher einzugehen. Es soll nur in Umrissen der wesentlichste Inhalt
bezeichnet werden.
Der Abschnitt über. die Biogeographie der Jetzt- und Vorzeit behandelt
zuerst die känozoischen, dann die mesozoischen und paläozoischen Organismen.
Die Lebenswelt wird in das paläogäische Reich (australische, neotropische
und madagassische Region), das mesogäische Reich (äthiopische, orientalische
Region) und das känogäische Reich (holarktische Region) gegliedert.
Ein eigener Abschnitt des Buches ist der Entwicklung der Organismen
gewidmet.
Der geologische Teil beschäftigt sich mit den früheren Kontinenten und
Ozeanen (Nordatlantis, Angorakontinent, Mittelmeergürtel, Südatlantis, Gondwana-
land, Ozeanien, Antarktisches Gebiet), mit den archäischen Massiven und endlich
mit den periodischen geologischen Erscheinungen (Eiszeiten, Eruptionen, Gebirgs-
faltungen, Transgressionen.)
Daran schließen sich Betrachtungen über allgemeine Entwicklungsgesetze
(Gezeitenwirkung, tetraedrische Deformationen)
Hier tritt uns wohl der originellste Bestandteil dieses Kompendiums entgegen.
Arldt, der seit dem Jahre 1901 mit dem Eifer eines Propheten in einer
ganzen Reihe von Schriften immer wieder für die große Bedeutung und An-
wendungsfähigkeit der Tetraeder Hypothese eintritt, versucht hier die ganze uns
bekannte Erdentwicklung von dieser Anschauung aus zu begreifen.
Ohne Zweifel lassen sich bei entsprechender Schematisierung eine ganze
Anzahl von tetraedrischen Linien und Flächen im Antlitz der Erde herausentdecken.
Trotzdem kann man solchen oberflächlichen Analogien bei der Beurteilung
dieser Hypothese nur geringen Wert zuerkennen.
Da muß man wohl wieder geheimnisvolle kristallographische Kräfte in den
Erdmassen zu Hilfe rufen !
Auch die experimentelle Begründung der tetraedrischen Umformung von
Scifenblasen und hohlen Kantschukballons erscheint ganz unzureichend. Daß solche
Hohlkörper bei geeignet starkem Aussaugen oder Pressen tetraedrische Defor-
mationen erleiden, beweist gar nichts für das Verhalten des Erdkörpers. Da muß
man schon bei der Kontraktion ähnlich zusammengesetzter glühender Vollkugeln
diese Umformungen zeigen können.
Was endlich die graphische Darstellung dieser Erscheinungen betrifft, so
ist nichts bezeichnender hierfür, als daß die sogenannten tetraedrischen Erddurch-
schnitte gewöhnlich in hundertfacher Überhöhung gezeichnet werden. Außerdem
sind häufig Stellen für diese Durchschnitte gewählt, wo die Kontinente verhältnis-
mäßig schmal sind.
Diese Methode fälscht schon an und für sich ein viel zu schroftes kantiges
Erdrelief vor. Man zeichne im richtigen Verhältnis von Höhe und Länge und man
wird sich sofort von der Haltlosigkeit dieser oberflächlichen Spekulationen über-
zeugen,
1908 Sitzung vom 18. Februar. Th. Arldt. 109
Arldt versucht nun mit Hilfe der T'etraeder Hypothese die Erdentwicklung
zu umfassen.
Die tetraedrische Deformation wird durch die Wirkung der Erdrotation
wieder aufgehoben, bis erstere dann wieder darüber die Oberhand gewinnt.
So sollen sich Deformationsperioden herausbilden, welche mit den Perioden
der Gebirgsfaltungen, Eruptionen, Transgressionen und Eiszeiten in einen Zu-
sammenhang gesetzt werden.
Ein weiterer Abschnitt des Buches enthält Ausführungen über die ältesten
Ereignisse der Erdgeschichte (Entstehung der Hydrosphäre und Lithosphär e
Phasen der Erde).
Die Tetraeder Hypothese stellt einen Spezialfall der Kontraktionslehre dar.
Wenn man sich einen kugelförmigen Körper vorstellt, dessen Volumen ver-
kleinert, wird während seine Oberfläche so ziemlich gleichgroß bleibt, so ist die
Grundbedingung für die sogenannte tetraedrische Umformung gegeben.
Diese Grundforderung ist nun aber bei einer Kontraktion der Erde durch-
aus nicht erfüllt, weil die Gesteine der Erdhaut nur eine verhältnismäßig geringe
Druckfestigkeit besitzen. Die Erdhaut kann den Veränderungen des Erdkernes
jederzeit gehorchen und sie wird so bei einer Verkleinerung des Volumens ent-
sprechend mitverkleinert.
Ein weiterer Beweis gegen die Berechtigung der Tetraeder Hypothese läßt
sich unmittelbar aus folgender Überlegung gewinnen.
Bezeichnet man den Rauminhalt einer Kugel mit 1, so erhält man für die
unten aufgezählten regelmäßigen Körper mit gleicher Oberfläche folgende Werte:
Kusel ws nen... 10000
Ikosaeder. 0.2.0. 2 0.9104
Dodekaeder. .. .. „we 08687,
Oktaeder nn... 07776
Hektaeder . 2... 2 0:7236
Tetraeder. . e. :. 0.5498.
Da nun die übrigens nicht einmal sicher erwiesene Volumenverkleinerung
der Erde in dem bier betrachteten Zeitraum jedenfalls nur ziemlich unbedeutend
sein kann und schwerlich bis zum Inhalt des gleichflächigen Ikosaeders herabsinkt,
so liegt doch gerade für eine Umformung in ein Tetraeder am allerwenigsten ein
Grund vor. Dazu wäre doch erst bei einer nahezu die Hälfte des Erdvolumens
erreichenden Verkleinerung die innere Veranlassung gegeben. Warum soll also
bei einer außerordentlich langsamen unbedeutenden und allmählichen Kontraktion
gleich eine tetraedrische Umformung einsetzen ?
Der letzte historische Teil bringt dann eine Zusammenfassung und Gesamt-
darlegung der Erdentwicklung.
Von den 23 beigegebenen Karten sind die paläogeographischen mit geringen
Umänderungen den Werken von Frech, Kocken, Lapparent und Neumayr
entnommen.
Die Karten für die biogeographischen Zonen und Gliederungen, für Gebirgs-
zonen, Gezeitenwirkung und tetraedrische Deformation sowie für Diluvium und
Verbreitung der Menschenrassen sind von dem Autor entworfen.
(0. Ampferer.)
110 Verhandlungen. Nr. 4
Ferdinand Seidl. Kamniske ali Savinjske Alpe, njih
zgeradba innjihlice. Poljuden geoloski in krajinski opis. J. zvezek,
s 6 geoloSkimi provezi, z 1 geoloSkim nacrtom in s 17 krajniskiwi
podobami. Ljubljana 1907. Jzdala „Matica Slovenska“. Pag. 144.
(Deutsch: Die Steiner oder Sanntaler Alpen, ihr Bau und Bild. Geo-
logisch-landschaftliche populäre Schilderung. I. Heft mit 6 Profilen,
1 geologische Skizze und 17 Landschaftsbildern. Laibach 1907. Heraus-
segeben von der „Matica Slovenska.“)
Mit anzuerkennendem Fleiße und großem Geschicke schildert der Autor in
slovenischer Sprache die Schönheiten der Steiner Alpen und versucht es, das Ver-
stindnis seiner Landsleute für Natur und speziell für die geologische Wissenschaft
zu fördern. Im Wesen ist die Arbeit eine den speziellen Verhältnissen angepaßte
populäre Stratigraphie. Daß die grundlegenden bezüglichen Arbeiten F. Tellers
und F. Kossmats gründliche Berücksichtigung fanden, braucht kaum besonders
betont zu werden. (Hinterlechner.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien Ill. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek. Wien III. Erdbergstraße 3.
Verhandlungen der k k er: Reichsanstalt.
Sitzungen vom 10. und 31. März 1908.
Inhalt: Ringesendete Mitteilungen: R. N. Wegner: Zur Kemtnis der Säugetier-
fauna des Obermioeäns bei Oppeln. F. Bach: Listriodon splendens DH. v. I. aus Steiermark. —
Vorträge: W. Petrascheck: Die kartographische Darstellung des Kollenvermögens Öster-
reiche. — Th. Ohnesorge: Über Gneise des Kellerjochgebietes und dir westlichen Hälfte
der Kitzbühler Alpen und über die Tektonik dieser Gebiete. — Literatwrnotizen: N. Til-
mann, G. Berg, R. Ludwig.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwrtlich.
Eingesendete Mitteilungen.
Richard N. Wegner (Breslau). Zur Kenntiis der Säuge-
tierfauna des Obermiocäns bei Oppeln ((berschlesien).
Bereits Andreae!) führte in seiner eingehaiden Beschreibung
der Binnenconchylienfauna des Miocäns von Oppeh auch eine Reihe
dort gefundener Säugetierarten auf. Auf mehrerer Exkursionen nach
Oppeln gelang es mir, in den Jahren 1906 und 07 nach und nach
verschiedene Reste von Säugetieren an der va Andreae ange-
sebenen Fundstelle in Kgl. Neudorf bei Oppeln fı sammeln.
Dieses jetzt vollkommen abgebaute Vorkinmen bestand aus
einem von zerdrückten Landschneckengehäusen urchsetzten Mersel-
lager. Dieser Mergel ist umgearbeiteter Turonpiner. An der Basis
der Ablagerung fanden sich Lienitsti imme. In demunteren lignitreichen
Scehieht wurden vorwiegend die Säugetierknochen nd -zähne gefunden,
während die mehr tonigen Schichten nur spärliche ste dieser Tiere ent-
hielten. Der Fundbestand der von Andreae bstimmten Conchylien
ließ auf ein unter- bis mittelmiocänes Alter schkßen, doch hat schon
Andreae seinerzeit mit Recht darauf hingeiesen, daß die Ent-
wieklung der Wirbeltiere eine raschere war Is die der sich sehr
langsam umformenden Conchylien, und somit fliesen Schichten ein
noch jüngeres Alter zukommen könnte. Auch d} Lignitreste würden,
weil sie außerhalb der mediterranen Transgıssion Oberschlesiens
liegen, sehr an Untermiocän erinnern, zu demdie sonstigen Braun-
kohlen Schlesiens gehören. Das Auftreten dd weiter unten ange-
!) Andreae. Dritter Beitrag zur Binneneonehylifauna des Miocäns von
Oppeln in Schlesien, Mitteilungen aus dem Römermuseut Hildesheim 1904.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 5 u. 6. Verbandlungen. 15
112 Verhandlungen. Nr D-n6
sebenen Landwirbeltiere bei Oppeln gibt jedoch zu anderen Folge-
rungen Anlaß.
Außer dem Vorkommen von Kgl. Neudorf bei Oppeln-Süd konnte
ich feststellen, daß auch nördlich von der Stadt Oppeln Schichten,
die die gleiche Binnenconchylienfauna wie an dem südlich gelegenen
Fundpunkte enthalten, in einer Mulde des turonen Kreidepläners ab-
selagert sind. An dieser zweiten Fundstelle fand ich Archaezonites
subangulosus, Uyclostoma Schrammeni, Planorbis Gürichi, Limax exca-
vatus, Amalia oppoliensis sowie einige abgerollte Knochenstücke. Für
ihre gütige Unterstützung bei der Erlangung dieses Materials bin
ich den Herien Ingenieur Fedder und Bruchmeister Lellek in
Oppeln zu besonderem Dank verpflichtet. Herr Prof. Schlosser in
München hatte die Liebenswürdigkeit, mir bei der Bestimmung einiger
besonders fragnentärer Stücke zu helfen. Diese vorläufige Mitteilung
wurde im geo'og. Institut der Universität Breslau unter Leitung von
Herrn Prof. Frech fertiggestellt.
Andreae!) gab aus den von ihm einfach als Miocän be-
zeichneten Schrhten von Kgl. Neudorf bei Oppeln folgende Säugetier-
arten an:
Pliopitheeus antiguwus
Talpa minuta
Cordylodon Schlossert
Ursavus brevirhinus
Herpestes
Titanomys Fontannesi
Cricetodon medium
Mastodon angqustidens
Maerotherium grande
Aceratherium tetradactylum
Choerotherium sansaniense
Dieroceros furcatus.
Von allen disen von Andreae gefundenen Arten liegt jetzt
reichlicheres Matenıl vor. Unter anderem gelang es mir, vier weitere
Unterkieferzähne vm Pliopithecus antiguns in Oppeln aufzufinden.
Das Vorkommen dises bekannten fossilen Gibbons in Oberschlesien
war von Andreaeauf Grund eines einzigen oberen Prämolaren an-
gegeben worden. \n dem nur aus Oppeln bekannten Cordylodon
Schlosseri, fand ich en Symphysenteil eines Unterkiefers, in dem noch
einer der bisher unbekannten stiftförmigen Ineisiven steckte.
Dazu kommen nehrere neu aufgefundene Arten.
Ich gebe hier vrläufig nur eine kurze Liste der für Oppeln hinzu-
gekommenen Arten nd behalte mir eine genauere Beschreibung und
Abbildung des gesamen Materials, das sich zum Teil im geologischen
Institut der Universät Breslau, zum Teil noch in meinem Privatbe-
sitz befindet, für spier vor.
Weitere Fund: an dieser Stelle sind leider für die nächste
Zeit so gut wie auseschlossen, da sich der Steinbruchbetrieb, der
Yyıl. ce pag. lsıd 19.
1908 Sitzungen vom 10. und 31. März. R. N. Wegner. 113
den Abbau des turonen Kreidepläners zum Ziel hat, nach einer
anderen Richtung hin gewandt hat. Nur von neuen Aufschlüssen ließe
sich auch neues Fundmaterial erwarten.
Von Arten, deren Vorkommen in Oppeln und damit im Tertiär
Östdeutschlands überhaupt neu ist, konnte ich bestimmen:
Mammalia.
Amphicyon sp. Fragment einer linken Unterkieferhälfte. Die
Maße des vorliegenden Stückes stimmen mit den Maßen ler bekannten
Arten nicht ganz überein.
Lutra sp. (?) Unterer Caninus und Prämolar.
Martes Filholi Deperet. Linker Unterkiefer mit P 2+ M 1; rechter
C, P4 und M 1 superior.
Seiuropterus gibberosus Hofmann. Linker M3 inferior. M1, 72,
M 3 rechts superior. Ein Humerus, der möglicheweise auch zu
Sciurus Bredai v. Meyer gehört, für welche Art er jedbch nach einer
gütigen brieflichen Mitteilung von Herrn Prof. Schlosser um ein
geringes zu grob ist.
Steneofiber minutus H. v. Meyer. Molar.
Steneofiber Jaegeri Kaup. Molar.
Mastodon n. sp. ZAwischenform von M. angustidens und
M. longirostris.
Andreae führt in seiner Liste der Säugeiere von Oppeln
auch .M. angustidens auf. Die in seinem Besitz betiidlichen dürftigen
Bruchstücke eines Mastodon-Zahnes können ihm jedih keine Spezies-
bestimmung gestattet haben. Wahrscheinlich wure Andreae zur
Erwähnung dieser Art für Oppeln durch eine Argabe im Protokoll
der Deutschen geologischen Gesellschaft vom 5. Nvember 1902 ver-
anlaßt, nach dem Michael einen Zahn vom Mastrlon angustidens aus
Kgl. Neudorf bei Oppeln vorlegte. Leider ist aud später keine Ab-
bildung und Beschreibung dieses Zahnes erfolgt.! Unter einer Reihe
schön erhaltener Molaren und Stoßzähne vom Mistodon aus Oppeln
findet sich jedoch keiner, der eine vollständige Übereinstimmung mit
den Zähnen vom typischen Mastodon angustides zeigt, die mir in
einigen von Sansan stammenden Exemplaren vonegen. Die Molaren
von Oppeln gehören zwei gänzlich verschiedener Typen an.
Der eine Typus ist durch einen unteren leiten rechten Molaren
vertreten, der nur an seiner buccalen Seite eie Beschädigung auf-
weist. Die Krone des Zahnes wird der Länge nth durch einen deut-
lichen, aber nicht sehr tiefen Medianeinsehnitlin zwei Hälften ge-
teilt. Die Zahl der Querjoche beträgt vier. De Talon am hinteren
Ende des Zahnes ist stark entwickelt, seine lügel bilden fast ein
fünftes kleines Querjoch. Die einzelnen Querjche setzen sich aus
vier, an ihrer Spitze isolierten, nach ihrer Basizu verschmelzenden
Hügeln zusammen, von denen die lateral zumMedianeinschnitt des
Zahnes gelegenen Haupthügel etwas stärker etwickelt sind als die
medial gelegenen Nebenhügel. An der bucealenseite des Zahnes ist
15*
114 Verhandlungen. Nr. DE
ein deutlicher Basalwulst entwickelt, der an den Enden der Quer-
täler noch durch kleine Wucherungen verstärkt ist und sich bis um
den vorderen Rand des Zahnes herumzieht. Leider ist bei dem vor-
liegenden Zalın dieser Basalwulst vom ersten Quertal bis zum zweiten
hin weggebrochen. In den beiden vorderen Tälern zwischen den vier
Querjochen der Zahnkrone sind Zwischenhöcker entwickelt; dieselben
liegen nicht in der Mitte der Quertäler, sondern mehr nach der
bucealen Seite der Zahnkrone hin. Besonders der Zwischenhöcker
im ersten Quertal ist sehr stark entwickelt und hat mehrere Spitzen
ausgebildet. In seiner allgemeinen Form zeigt der eben beschriebene
Zahn zwar große Ahnlichkeit mit M. angustidens, weicht jedoch im
speziellen Bau der Krone von diesem ab. So sind bei diesem Zahn
die an dem Nedianeinschnitt gelegenen Nebenhügel stärker ausgebildet
und mehr individualisiert als bei M. angustidens und erinnern mehr
an M. longirostris. Auch die Ausbildung der Zwischenhöcker weist auf
letztere Spezes, hin. Hiernach ist es wahrscheinlich, daß eine Va-
rietät, die ein» Übergangsform zwischen JM. angustidens und M. longi-
rostris bildet, oder besser gesagt eine aufsteigende Mutation schon
zur selben Zet mit dem typischen Mastodon angustidens im Ober-
miocän auftrat.
Mastodon sp., ef. M. pyrenaicus Lartet und M. tapiroides
(= turicensis) Cuvier.
Der zweite Typus, der bei Oppeln vorkommenden Mastodonten
ist durch vier m wesentlichen vollständige Molaren vertreten, die
zu ein und demsiben Unterkiefer gehören. Diese Zähne unterscheiden
sich in ihrer Fo'm ebensosehr von dem vorher beschriebenen ein-
zelnen Molaren wn Oppeln wie von M. angustidens überhaupt. Der
ganze Bau der Zahnkrone ist viel massiger und breiter als bei M.
angustidens. Die ier Querjoche sind nicht in einzelne Hügel aufge-
löst, sondern tragen einen mehr einheitlichen Charakter. Der
Basalwulst an der buccalen Seite der Zähne ist auffallend breit und
kräftig ausgebildet. der Talon am hinteren Ende des Zahnes jedoch
nur schwach entwicelt. Diese Zähne scheinen daher zu M. pyrenaicus
Lartet, vielleicht ach zu M. tapiroides (= turicensis) Cuvier zu
gehören. Übrigens stehen nach einer gütigen brieflichen Mitteilung
von Herrn Prof. D’p&eret in Lyon M. pyrenaicus Lartet und M. ta-
piroides Cuvier einnder nahe und sind beide von M. angustidens
gut zu unterscheide. Das gleichzeitige Auftreten dieser beiden ver-
schiedenen Mastodaformen in Oberschlesien würde dann durch die
aus Frankreich beanntgewordene Parallelentwicklung der beiden
Mastodonstämme, 4 tapiroides und M. anyustidens, erklärt werden.
Eine genauere Bestnmung aller dieser Mastodontenzähne ist jedoch
erst nach Beschaffug eines größeren Vergleichsmaterials möglich als
mir zurzeit zu Gebte steht.
Für die geoleische Altersbestimmung der Oppelner Schichten
sind diese zwar pläontologisch sehr wichtigen Beziehungen von
keiner weiteren Beeutung,. da alle drei Arten, M. tapiroides, M. py-
renaicus wie M. anustidens im Obermiocän vorkommen. Nur M. longi-
1908 Sitzungen vom 10. und 31. März. R. N. Wegner. 115
rostris ist etwas jünger und gehört der pontischen Stufe an. Die an
erster Stelle beschriebene Übergangsform zwischen .M. longirostris
und M. angustidens würde also kaum einen wesentlichen Einfluß auf
die Altersbestimmung haben.
Ceratorhinus sansaniensis Larte. P3— M3 links inferior.
Anchitherium aurelianense Ouvier. Von diesem bekannten Equiden
des europäischen Tertiärs haben sich in Oppeln bisher nur sehr
dürftige Reste gefunden, ein stark abgenützter rechter P2 inferior
und eine erste Phalanx der Mittelzehe. Hierher gehören wohl auch
die Fragmente eines weiteren Unterkieferzahnes, wahrscheinlich ein
u. 1. P4, und eines Oberkieferzahnes, vermutlich ein ob. l. P4.
Dieroceros eminens H. v. Meyer Kin rechter M>5 inferior von
einem alten Individuum. Ferner ein oberer D5 und mehrere obere
Molaren. Ihrer Größe nach scheint hierher noch eine abgebrochene
Geweihsprosse zu gehören.
Reptilia und Amphibia.
Emys. sp. Kleinere Bruchstücke von Schildkrötenpanzern fanden
sich in sehr großer Anzahl. Sumpfschildkröten scheinen also bei Oppeln
sehr häufig gewesen zu sein.
Ranide. Antebrachium.
Die elf neu aufgefundenen und bestimmten Arten tragen dazu
bei, die Oppelner Wirbeltierfauna mit vollkommener Sicherheit als
Obermiocän zu kennzeichnen. Sie weist eine große Übereinstimmung
mit den Faunen von Georgensmünd, Göriach, Grive St. Alban, Sansan,
Steinheim und den obermiocänen Sanden von Augsburg auf.
Das stratigraphische Vorkommen der als basale Ausfüllung einer
Mulde im turonen Kreidepläner abgelagerten Lignitstämme zeigt, dab
wir es mit einem kleinen Seebecken, noch wahrscheinlicher aber mit
der vertieften Stelle eines alten Flußarmes zu tun haben. Auf be-
westes Wasser deutet die massenhafte Zusammenschwemmung von
Landeonchylien hin. Einige der kleinen von Andreae beschriebenen
Süßwasserconchylien, vor allem Bythinella, sind nur als in Quellen-
bächen wohnend bekannt. Wahrscheinlich mündeten in dieses Ge-
wässer eine Reihe von Bächen, die solche Schnecken in den Fluß
spülten. Diese Annahme wird durch den zertrümmerten Zustand und
die Abrollung der gefundenen Knochen bestätigt, die einzeln von den
Bächen und besonders bei Überschwemmungen in das Gewässer ge-
spült und dabei stark beschädigt wurden. Wären die Tiere in dem
Gewässer selber zugrunde gegangen, so hätte man besser erhaltene
Knochen oder vollständige Skelette gefunden. Neben den anderen
Wirbeltieren kamen übrigens auch Vögel bei Oppeln vor. Typische
Röhrenknochen von Vögeln fanden sich öfters dort, leider aber waren
stets die Epiphysen abgebrochen und dieselben überhaupt viel zu
schlecht erhalten, als daß die Arten festgestellt werden konnten.
Dieses Wasserbecken selber wurde mit abgerollten Plänerstücken und
anderen Sedimenten aus der unmittelbaren Umgebung ausgefüllt. Mit
116
Verhandlungen. Nr. 5u.6
dieser Deutung der stratigraphischen Verhältnisse stimmen auch die
übrigen Wirbeltierreste überein, vor allem die Auffindung zweier
Biberarten, eines Frosches und einer großen Anzahl zertrümmerter
Panzerstücke von Süßwasserschildkröten. Offenbar lebten letztere Tiere
zahlreich in diesem obermiocänen Gewässer. In weiterer Harmonie
damit steht das Vorkommen großer Wildarten, Mastodonten, Rhino-
ceronten, Gerviden einerseits und Oarnivoren anderseits, die sich des
Abends am Wasser zur Tränke einfanden, wie es ihre lebenden Ver-
wandten noch heute tun.
Zu den bisher bekannten und oben angegebenen zwölf Arten
von Oppeln treten also elf weitere neu aufgefundene Arten hinzu.
Ferner wäre dazuzurechnen eine von Koken!) mit Vorbehalt als
Rhinoceros Goldfussi bestimmte Form aus Kieferstädtel (Kr. Gleiwitz
O.-S.). Die beiden weiteren in Kieferstädtel gefundenen Säugetierarten,
Ursavus brevirhinus und Dieroceros furcatus, stimmen mit den in Oppeln
gefundenen Resten derselben Tiere überein.
Außerdem liegen mir zwei von Römer in den siebziger Jahren
gefundene, bisher nur als die eines Suiden bezeichnete Molaren aus
dem Dorfe Tauenzinow O.-S., (Kreis Oppeln) vor, wo sich einst ähnlich
wie bei Kieferstädtel Toneisensteingruben befanden. Diese Suidenreste
gehören zu Hyotherium Sömmeringi H. v. Meyer. Mithin sind aus dem
Obermiocän von Oberschlesien im ganzen zwei Dutzend Arten
bekannt.
Der Ubersicht halber stelle ich die fünf Fundpunkte kontinen-
taler Landsäugetiere des Obermiocäns von Oberschlesien noch einmal
kurz zusammen:
: : Tonmerge]
1. Kgl. Neudorf 21 Wirbeltierarten, | TUR
= = : ' Land- und Süßwasser-
bei Oppeln. Süd siehe oben | ;
| eonchylien
Unbestimmbare | Tonmergel,
2. Oppeln. Nord | Knochenfragmente , Land- und Süßwasser-
| (Cervide?) conchylien
3 Arten
3. Kieferstädtel (Ursavus, Rhinoceros, Toneisensteine
Dieroceros)
|
In 5 Art k 8
4. Tauenzinow 1 e | Toneisensteine
(Hyotherium) |
u e Su. __ RE I = 12 Fi PEN
|
5. Damratsch ? er: SoRe | ß :
Re ae r ) Zähne von Suiden (?)°) Toneisensteine
(Kreis Oppeln)
!) Koken, Sitzungsberichte d. Ges. naturforschender Freunde, Berlin 1888,
pag. 44.
?) Siehe Römer, F., Geologie von Oberschlesien. Breslau 1870, pag. 389,
408 und 409.
2) l. c., Taf. 48, Fig. 12—14.
1908 Sitzungen vom 10. und 31. März. F. Bach. 117
Zum Schluß möchte ich noch einmal kurz auf das Vorkommen
des Pliopitheeus antiquus in Oberschlesien zurückkommen. Dieser
Hylobatide ist außer von Oppeln noch von Sansan (Dep. Gers.), Grive
St. Alban (Dep. Isere), Pontlevoy (Touraine), vom Mont Ceindre (bei
Lyon), aus Elgg (Schweiz), Göriach (Steiermark) und Stätzling (bei
Augsburg) bekannt. Dieser Gibbon war also im späteren Miocän über
ganz Europa allgemein verbreitet und kann geradezu als Leitfossil für
diese Schichten angesehen werden. Wenn die gefundenen Zähne und
Kieferreste dieses Aften in allen diesen Fundpunkten nur sehr dürftige
waren und von den übrigen Skeletteilen überhaupt nichts bekannt ist,
so liest dies nach meinen Beobachtungen an rezenten Knochen daran,
daß die Knochen der Anthropoiden schneller den verderblichen Ein-
flüssen der Verwitterung unterliegen als die anderer Tiere.
Franz Bach. Listriodon splendens H. v. M. aus Steier-
mark.
Aus den sarmatischen Schichten von Löffelbach (Hartberg W)
kam ein leider sehr schlecht erhaltenes Bruchstück eines Suidenhauers
in die Sammlung des geologisch-paläontologischen Instituts der Uni-
versität Graz. Herr Prof. Dr. R. Hoernes hatte die Güte, mir den
Zahn zur Beschreibung zu überlassen, wofür ich ihm an dieser Stelle
meinen herzlichsten Dank ausspreche. Bei dem fragmentären Zustand
war die Bestimmung schwierig, der Zahn kann aber mit genügender
Sicherheit als linker unterer Canin von Listriodon splendens H. v. M.
bezeichnet werden. Der dreieckige Querschnitt nähert sich stark
dem Verrucosus-Typus, die Außenseite übertrifft an Breite etwas die
Hinterfacette. An der schmelzbelegten Innenseite befindet sich gleich
hinter der Vorderkante eine Längsfurche, die Außenseite weist eine
schwache Rippe ungefähr in ihrer Mitte auf, vor und hinter welcher
je eine seichte Rinne verläuft. Die Hinterfacette ist schmelzlos, der
Beleg der beiden anderen Seiten greift nur wenig über die Hinter-
kanten über. Auf der Hinterseite machen sich nur ganz kleine längs-
verlaufende Unebenheiten geltend. Eine Usurfläche ist nicht zu be-
merken, denn der Zahn ist zu tief unten abgebrochen, auch das Hinter-
ende ist nicht ganz erhalten, die Pulpa daher nur mäßig weit. Ihr Quer-
schnitt ist ebenfalls dreiseitig.
Vergleicht man diese Beschreibung mit der von Stehlin!)
gegebenen Charakteristik unterer Canine von Listriodon, so ergeben
sich einige Abweichungen. Das Breitenverhältnis von Hinter- und
Außenseite bildet kein Hindernis für die Bestimmung da auch stark
verrucosus-Ahnliche Canine bei Listriodon vorkommen. Etwas anderes
ist es mit dem von Stehlin erwähnten Fehlen von Rippen an den
Schmelzbelegen und mit dem Mangel der Außenseitenrinne gleich
vor der Hinterkante, was als charakteristisch für männliche untere
Listriodönhauer und als unterscheidend von denselben Zähnen des
Hyotherium simorrense Lart. angegeben wird. Eine Zuteilung zu dieser
1) Stehlin, H. @., Über die Geschichte des Suidengebisses. Abhandl. d.
Schweiz. paläont. Gesellsch. XXVI. 1899, pag. 282.
118 Verhandlungen. Nr. 5 6
Form ist nicht möglich, da Hyotherium simorrense deutlich skrofische
Canine besitzt, übrigens ist der vorliegende Zahn auch viel zu stark.
Bei Stehlin ist l.c. Bd. 277Taf. VII, Fig. 28 der Querschnitt eines
unteren Canins von Listriodon splendens H. v. M. gegeben, von dem-
selben Stück, welches Blainville in seiner „Osteographie* Taf. IX
mit der Bezeichnung Sus scrofa? abbildet. Diese Figur zeigt an der
Außenseite ungefähr in der Mitte eine deutliche Erhebung, vor und
hinter dieser eine schwache Einschnürune, ist also genau so ge-
staltet wie der vorliegende Zahn. Besonders die Furche gleich vor
der Hinterkante ist gut ausgeprägt. Da auch die übrigen Charaktere
mit der Abbildung bei Stehlin und bei Blainville genau überein-
stimmen, so stehe ich nicht an, diesen Hauer zu Listriodon splendens
H. v. M. zu stellen. Eine Abbildung des Fragmentes lohnt sich nicht
und ich beschränke mich auf die Angabe der Maße. Länge nach
der Krümmung gemessen 77 mm, Breite der Innen-, Außen- und
Hinterseite 29 mm, 24 mm und 22 mm.
Der Zahn ist trotz seines schlechten Erhaltungszustandes des-
halb von Interesse, weil er das Vorkommen dieser Art in Steiermark
bezeugt. Suiden sind sonst nicht selten und namentlich die steirischen
;raunkohlenreviere haben zahlreiche Reste geliefert, doch gehören
diese sämtlich Hyotherium oder Cebochoerus an. Wie Stehlin
l. e., pag. 425 und pag. 474 bemerkt, deutet der Schädelbau von
Listriodon darauf hin, dab dieses Tier nicht wie die übrigen Suiden
ein Sumpfbewohner war, denn es fehlt bis jetzt allen Kohlenablage-
rungen, wo man es bei solcher Lebensweise am ehesten erwarten
könnte. Die sarmatischen Ablagerungen um Löffelbach, dem Fund-
ort dieses Restes, bestehen aus Sand, Sandstein, Ton und Kalkstein.
Pflanzenreste sind mit Sicherheit von diesem Gebiete nicht bekannt,
Kohlenablagerungen fehlen gänzlich und so ist der Fund nur geignet,
die Ansicht Stehlins zu bekräftigen.
Graz, geolog. Instit. d. Univ.
Vorträge.
W. Petrascheck. Die kartographische Darstellung
des Steinkohlenvermögens Österreichs.
Für eine Berechnung des Steinkohlenvermögens fehlt es noch
an Unterlagen. Einzelne Reviere sind durch bergmännische Arbeiten
noch zu wenig untersucht, als daB man deren Steinkohlenvorräte be-
urteilen könnte. Bei anderen Revieren sind wir noch über ihre Aus-
dehnung im unklaren. Auch geologische Probleme sind hie und da
noch zu wenig geklärt. Um die Lückenhaftigkeit unseres Wissens mit
zum Ausdruck zu bringen, wurden die verschiedenenorts nachge-
wiesenen oder aus der bekannten flözfolge berechenbaren Stein-
kohlenvorräte in Karten derart eingetragen, daß verschiedene Ab-
stufungen totaler Kohlenmächtigkeiten verschiedene Farben erhielten.
Die Flächen, deren Kohleführung nicht beurteilt werden kann, wurden
weiß gelassen. Bei diesem Verfahren wurden alle an einem Orte unter-
einander liegenden Flöze, soweit sie über 30 cm Kohle haben, sum-
1908 Sitzungen vom 10. und 31. März. W. Petrascheck u. Th. Ohnesorge. 119
miert. Die Berechnung erfolgte bis auf 1200 m Tiefe. Die auf Stein-
kohle verliehenen Grubenmaßen wurden nach dem Stande von Ende
1907 in die Karten eingetragen, um einen Begriff davon zu geben,
wie viel der Steinkohlenbergbau schon in festen Besitz genommen
hat. Die abgebauten Terrains wurden schraffiert.
Die alpinen Steinkohlenvorkommnisse wurden in den Karten
nicht behandelt, ebensowenig manche kleinere Steinkohlenvorkommnisse
im Karbon und Perm Böhmens, da sie für die Bemessung des Stein-
kohlenvermögens Österreichs in Anbetracht der großen Fehler, die
bei Beurteilung der übrigen Steinkohlenreviere gemacht werden
können, nicht ins Gewicht fallen.
Die Karten stellen nachfolgende Reviere dar:
l. Westböhmen mit der Pilsener und den Radnitzer, sowie
den umliegenden kleineren Mulden.
2. Das Kladno-Rakonitzer Revier, ohne spezielle Behand
lung des Schlan-Kounovaer Hangendilözes.
3. Das Schatzlar-Schwadowitzer Revier.
4. Das Rossitzer Revier.
5. Das mährisch-schlesisch- westgalizische Revier.
Die Karten wurden im Maßstabe 1:75.000 vorgelegt und sollen
auf ein Drittel verkleinert werden.
Zusammen mit Erläuterungen zu den Konstruktionen, die zu-
gleich einige Probleme behandeln, welche, wie der Umfang des Kladno-
Rakonitzer oder des mährisch-schlesisch-westgalizischen Reviers, sich
einer Darstellung in der Karte noch entziehen, sollen die Karten
demnächst in der „Österreichischen Zeitschrift für Berg- und Hütten-
wesen“ erscheinen.
Dr. Th. Ohnesorge. Über Gneise des Kellerjoch-
gebietes und der westlichen Hälfte der Kitzbühler
Alpen und über Tektonik dieser Gebiete.
Der in der Nordostecke der Tuxer Voralpen und am Nordwest-
rande der Kitzbühler Alpen auftretende sogenannte Schwazer Gmneis
beschränkt sich — wie die Aufnahmen der letzten Jahre ergaben —
nicht auf dieses ihm bisher zugedachte Verbreitungsgebiet allein,
sondern er zieht sich von demselben aus noch weit in die Kitzbühler
Alpen hinein. — In seinem den letzteren angehörigen Verbreitungs-
gebiet läßt seine geologische Erscheinungsform nur diese eine Deutung
zu: Der Gneis tritt als ein der Schieferung des Nebengesteins wie
dessen Einschaltungen paralleles Lager auf, und zwar entweder an der
Grenze zwischen Wildschönauer Schiefer und Quarzphyllit, oder nahe
der Grenze und dann in Quarzphyllit.
Durch diese Tatsache wird die in meiner früheren Publikation
über den Schwazer Gneis (Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt 1903,
Bd. 535 — daselbst ist auch die sich auf den Gneis beziehende Lite-
ratur zu finden) gegebene Auffassung des Lagerungsverhältnisses vom
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 5 u. 6. Verhandlungen. 16
120 Verhandlungen.
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129 Verhandlungen. Nr. 5 u26
Gneis zu den Schiefern und natürlich auch die Erklärung der Tektonik
im Kellerjochgebiete hinfällig.
Hauptsächlich jene Tatsache und die Ähnlichkeit der Bauart des
Kellerjochgebietes mit der des östlich daran angrenzenden Streifens
der Kitzbühler Alpen, in dem die tektonischen Grundzüge viel deut-
licher und unzweideutiger hervortreten als dort, legen es nahe, daß
in der Kellerjochgegend durch einen breiten, dicken, von gewaltigen
Bruchflächen begrenzten Gmneistafelstreifen, der selbst wieder in
Schollen gebrochen ist, ein altes Gneismassiv oder ein Intrusivstock
nur vorgetäuscht wird.
Daß das Kellerjochgebiet für sich allein absolut nicht geeignet
ist, die Frage des primären Lagerungsverhältnisses vom Gneis zu den
Schiefern zu lösen, haben natürlieh erst die letztjährigen Erfahrungen
gelehrt. Der Leser wird sich bei einem genaueren Studium des Kärt-
chens auch davon überzeugen.
Um ihm auch ein Bild davon zu geben, wie viel man annähernd
zur Beurteilung der Lagerungsverhältnisse an Grenzen zur Verfügung
hat, wurden im beigegebenem Kärtchen — einer auf Grund neuerer
Begehungen verbesserten Auflage des alten — Vegetation und Schotter
ausgeschieden.
Jenen Hauptzug in der Tektonik der Kellerjochmasse zu be-
sründen — beziehungsweise eine Berichtigung früherer Irrtümer —
ist ein Hauptzweck dieser Abhandlung. Dann soll hier noch das die
Frage, ob das Gneislager eine intrusive oder syngenetische Bildung
berührende Beobachtungsmaterial zusammengestellt werden.
Im folgenden will ich zunächst eine kurze geologische Be-
schreibung jenes Abschnittes der Kitzbühler Alpen geben, der in-
direkt die Grundlage für eine Beurteilung der Tektonik des Keller-
jochgebietes liefert. Da sich in diese Behandlung ein südlich der
Wasserscheide zwischen Brixental und Pinzgau gelegenes Gmneis-
vorkommen — das möglicherweise zum Schwazer Gneis in gewisser
Beziehung steht — praktisch miteinbeziehen läßt, soll auch dieses
beschrieben werden.
Der für unsere Darlegungen in Betracht kommende Teil der
Kitzbühler Alpen reicht vom Ziller (W) bis zur Linie Hopfgarten —
Groß-Rettenstein— Mühlbach bei Bramberg im Oberpinzgau (0). Von
diesem Abschnitt bleibt noch ein OW verlaufender Trias-Schwazer
Dolomit-Streifen im N und das Kalkphyllitgebiet auf der rechten Seite
des Gerlostales im Süden ausgeschaltet. Die noch erübrigende Fläche
annähernd von der Form eines etwas schiefwinkligen Parallelipipeds
mit 22 und 33 km Seitenlänge (die Grundlinie fällt mit der Gerlos
und der oberen Salzach, die linke Seitenlinie mit dem Ziller, die
rechte mit der Linie Hopfgarten—Mühlbach zusammen) stelle man
sich zur leichteren Verständigung in eine südliche Hälfte (südlicher
Abschnitt) und in zwei nördliche Quadranten (nordöstlicher und nord-
westlicher Abschnitt) geteilt vor.
Südlicher Abschnitt. — Diese südliche Hälfte oder der
vom Ziller (W), der Gerlos und Salzach (S) und einer von Mittersill über
den Großen Rettenstein (eigentlich südlich davon), dem Tanzkogl,
1908 Sitzungen vom 10. und 31. März, Th. Ohnesorge. 123
Hengstkogel—Frommkäfer, über das Steinberger Joch und dann dem
Märzenbach nach verlaufenden Linie begrenzte Terrainabschnitt (ab-
gesehen von Kalkphyllitstreifen nördlich der Gerlos) ist aus der
direkten östlichen Fortsetzung der Quarzphyllitzone der Tuxer Vor-
alpen herausgearbeitet.
Gemeinsam sind ihm mit dem Phyllitstreifen der letzteren die
Gesteinsarten, der Relieftypus, die mittlere absolute Höhe des
Gebirges, der großzügige Bau und ein fast ausnahmslos zwischen
Stunde 3 und 7 liegendes, meist auf große Strecken konstantes Streichen
sowohl der Schichtflächen wie auch der ziemlich häufigen Gesteins-
fältelung. In dieser letzteren Erscheinung, der im allgemeinen steilen
Schichtstellung und der hohen Faltung teilt sich dieses Gebirgsstück
mit dem südlicher gelegenen Abschnitt der Hohen Tauern, während
es sich anderseits wiederum gerade dadurch von dem mit ihm oro-
graphisch viel enger verschweißten nördlicheren Schiefergebiet (nord-
östlicher und nordwestlicher Abschnitt) unterscheidet. In diesen beiden
ist mehr flache Lagerung der Schichten vorherrschend, bei Steilstellung
derselben ist nordsüdliche Streichungsrichtung ebenso häufig wie ost-
westliche und die erstere dieser beiden beherrscht fast durchgehends
die soweit verbreitete Gesteinsfältelung.
Steinkoglschiefer, Im östlichen Drittel des südlichen Ab-
schnittes liegt zwischen dem Nadernachbach (W) und dem Mühlbach-
tal (O) auf normalem Quarzphyllit und diesem zugleich trogförmig
eingesenkt ein zumindest 500 m mächtiger Komplex im Mineral-
bestand etwas wechselnder, aber doch wieder einheitlich geprägter
Schiefer, die im allgemeinen höher kristallin zu sein scheinen als der
tiefer liegende Phyllit.
Es sind der Hauptmasse nach kleinkristalline, zweiglimmerige,
sranatführende Albit-Quarzschiefer. Formen mit einfacherer Mineral-
kombination, wie Albit-Glimmerschiefer, Granat - Glimmerschiefer,
machen nur einen unterordneten Teil der Gesteinmasse aus. Auch
Amphibolite von geringer Mächtigkeit sind darin vertreten. Diese
Gesteine sollen in ihrer Gesamtheit nach einer Lokalität typischer
und mannigfaltiger Entwicklung — zugleich der höchsten Erhebung
ihres Verbreitungsgebietes — als Steinkoglschiefer eingeführt werden.
Der Weg von Neukirchen zum bekannten Wildkogl führt von
1500 m aufwärts durch diese Schiefer.
Muskovitgneis. Zwischen diesen Steinkoglschiefern (und zwar
nur ihrer östlichen Hälfte) und dem Liegendphyllit tritt eine durch-
schnittlich 15 m mächtige Gneisbank — ein weißer Muskovitgneis,
der hier und dort noch als typischer Augengneis entwickelt ist, sonst
sich aber immer noch deutlich als zertrümmertes, ehemals porphyrisch
struiertes Gestein zu erkennen gibt, auf. Wie er sich im Dünnschliff
gibt, könnte man ihn wohl kaum besser bezeichnen denn als eine von
Glimmeraggregaten zerschnittene Feldspatbreceie mit bienenwaben-
artig struiertem Quarzbindemittel (Fig. 1). Er ist ganz entsprechend
seiner Vergesellschaftung mit höher kristallinen Gesteinen ein höher
metamorphes granitisches Material als der Schwazer Gneis.
Den Muskovitflasern sind manchmal Biotitschuppen beigemengt.
Der Kalifeldspat (Einsprenglinge) scheint regelmäßig sehr stark von
124 Verhandlungen. Nr. Da286
Albitlamellen durchwachsen zu sein. In einer Probe waren die Bruch-
stücke der Einsprenglinge überhaupt nicht mehr Kalifeldspat, sondern
Albit.
Steinkoglschiefer. Die Profile 2 und 3 (rechte Hälfte)
gehen quer, Profil 1 geht parallel der Längserstreckung der 12 km
langen und 4 km breiten, für sich ganz abgeschlossenen und sich ringsum
heraushebenden Auflagerung von Steinkoglschiefern. Innerhalb der-
selben zeigt sich im allgemeinen derselbe kahn- oder trogförmige
Bau wie im Liegendphyllit,
Zirka 15fache lineare Vergrößerung.
Dünnschraffiert und punktiert ist Mikroklin, dünnschraffiert allein ist Plagioklas.
Diese Steinkoglschiefer treten genau in derselben Entwicklung
wie am Steinkogl oder Wildkogl in den Tuxer Voralpen zwischen
dem Wipp- und Voldertal am Rosenjoch auf. Und auch hier liegen
sie über normalem Quarzphyllit, und zwar auf dem Nordflügel des
Navisjochsattels. Ja die Analogie zwischen dem Rosenjoch- und dem
Steinkogl-Wildkoglgebiet ist noch größer! Dem Liegendphyllit ist hier
wie dort eine Kalkbank eingelagert und auch dort kommt zwischen
der Kalkbank und den höher kristallinen Gesteinen — aber in Phyllit
selbst — ein geringmächtiges, weißes, als feldspatarmer Gneis zu be-
zeichnendes Gestein vor.
1908 Sitzungen vom 10. und 5l. März. Th. Ohnesorge. 125
Die Auflagerung der Steinkoglschiefer auf den Quarzphyllit macht
mehr den Eindruck einer ursprünglichen.
An der sehr gut aufgeschlossenen Nordgrenze wechseln mehr
normale Phyllite und granatführende Phyllitglimmerschiefer, so dab
man über die Abgrenzung unschlüssig wird. Aus den Zentralalpen
sind mir Gesteine vom Habitus der Steinkoglschiefer nicht bekannt.
Möglicherweise sind es hoch metamorphe Wildschönauer Schiefer.
Nordöstlicher Abschnitt. Nördlich jener Quarzphyllitzone,
welche die Fortsetzung derjenigen der Tuxer Voralpen bildet, breitet
sich noch ein annähernd quadratisches Phyllitfeld, das den zwischen
der Windauer und Kelchsauer Ache gelegenen Rücken vom Südrande
der Gruberbersterrasse (bei Hopfgarten) bis zum Lodron und dazu
noch einen über 1 km breiten Streifen vom linken Kelchsau- und
rechten Windaugehänge umfaßt, aus. Dieses Phyllitterrain, dessen Ost-
srenze in die Linie Hopfgarten— Groß-Rettenstein fällt, hängt am
linken Spertentalgehänge (bei Koralpe im Unteren Grund) durch einen
ungefähr 1'5 km breiten Streifen mit der südlicheren Quarzphyllit-
zone zusammen. Westlich dieser Brücke schiebt sich zwischen jenen
beiden Phyllitdistrikten ein ziemlich genau ostwestlich verlaufendes,
im Mittel 2 km breites Band von sogenannten Wildsehönauer Schiefern
ein und zwischen diesen wiederum und dem Quarzphyllit kommt durch-
gehends eine im Vergleich zur Mächtigkeit jener Gesteine ganz un-
bedeutende Gneislage von höchstens 15 m Dicke zum Vorschein. Die
Form des ganzen Gneislagers ist die einer Mulde. Ihr Nordflügel fällt
flach gegen Süden, der Südflügel steil gegen Norden oder er steht
senkrecht. Im Osten hebt sich diese Gneismulde mit ihrem Kern von
Wildschönauer Schiefern auf einmal steil heraus und der nördliche
und südliche Quarzphyllit schließen sich darunter zusammen (jene
Brücke!). Östlich dieser Verbindung, das ist östlich der Linie Hopf-
garten—Groß-Rettenstein — einer Bruchlinie — kommt der Gneis
in den Kitzbühler Alpen nicht mehr zum Vorschein. Der tiefste Teil
der Wildschönauer Schiefer und somit auch der Gneis — wenn er
sich überhaupt noch fortsetzt — liegen östlich jener Linie schon unter
dem Niveau der tiefsten Tallinien. Profil 2 quert jene Mulde nalıe dem
Östende (Rücken zwischen dem Spertental und der Windau), Profil 3
vom Rücken zwischen dem Windau- und Kelchsautal quert dieselbe
ungefähr in ihrer Mitte.
Diese Gmeismulde klappt sich (an der Südwestecke jenes qua-
dratischen Phyllitfeldes) plötzlich auf. Der Nordflügel der Mulde
oder vielleicht besser gesagt der Synklinale, da, wie Profil 3 zeigt,
die Muldenbiegung schon unter der Tallinie liegt, biegt aus ostwest-
licher in nordsüdlicher Richtung um. Dieses nordsüdlich verlaufende
Gneislagerstück folst dem das Windau- und Kelchsautal trennenden
Bergrücken und endet an einer Bruchlinie.
Nordwestlicher Abschnitt. Der Südflügel jener Gneis-
mulde streicht in seiner früheren Richtung weiter bis an das West-
ende der Kitzbühler Alpen. Der das Zillertal überquerende (vergl.
das Kärtchen) und sich vom Hamberg in den Märzengrund hinein-
126 Verhandlungen. Nr: 51.26
ziehende Gneiskörper ıst das Westende jenes Südflügels. Südlich
srenzt an diese gegenflügellose Gneisbank immer Phyllit und nördlich
davon breiten sich über das ganze Wildschönau- und Alpbachtal bis
hinaus zur Trias und dem Schwazer Dolomit die Wildschönauer
Schiefer aus. Die Füllung jener Gneismulde macht sich im Raum
zwischen den auseinandergeklappten Muldenflügeln breit. Nur an zwei
Stellen, am äußeren linken und am inneren rechten Alpbachtal-
sehänge brechen in diesem Wildschönauer Schieferterrain Gneisschollen
empor. Der eine der beiden Fälle (rechtes Alpbachtalgehänge) ist im
Profil 4 wiedergegeben. Man denke sich in Profil 4 die nördliche
Hälfte des nördlichen Gmneisflügels entfernt und den Rest mit dem
Südflügel verbunden. Ein solches Profil würde einem in NS-Richtung
durch das rechte Zillertalgehänge etwas östlich von Hart geführten
Schnitt entsprechen. Es kommt hier ebenfalls im Zusammenhang mit
dem Südflügel ein Stück der Gneisunterlage der Wildschönauer Schiefer
zum Vorschein. Zugleich zeigt sich am rechten Zillertalgehänge, wie
so häufig in den Kitzbühler Alpen, nordsüdlich gerichtetes Streichen.
Die Wildschönauer Schiefer des Alpbach- und Wildschönautales
lagern jm allgemeinen ziemlich flach. Sie werden von zahlreichen
nordsüdlich und ostwestlich verlaufenden Brüchen zerschnitten. Die
Streichungsrichtungen der Schiefer bleiben ganz auffällig auf jene
beiden Richtungen, die die Brücke einhalten, beschränkt. Feinere
und gröbere Gesteinsfältelung mit NS gerichteten Achsen ist eine
sehr verbreitete Erscheinung.
Kellerjochgebiet. In dem vom Inn-, dem Ziller-, dem Pill-
und dem Finsingtal begrenzten Westende der nördlichen Grauwacken-
zone verlaufen die Gesteinsgrenzen wie das Streichen der sich an
seinem Aufbau beteiligenden Gesteinsmassen vorwiegend in nordöst-
licher und nordwestlicher Richtung.
Die Schieferungsebenen des Gneises streichen (bei steilem Südost-
fallen) fast durchweg nordöstlich; beim Schwazer Dolomit ist dasselbe
der Fall; beim Phyllit und den Wildschönauer Schiefern im untersten
Lahnbachtalabschnitt ist das Streichen ein nordwestliches. Im Wild-
schönauer Schiefer der Arzjochumgebung geht es bald in NO, bald
in NW.
Daß sich auch der Verlauf der Gesteinsgrenzen innerhalb dieser
Richtungen hält, ist aus dem Kärtchen ersichtlich.
Ebenso wie für die Wildschönauer Schieferzone der Kitzbühler
Alpen ist also auch für das Kellerjochgebiet das Vorkommen von
zwei, und zwar von zwei aufeinander senkrecht stehenden Grenz- und
Streichungslinien charakteristisch.
Aber die Richtungen dieser Strukturlinien sind hier und dort
verschieden.
Erst wenn das Kellerjochgebiet um 45 ' nach Osten gedreht wäre,
würden sich auch die Strukturlinien den Richtungen nach decken.
Durch die Lage seiner Strukturlinien nimmt es aber nicht nur gegen-
über der östlicheren Grauwackenzone, sondern auch zu den südlich
und nordwestlich daran grenzenden Gebirgsabschnitten — im Phyllit
südlich davon verläuft schon vom unteren Rand des Kärtchens an
das Streichen genau ostwestlich und dieses ist dann auch bei dem
1908 Sitzungen vom 10. und 3]. März. Th. Obnesorge. }97
nordwestlich davon sich anschließenden Karwendelgebirge !) der Fall —
und somit zu seiner ganzen Umgebung eine Sonderstellung ein,
Die Ursache dieses Auftretens von weiter Umgebung abweichender
Strukturlinienrichtung kommt zum Teil dadurch zum Ausdruck, dab
diese nordöstlichen und nordwestlichen Richtungen zugleich parallel
und senkrecht zur Begrenzung dieses Schiefergebirges durch das meso-
zoische Kalkmassiv (Karwendel) verlaufen.
Die Kellerjochgneismasse,. Mitihrem Südwestrande, also
ungefähr in der Linie Pill—Las—Sattel, grenzt die Gneismasse nur
an Phyllit.
Nachdem der Gneis südwestlich streicht und sich in dieser
Richtung davon ein weites Phyllitfeld ausbreitet und beide Gesteins-
arten zwischen denselben Niveaus liegen, so erwartet man, daß bei
der Länge der Grenzlinie sich doch wenigstens an einigen Stellen ein
Abstoßen beider Gesteine beobachten läßt.
Aber bei dem größeren Teil der Südwestseite ist dies nicht der
Fall, weil Schutt und Vegetation die Grenze verdecken — erfahrungs-
gemäß kann man aus diesem Umstande auf eine größere Störungs-
linie schließen — und bei einem anderen Teil derselben kann es,
wie sich gleich zeigen wird, überhaupt nicht der Fall sein.
In all den Fällen, in denen im Pilltal Phyllit und Gneis im
engsten Kontakt zu treffen sind, liegen diese hintereinander, und zwar
fast immer so wie bei normalem Schichtverband. Diese Kontakte
stehen in gar keinem Zusammenhang mit dem eigentlichen Südwest-
rand des Gneises, sie sind vielmehr die Begrenzung von unten herauf
in den Gneis stechender, also aller Wahrscheinlichkeit nach erst
sekundär infolge von Schollung und UÜberschiebung zweiseitig von
Gneis umschlossener Phyllitmassen.
Daß diese eingeschobenen Schiefer auch tatsächlich dem Basis-
phyllit angehören, geht wiederum deutlich aus dem Zusammenhang
des die ganze Gneismasse des Kellerjochgebietes zerschneidenden
Phyllitkeiles mit dem südlicneren Phyllitkomplex hervor.
Jene Phyllitzungen häufen sich im der Gegend südlich vom
Arbeser, der Gneis dürfte also hier nicht sehr weit in die Tiefe setzen.
Dies erscheint dann auch dadurch bewiesen, daß das ganze mittlere
rechte Pilltalgehänge wenigstens bis auf 1400 m Höhe nur aus Phyllit
besteht.
Nachdem nun einerseits die Sohle des sich über das mittlere
Pilltal hinweg erstreckenden Gneises nicht unter 1400 m geht und
anderseits sehr wahrscheinlich seine südwestliche Begrenzungsfläche
durch die südwestlichsten Gneisaufschlüsse — also den in der Piller-
bachrinne und bei Las — gegeben ist (somit fast genau der Pilltal-
linie folgt), ist natürlich schon auf eine weite Strecke hin die Kante
der Sohlen- und der westlichen Begrenzungsfläche des Gneises der
Erosion verfallen.
1, O0. Ampferer, Geologische Beschreibung des nördlichen Teiles des
Karwendelgebirges. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., Bd. LIII, 1903. NB. Das in dieser
Publikation gegebene Schema der Tektonik (Tafel X) schließt sich unmittelbar nord-
westlich an dieses Gebiet an.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 5 u. 6. Verhandlungen. 17
128 Verhandlungen. Nr. 5 u. 6
Jene Terrainabschnitte, in denen nordwestlich verlaufende Kon-
taktlächen beobachtet werden könnten, wenn eben Aufschlüsse vor-
handen wären, liegen südwestlich der Gneispartien in der Pillbach-
schlucht und zwischen dem Lassattel und dem Finsingbach. Am
Lassattel gehen die anstehenden Massen beider Gesteine ziemlich
nahe aneinander heran. An und südlich der Las streicht der Phyllit
senkrecht zum Hauptstreichen des Gneises, somit parallel seiner Be-
srenzung durch diesen. Er scheint an der Gvenze geschleppt worden
zu sein. Nach allem dem ist die Versenkung des Gneises am nord-
westlich verlaufenden Bruch wohl jünger als seine Zusammenstauung
und basale Verzahnung mit Phyllit und vielleicht auch jünger als die
Entstehung seines gegenwärtigen Gesteinscharakters. Damit würde
auch stimmen, daß nordöstlich der Kellerjochspitze im Zusammen-
hang mit einem großen Querbruch (Gneis- Wildschönauer Schiefer-
Grenze) auftretende Spateisensteingänge schon Bruchstücke eines der
Hauptmasse ganz gleichartigen Gneises einschließen.
An der Las besteht also auf kleinem Terrain ebenso eine Ab-
hängigkeit des Streichens vom Verlauf der Begrenzung durch starre
Massen, wie im großen Grenzgebiet zwischen dem Westende der
nördlichen Grauwackenzone und dem Mesozoikum — also an der
Inntallinie. Hier folgt ja auch, wie ausgeführt wurde, das Haupt-
streichen im Kellerjochgebiet der Begrenzung des Schieferkomplexes
durch die starren Kalkmassen.
Derselbe Phyllit, der südwestlich des Gneisgebietes sich aus-
breitet, tritt auch in der nächsten südlichen Umgebung von Schwaz auf.
Diese ganz isolierte Phyllitpartie, die durch das Terrain in einem
Dreiseit angeschnitten wird, ist ringsum von Dislokationsflächen be-
grenzt. Wo der Phyllit an Gmeis grenzt -— die Grenzfläche ist uneben,
gebrochen durch Zerreibsel und zum Teil auch durch Erzmassen aus-
gezeichnet — fällt er unter demselben ein.
Im Lahnbachgraben streicht er wie die sich nordöstlich daran
anschließenden Wildschönauer Schiefer NW—SO. Meist ist auch sein
Einfallen dem der letzteren gleichsinnig (gegen SW).
Wenn phyllitische Schiefer unter so komplizierten Verhältnissen
auftreten wie hier, kann man sich gewöhnlich kaum eines gewissen
Bedenkens an der richtigen Horizontierung derselben erwehren. In
unserem Falle aber gibt es glücklicherweise auch noch außer der
Gleichheit des Gesteinscharakters ein Anzeichen für die Zugehörigkeit
dieser Schiefer zum Basisphyllit des Gmneises.
Es finden sich nämlich in diesem Phyllit (fast am Ende der
Lahnbachschlucht und weiter südlich in Höhe 1000 m) ebenso wie im
Hauptphyllit südlich vom Gneis (so am Weerberg südlich von Pill
und weiters südlich vom Dürjoch) kurze, dicke Linsen eines lichtgrauen,
dichten dolomitischen Kalkes. Diese Kalkeinlagerungen, deren Mäch-
üugkeit im allgemeinen zwischen 05 und 4 »» schwankt, sind auch
im Kärtchen eingetragen.
An der Östecke jener Phyllitpartie bei Schwaz sind Phyllit und
Wildschönauer Schiefer so ineinander gemengt, daß keine Aussicht
besteht, daselbst die Details der Tektonik in ihrer Wirklichkeit zu
1908 Sitzungen vom 10. und 31. März. Th. Ohnesorge. 129
erkennen. Eine Abgrenzung der mehr geschlossenen Massen läßt
sieh nur beiläufig durchführen.
Rein petrographisch sind die beiden Gesteine ziemlich gut aus-
einanderzuhalten.
Die Wildschönauer Schiefer sind feinkörnig bis dicht, homogen,
mehr schuppig als flasrig oder schiefrig, und besitzen einen glimmer-
armen, meist etwas rauhen Hauptbruch. Der Phyllit hat einen solchen
mit einem mehr oder minder starken Glimmerbelag, er ist meist reich
an Quarzausscheidungen, die dort fehlen. Ein Hauptunterschied aber
tritt erst unter dem Mikroskop hervor: die Wildschönauer Schiefer
sind plagioklasreiche (die sehr kleinen Feldspatkörner geben ihnen
den grauwackenartigen Habitus), die Phyllite feldspatarme oder -freie
Schiefer. Noch weniger mit dem Phyllit zu verwechseln ist das sich
ihm nordöstlich anlagernde Gestein, das auf dem Kärtchen in die
Wildsehönauer Schiefer mit einbezogen ist. Diese Gesteinsart könnte
man im Handstück als Grauwackenschiefer mit bläulichen Quarz-
körnern bezeichnen. Dünnschliffe "zeigen, daß es ein metamorpher
Quarzporphyrittuff ist. Diese Gesteinsart läßt sich vom Lahnbach bis
in das Wildschönautal als Liegendes des Schwazer Dolomits ver-
folgen.
Das eine aber ergibt sich schon aus seiner stratigraphischen
Stellung, daß die Grenze zwischen ihm und dem Phyllit eine be-
deutende Störung sein muß.
Diese verläuft etwas rechts und parallel der Lahnbachschlucht.
Sie und zugleich mit ihr auch jene schon erwähnte zwischen Phyllit
und Gneis bestehende Verschiebungsfläche dürften in der die Nord-
westerenze der am weitesten gegen Norden vorspringenden Gneis-
ecke bildenden, also senkrecht zum Lahnbach streichenden Bruch-
fläche ihre (gemeinsame) Fortsetzung haben. Dieser Bruch fällt schon
durch die Annäherung von Gmeis und Schwazer Dolomit auf.
Und dieser letztgenannte Bruch wiederum springt an der nörd-
lichsten Ecke des Gneises in einen von hier aus dessen ganzen Ost-
rand bis zum Finsingbach folgenden um.
Schlechte Aufschlüsse, lokal Spateisensteingänge, der Gesteins-
srenze (in ihrer Nähe) folgendes, bei sonst senkrecht dazu gehendem
Streichen, kennzeichnen diesen letzteren als solchen.
Von der Gneis-Wildschönauer Schiefer-Grenze aus zieht sich am
Schwader Eisenstein ein Spateisensteingang, im obersten Oxelbachtal
ein Quarzkiesgang (Lagergang) dem Streichen des Gneises nach in
diesen hinein. Mit der Entfernung vom Gneisrand nehmen beide
Gänge an Mächtigkeit ab.
Von SW gegen NO treten also im Westende der nördlichen
Grauwackenzone immer je stratigraphisch höhere Gesteinskörper in
dasselbe Niveau. Was vom Gneis gegenüber dem Phyllit gilt, gilt von
den Wildschönauer Schiefern gegenüber dem Gneis und zum Teil auch
wieder vom Schwazer Dolomit gegenüber den Wildsehönauer Schiefern.
Das in NO-Richtung über die Kellerjochspitze verlaufende Profil 6
(zugleich Ansicht des linken Finsingtalgehänges) veranschaulicht diese
Verhältnisse. .
17*
130 Verhandlungen. Nr. 5 ©.46
Auf den inneren Bau der Gneismasse will ich als etwas Theo-
retischem nicht eingehen. Man sieht ja auch im Terrain nicht mehr als
das was das Profil 5 zeigt — gleichsinnig und steil gegen S ein-
fallende Gesteinsschichten.
Ich fasse also zusammen:
Entlang der Pilltallinie (genauer: der Richtung Lassattel—Ter-
fens) verläuft ein Bruch, an dem der Gneis gegenüber dem Phyllit
abgesunken ist.
Durch das mittlere rechte Pilltalgehänge wird als das Liegende
des Gneises ein mit der südlicheren Hauptmasse zusammenhängender
Phyllit angeschnitten.
Die ganze nordöstliche Begrenzungsfläche des Gneises (vom Inn
bis zum Finsingbach) ist eine gebrochene Ruptur; auf eine kleine
Strecke ist an ihr Phyllit verschoben, am übrigen Teil derselben sind
die Wildschönauer Schiefer gegenüber Gneis versenkt.
Der ganze Gneiskörper selbst ist nach seiner Verzahnung mit
Phyllit am rechten Pilltalgehänge, nach der Wiederholung von
Schwazer Dolomitstreifen in seiner nordöstlichen Fortsetzung und nach
der zweifellosen Zusammenstauung des ganzen Gebietes zu schließen,
ein — wie ja auch in seiner Zweiteilung zum Ausdruck kommt —
aus Schuppen sich zusammensetzendes Gebilde.
Dem Vorausgehenden dürfte man entnehmen können, daß im
Kellerjochgebiet nichts dagegen, wohl aber einiges dafür sprieht, daß
der Gneis hier ebenso wie in den Kitzbühler Alpen als Lager zwischen
Pliyllit und den Wildschönauer Sehiefern vorhanden war.
Wir finden somit den Schwazer Gneis überhaupt in seinem ganzen
weiten Verbreitungsgebiet immer in derselben stratigraphischen
Stellung.
Es erscheint nun einfach undenkbar, daß dieser Gneis, falls er
ein Intrusivgestein ist, in einem gestörten Gebirge gerade immer den
Weg zwischen dem Quarzphyllit und den Wildse hiönauer Schiefern
hätte finden können.
Der Gneis kann also nur eine Intrusivmasse zwischen noch flach
gelagerten Sedimenten sein — oder er ist überhaupt keine Intrusiv-
masse, sondern eine Decke.
Zur petrographischen Charakteristik des Schwazer
Gneises
Innerhalb des Gneiskörpers (der Gesamtheit aller aufgeschlossenen
Gneisplattenstücke) stößt man einerseits auf ganz bedeutende Unter-
schiede im Gesteinscharakter, anderseits aber läßt sich doch wiederum
auch nicht der Eindruck einer gewissen Zusammengehörigkeit oder
Zugehörigkeit aller Varietäten zu einer höheren lithologischen Einheit
vermissen, da eben auch in Unzahl Formen existieren, die die Unter-
schiede der Varietäten in verschiedenem Grade weniger ausgesprochen
enthalten — und schließlich, weil auch sämtlichen Varietäten gemein-
same Merkmale zukommen.
Diese letzteren seien gleich alle angeführt:
1908 Sitzungen vom 10. und 31. Mirz. 'Th. Ohnesorge. 131
In allen Varietäten tritt der Kaliglimmer — im Gegensatz zu
den meisten höher kristallinen Schiefern eingelagerten „schiefrigen*
Gneisen und auch zu dem auf der Pinzgauer Seite unter den Stein-
koglschiefern vorkommenden Gneis, bei denen der Hauptbruch durch
Glimmerblättchen belegt ist — in für das bloße Auge dichten Mem-
branen und Flasern auf.
Anzeichen dafür, daß schon bei dem ursprünglichen Material
dieser Gneise Kaliglimmer vorhanden war, fehlen durchgehends.
Kalifeldspat überwiegt, insofern er nicht einer Albitisierung ver-
fiel, durchgehends den Plagioklas.
Sämtliche Formen zeigen sehr starke das Ausgangsmaterial be-
treffende mechanische Deformation.
Obwohl größere Teile des Gneiskörpers, es sind vor allem —
wenn ich mich so ausdrücken darf — die mittleren Lagen mächtiger
Vorkommnisse, und zwar nur des auf dem Kärtchen wiedergegebenen
Terrains, den Habitus stark gepreßter Porphyrgranite besitzen, so sind
doch Stellen, an welchen einen ursprünglichen Massengesteinscharakter
auch wirklich beweisende Erscheinungen vorliegen, anscheinend außer-
ordentlich selten.
Ein diesbezüglicher Ausnahmsfall — der einzige mir be-
kannte —- besteht in einer über die Proxenalpe im oberen Lahn-
bachtal streichenden, also in einer einige 100 m nördlich jenes
Phyllitstreifens, der den Gneis des Kellerjochgebietes in zwei Teile
schneidet, liegenden Gneispartie.
Diese enthält basische Ausscheidungen (Sturzblöcke knapp an
der Proxenalpe) und einzelne Proben davon geben trotz Kataklase
im Dünnschliff noch stellenweise Massengesteinsstruktur zu er-
kennen (Fig. 2).
Von den basischen Ausscheidungen wurde nur eine untersucht.
Ihr grüner Sagenit umschließende, sehr reichlich vertretene Biotit
ist stark zerquetscht und fast zur Hälfte durch Epidot ersetzt.
Über ein Drittel der Schlitfläche nimmt ein äußerst feinkörniges,
mit Serizit- und teilweise auch Chloritschüppcehen untermengtes Plagio-
klaskörneraggregat, das noch einzelne der Deformation — vielleicht
wegen der Stellung der Spaltflächen zur Druckrichtung — entgangene
srößere Plagioklasindividuen umschließt, ein. Vom Quarz dieser Aus-
scheidungen gilt ähnliches: ganzen und in ein Aggregat zerfallenen
Körnern begegnet man in einem und demselben Schliff. Der spärlich
vertretene Kaliteldspat ist nur in Bruchstücken vorhanden.
Als ein Typus der sich Massengesteinen noch am meisten nähernden
Varietäten des ganzen Gmeiskörpers möge der Gesteinscharakter
jener Lokalität (Proxenalpe) kurz geschildert werden.
Kristallflächenbegrenzung fehlt auch hier schon den Feldspat-
einsprenglingen. Ihre runden und breitrechteekigen Durchsehnitte sind
wahrscheinlich auf säulenförmige Spaltungsstücke ehemaliger tafel-
förmiger Kristalle zurückzuführen.
Das Grundgewebe setzt sich hauptsächlich aus einem zarten
grau- oder olivgrünem Geäder und seine Lücken erfüllenden bläu-
lichen Quarzkörnern, Feldspatstückchen und einzeln auftretenden
Biotittäfelchen zusammen. Die annähernd erbsengroßen Quarzkörner
132 Verhandlungen. Nr. 5 m16
treten darin am deutlichsten hervor. Nach Dünnschliffen beurteilt,
war das Grundgewebe des Ausgangsmaterials dieser Varietät klein
bis feinkörnig.
Die Mikroklinaugen umschließen neben größeren polysynthetisch
verzwillingten, dicht von Glimmerschuppen erfüllten Plagioklasen —
den der Grundmasse entsprechenden — auch sehr kleine, nach dem
Karlsbader Gesetz verzwillingte gerundete, nicht selten.aber auch zum
Teil idiomorphe Individuen von Albit und endlich daneben noch in
wechselnder Menge Albitlamellen.
10fache lineare Vergrößerung.
Mikroklin (gegittert), Plagioklas (einfach gestreift und trübe), zu oberst Biotit mit
Epidot.
Die Plagioklase der Grundmasse sind oft zur einen Hälfte ganz
schütter, zur anderen ganz dicht von sekundär gebildeten Glimmer-
schuppen durchsät. Solche dichte, Plagioklas gewöhnlich vollständig
ersetzende Glimmerageregate bilden wiederum Abschnitte oder Teile
der zwischen anderen Gemengteilen und deren Bruchstücken ganz
vegellos verlaufenden, oft vielfach gebrochenen Glimmer(Serizit)flasern.
Die Muskovitschüppchenhäute sind demnach nicht etwa ausgewalzte
Muskovittäfelchen, sondern sie sind Neubildungen an Stelle der Plagio-
klase und zwischen den durch Pressung entstandenen Ablösungsflächen.
Da Plagioklase in Streifen zwischen den Glimmerschuppenmembranen
1908 Sitzungen vom 10. und 31. März. Th. Ohnesorge. 135
nur wenig Verglimmerung zeigen, muß diese letztere besonders von
Gleitflächen aus um sich gegriffen haben.
In den stärker deformierten Gneisqualitäten sind jene nur wenig
verglimmerten Plagioklase durch ein äußerst feinkörniges, mit zarten
Glimmerschüppchen untermengtes Plagioklaskörneraggregat ersetzt
(Zerfall durch Pressung).
Biotit ist entweder entmischt (Rutilgitterausscheidung) oder bald
in Chlorit mit Leukoxenkörperchen, bald in Epidot umgewandelt. Auch
Granat scheint ihn zu ersetzen. Letzterer fand sich auch bei zwei
Proben in zahlreichen kleinen Kriställchen neben Zoisit und Glimmer-
schüppchen in Plagioklas.
Karbonat fehlt oder ist nur äußerst spärlich vorhanden. Auch
Pyrit (wahrscheinlich magmatischer Entstehung) wurde gefunden.
Die am häufigsten vorkommende Gmeisart — sie hat in bezug
auf Mengenverhältnis der Elemente und Korngröße ganz gleiches
Ausgangsmaterial wie die vorerwähnte — führt keinen Biotit, Chlorit
oder Granat, dagegen immer etwas Karbonat. Die chemischen Ver-
änderungen des ursprünglichen Materials waren also — nachdem auch
hier ein früherer Biotitgehalt durch das Vorkommen von Muskovit-
täfelchen mit Rutilgitter und von Leukoxenkörpergruppen in den
Serizitflasern erwiesen ist — andere als in gewissen mittleren Teilen
des Gneislagers. Serizit bildete sich reichlicher, daher die leichtere
Spaltbarkeit dieser Varietät gegen der früheren.
Das Grundgewebe der Mikroklinfragmente oder der noch er-
halten gebliebenen Quarzkörner dieser Formen ist ein Aggregat von
sehr feinen Aggregaten: Plagioklaskörneraggregate mit und ohne
Glimmerbeimengung, Mikroklinkörnergruppen, Quarzkörnergemengsel
ersetzen die früheren größeren Individuen von Plagioklas, Mikroklin ete.
Daneben finden sich aber auch Aggregate, die sich nicht von je
einem primären Individuum, sondern von mehreren herleiten: so lang-
gezogene Mikroklin-Quarzkörnergemenge (durch Quarz ausgeheiltes
Zerreibsel der Mikroklinränder), Plagioklas-Quarz Glimmeraggregate
(mit neugebildetem Quarz untermengter, zertrümmerter Plagioklas) etc.
Im steilstehenden Südschenkel der quer über das Kelchsau-
und Windautal streichenden Gneismulde herrschen im allgemeinen
durch langgezogene schmale Feldspattlasern charakterisierte Gneis-
varietäten vor. Im Dünnschliffe präsentieren sich solche klein- bis fein-,
aber ungleichkörnige, durch verwittertes Eisenkarbonat rostbraun
gesprenkelte Flasern als Reihen meist senkrecht zum Hauptbruch ge-
stellter, durch eine zierliche Quarzmosaik verbundener Feldspatsplitter
oder -scheiben.
Sowohl im Quarzzement wie im Mikroklin sitzen Eisenspat-
rhomboeder. DaB man nicht bloß auf Grund der Überzeugung, daß
solche Flasern zerquetschte Kalifeldspateinsprenglinge sind, deren
Feldspat als Mikroklin ansprechen darf, belehrte eine Probe, in der
jene Scheiben aus schmalverzwillingtem Albit — wie er sonst als
untergeordneter sekundärer Ersatz von Miroklin vorkommt — be-
standen.
Unter den Formen, die solche Flasern führen, fallen besonders
Qualitäten mit reichlich entwickelter, aus kaum millimeterdicken, lang
134 Verhandlungen. Nr. 586
anhaltenden weißen und dunklen Lamellen aufgebauter Grundmasse
auf. Ihr Schliffbild ist ähnlich der Fig. 3, doch treten keine größeren
Quarzkörner, sondern nur dünne Lamellen polygonaler Quarz-
körnchen auf.
Den Serizitsträhnen sind manchmal gestreckte Biotitschuppen-
aggregate ein- und angelagert.
An zwei Orten fand ich kaum 05 m dicke Lagen (Schlieren ?),
die sich nur aus weit übereinandergreifenden (bis 10 cm langen und
0‘ cm breiten) Feldspatflasern und diese trennenden Glimmermembranen
Fig. 3.
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20fache lineare Vergrößerung.
zusammensetzten. Kleine Längsbruchflächen solcher Qualitäten geben
geradezu ein Bild schichtiger Wechsellagerung.
Die Tracht des Gneises in seinem östlichen Ende (in der Um-
gebung der Tanzkoglspitze) unterscheidet sich sehr wenig von der
des Phyllits; bei beiden bietet sich uns eine intensiv zerknüllte
Lamellenkombination. Nur ein Spiegeln von Spaltflächen in den fein-
körnigen weißen Lamellen oder Flasern unterscheidet die eine Kom-
bination von der anderen.
Den tiefsten — oder den den liegenden Quarzphyllit über-
lagernden — Teil des Gneiskörpers nehmen vielerorts (so am Süd-
rand des das Zillertal überquerenden Streifens, dann südlich von
Hart und beim Gneisaufbruch des linken Alpbachtalgehänges) dünn
1908 Sitzungen vom 10. und 31. März, Th. Ohnesorge, 135
und eben schiefrige Varietäten mit grauem oder weißlichem Haupt-
bruch und von kleinen, kaum pfetferkorngroßen, oft plattgedrückten
Quarzkörnern — vereinzelt auch von Feldspatkörnern -— durchspickten
und von Glimmermembranen dünnlamellär zerschnittenen, im allge-
meinen fast dichten Querbruch ein. Sie erinnern im Stück in keiner
Hinsicht an Eruptivgesteine — im Gegenteil — man spricht sie nach
ihrem Habitus ohne Bedenken als klastische Bildungen an.
Ihr Dünnschliffsbild kombiniert sich einmal aus einem sehr ge-
streckten Maschennetz von Glimmerschuppensträhnen, dann aus (in
den Maschen auftretenden) feinkristallinen Gemengen von Quarz und
und Feldspat, von Quarz, Plagioklas und Glimmer, von Quarz und
Glimmer 'ete. und endlich aus runden Quarz- und Feldspatkörnern
(sowohl von Mikroklin wie von Plagioklas, doch ist letzterer sehr
spärlich vertreten), die sowohl in den Flasern wie in den feinkörnigen
Gemengen sitzen. j
Karbonat ist reichlich vertreten, Biotit fehlt.
Fig. 5 zeigt solche Verhältnisse. Sie ist aber nicht einer der
am meisten klastisches Gepräge tragenden Dünnschliffproben ent-
nommen.
Die Quarzkörner sind rund oder abgeplattet, ohne jede An-
näherung an Dihexaederform und ohne Einbuchtungen einer Grund-
masse, sie schließen aber wohl hin und wieder ein Stück Feldspat
ein. Was jene feinkristallinen Aggregate anbelangt, so kommt schon
dadurch, daß eben verschieden zusammengesetzte Partien auftreten
und dadurch, daß die Korngröße innerhalb derselben schwankt, ein
Unterschied gegenüber dynamometamorphen, echt porphyrischen Grund-
massen — für die unter anderen auch der Quarzporphyritschiefer an
der Basis des Schwazer Dolomits ein typisches Beispiel liefert — heraus.
Nach der Beschaffenheit der Quarzkörner und der Grundmasse
derselben leiten sich diese Varietäten sehr wahrscheinlich nicht von
echten Porphyren ab.
Auch das eine steht so ziemlich sicher, daß das Ausgangs-
material dieser Varietäten viel kleinporphyrischer und kleinkristalliner
war als das des gewöhnlichen Gneistypus.
Ich habe diese Qualitäten früher für Sedimente gehalten. Der-
malen muß ich die Frage, ob sie Sedimente sind oder nicht, trotz
der vielen Versuche, sıe zu lösen, als unentschieden hinstellen. Zu
jener Behauptung bestimmten mich unter anderem hauptsächlich die
runden Formen der Quarze und Feldspate. Es läßt sich jedoch fest-
stellen, daß gerade auch bei diesen Gneisen die Formen gerollter
Körner auch sekundär — bei gegenseitiger Verschiebung der Gesteins-
lamellen — erworben werden können.
Serizitgneis. Bei einem ganz untergeordneten Teil der
Gneismasse ist der Hauptbruch nicht, wie es gewöhnlich der Fall ist,
von grauen oder bräunlichen. an Phyllit erinnernden, sondern von
talkartigen gelben oder grüngelben Membranen überkleidet. Eine ört-
liche Abgrenzung gestatten solche typische Serizitgneise vom Phyllit-
gneis — was wohl die petrographisch richtigste Bezeichnung der Haupt-
gneismasse ist — nie.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 5 u. 6. Verhandlungen. 1
[0 0}
136 Verhandlungen. Nr. 5-6
Man kann sich in der Umgebung der Spateisensteingruben auf
der Schwader (vergleiche Kärtehen) und südlich von Schwaz (Pirch-
anger) wohl überzeugen. daß solche typische Serizitgneise nur in
nächster Nähe von Spateisensteingängen vorkommen.
Es finden sich sowohl Serizitgneise mit, wie auch solche ohne
Augen.
Außer durch die Farbe des Glimmerbelages unterscheiden sich
die Serizitgneise noch von den Phyllitgneisen besonders mikroskopisch
dadurch, daß ihre Glimmeraggregate (Serizit) viel feiner als bei jenen
sind, daß ihre Plagioklase stets vollständig durch Glimmer verdrängt
sind und daß auch der Kalifeldspat mehr oder minder verglimmert ist.
Daß jene wie klastisch aussehenden Varietäten des tiefsten
Teiles des Gneislagers im Gegensatz zu dem an den Erzgängen
srenzenden Gneis keine Verglimmerung der Kalifeldspate aufweisen,
ist offenbar auffällig.
In stark gestörtem Gebirge erfüllt fast reiner, in dünnen
Splittern durchscheinender Serizit kleine Spalten; auch überzieht er
häufig den Gangquarz. Solcher Serizit vom Schwader Eisenstein-
bergbau wurde von Herrn Regierungsrat von John analysiert
und ergab:
205. u '. ..:...'508
Als. SEE: . . ... 29:02
Pros: ea. . ...... 20:90
ICON Dee. 5. 672: \0|
N0,00:. TE: . ... 1'653
H,O: SF . . . 94296
100:69
Da dasselbe Material im Dünnschliff Albitkörncheneinschlüsse
zeigte, rührt der Na, O-Gehalt wohl von diesen her.
Pichler (Neues Jahrb. 1871, pag. 56) teilt eine Analyse, aus-
seführt von Sennhofer, von Serizit aus demselben Gneis aber von
Pill mit — es ist: 7,0 = 3:02, Na0 = 0, K,O = 10775, Fe, O0; = 1:64,
Si 0, = 50, Rest = Al, O,.
Literaturnotizen.
Norbert Tilmann. Tektonische Studien im Trias
sebirge des Val Trompia. Inaugural-Dissertation. Bonn, bei
C. Georgi, 1907.
Der Verfasser hat es sich zur Aufgabe gestellt, däs Bergland zwischen dem
oberen Val Sabbia und dem Iseosee hauptsächlich im Hinblick auf seine Tek-
tonik zu untersuchen und gibt hier zanächst Bericht über den östlichen Teil
zwischen dem Val Trompia von Collio bis Marcheno und Vestone im Chiesetal.
In der Stratigraphie schließt sich Tilmann an Bittner an (mit Ausnahme der
Namenswahl für die Stufen der unteren Trias), wie denn überhaupt auch diese
Arbeit neuerlich die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Bittnerschen Auf-
nahmen bestätigt hat.
1908 Sitzungen vom 10. und 31. März, G. Berg u. R. Ludwig. 137
Die Tektonik des Gebietes wird von OW streichenden Faltungen und Längs-
brüchen beherrscht; in untergeordneter Weise macht sich im Trompiatal auch
NS-Faltung bemerkbar. Die Falten zeigen fast durchweg Neigung zur Über-
kippung gegen Süden, so besonders bei Vestone und in analoger Weise gehen die
Längsbrüche teilweise in gegen N abfallende Überschiebungen über. Neben den
Längsbrüchen konstatiert Tilmann auch einen großen Querbruch (Ombriano—
Valle d’Irma) neben einigen kleineren.
Im Norden wird das Gebiet von der Trompialinie begrenzt, welche von
Baltzer bekanntlich als camunische UÜberschiebung beschrieben wurde. Til-
mann ist dem gegenüber jedoch zu der Ansicht gekommen, daß die Angabe der
früheren Beobachter, welche hier einen senkrechten Bruch annehmen, zu Recht
bestehe, und zwar nicht nur für das Val Trompia, aus dem er mehrere dies-
bezügliche Profile beschreibt, sondern auch für die Strecke zwischen Mella und
Iseosee. Hier steht Behauptung gegen Behauptung und es ist abzuwarten, ob
Tilmann in dem zweiten Teil seiner Untersuchung eingehendere Beiege zur
Widerlegung der Baltzerschen Anschauung wird bringen können.
Wenn der Verfasser zum Schluß auf die Verschiedenheit zwischen dem Bau
der Südalpen und der Nordalpen — auf Grund der vorliegenden Ergebnisse —
glaubt hinweisen zu sollen, so ist diese nicht sehr überzeugend, nachdem in diesem
Trompiagebiet ebenso wie in den tirolischen Nordalpen (siehe Karwendel, Vilser
Alpen, Kaiser etc.) das Zusammenwirken von Brüchen, beziehungsweise Über-
schiebungen und Faltungen das bestimmende Element des Baues ist, dort mit der
Bewegungsrichtung nach Norden, hier nach Süden. (W. Hammer.)
G. Berg. Zur Geologie des Braunauer Landes. Jahrb.
der k. preuß. geol. Landesanstalt für 1908, pag. 23—38.
Die Arbeit, die von einer Übersichtskarte im Maßstab 1:100.000 begleitet
ist, entstand durch den Wunsch den Zusammenhang der Schichten festzustellen,
die bei der Kartierung der preußischen Spezialkartenblätter Friedland und Wünschel-
burg zur Darstellung gebracht wurden. Es handelt sich vor allem um die Zonen
des Rotliegenden und die Schichten, die dasselbe unmittelbar überlagern. Natur
gemäß schließt sich die Gliederung der Formation ganz an diejenige an, die in den
betreffenden Meßtischblättern der preußischen Spezialkarte festgelegt wurde, wenn
auch, dem Zwecke einer Übersichtskarte entsprechend, nicht allen Details in
gleicher Weise nachgegangen wurde.
Von den Ergebnissen der Arbeit ist hervorzuheben, daß das Oberrotliegend-
konglomerat auf eine Strecke weit infolge auskeilender Wechsellagerung durch
Letten vertreten wird. Die dolomitische Arkose im Hangenden des Oberrotliegenden
(Schömberger Arkose) wird unter Bezugnahme auf andere Arbeiten desselben
Autors mit dem Zechstein Niederschlesiens verglichen. Die Kaolinsandsteine im
Hangenden werden demzufolge mit dem Buntsandstein in Beziehung gebracht.
Die Lagerung der Schichten ist die dem Ostflügel der mittelsudetischen
Mulde entsprechende. Nur lokal treten Sattelungen auf, unter denen besonders die-
jenige nördlich Braunau, die ein mächtiges Vorspringen des Porphyrs zur Folge
hat, auffallend ist. (W. Petrascheck.)
Reinhardt Ludwig. Der MenschzurEiszeitinEuropa
und seine Kulturentwicklung bis zum Ende der Stein-
zeit. Zweite vollkommen umgearbeitete und stark vermehrte Auf-
lage mit 535 Abbildungen, 22 Kunstdrucktafeln und 2 Karten.
München 1908. Verlag von Ernst Reinhardt. (12 Mk.)
Das vorliegende Buch ist verfaßt auf Grund der auf dem Gebiete der
Geologie, Paläontologie, Prihistorie und Ethnographie bisher bekannten wissen-
schaftlichen Resultate und zerfällt in folgende Teile: I. Der Mensch zur Tertiär-
zeit, II. Die Eiszeit und ihre geologischen Wirkungen, III. Der Mensch während
der ersten Zwischeneiszeit, IV. Der Mensch der letzten Zwischeneiszeit, V. Der
Mensch der frühen Nacheiszeit, VI. Die Übergangsperiode von der älteren zur
jüngeren Steinzeit, VlI. Die jüngere Steinzeit und ihre materiellen Kultur-
18*
138 Verhandlungen. Nr. 5 W6
erwerbungen, VIIl. Die Germanen als Träger der megalithischen Kultur, IX. Die
Entwicklung der geistigen Kultur am Ende der Steinzeit, X. Steinzeitmenschen
der Gegenwart, X]. Niederschläge aus alter Zeit in Sitten und Anschauungen der
geschichtlichen Europäer.
Das ganze Werk ist mit zahlreichen schönen Abbildungen und Beilagen
ausgestattet, welche stets eine beredtere Sprache führen, wenn es sich um ein
populär geschriebenes und für die breitesten Leserkreise bestimmtes Handbuch
handelt. (J. V. Zelizko.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien IIT. Rasumofskygasse 2.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Eräbergstraße 3.
br v u N N
SELSTITIATS -
PT ZUR
Verhandlungen der k k. geologischen Reichsanstalt.
Sitzung vom 7. April 1908.
Inhalt: Todesanzeige: + Eduard Jahn. — Eingesendete Mitteilungen:
W. Petrascheck: Das Verhältnis der Sudeten zu den mährisch-schlesischen Karpathen. —
J. Simioneseu: Über das Vorkommen der Werfener Schichten in Dobrogea (Rumänien).
Vorträge: OÖ. Ampferer: Über neuere Erfahrungen der Geologie der Lechtaler und Allgäuer
Alpen. Literaturnotizen: @. Geyer, E. Kayser.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Todesanzeige.
Eduard Jahn.
Am 1. April d. J. starb hier in Wien der Kartograph unserer
Anstalt, Herr Eduard Jahn, im Alter von fast 85 Jahren.
Jahn war am 5. Mai 1823 in Römerstadt in Mähren. geboren
und trat nach einer mehr als zwölfeinhalbjährigen Militärdienstzeit
am 1. Mai 1356 als kartograpbischer Zeichner in den Verband unserer
Anstalt. Er hat also unter allen fünf Direktoren gedient, welche
die Anstalt bisher geleitet haben, und da er auf diese Weise
eine lebendige Vermittlung zwischen der Jugendzeit unseres Instituts
und der Gegenwart herstellte, verkörperte er sozusagen ein Stück
unserer Tradition.
Durch 52 Jahre hindurch hat er bei uns gearbeitet und sich
dabei immer als ein den Interessen der Anstalt treu ergebener Mann
erwiesen. Er schien mit diesen Interessen in der Tat durch sein
ganzes Wesen verwachsen zu sein und durch stets pflichtgetreue Hin-
gabe an seinen Wirkungskreis hat er sich die Achtung aller unserer
Mitglieder, die im Laufe dieses langen Zeitraumes mit ihm in Be-
rührung kamen, zu erwerben gewußt.
Die Zahl der von ihm nach den. (in größerem Maßstabe ent:
worfenen) Origimalarbeiten unserer Geologen verfertigten Reduktionen
von Karten und namentlich auch der mit der Hand von ihm ausge-
führten Kopien solcher reduzierter Kartenblätter ist eine außerordentlich
große und auch durch seine technische Mitwirkung bei der Herstellung
von Vorlagen für die bei uns im Druck erschienenen geologischen
Karten, sei es daß dieselben als Beilagen zu unseren Druckschriften
dienten, sei es dab es sich, wie in den letzten Jahren, um die Heraus-
R. k. geol. Reichsarstalt. 1908. Nr. 7. Verhandlungen. 19
140 Verhandlungen. Nez
gabe unseres speziellen Kartenwerkes handelte, hat er sich vielfach
verdient gemacht.
Dureh die mit Allerhöchster Entschließung vom 18. Juni 1896
erfolgte Verleihung des goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone er-
hielten übrigens diese Verdienste Jahns eine besondere Anerkennung
auch von der obersten Stelle aus.
Die allgemeine Beliebtheit Jahns bei unseren Mitgliedern aber
fand bei verschiedenen Gelegenheiten einen sichtbaren Ausdruck.
Besonders war dies der Fall bei dem 70. und 30. Geburtstag des
nun Verstorbenen, wie bei dem 2djährigen und 5Ojährigen Jubiläum
seiner Dienstleistung an der Reichsanstalt.
Nur wenigen wird es übrigens vergönnt sein, derartige Feste
in solcher geistiger und körperlicher Rüstigkeit zu feiern wie dies
im gegebenen Falle geschah, denn Jahn schien mit einer fast unver-
wüstlichen Lebenskraft ausgestattet zu sein und erst nach seinem
S0jährigen Jubiläum fing er an durch Krankheit gebrochen zu werden.
Selbst dann aber versuchte er noch so lange dies irgend ging, den
gewohnten Platz an seinem Arbeitstische einzunehmen, bis dies dann
in der letzten Zeit unmöglich wurde.
Wir haben ihm am 3. April das Geleit zu seiner letzten Ruhe-
stätte gegeben. Möge dort die Erde ihm leicht sein.
E. Tertzer
Eingesendete Mitteilungen.
W. Petrascheck. Das Verhältnis der Sudeten zuden
mährisch-schlesischen Karpathen (mit 3 Textfiguren).
Wiederholt war das Verhältnis der Karpatlien zu den Sudeten
Gegenstand der Diskussion. Wiederholt wurde das Thema unter
anderem deshalb behandelt, weil es praktische Bedeutung besitzt.
Hängt doch die Frage nach der Umgrenzung unseres wichtigsten
Steinkohlenreviers innig mit diesem Verhältnis zusammen. In letzter
Zeit ist namentlich Uhlig!) dem Problem wieder nähergetreten, in-
dem er die Tektonik der Karpathen in einer von den älteren An-
schauungen weit abweichenden Art zu erklären unternommen hat.
Nach Uhlig soll ein durch weit reichende UÜberschiebungen bedingter
Deckenbau das Gebirge der Karpathen beherrschen. Wenn in der
Tat Ergebnisse, wie diejenigen der in den letzten Jahren durchge-
führten Tiefbohrungen, über welche ich zum Teil hier schon berichtet
habe ?), die Überfaltungslehre für den Außenrand .der Karpathen zur
Ausreife bringen mußten, so sind doch gegen die Annahme mehr-
facher und sehr weitgehender Überschiebungen gewisse Einwendungen
noch nicht aus dem Wege geräumt.
1) Über die Tektonik der Karpathen. Sitzungsber. d. kais. Akademie Wien,
math.-naturw. K]., Bd. 106 (1907) und Mitteil. d. Wr. geolog. Gesellsch. I (1908).
2) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1906, pag. 362.
1908 Sitzung vom 7. April. W. Petrascheck. 141
Die Überfaltung im Mioelin.
In dem den Sudeten vorgelagerten Stücke der Nordkarpathen
unterscheidet Uhlig eine beskidische Decke und eine subbeskidische
Decke. Die erstere umfaßt die Kreide und den Magurasandstein, die
letztere das Alttertiär des subkarpathischen Hügellandes. Die sub-
beskidische Decke soll am Außenrande der Karpathen auf der mio-
cänen Salzformation liegen. Es ist kein Zweifel, daß eine derartige
Überwältigung der Salzformation weit im Osten stattgefunden hat.
Die Profile, die Grzybowski auf Grund der zahlreichen Petroleum -
bohrungen entworfen und dem Kartenblatte Drohobycez des galizischen
geologischen Atlasses beigegeben hat, zeigen dies auf das deutlichste.
In der Gegend von Mährisch-Ostrau ist aber von derartigen Faltungs-
erscheinungen im Miocän bisher nichts beobachtet worden und südlich
Weißkirchen kann man sich überzeugen, daß das Miocän, das man
von Ostrau bis hierher verfolgen kann, dem sudetischen Kulm sowohl
wie dem ihm anliegenden und aufliegenden karpathischen Alttertiär
ruhig aufgelagert ist. Es können also Erfahrungen, die an einem
Punkte des Gebirges über seinen Deckenbau gemacht wurden, nicht
leicht auf einen anderen Punkt übertragen werden.
Zwei Bohrungen haben, am Rande der mährisch-schlesischen
Karpathen stehend, bisher das Alttertiär durchsunken und das Stein-
kohlengebirge erreicht, ohne die Salzformation, die nach Uhlig zu
erwarten wäre, angetroffen zu haben. Es sind dies die Bohrungen zu
Pogwizdan, nördlich Teschen, und zu Paskau, südlich Mährisch -Ostrau.
Bezüglich der Lage beider Punkte zum Rarpathenrande mag gleich
hier bemerkt werden, daß Pogwizdan anscheinend weit draußen am
Außenrande des Alttertiärs liegt. Paslkau aber ist schon ein beträcht-
licheres Stück weiter einwärts angesetzt worden, denn noch 6 km
nördlich von dem Bohrpunkte ist gefaltetes Alttertiär nachgewiesen
worden.
Die Pogwizdaner Bohrung kann freilich für die Frage, ob unter
dem Alttertiär nicht noch Miocän vorhanden ist, kaum in Betracht
kommen. Die Proben waren zu der Zeit, als ich meine Arbeiten in
den dortigen Steinkohlenrevieren begann, nicht mehr vollständig bei-
sammen. Es wurde mittels des Wolzkyschen Widders gebohrt und
nur zeitweilig Kerne gezogen, von denen ich einige erhielt. Es sind
graue schiefrige Mergel, fester als der Ostrauer Tegel, die von vielen
dünnen feinkörnigen Sandsteinbänken durchwachsen sind. Dieselben
Schiefermergel stehen deutlich südfallend im Hohlwege, der von der
Olsa nach Pogwizdan führt, an. Auch an der gegenüberliegenden Tal-
seite sind sie mit feinkörnigen Sandsteinbänken wechsellagernd, zum
Teil mit nördlichem Einfallen aufgeschlossen. Bemerkt sei noch, dab
nach den Kernstücken das Alttertiär der Pogwizdaner Bohrung sehr
flache Lagerung besaß. Die Bohrung ergab nachfolgendes Profil:
Meter
1—5 _Sehotter
5—92 grauer Tonmergel
92—97 Sandstein
197
142 Verhandlungen. Net
Meter
97—99 grauer Tonmergel
99—120 Sandstein
120—125 grauer Tonmergel
125 — 142 Sandstein
142—250 grauer Tonmergel mit Sandsteinlagen
250—265 Sandstein
263— 3553 grauer Tonmergel
3535—374 Sandstein
374—414 grauer Tonmergel
414—418 Sandstein
418—455 grauer Tonmergel
455 —460 fester Sandstein
460—495 weicher bräunlicher toniger Sandstein
495—523 grauer Tonmergel mit Sandsteinlagen
523—540 grauer Tonmergel
540— 590 grauer Tonmergel mit sehr feinkörnigen Sandsteinlagen
590—625 feinkörniger Sandstein mit Kohlenspuren
625—647 grauer Tonmergel und zum Teil Schiefermergel
647—671 Sandstein
671-742 grauer Tonmergel mit Sandsteinlagen
742 —745 Schotter
757—804 Karbon
2:43 m Kohle mit 0'2 Mittel in 804 m.
Die nähere Untersuchung einiger Proben auf eventuelle Mikro-
organismen steht noch aus. Nach den Gesteinen und dem Profil läßt
sich nicht mit Bestimmtheit sagen, ob. etwa unter den alttertiären
Schichten doch noch miocäne Tone durchörtert wurden, ehe das
Karbon erreicht wurde. Diese Bohrung muß also, bei der Diskussion
der Frage, ob das Alttertiär des subkarpathbischen Hügellandes auf
der Salzformation liegt, außer acht bleiben.
Dahingegen kann man von der Paskauer Bohrung mit Sicher-
heit behaupten, daß unter dem Alttertiär die Salzformation fehlte.
Es wurde nachfolgendes Deckgebirge durchsunken:
Meter
1'0— 60 Alluvialsand
6'0— 35:0 grauer Mergel
390— 75'0 dunkelgraue Schiefermergel zwischen 67 und 75 m mit
Einlagerungen von glaukonitführendem Sandstein
770— 800 gelbbrauner Kalkmergel
80:0— 87:5 grauer Mergel
875— 88'0 gelber und roter Tonmergel
88:0—155'2 graue Mergel
155°2—158°0 roter Mergel
158°0—325°0 grauer Ton
3250— 3270 grauer glimmerhaltiger Schiefermergel
327:0—332°0 grauer Ton
1908 Sitzung vom 7. April, W. Petrascheck. 143
Meter
3320— 355-5 rötlicher Tonmergel
335:5— 3998 grauer Ton, bei 376°5 mit taubeneigroßen gerollten
Geschieben.
Von 400—1035 m Karbon mit folgenden Flözen !):
Meter Meter
Kohle Kohle
1:06 in 4259 0:75 in 7800
170. 102501:9 132 m 8550
0:60 in 5281 0-70 in 8859
1:15 m 5781 045 in 9187
0:60 in 6560 0:80 in 9444
0:75 in 7170 1:60 in 986*1
0-80 in 745°0 047 in 10137
Man ersieht daraus, daß die charakteristischen bunten Tone des
Alttertiärs durchbohrt wurden. Das Vorhandensein von Gips, das ein-
mal konstatiert wurde, könnte vielleicht die Vermutung erwecken,
daß auch Salzformation angetroffen wurde. Es soll aber nach der
Erzählung von Mineraliensammlern Gips gelegentlich im subbeskidischen
Alttertiär vorkommen, so bei Speitsch, unweit Mährisch-Weißkirchen,
und bei Bilawsko, unweit Bitfitz. Wenn also hier unter dem Alttertiär
kein Miocän liegt, so könnte man immer noch glauben, daß nur eine
lokale Auswalzung in Betracht kommen könne. Dagegen sprechen
aber noch zwei andere Beobachtungen: das Vorhandensein von Ge-
röllen der Unterkreide im miocänen Tegel und die Auflagerung von
normalem Ostrauer Tegel auf gefaltetem Alttertiär.
Das Vorkommen von Geröllen im Ostrauer Tegel konnte ge-
legentlich des Abteufens eines Wetterschachtes beim Neuschachte zu
Lazy bemerkt werden. In dem dortigen ruhiz gelagerten Tegel fand
man erst eine Lage unreiner Moorkohle, wie sie hie und da im
dortigen Miocän vorkommt, darunter einen Schwimmsand, der an
seiner Basis Schotter führte. Neben Quarzen, Grauwacken, Sandstein en,
die an diejenigen der Grodischter Schichten. erinnern, lagen hierin
die sehr charakteristischen, schwarzen, feingeschichteten Rieselbänke
der Ellgoter Schichten vor. Wohl können diese Geschiebe, ehe sie
ins miocäne Meer gerieten, in Flüssen transportiert worden sein,
immerhin aber beweisen sie uns, daß die Unterkreide, also die bes-
kidische Decke Uhligs, schon da war, als sich der Tegel ablagerte.
Stellt man sich aber auf den Standpunkt der Überfaltungslehre, und
diese hat für das Gebiet eine gewisse Berechtigung, so muß auch
das unter der beskidischen Decke liegende subbeskidische Alttertiär
zur Miocänzeit schon dagewesen sein. Dasselbe beweisen Bohrungen,
die in den letzten Wochen südlich von Ostrau gestochen wurden. Sie
trafen unter einer ansehnlichen (ca. 400 m) Bedeckung von normalem
Östrauer Tegel einige hundert Meter mächtige schiefrige Mergel an,
!) Im Karbon ist flaches (ca. 10°) Einfallen beobachtet worden. Nur Flöze
von 45 cm an werden aufgeführt.
144 Verhandlungen. Nr. 7
die alle Eigenschaften, namentlich auch die für die Bohrarbeit unan-
genehmen Eigenschaften des Alttertiärs besaßen. An diesen Schichten
wurde ein Einfallen von 40° bemerkt.
Aus alledem folgt, daß in der Gegend südlich von
Östrau, und wir können vorgreifend gleich sagen, süd-
lich des Wäalles der Su@esen, von einer’ Faltung oder
gar einer Überfaltung des Miocänsnichts zu bemerken
ist, daß die Gebirgsfaltung in diesem Teile der Kar-
pathen vielmehr schon vor Ablagerung der betreffen-
den Miocänbildungen abgeschlossen war. Was für tek-
tonische Veränderungen später noch eingetreten sind,
wird unten besprochen werden.
Das subbeskidische Alttertiär eine Abscherungsdecke.
Gehen wir der Frage nach, wie sich das Alttertiär des subkar-
pathischen Hügellandes zu dem aus den Formationen der Sudeten
gebildeten Untergrunde verhält. Fast überall, wo vollkommenere
Aufschlüsse in diesem Alttertiär vorhanden sind, bemerkt man mehr
oder weniger steile Schichtenstellung. Es bleibt aber zu untersuchen,
ob die Schichtenstörungen, von denen das Alttertiär betroffen wurde,
gleichzeitig auch den sudetischen Untergrund erfaßt haben oder ob
die Faltung des Alttertiärs sich vollzog. ohne seine Unterlage mit
inbegriffen zu haben.
Es ist klar, daß man die Lösung dieser Frage am ehesten dort
erwarten darf, wo Karpathen und Sudeten in unmittelbare Berührung
treten, was in der Gegend von Mährisch-Weißkirchen und Leipnik der
Fall ist. Leider aber erschwert der Mangel an Aufschlüssen das
Studium der hier bestehenden Verhältnisse außerordentlich. In den
weichen, vorwiegend aus Letten, Mergeln und mürben Sandsteinbänken
oder aus Menilitschiefer bestehenden Schichten des Alttertiärs gibt
es in der erwähnten Gegend nur ganz wenig Aufschlüsse, die über
die Lagerung der Schichten Auskunft geben. Außerdem aber ver-
decken ausgedehnte Ablagerungen von Lehm und Löß, vor allem auclı
von miocänem Tegel die Stellen, an denen die Formationen der Kar-
pathen mit denen der Sudeten in Berührung treten. Gerade die
Depots des Miocäns haben im Gebiete eine viel größere Verbreitung
als nach den Karten und Arbeiten der Autoren, die sich bisher mit
dieser Gegend befaßt haben, zu vermuten war.
Wiederholt ist das Gebiet Gegenstand der Untersuchung ge-
wesen. Außer älteren Autoren wie Beyrich, Foetterle und Wolf
sind in neuerer Zeit Uhlig!) und Tausch?) den Beziehungen
zwischen Sudeten und Karpathen in diesem Landstriche nachgegangen.
Auch ich habe mich schon einmal mit der Frage befaßt°) und kam
zu der Meinung, daß karpathische Schichten in verhältnismäßig rubiger
Lage auf solchen der Sudeten liegen. Maßgebend war für mich dabei
!) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1888, pag. 247, und Bau und Bild der
Karpathen, pag. 844.
2) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1889, pag. 405.
®) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1905, pag. 333.
1908 Sitzung vom 7. April. W. Petrascheck. 145
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Fig. 1.
Mährisch-Weisskirchen/
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146 Verhandlungen. Nra2%
die offenbar flach geneigte Lage der Unterkante des Alttertiärs.
Wiederholte fortgesetzte Begehungen aber lehrten mich, daß die La-
gerung der alttertiären Schichten keineswegs konform mit derjenigen
ihrer Basis ist, daß die ersteren vielmehr an den wenigen Stellen,
an denen ein Streichen und Fallen der Schichten abzunehmen ist,
ein Verhalten zeigen, welches wesentlich von dem Verhalten der
Oberfläche des Devonkalkes oder des Kulms abweicht.
Die vorstehende Kartenskizze gibt einen Überblick über die
Punkte, an denen das Alttertiär gegen Kulm oder Devon angrenzend
zu beobachten ist. Die Skizze ist nach den Aufnahmen von Uhlig
und von Tausch gezeichnet, wobei die Korrekturen eingetragen
wurden, die sich auf Grund meiner Begehungen ergaben. Ich bemerke
ausdrücklich, daß diese Kartenskizze in dem zu dem Kartenblatte
Mährisch-Weißkirchen gehörigen Anteile noch mannigfacher Richtig-
stellungen bedarf, denen ich aber nicht spezieller nachgegangen bin,
da es mir nur auf die Darstellung des Verhältnisses ankam, in dem
Kulm und Devon zum Alttertiär stehen. Leider ist nur an ganz we-
nigen Stellen die Lagerung der alttertiiren Schichten zu erkennen.
Zwischen Pohl und dem Pohlberge fallen in dem Wasserrisse die
bunten Tone des Alttertiärs unter zirka 30° nach SSO ein. Südöstlich
von Speitsch trifft man steil nach NW fallende graue Mergelschiefer.
Ein kleiner im Menilitschiefer zwischen Hleis und Speitsch angelegter
Steinbruch zeigt im allgemeinen gestörte Lagerung; dort wo ein
regelmäßiges Einfallen zu beobachten ist, ist dieses unter 50° gegen
NW gerichtet. Im großen ganzen liegt also eine muldenförmige La-
gerung vor. Im Zentrum dieser Mulde findet man zwischen Speitsch
und dem Pohlberge Sandsteine und an Stramberger Kalk reiche
Konglomerate. Ich bin noch zu keinem abschließenden Urteil ge-
kommen, ob diese den Grodischter Schichten oder ebenfalls dem
Alttertiär zuzurechnen sind.
Auf jeden Fall ist das Einfallen der alttertiären Schichten nach
beiden Seiten beträchtlich, weshalb man erstaunt sein kann, zwischen
Hleis und Cernotin Devonkalk anzutreffen. Sollte das Devon gleich-
zeitig mit dem überlagernden Alttertiär gefaltet sein, so müßte die
Schichtenlagerung in Hleis plötzlich eine ganz flache werden oder
es müßte die Alttertiärmulde durch eine bedeutende Querstörung
dortselbst abgeschnitten worden sein. Ich habe schon früher !) hervor-
sehoben, dab nicht nur der Kulm und das Devon, sondern auch das
Alttertiär Querstörungen erkennen lassen. Auf solche möchte ich den
südwärts auf Neecitz verlaufenden kulmischen Keil des Malenikwaldes
zurückführen. Ich neige aber heute mehr dazu, in diesen Störungen
Verwerfungen mit vertikalem Absinken als Blattverschiebungen zu
suchen.
Die nachstehenden Profile (1: 25.000) sollen die bei Speitsch be-
stehenden Lagerungsverhältnisse erläutern. Es ist aus dem Voraus-
gehenden ersichtlich, daß die im Alttertiär eingezeichneten Lagerungs-
verhältnisse nicht immer in den Profilschnitten beobachtet werden
JAI.Se. Pag» 334.
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14
Petrascheck.
W.
Sitzung vom 7. April.
1908
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. Verhandlungen.
Reichsanstalt. 1908. Nr. 7
k. geol.
R.
148 Verhandlungen. Nr. 7
konnten, vielmehr aus den benachbarten Aufschlüssen übertragen
werden mußten.
Früher glaubte ich), daß auch zwischen Austy und dem Heger-
hause westlich von Walschowitz alttertiäre Letten anstehen. Bei
Fortsetzung meiner Begehungen im vorigen Jahre aber lernte ich,
daß diese schiefrig zerfallenden lichtgrauen Letten miocäne Tegel
sind, die zum Beispiel zwischen Austy und Opatowitz den miocänen
Pecten-Sandstein deutlich überlagern.
Westlich von dem erwähnten Kulmvorsprunge treffen wir bei
Sob&echleb auf Verhältnisse, die sich noch schwerer unter der An-
nahme einer Faltung erklären lassen, welche Alttertiär und Kulm
gleichzeitig betroffen haben soll. Bei dem steinernen Kreuze, das
zirka 1 km nördlich des genannten Ortes steht, streicht das Alt-
tertiär N 3500 und fällt unter 45° gegen NW ein. Nordwestlich von
diesem Punkte aber trifft man unten am Bache den Kulm an, der
sich ununterbrochen. talabwärts verfolgen läßt und auch noch im
Streichen des oben genannten Aufschlußpunktes alttertiärer Gesteine
ansteht. Jenseits des Baches, westlich und nördlich von ladotin,
streicht wieder Alttertiär aus und man bemerkt an den Stücken des
Menilitschiefers, die an der Wegböschung zutage kommen, daß sie
stärker zerklüftet, stärker vom Gebirgsdruck beeinflußt sind als die
Kulmgrauwacke unten am Bache. Gewiß ist dies zum Teil darauf
zurückzuführen, daß die Kieselbänke des Menilitschiefers spröder
sind und Zerklüftungen leichter annehmen als die Grauwacken des
Kulms. Es ist aber dieser wiederholt zu beobachtende Umstand doch
bemerkenswert, denn der Kulm hätte mindestens eine Faltung, näm-
lich die varistische, mehr durchmachen müssen als das Alttertiär.
Auf ganz ähnliche Schwierigkeiten geraten wir südlich von
Mährisch-Ostrau, bei Paskau. Dicht westlich von dem dortigen Bahn-
hofe wurde in 400 m Tiefe das Karbon erbohrt. Die Anhöhen östlich
vom Bahnhofe bestehen aus der Teschener Unterkreide, die bei
Rzepischtz das normale Südfallen zeigt. Daß im Bohrloche keine
Kreide angetroffen wurde, mußte im Verein mit den anderen über
das Verhalten der Kreide bekannt gewordenen Tatsachen zur An-
nahme der UÜberschiebung der Kreide über das Alttertiär führen.
Aber auch das Verhalten dieses Alttertiärs ist bemerkenswert. Nord-
westlich von Rzepischtz, nahe an der Nordgrenze des Kartenblattes
Neutitschein, fällt der Menilitschiefer unter 35° nach W. Das Alt-
tertiär reicht noch beträchtlich weiter gegen Norden. Unter dem er-
höht liegenden Wärterhause zwischen Paskau und Rattimau streichen
sraue schiefrige Mergel mit Einlagerungen von mittelkörnigem
plattigem Sandstein aus. Es ist das der nördlichste noch sicher als
Alttertiär anzusprechende Tagesaufschluß. Weiter gegen Nord folgen
unter dem diluvialen Terrassenschotter Tegel, die nur als Miocän
gedeutet werden können. Unter solchem Tegel aber wurden östlich
vom Rattimauer Meierhofe von einer noch im Gange befindlichen
Tiefbohrung glimmerhaltige Schiefermergel mit dünnen Sandstein-
bänkchen angetroffen, die als Alttertiär anzusprechen sind und die
') Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1905, pag. 334.
1908 Sitzung vom 7. April. W, Petrascheck. 149
ein Einfallen von 40° zeigten. Auch beim Bahnhofe Groß-Kunzendorf
wurden dieselben Schichten in der Tiefe aufgeschlossen. Wenn nun
in Paskau bei 400 m Tiefe das Karbon ansteht, so folgt daraus, daß
man aus dem Einfallen des alttertiären Deckgebirges
nicht auf die Tiefenlage des Karbons schließen darf.
Wir haben uns vielmehr vorzustellen, daß die plastischen, vorwiegend
tonigen Schichten des Alttertiärs über dem aus den Formationen der
Sudeten gebildeten Untergrunde zusammengeschoben wurden, olıne
daß dieser in gleicher Weise in Mitleidenschaft gezogen wurde. Das
Alttertiär liegt als Abscherungsdecke auf dem Kar-
bon und Devon der Sudeten. Wir haben hier in dem sub-
karpathischen Hügellande Verhältnisse, wie sie uns Buxtorf im
schweizerischen Jura verstehen gelehrt hat. Wir begreifen so, warum
innerhalb dieses breiten Landstriches nirgends das ältere Gebirge zum
Vorschein kommt, obwohl die Schichten allerwärts in Falten und
Schuppen gelegt sind und obwohl in diesen Falten Schichtenbänke
ausstreichen, die wegen ihrer Geröllführung vermuten lassen, daß sie
sich nicht weit vom Untergrunde gebildet haben. Das Fehlen von
Aufbrüchen des älteren, sudetischen Gebirges kann gleichzeitig auch
auf große Mächtigkeit der alttertiären Schichten zurückgeführt werden.
Es ist aber bis heute noch nieht entfernt möglich, die wahren Schichten-
mächtiekeiten im Alttertiär der mährisch-schlesischen Karpathen zu
beurteilen, da die Tektonik im Detail noch unbekannt ist. Es sind
wohl zuweilen, zum Beispiel von Paul im Steinitzer Wald und Mars-
sebirge, außerordentliche Schiehtenmächtigkeiten in Profilen einge-
zeichnet worden, von denen sich viel auf tektonische Wiederholungen
zurückführen läßt, es ist aber doch sicher, daß die zusammenge-
schobene alttertiäre Decke eine bedeutende Dicke erreichen kann,
wie einzelne Tiefbohrungen beweisen. Unter 400 m Kreide traf man
in Metillowitz noch 350 »n Alttertiär an, ohne dessen Basis erreicht
zu haben. Ebenso wurden bei Bielitz unter 400 m Kreide noch 400 m
Alttertiär durchsunken, dessen Lage meist flach war, dessen Unter-
lage aber ebenfalls nicht erreicht wurde. Mit diesen Mächtigkeiten
stimmt diejenige überein, die im Paskauer Bohrloche unter der ero-
dierten Kreidedecke festgestellt wurde. Bedeutsamer ist in dieser
Hinsicht das Ergebnis der Pogwizdaner Bohrung, in der, wie oben
erwähnt, 750 m Alttertiär durchsunken wurden. Die gezogenen Kern-
proben ließen eine sehr flache Lagerung erkennen, so daß hier eine
viel größere Schichtenmächtigkeit festgestellt wäre, wobei allerdings
zu bedenken ist, daß bei der angewandten Bohrmethode tektonische
Wiederholungen leicht übersehen werden konnten. Immerhin zeigt
das Ergebnis dieser Bohrung, daß eine wahre Schichtenmächtigkeit
von 750 m in Betracht gezogen werden kann, ja es ist möglich, daß
viel größere Schichtenmächtigkeiten in Frage kommen können. Für
die Beurteilung der Dicke der Abscherungsdecke kommt aber die
wahre Schichtenmächtigkeit nicht ausschließlich in Betracht. Oft
dürfte sie durch Falten und Schuppenbildung innerhalb der Decke
gesteigert werden. Sie kann aber auch zum Beispiel infolge von Ab-
tragung vor und nach der Faltung verringert worden sein. Derartige
Erwägungen, für die es noch sehr an faktischen Unterlagen fehlt,
20*
150 Verhandlungen. Ne
sind von hoher praktischer Bedeutung, da die Umgrenzung des
reichsten österreichischen »Steinkohlenreviers von ihnen abhängig
ist. Leider sind die Tagesaufschlüsse derart ungünstig, daß durch
das Studium der Oberfläche sehr wenig zur Klärung beigetragen
werden kann.
Für die Gegend von Mährisch-Weißkirchen ersehen wir aus den
oben erwähnten Beobachtungen, daß die Dicke des dortigen Alttertiärs
unbedeutend ist und dab am äußersten Rande wenigstens eine nur
sehr allmähliche Dickenzunahme an der Alttertiärdecke zu konstatieren
ist. Auch zu Paskau, von wo wir heute wissen, daß es mindestens
6 km vom Karpathenrande entfernt liegt, ist die Dicke des Alttertiärs
noch nicht bedeutend. Betrachten wir nun nochmals das Verhalten
des Miocäns am Karpathenrande, so sind Beziehungen auffällig, auf
die schon Uhlig?!) hingewiesen hat, indem er hervorhob, daß der
Wall der Sudeten anscheinend hemmend auf die karpathische Faltung
gewirkt hat. „Die Salzformation empfängt ihre intensive Faltung in
denjenigen Partien, wo die Geosynklinale breit und tief entwickelt
war, wo sie eine enge und seichte Furche bildete, erscheint die Faltung
fast aufgehoben.“ In der Tat legt sich das Miocän völlig horizontal
bei Austy und östlich Cernotin über die Grenze zwischen Alttertiär
und Kulm, beziehungsweise Devon?). Auch südlich von Mährisch-
Ostrau, also bei Paskau, sind keinerlei Anzeichen einer Aufrichtung
des Miocäns vorhanden. Weithin nach Osten fehlen in der Literatur
jegliche Angaben über die Lagerung des Miocäns am Karpathenrande,
und gelegentliche, da und dort unternommene Exkursionen ließen er-
kennen, dab es mangels an Aufschlüssen nicht leicht möglich ist, sich
hierüber zu äußern. Sobald man sich aber von den äußersten Vor-
posten der Sudeten, den jurassischen Hügeln bei Krakau, entfernt,
wird die Faltung im Miocän deutlich und intensiv. Es ist zurzeit
noch unbekannt, wie mächtig hier die Tertiärgebilde werden können,
denn die Aufschlüsse in Wieliezka und Bochnia sind noch nicht auf
500 m Tiefe gekommen. Nur die westlichste der im Salzrevier von
Wieliczka abgeteuften Bohrungen, die beim Dorfe Kossocie nahe an
den jurassischen Kalkhügeln stand, hat mit 420 m unter der Salz-
!) Bau und Bild der Karpathen, pag. 909.
”) Im obersten Teile von Cernotin bei Mährisch- Weißkirchen zeigen die
miocänen Sandsteine lokal ein deutliches SO-Fallen. Ubrigens sind die Miocänab-
lagerungen, die im genannten Orte in einem Steinbruche aufgeschlossen sind, noch
aus einem anderen Grunde von Interesse. Uber mächtigen grobkörnigen Sand-
steinen liegt hier eine I—2 m mächtige Wechsellagerung grauer und roter Tone,
auf die grobe Konglomerate folgen. Auch in dem Steinbruche, der unterhalb der
Speitscher Mühle an der Betsch im Devonkalk angesetzt ist, bemerkt man in einer
Tasche, deren Wände ebenso wie die von Miocänkonglomeraten erfüllten Taschen
von Pholaden durchlöchert sind, rote und gelbe Mergel, die nur Miocän sein
können. Ob solche bunte miocäne Tone und Mergel zum Teil Abschlämmungspro-
äukte der bunten Alttertiärtone sind oder ob sie lokale Bildungen im Gebiete des
anstehenden Devonkalkes sind, ist im einzelnen schwer zu entscheiden. Auf jeden
Fall gemahnen solche im mährischen Miocän ungewöhnliche Einlagerungen zur
Vorsicht, wenn es sich um die Beurteilung isolierter Vorkommnisse bunter Tone
handelt, wie: ich sie früher aus einer Doline im Kalk bei Mährisch-Weißkirchen
als Alttertiär angesprochen habe. (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1905, pag. 335.)
1908 Sitzung vom 7. April. W. Petrascheck. 151
formation Jurakalk angetroffen !). Von der Salzformation selbst meint
Tietze, daß sie in eine Mulde gefaltet sei, so daß dieselben Schichten
zweimal durchbohrt wurden. Zu Boryslaw, wo sich nach Grzybowsky
die Störungen bis zur Überschiebung der Salzformation steigern, ist
man bis über 1200 m und nahe bei Boryslaw bis 1380 m Tiefe in
alttertiären Bildungen geblieben.
Gehen wir von Mährisch-Weißkirchen gegen Westen, so bleibt
die ruhige Lage des Miocäns bis in die Gegend von Austerlitz er-
halten 2). Erst wo südwestlich Brünns sich die Karpathen von dem
Wall der Sudeten entfernen, wird im Miocän wieder eine Schichten-
aufrichtung bemerkbar). Auch hier sind wir aber nur sehr mangel-
haft über die Mächtigkeit der betreffenden Ablagerungen unterrichtet.
Eine Bohrung in Auspitz hat bis 300 m Tiefe nur Auspitzer Mergel durch-
örtert *). Die Verhältnisse erinnern lebhaft an die Beziehungen zwischen
Rheintalgraben und Falten-, beziehungsweise Tafeljura, auf die Stein-
mann die Aufmerksamkeit gelenkt hat. Diese Beziehungen werden
für das uns beschäftigende karpathische Gebiet sehr verständlich,
wenn wir an eine Gleitfaltung denken, die sich natnrgemäß in
mächtigen plastischen Schichten stärker äußern muß als inschwächeren.
Auch diese Beziehungen können eine praktische Bedeutung für den
haben, der darauf ausgeht, neue Steinkohlenfelder zu suchen: man
wird dort, wo das Miocän am Karpathenrande aufge-
riehtet ist, mit einer größeren Tiefenlage des Unter-
srundes, also des erhofften Steinkohlengebirges,
rechnen müssen, und die Tiefen, die in Boryslaw erreicht wurden,
seben einen Maßstab für die Zahlen, auf die man sich immer noch
gefaßt machen darf.
Wenn ich im vorstehenden das Alttertiär des subkarpathischen
Hügellandes als eine Abscherungsdecke hinstellte, so muß ich noch
zur Beseitigung eventueller Mißverständnisse darauf hinweisen, daß
damit keineswegs eine Fernüberschiebung mit größerer Förderungs-
länge deklariert sein soll. Im Gegenteil, es sind alle Anzeichen dafür
vorhanden, dab das subbeskidische Alttertiär autochthon
ist, daß seine Bildung in der Nähe der Punkte erfolgte, an denen
wir es heute antreffen. Hierfür spricht vor allem seine lithologische
Zusammensetzung, die auf diejenigen Gesteine hinweist, die heute
nördlich seines Verbreitungsgebietes anstehen und unter seinem
Rande verschwinden.
Das Südende der Sudeten.
Wir haben im vorangehenden den Karpathenrand in seinem
Verhalten zu den Sudeten betrachtet und haben beobachtet, welche
Spuren diese letzteren in der Tektonik der Karpathen erkennen
!) Tietze, Gegend von Krakau. Jahrb. d.k.k. geol. R.-A. XXXVII (1837),
pag. 637.
?) Vergl. das Kartenblatt „Austerlitz“ der geologischen Spezialkarte aufge-
nommen von Tausch.
®), F. E. Suess, Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1906, pag. 160.
#) Rzehak, Verhand). d. naturf. Vereines Brünn, Bd. XXX.
152 Verhandlungen. NT
lassen. Wir wollen noch einen kurzen Blick auf das den Karpathen
vorliegende Ende des sudetischen Walles werfen, um zu erkennen,
daB wir umgekehrt in diesem karpathische Spuren finden können.
Diese Spuren werden uns erkennen lassen, daß die Tektonik der
Karpathen nicht etwa bloß eine solche des Deckgebirges sein kann,
wie sie der Annahme einer Gleitfaltung entsprechen könnte. Es
müssen vielmehr auch im Grundgebirge Streichrichtungen sich vor-
finden, die denjenigen des karpathischen Deckgebirges entsprechen.
Das Auffälligste im Kartenbilde der Südsudeten sind zwei von
Sedimenten des miocänen Meeres erfüllte Depressionen, die zu dem
Baue des sie umgebenden Gebirges keinen direkten Bezug haben:
die Bucht von Olmütz und die Oder—Betschfurche. Daß die Bucht
von Olmütz tektonisch vorgebildet war, ehe in ihr das Miocän zur
Ablagerung kam, wird von allen Autoren zugegeben !). Eine bedeut-
same Bruchlinie, der Marchbruch, erscheint nördlich der Bucht. Der
Parallelismus zwischen dieser Linie und der Boskowitzer Furche
deutet an, daß diese Bruchbildungen auf einheitliche Druckrichtungen,
die mit der Umgrenzung der böhmischen Masse zusammenhängen,
zurückzuführen sind.
Wichtiger ist uns die Oder—Betschfurche. Auch für diese
Depression wird angenommen, daß sie schon vor Einbruch des
miocänen Meeres bestand ?2). Man darf jedoch die Bedeutung dieser
Depression als Verbindungskanal des miocänen Meeres nicht über-
schätzen. Unsere Kartenskizze, Figur 1, zeigt, daß miocäne Tegel
auch südlich dieser Depression weite Verbreitung besitzen und daß
das Miocan auf dem Kulm südlich der Oder—Betschlinie noch See-
höhen von 400 m erreicht, so dab auch südlich des Maienikwaldes
eine Verbindung des nord- und südmährischen miocänen Meeres-
beckens bestanden haben muß. Wenn aber miocäne Depots (man
vergleiche die Zusammenstellungen Camerlanders?°) bis zu 470
bis 480 m Seehöhe ansteigen, $o ergibt sich die Möglichkeit, daß
zeitweise der ganze Malenikwald unter Wasser stand. Ich hebe das
mit Rücksicht auf Erörterungen hervor, wie sie sich bei Tietze®)
über die Erosion in dem engsten Miocänkanal bei Weißkirchen vor-
finden. Uhlig bezeichnet die Oder—Betschfurche als einen Graben
und erst unlängst hat Hassinger?’) auf die postmiocänen Ab-
senkungen an diesem Graben hingewiesen. Einer solchen Auffassung
ist unbedingt Recht zu geben. Die Brüche dieses Grabens sind noch
über das Gebiet der Wasserscheide hinaus zu verfolgen. Man darf
aber zwischen diesen Verwerfungen, auch wenn sie nur in einem
Wiederaufreißen älterer Bruchspalten bestehen sollten, und dem
Absinken des vom produktiven Karbon eingenommenen Gebietes
1) Vergl. Tietze, Gegend von Olmütz, Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. XLIII
(1893), pag. 558.
2) Camerlander, Jahrb. d.k.k. geol. R.-A. 1890, pag. 121, und Tietze,
Jahıb. d. k. k. geol. R.-A. 1893, pag. 59.
®) 1. c. pag. 208.
*) Gegend von Ostrau. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. XLIII (1893), pag. 59.
5) Mitt. d. k. k. geogr. Gesellsch. in Wien 1908, pag. 87.
1908 Sitzung vom 7. April. W. Petrascheck. 153
vom Kulm keinen Zusammenliang suchen, wie es Camerlander!)
und Tietze?) getan haben, denn in der Gegend von Ostrau liegen
unter dem Miocän, diesseits (südöstlich) des nördlichen Graben-
bruches, den wir an den Abfall der Kulmberge verlegen dürfen, zu-
nächst noch kulmische Schichten. Das Absinken des Steinkohlen-
sebirges wird vielmehr durch Faltungserscheinungen verursacht, deren
Richtung wenigstens in der Gegend von Ostrau verschieden von der
hier betrachteten ist.
Mit dem südlichen der beiden Grabenbrüche hängt das Empor-
tauchen karpathischer Ablagerungen an der Südseite der Oder zu-
sammen. Der eigentliche Karpathenrand, d. h. der heutige Auben-
rand der gefalteten karpathischen Schichten dürfte in diesem Graben
eingesunken sein. Es ist bemerkenswert. daß dieser südliche Graben-
bruch von einer Reihe in geradliniger Richtung aufeinander folgender
Säuerlinge begleitet ist, deren letzte Spuren bis in das Bergbau-
gebiet von Mährisch-Ostrau führen. Die sonst rätselhaften
Kohlensäureeinbrüche des Iemazschachtes und
Friedrichschachtes finden ihre einfache Erklärung
darin, daß sie am Ende der Linie liegen, die über
Deutsch-Jaßnik--Teplitz®) nach Moschtenitz führt.
Westlich von Mährisch-Östrau setzen bei Orlau, Dombrau und
Karwin andere, im allgemeinen Ost-West verlaufende postmiocäne
Brüche auf, die zum Teil ein bedeutendes Absinken des Karbons be-
wirken. Sie wurden beim Bergbau konstatiert und sind in der
Revierkarte eingetragen. In diesen Verwerfungen, die
einen bemerkenswerten Parallelismus zu dem den
SudetenvorliegendenBogenstückderKarpathenzeigen,
sind dieletzten Nachwirkungen karpathischer Gebirgs-
bildung im Vorlande zu suchen. Daan diesen Brüchen
der sudetische Untergrund in gleicher Weise wie der
Tegel verschoben wurde, dürfen wir die karpathische
GebirgsbildungnichtausschließlichindasDeckgebirge
verlegen.
Es gibt aber auch weit ältere Spuren in den Sudeten, die das
Streichen der Karpathen zum Ausdruck bringen. Tietze hat bei Be-
sprechung der Gegend von Olmütz nachdrücklichst darauf hingewiesen,
daß der Kulm des Niederen Gesenkes keine regelmäßig von dem
älteren Kern abfallende Schichtfolge. sondern vielmehr ein in Falten
gelegtes Gebirgsstück darstellt. Leider ist der Versuch, den Faltenbau
des näheren aufzuklären, in den bisher aus dem Kulmgebiete des
Niederen Gesenkes vorliegenden Kartenblättern nicht unternommen
worden. Das eine aber ist evident, daß das Gebirge von einem von
der Nordsüdrichtung nur wenig gegen NO abweichenden Streichen
1) ]. c. pag. 121 und pag. 207.
2) ]. c. pag. 39 und 59.
3) Daß die Quellen von Teplitz bei Weißkirchen nicht auf dem südlichen
Grabenbruche selbst, sondern auf einer ganz benachbarten, älteren, zwischen
Devon und Kulm durchsetzenden Verwerfung hervorkommen, ist nur eine sekundäre,
auf die Klüftigkeit des ganzen Gebirgssystems zurückzuführende Erscheinung.
154 Verhandlungen. Ne
beherrscht wird. Scharf kommt dieses unter anderem in einem langen,
sich in der topographischen Karte auffällig heraushebenden Rücken
zum Ausdruck, der zwischen Freudental und Bärn das Gebirgsstreichen
markiert und der aus Konglomeraten gebildet wird, die schon Römer!)
kannte, die er aber ins Devon stellte. Tatsächlich bilden diese durch
erbsengroße Quarze ausgezeichneten Konglomerate, die zusammen mit
ungleichkörnigen Sandsteinen aufzutreten pflegen, einen charakteristi-
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schen Leithorizont im oberen Teile des Kulms, der in verschiedenen,
weiter ostwärts folgenden Falten wieder zutage tritt. Östlich von
dieser konglomeratführenden Kulmzone folgt eine wesentlich synklinal
sebaute Kulmregion, die die jüngsten Kulmschichten enthält, nämlich
einen charakteristischen vielfachen Wechsel von Grauwacken und
!) Geologie von Oberschlesien, pag. 22.
-
1908 Sitzung vom 7. April. W. Petrascheck. 195
Tonschiefer, ferner milde, zum Teil auch als Dachschiefer entwickelte
Tonschiefer sowie mit schmutzigbrauner t) Farbe verwitternde Grau-
wacken.
Schräg zu dem Streichen des Kulms, also dessen Falten in
spitzem Winkel schneidend, verläuft die Linie, auf der die devonischen
Aufbrüche liegen. Mit vollem Recht hat Tietze diese Aufbrüche von
den sie umgebenden Schichten, die früher ebenfalls für Devon ge-
halten wurden, getrennt, und die Aufbrüche mit Klippen verglichen.
Es ist klar, daß man bei diesem Klippenzug, der den Faltenwurf des
mächtig entwickelten Kulms schräg durchschneidet, vor allem an
tektonische Klippen denken muß, was ja nicht hindert, daß dieselben,
wenigstens zum Teil, auch Inselklippen gewesen sein können, worauf
vielleicht von Tietze?) aufgefundene Konglomerate hindeuten
könnten. Es ist gewiß kein Zufall, daß sich gerade an die Nähe
dieser tektonischen Linie die hauptsächlichsten basaltischen Durch-
brüche halten und daß gleichfalls nahe an dieser Linie die Säuer-
linge von Domstadtel-Andersdorf hervortreten. Dieser NO—SW ver-
laufende Klippenzug tritt bis an die Bucht von Olmütz heran und
läßt sieh, offenbar infolge des schon erwähnten Marchbruches ver-
schoben, auch jenseits, westlich der Marchniederung weiter verfolgen.
(Vergl. die vorstehende Kartenskizze.) Es tritt in dieser Linie die
Richtung hervor, die sich auch im Kulm am Karpathenrande ein-
stellt und die das den Sudeten vorliegende Stück der Karpathen
beherrscht.
Bis dieht an die Oder—Betschfurche bleibt das NNO—SSW-
Streichen des Kulms das vorherrschende und erst südlich dieser
Tiefenlinie überwiegt die NO—SW- bis O—W-Richtung. Man
sieht also hier das sudetische Grundgebirge dieselbe
Streichungsrichtung annehmen, die das angrenzende
Karpathenstück beherrscht. Auch die dislozierten Devonkalke
von Weißkirchen haben dasselbe Streichen.
Der Untergrund der mährisch-schlesischen Karpathen.
Die südlichsten Kulmaufschlüsse zeigen die Konglomerate mit
den erbsengroßen Quarzgeröllen. Bei normalem Faltenwurf hätten dar-
auf noch die oberen Kulmschichten, deren Ausstrich einige Kilo-
meter Breite haben kann, zu folgen. Was sonst unter dem Karpathen-
stück, das diesem Südende der Sudeten vorgelagert ist, zu erwarten
wäre, kann nur aus der Blockführung der karpathischen Formationen
sefolgert werden.
Ich erwähnte oben, daß das subbeskidische Alttertiär autochthon
ist, denn wir sehen es ohne Überfaltung dem Grundgebirge aufgelagert,
wir sehen es weit hinein nach Oberschlesien transgredieren und wir
sehen es aus solchen Gesteinselementen aufgebaut, wie sie unter
ihm am Rande verschwinden. Kulm und produktives Karbon können
!) Im Gegensatz zu den beim Verwittern meist schmutziggrün werdenden
tiefsten Kulm-Grauwacken.
?) Erläuterungen zum Blatt Freudental, pag. 27.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 7. Verhandlungen. 9
156 Verhandlungen. Nr’
bei ihrer Zerstörung zur Bildung von nur feinkörnigen oder tonigen
Sedimenten Veranlassung gegeben haben, denn das produktive Karbon
besteht vorherrschend aus Schiefertonen, seine Sandsteine sind meist
weich und feinkörnig. Nur an der Grenze von Ostrauer und Schatzlarer
\
Schichten wird der Sandstein grobkörnig bis konglomeratisch. Auch
im Kulm spielen die mehrfach erwähnten Konglomerate eine nur
untergeordnete Rolle. Im übrigen sind seine Grauwacken fein- bis
mittelkörnig. Die Zerstörungsprodukte des Kulms und des produktiven
Karbons finden sich im subbeskidischen Alttertiär. Die weite Ver-
breitung von Kohlenbrocken in demselben beweist, daß die Zerstörung
von Steinkohlengebirge wesentlichen Anteil zur Bildung von diesem
Alttertiär gegeben hat. Aus der Gegend von Teschen lassen sich die
Kohlenbrocken bis nach Bistfitz am Hostein verfolgen. Wir dürfen
daraus schließen, daß auch das Streichen des produktiven Karbons
unter den Karpathen eine Umbiegung in die Südwestrichtung erfährt.
Der bekannte Riesenblock von Chorin bei Hustopetsch, der eine in die
Alttertiärschichten eingehüllte Abscherungsklippe ist, beweist, daß
unter dem Alttertiär produktives Karbon noch anstehen muß. Die
Steinkohlenmulde von Mährisch-Ostrau kann nicht die westlichste
sein, sie muß, da Stur in dem Block von Hustopetsch die Flora
der Schatzlarer Schichten nachgewiesen hat, in der Richtung gegen
SW von einer neuen Mulde abgelöst werden.
Während also das subbeskidische Alttertiärinder
uns beschäftigenden Gegend vornehmlich Zerstörungs-
produkte des Steinkohlengebirges und wohl auch des
Kulms enthält, finden sich in der Kreide, abgesehen
von jurassischen Kalken, vornehmlich Brocken älterer
Gebirgsarten. Auch die Sandsteine der Kreide, insbesondere der
mittel- bis grobkörnige Grodischter Sandstein, lassen erkennen, dab
sie an einer anderen Küste entstanden sind wie das subbeskidische
Alttertiär. Bedenken wir, daß die Kreide beträchtliche Strecken weit
auf Alttertiär aufgeschoben ist, so verstehen wir, warum wir auch
südlich von manchen Kreideschollen noch Alttertiär mit Steinkohlen-
brocken antreffen.
Zur Erklärung dieser Verhältnisse hatte man zur Annahme
eines aus altkristallinen Gesteinen bestehenden alten Walles gegriffen.
