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Full text of "Verhandlungen der K.K. Geologischen Reichsanstalt"

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1910. 


VERHANDLUNGEN 


DER 


KAISERLICH-KÖNIGLICHEN . 


GEOLOGISCHEN REICHSANSTALT 


| Jahrgang 1910 
NE, 1 bis 18 (Schluß). 


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In Keiseion bei BR. Leohner (Wilh, Müller), k. u k. Hofbuchhandlung 
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VERHANDLUNGEN 


DER 


KAISERLICH-KÖNIGLICHEN 


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Nr. 1 bis 18 (Schluß). 


Wien, 1910. 


Verlag der k. k. Geologischen Reichsanstalt. 


In Kommission bei R. Lechner (Wilh. Müller), k. u. k. Hofbuchhandlung 
I. Graben 31. 


Digitized by the Internet Archive 
in 2012 with funding from 
California Academy of Sciences Library 


http://www.archive.org/details/verhandlungender1910kkge 


Verhandlungen derk R. Senlogischen Reichsanstalt. 


Jahressitzung am 25. Jänner 1910. 


Inhalt: Jahresbericht für 1909. Erstattet vom Direktor Dr. E. Tietze. 


Jahresbericht für 1909, 
Erstattet vom Direktor Dr. E. Tietze. 
Sehr geehrte Herren! 


Indem ich meinen Bericht über das Jahr 1909 mit der Be- 
sprechung von Personalverhältnissen beginne, darf ich wohl als das 
in dieser Hinsicht wichtigste Ereignis den Wechsel bezeichnen, der 
sich in unserer obersten Leitung vollzogen hat. Als Ende des Jahres 
1908 Se. Exzellenz Minister Dr. Marchet sich zurückgezogen hatte, 
war die Leitung des Ministeriums für Kultus und Unterricht provisorisch 
in die Hände des Herrn Sektionschefs Kanera gelegt worden. 
Doch wurde bereits am 10. Februar 1909 Herr Graf Stürgkh zum Mi- 
nister ernannt, unter dessen Obhut unsere Interessen sicherlich so 
wie bisher eine einsichtsvolle Förderung finden werden. Auch in dem 
Referat über unsere Angelegenheiten im Ministerium ist eine Än- 
derung eingetreten, insofern Herr Ministerialrat Dr. Richard von 
Hampe, dem wir für sein durch eine Reihe von Jahren hindurch 
erprobtes Wohlwollen eine aufrichtige Dankbarkeit bewahren, einen 
anderen Wirkungskreis zugewiesen erhielt. Sein Referat wurde von 
Herrn Ministerialrat Pollack v. Rudin übernommen, der uns in- 
zwischen gleichfalls bereits Beweise seiner freundlichen Gesinnung 
gegeben hat und dem wir deshalb volles Vertrauen entgegenbringen 
dürfen. Im übrigen blieben die Agenden, zu denen das uns betreffende 
Referat im Ministerium gehört, in der Hand des Herrn Sektionschefs 
Cwiklinski, der seit langer Zeit mit unseren Verhältnissen vertraut ist. 

Was die in unserem engeren Kreise eingetretenen Veränderungen 
betrifft, so ist vor allem zu erwähnen, daß eine neue Geologenstelle 
in der 8. Rangklasse unter Auflassung einer Adjunktenstelle in der 
9. Rangklasse bei uns geschaffen wurde. Herrn Dr. v. Kerner, 
der bereits früher ad personam in die 8. Rangklasse eingerückt 
war, wurde mit Erlaß vom 15. Juni die neugeschaffene Stelle ver- 
liehen. Unser jetziger erster Zeichner Herr Oskar Lauf wurde 
(Erlaß vom 24. April) ad personam in die 10. Rangklasse befördert 

K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 1. Verhandlungen. 1 


2 Verhandlungen. Nr. 1 
und durch die Anstellung eines neuen Zeichners, Herrn Otto Fieß, 
wurde die Lücke ausgefüllt, welehe durch den Tod unseres früheren 
ersten Zeichners Eduard Jahn im Personal unserer Zeichner ent- 
standen war. In der Kanzlei wurde die Ende des Vorjahrs frei- 
sewordene Stelle durch Fräulein Margarete Girardi besetzt. Für 
unser Laboratorium aber wurde eine neue wissenschaftliche Hilfskraft 
in der Person des Herrn O. Hackl gewonnen, der zwar zunächst 
nur als Volontär der Anstalt fungiert, aber doch im engeren Anschluß 
an unsere Arbeiten, als dies sonst bei Volontären üblich ist, die Ver- 
pflichtung übernommen hat, seine Zeit vorzugsweise den ihm von 
unseren Herren Chemikern übertragenen Aufgaben zu widmen. 

Außerdem habe ich zu erwähnen, daß unserem Adjunkten 
Dr. Franz Kossmat mit Allerhöchster Entschließung vom 24. Sep- 
tember der Titel eines außerordentlichen Universitätsprofessors ver- 
liehen wurde und daß dem Praktikanten Dr. Vetters gestattet wurde, 
sich als Privatdozent an der k.k. Montanistischen Hochschule in Leoben 
zu habilitieren. Da Herr Dr. Vetters seine Vorlesungen in Leoben 
so eingerichtet hat, daß ihm für seine Arbeiten an der Anstalt nur 
wenig Zeit verloren geht, so schien mir kein Bedenken gegen diese 
Tätigkeit obzuwalten, durch welche es dem Genannten ermöglicht 
wird, die Eventualität einer akademischen Laufbahn für seine Zukunft 
offen zu halten. Endlich kann ich hier noch anführen, daß ich am 
1. Dezember vorigen Jahres aufs neue zum Beirat der Deutschen 
Geologischen Gesellschaft gewählt wurde, welche Stelle ich bereits 
früher einmal bekleidet hatte. 

Öbschon es sonst nicht üblich ist, in diesen Jahresberichten Mit- 
teilung zu machen über etwaige Ehrungen durch Übermittlung unseres 
Korrespondentendiploms und obwohl der Fall, um den es sich han- 
delt, bereits in den Beginn des nächsten Berichtsjahres 1910 fällt, 
kann ich doch nicht umhin, schon heute an dieser Stelle hervorzu- 
heben, daß sich uns Gelegenheit bot, unserem ältesten Mitarbeiter 
aus der der Gründung der Anstalt unmittelbar folgenden Zeit durch 
Erneuerung seiner zuerst im Jahre 1854 erfolgten Ernennung zu 
unserem korrespondierenden Mitgliede eine wohlverdiente Aufmerk- 
samkeit zu erweisen. Herr Rudolf Ritter v. Hauer in Klagenfurt, 
der älteste unter den noch lebenden Brüdern Franz v. Hauers, be- 
ging am 6. Jänner d. J. die Feier seines 80. Geburtstages, und ich 
habe es nicht unterlassen dürfen, demselben unsere Glückwünsche 
und unsere Verehrung in der angegebenen Weise zum Ausdruck zu 
bringen !). 

Von besonderen größeren Veranstaltungen, an denen wir uns be- 
teiligten, darf ich wohl die am 12. Februar von der Zoologisch-botanischen 
Gesellschaft im großen Festsaale der Universität abgehaltene Feier 
des Darwin-Zentenariums erwähnen, bei welcher die Anstalt durch 


!) Von den Persönlichkeiten, die Haidinger (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 
1854, pag. II) als solehe nennt. die bei unserer Anstalt während der ersten Jahre 
ihres Bestehens „vorübergehend“ beschäftigt gewesen sind, lebt heute außer Rudolf 
v. Hauer nur noch unser Altmeister Eduard Suess. Im übrigen vergl. über jene 
Mitarbeiterschaft Rndolf v. Haners Jahrb. 1852, 4. Heft, pag. 191, Jahrb. 1853, 
pag. 154, Jahrb. 1854, pag. 5, und Haidinger, Mont. Museum 1869, pag. 121. 


1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 3 


eine große Anzahl ihrer Mitglieder vertreten war. Der 1858 gegrün- 
deten Geological Society of Glasgow, welche am 28. Jänner 1909 ihr 
50 jähriges Jubiläum feierte, haben wir allerdings nur auf schriftlichem 
Wege unsere Glückwünsche darbringen können. Bei der im April 
in Budapest stattgehabten Feier des vierzigjährigen Bestehens der 
am 18. Juni 1869 gegründeten königlich Ungarischen geologischen 
Reichsanstalt (früher Landesanstalt genannt) haben wir dagegen uns durch 
eines unserer Mitglieder, Dr. Kossmat, vertreten lassen, der beauf- 
tragt war, unserer Schwesteranstalt, an deren Gedeihen wir den 
lebhaftesten Anteil nehmen, unsere Grüße zu überbringen. Auch darf 
ich erwähnen, daß der Genannte gleichzeitig an einer mit jener 
Feier verbundenen internationalen agrogeologischen Konferenz teil- 
nahm. Diese Beratungen, bei welchen wir auch noch durch Dr. Lukas 
Waagen vertreten waren, betrafen vornehmlich die Aufstellung 
einheitlicher Gesichtspunkte für die agrogeologischen Forschungs- 
methoden und für die Art der Darstellung der bei den betreffenden 
Forschungen gewonnenen, bezüglich zu gewinnenden Resultate. 
Insofern die hier in Betracht kommenden Fragen für uns zurzeit nur 
ein theoretisches Interesse darbieten, konnte es sich allerdings bei 
jener Vertretung um keine für uns bindende Stellungnahme zu den 
auf jener Konferenz gefaßten Beschlüssen handeln, sondern nur um 
den Wunsch, die vorgebrachten Ansichten zur Kenntnis zu nehmen. 

Während unsere Schwesteranstalt in Budapest jetzt auf eine 
vierzigjährige Tätigkeit zurückblickt, hätten wir am Ende des ab- 
gelaufenen Jahres Gelegenheit gehabt, das Jubiläum unseres sechzig- 
jährigen Wirkens zu begehen, doch haben wir in Rücksicht auf den 
Umstand, daß das Jubiläum unseres fünfziejährigen Bestehens im 
Frühjahr 1900 mit besonderem Glanz begangen wurde und daß die 
Erinnerung daran in fast allen hier in Betracht kommenden Kreisen 
noch lebendig ist, eine besondere Feier diesmal nicht für nötig ge- 
halten. Ich habe mich darauf beschränkt, in unserer Sitzung vom 
23. November vorigen Jahres durch eine Ansprache die Aufmerksamkeit 
darauf zu lenken, daß wir mit dem gegenwärtigen Jahre ein neues 
Dezennium unserer Arbeit beginnen '). Wir wollen hoffen, daß diese 
Arbeit in ruhigem Fortschritt sich an die Erfolge der abgelaufenen 
sechs Dezennien zum Nutzen unserer Wissenschaft anschließen wird. 


1) Abgesehen von dieser Ansprache hatte ich (wie daselbst erwähnt) bereits 
etwas früher, am 8. November, in einer Fachsitzung der hiesigen 
k.k. Geographischen Gesellschaft über eine wiederholte Aufforderung der 
gegenwärtigen Leitung dieser Gesellschaft einen längeren Vortrag über unsere Anstalt 
gehalten, wobei ich natürlich auch des Umstandes gedachte, daß das Jahr 1909 
und speziell der Monat November dieses Jahres uns zu einem Rückblicke auf die 
Geschichte der Anstalt Veranlassung bieten könnten. Ohne mein Zutun ist 
nun in den Mitteilungen dieser Gesellschaft (1909, pag. 616) ein 
Referat über jenen Vortrag erschienen, für dessen Form und 
Inhalt ich jede Verantwortung ablehne, um so mehr als dasselbe eine 
Anzahl mißverstandener, ungenauer und sogar teilweise direkt unrichtiger Angaben 
enthält und als der Leser desselben leicht zu der Annahme gelangen könnte, das 
betreffende Elaborat sei von mir selbst verfaßt oder doch vor dem Druck mir 
wenigstens gezeigt worden, wie das seitens der betreffenden Redaktion leicht 
möglich und wohl auch angemessen gewesen wäre. 


1* 


4 Verhandlungen. Nr®i 


Es vergeht leider kein Jahr, in welchem wir nicht den Tod 
einer Reihe von Freunden, Korrespondenten, Fachgenossen, bezüglich 
überhaupt von Personen zu beklagen hätten, welche unserem Fach als 
solchem oder unseren Bestrebungen an der Anstalt im besonderen 
in irgend einer Beziehung nahe gestanden sind. Ich gebe in dem 
Folgenden die darauf bezügliche Liste, soweit wir zur Kenntnis der 
betreffenden Daten gelangt sind. 


H. G. Seeley, Professor der Geologie am King’s College in 
London, 7 8. Jänner in London im 70. Lebensjahre. Korrespondent 
der k. k. geologischen Reichsanstalt seit 1879. 


W. H. Hudleston, ehemals Präsident der Geological Society 
of London, + 29. Jänner auf seinem Landsitz in West Holme bei 
Warceham (Dorset) im 81. Lebensjahre. Korrespondent der k. k. geo- 
logischen Reichsanstalt seit 1888, 


Se. Exzellenz Dr. Anton Rezek, wirkl. Geheimer Rat und 
Minister a. D., 7 4. Februar in Prag im 57. Lebensjahre. Der Ver- 
storbene, welcher (ehe er böhmischer Landsmannminister wurde) eine 
Zeit lang als Sektionschef im Ministerium für Kultus und Unterricht 
tätig war, hat in der letztgenannten Stellung den Vorgängen an unserer 
Anstalt seine besondere Aufmerksamkeit gewidmet und sich dabei als 
ein sehr unparteiischer und gewissenhafter Vorgesetzter erwiesen, 
dem wir ein ehrendes Andenken bewahren. 


Dr. Guillaume Lambert, Geologe und Bergingenieur, 
7 23. Februar in Brüssel im Alter von 92 Jahren. 


Professor Dr. Fritz Römer, wissenschaftlicher Direktor des 
Senkenbergischen Naturhistorischen Museums, 7 20. März zu Frank- 
furt a. M. im Alter von 43 Jahren. 


Persifor Frazer, ehemals Professor an der Universität 
Philadelphia, 7 daselbst Mitte April im Alter von 65 Jahren. Korre- 
spondent der k. k. geologischen Reichsanstalt seit 1836. 


Johann Böckh de Nagysür, em. Direktor der ungar. geolog. 
Reichsanstalt, f 10. Mai in Budapest im 69. Lebensjahre. Korrespondent 
der k. K. geologischen Reichsanstalt seit 18641), 


Dr. Theodor Lorenz, Privatdozent für Geologie und Pa- 
läontologie an der Universität Marburg, 7 23. Mai im Alter von 
34 Jahren. 


Dr. Georg Balthasar von Neumayer, wirkl. Geheimer 
Rat, ehemals Direktor der von ihm gegründeten Deutschen Seewarte 
in Hamburg, j 24. Mai in Neustadt a. Haardt im Alter von 83 Jahren. 
Korrespondent der k. k. geologischen Reichsanstalt seit 1860 "(damals 
Leiter des Flagstaff Observatory in Melbourne). 


Dr. Aristides Brezina, em. Direktor der min.-petrograph. 
Abteilung des k. k. Naturhistorischen Hofmuseums, 7 25. Mai in Wien 


') Siehe den von L. Roth v. Telegd dem Verstorbenen gewidmeten Nach- 
ruf in den Verh. d. k. k. geol. R.-A. 1909, Nr. 8, pag. 179—181. 


1910 Jahressitzung aın 25. Jänner, Dr. E. Tietze. 5 


im 62. Lebensjahre. Korrespondent der k. k. geologischen Reichs- 
anstalt seit 1865 9). 

T. Mellard Reade, Geologe, 7 27. Mai in Liverpool 77 Jahre alt. 

Erich Spandel, Kaufmann und Verleger in Nürnberg, bekannt 
durch seine Arbeiten über die Foraminiferen des Zechsteins und des 
Mainzer Tertiärs, 7 im Juni im 54. Lebensjahr. 

Dr. Vittorio Raffaele Matteuci, Direktor des Vesuv- 
Observatoriums und Dozent für Geologie an der Universität Neapel, 
7 16. Juli im 48. Lebensjahre. 

Dr. J. F. Whiteaves, Paläontologe und Zoologe der Geolog. 
Anstalt in Kanada, T 8. August in Ottawa im 74. Lebensjahr. 

Dr. Felix Cornu, Privatdozent und Adjunkt an der k. k. 
Montanistischen Hochschule in Leoben, 7 23. September in Graz im 
27. Lebensjahr. 

Dr. Anton Holler, em. Primararzt, 7 in Graz am 26. September 
im 84. Lebensjahre. Korrespondent der k. k. geologischen Reichs- 
anstalt seit 1869. 

Prof. Dr. Anton Dohrn, Leiter der zoolog. Station in Neapel, 
+ 26. September in München im 69. Lebensjahre. Korrespondent der 
k. k. geologischen Reichsanstalt seit 1885. 

Dr. Georg N. Zlatarski, Professor der Geologie an der 
Universität Sofia, 7 22. August im 56. Lebensjahre. Korrespondent 
der k. k. geologischen Reichsanstalt seit 1883. 

Dr. Karl Gottsche, Direktor des Mineralog.-geolog. Instituts 
und Professor am Kolonialinstitut in Hamburg, 7 11. Oktober im 
54. Lebensjahre. Der Verstorbene, den ich noch im Laufe dieses 
Sommers in Hamburg besucht und in voller Rüstigkeit angetroffen 
hatte, war am 20. September auf Helgoland, wohin er eine Exkursion 
der Deutschen geologischen Gesellschaft geführt hatte, von einem Schlag- 
anfall betroffen worden, von dessen Folgen er sich nicht mehr erholte. 

Philipp Constant Ernest Prarond, Ehrenpräsident der 
Soeiete d’emulation d’Abbeville, 7 7. November in Abbeville im 
89. Lebensjahre. 

Serge Nikitin, Chefgeologe des Comite geologique in Peters- 
burg, 7 18. November (5. November alten Stils). Einer der hervor- 
ragendsten Vertreter unseres Faches in Rußland. 

Dr. Karl Domalip, Professor an der k. k. böhmischen Tech- 
nischen Hochschule in Prag, + 19. November im 63. Lebensjahre. 

Hugh Fletcher, Geologe des Geological Survey of Canada, 
i 23. November in Lower Cove, Cumberland, Nova Scotia, im 
61. Lebensjahre. 

P. Lambert Karner, Pfarrer in St. Veit an der Gölsen, 
bekannt durch seine anthropologischen Forschungen im Löß des Donau- 
gebietes, 7 17. Dezember im Stift Göttweig im 69. Lebensjahre. 
Korrespondent der k. k. geologischen Reichsanstalt seit 1571. 


!) Siehe den von Dr. €. Hlawatsch verfaßten Nachruf in den Verh. d. 
k. k. geol. R.-A. 1909, Nr. 8, pag. 181—187. Brezina ist dort irrtümlich statt 
als Korrespondent als Mitglied der geologischen Reichsanstalt bezeichnet, was er 
niemals war. 


6 Verhandlungen. Nr. 1 


Dr. Matthäus Much, k. k. Regierungsrat, Vizepräsident der 
Anthropologischen Gesellschaft in Wien, 7 17. Dezember in Wien im 
78. Lebensjahre. 

Vinzenz Bieber, k. k. Schulrat i. R, 7 18. Dezember in 
Marburg in Steiermark im 59. Lebensjahre. Hatte sich durch Mit- 
teilungen über böhmische Geologie und fossile Wirbeltierreste ver- 
dient gemacht. 


Ich fordere die Anwesenden auf, das Andenken der Verstor- 
benen in der bei uns üblichen Weise durch Erheben von den Sitzen 
zu ehren. 


Geologische Aufnahmen und Untersuchungen im Felde. 


Die Einteilung unserer Arbeitskräfte ist im Jahre 1909 eine 
ähnliche geblieben wie in den Vorjahren. Als externer Mitarbeiter 
fungierte Professor Dr. Othenio Abel, der die Untersuchungen 
in Oberösterreich, die er noch als aktives Mitglied unserer Anstalt 
begonnen hatte, fortzusetzen beflissen war. Ferner war Volontär 
Dr. Götzinger mit einer Aufgabe betraut worden. 

In den folgenden Mitteilungen über die Tätigkeit der einzelnen 
Mitarbeiter ist der Wortlaut der von den betreffenden Herren 
erstatteten Berichte nach Tunlichkeit beibehalten worden. 


Die I. Sektion stand unter dem Chefgeologen Prof. A. Rosiwal. 
Ihr gehörten außerdem an die Herren Dr. K. Hinterlechner, 
Dr. W. Petrascheck, Volontär Dr. Götzinger und für einen Teil 
seiner Aufnahmszeit auch Dr. R. Schubert. 

Chefgeologe Prof. A. Rosiwal setzte znnächst die Aufnahme 
des Kartenblattes Marienbad und Tachau (Zone 6, Kol. VII) fort. 
Es kamen namentlich die in der NO-Sektion liegenden Teilgebiete des 
Tepler Hochlandes zwischen Marienbad und Tepl einerseits, sowie 
östlich der Linie Marienbad—Kuttenplan andrerseits zur Neukartierung. 

Der vorwiegende Teil der Aufnahmszeit mußte jedoch für die 
Abschlußarbeiten der Kartierung des Reichensteiner Gebirges auf Blatt 
Jauernig und Weidenau (Zone 4, Kol. XVI) in Verwendung 
gebracht werden. Dieselben erstreckten sich auf den ganzen zwischen 
Wildschütz und Weißwasser gelegenen Gebirgsteil, namentlich inner- 
halb der Reviere Johannesberg, Krautenwalde, Weißbach und Gostitz, 
ebenso auf die Ergänzung der sehr komplizierten Detailgliederung 
der kristallinischen Schiefer in der am Fuße des Gebirgsabbruches 
gegen die Diluvialebene gelegene Hügelreihe vom Krebsgrunde bis 
Weißwasser. Umfassende Begehungen galten auch dem Quartär der 
Niederungen an der Reichsgrenze zwischen Hermsdorf und Gostitz. 
Den Gebirgsrand begleiten vornehmlich Lokalschotter. Mächtige Hügel 
von Glazialdiluvium mit nordischem Schottermaterial finden sich am 
Sand- und Hahnberg bei Jauernig und bei Hermsdorf vor. Die Neu- 
aufnahme des Blattes erscheint bis auf den nordwestlichen Gebirgs- 
kamm oberhalb Weißwasser nunmehr abgeschlossen. 


1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 7 


Im Anschlusse an die vorjährige Aufnahmsarbeit (1908) beschäftigte 
sich der Adjunkt Dr. Karl Hinterlechner heuer zuerst noch 
mit dem Paläozoikum des Eisengebirges, sofern selbes in die nord- 
östliche Sektion des Blattes Caslau und Chrudim (Zone 6, Kol. XIII) 
fällt. Die Gegend nordwestlich von Hermanmöstec wird vornehmlich 
von Grauwackenkonglomeraten, graugrünen Grauwackensandsteinen 
und Grauwackenschiefern beherrscht, sofern die Kreideunterlage 
überhaupt zum Vorscheine kommt. Südöstlich von der genannten Stadt 
machen dagegen (namentlich südwestlich von der Linie MoraSic— 
Slatinan) ds-Quarzite und schwarze Tonschiefer den oben genannten 
Gesteinen den Platz streitig. Betrefis der Kreide war Dr. Hinter- 
lechner vor allem bestrebt, ihre Grenze gegen das Paläozoikum 
festzustellen. 

Ende Juni begann der Genannte sodann mit der Aufnahme 
desKartenblattesKuttenberg undKohljanovitz(Zone6, Kol. XII), 
wovon er einen größeren Teil der nordöstlichen und einen kleineren 
der südöstlichen Sektion fertig brachte. 

In der Umgebung von Kuttenberg sind namentlich in süd- 
licher und westlicher Richtung Kreidesedimente (cenomane Sandsteine 
und sandige Kalke) zur Ausscheidung gelangt, durch deren Lücken 
oft ganz unvorbergesehen, am häufigsten zwar in den Tälern, aber 
auch an relativ hoch gelegenen Punkten, der kristalline Untergrund 
zum Vorschein gelangt. 

Das Kristallinikum ist vornehmlich durch zweierlei Gesteine 
charakterisiert: einmal durch einen roten Granitgneis, wie er auch 
südöstlich von Kuttenberg, im FEisengebirge, auftritt und 
andrerseits durch den grauen Gneis, der aus den südlicheren Ge- 
bieten in das Territorium des Blattes Caslau und Chrudim und 
in seiner weiteren Fortsetzung in einem gegen Süd geöffneten 
Bogen in den Bereich des Blattes Kuttenberg eintritt. Amphibolite 
und kristalline Kalke bilden konkordant eingeschaltete Einlagerungen 
im grauen Gneis. Wie in seinen früheren Aufnahmsgebieten, so fand 
Hinterlechner auch hier im Biotitgneis-Territorium weniger hoch 
metamorphosierte, grauwackenartige Gebilde (bei Replice), zu deren 
Deutung indessen erst später wird Stellung genommen werden können. 

Dr. Wilhelm Petrascheck hat durch die Aufnahmen des heurigen 
Sommers das Blatt Trautenau und Politz (Zone 3, Kol. XIV) zum Ab- 
schluß gebracht und die Arbeit auf Blatt Schönau beiBöhm.-Braunau 
so weit gefördert, daß deren Beendigung im Frühjahre erwartet werden 
darf. Die Kartierung bewegte sich in der Kreide und im Rotliegenden. 
In der Kreide wurde. die Position des Quaders, der die Wünschel- 
burger Lehne und das Sterngebirge bildet, als zwischen dem Pläner- 
mergel und dem unteren Pläner liegend fixiert. Die Faziesverhältnisse, 
insbesondere das Auskeilen des erwähnten Quaders wurden in der 
Karte genau festgelegt. Außerdem stellte sich heraus, daß die An- 
nahme eines einfachen Muldenbaues für die Synklinale von Adersbach 
und Wekelsdorf endgültig aufgegeben werden muß, daß vielmehr am 
Ostflügel Staffelbrüche große Bedeutung erlangen. Im Rotliegenden 
des Braunauer Ländchens wurde nichts Neues gefunden. Vielmehr 
erwies sich die vor zwei Jahren erschienene Karte Bergs als so 


8g Verhandlungen. Nr a1 


vorzüglich, daß bis auf einige ganz unwesentliche Grenzkorrekturen 
alle ihre Angaben bestätigt werden konnten. 

Auch heuer wurden einige kurze Reisen in unser östliches Kohlen- 
revier unternommen und dabei die neuen Bohrungen tunlichst in Evidenz 
gehalten. Ein Bericht darüber ist in Vorbereitung. Hauptsächlich aber 
wurden die schon vor etlichen Jahren begonnenen Untersuchungen im 
3ereiche der ÖOrlauer Störung fortgesetzt. Ein Abschluß derselben 
konnte jedoch noch nicht erreicht werden. 

Adjunkt Dr. Richard Schubert setzte zunächst von Mitte April 
bis Anfang Juni die Aufnahmsarbeiten im Bereiche des Blattes Ung.- 
Hradisch und Ung.-Brod (Zone 9, Kol. XVII) fort und kartierte 
vornehmlich die Umgebungen von Ung.-Brod und Bojkowitz, also das 
Flußgebiet der Olscha. Von besonderer Bedeutung ist für dieses 
Gebiet wie für die Altersdeutung des Karpathenfiysches die Auffindung 
zahlreicher Nummuliten und Orbitoiden in Hawritz, Ung.-Brod, Tjeschau., 
Augezd, Schumitz, Nezdenitz, Zahorowitz, Bojkowitz und Rudimau. Die 
Nummuliten und Orbitoiden kommen an den erwähnten Lokalitäten im 
Komplex der oberen Hieroglyphenschichten Pauls vor und sind die 
ersteren vorwiegend durch die Untergattungen Laharpeia und Bru- 
quieria, die letzteren lediglich durch Orthophragmina vertreten. Das 
Alter dieser oberen Hieroglyphenschichten scheint durch diese Funde, 
deren paläontologische Durcharbeitung in nächster Zeit erfolgen soll, 
wenigstens für diese fossilführende Zone als untereocän oder als 
der Basis des Mitteleocäns entsprechend bestimmt, während bisher 
ein obereocänes oder noch jüngeres Alter dafür angenommen wurde. 

Im Eruptivgebiet von Bojkowitz konnten zahlreiche neue Andesit- 
gänge festgestellt werden. 

Sektionsgeologe Dr. Heinrich Beck setzte seine Arbeiten im 
Bereich der mährisch-schlesischen Beskiden fort. Von dem Kartenblatte 
Wall.-Meseritsch (Zone 8, Kol. XVIII) wurde ein bedeutender 
Teil des Gebirges zwischen den beiden Quellflüssen der Betsch und 
von Blatt Viszoka Mako—Kisucza Ujhely der österreichische 
Anteil kartographisch aufgenommen. | 

Die schon vor drei Jahren versuchte Detailgliederung der ober- 
eretacischen Istebner Schichten in Schiefertone, Sandsteine und 
Konglomerate erwies sich auch kartographisch als leicht durchführbar, 
zumal da durch die außerordentliche Konstanz der einzelnen Niveaus 
das Kartenbild durch ihre spezielle Ausscheidung an Übersichtlichkeit 
nicht die geringste Einbuße erleidet. Es läßt sich im Gegenteil gerade 
durch diese detaillierte Darstellungsweise der einfache Bau dieser 
Öberkreidezone auf den ersten Blick erkennen. 

Hatte bei den bisherigen Arbeiten die Tätigkeit des genannten 
Sektionsgeologen mit wenigen Ausnahmen der Kartierung bekannter 
oder wenigstens leichter unterscheidbarer Formationsglieder gegolten, 
so wurde er in dieser Sommerkampagne durch eine Reihe von Fossil- 
funden in dem bisher als Magurasandstein bezeichneten Niveau der 
beskidischen Gesteinsserie vor eine ungleich schwierigere Aufgabe 
gestellt. 

An drei Stellen längs der RoZnauer Betschwa fanden sich num-. 
mulitenführende Schichten, während unmittelbar südlich daran sich 


1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 6) 


Schichten schließen, welche ein vortrefflich erhaltenes Exemplar 
eines Pachydiscus Neubergicus, sowie weiter westlich — bei Bistritz 
am Hostein — obereretacische Rhynchonellen vom Typus der Ahynch. 
compressa Lam. geliefert haben. Und gerade diese Schichten schienen 
den Typus des oligocänen Magurasandsteines zu repräsentieren! 
Äußerste Vorsicht bei der stratigraphischen Gliederung der beski- 
dischen Gesteine machen diese wenigen Vorkommnisse zur Pflicht. 
Trotz der genannten Funde war es bisher nicht möglich, zwischen 
Oberkreide und Alttertiär innerhalb dieser „Maguraschichten“ eine 
Grenze aufzufinden, hauptsächlich schon deshalb, weil die Schichten 
im Streichen nicht kontinuierlich zu verfolgen sind und weil bisher 
auch keine Möglichkeit gefunden wurde, eine Gliederung nach spezi- 
fischen petrographischen Merkmalen durchzuführen. Man könnte, wie 
Beck meint, von einer typischen „Magurafazies* sprechen, in der 
Oberkreide und Alttertiär entwickelt sind. 

Es sind wohl keine besonders auffallenden Unterschiede, welche 
Paul veranlaßt haben, aus diesem Maguraschichtenkomplex einen 
Gebirgszug als Javorniksandsteine auszuscheiden. Morphologisch tritt 
allerdings dieser südlich der Wsetiner Betschwa längs der ungarischen 
Grenze sich erstreckende Höhenzug in seinem einheitlichen Gefüge 
dem unruhigen Landschaftsbild der Maguraberge gegenüber, doch 
faziell und petrographisch sind die Verschiedenheiten so gering, daß 
nur an wenigen Punkten (so bei Visoka Mako) mit einiger Sicherheit 
eine Grenze beider Bildungen erkannt werden kann. Trotz eifrigsten 
Suchens konnten in diesen Gegenden Versteinerungen nicht auf- 
sefunden werden, und die Frage Pauls, ob jene Sandsteine zur 
Kreide oder zum Tertiär gehören, ist auch heute noch ungelöst. 

Über gewisse Fragen der allgemeinen Beskidentektonik scheinen 
sich dagegen neue Anhaltspunkte aus einem Funde in den Istebner 
Schichten bei Bila im oberen Ostrawitzatal zu ergeben. In einer Bank 
mit kristallinen Konglomeraten — allem Anschein nach Grundkon- 
glomerat — fanden sich Fragmente von Steinkohle. — Es ist nun, 
wie Beck betont, die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen, 
daß die Kohlenstückchen vom Südflügel der Ostrauer Mulde stammen. 

Volontär Dr. Gustav Götzinger setzte seine im Vorjahre be- 
sonnenen Revisionsaufnahmen auf Blatt Freistadt in Schlesien 
(Zone 6, Kol. XIX), fort. Einige neue Vorkommnisse von Kohlensandstein 
wurden im subbeskidischen Vorland kartiert und der Grenzregion 
zwischen dem jungtertiären Tegel im N und den Kreidebildungen des 
Teschener Hügellandes behufs Feststellung des Alttertiärs Aufmerksam- 
keit geschenkt. Für die 1908 konstatierte Abebnung des Tertiärs des 
Vorlandes unter dem Diluvium wurden namentlich durch Studium der 
hydrologischen Verhältnisse weitere Belege gesammelt und die Glie- 
derung der Quartärbildungen weiter geführt. Die Kenntniss der errati- 
schen Vorkommnisse im Kartenbereich wurde bedeutend vermehrt 
und ein auch praktisch verwertbares Tonlager, das einen markanten 
Horizont zu bilden scheint und an vielen Orten sich als reich an 
schwach lignitischen Baumstämmen erwies, in seiner Verbreitung 
verfolgt. Durch Vergleichung der beobachteten Niveauverhältnisse der 
verschiedenen diluvialen Bildungen wird es jetzt möglich sein, das 

K. Kk. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 1. Verhandlungen. 2 


10 Verhandlungen. Nr. 1 


komplizierte hydrographische Bild das diese Gegend während und 
nach der Vereisung bot, einigermaßen zu entwirren. Einige ver- 
gleichende Exkursionen, das Quartär betreffend, wurden auch außerhalb 
des Blattes Freistadt in die Umgegend von Mähr.-Ostrau sowie 
auf Blatt Teschen—Friedek unternommen. 


Die II. Sektion stand wieder unter der Leitung des Herrn Vize- 
direktors. Zu ihr gehörten außerdem die Herren Dr. Hammer, 
Dr. Ampferer, Dr. Trener, Dr. Öhnesorge und Dr. v. Kerner, 
welcher letztere allerdings nur einen Teil seiner Aufnahmszeit den 
für diese Sektion in Betracht kommenden Arbeiten widmete, insofern 
derselbe auch in Dalmatien beschäftigt war. 


Vizedirektor M. Vacek hat seine im Vorjahre angefangenen 
Studien am Südabfalle des Rhätikonkammes (vergl. Jahres- 
bericht für 1908, pag. 12) in westlicher Richtung bis an das Rhein- 
tal fortgesetzt und in diesem Sommer hauptsächlich die Falknis- 
gruppe sowie den südlich anrainenden großen Stock des Vilan 
und den westlich angrenzenden Fläscherberg näher untersucht 
und kartiert. 


Nach diesen Untersuchungen weicht das geologische Bild des 
eben angeführten Gebirgsabschnittes sehr wesentlich ab sowohl von den 
älteren als von den neueren Darstellungen dieser Gegend, und zwar 
hauptsächlich dadurch, daß die Hauptmasse der Ablagerungen, welche 
die Falknisgruppe zusammensetzen, die aber auch weiter südlich 
den mächtigen Sockel des Vilan bilden und selbst noch im Aufbau 
des Fläscherberges eine wichtige Rolle spielen, sich als die 
unmittelbare Fortsetzung des gewaltigen Schichtkomplexes 
erweisen, dessen Alter im Liechtensteinschen und in Vorarl- 
berg durch Fossilfunde klar als das des unteren Muschelkalkes 
erwiesen ist. Man hat in der Schweiz diese mitteltriadischen Schicht- 
massen, welche im weiteren Verfolg gegen die Scesaplana klar 
die normale Unterlage der dortigen Obertrias bilden, bisher teilweise 
als Oberjura, teilweise als Flysch aufgefaßt, je nachdem die 
kalkige oder mergelige Ausbildung derselben überwiegt. 


Auf Schweizer Gebiet fehlt über große Strecken eine Vertretung 
der Obertrias und des Rhät. Unmittelbar über dem unteren Muschel- 
kalk folgt diskordant eine mächtige Ablagerung von Lias-Quarziten 
und Sandsteinen: In klarster Art ist dies der Fall im Stocke des 
Vilan, dessen gewaltige Gipfelpyramide aus Liasbildungen der 
eben erwähnten Art besteht, während den kompliziert gebauten Sockel 
Ablagerungen des unteren Muschelkalkes bilden. Ein Gegenstück zum 
Vilan bilden weiter im Süden die großen Massen von Lias-Quarziten 
und Sandsteinen, welche in der Churer Gegend die Hoch wang- 
gruppe aufbauen und das Tal der unteren Plessur beherrschen. 

Ein drittes mächtiges Schichtsystem, welches diskordant über 
dem Lias und allen tieferen Schichtgruppen, insbesondere vielfach 
auch über dem unteren Muschelkalk lagert, bilden die mergeligen 
Flyschablagerungen. Ihre wirr gestauien Massen füllen das soge- 
nannte Prättigauer Becken aus und dringen in alle einmünden- 


1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze, 1l 


den alten Talfurchen vor, so insbesondere klar bei Klosters, bei 
St. Antönien, bei Ganney. 

Die eben erwähnten drei diskordant übereinander lagernden 
mächtigen Schichtsysteme bilden die Hauptkonstituenten des Gebirgs- 
baues am Westrande des Prättigauer Beckens. Sie wurden seinerzeit 
in dieser Gegend unter dem unklaren Begriffe der „Bündner 
Schiefer“ zusammengefaßt. Sie lassen sich aber, wie die Unter- 
suchungen des letzten Sommers gezeigt haben, stratologisch klar 
trennen und kartographisch gut ausscheiden. 

Nach Beendigung der Arbeiten im Falknisgebiete verwendete 
Vizedirektor M. Vacek den Rest der Zeit dazu, die durch ihre 
interessanten Lagerungsverhältnisse wohlbekannte Gegend von Arosa 
aus eigener Anschauung kennen zu lernen, und damit zugleich auch 
einen geeigneten Abschluß für die Studien im Prättigauer Becken 
zu gewinnen. 

Sektionsgeologe Dr. Wilhelm Hammer nahm heuer sein Stand- 
quartier zunächst in Graun im oberen Vintschgau, um von hier aus 
die Berggruppen beiderseits desReschenscheidecks zu kartieren, 
welche geologisch verschiedenartige Teile umfassen. Im SO wurde hier zu- 
nächst die Untersuchung der Triasscholle des Jaggl zum Abschluß ge- 
bracht und dann noch das kristalline Hinterland derselben bis zum Danze- 
bell untersucht. Im NO von Graun erhebt sich die Berggruppe des Klo- 
paier- und Plamorderspitz, deren schroffe Gestalten Erosionsformen 
einer wahrscheinlich intrusiven Tonalit masse sind. Ihrer Struktur und 
der vielfachen Verzahnung wit den umgebenden Gneisen und Glimmer- 
schiefern wurde in den Karen und auf den Graten dieser Berge 
nachgegangen. Im Süden begleitet sie eine Zone von Amphibolit, 
welche noch weit darüber hinaus in die Otztaler Alpen hinein zu 
verfolgen ist. Die Gneise setzen mit ONO-Streichen über die Seen- 
fläche gegen SO hin in die Elferspitzgruppe fort, hier von 
zahlreichen Gängen, teils saurer, teils basischer porphyritischer 
Gesteine durchschwärmt, welche seinerzeit von Stache und John 
beschrieben und nun genau kartiert wurden. Die Landesgrenze, welche 
im Westen das Aufnahmsgebiet abschließt, verlauft nahe dem Rande 
der auf die Engadiner Triasberge aufgeschobenen Ötztaler Masse. 
Nur an einer Stelle (Plattas) im oberen Rojental hat die Erosion 
die Decke soweit zurückgeschnitten, daß darunter noch eine Zunge 
jüngerer Sedimente hervorkommt. Außerdem brechen im unteren Teil 
des Rojentales nochmals Trias- und Liasgesteine auf, von Glimmer- 
schiefer im Westen überlagert. 

Im Hochsommer wurden dann ein paar Wochen der Aufnahme 
des am Fuße der Weißkugel liegenden obersten vergletscherten 
Teiles desMatschertales und des oberen Planailtales gewidmet, 
welche beide noch auf der SO-Sektion des Blattes Nauders liegen. 
Im Anschluß daran wurden auch noch einige Revisionstouren in der 
NW-Sektion des Blattes Glnrns-Ortler unternommen. 

Für den dritten Monat der heurigen Aufnahmszeit wurde 
schließlich Nauders als Standort gewählt und von hier aus einer- 
seits die Untersuchung und Kartierung des Bereiches der Bündner 
Sehiefer im oberen Inntal in Angriff genommen und andrerseits 

9+ 


12 Verhandlungen. Nr. 1 


der Anschluß an die Aufnahmen am Reschenscheideck durch Be- 
arbeitung des zwischenliegenden kristallinen Gebietes gewonnen. 

In Verfolgung des erstgenannten Zieles konnte festgestellt 
werden, daß auch am Südrande des Bündner-Schiefer-Gebietes im 
Hangenden desselben die gleichen feinkörnigen Crinoidenbreccien 
lagern, welche im Samnaun Versteinerungen der Kreide geliefert 
haben (Paulke). Die mikroskopische Untersuchung der Nauderser 
Gesteine muß erst erfolgen. In den unteren Bündner Schiefern sind 
sowohl in den tiefsten als in den hangendsten Teilen dunkelgrüne 
basische Eruptivgesteine eingelagert. Die Grenze gegen die Otztaler 
Gneise ist eine Zone intensiver Störungen, an der sowohl zwischen 
Gneis und kretazischem Bündner Schiefer, als auch höher oben 
zwischen den aufgeschobenen Gneisen Keile von Triasdolomit stecken. 

Zur besseren Orientierung in diesem Gebiete wurden eine An- 
zahl Touren in das benachbarte schweizerische Samnaun unternommen 
und bei dieser Gelegenheit auch der schmale Saum österreichischen 
Bodens in der Nordwestecke des Blattes Nauders, das Viderjoch 
und der Bürkelkopf kartiert. 

Sektionsgeologe Dr. O. Ampferer konnte seine diesjährigen 
Feldarbeiten in den Lechtaler Alpen infolge umfangreicher, un- 
aufschiebbarer praktischer Aufgaben erst Mitte August beginnen. 

Das Hauptziel derselben bestand in der Fertigstellung der 
Aufnahmen für die Herausgabe des Blattes Lechtal, Zone 16, 
Kol. III, im Maßstabe 1:75.000, und wurde auch erreicht. 

Das Gebirgsland der Allgäuer und Lechtaler Alpen besitzt jedoch 
in vielen seiner Teile einen sehr feingegliederten und äußerst ver- 
wickelten Aufbau, so daß eine Darstellung in diesem kleinen Maßstabe 
nicht wohl genügen kann. Hier würde nach der Meinung des Herrn 
Dr. Ampferer eine Wiedergabe der geologischen Eintragungen im 
Maße 1:25.000 unbedingtes wissenschaftliches Erfordernis sein. 

Nachdem nun für die Lechtaler Alpen in den nächsten Jahren 
vom Deutschen und Österreichischen Alpenverein neue und gerade für 
einen derartigen Zweck besonders brauchbare Karten 1:25.000 heraus- 
gegeben werden, welche der ausgezeichnete alpine Kartograph. Ing. 
L. Agerter bearbeitet, so wären für ein solches Unternehmen, wie 
es in dem Bericht unseres Sektionsgeologen heißt, auch vom topo- 
graphischen Gesichtspunkte aus alle Voraussetzungen gegeben. 

Anschließend an die vorjährigen Arbeiten wurden heuer von den 
Lechtaler Alpen die Umgebung von Zürs, das Krabacher und Bock- 
bachtal, das hintere Kaisertal, der Kamm zwischen Kaiserjoch—Ans- 
bacher Hütte-Memminger Hütte, das hintere Alperschon- und Parseiertal, 
die Umgebung von Madau, des Griesbachtal und Teile des Gramaiser 
Tales eingehend untersucht und kartiert. 

Neben dem reichen, meist neuen tektonischen Material wurde 
auch im Griesbachtal südöstlich von Elbingenalp eine Zone von 
Konglomeraten, Breccien und Sandsteinen mit Orbitulina concava Lam. 
entdeckt. 

Es muß noch weiteren Forschungen vorbehalten bleiben, ob auch 
die ausgedehnten, transgressiv auftretenden Schiefer- und Sandstein- 
massen des Zuges Parseierscharte--Ansbacher Hütte—Kaiserjoch— 


1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 13 


Almejurjoch—Trittkopf—Spullersee zur Oberkreide zu ziehen sind. 
Durch die Entdeckung des Cenomans in den Lechtaler Alpen ist eine 
solche Deutung allerdings wahrscheinlich geworden. 

Gelegentlich von Arbeiten für spezielle praktische Zwecke 
konnten, wie hier noch anhangsweise erwähnt werden kann, ausgedehnte, 
glazialgeologische Studien im Salzachtale bei Embach, im Gasteiner 
Tal, in der Umgebung von St. Johann im Pongau sowie im Becken von 
Kössen ausgeführt werden, über deren Ergebnisse berichtet werden soll. 

Sektionsgeologe Dr. G. B. Trener setzte die Kartierung der 
Adamelloeruptivmasse fort, und zwar bewegten sich die dies- 
jährigen Aufnahmen hauptsächlich in der Zentralpartie des betrefien- 
den Gebietes. Es konnten damit weitere Fortschritte sowohl in der 
Gliederung des Eruptivgesteines als auch in dem Studium der für 
die Altersbestimmung so wichtigen Zone von kontaktmetamorph ver- 
änderten Sedimentärbildungen erzielt werden. 

Die Re diCastellomasse ist viel basischer als diejenige Partie, 
welche vom obersten Val di Fumo aufgeschlossen ist; die Grenze 
zwischen beiden Regionen ist eine ziemlich scharfe und der petro- 
graphische Unterschied sehr auffallend. Die Re di Castellomasse 
zeigt am südöstlichen Rande des Aufnahmsgebietes eine granitische 
Fazies, welche allmählich in basischen Tonalit übergeht. Hier im 
nördlichen Gebiete brechen dagegen einzelne kleine Granitstöcke 
durch die Tonalitmasse durch, sind also jünger und fallen vielleicht 
schon der Ganggefolgschaft zu. 

Zu der letzten gehört die außerordentlich reiche Anzahl von 
Eruptivgängen, die hier in der Zentralpartie auftreten und deren 
relatives Alter in der kahlen, durch Gletscher glatt polierten Hochregion 
des Re di Castello bestimmt werden konnte; eine fünffache Reihen- 
folge läßt sich unterscheiden. 

Was die Altersbestimmung anbelangt, so darf hier hervor- 
gehoben werden, daß im Val di Fumo noch Hauptdolomit in Kontakt 
mit Tonalit gefunden wurde. Und zwar ist die Mächtigkeit der Haupt- 
dolomitpartie so groß, daß man annehmen muß, es sei hier wohl die ganze 
Hauptdolomitmasse repräsentiert. Ist das wirklich der Fall, so darf man 
die obere Altersgrenze des Tonalits bis an die Basis des Rhäts hinauf- 
schieben, soweit wenigstens die Altersbestimmung von den Kontakt- 
bildungen abgeleitet wird. Es findet somit hier in Val di Fumo, das 
ist im Zentralgebiet, die Vermutung Salomons, daß die weiße 
Marmormasse des Freronegipfels (im lombardischen Gebiete, südliche 
Partie der Eruptivmasse), welche er aber leider nicht besuchen konnte, 
als Hauptdolomit aufzufassen wäre, eine — für die Altersbestimmung 
des Tonalits — willkommene Ergänzung und Bestätigung. 

Im Herbst wurden noch einige Revisionen in Valsugana vor- 
genommen, und zwar hauptsächlich auf dem Blatte Sette Comuni 
(Zone 22, Kol. V). 

Dr. Th. Ohnesorge hatte in diesem Jahre, abgesehen von 
einem kleinen Stück östlich von Zell am See, zunächst den auf 
Blatt Kitzbühel— Zell am See (Zone 16, Kol. VII) entfallenden 
Nordrand der Tauern und dann die Umgebung von Kitzbühel 
aufzunehmen. Die Aufnahme des zwischen dem Fuscher- und dem 


14 Verhandlungen. Nr.ı1 


Habachtal liegenden Tauernstreifens einschließlich eines Teiles vom 
südlich angrenzenden Gebiet erforderte hauptsächlich wohl wegen 
des außerordentlich starken Gesteinswechsels (es sind vertreten: die Ge- 
steine der Kalkphyllitgruppe — Gerlosschiefer, Quarzphyllit, Gneise, 
die mannigfaltigsten diabas- und gabbroverwandten Gesteine und 
Schiefer und andere) volle drei Monate, die der Umgebung von Kitzbühel 
über einen Monat. Uber die Studien in der Umgebung von Kitzbühel 
und speziell über den Zusammenhang gewisser Erzvorkommen mit 
der Tektonik und den Schichtgliedern dieser Gebiete soll demnächst 
ein eingehenderer Bericht folgen. 

Sektionsgeologe Dr. Fritz v. Kerner setzte die detaillierte 
Aufnahme der Berge westlich vom Brenner fort, welche jetzt zu den 
im Vordergrunde des tektonischen Interesses stehenden Teilen der 
Ostalpen zählen. Die alte Streitfrage, ob die fossilleeren Schichten, 
welche die Gipfel beiderseits des mittleren Gschnitztales aufbauen, 
von hohem Alter sind, wie Stache meinte, oder als Rhät zu gelten 
haben, wie Pichler und Frech annahmen, wurde auf Grund der 
sehr genauen neuen Untersuchung dahin beantwortet, daß vorkarbonische 
Quarzphyllite zwischen rhätische Glimmerkalke eingeschoben sind. 
Eine kurze Übersicht der vielen interessanten Befunde, welche zu 
dieser Annahme drängen, wurde bereits in Nr. 12 der vorjährigen 
Verhandlungen gegeben. Würden manche dieser Befunde für sich 
allein betrachtet auch eine andere Deutung zulassen, so erscheinen 
sie inihrem Zusammenhange doch nur durch die eben erwähnte neue 
Annahme erklärbar. 

Die III. Sektion, bestehend aus dem Chefgeologen Dr. F. Teller 
und den Sektionsgeologen Bergrat Dr. J. Dreger und Professor 
Dr. F. Kossmat setzte die geologischen Aufnahmen in Kärnten, 
Krain, der südlichen Steiermark und dem Küstenlande fort. Dr. Koss- 
mat arbeitete allerdings nur relativ kurze Zeit im Bereich dieser 
Sektion, da derselbe auch im Bereiche der IV. Sektion eine größere 
Aufgabe zugewiesen erhalten hatte. 

Bergrat F. Teller kartierte auf den beiden westlichen Sek- 
tionen des Spezialkartenblattes Radmannsdorf (Zone 20, Kol. X) 
die innere Wochein und das Gebiet des Triglav mit seinen 
östlichen Vorlagen. St. Johann in der Wochein bildete im Süden, 
Mojstrana im Savetal im Norden den Ausgangspunkt für die Be- 
sehungen. Im Gebiete der Wochein sind an bemerkenswerten neuen 
Ergebnissen hervorzuheben: die Konstatierung von Buchensteiner 
Schichten in der südlichen Umrandung des Seebeckens oberhalb 
Heiligengeist in einem bisher als Dachsteinkalk kartierten Terrain 
und die Entdeckung fossilreicher Meeresablagerungen oligocänen 
Alters in den Talschluchten östlich von der Mündung des Wocheiner 
Sees am Nordfuße des küstenländischen Grenzkammes, der Abdachung 
des als Pisdovnica bezeichneten Vorgipfels. 

Die Buchensteiner Schichten im Gelände südlich des Wocheiner 
Sees bestehen aus diabasartigen Ergußgesteinen und Tuffen, die von 
dunklen hornsteinführenden Plattenkalken mit Pietra-verde-Lagen 
bedeckt werden. Darüber folgt eine mächtige Stufe von Schlerndolomit, 


1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 15 


über welchem erst die geschichteten Dachsteinkalke des Haupt- 
kammes sich aufbauen. Eine Vertretung der Raibler Schichten konnte 
nicht beobachtet werden. 

Das marine Olisocän der Wochein beginnt mit einem 
mächtigen Strandkonglomerat, dessen vorwiegend kalkige Gerölle 
vielfach die Spuren der Tätigkeit von Bohrmuscheln und Bohr- 
schwämmen erkennen lassen. Darüber folgen zunächst harte Breccien mit 
marinen Schaltierresten, dann tonigsandige Schichten mit kleinen 
Nummuliten, Einzelnkorallen, Bivalven und Gastropoden. Den Abschluß 
bilden in muldenfömiger Lagerung dickbankige Kalksteine, welche 
sich aus Nulliporen und stockbildenden Korallen (Calamophyllia fas- 
cieulata Reuß und anderen) aufbauen. Fauna und Fazies zeigen voll- 
ständige Übereinstimmung mit den bekannten Oligocängebilden von 
Polschizza und Oberburg und entsprechen wie jene den Schichten 
von Castelgomberto. Das marine Oligocän der Wochein liegt ungefähr 
in demselben Meridian wie die nummulitenführenden Oligocänschichten, 
welche nächst Mojstrana in einer Seehöhe von 950 m auf dem ober- 
triadischen Riffkalk des Repikouc in übergreifender Lagerung beob- 
achtet wurden (siehe diese Verh. 1901, pag. 12, Jahresbericht). 
Wocheiner und Wurzener Save liegen somit in Terraindepressionen, 
längs welchen schon zur Zeit des jüngeren Oligocäns fjordartige 
Meeresbuchten von Ost her tief in das Innere des Gebirgskörpers 
der heutigen Julischen Alpen eingegriffen haben. 

Im Triglavgebiete knüpfte sich das Hauptinteresse an die Ver- 
folgung von Aufschlüssen älterer Triasgebilde im Hochgebirge des 
Dachsteinkalkes. Zunächst wurde das von Stur entdeckte Vorkommen 
von Werfener Schichten und unterem Triasdolomit kartiert, welches 
von der Konschizaalpe zur Abanzascharte (= Prevalasattel 1893 m) 
hinzieht und hier mit allen Kennzeichen einer von Süd her aufge- 
schobenen Scholle auf den mit 40° nach Süd einfallenden Dachsteinkalk- 
bänken des Drazki vrh-Tosc-Kammes aufruht. Weiter in NW konnte 
zwischen Velopolje und der Miselalpe eine zweite Aufbruchszone von 
Werfener Schichten nachgewiesen werden, welche von der Dach- 
steinkalkmasse des Tose durch einen scharfen SW—NO streichenden 
Verwurf geschieden ist, während in der entgegengesetzten Richtung, 
in dem Raume zwischen Kermatörl und Kermasattel, über den fossil- 
reichen oberen Werfener Schichten in regelmäßiger Folge und flacher, 
ruhiger Lagerung zu beobachten sind: Grenzdolomit, dunkle plattige 
Kalke und Kalkschiefer, oberer Muschelkalk, Plattenkalke mit Pietra- 
verde-Lagen, bunte Kalkkonglomerate und endlich Schlerndolomit. 
Die Schichtenfolge, insbesondere aber die Überlagerung der litho- 
logisch so auffälligen bunten Konglomerate durch den hellen Schlern- 
dolomit, zeigen volle Übereinstimmung mit den stratigraphischen 
Verhältnissen der Westkarawanken. 

An dem Absturz der Debela Pe& ins Kermatal und an dem 
Nordfuße des Triglavstockes in der Urata konnten endlich auch 
Wengener Plattenkalke mit Daonellen und Cephalopoden nachgewiesen 
werden, woraus sich wieder Beziehungen zu den analogen Schicht- 
gebilden in den Steiner Alpen ergeben. Die bunten Kalkkonglomerate 
an der Basis des Schlerndolomits und die Plattenkalke mit Fossilien 


16 Verhandlungen. Nr. 1 


der Wengener Schichten setzen, wie die neuen Begehungen gezeigt 
haben, auch in die östlichen Vorlagen des Triglav, in das Gebiet 
der in den älteren Karten als einförmiges Dachsteinkalkplateau be- 
zeichneten Meiaklja fort. Neben den Werfener Schichten bilden diese 
beiden gut charakterisierten geologischen Horizonte die sichersten 
Leitniveaus zur Entwirrung der verwickelten tektonischen Verhältnisse 
des Gebietes. 

Bergrat Dr. J. Dreger verwendete seine diesjährige Aufnahms- 
zeit zunächst dazu, um im Blatte Völkermarkt in Kärnten einer- 
seits die Trennung der pliocänen Sattnitzkonglomerate von den dilu- 
vialen Glazialbildungen überall durchzuführen und andrerseits, um 
innerhalb der letzteren, soweit es ihm möglich schien, eine Sonderung 
vorzunehmen, eine Arbeit, die durch die eingehenden Studien von 
A. Penck und F. Heritsch wesentlich unterstützt wurde. 

Die diluvialen Terrassen wurden dann auch im Drautale strom- 
abwärts durch die Gebiete der Blätter Unter-Drauburg und Mar- 
burg bis in das große Pettauer Feld verfoigt, wo außer der Nieder- 
und Hochterrasse der jüngeren Eiszeiten auch die Deckenschotter 
beobachtet werden können. 

In dem Gebiete östlich vom Zollfelde bis zur Gurk wurde auf 
die Verbreitung der Grünschiefer und Diabase, dann zwischen Brückl 
und Klein-St. Veit auf die mächtigen Kalkbildungen in den phyl- 
litischen Schiefern ein besonderes Augenmerk gerichtet und ein paläo- 
zoisches Alter dieser Gesteine festgestellt. 

Am Südabhang der Saualpe wurde mit nur teilweisem Erfolge 
versucht, eine befriedigende Grenze zwischen den Glimmerschiefern 
des Hauptkammes und den (oft granatführenden) Urtonschiefern ein- 
zuzeichnen, da beide Gesteine sehr häufig Übergänge darstellende 
Ausbildungen zeigen, deren Verfolgung durch die Vegetationsdecke 
meistens verhindert ist. Solche glimmerschieferartige Züge dringen 
tief in das Gebiet des normalen Phyllits ein. 

Das Interesse, das in letzter Zeit wieder den Kohlenbildungen 
am Nordfuße der Karawanken, besonders denen des Homberges und 
bei Loibach entgegengebracht wird, veranlaßte Dr. Dreger, in der 
betreffenden Gegend eingehendere Begehungen zu machen. Der 
Genannte hält es aber für sehr zweifelhaft, daß sich Kohlenflöze 
nord- und nordwestwärts unter der mächtigen Diluvialdecke erhalten 
haben; er glaubt vielmehr, daß dort der Draugletscher und seine 
Schmelzwässer alles Tertiär entfernt haben. 

Im Anschlusse an diese Untersuchung wurde im Blatte Unter- 
Drauburg die Abgrenzung der jungtertiären Bildungen am Westabfalle 
der Koralpe im Lavanttale von den Glimmerschiefern, paläozoischen 
Schiefern und dem Muschelkalk ergänzt und das Tertiär von dem 
Terrassendiluvium getrennt, dem es in seiner äußeren Erscheinung 
sehr häufig gleicht. 

Eine besondere Beachtung wurde auch jenen unter dem Dilu- 
vium im Draubette zutage tretenden Gesteinen geschenkt, die sich 
größtenteils als dem phyllitischen Grundgebirge, dann aber auch als 
dem Tertiär, dem Mesozoikum und dem Paläozoikum angehörend er- 
wiesen. 


r - 


1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 17 


Im Blatte Marburg endlich wurden durch ergänzende Begehungen 
die Nulliporenkalkriffe im mergeligen Sandstein der Windisch-Bücheln 
kartiert und bei dieser Gelegenheit auch einige Touren in die Um- 
sebung von Kriechenberg und Hlg. Dreifaltigkeit im Blatte Radkers- 
burg und Luttenberg unternommen. 

Dr. Franz Kossmat brachte ein Drittel seiner gesamten Auf- 
nahmszeit mit Arbeiten im Bereich des Blattes Tolmein und der an- 
srenzenden Teile des Blattes Flitsch zu. In letzterem Gebiete wurden 
die im Verhandlungsberichte 1908, pag. 69 ff., größtenteils auf Grund 
der Literaturangaben besprochenen Synklinalen des Stol und des Suovit 
näher untersucht, wobei deren Verlauf in manchen Einzelheiten richtig- 
gestellt werden konnte. Als jüngstes Glied der Synklinale am Nord- 
hange des Stol läßt sich ein zusammenhängender, in den meisten 
Profilen von der Obertrias des Nordflügels überschobener Flyschzug 
aus dem Gebiet südlich von Ternovo nach W bis über den Hum 
(1109 m) verfolgen. Die bei Serpenica am Rande des Isonzo-Talbodens 
anstehenden hornsteinführenden Mergel und Kalkschiefer gehören 
ebenfalls noch dieser südlichen Synklinale an und nicht, wie früher 
angenommen wurde, der Suovit-Mulde. Letztere, welche auf dem 
Nordgehänge des Uceagrabens gegen den Isonzo zieht, wurde gleich- 
falls verfolgt. Es zeigte sich, daß sie westlich und südlich von Zaga, 
in jener Strecke, welche die Verbindung mit der DreSenca-Mulde her- 
stellt, bis auf einen schmalen zwischen Dachsteinkalken und Dolomiten 
eingeklemmten Flyschstreifen verquetscht ist. 

Im Anschlusse an diese Touren erfolgte eine Fortsetzung der 
Studien am Flitscher Kessel. Die im Vorjahre ausgesprochene 
Vermutung, daß diese Einsenkung mit einer durch die Julischen Alpen 
laufenden Zerreißungszone zusammenhängt, bestätigte sich, und zwar 
ergab sich eine tektonische Verbindung mit der besonders deutlich 
über den Mojstrokapaß ziehenden Transversalstörung, welche die 
Triglavgruppe von der Mangart-Jalovec-Gruppe geologisch abgrenzt. 

Bei den im Gebiete des Matajur— Monte Mia— Monte— 
Lubia durchgeführten Touren wurde besonders den Kreideablagerungen 
Aufmerksamkeit geschenkt. Die schon in früheren Berichten genannten 
Örbitoidenschichten, welche für die Orientierung in den jüngsten 
Kreideablagerungen dieser Gegend von Wichtigkeit zu sein scheinen, 
konnten noch bei RobediSce, unweit der italienischen Grenze, als 
Einlagerungen zwischen den unteren Zonen des Flyschkomplexes fest- 
gestellt werden. 

Der Rest der für diese Gegenden zur Verfügung stehenden Zeit 
wurde zur Durchführung einer Kreidegliederung in der Umgebung von 
Gargaro bei Görz und zu einer dadurch angeregten Revision in 
dem Nanosplateau zwischen Wippach und Podkraj verwendet. Im 
inneren Teile des letzteren fällt der unteren Kreide ein größerer Kom- 
plex zu, als der Autor auf der Karte ausgeschieden hatte; ferner 
konnten die Caprinen- und Chondrodontenschichten in fossilreicher Aus- 
bildung nachgewiesen werden. 