Diese Annahme ist der Idee des vindelizischen Gebirges angepaßt,
die wiederholt aufgegriffen und wieder verlassen wurde. Tatsächlich
kann man in den Karpathen der Annahme eines derartigen aus
kristallinen Schiefern gebildeten Gebirgszuges, auf dem die Schichten
des jüngeren Paläozoikums insbesondere das ganze Karbon fehlen,
nicht wohl entbehren, nur müssen diese kristallinen Schiefer anderswo
gesucht werden, als Tietze einst wollte. Gelegentlich von Er-
örterungen über die Umgrenzung der Steinkohlenablagerungen präzisiert
Tietze!) in seiner Geologie von Krakau genau, wo er diese kristal-
linen Schiefer vermutet. Er meint, daß dieselben den vorjurassischen
Ablagerungen „gegen die heutige karpathische Region eine Grenze zu
ziehen imstande waren“. Hiernach werden also die kristallinen Schiefer
!) Jahrb, d. k. k. geol, R.-A;, Bd. XXXVII (1887), pag. 410.
1908 Sitzung vom 7. April. W, Petrascheck. 157
ganz an den Außenrand der Karpatlıen, wenn nicht gar vor denselben
verlest. Heute wissen wir genau, daß unter dem Außenrand der
Karpathen noch produktives Karbon ansteht. Wir wissen ferner, dab
es zum Teil jüngere Karbonschichten sind, die hier erbohrt wurden,
so daß bei der bekannten großen Mächtigkeit der Steinkohlenformation
noch eine Strecke weit gegen Süden andere flözführende Karbonschichten
folgen können !). Es ist übrigens beachtenswert, dab auch Tietze
auf derselben Seite, in der er seine Ansicht über die erwähnte
Situation der kristallinen Schiefer ausspricht, doch zugibt, daß südlich
von Karwin und südlich von Oswiecim das produktive Karbon ein
Stück weit in die Karpathen binein reichen kann.
Es sind hinreichend Beweise dafür vorhanden, daß die mährisch-
schlesische Kreide auf Alttertiär überschoben ist. Man vergleiche
hierzu den eingangs erwähnten Aufsatz Uhligs?) und erinnere sich,
daß die Zahl der Beweispunkte, soweit sie auf Tiefbohrungen besteht,
sich noch vermehrt hat (Metillowitz und Bielitz, vielleicht auch
Wojkowitz und Kowali). Nur über das Ausmaß dieser Uberschiebung
der Kreide können die Ansichten auseinandergehen. Aus Gründen,
die ich schon anderen Ortes angedeutet habe?), halte ich es für
möglich, daß eine UÜberschiebung von 10—20 km Förderungslänge
uns in Mähren und Schlesien, die bisher bekannten Tatsachen ge-
nügend erklären könnte. Mag aber auch der Betrag der Überschiebung
srößer oder kleiner sein, auf jeden Fall haben wir das Ursprungs-
gebiet dieser Gerölle kristalliner Schiefer nieht dort zu suchen, wo
wir sie heute eingebettet finden, sondern erst weiter im Süden. Auch
der Magurasandstein bezog seine Geschiebe aus demselben, südlicher
gelegenen Gebiete. Gerade durch die von Uhlig betonte Zusammen-
gehörigkeit von Kreide und Magurasandstein kommt man zu einer
einfachen und natürlichen Erklärung der Geröllführung der karpathi-
schen Ablagerungen, was, solange der Einfluß bedeutsamer Über-
schiebungen nicht erkannt war, unmöglich war.
Erst im südlichen Teile des subbeskidischen Alttertiärs finden
sich grobkörnige Sandsteinschichten. Es sind das die Nulliporen füh-
renden Sandsteine und Nummulitensandsteine. In ihnen bemerkt man
neben Steinkohlenbröckchen auch Splitter von grünen Phylliten und
Grünschiefer ähnlichen Gesteinen. Der tektonische Verband dieser
srobkörnigen Sandsteine mit dem übrigen Alttertiär ist noch nicht
überall klar. Zum Teil aber haben wir alle Ursache, sie als Ein-
lagerungen in den alttertiären Mergelschiefern aufzufassen. Es ist nun
bemerkenswert, daß Zertrümmerungsprodukte ähnlicher Grünsteine
sich auch in manchen Karbonhorizonten, nämlich dem Grenzgebiete
zwischen Östrauer und Schatzlarer Schichten, sowie in diesen letz-
teren vorfinden. Aus den Flözen jüngerer Ostrauer Schichten kennt
man ferner schon von Stur*) erwähnte Gerölle, die auf ein aus
1) Vergl. Petrascheck, Die Steinkohlenvorräte Österreichs, Österr. Zeitschr.
f. Berg- und Hüttenwesen 1908, Beilage Nr. 4, pag. 28.
S)eliy c. par. 16.
°) Mitteilungen der geologischen Gesellschaft in Wien, Heft 1, pag. 66.
*) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1885, pag. 613. Stur war einer anderen, un-
haltbaren Anschauung über die Entstehung dieser „Steinsandmassen“.
21%
158 Verhandlungen. Nr:
kristallinen Schiefern bestehendes Gebiet für ihre Herkunft hindeuten.
Auch der Feldspat gewisser grobkörniger karbonischer Arkosen deutet
auf ein Gebiet hin, das erst sehr weit nordwestlich des mährisch-
schlesischen Karbons nicht gesucht werden könnte, wenn es nicht
unter den Karpathen liegt. Alles dies weist vielmehr darauf hin, daß
südlich des produktiven Karbons kristalline Schiefer. auftauchen
können, eben der Wall, an den schon Tietze dachte.’‘Ja es ist möglich,
daß diese kristallinen Schiefer schon in dem südlichsten Teile des
subbeskidischen Alttertiärs anstehen !).
Es ist auffallend, daß in Schlesien wenig Kulmgerölle angetroffen
werden. Diese aber erreichen weiter westlich in Mähren, zwischen
Wallachisch-Meseritsch und Czetechowitz, große Verbreitung im Ma-
gurasandstein und im Grodischter Sandstein. Gehen wir noch weiter
gegen West, nach Koritschan, so treffen wir Kulmgrauwacke zu-
sammen mit kristallinen Schiefern auch in den Konglomeraten, die
im Steinitzer Sandstein aufsetzen. Wenn Hohenegger aus exotischen
Blöcken der Gegend von Teschen Kohlenkalkfossile erwähnt, so handelt
es sich hierbei zweifellos um den Südflügel der Mulde, in deren
Zentrum das produktive Karbon liegt. Es muß aber dieser Subkarbon-
zug weit schmäler sein wie das nordwestlich vorliegende Subkarbon
der Südsudeten.
Weithin im Streichen der Karpathen lassen sich die Steinkohlen-
brocken im Alttertiär verfolgen. Weithin verbreitet trifft man im Magura-
sandstein rote Granite, rote Augengneise und graue Gneise mit großen
bläulichen Quarzen. Das alles deutet darauf hin, daß das
Grundgebirge der Karpathen ein Streichen haben
dürfte, das wenig verschieden von dem ist, das die
jungen Falten der mährisch-schlesischen Karpathen
beherrscht. Wir sehen also die sudetischen Falten, die nördlieh
der Karpathen quer oder schräg zu diesen stehen, mit Eintritt in die
heute von den Karpathen eingenommene Region in die Streichrichtung
derselben einbiegen und diese beibehalten.
Ich erwähnte oben, daß mir Steinkohlenbrocken mit Kohlen-
schiefer noch von Bistritz am Hostein bekannt geworden sind. Sie
finden sich hier in Sandsteinen, beziehungsweise Konglomeraten, die
zum Magurasandstein gerechnet werden (Steinbrüche des Bedlina).
Ich glaube, daß diese Funde uns andeuten, daß das Streichen des
sudetischen Grundgebirges im Vergleich zu demjenigen der Karpathen
etwas nach Süden abweicht. Sei dem wie ihm wolle, auf jeden Fall
haben wir positive Anhaltspunkte dafür, daß auch die Steinkohlen-
formation von Mährisch-Ostrau weithin gegen SW fortstreicht. Von
dem Betrage der Dickenzunahme des Deckgebirges und von der
Richtung, welche die Grenze zwischen produktivem Karbon und dem
nördlich vorliegenden Kulm einschlägt, hängt ab, wie viel von diesem
Flözgebirge dem Bergmann erreichbar sein wird. Seitdem der Karbon-
block von Hustopetsch bekannt geworden war, wurde allgemein zu-
gegeben, daß das Steinkohlengebirge von Mährisch-Ostrau gegen SW
') Auch diese Erwägungen lassen den Wert der Steinkohlenschurfe beurteilen,
die noch südlich dieser Alttertiäraufbrücbe in der Kreide liegen.
1908 Sitzung vom 7. April. W. Petrascheck u. Prof. J. Simionescu. 159
eine Fortsetzung findet. Tietze, Bartonee und Jicinsky haben
sich in diesem Sinne geäußert. Die Beobachtungen und Erfahrungen,
die ich bei meinen in den letzten Jahren speziell diesem Problem
sewidmeten Studien gesammelt habe, haben die Antwort im Detail
etwas verschoben, im ganzen aber doch die Vermutung einer Fort-
setzung des Kohlengebirges erhärtet. Aufjeden Fallaberlenken
die in der letzten Zeit in den Karpathen gemachten
Beobachtungen mit nur ganz geringen Abweichungen
wieder in dieselben Bahnen ein, in die uns E. Suess
schon vor vielen Jahren gewiesen hat.
Prof. J. Simionescu. Uber das Vorkommen der
Werfener Schichten in Dobrogea (Rumänien).
Den Bemühungen zahlreicher, fast ausschließlich österreichischer
Forscher — Peters, Redlich, Anastasiu, Kittl — verdanken
wir die Erweiterung und die Vertiefung unserer Kenntnisse über die
Trias der Dobrogea. Man weiß jetzt, daß diese Bildungen vollkommen
in der Weise der alpinen Trias entwickelt sind; man kennt schon
eine Menge Versteinerungen — teilweise monographisch von Kittl?)
bearbeitet — welche auf die Anwesenheit der Mitteltrias und der unteren
Zone der Obertrias hindeuten. Die skythische Stufe wurde bis jetzt
noch nicht sicher festgestellt, obwohl darüber Vermutungen aus-
gesprochen wurden und Anastasiu?) aus einem Ufergerölle des
Babadaghsees einen Tirolites herauspräparieren konnte.
Meine Überraschung war nicht gering, als ich schon bei der
ersten Exkursion (1902), die ich in der Triasregion der Dobrogea
machte, in der nächsten Umgebung von Tulcea — Hauptstadt des
sleichnamigen Distrikts — Versteinerungen fand, welche das Vor-
kommen der Werfener Schichten erwiesen. Seitdem habe ich meine
Sammlung vergrößert, so daß es mir möglich war, einige entscheidende
Formen zu bekommen.
Der geologische Bau der nächsten Umgebung von Tulcea ist, wie
es auch aus der letzthin erschienenen Arbeit von Kittl zu entnehmen
ist, ziemlich verwickelt, wahrscheinlich infolge der tektonischen
Vorgänge, welche in Verbindung mit der nördlichen Absenkung des
Horstes von Dobrogea stehen. Schon Peters zeigte, daß der östliche
Hügel — „Stein“ von Tulcea oder Hora-Tepe genannt — auf welchem
neuerlich eine Siegessäule errichtet worden ist, aus grünlichgrauen,
von Porphyrgängen durchsetzten Schiefern und verrucanoähnlichen
Konglomeraten besteht, die nach meinen Beobachtungen, mit größerer
Wahrscheinlichkeit als bis Jetzt angenommen wurde, dem Paläozoikum
angehören. Diese Bildungen haben eine NW—SF-Richtung, so daß sie
auch auf dem äußeren Rande des Festungshügels, nordwestlich von
Tulcea, erscheinen.
', E. Kitt], Beiträge zur Kenntnis der Triasbildungen der nordöstlichen
Dobrudscha. Denkschr. d, mat.-nat. Klasse d. kais. Akad. d. Wissensch., Wien,
Bd. LXXXI, 1908.
®) V. Anastasiu, Contribution ä l’etude geologique de la Dobrogea
(Roumanie). Paris 1898, pag. 46.
160 Verhandlungen. Nr
Der petrographische Hauptbestandteil dieser letzten niedrigen
Böschung sind aber dunkelgraue, manchmal pyritführende Kalkmergel
und Schiefer, die auf die paläozoischen Bildungen sich auflagern.
Die untertriadischen Versteinerungen befinden sich in den erst-
genannten Ablagerungen, den Kalkmergeln, welche durch große Stein-
brüche weit aufgeschlossen sind. Der nordwestliche Teil des Festungs-
hügels, wie auch die anderen Böschungen, welche die Stadt gegen S,
beziehungsweise SE begrenzen, sind aus grauen oder rotgefleckten
Kalken zusammengesetzt, die höchstwahrscheinlich der mittleren Trias
angehören. In den Kalken, welche im Stadtgebiete aufgeschlossen
sind, fand ich Cephalopodendurchschnitte (Monophyllites und Orthoceras),
während Kittl aus dem Gesteine ZAhynchonella retractiformis und
Monophyllites cfr. Swessi präparieren konnte.
Das ganze Gebiet wurde zertrümmert; die Verwerfungen, welche
man in den beiden oben besprochenen Hügeln beobachten kann, sind
Zeugen dafür.
Die Bildungen, welche SW von Tulcea als Straßenschottermaterial
Verwendung finden, kann man sehr gut als Dislokationsbreecie be-
zeichnen. Wie gesagt, über das Vorhandensein der Untertrias in
Dobrogea wurden bis jetzt keine sicheren Beweise erbracht. Peters,
dessen Arbeit: „Grundlinien zur Geologie der Dobrudscha®* noch
immer die gründlichste geologische Zusammenfassung dieses Teiles
rumänischen Bodens bleibt, erwähnt nur weitere Analogien zwischen
manchen Ablagerungen der Umgebung von Carjelar und Tulcea mit
den Werfener Schichten der österreichischen Alpen. Bei der Be-
sprechung der Kalkmergel von Alt-Tulcea vergleicht Kittl dieselben
zuerst mit den Halobienmergeln von Catoloi, um sie weiters — auf
Grund der auftretenden Quarzite — mit größerer Wahrscheinlichkeit
als untertriadisch zu betrachten.
Versteinerungen kommen ziemlich oft in den obenerwähnten
Mergeln vor, sind aber schlecht erhalten. Ausnahmslos liegen nur
Steinkerne und Abdrücke vor. Bei den Oephalopoden ist meistens nur
die Wohnkammer erhalten, während die inneren Windungen entweder
ganz fehlen, oder nur als undeutliche Spuren zu beobachten sind.
Infolgedessen ist. die Lobenlinie — so wichtig bei der Bestimmung
der triadischen Ammoniten — nur äußerst selten sichtbar. In dem
reichen Material, das im geologischen Institut der Universität zu
Jassy aufbewahrt ist, konnte ich trotzdem folgende Formen erkennen:
Pflanzenspuren.
Ihynchonella sp. Zwei schlecht erhaltene Exemplare liegen mir
vor, die aber um so interessanter sind, als die alpine Untertrias sonst
arm an Brachiopoden ist.
Discina sp.
Pseudomonotis aurita Hauer. Kommt ziemlich häufig vor.
Pseudomonotis venetiana Hauer.
Pecten cfr. Alberti Gldf. Alnlich den kleinen Formen, die
3ittner aus der Untertrias des Bakonyer Waldes beschreibt und ab-
bildet. (Lamellibranchiaten a. d. Trias des Bakonyer Waldes, pag. 84
und 90, Taf. VIII, Fie. 34 Tas Rig 42.)
Sitzung vom 7. April. Prof. J. Simionescu. 161
=
<o
[oo
Myaecites fassaensis Wissm.
Modiola sp.
Tirolites Haueri Mojs.
Tirolites spinosus Mojs.
Tirolites efr. cassianus Hauer.
Tirolites sp. Mehrere Bruchstücke, welche nach Skulptur und
Dimensionen der Windungen sicher nicht mit den vorigen Arten
zu identifizieren sind.
Danubites sp. Zeigt nach der Skulptur eine große Ähnlichkeit
mit Danubites elliptieus Dien. aus der innerasiatischen Untertrias (The
Cephalopoda of the Lower Trias. Pl. XIV, Fig. 12 und 13).
Dinarites cfr. mohamedanus Mojs. Neben Tirolites tritt diese
Gattung in zahlreichen Exemplaren auf; leider sind sie nur als durch
Pression verdrückte Bruchstücke erhalten; einige davon zeigen aber
die Lobenlinie, was die generischee Bestimmung erleichterte. Manche
Formen mit glatten Windungen, wenig gewölbten Seiten und ab-
gerundeten Konvexteilen stehen dem in der alpinen Untertrias so oft
vorkommenden D. mohamedanus am nächsten; andere Formen, die
breite Falten besitzen, sind dagegen dem D. dalmatinus sehr ähnlich.
Ammonites g. Unter dieser Bezeichnung stelle ich vorläufig
mehrere Bruchstücke zusammen, die insofern interessant sind, als sie
an manche asiatische Formen erinnern. Es gibt zum Beispiel Exem-
plare, die feingerippte Windungen besitzen wie bei Prionolobus volutus
Waag. (Fr. Noetling, Die asiatische Trias, Taf. 24, Fig. 1). Es
ist mir schwer, nähere Verknüpfungen zu finden, da eben bei diesen
Steinkernen die Lobenlinie nicht erhalten ist.
Nautilus sp.
Der alttriadische Charakter der besprochenen Fauna ist zweifel-
los. Unter den bekannten Fossilien gibt es eine Anzahl von Formen
(Pseudomonotis aurita, P. venetiana, Myac. fassaensis, Tirolites Haueri,
T. spinosus, Dinarites), deren Hauptverbreitung in die’ Campiler-
schichten der alpinen Trias fällt; wir dürfen also annehmen, daß
die Trias von Tulcea vorwiegend diesem Horizont angehört. Die
Werfener Schichten sollen aber in Dobrogea eine weitere Verbreitung
haben und nicht nur eine mergelige, sondern auch eine kalkige
Entwicklung besitzen. Als Zeichen dafür dient die Angabe von
Anastasiu. Der Steinkern von Tirolite, den er am Ufer des
Babadaghsees gefunden hat, besteht aus einem grauen Kalkstein; über
die generische Bestimmung kann kein Zweifel bestehen, da die Loben-
linie gut erhalten ist.
Ebenso fand ich unweit von Malcoci — bei Lutul-alb — in einem
dunkelgefärbten Kalkstein einige der Natiria semicostata Leps. sehr
ähnliche Schnecken, während Gr. Stefanescu XNatiria costata von
Ciorcova erwähnt. Diese Andeutungen zeigen, daß auch in Dobrogea
die Unterlage der so stark entwickelten mittel- und obertriadischen
Kalke aus Werfener Schichten besteht, deren Auftreten bei Tulcea
durch die obenerwähnten Versteinerungen festgestellt wird.
162 Verhandlungen. Nr.’?
Vorträge.
O. Ampferer. Über neuere Erfahrungen der Geologie
der Lechtaler und Allgäuer Alpen.
Der Vortragende legt die großenteils vollendeten Aufnahmen
(1:25.000) des Blattes „Lechtal“ vor und schildert die beteiligten
Schichtgruppen und ihre Tektonik. Ein Teil dieses Vortrages soll im
heurigen Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt erscheinen,
das andere zugleich mit der Beschreibung dieser Gebirgsgruppen.
Literaturnotizen.
G. Geyer. Die Aufschließungen des Bosrucktunnels
und deren Bedeutung fürden Bau des Gebirges. Besonders
abgedruckt aus dem LXXXII. Bande der Denkschriften der mathe-
matisch-naturwissenschaftlichen Klasse der kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften. Wien 1907, 40 Seiten, 3 Tafeln und 3 Textfiguren.
Zufolge eines Beschlusses der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften,
die geologischen Aufschließungen durch die in Bau begriffenen Alpentunnels
(Wocheiner Tunnel, Karawankentunnel, Bosrucktunnel und Tauerntunnel) zu ver-
folgen, um auf Grund derselben die Struktur der durchfahrenen Hochgebirge ge-
nauer feststellen zu können, als dies bisher allein durch obertägige Beobachtungen
möglich gewesen war, wurde der Chefgeologe Dr. A. Bittner, in dessen Auf-
nahmsterrain jene Strecke lag, von der Direktion der k. k. geologischen Reichs-
anstalt!) beauftragt, die entsprechenden Studien für den Bosrucktunnel durch-
zuführen.
Nach dem frühzeitigen Ableben des Genannten fiel diese Aufgabe dem Re-
ferenten?) zu, welcher nicht allein zu wiederholtenmalen die fortlaufenden Auf-
schließungen an Ort und Stelle besichtigte, worüber mehrmals im „Anzeiger“ der
Kaiserlichen Akademie berichtet wurde, sondern auch in den Sommermonaten 1903
und 1904 einen Teil seiner Arbeitszeit dazu verwenden durfte, um die geologische
Aufnahme des Bosruckgebietes kartographisch weiter zu detaillieren.
Nach Abschluß der Bauarbeiten im Tunnel konnte Referent endlich die
vorliegenden Studien, durch welche die Lagerungsverhältnisse der Haller Mauern
am Südrande der Nordkalkalpen näher bekannt gemacht werden sollen, zur
Publikation überreichen.
Der Bosrucktunnel gehört dem Zuge der Pyhrnlinie: Linz—Selztal an, welche
das nördliche Netz der Staatsbahnen mit den nach Triest gravitierenden alpinen
Strecken verbindet. Derselbe durchbricht in einer Länge von 4763 m den wasser-
scheidenden Kamm zwischen dem Krems—Steyrgebiete und dem Eunstale an-
nähernd unter dem Gipfel des Bosruck (2007 m), so daß der ungefähr in einer
Meereshöhe von 700 m geführte Tunnel etwa in seiner Mitte durch eine Gesteins-
masse von 1300 »n Mächtigkeit überlagert wird.
Zunächst werden in der vorliegenden Arbeit die stratigraphischen Ver-
hältnisse des Bosruck besprochen, Auf einer aus silurischen Tonschiefern
und Grauwacken gebildeten, nur in beschränktem Ausmaße am Fuße des
Saalberges bei Liezen zutage tretenden altpaläozoischen Basis ruhen in großer
Mächtigkeit die Absätze der Triasformation, und zwar zunächst mächtige Massen
von Werfener Schichten, welche die waldigen Vorberge zusammensetzen und
im Bosruck selbst sodann von den in Wänden aufragenden Dolomiten und
Kalken der mittleren und oberen Trias überlagert werden. An der Basis
der Weıfener Schichten erscheinen braune und grünliche Flaserbreccien und
!) Vergl. Verhandl. d. k.'k. geol. R.-A. 1902, pag. 5 und 6.
2) Ibid. 1903, pag. 24.
1908 Sitzung vom 7. April. G. Geyer. 163
Konglomerate aus Geröllen von kristallinischen und paläozoischen Gesteinen, so-
wie aus spärlich eingestreuten gelbweißen alten Kalken. Diese Basallage klastischer
Gesteine könnte als eine Vertretung des südalpinen Verrucano angesehen
werden, doch fehlen sichere Anhaltspunkte, durch die jene Annahme tatsächlich
bewiesen werden könnte.
Die tiefere Abteilung der Werfener Schichten besteht vorwiegend aus
fossilleeren, weißlich- oder graugrünen, plattigen, quarzitischen Sandsteinen mit
zuweilen dolomitischem Bindemittel (Pleschbergauarzite). Zwischen diesen Quarziten
erscheinen bereits schmälere Lagen brauner oder grüner Sandsteinschiefer vom
Typus des Werfener Schiefers, auch finden sich schon in diesem tieferen Niveau
einzelne Gipslagen.
Die obere Abteilung der Werfener Schichten wird durch die bekannten
bunten, slimmerigen Mergel- und Sandsteinschiefer mit Myaeitensteinkernen und
kleinen gerippten Myophorien gebildet.
Zwischen diesen beiden Stockwerken aber erscheint ein Niveau von schwarzen
Kalken, gelben Mergeln und gelben Jöcherigen Rauhwacken, das, auf der Süd-
seite des Bosruck mehrfach in Falten gelegt, in drei Zügen auftritt. Es liest
nahe, dieses Niveau mit dem Bellerophonkalk der Südalpen und die darunter
liegenden Pleschbergquarzite mit dem Grödener Sandstein zu vergleichen, doch ist
es bis heute nicht gelungen, paläontologische Beweise für die Stichhaltigkeit
dieser Parallelisierung zu finden.
In den oberen Werfener Schichten, also zwischen dem mittleren Rauh-
wackenniveau und den roten Oolithkalken, welche das Dach des Werfener
Schiefers darstellen, schaltet sich das Haselgebirge ein in Form dunkelgrauer,
mergeliger Schiefertone und Gipsmergel mit Knauern, Lagen und Adern von Gips
und Anhydrit, sowie mit mächtigen Massen eines seinem äußeren Ansehen nach
völlig dem reinen Anhydrit gleichenden, aber aus einem Gemenge von schwefel-
saurem Kalk mit koblensaurem Kalk und kohlensaurer Magnesia, also aus Anhydrit
und Dolomit bestehenden überaus zähen standfesten Gesteines, das durch Ein-
wirkung des Wassers nur in einer dünnen, oberflächlichen Kruste verändert wird.
In ganz untergeordneten Lagen erscheint im Haselgebirge des Bosruck
auch Steinsalz, in dessen unmittelbarer Gefolgschaft während des Stollenvortriebes
an verschiedenen Stellen das Auftreten brennbarer Kohlenwasserstofigase (Methan)
beobachtet wurde. Uber dem Haselgebirge lagern noch einmal grüne oder intensiv
rote Schiefer und der für diese oberste Lage charakteristische rötlichgraue Oolith-
kalk, welcher in der Gegend des Pyhrnpasses fossilführend auftritt.
Das Hangende der Werfener Schichten des Bosruckgebietes wird durch
dünnplattige, schwärzliche Gutensteiner Dolomite und Kalke gebildet, ans
welchen eine kleine Natica, wohl Natica Stanensis Pichl, und verschiedene in-
differente Gervillien und modiolaähnliche Formen. sowie eine kleine, gerippte
Myophoria vorliegen. Über diesen in der Gegend von Spital mitunter violette
Flußspateinschlüsse führenden, dieReichenhaller Fazies repräsentierenden Ge-
steinen des unteren Muschelkalkes folgen lichtgraue, zumeist breceiöse Dolomite,
welche als unterer Dolomit bezeichnet werden müssen, da dieselben lokal,
nämlich auf dem Südabsturz des Kitzsteines, von nur wenige Meter mächtigen,
roten oder grünlichen, knolligen Hornstein- und Kieselkalken bedeckt werden,
aus welchen noch eine unzweifelhaft anisische Brachiopodenfauna herausgeklopft
werden konnte.
Auf einer über der Baumgrenze südlich unter dem Kitzstein hervor-
ragenden Rasenkuppe wurden nämlich in einem roten Kalk Spirigera trigonella
Schloth. sp., Mentzelia Mentzelii Dkr. sp., Spiriferina fragilis Schloth. sp. gesammelt.
Darüber folgen dann die Gipfelkalke des Bosruck, hellgraue, etwas dolo-
mitische, rhomboedrisch klüftende, massige Kalke mit häufigen Korallen und
seltenen Diploporenresten, A. Bittners Hochgebirgskorallenkalk, welcher,
wie auf dem gegenüberliegenden Pyrgas ersichtlich ist, erst die Unterlage des
deutlich gebankten Dachsteinkalkes bildet. Außer den genannten Resten und
kleinen Megalodonten vom Aussehen der bekannten Raibler Art konnten aus
diesem Gestein nur noch unbestimmbare Bruchstücke von Halobien, deren Brut
dem Gestein im angewitterten Querschnitt ein streifiges Aussehen verleiht, nach-
gewiesen werden.
Die Carditaschichten, welche im nahen Pyrgaszuge zwischen dem
unteren Dolomit und dem Hochgebirgskorallen- oder Riffkalk eine geringmächtige
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 7. Verhandlungen. 22
164 Verhandlungen. Nr
Lage von schwarzem Mergelschiefer, Sandstein und rostgelbem Oolith bilden,
konnten im Bosruckgebiete weder obertags in dem trefflich aufgeschlossenen Fels-
terrain, noch im Tunnel beobachtet werden. Dieses Niveau liegt jedenfalls noch
über den roten Kieselkalken des Kitzsteines. Vielleicht gehört demselben eine
Lage von rotem Breccienkalk an, die im Tunnel bei 1630 »n von Nord durch-
fahren wurde
Außer jenen triadischen Schichten beteiligen sich in größerer Mächtigkeit
nur Gosaubildungen am Aufbau des Bosruck. Sie lagern mit bunten Kalk-
konglomeraten aus fast durchweg lokalen Geröllen uud roten, tonigen Mergel-
schiefern in ausgezeichnet transgressiver Weise über verschiedenen Gliedern der
Trias, hauptsächlich wohl auf den Werfener Schichten und an den Abhängen des
unteren, Dolomits.
Altere eiszeitliche Schotter und Moränen umgürten den Fuß des
Gebirges, während die jüngeren Absätze dieser Epoche in den Karen auf halber
Höhe eingelagert sind.
An die Beschreibung der stratigraphischen Verhältnisse des Gebietes reiht
sich eine. durch die im Maße 1:2400 gehaltene schematische Darstellung
(Tafel II) und durch das Längenprofil 1:25.000 (Tafel I) unterstützte Detail-
besprechung der Tunnelaufschließungen, wobei entsprechend den Baufortschritten
die Nordstrecke und die Südstrecke getrennt erörtert werden. Der mit einem ge-
ringen Gefälle von beiden Seiten zum Scheitelpunkte ansteigende Tunnel führt
beiläufig in einer Seehöhe von 700 m auf einer Strecke von 4763 m durch das
Gebirge, wobei in Stollenmeter 2292 von Norden der Durchschlag erzielt wurde.
Dem im ganzen genommen synklinalen Bau entsprechend, gelangt man auf
der Nordseite nach Durchfahrung angelagerter, steil stehender Gosaukonglomerate
und -mergel und eines schmalen Keiles von unterem Dolomit in Haselgebirge mit
einzelnen Aufwölbungen von Werfener Schiefer, worauf bei Stollenmeter 1165 hinter
einer fast senkrecht niedersetzenden Verwurfsfläche sofort die obertriadischen
Korallenkalke des Gipfelmass!ivs erreicht wurden, in welchen man nach Süden
hin immer gegen das Liegende vordrang und zunächst anscheinend ohne scharfe
Grenze in den hellen unteren Dolomit und schließlich in schwarze Gutensteiner
Kalke und Dolomite gelangte, wo bei 2292 »m von Norden der Durchschlag erfolgte.
Auf der Südseite waren zunächst in großer Mächtigkeit die zähen quarziti-
schen Sandsteine (Pleschbergquarzite) der tieferen Werfener Schichten zu durch-
brechen, worauf man auf ein mehrfach zusammengefaltetes Lager aus dunklem
Kalk und gelber löcheriger, überaus wasserreicher Rauhwacke stieß, durch die der
Ubergang in die oberen Werfener Schichten vermittelt wurde. Die bunte glimmer-
reiche Mergelschieferserie dieser oberen Stufe zeigte sich wie auf der Nordseite
auch im Süden mit Haselgebirge und festen Anhydritmassen verbunden, worauf
rote Oolithkalke die obersten Bänke dieses Schichtkomplexes andeuteten. Darüber
geriet man in die wasserreichen dunklen Dolomite der Gutensteiner Schichten, in denen
aufgespeicherte Methangase zu einer Schlagwetterkatastrophe führten. Der Durch-
schlag erfolgte bei 2471 m vom Südportal, und zwar von der Nordseite her,
da auf der Südseite infolge großen Wasserandranges der Vortrieb eingestellt
worden war.
Besonders bemerkenswert bei Auffahrung der Südstrecke war bei 2167 m
das Hereinreichen eines Keiles bunter Gosaubreccien in das dort anstehende Hasel-
gebirge, eine fremdartige Erscheinung, welche ofienbar mit einem Verwurf und
einer Schleppung dieser auch vertikal über jener Stelle des Tunnels am Gehänge des
Bosruck obertägig anstehenden Kreidebreccien zusammenhängt.
Außerdem verdient erwähnt zu werden, daß man auf der Südseite, zirka
300 m hinter dem Portal, in der durch feste Pleschbergquarzite getriebenen Strecke
plötzlich in alte Grundmoräne geriet, welche sich dann als Auffüllung eines alten,
hier bis unter das Tunnelniveau hinabreichenden Grabenastes erwies.
In einem besonderen Abschnitt werden die Beziehungen der obertägigen
Aufschlüsse zum Tunnelprofil besprochen, wobei besonders hervorgehoben werden
mag, daß das im Tunnel in großer Mächtigkeit durchfahrene Haselgebirge
und die Anhydrite obertags nur an wenig Stellen sichtbar werden, da die in ihnen
besonders tief eingeschnittenen Hohlformen des Terrains von mächtigen Glazial-
und Gehängeschuttmassen bedeckt und: verhüllt werden. Es ist klar, daß diese
Beziehungen zugleich den Ausdruck jener Schwierigkeiten darstellen, welche der
1908 Sitzung vom 7. April, G. Geyer. 165
geologischen Prognose, das heißt dem Schlusse aus den Verhältnissen an der Ge-
birgsoberfläche auf die im Stollen zu erwartenden Gesteinsfolgen entgegenstanden.
Diesbezüglich kann gesagt werden, daß ein Vergleich der von A. Bittner
in Form eines schematischen Profils aufgestellten Prognose mit den tatsächlich er-
bohrten Verhältnissen insofern eine recht befriedigende Übereinstimmung ergibt,
als durch den Tunnelbau nicht bloß der synklinale Bauplan des Gebirges bestätigt 2
sondern auch der Eintritt aus dem lHaselgebirge in die Hanptkalkmasse genau
an der von Bittner angenommenen Stelle nachgewiesen wurde.
In mehreren anderen Punkten erwies sich die Prognose als annähernd zu-
treffend, wenn auch die Ausmaße, in denen einzelne Schichtglieder durchfahren
werden mußten, sich anders stellten als vorausgesehen worden war. Dies bezieht
sich insbesondere auf die Länge der Strecke, innerhalb deren die Gipfelsynklinale
des Rifikalkes faktisch durchörtert werden mußte. Indem aber Bittner diesbe-
züglich zwei Varianten annahm, deutete er schon die Möglichkeit au, daß diese
Synklinale tiefer eingesenkt sei.
Nur bezüglich der auf der Südseite durchfahrenen wasserreichen Rauh-
wackenlager ergab sich eine prinzipielle Verschiedenheit, indem Bittner hier
eine Kalkauflagerung annahm statt einer Zwischenschaltung in dem System der
Werfener Schichten. Es darf aber hierbei nicht vergessen werden, daß A. Bittner
dieses schematische Profil ohne die Möglichkeit einer Neubegehung zum Zwecke
der Aufstellung einer Prognose, nämlich in der Wintersaison bloß auf Grund seiner
geologischen Aufnahmskarten konstruieren mußte,
Bezüglich der Wasserführung, welche sehr oft hemmend auf die Bau-
fortschritte einwirkte, zeigte sich, daß die in den undurchlässigen Werfener
Schichten eingelagerten Rauhwacken der Südseite ein riesiges Reservoir gebildet
hatten, dessen Entleerung geraume Zeit in Anspruch nahm. Dagegen erfolgte bei
der ersten Anbohrung der großen Kalksynklinale des Bosruck, das heißt bei 1165 m
von Norden wider Erwarten kein Wassereinbruch. Es erwies sich vielmehr die
Zirkulation in dem Kalkmassiv völlig abhängig von offenen Schloten und Höhlungen
oder von den zahlreichen, diese Kalke durchsetzenden Klüften, welche dann aller-
dings bedeutende Wassermassen abgaben.
Mehrfach wurden im Haseigebirge, und zwar speziell in der Nähe steinsalz-
führender Lagen Methangase beobachtet, welche meist nur in Gestalt rasch
abbrennender Bläser erschienen und nur einmal innerhalb der unter Wasser
stehenden Gutensteiner Kalke der Südseite bei 2470 m, in größerer Menge aufge-
speichert, zu einer Schlagwetterkatastrophe Anlaß gaben.
Die Beobachtung der Gesteinstemperaturen ergab das anf den ersten Blick
überraschende Resultat, daß diese Temperaturgrade bei je größerer Überdeckung
mit Gebirgsmassen um so tiefer hinabsanken, eine Erscheinung, die mit der
großen Klüftigkeit des Gesteins zusammenhängt, durch welche das Eindringen
der kalten Wässer aus der Hochregion in das Innere des Gebirges ermöglicht wird.
Was nun im allgemeinen die stratigraphischen Ergebnisse dieser Tunnelierung
betrifft, so wäre in erster Linie die Bestätigung der von W. v. Gümbel und
E.v.Mojsisovicsangenommenen Position des Haselgebirges hervorzuheben. Es zeigt
sich nämlich, daß das Haselgebirge zwischen einer den Werfener Schichten unterge-
ordneten Rauhwackenlage und jenen roten Oolitlıkalken eingeschaltet ist, welche das
Dach der Werfener Schichten bilden und unmittelbar vom Gutensteiner Kalk
überlagert werden. Diese Kalke an der Basis repräsentieren also die Einleitung
der Salinarbildungen, welche dann mit Anhydrit einsetzen und nach oben in
Gipsmergel und Salzton übergehen, eine Reihenfolge, die der von C. Ochsenius
näher ausgeführten Vorstellung einer Eindampfung innerhalb abgeschnürter Meeres-
becken zu entsprechen scheint.
Unter den tektonischen Ergebnissen der Durchbohrung des Bosruck fällt
zunächst die große Steilheit der dieses Gebirge durchsetzenden Verwerfungen und
Klüfte, das heißt also das Vorherrschen vertikaler Bewegungen auf. Diese steile
Lage der Klüfte und Spalten betrifft nicht nur die zahlreichen, das Kalkmassiv
nach verschiedenen Richtungen schneidenden Verwürie, sondern auch die großen
Hauptstörungen, welche zwischen dem Bosruck und dem Totengebirge die Senke
des Pyhrnpasses passieren und so die Verbindung herstellen zwischen dem Bruch-
system des Salzkammergutes und jenen von A. Bittner näher festgelegten
Störungen, welche die nordöstlichen Kalkalpen zwischen dem Ennstal und dem
Wiener Becken in mehrere Zonen zerlegen. (2.65)
99*
166 Verhandlungen, Nr. 7
E. Kayser. Lehrbuch@der Geologie, II. Teil: Geo-
logische Formationskunde. 3. Auflage. Mit 150 Textfiguren
und 90 Versteinerungstafeln. Stuttgart, Verlag von F. Enke, 1908.
Das beste Zeichen dafür, daß ein Lehrbuch sich wirklich eingebürgert und
als dauernd wertvoll erwiesen hat, ist, wenn auch lange Jahre nach dem ersten
Erscheinen desselben wieder neue, umgearbeitete Auflagen erscheinen. So auch
bei dem vorliegenden Lehrbuch von Kayser, dessen Formationskunde nun in
der dritten Auflage vorliegt. Der Umstand, daß es gerade der zweite Teil dieses
Lehrbuches ist, welcher neu erscheint, kennzeichnet den besonderen Wert des
Kayser’schen Lehrbuches gegenüber den zahlreichen anderen guten Lehrbüchern,
nämlich den, daß hier die Stratigraphie in einem weit über das Maß der anderen
derartigen Werke hinausgehenden Umfange nach allen Seiten hin behandelt ist.
Die vorliegende Neubearbeitung äußert sich nicht so sehr in großen Neu-
gestaltungen des ganzen Stoffes, als vielmehr in einer gründlichen Einreihung aller
seit der letzten Auflage zutage geförderten Fortschritte auf dem behandelten
Fachgebiet in den gegebenen Rahmen und so wurden bei dem durch die petro-
graphischen Fortschritte stark in Umwandlung begriffenen Kapitel Archäikum
diese neuen Standpunkte gebührend berücksichtigt, wie nicht minder am anderen
Ende des Buches die vielen neuen Arbeiten über die Eiszeit eingehende Berück-
sichtigung fanden; ebenso bringen die Abschnitte über die alpine Trias sowie über ver-
schiedene Teile der Kreide und des Tertiärs das Neueste. In die Versteineruugs-
tafeln wurden über hundert neue Figuren eingeschoben, von vielen neuen Text-
bildern abgesehen, und so auch in illustrativer Hinsicht das Buch vervollkommnet.
Hervorgehoben sei auch der schöne große Druck auf starkem Papier und der
geschmackvolle Einband des Buches,
Kaysers Formationskunde ist also den Fortschritten der Geologie bis auf
die neueste Zeit gefolgt und hat dadurch ihre bei den früheren Auflagen be-
währte Güte und Brauchbarkeit neuerdings bekräftigt. (W. Hammer.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien Il. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
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N 8.
Verhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt.
Bericht vom 30. April 1908.
Inhalt: EingesendeteMitteilungen: A. Till: Über einige geologische Exkursionen
im Gebiete der Hohen Wand. F. Mulli: Bemerkungen zu den geologischen Beobachtungen
über die Heilquellen von Rohitsch - Sauerbrunn. Literaturnotizen: F. Oertelius,
©. M. Reis, L. Rollier, S. Hillebrand, J. Y. Zelizko.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Eingesendete Mitteilungen.
A. Till. Über einige geologische Exkursionen im
Gebiete der Hohen Wand.
Ich verdanke es dem wohlwollenden Entgegenkommen unserer
Direktion sowie dem des Herrn Bergrates Teller und Herrn Chef-
geologen Geyer, daß ich in den vorjährigen Sommermonaten einen
der geologisch interessantesten Landstriche, das Gebiet des Miesen-
bachtales und der Hohen Wand, an der Hand des Originalauf-
nahmsblattes des verewigten Chefgeologen Bittner begehen konnte.
Bittner hinterließ uns das geologische Kartenblatt Wr.-Neu-
stadt als Torso. Wir besitzen zwar, von den älteren Arbeiten abgesehen,
eine geologische Karte des Gebietes im Maßstabe 1:100.000, welche
Bittner seiner Monograpbie von Hernstein beigegeben hat, jedoch hat
der Autor selbst auch nach der Herausgabe dieser Karte seine Studien
im Felde fortgesetzt, wie seine zahlreichen Verhandlungsberichte nach
1882 beweisen, und sein Aufnahmsblatt weicht in der Tat in vielen
Punkten von der Hernsteiner Karte ab. Außer Bittner hat in der
Folge — meines Wissens — niemand etwas Neues über die in Betracht
kommende Gegend publiziert. Auch das, was ich an neuen Einzel-
heiten mitteilen kann, hält sich in bescheidenen Grenzen; vielleicht
aber ist es nicht ganz unnütz und uninteressant, sozusagen ein Referat
über das bisher Bekannte zu erstatten und an die noch vorhandenen
Schwierigkeiten zu erinnern. Die FHauptschwierigkeiten, welche sich
einer gesicherten Auffassung der Stratigraphie entgegenstellen, sind
der Mangel an Fossilien, die Aufschlußlosigkeit des Waldbodens
und die variable petrographische Beschaffenheit der einzelnen Straten.
das heißt es versagen für gewisse Strecken gerade die drei Haupt-
quellen zur Stratigraphie: Fossilführung, Lagerung und Fazies. Um so
bewunderungswürdiger ist das in Bittners Aufnahmsblatt nieder-
gelegte Arbeitsresultat.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 8. Verhandlungen. 93
168 Verhandlungen. Nr. 8
Man wird nicht bald eine so mannigfache geologische Zusammen-
setzung finden wie in dem Gebiete, welches das Südwestviertel des
Kartenblattes (1: 75.000) Wr.-Neustadt darstellt. Das Maximum der
stratigraphischen UÜberfülle wird in jenem Teile erreicht, aus welchem
ich im folgenden einige Einzelheiten mitteilen will, im Gebiete zwischen
der Hohen Wand und dem Miesenbachtale. Die geologische Karte
müßte hier für einen Flächenraum von 25 km? folgende Schichtglieder
unterscheiden lassen:
1. Trias.
Skythische Stufe: Werfener Schiefer.
Anisische und ladinische Stufe: blauschwarze dünnplattige
Kalke mit oft eisenschüssigen Schichtflächen (Gutensteiner
Kalk);
bräunliehgraublaue, gut geschichtete Knollenkalke (Reiflinger
Kalk?);
helle, untertriadische Dolomite.
Karnische Stufe: dunkelbraune Sandsteine mit undeutlichen
Pflanzenabdrücken (Lunzer Sandstein) ;
(dunkelbraungraue Mergel und schwarze plattige Kalke (Rein-
grabener Schiefer? und Raibler Kalke?);
bläuliche, rostiggefleckte, weißgeaderte Kalke im Hangenden
des Lunzer Sandsteins (Opponitzer Kalk ’?).
Norische Stufe: typischer Hauptdolomit;
unternorische Zellenkalke, Rauhwacken und Kalkbreceien ;
graue und rötliche, teilweise breceiöse und oolithische „Wand-
kalke“ und Dolomite (unter- und obernorisch abtrennbar ?);
gut gebankter unterer Dachsteinkalk mit bunten Mergel-
zwischenlagen (mit Megalodonten).
Rhätische Stufe: dünnschichtiger mergeliger Kalk mit abge-
rollten Megalodonten, und
sebankter, fester, grauer Kalk mit Avieula contorta, und
Lithodendronkalk (rhätische Dachsteinkalke),
fossilreiche graurote Starhemberger Kalke und
fossilreiche schwarze Kössener Kalkmergel.
2. Jura.
Lias: bläulichgraue, braungelb verwitternde Fleckenmergel;
blauschwarze und rotbraune Mergelkalke mit weißen Adern;
Enzesfelder Arietenkalke;
Krinoidenkalke;
graue und rote Brachiopodenkalke (Hierlatzschichten ?).
Dogger: rostbraune eisenreiche Knollenkalke (Klausschichten ?) und
Kalkmergel mit Hornsteinen.
1908 Bericht vom 30. April, A, Till. 169
3. Kreide.
Gosauschichten: grobe Konglomerate mit rotem Bindemittel ;
bunte Breccien (Bittners Strandbreeeien);
Kalke mit Hippuriten, Actaeonellen etec.;
grobkörnige bis ganz feinkörnige Sandsteine und Schiefer
(welche verschiedene bestimmte Niveaux repräsentieren,
wie die Orbitulinensandsteine und Inoceramenmergel).
Tertiär und jüngere Schichten: insbesondere Leithakalk
und Rohrbacher Konglomerat.
Es wird zweifellos möglich sein, die große Mehrzahl der ge-
nannten Schichten auf einer Karte im Maßstabe 1:25.000 im
einzelnen darzustellen. Bittner, welcher das Hauptinteresse der
Trias zugewendet hat, macht innerhalb des Rhät, des Lias und
der Gosau auf der Karte keine Unterscheidungen.
Im nachfolgenden einige Bemerkungen über diejenigen Gebiets-
teile, welche auf den beiden Bittnerschen Karten in wesentlich
verschiedener Weise geologisch dargestellt sind:
Die NE-Ecke des Aufnahmsblattes ließ Bittner unkoloriert
mit dem Bemerken, daß er über die stratigraphischen Schwierig-
keiten in diesem Gebietsteile nicht hinausgekommen sei. Die ge-
druckte Karte 1:100.000 verzeichnet an der betreffenden Stelle
Gosau, Dachsteinkalk und Hallstätter Kalk. SW der Lokalität „Im
Brand“ zeigt das Aufnahmsblatt eine einfache Schichtfolge von Dach-
steinkalk, Rhät und Lias, während die Hernsteiner Karte einen
doppelten Liaszug angibt.
Ich habe im äußersten NE des Blattes 1:25.000 vom Piestiug-
tal aus eine Anzalıl Begehungen südwärts desselben gemacht und
dabei feststellen können, daß die schmale Tiefenzone zwischen dem
ziemlich steil SE fallenden Dachsteinkalk der Vorderen Mandling
und den flach NNW fallenden Kalken der Vorderen Wand von einer
mehrmals wiederholten Wechsellagerung von Kössener Schichten und
Liasfleckenmergeln, vereinzelten Vorkommnissen von Dachsteinkalk
und Denudationsrelikten von Jura und Gosau ausgefüllt wird. Zur
Verdeutlichung der angetroffenen geologischen Verhältnisse diene
das umstehend beigegebene Kärtchen.
Steigt man von NE aus gegen SW zum Grillenkogel empor, so
findet man dort, wo Bittners Aufnahmsblatt Hallstätter Kalk, die
Hernsteiner Karte Dachsteinkaik angeben, gelbgraue Kalke,
welche in nichts vom gewöhnlichen Dachsteinkalk abweichen und
auch eben jene charakteristischen Zwischenlagen gelbroter bis
ziegelroter und bunter Mergel aufweisen, welche die Aufschlüsse des
oberen Dachsteinkalkes beim Waldegsger Wehr und in der Talenge
von Starhemberg auszeichnen. Am \Wiesenrande und ein gutes Stück
waldeinwärts (und bergaufwärts) findet man den Boden übersät mit
Platten eines braungrauen Mergelkalkes (mit Drusen und Adern
weißen Kalkspates), welcher wohl der Gosau angehören mag. Über
die Lagerungsverhältnisse konnte ich nichts Sicheres erfahren, doch
scheint es sich um aufgelagerte Denudationsrelikte zu handeln. Am
23*
170 Verhandlungen. Nr
Wiesenweg, unmittelbar südlich des Grillenkogels, liegt ein größerer
Block fossilführenden Kössener Gesteines. Umgeht man den Felsen
des Grillenkogels, so findet man im SW quer über den Weg dunkel-
graue Mergel anstehend, welche ich für Liasfleckenmergel hielt; sie
fallen, wie es scheint, steil nach N. Am Nordfuße des Grillenkogels
stehen (noch im Walde) Kössener Kalkmergel an, über deren
Lagerung ich jedoch im unklaren blieb. Auf den Wiesen nördlich
hiervon liegen zahlreiche Brocken von grauen hornsteinführenden
Mergeln, dunkelrotbraunen Knollenkalken (Klausschichten?) und
Rollstücke von Gosausandstein umher. Der Grillenkogel selbst,
Fig. 1.
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HD. Brecciöser Hauptdolomit. — Br. Feste Kalk- und Dolomitbrececien. — WR.
Wandkalk. 0ol. Riesenoolith, stellenweise mit abgerollten Brachiopoden. — DK.
Fossilleerer Dachsteinkalk, gebankt. — DM. Dachsteinkalk mit Zwischenlagen
buntgebänderter Tonmergel. — RD. Rhätischer Dachsteinkalk mit Fossilien. —
K. Fossilführende schwarze Kössener Mergelkalke.e. — L. Liasfleckenmergel. —
J. Braunrote, hämatitische Knollenkalke (nach Bittuer Jura). — @. Gosausand-
stein. — @k. Gosaumergelkalk.
Die eingeklammerten Bezeichnungen bezeichnen lose Stücke im Gegensatz zum
Ausgehenden der anstehenden Gesteine.
welcher steil, klippig aus den dunklen Kössener Kalken emporragt,
ist ein schwach kristalliner bläulicher Kalk mit zahllosen weißen
Spatadern. Man wird ihn wohl dem Dachsteinkalk zurechnen müssen.
Jedenfalls ist das Gestein vom typischen Wandkalke sehr verschieden.
Auf allen Feldwegen, welche in N—S-Richtung von der Piesting
zur Vorderen Wand führen, stehen querüber Liasfleckenmergel an,
welche steil nach N einfallen. Auf den Rainhaufen der Felder findet
man zahlreiche gerollte Gosausandsteine und Jurakalkbrocken.
Man kann in W--E-Richtung eine deutliche Zunahme der
(Gosaubedeckung wahrnehmen. Am nordöstlichen Kartenrande tauchen
die vermutlich dem Lias zugehörigen Mergel unter eine zusammen-
1908 Bericht vom 30. April. A. Till. 171
hängende Decke von Gosausandstein. Im Meridian von Peisching
hat dieser sein westliches Ende erreicht.
Aus dem Wiesenboden ragen gleich einer westöstlich verlaufen-
den Klippenreihe mehrere kleine Dachsteinkalkfelsen. Sie liegen im
Streichen der rhätischen Kalke des „Brand“ und endigen mit dem
Grillenkogel. Eine tektonische Erklärung dieses Miniaturklippenzuges
steht noch aus. Vielleicht hat man es mit abgesunkenen Schollen
des Kalkes der Vorderen Wand zu tun.
Der durch seine Fossilführung berühmte Felsen „Im Brand‘
wird im S von typischen Liasfleckenmergeln begrenzt; daran lagern
sich, offenbar an einer Bruchlinie, unmittelbar hellgraue brecciöse
Dolomite, welehe vom Hauptdolomit des Piestingtales nicht zu
unterscheiden sind. Das Auffallende ist, daß — wie man annehmen
sollte — im direkten Streichen dieser Dolomite fossilführende
schwarze Kössener Kalke wechsellagernd mit Liasfleckenmergeln an-
stehen; man findet diese Gesteine, wie das Kärtchen zeigt, „Im
tiefen Tal“ quer über den Wegen ENE streichend und senkrecht
gestellt. Im Osten tauchen sie unter Kalkschutt unter und man ge-
langt, genau im Streichen fortschreitend, auf Dachsteinkalk mit bunten
Kalkmergeln. Die komplizierten geologischen Verhältnisse dieses
Punktes kommen auch geomorphologisch in dem merkwürdigen
Trichter „Im tiefen Tal“ (Karte 1:25.000) zum Ausdruck. Intensive
Faltung mit kleinen Uberschiebungen, Querstörungen und Längs-
brüche wirken hier offenbar zusammen. Parallel dem Längsbruch
„Im Brand“ verläuft die Bruchlinie des mittleren Dürnbachtales,
welche sich durch die Rutschflächen und Fetzen einer Reibungs-
breccie am Steinbruche beim „Postl“ verrät.
Es sei bemerkt, daß auch die geologischen Verhältnisse bei
den „Mühlsteighäusern“ auf eine Kombination von Längsbrüchen mit
sehr intensiven Querstörungen hinweisen. Das Aufnahmsblatt Bittners
bringt die tatsächlichen Verhältnisse gut zum Ausdruck, die Hern-
steiner Karte ist hier allzu stark generalisiert.
Der Felszug von Balbersdorf ist auf der Originalkarte als Haupt-
dolomit, auf der Hernsteiner Karte aber als Hallstätter Kalk koloriert.
Als Dolomit kann man die Felsmauer von Balbersdorf keineswegs
bezeichnen. Zur Bezeichnung Hallstätter Kalk sah sich Bittner
wohl durch die Fossilführung veranlaßt, indem bei der Lokalität
„Steinbauer“ Linsen mit Halobia distincta« Mojs. gefunden worden
waren. Da später, insbesondere durch Bittner selbst, bekannt ge-
worden ist, daß Halobienbänke ebensowohl als Zwischenlagen der
hellen Korallenkalke zum Beispiel des Tännengebirges als auch in den
Megalodontenkalken vorkommen, könnte man den Kalkzug von Balbers-
dorf einfach als Dachsteinkalk darstellen, da er diesem sowohl
faziell vollkommen entspricht als auch im Streichen der südwestlichen
und nordöstlichen Dachsteinkalkzüge gelegen ist.
Längs des NW-Fußes der Hohen Wand und im N von Scheuchen-
stein zeichnet die Originalaufnahme einen breiten Streifen Lunzer
Sandstein, während auf der Hernsteiner Karte dasselbe Gebiet dem
Reiflinger Kalk und der Gosau zugewiesen ist. Nach meinen Be-
gehungen sind längs des Weges vom Wasserfall in Dürnbach zur
172 Verhandlungen. Nr. 8
Häusergruppe Dürnbach durch das Bachbett zwei Aufschlüsse in einem
braungrauen, dünngeschichteten, mergeligen Sandstein geschaffen,
welcher ebensowohl dem Lunzer Niveau wie dem Lias zugehören könnte.
Die Schichten fallen sehr steil gegen die Wana (nach SSE) ein. In dem
SE-wärts gerichteten Wegstücke ist alles mit Schutt bedeckt, im
folgenden (vom Einstieg zur Wand bis zum Postl) ist das Gestein
durch den tiefgehenden Hohlweg gut anfgeschlossen; es ist ein
mergeliger dunkel-braungrauer Sandstein, welcher von vielen Rutsch-
flächen durchzogen ist und an manchen Stellen Spuren von Pflanzen-
abdrücken zeigt; dieses Gestein ist dem Lunzer Sandstein, wie ich
ihn zum Beispiel aus der Hinterbrühl kenne, vollkommen ähnlich. Das
Streichen ist SW—NE, das Fallen sehr steil SE (gegen die Wand).
Mit diesem Mergelsandstein (in dessen Liegendem) stehen dunkei-
graue, blaugraue bis reinschwarze plattige Mergelkalke in unmittel-
barer Verbindung, welche mich an jene dunklen Plattenkalke er-
innerten, welche ich am Hochkönig und im Hagengebirge im Liegenden
der Halobia rugosa-Schiefer angetrofien hatte und welche man als
Raibler Kalke bezeichnen kann. Auch dort in den salzburgischen
Kalkalpen stehen sie oft in Verbindung mit braungrauen feinkörnigen
harten Sandsteinen (zum Beispiel am Wege von Mitterberg durch den
Höllgraben nach Werfen).
Weniger zutreffend schiene mir eine fazielle Identifizierung der
erwähnten Mergelkalke mit den niederösterreichischen Reingrabener
Schiefern, wie sie am nächsten in der Hinterbrühl im Liegenden des
Lunzer Sandsteines aufgeschlossen sind.
Das Streichen der Schichten scheint gegen SW hin sich mehr
nach S zu richten, das Fallen ist sehr steil ESE.
Beim Bauernhof Posti biegt der Weg rechtwinkelig nach West,
so daß man die Schichtfolge senkrecht zum Streichen quert. In den
Äckern kann man einzelne Brocken von fossilführenden Kössener
Kalken auflesen, gelangt aber sehr bald in das Gebiet jener schwarzen
und rotbraunen weißgeaderten Kalke, welche Bittner an anderen
Orten dem Lias zurechnet. Fine sichere Grenze zwischen Raibler
Schichten, Kössener-- und Liasgesteinen ist nicht anzugeben,
weil man bloß auf Lesestücke in den Ackern angewiesen ist. Beim
Bauernhofe Bergerhiesl streichen die rotbraunen Mergelkalke (Lias?)
oberflächlich aus; sie sind viel flacher gelagert als die Lunzer Schichten
am Fuße der Wand und fallen ungefähr SE. Längs der Linie Berger-
hiesl—Dürnbach taucht das Mesozoikum unter die Decke des Gosau-
konglomerats, dessen Aufschlüsse infolge des grellroten Bindemittels
weithin erkennbar sind. Meine Meinung über die Abgrenzung und
Beziehungsmöglichkeit der einzelnen Straten konnte ich leider bloß
mit petrographischen Ähnlichkeiten begründen; Fossilfunde sind mir
nur an ein paar Lesestücken geglückt, welche auch sonst als Kössener
Mergel zu erkennen gewesen wären. Jedenfalls ist auch dieser Fund
einigermaßen von Belang, da Bittner für jenes Gebiet weder die
Kössener- noch die Liasgesteine auf seinen Karten verzeichnet hat.
Die Stratigraphie ist längs des beschriebenen Weges deshalb
eine so schwer zu entziffernde, weil hier — wie dies Bittner theo-
retisch vermutete (pag. 80 und 81 Hernstein) — infolge von Längs-
os
1908 Bericht vom 30. April. A. Till. 17:
brüchen gerade die einander ähnlichsten Glieder der mesozoischen
Sehiehtenreihe des Gebietes aneinandergrenzen. Die vermeinten Schicht-
slieder sind noch dazu Mergel, Mergelkalke und Mergelsandsteine,
also Gesteine, welche nicht geeignet sind, ausgedehntere Aufschlüsse
darzubieten.
Wesentlich voneinander abweichend stellen die beiden Bittner-
schen Karten die Stratigraphie des Rastbergsattels dar. Nach der
Hernsteiner Karte besäße der Plaklesberg eine regelmäßige
Schiehtfolge Reiflinger Kalk, Lunzer Sandstein, Opponitzer Kalk,
Hauptdolomit, nach der Originalaufnahmskarte hätte man es mit Auf-
brüchen von Lunzer Sandstein mitten im Hauptdolomit zu tun. Bei
meinen Begehungen schienen mir die hellen, oft rötlichen dolomitischen
Kalke des Südabfalles der Wand (N Grünbach) petrographisch voll-
kommen den übrigen Wandkalken der norischen Stufe zu entsprechen,
weshalb mir die Eintragung der Reiflinger Kalke südlich des Rastberg-
sattels nicht gerechtfertigt erscheint. Daß vom Rastbergsattel gegen
ENE zur Spitze des Plaklesberges eine regelmäßige Schichtfolge
vorhanden ist, erschiene mir nicht unmöglich: Im Hohlwege, der vom
Sattel gegen die Spitze in östlicher Richtung führt, ist an mehreren
Stellen dünnschiefriger Sandstein mit Pflanzenspuren (Lunzer Sandstein)
gut aufgeschlossen. Ich habe sein Fallen als ein östliches bestimmen
können, was deshalb bemerkenswert ist, weil die Aufschlüsse des
Lunz-Cardita-Niveaus, welche Bittner (Hernstein pag. 107) beschreibt,
ein NNW- und SSE-Fallen zeigten, wenn nicht senkrechte Schicht-
stellung vorhanden war. Im obengenannten Sandsteinaufschluß fallen
die Schichten unter einem Winkel von etwa 40° unter die Dolomite
der Wand ein. Zwischen dem typischen Hauptdolomit des Plaklesberges
(1155 m) und den Sandsteinschiefern des Rastbergsattels schaltet sich,
wie ich bei öfterem Abstieg von den Wandwiesen nach Westen sehen
konnte, eine wenig mächtige Folge bläulicher und bräunlicher plattiger
Knollenkalke ein, deren Fallen 50 — 40" ziemlich genau östlich bestimm-
bar war. Das Aussehen dieser Kalke erinnert an eine bestimmte Aus-
bildungsweise des Reiflinger Niveaus; da jedoch stellenweise schlechte
Abdrücke von Cardita crenata erkennbar sind und die Lagerung
eine regelmäßige zwischen Lunzer Sandstein und Hauptdolomit zu sein
scheint, dürfte hier im Südwesten die Hohe Wand von Opponitzer
Kalk unterlagert sein, und ich halte demnach die Darstellung auf der
gedruckten Hernsteiner Karte 1:100.000 für richtig, wenngleich dem
Kalkkomplex dort wohl eine zu große Fläche zugewiesen erscheint.
Die Grenze zwischen dem Opponitzer Kalk und dem Lunzer
Schiefer und Sandstein ist durch eine Reihe von Quellen gut charakteri-
siert und ließe sich auf der Karte 1:25.000 mit ziemlicher Genauig-
keit darstellen. Außer den genannten Schiefern, Sandsteinen und
Kalken kommen am Rastbergsattel noch schwarze dünnplattige Mergel-
kalke vor, welche ich nieht anstehend finden konnte; da eine Platte
die Spur eines Pecten (P. filosus H.?) zeigt, wäre vielleicht anzu-
nehmen, daß wir es mit dem Hangendschiefer des Lunzer Sandsteines
zu tun haben.
Die dunklen plattigen Kalkmergel, welche weiter im NW, beim
Rastbergerhof, längs der Straße gut aufgeschlossen sind, dürften wohl
174 Verhandlungen. Nr. 8
einem tieferen Niveau angehören; Bittner bezeichnet sie auf dem
Aufnahmsblatte als Reingrabener Schiefer, auf der Hernsteiner Karte
als Reiflinger Kalke. Zwischen Rastbergerhof und Tieftal ist das
anstehende Gestein durch . die Schutthalden der Hohen Wand voll-
ständig verdeckt und sofort unterhalb (nördlich) Tieftal steht jener
schwarze, weißgeaderte Plattenkalk an, welcher vermutlich dem Lias
zuzuzählen ist; diesen Zug des Liaskalkes (?) kann man über Od,
längs des Fahrweges nördlich der Villa Gauermann zum Bauern-
hofe Hartberger. und Schöntaler hin verfolgen. Das rote Gosau-
konglomerat mag ehemals eine zusammenhängende Decke gebildet
haben, welche hoch (bis ca. 800 m MH.) an den NW-Fuß der Vorberge
der Hohen Wand emporreichte. Später wurden die höchstgelegenen
Partien der Gosau stellenweise denudiert und man sieht dort die
älteren Gesteine ausstreichen. Bittner hat den genannten Liaskalk-
zug auf seinem Aufnahmsblatt nur im nördlichen Ende, auf der
Hernsteiner Karte aber gar nicht ausgeschieden.
Im Anschluß an die Bemerkungen in bezug auf dieses Gebiet
sei des ausgezeichneten Aufschlusses der Untertrias gedacht,
Stusse
? Verschüttetes Terrain. — W. Werfener Sandsteinschiefer. — N. Kalkschiefer
des obersten Werfener Niveaus. — R. Untertriadischer Plattenkalk. — D, Heller
Dactyloporenkalk. — @. Gosaukonglomerat. — P. Bunte Kalkbreccie.
welcher durch die Anlage der neuen Straße Scheuchenstein—Miesen-
bachtal gegeben ist. Man sieht jetzt die Überlagerung des Werfener
Schiefers über den untertriadischen Kalken, welche von Bittner
und schon früher nach zahlreichen aber ungenügenden Aufschlüssen
vermutet wurde, sozusagen ad oculos demonstriert. Unter dem roten
Sandsteinschiefer, in dem ich viele undeutliche Myacites fassaensis
fand, folgen gelbliche Kalkmergelschiefer und darunter graue (bräun-
liche und bläuliche) tonreiche, auf den Schichtflächen rot gefärbte, sehr
gut geschichtete und in schöne Falten gelegte Kalke; ganz dünn-
schiefrige Lagen wechseln mit plattigen Knollenkalken und dickeren
festen Kalkbänken. Es ist unwahrscheinlich, daß man in diesem so
seringmächtigen Kalkkomplex das Niveau des Gutensteiner und Reif-
linger Kalkes wird auseinanderhalten können; die Fazies entspricht
wohl eher dem Reiflinger Kalk. Ein allgemeiner und zusammenfassender
Name wie „alpiner Muschelkalk“ oder „untertriadischer Plattenkalk“
entspräche einer so reduzierten Entwicklung besser als die präzisen
Lokalnamen.
Eine Strecke weit ist dann die Trias mit dem diskordant auf-
selagerten Gosaukonglomerat verkleidet, aber kurz vor der Ausmündung
ins Miesenbachtal erschließt die Straße helle, rötlichgraue, grobbankige
Kalke, welche man auf den ersten Blick für Dachsteinkalk halten
1908 * Bericht vom 30. April. A. Till. 175
möchte, die aber stellenweise Spuren von Dactyloporen zeigen;
vielleicht sind es helle Riffkalke der Untertrias. Der Kalk ist wohl
identisch mit dem Daetyloporenkalk, welchen Bittner am Ausgange
des Ungerbachgrabens (also etwas weiter nördlich) gefunden hat
(Hernstein pag. 61). Die bunten Kalkbreceien dürften dem Gosau-
komplex zuzurechnen sein. Die vorstehende Textfigur gibt eine Skizze
des Aufschlusses vom Scheuchenstein.
Im Anschlusse einige Bemerkungen über die Fazies der
norischer Stufe.
Bittner hat auf seinen beiden Karten den Hauptkomplex der
Plateaukalke der Hohen Wand als „Hallstätter Kalke* ausgeschieden.
Das war zu einer Zeit, als man von einem bestimmten Niveau der
Hallstätter Kalke sprach und deshalb für den Aufnahmsgeologen nicht
so sehr die petrographische Beschaffenheit als der Fossilgehalt in
Betracht kam, und die spärlichen vorgefundenen Brachiopoden
verwiesen eben auf das „Hallstätter Niveau“. Später hat Bittner
in einer Skizze über das Miesenbachtal (Verhandl. d. k.k. geol. R.-A.
1892) die Erkenntnis ausgesprochen, dab der Wandkalk faziell mit
den Hochgebirgskorallenriffkalken speziell des Salzburger Unters-
berges zu identifizieren sei. In der Folge wurde diese Fazies auch
in anderen Gebieten (Schneeberg, Tännengebirge, Hoher Göll, Ennstaler
Hochalpen ete.) genauer bekannt. G. v. Arthaber bemerkt in seiner
umfassenden Triasmonographie (Lethaea II), daß die Kalke der Hohen
Wand eine Zwischenstellung einnehmen zwischen den Hochgebirgs-
korallenkalken und den echten Hallstätter Kalken, sich aber näher
an die ersteren anschließen. Und dies ist gewiß richtig, denn die
Fazies der typischen Hallstätter Kalke kommt wohl innerhalb der
„Wandkalke“, wie ich den ganzen Komplex zusammenfassend und
allgemein nennen will, überhaupt nicht vor.
Die nächsten faziellen Beziehungen hat dieser Wandkalk zum
Dachsteinkalk, in seinem Liegenden ist er wie dieser dolomitisch
und vom Hauptdolomit der Umgebung nicht zu unterscheiden. Steigt
man irgendeinen der gegen die „Neue Welt“ geöffneten Bachrisse
im SW der Hohen Wand empor, so kann man sich zwar nirgends zur
Evidenz überzeugen, daß dieser Hauptdolomit allmählich in den
„Wandkalk* übergeht, weil gerade an der fraglichen Grenze die
Vegetation und die Humusschicht nur ausgewitterte Brocken des
anstehenden Gesteines sehen lassen; dagegen konnte ich beim Abstieg
von der „Großen Kanzel“ zum Rastbergsattel den Übergang vom
Wandkalk in den Liegenddolomit beobachten. Bemerkenswert ist es
vielleicht, daß ich auch im NE „Im tiefen Tal“ (S Waldegg) die
Wandkalke von echtem Hauptdolomit unterlagert fand, während nach
den Bittnerschen Karten dieses Niveau schon viel weiter südlich
unter die Oberfläche taucht.
Diejenigen Kalke, welche ich als die typischen Wandkalke be-
zeichnen möchte, sind flimmernd, schwach kristallin, fast immer etwas
dolomitisch, teils weiß, teils rötlich und rot geflammt, zum Teil
ziemlich dünn geschichtet, zum Teil etwas gröber gebankt; sie ent-
halten, soweit bekannt, außer den in einzelnen Linsen und in den
Oolithen auftretenden Brachiopoden, Krinoidentrümmern, Spuren von
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 8. Verhandlungen. 24
176 Verhandlungen. Nr#28
Dactyloporen und einigen unbestimmbaren Ammoniten keine Fossilien.
Bittner hält auch eine grellweiße Verwitterungsrinde als für diese
Kalke charakteristisch. Stellenweise sieht das Gestein einem Hierlatz-
kalk nieht unähnlich, was vielleicht mit Veranlassung war, daß man
einst (nach Stur) dem Lias auf der Hohen Wand eine so große
Verbreitung zuwies.
Die Abgrenzungen Bittners zwischen Dolomit und Hallstätter
Kalk am Wandplateau sind wohlnur schematisch richtig, da zum Beispiel
gerade dort, wo Bittner Hauptdolomit verzeichnet, zwischen Großer
und Kleiner Kanzel, die erwähnten Wandkalke entwickelt sind.
Es ist zweifellos, daß diese Fazies auch ins Gebiet der echten
Dachsteinkalke übergreift; so sieht der Fels, worauf die Ruine
Frohnberg steht, dem Wandkalk sehr ähnlich, ebenso zwei Kalkklippen,
welche oberhalb Frohnberg aus der Gosau ragen.
In Verbindung mit dem typischen Wandkalk treten nicht selten
Riesenoolitheauf; Bittner hat darin am Hirnflitzstein (NE der
Wand) Brachiopoden, ähnlich der Kössener Terebratula piriformis und
Pla 2 eoiala, gefunden; es läge daher die Vermutung nahe
daß die Einschaltung von brachiopodenführenden Riesenoolithen die
obersten Lagen der norischen Wandkalke oder gar eine Vertretung
des Kössener-Starhemberger Niveaus bezeichnet. Damit würde über-
einstimmen, daß sich die riesenoolithische Ausbildung auf die nordöst-
lichen (d. i. jüngsten) Teile der Hohen Wand beschränkt, hier aber
nicht selten vorfand.
Ein weiterer häufiger Gesteinstypus der Hohen Wand sind graue,
feste, rotgeflammte Kalke, wie sie zum Beispiel bei der Waldegger Hütte
anstehen. Auch sie scheinen auf das höhere Niveau der Wandkalke
beschränkt zu sein.
Dazu kommen gelbliche und grellrote Zellenkalke, welche man
ebensogut am Wandplateau (zum Beispiel beim „Wieser“), wie in un-
mittelbarer Verbindung mit dem Meealodontenkalk finden kann, zum
Beispiel am Gressenberg bei Waldegg.
In einem gewissen Gegensatz zu den bisher genannten Gesteins-
arten stehen helle bis dunkeleraue und dunkelgelbgraue, oft auch
bräunliche und bläuliche dichte Kalke, welche in unregelmäßiger
Weise von zahllosen weißen Spatadern durchzogen und stets sehr
deutlich geschichtet sind; sie scheinen für die Fazies des Dach-
steinkalkes typisch zu sein. Man findet darin Megalodontendurch-
schnitte (zum Beispiel „ImHals“ beiWaldegg), Avicula contorta (nach Zug-
mayr beim Waldegeger Wehr) und genau dieselben Brachiopoden
wie in den echten Starhemberger Schichten („Im Brand“ bei Peisching,
wo auch ich eine größere Anzahl von Muscheln und Brachiopoden
sammeln konnte). Es kann also die norische und die rhätische Stufe
solcherart entwickelt sein.
Die bunten Mergel, welche oft in der eben erwähnten Kalk-
fazies eingelagert sind, schienen Bittner auf die tieferen Lagen
des Dachsteinkalkes beschränkt, dies trifft jedoch nieht zu, da man
dieselben bunten (vornehmlich ziegelroten) Mergel auch demjenigen
grauen Kalk, welcher die typische Rhätfauna führt und welcher un-
mittelbar vom Liasfleckenmergel überlagert wird, eingeschaltet findet
1908 Bericht vom 30. April. A. Till. 177
(zum Beispiel „Im Brand“). Vielleicht sind diese Mergel aber für den Dach-
steinkalk überhaupt zum Unterschied vom Wandkalk charakteristisch ;
ich fand wenigstens die bunten Mergellager nur in den Kalken der
Vorderen Wand, welche auch sonst als echte Dachsteinkalke ange-
sprochen werden müssen (zum Beispiel am Hirnflitzstein, Enge von
Starhemberg, beim „Wieser“ u. a. a. 0.).
Wandkalk und Dachsteinkalk enthalten folgende bezeichnende
Fossilien:
Halorella pedata Dr. kommt ebensowohl im obernorischen Hall-
stätter Kalk, wie in den tieferen Niveaus der echten Dachsteinkalke
und im Kalk der Hohen Wand (s. Bittner und Zugmayr) vor. Ich
selbst habe ein Stück mit mehreren //. pedata in den Schutthalden
der Steinbrüche unterhalb der Feste Starhemberg, also im Dachstein -
kalk gefunden.
Haloreila amphitoma Br. fand man im echten Hallstätter Kalk
(untere norische Stufe nach S. v. Arthaber); ich selbst habe sie
auf meinen Salzburger Exkursionen wiederholt nesterweise im Dach-
steinkalk des Hagengebirges und Tännengebirges gefunden; im Wand-
kalk scheint sie sehr selten zu sein.
Halobia distineta« Mojs., welche von Bittner in den Schutt-
halden der Südostabhänge der Hohen Wand und in dem ihr nordwest-
lich vorgelagerten Klippenzug gefunden wurde, kommt (oft zusammen
mit Helorella amphitoma) auch in den Hochgebirgskorallenkalken
(Ennstaler Hochalpen ete.) nicht selten vor.
Monotis salinaria Br. soll nach der älteren Literatur in den
Kalken des der Wand nordwestlich vorgelagerten Klippenzuges ge-
funden worden sein; auch sie ist aus Zwischenlagen des echten
Megalodontenkalkes bekannt.
Die für die Hallstätter Fazies eigentlich bezeichnenden
Ammonitenlinsen fehlen dem Wandkalk vollständig, man hat
bloß einige spärliche Durchschnitte von Ammoniten gefunden, wie ja
solche auch aus dem Dachsteinkalke längst bekannt sind.
Krinoiden, von welchen man in dem rötlichen flimmernden
Wandkalk bisweilen Auswitterungen sehen kann, kommen stellenweise
auch in dem angrenzenden Dachsteinkalk vor (so bei Lanzing und
Frohnberg).
Es sind demnach bisher keine für den Wandkalk
spezifischen Fossilien bekannt.
Zusammenfassend könnte man vielleicht folgende Unterschiede
des „Wandkalkes“ vom echten Dachsteinkalk skizzieren:
1. Die Hauptmasse des Wandkalkes scheint stärker kristallin
und gewöhnlich etwas dolomitisch zu sein.
2. Der Wandkalk ist in vielen Teilen undeutlicher gebankt und
besitzt eine gewisse Eignung zu Steilabstürzen und zur Plateaubildung
(die Großform der Hohen Wand ist wohl in den tektonischen Ver-
hältnissen begründet, für einzelne Stellen, insbesondere des NW-Abfalles
ist aber die petrographische Beschaffenheit maßgebend geworden).
3. Der Wandkalk enthält — soweit bis Jetzt bekannt — nirgends
Megalodonten.
24*
4
178 Verhandlungen. Nr. 8
Dienahen Beziehungen der beiden miteinander verglichenen
Fazies zueinander kommen durch folgendes zum Ausdruck:
1. Es scheint (von SW gegen NE) der Wandkalk allmählich
in den Dachsteinkalk überzugehen (Riesenoolithe mit Rhätfauna,
Einschaltungen bunter Mergel ete.).
2. Jede der beiden Fazies ist von demselben typischen Haupt-
dolomit unterlagert.
3. Über dem Wandkalk liegen dieselben Rhät- und Liasschichten
(nämlich Starhemberger Brachiopodenkalke, Kössener Mergel und
Liasfleckenmergel) wie über dem Megalodontenkalk.
4. Die Gosau grenzt mit denselben Gebilden (Küstenriffen,
Strandbreecien und Grundkonglomeraten nach Bittner [Hernstein])
und in derselben Weise an die eigentlichen Wandkalke wie an die
Dachsteinkalke im NE.
5. Alle im Wandkalk bisher vorgefundenen Brachiopoden und
Muscheln kommen auch im echten Dachsteinkalk vor.
Der Wandkalk wäre nach der Bittnerschen Auffassung der
tektonischen Verhältnisse eine Fazies des mittleren und zum Teil
auch des oberen Norikums, die Fazies eines leicht kristallinen und
(im Übergang zum eigentlichen Hauptdolomit) etwas dolomitischen
Kalkes. Die Hauptlängsbrüche und zahlreiche Querstörungen sind
nach der bislang üblichen tektonischen Theorie die Ursache, daß das
Verbreitungsgebiet des Wandkalkes ein so beschränktes und scharf
umgrenztes ist. Einstmals mag sich diese Fazies weiterhin nach SE
ausgedehnt haben. In den Vorbergen im SE der „Neuen Welt“ (Gres-
senberg, Emmerberg, Halterberg) würde man Zeugen jener weiteren
Verbreitung sehen.
Bittner nahm, belehrt durch seine Untersuchungen im Gebiete
des Untersberges, seine Bezeichnung „Hallstätter Kalk“ zurück und
identifizierte den Wandkalk mit den „Salzburger Hochgebirgskorallen-
kalken“ (Verbandl. d. k. k. geol. R.-A. 1892, pag. 74) und v. Art-
haber bezeichnet („Trias“) den Wandkalk als ein Zwischenglied
von Hochgebirgskorallenkalk und Hallstätter Kalk; vielleicht wäre es
aber noch entsprechender, das heißt petrographisch und paläonto-
logisch begründeter, den Wandkalk als eine UÜbergangsfacies des
Hauptdolomits in den Dachsteinkalk aufzufassen, welche eine gewisse
Ahnlichkeit mit den weiter im Südwesten auftretenden Hochgebirgs-
korallenkalken besitzt. Diese Übergänge und Ähnlichkeiten können ja
tatsächlich beobachtet werden. So definiert wäre die Fazies des
Wandkalkes auch aus der geographischen Lage seines Verbreitungs-
gebietes leichter erklärlich und er stünde nicht, wie es nach den
vorhandenen Karten („Hallstätter Kalk“) den Anschein hat, als völlig
heterogenes Sediment in der Schichtreihe der nordöstlichsten Kalk-
alpen. Zweifellos herrschten zur Zeit des unteren Hauptdolomits im
Gebiete der „Hohen Wand“ die gleichen Absatzbedingungen wie weiter
im Westen; denn die Wandkalke sind ihrer ganzen Erstreckung
1908 Bericht vom 30. April, A. Till. 179
nach vom Rastbergsattel bis „Im tiefen Tal* von typischem Haupt-
dolomit unterlagert.
Bis in welches Niveau die Fazies des dolomitischen Wandkalkes
emporgeht, ist nach dem bisher Bekannten nicht sicher bestimmbar.
Als Anhaltspunkt für eine Beantwortung der Frage käme in Betracht,
daß unmittelbar hinter (NW) dem bekannten Touristengasthause
Wieser in einem Hohlwege schön geschichtete, rot geflammte,
ziemlich tonarme Kalke aufgeschlossen sind, welche sich von den
obersten Dachsteinkalklagen der Talsohle petrographisch wohl kaum
unterscheiden lassen; nach langem Suchen war ich so glücklich eine
Platte mit mehreren gut kenntlichen Auswitterungen von Avicula
contorta aufzufinden. Wir haben also hier am Plateau der „Vorderen
Wand“ unzweifelhaft rhätischen Dachsteinkalk; geht man
dem Hangenden dieser Kalke (in nördlicher Richtung) nach, so gelangt
man zu echtem Starhemberger Gestein, welches sich allerdings auf-
fallend fossilarm erweist; ich fand bloß eine schlecht erhaltene Lima
(oder Pecten ?), welche mit der Lima praecursor der Starhemberger Fauna
identisch sein mag, und zwei Rhynchonellen. Außerdem müssen in der
Nähe Kössener Schichten anstehen, da man (beim Bauernhof Rothen-
eder) solche Platten mit Fossilspuren ziemlich zahlreich am Wege
antrifit. Der Wiesenweg, welcher vom Rotheneder zum Leiterlein-
stieg hinunterführt, verläuft anfänglich über typische Liasfleckenmergel.
Weitere genauere Nachforschungen werden auch über das Streichen
und Fallen der besprochenen Straten orientieren können, soviel jedoch
ist bereits sicher, daß wir es an dieser, dem Wandabsturze so nahe
gelegenen Stelle mit der vollständigen Schichtserie des Rhät und
Lias zu tun haben, welche petrographisch und wohl auch paläontolo-
sisch den entsprechenden Vorkommnissen im Hangenden der Megalo-
dontenkalke der Mandling vollkommen gleich sind. Auf Kreuz- und
Querwegen auf dem Plateau der Vorderen Wand traf ich noch an
einigen anderen Punkten (so im sogenannten Hasental) Kalke von der
Starhemberger Fazies und Kössener Mergel (auf der „Großen Wiese‘)
in Lesestücken an. Ich würde also nach dem nicht ganz seltenen
Vorkommen solcher Denudationsrelikte Bittners Ansicht, daß Star-
hemberg-Kössener Schichten und Liastleckenmergel einst eine zusam-
menhängende Decke über den Wandkalken gebildet hätten, für be-
sründet halten. Der südwestliche Teil des Wandplateaus ist vielfach
bis auf den Hauptdolomit abgetragen, soviel aber dürfte aus dem
Betrachteten wahrscheinlich sein, daß die Fazies des Wandkalkes im
Rhät von der normalen (das heißt auch in der Umgebung der Wand
gewöhnlichen) Entwicklung abgelöst wird.
Zur genaueren Kenntnis der Tektonik des Gebietes können
die erwähnten Einzelheiten nur in bescheidenem Maße beitragen;
sie bestätigen die auf Bittners Karten ausgedrückte Tatsache, daß
der Wandkalk von untertriadischen, karnischen und unternorischen
Sedimenten unterlagert wird; die Konstatierung des Einfallens der
älteren Schichten gegen die Kalke der Wand läßt den Schluß auf
eine normale Überlagerung der letzteren nicht ohne weiteres zu, denn
erstens sind die in ihrer Entwicklung auf ein Minimum reduzierten
untertriadischen Plattenkalke und mitteltriadischen Sandsteine und
180 Verhandlungen. Nr. 8
Mergel auffallend steil (am Rastbergsattel auch senkrecht) gestellt,
und zweitens fallen die Wandkalke selbst (an den wenigen Punkten
wo man hierüber leidlich sichere Bestimmungen machen kann) flach
im entgegengesetzten Sinne (nach NW).
Die Linie Wopfing—Im Brand—Dürnbach—Aschersattel be-
zeichnet offenkundig den Verlauf einer Störungszone, wie die von
Bittner dargelegten geologischen Verhältnisse von Scheuchenstein
(vergl. Textfigur 2) und Obermiesenbach und die hier besprochenen
tektonischen Komplikationen von „Im tiefen Tal“ beweisen.
Wenn man von einem Punkte der Absturzkante der Hohen
Wand gegen Osten blickt, wird man zu der Anschauung verleitet,
als ob die niedrigen Vorberge der Wand dem ebenen Boden der
jüngeren Sedimente aufgesetzt wären, und wer die Bittnersche
Karte 1: 100.000 betrachtet, möchte unwillkürlich die beiden einander
entgegenragenden Sporne von „Hallstätter Kalk“ (N Dreistetten) über dem
„Gelb der Gosau“ miteinander verbinden, da man zumal sieht, wie
die tertiären Konglomerate der unteren Piesting an der Ver-
bindungslinie jener beiden Sporne abschneiden und nicht in die
„Neue Welt* eindringen, gleichsam als ob sie daran durch eine
genügend hohe Barriere gehindert worden wären.
Dagegen ist es vielleicht nicht ganz unnütz, in Kürze aus dem
bekannten Tatsachenmaterial einige Punkte zusammenzustellen, welche
für die Anwendung der modernen tektonischen Theorie auf das
Gebiet der Hohen Wand Schwierigkeiten zu bedeuten scheinen:
So ist es insbesondere durch Bittner wahrscheinlich gemacht
worden, daß die „Neue Welt* und das Miesenbachtal und
der Außenrand getrennte Entwicklungsgebiete der Gosau dar-
stellen. Dies erhellt:
1. aus der Verschiedenheit ihrer Fazies, indem im Miesenbach-
tale!) die größtenteils kalkigen Konglomerate mit grellrotem Binde-
mittel eine prävalierende Rolle spielen, wogegen mächtigere Sand-
steinzüge fehlen und auch Kalkbänke nur beschränkt auftreten, die
Gosaubildungen des Außenrandes aber durch den Mangel an Süb-
wasserschichten, also durch ihren marinen Charakter?) von der
(sosau der „Neuen Welt“ verschieden sind.
2. Aus den von Bittner so genau beschriebenen „Strand-
bildungen* am SE Fuße der Hohen Wand; solche sind die
Hippuriten- und Actaeonellenkalkriffe, die Brachiopodenkalke,
welche Bittner die „Starhemberger Fazies der Gosau* genannt
hat (Hernstein pag. 251), die „Strandbreccien® und „Grund-
konglomerate“, welch letztere größtenteils aus groben KRollsteinen
des anstehenden Wandkalkes bestehen (vergl. Hernstein, Profile
pag. 239— 244); auch wären hier die an manchen Stellen des Wand-
fußes zu beobachtenden Spuren von Bohrmuscheln zu erwähnen.
3. Aus der Art des Zusammenhanges der Gosaubezirke über
dem Sattel von Lanzing; man findet dort in über S00 m MH. lokale
') Dazu gehört natürlich auch die Niederung von Frohnberg etc.
?) Nach Bittner, Hernstein, pag. 263.
1908 Bericht vom 30. April. A. Till u. Dr. Franz Mulli. 181
Konglomerate und DBreccien sowie graue Kalke mit dickschaligen
Gastropoden, also Gesteine, welche eben auch als Küstenbildungen
angesehen werden könnten.
Eine weitere Schwierigkeit, sich die Gosau unter den triadi-
schen Gesteinen durchziehend zu denken, bilden die von Bittner
erwähnten (vergl. Hernstein, Profil pas. 259) Denudationsrelikte von
Gosausandstein in den höher gelegenen Mulden der Vorberge der
Hohen Wand (Gressenberg, Brunnereben, Emmerberg). Ferner wäre
an die fragmentarischen Gosauvorkommnisse in eingetieften, also
seschützten Stellen der Hochgebirgskalke südwärts des Sirning-
durchbruches (nach Bittner) zu erinnern.
Daß die Gosau des „Kaiten Ganges“ den Dachsteinkalken der
„Vorderen Wand“ anscheinend aufgelagert ist, wurde eingangs er-
wähnt.
Schließlich ist es vielleicht nicht belanglos, daB man im Profil-
aufschluß der Scheuchensteiner Straße die diskordante Überlagerung
des roten Gosaukonglomerats über Werfener Schiefer und Muschel-
kalk sehen kann.
Dr. Franz Mulli. Bemerkungen zu den geologischen
Beobachtungen über die Heilquellen von Rohitsch-
Sauerbrunn!). (Aus einer brieflichen Mitteilung an Herrn Dr.
Julius Dreger.)
„Ihre Ausführungen habe ich mit großem Interesse verfolgt und
fand darin eine neue Erklärung der Aragonitbildung. Die weiteren
Aufschlüsse, welche bis zu einer Tiefe von 10 m siengen, zeigten
überall die Erscheinung, daß dort, wo der aufstrebende Säuerling
zu stagnieren beginnt, die Aragonitbildungen in großer Menge anzu-
treffen waren. Besonders schöne Drusen fanden sich bei den soge-
nannten Gasquellen vor, welche wenig Wasser mitführten, doch sehr
heftige Exhalationen aufwiesen. Dort, wo der Säuerling in großer
Menge aufquillt (10—20 Minuten-Liter), sind Aragonitbildungen nur
in sanz zarten Nadeln anzutreffen gewesen.
Das Arbeitsfeld wurde vergrößert und hat die Grube gegen-
wärtig eine Länge von 60 m.
In dieser Baugrube haben wir vier Spaltquellen, welche aus
der Tiefe aufzudringen scheinen, eine große Gasquelle in der Nähe
des Brunnens und fünf Spalten, aus denen von Osten her reichlich
Wasser aus dem Ilornfelstrachyt entströmt. Diese letzteren fünf Quellen
führen schwach konzentrierte Säuerlinge, konnten jedoch wegen
der bevorstehenden Saisoneröffnung nicht mehr verfolgt werden; da-
segen geben die übrigen Quellen ein hochkonzentriertes Mineral-
wasser mit reichem Gehalte an Kohlensäure.
Die Sohle der ganzen Baugrube wird mit Klinkerlagen (2—5
übereinander) in Zement gedichtet und in diesem Pflaster nur die
Quellaustrittsspalte frei gelassen. Auf diese Spalte wird ein Trichter
') Vergl. diese Verhandlungen Nr. 2 und 3, pag. 60.
182 Verhandlungen. Nr. 8
aus Zinn mit verlängerten Zinnrohren aufgesetzt und in diesen der
Säuerling zum Ansteigen gebracht. Am Rande der Sohle werden
doppelte Betonwände aufgesetzt, welche mit Lehm hinterfüllt werden,
so daß das ganze Quellgebiet wassergasdicht verschlossen wird und
der Säuerling nur in der Zinnfassung zum Aufsteigen gebracht werden
soll. Wir sind jetzt mitten in der Arbeit und dürften dieselbe mit
Ende Mai im großen und ganzen beendet haben. Die Dichtung und die
Fassungsarbeiten werden nach den Anordnungen Dr. Knetts ausge-
führt und es zeigt sich mit dem Fortschreiten der Abdichtung eine
Zunahme der Giebigkeit, der Konzentration und des Kohlensäure-
gehaltes, so dab begründete Hoffnung vorhanden ist, daß diese Arbeit
yon schönem Erfolge begleitet sein wird.
Interessant ist es auch, daß die umliegenden, in einem Umkreis
von höchstens 150 m liegenden Mineralquellen, wie der Josef-, Moritz-,
Gotthard-, Ferdinandbrunnen und die Waldquelle durch diese Grabungen
nicht tangiert wurden und ihre Wasserspiegel un S—16 m höher als
die Sohle der Baugrube beibehalten haben.
Uber die ganze Arbeit wird ein genaues Tagebuch geführt,
welches nach den Anordnungen des Landesausschusses nach Abschluß
der Arbeiten veröffentlicht werden wird.
Auch Dr. J. Knett beabsichtigt vom quellentechnischen Gesichts-
punkte eine Darstellung dieser Arbeit zu geben.“
Literaturnotizen.
F. Oertelius. Die wirtschaftliche Bedeutung des
Kössener Beckens.
O. M. Reis. Geologische Skizze der Umgebung von
Schwendt bei Kössen. Mit einer Karte 1:50.000. Inns-
bruck i908.
Die kleine, nur 17 Seiten umfassende Schrift macht in kurzen Umrissen
auf die wirtschaftliche Zukunft der Kössener Gegend aufmerksam, welche einer-
seits durch die Erschließung eines großen Lagers von vorzüglichen Zement-
mergeln, anderseits durch die neue Bahnverbindung Kössen—St. Johann weite
Aussichten gewonnen hat.
OÖ. Reis hat eine kleine geologische Übersicht beigesteuert, welche durch
ein Profil und eine Karte erläutert wird.
Die Karte schließt nahe an die Nordostecke der von K. Leuchs im
Jahre 1907 in der Zeitschrift des Innsbrucker Ferdinandeums veröffentlichten
geologischen Karte des Kaisergebirges an.
Die Zementmergel gehören hier nicht, wie auf der Iäringer Terrasse, den
Häringer Schichten, sondern so wie im Thierseer Tal und bei Sebi vorzüglich
neokomen Schichten an. Sie werden von oberem Jura, Lias, Kössener Schichten
nnd Plattenkalk konkordant unterlagert, dagegen von läringer Schichten trans-
gressiv überschritten.
Die Proben dieses sehr gleichmäßig entwickelten Zementmergels sind
recht günstig ausgefallen, so daß die neue hier aufwachsende, groß angelegte
Zementindustrie mit wohl gesicherter Grundlage die Arbeiten eröffnen kann.
(0. Ampferer.)
1908 Bericht vom 30. April. L. Rollier. 183
L. Rollier. Les dislocations orog6&niques des Alpes.
Actes de la Societe Jurassienne d’Emulation 1906, pag. 115—215,
mit sechs Tafeln, St. Ymiere 1907.
Die vorliegende Schrift verdient weit mehr Beachtung als sie in dieser
wenig verbreiteten Zeitschrift vermutlich finden wird: Während fast alle Sclweizer
Geologen mit fliegenden Fahnen der Glaubenslehre von der Uberfaltung der
Alpen Heerfolge leisten, so daß es den Anschein hat, als ob für die Schweizer
Gebirge überhaupt nur diese Anschauung eine befriedigende Erklärung bieten
könne, sehen wir hier klar dargetan, daß selbst der Bau dieses Alpenteiles
zwanglos auch ohne solche mechanisch unverständliche Annahmen sich
deuten läßt.
Ein Ausgangspunkt für die neueren tektonischen Anschauungen über die
Schweizer Alpen sind die sogenannten Klippen, für welche Rollier den
Namen möles als besser zutreffend empfiehlt, nachdem es doch so viel wie
sicher ist, daß diese eben nicht wie Meeresklippen aus der Tiefe heraufragen,
sondern wurzellos sind. Mit der Klippenfrage sind auch die „exotischen Blöcke*
verbunden, da diese nur quantitativ nicht qualitativ von ersteren verschieden sind,
während zeitlich ihre Entstehung nicht immer zusammenzutreffen braucht, insofern
sie sowohl während der Bildung des Fiysches als auch nach derselben durch
Dislokationen in denselben hineingekommen sein können. Darüber sind so
ziemlich alle einig, daß die Klippen der Mittel- und Ostschweiz als die Fort-
setzung der Freiburger Alpen, besonders der Stockhorukette, angesehen
werden müssen.
Über den Ursprung der Klippen und der exotischen Blöcke herrschten
schon seit früher Zeit widerstreitende Meinungen. Diener und Beyrich haben
für die exotischen Blöcke eruptiven Ursprung angenommen; Rollier stimmt
ihnen insoweit bei, daß manche exotische Blöcke auch auf diesem Wege in den
Flysch gekommen sein mögen und daß bei der Bildung des Flysches sicher auch
eruptives Material beteiligt war. Die jetzt beliebteste Theorie ist die der Über-
faltung, welche die Klippen als Reste einer Überfaltungsdecke auffaßt.
Rollier befaßt sich eingehend mit dieser Theorie und bringt eine
Fülle von schwerwiegenden stratigraphischen und tektonischen Einwänden gegen
dieselbe; es ist hier natürlich nicht der Raum, um ins einzelne einzugehen.
Nur ein paar Hauptpunkte seien herausgehoben. Zunächst der der Entstehungs-
zeit: Diese Überfaltenbildung muß als ein einmaliger zusammenhängender und
relativ rascher Vorgang begriffen werden, da sonst die eingreifende Erosion ein
Vorschreiten der Decke von der Südseite der Alpen auf die Nordseite unter-
brochen haben müßte und es nur zu einer Aufhäufung der Massen an der Süd-
seite der Alpen gekommen wäre. Ein Abgleiten der Deeken während des Miocäns
ist nicht möglich, weil die Zentralalpen bereits als Festland aufragten, wie die
miocänen Konglomerate bezeugen. Da aber auch die miocäne Molasse noch von
der Faltung betroffen wurde, sind die Anhänger einer einmaligen Faltungszeit ge-
zwungen, diese ins Pliocän — wie die neuesten Arbeiten zeigen ja fast bis an
den Beginn der Eiszeit! — zu verschieben. Dem widerspricht aber eben der
litorale Charakter jener Ablagerungen. Steinmann nimmt, um diesen Schwierig-
keiten aus dem Wege zu gehen, zwei Faltungsperioden an; die erste nach Ab-
lagerung des Oligocänflysches — diese ist es, welche die fast eben liegenden un-
geheuren Decken’ gebildet hat über die ganze Breite der Alpen weg — und nach
eingetretener Erosion und Absatz der Molasse als zweite Faltungsperiode eine
Aufrichtung der kristallinen Massive, welche jene Decken und die jüngsten Sedi-
mente in wellige Falten legt. Dabei ignoriert Steinmann völlig das Vorhanden-
sein der älteren Faltungen (herzynische Faltung), deren Vorhandensein schon aus
dem Charakter der Ablagerungen deutlich wird; von einer ununterbrochenen kon-
kordanten Schichtfolge der voroligocänen Ablagerungen kann doch keine Rede
sein. Einen sehr berechtigten Einwand macht Rollier aber auch dadurch,
daß er darauf aufmerksam macht, daß nach Steinmann die ganzen alpinen
Sedimente plötzlich in enorm ausgedehnte flachliegende Falten verwandelt
werden, ohne daß der kristalline Untergrund, der doch mindestens
ebensostark der Zusammenziehung unterliegen mußte, daran in entsprechendem
Ausmaße teilgenommen hat. Rollier bespricht auch die Anschauungen
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 8. Verhandlungen. 92
DU
184 Verhandlungen. Nr8
Termiers über die Ostalpen. Auch hier stehen der Überfaltungstheorie in den
Gosauschichten sowie in den Häringer Schichten als litoralen Bildungen un-
übersteigliche Hindernisse entgegen.
Wenn oben die Freiburger Alpen mit den Klippen in Verbindung gebracht
wurden, so verweist Rollier darauf, daß es anderseits aber unzutreffend ist,
jene als tektonisch äquivalent mit diesen zu betrachten, denn letztere sind
schwimmende Massen, für die Freiburger Alpen aber ist ein Schwimmen durch
die teilweise randliche Aufschiebung auf Flysch durchaus nicht erwiesen, sondern
es sprechen im Gegenteil gute Gründe dagegen. Die Freiburger Alpen zeigen eine
Fächerstruktur, aus der sich jene randlichen Überschiebungen ergeben. Gegen eine
Herleitung von der Südseite der Alpen sprechen vor allem die stratigraphischen
Verhältnisse: Die mesozoischen Schichten der Freiburger Alpen zeigen keinerlei
Beziehung zu den gleichalterigen Gesteinen im Wallis und Tessin, wohl aber
enge Verwandtschaft mit der Entwicklung dieser Schichten in Jura und in
Bayern! Es erinnert dies auch an die Verschiedenheit zwischen Nordtiroler und
Südtiroler Fazies, die in den Ostalpen gegen jene Herleitung spricht. Nur die
Tiefenablagerungen jener Gebiete gleichen sich, wie überall, während die Küsten-
und Seichtwasserbildungen bezeichnende Verschiedenheit besitzen.
Rollier ist als Stratigraph besonders berufen über diese stratigraphischen
Beziehungen ein Urteil abzugeben und macht mit Recht darauf aufmerksam, wie
sehr die Stratigraphie in manchen tektonisch vielverwendeten Gebieten der Schweiz
noch nicht hinreichend geklärt ist, um derartige Spekulationen darauf zu bauen,
wie denn auch die altersunsicheren Schichten der Ostalpen (Bündnerschiefer,
Schieferhülle!) in der willkürlichsten Weise für Deckenkonstruktionen ausgebeutet
werden.
Das was nun Rollier an die Stelle der anderen Theorie setzt, ist die Neu-
belebung einer zuerst von B. Studer aufgestellten Erklärungsreihe. Studer nahm
an, daß an der Südküste des Molassemeeres sich eine Gebirgskette erhob — von
Gümbel später als vindelizisches Gebirge getauft — bestehend aus Eruptiv-
gesteinen (Granit, Porphyr, Serpentin) und Ablagerungen des Jura, der Kreide und
des I’lysches, deren Erosionsprodukte das Material zur Bildung der Molasse bildeten.
Später erfolgt Absinken des nördlichen Teiles an einer mit der Küste parallel
laufenden Dislokationszone, während die Erosion den südlichen Teil weiter er-
niedrigt und dadurch je nach der Beschaffenheit des angeschnittenen Gebirges
kalkige oder sandige (arkosenartige) Sedimente entstehen. Bei der späteren Auf-
richtung der Zentralalpen wird die Küstenkette über die bereits versunkene
granitische Zone und den Flysch vorgeschoben, was ein weiteres Einsinken des
Ganzen zur Folge hat.
Zu dieser vindelizischen Kette rechnet Rollier die Freiburger Alpen (zum
Teil), die Klippen des Rhätikons und die Reste, welche von Gümbel am Gründen
bei Sonthofen entdeckt wurden, mit anderen Worten also: die schon vor Ablage-
rung der Molasse aufgefaltete Voralpenzone. Nicht dazu rechnet Rollier das von
Studer auch einbezogene Gebiet der Ralligstöcke, des Pilatus, Rigi, Säntis, welche
über das vindelizische Gebirge aufgeschoben sind. Die Freiburger Alpen setzen
sich aus verschieden alten Teilen zusammen, die sich auch in ihrer Struktur schon
voneinander abheben: einzelne gehören zur vindelizischen Kette, zum Beispiel
die Stockhornl:ette, andere sind postmiocän; in letzteren zeigen die Sedimente die
Nähe der vindelizischen Kette und ihre Bodenständigkeit an. Jenseits des Thuner
Sees tauchen die vindelizischen Teile unter den Kreideketten unter, an einzelnen
Punkten (Marbach, Flübli u. a.) schauen aber noch Zipfel derselben heraus.
Die Klippen faßt Rollier als von der vindelizischen Kette abgeglit-
tene Massen auf — er erinnert an die Gleitschollen des Kies — die im Flysch
eingebettet wurden und diese Herkunft gilt auch für die exotischen Blöcke. Es
sind aber zwei Kategorien von Klippen und Blöcken zu unterscheiden: die
einen, älteren, sind während oder bald nach dem Aufsteigen der vindelizischen
Kette von ihr abgeglitten, beziehungsweise weggeführt worden und von der späteren
Alpenfaltung wenig zeıpreßt worden, die anderen aber sind solche Gesteine
der vindelizischen Kette, welche bei der postmiocänen Auffaltung aus der Tiefe
emporgerissen wurden, die großen Störungslinien begleiten und heftig gedrückt
und gequetscht sind; zu dieser zweiten Kategorie können aber auch solche der
ersten gehören, welche später bei der Alpenfaltung fortgerissen und empor-
1908 Bericht vom 30. April, L. Rollier. 185
gefördert wurden. Zur zweiten Kategorie rechnet Rollier zum Beispiel auch
Mattstock, sowie einen großen Teil der Berge des Simmentales, von Ormont und
Chablais.
Rollier denkt sich also die Alpenfaltung nach folgendem Verlauf:
Zu Beginn der Oligocänzeit erhebt sich —- vielleicht begleitet von vulkani-
schen Erscheinungen — eine Bergkette im Flyschmeer: das vindelizische Gebirge.
Es erstreckte sich von den Freiburger Alpen bis Bayern, zusammengesetzt aus
Granit, Porphyr, kristallinem Schiefer und mesozoischen Ablagerungen, Die vin-
delizisehen Dislokationen und die Erosion zerfressen die Kette und lassen Blöcke
und „Klippen“ derselben in das Iyschmeer gelangen. Gleichzeitig fanden auch
Eruptionen hasischer Gesteine statt. Die Ablagerungen im Flyschmeer können
aber nicht bloß von dieser Seite stammen, sondern es missen die damals schon
verlandeten Alpen auch dazu beigetragen haben. Der lagunäre Charakter eines
großen Teiles der Oligocänmolasse läßt schließen, daß die vindelizische Kette
wenig über den Meeresspiegel erhoben war und dann gänzlich transgrediert
wurde.
Am Beginne des Miocäns tritt neue Bewegung ein: die vindelizische Kette
hebt sich und ebenso auch die Alpen, so daß die Oligocänmolasse im Norden der
Alpen trocken gelegt wird. Das erhobene Gebirge unterliegt wieder starker Erosion,
als deren Ergebnis die miocäne Nagelttuh auftritt. Bis zum Ende der Miocänzeit
mag die vindelizische Kette in der Mittel- und Ostschweiz fast völlig abradiert
worden sein und in dem Maße, als die Abtragungsprodukte im Meere sich an-
häufen, erfolgt ein Absinken der Molasse und eines Teiles der vindelizischen
Kette Alimänlich verlandet das Miocänmeer und zieht sich aus der Schweiz
zurück. Durch das Einschreiten der Erosion kommen die möles der ersten Kate-
gorie zum Vorschein.
Im Plivcän tritt dann allgemeine energische Auffaltung in den Alpen ein.
Die am wenigsten erodierten Teile der vindelizischen Kette — die Freiburger
Alpen — werden über den Flysch vorgeschoben, dieser selbst wird von zahl-
reichen Schubflächen durchschnitten und sinkt im Süden des Niesen unter die
Hochalpen. Jetzt entstehen die großeu Überschiebungen in den Glarner und
Berner Alpen, und vom Thuner See bis zum Rhätikon werden die subalpinen
Kreidefalten über die eingeebnete vindelizische Kette und über die Ablagerungen
des Miocäns vorgeschoben, wobei gleichzeitig durch die Gebirgsbewegung die Klippen
und Blöcke der zweiten Art entstehen.
Bei diesem Zusammenschub wirkt die bis 2000 m mächtig» Molasse als
eine verhältnismäßig starre Masse, welche wie eine Pflugschar in die Erde ge-
trieben wird. Die vindelizischen Falten werden in die Tiefe gedrückt, während
die alpinen Falten gezwungen sind, sich auf die miocäne Platte hinaufzuschieben
und übereinanderzuhäufen. Die Kalkalpenzone ist bier zwischen die Molasse einer-
seits und die kristallinen Massen anderseits wie in einen Schraubstock einge-
zwängt und sie wird in Falten gelegt und nach oben hinausgeschoben; deshalb
sind die Sättel alle nach N, das heißt nach rückwärts, im Sinne der Bewegung
überkippt, die Lage dieser Sätte) kann also, nach Rolliers Ansicht, nicht als
Beweis einer von S nach N gerichteten Bewegung gelten.
Im Süden der Alpen ist der Zusammenschub weniger stark, es kommt nicht
zu so zahlreichen Überschiebungen.
Begleitet ist der Zusammenschub von Querbrüchen, welche die Anlage der
großen Alpenguertäler vorbereitet haben (Iller, Rheintal in Vorarlberg, Aar bei
Thun, Rhone oberhalb des Genfer Sees).
So baut der Verfasser vor uns einen Entwurf des Werdeganges der Alpen
auf, der, von dem Bestreben geleitet, vor allem den stratigraphischen Ver-
hältnissen gerecht zu werden, eine vielfach sehr befriedivende tektonische Erklärung
der Schweizer Alpen darbietet, ohne unseren Kenntnissen der Mechanik zuwider-
laufende Annahmen machen zu müssen, wenn auch manche Punkte, zum Beispiel
die Erklärung der nach N überkippten Sättel im Glarner Gebiet, die mechanische
Rolle der Molasse und andere, noch einer besseren Begründung oder einer Um-
änderung bedürfen werden.
(W. Hammer.)
186 Verhandlungen. Nr. 8
S. Hillebrand. Über Porphyrite und diesen ent-
sprechende Gesteine in der Umgebung von Bruneck.
Tschermaks Min. u. petr. Mitteil. XXVI. Band, 1908, pag. 469 uff.
Die Verfasserin fand beim Studium der zahlreichen im Pustertal (Tirol)
auftretenden Porphyritgänge, welche von Teller, Oathrein, Spechtenhauser
und Anderen beschrieben worden sind, einen bisher unbekannt gebliebenen Gang,
welcher dadurch interessant ist, daß er in dem von Teller als obertriadisch
bestimmten dolomitischen Kalk des Brunecker Schloßberges aufsitzt und dadurch
die Entstehungszeit der Pustertaler Gänge in Übereinstimmung bringt mit der für
die Porphyritgänge in Kärnten und in der Ortlergruppe festgestellten Zeit des
Empordringens. Der Brunecker Gang ist ein gänzlich umgewandelter quarzarmer
Porphyrit, bei dem sich nur auf chemisch-analytischem Wege schließen läßt, dab
er ursprünglich mit dem augitführenden, quarzarmen Hornblendeporphyrit, welchen
Foullon von St. Siegmund beschreibt, in seiner mineralogischen Zusammen-
setzung übereingestimmt haben dürfte. (W. Hammer.)
J. V. Zelizko. Das Goldvorkommen in Südböhmen.
Zeitschrift für prakt. Geologie, XVI. Jahrg. 1908, Heft 2, pag. 63—65.
Der Autor bringt hier einige kurze Bemerkungen über die Goldvorkommen
von Kasejowitz, Wolin und VSetec nordöstlich von Protivin.
(Dr. Hinterlechner.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Bericht vom 31. Mai 1908.
Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: Dr. A. Matosch: Verleihung des Titels eines
Kaiserlichen Rates. Dr. F. E. Suess: Ernennung zum a. 0. Professor der Geologie.
Dr. 0. Ampferer: Ernennung zum Adjunkten der k. k. geol. Reichsanstalt. — Dr. Th.
Ohnesorge: Ernennung zum Assistenten der k. k. geol. Reiehsanstalt. — Dr. J. Dreger:
Verleihung des Titels eines Bergrates,. — Todesanzeigen: Ferdinand Löwl;.
Spiridion Brusina . Eingesendete Mitteilungen: Dr. OÖ. Ampferer: Bemer-
kungen zu den von Arn. Heim und A. Tornquist entworfenen Erklärungen der Flysch- und
Molassebildung am nördlichen Alpensaume. Literaturnotizen: K. A. Redlich und
*. Cornu, P. ©. Köhler. Einsendungen für die Bibliothek.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Vorgänge an der Anstalt.
Seine k. u. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
Entschließung vom 8. Mai d. J. dem Bibliothekar der geologischen
Reichsanstalt Dr. Anton Matosch den Titel eines Kaiserlichen Rates
taxfrei allergnädigst zu verleihen geruht.
Seine k. u. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
Entschließung vom 11. Mai 1908 den mit dem Titel eines außer-
ordentlichen Universitätsprofessors bekleideten Privatdozenten, Ad-
"unkten an der geologischen Reichsanstalt Dr. Franz Eduard Suess
ad personam zum außerordentlichen Professor der Geologie an der
Universität in Wien, und zwar mit der Rechtswirksamkeit vom
1. Oktober 1908 allergnädigst zu ernennen geruht.
Seine Exzellenz der Herr Minister für Kultus und Unterricht
hat mit Erlaß vom 27. Mai, Z. 34.790, den Assistenten der geolo-
gischen Reichsanstalt Dr. Otto Ampferer zum Adjunkten und den
Praktikanten Dr. Theodor Ohnesorge zum Assistenten, beide in
provisorischer Eigenschaft, an dieser Anstalt ernannt.
Seine k. u. Kk. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
Entschließung vom 28. Mai d. J. dem Geologen der geologischen
Reichsanstalt Dr. Julius Dreger den Titel eines Bergrates taxfrei
allerznädigst zu verleihen geruht.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 9. Verhandlungen. 96
188 Verhandlungen. Nr. 9
Todesanzeigen.
+ Ferdinand Löwl.
Wie den Krieger in der Schlacht, so hat der Tod Ferdinand
Löw], den Geologen, bei einem seinen Forschungen gewidmeten Gange
davongerissen; am 1. Mai d. J. verlor er durch Absturz an den Wänden
des Gaisberges bei Salzburg sein Leben.
Ferdinand Löwl wurde am 7. Mai 1856 zu Proßnitz in Mähren
geboren und trieb an den Universitäten in Prag, Wien und Bonn
geographische und historische Studien. Seine Neigung führte ihn
schließlich ganz den ersteren zu und er habilitierte sich an der Uni-
versität in Prag 1881 für Erdkunde. 1887 erhielt er die Stelle eines
Professors der Geographie an der Universität in Czernowitz, welche
er bis zu seinem Tode verwaltete.
Schon in seinen Studentenjahren erwachte in ihm die Liebe zu
den Alpen, ın denen er dann in späteren Jahren sein wichtigstes
Arbeitsfeld fand. Wie bei so Vielen waren auch hier bergsteigerische
Lust und Forschungsdrang eng gepaart miteinander, den stürmenden
Jüngling erfüllte die erstere, den geschulten Gelehrten mehr der
letztere. Die Stärke seiner Persönlichkeit kam beiderseits zum Aus-
druck; ein Zeugnis seiner alpinistischen Stellung hat er uns in dem
Buch „Aus dem Zillertaler Hochgebirge“ (1578 bei Amtlhor in Gera)
hinterlassen; der Verbindung von Alpinistik und Wissenschaft ent-
sprangen zahlreiche Aufsätze in den späteren Jahrgängen der „Zeit-
schrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereines“, unter denen
besonders die Schriften „Kals“ und „Rund um den Großglockner“
hervorragen; sie geben dem weiteren Leserkreise die Ergebnisse seiner
wissenschaftlichen Forschungen in diesem Alpenabschnitt in einer so
slänzenden Vereinigung von anmutiger Schilderung und wissenschaft-
licher Klarheit, daß sie allem, was in dieser Richtung geschrieben wird,
als ideales Ziel vorgestellt werden können. Den wissenschaftlichen
Kreisen hat Löw] seine Ergebnisse in zahlreichen Artikeln unseres
Jahrbuches dargelegt, dann auch in Petermanns Mitteilungen. Die
Erforschung der Hohen Tauern und ihrer Intrusivkerne war eines seiner
Lieblingsgebiete der Forschung und hier ist er ganz zum Geologen
seworden. Aber auch das Egerland sah ihn als geologischen Forscher.
Löwls geologische Alpenforschungen wurden aber auch von vielseitigen
geographischen Arbeiten begleitet, so schrieb er besonders über Tal-
bildung und über Siedlungsgeschichte in den Alpen.
Die langjährige Vertiefung in rein geologische Forschungen be-
fähigte Löwl dann, diese geologische Anschauungsweise den Geo-
gsraphen in einem eigenen Lehrbuche zugänglich zu machen: in seiner
1906 bei Deuticke erschienenen „Geologie“ (XI. Teil der Sammlung
„Die Erdkunde“ von M. Klar). In diesem Buche treten die Vorzüge
der Löwlschen Schriften neuerlich hervor: Knappheit und Klarheit
verbunden mit einer selbständigen eigenartigen Anschauungsweise.
Nach dem Geologenkongreß in Wien im Jahre 1905 hatte eine
kleine Schar von Geologen Gelegenheit, unter Löwls Führung quer
über die Hohen Tauern zu wandern. Diesen wenigen war es vergönnt,
ee
1908 Bericht vom 31. Mai. O0. Ampferer. 189
den sonst so zurückhaltenden, selten im großen Kreise gesehenen
Forscher in vollem Ausdruck seines kraftvollen Wesens und seines
innigen Gemütes kennen zu lernen; nicht nur als Forscher, sondern
auch als Menschen lernten wir ihn hochschätzen. Seine hochragende
germanische Gestalt war ein schönes Bild seiner inneren Eigenschaften.
Er wird Allen, die ihn kannten, ebenso unvergeßlich bleiben, als er
auch in der Wissenschaft dauernde Werte geschaffen hat.
W. Hammer.
+ Spiridion Brusina.
Durch die südslawische Akademie der Wissenschaften in Agram
erhalten wir die Nachricht, daß der Sekretär der mathematisch-natur-
wissenschaftlichen Klasse derselben, Professor Spiridion Brusina,
am 21. Mai d. J. mit dem Tode abgegangen ist.
Brusina war Professor an der Universität Agram und Vorstand
der zoologischen Abteilung des dortigen Nationalmuseums. Seine
Spezialität war das Studium der Mollusken, insbesondere derjenigen
Kroatiens, Slawoniens und Dalmatiens und der benachbarten Länder
einschließlich der Balkanhalbinsel. Auch der Fauna der Adria hat er
mehrfach seine Aufmerksamkeit zugewendet. Er beschränkte sich
übrigens nicht auf die Beschäftigung mit rezenten Formen, sondern
befaßte sich auch wiederholt mit den Konchylien der Tertiär-
ablagerungen in den vorher genannten Ländern, was ihn in direkte
Verbindung mit den Paläontologen und Geologen brachte. Seine zahl-
reichen Arbeiten sind in den verschiedensten Sprachen geschrieben
und an verschiedenen Stellen veröffentlicht worden. Auch in unseren
Druckschriften ist er als Autor vertreten, wie zum Beispiel mit
seinen Bemerkungen über die rumänischen Paludinen (Verhandl. 1855)
und mit seiner Arbeit über die fossile Fauna von Dubovaec bei Karl-
stadt (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1895). Brusina war Korrespon-
\
dent unserer Anstalt seit dem Jahre 1870. E. Tietze.
Eingesendete Mitteilungen.
O. Ampferer. Bemerkungen zu den von Arn. Heim
und A. Tornquist entworfenen Erklärungen der Flysch-
und Molassebildung am nördlichen Alpensaume.
Die alpine Deckenlehre hat das Verdienst, die geologischen
Forschungen am Nordrande der Alpen mit besonderem Schwunge
belebt zu haben.
In den letzten Jahren sind hier eine lange Reihe von Arbeiten
geschaffen worden, die vielfach interessante Neuheiten oder neue
Auffassungen alter Erfahrungen gebracht haben.
Im folgenden möchte ich aus dieser Reihe die hier aufgezählten
etwas näher besprechen.
26*
190 Verhandlungen. Nr.”9
Arnold Heim, Die Brandung der Alpen am Nagelfluhgebirge. Vierteljahrsschrift
der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich, Jahrg. 51, 1906.
— Zur Frage der exotischen Blöcke im Flysch mit einigen Bemerkungen über die
subalpine Nagelfluh. Eclogae geologicae Helvetiae, Vol. IX, No. 3, 1907,
Lausanne.
. Tornquist, Vorläufige Mitteilung über die Allgäu-Vorarlberger Flyschzone.
Sitzungsberichte der kgl. preuß. Akademie d. W., XXX, 1907, Berlin.
— Die Allgäu-Vorarlberger Flyschzone und ihre Beziehune zu den ostalpinen
Deckenschüben. Neues Jahrbuch f. Mineralogie, Geologie und Paläontologie,
Stuttgart 1908, Bd. 1.
Arnold Heim hat in jüngster Zeit in kühner Weise zu den
Problemen des Alpenrandes, der Flysch- und Molassebildung Stellung
genommen und neue Auffassungen ins Leben gerufen.
In seiner Schrift über die Brandung der Alpen am Nagelfluh-
gebirge schildert er zunächst den Bau der Molassezone zwischen
Thur und Linth und kommt zum Ergebnis, daß die auffallend ruhig ge-
lagerten Molasseschichten nicht den Bau einer Syn-, sondern den
einer Antiklinale verraten.
Der Kontakt von Molasse und Flysch stellt sich in diesem
Gebiete als ein mechanischer dar. Die Oberfläche der Molasse unter
den überschobenen Flysch- und Kreidemassen ist ein Erosionsrelief.
Die Brandung der Säntisdecke und ihr Zerschelien erfolgte am
rauh zerfressenen Gebirge der starren, fertig gefalteten Molasse. So
soll das zugrundeliegende Molasserelief geradezu die Form und
Lage der Kreideberge dieses Gebietes bedingt haben.
Die Molassefaltung ist am nordschweizerischen Alpenrande
älter als die Brandung der alpinen Decken und fällt zwischen Ober-
miocän und unterstes Pliocän (Tortonien—Plaisancien), am wahr-
scheinlichsten ins jüngste Mioeän.
Die Brandung der alpinen Überfaltungsdecken fand dagegen
erst nach vollendeter Molassefaltung statt und ist etwa zwischen
oberstes Miocän und Mittelplioeän, am wahrscheinlichsten in das
ältere Mittelpliocän einzureihen.
Nach Arn. Heim standen in der älteren Pliocänzeit im
Schweizer Land von S gegen N drei einfache Faltengebirge: 1. Alpen,
2. Nagelfluhgebirge, 3. Juragebirge. Die Überfaltungsdecken standen
noch zurück und erst durch ihr Vordringen wurden die Alpen mit
der Molasse zusammengeschweißt.
Eine tektonische Kartenskizze des Alpenrandes zwischen Thur
und Walensee (1:50.000) und eine Reihe von Profilen zeigen die
Beobachtungsgrundlagen, auf welche die angeführten Schlüsse er-
baut sind.
Diese neue Zeiteinordnung des Aufbrandens der alpinen Decken
verlangt für die Gläubigen der Überfaltungslehre auch eine Um-
deutung für die Herkunft der exotischen Blöcke des Fiysches.
Wenn die Überfaltungsdecken erst nach dem Miocän auf das
erodierte Molassegebirge emporschlugen, wird die Ableitung der
exotischen Flyschblöcke von schon ins Flyschmeer brandenden
Prealpes mehr als unwahrscheinlich.
u. RE
1908 Bericht vom 81. Mai. O. Ampferer. 191
In der zweiten oben erwähnten Arbeit erwägt nun Arn. Heim
neuerdings das Flyschproblem, wobei er gleich anfangs darauf hin-
weist, daß die exotischen Blöcke durchaus nicht durch ein tektoni-
sches Hineinkneten von exotischen Decken erklärbar sind. Zahlreiche
Blöcke stehen in keinerlei genetischem Zusammenhange mit den
Klippen.
Arn. Heim scheidet zwischen „Klippenblöcken* und „exoti-
schen Blöcken“. Nur die ersteren stammen von den Klippen ab.
Bemerkenswert ist die Tatsache, daß die kristallinen exotischen
Blöcke des helvetischen Flysches fast alle saure Gesteine darstellen,
während gerade die charakteristischen basischen Eruptivgesteine der
lepontinischen Decken und Klippen nicht darin zu finden sind.
Die Untersuchungen Ch. Sarasins über die exotischen Flysch-
blöcke haben als wahrscheinliche lHeimatsstelle die Zone Baveno—
Lugano—Predazzo ergeben.
Diese Zone liegt südlich der Wurzelregion der höheren Decken
und die Blöcke müßten daher schon vor der Überfaltung in den
nördlichen Flysch gekommen sein. Das Wachstum der Decken soll
nicht vor dem Oligocän begonnen haben.
Die von Steinmann befürwortete Ableitung der subalpinen
Molasse von den fertigen Decken der Klippen weist Arn. Heim
zurück, weil pach den umfassenden Studien Frühs die Mehrzahl
der Molassegerölle gar nicht im den Klippen vorkommen.
Früh hat für die Molasse die Zufuhr von Graniten, Porphyren
und anderen Massengesteinen aus dem Eruptivgebiet von Bozen, aus
dem Engadin, Veltlin, ja sogar vom Südrande der Alpen abgeleitet.
Das ist nur denkbar, wenn die südalpinen Gesteine noch vor dem
Vorhandensein der Überfaltungen in die Nagelfluh gefrachtet wurden.
Arn. Heim vermutet, daß die exotischen Flyschblöcke und die
Molassegerölle möglicherweise denselben Ursprung haben. Die
exotischen Flyschblöcke sind sowohl im Flysch des autochthonen
Gebirges als auch in jenem der helvetischen Decken vorhanden. Sie
erreichen eine besondere Häufigkeit im oberen Flysch der höchsten
helvetischen Decken und sind vom Thuner See bis nach Vorarlberg
eine stratigraphische Erscheinung.
Die Einstreuung dieser Blöcke könnte vielleicht durch „Treib-
eis“ erfolgt sein. Lange nach ihrer Einbettung im Flysch sind sie mit
diesem und anderen Sedimenten passiv von den Decken nach N ge-
tragen worden.
Bei Amden und Habkern reichen die exotischen Blöcke ganz
unregelmäßig durch eine sehr mächtige Flyschserie empor. Der
oberste Flysch erscheint blockleer. Östlich der Fliegenspitze ist
kaum zwischen Wildflysch und Senonflysch eine Grenze zu sehen
und schon im Senon tritt eine Blocklage auf. Das Vorkommen von
exotischen Blöcken im Öbersenon (?) spricht ebenfalls gegen eine
Ableitung von den Überfaltungsdecken, da dieselben ja weit später
erst gebildet wurden. $
Zum Schlusse gibt Arn. Heim noch eine kurze Übersicht der
verschiedenen Blockgruppen (einheimische, Klippen-, exotische Blöcke)
und deren Unterabteilungen.
192 Verhandlungen. Nr. 9
Zu wesentlich verschiedenen Ansichten ist Tornquist durch
seine Untersuchungen der Allgäu-Vorarlberger Flyschzone geführt
worden.
Dieselben beschäftigen sich mit dem Flyschzug zwischen den
Tälern der Iller und der Bregenzer Ache, welcher im Norden der
Vorarlberger Kreidefalten eingebettet liegt.
Gegenstand der Untersuchung waren vor allem die Beschaffen-
heit und die Einschlüsse der Flyschzone sowie ihr tektonisches Ver-
hältnis zur Molasse-, Kreide- und Triaszone.
Als Einschlüsse kommen sogenannte exotische Blöcke (große
gerundete kristalline Blöcke), weiter feine bis grobe Konglomerate
(mit vorwiegend kristallinem Material) sowie endlich eine Zone von
oberjurassischen Aptychenkalken in Betracht.
Nach einer historischen und orographischen Einleitung wird im
speziellen Teil zunächst die Flyschzone selbst eingehender be-
schrieben. Tornquist scheidet zwischen primären und später um-
geformten Flyschsedimenten. Als erstere faßt er 1. helle, gering-
mächtige, mergelige Kalklagen (mit Fucoiden), 2. feste, sandige Kalk-
bänke mit schwarzen und blauen sandigen Mergelzwischenlagen,
3. feinkörnige Quarzite und Sandsteine, 4. grobe Konglomerat-
bänke auf.
Dagegen werden die feinen, hellen, kieseligen Flyschlagen, die
Kieselschieferlagen, die Flyschtoneisensteine und Flyschkalkhorn-
steine als Umwandlungsprodukte erklärt.
Auffallend ist das Fehlen von Helminthoiden, welche im Flysch-
streifen, südlich der Kreidefalten, häufig vorhanden sind.
Im Schmiedlebachgraben östlich von Egg hat Tornquist
den sicheren sedimentären Kontakt von Flysch und Seewenmergeln
nachgewiesen und beobachtet, daß bereits den oberen Seewenmergeln
Konglomeratblöcke eingelagert sind.
Die Basalkonglomerate des Flysches enthalten hier neben
schwarzen verkieselten Kalkblöcken auch kristalline Schieferblöcke.
Außer diesen Basalkonglomeraten treten aber noch in einem
höheren Niveau regelmäßig Konglomerate auf. Dieses stratigraphische
Niveau besteht der Hauptsache nach aus feinkörnigen sandigen
Konglomeraten (Glimmer, kleinen Brocken von Granit und anderen
kristallinen Gesteinen), grobkörnigen Konglomeraten (Kalkbrocken,
Granitgneisstückchen), Konglomeratbänken von Tonschieferbrocken
sowie aus vereinzelten großen bis riesigen Blöcken.
In der Nähe einer solchen Konglomeratzone tritt auch die von
Rothpletz in neuerer Zeit mehrfach erwähnte Granitmasse des
Bolgen auf, welche übrigens nach Tornquist nicht unbedingt als
zerfallene, ursprünglich einheitliche Masse, sondern ganz wohl als
ein Haufwerk von verschiedenen Blöcken aufgefaßt werden kann.
Eine besonders stattliche Ausbreitung zeigen diese Konglomerate
nördlich und westlich vom Feuerstätterkopf.
Hier zeigen die Kalkkomponenten nur geringe Abrollung, die
kristallinen Brocken sind sogar meistens kantig und eckig. Weiter
östlich bei der Grämplalpe erscheinen die Konglomerate kalkärmer
und bedeutend gröber. Kristalline Schieferbrocken, leicht abgerundete
1908 Bericht vom 31. Mai. O. Ampferer, 193
Quarze, Gneisbrocken sowie flache Kalk- und Mergelbrocken sind
hier den Konglomeratbänken eingefüst. Bei der Neugrämpjalpe
steckt in dieser Konglomeratflyschzone ein grober Granitblock, von
dem eine genauere Beschreibung gegeben wird (nach Johnsen ist
er ein echter Granit, ähnlich dem Juliergranit der Ormondsbreceie).
Tornquist kommt zur Erkenntnis, daß die feinkörnigen und
sröberen Konglomerate ebenso wie die großen isolierten Blöcke in
einer und derselben Flyschzone liegen, denselben Ursprung besitzen
und alle Charaktere einer klastischen Ablagerung zur Schau tragen.
Die Abstammung kann nach seiner Meinung nur im Süden ge-
sucht werden, da außer den kristallinen Bestandteilen auch solche
von verkieselten und älteren mesozoischen Kalken (nicht näher be-
stimmbar!) in den Flyschkonglomeräten zu finden sind.
Die Herkunft der Gerölle und Blöcke wird nun vorzüglich nach
dem Muster der Schweizer Geologen mit dem Deckenschub in Ver-
bindung gebracht.
Die kristallinen Blöcke und Gerölle des Flysches sollen von
Geröll- und Blockmassen abstammen, welche als Oberflächenschutt
ursprünglich auf den Decken lagerten. Beim Erheben der Schub-
decken soll dann dieser Oberflächenschutt zunächst abgespült und
dann in die Flyschsedimente hineingeschwemmt worden sein.
Nach der Beschreibung der Flyschzone folgt jene der Kalkklippen-
zone. Tornquist betont vor allem, daß das Problem der kristallinen
Einschlüsse durchaus nicht mit jenem der Kalkklippen einheitlich ist.
Die Aufnahme hat erwiesen daß es sich nicht um isolierte
Klippen, sondern um einen über 12 /n langen, 200—300 m breiten,
meist fast saiger gestellten Kalkzug handelt, welcher mehrere
kräftige Querverschiebungen erfahren hat.
Das Gestein ist ein sehr feiner, splittriger, grauer und wein-
roter, manchmal mergeliger Kalk, in dem Hornsteinkonkretionen und
Hornsteinbänke auftreten. Wir haben oberjurassischen Aptychenkalk
(Aptychen, Belemnites hastatus Bblainv.) vor uns, wie er in den Nord-
alpen weit verbreitet vorliegt.
Das Streichen dieses Kalkzuges verläuft fast genau ost-
westlich und zeigt so, da ja ganz beträchtliche Höhenunterschiede
durchlaufen werden, eine ungefähr saigere Schichtstellung an.
Die verschiedenen angrenzenden Flyschzonen streichen durch-
aus bald mehr, bald weniger schräg (dazu.
Die zwei besterschlossenen Kontaktstellen zwischen Flysch und
Jurakalk (R änklobel—Neugrämplalpe) hat Tornquist in sehr klarer
Weise sowohl im Profilschnitt als auch im Grundriß dargestellt.
Die Lage der querstreichenden, ebenfalls sehr steil aufge-
richteten Flyschzonen schließt die Möglichkeit einer ursprünglichen
Umlagerung der Klippe durch den Flysch vollständig aus. Auffallend
ist in beiden Fällen, daß nur an der Südseite der Juraklippe
stärkere tektonische Störungen und Einschaltungen von Kalkbrocken
im anschmiegenden Flysch zu finden sind. Am Feuerstätterkopf sind
Flyschschollen in die Kalkklippe eingefaltet.
Nach Tornquist sind diese Verhältnisse dadurch entstanden,
daß eine lange schmale Platte von Jurakalk nach Ablagerung des
194 Verhandlungen. Nr. 9
Flysches in dessen schon etwas dislozierte Schichten eingeschoben
wurde. Er stellt sich vor, daß diese Gesteinsplatte ursprünglich der
Allgäuer Schubmasse angehörte und von der darüber bewegten Lech-
taler Schubmasse abgeschürft und schräg nach unten in den Flysch
sedrückt wurde.
Im dritten Abschnitt entwirft Tornquist an der Hand der
beiliegenden Karte (1:75.000) ein Bild seiner tektonischen Auf-
fassung des Gebietes.
Da die Querbrüche der Flyschzone nicht ins Molassegebirge
verfolgt werden können, so ist die Grenze zwischen Flysch- und
Molasseland hier jünger oder gleich alt mit den Sprüngen.
Die tektonische Grenze zwischen Kreideketten und Flyschzone
wird bei Egg durch die Südgrenze der Molasse abgeschnitten. Des-
halb soll die Grenze zwischen Kreide- und Flyschland ebenfalls älter
als die Molassegrenze sein. Der Aufschub des Kreidegebirges ist
älter als die Querbrüche, ebenso der Einschub der Kalkklippe.
Noch älter ist die Bildung der Flyschsedimente.
So erhält Tornquist folgende geschichtliche Entwicklungs-
reihe:
Oberes Miocän: Molassefaltung. — Überschiebung des Flysches auf
die Molasse. — Quersprünge.
Älteres Miocän: Auffaltung der Kreideketten und der Flyschzone. —
UÜberschiebung der Kreide auf den Flysch.
Oberes Oligocän: Ende der Deckenschübe. — Einschub der Kalk-
FR klippe.
Alteres Oligocän: Deckenschübe. — Ablagerung des jüngeren Flysches
außerhalb der Decken.
Eocän: Ablagerung des Nummulitenkalkes und älteren Flysches
auberhalb der Decken und der Flyschkonglomerate auf den
späteren Deckenschollen.
Der letzte Teil der Abhandlung bringt kurze Mitteilungen über
diluviale Terrassen bei Hittisau und Lingenau.
Beide Arbeiten stellen starke Einschränkungen der phantasti-
schen Ubertreibungen der Überfaltungslehre dar und müssen als
solche freudig begrüßt werden.
Es beginnt also doch wieder die alte, so tief bestätigte An-
schauung von der sedimentären Natur der Flyscheinschlüsse und
-konglomerate durchzudringen, die wirklich in unnötiger und leicht-
sinniger Art beiseite geschoben wurde.
Trotzdem wird es stets einer der bedenklichsten Irrtümer der
Geologie bleiben, daß in so ausgedehnter Weise typische Geröll-
ablagerungen einer Hypothese zuliebe als tektonische Gebilde ge-
deutet werden konnten.
Beide Autoren sind darin einig, dab die Fragen nach der Her-
kunft der Klippen und jene nach der Bildung der Flysch-
einschlüsse völlig getrennt zu behandeln sind.
Beide erkennen die letztere als eine stratigraphische An-
gelegenheit. Ebenso gehen sie darin zusammen, daß die exotischen
1908 Bericht vom 31. Mai. O. Ampferer. 195
Einschlüsse aus dem Süden stammen und durch die Decken nach
Norden verschleppt wurden.
Aber während Arn. Heim erst die fertigen Flyschsedimente
von den Decken nordwärts tragen läßt, glaubt Tornquist, daß der
Flysch im Norden gebildet wurde und nur die Exotika von den
Decken als Oberflächenschutt aus dem Süden mitgebracht und dann
in den Flysch geleitet wurden.
Tornquist hält die Vorarlberger Flysch- und Kreidezone
mit Rothpletz für autochthon und nur in kleinerem Ausmaß über-
schoben, Arn. Heim sieht darin Teile der weitgewanderten helve-
tischen Decke.
Nach Arn. Heim ist der Südrand der Molasse ein alter
Erosionssaum, nach Tornquist eine steilverstellte Schubfläche.
Die größten Unterschiede zwischen den Ergebnissen der beiden
Forscher treten in der Zeiteinordnung der verschiedenen Vorgänge
am Alpenrande zutage.
Nach Tornquist ist der Deckenschub schon im oberen
Oligocän abgeschlossen, nach Arn. Heim erst im mittleren Pliocän.
Den Beginn verlegt Tornquist ins ältere Oligocän, Arn. Heim
“etwa ins untere Pliocän.
Da nun beide Untersuchungen sich mit ziemlich benachbarten
Teilen einer wenigstens nach den älteren Darstellungen zusammen-
hängenden Alpenzone beschäftigen, fördern die sehr verschiedenen
Ergebnisse zu einer Prüfung ihrer inneren Wahrscheinlichkeiten
heraus.
Wenn sich die Schlüsse beider Forscher auch nur teilweise als
notwendig erweisen, So zeigen sie uns doch in schöner Klarheit,
wie wenig man den Alpen selbst in so eng verwandten Teilen die
gleiche Entstehungsgeschichte unterlegen darf.
Ausgehend von derselben tektonischen Grundhypothese wurden
sie zu Ergebnissen geleitet, welche nur denkbar sind, wenn man den
einzelnen Gliedmassen der Alpen eine sehr weitgehende Unabhängig-
keit und ganz individuelle Entwicklung zugesteht. So ist aus der
Einheitshypothese heraus gewissermaßen die Mannigfaltigkeit und
Vieigestaltheit der Alpen bewiesen worden. Bei einer genaueren
Prüfung dieser Ergebnisse finden wir nun, wie im folgenden gezeigt
werden soll, daß dieselben teilweise nicht mit Notwendigkeit aus
dem vorgelegten Beobachtungsschatze gefolgert werden müssen.
Die Deutung, die Arn. Heim ans der gegenseitigen Lage der
Molasse-, Flysch- und Kreidezone seines Gebietes gewonnen hat, muß
man unbedingt zustimmen, vorausgesetzt, daß tatsächlich nicht Ein-
brüche oder Niederbiegungen dieses Lagerungsbild verursacht haben.
Das Verfolgen von Verwerfungen aus dem Kreide- oder Trias-
gebirge ins Flysch- oder Molasseland ist äußerst unzuverlässig. Ein-
mal zerschlagen sich selbst sehr scharfe Sprünge an den Grenzen
so verschiedener Medien außerordentlich leicht und dann ist im
reichbewachsenen Flysch- oder Molasseboden, abgesehen von ganz
seltenen Fällen, kaum ein sicherer Nachweis dafür zu gewinnen. Im
übrigen wären Einbrüche oder Einsenkungen unterhalb der schweren,
freistehenden Kreideklötze ganz wohl verständlich.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 9. Verhandlungen.
18%)
—ı
196 Verhandlungen. Nr. 9
Aber auch bei Annahme der von E. Blumer und Arn. Heim
gegebenen Deutung darf man nicht vergessen, daß es sich um eine
Erscheinung handelt, welche durch kleinere Vorstöbe der Kreidezone
erklärbar ist, ohne daß darum große Teile des Alpenkörpers mit in
Bewegung sein mußten.
Was die Ableitung der Exotika von Flysch und Molasse be-
trifft, so stützt sich Arn. Heim auf die sorgsamen Untersuchungen
von Früh und Sarasin.
Mit Recht hebt Heim hervor, daß man einen großen Teil der
Exotika überhaupt nicht von den helvetischen, lepontinischen oder
ostalpinen Decken ableiten kann. ).
Wenn sie nun aber vor der Überfaltung aus dem südalpinen
Gebiet hergeliefert wurden, so setzt das voraus, daß die drei ersteren
Faziesstreifen gar nicht oder nur wenig erhoben waren, während das
letztere schon hoch stand.