Die IV. Sektion stand unter der Leitung des Chefgeologen 
Georg Geyer, dem die Herren Dr. Kossmat und Dr. Vetters 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 1. Verhandlungen. 3 


18 Verhandlungen. Nr. 1 


als Sektionsgeologen zugeteilt waren. Dr. Kossmat gehörte dieser 
Sektion allerdings nur für einen Teil seiner Aufnahmszeit an (vergl. 
oben pag. 14 u. 17). Prof. Dr. Oth. Abel hatte sich dieser Sektion als 
externer Mitarbeiter angeschlossen. 

Chefgeologe G. Geyer setzte die geologischen Aufnahmen der 
Kalkzone des Blattes Kirchdorf (Zone 14, Kol. X) gegen Westen 
bis zum Almflusse fort, wobei die Umgebungen von Micheldorf, Steyr- 
ling und Grünau in Oberösterreich kartiert wurden. Ähnlich wie im 
Pechgraben bei Großraming zeigt sich auch am Südrande der Kremstal- 
bucht bei Kirchdorf eine Konvergenz der Streichungsrichtungen, indem 
die von Nordosten nach Südwesten streichenden Faltenzüge des Hirsch- 
waldsteines südlich von Micheldorf mittels einer kurzen knieförmigen 
Biegung in die von Südosten nach Nordwesten streichenden Falten 
des Schabenreitnersteines übergehen. Dieselbe Nordwestrichtung zeigt 
auch das Streichen der gegen das Vorland schroff abbrechenden Krems- 
mauer, welche in jeder Hinsicht die direkte nordwestliche Fortsetzung 
des Sengsengebirges bildet. Dementsprechend drängen sich die in 
dem breiten Raume zwischen dem Hirschwaldstein und dem Sengsen- 
gebirge verteilten Hauptdolomitfalten zwischen der Kremsmauer und 
dem Schabenreitnerstein zu schmalen, einseitig südwestwärts einfallen- 
den Synklinalen oder auch Schuppen zusammen, an deren Aufbau außer 
dem Rhät, Lias, Jura und Tithon nur noch Neokommergel teilnehmen. 
Bezeichnenderweise erscheint in dieser Gegend (Schabenreitnerstein) 
im Lias die Fleckenmergelfazies über der Kalkfazies. Dabei zeigt sich 
im Pernsteingraben nordöstlich von Micheldorf an Stelle der weiter 
östlich herrschenden Hierlatz- oder Crinoidenkalkfazies ein an den 
Adneter Kalk erinnernder ziegelroter, etwas toniger Arietenkalk. Wäh- 
rend in dem benachbarten Ennsgebiete eine zonale Trennung der 
Fleckenmergel- und der Hierlatzfazies beobachtet werden konnte, stellt 
sich also hier schon eine Annäherung an die im westlich anschließenden 
Salzkammergut vielfach beobachteten Lagerungs- und Faziesverhält- 
nisse des Lias ein. 

Wie die Wettersteinkalkfalte des Sengsengebirges ihre unmittelbare 
Fortsetzung in der Kremsmauer findet, so tauchen südlich von letzterer 
im Steyrlingtale tiefere Triasgesteine, nämlich Gutensteiner und Reif- 
linger Kalke auf, welche den bis tief in die Werfener Schichten hinab- 
reichenden Untertriasbildungen von Windischgarsten am Südfuße des 
Sengsengebirges entsprechen. Ja noch weiter nordwestlich erscheinen 
im Becken von Grünau selbst diese tiefsten, mit Gips und Haselgebirge 
verknüpften untertriadischen Schiefer an der Oberfläche, also in einer 
Gegend, welche von der Flyschzone nicht mehr weit entfernt ist. Sie 
werden hier von in niederen Kuppen aufragenden Gutensteiner und 
Reiflinger Kalken, sodann aber von weißen oder dunkelgrauen Diplo- 
porenkalken überlagert, andrerseits aber auch durchGosauschichten 
transgressiv bedeckt und verhüllt. Die Konstatierung dieser Gosau- 
schichten im Bereiche des Almtales kann als ein neues Ergebnis der 
diesjährigen Aufnahme bezeichnet werden. Dabei muß hervorgehoben 
werden, daß dieselben vorwiegend als dünnplattige, blaugraue, kalkige 
Sandsteine mit weißen Spatadern, also in einer dem Oberkreideflysch 


1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 19 


nahestehenden Fazies auftreten, während die bunten Kalkkonglomerate 
eine untergeordnete Rolle spielen. 

Interessante, aber noch nicht völlig aufgeklärte Lagerungsverhält- 
nisse herrschen auf dem im Süden jenes Beckens von Werfener Schichten 
aufragenden Hauptdolomitmassiv des Kasberges (1743 m), dessen 
Gipfelplatte aus annähernd horizontal lagernden, dann aber nach Süden 
abbiegenden und dort normal unter dem Wettersteindolomit des Toten- 
gebirges untertauchenden Gutensteiner und Reiflinger Kalken besteht. 
Die "Verfolgung der glazialen Terrassenschotter und ihrer Be- 
ziehungen zu den entsprechenden Moränen führte insbesondere im 
Steyrlinggebiete zu einer weiteren kartographischen Gliederung der 
diluvialen Ablagerungen. 

Herr Professor Dr. O. Abel beendete die kartographische 
Aufnahme des Alpenvorlandes auf dem Blatte Wels— Krems- 
münster (Zone 13, Kol. X) bis zum rechten Traunufer. Im Gebiete 
des auf die beiden Nordsektionen entfallenden Alpenvorlandes nörd- 
lich der Traun wurden mehrere Begehungen durchgeführt, die einer- 
seits das Vorhandensein von Oncophora-Schichten nordwestlich 
von Wels sowie das Auftreten oberpliocäner Flußschotter 
(älter als die alte Decke) ergeben haben. Diese Schotter 
gehören demselben geologischen Niveau an wie die Schotter zwischen 
St. Valentin und Amstetten, die auf einem sehr hohen Schliersockel 
(400—380 m Meereshöhe) liegen. 

Südlich von der Traun konnte der Nachweis erbracht werden, 
daß der aus der Mindelmoräne des Kremsgletschers abfließende 
Gletscherbach seinen Abzug gegen die Traun, und zwar parallel zum 
heutigen Almtal nahm. Forster hatte diesen Schotter als Hoch- 
terrassenschotter angesehen. 

An verschiedenen Stellen wurden neue Aufschlüsse der weißen 
Nagelfluh verfolgt, die als Deltabildung eines Alpenflusses (Alm) aus 
dem oberen Teile der Günzeiszeit anzusehen ist. Herr Professor 
P. Leönhard Angerer in Kremsmünster, dem wir die genauere 
Feststellung des geologischen Alters jener Bildung verdanken, hat 
Prof. OÖ. Abel bei einigen kleineren geologischen Exkursionen begleitet 
und ihn durch wiederholte Mitteilungen zu Dank verpflichtet. 

Sektionsgeologe Dr. Franz Kossmat verwendete ungefähr zwei 
Monate der ihm zugewiesenen Aufnahmszeit zur Fortsetzung der 
Arbeiten im Blatte Wiener-Neustadt (Zone 14, Kol. XIV), wobei 
die SW- und SO-Sektion dem Abschlusse nahe gebracht wurden. Zu- 
nächst wurde die südlich der Puchberger Überschiebung gelegene 
Schneebergregion untersucht. Von hier erstreckten sich die Aufnahmen 
über die Kalkplateaus des Stixensteiner Gebietes und die in der 
Richtung gegen Wöllersdorf sich anschließenden Triashöhen, welche 
das Steinfeld begrenzen. Anderseits kamen auch noch im südlichen 
Teile der Hohen Wand einige Revisionstouren zur Ausführung. 

In der Mulde der „Neuen Welt“ wurde mit der kartographi- 
schen Ausscheidung der wichtigsten Gosauhorizonte begonnen. 

Nördlich der Puchberg-Miesenbacher Überschiebungszone wurde 
das durch besonders typische Schuppenstruktur ausgezeichnete Vor- 
alpengebiet deı „Dürren Wand“ und der Gutensteiner Gegend begangen. 

3*+ 


20 Verhandlungen. Nr. 1 


Dr. Hermann Vetters setzte die Aufnahme des österreichischen 
Anteils des Blattes Eisenstadt (Zone 14, Kol. XV) fort und führte 
die Aufnahme des dortigen Gebirgsteiles bis auf einige Revisionstouren 
zu Ende. Das kristalline Grundgebirge, wie schon früher erkannt worden 
war, ist weit mannigfaltiger zusammengesetzt, als die alte Aufnahme 
angibt. Der Kamm und Ostabfall — größtenteils schon auf ungarischem 
Gebiete — wird von dünnblätterigem, dunklem Glimmerschiefer 
gebildet. Am Westabfalle, oberhalb Sommerein, Mannersdorf und Hof 
ist eine 1—1!/, km breite Zone dünnschiefriger, meist stark zersetzter 
Gneise vorhanden. In ihnen treten da und dort auch basische Gesteine auf 
(Donnerskirchener Weg, mehrere Punkte im Sommereiner Gemeinde- 
gebiete), sowie kleine Gänge von Granit und Pegmatit. Eine schmale 
Randzone verschiedener, wenig kristalliner Schiefer (Phyllit, Ton- 
schiefer usw.) ist dem Gneis des Sommereiner Gebietes angelagert. 

Als ein jüngeres Glied der kristallinen Schichtgruppe wurden 
diegrünlichgrauen Arkosen erkannt, welche, bald mehr, bald weniger 
geschiefert und serizitisiert, in ihren Grenzvarietäten in einen dünn- 
geschichteten Augengneis übergehen. Dieses Gestein bildet eine Anzahl 
isolierter, rundlich begrenzter Vorkommen, welche vom Schiefergneis 
rings umwallt werden. Oft erscheint zwischen beiden Gesteinen ganz 
dünnblätteriger grauer Phyllit. Uber das Alter der Arkose läßt sich 
keine sichere Angabe machen, doch ist man leicht geneigt, sie mit 
ähnlichen Vorkommen der Grauwackenzone der Alpen zu vergleichen, 

Bezüglich der sogenannten Grauwackenquarzite, Kalke und 
Dolomite ist den Angaben in dem Jahresbericht für das Jahr 1905 
(pag. 20) nichts Neues hinzuzufügen. 

Die detaillierte Untersuchung der Tertiäraufschlüsse ergab eine 
Anzahl neuer Einzelheiten. Sarmatische und pontische Ablagerungen 
sind im österreichischen Anteil des Leithagebirges verbreiteter als 
früher angenommen wurde. So sind im Leithakalkgebiete von Manners- 
dorf in den obersten Bänken des umgelagerten Nulliporenkalkes an 
mehreren Punkten Abdrücke von Congerien und Melanopsiden gefunden 
worden. Die sarmatische Stufe ist in diesem Teile des Gebirges in 
mehreren Steinbrüchen durch das Auftreten einer groben Blockschicht 
mit abgerollten Austern usw. angedeutet. Alle drei Stufen, durch 
Fossilien nachweisbar, sind zum Beispiel im letzten Bruche vor Hof 
zu beobachten. 

Desgleichen ist im Leithakalkgebiete des Kulmberges neben 
dem ursprünglich gewachsenen Nulliporenkalk umgelagerter Nulliporen- 
kalk vorhanden und in den Brüchen an der Straße von Sommerein 
nach Kaisersteinbruch wurden gleichfalls die sarmatische und pontische 
Stufe in den oberen Lagen eines aus Detritus von Nulliporenkalk, 
Sandstein und Tegel gebildeten Gesteines nachgewiesen. 

Den Gebirgsrand zwischen Sommerein und der Mannersdorfer 
Grenze nimmt ein meist grobkörniger Kalksandstein ein, reich an abge- 
rollten Nulliporenstückchen, übergehend in grobe Konglomerate mit 
gerollten Kieseln, Kalk- und Urgebirgsgesteinsstückchen. 

Die Hauptmasse dieses „Sommereiner Steines“ gehört der sar- 
matischen Stufe an; in den tiefsten Lagen treten gelegentlich marine 
und in den höchsten pontische Fossilien auf. 


1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 9] 

Vielfach ist in den Sandsteinbänken Diagonalschichtung vorhanden 
und in den oberen Lagen der westlichen Brüche von Sommerein ist 
eine deutliche Übergußschichtung sichtbar. Das ganze Gebiet scheint 
nach Vetters ein altes Delta zu sein. 

Schließlich wurde die frühere Angabe, daB an der Basis der 
Leithakalktafel von Mannersdorf lockere Schotter mit Quarzgeröllen 
und kristallinen Brocken auftreten, neuerdings bestätigt. Diese marinen 
Schotter wurden vom Schweingraben (Vogelsangberg) bis zum Aarbach- 
graben verfolgt. 

In dem wenig aufgeschlossenen Gebiete zwischen Hof, Au, 
Stotzing, wo dem kristallinen Grundgebirge kein Leithakalk ange- 
lagert ist, wurden in den Tegeln, welche diese Bucht erfüllen, marine 
Fossilien in der Nähe einer schon früher entdeckten Fundstelle süd- 
östlich von Hof, an der Donnerskirchener Straße und bei der Durch- 
rohrung der Felder ober Au gefunden. Hier überlagert den Tegel eine 
ziemlich mächtige alluviale Torfschicht. 

Die in der Fortsetzung der Steinbrüche bei der Edelmühle südlich 
von Au gelegenen Brüche, sowie die kleinen Aufschlüsse östlich 
der Straße nach Hof zeigen einen aus Detritus regenerierten 
Nulliporenkalk mit Tegelzwischenlagen, welcher größtenteils der sar- 
matischen Stufe angehören dürfte. 

Den Untergrund der mit Humus stark bedeckten Felder ns ähen 
dem Gebirge und der Leitha bilden Tegel und untergeordnet feine 
Sande der pontischen Stufe. Auf mehreren der terrassenförmigen 
Hügelzüge sind noch Reste einer pontischen Schotterbedeckung er- 
halten (Pirschleiten, Überlandäcker, „In den Greinern“ bei Au usw.) 

Im Gebiete westlich der Leitha wurde erst eine kleinere Anzahl von 
Begehungen vorgenommen. Diluviale Flußschotter, unter denen Alpen- 
kalkgerölle überwiegen, nehmen den ganzen Raum von der Karten- 
srenze bis zum Alluvialstreifen an der Leitha ein. Es ist dies der 
östliche Rand der Steinfeldschotter, die Gerölle sind meist klein 
und überschreiten selten Nußgröße. 


Die V. Sektion, die wie gewöhnlich in den Küstengebieten be- 
schäftigt war, bestand aus dem Chefgeologen v. Bukowski und den 
Sektionsgeologen v. Kerner, Schubert und Waagen, wobei zu 
bemerken ist, daß sowohl Dr. v. Kerner wie Dr. Schubert nur 
einen Teil ihrer Aufnahmszeit in dem der Sektion zugewiesenen 
Gebiete verbrachten, insofern dieselben, wie schon früher angedeutet 
wurde, zeitweilig anderen Sektionen zugeteilt waren. 

Chefgeologe G. v. Bukowski war heuer nur drei Wochen mit 
geologischen Aufnahmsarbeiten beschäftigt. Während dieser Zeit be- 
suchte er die Insel Lissa und unternahm dort etliche der ersten 
geologischen Orientierung dienende Touren. Gesundheitsrücksichten 
nötigten ihn leider seine Reise abzubrechen. 

Sektionsgeologe Dr. Fritz v. Kerner brachte die Aufnahme 
des Blattes Sinj—Spalato zu vollständigem Abschlusse. Die Arbeiten, 
welche zur Vollendung des Blattes noch nötig waren, betrafen das 
Mittelstück der Mosed planina, das Gebiet der Kamesnica in der 
Prologkette und das Polje von Dizmo einschließlich seiner gebirgigen 


99 Verhandlungen. Nr’4 


Umrahmung. Hierzu kamen noch Ergänzungstouren in den südlichen 
Vorbergen der Svilaja und in der weiteren Umgebung Spalatos. Über 
die gewonnenen Ergebnisse liegt bereits ein längerer Reisebericht 
vor. (Verhandl. 1909, Nr. 11.) 

Dr. Richard Schubert kartierte in der zweiten Hälfte Sep- 
tember und im Oktober einen großen Teil der Südwestsektion des 
Blattes Knin—Ervenik und das Quellgebiet der Kerka (des Kerlic- 
baches). Die Südwestecke des Kartenblattes Knin besteht zum 
größten Teil aus Gesteinen der Prominaschichten und entspricht 
stratigraphisch und tektonisch den angrenzenden Gebieten der Blätter 
Novigrad— Benkovae und Kistanje— Drnis. Bemerkenswert 
ist jedoch der Verlauf der Nordostgrenze des Verbreitungsgebietes 
der Prominaschichten, welche in der Gegend von Mokropolje starke 
Störungen erkennen läßt und bis an die Senke von Mokropolje reicht. 
Diese wie auch jene von Radutic ist von besonderem Interesse durch 
das Vorhandensein von Alveolinenkalk, welcher die erwähnten Poljen 
der Länge nach durchzieht. 

Das Quelltal der Kerka (Kercic) durchschneidet der Länge nach 
einen Aufbruch von obertriadischen Dolomiten, welche ringsum von 
teils fossilleeren, teils fossilerfüllten Liasschichten und darüber von 
höheren Juraschichten (Kalken und Dolomiten) überlagert werden. In 
diesen letzteren konnte zwischen Mirkovic stan und Sinobad stan 
(der Spezialkarte) nochmals ein Aufbruch fossilreicher Lithiotisschichten 
beobachtet werden. 

Sektionsgeologe Dr. Lukas Waagen begab sich im abgelaufenem 
Jahre zuerst nach Lussinpieccolo um von dort aus die Inseln Unie, 
Canidole und Sansego sowie einige Scoglien im Bereich des Karten- 
Kartenblattes Zone 27, Kol. X zu untersuchen und zu kartieren. Da 
jedoch das stürmische Wetter häufig den Besuch der verschiedenen 
Eilande unmöglich machte, so mußte die Arbeit für dieses Jahr un- 
beendigt abgebrochen werden. 

Die übrige Zeit wurde zur Fortsetzung der Aufnahmen im 
Kartenblatte Mitterburg und Fianona (Zone 25, Kol. X) ver- 
wendet und die Kartierung der NW- und SW-Sektion nahezu voll- 
endet. Eine Horizontierung der Kreidekalke war trotz aller Be- 
mühungen nicht durchführbar und kann auch leider von den im 
nächsten Jahre fortzusetzenden Studien kaum erwartet werden. Eine 
spezielle Untersuchung erfordert die unterirdische Entwässerung des 
ganzen Gebietes. Es wurden bisher eine ganze Reihe darauf bezüglicher 
Daten gesammelt, die es zum Beispiel wahrscheinlich erscheinen 
lassen, daß das Wasser der Foiba nicht allein, wie es allgemein an- 
genommen wird, im Canale di Leme wieder zum Vorschein komme, 
sondern mindestens zum Teile auch in einer mächtigen Quelle bei 
Fontane, nördlich des Canale di Leme und südlich von Parenzo zu- 
tage tritt. Interessant ist es auch, daß bei Galesano, nördlich von 
Pola, eine sehr ausgiebige Quelle entdeckt wurde, welche zur Wasser- 
versorgung der Brionischen Inseln und später auch eines Teiles von 
Pola herangezogen werden soll. Das Infiltrationsgebiet dieser Quelle 
konnte jedoch bisher noch nicht abgegrenzt werden. 


1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 93 

Wie gewöhnlich gebe ich auch diesmal im Anschluß an die 
Mitteilungen über unsere Aufnahmstätigkeit einige Angaben über die 
von anderer Seite speziell in Böhmen und Galizien während des 
Berichtsjahres ausgeführten Arbeiten. 


Das Komitee fürLandesdurchforschung von Böhmen 
setzte, wie ich einer gefälligen Zuschrift von Prof. Fritsch entnehme, 
seine Arbeiten besonders in paläontologischer Hinsicht fort. Doch 
wurden auch einige Exkursionen unternommen. So untersuchte Prof. 
Dr. Ant. Fritsch selbst die Gegend von Kojetitz, wo auf dem Plateau 
zwischen Cakovice und Neratovie in den Spalten des Kieselschiefers 
Brauneisensteine mit zahlreichen Petrefakten der cenomanen Korycaner 
Schichten nachgewiesen wurden. Die diluviale Decke dieser silurischen 
Felsen bietet sehr interessante Verhältnisse dar, indem unter der 
Ackerkrume eine braune Erde liest, die zahlreiche scharfkantige 
Stücke von Kieselschiefer und Gerölle des Quarzits der Etage Dds 
mit Scolitus linearis enthält. 

Am Fuße des Kozakenberges bei Turnau wurden die Korycaner 
Schichten genauer untersucht und eine neue Gervillia, dann Trigonia 
und Ammonites cenomanensis gefunden. 

Die neuen Reste des Jserosaurus litoralis ermöglichten die 
Restauration des Schulter- und Beckengürtels, welche im 2. Band der 
Miscellanea palaeontologica, der im nächsten Jahre er- 
scheinen wird, zur Publikation gelangen werden. 

Museumassistent Brabenec veröffentlichte den ersten Teil der 
Monographie der tertiären Pflanzen Böhmens. 

Das Museum erwarb die Originale der Woldrichschen 
Sammlung von Sudalovie und sind dieselben bereits wohlgeordnet 
ausgestellt. 

Dr. Perner beschäftigte sich fortdauernd mit seiner Arbeit 
über die. Gastropoden des Barrandschen Werkes und hofft im Jahre 
1910 dieselbe zu vollenden. 

Dr. Edwin Bayer bearbeitete die neuen Pflanzenreste der 
Perucer Schichten und wird das Werk binnen kurzem erscheinen. 


Bezüglich sonstiger in Böhmen ausgeführter Arbeiten erfahre 
ich durch Professor Dr. J. E. Hibsch, daß derselbe während des 
Jahres 1909 das Manuskript für das Blatt Wernstadt der geologischen 
Karte des böhmischen Mittelgebirges vollendet und in Druck gegeben 
hat. Auch das Manuskript für den Erläuterungstext zu diesem Karten- 
blatte ist für die Drucklegung vorbereitet worden. Die Aufnahms- 
arbeiten für das Blatt Leitmeritz der genannten Karte sind im ver- 
flossenen Jahre bis auf einige notwendige Revisionsarbeiten zum Ab- 
schlusse gelangt. An der Aufnahme des südlichen Teiles von Blatt 
Leitmeritz, welcher vorwiegend aus Gliedern der oberen Kreide- 
formation besteht, beteiligte sich auch Herr Dr. F. Seemann, 
während der übrige Teil des Blattes durch Prof. Dr. J. Hibsch 
_ aufgenommen wurde. Auch die Feldarbeiten auf dem Blatte Salesel 
der genannten Karte sind im Laufe des Jahres 1909 von Herrn 
Professor Dr. G. Irgang gefördert worden 


94 Verhandlungen. Na 


Endlich kann ich hier noch mit Befriedigung verzeichnen, daß 
nach einer mir gewordenen Information die mineralogisch-geologische 
Abteilung des städtischen Museums in Aussig unter der Leitung des 
Herrn Dr. F. Seemann eine sehr erfreuliche Entwicklung aufzu- 
weisen hat. 


Uber die Tätigkeit unserer galizischen Fachgenossen bin ich 
auf Grund verschiedener Zuschriften in der Lage zu berichten. 


Zunächst entnehme ich einer Mitteilung meines geehrten Freundes 
Hofrat Felix Kreutz die folgenden Angaben über die von den 
Herren Morozewicz, KuZniar, Limanowski, Pawlica, Steph. 
Kreutz, Rozen, Szajnocha, Grzybowski, Woöjcık, zuız 
dzewski und Wisniowski ausgeführten oder in Angriff genom- 
menen Arbeiten. 

Prof. J. Morozewicz und die Herren Pawlica, Dr. Kuäniar, 
Dr. Limanowski widmeten sich speziellen Untersuchungen im Tatra- 
gebirge, namentlich im polnischen Teile dieses Gebirges. Ersterer 
untersuchte vorzüglich den kristallinischen Kern, Dr. Limanowski 
die tektonischen Verhältnisse der nächsten Umgebung des Giewont. 
Am südlichen Abhang des Giewont beobachtete er sehr ausgewalzte 
Triasschichten, eingepreßt in den Umbug der Jurabildungen des 
Giewont und den etwas rückwärts zurückgebliebenen, aus permischen 
Sandsteinen und Gneis bestehenden Kern des Umbugs. Dieser Gneis 
zieht sich, was neu und sehr bemerkenswert erscheint, in einem 
schmalen Streifen bis Polana Kondratowa, wo der Jura schon der 
Randserie der Giewontfalte angehört; die fernere Untersuchung von 
Myslenicka Skalka u. s. w. ergab, daß die Grenze zwischen der 
Giewontfazies (hochtatrisch) und der subtatrischen um zirka 1 km 
weiter nördlich als angenommen war, liege. Ferner befaßte sich der 
Genannte mit den Jura- und Kreidebildungen der Hala Krölowa und 
der Hala Stawöw gasienicowych, sowie mit der Stratigraphie der Kalke 
der Czerwone Wierchy. 

Herr Pawlica untersuchte turmalinführende Pegmatitgänge an 
der Czuba Goryczkowa und in deren Nähe. Die Durchforschung 
des Gebietes ergab, daß der Turmalin viel häufiger und weiter ver- 
breitet ist als es bekannt war, namentlich führen ihn reichlich die 
Pegmatitgänge der Dolina Sucha neben der Czuba Goryezkowa und 
der Kata Goryczkowa, am reichlichsten findet sich der Turmalin auf 
der Ostseite des Kasprowy Wierch und in der Nähe dieser Lokalität. 
Das für die genetische Deutung wichtige Vorkommen von Turmalin 
verleiht der ganzen kristallinischen Insel Kopa Kondraska—Czuba 
Goryezkowa—Kasprowy Wierch eine besondere Physiognomie. 

Die Begehung der südwestlichen Tatra durch Prof. Morozewicz 
mit Dr. KuZniar und Dr. Limanowski westlich von Zubrzee bis 
Groß-Bobrowiec und von Hradek bis Koscielisko ergab, daß Gneis 
und kristallinischer Schiefer überall tiefer liegen als der Granit, der 
auf ihnen, höhere Berggipfel bildend, schwimmt. Im oberen Teil des 
Jelowiectales ist nördliches Einfallen des Gneises unter den Granit 
deutlich zu sehen. 


1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 95 


Die Serie der Gneise besteht mindestens aus drei Gebilden: 
Biotitgneis, Glimmerschiefer und Serizitschiefer. Behufs Orientierung 
und Sammlung von Material zur vergleichenden Behandlung des 
kristallinischen Tatrakernes vom magmatischen Standpunkte bereiste 
noch Prof. Morozewicz mit Dr. Steph. Kreutz und Dr. Lima- 
nowski die kristallinischen Karpatheninseln am Südrande der Kar- 
pathen, von den Kleinen Karpathen bis zum Tatrastock und über- 
zeugte sich dabei, daß diese kristallinischen Kerne beim Vorschreiten 
von S nach N dem Tatrakern allmählich auffällig petrographisch 
ähnlich werden, so daß die Granite von Klein-Tatra mit dem Tatra- 
sranit identisch erscheinen. 


Dr. Rozen setzte die Untersuchungen der schlesisch-mährischen 
Teschenite fort, namentlich bei Neu- und Alt-Staritsch, Lothrinkowitz 
und beim großen Lakkolithen zwischen Fritschowitz und Trvawka. In 
Alt-Staric ist ein neuer Teschenitbruch (Diabastypus) im Betrieb 
und am Sowinec westlich von der Kirche von Frytowice ist der 
theralitische Typus gut vertreten. Er sammelte auch Handstücke aus 
allen Teschenitentblößungen längs des Ostrawicaflusses, wie bei Lubno, 
PrZno, Milowitz, Rzepischtz bei Paskau. Besondere Aufmerksamkeit 
wurde den Basaltvorkommen bei Polnisch-Ostrau gewidmet. 


Endlich wurden noch im Zusammenhang mit den Tuffen von 
Filipowice, in welchen Dr. Rozen den merkwürdigen Verwitterungs- 
prozeß (Kalifikation) der alten Krakauer Laven studiert und bereits 
beschrieben hat, noch andere Krakauer Tuffe in der Gegend von 
Psary zwischen Nowa Göra und Trzebinia untersucht. 


Prof. Grzybowski sowie die Herren Dr. Wöjeik und Ry- 
dzewski waren mit Untersuchungen und Sammlung von Material zu 
einer Monographie des Krakauer Kohlenbeckens beschäftigt. In Fort- 
setzung und Erweiterung der veröffentlichten monographischen Bear- 
beitung von Boryslaw untersuchte Prof. Grzybowski mit Herrn 
Weigner das Erdölterrain in Tustanowice. 


Prof. Szajnocha befaßte sich mit der Untersuchung der 
subkarpathischen Salzformation speziell zwischen Truskawiec und 
Drohobyez in zwei Durchschnitten. Die Schichten, welche hier beim 
Streichen h 8—10 konkordant nach N einfallen, gehören je nördlicher 
desto jüngeren, je südlicher desto älteren Niveaus an. Die drei 
Salzlager in Pomiarki, Stebnik und Drohobyez stellen demnach ver- 
schiedene Phasen in der Bildung der Salzlager dieser Gegend vor. 
Den älteren dieser Schichtkomplexe wird das oligocäne Alter zu- 
geschrieben und erst das Salzlager von Drohobycz kann vielleicht 
nach dieser neuen Auffassung dem Untermiocän angehören. 


Prof. Wisniowski beschäftigte sich mit der Untersuchung der 
wolhynischen Kreide, wobei er zu dem Ergebnis gelangte, daß die 
Kreidemergel in dem Woroniaki genannten Hügelzuge zwischen 
ÖOlesko und Podhorce wenigstens in den oberen Horizonten der 
Quadratenkreide (mit Act. quadratus) angehören, während in den 
nördlich davon, zirka 100 m tiefer liegenden Ortschaften an der Bahn- 
linie Lemberg—Brody das Vorkommen der untersten Granulatenkreide 
(mit Act. verus) beobachtet wurde. 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1910, Nr. 1. Verhandlungen, 4 


96 Verhandlungen. Nr.’ 


Außer den oben vorgebrachten Daten übermittelte mir Hofrat 
Kreutz noch eine Anzahl Angaben, welche aus dem unter der 
Leitung des Herrn Professor Rudolf Zuber stehenden geologisch- 
paläontologischen Institut der Universität Lemberg stammen und die 
ich hier unverkürzt wiedergeben will. 

Die Herren Dr. W. Rogala und Dr. J. Nowak arbeiteten 
weiter an der Stratigraphie und Paläontologie der polnischen Kreide, 
wobei sie ihre Arbeiten im Felde über die galizischen Grenzen hinaus 
auf das Königreich Polen und Russisch-Podolien ausdehnten. Es 
wurden reiche Materialien gesammelt und als erste Bearbeitungs- 
resultate im Jahre 1909 folgende Arbeiten publiziert: 


Dr. Rogala, Uber die Stratigraphie der Kreidebildungen von Po- 
dolien. Kosmos (Lemberg), Bd. XXXIV. 

— Über einige Lamellibranchen aus dem Lemberg-Nagorzanyer Senon. 
Sitzungsber. d. Akad. d. Wiss. Krakau. 

Dr. Nowak, Gliederung der oberen Kreide in der Umgebung von 
Haliez. Kosmos (Lemberg), Bd. XXXIV. 

— Beitrag zur Kenntnis der oberen Kreide im Königreich Polen. 
Bull. de l’Acad. de Sciences, Cracovie 1909. 


Auf die Karpathenforschung bezogen sich folgende Arbeiten: 


R. Zuber, Beiträge zur Stratigraphie und Tektonik der Karpathen. 

— Tithonklippe in Kruhel wielki bei Przemysl. 

Dr. Nowak, Uber einige Cephalopoden und den Charakter der 
Fauna aus dem karpathischen Campanien. 

Dr. Rogala, Beiträge zur Kenntnis der obersenonen Fauna der 
Karpathen. 

Dr. J. Rychlicki, Beitrag zur Kenntnis der Fischfauna aus den 
karpathischen Menilitschiefern. 

(Alle obigen 5 Karpathenarbeiten in Kosmos, Bd. XXXIV.) 


Der polnische Naturforscherverein „Kopernieus“ widmete Herrn 
Hofrat Prof. Dr. J. Niedäwiedzki eine besondere Lieferung seiner 
Vereinszeitschrift „Kosmos“ von 316 Druckseiten mit zahlreichen 
Abbildungen und Tafeln, wo 25 mineralogische und geologische Ar- 
beiten Platz gefunden haben. Die Mitarbeiter des geologischen 
Universitätsinstituts nahmen regen Anteil an dieser Veröffentlichung 
und außer den oben aufgezählten karpathischen Abhandlungen sind 
noch folgende drei in einem gewissen Zusammenhange mit der 
Institutsleitung, obwohl ganz selbständig verfaßt worden: 


Prof. Dr. M. v. Smoluchowski, Einige Bemerkungen über die 
physikalischen Grundlagen der Theorien der Gebirgsbildung. 

Dr. J. Tokarski, Beitrag zur Kenntnis der losen Gipskristalle aus 
Dobrzyn an der Weichsel. 

Prof. Dr. M. Raciborski, Rhizodendron in den senonen Mergeln 
der Umgebung von Lemberg. 


Im Institut entstand schließlich die Abhandlung: 


Dr. J. Rychlicki, Beitrag zur Geologie der erdölführenden Schichten 
von Grozny. Kosmos, Bd. XXXIV. 


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1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 97 


Ganz außerhalb der Institutsleitung wurden ferner veröffentlicht: 


Prof. Dr. J. v. Siemiradzki, Geologie der polnischen Länder. 
Bd. II (Kreide-Diluvium). Gräfl. Dzieduszyckisches Museum, 
Lemberg 1909. 

— Devonische Fauna der Umgebung von Kielce. Bull. de l’Acad. 
des sciences, Krakau 1909. 

— L. Zeiszners Sammlungen aus dem Kielcer Devon. Ber. der 
Physiogr. Kommission, Krakau 1909. 


Hieran schließe ich auf Grund direkter Information noch die 
folgenden Mitteilungen: 


Dr. W. Ritter v. Lozinski hat eine glazialgeologische Studien- 
reise in die russischen Gouvernements Radom und Kielce unter- 
nommen; über die Ergebnisse dieser Rufe sind folgende vorläufige 
Mitteilungen erschienen: 

1. Das Sandomierz—Opatower Lößplateau. Globus. Bd. 96, 1909. 

2. Der diluviale Nunatak des polnischen Mittelgebirges. Monats- 
bericht d. Deutsch. Geol. Ges. 1909. 

Außerdem hat derselbe seine Untersuchungen im Gebiete der 
nordischen Vereisung Galiziens weiter geführt und wird ihre Be- 
arbeitung als Fortsetzung seiner „Quartärstudien* im Jahrb. d. k. k. 
geol. R.-A. 1910 veröffentlichen. 

Herr Dr. Friedberg hat seine Studien im Bereich des 
galizischen Tertiärs fortgesetzt. Er hat uns einen Aufsatz eingesendet, 
der einen Teil der betreffenden Ergebnisse betrifft und in nächster 
Zeit zum Druck gelangen soll. 


Reisen und Untersuchungen in besonderer Mission. 


Für diesen Abschnitt meiner Ausführungen bin ich diesmal nicht 
in der Lage, von mir selbst viel zu berichten. Wenn ich von einer 
Reise absehe, auf der ich Herrn Dr. Ohnesorge und Herrn Chef- 
geologen Dr. Geyer in ihren Aufnahmsgebieten besuchte, so kann 
ich nur hervorheben, daß meine bereits in dem Berichte für 1908 
erwähnte Intervention in der Frage der Wasserversorgung von Lunden- 
bung noch fortdauert. Die Vorarbeiten für die Lösung dieser Frage 
‚konnten noch nicht abgeschlossen werden, da sich gezeigt hat, dab 
der Stadt zwar größere Wassermengen eventuell zur Verfügung 
stehen, daß aber die Beschaffung eines für Trinkzwecke völlig ein- 
wandfreien und namentlich auch nicht zu harten Wassers in ausreichen 
den Quantitäten sehr schwierig ist. Schließlich wird man sich freilich 
den gegebenen Verhältnissen anpassen müssen. 

Um nun auf die hierher gehörige Tätigkeit anderer Mitglieder 
unserer Anstalt überzugehen, so entnehme ich zunächst einem Bericht 
. des Herrn Chefgeologen G. Geyer, daß derselbe bei einer von der 
k. K. Bezirkshauptmannschaft Liezen in Steiermark einberufenen 
Kommission zur Feststellung der Verhältnisse im Wolfsgraben bei 
Trieben intervenierte, und zwar im Hinblick auf die dort geplanten 

4* 


23 Verhandlungen. Nr. 1 


Wasserkraftanlagen. Auch erstattete derselbe ein Gutachten über die 
Frage der Verlegung einer dort befindlichen, durch Rutschungen 
bedroht gewesenen Fahrstraße. Überdies beteiligte sich Herr Geyer 
an den im Zuge befindlichen, die Wasserversorgung von Oberholla- 
brunn betreffenden Studien ; ferner wurde derselbe von den Wiener 
Städtischen Elektrizitätswerken zur Beurteilung einiger Stauprojekte 
im Ennsgebiet bei Großreifling herangezogen. 

Chefgeologe Prof. A. Rosiwal führte die Begutachtung der 
für den Abbau zur Zementfabrikation vorhandenen Materialquantitäten 
eines Kalkvorkommens in Grügau bei Olmütz aus; ferner die 
technische Qualitätsprüfung zweier Schottersorten (Pikrite) für den 
Bezirksstraßenausschuß von Freiberg in Mähren. Außerdem gab 
derselbe Geologe ein Gutachten über die Quantität, Qualität und das 
einzuleitende Abbauverfahren eines Serpentinvorkommens in Hoster- 
litz bei Mährisch-Schönberg ab. 

Die im Jahre 1908 auf den Rat Dr. Dregers vorgenommene 
Tiefbohrung in Liesing wurde im März 1909 bei einer Tiefe von 
250m, ohne die sarmatischen Schichten durchstoßen zu haben, mit 
günstigem Erfolge beendet. Ein weniger befriedigendes Ergebnis 
hatte eine 128m tiefe Bohrung auf Trinkwasser in Vösendorf, N. -Ö,, 
wo man ungünstige Verhältnisse angetroffen hatte, aber nach Ansicht 
des Experten die Hoffnung nicht hätte aufgeben sollen, in größerer 
Tiefe eine reichlichere Wasserader aufzufinden. 

Zur Ergänzung der Nutzwasserleitung des Schlosses Marienhof, 
NO von Klagenfurt, empfahl Dr. Dreger in einem Tale des Maria- 
Saaler Berges zwei kleine Sperren einzubauen, um so beständig den 
nötigen Zufluß zu erhalten, während sich bei dem gegenwärtig dort 
üblichen Drainageverfahren nur nach ergiebigen Regengüssen oder 
bei der Schneeschmelze reichliche Wassermengen zeigen. 

Auch der Marktgemeinde Perchtoldsdorf bei Wien, deren 
Wasserleitung ebenfalls zu wenig ergiebig ist, wurden durch 
Dr. Dreger Vorschläge zur Erhöhung des betreffenden Wasser- 
zuflusses gemacht. 

Geologe Dr. Fritz v. Kerner hatte über das Projekt einer 
Tiefbohrung auf Wasser bei Traü in Dalmatien ein geologisches Urteil 
abzugeben und erstattete ein ausführliches Gutachten über die Ge- 
fährdung eines Pumpbrunnens bei Reit durch die für eine geplante 
elektrische Kraftanlage in Aussicht genommene Ableitung der Saalach 
aus ihrem Bette auf der Strecke von Lofer bis Unken. 

Im Anschluß an die von mir bereits am Eingange dieses Berichtes 
erwähnte agrogeologische Konferenz in Budapest fand eine von den 
dortigen Geologen veranstaltete Exkursion in das Alföld statt, an 
welcher sich Dr. Kossmat beteiligte. 

Auch einige praktische Aufgaben traten an diesen Ge9logen 
heran. So wurde derselbe in der Angelegenheit der Wasserversor- 
gung von St. Andrä vor dem Hagentale und in der Frage der Fried- 
hoferweiterung für den Ort St. Veit a. d. Triesting zu Rate gezogen. 
Außerdem ist der Genannte vom Landesgerichte Laibach als 
Sachverständiger in einer Entschädigungsklage gegen das Eisenbahn- 
ärar (anläßlich einer Entgleisung bei Jauerburg) berufen worden. Für 


1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 29 


die k. k. Eisenbahnbaudirektion erstattete derselbe ferner 
ein Gutachten über den Einfluß einer projektierten Wasserkraftänlage 
im Naßfelde bei Böckstein auf die bergmännischen Aufschlubarbeiten 
im Siglitzer Erzgangrevier. 

Dr. K. Hinterlechner hatte sich im Frühjahre betreffs eines 
Graphitbaues vom geologischen Standpunkte zu äußern. Im Sommer 
studierte er dann die Wasserversorgungsfrage der Stadt Kutten- 
berg und schließlich hatte er noch ein Magnetitvorkommen in seinem 
Aufnahmsgebiete zu begutachten. 

Dr. Richard Schubert wurde in verschiedenen Wasserangelegen- 
heiten befragt, so vom Bürgermeisteramt der Israelitenstadt Nikolsburg, 
von der Gemeindevertretung in Müglitz und von der Firma Moor & Co. 
in Josefstal. Er wurde ferner auch heuer während seiner Aufnahms- 
tätigkeit in Dalmatien wieder mehrfach um Auskünfte über nutzbare 
Mineralien und Gesteine angegangen. 

Dr. Waagen wurde von der Perlmooser Aktiengesellschaft als 
Experte nach Budapest berufen um ein Gutachten über Zementmergel 
und Kalke bei Budaörs und Törökbalint abzugeben, und weiters wurde 
derselbe anläßlich von Kohlenschürfungen bei Lupoglava in Istrien 
zu Rate gezogen. 

Dr. W. Hammer erstattete in Gemeinschaft mit Prof. Redlich 
(Leoben) ein Gutachten über das Vorkommen von Magnesit am Zum- 
panell und am Stiereck im Suldental für dieVeitscher Magnesitgesellschaft. 

Über Auftrag der k. k. Eisenbahnbaudirektion Wien arbeitete 
Dr..-O. Ampferer für die geplanten Anlagen von elektrischen Kraft- 
werken am Faggenbach (bei Prutz), an der “Ötztaler Ache (bei Station 
Ötztal), an der Großache (bei Kössen), an der Salzach (bei Lend-Gastein), 
am Naßfeld (bei Böckstein) und an der Großarlerache (bei St. Johann), 
im Pongau, geologische Gutachten aus, denen jeweils Karten und Profile 
im Maße 1:12.500 beigefügt wurden. 

berdies war derselbe bezüglich der Projekte von elektrischen 
Kraftwerken am Sulzbach (bei Thüringen), an der Salzach (bei Lend- 
Gastein) sowie an der Großarlerache (bei St. Johann) den betreffen- 
den Kommissionsverhandlungen als geologischer Sachverständiger bei- 
gezogen worden. 

Auf Veranlassung der Bezirkshauptmannschaft Freistadt wurde 
von Herrn Dr. W. Petrascheck ein als Rutschterrain bezeichneter 
Baugrund im Kohlenrevier besichtigt. Im Sommer hatte derselbe für 
den Wiener Bankverein ein Kohlenterrain unweit Friedau in Steier- 
mark zu untersuchen. Außerdem arbeitete er auch für die Gemeinde 
Wien ein Gutachten in einer Kohlenfrage aus. 

Schließlich mag noch erwähnt werden, daß Dr. Petrascheck 
auch an der diesjährigen Versammlung der Deutschen Geologischen 
Gesellschaft in Hamburg teilnahm. 

Dr. G. B. Trener wurde von der Bauunternehmung des 
Wasserreservoirs der neuen Hochquellenleitung der Stadt Wien im 
XIX. Bezirk an der Baader-Wiese als geologischer Experte zu 
Rate gezogen. Er hatte ferner Gelegenheit, sich mit den von ihm 
schon früher einmal untersuchten Barytvorkommnissen von Trient 
nochmals zu beschäftigen. 


30 Verhandlungen. Nr. 1 


Sektionsgeologe Dr. Theodor Ohnesorge erstattete ein Gut- 
achten über die für die weitere Zukunft noch bestehenden Aussichten 
auf Graphitgewinnung zwischen Brunn am Walde und Moritzreith bei 
Reisling im niederösterreichischen Waldviertel. 

Dr. Hermann Vetters, der zu diesem Zwecke eine Unterstützung 
von seiten des Ministeriums für Kultus und Unterricht erhalten hatte, 
verbrachte im Frühjahre einen Monat an der k. k. zoologischen Station 
in Triest behufs vergleichender Studien an der rezenten Meeresfauna 
und nahm an dem diesjährigen, von dieser Station abgehaltenen Oster- 
kurs teil. 

Im Monate August verbrachte der Genannte einige Zeit in Ober- 
ungarn, um die mit Subvention der kais. Akademie der Wissenschaften 
von ihm seinerzeit im Zjargebirge durchgeführten geologischen Studien 
in der Mala Magura fortzusetzen. 

Außerdem bereiste Dr. Hermann Vetters im Privatauftrage noch 
das obere Neutrabecken und gab ein Gutachten über einige Braun- 
kohlenvorkommen daselbst ab. 


Dr. Urban Schloenbach-Reisestipendienstiftung. 


Aus dieser Stiftung wurden im abgelaufenen Jahre zwei Stipendien 
verteilt, von denen eines Herrn Dr. Ampferer, das andere dem 
Volontär Herrn Dr. Götzinger zufiel. Herr Dr. Ampferer hat 
im bayrischen Gebiet der Allgäuer Alpen eine Studie im Interesse 
des von ihm geplanten und in diesen Berichten bereits besprochenen 
Alpenquerschnittes begonnen, während Herr Dr. Götzinger im 
österreichisch-preußischen Grenzgebiet vergleichende Untersuchungen 
über die Entwicklung der jüngeren, insbesondere der glazialen Bil- 
dungen vornahm, welche sich nördlich von den Beskiden ausbreiten. 


Arbeiten im chemischen Laboratorium. 


Wie alljährlich wurden auch heuer wieder in unserem chemischen 
Laboratorium zahlreiche Untersuchungen von Kohlen, Erzen, Gesteinen 
etc. ausgeführt, und zwar teils für Amter, teils für Privatpersonen, die 
sich an die Anstalt gewendet hatten. Es wurden für solche Parteien 
283 Proben untersucht, welche sich auf 179 Einsender verteilten, 
wobei von 177 Einsendern die entsprechenden amtlichen Taxen ein- 
gehoben wurden. 

Die zur chemischen Untersuchung gelangten Proben waren: 
73 Kohlen, von welchen die Elementaranalyse nebst der Berthierschen 
Probe, und 71 Kohlen, von welchen nur die Berthiersche Probe nebst 
Wasser- und Aschenbestimmung durchgeführt wurde, ferner 13 Graphite, 
96 Erze, 4 Kalke, 7 Magnesite, 2 Mergel, 3 Tone, 5 Gesteine, 1 Beauxit, 
2 Wässer, 3 Mineralien und 3 diverse Materialien. 

Uber die in den Jahren 1906, 1907 und 1908 durchgeführten 
technischen Untersuchungen wird demnächst eine Zusammenstellung 
in dem Jahrbuch der Anstalt erscheinen. 


1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 31 


Die Durchführung dieser Arbeiten für Parteien nahm die Zeit 
unserer Herren Chemiker wie immer größtenteils in Anspruch. Was 
von Untersuchungen für speziell wissenschaftliche Zwecke vorgenommen 
wurde, sei in Folgendem erwähnt. 

Der Vorstand des chemischen Laboratoriums, Herr Regierungs- 
rat C. v. John, beendete seine Arbeiten über die chemische Be- 
schaffenheit der Gesteine aus der Umgebung von Ransko in Mähren, 
die aus dem Aufnahmsgebiet Dr. K. Hinterlechners stammen. 
Eine gemeinsam mit dem genannten Geologen verfaßte Arbeit, die 
schon in dem vorjährigen Bericht (pag. 31) erwähnt wurde, ist in 
unserem Jahrbuch inzwischen erschienen. 

“ Herr v. John vollendete ferner die chemische Untersuchung 
der Amphibolite aus den Quarzphyllitgebieten Tirols. Diese Gesteine 
wurden ihm von Herrn Dr. Th. Ohnesorge übergeben. Mit letzterem 
zusammen wird nun eine Arbeit für unser Jahrbuch vorbereitet. 

Endlich begann und vollendete John die chemische Untersuchung 
von Augengneisen und einigen mit denselben in Verbindung stehenden 
granitischen und tonalitischen Gesteinen aus dem oberen Vintschgau. 
Diese Gesteine stammen aus dem Aufnahmsgebiet des Herrn Dr. Hammer. 
Eine gemeinschaftliche Arbeit mit Dr. W. Hammer über diese 
Gesteine befindet sich momentan in Druck. Bei all diesen chemischen 
Arbeiten wurde die chemisch-prozentische Zusammensetzung nach den 
Methoden von Osann umgerechnet und konnten graphische Dar- 
stellungen gegeben werden. 

Der zweite Chemiker unseres Laboratoriums, Herr C. F. Eich- 
leiter, untersuchte einen eisenhältigen Dolomit aus dem Truna-Graben 
im Gschnitztal in Tirol, welchen Herr Dr. F. v. Kerner von seinen 
dortigen geologischen Aufnahmen mitgebracht hatte, ferner einen Torf 
vom Thoner Moos bei Völkermarkt in Kärnten, sowie einen Ocker 
derselben Lokalität in bezug auf die Genesis des letzteren. 
Weiters untersuchte der Genannte eine Reihe von 17 Karbonat- 
gesteinen aus verschiedenen Gegenden Dalmatiens, welche von den 
Herren Dr. F. v. Kerner und Dr. R. J. Schubert bei den 
geologischen Aufnahmen gesammelt wurden und schließlich ein Eisen- 
erz von Cafa Kopristit bei Rethi Vukotes in Nordalbanien, sowie eine 
Bleischlacke von Kaftali Merdita in Nordalbanien, welehe vermutlich 
aus der Römerzeit herrührt und ebenso wie das obenerwähnte Eisenerz 
von Dr. Franz Baron Nopesa im Jahre 1907 gesammelt wurde. 

Herr Volontär ©. Hackl, welcher im heurigen Frühjahre 
(vergl. oben pag. 2) in unser chemisches Laboratorium eintrat, befaßte 
sich neben den amtlichen Arbeiten mit dem Studium einer neuen 
anorganisch-analytischen Trennungsmethode. 

Chefgeologe Professor A. Rosiwal setzte auch in diesem Jahre 
seine Untersuchungen über die Zermalmungsfestigkeit der 
Mineralien und Gesteine fort, insbesondere mit der Absicht, die 
Extremwerte dieser Festigkeitsgrößen festzustellen. Es gelang dies 
bei den als Repräsentanten der größten Zähigkeit geltenden Mineralen 
Jadeit und Nephrit, sowie unter den Metallen auch beim Roheisen, 
worüber Herr Rosiwal in der Sitzung vom 21. Dezember vorigen 
Jahres berichtet hat. 


39 Verhandlungen. Nr. 1 


Druckschriften und geologische Karten. 


Zu dem Berichte über die von uns herausgegebenen Druck- 
schriften übergehend kann ich zunächst mitteilen, daß für die Ab- 
handlungen 2 Hefte in Vorbereitung sind, und zwar: 


Dr. M. Salopek, Über die Cephalopodenfaunen der mittleren Trias 
von Süddalmatien und Montenegro. Mit 3 Tafeln. Abh. Band XVI, 
3. Heft, und 

Prof. E. Koken, Heiligenkreuzer und Raibler Schichten in den Süd- 
tiroler Dolomiten. Mit 6 Tafeln. Abh. Band XVI, 4. Heft. 


Der XVI. Band unserer Abhandlungen wird mit diesen beiden 
Publikationen zum Abschlusse gelangen, so daß von den älteren Bänden 
der Gesamtserie nur noch der XIH. Band offen bleibt. Die beiden jüngsten 
Bände, XX und XXI, werden noch fortgesetzt. Zur Fortsetzung der 
Monographie des Adamello von Prof. W. Salomon, für welche der 
XXI. Band reserviert wurde, wird in nächster Zeit schon Heft 2 
dieses Bandes in Druck gelegt werden. 


Von dem 59. Bande unseres Jahrbuches wurde im Mai das 
erste, im August das zweite Heft ausgegeben. Die Ausgabe des 
3. und 4. Heftes, welche als Doppelheft zusammengefaßt wurden, 
steht unmittelbar bevor. Der Band wird bei einem Umfang von 
754 Seiten von 23 Tafeln begleitet sein. Das erste Heft des 60. Bandes 
unseres Jahrbuches ist bereits unter der Presse. 


Von den Verhandlungen sind bis heute 15 Nummern er- 
schienen. Diese und die in Vorbereitung befindlichen letzten Nummern 
enthalten außer den Literaturreferaten Originalmitteilungen der Herren: 
O. Ampferer, J. Blaas, R. W. Clark, F. Cornu, J. Dreger, 
G. Geyer, D. Gorjanovidc-Kramberger, W. Hammer, 
F.Hanus, A.Heinrich, C.Hlawatsch, G.Hradil, F.v.Kerner, 
F. Kossmat, M. Kritz, M. Ogilvie-Gordon, Th. Ohnesorge, 
W.Petrascheck, A. Rosiwal, Roth v. Telegd, A. Rzehak, 
B! Sander,. R. J. Schuberß E. Tietze,' A. TılL 2 Touniz 
Fi ’Trauth,:G. B. Trener 0. Vetters, A.:P. Youneesse 
belizko. ö 

In Nummer 17/18 der Verhandlungen wird ein von Dr. F. v. 
Kerner zusammengestelltes Verzeichnis der im Jahre 1909 er- 
schienenen Publikation paläontologischen, geologischen, mineralogischen 
und montangeologischen Inhaltes, so weit dieselben auf OÖsterreich- 
Ungarn bezug nehmen, veröffentlicht werden. 


Von den Erläuterungen zur geologischen Spezial- 
karte, von welchen bisher 27 Hefte vorlagen, gelangten eben weitere 
2 Hefte zur Ausgabe, und zwar: 

Erläuterungen zum BlatteNovigrad—Benkovac (Zone 29, Kol. XIII) 
von Dr. R. J. Schubert (Kl.-8°, 26 Seiten) und 


Erläuterungen zum Blatte Medak—Sv. Rok (Zone 28, Kol. XII) 
von Dr. R. J. Schubert (KI.-8°, 32 Seiten). 


1910 Jahressitzung am 25. Jänner, Dr. E. Tietze. 33 


Im Druck befinden sich ferner: 


Erläuterungen zum Blatte Deutschbrod (Zone 7, Kol. XIII) von 
Dr. K. Hinterlechner, 

Erläuterungen zum Blatte Bischoflack (Zone 21, Kol. X) von 
Prof. Dr. F. Kossmat und 

Erläuterungen zum Blatte Auspitz und Nikolsburg (Zone 10, 
Kol. XV) von Prof. Dr. Othenio Abel. 


Abhandlungen, Jahrbuch und Kartenerläuterungen 
wurden wie bisher von Bergrat F. Teller, die Verhandlungen von 
Dr. F. v. Kerner redigiert. 


Außerhalb des Rahmens unserer Druckschriften wurden von 
Mitgliedern der Anstalt noch folgende Arbeiten veröffentlicht: 


Dr. ©. Ampferer, Über den geologischen Bau des Sulzeltales. Mit 
2 Profilen. 16. Jahresber. d. Akadem. Alpenklubs, Innsbruck. 

Dr. K. Hinterlechner, „Iz geologije.* Deutsch: Aus (dem Ge- 
biete) der Geologie. Monatschrift „Slovan“, Laibach. 

— „Praktika geologija.“ Deutsch: Praktische (Fragen aus der) 
Geologie. Monatschrift „Slovenski trgovski vestnik“, Laibach. 

Dr. F. v. Kerner, Die extremen thermischen Anomalien auf der 
Nordhemisphäre und ihre Bedeutung für die Frage der geologischen 
Polverschiebungen. — Schätzungen der mittleren Regenhöhe von 
Südamerika. — Zur Kenntnis des jährlichen Temperaturganges 
auf der Südhemisphäre. — Kombinierte diagraphische und karto- 
graphische Darstellung der jährlichen Regenperiode. Meteoro- 
logische Zeitschrift 1909, Oktober. 

Dr. R. J. Schubert, Geologischer Führer durch Dalmatien. (Samm- 
lung geol. Führer XIV, Verlag Gebr. Bornträger, Berlin 1909. 
Seite 1—176, 1 Karte.) 

— Geologija Dalmacjje, Zara 1909. (Geologie Dalmatiens in kroatischer 
Sprache.) Seite 1—181, 4 Tafeln. 

Dr. E. Tietze, Geologie und Gymnasium. Separatabdruck aus der 
„Neuen Freien Presse“ vom 22. April 1909. 

Dr. H. Vetters, Geologie’ des Zjargebirges und des angrenzenden 
Teiles der Mala Magura in Oberungarn. Denkschriften d. Akad. d. 
Wissenschaften., math.-nat. Kl., LXXXV. Bd. 

— Geologisch-tektonische Übersichtskarte des Wiener Beckens und 
seiner Randgebirge 1: 100.000. Osterr. Lehrmittelanstalt, Wien. 

— Kleine Geologie Niederösterreichs. Lechner, Wien. 

L. Waagen, Die Entwicklungslehre und die Tatsachen der Paläon- 
tologie. München 1909. 

L. Waagen unter Mitwirkung von J. vanBebber und P.Kreich- 
gauer: Unsere Erde. Der Werdegang des Erdballs und seiner 
Lebewelt, seine Beschaffenheit und seine Hüllen. 695 Seiten mit 
715 Textabb., 56 Tafelbildern, Beilagen und Karten. München, 
Allg. Verl.-Ges. 1909. 


K. K. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 1, Verhandlungen. 5 


34 Verhandlungen. Nr 


J. V. Zelizko, Diluviale Fauna von Wolin in Südböhmen (Rozpravy 
und Bulletin der II. Kl. der böhmischen Franz-Josefs-Akademie 
der Wiss. in Prag, 1909). 

— Pfedb£Znä zpräva o nekterych novych pteropodech starstho palaeo- 
zoika sStrednich Oech. Vorläufiger Bericht über einige neue 
Pteropoden des älteren Paläozoikums Mittelböhmens (VeStnik der 
kgl. böhm. Gesellschaft der Wiss. in Prag 1909). 

— Ze studijnf cesty po Morav&. Sbirky M. Krize, K. J. Masky 
ad. Kniese. Aus einer Studienreise in Mähren. Sammlungen 
M. Kriz’, K. J. MaSskas und J. Knies’ (Pravek, Zentralblatt 
für Prähistorie und Anthropologie der böhm. Länder, Nr. 3—4, 
Kojetein 1909). 

— Zemeötfesenf v Kalabrii a na Sicilii v prosinei 1908. Das Erdbeben 
von Kalabrien und Sizilien im Dezember 1908. (Casopis der böhm. 
Touristen, Jahrg. XXI, Prag 1909). 


Von unserem geologischen Kartenwerke, dessen Druck 
im k. u. k. Militärgeographischen Institut durchgeführt wird, gelangt 
soeben die IX. Lieferung zur Ausgabe. Dieselbe enthält die folgenden 
acht Blätter: 


Deutschbrod (Zone 7, Kol. XIII), aufgenommen von Dr. K. Hinter- 
lechner. 

Borgo—Fiera di Primiero (Zone 21, Kol. V), aufgenommen von 
Dr22G. B. Trener. 

Bischoflack (Zone 21, Kol. X), aufgenommen von Dr. F. Kossmat. 

Carlopago—Jablanac (Zone 27, Kol. XII) österr. Anteil, auf- 
genommen von Dr. L. Waagen. 

Selve (Zone 28, Kol. XT), aufgenommen von Dr. L. Waagen. 

Medak—Sv. Rok (Zone 28, Kol. XIID, der österr. Anteil, auf- 
genommen von Dr. R. J. Schubert. 

Spizza (Zone 37, Kol. XX, Nordhälfte), aufgenommen von G. v. 
Bukowski. 

Spizza (Zone 37, Kol. XX, Südhälfte), aufgenommen von G. v. 
Bukowski. 

Die beiden letztgenannten Blätter wurden im Maßstabe der 
Originalaufnahmssektionen 1:25.000 herausgegeben und bilden die 
Fortsetzung der geologischen Detailkarte von Süddalmatien, von welcher 
das erste Blatt (Budua, Zone 36, Kol. XX) im Jahre 1903 als Bei- 
lage zur V. Lieferung ausgegeben worden ist. 

Die bisher erschienenen 9 Lieferungen des geologischen Karten- 
werkes enthalten somit 45 Blätter, von welchen 33 auf die Alpenländer, 
Istrien und Dalmatien, 12 auf Böhmen und Mähren entfallen. 

Als Material für die nächsten Lieferungen befinden sich im 
k. u. k. Militärgeographischen Institut weitere 7 Blätter, und zwar: 

Josefstadt—Nachod (Zone 4, Kol. XIV) 


Brüsau—Gewitsch (Zone 7, Kol. XV) 
Nowytarg—Zakopane (Zone 8, Kol. XXI) 


1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E, Tietze. 


o 


Szezawnica—Alt-Lublau (Zone 8, Kol. XXIII) 
Brünn (Zone 9, Kol. XV) 
Weyer (Zone 14, Kol. XD) und 
Pago (Zone 28, Kol. XII). 
Die Redaktion des Kartenwerkes wurde wie bisher vom Chef- 
geologen Dr. F. Teller besorgt. 


Museum und Sammlungen. 


Mit den Arbeiten in unserem Museum waren im verflossenen 
Jahre außer Herrn Bergrat Dr. J. Dreger insbesondere die Herren 
Dr. R. J. Schubert und Dr. W. Petrascheck sowie Amts- 
assistent J. Zelizko beschäftigt. Im phytopaläontologischen Teil 
unserer Sammlungen hat ferner Herr Prof. Dr. F. Krasser seine 
Studien und Revisionen fortgesetzt. 

Dr. Richard Schubert begann eine Revision der Aufstellungen im 
Saal III und nahm zunächst eine Neuaufstellung folgender Gruppen vor: 

Der mährischen und schlesischen Eruptivgesteine, der Tertiär- 
gesteine des nordwestlichen Böhmens, des Kreide- und Eocänflysches 
der Karpathen, der böhm. Braunkohlenformation und teilweise der 
Schlierbildungen Mährens. 

Ferner wurden im Anschluß an diese Arbeiten von dem Genannten 
auch in einigen anderen Sälen Einordnungen vorgenommen. 

Dr. W. Petrascheck hat sich erfolgreich um die Erweiterung 
und wissenschaftliche Durcharbeitung des vor 2 Jahren neu angelesten 
Bohrarchivs bemüht. Dasselbe umfaßt jetzt etwa 150 Profile aus 
den nördlichen Kronländern. Etwa ein Drittel davon stammt aus dem 
Privatbesitze des Herrn Dr. Petrascheck. Zirka 50 Profile sind 
ganz oder teilweise mit Proben belegt. Die betreffenden Profile sind 
teils nach Bergbaurevieren, teils nach den Kartenblättern geordnet, 
in deren Bereich sie fallen. Die Situationen der Bohrungen werden 
in eine eigene Kartensammlung eingetragen. 

Musealassistent Zelizko beendigte die Etikettierung der auf- 
gestellten Sammlungen in den Schaukästen des XII. (Adneter) Saales. 


In bezug auf die Bereicherung unserer Sammlungen habe ich 
folgendes mitzuteilen: | 
Musealassistent Zelizko hat im August unter Führung von 
Prof. Dr. Kossmat die von diesem entdeckten Fundorte fossil- 
führenden Bellerophonkalkes bei Schönbrunn und Saschar, NW von 
Oberlaibach, besucht und daselbst mit Zuhilfenahme eines Arbeiters 
mehrere Tage hindurch aufgesammelt. Später untersuchte derselbe 
einige neue kambrische Relikte in der Gegend von Jinee in Böhmen, 
wo zahlreiche interessante und, wie er glaubt, meistens neue Fossilien- 
arten aufgefunden wurden. Schließlich begab sich Herr Zelizko 
auch in die Gegend von Roämitäl, südwestlich von Pribram, wo er 
nebst den bereits früher von ihm beschriebenen untersilurischen 
Ablagerungen heuer auch Kalke obersilurischen Alters konstatiert hat. 
Von Herrn Theodor Baier in Pilsen wurden durch Kauf 
sehr schön erhaltene Fruchtstände von Sphenophyllum erworben. 
5* 


36 Verhandlungen. Nr. 


Mancherlei Zuwachs ergab sich für unsere Sammlungen aber 
auch durch Geschenke. 


Von Herrn Alfons Baron Vesque v. Püttlingen wurden 
uns aus einer neuentdeckten Höhle bei Meiersdorf (Hohe Wand) 
Proben der dortigen Tropfsteine übergeben. 

Von Herrn Ingenieur Oswald Röhrer in Wien erhielten wir 
eine Conchylienanhäufung mit Pectunculus pilosus L. aus dem 18. Wiener 
Bezirke (aus einer Tiefe von 27 m). 

Von Herrn Rudolf Wentheim, k. k. Kontrollor in Schönpriesen, 
prismatischen Sandstein aus Rübendörfel bei Leitmeritz, Böhmen. 

Von Herrn Professor Dr. Karl Redlich in Leoben ein Ge- 
steinsstück aus der Veitschh das die Umwandlung von Kalk in 
Magnesit deutlich zeigt. 

Von Herrn Karl Croy, Oberinspektor in Dux, Braunkohle mit 
dendritischen Zeichnungen, eine Photographie einer derartigen Bildung 
und mehrere Stücke Duxit. Alles aus dem Duxer Kohlenrevier. 

Herr Direktor Ing. Anton Martinek widmete einige interessante 
Belegstücke für ein Vorkommen von Whewellit aus dem Steinkohlen- 
revier von Kladno in Böhmen. 

Herr Holczak, Markscheider in Peterswald, schenkte Fossilien 
vom Eugen- Schacht. 

Herrn A Glatz verdanken wir zahlreiche Belegstücke für das Vor- 
kommen von Archaeocalamites radiatus im Kulm von Plumenau in Mähren. 

Von Herrn Bergdirektor Hertl in Lubna erhielten wir Proben 
feuerfesten Tones, von Herrn Bergrat Bartonec Proben verschiedener 
in technischer Verwendung stehender Tone und Quarzite, von Herrn 
Leopold Sachs, Prag, ebensolche von Ton, Feldspat und Quarz. 

Herr Professor A. Rzehak in Brünn übersandte uns eine 
interessante Probe von einem durch zahlreiche Einschlüsse von 
Lithospermum-Samen ausgezeichneten Löß, über welchen Fund der 
Genannte auch in unseren Verhandlungen Bericht erstattete. 

DieDirektion der österr. Werke derk.k.priv.Staats- 
Eisenbahn-Gesellschaft schenkte vier Kassetten mit Bohr- 
proben. Suiten von Bohrproben erhielten wir ferner von der Berg- 
direktion des Grafen Larisch, den Witkowitzer Stein- 
kohlengruben, dem Berginspektorat der k.k. priv. Kaiser- 
Ferdinands-Nordbahn, denGalizischenMontanwerkenund 
dem k. k. Montanärar. 


Allen den geehrten Spendern sprechen wir auch an dieser Stelle 
unseren besten Dank aus. 


Kartensammlung. 


Aus dem nachfolgenden Verzeichnisse der uns im Laufe des 
Jahres 1909 zugekommenen Kartenpublikationen ergibt sich, daß 
unsere Kartensammlung im Berichtsjahre einen Zuwachs von 417 Blättern 
erfahren hat. Von diesem Einlauf entfallen 271 Blätter auf geologische 
und montanistische Darstellungen, die übrigen der Hauptsache nach 
aufneue topographische Aufnahmen verschiedener Gebiete Nordamerikas. 


1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 37 


Eine Anzahl älterer Kartenwerke sind als dankenswerte Widmungen 
des Herrn Chefgeologen Geyer und des Herrn Prof. Dr. Kossmat 
in unsere Sammlung gelangt. Sie sind in der folgenden Aufzählung 
mit berücksichtigt worden. 


1 Blatt. Geognostische Karte der Umgebung von Krems und vom 
Manhardtsberge von J. C2jZek. 

1 Blatt. Geologische Karte des Voitsberg-Köflacher Kohlenreviers 
von Ing. F. Fiala, Graz 1578. Maßstab 1:14.400. 

23 Blätter. Karte des Salzkammergutes im Maßstab 1:28.300 (zum 
Teil geologisch koloriert auf Grund der ersten Aufnahmen von 
E. v. Mojsisovics). 

2 Blätter. Geologischer Atlas von Galizien. Herausgegeben von 
der physiographischen Kommission der Akademie der Wissen- 
schaften in Krakau. Maßstab 1: 75.000, 

Heft XXIII, Blatt Dydiowa (8, VIII) und Blatt Smorze (9, IX). 
Bearbeitet von Prof. Szajnocha. 

2 Blätter. Der oberschlesisch-polnische Bergdistrikt. Geo- 
logische Karte im Maßstab 1:100.000 in zwei Teilen von 
OÖ. Degenhardt. 

84 Blätter. Geologische Karte von Preußen und den benach- 
barten Bundesstaaten im Maße 1:75.000. Herausgegeben 
von der kgl. preuß. geologischen Landesanstalt und Bergakademie 


in Berlin. 
64. Lieferung, Berlin 1898, mit 6 Blättern 
78. „ » 1898, » 6) ”» 
81. & „/:: 1900Ses56 £ 
92. - „ IV R 
95. R . 190er . 
100. 4 „1908 r 
120. 1 x 190er 1 
134. € = 1900 26 2 
136. P i 190 N 
138. ‘ el. ., © E 
139. N „100 he 
142. D) ” 1908, ” 6 » 
146. n „. ‚00 5 
147. " „.. 190 A 
148. ; „ 1908eE5 » 


7 Blätter. Karte der nutzbaren Lagerstätten Deutsch- 
lands. Lieferung II mit den Blättern Bentheim, Osnabrück, 
Trier, Mainz und Saarbrücken. Maßstab 1:200.000. Bearbeitet 
von F. Schünemann 1907. Herausgegeben von der königl. preub. 
geolog. Landesanstalt, Berlin 1908. 

43 Blätter. Geologische Spezialkarte des Königreiches Sachsen im 
Maßstab 1:25.000. 

Nr. 2, 10, 12, 13, 26, 27, 28, 30, 42, 43, 44, 45, 46, 49, 54, 59, 

60, 61, 62, 76, 77, 79, 80, 93, 94, 95, 96, 97, 111,115, 119, 

120, 125, 127, 128, 133, 136, 137, 138, 139, 142, 145, 146. 


38 


15 


Verhandlungen. Nr. 1 


Blätter. Geognostische Karte des Königreiches Bayern von 
C. W. Gü.mbel, München 1858. In 5 Blättern. 

Blatt. Gebirgsformen aus den bayrischen Alpen. I. Das bayrische 
Alpengebirge von C. W. Gümbel. 

Blätter. Geologische Spezialkarte des Königreiches Württem- 
berg, herausgegeben vom königl. württemb. statistischen Landes- 
amt. Maßstab 1:25.000. 

Blatt 91 Nagold, Blatt 92 Baiersbronn. 

Blatt. Geologische Karte des Großherzogtums Hessen im Maß- 

stabe 1:25.000. Bearbeitet unter der Leitung von R. Lepsius. 
Blatt Sensbach (Schloßau). 

Blatt. Geologische Karte der Schweiz von Studer und 
Escher v. d. Lindt im Maßstab 1:380.000. 2. Ausgabe. 

Blatt. Topographische Karte der Schweiz im Maßstab 1:380.000 
von J. M. Ziegler. 

Blatt. Carte geologique du massif de la Dentblanche, Maßstab 
1:50.000. Nordhälfte, aufgenommen von E. Argand. Heraus- 
gegeben von der schweizerischen geologischen Kommission 1908. 
Blatt. Geologische Karte des Blauenberges südl. Basel. im 
Maßstab 1:25.000. Von E. Greppin. 

Blatt. Geologische Karte von Aarau im Maßstab 1:25.000. Von 
F. Mühlberg. 

Blätter. Geolog. Karte der Lombardei im Maßstab 1:172.800. 
Von G. Cusioni. Milano 1876. 
3lätter. Geologische Karte der Provinz Bergamo im Maßstab 
1:75.000. Von A. Varisco. Bergamo 1881. 

Blätter. Geologische Karte von Italien im Maßstab 1:1,111.111. 
Herausgegeben vom R Ufficio geologico, 1881. 

Blätter. Geologische Karte von Italien im Maßstab 1:1,000.000. 
Herausgegeben vom R. Ufficio geologico, Roma 1889. 

Blatt. Geologische Karte von Belgien im Maßstab 1:500.000. 
von G. Dewalque. 

Blätter. Geologische Detailkarte von Frankreich im Maßstab 
1:80.000. Paris. Ministere de traveaux publics. Chartres, St. 
Jean-Pied de port, Bayonne, Saint Afrique, Mende, Libourne, 
Gueret, Angers, Sens, Laval, Ajaccio, Perpignan, Urdos, Pamiers, 
Tarbes. 

Blätter. Geologische Detailkarte von Algier im Maßstab 1: 50.000. 

Blatt. Carte geologique du Bassin de la Tafna(Oran) im Maßstab 
1: 200.000. VonLouisGentil.Herausgegeben vom Service g&olo- 
gique de l’Algerie. 

Blätter. Geological Survey of England and Wales. Maßstab 
1:63.360. 

Blätter. Geological Survey of England and Wales. Maßstab 
1: 253.400, 

Blatt. Geological Survey of Ireland. Maßstab 1:63.360. London- 
derry District. 


1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 39 


2 Blätter. Geologische Karte von Rumänien im Maßstab 1: 175.000. 
Serie XXXII is und XXXII. 
Blatt. Montanistische Übersichtskarte des Königreiches Serbien, 
(In eyrillischer Schrift.) 
3 Blätter. Carte geologique internationale de l’Europe 
im Maßstab 1:1,500.000. 
Blatt EO, FO und F Ill. 
18 Blätter. Geological Survey of Canada. Maßstab 1:63.360. Pro- 
vince of Nova Scotia. 


1 Blatt. Map of part of Southwestern coast of Hudsonbay. 

1 Blatt. Geological map of portions of Hastings, Haliburton und 
Peterborough Counties. Maßstab 1:126.720. 

2 Blätter. British Columbia, Shuswap sheet im Maßstab 
1:253.440. 


141 Blätter. Topographische Karten der Vereinigten Staaten 
von Nordamerika in verschiedenen Maßstäben. Heraus- 
gegeben von U. S. Geological Survey in Washington. 


Blatt. Topographische Karte von Alaska im Maßstab 1:5,000.000. 
Blatt. Kohlenfelder der Vereinigten Staaten von Nordamerika. 
Blatt. Geologische Karte von Ohio. 


Blätter. Imperial Geological Survey of Japan. Geologische 
Karte im Maßstab 1:200.000, 2 Blätter: Hitoyoshi (3, III) und 
Wajima (13, IX). 

Topogr. Karte desselben Maßstabes, 1 Blatt: Iki (6, II). 
Geologische und topographische Karten der Ölfelder 
Japans, 3 Blätter mit Darstellungen in verschiedenen 
Maßstäben. 


jr! 


[ep u u N 


Das stetige Anwachsen unserer Kartensammlung und der in 
einzelnen Abteilungen bereits fühlbare Raummangel drängt allmählich 
zu einer neuen Anordnung und Gruppierung des Materials. Dieselbe 
soll Hand in Hand gehen mit einer neuen Katalogisierung und In- 
ventarisierung dieser Sammlung. Herr Dr. Hermann Vetters hat 
sich bereit erklärt, diese mühevolle Arbeit in Gemeinschaft mit dem 
Kartographen Herrn Oskar Lauf zu übernehmen und durchzuführen. 
Es wurde mit der Ordnung der Kartenblätter begonnen, welche über 
die alten Originalaufnahmen im Maßstab 1:28.800 vorliegen und ein 
neues Inventar darüber angelegt. Von den Reduktionen dieser Auf- 
nahmen auf den Maßstab der Spezialkarte erwiesen sich einzelne 
Blätter als stark abgenützt und verblaßt; von diesen wurden unter 
Benützung der Originalaufnahmen neue Kopien hergestellt. 


40 Verhandlungen. Nr. 1 


Bibliothek. 


Herr kaiserlicher Rat Dr. Matosch machte mir über den gegen- 
wärtigen Stand der Bibliothek die folgenden Angaben. Wir besitzen: 


I. Einzelwerke und Separatabdrucke. 
a) In der Hauptbibliothek: 
14.096 Oktav-Nummern — 15.568 Bände und Hefte 


2.910 Quart- n ir. 2 SIR n n 
160 Folio- v == 322 E) ” n 
Zusammen 17.166 Nummern — 19,314 Bände und Hefte. 


Hiervon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1909: 307 
Nummern mit 322 Bänden und Heften. 
b) In der im chemischen Laboratorium aufgestellten Bibliothek : 
1989 Oktav-Nummern = 2151 Bände und Hefte 
211 Quart- R = BE 1 j 
Zusammen 2200 Nummern — 2373 Bände und Hefte. 
Hiervon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1909: 33 Nummern 
mit 42 Bänden und Heften. 


Der Gesamtbestand an Einzelwerken und Separatabdrucken 
beträgt demnach: 19.366 Nummern mit 21.687 Bänden und Heften. 


Hierzu kommen noch 278 Nummern bibliographischer Werke 
(Hand- und Wörterbücher, Kataloge etc.). 


il. Periodische Schriften. 
a) Quartformat: 
Neu zugewachsen sind im Laufe des Jahres 1909: 2 Nummern. 
Der Gesamtbestand der periodischen Quartschriften beträgt jetzt: 
313 Nummern mit 9117 Bänden und Heften. 
Hiervon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1909: 265 Hefte. 


b) Oktavformat: 

Neu zugewachsen sind im Laufe des Jahres 1909: 7 Nummern. 

Der Gesamtbestand der periodischen Oktavschriften beträgt jetzt: 
790 Nummern mit 29.776 Bänden und Heften. 

Hiervon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1909: 882 Bände 
und Hefte. 

Der Gesamtbestand der Bibliothek an periodischen Schriften 
umfaßt sonach: 1103 Nummern mit 38.893 Bänden und Heften. 

Unsere Bibliothek erreichte demnach mit Abschluß des Jahres 
1909 an Bänden und Heften die Zahl 60.580 gegenüber dem Stande 
von 59.069 Bänden und Heften am Schlusse des Jahres 1908, was 
einem Gesamtzuwachs von 1511 Bänden und Heften entspricht. 


1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. Al 


Administrativer Dienst. 


Zum Schlusse mögen wieder wie alljährlich einige nähere An- 
gaben über unseren administrativen Dienst mitgeteilt werden. 

Die Zahl der in dem Berichtsjahre 1909 protokollierten und 
der Erledigung zugeführten Geschäftsstücke betrug genau 800. Wie 
immer entfiel ein nicht unbeträchtlicher Teil der dabei zu leistenden 
Arbeit auf mich selbst, doch wurde ich in wirksamer Weise hierbei 
von verschiedenen Mitgliedern unserer Körperschaft unterstützt, unter 
denen ich diesmal besonders die Herren Vizedirektor Vacek, 
Dr. Teller, G. v. Bukowski und Oberrechnungsrat Girardi 
erwähnen will. Überdies haben die Herren Regierungsrat v. John 
und Eichleitner wieder die Mehrzahl der das Laboratorium be- 
treffenden Akte ausgefertigt. 


Was unseren Tauschverkehr anlangt, so wurden einschließlich 
einer Anzahl Freiexemplare abgegeben: 
Verhandluneen Eu n.#u. vr. . ern Fr Aar2 Expl. 
Jähnbuchna snsernu-. 50 A005; 
Abhandlungen (hierunter 214 Exemplare 
des 1. Heftes des XXI. Bandes) .. . 246 


” 


Im Abonnement und in Kommission wurden bezogen: 


Verhandlungen '. .. . . mar 0138 Expl. 
Bahtbuich: Wo .rg ek. 5 ne > SIEEMNILET 
Abhandlungen ic. = - . ABEL. 20°, 
Im ganzen wurden hiernach 
von den Verhandlungen . . ...=. x... 610 Expl. 
von.dems'Jäahrbucher...- . - rm 1.,,600 |, 
von’ den Abhandungen'. . . IE nn 83h 5 
abgesetzt. 


Ein neuer Schriftentausch (Jahrbuch und Verhandlungen) wurde 
mit der Societ@ des sciences in Grenoble, mit dem geologischen 
Institut in Bukarest, mit dem Istituto internationale d’agricultura in 
Rom und mit der Geological Survey in Perth (West-Australien) ein- 
geleitet. 


An die k. k. Staatszentralkasse wurden als Erlös aus dem Ver- 
kaufe von Publikationen, aus der Durchführung von chemischen Unter- 
suchungen für Privatparteien, sowie aus dem Verkaufe der im Farben- 
druck erschienenen geologischen Kartenblätter und der auf Bestellung 
mit der Hand kolorierten Kopien der älteren geologischen Aufnahmen 
00 SED ne 0 >; K 10.979:45 
d. i. gegenüber den gleichartigen Einnahmen des Vor- 

jahres per . Se > „ 10.962°-— 
200000 DEREN.) Ir le ... B e 1745 
abgeführt. 

K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 1. Verhandlungen. 6 


49 Verhandlungen. Nr. 1 


Es betrugen nämlich die Einnahmen bei den 


Druckschriften Karten Analysen 

im Jahre 1909 . . . .. ....1K 253440 K 2539:05. K 5906 — 

LOB a U 299, ni 2830: — u, ‚BRAD 
und es ergibt sich sonach 1909 
gegen 1908 eine Mehrein- 

nahme von . . „er —=ı K120905u Kuna 
beziehungsweise eine Minderein- 

nahme von . :, .’ 2. meet 455:60°°, Nez. Zr 


Die für 1909 bewilligten Kredite für unsere Anstalt waren die 
folgenden: 


Gesamterfordernis „ . SE . „. „EN TERED2IbHNBS > 

wovon auf die ordentlichen Ausgaben . . „ 207.738: — 

auf die außerordentlichen Ausgaben. . . „  9.000°— 
entfielen. 


Das letztgenannte Extraordinarium ‚bezieht sich auf die Kosten 
für die Herausgabe von Karten im. Farbendruck. 

Von den ordentlichen Ausgaben nahmen die Personalbezüge, das 
sind Gehalte, Aktivitätszulagen, Adjuten, Löhnungen und Remune- 
rationen, 147.959 Kronen in Anspruch, während die Dotation für das 
Museum 4000 Kronen, jene für die Bibliothek 2000 Kronen, jene für 
das Laboratorium 2800 Kronen und jene für die Herstellung der 
Abhandlungen, Verhandlungen und des Jahrbuches 17.000 Kronen 
betrugen. An Reisekosten für die im Felde arbeitenden Geologen 
waren 25.330 Kronen präliminiert. Andere Beträge entfielen wie 
immer auf Gebäudeerhaltung, Regie nebst Kanzleiauslagen, Livree 
der Diener und dergleichen. 

Die bei unserer Geschäftsgebahrung nach dem Etatsgesetz herein- 
zubringende Ersparung, der sogenannte Intercalar-Abstrich, belief 
sich diesmal auf 2832 Kronen. 


Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23. 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3. 


Verhandlungen derk. k a Reichsanstal. 


Sitzung vom 1. Februar 1910. 


Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: Bruno Sander: Über neue geologische 
Forschungen im Gebiete der Tarntaler Köpfe (Navistal, Tirol). — Friedrich Blaschke: 
Geologische Beobachtungen aus der Umgebung von Leutschach bei Marburg. — Prof. Rudolf 
Zuber: Eine fossile Meduse aus dem Kreideflysch der ostgalizischen Karpathen. — Vorträge: 
©. Ampferer: Aus den Allgäuer- und Lechtaler Alpen. — Literaturnotizen: G.C.Crick, 
H. Vetters, F. Slavik, B. JeZek, C. Hlawatsch. 

NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich. 


=E 


Eingesendete Mitteilungen. 


Bruno Sander. Über neue geologische Forschungen 
im Gebiete der Tarntaler Köpfe (Navistal, Tiro]). 


Von A. P. Young wurden in den letzten Jahren folgende drei 
Arbeiten über die Geologie der Tarntaler Köpfe publiziert: 


1. On a Serpentine-rock from the mass of the Tarntaler Köpfe, Tirol. 
Mineralogical Magazine, September 1907. Vol. XIV, Nr. 67, 
pag. 365—372. 

2. Stratigraphy and structure of the Tarntal Mass. Quartern. Journ. 
Geol. Soc. 1908, pag. 596 —603. 

3. Structure and Physiography of the Tarntal Mass. Geol. Magazine, 
August 1909, pag. 339. 


1. Enthält petrographische Notizen über den Serpentin und be- 
zeichnet ihn als ein randlich geschiefertes Intrusivgestein. Die In- 
trusion des Magmas begann in einer Zeit, welche dem Abschluß der 
kristallinen Schieferung der den Serpentin begleitenden Schiefer un- 
mittelbar voranging. 

Bevor die Durchschieferung die inneren Kerne des Serpentins 
erreichte, wurde die Bedingung dazu unterbrochen und ist seitdem 
nicht wieder entstanden. 

Die Intrusion war zu Ende, als die Bewegung des Komplexes 
in seine derzeitige Lage begann. 

2. Gibt ein Profil Nederer—Knappenkuchel: 1. Grüner Quarzit, 
2. Dolomitbreccie, 3. Kalkschiefer, 4. gebankte Kalke, 5. massiver 
Dolomit; 5 wird als Hauptdolomit (nach Frech), 4 als Rhät und Lias 
(nach Pichlers, Rotpletz und Youngs Funden) angesprochen. 
Die Bänke sind „wenig gestört“. Zwischen 4 und 3 wird eine tek- 

K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 2, Verhandlungen. 7 


44 Verhandlungen. Ne 


tonische Grenze gezogen. In 3 treten aber noch Kalkbänke von 4 
auf. 2 ist ein Band verquarzten Dolomits mit ungeschichteter Breccie, 
deren Verknetung beachtet wird. (Eine verbreitete Erscheinung, welche 
F. E. Suess eingehend beschrieb; siehe „Das Gebiet der Triasfalten 
im Nordosten der Brennerlinie“, Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst., 1894, 
pag. 587.) Es wird die richtige Bemerkung gemacht, daß manche 
Komponenten der Breccie die Schichtung des Materials zeigen, dem 
sie entnommen sind. Nach oben erfolgt der Übergang in kristalline 
Schiefer ganz allmählich. Hierher gehört 1, welches den Turmalin- 
gehalt mit den älteren Phylliten gemeinsam hat. Die Fortsetzung des 
Profils nach oben ist am Reckner durch den Serpentin gegeben. 

Kalkschiefer sind dort vom basischen Magma aufgeblättert, dem 
jetzt der Serpentin entspricht. (Nach den Erfahrungen des Ref. 
begegnet ein solches Kriterium für Intrusion im Tarntaler Gebiete 
großen Schwierigkeiten, denn man hat mit der Möglichkeit lamellar 
alternierender mechanischer Gemenge zu rechnen, deren Entstehung 
man öfters durch verschiedene Stadien überzeugend illustriert sieht.) 
Auch andere Entstehungsarten des Ophikalzits werden für möglich 
gehalten. (In der Tat beschreibt F. E, Suess |. c. ophikalzitische, 
durch Kalzit verheilte Serpentinbreccien, und deren weiteres mecha- 
nisches Derivat läßt sich am Südhang der Geierspitze in Form von 
. Ophikalzitschiefern studieren.) 

Es wird der prinzipiell anerkennenswerte Versuch gemacht, 
„apökische* (= während der Bewegung erworbene) von ökogenen 
(= vor der Bewegung ausgebildeten) Eigenschaften des Gesteins- 
materials zu unterscheiden. Als wahrscheinlich apökisch werden be- 
trachtet die Verknetung und Blätterung von 4, die augenscheinlich 
grobmechanische Schieferung von 5 und Faltung und Knetung in 2; 
als ökogen und in einem tieferen Niveau erworben werden die Chlorit- 
schüppchen und der Turmalin in 1 betrachtet. Das Ende der Intrusion 
wird durch ein langsam und nicht unter Streß abgekühltes Magma 
bezeichnet: zahlreiche ungeordnete Augitkristalle und deren Pseudo- 
morphosen im Serpentin. Die Schichtfolge wird in Zonen geteilt: 


Serpentin 

Ophikalzit III wenig gestört. 
1. Tarntaler Quarzite etc. 

Kalkschiefer mit grünen Bändern 
2. Dolomitbreceie Il stark gestört. 
3. Kalkschiefer 
4, Liaskalk \ h N 
5. Hauptdolomit | 1 menipnes rc 


Die Dolomitbreceie und der Hauptdolomit werden hier gleich- 
gestellt, I und II als Schenkel einer liegenden Falte betrachtet; be- 
züglich II und III werden zwei Ansichten geäußert: 

Entweder ist Il und III eine umgekehrte Folge in einer Falte, 
deren Dolomitbreccie im oberen Schenkel wegerodiert ist, oder die 
Dolomitbreceie bezeichnet den ganzen Hauptdolomit einer verflachten 
Falte, und III ist eigens darüber geschoben. 


1910 Sitzung vom 1. Februar. Bruno Sander. 45 


3. Das Profil vom Nederer wird wiederholt, die Grenze zwischen 
4 und 3 als Zone größter Quetschung hervorgehoben. Die Breccien 
des „Tarntaldolomits“ Nr. 2 der oben referierten. Publikation werden 
ausführlich besprochen und es wird versucht, die Tarntaler Breccien 
vermöge ihrer Durchquarzung, ihres Gehalts an verschiedenen Frag- 
menten (Phyllite, Talk) von den Hauptdolomitbreceien zu trennen, 
welche wenig oder keinen Quarz enthalten und deren Fragmente von 
der Bindemasse kaum zu unterscheiden sind. Die Frage wird auf- 
geworfen, ob der Breceiencharakter ökogen oder apökisch ist und 
sowohl Brecciencharakter als Verquarzung der Tarntaler Breccien für 
ursprünglich gehalten, da die Quarzadern der Breceie nicht in den 
anliegenden Schiefer übergehen (Mieslkopf). Dieser Schiefer, ein 
Grünschiefer, aus welchem Minerale der Glimmer-, Chlorit- und Ser- 
pentingruppe, „wahrscheinlich etwas Talk, zweifellos dem benachbarten 
Dolomit entnommen“, kleine Karbonatkörnchen, Quarz und Orthoklas, 
Ilmenit, Turmalin, Rutil aufgezählt werden, wird als Intrusion zwischen 
die Bänke der Breccie aufgefaßt. Diese Deutung scheint dem Ref. 
anderer als der angeführten Stützen zu bedürfen und vorläufig nach 
zahlreichen Analogien im Lizumer (Gebiete tektonischer Kontakt 
zwischen den beiden Gesteinen wahrscheinlicher (vgl. unten). 

Demnach wäre entweder die basische Intrusion jünger als Trias 
oder der Tarntaler Dolomit mit seiner Breceie älter als Trias, gegen 
welche Annahme keine Beobachtungen sprechen. Young setzt den 
„Tarntaler Dolomit“ neben die karbonischen Eisendolomite F.E.Suess’ 
und gibt seine frühere Gleichstellung der „Tarntaler Dolomite* und 
Breceien mit dem Hauptdolomit auf. Die Talkeinschlüsse in der Tarn- 
taler Breccie werden nun ebenfalls als „einer Injektion flüssigen 
Magmas verdankt“ angesehen. 

Eine mechanische Einschaltung der Grünschiefer am Mieslkopf 
zwischen die Breccie wird abgelehnt. 

Die Tarntaler Breccie wurde direkt auf die Schiefer sedimentiert, 
nachdem diese ihren Schiefercharakter bis zu einem gewissen Grade 
ausgebildet hatten. 

Man kann nun die Breccie nicht mehr als ausgeflachten Haupt- 
dolomit einer Falte vom „Reckner Block“ (IJI im obigen Referat) 
trennen. Derselbe ist gegenwärtig in verkehrter Lagerung. Serpentin, 
Schiefer und Tarntaler Breccie des Reckner Blocks sind wahrscheinlich 
alle älter als Trias und in verkehrter Lagerung über den normal 
liegenden „Knappenkuchelblock* geschoben. 

Da den Referenten mit Unterstützung der k. Akademie 
der Wissenschaften in Wien unternommene Studien am Tauern- 
Westende mehrfach zu stratigraphischen Vergleichen auch in das 
Gebiet der Tarntaler Kögel führten, seien einer ausführlicheren Dar- 
stellung einige Beobachtungen vorweggenommen, welche für eine 
weitere ins Detail gehende Bearbeitung des Gebietes durch Herrn 
Young nicht belanglos scheinen. Neue Stützpunkte für das Verständnis 
des Gebietes sind namentlich von einer neuerlichen eingehenden Unter- 
suchung der Breccien zu erwarten. Man findet in der Grundlage für 
weitere Studien, F. Suess’ oben erwähnte Monographie der „Trias- 
falten“ n.-ö. vom Brenner, einen dyadischen Horizont meist metamorpher 

7* 


46 Verhandlungen. Nr, 2 


Quarzbreccien (l. c. 643) A und triadische Dolomitbreecien B angeführt. 
A gilt als sedimentär, da der Umstand, daß Dyas und Trias sowohl 
auf Quarzpbyllit als auf Kalkphyllit liegen, als Beweis für eine Trans- 
gression genommen ist (l. ec. 610). Für den sedimentären Charakter 
von B wird seine Mischung aus zwei Dolomiten angeführt. Frech 
erwähnt im Gegensatz dazu, aber ohne sich weiter zu äußern, 
gelegentlich die „ebenfalls tektonischen Hauptdolomitbreccien“ der 
Tarntaler („Gebirgsbau der Tiroler Zentralalpen“, Wiss. Ergh. des 
Alpenvereins, II. Bd., 1. Heft, pag. 16). F. Suess ist geneigt, diese 
Dolomitbreccien B für jünger zu halten als den Dolomit (l. e. 594). 
Des Referenten hergehörige Beobachtungen folgen hier. 

Man gerät bald zur Frage, ob die Hauptmasse der breceiösen 
Bildungen des Gebietes von Navis und Lizum im Sinne F. Suess’ zu 
den triadischen „Dolomitbreceien“ oder zu den dyadischen „Quarzit- 
breecien“ zu rechnen wäre, da in den fraglichen Bildungen bald 
Quarzite und Schiefer, bald Dolomite als Einschlüsse überwiegen und 
auch die Suesssche Karte (1:75.000) keine volle Sicherheit gibt. 
Dieser Typus der im foigenden Tarntalerbreccie heißen soll, wird bei 
F. Suess nicht eigens beschrieben. Nach einem Zitat dieser Breccien 
vom Grafmarter-Südgrat (l. c. pag. 600) und anderen Stellen der 
Karte kann man annehmen, daß F. Suess die Tarntalerbreccie, auch 
wo sie durchaus nicht nur Dolomit enthält, als „Kalk und Dolomit der 
Trias“ ausschied. An Stelle der Tarntalerbreccie zwischen Lizum und 
Torjoch und zwischen Griffalm und Klammjoch zeigt die Karte kar- 
bonische Quarzphyllitformation, was man wohl als Ubergehung der 
Breceie zu nehmen hat. 

Mehrfach schien mir nach der Karte die Tarntaler Breccie je 
nach dem Material ihrer vorwaltenden Komponenten zu den Tarntaler 
Quarzitschiefern (Dyas) oder zu den „Kalken und Dolomiten der Trias*® 
gerechnet. Da die Tarntalerbreccie aber eine unverkennbar einheit- 
liche Bildung ist, so würde man, wenn man in ihr wirklich zwei 
Formationen vertreten sieht, nicht annehmen, daß die Ausbildung 
der Breccie mit ganz gleichem Charakter sedimentär zum Teil in der 
Dyas zum Teil in der oberen Trias erfolgt sei, sondern eher, daß 
sich an ihrer Bildung als tektonisches Produkt die zwei genannten 
Formationen beteiligt haben. 

Auf dem Weg von der Klammalm zum Klammjoch trifft man 
über Quarzphyllit die Tarntalerbreccie als einfache Dolomitbreceie 
mit Beteiligung eines einzigen hellen Dolomits und als Komposition aus 
Dolomiten, Quarziten, Marmor und Serpentin. Über der Breccie folgt 
hier ein Kalkphyllit gelb verwitternd, frisch grau durchscheinend oder 
grünlich, oft glimmerarm. Weiter trifft man etwas rechts über dem 
Klammjoch selbst (OSO) in feinplattigen Kalken nicht selten kleine 
Pentacrinus-Stielglieder gut ausgewittert und gerade diese Pentacrinus- 
Kalke sind lagenweise zu einem Gesteinstypus phyllitisiert, den andern- 
orts sämtliche Bearbeiter der Schieferhülle als Kalkphyllit ansprechen. 
Es steht außer Zweifel, daß hier Pentacrinus-Kalke mit gelben 
typischen „Glimmerkalken“ des Kalkphyllits alternieren und sogar mit 
srauglänzenden wackigen Kalkphyllittypen aufs engste verbunden sind. 
Auch schwarze Tonschiefer sind in dieser Serie vertreten. 


1910 Sitzung vom 1. Februar. Bruno Sander. 47 


Am Südgrat des Grafmarter findet man die Tarntalerbreecie 
stellenweise durch fast reine Dolomitbreecie, deren einer Dolomit 
Crinoidenspuren enthält, vertreten, anderseits bei etwa Haselnuß- 
größe der durchweg eckigen oder flatschigen Bestandteile sehr bunt 
ausgebildet. 

Hier sind ebenso wie im Hauptgebiet der reinen Dolomitbreceien, 
den Ostabstürzen der Tarntaler Kögel gegen Lizum, Dolomitbreecien 
vertreten, deren Zerlegung erst das Stadium der Zertrümmerung bei 
noch erhaltener Korrespondenz (der Umrisse benachbarter Trümmer 
(Komponenten) erreicht hat. 

Auf dem hier beigefügten Verzeichnis dieser Aufschlüsse ist: 
1. Quarzphyllit mit unbestimmtem Fallen; 2. Tarntaler Breceie; 
3. hellgrauer, schwachkristalliner, grau anwitternder geruchloser 
Dolomit; 4. schneidbarer Tonschiefer mit etwas diffusem Karbonat; 
5. sandige bis phyllitische Bänderkalke; 6. typischer in Nestern spätig 


Grafmarter. Fig. 1. Navistal. 


kristalliner „Eisendolomit des Karbon“ (F. E. Suess’) mit Graphit- 
schmitzen. 1° Quarzphyllit, 5° Tarntaler Glanzschiefer, Kalkphyllit und 
Quarzit (qu). Die Punktlinie s bezeichnet das von F. E. Suess an- 
genommene Quarzphyllitgewölbe (s. Profil 1. ec. pag. 601, II.), dessen 
südfallendem Schenkel 2—5 (SO) nach F. Suess, als eine gegen den 
Quarzphyllit etwas diskordante flache Synkline mit einer kleinen 
antiklinalen Stauung „ein-“ oder „an-“gelagert sind. Die im erwähnten 
Profil angedeutete Diskordanz zwischen Quarzphyllit und Dyas-Trias- 
synkline läßt sich kaum erweisen, von der Tarntaler Breccie kann 
man hier beweisen, daß sie kein Produkt einer Transgression unter 
dem Hauptdolomit ist, denn die Lokalität wurde eben deshalb hier 
ausführlicher erwähnt, weil in 2 als Komponenten sowohl Quarzit- 
schiefer al: Kössener Bivalvenmergel und Lithodendronkalke auf- 
treten. Die Tarntaler Breccie ist also eine postrhätische Bildung. 
Nr. 5 im Verzeichnis der Aufschlüsse entspricht auf das ein- 


gehendste der erwähnten Serie mit Pentacrinus vom Klammjoch, auch 
4 darf man dazu stellen. 


48 Verhandlungen. Nr. 2 


Ein Gang von Lizum aufs Torjoch erlaubt zahlreiche Beob- 
achtungen an der Tarntaler Breccie. Man erreicht zunächst als 
Liegendstes Kalk-iu-Kalk-Konglomerate gleicher Ausbildung, wie ich 
sie aus dem „Hochstegenkalk* der Schmittenbergwand gegen den 
Riffler, also aus dem Hangenden der Tuxer Zentralgneise, kenne und 
Serizit-Quarz-Psammite mit sehr deutlich eckigen bis haselnußgroßen 
Körnchen, teilweise in Serizitschiefer verwandelt, wie sie ganz ebenso 
den Hochstegenkalk am Nordrand der Tuxer Gneise begleiten. Über 
diesen Bildungen folgt die Tarntaler Breccie. An derselben sind be- 
sonders hervorzuheben bis Kopfgröße erreichende Einschlüsse voll- 
ständig geschieferten weißen und braunen Quarzits in verschiedener 
Orientierung; bei Einbeziehung der Quarzite in die Breccie waren 
dieselben also schon geschiefert. Man findet in mächtigen Partien die 
eckigen meist mehrere dm großen und noch viel größeren Brocken 
von Quarzit, Serizitquarzitschiefer und Dolomit fast ohne Bindemasse 
und ohne Spur einer Bankung in einer Weise vergesellschaftet, 
welche den Gedanken an tektonische Breccien nahelegt, ohne ihn 
freilich beweisen zu lassen. Darüber trifft man den Serizitquarzit- 
schiefer der Brecceie als mächtigere Scholle. Neben den eckigen 
Fragmenten findet man hier deutlich rundliche, namentlich kanten- 
gerundete Quarzite in Gesellschaft flacher, flatschiger Scherben eines 
braunen, matten Tonschiefers ohne Regel in zerbrochenen Dolomit als 
in einer Art Zement eingebettet. Auch dieser Mergeischiefer folgt 
in mächtigerem Bestande und läßt sich nach seiner ganzen Tracht 
Pyritgehalt und kleinen Pyritgebilden, welche manchmal durch Ahn- 
lichkeit mit einer kleinen, hochgetürmten Schnecke auffällig werden, 
mit Sicherheit den Schiefern gleichstellen, welche an der Basis des 
Dolomits der Saile bei Innsbruck in Gesellschaft zweifelloser, an 
konkordanten Gleitflächen entstandener tektonischer Kalkbreccien auf- 
treten. Über diesem Tonschiefer mit Pyrit folgt wieder mittelkörnige 
gebankte Breccie und abermals Tonschiefer, in welchen die Breceie 
von unten in Gangform förmlich wie ein Intrusivum eingedrungen ist. 

Die gleichartige Ausbildung der Breccie hier und am Grafmarter 
ist auffallend. Unter anderen trifft man hier auch dieselben Fragmente 
dunkler Kalke, welche am Grafmarter Fossile führen. Nördlich vom 
Torjoch wird die Tarntaler Breccie feiner und enthält mächtige Ein- 
lagen der Kalkschiefer, welche am Klammjoch Pentacrinus führen und 
hier wie dort von schwarzen pyritführenden Schiefern begleitet sind. 
Der weitere Verlauf des Grates gegen Norden ergibt gute Aufschlüsse 
eines überaus raschen Schichtenwechsels, eines wahren Schichtgemenges. 
Alsbald hat man nicht mehr von Pyritschiefer(+ Pentacrinus-Kalk)- 
Einschlüssen in der Tarntaler Breccie, sondern von Fragmenten 
typischer bunter Tarntaler Breccie in Pyritschiefer (vgl. Fig. 2) zu 
reden. Quarzit und Tarntaler Breccie sind als ein auffällig zusammen- 
haltendes Element des Schichtgemenges fast immer zugleich und un- 
trennbar verschweißt in allen Größen in den Pyritschiefer eingebettet, 
stellenweise bis zum neuerlichen Vorherrschen der Tarntaler Breccie 
überhandnehmend. Diese Erscheinung wiederholt sich auf dem Grat 
öfters und in allen Dimensionen. Die Tarntaler Breccie tritt uns hier 
als eine vor ihrer Umschließung durch die Tonschiefer im Gesteins- 


1910 Sitzung vom 1. Februar, Bruno Sander. 49 


charakter fertiggestellte und zementierte Breccie als Einschluß in 
denselben braunen Tonschiefern der Pyritschiefer entgegen, von 
welchen sie selbst Einschlüsse enthält. Man hat folgende Möglichkeiten 
zu kombinieren. Die Einschlüsse von Tonschiefer (Pyritschiefer) in 
der Breccie sind entweder sedimentär (1) oder tektonisch (2). Die 
Einschlüsse von Tarntaler Breccie in Tonschiefer sind ebenfalls 
sedimentär (3) oder tektonisch (4). Von den vier Kombinationen wäre 
(l+3) nur durch eine Anzahl unwahrscheinlicher Annahmen zu 
halten. Ebenfalls auszuschließen ist der Fall (2+3), denn nach der 
tektonischen Einbeziehung des Pyritschiefers in die Breceie müßte 
diese zementiert, versenkt und über ihr der Tonschiefer sedimentiert 
worden sein, und dabei wäre die Decke, welche der Breccie den ' 
Tonschiefer einmischte, spurlos verschwunden. Die Annahme (2 +4) 
hat sich mit der Schwierigkeit abzufinden, daß der tektonische Prozeß 


a — plattiger Kalkschiefer. 
b = bunte Tarntaler Breceie. 


in zwei Phasen zerfällt, zwischen welchen die Zementierung der 
Breccie stattfand. 

Für weitere Studien und eventuelle Kritik wäre also außer 
dem genannten der letzte Fall (1+4) im Auge zu behalten. Die 
Tarntaler Breccie wäre also jünger sedimentiert als Rhät und von 
diesem und anderem überschoben. 

Dieser Deutung macht das Verhältnis der Tarntaler Breccien 
zu den Grauwacken Schwierigkeiten. Unter kalkfreien Grauwacken- 
schiefern folgt südfallend typische Tarntaler Breccie aus Dolomit und 
Quarzit gemischt. Sie geht hier nach unten in Kalkphyllit über, welcher 
hier mit Rauhwacken und schwarzem Glanzschiefer die ganze Ver- 
tretung der Kalkphyllite über dem regelmäßig darunter nach Süd ein- 
fallenden Quarzphyllit mit Eisendolomit bildet. In der Senke nördlich 
vom Torspitz (nicht „Torwand“) tritt reine Dolomitbreccie neben 
Tarntaler Breccie und Grauwackenschiefer in unklarer Lagerung auf. 
Stratigraphisch bedeutsam ist, daß hier die Rauhwacken der Tuxer 
Voralpen von Gips begleitet sind. 

An der Fortsetzung des Grates zum Bliederling (oder Eiskar- 
spitz) ist ein Übergang der reinen Dolomitbreceie in Tarntaler Breccie 
zu beachten und ein Übergang der Grauwackenschiefer in Quarzit- 
breccie und durch (tektonische?) Aufnahme von Dolomitstücken in 


50 Verhandlungen. Nr. 2 


Tarntaler Breceie. Dieses Verhältnis der Tarntaler Breccie zu den 
Grauwacken und die Kössener Fragmente in der Tarntaler Breceie 
sprechen für die Annahme, daß bei der Ausbildung der Tarntaler 
Breccie tektonische Faktoren beteiligt waren. 


Die reinen Dolomitbreccien lehrt am besten ein Gang unter und 
in den vorwiegend aus Dolomitbreccie bestehenden Ostabfällen der 
Tarntaler Kögel gegen Lizum kennen. Auch hier läßt sich das oben- 
erwähnte erste Stadium der Breccienbildung (Korrespondenz der 
Trümmergrenzen) beobachten, welches mir für Druckbreccie ° (mit 
Frech s. o.) zu sprechen scheint. F. E. Suess’ Vermutung, daß die 
 Breccie jünger sei als der Dolomit, bleibt dabei erhalten. Hält man 
die Dolomitbreccien aber für sedimentär und jünger (F. Suess), so 
hat man außer der Tektonik, welche mit dem Auftreten der Dolomit- 
breccien unter festem Dolomit rechnet, noch eine, eventuell sogar 
mehrere Transgressionen im Hauptdolomit anzunehmen und damit 
unökonomisch viele Hilfshypothesen herangezogen. 


Man gelangt über anstehenden (N650,60N) Kalkphyllit 
weiter aufs Iunsjoch, wo man den Kontakt zwischen Kalkphyllit und 
Tarntaler Breccie erschlossen sieht. Letztere enthält sehr viele bunt- 
gewählte Brocken und bis /,m mächtige Flatschen des stark ge- 
quälten Liegenden, namentlich aber wieder auffällig viele Quarzite, 
von denen mehrere Varietäten, besonders aber eine rote, durch 
wiederholten Vergleich im Handstück und im Felde den Quarziten 
zwischen Hochstegenkalk und Tuxergneis gleichgestellt werden konnten. 
Weitere Vergleiche zwischen den Gesteinen der Tuxer Voralpen und 
der Schieferhülle werden demnächst andernorts durchgeführt werden. 


Übersicht. 


Eine aus den verschiedensten Gesteinen gemischte Breccie ist 
in unverkennbar einheitlicher Ausbildung in den Tuxer Voralpen 
reichlich vertreten. 


Diese „Tarntaler Breccie* enthält einerseits noch rhätische 
Fragmente, ist also postrhätisch, anderseits geht sie aus Grauwacken 
durch Aufnahme von Dolomiten hervor. Entweder ist die Einmischung 
der Dolomitbrocken in die Grauwacken oder die Einbeziehung der 
rhätischen Fragmente in die Breceie grobmechanisch erfolgt. 


Auch Übergänge der Tarntaler Breceie in reine Dolomitbreceien 
kommen vor, welch letztere Stadien zeigen, welche für Druckbreceien 
sprechen. 


Nach der Zementierung der Tarntaler Breccie sowohl als der 
Dolomitbreccie wurde erstere derzeit darüberliegenden Tonschiefern, 
letztere derzeit darunter liegenden Kalkphylliten und kalkfreien Glanz- 
schiefern in bedeutendem Ausmaß, wahrscheinlich tektonisch, ein- 
verleibt. 


Die pyritführenden schwarzen Tonschiefer von der Basis des 
Kalkes der Saile (bei Innsbruck) sind auch in den Tuxer Voralpen 
vertreten. Die Rauhwacken der Tuxer Voralpen können von Gips 
begleitet werden. 


1910 Sitzung vom 1. Februar. Dr. Friedrich Blaschke. 51 


Dr. Friedrich Blaschke. Geologische Beobachtungen 
aus der Umgebung von Leutschach bei Marburg. 


Im August 1909 hatte ich Gelegenheit, anläßlich der Begehung 
der Trasse für die von Marburg nach Wies projektierte Lokalbahn 
das Gebiet der windischen Bühel und die Nordhänge des Posrucks 
kennen zu lernen und dabei einige Beobachtungen anzustellen, die 
die älteren Mitteilungen Rolles!) und die neueren Dregers?) in 
einigen Punkten ergänzen. Von geologischen Karten lag mir nur eine 
ältere handkolorierte Kopie und Sturs Übersichtskarte vor. 

Zunächst möchte ich einige inselartige Vorkommen des älteren 
Untergrundes im Tertiärgebirge besprechen, die namentlich volks- 
wirtschaftlich von Bedeutung sind, da sie, in der Tiefe der Täler 
erschlossen, Anlaß zu Steinbruchbetrieben geben. Rolle, erwähnt 
schon die vom Haupttal mehr abgelegene Insel von Schmirnberg bei 
Leutschach. Dieses Vorkommen zieht gegen die Spitzmühle herab und 
wird in deren nächster Nähe in der Taltiefe durch drei Steinbrüche 
abgebaut, die von dem Kaufmann DegriniinLeutschach betrieben 
werden. In dem ersten untersten Bruch treten helle, dunkelschlierige 
sneisartige Bänke über dunkelgrünem, zähem Amphibolit auf. Sie bilden 
eine gegen den Talausgang nach N gerichtete Flexur. In den beiden 
oberen Brüchen tritt der Amphibolit in mächtigen Bänken und flacher 
Lagerung auf; das Gestein ist teilweise stark zerklüftet und zerpreßt, 
kieshaltig, aber sehr zähe, teilweise bricht es in großen Blöcken und 
gelangt als Bruchstein und Schotter zur Verwendung. 

Noch weiter vom Gebirgskamm entfernt ist das kristalline Vor- 
kommen am Montehügel bei Leutschach. Hervorzuheben wäre das sehr 
beschränkte Auftreten von Kalk SO vom Montehaus in der Ursprungs- 
ınulde des zum unteren Monte führenden Grabens. Hier ist ein rosa- 
gefärbter, reichlich von roten Klüften durchzogener kristalliner Kalk 
durch einen kleinen verfallenen Steinbruch erschlossen. Für das Alter 
desselben liegt kein Anhaltspunkt vor, es wäre auch nicht ausgeschlossen, 
daß er schon dem Mesozoikum zuzuzählen wäre. 

Weiter nach Osten schneidet der zwischen Ober-St.-Kunigund 
und Georgenberg mündende Radoarischbach oberhalb der Poschanko- 
mühle in einer klammartigen Stufe ins Grundgebirge ein. Auf der 
rechten Bachseite stehen blättrige, chloritisierte Phyllite an, an der 
linken werden in einem größeren Steinbruch einige Bänke eines 
schwarzen kristallinen Kalkes wechselnd mit schwarzem Kalkphyllit 
abgebaut. Die Bänke fallen mit 20° nachN und sind mäßig von 
Sprüngen durchsetzt, die teilweise durch Pyrit ausgefüllt sind. Das 
Gestein bricht teilweise in mächtigen Blöcken und wird zu Schotter 
verarbeitet. 

Ein weiteres interessantes und noch nicht erwähntes Vorkommen 
älterer Gesteine befindet sich am Ausgange des bei Ob.-St.-Kunigund 
von Süden her mündenden Posruckgrabens. Von Süden gegen Norden 
ist hier unten am linken Hang folgendes Profil zu beobachten. 


!) Rolle, Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1856, pag. 219, 1857, pag. 266 fi. 
2) Dreger, Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1901, pag. 98, 1902, pag. 85. 


K. k, geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 2. Verhandlungen. 8 


52 Verhandlungen. Nr. 2 


Zunächst ist in einem größeren, derzeit außer Betrieb befindlichen 
Steinbruch ein ziemlich weicher, stark zersetzter Quarzit mit serizitischen 
Häutchen und chloritischen Schlieren aufgeschlossen, der stark von 
Klüften durchsetzt wird und im allgemeinen mit mittlerer Neigung 
gegen N fällt. Darüber kommen undeutlich geschichtete stark zer- 
quetschte schwarze Tonschiefer und Phyllite; zu oberst folgt grusig 
zerfallender, weißer Dolomit. Ein bestimmter Anhaltspunkt für das 
Alter dieser Schichten war wohl nicht zu finden, doch ist der Dolomit 
wohl von mesozoischem Charakter. Ob dagegen die liegenden Schichten 
stark veränderte mittlere und untere Trias repräsentieren, läßt sich 
nicht mit Sicherheit behaupten. 

Ein weiteres inselartiges Vorkommen wird durch den bei Unter- 
St.-Kunigund mündenden Moorgraben zirka 15km vom Talausgang 
erschlossen. Das auftretende Gestein ist ein grauer gefältelter Phyllit 
mit seidenglänzender Oberfläche und reichlichen Quarzschlieren und 
bildet im Bache eine zirka 10m hohe Steilstufe, die von einem 
kleinen Steinbruch angeschnitten wird. Höher oben befindet sich ein 
aufgelassener Steinbruch, in dem die Phyllite von dunklen, stark 
geklüfteten und zersetzten Quarziten überlagert werden. 

Einige neue Beobachtungen konnte ich bei einem Besuche des 
hochgelegenen Wallfahrtsortes Heiligen Geist bei Leutschach 
machen. 

Rolle hat schon 1857 erkannt, daß hier ein Denudationsrest 
mesozoischer Gesteine erhalten geblieben ist; er gibt das Vorkommen 
von rotem Sandstein, Konglomerat und Schiefer sowie von grauem 
Kalkstein und Dolomit an und sieht in diesen Gesteinen eine Vertre- 
tung des Buntsandsteins und Muschelkalks. 

Stur gibt in seiner Geologie der Steiermark das Auftreten 
von Fleckenmergel und Krinoidenkalken westlich der Kirche an, die 
er den Reingrabner Schiefern zuzählt und erwähnt eine ähnliche 
Scholle in Heiligen Kreuz östlich von Heiligen Geist. 

Dreger bespricht dieses Vorkommen 1901 Verhandlungen 
pag. 102: „Dolomite stehen bei der Kirche an und ziehen bis zum 
Jarzkogel hin, darunter sind rote Schiefer vom Aussehen der Werfener 
Schiefer in Verbindung mit Quarziten aufgeschlossen. Demzufolge 
wäre der Dolomit in die obere Triasformation zu stellen.“ 


Die mesozoischen Gebilde setzen den Kirchengipfel von Heiligen 
Geist (907 m) und den benachbarten Kamm gegen den Jarzkogel 
(960 m) hin zusammen. Am NO-Fuße des Jarzkogels stehen die roten, 
glimmerreichen Schiefer an, die petrographisch vollständig dem Werfener 
Schiefer entsprechen. Eine isoliert im Tertiär aufgeschlossene Partie 
dieser Schiefer befindet sich auf dem Kamme nach NW bei dem 
Gehöft Greinz. Auf der Südseite des Jarzkogels fand ich dunklen 
dolomitischen Kalk, der von weißen Kalkspatadern durchzogen wird 
und von schwarzem Krinoidenkalk begleitet ist, der undeutliche- 
Schalenreste, darunter eine Rhynchonella führt. Diese beiden Schicht- 
glieder, die nur in beschränkter Verbreitung aufzutreten scheinen, 
dürften dem Muschelkalk entsprechen. Hierler gehören auch wohl 
die Beobachtungen Sturs von Reingrabner Schiefern. 


1910 Sitzung vom 1. Februar. Dr. Friedrich Blaschke. 53 


Die größte Verbreitung besitzt ein heller, brecciöser Dolomit 
und dolomitischer Kalk. Er setzt den Gipfel und den Nordhang von 
Punkt 924 zusammen, steht am Fuße des Kirchenhügels wie auch am 
Gipfel bei der Kirche an, ist teilweise deutlich gebankt und fällt im all- 
gemeinen mit 20° nach NV. Ein guter Aufschluß befindet sich in dem 
sogenannten Schlahabruch am Fuße des Jarzkogels, wo das Gestein 
trotz seiner geringen Eignung zeitweise zu Kalk gebrannt wird. In 
der Nähe des Schulhauses treten Bänke eines dichten, grauen, etwas 
löcherigen, aber nicht breceiösen Dolomits auf. In den Dolomiten hat 
man wohl eine Vertretung der oberen Trias zu erblicken, die petro- 
graphische Beschaffenheit} entspricht vollkommen dem Hauptdolomit. 


Nördlich von der Kirche bei dem Hause des Jakob Wallischer 
finden sich, durch einen zu Bauzwecken an der Straße hergestellten 
Aufschluß bloßgelegt, eigentümliche graue Zementmergel und mit 
einem Einfallen von 30° nach SO Bänke eines sehr zähen breceiösen 
grauen Kalkes, der von roten Adern und Verwitterungskrusten durch- 
zogen wird und auswitternde Fossilien führt. 

Ich konnte hier einen ziemlich großen Hippurites, ferner kleinere, 
ausgewitterte Reste von Sphäruliten und Hippuriten, Stacheln 
von Cidaris und Korallen aufsammeln. 

Wenn diese Reste auch spezifisch nicht bestimmbar sind, so 
erlauben sie doch mit Sicherheit das Alter dieser Bänke als Ober- 
kreide zu bestimmen, die vom Posruck bisher nicht bekannt war. 
Bei den vorerwähnten Zementmergeln spricht die Lagerung zwischen 
Hauptdolomit und Kreide und die petrographische Beschaffenheit 
vielleicht für eine Vertretung des Lias, doch fehlen zu einem sicheren 
Schluß weitere Anhaltspunkte, sie könnten auch bereits zur Kreide 
gehören. 

Die Zusammensetzung der mesozoischen Scholle ist sohin eine 
recht komplizierte. Die einzelnen Sedimente sind von auffallend 
geringer Mächtigkeit, die Lagerung scheint, wenngleich im allgemeinen 
einer flachen Mulde entsprechend, im einzelnen lückenhaft und großen 
Unregelmäßigkeiten unterworfen. 

Seiner Zusammensetzung nach sowohl als auch in der Art des 
Auftretens schließt sich dieses Vorkommen den mesozoischen Schollen t) 
des Krappfeldes (Eberstein), von St. Paul im unteren Lavanttal, ferner 
den kleineren Vorkommen am Nordrande des Bachers sowie bei 
Mahrenberg an. Im Posruck gibt Stur, wie erwähnt, ein weiteres Vor- 
kommen von vermutlich mesozoischem Dolomit an. Desgleichen dürfte 
der von mir im Vorhergehenden erwähnte Dolomit von Ober-St.-Kuni- 
gund hierher zu zählen sein. 

Bei allen erwähnten Vorkommen wird eine unabhängige Ver- 
breitung von Trias und Hippuritenkreide angegeben. Stur hat denn 
auch zwei getrennte Transgressionen, die aus dem Gebiet der Südalpen 
über die Südhänge der Zentralalpen sich erstrecken sollten, zur Er- 
klärung der mesozoischen Schollen herangezogen. 


!) Diener, Baufund Bild der Ostalpen und des Karstgebietes, pag. 459 ff., 
daselbst von weiterer Literatur namentlich Bittner und Redlich. 
8+ 


BA Verhandlungen. Nr. 2 


Bei dem besprochenen Vorkommen von Heiligen Geist tritt Trias 
und Kreide in räumlichen Zusammenhang; die Ablagerung scheint 
wohl lückenhaft, doch ist kein sicheres Anzeichen einer Transgression 
zu beobachten. Das Auftreten dieses bei seiner räumlichen Beschränkt- 
heit so mannigfaltig zusammengesetzten Denudationsrestes deutet 
aber entschieden darauf hin, daß das heutige Bild vor allem durch 
tektonische Vorgänge zustandegebracht wurde. 

Weiter mag noch die auffallende Tatsache vermerkt werden, 
daß der Nordrand der mesozoischen Scholle vom Tertiär erreicht 
und bewältigt wird, das hier am weitesten und höchsten in den Pos- 
ruck hineinreicht. Auch dieser Umstand erinnert an ähnliche Verhält- 
nisse in den vorerwähnten mesozoischen Schollen, deren Bedeutung 
für das Verständnis dieser Gebirgsteile noch nicht nach allen Rich- 
tungen geklärt scheint. 

Bezüglich der tertiären Sedimente habe ich den eingehenden 
Untersuchungen Rolles, Dregers und Hilbers nur wenig hinzu- 
zufügen. In erster Linie gelangten die Sedimente zur Beobachtung, 
die längs der projektierten Trasse der Tiefenlinie Marburg—Potsch- 
gau — Unter-St.-Kunigund — Ober-St.-Kunigund — St. Georgen — Leut- 
schach— Arnfels—Ober-Haag—Haselbach— Wiesbenachbartsind. Ferner 
wurde eine seitliche Exkursion nach Gamlitz und Platsch unternommen. . 

Der Westen des Gebietes umfaßt die kohlenführenden, aus- 
gesprochen limnisch-brackischen Bildungen, die durch die Kohlenbaue 
des Eibiswald—Wieser Revieres genau bekannt sind. Grobklastische 
Sedimente, grobe Schotter und Konglomerate treten weitverbreitet 
auf und bilden teilweise Steilhänge am linken Ufer der Saggau. Diese 
Konglomerate schwellen in der Umgebung von Leutschach mächtig 
an und zeichnen sich hier durch eine teilweise rötliche Farbe und 
ein ziemlich kalkhaltiges Bindemittel aus. Sie führen nicht selten 
Kohlenschmitzen und Kohlenspreu und liefern einen geschätzten Werk-, 
Mühl- und Moststein. Sie scheinen eine Deltabildung zu repräsentieren 
und es erhebt sich die Frage, wie weit die Flötzbildung durch diese 
Ablagerung etwa gestört wurde. Ein Schurf in Remschniggraben 
bei Arnfels förderte wohl Kohlenschmitzen und einen an schlechten 
Pflanzenresten reichen tegeligen Sandstein, schloß aber keine bau- 
würdige Kohle auf. 

Nördlich von Leutschach über den Karnerberg verlieren die 
Konglomerate stark an Festigkeit und werden durch die Atmo- 
sphärilien leicht zerstört. Hierbei bleiben die größeren Gerölle des 
Urgebirges, die bis zu Kopfgröße auch im Verband beobachtet werden 
können, zurück; es ist der Ansicht Dregers vollständig beizupflichten, 
daß die Geröllanhäufungen hier durch Zerfall tertiärer Konglomerate 
und nicht als Diluvialmoränenbildung entstanden zu denken sind. 
Die Mächtigkeit der Bänke nimmt vom Gebirge her stark ab, am 
Rand des Grundgebirges beträgt sie bis zu 10 m und mehr. Mit dem 
Konglomerat wechseln weiche, nur in der Umgebung von Leutschach 
durch Kalkgehalt etwas festere feinkörnige Sandsteine, die teilweise 
auch abgebaut werden. 

Lockere Konglomerate und sandige Tegel bilden auch das Han- 
gende des bekannten kleinen Bergbaues vom Labitschberg bei Gamlitz. 


1910 Sitzung vom 1. Februar. Dr. Friedrich Blaschke. 5 


SD 


Hier treten Fossilien ziemlich reichlich auf. Hilber!) hat diese 
interessante Fauna beschrieben. Die Schalen befinden sich teils in 
sehr guter Erhaltung in dem weichen, zerfallenen Tegel der Halde, 
teils in den etwas festeren Hangendkonglomeraten. 


Ich konnte hier in dem Ton der Halde aufsammeln: 


Neritodonta Seutteri n. sp., 


ein zierliches, recht wohlerhaltenes Gehäuse von 5 nm Spindelhöhe 
mit ganz niederem Apex. Das Gewinde ist glatt, ohne Kanten, die 
glänzende Oberfläche ist teilweise recht gut erhalten und zeigt eine 
Farbenzeichnung, die dieser sonst der Neritodonta mutinensis (d’ Anc.) ?) 
recht ähnlichen Form eine selbständige Stellung anweist. Auf zartem, 
gelblichem Grunde heben hufeisenähnliche Winkel ab, die einen 
scharfen dunklen Saum nach innen, einen hellen verlaufenden nach 
außen besitzen, ihre Scheitel nach außen kehren und in vier Reihen 
übereinander geordnet sind. Die Innenlippe ist schwielig und weist 
zwei schwache Zähnchen auf. Ich widme diese neue Art Herrn 
Rüdiger Seutter von Loetzen auf Schloß Trautenburg bei 
Leutschach. 