Da möchte man nun doch vermuten, daß dieses so viel länger
erodierte Gebiet bedeutend tiefer abgetragen wäre als die übrigen
Alpenteile. Das ist nicht zu beobachten. Außerdem wissen wir, daß
zum Beispiel im Etschbuchtgebirge noch marine eocäne und oligoeäne
Schichten abgelagert wurden. Diese Gebiete können also gar nicht
zu der von Arn. Heim geforderten Zeit für eine Schuttlieferung
gegen Norden in Anspruch genommen werden. Das zwischenliegende
Gebiet der ostalpinen Decke war aber größtenteils schon seit der
oberen Kreide aufgefaltet.
So stehen der Ableitung der Exotika aus den Südalpen gar
manche nicht gangbare Hindernisse entgegen.
Die Idee Arn. Heims von den im älteren Pliccän bestehenden
drei weit getrennten, parallelen Faltensystemen ist jedenfalls ohne
nähere Begründung mechanisch ganz unverständlich.
Von Tornquist ist keine Beobachtung veröffentlicht worden,
welche die Annahme ausschalten würde, daß der Jurakalkzug aus
dem Untergrund des Flysches emporgeschoben wurde. So gut wie
weiter östlich in den Allgäuer Alpen nahezu genau im verlängerten
Streichen dieser Juraklippen bunte Flyschkonglomerate den Aptychen-
kalken aufruhen und mit ihnen stellenweise in der innigsten Art
verfaltet liegen, kann das auch hier gewesen sein.
Die ruhige schräge Anlagerung verschiedener Flyschzonen an
der Nordseite der Juraklippe spricht auch dafür, daß wir in diesem
Kalkzug ein tektonisch abgetrenntes und emporgeschobenes Stück
der Flyschbasis vor uns haben.
Auch aus anderen Gründen erscheint die Ableitung dieses Kalk-
zuges von der Krone der Allgäuer Schubmasse nicht wahrscheinlich.
Der Einwand von Rothpletz gegen eine Deutung der Klippen
ais Schubfetzen an der Basis der Allgäuer Schubmasse bleibt ebenso
für die Basis der Lechtaler Schubmasse bestehen. Hier wie dort
möchte man vor allem auch die Beteiligung anderer Schichtmassen
vermuten.
Die Allgäuer Schubmasse ist überall unter der Lechtaler
Schubmasse sehr stark gefaltet und deswegen müßten nicht bloß
1908 Bericht vom 31. Mai. OÖ, Ampferer., 197
Aptychenschichten, sondern auch andere, vor allem triadische
Schichtgesteine, zur Abscherung gelangen,
Daß dies auch tatsächlich geschah, zeigen die Aufschlüsse am
Nordrande der Lechtaler Schubmasse zwischen dem Tannheimer
und Hintersteiner Tal, wo wir Flysch-, Jura-, Raibler-, Hauptdolomit-,
Wettersteinkalk-, ja sogar Muschelkalkschollen am Stirnschnitt der
Schubmasse entdecken.
Außerdem ist zu bemerken, daß heute der Rand der Lechtaler
Schubmasse allenthalben beträchtlich hinter dem der Allgäuer
Schubmasse zurückliegt.
Nach der Annahme von Tornquist müßte man glauben, dab
er ihn erreicht, vielleicht gar überschritten habe.
Der Rand der Allgäuer und Lechtaler Schubmassen folgt aber
so auffallend der Formung des Vorarlberger Kreidegebirges, ebenso
das Auftreten der Melaphyre, daß es wohl unwahrscheinlich ist, in
dem Laufe dieser Grenzen lediglich Verwitterungssäume zu er-
blicken.
Wer mit Tornquist die Juraklippen des nördlichen Flysch-
zuges von der Basis der Lechtaler Schubmasse ableitet, muß an-
nehmen, daß das Vorarlberger Kreidegebirge nicht nur von Flysch-
sedimenten sondern auch von zwei Triasschubmassen bedeckt war.
Heute ist das Kreidegebirge von diesen Bedeckungen befreit. Seine
Erhebungen bleiben etwa um 200—400 m unter jenen des benachbarten
Triasgebirges zurück.
Wer also an dieser Erklärung festhält, muß für das Kreide-
sebirge gegenüber dem Triasdeckengebirge eine wohl um 2000 m
stärkere Abtragung ansetzen.
Das ist doch besonders für ein so beschränktes Gebiet höchst
unwahrscheinlich. Wie soll an Stelle einer starken Aufwölbung durch
die Erosion eine Eintiefung geschaffen werden?
Auch der Mechanismus der Einschaltung der Juraplatte in den
Flysch ist von Tornquist nicht klar gemacht worden. Wenn die
lange schmale Kalkplatte von der Höhe der Allgäuer Schubmasse
auf den Flysch heruntergestürzt wurde, so kann sie unmöglich un-
zerbrochen in den Flysch gelangt sein. Sie müßte als ein Wall von
Schollen, vermischt mit anderen Trümmern, auf dem Flyschland
liegen geblieben sein, denn auch die mächtigsten Bergstürze ver-
mögen niemals erheblich in den Boden einzudringen.
Auch die Annahme, daß die Kalkplatte von den noch weiter
vorrückenden Triasmassen in den Flysch hineingeschoben wurde, hat
keine Wahrscheinlichkeit.
Alle sicheren Schubfetzen am Rande der Allgäuer und Lechtaler
Schubmassen liegen unmittelbar zwischen Schubkörper und Unter-
grund. Nur selten sind sie in geringem Ausmaße in den Untergrund
eingesenkt.
Das entspricht auch ganz dem Mechanismus einer flach vor-
seschobenen Masse, die wohl mit ihren Basisschollen den Untergrund
aufschürft, aber keine Ursache hat, dieselben in den Boden hinein-
zustecken. Unser Kalkzug steckt aber sehr tief im Flysch, da trotz
245
198 Verhandlungen. Nr.®
sroßer Höhenunterschiede in seinem Streichen nirgends ein
Schwimmen desselben im Flysch entdeckt wurde.
So erfordert die von Tornquist gebildete Erklärung:
l. einen unerwiesenen weiten Vorschub beider Triasdecken;
2. die unwahrscheinliche Abscherung einer einzelnen schmalen
und langen Schichtplatte;
3. einen eigenen Versenkungsakt dieser Platte in die Flysch-
masse;
4. eine auf das Kreidegebirge und seine nächste Umgebung be-
schränkte, außerordentlich gesteigerte Abwitterung.
Was nun endlich die tektonische Deutung der Flyschmolasse-
srenze anlangt, so ist durch die Darstellung von Tornquist kein
Zwang geschaffen worden, diese Grenze als Schubfläche anzu-
erkennen.
Der Ausstrich dieser gerade über Berg und Tal schneidenden
Grenze (es ist eine der längsten und regelmäßigsten alpinen Scheide-
linien) beweist, daß wir wenigstens bis zu den beobachtbaren Tiefen
den Terrainschnitt einer ungefähr saigeren Fläche vor uns haben.
Die heutige Grenze muß wohl eine Verwerfung sein, weil eine
Flexur mit der Schichtstellung unvereinbar ist. Nimmt man nun an,
daß die Flyschdecke erst über die Molasse geschoben und dann von
einer Längsverwerfung zerschnitten wurde, so muß man sich den
nördlichen Flügel erhoben oder den südlichen gesenkt denken, um durch
Abwitterung die Flyschdecke von der Molasse wegzubringen.
Das heißt mit anderen Worten, man muß am Alpensaum das
Molassegebiet als höher liegend gegenüber dem inneren Gebirge be-
greifen.
Dem allgemeinen Anstieg des Gebirges entspricht jedoch die
Vorstellung mehr, daß das Flyschgebiet gegen das Molasseland er-
hoben wurde.
Den Schlüssen aus den Querbrüchen des Jurakalkzuges wohnt
aus den schon erwähnten Gründen wohl keine weitere Beweis-
kraft inne.
Literaturnotizen.
K.A. Redlich und F. Cornu. Zur Genesis der alpinen
Talklagerstätten. Zeitschr. f. prakt. Geol,, Jahrgang 1908,
Heit 4, pas. 145 u: 'f.
Die Verfasser besprechen die obersteirischen Talklager vom Häuselberg
bei Leoben, von Kaintaleck-ÖOberdorf im Tragößtal bei Bruck a. d. M.,
von Mautern und vom PirkerkogelbeiKammern, von denen besonders das
erstgenannte in genetischer Hinsicht aufschlußgebend ist. Die Untersuchung hat die
von Weinschenk zuerst aufgestellte Ansicht bestätigt, daß die Talke aus der
Umwandlung der paläozoischen Schiefer durch Zufuhr magnesiareicher Lösungen
entstanden sind, wobei die begleitenden Kalke in Magnesit und Dolomit um-
sewandelt wurden. Neben der Talkbildung führte die Umwandlung zar Bildung
von Rumpfit, in welchem der 'Tonerdegehalt der Schiefer konzentriert ist. Da der
Tonerdegehalt des Rumpfits viel größer ist als der der Phyllite und sein Magnesia-
gehalt gering, so ist dieser eben nicht als Übergangsbildung zum Talk, sondern
als Nebenprodukt dieser Metamorphose aufzufassen.
1809 Bericht vom 31. Mai. P. O. Köhler. 199
Der Herd, von dem jene magnesiareichen Lösungen als postvulkanische
Produkte sich herleiten, könnte nach Ansicht der Verfasser am ehesten in den
Grünschiefern (Diabastuffen) oder den Serpentinen, beziehungsweise in damit
zusammenhängenden Eruptivmassen der Tiefe gesucht werden, nicht aber in den
Gneisen, gegen welche Annahme entschieden Umstände sprächen (Rannach-
konglomerat etc.). (W. Hammer.)
P. ©. Köhler. Die Entstehung der Kontinente, der
Vulkane und Gebirge. Leipzig, Verlag von W. Engel-
mann, 1908.
Das Interesse für die Geologie oder wenigstens für deren Grundfragen,
dringt in immer weitere Kreise und bringt es mit sich, daß auch Vertreteu
benachbarter Wissenschaften sich mit diesen Fragen beschäftigen, mit dem Nutze.ao
daß dadurch die Fortschritte jener Wissenschaften auf die Geologie angewendit
werden, aber auch mit der Gefahr, daß nur allzuleicht bei dem Wegfall der as
hemmendes Schwergewicht wirkenden Einzelkenntnisse die Spekulation einen zu
kühnen oder besonders einen zu einseitigen Flug nimmt und dies letztere ist
wohl bei dem vorliegenden Versuch der Fall.
Es sind in letzter Zeit mehrfach schon Stimmen laut geworden, welche
gegen die Ableitung der Gebirgsbildung aus der Kontraktion der Erde physi-
kalische Einwendungen machen, und in diesem Sinne ist auch die vorliegende
Schrift gehalten.
Köhler macht hier vor allem geltend, daß die Erdkruste eine stärkere
Abkühlung und Volumenverminderung erleidet als das Erdinnere und daß die Kruste
sich vermöge ihrer geringeren Dichte immer noch mehr zusammenziehen
kann als das metallschwere Innere der Erde, auf diese Weise also keine Faltung
in der Erdhaut entstehen könne, und außerdem die Wirkung der Abkühlung zu
gleichmäßig verteilt ist über die ganze Oberfläche, als daß es zu solchen Teil-
feldern der Wirkung wie die „Senkungsfelder“ und „Horste“, kommen könnte,
wobei allerdings zu bemerken ist, daß auch die Anhänger der Kontraktionstheorie
bei ersteren nicht an das Einstürzen in ungeheure Hohlräume, beziehungsweise
an das Stehenbleiben über solchen bei den Horsten dachten, wie Köhler
glaubt und mit Recht für unmöglich erklärt.
Die Theorie, welche Köhler an Stelle der bestehenden zu setzen sucht,
beruht auf dem Gedankengang, daß die Erdkruste eine im Verhältnis zur Dichte
des Erdinnern poröse Masse ist und infolgedessen bis zu den Zonen der Gluthitze
hinab mit Wasser durchtränkt ist.
Diese Gluthitze verhindert es, daß nicht überhaupt schon alles Wasser von
der Kruste aufgesogen worden ist und durch sie wird in der Erdschale ein Kreis-
lauf des Wassers — der hydrothermische Kreislauf — im Gang erhalten.
Diese Durchdringung der Erde mit heißen Dämpfen hat aber dann ein Auf-
blähen der Erdmasse „wie in einem Brotteig“ zur Folge und auf die quanti-
ativen Unterschiede dieser Vorgänge ist nach Köhler die Bildung der Konti-
tnente zurückzuführen. Aber nicht nur diese, sondern auch Vulkanismus und
Gebirgsbildung sucht er von diesem Ideengange aus zu erklären: Die sich
aufblähenden Erdteile üben einen Gegendruck nach unten aus, der das Magma an
etwa vorhandenen Spalten und Rissen empordrückt und zum Ausströmen bringt:
die Vulkane. In Verbindung damit treten Erdbeben auf, die nicht durch
Spannungsauslösungen (tektonische Beben) erklärt werden können, da die Erde
zur Schaffung solcher zu wenig starr ist. Ausschließlich aus dem Vulkanismus
leitet Köhler aber die Gebirgsbildung ab, in der er nur ein späteres Stadium
einer und derselben Entwicklungsreihe sieht, also ein Wiederbelebungsversuch
der alten plutonistischen Anschauungen, ohne daß Köhler aber die diesen ent-
gegengestellten Einwände zu entkräften vermöchte oder dies zu tun überhaupt
versucht. Gerade ein genaueres Studium der neueren Alpenforschungen würde
dem Autor gezeigt haben, daß hier eine Menge von Erscheinungen vorliegen, die
mit einer so schematischen Auffassung nicht erklärbar sind. (W. Hammer.)
Einsendungen für die Bibliothek.
Zusammengestellt von Dr. A. Matosch.
Einzelwerke und Separat-Abdrücke.
Eingelaufen vom 1. Jänner bis Ende März 1908.
Agassiz, A. An address at the opening
of the geological section of the
Haward University Museum, june 12,
1902. Cambridge, typ. University,
1907, 8°. 13 S. mit 1 Taf. Gesch. d.
Autors. (15607. 8°.)
[Agassiz, L.] Words spoken by W.
James at the reception of the
American Society of Naturalists by
the President and Fellows of Haward
College at Cambridge, on december 30,
1896. Cambridge, 1897. 8°. Vide:
James, W. (15634. 8°.)
[Alpenverein, Deutscher und Oster-
reichischer.] Bücherverzeichnis der
Zentralbibliothek des Deutschen und
Österreichischen Alpenvereines .
verfaßt von A. Dreyer. München,
1906. 8°. Vide: Bücherverzeich-
mia). (Bibl. 208. 8°.)
Ampferer, 0. Die Triasinsel des Gais-
berges bei Kirchberg in Tirol. (Se-
parat. aus: Verhandlungen der k. k.
geolog. Reichsanstalt 1907, Nr. 17 u.
18.) Wien, typ. Brüder Hollinek, 1908.
8°. 5 S. (389—393) mit 1 Textfigur.
Gesch. d. Autors.
Beigegeben ist:
Besprechung des Werkes: E.Reyer.
Geologische Prinzipienfragen. 2 S.
(396 — 397). (15608. 8°.)
[Ardissone, F.] Settantesimo genetliaeco,
8. settembre 1907. Milano, typ. A.
Roschitz & Co., 1908. 8°. 60 S. Gesch.
(15669. 8°.)
[Bather, F. A.] A Guide to the fossil
Invertebrate animals in the depart-
ment of geology and palaeontology
in the British Museum. London, typ.
W.Clowes and Sons, 1907. 8°. VIII—
182 S. mit 96 Textfig. u. 7 Taf. Gesch.
d. British Museum. (15603. 8°.)
Berg, &. Zur Geologie des Braunauer
Landes. (Separat. aus: Jahrbuch der
kgl. preuß. geologischen Landes-
anstalt für 1908. Bd. XXIX, Hft. 1.)
Berlin, typ. A. W. Schade, 1908. 8°.
16 S. (23—38) mit 1'Karte (Taf. II).
Gesch. d. preuß. geolog. Landes-
anstalt. (15610. 8°.)
Bibliographia Linnaeana. Materiaux
pour servir a une Bibliographie Lin-
neenne; recueillis par J. M. Hulth.
[Kungl. Vetenskaps Soeieteten i Up-
sala.] Part. I. Livr. 1. Upsala, typ.
Almquist & Wicksells, 1907. 8°. 170 S.
mit 9 Taf. Gesch. d. Kgl. Vetensk.
Societ. Bibliotek., (Bibl. 209. 8°.)
Boehm, 6. Geologische Mitteilungen
aus dem Indo-Australischen Archipel;
unter Mitwirkung von Fachgenossen
herausgegeben. Teil V und VI. Stutt-
gart, E. Schweizerbart, 1907. 8%
Gesch. d. Autors.
Enthält:
Teil. V. Hirschl, H. Zur Geologie
von Portugiesisch - Timor. (Separat.
aus: Neues Jahrbuch für Mineralogie,
Geologie . . Beilageband XXIV.)
Ibid. 1907. 8°. 18 S. (460—474) mit
2 Taf. (XXXVI—-XXXVM)
Teil VI. Boehm, G. a) Vorjuras-
sische Brachiopoden von Ambon.
b) Jüngeres Paläozoikum von Timor.
c) Jura von Rotti, Timor, Babar und
Buru. (Separat. aus: Neues Jahrbuch
für Mineralogie, Geologie... Beilage-
band XXV.) Ibid. 1907. 8°. 50 8.
(293—343) mit 12 Textfig. u, 4 Taf.
(IX— XI). (4525578)
Boettger, 0. Zur Kenntnis der Neritinen
Chinas. (Separat. aus: Jahrbuch der
Deutschen malakozoologischen Gesell-
schaft. XIII. 1886. Hft. 3.) Kassel, 1886.
8°. 13 8. (211—223). Gesch. (15611. 8°.)
1908 Einsendungen für die Bibliothek. 301
Boettzer, ©. Die ostasiatischen Ver-
treter der Gattung Rissoina. I. Die
Rissoidengattung Stossichia Brus., ihre
Synonymie und ihre lebenden und
fossilen Vertreter. (Separat. aus: Jahr-
buch derDeutschen malakozoologischen
Gesellschaft. Jahre. XIV. 1887, Hft. 2.)
Kassel, 1887. 8°. 13 S. (125— 147) mit
1 Taf. (VI). Gesch. (15612. 8°.)
Bolton, H. Catalogue of the types and
figured specimens in the geological
department ofthe Manchester Museum,
Owens College, Manchester, J. G. Cor-
nish, 1893. 8°. 55—III. S. mit 1 Titel-
bild u. 10 Textfig. Gesch. (15613. 8°.)
x
Bontschew, G. Bazaltt v Blgaria. (Se-
parat.aus: Perioditesko spisanie. LXV.) '
Bulgarischer Text mit deutschem Re-
sume: Der Basalt in Bulgarien.
Sofia, 1904. 8°. 308. mit 1 Taf. Gesch.
d. Autors, (15614. 8°.)
[Braneo]| Branca, W. Fossile Flugtiere
und Erwerb des Flugvermögens (Se-
parat. aus: Abhandlungen der kg].
preuß. Akademie der Wissenschaften.
1903.) Berlin, G. Reimer, 1908. 4°.
49 S. mit 8 Textfig. Gesch. d. Autors.
(2855. 4°.)
|Branco] Branca, W. Sind alle im Innern
von Ichthyosauren liegenden Jungen
ausnahmslos Embryonen? (Separat.
aus: Abhandlungen der kgl. preuß.
Akademie der Wissenschaften. 1907.)
Berlin, G. Reimer, 1908. 4°, 34 S. mit
2 Textfig. u. 1 Taf. Gesch. d. Autors.
(2856. 4°.)
[Braneo] Branca, W. Vorläufiger Be-
richt über die Ergebnisse der Trinil-
Expedition der akademischen Jubi-
läumsstiftung der Stadt Berlin. (Separat.
aus: Sitzungsberichte der kgl. preuß,
Akademie der Wissenschaften. 1908,
Nr. XII.) Berlin, typ. Reichsdruckerei,
1908. 8°. 13 S. (261— 273) mit2 Textfig,
Gesch. d. Autors. (15615. 8°.)
[Braneo] Branea,W. u. E. Fraas. Die La-
gerungsverhältnisse „Bunter Breecien“
an der Bahnlinie Donauwörth—Treucht-
lingen und ihre Bedeutung für das
Riesproblem, nebst einem Beitrage von
W.Schütze. (Separat. aus: Abhand-
lungen der kgl. preuß. Akademie der
Wissenschaften. 1907.) Berlin, G.
Reimer, 1907. 4°. 55 S. mit ı Taf.
Gesch. d. Autors. (2857. 4°.)
Braun, @ Uber Bodenbewegungen.
(Separat. aus: Jahresbericht der geo-
graphischen Gesellschaft zu Greifswald.
XI. 1908.) Greifswald, typ. J. Abel,
1908. 8°. 21 S. mit 1 Textfig. Gesch.
d. Autors. (15616. 8°.)
Brock, R. W. Report on the great lands-
lide at Frank, Alberta. Ottawa, 1904.
Ss’, Vide: MeConnell and R. W.
Brock. (15648. 8°.)
Bicherverzeichnisder Zentralbibliothek
des Deutschen und Österreichischen
Alpenvereines. Im Auftrage des Zentral-
ausschusses verfaßt von A. Dreyer.
München, J. Lindauer, 1906. 8°. IX—
316 S. Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(Bibl. 208. 8°.)
Catalogue of the types and figured
specimens in the geological department
ot the Manchester Museum, Owens
College, by H. Bolton. Manchester,
1893. 8%. Vide: Bolton, H.
(15613. 8°.)
Catalogue International de scientific
literature; published for the Inter-
national Council by the Royal Society
of London. J. Geography. Annual
Issue VI. 1907. London, Harrison &
Sons, 1907. 8%. VIII—361 S. Kauf.
(Bibl. 206. 8°.)
Collet, L. W. La zone des cols et la
geologie du Chamossaire. Geneve, 1907.
8°. Vide: Sarasin, Ch. et L. W.
Collet. (15655. 8°.)
Cossmann, M. Note sur le Oallovien de
la Haute-Marne et specialement sur
un gisement situe dans la commune
de Bricon [Pal&ontologie]. Vesoul, 1907.
8°. Vide: Thiery, P. & M. Coss-
mann. (15662. 8°.)
Cossmann, M. Note sur l’Infralias de
Provencheres sur Meuse; Gastropodes
et Pelecypodes. Chaumont, 1907. 8°.
Vide: [Thiery,P,SauyageM.H.E.
& M. Cossmann]. (15663. 8°.)
Crammer,H. Zur Entstehung der Blätter-
struktur der Gletscher aus der Firn-
schichtung. (Separat. aus: Zeitschrift
für Gletscherkunde. Bd. Il. 1907.)
Berlin, Gebr. Bornträger, 1907. 8°.
15 S. (198—212) mit 8 Textfig. Gesch.
d. Autors. (15617. 8°.)
Dal Piaz, @. Le Alpi Felırine. Studio
geologico. (Separat. aus: Memorie del
lt. Istituto Veneto di scienze, lettere
ed arti. Vol. XXVII. Nr. 9.) Venezia,
typ. C. Ferrari, 1907. 4°. IX—176 S.
mit 34 Textfig., 1 Taf., Profile und
1 geolog. Karte. Gesch. d. Autors.
(2851. 4°.)
Diener, €. Die Eisenerzvorräte der Erde.
(Zeitungsartikel in der „Wiener Zei-
tung“ vom 5. Dezember 1907.) Wien,
1907. 4°. 3 Spalten (S. 13). Gesch. d.
Herrn M, Vacek. (2858. 4°.)
202
[„Diseovery“-Expedition.] Vide: Ex-
pedition, National Antarctic
1901— 1904. (2854.. 4°.)
Dreyer, A. Bücherverzeichnis der Zentral-
bibliothek des Deutschen und Öster-
reichischen Alpenvereines ; im Auftrage
des Zentralausschusses verfaßt. Mün-
chen, 1906. 8°. Vide: Bücherver-
zeichnis .., (Bibl. 208. 8°.)
Emich, F. Uber die Arbeitsrichtungen
der reinen Chemie. (In: Reden, ge-
halten am 22. Nov. 1907 bei der In-
auguration des Rektors an der k. k.
Technischen Hochschule in Graz f. ud.
Schuljahr 1907/08.) Graz, Deutsche
Vereinsdruckerei, 1908. 8%. 17 8.
(19— 35). Gesch. d. Techn. Hochschule
Graz. (11936. 8°. Lab.)
Expedition, National Antaretie 1901—
1904 |„Discovery*-Expedition]. Natural
history. Vo]. I. Geology. (Field- Geology ;
by H. T. Ferrar; Petrography; by
G. T. Prior.) London, Longmans
& Co., 1907. 4°. XII--160 S. mit 72
Textfig., 10 Taf. u. 2 Karten. Gesch.
d. British Museum. (2854. 4°.)
Falckenberg, &. Über die Bildung und
Zersetzung von Ammoniak durch stille
elektrische Entladung aus metallenen
Spitzen. Dissertation. Berlin, typ.
G. Schade, 1907. 8°. 36 S. mit 7 Textfig.
Gesch. d. Universität Berlin.
(11937. 8°. Lab.)
Ferrar, H. T. Report on the field-
geology of the region explored during
the „Discovery“ Antarctic Expedition,
1901 — 1904. London,1907. 4°. Vide: Ex-
pedition, National Antarctic
1901—1904. Natural history. Vol. I,
pag. 1—100. (2854. 4°.)
Fluhr, R. Die Eisenerzlagerstätten
Württembergs und ihre volkswirtschaft-
liche Bedeutung. (Separat. aus: Zeit-
schrift für praktische Geologie. Jahrg.
XVI. 1908. Hft. 1.) Berlin, J. Springer,
1908. 8°. 23 S. (1—23) mit 11 Textfig.
Gesch. d. Autors. (15618. 8°.)
Fraas, E. Die Lagerungsverhältnisse
„Bunter Breccien* an der Bahnlinie
Donauwörth—Treuchtlingen und ihre
Bedeutung für das Riesproblem. Berlin,
1907. 4°. Vide: [Branco] Branca,
W. & E. Fraas. (2857. 4°.)
Frech, F. Geologie der Umgegend von
Haiger bei Dillenburg (Nassau); nebst
einem paläontologischen Anhang.
(Separat. aus: Abhandlungen zur geol.
Spezialkarte von Preußen und den
Thüringischen Staaten. Bd. VII.
Verhandlungen. Nr. 9
Hft. 3.) Berlin, S. Schropp, 1888. 8°.
36 S. (223—258) mit 3 Taf. Gesch.
d. Ilerrn G. Geyer. (15619. 8°.)
Fugger, E. Erläuterungen zur geologi-
schen Karte SW. Gruppe Nr. 18.
Hallein und Berchtesgaden
(Zone 15, Kol. VIII der Spezialkarte
der österreichisch - ungarischen Mon-
archie im Maßstabe 1:75.000). Wien,
R. Lechner, 1907. 8°. 34 S. mit der
Karte. (15620. 8°.)
Gehlhoff, &. Über Kathodengefälle und
Spektren einiger zusammengesetzter
Gase. Dissertation. Berlin, typ.
G. Bernstein, 1907. 8°. 34 8. mit
11 Textfig. Gesch. d. Universität Berlin.
(11938. 8°. Lab.)
Geyer, 6. Die Aufschließungen des
Bosrucktunnels und deren Bedeutung
für den Bau des Gebirges. (Separat.
aus: Denkschriften der kais. Akademie
der Wissenschaften: math. - naturw.
Klasse. Bd. LXXXL.) Wien, A. Hölder,
1907. 4°. 40 S. mit 3 Textfig. u. 3 Taf.
Gesch. d. Autors. (2859. 4°.)
Grüneberg, H. Der Phosphorstickstoff
P, N,. Dissertation. Berlin, R. Trenkel,
1907. 8°. 50 S. Gesch. d. Universität
Berlin. (11939, 8°. Lab.)
Guide, A, to the fossil Invetebrate
animals in the department of geology
and palaeontology in the British Mu-
seum. London, 1907.8°. Vide: [Bather,
F. A]. (15603. 8°.)
Hanisch, A. u. H. Schmid. Österreichs
Steinbrüche. Verzeichnis der Stein-
brüche, welcheQuadern,Stufen, Pflaster-
steine, Schleif- und Mühlsteine oder
Dachplatten liefern. Mit Unterstützung
des k. k. Ministerjams für Kultus und
Unterricht verfaßt und herausgegeben
unter Mitwirkung von Fachgenossen.
Wien, ©. Graeser & Co., 1901.4°. 352 8.
Antiquar. Kauf. (2852. 4°.)
Harder, DB. C. The joint system in the
rocks of southwestern Wisconsin and
its relation to the drainage network.
(Separat. aus: Bulletin of the Univer-
sity of Wisconsin. Nr. 138 Science
Series. Vol. III. Nr. 5.) Madison, 1906.
8°. 40 8. (207—246) mit 10 Taf.
Gesch. d. Autors. (15621. 8°.)
Harle, E. Le repaire de Roc-Traucat
(Ariege) et notes sur des Megaceros,
Castors, Uyenes, Saigas et divers ron-
geurs quaternaires du sud-ouest de la
France. Avec observations sur le climat
de cette region & la fin du quaternaire.
(Compte rendu de la Societe d’histoire
1908
naturelle de Toulouse; s&eance du
16. novembre 1892.) Toulouse, typ.
Lagarde et Sebille, 1892. 8°. 18 S.
Gesch. (15622. 8°.)
Hering, ©. A. Die Golderzvorkommen
in der Umgebung von Zwickenberg
bei Oberdrauburg in Kärnten. (Separat.
aus: Süd-Afrikanische Wochenschrift
vom 2. Juni 1899.) Berlin, Norddeutsche
Buchdruckerei, 1899. 4°. 4 S. Gesch.
(2860. 4°.)
Herrman, P. Beiträge zur Kenntnis der
Nitride. Dissertation. Berlin, typ.
G. Schade, 1907. 8°. 57 S. mit 4 Text-
fig. Gesch. d. Universität Berlin.
(11940. 8°. Lab.)
Hibsch, J. E. Geologische Karte des '
böhmischen Mittelgebirges, Blatt VII
(Teplitz—Boreslau) nebst Erläuterun-
gen; bearbeitet und herausgegeben mit
Unterstützung der Gesellschaft für
Förderung deutscher Wissenschaft,
Kunst und Literatur in Böhmen.
(Separat. aus: Tsehermaks Minera-
logische und petrographische Mit-
teilungen, hrsg. v.F. Becke. Bd.XXVI.
Hft. 1.) Wien, A. Hölder, 1908. 8°.
104 S. mit 12 Textfig. u. 1 geolog.
Karte. Gesch. d. Autors. (15623. 8°.)
Hovey, E. 0. The Meteorites in the
foyer of the American Museum of
natural history. New York, 1907. 8°.
40 S. mit 1 Titelbild u. 15 Textfig.
Gesch. d. Autors. (15624. 8°.)
Hulth, J. M. Bibliographia Linnaeana.
Mäteriaux pour servir & une Biblio-
graphie Linneenne. Part. I. Livr. 1.
Upsala, 1907. 8°. Vide: Biblio-
graphia Linnaeana.
(Bibl. 209. 8°.)
Jahn, J. J. Über die erloschenen Vul-
kane bei Freudental in Schlesien. Se-
parat. aus: Verhandlungen der k. k.
geolog. Reichsanstalt. 1906. Nr. 4.)
Wien, typ. Brüder Hollinek, 1906. 8°.
12 S. (113—124). Gesch. d. Autors.
(15625. 8°.)
Jahn, J. J. Bemerkungen zu den letzten
Arbeiten W.Petraschecks über die
ostböhmische Kreideformation. (Se-
parat. aus: Verhandlungen der k. k.
geolog. Reichsanstalt. 1906. Nr. 8.)
Wien, typ. Brüder Hollinek, 1906. 8°.
14 S. nz 258). Gesch. d. Autors.
(15626. 8°.)
Jahn, J. J. "Zwlästnt druh vinovitych
ryh [ripplemarks]. (Separat. aus: Ca-
sopis moravsk&ho musea zemsk£ho,
ro&. VI. &is. 2.) [Eine besondere Art
von ripplemarks.] V Praze, typ. „Unie“,
Einsendungen für die Bibliothek.
203
1906, 8%. 2 S. mit 2 Taf. Gesch. d
Autors. (15627. 8°.)
Jahn, J. J. Bemerkungen zum Antrage
über die Trinkwasserversorgung der
Stadt Brünn und der benachbarten
Geineinden aus dem Gebiete von Brüsau.
(Separatabdruck der Beilage 3 zum Be-
richte des Landesausschusses über den
Stand der Versorgung der Stadt Brünn
mit Trinkwasser Nr. 975 L. H. ac
1907—08, Druck-Nr. 402.) Brünn, typ.
E. Kalous, 1907. 8°. 40 S. mit 2 Taf.
Gesch. d. Autors. (15628. 8°.)
Jahn, J. J. Poznämky k nävrhu, aby
se me&sto Brno a okolni obce zao-
patfovaly pitnou vodou z okrsku
brezovskeho. [Bemerkungen zum An-
trage über die Trinkwasserversorgung
der Stadt Brünn und der benachbarten
Gemeinden aus dem Gebiete von
Brüsau.]Böhmischer Text. V Brn&,
typ. E. Kalous, 1907. 8°. 30 S. mit
2 Fig. Gesch. d. Autors. (15629. 8°.)
Jahn, J. J. Über das quartäre Alter
der Basalteruptionen im mährisch-
schlesischen Niederen Gesenke. (Se-
parat. aus: Sitzungsberichte der kais.
Akademie der Wissenschaften, math-
naturw. Klasse. Abtlg. I. Bd. CXVI.
1997.) Wien, A. Hölder, 1907. 8°. 45 S.
(1777—1821) mit 3 Textfig. und 6 Taf.
Gesch. d. Autors. (15630. 8°.)
Jahn, J. J. O jineckem kambriu. (Se-
parat. aus: Vestnik klubu pfirodove-
deck&ho v Prost£jov&; roc. X.) [Über
das Kambrium von Jinetz.] Proßnitz,
typ. V. Horäk, 1908. 8° .15 S. mit
1 Textfig. und 1 Taf. Geschenk d.
Autors. (15631. 8°.)
[Jahn, J. J.] Verejne prednäsky J. J.
Jahna v zimnim obdobi 1907—08; dle
zpräv bro&nskych dennich listü. [Offent-
liche Vorträge J. J. Jahns während
des Wintersemesters 1907—08; nach
Berichten der Brünner Blätter. ] V Brn&,
typ. E. Kalous, 1908. 8°. 8 S. Gesch.
d. Prof@I2J2 Jahn. (15632. 8°.)
[Jahn, J. J.] Publikaze J. J. Jahna;
[Publikationen von J. J. Jahn.] 1891
bis 1908. V Brn&, typ. V. Burkart,
1908. 8%. 68. Gesch. d. Prof.J.J. Jahn.
(15633. 8°.)
James, W. Louis Agassiz; words
spoken atthe reception ofthe American
Society of Naturalists by the President
and Fellows of Harvard College, at
Cambridge, on december 30, 1896.
Cambridge, typ. University, 1897. 8°.
12 S. Gesch. d. Autors. (15634. 8°.)
Jentszch, A. Zur Fabrikation von Glas
und Porzellan geeignete Rohmaterialien
in der Provinz Westpreußen. (Separat.
K. k. geol. Reichsarstalt. 1908. Nr. 9. Verhandlungen. 238
204
aus: Zeitschrift für praktische G@eo-
logie. Jahrg. 1897.) Berlin, J. Springer,
1897. 8°. 10 S. (201—210). Gesch.
(15635. 8°.)
John, €. v. Über die chemische Be-
schaffenheit der Asphaltschiefer der
Bara-Bai (Buru). Stuttgart, 1906. 8°,
Vide: Kossmat, F. u. C. v. John.
(15641. 8°.)
Joly, H. Note sur l’application du rem-
blayage hydraulique aux mines de
fer du bassin de Briey. (Separat. aus:
Bulletin de la Societe industrielle de
Vest. Nr. 55. Supplement.) Nancy, typ.
P. Pierron, 1907. 8°. 11 S. mit 2 Text-
fig. Gesch. d. Autors. (15636. 8°.)
Katalog, Systematischer, der Bibliothek
der k. k. Technischen Hochschule in
Wien. Schematische Übersicht und
Sachregister. Wien, typ. A. Holzhausen,
1907. 8°. 42 S. Gesch. der Techn. Hoch-
schule. (Bibl. 198. 8°.)
Knauer, J. Geologische Monographie
des Herzogstand-Heimgarten-Gebietes.
Dissertation. München, typ. C. Wolf
u. Sohn, 1906. 8°. 42 S. mit 1 geolog.
Karte u. 1 Profiltafel. Gesch. d. Autors.
(15657. 8°.)
Knottnerus-Meyer, Th. Über das Tränen-
bein der Huftiere; vergleichend-ana-
tomischer Beitrag zur Systematik der
rezenten Ungulata. Dissertation. (Se-
parat. aus: Archiv für Naturgeschichte.
Jahrg. LXXIII.) Berlin, Nicolai, 1907.
8°. 151 8. mit 34 Textfig. Gesch. d.
Universität Kiel. (15638. 8°.)
Koch, A. Das geologische und palä-
ontologische Institut der Universität
in Budapest und seine neueren Er-
werbungen. (Separat. aus: Földtani
közlöny. Bd. XXXV.) Budapest, typ.
Franklin-Verein, 1905. 8°. 4 S. (270
bis 273). Gesch. d. Autors. (15639. 8°.)
Koch, A. Geologisches Profil des im
Jahre 1900 in Petrovaradin abgebohrten
artesischen Brunnens. (Separat. aus:
Földtani közlöny. Bd. XXX VII.) Buda-
pest, typ. Franklin-Verein, 1907. 8°.
7 8. (167—173). Gesch. d. Autors.
(15640. 8°.)
Koch, F. Erläuterungen zur geologischen
Karte von Ivanic—KloS$tar—-Moslavina.
Agram, 1906. 8°. Vide:Kramberger-
Gorjanovid, K. Geologische Über-
sichtskarte der Königreiche Kroatien
und Slavonien. Lfg. IV. (15642. 8°.)
Kohaut, R. A magyarorszägi szitakötö-
felek term6szetrajza. (Libellidae Auct,,
Odonata Fabr.) A kir. magyar Terme6szet-
Verhandlungen.
Nr
tudomänyi Tärsulat megbizäsäbol.
[Naturgeschichte der ungarischen
Wasserjungfer-Arten. Herausgegeben
von der Regia Societas scientiarum
naturalium Hungarica.] Budapest, typ.
Franklin-Verein, 1897. 4°. 78 S. mit
3 Taf. Gesch. d. Societas. (2861. 4°.)
Kossmat, F,. u. €. v. John. a) Be-
merkungen über die Ammoniten aus
den Asphaltschiefern der Bara-Bai
(Buru); von F. Kossmat. 5) Über
die chemische Beschaffenheit der As-
phaltschiefer der Bara-Bai (Buru); von
©. v. John. (Separat.. aus.: Neues
Jahrbuch für Mineralogie, Geologie.
Beilageband XXII. Geologische Mit-
teilungen aus dem Indo-Australischen
Archipel, hrsg. v.G.Boehm. II.) Stutt-
gart, E. Schweizerbart. 1906. 8°. 7 S.
(686— 692). Gesch. d. Autors.
(15641. 8°.)
Kramberger-Gorjanovie, K. Geologijs-
ka prijegledna karta kraljevucne
Hrvatske iSlavonjje. — Geologische
Übersichtskarte der König-
reicheKroatienundSlavonien
i. M. 1:75.000. «(Kroatischer und
deutscher Text.) [Agram] Zagreb,
L. Hartmann, 1902 -1908. 8°. 5 Vol.
Gesch. d. kgl.kroat.-slav.-dalm. Landes-
regierung. Lfg. I—V.
Enthält:
Lfg. I. Erläuterungen zur geolog.
Karte von Vinica. Ibid. 1902. 30 S.
mit 7 Textfig. und 1 Karte in Farben-
druck.
Lfg. Il. Erläuterungen zur geolog.
Karte von Rohitsch—Drachen-
burg. Ibid. 1904. 24 S. und 1 Karte
in Farbendruck.
Lfg. III. Erläuterungen zur geolog.
Karte von Zlatar—Krapina. Ibid.
1904. 42 S. mit 2 Textfig., 1 Karten-
skizze und 1 Karte in Farbendruck.
Lfg. IV. Erläuterungen zur. geolog.
Karte von Ivanid—KloStar—Mos-
lavina, aufgenommen und bearbeitet
von F. Koch. Ibid. 1906. 22 S. mit
3 Textfig. und 1 Karte in Farbendruck. |
Lfg. V. Erläuterungen zur geolog.
Karte von Agram [Zagreb]. Ibid.
1908. 75 S. mit 6 Textfig., 1 Karten-
skizze und 1 Karte in Farbendrack.
(15642. 8°.)
Krasser, F. Kritische Bemerkungen und
Übersicht über die bisher zutage ge-
förderte fossile Flora des unteren Lias »
der österreichischen Voralpen. (Se-
parat. aus: Wiesner-- Festschrift.
1908.) Wien, 1908. 8°, 158. (437— 451).
Gesch. d. Autors. (15643. 8°.)
1908
Lambe, L. M. New genera and species
from the Belly River series (mid-ere-
taceous). Ottawa, 1902. 4°. Vide:
Oshorn, H. F. & L. M. Lambe.
On Vertebrata of the Mid-Cretaceous
ofthe north west territory of Canada. 2.
(2863. 4°.)
Leitmeier, H. Geologie der Umgebung
von Kainberg im Sausal. (Separat.
aus: Mitteilungen des naturw. Vereins
für Steiermark. Jahrg. 1907.) Graz,
Deutsche Vereinsdruckerei, 1908. 8°.
18 S. (112—128) mit 3 Textfig. und
1 Karte. Gesch. d. Autors. (15644. 8°.)
Lomnicki, A. M. Wykricie mamuta
(Elephas primigenius Blumb.) i noso-
rozca dyluwialnego (Rhinoceros anti- .
quitatis Blumb) w Staruni, pow.
Bohorodezanski. (Separat. aus: „Kos- :
mos“. Rocz. XXXIIIL Zesz. 1—3.)
Polnischer Text mit deutschem Resume:
Über den Mammut- und Rhinozerostund
in Starunia. Lemberg, typ. Zwiazkow,
1908. 8°. 10 S. (63—72). Gesch. d.
Autors. (15645. 8°.)
Lomnicki, A. M. Mieczaki ilu pleisto-
censkiego wydobyte ze szybu mamuto-
wego w Staruni, pow. Bohorodezanski.
(Separat. aus: „Kosmos“. Roez. XXXIII.
Zesz. 1—3.) Polnischer Text mit
deutschem Resume: Die Mollusken im
pleistocänen Ton des Mammutschachtes
in Starunia. Lemberg, typ. Zwiazkow,
1908. 8°.4 S. (73— 76). Gesch.d. Autors.
(15646. 8°.)
Lorentzen, 0. Die mittlere Höhe von
Asien. Dissertation. Leipzig, typ. A.
Hoffmann, 1906. 8°. 298 S. mit 1 Taf.
Gesch. d. Universität Kiel, (15647. 8°.)
MeConnell, R. 6. & R. W. Brock.
Report on the great landslide at Frank,
Alberta. (Separat. aus: Dominion of
Canada. Department of the Interior.
Annual Report 1903. Part. VIII.)
Ottawa, Government Printing Bureau,
1904. 8°. 17 S. mit 1 Taf. Gesch.
(15648. 8°.)
Meli, R. Programma del Corso di geo-
logiaapplicata. (Separa’. aus: Giornale
di geologia pratica. Vol. I. Fasc. 2.)
Genova, typ. Ciminago, 1903. 8°. 3 S.
Gesch. d. Autors. (15649. 8°.)
Melion, J. Übersicht der Mineralien
und Gebirgs- oder Felsarten österr.
Schlesiens. (In: Mitteilungen d. natur-
wiss. Vereines in Troppau. Jahrg. IV.
1898. Nr. 8.) Troppau, typ. A. Drechsler,
1898. 8°. 12 S. (149—160). Gesch.
(15650. 8°.)
Einsendungen für die Bibliothek.
205
Mielek, W. 0. Pazifische Acanthometren.
Dissertation. (Separat. aus: Wissen-
schaftliche Meeresuntersuchungen. K.
Kommission, Abteilung Kiel. Bd. X.)
Kiel, typ. Schmidt & Klaunig, 1907.
4°. 67 8. (41-105). Gesch, d. Uni-
versität Kiel. (2862. 4°.)
[Mojsisovies, E. v.] Todesanzeige: ver-
faßt von E. Tietze. Wien 1907. 8°.
Vide: Tietze E. (15665. 8°.)
Nordenskjöld, 0. Om sjöarne Ovre Vand
och Nedre Vand mellan Saltenfjorden
och Sulitelma. (Separat. aus: Geolo-
giska Föreningens i Stockholm För-
handlingar. Bd. XVII. 1895.) Stock-
holm, typ. P. A. Norstedt & Söner,
1895. 8°, 12 S. (511- 520) mit 1 Taf.
(XIX). Gesch. (15651. 8°.)
Osborn, H.F. and L. N. Lambe. [Con.
tributions to Canadian Palaeontology.
Vol. III. Part 2. On Vertebrata of
the Mid-Cretaceous of the nortlı west
territory.] 1. Distinctive characters or
the mid-cretaceous fauna; by H. F.
Osborn. — 2. New Genera and spe-
cies from the Belly River series (mid-
cretaceous); by L.M. Lambe. Ottawa,
Government Printing Bureau, 1902.
4°. 81 8. mit 24-Textfig. u. 21 Taf.
Gesch. (2863. 4°.)
Overbeck. Zusammenstellung der Monats-
und ‚Jahresmittel der Wetterwarte
Meißen im Jahre 1907; im Auftrage
der „Isis“ bearbeitet. Meißen, typ.
C. E. Klinkicht & Sohn, 1908. 8°.
8 S. Gesch. d. Autors. (15652 8°.)
Priestley, J. Versuche und Beobach-
tungen über verschiedene Gattungen
der Luft. Aus dem Englischen. Wien
u. Leipzig, R. Gräffer, 1778—1779, 8°.
2 Teile. [XXVI—323 S. mit 3 Taf.;
XXIV—423 S. mit 2 Taf.] Gesch. d.
Herrn C. v. John. (11935. 8°. Lab.)
Prior, @& T. Report on the rock-
specimens collected during the „Dis-
covery“ Antarctic Expedition 1901—
1904. London, 1907. 4°. Vide: Ex-
pedition, National Antarctiec
1901—1904. Natural bistory. Vol. I,
pag. 101-140. (2854. 2°.)
Range, P. Die von Rudolf Zabel
mitgebrachten Gesteinsproben aus dem
Djebel Serhun. (Anhangzu:„R.Zabel.
Im mohammedanischen Abendlande
Marokko.“ Altenburg, S.-A., St. Geibe],
1906. 8%, 8 S. (465—472) mit 1 Taf.
Gesch. d. Autors, (15653, 8°.)
28*
206
Range, P. Der Untergrund des Patho-
logischen Instituts der Königlichen
Charite zu Berlin. (Separat. aus: Jahr-
buch der kgl. preuß. geologischen
Landesanstalt für 1907. Bd. XXVIIl.
Hft. 3.) Berlin, typ. A. W. Schade,
1907. 8°. 5 S. (457—461) mit 2 Textfig.
Gesch. d. Autors. (15654. 8°.)
Reimann, 6. Beiträge zur Kenntnis des
Turmalins aus Brasilien. Dissertation.
(Separat. aus: Neues Jahrbuch für
Mineralogie, Geologie . Beilage-
band XXIII) [Kiel] Stuttgart, typ.
C. Grüninger, 1906. 8°, 73 S. (91—162)
mit 3 Taf. (IV—V]). Gesch. d. Uni-
versität Kiel. (11941. 8°. Lab.)
Rochus, V. Beitrag zur Kenntnis des
Schwefelstickstoffes. Dissertation. Ber-
lin, typ. A. W. Schade, 1907. 8°.
43 S. Gesch. d. Universität Berlin.
(11942 8°. Lab.)
Sarasin, Ch. et L. W. Collet. La zone
des cols et la g&ologie du Chamossaire.
(Separat. aus: Archives des sciences
physiques et naturelles. Per. IV. Tom,
XXIV.) Geneve, 1907. 8°. 23 S. mit
3 Textfig. Gesch. d. Autors. (15655. 8°.)
Sauvage, M. H. E. Note sur l’Infralias
de Provenchöres sur Meuse;; Vertebres.
Chaumont, 1907. 8°. Vide: Thi6ry,P.,
Sauvage, M. H. E. & M. Coss-
mann.) (15663. 8°.)
Schaeberle, J. M. The effective surface-
temperature of the sun and the ab-
solute temperature of space. (Separat.
aus: „Science.“ N. S. Vol. XXVI.
Nr. 673, pag. 718—719.) Ann Arbor,
1907. 8°. 2 S. Gesch. d. Autors.
(15656. 8°.)
Schaeberle, J. M. The probable origin
and physical structure of our sidereal
and solar systems. (Separat. aus:
„Science“. N. S. Vol. XXVI. Nr. 677,
pag. 877—878.) Ann Arbor, 1907. 8°.
2 8. Gesch. d. Autors. (15657. 8°.)
[Scherzer, K. v.] Eine biographische
Skizze; herausgegeben vom Komitee
zur Errichtung eines Scherzer-Denk-
males in Wien. Wien, typ. F. Jasper,
1907. 8°. 832 8. mit einem Porträt
Scherzers. Gesch. d. Komitees.
(15658. 8°.)
Schmid, H. Österreichs Steinbrüche...
Wien, 1901. 4°, Vide: Hanisch, A.
u. H. Schmid. (2852. 4°.)
Schneider, K. Zur Geschichte und
Theorie des Vulkanismus. Prag,
J. G. Calve, 1908. 8°. 116 S. Gesch.
d. Autors. (15659. 8°.)
Verhandlungen.
Nr. 9
Schütze, E. Alttertiäre Land- und Süß-
wasserfossilien aus der Bunten Breceie
von Weilheim im Riese. [Berlin, 1907.
4°.) Vide: [Branco] Branca, W. &
E. Fraas. Die Lagerungsverhältnisse
„Bunter Breccien“ an der Bahnlinie
Donauwörth— Treuchtlingen. S. 15—29.
(2857. 4°.)
Schuster, J. Uber ein fossiles Holz aus
dem Flysch des Tegernseer Gebietes.
(Separat. aus: Geognostische Jahres-
hefte. Jahrg. XIX. 1906.) München,
Piloty & Loehle, 1907. 8°. 14 S. (139
—152) mit 3 Textfig. u. 1 Taf. (IL)
Gesch. d. Autors. (15660. 8°.)
Seemann, F. Ergebnisse einer natur-
wissenschaftlichenReise zumErdschias-
Dagh (Kleinasien), ausgeführt im Jahre
1902 von A. Penther u. E. Zeder-
bauer auf Kosten des naturw. Orient-
vereines in Wien. IlI. Petrographischer
Teil: Die Gesteine des Erdschias-
Dagh. (Separat. aus: Annalen des
k. k. Naturhistorischen Hofmuseums.
Bd. XXI. Hft.3—4.) Wien, A. Hölder,
1907. 8°. 22 S. (157—178) mit 1 Text-
fig. Gesch. d. Autors. (15661. 8°.)
Stefano, 6. di. I calcari cretacei con
Orbitoidi dei dintornii di Termini-
Imerese e di Bagheria, Palermo. (Se-
parat. aus: Giornale di scienze natu-
rali ed economiche Vol. XXVII.)
Palermo, typ. O. Vena, 1907. 4°. 118.
Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(2864. 4°.)
Stegl, K. Über die fossilen Brennmate-
rialien Italiens und die Braunkohlen-
werke Ribolla und Casteani in der
Provinz Grosseto. (Separat. aus:
Österreichische Zeitschrift für Berg-
und Hüttenwesen. 1907. 4°. Nr. 42—
46.) Wien, Manz 1907. 4°. 16 S. mit
1 Textfig. u. 1 Taf. (VIII.) Gesch. d.
Autors. (2865. 4°.)
Sterzel, J. T. Die Karbon- und Rot-
liegendfloren im Großherzogtum Baden.
(Separat. aus: Mitteilungen der großh.
badischen geologischen Landesanstalt.
Bd. V. Hft. 2.) Heidelberg, C. Winter.
1907. 8°. 546 (847—892) u. XX S,
mit 17 Textfig. u. 55 Tai. (XIV—
LXVIII.) Gesch. d. Autors.
(15606. 8°.)
Szädeezky, G. A Zempl£ni szigethegyseg
geologiai Es közettani tekintetben. A
kirälyi magyar Termeszetudomänyi
Tärsulat megbizäsäb6öl. [Das Zempliner
Inselgebirge in geologischer und mine-
ralogischer Beziehung; herausgegeben
1908 Einsendungen für die Bibliothek, 207
von der Regia Societas scientiarum
naturalium Hungarica.] Budapest, typ-
Franklin-Verein, 1887. 4°..63 S. mit
3 Textfig., 1 Karte und 1 Taf. Gesch.
d. Societas. (2866. 4°)
Thicry, P. & M. Cossmann. Note sur
le Callovien de la Haute-Marne et
specialement sur un gisement situe
dans la commune de Bricon. [Strati-
graphie par P. Thiery; Pal&ontologie
par M. Cossmann.] Vesoul, typ. L. Bon,
1907. 5°. 79 S. mit: mehreren Textfig.
u. 3 Taf. Gesch. d. Autors Coss-
mann. (15662. 8°.)
[Thiery, P., Sauvage, M. H. E. & M.
Cossmann.] Note sur V’Infralias de
Provencheres sur Meuse — Strati-
graphie par P. Thiery; Vertebres
par M. H.E. Sauvage; Gastropodes:
et Pel&cypodes par M. Cossmann.
Chaumont, Imprimerie Nouvelle, 1907.
8°. 36 S. mit 4 Taf. Gesch. d. Autors
Cossmann. (15663. 8°.)
Thureau, G. Notes on the occurence
of native copper at Mt. Lyell, west
coast, Tasmania. [Separat. aus: Geo-
logical Society of Australasia.) Mel-
bourne, Rae & Munn, 1900. 8°. 11 8.
Gesch. (15664. 8°.)
Tietze, EEe Edmund v. Mojsisovics.
Todesanzeige. (Separat. aus: Verhand-
lungen der k. k. geologischen Reichs-
anstalt. 1907. Nr. 14.) Wien, R. Lechner,
1907. 8°. 11 S. (321—331). Gesch. d.
Autors. (15665. 8°.)
Tietze, E. Jahresbericht der k. k. gen-
logischen Reichsanstalt für 1907.
(Separat. aus: Verhandlungen der
k. k. geolog. Reichsanstalt 1908.
Nr. 1.) Wien, R. Lechner, 1908. 8°.
46 S. Gesch. d. Autors. (15666. 8°.)
Till, A. Das große Naturereignis von
1348 und die Bergstürze des Dobratsch.
(Separat. aus: Mitteilungen der k. k.
geograph. Gesellschaft in Wien. 1907.
Hft. 10— 11.) Wien, typ. A. Holzhausen,
1907. 8°. 112 S. (534—645) mit 8 Text-
fig. Gesch. des Herrn G. Geyer.
(15667. 8°.)
Toula, F. Die Acanthicus-Schichten im
Randgebirge der Wiener Bucht bei
Gießhübl, Mödling WNW. (Separat.
aus: Abhandlungen der k k. geolog.
Reichsanstalt, Bd. XVI, Hft. 2.) Wien,
R. Lechner, 1907. 4%. 120 S. mit
32 Textfig. u. 19 Taf. (2853. 4°.)
Tsehernyschew, Th. Materialien zur
Kenntnis der devonischen Ablage-
rungen in Rußland. (Separat. aus:
Memoires du Comite geologique. Vol.
I. Nr. 3.) Russischer und. deutscher
Text. St. Petersburg, Eggers & Co.,
1584, 4%, 82 S. mit 3 Taf. Gesch.
(2867. 4°.)
Uhlig, V. Zur Gründung einer geolo-
gischen Gesellschaft in Wien. (Zeitungs-
artikel in: Neue Freie Presse, Nr. 15571,
v. 27. Dez. 1907.) Wien, typ. C. Herr-
mann, 1907. 4°. Gesch. d. Herrn M.
Vacek. (2868. 4°.)
Volz, W. Vorläufiger Bericht über eine
Forschungsreise zur Untersuchung
des Gebirgsbaues und der Vulkane
von Sumatra in den Jahren 1904—
1906. (Separat. aus: Sitzungsberichte
der kgl. preußischen Akademie der
Wissenschaften. 1907. V].) Berlin, typ.
teichsdruckerei, 1907. 8%. 14 S. (127
—140). Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(15668. 8°.)
Wahl, W. Die Enstatitaugite. (Separat.
aus: Tschermaks Mineralogische
und petrographische Mitteilungen,
Bd. XXVI, Hft. 1—2, 1907.) Wien,
A. Hölder, 1907. 8°. 131 S. mit 3 Text-
fig. u. 1 Taf. Gesch. (Lab. 11943. 8°.)
Wahl, W. Analogien zwischen Gliedern
der Pyroxen- und Feldspatgruppen
und über die Perthitstrukturen. (Se-
parat. aus: Öfversigt of Finska Vetens-
kaps- Societetens Förhandlingar. L.
1906—1907. Nr. 2) Helsingfors, 1908.
8°. 24 S. Gesch. (Lab. 11944. 8°.)
Walther, J. Vorschule der Geologie.
Eine gemeinverständliche Einführung
und Anleitung zu Beobachtungen in
der Heimat. 3. vermehrte Auflage.
Jena, @. Fischer, 1908. 8°. X—29 S.
mit 112 Textfig. Kauf. (15604. 8°.)
Woodward, H. B. The history of the
Geologieal Society of London. [Publi-
shed on the occassion of the Centenary
of the Society.] London, typ. Spottis-
wood & Co. 1907. 8°. XX—336 S.
mit 28 Taf. Gesch. d. Socie'y.
(15605. 8°.)
(Zabel, R.] Die von R. Zabel mit-
gebrachten Gesteinsproben aus dem
Djebel Serhun, bearbeitet von P.
Range. Altenburg, 1906. 8°. Vide:
Range, P. (13633. 8°.)
Zelizko, I. V. Zur Paläontologie der
antersilurischen Schichten in der
(Gegend zwischen Pilsen und Rokyzan
in Böhmen. (Separat. aus: Verband-
lungen der k. k. geolog. Reichsanstalt,
1907, Nr. 16.) Wien, typ. Brüder
Holiinek, 1908. 8°. 5 S. (379—382).
Gesch. d. Autors. (15669. 5°.)
208 Verhandlungen. Nr. 9
Zelizko, J. V. Vesuv po erupei. (Se-
parat. aus: Casopis Turistü.) [Der
Vesuv nach der Eruption.] Prag, typ.
E. Leschingra, 1908. 8°. 17 S. mit
5 Textfig. u. 1 Titelbild. - Gesch. d.
Autors. (15670. 8°.)
Zelizko, J. V. Das Goldvorkommen. in
Südböhmen. (Separat. aus: Zeitschrift
für praktische Geologie. Jahrg. XVI,
1908, Hft. 2.) Berlin, J. Springer,
1908. 8°. 3 S. (63—65). Gesch. d.
Autors. (15671. 8°.)
'[Zelizko, J. V.] Biographische Skizze
aus dem XXVII. Bande des böhmi-
schen Konversations-Lexikons „Ottüv
Slovnik Nauenf“. Böhmischer
Text. Prag, '1908. 8°. 1 S. Gesch.
d. Herrn Zelizko. (15672. 8°.)
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien Ill. Erdbergstraße 3.
Verlag d. k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23.
1908.
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Bericht vom 30. Juni 1908.
Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: Franz Toula: Oberer Lias am Inzersdorfer
Waldberge (nördlich von Gießhübl), im Randgebirge der Wiener Bucht. — Literatur-
notizen: A. Penck und E. Brückner.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Eingesendete Mitteilungen.
Franz Toula. Oberer Lias am Inzersdorfer Wald-
berge (nördlich von Gießhüb]), im Randgebirge der
Wiener Bucht.
In meinem Berichte „Geologische Exkursionen im Gebiete des
Liesing- und des Mödlingbaches“ (Jahrb. d. k. k. geoi. R.-A. LV, 2., 1905)
konnte ich über den Nordhang des Inzersdorfer Waldberges keine
Mitteilungen machen, weil zur Zeit der damaligen Begehungen keine
Aufschlüsse vorhanden waren. Es wurden solche aber bald darauf
hergestellt und besteht jetzt, genau südlich von dem damals bereits
im Gange befindlichen, wenn auch erst kurz vorher in Angriff ge-
nommenen Steinbruche am Südhange des „Kleinen Sattelberges“
(Kote 520), ein schon hochhinanreichender Steinbruch, welcher Herrn
Freunschlag jun. gehört. Der gewaltig große Bedarf an Straßen-
schotter für die Chausseen der Metropole bedingt immer neue An-
griffe an die hornstein- und kieselkalkreichen Sattelberge und damit
werden immer wieder neue Aufschlüsse geschaffen. Bei einer der
Studienexkursionen brachte der intelligente „Platzmeister“ Herr Josef
Leopold Herrn Dr. Porsche ein paar schlechte Ammonitenbruch-
stücke aus einem eigentümlichen braunroten, eisenoxydreichen Gesteine,
was mich veranlaßte, alsbald dem Bruche einen Besuch abzustatten,
um die Verhältnisse genauer festzustellen und nach brauchbaren
Stücken zu suchen. Mir war die betreffende Stelle schon vor längerer
Zeit als ein Versuchseinschnitt in rotbraune, erinoidenführende und
hellfarbige typische Crinoidenkalke bekannt geworden, Crinoidenkalke,
analog jenen des am Südhange des kleinen Sattelberges (Kote 520) gele-
senen Endlweberschen Steinbruches, den ich in meiner angeführten
Arbeit (l. c. pag. 279 [37]) in seiner Anfangsphase besprochen habe.
In den Versuchsaufschlüssen war es mir nicht gelungen, irgend etwas
näher Bestimmbares aufzufinden. Von den im Endlweber-Bruche
K. K. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 10. Verhandlungen. 99
210 Verhandlungen. Nr-a0
so häufigen Rhynchonellen und Terebrateln war nichts zu finden ge-
wesen.
Nun hat man, wie gesagt, einen hochhinaufreiehenden Auf-
schluß geschaffen und große Mengen des Gesteines gefördert, so daß
nun eine mehr als 40 m hohe und viel mehr als doppelt so breite
Abbaufläche geschaffen wurde, welche in der oberen Hälfte für ge-
wöhnliche Menschen ohne Seil unersteigliche Wände bildet. Bei dem
rasch vorschreitenden Abbaue mußten große Mengen von roten Kalken
abgeräumt werden, welche, zu Schotterungszwecken ihrer geringen
Festigkeit wegen unbrauchbar, in großen Blöcken aufgeschlichtet
wurden. Unter diesen Blöcken fanden sich nun eine nicht geringe
Zahl solcher von recht eigenartigem Aussehen. Sie sind der Haupt-
sache nach braunrot und reich an zum Teil ausgesprochen konkretio-
nären Roteiseneinschlüssen, neben Nestern und Zügen von dichtem
schwarzem Manganerz (das gelegentlich näher untersucht werden soll)
und hellgelbem Eisenocker. Nur in diesen Blöcken, zum Teil
geradezu von Konkretionen eingeschlossen, fanden sich Fossilreste.
Nach den ersten Stücken, die mir gebracht worden waren, war es
noch zweifelhaft, ob man es mit Lias- oder Klausschichten zu tun
habe. An Ort und Stelle brachte ich bald eine ziemlich große Zahl
von Stücken zustande, welche ich als Formen der Harpoceras radians-
Gruppe ansprechen mußte. Tagelange Arbeit war notwendig, um die
so wohl charakterisierten Blöcke aus den großen, schön aufge-
schlichteten Massen herauszulesen und ich bin Herrn Freun-
schlag jun. zu großem Danke verpflichtet, daß er mir erlaubte, die
„Figur“ umzuschlichten, wozu er mir einige Arbeiter zur Verfügung
stellte, welche unter Führung des Platzmeisters Leopold diese
Arbeit ausführten. Die Leute teilten mir mit, daß die betreffenden
Gesteine im bisherigen Abbau vollständig beseitigt worden seien. Bei
der Aufnahme der Verhältnisse war mir jedoch eine Partie des an-
stehenden Gesteins im oberen Teile der Brustwand als die wahr-
scheinliche Fortsetzung des fossilienführenden Gesteins erschienen
und ich hatte bei einem meiner späteren Besuche die Befriedigung,
daß mir einer der Arbeiter beim Eintritte mit der Meldung entgegen-
kam, dort oben wären solche Dinge gefunden worden, wovon ich
mich sofort überzeugte. Die betreffende Stelle ist in der photo-
graphischen Aufnahme, welche ich machte (Fig. 2), unterhalb des
oben stehenden Mannes (Platzmeister Leopold) ersichtlich. Ich
konnte dort einige Stücke von einer nicht näher zu bestimmenden
Harpoceras-Art gewinnen, und zwar an der niederen Steilstufe zu Füßen
der markierenden Figur. Hoffentlich wird es gelingen, wenn beim
Arbeitsfortschritt diese Bänke in Angriff genommen werden, noch
mehr von Fossilien zu sammeln.
Zunächst will ich nun die etwas verworrenen Lagerungsver-
hältnisse schildern, an der Hand der Aufnahmsskizze (Fig. 1).
Bei 1 licht rötliche Crinoidenkalke mit vielen elliptischen,
Querbrüchen von kreisrunden Crinoidenstielgliedern, bis 3 mm im
Durchmesser. Auf den zahlreichen Kluftflächen gelblichockerige Über-
züge, die hie und da deutliche Schub- und Druckfurchen erkennen
lassen. Auch feine Körner von Kalkoolith. liegen im Gestein.
1908 Bericht vom 30. Juni. Franz Toula. >11
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Fig. 1. Steinbruch am Nordhange des Inzersdorfer Waldberges.
(Aufgenommen am 20. Juni 1908.)
Fig. 2. Östlicher Teil des Steinbruches.
Nach einer photographischen Aufnahme des Autors.
29*
219 Verhandlungen. NED
Bei 2 hellgelbgrau gefärbter, sehr feinkörniger Orinoidenkalk.
Viele Oolithkörner, gröber als bei 1. Die Querbrüche der Crinoiden
fast durchgehends unter 1 mm im Durchmesser.
In einzelnen Bänken sind diese Crinoidenkalke durchzogen von
sehr feinkörnigen bis diehten rötlichgrauen Lagen.
Zwischen den Bänken des Örinoidenkalkes treten dunkelrot-
braune bis blutrote schiefrige Lagen auf. Dieselben sind durch Pressung
aus mergeligen Oolithlagen entstanden, wobei die Oolithkörner teil-
weise plattgedrückt wurden.
Bei 6 hellgelbgrau gefärbte Crinoidenkalke, mit kleinen
Crinoiden, dickere Bänke bildend. Auch graue und rötlichgraue
aunklere Crinoidenkalke mit dünnen dichten Einlagerungen.
Zwischen den Bänken auch hier die blutroten schiefrigen
Zwischenmittel mit platt ausgewalzten Oolithkörnern. Einzelne Lagen
des roten Gesteins sind reich an roten Hornsteinen in Knauern und
Schnüren, durchschwärmt von blendendweißen Kalkspatadern.
Unter diesen Kalken treten auch bankweise Druckbreecien auf
(“ der Fig. 1), wie denn überhaupt die Gesteine dieses Aufschlusses
vielfach das Aussehen an sich tragen, welches Fr. Wähner (Sonn-
wendgebirge) so zutreffend „gequält“ genannt hat.
Zahlreiche Klüfte durchsetzen das Gestein und treten an vielen
Stellen in der Form von mehr weniger glatten, wandförmigen Abson-
derungsflächen zutage.
Im Hangenden der Fossilien (Harpoceras) führenden rotbraunen
Lage 7 hoch oben bei 5 treten sehr feinkörnige wie sandige Kalkoolithe
von inniger Bindung auf, die frisch grau gefärbt, hellgrau überkrustet
erscheinen (Verwitterungskruste). Lagenweise enthalten sie sehr fein-
körnige winzige „Crinoiden“, so daß das Gestein wie feinkristallinisch
aussieht.
In Nestern und Klüften dieses Crinoidenkalkes finlen sich schöne
Kalksinterbildungen.
An mehreren Stellen des Steinbruches sind Faltungen zu be-
obachten, und zwar im unteren Teile des großen Aufschlusses. So im
östlichen Teile (bei 6) und in der Mitte, nahe an den schön gegen
NNW geneigten hellen typischen Crinoidenkalken (3, 4).
Die Falte bei 6 ist im westlichen Flügel zerstückt, die in der
Mitte des Aufschlusses war ganz aufrecht mit symmetrisch gebauten
Schenkeln. Sie war nur bei meinem ersten Besuche sichtbar und wurde
später durch das oben abgebrochene und abgesprengte Gestein verhüllt.
Im hangenden Teile des Aufschlusses bestehen nur leichte
wellenartige Verbiegungen der Kalksteinbänke.
Aus dem Hangenden der typischen Crinoidenkalke (3, 4) dürfte
das Bruchstück eines großen, grobrippigen, ziemlich aufgerollten
flachen Ammoniten stammen, welcher vom Steinbruchplatzmeister
Leopold Herrn Dr. Porsche bei seinem ersten Besuche dieser
Lokalität übergeben wurde.
Die ziemlich gerade verlaufenden, am Rande der glatten, schön
gerundeten Außenseite dieses Stückes nur wenig nach vorn gerich-
teten Falten erinnern an das Verhalten bei Ammonites (Aegoceras)
trimodus Dumort. (Bass. du Rhöne III, Taf. XVI). Das mir vorliegende
1908 Bericht vom 30. Juni. Franz Toula. 213
Stück ist übrigens etwas verdrückt. Hoffentlich glücken noch weitere
Funde.
Wie erwähnt, schließt sich an die in Fig. 1 angegebenen hellen
typischen Crinoidenkalke (3. 4) ein längerer Probeeinschnitt.
Dieser verläuft anfangs in dem hellfarbigen typischen Crinoiden-
kalk, über welchem feinkörnige Crinoidenkalke von dunklerer Färbung
ganz, wie bei 6 folgen, zuerst ruhig gegen NNW (hora 23) fallende
sraue Crinoidenkalke mit dichten Kalkeinschlüssen und rotbraunen
Kluftflächen, dann erscheinen dieselben Kalke wellig hin- und her-
gebogen bei im allgemeinen gleichem Verflächen mit den rotbraunen
schiefrigen Zwischenlagen. Im hinteren Teile des Einschnittes stellen
sich hellgraue, sehr feinkörnige Crinoidenkalke mit weniger häufigen
spätigen Einschlüssen ein, welche in dichte Kalke übergehen, wie sie
oben geschildert wurden, hier aber, mit Kieselerde angereichert,
Hornsteinkerne umschließen. Noch weiter talaufwärts ist ein neuer
Steinbruch durch Abholzung vorbereitet. Hier herrschen, offenbar im
Hangenden des Crinoidenkalkes, helle rötlichgraue Kalke vor, welche
hornsteinreich sind. Auch wahre Hornsteinkalkbreccien, wie in deın
Steinbruche (Freunschlag sen.), auf der gegen den Gemeindekogel
gerichteten Seite des Berges treten auf.
Die im folgenden besprochenen Fossilreste stammen durchweg
aus den beim Abbau abgeräumten, zur Schottergewinnung ungeeigneten,
weil zu wenig festen und zu wenig harten Gesteinspartien, welche in
der erwähnten Partie der Abbaufläche ihre Fortsetzung finden dürften,
was sich aber erst später überzeugend darlegen lassen wird, wenn
der Abbau wieder an diese Wandpartie gelangen wird.
Die Fossilien finden sich nur in den grellroten Kalken, welche
zum Teil, wenn auch nichtallzuhäufig, oolithische Körnchen umschließen
und hie und da auch Crinoidenbruchflächen aufweisen. Diese
Kalke nehmen zuweilen den Charakter von Breccien-
kalken an. Die Schalen sind zumeist in Bruchstücken
eingeschlossen und zeigen Krusten von Roteisen. An
Bruchstellen scheint einerseits die Herausmodellierung der einge-
schlossenen Reste erfolgt zu sein und scheinen an solchen Stellen die
Anreicherungen von Roteisensteinkrusten erfolgt zu sein und Kon-
kretionen von Roteisen sich gebildet zu haben. Im Kerne der letzteren
haben sich mehrfach Einschlüsse von Ammoniten gefunden, ja in
manchen Fällen scheinen diese infolge einer sich vollziehenden Meta-
morphose ganz zerstört worden zu sein, so daß sie sich nur in der
Spiralform der Konkretionen verraten. Neben dem Roteisen stellen
sich auch Züge und Nester von dichtem Manganerz ein, welches
wohl als unreiner dichter Pyrolusit bezeiehnet werden könnte und
noch einer chemischen Untersuchung unterzogen werden wird. Das
Roteisen ging an vielen Stellen wieder durch Metamorphose in Braun-
eisen über und bildete sich dabei eine helle, ockerig bis orange-
gelbe Färbung heraus, welche tief in das Gestein hineingreift. Die
meisten Fossilien fanden sich in rot-, schwarz- und gelbfleckigen
Blöcken.
Die Schalen der Fossilien haben sich fast durchwegs in Rot-
eisen und dieses häufig in Limonit umgewandelt, doch sind Teile
214 Verhandlungen. Nr. 10
der Schale dabei ganz gut auch im Zusammenhange geblieben und
zeigen auch sehr zarte Einzelheiten der Skulptur.
Die Konkretionen von Roteisen lassen hie und da auch noch
mergelig schiefrige Krusten erkennen, welche wohl von den zer-
quetschten rotbraunen Mergelschieferzwischenmitteln herrühren. Diese
Konkretionen treten in den verschiedensten Größen und häufig in
linsenförmigen Gestaltungen auf, von Bohnengröße bis zu 20 cm und
mehr im Durchmesser. In den meisten Fällen zeigen sie rundlich
höckerige Oberflächen. Größere Krusten von Roteisen nehmen ober-
flächlich das Aussehen der Glaskopfoberflächen an und zeigen zuweilen
Neigung zur Bildung von Formen, welche an die nieren- und trauben-
förmigen Nachahmungen erinnern, die bei Rot- und Brauneisen so
häufig sind.
Einzelne der Stücke sind nesterweise reich an gelbbraunem
Hornstein, der an einem meiner Stücke stellenweise in blutroten
Jaspis übergeht. Gerade in diesen Stücken habe ich jedoch Fossilien
nicht finden können. Der Hornstein wird noch einer mikroskopischen
Untersuchung zu unterziehen sein.
In den braunroten Kalken mit Mangan und Roteisen finden sich
Nester mit pfirsichblütenroten dicken Kalken, die von unzähligen
verharschten Sprüngen (Haarrissen) durchzogen sind. Hie und da
finden sich auch, und zwar gar nicht selten, oolithische Körnchen.
Auch ockergelve dichte Partien treten auf, reich an den zierlichsten
Dendriten auf den Haarrißflächen.
Die Oberliasfauna vom Inzersdorfer Waldberge nächst Gießhübl.
1. Belemnites cf. Quenstedti Opp.
Von Belemnites liegen mir viele Stücke vor, aber nur ein einziges
ließ sich gewinnen, welches sich annähernd bestimmen läßt. Ein
Rostrum von leicht elliptischem Querschnitt (Durchmesser 18°5:17’5mm),
an dessen durch Druck etwas deformierter Spitze sich drei deutliche
Furchen erkennen lassen, etwa so wie es E. Dumortier (l. c. IV.,
Taf. III, Fig. 1—4) oder Quenstedt bei seinem Delemnites com-
pressus pawillosus (Cephalopoden, Taf. XXVII, Fig. 2, 3 = Quenstedti
Opp.) zeichnet.
2. Belemnites spec. ind. (vielleicht Belemnites unisulcatus
Blainv.)
(E. Dumortier, IV, pag. 35, Taf. III, Fig. 8.)
Bruchstücke, Längs- und Querschnitte einer schlanken drehrunden
Form, die ich mit Dumortiers angegebener Art vergleichen
möchte; zu vergleichen auch mit Belemnites stimulus E. Dum. (IV.,
Taf. IN. Ries, 9).
1908 Bericht vom 30. Juni. Franz Toula. 915
3. Belemnites sp. ind.
(Zu vergl. mit Belemnites acutus Sow. Quenstedt, Cephalopoden, Taf. XXVII,
Fig. 13, 14.)
Zwei kurze, spitz kegelförmige Rostren, mit weit hinabreichendem
Phragmoconus. Von Furchen läßt sich nichts wahrnehmen.
4. und 5. Nautilus.
Von Nautilen liegen mir acht Bruchstücke vor. Vier davon zeigen
deutliche Spiralstreifung nach Art jener bei Nautilus striatus Soır.
(d’Orbigny, Terr. jur., Taf. XXV), jedoch ohne irgendwie deutlich her-
vortretender Querstreifung. Zwei der Stücke möchte ich mit Nautilus
semistriatus d’Orb. (l. ce. Taf. XXVI) vergleichen, besonders was die Form
der Schale anbelangt: hoch und schmal. Ein etwas besser erhaltenes
Stück möchte ich mit Nautilus Jourdani E. Dum. (1. e. IV., Taf. VII) in
Vergleich bringen, wenngleich am Nabelrande keine Kante auftritt.
Die Streifung bei N. Jowrdani ist recht ähnlich, der tiefe Nabel des-
gleichen. Auch die Lage des Sipho ist eine ähnliche. Nur die Nabel-
kante unterscheidet. (Vielleicht eine neue Form.) Die Kammerscheide-
wände treten mehr aneinander, was auch bei einem sehr unvollkom-
menen Stücke aus rotem, Eisenoxydüberzüge tragenden Gestein, der
Fall ist.
Lytoceras sp. Aus der Formengruppe von Lytoceras fimbriatum
Sow.—cornucopiae Young.
Zu den im Freunschlag-Steinbruche am Inzersdorfer Wald-
berge häufigsten Fundstücken gehören solche von Lytoceras.
Unschwer unterscheide ich unter meinen Stücken vier ver-
schiedene Formen.
6. Eine Form von fast kreisrundem Querschnitt mit der eigen-
artigen Ornamentierung, wie sie Wright von Lytoceras cornucopiae
Young zeichnet (Lias-Ammoniten, 13576—1886, Taf. LXXII), nur sind
die stärkeren, wie wellig gekräuselten Rippen durch etwas zahlreichere
schwache Rippen von demselben welligen Verlaufe geschieden (fünf
Stücke). Ein kleines Stückchen der innersten Partie zeigt große Ähn-
lichkeit mit der Abbildung von Amm. fimbriatum (Sow.) d’Orb. sp.
(Terr. jur., Taf. XCVIII, Fig. 4).
7. Eine Form mit derben, ziemlich gleichmäßig über die Schalen-
oberfläche verteilten Rippen, was an die von Fr. v. Hauer als
Amm. fimbriatus abgebildete Form (Cephalopoden aus dem Lias der
nordöstlichen Alpen, Taf. XXII, Fig. I, 2) erinnern könnte. Diese
Hauersche Form hat M. Vacek (Cap S. Vigilio, pag. 60, Taf. II,
Fig. 1—4) als Lytoceras Franeisci Oppel bestimmt. Mit dieser Form
würde auch der Mangel an Einschnürungen stimmen, nur ist, wie ge-
sagt, der Querschnitt ein etwas anderer. (7 Stücke.) Hier käme auch
Lytoceras Siemensi Denckmann (Umgebung von Dörnten, Abhandl. d.
preuß. geol. L.-A. VIII, 1887, Taf. I. Fig. 8) in Betracht, aber nur
216 Verhandlungen. Nr. 10
was die Ornamentierung der Schale anbelangt, denn der Querschnitt
entspricht jenem von Lytoceras Franeisei, wie ihn Vacek (Oolithe
vom Cap S. Vigilio, Taf. II, Fig. 4) abbildet. Der Querschnitt ist
aber nur ganz wenig höher als breit. Man könnte dabei auch an
Lytoceras Sutneri Geyer denken (Abhandl. d. k. k. geol. R.-A. XV,
1893, pag. 52, Taf. VII, Fig. 10).
8. An diese Form dürften sich Stücke mit feinerer Skulptur
anschließen. Vacek zeichnet eine ähnliche Skulptur bei dem gut
erhaltenen Jugendexemplar von Lytoceras Franeisei (l. e. Fig. 2, 3).
Ich habe nur zwei Bruchstücke dieser Form gefunden, die jedoch
eine sichere Bestimmung nicht zulassen und von einander im Win-
dungsquerschnitt und in der Involution verschieden sind. Die evolute
Form könnte mit ZLytoceras fimbriatoides Gemm. (Giur. e lias. Taf. IV,
Fig. 20—23) von Galati übereinstimmen, einer Form, die außer den
feineren Linien auch stärkere besitzt. ZLytoceras Villay Menegh.
(Monogr. Lias sup., Taf. XX, Fig. 3) gehört, wenn auch zarter und
gleichförmiger gerippt, zu den näher verwandten Formen.
9. In großer Anzahl liegen mir Jugendexemplare, beziehungs-
weise innere Umgänge einer durch die Form des Querschnittes auf-
fallenden Art vor (10 Stücke):
Breite des Querschnittes eines der Stücke 180 mm
Höhe n ”» s ” y ”„ N „ 13:0 N
Bei einem zweiten, Breite . . . ..... 140 „
5 5 B Ehe ne:
Auch Bruchstücke äußerer Umgänge liegen vor, deren Extern-
seite ganz flach ist, so wie es Dumortier (IV., Taf. XXX, Fig. 1, 2)
von Lytoceras sublineatus Opp. aus der Bifronszone von Verpilliere
zeichnet. Die kleinen Stücke zeigen die Oberfläche bedeckt mit feinen
Linien (1—5) zwischen viel stärkeren. Alle Linien lassen den welligen
Verlauf erkennen und Andeutungen von Spirallinien. Ich kann dabei
nur an Lytoceras cornucopiae Young u. Bird. denken (d’Orbigny,
Terr. jur.,,.'Taf: IXC; : E. Dmortier, Taf. XXIX,, Fig 3
Wright, Lias-Ammoniten, Taf. LXXIII), Formen von großer Varia-
bilität der Form. Meine kleinen Stücke lassen die stark zerschlitzten
Lobenlinien (E. Dumortiers und Wrights Abbildungen) recht gut
verfolgen.
Auch die beiden großen Bruchstücke zeigen die reich zer-
schlitzten Lobenlinien.
10. Phylloceras sp. cf. Nelssoni Hlebert.
Es liegen mir mehrere zart gestreifte, beschalte Stücke vor,
von 285—44 mm Durchmesser, welche ich mit Phylloceras Nilssoni
Hebert oder mit Phylloceras Capitanei Cat. in Vergleich bringen
möchte, wenn es mir nur möglich wäre, über die Einschnürungen
deutliche Wahrnehmungen machen zu können. Spuren davon finde
ich nur an einem meiner acht Stücke. An einem zweiten ist an einer
1908 Bericht vom 30. Juni. Franz Toula. 917
Stelle der Externseite ein wolıl ausgeprägter Wulst erhalten geblieben.
Wie schon Vacek (Oolithe vom Cap S. Vigilio, pag. 11) gesagt hat,
wird die Schalenform jener von Phiylloceras heterophyllum Sow. sehr
ähnlich. Die Loben lassen sich fast an jedem Stücke mit abge-
blätterten Partien erkennen, aber nur an einem fast im ganzen Ver-
laufe verfolgen, der nun ganz den Charakter jener von Phylloceras
Nilssoni Hebert an sich trägt. Hoffentlich gelingt es noch bessere
Exemplare zu gewinnen. Der Externlobus scheint mir im Verhältnis
etwas größer zu sein. Der Externsattel ist ganz so wie bei Phyllo-
ceras Nilssoni,
11. Phylloceras spec. aus der Gruppe des Phylloceras hetero-
phyllum Sow. sp., af. Phylloceras Nilssoni Hebert.
Ein Schalenbruchstück eines großen Exemplars, etwa von der
Größe wie es Vacek iOolithe vom Cap S. Vigilio, Taf. IV, Fig. 1)
abbildet. Flach, sehr engnabelig, aber mit breit und flach gefurchter
Steinkernoberfläche. Die Streifung der Schale wie bei heterophyllum
oder bei Nilsson: (Vacek, |. c.). Die Lobenlipie ließ sich eine Strecke
weit, freilich recht wenig deutlich, entblößen, sie könnte ganz wohl
mit jener von Phylloceras Nilssoni verglichen werden.
12. Phylloceras sp. ind.
Ein Bruchstück mit gröberer Streifung und auf der breiteren
Externseite kräftig ausgeprägter Wulstung, die durch die Wachstums-
verhältnisse auffällt, indem die innere Windung eine schmale Außen-
wölbung erkennen läßt, ähnlich jener bei den mit Phylloceras Nilssoni
verglichenen Formen. Hinter dem erwähnten Wulst stellt sich eine
Furche ein, welche ohne stärkere Krümmung nach rückwärts gezogen
e:scheint, was an das Verhalten bei Phylloceras Capitanei Cat. er-
innert, wie es Geyer (Öephalopoden des Schafberges, Taf. IV, Fig. 5)
zeichnet. Das vorliegende Stück ist zu unvollkommen, um weitere
Vergleiche vorzunehmen. Es könnte sich ja auch direkt an Phyllo-
ceras Nilssoni anschließen lassen (Meneghinij, Lias sup., Taf. XVII,
Fig. 3).
13. Phylloceras cf. Wähneri Gemm.
1884. Giurn. Se. nat. ed econ. Palermo XVI, pag. 175. Aus den roten Crinoiden-
kalken bei Galati.
Galati') Gießhübl
Millimeter
Durchmesser =\)):() 28°7
Höhe des letzten Umganges . 174 16°2
Größte Dicke desselben . . . 124 11:6
Nabelweite . 2... . mis 2:3
!) Nach der Abbildung in gleicher Weise gemessen.
K. Kk. geol. Reichsanstalt. 1908, Nr. 10. Verhandlungen. 30
218 Verhandlungen. Nr’ 19
Die Schalenform stimmt sehr gut, auch die Involution. Die
glatte Schalenoberfläche meiner Stücke ist mit sehr zarten, fast gerade
vom Nabel über die schön gerundete Externseite verlaufenden, ge-
drängt stehenden Linien bedeckt. Die Lobenlinie läßt sich an dem
ockerig umgefärbten kleinen Exemplar sehr gut verfolgen. Sie stimmt
im allgemeinen recht gut. Ich zähle bis zum Nabelrande sechs ähnlich
gebaute, gleichmäßig sich verkleinernde Loben. Wenn ein Unterschied
besteht, so könnte er in der etwas breiteren Form der Endblätter
liegen. Vier meiner Stücke möchte ich hierher stellen.
14. Phylloceras sp. ind.
Ein Bruchstück eines größeren Individuums, welches eine kräftig
radial gestreifte Schale besaß, mit starken Wülsten, über welche die
Streifen parallel hinüberziehen, etwa so wie es Meneghini (Mon.
Lias sup., Taf. XIX, Fig. 7) bei seinem Phylloceras Bricicolae dar-
stellt, eine Form, welche er mit Phylloceras disputabile Zitt. verglich.
Selbstverständlich wäre auch Phylloceras tatrieum Pusch., wie es
Vacek beschreibt (Oolithe vom Cap S. Vigilio, pag. 12), in Ver-
gleich zu bringen.
15. und 16. Harpoceras af. Algoverianum Opp. (vielleicht zwei
neue Formen).
In meinen Aufsammlungen finden sich elf Stücke, darunter auch
zwei vollständigere Exemplare von Falciferen mit wohlausgeprägten
Furchen zu beiden Seiten des Kieles.
Es sind flache Formen mit hohen, nur ganz leicht gewölbten
Flanken, welche von leicht sichelförmigen Rippen bedeckt sind, so
daß etwa 32 auf den Umkreis zu stehen kommen. An der Außenseite
reichen sie weit vorgezogen bis an den äußersten Rand der Furchen-
kante, indem sie diese bilden helfen.
Millimeter
Durchmesser er. .. . .. 30
Höhe des letzten Umganges 2:0
Dike” . Se... ... 100
Nabelwete er... 0.0. .122
Windungsverhältnis sonach . . . 2:87
Bei einem zweiten Exemplar:
Millimeter
Durchmesser wer... . 435
Höhe des letzten Umganges u 19:0
Nabelwete m 7... . 174
Verhältnis . ser. . ....2D
Die Rippen meines ersten Stückes reichen nur ganz abge-
schwächt bis in die Nabeltiefe. Der sanfte Abhang zu dieser ist fast
glatt. Die Rippen des inneren Umganges sind stärker gekrümmt und
zeigen eine Schaltrippe.
1908 Bericht vom 30. Juni. Franz Toula. 219
Beim zweiten besser erhaltenen Stücke ziehen die Rippen etwas
weiter in die Tiefe, ohne daß eine Schaltrippe sichtbar würde. Die
Flanken sind etwas flacher.
Bei dem ersten Stücke gelang es mir, die Lobenlinie teilweise
herauszubringen; gut kenntlich ist der erste Lateral- und der Auben-
lobus. Der erstere endet mit drei kurzen, fast gleich großen Spitzen
und der Stamm ist breit gebaut, nach oben sich verbreiternd. Unter
den vielen Lobenzeichnungen, welche ich bei Haug, Buckmann,
Benecke ete. verglichen habe, fand ich keine, die in der Gestaltung
des ersten Laterals übereinstimmen würde.
Eine recht ähnliche Form dürfte Poeeilomorphus macer S. Buck-
mann (l. c. Taf. XXII, Fig. 27, 28) sein, doch ist der erste Lateral
ganz anders gebaut. Noch näher erscheint mir Hildoceras Capellinii
Fueini zu stehen (Pal. It. Pisa 1904, pag. 291, Taf. XLII, Fig. 4, 5),
welche Form aus etwas tieferen Schichten stammt. Der Laterallobus
meines Stückes ist aber oben viel breiter gebaut. Auch ist die
Fucinische Form etwas involuter (ich finde das Windungsverhältnis 3°0).
Typisch ähnlich wäre auch Hildoceras ambigua var. laevicosta Fucini
(l. e. pag. 294, Taf. XLII, Fig. 10—15), dessen Windungsverhältnis
jedoch (Fig. 13 «) 2:4 beträgt. In diese Gruppe gehört meiner Meinung
nach das erste Stück vom Inzersdorfer Waldberge. Die Lobenlinie,
welche Meneghini(Lias sup. Apend., Taf.I, Fig. 4) von seinem Harpo-
ceras domeriense zeichnet, hat vielleicht die größte Ähnlichkeit. Auch
sonst besteht Ähnlichkeit, doch sind die Rippen der inneren Win-
dungen etwas weniger geschwungen, etwa so wie bei meinem zweiten
Stücke. Haug rechnet Meneghinis Form zu Harpoceras Algoveri-
anum Opp. Zu den aus Österreich (Hierlatzschichten und Flecken-
mergel) bekannt gewordenen Formen gehört Ammonites difformis
Emmr. (v. Hauer, Cephalopoden der nordöstlichen Alpen, pag. 29,
Taf. VII, Fig. 11—14). Die glatten inneren Windungen, die Haug
(l. e. pag. 650) auch für Harpoceras Algoverianum hervorhebt, scheinen
die Emmerichsche Art von meiner Form zu unterscheiden. Die
angeführten v. Hauerschen Abbildungen scheinen mir übrigens zu
Harpoceras zu gehören, wogegen die Fig. 14 Arietites-Charakter be-
sitzt. v. Hauer hat (l. e. pag. 30) darauf schon hingewiesen.
Ammonites Algoverianus (P. Reyn&s, Aveyronnaises, Taf. 1],
Fig. 1) hat wenig ausgeprägte Außenfurchen.
17. Harpoceras (Hildoceras) Levisoni Simps.
Von einem ziemlich großen Individuum liegen mir Reste von
zwei Umgängen vor. Es ist eine sehr aufgerollte Form. Das Stück
dürfte einen Durchmesser von etwa 120 mm gehabt haben. An einer
Stelle beträgt die Höhe der Windung 32 mm bei einer Dicke von
24 mm. An der Außenseite ein stumpfer kräftiger Kiel mit, seichten
Furchen zu beiden Seiten. Kräftige, leicht gebogene Rippen verlaufen
über die Flanken, schwächen jedoch gegen die sanft abfallende Naht
hin ganz ab. Etwa 10 am Viertelumgange. Es ist dies ein Verhalten,
wie es E. Dumortier bei 4Ammonites Levisoni Simpson gezeichnet
hat (l. e. IV, Taf. IX, Fig. 3, 4). Haugs Darstellung (Beilageband
30*
DEN) Verhandlungen. Nr. 10
d. N. Jb. TI, Taf. XI," Hesse, b) gibt tiefere 'Furchen “An.
Wrights Abbildung (Lias-Ammoniten, Taf. LX) ist noch schärfer
gekielt als mein Stück, das etwa dem zweiten Umgange des schönen
Individuums der Wrightschen Sammlung entsprechen dürfte.
Ein zweites meiner Stücke dagegen würde gut mit dem Wohn-
kammerumgange in Wrights Exemplar übereinstimmen. Die Furchen
dieses Stückes sind schärfer ausgeprägt, die Sichelrippen der Flanken
erscheinen zierlich sichelförmig gestreift und reichen, wenn auch ab-
geschwächt, bis an die Naht. Meneghini (Lias sup., Taf. Il, Fig. 4)
bildet ein meinem ersten Stücke ähnliches Individuum als Ammo-
nites bifrons Brug. ab.
18. Harpoceras (Hildoceras) boreale Seeb.
Eines meiner Bruchstücke erinnert in bezug auf den Verlauf
der Rippen, mit einem in einer sanften Spiralfurche der Flanken vom
Nabelrande aus stark vorgezogenen Teile an Ammonites serpentinus
Schloth. (d’Orbigny, Terr. jur, Taf. LV, Fig. 1), doch sind die
Rippen bedeutend stärker, was lebhaft an Harpoceras ( (Hildoceras) boreale
Seebach in Haugs Fassung erinnert. Die von Wright (l. ce. Taf. LXIJ,
kie. 75,06) als Harpoceras Levisoni abgebildete Form, nach Haug
Hildoceras boreale Seeb. (N. Jb., Beilagenband III, pag. 642), stimmt
auf das beste überein.
19. Harpoceras (Hildoceras?) af. Seemanni E. Dum. (Cpp.)
(vielleicht neue Form).
Eines meiner Stücke läßt erkennen, daß die vorgezogenen
Sichelrippen von feinen Streifen begleitet sind, die am Kiel hinan-
ziehen. Bei diesem Stücke reichen die Rippen bis an die Nalıt hinab
und im vorderen Teile sind sie am Abhange des Nabels förmlich in
feine Linien aufgelöst, ein Verhalten, welches mich an die von
A. Denekmann (Umgebung von Dörnten, 1887, pag. 69, Taf. III,
Fig. 2) bei Ammonites Seemanni E. Dum. (Opp.) gezeichnete Form
erinnert. Ein ähnliches Verhalten zeigt jedoch auch die etwas flachere
und meinem Stücke daher näherstehende, als Ammonites (Harpoceras)
Mülleri gezeichnete Form, welche Denckmann als mit seinem
Ammonites Doerntensis gut übereinstimmend annimmt. Bei Hildoceras
quadratum @uenst. (Denckmann, |]. c. Taf. VI, Fig. 3) ist die
Streifung gleichfalls deutlich, doch sind die beiderseitigen Kielfurchen
unterscheidend. Das Hinaufziehen der feinen Linien auf den Kiel,
und zwar normal zur Kielhöhe, finde ich bei keiner der angeführten
Abbildungen angedeutet.
20. Harpoceras (Polyplectus) discoides Ziet. sp.
Von dieser Art der Jurensiszone liegen mir mehrere Bruch-
stücke vor, welche die Bestimmung mit aller Sicherheit vorzunehmen
erlauben, und zwar um so sicherer, als sich die reich zerschlitzte
1908 Bericht vom 30. Juni. Franz Toula. 221
Lobenlinie eines meiner Stücke sowohl am Steinkern als auch auf
der Innenseite der Schale gut verfolgen läßt. Sie stimmt am besten
mit der von S. Buckmann (Oolith-Ammoniten, Taf. XXXVII, Fig. 1)
gegebenen Abbildung der Lobenlinie eines jüngeren Individuums. An
einem anderen Stücke läßt sich auch der Querschnitt des Gehäuses
sut beobachten. Ein Zweifel kann kaum bestehen. Harpoceras suppla-
natum Opp. (= Ammonites complanatus Brug. d’Orb., Taf. CXIV), das
in der Rippung und im Querschnitte Ähnlichkeit hätte, ist gekielt
und hat weniger zerschlitzte Loben. Besonders der Außenlobus ist
ganz anders gebaut. Harpoveras Kurrianum Opp. ist von ähnlicher
Form, aber evolut, und die Loben sind weniger zerschlitzt (Haug,
N. Jb., Beilagenbd. III, pag. 615).
21. Harpoceras cf. bicarinatum Zieten (Münster).
Nur ein Bruchstück einer ganz flachen, in der Form an Harpo-
ceras discoides Ziet. erinnernden, aber scharf gekielten Form liegt mir
vor. Die von E. Dumortier (l. c. IV, Taf. XI, Fig. 3) gegebene
Ferm stimmt auch in der Rippung gut überein, noch besser aber in
dieser Beziehung die von Wright (Lias-Ammoniten, Taf. LXXXI,
Fig. 9—11) gegebene Abbildung. Am besten gibt den Verlauf der
Rippen die Abbildung d’Orbignys von Ammonites complanatus Brug.
(Terr. jur., Taf. CXIV, Fig. 1). Harpoceras serpentinum Schloth. sp.
(’Orbigny, Terr. eret., Taf. LV) ist evoluter und hat scharf nach
vorn gezogene Rippen. Ammonites crassifalcatus E. Dum. (l. e. IV,
Taf. LV, Fig. 1, 2) ist eine viel stärker aufgeblähte Form. Fr. v.
Hauer (ÖCephalopoden aus dem Lias der nordöstlichen Alpen, pag. 34,
Taf. IX, Fig. 9, 10) führt von Spitzstein bei Kufstein ein Stück unter
dem Namen Ammonites complanatus Drug. an, welches sich durch
Zweispaltigkeit der Rippen unterscheidet, was an die Aalensis-Gruppe
erinnert. Bei Haug finde ich diese Form nicht erwähnt (N. Jb.,
Beilageband III, Harpoceras).
22. Harpoceras (Dumortieria) cf. grammoceroides Haug
(5. Buckm.).
Nur in einem Stück liegt mir ‘ein Steinkern mit Spuren der
Schale vor, der durch die über die Außenseite hinüberziehenden und
lappig vorgezogenen, ausgesprochenen Sichelrippen auffällt, wodurch
die Außenseite ein an Aegoceras angulatum Schloth. erinnerndes Aus-
sehen annimmt. Das Stück zeigt nicht die leiseste Andeutung eines
Kieles. Wright (Lias- -Ammoniten, Taf. XLVII, Fig. 4, 5) führt ein
ähnliches Stück unter der Bezeichnung dAegoceras Portlockii an, bei
dem jedoch die lappige Vorziehung nicht auftritt (eine Form übrigens
aus der Zone des Ammon. oxynotus). A. Denekmann (Oberer Lias,
1887, pag. 57, Taf. I, Fig. 3) bildet aus der Grube Friedrich
(Dörntener Schiefer, die unter den grauen Jurensismergeln liegen)
einen Ammonites (Harpoceras?) (roslariensis U. Schloenb., einen ab-
normen Falciferen (Brauns) ab, der gleichfalls keine Andeutung eines
399 Verhandlungen. Nr. 10
Kieles zeigt, dessen Rippen auf der Außenseite jedoch nicht lappig
vorgezogen sind.
S. Buckmann bildet aus seinem reichhaltigen Material ein
kleines Individuum unter dem Namen Dumortieria grammoceroides
Haug sp. ab (Inf. Ool., Taf. XLVI, Fig. 6, 7), welches kiellos ist
und (Fig. 7) an einem Stückchen der Außenseite ganz ähnlich vor-
gezogene Rippen aufweist. Bei Haugs Abbildung (N. Jb. 1887, II,
Taf. V, Fig. 5) ist von der Gestaltung der Außenseite nichts wahr-
zunehmen und sind die Rippen weiter abstehend. Scheint einem
höheren Horizont zu entstammen (Öoncavumzone nach Buckmann).
23. Harpoceras sp. ind.
(Man vergl. Dumortieria pseudoradiosa Buckm. (Branca) und Harpoceras Doern-
tense Denckmann)
Von einem größeren Stücke liegt die Außenseite in der Nähe
des Vorderrandes vor. Der Kiel ist ganz abgeschwächt, einen flachen
Rücken bildend, etwa so wie es S. Buckmann (l. ce. Taf. XLI,
Fig. 2) von Dumortieria pseudoradiosa Branca aus der Jurensiszone
zeichnen lied. Das Origmal Brancas (W. Benecke, Eisenerz-
formation 1905, Taf. XLI, Fig. 2) läßt diese Ausbildung nicht erkennen.
Ahnlich so nach vorn gezogene Linien bildet Buckmann auch
von Grammoceras Toarcense ab (l. e. Taf. XXVIII, Fig. 5), doch fehlt
hier jede Andeutung des Kielrückens. Mit dem Kielrücken versehen
ist aber auch die ähnliche Außenseite von Grammoceras Doerntense
Denckm. (Buckmann, |]. c. Taf. XXIX, Fig. 10; Denekmann,
l. ec. Taf. VII, Fig. 5). Buckmanns Individuum ist auffallend fein-
rippig, wenn man es mit jenem Denckmanns vergleicht.
24. Harpoceras (Grammoceras) radians Kein.
(Mau vergl. auch Grammoceras fallaciosum var. Bingmanni Denckm.)
Es liegen mir Bruchstücke von 17 Individuen vor, welche Ähn-
lichkeit mit Harpoceras radians besitzen, aber verschiedenen Formen
entstammen.
Eine Gruppe derselben, die vorherrschende Zahl, zeigt einen
wohl entwickelten glatten Kiel, gegen welchen die ziemlich derben
Sichelrippen, weit nach vorn gezogen, hinanreichen. Diese sind durch-
weg einfach. Sie stimmen auf das beste mit den Formen überein,
welche Meneghini (Monogr. Lias sup., Taf. XI, Fig. 6, 7) und
Wright (Lias-Ammoniten, War EXIV, Fig. 1, 2; Tal IRRE
Fig. 1, 2) zur Abbildung gebracht haben.
Wenn mich etwas an der Bestimmung zweifeln ließe, so wäre
es der Umstand, daß der Kiel bei meinen Stücken etwas höher zu
sein scheint als bei den zitierten Stücken oder bei dem von Haug
(l. e. pag. 615) zu H. radians gestellten Ammonites radians depressus
(Quenst. (Cephalopoden, Taf. VI, Fig. 5, 6). Doch zeichnet ihn
d’Orbigny, (Terr. jur, Tateııx Fig. 2; Hauig, ]. €. page.)
in ganz ähnlicher Entwicklung, welche Form S. Buckmann freilich
1908 Bericht vom 30. Juni. Franz Toula. 223
als Grammoceras Orbignyi n. sp. unterschieden hat (Inf. Ool., pag. 184,
Taf. XXVIL Fig. 5, 6). Vergleicht man die beiden Figuren, so er-
geben sich (wie mir scheint) große Verschiedenheiten, besonders in
bezug auf die inneren Windungen.
Nach S. Buekmanns Darstellung wäre wohl Grammoceras
allaciosum var. Bingmanni Denckmann als ganz besonders ähnlich
herbeizuziehen, besonders wegen des höher aufragenden Kieles bei
ganz ähnlicher Rippung (Buckmann, l. ec. Taf. XXXIV, Fig. 3;
Denckmann, I. ce. Taf. V, Fig. 4). Mein Material müßte viel reicher
und vollkommener sein um sicher zu gehen.
25. Harpoceras (Grammoceras) cf. Toarcense Buckmann
(d’Orb. sp.).
(Ammonites thouarsensis d’Orb., Terr. jur., pag. 222, Taf. LVII.)
Es liegt mir ein kleines Stückchen vor, welches die inneren
Windungen gut erkennen läßt.
Millimeter
Durchmesser... 18-0
Höhe des letzten Umganges . . TO
Dicke 47
Nabelweite 4 53
Windungsverhältnis 34
Die Oberfläche der flachen Flanken ist mit verhältnismäßig
kräftigen Rippen bedeckt, die weitab vom Nabelabhang enden (der etwas
steiler ist als bei der oben genannten Form) und auch an der Außen-
seite abschwächen. Der Kiel ohne ausgesprochene Begleitfurchen. Die
Rippen schwächen sich nach innen ab und die innersten Windungen
mögen ganz glatt gewesen sein.
S. Buekmann bildet eine Anzahl von Stücken ab (Inf. Ool.,
pag. 169, Taf. XXVIII, Fig. 4—15), von welchen jene Fig. 7 und 10
in Vergleich gebracht werden sollen.
Fig. 7 Fig. 10
Millimeter
Durchmesser! 1... 39:5
Höhe des letzten Umganges . 182 19:3
Dicke „ R e: 5 110
Nabelweite . 2... ... Se30 13°0
Windunssverhältnis . . . . 24 3.03
26. Harpoceras (Grammoceras) spec. ind. (vielleicht neue Art).
Nur ein sehr unvollkommenes Bruchstück liegt mir vor, welches
auffällt durch die kräftigen, außen wenig nach vorn geschwungenen
Rippen auf den flachen Flanken und durch eine glatte Zone zur
Seite des (im Steinkern scharf schneidigen) Kieles. Vielleicht zu
Grammoceras Toarcense Buckm. (d’Orb.) in einem näheren Verhältnis
stehend.
[80]
24 Verhandlungen. Nr. 10
27. Stephanoceras (Coeloceras) cf. Raquinianum d’Orb. (juv.)
Young u. Bird (Philipps).
Nur ein Stück liegt mir vor. Dasselbe hat einen Durchmesser
von 46 mm und fand sich als Einschluß in einer Roteisenkonkretion
als in Limonit umgewandelter Kern. Der Querschnitt des ziemlich
stark aufgeblähten Stückes dürfte 23 mm breit und 13°4 mm hoch
sein, welches Verhältnis bei dem äußersten Umgange durch Abnahme
der Höhe des Querschnittes sich zu ändern scheint. Die Außenseite
ist schön gleichmäßig gerundet und auch bis zur Naht hält die
Gleichmäßigkeit der Krümmung an. Die Zahl der Spaltrippen nimmt
nach innen zu, so daß außen auf 7 Rippen 14, weiter innen aber
21 Spaltrippen entfallen. Die Nabelweite beträgt ca. 18 mm, die In-
volution ist also größer als bei den Jugendformen des Ammonites
Raquinianus d’Orb. aus dem Lias sup.
Vacek (S. Vigilio, pag. 102 [46], Taf. XVII, Fig. 12, 13) führt
Stephanoceras punctum n. sp. an, eine ganz kleine Form mit 6—11 mm
Durchmesser, mit zweispaltigen Rippen, eine Form, die er mit Ammo-
nites anceps Rein. in Vergleich bringt. ÖOppel hat diese Art als eine
Jugendform von Ammonites coronatus Drug. aufgefaßt.
Quenstedt (Jura, pag. 251) erwähnt schon das Vorkommen
von coronatenartigen Formen in der obersten Region von Epsilon und
bildet eine als Ammonites cerassus (l. e. Taf. XXXVI, Fig. 1) ab, eine
viel weniger eingerollte und weniger aufgeblähte Form mit zwei-
spaltigen Rippen.
Die von d’Orbigny (Jura-Ammoniten, Taf. CVI, Fig. 4, 5)
abgebildeten inneren Windungen der Jugendformen seines Ammonites
Raquinianus haben einen ähnlichen Habitus wie mein Stück, ob sie
wirklich mit dem größeren Stücke zusammengehören, lasse ich dahin-
gestellt sein.
Dumortiers Ammonites crassus var. (Dep. Jura. IV, Taf. XXVII,
Fig. 8, 9) aus den Bifronsschichten hat mit meinem Stücke die größte
Ahnlichkeit.
Th. Wright (The Lias Amm., 1878—1886) hat (pag. 478,
Taf. LXXXVI, Fig. 5, 7; Taf. LXXXVIL, Fig. 1—4, 7, 8) nur die
den d’Orbignyschen Jugendformen ähnlichen Formen unter dem
Namen Steph. Raquinianum d’Orb. abgebildet. Die von P.Reynes (1868,
Ess. Aveyronnaises), als Ammon. (Dayi) «canthopsis d’Orb. aus der
Bifronszone (Taf. V, Fig. 7) bezeichnete Form steht auf jeden Fall
nahe, aber auch Ammonites Maresi aus der Margeritatus-Zone ist eine
nahe verwandte Form.
Meneghini führt aus dem Medolo (pag. 70 und 16 des An-
hanges, Taf. XVI, Fig. 3) eine ähnliche Varietät an. Bei diesen
Formen ist die Dornenbildung kräftiger als sie bei meinem Stein-
kern geblieben ist,
28. Eunema (Turbo) capitaneus Mnst. (var.).
Quenstedt (Petr. Deutschl. VII, Gastropoden, pag. 430,
Taf. CCH, Fig. 5, 6) bildet eine ähnliche Schnecke unter dem Namen
1908 Bericht vom 30. Juni. Franz Toula. 225
Turbo capitaneus Gldf. ab, und zwar aus der Torwlosus-Schicht von
Uhrweiler.
Soll in den roten Eisenerzen von La Verpillere (Isere) vor-
kommen, wo sie noch zu den obersten Schichten des Lias zu gehören
scheint.
Mir liegen fünf Stücke vor, welche sich von der genannten
Form nur durch den größeren Winkel: des Gewindes unterscheiden.
Die Skulptur der Schalenoberfläche ist ganz ähnlich, nur ist die
Knotung der Spirallinien eine etwas andere. An der Naht tritt eine
feine, aber scharfe Linie auf, die darauffolgende Linie ist derb ge-
knotet, die auf der Mitte des Umganges auftretende ragt aber schärfer
vor; die darauffolgende ist noch kräftig geknotet, dann schwächen
die Knötchen ab auf der vierten und fünften Spirallinie. Eine Doppel-
linie verläuft deutlich zu oberst. Feine Anwachslinien verlaufen
zwischen den Spirallinien. |
Bei der von Zittel gegebenen Abbildung (Paläontologie II.
Fig. 236, pag. 189) ist die Knotung viel kräftiger und stehen die Spiral-
linien gedrängter. Zu den verwandten Formen gehören wohl auch
Trochus Cupido d’Orb. (Gemmellaro, Giuresi e Liasiche, Taf. XII,
Fig. 11, 12) und Zneyelus alpinus Stol. (Gemmellaro, ebenda,
Taf. XII, Fig. 13) aus den Schichten mit Terebratula aspasia.
29. Es scheint an meinem Fundorte noch eine zweite Schnecken-
schale vorzukommen, welche etwas spitzer zu sein scheint (Yunema
[Turbo] spec. ind.)
Pleurotomaria.
Von Pleurotomarien liegen mir sechs Stücke vor, welche ver-
schiedenen Arten angehören dürften und sich, wenn auch der Er-
haltungszustand nicht der beste ist, gut voneinander unterscheiden
lassen.
30. Drei Stücke erinnern lebhaft an Pleurotomaria Rhodanieca
E. Dum. (l. ec. IV, pao. 288, Taf. LIX, Fig. 13, 14), ohne damit.
vollkommen übereinzustimmen.
Ein Stück ist etwas spitzer und die Spirallinien bedecken auch
die Spiralwülste, zwischen welchen die Schalenoberfläche nicht nur
nicht vertieft, sondern sogar leicht gewölbt erscheint. Die Unterseite
läßt recht gut einen tief hinaufreichenden Nabel erkennen. Die Stücke
sollen als Pleurotomaria af. Ihodanica E. Dum. bezeichnet werden.
31. Ein kegelförmiges Gehäuse läßt neun Umgänge erkennen,
welche innig aneinander schließen und nur durch die an der Naht
kräftigeren Spiralreifen erkennbar werden. Außerdem sind noch fünf
feine Spirallinien sichtbar. Wenn die von Stoliezka (Gastropoden
und Acephalen der Hierlatzschichten, pag. 189, Taf. IV, Fig. 7—9)
abgebildeten Formen wirklich einer und derselben Art angehören
sollten. so würde sich mein Stück etwa an die flache extreme
Form (l. e. Fig. S) anschließen lassen, als Pleurotomaria princeps var.
Aber auch E. Dumortiers Pl:urotomaria Joannis hat in der Nähe
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 10. Verhandlungen. 3]
226 Verhandlungen. Nr.10
der Spitze Ähnlichkeit, eine Form aus den Bifronsschichten (l. e. IV,
Taf. XXXVI, Fig. 10). Noch ähnlicher werden die von Quenstedt
(Gastropoden, Taf. CXCVII zur Abbildung gebrachten Formen aus
dem oberen braunen Jura, die als Pleurotomaria conoidea Desh, zu-
sammengefaßt werden. Leider erlaubt die Oberflächenbeschaffenheit
ıneines Stückes keine scharfe Beobachtung der Ornamentierung, vor
allem was das Band anbelangt.
32. Ein Stück fällt durch das überaus spitze Gewinde auf.
Freilich zeichnet Quenstedt unter den Formen von Pleurotomaria
conoidea eine (l. c. Fig. 25), welche einen ähnlichen Schalenwinkel auf-
weist. Mein Stück zeigt jedoch eine davon sicher abweichende Ver-
zierung durch stärkere Spirallinien.
Von Bivalven liegen mir nur vier verschiedene Stücke vor.
35. Ein Schalenbruchstück mit wohl erhaltener Oberfläche, glatt,
mit Anwachsstreifen, läßt mich an eine Lima denken, zum Beispiel
an Lima Toarcensis E. Desl. (E. Dumortier, l. c. IV, Taf. XLJ),
wenn auch an ein kleineres Individuum. Eine nähere Bestimmung ist
nicht möglich.
34. Avicula af. Fortunata E. Dum.
Ein kleines Stückchen, das man seiner fast symmetrischen Form
wegen auf den ersten Blick als Pecten ansprechen möchte, zeigt bei
näherer Betrachtung und bei durchgeführter Reinigung ein Hinüber-
reichen der kräftigen dachartigen und scharfkantigen Rippen auf ein
nur teilweise erhaltenes Ohr, so daß man es mit einer Avicula zu
tun haben dürfte. E. Dumortier (Dep. Jur. III, Taf. XXI, Fig. 3)
bildet eine große Klappe von Avicula Fortunata aus der Zone des
Belemnites clavatus, also aus etwas älteren Schichten, ab, welches
große Ähnlichkeit besitzt, wenn auch die Rippen weniger zahlreich
und gröber sind.
Die beiden anderen Bivalven wage ich nicht zu bestimmen.
35. Terebratula (Terebratulina?) Giesshüblensis n. f.
Terebrateln sind in meinem Material selten. Mir gelang es nur
sechs Stücke zustande zu bringen. Vier Stücke mit stark gewölbten
großen und flachen kleinen Klappen fallen durch die scharf ausge-
prägte, schon mit freiem Auge erkennbare Radialstreifung auf, die
bei einer kleinen Klappe geradezu an das Verhalten bei Terebratulina
erinnern könnte. G. Geyer führt freilich eine deutlich langgestreifte
Terebratula aus den Hierlatzschichten (Abhandl. d. k. k. geol. R.-A. XV,
page. 6, Taf. I, Fig. 17) an. Meine Stücke fallen jedoch durch die
stark gewölbte große und die auffallend flache, kleine Klappe auf
und werden wohl als eine neue Art zu bezeichnen sein. Das beste
meiner Stücke hat eine Länge von 16 mm, eine Breite von 14 mm,
bei einer größten Dicke von 76 mm, wovon etwa 2 mm auf die
Wölbung der kleinen Klappe fallen. Die große Klappe ist gleichmäßig
1908 Bericht vom 30. Juni. Franz Toula. 221
sewölbt und hat einen übergekrümmten Wirbel mit ziemlich großem
Loch. Die kleine Klappe zeigt am Stirnrande in der Mitte eine Er-
höhung, während beide Flanken gegen die große Klappe abgebogen
erscheinen, ganz nach Art der Terebratulinen. Ich will diese Form
unter dem angegebenen Namen festhalten. Die erwähnte kleine Klappe
ist viel länger als breit und läßt die seitlichen Abbiegungen nicht er-
kennen.
36. Terebratula cf. juvavica Geyer.
Ein weiteres Stück, welches gleichfalls die Radialstreifung, wenn
auch viel weniger deutlich zeigt, besitzt eine mittlere flache Furche
auf der kleinen Klappe, etwa so, wie es Geyer bei Terebratula
jwvavica (l. c. Taf. I, Fig. 19) zeichnen ließ. Geyer erwähnt die
vorhandene Radialstreifung. Mein Stückchen ist 17 mm lang, bis
15 mm breit und 8°7 mm dick.. Große und kleine Klappe ziemlich
gleich stark gewölbt. Anwachslinien scharf ausgesprägt.
E. Böse (1897, 1. ce. pag. 166 und 167) führt zwei Terebrateln
mit durch Streifen auffallenden Schalen an: Terebratula ascia Girard,
im westlichen Gebiete vorkommend, mit einfacher Radialstreifung,
und Terebratula graeilicostatan.sp., häufig mitstärkeren und schwächeren
Streifen von Kramsach bei Rattenberg, beide Formen mit gleich
stark gewölbten Klappen. Beide Formen weichen in der Gestalt der
Umrisse ab.
37. Terebratula spec. (neue Art?).
Nur die große Klappe ist erhalten, mit erhöhter Mittelpartie,
die seitlich von je einer breiten flachen Furche begleitet wird. An-
wachslinien scharf ausgeprägt, Punktierung deutlich, Radiallinien an-
gedeutet.
38. Rhynchonella spec.
Nur ein besseres Stück liest mir vor, mit ziemlich breiter
kleiner Klappe, mit etwa 16 ziemlich kräftigen Rippen. Es könnte an
Quenstedts Terebratula jurensis (Jura, Taf. XLI, Fig. 34) erinnern,
nur sind die Rippen etwas kräftiger.
39. Serpula filaria Glaf.
Goldfuß führt diese Formen an aus dem eisenschüssigen Oolith
bei Gräfenberg und aus dem dichten Jurakalk bei Streitberg.
Dumortier (Depöts Jurassiques du Bassin du Rhone III,
pag. 160, Taf. XXIII, Fig. 7) aus verschiedenen Horizonten des mittleren
Lias aus der Davoei-, Capricornus-, Amaltheus margaritatus- Zone.
Überblickt man die im vorstehenden geschilderte kleine Fauna,
so ergibt sich der zwingende Schluß, daß man es dabei mit ausge-
sprochenem oberen Lias zu tun hat, wenn es auch nicht leicht sein
wird, mit voller Sicherheit die Zone zu bezeichnen, aus welcher sie
stammt. Auf jeden Fall spricht sie für ein geringeres Alter als die
31*
398 Verhandlungen. Nr. 10
von G. Geyer geschilderte Schafbergfauna (Abhandl. d. k. K. geol.
R.-A. XV, 4., 1883) und auf ein höheres Alter als die Fauna vom
Cap S. Vigilio, welche M. Vacek so meisterhaft bearbeitet hat (Ab-
handl. d. k. k. geol. R.-A. XII, 3., 1886). Ich bin der Meinung, dab
wir es dabei mit der Oppelschen Jurensiszone zutun
haben.
Indem ich in der reichen Literatur über den ostalpinen Lias
Umschau halte, finde ich, daß gerade der obere Lias verhältnis-
mäßig am wenigsten häufig auftritt und in der südlichen Kalkstein-
zone der Ostalpen häufiger und besser entwickelt zu sein scheint als
in der nördlichen.
Zusammenfassungen über ammonitenführende Horizonte bis zum
Jahre 1855 enthält Fr. v. Hauers Abhandlung über die Cephalo-
poden aus dem Lias der nordöstlichen Alpen (Denkschr. d. Wiener
Akad. d. Wissensch., XI. Bd.), wo nur im Adnether Kalk einige Arten
aus dem „oberen Lias“ sich finden. Auch an der Lienzer Klause
wird das Vorkommen von Ammonites radians in Mergeln über roten
Marmorkalken angegeben.
In chronologischer Reihenfolge wären über den oberen Lias in
den nördlichen Ostalpen weiters anzuführen:
1861. C. W. Gümbel (Geogn. Beschr. des bayrischen Alpen-
gebirges, Gotha 1861, pag. 430) hat am Kammerkar (Tirol) in den
obersten Liasschichten Aquivalente der Posidonienschiefer und Ju-
rensismergel mit reicher Cephalopodenfauna angetroffen,
ohne Beimengung unterliassischer Formen, die auf tiefere Horizonte
derselben Lokalität beschränkt sind.
1882. A. Bittners Werk über „Die geologischen Verhältnisse
von Hernstein in Niederösterreich und der weiteren Umgebung“
(Wien 1882) bildet die Fundgrube auch für die Liasbildungen dieses
Gebietes (pag. 202—218). Bittner unterscheidet, wie seine Vor-
gänger, vier Fazies: Adnether-, Hierlatz-, Fleckenmergel- oder Algäu-
schichten- und Grestener-Fazies.
Zumeist werden unter- und mittelliassische Vorkommnisse er-
wähnt. Als oberliassisch wird nur jenes von der Hohen
Wand im NW vom Fraukenhofe angeführt (pag. 215), das
östlichste Vorkommen auf der Wand. Neben Brocken von fleckenmergel-
artigem Gestein und solchen vom Charakter gewisser Enzesfelder
Kalke fand sich eine Scholle roten Kalkes mit Harpoceras cf. serpen-
tinum Rein. sp., Phylloceras sp., Lytoceras sp. (Fragment), Belemnites sp.,
Pecten sp. (glatte Form). Nach dem Vorkommen von Harpoceras
wird das oberliassische Alter angenommen.
Das zweite Vorkommen „bei dem obersten Hause am Maiers-
dorfer Wandwege, östlich über den dort auftretenden Starhemberger
Schichten, besteht aus grauen Fleckenmergeln und roten Kalken,
die eine Einlagerung in den Mergeln der Hauptmasse zu sein scheinen.
1908 Bericht vom 30. Juni. Franz Toula. 229
Bittner führt von dieser Stelle nur Belemniten- und P’hylloceras-
Bruchstücke aus den roten Kalken an).
1885. K. Diener hat in der Rofangruppe (Jahrb. d. k. k. geol.
R.-A. XXXV, pag. 32) das Vorkommen eines roten dichten,
manganputzenführenden Kalkes erwähnt, aus welchem große
Cephalopoden auswittern: Nautilus cf, striatus, Nautilus n. sp., Aego-
ceras planicosta, Lytoceras cf. Francisei Opp., Lytoceras sp. und Phyllo-
ceras sp. Dieses Vorkommen wird an die Grenze zwischen unterem
und mittlerem Lias verlegt und wird nur wegen der Übereinstimmung
der faziellen Verhältnisse angeführt. Man vergl. auch G. Geyer
(Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1886, X\XXVL), wo (pag. 241 und 249)
das Vorkommen von Lias mit Mensa von der Kniegrube auf
dem Totengebirge erwähnt wird und vom Brieglersberg das Vorkommen
einer kleinen Fauna aus der Grenzregion des mittleren und oberen
Lias angeführt wird.
1886. Fr. Wähner besprach (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1886,
pag. 168—176 und 190—206) die heteropische Differenzierung des
alpinen Lias. Vor allem werden der untere Lias („bunte Cephalo-
podenkalke“) und der mittlere Lias (Amaltheus margaritatus-Horizont),
Hierlatzkalke, Adnether und Algäuschichten erörtert.
Erwähnt wird aber auch das Vorkommen von Brauneisen-
konkretionen mit rotem Ton auf den Schichtflächen (Horizont
der Schlotheimia marmorea). Es wird der weitgehenden Zerstörung der
') Diese Stelle stimmt überein mit einer Fundstelle, an welcher ich am
4. Juli 1856 gesammelt habe. Meine Stücke tragen die Bezeichnung: „Bauer
Rotheneder, Hohe Wand, oben, am Wege nach Stollhof“, wohin ich damals
den Abstieg nahm. Hier sammelte ich große Phylloceras-Bruchstücke, eines von
mehr als 380 cm Durchmesser und 7—9 cm Dicke.
Es besitzt kräftige, derbgebaute Loben, wodurch es sich von Amm. hetero-
phyllus amalthei @nuenst. (Cephalopoden VI, 1.), Phylloceras Zetes d’Orb. bei
Wright (Taf. LXXVII, Fig. 1—3) unterscheidet. Einschnürungen wie bei Phyllo-
ceras heterophyllum Sow. sp. kann ich nicht bemerken.
Von Phylloceras Barlschi Stur zwei größere Bruchstücke. Lytoceras aus der
Gruppe des L. fimbriatum Sow. in mehreren Stücken. Aegoceras aus der Gruppe
des Ae. hybridum d’Orb. sp., Belemnites sp. und mehrere unbestimmbare Ammoniten-
bruchstücke.
Das Vorkommen dürfte sonach dem mittleren Lias entsprechen. Außerdem
finde ich unter meinen Aufsammlungen vom 11. Juni 1893 Stücke mit der Be-
zeichnung: „Beim Postl“, welche demselben Vorkommen entsprechen. Diesmal
sammelte ich: Phylloceras Partschi Stur, ein schönes Stück von über 10 cm Durch-
messer, ein Bruchstück eines großen Exemplars von Aegoceras cf. capricornum
Schloth. sp. (= Ae. cf. maculatum Phil.). Von einem evoluten Lytoceras vier Stücke.
Drei schöne Stücke sammelte ich, die in die Gruppe des Amaltheus oxynotus
Hauer u. Quenst. gehören dürften und noch näher bestimmt werden sollen. Ein
sehr flaches Stück hat in bezug auf die Lobenzeichnung, die sıch im ganzen Ver-
laufe bis an die Naht am sehr" engen Nabel verfolgen läßt, die größte “Ähnlichkeit
mit der von Dumortier (Bass. “du Rhöne II, Taf. XLIL, Fig. 1) als Ammo-
nites Seemanni n. sp. bezeichneten Art. Besonders die zahlreichen Hilfsloben sind
ganz in derselben Art entwickelt. Mein Stück ist jedoch weit flacher und eng-
nabeliger als Dumortiers Art. Meine Fundstücke dürften drei neue Arten sein.
Außerdem liegt nur noch eine Rhynchonella sp. vor. Auch dieses Vorkommen ist
dem mittleren Lias zuzusprechen. Hoffentlich wird es mir doch noch möglich sein,
an den Stellen weitere Ausbeutungen vorzunehmen und gelegentlich daranf zurück-
zukommen.
230 Verhandlungen. Nrsa
Schalen gedacht und ein Vergleich mit Tiefseeablagerungen
der heutigen Meere angestellt. Betont wird auch das Vorkommen
dieser Fazies zwischen unebenflächig begrenzten Bänken. Fazies und
Erhaltung erinnern auf das lebhafteste an das Verhalten des von
mir geschilderten Vorkommens.
1857. W. B. Clark hat das Vorkommen von oberem Lias in
der Gegend NW vom Achensee erwähnt (Inaugural-Diss. 1887, 45 S.
m. Dam)!
Er sei am konstantesten und mächtigsten entwickelt, aber wenig
fossilienführend und von roter Farbe.
Harpoceras bifrons sei die bemerkenswerteste Ammonitenart.
Dieser Horizont wäre sonach möglicherweise als analog den Bildungen
am Inzersdorfer Waldberge zu betrachten.
15889. Im Mürztaler Kalkalpen- und Wiener Schneeberggebiete
hat G. Geyer (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1889, XXXIX, pag. 513
bis 521) Lias hie und da als dem Rhät aufgelagert angetroffen. Er
erwähnt Blöcke von rotem Crinoidenkalk, gelbfleckige rote Enzes-
felder Kalke (pag. 515). Auch roter marmorartigerKalkmit
BrauneisensteinkonkretionenundBohnerzeinschlüssen
wird erwähnt (Bürgeralpl, pag. 516), mit „kleinen Angulaten und Arieten,
in Bohnerz umgewandelt oder davon zum Teil nur umrindet“. Es
scheint dies eine ähnliche Fazies zu sein wie jede des Oberlias vom
Inzersdorfer Waldberge. SSO vom Bürgeralpl im Neunteufelgraben
fand Geyer Liasmergel mit Fossilresten, darunter einen Coeloceraten
aus der Gruppe des Üoeloceras commune, was „ziemlich sicher auf
oberen Lias schließen läßt“ (Hölltalgebiet, östlich von Mariazell).
Crinoidenkalke, rötliche und braune (Dogger), stehen damit in einem
gewissen Verhältnisse (pag. 508). Man vergl. auch ebenda pag. 750 ff.
1897. Albr. v. Krafft hat über den Lias des Hagengebirges
berichtet (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. XLVII, 1897, pag. 144—224).
Oberlias wurde in größerer Ausdehnung (man vergl. Taf. IV) nachge-
wiesen. Während der mittlere Lias (rote Cephalopodenkalke) einen
sroßen Reichtum an Fossilien aufweist (pag. 210— 211), wird aus
dem oberen Lias: kieselige Kalke, feine Kalkbreecien, dünnplattige
Sandsteine, Konglomerate und rote von Radiolarien- und Spongien-
nadeln erfüllte Hornsteine außer Belemniten und einem großen Gastro-
poden (Pleurotomaria? spec.) nichts angeführt. Es handle sich dabei
um Absätze in Küstennähe.
1903. Fr. Wähner, Das Sonnwendgebirge im Unterinntal. I.
Leipzig und Wien 1903. Mit eingehender Literaturzusammenstellung.
Pag. 109 bespricht der Autor den roten Liaskalk (Adnether Schichten,
Hierlatzschichten, roter Hierlatzkalk, roter Crinoidenkalk, mittlerer
Lias, zum Teil Schichten mit Ammonites fimbriatus und hetero-
phytlus ete.).
Oberer Lias mit Harpoceras bifrons und im übrigen fast aus-
schließlich Formen aus den Gattungen Phylloceras und Lytoceras (nur
von einer beschränkten Stelle der Langen Gasse), Im mittleren
Lias viele schwarze und dunkelbraune Manganeisen-
1908 Bericht vom 30. Juni. Franz Toula. 231
konkretionen. Die Versteinerungen mit einer Manganrinde.
Wähner schildert das Vorkommen von Kalken mit vielen Konkretionen,
ohne sicher deutbare Versteinerungen. Ablagerungen in mitt-
lerer Meerestiefe.
Man möchte ohne weiteres das Auftreten der ammonitenführenden
rotbraunen Kalkmasse des Inzersdorfer Waldberges mit dem Ver-
hältnis in Vergleich bringen, welches nach Fr. Wähner zwischen
dem weisen Rifikalk (l. e. pag. 90) und dem roten Liaskalk zwischen
Altbüchl und Scherbenstein (Abbildung 2, pag. 31) besteht, doch ist
am Inzersdorfer Waldberge das nn Hangendgestein petro-
graphisch auffallend verschieden.
1905. Im Algäu folgen nach G. Schulze (Geogn. Jahresh.,
München 1905, pag. 1—33) über dem roten Kalk, mit dem hier der
mittlere Lias abschließt, der obere Lias mit Fleckenmergeln, welche aus
der Zone des Coeloceras crassum und der Radians-Zone bestehen.
1908. In A. Tills: Über einige geologische Exkursionen im
Gebiete der Hohen Wand (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1908, Nr. 8),
wird Neues über den Lias nicht beigebracht. Eine genaue Unter-
suchung würden nur die rostbraunen eisenreichen Knollenkalke (Klaus-
schichten ?) wünschensvrert erscheinen lassen.
Aus diesen Angaben ergibt sich die erwähnte verhältnismäßig
große Seltenheit oberliassischer Fossilienfunde in der nördlichen Kalk-
zone der Ostalpen. Hervorzuheben ist aber die in verschiedenen
Horizonten des Lias auftretende fazielle Ähnlichkeit der mangan- und
eisenführenden Ablagerungen.
Aus der reichen neueren, die südliche Kalkzone der Alpen
betreffenden Literatur seien nur angeführt:
1866. E. W. Benecke, Trias und Jura in den Südalpen.
Beneckes Beiträge, I, 1566, Über den Lias, pag. 101—103. Unterer
Lias mit Gryphaca arcuata von Saltrio. Mittlerer Lias mit Amm. mar-
garitalus und radians-ähnlichen Formen bei Gordone, sog. Medolo.
Öberer Lias: rote Kalke mit Amm. bifrons und subearinatus
von Entratico bei Bergamo.
1868. M. Vacek, Über die Fauna der Oolithe vom Cap San
Vigilio, verbunden mit einer Studie über die obere Liasgrenze
(Abhandl. d. k. k. geol. R.-A. XII, 3, 1886, pag. 57—212 mit 20 Taf.).
1887. H. Haas (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1837, pag. 322
bis 327) besprach die Lagerungsverhältnisse des Jura im Gebirge
von Fanis in Südtirol, wo auch oberer Lias mit Harpoceras discoides
Ziet. sp. und Hammatoceras insigne Schübl. sp. in feinkörnigem roten
Marmor von den Großfanis-Alpenhütten erwähnt wird, welcher über
dem unteren und mittleren Lias auftritt und unter Posidonomyen-
gesteinen, weißlichgelben Kalken mit Ahynchonella Atla Oppel (Klaus-
schichten), oberem Dogger liegt.
1888. Fr. Teller hat in den Ostkarawanken das Vorkommen
von Kössener Schichten, Lias und Jura besprochen (Verhandl. d. k. k.
geol. R.-A. 1888, pag. 110—117).
232 Verhandlungen. Nr. 10
Das Vorkommen von Harpoceras sp. aus der Gruppe
des Harpoceras radians und Algovianum, Atractites, Terebratula As-
pasia Menegh. ete., wird in Blöcken SO von der Urtisch Hube erwähnt
(Formen des mittleren und oberen Lias).
1890. L. v. Tausch, Zur Kenntnis der Fauna der „grauen
Kalke“ der Südalpen (Abhandl. d. k. k. geol. R.-A. XV, 2., 42 8.
m. 9 Taf.), führt von Ammoniten nur an: Harpoceras cornacaldense
n. f. aus der Gruppe des Harpoceras radians Rein. sp. Mit Harpo-
ceras bifrons habe diese Form den Lobenbau und die den Kiel be-
sleitenden tiefen Furchen gemein.
1395. M. Vacek, Uber die geologischen Verhältnisse der Um-
gebung von Trient (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1895, pag. 467
bis 483). Über dem grauen Kalk am Monte Calis 20—30 m grobge-
bankte rötliche, teils dichte, teils fein oolithische Kalke, welche wohl
den Oberliasoolithen entsprechen, aber keine Fossilien enthalten.
Am Monte Gaza etc. Oberliasoolith mit Brachiopoden.
1899 (?). G. Dal Piaz hat in der Provinz von Belluno (Atti R.
Ist. Veneto LVIII, pag. 579) oberen Lias wohl entwickelt angetroffen.
Zu oberst:
1. die Äquivalente der Cap $. Vigilio-Schichten, darunter
2. zähe, rotgeflammte Kieselkalke mit zahlreichen kleinen Ammo-
niten und einer der Posidonomya Bronni ähnlichen Bivalve;
3. Bänke eines roten sandigen Kalkes mit blaugrünen Flecken.
Es fanden sich:
Harpoceras bifrons Lytoceras cornucopiae Y. u. BD.
Phylloceras Nilssoni Heb. Stephanoceras Desplacei d’Orb.
Harpoceras radians Rein. Pleurotomaria Orsinii Menegh. u. a.
Es ist. dies.eine Bauma, die lebhaft"an jene vom
Inzersdorfer Walberge erinnert.
4. Klotzige graue Kalke, weiße oder gelbliche Oolithe, nester-
weise viele Brachiopoden;
5. kieselige graue Crinoidenkalke, auch Brachiopoden und Zwei-
schaler.
1899. Fr. Teller hat in seiner Arbeit über das Alter der
eisen- und manganerzführenden Schichten im Stoü- und Vigunsca-
sebiete an der Südseite der Karawanken (Verhandl. d. k. k. geol.
R.-A. 1899, pag. 416) einen der erzführenden Horizonte im Liegenden
von roten Kalken mit Cephalopoden des oberen Lias angetroffen, aus
welchem ihm Hildoceras bifrons Brug. und H. (Lillia) comense v. Buch
spee., also wichtige Leitformen des oberen Lias, zukamen. Auch ein
Phylloceras-Sternkern wurde gesammelt.
1903. Fr. Kossmat hat im Gebirge zwischen dem Ba£atale
und der Wocheiner Save (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1903, pag. 115)
außer Hierlatzkalken mit Hornsteinausscheidungen und mit Phylloceras
Partschi Stur auch lichte Oolithe angetroffen, in welchen außer
Brachiopodenfragmenten ein Harpoceras sp. (Cerni prst--Üerni gora)
gefunden wurde.
1908 Bericht vom 30. Juni. A. Penck und E. Brückner. 233
Literaturnotizen.
A. Penck und E. Brückner. Die Alpen im Eiszeitalter.
Gekrönte Preisschrift. Mit mehreren Vollbildern in Autotypie, zwei
farbigen Profiltafeln sowie zahlreichen Textillustrationen. Verlag von
C. H. Tauchnitz. Leipzig 1902— 1908. VIL—IX. Lieferung.
Das dritte Buch dieses noch immer im Weiterbau stehenden Werkes (siehe
die früheren Referate in Verhandl. 1902, par. 227—231; 1903, pag. 219—221;
1905, pag. 261—266) beschäftigt sich mit den Vergletscherungen der Südalpen.
Die wesentlich geänderten geographischen und klimatischen Bedingungen
sowie die nahen Beziehungen zum Mittelmeer bringen hier teilweise neue Er-
scheinungen zur Entfaltung.
In den provenzalischen Alpen war das Ausmaß der eiszeitlichen Ver-
gletscherung ein eng begrenztes. Kein Eisstrom hat je die Pforte der Provence bei
Sisteron überschritten. Der 44° nördlicher Breite deutet die südlichste Grenze der
Vereisung an.
Die großen Gletscher, welche in die Poebene niederglitten, haben ebenfalls
nicht den Wuchs ihrer nördlichen Geschwister erreichen können.
Am Südrande der Alpen ist es nie zur Entwicklung einer einheitlichen
Vereisung des Vorlandes gekommen. Obwohl nun die einzelnen Gletschersäume
einen hohen Grad von gegenseitiger Unabhängigkeit besaßen, ist die Aufschüttung
der Poebene ein durchaus einheitliches Gebilde, da die fluvioglazialen Sedimente
aller Eiszeiten größtenteils übereinander ausgebreitet wurden. Nur in der Nähe der
gewaltigen Moränenamphitheater können die einzelnen Aufschüttungen aus-
einandergehalten werden. Von diesen Stellen muß daher die Zerlegung der Ver-
gletscherungen ihren Ausgang nehmen.
Unter den provenzalischen Gletschern war jener der Durance bei weitem
der bedeutendste. Er entsandte drei Schottersysteme (Deckenschotter, Hoch- und
Niederterrassenschotter), von denen die beiden jüngeren je mit Alt- und Jung-
moränen verbunden erscheinen. Oberhalb des Gapencais sind dem übertieften
Durancetal die Schotterterrassen des Embrunois eingeschaltet, welche als Gebilde
der Achenschwankung den Inntalterrassen gleichgeachtet werden.
Ebenso lassen sich Ablagerungen des Gschnitz- und Daunstadiums im oberen
Durancegebiete nachweisen.
Nach dem Durancegletscher kommen die Gietscher der anderen wichtigeren
provenzalischen Täler (Bleone-, Verdon-, Var, Tinnee-, Vesubie-, Rogatal) zur
Besprechung.
Zwischen den marinen Terrassen von Nizza und den nahe heranstreichenden
Schotterterrassen des Vartales konnten keine sicheren Beziehungen festgestellt
werden.
Die Depression der Schneegrenze der Würmzeit beträgt nach Penck in
den Seealpen wie in den Nordalpen zirka 1200 m. Interessant ist die Erscheinung,
daß die postpliocänen subalpinen Hebungen, welche vom deutschen Alpenvorlande
her vor den Alpen hinlaufen, hier in dieselben hineindringen. Das Gebirge scheint
als Ganzes gehoben.