Natica redempta Mickt. 
Turritella gradata Menke (häufig 
Cerithium bidentatum 


5 gamlitzense Hilb. (dominierend) 
e theodiscum Hilb. 

e noricum Hilb. (häufig) 

S nodosostriatum Hilb. (selten) 


Buceinum ternodosum Hilb. (häufig) 
n obliquum Hilb. (seltener) 
Purpura styriaca Stur. 


aus feinkörnigem Konglomerat mit reichlichem, tonigem Bindemittel, 
das ober Tag ansteht und reichlich verkreidete Muschelschalen führt. 


Patella sp. 

Turritella gradata Menke 

Lucina cf. miocenica Micht. (Steinkern) 
Leda sp. 

cf. Ervilia podolica Thil 

cf. Corbula Basteroti Hörn. 


Die Verschiedenheit der Fazies bedingt einen ganz wesentlich 
anderen Fauneninhalt. Es ist bemerkenswert, daß die Bivalven in 
den groben Sedimentlagen vorherrschend zu sein scheinen, während 
im Tegel ausschließlich Gastropoden gesammelt wurden. 


t) Hilber, Die Miocänschichten von Gamlitz bei Ehrenhausen in Steiermark 
Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1877. — Derselbe, Neue Konchylien aus den mittelsteirischen 
Mediterranschichten. Sitzungsber. d. k. Akad. Wien 1879, LXXIX. 


j ?) Neritodonta mutinensis (D’Anc.) bei Sacco, Moll. del Piemonte et della 
Liguria, Parte XX, pag. 53, Tav. 5, fig. 63—66. 


56 Verhandlungen. Nr. 2 


Alle bisher besprochenen Punkte zeigen eine Neigung der 
Tertiärschichten nach Nord und Nordost, wobei im Süden am Gebirgs- 
rand steilere Winkel von 30—40 , gegen Gamlitz zu flachere Schichten- 
lagen beobachtet wurden. 

Nur im Haselbachgraben zeigen die Schichten einen geringen 
Abfall nach SO von der kristallinen Scholle, die das Schloß Burgstall 
bei Wies trägt und bei der Eisenbahnbrücke auch auf das rechte 
Ufer der weißen Salm reicht und den Steilhang bildet. 

Bei Gamlitz und Ehrenhausen werden die detritogenen und 
flötzführenden Schichten des Grunder Horizonts bekanntlich von Leitha- 
kalkbildungen und marinen Konglomeraten überlagert. Ich sammelte 
an dem in der Literatur erwähnten Fundorte hinter der Kochmühle 
bei Ehrenhausen wohlerhaltene, auf Geröllen aufsitzende Balanen, 
Bryozoen und Serpula. Den Konglomeraten ist hier eine Foramini- 
ferenbank eingelagert. 


Südlich darüber trifft man an der Straße nach Ober-St.-Kunigund 
bei Ewitsch tertiären kalkreichen Mergel mit Pecten. Den Gipfel des 
Steinberges und Platschberges bildet sodann eine Platte von Leitha- 
kalk, die mit ganz flacher Neigung nach N im Süden bei Zieregg 
steil abbricht und schlierartigen, fossilleeren Mergeln auflagert. 


Der Raum zwischen Platsch, Leutschach und Marburg wird 
sroßenteils von einerseits mehr sandigen, anderseits tonigen schlier- 
artigen Sedimenten erfüllt, die im Schichtenverband meist recht fest 
sind, außer Verband gebracht aber sehr rasch zu sandigem Lehm 
zerfallen. Dieses Verhalten des sogenannten „Abbocks“ bedingt den 
orographischen Charakter des Geländes, das sich durch weitgehende 
Zerteilung, durch tiefe Täler und Gräben mit sehr steilen Hängen 
auszeichnet. Außer Spuren von Pflanzendetritus wurde in diesen 
Schichten nichts gefunden. Das Einfallen derselben ist Östlich von 
Leutschach, am Pößnitzberg und in St. Georgen 30—50° nach SO, 
zwischen St. Georgen und Unter-St.-Kunigund nach NO, zwischen 
Unter-St,-Kunigund und Marburg am Potschgau mit 20° Neigung 
nach SSW. 


Die Talböden sind, soweit nicht Wasserläufe aus dem Urgebirge 
reichlichen Schotter zuführen, hauptsächlich mit dem sandigen Lehm 
erfüllt, der gelegentlich durch Zerfall tertiärer Konglomerate Gerölle 
enthält. Demgemäß zeichnen sich die Wasserläufe durch geringes 
Gefälle und vielgewundenen Verlauf aus, ihre Alluvien sind vollständig 
fruchtbar, bei Hochwässern tritt mehr eine unschädliche, selbst vor- 
teilhafte Verschlammung der Talwiesen ein, keine Vermuhrung mit 
Schotter. Dieses Verhalten der Wasserläufe sollte bei der Regulierung 
derselben im Auge behalten werden, da sonst durch zu starke 
Wasserentziehung und Trockenlegung der Wiesen mehr Schaden als 
Nutzen gestiftet werden könnte. 


Die für diese Mitteilung benützten Belegstücke befinden sich 
in der geologisch-paläontologischen Abteilung des k. k. Naturhistorischen 
Hofmuseums in Wien. 


1910 Sitzung vom 1. Februar. Prof, Dr. Rudolf Zuber. 597 


Prof. Dr. Rudolf Zuber. Eine fossile Meduse aus dem 
Kreideflysch der ostgalizischen Karpathen. 


Von Herrn Dr. B. Fulinski erhielt ich ein Problematikum, 
welches in den Inoceramenschichten bei Jaremeze am Prutfluß 
gefunden wurde. 

Anbei folgt die photographische Abbildung dieses Fossils. 

Auf der Schichtfläche eines festen, krummschaligen, dunklen von 
Kalkspatadern durchzogenen und mit feinen Hieroglyphen bedeckten 
Sandsteines (typische „Strzalka“) erscheint eine ringförmig angeordnete 
Reihe von 20 erhabenen Wülsten, wie sie in der anliegenden Ab- 
bildung ersichtlich sind. 

Recht ähnliche Gebilde wurden noch vonHohenegger in den 
Wernsdorfer Schichten Schlesiens gesammelt und von OÖ. Maas als 
Medusen gedeutet, für welche dieser Autor ein neues Genus Atollites 
und zwei Spezies A. Zitteli und A. minor aufgestellt hat !). 


Atollites carpathieus n. sp. 


Der größte äußere Diameter meines Stückes beträgt 35 mm. 
Die Länge der einander ziemlich gleichen Wülste beträgt 6—8 mm, 
deren Breite 2—3 mm, ihre sichtbare Dicke, insofern sie aus der 
Gesteinsfläche hervorragen, 1—2 mm. 

Herr Prof. Dr. Otto Maas in München, welchem ich eine Photo- 
graphie dieses Fundes eingesendet habe, hatte die Güte, mich in 
meiner Vermutung über die Zugehörigkeit desselben zu bestärken und 
folgende Bemerkungen mitzuteilen: 

„Ich halte den Abdruck in der Tat für zu Atollites gehörig, 
mindestens dem Genus nach. Die Lappenzone ist so charakteristisch, 
auch die innere Lappen- oder Leistenzone ist erkennbar; ebenso 
teilweise das kleine Mittelfeld.“ 

„Sehr bemerkenswert ist die paarweise Anordnung der Lappen 
(auch in meiner Figur von A. Zitteli bei einigen zu sehen); die Zahl 
20 (2X 10) ist bedeutsam als nicht Multiplum 4 X 4 oder 4X 6.* 


1) O. Maas, Über Medusen aus dem Solenhofer Schiefer und der unteren 
Kreide der Karpathen. Palaeontographica Bd. 48. Stuttgart 1901—1902. 


58 Verhandlungen. Nr 


„Als neu sehe ich, soweit am Photo möglich, den scharfen 
Schirmrand an verschiedenen peripheren Stellen sowie rechts oben 
Abdrücke von Tentakeln ?“. 

Trotzdem nun die Zugehörigkeit meines Stückes zum Genus 
Atollites als feststehend betrachtet werden muß, so kann ich dasselbe 
doch mit keiner der Wernsdorfer Spezies direkt identifizieren. 

Der Hauptunterschied besteht darin, daB in meinem Exemplar 
der äußere Lappenring weit regelmäßiger und schärfer ist als bei 
A. Zitteli und A. minor. Auch sind die einzelnen Wülste dieser Zone 
bei meinem Stücke fast gleich und walzenförmig, wogegen die Werns- 
dorfer verschieden groß, mehr keulenförmig und aneinandergepreßt 
erscheinen. . 


Ich glaube daher berechtigt zu sein, für den Fund von Jaremeze 
innerhalb des Maasschen Genus Atollites eine neue Spezies: 


Atollites carpathicus n. sp. 
aufzustellen. 


Ob die außerhalb der Lappenzone sichtbaren wurmförmigen 
Wülste als Tentakel der Meduse zu deuten wären, wie dies Prof. Maas 
vermutet, oder ob es von anderen Ursachen hervorgebrachte „Hiero- 
glyphen“ sind, kann vorläufig nicht entschieden werden. 


Zu bemerken ist noch, daß die Schichtfläche des Sandsteines, 
welche meine Meduse trägt, nur erhabene Hieroglyphen aufweist und 
somit nach unseren bisherigen Erfahrungen als untere Schichtfläche 
zu betrachten ist. Es könnte der Fossilisationsprozeß wohl so gedacht 
werden, daß die Meduse mit der konvexen Seite nach unten auf 
den schlammigen Grund geriet und etwas einsank, worauf sie von 
feinem Sande zugeschüttet wurde. Die jetzt sichtbaren Wülste wären 
dann Sandausfüllungen der tiefen Furchen der äußeren Lappenzone. 

Es ist wohl noch verfrüht, aus diesem vereinzelten Funde in den 
Ostkarpathen irgendwelche stratigraphischen Schlüsse ziehen zu wollen. 


Vorträge. 
O.Ampferer. Aus denAllgäuerund LechtalerAlpen. 


An der Hand eines Querprofils (ca. 1:8300), welches die 
Lechtaler und Allgäuer Alpen in der Richtung von Flirsch im Stanzer Tal 
gegen Jungholz durchschneidet, werden die wichtigsten stratigraphischen 
und tektonischen Elemente vorgeführt. 

Die neuen tektonischen Ergebnisse sollen in der Beschreibung 
des gemeinsam mit W. Hammer bearbeiteten Alpenquerschnittes 
verwertet werden, weshalb vorläufig von einer Darstellung derselben 
abgesehen wird. 

Von den stratigraphischen Mitteilungen des Vortrages soll hier 
nur die Auffindung von cenomanen Gesteinen in den 
Lechtaler Alpen etwas eingehender besprochen werden. 

Dieselben sind längs jener großen Überschiebung erhalten, 
welche sich von dem Nordrande der Mieminger Berge entlang der 


1910 Sitzung vom 1. Februar. ©. Ampferer und @. C. Crick. 59 


Nordseite der Heiterwand und weiter über Boden und Gramais in 
nahezu gerader Richtung bis ins Alperschoner Tal verfolgen läßt. 
’ Am Sattel zwischen Boden und Gramais wurden hier schon vor 
mehreren Jahren fossilführende Neocommergel entdeckt. 

Weiter westlich schiebt sich nun ebenfalls knapp an der Über- 
schiebungsgrenze zwischen Gramaiser und Alperschoner Tal eine meist 
von Sandsteinen und Breccien gebildete Zone ein, in welcher an 
vielen Stellen, besonders reichlich aber im Hintergrund des Griesbach- 
tales an den Abhängen der Zwick- und Ruitelspitze kleine Exemplare 
von Orbitulina concava Lam. gefunden wurden. 

Diese im einzelnen sehr verschieden gestaltete Gesteinszone 
erreicht hier eine Mächtigkeit von 40—100 m und setzt über 
Aptychenkalken ein. 

Im Hintergrund des Griesbachtales (südöstlich von Elbigenalp im 
Lechtal) ist die Serie am Westabhang der Zwickspitze (Gamperinne) 
am klarsten erschlossen. 

Wir finden hier bei steilem Südeinfallen über den Aptychen- 
schiefern und -kalken eine Zone von ziemlich feinkörnigen Kalk- 
breccien (gelblichgrau verwitternd), die vielfach Orbitulinen enthalten. 

Darüber folgt ein grobes Konglomerat (bis hühnereigroße Gerölle) 
mit vielen Kieseln und Geröllen aus Aptychenkalk und bunten ober- 
jurassischen Hornsteinkalken. 

Höher stellt sich Kalksandstein ein. Über diesem grünliche 
Mergel und Kalke, dann grobbrockige Kalkbreceien, auf denen endlich 
die große Schubmasse lastet, welche hier an der Basis aus zerdrücktem 
Hauptdolomit besteht. 

Diese fossilführende Zone konnte ostwärts bisher bis ins 
Gramaisertal verfolgt werden, während dieselbe westwärts mit weit 
mächtigeren Massen von Schiefern, Sandsteinen, Breceien..... im Madauer 
und Alperschoner Tal in Zusammenhang steht. 

Noch größere, ganz ähnlich gebaute, wahrscheinlich auch der 
Oberkreide zufallende Schichtfolgen treten in den westlichen Lechtaler 
Alpen auf. 

Diese bisher den liasischen Fleckenmergeln zugerechneten 
Gesteinsmassen nehmen z. B. am Kaiserjoch, Almejurjoch, im Sulzeltal, 
Krabachertal, am Trittkopf bei Zürs, am Spullersee ... . ausgedehnte 
Oberflächenstücke ein, denen die dunklen, ungemein weich ver- 
witternden, sandigen Schiefer einen recht charakteristischen Anblick 
verleihen. 

Ihre genauere Durchforschung wird mit ein Hauptziel der weiteren 
Untersuchungen in den Lechtaler Alpen bilden. 


Literaturnotizen. 


G. C. Crick. Note on two Cephalopods collected by 
Dr. A. P. Young F. G. S., on the Tarntaler Köpfe in Tirol. 
Geological Magazine, October 1909, pag 434. (Mit Tafel.) 

In beiden Fällen handelt es sich um Haldenstücke, über deren Herkunft aus 


den Kalken unter den Liegendschiefern des Tarntaler Serpentins die dem Referenten 
durch Herrn Dr. Young bekannt gewordene Fundstelle keinen Zweifel läßt. Der 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1910, Nr. 2. Verhandlungen. 9 


60 Verhandlungen. Nr. 2 


[4] 


Ammonoide wird von Crick nach der nicht genau medianen Stellung eines frei- 
liegenden Stückes peripherer Randkante, nach einem mehr vermuteten als sicht- 
baren Mediankiel, nach Suturlinie und Berippung zu den Arietiden gestellt und 
vorsichtig mit einer von Paroni abgebildeten unterliassischen Spezies verglichen, 
welche dieser mit Fragezeichen neben Dumortiers Spezies Arnouldi stellt (Genus 
Arnioceras bei Hyatt). Danach würde der fragliche Arietit auf unteres Sine- 
murien weisen. 

Das zweite Fossil wird bis zum Genus Belemnites bestimmt mit dem Beifügen, 
daß jede Andeutung einer radialen konzentrischen oder achsialen Struktur fehlt. An 
Pichlers Funde von Belemniten und „Ammonites radians“ in den Tarntaler 
Köpfen wird dabei erinnert. 

In der Tat werden durch diese Funde die durch Unauffindbarkeit der Beleg- 
stücke geschwächten Gründe Pichlers für eine nicht unbedeutende Verbreitung 
der Juraformation in den tirolischen Zentralalpen (vergl. die Karte Zeitschr. d. 
Ferdinandeums, Innsbruck 1859) wieder dringlicher; um so mehr als eıne solche für 
die Radstädter Tauern von Uhlig neuerdings angenommen ist und die strati- 
graphischen Ähnlichkeiten zwischen beiden Gebieten sehr zahlreich sind. Weitere 
Funde und eine genauere Lokalisierung derselben bleiben von der Begehung des 
Tarntaler Gebietes durch Herrn Dr. Young, Hartmann (München) und gelegent- 
lich den Ref. freilich erst zu erwarten. (B. Sander.) 


HermannVetters. KleineGeologie Niederösterreichs. 
Erläuterungen zur geologischen Oleatenkarte im Maße 1:750.000. 
Mit 1 Karte, 1 geologischen Oleate und 1 Formationstabelle. Wien 
1909. R. Lechner. 


Das 21 Seiten umfassende Oktavheft enthält eine übersichtliche Zusammen- 
fassung der in den einzelnen Abschnitten des Buches „Landeskunde von Nieder- 
österreich“ !) (herausgegeben von Gustav Rusch, umgearbeitet von D. H. Vetters, 
Dr. Fr. König und H. Pabisch) enthaltenen geologischen Angaben. Auch die 
bekannte Schobersche Schulhandkarte, die vom Verfasser zusammengestellte 
Formationstabelle und die hier in mancher Beziehung vervollständigte Oleatenkarte 
sind der Landeskunde entnommen. 

Sehr zu begrüßen ist es, daß neben der geologischen Oleatenkarte auch 
noch ein Abdruck der Oleatenkarte der genannten Landeskunde ?) auf gewöhnlichem, 
weniger leicht zerreißbarem Papiere beigelegt ist. 

Die Erläuterungen sind in vier Abschnitte eingeteilt, von denen der erste 
die nordwestlichen Teile Niederösterreichs behandelt, die noch der sogenaunten 
Böhmischen Masse angehören. Der zweite Abschnitt bespricht den Anteil an den 
Ostalpen, ein dritter die dazwischen liegenden Tertiärbecken, während das vierte 
Kapitel die diluvialen und alluvialen Ablagerungen behandelt. 

Jedem, der sich für die geologischen Verhältnisse Niederösterreichs interessiert, 
kann die kleine Geologie bestens empfohlen werden, da sie über die Verbreitung 
und Ausbildung der einzelnen geologischen Formationen die entsprechende 
Auskunft gibt. 

Es wäre auch sehr zu begrüßen, wenn die rührige Verlagsbuchhandlung den 
im Vorworte erwähnten Plan zur Ausführung brächte, auch von den anderen 
Kronländern derartige geologische Übersichtskarten mit erläuterndem Texte er- 
scheinen zu lassen. (Dreger.) 


Slavik F. „O nökterych barytech z karbonu Kladen- 
sk&ho“ (deutsch = Über einige Baryte aus dem Karbon von Kladno). 
„Rozpravy“ d. k. böhm. Akad. d. Wiss. in Prag. Jahrg. XVIII. 2. Klasse, 
Nr. 29, 1909. 6 Seiten. 


Eine mineralogisch-kristallographische Bearbeitung von Barytkristallen von 
folgenden Lokalitäten: Grube Theodor von Pcher, Johann-Grube von Libusin und 


!) vergl. darüber das Referat in diesen Verhandlungen 1909, pag. 124. 
2) Warum nicht in der verbesserten Ausgabe? 


1910 Sitzung vom I. Februar, Slavik F. und Jeiek B. 61 


Ronna-Grube bei Hinidous (alle drei Orte bei Schlan). Betreffs der Zahlenwerte 
verweise ich hier sowie bezüglich aller folgenden Arbeiten auf die Original- 
publikationen. (Dr. Hinterlechner.) 


Slavik F. „Druhä zpräva o whewellitu od Slancho* 
(deutsch: Zweite Mitteilung über den Whewellit von Schlan). „Rozpravy“ 
der k. böhm. Akad. d. Wiss. in Prag 1909. Jahrg. XVIII. Ki. II. Nr. 30 
9 Seiten mit 6 Textfiguren. 

Die Angaben der gegenständlichen Publikation sind das Ergebnis minera- 


logisch-kristallographischer Studien am Whewellit aus der Theodor-Grube bei 
Schlan. Das charakteristischeste des Whewellits dieses Fundortes ist die Aus- 


bildung der Pyramide (121), die bisher noch nirgends nachgewiesen wurde, während 
sie keinem Exemplar von obigem Fundorte fehlt. (Dr. Hinterlechner.) 


Jezek B. „Beitrag zur Kenntnis des Whewellits.“ 
Bulletin international XIII. der k. böhm. Akad. d. Wiss. in Prag 1908. 
15 Seiten und 1 Tafel. 

Der Autor teilt hier seine Untersuchungsresultate am Whewellit von Burgk 
und Zwickau in Sachsen sowie jene von Kopitz in Böhmen mit. Seite 2—6 umfaßt 
dabei eine Zusammenstellung älterer bezüglicher Angaben. 

(Dr. Hinterlechner.) 


Jezek B. „Zweiter Beitrag zur Kenntnis des Whewel- 
lits.“ Bulletin international XIV. der k. böhm. Akad. d. Wiss. in Prag 
1909. 2 Seiten mit 5 Textfiguren. 


Kristallographische Messungsergebnisse des Autors am Whewellit von 
Burkg und Zwickau. (Dr. Hinterlechner.) 


Jezek B. „Über Hamlinit von Brasilien.“ Bulletin inter- 
national XIII. d. k. böhm. Akad. d. Wiss. in Prag 1908. 6 Seiten mit 
2 Textfiguren. 

Der min., chem. und kristallographisch untersuchte Hamlinit stammt aus der 
Umgebung von Diamantina in Brasilien, und zwar höchstwahrscheinlich aus dem 
diamantführenden Sande von Serra de Congonhas. Die Gegenwart des Sr und das 
Fehlen des Ba wurde von B. Brauner und B. Kuöma spektroskopisch nachge- 
wiesen; Kuöma hat auch auf SO,, jedoch mit negativem Erfolge geprüft. — 
Al, 0,,Sr Ound P, O, hat der Autor selbst nach gewöhnlichen Methoden nachge- 
wiesen, (Dr. Hinterlechner.) 


Jezek B. „Über Braunit von Minas Geraes.“ Bulletin 
international XIII. der k. böhm. Akad. d. Wiss. 1908. 6 Seiten und 1 Tafel. 


Der Autor stellt zuerst ältere Formen zusammen, um daran anschließend die 
neuen 6 Flächen des von ihm untersuchten Materials zu besprechen. 
(Dr. Hinterlechner.) 


Jezek B. „O natrolithu ze San Benito County v 
Kalifornii“ (deutsch = Über den Natrolith von San Benito County 
in Kalifornien). „Rozpravy“ d. k. böhm. Akad. d. Wiss. im Prag 1909. 
Jahrg. XVIII. Klasse 2. Nr. 26. 6 Seiten mit 4 Textfiguren. 

Angaben über kristallographische Messungsresultate und eine quantitative 
Analyse des chemisch sehr reinen Minerals, (Dr. Hinterlechner.) 

g9* 


62 Verhandlungen. Nr. 2 


Hlawatsch ©. „Der Aragonit von Rohitsch.“ Zeitsch. £. 
Krystallogr. etc. XLVII. Bd. 15 Seiten und 1 Tafel. Leipzig 1909. 


In der letzten Zeit wurden bei der Neufassung der Quellen von „Rohitsch- 
Sauerbrunn“ Aragonithbildungen ganz jugendlichen Alters gefunden. Die im Titel 
angedeuteten Untersuchungen betreffen nur die Krystallform ‘dieses Aragonits; 
sonst vergl. man diesbezüglich J. Dregers Angaben in diesem Organe selbst 1908, 
pag. 65—67, k 

2 Die Flächen, die an den gemessenen Kristallen auftreten, sind nur die aller- 
gewöhnlichsten, sofern man von gewissen krummen Flächen absieht. 
H (Dr. Hinterlechner.) 


Hlawatsch C. „Bemerkungen zum Aragonit von 
Rohitsch. Natrolith und Neptunit von San Benito.*“ Mit 
1 Textfig. Tschermaks min. und petr. Mitt. Bd. XXVII. 


Betreffs des Rohitscher -Aragonits ist gegenständliche Mitteilung ein kurzes 
Referat im Hinblicke auf den Inhalt der vorausgehenden Arbeit desselben Autors. 
Alle restlichen Angaben sind zahlenmäßige Resultate kristallographischer Studien. 
Betreffs des Natroliths vergleiche man auch die voranstehend erwähnte Arbeit 
Jezeks. | (Dr. Hinterlechner,) 


Verlag der K. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23, 


Gesellsehafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3. 


N 3. 


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Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 


Sitzung vom 22. Februar 1910. 


Inhalt: Todesanzeige: J. R. v. Ba 7. — Eingesendete ae: 


W. Hammer: Beiträge zur Geologie der Sesvennagruppe III. Über das Vorkommen von Trias 
und Jura im unteren Rojental. — Vorträge: G. Götzinger: Weitere geologische Beob- 


achtungen im Tertiär und Quartär des subbeskidischen Vorlandes im Ostschlesien. — Literatur- 
notizen: Furlani, Kober. 
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich. 


Todesanzeige. 


Julius Ritter v. Hauer. 


Am 15. Februar d. J. verschied zu Leoben im Alter von 79 Jahren 
der emeritierte Professor an der dortigen montanistischen Hochschule 
Hofrat Julius Ritter v. Hauer. Der Verstorbene galt als hervor- 
ragender Fachmann auf dem Gebiet der bergbaulichen Maschinenkunde 
und seine darauf bezüglichen Verdienste sind auch äußerlich dadurch 
anerkannt worden, daß sowohl die Bergakademie in Leoben als auch 
die Technische Hochschule in Wien ihn unter die zurzeit noch 
sehr kleine Zahl ihrer Ehrendoktoren aufgenommen haben. Durch 
eine Reihe von Jahren redigierte er das berg- und hüttenmännische 
Jahrbuch, welches mehrfach auch für die österreichischen Geologen 
wichtige Aufsätze brachte, wodurch er auch abgesehen von den 
persönlichen Beziehungen, die ihn mit einem Teil dieser Geologen 
verbanden, in dem Kreise unserer eigentlichen Fachgenossen vielfach 
bekannt geworden ist. Persönlich aber stand er speziell den älteren 
Mitgliedern unserer Anstalt nahe als Bruder unseres ihm vor 11 Jahren 
im Tode vorangegangenen Altmeisters Franz v. Hauer und überdies 
zählte ihn die Anstalt seit dem Jahre 1863 unter ihre Korrespondenten. 

So wie seine zahlreichen Schüler, bei denen er sich großer 
Beliebtheit erfreute, sich stets das Bild dieses ihres ausgezeichneten 
Lehrers mit Dankbarkeit ins Gedächtnis rufen werden, so werden 
auch wir uns seiner liebenswürdigen Persönlichkeit stets freundlich 
erinnern, seiner erfolgreichen Tätigkeit aber werden wir ein ehrendes 
Andenken bewahren. E. Tietze. 

K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 3. Verhandlungen. 10 


64 Verhandlungen. Nr. 3 


Eingesendete Mitteilungen. 


W. Hammer. Beiträge zur Geologie der Sesvenna- 
gruppe). 


III. Über das Vorkommen von Trias und Jura im unteren Rojental. 


Das Rojental, ehemals ein Seitental des Inn, seit der Eiszeit aber 
durch den in den Reschensee mündenden Pitzerbach dem Flußsystem 
der Etsch zugehörig, ist in jenen randlichen Teil der kristallinen 
Otztaler Alpen eingeschnitten, welcher durch die Reschenscheideck- 
talung von den geographisch als Otztalergruppe bezeichneten Gebirgsteil 
abgetrennt und der Sesvennagruppe angegliedert ist. Im Osten schließt 
die Elferspitzgruppe, im Westen der der tirolisch - schweizerischen 
Grenze folgende Kamm Rasassergrat-Piz Lad das Tal ein. An den 
sanft geböschten, nur selten von Wänden unterbrochenen Berghängen 
stehen zyanit-, staurolith- und granatführende biotitreiche Plagioklas- 
gneise wechselnd mit glimmerärmeren Biotitgneisen und Gneisglimmer- 
schiefern an, deren einförmige Ausbreitung teils durch Einlagerung 
von Amphiboliten und Granitgneislagern, mehr noch durch einen 
Schwarm zahlreicher Porphyritgänge mannigfaltiger Art unterbrochen 
wird, welcher über den Stock der Elferspitze und des Grionkopfes 
hinzieht. Sie wurden von Stache und John?) seinerzeit beschrieben 
und ich beabsichtige in einem weiteren Beitrag die bei der Neuauf- 
nahme gewonnenen Erweiterungen in ihrer Kenntnis mitzuteilen. 

Inmitten dieses kristallinischen Gebietes stoßt man nun unterhalb 
des Weiler Rojen (1974 m) an der linken Seite des Tales auf jüngere 
Gesteine, welche hier in einer ansehnlichen Felswand aus dem Wald- 
gehänge („Kalkwald“ benannt) herausragen. G. Stache verzeichnet 
sie bereits auf seiner handbemalten Karte (Kartensammlung der geo- 
logischen Reichsanstalt), und zwar als Hauptdolomit. 

Die genannte Felswand besteht in ihrem südlichen Ende, nahe 
Rojen, aus einem hellgrauen, splittrigen Dolomit mit undeutlicher 
Bankung, welcher NW streicht und sehr steil gegen NO abfällt). Geht 
man den Felsen entlang gegen N, so geht der Dolomit in eine 
jreccie über. In der kurzen Steilschlucht, wo das „Kalkbachl* als 
Wasserfall über die Wand herabkommt, trifft man Bänke grauen 
Dolomits, wechsellagernd mit dünntafeligen grauen und rötlichen Kalk- 
schiefern, NW streichend und flach NO fallend. Nördlich des Kalkbachl 
fallen die Schichten der Wand dann bei gleichem Streichen nach 
SW ein. Es sind weiße und schwach rot gefleckte dichte Kalke, 
graue Kalke mit gelben Schlieren und weiter gegen Norden zu dann 
wieder Breccien mit gelblichem oder rötlichem Zement, welches auch 
selbständige rote und gelbe Lagen bildet. Das Fallen wird sehr steil 
SW und im Faltelangetal endlich kommt unter ihnen wieder brecciöser 


ı) ]. Beitrag und Einleitung in den Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1907, 
pag. 369 u. ff. 

2) Stache und John, Beiträge zur Kenntnis der Eruptiv- und Massen- 
gesteine etz. I. Teil. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1877. 

>) Der äußerste Rand im Süden zeigt steiles SSW-Fallen. 


1910 Sitzung vom 22. Februar. W. Hammer. 65 


grauer Dolomit darunter hervor, ähnlich wie im südlichen Teil der 
Wand. Am Faltelangebach endet die ganze dolomitisch-kalkige Fels- 
zone. Der Fuß der Wand und der Felshänge wird hin und hin von 
(großenteils überwachsenen) Schutthalden gebildet, welche bis zu der 


- Schuttterrasse am Talbach hinabreichen. 


ıl5- 


Stilleck Yato 2: en 


Kartenskizze des Trias-Juravorkommens im unteren Rojental. 
Maßstab: 1:25.000. 


1 Paragneise. — 2 Amphibolit. — 3 Muskovitgranitgneis. — 4 Triasdolomit. — 
5 Kalke und Breccien des Lias. — 6 Tithonkalkschiefer. -—- 7 Moränen und 
Terrassenschotter. — 8 Halden. 


Wie aus dem angegebenen Schichtfallen und aus der Wieder- 
holung des Dolomits an beiden Enden ersichtlich, besteht hier eine 
NW streichende Mulde, deren Achse nahe an dem Kalkbachl durch- 
zieht. Steigt man an dem Bach entlang in der Muldenmitte auf- 
wärts, so trifft man vom Wasserfall aufwärts in dem grauen Dolomit 
einmal eine Lage dunkelviolettroten mergeligen Schiefers und dann 
folgt über dem Dolomit eine Serie von Breecien aus dunkelgrauem 
Kalk mit rotem oder gelbem oder grauem Zement. Stellenweise ist 

10* 


66 Verhandlungen. Nr. 3 


die Breecie schiefrig, breitgequetscht. Die Breccien reichen bis zur 
Höhe der Kalkhütte. Darüber hinauf sind dann in großen, stark ver- 
rutschten: Anrissen schwarze Tonschiefer, graue braun verwitternde 
Kalkschiefer und solche mit glimmerig-tonigen Uberzügen, anscheinend 
von beträchtlicher Mächtigkeit aufgeschlossen. 

In ungefähr 2200 m Höhe enden die Kalkschiefer unter dem 
Stilleck und der oberste Teil der steilen Muranrisse entblößt zwei 
Lager von Amphibolit mit dazwischenliegendem glimmerreichen 
Biotitgneis. Das eine derselben ist bachaufwärts gegen das Schlumeck 
zu verfolgen, das andere dürfte die Fortsetzung des Amphibolitlagers 
sein, welches im Faltelangetal beträchtlich oberhalb der Kalke ansteht. 

Die Kalkschiefer sind gegen Norden nur bis zum Rücken ober 
der Kalkhütte zu verfolgen, im Faltelangetal sinkt die Grenze gegen 
das Kristallin bis auf die tieferen Kalke hinab — die eigentliche 
Grenzlinie ist überschüttet und überwachsen. Ebenso sind die Kalk- 
schiefer gegen Süden über den Graben hinaus nicht mehr zu sehen. 
Das flache Gehänge des Schlumeck ist mit Glazialschutt überdeckt 
und dicht bewachsen, ohne tiefere Aufrisse, erst am oberen Rand 
der großen Felsstufe stoßt man wieder auf das Anstehende und 
hier steht an zwei Stellen noch unmittelbar über dem Dolomit, 
beziehungsweise über der Breecie Glimmergneis an, NW streichend 
und mäßig SW fallend. 

Auf der gegenüberliegenden Seite des Rojentales sind 
zwei weitere Vorkommnisse im Wald versteckt, welche mit dem 
beschriebenen in Beziehung stehen. Im Waldhang ober der Brücke 
bei 1798 m steht eine größere Masse grauen brecceiösen, dickbankigen 
Dolomites, N fallend an; Hangendes und Liegendes ist verdeckt. 
Ein zweites kleineres Vorkommen desselben Dolomits trifft man weiter 
nördlich, unweit der Stelle, wo der Weg Rojen—Girn den Rücken 
überschreitet. Zwischen beiden Vorkommen scheint kein Zusammen- 
hang zu bestehen, da an dem zwischenliegenden aufschlußlosen Wald- 
hang kein Dolomitschutt zu finden ist. Während das südliche Vor- 
kommen nicht bis zum Kamme zu reichen scheint — Aufschlüsse 
fehlen, doch ist kein Stückchen Dolomit mehr im Boden zu finden, 
nur Gneisstückchen und erratisches Material aus dem oberen Rojen- 
tal — läßt sich das nördliche als schmale Zone über den Kamm weg 
auf die Ostseite verfolgen, wo es im obersten Girnerwald endet. An 
seinem unteren Rand im Girnerwald wird von den Anwohnern ein 
grauer plastischer Ton ausgehoben für Hafnerarbeiten. 

Die Suche nach Fossilen war ergebnislos. In den grauen gelb 
gesprenkelten Kalken am Faltelangebach fand ich Korallen, welche 
aber nicht weiter bestimmbar sind. 

Lithologisch entsprechen die Gesteine vollständig solchen der 
benachbarten Lischannagruppe: die gleichen Breccien mit grauem 
oder rotem beziehungsweise gelbem Zement vertreten dort den Lias 
und stehen auch dort durch breeciösen Dolomit mit dem unterlagernden 
Triasdolomit in Verbindung, so daß der liegende Dolomit im Rojen- 
tal dem Hauptdolomit der Lischannagruppe entsprechen würde. Die 
Kalkschiefer und Tonschiefer im Hangenden sehen auch den Lias- 
schiefern des Lischanna ähnlich, stärker jedoch scheint mir die 


1910 Sitzung vom 22. Februar. W. Hammer. 67 


Ähnlichkeit mit den Tithonschiefern zu sein, welche vom Piz 
Lad bis zum Schlinigpaß jenseits des Grenzkammes sich hinziehen und 
dort von W. Schiller auf Grund von Fossilfunden bestimmt wurden. 
Y Es wurde im zweiten Teile dieser Beiträge der Westrand der 
Ötztaler Gneise zwischen Piz Lad (bei Reschen) und Schleis a. d. Etsch 
als Überschiebungsrand beschrieben: die Ötztaler Gneise sind über die 
Trias-Jurafalten der Lischannagruppe binaufgeschoben. Zwischen dem 
Schlinigpaß und dem Val da Scharina liest zunächst unter dem Gneis die 
genannte Zone von Tithonschiefern, der Überschiebungsrand verläuft 
im allgemeinen an der Westseite des Grenzkammes, nur an einer 
Stelle hat die Erosion die Gneisdecke des Kammes entfernt und eine 
zungenförmige Entblößung der überschobenen Unterlage auf der 
Rojenerseite geschaffen — eine Stelle, wo infolgedessen die Auf- 
schiebung des Gneises sehr anschaulich wird: es sind die Grionplatten 
oder Plattas, eine weiß und hellbunt leuchtende Felsöde zwischen den 
dunklen begrünten Gneishöhen. Die gleichen Schichten wie in dem 
Vorkommen "außerh: ılb Rojen sind hier "aufgeschlossen : Dolomit, Lias- 
breceie und Tithonschiefer, letztere beide mehrfach fossilführend. 
Der Lias ist nur geringmächtig als rot- oder gelbzementierte Breccie 
und roter Mergelkalk und lichtgrauer tafeliger dichter Kalk entwickelt, 
die Liasschiefer, wie sie am Lischannastoek vorkommen, fehlen hier, 
die Tithonschiefer sind vorwiegend als graue Kalkschiefer mit feinem 
slimmerigem Überzug entwickelt, außerdem noch in Gestalt rotbrauner 
Aptychenschiefer, grünlicher Aptychenkalke sowie heller crinoiden- 
führender Kalke. Ich überzeugte mich bei der Aufnahme der Grion- 
platten auch von der hervorragenden Ähnlichkeit der Tithonkalkschiefer 
mit den Kalkschiefern ober der Pforzheimerhütte im Schlinigtal, welche 
Schillers Deutung der letzteren als Tithon begründet erscheinen läßt. 

Von Plattas an nordwärts verläuft der Überschiebungsrand wieder 
an der NW-Seite des Kammes und erst nördlich des Grubenjoches, 
am Beginn des Gipfelkammes des Piz Lad springt die Gneisgrenze 
wieder auf die tirolische Seite über. 

Die Überlagerung der Rojener Triasliasscholle durch den Gneis 
ist an mehreren Stellen zu sehen; einerseits an den zwei Aufschlüssen 
am oberen Rand der Dolomitwand, anderseits im Kalkbachgraben. 
Diese Überlagerung könnte durch Einfaltung oder durch Überschiebung 
entstanden sein. Gegen die erstere Annahme spricht die Streichungs- 
richtung der beiderseitigen Gesteine. Trias und Jura bilden eine NW 
streichende Mulde; die Gneise im ganzen Ostgehänge des Grenzkammes 
und an diesem selbst streichen aber durchweg OW bis ONO-WSW 
(mit Ausnahme eines untergeordneten Einschwenkens gegen WNW 
am mittleren Nockenkopf), nur unmittelbarer am Rand des Lias 
streichen die Gneise unter dem Stilleck nahe an NS und am oberen 
Rand der Felswand gleich wie der Dolomit NW im Faltelangetal 
WNW. Ebenso wie das Schichtstreichen der kristallinen Schiefer 
an der Überschiebung auf der Schweizer Seite schräg abgeschnitten 
wird und die darunter hervorkommenden Trias- und Juraschichten 
gleichfalls in ihrem Streichen unabhängig vom Verlauf der Über- 
schiebung sind, so taucht die Trias-Liasmulde von Rojen als fremdes Teil- 
stück unter dem Gneis heraus. Die Gebirgsbewegung, welche die 


68 Verhandlungen. Nr. 3 


Gneise in steile Stellung in ONO- bis OW-Richtung zusammenschob, 
kann nicht gleichzeitig in ihrer Mitte Trias und Lias in eine NW 
streichende Mulde gebogen haben. Nimmt man deshalb Überschiebung 
an, so bleibt die Wahl zwischen einer örtlich beschränkten Auf- 
schiebung der Gneise in SO- oder O-Richtung oder daß man die 
Überschiebung aus O oder SO herleitet und damit das ganze Vor- 
kommen als ein Erosions-Fenster in der Gneisdecke des Rojentales 
ansieht, in welchem das Triasliasgebirge der Lischannagruppe neuerlich 
zutage kommt. Für die erstere Annahme liegen keine besonderen 
Anhaltspunkte vor, eher aber für die zweite; nur 2—3 km entfernt 
im Westen verläuft der Rand der großen Ötztaler Überschiebung. Der 
Rand liegt auf der Schweizer Seite im Val da Scharina bei 2300 m 
und steigt an den Kämmen (Hintere Scharte, Piz Lad) bis 2300 m; 
der obere hand der Rojener Vorkommen liest bei 2200, beziehungs- 
weise 2100 m. Daß die Otztaler Überschiebung” eine flache "Aufschiebung 


Fig. 2. 


Auss. NokenkR. 


Nm Stilleck 
PR a inne Im 


PRıms 


. Rojental 


Lischanna WNW 


__Uinatat 


Profile durch den Westrand der Ötztalermasse. 


Schraffiert: Kristalline Schiefer. — Weiß: Trias und Jura. 


ist, ersieht man aus den vorgeschobenen Überschiebungszeugen am 
Piz Lischanna und P. Rims welches erstere bei 55 km Entfernung 
vom Überschiebungsrand auf Sursaß nur 550 m höher liegt als dieser, 
während letzterer in 2 km Entfernung 250 m höher liegt, was einer 
Durchschnittsneigung von 6° entsprechen würde. Zudem ist die 
UÜberschiebungsfläche stark wellig verbogen, was aus dem Verlauf 
ihres Erosionsrandes geschlossen werden kann und auch in dem auf- 
und absteigenden oberen Rand des Rojener Vorkommens wieder zum 
Ausdruck käme. 

Das NW-Streichen der Rojenermulde stimmt nicht mit dem 
Streichen der mesozoischen Schichten der Schweizer Seite überein, 
welche OW- bis NO-Richtung einhalten. 

Es ist unwahrscheinlich, daß nahe dem Rande einer so weit 
ausgedehnten Überschiebung, wie es die der Ötztaler über die En- 
oadiner Triasberge ist, eine lokale Überschiebung in entgegengesetzter 
Richtung eingetreten sei und es bleibt somit als die wahrscheinlichste 
Annahme die, daß hier ein Fenster in der aufgeschobenen Gneisdecke 
von der Erosion geöffnet wurde. 


1910 Sitzung vom 22. Februar. Dr. Gustav Götzinger. 69 


Vorträge. 


Dr. Gustav Götzinger. Weitere geologische Beob- 
achtungen im Tertiär und Quartär des subbeskidischen 
Vorlandes in Ostschlesien. 


Im vorigen Jahre konnte ich infolge des ehrenvollen Auftrages 
der Direktion meine 1903 auf Blatt Freistadt in Schlesien begonnenen 
geologischen Aufnahmsarbeiten fortsetzen, wobei auch verschiedene 
Vergleichsexkursionen in die Gegenden von Friedeck, Jablunkau und 
Mähr.-Ostrau ermöglicht wurden. Unter Bezugnahme auf die im Jahr- 
buch !) gegebenen Darlegungen seien zur Ergänzung weitere, das 
Tertiär und Quartär betreffende Beobachtungen mitgeteilt. 


Tertiär. 

Die kartographische Ausscheidung des Jungtertiärs im sub- 
beskidischen Vorland nördlich von dem aus Kreide zusammengesetzten 
Teschener Hügelland erfolgte auch 1909, da die Aufschlüsse zumeist 
fehlen, auf Grund der morphologisch-hydrologischen Beobachtungen 
und Erwägungen, wie sie schon a. a. O., pag. 5, entwickelt wurden. 


Fig. 1. 


VER IHO 


Cuch& 


Die Grenze zwischen dem Tertiär und Quartär (Sand) am Gehänge und im 
Hügel selbst. 


Die Höhe der Quellen läßt oft genau die Ermittlung der Grenze 
zwischen dem Tertiär und Quartär zu, wenn auch anderseits an 
verschiedenen Stellen die Quellen etwas tiefer liegen als in Wirklich- 
keit die primäre Grenze zwischen dem Tertiär und Quartär beträgt. Sind 
nämlich an den Talgehängen die häufigen Abrutschungen ?) von 
Diluvium über den Tertiärsockel abgegangen, so überkleiden oft 
wulstartige Oberflächenformen des gerutschten Diluvialsandes oder 
Schotters den Tertiärsockel und die Quelle kommt zuweilen erst nahe 
dem Ende der Rutschungszunge zum Austritt. (Fig. 1.) 


!) Geologische Studien im subbeskidischen Vorland auf Blatt Freistadt in 
Schlesien. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1909, Bd. LIX, pag. 1—22. 

2) Sie sind eine stationäre Erscheinung an den Gehängen der Täler, welche 
noch den Tegel angeschnitten haben. Am Talgehänge S vom Schloßhof bei Schön- 
hof werden seit den letzton 30 Jahren vom Gutsinspektor Guscht bemerkens- 
werte Formveränderungen des Gehänges infolge Rutschungen beobachtet. 


70 Verhandlungen. Nr. 3 


Rutschungen treten in um so größerem Ausmaß unter sonst 
gleichen Umständen auf, ein je kräftigerer Strang des Grundwassers 
am Talgehänge zum Ausflusse gelangt. Frische Rutschungen ereignen 
sich namentlich bei einer vergrößerten Grundwasserzufuhr, also bald 
nach starken Regengüssen und Schneeschmelzen. Eine Rutschung von 
ziemlich frischen Oberflächenformen ging zum Beispiel erst im Früh- 
jahr 1909 bei Kl.-Kuntschitz am rechten Talgehönge der Petruwka 
ab. Sie riß mit Jungwald bedeckte Schotter treppenartig vom Gehänge 
in der Richtung zum Talboden. Die Abrisse sind ganz frisch und die 
steile Zunge scheint sich noch tiefer herabbewegen zu wollen. Da- 
gegen sind an anderen Gehängen schon vor längerer Zeit Rutschungen 
abgegangen; sie verraten sich nur mehr durch ein schwach höckeriges 
Terrain in der unteren Gehängepartie und durch etwas abgeböschte 
Ausrutschungsnischen, während die Absitzungsspalten natürlich schon 
vollständig fehlen. (Zum Beispiel N vom „ÖOchsenweg“ am rechten 
Talgehänge der Petruwka: besonders deutliche in 3—4 Wällen an- 
geordnete Rutschungswülste sind am rechten Ostrawitzatalgehänge 
S von Rattimau zu beobachten.) Sind die Zungen von solchen älteren 
Rutschungen schon ganz bis zur Talsohle durch Abgleiten und Ab- 
kriechen „ausgelaufen“, so kann ihr Material den Ausbiß des Tertiärs 
gänzlich verdecken. Die meisten Täler, speziell im Kohlengebiet 
zwischen Mähr.-Ostrau und der Olsa sind unter die Grenzfläche zwischen 
Tertiär und Diluvium eingeschnitten, wenn auch das Tertiär zumeist 
nicht im Aufschluß zu sehen ist; doch. bestätigen, wie im Jahre 1908, 
dies neben den gelegentlichen Beobachtungen verschiedene Bohrungen 
und namentlich Angaben über Brunnentiefen. In Ergänzung der An- 
gaben der früheren Mitteilung (a. a. O., pag. 6) bringen wir nach 
unseren Beobachtungen an den Gehängen folgende Zusammenstellung 
über die Höhe der Grenzfläche zwischen dem Tertiär (respektive 
Grundgebirge überhaupt) und Quartär. Sie liegt in den Höhen von: 


220 S Teichhof bei Schloß Reichwaldau, Graben NE vom Ort 
Reichwaldau. 

225  Neuschacht der alpinen Montangesellschaft Poremba. 

230 oberster Graben S Teichhof bei Schloß Reichwaldau, Podlesy 
bei Michalkowitz, beim Meierhof zwischen Schloß und 
Ort Reichwaldau, Kirche Deutschleuten, Ort Dittmanns- 
dorf. 

230—35 Wolensker Hof!), zwischen Deutsch- und Polnischleuten, 

Bahnhof Petrowitz. 


235 Station Michalkowitz, NW vom Graf Deym-Schacht. 
235—40 Rl. Kuntschitz Ochsenwegabzweigung !), zwischen Michalkowitz 
und Albrechtschacht. 


240 S Polnischleuten zwischen Dittmannsdorf und Steingutfabrik 
Wygoda. 


!) Die Grenze liegt hier auffallend tief, wahrscheinlich wegen Abrutschungen 
in dem verhältnismäßig breiten Tal (vergl. unten pag. 72). 


KUN 


1910 Sitzung vom 22. Februar. Dr. Gustav Götzinger. 71 


Meter 
240—45 Bahnschleife Oberseibersdortf. 

250 Friedhof NW Schönhof, Brunnen Schönhof, Schloßhof, Tal 
E von Radwanitz an der Trasse der elektrischen 
Bahn, W-Abhang des Bartelsdorfer Berges, Gorni 
Folwarek Kl.- Kuntschitz, Ochsenweg Kl.- Kuntschitz, 
Gr.-Kuntschitz, W Steinau Bohrloch beim „Zadni pole“, 
Solza Fasanerie, Tonfabrik Wygoda N Mühsamschacht 
Orlau, Graben W Steinau, Meierhof Ottrembau. 

255 zwischen Seibersdorf und Pruchna, Gawlinee W Pruchna, 
Kohlensandsteinkuppe beim Karl-Schacht Karwin, Schum- 
barg, Pogwisdau, SW KI.-Kuntschitz, oberhalb Schloß 
Gr.-Kuntschitz. F 

260 zwischen Wenzlowitz und Skrbener Hof, Oe£irkowitz zwischen 
Kl.- und Gr.-Kuntschitz. 

265  Rakowetz-Dattin, SE Unterhof bei Steinau. 

270 zwischen Rakowetz und Wenzlowitz, SE Skrben, Dattinertal. 

270—75 N Marklowitz, NE des Parchauer Waldes bei Brzezuwka. 

2755 W Nieder-Bludowitz am linken Talgehänge, Graben N 
Nieder -Bludowitz, NE Schloß Nieder-Bludowitz, Hol- 
@inatal W vom M. H. Mittel-Bludowitz. 

280—85 Haslach. 

2835 W Kote 317 N Kotzobendz. 

285—90 (und auf 300 m ansteigend) Kohutberg. 


Im allgemeinen können wir also dieselbe Tatsache wie im 
vorigen Jahr konstatieren (a. a. O., pag. 7): eine flachgewellte Ver- 
ebnungsfläche dacht sich unter dem Quartär allmählich gegen N ab. 
Sie macht aber, im weichen Tertiär schön ausgebildet, vor dem 
Teschener Kreidehügelland halt, das darüber deutlich aufragt. (Grod- 
rischtzer Hügelland 424 m, Zamarsker Hügelland 571 mn, Willamowitzer 
Berg 389 m usw.) In diesem Zusammenhang aber sei eine Beobachtung 
erwähnt, die mir wichtig erscheint für die Erkenntnis der hydro- 
logischen Verhältnisse des ganzen Gebietes. Wir sehen die Grenz- 
fläche nicht überall gleichmäßig ansteigen, sondern sekundäre Un- 
regelmäßigkeiten aufweisen. Oft verläuft die Grenze zwischen dem 
Tertiär und Quartär gewellt, was durch ungleich große Abrutschungen 
am Talgehänge erklärt werden könnte. Würden über dem Tertiär 
immer Moränen liegen, könnte man diese Wellungen als das Ergebnis 
von glazialen Wirkungen deuten, was ja auch an einigen Stellen 
zutrifftt). Da aber fluviatile, respektive fluvioglaziale Sande über dem 
Tertiär liegen, muß dieses durch Gewässer abgeebnet worden sein. 
Nun liegt in den meisten Tälern, wenn wir talabwärts gehen (nicht 
nur nach N, sondern auch in der Richtung nach W, zum Beispiel 
entlang der Lu£ina) der Tegelsockel tiefer als im Quellgebiet der 


!) Stauchungen liegen wahrscheinlich in dem Bahneinschnitt ENE von 
Kote 233 im Talboden zwischen Radwanitz und dem Albrechtschacht vor: der 
Tegel lagert in verschiedenen Höhen unter den diluvialen Sanden, welche hier 
große erratische Blöcke an der Basis führen. Freilich ließe sich die unregelmäßige 
Auflagerung der Sande auch durch ältere Verrutschungen erklären. 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1910, Nr. 3. Verhandlungen. 11 


12 Verhandlungen. Nr. 3 


Täler. Das ist aus folgenden morphologischen Gründen leicht ver- 
ständlich: Je breiter das Tal im Unterlauf eines Gewässers wird, 
um so öfter wird es vorkommen, daß nach vorhergehender seitlicher 
Erosion der Flüsse an den Gehängen einige Partien schon seit längerer 
Zeit nicht mehr angegriffen werden und nur mehr unter der Denudation 
zu leiden haben. Asymmetrische, durch ungleiche Lateralerosion ent- 
standene Täler sind im Kohlengebiet sehr häufig. Wo ein Gehänge 
seit längerer Zeit nicht mehr erodiert wird, dort ist auch der Sand 
schon seit längerer Zeit immer wieder herabgerutscht, dort überkleidet 
er ständig den Tegel und die Quellen kommen in einem tieferen Niveau 
am Talboden heraus. Der danach angenommene Ausstrich des 
Tertiärs erscheint hier tiefer als im Quellgebiet des- 
selben Gewässers. Daraus folgt also: in den Tälern der Unter- 
läufe der Gewässer ist das Grundwasser im „Berg“ höher 
alsesam Gehänge austritt (vergl. Fig. 1). (Petruwkatal bei Kl.-Kunt- 
schitz, Lucina bei und unterhalb Schönhof, unteres Struschkabachtal.) 
Noch ein zweites Gesetz kann man aufstellen: Jjetieferein Talunter 
die Grenzfläche zwischen Tertiär und Quartär eingeschnitten 
hat, um so längere Zeit ist meist seit der Bloßlegung der Grenzfläche 
verflossen, um: so längere Zeit ist also Möglichkeit für die Quellbildung 
gegeben, um so öfter werden Abrutschungen abgegangen sein; um so 
flacher also müssen unter sonst gleichen Umständen die Gehänge 
sein. Umgekehrt: je flacher die Gehänge, um so höher liegt 
wahrscheinlich die Tegelgrenze gegen das Quartär im Berg, in 
um so höherem Niveau das Grundwasser. Nicht immer in 
derselben Höhe wie an den Gehängen verläuft also innerhalb der 
„Berge“ zwischen den Tälern die Grenze zwischen dem Tertiär und 
Quartär. An den Gehängen sehen wir eben öfters die Minimal- 
höhe der wahren Grenze zwischen Quartär und Tertiär. So würde es 
scheinen, als ob den morphologischen Beobachtungen nicht der große 
Wert zustünde wie den Bohrungen und Angaben über die Brunnen- 
tiefen. Es muß aber gesagt werden, daß speziell die letzteren An- 
gaben nicht sehr genau sind, zumal auch die Ausgangshöhe meist nicht 
genau bekannt ist und auch in vielen Bohrjournalen wird das Diluvium 
und Tertiär stiefmütterlich behandelt und der Grenze zwischen beiden 
Formationen wenig Aufmerksamkeit geschenkt. 


In Ubereinstimmung mit Roemer und Hilber konnte ich 
speziell im Kohlengebiet das Jungtertiär in den meisten tieferen Tal- 
einschnitten konstatieren. Fingerförmig sich verzweigend greift 
das Jungtertiär in die meisten Talverzweigungen ein. 
Es gilt dies für alle Täler und Tälchen, welche zur Olsa und 
Oder entwässern, dagegen, wie jetzt als Regel zu konstatieren ist, 
nicht für -die Tälchen, welche der Weichsel tributär sind (auf 
der österreichischen Seite namentlich das Gebiet von Pruchna). Die 
Täler, welche in das große Weichselalluvialfeld einmünden, schneiden 
den Tegel nicht an), ihre Gehänge sind ganz verlehmt. 


!) Sehr tief allerdings kann unter den rezenten Alluvien der Weichsel und 
ihrer Zuflüsse der Tegel nicht liegen, ebenso wie unter dem verhältnismäßig wenig 
mächtigen Alluvium der Olsa durchweg der Tegel vorkommt, der bei der lateralen 


1910 Sitzung vom 22. Februar. Dr. Gustav Götzinger. 73 


Das fehlende Ausbeißen des Tertiärs und sogar meist der 
hangenden Sande und Schotter und damit das Zurücktreten der 
erratischen Blöcke (weil sie von Lößlehm verschüttet sind, vgl. 
Fig. 2) und das Überwiegen des Lösses, respektive Lößlehmes auch 
an den Talgehängen ist auf folgende einfache morphologische Weise 
zu erklären: In der gleichen geographischen Breite liest das 
Weichselalluvialfeld durchaushöher alsdas der Olsa)). 
Wegen des relativ großen Höhenunterschiedes zwischen der Olsa- 
Weichsel- Wasserscheide und dem Bett der Olsa ist die Erosion zur 
letzteren kräftiger, die Täler sind tiefer eingefurcht, das Tertiär wird 
angeschnitten und daher das Grundwasser durch zahlreiche Quellen 
zur Olsa drainiert. Eine verhältnismäßig starke Erosion, ver- 
knüpft mit größerer Taldichte zeichnet also das Olsa- 
gebiet aus. Ganz anders im Weichselgebiet: indem die Weichsel 
immer höher akkumuliert, immer mehr Schlamm im Vergleich zur Olsa 
herbeiführt, erhöht sie ihr Bett; auch ihre wenigen Seitenbäche sind 
gezwungen, ihre Talböden durch Akkumulation zu erhöhen; sie 
kommen damit zum Teil schon über den Ausbiß des Tertiärs und 
daher über das Niveau des Grundwassers zu liegen, das jetzt von 
der Olsa immer mehr erobert wird; sie müssen damit an Wasser 
verlieren, so daß sie auch nicht einmal kräftig nach rückwärts zu 
erodieren imstande sind. Wegen dieser zurücktretenden Erosion aber 
überwiegt an den Gehängen die Denudation: die Gehänge sind infolge 
Denudation stark verlehmt, nicht einmal mehr die Sande und Schotter 
beißen an den Talgehängen aus und auch der Talboden wird verlehmt. 
Überallsehen wir westlich vom „Froschland“, wieman dasWeichselalluvial- 
feld vielfach nennt, schon verkümmerte, das heißt durch überwiegende 
Denudation überwältigte Täler®); zu einer Vermehrung der Taldichte 
ist keine Veranlassung mehr gegeben, die Taldichte geht zurück. 
Dabei drängt das Gebiet der Petruwka immer gegen Ost, so daß wir 
E von Rychold der Weichsel auf nicht einmal 1 km nahe kommen. 
Bei weiterer Steigerung des gegenwärtigen Erosionszustandes könnte 
das Ende der Weichsel besiegelt werden: sei es, daß durch starke 
Erosion der Zuflüsse der Olsa, vor allem der Petruwka, die Weichsel 
angezapft wird, sei es, daß die Weichsel durch vermehrte Auf- 


Erosion horizontal abgeschnitten wurde. (Vgl. zum Beispiel die Bohrung bei 
der Karwiner Mühle, wo das Alluvium 6°2 m mächtig ist, nack freundlicher Mit- 
teilung des Herrn Markscheiders Novak, oder die Bohrung Pogwisdau, wo unter 
53 m mächtigem Alluvialschotter der Olsa das Grundgebirge kommt, nach freund- 
licher Mitteilung des Herrn Bergverwalters Knittelfelder.) Nach Roemer ist an 
der Weichsel zwischen Drahomischl und Schwarzwasser der Tegel angeschnitten. 
Die Bohrung von Zablacz bei Schwarzwasser kam nach 20 m mächtigem Alluvial- 
schotter auf den Tegel. ; 


1) Vgl. zum Beispiel folgende Gegenüberstellungen der Höhen der Orte: 


Weichsel: Olsa: Differenz: 
Ochab 274 m Lonkau 244 m 30 m 
Schwarzwasser 259 m Zawada 212 m 47 m! 


?) Vergleiche die diesbezüglichen Ausführungen nach Beobachtungen im 
Wiener Wald in des Verfassers: „Beiträge zur Entstehung der Bergrückenformen‘, 
Pencks Geogr. Abh. IX/1, 1907, pag. 116 ff. 

1ul= 


74 Verhandlungen. Nri’3 


schüttung ihres Bettes zur Olsa überfällt, jedenfalls wird der 
Kampf um die Wasserscheide zwischen Oder (Olsa)- 
Weichselzugunsten derÖlsa, eines schwächeren Flusses, enden. 
Diese Verschiedenheit der Erosion, namentlich der Taldichte 
im Olsagebiet im Gegensatz zum Weichselgebiet ist schon auf der 
Spezialkarte deutlich zu erkennen; der gleiche Gegensatz beherrscht 
auch das Gebiet nördlich von der Reichsgrenze. Die Wasserscheide 
zwischen der Olsa und Weichsel, die im Bereich des Kartenblattes 
etwa über die Orte Timmendorf, Ober-Jastrzemb, Zbitkau, Rychold, 
Pruchna, M. H. Lubowetz läuft, trennt das Gebiet mit kräftiger 
Tiefenerosion und daher Bloßlegung des Tertiärsockels von dem öst- 
lichen Gebiet mit geringerer Tiefenerosion und zurücktretendem Aus- 
beißen des Tertiärs ganz deutlich. Die Ursache ist hier also eine 
morphologische, nicht etwa eine geologisch-petrographische. 
M Was die Lagerung des Tertiärs anlangt, so herrscht darin 
Übereinstimmung, daß das Jungtertiär horizontal lagert: doch möchte 
ich zwei Lokalitäten erwähnen, wo dies nicht der Fall ist. Im oberen 
Mühlbachgraben zwischen Oberkatschitz und Kl.-Kuntschitz konnten 
im Bacheinschnitt nach SW zirka 25° fallende deutlich geschichtete 
blaue Tone unter diluvialen Sanden beobachtet werden. Diese Tone 
dürften nicht diluvial sein, da die Grenzfläche zwischen dem Tertiär 
und Quartär hier höher liegt; sie werden aiso Tertiär repräsentieren. 
Die Aufrichtung kann nur eine lokale Ursache haben; von solchen 
kommen in Betracht: eine tektonische Störung, eine glaziale Stauchung 
oder eine primäre Anlagerung an eine präexistente Unebenheit (Sand- 
steinklippe !). Welche dieser Erklärungsmöglichkeiten zutrifft, wird 
wohl erst durch Bohrungen festgestellt werden können. Eine zweite 
Lokalität mit etwas gestörtem Jungtertiär befindet sich SE von Karwin 
im Graben W von Steinau NE vom „Zadni pole“: hier fällt der 
Mergelschiefer schwach 10° nach Süd ein. 


Diluvium. 


Die im Vorjahre versuchte Gliederung im Diluvium wurde fort- 
geführt; die Unterscheidung zwischen glazialen, fluvioglazialen und 
fluviatilen Bildungen konnte gemacht werden. Zum Glazial gehören 
Geschiebelehme und erratische Blockanhäufungen, zu den beiden an- 
deren Gruppen die groben Schotter, welche nur aus nordischem 
Material bestehen, die Sande mit nordischen Blöcken oder Geschieben, 
Lehme und Tone, die sogenannten Mischschotter und die Karpathen- 
schotter; endlich sind die äolischen (Löß) und jüngeren eluvialen 
Bildungen (Lößlehm und Verwitterungslehme der Kreide- und Tertiär- 
gesteine) zu erwähnen. 

Von den glazialen Bildungen sind die Geschiebelehme und 
Geschiebetone (wie auch schon a. a. O. pag. 12 erwähnt wurde), 


!) In dem Petruwkatal E davon, etwa E von Kote 270'5 der Straße nach 
Teschen, steht ein SE 45° fallender aufgerichteter Sandstein an, ob 
dem Alttertiär oder dem Karbon angehörig, kann ich noch nicht entscheiden. Es 
hat viel Wahrscheinlichkeit für sich, daß die erwähnte Aufrichtung des Tones einer 
Anlagerung an einem ähnlichen Sandsteinvorkommnis entspricht. 


Gustav Götzinger. 


Dr 


Sitzung vom 22. Februar. 


1910 


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76 Verhandlungen. Nr. 3 
wegen der Umschwemmung durch die Schmelzwässer des Eises und die 
Karpathenflüsse nur spärlich vertreten. Von großen erratischen Blöcken 
wurde wieder eine große Anzahl von Funden gemacht, welche als 
neu anzusehen sind, da die Karten von Hohenegger, Roemer und 
Hilber sie nicht verzeichnen. An Stelle einer Aufzählung aller 
Lokalitäten !) sei auf die beistehende Karte 1:200.000 (Fig. 2) ver- 
wiesen, auf der die durch die älteren Forscher bekanntgewordenen 
erratischen Vorkommnisse durch schwarze Ringe vermerkt sind, während 
die durch die Begehungen 1908/09 konstatierten mit O und + kennt- 
lich gemacht sind, je nachdem, ob größere erratische Blöcke und 
Bloekanhäufungen vorliegen oder kleinere nordische Geschiebe den 
fluvioglazialen Bildungen beigemengt sind. Wir legen auf diese Unter- 
scheidung deshalb Wert, weil die mit © bezeichneten Blöcke im all- 
gemeinen in situ liegen dürften, dort, wo sie aus dem Eise aus- 
schmolzen und daher absolute Anhaltspunkte bieten, die Grenzen der 
Ubereisung festzustellen, während die mit + bezeichneten kleinen 
Geschiebe den schon geschwemmten, fluvioglazialen Bildungen ein- 
geschaltet sind; sie haben daher einen sekundären Transport durch 
die Schmelzwässer des Eises und die Karpathenflüsse erlitten. 

Die erratischen Vorkommnisse überwiegen sichtlich in dem 
Gebiet W der Olsa, was wohl hauptsächlich darin begründet ist, daß 
hier im eigentlichen Kohlenrevier die Aufschließungen viel zahlreicher 
sind. Dazu kommt ferner, daß E der Olsa die Karpathenschotter 
mehr zur Geltung kommen (vergl. pag. Sl), und die die Erratika 
verbergende Verlehmung daselbst stärker ist; überdies nimmt auch 
das Alluvium mit seinen jungen Schottern und Lehmen einen ungleich 
srößeren Raum als im W Teil des Kartenblattes ein. 

Als neue Schichtglieder der fluvioglazialen Bildungen 
müssen die nur lokale Verbreitung besitzenden groben Schotter 
bezeichnet werden, die nur aus nordischem Material bestehen 
und manchmal Schotterschnüre im weißen fluvioglazialen Sand 
bilden. Ist der letztere von ruhig fließenden Gewässern abgelagert 
worden, so müssen wir die Aufschüttung der groben nordischen 
Schotter den stark strömenden Flüssen zuschreiben. Zumeist freilich 
bilden sie Übergänge zu den sogenannten Mischschottern, worunter 
Karpathenschotter zu verstehen. sind, welche nordisches Material 
enthalten: sie sind die Ablagerungen von karpathischen Gewässern, 
welche nordisches Material vorfanden, oder welche sich mit glazialen 
Schmelzwässern vereinigten. Die Mischschotter bilden wieder Über- 
gänge zu den fluviatilen Karpathenschottern. 

Von besonderem Interesse sind unter den fluvioglazialen 
Schichtgliedern die meist den Sanden eingeschalteten Tone von 
weißer oder blaugrauer Farbe. Sie müssen dem Diluvium — trotz 
ihrer täuschenden Ähnlichkeit mit dem Tertiär — angehören, weil 
sie wiederholt die fluvioglazialen Bildungen überlagern und übrigens 
im Vergleiche zum Tertiär sehr hoch liegen, das, wie wir aus- 


') Besonders reich an erratischen Vorkommnissen sind nach den Begehungen 
des vorigen Jahres die Gegenden von Bartelsdorf, Schönhof, Wenzlowitz und 
Reichwaldau neben den bereits a. a. OÖ. pag. 9 erwähnten. 


1910 Sitzung vom 22. Februar. Dr. Gustav Götzinger. 


—] 
—] 


führten, eine Verebnungsfläiche unter dem Diluvium bildet. Es 
selang mir zudem 1909, an verschiedenen Lokalitäten in diesen 
Tonen schwach lignitische Hölzer zu finden, welche Herr Professor 
Dr. Fr. Krasser in Prag zu bestimmen die Güte hat. Die Tone 
haben im subbeskidischen Vorland eine große Verbreitung und 
scheinen in einem bestimmten Horizont durchzulaufen. An mehreren 
Lokalitäten sind sie schön aufgeschlossen, während an anderen Stellen 
auf ihr Vorkommen nur aus dem Vorhandensein von Quellen, 
Rutschungen und Naßgallen an den sonst sandigen Gehängen ge- 
schlossen werden mußte (siehe a. a. OÖ. pag. 15). Nach den Auf- 
schlüssen kommen Tone vor in den Höhen von: 


Meter 


Ca. 290 Graben ENE Kote 505 zwischen Zamarsk und Haslach. 

Ca. 270 3 m mächtige blaue Tone mit kohligen Partien in der 
Grube E von der Veverkakolonie Lazy (vergl. Jahr- 
buchra.:a. 0. pag. 15). 

270—60 der „graue Tegel“ und Ton, der im neuen Larischschen 
Bohrloch W Steinau im „Zadni pole* durchfahren 
wurde !), entspricht wahrscheinlich dem blauen Ton 
mit etwas sandigen Zwischenlagen. 

260—65 bei der Albrechtsschleife W vom Graf Deymschacht an 
der Östrauer Kohlenbahn; in der gleichen Höhe ein 
blauer Ton N von Kote 271 ım gleich N vom Eugen- 
schacht; in der gleichen Höhe in den Gruben bei 
der Steingutfabrik Wygoda, wo unter Sanden mit 
gelegentlichen erratischen Geschieben ein blauer Ton 
in 1—3 m Mächtigkeit liegt; darunter folgt weißer 
Chamotteton, in welchem Abbaustollen getrieben 
wurden, die etwa 30 Jahre alt sind (Lignite finden 
sich im weißen und blauen Ton). 

260—63 graue und rote Tone im Wetterschacht 2 der Gabrielen- 
zeche ?). 

255 an der Kohlenbahn der Alpinen Montangesellschaft am 
Homost (Poremba) (Lignite an der Grenze zwischen 
dem hangenden Sand und Ton). 


Ferner nach den Beobachtungen des Jahres 1908: 


255 blaue Tone NE Albrechtschacht. 

250—255 gepreßte Tone zwischen Piersna und Petrowitz; bei Peters- 
wald zwischen Mittelhof und Niederhof; 2—5 m 
mächtige graublaue gepreßte Tone mit erratischen 
Geschieben, darunter ein 0:3 m mächtiger blauer Ton. 

250 bei Schloß Piersna; Tone und Mergelschiefer, die zwischen 
Sande eingeschaltet sind. 


1!) Nach freundlicher Mitteilung des Herrn Markscheiders Novak (Karwin). 


2) Mitteilung des Profils durch Herrn Bergverwalter Knittelfelder in 
Teschen. 


78 Verhandlungen. Nr: 3 


Meter 
235 bei Zablaez. 
ca. 220 blauer Ton mit Ligniten NE Meierhof Skrzeezon. 


220—215 bei M. H. Skrzeezon; blaue Tone mit Holzstücken an 
der Sohle. 


In 215 Höhe finden sich ferner in der großen Abgrabung bei 
Herzmanitz E von Hruschau über erratischen Diluvial- 
sanden und -schottern verschiedenfärbige, im ganzen 
1!/; m mächtige dünnschichtige Tone, die überein- 
andergelegten verschiedenfarbigen Pappendeckeln 
durchaus nicht unähnlich sind; hangend darüber sind 
wieder Sande und 21/, m Löß. 


Indirekt konnte durch folgende Beobachtungen auf eine Ton- 
lage zwischen den Sanden geschlossen werden: Wie im vorigen Jahre 
(a. a. OÖ. pag. 5) erwähnt wurde, sind die Täler im Sandgebiet eng 
und erst sobald der Tegel erreicht wird, werden sie sehr breit, weil 
erst vom Anschneiden des Tegels und dem Anzapfen des Grund- 
wassers an die Wassermenge der Bäche sich vergrößert und eine 
lebhafte Abtragung durch Rutschungen die Erweiterung des Talprofils 
begünstigt. Sobald das Tertiär angeschnitten wird, haben wir auch 
einen breiteren Talboden erreicht. Nun zeigen aber zum Beispiel 
zwischen Polnisch-Leuten und Poremba einige Täler schon über dem 
sicher konstatierten Tertiärsockel eine verhältnismäßig breite Talsohle. 
Das wäre durch eine Einschaltung von Ton zwischen die Sande zu 
erklären. W vom M. H. Polnisch-Leuten zum Beispiel würden die 
Tone eine Höhe von ca. 260 m einnehmen, was mit der Lage der 
Tone bei der Fabrik Wygoda übereinstimmt. In dem Graben, der 
von der Steingutfabrik Wygoda gegen Dittmannsdorf führt, beobachtete 
ich oben zunächst einen breiteren Talboden; dann folgt eine kleine 
Talenge und dann erst der Eintritt des Baches in den breiten Tal- 
boden im Tertiär (Höhe des höher gelegenen Tones ca. 265 m). 
Auch SW vom M. H. Wenzlowitz möchte ich nach einem Quellhorizont 
auf eine Tonlage in ca. 290 m Höhe schließen, desgleichen in ca. 275 m 
Höhe in dem Graben N der „sehwarzen Täler“ bei Haslach, in 260 m 
Höhe zwischen Radwanitz und dem Albrechtschacht, in 255—260 m 
bei Ober-Katschitz nach den dortigen Quellen. 

So sehen wir Tone, die wahrscheinlich einem und demselben Horizont 
angehören, im SW-Teil des Kartenblattes von zirka 290 m auf 255 m 
sesen N und NE absinken; auch rechts von der Olsa scheint ein 
solcher Tonhorizont nach N sich abzudachen. Ob die tiefer gelegenen 
Tone bei Herzmanitz und Skrzeczon (215—225 m) zu demselben 
Horizont gehören, der sich nach NW steiler absenken müßte oder ob 
ein getrennter Tonhorizont vorliegt, können wir vorderhand nicht ent- 
scheiden. Jedenfalls aber erscheinen im Karwiner Kohlenviertel die 
Tone als deutlicher weithin verfolgbarer Horizont; sie haben 
nicht eine rein lokale Verbreitung, wie ich bisher annahm, welche Konsta- 
tierung von praktischer Bedeutung sein dürfte, da die Tone zur 
Steingutfabrikation verwendet werden. Daher eröffnet sich jetzt eine 


1910 Sitzung vom 22. Februar. Dr. Gustav Götzinger. 79 


gewisse Prognose über die Lage der zu Steingutwaren verarbeiteten 
Tone unter Tag. 

Der durchlaufende Tonhorizont ist wahrscheinlich auch von 
einiger Bedeutung für die Grundwasserverhältnisse im Gebiet W der 
Ölsa, da er das atmosphärische Wasser auffängt und für sich selbst 
ableitet, und zwar in einem höheren Niveau als der Austritt des 
Grundwassers eintreten würde, wenn das ganze Grundwasser erst auf 
der Grenzfläche zwischen dem Tertiär und Quartär zurückgestaut 
würde. Daraus ergibt sich der weitere Schluß, daß das Grundwasser 
unmittelbar über dem Tertiär von geringerer Mächtigkeit dort sein 
muß, wo im Diluvium der durchlaufende höhere Tonhorizont zur 
Entwicklung gelangt ist. 

Die Tone können nur von sehr ruhig fließenden Gewässern oder 
in Tümpeln abgesetzt worden sein; darüber aber folgen wieder Ab- 
lagerungen kräftiger fließender Gewässer (Sande); da in den Sanden 
sich zuweilen aber größere erratische Blöcke finden (Lazy, Wygoda usw., 
vergl. auch die Profile pag. 85), so sind die Tone als eisnahe 
Bildungen jedenfalls anzusprechen. 

Von den diluvialen Schichtgliedern zeichnen sich zwei durch 
die größte Verbreitung aus: die Sande und die Schotter. Erstere 
bestehen, wie a. a. O. pag. 14 ff. erwähnt, aus Quarzzerreibsel mit 
kleinen nordischen Geschieben, sie sind also umgelagerte Glazial- 
bildungen, während die Schotter aus Karpathensandsteingeröll bestehen, 
während ihr Gehalt an nordischen Geschieben ein geringer ist. 
Sie sind von den Karpathenflüssen abgelagert worden. Der Unter- 
schied zwischen beiden Schichtgliedern liegt also zunächst in der 
Verschiedenheit der Größe und Provenienz des verfrachteten 
Materiales. Die Gewässer, welche die nordischen Sande aufschütteten, 
konnten autochtone gewesen sein: sie konnten in der nächsten Nähe 
des Aufschüttungsbereiches entstanden sein, sie konnten die Schmelz- 
wässer des Eises gewesen sein, die sich unter das Eis hin ergossen, 
wenn sich die Sande als subglaziale Aufschüttungen deuten ließen, 
was aber wegen ihrer großen Mächtigkeit doch kaum angängig ist. 
Die Gewässer dagegen, welche die Karpathenschotter herbeibrachten, 
waren sicher allochton; sie traten aus dem Sandsteingebirge der 
Beskiden in das Vorland ein und kamen in Eisnähe. Nachdem sie 
ihre Schotterlast aus den Beskiden anderwärts abgesetzt hatten, 
konnten sie die etwa vorgefundenen glazialen Moränen umgelagert 
und daher eine Aufschüttungsfläche von nordischen Sanden geschaffen 
haben, während umgekehrt sich wieder Schmelzwässer mit den 
karpathischen Gerinnen hier und da vereinigt haben mögen, deren 
Wassermassen mehrend, daher deren Transportkraft erhöhend und 
die Weiterverfrachtung der Karpathenschotter ermöglichend. Die 
Verbreitung der Karpathenschotter und Quarzsande lehrt vor allem 
die Gebiete erkennen, wo kräftige Flüsse mit starkem Gefälle auf- 
schütteten und wo schwächere, aber mehr flächenhaft sich verästelnde 
Wasseradern mit geringem Gefälle an der Arbeit waren. 

Es ist danach immerhin die Möglichkeit vorhanden, das kar- 
pathische Flußsystem durch Verfolgung der Schotter aus dem Gebirge 
hinaus ins Vorland zu rekonstruieren, anderseits aus der Aufschüttung 

K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 3. Verhandlungen. 13 


80 Verhandlungen. Nr. 3 


der gletschernahen Sande die ungefähren Grenzen der Vereisung 
festzustellen, wenn auch nur die großen erratischen Blöcke sichere 
Marken und Beweispunkte für das Ausmaß der Vereisung abgeben 
können, da nur die großen erratischen Blöcke noch in situ liegen, 
während die kleineren erratischen Geschiebe von den Schmelzwässern 
und karpathischen Flüssen einen, wenn auch begrenzten Transport 
erfahren haben '). 

Es lassen sich jetzt in den großen Zügen die Gebiete auf dem 
Kartenblatt ausscheiden, wo die Sande und wo die Schotter überwiegen: 
zunächst 1. das Peterswald-Karwiner Hügelland (Höhe des Peschgower 
Waldes 294 n) zwischen dem ungefähr W—-E gerichteten Lauf der 
Lu&ina und der Olsa; ferner 2. das kleinere Sandgebiet von Zywotitz 
und Suchau. Der Sand überdeckt hier den Abfall des Teschener 
Kreidehügellandes; ein besonders schöner Aufschluß ist gleich beim 
M. H. Zywotitz: etwa 6 m mächtige, horizontal geschichtete weiße und 
rötliche Quarzsande, die größere Geschiebe nur vereinzelt enthalten. 
Der Aufschluß liegt bemerkenswerterweise über 320 m hoch ?); es 
gehen hier wie auch an anderen Lokalitäten die fluvioglazialen Sande 
höher als die fluviatilen Karpathenschotter. Wie diese Sandmassen 
förmlich im Schutze des Teschener Hügellandes über dessen Abfall 
sich abgelagert haben, so gilt dies ebenso für das 3. viel größere Sand- 
gebiet von Groß-Kuntschitz-Rudnik-Haslach®), das die Höhen des 
Kreidehügellandes erreicht. Nach freundlichen Mitteilungen von 
Dr. Beck kommen die Sande auch bei Kisselau und Ogrodzon vor. 

Auch dieses Sandgebiet trägst außerhalb des höher gelegenen 
Teschener Hügellandes eine weithin sichtbare Kulmination im sub- 
beskidischen Vorland, beim Karlshof 294 m; auch da liegen die NW 
davon bei Klein-Kuntschitz gelegenen Karpathenschotter in tieferem 
Niveau. 

Karpathenschotter trennen nun diese Sandgebiete voneinander. 
Sie folgen zum Teil einigen der heutigen Flüsse, zum Teil sind sie 
aber unabhängig davon. Die Olsa-Karpathenschotterfläche, welche 
das Teschener Hügelland bei Teschen durchbricht und namentlich 
unterhalb Teschen am linken Olsatalgehänge deutlich zu verfolgen 
ist, haben wir schon a. a. O. pag. 17f. berührt. Auch entlang der 
Flüsse Stonawka und Hol&ina finden wir in deren Durchbruchtälern 
durch das Teschener Hügelland höher gelesene Karpathenschotter- 


!) Da diese Umlagerung, wie wir noch zeigen werden, vom Gebirgsrand ins 
Vorland hinaus erfolgte, könnte (in Übereinstimmung mit W. von Kozinski, 
Quartärstudien im Gebiete der nordischen Vereisung Galiziens. Jahrb. d. k. k. geo]. 
R.-A. 1907, Bd. LVII, pag. 390) auf Grund der Beobachtungen über die Geschiebe- 
vorkommnisse die frühere Eisausdehnung höchstens etwas unterschätzt werden. 

2) Da diese horizontalgeschichteten Sande in dieser Höhe auf einer heutigen 
Kuppe der Rest einer früher größeren, heute zu ergänzenden Aufschüttungsebene 
sind, so muß geschlossen werden, daß die Talbildung am Abfall und daher auch 
innerhalb des ganzen Teschener Hügellandes noch „postglazial“, das heißt hier 
nach erfolgter Vereisung, noch stattliche Leistungen vollführte. 

3) Einen schönen Aufschluß bietet die Sandgrabe W der Straße von 
Teschen—Pruchna bei „Babilon“: horizontal geschichtete rote Sande gehen in 
weiße mit einigen fremden erratischen Geschieben über; eingeschaltet sind den 
Sanden verschiedenfarbige Tone, also ein Analogon zu den „Pappendeckeltonen* 
bei Herzmanitz. 


1910 Sitzung vom 22. Februar. Dr. Gustav Götzinger. S] 


terrassen, die sich beim Eintritt in das Vorland deutlich verbreitern, 
zum Beispiel zwischen Nieder-Bludowitz und Schumbarg. Resten einer 
höheren Karpathenschotterfläche begesnet man ferner am Abfall des 
Teschener Hügellandes gegen das Weichselfeld bei Skotschau; nur 
ist sie hier fast ganz der lateralen Erosion der Weichsel, die sich 
schon oberhalb Skotschau einen breiten Talboden geschaffen hat, zum 
Opfer gefallen und nur auf einen schmalen Saum beschränkt. 

Dagegen gibt es vorherrschende Karpathenschottergebiete an 
Stellen, wo ein kräftiger aus den Beskiden kommender Fluß heute fehlt: 
so der Karpathenschotterstrang, der das Sandgebiet des Peterswalder 
Hügellandes von dem von Zywotitz trennt und in SW—NE-Richtung 
bis gegen Freistadt verläuft (von ihm zweigen gegen S die erwähnten 
Stränge der Hol£ina und Stonawka ab). Desgleichen konnten wir einen 
Schotterstrang konstatieren, der von der Olsa etwa bei Pogwisdau 
abzweigend, in der Richtung auf Klein-Kuntschitz und Ober-Seibers- 
dorf verläuft und das Sandgebiet von Zamarsk usw. von dem Roy- 
Ottrembauer Hügelland trennt, das aus Sand besteht. Der Fluß, der 
diese Schotterstränge abgelagert hat, existiert nicht mehr, das Schotter- 
gebiet wird heute nur von der Petruwka und ihren Zuflüssen durch- 
furcht, die ihr Quellgebiet nicht in den Beskiden, sondern in dem 
aus den Teschener Schiefern und Kalken und Tescheniten zusammen- 
gesetzten Hügelland haben. Durch diese SW—NE gerichtete Ent- 
wicklung eines Karpathenschotterstranges ist uns der Hinweis auf 
karpathische Gewässer gegeben, welche in dieser Richtung flossen, 
wohl zu einer Zeit, als das NW davon gelegene Inlandeis den Karpathen- 
flüssen den Weg nach N bis NW versperrte. Es liegt nahe, den 
rechts von der Olsa gelegenen Karpathenschotterstrang der Aufschüttung 
der nach NE abgelenkten Olsa, den entlang der heutigen Lulina un- 
sefäihr SW—NE verlaufenden der Ostrawitza oder wenigstens einen 
Seitenarm derselben zuzuschreiben, die also nach Verlassen des 
Teschen-Friedecker Hügellandes gleichfalls eine Ablenkung nach NE 
erfahren haben müßte. Jedenfalls floßB damals in dem N von 
Freistadt-Karwin gelegenen Gebiet die ÖOlsa noch nicht, da die 
beiderseitigen Talgehänge zwischen Freistadt und Golkowitz einer- 
seits und Karwin-Dittmannsdorf anderseits nicht aus höher gelegenen 
Karpathenschottern zusammengesetzt sind. So besteht also eine 
Divergenz zwischen den heutigen und den diluvialen 
Flußläufen im subbeskidischen Vorland: wo während der 
Eiszeit starke Karpathengewässer flossen, sind heute vielfach keine 
mehr, während umgekehrt die heutigen Karpathenflüsse. in Gebiete 
eingetreten sind, die während der Eiszeit von einem Karpathenfluß 
nicht erreicht wurden. In den Durchbrüchen durch das 
Teschener Hügelland besteht aber diese Divergenz nicht 
mehr: die Richtungen der diluvialen Flußläufe, die durch die höheren 
Karpathenschotter markiert sind, sind noch die heutigen, nur haben 
die gegenwärtigen Flüsse in die Karpathenschotterflächen eingeschnitten, 
es erscheinen diese als kleine „Wagrame“* über jenen. 

Nicht so leicht wie in den Durchbrüchen lassen sich die 
Gefällsverhältnisse der Schotterstränge im Vorland beobachten; das 
hängt nicht nur damit zusammen, daß in den Durchbrüchen das 


12* 


Verhandlungen. Nr 
Fig. 3. 
300m 


300m 


000000000 
000000000 


309m 


EIIIITITT 
0000000090 
0000000009 


WALL 


200m 200m 
7. ML 


] Niedermarklowitz bei Teschen. — II W vom M. H. Babischow (auch zwischen 
Pogwisdau und Ottrembau). — III W von Kl. Kuntschitz. — 


1V Bahoschleife 
Seibersdorf. 
Richtungen: I—II SSW—NNE, II—-III NE-SW, II—-IV SSW-—NNE. 


Fig. 4. 


[IIIITIITITITTITITTT} 
PO00009009 


300m 


O00000000 

OXO IXOXO 

nn 0Oo000c0000 

o00000000 

OXOAOXOAOALXO 
% 


DO0O0009000 


1 


200m 200m 
275 


IT 


U 


I Rakowetz. — II Skrebenrücken zwischen Schumbarg und Nd. Dattin. — 
III W Steinau. 


Richtungen: I—-II SW—NE, II—III WSW-—-ENE. 


Zeichenerklärung: 


WO, Geunda[2222 |ekoun ::::]ond Br Jon 


E xx erralika IN 2» u.LoB 


Maßstab der Profile: 1:2000. 


1910 Sitzung vom 22. Februar. Dr. Gustav Götzinger. 93 


Fie. 5. 


2.0 300m 
7% 7 
: 
250m 
200m 200m 200m 
J2 L 


ZZ V 
I Parchauer Wald. — II E Schloß Haslach. — III Babilon. — 
IV M. H. Karlshof (Gr. Kuntschitz). 


RU TFWEEEEERTTE 


Richtungen: I—II SW—NE, II—III S—N, III-IV SE—NW. 


Fig. 6. 


Je 
I Lazy, E Veverka Kolonie. — II Wygodafabrik. — III N und W Polnischleuten 
Richtungen: I—II S—N, II— III SE—NW. 


Zeichenerklärung: 


siehe vorige Seite. 


Maßstab der Profile: 1:2000. 


84 Verhandlungen. Nr. 3 


Gefälle etwas steiler ist, sondern auch vor allem damit, daß im 
Vorland die Schotterflächen oft nicht mehr morphologisch als Plateau- 
flächen sich zu erkennen geben, sondern nur geologisch durch Be- 
obachtung der Aufschlüsse, zumal an verschiedenen Stellen die 
Karpathenschotter von Sanden bedeckt sind, während an anderen 
Stellen wieder das umgekehrte, allerdings seltenere Verhältnis obwaltet 
(zum Beispiel bei Groß-Kuntschitz, Oberkatschitz, NW und NE 
M. H. Wenzlowitz und beim Unterhof S Steinau). 


Zur Rekonstruktion der Gefällsverhältnisse der Schotter und 
Sande und damit zur Identifizierung der verschiedenen Schotter- und 
Sandschichten des Vorlandes mußten wir uns daher vor allem der 
graphischen Profilzeichnung bedienen, von der Voraussetzung aus- 
gehend, daß die Schotter und Sande in wenig geneigten, jetzt freilich 
durch Erosion zerstückten oder zerstörten Aufschüttungsflächen ab- 
gelagert wurden, die sich nach irgendeiner bestimmten Richtung 
langsam abdachen müssen. Da die Gefällsrichtungen und damit auch 
die Strömungsrichtungen der entsprechenden Gewässer 
erst zu ermitteln waren, wurden verschiedene Aufschlüsse in Auf- 
rissen innerhalb eines benachbarten Gebietes unter Berücksichti- 
gung der hypsometrischen Verhältnisse einander gegen- 
übergestellt (vergl. die obigen Figuren). Die sonst von den Alpen her- 
genommene Methode, die Diluvialbildungen nach ihrem morphologischen 
Terrassenbau miteinander in Einklang zu bringen, erwies sich hier in 
den meisten Fällen als nicht anwendbar, weil alle fluvioglazialen Sande 
und Schotter eine starke Abtragung und Verwischung ihrer Auf- 
schüttungsformen erfahren haben und zudem von Lößlehm unregel- 
mäßig bedeckt sind. Es ergab sich namentlich auch unter Berück- 
sichtigung des Gefälles des Tertiärsockels "unter dem 
Quartär zumeist gleich der Schluß auf die Zusammengehörigkeit 
der einzelnen Schotter- und Sandablagerungen, auf deren 
Identifizierung, respektive fazielle Ausbildung und auf die Strömungs- 
richtungen der Gewässer, welche während der Eiszeit 
die Sande oder Schotter ablagerten!?). Aus der großen Zahl 
von solchen Aufrißgegenüberstellangen seien nur wenige in den voran- 
gestellten Figuren 3—6 °) ausgewählt. 

Daß die Karpathenschotter von Gewässern abgelagert wurden, 
welche aus dem Gebirge heraus in der Richtung nach N—NE flossen, 
ist ohne weiteres klar und läßt sich auch durch die Verbreitung der 
Schotter und Verfolgung von deren Höhen zum Beispiel in folgender 
Profilzusammenstellung zeigen (Fig. 3): der Schotter senkt sich von I 
(Nieder-Marklowitz bei Teschen) immer tiefer gegen NE hin ab 


1) Wo die Verbindung der verschiedenen Schotter und Sande unter Be- 
rücksichtigung ihrer hypsometrischen Verhältnisse nur sprunghaft möglich ist, 
dort sind wir in den meisten Fällen nicht berechtigt, die Verbindungen herzu- 
stellen, respektive die Entwässerung in dieser Richtung zu rekonstruieren. 


®, Von der Zeichnung bestimmter längerer Profile wurde abgesehen, da der 
Mangel an Aufschlüssen in manchen Gebieten und damit die Unsicherheit, ob 
Schotter oder Sande vorliegen und die Verlehmung der Gehänge so groß ist, daß 
man auf gelegentliche Schematisierung nicht verzichten könnte. 


1910 Sitzung vom 22. Februar. Dr. Gustav Götzinger. 5 


(IV Seibersdorf), womit auch das langsame Abfallen des Tertiärsockels 
unter dem Quartär übereinstimmt. Wir können daraus schließen, daß 
ein Karpathenschotterfluß von SW in der Richtung nach NE floß und 
dahin abgelenkt wurde. Die gelegentlichen nordischen Geschiebe, 
welche den Schottern zum Beispiel bei II beigemengt sind, sind aus 
der Nachbarschaft, die aus Sanden zusammengesetzt ist, eingeschwemmt 
worden oder sie stammen vön der kurz vorhergegangenen Über- 
eisungsphase des Maximalstandes des Eises, 


Wie östlich von der gegenwärtigen Olsa haben wir auch westlich 
davon einen Karpathenschotterfluß aus der folgenden Profilzusammen- 
stellung (Fig. 4) rekonstruieren können, der vom SW-Ende des Karten- 
blattes (I Rakowetz) über Schumbarg (II) gegen Steinau-Karwin (III) 
floß. Auch in diesen Schottern finden sich gelegentlich nordische 
Geschiebe. Diese Mischschotter rücken also in der Richtung gegen 
NE hin in immer tieferes Niveau. 


Auch im Sandgebiet waren die Strömungsrichtungen zumeist von 
den Beskiden auswärts gerichtet (Fig. 5): Ein solcher Fluß, der 
Quarzsande mit einigen nordischen Geschieben umlagerte, lag zum 
Beispiel in einer Höhe von 290 m), hoch oben im Teschener 
Hügelland (I), senkte sich von da rasch über Haslach (II) und 
Babilon (III) und von da weiter nach N (Groß-Kuntschitz [IV ]). Auch 
hier ist wieder das Gefälle durch das Abfallen des Tertiärsockels 
gegeben. Daß die Sande bei Groß-Kuntschitz die größte Mächtigkeit 
erreichen, hätte nichts zu sagen, da bei II und Ill der Sand durch 
Denudation abgewaschen worden sein konnte. 


Gruppieren wir desgleichen in der folgenden Zusammenstellung 
(Fig. 6) die Aufrisse nach dem Gefälle der Tertiärbasis, also un- 
gefähr in der Richtung S—N, so erkennt man speziell zwischen 
I und II weitgehende Ähnlichkeiten, sogar der einzelnen Schichtglieder, 
so daß der Schluß gerechtfertigt erscheint, daß auch da die Strömung 
der Gewässer, welche die Sande transportierten und aufschütteten, 
eine nach N gerichtete war. Ebenso senken sich die über den Sanden 
lagernden Tone nach N hin ab. 


Wie im vorigen Jahre angedeutet wurde (a. a. O. page. 16) und 
jetzt durch Profile gezeigt werden kann, wurde also das glaziale 
Moränenmaterial umgelagert und in der Richtung vom Gebirge hinaus 
umgeschwemmt. Diese Umschwemmung ist zugleich die Ursache für 
das Fehlen der Endmoränen, welche das Eis sonst hätte ablagern 
müssen. Dabei erfolgte die Umschwemmung vielerorts in der Richtung 
nach NE, also ungefähr parallel den Karpathenschottersträngen der 
vielfach nach NE abgelenkten Karpathenflüsse. 

Es läßt sich dies auch durch einige geologische Beobach- 
tungen erweisen, welche weitere Kriterien zur Rekon- 
struktion der Strömungsrichtungen liefern: so zum Bei- 
spiel konnte ich bei Herzmanitz, E von Hruschau, in einem großen 
Abbau am Gehängeabfall gegen das Alluvialfeld der Oder in den 


!) Bei Zamarsk sogar in 290—300 m Höhe, um rasch gegen N abzufallen. 


86 Verhandlungen, Nr. 3 
dortigen Diluvialbildungen !) neben großen typisch nordischen errati- 
schen Blöcken und Geschieben zwei große Basaltblöcke finden. Sie 
stammen jedenfalls von dem nächsten, 2—3 km entfernten Basalt- 
vorkommnis vom Muglinauerberg (Kladnow 290 m, Jaklowetz), wo 
bekanntlich mehrere Lagen von Basaltkugeln als Strandgeröll des 
Tertiärs vorkommen und wiederholt beschrieben worden sind 2). 
Trotz ihrer Größe konnten diese Blöcke hierher nur durch kräftige 
Gewässer transportiert worden sein, und zwar in der Richtung nach 
NE — da das sich südwärts bewegende Inlandeis die Blöcke hierher 
nicht gebracht haben kann. Auch gelegentliche Einschaltungen von 
Karpathenschotterschnüren in den Sanden, zum Beispiel beim Albrecht- 
schacht, deuten auf eine Strömungs- und Ablagerungsrichtung nach N. 


Fig. 7. 


— 


ee Lu me nun m 


Fluviatile Kreuzschichtung. 


(Das Einfallen und der Pfeil geben die Richtung der Strömung des ablagernden 
Gewässers an.) 


Zu den weiteren geologischen Kriterien, die Strömungsrichtungen 
zu rekonstruieren, gehört neben den Beobachtungen der Kornabnahme 
der Schotter und Sande ?) und eventuell ihrer Mächtigkeit das Studium 
der sogenannten diskordanten Parallelstruktur (oder kürzer 
der fluviatilen Kreuzschienhtung) in den von den Gewässern 
abgelagerten Schichten (Fig. 7) und der Deltaschichtung. Dabei 


!) Der Aufschluß zeigt von unten nach oben: 


3 m: Schotter mit großen erratischen Blöcken, gegen NE etwas höher an- 
steigend und daher 6 m mächtig aufgeschlossen, 
2 m: sandiger Lehm, 
1'/, m: verschieden gefärbte Tone („Pappendeckeltone‘“), 
!/, m: Sand, 
2—2!/, m: Lößlehm, diskordant auf dem Untergrund. 

”) Hohenegger, Die geognost. Verhältnisse der Nordkarpathen in Schlesien 
und den angrenzenden Teilen von Mähren und Galizien, 1861, pag. 41. — Nied- 
zwiedzki, Basaltvorkommen im Mährisch-Ostrauer Steinkohlenbecken. Jahrb. d. 
k. k. geol. R.-A. 1873, pag. 287. — V. Hilber, Geologische Aufnahme der Niederung 
zwischen Troppau in Schlesien und Skawina in Galizien. Verh. d. k. k. geo]. R.-A. 
1884, pag. 351/352. — E. Kittl, Die Miocenablagerungen des Ostrau-Karwiner 
Steinkohlenrevieres und deren Faunen. Annalen d. k. k. Naturhist. Hofmus. 1837, 
II. Bd., pag. 233 ff. 


®) Daß die Korngröße in .der Richtung gebirgsauswärts abnimmt, wurde 
schon a. a. O. pag. 14 bemerkt. 


1910 Sitzung vom 22. Februar. Dr. Gustav Götzinger. 87 


ist die Deltaschichtung, die sich von der. fluviatilen Kreuzschichtung 
auf den ersten Blick durch steileres Einfallen der Sand- und Schotter- 
schichten (meist 25— 35°) unterscheidet, vom methodologischen Stand- 
punkt zur Konstruktion der Strömungsrichtungen deshalb erst an 
zweiter Stelle zu setzen, weil sie nur die Strömungsrichtungen der 
Gewässer an der Einmündungsstelle in einen See oder eine Lache 
angibt, welche sonst, weil die Lage der Wasseransammlung meist an 
kleine Becken geknüpft war, die Entwässerung von mehreren Seiten 
an sich gelockt haben konnte). Es dient also die Deltaschichtung 
mehr zur Konstatierung der Lage einer lokalen stehenden Wasseran- 
sammlung und ihrer Höhe als zur Bestimmung der allgemeinen 
Strömungsrichtungen der Gewässer des (Gebietes. 

Der Beobachtung der Kreuzschichtung wurde besondere Auf- 
merksamkeit zugewendet. An den folgenden Lokalitäten haben wir 
die Richtung der Kreuzschichtung beobachtet: 


W der Olsa: 


HerZmanitzir oralen, Fallen NW 
Polnischleuten, S von „Na Guran- 

kowie . SLR (CH! NE 
Seföiksandgrube Boräkwald BRNG, N 
Deutschleuten ESE Nerad M.H. . N 
Zwischen Polnischleuten u. Zablacs NE 
Podlesy zwischen Schloß Reichwaldau 

und Michalkowitz . . . . bald nach W, bald nach E 
Zwischen Poremba und Reichwaldau 

Nesteusehkabach) an... E 
Beim Sophienschacht . . . . . NE 15—20° und SW 30° 
Poremba N Gustavschacht . . . NW 
Peterswald SW Kirche. . NW 30° 
Albrechtschacht unterh. Förderbahn NW 
Schumbarg NW Kirche. . . N 
Karwin Neuanlage der Berg- und 

Hüttengesellschaft . . . E 
Graben W Steinau beim N Zadni 

pole* . MERAN] N—NE 
W Brandeis bei Teschen Fu Be N 

E der Olsa: 

SE Piersnaberg S Kote 263m . . nach N 
Kl.-Kuntschitz W vom Ort . . . nach NE 
Kl.-Kuntschitz bei Celirkowitz . . NE 
Royer Berg . . : Bub. NW 15—35° 
Oberkatschitz ee ..... NW 
BRHETKatschitz 00: 2 hate. NW 
Babılon Sandgsrube . . . wu! - N 


Een Gumma arena nude > NW 30° 


!) So zeigt zum Beispiel die Grube bei Piersna (a. a. O. pag. 13, Fig. 5) 
in den Sanden Deltaschichtung sowohl in der Richtung nach NE wie auch nach SW. 


K. k. geol, Reichsanstalt. 1910. Nr. 3. Verhandlungen. 13 


(0,0) 
0,0) 


Verhandlungen. Nr. 3 


Auch daraus ergibt sich also, daß im Bereich der fluvioglazialen 
Sande die Strömungs- und daher Ablagerungsrichtungen 
vom Gebirge hinaus gerichtete waren. Nur in der Gegend 
von Friedeck, schon außerhalb des Kartenbereiches Freistadt, be- 
obachtete ich in der ca. 320 m hoch gelegenen Sandgrube NE von 
der Stadt unterhalb des Stadtwaldes in den gelblichen, oft sehr eisen- 
schüssigen Sanden und in den aus Quarzkies, Hornsteinen, Quarziten 
und einigen typisch-erratischen Geschieben bestehenden Schottern 
schwache Kreuzschichtung, welche nach S einfällt. Hier war also 
lokaleine Entwässerungsrichtung gegen Süden, die Ostra- 
witza gelangte hierher nicht, da die karpathischen Geschiebe in den 
dortigen Ablagerungen ganz zurücktreten. 


Es sei nun noch in Ergänzung des im vorigen Jahr gegebenen 
Bildes der Entwicklungsgeschichte der Gegend während der Eiszeit 
einiges zur Synthese des hydrographischen Bildes nach dem Rückzug 
des Eises nachgetragen. Versetzen wir uns in die Zeit des Hoch- 
standes des Inlandeises in Schlesien. Während des maximalen Standes 
des Eises nahe dem Steilabfall der Beskiden und gleich beim Rück- 
zug mußten die die Senke!) zwischen den Beskiden und dem Teschener 
Hügelland durchmessenden Flüsse zurückgestaut worden sein. Darauf 
deuten nicht bloß die mächtigen, schon auf der Spezialkarte Z. 7, Kol. XIX 
(Teschen, Jablunkau) auf den ersten Blick auffallenden Karpathen- 
schotterflächen, die wir bei Dobratitz-Schöbischowitz, Hnojnik-Trzano- 
witz, Niebory-Trzynietz-Roppitz finden, sondern ihr eigentümliches 
trichterartiges Ausspitzen gegen N. Es tritt auf der aus- 
gezeichneten geologischen Karte von Uhlig prächtig zutage. Letztere 
Erscheinung wird so zu erklären sein, daß die Flüsse S von den Aus- 
spitzungen ungestört aufschütten und dabei durch laterale Erosion 
ihr Aufschüttungsbett verbreitern konnten, daß aber ihre Aufschüttung 
und seitliche Bettverbreiterung immer mehr bis zu einem bestimmten 
Punkte abnahm, wo die Triehtermündung erreicht wird und das 
Durchbruchstal durch das Teschener Hügelland einsetzt). Nun aber 
zeigt die vorzügliche Karte von Uhlig, daß diese Schottertrichter 
in das Teschener Hügelland eintreten, sich nicht beschränken auf die 
von der Städtebahn benützte, jedenfalls infolge Ausräumung der 
weicheren Schiefer entstandene präglaziale Senke. Die Lateralerosion 
und Aufschüttung hörte also nicht vor dem Teschener Hügelland auf, 
das etwa im Vergleich zu der von den weichen Mergelschiefern 
des Alttertiärs erfüllten Senke einen größeren Widerstand hätte bieten 
können ?); sie hörte unvermittelt auf unterhalb der Orte Nieder- 
Schöbischowitz an der Hol&ina und unterhalb Nieder-Trzanowitz an 
der Stonowka. Es ist dagegen naheliegend, in der Verbindungslinie 
der Schottertrichter einen Rand des Inlandeises zu konstruieren, der 


!) Die Senke ist durch die Orte Dobrau, Dobratitz, Hnojnik, Smilowitz 
markiert und wird von der Städtebahn benützt. 


?) Wie erwähnt, ist es auch von Schottern begleitet, aber diese bilden nur 
schmale Leisten an den Talgehängen. 

®) Die Gesteine am Ende der Schottertrichter sind nicht härter als diejenigen, 
welche die Schottertrichter beiderseits flankieren. 


1910 Sitzung vom 22. Februar. Dr. Gustav Götzinger. 89 


der Lateralerosion und der aufschüttenden Tätigkeit der Flüsse eine 
nördliche Grenze gesetzt haben muß, wenn das Eis durch längere 
Zeit diesen Stand inne hatte. So könnten wir hier, wo die geovlo- 
gischen Ablagerungen in Form von Endmoränen oder del. 
fehlen, aus einer morphologischen, fluviatilen Ab- 
lagerungsform auf die Eisgrenze schließen. 

Die Flüsse, welche die Schotterfelder ablagerten, mußten also 
damals unter das Eis gegangen sein, sie verloren ihr Wasser in das 
Inlandeis. Dagegen waren die Flüsse oberhalb, entlang des Beskiden- 
steilrandes, gelegentlich in Verbindung, da die Schotterflächen seit- 
lich kommunizieren; die ganze Senke zwischen Friedeck-Teschen- 
Jablunkau besteht ja aus mehreren ineinandergeschweißten Schotter- 
kegeln. Dabei bietet das Verhältnis der Schotterfelder zu den Flüssen, 
welche sie aufschütteten, besondere Eigentümlichkeiten: 1. Der heute 
von der Hol£ina angeschnittene Schottertriehter von Schöbischowitz ist 
nicht von der Hol&ina aufgeschüttet worden, sondern jedenfalls 
von der Morawka; er ist das Aufschüttungsgebiet eines fremden 
Flusses, da die Morawka heute von Noschowitz gegen W zur Ostra- 
witza abgelenkt ist. 2. Der heute von der Stonowka durchmessene 
Schottertrichter von Trzanowitz hängt seitlich mit dem Hol&ina- 
trichter zusammen. Daher ist auch die Möglichkeit nicht von der 
Hand zu weisen, daß die Morawka selegentlich an dem Aufbau 
des Stonowkatrichters beteiligt war. 3. Ist also dieses Schotterfeld 
das Ergebnis der Aufschüttung fremder und heimischer Gewässer, so 
ist das dritte Schotterfeld, das der Rzeka, Tyrra und Olsa von durch- 
aus heimischen Gewässern abgelagert worden. 


Wiederholen wir also: solange das- Eis über dem Teschener 
Hügelland lag), konnten die Gewässer nicht in eine seitliche rand- 
liche Entwässerungsader gezwungen werden. Als aber das Eis sich 
nordwärts vom Teschener Hügelland in das viel flachere subbeskidische 
Vorland zurückzog, konnte sich, wie die Beobachtungen jetzt lehren, 
eine randliche Entwässerungsader entlang des Eisrandes ausbilden 
(Ostrawitza-Olsa). Ging die Entwässerung früher vorwiegend unter das 
Eis, so hielt sie sich jetzt mehr entlang des Eises. Den endgültig 
nach NW gerichteten Lauf konnten Olsa und Östrawitza erst mit dem 
endlichen Rückzug des Eises aus Schlesien einschlagen. Nach 
letzterem Ereignis konnte auch die Erosion des gesamten diluvialen 
Schichtkomplexes, sowohl der Schotter wie der Sande, einsetzen, die 
jedenfalls noch während der Eiszeit überhaupt stattfand. Es konnte 
zu Beginn der Erosion das Eis ganz gut noch in Norddeutsch- 
land gestanden haben; es genügte ja nur eine Tieferlegung der 
Erosionsbasis überhaupt, wie sie durch den Rückzug des Eises aus 
Schlesien ohne weiteres gegeben war, um die Zertalung in Szene zu 
setzen. 


!) Vergleiche den Stand des Eises im ÖOlsaprofil ungefähr bei Schibitz 
(a. a. O. pag. 13). Die Ablagerung der Erratika und glazialen Sande, die ich 
auf der Höhe von Sedlischt (an der Öerna zem in 360 m Höhe) fand und der 
nordischen Vorkommnisse, welche Uhlig NE von Friedeck verzeichnet, gehört 
wohl derselben Phase an. 


13* 


90 Verhandlungen. Nr. 8 


Literaturnotizen. 


M. Furlani. Zur Tektonik der Sellagruppein Gröden. 
Mitteil. d. geol. Gesellschaft in Wien 1909, pag. 445 u. ff. 


Die Verfasserin hat den dem Dachsteinkalk des Sellaplateaus aufsitzenden 
Resten jüngerer Schichten am Boespitz, welche von E. Haug und M. Ogilvie- 
Gordon beschrieben wurden, eine neuerliche Untersuchung gewidmet in Hinsicht 
auf Stratigraphie und Tektonik. An der Basis der von Ogilvie-Gordon als Lias 
bestimmten grauen Kalke fand F. noch ein paar Bänke von Kalkbreccie und 
grünlichen dolomitischen Kalk als unterstes Glied über dem Dachsteinkalk, in den 
über jenen grauen Kalken folgenden roten Kalken fand F. schlecht erhaltene 
Ammoniten, welche für die Acanthieus-Schichten bezeichnend sind; darüber 
folgen Fleckenmergel. Die jüngeren Schichten sind in eine liegende, gegen W sich 
öffnende Falre gelegt, deren Hangendschenkel am Boe& von einer Schubfläche zer- 
rissen ist. Die westliche Richtung der Bewegung steht in Übereinstimmung mit den 
von Ogilvie-Gordon beobachteten Westüberschiebungen am Fuß der Sella und 
des Langkofels und auch mit den gleich gerichteten und ähnlichen „Gipfelfaltungen“ 
in den Ampezzaner Dolomiten. (W. Hammer.) 


L. Kober. Überdie Tektonik der südlichen Vorlagen 
des Schneeberges und der Rax. Mitteil. d. geol. Gesellsch. in 
Wien 1909, pag. 492. u. ff. 


Der Verfasser hat der Südseite des Gahns (östlicher Ausläufer des Schnee- 
berges) und der Rax seine Aufmerksamkeit zugewandt und sich bemüht, seine 
Beobachtungen in ein Schema von aus dem Süden gekommenen Überfaltungsdecken 
einzuzwängen. 

Die stratigraphische Untersuchung bestätigte im wesentlichen Geyers 
Schichtfolge, insbesondere auch die von Geyer festgestellten Faziesbezirke, nur 
hängen die über den Halobienschichten liegenden Kalke nicht muldenförmig mit den 
unter ihnen liegenden zusammen, sondern fallen wie sie bergein und erscheinen 
als selbständiges über dem Halobienschiefer liegendes Schichtglied: karnische und 
norische Hallstätterkalke. Über ihnen transgrediert dann die Gosau. Sie wird am 
Nordrand durch jene von Geyer nachgewiesene Störungslinie abgeschnitten, welche 
die Rax-Schneebergmasse von ihren südlichen Vorlagen trennt; es folgt nördlich 
daran stoßend die rein kalkig-dolomitische Triasfolge dieser beiden Bergmassive; 
die Grenze beider ist durch Aufbrüche von Werfener Schiefern bezeichnet. Die 
letztere Fazies ist Hallstätter Entwicklung, die erstere wird als „hochalpine Fazies* 
bezeichnet. An der Basis der Werfener Schichten unter der Rax liegt Quarzporphyr, 

Am Florianikogel steht ein von Vacek zuerst aufgefundenes Vorkommen von 
Silurkalk an. Nach Kober liegt dieser Silurkalk über steilstehendem Verrucano 
und Werfener Schichten. Uber dem Silur liegt dann die Trias in Hallstätter Fazies. 
Die Verrucano-Werfener Zone läßt sich vom Gahns bis in die Großau weiter verfolgen 
und liegt auf karbonisch-permischen Schichten. Dieses Auftauchen des Silur kom- 
biniert K. mit dem von Neuberg im Mürztale, das ebenfalls über Oberkarbon und 
metamorphem Quarzporphyr liege. Die tektonische Verbindungslinie läge in den 
Werfener Schichten. In ihr sieht dann K. die bedeutendste Dislokationslinie des 
Rax-Schneeberggebietes und sie ist einAnhalt zurAufstellung seiner Deckeneinteilung : 
sie trenut eine tiefste Decke mit Karbon-Perm-Werfener von einer höheren aus 
Silur und Hallstätter Trias, und auf dieser soll dann die Decke mit „hochalpiner“ 
Triasfazies liegen. Alle gehören der „ostalpinen Decke“ an, die unterste trüge 
auf karbonisch-permischer Basis voralpine Trias, welche aber größtenteils von der 
höheren Decke abgeschabt und nordwärts befördert wurde, denn tatsächlich sind 
nur Werfener Schichten mit Rauhwacke da, gleichwie an der Basis der oberen 
Teildecken. Die beiden oberen Decken sind Teildecken eines Systems. 


(W. Hammer.) 


Verlag der k. K. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23. 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3. 


1910. 


Sitzung vom 8, März 1910. 


Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: G. B. Trener: Über das Alter der Adamello- 
eruptivmasse. — St. Rieharz: Geologisch-petrographische Untersuchungen in der Umgebung 
von Aspang am Wechsel. — Vorträge: J. Dreger: Geologische Beobachtungen an den 
Randgebirgen des Drautales östlich von Klagenfurt. — L. Waagen: Über eine Zink- und 
Bleilagerstätte im bulgarischen Balkan. — Literaturnotizen: Raciborski, Menzel. 


NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich. 


Eingesendete Mitteilungen. 


Dr, Giovanni Battista Trener. Über das Alter der 
Adamelloeruptivmasse, 


Die periadriatischen Granitmassen. Die Erforschung 
der periadriatischen Granitmassen, wie Salomon die Adamello-, 
_Brixner-, Rieserferner-, Eisenkappel-, Bachergebirge-, Predazzo- und 
Cima d’Asta-Eruptivkerne genannt hat, beschäftigt schon seit einem 
vollen Jahrhundert die Alpengeologen. Die epochemachende Entdeckung 
des Grafen Marzari Pencati, eines sicher eruptiven und jungen 
Granites in Predazzo, eröffnete die Debatte über die Lagerung, 
Natur und Alter der periadriatischen Granitmassen mit einer polemischen 
Diskussion zwischen dem vicentinischen Forscher und L. v. Buch, 
welcher damals noch den neptunistischen Theorien der Wernerschen 
Schule huldigte. Diese Polemik, welche nicht unwesentlich zu dem 
Siege des Plutonismus beigetragen hatte, fesselte die Aufmerksamkeit 
der alpinen Forscher derartig an Predazzo, daß nur verhältnismäßig 
spät das Studium der anderen großen Eruptivmassen in Angriff ge- 
nommen wurde. Die Detailforschung machte aber in den ausgedehnten, 
schwer zugänglichen Gebieten ihre sicheren Schritte nöch langsamer 
als sonst und es blieben sogar einzelne Eruptivkerne (zum Beispiel Cima 
d’Asta) so gut wie unbekannt. Es ist unter solchen Umständen 
naturgemäß, daß die theoretischen Spekulationen, welche sehr früh- 
zeitig auftauchten und den Versuch machten, das komplizierte Pro- 
blem in einfacher Weise zu lösen, heutzutage als mißlungen zu be- 
trachten sind. 

Schon Buch!) stellte die Behauptung auf, daß zwischen den 
Granitmassen von Brixen und von der Cima d’Asta (die er allerdings 
nicht gesehen hatte) eine Korrespondenz gar nicht zu verkennen wäre. 


1) Geogn. Beobachtungen. Berlin 1802. 
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910, Nr. 4. Verhandlungen. 14 


99 Verhandlungen. Nr. 4 


Richthofen!) ging um einen Schritt weiter und fand sich be- 
rechtigt, nach den vorliegenden Angaben von Buch, Rath, Escher 
v. d. Linth u. a. „die Granite der Cima d’Asta, des Adamello, der 
Umgegend von Brixen und von St. Caterina di Bormio als eine selb- 
ständige Gruppe unter den Alpengraniten anzusehen und eine 
gleichzeitige Entstehung nach beendeter Bildung der kristal- 
linischen Schiefer für sie anzunehmen“. 

Diese Ansicht, welche später auch von einigen der besten 
Kenner der Südalpen, wie Doelter und Mojsisovics, vertreten 
wurde, wurde in der letzten Zeit von W. Salomon, einem Forscher, 
welcher die Lösung der Altersfrage der periadriatischen Massen zu seiner 
Lebensaufgabe gemacht hat, aufrechterhalten und sogar erweitert. 

Er versuchte die Altersfrage mit einem Schlage zu lösen, indem er 
von einer theoretischen Betrachtung, nämlich von der Syngenese, aus- 
ging. Nach ihm ergibt sich „die Zusammengehörigkeit aller dieser Intrusiv- 
massen zu einer einzigen, als periadriatischer Randbogen bezeichneten 
Kette aus ihrer räumlichen Nähe im Verein mit ihrer unverkennbar 
einem bestimmten Plane folgenden Anordnung längs einer bogenförmig 
gekrümmten Linie rings um ein einheitliches Senkungsgebiet. Diese 
Anschauung wird noch bekräftigt durch die Form der einzelnen Massen, 
die sämtlich im Streichen der Bogenlinie verlängert sind und von denen 
die eine im Streichen der anderen folgt; sie wird auch durch ihre große 
petrographische und chemische Verwandtschaft bestätigt“. 

Er hält also „für notwendig, allen Gliedern des Randbogens 
wenigstens ungefähr gleiches Alter zuzuschreiben und da die Tonalit- 
porphyrite von Prävali den oberen Jura durchbrechen, als Maximal- 
altersgrenze eben den oberen Jura anzunehmen“. 

Für die im Innern des periadriatischen Senkungsgebietes ge- 
legenen Massen ist die räumliche Anordnung zu unregelmäßig, als 
daß man daraus eine sichere Beziehung der verschiedenen Massen 
zueinander nachweisen könnte. 

Wenn man aber die peripherischen und die zentralen Massen 
zusammen von einem weiteren Gesichtspunkt aus betrachtet, dann 
wird es — nach Salomon — „doch sehr wahrscheinlich, daß sie 
alle zusammen durch eine einzige Ursache gleichzeitig entstanden 
sind, nämlich durch eine intensive Senkung des großen Bruchfeldes, 
in oder an dem sie gelegen sind“. Er nimmt ferner an, daß 
diese „durch den Druck des einbrechenden Senkungsfeldes in die 
Höhe gepreßten Magmenmassen die über ihnen liegenden Sedimente, 
wo der erlangte Druck stark genug war, in die Höhe hoben, so wie 
das auch von den amerikanischen Lakkolithen vorausgesetzt wird. Gibt. 
man nun zu, daß die periadriatischen granitischen Massen eine ein- 
zige syngenetische Gruppe bilden, so erhält man als Altersgrenzen 
das Ende der Kreide- und den Anfang der Mitteleocänzeit, denn es 
wird auf alle das Alter der Klausnermasse, deren Intrusionszeit nach 
seinen Beziehungen zu der Villnöser Bruchlinie ans Ende der Kreide 
oder in das Kaenozoicum verlegt wird, übertragen“ ?). 


!) Geognostische Beschreibung der Umgegend von Predazzo etc. Gotha 1860. 
?) Tschermaks Min. u. petrogr. Mitth. 1897. 


1910 Sitzung vom 8. März. Dr. G, B. Trener. 93 


Man muß anerkennen, daß besonders die Anordnung der peri- 
adriatischen Kerne für die Aufstellung theoretischer Spekulationen 
der Syngenese wie geschaffen erscheint und auch für den Versuch, 
welchen Salomon gemacht hat, sie im Lichte der modernen Auf- 
fassungen über die Krustenbewegungen und deren Folgeerscheinungen 
zu modernisieren. i 

Die schöne Theorie konnte aber nicht lange der scharfen Kontrolle 
der Detailuntersuchungen widerstehen. 

Schon ein Jahr später fand Krafft!) in einem Quarzphyllit- 
konglomerat bei Castell Ivano Hornfelsstücke, welche mit der 
Cima d’Asta-Kontakthülle identisch sind. Dieser Fund, welcher von 
Saloınon in Abrede gestellt wurde ?), konnte aber bereits im Jahre 
1901 von mir bestätigt werden ?), wenn auch die Konglomerate etwas 
jünger als der eigentliche Verrucano erkannt wurden. 

Später fand F. Wolff*) im Kasteiruther Porphyr (1901) und 
im Blumauer Porphyrtuff (1905) Graniteinschlüsse und wies ihre Iden- 
tität mit dem Eruptivgestein des Iffingerkerns nach; Bruno Sander 
bestätigte (1906) diese Funde. Im Cima d’Asta-Gebiet gelang es mir 
selbst (1904), Granitgerölle in einer tuffigen Lage der Quarzporphyr- 
decke aufzufinden, welche sich von dem Granit der Cima d’Asta nicht 
unterscheiden lassen. 

Nach dem heutigen Standpunkt der geologischen Forschung dart 
man also weder von den peripherischen noch von den zentralen 
Eruptivmassen des periadriatischen Senkungsfeldes behaupten, daß sie 
in syngenetischem Verbande stehen, denn man kann über die Beweis- 
kraft der obenerwähnten Funde denken wie man will, man wird 
immerhin gestehen müssen, daß sie unvergleichbar stärker als jene 
rein theoretischen Argumente ist. 

Auch für die periadriatischen Randmassen müssen wir also, 
nachdem sie als verschiedenalterig anerkannt wurden, auf die lang- 
same, mühsame, aber dafür sichere Methode der Detailuntersuchung 
zurückkommen. 

Die neue geologische Aufnahme des Adamello. Die 
detaillierte Erforschung der herrlichen Adamelloeruptivmasse hat sich 
Prof. Salomon zur Lebensaufgabe gemacht und der erste Teil der 
umfangreichen Publikation, welche die Resultate seiner zwanzigjährigen, 
rastlosen mühsamen und bewundernswerten Forschungen in diesem 
ebenso schönen als schwierigen Gebiete zusammenfaßt, ist bereits 
erschienen. 

Die planmäßige Durchführung der geologischen Aufnahmen, welche 
die Etschbucht als Ausgangspunkt dieses Alpenabschnittes hatten, 
führten nun mich selbst in das Adamellogebiet, und zwar kaum zwei 
Jahre später als Salomon seine Arbeiten im Felde geschlossen 


!) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1898, pag. 187, 
2) Ibidem, 1898, pag. 327. 
°) Ibidem, 1901, pag. 319, 
*) Sitzungsberichte der k. preuß. Akad. d. Wiss. Berlin 1902, pag. 1047 und 
1905, pag. 1055. 
14* 


94 Verhandlungen. Nr. 4 


hatte. Meine Aufgabe, mit der ich noch nicht fertig bin, besteht 
darin, eine geologische Karte des österreichischen Teiles der Adamello- 
gruppe zu liefern, welche wenigstens ebensoviel detailliert ist, als es 
bei den anderen Karten der geologischen Anstalt, welche im Druck 
erscheinen, üblich ist. Diese Aufgabe war mir naturgemäß durch die 
vorliegenden Vorarbeiten vorgeschrieben. Bittner hatte schon eine 
vorzügliche Karte des Blattes Storo geliefert und die ganze Trias 
musterhaft gegliedert. Ich konnte mich deshalb mehr den vortriadi- 
schen Bildungen widmen und die hiesige Gliederung des Perms 
mit dem lombardischen parallelisieren und kartieren. Die Trias- und 
Juraregion wurde revidiert unter Beibehaltung der Bittnerschen 
Einteilung. 


Die Umrandung der Eruptivmasse, wie sie Stache festgestellt 
hatte, zeigt schon auf der Salomonschen Karte eine Reihe von 
wertvollen Detailberichtigungen und hat nunmehr durch meine Kartierung 
im Maßstab 1: 25.000 denjenigen Grad von Präzision, welcher er- 
fahrungsgemäß für die Übertragung in den Maßstab 1: 75.000 mehr 
als genügend ist und sogar auch für eine eventuelle Herausgabe von 
einzelnen komplizierten Abschnitten im Originalmaßstab ausreichen 
würde. 


Es wurde ferner die Eruptivmasse selbst als solche gegliedert 
und die basischen, saueren, granitischen und gneißigen Fazies, welche 
auf Randbildungen und im allgemeinen auf magmatische Differen- 
tiationen zurückzuführen sind, möglichst genau kartiert. Es wurde 
somit der Versuch Tellers, welcher schon auf der Manuskriptkarte 
Staches die sauere Ausbildung des Zentraltonalits ausgeschieden 
hatte, fortgesetzt und bis ins Detail durchgeführt. Es wurde weiter 
die Kartierung der zahlreichen Gänge, welche die Eruptivmasse und 
ihre Hülle als Ganggefolgschaft durchbrechen, in Angriff genommen, 
nachdem durch Begehung der kahlen Hochregion ihr relatives Alter 
ziemlich bald festgestellt werden konnte. Daß die auch von Stache 
schon begonnene Gliederung jenes Schieferkomplexes, welchen 
Salomon unter dem Kollektivnamen „Rendenaschiefer* zusammen- 
gefaßt hatte, auch zu meiner Aufgabe gehört, liegt wohl auf der Hand. 

Außer Programm, um so zu sagen, war eine Beobachtung, die 
ich während der Sommeraufnahmen 1909 in Val di Fumo machte 
und welche schon jetzt aus der Fülle der neuen Beobachtungen 
herausgegriffen werden soll, weil sie imstande ist, die maximale 
Altersgrenze der Tonaliteruption definitiv zu präzisieren. 