In den Höhlen des roten Felsens, östlich von Mentone, wurde durch paläo-
lithische Funde eine Überlagerung einer interglazialen Fauna durch eine arkto-
alpine erschlossen.
Die Gletscher, deren Ausschüttungen in der Poebene zusammengeschwemmt
liegen, werden von Penck insgesamt als padanische Gletscher bezeichnet.
Von ihnen tragen die piemontesischen Gletscher (Seealpen, Lignrische Alpen,
Cottische Alpen, Dora Riparia, Graiische Alpen, Dora Baltea, Biella, Val Sesia)
durchaus nur sehr bescheidene Ausdehnungen zur Schau. Das ist besonders auf-
fallend am Val Sesia, welches geradewegs vom Monte Rosa zur Poebene eilt und
trotz des gewaltigen Hintergrundes einen Gletscher gebar, der nicht einmal die
Tiefebene zu erreichen vermochte.
Alt- und Jungmoränen sind deutlich geschieden und je mit Schotterdecken
verknüpft.
Der Ferretto wird mit den Deckenschottern verglichen. Bemerkenswert ist
die ungewöhnlich heftige chemische Zersetzung, welche nicht nur am Ferretto,
sondern auch schon an den Altmoränen und ihren Schottern hervortritt.
K. K. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr 10. Verhandlungen. 32
©
234 Verhandlungen. Nr 10
Unterhalb von Turin erscheint der Ferretto in Form von großen Schotter-
kegeln, in welche Hoch- und Niederterrassen eingesenkt sind. Die jüngere Auf-
schüttung ist dabei jeweils flacher als die vorangehende ältere ausgebreitet.
Oberhalb von Turin beschränkt sich der Ferretto auf einen schmalen Saum
am Fuße des Gebirges. Die Talmündungen aber erscheinen als die Spitzen großer
Schuttkegel in Niederterrassen. So verhalten sich die beiden Teile der piemonte-
sischen Ebene in bezug auf die Anordnung ihrer jungen und älteren Schotterfelder
ganz entgegengesetzt.
Zwischen dem jüngsten padanischen Pliocän und dem ältesten padanischen
Quartär ist eine scharfe Diskordanz durchgezogen. Die insnbrischen Gletscher
(Tessin-, Addagletscher) strahlen zwischen Monte Rosa und Ortlergruppe einander
zu. Das Bergland von Lugano, welches nirgends über 2000 m ansteigt, war
zwischen Tessin- und Addagletscher völlig vom Eise überflutet und ließ die
Bildung eines mächtigen Eisstromnetzes zu, wie wir solche mehrfach in den Nord-
alpen kennen gelernt haben. Durch zahlreiche Rinnen floß sein Eis südwärts, wurde
aber von den mächtigen Tatzen des Adda- und Tessingletschers zurückgestaut, welche
sich hier eng aneinander geschmiegt in die Poebene niederstreckten.
Im insubrischen Gebiete lassen sich ebenfals wieder Jung- und Altmoränen
sowie Hoch- und Niederterrassenschotter trennen, obwohl nur eine Verknüpfung
von Jungmoränen mit dem Niederterrassenschotter nachweisbar ist.
In den Aufbau der Poebene südlich des insubrischen Moränenamphitheaters
haben Tiefbohrungen einiges Licht geworfen. Bei Mailand wurden zum Beispiel
146 m quartäre Schichten durchstoßen, deren Basis schon 24 m unter dem Spiegel
der heutigen Adria ruht. Solche Mächtigkeiten der Quartärsedimente sind im nörd-
lichen Vorlande der Alpen außerhalb der Moränenringe nirgends zu finden. Die
Quartärbildungen der Poebene erweisen sich als die Auffüllung einer großen Geo-
synkline, deren Einsenkung während der Zuschüttung noch fortdauerte.
„Ferretto* und „Ceppo“ der Lombardei stellen nach Penck mindestens
einen, wahrscheinlich aber zwei Deckenschotter samt Moränen dar.
Der Ortasee ist typisch übertieft. Der Langensee wird durch den gewaltigen
Schwall der Aufschüttungen wesentlich höher gespannt und zeigt so Merkmale
eines übertieften und eines ertrunkenen Seetales.
Besonders großartig ist die Übertiefung im Addagebiete, welche sich auch
am Como- und Luganersee fortsetzt.
Der Annahme eines postpliocänen Einsinkens der Alpen widerspricht am
ÖOrta- und Langensee der steil alpenwärts gerichtete Anstieg der pliocänen
Hochflächen.
Im Bereiche der insubrischen Seen treten mächtige Moränen sowie mehrere
interstadiale und interglaziale Ablagerungen auf. Interessant sind die interglazialen
Gebilde, welche hier besonders reich entwickelt sind.
Eingehender besprochen werden die interglazialen Tone von Calprino und
Re sowie die Breccien von Laorca und jene des Grignagebirges. Die Tone um-
schließen eine reichhaltige interglaziale Flora, welche für die Südseite der Alpen
eine ähnliche Bedeutung innehält, wie die Flora der Höttinger Breccie für deren
Nordseite. Die Breccien zeigen hier eine ausgedehnte Schuttverhüllung des Ge-
birges an.
Die postglazialen Stadien des insubrischen Gebietes sind bisher noch nicht
genügend erforscht worden.
Der Ogliogletscher legt nur eine breite, kurze Zunge in die Poebene, welche
das sebinische Moränentheater mit Jung- und Altmoränen hinterlassen hat. Ferretto
ist nicht vorhanden. Am Oglio selbst ist eine Schichtfolge ähnlich der im Isartale
unter München erschlossen (Hochterrassenschotter streckenweise unter Nieder-
terrassenschotter, den er in der Nachbarschaft überragt). Dagegen fehlen die
Deckenschotter.
Im Iseoseetale liegt der Absatz des interglazialen Sees von Pianico, der
eine pflanzenführende Schichte enthält, die mit einer Gehängebreccie verzahnt ist
und von Grundmoränen unter- und überlagert wird. Postglaziale Stadien sind nur
spärlich nachgewiesen.
In den Bergamasker Alpen haben Brembo- und Seriotal kleinere. Gletscher
beherbergt. Beide sandten Schotter gegen Süden. Unter den Hochterrassen des
1908 Bericht vom 30. Juni. A. Penck und E. Brückner. 235
mir
Serio-Gandinotales treten hier die interglazialen Kohlen von Jeffe auf, welche
Penck in die Mindel-Riss-Interglazialzeit versetzt. Flora und Fauna weicht von
jener der Riss-Würm-Interglazialzeit wesentlich ab. Unter den Pflanzen sind mehr
ausgestorbene Arten als in jeder anderen interglazialen Ablagerung der Alpen.
In den Bergamasker. und Brescianer Alpen erschließt Penck eine große
quartäre Kinbiegung der Alpen, welcher eine Aufbiegung vorausging, durch die
Pliocänsedimente um zirka 300 »n erhoben wurden.
Dieser Hebung war wieder eine präpliocäne Senkung vorgeschaltet, welche
den marinen Pliocänstraten den Eintritt in die gesenkten Talfurchen der Alpen
gestattete. Die Spannweite der postpliocänen Aufwölbungen soll gewechselt haben.
Eine viel ausführlichere Darstellung wird dem Etschgletscher gewidmet,
dessen Bahn dem größten Quertale der Südalpen folgte, dessen Arme zwischen
Pitz Umbrail und Dreiherrnspitze 150 km des Zentralalpenkammes umspannen.
Seine Eismassen erfüllten die Etschbucht bis za bedeutenden Höhen und
schufen am Südende des Gardasees das größte der südalpinen Moränenamphitheater.
Eine bedeutende Literatur liegt über den Etschgletscher vor, welche Penck
nebst einer größeren Karte (1: 700.000) seinen Ausführungen voranstellt.
Ausbreitung und Verästelungen werden zuerst antersucht.
Interessant ist der Versuch, aus der Verteilung der erratischen Gesteine am
Kronplatz die Geschwindigkeit des Pustertaler Gletschers abzuleiten. Penck findet
dafür etwa 62—100 m pro Jahr.
Die Eishöhe betrug bei Bozen zirka 200) m, bei Trient über 1700 m. Die
Schneegrenze lag zwischen diesen Orten zwischen 1800—2000 m, so daß der Etsch-
gletscher hier schon größtenteils aus ihrem Bereiche entlassen war.
Bei Trient zerteilten Felskämme den mächtigen Eisstrom in vier Adern, von
denen die zwei westlichen in das Sarcatal, die östlichen ins Brentatal überflossen.
Zwischen diesen großen Eisadern hielten sich an den scheidenden Bergwällen
kleine Eigengletscher auf, die eine Schneegrenze von nur 1400 m Höhe verlangten.
Der großartige Moränengürtel des Gardasees überragt den tiefsten Seegrund um
500 m und wird gegen 36 km breit. Der Jungmoränenzug erreicht wie beim Rhein-
gletscher in den äußersten Wällen die größten Höhen. Der Altmoränengürtel ist
nur an der Westseite erhalten. Beide haben ihre zugehörigen Schotterdecken.
Die Umgebung des Gardasees ist selten reich an verschiedenen Ablagerungen
der Günz-, Mindel-, Riss- und Würmeiszeit. Der See wird zu beiden Seiten von
Ufermoränen besäumt, welche als Fortsetzungen der Jungendmoränen erscheinen.
In dem nordwestlich gelegenen Berglande des Vestino sind in vielen Tal-
furchen durch den vorliegenden Gletscher Aufschüttungen und Umfließungen er-
zwungen worden.
Bei Salö begegnen wir dem östlichsten Reste von stark erhobenem, marinem
Pliocän.
Der Chiesegletscher hat im Gegensatze zum Etschgletscher nur ganz unbe-
deutende Endmoränen hinterlassen, von denen Hoch- und Niederterrassen ausstrahlen.
Im Vrendatale lagern interglaziale Tone, welche von Nagelfluh bedeckt werden.
Penck vergleicht sie mit jenen von Jeffe und stellt sie gleichfalls in die
Mindel-Riss-Interglazialzeit.
Von dem Gletscherarm, der dem Etschtale folgte, ist bei Rivoli Veronese
ein kleines Ringtheater aufgebaut worden, welches nahezu unverletzt überliefert ist.
Die Veroneser Klause stellt einen epigenetischen Felsdurchbruch an der
Ostseite des alten, verschütteten Tailaufes dar. Während des Durchsägens dieser
Felsschwelle bestand im Etschtale ein Stausee, der nach Penck bis in die Gegend
von Rovereto reichte.
Spuren von Altmoränen stellen sich am Südfuße des Monte Baldo ein.
Die Niederterrassenschichten des Chiese-, Garda- und Etschtalgletschers
bilden zusammengewachsen den hier vorliegenden Teil der Poebene. Eine Bohrung
zu Cremona erreichte bei 237 m noch nicht das Pliocän. In 215 m Tiefe (180 m
unter dem jetzigen Meeresspiegel) wurde ein Torflager durchstoßen. Die vier
107-123 m tiefen Bohrstiche von Mantua, sowie der 111 m tiefe von Legnago,
trafen ebenfalls noch nicht ins Pliocän. Dafür wurden bei Mantua rezente Süß-
wasserdiatomeen bis 92 m, bei Legnago Toıf bis 103 m Tiefe erschlossen.
Auch hier stellt die Poebene einen mächtigen Erdtrog dar. Bei dessen Ent-
leerung müßte der Spiegel des Gardasees gleich jenem des Langen- und Comosees
wahrscheinlich um mehr als 150 m sinken.
32*
u
Verhandlungen. Nr. 10
180)
SS)
(er)
Das Etschtal 'st von allen Alpentälern am kräftigsten übertieft. Besonders
auffällig tritt diese Erscheinung im Vintschgau zutage, dessen steilwandiger Trog
vielfach mit ungewöhnlich mächtigen Schuttkegeln belastet ist.
In der Etschbucht unter Bozen sind großartige Felsbänder und Gesimse
entwickelt, die sich durchs Loppiotal zum Gardasee fortsetzen. Das Eisacktal hat
keinen so einheitlichen Charakter. Es ist eine Verkettung von Engen und Weitungen
mit stellenweise reicher Felsenstufung. Das Pustertal zeigt geringe Übertiefung,
da hier die Eisbewegung stark gehemmt war, aber ausgedehnte Kelsterrassen in
zwei Niveaus. Noce- und Avisiotal ähneln im Charakter dem Eisacktale.
Das Gardaseetal wird als glaziale Erosionsfurche gedeutet. Aus der Ver-
folgung der Etschtalgesimse bis in dıe Poebene leitet hier Penck eine eiszeitliche
Einbiegung dieser Ebene zu zirka 300 m ab. Wesentlich größer ist aber die Ein-
biegung des Pliocänsockels.
Das Gesamtmaß der alpiuen Hebung und der padanischen Senkung wird
auf zirka 550 m geschätzt.
Innerhalb der großen Endmoränen treten uns in den übertieften Taltrögen
des Etschgebietes vielfach Bergstürze und mächtige Schuttkegel entgegen. Die
Bildung dieser Kegel begann teilweise schon während des Rückzuges der letzten
Vergletscherung und zeigt sich auch als Folge der gewaltigen Übertiefungen.
Als interglaziale Ablagerungen werden die Varone Nageltluh, Pietra morta
nnd Nagelfluh von Ceole, Malpensada und Trientiner Breccien, 'Nagelfluh von
Leifers, Schuttkegel von Meran und Nageläuh von Pederzano beschrieben. Die
Breccien der Umgebung von Trient haben große Ähnlichkeit mit der Höttinger Breceie,
Die Moränenreste sind im allgemeinen in den übertieften Talstrecken selten,
in den Seitentälern dagegen reichlich. Die Moränen und Schotter von Eppan werden
wie die Ablagerungen von Kirchbichl im Inntal als Randkomplexe des Bühlstadiums
aufgefaßt.
Das Gschnitzstadium ist im Etschtalgebiete nicht auffällig betont, dagegen
erscheinen Ablagerungen des Daunstadiums sehr stark entwickelt.
Die Moränen des Brixener Beckens werden dem Bühlstadium zugesprochen.
Die großen Aufschüttungen nördlich der Stadt sollen aus der Zeit des Gletscher-
rückzuges stammen, wo dieses Becken später vom Eisack- als vom Lienzgletscher
verlassen wurde, Am oberen Ende des Sterzinger Mooses liegen Moränen des
Gsehnitzstadiums aufbewahrt.
Frechs Tribulaunstadium wird als unbegründet abgewiesen, da es sich
dabei nur um das bei Südexposition höher liegende Daunstadium handeln soll.
Im Pustertal war während des Gschnitzstadiums zwischen den Enden des
Ahrntaler und Antholzer Gletschers der See von Wielenbach aufgestaut und ver-
schüttet. Die Schotter von Welsberg werden auch mit dem Gschnitzstadium des
Antholzer Gletschers, die dortige Nagelfluh mit dem Bühl-Gschnitz Interstadium in
Verbindung gebracht.
Im weiteren werden dann auch die südlichen Seitentäler der Etsch kurz
durchstreift. Im Fleimstal finden sich Ablagerungen des Bühlstadiums, im Travignolo-
und Pelegrinotal solche des Gschnitz- und Daunstadiums.
Das Eggen- und Tiersertal zeigen ausgiebige Verschüttungen, welche
Penck mit der letzten Interglazialzeit oder mit dem Vormarsch der letzten Ver-
gletscherung verknüpfen will.
Das Grödner Tal weist keine Verschüttung auf. Von seinen großen Dolomit-
klötzen stiegen Gletscher des Gschnitz-Daunstadiums herab.
Der Rückzug der letzten Vereisung geschah auch im Etschtale in drei Etappen,
von denen jede für sich einen Vorstoß bedeutet.
Der Haupttalgletscher zog sich dabei als der mächtigste auch überall zuletzt
aus seinem Tale zurück. Dadurch wurden andere Ablagerungsbedingungen als im
Inntale geschaffen. Im Etschgebiete fehlt ein entsprechendes Seitenstück zur Inntal-
terrasse. Nur die Schotterterrasse des Pustertales kann allenfalls verglichen werden.
Im allgemeinen finden sich hier die Ablagerungen inter- und postglazialen
Alters in der Haupttalfurche, jene glazialen dagegen in den Nebentälern.
(0. Ampferer.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III.-Eräbergstraße 3.
Verhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt.
Bericht vom 31. Juli 1908.
Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: Hofrat Dr. E. Tietze: Einreihung in die
V. Rangsklasse. — Todesanzeigen: 7 Heinrich Prinzinger. — } Gustav Mayr. — Ein-
gesendete Mitteilungen: Franz Toula: Kriechspuren von Pisidium amnicum Miller, Beob-
achtungen auf einer Donauschlickbarre bei Kahlenbergerdorf-Wien. — F. v. Kerner: Reise-
bericht aus der östlichen Zagorje. — Literaturnotizen: Geologische Übersichts-
karte von Bosnien und Herzegowina. — Toniolo. — Einsendungen für die
Bibliothek.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlioh.
Vorgänge an der Anstalt.
Seine k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
Entschließung vom 9. Juli d. J. die Einreihung des mit dem Titel
und Charakter eines Hofrates bekleideten Direktors der geologischen
Reichsanstalt Dr. Emil Tietze ad personam in die V. Rangsklasse
der Staatsbeamten allergnädigst zu bewilligen geruht.
Todesanzeigen.
+ Heinrich Prinzinger.
Am 14. Juli starb in Salzburg der Oberbergrat und gewesene
Salinenchef des Salzkammergutes Heinrich Prinzinger. Mit ihm ist
wohl der letzte dahingegangen von den Männern, welche sich bei
der Gründung unserer Anstalt den Bestrebungen derselben als Mit-
arbeiter anschlossen und die in jener für die Entwicklung der Geo-
losie in Österreich so bedeutungsvollen Zeit ihren Eifer und ihr
Können mit jugendlicher Begeisterung unserem Institut zur Verfügung
stellten.
Prinzinger war am 11. November 1822 zu Zell am See
geboren, hat also ein Alter von fast 6 Jahren erreicht. Er besuchte
das Gymnasium in Kremsmünster und sodann die Bergakademie in
Schemnitz. Seine erste Anstellung erhielt er in Werfen, kam dann
später zur Salinenverwaltung nach Hallein, von dort nach Hall in
Tirol, von wo er für einige Jahre dem, dem Salinenwesen vorgesetzten
Ministerium zur Dienstleistung zugeteilt wurde. Schließlich wurde er
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 11. Verhandlungen. 33
238 Verhandlungen. Nr.
nach Ebensee versetzt und seit 1883 befand er sich im Ruhestand,
während dessen er in Salzburg lebte !).
Als im Sommer 1850 die ersten Übersichtsaufnahmen von seiten
unserer Anstalt ins Werk gesetzt wurden, da nahm Prinzinger an
den Arbeiten der von Lipold geleiteten Sektion teil, welche im
nordöstlichen Teile der Alpen beschäftigt war, und untersuchte die
Schiefergebiete im südlichen Teile des Kronlandes Salzburg, worüber
er im Jahrbuch unserer Anstalt (I. Band, 4. Heft, pag. 602 etc.) be-
richtete. In dem darauffolgenden Jahre bereiste er (ebenfalls im
Anschluß an die Aufnahmen Lipolds) die nordwärts der Donau ge-
legenen Gegenden Niederösterreichs (vergl. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A.,
Il. Bd., Heft 5, pag. 144, und. Bd., Heft «e, pag. 101). Später
wurden die Aufnahmen im Kronlande Salzburg fortgesetzt, so daß
Lipold bereits im Februar 1853 (vergl. Jahrb. 1853, pag. 176) eine
von ihm im Verein mit Prinzinger hergestellte geologische Über-
sichtskarte von verschiedenen Teilen dieses Kronlandes vorlegen
konnte. Im Jahre 1854 folgte der jetzt Verstorbene abermals einer
Aufforderung unserer Anstalt, indem er sich mit Untersuchungen in
der Umgebung des Salzbergwerkes zu Hall in Tirol befaßte, worüber
er im Jahre 1855 (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., pag. 328) berichtete,
ein Aufsatz, welcher mit einem von Lipold verfaßten Anhange ver-
sehen ist. Im Jahre 1557 aber finden wir Prinzinger unter der
Leitung F. v. Hauers bei Innsbruck beschäftigt. (Vergl. Jahrb. 1857,
Bd. VIII, pag. 745.)
Später scheinen ihm seine amtlichen Tätigkeiten eine intensivere
Mitwirkung bei den Arbeiten der Anstalt nicht mehr gestattet zu
haben. Doch hörte er deshalb nieht auf, sich für den Fortschritt der
Kenntnis betreffs der nördlichen Alpenländer zu interessieren. So
konnte er im Jahre 1867 über die Entdeckung der Halobia Lommelli
im Haller Salzberg berichten (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1867,
pag. 125) und im Jahre 1877 erschien in Nr. 68 der „Salzburger
Zeitung“ (auch separat abgedruckt) eine geographisch-geschichtliche
Studie betreffend die Landeskunde von Salzburg.
Auch während seines Ruhestandes blieb Prinzinger nicht teil-
nahmslos gegenüber seinen einstigen Lieblingsbeschäftigungen. So gelang
ihm die Auffindung von durch Encriniten ausgezeichneten Bänken im
Muschelkalk von Abtenau im Salzburgischen, worüber Bittner (Ver-
handl. d. k. k. geol. R.-A. 1887, pag. 300) berichtet hat. In den Mit-
teilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde gab er dann
noch im Jahre 1894 seine „Geologischen Streifzüge im Lande Salz-
burg“ heraus und gelegentlich des 5Ojährigen Jubiläums unserer
Anstalt (vergl. Verhandl. d. k.k. geol. R.-A. 1900, pag. 267) widmete
er uns eine größere Abhandlung unter dem Titel „Beiträge zur
Geologie des Landes Salzburg“, welche als Manuskript in unserer
Bibliothek aufbewahrt wird.
Diese Widmung war ein Zeichen der alten Anhänglichkeit, die
Prinzinger für unser Institut bewahrte, mit dessen Aufblühen ein
!) Diese Angaben werden aufGrund einer von dem Sohne des Verstorbenen,
Herrn Heinrich Prinzinger, eingeholten Mitteilung hier wiedergegeben.
1908 Bericht vom 31. Juli. H. Prinzinger. G. Mayr. Fr. Toula. 239
Teil seiner besten Jugenderinnerungen verknüpft war. Diese Anhäng-
lichkeit bewog auch den damals bereits Hochbetagten noch vor etwa
zwei Jahren unserer Anstalt einen Besuch abzustatten, welche er noch
einmal in seinem Leben zu sehen wünschte. Er zeigte sich übrigens
bei dieser Gelegenheit noch erstaunlich rüstig und geistesfrisch, so
daß man ihm die Zahl seiner Jahre nicht anmerkte und ihm leicht
eine noch längere Lebensdauer hätte voraussagen mögen.
Prinzinger war korrespondierendes Mitglied der geologischen
Reichsanstalt seit 1554. Die Verdienste, welche ihm die Zuerkennung
des betreffenden Diploms verschafften, werden, nach dem Maßstab der
damaligen Zeit gemessen, stets anzuerkennen sein und einer dank-
baren Erinnerung wert bleiben. Wir wollen ihm eine solche bewahren.
E. Tietze.
ir Gustav Mayr.
Am 14. Juli starb hier der ehemalige Professor an der Roßauer
Realschule, kaiserl. Rat Dr. Gustav Mayr, im Alter von 78 Jahren.
Der Dahingeschiedene war bekanntlich eine erste Kapazität auf dem
Gebiete der Formicidenkunde, und wie schon oft die eingehende
Beschäftigung mit einer rezenten Tiersippe zum Studium der analogen
fossilen Formen überleitete und der zoologische Spezialist dann auch
zum besten Kenner der ausgestorbenen Vertreter der von ihm stu-
dierten Tiergruppe geworden ist, so war dies auch der Fall bei Mayr,
und er trat so in Beziehung zur geologischen Schwesterwissenschaft.
Diese Zeitschrift dankt dem Verblichenen zwei Beiträge, eine Mit-
teilung über die Formiciden des Bernsteins und einen Aufsatz über
die fossilen Ameisen von Radoboj; der letztere ist für uns besonders
deshalb wertvoll, weil er im Museum der geologischen Reichsanstalt
aufbewahrte seltene Fossilschätze betrifft.
Als Professor der Naturgeschichte war Mayr aber auch auf
dem Gesamtgebiete der Geologie wohl bewandert und von lebhaftem
Interesse für diese Wissenschaft erfüllt und in früheren Jahren ein
häufiger und gern gesehener Gast bei unseren Vortragsabenden.
Korrespondent der geologischen Reichsanstalt war Mayr seit
dem Jahre 1861. Kerner.
Eingesendete Mitteilungen.
Franz Toula. Kriechspuren von Pisidium amnicum
Müller. Beobachtungen auf einer Donauschlickbarre
bei Kahlenbergerdorf-Wien.
Von jeher haben mich die mannigfaltigen Hieroglyphen, vor
allem jene im Flysch auftretenden, interessiert, und habe ich davon
eine sehr große Anzahl von Fundstücken aus dem Kahlengebirge zu-
sammengebracht und in den geologischen Sammlungen der k. k. tech-
nischen Hochschule aufbewahrt.
Das eine und andere der Stücke hat Th. Fuchs behandelt, so
ein schönes Unikum als fossile Halimeda von Greifenstein (Sitzungsber.
33*
240 Verhandlungen. Nr. 4
d. Wiener Akad. d. Wissensch. CIII, 1894, pag. 200—204 m. Abb.).
Ein zweites als Delorhaphe in seiner großen Abhandlung in den Denk-
schriften d. Wiener Akad. d. Wissensch. Taf. IV, Fig. 4 Auch das
schöne Stück, welches in derselben Abhandlung, Taf. III, Fig. 2, von
Hadersdorf bei Wien stammt, ist aus der Sammlung der technischen
Hochschule an das naturhistorische Hofmuseum abgegeben worden
(durch F. v. Hochstetter). Einige schöne: Stücke habe ich in
meinem Lehrbuch (Wien 1906, II. Aufl., pag. 190, Fig. 185—190)
zur Abbildung gebracht.
Th. Fuchs hat diesen Gebilden in seinen Studien über Fucoiden
und Hieroglyphen (Denkschr. d. Wiener Akad. d. Wissensch. LXI,
1895) eine eingehende vergleichende Bearbeitung zuteil werden
lassen. Einer der Abschnitte (l. e. pag. 535 — 394) handelt von Kriech-
spuren und Gängen. Dabei wird auch der Nathorstschen Zusammen-
stellung (Kgl. svenska Vet. Ak, Handl. XVII, 7., 1881, pag. 1—59,
Taf. I—XJ) von Kriechspuren gedacht: Spuren von Lymnaea baltica
und von Leontis Dumerili und Nychia eirrosa (zwei Anneliden). Nat-
horst hat neben vielen anderen auch Spuren von Bivalven, und
zwar von Nucula sulcata Br. und von Montacuta bidentata Montag be-
handelt.
Uber Spuren dieser Gruppe möchte ich im nachfolgenden berichten.
Einer meiner früheren Zuhörer, Herr ingenieur Dr. Otto Felix Schosz-
berger, Assistent bei der Lehrk. für Wasserbau an der k. k. tech-
nischen Hochschule, kam vor kurzem zu mir und teilte mir mit, daß
er beim Kahlenbergerdörfel im Schlick der Donau eigenartige Furchen-
bildungen beobachtet habe, welche ihn auf das lebhafteste an ge-
wisse Hieroglyphen des Flyschsandsteines erinnert hätten. Diese Bil-
dungen habe er beim Sinken des Wasserspiegels am Rande desselben
und in ganz seichtem Wasser beobachten können, und zwar so, daß
die feineren Furchen im feuchten, feinst sandigen und etwas glim-
merigen Schlamme oberhalb der Wasserfläche, stärkere aber im
Schlamme des seichten Wassers zu beobachten waren. Am Ende der
Furchen habe er kleine Muscheln gefunden, von welchen er mir
einige Exemplare mitbrachte.
Ich konnte dieselben als Pisidium amnicum Müller bestimmen,
was Dr. Sturany bestätigte.
Die Sache war mir so interessant, daß ich noch am selben Tage
(am 4. Juli) mit Herrn Dr. Schoszberger nach Kahlenbergerdorf
fuhr. Unter dem Stationsgebäude der Franz Josefsbahn befindet sich
der Eingang in eine, wie man mir sagte, 2 m lange Hafenanlage. Unter-
halb dieses Finganges ist die Donau eine Strecke weit, der Einfahrt
wegen, verbreitert. Diese Verbreiterung bedingt eine Verschlammung
des Hafeneinganges, indem sich an den dem Strome zu angelegten
hohen Damm, in der Fortsetzung desselben, schräg gegen das rechts
hineingerückte Ufer eine Schlammbarre herausbildete, welche bei Hoch-
wasser überflutet wird, bei niederem Wasserstande, wie er bei meinem
Besuche herrschte, als flach abgedachte Schlickbank zutage tritt. Die
Wellen der großen Donaudampfer stürzen sich auf diese Barre und
überfluten sie für die Dauer der Wellenwirkung vollkommen, wie ich
mich an Ort und Stelle überzeugen konnte.
1908 Bericht vom 31. Juli. Franz Toula. 241
Auf einem Boote des Rudervereines führte mich Dr. Schosz-
berger an den Fuß des Dammes und am hafenaufwärts gelegenen
sanften Hang der Barre entlang. Dabei konnte ich die eigenartigen
Furchen sehr schön beobachten. Nach Passierung eines stromabwärts
sehenden großen Dampfers und nach wieder eingetretener Beruhigung
des Wellenganges konnte ich die Wirkung desselben auf die Schlamm-
barre sehr schön beobachten, indem ich auf mitgenommenen Brettern
die Oberfläche betrat, während Schoszberger halbadamitisch im
Schlamme watete. Von idealer Schönheit sind die Abschwemmungen
an der stromwärts gelegenen steileren Böschung, welche in kleine
niedere Terrassen ausgewaschene Miniaturtalbildungen beobachten
ließen. von seltener Schönheit und Zierlichkeit. Ich bedauerte nur,
daß ich meine Kamera nicht zur Hand hatte, um sie im Bilde fest-
zuhalten. An der stromwärts gelegenen steileren Böschung der Barre
ließ sich von den in der Tat an gewisse Formen der Hieroglyphen
erinnernden Furchen im Schlamme nichts wahrnehmen. Auf der Hafen-
seite konnte ich sie sofort nach der Beruhigung des Wassers wieder
in der Nähe beobachten. Eine größere Anzahl dieser Furchen habe
ich zu zeichnen gesucht, so gut es bei dem unsicheren Stande mög-
lich war und an den fast genau kreisförmigen Grübchen am unteren
Ende gelang es mir auch die Urheber herauszufangen, bei welcher
Jagd Herr Dr. Schoszberger, im Schlamme stehend, eine große
Fertigkeit bewies. Im Nu hatten wir ein paar Dutzend der kleinen
zierlichen Schaltierchen herausgebracht. Je feiner die Furchen, desto
kleiner die Schälchen, immer aber dieselben Pisidien. Leicht konnte
ich erkennen, dab alle diese Schälchen mit dem Unterrande nach
unten und mit den Wirbeln nach oben, die kürzere Vorderseite nach
vorn und unten gekehrt, im Schlamme steckten, nur wenig unter der
Oberfläche Die Tierchen scheinen sich sehr rasch im Schlamme in die
Tiefe versenken zu können. Die Finger mußten sehr plötzlich zugreifen
wenn man sie erwischen wollte. Die Furchen entstehen auf die Weise,
daB die Tierchen nahe der Oberfläche nach vorwärts rücken. Die
verlassene Kriechröhre sinkt sofort nach dem Vorwärtsrücken ein,
wenn nicht gar die Oberränder der Schälchen bei diesem Einbruch
noch mitwirken. Alle Pisidienspuren haben die Richtung nach unten,
dem Wasser nach. Vergeblich hatte ich mit einem Löffel nach den
Tierchen gefahndet, überzeugte mich dabei jedoch, daß von dem ober-
flächlichen Grübchen Röhren in die Tiefe führen.
Auber diesen häufigsten Spuren zeigte mir Dr. Schoszberger
beim Hinabfahren am Rande des Dammes und der Barre mehrere
überaus eigenartige, schön im Zickzack verlaufende Spuren, von
welchen ich nach Beruhigung der durch den Dampfer erzeugten Wellen-
bewegung, am Rande der Barre, ein sehr hübsches Exemplar beob-
achten und zeichnen konnte (Fig. 12). Diese Spur gleicht zum Ver-
wechseln der Spur auf der schönen Platte der k. k. technischen
Hochschule, welche Th. Fuchs (l. e. Taf. IV, Fig. 4) unter dem
Namen Belorhaphe beschrieben und abgebildet hat, sie ist aber nur
etwa halb so groß, indem die Länge der Zickzacklinienelemente kaum
viel mehr als 35 mm erreicht. Es gelang mir nicht, den Erzeuger
dieser Spur zu fangen. Dr. Schoszberger versichert, er habe auch
32 Verhandlungen. Nr’
in diesem Falle kleine Exemplare der Muscheltierchen gefangen. Dies
wird zu bestätigen sein. Alle Muschelschälchen, die ich besitze, ge-
hören zu Pisidium amnicum. Außerdem sammelte ich nur ein Schälchen
von Lithoglyphus naticoides Fer. (nach der Bestimmung des Herrn
Dr. Sturany) und Bruchstücke von Dreissensia polymorpha Pall.
(ebenfalls nach Dr. Sturanys Bestimmung). Auf der nebenstehenden
Tafel habe ich alle Wahrnehmungen, welche ich in den wenigen Abend-
stunden auf der Schlickbarre vorzunehmen Gelegenheit hatte, zusammen-
gestellt. Die Figuren 1—9 beziehen sich auf Pisidium amnicum. Fig. 9
wurde unter Wasser gesehen. Sie stammt von einem oder mehreren
größeren Individuen derselben Art her. Ihrer Form nach gehören diese
Gebilde zu den von Th. Fuchs (I. c. pag. 22 [390]) Vermiglyphen
genannten.
Fig. 10 zeigt einen der eigenartigen Walltrichter, wie sie an
ungezählten Punkten zu sehen waren, die Auswurfsstellen im Schlamm
versenkter Pisidien. Unter Wasserbedeckung sieht man fort und fort
solche Auswürfe oder Ausstöße sich vollziehen.
Fig. 11 habe ich genau gezeichnet, nach einer einzigen mir zu
Gesicht gekommenen Spur. Es ist mir nieht gelungen, den Urheber
zu fangen und wäre es zu wünschen, daß eine etwa durch meine Notiz
angeregte Fortsetzung dieser Art von Beobachtungen, die sich vielleicht
auch auf der Barre am Kuchelauer Hafeneingange anstellen ließen,
einen Nachweis des die Spur erzeugenden Tieres erbringen würde.
Mich erinnert diese Grübchenspur an die von Nathorst (l. e. Fig. 18,
pag. 15 u. 74) abgebildete Spur unbekannten Ursprunges, bei welcher
jedoch eine sehr feine verbindende Linie zu bemerken ist.
Fig. 12. Die schon erwähnte, an .Delorhaphe“ (eine der „Grapto-
glyphen“ nach Th. Fuchs) erinnernde Spur. Bei Nathorst (l. ce.
pag. 15 u. 74 als Fig. 18) finde ich eine haarfeine und ungemein
zarte ziekzackförmige Spur, bei welcher jedoch nach der Zeichnung
die scharfen Winkel nicht auftreten. Auch auf Taf. X, Fig. 3 wird
eine Zickzackspur abgebildet und auf eine Insektenlarve bezogen.
Außer diesen zweifellosen Muschelspuren habe ich noch einige an
der Barrenoberfläche nach Beruhigung der Dampfschiffwellen bemerk-
bare Oberflächenbildungen gezeichnet.
Fig. 15. Spur eines in den Schlamm geratenen Insektes. Es
schien mir eine Wespe zu sein, die im Schlammbade dahinkroch. Ich
konnte das Tier nicht erlangen. Nathorst hat (l. c. pag. 17 u. 76,
Fig. 19 —24) Insektenspuren verzeichnet, von welchen Fig. 22 (nach
Emmons) am ähnlichsten ist.
Fig. 14. Ganz eigenartige Bildungen bemerkte ich an zwei Stellen
der Barre ganz nahe dem Wasserspiegel. Ich zeichnete die sehr scharfen
Umrisse möglichst genau. Es sind ganz niedere und flache Erhöhungen
aus ganz feinem, ofienbar sehr leichtflüssigen Schlamme, als wäre
dieser schräg in Tropfen auf die ganz flache Schlammoberfläche auf-
gefallen und auseinandergeflossen. Ich dachte an von Muscheln aus-
geworfenes schlammiges Wasser.
Fig. 15. An einer Stelle der Barre fand ich, über die ganz flache
Oberfläche auf meinem Laufbrette hinüberschreitend, außer den mehr-
fach erkenntlichen Wellenschlagespuren (Ripple marks) auf einer fast
%
Franz Toula.
Bericht vom 31. Juli.
1908
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244 Verhandlungen. Nr
horizontal verlaufenden Fläche zwei Systeme von sich spitzwinkelig
durchkreuzenden zarten Linien, Stücke konzentrischer Kreise, ganz nach
Art der Interferenzlinien wie sie entstehen, wenn man zwei Steine
in Wasser von vorher vollkommen glatter Oberfläche wirft Gerade so
dürften jene Linien durch zwei von nacheinander aufschlagenden
Schaufeln des Donaudampfers erregte Wellen erzeugt worden sein.
Fig. 16. Wellenschlagspuren eigentümlicher Art beobachtete ich
an einer anderen Stelle. Sie bilden eine ganze Reihe von parabolisch
verlaufenden Linien, welche eine etwas wenig abgestufte Fläche be-
decken. |
Fig. 17. Stellt eine der Miniaturtalbildungen auf der dem
Strome zugewendeten, steil geböschten Seite der Barre dar. Die Tal-
gabelung auf der dem Oberrande nahen Ursprungsstelle ist so zart,
daß sie sich nur photographisch wiedergeben ließe. Auch die Mannig-
faltigkeit dieser Gebilde entlang dem Steilhange ist eine sehr große.
Fig. 18. Jedes größere Steinchen auf der Oberfläche der Barre
bedingt, auf dem Wege der durch den im Strome vorbeifahrenden
Dampfer erregten Wellen, die Entstehung eigenartiger Furchen: Aus-
kolkungen im kleinen.
F. v. Kerner. Reisebericht ausder östlichen Zagorje
(Mitteldalmatien).
Zwischen dem Castellaner Küstengebirge im Süden und dem
Höhenzuge des Mose& im Norden breitet sich die hügel- und mulden-
reiche Landschaft Zagorje aus. Sie wird vom Meridiane, welcher Kol.
XIV und XV der österreichischen Spezialkarte trennt, der Mitte nach
durchschnitten und kam so bei zwei verschiedenen Gelegenheiten zur
geologischen Untersuchung. Ihr Westabschnitt ist anläßlich der Auf-
nahme des vor vier Jahren publizierten Blattes Sebenico—Trau von
mir begangen worden. Die Durchforschung des ÖOstabschnittes der
Zagorje war die mir heuer vorgelegene Aufgabe und bildete den
letzten Hauptabschnitt der umfangreichen Arbeit, zu welcher sich die
Aufnahme des komplizierten Blattes Sini—Spalato gestaltet hat. Die
Aufnahme des Koziak, des südlichen Grenzwalles der östlichen Zagorje,
war in den Jahren 1902 und 1904, die Untersuchung des dieses
Hügelland gegen Nord abschließenden Mosec im Vorjahre voraus-
gegangen.
Im Westabschnitte der Zagorje konnten zwei Zonen unter-
schieden werden, eine breitere nördliche, in welcher ein Dolomit die
Basis des Rudistenkalkes bildet und über letzterem in den Falten-
mulden noch eocäne Kalke liegen, und eine schmälere südliche, in
welcher der Rudistenkalk von dichtem Hornsteinkalk unterteuft ist
und tertiäre Schichten fast ganz fehlen. Dieses Fehlen ist wohl eher
auf eine höhere Lage der Muldenachsen als auf stärkere Denudation
zurückzuführen; keinesfalls ist es durch einen ursprünglichen Nicht-
absatz bedingt. In der östlichen Zagorje ist gleichfalls das Liegende
des Rudistenkalkes in zwei verschiedenen Fazies, als Dolomit und als
Hornsteinkalk, entwickelt. Bezüglich der Vertretung des Tertjärs ist
gegen den westlichen Gebietsteil insofern ein Unterschied vorhanden,
1908 Bericht vom 31. Juli. F. v. Kerner. 245
als Einfaltungen eocäner Schichten über die ganze Region — wenn
auch ungleichmäßig — zerstreut sind, so daß eine ausschließlich
kretazische Gesteinszone von größerer Breite ganz fehlt.
In tektonischer Hinsicht zerfällt das Karstgebiet zwischen der
Talfurche von Mud und dem Golfe von Castelli in zwei Teile, in
einen nördlichen, in welchem die Schichten in steile, eng zusammen-
sepreßte Falten gelegt sind und in einen südlichen, in welchem
flachere Falten und Überschiebungen vorherrschen. Der erstere Ge-
bietsteil fällt mit dem Höhenzuge des Mose€ zusammen, der letztere
Teil umfaßt die Karstlandschaft Zagorje im engeren Sinne, das ist
jenes Gebiet, welches verbleibt, wenn man den Mosee als nördlichen
Grenzwall der Zagorje von derselben orographisch abtrennt.
Die erste bei dieser Einteilung in den Bereich des zu be-
sprechenden Gebietes fallende Gesteinszone ist der Dolomitzug am
Südfuße des Mosec. Dieser Zug beginnt bereits im Hinterlande der
Küstenregion von Sebenico und entspricht in seinem westlichen, im
Bereich des Blattes Sebenico-—Trau verlaufenden Abschnitte teils
dem Kerne eines asymmetrischen Sattels mit stark verkümmertem
Südschenkel, teils dem oberen Flügel einer Überschiebung.
Bei seinem Übertritte auf das Kartenblatt Sinj—Spalato ist der
Dolomit nordwärts von mäßig steil NO fallenden Kalken überlagert,
südwärts von sehr steil gestellten Kalkbänken flankiert. Die Grenze
beider Gesteine entspricht hier — sowie auch weiter ostwärts — wohl
zum Teile einer Störungslinie, einer steilen Anschiebung des Dolomits
an den Kalk. Im Norden scheint dagegen größtenteils ein ungestörter
Schichtverband vorzuliegen. Das Hangende des Dolomits ist daselbst
ein mächtiger Komplex von gut gebankten grauen Kalken, über
weichen dann minder gut geschichtete lichte Rudistenkalke folgen.
Die zunächst über dem Dolomite lagernden Gesteine sind lichtgraue
Kalke mit ziemlich scharfkantigen Schichtköpfen. Diesen Kalken
schalten sich Plattenkalke und auch noch Dolomitbänke ein. In dieser
Zone findet man sowohl in den kalkigen als auch in den dolomitischen
Gesteinspartien häufig Chondrodonten.
Weiter aufwärts folgt dann noch ein mächtiger Schichtkomplex
von analoger petrographischer Entwicklung, in welchem man aber
Chondrodonten nur höchst selten oder gar nicht mehr antrifft. Da
für die geologische Kartierung die Fossilführung in erster Linie mabß-
gebend ist, habe ich die Chondrodontenzone als solche ausgeschieden
und den übrigen Teil der gut gebankten Kalke mit dem oberen
Rudistenkalke vereinigt. Könnte es auch im vorliegenden Falle natur-
gemäß erscheinen, den breiten, lithologisch einheitlichen Schicht-
komplex zwischen Dolomit und oberem Rudistenkalk zusammenzu-
fassen, so müßte doch die Vornahme einer Gliederung der oberen
Kreide auf anderer als faunistischer Basis prinzipiell als unstatthaft
bezeichnet werden, da sie zu verschiedenen Verwirrungen und Inkon-
sequenzen führen würde.
Weiter ostwärts kommt allmählich auch der Südflügel der in Rede
stehenden Falte mehr zur Entwicklung. Östlich von Brstanovo ist dann
ein voll ausgebildeter Südflügel vorhanden, so daß das Querprofil des
Faltenzuges eine ziemlich symmetrische Antiklinale darstellt. Am Nord-
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 11. Verhandlungen. 34
246 Verhandlungen. Nral
fuße der Mala Gradina nimmt der Südflügel sogar eine ziemlich
flache Neigung an; weiterhin, am Nordfuße des Orgus, richtet er sich
wieder steiler auf.
Innerhalb des Dolomitaufbruches ist die Lagerungsform strecken-
weise nicht erkennbar. Man kann feststellen, daß die weißen zucker-
körnigen Dolomite mit den sie oft begleitenden ziegelroten Mergeln
den höheren Partien, die grauen sandigen Dolomite den tieferen
Partien der ganzen Schichtmasse entsprechen. Orographisch ist der
Dolomitaufbruch — gleichwie in seinem westlichen Teile — so auch
in seinem Ostabschnitte als Taleinsenkung gekennzeichnet. Die beiden
Mulden von Nisko und Brstanovo gehören dieser Senke an.
Ein Kilometer östlich von StarGevic, dem östlichsten Weiler von
Brstanovo, taucht der Dolomit im Streichen unter die Chondrodonten-
schichten hinab. In dieser Region erscheint die Schiehtmasse mehr-
fach zerstückt. Am Ende der schmalen Fluvialmulde, in welche sich
das Polje von Brstanovo ostwärts fortsetzt, sieht man mehrere gegen-
einander verschobene Schollen von Chondrodontenkalk und dazwischen
eingeklemmte Dolomitpartien. Nach dem Auskeilen des Dolomits
bilden die Chondrodontenschichten die Achsenregion der Falte, und
zwar in deutlich hemiperiklinaler Lagerung. Im flachen Graben,
welcher in der östlichen Verlängerung der vorgenannten Eluvialmulde
zu einem kleinen Sattel hinaufführt, jenseits dessen sich das Terrain
gegen Gizdavac hinabsenkt, sieht man die Schichten sanft gegen N,
OÖ und S abdachen. Radial gerippte Austern treten hier in großer
Menge auf. In den nordwärts folgenden Kalken sind noch sehr viele
Dolomiteinschaltungen vorhanden. Südwärts vom Sattel biegen sich
die Schichten rasch hinab und sind dann zum Teil in ihrer Lagerung
gestört. Am Abhange im Osten unterhalb des Sattels keilen auch die
Chondrodontenschichten aus und in der Mulde von Gizdavae trifft
man Rudistenkalk. Etwas weiter südostwärts, am Nordabhange der
flachen Felskuppe, an deren Westfuße das Wirtshaus Privije steht,
erscheinen wieder Dolomite und Plattenkalke, auch findet man dort-
selbst wieder radial gerippte Austern und Rudistenreste, die von den
in den höheren Kalken verbreiteten verschieden sind. Jenseits dieser
Kuppe breitet sich dann wieder oberer Rudistenkalk aus; erst an
den Westabhängen des Debeljak, einer der Kuppen des Bergrückens
Radinje, kündigt das Erscheinen von Dolomiteinschaltungen wieder
das Hervorkommen tieferer Schichten an.
Östlich vom Debeljak beginnt ein neuer Aufbruch von ceno-
manem Dolomit, welchem der Lauf einer tiefen Talfurche, der
Drinova Draga, folgt. Nordwärts wird dieser Dolomit von einer breiten
Zone von Chondrodontenschichten überlagert, in welche sich weiter
östlich — infolge einer sekundären Faltenverwerfung — ein zweiter
Dolomitzug einschiebt.
Auf der gegenüberliegenden Seite ist zunächst (gegenüber von
Nord-Radinje) eine steile Aufschiebung des Dolomits auf den Rudisten-
kalk zu konstatieren; weiter ostwärts schiebt sich auch auf der Süd-
seite allmählich eine Zone von Austernschichten ein.
Ein zweiter, beiderseits von solchen Schichten flankierter Dolomit-
aufbruch befindet sich nordwärts vom vorigen bei SuSak; er keilt
1908 Bericht vom 31. Juli. F. v, Kerner. 247
schon oberhalb dieses Dörfchens aus und der Untergrund der west-
wärts sich anschließenden Eluvialmulde von Seline scheint schon
Rudistenkalk zu sein.
In den Hangendschichten dieser Dolomitaufbrüche findet man
außer Ohondrodonta Munsoni Chof. mancherorts eine nesterweise auf-
tretende Nerinea sp. (am Debeljak, östlich von Kovalarica), ferner
als Seltenheit den Radiolites angeoides Lam. (bei SuSak) sowie ver-
schiedene, wohl auch von Radioliten stammende Durchschnitte und
Auswitterungen, welche von den im höheren Rudistenkalke vorkom-
menden abweichen.
Auch die erstgenannten drei Fossilien treten im höheren Kalke
nicht auf; es sind also Anzeichen dafür vorhanden, daß in den oberen
Kreidebildungen von Mitteldalmatien wenigstens zwei verschiedene
Faunen eingeschlossen seien.
Die Dolomitzüge von SuSak und Susei (Drinova draga) tauchen
ostwärts in die Eluvien des langgestreckten Dicmo polje hinab. Der
Untergrund dieses Polje besteht — wie einige an seinen Rändern und
in seinem Innern zutage tretende Dolomitpartien schließen lassen —
wohl auch zum großen Teile aus Dolomit. In der südöstlichen Fort-
setzung desselben liegen dann die Dolomitzüge der Gegend von
Ugljane, in deren Hangendem die Chondrodontenschichten zu be-
sonders großer Mächtigkeit anschwellen.
Die an den Dolomitaufbruch sich südwärts anschließende Mulden-
zone zeigt sehr wechselnde Verhältnisse. Im Süden von Nisko und
Brstanovo ist sie bis in das Niveau des oberen Rudistenkalkes abge-
tragen und — teils weil dieser Kalk oft undeutlich geschichtet ist,
teils weil vorhandene Schichtung durch das Karstrelief verwischt
wird — in ihrem Verlaufe schwer verfolgbar. Weiter ostwärts ist ihr
Lauf durch einen Protocänzug angezeigt. Zunächst sieht man am Ost-
abhange der Mulde Pacetina (südlich von Brstanovo) eine kleine Partie
von ÜCosinamergeln in Verbindung mit groben, wohl tektonischen
Breccien zwischen Kreidekalkfelsen eingeklemmt.
Am Westabhange der Velika Gradina beginnt sodann ein Zug
von protocänen Schichten, bankigen und plattigen, zum Teil mergeligen
Kalken, der rasch an Breite zunimmt und sich entlang der Südseite
des Orgus bis an den Westrand der Mulde von Gizdavac verfolgen
läßt. In seinem westlichen Teile zeigt dieser Zug einen asymmetrisch
synklinalen Bau mit saigerem Nord- und mäßig geneigtem Südflügel.
In seinem OÖstabschnitte scheint ein nördlicher Muldenflügel zu fehlen
und der südliche von gegen Ost geneigtem Kreidekalk überschoben
zu sein. Außer Gastropoden kommen in diesem Kalkmergelzuge auch
kleine Echiniden in größerer Menge vor.
Als südöstliche Fortsetzung der Muldenzone erscheint ein Zug
von alttertiären Schichten östlich von Prugovo. Am Westfuße der
flachen Kuppe beim Wirtshause Privije beginnend, verläuft er längs
des Südwestabfalles des Bucaj bis auf die Hochfläche der südlichen
Radinje zwischen den Kuppen Debeljak und Lisak. Dieser Tertiärzug
zeigt gleichfalls einseitigen Aufbau, indem an eine von oberem Fora-
miniferenkalk unterteufte, gegen NO einfallende Schichtmasse von
34*
48 Verhandlungen. Nr.
Alveolinenkalk sogleich sehr steil gestellter Kreidekalk stößt, der den
schroffen Riff des Buca) aufbaut. Gegen sein östliches Ende zu nimmt
dieser Tertiärzug synklinalen Bau an und am Ende selbst ist hemi-
zentroklinale Schichtlage deutlich zu beobachten. Im Alveolinenkalke
östlich von Prugovo trifft man eine Einlagerung jener schmutzig
gelben nummulitenreichen Mergelkalke, welche ich in der westlichen
Zagorje als „untere Nummulitenschichten“ bezeichnet und ausge-
schieden habe und im Bereiche des östlichen Mosee im Alveolinen-
kalkzuge des Movran auffand. Auf der Nordseite des Bucajgrates ist
auch ein kleiner Eocänzug eingefaltet, welcher mit südwestlichem
Einfallen an den saigeren Kreidekalk des Bucaj stößt.
Südwärts von der eben beschriebenen Muldenzone, deren öst-
licher Teil gegen den westlichen stark verschoben und gedreht er-
scheint, breitet sich das Gebiet aus, in welchem ein hornsteinführender
Kalk an Stelle des Dolomits die Unterlage des Rudistenkalkes bildet.
Der weiße, körnige Rudistenkalk, welcher den vorerwähnten Protocän-
zug am Südhange des Orgus unterteuft, geht nach unten zu in einen
lichten, ziemlich gut gebankten, dichten Kalk über, der fast fossilleer
ist, aber häufig nuß- bis faustgroße Knollen von dunkelgrauem, rost-
braun verwitterndem Hornstein führt. Die Grenze ist nicht scharf,
aber immerhin schematisch ziehbar. Südwärts von diesem Kalke folgt
wieder körniger Rudistenkalk. Der Zug des Hornsteinkalkes läßt sich
vom Ostfuße des Ljubee mali durch die einsame hügelige Gegend
nördlich von Dugobabe und über die Bergkuppe Medeno bis in die
Talfurche von Prugovo hinab verfolgen, wo er längs eines Querbruches
an den oben genannten Alveolinenkalkzug stößt. In seinem westlichen
Endstücke zeigt der Zug des Hornsteinkalkes hemiperiklinale Schicht-
lage; er taucht hier als Kern einer Falte, deren Mantel aus Rudisten-
kalk besteht, hervor. In seinem weiteren Verlaufe zeigt er mäßig
steiles Verflächen gegen N und der südwärts anstoßende Rudisten-
kalk fällt unter ihn ein. Die Grenze beider Kalke ist hier schärfer.
Daß der Hornsteinkalk nicht eine Einlage im Rudistenkalk
bildet, sondern als älteres Glied auf jenen aufgeschoben ist, erkennt
man weiter ostwärts am Südabhange des Medeno, woselbst an der
Grenze des Hornsteinkalkes gegen den ihn unterlagernden rudisten-
führenden Kalkstein ein schmaler Zug von Cosinaschichten zutage
tritt. Dafür, daß der Hornsteinkalk der östlichen Zagorje und der
angrenzenden Gebiete den Kreidedolomit vertrete, spricht es, daß
sich beide Gesteine in ihrem Auftreten als mächtigere Schichtkom-
plexe gegenseitig auszuschließen scheinen. Wohl aber kommen inner-
halb der hornsteinführenden Zonen Dolomite als kleine Einlagerungen
vor. Oberhalb Trau konnte ich vor Jahren im Hangenden des dortigen
Hornsteinkalkes Chondrodonta Munsoni Chof. und Radiolites angeoides
Lam. finden, also Versteinerungen, welche für die Hangendzone
des Kreidedolomits bezeichnend sind. Im Hangenden des Hornstein-
kalkes der östlichen Zagorje machte ich noch keinen solchen Fund,
so dab es vorerst ungewiß bleibt, ob auch hier die obere Grenze
des hornsteinführenden Kalkes mit der oberen Dolomitgrenze unge-
fähr zusammenfalle.
Im Liegenden des Rudistenkalkes, welcher vom vorerwähnten
1908 Bericht vom 31. Juli. F. v. Kerner. 249
Hornsteinkalke des Medeno überschoben ist, folgt ein sehr mächtiger
zweiter Zug von hornsteinführendem Kalke. Er streicht aus der Tal-
mulde von Lecevica über die Gola Glaviea (bei Korusce) in das
Quertal von Dugobabe, baut weiterhin, sich sehr verbreiternd, die
ausgedehnten Hochflächen des Pometano brdo und Dragi vrh auf und
zieht sich dann, wieder schmäler werdend, jenseits der breiten Tal-
senke von Prugovo noch an den Westabhängen der Radinje hinan,
um auf der Ostseite der Felskuppe Lisak auszukeilen. Hornstein-
knollen treten in diesem Kalkzuge streckenweise nur spärlich auf;
sleichwohl müssen sie bei seiner Abgrenzung gegen die Nachbar-
zonen in Ermanglung von Leitfossilien in erster Linie in Betracht
gezogen werden, da Schichtungsform und Struktur als Unterscheidungs-
mittel der Kalke nur beschränkten Wert haben.
Der ganze Komplex fällt -mäßig steil gegen N bis NNO, an
seinem Ostende sesen NNW ein. In seiner östlichen Hälfte ist er
auf N bis NNO fallenden, weißen, körnigen Radiolitenkalk aufge-
schoben, in dessen Bereich die beiden Bergkuppen Medovac und
Trivie fallen, welche den südlichen Eingang in die Talsenke von
Prugovo links und rechts flankieren.
Weiter im Westen, bei Dugobabe und Korusce, lagert der in
Rede stehende breite Zug von Hornsteinkalk auf einem Komplex von
lichten dünnplattigen Kalken, welche in mehrere sekundäre Falten-
wellen gelegt sind und dementsprechend sehr verschiedene Schicht-
lagen zeigen. Im südlichen Teile ihres Verbreitungsgebietes stehen
sie saiger und stoßen hier an gleichfalls steil aufgerichteten Rudisten-
kalk. Es liegt nahe, diese dünngeschichteten Kalke den als „Platten-
kalkfazies des Rudistenkalkes* zusammengefaßten Gesteinen zuzu-
rechnen. Die Südgrenze des großen Hornsteinkalkzuges würde dann
auch in ihrem W estabschnitte einer Überschiebung entsprechen. Süd-
wärts von Korusce macht es allerdings mehr den “Eindruck, als wenn
eine konkordante Schichtfolge vorläge und die dortigen Plattenkalke
das tiefste Glied der ganzen kretazischen Serie seien. Mangels be-
stimmbarer Fossilien ließ sich diesbezüglich keine sichere Erkenntnis
gewinnen.
Die Zone der saigeren Plattenkalke und anschließenden steil
gestellten diekbankigen Rudistenkalke bildet den Nordflügel einer
Mulde, in deren Kern südwärts von Dugobabe Protocänschichten er-
scheinen. Dieselben formieren einen Gesteinszug, welcher, am West-
fuße des Rebinjak beginnend, in großer Breite über die Nordabhänge
dieser Bergkuppe hinzieht und sich dann durch das flache Karst-
terrain nordöstlich vom Rebinjak mali bis gegen Paragin (West-
Brocanac) verfolgen läßt. Man trifft hier plattige weißliche Mergel
mit Melanien und Potamiden sowie auch härtere rötliche Kalkgesteine.
Der üverwiegende Teil der Mergel fällt sanft gegen NNO ein, doch
sind auch Reste eines Gegenflügels vorhanden.
Die Unterlage üieser Cosinaschichten bildet eine Zone von
sanft gegen N einfallendem Rudistenkalk, welcher weiter im Westen,
bei Ljubic, gegen N direkt an die Zone der steil gestellten Kreide-
kalke stößt.
Dieser Rudistenkalk im Liegenden der Cosinaschichten des
950 Verhandlungen. Nr.
Rebinjak wird von einem Zuge von Hornsteinkalk unterteuft, welcher
die Nordabhänge des langen Tales von Vucevica aufbaut. Auch in
diesem Gesteinszuge, welcher ein sehr gleichmäßiges sanftes Einfallen
gegen N zeigt, treten die Hornsteinknollen streckenweise nur spärlich
auf, besonders im Osten, bei Brocanac, wohingegen dort größere
Dolomitlinsen vorkommen. Der eben genannte Zug von Hornsteinkalk
ist auf die eocäne Schichtfolge aufgeschoben, welche im Grunde des
Vucevicatales lagert und die westliche, sehr verschmälerte Fortsetzung
der Eocänausfüllung des Konjsko polje bildet.
Letztere ist im östlichen Poljenteile von Rudistenkalk über-
schoben. Jenseits des Polje von Konjsko taucht dann aber der Horn-
steinkalk wieder auf und zieht sich längs der Südabhänge des Trivie
bis in die Gegend von Koprivno. Ostwärts von diesem Orte tritt
unter dem Rudistenkalke bereits Dolomit hervor (am Südabhange der
Kopereica). Die Grenze der beiden Faziesbezirke der dalmäatinischen
Mittelkreide scheint demnach hier durchzuziehen.
Die Tiefenzone, welche durch das Tal von Vucevica, das Polje
von Konjsko und die Einsenkung von Koprivno gebildet wird, be-
zeichnet die Südgrenze der östlichen Zagorje. Uberblickt man das
über den geologischen Bau dieses Gebietes hier Gesagte, so ergibt
sich, daß mehrere große Falten vorliegen, die streckenweise in Über-
schiebungen übergehen, so daß es zum Teil zur Entwicklung einer
Schuppenstruktur kommt. Im östlichen Gebietsteile ist eine große,
mit Schleppung verbundene Querverschiebung nachweisbar, an welcher
der Ostflügel nach Süd verrückt erscheint.
Literaturnotizen.
Geologische Übersichtskarte von Bosnien-Herzegowina.
I. Sechstelblatt Sarajevo. Aufgenommen und unter teil-
weiser Mitbenützung von E. Kittls geologischer Um-
gebungskarte von Sarajevo sowie einer Aufnahme der
Gegend vonKonjica desBergkommissärs V. Lipold, aus-
gearbeitet vom Landesgeologen Dr. Friedrich Katzer.
Herausgee. v. d. bosn.-herzeg. Landesregierung. Sara-
jevo 1906.
Das Interesse, welches Bosnien in montanistischer und agrikultureller Be-
ziehung wachgerufen hat, brachte es mif. sich, daß die von Bittner, v. Mojsi-
sovics und Tietze bald nach der Okkupation durchgeführte geologische UÜber-
sichtsaufnahme sich in mancher Hinsicht nicht mehr als ausreichend erwies. Jene
Aufnalıme war mit Rücksicht auf das fast gänzliche Fehlen von Vorarbeiten und
in Anbetracht der schwierigen Verhältnisse, unter denen sie erfolgen mußte, eine
hervorragende Leistung; in stratigraphischer Beziehung wurden durch sie wichtige
Ergebnisse erzielt; den Anforderungen, die von praktischer Seite an eine über-
sichtliche Darstellung von Grund und Boden gestellt werden, konnte die von den
genannten Reichsgeologen geschaffene Karte aber nicht stets genügen. So machte
sich der Wünsch nach einer neueren und genaueren geologischen Karte des
Okkupationsgebietes fühlbar. Es war ein in den gegebenen Verhältnissen begründeter
Entschluß, nicht sogleich mit der Herausgabe einer Spezialkarte zu beginnen,
sondern an die Herstellung einer in großem Maßstabe ausgeführten Übersichtskarte
zu schreiten. Die Publikation von detaillierten Umgebungskarten montangeologisch
wiehtiger Ortlichkeiten (wie einige solche Kärtchen schon vorliegen) konnte noch
1908 Bericht vom 3]. Juli. Geologische Übersichtskarte ete. 251
nebenher in Aussicht genommen werden; dagegen wäre in manchen Teilen Bosniens
und der Herzegowina derzeit das Bedürfnis nach geologischen Spezialaufnahmen
doch noch nicht so groß, daß die Durchführung solcher als dringlich bezeichnet
werden müßte. Die Herstellung einer geologischen Karte in einem etwa 2”/,mal
kleineren Maßstabe als dem der österreichischen Spezialkarte war aber auch an
sich ein glücklicher Gedanke. Auch bei uns, wo es in den Verhältnissen begründet
war, daß schon an die Publikation einer geologischen Spezialkarte geschritten
wurde, wird sich vielleicht in manehen Fällen noch das Bedürfnis nach einer
Zwischenstufe zwischen dieser und der alten IHauerschen Karte einstellen und
der Wunsch auftauchen, die Ergebnisse der Spezialkartierung auch in einer —
wenn man so sagen darf — etwas gekürzten, aber übersichtlicheren Form auf der
neuen topographischen Generalkarte darzustellen.
Die neue geologische Übersichtskarte von Bosnien-Herzegowina ist als
Kartenwerk in sechs Blättern von 82'/, em Länge und 49 em Höhe geplant.
Das erste Sechstelblatt liegt jetzt vollendet vor. Es umfaßt die weitere Um-
gebung von Sarajevo, südwestwärts bis zur Prenj Planina, nordwestwärts bis zum
Bosnaknie bei Han Begov, ostwärts Dis zur Landesgrenze. Als topographische
Unterlage diente die neue Übersichtskarte von Österreich-Ungarn 1:200.000
(1 km = 5 mm) ohne Terraindarstellung. Die gewählten Farben sind jene des
internationalen Schemas, ausgenommen die konform der österreichischen geo-
logischen Spezialkarte vorgenommene Vertauschung der Farben für Tertiär und
Kreide. Die Zahl der Ausscheidungen beträgt 27. Hierzu kommen Signaturen für
Erzvorkommen, Brauukohlenausbisse und Mineralquellen. Von Eruptivgesteinen
finden sich in dem zur Darstellung gebrachten Landesteile: Quarzporphyr
(Gebiet- von Fojnica), Diabas und Porphyrit (Visegrad), Melaphyr (im
Südosten), Gabbro (bei Jablanica und Visegrad), Andesit nebst zugehörigen
Tuffen (bei Srebrenica und westlich vom Flüßchen Jadar). Von metamorphen
Bildungen sind Hornblendegesteine und Serpentin nebst Peridodit und Lherzolit
vorhanden.
Im Paläozoikum wurden unterschieden: phyllitische Schiefer und Sand-
steine, Kalkstein und Kalkschiefer, Sandsteine und Schiefer, zum Teil Verrucano,
Zellenkalk, zum Teil Rauhwacke. Verhältnismäßig wenig Ausscheidungen erscheinen
der Triasformation zugedacht: Werfener Schiefer nebst Sandstein und Kalk-
stein nebst Dolomit. Allerdings hätte die Mehrzahl der von Kitt] auf seiner
Umgebungskarte von Sarajevo unterschiedenen Triasglieder ihrer geringen räum-
lichen Ausdehnung wegen auf einer Übersichtskarte nicht zur Darstellung gelangen
können.
Von mittelmesozoischen Schichten führt die Legende an: „Mergel
und schiefrige Sandsteine“, „vorwiegend Sandsteine und Tuffite, stellenweise Schiefer“,
„vorwiegend Halbjaspise, Radiolarit, bunte Kieselgesteine* und „Kalkstein im all-
gemeinen Jurakalk“.
Die Kreidebildungen sind in eine untere Gruppe (Kaiksteine und Kalk-
schiefer) und in eine obere Gruppe (Mergel und Kalksteine) zusammengefaßt. Das
Tertiär ist im dargestellten Landesteile durch Oligomiocän (Mergel, Sandsteine
und Konglomerate), jüngstes Miocän (Mergel, Sandstein und Süßwasserkalk) und
Congerienschichten (Letten und Sandstein) vertreten. Von quartären Bil-
dungen sind Gehänge- und Höhendiluvium, zum Teil glazial, Kalktuff und Quellen-
sinter, Goldseifen und Alluvium nebst Taldiluvium ausgeschieden.
Die vorliegende Karte bedeutet eine neue sehr wertvolle Bereicherung der
geologischen Literatur über das Okkupationsgebiet durch den um die stratigraphische
Erforschung desselben hochverdienten Chef der bosnisch-herzegowinischen geolo-
gischen Landesaufnahme. Wie stets bei geologischen Kartierungen erscheint es auch
hier nur dem, der mit ähnlicher Arbeit beschäftigt ist, möglich, die vollbrachte
Leistung voll und ganz zu würdigen. Die vorhandenen wissenschaftlichen Grund-
lagen waren in manchen Teilen des weiten begangenen Gebietes nur jene, welche
eine unter schwierigen Verhältnissen rasch durchgeführte Übersichtsaufnahme
zu bieten vermag und zu den Mühen der Alpengeologie gesellten sich hier noch
die Widerwärtigkeiten des Arbeitens im Süden und im Orient. Möge es dem un-
ermüdlich tätigen Autor gegönnt sein, das begonnene Werk erfolgreich fortzuführen
und zu vollenden. (Kerner.)
252 Verhandlungen. Nr. 1
A. R. Toniolo. L’eocene dei dintorni di Rozzo in
Istria. Rendie. della Accad. Lincei Roma 1908, pag. 815--824.
Verfasser beschäftigte sich auf den Rat Prof. C. de Stefanis durch zwei
Jahre mit der Stratigraphie und Paläontologie der Umgebung von Rozzo. Bezüglich
der Tektonik fand er die schon von Stache dargelegten Grundzüge richtig, be-
merkt jedoch, daß die vor kurzem von Manek von dort beschriebenen Diskor-
danzen nicht vorhanden seien.
Auch bezüglich der Stratigraphie konnte er die gleichfalls bereits seit langem
bekannte Schichtfolge feststellen, nur in der Deutung glaubt er in einigen Details
abweichen zu sollen. Von den obersten fossilführenden Schichten erwähnt er, daß
sie zwar noch zum Mitteleocän gehören könnten, aber bereits mehrere Formen
enthalten, die sonst im Priabonien oder Bartonien vorkommen, so daß in den
obersten Schichten bereits die Grenze des Mittel- gegen das Obereocän vorliegen
dürfte.
Fossillisten werden besonders aus den Krabbenschichten und den oberen
Mergeln und Konglomeraten mitgeteilt und dadurch in dankenswerter Weise unsere
paläontologische Kenntnis des istrischen Eocäns bereichert.
(R. J. Schubert.)
Einsendungen für die Bibliothek.
Zusammengestellt von Dr. A. Matosch.
Einzelwerke und \Separat-Abdrücke.
Eingelaufen vom 1. April bis Ende Juni 1908.
Abel, 0. Die Anpassungsformen der
Wirbeltiere an das Meeresleben. Vor-
trag, gehalten den 19. Februar 1908.
(Separat. aus: Schriften des Vereineszur
Verbreitung naturwissenschaftlicher
Kenntnisse in Wien. Jahrg. XLVIIL.)
Wien, typ. A. Holzhausen, 1903. 8°.
28S. mit 6 Textfig. Gesch. d. Antors.
(15674. 8°.)
Ampferer, ©. Über die Entstehung der
Inntalterrassen. (Separat. aus: Ver-
handlungen der k. k. geolog. Reichs-
anstalt 1908. Nr. 2—3.) Wien, typ.
Brüder Hollinek, 1903. 8°. 11 S. (87
— 97) mit 6 Textfig. und 38. (107-109)
Beigabe: (Referat über das Werk:
Th. Arldt, „Die Entwicklung der
Kontinente und ihrer Lebewelt.“) Gesch.
d. Autors. (15675. 8°.)
Ampferer, 0. Studien über die Tektonik
des Sonnwendgeovirges. (Separat. aus:
Jahrbuch der k. k. geolog. Reichs-
anstalt. Bd. LVIII. 1903. Hft. 2.) Wien,
R. Lechner, 1908. 5°. 24 S. (2831 —304)
mit 11 Textfig. Gesch. d. Autors.
(15676. 8°.)
Arctowski, H. [Expedition antaretique
belge. Resultats du voyage du S. Y.
Belgica en 1897—1898—1899.] Geo-
Jogie. Les Glaciers actuels et vestiges
de leur ancienne extension. Anvers,
1908. 4°. Vide: [„Belgica“-Com-
mission.]| Rapports seientifiques.
Vol. III. (2787. 4°.)
Aretowski, H. et H. R. Mill. [Expe-
dition antarctique belge. Resultats du
voyage da S. Y. Belgica en 1897 —
1898—1899.] Oc&anographie. Relations
tbermiques. Anvers, 1908. 4°. Vide:
[„Belgica“-Commission.]Rapports
seientifiques. Vol. IV. (2787. 4°.)
Bach, F. Das Alter des „Belvedere-
schotters.“ (Separat. aus: Zentralblatt
für Mineralogie, Geologie. Jahrg. 1908.
Nr. 13.) Stuttgart, E. Schweizerbart,
1908. 8°. 5 8. (386—390). Gesch. d.
Autors. (15677. 8°.)
Bach, F. Mastodonreste aus der Steier-
mark. I. Die Mastodonreste von Ober-
tiefenbach bei Fehring. (Separat. aus:
Mitteilungen der geologischen Gesell-
schaft in Wien. I. 1908.) Wien, 1908.
8°. 3 8. (22—24). Gesch. d. Autors.
(15678. 8°.)
Bach, F. Über einen Fund eines Rhino-
zeroszahnes aus der Umgebung von
Pola. (Separat. aus: Mitteilungen des
naturwiss. Vereines für Steiermark.
Jahrg. 1907.) Graz, typ. Deutscher
Verein, 1908. 8°. 12 S. (57—68) mit
1 Taf. Gesch. d. Autors. (15679. 8°.)
Bärtling, R. Die nordschwedischen
Eisenerzlagerstätten mit besonderer
Berücksichtigung ihrer chemischen Zu-
sammensetzung und ihrer bis jetzt
nachgewiesenen Erzvorräte. (Separat.
aus: Zeitschrift für prakt. Geologie.
Jahrg. XVI. 1908. Hft. 3.) Berlin,
J. Springer, 1908. 8%. 20 S. (89—108)
mit 2 Textfig. Gesch. d. Autors.
(15680. 8°.)
Bather, F. A. A record of and index
to the literature of Echinoderma, pu-
blished during the years 1896 and 1897,
with a few items from previous years.
(Separat. aus: Zoological Record for
1897.) London, 1898. 8°. 135 S. Gesch.
(15681. 8°.)
[„Belgiea* -Commission.] Expedition
antaretique belge. — Resultats du
Voyage du S. Y. Belgiea en 1897—
1895—1899. Rapports scienti-
fiques, publies sous la Direction de
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 11. Verhandlungen. 35
254
Ja Commission de la Belgica. Anvers,
typ. J. E. Buschmann, 1905—1908. 4°.
4 Vol. Gesch. d. Commission.
Enthält:
Vol. I. Lecointe, 6. Travaux
hydrographiques et instructions nau-
tiques. Fasc. 1. Ibid. 1905. 110 S. mit
239 Taf. und 7 Karten.
Vol. II. Lecointe, G. Physique
du globe. Mesures pendulaires. Ibid.
1907. 40 S. mit 1 Porträt (E. Danco)
und 10 Textfig.
Vol. III. Arctowski, H. G£ologie.
Les glaciers. Glaciers actuels et ves-
tiees de leur ancienne extension. Ibid.
1908. 74 8. mit vielen Textfig. und
18 Taf.
Vol. IV. Arctowski, H.etzHER.
Mill. Oceanographie. Relations ther-
miques. Rapports sur les observations
thermometriques faites aux stations
de sondages. Ibid. 1908. 36 S. mit
4 Tat. (2787. 4.)
Blake, W. P. Hiübnerite in Arizona.
(Separat. aus: Transactions of the
American Institute of Mining Engineers;
october 1898.) New York, 1898. 8°, 4 S.
mit 1 Textfig. Gesch. (15682. 8°.)
Boettger, ©. Abbildungen und Beschrei-
bangen von Binnenmollusken aus dem
Talyschgebiet im Südwesten des Caspi-
sees. (X1.) (Separat. aus: Jahrbuch der
Deutschen malakozoologischen Gesell-
schaft. XIII. 1886. Hft. 3.) Kassel,
1886. 8°. 18 S. (241—258) mit 1 Taf.
(VII). Gesch. | (15683. 8°.)
Bukowski, 6. v. Über die jurassischen
und kretazischen Ablagerungen von
Spizza in Süddalmatien. (Separat. aus:
Verhandlungen derk.k.geolog. Reichs-
anstalt. 1908. Nr. 2--3.) Wien, typ.
Brüder Hollinek, 1908. 8°. 12 S, (48—
59). Gesch. d. Autors. (15634. 8°.)
Burrard, 8. G. and H. H. Hayden.
A sketch of the geography and geology
of tlıe Himalaya mountains and Tibet.
Published by order of the Government
of India. Part. III. Calcutta, Go-
vernment Printing, 1907. 4°. 3 Parts.
Gesch. d. Survey of India.
Enthält:
Part. I. The high peaks of Asia.
S. 1—46 mit 1 Titelbild, 2 Taf. und
Karten I— VIII.
Part. 1I. The principal mountain
ranges of Asia. S.47—118 mit Karten
IX—XXlII
Part. III. The rivers of the Himalaya
and Tibet. S. 119—205 mit Karten
XXUI-XXXVI. (2871. 4°.)
Verhandlungen.
Nr. 11
Cädere, D. Note sur la presence du
Paldozoique en Dobrogea. Jassy, 1908.
8%. Vide: Simionescu, J. et D.
Cädere. (15717. 8°.)
Cädere, D. Nota preliminara asupra
straturilor fossilifere devonice din
Dobrogea. [Note preliminaire sur les
couches devoniennes de Dobrogea.]
Bukarest,‘ 1908. 8°. Vide: Simio-
nescu,S.etD.Cädere. (15718. 8°)
Catalogue International of scientific
literature; published for the Inter-
national Couneil by the Royal Society
of London. H. Geology. Annual
Issue VI. London, Harrison and Sons,
1908. 8°. VIII—299 S. Kauf.
(Bibl. 203. 8°.)
Catalogue, International of scientific
literature. G. Mineralogy- including
Petrology and Crystallography. Annual
Issue VI. London, Harrison and Sons.,
1908. 8%. VIII—-251 S. Kauf.
(Bibl. 205. 8°.)
Dall, W. H. On climatie conditions at
Nome, Alaska, during the pliocene, and
a new species of Pecten from the Nome
goldbearing gravels. (Separat. aus:
American Journal ofscience.Vol.XXIIl.
1907.) New Haven, 1907. 8%. 378.
(457—458) mit 1 Textfig.. Gesch. d.
Autors. (15685. 8°.)
Dail, W. H. On the synonymic history
of the genera Clava Martyn and
Cerithium Bruguwiere. (Separat. aus:
Proceedings of the Academy of natural
sciences of Philadelphia.) Philadelphia,
1907. 8%. 7 8. (863-369). Gesch.
d. Autors. (15686. 8°.)
Dal Piaz, 6. Sui Vertebrati delle are-
narie mioceniche di Belluno. (Separat.
aus: Atti -dell’Accademia scientifica
veneto -trentino-istriana. Olasse 1.
Anno V. 1908.) Padova, typ. P. Pros-
perini, 1908. 8°. 19 8. mit 7 Textfig.
Gesch. d. Autors. (15687. 8°.)
Dreger, J. Geologische Beobachtungen
anläßlich der Neufassungen der Heil-
quellen von Rohitsch-Sauerbrunn und
Neuhaus in Südsteiermark. (Separat.
aus: Verhandlungen der k. k. geolog.
Reichsanstalt 1908. Nr. 2—-3.) Wien,
typ. Brüder Hollinek, i908. 8°. 10 8.
(60—69) mit 2 Textfig. Gesch.d. Autors.
(15688. 8°.)
[Ettingshausen, €. Freih. v.] Eine
biographische Skizze; verfaßt von
F. Krasser. Wien, 1897. 8%, Vide:
Krasser, F. (15701. 8°.)
1908
Fraipont, Ch. Description d’un nouvean
Pteraspis du Gedinnien belge et note
sur un remarquable bouclier ventral
de Pteraspis Crouchi (Lank) des
Schistes Taunusiens. (Separat. aus:
Annales de la Societe geologique de
Belgique. Tom. XXAV. Me&moires.)
Li6ge, typ. H Vaillant-Carmanne, 1908.
8%, 58. (3-5) mit 3 Taf. (I—III).
Gesch. d. Autors. (15689. 8°.)
Fraipont, Cn. Notes sur quelques fossiles
de calcaire carbonifere. (Separat. aus:
Annales de la Soeiete geologique de
Belg.que. Tom. XXXV. Me&moires.)
Liege, typ. H. Vaillant-Carmanne, 198.
8°. 8S. (7—12) mit 1 Taf. (IV). Gesch.
d. Autors. (15690. 8°.)
Fraipont, Ch. Sar l’origine d’un callontis,
tres fin interstratiie dans les sables
(Om) des environs de Sprimont. (Se-
parat. aus: Annales de la Soeiete ‚geo-
logique de Belgique. Tom. XXXV.
Bulletin.) Liege, typ. H. Vai:lant-Car-
manne, 1908. 8°. 7 S. (68—72) mit
2 Textfig. Gesch. d. Autors. (15691. 8°.)
Fraipont, Ch. Sur un affleurement fossi-
lifere du houiller a proximit@ de la
faille eifelienne a Angleur. (Separat.
aus: Annales de la Societe geologique
de Belgique. Tom. XXXV. Bulletin )
Liege, typ. H. Vaillant-Carmanne, 1908.
8. 5 8. (72—75). Gesch. d. Autors.
(15692. 8°.)
Fraipont,. Ch. Les sablieres du Sart-
- Tilman Jez—Liege et excursion du
26. avril 1908. (Separat. aus: Annales
de la Societe geologique de Belgique.
Tom. XXXV. Bulletin.) Liege, typ.
H. Vaillant-Carmanne, 1908. 8°. 10 8.
(226— 235). Gesch. d. Autors.
(15693. 8°.)
Frazer, P. The Kytchtym medal. (Se-
parat.aus: Transactions ofthe American
Institute of Mining Engineers; october
1898.;, New York, 1898. 8°. 4 S. mit
2 Textfig. Gesch. (15694. 8°.)
Gaunersdorfer, J. Einiges über die
Kronprinz-Rudolf-Wasserleitung und
die artesischen Brunnen am Gebirgs-
rande in Mödling. (Separat. aus: Mit-
teilungen des Vereines der Natur-
freunde in Mödling. Nr. 32.) [Wien,
1908.] 4°. 3 S. Gesch. d. Autors.
(2869. 4°.)
Halaväts, J. Der geologische Bau der
Umgebung von Szerdahely - Koncza.
Bericht über die geologische Detail-
aufnahme im Jahre 1906. Ubertragung
ausdem ungarischen Original. (Separat.
aus: Jahresbericht der kel. ungar.
Einsendungen für die Bibliothek.
or-
255
geologischen Anstalt für 1906.) Buda-
pest, typ. Franklin-Verein, 1908. 8°,
11 S. (134—144). Gesch. d. Autors,
(15695. 8°.)
Hammer, W. Beiträge zur Geologie der
Sesvennagruppe. 1. u. II. (Separat.
aus: Verhandlungen der k. k. geolog.
Reichsanstalt 1907 u. 1908.) Wien, typ.
Brüder Hollinek, 1907—08. 8°. 2 Teile.
Gesch. d. Autors.
Enthält:
Teil I. Uber Verrucano und Trias
im Schliniger- und Avignatal. Ibid.
1907. 10 S. (Verb. 1907. S. 369— 378)
Teil II. Der Westrand der Ötztaler
Masse. Ibid. 1908. 10 S. (Verh. 1908.
S. 98—107) mit 3 Textfig. (15696. 8".)
Hammer, W. Die Ortlergruppe und der
Ciavalatschkamm. (Separat. aus: Jahr-
buch der k. k. geolog. Reichsanstalt.
Bd. all 1903. Hift. 1.) Wien, .R.
Lechner, 1908. 8°. 118 S. (79—196)
mit 41 Textfig. und 2 Taf. (II—IIl).
Gesch. d. Autors. (15697. 8°.)
Hayden, H. H. A sketch of the geo-
graphy and geology of the Himalaya
and Tıbet. Part. I—III. Calcutta, 1907.
4". Vide: Burrard, S.G. and H.H.
Hayden. (2871. 4°.)
John, €. v. und F. E. Suess. Die
Gauverwandtschaft der Gesteine der
Brünner Intrusivmasse. (Separat. aus:
Jahrbuch der k. k. geolog. Reiclıs-
anstalt. Bd. LVIII. 1908. Hft. 2.) Wien,
R. Lechner, 1908. 8°. 20 S. (247—266)
mit 1 Textfig. und 1 Taf. (VII). Gesch.
d. Autors. (15698. 8°.)
Kalkowsky, E. Oolith und Stromatolith
im norddeutschen Buntsandstein. (Se-
parat. aus: Zeitschrift der Deutsch.
geolog. Gesellschaft. Bd. LX. 1908.)
Berlin, J. G. Cotta’s Nachfolger, 1908.
8°. 58 S. (68—125) mit 3 Textfir. und
8 Taf. ([IV—XJ). Gesch. d. Autors.
(15699. 8°.)
Kayser, E. Lehrbuch der geologischen
Formationskunde. 3. Auflage. [Lehr-
buch der Geologie. II. Teil.) Stuttgart,
F. Enke, 1908. 8°. X—741 $. mit
150 Textfig. und 90 Texttafeln. Gesch.
d. Autors, (25731. 8°.)
Kossmat, F. Beobachtungen über den Ge-
birgsbau des mittleren Isonzogebietes.
(Separat. aus: Verhandlungen der k. k.
zeolog. Reichsanstalt 1908. Nr. 2—3.)
Wien, typ. Brüder Hollinek, 1908. 8°.
16 3. (69—84) mit 5 Textfig. Gesch.
d. Antors. (15700. 8°.)
9"
256
Kossmat, F. Geologie des Wocheiner
Tunnels und der südlichen Anschluß-
linie. Mit einer Beilage von M. V.
Klodic: Über die Wasser- und Tem-
peraturverhältnisse des Tunnels, (Se-
parat. aus: Denkschriften der math.-
naturw. Klasse der kais. Akademie der
Wissenschaften. Bd. LXXVIL.) Wien,
A. Hölder, 1907. 4°. 102 S. (41—142)
mit 15 Textfig., 7 Taf. und 1 geolog.
Karte. Gesch. d. Autors. (2872. 4.)
Krasser, F. Konstantin Freiherr von
Etitingshausen. Eine „biographische
Skizze. (Separat. aus: Osterreich- bo-
tanische Zeitschrift. Jahrg. 1897. Nr. 9
und 10.) Wien, typ. ©. Gerold’s Sohn,
1897. 8°. 16 S. mit 1 Textfig. (Porträt
Ettingshausens). Gesch. d. Autors.
(15701. 8°.)
Kriz, M. O zaledneni Rakouskcho Slezska
a severovychodni Moravy. (Separat.
aus: Pravek. 1908.) Olomoue, typ.
Kramaf a Prochäzka, 1908. 8°. 40 S.
ınit 6 Textfig. Gesch. d. Autors.
(15702. 8°.)
Köhler, P. 0. Die Entstehung der Kon-
tinente, der Vulkane und Gebirge.
Leipzig, W. Engelmann, 1908. 8°.
VI—58 S. mit 2 Textfig. Gesch. d.
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Schaeberle, J. M. The infallibility of zu Bonn. Jahrg. 1908.) Bonn, typ.
Newton’s law of radiation at known Ü. Georgi, 1908. 8°. 13 8. mit 4 Text-
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des Deutschen naturwissenschaftlichen
Vereines beider Hochschulen in Graz.)
Graz, 1908. 8°. 4 S. mit 2 Textfig.
Gesch. d. Autors. (15722. 8°.)
Stiny, F. Über die Entstehung einer
neuen Bocca in der Solfatara bei
Pozzuoli. (Separat. aus: Mitteilungen
des Deutschen naturwissenschaftlichen
Vereines beider Hochschulen in Graz.)
Graz, 1908. 8°. 2 S. Gesch. d. Autors.
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Stiny, F. Über einige wenig bekannte
Gletschertöpfe in der Umgebung von
Nago in Südtirol. (Separat. aus: Mit-
teilungen des Deutschen naturwissen-
schaftlichen Vereines beider Hoch-
schulen in Graz.) Graz, 1908. 8°. 2 8.
Gesch. d. Autors. (15724. 8°.)
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Vasovie, R. Die Eiszeitspuren in Serbien.
Semlin, typ. J. Pulyo, 1908. 8°. 48 8.
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partie scientifique.] Batavia, Imprimerie
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Verbeek, R. D. M. Rapport sur les
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Jaarbock van het mijnwezen in Neder-
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—205) mit 1 Taf. (XVII). Gesch. d.
Autors. (2870. 4°.)
Zlatarski, G. N. La serie &ocretacee
ou le cretace inferieur en Bulgarie.
Sofia, 1907. 8°, 82 S. (bulgarischer
Text mit französischem Resume) mit
1 Taf. Gesch. d. Autors. (15729. 8°.)
Zlatarski, &. N. La serie miocene en
Bulgarie. Sofia, 1908. 8°. 82 S. (667 —
748) bulgarischer Text mit französi-
schem Resume. Gesch. d. Autors.
(15730. 8°.)
Verlag der k. k. geolog. Reiehsanstalt, Wien lll. IYasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
Verhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt,
Bericht vom 31. August 1908.
Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: F. v. Kerner: Die Trias am Südrande der
Svilaja planina. — Literaturnotizen: Salmojraghi.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittellungen verantwortlich.
Eingesendete Mitteilungen.
Fritz v. Kerner. Die Trias am Südrande der Svilaja
planina.
Während in den Talebenen der Cikola und Cetina vorwiegend
nur unterste Trias erscheint, sind im dazwischen liegenden Gebiete
auch höhere Glieder dieser Formation vertreten. Sie bilden dort im
Norden der Einsenkung von Mu€ das Fußgestell des aus jurassischen
Schichten bestehenden südlichen Vorbaues der Svilaja, die selbst aus
Kreidekalken aufgetürmt ist. Die ersten Mitteilungen über die Trias
von Mu verdankt man Hauer und Stache!), welche anläßlich der
geologischen Übersichtsaufnahme Dalmatiens das Gebiet bereisten.
Das bekannteste Ergebnis dieser Reise war die Konstatierung einer
mächtigen Entwicklung von oberen Werfener Schichten, die durch
das reichliche Vorkommen von Üephalopoden ausgezeichnet sind.
Bezüglich der über diesen Schichten folgenden Glieder der Trias-
formation waren aber die Beobachtungen der genannten beiden Forscher
nicht erschöpfend.
Vor einer Reihe von Jahren wurde die Ammonitenfauna der
oberen Werfener Schichten von Muc durch Kitt! einer gründlichen
Ausbeutung und mustergültigen Bearbeitung unterzogen?). Auf die
Hangendserie der Werfener Schichten hatten sich jedoch auch
Kittls Aufsammlungen und Studien nicht erstreckt, so daß unsere
Kenntnis der Trias der Svilaja noch immer unvollständig blieb. Es
1) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1862, Bericht vom 30. Juni, pag. 241, und
Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1862, Sitzung vom 4. November, pag. 271.
Hauer, Geologische Übersichtskarte der österreichischen Monarchie. Blatt X,
Dalmatien. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1868, Bd. XVIII, pag. 436—442.
Stache, Die liburnische Stufe und deren @renzhorizonte. Geologische Über-
sicht. Abhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1889, Bd. XIII, pag. 20--25.
?) Die Cephalopoden der oberen Werfener Schichten von Mu@ in Dalmatien.
Abhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1903, Bd. XX, Heft 1,
K. Kk. geol, Reichsanstalt. 1908. Nr. 12. Verhandlungen. 37
960 Verhandlungen. Nr. 12
war dies um so mehr zu bedauern, als inzwischen den Triasbildungen
von Süddalmatien durch v. Bukowski eine äußerst detaillierte, von
höchst interessanten Ergebnissen gefolgte Untersuchung zuteil geworden
war und die Trias des Velebits und des nördlichen Dalmatiens von
Schubert sehr genau erforscht wurde. Die jetzt an die Reihe
gekommene Detailaufnahme der NW-Sektion des Blattes Sini—Spalato
bot endlich Gelegenheit, die erwähnte Lücke in unseren Kenntnissen
auszufüllen. Es handelte sich da um eine der klaffendsten Lücken in
unserem stratigraphischen Wissen über Dalmatien, um eine Lücke, deren
Schließung aber auch eine lohnende Arbeit war. Schon Hauer schrieb
einst: „Gewiß zu den interessantesten Aufgaben aber unter den vielen,
welche sich in Dalmatien noch darbieten, wird dereinst die Detail-
untersuchung des Svilajagebirges zu zählen sein.“
Die Trias am Südrande der Svilaja zerfällt in zwei scharf von-
einander unterscheidbare Abteilungen, in eine untere, in welcher
Schiefer vorherrschen und entlang des ganzen Gebirgsrandes in annähernd
gleicher Reihenfolge auftreten, und in eine obere, in welcher sehr
verschiedene Gesteine, Kalke, Dolomite, Schiefer, Mergel, Porphyrite
und Tuffe vorkommen und in zum Teil sehr wechselnder Art und
Weise aufeinanderfolgen. Die erstere Abteilung entspricht den Werfener
Schichten, die letztere dem Muschelkalke und der ladinischen Stuie.
An der Basis der ersteren Schichten erscheinen stellenweise noch
Gesteine, welche als Übergangsbildungen zum Perm betrachtet werden
können.
Werfener Schichten.
I. Rauhwacke.
Als das tiefste Glied der Schichtfolge am Südfuße der Svilaja
planina ist eine dunkle Rauhwacke anzusehen. Das Vorkommen von
Rauhwacken und Gips in Verbindung mit Werfener Schiefer und
Gutensteiner Kalk ist in Dalmatien schon von Hauer und Stache
beobachtet worden. Über die gegenseitigen Lagerungsverhältnisse dieser
Gesteine sprachen sich die beiden eben genannten Autoren nicht näher
aus. Sie betrachteten die Rauhwacken wohl als eine Vertretung der
oberen Werfener Schichten und des tiefsten Muschelkalkes und stellten
sie demgemäß in die untere Trias. Bei meinen Aufnahmen in den
Spaltentälern der Cikola, Kerka und Cetina konnte ich auch keine
bestimmte Aufeinanderfolge der erwähnten Gesteine feststellen und
keinen Anlaß dazu finden, von der Auffassung Hauers und Staches
abzugehen.
Die Schmidtsche Idee, daß die Triasmassen der mittel-
dalmatischen Flußtäler eingesunkene Reste von großen Decken seien,
könnte zur Annahme führen, daß die Rauhwacken daselbst tektonische
Gebilde wären und überhaupt nicht einen bestimmten Horizont ver-
träten. Da ich jedoch die Meinung Schmidts. nicht teile, konnte
auch sie für mich kein Anlaß sein, die frühere Anschauung betreffs
der Stellung der dalmatischen Rauhwacken zu verlassen. Die geologischen
Aufnahmen bei Mue führten nun aber zu Feststellungen, welche es
wahrscheinlich machen, daß die Rauhwacken in dieser Gegend das
Liegende der unteren Werfener Schichten seien.
1908 Bericht vom 31. August. Y. v. Kerner. 261
Die untere Trias von Mu& ist südwärts auf oberen Kreidekalk
und auf eocäne Breccien aufgeschoben. Im westlichen und mittleren
Gebietsteile bildet sie eine einfache gegen N einfallende Schichtfolge,
im Osten zeigen sich Ansätze zur Entwicklung eines Gegenflügels zu
derselben; die Zone der unteren Werfener Schichten erfährt dort eine
bedeutende Verbreiterung und südwärts von ihr erscheinen nochmals
obere Werfener Schichten. Zwischen jener Strecke, längs welcher die
einfache nordfallende Schichtfolge auf die eocänen Breccien aufge-
schoben ist, und jener Region, in welcher ihr steil gestellter Gegen-
flügel an die Eocängesteine angepreßt erscheint, tritt längs der
Störungslinie die Rauhwacke zutage. Diese ihre Lage an der Stelle,
wo die Achse der Triasfalte schief auf die Überschiebungslinie trifft,
läßt die Rauhwacke als den Kern dieser Falte erscheinen.
Eine klare Erkenntnis des Sachverhaltes wird durch den Umstand
beeinträchtigt, daß die Rauhwacke nur in sehr beschränktem Maße
anstehend zu sehen ist. Das ihr zuzurechnende Terrain ist ein zum
größten Teil mit Weingärten bedecktes flachwelliges Gelände, in
welchem die Gartenerde — im Gegensatz zu ihrer Rotfärbung im
Gebiet der Werfener Schiefer — eine gelbliche Farbe zeigt und die
Steinmauern zwischen den Gärten zumeist aus Trümmern von Rauh-
wacken aufgebaut sind. Besonders in der nächsten Nachbarschaft der
Werfener Schiefer sind keine Aufschlüsse vorhanden und eine direkte
Überlagerung der Rauhwacken durch diese Schiefer ist daher nicht
siehtbar.
Die Rauhwacke östlich von Mud zeigt die bekannte zellig-poröse
Struktur und im frischen Bruche eine graue oder braune Farbe. An
angewitterten Flächen ist sie schmutziggelb gefärbt. Zusammen mit
ihr finden sich auch Breccien, in welchen Trümmer von rotem Schiefer
und Sandstein und dunkelgrauem Kalk dureh Rauhwacke verkittet
sind. Diese Breccien sind wohl tektonischen Ursprunges und von
jüngerem Alter. Gegen die Annahme, daß aber auch die Rauhwacke
eine Reibungsbreccie sei, spricht es, daß sie nicht längs der ganzen
Störungslinie von Mu regellos verteilt auftritt, sondern dort erscheint,
wo zufolge der tektonischen Verhältnisse die tiefsten Schichten des
Gebietes zutage treten sollten.
Betrachtet man die Rauhwacke am Südfuße der Svilaja als
Liegendes der unteren Werfener Schichten, so muß man wohl auch
annehmen, daß sie noch unter die untere Triasgrenze hinabreiche.
Es ergibt sich dann für die Rauhwacke in Dalmatien dasselbe Alter,
welches ihr in Bosnien schon von Mojsisovics zugedacht wurde
und für sie jetzt von Katzer und Kittl angenommen wird. Moj-
sisovics!) betrachtete die in Westbosnien über dem Grödener Sand-
stein und unter den Werfener Schiefern liegenden dunklen Kalke,
Rauhwacken und Gipse als Vertreter des Bellerophonkalkes, Katzer?)
sagt: „Im übrigen besteht das Perm Bosniens aus... .. grauen bis
schwarzen Kalksteinen und gelben Dolomiten, die sehr häufig einer-
i 1) Grundlinien der Geologie von Westbosnien und Türkisch - Kroatien,
pag. 26. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1880, XXX. Bd., II. Hft.
?) Geologischer Führer durch Bosnien und die Herzegowina, pag. 9, 1903.
312
262 Verhandlungen. Nr..12
seits in Zellenkalke, anderseits in Rauhwacken übergehen. Unterge-
ordnet sind ... . Einlagerungen von Gips und Anhydrit.“
Kittl!) führt in der Tabelle der bei Sarajevo vertretenen For-
mationen dunkle Kalke, Rauhwacke und Gips als untergeordnete
Glieder des Perms an. Darin, daß ich angesichts dieser Alters-
deutungen der gipsführenden Rauhwacke von Bosnien nicht auch für
die dalmatische Rauhwacke ein oberpermisches Alter annahm, ver-
mag ich kein Versäumnis zu erblicken. Die Verschiedenheiten,
welche bezüglich der Entwicklungsart der unteren Trias zwischen
Bosnien und Dalmatien bestehen, sind doch nicht so gering, daß es
anginge, die in Bosnien erzielte Altersbestimmung einer Schicht
auch schon als für Dalmatien gültig anzusehen, solange nicht auch
in diesem Lande selbst Argumente zugunsten jener Altersbestimmung
gefunden werden.
Il. Dunkler Kalk.
An zweiter Stelle ist bei einer Aufzählung der Schichtglieder
von Mue ein dünnbankiger dunkelgrauer Kalk zu nennen. Ist es von
der Rauhwacke sehr wahrscheinlich, daß sie das Liegende der
Werfener Schichten bildet, so hat man bei diesem Kalke die Ge-
wißheit, daß er die Hauptmasse der eben genannten Schichten unter-
teuft. Beim Wirtshause von Muc sieht man zunächst Felsen von
eocänem lichtem Breccienkalk und gleich dahinter eine Wandstufe
aus einem grauen dünnbankigen Kalke, welcher mittelsteil unter die
slimmerreichen Schiefer einfällt, die den Abhang oberhalb des Dorfes
aufbauen. Hinter mehreren der weiter ostwärts stehenden Hütten
ist derselbe dunkle Kalk am Fuße des Schieferhanges aufgeschlossen.
Östlich von der Mucher Kirche findet er sich in Verbindung mit einer
sroben Breccie, in welcher Bruchstücke von ihm und Trümmer. von
rotem Sandsteinschiefer mit Rauhwacke verkittet sind. Rechts vom
Eingange in die Schlucht des Zmijevac potok ragt unterhalb der
roten Schiefer gleichfalls ein Riff von dunklem Kalke auf und nahe
vor demselben steht auch ein Fels von gelber löcheriger Rauhwacke.
Zwei weitere, oberflächlich ganz zu Trümmerwerk zerfallene Partien
von dunkelgrauem Kalke befinden sich dicht nebeneinander unweit
von Sakov stan neben der Sinjaner Straße. Gleich weiter ostwärts
folgt dann unterhalb des aus Werfener Schichten aufgebauten Berg-
gehänges die schon früher erwähnte flachhügelige Region, in welcher
kauhwacken anstehend zwar nur spärlich, in kleinen und großen
Trümmern aber reichlichst anzutreffen sind.
Gleich neben der scharfen Grenze dieser Region gegen den
eocänen Breccienkalk ist in letzterem eine Rinne eingeschnitten,
durch welche der Milina potok in den Ostabschnitt des Mucko polje
gelangt. Dieser Bach kommt aus einem vielverzweigten Talsystem,
welches in jenen verbreiterten Teil der Werfener Schieferzone ein-
sefurcht ist, von welchem früher bemerkt wurde, daß er zwei Falten-
') Geologie der Umgebung von Sarajevo, pag. 13. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A.
1904, LI. Bd., IV. Htt.
1908 Bericht vom 31. August. F. v, Kerner. 263
flügel repräsentiert. Rechts vom Eingange in den Hauptast dieses
Talsystems trifft man einen grauen Kalk mit weißen Adern, welcher
mittelsteil gegen WNW fällt, von Rauhwacken überlagert und von
grauen Schiefern unterteuft wird. Am linksseitigen Talgehänge stehen
gegen NW einfallende rote und gelbe Schiefer an. Weiter talein-
wärts bildet dieser Kalkzug, steil gegen NNW geneigt, die südliche
Böschung der Talfurche, dann streicht er, beiderseits von Schiefer
begleitet, bei ONO-Fallen zum Scheiderücken zwischen der Milina
und der zum Sinjsko polje fließenden Sutina hinan. Im Quellgebiet
dieses letzteren Baches erscheint der dunkle Kalk in zwei Züge ge-
teilt. Der eine streicht, zuerst fast saiger stehend, gegen SO und
dann, mittelsteil gegen N einfallend, parallel zur Triaseocängrenze
gegen ONO. Der andere Zug läuft, mehrmals unterbrochen, mehr
geradlinig vom Ausgangspunkte zum Endpunkte des ersteren. Das
von den beiden Kalkzügen umschlossene Gebiet besteht -— gleichwie
das sie umschließende — aus grauen und roten Schiefern. Es wäre
hiernach anzunehmen, daß unter dem dunkelgrauen Kalke nochmals
Schiefer folgen; doch ist es ungewiß, ob die zwei Kalkzüge im Quell-
gebiet der Sutina die beiden Flügel eines Faltenkernes sind, oder
ob es sich um eine durch Störungen bedingte Wiederholung des-
selben Gesteinszuges handelt. Daß im Tal der Milina, wo in der
Werfener Zone zwei Faltenflügel stecken, der dunkle Kalk nur in
einem Zuge auftritt, kann nicht Wunder nehmen, da es sich hier
wohl um zwei nach Zerreißung der Achsenregion der Falte anein-
ander verschobene Flügel handelt. Westwärts vom Milina potok
läßt sich die Frage, ob unter dem dunklen Kalk noch Schiefer liegt
oder gleich die Rauhwacke folgt, mangels hinreichender Aufschlüsse
nicht entscheiden. Bei Mu& entzieht sich diese Frage schon deshalb
der Beantwortung, weil dort der Kalk bereits das tiefste an der
Überschiebungslinie auftretende Gestein ist. Im Milinatale gewinnt
man eher den Eindruck, daß der Kalk eine Einlagerung in den
Schiefern bilde, als daß seine obere oder untere Grenzfläche mit der
Trennungsfläche der beiden Faltenflügel zusammenfalle.
Dieser Kalk im Liegenden der Hauptmasse der Werfener Schiefer
von Mu entspricht wohl jenen dunklen Kalken, welche v. Mojsiso-
vies, Katzer und Kittl in Bosnien zugleich mit den Rauhwacken
in das oberste Perm stellen. Der Umstand, daß noch unter ihm
einige Schieferbänke zu folgen scheinen, würde diese Altersdeutung
noch nicht ausschließen, da Kittl an zwei Punkten der Umgebung
von Sarajevo Bellerophonkalk als Einlagerung in Gesteinen vom Aus-
sehen der typischen Werfener Schiefer angetroffen hat!). Die auf
Grund dieses merkwürdigen Befundes von Kittl gemachte Annahme,
daß dort die obersten Bänke des Perms schon in der Fazies der
Werfener Schichten entwickelt seien, war in seinem Falle ganz be-
rechtigt, da die betreffenden dunklen Kalke auf Grund von Fossil-
funden als Bellerophonkalke sicher zu erkennen waren. In unserem
Falle, wo ein paläontologischer Altersnachweis mangelt, liegt es
näher, den umgekehrten Schluß zu ziehen, daß ein Teil der untersten
!) Geologie von Sarajevo, pag. 17.
264 Verhandlungen. Nr. 12
Bänke der Trias noch in der Fazies der Bellerophonkalke ausge-
bildet sei, um so mehr als in den Schiefern schon bald über dem
Kalke Myacitensteinkerne vorkommen. Betreffs der Rauhwacken wird
aber wohl die Annahme am Platze sein, daß sie noch unter die
untere Triasgrenze hinabreichen.
Die Frage, ob eine Schicht schon den untersten Lagen einer
höheren Etage oder noch den obersten Bänken der nächsttieferen
Etage zugehöre, ist manchmal nicht sehr von Belang und man darf
vielleicht behaupten, daß sie zuweilen mit größerer Ausführlichkeit
erörtert worden ist als ihrer Bedeutung entsprach. Im vorliegenden
Falle ist sie jedoch formell von Wichtigkeit und ist ihre Ent-
scheidung von einer gewissen Tragweite; hängt es doch von ihr ab,
ob nun auch Mitteldalmatien zu jenen Gebieten zu zählen sei, in
welchen auch Bildungen der paläozoischen Ara auftreten. Jedenfalls
müßte man, wenn die Entscheidung in bejahendem Sinne gefällt wird,
bei einer Formationsaufzählung stets betonen, daß es sich bei dem
„mitteldalmatischen Paläozoikum“ nicht — wie beim Paläozoikum
Süddalmatiens und des Velebits — um eine selbständige Schichtgruppe,
sondern um den tiefsten Anteil eines überwiegend untertriadischen
Schichtkomplexes handelt.
III. Roter Myacitenschiefer.
Die unteren Werfener Schiefer der Svilaja zeigen eine große
Mannigfaltigkeit in Hinsicht ihrer petrographischen Ausbildung. Westlich
von Mud kann man nachstehende Gesteinszonen unterscheiden:
1. Eine unterste Zone von graugrünen und gelben Schiefern.
2. Eine untere Zone vorwiegend roter Schiefer.
3. Eine mittlere Zone sehr verschieden gefärbter Schiefer und
Sandsteine.
4. Eine obere Zone vorwiegend roter Sch’efer.
5. Eine Zone intensiv rot gefärbter Schiefergesteine.
6. Eine oberste Zone von roten Schiefern und Sandsteinen und
grauen Kalken.
In der untersten Zone trifft man vorzugsweise grünlich- oder bläu-
lichgraue, feinblättrige Tonschiefer, graue, sehr dünnplattige, glimmer-
arme Schiefer mit härteren kalkigen Zwischenlagen. Die vorherrschenden
Gesteine der zweiten und vierten Zone sind dunkelrote und rötlich-
graue, mehr oder minder glimmerige Schiefer und Sandsteinschiefer
mit grauen Kalken als Zwischenlagen. Der bunte Gesteinswechsel in
der mittleren Zone wird am besten durch Wiedergabe eines Detail-
profiles illustriert:
Braunroter Sandstein mit Zwischenlagen blättrigen, ebenso
gefärbten Schiefers.
Bänkchen von gelblichem Sandstein.
Violettgrauer und grünlicher dünnblättriger Schiefer mit Myaeiten.
Bank von gelbem Sandstein mit Myaciten.
Glimmeriger graurötlicher Sandstein.
Dünne Lage von grünlichem Tonschiefer.
1908 Bericht vom 31. August. F, v. Kerner. 265
Bröcklig zerfallender lichtgelber Sandstein.
Violetterauer dünnblättriger Schiefer.
Dicke Bank von lichtgelblichem Sandstein.
Rotbrauner Sandstein.
Dünne Lage von blättrigem grünen Schiefer usw.
Die durch ihre intensiv rote Farbe auffallende Gesteinszone
besteht aus engklüftigen glimmerarmen Schiefertonen nebst grauen
Kalken. In der hangendsten Zone, welche den Übergang zu den
kalkigen oberen Werfener Schichten vermittelt, erscheinen weinrote
und rotbraune sowie gelbe Sandsteine mit Zwischenlagen von dunkel-
rotem Tonschiefer, grünliche plattige Kalkschiefer und graue bankige
Kalke. Selten vorkommende Varietäten der unteren Werfener Schiefer
sind lichtgrünliche glimmerarme Sandsteine und Schiefer und licht-
rötliche Sandsteine mit Putzen von dunkelrotem Ton.
Bei den Häusern von Mu£€ fehlt die unterste graugrüne Zone,
oberhalb der östlicher stehenden Hütten ist der über der bunten
Zone folgende Anteil sehr reduziert; einige Abweichungen von der
hier beschriebenen Schichtfolge treten wohl auch in der Gegend von
Neori@ auf. Ganz im Osten des Gebietes, im Anfangsteile der Sutina-
schlucht, ist wieder eine der vorigen ziemlich ähnliche Farbeneliederung
zu erkennen. Besonders auffallend tritt dort, bei den Hütten von
Mije, die intensiv rote Schiefertonzone hervor. Für die bunte Zone
ist sowohl hier als auch anderwärts eine reiche Ravinenbildung sehr
bezeichnend.
In stratigraphischer Beziehung mag eine bloß auf Farbenunter-
schiede gestützte Gliederung einer Schiefermasse ziemlich wertlos
scheinen; ihr Zweck ist im vorliegenden Falle eine Förderung des
Erkennens der Tektonik. Wo eine lithologisch völlig einheitliche
Schichtmasse längs einer Störungslinie ihre Breite sehr verändert,
läßt sich nicht feststellen, ob es sich um eine gleichmäßige Verdünnung
oder um das Verschwinden eines Teiles der Schichtmasse handelt. Wo
aber eine Gliederung der Masse, wenn auch nur aufein ganz äußerliches
Moment hin, möglich ist, kann man die vorige Frage leicht entscheiden.
Bei Mu ist nun die Werfener Schiefermasse auf jüngere Schichten
aufgeschoben und da ist es für eine Analyse des tektonischen Prozesses
wichtig, zu ermitteln, was für ein Verhalten die verschiedenen Teile
der Masse hierbei zeigen.
Die unteren Werfener Schiefer von Mu@ schließen eine zwar
individuenreiche, aber höchst artenarme marine Fauna ein. Weitaus
am häufigsten erscheinen Steinkerne von Myaciten, wohl durchwegs
Anodontophora fassaensis Wissm. Außer ihr sind noch die Gattungen
Pseudomonotis und. Myophoria durch spezifisch kaum bestimmbare
Exemplare vertreten. Diese Petrefakten sind durch die ganze Schicht-
masse verbreitet, in ihrem Auftreten aber vom Gestein abhängig. Reich
an Steinkernen von Myaciten sind namentlich die gelben Sandstein-
schiefer und manche sehr glimmerreiche graue und graurötliche Schiefer.
Selten finden sich Versteinerungen in den dünnblättrigen tonigen Schich-
ten. Insoweit sich das Vorkommen der an Fossilien reichen und armen
Gesteine auf einzelne Zonen des Komplexes konzentriert, zeigen sich
266 Verhandlungen. Nr. 12
wohl auch auffällige Ungleichmäßigkeiten in der Vertikalverbreitung
der Bivalven.
Die unteren Werfener Schiefer zeigen sehr verschiedene Einfalls-
richtungen und KNeigungswinkel. Man kann da zwischen solchen
Schiehtstellungen, die im Gebirgsbaue begründet sind, und solchen,
die in lokalen Störungen ihre Ursache haben, unterscheiden. Bei ihrer
relativen Weichheit neigen die tonreichen Schiefer sehr zu Faltungs-
erscheinungen und der häufige Wechsel ungleich plastischer Lagen
begünstigt die Zerreißung solcher kleiner Falten.
Zum eroßen Teil sind die unteren Werfener Schiefer steil an
Kreide- und Eocängesteine angepreßt, manchmal in überkippter Stellung,
so daß man eher von einer Anschiebung als von einer Überschiebung
sprechen kann. In der Berührungszone treten zahlreiche Verbiegungen
und Knickungen der Schichten auf. Sehr gut kann man dieselben an
den Seitenwänden jener Schluchten sehen, welche die Zone der unteren
Werfener Schiefer quer durchbrechen. Besonders kompliziert gestalten
sich die Lagerungsverhältnisse im Osten, im Milina- und Sutinatale.
Kin näheres Eingehen auf dieselben fällt außerhalb des Rahmens dieser
stratigraphischen Arbeit.
Die unteren Werfener Schiefer bauen die tieferen Teile des
Gehänges auf, das nordwärts vom Mucöko polje emporsteigt. Diese
Gehängeteile sind von vielen Gräben und schluchtartigen Tälchen
durchfurcht; die ersteren nehmen in der Schieferzone selbst ihren
Ursprung, die letzteren sind die Ausführungsgänge kleiner Talsysteme,
welche in den höheren und weiter zurückliegenden Gehängeteilen
innerhalb der oberen Werfener Schichten zur Entwicklung kommen
(Radaca, Zmijevac, Strossanae). Die größte der die unteren Werfener
Schiefer quer durchbrechenden Schluchten ist das Endstück eines
langen Tales, das schon in der Region des Muschelkalkes und der
Wengener Schichten seinen Anfang nimmt (Suvaja).
Östwärts vom Mucko polje, wo sich die Zone der unteren
Werfener Schichten sehr verbreitert, finden in ihr auch kleine Längs-
täler mit ihren Seitenästen Platz (Milina, Sutina). Gegen West läßt
sich die Zone der unteren Werfener Schichten bis in das obere
Vrbatal verfolgen, wo sie unter dem Schutte des südwärts anstoßenden
Kreidegebirges untertaucht, dann aber längs des Südfußes der Raml-
janer Hügelmasse — hochgradig verschmälert — nochmals zum Vor-
schein kommt.
IV. Grauer kallkıeer Ceratitenschiefer.
Die oberen Werfener Schichten der Svilaja entwickeln sich aus
den unteren ziemlich rasch, ohne Einschaltung einer breiteren Über-
gangszone. Im Vergleich zu ihrer so mannigfaltig entwickelten Unter-
lage erscheinen sie einförmig ausgebildet. Für sich allein betrachtet
stellen aber auch sie einen aus verschiedenartigen Gesteinen aufge-
bauten Schichtkomplex dar. Man kann in ihnen folgende Gesteins-
abarten unterscheiden:
1. Grauer Kalk mit weißen Kalzitadern, dem Gutensteiner Kalke
ähnlich, aber nicht so dunkel. Er zeigt sehr unebene Spaltungsflächen.
1908 Bericht vom 31. August. F. v. Kerner. 267
2. Kalkschiefer und Plattenkalk, im frischen Bruche grau, in-
folge fein verteilten Glimmers etwas glänzend, an angewitterten Spalt-
flächen matt gelblich, zuweilen braun. Spaltung ziemlich ebenflächig
in 2—5 cm dicke Platten.
3. Plattiger Mergelkalk, im etwas erdigen Bruche tiefgrau, an
verwitterten Flächen gelb oder bläulich, von den vorigen Abarten
durch größeren Tongehalt verschieden.
4. Mergel und Schieferton, sehr dünnplattig bis dünnblättrig,
von grünlichgrauer Farbe; häufig in Wechsellagerung mit plattigen
bis dünnbankigen Partien der vorgenannten Varietäten. Die Schicht-
masse erinnert dann in ihrem Aussehen an manche Entwicklungs-
weisen der Flyschformation.
5. Als seltenere Einschaltungen sind rötlichgelbe bis braunrote
sandige Kalke zu erwähnen.
Die oberen Werfener Schichten der Svilaja schließen eine in
bezug auf Artenzahl und Individuenmenge reiche Fauna ein. Der
interessanteste Bestandteil dieser Fauna sind die Ceratiten, deren
Vorkommen von Hauer und Stache entdeckt wurde. Einige der-
selben hat auch schon ersterer beschrieben). Eine vorzügliche, mit
vielen Tafeln ausgestattete Monographie der Cephalopoden von Mut
lieferte später Kittl?).. Derselbe unterschied dort 60 Arten (dar-
unter 36 neue). Hiervon entfallen zwei Dritteile auf das Genus Ti-
rolites, ein Viertel auf das Genus Dinarites; von den übrigen gehören
zwei den von Kittl neu aufgestellten Gattungen Sfacheites und Dal-
matites an, die restlichen drei Arten verteilen sich auf die Genera
(beziehungsweise Subgenera) Paraceratites, Kymatites und Meekoceras.
Von einer vollständigen namentlichen Anführung der in Rede
stehenden Ammoniten sehe ich hier ab. Da mehr als die Hälfte
derselben von Kittl in der erwähnten Monographie neu beschriebene
Formen sind, wäre Dem, der Kittls Werk nicht bei der Hand hat,
durch eine solche Aufzählung nicht viel gedient. - Von aus der älteren
Literatur bekannten Arten seien genannt:
Dinarites (Ceratites) muchianus?) Hau. sp., D. dalmatinus Hau.
sp., D. liccanus Hau. sp., Tirolites carniolieus Mojs., T. idrianus Han.
sp., T. illyrieus Mojs., T. Cassianus Quenst sp, T. Haueri Mojs.
!) Die Cephalopoden «der unteren Trias der Alpen. Sitzungsber. d. Wiener
Akad. d. Wissensch., LII. Bd., 1865.
2) Abhandl. d. k. k. geol. R.-A., XX. Bd., I. Heft, 1903.
3) Kittl schreibt mudianus; ich schließe mich der Schreibweise Hauers an
und betrachte die Einführung der Lautzeichen der osteuropäischen Sprachen in
das lateinische Alphabet als unzulässig. Meiner Ansicht nach soll man, wenn man
glaubt, daß sich ein nichtromanisches Wort durch die Buchstaben des lateinischen
Alphabets nicht hinlänglich gut wiedergeben lasse, auf die Verwendung dieses
Wortes zur Speziesbezeichnung überhaupt verzichten. Sonst käme es noch dahin,
daß jemand, der Fossilien aus Südafrika neu beschreibt, die Transskriptionen der
Schnalzlaute der Namasprachen in das lateinische Alphabet einführt. Seitdem
das Lateinische seine einstige Bedeutung als Gelehrtensprache ganz verloren hat
und man nicht einmal mehr lateinische Artdiagnosen gibt, erscheint die Latinisierung
der Speziesnamen fast schon als ein Anachronismus. Meinem Dafürhalten nach
könnte man, ohne Schaden für den Zweck, Orts- und Personennamen unverändert
den Gattungsnamen anfügen. Wenn man sie aber schon nach den Regeln der Formen-
K. k. geol, Reichsanstalt. 1908. Nr. 12. Verhandlungen. 38
268 Verhandlungen. Nr. 12
Außer Cephalopoden finden sich in den oberen Werfener
Schichten von Mu@ sehr reichlich Gastropoden, besonders die zwei
Arten:
Naticella costata Mstr. und
Turbo rectecostatus Hau.
von denen jede in mehreren Varietäten auftritt. Minder häufig sind
Bivalven:
Gervilleia cfr. ewporrecta Leps.
Pseudomonotis venetiana Hau.
5 Kittli Bittn.
F inaequicostata Ben.
Myophoria laevigata Alb.
s Goldfussi Alb.
Die Versteinerungen finden sich hauptsächlich in dem sub 2
genannten plattigen Kalkschiefer und erscheinen auf dessen gelb-
lichen Ablösungsflächen in grauer Farbe ausgewittert. Die Fossil-
führung erstrekt sich über den ganzen Gesteinskomplex; dieser Um-
stand ladet bei der Mächtigkeit und guten Schichtung des Komplexes
zum Versuche einer genauen Horizontierung ein. Hauer versprach
sich von einem solchen Versuche ziemlich viel, indem er schrieb):
„Sie (die Kalkschiefer) enthalten eine Unzahl von sehr wohl erhaltenen
Fossilien, von denen einzelne Arten in bestimmten Schichten vor-
waltend vertreten zu sein scheinen, so daß es bei einer Detailauf-
nahme hier wohl sicher gelingen wird, die ganze Formation noch
weiter zu gliedern.“ Weniger hoffnungsfreudig spricht sich Kittl
aus, welcher Gelegenheit hatte, die Verhältnisse eingehend zu stu-
dieren, er sagt?): „Es wäre daher vielleicht sehr dankbar, hier strenge
schichtenweise zu sammeln, wenn nicht die aus dem Anstehenden zu
gewinnenden Exemplare gewöhnlich schwierig zu bestimmen wären.
Reinere Exemplare liefert meist nur die natürliche Auswitterung; bei
deren Aufsammlung tritt jedoch wieder die Unsicherheit bezüglich
deren Lagerstätte ein und eine Scheidung in verschieden gefärbte
oder sonstwie petrographisch wesentlich verschiedene Bänke ist in
lehre latinisiert, so muß man sie auch nach den Regeln der Lautlehre latinisieren.
Nur das erstere zu tun und das letztere zu versäumen, ist eine unzulässige In-
konsegnenz.
Das von Kittl vorgebrachte Argument, daß die Schreibweise Much nicht
korrekt italienisch sei, ist nebensächlich. Wenn ein uns aus dem klassischen
Latein nicht geläufiger Laut durch die Buchstaben des lateinischen Alphabets zu
transscribieren ist, so ist hierfür maßgebend, wie dieser Laut in den der Mutter
ähnlichsten Tochtersprachen des Lateinischen, im Portugiesischen und im Spanischen
geschrieben wird und da zeigt es sich, daß in der letzteren Sprache der Laut des
serbokroatischen @ (= tsch) durch ch ausgedrückt wird. Ich erinnere mich, so-
wohl in Spanien als auch im spanisch redenden Amerika das much ... in: muchas
muchachas ganz so gehört zu haben, wie die Dalmatiner den Namen des Dorfes am
Südrande der Svilaja aussprechen.
!) Erläuterungen zur geol. Übersichtskarte Dalmatiens, pag. 438.
?) Cephalopoden von Mu6, pag. 4.
1908 Bericht vom 31. August. F. v. Kerner. 269
dem ganzen Schichtenkomplex nicht zu erkennen.“ Nach meinem
Dafürhalten wäre eine detaillierte Zonengliederung wohl möglich,
aber derart umständlich und zeitraubend, daß sie nur der Gegenstand
einer besonderen minuziösen Untersuchung sein könnte, aber nicht
schon im Rahmen der geologischen Spezialaufnahme zu erzielen war.
Bei meinen zahlreichen Verquerungen der Schichtmasse glaube ich
bemerkt zu haben, daß nahe ihrer Basis eine von Naticellen erfüllte
Schicht liegt, über welcher eine erste an Ammoniten reichere Zone
folst. Eine zweite solche Zone schien mir etwas über der Mitte des
Komplexes zu verlaufen. In den obersten Partien desselben sind
Rhizocorallien in größerer Menge anzutreffen.
Die oberen Werfener Schichten fallen großenteils mit mäßigen
Neigungswinkeln gegen Norden ein. Lokale Störungen der Lagerung,
Verbiegungen und Knickungen der Schichten sind bei ihnen sehr viel
seltener als bei den unteren Schiefern. Auf weite Strecken hin er-
scheinen sie geradezu als Musterbild einer ganz regelmäßig ge-
schichteten Gesteinsmasse. Die oberen Werfener Schichten bauen
die höheren Teile des Gehänges auf, welches sich nordwärts vom
Mucko polje emporzieht und die Südflanke der äußersten Vorkette
des Svilajakammes bildet. Sie heben sich im Landschaftsbilde durch
gelblichgraue Farbe scharf von den bunten, im Gesamtton roten
unteren Schiefern ab, so daß das Berggsehänge deutlich in zwei ver-
schiedenfärbige Bänder geteilt erscheint. Diese höheren Gehänge-
teile sind von vielen Gräben durchfurcht, aus deren Vereinigungen
die kleinen Talschluchten hervorgehen, welche die Zone der unteren
Werfener Schichten quer durchbrechen. Einige dieser schluchtartigen
Tälchen verlaufen vor ihrem Durchbruche im Schichtstreichen, nahe
oder an der Grenze der oberen und unteren Schiefer (Torrente Ra-
daca und Schlucht bei Segovie£).
Ihre größte Mächtigkeit erlangen die oberen Werfener Schiefer
im Gebiete zwischen Mu und Neoridc. Westwärts von Muc verschmälert
sich ihr Zug allmählich und bildet dann den unteren Südabhang des
Tales der Vrba, um — nach vorübergehender Verhüllung durch Gebirgs-
schutt — am Südabfalle der Ramljaner Hügelmasse nochmals auf-
zutauchen. Gegen Ost läßt sich der Zug der oberen Werfener Schichten
bis in das oberste Sutinatal verfolgen. Sie bilden dort das nördliche
Talgehänge und ziehen sich gegenüber von der Mündung der Lipova
draga noch an dem Südabhang hinan. Eine isolierte Partie von oberen
Werfener Schichten befindet sich südwärts vom Tal der Milina; es
ist der schon bei früherer Gelegenheit erwähnte Rest eines Südflügels
der an das Eocän steil angepreßten Triasfalte.
V. Diabasporphyrit.
Die Anführung dieses Eruptivgesteines bei der Beschreibung
der unteren Trias ist nur vom topisch-geologischen Standpunkte aus
gerechtfertigt. Es durchbricht die oberen Werfener Schichten, ist also
jünger als dieselben. Durch die Art seines Auftretens unterscheidet
es sich von einem später zu erwähnenden Porphyrit, welcher als
Deckenerguß auftritt. Es findet sich nahe der oberen Grenze der
38*
270 Verhandlungen. Nr 12
Kalkschiefer westlich von der Kuppe Bukova am Anfange jenes
Seitengrabens des Milinatales, welcher durch einen breiten Rücken
von der Lipova draga getrennt wird. Man sieht dort eine 1!/, m breite,
quer zum Schichtstreichen klaffende Spalte in einer Länge von etwa
30 m: mit dem dunkelgrünen Massengesteine erfüllt. Nach unten zu
endet der Zug desselben infolge Schließung der Spalte, nach oben hin
verschwindet er unter Schuttbedeckung. Kontakterscheinungen zeigen
sich nicht.
Gleichfalls nur als topisch-geologischer, nicht stratigraphischer
Befund sind hier noch Dolomitpartien zu nennen, welche am Südabhang
der Ramljaner Hügelmasse (bei der Quelle Vodica) innerhalb der oberen
Werfener Schiefer vorkommen. Sie erscheinen zwar wie Einlagerungen
in diesen Schiefern, doch müssen es Gesteinspartien sein, welche von
dem dort höher oben lagernden Muschelkalkdolomit stammen und
durch Absenkung in ihre jetzige Lage kamen. In Süddalmatien tritt
allerdings, wie v. Bukowski festgestellt hat, auch eine Dolomitfazies
der Werfener Schichten auf; daß in unserem Falle aber nur die eben
gegebene Deutung gelten kann, erhellt wohl daraus, daß im Hauptzuge
der Werfener Schichten auf der Nordseite des Mutko polje — wo ein
Herabsinken der Hangenddolomite wegen der topischen Verhältnisse
sanz ausgeschlossen wäre (die Dolomite liegen dort jenseits des Berg-
kammes) — auch nirgends eine Spur von dolomitischen Einlagerungen
vorkommt.
Muschelkalk.
Uber der unteren Trias ist oberhalb Mu€ die Schichtgruppe des
Muschelkalkes gut entwickelt. Im scharfen Gegensatze zur eintönigen
und im Gebiete überall gleichartigen Ausbildung der oberen Werfener
Schichten zeigt sich im Muschelkalke eine große Mannigfaltigkeit
der geognostischen Befunde. Die Gesteinsbeschaffenheit ist so wechsel-
voll, daß ihr gegenüber selbst jene in den unteren Werfener Schichten
relativ einförmig erscheint. Hat man es dort im wesentlichen doch nur
mit weitgehender Variation des einen Gesteinstypus „Schiefer“ zu tun,
so treten uns in der mittieren Trias der Svilaja mehrere völlig differente
Faziesentwicklungen entgegen. Auch bezüglich der Fossilführung bieten
sich größere Unterschiede dar. An Stelle einer ziemlich gleichmäßigen
Verbreitung der Bestandteile einer Fauna, wie sie in den Werfener
Schichten herrscht, besteht im Muschelkalkniveau ein Gegensatz
zwischen versteinerungsleeren und fossilführenden Schichten und die
letzteren zeigen je nach ihrer Fazies auch verschiedene faunistische
Elemente.
In besonders lebhaften Kontrast zu seiner Unterlage tritt aber
der Muschelkalk bei Mu@ durch die wechselvolle Art und Weise, in
welcher seine Gesteinsentwicklungen am Aufbaue des Schichtkomplexes
Anteil nehmen. Man sieht die Muschelkalkgesteine in sehr verschiedener
Anordnung und Mächtigkeit aufeinander folgen. Eine konstante Lage-
beziehung ist nur zwischen wenigen Gesteinstypen vorhanden; die
meisten können, wenn sie aneinander stoßen, ihre Rollen als Liegendes
und Hangendes vertauschen.
I
=
1908 Bericht vom 31. August. F. v. Kerner. 2
I. Dolomitischer Kalk.
Ein lichtgrauer, sehr stark zerklüftender Kalkstein, welcher längs
des ganzen Triasaufbruches (ein paar kurze Strecken ausgenommen)
das Hangende der oberen Werfener Schichten bildet. Im Westen, im
Vrbatale, noch sehr schmal, schwillt dieser Kalk im mittleren Gebiets-
teile zu ziemlich großer Mächtigkeit an und bildet hier die Kammregion
des Höhenzuges, der sich als südlichste Vorkette der Svilaja nordwärts
von Mu& erhebt. Er tritt hier in der Landschaft als ein mit vielen
Felsklippen besetzter breiter Wall hervor. Weiter ostwärts, wo am
Kamme oben schon seine Hangendschichten anstehen, und er auf die
Südabdachung des Bergzuges abgedrängt erscheint, ist er vom Tale
aus als ein hoch oben hinziehendes Felsband deutlich zu verfolgen.
Hauer und Stache, welche diesen Zug von dolomitischem Kalk
überschritten haben müssen, erwähnen seiner nicht. Sie sahen ihn wohl
als liegendste Partie des mächtigen Dolomitkomplexes an, welcher
nördlich von Mu€ über ihm folgt, eine Anschauungsweise, die bei einer
übersichtlichen, auf Zusammenfassungen gerichteten Betrachtung am
Platze sein mag. Bei einer genauen Beschreibung der geologischen
Verhältnisse muß das in Rede stehende Gestein besonders genannt
werden. Es weicht sowohl in seiner Beschaffenheit als auch in seinen
Reliefformen vom benachbarten Dolomite ab. Wegen des Mangels an
Versteinerungen vermag dieser dolomitische Kalk allerdings kein
stratigraphisches Interesse zu erregen. Sein Alter scheint indessen
durch die Stellung zwischen den oberen Werfener Schichten und dem
Liegenden des Han-Bulogh-Kalkes ziemlich genau bestimmt.
1. Rote Breccienkalke.
In Verbindung mit dem vorerwähnten klüftigen Kalke erscheinen
stellenweise Rauhwacken sowie brecciöse, knollige und plattige Kalk-
gesteine. In einem Graben auf der Westseite der Kuppe Borovaca
(nördlich von Muc) wird die Südböschung durch steil gegen N ein-
fallende obere Werfener Schiefer, die Sohle durch gelbliche Rauh-
wacken und die nördliche Böschung durch den Zug des klüftigen
Kalkes gebildet. Zusammen mit diesem trifft man dort rötliche
Breccienkalke, Breccien mit hell- bis dunkelroter Kittmasse und
etwas rundlichen Fragmenten grauen Kalkes, Gesteinspartien, wo
graue Kalkbrocken in eine schmutziggelbe Mergelmasse eingebacken
sind, ferner gelbe Knollenmergel, graue sandige Knollenkalke,
endlich gelbrote dünnplattige und graue plattige Kalke, letztere den
Plattenkalken der oberen Werfener Schichten ähnlich. Vorherrschend
sind die roten breccienartigen Gesteine. Diese bilden eine sich vom
Zug des klüftigen Kalkes abhebende Terrainzone nordwärts desselben.
Einer grauen Kalkeinlage in dieser Zone gehört die Gipfelkuppe der
Borovaca an; der dolomitische Kalk zieht über die Südseite der
Kuppe hin. Auch auf der östlich benachbarten Kuppe Oltarnik ist
eine Zone breccienartiger Gesteine im Hangenden des klüftigen
Kalkes vorhanden. Da im Bereiche beider Kuppen auch die Rauh-
wacke im Liegenden des Kalkes gut entwickelt ist, kann man dort
272 Verhandlungen. Nr. 12
im Hangenden der oberen Werfener Schiefer drei verschiedenfärbige
Gesteinsbänder, ein gelbes, lichtgraues und rötliches unterscheiden.
Anderwärts ist eine solche Dreiteilung nicht erkennbar; rote breccien-
artige Gesteine treten aber auch noch weiter westwärts, im obersten
Vrbatale, und auch weiter östlich, am Rücken Visovac, nahe der stets
scharfen oberen Grenze der Werfener Schichten auf.
III. Weißer Dolomit.
Im Bruche meist reinweiß, im angewitterten Zustande von hell-
grauer Farbe, gewöhnlich nur undeutlich geschichtet, stark zer-
klüftend, fossilleer. Durch etwas gröberes Korn, stärkere Neigung
zur Zerklüftung und neutrale Graufärbung ist er von den kretazischen
Dolomiten unterscheidbar, deren Grau stets einen Stich ins Bräun-
liche hat. Die für letzteren bezeichnenden wollsackähnlichen Fels-
formen kommen bei ihm nicht vor, dagegen liefert er mehr Gebirgs-
schutt als der Kreidedolomit.
Dieser Dolomit ist das verbreiteiste Gestein der mittleren Trias
am Südrande der Svilaja, so daß man die anderen noch zu er-
wähnenden Gesteine als Einlagerungen in ihm bezeichnen kann. Da
einige dieser Einschaltungen Fossilien des Muschelkalkes führen, ist
zugleich der Dolomit selbst als zur mittleren Trias zugehörig erkannt.
In zwei Regionen des Gebietes, in dessen Mitte und dann wieder
ganz im Osten setzt er für sich allein größere Gebirgsteile zu-
sammen. Von dem nordwärts der wiederholt genannten Vorkette der
Svilaja gelegenen Suvajatale ist der untere Teil des Mittelstückes samt
seinen Seitengräben ganz in Dolomit eingeschnitten.
Hier kommen die für den Dolomit bezeichnenden zertalten
sanften Landschaftsformen zu deutlicher Ausprägung. Das östliche
Dolomitterrain umfaßt die steilen Nordabhänge der Sutinaschlucht,
talabwärts von der aus den oberen Werfener Schichten bestehenden
Gehängestrecke und die Gelände beiderseits der Topla draga, eines
nördlich von der Sutina verlaufenden, tief eingeschnittenen Tales.
IV. Weißer Kalk.
Ein ziemlich grobkörniger, uneben brechender, manchmal nur un-
deutlich in dieke Bänke abgesonderter Kalk. Er ist das einzige
Gestein der Trias von Muc, welches ein ausgesprochenes Karstrelief
zeigt. Man wird im Bereiche seiner karrenreichen, mit kleinen
Trichtern und Dolinen ausgestatteten Felswildnisse an die Gebiete
des Ruulistenkalkes erinnert. Von organischen Resten enthält dieser
weiße Kalk Crinoiden und Kalkalgen. Er tritt zwischen den beiden
vorerwähnten größeren Dolomitterrains auf. Ein Zug verläuft von
dem Ciukova glavica genannten Hügel bis zur Kuppe Visovac. Zwei
srößere Kalkkomplexe liegen weiter nordwärts zur linken des mitt-
leren Suvajatales. Kleinere Vorkommnisse befinden sich im Süden
der Anfangsstrecke dieses Tales. Auch im Westen, im Bereich des
Vrbatales, tritt dieser weiße Kalk auf. Ein Teil der Massen dieses
Kalkes könnte — wie dies später noch zu erörtern sein wird —
möglicherweise schon der ladinischen Stufe zugehören.
1908 Bericht vom 31. August. F, v. Kerner. 273
V. Roter Cephalopodenkalk.
Auf den eben genannten weißen Kalk folgt in der Gegend von
Nord-Ciuk (nordöstlich vom Oltarnik) ein gut gebankter grauer Kalk
mit welligen Schichtflächen, auf welchen man kleine Auswitterungen
von Hornstein und viele rosenrote und gelbe Flecken wahrnimmt.
Die Farbe dieser Flecken hält auch im Innern des Gesteines an, so
daß es sich richt um Überzüge, sondern um Linsen von abweichender,
etwas mergeliger Beschaffenheit handelt. Stellenweise überwiegt diese
rötlichgelbe mergelige Kalksubstanz über den grauen Kalk und er-
scheint dann wie eine Kittmasse zwischen den Partien dieses letzteren.
Über der wenig mächtigen Schicht dieses Kalkes folgt ein
hell- bis dunkelrot geflammter, etwas knoliiger Kalk, welcher ziemlich
spärliche Steinkerne von Cephalopoden der Schreyeralmschichten
führt. Meine Aufsammlungen ergaben folgende kleine Liste:
Acrochordiceras sp.
Monophyllites Suessi Mojs.
Ptychites Oppeli Mojs.
E cfr. acutus Mojs.
Balatonites sp.
cfr. Gymmites sp.
Atraetites sp.
Außer Cephalopoden finden sich in diesem Kalke auch Crinoiden.
Einzelne Gesteinspartien sind von großen runden Crinoidenstielen und
-stielgliedern dicht erfüllt. Über der gleichfalls nur wenig mächtigen,
fossilienführenden Kalkschicht folgt ein roter Knollenkalk. Die
dünnen Bänkchen dieses Kalkes gewinnen durch das Vortreten von
Buckeln und durch die Einsenkung von kleinen Gruben und Löchern
zwischen denselben ein eigentümliches stark höckeriges Aussehen.
Viele von den knolligen Elementen dieses Kalkes zeigen bei häufig
den Steinkernen von kleineren Ptychiten entsprechenden Dimen-
sionen ein zentrales Grübchen, ähnlich einem Nabel, so daß sich der
Gedanke aufdrängt, daß diese Knollen oder wenigstens einige der-
selben vielleicht auch hochgradig deformierte solche Steinkerne sein
könnten.
Das Vorkommen des roten Cephalopodenkalkes erscheint auf
einen sehr kleinen Teil des Triasgebietes von Mu€ zusammengedrängt.
Es beschränkt sich auf den Nordabfall der Westhälfte des Kalk-
rückens zwischen der Ciukova glavica und der Kuppe Visovac. Die
Vertretung der Han-Bulogh-Schichten im Svilajagebirge war bisher
noch nicht bekannt. Für Mitteldalmatien ist dieses Vorkommen bei
Nord-Ciuk das zweite bisnun festgestellte. Das erste wurde von mir
vor drei Jahren südöstlich -vom Sinjsko polje bei Jabuka entdeckt !).
!) Beiträge zur Kenntnis des Mesozoikums im mittleren Cetinagebiete. Verhandl.
d. k. k. geol. R.-A. 1905.
Verhandlungen. Nrml2
[S)
I
>
VI. Dunkelroter Schieferton.
Der eben erwähnte rote Knollenkalk bildet sowohl östlich von Ciuk,
wo er dem Ptychitenkalke aufliegt, als auch anderwärts, wo letzterer
fehlt, die Basis eines tonig-mergeligen Schichtkomplexes. Die Art
des Aufbaues desselben wird am besten durch Detailprofile zur An-
schauung gebracht. Im Graben bei der Quelle Duvina (eine halbe
Stunde östlich von Ciuk) beobachtet man nachstehende Schichtfolge:
Grünlicher Mergel mit knolligen, von einer bräunlichen eisen-
schüssigen Rinde überzogenen Einlagen.
Sehr engklüftiger dunkelroter Mergel mit Zwischenlagen von
ebenso oder lichter gefärbten höckerigen Bänkchen von Knollenkalk.
Feinblättriger dunkelroter und grüner Schieferton mit knollig-
mergeligen Einlagen.
Grüner, in scharfkantige polygonale Stücke zerfallender klüftiger
Kalkschiefer.
Im Graben weiter ostwärts hat man:
Roter und grünlicher Knollenmergel, braunroter, dünn zer-
blätternder Schieferton, graugrüner, kubisch klüftiger Kalkschiefer,
dunkelvioletter und blaugrauer, sehr fein zerblätternder Schieferton.
Gesteine von derselben Beschaffenheit treten im westlichen Ge-
bietsteile, am Nordabhang des oberen Vrbatales, auf. Unfern der
Hütten von Brakus beobachtet man jedoch nur eine schmale basale
Schicht von dunkelrotem Schieferton und darüber polyedrisch zer-
klüftende Schieferkalke mit leicht zerbröckelnden Zwischenlagen von
der Farbe der Pietra verde, ferner kieselige Kalklagen mit orange-
roten eisenschüssigen Überzügen und hellgelbe Mergel.
Auch im Osten sind manchenorts Einschaltungen von ab-
weichender Beschaffenheit vorhanden. In den Aufrissen zur Linken
des obersten Suvajatales sah ich an einer Stelle grünen und roten
Jaspis, an einer anderen Stelle ein grünes, der Pietra verde ähn-
liches Gestein den Schiefertonen in dünner Schichte eingelagert. An
einer Böschung folgen dort:
Graugrünes, weiß punktiertes Tuffgestein.
Gelb verwitternder, grauer Knollenkalk mit einer Zwischenschicht
von grünem glimmerreichem Schiefer.
Mergellage mit Einschaltung eines tiefgrünen, der Pietra verde
ähnlichen Gesteines.
Auch grünlichgelbe sandige Mergel und dunkelgelbe Ocker-
schiefer treten in jener Gegend zusammen mit den dünnblättrigen
Schiefertonen auf. Im Bereiche der Bergkuppe Bukova kommen in
Verbindung mit ihnen auch viel braune Sandsteinschiefer vor.
Von Versteinerungen fand ich in den untersten Lagen. des so-
eben beschriebenen Schichtkomplexes nur den Steinkern eines Pfy-
chites cfr. acutus (hinter der Duvinaquelle) und zwei weitere nur
schlecht erhaltene Ammoniten, von denen der eine ein Ptychit, der
1908 Bericht vom 31. August. 1", v. Kerner. 275
andere ein Üeratit sein dürfte. Das konkordante Aufruhen des
Komplexes auf dem Buloger Kalke und seine Überlagerung durch
Kalke, die noch Spirigera trigonella führen, macht es wahrscheinlich,
daß man es bei ihm mit einer sehr tonreichen Fazies des höheren
Muschelkalkes zu tun hat. Das freilich nur sehr sporadische Auf-
treten von Jaspis und tuffähnlichem Gestein scheint allerdings be-
reits Beziehungen zur ladinischen Schichtserie anzudeuten.
Hauer und Stache tun dieser Mergel und Schiefertone
keinerlei Erwähnung, obschon sie dieselben passiert haben dürften.
Es wundert mich dies, da jene Mergel eine höchst auffällige Ein-
schaltung innerhalb der Kalk- und Dolomitmassen darstellen.
Im Gegensatze zu den großenteils nur mangelhaft gebankten
weißen Kalken und Dolomiten lassen die in Rede stehenden Gesteine
eine sehr deutliche Schichtung erkennen. Sie fallen vorzugsweise
mittelsteil gegen N oder auch gegen zu der Nordrichtung benach-
barte Kompaßstriche ein, doch kommen, wie dies bei der relativen
Weichheit eines Teiles dieser Gesteine sehr begreiflich ist, auch
lokale Verbiegungen der Schichten vor.
Die dunkelroten Mergel und Schiefertone treten in zwei durch
das Dolomitgebiet des unteren Suvajatales getrennten Zügen auf, in
einem schmalen Zuge auf der Nordseite des Vrbatales und in einer
breiteren Zone, welche, bei Ciuk beginnend, über den Rücken Jaz-
vinka (östlicher Teil der wiederholt genannten Vorkette) bis gegen
die Kuppe Bukova verläuft und sich dann noch eine Strecke weit
an der Ostabdachung dieser Kuppe hinabzieht. Außerdem, ist noch
eine kleine Mergellinse bei Botarello mitten im Dolomit vorhanden.
Sehr bemerkenswert ist das Auftreten von Linsen dunkel-
grünen Schiefertones gleich über den oberen Werfener Schichten,
schon im Liegenden des klüftigen Kalkes im Zmijevactale (auf der
Ostseite des Oltarnik und bei Süd-Ciuk).
VU. Dunkelgrauer Hornsteinkalk.
Nach oben zu schalten sich den klüftigen Kalkschiefern dünne
Lagen von Hornstein ein. Weiter aufwärts folgt dann eine ziem-
lich mächtige Schichtmasse von hornsteinführenden Kalken. Dicke,
dunkelgraue Kalkbänke mit vielen gelblichen Auswitterungen an den
Schichtflächen wechseln hier mit grauen dünnbankigen Kalken ab,
die von gelblichen Mergelkalkpartien und von oberflächlich orangegelben
Hornsteinen durchspickt sind. Letztere erscheinen manchmal lagen-
weise angeordnet, oft durchsetzen sie den Kalk in ganz unregel-
mäßigen Partien. Sie wittern aus den Schiechtflächen der Kalke aus
und finden sich auch viel in losen Anhäufungen als härtere Rück-
stände von schon der Abtragung und Zerstörung anheimgefallenen
Bänken.
Als Einlagerung in der Zone dieser Hornsteinkalke trifft man
manchenorts auch ein regellos zerklüftendes, in scharfkantige Stücke
zerfallendes Gestein. Es ist porös, tuffähnlich, im Bruche dunkelgrau,
an angewitterten Flächen bräunlich. Oft läßt sich an ihm eine feine
Punktierung oder Streifung wahrnehmen. Mit verdünnter Salzsäure
K.K. geol. Reichsanstalt. 1908, Nr. 12, Verhandlungen. 39
276 Verhandlungen. Nradz
behandelt, braust dieses Gestein absolut nicht auf. Es könnte sich hier
um einen kieselreichen Mergel, aus dem der Kalk ganz ausgelaugt
ist, handeln, doch ist die große Ähnlichkeit mit einem Tuffgesteine
sehr hervorzuheben. Der dickbankige Kalk enthält in den tieferen
Teilen der Schichtmasse ziemlich viele kleine Petrefakten, welche an
den Gesteinsflächen stark auswittern. Man findet da verschiedene
Formen von Crinoidenstielen, kleine Schnecken und mehrere Brachio-
podenarten, darunter die auch bei unvollkommener Erhaltung noch
erkennbare Spirigera trigonella und eine kräftig gerippte Spiriferina sp.
Dieser dunkle Kalk ist offenbar das Gestein, auf Grund dessen
Auffindung Hauer und Stache die Mitvertretung des Virgloria-
horizonts in der Trias von Mu& angenommen haben. Ersterer erwähnt
auch des Vorkommens der Retzia (Spirigera) trigonella Schloth. in
Kalken über dem hellen Dolomit im Hangenden der Werfener Schiefer
und bei Besprechung des Aufbaues der Trias um Knin werden vom
dalmatischen Aquivalent des Virgloriakalkes lithologische Charaktere
angegeben, welche auf den in Rede stehenden Kalk passen.
Bei diesem dunklen Kalke ist — gleichwie bei seinen Liegend-
schichten — die Lagerungsweise sehr deutlich erkennbar; er fällt wie
jene großenteils mittelsteil gegen N ein. Sein Verbreitungsgebiet fällt
ungefähr mit dem der roten Schiefertone zusammen.
Die von diesen beiden Schichtgruppen gebildeten Terrainzonen
treten in der Landschaft auffällig hervor. Es sind sanfte, von Gräben
durchfurchte, meist felslose Gelände, über welche sich eine magere
Grasdecke breitet. In den Einrissen längs des Südrandes tritt aber
überall der Schieferton zutage und längs des Nordrandes sind vielenorts
Anhäufungen von Hornsteinschutt entblößt. An manchen Stellen der
Abhänge und in den Gräben zeigt sich auch anstehender Hornsteinkalk.
Es wird so eine mehr oder minder deutliche Gliederung des Geländes
in ein dunkelrotes, grünes (begrastes) und orangegelbes Band hervor-
gebracht und ein lebhafter Farbenkontrast gegen die umgebenden
bleichen Kalk- und Dolomitmassen geschaffen.
Die hier aufgezählten Gesteine nehmen in sehr verschiedener
Mächtigkeit und Reihenfolge am Aufbaue des Muschelkalkkomplexes
Anteil. Im Westen, im oberen Vrbatale, folgt über den Werfener
Schichten streckenweise ein schmaler Zug von klüftigem Kalk, darüber
eine wenig mächtige Zone von Dolomit, hierauf ein breites Band von
Hornsteinkalk mit einer schmalen Lage von Schieferton an seiner
Basis und endlich weißer Kalk, zum Teil auch Dolomit. An seinem
östlichen Ende wird das Band des dunklen Hornsteinkalkes vom weißen
Kalke ganz umgriften. Auf der Strecke zwischen den Durchbrüchen
des Suvaja- und Radacabaches durch die unteren Werfener Schiefer
trifft man über dem basalen Zug von klüftigem Kalk eine breite Zone
von Dolomit und dann in bedeutender Entwicklung weißen Kalk. Im
mittleren Suvajatale folgt über einer breiten, von Rauhwacke und
Breccienkalk begleiteten Zone klüftigen Kalkes ein ausgedehntes
Dolomitgebiet ohne Einlagerungen anderer Gesteine.
1908 Bericht vom 31. August. F, v. Kerner, 277
Bei Nord-Ciuk hat man folgendes Profil:
Klüftiger dolomitischer Kalk,
Dolomit,
weißer Kalk,
roter Cephalopodenkalk,
dunkelroter Schieferton,
weißer Kalk, der ostwärts durch Dolomit ersetzt wird.
Weiter östlich keilt der untere Dolomit und der Buloger Kalk
aus und taucht im Hangenden der Tone ein breiter Zug von Hornstein-
kalk auf und in der Gegend der Kuppe Visovae folgen sich:
Klüftiger, dolomitischer Kalk,
weißer Kalk, der weiter ostwärts auskeilt,
dunkelroter Schieferton und Mergel,
dunkelgrauer Hornsteinkalk,
Dolomit, der ostwärts bald durch weißen Kalk ersetzt wird.
Westlich von der Kuppe Bukova fehlt der Zug des klüftigen
Kalkes und das Band des Schiefertones verschwindet dort beinahe
auch. Östlich von der Kuppe liegt wieder ein dem vorigen analoges
Profil vor, nur daß der Kalk im Liegenden der Schiefer durch Dolomit
vertreten ist. Ganz im Osten hat man wieder nur eine basale Zone
von klüftigem Kalk und ein ausgedehntes Dolomitgebiet.
Berücksichtigt man noch, dab im Tale des Zmijevac potok
Linsen von dunkelgrünem Schieferton schon über den Werfener
Schichten vorkommen, und bezeichnet man die fünf viel verbreiteten
Muschelkalkgesteine: basaler klüftiger Kalk, Dolomit, weißer Kalk,
Schieferton und Hornsteinkalk mit den Buchstaben B, D, K, S und H
und die Werfener Schichten mit W, so ergibt sich für die Lagebeziehungen
dieser Gesteine folgendes Schema:
Vorkommende Lagebeziehungen:
B über W und S; unter D, K, S und H.
D über W, B, K, S und H; unter K, S und H.
K über B, D, S und H; unter D, S und H.
S über W, B, D und K; wnter B, D, K und H.
H über W, B, D, K und S; unter D und K.
Nicht vorkommende Lagebeziehungen:
B über D, K, H; D wnter B; K über W; K unter B; S über
H; H unter B und S.
Man sieht, daß vier Fünftel aller hier möglichen Relationen
vorkommen (20 unter 25, beziehungsweise 36 unter 45) Hand in Hand
mit den häufigen Wechseln in der Zahl und Anordnung, der über-
einander folgenden Gesteinsglieder vollziehen sich große Anderungen
in der Mächtigkeit derselben und in der Breite des ganzen Muschel-
kalkkomplexes.
39*
278 Verhandlungen. Nr. 12
Bei dem im ganzen sichtlich einfachen Gebirgsbaue auf der
Südseite der Svilaja ist es ausgeschlossen, daß die so wechselvolle
Art, in welcher die Muschelkalkgesteine aufeinander folgen, durch
komplizierte tektonische Verhältnisse bedingt sei. Als naturgemäße
Erklärung ergibt sich hier ein sehr lebhafter Fazieswechsel. Er be-
herrscht das geologische Bild des Muschelkalkes der Svilaja so voll-
ständig, daß ihm gegenüber die Altersfolge der Gesteine ganz zurück-
tritt. Es zeigt sich diesbezüglich eine Ahnlichkeit mit dem süd-
dalmatischen Muschelkalke, von welchem v. Bukowski in einer
seiner zusammenfassenden Publikationen über die Trias Süddalmatiens
sagt‘): „Hier spielt der regionale Fazieswechsel eine so außer-
ordentlich große Rolle, daß eine auf Altersunterschieden basierende,
allgemein durchgreifende Gliederung dieser Gruppe . .. . ungewöhn-
liche Schwierigkeiten bieten würde.“ Auch das, was dieser Autor
an derselben Stelle zur Charakteristik des von ihm geschaffenen
Kartenbildes der Muschelkalkgruppe sagt, daß die ausgeschiedenen
Schiehtkomplexe sehr ungleichwertig seien und jedem von ihnen re-
gional ein verschiedener stratigraphischer Umfang zukomme, dürfte
auf das Ergebnis der geologischen Kartierung des Muschelkalkes der
Svilaja passen. Die Faziesentwicklungen sind jedoch in beiden Ge-
bieten einigermaßen verschieden.
Ladinische Stufe.
Außer den Werfener Schichten und dem Muschelkalke ist von
triadischen Bildungen bei Mu< auch die ladinische Stufe vertreten.
Während die Trennung des Muschelkalkes von seiner Unterlage
scharf durchführbar ist, stößt seine Abgrenzung nach oben hin auf
Schwierigkeiten. Es scheint, als ob in einigen Regionen des Gebietes
ein Teil der ladinischen Schichten noch in einer Fazies des Muschel-
kalkes, und zwar als fossilleerer Dolomit entwickelt sei, so daß eine
Grenzziehung nicht möglich ist. In einer Gegend ist die ladinische
Stufe durch einen Komplex von verschiedenartigen, zum Teil für
sie bezeichnenden Gesteinen vertreten.
Im Gegensatze zu der wechselvollen Art, in welcher die Ge-
steine der Muschelkalkgruppe am Aufbaue derselben Anteil nehmen,
ist in jener Verbreitungsregion der ladinischen Stufe allerorts eine
annähernd gleiche Aufeinanderfolge der Schichtglieder zu bemerken.
Jene Region ist das obere Suvaja- (oder Suova-) Tal, das Anfangs-
stück jenes Talzuges, welcher nordwärts von der wiederholt ge-
nannten südlichsten Vorkette des Svilajakammes verläuft und von
einem nach Westen fließenden Bache durchzogen wird, der nach
dem Durchbruche durch jene Kette in das Mucko polje austritt und
in dessen westlichstem Teile verschwindet.
l. Liehter Dolomit.
Über dem dunklen Hornsteinkalke folgt auf der Südseite des
obersten Suvajatales ein lichter, sehr klüftiger, in dünne Bänke ab-
%
!) Erläuter. zur geol. Detailkarte v. Süddalmatien, Blatt Budua, pae. 23.
1908 Bericht vom 31. Angust. F. v. Kerner, 279
sesonderter dolomitischer Kalk und Dolomit. Er ist durch seine gute
Schichtung, stärkere Klüftigkeit und die auch an angewitterten Flächen
noch sehr lichte Farbe vom früher beschriebenen Dolomite unter-
scheidbar. Er geht beiderseits im Streichen in diesen letzteren über
und bildet sozusagen ein abweichend ausgebildetes Stück der dolo-
mitischen Triaszone dort, wo diese zwischen ihren beiden mächtig
anschwellenden Partien eine starke Einschnürung erfährt. Ostwärts
ist dieser Übergang zu sehen (am lange westlich von der Quelle
Boletovo), westwärts ist er wegen teilweiser Eluvialbedeckung und
wegen der Einschaltung einer breiten Riffkalkmasse in die Dolomit-
zone nicht verfolgbar.
Dieser klüftige, wohlgeschichtete dolomitische Kalk enthält ver-
schiedene bemerkenswerte Einlagen. Es sind dies:
1. Weißer Riftikalk vom Aussehen des vorhin beschriebenen
weißen Muschelkalkes. Er bildet mehrere wenig ausgedehnte Fels-
massen nahe östlich von Pekidc und dann zwei 1 km weiter ostwärts
stehende Klippen zu beiden Seiten eines linken Seitengrabens des
Suvajatales.
2. Gelbe und grünliche tonreiche Tuffgesteine mit kieselreichen
Zwischenlagen. Letztere erinnern zum Teil an die Pietra verde, zum
Teil sind es dunkle Hornsteine. Krusten von grünem Jaspis treten
an der Basis der tuffitischen Einlagerungen auf. Besondere Er-
wähnung verdient ein hartes mattgrünes Gestein mit weißen, fast
erbsengroßen Tupfen, das als Kieselmandelstein zu bezeichnen wäre
(am Hange westlich von Srbska kuta).
Diese gelben tuffitischen Gesteine erscheinen in einem mehr-
mals unterbrochenen Zuge oder in einer Kette von Linsen im Be-
reiche der linken Seitengräben des Suovatales. An einer Stelle tritt
eine solche Linse schon nahe der Basis der Dolomite auf.
3. Rote und grüne Jaspisse, lichtgraue Quarzite und braune
Sandsteine. Mit kleinen Stücken und Bröckeln solcher Gesteine ist
besonders ein flacher Rücken bestreut, welcher sich westlich von den
vorerwähnten zwei Klippen von weißem Kalk erhebt. Diese Kiesel-
gesteine treten dort schon nahe der oberen Grenze der dolomitischen
Zone auf.
4. Grauer Plattenkalk mit Einlagen von schwarzem Schiefer.
Dieser in sehr dünne Plättchen spaltende Schiefer enthält ziemlich
zahlreiche, allerdings meist kleine Bruchstücke von Pflanzen. Eine
vorläufige Bestimmung ergab folgende Liste:
Gleichenites sp.
Sagenopteris efr. rhoifolia Prsl.
Sphenozamites sp.
Podozamites cfr. distans var. genuimna Prsl.
5 5 longifolia
cfr. Palissya sp.
Über die bei meinen vorjährigen Aufnahmen gesammelten Reste,
unter welchen ich die erstgenannten drei Gattungen und eine Koni-
280 Verhandlungen. Nrvd2
fere ähnlich Palissya zu erkennen glaube, habe ich an anderer Stelle
näher berichtet !). Der Podozamites befand sich auf einer Gesteins-
platte, welche die Geologin Fräulein Marthe Furlani heuer auf-
fand. Diese Platte enthält zwei Abdrücke, die in Form, Größe und
Nervatur typischen Blattfiedern des P. distans gleichen und einen
dritten längeren, sichelförmig gekrümmten Blattabdruck, welcher mit
Fiedern der var. longifolia dieser Cykadeenart übereinstimmt. Dieser
dunkle, manchmal etwas kohlige Schiefer bildet mit den ihn be-
gleitenden grauen Plattenkalken geringmächtige Einlagen nahe der
oberen Grenze der dolomitischen Zone. Lose Plättchen dieses
Schiefers finden sich aber auch in größerer Zahl zusammen mit den
Jaspissen und Quarzsandsteinbröckeln auf dem vorerwähnten Rücken.
Nach oben zu gehen die klüftigen, wohlgeschichteten, mittel-
steil nach N einfallenden dolomitischen Kalke in einen minder
deutlich gebankten Kalk über. Dieser bildet die Unterlage des
folgenden Gesteines.
Il. Augitporphyrit.
Ein im frischen Bruche dunkelgrünes, in verwitterten Stücken
schmutzigbraungrünes Gestein. Es wurde mir von in der Petrographie
erfahrenen Kollegen im Dünnschliffe als ein Augitporphyrit bestimmt.
In Verbindung mit ihm findet sich auch blasige Porphyritlava. Dieses
Eruptivgestein bildet einen über 2 km langen und einige Dekameter
breiten Gesteinszug zwischen dem vorgenannten dolomitischen Kalke
und einer gleich zu beschreibenden Serie von wohlgeschichteten
Kieselkalken und Tuffen. Diese Art des Vorkommens weist darauf
hin, daß man es mit einem deckenförmigen Ergusse zu tun hat. Im
Landschaftsbilde tritt dieser Porphyritzug als ein dunkler Wulst hervor,
welcher nahe südwärts vom Rinnsale des Suvaja potok verläuft und
in seinem mittleren Teile bis an dieses Bachgerinne herantritt. Sein
Westende befindet sich gleich nordwärts von Pekie, sein Ostende in
der Gegend der Quelle Rabrovae.
Il. Weiße und grüne Tuffgesteine.
Uber dem Augitporphyrit lagert eine Serie von sehr verschieden-
artigen Tuffen, Kieseischiefern und Hornsteinkalken. Der Aufbau dieser
Schichtgruppe wird am besten durch Mitteilung einiger Profile illustriert.
Bei der Quelle Bukovaca (1 km östlich von Pekid) beobachtet man
nachstehende Gesteinsfolge:
Grauer dünnbankiger Hornsteinkalk.
Grünlicher, weiß getupfter Kieselmandelstein.
Grünlicher, in kantige Krümmeln zerbröckelnder Tuff mit Zwischen-
lagen eines zu weißem mörtelähnlichen Schutt zerfallenden tonigen
Gesteines.
Bläulichgrauer, in uneben plattige Stücke zerklüftender Kieselkalk
mit weißlichen tonigen Zwischenlagen.
!) Vorläufige Mitteilung über Funde von Triaspflanzen in der Svilaja
planina. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1907, Nr. 12, pag. 294.
1908 Bericht vom 31. August. F. v. Kerner. 281
Etwas weiter ostwärts liegt über dem Porphyrit ein kubisch-
klüftiges weißliches Tongestein im Wechsel mit engklüftigen grünlichen
Tuffen. Darüber folgt Kieselkalk im Wechsel mit Pietra verde und
mit Zwischenlagen von lichten aphanitischen Tuffen.
In der Umgebung der Quelle Rabrovae sieht man im Hangenden
des Eruptivgesteines zunächst eine ziemlich mächtige Schicht eines
in scharfkantige, messerförmige Stücke zersplitternden blaßgelblichen,
im Bruche dunkelgrauen Tuffes mit schwarzen Hornsteinlagen und
darüber mehrmals alternierend Hornsteinkalk und Pietra verde.
Andernorts sieht man in der Wurzelregion des Suvajatales grauen
Hornsteinkalk im Wechsel mit weicheren und härteren Tufflagen,
weiße und grünliche splittrige Kieselgesteine mit dunkelgrüner Pietra
verde und graue, muschelig brechende Tuffe und Kieselschiefer. Manche
dieser verschiedenen Kieselgesteine dürften sich bei mikroskopischer
Untersuchung als reich an Radiolarien erweisen. Bei den Tuffen trifit
man alle Übergänge von solchen mit makroskopisch deutlich sichtbaren
Bestandteilen bis zu solchen von aphanitischer Entwicklung. Die
dalmatische Pietra verde weicht von der typischen Südtirols im Aussehen
etwas ab. Sie ist ein dunkelspangrünes, weiß punktiertes Tuffgestein.
Der Name des für die Buchensteiner Schichten bezeichnenden Tuftes
wurde auf das dalmatische Gestein bereits von Hauer angewendet.
welcher dasselbe auf der von ihm gewählten Route zwar nicht anstehend
getroffen hat, aber in herabgeschwemmten Stücken im Bachrinnsale
des mittleren Suvajatales auffand !).
Der Komplex der Tuffe und Hormnsteinschiefer fällt mehr oder
minder steil gegen N ein; er erfüllt den Grund des oberen Suvajatales.
An den Böschungen des mehrfach hin- undhergewundenen Rinnsales
des Suvaja potok sieht man die Schichtfolge der Tuffgesteine sehr
schön aufgeschlossen. Besonders auffällig treten die dunkelgrünen
Bänke zwischen den weißlichen und grauen Gesteinslagen hervor. Sie
bilden streckenweise selbst die südliche Böschung des Bacheinschnittes.
Das breite Band der Tuffgesteine reicht beiderseits etwas über
die Enden des Porphyritzuges hinaus. Westwärts ist es bis zur flachen.
mit Feldern bedeckten Eluvialmulde von Pekic verfolgbar. Jenseits
derselben trifft man nur mehr Dolomit und weißen Kalk. Ostwärts
reichen die Schichten mit Pietra verde bis auf die flache Wasser-
scheide zwischen Suovatal und Topla Draga. In ihrer streichenden
Fortsetzung finden sich dort schwarze Hornsteine und lichtgraue
streifige Mergelkalke.
IV. Dunkler Cephalopodenkalk.
Ein sehr harter, in dicken Platten abgesonderter Kalk von außen
bräunlichgrauer, im Bruche tiefdunkelgrauer Farbe. Er enthält zahlreiche
tierische Reste, welche auf den rauhen Schichtflächen in verhältnismäßig
günstiger Erhaltung mit gelbbrauner Farbe auswittern. Unter diesen
Resten sind zunächst Cephalopoden hervorzuheben, welche Bestimmungen
zulassen, aus denen sich das Niveau des dunklen Kalkes mit Sicherheit
!) Erläuterungen ete., pag. 442, und Stache, Liburn. Stufe, pag. 25.
989 Verhandlungen. Nr: 12
ergibt. Außerdem kommen in diesem Kalke Gastropoden und Bivalven
vor. Meine Aufsammlungen ergaben:
Protrachyceras cfr. Archelai Laube sp.
ex, af. Ladini Mojs.
”
Celtites sp.
Arpadites Telleri Mojs.
Aulacoceras sp.
Natica sp.
Pleurotomaria sp.
Die beiden Protrachyceras- Arten und der Arpadites verweisen
den dunklen Kalk in das Niveau von Wengen. In Verbindung mit
ihm erscheinen auch dünnplattige dunkle Schieferkalke, welche keine
Petrefakten führen. Der Kalk lagert hellen tonigen Schichten, denen
weiter ostwärts Pietra verde eingeschaltet ist, unmittelbar auf. Sein
Vorkommen beschränkt sich aber auf den westlichsten Teil des
Verbreitungsgebietes der tuffitischen Schichten. Er findet sich an der
Lehne gegenüber den Hütten von Kodus und auch noch rechterseits
des Suvaja potok am Gehänge unterhalb jener Hütten.
Ein dem eben beschriebenen im Aussehen fast gleicher Kalk
tritt in der Wurzelregion des Suvajatales über den Schichten mit
Pietra verde auf. Dieser Kalk ist partienweise dicht mit Muscheln
erfüllt, deren Schalendurchschnitte an den Gesteinsflächen feine,
aus vielen Bogenlinien bestehende Zeichnungen hervorbringen. Unter
diesen Muscheln scheinen besonders die Gattungen Corbis und Gonodon
vertreten zu sein. Stellenweise trifft man auch Durchschnitte großer
(astropoden, ferner Korallen, unter denen eine große habituelle
Ähnlichkeit mit einer Cassianer Form, der Margarosmilia confluens
(= Calamophyllia cassiana Laube) hat. Eine Schliffuntersuchung liegt
noch nicht vor. Ammonitenreste konnte ich in diesem östlichen Vor-
kommen von dunklem Kalke über der Pietra verde nicht auffinden.
Von Bivalven und Korallen dicht erfüllte Kalksteinplatten trifft man
zahlreich in den Steinmauern südwestlich von Mijei stanovi, in der
Gegend der Wasserscheide zwischen dem Suova potok und der Topla
Draga. Auf der Strecke zwischen dieser Gegend und der Hüttengruppe
von Kodus folgen über den weißlichen tonigen Schichten zunächst noch
Lagen von dunklem Hornstein und bräunliche, streifige, tuffähnliche
Gesteine und dann auch dunkelgraue dickplattige bis dünnbankige
Kalke, in welchen aber nur vereinzelte Muschelreste vorkommen. Die
Konstatierung eines ladinischen Ammonitenhorizontes ist sowohl für
das Svilajagebirge als auch für ganz Mitteldalmatien neu.
V, Weißer Brachiopodenkalk.
Er stimmt mit dem vorhin beschriebenen weißen Muschelkalke
im Aussehen fast überein. Vielleicht, daß man noch etwas gröberes
Korn und noch reinere weiße Farbe als gerinsfügige Unterschiede
angeben kann. Er ist wie der im tieferen Niveau erscheinende Riff-
L90S Bericht vom 31. August. , v. Kerner. 283
kalk oft nur undeutlich gebankt. Dieser weiße Kalk enthält sehr
zahlreiche Gyroporellen, überdies schließt er eine ziemlich reiche
Fauna ein, unter deren Bestandteilen in erster Linie Brachiopoden
zu nennen sind. Außer ihnen beteiligen sich noch Gastropoden und
Bivalven an der Zusammensetzung dieser Fauna. Hauer und
Stache, welche bei ihrer Exkursion in das Gebirge nördlich von
Mu€ diesen Kalk auch antrafen, geben an, in ihm auch Spuren von
globosen Ammoniten gefunden zu haben. In den Erläuterungen zur
geologischen Übersichtskarte sind als von Schloenbach bestimmte
Brachiopoden aus diesem Kalke angeführt:
Retzia (2) quadricostata Laube
Spiriferina hirsuta Alb. sp.
In der Sammlung der geologischen Reichsanstalt finden sich mit
Zetteln, welche Bittners Handschrift tragen, versehen !):
Spirigera cfr. trigonella Schloth. sp.
iihynchonella vivida Bittn. var. dalmatina
ferner mit einem älteren Bestimmungszettel:
Spiriferina fragilis Schloth. sp.
Außerdem fand sich eine schmale Terebratula, ähnlich der T.
angusta Schloth. Dieselben Arten werden vom Debelo Brdo bei Knin
erwähnt, dessen Brachiopodenfauna jedoch reicher zu sein scheint.
(Dort außerdem Terebratula vulgaris Schloth und Spiriferina Mentzeli
Dumk. sp.)
Unter den Bivalven ist ein Hinnites am häufigsten, der mit dem
vom Debelo Brdo angegebenen Ilinnites efr. denticostatus Klipst sp.
übereinstimmt ?).
Spuren von globosen Ammoniten konnte ich bisher im weißen
Kalke des mittleren Suvajatales nicht auffinden. Da jedoch
Dr. Schubert Reste solcher Ammoniten im Kalk des Debelo Brdo
entdeckt hat, wäre bei der stratigraphischen Ubereinstimmung beider
Kalke das Vorkommen von Ammoniten im weißen Kalke von Suvaja
wohl möglich. Das Svilajagebirge hätte dann im ganzen fünf Cepha-
lopodenhorizonte, darunter vier triadische, aufzuweisen: den Üera-
titenhorizont der oberen Werfener Schiefer, den Ptychitenhorizont
der Schreyeralmschichten, den Trachyceratenhorizont der Wengener
Schichten, den noch nicht verifizierten in den weißen oberen Trias-
!) Die Stücke tragen die Fundortsbezeichnung „Ogorje superiore“, von wo
auch die von Schloenbach bestimmten Exemplare stammen sollen. Die heut-
zutage „Ogorje“ genannte Ortschaft liegt weit nördlich von den Vorkommnissen
des weißen Triaskalkes, schon im Bereich der unteren Kreideschichten am Süd-
fuße des Hauptkammes der Svilaja. Die Hüttengruppen Vraudevid Jukic und
Topic, welche sich im Bereich des brachiopodenreichen Kalkes befinden, werden
nach dem Tale, an dessen Nordiehne sie stehen, unter dem Namen „Suvaja“ oder
„Suova“ zusammengefaßt.
®) In der Sammlung der k.k. geol. R.-A. befindet sich auch eine Avicula sp.
von „Ogorje inferiore“; sie stammt vielleicht aus den tieferen weißen Kalken.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr, 12, Verhandlungen. 40
284 Verhandlungen. Nr.
kalken und den Oppelien- und Perisphinktenhorizont des unteren
Tithons am LemeSberge auf der Westseite des Gebirges.
Schon Hauer erwähnte, dab der brachiopodenführende weibe
Kalk ober Mu@ jenem am Debelo Brdo bei Knin völlig gleiche. Ich
konnte mich von der. Richtigkeit dieser Angabe bei einem heuer
unter Dr. Schuberts Führung zum Debelo Brdo unternommenen
Ausfluge überzeugen.
Schon Hauer sah sich veranlaßt, diesen Kalk der oberen Trias
zuzurechnen, obschon er auch einige für den Muschelkalk bezeich-
nende Fossilien enthält. Die Meinung, daß er nur den Üassianer
Horizont vertrete, könnte am Debelo Brdo wegen der großen Mäch-
tigkeit des Kalkes angezweifelt werden; doch wäre die Annahme, daß
er weiter hinaufreiche, auch nieht ganz wahrscheinlich, da sie eine reine
Kalkausbildung der doch zumeist — und auch im Norden von Knin —
in Mergel- und Schieferfazies entwickelten Raibler Schichten voraus-
setzen würde. Im Triasgebiete von Muc ist der weiße Brachiopoden-
kalk weniger mächtig und man wird dort nicht veranlaßt sein, in ihm
mehr als ein Aquivalent der Schichten von St. Cassian zu erblicken.
Ober Vranovid ist ihm eine rote Kalklinse eingelagert, welche sehr
viele Crinoidenstiele und auch Brachiopoden und Bivalven führt.
In seiner Verbreitungsart weicht der weiße Kalk von allen
anderen bisher aufgeführten Gliedern der ladinischen Stufe ab. Fr
findet sich gerade in jenen Strecken des Triasaufbruches, in welchen
der Porphyrit und die Gruppe der Tuffgesteine fehlen. Der weiße
Brachiopodenkalk begleitet nordwärts die erwähnten größeren Dolo-
mitgebiete des mittleren Suvajatales und der Topla draga, welche
sich west- und ostwärts von der durch das Auftreten vulkanischer
Gebilde gekennzeichneten Teilstrecke des Triasaufbruches befinden.
Auch weiter im Westen, im oberen Vrbatale, tritt der weiße Kalk auf.
Auf der Nordseite des oberen Suvajatales ist er durch graue
bankige und plattige Kalke vertreten. Man kann die Verdrängung
dieser Gesteine durch den weißen klotzigen Kalk am westlichen und
östlichen Ende des Zuges der Tuffgesteine deutlich wahrnehmen. Im
Westabschnitt des Nordhanges des oberen Suvajatales taucht zunächst
eine weiße Kalkklippe in der Zone des grauen wohlgeschichteten
Kalkes auf; weiter gegen KoduS zu wird dann dieser Kalk selbst mehr
klippig und von lichterer Farbe und geht so in den weißen Kalk über.
Im Osten, unter Mijei stanovi, kann man sehen, wie schmale Keile
von plattigem grauen und klotzigem weißen Kalke ineinandergreifen.
In einem großen Teile seines Verbreitungsgebietes bildet der
weiße Brachiopodenkalk das oberste Glied der triadischen Schicht-
folge am Südrande der Svilaja. Über ihm folgt ein mächtiger
Komplex von grauen Kalken, welcher schon dem unteren Lias ange-
hören dürfte. Die Grenze zwischen diesem und dem ladinischen
Kalke wird durch eine schmale Breecienzone bezeichnet, welche auf
eine Unterbrechung der marinen Sedimentbildung hinweist !).
!) Die über der Trias folgenden mittelmesozoischen Schichten auf der Süd-
seite der Svilaja habe ich bereits im Vorjahre ausführlich beschrieben. Lias und
Jura auf der Südseite der Svilaja planina. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1907.
1908 Bericht vom 31. August. P, v, Kerner. 285
VI. Tuffiger Plattensandstein.
Ein feinkörniges, poröses, in Platten abgesondertes Gestein von
erauer Farbe. Es enthält viele kleine Bruchstücke verholzter
Pflanzenteile, die in eine glänzend schwarze kohlige Substanz umge-
wandelt sind. Daneben sieht man viele mattschwarze Flecken und
Streifen, die wohl von mazerierten häutigen Pflanzenteilen stammen.
An einer Stelle fand ich die Spitze eines Koniferenzweigchens und
den Rest einer Zapfenschuppe mit zwei Samen, beides nicht näher
bestimmbar.
Dieses Gestein tritt m der Wurzelregion des Suvajatales über
der Zone der grauen Plattenkalke auf und könnte wohl auch noch
als oberste Schicht dieser Zone beigerechnet werden. Am meisten
kommt das tuffige Gestein in der Region der wiederholt genannten
Wasserscheide zur Entwicklung. Es wird dort von jenen Breccien
überlagert, welche andernorts über dem weißen Kalke folgen.
Östwärts von Mijei stanovi, wo die grauen Plattenkalke durch
die weißen klotzigsen Kalke verdrängt werden, ist das in Rede
stehende Gestein über dem Zuge dieses letzteren bis gegen Skaro
stan zu verfolgen. Es ist dort reich an Kohlenspuren, sehr dunkel
gefärbt und wohlgeschichtet. In Verbindung mit ihm sieht man dort
auch schwarze Hornsteine und Blöcke von weißem Hornstein. West-
wärts läßt sich eine schmale. Schicht von kohligsandigen Gesteins-
platten ins obere Suvajatal hinein verfolgen. Sie liegt dort auf der
nördlichen Talseite den grauen Plattenkalken auf und wird von einer
Schuttzone bedeckt, über welcher die Infraliaskalke eine Felswand-
stufe bilden. Weiter gegen Kodus zu verschwindet die in Rede
stehende Schicht ganz unter dem Gehängeschutt ; westlich von Kodus
ist sie aber auf der linksseitigen Böschung des Suvaja potok wieder
aufgeschlossen. Die Schicht liegt dort über weißen Kalken, welche
vom dunklen Kalke mit Protrachyceras unterteuft sind.
Ein von diesem räumlich weit getrenntes Vorkommen plattig
abgesonderter, teils kalkiger, teils sandigschiefriger Schichten mit
verkohlten Pflanzenspuren findet sich im oberen Vrbatale gegenüber
dem Felsrücken Gradina. Es liegt teils weißem Gyroporellenkalk,
teils liehtem Dolomit auf. Es wäre denkbar, daß der graue Sandstein-
schiefer mit den kohligen Pflanzenteilen schon den Raibler Schichten
zufalle, doch ist es auch möglich, daß er noch der ladinischen
Stufe angehört. Eine Gewißheit läßt sich hierüber wegen des Fehlens
bestimmbarer Fossilien nicht erlangen.
Versucht man es, die Altersstellung der vorhin genannten
Schichten innerhalb der ladinischen Stufe genauer zu fixieren, so
ergibt sich zunächst auf Grund von Fossilbestimmungen für den
Brachiopodenkalk ziemlich sicher das Niveau von St. Cassian und für
den grauen Cephalopodenkalk das Niveau von Wengen. Es ist dann
auch zulässig, den grauen Plattenkalk, welcher im oberen Suvajatale
den Brachiopodenkalk vertritt, in das erstere Niveau, den muschel-
reichen Kalk, welcher bei Mijei stanovi die Position des Öephalo-
podenkalkes einnimmt, in das letztere Niveau zu stellen.
40*
286 Verhandlungen. Nr. 12
Weniger klar stehen die Verhältnisse betreffs der tieferen
Glieder der Schichtgruppe, da sie keine zu genauer Horizontbe-
stimmung geeignete Fossilien enthalten. Die Pflanzenreste in den
dünnspaltigen Schiefern weisen — insoweit sie eine nähere Deutung
gestatten — nur auf eine Keuperflora im allgemeinen hin. Aller-
dings kommen in den tieferen Gliedern Gesteinsarten vor, welche für
bestimmte Abteilungen des Ladinien bezeichnend sind und so ge-
wissermaßen einen Ersatz für Leitfossilien zu bilden scheinen; die
Rücksichtnahme auf diese Vorkommen führt aber anscheinend zu
widerstreitenden Ergebnissen.
Die Pietra verde gilt als das bezeichnende Tuffgestein der
Buchensteiner Schichten und auch dunkle Bänderkalke mit lagen-
weise eingebettetem Hornstein kommen in diesen Schichten vor;
dagegen zählen Augitporphyre und rote und grüne Jaspislagen unter
anderen zu den in den Wengener Schichten auftretenden Gesteinen.
Man könnte so einerseits versucht sein, schon die Serie von Tuft-
und Kieselgesteinen im Liegenden des dunklen Kalkes der Zone des
Protrachyceras Archelai als Buchensteiner Schichten anzusprechen,
anderseits sich aber auch veranlaßt fühlen, noch den Augitporphyrit
an der Basis der Tuffe und auch noch den klüftigen dolomitischen
Kalk mit den Jaspislagen den Wengener Schichten zuzurechnen. Bei
einer Wahl zwischen diesen beiden Annahmen wird man sich wohl
eher für die letztere entscheiden. Bei der Entwicklungsweise, welche
die Wengener Schichten häufig zeigen, wäre es nicht wahrscheinlich,
daß sie in der Svilaja nur durch eine schmale Kalklage vertreten
wären. Anderseits ist die Pietra verde des Suovatales von der
typischen Südtirols verschieden; sie kann daher nicht auf die Be-
deutung eines Leitgesteines der Buchensteiner Schichten Anspruch
erheben und auch ein den Wengener Schichten angehöriger Tuff sein.
Läßt es sich somit als wahrscheinlich hinstellen, dab die Tuff-
gesteine und Hornsteinschiefer, der Augitporphyrit und die dolo-
mitischen Kalke mit den Einlagen von Jaspis und dunklem Pflanzen-
schiefer alle noch den Wengener Schichten zugehören, so fällt es
aber schwer, sich darüber Klarheit zu verschaffen, durch welche
Schichten die Zone des Protrachyceras Reitzii vertreten sein könne. Es
wäre möglich, daß die höheren Lagen der dunklen Hornsteinkalke,
welche hier unter den Muschelkalkgesteinen aufgeführt wurden, ein
Aquivalent der Buchensteiner Schichten sind. Mojsisovics zählte in
einigen Gegenden Westbosniens dunkle Kalke zu diesen Schichten.
Noch viel tiefer käme die obere Grenze des Muschelkalkes (im
engeren Sinne) zu liegen, wenn man die Hangendschichten des Bu-
loger Kalkes bei Ciuk jenen in Ostbosnien vergleichen würde und
die diesen letzteren von Kittl gegebene Altersdeutung auf sie über-
tragen wollte. Man wird in den vorhin beschriebenen roten Knollen-
kalken mit den in Form und Größe an Ptychiten und Arcesten er-
innernden Buckeln vielleicht ein Analogon des Starygrader Knollen-
kalkes erblicken dürfen, von welchem Kittl sagt !): „Zuweilen finden
sich in diesen in ihrer Mächtigkeit 1 mn selten übersteigenden
!) Geologie von Sarajevo, pag. 33.
1908 Bericht vom 31. August. F, v. Kerner. 287
Schichten äußerst schlecht erhaltene Cephalopodenreste, die eine Be-
stimmung nicht zulassen. Man kann indes nach der Gestalt dieser
Reste vermuten, daß sie von Atractiten, Orthoceren, Arcestiden und
dergleichen herrühren.“ Diesen Starygrader Knollenkalk möchte nun
Kittl als Vertreter des Buchensteiner Knollenkalkes ansehen, ob-
schon sich, wie er weiter bemerkt, die Vorkommnisse von Pietra
verde in Bosnien in einem etwas höheren Niveau befänden.
Bei dieser Deutung und Vergleichung käme man dazu, schon
den Komplex der dunkelroten Schiefertone und die von Hauer und
Stache dem Virgloriahorizont zugedachten Hornsteinkalke der la-
dinischen Stufe einzureihen. Es ergäbe sich dann eine im Vergleiche
zur Entwicklung dieser Stufe und der Werfener Schichten wenig
mächtige Vertretung des Muschelkalkes im engeren Sinne, ja westlich
von der Kuppe Bukova wäre er dann überhaupt gar nicht vertreten.
Es wurde schon erwähnt, daß das allerdings sehr seltene und
spärliche Auftreten dünner Lagen von Jaspis und von der Pietra verde
ähnlichen Gesteinen in den Schiefertonen und die Einschaltung eines
tuffartigen Gesteines in den über ihnen folgenden Kalken als An-
klänge an die ladinische Entwicklung betrachtet werden könnten. Das
Vorkommen der Spirigera trigonella ohne begleitende jüngere Bra-
chiopoden, welches Hauer und Stache dazu veranlaßt hat, die vor-
erwähnten Hornsteinkalke noch dem Muschelkalke zuzuzählen, wäre
wohl eine auch in den tieferen ladinischen Schichten noch mögliche
Erscheinung. Die im vorigen gewählte reservierte Ausdrucksweise
mag unschwer erkennen lassen, daß ich die Frage, wo im oberen
Suvajatale die Grenze zwischen Muschelkalk und Ladinien verlaufe,
als noch nicht geklärt erachte.
Die Buchensteiner Schichten zeigen nähere Beziehungen zu ihrer
Unterlage oder zu.ihrem Hangenden und werden so bei Zusammen-
fassungen entweder noch dem Muschelkalke oder schon der ladi-
nischen Stufe eingereiht. Im Svilajagebiete könnte man sich, falls
diese Schichten durch den Schieferton- und Hornsteinkalkkomplex
vertreten sind, schwer für die eine oder andere Zuteilungsart ent-
scheiden. Dieser Komplex hebt sich mit seinem unteren Teile scharf
gegen die ihn unterteufenden Kalke ab, sein oberer Teil begrenzt
sich scharf gegen die ihm aufliegenden dolomitischen Kalke.
Das Auftreten von einem Gebiete eigentümlichen und wohl
charakterisierten Schichten, die aber stratigraphisch nicht genau
fixiert sind, ist einer jener Fälle, in welchen die Einführung eines
Lokalnamens gerechtfertigt erscheint. Im vorliegenden Falle wäre
der Schichtkomplex zwischen dem Buloger Kalke und den mit hin-
länglicher Begründung dem Wengener Horizont zuzurechnenden Ge-
steinen ınit einem Lokalnamen zu belegen, da es ungewiß ist, ob er
nur ein Aquivalent des Buchensteiner Horizontes sei oder noch Teile
der unter und über diesem gelegenen Niveaux enthalte. Nach dem
schönen Aufschlusse jenes Schichtkomplexes in dem Graben der
Quelle Duvina könnte man ihn nach dieser Ortlichkeit benennen und
seinen tonigen und kalkigen Anteil als untere und obere Duvina-
schichten unterscheiden.
Stellen sich einer genauen Horizontierung der Trias schon im
2885 Verhandlungen. Nr. 12
oberen Suvajatale Hemmnisse entgegen, so ist eine feine Gliederung
dieser Formation in der mittleren Talstrecke völlig unerreichbar. Im
Gegensatze zu der außerordentlichen geologischen Mannigfaltigkeit,
welche nordöstlich von Mu auf eine schmale Gebietszone zusammen-
gedrängt ist, herrscht nordwärts von Mud innerhalb eines viel breiteren
(Gebietes größte Einförmigkeit im geologischen Befunde. Es folgt dort
über dem klüftigen Kalke im Hangenden der oberen Werfener Schichten
eine mächtige isope Dolomitmasse, an deren Nordrand sich ein Zug
von weißem Gyroporellenkalk anlegt. Zufällig führte meine erste
(Juerung der Trias von Muc durch dieses Gebiet und ich muß gestehen,
daß mich damals ein Gefühl großer Enttäuschung überkam, da ich
gehofft hatte, eine reiche Formationsentwicklung vorzufinden.
Bei der im großen und ganzen einfachen Lagerung auf der
Südseite der Svilaja ist es völlig ausgeschlossen, daß das Fehlen der
Muschelkalkgesteine und ladinischen Schichten im mittleren Suvajatale
durch besondere tektonische Komplikationen bedingt sei; die einzige
naturgemäße Erklärung ist hier ein rascher Fazieswechsel. Betrefts
des tieferen Teiles der Dolomitmasse im mittleren Suvajatale wurde
schon früher dargelegt, daß sie Äquivalente des weißen und roten
Muschelkalkes, des dunklen Schiefertones und Hornsteinkalkes dar-
stelle; hier soll nun noch der Ansicht Raum gegeben werden, daß der
höhere Teil dieser Masse eine dolomitische Fazies der Wengener
Schichten sei. Für eine Ermittlung der Grenzen zwischen jenen Anteilen
des Dolomitkomplexes, welche die Stufen zwischen dem unteren
Muschelkalke und dem Cassianer Horizont vertreten, bieten sich aber
keine Anhaltspunkte dar.
In analoger Weise wird man auch den Dolomit der Topla Draga
als eine sich im östlichen Gebietsteile wieder einstellende Dolomitfazies
der Wengener Schichten anzusehen haben.
Betrefts der physischen Verhältnisse, welche in dem heute von
der Svilaja planina eingenommenen Gebiete zur Triaszeit geherrscht
jıaben — ich gestatte mir, di rias von Muc für autoc
habeı ich gestatte lie Tri on Mue f ıtochthon zu
halten — ergibt sich, daß hier zunächst gleichmäßig ungünstige,
hierauf gleichmäßig günstige Bedingungen für das Gedeihen mariner
Organismen walteten ; die ersteren kommen in der hochgradig verarmten
Fauna der unteren Werfener Schichten, die letzteren in dem Cephalo-
podenreichtume der oberen Werfener Schichten zum Ausdrucke, Später
trat ein mittlerer Gebietsteil durch abweichende physische Verhältnisse
zu zwei seitlichen Regionen in Gegensatz. In letzteren scheinen die
Bedingungen für gleichmäßigen Absatz von Kalkschlamm, der später
dolomitisiert wurde, vorhanden gewesen zu sein. Im Mittelstücke des
Gebietes fanden ungleichmäßige Hebungen statt. Die vielen Fazies-
wechsel und das Erscheinen von Landpflanzen sind die Zeugen hierfür
und das Auftreten von Eruptivgesteinen läßt darauf schließen, daß dieser
Hebungsprozeß mit Außerungen vulkanischer Kräfte im Zusammenhange
stand. Das Empordringen feuerflüssiger Massen scheint mehrmals erfolgt
zu sein und mit dem Deckenergusse in der Wengener Zeit seinen
Abschluß gefunden zu haben. In der Folgezeit trat in den Verhältnissen
der beiden Seitengebiete eine Anderung ein. Kalkabsondernde Algen
bauten dort nun Riffkalke auf, in der dazwischen liegenden Gegend .
1908 Bericht vom 31. August. F. v. Kerner u. F. Salmojraghi. 389
war aber die Trübung des Wassers durch den Detritus eruptiver
Gesteine für die Bautätigkeit der Kalkalgen und für das Gedeihen
von Schaltieren ungünstig. So erklärt sich wohl die Erscheinung, daß
in der obersten Zone der Trias von Mud die Fazies des weißen
Gyroporellenkalkes auf jener Strecke durch dunkle fossilleere Kalk-
sedimente ersetzt ist, auf welcher das Liegende dieser Zone durch
Tuffe und Eruptivgesteine gebildet wird.
Literaturnotizen.
F. Salmojraghi. L’avvallamento di Tavernola sul
lago d’Iseo con un cenno sulla instabilitä delle rive
lacuali. Con quattro tavole. 45 pag. Milano, Tipografia operai 1907.
(Estratto dagli Atti della Soc. Ital. di Science Naturali, Vol. XLVI.)
Der Ort Tavernola Bergamasca liegt auf dem vom Rino -Wildbach aufge-
bauten ober dem Seespiegel flachgeneigten Schuttkegel am Ausgang des Tales von
Vigo. Der Abschluß des verbauten Teiles gegen den Sebinosee (Lago d’Iseo) war
mittels Ufermauern durchgeführt, an welche sich landseitig meist Straßen, Plätze
oder Promenaden anschlossen. Beiläufig in der Mitte des dieht mit großen Häusern
verbauten Ufergeländes war für die Landung der Dampfboote ein pilotierter Molo
angebracht. Am 3. März 1906 um !/,9 Uhr früh rutschte ein Bodensegment von
75 m Länge und 19 m größter Breite mit den darauf stehenden Häusern, Straßen
und Gärten, am 4. März um 3 Uhr nachmittags anschließend ein noch größeres
Segment, 185 m lang und bis 25 m Pfeilhöhe nebst der Dampferbrücke in die Tiefe.
Im ganzen sind etwa 14 Häuser mehr oder weniger von der Katastrophe befallen
worden. Sichere Anzeichen vor dem Ereignis waren nicht zu eruieren, wenn auch
einige Baulichkeiten, darunter ein Turm aus dem Mittelalter, alte Risse und
Sprünge sehen ließen, die Seepromerade vor der versunkenen Villa Graselli sich seit
einiger Zeit leicht dem See zuneigte und die äußersten Pfähle der Landungs-
brücke etwas nach Nord (seeaufwärts) sich geneigt zeigten. Da die Bewohner Zeit
fanden, noch rechtzeitig ihre Wohnstätten zu verlassen, so war die eingetretene
Bewegung eine nicht allzu rasche. Außerlich sichtbar von dem Schuttrutsch blieb
nur die 2 bis 4 m hahe senkrechte Abbruchtiäche des Deltas, an der zum Teil
von Hand ausgeführte Auffüllungen nicht zu übersehen waren. Ingenieur Salmo;j-
raghi hatte Gelegenheit gemeinsam mit seinem Sohne die zur Untersuchung des
Falles notwendigen Nivellements, Querprofilaufnabmen, Messung der Wasserstände
in den Brunnen etc. (September 1906) durchzuführen und bringt nunmehr die ge-
wonnenen Daten in der vorliegenden Arbeit zum Ausdruck.
Nach einer Einleitung über die Unbeständigkeit der Seeufer werden zuerst
vier Typen von Bodenbewegungen aufgestellt: 1. Die raschen (plötzlichen), und
2. die langsamen Bewegungen prägnarternärer Gesteine (rocce), weiters 3. die
raschen, und 4. die langsamen Bewegungen quaternärer Böden!) (terreni) unter
Anführung von bekannten Beispielen aus der reichen italienischen und franzö-
sischen Literatur und vielen bisher unbekannten Vorkommnissen am Lago d’Iseo,
Verbano (Lago Maggiore) und anderen. Das Kreignis von Tavernola wird dem
3. der behandelten Fälle (rasche Bewegungen quaternärer Terrains) angereiht.
Die ursprüngliche Uferlinie lag mehr landeinwärts als die vor dem Abrutsch oder
!) Den wenigen vom Verfasser angeführten wahrscheinlichen Sen-
kungen von alten Pegeln, tiefer als der jetzige Seespiegel liegenden Mauern und
dergleichen, die lediglich aus theoretischen Erwägungen angenommen werden, also
nicht ganz einwurfsfrei sind, möchte ich die direkten Messungen von äußerst lang-
samen Seeufersenkungen ohne sichtbare Abtrennungsrisse in Wädens-
weil am Züricher See anschließen, über die ich unter dem Titel: „Uber Seeufer-
senkungen und -rutschungen“, pag. 8 bis 12 und Tafel IV, im Jahrgang 1839 der
„Zeitschrift des österr. Ingenieur- und Architektenvereines“ auf Grund genauer
periodischer Nivellements berichtet habe. Die fraglichen Senkungen haben in
nenerer Zeit vollständig aufgehört V..B:
290 Verhandlungen. Nr12
Absturz vorhanden gewesene Baulinienflucht, mithin hatte man durch Nach-
schüttungen am Schuttdelta wohl Land gewonnen, aber die unterseeische Böschung
wesentlich steiler gemacht. Die Gemeinde gestattete in den letzten 20 Jahren die
Ablagerung des von Bauten, Industrien und Haushalten herstammenden Schuttes
und Unrates nur mehr an der Spitze des zirka 18 m in den See reichenden und
mindest 9 m hohen Molos, zu dessen Gründung 20 m lange Piloten verwendet
worden waren. Da manche der Seeuferbewegungen den niederen See-
wasserständen zugeschrieben werden, ohne übrigens bisher unzweifelhafte Be-
weise erbringen zu können, so hat auch der Autor diese wichtige Frage im vor-
liegenden Falle untersucht. Die Aufzeichnungen benachbarter Pegelstationen am
Iseosee der der Katastrophe vorhergegangenen Periode haben indes ergeben, daß
keine Senkung (eher ein langsames Ansteigen) des zu dieser Jahreszeit niedrig
stehenden Wasserspiegels vorlag. Die ganzen Seeschwankungen am Sebino sind
im Gegenhalt zu anderen Seen (zum Beispiel Verbano 7 m Schwankung!) sehr
gering: etwa 1 n. Auch die Geschwindigkeit für die Oszillationen ist eine ge-
ringe, beträgt im extremsten Falle täglich wenige Zentimeter. Das Grund-
wasser in den Brunnen nächst dem See zeiste (6. Mai 1906) den Seespiegelstand,
weiter von der Uferlinie entfernt einige Dezimeter Erhöhung, hatte also ein Ge-
fälle gegen den See, welches in den Querprofilen zum Ausdrucke kommt. Außer
dem Wildbach Rino tragen der den Ort durchfließende Mühlbach und eine Wasser-
leitung mit ihren Auslaufbrunnen und Entwässerungskanälen bei reichlicher Wasser-
führung zur Erhöhung des Grundwasserstandes bei. Zudem waren Ende Februar
reichliche Niederschläge (am 27. Februar 13 mm, am 28. Februar 20 mm)
und eine Temperaturerhöhung bis zum 4. März eingetreten, welch letztere die
Schneeschmelze im Gebirge begünstigte und daher alle in den See mündenden
Kanäle im abgerutschten Ortsteil reichlich mit Wasser versah. Salmojraghi kommt
zu dem Ergebnis, daß als vorbereitende Ursachen die Unvorsichtigkeiten der
Bewohner, die sowohl die Bauten als die Anschüttungen immer mehr in den See
drängten, anzusehen sind; untergeordnet mag eine etwaige Lockerung durch Oszil-
lationen des Grundwassers oder der Quellen und jene des Sees möglich sein; als
maßgebende oder anregende Ursache sind aber die großen und plötzlichen
durch die Schneeschmelze dem See zufließenden Wassermengen, deren Gefälle
durch den relativ niederen Seewasserstand erhöht erscheint, aufzufassen. Der
größte Feind sind nicht die Niederwässer, sondern die verborgenen Wässer. Einige
Ratschläge beschließen die verdienstvolle Arbeit, von deren reichem Inhalt nur
weniges hervorgehoben werden konnte. (Vincenz Pollack.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 93.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Bericht vom 30. September 1908.
Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: J. v. Siemiradzki: Neue Beiträge zur
Fauna der jurassischen Klippen des Penninischen Klippenzuges. — H. Höfer: Das Alter der
Karawanken. — F. Heritsch: Granit aus der Umgebung von Übelbach in Mittelsteiermark. —
F. Heritsch: Serpentin von Bruck an der Mur. — F. Bach: Pseudocyon sansaniensis Lart.
Literaturnotizen: F. Krasser, A. Martelli, F. Rinne.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Eingesendete Mitteilungen.
Prof. Dr. Josef v. Siemiradzki. Neue Beiträge zur
Fauna der jurassischen Klippen des Penninischen
Klippenzuges (vorläufige Mitteilung).
In Anbetracht der immer mehr sich bahnbrechenden neueren
Anschauungen über den Bau der Flyschzone in den Alpen und Kar-
pathen glaube ich die nachstehenden Zeilen veröffentlichen zu dürfen,
welche zur Klärung der Penninischen Klippenfrage etwas beitragen
können.
Es sind bekanntlich unter den Juraklippen in den Penninen
drei verschiedene Fazies nebeneinander entwickelt, welche ihrem
Charakter nach unmöglicherweise ursprünglich nebeneinander ent-
standen sein konnten, um so mehr als jene Bildungen an anderen
Orten des alpinen Gebietes ausgedehnte Flächen für sich einnehmen
und stets territorial geschieden erscheinen: ich meine die grauen
Fleckenmergel einerseits, anderseits aber die roten Ammonitenkalke
und die mit ihnen eng verbundene Fazies der RogoZniker Kalk-
breceie. Das wirre Durcheinanderliegen loser Klippen aller drei ur-
sprünglich gewiß territorial getrennter Fazies ist nun ein schlagendster
Beweis für die Auffassung der Penninen als einer Anhäufung loser
Jurablöcke im umhüllenden Flysch, und diese Anschauung wird noch
mehr dadurch verstärkt, wenn es gelingen sollte, die vollkommene
stratigraphische Gleichwertigkeit sämtlicher drei Klippenfazies zu
beweisen. Nun aber liegen derartige Beweise längst in den Arbeiten
von Neumayr und Uhlig vor, und ich möchte an dieser Stelle zu
dem wertvollen Material meiner Vorgänger nur einige kleine, aber
wichtige paläontologische Funde hinzufügen, welche ich in der reichen
Sammlung des Gräfl. Dzieduszyekischen Museums in Lemberg
gemacht habe. Das Material umfaßt die Originalsammlungen von Prof.
K. k. geol. Reichsarstalt. 1908. Nr. 13. Verhandlungen. 1
29 Verhandlungen. Nr. 15
Ludwig v. Zeuschner, Prof. Maximilian Nowicki und Ingenieur
Kaminski. Außer vielen durch die bei Uhlig zusammengestellten
Versteinerungslisten bereits bekannten Arten sind mir einige für die
Klippenfauna neue Formen aufgefallen, welche die Zugehörigkeit der
gewöhnlich zum Tithon gerechneten Rogozniker Kalkbreccie
zum ganzen Schichtenkomplex des oberen Jura vom mittleren Oxford
hinauf bestätigen.
Wenn wir dabei noch bedenken, daß bereits Uhlig aus der
die Rogozniker Klippe ergänzenden Breccienklippe von Babierzowka
Versteinerungen der Hierlatzschichten beschrieben hat, so stellt es
sich heraus, daß die ganze Serie der im Penninischen Zuge vertretenen
Jurahorizonte auch in der Fazies der Rogozniker Kalkbreccie ver-
treten ist, während die Gegenwart von Versteinerungen des gesamten
Jurakomplexes in dem mit der Rogozniker Breccie eng verbundenen
roten Ammonitevkalk bereits von Neumayr bewiesen wurde. Ander-
seits aber enthalten die grauen Fleckenmergel und Posidonienschiefer
in ihrem unteren Teile liassische, im oberen neokome Ver-
steinerungen, während der mittlere Teil meistens gänzlich versteinerungs-
leer ist; ich besitze jedoch daraus ein Exemplar von Perisphinctes
plieatilis als Beweis der Gegenwart der Oxfordstufe auch in jener
Faziesausbildung.
Zu den zahlreichen Fossilienlisten, welche im großen Werke
Uhligs über die Penninen angeführt worden sind, kann ich noch
folgende hinzufügen:
A. Fazies der Fleckenmergel.
a) Lias (Szaflary und Zaskale). Arietites Valdani, Aegoceras
acanthieum Zeuschn, Pholadomya decorata.
b) Opalinusschichten. Lytoceras torulosum (Arva), Belemnites
sublavatus Voltz. (Arva), Harpoceras af. hecticum (Arva), Oecotraustes
Cadomensis Defr. (Arva, Zaskale), Phylloceras Arvense Zeuschn. (Zaskale),
Harpoceras Nerei Zeuschn. (Zaskale), Nautilus truncatus Sw., Lima
contracta Ou., Trochus duplicatus Ou.
c) Oxford. Perisphinctes plicatilis.
d) Barremien. Macroscaphites Yvani (Seligowa b. Rogoznik).
B. Fazies der roten Ammonitenkalke und
Rogozniker Brececie.
a) Klausschichten. Sphaeroceras Brongniart i(Rogoznik, Czor-
sztyn), Stephanoceras Humphresianum (Jaworki).
b) Oxford. Phylloceras mediterraneum, Amaltheus sp. n. af.
velox Opp., Peltoceras Constanti Orb., Oecotraustes scaphoides Cogq.,
Harpoceras arolicum Opp., Rhynchonella inconstans, Pecten Virdunensis (?)
Buv. (sämtlich in der Kalkbrececie von Rogoznik), Peltoceras trans-
versarium (Maruszyna), Phylloceras disputabile Zitt., Ph. tortisuleatum
(Weska b. Puchow).
1908 Bericht vom 30. September, Dr. Joset v. Siemiradzki u. H. Höfer. 293
Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch auf eine andere eng
mit der Klippentheorie verbundene l’rage die Aufmerksamkeit lenken,
ich meine nämlich die losen Klippen des sogenannten „Stramberger“
Kalkes, welche am nördlichen Rande der Karpathen ungemein häufig
sind, jedoch nur selten Versteinerungen führen (Inwald, Kruhel
Wielki). Nach der minuziösen Bestimmung des ganzenZeuschnerschen
Materials aus der Klippe von Inwald bei Wadowice, welche gegen-
wärtig schop spurlos ausgebeutet ist, habe ich neben typischen Ver-
tretern der „Stramberger“ Fauna, wie die großen glatten Tere-
brateln (Ter. immanis und dergleichen), ebenfalls unzweifelhafte
Versteinerungen der oberen Oxford- und unteren Kimmeridgestufen,
kurzweg der Acanthicus-Zone, gefunden, wie unter anderen: Ahynchonella
lacunosa, Diceras arietinum, Nerinea carpathica und N. pseudobruntrutana,
dagegen keine einzige tithonische Form, vor allem aber kein
einziges Exemplar der Terebratula «diphya, welche ja so ungemein
häufig in sämtlichen tithonischen Bildungen der Karpathen auftritt.
Die Fauna der Inwalder Klippe ist meiner Ansicht nach eine Riff-
fauna der Acanthicus-Zone, ohne jede Spur jüngerer Juraglieder,
welche weiter westlich in Stramberg, Koniakau ete. in gleicher Fazies-
ausbildung vertreten sind. Die gemeinsamen Arten gehören wahr-
scheinlich langlebigen Rifformen an, wie die Terebratula-, Nerinea- und
Diceras-Arten. Wir hätten daher in Inwald eine ähnliche Erscheinung,
wie in den Penninischen Klippen, daß nämlich ein ausgedehnter Rift-
bau längs des Karpathenrandes existiert haben muß, dessen Alter
jedoch in seinen verschiedenen Teilen nicht gleich ist, obwohl der
lithologische Charakter des „Stramberger“ Kalkes ebenso wie der
roten Ammonitenkalke der Alpen und Penninen während der ganzen
Existenzperiode des Riffes gleich blieb. Allerdings kennen wir bisher
am Karpathenrande Galiziens keine Spur von Bildungen, welche
jünger als Kimmeridge sein könnten; auch die jüngsten Riftkalke
von NiZniow in Podolien gehören nur der Zone der Pterocera Oceani
an. Jüngere tithonische Bildungen sind erst weiter nördlich in Russisch-
Polen in einer durchaus verschiedenen nordischen Fazies (Virgaten-
schichten) vertreten.
Lemberg, Universität.
H. Höfer. Das Alter der Karawanken.
Der mittlere Teil Kärntens ist von einer Tertiärablagerung bedeckt,
welche westlich zwischen Bleiberg und Mittewald beginnt, dann eine
große Unterbrechung aufweist und erst westlich von Villach, etwa
vom Faaker See ab, ein Plateau bildet, das sich südlich vom Wörther
See, beziehungsweise Keutschach und Klagenfurt bis zur Bleiburger
Ebene erstreckt.
Dieses Plateau besteht der Hauptsache nach aus einem Kalk-
konglomerat, das in steilen Wänden abfällt und durch hohle und ein-
gedrückte Geschiebe ausgezeichnet ist. Unter dem Kalkkonglomerat
folgt stellenweise Ton, welchem in der Penken bei Keutschach zwei
Lignitflöze eingelagert sind. In diesen wurden Pachydermenreste
41*
294 Verhandlungen. Nr. 13
gefunden, welche M. Vacek!) bestimmte. Es sind dies Tapirus cf.
Poirieri Pomel., Bhinoceros sansaniensis Lart., Mastodon tapiroides Cuv.
und Mastodon longirostris Kaup., Letzteres gehört der zweiten der jüngeren
Landfauna des Wiener Beckens an, die übrigen der älteren Miocänfauna.
M. Vacek vermutet diesen Widerspruch durch die Annahme
erklären zu können, daß das Mastodon longirostris aus dem oberen
Lignitflöze stammt, während die anderen Reste im unteren Flöze
gefunden wurden. Die Mischfauna kann nach meinem Dafürhalten
einer Übergangsfauna entsprechen und wäre darum den Grunder
Schichten äquivalent.
Andere Versteinerungen wurden meines Wissens in diesem Tertiär-
gebiete nicht gefunden.
Da über dem flözführenden Ton das mächtige Konglomerat folgt,
so darf vorausgesetzt werden, daß dieses der zweiten Mediterranstufe
angehört.
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Es zeigt in seiner ganzen Erstreckung fast horizontale Ablagerung
und die hier und da auftretenden Neigungen können ganz gut ur-
sprüngliche sein.
Die mächtige Konglomeratplatte, welche bei Bleiberg fast dieselbe
Seehöhe wie bei Klagenfurt hat, ist in westöstlicher Richtung von der
Drau durchschnitten; auch auf beiden Seiten dieses Flusses ist das
Konglomerat in gleicher Seehöhe, so daß die Vermutung Platz greifen
könnte, dab seit seiner Ablagerung keine wesentliche tektonische Störung
stattgehabt hätte. Die abgesunkenen Schollen beim Lignitbergbau
Penken können als das Ergebnis einer Unterwaschung durch die diluviale
Drau gedeutet werden.
Es war nach alledem ein Aufschluß überraschend, der jüngst
in einem über 3 km langen Stollen bei Waidisch, südlich von Ferlach
und der Drau, gemacht wurde. Obertags legt sich das Konglomerat
in fast horizontalen Bänken an den Nordfuß der Karawanken; der Kontakt
!) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1887, pag. 155.
2. ei neuen
1908 Bericht vom 30. September. H, Höfer u. Dr. Franz Heritsch. 295
mit deren Kalken und Dolomiten ist teils von Gehänge-, teils von
Glazialschutt bedeckt. Der erwähnte Stollen durchfuhr das fast
horizontal liegende Konglomerat und traf dann den obertriadischen
dünngeschichteten Kalk, in Kalk- und Mergelschiefer übergehend.
Dieser Kontakt, welcher über tags ganz undeutlich ist, wurde von Herrn
Direktor S. Rieger wie beistehend gezeichnet.
Diese Skizze zeigt, daß die Trias über das Tertiärkonglomerat
flach (mit 111/50) überschoben wurde, daß also die Karawanken nach
der obermediterranen Zeit ihre letzte Aufstauchung durch einen
Schub von SSW erfahren haben. Es ist dies ein neuer, wie mir scheint,
interessanter Beleg für die Richtigkeit der bisherigen Anschauungen
bezüglich der Entstehung der südlichen Kalkalpen.
Bemerkenswert bleibt es, daß von jenem gewaltigen dynamischen
Vorgange die vorliegende Tertiärplatte unberührt blieb.
Die Überschiebung dürfte auch weiteres Interesse finden und
wird voraussichtlich mit den Triasplatten des Ulrichsberges und bei
Eberstein in Beziehung gebracht werden.
Diese Karawankenüberschiebung scheint heute noch aktiv zu
sein, da ihr eine seismische Linie entspricht, welche ich im Jahre
1379 nachwies und Koschuttalinie nannte !).
Leoben, 15. September 1908.
R Dr. Franz Heritsch. Granit aus der Umgebung von
Ubelbach in Mittelsteiermark.
In der Sammlung des geologischen Institutes der Universität Graz
befindet sich seit sehr langer Zeit ein Handstück eines Granites von
Übelbach, einem Orte auf der Südseite des Gleinalpenzuges; niemand
wußte, wo der Granit anstehe, ein Durchsuchen der Literatur um
das Vorkommen des Granites blieb erfolglos, doch fand sich in
Janisch’ Topographisch-statistischem Lexikon von Steiermark, III.,
die Angabe, daß bei UÜbelbach jährlich 480 m® Granitwürfel gewonnen
werden. Eine Anfrage bei Herrn Oberlehrer A. Leyfert erfuhr eine
dahingehende Beantwortung, daß im Humpelgraben bei Übelbach auf
fürstlich Waldsteinschem Grund Granit steinbruchmäßig gewonnen worden
sei. Eine Begehung, die ich vornahm, förderte folgende Resultate zutage:
Der Markt Übelbach (10°5 /n von der Südbahnstation Peggau entfernt)
liegt schon außerhalb der Nordwestgrenze des Paläozoikums von Graz
im Gneis. Bei der Teilung des von Übelbach nach Neuhof führenden
Grabens in Neuhof- und KRleingraben zieht jener Zug kristallinischer
Kalke und Marmore durch, den man von Salla an mit erstaunlicher
Regelmäßigkeit am Südabhange des Gleinalpenzuges verfolgen kann.
Die Schichten fallen gegen Südosten ein, so daß man beim Aufstieg
gegen den Kamm zu immer in tiefere Horizonte kommt. Unter den
kristallinen Kalken folgen im Kleintal Gneise und Hornblendegneise,
es scheint auch ein dem Radegunder (rneis ganz ähnlicher Turmalingneis
durchzugehen, den ich anstehend leider nicht finden konnte. Knapp
vor dem Wirtshause Isenburg liegen sehr schöne Granatamphibolite.
!) Denkschrift. d. kaiserl. Akad. d. Wissensch. Wien, Bd. CL.
296 Verhandlungen. Nr. 13
Von dem oben genannten Gasthause zieht der Humpelgraben gegen
die Fensteralpe hinauf. In dem unteren Teile herrschen weiße, schlecht
stratifizierte Gneise vor, die ich für dynamometamorph umgewandelte
alte Granite halte. In diesen Gneisen liegen Gesteine, die man direkt
als wenig geschieferte Granite ansehen kann; zirka 15 Minuten von
der Wegteilung an steht in großen Aufschlüssen ein derartiges Gestein
an. Es zeigt makroskopisch Quarz, Feldspat, Biotit und Muskovit; durch die
Glimmer wird eine geringe Schieferung hervorgerufen, die jedoch
nur wenig den Eindruck eines Massengesteines stört. U. d. M. sieht
man folgendes: Der Quarz bildet deutlich die letzte Ausfüllungsmasse ;
er zeigt undulöse Auslöschung; die einzelnen Quarzkörner sind zer-
brochen und zeigen manchmal einen Rand von kleineren Quarzkörnern,
ohne daß man jedoch von Mörtelstruktur sprechen könnte; der Quarz
führt reichlich Einschlüsse, darunter auch Flüssigkeitseinschlüsse. Der
Feldspat ist Orthoklas; mikroperthitische Verwachsung ist ziemlich
selten, auch mikropegmatitische Bildungen sind nicht häufig. Der
lichtbraune Biotit durchschwärmt das Gestein in unregelmäßigen Zügen;
er ist nur wenig umgewandelt. Mit Biotit zeigt sich manchmal Muskovit
in Parallelverwachsung. Von akzessorischen Gemengteilen findet sich
Zirkon, Magnetit und Titanit. Die Struktur und die trotz der teilweisen
parallelen Anordnung der Glimmer massige Textur weist darauf hin,
daß man es mit einem Granit zu tun hat.
Die Gneise und mit ihnen das eben beschriebene Gestein fallen
segen Südosten ein. Darunter folgen, also talaufwärts anstehend,
hornblendereichere Gneise, die auch in Amphibolgesteine übergehen.
In diesen Schichten liegt ein Granitstock, jenes Gestein, dessen Be-
schreibung ich mir zum Ziel gesetzt habe. Ziemlich hoch oben im
Humpelgraben befinden sich bei der Kote S7s mehrere Häuser, bei
welchen der Weg den Bach übersetzt und etwas steiler ansteigend
über südöstlich einfallende Hornblendegneise aufsteigt. In diesen
Schichten stellen sich Pegmatitgänge ein und bald ist der Granit selbst
erreicht, der auch steinbruchmäßig gewonnen wird.
Das Gestein ist ein lichter, feinkörniger Granit mit vollkommen
massiger Textur; die weiße, aus Quarz und Feldspat bestehende
Hauptmasse des Gesteines wird von Biotit und Muskovit durchschwärmt.
Das Gestein erweist sich schon makroskopisch als Zweiglimmergranit.
U. d.M. zeigt der Schliff nicht rein hypidiomorph körnige Struktur, es
sind Anklänge an panidiomorph-körnige Struktur vorhanden.
Der Feldspat ist Orthoklas, zum Teil ziemlich stark kaolinisiert ;
mikroperthitische Verwachsungen mit Albit sind ziemlich häufig, wobei
die Albitspindeln so fein werden, daß sie nur bei Anwendung von
starken Vergrößerungen sichtbar werden. Mikropegmatitische Ver-
wachsung ist nicht häufig. Der Quarz, undulös auslöschend, ist erfüllt
mit Flüssigkeitseinschlüssen und Einschlüssen von winzigen Säulchen,
wohl Apatit; er ist auch stark kataklastisch, ohne daß es jedoch zur
Bildung von Trümmerzonen um die größeren Quarze kommt. Biotit
und Muskovit treten zum Teil in hübscher Parallelverwachsung auf.
Frz scheint dem Gestein zu fehlen, das ein Zweiglimmer-
sranit ist.
Mit dem früher beschriebenen Gesteine zeigt sich eine be-
sen TEE ern
1908 Bericht vom 30. September. Dr. Franz Heritsch. 297
merkenswerte Übereinstimmung; der Unterschied liegt hauptsächlich
in dem Umstande, daß das erstere xeschiefert ist, das letztere aber
keine Spur von Paralleltextur aufweist. In der mineralogischen Zu-
sammensetzung herrscht eine ziemliche Übereinstimmung. Doch wird
man beide Granite nicht als geologisch gleichwertig ansehen dürfen;
es dürfte der Granit des oberen Humpelgrabens wohl jünger sein, da
er doch weitaus geringere Spuren einer mechanischen Beeinflussung
zeigt als der zuerst beschriebene.
Der Granit des hinteren Humpelgrabens wird durchsetzt von
aplitischen Gängen, die durch ihre schneeweiße Farbe deutlich
hervortreten. Das in Rede stehende Gestein ist ein echter Granitaplit.
Mit einer makroskopisch scharfen Grenze setzt er gegen den Zwei-
slimmergranit ab. Das weiße Gestein wird von Turmalinkristallen
durchsetzt; auch kleine Blättchen von Muskovit sind sichtbar. U. d.M.
zeigt sich die deutlich panidiomorph 'körnige Struktur des hauptsächlich
aus Quarz und kaolinischem Orthoklas bestehenden Gesteines:;
wie bei dem früher beschriebenen Gesteine sind Parallelverwachsungen
von Orthoklas und Albit nur bei Anwendung stärkerer Vergrößerungen
sichtbar. Muskovit ist ziemlich häufig vorhanden. Besonders schön
sind die in großen, wohl umgrenzten Kristallen auftretenden Turmaline,
die von Quarz- und Orthoklaseinschlüssen oft ganz durchsiebt erscheinen.
Erze sind sehr selten. Hervorzuheben ist noch, daß in den Schliffen,
die der Mitte der oft nur 5—S cm breiten Aplitgänge entnommen sind,
Biotit fehlt, während in jenen Partien, die dem Granit nahe liegen,
Biotit wohl vorkommt; von einer Grenze zwischen Aplit und Granit
ist u. d. M. nichts zu bemerken, beide Gesteine gehen ineinander
über. Der Aplit war jedenfalls ein saurer Nachschub in den noch nicht
ganz erstarrten Granit.
Wie der Granit ‘des Ilumpelsrabens teilnimmt an dem Aufbau
der Fensteralpe, konnte ich Zeitmangels halber nicht feststellen. Erwähnen
möchte ich nur noch, daß in der Umgebung von Übelbach sich noch
andere Granitvorkommnisse finden, so im Kleintal beim Gehöft Pappler
und im Neuhofgraben in der Gemeinde Neuhof beim Gehöft Moser.
Alle diese Granite scheinen sich in eine Zone anordnen zu lassen.
Graz, Geologisches Institut der Universität.
Dr. Franz Heritsch. Der SerpentinvonBruckan
der Mur.
Ju der „Geologie der Steiermark“ ?) tut Dr. Stur, den Angaben
früherer Forscher folgend, eines Serpentins von Bruck Erwähnung.
Seit dieser Zeit findet sich meines Wissens keine Erwähnung des
Vorkommens. Der Serpentin von Bruck liegt im Karbon der Grau-
wackenzone; er ist von der Bahnstation Bruck aus leicht in
10 Minuten auf der Straße gegen Diemlach zu erreichbar. Eine
an der Straße gelegene Kapelle ist an den Serpentin angebaut, der
mit steilem Abfall zirka 10 m hoch aus der Mürz aufsteigt und voll-
ständig isoliert dasteht. Er liegt wahrscheinlich in einem karbonischen
!) Geologie der Steiermark, Graz 1571. pag. 58.
298 Verhandlungen. Nr. 13
Schiefer, der über dem Karbonkalk beim Brucker Bahnhof folgt.
Das nicht magnetische Gestein ist lichtgrün und recht zähe, ohne
jede Absonderung. Makroskopisch ist wenig genug zu, sehen. Unter
dem Mikroskop sieht man sofort, daß das Gestein keine Ahnlichkeit mit
dem Serpentin von Kraubath hat; während bei dem letzteren die
Peridotitnatur sofort in die Augen springt, zeigt der Serpentin von
Bruck keine sicheren Spuren von Olivin; das Gestein ist in viel weiter
gehendem Maße umgewandelt. Eine gewisse Ahnlichkeit zeigt es mit
dem Serpentin vom Sprechenstein in Tirol.
Im Schliffe zeigt es sich, daß das Gestein von Bruck in ganz
überwiegendem Mabe von Antigorit gebildet wird; dieses Mineral ist
vollständig farblos und hat ein so geringes Relief, daß man oft erst
bei polarisiertem Lichte den Schliff scharf einstellen kann. Die
Polarisationsfarben sind blaugrau bis lichtgelb, bei etwas dickeren
Schliffen treten lebhafte Farben auf. Der Antigorit bildet Nadeln mit
gerader Auslöschung und einer der Längserstreckung parallelen Spalt-
richtung. Die Nadeln des Antigorites bilden ein wirres Netzwerk, so
dab Gitterstruktur entsteht. Daneben kommt noch Antigorit in Blättehen-
form vor. Von Olivin ist keine sichere Spur zu entdecken. Neben dem
Antigorit kommen überhaupt nur mehr Erze vor, die durch die Zer-
setzungsprodukte sich als Titaneisen zu erkennen geben. Die Erz-
vorkommnisse sind unregelmäßig im Gestein verteilt; in einzelnen
Schliffen ist überhaupt keine Spur derselben vorhanden, andererseits
findet es sich aber wieder häufiger vor, oft in enger Verknüpfung mit
Antigorit in der Weise, daß eine oder mehrere Nadeln des letzteren
zwischen den Erzkörnern eingekeilt sind; diese Antigorite führen
dann stets Erzeinschlüsse, ein Beweis, daß das Erz früher vorhanden
war als der Antigorit. Interessant sind die Zersetzungsprodukte des
Titaneisens; es kommt einerseits zur Bildung von Leukoxen, die in
wunderbarer Weise zu verfolgen ist, anderseits entsteht Hämatit,
der selbst wieder in Brauneisenstein übergeht. Bemerkenswert ist,
dab in den faserigen lichtgrauen Leukoxenbildungen lebhaft polarisierend
winzig kleine Teilchen vorkommen, die zweifellos auch ein Zersetzungs-
produkt des Erzes darstellen, die aber zu klein für eine nähere
Untersuchung sind. Das Gestein von Bruck” enthält sonst keine Kom-
ponenten, es ist ein Antigoritserpentin. Auf die erst vor kurzem
von B. Granigg!) beleuchtete Frage einzugehen, ob der Antigorit
primär oder sekundär gebildet ist, bietet das Gestein von Bruck keinen
Anlaß. Der Antigoritserpentin von Bruck ist sicher ein Eruptivgestein ;
das beweist die vollständig massige Textur und das stockförmige Auf-
sitzen in den wahrscheinlich karbonischen Schichten. Kontaktbildungen
konnten nicht beobachtet werden, da der Fels ganz isoliert dasteht
und die Aufschlüsse keinen Kontakt beobachten lassen.
An den Klüften im Serpentin beobachtet man zum Salband
auerstehende Chrysotilfasern, die in Talk übergehen; die Anwesen-
heit des Talkes bezeugt auch das fettigglatte Anfühlen der Kluft-
flächen.
!) Jahrbuch der k. k. geol. R.-A. 1906, pag. 867 [7].
1908 Bericht vom 30. September. Dr. Franz Heritsch u. Franz Bach. 29%
In bezug auf seine Stellung im Gebirgsbau und seine mineralogische
Zusammensetzung gleicht das Gestein von Bruck sehr dem Serpentin
der Grauwackenzone des Paltentales, besonders dem des Sunk bei
Trieben.
Graz, Geologisches Institut der Universität.
Franz Bach. Pseudocyon sansaniensis Lart.
Reste von großen Raubtieren sind in den steirischen Tertiär-
ablagerungen ziemlich selten und der Großteil dieser Funde harrt
noch einer genauen Beschreibung. Das geologische Institut der Uni-
versität Graz bewahrt nun drei Oberkieferbaekenzähne eines Carnivoren
aus dem Obermiocän von Eibiswald auf, welche noch von Peters
als Amphieyon intermedius H. v. Meyer bestimmt wurden. Unter diesen
Bezeichnungen hatte Peters!) von demselben Fundorte einige Reste
beschrieben, doch wies Schlosser in seiner Arbeit über „Die Affen,
Lemuren...“?) darauf hin, daß die Form aus Eibiswald viel größer
sei als der Amphic. intermedius von Käpfnach und Steinheim und
führte sie deshalb unter der Bezeichnung Amph. intermedius Peters
(non H. v. Meyer) an, worauf er in einer späteren Arbeit diese
Reste gänzlich von Amphieyon trennte und sie mit dem aus Sansan
bekannten Pseudocyon sansaniensis Lart.’) identifizierte.
Von den drei erwähnten Zähnen stimmt einer vollkommen mit
dem von Peters, |. c., Taf. III, Fig. 4, abgebildeten Reißzahn über-
ein. Nach dem Erhaltungszustand der beiden anderen Zähne, sowie
nach ihrer Abnützung ist es sehr wahrscheinlich, daß sie mit dem
P, einem Tiere angehörten. Da sie isoliert vorliegen, ist ihre Stellung
im Kiefer schwer zu bestimmen, nach den allgemeinen Umrissen
haben wir es mit M, rechts und links oben zu tun. Beim Vergleich
der Zähne mit den Beschreibungen ergaben sich aber wichtige
Differenzen, die jedoch, wie gezeigt werden soll, in einer falschen
Charakteristik oberer M, der nur wenig bekannten Gattung Psewdocyon
begründet waren. Trotz ihrer schlechten Erhaltung muß ich auf die
Reste, näher eingehen, schon deshalb, weil die genannte Tierform
gerade nicht häufig zu sein scheint und besonders Backenzähne des
Öberkiefers zu den Seltenheiten gehören. Von französischen Fundorten
sind meines Wissens nur Unterkieferreste beschrieben ®).
Die Basis des Zahnes ist elliptisch, nach rückwärts verschmälert
und hinter dem Metacon (hinteren Aubßenhöcker) eingebuchtet. Der
vordere Außenhöcker ist bedeutend größer als der hintere, nach allen
Seiten ziemlich gleichmäßig steil ansteigend. Hinter dem Paracon
!) Peters, K. F., Zur Kenntnis der Wirbeltiere aus den Miocänschichten
von Eibiswald in Steiermark, II. Denkschr. d. k, Akad. d. Wiss. Wien, Bd. 29,
1869, pag. 190. B
2) Schlosser, M., Die Affen, Lemuren.... Beitr. zur Pal. Österr.-Ung.,
Bd. VII, pag. 74. 3
°) Schlosser, M., Über die Bären und bärenähnlichen Formen des
europäischen Tertiärs. Palaeontographica, Bd. 46, pag. 124.
#) Filhol, Etudes sur les mammiferes fossıles de Sarsan. Aun. de Sciences
Geol., T. XXI, 1891, pag. 153,- Taf. X, Fig. 1—3.
K. K. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 13. Verhandlungen. 42
300 Verhandlungen. Nr. 13
ist die Zahnkrone tief eingebuchtet und erhebt sich nur ganz wenig
zu dem kaum merkbaren, hauptsächlich durch die elliptische Nutz-
fläche bezeichneten Innenhöcker. Dieser erscheint durch eine wenig
breite und seichte Vertiefung von dem überaus stark entwickelten
inneren Basalwulst geschieden und sendet schräg nach vorn beider-
seits einen schwach erhabenen gerundeten Kamm, an welchem die
Zwischenhöcker endigen. Von diesen ist aber an beiden Zähnen nur
mehr der hintere klar erkennbar, die Stelle des vorderen ist durch
Bruch verloren gegangen, wenigstens beim rechten M,. Beim linken
erscheint hier eine tiefe allseitig gerundete Bucht, welche fast den
Anschein erweckt, als habe hier ein Höcker eines unteren Molars
eingegriffen. Der hintere Zwischenhöcker liegt dem Metacon sehr
nahe und erhebt sich nur. wenig über seine Umgebung. Der Basal-
wulst an der Außenseite ist deutlich erkennbar, bedeutend schwächer
als der an der Innenseite und hauptsächlich vor dem Paracon ent-
wickelt. Ob er sich auch über die Vorder- und Rückseite des Zahnes
erstreckte, ist bei den mir vorliegenden Zähnen nicht zu konstatieren.
Von den Wurzeln fehlen an beiden Molaren der dem vorderen
Außenhöcker entsprechende Ast. Nach den noch vorhandenen Resten
zu urteilen, war er stärker als sein hinter ihm liegender Nachbar
und vollkommen isoliert. Die den Metacon versorgende Wurzel ist
schwach, sie geht senkrecht nach oben. Ihre Spitze ist nicht nennens-
wert verdickt. Der innerste Ast ist der stärkste. Er entspricht sämt-
lichen Kronenelementen bis auf die beiden Außenhöcker und steht
mit der dem Metacon entsprechenden Wurzel in Verbindung. Die
Teilungsstelle beider liegt ungefähr 4 mm über der Basis der
Zahnkrone.
Schlosser!) charakterisiert die Gattung Pseudocyon folgender-
maßen: „... Oberer M, und M, trituberkulär, vorderer Außenhöcker —
Paracon — wesentlich größer als hinterer — Metacon, — Innen-
höcker — Protocon — auffallend klein und niedrig, erster Zwischen-
höcker — Protoconulus — sehr undeutlich bis fehlend, zweiter —
Metaconulus — ganz unkemntlich; M,...allseitig von einem dicken
Basalwulst umgeben, der an M, auf die Innenseite beschränkt, an M,
aber auch auf der Vorder- und Rückseite vorhanden ist. Quer-
schnitt... von M, annähernd oval, jedoch vor und hinter dem Metacon
etwas eingebuchtet.“
In zwei Punkten stimmen unsere Zähne mit dieser Beschreibung
nicht überein. Bei der Eibiswalder Form läßt sich die Anwesenheit
eines hinteren Zwischenhöckers unzweifelhaft feststellen und weiters
erwähnt Schlosser nichts von einem Basalwulst außen, welcher an
unseren Zähnen deutlich hervortritt. Die geringe Entwicklung der
Zwischenhöcker ist nach Schlosser für die Gattung P’seudocyon
besonders bezeichnend und trennt sie von Dinocyon und Amphicyon.
An Dinocyon erinnert der deutliche hintere Zwischenhöcker, sowie
das Vorhandensein eines äußeren Basalbandes, der Querschnitt des
Zahnes entspricht wieder mehr den Verhältnissen bei Amphieyon. Da
sowohl der Innenhöcker wie die beiden Zwischenhöcker trotz aller
!) Schlosser, M., Die Bären ...].,c., pag.. 123.
a re
1908 Bericht vom 30. September, Franz Bach. 301
Deutlichkeit doch schlecht erhalten sind, ist die Bestimmung, wohin
unsere Zähne zu stellen sind, außerordentlich schwer.
Die Gattung Dinocyon ist durch die einzige Spezies Dinocyon
T'henardi Jourdan vertreten. Nach der Beschreibung bei Schlosser
(Affen, Lemuren etc., Bd. VII, pag. S2) ist der M, dieser Form aus-
gezeichnet durch die Reduktion des Metacons, die Außenwand ist
hinter dem Paracon nach einwärts gebogen und am Hinterrand ist
ebenfalls eine Einbuchtung vorhanden. Ich habe die vorliegenden
Zähne mit den Abbildungen bei Filhol!) verglichen und konstatieren
können, daß eine Vereinigung unserer Reste mit Dinocyon Thenardi
Jourd. nicht möglich ist.
Abgesehen von der viel bedeutenderen Größe des von Filhol
abgebildeten Zahnes ist die Einschnürung hinter dem Paracon viel
bedeutender als beim Eibiswalder Zahn und damit im Zusammenhang
steht der Metacon auch weiter nach. innen verlagert als bei unserem
M,. Außerdem weist der Zahn von Grive-Saint-Alban im Querschnitt
an der Vorderseite eine Ausbuchtung auf, welche unserem fehlt, ja
hier erscheint die Vorderseite konkav (vergl. Filhol, 1. e., Taf. III,
Fig. 12. Im Verhältnis zur bedeutenderen Größe des M, bei Filhol
ist bei ihm auch der innere Basalwulst viel zu klein. Aus der Profil-
ansicht (Filhol, 1. e., Taf. III, Fig. 6) ist zu erkennen, daß unser
Zahn auch einen stärker entwickelten äußeren Basalwulst besitzt. die
Grenze zwischen Krone und Wurzel verlauft dort fast horizontal, er-
scheint nach der Zeichnung über dem vorderen Außenhöcker sogar
etwas eingebuchtet, während sie bei den Zähnen von Eibiswald stark
konvex nach oben erscheint.
Zu diesen Unterschieden im Bau, die wohl hinlänglich groß
sind, um eine Zuteilung unserer Zähne zu Dinocyon Thenardi un-
möglich erscheinen zu lassen, ergeben sich auch viel zu bedeutende
Größendifferenzen. Filhol führt 1. e. für M, des Dinoeyon Thenardi
Jourd. an:
Größte Länge außen . . . „02. 29 mm
ssBreite . 2»... . > An.
Demgegenüber messen unsere Zähne nur:
Größte Länge außen . . . . 2. 215 mm
»., Breite... .. 0. Gil e
Besonders auffallend ist dabei die Verschiedenheit im Verhältnis
von Länge zu Breite, welches bei Dinocyon Thhenardi: L.:B. — 0'8787,
bei den vorliegenden: L.:B. = 07167 beträgt.
Von der Gattung Amphicyon kämen nur Amph. mayor Lart.
oder Amph. giganteus Laurill. in Betracht, wenn wir die Größe allein
berücksichtigen. Von diesen kommt die letztere im Untermiocän vor
(Schlosser, Bären...ypag. 128). Von der erstgenanten Form kenne
1!) Filho], Observations relatives au Carnassier signal&E par Jourdan sous
le nom de Dinocyon Thenardi. Arch. Mus. d’Hist. Nat. Lyon, III., 1833, pag. 43,
Taf. III, Fig. 1—14.
42*
302 Verhandlungen. Nr. 13
ich nur eine Abbildung bei Blainville (Östeographie, Subursus,
Taf. XIV), mit der unsere Zähne ziemlich gut, auch in den Maßen
übereinstimmen. Aber unsere Zähne haben noch immer einen be-
deutend größeren inneren Basalwulst, auch ist die Gestaltung des
Innenhöckers (halbkreisförmig bei Amph. mayor) doch von der Ent-
wicklung bei unseren Zähnen wieder so stark verschieden, daß eine
direkte Zuteilung nicht recht gut möglich wird. Besonders der für
Amphicyon viel zu starke innere Basalwulst macht eine Trennung
notwendig.
Nach diesen Ausführungen haben die vorliegenden Zähne teils
Merkmale solcher von Dinocyon, anderseits erinnern sie wieder an
Amphieyon, aber sie lassen sich zu keiner Gattung direkt stellen.
Pseudocyon vermittelt den Übergang zwischen den zwei Gattungen,
und es wäre deshalb eine Zuteilung zu diesem Genus nicht gerade
von der Hand zu weisen. Von den zwei hierher gehörigen Formen
kann es sich nach den Maßzahlen nur um Pseud, sansaniensis handeln ;
dieser Bestimmung steht jedoch die von Schlosser ]. c. gegebene
Charakteristik entgegen. Mit dieser hat es nun eine eigene Bewandt-
nis. Filhol beschreibt 1. ec. nur Unterkieferzähne, Peters erwähnt
aus dem Öberkiefer nur einen ?, (fälschlich M,) und die Reste, auf
welche Pseud. bohemicus Schlosser begründet ist?), bestehen der Haupt-
sache nach ebenfalls aus Unterkieferresten. Von Molaren des Ober-
kiefers erwähnt E. Suess (l. c., pag. 2285) nur zwei Bruchstücke.
„Das Fragment Fig 9 möchte ich für den äußeren Teil eines rechten
oberen Backenzahnes halten“ und „das Fragment Fig. 10... kann
der äußere rückwärtige -Teil eines rechten oberen Backenzahnes
sein...“ Der vollständige obere M, kommt für uns jetzt nicht in
Betracht. Auch Schlosser lagen weiters nur noch „zwei Fragmente
des oberen M,, ein Fragment des linken oberen M, und ein gut
erhaltener linker oberer M, vor“ (Bären ...]. c., pag. 125). Zur
Charakteristik des oberen Ma bleiben nur zwei Fragmente über, die
sich aber durchaus nieht ergänzen, denn bei beiden fehlt der Außen-
höcker mit den angrenzenden Partien. Die Diagnose Schlossers
dürfte folglich allein auf einem isolierten oberen M, aus Sansan
basieren, dessen Zugehörigkeit gerade zu Pseudocyon sansaniensis Lart.
zumindest zweifelhaft ist.
Gänzlich ausgeschlossen dürfte somit eine falsche Beschreibung
des vorletzten Oberkiefermolars von Pseudocyon nicht sein, und wie
im folgenden gezeigt werden soll, glaube ich mit meiner Ansicht
recht zu haben.
!) In der ersten Arbeit zieht Schlosser (Affen, Lemaren ... Bd. VII,
pag. 69) den Schädelrest zu Amph. giganteus, in seiner Arbeit „Über die Bären... .*
zitiert er unter Amph. mayor auch Deperet (Arch. Mus. d’Hist. Nat. Lyon, IV,
page. 140). Dieser Autor reehnet auch |. c. die Abbildungen bei Blainville,
Taf. XIV, XV, zu Amph. mayor, und ich muß dieser Angabe folgen. Nach
Lydekker (Catalogue, I, pag. 136) gehört allerdings der M, von Avaray auf
Taf. XIV bei Blainville (links unten) zu Amph. giganteus.
2) Suess, E, Über die großen Raubtiere der österreichischen Tertiär-
ablagerungen. Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wiss. Wien, Bd. 43, 1861, pag. 217.
1908 Bericht vom 30. September, Franz Bach. 303
Die vollständigsten Reste von Pseudoeyon bohemicus Schlosser hat
zweifellos Hofmann!) aus dem Öbermiocän von Feisternitz bei
Eibiswald unter der Bezeichnung Amphicyon intermedius Suess be-
schrieben. Schlosser scheint diese Arbeit nieht gekannt zu haben,
wenigstens ist sie nirgends erwähnt. Da Hofmann die von E. Suess
abgebildeten Zähne im Original vorlagen, erscheint eine irrige Be-
stimmung ausgeschlossen, und da sämtliche Reste ziemlich zweifellos
einem Individuum angehörten, so erweisen sie sich zu einer genauen
Diagnose vorzüglich geeignet.
Vergleicht man nun die Charakteristik beiScehlosser mit der
Beschreibung bei Hofmann, so ergibt sich nun eine vollkommene
Übereinstimmung bis auf Ms, oben.
„Der... M, rechts besteht aus zwei Außen- und zwei Innen-
höckern, welch letztere von einem mächtigen Basalwulste umgeben
erscheinen.
Die zwei Außenhöcker sind voneinander weniger scharf getrennt
als bei NM, und näher aneinandergerückt, wobei der vordere den
rückwärtigen um mehr als zwei Millimeter (Höhe) überragt.
Der vordere Innenhöcker ist halbmwondförmig und der rück-
wärtige im Verhältnis sehr untergeordnet, warzenförmig. Ein gut
entwickelter Zwischentuberkel befindet sich nur am Hinterrande des
rückwärtigen Außenhöckers und kaum angedeutet auch am Vorder-
rande. Die Länge des WM, mißt 17 mm und seine Breite 24 mm“
(Hofmann, 1. c., pag. 522).
Für mich am wichtigsten ist die Angabe, daß nur der
hintere Zwischentuberkel gut entwickelt, der vordere
kaum angedeutet ist. Damit fällt die eine Schranke für die Zuteilung
unserer Zähne zu Pseudocyon, und da nach der Abbildung bei Hof-
mann auch ein äußerer Basalwulst am M, vorhanden ist, steht, wie
ich glaube, einer Bestimmung der vorliegenden M, als zu Pseudocyon
sansaniensis gehörig nichts mehr im Wege, denn für Pseudoeyon
hohemicus Schlosser sind die Zähne zu grob.
Nach. diesen Ausführungen hätte die Charakteristik des oberen
M, von Pseudocyon zu lauten: Trituberkulär, vorderer Außenhöcker
srößer als der hintere, Innenhöcker klein. Vorderer Zwischenhöcker
kaum angedeutet, der rückwärtige gut entwickelt. Basalwulst innen
sehr kräftig, schwächer auch an den übrigen Seiten des Zahnes
ausgebildet.
Ich habe mir gar nicht verhehlt, daß das Vorkommen von
Amphieyon intermedius Suess im Obermiocän von Feisternitz auffallend
ist, da nach Schlosser (l. ce.) die Süßwasserkalke von Tuchoritz,
von woher die Originale stammen, dem Untermiocän angehören.
Worauf sich diese Altersbestimmung gründet, ist mir nicht bekannt.
Suess führt (l. c., pag. 224) von demselben Fundorte weiter an:
Rhinoceros oder Aceratlorium, Choerotherium sansaniense Lart. und
Palaeomeryx Scheuchzeri H. v. M. Die letztere Form kommt im
Unter- und im Obermiocän vor, die zweitgenannte in Sansan, würde
Hofmann, A, Über einige Säugetierreste aus den Mioeänschichten von
Feisternitz bei Eibiswald in Steiermark. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1890, pag. 519.
304 Verhandlungen. Nr: 13
also für Obermiocän sprechen. Die Bestimmung erscheint jedoch
etwas fraglich 1). Ich muß mich daran halten, daß Hofmann, welchem
die Originale vorlagen, keinen Anstand nahm, die Form von Feister-
nitz mit der von Tuchoritz zu vereinigen, zumal die Reste auch in
den Maßen überaus gut übereinstimmten. Sollte Pseudocyon bohemicus
Schloss. tatsächlich das Untermiocän charakterisieren, so wäre den
von Hofmann beschriebenen Resten ein neuer Name zu geben.
Zu Pseud. sansaniensis (Amph. intermedius Pet.) können sie. wegen
ihrer Kleinheit nicht gestellt werden. Daß diese Reste aber zu
Pseudocyon gehören, nehme ich, ganz abgesehen davon, daß nach der
Bestimmung Hofmanns eine andere Zuteilung nicht möglich ist,
deshalb an, weil sie nach der Beschreibung weder zu Dinocyon noch
zu Amphicyon, den beiden nächst verwandten Gattungen, gestellt
werden können.
An dieser Stelle eine Abbildung der besprochenen Zähne zu
geben, ist leider nicht möglich, doch sollen sie bei der nächsten
passenden Gelegenheit auch bildlich dargestellt werden. Bis dahin
muß ich auf Fig. 5, Taf. IV bei Hofmann (]. c.) verweisen.
Graz, Geol. Institut der Universität, Ende September 1908.
Literaturnotizen.
Fridolin Krasser. Kritische Bemerkungen und Über-
sicht über die bisher’zwtage geförderte-fossile>Blora
desunterenLiasderösterreichischen Voralpen. Wiesner-
Festschrift, Wien 1908.
Während über die jungpaläozoischen Floren von Österreich Sturs hoch-
bedeutsame, prachtvoll ausgestattete Publikationen vorliegen und Österreichs
tertiäre Planzenschätze durch Unger und Ettingshausen eine sehr eingehende,
allerdings in textlicher und illustrativer Hinsicht den Anforderungen der Jetztzeit
nicht mehr genügende Darstellung erfahren haben, ist den mesozoischen Floren
Österreichs noch keine ähnlich gründliche Bearbeitung zuteil geworden. Stur
hat wohl eine solche im Auge gehabt und Vorarbeiten zu ihr geliefert, ist aber
bei vielfacher anderweitiger Inanspruchnahme in seinen späteren Lebensjahren
trotz seiner erstaunlichen Schaftenskraft nicht mehr dazu gekommen, das hier
Begonnene zu vollenden. Nunmehr hat sich Prof. Krasser in höchst dankens-
werter Weise der Aufgabe gewidmet, die österreichischen Kreide-, Lias- und Trias-
floren einer kritischen Bearbeitung zu unterziehen.
Das Fehlen großer, diese Floren betrefiender Tafelwerke wurde sowohl bei
uns als auch im Auslande unliebsam empfunden. Man darf aber jetzt dieses
Fehlen in gewissem Sinne auch als einen Vorteil bezeichnen; hätte Stur noch die
genannten Floren, zumal die reiche von Lunz, in ähnlich gründlicher Weise wie
die Karbonfloren der Sudetenländer behandelt, so würde man jetzt vielleicht nicht
schon an eine völlige Neubearbeitung jener Floren herantreten und noch mit einer
dem Stande der Wissenschaft zu Sturs Zeiten entsprechenden Kenntnis j:ner
Floren vorlieb nehmen. So wird uns aber durch Krasser gleich eine mit
Berücksichtigung aller neuen und neuesten Forschungsresultate gewonnene, auf
der Höhe der Zeit stehende Darstellung geboten.
Auf die kritische Untersuchung der Flora von Grünbach und die mit Herrn
Kubart gemeinsam vorgenommene Bearbeitung der Flora von Moletein folgte
die Untersuchung der Flora des unteren Lias der österreichischen Voralpen.
) Schlosser, M. (Die Affen, Lemuren... Bd, 7, pag. 75, Anm. 1), be-
merkt, daß wegen der Ähnlichkeit mit Hyotherium Meissneri ein Irrtum nicht
ausgeschlossen wäre.
2 ee Ss A ME ee
1908 Bericht vom 30, September. |". Krasser u. A. Martelli. 305
Krassers Beitrag zur Wiesner-Festschrift enthält nur die Hauptergebnisse
dieser Untersuchung: Kritische Prüfung der Bestimmungen von Schenk und
Stur und Klärung der von Stur aufgestellten Arten und Musealnamen. Es sind
folgende Floren berücksichtigt: Pechgraben bei Großraming, Grossau östlich von
Neustift, Hinterholz östlich von Waidhofen an der Ybbs, Gresten uad „in der
Joising“ und Bernreuth bei Hainfeld. Es wurden im ganzen 31 Arten, hiervon
14 Farne und 9 Cykadophyten festgestellt: Farne: Älukia esilis Racb, (Sturs
Musealname: Speirocarpus Buchüi), Matonia sp. (Sturs Musealbezeichnung: Lac-
copteris conf. Goepp. Sch.), Laccopteris elegans Prsl, (Sturs Musealname: Speiro-
carpus tener), Taeniopteris Haidingeri Ett. (Angiopteridium Haidingeri Stur.), T.
tenwinervis Br., T. sp., Pecopteris (Asplenites) lobata Oldh., Cladophlebis nibbensis
Nath., Todites Williamsoni Sew. (Speirocarpus Goeppertianus Stur und ein Teil
von Sp. grestensis Stur), Etenis asplenioides Stun, Dietyophyllum Nilssoni Goepp.,
D. Bartholini Moell., D. sp. (Thaumatopteris angustissima Stur), Protorhipis Buchi
Andr,; Marsiliaceen: Sagenopteris rhoifolia Prsl.; Equisetaceen : Equisetites Ungeri
Ett.; Ginkgoaceen: @Gingko sp., Baiera Wiesneri Krass., B. taeniata Br.; Cykado-
pbyten: Podozamites lanceolatus L. e. H., P. Schenkii Heer, Pterophyllum Andraei
Stur, Pt. cfr. crassinerve Goepp. (Pt. inaequale Stur), Pt. grestense Stur, Dioonites
Carnallianus Born. (Pt. sp. Stur), Ptilozamites acuminatus Nath,. (Nilssonia Neuberi
Stun), Nüssonia polymorpha Schnk., N. mediana (Leckenb.), (Sturs Musealname:
Pterophyllum sequens.); Koniferen: Schizolepis Follini Nath., Pityophyllum alpinum
Krass., Palissya pugio Krass. Eine Erörterung der Beziehungen der Grestener
Flora zu den übrigen Liasfloren, besonders zu jenen von Steierdorf und Fünf-
kirchen, sowie zu den rhätischen und Oolithfloren erscheint dem Verfasser ver-
früht und wird dieselbe der in Aussicht gestellten Monographie der Grestener Flora
vorbehalten. (Kerner.)
Alessandro Martelli. Di alcune recenti idee sulla
struttura dell’Appennino e specialmente di un preteso
carreggiamento dalmato-garganico. Rivista geografica
italiana XV. Fasc. IV. Aprile 1908.
Nach einer Erörterung der Hypothesen von Lugeon, Argand und Di
Stefano über den Gebirgsbau Siziliens und einer Diskussion der neuen Arbeiten
von Steinmann und Taramelli über die Struktur des Apennins kommt der
Autor auch auf die Idee Prof. Schmidts zu sprechen, daß die Triasschichten
in den norddalmatinischen Poljen ortsfremde, vom Velebit oder aus Bosnien ge-
kommene und in das kretazisch-eozäne Faltenland eingesenkte Massen seien und
daß im Grunde der mittleren Adria gleichfalls weit von Osten hergekommene
Trias ruhe. Martelli wendet sich gegen die Ansicht Schmidts. Es werden
zunächst mit Bezugnahme auf die geologische Spezialkarte die Lagebeziehungen
der Trias zur Kreide im Gebiete des Petrovo Polje erwähnt und dann auf Grund
eigener Studien die geologischen Verhältnisse der wahrscheinlich untertriadischen
Gebilde bei Comisa auf der Insel Lissa erörtert. Martelli weist darauf hin, daß
dieselben durchaus nicht mit der Untertrias Bosniens faziell übereinstimmen. Betrefis
der Lagerungsverhältnisse macht der Autor geltend, daß das Eruptivgestein und
die Gipse bei Comisa unter dem Kreidekalk liegen und daß das Tal, in welchem
jene Gesteine zutage treten, keinen synklinalen Bau zeigt, wie ihn Schmidt vor-
aussetzt. Als Beweis der Auflagerung des Kreidekalkes auf dem Diallagit wird noch
angeführt, daß an der Grenze beider Gesteine Quellen hervorkommen. Betrefis der
Eruptivmassen der Scoglien Melisello und Pomo erscheint die Annahme einer
Unterlagerung durch Kreideschicehten auf Grund der Einfallsrichtung dieser Schichten
auf der Insel San Andrea allzu problematisch.
Für die Insel Pelagosa ist nach des Autors Meinung ein Vorhandensein von
Untertrias überhaupt niebt nachgewiesen. Das Vorkommen von Gips befindet sich
dort in Verbindung mit den Neogenablagerungen. Die Vermutung, daß der Gips
von Pelagosa pliocän sein könnte, hat schon Stache in seiner Mitteilung über
diese Insel (Verhandl. 1876) ausgesprochen, wogegen er später (liburnische Stufe 1889)
mit Berufung auf Hauer sagte, daß das Vorkommen „zunächst an die unier dem
Kreidekalk von Comisa hervortretende, für triadisch gehaltene gipsführende Ab-
lagerung erinnere“. Die am Strande von Pelagosa gefundenen spärlichen Fragmente
306 Verhandlungen. Nr. 13
von Eruptivgesteinen sind nach Viola weggeworfener Ballast von Fischerbarken
aus Foggia und nicht Reste einer aus Bosnien gekommenen Triasdecke. Was
endlich die auf der italienischen Seite der Adria befindliche Punta delle Pietre
Nere (Provinz Foggia) anbelangt, so lehnt der Autor die Annahme, daß das dortige
Eruptivgestein aus Bosnien sstamme, mit dem Hinweis darauf ab, daß es karnischen
Alters sei und aus der Trias der Dinarischen Alpen keine jüngeren als ladinische
Massengesteine bekannt seien.
Es werden demnach von Martelli gegen die Deckennatur des Meeres-
bodens in der mittleren Adria mehrere sehr beachtenswerte Einwände vorgebracht.
Was die tektonische Deutung der Trias in den dalmatinischen Poljen betrifft, so
haben die geologischen Detailaufnahmen Dr. Schuberts und des Referenten in
den letzten Jahren zu Ergebnissen geführt, welche sehr gegen die Wurzellosigkeit
dieser Trias sprechen.
Referent hat jedoch schon bei anderer Gelegenheit (Verhandl. 1907, pag. 294)
erwähnt, daß ihm eine bloße Behauptung, daß die dalmatinische Trias ortsfremd
sej, noch keinen Anlaß zu einer Erörterung bietet. Bringt Prof. Schmidt für
seine Auffassung einmal Beweise unter gleichzeitiger Widerlegung der Gründe für
die bisherige Anschauung, so werden Dr. Schubert und Referent zur Angelegen-
heit in eingehender Weise Stellung nehmen. (Kerner.)
F. Rinne. Praktische Gesteinskunde für Bau.
ingenieure, Architekten und Bergingenieure, Stu-
dierende der Naturwissenschaft, der Forstkunde und
Landwirtschaft. 3. Aufl. Hannover. Dr. Max Jänek e, 1908.
Schon der Umstand, daß die „Praktische Gesteinskunde* von Rinne in
verhältnismäßig kurzer Zeit in dritter Auflage erscheinen konnte, spricht für die
Güte und Verwendbarkeit dieses Buches. Dabei läßt es sich der Autor nicht
genügen, das einmal Gebotene neuerdings auf den Markt zu bringen, sondern bei
jedem Neuerscheinen gewahrt man allerorts die bessernde Hand des Verfassers,
so daß jedesmal eine gründlichere wissenschaftliche Vertiefung und ein engeres
Anpassen an die Bedürfnisse des Praktikers wahrgenommen werden können.
Der Autor hat in seinem. Buche stets die Praxis vor Augen und daraus
erklärt sich auch die eigentümliche Anlage der „Praktischen Gesteinskunde“,
welche diese von allen anderen Lehrbüchern unterscheidet. — Theoretische
Erörterungen sind auf das allernotwendigste beschränkt, dagegen ist zum Beispiel
der physikalischen Chemie, besonders bei den Betrachtungen über die Entstehung
der Gesteine, ein weiter Spielraum gelassen. Ebenso finden auch die technisch
bedeutsamen Gesteinsverhältnisse eingehende Besprechung. So kommt es, daß
dieses Buch auch dem Geologen vom Fach, dem aber chemisch-technische Fragen
ferner liegen, viel Beachtenswertes bietet, wie, um nur eines hervorzuheben, in
dem Kapitel „Einige besonders technisch wichtige Verhältnisse der Gesteine“. —
Dabei ist die Darstellung eine sehr klare und wird von zahlreichen lehrhaften
Abbildungen auf das beste unterstützt. (Dr. L. Waagen.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstı alt, Wien Ill. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Eräbergstraße 3.
1908.
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Bericht vom 31. Oktober 1908.
Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: W. Petrascheck: Das Vorkommen von
Erdgasen in der Umgebung des Ostrau-Karwiner Steinkohlenreviers. — P. Steph. Richarz:
Ein neuer Beitrag zu den Neokombildungen -bei Kaltenleutgeben. J. Stiny: Über Berg-
stürze im Bereiche des Kartenblattes Rovereto--Riva. A. Tornquist: Noch einmal die
Allgäu-Vorarlberger Flyschzone und der submarine Einschub ihrer Klippenzone. — Literatur-
notizen: ©. Schlagintweit, L. Kober, Montanistischer Klub für die Berg-
reviere Teplitz, Brüx und Komotau.
Eingesendete Mitteilungen.
W. Petrascheck. Das Vorkommen von Erdgasen in
der Umgebung des Ostrau-Karwiner Steinkohlen-
BeNlers.
Wiederholt hat man in den letzten Jahren bei den Bohrungen,
die in der Umgebung des Ostrau-Karwiner Reviers auf Steinkohle
vorgenommen wurden, Erdgase erschlossen. In einzelnen der Bohr-
löcher treten diese in nur geringer Menge auf, in anderen traten sie
unter starker Pressung zutage. Ja es kam unlängst zu Baumgarten
bei Skotschau vor, daß das Gas mit katastrophaler Vehemenz hervor-
brach. Wenn ich hier etwas näher auf diese Ausbrüche eingehe, so
geschieht dies deshalb, weil es für den Geologen von Wichtigkeit ist,
diese Erscheinungen zu registrieren und weil sie noch nicht überall
richtig beurteilt werden. Gar vielfach wird angenommen, daß alle
Kohlenwasserstofte der Gasexhalationen aus dem Steinkohlengebirge
entstammen, was in Wirklichkeit seltener der Fall ist.
Es sind dreierlei Gasausströmungen zu unterscheiden:
. Kohlenwasserstoffe, die aus dem flözführenden Karbon stammen :
Gase des Ostrauer Tegels;
Gase des Alttertiärs, eventuell auch der Kreide der Karpathen.
om
Ob diese Gase spezifisch verschieden sind, wird erst nach An-
sammlung eines größeren Beobachtungsmaterials entschieden werden
können. Heute kann nur gesagt werden, daß ein Unterschied hin-
sichtlich der Art des Auftretens besteht, indem die aus der Kohle
entstammenden Schlagwetter nicht unter solehem Druck stehen, wie
K. K. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 14. Verhandlungen. 43
308 Verhandlungen. Nr. 14
er bei den übrigen Gasen vorkommt!) und dab die unter 2. und 3.
genannten Gase oft von Salzwasser begleitet zu werden pflegen.
Grubengas sammelt sich überall dort an, wo die Steinkohlen-
formation gegen oben gasdicht abgeschlossen wird.
Einen solchen Abschluß kann der Ostrauer Tegel ebensowohl,
wie der Schieferton des Alttertiärs bilden. In den Erhebungen, die
das Erosionsrelief des Karbons bildet, sammeln sich die Gase be-
sonders an, namentlich aber dann, wenn in weitem Umkreise kein
Tagesausstrich des Steinkohlengebirges und kein Bergbau besteht.
Dies bemerkt man zum Beispiel im Silesia-Schachte bei Dzieditz,
woselbst der Gase wegen der Betrieb auf der obersten Sohle einge-
stellt wurde. Daß solche Gasausströmungen auch im Bereiche gas-
armer Kohlen lange anhalten können, zeigte ein beim Bahnhofe
Schönbrunn abgestoßenes Bohrloch.
Die Gase sammeln sich nicht nur im Karbon, sondern auch in
den Sandsteinen, die unmittelbar vor dem Kohlengebirge und unter
dem Tegel liegen. In Paskau traf man die Gase in dem Schotter
an, der an der Basis des Alttertiärs über dem Karbon lag.
Die Gase des Ostrauer Tegels sind das vollkommene
Analogon der Gasbrunnen von Wels. G. A. Koch, der die Erdgase
von Wels zum Gegenstande wiederholter Mitteilungen gemacht hat,
publizierte jüngst das gleiche Vorkommen aus den Tegeln des alpinen
Wiener Beckens ?).
Im Ostrauer Reviere sind Gase im Tegel keine ungewöhnliche
Erscheinung, die in der Bohrung Klein-Kuntschitz und in der
zu Zablacz bemerkt wurde.
Räumlich gewissermaßen ein Zwischenglied bilden die Gas-
exhalationen, die man zu Gurkwitz bei Znaim im Schlier be-
obachtet hat.
In der Klein-Kuntschitzer Bohrung, die eine außerordent-
liche Mächtigkeit des Tegels konstatierte, wurden die brennbaren Gase
in der Tiefe erschlossen. In demselben Bohrloch wurde ein Salzwasser
erschrotet, das neben Jod auch Ammoniak enthielt.
Sehr beachtenswert ist die Zablaczer Bohrung, in der eben-
falls Jod und bromhaltiges Wasser zutage trat, da in ihr mit dem
Gase, das reines Methan war, das Vorkommen von Petroleum fest-
gestellt wurde. Das Gestänge triefte zeitweilig nur so von O1°). Es ist
hier also der Zusammenhang der Gasausströmungen mit Erdölvor-
kommnissen außer Zweifel. Freilich ist es trotz der zahlreichen
Bohrungen, die im Bereiche des Ostrauer Tegels gestoßen wurden
und die in einem, wenn auch schütteren Netze, fast, bis ans Gebiet
von Krakau reichen, bisher doch nicht gelungen, Ol in nutzbarer
Menge zu erschließen. Dies sei mit Rücksicht auf die Hoffnungen,
die in Wels nicht zur Ruhe kommen wollen, betont. Ohne mich weiter
!) Daß aber solche Drucke möglich sind, zeigen die Erfahrungen des bel-
gischen Steinkohlenbergbaues, wo an Grubengasen Pressungen von 33 Atmosphären
gemessen wurden.
2) Über einige der ältesten und jüngsten artesischen Bohrungen im Tertiär-
becken von Wien. Wien 1907.
®?) Andre&e, Grazer Montan-Zeitung 1907, pag. 12.
1908 Bericht vom 31. Oktober. W. Petrascheck. 309
auf die Wachs-, Öl- und Gasvorkommnisse im Schlier Galiziens ein-
zulassen, will ich hier nur daran erinnern, daB auch in den Salz-
gruben von Wieliczka Methan nicht fehlt und es dort zweimal sogar
zu Schlagwetterexplosionen kam.
Mit Rücksicht darauf, daß es bestechend ist, alle Gasexhalationen
im ÖOstrauer Reviere auf die Kohlenformation zurückzuführen, sei
darauf hingewiesen, daB in Wels unter dem 1000 m mächtigen
Schlier Gneis erbohrt wurde !).
Die meisten Gasvorkommnisse wurden im Bereiche der
Karpathen erbohrt. Die Mehrzahl derselben wurden im Alttertiär
erschrotet, einige angeblich auch in der Kreide.
Ich zähle in der Reihenfolge von Ost gegen West die mir
bekannt gewordenen Aufschlußpunkte unter Einfügung einiger
Details auf.
Bielitz. Die Bohrung Altbielitz erschloß in fast 800 m Tiefe
im alttertiären Mergel einen starken Gasbläser, der zur Einstellung
der Bohrarbeit zwang, weil das Wasser der Spülung herausgeschleudert
wurde. Es strömten anfangs 26 »n® Gas pro Minute aus, die nach
Verlauf von etwa 1/ Jahr unter Schwankungen auf 6 m? fielen.
Zwei Analysen ergaben folgende Zusammensetzung:
97%, CH, und 3%, H und
93%, CH, und 5°), 4.
Kurzwald. In 380 m Tiefe wurde im Alttertiär brennbares
Gas erschrotet, das unter 25 bis 30 Atmosphären Druck ausströmte.
Baumgarten. Die Bohrung ist noch im Bereiche der Kreide
angesetzt. Proben lagen mir nicht zur Untersuchung vor. In 400 m
Tiefe wurde nach Überbohrung eines schwachen Gasbläsers im Mergel
eine sehr heftige Gaseruption erschlossen. Das Gas besteht aus:
96-40/, CH,
2.20), CO
1:40], N.
Das Gas brach mit solcher Vehemenz hervor, daß schwere Eisen-
stücke 500 m weit fortgeschleudert wurden. Das Geräusch ist derart,
daß man sich auf 50 Schritt Distanz noch nicht verständlich machen
konnte und daß es in 13 km Entfernung noch hörbar war. Außer
Eisstücken, die sich infolge der Expansionskälte gebildet hatten und
ausgeschleudert wurden, trat Salzwasser aus der Bohrung hervor.
Wojkowitz. In verschiedenen Teufen des 750 m tiefen Bohr-
loches wurde Gas angetroffen. Die betreffenden Bohrproben konnte
ich trotz eifriger Bemühungen nicht erhalten. Nach den mir vorge-
legten Originalbohrrapporten zu schließen, dürfte man anfangs in
der Kreide, später im Alttertiär gebohrt haben. Aus 402-470 m
Tiefe werden schwarze Schiefer und Kalk angegeben. Darin trat bei
4075 Gas und Ol auf und bei 415 eine starke Gasexhalation.
Braunsberg. In dem im Alttertiär angelegten Bohrloche wurde
in 175 m Tiefe eine lebhafte Ausstömung brennbarer Gase bemerkt.
!) Schubert, Jahrb. der k. k. geol. R.-A. 1903, pag. 385.
43*
>10 Verhandlungen. Nr. 14
Chorin. Gase, die nach der alten Methode der Schlagwetter-
bekämpfung von Zeit zu Zeit abgebrannt wurden, traten reichlich in
dem Schurfschachte auf, in dem der bekannte Kohlenblock abgebaut
wurde. Es ist klar, daß diese Gase nicht aus dem, wenn auch riesigen
Blocke allein stammen konnten. Sie waren vielmehr im alttertiären
Mergel, in dem der Block eingebettet lag, enthalten. Damit steht im
Einklang, daß auch die heuer im Bereiche des Alttertiärs zu Chorin
gestoßene Bohrung einen Gasbläser erschrotete, der, durch Unvor-
sichtigkeit entzündet, mit 30 m hoher Flamme brannte. Ich hofie
noch Gelegenheit zu finden, in einer späteren Mitteilung auf die Re-
sultate dieser Bohrung zurückkommen zu können und werde dann
weitere Mitteilungen über diesen Gasausbruch folgen lassen. Die
Analyse des Gases ergab:
85-10/, CH,
13:90), N
070), 0
0:30, 00,.
Bemerkt sei hier, daß in einem zweiten Schurfschachte, der in
Kladerub unweit Chorin geteuft worden war, Petroleum auftrat. Es
sickerte aus einer Kluft hervor und soll täglich ungefähr ein Liter
davon gesammelt worden sein.
Zu diesen künstlichen Aufschlußpunkten brennbarer Erdgase
kommt noch ein natürlicher, der bei Ungarisch-Ostra gelegen
ist, woselbst in einem Tümpel reichlich Gasblasen aufsteigen.
Wenn es nun auch bei den bisher in den Karpathen erschroteten
(zasvorkommnissen nur in einem Falle (Wojkowitz) möglich war,
gleichzeitig Olspuren nachzuweisen, so ist doch evident, daß in diesen
Gasen die leichtest flüchtigen Begleiter des Erdöls vorliegen. Die Zahl
der Punkte, von denen ich ans dem Bereiche der mährisch- schlesischen
Karpathen über das Vorkommen von Ölspuren erfuhr, ist groß
genug, um die weite Verbreitung derselben zu erweisen.
Von Chorin und Wojkowitz wurden solche schon erwähnt.
In der bei 157 m verunglückten, nach Michael in der Kreide
verbliebenen Bohrung von Ernsdorf wurden Ölspuren in 35 m Tiefe
bemerkt. 2
In Kowali bei Skotschau wurde vor 20 Jahren auf Ol
gebohrt und zeitweilig davon ein ziemlich reicher Zufluß konstatiert.
Zugleich mit dem Öl kamen Wachseinschlüsse im Gestein vor.
In Lonkau wurde in einem Brunnen eine Ölhaut beobachtet.
Unweit davon steht die Bohrung Pogwizdau, die meines Wissens im
Alttertiär weder Gas noch Öl antraf.
Reichlich wird Öl in einem Brunnen in Ostrawitz südlich
Friedland gefunden. Es soll arm an Benzin sein und das spezifische
Gewicht 09090 haben.
Ölspuren wurden noch im Steinitzer Sandstein von Kurowitz
und in einem Brunnen im Menilitschiefer zu Jestrabitz bei
Koritschan bemerkt. In Tu&ep bei Holleschau werden schmale
Kluftausfüllungen von Asphalt gefunden.
1908 Bericht vom 31. Oktober, W, Petrascheck. 311
Weiter aus dem Westen Mährens sei noch der Petroleum-
bohrungen von Göding!) und Bohuslawitz am Vlarapaß?)
erwähnt, die insofern resultatlos verliefen, als sie gewinnbare Ol-
mengen nicht erschroteten.
Auffallend ist, daß trotz des Zusammenhanges, der zwischen dem
Erdgas der mährisch-schlesischen Karpathen und dem Vorkommen von
Petroleum zu suchen ist, in den Gasen schwere Kohlenwasserstoffe
bisher (es liegen mir Analysen dreier Gasausbrüche vor) nicht nach-
gewiesen werden konnten, und daß bei manchen heftigen Gasaus-
strömungen trotz aller Aufmerksamkeit Olspuren nicht bemerkt werden
konnten. Allerdings kommt es auch in Erdölrevieren vor, daß schwere
Kohlenwasserstoffe nur in Spuren in den Gasen enthalten sind. Ich
will die Frage unerörtert lassen, ob darin etwa eim Anzeichen dafür
zu suchen ist, daß in den betreffenden Gegenden nur geringe Aussicht
auf nutzbare Erdölmengen vorhanden sei.
Wichtig ist das eine, daß von elf Bohrungen, die im karpa-
thischen Alttertiär abgestoBen wurden, sechs Erdgase erschroteten
und auch zwei Bohrungen solche in der Kreide antrafen. Man darf
also bei derartigen Bohrungen mit mehr als 50%, Wahrscheinlichkeit
auf Gase rechnen. Bei dem hohen Heizwert, den die Gase besitzen,
ist es naheliegend, sie zu verwerten, was bisher noch nirgends im
Gebiete geschehen ist. Geht man daran, im Bereiche des subkarpa-
thischen Alttertiärs oder der Kreide des subkarpathischen Hügel-
landes durch Tiefbohrungen die Steinkohlenformation aufzusuchen,
so kann man sich um so eher zu diesen kostspieligen Unternehmungen
entschließen, wenn sich in der Nähe Gelegenheit bietet, eventuell er-
schrotete Gase zu verwerten. Diese Möglichkeit ist namentlich bei
den industriereichen Orten Mährens und Schlesiens gegeben, in welchen
eine Bohrung auf Kohle als rationell bezeichnet werden muß.
Zwei für die praktische Verwertung der Erdgase wichtige Fragen
werden erst durch weitere Beobachtungen auf diesem Gebiete geklärt
werden müssen. Es fehlt in den betreffenden Teilen Mährens und
Schlesiens noch an Erfahrungen über die Dauer der Ausströmungen
und über die geologischen Verhältnisse, die für Gasexhalationen
günstig sind.
Die Bielitzer Ausströmung hielt bereits über ein halbes Jahr an.
Später wurde die Ausströmung durch Hochleiten des Gases der
Beobachtung entzogen. Da sich das Bohrloch allmählich mit Wasser
füllt, wird die Exhalation abgesperrt werden, sobald sie nicht mehr
den zur Überwindung der 800 m hohen Wassersäule notwendigen
Druck hat. Jahrelang schon dauern die Exhalationen bei Ungarisch-
Östra.
Bezüglich des Auftretens der Gase kann nur gesagt werden,
daß sie bisher immer in vorwiegend tonigen oder mergeligen Schichten-
komplexen angetroffen wurden und dab es in einigen Fällen sandige
oder auch kalkige Einlagerungen waren, in denen die Gase hervor-
brachen.
!) Tietze, Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1901, pag. 43.
?), Rzehak, Zeitschr. für prakt. Geologie 1905, pag. 5.
312 Verhandlungen. Nr. 14
Im übrigen würden für die Aufsuchung von Gasen die Erfahrungen
anderer Territorien sinngemäße Anwendung finden können und man
darf sich namentlich von der Höferschen Antiklinalen-Theorie des
Erdöls Erfolge versprechen. Die mangelnden Aufschlüsse des Gebietes
hindern, sich heute schon ein Urteil über die Beziehungen der bis-
herigen Fundpunkte von Köhlenwasserstoffgasen zur Tektonik zu bilden.
P. Steph. Richarz. Einneuer Beitragzu den Neokom-
bildungen bei Kaltenleutgeben.
Im Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt 1904, Bd. 54, beschrieb
ich pag. 343—358 die Neokombildungen bei Kaltenleutgeben am
äußersten Rande der nördlichen Kalkalpen. Es konnten damals faunistisch
drei Horizonte der unteren Kreide nachgewiesen werden: das
Valanginien, das Hauterivien und das Barremien, die
beiden ersteren am Groben Flößel, der letztere allein vorherrschend
zwischen Waldmühle und Fischerwiese. Ferner wurde gezeigt, daß
die Neokommergel eine muldenförmige Lagerung aufweisen, am Großen
Flößel ganz deutlich beiderseits von jurassischen Bildungen flankiert.
Endlich brachte die merkwürdige Verbreitung des Neokoms den
Verfasser auf den Gedanken, daß Tithon und Neokom diskordant den
älteren Bildungen auflägen und durch eine Transgression, welche mit
dem Tithon begonnen hätte, in diese diskordante Lage gekommen seien.
Inzwischen wurde in den Zementbrüchen rüstig weitergearbeitet und
wurden neue Aufschlüsse gemacht, die neue Studien und interessante
Funde ermöglichten. Es dürfte deshalb an der Zeit sein, durch Ver-
öffentlichung der neuen Beobachtungen die früheren Untersuchungen
zu ergänzen. {
Auffallend erschien es (l. c. pag. 5351), daß im Steinbruch bei
der Waldmühle (zwischen dieser und der Fischerwiese) nur Ver-
steinerungen des Barr&me gefunden wurden und kein einziges
Exemplar der für den Großen Flößel so charakteristischen Hauterive-
formen. Diese Schwierigkeit lösten die weiteren Steinbrucharbeiten
in höchst einfacher Weise. Die früheren Arbeiten bewegten sich nur
in den höheren Partien, welche, wie sich bald zeigen wird, unmittel-
bar an die Trias anstoßen, während die nun aufgeschlossenen unteren
Schichten sich in normaler Weise dem Jura auflagern. Sie haben denn
nun auch Versteinerungen geliefert, welche für das Hauterivien
bezeichnet sind, so vor allem Holcostephanus Astieri d’Orb. und dann
Holcostephanus Jeannoti d’Orb., welch letzterer den Grenzschichten
des Hauterivien und Valanginien angehört (vergl. 1. ec. pag. 348). Für
das Valanginien selbst fehlen im Steinbruch noch die fossilen Belege,
doch brachte mir einer meiner Schüler ein Exemplar aus der Gruppe
des Hoplites neocomiensis d’Orb., also einer ausgesprochenen Valanginien-
form, welche er ganz in der Nähe im Walde fand. Von den früher
so häufigen Versteinerungen des Barremien fehlt jetzt jede Spur.
Somit wären also auch hier alle drei Niveaus des Neokoms
nachgewiesen, und zwar in deutlich getrennter Lagerung. Eine scharfe
Grenze läßt sich bei der fast gleichen Gesteinsbeschaffenheit aller-
dings nicht ziehen.
1908 Bericht vom 31. Oktober. P. Steph. Richarz. 313
Von paläontologischem Interesse ist eine ergänzende Beobachtung,
welche bezüglich des Holcostephanus Jeannoti gemacht werden konnte.
Um die Unterschiede dieser Art, wie sie am Großen Flößel gefunden
wurde, von der d’Orbigny schen Abbildung und Beschreibung zu
erklären, behauptete ich damals pag. 346: „Ohne Zweifel hat
d’Orbigny bei seiner Beschreibung nur ein Jugendexemplar oder
innere Windungen zur Verfügung gehabt, während meine Stücke die
Merkmale erwachsener Tiere zeigen und so keinen Widerspruch,
sondern eine Ergänzung der d’Orbigny schen Beschreibung bilden.*
Das konnte inzwischen bestätigt werden durch das Studium eines
Exemplars dieser Art in der Münchener Staatssammlung, bei dem die
Fig. 1.
Aufschluß im Lias-Jurakalk an der Fischerwiese.
Maßstab: 1:200.
L = Dichter Liaskalk. — H — Hierlatzkalk (roter Krinoidenkalk). — J = roter
Jurakalk. — A — Acanthieus-Schichten. — 7, = rotes Tithon. —
T, = helles Tithon.
inneren und äußeren Windungen mit ihrer Skulptur deutlich zu
beobachten sind. Durch die Güte des ilerrn Dr. F. Broili wurde
mir diese Beobachtung ermöglicht. Die inneren Windungen stimmen
mit der Beschreibung d’Orbignys überein, die äußeren zeigen die
Merkmale, wie sie vom Großen Flößel beschrieben wurden (l. ce.) und
wie sie nın auch an den Funden von der Waldmühle sich zeigen.
Das untersuchte Fossil der Münchener Staatssammlung stammt aus
Angles bei Digne in den Basses-Alpes. Damit behält aber die Form
für den Großen Flößel und jetzt auch für das Neokom bei der Wald-
mühle ihre volle stratigraphische Bedeutung als Grenzform zwischen
Valanginien und Hauterivien, und es ist so die Bemerkung erledigt,
welche Toula im Jahrbuch 1905, Bd. 55, pag. 256 macht.
314 Verhandlungen. Nr. 14
Auch für die muldenförmige Lagerung ermöglichten die
Steinbrucharbeiten interessante ergänzende Beobachtungen, welche sich
auf den Südflügel dieser Mulde beziehen. Oberhalb des Neokom-
bruches an der Waldmühle wurde ein Steinbruch angelegt, welcher
die jurassischen Bildungen in ausgezeichneter Weise aufgeschlossen
hat. Fig. 1 gibt die Verhältnisse wieder. Im Süden dieses Aufschiusses
beobachtet man zunächst helle dichte Kalke mit zahlreichen Kalk-
spatadern, dann dunkelgraue Kalke von derselben Beschaffenheit und
endlich dichte hellgraue Kalke ohne Kalkspatadern. Doch kommt
diesen drei Varietäten keine stratigraphische Bedeutung zu. Sie
liegen vielmehr regellos durcheinander. In ihnen eingeschlossen sieht
man nun, nach oben und nach beiden Seiten in die dichten Kalke
allmählich übergehend, eine Linse von Krinoidenkalk, 2—3 m im
Durchmesser, von derselben Beschaffenheit wie die Krinoidenkalke,
welche am Großen Flößel durch Fossilfunde als unzweifelhafter Lias
bestimmt werden konnten (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., Bd. 54, pag. 353).
Dieselben Krinoidenkalke wiederholen sich bald mit einer Mächtigkeit
von etwa 2 m, ebenso allmählich in die dichten Kalke übergehend.
Man kann also wohl ruhig den ganzen Schichtkomplex dem Lias zu-
teilen. Fossilien konnten, außer einigen unbestimmbaren Rynchonellen,
nicht gefunden werden.
An die Krinoidenkalke schließen sich nach Norden. in geringer
Mächtigkeit fleischrote dichte Kalksteine an, von derselben Beschaffen-
heit, wie sie oberhalb der Neumühle über den einst ammonitenreichen
Klausschichten und unter dem Tithon lagern (siehe Toula: Jahrb. d.k.k.
geol. R.-A. 1871, pag. 446, undRicharz: Jahrb.d.k.k. geol. R.-A. 1904,
page. 356 und 357). Sie werden wohl dem Dogger oder dem unteren
Malm angehören, denn nach oben folgen jetzt in unserem Profil
die dunkelroten Kalke, wie sie die von Toula kürzlich beschriebenen
Acanthieus-Schichten bei Gießhübel charakterisieren (Abhandl. d k.k.
geol. R.-A. Bd. XVI, H. 2, 1907). Auf ihnen lagern dann rote dünn-
plattige Mergel mit ziemlich flachem, nördlichem Einfallen, welche
Aptychen führen, also gewiß dem oberen Malm, vielleicht dem Tithon
angehören. Nach oben gehen sie in die hellgrauen Tithenmergel über,
welche wieder Aptychen enthalten, und diesen schließen sich die
Neokommergel an, we!che im großen Steinbruch aufgeschlossen sind.
Das Fallen letzterer ist merkwürdigerweise zunächst ein südliches, geht
aber bald in eine unregelmäßige Zerklüftung über, welche keine
Schichtung mehr erkennen läßt.