* * 
* 

Das Alter des Tonalits. Die Altersfrage des Tonalits fand 
nach einigen Versuchen, sie theoretisch abzuleiten (Buch, Richt- 
hofen), ihre positive Grundiage durch die Auffindung der Kontakt- 
zone, an welcher auch Triasbildungen teilnehmen. Die detaillierte 
Gliederung der Trias und die dementsprechend genauere Kartierung 
des südlichen Randes durch Bittner (1881), gestattete nun fest- 
zustellen, daß die Adamelloeruptivmasse jünger als der Wengener 
Riffkalk (Schlerndolomit, Esinokalk) ist, eine Beobachtung, die später 


1910 Sitzung vom 8. März. Dr. G, B. Trener. 95 


auch von Salomon (1897) bestätigt wurde. Von theoretischen Be- 
trachtungen über die minimale Dicke der Kruste der Adamellomasse, 
welche damals von ihm als ein Übergangsglied zwischen Lakkolith und 
Stock bezeichnet wurde, kam Salomon ferner zu dem Schluß, daß 
der Tonalit wenigstens das Alter des Hauptdolomits hätte !), 

Die Fixierung der Maximalgrenze des Alters durch positive 
Beobachtungen gelang aber erst viel später und kann wohl erst heute 
nach den Beobachtungen Salomons im Freronegebiete (Lombardei) 
und meinen eigenen in der Zentralregion des Adamello (in Val di Fumo) 
als abgeschlossen betrachtet werden. 

Als Salomon im Jahre 1904, also unmittelbar vor dem Schluß 
seiner Revisionstouren, den Gipfel des Frerone betrat, sah er), „daß 
hinter dem Esinomarmor und dem bunten, gebänderten System der 
Raibler Schichten gegen die Porta di Stabio eine zweite mächtige, leuch- 
tend weiße Marmormasse folgt. Sie kann nach ihrer Lage nur zum 
Hauptdolomit gehören. »Mir selber« — so schreibt Salomon weiter — 
»war es leider nicht mehr vergönnt, sie zu besuchen. Finkelstein 
aber, der die Porta di Stabio überschritt, kam unmittelbar an ihr 
vorbei und berichtet (1899, pag. 303 und 330), daß am Passe selbst 
Tonalit ansteht, daß der Kamm aber gegen den Frerone hin auf der 
Tonalitbasis zwei unbenannte und ungemessene Hörner, aus weißem 
Marmor bestehend, trägt. Ob es Dolomitmarmor ist, wie ich erwarte, 
das gibt er leider nicht an. Jedenfalls scheinen Silikate zu fehlen, 
was für Marmor der Raibler Schichten nicht paßt«*“. 

Uber die stratigraphische Folge des Frerone schreibt Salomon 
auf pag. 288 des a. O. noch folgendes: 

„Unmittelbar nördlich des höchsten Gipfels des Frerone, aber 
tiefer, auf dem zur Porta di Stabio führenden Kamme stehen die im 
Bilde dunkel erscheinenden Wengener Schichten an. Dann folgt 
Esinomarmor, zu unterst mit dunklen Lagen von Wengener Schichten 
oder Intrusivgesteinen, weiterhin aber rein und in mächtiger Masse 
auftretend. Er reicht etwas über die Stelle hinaus, an welcher der 
von der Cima di Salmojraghi herüberziehende Grat den Porta di 
Stabio-Frerone-Kamm erreicht. Dann folgt ein System von im Bilde 
verdeckten, bunten, gebänderten Schichten von wenigstens 50 m 
Mächtigkeit und dahinter die im Bilde deutlich erkennbare mächtige 
schneeweiße Hauptdolomitmasse. Ich habe zwar nur die Schichten bis 
zım Esinomarmor an Ort und Stelle untersuchen können. Es kann 
aber kein Zweifel an der Richtigkeit der stratigraphischen Deutung 
bestehen. Leider war es mir nicht mehr möglich, das oberste Stabio- 
kar am Frerone zu begehen, um die petrographische Beschaffenheit 
der Raibler Schichten und des Hauptdolomits zu untersuchen. Ich 
muß das meinem Nachfolger überlassen.“ 

Aus dieser Angabe Salomons, welche ich buchstäblich zur 
Wahrung seiner Prioritätsrechte wiedergegeben habe, scheint auch 
mir das Vorkommen von Hauptdolomit sichergestellt zu sein und 


!) Tschermaks Min. u. petrogr. Mitth., XVII. Bd., Wien 1897, pag. 175. 


2) Salomon W., Die Adamellogruppe. Wien 1908. Abhandl. d. k. k. geo]. 
R,-A. Bd. XXI, Heft 1, pag. 432—4353. 


95 Verhandlungen. Nr. 4 


ich könnte das photographische Bild, welches er auf Taf. VI wieder- 
gibt, ebenfalls nicht anders deuten. 

Immerhin halte ich es mit Salomon für wünschenswert, daß ein 
Nachfolger eine genaue und detaillierte Beschreibung des Frerone- 
gebietes bringt, um auch dieses wichtige Profil für die Feststellung der 
minimalen Altersgrenze einwandfrei benützen zu können. Denn um 
Fachgenossen von dieser Grenze zu überzeugen, genügt nicht allein 
die bloße Erwähnung, daß Hauptdolomit unmittelbar an Tonalit anstößt, 
man muß auch den Beweis liefern, daß ein primärer Kontakt vorliegt und 
daß eine Verschiebung oder diskordante Anlagerung am Granit aus- 
geschlossen ist. 

Es wäre ferner wünschenswert, die Mächtigkeit des Hauptdolomits 
an der Kontaktstelle zu konstatieren, um die Altersgrenze auch inner- 
halb jenes Zeitraumes, welcher der norischen Stufe entspricht, fest- 
stellen zu können und die Kontaktstelle sorgfältig zu untersuchen, um 
eventuelle Spuren des Rhäts noch herauszufinden. 

Auf alle diese Fragen und Zweifel kann dem Leser eine, wie 
ich hoffe, befriedigende Antwort gegeben werden, durch die Beschrei- 
bung der geologischen Verhältnisse, wie ich sie in Val di Fumo, und 
zwar auf der Cime delle Casinelle im vorigen Sommer bei der 
Gelegenheit der geologischen Aufnahmen kennen gelernt habe. 


* * 
* 

Die Cime delle Casinelle und die Altersfrage. 
Schon die älteren geologischen Karten der Adamellogruppe haben 
uns mit jener merkwürdigen Einschnürung vertraut gemacht, welche 
die Breite der Adamelloeruptivmasse von 30 km, wie sie ihre nörd- 
liche Partie mißt, in der Mitte auf beinahe 3 km reduziert. Sie 
wird durch das Eindringen einer etwa 5 km breiten und 10 km langen 
Zunge, welche von Val Camonica beiläufig gegen SO bis in Val di 
Fumo mitten im Herzen der Eruptivmasse hineinreicht, hervorgerufen. 
Schon Curioni zeichnete diese Zunge, wenn auch unrichtig, in seine 
Karte ein, sie erhielt aber erst durch die Aufnahmen Staches die 
Ausdehnung und Form, wie sie die Karte Salomons verbessert 
zeigt, und welche mit Ausnahme von zahlreichen Details, die bei 
meiner Neuaufnahme in dem SO-Rande eingetragen wurden, wohl als 
definitiv zu betrachten ist. 

Gerade dieser östliche Saum war es, welcher bald ein geologischer 
Anziehungspunkt der Adamellogruppe wurde. Suess schenkte ihm seine 
Aufmerksamkeit und nahm eine Schilderung seiner Lagerungsverhält- 
nisse in seinem Antlitz der Erde auf. Zehn Jahre später gab sich 
Löwl!) der Hoffnung hin, an dieser Stelle den Schlüssel für die Er- 
klärung der Probleme, welche sich an die Lagerung und das Alter 
des Adamello knüpfen, gefunden zu haben. Auf ungenügende Beob- 
achtungen sich stützend bemühte er sich, den Beweis zu liefern, daß 
die Adamelloeruptivmasse nicht einheitlich und nicht gleichalterig ist. 
Eine Bruchlinie, welche von Campiello nach Nudole über Lago di 


!) Eine vollständige Zusammenstellung der Literatur siehe in: Salomon, 
Die Adamellogruppe. 


1910 Sitzung vom 8. März, Dr. G. B, Trener. 97 


Campo zieht und in Val Breguzzo am Ostrande des Tonalitgebirges, 
in einer Entfernung von 8 km wieder sichtbar sein sollte, hat, nach 
diesem Autor, den Adamellokern und den Re di Castellostock zu- 
sammengebracht. Der Re di Castello ist ein Stock für sich, ein Stock 
in der Trias, weil seine Grenzen keine Bruchränder sind, sondern 
Flächen des intrusiven Kontakts. Der Tonalit des Adamello ist in- 
dessen älter als die erste Faltung der Schichten, in denen er steckt, 
das heißt älter als die permische Formation. „An wenigen Stellen 
des Tonalitrandes zeigt sich so deutlich wie auf der Ervinaalm, daß 
das Magma nicht in gefaltete, sondern in ungestörte Schichten ein- 
gedrungen und als Kern unter einer durch die Intrusion selbst auf- 
getriebenen Schieferkuppel erstarrt sein muß.“ 


Wenn die Verhältnisse wirklich so einfach wären wie sie Löwl 
schilderte und auf seiner Skizze im Maßstab 1:100.000 zeichnete, 
könnte man eine ernste Prüfung seiner Anschauungen nicht umgehen. 
Die schönen Argumentationen Löwls fußen aber auf lauter schlechten, 
weil ungenügenden Beobachtungen. 


Erstens existiert eine Bruchlinie zwischen dem metamorphen 
Sandstein und der Schieferhülle nicht. Ein zweiter fundamentaler 
Fehler in der Darstellung Löwls besteht darin, daß er nördlich seiner 
Linie keine Trias kennt. Gerade aber nördlich dieser Linie ist die 
Trias viel reichlicher entwickelt als es bei Lago di Campo der Fall 
ist. Schon Stache (1879) und später Suess (1885) hatten die Trias 
auf den Cime delle Casinelle gefunden und sogar in Val Breguzzo, 
wo Löwl die Fortsetzung seiner Campiellolinie durchziehen läßt, hat 
neulich Salomon triadische Bildungen festgestellt. Und endlich be- 
steht die Schwierigkeit, welche sich dieser Autor aus dem Fehlen 
einer permischen Faltung in dem nördlichen Teile des Adamello selbst 
macht, für denjenigen, welcher die weitere Umgebung des Adamello 
kennt, durchaus nicht. 


Nach dem heutigen Stand unserer Kenntnisse wäre es also über- 
flüssig, wenigstens an dieser Stelle, die Anschauungen Löwls über 
das Alter und die Lagerungsverhältnisse der Adamelloeruptivmasse 
einer gründlichen Diskussion zu unterziehen. 


In neuerer Zeit wurde das Gebiet der Cime delle Casi- 
nelle von Salomon besucht. Er widmet der Beschreibung der Um- 
gebung von Ervinatal, das ist also des Kesseltales südlich der Casi- 
nelle, ca. 4 Seiten des ersten Teiles seiner Adamellomonographie. 
Er beschreibt darin die Routen: Lago di Campo—Ervina; Malga 
Adam&—Forcel Rosso—Malga Pietrafessa di sopra—Ervina di sopra; 
Ervina di sopra—Passo d’Ignaga—Passo delle Casinelle— Val Saviore. 
Das Kartenbild, das er auf Grund dieser Touren geliefert hat, ist in den 
Hauptzügen richtig und es wäre ungerecht, von diesem verdienstvollen 
Forscher auf Grund seines einzigen Rundganges, welcher teilweise 
sogar im Nebel gemacht werden mußte, mehr zu verlangen. 

Kein Wunder also, wenn unter solchen Umständen Salomon 
Hauptdolomit mit Esinokalk, Raibler Schichten mit Wengener 
Schichten und Esinokalk mit Marmor des Muschelkalkes verwechselte 
und außerdem ihm eine Menge interessanter Details entging. 


98 Verhandlungen. Nr. 4 


Ich konnte dagegen in der Nähe des Lago di Mare (2225 m) unter 
dem Zelt einige Tage kampieren und von meinem Lager aus ruhig den 
Kampf gegen Nebel und Terrainschwierigkeiten aufnehmen. Es war 
mir in der Weise möglich, eine detaillierte Aufnahme dieser für die 
Mechanik der Intrusion sowie für die Altersbestimmung höchst 
wichtigen Hochregion, im Maßstab 1:25.000 durchzuführen und die 
gemachten Beobachtungen mit einer genügenden Zahl von Zeichnungen 
und Photographien zu dokumentieren. 

Zur allgemeinen geologischen und topographischen Orientierung 
wolle man sich aber zunächst der Karte Salomons bedienen. Wir 
gehen von Strada in Judikarien in Val di Daone, den Quellen des 
Fiume Chiese entgegen. In dem oberen Teil des Tales, Val di Fumo 
genannt, sehen wir auf der Karte eine Sedimentzunge, welche wie 
ein stumpfer Keil zwischen die Re di Castello- und Adameiloeruptiv- 
massen eingetrieben ist, ohne aber sie voneinander vollständig abzu- 
trennen. Die Zunge besteht aus kristallinen Schiefern, der Hauptsache 
nach aus Quarzphylliten, ist aber ringsherum mit einem Saum von 
permokarbonischem Sandstein und weiters noch mit einer nicht ganz 
kontinuierlichen Borte triadischer Bildungen versehen. Diese Zunge 
dürfte wohl im großen und ganzen eine ziemlich flache Antiklinale 
bilden. Was aber höchst auffällt, ist der Umstand, daß in der Nähe 
des Tonalits der Saum ringsherum (also auch der stumpfen Spitze) 
rasch nach unten umgebogen ist, so daß in der Regel die permo- 
karbonischen und triadischen Schichten am Kontakt fast oder ganz 
auf dem Kopf stehen. Es ist manchmal schwer zu sagen, ob die 
Schichten unter den Tonalit oder von diesem wegfallen. In Val 
Saviore beobachtete zum Beispiel Salomon, daß die Sedimente steil 
vom Tonalit weg nach außen und erst oben in der Runse, welche 
zum Forcel Rosso führt, unter ihn einfallen. Es sind also hier im 
höchsten Maße jene Lagerungsverhältnisse entwickelt, welche zuerst 
von Suess als für den Adamello charakteristisch anerkannt wurden. 

Wenden wir nun aber unsere Aufmerksamkeit bloß dem End- 
stück der Sedimentzunge, einem Stück, welches über der Reichsgrenze, 
das ist also in Val di Fumo, liest, zu. Das Kartenbild, welches 
Salomon von diesem Gebiet geliefert hat, ist schon des kleinen 
Maßstabes wegen etwas schematisch und deshalb, was die feinsten 
Details anbelangt, vielfach unrichtig; genügt uns aber, um den zer- 
rütteten Zustand des triadischen Randes zu veranschaulichen. 

Auf meiner Detailaufnahmskarte (1:25.000) erscheint das Gebiet 
zwischen Lago di Campo, Malga Ervina, Mega. Pietrafessa, Forcel 
Rosso und der Reichsgrenze wie ein Mosaik. Nicht nur die triadische 
Borte, sondern auch der permokarbonische Sandsteinsaum und sogar 
auch die kristallinischen Schiefer sind von Tonalit und Granit unter- 
brochen. Große und kleine Schollen und Brocken von Glimmerschiefer, 
Quarziten (die aus dem kontaktmetamorphen Sandsteinkomplex bestehen), 
von Hornfelsen und Silikaten (Werfener Schiefer), von reinem Marmor 
(Esinokalk und Hauptdolomit), von unreinen kristallinischen Kalken, 
meistens mit Granat, Vesuvian und anderen Kontaktmineralien 
(Muschelkalk), schwimmen in der Tonalitmasse nur scheinbar regellos. 
Denn ohne besonders große Mühe läßt sich in der Lage dieser 


1910 Sitzung vom 8. März. Dr. G. B. Trener. 99 


Trümmer eine planmäßige Anordnung und ihre Zusammengehörickeit 
zu dem permokarbonischen, beziehungsweise triadischen Sediment- 
saume erkennen. Eine genauere Prüfung der Lagerungsverhältnisse 
lehrt uns ferner, daß diese Zerstückelung nicht ganz allein auf 
Denudationswirkung zurückzuführen ist; die losen Schollen sind nicht 
alle Erosionsreste, sondern vielfach Stücke des fransenförmig zerfetz- 
ten Saumes, und sie stehen in innig genetischem Verband mit dem 
Intrusionsprozeß. Ich kenne keine andere Stelle in der Adameilo- 
gruppe, welche lehrreicher für das Studium des Intrusionsmechanis- 
mus wäre. Die außerordentlich steilen Talgehänge, die kühnen Grate 
und die tiefen Runsen bieten uns herrliche Profilansichten, welche 
durch die fensterartigen Vertiefungen der Kare noch klarer und in- 
struktiver werden. Es ist ein tiefer Einblick in die Unterlage der 
Sedimentscholle (welche hier das Dach und daneben die Wand des 
Tonalits bildet), welcher uns gestattet wird. 

Es wird Aufgabe einer späteren Arbeit sein, diese interessante 
Region genauer zu studieren; um unser Ziel, das ist die Altersfrage 
der Adamelloeruptivmasse, nicht aus den Augen zu verlieren, wollen 
wir nun unsere Aufmerksamkeit dem Gebiet, welches nördlich der 
Malga Ervina liegt, allein schenken. 

* ‚ * 
” 

Stratigraphie des Casinelleprofils. Aber auch selbst 
die Verhältnisse dieses kleinen Gebirgsstückes sind zu kompliziert, 
um die Hoffnung zu hegen, in Wort allein ein klares Bild davon zu 
geben. Auch Profile und photographische Ansichten würden nur müh- 
sam und notdürftig zum Ziele führen. Ich habe deshalb noch die 
Plastik zur Hilfe herangezogen und ein Gipsmodell konstruiert, welches 
viel besser als zahlreiche Profile dem Zwecke entsprechen wird. Das 
Modell, welches in der Figur 2 dieser Arbeit photographisch repro- 
duziert wird, ist im Maßstab 1:25.000 konstruiert und bietet eine für 
geologische Zwecke getreue Reproduktion der topographischen Karte 
dar: die Konstruktion ist die übliche, jede Isohypse wurde aus 
Karton herausgeschnitten und die Stücke dann aufeinander gelegt; 
eine leichte Gipsdecke glich die Böschung aus und gestattete die 
Eintragung von geologisch oder morphologisch besonders wichtigen 
Details. Es wurde ein dem richtigen Maßstab entsprechend dicker 
Karton verwendet; nur einzelne Kammlinien lassen an Genauigkeit 
etwas zu wünschen übrig, da die Zahl der Photographien, die mir 
zur Verfügung stand, nicht ausreichte. 

Wir wollen also die Photographie des plastischen Modells uns 
vor Augen halten und der geologischen Beschreibung auf dem- 
selben folgen. Von Val di Fumo 1 ausgehend, steigen wir über 
Malga Ervina di sotto nach Mga. Ervina di sopra, eine seit 
mehreren Jahren verlassene und heutzutage ganz zerfallene kleine 
Hirtenhütte, welche in einer Höhe von 2029 m liegt. Die zwei Hütten 
sind auf der Photographie des Modells mit 2, beziehungsweise 4 
markiert. Beim Anstieg, etwa zwischen Ervina di sotto und Ervina 
di sopra schneidet der Weg zunächst eine kleine isolierte Partie von 
weißem Marmor an 3, welche mitten drinnen .in der Tonalitmasse 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 4. Verhandlungen. 15 


100 Verhandlungen. Nr. 4 


schwimmt. Kaum hat man die Talstufe von Ervina di sopra erreicht, 
so steht man am Rande der weiter verfolgbaren Kontaktzone. In der 
Alpenwiese stehend, wolle man nun einen Rundblick auf den Talkessel 
werfen. Im Süden sehen wir kein besonders befremdendes Land- 
schaftsbild; die Wand, welche die Wasserscheide zwischen Lago di 
Campo und Ervina bildet, scheint noch immer aus Tonalit zu be- 
stehen. Im Hintergrund des Tales im Westen oberhalb 25 sieht man 
aber dunkle rotstbraunfarbige Felsmassen, wie in der Regel die kon- 
taktmetamorphen Quarzphyllite aussehen. Eine höchst charakteristische 
Landschaft bietet uns aber erst das nördliche Kesseltalgehänge: das 
Bild, das wir vor uns sehen, ist dasselbe, welches Suess in seinem 
„Antlitz der Erde“ nach einer von Prof. ©. Diener aufgenommenen 
Photographie in Holzschnitt reproduziert hat). 

Wir können auf den ersten Blick unterscheiden: einen Komplex 
von dicken Bänken eines grauen quarzitischen Gesteines, welches das 
Liegende von feingeschichteten, dunklen Schiefern bildet, dann eine 
mächtige, lichte Marmorzone und schließlich zu unserer Rechten eine 
graue Masse, welche von der Ferne aus nicht weiter charakterisierbar 
ist. Die drei erstgenannten Glieder folgen von Westen her der bei- 
nahe horizontalen Kammlinie, biegen aber dann rasch um und ziehen 
bogenförmig herunter, wie die Skizze der Fig. 1 zeigt, und tauchen 
schließlich in die Tonalitmasse ein. Salomon hat schon auf Grund 
einer von Campo di sotto gezeichneten Skizze den Versuch gemacht, 
die Hauptkonturen des Suessschen Bildes zu deuten. Seine Deutung 
ist im großen und ganzen mit Ausnahme von einzelnen Details richtig. 
Die weiße Marmormasse entspricht tatsächlich dem Zellenkalk, der 
liegende dünngeschichtete Komplex besteht aus Werfener Schichten, 
die grauen dicken Bänke sind umgewandelter Grödener Sandstein. Es 
kann also nicht angezweifelt werden, daß dieser merkwürdige Bogen 
aus permotriadischen Schichten zusammengesetzt wird. Um uns aber 
davon zu überzeugen, wollen wir das Profil, welches uns herrlich 
aufgeschlossen vorliegt, näher untersuchen. Man wird mit Vorteil 
etwa von dem kleinen Karsee (2339 m), welcher auf der Karte 
1:25.000 mit dem Namen Laghetto bezeichnet ist und auf dem Gips- 
modell mit der Nr. 5 verzeichnet ist, ausgehen. Von dem See auf den 
Rundhöcker 6 (siehe Fig. 2) heruntersteigend, finden wir zuerst nur 
kontaktmetamorph veränderte Quarzphyllite, bei 6 trifft man aber 
schon die unterste Bank des Sandsteinkomplexes.: Die Quarzphyllit- 
konglomerate, welche anderswo, zum Beispiel am Lago d’Avolo (siehe 
Karte 1:75.000), die Grenze markieren, fehlen an dieser Stelle; 
man sieht hier nur das nächstfolgende Glied, ein sehr glimmer- und 
feldspatreicher Quarzit. 

Von Punkt 6 klettert man, um bessere Aufschlüsse zu finden, 
die Felswand etwa um 100 m hinauf und durchquert dabei einen 
Komplex von lichten Quarziten und feinschuppigen seidenglänzenden 


') Die Photographie wurde, wie Prof. Diener mir freundlichst mitteilte, 
von Malga Campo di sotto aus, aufgenommen, und zwar nach einem außerordent- 
lichen Schneefall. Nicht durch einen Firn, wie in der Erläuterung des Bildes 
gesagt wird, ziehen also die Bänke der Trias, sondern durch die frische Schnee- 
decke; denn im Hochsommer pBegen die C. delle Oasinelle ganz schneefrei zu sein. 


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Sitzung vom 8, März, 


1910 


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102 Verhandlungen. Nr. 4 


Schiefern, bis man ungefähr die Stelle 7 erreicht. Man findet dort 
die dieken Bänke jenes Quarzkonglomerats, welches sonst in Judikarien 
die Basis des Grödener Sandsteines bildet ; was weiter folgt, sind haupt- 
sächlich lichtgraue Quarzite. Wie in einer späteren Arbeit näher be- 
gründet werden soll, kann man trotz der weit vorgeschrittenen Meta- 
morphose den Quarzitkomplex ebensogut gliedern wie sonst den 
Sandsteinkomplex in Judikarien. Die Sandsteine, welche das Liegende 
der Werfener Schiefer bilden, besitzen in Judikarien eine im Ver- 
gleich zu denen des Etschbuchtgebietes außerordentliche Mächtigkeit 
und Mannigfaltigkeit der Ausbildung. Ich habe sie auf meiner geolo- 
gischen Karte in zwei große Abteilungen gegliedert: Die obere Ab- 
teilung beginnt unten mit den obenerwähnten Quarzkonglomeraten 
und besteht aus roten, bezw. roten und grauen Sandsteinen, welche 
dem Grödener Sandstein gleichzustellen sind. Die unteren Sandsteine 
sind dunkelgrün oder schwarzgrau, in der Regel viel kompakter und 
feinkörniger als die oberen. Maßgebend für ihre Altersbestimmung ist 
der Umstand, daß die zwei petrographisch so verschiedenen Sandsteine 
von den schwarzen, pflanzenführenden Schiefern, welche am Monte 
Colombine nach Suess Walchia piniformis und andere permische 
Pflanzen enthalten, getrennt werden. Wir haben also in dem Normal- 
profil von oben nach unten: rote oder graue Sandsteine mit basalen 
Quarzkonglomeraten. Walchia-Schiefer, grüne Sandsteine, Quarzphyllit- 
konglomerate und endlich die kristalline Basis, die Quarzphyllite. 
Die oberen Sandsteine sind sicher permisch, die unteren können ent- 
weder als tiefstes Glied des Perms oder als das sonst fehlende Karbon 
aufgefaßt werden. Ohne diese Frage an dieser Stelle näher zu erörtern, 
begnüge ich mich, zu konstatieren, daß sämtliche Glieder dieser Normal- 
serie in dem kontaktmetamorphen, quarzitischen Komplex wieder zu 
erkennen sind. Dies geht leichter, wenn man auch das Profil des weniger 
intensiv metamorphosierten Gebietes des Lago d’Avolo (NW von L. 
di Campo) benützt. Auch die Walchia-Schiefer finden ihre Vertretung 
in den seidenglänzenden Schiefern, welche letztere normal das Liegende 
der Quarzkonglomerate bilden. 

Um die Basis der Werfener Schiefer besser aufgeschlossen zu 
finden, erklettern wir die Wand bis zu 8. Es stehen dort unmittelbar 
über den Quarziten, welche nebenan gesagt fast immer glimmerreich 
sind, einige dicke Bänke eines schmutziggelblichen kristallinischen 
Kalksteines, der wohl als Vertreter jenes Kalkniveaus, welches ge- 
wöhnlich das Liegende der Werfener Schiefer bildet, also dem Horizont 
des Bellerophonkalkes entspricht, aufzufassen ist. Das Hangende dieses 
Kalkes ist ein mächtiger Komplex von dünngeschichteten schwarzen 
hornfelsartigen Gesteinen, welcher eine steile Wand, wie sie die 
Skizze der Fig. 2 zeigt, bildet. Es ist Servino (mit Naticella costata), 
das ist die lombardische Fazies der Werfener Schiefer der Etschbucht. 

Klettert man durch die Wand bis zur Kammlinie 9 hinauf, oder, 
was bequemer ist, steigt man hinunter bis zu 10, so erreicht man 
jene charakteristische Marmormasse, welche schon von Ervina di 
sopra aus unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Bei einigem 
Suchen gelingt es, an einzelnen Stellen fremde Einschlüsse und an 
einzelnen Bänken auch die eigentümliche brecciöse Struktur, welche 


Süd 


1910 - Sitzung vom 8. März. Dr. G. B. Trener. 103 


West 

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Fig. 2. Geologisches Gipsmodell der Cime delle Casinelle in Val di Fumo, 


1 Fiume Chiese (1764 m). — 2 Malga Ervina di sotto. — 4 Malga Ervina di sopra 
(2029 m). — 24 Lago di Mare (2225 m). — 5 Laghetto (2339 m). — 20 Malga 
Pietrafessa di sopra.. — 22 Malga Pietrafessa di sotto (1958 m). — 18 und 21 
Runse des Forcel Rosso. — 17 Forcel Rosso (2708 m). — 2860 Cima di Breguzzo 


(2860 m). — 2729 Cima delle Casinelle (2729 m). 


NB. Die andern Nummern beziehen sich auf die geologische Beschreibung im Texte. 


Die starken Retouchen, welche notwendig wurden, um die Plastik auf der Photo- 
graphie nicht ganz zu verlieren, haben leider die feinsten Details des Modells ver- 
wischt. Es ist namentlich die schmale, zirka 3 mm lange Apophyse der Granit- 
masse 32, welche unmittelbar oberhalb 34 nach N hinzieht, verloren gegangen. 


p.IoN 


104 Verhandlungen. Nr. 4 


die Zugehörigkeit dieses Marmors zum sogenannten Zellenkalk außer 
Zweifel setzt, zu finden. Der darauffolgende untere Muschelkalk ist 
in einen schmutziggrauen Marmor mit dünnen charakteristischen 
Silikatstreifen umgewandelt. Die dunklen, rotbraun anwitternden 
Silikatstreifen werden im oberen Muschelkalk dicker und häufiger, 
was also hier dem größeren Tongehalt entspricht. 

Unterer und oberer Muschelkalk sind in der tiefen Runse, welche 
zum Forcel 12, einem von Gemsenjägern benützten Paß, hinaufführt, 
prächtig aufgeschlossen. Klettert man die nördliche Wand der Runse 
hinauf, etwa an der Stelle 13, so findet man knapp unter der scharfen 
Kammlinie das nächstfolgende Glied der triadischen Serie, die Reitzi- 
schichten (Buchensteiner Schichten‘, und zwar sowohl die untere Abtei- 
lung, die hauptsächlich aus knolligen kieseligen Kalken besteht, welche 
der Hauptsitz des Protrachyceras Reitzi sind, als auch die obere, für welche 
Einschaltungen von „Pietra verde* charakteristisch sind. Die Pietra 
verde ist wenigstens makroskopisch unverändert geblieben, die kiese- 
ligen Kalke dagegen sind in weißen Marmor umgewandelt, in welchem 
die kieselige Substanz derart verteilt ist, daß eine grobe maschenartige 
Struktur erzeugt wird und so die Verwitterungsfläche etwa wie eine 
Wabe, deren einzelne Zellen etwa eigroß sind, aussieht. Geht man 
dem schmalen Grat nach, so trifft man bald Daonellenschichten, 
welche ihrer Tongesteinnatur entsprechend, in einen dichten massigen 
Hornfels umgewandelt sind. Dieser ist unter dem Mikroskop ein fein- 
körniges Aggregat, welches hauptsächlich aus Quarz, Glimmer, Erz 
und einem stark lichtbrechenden Mineral, das nicht näher untersucht 
wurde aber, dem Korund sehr ähnlich erscheint, besteht. 

Was nun folgt, ist grobkörniger Marmor 15, welcher mit ver- 
dännter Salzsäure noch braust und nach der stratigraphischen Lage, 
der Struktur und der Mächtigkeit dem Esinokalk entspricht oder, 
richtiger gesagt, einer Übergangsfazies zwischen dem Schlerndolomit 
der Etschbucht und dem Calcare d’Esino der Lombardei. Wir sind so 
in die Nähe des Forcel Rosso (2708 m) gekommen, steigen nun 
rechts hinab und erreichen eine breite Stufe 16. welche parallel der 
Kammlinie, beziehungsweise der Runse 17—18, die von Forcel Rosso 
hinunterzieht, ist. Diese Stufe besteht aus weichem, ziemlich glänzenden 
Schiefer von dunkelgrauer Farbe und einem eigenartigen Stich ins 
Violette. _ 

In dem engen Paßeinschnitt und in der kunse steht blendend 
weißer Marmor an; die Reinheit der Farbe, das Fehlen von Silikaten, 
die nicht verzahnte Struktur und schließlich die chemische Prüfung 
überzeugen uns, daß es ein Dolomitmarmor ist. Der Marmor bildet 
nördlich des Paßeinschnittes, beziehungsweise seiner nach O hinunter- 
ziehenden Runse, eine dünne Wand, über welche die Tonalitmasse der 
Cima di Breguzzo (2860 m) emporragt. Am Kontakt zwischen Dolomit und 
Tonalit hat sich eine etwa handbreite Zone eines weißlichen makro- 
skopisch dichten Silikats, welches hier nicht näher beschrieben werden 
soll, gebildet. 

Ganz dieselbe stratigraphische Serie und dieselben Lagerungs- 
verhältnisse des Forcel Rosso kann man beim Abstieg längs der ganzen 
Runse beobachten. Die Skizze der Fig. 3 illustriert sie noch besser 


105 


B. Trener. 


Dr. ©. 


Sitzung vom 8. März, 


1910 


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106 Verhandlungen. Nr. 4 


als das Modell; sie wurde nach einer Photographie gezeichnet, welche 
etwa bei 18 aufgenommen wurde. Rechts oben (Nord) steht der Tonalit 
(T) an und vor ihm zieht eine verhältnismäßig dünne Wand, welche 
aus bald dicken, bald feinen Marmorplatten (7/7) besteht und deren 
Blockwerk den Boden der U-förmigen Runse bedeckt. Derselbe Dolomit- 
marmor reicht auch noch auf die Südseite der Runse hinüber, zieht 
als ein viel niedrigeres Band als auf der Nordseite dieser entlang. 
Er bildet die steile Seite der Stufe, welche im flachen Teil aus den 
oberwähnten weichen Schiefern besteht. 

Die dahinterliegende, weiter südlich folgende Stufe ist aus 
Esinokalk (E) und Reitzi+ Daonellenschichten zusammengesetzt, welche, 
wie auf dem Modell zu sehen ist, die Kammlinie verlassen haben und 
jetzt genau von W nach O streichen. Was nun links oben folgt, ist 
Muschelkalk. Die säulenförmigen Pfeiler, welche im Vordergrund stehen, 
sind die Köpfe dicker Dolomitmarmorplatten, welche aus dem Rasen 
herausragen. Je weiter man in die Runse absteigt, desto breiter wird 
auch die Dolomitmarmorzone, welche bei 19 beinahe schon 300 m 
mißt, während sie am Forcel Rosso vielleicht nicht einmal die 
10 m erreicht. 

Jeder, der die Stratigraphie der Trias in Judikarien aus eigener 
Beobachtung kennt, wird nun aus den beschriebenen Verhältnissen 
den Schluß ziehen, daß diese mächtige Masse von Dolomitmarmor nur 
kontaktmetamorphveränderter Hauptdolomit sein kann und daß die 
weichen Schiefer der bereits erwähnten Stufe nur den Raibler Schichten, 
welche oft schon in unverändertem Zustande als schwarze oder rötliche 
mergelige Schiefer auftreten, entsprechen können. 

Salomon ist bei der Deutung dieses Profils zu etwas anderen 
Schlußfolgerungen gekommen, offenbar weil, wie aus seiner Beschreibung 
zu entnehmen ist, er „dies für die Adamellogeologie sehr wichtige Gebiet 
nur bei sehr schlechter Witterung, vielfach im Nebel, begangen“!) 
hatte und er damals auch noch nicht ahnte, daß noch Hauptdolomit 
in der Kontaktzone vorkommen kann. So ist es gekommen, daß er 
Hauptdolomit mit Esinokalk verwechselte und die Raibler Schichten 
für Wengener Schiefer hielt. Salomon kam bei seiner Exkursion aus 
Malga Adame& (Val Saviore) und stieg bei Nebel zum Paß hinauf, 
In der Runse der Val Savioreseite fand er Hornfelse des Servino mit 
noch ganz deutlichen Exemplaren der Naticella costata und weiter 
nach oben glaubte er zu erkennen, daß sich zwischen dem Zellenkalk 
und dem Tonalit noch Muschelkalk und Esinokalk und ganz oben SW 
des Passes die dunklen Hornfelse der Wengener Schichten einschieben. 
Beim Abstieg benützte er die Runse 18, durchquerte das Profil der 
Kammlinie 16, wo die Reitzi- und Daonellaschichten tatsächlich und 
in klaren Verhältnissen zu den liegenden und hangenden Schichten 
anstehen. Wohl bemerkte er weiter unten, etwa bei 18, hinter seinen 
Wengener Schichten „noch einmal Marmor vom Habitus des Esino- 
marmors und noch einmal eine dunkle Gesteinszone“; bezüglich dieser 
blieb er aber, um der Deutung des Forcel Rossoprofils konsequent zu 
bleiben, im Zweifel, ob sie den Wengener Schichten angehört oder 


!) Die Adamellogruppe, pag. 79. 


1910 Sitzung vom 8. März. Dr. G. B. Trener. 107 


einen veränderten Eruptivgang darstellt. Beim Weitergehen wurde 
seine Aufmerksamkeit von der scharfen Umbiegung der Schichten 
nach Süden in Anspruch genommen, er verfolgte diese Schichten auf 
dem Fußsteig, welcher von 19 nach Malga Pietra fessa di sopra 20 führt, 
kletterte so die Marmorwand über 21 nach Pietra fessa di sotto 22 
nicht herab und kam daher, weil er die außerordentliche Mächtiskeit 
der Marmorzone nicht beobachten konnte, auch nicht über die Richtig- 
keit seiner Profildeutung in Zweifel. r 

Nach meinen Beobachtungen im Gebiete der Cime delle Casinelle 
halte ich mich also für berechtigt, festzustellen, daß hier Haupt- 
dolomit mit dem Tonalit in Kontakt kommt. 

Wie anfangs erwähnt wurde, kann man aber daraus noch nicht 
den Schluß ziehen, daß der Tonalit jünger als Hauptdolomit wäre. Es 
ist noch notwendig, zu beweisen, daß der Kontakt ein primärer ist. 
Ein solcher Beweis wurde, wie aus dem Zitat Salomons auf pag. 95 
hervorgeht, für das Hauptdolomitvorkommen des Mte. Frerone noch 
nicht erbracht, ein Umstand, der mich veranlaßt, diese Frage, welche 
für die Altersbestimmung des Adamello von so fundamentaler Wich- 
tigkeit ist, in unserem Gebiete näher zu prüfen. 

Bei der Beweisführung für den primären Kontakt sind in erster 
Linie Metamorphose und Lagerungsverhältnisse in Erwägung zu ziehen. 
Was die Metamorphose anbelangt, so wurde schon bei der Beschreibung 
des Profils konstatiert, daß sämtliche Glieder vom Quarzphyllit an 
bis zum Hauptdolomit intensiv metamorphosiert sind. Daß diese Meta- 
morphose nicht etwa auf die Intensität der Faltung, sondern auf die 
Wirkung der Eruptivmasse zurückzuführen ist, zeigen schon die 
Silikatbildungen, welche, wie oben schon gesagt wurde, an der Kon- 
taktstelle zwischen Dolomit und Tonalit vorkommen. Aber, abgesehen 
von der Kontaktmetamorphose, liefern uns auch noch die Be- 
ziehungen zwischen der Tonalitmasse und dem Schichtengebirge den 
Beweis, daß der Kontakt ein primärer ist. 

* * 
* 

Tektonik. Zuerst aber ein paar Worte über die Tektonik. Mit dem 
bogenförmigen Hinunterziehen der Schichten hat uns schon früher das 
Suesssche Bild!) und die Skizze der Figur 2 vertraut gemacht. 
Auf einen wichtigen Umstand muß man aber nun aufmerksam machen. 
Die westliche Partie derjenigen Schichten, welche der Kammlinie 9,9 
folgen, erscheint von Ervina aus sehr flach liegend, beinahe horizontal; 
es ist dies nur eine Folge der Perspektive, denn tatsächlich handelt 
es sich um Schichten, die beinahe auf dem Kopf stehen, wie dies 
das dem Modell beigegebene Profil zeigt. Nach einer Strecke biegen 
aber die Schichten der äußeren Zonen 19 so scharf nach Süden, daß 
Salomon im Zweifel blieb, ob die Umbiegung nicht etwa durch 
Brüche vermittelt wird. Ich konnte feststellen, daß die knieförmige 
Biegung ohne Intervention von Bruchlinien stattfindet und daß die 
Schichten trotz der so plötzlich veränderten Richtung noch immer 
saiger stehen. Viel weniger scharf erscheint die Umbiegung der 


!) Antlitz der Erde, Bd. I, pag. 315. 


K.k geol. Reichsanstalt. 1910. Nr, 4. Verhandlungen. 16 


108 Verhandlungen. Nr. 4 


inneren Zone 8. Dieser Umstand ist zum Teil auf das Auftreten einer 
kleinen Verschiebung, welche im Modell bei 23 deutlich zu sehen 
ist, zum Teil auf die Schiefe der durch die Erosion erzeugten An- 
schnittfläche und schließlich teilweise auch auf den Mechanismus der 
Falte zurückzuführen. 


* 


Lagerungsverhältnisse. Der komplizierte Bau dieser 
kleinen Scholle spiegelt sich selbstverständlich auch im Lagerungs- 
verhältnisse gegenüber der Eruptivmasse wieder. Dieses Paket von 
steil bis senkrecht stehenden Schichten wurde während der mise en 
place der Tonalitmasse in seinem inneren Gefüge nicht viel zer- 
rüttet, an seiner heutigen Basis aber vielfach zerfetzt. 

Um die an und für sich sehr interressanten Lagerungsverhält- 
nisse kennen zu lernen, stellen wir uns wieder auf die Wiese der 
Hütte Ervina di sopra 4 und beginnen von dort über das geologische 
Modell einen neuen Rundgang. 

Zuerst steigen wir zu dem Lago di Mare (2225 m), einem kleinen 
Karsee 24, welcher einen fensterartigen Aufschluß verschafft. Links 
von 25 sehen wir das keilförmige Eindringen der Quarzphyllite in 
die Eruptivmasse, welche ihrerseits zwei mächtige Apophysen 25 in 
die Schiefer sendet. Wir klettern dann von 24 die Wand bis 6 
hinauf und konstatieren, daß dort der Sandsteinkomplex ohne Schiefer- 
unterlage auf dem Tonalit ruht, kehren zurück, passieren den Tal- 
kessel 26 und steigen zu 27 hinauf; was wir hier treffen, ist eine 
breite Sandsteinscholle, an deren östlichem Rande noch ein Fetzen 
von Servino erhalten ist. Die nächste Scholle 27 besteht ganz aus 
Servino, welcher den höchsten Grad der Metamorphose aufweist. 
Klettern wir bis 30 hinauf, so finden wir eine schmale Sandstein- 
scholle, welche die natürliche Fortsetzung von 27 ist; beide haben 
ein gleiches Streichen und ihre Bänke stehen senkrecht. Die Schollen 
27, 28, 29 schwimmen im Tonalit, welcher in ihrer unmittelbaren 
Umgebung oft voll von ihren Fragmenten ist. Aus dem Rasen ragt 
bei 21 noch eine Servinoscholle heraus und am Rand der Wiese liegt 
noch eine Marmorpartie 32; die herabstürzenden Bäche haben sie in 
drei Teile zerschnitten und in jedem Einschnitt die Tonalitunterlage 
aufgeschlossen. Bei 10 sind die Aufschlüsse weniger günstig, nur in 
der im Zellenkalkmarmor liegenden Runse sind einige schöne Apo- 
physen zu sehen. Es sind aber keine Apophysen des Tonalits, sondern 
der kleinen Granitmasse 32, welche sowohl die Trias bei 10 und 34 
als auch den Tonalit, wie bei 33 auf dem Modell durch Verzahnung 
der Grenzlinie schematisch dargestell wurde, injiziert. Erst an dem 
Fußsteig, welcher von Pietrafessa di sopra 20 nach Pietrafessa di 
sotto 22 hinunterführt, findet man wiederum den Kontakt zwischen 
der Eruptivmasse und der Trias, und zwar zwischen Tonalit und 
Hauptdolomit. Bei 35 in der Runse, welche die Fortsetzung von 
11 und 12 bildet, sieht man die Intrusion des Tonalit in die Dolomit- 
marmormasse. Echte Apophysen, das sind Gänge, welche nicht nur 
mit dem Tonalit der Hauptmasse absolut identisch, sondern auch 
ausgesprochene gangförmige Fortsetzungen der letzteren sind, dringen 


1910 Sitzung vom 8. März. Dr. G. B. Trener. 109 


in den kontaktmetamorph veränderten Hauptdolomit. Das herabstürzende 
jächlein fällt bald von einer Tonalitstufe herab, bald fließt es in 
prächtigen polierten Marmorwannen, welche ihre Entstehung demselben 
verdanken. In kleinerem Stil sind die Intrusionserscheinungen noch- 
mals bei 35 zu beobachten; 36 sind zwei kleine, durch Erosion iso- 
lierte Marmorschollen. In der Runse 18 habe ich keine echten 
Apophysen gesehen, es kommen wohl Gänge vor, wie zum Beispiel 
bei 21, die mit dem Tonalit der Masse petrographisch identisch sind 
und somit aller Wahrscheinlichkeit nach Apophysen sind; es läßt sich 
aber in denselben, da sie isoliert im Marmor vorkommen, nicht auch 
konstatieren, daß sie von der Eruptivmasse direkt ausgehen. Damit 
ist nicht gesagt, daß auch an der nördlichen Umgrenzung der Marmor- 
masse echte Apophysen vorkommen könnten, um so mehr als ich die 
steile Wand nicht überall erklettern konnte und der Nebel oft die 
Fernsicht erschwerte. Außer vom Tonalit wird die Trias auch von zahl- 
reichen Gängen seiner Gefolgschaft durchbrochen }). 
* b * 

Die minimale Altersgrenze des Tonalits. Sowohl aus 
der Kontaktmetamorphose als auch aus den Lagerungsverhältnissen 
muß man also den Schluß ziehen, daß der Kontakt der Trias inklusive 
Hauptdolomit mit dem Tonalit ein primärer ist. Es folgt nun 
daraus, daß der Tonalit zweifellos jünger als Haupt- 
dolomit ist. 

Interessant ist noch festzustellen, besonders gegenüber der 
Meinung Löwls (vergl. pag. 98), daß der Ilauptdolomit sowohl mit 
dem Adamello- als auch mit dem Re di Castello-Tonalit im primären 
Kontakt ist. Das ist ebenfalls auf dem Gypsmodell ersichtlich. Der 
Adamello-Tonalit III ist sauer und grobkörnig, was durch spärliche 
Punktierung augedeutet wurde; der he di Castello-Tonalit I ist fein- 
körniger und basischer und auf dem Modelle entsprechend dicht und 
feinpunktiert. Mit II ist weiter die basische Fazies des Re di Castello- 
Tonalit bezeichnet. 

Beide Tonalite also sind jünger als Hauptdolomit. 

Ich sage absichtlich jünger und nicht etwa „mindestens gleich- 
alterig“, denn der Vergleich der Mächtigkeit der Dolomitmarmormasse 
mit jener, welche sonst der Hauptdolomit in Judikarien zu haben 
pflegt, hat mich überzeugt, daB in der Marmorzone auch die 
obersten Bänke des Hauptdolomits vertreten sind. 

Die minimale, das ist also dieälteste Altersgrenze 
des Tonalits, welche, als Suess über Adamello schrieb, bei der 
anisischen Stufe lag und nach den Aufnahmen Bittners die 
ladinische Stufe erreicht hatte, hat nunmehr die karnische und 


) Dieser Ganggefolgschaft dürften auch die Tonalitaporphysen, welche 
Salomon aus der Forcel Rosso Runse erwähnt (a. O., pag. 81), angehören. Ich 
spreche diese Vermutung aus, weil dieser Autor in seiner Beschreibung die 
Apophyse der Tonulitmasse von den Gängen der Gefolgschaft nicht klar unter- 
scheidet. So zum Beispiel auf pag, 259 der „Adamellogruppe“, wo von „Apophysen- 
tonalit im Tonalit“ die Rede ist. 

16* 


110 Verhandlungen. Nr. 4 


norische Stufe überschritten und liegt nahe oder knapp an 
der Basis des Rhäts. 

‚Spuren von Rhätschichten zu finden, ist mir bisher nicht 
gelungen. Wenn solche an der Cime delle Casinelle vorkommen, so 
sind sie noch bei 37 zu erwarten, eine Stelle, welche ich wegen 
Terrainschwierigkeit und Zeitmangel noch nicht begehen konnte und 
erst im nächsten Sommer näher untersuchen werde. Ich habe Rhät 
vergebens in der Nähe Pietrafessa bei 22, 35, 36 gesucht: ich sah 
dort nur weißen Dolomitmarmor, während der Komplex der rhätischen 
Ablagerungen mit schwarzen mergeligen Schichten beginnen sollte, 
so daß nichts leichter wäre, als sie auch in kontaktmetamorph ver- 
ändertem Zustand von Hauptdolomitmarmor zu unterscheiden. 

Noch jüngere Schichten als Rhät am Kontakt mit dem Tonalit 
zu suchen, ist vollkommen aussichtslos. Der Rhät als solcher ist 
nämlich in Judikarien so mächtig, daß eventuell nur noch seine Basal- 
glieder in Kontakt erwartet werden könnten. 

"Es kommen übrigens die nächsten liassischen Schichten in Judi- 
karien erst 10 km weiter östlich von dem Tonalitrand vor. 

Unter solchen Umständen muß ınan also konstatieren, daß im 
Adamellogebiet ein so sicheres Kriterium der Altersbestimmung, wie 
es durch die Stratigraphie und durch die Lagerungsverhältnisse ge- 
geben ist, uns nur die Feststellung der minimalen (ältesten) Alters- 
grenze des Tonalits, nicht aber der maximalen (jüngsten) gestattet. 
Wir wissen, daß der Tonalit sicher jünger als Haupt- 
dolomit ist, nicht aber, um wieviel er jünger ist. 

Wenn wir nun die maximale Altersgrenze des Tonalits bestimmen 
wollen, müssen wir es mit anderen Kriterien versuchen. 

E * 
* 

Andere Kriterien der Altersbestimmung. Die An- 
sichten Prof. Salomons. Die anderen Kriterien der Alters- 
bestimmung, welche im Adamellogebiete in Erwägung gezogen werden 
können, stehen mit 1. Konglomeraten, 2. Ganggefolgschaft, 3. Syn- 
genese, 4. Dicke der Sedimentkruste, 5. Druckerscheinung, 6. Gebirgs- 
bildung, 7. Faltung in Zusammenhang. 

Aber nicht alle diese Kriterien sind für den Adamello brauchbar. 
Vor allem dasjenige des Vorkommens von Geröllen der Eruptivmasse in 
Konglomeraten und Breccien nieht. Dieses Kriterium, das sonst bei 
einem so charakteristischen Gestein wie der Tonalit aus einem glück- 
lichen Fund sichere Schlußfolgerung gestattet hätte, ist in unserem 
Falle nicht anwendbar aus dem einfachen Grunde, weil Konglomerate, 
in welchen Tonalitgerölle möglich wären, fehlen. 

Die Quarzphyllitkonglomerate an der Basis der permokarbonischen 
Sandsteine und die Quarzkonglomerate des Grödener Sandsteins 
kommen nicht in Betracht. Auch in den Konglomeraten der Raibler 
Schichten, welche, wie uns die neuen sorgfältigen Untersuchungen 
Cacciamalis!) lehren, an einzelnen Stellen der Provinz Brescia 
vorkommen, ist das Suchen von Tonalitgeröll überflüssig geworden, 


!) Studio geologico delle valli di Lodrino e Lumezzane. Commentari dell’ Ateneo 
di Brescia per l’anno 1908. Brescia 1909, pag. 68. 


1910 Sitzung vom 8. März. Dr. @. B. Trener. 111 


nachdem das Vorkommen von Hauptdolomit in primärem Kontakt mit 
der Adamelloeruptivmasse nunmehr außer Zweifel gestellt ist. Es 
bleiben nur die liassischen Breccien übrig, die in der Gardaregion, 
wie mir Cozzaglio brieflich mitteilt, ziemlich verbreitet sind. Es 
handelt sich aber um lokale Strandbildungen, in welchen kristalli- 
nische Elemente und selbst triadische Gerölle ebensowenig: zu er- 
warten sind als in dem oberjurassischen Strandkonglomerat von Ballino 
bei Riva, welches von mir beschrieben wurde 2). Das Fehlen von Tonalit- 
geröllen in liassischen Breceien und oberjurassischen Konglomeraten 
hat nach meiner Anschauung wegen Lokalverhältnissen nicht einmal 
für Wahrscheinlichkeits- Schlußfolgerungen einen Wert. 

Ebensowenig ist das Kriterium derGanggefolgschaft 
in unserem Falle“ brauchbar. Die Verbreitung der Eruptivgänge der 
Tonalitganggefolgschaft in dem Adamellogebiete ist eine derartige, 
daß sie wohl für den Zusammenhang der Eruptivmasse mit den 
Gängen spricht; aber gerade diese Verbreitung ist es, welche die 
Anwendbarkeit dieses Kriteriums verhindert. Die Ganggefolgschaft ist 
in Judikarien nur in einer Entfernung von höchstens 6 km von dem 
Rand der Eruptivmasse zu finden; die nächsten rhätischen oder 
liassischen Bildungen sind aber über 10 km weit davon entfernt und 
tatsächlich findet man in den letzteren keine Eruptivgänge. Daß man 
unter solchen Umständen aus diesem negativen Resultat keine Schluß- 
folgerung für die Altersbestimmung der Adamellomasse ziehen darf, 
liegt wohl auf der Hand. Was die Syngenese anbelangt, so liegt 
es ebenfalls auf der Hand, daß die Schlußfolgerungen, die man aus 
einer Hypothese zieht, immer auf sehr schwachen Füßen stehen 
müssen. In unserem Falle wird man es übrigens heutzutage wohl vor- 
ziehen, nach den Beobachtungen, welche in je einer der randlichen 
(Iffinger) und der zentralen (C. d’Asta) periadriatischen Eruptiv- 
massen gemacht wurden ?), überhaupt den Gebrauch der oben erwähnten 
Kriterien aufzugeben. 

In der Dicke der Sedimentkruste, welche noch auf dem 
Tonalit liegen mußte, um ihn granitisch erstarren zu lassen, versuchte 
Salomon, ein Kriterium für die Altersbestimmung zu gewinnen. „Da 
wir indessen wissen (so schrieb dieser A. im Jahre 1897), daß der 
Tonalit nicht die Oberfläche erreichte, sondern unter einer festen 
Kruste erstarrte, und da der Esinokalk am Passo del Frate zum 
größten Teil unter den Tonalit einfällt, so müssen wir annehmen, 
daß dieser von noch jüngeren Schichten als der Esinokalk bedeckt 
gewesen sein muß.“ Nach Salomon darf man der Tonalitbedeckung 
sicher keine geringere Dicke als der des norwegischen Drammen- 
granits zuschreiben. „Eine Dicke von 600 m bedeutet aber bereits, 
daß der Tonalit wenigstens das Alter des Hauptdolomits hätte,“ 
Wir wissen nun, daß die neuen Beobachtungen wirklich dem Tonalit 
das Alter des Hauptdolomits bestätigt haben. Trotzdem möchte ich 
diese Übereinstimmung nur als zufällig betrachten. Denn die Lage- 
rungsverhältnisse der Adamellohülle sind tatsächlich zu kompliziert, 


!) Diese Verhandlungen 1909, pag. 171. 
2) Siehe auf pag. 93. 


112 Verhandlungen. Nr. 4 


um aus der ursprünglichen Dicke derselben diejenigen Schlüsse ziehen 
zu können, welche höchstens bei einer flachgewölbten regelmäßig ge- 
bauten Decke eine gewisse Berechtigung hätten. Ich erinnere zum 
Beispiel an die Verhältnisse in Val di Fumo und in Val Leno. An 
der letztgenannten Lokalität liegen bei Malga Gelo die Muschel- 
kalkablagerungen bei 1800 m, am Rossola aber, in einer Entfernung 
von kaum 2 km, schon um rund 1000 m höher. Es wäre weiter meiner 
Ansicht nach nicht zulässig, obgenannte Methode der Altersbestimmung 
konsequent anzuwenden, das ist zum Beispiel noch dem Hauptdolomit 
600 m zuzugeben, womit die Liasgrenze erreicht würde. Wahrschein- 
lich vertritt übrigens jetzt auch Salomon diese Ansichten nicht 
mehr, denn in seinen neuen Publikationen hat er dieses Kriterium 
nicht weiter angewendet. Er hat es vielmehr versucht, die noch zu 
besprechenden drei anderen Kriterien zu benützen und glaubt, mit 
deren Hilfe dastertiäre Alter des Tonalits positiv und 
bestimmt bewiesen zu haben. 

Die definitive und ausführliche Form seiner Beweisführung 
werden wir erst in dem zweiten Teil seiner Adamellomonographie 
finden. Ich selbst habe die Arbeiten der Neuaufnahme des Adamello 
ebenfalls noch nicht abgeschlossen. Es wäre deshalb in mancher Be- 
ziehung gerechtfertigt, wenn ich meine Stellungnahme in diesen Fragen 
für eine spätere Zeit vorbehalten wollte Wenn ich schon jetzt die 
Gelegenheit benütze, um meine vorläufige Meinung ganz kurz aus- 
zusprechen, so geschieht es, um einem direkten Wunsch Salomons, 
welcher seit 1899) die „Gegner der von ihm vertretenen Anschauungen 
mit Gegengründen hervorzutreten“ eingeladen hat, entgegenzukommen. 
Ich folge dieser Aufforderung gern, weil meine persönlichen Be- 
ziehungen zu Herrn Prof. Salomon mir volle Bürgschaft leisten, 
daß die Diskussion immer streng sachlich bleiben wird und es wohl 
das Minimum ist, was man zur Anerkennung seiner großen Verdienste 
für die Alpengeologie tun kann. 

Vor allem muß ich erklären, daß ich durchaus nicht zu den- 
jenigen gehöre, welche, wie Salomon sagt, „nur mit Widerwillen 
oder nur ausnahmsweise, oder doch nur für exotische Länder“ die 
Möglichkeit des Auftretens jüngerer Granite und ihnen verwandter 
Tiefengesteine zugeben. Ich huldige in dieser Beziehung keinem Vor- 
urteile und meine feste Überzeugung ist eben die, daß auch die 
Granitmassen der Südalpen verschiedenalterig sind, 
nachdem einerseits Granitgerölle in älteren Konglo- 
meraten gefunden wurden und anderseits granitische 
Gesteine jüngere Schichten injiziert haben. 

Trotz alledem bin ich nach den bisherigen Publikationen 
Salomons und nachdem ich selbst die für die Altersfrage wichtigsten 
Gebiete des Adamel:o durch eigene Anschauung kennen gelernt habe, 
noch nicht überzeugt, daß der Adamellotonalit ter- 
tiär ist. 

Am wenigsten überzeugt mich das Kriterium der Gebirgsbildung. 
Salomon geht von der Hypothese aus, daß die Eruption der grani- 


!) Sitzungsb. der kgl. preuß. Akad., 1899, III, pag. 39. 


1910 Sitzung vom 8. März. Dr, G. B. Trener. 113 
tischen 'periadriatischen Massen mit der Gebirgsbildung in engstem 
genetischen Zusammenhang stehen. Einzelne dieser Granitmassen, sagte 
er weiter, welche eine syngenetische Gruppe bilden, sind sicher post- 
triadisch; die nächste Epoche der Gebirgsbildung in den Alpen nach 
der Karbonzeit fällt bereits in das Tertiär, folglich erhält man als 
Altersgrenze dieser Granite das Ende der Kreide- und den Anfang 
der Mitteleocänzeit. 

Diese Schlußfolgerung ist also von zwei sich gegenseitig stützen- 
den Hypothesen abhängig: von der Syngenese, welche nicht mehr 
aufrechthaltbar ist und der Theorie des genetischen Zusammenhanges 
der Gebirgsbildung mit der Eruption. 

Salomon gibt meiner Ansicht nach eine zu enge Interpretation 
der heute dominierenden Theorie der Gebirgsbildung. Diese Theorie, 
so wie sie fast allgemein anerkannt wird, sagt nicht etwa, daß sämt- 
liche Eruptionen der Gebirgsregionen von der Gebirgsfaltung abhängig 
sind, sie lehrt uns vielmehr, daß Eruptionen und Gebirgsbildung auf 
eine und dieselbe Ursache, der Kontraktion unserer Erde, zurück- 
zuführen sind. Sie setzt also die Möglichkeit voraus, daß Eruptionen 
auch mit anderen Krustenbewegungen in Zusammenhang stehen können, 
welche direkt oder momentan nicht als Gebirgsbildung zu betrachten 
sind; sie läßt sogar den Fall offen, daß einzelne Eruptionen auch 
unabhängig von Krustenbewegungen stattfinden. Und tatsächlich können 
die großartige Quarzphorphyreruption, die Augitlaven der Wengener 
Schichten und die ausgedehnten Tuffbildungen des Raibler Niveaus in 
der Etschbucht, bisher mit keinerlei gebirgsbildenden und zugleich 
-faltenden Bewegungen ihrer Ausbruchregion in Zusammenhang gestellt 
werden. Sie liefern uns jedenfalls den positiven Nachweis, daß zwischen 
dem Karbon und dem Tertiär in unserem Gebiete große Eruptionen 
stattgefunden haben, welche von der tertiären Faltung und Gebirgs- 
bildung absolut unabhängig sind. Und ich will in Erinnerung bringen, 
daß die Wengener Augitlaven und Tuffe eine Oberfläche bedecken, 
welche mehrmals größer ist als jene der Adamellomasse. Es handelt 
sich also um eine gewaltige Eruption und ich verstehe nicht, warum 
einer ähnlichen Ursache nicht auch die mise en place unterirdisch 
erstarrter granitischer Massen zugeschrieben werden darf. Es ist gewiß 
nicht die Gebirgsbildungstheorie, wie sie allgemein Geltung hat, die 
uns das verbietet, denn sie ladet uns vielmehr ein, für solche ober- 
flächliche Ergüsse auch ein Tiefeäquivalent, eine Narbe zu suchen, 
nimmt aber anderseits auch gleichzeitig das Vorkommen von Eruptiv- 
massen, welche nie die Oberfläche erreichten und granitisch unter 
einer Sedimentkruste erstarrten, an. 

Wir haben also in der Etschbuchtregion große Eruptionen, welche 
keiner faltenden Krustenbewegung ihr Auftreten verdanken und die 
tertiäre Faltung, mit welcher ebenfalls große Eruptionen zusammen- 
fallen. Wir sind durchaus nicht gezwungen, die mise en place 
einer Granitmasse mit einer solchen Eruption in Zusammenhang zu 
bringen ; will man aber das tun, warum muß man der tertiären Faltungs- 
periode den Vorzug geben ? 

Weil, so lautet die Antwort Salomons, sich wohl unab- 
weislich die Vermutung aufdrängt, daß die Entstehung 


114 Verhandlungen. Nr. 4 


der ethmolithischen (tricehterförmigen) Lagerungsform ge- 
knüpftist an die Vereinigung und den gleichzeitigen 
Eintritt von Faltung und Intrusion. 

Entscheidend ist also nach den letzten Publikationen Salomons 
nicht das Kriterium der Gebirgsbewegung, sondern jenes der Faltung 
und diesem müssen wir nun unsere Aufmerksamkeit zuwenden. 

Die Anwendbarkeit dieses Kriteriums ist im allgemeinen nicht zu 
verkennen. Wird zum Beispiel ein Zug von parallelen Falten von 
einer Eruptivmasse durchbrochen, so ist es wohl möglich, daß die 
Lagerungsverhältnisse der Intrusivmasse und ihrer Apophysen gegen- 
über der umhüllenden Kruste derart klar sind, daß das Vorhanden- 
sein der alten Falten zur Zeit der mise en place überhaupt außer 
Diskussion steht. } 

Diesen einfachen Fall stellt aber die Tektonik der Adamello- 
region durchaus nicht dar. Ich will mit ein paar Worten an sie erinnern. 
Die kleine Skizze (Fig. 4) stellt in möglichst einfacher Weise die 
Leitlinie der Etschbuchtfaltung dar. Das Mittelstück der dicken S-förmig 


<S 
% 
$ 
0% 
5% 
x 


% 


x 


Fig. 4. Leitlinie der Etschbuchtfaltung. 


gebogenen Linie entspricht dem zusammengedrängten anormal N—NÖ 
streichenden Faltenzug, die schraffierten Teile den plateauartigen flach- 
gefalteten Gebieten, welche den Übergang der Etschbuchtfalten in die 
normalen, WO streichenden Falten der Lombardei und Venetiens ver- 
mitteln. Der Adamello liegt schon außerhalb des gedrängten Falten- 
zuges, also in dem Interferenzgebiet, wo kein ausgesprochenes plan- 
mäßiges Faltensystem mehr zu erkennen ist. 