Wir haben also hier eine regelrechte Schichtfolge vor uns, wie
man sie selten in dem so reich bewaldeten Gebiete beobachten kann,
vom Lias bis zum Barr&me einschließlich. Dieser neue Aufschluß
zeigt uns, daß auch der Südflügel der Mulde vollständig entwickelt
ist. Er lehrt uns aber auch, wie vorsichtig man sein muß, wenn an
der Oberfläche irgendeine Formation nicht beobachtet wird. Was
man an der beschriebenen Stelle früher sah, das war der Hierlatz-
kalk und man hatte den Eindruck, daß auf ihm unmittelbar das
Neokom aufliegen würde. Alle übrigen Bildungen waren, wie die
Abbildung zeigt, ganz überdeckt von dem Schutt, welcher am Fuße
der Liaswand sich angesammelt hatte. So würde wahrscheinlich auch
BED En
Bericht vom 31. Oktober. P, Steph. Richarz.
1908
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44
14, Verhandlungen.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908 Nr.
316 Verhandlungen. Nr. 14
am Großen Flößel der Südflügel der Mulde in größerer Vollständigkeit.
erscheinen, wenn die Aufschlüsse günstiger wären. Im Profil der
früheren Arbeit, pag. 353, konnte natürlich nur das wirklich Beob-
achtete eingezeichnet werden.
Am Großen Flößel ist auch der Nordflügel der Mulde ganz
erhalten, wenigstens wurden an einigen Punkten Kössener Schichten,
Jurakalk und Tithon als Unterlage des Neokoms beobachtet. Anders
ist das an der Waldmühle. Dort grenzt, wie Fig. 2 zeigt, das
Neokom unmittelbar an Kössener Schichten, und zwar
sind es nicht die untersten Horizonte des Neokoms, sondern das
Barremien, denn niemals wurden dort im Norden Hauterive- oder
Valanginformen gefunden, wohl aber zahlreiche Fossilien der höheren
Zone. Das läßt sich wohl nur durch Annahme eines Bruches ver-
stehen. Eine Transgression, welche ich früher für die Erklärung
dieser Lagerungsverhältnisse annehmen zu müssen glaubte, würde
Nor 2}
Fig. 3.
Aufschluß im Norden des Neokombruches an der Waldmühle.
Maßstab: 1:100.
H.D. = Hauptdolomit. — BD. — Barremien.
zwar das Fehlen der jurassischen Bildungen verständlich machen,
nicht aber die Lücke vom Tithon bis Barremien. Es müßte vielmehr
nach der damaligen Voraussetzung auf den Kössener Kalken Tithon
und unteres und mittleres Neokom liegen und dann erst Barremien
folgen. Tatsächlich läßt sich jetzt auch infolge eines günstigen Auf-
schlusses die Grenze zwischen Neokom (Barremien) und Trias
unmittelbar beobachten. Dieser wichtige Punkt liegt nördlich vom
großen Neokombruch, gerade neben der Wohnung des Bruchaufsehers
(Fig. 3). Es fehlen dort auch schon die Kössener Schichten und das
Barremien grenzt mit einer nach Neinfallenden Linie an die
fast senkrecht stehenden, etwas schwächer nach N einfallenden Haupt-
dolomitbänke. Das nördliche Einfallen der Grenzlinie erklärt es wohl,
warum hier an der tiefer gelegenen Stelle die am Südabhang der
Höhe 395 noch deutlich anstehenden Kössener Schichten (Fig. 2)
abgeschnitten sind. Dasselbe Nordfallen macht sich im Verlauf der
Grenzlinie über die Höhe an der rechten Seite des Zaintales noch
1908 Bericht vom 31. Oktober. P. Steph. Richarz. 3]
1
einmal bemerkbar in der Umbiegung dieser Grenzlinie nach Süden.
Außerdem bildet die Grenzlinie, wie das in der früheren Arbeit in
der Kartenskizze (pag. 335) schon dargestellt wurde, mit dem Streichen
der Trias-Jura-Sedimente einen spitzen Winkel, so daß sie auf die linke
Talseite hinübergeht.
Die neu beobachteten Verhältnisse drängen also dazu, an Stelle der
hypothetischen Transgression eine Bruchlinie zu setzen,
an welcher das Neokom einsank und von Norden her die Trias über-
schoben wurde. Das scheint wohl auch aus dem allmäblichen Über-
sang der jurassischen Bildungen am Südtlügel (Fig. 1) in die tithonisch-
neokomen hervorzugehen. Daß solche Brüche in der näheren Um-
gebung von Kaltenleutgeben nichts Seltenes sind, davon haben mich
meine fortgesetzten Studien jenes Gebietes überzeugt. Länes-
verwerfungen müssen unbedingt häufig zur Erklärung der Lagerungs-
verhältnisse herangezogen werden und sie sind stellenweise auch
direkt zu beobachten.
Die „Klippe*“ von Kössener Kalken, welche ich pag. 365
erwähnte und als Beweis für die Transgression auffaßte, scheint wohl
nur aus verschlepptem Material zu bestehen, und es war ein
Fehler meinerseits, einzelne Fundstücke mit Kössener Fossilien als
von dort anstehendem Gestein herrührend zu betrachten, ein Fehler
allerdings, der sehr naheliegt in einem Gebiete, in dem das anstehende
Gestein überhaupt als seltene Ausnahme zu betrachten ist, in welchem
man sich mühsam das Material zusammensuchen muß für das strati-
graphische und tektonische Verständnis der Gegend. Daß diese „Klippe*
nicht auf der Kartenskizze eingezeichnet wurde, ist nicht der Ver-
geßlichkeit zuzuschreiben, wie Toula meint, sondern erklärt sich
einfach daraus, daß dieser Fund erst gemacht wurde, als das schon
fertiggestellte Klischee keine Korrektur mehr zuließ.
In seinen „Geologischen Exkursionen im Gebietedes
Liesing- und Mödlingbaches“ (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1905,
Bd. 55) hat Herr Hofrat Toula auf pag. 255 und 256 meine Publi-
kation über das Neokom von Kaltenleutgeben einer eingehenden
Besprechung unterzogen. Lange habe ich hin und her überlegt, ob
ich auf diese Ausführungen antworten sollte, ich als Anfänger gegen
einen um die Stratigraphie des in Rede stehenden Gebietes so hoch-
verdienten Geologen, zumal Verfasser auch persönlich Herrn Hofrat
Toula zum Danke verpflichtet ist, da er ihm in so zuvorkommender
Weise seine Fossilien zur Bearbeitung überließ, eine Antwort
aber notwendigerweise manches enthalten muß, was Herrn Hofrat
Toula unangenehm sein wird. Doch scheint eine Erwiderung unerläß-
lich, da ein jeder Fernstehende, wenn er die Kritik Toulas liest,
zu der Anschauung kommen muß, der Verfasser des Artikels über
das Neokom sei ein überaus oberflächlicher Beobachter, es seien
also auch seine weiteren Veröffentlichungen nicht ernst zu nehmen.
Es wird also wohl nichts anderes übrig bleiben als die Bemerkungen
Toulas einer genauen Prüfung zu unterziehen.
Auf pag. 346 meiner Arbeit (Jahrb. 1904) sagte ich bei Hoplites
neocomiensis d’Orb., daß mein Material zu schlecht erhalten sei. um
14*
8 Verhandlungen. Nr. 14
über die vielgestaltige Art und ihre Varietäten Klarheit zu schaffen.
Herr Hofrat Toula schreibt nun (l. ce. pag. 256): „Hoplites neoco-
miensis ist nur nach schlecht erhaltenem Material beiläufig bestimmt.“
Aus diesen Worten würde jeder schließen: Also ist das Vorkommen des
Valanginien zweifelhaft. Aus meinen Ausführungen geht aber gerade
das Gegenteil hervor. Denn, wenn auch das Material schlecht erhalten
ist, so schrieb ich damals, so gehören die Funde doch sicher zur
Gruppe des Hoplites neocomiensis, diese Gruppe aber ist auf die Stufe
von Valangin beschränkt. Zweifelhaft ist nur die Stellung innerhalb
dieser Gruppe. Eben aus diesem Grunde hielt ich mich auch berechtigt,
den Hoplites ceryptoceras d’Orb. nicht mehr anzuführen, obschon er
nach Uhlig in Toulas Sammlung „in mehreren gut bestimmbaren
Exemplaren vorhanden war“. (Toula, ]. ce. pag. 256). Hoplites cryptoceras
steht zwar Hoplites neocomiensis sehr nahe, ist aber im übrigen eine viel-
umstrittene Form. Sein Verhältnis zu anderen Formen näher zu
bestimmen, dazu war besseres Material erforderlich,
Ferner schreibt Toula: „Auch ein großes Exemplar aus der
Gruppe des Lytoceras subfimbriatum fand sich unter meinen Fund-
stücken vom Steinbruche am Großen Flößel“ (1. e.). Ich habe dieses
Exemplar mit anderen derselben Art gleich an zweiter Stelle auf
pag. 344 beschrieben.
„Die Karte zeigt, daß der Autor das Gebiet etwas. zu wenig
begangen hat, sonst hätte er die östliche Fortsetzung am Nordabhang
des Bierhäuselberges gefunden“ (Toula, ]. e.). Es heißt in meinem
Artikel pag. 254: „An der Ruine Kammerstein verschwindet das
Neokom und von da an ist nur noch Tithon zu finden.“ Daraus geht
doch wohl hervor, daß ich auch dieses Gebiet kenne, daß ich aber
die Mergel, welche dort vorkommen, für Tithon gehalten habe. Warum,
ist leicht begreiflich. In dem alten Steinbruch nahe bei Rodaun (am
Ausgang des öden Saugrabens) sieht man keine Spur von Neokom,
wohl aber ziemlich mächtige Tithonmergel, durch zahlreiche Tithon-
aptychen charakterisiert. Das ist aber der Zug, welcher zur Ruine
Kammerstein herüberstreicht. Ob er auf diesem Wege noch Neokom
aufnimmt oder nicht, das muß durch Neokomfossilien festgesteilt
werden. Es genügt dazu nicht, daß man in den Mergeln einen Aptychen
findet, welcher „als Aptychus Seranonis angesprochen werden kann“
(Toula, l. e. pag. 262). Ehe unzweifelhaft bestimmbare Neokom-
fossilien bekannt sind, hat man kein Recht, dort von 'Neokom zu
sprechen, wenn man es auch wohl der großen Verbreitung der Mergel
wegen vermuten kann und deshalb nicht allzusehr überrascht wäre,
wenn sich neokome Ammoniten fänden.
Noch manches andere hat Herr Hofrat Toula an meiner Karten-
skizze auszusetzen. Ks wird gut sein zu beachten, daß ich einen
Artikel schrieb über die „Neokombildungen von Kaltenleut-
geben“, nicht über die gesamte Geologie des Gebietes.
Es.kam mir darauf an, zu zeigen: 1. daß die Neokommergel tektonisch
eine muldenförmige Lagerung aufweisen, und 2. daß dieselben vom
Kleinen Flößel an nach Osten und Nordosten aus dieser Mulde zum
Teil herausgehen. Um das zu erläutern, stellte ich eine geologische
Kartenskizze her — nicht eine geologische Übersichtskarte! — und
1908 Bericht vom 31. Oktober. P. Steph. Richarz. 319
auf dieser habe ich absichtlich, wie aus dem Text hervorgeht, nicht
alles Beobachtete eingezeichnet, sondern nur das, was für die beiden
Fragen von Bedeutung schien, anderes wieder wurde schematisiert.
Deshalb durfte ich auch den Hierlatzkalk ununterbrochen zeichnen,
obschon ich ganz gut weiß, daß er bis jetzt nicht auf der ganzen
Linie nachgewiesen wurde; deshalb durfte ich auch die Kössener
Kalke, welche nach den Beobachtungen und nach dem Text (pag. 354)
„in lückenlosem Zuge von dem Wege, welcher von der Vereinsquelle
nach Kaltenleutgeben führt, bis auf die Höhe des Kleinen Flöbel
(491 m)*, sich im Norden an das Neokom anschließen, dort fortlassen,
wo sie für meine theoretischen Erörterungen keine Bedeutung hatten.
Ich glaube, das Recht wird mir ein jeder Geologe zugestehen.
„Das Hinweggehen des Neokoms über Lunzer Sandstein und
Reiflinger Kalk bei der Waldmühle ist eine bloße Annahme*® (Toula,
I t6.); Ww as unter diesem „Hinwesgehen“ zu verstehen ist, dürfte aus
meinem Text (pag. 354) und der Kartenskizze genügend klar sein.
Es ist nur ein Ausdruck für die anomale Ausbreitung des Neokoms
an einer Stelle, wo man Reiflinger Kalk und Lunzer Sandstein erwarten
sollte. Das ist aber keine Annahme, sondern Tatsache. Daß ich hier
vergaß zu bemerken, Herr Hofrat Toula sei der erste gewesen,
welcher diese Tatsache konstatierte, bedaure ich aufrichtig.
„Wie gerade diese Klippe zeigen soll (gemeint ist die Klippe
von Kössener Kalken, von der soeben die Rede war, pag. 317), dab
die Trias auch unter dem Neokom regelmäßig fortstreicht, ist mir
unerfindlich. Daß das Neokom nicht in der Luft hängen kann, sondern
auf älterem Re aufliegen wird, ist Ja auch ohne diese Klippe
klar“ (Toula, l. e.). Man mag ja von der Transgression denken, wie
man will; aber das Er muß man doch festhalten, um nicht mit den
wichtigsten Grundgesetzen der Geologie in Konflikt zu geraten: Wäre
eine solche Klippe nachgewiesen, rings umgeben vom Neokom, dann
müßte man auch die Transgression als feststehend betrachten, es sei
denn, man wollte an eine den Westalpen analoge Klippendecke
denken, ein Gedanke, der mir damals natürlich fern lag und für den
auch heute noch bei uns alle Beweise fehlen.
„Von Antiklinalen soll man wohl erst sprechen, wenn man ihr
Vorhandensein nachgewiesen hat“ (Toula, 1. e.). Gemeint ist die
Antiklinale, „deren Scheitel heute an der Waldmühle von der dürren
Liesing durchschnitten ist“ (Richarz, 1. e. pag. 356). Diese Anti-
klinale ist so unzweifelhaft und so übereinstimmend von allen Geologen
beobachtet worden, daß ich es für überflüssig hielt, eine so oflen-
kundige Tatsache noch mit neuen Beweisen zu belegen. Ist doch diese
Antiklinale ganz deutlich auf der Sturschen Karte eingezeichnet.
Auch Toula hat sie früher als etwas Selbstverständliches hin-
genommen (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1879, pag. 2791), so daß
Hassinger in seiner Arbeit „Geomorphologische Studien aus dem
inneralpinen Wiener Becken und seinem Randgebirge“ Toula für
) Toula schreibt dort: „An der rechten Talseite fallen die Kalke nach
Siiden. am linken Gehänge im großen Waldmühlbruch dagegen nach Norden ein,
so daß hier das Tal an einer Stelle als ein antiklinales Spaltental erscheint.“
3230 Verhandlungen. Nr. 14
diese Anschauung zitieren konnte (pag. 110, Fußnote 3). Am meisten
aber muß es überraschen, wenn man auch in den der Kritik meines
Artikels folgenden Tagebuchnotizen Toulas die Antiklinale finden
kann, zwar nicht mit Worten, aber desto deutlicher in einem Profil
durch die Bildungen an der Waldmühle (Fig. 6 auf pag. 265). Es
entspricht dieses Profil durchaus den wirklichen Verhältnissen, wie
auch aus meiner Fig. 2 hervorgeht.
Josef Stiny. Über Bergstürze im Bereiche desKarten-
blattes Rovereto--Riva.
Der mit der Durchführung praktischer Aufgaben betraute Tech-
niker, gleichviel, ob er Straßen-, Eisenbahn-, Wasserbau- oder kultur-
technischer Ingenieur ist, bringt den jüngeren Ablagerungen ein hohes
Interesse entgegen; in ihnen, den relativ am dichtesten bevölkerten
Gebieten, bewegen sich die Trassen seiner Bahnen und die Linienzüge
seiner Straßen, sie durchgräbt er vornehmlich beim Baue von Wasser-
leitungen und bei Flußregulierungen, auf ihnen nimmt er Entwässerungen
vor und stellt in ihren Schoß die Fundamente seiner Gebäude. In dieser
Richtung decken sich die Forderungen des Technikers nach möglichst
- klarer Beurteilung der jungen Gebilde vollkommen mit jenen des
modernen Geologen, der in letzter Zeit, unter anderem auch auf-
gemuntert durch die Mahnrufe der Glazialforscher, den posttertiären
Ablagerungen ein immer wachsendes Augenmerk schenkt. Dies kommt
zum Beispiel auch in den von der k. k. geologischen Reichsanstalt
veröffentlichten neueren Detailkarten zum Ausdruck, und die sehr
spezialisierten Ausscheidungen, die Vizedirektor Vacek auf seinen
Südtiroler Kartenblättern anwendet, bedeuten einen wesentlichen
Sehritt nach vorwärts in der Darstellung der Junggebilde. Bei der
sroßen Ausdehnung des Gebietes und den bedeutenden im Gelände
begründeten Schwierigkeiten der Aufnahme darf es jedoch nicht
Wunder nehmen, wenn in der Diagnose der einen oder der anderen
jüngeren Ablagerung manchesmal Auffassungen unterliefen, die teils
von denjenigen älterer Autoren abweichen, teils den Widerspruch
neuerer Untersucher hervorrufen.
So macht unter anderem Prof. Dr. A. Penck in der 9. Lie-
ferung seines Werkes „Die Alpen im Eiszeitalter“ auf pag. 914 darauf
aufmerksam, daß auf dem Blatte Trient der geologischen Spezialkarte
der österreichisch-ungarischen Monarchie dem Schuttdamme, welcher
den Molvenosee in der Brentagruppe aufstaut, irrigerweise diluviales
Alter zugeschrieben ist, während seine Bergsturznatur unverkennbar
sei: ebenso wurden die von Josef Damian!) vor fast zwei Jahr-
zehnten beschriebenen Ablagerungen der Bergstürze von St. Anna
und Castellier zum Teil als anstehendes Gestein ausgeschieden. Ich
verkenne durchaus nicht den Wert der geleisteten kartographischen
Arbeit und handle nur im Interesse des an den jüngeren Ablagerungen
hochinteressierten Technikers, wenn ich versuche, in nachstehenden
!) Josef Damian, die Bergstürze von St. Anna un« Chastellier in Südtirol.
Zeitschrift für wissenschaftliehe Geographie, Wien, 8. Bd. 1391.
1908 Bericht vom 31. Oktober. Josef Stiny. 321
Zeilen auf einige zum Teil ganz ähnliche Unrichtigkeiten hinzuweisen,
welche sich auch in das Blatt Rovereto — Riva eingeschlichen haben und
Junggebilde betreffen.
So fehlt erstlich die Ausscheidung einer Felswand,
welche, aus eozänem Kalke der unteren Stufe im Sinne Vaceks
aufgebaut, mit nordwestlichem Einfallen von dem Kirchlein S. Biagio
bei Segshe di Mori in der Richtung gegen die Friedhofskirche von
Tierno zu streicht; die von zahlreichen Operculinen, Nummuliten und
andern Nummuliniden durchspickten Kalke fallen schon vom gegen-
überliegenden Etschufer aus deutlich ins Auge, sind auf über 200 m
Länge aufgeschlossen und zeigen in Form zahlreicher Glättungen
und Wannenbildungen die Spuren der Tätigkeit des alten Etsch-
gletschers. Der genannte Nummulitenkalkzug beansprucht schon deshalb
ein gewisses Interesse bei der Kartierung des Gebietes, weil er das
unmittelbare Bindeglied zwischen den Eozänschichten bei Fojaniche
und jenen des Monte Ürosano darstellt, mit welchen er Streichen
und Fallen völlig gemein hat. Nachdem in der Nähe von Nago ungefähr
gleich große eocäne (?) Schollen ausgeschieden wurden und unweit
von S. Marco weit kleinere und weniger wichtige Massen von an-
geblichem Diluvium angegeben erscheinen, hätte man die Ausscheidung
der „Insel“ eocänen Kalkes bei Seghe wohl um so eher erwarten dürfen,
als bereits Prof. de Cobelli!), der genaueste Kenner der Umgebung
Roveretos, auf dieses Vorkommen aufmerksam gemacht hat.
Die — freilich nieht so bedeutsame, aber schon dem entfernten
Beobachter sich aufdrängende — Tatsache, daß die Bergsturz-
ablagerungen der SlavinidiS. Marcoauchauf das rechte
Etschufer übergreifen, kann aus der Karte ebenfalls nicht ent-
nommen werden; das gleichmäßige Weiß der Talbödenalluvionen
bedeckt jenen aus Oolithtrümmerwerk bestehenden Terrainstreifen.
Südlich von S. Marco, zu beiden Seiten der Reichsstraße, sind
drei sehr ungleiche Flächen mit der gelbbraunen Farbe des Diluviums
bemalt und die Gebiete zwischen ihnen und der Felswand der „grauen
Kalke von Noriglio* als jüngste Flußablagerungen eingetragen. Mit
diesen Ausscheidungen kann ich mich aber nicht einverstanden erklären.
Die fraglichen „diluvialen“ Hügel bestehen aus eckigen Blöcken
und scharfkantigen Brocken desselben Oolithes, der weiter nördlich
die Slavini di S. Marco auftürmt; auch in der Kulturerde der Wein-
gärten, die inselgleich in den Vertiefungen des Terrains liegen, sind
lediglich grusige Splitter der Oolithgesteine eingelagert; nur selten stößt
man auf jene gerundeten Porphyrblöcke, welche in den echt glazialen
Ablagerungen der weiteren Umgebung sonst recht häufig auftreten;
geritztes Geschiebe von der Art, wie es Moränen beherbergen, konnte
ich trotz eifrigen Suchens überhaupt nicht auffinden. Betrachtet man
außerdem noch die morphologische Gestaltung des Geländes, so wird
man in dem naheliegenden Schlusse bestärkt, daß das vermeintliche
Diluvium einschließlich eines Großteiles des angrenzenden Terrains
die Ablagerungen eines Felsrutsches darstelle, dessen Massen
!) Prof. Giovanni de Cobelli „Le Marmite dei giganti della Valle
Lagarina“. Rovereto 1386.
322 Verhandlungen. Nr. 14
von der Örtlichkeit „Fortini“ abbrachen und im weiteren Verlaufe
ihrer Bahn über die mehr als 100 m hohe, fast senkrechte Felswand,
einem Wasserfalle ähnlich, bis weit hinaus in die Ebene des Etschtales
geschleudert wurden, wo sie nach kürzerem „Strömen“ zur Ruhe
gelangten. Je größer die mit parabelähnlicher Bahn durch die Luft
sausenden Blöcke waren, einen desto längeren Weg mußten sie
naturgemäß durcheilen; das feinere Material lagerte sich daher näher
dem Fuße der Felswand ab, wo sich bereits damals verhältnismäßig
mächtige Schutthalden befunden haben mochten. Das untenstehende
Profil (Fig. 1) veranschaulicht die Verhältnisse, unter denen die
Ablagerung der Bergsturzmassen erfolgte. Ich habe die Absicht, in
einem zusammenfassenden Aufsatze die Bergstürze der Umgebung
von Mori und Nago ausführlicher zu schildern und will deshalb an
dieser Stelle nur kurz erwähnen, daß die Abbruchstelle auf der Malga
Profil über den Bergsturz südlich von S. Marco.
Maßstab: 1:25.000.
(Überhöhung dreifach.)
Zugna noch jetzt deutlich hervortritt und ebenso wie beim Felsrutsch
von S. Marco auch hier die grauen Kalke von Noriglio die Gleitbahn
für die zu Tal fahrenden Oolithe abgaben. Die in dem Trümmerwerk
hier und da sich vorfindenden Porphyrgeschiebe sprechen durchaus
nicht gegen die Bergsturznatur der Massen; es ist recht gut denkbar, daß
sie auf den Oolithbänken aufruhten und zugleich mit ihnen ins Gleiten
kamen.
Wenn man von der Reichsstraße aus, die Nago mit Arco verbindet,
die Campagna im Norden des Monte Brione überschaut, so nimmt
man in der Nähe der Gehöfte Masi und Mazza der Gemeinde Ol-
tresarca ganz deutlich einige niedrige Hügel wahr, welche, etwa 4—6
an der Zahl, sich mit sanft gerundeten Formen etliche Meter hoch
über die Flußanschwemmungen emporheben: die geologische
Spezialkarte gibt auch für diese Terrainwellen bloß die Signatur
der Talallwvionen an.. Untersucht man aber das Gelände näher,
so zeigt es eine ganz andere Zusammensetzung und Entstehungsart
wie die umliegende Sarcaebene; die drei größeren Hügel sind ebenso
wie die benachbarten kleineren Unebenheiten aus eckigen Trümmern
1908 Bericht vom 31. Oktober. Josef Stiny. 325
eocänen Nummulitenkalkes aufgebaut; nur sehr spärlich finden sich
ab und zu Geschiebe glazialer Natur. Man empfängt den bestimmten
Eindruck, daß essichhierum dieAblagerungeneinesgrößeren
Bergsturzes handle, der an dem Gehänge der westlichsten Ausläufer
des Creino zu Tal fuhr. Die von den Bergsturzmassen gebildete
Fläche hat derzeit die Gestalt eines Ovales von unregelmäßiger Be-
srenzung; der Längsdurchmesser streicht nordsüdlich und mißt etwa
900 m, während die kleinere Achse bloß rund 400 m Länge besitzen
dürfte. Das Abbruchsgebiet ist als solches nieht mehr scharf zu erkennen.
Die Alluvionen der Sarca drängen sich von Westen, Süden und teil-
weise auch von Osten her dicht an die Bergsturztrümmer heran, die
im Nordosten den Ansatzpunkt für die Schwemmkegel der Wildbäche
von Bolognano bilden. Auch die Ablagerungen des Wildbaches von
Vignole berühren mit ihren letzten Ausläufern hart den Rand der
Massen eocänen Gesteins. Die Oberflächenform der Bergsturztrümmer
hat ihre ursprüngliche Gestaltung durch die kulturbodenschaffende
Tätigkeit des Menschen bereits verloren und erscheint vielfach ver-
ändert. Viele Umstände sprechen für die Annahme, daß dieser Bergsturz
schon sehr bald nach dem endgültigen Rückzuge des Talgletschers
stattgefunden hat und seine Trümmer im Laufe der Zeit dann durch
die Anschwemmungen der Sarca und ihrer Nebenbäche bis hoch
hinauf in Schutt eingehällt wurden.
Wie diesem größeren, so fehlt auch südlich davon einem
kleineren Bergsturze in der Nähe von Fibie das entsprechende
sonst angewendete Ausscheidungszeichen: das Abbruchsgebiet dieses
letzteren Felsrutsches springt auf den Hängen oberhalb der Kleinbahn-
trasse deutlich ins Auge. Die Ablagerung ist verhältnismäßig jung und
wahrscheinlich zu einer Zeit erfolgt, als die Sarcaebene bereits im
wesentlichen ihre jetzige Gestalt und Niveauhöhe besaß.
Soweit ich die zugehörige Literatur zu überblicken imstande
bin, wurden die beiden letztgenannten Ablagerungen bisher noch
nirgends als Bergsturzbildungen angesprochen und als solche öffentlich
angeführt.
Josef Damian hat in seinem schon einmal erwähnten Aufsatze
über die Bergstürze von St. Anna und Chastellier bereits vor mehr
als einem Jahrzent kurz betont, daß der Vorsprung südlich von
Torbole, dessen höchster Punkt in der Spezialkarte die Kote 167
trägt, einem Bergsturze seine Entstehung verdankt und keine
diluviale Bildung ist, wie die geologische Spezialkarte angibt.
Um einer von mir beabsichtigten späteren ausführlicheren Schilderung
dieses zeitlich mehrfach gegliederten Felsrutsches nicht allzusehr
vorzugreifen, möchte ich nur einige wenige Tatsachen vorbringen,
welche geeignet sind, die Damiansche Ansicht zu erhärten. Die
älteren Häuser des reizend gelegenen Marktes Torbole stehen samt
dem malerischen Kirchlein auf den ietzten Äusläufern jenes Nummuliten-
kalkzuges, welcher von Nago in südwestlicher Richtung gegen den
Gardasee zu streicht. Das Eocän bildet auch den Untergrund der
Pescicoltura und begleitet den Wanderer bis hart an den Ursprung
der Fontana Romana, die der Fischzuchtanstalt das Gebrauchswasser
zuführt. In der Nähe der seit alters her benützten Quelle stoßt man
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 14. Verhandlungen. 45
324 Verhandlungen. Nr. 14
sodann auf Scagliafels; zu den Füßen der Steilabstürze des ziegelroten
Mergels haben sich die Verwitterungsprodukte in Form einer Schutthalde
angehäuft. Von hier dehnt sich nun gegen Süden hin auf eine Erstreckung
von rund 600 m ein wüstes Trümmerfeld aus, das nur eine spärliche
Flora von genügsamen und an sonnendurchglühten Steinboden gewohnten
Arten beherbergt. Bei näherer Prüfung erkennt man, daß die wirr über-
einandergelagerten Felstrümmer liassischen Alters sind und Ver-
steinerungen einschließen, welche mit denen der Kalke und Oolithe
vom Cap S. Vigilio gut übereinstimmen; hier und da kann man deut-
liche Oolithstruktur wahrnehmen. Gegen die südlich gelegene Bucht
zu geht das Material mehr und mehr in einen dunklen Mergel-
kalk über, der in einem größeren Steinbruche abgebaut wird und
einen beiiebten Bau- und Werkstein liefert; am Westrande der
Ablagerung und im sogenannten „Olivenhain“ erscheinen die Stein-
brocken und Felsblöcke vielfach durch ein kalkiges Zement zu einer
Art Breceie verbunden ; reich an merkwürdigen Formen, welche Wellen-
schlag und Regenerosion an ihm hervorgerufen haben, ragt in der
Nähe des Cafe al Paradiso der sasso dei bimbi aus den blauen Wassern
des Sees; einige kleinere benachbarte Blöcke wiederholten das Phä-
nomen; sie allein trotzen noch immer den zerstörenden Kräften,
während die kleineren Trümmer, die der Bergsturz in den See hinaus
vorschob, dem Wellenschlage der mächtigen Brandung schon längst
zum Opfer gefallen sind und zu Grus zermalmt wurden. Nur am
Nordende der Ablagerung findet man vereinzelte Trümmer eocäner
Kalke und roter Mergel; sonst stoßt man überall auf kantige Blöcke
der oben genannten helleren Kalke und dunkleren Mergel; porpbyrische
Blöcke und Tuffgeschiebe trifftman gar nicht an. Aus diesen Verhältnissen
geht allein schon die Bergsturznatur der Ablagerung unzweideutig hervor
und es bedarf kaum mehr des Hinweises, daß sich die Abbruchsränder
des Felsrutsches auf dem alten Uferhange mit Gewißheit nachweisen
lassen. Sie bilden eine mehrfach verästelte, aus einer Seehöhe von
ungefähr 600 »n allmählich gegen den Seespiegel hin abfallende und
dabei an Stärke und Deutlichkeit stets abnehmende Linie; die Schicht-
flächen fallen hier parallel der Hangneigung gegen den See ein und
bestehen aus Liaskalk der Oolithstufe und einem dunklen Kalkmergel
von augenscheinlich etwas jüngerem Alter. Der Felsrutsch hat offenbar
bald nach dem Rückzuge der Eismassen, also in nachdiluvialer Zeit,
stattgefunden.
Südlich der Straße, welche von Nago nach S. Giovanni führt,
sollen nach der geologischen Karte drei kleine hügelartig aufsteigende
Eoeänschollen liegen. Die Hügel fand ich rasch, den Eocänkalk jedoch
suchte ich vergebens. In der Tat ist auch in der ganzen, als Diluvium (!)
ausgeschiedenen Umgebung kein gewachsener Nummulitenfels vor-
handen. Die fraglichen Kuppen bestehen ebenso wie einige andere,
noch südlicher gelegene, aus stark zertrümmerten Blöcken, Grus
und Brocken, welche hier und da zu einem breecienartigen Gesteine
lose zusammengebacken sind. Der petrographischen Zusammensetzung
nach trifft man zum weitaus überwiegenden Teile oolithische Gesteine
an; die Dünnschliffe zeigen zwischen den einzelnen Roggensteinkügelchen
in der Regel kristallinen Kalk (häufige Zwillinge nach — !, R) als
1908 Bericht vom 31. Oktober. Josef Stiny. 395
Ausfüllungsmasse. Die dichteren Kalke, die man hier und da,
pamentlich im ersten Hügel (von Nago aus gerechnet) vorfindet, enthalten
nicht näher bestimmte Foraminiferen von anderem Aussehen als
die Nummuliten. Stellenweise stoßt man auch auf größere oder kleinere
Blöcke von eocänem Kalk mit zahlreichen Nummuliten, auf Basalt-
geschiebe und auf recht seltene Porphyrblöcke. Die letzteren Funde
erleichtern die ablehnende Haltung gegenüber der Anschauung, welche
die geologische Spezialkarte vertritt: Der vermeintliche Eocänfels stellt
nur eine Reihe von Hügeln dar, die als letzte Vorposten der Kuppen
des Bergsturzes von S. Giovanni aufzufassen sind. Zu einer Zeit, da
die losgelösten Massen längst schon zur Ruhe gekommen waren, brachen
von den Südhängen des Creino dort anstehende Nummulitenkalke
und Basalttuffe ab und donnerten, auf ihrem Talwege einzelnes
diluviales Geschiebe mit sich raffend, zur vorgelagerten Terrasse von
S. Tommaso herunter; hier machte der größte Teil der Stürzenden
halt, der Rest aber sprang über die Steilwand in großen Bögen hinaus
und gesellte sich zu den dort aufgetürmten Bergsturzterrassen. So
läßt sich das Vorkommen der dem Abbruchsgebiete des Felsrutsches
von S. Giovanni fremden eocänen Kalk- und Tuffgesteine, sowie der
Porphyrblöcke wohl am ungezwungensten erklären.
Die schon lange bekannte Trümmerwüste von S. Giovanni bei
Nago und der große, die Kote 370 tragende Blockhügel östlich
vom sogenannten Paternosterwege sind auf der Karte als Bergsturz-
ablagerungen ausgeschieden. Doch istderennördliche Ausdehnung
zu klein äugegeben und die ganze, beckenähnliche, scheinbare
Ebene östlich von Nago als diluviale Bildung bezeichnet. Eine
genaue und wiederholte Begehung des (rebietes hat mich zur Über-
zeugung geführt, daß die fruchtbare Flur, die die Bewohner Nagos
ernährt, ganz anderer Entstehung sein muß.
Die Weingartenmauern sind größtenteils aus Oolithen oder
Kalken mit den für die Stufe vom Cap S. Vigilio !) bezeichnenden
Versteinerungen erbaut. Gegen S. Giovanni zu bemerkt man auch hier
und da Trümmer desselben grauen Kalkes von Noriglio, wie er sich
auch unter den Bergsturzmassen, die vom Dosso alto abbrachen, recht
häufig mit seinen typischen Fossilien vorfindet. Geschiebe von Basalten
und ihren Tuffen sind nicht so selten: dagegen kommen Porphyrblöcke
und Urgebirgsgesteine recht vereinzelt vor, im Gegensatze zu allen
glazialen Ablagerungen der Umgebung, welche diese Gesteine stets
in reichlicher Menge beigemischt enthalten. In der Weingartenerde
finden sich neben humosen und abschlämmbaren Bestandteilen ebenfalls
der Hauptsache nach Splitter oolithischen Kalkes. Zudem liegen die
Weingärten nicht einmal in unmittelbarer Nähe von Nago auf einer
vollkommen horizontalen Fläche; die scheinbare Ebene ruft, ähnlich
wie ich dies schon beim Bergsturze von Masi betonte, deutlich den
Eindruck hervor, daß die menschliche Kultur auch hier ursprünglich
viel kupiertere Terrainformen ausglich und ebnete. In den Slavini
1) Ich folge hier, wie auch weiter oben, jenen Horizontabgrenzungen,
welche Herr Vizedirektor M. Vacek vorgenommen und in zahlreichen Schriften
vertreten hat.
45*
326 Verhandlungen. Nr. 14
di S. Marco läßt sich gerade heutzutage, wo man an die Urbarmachung
der Steinwüste mit mehr Ernst schreitet als in früheren Zeiten, die
allmähliche künstliche Verflachung der Bodenerhebungen recht gut
studieren. Je weiter man nun von Nago auf dem Wege zur Malga
Zurez fortschreitet, desto mehr häufen sich die Bergsturzspuren in
Gestalt abwechselnder Hügel und Mulden, verstreuter Blöcke und
so weiter, In erhöhtem Maße gilt dies von den Kuppen in der Nähe
von S. Giovanni, welche gleichfalls als Diluvium kartiert wurden; sie
gehören jedoch ganz entschieden organisch zu den Ablagerungen des
Bergsturzes, der nach der kleinen Johanneskapelle seinen Namen
erhalten hat. Einerseits von den Steilwänden unterhalb S. Tommaso,
anderseits von dem Kocänriegel westlich des Paternosterweges
zurückgeworfen, prallte die Vorhut der vom Dosso alto, beziehungs-
weise er Malga Zurez äbgebrochenen Bergsturztrümmer seitlich ab
und fioß als ein Strom zerschellter, wirrer Massen gegen den Platz
zu, auf dem heute das östlichste der drei Kirchlein von Nago steht;
hier ungefähr stießen die Schuttwalzen der zwei Felsschlipfe in
stumpfem Winkel aneinander, verloren dabei den letzten Rest an
lebendiger Kraft und kamen langsam zum Stillstande. Regenwässer
und kleine, in trockenen Zeitläuften versiegende Bächlein, Zerstö-
rungsprozesse mechanischer und chemischer Art, Menschenhände usw.
mögen dann an den letzten Ausläufern der beiden mächtigen Felsrutsche
jene nivellierende Arbeit vollzogen haben, als deren Ergebnis uns das
heutige Bild der fruchtbaren Flur von Nago entgegentritt.
Geologisches Institut der k. k. Universität Graz, Sommer 1908,
A. Tornquist. Noch einmal die Allgäu-Vorarlberger
Flyscehzone und der submarine Einschub ihrer Klippen-
Zone.
Die von mir veröffentlichte Untersuchung über die Allgäu-Vor-
arlberger Flyschzone ist von Herrn Dr. OÖ. Ampferer in diesen
Verhandlungen (1908, Nr. 9, pag. 159 ff.) besprochen worden und
sind neben einer Anzahl von Zustimmungen zu den von mir gewonnenen
Resultaten auch Einwendungen gegen die von mir vorgenommenen
tektonischen Deutungen gemacht worden.
Die Einwendungen erstreckten sich naturgemäß in erster Linie
auf meine Auffassung der langen, mitten in der Flyschzone auftretenden
Kalkklippe, welche sicher eines der schwierigsten Probleme in
den Nordalpen überhaupt darstellt. Da kein Zweifel besteht, daß
ein erschöpfendes Verständnis dieses tekionischen Elements erst
nach weiterer Kenntnis benachbarter Gebiete möglich ist, begrüße
ich es mit Freuden, wenn ein so erfahrener Fachgenosse, wie Herr
Dr. Ampferer es ist, sein Interesse diesem Gegenstande ebenfalls
zuwendet. Ich nehme hiermit meinerseits gern Veranlassung noch
einmal auf dieses Problem zurückzukommen, zumal sich mir ein neuer
Ausblick auf dasselbe geboten hat.
Die genetische Deutung des Flyschmaterials selbst sowie des
kristallinischen Schuttes und der Blöcke wird von Dr. Arn. Heim
und mir in gleicher Weise erklärt und nimmt auch Ampferer eine
-1907 Bericht vom 31. Oktober, A. Tornquist.
zustimmende Stellung ein. Die Auffassung dieser Kinschlüsse des
Flysches ist deshalb auch für die Tektonik des nördlichen Alpenrandes
von größter Bedeutung, weil die kristallinischen Einschlüsse in dem
Falle, daß sie als Sedimente angesehen werden, ein Licht werfen auf
die Beschaffenheit der Oberfläche der im Süden gelegenen Decken
zur Zeit der Bildung Jder Flyschsedimente (Alttertiär) !).
Für die von mir entworfene Entwicklungsreihe der tektonischen
Vorgänge am Allgäuer Alpenrande (s. Ampferer pag. 194, m. Arbeit
pag. 111) war ferner der Nachweis von SW nach NO gerichteter
Quersprünge von ausschlaggebender Bedeutung, Quersprünge, welche
die Kreideketten und die Flyschzone mit der eingeschlossenen Kalk-
klippe, aber nicht die Molassezone durchsetzen. Ampferer meint
nun: „Den Schlüssen aus den Querbrüchen des Jurakalkzuges wohnt
aus den schon erwähnten Gründen wohl keine weitere Beweiskraft
inne.“ Diese Gründe werden aber bei Besprechung der zugleich von
Ampferer herbeigezogenen Heimschen Arbeit über das west-
rheinische Molasse-Flysch-Vorland folgendermaßen angegeben: „Das
Verfolgen von Verwerfungen aus dem Kreide- oder Triasgebirge ins
Flysch- oder Molasseland ist äußerst unzuverlässig. Einmal zerschlagen
sich selbst sehr scharfe Sprünge an den Grenzen von so verschiedenen
Medien außerordentlich leicht und dann ist im reichbewachsenen
Flysch- oder Molasseboden, abgesehen von ganz seltenen Fällen, kaum
ein sicherer Nachweis dafür zu gewinnen. Im übrigen wären Einbrüche
oder Einsenkungen unterhalb der schweren freistehenden Kreideklötze
sanz wohl verständlich.“ Wie weit diese Einwände gegen die von
Heim in derselben Weise westrheinisch, wie von mir ostrheinisch
gemachten Beobachtungen auf die Schweizer Verhältnisse zu Recht
bestehen, darauf kann ich hier nicht eingehen; auf das Allgäuer Land
lassen sich diese Einwände jedenfalls weder tatsächlich, noch auch
logischerweise übertragen. Hier sind keine Kalkklötze, unter welchen
die Quersprünge hindurchgehen. Dagegen sind die Quersprünge so-
wohl in den Kreideketten als auch ın der Kalkklippe, also auch im
Flysch, außerordentlich deutlich zu verfolgen, so daß ihre Beweiskraft,
daß sie erst nach der Auffaltung der Kreideketten und nach der
Transferierung der Kalkklippe in den Flysch entstanden sind, nicht
angezweifelt werden kann. Der von Ampferer gemachte
Einwand darf vielmehr nur allein auf die Beobachtung bezogen
werden, daß diese Quersprünge nicht in das Molassevorland
!) Unterdessen hat Herr Dr. Arn. Ileim sich neuerdings zu der Herkunft
der exotischen Blöcke geäußert (Vierteljahrsh. d. naturf. ges. Zürich 1908). Über
die Herkuzft des in den eocänen Grünsanden bei Seewen beschriebenen Granit-
blockes werde ich mich nach Beendigung meiner weiter unten angeführten Ver-
suche äußern. Seine Bemerkung, daß die exotischen Blöcke deshalb nicht in eocänen
Flysch gekommen sein könnten, weil „jedermann weiß, daß in der Eocänzeit unsere
alpinen Decken noch nicht bestanden haben“, ist unzutreffend. Soweit eocäner Flysch
besteht, haben eben Deckenschübe schon begonnen. Die Ansicht, daß sich Ab-
lagerung von eocänen Sedimenten auf den Decken und Bewegung der letzteren
gegenseitig anschließen sollen, muß sofort aufgegeben werden, wenn wir die ersten
Deckschübe als submarin betrachten. Ich bleibe bei der Schardt’scheu An-
sicht „toute la composition du Flysch est d’ailleurs exotiene“* und betrachte die
Bildnng des Flysch und das Emporsteigen der Alpen als untrennbare Vorgänge,
398 Verhandlungen. Nr. 14
hineinsetzen. Hier sind nun die Aufschlüsse in der schroff abfallenden
Molassehöhe so günstig, daß die starke horizontale Verschiebungen
bewirkenden Blattverschiebungen hier unbedingt ebenso deut-
lich sichtbar sein müßten wie in der Kreidezone. Sie sind hier sicher
nicht vorhanden. Darf man aber annehmen, daß sie in zer-
schlagen“ haben? Mit nichten! Die Molasse- und Flyschmedien sind
keineswegs so verschieden, daß sie solchen namhaften Verschiebungen
derartig verschiedenen Widerstand hätten entgegensetzen können.
Es hält besonders in Vorarlberg oft genug sogar schwer, Molasse und
Flysch auf den ersten Blick zu unterscheiden! Die Beobachtungen
von dem Verhalten von Sprüngen in anderen Gebieten stehen dem
sogar bestimmt entgegen. Verwerfungen setzen unverändert aus dem
alten Kerne des Harzgebirges in die umrandende mesozoische Decke
hinein. Blattverschiebungen setzen aus dem Triasgebiet des Vicentins
in die vorgelagerten Tertiärgesteine hinein ungehindert fort. Nur in
dem einen Falle könnte man sich ein Absetzen der Blattverschiebungen
der Fiyschzone an der Molassegrenze denken, wenn die Flyschzone
auf ihrer Unterlage verschoben worden wäre. Dann müßten die Blatt-
verschiebungen aber einzelne Flyschzungen auf das Molasseland
aufgeschoben haben. Bei der Steilstellung der Grenzfläche zwischen
der Molasse und dem Flysch im Allgäu ist das aber ohne weiteres
sehr schwer denkbar und nimmt man an, daß diese Steilstellung
später erst erfolgt sei, so würde man damit wieder das bewiesen haben,
was auch ich aus diesem Absetzen der Quersprünge an dem Südrand
der Molasse folgerte, daß die schwache Faltung der Molasse mindestens
gleichalterig, wahrscheinlich aber jünger ist als die Quersprünge.
Man darf also keinesfails der Ansicht des Herrn Dr. Ampferer
folgen, daß den von mir festgelegten Quersprüngen keine Beweiskraft
für die relative Altersbestimmung der verschiedenen tektonischen Vor-
sänge im Allgäu beizulegen sei. DieQWuersprüngemüssenjünger
sein als die Faltung derKreideketten, alsder Abschluß
der Faltung der Flyschzone und als das Erscheinen der
Kalkklippein der letzteren. Sie könnenälter sein als
die Faltung der Molasse oder sind im äußersten Falle
dieser synchron.
Die Flyschdecke könnte sich also wohl nur dann unabhängig
von der Molasse an den Blattverschiebungen verschoben haben, wenn
sie auf diese letztere aufgeschoben wäre. Dann müßte also die Grenze
des Flysches gegen die Molasse keine Verwerfung, sondern eine Über-
schiebung sein. Ich habe das für das Allgäu trotz der Steilstellung
der Störung als möglich hingestellt; Ampferer möchte das ent-
schiedener ablehnen. Wegen der anscheinend für die Schweiz mit hin-
reichender Sicherheit nachgewiesenen Überschiebung der Flyschzone
auf die Molasse dürfte aber die Möglichkeit, daß diese Grenze auch
im-Allgäu eine Überschiebung — und zwar eine nachträglich steil
gestellte darstellt, sehr wohl im Auge zu behalten sein, vor allem
auch deshalb, weil nach den genaueren Darstellungen von Rösch ja
an verschiedenen Stellen inmitten der Molassezone Partien von
Nummulitenkalken schwimmen, die sonst bis jetzt nicht erklärt werden
können und vielleicht Reste soleher Flyschzungen sein könnten.
1908 Bericht vom 31. Oktober, A. Tornquist. 329
Bezüglich der Herkunft der Jurakalkklippe findet Ampferer
„keine Beobachtung veröffentlicht, welche die Annahme ausschalten
würde, daß der Jurakalkzug aus dem Untergrunde des Flysches empor-
geschoben wurde“. Ich bedauere, dab meine etwas knappe Darstellung
der Verhältnisse diese Möglichkeit in der Tat nicht erschöpfend wider-
legt hat und möchte ich dies hiermit nachholen. In der Tat verbieten
die Tatsachen diese am nächsten liegende Annahme ganz entschieden.
Die Unterlage des Flysches bildet zunächst überall, wo sie
beobachtet werden kann, die obere Kreide und mit dieser die gesamte
Kreideschichtenfolge, so in den Kreideketten und ebenso auch in dem
von Rothpletz ausführlich beschriebenen Liebensteiner Vorkommen.
Hier sind es Rudistenkalke, welche älınlich den sie hier in größerer
Mächtigkeit überlagernden Nummulitenkalken eine etwas andere Fazies
der Schichten wie in dem von mir untersuchten Gebiet darstellen.
Immerhin erinnern aber auch diese Rudistenkalke nach Rothpletz
sehr an die petrographische Ausbildung der westlich der Iller als
Unterlage des Flysches vorhandenen Seewenmergel.
Da Ampferer die Möglichkeit, daß die Kalkklippe bei der
Ablagerung des Flysches schon als Klippe hervorragte, in Überein-
stimmung mit meinen Beobachtungen mit mir verneint, so müßte sie
später nicht nur durch die mächtige Schichtenfolge des Flysches, sondern
auch durch die mächtige Kreidedecke hindurchgestoßen sein. Eine
solche Annahme erscheint aber doch wohl äußerst unwahrscheinlich ;
man würde die aus der Tiefe heraufdringende Kraft nicht verstehen,
welche die Kreideschichten verschonte und nur auf die Juraunterlage
so energisch wirkte.
Es ist ferner ein Irrtum von Ampferer, daß „weiter östlich
in den Allgäuer Alpen nahezu genau im verlängerten Streichen dieser
Juraklippen bunte Flyschkonglomerate der Aptychenkalke aufruhen
und mit ihnen stellenweise in der innigsten Art verfaltet liegen“
sollen. Im östlichen Streichen befindet sich das oben herangezogene
Liebensteiner Vorkommen, für welches Rothpletz neuerdings
oberkretazisches Alter nachweisen konnte und auf welches sich der
Flysch dann allerdings als Überlagerung zeigt.
Die Gümbelsche Karte zeigt nun allerdings außer diesem noch
weitere, stets als Aptychenkalk bezeichnete Kalkvorkommnisse. Soweit
sich diese ebenfalls als oberkretazische Rudistenkalke erweisen sollten,
kämen sie für einen Vergleich mit der Jurakalkklippe überhaupt nicht
in Betracht; sie konnten dann ganz gut normal vom Flysch überlagert
sein. Mir selbst sind durch gelegentliche Begehungen aus der Um-
gebung von Hindelang aber die zahlreichen vom Burgschrofen herab
am ganzen Gehänge des Schachenwaldes und der Achsel zerstreuten, mehr
oder weniger großen Kalkklippen bekannt, wenn es mir auch nicht
gelungen ist, durch Fossilfunde ihr Alter festzustellen. Daß diese
Massen als Klippen im Flysch schwimmen, ist sehr deutlich zu sehen;
ich habe nie an ihrem Zusammenhang mit der großen Klippe im
Westen gezweifelt. Bei diesen anscheinend wirr im Flysch zerstreuten
Kalkschollen kann aber von einer Überlagerung durch Flyschkonglomerate
keine Rede sein. ü
Alle diese östlich im Streichen der Kalkklippe gelegenen Kaike
330 Verhandlungen. Nr. 14
können nur so gedeutet werden, daß sie von oben her in den Flysch
gelangt sind.
Ist aber die Herkunft der Kalkklippen des Hindelanger Gebietes
von den unmittelbar im Süden befindlichen Decken unabweisbar, so
wird dadurch auch die gleiche Deutung für die große Kalkklippe
zwingend. Ampferer glaubt, daß die Decken. niemals bis hierher
gereicht hätten, weil der Rand der Allgäuer und Lechtaler Schubmasse
so auffallend der Formung des Vorarlberger Kreidegebietes folge
und es wohl nicht geht, in dem Laufe dieser Grenze lediglich
Verwitterungssäume zu erblieken. Ich wies nach, daß die Auffaltung
der Kreideketten lange nach der Bildung des Flysches vor sich ging,
also nach den Deckenschüben. Flysch und Kreide wurden gleich-
zeitig gefaltet, nachdem die Granitblöcke und die Kalkklippe in
den Flysch hineingeraten waren. Durch diese Auffaltung der Kreide-
zone wurde der über derselben liegende Teil der Decken zerrissen
und für eine schnelle Abtragung vorbereitet.
Kanu es da Wunder nehmen, daß der heutige Rand der Allgäuer
Schubmassen den Kreidebergen folgt? Kann da über diesem mit den
über ihm gelegenen Deckenteilen aufgefalteten Kreidegebirge nicht
eine um 2000 m mächtigere Abtragung seit dem Miocän stattgefunden
haben als auf den großen, weit ausgebreiteten Decken? — Sind in
der Schweiz nicht weite Gebiete seit jener Zeit ebenfalls von allem’
Deckenmaterial gesäubert worden, so dab die Reste der ursprünglich
zusammenhängenden Decke als Bergkuppe (Roggenstock bei Iberg) nur
noch Arellenwise vorhanden sind, während dicht daneben das autoch-
thone Gebirge in viele 100 m tiefe Täler durch den Flysch zerfurcht
worden ist? — Wo durch spätere tektonische Vorgänge eine Lockerung
der Decken erfolgte, sind diese offenbar leicht wieder abgetragen
worden. Die Faltung der Kreideketten zeigt das hohe Emporsteigen
einer schmalen Gebirgszone; ein solcher Vorgang war der schnellen
Zerstörung des darüber liegenden Teiles einer Decke jedenfalls be-
sonders günstig. So kann in einer solch schmalen Zone die Erosion viel
leichteres Spiel gewinnen als in großen Massiven und Ampferers
Frage: „Wie soll an Stelle einer starken Aufwölbung durch die Erosion
eine Eintiefung geschaffen werden?“ ist beantwortet, ebenso ist das
Verfolgen der Kreideketten durch den heutigen Erosionssaum der
Decken erklärt.
Für den Mechanismus des Einschubes der Kalkplatte in die Flysch-
sedimente sei ferner betont, daß derselbe nach meiner Darstellung
nicht senkrecht nach unten erfolgt sein soll, wie Ampferer il
versteht, sondern die heutige Lage der Scholle ist durch spätere
Faltung der Flyschregion hervorgebracht. Wahrscheinlich spielte sich
der ganze Vorgang des schrägen Einschubes der Klippe außerdem
submarin ab, denn der Flysch war während des Beginnes der
Deckenschübe ja in Bildung begriffen und ist er auch noch zum Teil
auf den geschobenen Decken abgelagert worden. Ich nehme an, daß
es seine untere Partie ist, welche auf der Allgäuer Schubmasse
jedenfalls zur Ablagerung kam und heute noch erhalten ist.
Der Umstand, daß ein guter Teil der Deckenschübe
sich submarin abgespielt haben muß, dürfte einen näheren
1908 Bericht vom 31. Oktober. A. Tornquist. 2:
wu
—_—
Vergleich mit Bewegungen von Gesteinsmassen, wie sie heute ge-
legentlich im Gebirge beobachtet werden (Bergstürze etc.) von
vornherein verbieten. Zwei wesentliche Verschiedenheiten werden
die submarinen Gebirgsbewegungen ganz anders gestalten, erstens
die geringere Schwere der bewegten Massen — die Schwere wird
von 2°3 auf zirka 1°5 durch die Tragkraft des Wassers herabgemindert
— dann die energische Durchfeuchtung der Sedimente, welche die für
die Bewegung der Decken notwendige Gleitfähigkeit der Gesteine
erhöhte und die Faltung aller plastischen Gesteinsmassen erleichterte
und auch die Durchdringung von Gesteinschollen (Eindringen der
Kalkklippe in Flysch) erleichtert.
Es soll hier nicht weiter verfolgt werden, wie weit auch in
anderen Gebieten die Erklärung der Deckenschübe durch den Nach-
weis als submarine Bewegungen erleichtert werden kann. Speziell
glaube ich die Uhligschen Durchragungsklippen in den Karpathen
aber als sicher submarin ansehen zu können. Auch in der Schweiz
sind die Deckenschübe nach dieser Richtung zu prüfen. Leider
stehen uns noch außerordentlich wenig Beobachtungen über submarine
Gebirgsbewegungen zur Verfügung. Der scharfsichtigen Deutung
E. Philippis'!) verdanken wir nun neuerdings äußerst interessante
Hinweise auf derartige Vorgänge im atlantischen Ozean. Es scheint
der sogenannte mittelatlantische Rücken nach Haug ein Ketten-
gebirge in statu nascendi zu sein.
Für die Deckenschübe des Allgäu dürfte die submarine Natur
aus den oben genannten Gründen wegen der Flyschverbreitung auf
ihnen jedenfalls äußerst wahrscheinlich sein und sind daher die
theoretischen Bedenken, welche Ampferer aus dem Vergleich mit
Bergstürzen ableitet, verfehlt.
Der Kernpunkt der Erklärung der Kalkklippe beruht aber in
dem Nachweis, daß sie von oben in den Flysch hineingekommen ist
und dann besteht eben trotz aller theoretischer Bedenken die einzige
Möglichkeit, daß sie aus den Schubdecken stammt, welche einmal
soweit gereicht haben müssen. Die Tatsache, daß die Lechtaldecke
erwiesenermaßen auf den gleitfördernden durchfeuchteten Liasmergeln
vorwärtsglitt, fordert den Abschub der ursprünglich im Hangenden
der letzteren vorhanden gewesenen Aptychenkalkdecke.
Die Erklärung der Kalkklippe sowie der Kalkfetzen in ihrer
östlichen Verlängerung als die Reste der an einem stationären Rand
submarin abgeschobenen Aptychenkalkdecke bietet dann wohl eine
komplizierte aber zurzeit plausible Erklärung ihrer Herkunft.
Ich stelle im hiesigen geologischen Institut zurzeit unter Bei-
hilfe meiner Assistenten Versuche an, welche experimentelle Anhalts-
punkte für die Durchdringungsmöglichkeiten unverfestigter und ver-
festigter Sedimente unter Meereswasserbedeckung, für Schicht-
rutschungen und das Eindringen von Gesteinsblöcken in Sedimente
bei bewegtem Wasser ergeben sollen. Die hierfür konstruierten Apparate
1) Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesell, LX. Bd., pag. 374 ff. Die exotischen
Blöcke als Schuttablagerungen im Flyschmeer würden hierdurch keine andere
Deutung erfähren.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 14. Verbandlungen. 46
332 Verhandlungen. Nr. 14
ergeben gute Resultate, welche für die Erscheinungen submariner
Faltungen und Uberschiebungen, wie ich sie in den Deckenschüben
erblicke, verwertet werden können und über welche ich schon in
Kürze berichten kann.
Universität Königsberg i. Pr.
Literaturnotizen.
O. Schlagintweit. Geologische Untersuchungen in
den Bergen zwischen Livigno, Bormio und St. Maria
im Münstertal. Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft,
60. Band, pag. 198 uff. 1908.
In Nr. 9 der Verhandlungen 1907 wurde bereits von einer als Dissertation
gedruckten vorläufigen Mitteilung über diese Untersuchungen berichtet; nun liegt
hier die abgeschlossene Darstellung derselben vor, die sich von jener Dissertation
hauptsächlich dadurch unterscheidet, daß bier auch die Stratigraphie eingehend
besprochen wird. Die Klarlegung der Stratigraphie ist in diesen Bergen außer-
ordentlich erschwert durch die fast durchwegs dolomitische Ausbildung der Trias-
schichten und den Mangel an bestimmbaren Fossilien. Schlagintweit beschränkt
sich daher im Anschluß an Rothpletz mit Recht darauf, „untertriadischen“ und
„obertriadischen“ Dolomit zu unterscheiden, im Gegensatze zu den meist viel zu
detaillierten Gliederungen, die in letzterer Zeit in mehreren Arbeiten über die
benachbarten Bündener Gegenden zu finden sind. Doch ist selbst diese Unter-
scheidung vielfach eine ganz unsichere. Ist doch das Hauptargument für das
untertriadische Alter der bezüglichen Dolomite der normale Verband mit Verru-
cano! Die Gesteinsähnlichkeiten mit anderen Gebieten reichen hier ebenso wenig
wie in der Ortlergruppe aus für eine Gleichstellung mit sicherer Untertrias anderer
Fundorte. Am ehesten hierher zu stellen sind die Gesteine, welche auf der Alpe
T'rela über den obersten Bänken des Verrucano (bezw. Buntsandsteins) folgen:
graue mergelige Dolomite mit Ton- und Bitumenschmitzen neben weniger charak-
teristischen grauen Dolomiten und Dolomitbreccien. Am Mte. Pettini finden sich
auch Hornsteine in diesen Dolomiten. Weit unsicherer ist die Zuordnung bei dem
nördlichen Verbreitungsfeld: Schlagintweit zeichnet hier als untertriadisch die
ganze aufgeschobene Dolomitplatte des Umbrail—Schumbraida—Piz Lad ein,
nach des Autors Angabe aber eigentlich nur zur Unterscheidung von den „ober-
triadischen“ der Addascholle, ohne sie deshalb alle wirklich für untertriadisch
ansprechen zu wollen! Diese Kartenausscheidung ist also mehr eine theoretisch-
tektonische als eine stratigraphische. Das Profil an der Nordseite des Piz Lad
weist über dem Verrucano zunächst einen etwas rauhwackigen Dolomit auf, darüber
ein Lager von Diabasporphyrit, nach Schlagintweit ein Einschub des kristallinen
Grundgebirges, über welchen ein weithin zu verfolgender Horizont von gelber
Rauhwacke und Tonschiefern folgt und über ihm baut sich dann die Hauptmasse
des Dolomites auf. In diesem unterscheidet Schlagintweit zwei nicht immer
auseinanderzuhaltende und auch nicht immer vorhandene Abteilungen, nämlich
einen unteren gelblichen, dünnbankigen und einen oberen grauen, diekbankigen
Dolomit. Die Rauhwacke möchte der Autor am ehesten als untere und den gelben
Dolomit als Vertreter des Muschelkalkes ansprechen. Zur Öbertrias stellt Schlag-
intweit allen Dolomit der „Addascholle“, also des Kammes Mte. Pettini—Mte.
d. Scale und Kristallokamm, sowie der Südseite des schweizerisch-italienischen
Grenzkammes; charakteristisch für ihn ist die deutliche Schichtung und der Wechsel
heller und dunkler Bänke; in ihm treten Streifendolomit, Lithodendronbänke und
auch sedimentäre Dolomitbreccien auf und Einlagerungen schwarzer dünnplattiger
Kalke. Nahe der oberen Grenze treten schwarze Kalke mit Rissoa alpina auf.
Dieses Fossil und die Überlagerung durch das sichere Rhät berechtigen zur An-
nahme, daß wenigstens der obere Teil dieser Dolomite das Alter des Hauptdolomits
besitzt, mit dem auch große Gesteinsähnlichkeit besteht.
Durch Fossilfunde sichergestellt ist das Rhät, welches in Gestalt von Kalken,
Mergeln und „herbstlaubfarbenen“ Tonschiefern entwickelt ist, und ebenso der
1908 Bericht vom 31. Oktober. O, Schlagintweit u. L. Kober. 333
Lias, welcher mit Hornsteinkalken beginnt, im westlichen Teil des Gebietes auch
die aus Kalk und Dolomit bestehenden Konglomerate führt, wie sie in Bünden
bekannt sind. Lokal beschränkt tritt er auch in Allgäufazies auf.
Der tektonische Teil ist zum größten Teil wörtlich aus der genannten
Dissertation abgedruckt, hier aber durch eine eroße Anzahl lehrreicher Ansichten
und eine Anzahl Profile anschaulicher gemacht, außerdem ist ein geologisches
Kärtchen im Maße 1:100.000 zur Übersicht beigegeben. Da in dem Referat über
die Dissertation die Tektonik schon auszugsweise vorgeführt wurde, seien hier
nur in aller Kürze die Grundzüge wiederholt: Den Kern des Gebietes bildet eine
nach Süden überkippte Mulde aus Triasdolomit, Rhät und Lias, welche von
Livigno bis in die ÖOrtlergruppe zu verfolgen ist. Schlagintweit nennt sie
„Addascholle“. Im Süden schneidet eine Störungslinie sie vom südlichen kristallinen
Vorland ab, welche vom Engadin bis zum Suldental durchstreicht. Zwischen Vor-
land und „Addascholle“ sind hier an diese Linie sehr steil aufgestellte Reste von
Triasdolomit eingeklemmt, untertriadischer Dolomit nach Schlagintweit, und
auf den Schichtköpfeu liegen über Premadio noch kleine Schollen von Kristallinem
und Verrucano. Auch im Norden wird die „Addascholle* von einer Dislokations-
fläche begrenzt, indem bier ältere Schichten an einer nordfallenden Fläche auf
jeve Mulde aufgeschoben sind; im Branliotal kristalline Schiefer und auf ihnen
wieder der Triasdolomit des Umbrail, weiter westlich liegt Dolomit auf Dolomit
und nur an wenigen Stellen ist noch ein Fetzchen kristalliner Schiefer an der
Überschiebungsfläche erhalten. Dagegen zieht vom Mte. Braulio bis zum Mte. Forcola
eine Kette kristalliner Inseln, welche eine mehrfache Schuppenstruktur dieser
aufgeschobenen Masse andeuten. Schließlich wird der Dolomit des Umbrail aber-
mals von Gneis überlagert: die Chazforascholle. Schlagintweit schießt nun
folgendermaßen: Die steilstehenden Dolomitreste an der Livigno—Bormio-Linie sind
die Reste des Nordschenkels einer Antiklinale, deren Fortsetzung im Norden die
aufgeschobene Dolomitmasse des Umbrail—Schumbraila ist und jene sind die
Wurzel einer noch weit über dieses Gebiet hinaus nordwärts sich erstreckenden
Überfaltungsdecke; die darunter liegende Addascholle ist autochthon ; daß sie
eine nach Süden überkippte Mulde bildet und der Dolomit des Mte. del Ferro nach
Süden auf sie hinaufgeschohen ist, glaubt der Verfasser durch sekundäre Stauchung
erklären zu können. Die Chazforascholle ist eine höhere Decke oder eher noch
eine Teildecke der Branliodecke. Jene „Wurzelzone* im Süden wäre demnach als
Ursprungsstelle der „ostalpinen Decke“ der Überfaltungshypothese anzusehen,
im Gegensatz zu den anderen Bekenuern dieser Lehre, welche jene Wurzeln erst
in der Gegend des Tonale suchen.
Ebenso wie bei der Inhaltsangabe der Tektonik möchte sich der Besprecher
auch betreffs der damals gemachten Einwänd» auf jenes frühere Referat berufen.
Der Widerspruch in der Bewegungsrichtung von Adda- und Braulioscholle kann
nicht einfach durch die Bezeichnung als Stauung behoben werden. Daß die
Livigno— Bormio-Linie keine Überschiebungs-, sondern eine saigere Bruchlinie ist,
geht hervor aus dem schrägen Abschneiden der Falten an ihr; durch ein Empor-
steigen der Addascholle von West gegen Ost an dieser Linie läßt sich dies nicht
erklären, da dieses zwar das Auftauchen älterer Schichten im Osten, nicht aber
das Abschneiden der Faltenachsen erklären könnte; diese müßten bei einer ein-
fachen Hebung an einer aus Überfaltung entstandenen Überschiebung immer noch
parallel dem Verlauf dieser Faltungsdislokation laufen. Übrigens weist gerade die
eins einer solchen Hebung auf Bewegung an einem Bruch hin.
Verzichtet man auf jene allzu luftiige Verbindung der „Überschiebungsreste
im Süden“ mit der „Braulioscholle“, so bleibt der nördliche Teil des Gebietes in
Übereinstimmung mit der „Addascholle“ ein gegen Süden mehrfach übereinander-
geschobenes Schuppenland. Für den Nordrand ist von der im Zuge befindlichen
Aufnahme der Münstertaler Berge weitere Aufklärung zu erwarten.
(W. Hammer.)
Leopold Kober. Das Dachsteinkalkgebirge zwischen
Gader, Rienz und Boita. Mitteilungen der Geolog. Gesellschaft
in Wien, I. Bd., 1908, pag. 203.
Die Stratigraphie dieses nordwestlichen Teiles der Ampezzaner Dolomiten wurde
bereits durch zahlreiche Arbeiten anderer Forscher klargestellt, so daß sich die
+6*
334 Verhandlungen. Nr. 14
Neuaufnahme hauptsächlich auf die Tektonik richtete, da hier durch neue
Arbeiten auf den benachbarten Gebieten die Mojsisoviessche Anschauung
sich einer neuen Prüfung bedürftig zeigte.
Wie schon der Titel sagt, bauen sich diese Dolomite aus dem über 1000 m
mächtigen Dachsteinkalk auf, welcher die norische und rhätische Stufe vertritt.
Ihm gegenüber treten die jüngeren Gesteine im Landschaftsbilde und den Berg-
formen ganz zurück. Es reihen sich über dem Dachsteinkalk an: die grauen Kalke
des Lias, der sehr geringmächtige Dogger (teilweise noch lithologisch den „grauen
Kalken“ sich angliedeınd, darüber rote Kalke mit Fossilien der IXlausschichten),
ferner Acanthicus-Schichten und Tithon (rote und grüne dünngeschichtete Horn-
steinkalke). Die untere Kreide ist durch Kalkmergel mit Barr&mefauna als solche
bestiminbar.
Das Eigenartige im tektonischen Bilde dieser Berge liegt in der Verschieden-
heit, mit der die übereinanderliegenden Schichtgruppen auf die Einwirkung
tangentialen Druckes antworten. Der mächtige Dachsteinkalk bildet eine gewaltige
Tafel von flach schüsselförmiger Lagerung; die Hauptwirkung des Druckes er-
scheint hier in den Brüchen ausgelöst, welche diese Tafel durchschneiden und an
welchen die Schollen gegeneinander verschoben wurden. Die großen Bruchlinien,
darunter die Fortsetzung der Villnößer-Linie, streichen WNW-—OSO und die Nord-
flügel sind gegen die Südflügel steil aufgeschoben. In den über dem Dachsteinkalk
liegenden jüngereu Ablagerungen weicherer Kalke und Mergel trifft man über-
raschenderweise mehrfach kleine liegende Falten, die gegen den Dachsteinkalk
hinab rasch sich ausgleichen, als Zeichen einer intensiven Faltung; die Über-
kippungen sind gegen SW gerichtet und ebenso die oft daraus hervorgehenden
Überschiebungen.
Die am Rande des besprochenen Gebietes noch zutage tretenden Schichten
unter dem Dachsteinkalk zeigen infolge der in die weichen Mergel eingelagerten
Dolomitriffe Schuppenstruktur. Der Dachsteinkalk ist in die plastischen Cassianer
und Wengener Mergel vielfach an Brüchen eingesunken.
Während also Mojsisovics dieses Gebiet dem gefalteten Etschbucht-
gebirge als ein durch wahre Brüche charakterisiertes Senkungsfeld gegenüber-
stellte, geht aus den Ausführungen Kobers hervor, daß dieser Gegensatz nicht be-
steht, sondern auch hier die tangentiale Dislokation vorherrscht.
Eine sorgfältige geologische Karte im Verhältnis 1:75.000 auf der Basis der
österreichischen Spezialkarte bringt die Ergebnisse der Kartierung; zu wünschen
wäre an ihr nur eine eingehendere Berücksichtigung der glazialen und postglazialen
Ablagerungen gewesen. Außerdem erläutern eine größere Anzahl von Profilen
den Text. (W. Hammer.)
Montanistischer Klub für die Bergreviere Teplitz, Brüx
und Komotau. Führer dureh das nordwestböhmische
Braunkohlenrevier, 2. Aufl, Brüx 1908, Verlag von Ad. Becker,
Teplitz-Schönau.
Wenn ein für einen engen Kreis von Fachgenossen bestimmtes Buch
innerhalb eines Jahres zwei Auflagen erlebt, so ist das ein Beweis dafür, daß
einem Bedürfnisse in glücklicher Weise entsprochen wurde. In der Tat liegt in
dem Buche mit seinem vielseitigen Inhalte, der eine übersichtliche Einteilung und
eine klare, prägnante und doch eingehende Darstellung erfahren hat, etwas Außer-
gewöhnliches vor.
Ist auch der Inhalt vorwiegend montanistischer Natur, so beanspruchen
einzelne Kapitel doch das volle Interesse auch des Geologen. Ich erwähne hier
namentlich die geologische Übersicht von A. Kallus, das Kapitel über charak-
teristische Gefahrenmomente von K. Baumgartner und jenes über Flurschäden
von Padour. Begrüßen würde ich es, wenn in einer neuen Auflage das Kohlen-
flöz noch spezieller behandelt werden würde, namentlich durch Einfügung einer
erößeren Anzahl von Profilen und wenn auch der Umfang der bisher abgebauten
Felder skizziert werden könnte. (Dr. W. Petrascheck.)
Tee der k. k. Beslogr Re TersEmElE, Wien III. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3,
1908.
Verhandlungen derk, ı a Reichsanstalt
Sitzung vom 24. November 1908.
Inhalt: worzunge an Tan: Bst: Hofrat Dr. E. Tietze: W Ani zum Ehren-
präsidenten der k. k. Geograph. Gesellschaft in Wien. Dr. 0. Ampferer: Ernennung zum
definitiven Adjunkten der k. k. geol. Reichsanstalt. Dr. Th. Ohnesorge: Ernennung zum
definitiven Assistenten der k. k. geol. Reichsanstalt. Dr. H. Vetters: Verleihung einer
Praktikantenstelle an der k. k. geol. Reichsanstalt. — Dr. L,. Waagen: KBinrückung in eine
systemisierte Adjunktenstelle an der k. k. geol. Reichsanstalt. — Dr. G. B. Trener: Ein-
rückung in eine systemisierte Assistentenstelle an der k. k. geol. Reichsanstalt. — Ein-
gesendete Mitteilungen: A. Rzehak: Oncophora-Schichten bei Brünn. — A. Rzehak:
Nagetierreste aus dem Brünner Löß. — F. Toula: Uber P. 'Steph. Richarz’ „Ein neuer
Beitrag zu den Neokombildungen bei Kaltenleutgeben*. — K. A. Redlich: Über die wahre Natur
der Blasseneckgneise am steirischen Erzberg. — Vorträge: @. Geyer: Vorlage des Blattes
Weyer (Zone 14, Kol. XI). — A. Till: Die geologische Aufnahme des restlichen Teiles des
Kartenblattes Enns— Steyr (Zone 13, Kol. XI). — Literaturnotizen: N. Krebs, R. Lach-
mann, J. Vidal de la Blacbe, A. Dittmarsch, A. Moye, F. Rost, A. Schmidt,
F. Jüngst, A. Haenig. — Einsendungen für die Bibliothek.
NB. Die Autoren sind für den ‚Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Vorgänge an der Anstalt.
Die k. k. geographische Gesellschaft in Wien hat in ihrer Ver-
sammlung am 20. Oktober d. J. den Direktor der k. k. geologischen
Reichsanstalt, Hofrat Dr. Emil Tietze, früheren Präsidenten dieser
Gesellschaft zu ihrem Ehrenpräsidenten gewählt und wurde das be-
treffende Diplom dem Genannten am Schluß der außerordentlichen
Versammlung der Gesellschaft vom 17. November überreicht.
Seine Exzellenz der Herr Minister für Kultus und Unterricht
hat mit Erlaß vom 4. November 1908, Z. 38.082, den Adjunkten der
k. k. geologischen Reichsanstalt in provisorischer Eigenschaft, Dr. Otto
Ampferer, zum Adjunkten in definitiver Eigenschaft und den
Assistenten dieser Reichsanstalt in provisorischer Eigenschaft, Dr.
Theodor Ohnesorge, zum Assistenten in definitiver Eigenschaft an
dieser Anstalt ernannt, ferner dem Assistenten am geologischen
Institute der Wiener Universität, Dr. Hermann Vetters, die Stelle
eines Praktikanten an der geologischen Reichsanstalt verliehen.
Seine Exzellenz der Herr Minister für Kultus und Unterricht
hat ferner mit demselben Erlasse verfügt, daß die früher zu ihrem
Range ad personam aufgerückten Beamten der geologischen Reichs-
anstalt, Adjunkt Dr. Lukas Waagen und Assistent Dr. Johann
B. Trener, in die entsprechenden systemisierten Stellen einrücken.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 15. Verhandlungen. 47
356 Verhandlungen. Nr. 15
Eingesendete Mitteilungen.
Prof. A. Rzehak. Oncophora-Schichten bei Brünn.
Schon vor längerer Zeit habe ich die in der Umgebung von
Brünn ziemlich verbreiteten Miocänsande mit Rücksicht auf ihre
Überlagerung durch Badener Tegel mit den Oncophora-Schichten
parallelisiert und auch das gelegentliche Vorkommen von schlecht
erhaltenen Konchylienbruchstücken, die sich vielleicht auf Oncophora
und Congeria beziehen lassen, erwähnt. In neuester Zeit ist es mir
gelungen, auf einer Sandsteinplatte, wie sie fast überall als konkre-
tionäre, auf Steilwänden gesimsartig vorspringende Einlagerungen im
Oncophora-Sand vorkommen, zahlreiche Abdrücke von Oncophora
socialis m., Cardium cf. moravicum m., sowie vereinzelte Steinkerne
einer Vivipara zu entdecken, so daß die Gleichstellung der Brünner
Miocänsande mit den Oncophora-Schichten nunmehr auch paläonto-
logisch als zutreffend bezeichnet werden muB.
Die bis vor kurzer Zeit außerordentlich fossilarmen Oncophora-
Sande der Umgebung von Brünn haben nun auch eine Reihe sehr
gut erhaltener Säugetierreste geliefert. Zu den von früher her be-
kannten Funden eines Nashorns und des Dinotherium bavarieum (bis-
her fälschlich mit D. giganteum identifiziert) kommen als neue hinzu:
Mastodon angustidens, Oeratorhinus sp. und ein dem Hyotherium nahe-
stehender Suide. Von Mastodon angustidens liegen Ober- und Unter-
kiefer mit je zwei Molaren vor, von denen der vordere (M,) bis zur
Wurzel abgekaut ist; die Unterkiefersymphyse zeigt noch die Alveolen
der Stoßzähne, von denen mehrere Bruchstücke gefunden wurden.
Zu einer Unterkieferhälfte wurde der zweite Ast ein volles Jahr
später aufgefunden. Auch mehrere isolierte, aber zu einem Individuum
gehörige Milchzähne liegen vor. Besonders interessant sind die Nas-
hornreste; neben verschiedenen Skeletteilen (Atlas, Astragalus etc )
liegen mehrere Unterkieferstücke vor, davon eines mit sämtlichen
(7) Backenzähnen in situ, ferner das Symphysenstück mit den Eck-
zähnen und den beiden, ebenfalls in situ befindlichen, rudimentären
„Stiftzähnen“.
Der von mir vor einigen Jahren in der „Zeitschrift des mähr.
Landesmuseums“ beschriebene, Landschnecken (Helix, Glandina)
führende Ton ist ohne Zweifel nur eine Fazies der Oncophora-Sande.
Auch dieser für die lokale Ziegelindustrie (in den Ziegelschlägen der
Wienergasse) sehr wichtige fette Ton hat in neuester Zeit Säuge-
tierreste geliefert, nämlich Mastodon angustidens, Ithinoceros und
Hyotherium. Außerdem fanden sich nicht gerade selten Reste von
Schildkröten.
Prof. A. Rzehak. Nagetierreste aus dem Brünner Löß.
Außer dem Steppenmurmeltier ist bisher kein Nager aus dem
Brünner Löß bekannt gewesen. In einer unmittelbar über dem Diluvial-
schotter, in weit mehr als 20 m Tiefe unter der Oberfläche liegenden
Lehmschicht, die zum Teil ein diluvialer Überschwemmungsschlick
sein dürfte, kommen verschiedene Nagerreste, teils in Mergelkon-
—]
1908 Sitzung vom 24. November. A. Rzehak u. F. Toula. 3
kretionen fest eingeschlossen, teils frei liegend, stellenweise ziemlich
häufig vor. Die meisten Reste gehören Arvicoliden an, von denen
außer einzelnen Unterkieferstücken auch ansehnliche Schädelreste und
verschiedene Skeletteile vorliegen. Es sind mindestens zwei durch
ihre Größe voneinander abweichende Arten vertreten; eine der-
selben dürfte auf Arvicola gregalis zu beziehen sein. Sichergestellt
sind Myodes lemmus und Lagomys alpinus; außerdem fanden sich
Schädelreste mit den vollständigen Zahnreihen einer größeren Ziesel-
art (vielleicht Spermophilus supereciliosus Kaup.) und eines: Hasen
(Lepus variabilis?). Nach einzelnen Zähnchen zu schließen, scheint
auch eine Hamsterart (größer als Uricetus frumentarius) vertreten zu
sein. Von sonstigen, für den Brünner Löß neuen Tierresten sind
mehrere Konchylien (darunter eine anscheinend ausgestorbene, leider
nur durch ein Fragment vertretene grobe Duliminus-Art) sowie endlich
Bruchstücke von Vogeleierschalen zu erwähnen.
Franz Toula. Über P. Steph. Richarz’ „Ein neuer Beitrag
zu den Neokombildungen bei Kaltenleutgeben“ (Verhandl. 1908,
Nr. 14, pag. 312--320).
Polemik zu treiben ist mir zuwider: mir ist um die Zeit leid,
da ich denke, spätere neue Tatsachen werden die Richtigkeit der
einen oder anderen Ansicht erhärten, auch ohne Fehde. Diesmal ver-
hält es sich aber anders, weil ich, in der Literaturübersicht über das
Liesings- und Mödlinggebiet (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1905,
pag. 255 und 256), die Arbeit des P. St. Richarz (ebenda 1904,
pag. 243—358) als nicht genug auf Tatsachen fundiert und mit etwas
zu reicher Phantasie ausgeführt bezeichnete, den genannten Herrn
also etwas unsanft behandelte. Ich muß daher zusehen, inwieweit
P. Richarz neue Beweise erbracht hat. Gern hätte ich damit ge-
wartet bis ich zur Berichterstattung über meine seit Beginn 1905
gemachten neuen Beobachtungen gekommen wäre, was mir bis nun
durch andere Arbeit unmöglich war, aber auch darum, weil ich damit
warten wollte, bis es mir gelungen sein würde, die eine und andere
noch offene Frage über die Verbreitung der verschiedenen Bildungen
und die tektonischen Verhältnisse klarzulegen. Das kann aber bei der
Fülle von Arbeit noch immer einige Zeit währen. Herr P. Richarz
geht aber scharf ins Zeug.
Also sehen wir nur die neuen Tatsachen an:
Einer seiner Schüler brachte ihm „ein Exemplar aus der Gruppe
des Hoplites neocomiensis d’Orb., also einer ausgesprochenen Valanginien-
form, welche er ganz in der Nähe“ — (des Zementsteinbruches bei
der Waldmühle) — „im Walde fand. Von den früher so häufigen Ver-
steinerungeu des Barr&mien fehlt jetzt jede Spur.“ — Weiters hat
P. Rieharz sich an einem Exemplar von Holeostephanus Jeannoti der
Münchner Staatssammlung Belehrung geholt, daß sein Stück vom Großen
Flössel wirklich ein Jeannoti sei, also aus der Grenzregion von Valan-
sinien und Hauterivien stamme. Damit sei eine meiner Bemerkungen
auf pag. 256 erledigt. Das ist nicht zutreffend; nicht meine Bemer-
47*
398 Verhandlungen. Nr. 15
kung, die ganz der ersten Mitteilung P. Richarz’ entnommen ist,
nur einen seiner Zweifel kann er für erledigt halten.
Wenn er (pag. 314) sagt, daß in seinem Profil dunkelrote Kalke
über „Dogger oder unteren Malm“ folgen, „wie sie die von Toula
kürzlich beschriebenen Acanthicus-Schichten bei Gießhübl charak-
terisieren“, so hat er meine freilich etwas umfangreiche Arbeit nicht
genauer angesehen, denn die Acanthicus-Schichten bei Gießhübl sind
keineswegs dunkelrote Kalke; ein Blick auf mein Profil (photogr.
Aufnahme) konnte ihn belehren, daß die so überreiche Fauna aus
Breceienkalken über den dunkelroten Kalken stammt. Das Profil, das
er schildert, zeigt demnach ein etwas anderes Verhalten.
Das Profil pag. 315 von der Waldmühle wäre ein erfreuliches
Ergebnis, wenn die Schicht 7 (Valang.) wirklich an Ort und Stelle
durch Fossilienführung als solches erwiesen worden wäre, darüber
suche ich aber eine Angabe ganz vergeblich, es wird eben dort offen-
bar.nur vermutet. — An Stelle der früher angenommenen Trans-
gression tritt nun ein Bruch mit einer Überschiebung, wobei das
Verhältnis des „Hauptdolomits* zu den Kössener Schichten als ein
recht eigenartiges in Erscheinung tritt. Die ungewöhnliche, ange-
nommene Überschiebung aus N könnte ja auch eine Unter-
schiebung aus S sein. Daß Ver-, UÜber- und Unterschiebungen in der
Grenzregion der Kalkzone überaus häufig sind, ist altbekannt. Sie
machen die Entwirrung und Deutung der Verhältnisse so überaus
schwierig, warnen aber um so mehr vor Phantasien.
Die „Klippe“, welche einen Beweis für die Transgression bilden
sollte (1904, pag. 265), „scheint wohl nur aus verschlepptem Material
zu bestehen“. Gerade diese Klippe bildete einen Hauptanhalt für meinen
Vorwurf allzu reger Phantasie des Herın Richarz.
Das sind die neu erbrachten Tatsachen, das folgende ist unnütze
Polemik. Frisch und tüchtig nach Tatsachenerkenntnis getrachtet,
die Phantasie in Zügel gefaßt und es wird Dankenswertes gebracht
werden können. Das überaus schwierig zu durchforschende Gebiet
bietet noch gar viel, was der Aufklärung wartet.
Auf das übrige der neuen Schrift wäre ich am liebsten gar
nicht weiter eingegangen, nachdem die Richtigkeit meines Vorwurfes
gewagter Phantasien von Herrn P. Richarz selbst durch Einführung
einer neuen Annahme zugegeben wurde. Dieses „übrige“ wird jedoch
mit sehr sonderbaren Worten eingeleitet, worin zum Beispiel die Wen-
dung vorkommt, daß die Erwiderung mir „unangenehm sein wird“.
Wahrlich mir ist dabei nur unangenehm, daß ich auf solche Weise
förmlich gezwungen werde, noch einige Worte zu verlieren.
Uber Hoplites neocomiensis brauche ich wohl nichts mehr zu
sagen, er mag sich immerhin vorfinden, ich habe ja gar nichts da-
gegen und kann ja auch nichts dagegen haben, für mich handelt es
sich auch heute noch nur um den Ort, wo er anstehend gefunden
wurde, dieser müßte doch zuerst festgestellt sein, bevor man ihn an
eine bestimmte Stelle eines Profils einzeichnet.
Warum aber hielt sich P. Richarz berechtigt, Hoplites eryp-
toceras d’Orb. „nicht mehr anzuführen“, nachdem er doch, von Professor
Uhlig als in gut bestimmbaren Stücken vorhanden, erkannt worden
w.
1908 Sitzung vom 24. November. F. Toula u. K. A. Redlich. 3:
ist. Weil er eine viel umstrittene Form ist und dem Hoplites neo-
comiensis „sehr nahe steht“? Das begreife ein Anderer. In einem
solchen Falle handelt es sich doch um offene Aussprache des Grundes,
warum man eine häufigere Form einfach streicht.
Was die Antiklinale anbelangt, so wird auf eine Notiz in den
Verhandlungen (von 1879) hingewiesen, worin ich sagte, das Tal er-
scheine bei der Waldmühle als ein antiklinales Spaltental. Je nun,
ich könnte ja auch seither zu einer anderen Vorstellung dieser
Sachlage gekommen sein, aber ich sprach vorsichtigerweise. damals
schon von einem „scheinen“, und dem von P. St. Richarz in der
Fußnote zitierten Satze aus meiner Notiz (Verhandl. d. k. k. geol.
R.-A. 1879, pag. 279) folgt in der Tat noch ein Nachsatz: „Verfolgt
man jedoch“ usw., woraus hervorgeht, daß mir schon damals die
Annahme einer „Antiklinale“ zweifelhaft erschien. Man darf eben
nicht nur das zitieren, was einem- gerade paßt. Mein kritischer
Einwand gegen die Antiklinale war jedoch vornehmlich gegen die
Phantasie auf pag. 356 (1904) im mittleren Absatze gerichtet; man
braucht sie nur zu lesen, um sich von der Berechtigung meines Vor-
wurfes zu überzeugen. — Heute, nachdem ich die Acanthieus-Schichten
nachgewiesen zu haben glaube, würde ich auch eine andere durch-
schossen gedruckte Annahme des Herrn St. Richarz kritisieren
müssen.
Wie P. Richarz aus Fig. 6 auf pag. 265 (1905) auf eine
„Antiklinale* schließen kann, sehe ich nicht ein. So einfach ist die
Sache dort denn doch nicht. Die Schichtfolge der beiden Hänge er-
scheint durchaus nicht in Ubereinstimmung. Diese Übereinstimmung
wäre eben vorher zu beweisen gewesen. Die Schichtstellung erscheint
wohl beiderseits widersinnig, doch dies allein gibt noch keine „Anti-
klinale“, man dürfte es dabei mit Schollen, aber mit keinem Falten-
element zu tun haben. Darum sagte ich: „Von Antiklinalen soll
man erst sprechen, wenn man ihr Vorhandensein nachgewiesen hat.“
Mit bestem Willen könnte ich auch heute über P. St. Richarz’
Mitteilung vom Jahre 1904 nicht anders schreiben, als ich im Jahre
1905 geschrieben habe, ich könnte kein dort gesagtes Wort ändern,
so gern ich auch möchte.
K.A.Redlich. Über die wahre Naturder Blasseneck-
gneise am steirischen Erzberse.
Die Unterlage des steirischen Erzberges bilden Gesteine, welche
auf eine Bestimmung Foullons!) hin als Blasseneckgneise in der
Literatur Eingang fanden, obwohl sie mit Gneisen nichts zu tun haben.
Der erste, der darauf hinwies, war Th. Ohnesorge?), welcher sie
mit den von ihm gefundenen gleichen Gesteinen der Kitzbühler
Alpen identifizierte und sie als Quarzporphyre bezeichnete. Später
fand ich denselben Typus bei Payerbach-Reichenau in Niederöster-
!) Foullon, Über die Verbreitung und die Varietäten des Blasseneckgneises.
Verhandl. d. k.k. geol. R.-A. 1886, pag. 111.
>) Th. Ohnesorge, Über Silur und Devon in den Kitzbühler Alpen. Verhand].
d. k.k. geol. R.-A. 1905, pag. 373.
340 Verhandlungen. Nr.’715
reich !), bei Altenberg und Bohnkogel?) in Steiermark; Richarz?°)
traf ihn bei Rothsoll in Steiermark und am Semmering, schließlich
wurde er auch fortsetzend in den Karpathen von Beck und
Vetters®), Schaffarzik®°), Böckh®) und Richarz’) beschrieben.
Alle diese Gesteine müssen in die Gruppe der Porphyre ge-
rechnet werden. Wenn auch in meinen Arbeiten über Payerbach-
Reichenau (]. e.) und über die Erzlagerstätten von Dobschan ete. eine
kurze Diagnose dieser Typen gegeben wurde, so vervollständigt sich
erst das Bild, nachdem ich am sogenannten Wasserleitungsweg des
steirischen Erzberges fast ganz frische, noch kaum metamorphosierte
Partien gefunden habe. Ich will mich hier nur auf die Beschreibung
derselben beschränken, ohne auf die Geologie der Gegend näher
einzugehen.
Das Gestein ist von grauweißer Farbe, splitterigem Bruch und
zeigt Andeutung von Schieferung. In einer felsitisch aussehenden
Grundmasse, deren graugrüne Färbung durch die später zu er-
wähnenden Ohlorite bedingt ist, bemerkt man schon mit freiem Auge
rauchgraue, bis 3 mm große Quarz- und kleinere weiße Feldspat-
ausscheidlinge.
Unter dem Mikroskop sieht man deutliche Anzeichen von Kata-
klasstruktur, die sich hauptsächlich in der Zertrümmerung und undu-
lösen Auslöschung der Quarze kundgibt. wogegen die Feldspäte nur
wenig verändert sind.
Der Quarz ist rauchgrau, hat nur selten Dihexaederform (diese
ist sehr schön bei den gleichnamigen Gesteinen des Schwarzeck bei
Reichenau in Niederösterreich zu beobachten), ist vielmehr abgerundet
und zeigt die für die Porphyre typischen Korrosionstaschen. Der
Feldspat ist der Hauptsache nach Oligoklasalbit in polysynthetischen
Zwillingsstöcken, in geringerer Menge ist Orthoklas vorhanden, der oft
in ein Aggregat von Kaolin und Serizitschüppchen umgewandelt er-'
scheint. Als dritter Hauptbestandteil ist der Biotit zu nennen, der
!) Redlich K. A., Die Eisensteinbergbaue der Umgebung von Payerbach-
Reichenau. Berg- und hüttenm. Jahrbach d. k. k. Mont. Hochschule 1907, Bergbaue
Steiermarks VII Verlag L. Nüssler in Leoben, 1907.
2) Redlich K. A., Die Erzlagerstätten von Dobschan und ihre Beziehungen
zu den gleichartigen Vorkommen der Östalpen. Zeitschr. f. prakt. Geologie 1908,
XVI. Jahrg., Heft 7.
3) Richarz St, Der südliche Teil der Kleinen Karpathen und die
Hainburger Berge. Jahrbuch d. k.k. geol. R.-A. 1908, LVIII. Bd.
*) Beck und Vetters, Zur Geologie der Kleinen Karpathen. Beiträge zur
Geol. und Pal. Österreich-Ungarns und des Orients, Bd. XVI.
°5) Schaffarzik F., Daten zur genaueren Kenntnis des Szepes-Gömörer
Erzgebirges. Math. und naturw. Berichte aus Ungarn, XXIII. Bd., 1905, 3. Heft,
pag. 225.
°%) Böckh Hugo v., Die geologischen Verhältnisse des Vashegy, des Hradek
und der Umgebung dieser (Komitat Gömör). Mitteil. aus dem Jahrh. d. K. ung.
geol. Anstalt. XIV. Bd., 3. Heft, 1905. — Beiträge zur Gliederung der Ablagerungen
des Szepes-Gömörer Erzgebirges. Jahresbericht d. kgl. ung. geol. Anstalt 1905
(deutsch 1907, pag. 46). -- Über die geol. Detailaufnahme der in der Umgebung
von Nagyröcze, Jolsva und Nagyszlabos gelegenen Teile des Szepes-Gömörer Erz-
gebirges. Jahresbericht d. kgl. ung. geol. Anstalt 1906 (deutsch 1908, pag. 157).
VeRAcharzıst., ]. c.
1908 Sitzung vom 24. November. K. A. Redlich u. G. Geyer. 34]
zum größten Teil bereits in Chlorit umgewandelt ist, und nur die
braunen Absorptionstöne deuten das ursprüngliche Mineral an. Die fast
dichte Grundmasse besteht aus Quarz und Plagioklas, sie ist nur in
seringem Maße in Serizit umgewandelt.
Von akzessorischen Bestandteilen sind zu nennen der Zirkon
(Kriställchen von [010] und [111]j), ziemlich große, mangelhaft be-
srenzte, langgestreckte, mit Kataklasstruktur behaftete Individuen von
Apatit und der an den unternormalen Interferenzfarben leicht kennt-
liche Zoisit.
Interessant ist die Kaolinisierung und Erzdurchtränkung der
Porphyre an einzelnen Stellen der Basis des Erzberges. 'Siderite
findet man aber auch in den tieferen Partien in Form von scharf
umgrenzten Rhomboedern, die in manchen Dünnschliffen im polarisierten
Lichte völlig indifferent erscheinen und nichts anderes als die negativen
Hohlräume von einstigen „nachträglich durch Lösung entfernten Siderit-
gruppen sind“, als welche sie Schaffarzik aus den gleichartigen
Gesteinen des Szepes-Gömörer Erzgebirges beschreibt. Überhaupt
stimmen sie in allen Details mit den von Schaffarzik als Quarz-
porphyre bezeichneten Eruptiven dieses Gebietes überein, so dab
sie sich mit ihnen sicher identifizieren lassen. Wenn
wir nun überlegen, daß, bei einem so geringen Orthoklasgehalt, die
Plagioklase Albitoligoklase darstellen, vielleicht sogar Glieder noch
basischerer Natur sind, wenn wir ferner den starken Biotitreichtum
ins Auge fassen und schließlich in den Analysen Schaffarziks einen
so niederen Kieselsäuregehalt finden, so müssen wir diese Gesteine
als der Familie der Quarzporphyrite nahestehend be-
zeichnen, wie dies Richarz für die identen Typen des Semmering-
gebietes angedeutet hat und wozu wohl auch die Quarzporphyre von
Payerbach-Reichenau zu rechnen sein werden. Das Alter dieser Porphyr-
decken wurde von mir bis jetzt immer, da sie mit verrucanoähnlichen
Sedimenten in innigem Zusammenhange angetroffen wurden, als permisch
angenommen. Nach einer freundlichen Mitteilung Hugo von Böckhs
in Schemnitz hat dieser Autor bis vor kurzem dieselbe Ansicht für
die gleichnamigen Gesteine des karpathischen Erzgebirges vertreten,
es gelang ihm jedoch in der letzten Zeit zungenförmig hineinreichende
Schieferbänke mit oberkarbonen Fossilien zu entdecken, wodurch sich
für diese Gegend das Alter etwas nach abwärts schiebt und als ober-
karbon bezeichnet werden muß.
Vorträge.
G. Geyer. Vorlage des Blattes Weyer (Zone 14, Kol. XD.
Der Vortragende besprach zunächst in einem kurzen Rückblick
die jenes Gebiet betreffenden Vorarbeiten, welche bis auf K. Ehrlichs
im Auftrage des Geognostisch-montanistischen Vereines für Ober-
österreich durchgeführten Studien und auf die bekannten von
F. v. Hauer und Ehrlich untersuchten „Durchschnitte“ zurück-
reichen. An diesen Vorarbeiten beteiligten sich in zwei ver-
schiedenen Aufnahmsperioden J. Üzjzek und F. Kudernatsch
342 Verhandlungen. Nr. 15
(1852), dann später unter Lipolds Leitung G. v. Sternbach und
F. Rachoj (1864)
Im Jahre 1895 wurde die Neuaufnahme des Blattes dem
Ohefgeologen A. Bittner übertragen, nach dessen Ableben der Ver-
fasser mit der Fortführung dieser jüngsten Kartierung betraut wurde.
Der Vortragende gab an diesem Abend nur eine Übersicht der
stratigraphischen Verhältnisse jenes Gebietes, indem er die einzelnen
Ausscheidungen der Karte der Reihe nach besprach.
Unter den triadischen Schichtgliedern wurde namentlich der lokal
in mächtigen Linsen auftretende Wettersteinkalk hervorgehoben und
dessen Verhältnis zum Reiflinger Kalk und zu den Lunzer Schichten
erörtert. Als westliche Fortsetzung des von A. Bittner festgelegten
Wettersteinkalkzuges des Gamssteines bei Palfau wurde von dem
Vortragenden die Antiklinale des Sengsengebirges nachgewiesen. Der-
selben Schichtmasse gehören auch noch der Ennsbergzug bei Weyer
und die Große Dirn bei Losenstein an.
Ein besonderes Augenmerk wendete der Verfasser den jurassischen
Bildungen zu, deren Gliederung trotz der Seltenheit entscheidender
Fossilreste weiter gefördert werden konnte.
Die liasischen Absätze erwiesen sich auch hier regional ver-
schieden in ihrer Gesteinsausbildung, so daß die Grestener Schichten
als nördliche Uferfazies des untersten Lias, die Fleckenmergel und
Hierlatzkalke dagegen als einander zonal vertretende Fazies des
Jüngeren Unterlias und des Mittellias angesprochen werden konnten.
Uber den Fleckenmergeln folgen in dieser Gegend Hornstein-
bänke und Kieselkalk e, welche von der Crinoidenkalkfazies des
jüngeren Kelloway, dem durch charakteristische Brachiopoden aus-
gezeichneten Vilser Kalk überlagert werden. Alteres Kelloway in
Form manganhältiger roter Cephalopodenkalke vom Klaus-
typus lagert am Oisberg bei Hollenstein transgredierend über der
ÖObertrias und wird von blutroten radiolarienführenden
Kieselmergeln bedeckt, welche nach oben in neokome Aptychen-
kalke übergehen und daher wohl dem Tithon angehören.
Das Tithon, das in Form roter Diphyenkalke vollkommen der
Südtiroler Entwicklung entspricht, lagert zum Teil auf Vilser Kalken,
zum Teil aber ebenfalls transgredierend auf noch älterem Untergrunde.
Die Absätze der Unterkreide beginnen mit hellen Aptychenkalken,
welche sich allmählich aus dem Tithon heraus entwickeln.
Aber die über den Aptychenkalken folgenden unterkretazischen
Mergel greifen über das Verbreitungsgebiet des Tithons hinaus und
liegen zum Teil direkt über Hauptdolomitboden. Der Beginn der
Oberkreide ist fast überall durch konglomeratische Bildungen be-
zeichnet, welche auch noch in der Flyschzone verfolgt werden können
und hier am Außenrande immer mehr kristalline Gerölle aufnehmen.
Die Gosauentwicklung erwies sich auch hier als eine Buchtenfazies
der Flyschabsätze, insbesondere deren tieferer Abteilung.
Die Ausscheidung der diluvialen Schottermassen endlich erfolgte
im Einvernehmen mit dem Herrn Sektionsgeologen Professor O. Abel,
welcher auf dem nördlich anstoßenden Nachbarblatte (Enns und Steyr)
eine weitere Gliederung der glazialen Schottermassen durchzuführen
1908 Sitzung vom 24. November. G. Geyer u. A. Till. 343
vermochte. Dementsprechend konnten außer zweierlei Terrassenschottern
in dem Blattgebiet auch Reste von Deckenschottern unterschieden
werden. Bezüglich der alten Grundmoränen wurden einige neue Beob-
achtungen angestellt, welche das Bild der alten Vereisung im Enns-
und Steyrgebiet vervollständigen.
Der ausführliche Inhalt dieses Vortrages wird, durch Bemerkungen
über die Tektonik des Gebietes ergänzt, im Jahrbuche der k.k. geol.
Reichsanstalt veröffentlicht werden und zur Erläuterung des für den
Druck bestimmten Blattes Weyer beitragen.
A. Till. Die geologische Aufnahme des restlichen
Teiles des Kartenblattes Enns—Steyr (Zone 13, Kol. XI,
NO und NW).
Das im Kartenblatte Enns— Steyr dargestellte Gebiet wird durch
den Donaustrom in zwei sehr. ungleiche Hälften geteilt. Den südlich
der Donau gelegenen Anteil hat Prof. O. Abel fertig kartiert und
darüber Bericht erstattet. Die viel kleinere Hälfte nördlich der Donau
‚wird zum größten Teil von Alluvialschottern eingenommen und nur
bei Mauthausen und in der Nordostecke des Gebietes tritt das Grund-
gebirge mit seinen, tertiären und jüngsten Bedeckungen aus dem
Alluvium heraus. Über die geologische Aufnahme des bezeichneten
Gebietes lag dem Autor fast gar nichts vor. Es gibt eine auf 1:75.000
übertragene geologische Karte, welche in den fünfziger Jahren aus-
gearbeitet worden war und ein paar. Schriften, welche — allerdings stets
nur nebenbei — auch auf das jetzt neu kartierte Gebiet Bezug nehmen.
Ich nenne ©. Peters: Die kristallinischen Schiefer und Massengesteine
im NW-Teile von Oberösterreich (Jahrbuch 1855), E. Suess: Lauf
der Donau (Öst. Revue 1868), Commenda: Materialien zur Oro-
sgraphie und Geognosie des Mühlviertels (Frane. Carol. Museum,
Linz 1884) und Materialien zur Geognosie von Oberösterreich
(8. Jahresber. d. Franc. Carol. Museums, Linz 1900), F. E. Suess:
Beobachtungen über den Schlier in Oberösterreich und Bayern
(Annal. d. Hofmuseums, Wien 1891), ferner enthalten einige Arbeiten
vos Waßner./Huhechleitner gkalkowsky und
E. Weinschenk Erfahrungen, welche sich zum Teil auch auf unser
Gebiet anwenden lassen. Als eine wirkliche Vorarbeit für die geo-
logische Aufnahme kann die interessante Studie von H. V. Graber
über das „oberösterreichische Mühlviertel“ (Peterm. Mitteil. 1902,
pag. 121 ff.) gelten.
l. Das Grundgebirge.
Das Grundgebirge ist Granit. Makroskopisch lassen sich
zwei Varietäten unterscheiden: der mittelkörnige bis feinkörnige
allgemein bekannte Granit und Granitit von Mauthausen
und eine porphyrischstruierte Abart, welche den südwestlichen
Teil des kartierten Gebietes einnimmt. Beide Varietäten gehen ganz
allmählich ineinander über und werden von Jüngeren Granitintrusionen
und zahllosen Ganggesteinen durchbrochen. Das eigentliche Grund-
gebirge, der „alte* Granit, wird von Commenda als A-Granit
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 15. Verhandlungen. 48
344 Verhandlungen. Nr. 15
bezeichnet und Graber nennt die Mauthausener Varietät Rand-
granitit, die porphyroide Abart Randporphyr, weil sich das
Gestein aus dem „Kerngranit“ gegen den Rand der boischen Masse
hin entwickelt.
Die älteren geologischen Arbeiten sprechen von einer Wechsel-
lagerung von Granit und Gmeis und unterscheiden, wo zwischen
den beiden Gesteinen Übergänge bestehen, Gneisgranit und Granit-
sneis. Mit Recht meint Graber, daß man dort, wo man mit Bestimmt-
heit einen „Orthogneis* erkennt, das Wort Gmeis nicht anwenden
soll; er schlägt für gneisartig gequetschte Granite die Bezeichnung
Flasergranit vor.
Während das alte geologische Kartenblatt unserer Reichsanstalt
nur „Granit“ ausgeschieden hat, zeigt die Carte geologique inter-
nationale eine Wechsellagerung von Granit und Gneis. Aus welcher
Quelle dies geschöpft ist, weiß ich nicht.
An vielen Stellen durchbrechen, wie gesagt, jüngere Granit-
intrusionen den Grundstock des A-Granits. Commenda nennt jene
b-Granite. Es ist nicht möglich, sie auf der Karte auszuscheiden.
Insbesondere ist der Randporphyr reich an Ganggesteinen,
man findet Aplite und Schriftgranite, Pegmatite, biotitreiche Lagen
(„Flins“*) und andere basische Gänge.
Einzelne Brocken des B-Granits schwimmen im Granitporphyr,
anderseits reichen aber auch einzelne große Feldspäte in die jüngere
Intrusion hinein. Letztere ist sehr glimmerarm und besitzt stellen-
weise schriftgranitisches Aussehen.
II. Die tertiäre und quartäre Bedeckung.
l; Sandsteine.
Es lassen sich zwei nach ihrer Entstehung verschiedene Typen
unterscheiden.
Die Gegend zwischen Mauthausen und Grein war das Küsten-
gebiet des miocänen Meeres. Dies ist aus einigen Sandsteinaufschlüssen
noch klar ersichtlich. Man findet mäßig stark verkittete reinweiße
und durch Eisenoxyd: hellrostbraun gefärbte Quarzsandsteine, welche
nicht selten (zum Beispiel bei Puchberg) Granitbomben als Brandungs-
seschiebe enthalten.
Während die erwähnte Sandsteinvarietät, welche nach Abel
den Melker Sanden zuzurechnen ist, deutiich die Spuren der
fluviatilen (Delta) und marinen (Brandung) Einwirkung an sich trägt,
gibt es auch Sandsteinmassen, welche sich an Ort und Stelle ganz
allmählich aus dem Granit heraus entwickelt haben. An diesen
„eluvialen“ Sandsteinen haben die erwähnten exogenen Kräfte nicht
gerührt, sie sind ein eigentümliches Werk der Verwitterung und
Auslaugung. An verschiedenen Orten kann man den ganz allmählichen
Übergang heute ebenso im Nebeneinander beobachten, wie er sich
im Nacheinander vollzogen haben muß. Das feste Gefüge des Granits
geht verloren, er wandelt sich in ein lockeres Gemenge von Quarz-
körnern, Glimmerblättchen und eckigen Feldspatbrocken um. Glimmer
und Feldspat verschwinden immer mehr und es bleibt von dem
1908 Sitzung vom 24. November. A. Till. 345
Granitgrus ein ziemlich reiner Quarzsandstein zurück, der vereinzelte
Feldspatbröckeln enthält, also als „wenig verfestigte Arkose*“ be-
zeichnet werden könnte. Wie außerordentlich gering die mechanische
Mitwirkung der Außenkräfte bei der Bildung dieses Gesteins war,
geht daraus hervor, daß man in den Aufschlüssen fast überall die
aplitischen Gänge unterscheiden kann; sie erscheinen infolge ihrer
größeren Härte aus der Sandsteinmasse herauspräpariert. Auch linsen-
förmige basische Schlieren sieht man noch in situ erhalten; man er-
kennt sie an der Färbung des Sandsteines: so findet man zum Beispiel
nördlich von Gassolding in einem hellrötlichgelb gefärbten feldspat-
Fig. 1.
Arbeiterwohnung im tertiären Arkosesandstein zwischen Baumgartenberg und
Gassolding unmittelbar nördlich der Bahnlınie.
Aufgenommen und dem Autor freundlichst zur Verfügung gestellt von Herrn
Direktionsadjunkt Oskar Moosbrugger, Wien XIII.
führenden Quarzsandstein stellenweise in ungefähr paralleler Anordnung
mehrere grauviolett gefärbte Linsen mürben, ganz verwitterten Gesteins
von etwa Meterlänge und 2—3 dm größter Breite, an anderen Stellen
ziehen sich ebenso gefärbte Bänder scharf geradlinig durch den
weißen Sandstein; sie entsprechen den biotitreichen Zwischenlagen
des intakten Granits.
Je nach den Auslaugungsverhältnissen ist der Arkosesandstein
hellrötlichgelb bis dunkelrostrot gefärbt. Auf den Höhen N Puchberg
sieht man, wie sich ein ganz dunkler grauvioletter Sandstein aus dem
dort sehr biotitreichen Randporphyr entwickelt hat.
Die Konglomerierung des an zweiter Stelle besprochenen Sand-
steines ist nieht felsig fest, und doch auch nicht allzu locker. Man kann
48*
346 Verhandlungen. Nr.:15
mit Leichtigkeit tiefe Höhlen darin aushauen, deren Wände eine so
bedeutende Tragfestigkeit haben, daß man sie gar nicht künstlich
zu stützen braucht. Daher eignet sich das Gestein in gleicher Weise
wie der Löß vortrefflich zur Anlage von Kellern; ja selbst menschliche
Wohnungen sind aus diesem Sandstein ausgemeißeit, wie unser Bild,
Textfig. 1, zeigt.
Im Gelände treten die Sandsteine gewöhnlich als kleine Steil-
abfälle hervor; auch betreffs der Vegetation heben sie sich aus weiterer
Entfernung von der Umgebung (zum Beispiel Löß) sehr gut ab, da
sie ja einen verhältnismäßig sterilen Boden abgeben.
2. Tertiäres Küstenkonglomerat.
An einigen Stellen, zum Beispiel N Gassolding, sieht man in
kleinen Aufschlüssen unmittelbar dem Granit aufruhend ein durch
rostroten Lehm schwach verkittetes Quarzkonglomerat, in welchem
riesige Bomben (Brandungsgeschiebe) zersetzten Granites einge-
schlossen sind.
3. Tonig-mergelige Tertiärbildungen.
Die alte Karte scheidet als eigenes Schichtglied „tertiären Tegel“
aus. Die Gebiete aber, welche als „Tegel“ kartiert sind, bauen sich
in Wirklichkeit aus Granit auf, der zum Teil mit Quarzschottern
bedeckt ist. Hingegen findet man an Orten, für welche die Karte
Löß oder Granit angibt, bisweilen tonige und mergelige Gesteine von
sehr verschiedenem Aussehen. Im Lettental wird das weite Plateau
aus Verwitterungslehm gebildet, während in den Bachbetten, insbesondere
an dem nördlich der Hauptstraße nach Osten abfließenden Bache,
plattig geschichtete, ziemlich steil aufgerichtete, schwach kalkige
Mergelschiefer vorkommen. Sie sind am frischen Bruche blaugrau,
außen gelbgrau verwitternd. Das Anstehende dieses Gesteines ist außer-
ordentlich schwer aufzusuchen, da der Bach beiderseits von fast
undurchdringlichem Gebüsch begleitet wird, und selten anzutreffen,
da die kleinen Anrisse vom Bachschutt überdeckt sind. Der genannte
Schiefer wird von den Bauern Schlier genannt. Ich bin aber nach
dem einzigen größeren Vorkommen nicht sicher, ob es sich um die
typische Schlierfazies handelt. Man soll stellenweise Kohlenschmitzen
im „Schlier“ finden. Wiederholt hat man vergeblich versucht, den
„Schlier* zu verwenden, um daraus Ziegel zu brennen. Die meisten
Ziegel zerplatzen, ehe sie fertig gebrannt sind. Ein winziges Denu-
dationsrelikt dieses Gesteines steht nördlich von Saxen, mehrere
solehe in den bei Mauthausen der Donau zugekehrten Bachrissen an.
Das Lagerungsverhältnis zum Sandstein tritt nirgends unzweifelhaft
hervor. Auffallend ist, daß überall, wo dieser „Schlier* ansteht, der
Sandstein in nächster Nähe auch vorkommt. Bei Saxen scheint es,
als ob der „Schlieı * dem Arkosesandstein unmittelbar aufgelagert wäre.
Bei Mauthausen dürfte eine mehrfache Wechsellagerung des mechanisch
gebildeten Quarzsandsteines mit zum Teil sandigen Mergelschiefern —
alles aber nur in winzigen Dimensionen — vorhanden sein.
1908 Sitzung vom 24. November. A. Till. 347
Ein von dem besprochenen etwas verschiedenes Sediment liegt
N Gassolding beim Bauer „im Holz“. Es ist ein gut verhärteter grauer
Tegel, welcher unregelmäßige Trümmer von ganz zersetztem Granit
vielfach eingeschlossen enthält. Diese Trümmer sind aber nicht einfach
rundlich, sondern fingerförmig zerteilt ist der Granitgrus in den Tegel
hineingequetscht und mit ihm zu einem festen Gestein verbacken.
Ist der „Schlier“* ein in einiger Tiefe verhältnismäßig ruhig
abgelagertes Sediment, so haben wir es im zweiten Falle mit einer
lokalen Küstenbildung des miocänen Meeres zu tun.
Schließlich wäre ein dünnplattiger hellgelber Kalkmergel zu
erwähnen, welcher N Mauthausen in einem Hohlwege ansteht. Ich
vermute in ihm eine Süßwasserbildung.
Oberflächlich sind die Tegel an den kleinen Mulden, in welchen
sie lagern, und an den sumpfigen Wiesen, welche sie bedecken, zu
erkennen.
4. Quarzschotter.
Ein Schichtglied, welches auf der alten Karte noch fehlt, sind
die im begangenen Gebiete weitverbreiteten Quarzschotter. Es sind
Fragmente von Terrassen, welche bei Mauthausen in zirka 325 m, im
Gebiete des ganzen NO-Viertels des Kartenblattes aber in zirka
345 m Meereshöhe liegen. Es sind zum Teil reinweiße, zum Teil
rostig überkrustete, reinquarzige Schotter; ein größerer, 5 m tiefer
AufschluB NO Groissing (350 m Meereshöhe) zeigt in diskordanter
Parallelstruktur wechselnde Lagen von feinem Quarzsand, rostroten
erdigen Lagen (verhärtetem Flußschlamm) und grobem Quarzgeröll (mit
Durchmessern bis zu 3 dm).
An einer anderen Stelle (beim Bauernhof Hörstorfer, N Puch-
berg) sind in den 2 m tief aufgeschlossenen, zum Teil rot inkrustierten
Quarzschottern kleine Kohlenschmitzchen von zirka 05-15 cm
Mächtigkeit eingeschaltet und durch diese die umgebenden Schotter
schwarz gefärbt.
Prof. Abel rechnet die in 345— 350 m Meereshöhe aufgelagerten
Scehotterterrassen zur „alten Decke“ im Sinne Pencks. Sie ist in
vereinzelten ganz kleinen Resten bis gegen Grein zu verfolgen. Die
Kartierung ist deshalb schwierig, weil auch im Löß stellenweise
Zwischenlagen von Quarzgeröll auftreten, man daher nach einzelnen
losen Geröllfunden nicht gleich auf ein Terrassenfragment schließen
darf und weil größere Partien der Schotterdecke oft an den flach-
buckeligen Gehängen abrutschen und dann auf sekundärer Lager-
stätte heute tiefer als ursprünglich liegen.
Welche Bewandtnis es mit dem an 20 m unter dem Niveau der
„alten Decke“ liegenden Quarzschotter N Mauthausens hat, vermag
ich gegenwärtig nicht zu sagen.
5. Jünges Konglomerat.
Zwischen Gassolding und Puchberg liegt diskordant über Granit
und Sandstein in einer deutlich erkennbaren Depression ein kalkig
verkittetes, aus verschiedenartigen Geröllen zusammengesetztes Kon-
glomerat. Man findet darin große weiße und rote Kalkgeschiebe
348 Verhandlungen. Nr.=18
(darunter ein Stück Crinoidenkalk), verschiedene Gneise, Amphibolite,
Serpentingerölle, kleine bis kleinste Quarzkörner und lange, schmale
Flyschgeschiebe. An der bestaufgeschlossenen Stelle (bei Graslhofstatt)
bildet dieses Konglomerat eine etwa 3 m hohe Mauer und sitzt dort
in einer Erstreckung von vielleicht 50 m dem arkosenartigen Sand-
stein unmittelbar auf. Sein Verhältnis zum Löß konnte nicht sicher-
gestellt werden. Loses Kalkgeröll, welches man in der Nähe des
genannten Fundortes dem Löß aufgelagert findet, ruht auf sekundärer
Lagerstätte und scheint von dem erwähnten Konglomerat abzustammen.
Durch die jüngste Bacherosion ist das feste Konglomerat in
einzelne Lappen aufgelöst. Zweifellos deutet es einen alten Donau-
arm an. Zu jener Zeit muB die Donau um etwa 45 m höher geflossen
sein als heute, da das Konglomerat in 235—290 m Meereshöhe, das
nächstgelegene Donaualluvium heute in 245 m Meereshöhe liegt.
6. Löß.
Typischer gelber, kalkhältiger Löss mit zahlreichen Schälchen
von Helix, Succinea und Pupa hat im begangenen Gebiete eine weite
Verbreitung. Er hält sich aber charakteristischerweise überall an die
Nähe der Donau. Flugsandartig überdeckt er Granit, Sandstein und
Quarzschotter. Bei Mauthausen findet man darin harte Sandsteinplatten
vom Durchmesser mehrerer Meter kronkretionär eingeschaltet.
7. Verwitterungslehm.
Die alte Karte zeigt auch weit landeinwärts von dem heutigen
Donaustrom große Lößpartien ausgeschieden, (so im Lettental), jedoch
ist das darunter vermeinte Gestein vom typischen kalkigen und fossil-
führenden Löß wesentlich verschieden. Es ist ein kalkfreier hellbrauner
Lehm, der durch oberflächliche Verwitterung aus dem feldspatreichen
Granit entstanden ist. Dies beweisen auch einzelne Quarzkörnchen,
Glimmerschüppchen und noch kenntliche Feldspatbröckeln, welche
in diesem Lehm überall enthalten sind. Der Bauer unterscheidet
auch ganz naturgemäß den Mürbling (Löß) vom Letten (Ver-
witterungslehm).
III. Wasserführung.
Das begangene Gebiet ist im allgemeinen brunnen- und wasser-
reich. Der wichtigste wasserführende Horizont ist der dem unzersetzten
Granit aufgelagerte Sandstein. Auch dort, wo zersetzter Granit oder
Granitgrus von einem festen, zum Beispiel aplitischen Gang unterlagert
wird, sind mäßig tiefe, wasserreiche Brunnen. In dritter Linie sammelt
sich das Wasser in den zahllosen Klüften und offenen Spalten des
Flasergranites. Die schlechtesten Brunnen sind diejenigen, welche das
im Quarzschotter zirkulierende Wasser aufnehmen. Sie sind zu seicht
und liefern oft durch Düngung verunreinigtes, gesundheitsschädliches
Wasser. Ebenso sind die Bauernhöfe, welche auf den von un-
zersetztem, massigem Granit gebildeten Berghöhen liegen, schlimm
daran. Man muß dort das Wasser oft kilometerweit mittels Dampf-
pumpen hinauf befördern, oben auf dem Berge bekommt man kein
Brunnenwasser.
1908 Sitzung vom 24. November. A, Till. 349
IV. Tektonik.
Da der Autor das besprochene Gebiet zum erstenmal betreten
und nur einen verhältnismäbig sehr kleinen Teil selbst studiert hat,
vermag er über allgemeine Fragen, insbesondere über den inneren Bau
und die Morphologie der Gegend nur wenig zu sagen. Daß sie wirklich
die Küstenlandschaft des miocänen Meeres war, ist aus den durch
mechanische Einwirkung gebildeten, mit Brandungsgeröllen gespickten
Sandsteinen und aus den Resten des besprochenen Küstenkonglomerates
außer Zweifel.
Daß die Gegend als Südabfall der böhmischen Masse in tertiärer
Zeit außergewöhnlichen tektonischen Störungen unterworfen war, ist
dem Aufnahmsgeologen auf Schritt und Tritt offenbar. Er erkennt in
den „Lassen“ der riesigen Granitsteinbrüche gewaltige Bruchklüfte,
er sieht wie die Gänge nicht nur im Granit (insbesondere im Rand-
porphyr), sondern auch im Arkosesandstein fast nirgends auf weitere
Erstreckung ungestört verlaufen, sondern durch kleinere Verwerfungen
zerstückt sind und er findet die gepreßten und zermürbten Flasergranite.
Speziell in der Gegend zwischen Saxen und Dornach ragen endlich
aus dem Alluvium südlich vom äußersten Abfall des Granitmassives
einige anstehende Granitklippen empor, welche man wohl als
Miniaturhorste gegenüber der ringsum gegen S, SO und SW ab-
gesunkenen Urgebirgsscholle wird auffassen dürfen.
Es dürfte kaum zweifelhaft sein, daß die heutigen oro- und
hydrographischen Verhältnisse schon vor der Transgression des
Miocänmeeres in der Grundlage vorhanden waren; denn die tertiären
Sandsteine und Mergelschiefer lagern, wie dies im geologischen Karten-
bilde klar zum Ausdrucke kommt, überall in den Tälern. Es sind
Denudationsrelikte, die in den schon früher ausgefurchten tiefsten
Stellen erhalten geblieben sind. Ich möchte der postmiocänen Abtragung
und Ausräumung nach meinen Erfahrungen eine viel bescheidenere
Wirkung zuschreiben, als dies Graber getan hat.
An einer Stelle schien es mir übrigens, als ob auch in post-
miocäner Zeit tektonische Störungen vor sich gegangen sein dürften.
Man findet nämlich etwa 3 km nördlich von Gassolding, nordöstlich
vom Bauerngute Stephanserb, ein kleines Tegelvorkommnis zwischen
zwei senkrecht abfallende Granitwände eingebettet.
Die Meinung Grabers, daß die zur Donau herabführenden
Täler sich innig an die Lagerungsverhältnisse des Flasergranites an-
schließen, also den Quetschzonen des Granits entsprechen, ist gewiß
theoretisch besser begründet als die ältere Ansicht, daß man es bei
den meisten südwärts gerichteten Bachläufen mit tektonischen Spalten-
tälern zu tun hätte. Der Autor fand aber auf seinen Wanderungen
allzu oft gneisig gequetschten, ganz zermürbten Flasergranit auf den
Höhen und massigen Randgranit oder Randporphyr beiderseits der
Bachrisse, als daß er der Theorie Grabers in weiterem Umfange
beipflichten möchte. Es scheint vielmehr, daß manche Talzüge uralt
sind und noch vor der letzten Zeit erhöhter Gebirgsbildung angelegt
worden waren und daß das heutige Gesamtbild der Talsysteme auf
dem schiefen Abrasionsplateau des Südfußes der boischen Masse so-
zusagen dem Zufall seine Entwicklung verdankt.
350 Verhandlungen. Nr. 15
Literaturnotizen.
Norbert Krebs. Neue Forschungsergebnisse zur
Karsthydrographie (Petermanns Mitteilungen, Gotha 1908,
pag. 166—168).
Durch Prof. Vortmann (Wien) und den Chemiker G. Timeus (Triest)
wurde der Zusammenhang zwischen der bei S. Canzian verschwindenden Reka und
verschiedenen Quellen im Golf von Triest, besonders auch des Timavo, unzweifel-
haft nachgewiesen. Der Nachweis erfolgte mittels Spektralanalyse, indem am
23. Dezember 1907 bei S. Canzian der Reka beträchtliche Mengen von Lithium-
chlorür beigemergt und die Quellen des Timavo, der Auresina, bei Cedas unweit
Miramare, bei Barcola und S. Giovanni im Osten von Triest spektralanalytisch
untersucht wurden. Da fanden sich schwache Lithiumspuren überall, am Timavo
und an der Auresina bereits am 30. und 31. Dezember, an den östlichen näher der
Rekaschwinde gelegenen Quellen später, in S. Giovanni erst zwischen dem 2. und
3. Jänner. Der Lithiumgehalt hielt einige Tage an, um danu für immer zu ver-
schwinden. Bereits lange Zeit vor dem Versuch wurden Wasserproben an allen
Punkten in sterilisierten Flaschen entnommen und mittels Spektralanalyse unter-
sucht. Im ganzen wurden an 1380 Wasserproben analysiert.
Außerdem wurden an dem Schlunde des blinden Tales von Odolina unweit
von Matteria dem Wasser 50 kg Uranin beigemengt. Nach fünf Tagen erschien
der 12 km davon entfernte Risanofluß, welcher bei Capodistria mündet, einen Tag
lang auffallend grün gefärbt.
Durch die Versuche wurden ‚nachgewiesen, daß wohl ein Zusammenhang
zwischen Reka und Timavo vorhanden ist, daß jedoch von einem einheitlichen
Höhlenflusse nicht gesprochen werden kann. Die Ergebnisse sprechen vielmehr
für die Grundsche Karstwassertheorie, mit welcher auch das spätere Erscheinen
der Lithiumspuren in den näher der Rekaschwinde gelegenen Quellen überein-
stimmt, da diese höher liegen und also erst bei einem Ansteigen des Grundwasser-
niveaus Rekawasser abgeben konnten. (R. J. Schubert.)
R. Lachmann. Der Bau des Jackelim Obervintschgau,
Beiträge z. Paläont. u. Geologie Osterreich-Ungarns u. des Orients.
Bd. XXI, 1908, pag. 1—32.
Lachmann leitet seine Darstellung mit einer kritischen Beleuchtung der
in der weologie angewendeten Methoden: der chronologischen und der genetischen,
ein und verbreitet sich über die von Walther zuerst hervorgehobenen logischen
Fehler der ersteren. Bei Gebieten, die wie das vorliegende und alle Triasinseln
der Zentralalpen so sehr an Fossilarmut leiden, ist allerdings keine Gefahr vor-
handen zu allzu weitgehender Ausnützung stratigraphisch-paläontologischer Gesichts-
punkte, wogegen gerade hier anderseits eine übermäßige Anlehnung an die
petrographischen Befunde naheliegt.
Der Referent ist gegenwärtig mit der Aufnahme des Jackel und seiner
Umgebung beschäftigt und dabei mehrfach zu anderen Anschauungen gelangt als
Lachmann; da aber jene noch nicht zum Abschluß gelangt ist und eine ins
einzelne dringende Darlesung auch den Rahmen einer Besprechung weit über-
schreiten würde, so soll hier in der Hauptsache nur der Inhalt von Lachmanns
Arbeit auszugsweise wiedergegeben werden.
k Der Jackel ist eine isoliert in die kristallinen Schiefer der westlichen
Ötztaler Alpen eingesenkte Triasscholle. Die Berge südlich von ihm bestehen
aus Mesogneisen der Alkalifeldspatgneisgrappe — Lachmann schließt sich bei der
Darstellung der kristallinen Schiefer vollständig an Grubenmann an — Zwei-
glimmergneis, Biotitgneis und einem granitporphyrischen Muskovitgneis (Augengneis).
Im Plawental findet Lachmann einen Stock von Quarzdiorit, dessen Schale
ein quarzdioritischer Glimmerplagioklasgneis bildet. Am Nordrand stoßen an die
Trias Serizitphyllit und Zweiglimmerschiefer: Vertreter aus der Gruppe der
Tonerdesilikatgneise. Außer dem genannten ausgedehnten Dioritstock treten als
Eruptiva nur noch Granitgänge im Rieglbachtal auf und der Quarzporphyr des
Arluiberges.
1908 Sitzung vom 24. November. R. Lachmann. 351
Von den Gesteinen werden nur kurze makroskopische Charakteristiken ge-
geben. Man vermißt vollständig die für eine Diagnose im Sinne Grubenmanns
fast unumgänglichen chemischen Analysen und die mikroskopische Bestimmung
der Feldspäte, ja der Leser bleibt im ungewissen, ob überhaupt diese Methoden
zur Anwendung kamen oder nur nicht angeführt werden, welch letzteres bei den
Analysen sehr bedauerlich wäre. Daß die schwach schiefrige Kandzone des
„Diorits“ von Plawen von den Eruptivgesteinen abgetrennt und zu den Schiefern
gestellt wird, ist geologisch nicht folgerichtig, es sei diesbezüglich aber bemerkt,
daß dieser „Diorit* selbst ein metamorphes Eruptivgestein ist, aber wohl kein
Diorit, da abgesehen von dem sehr hohen Quarzgehalt die massenhaften Porpbyro-
blasten Mikrokline (Mikroklinperthit) sind und die daneben auftretenden kleineren
Plagioklase den sauersten Gliedern dieser Reihe angehören. Dieses Gestein
gehört wie alle Gneise vom SO-Rand der Trias bis ins Plawental zur Gruppe der
im Obervintschgau weit verbreiteten und auf Granit oder Granitporphyr zurück-
zuführenden Augengneise.
Die Reihe der jüngeren Ablagerungen wird eröffnet durch die nicht streng von-
einander zu haltenden Schichten des Verrucano und Buntsandstein, wobei die
Zuteilung zu diesen beiden Formationen wohl nur durch den herkömmlichen Brauch
gestützt wird. Lachmann gruppiert die Verrucanogesteine in eine Doppelreihe:
chemisch ordnen sie sich ein zwischen reiiien Quarzsandstein einerseits und Kaolin
anderseits als theoretische Endglieder, außerdem lassen sich bei allen Gliedern
dieser Reihe solche unterscheiden mit vorwiegender Umwandlung der Feldspäte
in Muskovit und solche mit Umwandlung in Serizit, und zwar in verschieden hohem
Grade der Kristallinität. Die Bildung von Muskovit führt Lachmann auf die
Einwirkung hydrostatischen Druckes der auflastenden Massen, jene des Serizits
auf den gerichteten Druck bei der Gebirgsbewegung zurück. So ergibt sich ein
übersichtliches genetisches Bild der verschiedenen Gesteine; wenn Lachmann
in der petrographischen Ausbildung dieser aber ein feines Manometer für die auf-
lastenden Druckkräfte gefunden zu haben glaubt, ist dies jedoch entschieden zu
weitgehend; zwei Umstände sind hier nicht entsprechend berücksichtigt worden:
daß nämlich wenigstens ein Teil des Glimmers als primärer Bestandteil der Arkosen
und Sandstein aus den kristallinen Schiefern direkt übernommen sein dürfte und
ferner, daß die wechselnde Beschaffenheit der Verrucanoschichten ein Abbild ist des
Gesteinswechsels im transgredierten Grundgebirge. Daß die Serizitbildung dem Ein-
fluß gerichteten Druckes zuzuschreiben ist, ist gewiß zutreffend.
Der Jackel selbst ist ganz aus Triasgesteinen zusammengesetzt. Der Autor
unterscheidet dabei drei Altersstufen: 1. Dolomitische Kalke, Mergel und Sand-
steine der anisischen und ladinischen Stufe. Das Hauptglied dabei ist der
auf 400 m Mächtigkeit geschätzte dunkelgraue gyroporellenführende Dolomit; au
der Basis der Stufe treten lokal Gesteine auf, welche kalkhältige Umlagerungs-
produkte der älteren Sandsteine und Arkosen sind und bereits Encrinidenstielglieder
enthalten. Auch Raubwacke und Gips beteiligt sich an der Zusammensetzung dieser
Stufe. Am Hengst ist sie hauptsächlich nur durch Enerinidenkalk vertreten.
2. Als karnische Stufe eine mächtige Folge von Rauhwacke, Gips, Gipsdolomit
und Zellendolomit und örtlich beschränkt ein glimmerbelegter lichter tafeliger
Kalk. 3. Der Dolomit, welcher die Gipfelwände formt und den Lachmann als
wahrscheinlich norisch ansieht. Von bestimmbaren Fossilien sind in der ganzen
Trias nur die genannten Eneriniden und Diploporen anzutreffen, deren Art bei
beiden nicht näher bestimmbar ist.
Triadischer „Oberbau“* und kristalliner „Unterbau“ sind nach Lachmann
durch eine Dislokationsfläche — die „Zwischenfuge“ — voneinander geschieden. Er
sieht in dem Oberbau eine von Osten hergeschobene Masse; die Zwischenfuge
wäre also eine Überschiebung, an der jüngere über ältere Schichten sich bewegten.
Durch nachträgliche Faltung wurde sie verbogen und am SO-Rande nach NW
überkippt. Am Nordrand ist aus dem Zusammenstoß von Kristallinem mit den
karnischen Rauhwacken ohne weiteres zu senen, daß der Kontakt beider ein ab-
normaler ist: am SO-Rand schließt der Autor den Überschiebungscharakter jener
Fläche aus dem Fund von gequetschten Quarzitblöcken an der Grenze von Verru-
cano und Muskovitgneis, sowie aus der mechanischen Umformung der Schichten
(Schleppfaltung); einen Hauptgrund aber sieht Lachmann dafür in dem Kontrast
des verwickelten Oberbaues gegenüber dem einheitlichen Unterbau.
Entgegen dem täuschenden Anblick ist der tektonische Bau dieser Trias-
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 15. Verhandlungen. 49
359 Verhandlungen. Nr
Zu
scholle, wie schon bemerkt, ein sehr verwickelter. Jackel und Ilengst sind durch
Überschiebung voneinander getrennt, letzterer teilweise auf ersteren hinaufgeschoben,
außerdem wird aber der Leib des Jackel von zahlreichen Brüchen und Schub-
flächen durchschnitten. Am Südrand sind Verrucano und Trias in einer nach NW
überkippten Mulde aufgefaltet, am Nordrand die karnischen Rauhwacken in eng-
gepreßter Mulde an die Zwischenfuge angedrückt. Unter ihnen wölbt sich der
mitteltriadische Dolomit hervor, während am Gipfel des Jackel auf den flach-
kuppelig gewölbten norischen Dolomit wieder ältere Triasglieder aufsitzen. Im
einzelnen kann hier zumal ohne Profile und Karte nichts davon beschrieben werden.
Die Entwicklungsgeschichte verliefe folgen dermaßen: Zuerst Heranschub aus Osten,
dann Faltung aus SO und Überkippung, verbunden mit Abscherungen und Ver-
klemmungen infolge des stauenden Widerstandes der kristallinen Berge im
Westen und Norden.
Den Beschluß der Abhandlung bilden geomorphologische Studien, zu welchen
das umgebende Land ein fruchtbares Feld bietet: das modellartig klar geprägte
Trogtal von Langtaufers und das durch die Frage des Wanderns der Wasser-
scheide interessante Paßtal von Reschenscheideck. Es stehen in diesem Seitentälern
mit hoher Stufenmündung (Zerzerbach, Vivanibach u. a.) solche gegenüber, welche
im Niveau des Haupttales münden und bis hoch hinauf mit Schuttkegeln zu-
geschüttet sind (Plawen, Talaiwaldgräben). In ersteren lag ein Lokalgletscher und
verhinderte die Schuttanhäufung. letztere hält Lachmann für präglazial ohne
Lokalvergletscherung; beim Rückgang der Vereisuug bildeten sich Stauseen in
ihnen, welche im Schutt erstickten (verbaute Hängetäler Pencks). Die alte
Wasserscheide lag bei St. Valentin. Da das Flußsystem der Etsch einen tieferen
Talboden besaß als das Innsystem, drang es gegen N vor und zapfte schon in
vorglazialer Zeit der Reihe nach die damals dem Inn zufließenden Täler (Zerzer-
tal, Vivanital, Langtauferertal) an bis zur gegenwärtigen Lage der Wasserscheide.
Der nach S übertretende Ast des Inngletschers vertiefte diese nachträglich um
ein geringes.
Der Arbeit ist eine geologische Karte in dem geräumigen Maßstal: von
1: 20.000 beigegeben. Doch entspricht die Genauigkeit derselben vielfach nicht
diesem Maße; zum Beispiel ist von den zwei Quarzporphyrlagern, deren eines von
der Reichsstraße bis ins Marbeltal durchstreicht, nur das letzte Ende des einen
an der Straße eingetragen, die Zwischenfuge am Hengstkamm ist um 600 m zu
weit gegen SO gerückt usw. An manchen Fehlern mag vielleieht die schwache
Kartengrundlage schuld sein.
Wenn so auch der Referent vielfach andere Ansichten hegt als die in dieser
Arbeit vorgetragenen, so möge anderseits am Schlusse dieser Besprechung hervor-
gehoben sein, daß das allerwärts zutage tretende Streben des Autors nach einer
exakten theoretischen Basis, aus der die Erklärung der Beobachtungen
fließen soll, Beifall und Unterstützung verdient. (W. Hammer.)
J. Vidal de la Blache. Etude sur la vallde lorraine
de la Meuse. Paris, A. Colin 1908. 180 S. mit 13 Textfig., 7 Karten
und 1 Wasserstandsprofil.
Dieses Buch ist nicht nur für denjenigen, welcher an der topischen Geologie
des darin beschriebenen Gebietes interessiert ist, wichtig, sondern auch insofern
von allgemeinem Interesse, als es für die scharfsinnige Erörterung eines paläohydro-
graphischen Problems geradezu als vorbildlich bezeichnet werden kann. Auf Grund
einer eingehenden Darstellung der Verbreitungsweise und Beschaffenheit der
fluviatilen Bildungen des Gebietes und unter Bezugnahme auf die morphologischen
Verhältnisse wird gezeiet, daß der lothringische Teil des Maastales den Rest der
Hauptader eines Flußnetzes darstellt, weiches seine Wurzeln in den Vogesen hatte.
Weiters sind die Beziehungen des Maastales zu den einschließenden Hochflächen
vou Woevre und Argonne besprochen. Ein Abschnitt handelt über die Verbindung
des in das Plateau von Lothringen eingeschnittenen Teiles des Maastales mit der
die Ardennen durchbrechenden Strecke des Flußlaufes. Von besonderem Interesse
ist das hydrologische Schlußkapitel, in welchem gezeigt wird, wie sich die Maas
im Kalkplateau von Lothringen trotz des Mangels nennenswerter Nebenflüsse auf
einer Strecke von 250 km das ganze Jahr hindurch als oberirdischer Fluß zu er-
he
1903 Sitzung vom 24. November. A. Dittmarsch usw. 353
halten vermag. In der kalten Jahreszeit fließt sie über einen durch reichliche
Winterregen gesättigten Boden, in der warmen Jahreszeit zieht sie große subterrane
Reservevorräte von Wasser aus der Umgebung an sich. Auf den Inhalt «les zweiten
Teiles des Buches, die anthropogeographischen Verhältnisse des Maastales, ein-
zugehen, ist hier nicht der Platz. (Kerner.)
A. Dittmarsch. Die Gewinnung der nutzbaren Mine-
ralien von den Lagerstätten. S4S. 8%mit 79 Abbild. im Text.
Dr..A. Moye. Die Gewinnung und die Verwendung
des Gipses. 142 S. 8° mit 74 Abbild. im Text.
F. Rost. Tiefbohrtechnik. 109 S. 80 mit 32 Abbild. im Text.
Dr. A. Schmidt. Natürliche Bausteine. 174 S. 8° mit
53 Abbild. im Text.
F. Jüngst. Die nutzbaren Lagerstätten. 183 S. 8° mit
100 Abbild. im Text.
A. Haenig. Die Steinkohle, ihre Gewinnung und
Verwertung. 329 S. 8° mit 129 Abbild. im Text.
Bd. 58, 72, 74, 76, 77 -und 84 der „Bibliothek der ge-
samten Technik“. Verlag Dr. Max Jäneke, Hannover 1907, 1908.
Es soll hier auf die „Bibliothek der gesamten Technik“ aufmerksam gemacht
werden, die von dem rührigen Verlage Dr. Max Jäneke in Hannover seit dem
Jahre 1907 herausgegeben wird und die nun schon auf die stattliche Zahl von
111 Bändchen angewachsen ist. Diese Bibliothek wendet sich in erster Linie an
die Techniker und geht deshalb von praktischen Gesichtspunkten aus, aber gerade
diese Veranlagung der einzelnen Leitfäden wird für den Geologen, der als Experte
häufig genug auch vor die Beurteilung rein praktischer Fragen gestellt wird, von
erößtem Interesse und Nutzen sein. Es sollen daher hier einige Bändchen dieser
Bibliothek, welche zu dem geologischen Handwerk eugere Beziehungen besitzen,
besprochen werden.
In „Die Gewinnung der nutzbaren Mineralien von den Lager-
stätten“ bespricht A. Dittmarsch die ersten Vorrichtungen zur Neuanlage eines
Bergwerkes. Gerade diese Bemerkungen sind jedoch nicht nur für jeden Iateressenten
des Bergbaues von Wichtigkeit, sondern ebenso wertvoll für den geologischen
Experten, der ja oft schon bei den ersten Schürfarbeiten gerufen und so in die
Lage versetzt wird, Angaben bezüglich der zunächst nötigen Arbeiten zu machen.
Ebenso wichtig sind auch die Ausführungen über die Anlage von Stollen und
Schächten sowie das umfangreichste Kapitel dieses Heftchens über die verschiedenen
Arten des Abbaues. In einem Anhange endlich werden dann auch noch die Tag-
baue und Gräbereien behandelt.
Dr. Albert Moye verlegt in dem Buche „Die Gewinnung und Ver-
wendung des Gipses“ das Schwergewicht seiner Ausführungen auf die Ver-
wendung, so daß nur in den beiden Schlußkapiteln „Wie und wo kommt der
Gipsstein und der Anhydrit vor?“ sowie in „Wie gewinnt man den Gipsstein ?“ die
Geologie breiteren Raum findet. Doch gerade die technische Seite bringt dem
Geologen viel Wünschenswertes, wie zum Beispiel die Erörterungen über die Eignung
einzelner Gipsqualitäten zu verschiederer Verwendang oder die Bemerkungen zu
den Beförderungsvorrichtungen für den Gipsstein.
Sehr oft kommt der Geologe in die Lage, bei Tiefbohrungen zu Rate
gezogen zu werden, wobei er die Unkenntnis der Tiefbohrtechnik häufig als einen
unangenehmen Mangel empfindet. In diesem Falle wird ihm das Büchlein „Tief-
bohrtechnik“ von Ingenieur A. Rost in schätzenswerter Weise an die Hand
gehen, da es ein übersichtliches Bild der bezüglichen Betriebseinrichtungen und
Arbeitsbedingungen gibt. So finden wir darin einzelne Kapitel über das Behrwerk,
den Bohrvertrag, die Bohrmethoden, Bohrleistungen, Bohrapparate, über das Bohren
an und für sich, die Bohrgeräte, den Beginn einer Bohrung usw.
Das Bändchen von Dr. Axel Schmidt „Natürliche Bausteine“ führt
den Untertitel „Ein Hilfsbuch für die Praxis, für den Unterricht an technischen
Lehranstalten und zum Selbststudium, ein Nachschlagebüchlein für Architekten
49*
354 Verhandlungen. No
und Baumeister“ und aus diesem Untertitel geht auch bereits die Anlagsweise
dieses Buches hervor. In gemeinverständlicher Darstellung findet man da zunächst
einige geologische Kapitel über die Zusammensetzung der natürlichen Gesteine,
wesentliche und akzessorische Mineralien, über die wichtigsten gesteinsbildenden
Mineralien sowie über Gesteinsgefüge oder Gesteinsstrukturen und endlich über
die Entstehung der Gesteine. Daran schließen sich aber dann Ausführungen mehr
technischer Natur, die also dem Geologen fernerliegende, aber höchst wichtige
Materien behandeln. So die baulich wichtigen Eigenschaften der Gesteine, dann
werden im speziellen Teile die einzelnen Gesteine nach ihrer Zusammensetzung,
ihren Eigenschaften, ihren Hauptvorkommen und ihrer Verwendbarkeit für Bau-
werke durchgesprochen, wobei die deutschen Fundorte in überraschender Voll-
ständigkeit Angabe finden und wir es nur bedauern können. daß nicht auch für
Österreich eine ähnlich vollkommene Zusammenstellung eingefügt ist. — Auch aus
dem Anhange ist für den Geologen noch manches Wertvolle zu entnehmen, denn
wir finden da die Kapitel: Gewinnung und Bearbeitung der Bausteine, Verwendung
der natürlichen Gesteine, Moyesche Härteskala, Literatur, Prüfungsanstalten für
Baumaterialien sowie ein Sach- und Ortsregister.
F. Jüngst gibt in „Die nutzbaren Lagerstätten“ in übersichtlicher
und handlicher Form das Wichtigste über diesen Gegenstand. Als Einführung
finden wir ein Kapitel, das dem geologischen Entwicklungsgang der Erdrinde
gewidmet ist. Im Hauptteile werden dann die Lagerstätten behandelt. Dieses
schwierige Thema findet nun im Anschlusse an die beiden umfangreichen Bücher
von Stelzner-Bergeat und Beck in dem engen Rahmen eine anschauliche
Darstellung, doch sind hier nicht wie in den beiden genannten Werken nur die
Erzlagerstätten berücksichtigt, sondern in gleicher Weise auch die Kohlen, Graphit,
Petroleum, Schwefel und Steinsalz, so daß wir in diesem Bändchen ein praktisches
Nachschlagebuch begrüßen.
In „Die Steinkohle“ versucht es A. Haenig auf relativ sehr be-
schränktem Raume ein schier unerschöpfliches Thema zur Darstellung zu bringen
und es sei gleich im vorhinein bemerkt, daß dieser Versuch als überraschend
geglückt bezeichnet werden muß. Schon der allgemeine Teil bringt eine hübsche
Zusammenstellung der Theorien bezüglich der Entstehung der Steinkohle, aber
von besonderem Werte für den Geologen werden wohl die prägnanten Darstellungen
der wichtigsten Kohlenbecken sein ebenso wie die Abschnitte über Wesen und
Eigenschaften sowie über die Klassifizierung der Steinkohle. — Das nächste große
Kapitel „Die Gewinnnng der Steinkohle“ ist zwar ganz vom bergtechnischen Gesichts-
punkte geschrieben, doch verdient auch dieses, schon deshalb, weil es ein Bergwerk
vom ersten Schurfe bis zu seiner Vollendung vor den Augen des Lesers erstehen
läßt, auch in weiteren Kreisen Beachtung. Das gleiche gilt auch von den Erörterungen
bezüglich der Grubengase und über den Betrieb, wobei auch die neuesten Ver-
fahren und Maschinen Berücksichtigung finden. — In dem letzten Kapitel endlich,
das die industrielle Verwertung der Kohle zar Darstellung bringt, ist eine solche
Menge von Daten bezüglich der Wertbestimmung der Kohle, des Kohlenhandels
und Kohlenmarktes zusammengestellt, daß dieses Bändchen sowohl für jeden Fach-
mann wie für jeden Nationalökonomen direkt zu einem Nachschlagebuch wird.
Fügen wir noch hinzu, daß jeder Band auch mit instruktiven Illustrationen
in hinreichender Anzahl ausgestattet erscheint, so ergibt sich aus dem Gesagten
die Empfehlungswürdigkeit der „Bibliothek der gesamten Technik“ von selbst.
(Dr. Waagen.)
Einsendungen für die Bibliothek.
Zusammengestellt von Dr. A. Matosch.
Einzelwerke und Separat-Abdrücke.
Eingelaufen vom 1. Juli bis Ende September 1908.
Arentz, F. Mountain-making in the Alps.
(Separat. aus: Archiv for mathematik
og naturvidenskab. Bd. XXIX. Nr. 8.)
Kristiania, A. Cammermeyer, 1908. 8°.
37 S. Gesch. d. Autors. (15741. 8°.)
Arentz, F. Kontaktmetamorphismus und
Piözokristallisation des Dr. Ernst
Weinschenk. Versuch zur Kritik.
(Separat. aus : Archiv for mathematik
oz naturvidenskab. Bd. XXIX. Nr. 9.)
Kristiania, A. Cammermeyer, 1908. 8°.
16 S. Gesch. d. Autors. (15742. 8°.)
Arentz, F. Hardangervidda; a treatise
on mountain-making in Norway.
(Separat. aus: Archiv for mathematik
og naturvidenskab. Bd. XXIX. Nr. 10.)
Kristiania, A. Cammermeyer, 1908. 8°.
23 S. Gesch. d. Autors. (15743. 8°.)
Barsch, O0. Die Pseudo-Oannel-Kohle.
Dissertation. (Separat. aus: Jahrbuch
der kgl. preuß. geologischen Landes-
anstalt.e. Bd. XXIX. 1908. Hft. 3.)
Berlin, typ. A. W. Schade, 1908. 8°.
30 S. mit 2 Taf. (X—XT). Gesch. d.
Universität Berlin. (15744. 8°.)
Behrend, F. Uber einige Karbonfarne
aus der Familie der Sphenopteriden.
Dissertation. (Separat. aus: Jahrbuch
der kgl. prenß. geolog. Landesanstalt.
Bd. XXIX. Hfi. 3.) Berlin, typ. A.
W. Schade, 1908. 8°. 52 S. mit 2 Taf.
Gesch. d. Universität Berlin.
(15745. 8°)
Berwerth, F. Zwei neue Magnesit-
vorkommen aus Tirol. (Separat. aus:
Tschermaks Mineralogische und petro-
graphische Mitteilungen. Bd. XXVI.
Hft. 3.) Wien, A. Hölder, 1907. 8°.
1 S. (254). Gesch. d. Autors. (15746, 8°.)
Berwerth, F. Kristallinische Gesteins-
gerölle im eocänen Flysch des Wiener
Waldes. (Separat. aus: Tschermaks
Mineralogische und petrographische
Mitteilungen. Bd. XX VI. Hft. 3.) Wien,
A. Hölder, 1907. 8°. 5 S. (238—243).
Gesch. d. Autors. (15747. 8°.)
Berwerth, F. Etwas über die Gestalt
und Oberfläche der Meteoriten.
(Separat. aus: Festschrift des Natur-
wissenschaftlichen Vereines an der
Universität Wien, anläßlich der Feier
des V5jährigen Bestandes, November
1907.) Wien, typ. G. Gistel & Co.,
1907. 8°. 12 S. (29—40) mit 4 Textfig.
Gesch. d. Autors. (11945. 8". Lab.)
Berwerth, F. Über den Niederfa)l eines
FEisenmeteoriten bei Avte im Isonzotale.
(Separat. aus: Anzeiger der kais.
Akademie der Wissenschaften, math.-
naturw. Klasse. Jahrg. XLV. 1908.
Nr. 15.) Wien, typ. Staatsdruckerei,
1908. 8°. 3 S. Gesch. d. Autors.
(11946. 8°. Lab.)
Berwerth, F. Zonar gebauter Kap-
diamant aus der Wesseltongrube.
(Separat. aus: Tschermaks Minera-
logische und petrographische Mit-
teilungen. Bd. XXVI. Hft. 5—6.) Wien,
A. Hölder, 1908. 8°. 2 S. (495—497)
mit 1 Textfig. Gesch. d. Autors.
(11947. 8°. Lab.)
Berwerth, F. Javanische Waffen mit
„Meteoreisenpamor“. (Separat. aus:
Tschermaks Mineralogische und petro-
graphische Mitteilungen. Bd. XXVI.
Hft. 5—6.) Wien, A. Hölder, 1908.
8°. 2 S. (506-507). Gesch. d. Autors.
(11948. 8°. Lab.)
Berwerth, F. Steel and meteoric iron.
(Separat. aus: Journal of the Iron- und
Steel Institute. Nr. III, for 1907.)
London 1908. 8°. 15 S. (37—51) mit
3 Taf. (IV—V]). Gesch. d. Autors.
(11949. 8°. Lab.)
Bezold, H. V. Zur Kenntnis der Phos-
phorsulfide. Dissertation. Berlin, typ.
A. W. Schade, i908. 8%. 42 S. mit 12
Textfig. Gesch. d. Universität Berlin.
(11950. 8°. Lab.)
Böttcher, W. Der feste gelbe Phosphor-
wasserstoff und seine Reaktion mit
flüssigem Ammoniak. Dissertation. Ber-
356 Verhandlungen. Nr.219
lin, typ. G. Schade, 1908. 8°. 42 8. mit
8 Textfig. Gesch. d. Universität Berlin.
(11951. 8°. Lab.)
Buchanan, J. Y. Ice and its natural
history. [Royal Institution of Great
Britain; weekly evening meeting,
may 8, 1908.] London, typ. W. Clowes &
Sons, 1908. 8°. 34 S. mit 7 Texttafeln.
Gesch. d. Autors. (15748. 8°.)
Canada’s fertile northland. Evidence
heard before a select Committee of
the Senate of Canada during the
parlamentary session of 1906—1907,
and the Report based thereon. Edited
by E. J. Chambers. Ottawa, 1908. 8°.
Vide: Chambers, E. J.(15734. 8°.)
Catalogue International of scientific
literature; published for the Inter-
national Council by the Royal Society
of London. A. Palaeontology,
Annual Issue VI. 1905. London, Harri-
son & Sons, 1908. 8". VILI—-302 S.
Kauf, (Bibl. 204. 8°.)
Chambers, E. J. Canada’s fertile north-
land. A glimpse of the enormous re-
sources of part of the unexplored
regions of the dominion. Evidence
heard before a select Committee of
the Senate of Canada during the
parlamentary session of 1906 — 1907,
and the Report based thereon. Ottawa,
Government Printing Bureau, 1908. 8°.
1 Vol. Text (139 S. mit 16 Taf.) u.
1 Vol. Karten (5 Blätter). Gesch. d.
Canadischen Regierung. (15734. 8°.)
Dahlerus, €. 6. Expose de Vindustrie
minisere et metallurgique de la Suede,
publie aux frais du „Järnkontoret“;
redige. Stockholm, typ. P. A. Nor-
stedt & Söner, 1905. 4°. 157 8. mit
zahlreichen Textfig. u. 2 Tafeln. Gesch.
d. Universität Upsala. (2873. 4°.)
Diener, C. Die Stammesgeschichte der
Ammoniten im Lichte der Abstam-
mungslehre Steinmanns. (Separat.
aus: Zentralblatt für Mineralogie,
Geologie . Jahrg. 1908. Nr. 19.)
Stuttgart, E. Schweizerbart, 1908.
8°. 88. (577—584). Gesch. d. Autors.
(15749. 8°.)
Diener, ©. Referat über das Werk:
Steinmann, G Die geologischen
Grundlagen der Abstammungslehre.
(Separat. aus: Archiv für Rassen- und
Gesellschafts-Biologie. Jahrg. V. 1908.
Hft. 4.) München, Archiv. Gesellschaft,
1908. 8°. 4 S. (536—539). Gesch. d.
Autors. (15750. 8°.)
Diener, C. Ferdinand Löwl?f. Sein
Leben und seine wissenschaftliche
Tätigkeit. (Separat. aus: Geographische
Zeitschrift. Bd. XIV. Hft. 8.) Leipzig,
B. G. Teubner, 1908. 8%. 3 S. (425—
497). Gesch. d. Autors. (15751. 8°.)
[,„Diseovery‘-Expedition.| Vide: Ex-
pedition, National Antarktic
1901 — 1904. (2854. 4°.)
Dreger, J. Die neuen Fassungen der
Quellen von Rohitsch-Sauerbrunn und
Neuhans. (Aus: „Tagespost*“ vom
16. Februar 1908.) Graz 1908. 8°.
4 Spalten. Gesch. d. Autors.
(15752. 8°.)
Expedition, National Antarktie 1901
— 1504 [„Discovery“-Expedition]. Me-
teorology. Part I. Observations at
winter quarters and on sledge journeys
with discussions by various authors;
published by the Royal Society.
London, typ. Harrison & Sons, 1908.
4°. XIV - 548 S. mit einem Titelbild,
230 Textfig. und 2 Karten (5 Blätter).
Gesch. d. Royal Society. (2854. 4°.)
Expedition, National Antarktie 1901
— 1904 [„Discovery*-Expedition]. Phy-
sical Observations, with discussions
by various authors. London, typ.
Harrison & Sons, 1908. 4°. V—192 8.
mit 15 Textfig., 21 Taf. u. 2 Karten.
Gesch. d. Royal Society. (2854. 4°.)
Geyer, G. Erläuterungen zur geolo-
gischen Karte... SW-Gruppe Nr. 13.
Gaming und Mariazell (Zone 14,
Kol. XII der Spezialkarte der öster-
reichisch ungarischen Monarchie i. M.
1:75.000). Wien, R. Lechner, 1908.
8°. 34 S. mit der Karte. (15753. 8°.)
Götzinger, &. Der Lunzer Mittersee,
ein Grandwassersee in den nieder-
österreichischen Kalkalpen. (Separat.
aus: Internationale Revue der gesamten
Hydrobiologie und Hydrographie. Bd.I.
1908.) Leipzig, W. Klinkhardt, 1908.
8°. 51 S. (153—176, 324--350) mit
23 Textfis, 1 Karte und 10 Taf.
(IV— XIII). Gesch. d. Autors.
(15754. 8°.)
Grand’Eury, M. Sur les organes et le
mode de vegetation des N&vropteridees
et autres Pteridospermes. Note.
(Separat. aus: Comptes rendus des
seances de l’Academie des seiences.
Tom. CXLVI, pag. 1241.) Paris, typ.
Gauthier-Villars, 1908. 4°. 4 8. Gesch.
d. Autors. (2874. 4°.)
Grosse, E. Petrographische Untersuchung
jüngerer Ergußgesteine Mittelitaliens.
Dissertation. Berlin, typ. E. Ebering,
1908. 8°. 103 S. Gesch. d. Universität
Berlin. (15755. 8°.)
Er EEE. ee ie
1908
Guide to the specimens of the Horse
family (Equidae) exhibited in the
department of zoology, British
Museum (natural history). London 1907.
8°. Vide: [Lydekker, R.]
(12739 82:)
Guide to the domesticated animals
(other than horses) exhibited in the
central and north halls of the British
Museum (natural history). London 1908.
8°. Vide: [Lydekker, R.] (15762. 8°.)
Guide to the gallery of Fishes in the
department ot zoology of the British
Museum (natural history). London
1908. S°. Vide: |Ridewood.]
(15736. 8°.)
Guide to the exhibited series of Insects
in the zoological department, Insect
section, British Museum (natural
history). London 1908. 8". Vide:
[Ch. 0. Waterhouse.] (15739. 8°.)
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London 1908. 8°. Vide: [Wood-
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Berlin, J. Springer, 1903. S°. 8 S.
(257—264) mit 2 Textfig. (49—50)
und 18 S. (375—392) mit 36 Textfie.
(76— 111). Gesch. d. Autors.
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zoological department, Insect section,
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London, typ. W. Clowes & Sons,
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palaeontologie in the British. Museum
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niho nosoroäce ve vych. BHalifi.
(Separat. aus: Cas. vlast. spolku
muzejniho v Olomouci; &is. 99— 100.)
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vialen Nashorns in Östgalizien.] Olmütz,
typ. Kramar & Prochäzka, 1908. 8°.
9 S. mit 2 Textfig. und 4 Taf. Gesch.
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Zelizko, J. V. Ritsky geologicky üstav
ve Vidni. (Separat. aus: asopis
Turistü.) [Die geologische Reichsanstalt
in Wien.| Prag, typ. E. Leschingra,
1908. 8°. 11 S. mit 1 Taf. Gesch. d.
Autors. (1577223)
Zoellner, A. Zur Frage der chemischen
und physikalischen Natur des
Porzellans. Dissertation. Charlotten-
burg, typ. Verlag Freistudentischer
Schriften, 1908. 8°. 71 S. mit 14 Textfig.
Gesch. d. Universität Berlin.
(11955. 8°. Lab.)
Verlag der k. k. geolog. Reiehsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek. Wien III. Erdbergstraße 3.
Verhandlungen derk k sei Reichsanstalt
SRzunE vom 15. Dezember 108.
Inhalt: V orgänge an dar, za: Onerkeoines G. FGRE, er: BE iBonE des Ritter-
kreuzes des Franz-Josef-Ordens. — Direktor Dr. E. Tietze: Verleihung des Kommandeur-
kreuzes des Ordens „Stern von Rumänien“. — Todesanzeige: + Alexander Makowsky.
— Eingesendete Mitteilungen: C. A. Haniel: Vorläufige Mitteilung über das Vorkommen
von Gosaukreide südlich des hohen Lichtes. — Karl Jüttner: Zur Bildungsgeschichte der
mähr.-schlesischen Basaltberge. — Vorträge: Wilhelm Petrascheck: Geologisches über
die Radioaktivität der Quellen, insbesondere derer von St. Joachimstal. — Literatur-
notizen: L. d. Launay, A. Sigmund, K. A. Redlich, R. Canaval, K. Köllner,
M. RemeS,
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Vorgänge an der Anstalt.
Seine k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
Entschließung vom 30. November d. J. dem Chefgeologen der
k. k. geologischen Reichsanstalt Georg Geyer das Ritterkreuz des
Franz-Josef-Ordens allergnädigst zu verleihen geruht.
Seine Majestät, König Carol von Rumänien hat dem Direktor
der k. k. geologischen Reichsanstalt Hofrat Dr. Emil Tietze das
Kommandeurkreuz des Ordens „Stern von Rumänien“ verliehen.
Todesanzeige.
+ Alexander Makowsky.
Am 30. November d. J. starb zu Brünn im 75. Lebensjahre
Hofrat Alexander Makowsky. Derselbe hatte von 1868—1873
die Stelle eines Professors der Naturgeschichte und seit 1873 bis vor
wenigen Jahren die Stelle eines Professors der Geologie und Mine-
ralogie an der deutschen Technischen Hochschule in Brünn bekleidet,
in welcher Stadt er auch sonst eine in mehrfacher Hinsicht verdienst-
liche Tätigkeit entfaltete.
Makowsky war am 17. Dezember 1833 in Zwittau geboren
und seinem Heimatlande Mähren hat er stets seine besondere Vor-
liebe bewahrt. Auch bei seinen wissenschaftlichen Arbeiten hat er in
erster Linie mit den Verhältnissen Mährens und der daran angren-
zenden Gebiete sich beschäftigt, obschon er zu wiederholtenmalen
durch Reisen in das Ausland sein Wissen und seinen Anschauungs-
kreis zu erweitern sich Gelegenheit verschafft hatte.
K. k. geol. Reichsarstalt. 1908. Nr. 16. Verhandlungen. 50
360 Verhandlungen. Nr. 16
Sein Lehrberuf, verbunden mit der Sorge für die Aufstellung
eines den Bedürfnissen seines Institutes entsprechenden Museums,
seine Neigung, den Fortschritten auch auf einigen anderen Gebieten
der beschreibenden Naturwissenschaften zu folgen, sowie nicht zum
mindesten seine weiter unten nochmals hervorzuhebende Tätigkeit
zu Gunsten öffentlicher Interessen, haben ihm zwar nicht Zeit gelassen,
sich in der geologischen Publizistik so dauernd oder so lebhaft zu
betätigen, wie dies sonst hätte der Fall sein können, doch hat er
immerhin im Laufe der Zeit bei verschiedenen Gelegenheiten nicht
unwichtige Beiträge für die Erweiterung unserer Kenntnisse in lokal-
geologischer Hinsicht geliefert.
Ohne gerade jeder Einzelheit zu gedenken, mag zunächst von
seinen kleineren Arbeiten hier der Beschreibung der petrefakten-
führenden devonischen Schiefer von Petrowitz (1872), des Aufsatzes
über die Cerithienschichten von Sudomerschitz (Verhandl. des Naturf.
Vereines in Brünn 1874), der von einer Tafel begleiteten Notiz über
Pterocera gigantea (Verhandl. des Naturf. Vereines in Brünn 1874),
der Notiz über Rhinoceros-Reste bei Ungarisch-Hradisch (Verhandl. des
Naturf. Vereines in Brünn 1874), sowie der Bekanntmachung der
Saurierreste von Klein-Lhotta (Sitzungsber. der Wiener Akad. 1876)
Erwähnung geschehen.
Die Wiener Weltausstellung im Jahre 1873 gab Makowsky
Gelegenheit, eine die damaligen Erfahrungen kurz zusammenfassende
Übersicht der Gesteinsformationen Mährens zu verfassen, und anläßlich
der 1877 in Wien stattgehabten Versammlung der Deutschen geolo-
gischen Gesellschaft lieferte er für eine von dieser Gesellschaft ver-
anstaltete Exkursion einen geologischen Führer für die Umgebung von
Brünn. Da ich damals selbst diese Exkursion mitmachte, hatte ich
Gelegenheit den Eifer zu sehen, mit welchem der nunmehr Ver-
storbene die Aufmerksamkeit der Teilnehmer auf alles lenkte, was
ihm in seinem Studiengebiete nur irgendwie bemerkenswert schien.
Etwas später schrieb er im Verein mit Professor Rzehak,
seinem ehemaligen Schüler und jetzigen Nachfolger im Lehramte,
einen Führer in das Höhlengebiet von Mähren und dann ebenfalls im
Verein mit Rzehak die von einer Karte begleitete, allen Forschern
über mährische Geologie wohlbekannte Abhandlung über die geolo-
gischen Verhältnisse der Umgebung von Brünn (Verhandl. des Naturf.
Vereines in Brünn 1883). Ebenso bekannt sind auch seine Aufsätze
über die erloschenen Vulkane Mährens und Österr.-Schlesiens (Ver-
handl. des Naturf. Vereines in Brünn 1885), wie über das Salzbad
Luhatschowitz (Verhandl. des Naturf. Vereines in Brünn 1887).
Ubrigens beschäftigte sich Makowsky bei seinen naturwissen-
schaftlichen Studien, wie ich schon oben angedeutet habe, nicht bloß
mit Geologie. Schon der Umstand, daB derselbe anfänglich, und
zwar noch vor seiner Ernennung zum Professor (nämlich als Supplent
von 1864—1868) offiziell direkt genötigt war, die gesamte Natur-
geschichte vorzutragen, brachte es mit sich, daß er seine Tätigkeit
nicht konzentrierte. Von seiner jüngeren Zeit her trieb er sogar mit
Vorliebe auch Botanik, in welchem Fache er sehr gute und ein-
gehende Kenntnisse als Florist besaß. So hat er schon 1860 eine
1908 Sitzung vom 15. Dezember, A. Makowsky. 361
Mitteilung über die Sumpf- und Uferflora der Gegend von Olmütz
gegeben, und jedenfalls fanden alle Entdeckungen im Bereich der
mährisch-schlesischen Flora bei ihm immer ein aufmerksames Inter-
esse. Aber auch seine letzte, den brionischen Inseln gewidmete Arbeit
(Naturf. Verein Brünn 1908) ist hauptsächlich botanischen Inhalts und
giebt ein reiches Verzeichnis der dortigen Pflanzen.
In etwas näherem Zusammenhang mit seinem Hauptfache stand
es aber, daß er auch anthropologischen und prähistorischen Dingen
seine Aufmerksamkeit zuwendete, zumal in seinem Institute eine statt-
liche Sammlung von den betreffenden Objekten zu Stande gekommen
war. Sein im Jahre 1887 gedruckter Vortrag über „Die Urzeit Mährens
auf Grund prähistorischer Forschungen“ ist ein Ergebnis der be-
treffenden Tätigkeit. Diesem Vortrage folgte bald eine Studie über
den Löß von Brünn und seine Einschlüsse an diluvialen Tieren und
Menschen (Verhandl. des Naturf. Vereines in Brünn 1888); daran
schlossen sich später ein in den Mitteilungen der Wiener Anthropolo-
gischen Gesellschaft (1897) abgedruckter Aufsatz über das Rhinozeros
als Jagdtier des prähistorischen Menschen und die 1899 aus Anlaß
des Jubiläums der deutschen Technik in Brünn erschienene Fest-
schrift über den Menschen der Diluvialzeit Mährens.
Schließlich ist Makowsky auch bei verschiedenen Veran-
lassungen hervorgetreten, welche die Verhältnisse seines Wohnsitzes
Brünn betrafen und bei denen er als einer der zunächst zu einem
Urteil berufen Fachmänner zu Rate gezogen wurde. Einige seiner
auf derartige Veranlassungen bezüglichen Gutachten wurden auch ver-
öffentlicht, wie das über eine Friedhotsanlage bei Brünn (1877) und
die Denkschrift, die er 1890 über die Trinkwasserfrage von Brünn
verfaßte. Eine befriedigende Lösung dieser Frage, die bis auf die
neueste Zeit Gegenstand lebhafter Diskussionen gewesen ist, lag ihm
übrigens nicht allein vom geologischen Standpunkte aus am Herzen,
er hegte dabei vor allem den Wunsch und die Hoffnung, seinen Mit-
bürgern einen Dienst zu erweisen.
Da der Verstorbene Gemeinderat der Stadt Brünn war, hat
er überdies auch sonst den betreffenden Kommunalangelegenheiten
in vielfacher Weise seine Teilnahme zugewendet, und die dankbare
Stadt hatte ihn dafür zu ihrem Ehrenbürger ernannt.
In dem Kreise, in den ihn seine Verhältnisse gestellt hatten,
nach Maßgabe seines besten Könnens nützlich zu wirken. war das
Ziel seines Strebens, und das möchte ich um so mehr anerkennend her-
vorheben, als ich den Verstorbenen stets zuvorkommend und be-
scheiden gegenüber denen gefunden habe, welche von außen her in
seinen Wirkungskreis hineintraten, wie das unser Fall war, als wir
seitens unserer Anstalt die Spezialaufnahme der mährisch-schlesischen
‚Gebiete durchzuführen begannen. In ähnlicher Weise war jenes ent-
segsenkommende Wesen auch gelegentlich der Intervention ver-
schiedener Fachmänner in der oben berührten Wasserfrage nicht zu
verkennen. Makowsky war jedenfalls ein wackerer Mann. Wir wollen
ihm deshalb eine freundliche Erinnerung bewahren. e
ErTietze.
502
369 Verhandlungen. Nr. 16
C. A. Haniel. Vorläufige Mitteilung über das Vor-
kommen von Gosaukreide südlich des Hohen Lichtes.
Bei meinem diesjährigen Besuch der Lechtaler und Allgäuer
Alpen gelang es mir einige Funde zu machen, die eine nähere Be-
stimmung des von Dr. Gustav Schulze in seiner Arbeit über die
geologischen Verhältnisse des Allgäuer Hauptkammes erwähnten Kon-
glomerates zulassen (Geogn. Jahreshefte 1905, 18. Jahrgang, pag. 31).
Besagtes Konglomerat liegt in der Einsattelung zwischen Hohem Licht
und Peischelspitze dem Fleckenmergelzug des Hohen Lichtes diskor-
dant auf. Es besteht aus teils kantigen, teils gerundeten, erbsen- bis
faustgroßen Stücken von Kalk, rotem und grünem Hornstein. Nach
oben geht es in einen sandigen, dunklen Kalk über, der rötlich an-
wittert. Darüber folgt eine mächtigere Serie von lichten Mergeln, die
den Grat am schwarzen Kreuz bilden und vom Hauptdolomit der
Peischelspitze überschoben werden. Diese Mergel sind reich an Ver-
steinerungen (Einzelkorallen, Bryozoen, kleineren Lamellibranchiaten),
von denen die besonders zahlreichen Gastropoden mitunter gut aus-
wittern. Mehrere Exemplare von Turritella Fittonana Münst., sowie
von Cerithium furcatum Zekeli konnten gesammelt werden. Stellen
sich schon hierdurch die Schichten zur Gosaufazies der Kreide, so
ist der volle Beweis hierfür dadurch erbracht, daß sich in einem
abgerollten Block des oben erwähnten dunklen Kalkes Stücke von
Hippuriten vorfanden. Leider ist ihre äußere Schalenschicht nirgends
erhalten, so dab eine sichere Bestimmung ausgeschlossen scheint.
Den Durchschnitten nach, die zum Teil gute Bilder lieferten, gehören
sie in die Nähe von Hippurites Oppeli Douv., sowie von Hippurites
socialis Douv. Durch diese Funde ist auch das postjurassische Kon-
glomerat als Gosaukonglomerat sichergestellt. Es ist dieses bisher
unbekannte Vorkommen von Gosaukreide, das nach den heutigen
Kenntnissen das westlichste in den Nordalpen ist, insofern von Inter-
esse, als es fast in einer Linie, ja auf einem Breitengrade liegt mit
der Gosaukreide des Muttekopfgebietes und der unteren Kreide, die
Dr. Ampferer westlich von Boden fand.
Nähere Angaben über die Fauna und genaueren Lagerungsver-
hältnisse der Kreide am Hohen Licht hoffe ich in nächster Zeit
geben zu können.
Geologisches Institut der Universität München.
Dr. Karl Jüttner. Zur Bildungsgeschichte der
mährisch-schlesischen Basaltberge.
Bei Stremplowitz, nicht weit von Troppau, befindet sich die
basaltische Horka oder der Kapellenberg. Der heute größtenteils ab-
gebaute Basalt krönte hier eine aus Schiefer bestehende Aufragung
des Grundgebirges, welche ihrerseits von Lehm eingehüllt wird. In
der Umgebung des Berges ist der Lehm angefüllt mit eckigen Basalt-
blöcken, wie sie sich von völlig gleicher Form auch oben am Gipfel
des Berges finden, wo der Basalt verwittert ist. Letzterer zerfällt
hier nämlich bei der Verwitterung in immer kleinere Kügelchen und
1908 Sitzung vom 15. Dezember. Dr. K. Jüttner. 363
schließlich zu einer Art basaltischen Sandes, in welchem die weniger
verwitterten größeren Basaltblöcke liegen. Da nun, wie ich demnächst
an anderer Stelle nachweisen werde, der Lehm diluviales Alter hat, so
ergibt sich, daß der Basalt des Kapellenberges zur Zeit der Bildung des
Lehmes, das ist also im Diluvium, nicht nur schon an die Oberfläche ge-
kommen, sondern auch schon stark verwittert war. Und wieso konımt es, dab
gerade unter dem Basalt der Schiefer klippenförmig aus dem die
Gegend einhüllenden Lehm herausragt? Offenbar hatte noch vor
Ablagerung des letzteren der Schiefer an dieser Stelle durch die ihm
aufliegende Basaltkappe einen Schutz gegen die Denudation gefunden
und so ist es erklärlich, daß der Basalt heute eine Kuppe krönt.
Dann, nach dem Ausbruch und der darauffolgenden Erniedrigung des
umliegenden Terrains bildete sich erst der diluviale Lehm mit den
eingeschlossenen Basaltblöcken. Wohl hat sich die von mir erwähnte
Argabe eines Arbeiters im Raaser Basalttuff-Steinbruch von der
Auffindung eines Stückes Braunkohle im Raaser Tuff (Zeitschr. d.
mährischen Landesmuseums, 7. Bana, pag. 209) inzwischen als Irrtum
des betreffenden Arbeiters erwiesen, indessen scheint nach dem eben
Gesagten mindestens für einen Teil der mährisch-schlesischen Basalte
ein präglaziales Alter anzunehmen zu sein.
Die Masse der gelieferten Auswurfsprodukte scheint keine
sehr beträchtliche gewesen zu sein. Ich konnte heuer an der Nord-
abdachung des großen Rautenberges, zirka 7O—80 m über der von Rauten-
berg nach Heidenpiltsch führenden Straße, gerade nördlich vom Gipfel
des Berges auf den Feldern des Bauers Fischer (kautenberg Nr. 27)
und dann von da über das Gebiet mehrerer Wirtschaften hin die Grau-
wacke anstehend nachweisen (Streichen hora 1, Fallen 40% O). Wie
um eine Klippe ist der Basalt, sich teilend, um die Grauwacke herum-
geflossen, und zwar nach N, der Abdachung zum Mohrafluß entsprechend.
Diese Kulminsel im basaltischen Terrain zeigt aber, daß das Eruptiv-
gestein wahrscheinlich doch nicht sehr mächtig ist.
Zur Förderung gelangten an unseren Basaltbergen Lava und
lose, meist ziemlich feinkörnige Auswurfsprodukte, in denen hie und
da größere Blöcke auftreten !).
Die Flußläufe haben den Basaltströmen vielfach die Richtung
gewiesen. Ein neuer Beweis für die Präexistenz der Flüsse ist ein
Ende 1907 neu angelegter Steinbruch am NO-Ende des Venusberg-
stromes gegenüber dem Gasthaus „zur Freiheit“. Dasselbe befindet
sich gleich nördlich der Stelle, wo die von Karlsberg und Langenberg
kommenden Straßen sich treffen. Hier reicht der Basalt bis auf
3—4 m über den Spiegel des Schwarzbaches herunter. Schon vom
Gipfel des Venusberges folgt der Lavastrom der Abdachung zum
Flusse und hier reicht er fast bis an letzteren herunter. Man kann
also mit Recht sagen, die basaltische Ergußmasse liegt in dem
durch den Bach geschaffenen Tale. Wenn der Strom des Venusberges,
!) Ich zweifle heute nicht mehr, daß die am Gipfel des Venusberges über
den Lapillis liegende Schicht von meist kopfgroßen Auswürflingen ohne Zwischen-
lagerung feineren Materials (Zeitschr. d. mähr. Landesmuseums, 7. Bd., pag. 196)
eine künstliche Aufschüttung ist.
364 Verhandlungen. Nr
dem Laufe eines Seitenbächleins des Schwarzbaches folgend, nach
Norden gefiossen ist, was nach den von Prof. Jahn aufgefundenen
Schottervorkommnissen unter dem Basaltstrom wohl anzunehmen ist,
wohin wäre denn dieses Seitenbächlein geflossen? Es konnte nur bis
zum Schwarzbach kommen, nicht weiter nördlich hinaus, denn dort
weist das Terrain viel größere Höhen auf als das Stromende des
Venusberges; das Bächlein hätte da bergauf fließen müssen. Und wenn
es nun bis zum Schwarzbach kam, konnte es nach den Terrain-
verhältnissen nur in dessen Tal nach Osten abfließen und da haben
wir ja einen Wasserlauf, der so floß wie der heutige Schwarzbach!
Das Tal dieses Baches ist also präbasaltisch. Damit ist nicht gesagt,
daß alle Einzelheiten der Talbildung schon damals vollendet gewesen
wären. Im Gegenteil mögen kleinere Tälchen immerhin postbasaltisch
sein. Ich denke dabei an Tälchen wie zum Beispiel den N des Köhler-
berges gegen die Spinnfabrik südlich Freudenthal fließenden Köhlerseifen.
(Dort und nicht am Köhlerseifenberg südlich des Köhlerberges !) be-
finden sich die Quellenfassungen für die neue Freudentaler Wasser-
leitung ?)).
Der oben erwähnte Steinbruch beim Gasthaus „zur Freiheit“
zeigt bloß einen Erguß. Der Basalt ist säulenförmig abgesondert, an
einer Stelle eine rosettenförmige Anordnung der Säulen zu sehen.
Die untersten Partien sind sehr reich an eingeschlossenen eckigen
Kulmgesteinsstückchen, eingebackene Quarzgerölle konnte ich an dieser
Stelle keine wahrnehmen.
Dagegen ist ‚der Basaltstrom überlagert von einer mehr oder
minder lehmigen Bildung, in welcher eckige Basaltstücke (von kleinstem
bis Y/, m Durchmesser) und Quarzgerölle eingeschlossen sind. Eckige
und abgerollte Kulmgesteinsstückchen sind selten. Die Quarzgerölle
werden an manchen Stellen sehr zahlreich. In der Umgebung des
Steinbruches ist diese Bildung überall an den herumliegenden Quarz-
geröllen weiter zu verfolgen. Diese Ablagerung (wohl ein postbasaltischer
Schwarzbachschotter) reicht nach oben bis etwa 20 m über den Spiegel
des Schwarzbaches und beweist, daß (Quarzschotter für sich noch
keinen Anhalt für die Altersbestimmung gibt, denn es gibt prä- und
postbasaltische Quarzschotter.
Vorträge.
W. Petrascheck. Geologisches über die Radio-
aktivität der Quellen, insbesondere derer von
Bitsadsora:chhim’st al.
Seitdem erkannt wurde, daß die aus dem Erdboden hervor-
tretenden Quellwässer radioaktiv sein können, ist eine große Anzahl
von Untersuchungen und Messungen in dieser Richtung geführt worden
und in einer umfangreichen Literatur niedergelegt worden. Mache
!) Die Angabe in der „Zeitschr. d. mähr. Landesmuseums“, 7: Bd., pag. 213,
ist demgemäß richtigzustellen.
.?) Siehe „Bericht über die Wasserleitungsfrage in der Stadt Freudental“,
Freudental 1895, Verlag des Gemeindevorstandes.
1908 Sitzung vom 15. Dezember. W. Petrascheck. 365
und Meyer!) untersuchten österreichische Thermen. Bamberger’)
prüfte eine große Anzahl von Quellen in Tirol, im Semmeringgebiete
und in Oberösterreich. Mährische und schlesische Mineralbrunnen
wurden von Ehrenfeld?) gemessen. In der Schweiz machten
J. vv. Sury®), Sarasin) und Andere derartige Bestimmungen.
Curie und Laborde®) untersuchten französische, Engler und
Sieveking’) deutsche und italienische, Schmidt und. Kurz)
hessische, Schiffner?) sächsische, Koch!") württembergische,
Nasini!!) und andere italienische Munoz de Castillo
spanische, Sjörgen und Sahlbom’) schwedische, Sokoloff'%)
russische, Boltwood!?) nordamerikanische Quellen. Außer den hier
angeführten Arbeiten, die meist eine größere Anzahl von Quellen
zum Gegenstande ihrer Untersuchungen haben, gibt es noch zahlreiche
Veröffentlichungen über einzelne Quellen, die, soweit es nötig ıst,
noch angeführt werden sollen. Verschiedene der genannten Arbeiten
beschäftigen sich auch mit der Beziehung der Radioaktivität der
gemessenen Quellen zu dem Boden, aus dem diese entspringen.
Namentlich Schmidt und Kurz haben hierauf ihr Augenmerk ge-
richtet. Früher schon hatte G. von dem Borne!%) diese Beziehungen
zum Gegenstand eigener Untersuchungen gemacht, Untersuchungen,
die ergeben hatten, daß in Eruptivgesteinen und auch in gewissen
kristallinen Schiefern höhere Aktivitäten anzutreffen sind, als in
sedimentären, namentlich aber organogenen Gebilden. Immerhin sind
diese Beziehungen keine klaren und sehr deutlich ausgesprochenen.
Noch eine Reihe anderer Faktoren haben auf die Radioaktivität der
Quellen bedeutsamen Einfluß, sodaß die augenscheinlichen Beziehungen
zum Boden stark verdunkelt werden. Die Verhältnisse können derart
unklar werden, daß sich einzelne Autoren, wie Schlund undMoore !”),
dahin aussprachen, daß keine Beziehungen zwischen Geologie und
Radioaktivität der Quellen bestehen.
!) Physikalische Zeitschrift VI (1905), pag. 692.
?) Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wissensch., mathem.-naturw. Klasse, Abt. ILa,
CXVI (1907), pag. 1473, CXVII (1908), pag. 1055 und pag. 1065.
®) Westschrift zur Erinnerung an die Feier des 50jährigen Bestandes der
Landesoberrealschule in Brünn, 1907, pag. 136.
*) Über die Radioaktivität einiger schweizerischer Mineralquellen, Dissert.,
Freiburg i. S. 1907.
°) Phys. Zeitschr., VI (1905), pag. 708, Arch. des sciences phys. et nat.
XXV (1908), pag. 36.
6) Compt. rend. hebds. CXXXVIIT (1904), pag. 1150.
‘) Zeitschr. f. anorg. Chemie, LIII (1907), pag. 1—25.
®) Phys. Zeitschr., VII (1906), pag. 209.
®) Radioaktive Wässer in Sachsen. Freiberg, Verlag Graz und Gerlach, 1908.
10) Verhandl. d. Deutsch. physikal. Gesellsch., Bd. VIII (1906), pag. 446.
11) Lincei Rendic, Rom, XIV (1905), pag. 70, XV (1906) pag. 307.
12) Bollet. real. soc. espagn. de Hist. nat., VI (1906). Ann. soc. esp. Fis. y.
Quim., IV (1906). Arch. se. phys. et nat., XXV. (1908) -pag. 339.
13, Archiv für Kemi, Mineralogi och Geologi, III (1908).
14) Journal der Russ. physik.-chem. Gesellschaft, XXXVII (1905), pag. 101.
15) Amer. Journ. of science 1905, pag. 125.
16) Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch. 1906, pag. 1, Jahrb. d. Radio-
aktivität und Elektronik, II (1926), pag. 77 und pag. 142,
17) Americ. electro-chem. Soc., VIII (1905), pag. 291.
366 Verhandlungen Nr. 16
Bei einer Anzahl von Wässern ist die Radioaktivität auf einen
geringen Gehalt an Radiumsalzen zurückzuführen. Dies ist
beispielsweise von Dorn?!) am Karlsbader Sprudel, von Sahlbom
und Hinrichsen?’) an den Quellen von Aachen und Burtscheid
nachgewiesen worden. Die Aktivität dieser Wässer ist nicht im gleichen
Maße vergänglich wie diejenige der Wässer, welche Emanation gelöst
enthalten, was bei der weitaus überwiegenden Menge der radioaktiven
Quellen der Fall ist. Diese sollen im folgenden vor allem Gegenstand
der Diskussion sein. Es mag aber vorher noch betont werden, daß
der Gehalt an Radiumsalzen in Quellwässern gewiß verbreiteter ist,
als bis heute nachgewiesen wurde, denn in einer großen Zahl von
Quellsedimenten wurde Radium nachgewiesen. In einzelnen Sedimenteb,
wie im Reißacherit von Gastein oder in den Sedimenten der Kreuz-
nacher Quellen, wurde sogar ein ansehnlicher Radiumgehalt erkannt).
Frühzeitig wurde Radium im Fango von Battaglia gefunden und zahl-
reiche Quellsedimente im Gebiete der Euganeen, der Campagnia,
Latiums und anderer italienischer Distrikte wurden seitdem mit Erfolg
auf Radium geprüft. Aber auch in anderen Ländern gelang es, Radium
in verschiedener Menge in den Sedimenten mancher Quellen zu
bestimmen.
Die Emanation, der wirksame Bestandteil der Mehrzahl der
radioaktiven Quellen, ist ein Gas, das in geringer Menge in den
betreffenden Wässern gelöst ist. Faktoren, welche die Löslichkeit von
Gasen in Wasser beeinflussen, sind natürlich mitbestimmend auf den
Grad der Radioaktivität. Dem Henry Daltonschen Gesetze gemäß
wird die Emanation vom Wasser an die Luft abgegeben. Durch
Schütteln mit Luft oder durch Auskochen kann die Emanation völlig
ausgetrieben werden, was bei der Bestimmung der Radioaktivität
mittels desEngler-Sievekingschen Fontaktoskops benützt wird. Es
ist dies von Wichtigkeit für die Probeentnahme, da in offenen Wasser-
läufen die Radioaktivität rasch verloren geht. Saugpumpen oder solche
Druckpumpen, in denen das Wasser mit Luft aufgewühlt wird, sind
zur Hebung radioaktiven Wassers ungeeignet. Aus dem gleichen
Grunde sind Quellen mit reichlicher Gasentwicklung schwächer aktiv.
Die Emanation wird bei diesen mit dem Gase fortgerissen. So ist die
Radioaktivität des Karlsbader Sprudels weit geringer als diejenige
der übrigen Karlsbader Quellen. Ebenso enthält der Wiesbadener
Kochbrunnen im Wasser viel weniger Emanation als andere Quellen
Wiesbadens. Aus dem gleichen Grunde haben Säuerlinge meist nur
geringe Radioaktivität. Am Geysir von Haukadalur in Island konnten
Prytz und Thorkelsson®) in Wasser keine Emanation.nachweisen,
hingegen war der Potentialabfall, den die vorwiegend aus 00,
und H,S bestehenden Gase zeigten, ein außerordentlich hoher und
') Abhandl. d. Naturf. Gesellsch., Halle, Bd. XXV (1904, pag. 105.
*) Bericht d. Deutsch. chem. Gesellsch., Bd. XXXIX (1906), pag. 2607.
°) In Kreuznach wird nach Delkeskamp (Zeitschr. f. prakt. Geologie
1908, pag. 435) der Quellschlamm auf hochradioaktive Salze verarbeitet, die wiederum
zu Radiumbädern verwendet werden.
‘) Overs. 0. d. kgl. Danska Vidensk. Selsk. Forh. 1905, pag. 317.
1908 Sitzung vom 15. Dezember. W,. Petrascheck. 367
höher als bei allen anderen auf Island untersuchten heißen Quellen. Bei
diesen Quellen äußert sich bereits der Einfluß der hohen Temperatur,
die naturgemäß den Emanationsgehalt beeinträchtigt. Ein einfacher
gesetzmäßiger Zusammenhang des Emanationsgehaltes der Quellen mit
der Temperatur besteht nicht, doch kann man sagen, dab innerhalb
eines bestimmten Thermenkomplexes die kälteren vor den heißen
begünstigt sind !). Es gibt aber auch heiße Quellen, die trotz ihrer
hohen Temperatur (Ischia, Gastein) einen sehr bedeutenden Gehalt
an Emanativn aufweisen.
Ein Salzgehalt des Lösungsmittels drückt die Löslichkeit von
Gasen herunter. Dies trifft auch für die Löslichkeit der Emanation
zu. Eine Folge davon ist, daß Quellen mit sehr niedrigem Salzgehalt
häufig höheren Emanationsgehalt aufweisen. Bei manchen Wildbädern
ist dieser sogar auffallend hoch (Gastein, Plombiers), freilich gibt es
auch solche mit ganz niedrigerer Radioaktivität.
Ein weiteres Ergebnis der in großer Zahl durchgeführten
Prüfungen von Quellen ist die Beobachtung, daß Thermen im all-
semeinen eine höhere Radioaktivität als kalte Quellen
besitzen. Es steht diese Erfahrung scheinbar im Widerspruch mit
dem soeben erwähnten ungünstigen Einfluß der höheren Temperatur
von Quellen. Die höhere Temperatur und der Emanationsgehalt sind
zum Teil voneinander unabhängige Folgeerscheinungen des Mecha-
nismus und der Genesis der betreffenden Thermen und wir dürfen
uns vorstellen, daß manche radioaktive Therme noch stärker aktiv
wäre, wenn sie nicht erwärmt werden würde. Es gibt aber auch
Thermen, die trotz ihrer hohen Temperatur nur sehr geringe
Emanationsgehalte aufweisen (Aachen).
Ohne Zweifel kann auch die Ergiebigkeit der Quelle von
Einfluß auf deren Radioaktivität sein. Natürlich können diese
Beziehungen keine einfachen sein und ist es nicht verwunderlich,
wenn einzelne Autoren, wie Sjörgen und Sahlbom, das Bestehen
solcher Beziehungen nicht nachweisen können. Daß solche aber doch
bestehen, wurde durch längere Beobachtung einzelner Quellen ent-
deckt, wovon später noch gesprochen werden soll. Nicht jede Quelle
ist einheitlich. Manche Quellen entstehen durch Vermischung von
Wassermassen, die einen verschiedenen Weg zurückgelegt haben,
womit die Möglichkeit der Verdünnung eines Wassers durch ein
anderes gegeben ist. Im allgemeinen haben die ergiebigeren Quellen
auch daß größere Sammelgebiet. Wenn nun die Emanation aus dem
durchströmten Gestein aufgenommen wird, so kann die Ergiebigkeit
für den Emanationsgehalt von geringerer Bedeutung sein, da den
wasserreicheren Quellen meist auch ein größeres Gesteinsvolumen
zur Verfügung steht. Anderseits aber werden verschiedene zum
Vergleich gebrachte Quellen nicht leicht unter ganz gleichen Bedin-
gungen entstehen, es werden vielmehr leichte Differenzen in der
Gesteinszusammensetzung, in der Durchlässigkeit u. a. m. festzustellen
sein, die an den Eigenschaften des Wassers zum Ausdruck kommen.
Es ist darum begreiflich, daß die Ergiebigkeit der Quellen, deren
!) Mache und Meyer, Phys. Zeitschr., VI (1965), pag. 695.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 16. Verhandlungen 5]
368 Verhandlungen. Nr. 16
Radioaktivität hier in dem einen, dort in dem anderen Sinne beein-
flusst, daß sie endlich auch ohne jeden Einfluß sein kann, je nach
dem Mechanismus der Quelle und der Provenienz der Emanation.
Mannigfache Wechselbeziehungen bestehen bei allen Quellen
und machen aus jeder ein Individuum. In wie hohem Maße das der
Fall ist, lehrt das Studium der Radioaktivität. Unmittelbar neben-
einander liegende (uellaustritte, für die wir oft ohne Bedenken
dieselbe Entstehung annehmen würden, zeigen oft beträchtliche
Unterschiede in ihrer Radioaktivität. Die Wirkung einfacher physi-
kalischer Gesetze, wie der Gasgesetze, kann durch andere Faktoren
bis zur Unkenntlichkeit verwischt werden. In welchem Grade jede
Gesetzmäßigkeit am Auftreten radioaktiver Quelle vermißt werden
kanr, zeigten besonders die Untersuchungen Boltwoods!) an den
heißen Quellen von Arkansas. Fünfzig Quellen liegen dort auf einem
schmalen Streifen von 500 Yard Länge beisammen. Sie treten aus
stark gefalteten silurischen Sandsteinen und Schiefern zu Tage 2). Ihre
Temperatur schwankt von 35—64° C, die Menge der Fixbestandteile von
170— 310 Teilen auf 1.000.000 Teile Wasser. Dem chemischen Charakter
nach sind sich alle diese Quellen ähnlich. Ihre Radioaktivität differiert
zwischen 0°5 bis 265°6, ausgedrückt in der Zahl der Gramme Uran,
die in einem Liter Wasser die äquivalente Wirkung hervorbringen.
Trotz dieser großen Unterschiede besteht keine Regelmäßigkeit hin-
sichtlich der örtlichen Lage, keine Beziehung zum Salzgehalt und
keine zur Temperatur. Im Gegensatz zu den sonstigen Erfahrungen
ist dort die heißeste Quelle die stärkest radioaktive. Schlundt?°)
untersuchte die wesentlich kalkigen Tuffe, die diese Quellen absetzen.
Er fand darin 0-01 bis 1927'10°” 4 Radium pro Gramm Substanz,
er fand aber keinen Parallelismus zwischen der Aktivität und dem
kadiumgehalt des abgelagerten Tuffes.
Oben schon erwähnte ich, daß bald Beziehungen zwischen dem
Emanationsgehalte und dem Nebengestein der Quellen festgestellt
wurden. Daß diese ebenfalls unklar sind, hat seinen Grund zum Teil
darin, daß auch andere schon besprochene Faktoren von Einfluß auf
aen Emanationsgehalt sind, zum Teil darin, daß es nicht immer
möglich ist, zu sagen, mit welchem Gestein das Wasser der geprüften
Quelle auf seinem Wege in Berührung gekommen ist. Es braucht
nicht immer das am Austrittspunkte der Quelle anstehende Gestein
die Emanation geliefert haben. Wenn auch die Quellen von Kreuznach
im Porphyr zutage treten, so kann sich ihr Wasser doch auch im
Zechstein, vielleicht auch im Buntsandstein mit Emanation beladen
haben. Die Quellen von Kissingen beziehen ihr Kochsalz aus dem
Zechstein. Das Wasser kann aber in der basaltischen Rhön versunken
sein und von dort die Emanation zuführen.
In den nachfolgenden Tabellen, pag. 370— 5378, stelle ich eine
größere Zahl von Messungen, die von den verschiedensten Autoren
publiziert wurden, zusammen. Nach Tunlichkeit gruppierte ich die-
!) Americ. Journ. of seience 1905, pag. 128.
°) Vergl. Weed in U. S. geol. Survey. Water suppley and irrigation papers,
Nr. 145 (1905), pag. 189.
3) Chemikal News, Bd. 98, pag. 199.
1V0S Sitzung vom 15. Dezember. W. Petrascheck. 162]
selben nach geologischen Gesichtspunkten und fügte Angaben über die
durchströmten Gesteine, soweit sie hier wichtig sind, bei. Soweit ich
Daten über die Temperatur der Quellen, über die Ergiebigkeit (Hekto-
liter pro Tag) und den chemischen Charakter in der Literatur vor-
fand, sind dieselben angegeben.
Bei weitem nicht alle Beobachtungen, die publiziert wurden,
konnten angeführt werden. Bei einem Teile unterblieb die Nennung,
weil mir die geologischen Verhältnisse zu unklar waren. Die meisten
aber mußten weggelassen werden, weil die Beobachtungen in anderen
Maßen ausgedrückt wurden. Um ein absolutes Maß für den Emanations-
gehalt zu besitzen, empfahlen Mache und Meyer!) in elektrostati-
schen Einheiten die Stärke desjenigen Sättigungsstromes anzugeben,
den die in einem Liter Wasser enthaltene Emanation unterhalten
kann. Der Bequemlichkeit wegen wird diese Zahl mit 1000 multipli-
ziert. Diese Einheiten (i. 10%), die kurz als Maches Einheiten
bezeichnet werden, finden in immer weiteren Kreisen Anwendung.
Ausschließlich die in diesen Einheiten publizierten Messungen wurden
in die nachfolgende Übersicht aufgenommen.
Dort, wo in einem Quellenbezirk mehrere Quellen gemessen
wurden, habe ich meist nur die mit dem höchsten Emanationsgehalt
genannt.
%s ist schwer diese Zahlen untereinander zu vergleichen, immer-
hin sind aber gewisse Regelmäbigkeiten zu erkennen. Einfache kalte
Quellen haben im Granit höhere Radioaktivität als in kristallinen
Schiefern und Phylliten, in diesen wieder höhere Aktivitäten als in
Tonen und sandigen Schichten, in beiden höhere als in Kalken. Wenn
die wenigen Messungen ein genügend verläßliches Urteil zulassen, so
sind tonige Sedimentärschichten sandigen gegenüber begünstigt. Dab
im schwedischen Glazialdiluvium etwas höhere Werte erscheinen, liegt
daran, daß dieses aus Detritus von kristallinen Schiefern und Graniten
besteht.
Mehreren hochaktiven Wildbädern im Granit stehen nur zwei,
aber sehr schwach aktive Wildbäder im Phyllit gegenüber. Auch bei
salzreichen Thermen sind die des Granits begünstigt.
Außer diesem Zusammenhange mit dem durchströmten Gestein
ist noch unverkennbar, dab die Nähe jungvulkanischer Eruptionen
auf den Emanationsreichtum von günstigem Einfluß ist.
Diese hinlänglich bekannten Beziehungen zwischen Emanations-
gehalt und Bodenbeschaffenheit waren die Ursache zur Prüfung des
Radiumgehaltes verschiedener Gesteine und Minerale.
Boltwood, Eve, MeIntosh, Strutt und andere haben
derartige Untersuchungen angestellt, unter denen diejenigen Strutts
besonders eingehend sind.
Ich reproduziere die neuesten Untersuchungen Strutts?), die
sich auf verschiedene Mineralgruppen und einige Gesteine erstrecken.
Außer dem Gehalt an Radium, aus dem wegen des konstanten Ver-
) Phys. Zeitschr., Bd. VI (1905), pag. 693.
) Proceedings of the royal society of London, Ser. A, Bd. LXXX (1908),
pag. 572
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1908 Sitzung vom 15. Dezember, W, Petrascheck. 379
hältnisses (38.107 9 Ra: 1 g U) auf den Urangehalt geschlossen
werden kann, wurde durch Erhitzen das Helium ausgetrieben und
bestimmt. Mit Rücksicht darauf, daß die Umwandlung des Radiums unter
Bildung von Helium erfolgt, ist dessen Bestimmung von Bedeutung.
Helium, aus-
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Aschinit . . Hitteroe, Norwegen 109,000.000 — 9.42
Samarskit .N. Carolina. . . . 150,000.000 — 10.3
Cyrtolit . . Llano, co. Texas . 115,000.000 — 367
Sipilit . . . Little Friar Mt.,
Virginia . . . . 59,000.000 — 2.86
Euxenit . . Arendal, Norwegen 73,000.000 u 2.84
Microlit . . Amelia Court House,
Vireiniasere 5,000.000 _ 1.89
Zirkon. . .Kimberley ... . 12 1.910.10!? 5.900.10°
Eudialit- . . Grönland .... 146 TM2b0E 3.900 „
Oxthit- 4 . . Schweden ; .%.. 220 23.600 „ 73.000 „
Gadolinit .Hitteroe . . . : -1050 13.600 „ 42.000 „
Keilhauit . . Alve, Norwegen . x 1630 45.200 „ 140.000 „
Niobit . . . Haddam, Comecticut 360 9.700 „ 20.000 ,
Apatit .e. . Kanada.» : 116 1.460 „ 4.500 „
Cerit . . . Bastnaes, Schweden 126 3.000 9.300 „
Bleiglanz. . Nenthead, (umberland 0.077 2.91.1012 9.0.10=6
Bormit. .... Cornwall». 2 2: 11.8 1040.00 „ 3200.0
Stibnit. . . New South Wales 0.71 42.00 „ 130.0
Zinkblende . MinervaMine,Wrex-
ham, Denbieh . 0.066 22.7100 , 100,7,
" Aalreibergs er 7: He _ —
Argyrodit . 2 dor He —
Silber . - . Brocken Hill, New
South Wales . . He _ —
Eisen . . . Meteorite of Augu-
sta, co. Virginia . 0.16 2.52.1012 2.20.1078
» RN EN 0.23 22.30 „ 69.00
Graphit . . Borrodaile, Cumderland 3.7 326.00 „ 1100.00
Hämatit . . Cumberland 1.3 506.00 „ 1570.00
Cassiterit .St. Austell. Corn-
wal.. : 3:9 126.0) „ 390.00 „
Chromit . . Unst, Schottland } He — —
Ilmenit . . Egasund. Norwegen He _- —
Wolfram . . Illogan, Cornwall . 116 3390.00.10-1? 10.500 00.10
Scheelit . - Cornwall : He — —
Baryt . . . Pallaflat, Cumberland . 0.084 142.00 „ 440.00 „
Coelestin.. . Zate, Gloucestershire . . 0.042 83.90 „ 260.00
Flußspat . . Wheal Mary Anne,
Cornwall. . . He — \
Kalzit ... . Cumberland ... 0.06 7100 7 22.00 „
Granit x. "Cornwallano. . : 2.9 281.00.1012 870.00.10=®°
Diorit ... . Mt. Sorrel, Leice-
stershire . . . 0.52 6450 „, 200.00 ,„
Phonolit . . Trafrain Law, Had-
dingtonshire . . 0.87 n —
Basalte. 0. Irland re... 0.19 61.30 „ 190.00 ,
3830 Verhandlungen. Nr. 16
Unter den Mineralien fällt auf, daß die selteneErden enthaltenden
akzessorischen Gemengteile granitischer Gesteine die höchsten Radium-
gehalte aufweisen.
Auch bei derselben Gesteinsart kann der Radiumgehalt großen
Schwankungen unterliegen. Um ein Bild von den in Frage kommenden
Mengenverhältnissen zu geben, füge ich noch einige Zahlen an, die
auf Grund der Messungen Strutts von Eve und MeIntosh‘)
berechnet, teils auch auf Grund eigener Versuche mit Gesteinen aus
der Nähe von Montreal gefunden worden sind.
Eruptivgesteine.
Granit . Rhodesia . A802
n er . Cornwall nAs6T er
Zirkonsyenit . . Norwegen . „Aı6b,
Granit . . Cornwall s ee
5 . . Kap der Guten Hoffnung NSDR En
n . Cornwall ER u: Nadine
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Granit k . Devon eek
Blaugrund . . Kimberley . ul:680r
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Hornblendegranit . Agypten „122
Pechstein i ı Isle of Eigg. LOSE
Hornblendediorit . . Heidelberg ,
Augitsyenit . Norwegen . . 0:93:
Peridotit . Isle of Rum . .0:689275
Olivineuchrit : _ 0642,
Olivinbasalt . SRASKyEer® . 0/6655,
Basalt i 2 Viktoriafälle . EEE
Hornblendegranit . Leicestershire 10:62 5
Dolerit . : . Isle of Canna 0:2
Grünstein . . Cornwall El
Basalt . Antrim OH
Serpentin . 5 . Cornwall i 00
Granit . . „Isle of Rum. n0:36r,
Olivinfels . ’ — a
Dunit. Loch Scaivig 0:33m
Basalt . Grönland . SE).
Essexit . . Montreal 0:2
Tinguait — 430 „
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Sedimentärgesteine.
Oolith esmBathwer .: : . 2:9210,12
5 5 . St. Alban’s Head 20220,
Marmor . . . East Lothian ERRT
Kimmeridgeton ; .Ely. 1.882
Ölführender Sandstein . Galizien . loan
Dachschiefer ‚ Wales? . en
Sandiger Schiefer . Cornwall 1:22
Gaultton . .„ Cambridge LE
Mon. B aEssexte.-- 086 „
Roter Sandstein : . East Lothian 0:84,
Feiner Kies . . „Essex. (rer
Roter Kalk . Hunstanton 03,
!) Philosophical Magazine, 6. Ser., Bd. CLI (1907), pag. 231.
1908 Sitzung vom 15. Dezember. W. Petrascheck. 381
Feuerstein F . Essex . . 0-53.10_12
Weißer Marmor . . Indien 0270,
Marmor . A erscas . East Lothian "0.2022,
Kalk, Schacht unten . . Cambridre SE a:
„ Schacht oben ‘ ad 01277,
Trentonkalk, kristallin . Montreal 20:9267,
verwittert . ” 0.92%
” . . . . . . .
Bedaton „ara r .... R si: .. 0:78 .„
SAxXICavasanla en... s NO
Aus diesen Messungen geht klar hervor, daß der Emanations-
gehalt der Quellwässer ohne Schwierigkeit von den Nebengesteinen
geliefert werden kann. Die stärkere Radioaktivität der Granitwässer
entspricht dem im Vergleich zu den anderen untersuchten Gesteinen
höheren Radiumgehalt der Granite. Bei dem langsamen Zerfall des
Radiums !) könnten nach den vorangehenden Zahlen etwa 12.000 m?
Granit, also eine Granitmasse von 100 m Länge, 120 m Höhe und
1 m Dicke, hinreichen, um die Emanation. welche die Grabenbäcker-
quelle zu Gastein in ihrem Wasser aufgelöst zutage fördert, lange
Zeit hindurch andauernd zu liefern. Es ist sogar verwunderlich, daß
unter den Granitwässern wie überhaupt unter den Quellwässern
höhere Radioaktivitätsgrade nicht verbreiteier sind. Es liegt dies
offenbar daran, daß nicht alle Emanation in dem frischen Gestein
frei wird, sondern zum Teil in den Mineralen okkludiert bleibt, sowie
daran, daß viel mehr Emanation zur Tagesoberfläche entweicht oder
sich weiter zerlegt, als vom Wasser aufgelöst wird.
Strutt?) hat einen Granit mit schweren Lösungen fraktioniert
und dabei gefunden, daß mit dem Eisenerz und Glimmer die stärkest
aktiven Bestandteile ausfallen. Nun ist ja bekannt, dab Zirkon,
Eudialith, Orthit und Apatit, die nach den vorstehenden Angaben
Träger hoher Radioaktivität sind, die ältesten Mineralausscheidungen
in körnigen Tiefengesteinen sind. Sie bilden darum meist Einschlüsse
in den nächstälteren Ausscheidungen, dem Biotit, Pyroxen und
Amphibol.
Außer dieser Erklärung für die hohe Radioaktivität der
schweren und dunklen Fraktion des Granits ist es denkbar, daß
noch chemische Beziehungen in Frage kommen. So will Magri?°) bei
der Analvse von Quellsedimenten von Lucca bemerkt haben, daß die
radioaktiven Bestandteile vor allem mit dem Blei, nächstdem aber
mit Eisen, Aluminium und Mangan ausfallen.
Auch Bamberger) konstatierte bei Fraktionierung des Mühl-
viertler Granits, daß die Aktivität desselben größtenteils durch die
Einsprenglinge von Biotit und Erzen bedingt ist. Endlich stimmt mit
den Untersuchungen Strutts auch die an den Gesteinen des
Simplons gemachte Beobachtung Gallos°) überein, daß die Radio-
aktivität in den zirkon- und titanitführenden Gesteinen am größten ist.
!) Halbe Zerfallszeit 2600 Jahre.
2) Proc. royal Soc. Ser. A. Vol. 78 (1906), pag. 153.
3) Rendic. Lincei XV (1906), pag. 699.
*) Sitzungsber. Akad. Wien, math.-naturw. Kl., Bd. CXVII, Abt. IIa, Juli 1908:
5) Rendic. Ae. Lincei Roma XVII, 2 (1908), pag. 209.
382 Verhandlungen. Nr. 16
Auf Grund dieser Wahrnehmungen darf man erwarten, bei
Quellen, die aus Klaeolithsyeniten hervortreten, höhere Aktivitäts-
werte zu finden. Es fehlt leider an Untersuchungen in dieser
Richtung. Ebenso wäre es von Interesse, die Radioaktivität von
Quellen in größeren Gabbromassiven kennen zu lernen.
Alle die hier erwähnten Versuche wurden mit frischen Gesteinen
angestellt. Aber nicht nur diese, sondern auch ihre Verwitterungs-
produkte enthalten radioaktive Stoffe, nach einzelnen Beobachtungen
sogar in höherem Maße als das frische Gestein, so dab man an-
nehmen kann, daß die Verwitterung die radioaktiven Substanzen auf-
zuschließen imstande ist. Frühzeitig wurde erkannt, daß die Luft des
Bodens stark radioaktiv ist (Elster und Geitel). Das Wasser
der atmosphärischen Niederschläge belädt sich also sehr bald mit
Emanation. Da sich auch in der Atmosphäre Radiumemanation vor-
findet, kommt sogar schon der Regen aktiv am Boden an. Allerdings
ist noch einzuschalten, daß in der Erde und der Luft die Aktivität
der Thoriumreihe eine anscheinend bedeutendere Rolle spielt.
Jaufmann?) fand, daß der Regen ungleich aktiv ist. Zu
Beginn eines Regens ist die Aktivität höher als nach längerer
Dauer. Der FEmanationsgehalt von dGewitterregen ist besonders
reichlich. Die Aktivität des Schnees, auf die gleiche Menge Wassers
bezogen, übertrifft diejenige des Regens um das Zwei- bis Fünffache,
Die Aktivität der Schneedecke wird durch ein eingetretenes oder
vorausgegangenes barometrisches Minimum gesteigert. Auch in Brunnen,
die zugefroren sind, steigt der Emanationsgehalt des Wassers.
Es sind also Fälle denkbar, wo das Wasser seine Radioaktivität
vor allem nahe an der Tagesoberfläche empfängt und es kann demnach
eine Quelle dann um so aktiver sein, je stärker an ihr ein in
geringer Tiefe sich ansammelndes Grundwasser partizipiert. Es sind
wiederholt Beobachtungen angestellt worden, um zu ermitteln, inwieweit
der Emanationsgehalt mit dem Luftdruck und dem Grundwasserstande
übereinstimmende Schwankungen zeigt. Zuerst hat Hauser?) an den
Thermen von Teplitz-Schönau solche Messungen längere Zeit hindurch
angestellt. Er fand, was von Einzelbeobachtungen anderer Quellen
her schon bekannt war, nicht unbeträchtliche Schwankungen. Be-
ziehungen zum Luftdruck konnte Hauser bei seinen Messungen,
die ein Minimum für den Juli ergeben hatten, nicht feststellen. In
diesem Falle aber sind die Beobachtungen nicht mit hinreichender
Regelmäbßigkeit und nicht über genügend lange Zeit hindurch ange-
stellt worden. Man darf von über ein Jahr oder "jahrelang fortgesetzten
Aktivitätsmessungen, wenn sie mit Beobachtungen über die Ergiebig-
keit und den Salzgehalt der Quelle und mit meteorologischen
Beobachtungen verbunden sind, wichtige Aufschlüsse über die Herkunft
der Emanation erwarten. Man wird aber solche Beobachtungen in
erster Linie an (uellen anstellen müssen, deren Mechanismus gut
!) Beispielsweise bei den Gesteinen von Wiesbaden. G. Henrich, Zeitschr.
für Elektrochemie 1907.
?) Meteorol. Zeitschr., XXII (1905), pag. 102.
®) Physikalische Zeitschrift, VII (1905), pag. 593.
1905 Sitzung vom 15. Dezember. W. Petrascheck. 383
bekannt ist. Das Minimum, das die Teplitz-Schönauer Quellen zeigten,
muß ja nicht. mit gleichzeitig sich abspielenden meteorologischen
Erscheinungen zusammenhängen. Seine Ursache kann in einer zurück-
liegenden Witterungsperiode liegen, wobei ich allerdings nicht meine,
daB in einer weiter zurückliegenden Witterungsperiode weniger
Emanation gelöst worden sein kann. Dies ist unmöglich, weil nach
rund vier Tagen die Emanation zu Hälfte zerfallen ist.
Sehr wichtige Beobachtungen über periodische Schwankungen
des Emanationsgehaltes und ihre Beziehungen zum Grundwasserstande
und zum Salzgehalt der Quellen veröffentlichten Dienert und
Bouquet!) von der Quelle von Riviere, einer im Turon entsprin-
senden, zur Pariser Wasserleitung gehörenden Quelle. Die Kurve,
die die Schwankungen der Aktivität veranschaulicht, zeigt auffallenden
Parallelismus zu den Kurven des Grundwasserstandes und des Wider-
standes bei der elektrischen Leitfähigkeit. Mit steigendem Grund-
wasser fällt also der Salzgehalt des Wassers und steigt der
Emanationsgehalt. Es müssen also auch dort die oberflächlichen
Bodenschichten mehr Emanation liefern als die tieferen.
Bei Quellen im Taunus konnte Schmidt?) beobachten, daß
in einem Falle die Aktivität mit der Ergiebigkeit. in einem anderen
Falle mit dem Quotienten aus Ergiebigkeit und Temperatur wächst.
Es scheint auch in diesen Fällen der günstige Einfluß des Wassers,
das in geringer Tiefe zirkuliert, zum Ausdruck zu kommen,
Für einen derartigen Einfluß des Verwitterungsbodens brauchen
keineswegs chemische Zersetzungen der radiumhältigen Mineralien
als notwendig betrachtet werden. Die mechanische, lockernde
Wirkung der Verwitterung allein ist hinreichend, um
diesen Einfluß zu erklären. Viele von den radiumreicheren
Mineralien sind schwer zersetzbar. Damit sie aber zur Wirkung
kommen, ist es notwendig, daß ihr Wirt (es handelt sich ja meist um
in kleinen Kristallen vorkommende Ubergemensteile) zerstört wird.
Die mechanische Beeinflussung der Gesteine erklärt uns auch
die höheren Aktivitätsgrade vieler Thermen, nämlich solcher, die an
tektonische Linien gebunden sind und nicht auf postvulkanische
Erscheinungen zurückgeführt werden. Thermalwässer sind stärker
radioaktiv, weil sie aus größerer Tiefe kommen und deshalb einen
längeren Weg im Gestein zurückgelegt haben, weil sie auf diesem
Wege eher die Möglichkeit fanden, mit Tiefengesteinen oder
kristallinischen Felsarten, die im Vergleich zu vielen Sedimentär-
gesteinen Träger eines höheren Radiumgehaltes sind, in Be-
rührung zu kommen, und weil sie vorwiegend auf bedeutenden
Dislokationen aufsteigend mechanisch deformierte Gesteine durch-
strömen konnten. Gerade der Glimmer, in dem Zirkon, Apatit und andere
radioaktive Minerale mit Vorliebe eingelagert sind, wird durch Gebirgs-
druck leicht und zuerst zerrieben. Die Zerklüftung des Gesteins
macht es dem Wasser zugänglicher, sie ermöglicht aber zugleich der
sich bildenden Emanation zu entweichen. Diese ist offenbar relativ
1) Comptes rendues, Bd. CVL (1907), pag. 894.
?2) Physikal. Zeitschrift 1907, pag. 109.
K. k. geol, Reichsanstalt. 1908. Nr. 16. Verhandlungen.
[> 1
IS)
384 Verhandlungen. Nr. 16
leicht löslich, so daß sie von Akratothermen, denen die zur Auf-
schließung der Gesteine notwendige Kohlensäure etc. fehlt, aufge-
genommen werden kann, ohne daß gleichzeitig Salze aus den Gesteinen
selöst werden. Es liegen Versuche von Eve und Me Intosh))
vor, die beweisen, daß aus einem gepulverten Gestein ein Teil der
Emanation durch Wasser aufgenommen wird.
Die höhere Aktivität der Thermen könnte zur Vermutung
führen, daß in größereren Tiefen dem Wasser mehr Emanation zur
Verfügung steht. Die Beobachtung aber, daß die Gesteine der Erd-
kruste bedeutend mehr (nämlich 28 mal so viel) Radium enthalten,
als zur Deckung des Wärmeverlustes durch Ausstrahlung notwendig
‘ist, und daß überdies noch die Strahlung der anderen radioaktiven
Elemente in Betracht kommt, veranlaßte Strutt zur Annahme des
Gegenteiles, nämlich daß in größerer Tiefe ein Zerfall des Radiums
nicht stattfinde. Zurzeit ist der Einfluß der Temperatur auf die
radioaktiven Umwandlungen noch nicht genügend bekannt. Während
manche Autoren einen, wenn auch kleinen Temperaturkoeffizienten
bemerkten, wird ein solcher durch Versuche anderer geleugnet. Nach
der letzten, von H. W. Schmidt und Cermak?) herrührenden dies-
bezüglichen Veröffentlichung ist die Temperatur ohne Einfluß. Be-
treffend die Einwirkung des Druckes fanden Schuster, Eve und
Adams, daß selbst 2000 Atmosphären die Strahlung des Radiums
nicht ändern. Es muß erst der Fortgang der einschlägigen physi-
kalischen Untersuchungen abgewartet werden, um richtig beurteilen
zu können, ob Anderungen in dem Verhalten der radioaktiven Sub-
stanzen in den nicht bedeutenden Tiefen anzunehmen sind, welche
für die Thermen in Betracht kommen.
Die obenstehende Zusammenstellung von Messungen an radio-
aktiven Quellen zeigt, daß in Gebieten mit jungvulkanischen
Eruptionen relativ häufig hochradioaktive Quellen beobachtet
wurden, so daß die Nähe solcher Eruptionen günstig auf die Radio-
aktivität wirken muß. Sobald ausgedehntere Depots solcher Eruptiv-
gesteine oder deren Tuffe vorhanden sind, kann die Aktivität in
diesen vom versinkenden Wasser der Niederschläge aufgelöst werden.
So gelang es Nasini?°) in neuerer Zeit in dem erdigen Trachyttuff,
in dem die Quellen von Fiuggi bei Anticoli (Campagna) entspringen,
Spuren von Uran chemisch nachzuweisen, so daß die Erklärung der
Provenienz der Emanation dort keine Schwierigkeit mehr bereitet.
Wenn aber, wie es für die Thermen des Taunus, die Quellen von
Andersdorf und anderen Orten gilt, nur vereinzelte Basaltberge in
der Gegend liegen, fällt es schwer, die Emanation von diesen ableiten
zu wollen und es fragt sich dann, ob nicht ebenso wie für die
Kohlensäure oder das juvenile Wasser auch wenigstens für einen
Teil der Emanation ein vulkanischer Ursprung gesucht werden kann.
Durch Erhitzen kann, wie Mme. S. Curie) gefunden hat, die in
2.66. Pag. 237. i
*) Verh. d. Deutschen phys. Gesellsch., Bd. X (1908), pag. 675.
®) Gaz. chim. ital., Bd. LVIII/1 (1908), pag. 190.
*) Untersuch. über radioakt, Substanzen, übersetzt von Kaufmann, pag. 115;
Braunschweig 1904.
1905 Sitzung vom 15. Dezember. W. Petrascheck. 385
festen Körpern okkludierte Emanation freigemacht werden. Durch
eruptive Injektionen muß also aus den Nebengesteinen Emanation
entwickelt werden. Denselben Effekt müßte das FEinsinken von
Schollen in die Tiefe bewirken. Eve und Intosh!) fanden, daß
durch Erhitzen gepulverter Gesteine 10—55°%, der Emanation ent-
wickelt werden. Auf alle Fälle, auch der Kurzlebigkeit der Radium-
emanation wegen, kann auf diese Weise die anhaltend hohe Radio-
aktivität von Quellen nicht erklärt werden, denn dieser Effekt des
Erhitzens ist ein vorübergehender, der nur die innerhalb einer
gewissen Zeit aufgespeicherte Emanation freimacht.
Martinelli?) untersuchte Puzzolane, Tuffe, Lava und Trächyte
aus der Umgebung von Rom, konnte aber keine auffallend höheren
Aktivitäten feststellen. Lava von der Vesuveruption 1904 erwies
sich nach Tommasina°) schwach aktiv. Die gleiche Wahr-
nehmung machte Henrich*) mit Vesuvlava vom Jahre 1905. Da
anzunehmen ist, daß die flüssige Lava infolge der Dampfentwicklung
Emanation verliert, prüfte Henrich nochmals nach längerem Lagern,
aber gleichfalls ohne höhere Werte zu finden. Nach Scarpa?)
scheinen ältere Eruptionen allerdings etwas aktiver zu sein, Immerhin
aber fand auch dieser Autor, daß die Aktivität von Laven eine nur
geringe ist. Die von der Lava ausgestoßenen Gase sind meines Wissens
noch nicht auf ihren Emanationsgehalt untersucht worden. Daß aber vul-
kanische Exhalationen bedeutende Mengen von Emanation dem Boden
entführen, beweisen sowohl Prytz und Thorkelsons®) Beob-
achtungen an isländischen Geysiren, deren Gase pro Stunde
4800— 51.500 Volt Potentialabfall aufweisen und nachweisbare Mengen
von Helium und Argon führen, wie auch die an den toskanischen
Boraxquellen gemachten Untersuchungen Nasinis, Anderlinis und
Levis’), die in den Gasen das Vorhandensein erheblicher Emanations-
gehalte ergeben haben, und zwar derart, daß die borsäurereichsten
Quellen auch die emanationsreichsten sind (bis 1,5.10”° cm? Emanation
pro m? Gas). Überdies wurde in den Gasen ein ansehnlicher Helium-
gehalt nachgewiesen. In der Hundsgrotte bei Neapel dagegen konnten
Nasini und Levi°) keinen auffallend hohen Emanationsgehalt er-
weisen.
Alle diese Wahrnehmungen lassen die Möglichkeit zu, daß in
Gebieten mit jungvulkanischen Eruptionen eine lebhaftere Entbindung
von Emanation stattfindet.
Freilich ist auch zu denken, daß der Einfluß dieser Eruptionen
ein nur indirekter sein kann. Alle die in Frage kommenden Quellen
sind reich an CO,, die oft unter ansehnlichen Druck steht. Auch
die Fumarolen und Mofetten weisen lebhafte Gasentwicklung auf.
!) Phylos. Magazine, 6. Ser., Bd. XIV (1907), pag. 236.
2) Lincei Rendic., Bd. XIII (1904), pag. 441.
3) Physik. Zeitschr., Bd. VI (1905), pag. 707.
*) Zeitschr- f. Elektrochemie 1907.
5) Lincei Rendic., Bd. XVI 1 (1907), pag. 44.
6) Overs. k. Danenska Vidensk. Sels. Förh. 1905, pag. 317.
?) Lincei Rendic., Bd. XIV (1905), pag. 70.
®) Lincei Rendie., Bd. XVII 2 (1908), pag. 553.
53°
386 Verhandlungen. Nr al
Es findet also selbst in der Tiefe eine intensivere Durchlüftung der
Gesteine statt, welche die Emanation der Gesteine, die sonst nur
spärlich oder gar nicht entweichen kann, fortführt und schließlich mit
dem Wasser der eventuell vorhandenen Quellen in Berührung bringt.
Es kann also auch sein, daßin diesen Gebieten nichts
anderesalsdieGesteinsaktivitätallerdingsin erhöhtem
Maße zur Geltung kommt. Gewiß wird diese Wirkung auch
noch unterstützt durch die chemische Aufschließung der Gesteine,
infolge der postvulkanischen Exhalationen. Daß sich Erdgase auf diese
Art im Gestein mit Emanation beladen können, ist einleuchtend und
wird auch durch die Beobachtungen von dem Bornes am Neun-
kirchener Naturgas, das ursprünglich gewiß emanationsfrei war, bewiesen.
Außer dieser Möglichkeit und der vorher besprochenen Akti-
vierung der Quellwässer infolge des Radiumgehaltes der Gesteine
gibt es noch eine dritte Quelle der Radioaktivität der Wässer, näm-
lich Lagerstätten von Uranerzen. Da reichere Uranerz-
vorkommnisse anscheinend selten sind (außer dem böhmisch-
sächsischen Erzgebirge kommt für eine nachhaltende Uranerzproduktion
gegenwärtig vielleicht nur noch Gilpins County in Colorado in Frage),
so sind nur wenige Quellen auf Uranlagerstätten zurückzuführen.
Außer einigen Quellen des sächsischen Erzgebirges, die aber keine
bedeutenden Radioaktivitäten aufweisen, kommen hier vor allem
die radioaktiven Quellen von St. Joachimstäal
in Betracht, deren Emanitionsgehalt alle anderen Quell-
wässer weit übertrifft. Es ist klar, daß durch Uranmineralien
Wasser leicht stark aktiviert werden kann. Einige diesbezügliche Versuche
sind von Boltwood!) veröffentlicht worden. Es fehlt aber, was uns am
meisten interessieren würde, an Versuchen, die zeigen würden, wie
viel Uranpecherz in verschiedener Korngröße notwendig ist, um
einem stetig darüber fließenden Wasserstrome zum Beispiel von 1 sfl
einen bestimmten Grad von Radioaktivität zu verleihen.
Die geologischen Verhältnisse von Joachimstal sind aus den
Arbeiten von Jokely, von Laube und neuerdings von Becke und
Ste&p hinreichend bekannt geworden. Unter den feinschuppig bis
dichten Joachimstaler Schiefer fallen Kalkglimmerschiefer, Amphibolit
und Glimmerschiefer ein. Durchsetzt werden diese Schichtenpakete
von mehr oder weniger saigeren Gängen, den Morgengängen und den
uranführenden Mitternachtsgängen. ‘Außerdem setzen Porphyrgänge
auf, die einen N-S- bis NW-SO-Verlauf haben. Ostwestlich bis NO-SW
streicht die Putzenwacke, eine Spaltenausfüllung von Basalttuff, die reich
an Gesteinsbrocken ist. Die Ausfüllung dieser Gangspalte erfolgte
von oben, wie das Vorkommen von fossilem Holz in der Tiefe
beweist.
Der Joachimstaler Schiefer, der in der Grube überall ansteht,
ist weit weniger durchlässig als die Glimmerschiefer ete., die unter
ihn einfallen und die auch weiter nördlich sich auf ihn legen. In
’) Amer. Journ. o? science, Bd. XVIII (1904), pag. 378.
1908 Sitzung vom 15. Dezember. W. Petrascheck. 337
den unterlagernden Glimmerschiefern, Kalken und Amphiboliten
sickert das Wasser zum Teil auf den Schichtflächen in die Tiefe. Es
steiet aber, da es gleichzeitig unter dem Überdruck des Wassers
steht, welches die von den Höhen des Erzgebirges herabkommenden
Klüfte erfüllt, auf den Klüften im Bereich des Joachimstaler Schiefers
wieder auf. Solche Klüfte begleiten natürlich die .Gangspalte der
Putzenwacke; solche Klüfte stehen auch im Porphyr zur Verfügung.
So kommt es auch, daß im Porphyr oben auf der Höhe zwischen der
Stadt und dem Elias-Schaeht eine Quelle zutage tritt. Wo nun solche
Klüfte, also die Putzenwacke oder Porphyrgänge, die Mitternachts-
gänge schneiden, da findet sich hochradioaktives Wasser.
Das. beistehende Profil veranschaulicht diese Verhältnisse. Die
Mitternachtsgänge und die Porphyrgänge sind nieht eingetragen, weil
sie in der Richtung des Schnittes verlaufen.
Artzertoacke
Jowchimstaler Schteler : FE
Ich habe unter der sachkundigen Führung des um die Erfor-
schung der radioaktiven Wässer hochverdienten Herrn k. k. Ober-
bergverwalters J. St&p die dortigen Verhältnisse kennen gelernt.
Seinen gefälligen Mitteilungen verdanke ich manche wertvolle Auskunft.
Auf der umstehenden Seite gebe ich eine Übersicht etlicher
St. Joachimstaler Quellen und schließe, um zu zeigen, wie weit die
ebenfalls durch Uranerze aäktivierten sächsischen Quellen in ihrer
Aktivität zurückstehen, auch die diesbezüglich veröffentlichten |
Zahlen an.
Neben der von St&p und von H. W. Schmidt gefundenen
(nur ganz schwach fileßenden) stärkest radioaktiven Quelle wurden von
Step noch andere sehr emanationsreiche Quellen gefunden !), die
gemeinsam aufgefangen und durch eine fast 4 km lange Rohrleitung
zum Bade geführt werden. Zusammen geben diese Quellen 430 hi
täglich. Am Stollenmundloche, also fast am Verbrauchsorte, zeigen
sie nach St&p eine Aktivität von 600 Mache -Einheiten.
ı) Vgl. Österr. Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1908, pag. 580 und
Step, das Radium und seine Eigenschaften. Teil I. Joachimstal, Verlag von
Friedrich, pag. 16.
Nr: . 16
Verhandlungen.
388
FE nn
Zu pag. 387.
worden Sein,
!) Vergl. die Anmerkung auf pag. 370.
2, Bei Klingental sollen nach einer Anmerkung Schiffners in neuerer Zeit Wässer von 108 und 127 Einheiten gefunden
Ort Quelle Ergiebigkeit N Beobachter
I
St. Joachimstal, |
ärar. Bergwerk . || Wassereinlasstollen am Roten |
Gang 33 5°5° | za. 144 hltägl. | Joachimstaler Schiefer,
St. Joachinstal, | Urangang | Mache u, Meyer
ärar, Bergwerk Barbarastollen am Roten Gang || 495 11° | za. 12:8 Al tägl. | Kontakt von Schiefer und |
| Porphyr, Urangang 7 F a
St. Joachimsta], |
ärar. Bergwerk . || II. Wernerlauf am Schweizer- |
| gang | 135 14° 57 hl tägl. Kontakt von Schiefer und
St. Joachimstal, Porphyr, Urangang AR n
ärar. Bergwerk Danieli-Stollen-Sohle, Roter
Gang 2050!)| 13° | za. 30 Al tägl. , Kontakt von Schiefer und
St. Joachimstal, Putzenwacke, Urangang IT. W. Schmidt
ärar. Bergwerk . || Danieli-Stollen-Sohle, Roter
Gang 756 10% — Kontakt von Schiefer und
St. Joachimstal, Putzenwacke, Urangang Step
Sächs. Edelleut-
stolleng eu 2: Glückaufgang Dada = Glimmerschiefer, Urangang | II. W. Schmidt
St. Joachimstal,
| Sächs. Edelleut- | |
Stollen er || Zeidlergang ı 410 — — | Glimmerschiefer, Urangang | „ „ 4
Jobanngeorgenstadt || Frischglücker Kunstschacht | 140 — — Phyllit, Urangang Schiffuer
Klingental .. 2. Himmelfahrtsstollen 58582%))| — — Granit, Uranpecherz „
1908 Sitzung vom 15. Dezember. W, Petrascheck. 389
Daß übrigens die hier angeführten emanationsreichsten, aus Uran-
erzstollen hervortretenden sächsischen Wässer. niedrige Werte auf-
weisen, liest zum Teil daran, daß sie nieht immer unmittelbar an
ihrem Austrittspunkte abgefangen und der Untersuchung zugeführt
werden konnten. Auch in Joachimstal weisen nach den Unter-
snchungen St&ps die Wässer alter Stollen nur niedrige Aktivitäten auf
(05—15 Einheiten).
Das Wasser der hochradioaktiven Joachimstaler Quellen dringt
aus der Sohle der Stollen hervor oder rieselt an deren Wänden
herab. Wenn es also auch sichtlich von unten oder von der Seite in
die Stollen eindringt, so kommt es doch nicht aus größerer Tiefe,
wie seine Temperatur beweist. Fortlaufende Temperatur-, Ergiebig-
keits- und Radioaktivitätsmessungen sind auch hier nicht gemacht
worden, wären aber sehr wünschenswert. Infolge der geringen Er-
giebigkeit, welche die stärkste Joachimstaler Quelle besitzt, ist die von
ihr geförderte Emanationsmenge nicht sehr bedeutend, sie ist, wie
H. W. Schmidt!) hervorhebt, ungefähr gleich derjenigen, welche
die Oranienquelle in Kreuznach (17,4 10”. E. S. E.) mitführt. Es
wäre interessant zu erfahren, wie viel Emanation beständig durch
die Grubenwässer und die ausstreichenden Grubenwetter dem
Joachimstaler Bergbau entführt wird. Diese Gesamtmenge würde
wahrscheinlich ein bestimmtes Urteil darüber ermöglichen, ob neben
dem Uranpecherz noch andere Produzenten von Emanation Bedeutung
haben können. Versucht man sich auf Grund der von Mache und
Meyer an Pecherz in Stücken gemessenen Strahlung ein Bild zu
machen von der Menge Erz, die nötig ist, um die Badequellen (1/, s/?)
zu Joachimstal auf 700 Einheiten zu aktivieren, so kommt man auf
ein Quantum von ca. 33.000 kg Pecherz, was keineswegs besonders
groß ist. Die Menge hängt natürlich außerordentlich von der Korn-
größe ab und würde bei einem niittelfeinen Pulver nur etwa ein Zehntel
betragen. Da aber in der Natur das Erz nicht in Stücken, sondern
derb und eingewachsen für die Aktivierung der Quellen in Frage
kommt, so würde mit noch größeren Erzmengen für diese Quelle zu
rechnen sein. Es können ja solche Rechnungen auch nur dazu dienen,
ein Bild von der ungefähren Größenordnung der eventuell in Betracht
kommenden Erzmengen zu geben und es genügt zu wissen, daß zur
Aktivierung der. Quelle ein Erzquantum notwendig wäre, das wir
ohne weiteres supponieren können. Wichtig ist noch die Tatsache, daß
die Basaltgänge und die Putzenwacke jünger als die Erzgänge sind.
So wie das Nebengestein, so muß auch das Erz neben der Spalten-
ausfüllung der Putzenwacke Klüfte aufweisen, auf denen aus den
kompakten Erzen Emanation entweichen und als Gas aufsteigen
kann. Es kann sich darum gerade dicht am Salbande der Putzenwacke
das Wasser reicher mit Emanation beladen.
Von allen Orten, an denen die Radioaktivität der Quellen
untersucht wurde, ist bekannt geworden, daß dieht nebeneinander
liegende Quellen außerordentliche Unterschiede in ihrem Emanations-
gehalte zeigen können. _Diese an sich schon merkwürdige Tatsache
') Phys. Zeitschr., Bd. VIII (1907), pag. 5.
390 Verhandlungen. Nr. 16
ist aber hier, wo es sich nicht um Quellen handelt, die durch ver-
schiedene Fassungsart, verschiedenen Einfluß des Grundwassers ete.
beeinfluß; sind, sondern um Wasseraustritte, die tief drinnen im
Berge, wenige Meter voneinander entfernt, direkt an der Felsspalte,
aus der sie hervortreten, aufgefangen wurden, besonders auffallend. Es
zeigten sich, wie mir Herr Oberbergverwalter St&p mitteilte, sehr be-
deutende Unterschiede in der Radioaktivität. Wenn wir aber bedenken,
wie launisch das wertvolle Erz auf den Gängen verteilt ist und wie leicht
es möglich ist, daß ein Wasserfaden eine Kluft trifft, auf der Emanation
aufsteigt, ein anderer aber neben einer solchen Kluft seinen Weg findet,
so sind diese Unterschiede hier sehr begreiflich, sie sind sogar ein
Beweis dafür, daß die Emanation auf diese an Zufälligkeiten reiche
Art in das Wasser hineingelangt ist. Würde die Emanation vorwiegend
vom Nebengestein abgegeben werden, so müßte sie in den einzelnen
Wasserfäden gleichmäßiger verteilt sein.
Es ist aber nicht zu übersehen, daß gerade in Joachimstal der
Gesteinsaktivität ein bedeutender Anteil an der Radioaktivität der
Quellen zukommen muß. War doch Sandberger!) in der Lage, im
Joachimstaler Schiefer sowohl wie im sogenannten Skapolith-Glimmer-
schiefer, Uranpecherz chemisch und mikroskopisch als akzessorischen
Bestandteil nachzuweisen,
Auch daran ist zu denken, daß der ärarische Bergbau zu
Joachimstal noch dicht am Wirkungsbereiche der Kontaktmetamorphose
des Karlsbad-Eibenstocker Granits liegt und daß dieser, nach den
nördlich in Sachsen liegenden Aufschlüssen zu urteilen, nur allmählich
gegen Ost unter seiner Schieferhülle in die Tiefe sinkt, sich gelegent-
lich sogar wieder erhebt. Granite, und nach den Untersuchungen
von dem Bornes speziell derjenige von Karlsbad-Eibenstock, sind
aber Träger höherer Radioaktivität. Wenn die Klüfte an der Putzen-
wacke tief genug reichen, ist es aber sehr wohl denkbar, daß auch
aus der Granitmasse Emanation aufsteigt.
Auf jeden Fall reichen die lokalen Verhältnisse vollkommen
hin, um die Radioaktivität der Joachimstaler Quellen zu verstehen,
und da ein Teil der Emanation von den Gesteinen geliefert werden
dürfte, sind die Erze nur für die lokal außergewöhnliche Konzen-
trierung verantwortlich zu machen.
Nur als Kuriosum sei hier eingefügt, daß im letzten Sommer
im Erzgebirge ernsthaft die Meinung verbreitet wurde, das radio-
aktive Wasser von Joachimstal stamme aus dem oberen, sächsischen
Erzgebirge. Es ist diese Behauptung nur ein AusfluB des Unfugs,
der in diesem Landstrich dermaßen zunahm, daß das Eingreifen der
Legislative nötig wurde. Bekanntlich wurde in Sachsen die Gewinnung
radioaktiver Stoffe monopolisiert.
Hier ist es noch am Platze, die Frage zu streifen, ob an den
Joachimstaler Quellen etwa thermale Einflüsse zur Geltung kommen,
da ja Thermen im allgemeinen höhere Radioaktivität aufweisen und
da in den Joachimstaler Tiefbauen Thermalwasser erschlossen wurde.
Die Temperatur des radioaktiven Wassers spricht nicht dafür. Über
') Untersuchungen über Erzgänge, Bd, IT, pag. 219.
1908 Sitzung vom 15. Dezember. W. Petrascheck u, L. de Launay. 39]
die Thermen des Kiniekeitsschachtes !) selbst ist viel zu wenig
bekannt, als dab man sie zum Vergleich heranziehen könnte. Der
Analyse nach dürfte es eine Akratotherme gewesen sein. Aus ihrem
seringen Salzgehalt und aus dem Fehlen der in Karlsbad so reich-
lichen Kohlensäure kann geschlossen werden, daß das Thermalwasser
von Joachimstal in keinem Zusammenhang mit dem Karlsbader
Thermalbezirk steht, daß vielmehr ein eigener Thermenkomplex vor-
handen ist, wie solche ja auch zu Wiesenbad und Warmbad-Wolken-
stein auftreten. Es braucht demnach für die Joachimstaler Quellen
auch kein Zusammenhang mit den basaltischen Eruptionen voraus-
sesetzt zu werden. Daß die Thermen von Karlsbad, die von
Joachimstal, von Wiesenbad und Wolkenstein auf einer fast geraden
Linie liegen, ist ohne Bedeutung, da sich für diese Linie keinerlei
tektonische Beziehung nachweisen läßt.
Literaturnotizen.
L. de Launay. L’Or dans le Monde. Geologie, Extraction,
Eeconomie politique. Paris 1907, Librairie Armand Colin. 8°, 265 Seiten.
In dem vorliegenden Buche hat de Launay, einer der hervorragendsten
Kenner der Erzlagerstätten, in populärer Form den großen Komplex der Fragen,
welche sich in wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Beziehung an das Gold
knüpfen, behandelt. Von großem Interesse für den Geologen sind seine Aus-
tührungen über die wichtigsten Arten der primären Goldvorkommnisse, wobei —
der Herkunft dieses Metalls entsprechend — in der Gruppierung besonders jene
häufigen Typen hervorgehoben werden, welche eine deutliche Beziehung zu Er-
starrungsgesteinen erkennen lassen.
4. Eine große Gruppe von Goldlagerstätten ist an granitische Gesteine
gebunden. Sehr häufig findet man Gänge, welche verschiedene Leitmineralien der
für endomorphe Kontaktveränderungen in manchen Granitstöcken charakteristischen
„Zinnerzgruppe*“ führen (zum Beispiel Süd-Appalachen. Onongebirge in Trans-
baikalien). Goldführende Arsenkiesgänge (Passagem in Brasilien, Pestarena
in den Alpen u. a.) und ebensolche Kupferkiesgänge (Telemarken in Nor-
wegen, Berezowsk im Ural) erscheinen durch eine große Anzahl von Bindegliedern
mit den erstgenannten verknüpft.
Eine Reihe goldführender Imprägnationen und Gäuge in kristallinischen
Schiefergesteinen, zum Beispiel in den Alpen und vielen anderen Gebieten, sind in
bezug auf Genesis sehr nahe mit den bisher genannten Typen verwandt.
Von weiteren Beispielen sind hervorgehoben die meist an granitische oder
porphyrähnliche Gesteine gebundenen goldhältigen Antimonitgänge nach
Art jener von Magurka, Mileschau.
Weniger deutlich sind in der Regel die Beziehungen zum Muttergestein bei
den mehr komplexen Sulfidgängen der Blei-Silber-Gruppe.
B. An junge Eruptivgesteine geknüpft sind die bekannten „Gold-
Silber-Gänge* des Typus Comstock, Schemnitz (mit Übergängen in die „Blei-
Silber-Gänge“) und die meisten Telluridgänge, wie Nagyag in Siebenbürgen,
Cripple Creek in Colorado. Zu den Ausnahmen gehören einige in metamorphen
alten Eruptiv- und Schichtgesteinen auftretende Telluridlagerstätten, wie Kalgoorlie
in Westaustralien.
C. Eine besondere systematische Stellung nehmen die pyritisierten Kon-
gslomeratlager des Witwatersrandes in Transvaal eiv, welche gegenwärtig
nahezu ein Drittel der jährlichen Goldproduktion liefern. Die Frage, ob es sich
!) Vgl. Babanek u. Seifert, Zur Geschichte des Bergbaues und Hütten-
betriebes von Joachimstal in Böhmen. Berg- u. hüttenm. Jahrb., Bd. XLI (1893),
pag. 136.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 16. Verhandlungen. 54
399 Verhandlungen. Nr. 16
um nachträgliche Imprägnationen nach Art von Lagergängen oder um sedimentäre,
durch Umkristallisation veränderte Goldföze handelt — wofür die auffällige
Niveaubeständigkeit spricht — gilt noch immer nicht als entschieden.
Unter den Assoziationen des Goldes mit bestimmten Mineralien spielt jene
mit Pyrit bekanntlich die Hauptrolle; eine große praktische Bedentung haben durch
die Lagerstätten von Cripple Creek und Kalgoorlie auch die sonst seltenen
Telluriderze erlangt: keine besondere bergmännische Wichtigkeit besitzen bis jetzt
die mit Antimonit, Arsenkies oder Kupferkies vergesellschafteten Vorkommnisse.
Besondere Kapitel widmet de Launay den sekundären, unter der chemischen
Einwirkung von Tageswässern entstandenen Goldkonzentrationen im oberen Teile
von Gängen, sowie der in vieler Beziehung interessanten Frage der Goldseifen.
Sehr eingehende Behandlung findet die Geschichte der Goldproduktion, die
geographische Verbreitung der gegenwärtigen Golddistrikte sowie die Statistik und
die damit eng zusammenhängende Frage der natürlichen Reserven für die Zukunft.
Auch die bergmännischen Gewinnungsmetboden, die modernen Aufbereitungs- und
Extraktionsverfahren werden kurz geschildert.
Der Schluß ist einer ausführlichen nationalökonomischen Studie des Goldes
gewidmet, so daß also das Buch in jeder Hinsicht für rasche Information wichtige
Dienste leistet. (Dr. F. Kossmat.)
A. Sigmund. Die Minerale Niederösterreichs. Wien
und Leipzig, F. Deuticke, 1909. 8°. XI--194 S. mit 70 Textfiguren.
Mehr als hundert Jahre sind es her, seit Stütz’s „Oryktographie von Unter-
österreich“ (nach seinem Tode herausgegeben von Megerle) zum erstenmal eine
einheitliche Zusammenfassung der Mineralschätze dieses Landes den Mineralogen
darbot. Eine Fülle von neuen Funden, insbesondere von neuen Untersuchungen
alter Funde wurde seither gemacht, die Namen der besten österreichischen Mine-
ralogen und Geologen sind damit verknüpft und weichen weiten Weg nach vor-
wärts hat die Wissenschaft von den Mineralen nicht in diesen hundert Jahren
gemacht!
So war der Zeitpunkt gewiß lang schon gekommen, wo diese Fortschritte
von berufener Hand zusammengefaßt werden sollten zu einer dem gegenwärtigen
Stand des Wissens gerecht werdenden Mineralogie von Niederösterreich.
Nachdem der Verfasser schon 1902 ein kurz gefaßtes „Verzeichnis“ der
Minerale Niederösterreichs zusammengestellt hatte, erwachs nun daraus das vor-
liegende Werk. Der Verfasser, durch zahlreiche Artikel über niederösterreichische
Mineralkunde schon wohl bekannt, hatte seit 1902 durch eingehende Bereisung der
Mineralfundstätten des Landes sich noch ausgebreitete persönliche Erfahrung
über diesen Gegenstand gesammelt und alle bedeutenden Sammlungen, die dafür
in Betracht kommen, einer genauen Durchsuchung unterzogen, so daß alles, was
über diesen Gegenstand aus Vergangenheit und Gegenwart auszuschöpfen ist, sicher
in diesem Buche Verwertung gefunden hat; Sigmunds „Minerale Niederösterreichs“
werden für sehr lange Zeit hinaus jedenfalls als ein abschließendes Werk dastehen,
da bei der Intensität der bisherigen Durchforschung des Landes wesentliche neue
Ergebnisse kaum mehr zu erwarten sind und auch die dafür in Betracht kommenden
Teile der Mineralogie im Verhältnis zu den verflossenen Jahrzehnten jedenfalls
nur mehr sehr langsam sich weiter fortbilden werden.
Sigmund führt 112 Mineralgattungen aus Niederösterreich auf, wobei auch
jene, welche nur als mikroskopische Bestandteile der Gesteine bekannt geworden
sind, mitgezählt sind. Die große Zahl der Gattungen verdankt Niederösterreich
vornehmlich dem Umstaud, daß im Norden und im Südosten des Landes aus-
gedehbnte Bereiche von kristallinen Schiefern innerhalb der Landesgrenzen liegen.
Aus diesen stammen 63 v. H. aller Minerale. Erfreulich ist es, daß die technisch
nutzbaren Minerale und vor allem die Erze eine besonders eingehende Darstellung
erfahren. Zu den Reichenau-Payerbacher Erzlagern sind auch Profile beigegeben
nach alten Grubenkarten, die dadurch auch weiteren Kreisen zugänglich werden.
Die Besprechung der einzelnen Minerale ist in wissenschaftlicher Weise nach
der Mineralsystematik angeordnet. Am Schlusse des Buches ist dann ein eigenes
Register der Fundorte mit Angabe der zugehörigen Minerale, so daß sich nach
jeder Richtung leicht nachschlagen läßt. Einige besonders interessante Stufen sind
im Text abgebildet.
1908 Sitzung vom 15. Dezember. Redlich, Canaval, Köllner u. Reme?. 393
Da auch die buchdruckerische Ausstattung, Papier und Druck sehr hübsch
sind, so ist niebt zu zweifeln, daß das Buch bei den interessierten Kreisen mit
Beifall aufgenommen werden wird. (W. Hammer.)
K. A. Redlich. Zwei neue Magnesitvorkommen in
Kärnten. Zeitschr. f. praktische Geologie 1908, Heft 11.
Der Aufschwung der Magnesitindustrie hat neuen Antrieb zur Ausforschung
solcher Lager geschaffen. Das eine der zwei hier beschriebenen neuen liegt auf der
Millstätter Alpe bei Millstatt in Kärnten und ist vor allem dadurch interessant,
daß es abweichend von den bekannten steirischen und niederösterreichischen Lagern
in älterem kristallinem Schiefer liegt (Granatglimmerschiefer und Amphibolit): die
Kalklager dieser Schieferserie sind großenteils in Magnesit umgewandelt.
Das zweite Vorkommen befindet sich an einem südlichen Ausläufer des
Mallnock ober St. Oswald bei Klein-Kirchheim östlich Millstatt. Hier liegt auf
dem Quarzphyllit eine Schichtfolge von Konglomerat, Tonschiefern, Grünschiefer-
und Kalk. welche völlig dem Karbon der Veitsch gleicht und gleichgestellt werden
kann. Die Kalke sind fast ganz in Magnesit umgesetzt, der wegen seines hohen
Eisengehaltes dem Bräunerit nahe steht. (W. Hammer.)
R. Canaval. Natur und Entstehung der Erzlager-
stätten am Schneebergin Tirol. Zeitschr. f. praktische Geo-
logie 1908, Heft 11.
Der Autor vertritt hier gegenüber den Äußerungen B. Graniggs seine
Anschauung, daß das Hangendlager auf metasomatische Verdrängung einer Kalkbank
zurückzuführen, die Liegendlagerstätte mit dem Verbindungstrum aber als gang-
artiges Vorkommen anzusehen sei und zieht eine Reihe verwandter, ‘besonders
kärntnerischer Vorkommen zum Vergleich heran. Unter anderem wird auch beson-
ders auf die Rolle aufmerksam gemacht, welche der Fuchsit bei vielen alpinen
Lagerstätten spielt. (W. Hammer.)
K. Köllner. Geologische Skizze von Niederöster-
reich. Wien und Leipzig, F. Deuticke. 40 Seiten mit 23 Abbildungen.
Eine kurze, dem neuesten Stande der Wissenschaft entsprechende Dar-
stellung, in welcher das geschichtliche Moment in den Vordergrund gestellt ist.
Es werden zunächst der niederösterreichische Anteil der böhmischen Masse. dann
die Alpen, dann das Wiener Tertiärbecken besprochen, der letztere Abschnitt mit
zwei stratigraphischen Tabellen. Seinen Zweck, tür Schüler des Pädagogiums und
anderer auf gleicher Stufe stehender Unterrichtsanstalten zur Einführung in die
Geologie Niederösterreichs zu dienen, wird das Büchlein erfüllen. (K.)
M. Remes. Dodatky ke geologicke map& okoli olo-
mouckeho (list Olomouc, päsmo 7, sloupee XVI). Zprävy Kommisse
pro piirodovedecke prozkoumäni Moravv. Oddeleni geologicko
palaeontologicke, &. 7.
Ergänzungenzurgeologischen Karteder Umgebung
von Olmütz (Blatt Olmütz, Zone 7, Kol. XVI). Berichte der
Kommission zur naturwissenschaftlichen Durchforschung Mährens.
geologisch-paläontol. Abteilung, Nr. 7, Brünn 1908, pag. 1—53.
Auf Grund seiner während eines Dezenniums gesammelten geologischen
Resultate will der Autor — wie er im Vorworte sagt — die durch die vorzüglichen
Arbeiten Tietzes und seiner Vorgänger gründlich und sorgfältig aufgenommene
geologische Karte der Umgebung von Olmütz ergänzen,
Da die vorliegende Arbeit hauptsächlich Nachträge zur Monographie Tietzes
„Die geognostischen Verhältnisse der Gegend von Olmütz“ (Jahrb. d. k. k. geol.
54*
394 Verhandlungen. No
R.-A., Bd. 43, Heft 3, 1895) bringt, so hat auch der Autor bei den einzelnen
Abschnitten die gleiche Reihenfolge beibehalten.
Die Ergänzungen beziehen sich vor allem auf verschiedene Punkte in der
Gegend des östlichen Ufers des Marchflusses, von Sternberg bis gegen Grügau. In
diesem Gebiete nehmen die diluvialen Ablagerungen eine bedeutend größere
Fläche ein, als dies Tietzes Warte zeigt. Es ist dies allerdings ein Gebiet, von
welchem Tietze in seiner besonderen Kartenerläuterung (Wien 1898, pag. 17 u. 19)
sagt, daß die Verbreitung der diluvialen Absätze eine sehr ausgedehnte sein mag
und daß er in dieser Niederung zumeist auf die Besichtigung aufschlußloser Acker-
felder angewiesen war, doch gelang es Herrn RemeS hier genauere Ermittlungen
zu machen. So zum Beispiel breitet sich südwestlich von Sternberg das Diluvium
noch an einigen Stellen zwischen der Ortschaft Böhm.-Hause und Starnau aus.
Desgleichen ist es westlich von Boniowitz notwendig, die Grenze des Diluviums
und Alluviums abzuändern, und auch die Grenze des Kulms bei Dollein ist
etwas mehr westlich vorzuschieben.
In der Stadt Olmütz selbst, und zwar in dem nordwestlichex Teile, zeigt
der Kulm gleichfalls eine größere Ausdehnung als bisher angenommen wurde, so
auch östlich vom Galgenberg und am östlichen Ende des Dorfes Neretein.
Bei Hreptschein verbreitet sich das Tertiär namentlich gegen Norden, und
die Inseln des devonischen Kalkes bei Zerüvek lassen eine Fortsetzung noch
weiter gegen Osten erkennen.
In der Gegend westlich der Blatta, zwischen Olschan, Kosteletz, Laschkau
und Namiescht wären auf der Karte ebentalls einige Ergänzungen vorzunehmen; so
zum Beispiel treten dieunterdevonischen Quarzite nördlich von Czellechowitz
an einigen Punkten auf, welche auf der Karte von Tietze als bereits von diluvialen
Ablagerungen bedeckt bezeichnet sind, gleichfalls wäre die Grenze der in diesem
Gebiete vorkommenden devonischen Kalke auf der Karte weiter gegen
Czellechowitz zu ziehen, bei Namiescht treten die Kulmschiefer mehr gegen den
Üsten vor.
Anläßlich zahlreicher neuerer Brunnenbohrungen in verschiedenen Ort-
schaften des Kartenblattes Olmütz sind dem Autor interessante geologische Profile
zugänglich gemacht worden, welche dazu beitragen, das bisherige Bild von der
Verbreitung einzelner Formationsglieder zu ergänzen.
In der eben besprochenen Publikation giebt der Verfasser auch einige Be-
merkungen betreffend die Torflager im Marchtale. (J. V. Zelizko.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23)
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
N" 1fı. 8.
yyautide_
Su 322
Verhandlungen derk k seolosischen Reichsanstalt
Schlußnummer.
Inhalt: Vorträge: Franz E. Suess: Die Beziehungen zwischen dem moldanubischen
und dem moravischen Grundgebirge in dem Gebiete von Frain und Geras. — Literatur-
notizen: ©. Ampferer, F. v. Wolff. — Einsendungen für die Bibliothek.
Literaturverzeiehnis für 1908. — Register.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Vorträge.
Franz E. Suess. Die Beziehungen zwischen dem
moldanubisenen und dem moravischen Grundsebirge
indem Gebiete von Frain und Geras. (Vorläufiger Bericht
über die geologische Aufnahme der Osthälfte des Kartenblattes
Drosendorf, Zone 10, Kol. XIII.)
Der hier kurz besprochene Abschnitt des mährisch-niederöster-
reichischen Grundgebirges wird in der Mitte entzweigeteilt von der
mährisch-niederösterreichischen Grenze und umfaßt die mährischen Ge-
biete von Gdossau, Lispitz, Fratting und Frain im Norden der Thaya und
das niederösterreichische Gebiet von Drosendorf, Wappoltenreith,
Hötzelsdorf, Geras und Weitersfeld im Süden dieses Flusses.
Über wenige Gebiete Österreichs dürften so spärliche Literatur-
angaben vorliegen wie über dieses. Nur ein einziger größerer Aufsatz
kann hier genannt werden, es ist der Bericht über die von Lipold
und Prinzinger im Jahre 1851 ausgeführten Aufnahmen !). Damals
wurde durch die genannten Geologen der größte Teil des kristallini-
schen Gebietes von Nieder- und Oberösterreich, nördlich der Donau
vom Manhartsberge bis Mauthausen, in einem Sommer bereist, und
da auch die Spezialstudien Beckes?) und anderer Forscher nicht in
diese nördlichen Teile des Waldviertels ausgedehnt wurden, ist es
erklärlich, daß alle Beobachtungen über die Abgrenzung verschiedener
Gneisgebiete und die petrographische Beschaffenheit der Gesteine
überhaupt vollkommen neu sind. Auf der alten Aufnahme ist nur die
1) M.V.Lipold, Die kristallinischen Schiefer und En aeesteine | in Nieder-
und Oberösterreich, nördlich der Donau. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., Bd. III, 1852,
Heft 3, pag. 355—54.
2) F. Becke, Die kristallinischen Schiefer des niederösterreichischen Wald-
viertels. Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wiss., 1. Abt., LXXXIV. Bd. 1881 und: Die
Gneisformation des niederösterr. Waldviertels. Tscherinaks Mineraloegische Mit-
teilungen IV, 1882.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 17 u. 15. Verhandlungen. 55
396 Verhandlungen. Nr. 17. 0.218
beiläufige Anordnung der dem Gneis eingelagerten Züge von Glimmer-
schiefer, Amphibolit und kristallinischem Kalk wiedergegeben.
Das Gebiet des Kartenblattes Drosendorf liegt abseits von den
srößeren Granitstöcken des mährisch-niederösterreichischen Grund-
sebirges, von dem größten, dem mittelböhmischen Stocke im Westen,
dem Rastenfelder Stocke im SW und dem Trebitscher Stocke im
NO. Nur der weitausgedehnte flaserig-schiefrige Mantel des letzteren
reicht noch über die NO-Ecke des Kartenblattes.
Im Südosten treten Granite anderer Art bis knapp an die
SO-Ecke der Karte, jene des Stockes von Maissau und Eggenburg,
welche der Brünner Intrusivmasse zuzurechnen sind. Nur ein
kleines Vorkommen ähnlicher Granite befindet sich innerhalb der
Karte, an der Straße von Riegersburg nach Heufurth.
Kristallinische Schiefer bilden somit fast ausschließlich
den Untergrund; er wird nur wenig verhüllt durch Löß und Ver-
witterungslehm und zerstreute Flecken von tertiärem Sand und Schotter.
Die Gliederung des südlichen Grundgebirges der böhmischen
Masse in ein weitausgedehntes moldanubisches Gebiet und in
die auf die mährisch-niederösterreichischen Teile beschränkte und
zweigeteillte moravische Zone habe ich bei anderen Gelegen-
heiten näher begründet!). Der ganze Westen des Grundgebirges
bis an den Böhmerwald besteht aus mannigfachen Gneisen und
Schiefern der tiefsten und mittleren Umwandlungsstufe ?). In der mo-
ravischen Zone dagegen herrschen Augengneise und Serizitgneise
(Bittescher Gneis), phyllitartige Schiefer und graue glimmerige Epi-
marmore mit den Uharakteren der höheren Umwandlungsstufen, ver-
oleichbar den Zentralgneisen und den Gesteinen der Schieferhülle
der Alpen.
Die Beschaffenheit und Ausdehnung der nördlichsten moravischen
Gebiete zwischen Swojanow an der böhmisch-mährischen Grenze bis
über Tischnowitz hinaus konnte zum Teil aus den neueren Arbeiten
von Rosiwal und Tausch?) erschlossen werden; die Grenzen der
nördlichen Abteilung des moravischen Gebietes bei Groß Bittesch,
Namiest und Oslawan habe ich selbst festgestellt.
Die Umgrenzung der südlichen Abteilung aber, von Mährisch-
Kromau bis zum Manhartsberge in Niederösterreich, konnte ich
seinerzeit nur durch einige Exkursionen bei Kromau, in der Umgebung
von Znaim und im Waldviertel in groben Umrissen fesstellen®). Den
Geologen der ersten Übersichtsaufnahme war bezreiflicherweise der
Unterschied zwischen den moravischen Gneisen und den Gneisen
jenseits der Glimmerschieferzone vollständig entgangen. Auch die Neu-
aufnahme des Kartenblattes Znaim (Zone 10, Kol. XIV) bezeichnet
') Der Bau des Gneisgebietes von Namiest und Groß-Bittesch in Mähren.
Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1897, pag. 505—552. — Bau und Bild d. böhm. Masse,
Wien 1903, pag. 29 ft.
?) U. Grubenmann, Die kristallinen Schiefer, Berlin 1904.
») kosiwal, Verhandl. d.k. k. geol. R.-A. 1895, pag. 176, und Tausch,
Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., 1896, pag. 290 fi.
*) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A., 1899, pag. 60. — Erläut. zum Blatte
Trebitsch-Kromau.
1908 Schlußnunmer. Franz BE. Suess. 397
noch alle Gneise mit der gleichen Farbe; und man findet in den Er-
länterungen keinerlei Andeutung einer Unterscheidung beider Ge-
biete. Bei Mährisch-Kromau, am Bruchrande gegen die Boskowitzer
Furche, habe ich vor Jahren das neuerliche Hervortreten der mora-
vischen Zone und ihr Fortstreichen gegen SSW festgestellt. Die
Grenze durchzieht in fast gerader Richtung das Kartenblatt Znaim.
A. Till!) konnte sie hier auf einigen Exkursionen nachweisen.
Der ÖOstrand des Kartenblattes Drosendorf überschreitet die
moravische Grenze nahe südlich vom Dorfe Windschau und ver-
läuft von hier gegen SW, etwa parallel der Straße Liliendorf—Frain,
zur Thaya. Sie quert das felsige Ufer 5300 m unterhalb der Mitter-
mühle bei Frain und der Fluß gleitet in der Gegend der Schwimm-
schule und bis unterhalb der Kirche des Marktes auf den steil NW
geneigten Schichtflächen des plattigen Bittescher Gneises und der
eingelagerten dünnschiefrigen Biotitamphibolite. Aus den gleichen Ge-
steinen besteht am rechten Ufer der hohe, senkrecht geklüftete Felsen
mit dem Schlosse Frain. Der alte Burggraben besteht aber bereits
aus moldanubischem Glimmerschiefer mit Marmorbänken.
Die Grenze streicht weiterhin dureh das Feliziental, wendet sich
zwischen Pomitsch und dem Jägerhause mehr gegen Süden und kehrt
erst bei Riegersburg wieder in die reine SW-Richtung zurück. Von
hier über Langau bis zum Hufnagelberge bei Geras ist sie strecken-
weise durch Löß und tertiären Sand verhüllt; sie quert dann die
Straße N vom Geraser Meierhofe und folgt der SW-Richtung
quer über die Saßfelder zwischen dem Walde und den Dörfern
Schirmannsreith und Sieghardtsreith und bis zum Südrande der Karte
wenig westlich von Wappoltenreith.
Der Gegensatz der beiden Gneisgebiete im SW und NO dieser
Linie ist der bezeichnende Zug im geologischen Bilde dieses Karten-
stückes, er tritt nieht nur hervor durch den verschiedenen Mineral-
bestand und petrographischen Habitus sondern auch in dem verschieden-
artigen Verlaufe der Gesteinszüge. Die Gesteine streichen im großen
sanzen parallel der Grenze dieser Zone; im moldanubischen Gebiete
schmiegt sich zunächst ein breiter Streifen von Glimmerschiefer an
den Rand des moravischen Gewölbes, bald aber schwenken die
mannigfachen Gesteinszüge ab von der SW-Richtung gegen N oder
W und ihr Streichen wechselt oft in bizarren Windungen.
Auch hier fällt die weniger metamorphe Serie der höheren Um-
wandlungsstufe unter die der mittleren und tieferen ein; so wie auf
den ganzen nördlichen Strecken taucht der Phyllit unter den Glimmer-
schiefer und Zweiglimmergneis und dieser unter die granat- und
fibrolithführenden Biotitgneise und Granulite.
So bildet dieser Teil des Kartenblattes Drosendorf Gelegenheit,
dem für das Verständnis des Grundgebirges so wichtigen Problem der
moravischen Zone und ihrer Lagerungsverhältnisse näherzutreten. Nur
die allgemeine Anordnung und Verbreitung der Gesteinszüge soll hier
dargelegt werden. Weitere Einzelheiten und petrographische Be-
ı) A. Till, Geologische Exkursionen im Gebiete des Kartenblattes Znaim.
Verhandl. d. k. k. geol. R.-A., 1906, pag. 81—91.
55*
398 Verhandlungen. Nr. 17 u.18
merkungen sollen einem für das Jahrbuch der geol. Reichsanstalt
bestimmten Aufsatze vorbehalten bleiben.
1. Moldanubische Gesteine.
Von der Nordostecke bei Lispitz erstrecken sich in das Gebiet
der Karte bis zum Neu-Serowitzer Walde, bis zum Augustenhof und
bis zum Schröfelsdorfer Jägerhaus dieselben Gesteine, welche ich in
dem NO anschließenden Kartenblatte als „graue Gneise im
Manteldes@Granitites (glimmerreiche und aplitische Körnelgneise,
Perlgneise usw.) bezeichnet habe). Sie gehen durch Strukturüber-
eänge aus dem Amphibolgranitit des Trebitscher Stockes hervor und
sind als dessen Ausläufer zu betrachten. Im oberen Schweizertale
bei Frain knapp am Östrande der Karte und nahe an der Grenze
gegen den Glimmerschiefer finden sich noch einzelne Blöcke, welche
dem grobporphyrischen Amphibolgranitit des Hauptstockes
vollkommen gleichen und durch Übergänge mit den granitischen
Körnelgneisen verbunden sind. Wie in dem beschriebenen Nachbar-
gebiete sind auch die sogenannten grauen Gneise in unscharf be-
srenzten Zonen bald glimmerreich, bald aplitisch; die Parallelstruktur
ist meist nur wenig angedeutet und kann stellenweise ganz zurück-
treten. Einlagerungen von feldspätigem Amphibolit und Granat-Am-
phibolit sind häufig, namentlich am Nordrande der Karte in der Um-
sebung von Lispitz.
Südwärts gegen Schröffelsdorf und in der Umgebung des Helenen-
hofes oberhalb der Thaya und bis zum Schiltauer Revier treten all-
mählig an die Stelle des grauen Gneis weiße, meist glimmer-
arme Biotitgneise mit etwas kleinerem Korne und mehr gleich-
mäßiger Beschaffenheit.
Gegen Westen im Neu-Serowitzer Walde, in der Umgebung
von Chwalatitz und auch südlich der Thaya, im Landschauer Reviere
nächst dem Luitgardenhofe, stellen sich mehr feinkörnige schiefrige
weiße Gneise ein mit recht feinschuppigen und dünnen Biotit-
flasern, meist aber glimmerarm; häufig mit Granat, hier und da auch
mit Fibrolith; stellenweise mit kleinen rundlichen Feldspatkörnern,
wie in den Perlgneisen, manchmal stengelig oder seltener mit granu-
litartigem Habitus. Recht typisch sind die NS streichenden Bänke
von weißem Gneis, ähnlich dem Gföhler Gneis oder Beckes
Zentraleneis?) im Waldviertel, welche den Kamm der Sucha hora
N von Vöttau zusammensetzen.
NW vom Neu-Serowitzer Walde enthält dieser Gneis größere
Einschaltungen von Amphibolit. W von Skalka (K. 554, SO von
Groß-Deschau) liegen im Walde Blöcke eines Kalksilikatgesteines, be-
stehend aus Augit, kalkreichem Plagioklas und Quarz. Es fehlen aber
in allen Gneisen vom Ostrande der Karte bis an die Sucha hora alle
karbonatischen Einlagerungen; und die mächtigen Marmorlager
!) Geologische Mitteilungen aus dem Gebiete von Trebitsch und Jarmeritz
in Mähren. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1901, pag. 59 ff., und Erläut. zum
Blatte Trebitsch-Kromau, pag. 22.
’) Tschermak, Mineralogische Mitteilungen, 1882. pag. 194.
1908 Schlußnummer. Franz E. Suess. 299
am Westabhange der Sucha hora, ebenso wie die schmäleren
Kalkbänke in der Umgebung von Schloß Vöttau gehören bereits einer
nächsten Gruppe von Gneisen an.
Im Westen der Sucha hora wird die Umgebung von Grob-
Deschau und das Gebiet des Schelletauer Baches und der Thaya bei
Vöttau von einer Gruppe von Gneisen eingenommen, die trotz aller
örtlichen Übergänge wohl zu trennen ist von den östlichen weißen
Gneisen. Bezeichnend ist die stets körnige oder körnigflaserige Be-
schaffenheit mit ausgesprochener schiefriger Textur (Lagentextur
oder gebänderte Textur), deutlicher Sonderung der lichten ‚Quarz-
feldspatstreifen von den ziemlich grobschuppigen Biotitflasern. Ebenso
bezeichnend für den ganzen Komplex ist der rasche Wechsel des
Mineralbestandes bei ziemlich gleichbleibender Korngröße und Textur.
Neben schuppig-glimmerreichen Lagen befinden sich vollkommen
aplitische Bänder; anderseits findet man Übergänge zu Hornblende-
gneis und zu den häufigen feldspätigen Amphiboliten von diorit-
ähnlichem Aussehen. Oft trifft man auf viel hundertfachen, schlieren-
artigen Wechsel von amphibolitischen und aplitischen Lagen; die ver-
schiedenen Lagen gehen ineinander über oder sind scharf von
einander getrennt, sie verlaufen parallel oder schneiden sich spitz-
winkelig oder keilen aneinander aus. Amphibolitische Schlieren können
auch in gestreckten Linsen oder Knollen zerlegt sein. Gerade an
Amphiboliten sind oft sehr glimmerarme Bänke von bedeutender
Mächtigkeit eingelagert.
Häufige Abarten innerhalb dieser Zone sind perlgneisartige
Typen mit dichtgedrängten, hirsekorngroßen, rundlichen Feldspäten
oder porphyrähnliche Gneise mit erbsengroßen Feldspäten in dunklem
feinschuppigem Grundgewebe.
Unter dem Mikroskope erweisen sich die Gesteine im Gegen-
satz zu den östlichen weißen Gneisen als Plagioklasgneise.
Quarz, ein ziemlich saurer Oligoklas mit nur seltener Zwillings-
streifung und Biotit sind die Hauptbestandteile. Orthoklas erscheint
nur als sehr spärliche xenoblastische Lückenfüllung oder in
Form von eckigen Einschlüssen im Plagioklas, welche aber nicht
die zarte spindelförmige Gestalt der eigentlichen Antiperthite an-
nehmen !). Auch in den glimmerarmen Lagen überwiegt bei weitem der
Plagioklas; nur ausnahmsweise wurden orthoklasreiche Aplitgneise
als Einlagerungen angetroffen. Die Amphibolite enthalten in der Regel
noch ziemlich viel Quarz, der Feldspat ist Oligoklas oder Andesin
mit spärlichen Orthoklaseinschlüssen.
Granat ist ein häufiger Nebengemengteil, sowohl in den glimmer-
reichen wie glimmerarmen Lagen, und auch in den Amphibolit-
schlieren. Fibrolith wird seltener makroskopisch wahrgenommen. Cor-
dierit, der in den nördlichen Gebieten bei Jarmeritz häufig ist, wurde
hier nicht beobachtet.
Der Haupttypus dieser Gesteinsserie ist sehr ähnlich den
biotitreichen Plagioklasgneisen, welche ich aus dem Ge-
biete von St. Pölten beschrieben und als Paragneise betrachtet habe.
!) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1904, pag. 404.
400 Verhandlungen, Nr. 17 u.18
Doch sind dort die Gesteine einförmiger, ärmer an ampbibolitischen
Einlagerungen, weniger körnig und im allgemeinen reicher an Glimmer
und an Granat.
Diese körnigen und flaserigen Plagioklasgneise vom
Scheletauer Bache bilden zusammen mit ihren breiten amphi-
bolitischen Schlieren hinsichtlich Korngröße und Textur einen
einheitlichen Komplex, der nach dem äußeren Eindrucke leicht als
eine schlierenreiche schiefrig erstarrte Eruptivmasse, vielleicht auch
als eine Gruppe von Imprägnationsgneisen aufgefaßt werden könnte.
Schon die Einlagerungen von kristallinischen Kalken, wie die mäch-
tigen Marmorlager am Westabhange der Sucha hora und einige
schmälere Bänke an der Thaya, unterhalb der Ruine Zornstein und
bei Schloß Vöttau, sowie am Schelletauer Bache oberhalb der Bexer
Mühle und am Bache von Hafnerluden O von Pulitz, zeigen, daß
ehemalige Sedimente in dem Komplex enthalten sind. Bei einem
Imprägnationsgneis wäre ein höherer Gehalt von Orthoklas zu er-
warten, die Feldspäte sind dagegen dieselben und in ähnlicher Aus-
bildungsform wie in den gleich zu beschreibenden Sedimentgneisen ;
und wenig gestreifter Oligoklas herrscht sowohl in den glimmerreichen
schuppigen Partien, wie auch in den grobkörnigen aderartigen Zwischen-
lagen, welche man als Injektionen auffassen könnte. Gleiches habe ich auch
an den Plagioklasgneisen bei Melk beobachtet !) und mich damals der
Deutung von Sauer angeschlossen ?), nach welcher die Adern nicht
dureh Injektion, sondern durch Kristallisation und molekularen Aus-
tausch der Stoffe des ursprünglichen Sediments entstanden sind.
Allerdings kann nicht verhehlt werden, daß eine Vertretung
der Quarzit- und Graphitflötze, welche die Sedimentgneise so häufig
begleiten, in den Plagioklasgneisen nicht nachgewiesen werden konnte,
und es muß die Frage noch offen bleiben, ob sie durch irgendwelche
Resorptionsvorgänge zum Verschwinden gebracht werden konnten.
Von den mehr granitischen Gneisen oder grauen Gmeisen im
Mantel der Granitite, welche als schiefrig erstarrtes granitisches
Magma aufzufassen sind, trennt diese Gesteine, wie bereits erwähnt
wurde, eine 5—4 km breite Zone von glimmerarmem, meist fein-
körnigem weißem Gmneis®).
Glimmerarme, zum Teil stengelige weiße Granatgneise und
Granulitgneise miteinzelnenGranulitbänken, erscheinen auch
wieder im Westen, bei Gutwasser, Gdossau, Gößling und Pulitz und
breiten sich aus über Iratitz bis zum „Horny kfis (K. 505) gegen
Jamnitz. Erst jenseits dieses breiten Zuges, der sich S von Pulitz
rasch verschmälert, bei Batzkowitz und Radotitz, trifft man wieder die.
körnig-Naserigen Plagioklasgneise mit ihren Amphibolitschlieren in
1!) L. c. pag. 416.
?) A. Sauer, Das alte Grundgebirge Deutschlands. Comptes rendus IX.
Congres geol. internat., Wien i903, pag. 538.
®) Auf umstehendem Kärtchen (pag. 401) ist nur die Verteilung der
wichtigsten Gesteinszüge in den gröbsten Zügen wiedergegeben. Die mannigfachen
schwächeren Einlagerungen und örtlichen Vorkommnisse sind weggelassen ; ebenso
die jüngere Überdeckung von Tertiär und Löss. Die Marmore des moldanubischen
Gebietes sind schwarz eingetragen.
DD
jo =
Schlußnummer. Franz E. Suess.
40]
BU re
here)
6%: NoiaOh
Geologisches Übersichtskärtchen des Gebietes von Frain und Geras.
402 Verhandlungen. Nr=17 u.L8
typischer Entwicklung. Noch weiter im Westen aber, insbesondere
an der Thaya in der Umgebung von Raabs ist erst ihr Haupt-
verbreitungsgebiet.
Das Tal des Hafnerludenbaches SO von Pulitz w'd von feld-
spätigen Amphiboliten und Granatamphiboliten gebildet; In der Nähe
des Ortes Hafnerluden und auf den östlichen Höhen erscheint wieder
ein breiterer Zug von granulitäbnlichem Granatgneis.
Alle die genannten Gneisartensind durch Übergänge miteinander ver-
bunden und nehmen den nördlichen Teil des beschriebenen Gebietes ein
bis zu einer Linie, welche, beim Schweizertale am Ostrande der Karte
beginnend, in die Gegend N von Landschau und von hier quer
über die Thaya gegen Kurlupp und zur Mittellinie der Karte N vom
Hafnerludenbache zieht und so im flachen gegen NNO etwas offenen
Bogen das ganze Gebiet durchquert. Der moldanubische Anteil der
Karte zwischen dieser Linie und der gegen SW streichenden mo-
ravischen Grenze besteht nun vorwiegend aus Gneisen und Glimmer-
schiefern, in denen bereits der weiße Glimmer einen bezeichnenden
Bestandteil bildet.
Schon in den fein- und mittelkörnigen Granatgneisen im Dorfe
Landschau macht sich eine Annäherung in dieser Hinsicht bemerkbar.
Die Korngröße und Struktur ist noch recht ähnlich der der weißen
(neise beim Luitgardenhofe und an der Thaya, aber neben Biotit sind
fast stets Muskovitschüppchen vorhanden; ja einzelne Bänke sind reine
Muskovitgneise.
Als Ausgangspunkt für die Betrachtung dieses Gebietes mögen
die Sedimentgneise von Unter-ThürnauundDrosendorf
dienen. Das äußere Ansehen dieser Gesteine in typischer Entwicklung
ist das eines massigen oder schiefrigen Glimmerhornfelses
mit ziemlich kleinem und gleichmäßigem Korne und wechselndem
Glimmergehalt, im allgemeinen aber recht glimmerreich und mit
häufigen Übergängen zu feinschuppigem oder grobschuppigem Glimmer-
schiefer. Augenstruktur oder Flasertextur ist selten.
Biotit ist das weitaus vorwiegende Glimmermineral, aber auch
Muskovit oft ziemlich reichlich vorhanden und dürfte selten voll-
kommen fehlen. Feldspat und Quarz mögen im Durchschnitt in
gleicher Menge vertreten sein, Orthoklas ist stets nur in sehr ge-
ringer Menge vorhanden, und zwar in derselben Ausbildung wie
körnigflaserige Plagioklasgneise, meist nur in Form rechteckiger
kleiner Einschlüsse im Plagioklas, der fast immer durch einen
Oligoklas vertreten ist.
Kleine Turmalinsäuichen werden meistens in großer Zahl wahr-
genommen; auch Granat ist sehr verbreitet, kann aber auch voll-
kommen fehlen. R
Fibrolith tritt stellenweise sehr reichlich auf, und zwar ebensowohl
in glimmerreichen wie in glimmerarmen Lagen; an manchen Stellen
findet man die ausgewitterten kleinen Fibrolithlinsen in großer Menge
lose an der Oberfläc he.
Das Hauptverbreitungsgebiet dieser Sedimentgneise und ihrer
1908 Schlußnummer. Franz E. Suess. 403
mannigfachen Abarten ist im Westen einer Linie, die sich von Kur-
lupp, Ungarschitz, Unter-Thürnau, Drosendorf und Elsern nach Unter-
Thumritz zieht. Im Norden verschwinden diese Gneise zwischen den
NNW streichenden Kalk- und Amphibolitzügen vom Hafnerludenbache.