In den südwestlichen und nordwestlichen Teil der Adamello- 
masse zieht sich je eine schmale zusammenhängende Zone von 
kontaktmetamorper Trias auf einige Kilometer in das Tonalitmassiv 
hinein. Die Schichten dieser Zonen stehen steil bis senkrecht; die 
südliche Zone, jene der Val Blumone, dürfte vielleicht eine enggepreßte 
Synklinale oder eine Antiklinale darstellen; die nördliche, der Val 
Gallinera, ist der ganzen Länge nach durch eine Bruchlinie entzwei- 
gespalten. 

Werfen wir nun einen Blick auf die Salomonsche Karte und 
es wird sofort das fremdartige Auftreten der Blumonezunge auffallen. 

Sie bildet ein fremdes Element in dem Bau des Gebirges und 
erscheint nicht als Fortsetzung einer außerhalb der Eruptivmasse 


1910 Sitzung vom 8. März. Dr. G. B. Trener, 115 


liegenden Falte, denn nur der keulenförmige Keil zeigt steile Schichten ; 
schon der Mte. Colombine, der noch nicht ganz außerhalb der Tonalit- 
masse liegt, ist flach gebaut und es beginnt also schon mit ihm die 
plateauartige flachgewölbte Region !). Mit dem besten Willen kann man 
in dieser Blumonezunpge nicht eine Falte, welche unbedingt dem 
tektonischen Plane dieses Gebietes entspricht, erkennen. Es ist aber 
dann auch unmöglich, mit Sicherheit und Bestimmtheit, 
wie Salomon meint, zu behaupten, daß diese kleine 
Falte ohne weiteres der tertiären Faltung gehört. 

Denselben fremdartigen Eindruck macht auch die Gallinera- 
zunge, und ich sehe nicht die Möglichkeit, das tertiäre Alter ihrer 
Faltung mit Sicherheit zu beweisen, denn wir haben es diesmal nicht 
einmal mit einer Falte zu tun, sondern bloß mit einer steilstehenden 
Zone, welche ebenso gut ihre heutige Stellung den Krustenbewegungen 
bei der so gewaltigen Intrusion verdanken kann, — was bei so großer 
Intrusivmasse um so näher liegt, je dünner man die Kruste annimmt. 

Solange aber in dieser Beziehung Unsicherheit herrscht, können 
wir auch nicht von einer sicheren Bestimmung des tertiären 
Alters des Tonalits sprechen. 

Ein neues Argument für die Entscheidung der Frage erblickt 
Salomon in der Beobachtung, daß die Kontaktmetamorphose jünger 
als die mechanische Deformation ist, die er an Permkonglomeraten der 
inneren Kontaktzone im Baitonegebiet konstatiert hat. Die makrosko- 
pische und mikroskopische Beweisführung, die er als absolut sicher 
bezeichnet, blieb bisher aus, wird aber offenbar in einer späteren 
Publikation erscheinen. Vorläufig kann also dieses Kriterium nicht 
in Diskussion gezogen werden. Immerhin will ich noch hervorheben, 
daß nach dem, was Salomon bisher mitgeteilt hat, auch diese 
Beweisführung voraussetzt, daß die starke Pressung, welche er am 
Östhange des Granatkammes im Baitonegebiet sah, nur mit der 
tertiären Faltung in Zusammenhang zu bringen sei, was aber meiner 
Ansicht nach erst zu beweisen ist. 

Für mich bleibt also das tertiäre Alter des Tonalits vorläufig 
unbewiesen. Selbstverständlich ist damit die Diskussion durchaus noch 
nicht geschlossen. Ich habe mich aus den auf pag. 112 angegebenen 
Gründen darauf beschränkt, in diesem letzten Abschnitte meines Auf- 
satzes kurz und summarisch auf die Punkte hinzuweisen, in denen die 
Meinungen Prof. Salomons und die meinigen auseinander gehen. 
Ich hoffe damit die definitive Diskussion erleichtert zu haben, welche 
wohl erst nach der Herausgabe des letzten Teiles der Adamello- 
monographie Salomons und nach dem Schluß meiner Aufnahmen 
abgeschlossen werden kann. 

Bis dahin soll auch die Besprechung der Lagerungsverhältnisse 
verschoben werden. Ich gestatte mir hier kurz anzumerken, daß nach 
der Überprüfung der Profile, die Salomon bisher mitgeteilt hat, die 
Adamellomasse mir eher als Stock oder Batholith als als Ethmolith er- 
scheint. 


!) Vergl. die geologischen Manuskriptkarten Bittners: Blatt Storo und 
Blatt Lago di Garda. 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1910, Nr. 4. Verhandlungen. 17 


116 Verhandlungen. Nr. 4 


P. Steph.Richarz. Geologisch-petrographische Unter- 
suchungen in der Umgebung von Aspang am Wechsel. 


Im Anhang zu einer petrographisch-geologischen Untersuchung 
der Kleinen Karpathen im Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1908 (pag. 43 ff.) 
besprach der Verfasser die petrographischen und geologischen Ver- 
hältnisse des Rosaliengebirges und des Wechsels in ihren großen 
Zügen und stellte eine Spezialuntersuchung für die Zukunft in Aus- 
sicht. Diese Spezialuntersuchung für einen Teil des Gebirges ist jetzt 
abgeschlossen und wird demnächst im Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. er- 
scheinen. Es sei gestattet, hier die wichtigsten Ergebnisse zusammen- 
zustellen. 

Zum genaueren Studium wurde aus dem weiten Gebiet die Um- 
gebung von Aspang am Wechsel ausersehen, wobei zunächst nur 
praktische Rücksichten maßgebend waren. Bald aber erwies sich 
gerade dieses Gebiet als das günstigste für ein derartiges Studium, 
einerseits weil durch den Balınbau — Aspang—Hartberg — an zahl- 
reichen Stellen gute Aufschlüsse geschaffen wurden, anderseits weil 
hier zwei durchaus verschiedene Gebirgssysteme aneinanderstoßen, 
wie das in der zitierten Abhandlung (pag. 44) schon angedeutet wurde 
und wie es sich beim Kartieren noch viel deutlicher herausstellte. 


Nördlich von Aspang besteht das Gebirge hauptsächlich 
aus Granit, der in Schiefer eindrang und diese teils zu Albitgneisen, 
teils zu granat- und turmalinführenden Glimmerschiefern umwandelte. 
Untergeordnet finden sich auch Quarzitlager. (Die Kalke von Kirch- 
berg und Scheiblingkirchen fallen nicht mehr in das Untersuchungs- 
gebiet.) Weiter nach Osten bei Zöbern treten als neues Glied 
Amphibolite in die Stratigraphie ein. 


Südlich von Aspang konnten bis jetzt intrusive Granite 
nicht nachgewiesen werden. Das ganze Wechselmassiv mit den nach 
Osten sich anschließenden Teilen des südlichsten Rosaliengebirges 
besteht zum weitaus größten Teil aus den „Wechselgneisen“, Albit- 
gneisen von der ]. ec. pag. 44 beschriebenen Beschaffenheit. Konkordant 
ihnen eingelagert findet man in der ’Nähe von Aspang, besonders gut 
aufgeschlossen in der Großen und Kleinen Klause, grüne albit- und 
epidotreiche Schiefer, von Böhm (Tschermaks mineral.-petrogr. 
Mitteil. 1885) Chloritgneise genannt. Amphibolite, Quarzite und Kalke 
fehlen vollständig. Eine OW-streichende Linie trennt beide Gebirgs- 
systeme und kein Übergang vermittelt zwischen beiden. Es handelt 
sich also jedenfalls um eine tektonische Erscheinung. Sehr 
interessant ist es nun, daß auf dieser Störungslinie das Aspanger 
„Kaolin“werk sich befindet. Das dort gewonnene serizitische Material, 
von G. Starkl (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1883, pag. 644—658) 
als Pyknophyllit beschrieben, ist ein Zersetzungsprodukt der Glimmer- 
schiefer des nördlichen Gebirgssystems, wie das durch die Bahn- 
einschnitte klargestellt wurde. (Zur Einfahrt in die Stollen des „Kaolin *- 
werkes war leider trotz aller Bemühungen die Erlaubnis nicht zu er- 
langen.) Die Bahneinschnitte südlich von Aspang zeigen ferner sehr 
deutlich, wie die Zersetzungszone sich genau an die Grenzlinie beider 


EI NR 0 


1910 Sitzung vom 8. März. P, Steph. Richarz, 117 


Gebirgssysteme hält, so daß ein ursächlicher Zusammenhang mit der 
Störungslinie unzweifelhaft ist. Die Zersetzung selbst scheint sich auf 
die Glimmerschiefer zu beschränken und nicht auf die Wechselgneise 
überzugreifen. 

Der Bahnbau brachte noch näheren Aufschluß über die Art der 
Störungslinie; es konnte nicht nur ein Nebeneinander beider Ge- 
birge, sondern auch ein Übereinander nachgewiesen werden. Wie 
schon H. Mohr berichtete (Anzeiger d. k. Akad. d. Wiss. in Wien, 
mat.-naturw. Kl. 1909, pag. 390), überlagert das nördliche Gebirgs- 
system die Gneise der Wechselserie. Ob diese Überschiebung von 
größerer Bedeutung ist oder nur in der Nähe der genannten Grenze 
sich zeigt, muß ich Herrn Mohr zur Entscheidung überlassen, der 
wohl demnächst über die tektonischen Verhältnisse des Gebietes eine 
Studie veröffentlichen wird. 

Bei den petrographisch-geologischen Untersuchungen 
des nördlichen Gebirgssystems wurde besonderes Gewicht ge- 
legt auf das Verhältnis der richtungslos körnigen zu den schiefrigen 
Graniten einerseits, anderseits auf die Beziehungen zwischen Granit 
und umgewandelten Schiefern. 

Die richtungslos körnigen Gesteine sind Zweiglimmergranite 
mit herrschendem Biotit. Der Muskovit findet sich fast nur im Plagio- 
klas eingeschlossen, dann aber in scharf umgrenzten Leisten, also sicher 
nicht als Zersetzungsprodukt, sondern als primärer Bestandteil. Der 
Oligoklas hat oft einen Albitrand. Auch finden sich neben Oligoklas 
nicht selten wasserklare Albite ohne nennenswerte Einschlüsse und 
Zersetzungsprodukte, während im Oligoklas, neben dem scharf um- 
srenzten primären Muskovit, noch schuppiger Serizit und Klinozoisit 
als Neubildung erscheinen. 

Auf den Rand des Granitmassivs, gegen die Schiefer zu, nimmt 
der Granit mehr oder weniger schiefrige Struktur an. Makro- 
skopisch wie mikroskopisch läßt sich nachweisen, daß dieses in einer 
Aufnahme von Schiefermaterial begründet ist. Man erkennt stets diesen 
Schieferanteil deutlich im Gestein, sei es nun, daß er in unzusammen- 
hängenden Fetzen erscheint, sei es, daß er in Flasern das ganze 
Gestein durchzieht und dann allmählich den Granit ganz verdrängt: 
alle die mannigfaltigen Erscheinungen, die man im Aufschluß oder 
selbst schon im Handstück beobachten kann, weisen nach derselben 
Richtung hin. Noch deutlicher wird das im Dünnschliff, in dem man 
ohne Schwierigkeit die granitischen Bestandteile von den fremden, aus 
den Schiefern aufgenommenen, unterscheiden kann, da letztere dieselbe 
Struktur und denselben Mineralbestand aufweisen, wie die dem Granit 
zunächstliegenden, höchstumgewandelten Schiefer, ohne granitische 
Injektion. Es sind also diese schiefrigen Gesteine zum Teil vom 
Granit resorbierte, zum Teil von ihm injizierte Schiefer, und wenn 
man sie Gneis nennen wollte, so würde weder der Ausdruck Ortho- 
_ gneis noch Paragneis sie richtig charakterisieren, weil eruptives und 
sedimentäres Material gemengt sind. Am besten würde die Bezeich- 
nung „Metagneis“ passen. Daß irgendwo bloßer Druck Schieferung 
herbeigeführt hätte, wie das aus den Kleinen Karpathen beschrieben 
wurde (l. cc. pag. 11ff.), dafür fehlen hier alle Anzeichen. 


118 Verhandlungen. Nr. 4 


Die Schieferhülle des Granites setzt sich zusammen aus 
Albitgneis und Glimmerschiefer. Ersterer, dem Granit sich unmittel- 
bar anschließend, zeichnet sich stets aus durch hohen Albitgehalt. 
Dieser Albit läßt sich unmöglich aus den ursprünglichen Sedimenten 
ableiten; er muß also zugeführt worden sein. Woher er stammt zeigen 
die Pegmatite, welche zahlreich die Schiefer durchziehen. Sie sind 
frei von Orthoklas und führen als Plagioklas entweder reinen Albit 
oder Albit-Oligoklas. Man kann diese Pegmatite somit ungezwungen 
als die Albitbringer betrachten. 

Die albitfreien oder albitarmen Schiefer sind wohl 
stets granatführend und enthalten gewöhnlich auch Turmalin, nicht 
selten in größerer Menge, während der Turmalin in den Albit- 
gneisen fehlt. 

Eine scharfe Grenze zwischen Granit und Schiefer kann man 
nach dem Gesagten nirgendwo erwarten. Sie vermengen sich auf das 
innigste, und wenn man einmal glaubt, nun endgültig den Granit ver- 
lassen zu haben, so steht man plötzlich wieder vor einem neuen 
Granitaufbruch. Ein besonders lehrreiches Profil bietet die Straße durch 
Kulma. Es soll der Abhandlung im Jahrbuch beigegeben werden, Aus 
der häufigen Wiederholung der Granitdurchbrüche erklärt es sich 
wohl auch, daß nirgendwo weniger metamorphosierte Gesteine als 
Glimmerschiefer gefunden wurden, weil keines der Sedimente weit 
vom Granit entfernt liegt. 

Die Amphibolite im Osten des untersuchten Gebietes sind, wie 
im Jahrbuch 1908, pag. 44, ausgeführt wurde, umgewandelte Diabase. 
Dem dort Mitgeteilten ist einstweilen nichts hinzuzufügen. 

Sind so die petrographisch-geologischen Verhältnisse des nörd- 
lichen Gebirgssystems klargestellt, so kann man das nicht von der 
Wechselserie sagen. Intrusive Granitmassen sind bis jetzt nicht 
nachgewiesen. Westlich von Aspang findet sich zwar eine kleine 
Granitkuppe, rings umgeben von Wechselgneis. Aber nach den Er- 
fahrungen, die man im Gerichtsbergtunnel machte, ist es wenigstens 
sehr wahrscheinlich, daß auch dieser Granit nicht in der Tiefe wurzelt, 
sondern aufgeschoben ist. Wir sind also für die Erklärung der Albit- 
gneise des mächtigen Wechselmassivs, die nicht selten 50°/, Albit 
enthalten und durchwegs denselben Grad der Metamorphose aufzu- 
weisen scheinen, auf bloße Vermutungen angewiesen. Diese Vermutungen 
aber gehen dahin, daß auch hier ein dem Granit des nördlichen Ge- 
birges gleiches oder ähnliches Gestein, in der Tiefe verborgen, die 
Ursache der Metamorphose war. Auf diese Vermutung führt die Tat- 
sache, daß der Albitgneis des Wechsels und der Albitgneis, welcher sich 
in den nördlichen Teilen unmittelbar dem Granit oder Metagneis 
anschließt, mikroskopisch gleich oder nur wenig verschieden sind. 
Makroskopisch allerdings führen die Wechselgneise den Albit in wohl 
individualisierten Knoten, was bei den anderen Albitgneisen nicht 
vorkommt. Doch verschwinden diese Unterschiede im Dünnschliff. 
Wenn also ein Teil dieser Albitgneise ihren Albitgehalt aus den intru- 
dierten Graniten herleitet, so sind wir berechtigt, für die mineralo- 
gisch gleichen Wechselgneise dieselbe Ursache anzunehmen, wenn 
auch bis jetzt ein direkter Nachweis des Granites nicht möglich war. 


1910 Sitzung vom 8. März. Dr. J. Dreger. 119 


Vorträge. 


Dr. J. Dreger. Geologische Beobachtungen an den 
Randgebirgen des Drautales östlich von Klagenfurt. 


In dem Gebiete, das durch die drei Kartenblätter Völkermarkt, 
Unterdrauburg und Marburg in Unterkärnten und Südsteiermark dar- 
gestellt wird, sind es mehrere Epochen eruptiver Tätigkeit, die für 
den geologischen Bau und die Gesteinsbeschaffenheit dieser Gegend 
von wesentlichem Einflusse sind. - 

Von der mächtigen Masse des Gneisgranites oder Granitites, 
welcher den Hauptkamm des östlichen Bachergebirges bildet, tritt uns 
nur der nördlichste Teil davon, und zwar südöstlich von Reifnigg in 
dem hier geologisch dargestellten Landstriche entgegen. Über die 
Beschaffenheit dieses Gesteines ist schon des öfteren, so von Anker!), 
Dar Morlot3), Rolle), y. Zollikofewehn Teller), Dölter®), 
Pontoni‘), in mehr oder weniger ausführlicher Weise berichtet 
worden und ich möchte nur erwähnen, daß der Granitit nachgewiesener- 
maßen gangförmig in die Glimmerschiefer eingreift und Kontakt- 
wirkungen (besonders in den Marmorlagen) erkennen läßt. 

Eine sehr große Verbreitung besitzen in dem dem Granitit 
angrenzenden Glimmerschiefer und Schiefergneis Amphibolite, die sich 
nicht nur in mitunter 10 km und darüber langen Zügen parallel der 
Haupterstreckung des Gebirges dahinziehen, sondern auch in kleineren 
Nestern, Gängen und Adern weit verbreitet sind und häufig in solcher 
Form (in durchgreifender Lagerung) auftreten, daß kaum an der 
vulkanischen Natur des Gesteines zu zweifeln ist. Ein sehr schönes 
derartiges Beispiel ist in dem großen Marmorbruch bei Oberfeistritz 
zı sehen, aus dem durch Teller®) gangförmige Apophysen des 
schiefrigen Granulites beschrieben worden sind. Hier verlaufen nämlich 
quer durch den gebankten kristallinischen Kalk gewundene Gänge 
eines augitischen Gesteines (von einigen Zentimetern bis einem 
Dezimeter Dicke), das im Dünnschliffe zu beiden Seiten neben Augit 
noch reichlich Plagioklas erkennen läßt, während in der Mitte der 


!) Anker, Kurze Darstellung der mineral.-geogn. Gebirgsverhältnisse der 
Steiermark. Graz 1835., 

2) v., Morlot, Übersicht der geologischen Verhältnisse des südlich von der 
Drau gelegenen Teiles der Steiermark. Haidingers Berichte 1849, Bd. V, pag. 174. 

3) Rolle, Geologische Untersuchungen in der Gegend zwischen Ehrenhausen, 
Schwanberg, Wind.-Feistritz und Wind.-Graz in Steiermark. Jahrb. d. k. k. geol. 
R.-A. 1857, Bd. VIII, pag. 266. 

4) v. Zollikofer, Die geologischen Verhältnisse des Drautales in Unter- 
steiermark. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1859, Bd. X, pag. 200. 

5) Teller, Über den sogenannten Granit des Bachergebirges in Südsteiermark. 
Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1893, pag. 169. A 

6) Dölter, Zur Geologie des Bachergebirges, Graz 1893 und Über den 
Granit des Bachergebirges 1895. Mittl. d. naturw. Ver. f. Steiermark. 

?) Pontoni, Über die mineralogische und chemische Zusammensetzung 
einiger Granite und Porphyrite des Bachergebirges. Tschermaks mineral. und 
petrogr. Mitteilungen, Wien 1894, pag. 360 y 

») Teller, Gangförmige Apophysen der granitischen Gesteine des Bachers 
in den Marmorbrüchen bei Windisch-Feistritz in Südsteiermark. Verhandl. d. 
k. k. geol. R.-A. 1894, pag. 241. 


120 Verhandlungen. Nr. 4 


Augit zurücktritt und der Amphibolit überwiegt, wobei das Gestein eine 
fast schwarze Farbe annimmt, die sich gegen die grünen breiteren 
Randbildungen deutlich und scharf abhebt. (Siehe die Abbildung.) 

Wir können wohl annehmen, daß die jetzigen Amphibolite als 
die ältesten Ergüsse basischer Eruptivgesteine anzusehen sind, welche 
zugleich mit dem durchbrochenen Sedimentgestein durch das später 
emporgedrungene Granitmagma im Wege der Umkristallisation zu 
kristallinischen Schiefern wurden. 

Es zeigt sich, daß das Bachergebirge im Bereiche eines alten 
Spaltsystems liegt, in dem wiederholt in verschiedenen geologischen 
Zeiten vulkanische Ergüsse !) stattgefunden haben, und das jenseits 


des großen Bruches, welcher von Obersteiermark ausgehend im 
Lavanttale Kärnten durchsetzend bis über Weitenstein in Unter- 
steiermark reicht, in jener ebenfalls im allgemeinen westöstlich ver- 


!) Vergl. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1905, pag. 65. 


Außer den hier besprochenen porphyritischen Ergußgesteinen tritt jedoch 
auch an der Westgrenze des Bachergranitites, wo die porphyritische Zone die 
größte Breite erreicht, im Burggrafgraben (West vom Kosakberg) als Tiefengestein 
ein Quarzglimmerdiorit zutage, der dem Gestein des windischen Kalvarienberges 
WSW von Marburg gleicht. Es seheint, daß nach dem Empordringen des Granitites 
mit seinen Apophysen nördlich und westlich davon ein dioritisches Magma auf- 
wärts strebte, dessen (porphyritische) Ausläufer von Faal angefangen südlich der 
Drau bis in die Gegend von Unterdrauburg—Lavamünd und den Nordabfall des 
Ursulaberges am Ostende der Karawankenkette zu verfolgen sind. 

Uber das Alter dieser Porpbyrite siehe ]. c. pag. 67 und 70. 


1910 Sitzung vom 8. März. Dr, J. Dreger. 121 


laufenden Aufbruchszone granitischer Gesteine!) seine Fortsetzung 
finden dürfte. Teller?) entdeckte noch westlich von Weitenstein 
eine kleine Masse von Tonalit, so daß also dadurch festgestellt ist, 
daß diese langgestreckte granitische Zone von Eisenkappel bis gegen 
Weitenstein reicht. 

Etwas vorgreifend will ich gleich anführen, daß sich nördlich 
dieser Zone damit parallel in phyllitischen Gesteinen (Grauwacken und 
bunten Tonschiefern) Diabas- und Diabastufflagen vorfinden, die im 
Süden von einem Hornblendegranitit begleitet werden, der eine ost- 
westliche Erstreckung von über 30 km besitzt und am Rande meist 
porphyrische Ausbildung zeigt ?). 

Solche (Gabbro-) Diabasdecken und Ablagerungen dazugehöriger 
Tuffe sind nun in unserem Gebiete weit verbreitet und stets von 
Gesteinen begleitet, die wir als Phyllite und Grünschiefer bezeichnen, 
wovon letztere höchstwahrscheinlich selbst stark metamorphosierte 
Diabase und Diabastuffe vorstellen. Zur Ausscheidung auf der Karte 
gelangten nur selten diese eben genannten Eruptivgesteine, da sie 
trotz ihrer Häufigkeit im allgemeinen äußerst selten noch als solche 
erkannt werden konnten, sondern meistens eine tiefgreifende Ver- 
änderung aufweisen und eine Gesteinsart darstellen, die wir als 
Grünschiefer, Amphibolit, Chloritschiefer zu bezeichnen pflegen, oder 
die nur in untergeordneten Zwischenlagen in den Sedimentgesteinen 
auftreten. 

Ob wir es hier mit Neubildungen von Mineralien zu tun haben, 
die auf den Gebirgsdruck (Pressionsmetamorphismus), auf Zersetzungs- 
und Verwitterungserscheinungen auf nassem Wege zurück zu führen 
sind, oder ob der Einfluß eruptiver Magmen diese Umwandlungs- 
erscheinungen hervorzurufen imstande ist, wird gerade in der neuesten 
Zeit wieder lebhafter erörtert, nachdem man durch die sorgfältigen 
Arbeiten G. Bischofs, J. Roths und manch anderer fast allgemein 
diesen Umtausch der einzelnen Mineralbestandteile durch den Ein- 
fluß der Atmosphärilien zu erklären gewohnt war, wobei auch noch 
der Gebirgsdruck als wesentliche Hilfe in Anspruch genommen wurde. 

Ohne mich in die Theorien näher einzulassen, habe ich es für 
nötig gefunden, davon zu sprechen, da in unserer Gegend mit den 
Diabasen und Grünschiefern schiefrige Gesteine vorkommen, die man 
früher allgemein als Phyllite, Glimmerschiefer und Gneise in die 
Primärformation stellte, die aber nach ihrem geologischen Auftreten 
und den allerdings recht spärlichen paläontologischen Funden als 
paläozoisch bezeichnet werden müssen. Es ist hier also eine derartig 
tiefgehende (auch im wörtlichen Sinne genommene) Umwandlung des 
ehemaligen Sediments, das durch die Diabas- (oder Gabbro-) Ergüsse 
schon teilweise im Kontakt verändert worden sein dürfte, vor sich 
gegangen, daß mir die Zersetzung durch eindringendes Wasser nicht 
als hinreichender Grund des Mineralaustausches erscheinen kann. 


ı) H. V. Graber, Die Aufbruchszone von Eruptiv- und Schiefergesteinen 
in Südkärnten. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1897, pag. 225. 

2) F. Teller, Geologische Karte der östlichen Ausläufer der Karnischen 
und Julischen Alpen. K. k. geol. R.-A. 1896. 

®) Teller, loe. cit. 


129 Verhandlungen. Nr. 4 


Die Glimmerschiefer besitzen hier nicht ein selbständiges Ver- 
breitungsgebiet, in dem nur sie vorkommen, sondern sie beherbergen 
in ihrem Gefüge, besonders in der Grenzregion gegen das Haupt- 
verbreitungsgebiet des Phyllites wiederholt Lagen von Gesteinen, die 
wir als Phyllit, Quarzphyllit, aber auch als Gneis bezeichnen müssen, 
während wir wieder umgekehrt in der Phyllitzone höher kristalline 
Schiefer antreffen, deren Vorhandensein man nicht durch tektonische 
Vorgänge (Falten, Brüche) erklären kann. 


Unsere kristallinen Schiefer sind allenthalben von pegmatitischen, 
seltener von aplitischen Gängen durchsetzt, die auf eine granitische 
Masse in der Tiefe schließen lassen. Wo die pegmatitischen Gänge 
in größerer Mächtigkeit auftreten, wie zum Beispiel östlich und nord- 
östlich von Gutenstein oder in der Gegend von St. Vinzenz, auf der 
Koralpe, erhalten die Schiefer das Gepräge von Gneisglimmerschiefern, 
dabei sind dann auch die Kontaktmarmore häufiger als sonst. Er- 
scheinungen, die wohl für die Anschauung WeinschenksundGruben- 
manns von dem mächtigen Einflusse eruptiver Magmen auf die nahe 
und weitere Umgebung sprechen. 


Die größte Verbreitung haben Diabasgesteine auf dem Magdalens- 
berg und Zehnerberg NO von Klagenfurt. Es ist hauptsächlich ein, 
wie es scheint, ganz quarzfreier Diabasporphyrit-Mandelstein. Die fein- 
kristalline Grundmasse aus Chlorit, Titanit und einem unbestimmten 
Material enthält eingesprengt zersetzte Plagioklase. Die ehemaligen 
kleinen Blasenräume sind mit Kalkspat ausgefüllt. Der Mandelstein 
ist von Pyrit durchsetzt, der mitunter Klumpen von über 2 mm Durch- 
messer darstellt, eine Erscheinung, die nach Weinschenk als ein 
JFeichen postvulkanischer Wirkung ebenso wie die Uralitisierung des 
Diabases überhaupt anzusehen ist. 


Eine noch stärkere Imprägnierung mit Schwefelkies zeigt ein 
Kalkdiabasschiefer, der reich an Quarz, Epidot, Plagioklas und Titan- 
eisen, sowohl Biotit wie Muskovit enthält und von einem Felsen in 
der Drau (nördlichste Biegung) zwischen Hohenmauthen und Mahren- 
berg stammt. 


Den Übergang zu fast reinen, in der Regel dunkelgrauen bis 
schwarzen Kalken, die in der Mahrenberger Gegend und am Südabhang 
der Saualpe in größerer Mächtigkeit auftreten, stellen Kalke dar, die 
Biotit und Plagioklas führen und von Schmitzen durchsetzt sind, die 
fast nur aus diesen zwei Mineralen oder aus reinem Kalkspat bestehen. 

NO von Hohenmauthen steht ein Schiefer an, der sehr kalkreich 
ist, Stücke von Pyrit, neben viel Quarz wenig Plagioklas, Biotit (und 
Muskovit), Epidotkörner, Apatit und Titaneisen enthält und ein 
Zwischenglied von Biotitplagioklasschiefer und Kalk darstellt. 

Ein ganz isoliertes Vorkommen eines Diabasschiefers, der sehr 
chloritisiert ist, befindet sich 1'7 km südlich von Pischeldorf (NO von 
Klagenfurt) in der Nähe des Gehöftes Eibelhof. Er enthält Albit- 
oligoklas, etwas Quarz und Magnetit. 

Bei der Mühle N von Rappitz, am Rudnigbache N von Griffen, 
tritt ein Felsen aus den weicheren phyllitischen Gesteinen heraus, 
der als Quarz- (Albitchlorit-) Biotitschiefer bezeichnet werden kann, 


1910 Sitzung vom 8. März. Dr. J. Dreger, L. Waagen u. M. Raciborski. 123 


Epidot nebst Titaneisen aufweist und mir ein veränderter Diabastuff 
zu sein scheint. 

Den Phylliten, auf denen das Schloß Bleiburg steht, ist ein titanit- 
und epidotführender Amphibolit mit lichter Hornblende und etwas 
Quarz eingelagert, also ebenfalls wieder ein metamorphosiertes 
Diabasgestein. 

Die frischen Amphibolite sind sehr dichte, bekanntlich meist 
zähe Gesteine. In dem Phyllit des Maria-Saaler Berges (N von Klagen- 
furt) tritt in Lagern ein quarzführender Amphibolit mit Zoisit, Epidot 
und Titanit auf, der das testeste Gestein des Berges darstellt und des- 
halb aus dem weicheren Tonschiefer herausgewittert ist, eine im übrigen 
allgemeine Erscheinung, die dazu führt, daß für die Amphibolite oft eine 
größere Verbreitung angenommen wird, als sie tatsächlich besitzen. 

Makroskopisch können wir hier drei Arten von Amphiboliten 
unterscheiden. Erstens dichte, feinkörnige, graugrüne, wenig deutlich 
geschichtete Gesteine, wovon der eben erwähnte von Maria-Saal ein 
Beispiel ist, dann flasrige, biotitführende Schiefer, die besonders in 
Gebieten angetroffen werden, in denen der Glimmerschiefer herrschend 
ist. Eine dritte Art endlich zeigt eine ganz ausgesprochene Bänderung, 
die durch abwechselnde, unregelmäßig ineinander verlaufende Horn- 
blende- und Feldspat (-Quarz) Lagen von wenigen Millimetern Stärke 
verursacht wird. 

Dieser Gesteinstypus tritt besenders in den Glimmerschiefern 
und Gneisen auf und geht oft in Hornblendegneis über, während sich 
die ersteren mitunter den Granatamphiboliten und Eklogiten nähern. 


Dr. L. Waagen. Über eine Zink- und Bleilagerstätte 
im bulgarischen Balkan. 


Der tektonische Bau des Balkans östlich vom Isker Durchbruche 
wird mehr von Brüchen als von Faltung beherrscht. So scheint 
auch die Jurascholle bei Lakatnik, welcher die Berge Javorez und 
Izremec angehören, eine zwischen älteren Gesteinen eingesunkene 
Masse zu sein. Die Schichten derselben lagern nahezu söhlig und nur 
in dem letztgenannten Gipfel gewahrt man eine Aufrichtung, die 
vielleicht durch Schleppung verursacht wurde. Längs deren Schicht- 
fugen sind im Izremec die Erzlösungen emporgedrungen und es ent- 
stand eine metasomatische Lagerstätte, welche überwiegend Zink als 
Kohlengalmei und daneben Bleiglanz führt. 

Eine ausführlichere Darstellung dieser Lagerstätte erscheint in 
der Zeitschrift-für praktische Geologie. 


Literaturnotizen. 


M. Raciborski. Rhizodendron in den senonen Mer- 
geln der Umgebung von Lemberg. Kosmos 1909, pag. 845 bis 
848. Mit 1 Textfig. 


Beschreibung eines von Professor Zuber auf dem Hügel Brykawica, südlich 
von Zasköw, gesammelten verkieselten Pflanzenpetrefakts. Die mikroskopische 
Untersuchung ergab dessen Übereinstimmung mit dem als Rhizodendron Oppoliense 
Goep. beschriebenen Wurzelgeflechte einer Filicinee. (Kerner.) 


K. k. geol. Reichsanstalt 1910. Nr. 4. Verhandlungen. 18 


124 Verhandlungen. Nr. 4 


P. Menzel. Fossile Koniferen aus der Kreide- und 
Braunkohlenformation Nordböhmens. Abhandl. d. natur- 


wissensch. Gesellsch. Isis in Dresden. 1908. Heft 2, pag. 27—32. 
Mit 1 Tafel. 


Es werden beschrieben: 


1. Pinus macrostrobilina nov. sp. Zapfenrest aus dem Quadersandsteine von 
Tyssa, nordöstlich von Teplitz. Er ist 21°5cm lang bei 3cm größtem Durchmesser, 
am Grunde zugerundet, nach der Spitze zu mäßig verjüngt. Die Zapfenschuppen 
sind nach oben zu abgerundet, nach unten zu spitz zusammenlaufend, mäßig gewölbt 
und tragen in der Mitte einen großen, stumpfen, wenig hervorragenden Nabel. Am 
nächsten stehen: Pinus longissima Velen. mit gleichfalls langen Zapfen, aber in 
der Mitte schwach vertieften Schuppenschildern, Pinus Andraei Coemans mit kleineren 
Zapfen und quergekielten Schuppen und Pinus Quenstedti Heer mit langen Zapfen, 
aber viel kleinerem, warzenartig erhöhtem Nabel auf den Zapfenschuppen. 


2. Pinus ornata Sternbg. Zapfenrest aus dem oligocänen Kohlensandstein 
von Kosten, westlich von Teplitz. 


3. Pinus uncinoides Gandin. Zapfenrest aus dem plastischen Ton von Preschen. 
(Kerner.) 


Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien Il. Rasumofskygasse 23. 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3. 


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P; 


Sitzung vom 22. März 1910. 


Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: H. Leitmeier: Bemerkungen über die 
Quellenverhältnisse von Rohitsch-Sauerbrunn in Steiermark. — A. Rzehak: Neue Aufschlüsse 
im Kalksilikathornfels der Brünner Eruptivmasse. — A. Rzehak: Fluorit und Baryt im 
Brünner Granitgebiet. — H. Vetters: Über ein neues Hieroglyph aus dem Flysch von Capo- 
distria. — Vorträge: H. Beck: Zur Kenntnis der Oberkreide in den mährisch schlesischen 
Beskiden. — Literaturnotizen: F.E. Suess, V.Rosicky, J. Breitschopf, E.Fugger, 
J. Stiny. 
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich. 


Eingesendete Mitteilungen. 


Hans Leitmeier. Bemerkungen über die Quellenver- 
hältnisse von Rohitsch-Sauerbrunnin Steiermark. 


Im Jahre 1908 hat J. Dreger!) eine Arbeit über die geolo- 
gischen Verhältnisse der Quellen zu Rohitsch-Sauerbrunn geschrieben, 
die seine Untersuchungen gelegentlich der Neufassung der Quellen, 
die damals begonnen wurde, zum Gegenstand hat. Es wurde damals 
das Quellenniveau tiefer gelegt, das heißt es wurde das Mineralwasser 
tiefer gefaßt als es bisher war. Zugleich wurde eine neue Quelle er- 
schrotet, deren Wasser als Donatiquelle seit 1909 in den Handel ge- 
bracht wurde. Diese Quelle ist die an fixen Bestandteilen reichste der 
drei nunmehr erschlossenen Rohitscher Quellen, der Styria-, Tempel- 
und nun Donatiquelle, wie eine von Dr. Hotter in Graz angefertigte 
provisorische Analyse ergab. 

Die genaue quantitative Bestimmung aller Bestandteile hat Hofrat 
Prof. Dr. Ludwig im Verein mit Dr. Zdarek?°) in Wien unter- 
nommen, die auch die beiden anderen Mineralwässer von Rohitsch 
analysiert haben. Zugleich mit dieser Analyse ist eine Arbeit Dr. J. 
Knetts?), Quelleninspektors von Böhmen, veröffentlicht worden unter 
dem Titel: Geologisch-quellentechnische Verhältnisse von Rohitsch- 


1) J. Dreger, Geologische Beobachtungen anläßlich der Neufassungen der 
‚Heilquellen von Rohitsch-Sauerbrunn und Neuhaus in Südsteiermark. Verhandl. d. 
k. k. geol. R.-A. 1908, pag. 60. 

2) Ludwig und Zdarek, Chemische und physikalische Untersuchung des 
Mineralwassers der Donatiquelle in Rohitsch-Sauerbrunn. Wiener Klinische Wochen- 
schrift XXII. 1909. Nr. 3U. 

: 3) J. Knett, Geologisch-quellentechnische Verhältnisse von Rohitsch -Sauer- 
brunn, als Anhang der Arbeit Ludwigs beigegeben, 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 5. Verhandlungen. 19 


126 Verhandlungen. Nr. 5 


Sauerbrunn. Die Neufassungsarbeiten. wurden nach den Angaben 
J. Knetts von der Wasserleitungsunternehmung Dürnböck in Graz 
ausgeführt. 

Zu dieser Abhandlung Knetts seien mir nun einige Bemerkungen 
erlaubt. 

Zuerst bespricht Knett die Tektonik des umliegenden Gebietes, 
die Bruch- und Thermallinien. Auch ein Kärtchen ist beigefügt, in 
dem diese Linien eingezeichnet sind. Dasselbe, fast vollkommen Gleiche, 
findet sich in der bereits erwähnten Arbeit Dregers, ohne daß dieser 
zitiert wäre. Hierdurch wird der Anschein erweckt, als ob Knett 
diese Arbeit Dregers gar nicht kenne. 

Unter den angeführten Gesteinen wird auch ein hornfelsartiges, 
ziemlich frisch verbliebenes schwarzes Gestein erwähnt, das, wie ich 
mich auch selbst an Ort und Stelle überzeugen konnte, in dem zer- 
setzten Andesittuffe, dem die Quelle entströmt, in Brocken eingelagert 
erscheint und den breceiösen Charakter dieses Tuffes erhöht. (Es wurde 
dafür in der Literatur einmal sogar der Name Hornfelstrachyt ge- 
braucht.) Dieses Gestein stellt einen stark verkieselten dunklen 
Dolomit dar. 

Knett beschreibt dann im folgenden die prächtigen Aragonit- 
bildungen, die die Mineralquellen von Rohitsch abgesetzt haben und 
erörtert die genetische Frage. Aragonitsinterbildungen und Drusen 
nadeliger Aragonitkristalle wurden bei allen Rohitscher Quellen ge- 
funden, zum Beispiel bei der Alphaquelle, und sind von Hörnes!) 
und Hatle?) beschrieben worden. Nirgends aber waren diese Aragonit- 
bildungen so prächtig als wie sie bei der Fassung der Donatiquelle 
zutage gefördert wurden. Kristallographisch sind diese Bildungen in 
einer im Oktober 1909 erschienenen ausführlichen Arbeit von 
Hlawatsch?) auf das genaueste untersucht worden. Bezüglich der 
Bildungsweise dieser Aragonite schließt sich Knett (ohne zu zitieren) 
der Ansicht Dregers an, die dieser in seiner früher erwähnten 
Arbeit dargelegt hat, aber in einem Vortrag, der im Frübjahr 1909 
in der Wiener mineralogischen Gesellschaft gehalten wurde, bereits 
durch die neueren von Cornu®) und mir angestellten Versuche be- 
stimmt aufgab und sich vollinhaltlich unserer Ansicht anschloß. 

Nach Knett ist das Strontiumkarbonat als Lösungsgenosse Ur- 
sache gewesen, daß die rhombische Phase des kohlensauren Kalkes 
zur Bildung gelangte; oder rhombisch kristallisierendes Strontium- 
karbonat hat durch isomorphe Beimengung Aragonitbildung bei niedriger 
Temperatur bewirkt. Es ist, glaube ich annehmen zu dürfen, ein 
Unterschied in der Art und Weise der Wirkung, die Beimengungen 


) R. Hörnes, Zar Geologie Untersteiermarks VI. Eruptivgesteinsfragmente 
in den sedimentären Tertiärschichten von Rohitsch-Sauerbrunn. Verhandl. d. k. k. 
geol. R.-A. Wien 1890, pag. 243. 

2) E. Hatle, Fünfter Beitrag zur mineralog. Topographie der Steiermark. 
Mitteil. des naturw. Vereines f. Steiermark. Graz 1892, pag. 300. 

®) C. Hlawatsch, Der Aragonit von Rohitsch. Zeitschr. f. Kristallographie 
usw. Bd. XLVII, 1909, pag. 22. 

*) F. Cornu, Über die Bildungsbedingungen von Aragonit und Kalksinter 
in den alten Grubenbanen der obersteirischen Erzbergwerke. Österreich. Zeitschr. 
f. Berg- u. Hüttenwesen 1907, Nr. 49, 45. Jahrg. 


1910 Sitzung vom 22. März. H. Leitmeier. 197 


eines Salzes zur Lösung einer isomorphen Verbindung ausüben mit 
denen eines Salzes, das mit dem gelösten nieht im Verhältnisse der 
Isomorphie steht. Für ersteres wäre die Bildung von Aragonit bei 
gleichzeitiger Anwesenheit eines (mit dem Aragonit isomorphen) 
Strontiumkarbonats ein Beispiel. Für letzteres wären die Versuche 
Cornus ein Beleg, der durch Zusatz von Magnesiumsulfat zu einer 
kohlensäurereichen Lösung von Kalziumkarbonat Aragonitbildung er- 
zielte. Für erstere Bildungsweise hingegen fehlt bis heute noch ein 
wissenschaftlich-experimenteller Beleg !). Ein Unterschied dieser beiden 
Bildungsmögiichkeiten scheint mir auch darin gelegen zu sein, daß 
Magnesiumsulfat bei gewöhnlicher Temperatur, wenn es nur in ge- 
nügender Menge vorhanden ist, stets die Ausbildung im rhombischen 
System bewirkt, während Strontiumkarbonat dies durchaus nicht immer 
zu bewirken scheint. Das geht daraus hervor, daß manche Kalzite 
ebenfalls Strontium enthalten, zum Beispiel der Strontianokalzit. Es 
würde dann in dem einen Falle eine, in einer bestimmten Kristall- 
klasse A kristallisierende Verbindung, die gleichzeitig mit einer 
dimorphen Verbindung auskristallisiert, die in den Kristallklassen A 
und BD auskristallisieren kann und inbezug auf A mit ersterem Stoff 
isomorph ist, bewirken, daß die dimorphe Verbindung in der Kristall- 
klasse A sich abscheidet. Bei Lösungsgenossen, wie im Falle der 
Aragonitbildung durch Magnesiumsulfat-Beimengung kann eine solche 
Einwirkung nicht stattfinden, da Magnesiumsulfat (Mg SO, + 7.H50) 
mit Kalziumkarbonat nicht isomorph ist. Und ich möchte daher in 
Betracht gezogen wissen, ob es nicht besser wäre, als Lösungsgenossen 
im engeren Sinne nur Verbindung der letzteren Art zu bezeichnen. 


Wie Dreger in seinem Vortrage mitteilte, hat eine genaue 
Untersuchung des Aragonits von Rohitsch, die in dem Laboratorium 
der. k. k. geolog. Reichsanstalt ausgeführt wurde, aber nur Spuren 
von Strontium ergeben und die Unrichtigkeit der Bestimmung Königs 
ergeben, der 1—2°/, fand. Auch ist ja der Strontiumgehalt der Donati- 
quelle ein sehr geringer, geradezu verschwindender. Er ist viel geringer 
als in der Styriaquelle. 

Durch die früher angeführten Untersuchungen Cornus aber ist 
gezeigt worden, daß Magnesiumsulfat als Lösungsgenosse, 
das leicht dissoziierbar ist, aus einer kohlensäurereichen Kalklösung 
bei gewöhnlicher Temperatur die Bildung von Aragonit bewirkt. Und 
ich habe denn auch in einer Abhandlung über die Donatiquelle ?) ge- 
zeigt, daß diese Annahme hier viel wahrscheinlicher ist als die vom 
isomorph beigemengten Strontiumkarbonat. 

Ganz unrichtig ist die Behauptung Knetts, daß „die aller- 
meisten Aragonite (oft bis 4°/,) Strontium enthalten“. In Naumann- 
Zirkels Mineralogie zum Beispiel heißt es pag. 532:... bisweilen 
aber nicht immer mit 1/,—4°/, kohlensaurem Strontium. Ähnliches 
findet sich im Lehrbuche Tschermaks. 


1) Die experimentellen Untersuchungen, die ich hierüber anstellte, haben noch 
zu keinem Ergebnis geführt. 


?) H. Leitmeier, Die Absätze des Mineralwassers von Rohitsch-Sauerbrunn 
in Steiermark. Zeitschr. f. Kristallographie usw. Bd, XLVII, Heft 2, 1909, pag. 109. 
19* 


128 Verhandlungen. Nr.'5 


Daraus geht hervor, daß manchmal Strontiumkarbonatgehalt vor- 
kommt und daß er im Maximum 4°/, erreicht. Untersuchungen, die 
Cornu und ich in Leoben und ich später allein in Wien angestellt 
haben, zeigten, daß die meisten Aragonite der Erzlagerstätten Stron- 
tium gar nicht enthalten oder wenn, daß gewöhnlich nur Spuren vor- 
handen sind. Auch fand ich, daß manche Kalzite Strontium enthalten 
(Strontianokalzit), also, daB Strontium auch der rhomboedrischen 
Phase des Ca UO, beigemengt erscheint, Ob es sich da um eine ver- 
steckte Dimorphie des Strontiumkarbonats handelt, daß man auch eine 
uns bisher unbekannte rhomboedrische Phase des Sr CO, annehmen 
soll, ist bisher noch nicht näher untersucht worden. 

In Knetts Ausführungen heißt es gleich weiter unten: „Auch 
scheidet sich aus kalten, nicht völlig reinen Kalziumbikarbonatlösungen 
bei stärkerer Verdünnung stets Aragonit und nicht Kalzit aus, welche 
Bildungsbedingungen gerade im Gebiete der Rohitscher Säuerlinge 
vorliegen.“ 

Bisher sind solche Untersuchungsergebnisse nicht bekannt ge- 
worden, die aus verdünnten en Aragonitbildung erzielten. Es 
gelang nur einem, und das war F. Cornu, Aragonit bei gewöhnlicher 
Temperatur aus wässeriger Lösung darzustellen, und wie bereits er- 
wähnt, durch Zuhilfenahme von Magnesiumsulfat als Lösungsgenosse. 
Ich habe nun diese Bildungsbedingungen weiter untersucht !) und fand, 
daß erst bei einer bestimmten Kozentration der Salzpaare Aragonit- 
bildung eintritt, als bereits eine nicht geringe Menge von Magnesium- 
sulfat zugesetzt war, die wohl kaum mehr als Verunreinigung be- 
zeichnet werden kann. Daß alle bisher angestellten Versuche, Aragonit 
zu erhalten, vergebliche waren und daß in der Literatur angeführte 
künstliche Aragonitbildungen bei niederen Temperaturen irrtümliche 
waren, zeigen die ausführlichen Arbeiten H. Vaters). 

Daß serade die Quellen von Rohitsch stark verdünnte Ian 
darstellen, äßt sich wohl nicht annehmen, wenn auch der Kalkgehalt 
der Donatiquelle geringer ist als der der Tempelquelle, doch hat auch 
die Tempelquelle Aragonit ausgeschieden, und. es frägt sich auch, :ob 
nicht der Kalkreichtum der Rohitscher Quellen ehedem ein höherer 
war als heute. Wie dem aber auch sei: Die von Knett angegebene 
Bildungsweise des Aragonits entspricht in keiner Weise den Tatsachen 
der physikalisch-chemischen Mineralogie. 

Bezüglich des Reichtums dieser Quellen an Kalk und anderen 
mineralischen Bestandteilen gibt Knett die Auslaugung der Kalk- 
natronfeldspate der Andesite und andesitischen Gesteine an. Der 
Gehalt der Quellen an Magnesium, der ein sehr hoher ist (besonders 
in der Donatiquelle), findet in der Kaolinisierung der Andesitgesteine 
keine Erklärung, da ja Hornblenden und Augite bei diesem Prozesse 
in der Regel erhalten bleiben. Die Frage nach dem Mineralgehalt 
der Quellen bleibt eine offene. 


ı) H. Leitmeier, Zur Kenntnis der Karbonate. Neues Jahrb. f. Min., Geo]. 
u. PalJäont. 1910, pag. 49. 

2) H. Vater, Über den Einfluß der Lösunesgenossen auf die Kristallisation 
des kohlensauren Kalkes. Zeitschr. f. Kristallogr. 1893, 1894 und 895. 


1910 Sitzung vom 22. März. H. Leitmeier u. Prof. A. Rzehak. 129 


Knett führt auch ohne hiefür Belege zu erbringen, die Ansicht 
an, daß juveniles Wasser bei ‘der Jintstehung der Quellen beteiligt 
sei. Ich kenne keinen zwingenden Grund hiefür. In neuester Zeit hat 
Brun!).in Genf Untersuchungen angestellt, die, wenn ihre Resultate 
sich als richtig erweisen würden, auch für die Thermenbildung, für 
die Ansicht, daß dem Erdinnern entströmendes. juveniles Wasser bei 
Mineralquellen eine große Rolle spielt, von Bedeutung sein dürften: 
Es soll nämlich Wasserdampf und überhitztes Wasser bei den letzten 
Phasen vulkanischer Tätigkeit keine große Rolle spielen; und die 
Wasserdampfmenge, die an verschiedenen Stellen nach beendeter 
Eruption aus den Spalten und Rissen mit anderen Gasen .empordringt, 
angeblich vollständig von der Niederschlagsmenge abhängen. 

Doch dies sind Vorgänge sehr problematischer Natur und leider 
ist es ja eine bekannte Tatsache, daß wir über die physikalische 
Seite der Eruptionsvorgänge sehr wenig Sicheres wissen und nur eine 
große Anzahl Theorien besitzen und daß hier die physikalische Geo- 
logie noch ein weites Arbeitsfeld vor sich liegen hat. 

Es sollen mit diesen Zeilen nur einige Ungenauigkeiten betreffs 
der Aragonitbildung in der sonst vortrefflichen Arbeit J. Knetts 
richtiggestellt werden. 


Wien, Mineralog. Institut der Universität. 


Prof. A. Rzehak. Neue Aufschlüsse im Kalksilikat- 
hornfels der Brünner Eruptivmasse. 


Herr Prof. Dr. F. E. Suess hat im Jahre 1900 in diesen „Ver- 
handlungen“ (pag. 374 ff.) über einen von ihm entdeckten Kontakt 
zwischen Syenit und Kalk in der Brünner Eruptivmasse berichtet und 
die betreffenden Vorkommnisse auch später wiederholt und einge- 
hend beschrieben. In einem vorläufigen Berichte über die geologische 
Aufnahme im südlichen Teile der Brünner Eruptivmasse (diese „Ver- 
handlungen* 1903, pag. 387) erwähnt der genannte Forscher die Vor- 
kommnisse von Womitz und vom Meierhofe „Kyvalka“, wobei er be- 
merkt, daß noch viel weiter nördlich im Gebiete des großen Tier- 
gartens, bei Svinska obora der Spezialkarte, einzelne Blöcke 
von Kalksilikatgestein zu finden sind. In neuester Zeit sind nun in 
dem Gebiete, welches südlich an die als „Svinska obora“ bezeichnete 
Waldparzelle angrenzt und zwar zu beiden Seiten der von Schebetein 
nach Schwarzkirchen führenden Straße, mehrere Gruben eröffnet 
worden, in denen Kalksilikatgesteine zum Zwecke des Straßenbaues 
gewonnen werden. Die Aufschlüsse sind in mehrfacher Beziehung 
recht interessant, können hier jedoch nur ganz flüchtig beschrieben 
werden. Das Gestein ist in den drei größeren Gruben, die ich näher 
untersuchen konnte, fast stets sehr deutlich gebändert und fällt in 
der Regel steil gegen Osten ein; die Mächtigkeit beträgt in den Auf- 
schlüssen 10—15 m, ist jedoch in Wirklichkeit gewiß bedeutender. 
Pegmatitische Adern und mächtige Gänge von mittelkörnigem, meist 


!) Brun, Quelques recherches sur le Volkanisme. Extrait des Archives de 
Sciences puysiques et naturelles. 1903 und 1909. 


130 Verhandlungen. Nr.5 


grusig zersetztem, glimmerarmem Granitit sind an vielen Stellen zu 
sehen. Besonders interessant ist ein pegmatitischer Granit mit dunkel- 
grauem, im feuchten Zustande fast schwarzen Feldspat; ein derartiges 
Gestein ist mir aus der Brünner Eruptivmasse nicht bekannt. An den 
Salbändern der Pegmatitgänge erscheint hie und da der eigentümliche 
„diallagartige Diopsid,“ der so häufig in gewissen Pegmatiten des 
östlichen Randgebietes der böhmischen Masse auftritt und den ich 
auch in der Umgebung von Znaim gefunden habe ; auch dieses Mineral 
ist mir aus der Brünner Eruptivmasse nicht bekannt. 

Eine nähere Untersuchung der Hornfelse habe ich noch nicht 
durchgeführt. Ich bemerke nur, daß brauner Granat in unregel- 
mäßigen Streifen und Flecken sehr häufig vorkommt und daß die 
allerdings sehr seltenen Kristalle dieses Minerals zum Teile an Hesso- 
nit erinnern. Herr Dr. E Burkart, der mich auf meinem Ausfluge 
begleitete, fand in meiner Gegenwart ein Gesteinsstück, an welchem 
mehrere zum Teile frei ausgebildete Granatkristalle von 2—3°5 em 
Durchmesser aufsitzen. Sie zeigen an einzelnen Stellen die Farbe 
des Hessonits, sind durchscheinend und enthalten in Hohlräumen und 
auch auf manchen Kristallflächen sehr kleine Kristalle eines hellgrünen 
Minerals, dessen nähere Untersuchung noch aussteht. Kalzit ist in den 
Hornfelsen nur in sehr geringer Menge erhalten; hie und da sah ich 
unter der Lupe kleine Kristalle von Titanit, sowie Einsprenglinge von 
Eisenkies, zum Teil vielleicht Magnetkies. 

Häufige Begleiter der Hornfelse sind. blättrige, sandsteinähn- 
liche, leider immer stark verwitterte Gesteine, die vielleicht identisch 
sind mit dem „schiefrigen Biotitgneis“, der nach F. E. Suess (diese 
„Verhandlungen“ 1903, pag. 387) bei Womitz und in der Nähe des 
Meierhofes „Kyvalka“ die Kalksilikatgesteine begleitet. 

Die Kalksilikathornfelse bilden nach unseren bisherigen Erfah- 
rungen einen langgestreckten Zug, der dem Westrande des Brünner 
Granititstockes ungefähr parallel verläuft. Prof. F. E. Suess faßt be- 
kanntlich diese Gesteine als kontaktmetamorph veränderte Devonkalke 
auf; die neuen Aufschlüsse, insbesondere die Bänderung der Hornfelse, 
das Auftreten von Granitgängen, wie sie sonst in der Brünner Eruptiv- 
masse nicht vorkommen, sowie endlich das Auftreten des „diallagartigen 
Diopsids“ bestärken mich in der Ansicht, daß hier nicht eine Devon- 
kalkscholle, sondern eine Scholle von jenen Kalksteinen, die sich von 
der „Kwietnitza“ bei Tischnowitz südwärts bis über Laschanko hinaus 
erstrecken, in dem Granitmagma versenkt wurde. Es sind dies meiner 
Ansicht nach paläozoische (vordevonische) Sedimente, die häufig ge- 
bändert sind und auf der Kwietnitza bis haselnußgroße, rundliche 
Quarzkörner enthalten. Auf neue Beobachtungen, die gegen ein 
postdevonisches Alter des Brünner Granitits sprechen, werde ich 
bei einer anderen Gelegenheit zurückkommen. 


Prof. A. Rzehak. Fluoritund BarytimBrünner Granit- 
gebiet. 


Erscheinungen, die man auf pneumatolytische oder thermale Pro- 
zesse zurückführen könnte, sind in dev Brünner Eruptivmasse außer- 


1910 Sitzung vom 22. März. A. Rzehak u. H. Vetters, 131 


ordentlich selten. Vor mehreren Jahrzehnten wurde bei Schebetein, 
etwa 9 km WNW von Brünn, ein Stück Schwerspat mit Einschlüssen 
von dunkelviolettem Fluorit gefunden, jedoch anscheinend nicht näher 
beachtet. Beschrieben wurde das Vorkommen nicht, das betreffende 
Fundstück blieb jedoch erhalten und befindet sich zurzeit in der 
Sammlung des Herrn Buchdruckereibesitzers Dr. E. Burkart in Brünn. 
In neuester Zeit wurde auf dem nördlich von Schebetein sich 
ausbreitenden flachen Bergrücken ein kleiner Steinbruch eröffnet, 
welcher das Material zum Baue der neuen Straße von Schebetein nach 
Schwarzkirchen liefert. Der Bruch ist in stark zerklüftetem, von 
lettigen, graugrün gefärbten Adern durchzogenem, aplitischem Granit 
angelegt, dessen intensiv rot gefärbter Orthoklas trotz der allgemeinen 
Zerrüttung des Gesteins meist noch ziemlich frisch zu sein pflegt, 
während der Plagioklas kaolinisiert erscheint. An mehreren Stellen 
ziehen sich durch das Gestein dünne Streifen von dunkelviolettem 
Fluorit, der von grauem Quarz, noch häufiger aber von dichtem bis 
kristallinischem Baryt begleitet wird. Im Quarz und im gröber 
kristallinischen Baryt ist der Fluorit scharf umgrenzt und läßt mit- 
unter verdrückte Würfelformen erkennen. Im dichten Baryt bildet 
er Adern und wolkige Streifen, die sich insbesondere an den Sal- 
bändern der Barytgänge anreichern. Ein ungefähr in der Richtung 
von NW—-SE streichender und steil gegen SW einfallender Barytgang 
erreicht stellenweise eine Mächtiskeit von 60—70 cm. Das Gestein 
ist sehr feinkörnig bis dieht, mitunter ganz alabasterähnlich, weiß, 
gelb bis braun gefärbt, wobei die Farben in ungleichmäßigen, den 
Salbärdern parallelen Streifen angeordnet sind. An den Salbändern 
selbst schalten sich die oben erwähnten violetten Streifen von Fluorit 
ein. Der kristallinische Baryt ist gelblich bis rötlich, mitunter sogar 
ziemlich lebhaft rot gefärbt; in diesem Gestein heben sich die Fluorit- 
einschlüsse besonders wirksam ab. Hie und da findet man im Baryt 
Bleiglanz oder Malachit, aber immer nur in sehr geringer Menge. 
Der rote, mitunter von violetten Fluoritadern durchzogene Granit, 
der dichte bis kristallinische, ebenfalls Huoritführende Baryt sowie end- 
lich die an anderer Stelle beschriebenen Kalksilikatgesteine der Gegend 
westlich von Schebetein bilden das gewiß nieht alltägliche Baumaterial 
für die eingangs erwähnte Straße, auf welcher man mühelos die 
schönsten Handstücke der genannten Vorkommnisse schlagen kann. 


H. Vetters. Über ein neues Hieroglyph aus dem 
Flysch von Capodistria. 


Gelegentlich einer im Vorjahre vom Osterkurs der Triester 
zoologischen Station unternommenen Exkursion fand ich am Strande 
zwischen Capodistria und Isola in einem der Quadersteine der Ufer- 
mauer eine interessante Hieroglyphenart, welche meines Wissens nach 
noch nicht bekannt ist. Der Stein stammt seinem petrographischen 
Habitus nach aus dem oligocänen Hieroglyphenflysch, welcher in der 
Umgebung sehr verbreitet ist. 

Das Stück selbst ließ sich leider nicht abschlagen. Es zeigte 
in der Mitte eine knopfartige Erhabenheit von etwa Erbsengröße, um 


132 Verhandlungen. Nr. 5 


die in einiger Entfernung eine Anzahl unregelmäßig gestellter längerer 
und kurzer Wülste von gerader Form stehen. (Vergl. Fig. a.) 
Dieses Gebilde zeigt in der allgemeinen Anordnung eine auf- 
fallende Ähnlichkeit mit den Fäkalwülsten, welche grabende Anneliden, 
besonders Arenicola um die Mündung ihrer Wohnröhre anzuhäufen pflegen. 


a = Hieroglyph aus dem oligocänen Flysch bei Capodistria, 
b — Fäkalwülste von Arenicoia. 


Lagunen von Grado. 


Die unregelmäßig sternförmige Form der Röhrenmündung ist durch das zurück- 
ziehen des Hinterleibes nach Auswurf der Fäzes entstanden, 


In der beigegebenen Zeichnung sind die Fäzesschnüre einer Arenicola 
nach einer Zeichnung, die ich an den Lagunen bei Grado anfertigte, 
unserem Flyschhieroglyphen gegenübergestellt. Sie unterscheiden sich 
hauptsächlich durch ihre meist unregelmäßig gewundene oft knäuelige 
Gestalt, so daß man bei unserer Form an eine Wurmart denken 
muß, welche ihre Fäzes in kleinen Partien sehr rasch ausgespritzt hat. 


Vorträge. 


Dr. Heinrich Beck. Zur Kenntnis der Oberkreide iin 
den mährisch-schlesischen Beskiden. 


Das untersuchte Gebiet reicht von Bistritz am Hostein und Weiß- 
kirchen im Westen bis über den Jablunkauer Paß im Osten sowie 
in Nordsüdrichtung von den Sudeten bis zur südlichen Klippenzone 
der Karpathen und umfaßt ganz oder teilweise folgende Blätter der 
Spezialkarte 1:: 75'000: Weißkirchen (Z. 7, Kol. XVII), Kremsier— 
Prerau (Z. 8, Kol. XVII), (Ostrand), Neutitschein (Z. 7, Kol. XVII), 
Wall.-Meseritsch (Z. 8, Kol. XVII, Freistadt bei Teschen (Z. 6, 
Kol. XIX) Teschen— Mistek— Jablunkau (Z. 8, Kol. XIX) und Viezoka 
—Makö—Kisuca—Ujhely (Z. 9, Kol. XIX). 