Das Gebiet der Sedimentgneise ist ausgezeichnet durch raschen,
bankweisen Wechsel im Gesteinscharakter und sehr zahlreiche ver-
schiedenartige Einlagerungen sowie dunkle Amphibolite in Form von
scharf begrenzten Bänken oder Linsen, schmale Streifen von lichtem
plattigem Quarzit, auch Glimmerquarzit oder Feldspatquarzit, vor
allem aber durch dichtgedrängte Züge von weißem, manchmal stark
bituminösem Marmor mit weißem oder dunkelgrauem Tremolit und
anderen Kalksilikatmineralen. Sie sind fast immer begleitet von
schwächeren oder mächtigeren Graphitflözen, und an zahllosen Stellen
gibt sich das Vorhandensein von Graphit durch die Färbung des
Akerbodens kund. Alte Baue auf Graphit befinden sich in diesem
Gebiete der Sedimentgneise bei Hafnerluden, bei Unter-Thürnau und
an mehreren Stellen NO von Ober-Thumritz. Ein mächtiges Flöz
wird in jüngster Zeit nächst der Fichtelmühle bei Wolmersdorf abgebaut.
Eine bezeichnende Eigentümlichkeit der Kalkzüge dieser Zone
sind die schmalen und scharf begrenzten Einlagerungen von sehr
dunklem Amphibolit, vermutlich Umwandlungsprodukte von basischen
Ergüssen oder Lagergängen in der sedimentären Serie. Oft sind sie in
Reihen von kantigen Trümmern aufgelöst, die sich als dunkle, scharf
besrenzte Flecken vom weißen Kalkstein auffallend abheben.
Der leichter lösliche Kalk konnte der Umformung der Gesteine
durch ständige Umkristallisation nachfolgen und umfließt nun förmlich
die einzelnen Bruchstücke der weniger nachgiebigen und deshalb
zertrümmerten Amphibolitbänke.
Der Komplex der Sedimentgneise mit den begleitenden Gesteins-
zügen streicht mit mannigfachen Windungen im einzelnen von Thum-
ritz an nordwärts zur Thaya; die östlichen Kalkzüge schwenken bei
Drosendorf erst in nordöstlicher und dann in nordnordöstlicher
Richtung ab gegen Ungarschitz und ein etwa 2 km langes Gebiet
OÖ von diesem Dorfe wird fast ausschließlich von teils flach, teils steil
gelagerten Kalken mit mannigfach wechselnden Biegungen der Schichten
eingenommen. Bei Kurlupp und Hafnerluden hat sich das Gesamt-
streichen vollkommen geändert und die breiten Kalkzüge mit Gneis-
und Amphibolitbänken streichen zu beiden Seiten des Hafnerludner
Tales gegen NNW.
Schon im westlichen Gebiete finden sich in den Sedimentgneisen
stellenweise grobflaserige, muskovitführende Lagen und an manchen
Orten, wie zum Beispiel an der Drosendorf—Primersdorfer Straße, findet
ein wiederholter Wechsel statt mit Gesteinen, welche den Habitus
eines grobflaserigen Gneisglimmerschiefers annehmen.
Solche Gesteine bilden dann im Osten der Sedimentgneise und mit
diesen durch Übergänge verbunden einen zusammenhängenden 1 bis
2 km breiten Zug, der von Unter-Thumritz und Pingendorf nordwärts
nach ‘der Altstadt Drosendorf und von hier gegen NO quer über die
Thaya in die Waldgebiete westlich von Freistein-zieht, wo er zwischen
mächtigen Amphibolitmassen ausstreicht und S von Höslowitz von apli-
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 17 u. 18. Verhandlungen. 56
404 Verhandlungen. Nr. 17 u.18
tischen Formen der Körnel- und Flasergneise abgelöst wird. Dieser
Zug enthält auch Kalkeinlagerungen und viele Amphibolitbänke ; man
wird ihn als eine Vertretung der Sedimentgneise abermals in einer
anderen Form der Metamorphose, genähert der mittleren .Um-
wandlungsstufe Grubenmanns, betrachten müssen.
Noch weiter im Osten, im Tale von Maria-Schnee, nehmen diese
Gesteine konkordante Einlagerungen auf von grobschuppigem glimmer-
reichem Zweiglimmergneis und über Kottaun, Wolfsbach und Hein-
riehsreitli erstreckt sich ein zirka 2 km breites Band. bestehend
aus einer mannigfachen Serie von teils mittel- bis grobkörnigen, teils
srobschuppigen Zweiglimmergneisen und Muskovit-
gneisen. Parallel mit den westlichen Glimmerschieferzügen biegen
sie bei Heinreichsreith um gegen NO und später gegen N. Hier
werden sie begleitet von sehr breiten Amphibolitzügen und ihre
letzten Ausläufer trifft man an der Thaya in Lesesteinen auf den
Mühläckern NW von Jassowitz.
Bei Stallek wechseln feinkörnigere Gneise, meist granatführend,
mit Amphibolit, der sich von hier gegen Schaffa und gegen den
Gressinghof zu einer breiten zusammenhängenden Linse ausbreitet.
Die Umgebung der Gressingmühle sowie die Stalleker Felder in der
Richtung gegen Kottaun werden von feinkörnig-plattigem Granatgneis
und Granulit eingenommen.
Alle die erwähnten moldanubischen Gneise und Schiefer, viel-
leicht mit Ausnahme der letzterwähnten Granulite, verhalten sich in
ihrem Schichtstreichen unabhängig von der Grenze und den Streichungs-
richtungen der moldanubischen Gesteine. Der Grenze aber unmittel-
bar angeschlossen ist das 2—3 km breite Band von grobschuppigem
Glimmerschiefer mit Granat und Turmalin, welches auf der ganzen
langen Erstreckung das moravische Gewölbe umsäumt. Es ist das
gleiche Verhalten der Glimmerschiefer, wie ich es in den mährischen
Gebieten im Norden, in den Kartenblättern Groß-Meseritsch und
Trebitsch-Kromau beobachten konnte. Auch dort liegen Glimmer-
schiefer und Gneisglimmerschiefer konkordant auf den Bänken des
Bittescher Gmneises. Erst in einiger Entfernung von der Grenze
schwenken die moldanubischen Gesteinszüge in mannigfachen Biegungen
ab von der Richtung der Grenze und schmiegen sich später in ihrem
Verlaufe dem Umrisse des großen Trebitscher Granititstockes an.
Dieser Saum von grobschuppigen Glimmerschiefern und Gneisen
begleitet überhaupt die ganze moravische Grenze, sowohl das nörd-
liche Gewölbe zwischen Swajanow und Oslawan, als auch den Rand
des südlichen Zuges, der bei Mährisch-Kromau beginnt und quer
durch das Kartenblatt Znaim nach Frain und dann nach Geras und
Wappoltenreith zieht und von hier in großem Bogen über Messern
in die Gegend nördlich von Horn umbiegt, später aber nach neuer-
licher Wendung sich direkt nach S wendet und über Dreieichen dem
Westabhang des Manhartsberges entlang läuft in der Richtung nach
Krems an der Donau. -
In den nördlichen Gebieten aber und auch noch S von Mährisch-
1908 Schlußnummer. Franz E. Suess. 405
Kromau ist unter dem Glimmerschliefer noch ein Band von gefälteltem
serizitischem Phyllit eingeschaltet. Diese Zwischenlagerung fehlt im
Kartenblatte Drosendorf und nur an einzelnen Stellen in der Nähe
der Grenze gegen den Bittescher Gneis nimmt der Glimmerschiefer
durch feineres Korn und serizitische Fältelung phyllitähnlichen
Habitus an, zum Beispiel an der Straße bei Pomitsch bis in die Nähe
von Riegersburg und im Orte Langau. Nordwestlich von Frain, im
oberen Kainzengraben und bei Pomitsch wird der Glimmerschiefer
feinkörniger und ärmer an Muskovit und geht über in Gesteine, welche
dem elimmerreichen Sedimentgneis im Westen vollkommen gleichen.
Die Einlagerungen in diesen Gesteinen, ebenso wie im grobschup-
pigen Glimmerschiefer, sind dieselben, wie in den obengenannten
Sedimentgneisen: mannigfache Amphibolite und Granatamphibolite als
Linsen und Lager, Quarzite und Graphitquarzite, sowie zahlreiche
Graphitflöze und Marmorlager mit Tremolit; die letzteren allerdings
in kürzeren und weniger mächtigen Zügen. Außerdem enthält der
Glimmerschiefer auch Einlagerungen von feldspatreichem Zwei-
slimmergneis; eine solche Bank hebt sich deutlich ab vom Glimmer-
schiefer nächst der Peintnermühle oberhalb Frain, sie trägt das weit-
hin sichtbare Clary-Kreuz. Schmälere Bänke von mehr grobschuppigem
Zweiglimmergneis und Muskovitgneis befinden sich westlich von
Geras und in der Nähe von Kottaun. Ein flaseriger, ziemlich fein-
körniger feldspatreicher Gneis mit überwiegendem dunklem Glimmer
findet sich im Saßwalde S von Ober-Thumritz.
Aus den Einlagerungen und den Übergängen kann man mit
Sicherheit schließen, daß der grobschuppige Granat- und Turmalin-
glimmerschiefer nichts anderes ist als die dem Sedimentgneis ent-
sprechende grobkristallinische Ausbildung in der mittleren Umwand-
lungsstufe Grubenmanns, dasselbe tonige Sediment mit den gleichen
quarzitischen und kalkigen Begleitgesteinen in einer anderen Form
der Metamorphose.
Zum Schlusse seien noch einige Gesteinsvorkommnisse von be-
schränkterer Ausdehnung im moldanubischen Gebiete erwähnt.
Zunächst sind hier zu nennen die Serpentine unter der Kirche Altstadt
Drosendorf und nahe dem Ausgange des Tales von Maria-Schnee,
OÖ von Elsern, und der größere Serpentinstock in Pingendorf, der
sich zusammen mit Amphibolit unter der Lößdecke bis zur Straße
Zissersdorf— Johannestal hinzieht. Magnetitführende, sehr dunkle und
grobkörnige Amphibolite, begleitet von Granatamphibolit und Granat-
fels, bilden einen kleinen Stock an der Straße bei Kottaun; sie
wurden ebenso wie die magnetitführenden dunklen Amphibolite an der
Thaya oberhalb der Peintnermühle bei Frain in früherer Zeit berg-
männisch ausgebeutet. Sehr grobkörniger Gabbro findet sich in Form
großer ausgewitterter Blöcke auf der Höhe Zlapsy zwischen Ungar-
schitz und Kurlupp und an der Straße Ungarschitz—Hafnerluden bei der
Abzweigung nach Kurlupp. Er wird hier zu Grabsteinen etc. gebro-
chen, ebenso wie das gleiche Vorkommen bei Nondorf in der West-
hälfte der Karte.
Im Walde südlich der Loibingmühle unterhalb Thürnau findet
sich in spärlichen Bänken anstehend ein etwas zersetzter glimmer-
56*
406 Verhandlungen. Nr. 17 u. 18
und augitführender, stengelig-flaseriger Aktinolithschiefer als Einlage-
rung im Glimmerschiefer.
Ferner sei noch hingewiesen auf einige wenig ausgedehnte Vor-
kommnisse von lichtem feldspatreichem Granit oder Granitgneis,
welche im Gebiete der Sedimentgneise und der Glimmerschiefer
stellenweise auftreten, wie zum Beispiel ein kleiner Felsen im Tale
von Maria-Schnee O von Zissersdorf oder die Gruppen von Blöcken
in der unteren Saß bei Unter-Thumritz und beim Pirahofe WNW von
diesem ÖOrte.
Schörlpegmatit ist im ganzen moldanubischen Anteile der Karte
sehr verbreitet und besonders häufig in den Gebieten der Sediment-
sneise und Glimmerschiefer in der Umgebung von Drosendorf.
2. Moravische Gesteine.
Unmittelbar an den Glimmerschiefer grenzt der bereits wieder-
holt beschriebene Bittescher Gneis!), stellenweise als ziemlich
biotitreicher Augengneis entwickelt, meist aber mit stark ausgebil-
deter Linearstruktur in einem zweiglimmerigen oder nur muskovit-
führenden Stengelgneis umgewandelt. Neugebildete Muskovittäfelchen
kann man in dem orthoklasreichen Gestein häufig sehen. Nahe der
Grenze bei Frain im Felizientale und bei Pomitsch bis gegen Riegers-
burg findet sich häufig eine biotitführende, aber sehr glimmer- '
arme Abart des Bittescher Gneises ohne Feldspataugen; sie ist
feinkörnig mit bandstreifiger und plattiger Paralleltextur, ähnlich der
mancher Granulite.
In den Felsen zu beiden Seiten der Thaya bei Frain wechselt
der Gneis in viel tausendfacher Folge mit Bänken von dunklem, feld-
spatarmen Biotitamphibolit. Wenn man die neue Straße von
Schönwald heruntergeht, so kann man in der ganzen Höhe des Ge-
hänges von der oberen Talkante an bis zum Flusse, fortwährend
die dunkel gestreiften oder gefalteten Bänder in dem lichten, plattig-
stengelig brechenden Gneis beobachten. Die Amphibolitstreifen sind
oft linsenförmig gestreckt und können stellenweise bis zu 1 oder 2m
Durchmesser anschwellen ; meist sind sie nur handbreit oder fingerdick,
oft sinken sie zu ganz zarten Streifen herab.
Vielfach verworrene Faltung beider Gesteine sieht man am
Wege von Frain thayaabwärts zum Hammer. Die Gneisbänke schwellen
in den Sätteln der Falten mächtig an und sind in den Mulden stark
verschmälert ; die toten Räume, welche beim Abstau in den Sätteln
entstehen, sind häufig mit Quarz ausgefüllt. Die Amphibolite liegen
zwischen den Gneisbänken; aber an einzelnen Stellen kann man sehen,
daß ein Band von Amphibolit an einer Kluft in schiefem Winkel eine
Gneisbank schneidet und so eine Verbindung herstellt zwischen zwei
dem Gneis konkordant eingeschaiteten Amphibolitbänken. Hierdurch
wird, nach meiner Ansicht, bewiesen, daß die Bankung des Gmneises
schon vorhanden war, als die Amphibolitintrusion erfolgte.
!) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., 1897, pag. 517. — Bau nnd Bild der böhm.
Masse, pag. 64 u.a... 0.
1908 Schlußnummer, Franz E. Suess. 207
Weiter imWesten konnte ich schmale Amphibolitbänke im Bittescher
Gneis nur vereinzelt antreffen, wie NW von Riegersburg, NW von
Hessendorf und bei Sieghardtsreith. .
Das Band von Bittescher Gneis ist breiter im Nordosten bei
Frain (&—6 km) und verschmälert sich gegen Südwesten auf 31/, km.
Die Gesteinsbänke fallen stets gleichsinnig mit 23>—30° gegen NW.
Die Streckung entspricht in der Regel der Fallrichtung.
Im Liegenden folgt ein breiter Zug von Schiefern sedimen-
tären Ursprunges; es sind feinschuppige phyllitartige Glimm er-
schiefer, oft granatführende mit breiten Einschaltungen von grauem
slimmerigem Kalk. Die Grenzen zwischen diesen beiden Gesteinen
verlaufen weniger regelmäßig als die Bänder des Zuges von Bittescher
Gneis. Die Neigung der Bänder wird immer geringer (15—10°) und
zwischen Dallein und Purgstall bilden die horizontalen Kalkbänke den
Scheitel eines flachen und breiten Gewölbes. Flache Lagerung be-
deutet aber hier nicht ungestörte Lagerung; denn an mehreren Stellen
sieht man, daß die streifigen Kalkbänke in horizontalen Falten über-
einander geschoben sind.
Wo der Kalk an den Bittescher Gneis angrenzt, ist ein Band
eines eigentümlichen Kontaktschiefers wit einer maximalen
Breite von etwa 100 m eingeschaltet. An manchen Stellen ist der
Kalk auch gänzlich durch den Kontaktschiefer vertreten und dieser liegt
dann zwischen dem phyllitartigen Glimmerschiefer und dem Bittescher
Gneis, wie bei Harth und Gogsitsch S von Geras. Oaleitreiche Bänke
wechseln mit dem silikatreichen Kontaktschiefer am Fugnitzer Berge.
Ein gleicher Saum begleitet und umrandet einen schmalen Kalkzug,
der, eingeschaltet im Bittescher Gneis, durch den Tiergarten am
Harthberg bei Fronsburg quer über das Tal von Heufurth, am Rosen-
taler Jägerhause westlich vorüber gegen NO in die Richtung von
Hardegg zieht.
Das Gestein ist ein harter plattig brechender Schiefer mit sehr
ausgeprägter, vollkommen geradliniger Parallelstruktur. Im Querbruche
sind auf der feldspätigen weißlichgrauen Gesteinsfläche scharfe Linien
mit der gelblichgrünen Farbe der Epidotmineralien eingezeichnet.
Mit der Lupe sieht man überdies fast immer äußerst dünne dunkle
Hornblendenädelchen in streng paralleler Anordnung.
Die Vergesellschaftung der Bestandteile ist recht eigenartig, die
Mengenverhältnisse sind ziemlich verschieden in einzelnen Dünn-
schliffen. Quarz und Orthoklas mit xenoblastischen Umrissen sind oft
die Hauptbestandteile; ein meist ungestreifter Oligoklas von wech-
selnder chemischer Zusammensetzung kann auch an Menge sehr zu-
nehmen; dann finden sich nicht selten antiperthitartige Verwachsungen.
Zonarer Bau ist oft angedeutet und an den Grenzen gegen Calecit-
körner treten basische Reaktionssäume auf. Die grüne Hornblende
bildet Körner oder ziemlich regelmäßige schmale Säulen mit
idiomorphen Prismenflächen. Den lagenweise angereihten Körnern von
Mineralen der Epidotgruppe sind manchmal farblose Körner von Augit
zugesellt. Biotitschüppchen finden sich nur ausnahmsweise. Über-
gemengteile sind relativ reichlicher Titanit, Zirkon und Apatit. Kal-
reiche Lagen vermitteln an den Grenzen den Übergang zum Kalk-
408 Verhandlungen. Nr. 172918
stein. Auf der Kartenskizze pag. 401 wurde das Gestein als Ortho-
klas-Epidotschiefer bezeichnet.
Im Liegenden sind dem plhyllitartigen Granatglimmerschiefer
feinkörnige, hochgradig gestreckte, flaserige und stengelige
Zwe eiglim mergneise angeschlossen. Der etwa !/, km breite Zug
streicht vom Ostrande der Karte durch den Graben neben der Straße
Weitersfeld— Pleissing über Prutzendorf und die Hahnmühle bei Starrein
nach Salapulka. Das Mikroskop zeigt ein feinkörniges Mosaik von
Quarz und Feldspat mit stark gestreckter Pflasterstruktur und langen
dünnen, manchmal aufgelösten Biotitflasern; Orthoklas erscheint zum
Teil in Form größerer Körner oder häufiger als xenoblastische
Lückenfüllung; ein saurer, gestreifter Oligoklas ist in Form kleinerer
Körner recht, verbreitet. Vielleicht sind diese Stengeleneise als Im-
prägnationsgneise und als Übergangs- und K ontaktzone aufzufassen
zwischen dem phyllitartigen Glimmerschiefer und den Bänken von
Bittescher Gneis im Liegenden, analog dem Orthoklas-Epidotschiefer
am Kalkrande im Hangenden der breiten sedimentären Einlagerung.
Hierbei mag die Frage noch offen bleiben, ob die Parallelstruktur
zugleich mit der Erstarrung und der Kontaktmetamorphose oder unter
dem Einflusse späterer Zerrung und Gebirgsbewegung durch Um-
kristallisation erzeugt worden ist.
Östlich vom Schlosse Starrein an der Trennungsstelle der Straßen
nach Prutzendorf und Ober-Mixnitz ist im Gebiete des Stengel-
gneises ein gestrecktflaseriger Amphibolit mit Quarz und basischer
Plagioklas spärlich aufgeschlossen.
Unter dem Gneiszuge Weitersfeld—Prutzendorf —Salapulka folgen
nun abermals Schiefer von sedimentärem Ursprunge. Allerdings sind
die Aufschlüsse des Grundgebirges in dem von tertiärem Schotter und
Löß bedeckten Gebiete der Südostecke der Karte auf wenige Kuppen
beschränkt.
Am Prutzenberg und in der Nähe der Straße bei Prutzendorf
wird weißer plattigschiefriger oder stengeliger Quarzit mit dünnen
Muskovitstreifen gebrochen; das Streichen ist gegen NNO, das Fallen
gegen. WNW gerichtet. Die gleichen Gesteine tauchen nochmals aus
der mächtigen Lößdecke hervor, knapp am Östrande der Karte, an
der Straße nächst dem Kuhberge; hier als Einlagerungen in einem
gefältelten Serizitphyllit, sehr reich an Linsen und Lagern von
Quarz. Dieser enthält wieder Bänke eines schwarzgrauen oder
schwarzen plattigen, auf den mattseidenglänzenden Schieferungsflächen
sehr zart gefältelten Tonschiefers. Unter dem Mikroskope ein
feines Netzwerk von farblosem Glimmer, Quarz und saurem Feldspat,
ganz erfüllt von Wolken undurchsichtigen Staubes und mit ca. 0:05 mm
langen blaßhoniggelben Säulchen und Körnern von Rutil. Es ist
das unterste und zugleich dasam wenigsten veränderte
Glied der ganzen konkordant nach NW fallenden Serie
moravischer Gesteine, welche wieder unter die hochmetamorphen
moldanubischen Schiefer und Gneise hinabtaucht.
Im Gebiet'des Kartenblattes Znaim konnte ich diesen Zug von
Phyllit und Tonschiefer mit gleichbleibendem Streichen noch weiter
1908 Schlußnummer. Franz E. Suess. 409
verfolgen bis über das Gebiet SO von Pleissing hinaus und bis in die
Gegend von Kaja.
Zum Scehlusse sei noch das Auftreten von Kersantitgängen
erwähnt; sie waren bisher in den moravischen Gebieten nicht gefunden
worden, so häufig sie auch in den moldanubischen Gebieten auf-
treten. Ein solcher Gang konnte in der Häusergruppe „Hammer“ bei
Frain am linken Thayaufer eine Strecke weit verfolgt werden; er ist
zwischen die Ost—West streichenden und senkrechten Klüfte des
Bittescher Gmeises eingeschaltet. Ein zweiter Gang mit nördlichem
Streichen wird nördlich von Heufurth im Phyllit angetroffen.
Auf das Vorkommen von Granit an der Straße Heufurth—
Weitersfeld wurde bereits oben hingewiesen. Im Südosten kommen
die Ausläufer des Eggenburger Granits recht nahe heran an die
Kartengrenze. Im Dorfe Ober-Mixnitz und in der Lößdecke des um-
gebenden Gebietes trifft man schon recht häufig isolierte Blöcke dieses
Gesteines. Es konnte aber in diesem Teil der Karte nicht anstehend
nachgewiesen werden.
3. Jüngere Bildungen.
Miocäne Ablagerungen besitzen in dem Gebiete viel größere
Verbreitung als die erste Aufnahme angibt. Tegel findet sich nur
vereinzelt und in ‚wenig ausgedehnten Vorkommnissen; am Westende
des Ortes Landschau, ferner mit Sand wechsellagernd beim Wächter-
hause an der Bahn S von Hart und ebenso bei der Kirche von
Weitersfeld an der Straße nach Pleissing. Fossilleerer, weißer oder
roter, manchmal: glimmeriger Sand, bald sehr feinkörnig, bald wieder
lagenweise in Quarzschotter übergehend, bildet einen Teil des Wald-
bodens zwischen Riegersburg und Langau und wird hier an einzelnen
Stellen gegraben, desgleichen östlich der Straße von Langan nach
Schaffa und auch weit im Norden in der Umgebung des Augustus-
hofes N von Schröffelsdorf. Weit größere Verbreitung besitzen wohl-
gerollte weiße oder rotgelbe Quarzschotter. Im Norden liegt eine
zusammenhängende Schotterpartie auf der Höhe SW von Lispitz, und
weniger ausgedehnte Vorkommnisse befinden sich im Neu-Serowitzer
Walde. Im Süden der Thaya sind insbesondere die Gegenden zwischen
Landschau, Pomitsch, Altpetrein, Schaffa und Langau und ferner das
Gebiet im Süden des Fugnitzer Baches bei Fronsburg, bei Weiters-
feld, Ober-Mixnitz, Prutzendorf und südlich von Starrein, strecken-
weise von ausgedehnteren Schottermassen überdeckt. Es würde zu
weit führen, wenn alle die kleineren Reste und die zahlreichen Fund-
punkte isolierter faust- oder selbst kopfgroßer geglätteter Quarzgerölle
aufgezählt werden sollten, welche über das ganze Gebiet bis Drosen-
dorf, Fratting und Ungarschitz zerstreut sind und Zeugnis geben von
der großen Ausdehnung der früheren Schotterdecken.
Spuren einer diluvialen Schotterterrasse der Thaya
befinden sich am linken Ufer des Flusses oberhalb der Peintnermühle
bei Frain.
Löß in größerer Mächtigkeit bedeckt namentlich im südlicheren
Teil der Karte die sanft gegen Süd und Ost geneigten Abhänge. In
410 Verhandlungen. Nr. 17 u.18
den seichteren Talfurchen der kleineren Quellbäche ist dann der
südwestliche Abhang flaches Ackerland, das steilere gegenüberliegende
Gehänge dagegen bewaldet. Ein schönes Beispiel hierfür ist das Tal
von Ober- und Unter-Thumritz bis zum Johannestal-Wirtshause. Das
in ganz Mitteleuropa herrschende Gesetz der Talungleichseitigkeit tritt
hier überall deutlich hervor. Die einseitige Lößablagerung kann
aber nicht erklärt werden durch Transport vom Osten und Anlagerung
an den nach Ost geneigten Gehängen. An vielen Stellen kann der
unmerkliche Übergang aus dem Löß in den an Ort und Stelle gebil-
deten Eluviallehm beobachtet werden, und auch die höher gelegenen
Täler, in welchen das äolische Sediment keine oder nur eine geringe
Rolle spielt, wie zum Beispiel das des Schelletauer Baches, Ost von
Gdossau und Pulitz, und das Tälchen Ost von Groß- und Klein-Deschau,
sind in gleicher Weise ungleichseitig und zeigen auch in Bezug, auf die
Kulturbedeckung den gleichen Gegensatz beider Gehänge. Ahnliche
Beobachtungen konnte ich in ausgedehnterem Maße in anderen Ge-
bieten Mährens, insbesondere in der Umgebung von Brünn machen.
Es wird für die Erscheinung der Talungleichseitigkeit in diesen
Gebieten die Erklärung durch die von Westen kommenden Winde
bestehen bleiben müssen. Der Anprall von Regen und Wind an den
nach West gekehrten Abhängen gestattet nicht Ausammlungen von
größeren Mengen von Verwitterungsmaterial und die durch den Wind
bewegten feineren Stäubehen von Zersetzungslehm können nur au
den gegen Ost gekehrten Abhängen, im Windschatten, dauernd zur
Ruhe gelangen.
Dieser Gegenstand, ebenso wie einige andere Fragen, welche
die Morphologie des Gebietes betreffen, sollen in dem ausführlicheren
Berichte entsprechend behandelt werden.
4. Schlußbemerkung.
Das Studium der kristallinischen Gebiete an der Thaya zwischen
Frain und Drosendorf reet weitausgreifende Probleme an über die
Fragen der Entstehung der kristallinischen Schiefer und der Gebirgs-
struktur überhaupt. Die Umkehr der alten klassischen Schichtfolge
des Grundgebirges, Gneis, Glimmerschiefer, Phyllit kommt hier noch
deutlicher zum Ausdruck als in den nördlicheren Grenzstrecken des
moravischen Gebietes, denn hier kommen im innersten Kern der Auf-
wölbung die am wenigsten kristallinischen schwarzen Tonschiefer von
Weitersfeld zum Vorschein.
Es ist nicht möglich, an dieser Stelle die ganze Kette von Fragen
aufzurollen, welche sich anknüpfen an das verkehrte Gewölbe der
moravischen Zone und alle denkbaren Erklärungsversuche zu erörtern
und abzuwägen; nur wenige, das vorliegende Gebiet betreffende Be-
merkungen können hier Platz finden.
Mit Anlehnung an gegenwärtig vielfach vertretene Vorstellungen
kann man leicht geneigt sein, anzunehmen, daß der Bittescher Gneis eine
Jüngere Intrusion in den moldanubischen Gesteinen darstelle, dieentweder
in schiefriger Form erstarrt wäre (Weinschenks Piözokristallisation)
oder durch den Druck des nachdrängenden Magsmas bereits im festen
1908 Schlußnummer. Franz E. Suess. 411
Zustande, aber in einer unmittelbar der Verfestigung folgenden Phase
die schiefrige Textur erworben hätte !). Zugleich wäre dem schon früher
hochkristallinen Dache des Eruptivkörpers eine andere Form der
Metamorphose aufgeprägt worden; die moldanubischen Gneise wären
(vielleicht durch Piezokontaktmetamorphose) zu Glimmerschiefer um-
gewandelt worden. Gesteinen der normalen Metamorphose wäre
nachträglich die alpine Metamorphose aufgeprägt worden °). In der
Tat gleicht der Umriß der einzelnen moravischen Gebiete, ebenso
wie jener der alpinen Zentralgneisgewölbe, mehr dem gleichmäßig
geschwungenen Randbogen eines Gewölbes als dem einer durch seit-
lichen Zusammenschub erzeusten Antiklinale, und ebenso wie dort
verläuft die Schieferung des Gneises vollkommen parallel mit dem
bogenförmigen Rande und darauf legt sich vollkommen konkordant
ein Dach von Glimmerschiefer. Je mehr man sich vom moravischen
Rande entfernt, desto mehr tritt der weiße Glimmer in den Gesteinen
zurück, und zwar verläuft diese Anderung im Mineralbestande unabhängig
vom Schichtstreichen und von der Natur der verschiedenen Gesteine.
Bezeichnend ist in dieser Hinsicht das stellenweise Auftreten von
Muskovit in dem Granulitzuge zwischen Stallek und Kottaun.
Diese Erklärung würde ohne Zweifel vollkommen befriedigen,
wenn nur beschränkte Teile und Bruchstücke der moravischen Grenze
erhalten geblieben wären. Die Lagerungsverhältnisse im großen jedoch
bereiten dieser Erklärung unüberwindliche Schwierig-
keiten (insbesondere wenn man auch alle Tatsachen betreffend die
Tektonik der nördlichen Gebiete heranzieht). Zunächst bildet der
Bittescher Gneis kein einheitliches Gewölbe, sondern ein breites
Lager zwischen zwei sedimentären Serien. Man müßte annehmen, daß
der Nachschub, welcher die Schieferung erzeugte, unter einer zweiten
oder dritten Scholle von Sedimenten, im vorliegenden Falle erst unter
dem Serizitphyllit und Tonschiefer von Weitersfeld, erfolgt sei.
Bei dieser Annahme bleibt der wesentliche Umstand unerklärt,
daß gerade die tiefsten und innersten Sedimente am wenigsten
kristallinisch sind; auch unter der Annahme einer besonderen alpinen
oder Piözokontaktmetamorphose bleibt es gänzlich rätselhaft, warum
hier die untersten Schollen mit den Tonschiefern von Weitersfeld
weit weniger metamorphosiert sind, als die turmalinführenden grob-
schuppigen Glimmerschiefer im Dache.
Aber ein zweiter Umstand fällt für die Deutung der gegen-
seitigen Verhältnisse der Gesteine noch mehr ins Gewicht. Die tieferen
Schollen unter dem Bittescher Gneis bestanden bereits ursprünglich
aus ganz anderen Gesteinen als die des auflagernden moldanubischen
Gebietes, sie gehörten vom Anfange an zu einer ganz anderen sedimen-
tären Serie als jene. Die häufigen Hornblendegesteine, Quarzite und
') Beckeu. Uhlig, Erster Bericht über petrographische und geotektonische
Untersuchungen im Hochalmmassiv und in den Radstädter Tauern. Sitzungsb. d.
kais. Akad. d. Wissensch. Wien, math.-nat. Kl. CXV, 1906, pag. 1714 ft.
2) F.E. Suess, Kristallinische Schiefer Österreichs innerhalb und außerhalb
der Alpen. Comptes rendus IX. Congres g£ol. internat. Wien 1903, pag. 603 und:
Weinscehenk, Über Mineralbestand und Struktur der kristallinischen Schiefer.
Abhandl. d. math.-phys. Kl. d. kgl. bayer. Akad. d. Wissensch. Bd. XXII,
München 1906, pag. 736
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 17 u. 18, Verhandlungen.
oa
=
412 Verhandlungen. Nr. 17 u18
Graphitflöze, die bezeichnenden Begleitgesteine der hornfelsartigen
Sedimentgneise und der Glimmerschiefer, sind hier nicht vertreten. Die
Kalkzüge sind hier viel mächtiger und zusammenhängender und es
ist völlig ausgeschlossen, daß durch irgendeinen Prozeß der Meta-
morphose die Serie moldanubischer Paraschiefer zur moravischen, oder
diese zu jener geworden wäre.
Die Lagerungsverhältnisse sind, wie ich bei anderer Gelegen-
heit auseinandergesetzt habe, in den nördlichen und südlichen mora-
vischen Gebieten vollkommen analog, aber der Gegensatz zwischen
beiden Serien tritt noch mehr hervor in den mährischen Gebieten.
Die phyllitartigen granatführenden Glimmerschiefer sind dort ver-
treten durch die granatfreien bleigrauen inneren Phyllite mit
vereinzelten Turmalinsäulchen und ohne Biotit. Hier in den süd-
licheren Gebieten, insbesondere, wo die moravische Grenze in der
Gegend nördlich von Horn im großen Bogen weit gegen Westen
zwischen moldanubische Gesteine eindringt, scheint es, daß die
moravischen Gesteine etwas höher kristallin werden oder sich
in ihrer Ausbildung etwas mehr der tieferen Umwandlungs-
stufe nähern. In der Gegend von Messern (Blatt Horn), S von
Wappoltenreith, wo der Bogen am weitesten nach Westen ausgreift,
trifft man recht biotitreiche Lagen im Bittescher G@neis.
Indem eine eingehende Behandlung aller Fragen für eine an-
dere Gelegenheit vorbehalten bleiben soll, sei hier nur der Meinung
Ausdruck gegeben, daß man bei der Erklärung die Lagerungsverhält-
nisse der moravischen Gebiete nicht ohne die Annahme großer
Gebirgsbewegungen nach der Intrusion der Gneise und Umkristal-
lisation im starren Zustande, unter zonenweise sich ändernden Ein-
flüssen, wird auskommen können.
Literaturnotizen.
O. Ampferer. Über die Entstehung der Inntal-
terrassen. Zeitschrift f. Gletscherkunde, III. Bd. 1908, pag. 52 ff.
und pag. 111 ff.
Der Verfasser hat in Nr. 4 der Verhandlungen, Jahrg. 1903, seine nach
langjähriger Untersuchung der Inntalterrassen gewonnenen neuen Ansichten über
die Entstehung derselben in Kürze dargelegt. In dem in Nr. 15 der Verhandl. 1907
referierten Artikel aus der Zeitschrift für Gletscherkunde, Il. Band, sowie be-
sonders in der vorliegenden Abhandlung sind nun diese neuen Anschauungen aus-
führlich dargestellt und begründet.
Die Detailaufnahmen im Laufe des ganzen Inntales, von Landeck abwärts,
haben gegenüber der bisherigen Kenntnis desselben die wichtige nene Tatsache
ergeben, daß die Inntalschotter nicht am Ausgang des Zillertales enden, wie es
die von Blaas und Penk vertretene Erklärung durch Stauung an der Zunge des
Zillertalgletschers erfordert, sondern daß echte Inntalschotter bis zur Mündung des
Inntales in die bayrische Hochebene hinaus in Resten erhalten sind, die in diesem
unteren Teil des Inntales ebenso wie höher oben von der hangenden Grandmoräne
überlagert werden. Diese Vorkommen werden im ersten Teil der Arbeit beschrieben
und durch Profile veranschaulieht. Die Terrassenablagerungen beginnen in der Tiefe
mit Bändertonen, nach oben zu folgen im allgemeinen immer gröbere Sedimente
bis zu den groben hangenden Schottern. Die Gerölle stammen aus dem ganzen Bereich
des Innsystems und zeigen stets sehr starke Beimengung zeutralalpiner Gesteine.
Doch ist die Aufeinanderfolge der Schichten durchaus keine ganz gleichbleibende,
1908 Schlußnummer. OÖ. Ampferer u. F, v. Wolf. 413
Abwechselungen in der Feinheit der Ablagerung und lokale Verschiedenheiten sind
häufig. Unter der Terrassenablagerung sind an seltenen Stellen Reste einer liegenden
Grundmoräne erschlossen, welche direkt dem Grundgebirge aufruht. Die Ver-
teilung der Schuttarten spricht für eine Bildung in zahlreichen kleinen Seen und
Tümpeln.
Alter als die Inntalschotter und von ganz lokaler Ausbreitung sind die Ge-
hängebreceien '), Produkte einer erhöhten Schuttförderung an den Berghängen, welche
Breccien vor Ablagerung des Innschotters schon erodiert wurden. Die bekannteste
ist die Höttinger Breecie. Die Art ihrer Ausbreitung und der lokale Charakter ihres
Materials machen derartige Schuttkegelbildungen ungeeignet zur Erklärung der
Terrassenschotter. Das Eindringen der Terrassensedimente in die Seitentäler läßt
sich durch die Stauung am Inngletscher schon deshalb nicht erklären, weil diese
Schotter der verbauten Seitentäler Schuttmaterial des Haupttales in wechseluden
Mengen beigemischt enthalten, abgesehen von ihrer mit dem Anwachsen des
Haupteisstromes nicht zu vereinenden Form der Ablagerung. Jünger als die
Terrassen sind die teilweise auf ihnen liegenden Schuttanhäufungen der Rückzugs-
Stadien.
Diese und noch weitere Gründe, die hier nicht im einzelnen ausgeführt
werden können, lassen die Stauungshypothese unbrauchbar erscheinen. An ihre
Stelle setzt Ampferer die Erklärung durch Gefällsverminderung infolge
einer vorübergehenden Einsenkung des Alpenkörpers im Innge-
biete. Sie ist zeitlich zwischen die Großvergletscherungen eingeordnet. Durch
diese Erklärung ist die universelle Verbreitung der Sedimente im Inngebiet und
ihr Eindringen in die Seitentäler erklärt sowie ihre Zusammensetzung. Nach der
Stauungshypothese wäre die Einlagerung von zumindest einer Grundmoränenschicht
innerhalb der Terrassenschotter notwendig zu erwarten; dieselbe ist aber nirgends
beobachtet. Die Untertiefung des Haupttales gegenüber den Seitentälern ist haupt-
sächlich durch die Erosion des Eises in den Terrassenschottern bewirkt worden,
während nach der älteren Hypothese das llaupttal durch den Gletscher vor der
starken Zuschüttung bewahrt wurde.
Es wird von großem Interesse sein, zu erfahren, ob diese Erklärung auch
auf die in anderen Flußsystemen der Alpen vorhandenen Terrassensedimente aus-
gedehnt werden muß. (W. Hammer.)
F.v. Wolff. Beiträge zur Petrographie und Geologie
des „Bozener Quarzporphyrs“ I. Die Gliederung und
petrographische Beschaffenheit des Quarzporphyr-
systems der Umgegend von Bozen (Südtirol). Neues Jahrbuch
etc. XXVI. B. B., pag. 72—156, 1908
Der in diesem ersten Beitrag behandelte Teil des Südtiroler Quarzporphyr-
landes reicht im Norden bis zum Nordrand des ganzen Quarzporphyrgebietes
(Aferstal, Villanderberg), im Osten verfolgte der Autor den Porphyr bis zu seinem
Verschwinden unter den jüngeren Sedimenten im Villnößtal, am Raschötz, bei
St. Uirich, Kastelruth, Thiers, Welschnofen und Deutschnofen, im Süden erstreckt
sich das Gebiet bis zum Brantental und bis Branzoll, im Westen bis zum Fuß
der Mendel und za den Abhängen des Salten-Möltener Plateaus.
Wie schon Richthofen und Teller festgestellt haben, ist eine Gliederung
des Quarzporphyrsystems ermöglicht durch die Zwischenschaltung von Tuft- und
Konglomerat:horizonten sowie durch die Gerölle der jeweils älteren Decken in den
jüngeren. Der Porphyr selbst ist als Felsophyr in das petrographische System ein-
zulügen, da die Grundmasse vorwiegend felsophyrisch ausgebildet ist; glasige
Grundmasse ist weit seltener. Zwischen den einzelnen Strömen bestehen feinere
petrographische Unterschiede, besonders in den quantitativen Verhältnissen der Ein-
sprenglinge; manche Arten nähern sich den Porphyriten.
Über den kristallinen Schiefern folgt zuerst transgredierend das sogenannte
Grundkonglomerat, welches nur Gerölle aus kristallinen Schiefern, aber keine
Porphyrgerölle enthält. Es ist im Eisacktal unter Waidbruck, am Raschötz uud im
Villnößtal erschlossen. Darüber lagert besonders in der weiteren Umgebung der
!) Siehe Ampferer, Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., Bd. LVII.
57*
414 Verhandlungen. Nr. 17 a8
Trostburg ein Melaphyrtuff, welcher ebenfalls noch keine Porphyrgerölle führt; er
geht im Hangenden in festen Melaphyr über. Wolff fand dieselben Tuffe auch im
Villnößtal und auf der Villanderalpe.
Der älteste Porphyrerguß ist der porphyritähnliche Theiser Porphyr, ver-
bunden mit Tuffen und Konglomeraten. Jünger als dieser ist der untere Tuff-
und Konglomerathorizont, zu dem auch die mehrfach untersuchten Tuffe der
Tergöler Brücke zu rechnen sind. Es folgen nach oben: der Blumauer Porphyr,
in dem Gänge und Stöcke von KEnstatitporphyrit stecken, der Siegmunds-
kroner Porphyr und der Porphyr von St. Ulrich. Über diesen breitet sich
dann wieder ein Tuff- und Konglomerathorizont aus, als der „obere“ be-
zeichnet und über das ganze Gebiet verfolgbar. Er enthält auch tonig-
kieselige und kalkige Einlagerungen sowie kohlige mit Pflanzenresten. Über dem
oberen Tufi- und Konglomerathorizont setzt die Reihe der Porphyrdecken von
neuen ein mit dem Eggentaler Porphyr, der in Verbindung mit der Virgel-
breccie steht. Was unter letzterem Namen beschrieben wurde, sind teils tekto-
nische Breccien, zum Teilaber echte Eruptivbreccien, und zwar erfüllt die Virgel-
breccie denAusbruchskanal des Eggentaler Porphyrs, in den sie am. oberen
Ende des Kanals übergeht. Diese Porphyrdecke hat also im Talkessel von Bozen
ihren Ausbruchspunkt, ihre Ergüsse erstrecken sich von hier gegen Osten. Daran
reihen sich in zeitlicher Folge: der weit verbreitete Branzoller Porphyr, mehr-
fach mit glasiger Grundmasse, der Hocheppaner Porphyr und als jüngstes
Glied der langen Reihe der KastelrutherPorphyr. Dieser Kastelruther Porphyr
ist sehr reich an Einschlüssen darchbrochener Gesteine, unter denen besonders
die Einschlüsse von Iffinger Granit, deren Identität mit dem Gestein vom Iffinger
neuerlich von B. Sander!) bestätigt wurde, von geologischer Wichtigkeit sind.
Bei diesem jüngsten Porphyrergusse ist ähnlich wie beim Eggentaler Porphyr durch
zugeordnete Eruptivbreccien eine Ausbruchsstelle desselben, und zwar in der Nähe
der Tergöler Brücke erkennbar. Er breitete sich hauptsächlich westlich davon aus.
Als einen späteren Nachschub desselben Ursprunges sieht Wolff den Vitrophyr-
gang bei Kastelruth an. Über allen den verschiedenen Ergüssen breitet sich als
Abschluß der Grödener Sandstein aus, in allmählichem Übergang aus dem
Porphyr als ein Zusammenschwemmungsprodukt losen Porphyrmaterials, in seiner
Zusammensetzung die Sonderart der jeweils transgredierten Porphyrdecke abbildend.
Erst in den höheren Teilen mehren sich fremde Beimengungen und Zeichen weiteren
Transportes. Grödener Sandstein und Porphyr sind nach Wolff äquivalent.
W olffs Einteilung ist gut in Übereinstimmung zu bringen mit der von Trener
in der Lagoraikette gewonnenen Gliederung der Porphyre. Gegenüber Richthofens
Reihenfolge bestehen einige wesentliche Verschiedenheiten, nichtsdestoweniger ist
die ganze Arbeit eine neuerliche Bestätigung für Richthofens auch in diesem Ge-
biet weit vorauseilenden geologischen Scharfblick. - (W. Hammer.)
!) B. Sander, Geol. Beschreibung des Brixener Granits, Jahrb. d. k. k. geol.
R.-A. 1906, pag. 706.
Einsendungen für die Bibliothek.
Zusammengestellt von Dr. A. Matosch.
Einzelwerke und Separat-Abdrücke.
Eingelaufen vom 1. Oktober bis Ende Dezember 1908.
Ampferer, 0. Über die Entstehung der
Inntal-Terrassen. (Separat. aus: Zeit-
schrift für Gletscherkunde. Bd. II.
1908.) Berlin, Gebr. Bornträger, 1908.
8’. 91 S. (52—142) mit 42 Textfig.
Gesch. d. Autors. (15773. 8°.)
Argand, E. Sur la teetonique du massif
de la Dent— Blanche. — Sur la tecto-
nique de la zone d’Ivree et de la zone
du Strona. — Contribution A l’histoire
Gu geosynclinal pi@montais. (Separat.
aus: Comptes rendus des seances de
l’Academie des sciences; 26. fevr.,
12. et 26. mars 1906.) Paris, typ. Gau-
thier—Villars, 1906. 4°. 10 S. Gesch.
d. Herrn G. Geyer. (23876. 4°.)
Arthaber, G. v. Uber die Entdeckung
von Untertrias in Albanien und ihre
faunistische Bewertung. (Separat. aus:
Mitteilungen der Geologischen Gesell-
schaft in Wien. Bd. I. 1908.) Wien,
1908. 8°. 45 S. (245—289) mit 3 Taf.
(XI—XIMl). Gesch. d. Herrn G.
Geyer. (15774. 8°.)
Bassani, F, & A. @aldieri. La Sorgente
minerale di Valle di Pompei. Relazione
geologica. (Separat. aus: Atti della
R. Accademia delle scienze fis. e mat.
di Napoli. Ser. II. Vol. XIV. Nr. 2.)
Napoli, typ. R. Accademia, 1908. 4°.
3 S. Gesch. d. Autors. (2877. 4°.)
Bernet, E. La zone des cols entre
Adelboden et Fruticen. Dissertation.
(Separat. aus: Eeclogae geologicae
Helvetiae. Vol. X.) Lausanne, typ.
G. Bridel & -Co., : 1908. 8°. 80 S.
(215—292) mit 19 Textfig. u. 1. geolog.
Karte (Pl. IX). Gesch. d. Autors.
(15775. 8°.)
Bontschew [Bontchew], @. Eruptionrite
skali v Blgaria. (Separat. aus: Sbornik
za narodni umotjeorenija, nauka i
knizuina.. Kniga XXIV., [Eruptiv-
gesteine Bulgariens.] Sofia, 1908. 8°.
170 S. (bulgarischer Text) mit 2 Taf.
Gesch. d. Autors. (15776. 8°.)
Bontschew [Bontchew]|, @. Beitrag zur
Petrographie der südlichen Balkan-
teile des Arabakonakpasses bis zum
Marach-Warbitzapasse. (Separat. aus:
„Godisnik* na Sofijskija Universitet
za 1906—1907 u. 1907—1908 godina.)
Sofia, 1908. 8°. 147 S. bulgarischer
Text mit deutscher Resume Skizze.
Gesch. d. Autors. (15777. 8°.)
Canaval, R. Das Eisensteinvorkommen
zu Kohlbach an der Stubalpe. (Separat.
aus: DBerg- und hüttenmännisches
Jahrbuch der k. k. Bergakademien
zu Leoben und Pfibram. Jahrg. LIl.
Heft 2.) Leoben, L. Nüssler,1904. 8°.14S.
Gesch. d. Herrn G. Geyer. (15778. 8".)
Canaval, R. Über zwei Magnesit-Vor-
kommen in Kärnten. (Separat. aus:
„Carinthia II“. 1964. Nr. 6.) Klagen-
furt, typ. F. v. Kleinmayr, 1904. 8°.
9 S. Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(15779. 8°.)
Canaval. R. Das Kiesvorkommen am
Laitenkofel ob Rangersdorf im Möll-
tale. (Separat. aus: Jahrbuch des
Naturhistorischen Museums von Kärn-
ten. Heft XXVII.) Klagenfurt, typ.
F. v. Kleinmayr, 1905. 8°. 7 8.
(417—423). Gesch. d. Herrn @G. Geyer.
(15780. 8°.)
Canaval, R. Zur Frage der Edelmetall-
Produktion Oberkärntens im 16. Jahr-
hundert. (Separat. aus: „Carinthia II“.
1906. Nr. 1.) Klagenfurt, typ- F. v.
Kleinmayr, 1906. 8°. 10 8. Gesch. d.
Herrn G. Geyer. (15781. 8°.)
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Principal Mineral-Surveyor for 1907.
Vide: Parsons, J. (2881. 4°.)
Choffat, P. Notice stratigraphique sur
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[Lisbonne, 1894. 4°.] Vide Saporta,
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416
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Stuttgart, 1908. 8°. Vide: Fraas, E.
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Ser, XV. Vol. I. Part 1.) Caleutta,
typ. Government Printing, 1908. 4°,
100 S. mit 16 Taf. Gesch. d. Herrn
G. Geyer. (2882. 4°.)
Fraas, E. Die ostafrikanischen Dino-
saurier. (Separat. aus: Palaeontogra-
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Schweizerbart, 1908. 4°. 40 S. (105—
144) mit 16 Textfig. und 5. Taf.
(VOI—XIl.) Gesch. d. Herrn G.
Geyer. (2878. 4°.)
Fraas, E. Geologische Beobachtangen
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geologiques de la Peninsule baleanique.
Tom. VI. Fasc. 2.) Belgrad, typ.
Staatsdruckerei, 1908. 8°. 8 8. mit
1 Textfig. Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(15782. 8°.)
Fraas, E. & E. Dacque. Beobachtungen
über den ostafrikanischen Jura; von
E. Fraas. Mit Fossilnotizen von
E. Dacque. (Separat. aus: Üentral-
blatt für Mineralogie, Geologie. Jahrg.
1908. Heft 21.) Stuttgart, typ. ©. Grü-
nipger, 1908. 8°. 11 S. (641— 651) mit
5 Textfig. Gesch. d. Autors.
(15783. 8°.)
Galdieri, A. La Sorgenti minerale di
Valle di Pompei. Napoli, 1904. 4°,
Vide: Bassani, F. & A. Galdieri.
(2877. 4°.)
Gürich, @. Leitfossilien. Ein Handbuch
zum Bestimmen von Versteinerungen
bei geologischen Arbeiten in der
Sammlung und im Felde. 1. Lieferung.
Kambrium und Silur. Berlin, Gebrüder
Bornträger, 1908. 8°. 95 S. mit 28 Taf.
Kauf. (15812. 8°.)
Gutachten der vom k. k. Ackerbau-
ministerium im Einvernehmen mit
lem k. k. Ministerium des Innern
und dem k. k. Handelsministerium
eingesetzten Kommission zur Über-
prüfung der zum Schutze der Karls-
bader Heilquellen gegen Bergbau- und
Kaolingrubenbetrieb erlassenen behörd-
lichen Vorschriften über die Beziehun-
gen der im Marienschachte II in
Königswart erschrotenen Gruben-
wässer zu den Karlsbader Heilquellen.
Verhandlungen.
Nr. 17 u.18
Wien, typ. Staatsdruckerei, 1908. 4°,
71 S. mit 1 Taf. Gesch. d. Herrn
G..Geyer. (2879. £°.)
Heim, A. Das Säntisgebirge. Vortrag.
(Separat. aus: Verhandlungen der
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l,uzern 1995.) Luzern, 1905. 8°. 25 S.
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Geyer. (15784. 8°.)
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typ. Zürcher & Furrer, 1906. 8°. 49 S.
mit 8 Textfig. und 2 Taf. Gesch. d.
llerrn G. Geyer. (15785. 8°.)
Heim, A. Der Bau der Schweizer Alpen.
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24. Jänner 1907. (Separat. aus: Neu-
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schaft in Zürich. 1908.) Zürich, Käsi &
Beer, 1908. 4°. 26 S. mit 9 Textfig. u.
2 Taf. Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(2880. 4°.)
Hein, H. Untersuchung über faserige
Kieselsäuren und deren Verhältnis zu
Opal und (Quarz. Dissertation. (Separat.
aus: Neues Jahrbuch für Mineralogie,
Geologie... Beilage-Band XXV.)
Stuttgart, typ. C. Grüninger, 1907. 8°.
50 8. (182— 231). Gesch. d. Universität
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Helgers, J. H. E. Beiträge zur Geologie
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brunnentales. Dissertation. Bern, typ.
K. J. Wyss, 1905. 8°. 64 S. mit 20
Textfig. und 4 Taf. Gesch. d. Herrn
G. Geyer. (15786. 8°.)
Höfer, H. Das polynesische alteocäne
Festland. (Separat. aus: Sitzungs-
berichte der kais. Akademie der
Wissenschaften; math.-naturw. Klasse.
Abtle. I. Bd. CXVII. 1908.) Wien,
A. Hölder, 1908. 8°. 6 S. (513—518).
Gesch. d. Herrn. G, Geyer.
(15787. 8°.)
Jahn, J. J. O brnenske vodni otäzce.
(Separat. aus: Lid. Novin, v Brne
6. Gerona 1908.) |Über die Brünner
Wasserfrage.] Brünn, 1908. 8°. 23 8.
Gesch. d. Autors. (11788. 8°.)
Jahn, J. J, O püvodu cedicovych konli
na Jaklovei u Moravske Ostravy.
[Über die Herkunft der Basaltkugeln
auf der Anhöhe Jaklovec bei Mährisch-
Östrau.] Brünn, typ. A. Odehnal, 1908.
8°. 12 S. mit 3 Taf. Gesch d. Autors.
(15789. 8°.)
1908 Einsendungen für die Bibliothek. 417
Kayser, E. Zur Arrhenius-Frech-
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Geologie... Jahrg. 1908. Nr. 18.) Stutt-
gart, E. Schweizerbart, 1908. 5°. 4 S.
(553—556). Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(15790. 8°)
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(Separat. aus: Mitteilungen der Geo-
logischen Gesellschaft in Wien. Bd. I.
1908.) Wien, 1908. 8°. 42 S. (203—244)
mit 3 Taf. (VIII—X). Gesch d. Herrn
G. Geyer. (15791. 8°.)
Köllner, K. Geologische Skizze von
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FT. Deuticke, 1909. 8°. 418. mit 23
Textfig. Gesch. d. Verlegers.
(15792. 8°.)
Krause, P. @. Über Diluvium, Tertiär,
Kreide und Jura in der Heilsberger
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der kgl. preuß. geologischen Landes-
anstalt, für 1908. Bd. XXIX. Hft. 2)
Berlin, A. W. Schade, 1908. 8°. Gesch.
d. Herrn G. Geyer. (15813. 8°.)
Leitmeier, H. Eine Opalbreceie von
Gleichenberg in Steiermark. (Separat.
aus: Centralblatt für Mineralogie,
Geologie . . . Jahrg. 1908. Nr. 23.)
Stuttgart, E. Schweizerbart, 1908.
8%. 8 S. (716—723) mit 2 Textfie.
Gesch. d. Autors. (15793. 8°.)
Parsons, J. |[Ceylon. Administration
Reports, 1907. Mineral Survey.] Re-
port of the Prineipal Mineral Surveyor
for 1907. Ceylon, 1908. 4°. 18 S.
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Gesellschaft zu Freiburg i. Br. Bd.
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ner, 1906. 8°. 78 8. (167—244) mit
31 Textfig. und 10 Taf. (X—XIX).
Gesch. d. Herrn G. Geyer.
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Petrascheck, W. Das Vorkommen von
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(Separat. aus: Verhandlungen der k.k.
geolog. Reichsanstalt. 1908. Nr. 14.)
Wien, typ. Brüder Hollinek, 1908. 8°.
6 S. (307—512). Gesch. d. Autors.
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Petrascheck, W. Die Steinkohlenfelder
am Donau—Weichsel-Kanal. (In:
Mitteilungen des Zentralvereines für
Fluß- und Kanaischiffahrt in Öster-
reich, vormals Donau-Vereines. Nr. 68
vom 9. Dezember 1908.) Wien, typ.
J. N. Vernay, 1908. 8°. 8 S. (2152—-
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Teubner, 1908. 8°. 7 S. (617—623).
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Portis, A. Delle necessarie relazioni ed
armonia fra le scienze geologiche.
Parole dette nell’ adunanza generale
della Societä geologica italiana; tenuta
in Roma il 20 settembre 1908. Roma,
typ. F. Cuggiani, 1908. 8°. 28 S.
Gesch. d. Autors. (15798. 8°.)
Redlich, K. A. Die Erzlagerstätten von
Dobschau und ihre Beziehungen zu
den gleichartigen Vorkommen der
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für praktische Geologie. Jahrg. XVI.
1908. Ift. 7.) Berlin, J. Springer, 1908.
5°, 5 S. mit 1 Textfig. Gesch. d. Herrn
G. Geyer (15799. 8°.)
Richthofen, F.v. Tagebücher aus China.
Ausgewählt und herausgegeben von
E. Tiessen. Berlin, D. Reimer, 1907.
5°. 2 Bde. [XTI—588 S. mit 14 Taf.
und 1 Karte; 375 S. mit. 7 Taf.) Kauf.
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Rothpletz, A. [Geologische Alpen-
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überschiebungen in den Freiburger
Alpen. München, J. Lindauer, 1908.
8°, 130 S. mit 17 Textfig. und 7 Taf.
Gesch. d. Herrn @. Geyer.
(15814. 8°.)
Saporta, G@. de & P. Choffat. Flore
fossile du Portugal. Nouvelles contri-
butions & la flore m&sozoique par
G. de Saporta; accompagnees d’une
Notice stratigraphique par P.Choffat.
Lisbonne,typ. AcademieR. dessciences,
1894. 4°. 288-8. mit 40 Taf. Gesch.
d. Hofrat Stache. (2883. 4°.)
Schaeberle, J. M. On the origin and
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Nr. 721. Oetober 23, 1908.) Ann Arbor,
1908. 8°. 4 S. (562—565). Gesch. d.
Autors. (15800. 8°.)
Schaffer, F. Sind Ablagerungen größerer
Wassertiefe in der Gliederung der
tertiären Schichtreihe zu verwenden ?
(Separat. aus: Mitteilungen der Geo-
logischen Gesellschaft in Wien. Bil. I’
1908.) Wien, 1908. 8°. 18 S. (85—102).
Gesch. d. Herrn G. Geyer. (15801. 8”.
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Schneider, K. Zur Orographie und
Morphologie Böhmens. Herausgegeben
mit Unterstützung der Gesellschaft zur
Förderung deutscher Wissenschaft,
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J. G. Calve, 1908. 8°. IV--261 S.
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Sigmund, A. Die Minerale Niederöster-
reichs. Wien u. Leipzig, F. Deuticke,
1909. 8°. XI-—-194 S. mit 10 Textfig.
Gesch. d. Verlegers. (15816. 8°.)
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Schardt’sche UÜberfaltungstheorie und
die geologische Bedeutung der Tiefsee-
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Naturforschenden Gesellschaft zu Frei-
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typ. C. A. Wagner, 1905. 8°. 50 8.
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Le Bigot Freres, 1904. 8°. 6 S. (833 —
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Termier, P. La synthese geologiaue des
Alpes. Conference faite le 20. janvier
1900 A Liege, dans l’amphith6ätre de
l’Institut Montefiore, ä la demande de
l’Association des Elöves des Eeoles
speciales. Liege, Imprimerie moderne,
Verhandlungen.
Nr. 17 18
1906. 8°. 29 S. Gesch. d. Herrn G.
Geyer. (15805. 8°.)
Tiessen, BE. Ferdinand von Richthofen’s
Tagebücher aus China; ausgewählt
und herausgegeben. Bd. I-—II. Berlin,
1907. 8°. Vide: Richthofen, F. v.
(15811. 8°.)
Toula, F. Das Wandern und Schwanken
der Meere. (Separat. aus: Vorträge zur
Verbreitung naturwissenschaftlicher
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Hft. 11.) Wien, typ. A. Holzhausen,
1908. 8°. 59 S. mit 12 Taf. Gesch,
d. Herrn G. Geyer. (15506. 8°.)
Toula, F. Ein Mammutfund von Wils-
dorf bei Bodenbach in Böhmen.
(Separat. aus: Jahrbuch der k. k.
geolog. Reichsanstalt. Bd. LVIII. 1908.
Ilft. 2.) Wien, R. Lechner, 1908. 8°.
14 S. (267—280) mit 4 Textfig. und
3 Taf. (VIII—-X). Gesch. d. Autors.
(15807. 8°.)
Toula, F. Oberer Lias am Inzersdorfer
Waldberge (nördlich von Gießhüb))
im Randgebirge der Wiener Bucht.
(Separat. aus: Verhandlungen der k.k.
geolog. Reichsanstalt. 1908. Nr. 10.)
Wien, typ. Brüder Hollinek, 1908. 8°.
24 8. (2 9—232) mit 2 Textfig. Gesch.
d. Autors. (15808. 8°.)
Toula, F. Kriechspuren von Pisidium
ammnicum Müller. Beobachtungen auf
einer Donauschlickbarre bei Kahlen-
bergerdorf-Wien. (Separat. aus: Ver-
handlungen der k. k. geolog. lteichs-
anstalt. 1908. Nr. 11.) "Wien, typ.
Brüder Hollinek, 1908. 8°. 6 S. (239 —
244) mit 18 Textfig. Gesch. d. Autors.
(15809. 8°.)
Trener, 6, B. Die Barytvorkommnisse
vom Mte. Calisio bei Trient und Darzo
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Schwerspates. (Separat. aus: Jahrbuch
der k. k. geologischen Reichsanstalt
Bd. LVIII. 1903. Hft. 3.) Wien, R.
Lechner, 1908. 8°. 82 S. (887—468)
mit 14 Textfig. Gesch. d. Autors.
(15810. 8°.)
1908
Einsendungen für die
3ibliothek. 19
Periodische Schriften.
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1. Sectie. Deel IX. Nr. 5—7. 1908.
(187. 8°.)
Amsterdam. Koninkl. Akademie van
wetenschappen (wis—en natuurkun-
dige afdeeling). Verhandelingen:
2. Sectie. Deel XIII. Nr. 4-6; Deel
XIV. Nr. 1. 1907. (188. 8°.)
Amsterdam. Koninkl. Akademie van
wetenschappen (wis—en natuurkun-
dige afdeeling). Verslagen van de
gewone vergaderingen. Deel XVI.
Ged. 1—2. 1907— 1908. (189. 8°.)
Amsterdam. Koninkl. Akademie van
wetenschappen (afleelingLetterkunde).
Verhandelingen.N.R. Deel VIII.
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Berlin. Königl. preußische geologische
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420 Verhandlungen.
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68. Nr. 13, 19; Lfg. 135. Grad 38.
Nradı, 17, 18,24. Grad 392 Ne19:
Lfg. 40. Grad 25. Nr. 15, 16, 21, 22,
23, 27, 28. (6. 8°.)
Berlin. Königl. preußische geologische
Landesanstalt. Jahrbuch. Bd. XXV.
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(N. F. VIUIT.) Hft. 4. Supplement-Bd.I,
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Geologie; hrsg.v. M. Krahmann.
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demia. Mathematikai &s termeszettu-
domänyi Közlemenyek. (König!.
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421
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Recueil des travaux. Ser. VI. Tom.IV.
Annde 1906. (617.083)
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Josefa pro vedy, slovesnost a umeni.
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Th. Liehisch. Jahre. C. 1907. Bd. 1.
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1908 und Beilagebd. XXV—XXVI.
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1890—1894 u. Beilagebd. VII—-VII;
Jahrg. 1895—1899 u. Beilagebd. IX —
XII; Jahrg. 1900—1904 u. Beilagebd.
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Th. Liebisch. Jahrg. 1908.
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Wien. K. k. Ministerium für öffentliche
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k. k. Ackerbauministeriums. 2. Heft:
„Der Bergwerksbetrieb Österreichs.“ ]
Für das Jahr 1906. Lfg. 3. (Gebarung
der Bergwerksbruderladen im Jahre
452
1905.) Für das Jahr 1907. Lfg. 1.
(Die Bergwerksproduktion.)
(609 a. 8°.)
Wien. Kaiser. Akademie der Wissen-
schaften. Almanach. Jahrg. LVII.
1907. (Bibl. 341. 8°.)
Wien. Kaiserl. Akademie der Wissen-
schaften; math.-natarw. Klasse. An-
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(479. 8°.)
Wien. Kaiserl. Akademie der Wissen-
schaften. Denkschriften; math.-
naturw. Klasse. Bd. LXXIX. Hlfte. 1;
Bd. LXXXI. 1908. (68. 4°.)
Wien. Kaiser]. Akademie der Wissen-
schaften. Sitzungsberichte;
math.-naturw. Klasse. Abteilung |.
Jahrg. 1907. Bd. CXVI. Hfr. 4—10;
Jahrg. 1908. Bd. CXV1l. Hft. 1—2.
(476, 8°,)
Wien. Kaiserl. Akademie der Wissen-
schaften. Sitzungsberichte;
math.-naturw. Klasse. Abteilung
ITa. Jahrg. 1907. Bd. CXVI. Hft.4—10;
Jahrg. 1908. Bd. CXVII. Hft. 1—4. Ab-
teilung Ild. Jahrg. 1907. Bd. CXVI.
Hft. 5—10; Jahrg. 1908. Bd. CXV1.
Bft. 1-8. (477. 8°)
Wien. Kaiser). Akademie der Wissen-
schaften. Sitzungsberichte;
math.-naturw. Klasse. Abteilunglll.
Jahrg. 1907. Rd. CXVI. Hft. 3—10;
Jahrg. 1908. Bd. CXVII. Hft. 1—2.
(478. 8°.)
Wien. Kaiserl. Akademie der Wissen-
schaften. Sitzungsberichte; phil.-
histor. Klasse. Bd. CLV. Abhg. 4; Bd.
CLVI. Abbg. 1—2; 4—6; Bd. CLVI.
Abhg. 2—7; Bd. CLVIII. Abhg. 1—5;
Bd. CLIX. Abhg. 1—7; Bd. CLX.
Abhg. 1; Bd. CLXI. Abhg. 1—2.
(a. N. 210. 8°.)
Wien. Anthropologische jGesellschaft.
Mitteilungen. Bd. XXXVII. 1908.
(230. 4°.)
Wien. Beiträge zur Paläontologie und
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und paläontologischen Institutes der
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stützung des hohen k. k. Ministeriums
für Kultus und Unterricht von V.
Uhlig, €. Diener und G. von
Arthaber. Bd. XXI. 1908. (73. 4°.)
Wien. K. k. Zentralanstalt für Meteoro-
logie und Geodynamik. Jahrbücher.
N.F. Bd. XLIIl. Jahrg. 1906. (324. 4°.)
Wien. K.k. Zentralanstalt für Meteoro-
logie und Geodynamik. Allgemei-
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Jahre 1906 in Österreich beobachteten
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Nr. 17 1918
Wien. Allgemeine österreichische Che-
miker- u. Techniker-Zeitung.
Jahrg. XXVI. 1908. (235. 4°. Lab.)
Wien. Klub österreichischer Eisenbahn-
beamten. Österreichische Eisen-
bahn-Zeitung. Jahrg. XXXI. 1908.
(78. 4°.)
Wien. K. k. Gartenbau - Gesellschaft.
Österreichische Garten-Zeitung.
N. F. Jahrg. Ii. 1908. (648. 8°.)
Wien. K.k. Geographische Gesellschaft.
Abhandlungen. Bd. VII. Nr. 1—2.
1908. (714. 8°.)
Wien. K. k. Geographische Gesellschaft.
Mitteilungen. Bd. LI. 1508.
(568. 8°.)
Wien. K. k. Handels-Ministerium. Sta-
tistisches Departement. Statistik
des auswärtigen Handels. Im Jahre
1906. Bd. I—III. Im Jahre 1907. Bd.
I—1l. (683. 8°.)
Wien. Handels- und Gewerbekammer.
Bericht über die Industrie, den
Handel und die Verkehrsverhältnisse
in Niederösterreich. Für das Jahr 1907.
(679. 8°.)
Wien. Handels- und Gewerbekammer
für das Erzherzogtum Österreich unter
der Enns. Sitzungsberichte.
Jahrg. 1978. (337. 4°.)
Wien. K. k. bydrographisches Zentral-
bureau. Jahrbuch. Jahrg. XIII. 1905.
Wochenberichte über die Schnee-
beobachtungen im Winter 1908—1909.
Nr. I-V. (236. 4°,)
Wien. K.k. Landwirtschafts-Gesellschaft.
Jahrbuch. Jahrg. 1907. (649. 8°.)
Wien. K. u. k. militär-geographisches
Institut. Mitteilungen. Bd. XXVl1.
1907. (569. 8°.)
Wien. Mineralogische Gesellschaft. Mit:
teilungen. Nr. 36—40. 1907—1908
Jahresbericht für 1907. (732. 8°.)
Wien. Mineralogische und petro-
graphische Mitteilungen.
herausgegeben von G. Tschermak
(F. Becke). Bd. XXVI. Hft. 5—6.
1907; Bd. XXVII. Hft. 1—3. 1908.
(169. 8% Lab.)
Wien. Internationale Mineralquellen-
Zeitung; herausgegeben von L.
Hirschfeld. Jahrg. IX. 1908.
(253. 4°.)
Wien. K. k. Ministerium für Kultus und
Unterricht. Verordnungsblatt.
Jahrg. 1908. (343. 8°. Bibl.)
Wien. K.k.naturhistorischesHofmuseum.
Annalen. Bd. XXI. Nr. 3—4. 1906;
Bd. XXII. Nr. 1. 1907. (481. 8°.)
Wien. Naturwissenschaftlicher Verein
an der Universität. Mitteilungen.
Jahrg. V. Nr. 6—10. 1907; Jahrg. V1.
1908
Nr. 1—10. 1908 mit Beilage u. Fest-
schrift anläßlich des 25djährigen
Bestandes. 1907. (749. 8°.)
Wien. Niederösterreichischer Gewerbe-
verein. Wochenschrift. Jahrg.
LXIX. 1908. (91. 4°.)
Wien. Österreichisches Handels-
Journal. Jahrg. XLIII. 1908.
i (338. 4°.)
Wien. Österreichischer Ingenieur- und
Architekten-Verein. Zeitschrift.
Jahrg. LX. 1903. (70. 4°.)
Wien. Österreichisch-ungarische
Montan- and Metallindustrie-
Zeitung. Jahrg. XLII. 1903. (83. 4°.)
Wien. K. k. statistische Zentralkom-
mission. Österreichische Sta-
tistik. Bd. LVI. Hft. 6; Bd. LXXV.
Hft. 2; Bd. LXXIX. Hft. 3; Bd. LXXX.
Hft.2—3; Bd. LXXXI. Hft. 1. Abtlg. 2;
Hit. 3; Bd. LXXXIL. Hft. 1; Hit. 3.
Abtle. 2; Bad. LXXXIV. Hft. 1-3;
Bd. LXXXV. Hft. 1. Abtlg. 1—2;
Hft. 2; 4. (339. 4°.)
Wien. Österreichischer Touristenklub.
Österreichische Touristenzei-
tung. Bd. XXVIII. 1908. (84. 4°.)
Wien. Österreichischer Touristenklub.
Mitteilungen der Sektion für Na-
turkunde. Jahrg. XX. 1908. (85. 4°.)
Wien. Österreichische Zeit-
schrift für Berg- und Hüttenwesen.
Jahrg. LVI. 1908. (86. 4°.)
Wien. Reichsgesetzblatt für die
im Reichsrate vertretenen Königreiche
und Länder. Jahrg. 1908. (340. 4°. Bib].)
Wien. K. u. k. techni-ches und admini-
stratives Militärkomitee. Mitteilun-
gen über Gegenstände des Artillerie-
und Geniewesens. Jahrg. 1908.
(AN 3021:8°.)
Wien. Verein zur Verbreitung natur-
wissenschaftl. Kenntnisse. Schriften.
Bd. XLVIII. 1907—1908. (483. 8°.)
Wien. Wiener Zeitung. Jahrg. 1908.
(254. 4°.)
Wien. Wissenschaftlicher Klub. Jahres-
bericht. XXX1IlI. 1907—1908.
(484. 8°)
Einsendungen für die Bibliothek.
433
Wien. WissenschaftlicherKlub.Monats-
blätter. Jahrg. XXIX. Nr. 3—10.
Jahrg. XXX. Nr. 1—3. 1908. (485. 8°.)
Wien. K. k. Zoolog.-botanische Gesell-
schaft. Abhandlungen. Bd. IV.
Hft. 4. 1908. (735. 8°.)
Wien. K. k. Zoologisch botanische Ge-
sellschaft. Verhandlungen Bd.
LVII. 1907. Hft. 10; Bd. LVMI.
1908. Hft. 1—9. (140. 8°.)
Wien und München. Deutscher und
Österreichischer Alpenverein. Mit-
teilungen. Jahrg. 1903. (231. 4°.)
Wien und München. Deutscher und
Österreichischer Alpenverein. Zeit-
schrift. Bd. XXXIX. 1908. (574. 8°.)
Wiesbaden. Nassauischer Verein für
Naturkunde Jahrbücher. Jahrg.
LXI. 1908. (487. 8°.)
Würzburg. Physikalisch - medizinische
Gesellschaft. Sitzungsberichte.
Jahrg. 1907. Nr. 3—7. (491. 8.)
Würzburg. Physikalisch - medizinische
Gesellschaft. Verhandlungen. N.
F. Bd. XXXIX,. Nr. 3—7.1907. (489. 8°.)
Zagreb. Jugoslavenska Akademija zna-
nosti i umjetnosti. Rad. (Agram.
Südslavische Akademie der Wissen-
schaften und Künste. Publikationen.)
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Zagreb. Jugoslavenska Akademija zna-
nostiinmjetnosti. Ljetopis.(Agram.
Siidslavische Akademie der Wissen-
schaften und Künste. Geschichte der-
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Zürich. Schweizerische naturforschende
Gesellschaft. NeueDenkschriften.
Bd. XLiseHlitter 15° Bd: XENI.
1907— 1908. (93. 4°.)
Zürieh. Naturforschende Gesellschaft.
Vierteljahrsschrift. Bd. LI.
Hft. 3—4. 1908. (499. 8°.)
Zwiekau. Verein für Naturkunde.
Jahresbericht. XXXII. 1902.
(500. 8°.)
Verzeichnis
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logischen, montangeologischen und hydrologischen Inhaltes, welche auf das Gebiet
der österreichisch-ungarischen Monarchie Bezug nehmen, nebst Nachträgen zur
Literatur des Jahres 1907.
Zusammengestellt von Dr. F. v. Kerner.
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trag, gehalten den 19. Februar 1908.
Schriften des Vereines zur Verbreitung
naturw. Kenntnisse in Wieu. XLVIU.
Wien 1908. 8°. 28 S. mit 6 Textfig.
Abel, 0. Die Paläontologie als Stütze
der Deszendenzlehre. Vortrag, gehalten
den 12. Dezember 1908 im Wissen-
schaftlichen Klub in Wien.
Ahlburg. Der Erzbergbau in Steiermark,
Kärnten und Krain. Zeitschr. f. Berg-,
Hütten- u. Salinenwesen. Bd. 55. Hft. 4.
S. 463—521.
Allgemeiner Bericht und Chronik der
im Jahre 1906 in Österreich beol-
achteten Erdbeben. Herausgeg. v. d.
k. k. Zentralanst. f. Meteorologie u.
Geodynamik. Wien 1308. 8%. 199 S.
Ampferer, 0. Über die Entstehung der
Inntalterrassen. Verhandl. d. k. k.
gcolog. Reichsanst. 1908. Nr. 2—3.
Wien 1908. 8°. 11 S. (87—97) mit
6 Textfig.
Ampferer, 0. Studien über die Tektonik
des Sonnwendgebirges Jahrb. d.
k. k. geolog. Reichsanst. Bd. LVIII.
Htft. 2. Wien 1903. 24 S. (281— 304)
mit 11 Textfie. :
Ampferer, 0. Bemerkungen zu den von
Arn. Heim und A. Toınquist ent-
worfenen Erklärungen der Klysch- u.
Molassebildung am nördlichen Alpen-
saume. Verhandl. d. k. k. geolosz.
Reichsanst. Wien 1908. S. 189—-198.
Ampferer, O0. Über die Entstehung der
inntalterrassen. Zeitschr, f. Gletscher-
kunde. III. Berlin 1908. S. 52—67.
8. 111—142. Mit 42 Textfig.
Antimonbergwerk Heinrichshain bei
Punau in Böhmen. Montan-Zeitung.
XV, Graz 1908. 4°. S. 268—269.
Aradi, V. Der Jura des Ofener Gebirges
und allgemeine Betrachtung über die
tektonischen Verhältnisse desselben.
Ung. Montan-, Industrie- und Handels-
zeitung. XIV. Budapest 1908. 4°. Nr.15.
Aradi, V. Salz- und Erdöllagerstätten
der Süd- und Östkarpathen. Allgem.
österr. Chem.- und Techniker-Zeitung.
XXV. Wien’1908. 42. Nr. 10712215
und 15.
Aradi, V. Erdölstudien. Allgem. österr.
Uhem.- und Techniker-Zeitung. XXV.
Wien 1908. 4°. Nr. 1, 2, 3,°4 und 6.
Mit 10 Textfig.
Aradi, V. Über die Bildung der
rumänischen Petroleumlagerstätten.
Allgem. österr. Chem.- und Techniker-
Zeitung. XXV. Wien 1908. 4°. Nr. 6
—10 u. 14—17. (Enthält Hinweise auf
die galizischen Vorkommen.)
Arentz, F. Mountain making in the
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Kristiania 1908. 8°. 37 8.
Arthaber, 6. v. Über die Entdeckung
von Untertrias in Albanien und ihre
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Wiener Geolog. Gesellschaft. I. Wien
1908. 8°. S. 245—289. Mit 3 Taf. (Er-
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und Dalmatien.)
Ascher, Else. Über ein neuesVorkommen
von Werfener Schiefer in der Grau-
wackenzone der Östalpen. (Reiting,
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Geolog. Gesellsch. I. Wien 1908. 8°.
S. 402—407.
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Wiener Geolog. Gesellschaft. I. Wien
1908. 8°. 3 S. (22—24).
Bach, F. Über einen Fund eines Rhino-
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für Steiermark. Jahrg. 1907. Graz
1908. 8°. 12 S. (57—68) mit 1 Taf.
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Wien 1907. 8°. S. 1473.
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der Radioaktivität einiger Quellen des
Semmeringgebietes. Sitzungsber. d.
kais. Akad. d. Wissenschaften. Bd.
117. Abt. IIa. Wien 1908. 8°.
Bamberger, M. Beiträge zur Kenntnis
der lKadioaktivität einiger Quellen
Oberösterreichs. Sitzungsber. d. kais.
Akad. d. Wissenschaften. Bd. 117.
Abt. Ila. Wien 1908 8° und Internat.
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Gesellsch. d. Wissenschaften, matlı.-
naturwiss. Kl. 1907. Prag 1908. 8°.
17 S. Mit 1 Textfig.
Becke, F. Bericht über die Aufnahmen
am Nord- und Ostrand des Hochalm-
massivs. Sitzungsber. d. kais. Akad.
d. Wissensch.. math.-naturw. Klasse.
CXVII. Abt. 1. Wien 1908. 8°. Mit
1 Taf., Kartenskizze, Profilu. 5 Texttfig.
3. 371—404.
Becke, F. Uber Myrmekit. Mitteil. d.
Wiener Mineralog. Gesellseh. Nr. 40.
Wien 1908. 8°. S. 29—42. (Betrifft
Literaturverzeichnis für das Jahr 1908. 435
Vorkommen in den Ostalpen und in
der böhm. Masse.) Mit 4 Textfig.
Becke, F. Ferdinand Löwl. (Nekrolog.)
Mitteil. d. Wiener Geolog. Gesellsch. I.
Wien 1908. 8%. S. 372—374.
Behrend, F. Über einige Karbonfarne
aus der Familie der Sphenopteriden,
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Belar. A. Ein Renntiergeweih aus
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Belar, A. Über seismische Beobach-
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wina. Ungar. Montan-, Industrie- und
Handels-Zeitung. XIV. Budapest 1908.
4°. Nr. 24,
Berg- und Hüttenwesen in Bosnien
und der llerzegowina im Jahre 1907.
Österr. Zeitschr. f. Berg- u. Hütten-
wesen. Wien 1908. 4°. Nr. 36.
Berg- und Hüttenwesen in Bosnien
und der Herzegowina im Jahre 1907.
Montan-Zeitung. XV. Graz 1908. 4°.
Ss. 359— 361.
Berg- und Hüttenwesen Ungarns im
Jahre 1906. Österr. Zeitschr. f. Berg-
u. Hüttenwesen. Wien 1908. 4°. Nr. 8
und 9. pe
Bergwerksbetrieb Österreichs im Jahre
19u6. Österr. Zeitschr. f. Berg- und
Hüttenwesen. Wien 1908. 4°. Nr. 4 u. 5.
Bergwerksbetrieb Österreichs im Jahre
1906. „Kohleninteressent* XXVIII.
Teplitz-Schönau 1908. 4°. Nr. 1, 2
und 4.
Bergwerksproduktion Osterreichs im
Jahre 1907. Österr. Zeitschr. f. Berg-
u. Hüttenwesen. Wien 1908. 4°. Nr. 42.
Bergwerksproduktion in Österreich.
Österr.-ungar. Montan- u. Metall-
industrie-Zeitung. XXXXIL Wien 1908.
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Brunlechner. „Graubleierz.“ „Oarinthia.“
98. Jahrg. Klagenfurt 1908. 8°. S. 30
u...
[Brusina, S8.]
Tietze E.
Budinszky,K. Felis spelaea bei Solymär.
Mitteil. d. Ung. Geolog. Gesellsch.
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k. k. geolog. Reichsanst. 1908. Nr. 2
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Canaval, R. Das Erzvorkommen im
Knappenwalde bei Döllach im Möll-
tale. „Carinthia,* 98. Jahrg. Klagen-
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3. Heft. Wien 1908. 8°.
[Döll, Ed.] Todesanzeige.
Tietze. \
Doelter, €. Über die Einwirkung von
Radium- und Röntgenstrahlen auf die
Farben der Edelsteine. Sitzungsber. d.
kais. Akad. d.Wissensch., math.-naturw.
Klasse. CXVII. Abt. 1. Wien 1908.
S. 819-844 Mit 1 Textfig.
Doelter, €. Über die elektrische Leit-
fähigkeit fester Silikate. Sitzungsber.
d. kais. Akad. d. Wissensch., matlı.-
naturw. Klasse. OXVII. Abt. 1. Wien
1908. S. 845— 874. Mit 11 Textfig.
Doelter, C. Über die Dissoziation der
Silikatschmelzen (II. Mitteil.). Sitzungs-
ber. d. kais. Akad. d. Wissensch.,
math.-naturw. Klasse. Abt. 1. Wien
1908. 8°. S. 299—336. Mit 11 Textfig.
Dreger, J. Die neuen Fassungen der
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Neuhaus in Südsteiermark. Verhandl.
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Nr. 2—3. Wien 1908. 10 S. (60— 69)
mit 2 Textfig. und Internat. Mineral-
quellen-Zeitung. IX. Wien 1908. 4°.
Nr. 194 u. 195.
Vide: E.
60*
458
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Exkursionspläne für die 53. allgem.
Versammlung der Deutschen Geolog.
Gesellschaft. (Von Beck, Credner,
Gäbert, Hibsch u. Kalkowsky.)
Mit 5 Taf. u. 12 Textfig.
Exner, F. M. Über eigentümliche Tem-
peraturschwankungen von eintägiger
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d. kais. Akad. d. Wissensch. math.-
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S. 9—26, Mit 3 Textfig.
der Wealden-
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Fabiani, R. Paleontologia dei Colli
Berici. Memor. d. mat. et. fis. d.
societa ital. d. scienze. XV. Rom 1908.
4°. S. 45—249. Mit VI Taf. (Mit Er-
wähnungen istrischer u. dalmatinischer
Eocänfossilien.)
Frech, F. Lawinen und Gletscher in
ihren gegenseitigen Beziehungen.
Zeitschr. d. Deutsch. und Österr.
Alpenver. XXXIX. München 1908.
8°. S. 55—79. Mit 15 Textfig.
Frech, F. Über das Klima der geo-
logischen Perioden. Neues Jahrb. f.
Min., Geo]. u. Paläont. 1908. Stutt-
Verhandlungen,
Nr. 17 mal8
gart 1908. 8°. S. 74—86. (Erwähnung
der ostalpinen mesozoischen Eruptiva.)
Frech, F. In welcher Teufe liegen die
Flöze der inneren niederschlesisch-
böhmischen Steinkohlenmulde? Zeit-
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wesen im preuß. Staate. Berlin 1908.
407923-S. Mit 2, Taf
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Gesellsch. I. Wien 1908. 8%. S. 1—4.
Fugger, E. Salzburg Seen. VII.
Mitteil. d. Gesellsch. f. Salzburger
Landeskunde. XLVIII. Salzburg 1908.
S. 1—24. Mit 3. Taf. u. 18. Textfig.
Gaal, St. Die geologischen Verhältnisse
der Umgebung von Räkosd (Kom.
Hunyad) und die sarmatischen Land-
und Süßwassermollusken von Räkosd.
Mitteil. d. Ung. Geolog. Gesellsch.
Budapest 1908. 8°. Sitzung v. 3. Juni.
Gaal, St. Spuren des tertiären Salz-
körpers im Marostal bei Deva. Mitteil.
d. Ung. Geolog. Gesellsch. Budapest
1908. 8°. Sitzung vom 2. Dezember.
Gäbert, €. Über die Möglichkeit der
Aufschließung neuer Steinkohlenfelder
im erzgebirgischen Becken. Zeitschr.
f. prakt. Geologie. XVI. Berlin 1908.
S. 114—119 mit 1 Textfig.
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Nr. 32. Wien 1908. 4°. 3 8.
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d. Wiener Geolog. Gesellsch. T.
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werke zu Pfibram. Katalog der Prager
Jubiläumsausstellung 1908 und Montan.
Rundsckau. I. Wien 1908. 8%. Nr. 7.
Gesell, A. u. Palfy, M. v. Die Umgebung
von Abrudbänya. Blatt: Zone 20, Kol.
XXVII. Erläut. z. geolog. Spezial-
karte der Länder der ung. Krone.
Budapest i908. 8°. 36 8.
Geyer, &. Erläuterungen zur geologi-
schen Karte... SW Gruppe Nr. 13.
Gaming und Mariazell (Zone 14,
Kol. XII der Spezialkarte der öster-
reichisch-ungarischen Monarchie ij. M.
1: 75.000). Wien 1908. 8°. 34 S.
Geyer @. Vorlage des Blattes Weyer.
(Zone 14, Kol. XI.) Verhandl.d.k.k.
geolog. KReichsanst. Wien 1908.
Ss. 341—343.
Gnirs, A. Beobachtungen über den
Fortschritt einer säkularen Niyeau-
schwankung des Meeres während der
letzten zwei Jahrtausende. Mitteil. d.
k. k. Geograph. Gesellschaft. LI. Wien
1908. 8°. S. 1—56. (Bespricht an erster
Stelle die Küsten Istriens und Dal-
matiens.)
Gorjanovie - Kramberger, K. Nova
Valenciennesia sa Mostarskog polja
ü Bosni i Val. Krambergeri R. H, iz
Tamana. (Eine neue Valenciennesia aus
dem Mostarpolje in Bosnien und V.
Kr. aus Taman.) Glasnik zem. muz.
Bosn. i. Herc. Sarajevo 1906. 8°. S. 245.
Gorjanovic-Kramberger, K. Pratovek
iz Krapine — kannibal. Der Urmensch
von Krapina — Kannibale.) Anzeiger
d. IV. Versammlung tschechischer
Naturforscher und Arzte. Prag 1908.
S. 288 ı. 289.
Gorjanoviec-Kramberger, K. Erläute-
rungen zur geologischen Karte von
Agram. Geologische Übersichtskarte
der Königreiche Kroatien u. Slaworien.
Lfg. V. Agram 1908. 75 S. Mit 1 Karte
in Farbendr., 1 Kartenskizze und 6
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Monte Primosio. (Contrib. allo stud.
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1907. S. 201—245. Mit 2 Taf.
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440
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Tschermaks Mineralogische und
petrographische Mitteilungen, hrsg. v.
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Jahn, J. J. Bemerkungen zum Antrage
über die Trinkwasserversorgung der
Stadt Brünn und der benachbarten
Gemeinden aus dem Gebiete von Brüsau.
Brünn 1907. 8° 40 S. mit 2 Taf.
Jahn, J. J. Poznämky k nävrhu, aby
se me&sto Brno a okoini obce zao-
patfovaly pitnou vodou z okrsku
brezovsk&ho. [Bemerkungen zum An-
trage über die Trinkwasserversorgung
der Stadt Brünn und der benachbarten
Gemeinden aus dem Gebiete von
Brüsau.] Brünn 1907. S°. 30 S. mit
2 Fig.
Jahn, J. J. Über das quartäre Alter
der Basalteruptionen im Mährisch-
Schlesischen Niederen Gesenke.
Sitzungsberichte der kais. Akademie
der Wissenschaften, matl.-naturw.
Klasse. Abtle. I. Bd. CXVI. 1907.
Wien 1907. 8°. 45 S. mit 3 Textfig.
und 6 Taf.
Jahn, J. J. OÖ brnensk& vodni otäzce.
(Über die Brünner Wasserfrage.) Lid.
novin. 1908. Brünn 1908. 23 S.
Jahn, J. J. O püvodu Cedicovych konli
na Jaklovei u Moravsk& Ostravy. (Über
die Herkunft der Basaltkugeln auf der
Anhöhe Jaklovee bei Mährisch-Ostrau.)
Brünn 1903. 8°. 12 S. mit 3 Taf.
[Jahn, J. J.] Veiejne prednäsky J. J.
Jahna v zımnim obdobi 1907—08; die
zpräav brn£&uskych dennich listü. [Offent-
liche Vorträge J. J. Jahns während
des Wintersemesters 1907—08; nach
Berichten der Brünner Blätter.] Brünn
1908. 8°. 8 S. 2
Jahn, J. J. O jineck&m kambriu. [Über
das Kambrium von Jinetz.) Proßnitz
1908. 8°. 15 S. mit 1 Textfig. und
Ig Eaf
[Jahn, J. J.] Publikace J. J. Jahna.
[Publikationen von J. J. Jahn]
1890—1908. Brünn 1908. 8°. 6 S.
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1908. Hft. 2. Wien 1908. 8’. 20 8.
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Balänopteridenart aus dem Miocän von
Borbolya in Ungarn.) Jahrb.d.kgl. ung.
geol. Anstalt. XVI. 2. Heft. Budapest
1908. 8°. .S. 19-88. Mit 3 Taf.
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1908 erschienenen Arbeiten geolo-
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Karte in Farbendr. und 3 Textfig.
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von .Unterkrain, Istrien, Görz und
(Gradiska, zwischen Basovizza im
Westen und St. Peter im Osten und
zwischen PodbreZe im Nordwesten u.
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Franzisco-Carolinum, LXVI. Linz 1908,
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1908. 16°. 137 S. Mit 1 Taf.
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Klodi@: Uber die Wasser- und Tem-
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EXXXIl. Wien 1907. AlzEIoDmS:
(41—142) mit 15 Textfig., 7 Taf. und
1 geolog. Karte.
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15 8. (437—451).
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Der Mensch und die Mineralien, be-
arbeitet von J. Hart, E. Harbort, II. du
3ois und A. Miethe. Berlin 1908. 8°.
420 S. Mit vielen Beilagen und Text-
illustr. (Nimmt auch auf öster-
reichische Bergwerke mehrfach Bezug.)
Krebs, N. Neue Forschungsergebnisse
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(Zirkon und Monazit von Pisek.) Ber.
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1908
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Wiss.,. math.-naturw. Kl. CXVIL. 1.
. Abt. Wien 1908. 8°. S. 875— 968. Mit 5
Textfig.
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kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw.
Kl. CXVI. 1. Abt.. Wien 1908. 8°.
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. Bd. XXI. Wien 1908. 4°. S. 1—32. (Teil
V und VI der Arbeit auch als Inaug.-
Dissert. gedruckt. Berlin {908.)
Landeskunde von Niederösterreich.
Herausgegeben von G. Rusch. Dritte,
von Dr. H. Vetters, Dr. F. König
‚und H. Pabisch vollständig umge-
arbeitete Auflage. Wien 1908. 8°. Mit
13 Holzschnitten, 1 Karte, 1,geolog.
Karte (Oleate) 1 geolog. Pro il und
1 Formationstabelle.
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Mitteil. d. Ungar. Geolog. Gesellsch.
Budapest 1908. 8°, Sitzung v. 8. Jänner
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tani Közlöny. XXXVIII. Supplement.
Budapest 1908. 8°. S. 405—423. . Mit
2 Taf.
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Heimatkunde zu Magdeburg. Bd. 1.
Hft. 4. Magdeburg 1908.
Loezy, L. Balatonkörnyeki ösemlös
maradvänyokrol es az akarattyai Ba-
laton part megrogyäsäröl. [Ursäugetier-
funde aus der Umgebung des Platten-
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Plattenseeufers bei Akarattya.] Mitteil.
d. Ung. Geolog. Gesellsch. Budapest
1908. 8°. Sitzung vom 6. Mai.
Lomnicki, A. M. Wykricie mamuta
(Elephas primigenius Blumb.) i noso-
rozca dyluwialnego (Rhinoceros anti-
quitatis Blumb.) _w Staruni, pow.
Bohorodezanski. [Über den Mammut-
und Rhinozerosfund in Starunia.]
Kosmos. XXXIII. Lemberg 1908. 8".
10 8. (63—72).
von
K. k. geol. Reichsanstalt. 1908. Nr. 17 u. 18. Verhandlungen, 6L
444
Lomnieki, A. M. Mieczaki ifu pleisto-
censkiego wydobyte ze szybu mamuto-
wego w Staruni, pow. Bohorodczafski.
[Die Mollusken im pleistocänen Ton
des Mammutschachtes in Starunia.]
Kosmos. XXXIII. Lemberg 1908. 8°.
4 S. (73— 76).
Lörenthey, E. Uber die pannonischen
Schichten des Feh6rpart bei Tihany.
Földtani Közlöny. XXXVII.. Supple-
ment. Budapest 1908. 8°. S. 716— 724.
Lörenthey, E. Dr. Melezer Gusztäv.
Földtani Közlöny. XXXVIH. Supple-
ment. Budapest 198. S. 1083—106.
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Lörenthey, E. Paläontologische Studien
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1907. 8°. S. 29—36.
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Lowag, J. Die Permformation oder das
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Zeitung. XV. Graz 1908. 4°. S. 252
u: 253.
Löw, M. Die kristallographischen Ver-
hältnisse der Cerussite von Rezbänya.
Földtani Közlöny. XXXVII Supple-
ment. Budapest 1908. 8°. 8. 205—220.
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Leipzig 1908. 8°. Vide: Diener, C.
[Löwl, F.] Todesanzeige. Vide:
Hammer, W.
Lozinski, W. Powstanie jeziorek dylu-
wialnych na nizu galicyjskim. (Die
Entstehung der Diluvialseen in der
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um. mat. przyr. VII B. Krakau 1907.
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Brünn 1908. 8°. S. 64—93. (Enthält
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[Makowsky, A.] Todesanzeige. Vide:
Tietze, E.
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Nr. 17 u. 18
Maros, J. Bericht über Mineralien von
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sellsch. Budapest 1908. 8°. Sitzung v.
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8%=Mit’] "Taf:
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chischer Naturforscher und Ärzte,
Prag 1908. S. 244—245.
Oertelius, F. u. 0. M. Reis. Die wirt-
schaftliche Bedeutung des Kössener
Beckens; von F. Oertelius. — Geo-
logische Skizze der Umgebung von
Schwendt bei Kössen; von O.M.Reis.
Innsbruck. München 1908. 8°. 18 S.
mit 1 Titelbild und 1 geolog. Karte,
Ohnesorge, Th. Über Gneise des Keller-
jochgebietes und der westlichen Hälfte
der Kitzbühler Alpen und über die
Tektonik dieser Gebiete. Verhandl.
d. k. k. geolog. Reichsanst. Wien 1903.
S. 119—136. Mit 2 Profiltafeln und
3 Textfig.
Oppenheim, P. Über eine Eocänfaunula
von ÖOstbosnien und einige Eocän-
fossilien der Herzegowina. Jahrb. d.
k. k. geolog. Reichsanst. LVIII. Ba.
Heft 2. Wien 1908. S. 311—344. Mit
5 Lichtdrucktafeln.
Pälfy, M. v. und Primies, 6. Die Um-
gebung von Magura. Erläut. z. geolog.
Spezialkarte der Länder der ungari-
schen Krone. Budapest 1907.
Pälfy, M. v. Die Umgebung von Abrud-
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M. v.
Papp. K. Miskolez környek&nek geo-
logiai viszonyai. [Die geologischen
Verhältnisse der Umgebung von Mis-
kolez.] Jahrb.d. kgl. ung. geol. Anstalt.
XVI. 3. Bft. Budapest 1908. 8°. S.
89—136.
Papp, K. Das Erzgebiet von Almäs-
szelistye im Komitat Hunyad. Földtani
Közlöny. XXXVIL. Supplement. Buda-
pest 1908. 8°. S. 4233—437. Mit 1 Taf.
und 3 Textfig.
Parona, C. F. Saggio per uno studio
sulle caprinidi dei calcari di scogliera
nelle prealpi venete orientali. Mem. d.
R. Accad. d. Linc. Ser. V. Vol VII.
Rom 1908. S, 319—346. Mit 30 Textfig.
Pavich, A. v. Der Mosor. Hrsg. v.
Alpen u. Touristenverein „Liburnia“.
Zara 1908. 8°. (Enthält auch ‘ein
geologisches Kapitel, »
61*
446
Penck, A. u. Brückner, E. Die Alpen
im Eiszeitalter. VIL.—IX. Lief. Leipzig
1908.
Penck, A. Die Entstehung der Alpen.
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Berlin 1908. 8°.
Petrascheek, W. Die kartographische
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Reichsanst. Wien 1908. 8. 118—119.
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d. k. k. geolog. Reichsanst. Wien 1908.
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Petrascheck, W. Die Steinkohlenvorräte
Österreichs. Österr. Zeitschr. f. Berg-
und Hüttenwesen. 1908. Nr. 36—38.
Wien 1908. 4°. 15 S. mit 1 Taf.
Petrascheck, W. Das Verhältnis der
Sudeten zu den mährisch-schlesischen
Karpathen. „Der Kohleninteressent.*
Jahrg. 1908. Nr. 18—19. Teplitz-
Schönau 1908. 8°. 22 S. mit 3 Textfig.
Petrascheek, W. Die Steinkohlenfelder
am Donau - Weichsel- Kanal. Mittei-
lungen des Zentralvereines für FlußB-
und Kanalschiffahrt in Österreich.
Nr. 68. Wien 1908. S. 2152—2159.
Petrascheck, W. Geologisches über die
Radioaktivität der Quellen, insbe-
sondere derer von St. Joachimstal.
Verhandl. d. k. k. geolog. Reichsanst.
1908. Wien 1908. S. 364—391.
Philippson, A. Das Eiserne Tor; nach
J. Cvijie. Geogr. Zeitschr. XIV.
Leipzig 1908. 8°. S. 617—623.
Pichler, A. Der Zink- und Bleibergbau
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Kärnten nach dem Stande vom 26. Jänn.
1901. Montan-Zeitung. XV. Graz 1908.
4°. S. 172—174.
Piestrak, F. Monographische Skizze d.
k. k. Saline in Dolina. Berg- u. hütten-
männ. Jahrbuch d. k. k. Mont. Hoch-
schulen z. Leoben u.. Pfibram. LVI,
Wien .1908. 8°. S. 74—96.
Pilz. Überblick über den Quecksilber-
bergbau und den Qnecksilberhütten-
betrieb von Idria in Krain. Berg- u.
hüttenmänn. Rundschau. Kattowitz
1908. S. 168—173, S. 188—193.
Plzäk, F. und Rosicky, V. O Fichtelitu
od Borkovie v Öechach. (Über Fichtelit
von Borkowitz in Böhmen.) Ber. d.
Franz Josefs-Akad. XVI. Prag 1907.
Nr. 13, und Zeitschr. f. Krist. XLIV.
Leipzig 1908.
Pocta, F. Neues über Graptolithen,
Sitzungsber. d. kg]. Böhm. Gesellsch.
d. Wissenschaften, math. nat. Kl. 1907.
Prag 1908. 8%. 9 S. mit 1 Taf.
Verhandlungen.
Nr. 17 u.18
Pocta, F. Pocäteöni komürka rodu
Orthoceras. (Die Anfangskammer der
Gattung Orthoceras.) Anzeiger der IV.
Versammlung, tschechischer Natur-
forscher und Ärzte. Prag 1908. S. 241.
Pocta, F. OÖ ohybech v silurskych vrst-
väch Barrandovy skäly u -Zlichova.
(Über die Faltungen der silurischen
Schichten des Barrande-Felsens bei
Zlichov.) Anzeiger der IV. Versamm-
Jung tschechischer Naturforscher und
Ärzte. Prag 1908. S. 431 u. 432,
Poeta, F. Nov&e näzory 0 tektonice
Alp. (Neue Ansichten über Alpen-
tektonik.) Anzeiger d. Kaiser Franz
Josefs-Akad. XVII. Prag 1908. S. 387
u. 428.
Popescu Voitesti, J. Abnormale Er-
scheinungen ‘bei Nummuliten. Beitr. z.
Pal. u. Geol. Österr.- Ung. und des
Orients. XXI. Wien u. Leipzig 1908.
4°. Mit 6 Textfig. (Betrifft auch ein
Vorkommen aus dem Bakonyer Walde.)
Primies, &@. Die Umgebung von Magura.
Vide: Pälfy, M.v. und Primics, G.
[Prinzinger, H.] Todesanzeige. Vide:
Tietze E.
Purkyn&, €. R. v. Geologie severni
Cästi pänve Plzenske. (Geologie des
nördlichen Teiles des Pilsener Beckens.)
Anzeiger der IV. Versammlung tsche-
chischer Naturforscher und Arzte.
Prag, 1908. S. 242 u. 243.
Purkyn&, €. R.v. Stratigrafie a morfo-
logie deskeho diluvia. (Stratigraphie
und Morphologie des böhmischen
Diluviums.) Anzeiger der IV. Ver-
sammlung tschechischer Naturforscher
und Ärzte. Prag 1908. S. 427 u. 428.
Räköezy, S. v. Die goldführenden
Wässer Ungarns. Fortsetzung u. Schluß.
Montan-Zeitung. XV. Graz 1908. 4°.
S. 2—4 und S. 24—26.
Redlich, K. A. und Cornu, F. Zur Ge-
nesis der alpinen Talklagerstätten,
Zeitschr. f. prakt. Geol. XVI. Berlin
1908. 8°. Hft, 4. S. 145 u. f.
Redlich, K. A. Uber die wahre Natur
der Blasseneckgneise am steirischen
Erzberg. Verhandl. d. k. k. geolog.
Reichsanst. Wien 1908. 8. 339—341.
Redlich, K. A. Turmalin in Erzlager-
stätten. Zeitschr. f. prakt. Geol. XVI.
Berlin 1908. 8°. S. 169.
Redlich, K. A. Die Erzlagerstätten von
Dobschau und ihre Beziehungen zu
den gleichartigen Vorkommen der Ost-
alpen. Zeitschr. f. prakt. Geolog. XVI.
Berlin 1908. 8°. 5 S. mit 1 Textfig.
1908
Reininger, H. Das Tertiärbecken von
Budweis. Jahrb. d. k. k. geolog.
Reichsanst. Wien 1908. LVIII. Bd.
3. Hft. S. 469—526. Mit 1 Taf. und
8 Textfig.
Reis, 0. M. Geologische Skizze der Um-
gebung von Schwendt bei Kössen. Inns-
bruck 1903. 5°, Vide: Oertelius, F.
u. OÖ, M. Reis. Die wirtschaft]. Be-
deutung des Kössener Beckens. S. 13.
Reishauer, H. Revision der Gletscher-
marken im ÖOrtlergebiete. Zeitschr, f.
Gletscherkunde. Il. Berlin 1908. 8°.
S. 224—231. Mit 1 Textfig.
Reishauer, H. Revision einiger Gletscher-
marken in der Presanella—Adamello-
Gruppe (Sommer 1905). Zeitschr. f.
Gletscherkunde. II. Berlin 1908. 8°.
S.. 309—313. °
Rieharz, P. S. Ein neuer Beitrag zu
* den Neokombildungen bei Kaltenleut-
geben. Verbandl. d. k. k. geolog.
Reichsanst. Wien 1908. S. 312—320.
Mit 3 Textfig.
Richarz, P. S. Der südliche Teil der
Kleinen Karpathen und die Hainburger
Berge. Eine petrographisch-geologische
Untersuchung. Jahrb. d. k. k. geolog.
Reichsanst. Wien 1908. LVIIl. Bd.
1. Hft. S. 1—48. Mit 8 Textfig.
Richarz, P. S. Geologie der Kleinen
Karpathen, des Leithagebirges und
des Wechsels. Mitteil. d. Wiener
Geolog. Gesellschaft. I. Wien 1908. 8°.
S. 26—34. (Vortragsbericht.)
Rogala, W. Sprawozdanie z badan geo-
logieznych wzdiuz kolei Lwow—Pod-
hajce. (Bericht über die geologischen
Untersuchungen längs der Eisenbahn-
strecke Lemberg—Podhajce.)„Kosmos.“
XXXIN. Lemberg 1908. 8°. S. 50.
Rosicky, V. [Über Fichtelit von Borko-
witz in Böhmen.] Vide: Plzäk, F.
und Rosicky, V.
Roth v. Telegd L. Zur Bohrung auf
Petroleum bei Zbor6 im Komitat
Säros. Ung. Montan-, Industrie und
Handels-Zeitung. XIV. Budapest 1908.
4°. Nr. 8. (Entgegnung auf den Artikel
von H. Walter in Nr. 5. u. 6 dieser
Zeitung.)
Rozlozsnik, P. und Emszt, K. Adatok
Krassö Szöreny värmegye Banatitjainak
petrogr. es chemiai ismeret£hez, [Bei-
trag zur petrographischen und chemi-
schen Kenntnis d. Banatits im Komitat
Krass6 Szöreny.] Jahrb. d. kgl. ung.
. geolog. Anstalt. XVI. 4. Heft. Buda-
pest 1908. 8°, S. 137—276. Mit 1 Taf.
Rozlozsnik, P. und Emszt, K. Elözetes
jelentes a Medveshegyseg (Nögräd vm)
amphibolos nephelines basanitjärol.
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1908. S. 36—37. Vorläufiger Bericht
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Rusch, @. Vide: Landeskunde von
Niederösterreich.
Ryba, F. Nekolik poznämek ke strati-
grafii kamenouhelnych lozisek ve
strednich Cechäch. (Einige Bemerkun-
gen zur Stratigraphie der Steinkohlen-
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IV. Versammlung tschechischer Natur-
forscher und Ärzte. Prag 1908. S. 243
bis 244.
Rzehak, A. Oncophora-Schichten bei
Brünn. Verhandl. .d. k. k. geolog.
Reichsanst. Wien 1908. S. 336.
Rzehak, A. Nagetierreste aus dem
Brünner Löß. Verhaudl.d.k. k. geolog.
Reichsanst. Wien 1908. S. 336 u. 337.
Rzehak, A. Beiträge zur Kenntnis der
Bergschläge III. Zeitschr. f. prakt.
Geol. XVI, Berlin 1908. 8°. S.237— 250.
Mit 2 Textfig.
Rzehak, A. Vorlage neuer Fossilien aus
Mähren. Neue mährische Mineralvor-
kommnisse. Nagetierreste aus dem
Brünner Löß. Verhandi. d. Naturf.
Vereines in Brünn. XLVI. Brünn 1908.
8°. 8.:XV, XIX u. XX.
Salomon, W. Die Adamellogruppe, ein
alpines Zentralmassiv und seine Be-
deutung für die Gebirgsbildung und
unsere Kenntnis von dem Mechanismus
der Intrusionen. I. Teil. Lokale Be-
schreibung, kristalline Schiefer, Perm,
Trias: Abhandl. d. k. k. geol. Reichs-
anst. XXI. Heft 1. Wien 1908.
Salzbergbau Österreichs. Zeitschr. der
Bergbau-Betriebsleiter. 1908. 8. 12—15,
32—35, 55—55 und 74—77.
Saur. Les bauxites dans le monde.
Compt. rend. mens. St. Etienne 1908.
S. 94— 104.
Shbrizaj, J.- Zur Karsthydrographie
Krains. „Carniola “ Mitteil. des Museal-
vereines für Krain. I. Laibach 1908.
8%. S. 49—57.
Schafarzik, F. Mineralogische Mit-
teilungen. Földtani Közlöny. XXXVII.
Supplement“ Budapest 1908. 8°. S. 657
— 659. a
Schafarzik, F. Uber die geologischen,
hydrographischen und einige physika-
lische Verhältnisse der durch Insolation
erwärmten Salzseen, insbesondere des
heißen Medvetösees bei Szoväta. Föld-
tani Közlöny. XXXVIIL. Supplement.
Budapest 1908. 8%. S. 437—455. Mit
3 Textfig.
448
Schaffer, Fr. X. Sind Ablagerungen
größerer Wassertiefe in der Gliederung
der tertiären Schichtreihe zu ver-
wenden? Mitteil. d. Wiener Geolog.
Gesellschaft. I. Wien 1908. 8°. 8.
85—102. 5
Schaffer, Fr. X. Über fazielle Tertiär-
-studien am Östrande des Wiener
Beckens. Mitteil. d. Wiener Geolog.
Gesellschaft. I: Wien 1908, 8%, 8.
145—149. (Vortragsber.)
Schafler, Fr. X. Neue Forschungen
in den alten Terrassen des Donau-
gebietes. - Mitteil. d. k. k. Geogr.
Gesellschaft. LI. Wien 1908. 8°.
S. 57—58.
Schlagintweit, 0. Geologische Unter-
suchungen in ‚den Bergen zwischen
Livigno, Bormio und St. Maria im
Münstertal. Zeitschr. der Dentsch.
Geolog. Gesellschaft. Bd. LX. Hft. 2.
Der 1908. 8°. 75 S. (1985 —272) mit
Textfig. und 1 Taf.
Schröter Z. Über die geologischen Er-
gebnisse der Tiefbohrung in Pilisboros-
jenö,Mitteil. d. Ung. Geolog. Gesellsch.
Budapest 1908, 8°. Sitzung vom 1. April.
Schlier. Einiges über den Bergbau auf
Blei und. Zinkerze an der Silberleithen
‚und am Wampeter Schroften in Tirol.
„Erzbergbau.* 1907. 8. 468— 470. 1903.
Saab.
Sehmid, .E. Über die in Schwimm-
sandlagern mögliche Wassermenge.
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wesen. Wien 1908. 4°. Nr. 47.
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9..,.Hft. S. 233—246. Mit 3 Taf. und °
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Morphologie Böhmens. Hrsg. mit
Unterstützung. der Ges. zur Förd.
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Literatur in Böhmen. Prag, J. Calve,
1908...8°,..261.S.
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‚ Theorie .des Vulkanismus. Prag,
3. G. Calve, 1903. 8% 1168:
Schubert, R. J. Zur Geologie des
österreichischen Velebit. (Nebst paläon-
tologischem Anhang.) Jahrb..d. k. k.
geol. -Reichsanst. LVIII. Bd. 2. Hft.
Wien 1908. 8. 345—386. Mit 1 Taf.
u. 5 Textfig.
Schubert, R. J. Die nutzbaren Mineral-
lagerstätten Dalmatiens. Zeitschr, f,
Verhandlungen.
Nr.17u.8
prakt. Geologie. XVI. Berlin 1908.
8. 49—56. Mit 1 Kärtchen.
Schubert, R. J. Die Fischotolithen des
Pausramer Mergels. Zeitschrift des
Mährischen Landesmuseums. Bd. VIII.
Hft. 1. Brünn 1908. 8°. 19 S. (102—
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Schubert, R. J. Geologische Spezial-
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Königreiche und Länder der österr.-
ungar. Monarchie. Blatt Novegradi
und Benkovac. Zone 29, Kol. XII.
SW-Gruppe. Nr. 118. 1:75.000. Hrsg.
von derk.k.geolog. Reichsanst. 8. Lief.
Wien 1908.
Schubert, R. J. Entgegnung auf eine
Kritik der „Nutzbaren Minerallager-
stätten Dalmatiens“, ‚Zeitschr. f. prakt.
Geologie. XVI. Berlin 1908. 8°, 8. 508
und 509.
Schwarz, H. Uber die Wirbelsäule und
dieRippen holospondyJerStegocephalen
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u. Geolog. Österr.-Ung. und des Orients,
XXI Wien u. Leipzig 1908. 4°;
S. 63—105. Mit 36 Textfig. (Betrifft
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Seidl, F. (Die Steiner oder Sanntaler
Alpen, ihr Bau u. Bild. Geologisch-
landschaftliche populäre Schilderung.)
Slowenisch. I. Heft mit 6 Profilen,
1 geolog. Skizze u. 17 Bildern. au
Slovenska.* Laibach 1907.
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star$iho palaeozoika Cesk@ho. (Über
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Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wiss.,
math.-nat. Kl. CXVII. Ila. Wien 1903.
8°. S. 151—203. Mit 1 Taf. u. I Karte.
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des Kartenblattes Rovereto—Riva.
Verhandl. d. k.k. geolog. Reichsanst.
Wien 1908. S. 320—326. Mit 1 Textfig.
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4 S. mit 2 Textfig.
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Nago in Südtirol. Mitteilungen des
Deutschen Naturwissenschaftlichen
Vereines beider Hochschulen in Graz.
"Graz 1903. 8°. 2 S.
Stolyhwo, K. Le crane de Nowosiolka
considere comme preuve de l’existence
“& Vepoque historique de formes ap-
parentees a H. primigenius. Anzeiger
d. kais. Akad. d. Wiss. in Krakaı,
math.-naturw. Kl. 1908. Krakau 1908.
S. 103-—126.
Suess, E. Ansprache anläßlich der Kor-
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in Wien. Mitteil. d. Wiener Geol.
Gesellsch. I. Wien 1908. 8°. S. 11—12.
Suess, F. E. Die Gauverwandtschaft der
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Wien 1908. 8°. Vide: John, C. V. et
F.E. Suess.
Suess, F. E. Über die Lagerungsver-
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Rossitz in Mähren. Mitteil. d. Wiener
"Geolog. Gesellsch. I. "Wien 1908, 8°.
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Suess, F. E. Die Kristallisationsvor-
gänge bei der Bildung der Karlsbader
Aragonitabsätze. Anzeiger d.kais. Akad.
d. Wissensch. Wien 1908. S. 313.
Sness, F. E. Die Beziehungen zwischen
-dem moldanubischen und dem mora-
vischen Grundgebirge in dem Gebiete
von Frain und Geras. (Vorläufiger
Literaturverzeichuis für das Jahr 1908.
449
Bericht über die geologische Aufnahme
der Osthälfte des Kartenvlattes Drosen-
dorf, Zone 10, Kol. XIII.) Verhandl,
d. k. k. geolog. Reichsanst. Wien 1908.
S. 395. Mit 1 Kärtchen.
Szädeezky, J. v. Bemerkungen über
„neue ostungarische Beanxitkörper
und Beauxitbildung überhatpt“.
Zeitschr. f. prakt. Geologie. XVI.
Berlin 1908. 8°. S. 504.
Szädeezky, J.v. Zur Kenntnis der kristal-
linischen Schiefer der Kalten Szamos.
Földtani Közlöny. XXXVIII. Supple-
ment. Budapest 1908. 8°. S. 332—405.
Mit 1 Taf.
Szajnocha, WI. Atlas -geologiczny
galieyi. (Geologischer Atlas von Gali-
zien.) Text zu Blatt XXIII. .(Smorze,
Dydiowa.) Krakau 1908.
Szontagh, T. Über die Mineralquellen
des Bürtalesim Komitat Hont. Földtani
Közlöny. XXXVLIl. Supplement. Buda-
pest 1908. 8°. S. 455—471. Mit 3
Textfig.
Tietze, E. Jahresbericht der k. k. geo-
logischen Reichsanstalt für 1907.
Verhandl.d.k.k. geolog. Reichsanstalt.
Wien 1908. 8°. 46 S.
Tietze, E. Eduard Döll Fr. Verhandl.
d. k. k. geolog. Reichsanst. Wien 1908.
S. 47—48,
Tietze, E. Eduard Jahn +. Verhandl,
d. k. k. geolog. Reichsanst. Wien 1908.
S. 139 u. 140.
Tietze, E. Spiridion Brusina f. Ver-
handl. d. k. k. geolog. Reichsanst.
Wien 1908. 8.189.
Tietze, E. Heinrich Prinzinger 7.
Verhandl. d. k.k. geolog. Reichsanst.
Wien 1908. 8. 237— 238. i
Tietze, E. Alexander Makowsky 7.
Verhandl. d. k.k. geolog. Reichsanst.
Wien 1908. 8. 359.
Till, A. Über einige geologische Ex-
. kursionen im Gebiete der Hoben Wand.
Verhandl. d. k. k. geolog. Reichsanst.
Wien 1908. 8.167—181. Mit 2. Textfig.
Till, A. Die ‚geologische Aufnahme des
restlichen Teiles des .Nartenblattes
Enns— Steyr (Zone 13,. Kol. XI, NO
u. NW). Verhandl. d. k. k.: geolog.
Reichsanst. 1908. 8. 343—349. Mit
1 Textfig. ?
Timk6, E, Zur Agrogeologie der Flach-
moore Ungarns. Földtani Közlöny.
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: Studie. Progr, des’ 2. Staatsgeymn. in
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Ital. XXVII. Rom 1908. 8°. $, 419—
422. Mit 1 Taf.
Toniolo, A. R. L’eocene dei dintorni di
Rozzo in Istria. Rendic. della Acad.
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Tornquist, A. Noch einmal die Allgäu-
Vorarlberger Flyschzone. und der sub-
marine Einschub ihrer Klippenzone,
Verhandl. d. k. k. geolog. Reichsanst.
. Wien 1908. S. 326—332.
Toula, Fr. Kriechspuren von Pisidium
amnicum Müll. Beobachtungen auf
einer Donauschlickbarre bei Kahlen-
"bergerdorf-Wien. Verhandl. d. k. k.
geolog. Reichsanst. Wien 1908. 8. 239
bis 244. Mit 1 Taf.
Toula, Fr. Oberer Lias am Inzersdorfer
Waldberge (nördlich von Gießhüb])
im Randgebirge der Wiener Bucht.
Verhandl. d. k. k. geolog. Reichsanst.
Wien 1908. S.209-—-232. Mit 2 Textfig.
Toula, Fr. Berichtigung. Verhandl. d.
k. k. geolog. Reichsanst. Wien 1908.
S. 59... (Betrifft Unterkieferzähne von
Rhinoceros antiquitatis Blumb.)
Toula, Fr. Über Steph. Richarz’ „Ein
neuer Beitrag zu den Neokombildungen
- bei Kaltenleutgeben“. Verhandl. d.
k. k. geolog. Reichsanst. Wien 1908.
S. 337—339,
Toula, Fr. Ein Mammutfund von Wils-
dorf bei Bodenbach in. Böhmen. Jahrb.
d. k. k. geolog. Reichsanst. Wien 1908.
LVII. Bd. 2. Hft. S. 267—280. Mit
3 Taf. und-4 Textfig. .
Toula, Fr. Das Wandern und Schwanken
der Meere. Vorträge d. Ver. z. Verbr.
naturwiss. - Kenntn. in Wien. "IIL.
Hft. 11. Wien 1908. 16°. 59 S.mit 12 Taf.
Trauth, F. Zur Tektonik der subalpinen
- Grestener - Schichten - Österreichs.
Mitteil. d. Wiener Geolog. Gesellsch. I.
- Wien 1908. 8°, $. 112—134. Mit 4 Taf.
Treitz, P. Sös földek anaecy-alföldön.
- Földtani Közlöny. XXXVIIL Budapest
1908. S. 6-31. Die Alkaliböden des
ungarischen großen Alföld, Supplement.
S. 106—131. Mit 1-Tat.
Trener, &. B. Die Barytvorkommnisse
vom Monte Calisio bei Trient und Darzo
in Judikarien und die Genesis des
Schwerspates, Jahrb. d. k. k. geolog.
Reichsanst. Wien 1908 LVIII. Bd.
3. Hft. 8. 387468. Mit 4 Profilen
‚und 11 Diagrammen,
Trener, 6. B. Geologische Spezialkarte,
Blatt: Bormio und Passo del Tonale.
Nide: Hammer, W, und Trener,
SB:
Verhandlungen.
Nr. 178
Uhlig, V. Ansprache anläßlich der Kon-
stituierung der Geologischen Gesell-
schaft in Wien. Mitteil. d. Wiener
Geolog. Gesellschaft. I. Wien: 1908, 8°,
S. 4-10,
Uhlig, V. Die karpathische Sandstein-
zone und ihr Verhältniszum sudetischen
“ Karbongebiet. Mitteil. d.Wiener Geolog.
Gesellschaft. I. Wien 1908. 8°. 8.36—70.
Mit 1 Profiltaf. i
Uhlig, V. Geologisches aus dem Tatra-
“ gebirge. Mitteil. d. Wiener Geolog.
Gesellschaft. 1. Wien 1908. 8.348 — 364.
Ungar, K. Die tierische Abstammung
des Menschen. Verhandl. u. Mitteil.
- des Siebenbürg. Vereines f. Naturwiss.
LVII. Jahrg. 1908. Hermannstadt 1908.
8°. S. 27—41. (Betrifft die diluvialen
Menschenreste von Krapina.)
Vadäsz, M. E. A ‚nagyküküllömegyei
alsöoräkos alsö-liaskoru faunäja. (Die
UnterliasfaunavonAlsöräkos imKomitat
Nagyküküllö.) Jahrb. d. kgl. ung.
geolog. Anstalt. XVI. Budapest 1908.
8. 8. 279—367. Mit 6 Taf. und 35
‘ Textfig. :
Vadäsz, M. E. Szabad Lakökäamräs
Iytoceras-faj a felsö liasbol. Földtani
Közlöny. XXXVIII. Budapest 1908.
S. 32—36. Über eine oberliassische
Lytoceras-Art mit aufgelöster Wohn-
kammer. Supplement. 8. 131—136.
Mit 1 Textfig.
Vadasz, M. E. Triadische und alttertiäre
Schollen des Cserhätgebirges. Mitteil,
d. Ung. Geolog. Gesellsch. Budapest
1908. 8°. Sitzung vom 6. Mai.
Vadasz, M. E. Über die Juraschichten
des südlichen Bakony. Mitteil. d. Ung.
Geolog. Gesellsch. Budapest 1908. 8°,
Sitzung vom 2. Dezember.
Vetters, H. Vide: Landeskunde von
Niederösterreich.
Vinassa de Regny. Il Devoniano medio
nella giogaia del coglians. Rivist.
ital. di Paleontologia. XIV, Perugia
1908. 8°. 12 S. Mit 1 Taf.
Vinassa de Regny. Nuove osservazioni
geologiche sul nucleo centräle delle
alpi carniche. Proc. verb. d. Soc.
Toscana d. Sc. nat. Pisa 1908. 11.8.
Vitalis, St. Die pliocäne Schichtenreihe
des Feherpart bei Tihany und deren
Fauna. Földtani Közlöny. XXXVIL.
. Supplement. Budapest 1908. 8°, S, 701
—716. Mit 1 Textfie.
Vogel, 0. Das Salzbergwerk Hall in
- Tirol im Jahre 1782. Österr. Zeitschr.
-f. Berg- und Hüttenwesen. Wien 1908.
Nr. 44,
1908
Vogl, V. Über die Fauna und strati-
graphische Lage zweier jenseits der
Donau gelegener paläogener Fund-
orte. Mitteil. d. Ung. Geolog. Gesellsch.
Budapest 1908. 8°. Sitzung v. 1. April.
Waagen, L. Geologische Spezialkarte
der im Reichsrate vertretenen König-
reiche und Länder der österr.-ung.
Monarchie. Rlatt: Cherso und Arbe.
Zone 26, Kol. XI. SW-Gruppe. Nr. 112.
1:75.000. Hrsg. von d. k. k. geol.
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Waagen, L. Geologische Spezialkarte
der im Reichsrate vertretenen König-
reiche und Länder der österr.-ung.
Monarchie. Blatt: Lussin piecolo und
Puntalori. Zone 27, Kol. XI. SW-
Gruppe Nr. 113. 1:75.0009. Hrsg,
von d. k. k. geol. Reichsanst. 8. Lf.
Wien 1908.
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Walter, H. Petroleum in Zborö (Ungarn,
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Säroser Komitat. Ung. Mont.-, Ind. u.
Handelszeitung. XIV. Budapest 1908.
. 4°. Nr, 12, u. Allgem. Österr. Chem.- u.
Techniker- „Zeitung. XXV. Wien 1908.
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zyiren& od Volyn& v jiznich Cechäch.
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anstalt in Wien. ) Zeitschr. d. Touristen.
Prag 1908. 8°. 11. 8.
Zense. Das nordwestliche Braunkohlen-
revier Teplitz, Brüx, Komotau. „Braun-
kohle.“ Jahrg. 1908. Halle 1908.
1. April. S. 1—6. 7. April. S. 21—28.
Ziekert. Die wirtschaftliche Bedeutung
der böhmischen Braunkoblen im Ver-
gleich mit den benachbarten Kohlen-
Register,
Erklärung der Abkürzungen: G. R.-A. — Vorgänge an der k. k. geologi-.
schen Reichsanstalt. — 7 — Todesanzeige. — Mt. — Eingesendete Mitteilung. —
V. = Vortrag. — R. B. = Reisebericht. — L. = Literaturnotiz.
A. Seite
Ampferer, O0. Über die Entstehung der Inntal-Terrassen. Mt.Nr.4. ... 87
= Über neuere Erfahrungen der eh der Lechtaler und
Alleäuer Alpen VeeNrerer.. 0 0 ee . 162
3 Ernennung zum Adjunkten der n k. Rn Reichsanstalt.
GR. A aNG Or . 187
= Bemerkungen zu den von An. tr ma Me en:
entworfenen Erklärungen der Flysch- und Molassebildung
am nördlichen WAlpensaume. Mt. Nr. 4. en a 189
R Ernennung zum definitiven Adjunkten der k.k. geol. Reichs-
anstalt. GIER. -AMNEElDEN 0.1. 2.0 2 Rn 335
n Über die Entstehung der Inntal- Te L. Nr. 17 u. 187.412
Arldt, Th. Die Entwicklung der Kontinente und ihrer Lebewelt. L. Nr. 4 . 107
B.
Bach, Fr. Listriodon splendens H.v. M. aus Steiermark. Mt. Nr.5 und6 . 117
= Pseudocyon sansaniensis Lart. Mt. Nr. 13... ........ 299
Berg, G. Zur Geologie des Braunauer Landes. L. Nr. 5 und6 ...... 137
Birulstna#S,pırıdion. Nr09, een. 5 a)
Bukowski, G. v. Über die Jurassischen und cretacischen Ange von
Spizza in Süddalmatien. Mt. N. 2und3..... 48
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stättenoEoNT.NlDre 0... Ge 353
Do), -Biduard. + Nr. 2 und 322... Sem: . AM
Dreger, Dr. J. Geologische Beobachtungen anläßlich der Neufassungen der
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steiermark-uV zaNE. 52, undassera 2). 0. ee 60
n Verleihung des Titels eines Bergrates. G. R.- AENTEI N el
1908 Register.
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Sechstelblatin Sarajevo. L, Ne. Il; : 0 ee ern Sehr. :
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= Vorlage des Blattes Weyer (Zone 14, Kol. =D); V. Nr. 15 j
Verleihung des Ritterkreuzes des Franz-Josef-Ordens. G. R. A
Nr 16% ee 2.
H.
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Haniel, C. A. Vorläufige Mitteilung über das Vorkommen von Gosaukreide
südlich des Hohen Lichtes. Mt. Nr. 16 - 2
Haenig, A. Die Steinkohle, ihre Gewinnung und Verwertung. L. Nr. 15.
Heritsch, Dr. Fr. Granit aus der Umgebung von Übelbach in Mittelsteier-
mark.Mt..Nr. 18°... 7 Sc: ae
& Der Serpentin von Bruck an der Mur. Mt. EN. 19n. 0,
Hillebrand, S. Über Porpbyrite und diesen entsprechende Gesteine in der
Umgebung von Bruneck. L. Nr. 8 Re
Höfer, A. Das Alter de Karawanken. Mt..Nr. Sowereırn:.
AR
BahnsBRdnand Nez ae. eo 20 ee Re,
Jüngst, F, Die. nutzbaren Lagerstätten.. L. Nr. 15 -........ :
Jüttner, K. Zur Bildungsgescehichte der mährisch-schlesischen Basaltberge.
MESNEWIO SS... - >00 re 2. >...
K.
Kayser, E. Lehrbuch der Geologie. II. Teil: Geologische Formationskunde.
LoNmege 3... ae
Kerner, F. v. Reisebericht aus der östlichen Zune (Mitteldalmatien). R B.
NEAIE I: 0 0 EN :
Die Trias am Südrande der Syilaja planina. Mi. Nr. 12
Verzeichnis der im Jahre 1908 erschienenen Arbeiten geolo-
gischen, paläontologischen, mineralogischen, montangeolo-
gischen und hydrologischen Inhaltes, welche auf das Gebiet
der österreichisch-ungarischen Monarchie Bezug nehmen,
nebst Nachträgen zur Lierauuz des Jahres 1907. Nr. 17
”
r»
und.1s. nn... . - 00 Sr Een
Kober, L. Das esebirge zwischen Gader, Br und [Boita. L.
IN EL ee: > 2 002.02 2
Kossmat, Dr. Fr. Beobachtungen über den Gebirgsbau des mittleren one
gebietes.-V. Nr. 2 und 3. Karen %
Köhler, P. OÖ. Die Entstehung der Kontinente, der. Vulkane End Gebirge,
EFNEIOR,.. .. : 20. 00 en NE
Köllner, K. Geologische Skizze von Niederdeier el L. Nr. 16
Benssern Fr. Kritische Bemerkungen und Übersicht über die bisher zutage
geförderte fossile Flora des unteren Lias der österreichischen
Voralpen. L. Nr. 13... . 2: essen. : Pr:
Krebs, N. Neue Forschungsergebnisse zur Karsthydrographie. L. Nr. 17 uns?
L.
Lachmann, R, Der Bau des Jackel im Obervintschgau. L. Nr. 15
Böowk.Perdinand. NL 9 .: ....:. 2 0 PA:
Launay, L. de. L’Or dans le Monde. Geologie, Extraction, Economie poli-
tigue. L. Nr. 16..:::, see... ...-
6r*
. 244
. 259
434
454 Verhandlungen. . Nr. 17 u: 18
M. Seite
Makowsky,;, Alexander. + Nr.16. . .v. 9.“ 359
Martelli, A. Di alcune recenti’idee sulla ultra dell Kopknnike e N apecisle
mente di un preteso carregziamento dalmato- 2
HL ea ganico..%. Nerlore. 2 . 305
Matosch, Dr. A. Verleihung des Titels eines Reis frlichen Bi '@. R.-A.
u Nr. Ir sn 1S7
Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separat-
abdrücke, eingelaufen vom 1. Jänner bis Eude März
19082Nr. Ir. . . 200
ne Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separat-
i a eingelaufen vom 1. April bis Ende Juni 1908.
Nr. A e & . 253
ine für die Bibliothek. Einzelwerke und Separat-
abdrücke, eingelaufen vom 1. Juli bis Ende September
1908. Nr. eo. a A or . 355
a Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separat-
: abdrücke, eingelaufen vom 1. Oktober bis Ende Dezember -
1908. aNr-lAundwleRe 1.2 . 415
A Periodische Schriften „eingelangt i im Laufe des Jahres 1908.
Nr. 17. und 1Sgegr ee ee a lo
Mayr, Gustav. 7 Nr. IE . 239
Montanistischer Klub für duch eroviere Teplitz) Brüx on
Komotau. Führer. durch. das. nordwestböhmische Braunkohlen-
revier. L..Nr.. 240 Sr, . 334
Moye, Dr. A. Die Gewinnung und die ee enauıng fe er T. NE: . 353°
Mulli, Dr. Fr. Bemerkungen zu den geologischen Beobachtungen a Er
Heilquellen von Rohitsch-Sauerbrunn. Mt. Nr.8.. . .181
0.
Ohnesorge, Dr. Th. Über Gneise des Kellerjochgebietes und der west-
lichen Hälfte der Kitzbühler Alpen und über
x
Tektonik dieser Gebiete. V.'Nr. 5 und 6. . . 119
5 Ernennung zum Assistenten der k. k. geol. Reichs-
anstalt.'G. R.-A. Nr. 9. . . 187
n Ernennung zum definitiven Assistenten der k. k. zeol.
Reichsanstalt. G..R.-A. Nr!15 . .!.. . 835
Oertelius, F. Die wirtschaftliche Bedeutung des Kössener Beckens. % Ne. 8 182
IN
Petrascheck, W. Die kartographische Darstellung des Steinkohlenver-
mögens Österreichs. V. Nr. 5 und 6. . - 118
En Das Verhältnis der Sudeten zu den mährisch- schlesi-
schen Karpathen. Mt. Nr.7 .... . 140
” Das Vorkömmen von Erdgasen in der Umgebung des
Ostrau-Karwiner Steinkohlenreviers. Mt. Nr. aa). . 307
2 Geologisches über die Radioaktivität der Quellen, ins-
besondere derer von St. Joachimstal. V. Nr. 16. . . 364
Penck, A. und Brückner, E. Die Alpen ii im Eiszeitalter. L. Nr. 10 . . .233
Prinzinger, Heinrich. SEoNLOIIe . 237
Redlich, K. A. und Cornu, F. Zur Genesis der alpinen ar
en Ds 198)
Redlich, K A. Über die wahre Natur ns Blasseneckgneise am steirischen
Erzberg. Mt. Nr. 15... .- EL ERR)
5 Zwei neue. Magnesitvorkommen in Kärnten. Yo Nr. Dr393
1908 Register.
Reinhardt, L. Der Mensch zur Eiszeit in Europa und seine Kulturent-
wicklung bis zum Ende der Steinzeit. L. Nr. 5’und 6.
Reis, O.M. ang Skizze der Umgebung von Schwendt bei Kössen,
L. Nr.
Reme$s, M. Dodatky N geologick6 map okolf olomouckeho. (Ergänzungen
zur geologischen Karte der Umgebung von Olmütz. L. Nr.16.
Richarz, P. Steph. Ein neuer Beitr ag zu den” Neokombildungen bei Kalten-
leutgeben. Mt. Nr. 147 WFT...
inne, F, Praktische Gesteinskunde für Bauingenieure, Architekten und
Bergingenieure, Studierende der a ' “der Forst-
kunde und Landwirtschaft. L. Nr. B A,
Rollier, I, Les dislocations orogeniques des ae L. Nr. 8.
Rost, F. Tiefbohrtechnik. L. Nr. 15 .
Rzehak, Prof. A. Oncophora-Schichteu bei Brünn. Mt. Nr. 15
- Nagetierreste aus dem Brünner Löß. Mt. Nr. 15
S.
Salmojraghi, F. L’avvallamento di Tavernola sul lago d’Iseo con un cenno
sulla instabilitä delle rive lacuali. L. Nr. 12 m}
Schlagintweit, O. Geologische Untersuchungen in den Bergen zwischen
Livieno, Bormio und St. Maria im Münstertal. L.
Nrnlae. >>. Se Re ne
Schmidt, Dr. A, Natürliche Bausteine. IE "Nr. 15 Re 4
Barpin. Die stratigraphischen Beziehungen der obersten Kreideschichten in
Sachsen, Schlesien und Böhmen. L, Nr.2 und 3... z
Seidl, F. Kamniske ali Savinjske Alpe. njih zgradba in njih lice. (Deutsch:
Die Steiner oder Sanntaler Alpen, ihr Bau. und Bild. Geolo-
gisch-landschaftliche populäre Schilderung.) L. Nr. 4 :
Siemiradzki, Prof. Dr. J. v. Neue Beiträge zur Fauna der jurassischen
Klippen des Penninischen SB ÄnDenueee
Mt! Nr: 132% ee 3 ;
Sigmund, A. Die Minerale Niederösterreichs. L. Neille ..... :
Simionescu, Prof. J. Über das Vorkommen der Werfener Schichten in
Dobrogea (Rumänien) Mt. Nr. 7 i B
Stinf, J. Über Bergstürze im Bereiche des Kartenblattes Rovereto—Riva.
Mt NIT a RS 5
Suess, Dr. Fr. E.. Ernennung zum a. o. Professor der Geologie. G. R.-A.
NLEIR:
Die Beziehungen zwischen dem moldanubischen und dem
moravischen Grundgebirge in dem Gebiete von Frain
n
und Geras. V. Nr. 17 u. 18.
al
Tietze, E. Jahresbericht des Direktors der k. k. geologischen Reichsanstalt
fürs 190 7A GH RA. Nr, 1 .... rose. :
s Ernennung zum Ehrenmitglied der Societ6 Belge de Geologie etc.
GORSAFNTYAN 2.0. 02 a EDER,
3 Einreihung in die V. Rangsklasse. GRAN: 11. .
= Wahl zum Ehrenpräsidenten der k. k. chen liche?
nbWienaG, R.-A., Nr.- 15.02 Her ;
5 Verleihung des Kommandeurkreuzes des Ordens „Stern von Ru-
manienuG-ER-A. Nr. 16... .. re
Till, A. Über einige geologische Exkursionen im Gebiete der Hohen Wand.
N B
F Die geologische Aufnahme des restlichen Teiles des Kartenblattes-
Enns— Steyr (Zone 13, Kol. XI, NO und NW). V. Nr. 15.
Tilmann, N. Tektonische Studien im Triasgebirge des Val Trompia. L.
Nr. 5 und 6 a nr 5 6 EEE
456 Verhandlungen. Nr.17 w18
Seite
Toniolo, A. R. L’eocene dei dintorni di Rozzo in Istria. L. Nr. 11. . . . 252
Torrquist, A. Noch einmal die Allgäu-Vorarlberger Flyschzone und der
submarine Einschub ihrer Klippenzone. Mt. Nr. 14 . . . 326
Toula, Fr. Berichtigung. Mt. Nr. 2 und 3. % EN ER)
e Oberer Lias am Inzersdorfer Waldberge (nördlich von Gieß-
hübl), im Randgebirge der Wiener Bucht. Mt. Nr. 10°. . 209
Me Kriechspuren von Pisidium amnicum Müller. Beobachtungen
auf einer Donauschlickbarre bei Kahlenbergerdorf- Wien.
Mt. Nr. 21002: a
2 Über P. Steph. Richarz „Ein neuer Beitrag zu den Neo-
kombildungen bei Kaltenleutgeben.“ Mt. Nr. 15. . 337
Trener, Dr. G. B. Einrückung in eine systemisierte Assistentenstelle an der
k. k. geol. Reichsanstalt, G. R.-A. Nr. 1b... .7. 25335
Vv
Vetters, Dr. H. Verleihung einer Praktikantenstelle an der k. k. geol.
Reichsanstalt. G. R.-A. Nr. 15 .. . 835
Vidal de la Blache, J. Etude sur la vallee lorraine ‘de la Meuse. L.
NIC Om... |. 0 RD
W.
Waagen, Dr. L. Einrückung in eine systemisierte Adjunktenstelle an der
k. k., geolölReichsanstalt.’G.ıiR.-A. Nr. 35, 02 232 335
Wegner, R. N. Zur Kenntnis der Säugetierfauna des Obermiocäns bei Oppeln
(Oberschlesien). Mt. Nr. 5 und6. . . ST re
Wolff, F. v. Beiträge zur Petrographie und Geologie des „Bozener Quarz-
porphyas“ JENS und. 3 al a ls
2.
Zelizko, J. V. Das Goldvorkommen in Südböhmen. L. Nr.8..... ..186
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek. Wien III. Erdbergstraße 3.
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