1910 Sitzung vom 22. März. Dr. H. Beck. 133 


Es wurde anläßlich der Detailaufnahme respektive Reambulie- 
rung sowie bei Orientierungstouren im Bereiche der genannten Blätter 
eine Reihe von Oberkreidebildungen ausgeschieden, die sich gegen- 
seitig durch fazielle Verschiedenheiten sowie durch verschiedenes 
tektonisches Verhalten charakterisieren. Bisher rechnete man zu der 
Oberkreide nur die Baschker und Friedecker Schichten am Nord- 
rand des Teschener Neocomgebietes sowie die Istebner Schichten an 
dessen Südseite. Paul vermutete ferner Oberkreide in den soge- 
nannten Sandsteinen des Javornikgebirges, M. Remes in den 
Sandsteinen von Klogsdorf bei Freiberg. 

Die Baschker Sandsteine und die Friedecker Baculi- 
tenmergel galten seit Hoheneggers klassischen Untersuchungen 
als über dem Neocom transgredierend. In neuerer Zeit trat Uhlig 
dieser Ansicht entgegen. Es sollten die Baschker und Friedecker 
Schichten einen Bestandteil der subbeskidischen Decke bilden und 
somit vom beskidischen Neocom überschoben sein. (Tektonik der 
Karpathen Wien 1907. Die karpathische Sandsteinzone und ihr Ver- ° 
hältnis zum sudetischen Karbongebiet, Wien 1908.) 

Diese neue Deutung erwies sich jedoch als unhaltbar. Durch 
zahlreiche einwandfreie Beobachtungen konnte die transgressive Natur 
des Senons bestätigt werden, während sich keinerlei Anhaltspunkte 
ergaben, diese Senonbildungen mit dem subbeskidischen Alttertiär zu 
vereinigen. 

Die Deutung der ‘Istebner Schichten als Oberkreideab- 
lagerung geht ebenfalls auf Hohenegger zurück und stützt sich 
auf das Lagerungsverhältnis zum Godulasandstein (Gault) sowie auf 
allerdings sehr spärliche Fossilfunde. Hohenegger betrachtete sie 
als cenoman. Bei einer Revision der Fossilbestimmungen konnte jedoch 
Liebus?!) aus dem einzigen in jeder Beziehung einwandfreien Stück 
senones Alter konstatieren. Es handelt sich um einen Pachydiscus Neu- 
bergicus „aus einer Dockel im Bache Dychanee unweit des Flusses 
Czerna an der Barania in Althammer, am südlichen Abhang der Lysa 
hora‘“, wie die Etikette Hoheneggers besagt, auf der das Stück als 
Amm, Mantelli bestimmt war. 

Die Istebner Schichten stellen sich uns als eine regelmäßige 
Foige von steilgestelltem, eng gefaltetem Sandstein und Schieferzügen 
dar. Die Sandsteine enthalten stellenweise grobe Konglomerate und 
Blockanhäufungen verschiedener krystalliner Gesteine, mit Quarziten 
und Tithonkalk gemengt, sowie weit verbreitete, charakteristische 
kleinkalibrige Quarzkonglomerate.. Uhlig bezeichnet das wieder- 
holte Auftreten von Sandstein- und Schieferzügen als Wechsellage- 
rung (l.c.) Die detaillierte kartographische Ausscheidung der einzelnen 
Züge ergab jedoch ein wesentlich anderes Bild. Danach scheinen 
die Istebner Schichten nicht die ihnen von Hohenegger und Uhlig 
zugesprochene Mächtigkeit zu besitzen. Sie bestehen offenbar nur 
aus einer liegenden Schiefer- einer hangenden Sandstein- und Kon- 


!) Dr. A. Liebus und V. Uhlig, Über einige Fossilien der karpathischen 
Kreide nebst stratigraphischen Bemerkungen. Beiträge z. Paläont. und Geologie 
Österr.-Ung. und des Orients, Bd. XIV, 1902. 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1910, Nr. 5. Verhandlungen. 30 


134 Verhandlungen, Nr. 5: 


glomeratlage und die scheinbare Wechsellagerung ist Produkt der 
regelmäßigen Faltung. 

Diesen Ergebnissen entsprechend dürfte auch. die Ansicht, daß 
die Istebner Schichten in ihren tieferen Partien eventuell auch älteren 
Horizonten der Oberkreide als dem Senon entsprechen könnten, 
aufzugeben sein. 

Südlich an den Zug der Istebner Schichten schließen sich gewaltige 
Massen von Sandsteinen und Schiefern, die Fortsetzung der galizischen 
Magura-Sandsteinzone, von Paul ebenfalls als Magurasandstein be- 
zeichnet !). 

Diese alte Bezeichnung ‚(Magurasandstein) wurde indes wegen 
der bisweilen überwiegenden schiefrigen. Ausbildung fallen gelassen 
und wird vorläufig durch den Ausdruck Maguraschichten ersetzt. 


Auf Grund zahlreicher Fossilfunde, insbesondere von Nummuliten, 
sowohl in Galizien und Ungarn sowie in Mähren (mährisch-ungarisches 
Grenzgebirge) galt bisher diese breite Zone als alttertiär, zum größten 
"Teil: als oligocän. Die Annahme so geringen Alters fußte hauptsäch- 
lich aut der scheinbar regelmäßigen Lagerung der Maguraschichten 
über dem sübbeskidischen Altertiär. Das Unwahrscheinliche einer 
kontinuierlichen Ablagerung dieser enormen Massen in der Eocän- 
Oligocänzeit und der danach anzunehmenden Jugendlichkeit der 
Magurazone veranlaßte die Trennung des sogenannten Alttertiärkom- 
plexes in hoch- und subkarpathisch und die Annahme eines tektonischen 
Kontakts durch Aufschiebung des hochkarpathischen auf das subkar- 
pathische Gebiet. Die in, jüngster Zeit gewonnene Erkenntnis 
von der deckenartigen Überschiebung der beskidischen Serie 
(schlesische Kreide und Maguraschichten) auf die subbeskidische 
(subkarpathisches Hügelland p. p.) hat bewiesen, daß jener von Uhlig 
vorgezeichnete Weg der Karpathenflyschanalyse der richtige war und 
die vom Autor durchgeführten Detailuntersuchungen konnten nur neues 
Beweismaterial hierfür erbringen. 


Bis nun ergaben diese speziell in stratigraphischer Hinsicht 
durch glückliche Fossilfunde das sehr bemerkenswerte Resultat, daß 
in den Maguraschichten, und zwar gerade in den als für das bes- 
kidische Alttertiär besonders typisch angesehenen bankigen Sand- 
steinen mit zwischengelagerten brecciösen und konglomeratischen Partien 
nebst sicherem Alttertiär auch Oberkreide vertreten ist. 


So fand sich im sogenannten Vantuch-Steinbruch inner- 
halb des Staugebietes der großen Bistriezkatalsperre südlich von Wall.- 
Meseritsch im ebenflächig gebankten, blaugrauen, graugelb verwitternden, 
körnigen, etwas glimmerigen Kalksandstein ein wohlerhaltener 
Pachydiscus Neubergicus v. Hauer und in dem Steinbruch östlich ober- 
halb des Dorfes Chwalczo w bei Bistritz am Hostein in den mit ganz 
denselben blaugrauen Kalksandsteinen wechsellagernden Brecciensand- 
steinen Rhynchonella cf. compressa Lam. nebst einer zweiten, allerdings 
unbestimmbaren Z’hynchonella. Im Gefolge der Sandsteine von 


1) Die Karpathensandsteine des mährisch-ungarischen Grenzgebirges. Jahr- 
buch d. k. k. geol. R.-A. Bd. XL, 1890. 28 


1910 Sitzung vom 22. März, Dr. H. Beck. 135 


Chwalczow treten auch bedeutende Blockanhäufungen auf (kristalline 
Felsarten, hellgraue Kalke). 

Die beiden genannten Fundstellen oberkretazischer Fossilien 
liegen in einer auch orographisch deutlich charakterisierten Zone, die 
sich vom Hostein am Außenrand der Maguraschichten über die Höhen 
des Braneker Reviers, über Klein- und Groß-Lhotta, Gr.-Bistritz, 
Heralky, Beneska und Visoka und weiter entlang der schlesisch-un- 
garischen Grenze nach Galizien hinzieht. 

An der Grenze dieser Zone gegen die nördlich davon verlaufenden 
Istebner Schichten treten schiefrige Mergel und Tone mit zwischenge- 
lagerten Sandsteinbänken, Breccien und Konglomeraten auf, die 
durch das Vorkommen von Nummuliten ausgezeichnet sind. Es ge- 
lang dem Autor, in diesem Zug bei Jarzowa, Stfitesch und in RoZna 
Nummulitenschichten aufzufinden. 

Damit ist ein allerdings noch sehr mangelhafter Anhaltspunkt 
zur Gliederung des Außenrandes der Maguraschichtenzone gegeben, 
doch ist zu hoffen, daß sich weitere Fossilfunde beim Fortschritt der 
Arbeit ergeben und eine sichere Basis gewonnen wird. Südlich von 
der durch Ahynchonella cf. compressa und Pachydiscus Neubergicus 
charakterisierten Sandsteinzone herrschen hauptsächlich schiefrige 
Mergel und Schiefertone, unter denen besonders ein breites Band 
srellroter Tone auffällt, das über Hostialkow, Ratibor und 
Jablunka gegen Rouczka zieht. Unmittelbar nördlich von der Stadt 
Wsetin durchschneidet die Beczwa abermals ein breites Sandstein- 
niveau, das vielleicht ebenfalls oberkretazisch ist. Doch steht jegliche 
Bestätigung dieser Vermutung durch Fossilfunde noch aus. 

Ebenso fehlt ein sicherer Anhaltspunkt für die Altersbestimmung 
jenes fast 10 km breiten Zuges von schiefrigen Tonen und Mergeln, der 
von der Beczwa oberhalb Wsetin durchflossen wird, sowie für die von 
Paul als wahrscheinlich oberkretazisch angesprochenen sogenannten 
Javorniksandsteine. Auch für diese letztere Zone erscheint 
die Bezeichnung „Sandsteine“ unpassend. Wir haben es im Gegen- 
teil mit größtenteils dunkelgrauen, bisweilen rötlichbraunen eisen- 
schüssigen Schiefertonen zu tun, die allerdings stellenweise größere 
Sandsteinmassen in einzelnen Bänken und Bänkchen eingeschlossen ent- 
halten. Diese Gesteine, wir wollen sie Javornikschichten 
nennen, haben wohl eine gewisse Ähnlichkeit mit den Istebner 
Schiefern, doch ebensoviel mit den benachbarten Maguraschichten und 
außerdem, was uns als wichtigstes Unterscheidungsmerkmal gegenüber 
den Istebner Schichten erscheint, fehlt jene auffallende Kontinuität der 
einzelnen Sandsteinzüge, fehlen die charakteristischen kleinkalibrigen 
Konglomerate und soviel bis jetzt zu konstatieren war, auch die mäch- 
tigen Blockanhäufungen. 

Das einzig Auffallende an dieser Zone ist wohl nur der oro- 
graphische Gegensatz des einheitlichen wenig gegliederten Javornik- 
gebirges gegenüber dem unregelmäßig zerfurchten Gebirge der Magura- 
schichten. 

Zwischen dem Javornikgebirge und der Waagtalklippenzone 
wurden von Paul obere Hieroglyphenschichten sowie mehrere Sand- 
steinzüge ausgeschieden, deren Identifizierung mit den Sandsteinen der 

20* 


136 Verhandlungen. Nr. 5 


Maguraschichten er als fraglich bezeichnet. Weder Paul noch vor ihm 
Stur wissen aus diesem Gebiet Fossilfunde zu nennen, dagegen hat in 
Jüngster Zeit Zuber ein Profil der Gegend von Wall.-Klobouk gegeben!). 

Das Profil ist von Brumov nach Klobouk gezogen und stellt eine 
Antiklinale dar aus Kreide und Eocän. Die Kreide besteht aus Fu- 
coidenmergel und Inoceramensandstein (wohl ohne Inoceramen, aber 
mit einer „Üristellaria.“) Diese Inoceramenschichten werden als 
Istebner Schichten aufgefaßt und mit dem ostgalizischen Jamnasandstein 
identifiziert, während die.Fucoidenmergel die Unterkreide repräsen- 
tieren sollen. Da für eine solche apodiktisch aufgestellte Behauptung 
nicht der geringste positive Anhaltspunkt gegeben ist, die Identifizie- 
rung der Schichten auch bloß auf petrographische Merkmale hin sehr 
gezwungen genannt werden muß, kann man das Vorgehen Zubers 
kaum als ausreichend gerechtfertigt bezeichnen. 

Es wird erst vom weiteren Fortschritt der Detailaufnahme, in 
erster Linie von glücklichen Fossilfunden eine. Analyse dieses Gebirgs- 
teiles zu erwarten sein. Vorläufig sei nur in Anbetracht des Zuber- 
schen Profils bemerkt, daß sich in diesem Gebiet nirgends Spuren 
von älteren als höchstens senonen Schichten gezeigt haben und diese 
senonen Schichten liegen etwa 30 km nördlich: Der oben genannte 
Zug mit Rhynchonella cf. compressa und Pachydiseus Neubergieus. Alles 
andere ist Vermutung und harrt des Beweises. 

Bemerkenswert ist die Grenze- zwischen den Istebner und Go- 
dula-Schichten, sowie die Grenze der Istebner- und Maguraschichten. 
Stellenweise scheinen kontinuierliche Übergänge stattzufinden, meist 
aber herrscht tektonischer Kontakt durch Aufschiebung gegen Norden. 
An einem Punkt an der Istebner-Godulagrenze. bei Zubfi, scheint die 
Aufschiebung sogar in eine flache kurze Überschiebung überge- 
gangen zu sein. 

Es erübrigt noch, der von RemesS als Oberkreide angesprochenen 
Sandsteine von Klogsdorf bei Freiberg Erwähnung zu tun. Es 
handelt sich dabei um grobkörnige kalkige Sandsteine mit Nulliporen- 
bänken und verschiedenen Zwischenlagen von brecciösen, konglomera- 
tischen und schiefrigen Bildungen. In den Klogsdorfer Steinbrüchen 
wurden Korallen gefunden, deren Bearbeitung Herr Dr. Trauth über- 
nommen hat. Nach dessen freundlicher persönlicher Mitteilung handelt 
es sich tatsächlich um eine senone Ablagerung. Nun ist die Frage, 
gehören diese Klogsdorfer Sandsteine zu den beskidischen Baschker 
und Friedecker Schichten oder stellen sie ein bisher unbekanntes 
älteres Glied der subbeskidischen Serie dar. Faziell haben sie mit 
Baschker und Friedecker Schichten nichts zu tun. Tektonisch scheinen 
sie innig mit dem subbeskidischen Alttertiär verknüpft und haben mit 
diesem außerdem noch das wichtige Moment gemeinsam, daß sie häufig 
größere Brocken des sudetischen Grundgebirges führen. Aus diesen 
Gründen fühlen wir uns berechtigt, die Klogsdorfer 
Sandsteine als die erste inMähren bekannt gewordene, 
subbeskidische Senonbildung zu betrachten. 


1) Rudolf Zuber, Przyczynki do stratygrafiitektoniki Karpat (Contributions 
a la stratigraphie et tektonique des Karpathes). Lemberg, Kosmos, 1909. 


1910 Sitzung vom 22. März. Suess, Rosicky, Breitschopf, Fugger. 137 


Literaturnotizen. 


F. E. Suess. Die Bildung der Karlsbader Sprudel- 
schale unter Wachstumsdruck der Aragonitkristalle. 
Mit 6 Tafeln und 4 Abbildungen im Text. Mitteilungen der geolo- 
gischen Gesellschaft in Wien. Bd. II, 1909, pag. 392—444. 


Durch besonders lehrreiche Aufschlüsse im Teplbette (aus dem Jahre 1907) 
begünstigt, gelangte der Autor zu einer von den bisherigen Ansichten gänzlich 
verschiedenen Vorstellung betreffs der Genesis der Sprudelschale. Kurz zu- 
sammengefaßt gipfelt seine Ansicht in folgenden Worten: „Die Sprudelschale, 
wie sie in der Teplbaugrube bloßgelegt wurde, ist keine Bildung der Ober- 
fläche, sondern eine Gangbildung in geringer Tiefe“, die auch heute 
noch vor sich geht. Den Prozeß habe man sich dabei in der Weise vorzustellen, 
„daß eine Art Aufblätterung oder Abstemmung der Nebeugesteine zugleich mit 
dem Anschwellen der Gänge stattgefunden, und daß der wachsende Aragonit selbst 
hierzu die Kraft geliefert hat“. Während die Sprudelschale an der Oberfläche von 
der Tepl abgetragen wird und dem Zerfall geweiht ist, erneuern sich die Aragonit- 
gänge in der Tiefe immer wieder, so daß infolgedessen ein völliger Abtrag aus- 
geschlossen erscheint. (Dr. K. Hinterlechner.) 


Vojtöch Rosicky. Kristallographische Notizen. 
Bulletin international de l’academie des seiencees de Bohöme 1908. 
30 Seiten mit 1 Tafel. 


Wie aus dem nachstehenden zu entnehmen ist, gelangen in der im Titel 
angegebenen Arbeit folgende österreichische und fremde Mineralvorkommen zur Be- 
sprechung: 1. Ein Adamin von Thasos in der Türkei; 2.ein Barytocölestin von 
Imfeld im Binnentale; 3. ein Vivianit von Valdie in Böhmen; 4. ein Goethit 
von Pfibram; 5. ein Hessit von Bot6s in Siebenbürgen; 6.ein Chalkanthit von 
Zajecar in Serbien und 7. ein Scheelit von Pfibram. — Betrefis aller Zahlen- 
werte verweise ich au? das Original. Von den Mineralen sub 1 und 2 werden 
auch Resultate neuer chemischer Untersuchungen angeführt. 

(Dr. K. Hinterlechner.) 


Josef Breitschopf. Das Graphitvorkommen im 
südlichen Böhmen mit besonderer Berücksichtigung 
der Bergbaue Schwarzbach, Stuben und Mugrau. Mit 
2 Tafeln. Österr. Zeitschrift f. Berg- und Hüttenwesen 1910. 
LVINH. Jahrg. Nr. 10, 11 und 12. 


Der Autor will die Graphitfrage als alter Bergmann vom praktischen Stand- 
punkte aus lösen und vertritt die Ansicht, daß die gegenständlichen Gebilde 
Spaltenausfüllungen vorstellen. Der Graphit stamme aus kohlenstoffreichen Gasen. 

Außer mit diesen theoretischen Gedanken beschäftigt sich der Verfasser 
mit einigen historischen und bergmännischen, einschlägigen Angelegenheiten. 

(Dr. K. Hinterlechner.) 


E. Fugger. Das Dientner Tal und seine alten Berg- 
baue. Mitteil. d. Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 1909, 
pag. 123—136. 


Der Verfasser gibt einen Überblick über die geologischen Verhältnisse an 
der Hand des Talprofils und beschreibt die lithologische Ausbildung der silurischen 
Schiefer. Daran schließt sich ein genaues Verzeichnis aller alten Erzbaue mit 
Angaben über die Erzführung und die Begleitgesteine der Erzlager und ihre 

(W. H. 


138 Verhandlungen. Nr. 5 


Dr. J. Stiny. Die Muren. Versuch einer Monographie mit 
besonderer Berücksichtigung. der Verhältnisse in den Tiroler Alpen. 
Mit 34 Abbildungen. Innsbruck 1910. Verlag der Wagnerschen 
Universitätsbuchhandlung. 


Die vorliegende Arbeit gibt eine sehr klare Darstellung der wichtigsten 
geologischen Verhältnisse der Muren, die ja als eine der energischesten Erosions- 
formen besonders in praktischer Hinsicht erhöhte Aufmerksamkeit fordern. 

Der Verfasser sieht die Vorgänge zugleich mit dem Blick des Geologen und 
des Ingenieurs, wodurch seine Auffassung von mancher Einseitigkeit bewahrt bleibt. 

Nach einleitenden Bemerkungen über das Wesen der Muren und ihre 
Terminologie werden die Bewegungskräfte der Muren und die von ihnen bewegten 
Massen besprochen. 

Daran schließen sich Bemerkungen über die Bildung und Erscheinungsweise 
der Murgänge. Bezüglich der Gliederung des Murgebietes schließt sich Stiny der 
von F. Wang vorgeschlagenen Zweiteilung in das Gebiet desvorherrschen- 
den Abtrages und jenes des vorherrschenden Auftrages an. Die 
Einteilung der Muren wird nach dem Material derselben vorgenommen, und zwar 
in J. Eismuren, II. vulkanische Schlammströme, III. Moosmuren, IV. Geschiebemuren. 

Letztere werden wieder geteilt in 1. Jungschuttmuren (a echte Verwitterungs- 
muren, 5 Jungschuttmuren im engeren Sinn, ce Rasenspülmuren, d Terrainbruch- 
muren), 2. Altschuttmuren, A mit trockenen Einhängen, A, mit durchfeuchteten 
Einhängen (@ mit vorherrschenden Uferbrüchen, 5 mit vorherrschenden Muschel- 
brüchen, e mit vorherrschenden Feilenbrüchen, d mit kombinierten Brüchen), 
3. gemischte Muren (a Jungschutt als Murerreger, 5b Altschutt als Murerreger), 
4. besondere Muren. Weitere Kapitel sind den Wechselbeziehungen zwischen 
Muren und menschlicher Kultur, der geographischen Verbreitung der Muren, ihrer 
Bedeutung im Antlitz der Erde und ihrem geologischen Alter gewidmet. 

Die beigefügten Abbildungen sind zwar gut ausgewählt, aber ungenügend 
wiedergegeben. Die Darstellung selbst ist knapp und übersichtlich. 

(0. Ampferer.) 


Verlag der k. k. geolog. Reiehsanstalt, Wien Ill. Rasumofskygasse 23. 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3. 


Sitzung vom 5. April 1910. 


Inhalt: Vorträge: Dr. L. Waagen: Die unterirdische Entwässerung Istriens und die 
Wasserversorgung dieses Landes. — Dr. Hermann Vetters: Über das Auftreten der Grunder 
Schichten am ÖOstfuße der Leiser Berge. — Literaturnotizen: E. deMartonne, J. Böhm 
und Ar. Heim. 


NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittellungen verantwortlich. 


Vorträge. 


Dr. L. Waagen. Die unterirdische Entwässerung 
Istriens und die Wasserversorgung dieses Landes. 


Istrien ist ein typisches Karstgebiet. Soweit die Verbreitung des 
Kalkes reicht gibt es nur äußerst selten oberirdische Gerinne; Flüsse 
und Bäche verschwinden fast allgemein in Ponoren, sobald sie das 
Flyschgebiet verlassen. Istrien erscheint daher als ein in natürlicher 
Weise kanalisiertes Land, denn die bisherigen Erfahrungen in Karst- 
gegenden lehren, daß man im Innern wohl vorwiegend geschlossene 
Höhlengerinne anzunehmen hat. Die Karstgrundwassertheorie Grunds 
kann nicht hinreichend mit Tatsachen gestützt werden, wenigstens be- 
züglich seiner allgemeinen Verbreitung. Der Beweis für das Vorhanden- 
sein von Grundwasser konnte bisher nur in Küstenstreifen erbracht 
werden, und hier ist es Staugrundwasser, auf welches auch die halb- 
brakischen Quellen der Schorre zurückzuführen sind, während die 
untermeerischen Quellen den unterirdischen Gerinnen entsprechen. Daß 
tatsächlich beide Formen des Karstwassers nebeneinauder vorkommen, 
lehren besonders die Beobachtungen, welche anläßlich der Wasser- 
versorgung von Parenzo gemacht wurden. 

Die bisherigen Wasserversorgungsprojekte, welche einheitlich 
für das ganze Land Istrien ausgearbeitet wurden, erscheinen recht 
wenig empfehlenswert, da dieselben trotz der ungeheuren Kosten 
doch nur ein durchaus nicht einwandfreies Wasser liefern würden. 
Dagegen wäre eine lokale Wasserversorgung bei Ausnützung der vor- 
handenen Bedingungen in vielen Fällen leicht möglich. 

Eine ausführlichere Darstellung dieser Verhältnisse gelangt in 
der Zeitschrift für praktische Geologie zur Veröffentlichung. 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 6. Verhandlungen. 91 


“ 


140 Verhandlungen. Nr. 6 


Dr. Hermann Vetters. Über das Auftreten der 
Grunder Schichten am Ostfuße der Leiser Berge. 


Seit geraumer Zeit sind über die Tertiärablagerungen des 
Viertels unter dem Manhardsberge besonders über die Grunder 
Schichten fast keine neuen Mitteilungen gemacht worden. Die alte 
Tertiärliteratur, zum Beispiel das den Erläuterungen zu CZjzeks Geo- 
logischer Karte der Umgebung Wiens beigegebene „Verzeich- 
nis der Fossilreste des Tertiärbeckens von Wien“ von M. Hörnes, sowie 
das seinem großen Molluskenwerke !) beigegebene Fundortsverzeichnis, 
erwähnt eine große Anzahl von Fossilfundorten; eine Anzahl weiterer 
wird in der neueren Bearbeitung der Wiener Tertiärgastropoden durch 
R. Hörnes und Auinger?) angeführt, aber seit den grundlegenden 
Arbeiten von E. Suess°) und der in den Tertiärstudien von Th. Fuchs 
und Karrer von A. Holler*) mitgeteilten Skizze sind über die 
Vorkommen keine näheren Angaben mehr gemacht worden. Eine 
Reihe der klassischen Lokalitäten (Grund, Platt, Guntersdorf) bieten 
heute wenig Aufschlüsse. Uber eine Anzahl anderer sucht man auch 
in der älteren Literatur vergeblich nähere Angaben, so zum Beispiel 
über die Fossilfundstellen im nördlichen Teile der Korneuburger 
Senke. Karnabrunn, Weinsteig, Gr.-Rußbach, Ebersdorf usw. werden 
zwar wiederholt in Fundortsverzeichnissen genannt, doch nirgends 
detailliertere Angaben gemacht. 

Nur über die neuen Aufschlüsse in den Ziegeleien von Stetten 
nördlich Korneuburgs liegt eine neuere Mitteilung von F. X. 
Schaffer?°) vor. 

Im Herbst des vergangenen Jahres machte eine Zeitungsnotiz auf 
den Fossilreichtum der schon seit einigen Jahren in Betrieb stehenden 
Sandgrube bei Nodendorf aufmerksam. Ich war damals verhindert, 
das Vorkommen sogleich zu besuchen, doch hatte Fräulein E. Anders 
die Freundlichkeit, das Vorkommen zu besuchen und eine kleine Auf- 
sammlung vorzunehmen, welche den Charakter der Fauna erkennen 
ließ. Im Frühjahr konnte ich die Gegend selbst bereisen und an 
einigen Punkten sammeln. 


Die Sandgrube bei Nodendorf befindet sich oberhalb des Ortes 
an der Straße nach Au am sogenannten Muschelberg. 

Die von‘Lipold im Jahre 1851 aufgenommene Karte gibt hier 
marine Sande und Tegel an. 

An der Rückwand der Sandgrube sind die Schichten derzeit 
bis zu einer Tiefe von 7—8 m aufgeschlossen. In horizontaler Lage- 


!) M. Hörnes, Die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien. Abh. 
d. k. k. geolog. R.-A. Bd. III. u. IV. 1856—1870. 

2) R. Hörnes und Auinger, Gastropoden der I. u. II. Mediterranstufe 
der öst.-ung. Monarchie. Wien 1879—1891. 

3) E. Suess, Charakter der österr. Tertiärablagerungen. Sitzungsber. der 
k. Akad. d. Wissensch. Math.-nat. Kl. Bd. LIV. 1866. 

*# A. Holler, Geol.-paläont. Skizze der Tertiärbildungen der Umgebung 
von Laa a. d. Th. Jahrb. d. k. k. geolog. R.-A. Bd. XX. 1870. 

5) F. X, Schaffer, Untersuchungen in der Gegend von Kornez 
burg. Verh. der k. k. geolog. R.-A. 1907. 


v 


’ 


1910 Sitzung vom 5. April. Dr. Hermann Vetters, 141 


rung Stehen zu unterst feinkörnige, etwas glimmerige gelbliche Sande 
mit einzelnen Lagen eines grauen Tegels von 5—10 cm Dicke an. Ihre 
bis 2:5 m aufgeschlossene "Gesamtmäc htigkeit verteilt sich von oben 
nach unten in folgender Weise: 


Zentimeter 
Ein schmaler Tegelstreifen von . . „3-5 
Eeinen, Sand Ta. 41. 50 
Tegellgges Kath lan: a 
Sand nalen ee 
Tegallagesuisd nabfasi- . ve 
Band ,... { 1:68 


Sand mit drei naleo "Tegelbändern 80 


Der Sand zeigt mehrfach Diagonalschichtung, in einzelnen Lagen 
ist er erobkörniger und voll Fossilgrus. Im Tegel fand sich Melanop- 
sis clava Sandb. und Cerithium vor. 


Über dem Sand und Tegel lagert eine 5 m mächtige Bank, die 


fast ausschließlich von großen Schalen der Ostrea erassissima Lan. 
gebildet wird. Sie sind alle mehr oder weniger abgestoßen und abge- 


Sandgrube in den Grunder Schichten oberhalb Nodendorfs. (Phot. Dr. R. Piowaty.) 


Unten Sand mit Tegellagen, darüber die 5 m mächtige Bank voll Ostrea crassis- 


sima im groben Sande mit der Grunder Fauna. \ 
91* 


142 Verhandlungen. Nr. 6 


rollt, vielfach mit zahlreichen Schalen von Balanus Holgeri bewachsen 
und von Bohrmuscheln der Gattung Petricola lithophaga angebohrt. 
Sie sind in einem ziemlich groben Sand eingebettet, der den Gegen- 
stand des Abbaues bildet. Der Abraum, die Austernschalen, überwiegt 
weitaus an Masse den Sand und eine große Halde von Schalen 
hat sich in den Jahren des Betriebes angesammelt. 


In dem groben Sande finden sich zahlreiche zum Teil recht 
feinschalige Bivalven und Gastropoden, doch wird das Aufsammeln 
durch ihre mürbe Beschaffenheit ziemlich erschwert. Bei einer zwei- 
maligen, nur wenige Stunden dauernden Aufsammlung ließen sich 
folgende Arten nachweisen: 


Gastropoden. 


1 Conus sp. ind. 1 Ex. 
*2 Columbella curta Duj. 1 Ex. 
+3 Buceinum (Niothia) Schönni BR. Hoernes u. Auinger häufig 


+4 n (Leiodomus) cerithiforme Auinger 1 Ex. und 
5 4 Var. lonyga 1 Ex. 
s ; Var. crassa 1 Ex. 
5 N a Sturi R. Hoern. u. Au. 6 ix. 
#6 A (Cominella) Grundense R. Hoern. u. Au. 10 Ex 
7 5 (Zeuxis) Grateloupi M. Hoern. 3 Ex. 
*8 k (Caesia) conf. limatum Chemn. 2 Ex: 
1) n 5 conf. prismaticum Broce. 1 Ex. 
10 2 (Hima) Notterbecki R. Hoern. u. Au. 2 Ex. 
11 „ asperatum Cocconi 1 Ex. 


*12 Cassis saburon Lamk. 2 Ex. (Bruchstücke) 

*13 Chenopus alatus (?) Eichw. 1 Ex. 

*14 Ranella marginata Brong. 1 Ex. 

*15 Murex (Chicoreus) Aguitanieus Grat. 2 Ex. (Bruchstücke) 
*16  „  (Oecenebra) sublavatus Broce. Var. Grundensis 1 Ex. 
5 ® sp. conf. Dertonensis May. 1 Fx. 
Be. 5D.n00.? 1 BE 

19 Pollia conf. subpusilla R. Hoern. u. Au. 1 Ex. 

*20 Pyrula rusticula Bast. 3 Ex. (Bruchstücke) 

"21 Cancellaria sp. af. Westiana Grat. 1 Ex. 


22 R ( Trigonostoma) conf. calcarata Brocc. 1 Ex. 
*23 R (Narona) varicosa Broce. 1 Ex. 

+24 5 " conf. contorta Bast. 1 Ex 

*95 R (Merica) inermis Partsch el Var. 3 Ex. 

26 Pleurotoma (Genota) aff. ramosa Bast. 1 Ex. 

27 5 (Olavatula) sp. af. Doderleini Hoern. 1 Ex. 
*28 ® 8 Jouanelti Desm. 1 Ex. 


29 5 e conf. baceifera Bell. 1 Ex. (Bruchstück) 
*30 Cerithium (Olava) Duboisi Hoern. 5 Ex. 


*31 k E procrenatum Brocc. Var. Grundense Sacc. zahl- 
reich 
32 3 „ vulgatum 1 Ex. (Bruchstück) 


39 y (Bithium) scabrum Olivi Var. 2 Ex. 


*T2 


*74 
*75 


Sitzung vom 5. April. Dr. Hermann Vetters. 143 


Turritella (Protoma) cathedralis Brong. 1 Ex. (Bruchstück) 
turris Bast. zahlreich 
N (Archimedelle) Archimedis Brong. 2 Ex. 
\ & bicarinata ‚Eichw. 1 Ex. (Bruchstück) 
Trochus sp. 2 Deckel 
Natica (Pollinices) redempta Micht ziemlich häufig. 
» (Neverita) Josephinia Risso häufig 
» helieina Broce. häufig 
Nerita (Theodoxus) Morelli Deli. w. Micht 2 Ex. 
»„ (Puperita) pieta Fer. div. Var. häufig 
Melanopsis (Lyrcaea) clava Sandberger häufig 
Orepidula cochlearis Bast. 4 Ex. 
Calyptraea Chinensis L. ziemlich häufig 
Capulus (Amathinoides) sulcosus Broce. 1 Ex. 


Bivalven. 


Lutraria rugosa Chemn. 3 Ex. 
Donax intermedia Hoern. 3 Ex. 
Psammobia sp. ind. 3 Ex. 
Petricola lithophaga Retzius 2 Ex.) 
Venus Vindobonensis Mayer 9 Ex. 

»„ (Circomphalus) plicat« Gmel 2 Ex. 

» (Clausielle) Basteroti Desh. 1 Ex. 
Cytherea pedemontana Ag. 8 Fx. 

z (Pitar) sp. 1 Ex. 

; (Callista) erycina? 1 Ex. 
Curdium Turonicum Mayer 2 Ex 

a hians Broce.? 1 Bruchstück 
Chama gryphoides L. 12 Ex. 
Lucina miocenica Micht zahlreich 

»„ (Loriceps) Dujardini Desh. 2 Ex. 

„  (Divaricella) ornata Ag. 2 Ex. 
Cardita Partschi Goldf. 1 Ex. 
Nucula Mayeri Hoern. 2 Ex. (1 vollständiges) 
Peectuneulus pilosus L. 3 Ex. 
Arca Turonica Duj. 1 Ex. 

„  conf. umbonata Lam. 2 Ex. 
Mytilus Haidingeri Hoern. häufig 
Pecten (Ohlamys) glori« maris Dub. 1 Ex. 
Ostrea digitalina Dub. 

„ erassissima Lamk massenhaft. 


Korallen. 


Heliastraea Reussana M. Edw. und Heim 1 Ex. 
Stylocora exilis Reuss 2 kleine Bruchstücke. 


144 Verhandlungen. Nr. 6 


Fischzähne. 


77 Chrysophrys dubius Mstr. 1 Pflasterzahn 
78 Notidanus biserratus Mstr. 1 Zahn. 


Crustaceen. 
(*76 Balanus Holgeri Gein. zahlreich auf Ostr. crassissima.) 


Bemerkungen zur voranstehenden Fossilliste. 


1. Conus. Stark abgeriebenes Bruchstück ; scheint von Conus ventricosus Broce. 
zu stammen. 


3. Butceinum Schönni R. Hoern. u. Au. Sehr häufig, aber meist nur kleine 
Exemplare von 10 mm Länge, 7 mm Breite und darunter. 


4. Buceinum cerithiforme Auinger. Außer einem Exemplar, welches mit dem 
von R. Hörnes und Auinger abgebildeten Grunder Exeımplar (Taf. XV, Fig. 14) 
übereinstimmt und die Maße L. 95 mm, Br. 4 mm, L. Umg. 5 mm zeigt, liegen 
noch zwei ziemlich abweichende Gehäuse vor. 


Buceinum cerithiforme Auinger. Var. longa. 


a, b doppelt vergrößert — c natürliche Größe. 


Das eine mit L. 13 mm, Br. 48 mm, L. U. 5'3 mm, zeigt gleichfalls mit dem 
oben genannten Grunder Exemplar große Ähnlichkeit, ist aber noch schlanker und 
der letzte Umgang ist etwas höher. Skulptur stimmt mit der von Hilber (Neue 
Konchylien aus den mittelsteier. Med.-Schichten, Sitzungsber. d. k. Akad. d. W. Wien, 
Bd. LXXIX. 1879) gegebenen Beschreibung and der genannten Abbilduug überein. 
Nahtbinde und feine Spiralstreifung sind in gleicher Weise vorhanden, die Längs- 
rippen sind kurz und auch auf den höheren Windungen ähnlıch knotenförmig 
wie es für den letzten Umgang sonst bezeichnend ist. Bin Unterschied, der bei 
ziemlich großer Variabilität (vergl. die Abbildung bei R. Hörnes) keine große 
Rolle spielt. 

Auf die Ähnlichkeit der langen Grunder Varietät mit B. Sotterüi Bell. hat 
bereits Bellardi (Molluschi d. terr. terziarii del Piemonte e della Liguria III. Bd., 
pag. 65) hingewiesen. Dies gilt noch mehr von unserem Stücke, auch was die 
ziemlich gerade Form des Ausgusses betrifft. (Vergl. Fig. 2.) 

Das zweite Exemplar mit 92 mm Länge, 44 mm Breite und 48 mm Höhe 
des letzten Umganges, zeigt eine sehr ähnliche Skulptur und besitzt mit dem Fig. 15 
bei R. Hörnes von Grußbach abgebildeten Exemplar ziemliche Ähnlichkeit und 
unterscheidet sich durch die noch mehr gedrungene Gestalt und gewölbteren Um- 
gänge. Ausguß ziemlich gedreht. (Fig. 3.) 

Von Nassa rustica Bell., welche eine ähnliche Gestalt besitzt, unterscheidet 
sie sick durch die Spiralfurchen am letzten Umgang und gedrungenere Gestalt, 


1910 Sitzung vom 5. April, Dr. Hermann Vetters. 145 


ebenso von Nassa twrriculata Bell. Die Skulptur weist auf die Verwandtschaft beider 
Stücke zu Buce. cerithiforme Au. Man kann sie als zwei extrenıe Varietäten auf- 
fassen, zwischen denen die von R. Hörnes und Auinger abgebildeten Stücke 
Übergänge bilden. Sie sind in der obisen Fossilliste .als Buec. cerithiforme 
Var. longa und Var, erassa geführt. 


Buceinum cerithiforme Auinger, Var. crassa. 


a, b doppelte Größe — c natürliche Größe. 


5. Buceinum Stwri, ik. Hoern. u, Au. stimmen mit der (Tafel XI, Fig. 34) 
abgebildeten Form überein, Größe etwas geringer (IO—11 m Länge). Die Form ist 
in Lapugy häufig, in Grußbach, Kienberg, Kostej und Nemesest selten gefunden 
worden. | 


6. Buceinum Grundense R. Hoern, u. Au. Die vorliegenden Gehäuse sind 
kleiner als die typischen. Das größte besitzt L. 18 mm, Br. 9 mm, die anderen 
L. 13—14 min, Br. 7 mm und darunter. Die Längsrippen sind auch auf der Schluß- 
windung im Gegensatz zur typischen Korm deutlich hervortretend, wie es R. Hörnes 
von den Formen von Grußbach, Rudelsdorf und Forchtenau angibt. 


7. Buceinum Grateloupi M. Hoernes wird aus Baden und Vöslau als selten 
angegeben. Von Niederleis ein Exemplar. 


8. Buceinum conf. limatum Chemn. Zwei kleine Exemplare mit flachen Um- 
gängen, die von engstehenden geraden Längsrippen und feinen Spiralstreifen 
bedeckt sind. Mündung länglich, Mundrand nicht erhalten. Eine genaue Identifizierung 
ist infolge der mangelhaften Erhaltung nicht möglich. Der Mangel einer Naht- 
binde (im Gegensatze zu B. restitutianum und inconstans), die feine Spiralskulptur 
und engstehenden Längsrippen erinnern an B. limatum Chemn. Doch sind die 
Umgänge weniger gewölbt, die Rippen gerader. In diesem Merkmale ähnelt sie 
der Nassa Isseli Bellardi (Ill. Bd., Taf. III, Fig. 22) aus dem mittleren Miocän. 
Länge 9:3 und 10 mın, Br. 6 und 4°5 mm, L. U. ca. 5 und 42 mm. 


9. Buceinum conf. prismaticum Broce. Ein Bruchstück, welches zwei glatte 
Embryonal- und fünf ziemlich gewölbte Umgänge zeigt, die mit geraden, breiten, 
entfernt stehenden Längsrippen und feinen Spiralstreifen verziert sind. Dadurch 
nähert sich unsere Form der Nassa prismatica Broce. Die Unterschiede, welche 
Bellardi (Bd. III, pag. 73) gegenüber N. limata aufzählt, lassen unsere Form 
der N. prismatica näher stellen. Gegenüber Buce. subprismaticum R. Hoern. und 
Auinger hat unser Stück eine schlankere Gestalt und weniger gebogene Rippen. 


10. Buceinum asperatum Cocc, kommt in Niederleis und Forchtenau häufig, 
in Porzteich selten vor. 


13. Chenopus alatus Eichw. Da die Mündung fehlt, kann nicht sicher ent- 
schieden werden, ob Ch. alatus Eichw. oder pespelicani Phil. vorliegt. 


16. Murex sublavatus Broce. Var. Grundensis R. Hoern. Etwas schlanker als 
das Fig. 6, Tafel 26 von R. Hörnes abgebildete Stück; nähert sich im Gesamt- 
habitus der typischen Form. Die flachen Rippen und der verdeckte Mundsaum 
lassen es noch zur Var. Grundensis stellen, welche aus den Sanden von Grund 
bekannt ist, während der typische M. sublavatus in den marinen und sarmatischen 
Schichten verbreitet ist. 


146 Verhandlungen. Nr. 6 


17. Murew conf. Dertonensis May. Unterscheidet sich von der Abbildung bei 
R. Hörnes Taf. 26, Fig, 5 durch die stärkeren und enifernter stehenden Rippen, 
deren nur acht auf dem letzten Umgange stehen. Kiel deutlich, bildet auf den 
Rippen spitze Knötchen. Die etwas gedrungenere Gestalt ist ein weiterer Unter- 
schied und gegenüber der Abbildung Bellardis (I. Bd., Taf. 7, Fig. 12) auch die 


Fig. 4. 


Murex conf, Dertonensis Mayer. 


geringere Höhe des letzten Umganges. Sie beträgt 93 mm bei 11’4 mm L. und 
9 mm Br. Im Gesamthabitus nähert sich unser Stück der Varietät Badensis des Murex 
caelatus. Ein auffallender Unterschied zeigt sich noch in den Spiralstreifen, sie 
sind auf den oberen Umgängen gleich stark, am letzten treten unter dem Kiel 
drei ziemlich starke Streifen auf, zwischen denen zwei bis drei schwächere liegen. 
Möglicherweise gehört es einer neuen Art an. (Vergl. Fig. 4.) 


18, Murex spec. nova? L. 366 mm, Br. 22:4 mm, L. U. 24°6 mm. Mäßig 
schlankes Gehäuse, ziemlich spitzes Gewinde mit vier gewölbten, treppenförmig 
abgesetzten Umgängen. Die Schale ist ziemlich stark abgerieben, besonders an der 
oberen Partie, so daß sich die Skulptur nicht völlig studieren läßt. Am letzten 
Umgang sind fünf sehr breite Mundwülste vorhanden, auf den oberen Umgängen 
nimmt ihre Zahl zu (acht am vorletzten), Zwischenknoten nicht vorhanden. Die 
Schale ist ferner mit groben Spiralstreifen überzogen, welche anscheinend auf den 


Fig. 5. 


Mwrex spec. nova? 


Längswülsten ziemlich grob und blätterig waren. Mündung oval, Außenlippe dick, 
mit neun stumpfen Knoten, Innlippe dünn, wenig überschlagen. Kanal mäßig lang, 
offen, wenig nach rückwärts gedreht. Nabel eng. 151 

Sie konnte mit keiner der beschriebenen Formen identifiziert werden. Die 
Form der Mündung ähnelt dem Murex erinaceus, die Beschaffenheit und Zahl der 
Längswülste (bei M. erinaceus: drei und stumpfe Zwischenknoten) ist jedoch gänzlich 
verschieden. Sie dürfte eine neue Art darstellen, doch ist die Skulptur zu ungünstig 
erhalten, um eine Spezies aufzustellen. 


1910 Sitzung vom 5. April. Dr. Hermann Vetters. 147 


19. Pollia conf. subpusilla R. Hoern. u. Au. Zwei Exemplare, das größere 
Exemplar mit L. 11°5 mm, Br. 7 mm, stimmt in der Gesamtform und Skulptur mit dem 
von Niederleis (Taf. 28, Fig. 13) abgebildeten Stück überein. Nur der Umstand, daß die 
Mundränder nicht erhalten sind, macht die Bestimmung unsicher. Das zweite 
Stück ist ein kleines Jugendexemplar. Die Form ist aus Niederleis und Forchtenau 
in größerer Zahl bekannt. 


21. Cancellaria af. Westiana Grat. Ein kleines Exemplar mit L, 141 mm, 
Br. 8:4 mm, L. Umg. 8:7 mm. 2 Embryonal- und 4 deutlich gekielte Mittelwindungen, 
welche mit Ausnahme der bauchigen Schlußwindung wenig hervortreten, so daß 
das spitze Gewinde ein leicht konkaves Profil zeigt. Skulptur ähnlich €. Westiana: 
Starke, schräg verlaufende Längsrippen, deren Zahl am letzten Umgange 12 be- 
trägt und am Kiel mit spitzen Knötchen besetzt sind. Zahlreiche Spiralstreifen, 
von denen am unteren (gewölbten) Teile der Schlußwindung 4 stärker hervortreten. 
Zwischen sie schalten sich eine wenig schwächere und zwei ganz feine Spirallinien 


Fig. 6. 


Cancellaria af. Westiana Grat. 
a, b natürliche Größe — c doppelt vergrößert. 


ein. (Bei ©. Westiana 3 feinere Linien.) Mündung ähnlich €. Westiana. Äußere 
Rand fehlt. Spindel mit 2 schiefen, starken Falten. Nabel eng. (Vergl. Fig. 6.) 

Unser Exemplar stellt gewissermaßen eine Zwergform der ©. Westiana Grat. 
dar und nähert sich im Gesamthabitus am meisten dem Fig. 13, Taf. XXXV, von 
M. Hörnes aus Grund abgebildeten Stücke, unterscheidet sich außer durch die 
Größe noch besonders durch die weniger treppenförmigen Mittelumgänge und 
spitzere Spindel. 

Cancellaria ampullacea Brocc. unterscheidet sich durch die gleich starken 
Spiralstreifen und 3 Spindelfalten und den weiten Nabel. 


22. Cancellaria conf. calcarata Brocc. Nur ein kleineres Bruchstück der 
oberen Umgänge. Die Form ist bisher aus Enzesfeld, Kienberg, Gainfahrn, Pfaff- 
stätten, Kostej, Lapugy und Bujtur bekannt. 


24. Cancellaria conf. contorta Bast. Dem Exemplar fehlt ein Teil der Schluß- 
windung, daher keine genaue Bestimmung möglich. Umgänge sehr gewölbt, mit 
leicht geschwungenen kräftigen Rippen und zahlreichen feinen Spiralstreifen, 
3 Spindelfalten. Das Stück stimmt mit Saccos Abbildung, Bd. XVI, Taf. III, 
Fig. 24—26, seiner Contortia contorta gut überein, nur scheinen dort die Rippen 
der Schlußwindung etwas breiter zu sein. Die von M. Hörnes, Taf. XXXIV, 
Fig. 7 und 8 abgebildeten Stücke sind schlanker. 


25. Cancellaria inermis Partsch. Von dieser Art liegt ein Bruchstück eines 
sehr großen Stückes mit der typischen Skulptur vor. (M. Hörnes, Taf. XXXIV, 
Fig. 10.) Ferner zwei kleinere Stücke einer abweichenden Varietät. Sie sind dünn- 
schalig und die Skulptur ist stark verwischt, noch mehr als bei den von M. Hör- 
nes abgebildeten alten Exemplaren von Grund, so daß die Knoten der Längs- 
rippen kaum angedeutet sind. Umgänge daher viel rundlicher. Die basalen Spiral- 
streifen sind vorhanden. Diese Stücke sind der Var, depressicosta Sacc. der Cane. 
acutangula Fanj. (XVI, Taf. II, Fig. 2 ter.) sehr ähnlich. Auf ihre Beziehung zur 
C. inermis Pasch. weist auch Sacco (pag. 22) hin. 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 6. Verhandlungen. 22 


148 Verhandlungen. Nr. 6 


26. Pleurotoma off. vamosa Bast. Ein zierliches Exemplar mit L. 8:7 mm, 
Br. 34mm, 1. Umg. 5 mm. Leider ziemlich ungünstig erhalten, so daß besonders 
die höheren Umgänge von der Skulptur fast nichts mehr erkennen lassen. Die 
Verwandtschaft mit Fl. ramosa und Zugehörigkeit. zur Untergruppe Genota ist 
durch die Gesamtgestalt, mit den schmalen, stark involuten Umgängen, der 
schmalen Mündung, breitem Ausschnitt in dem dachartig schiefen, ober dem Kiel 
befindlichen Teile gegeben. Auf der letzten und vorletzten Windung sind noch zum 
Teil entfernt stehende, auf dem Kiele geknotete Längsrippen angedeutet. ‚Quer- 
streifung scheint nicht oder nar schwach vorhanden gewesen. Dadurch steht unser 
Stück der Pl. ramosa Bast. näher als der von R. Hörnes abgetrennten Pl. Elisae, 
welche im Wiener Becken, besonders Grund, hänfig ist. Durch den bedeutend 
längeren letzten Umgang (?/,) und die Lage des Kiels, der auf den höheren Um- 
gängen ungefähr in der Mitte steht, nähert es sich der Pl. Mayeri Bellardi (Bd. II, 
Taf. III, Fig. 7). Wahrscheinlich handelt es sich um ein Jugendexemplar. (5 Mittel- 
windungen !) 


27. Pleurotoma aff. Doderleini M. Hoern. Das ziemlich abgeriebene Exemplar 
ist etwas schlanker als Pl. Doderleini. Skulptur ähnlich, Knoten weniger zahlreich 
(3 am letzten Umgange) und stumpfer besonders an dem oberen, unter der Naht 
gelegenen Wulste. Pl. Brigittae R. Hoern. u. Au. (Taf. XLVI, Fig. 8, 9) ist gleich- 
falls gedrungener und die Knoten sind noch zahlreicher und spitzer. Große Ahn- 
lichkeit besitzt die Abbildung, welche Sacco (Bd. XXX, Taf. XII, Fig. 61) von 
Pl. Agassizii Bell. Var. variecingulata Sacc. gibt, nur hat unsere Form auch auf 
dem Wulste über der Naht deutliche Knötchen. Pl. Doderleini ist aus den sar- 
matischen Schichten, Pl. Brigittae aus Lissitz, Porstendorf und Niederleis bisher 
bekannt. 


29, Pleurotoma conf. baccifera Bell. Mit dieser Art (Bellardi, Bd. J, 
Taf V, Fig. 29) aus dem oberen Miocän läßt sich ein Bruchstück vergleichen, 
welches 4 Mittelwindungen zeigt. Umgänge sind ziemlich eingeschnürt, besitzen unter 
der Naht einen dicken Wulst, auf dem stumpfe breite Iinoten kaum angedeutet 
sind. Der untere Teil besitzt einen schwächeren, in deutliche stumpfe Knoten auf- 
gelösten Wulst. Die Form zeigt gewisse Ähnlichkeit mit manchen Varietäten der 
Pleurotoma Dorotheae R. Hoern. u. Au. (besonders Fig. 5 und 6, Taf. XLVIJ), 
aber bei keinem der abgebildeten Stücke erreicht der Nahtwulst die gleiche Dicke, 
ferner sind die Knoten der unteren Reihe spitzer und kleiner. 

Pl. Dorotheae ist bisher aus Klein-Ebersdorf bei Rußbach bekannt. 


30. Cerithium Duboisi Hoern, Über das Verhältnis dieser Art zu (. hig- 
nitarum Bichw., mit der sie Sacco vereinigt, siehe R. Hörnes, Sitzungsber.\d. 
kais. Akad. d. Wiss. Wien, Bd. CX, Taf. I, 1901. 


31. Cerithium procrenatum Broce. Var. Grundense Sacc. Kommt in Nodendorf 
überaus häufig, aber nur in durchweg kleinen Exemplaren vor, die im Durch- 
schnitt nur 16 mm Länge erreichen. Die Form variiert ziemlich, meist sind sie 
schlank (65 mm Breite zu 16 mm Länge) und besitzen ganz ebene Umgänge. Ein- 
zelne Stücke sind kürzer und plumper (65 mm Breite bei 142 mm Länge). Ver- 
einzelt sind extrem lange Formen mit treppenlörmig abgesetzten Windungen. 

Auch die Skulptur ist, wie schon M. liörnes bemerkt, veränderlich. Das 
Nahtband ist manchmal deutlich abgesondert und durch eine feine Spirallinie von 
den unteren Reifen getrennt. Bei anderen Stücken ist zwischen Nahtband und den 
tieferen Reifen gar kein Unterschied zu sehen, die höheren Umgänge sind dann 
mit 3, seltener mit 2, die Schlußwindung mit 5--6 Reihen stumpfer bis vierseitiger 
Knoten bedeckt und der Verlauf der Vertikalrippen undeutlich. Feine Spirallinien 
treten meist nur unter dem Nahtbande auf oder fehlen ganz. 

Abgesehen von der viel geringeren Größe (L. 40 mm bei Hörnes) stimmen 
unsere Stücke mit den von M. Hörnes, Taf. XLII, Fig. 14, als Cer. crenatum 
Broce. var. abgebildeten Grunder Formen gut überein. Saeco rechnet (Bd. XVII, 
pag. 19) diese lorm als Var. Grundensis dem Cer. procrenatum Brocc. zu. 

32. Cerithium vulgatum Brug. Ein Bruchstück mit 4 mittleren Umgängen, 
welches aber alle Skulpturmerkmale zeigt. Die Form wird von M. Hörnes 
ans der zweiten Mediterranstufe angegeben. (Steinabrunn, Gainfahrn, Grinzing, 
Forchtenau.) 

33. Cerithium scabrum Olivi. Var. Die zwei kleinen (85 mm und 75 mm L.) 
stimmen mit der Abbildung bei M. Hörnes (Taf. XLI, Fig. 16) überein, nur sind 


1910 Sitzung vom 5. April. Dr. Hermann Vetters. 149 


die Umgänge noch weniger gewölbt. Sacco vereinigt diese Formen mit der Var, 
pliolatreillii des Bithium reticulstum Da Cosia aus dem Pliocän. Unsere Exemplare 


stimmen mit seiner Var, exferruginea aus dem Elveziano mehr überein. ©. scabrum 
ist im Wiener Becken aus Steinabrunn und Raußnitz bekannt. 


34. Turritella cathedralis Brong. Ein Brae hstück einer eroßen Form von 
der Varietät mit fast ganz verwischten Spiralstreifen, dieSacco (BJ. XIX, pag. 32, 
Taf. XXXII, Fig. 13 "und sd. XXX, Taf. XXV, Fig. 31) als Var. pseudolaevis be- 
zeichnet. Die Form ist aus der ersten Mediterranstufe des Wiener Beckens, als 
Seltenheit aus Steinabrunn und Gainfahrn bekannt. 

39. Natica vedempta Micht. Mit Ausnahme eines großen Exemplars (38 mm Br., 
41 mm Höhe) ziemlich kleine Formen. 


41. Natica helicina Brocc. Häufig, aber gleichfalls meist nur kleine ne 
darunter ist die bei M. Hörnes (Tat. 47, Fig. 6) von Grund abgebildete Varietät 
mit höherem Gewinde häufig, sie ist etwa halb so breit als hoch. Niedrige 
Formen selten. Ein einziges Stück hat L. 20°8 mm, Br. 18 mm. Die meisten stehen 
zwischen beiden Extremen. Farbspuren bei wenigen erhalten, ein einfärbiges Rotbraun. 


42. Nerita Morelli Bell. uw. Micht. Mit dieser Art (Sacco, Bd. XX, pag. 52) 
lassen sich zwei Gehäuse vergleichen, welche eine quer ellipsoide Form mit voll- 
ständig eingedrückter Spindel und eine halbkreisförmige Mündung mit ebener, un- 
gezähnelter Spindelplatte besitzen. Die Färbung besteht in Dunkelschwarzbruun 
mit dichtgedrängten, hellen, kleinen Tupfen. Stimmt darin mit der von Sacco als 
Typus gegebenen Abbildung überein. 

Von N. erenulata Klein (= N. Grateloupana M. "Hoern.) unterscheiden sich 
unsere Stücke durch die bedeutendere Größe (l.. 10 mm, Br. ca. 14 mm) und Mangel 
der Randzähne an der Spindelplatte, von N. fluviatilis L. durcb das niedrige 
Gehänse, ebenso von N. oslavensis Rzezak (Fauna der Oncophora-Sch. Mährens. 
Nat. Ver. Brünn 1893). Die Form ist aus dem Wiener Becken noch nicht beschrieben 
und kommt im Elveziano Italiens (Baldissera) nicht hänfig vor. 


43. Nerita pieta Fer. Zahlreich aber meist schlecht erhalten, so daß die 
Färbung nur bei wenigen mehr zu sehen ist. Gehäuse meist kugelig, mit wenig 
eingedrücktem Schlußumgang, ohne scharfe Kiele. 

Die Farbenexemplare lassen mehrere Varietäten erkennen. Eine besteht in 
einfachen, leicht nach unten und rückwärts geschwungenen braunen Linien. Eine 
andere zeigt auf hellgrauem Grunde lichte Flecken, welche am Vorderrand von 
einer dunklen Linie eingesäumt werden. Die Flecken sind auf der Flankenzone 
und an der Naäbt langgestreckt, dazwischen und gegen die Basis zu stehen eine 
Zahl kleinerer rautenförmiger Flecke. Ein drittes Stück zeigt eine ähnliche Zeich- 
nung, doch sind die Flecken vom braunen Grunde wenig verschieden, nur die 
dunklen Randlinien treten hervor. 


44. Melanopsis clava Sandberger (die fossilen Land- und Süßwasserkonchylien 
pag. 512, Taf. 25, Fig. 31) = Me!. Aquensis bei M. Hörnes. 

49. Lutraria rugosa Chemn. Mehrere Bruchstücke scheinen der Var. longovata 
Saccos anzugehören. Bisher aus Gauderndorf und Grund bekannt. 

52. Petricola lithophaga Retzius. Stammt eigentlich nicht aus dem Sande, 
sondern findet sich eingebohrt in den Ostrea crassissima-Schalen vor. Stimmt ganz 
mit der typischen Form von Retzius, welche Sacco, Bd. XXVIII, Taf. 14, 
Fig. 7 und 8 abbildet, überein, die Abbildung bei Hörnes zeigt etwas gröbere 
Streifung. Bisher nur von Nodendorf bekannt, 


57. Cytherea (Pitar) sp. Ein kleines Schälchen, welebes der von Hilber 
(Sitzungsber. d. k. Akad. d Wiss. Wien. Bd. LXXIX, Taf. VI, Fig. 5 und 6) ab- 
gebildeten ähnelt, aber etwas weniger rundliche, mehr dreiseitige Gestalt mit 
geraderem Hinterrande besitzt. 

58. Cytherea (Callista) erycina? Könnte eine Jugendform dieser Art dar- 
stellen. Eine ähnliche Schale bildet Hilber (Taf. VI, Fig. 7) ab. Nur ist die 
Gestalt etwas mehr verlängert, der Kiel angedeutet. 

60. Cardium hians Brocch. Dürfte einem Bruchstück angehören, das von dem 
blätterigen Hinterrande stammt. 

63. Lucina Dujardini. Von Sacco zu Loriceps lacteus L. gestellt. 

22* 


150 Verhandlungen. Nr. 6 


64. Lucina ornata von Bacco als Var. ornata zu Divaricella divaricata 
gezogen. 


69. Arca conf. umbonata Lam. Zwei Bruchstücke, welche den hohen Wirbel 
mit gestreifter Area und die am Wirbel und Flankenmitte verwischte charakteristische 
Skulptur erkennen lassen. 


70. Mytilus Haidingeri Hoern. Liegt nur in stark abgeriebenen Bruchstücken 
vor, scheint auf zweiter Lagerstätte zu sein. 


71. Pecten gloria maris Dub. — P. substriatus bei M. Hörnes. Eine kleine 
Schale von 155 mm L., 12:8 mm Br. Zahlreiche feine, mit kleinen Dornansätzen 
versehene Rippen, meist zwei vereinigt. 38 im ganzen. Zwischenräume fein quer 
gestreift. Eine Zwischenrippe nur an einer Stelle am vorderen Teil vorhanden. 


Aus der obigen Fossilliste geht deutlich hervor, daß die Noden- 
dorfer Fauna den gleichen Mischcharakter wie die Grunder 
zeigt. Zu der überwiegenden Zahl der marinen Typen der zweiten 
Mediterranstufe kommen eingeschwemmte Süßwasserformen (Mel. clava, 
Nerita pieta, Ner. Morelli), dann einige ältere Typen der ersten Medi- 
terranstufe, wie Ostrea crassissima, Mytilus Haidingeri, Lutraria rugosa, 
Arca umbonata, Turritella cathedralis, alle ziemlich abgerollt auf zweiter 
Lagerstätte. Landformen (wie die in Grund so häufige Helix Turo- 
nensis) wurden nicht gefunden. 

Die Ahnlichkeit mit der Grunder Fauna zeigt sich. ferner darin, 
daß die meisten Arten, welche eine genaue Bestimmung zuließen, 
auch von Grund selbst schon bekannt sind. Sie werden in der Liste 
mit einem Sternchen (*) bezeichnet. Manche sind bisher nur aus den 
Grunder Schichten bekannt, zum Beispiel Buccinum Grundense, Ceri- 
thium procrenatum var. Grundense, Melanopsis clava, Orepidula coch- 
learis, Donax intermedia, oder kommen nur in diesen häufiger, sonst in 
den eigentlichen marinen Schichten seltener vor (Buccinum_cerithi- 
forme, Buec. Notterbecki, Ranella marginata, Pyrula rusticula, Cancel- 
laria inermis, Cerithium Duboisi, Calyptraea Chinensis, Capulus sulcosus, 
Venus Vindobonensis, Lucina ornata, Nucula Mayeri usw.). 

Die bei Nodendorf häufigsten Arten, wie Bucc. Schönni, Cer. 
procrenatum, Turritella turris, Natica helicina, Nerita picta, Melanopsis 
clava, Lucina miocenica, Ostrea crassissima, sind sämtliche auch von 
Grund bekannt. 

Von den nicht aus Grund angeführten Arten der obigen Liste 
ist Buceinum Sturi u. a. aus Grußbach, also gleichfalls aus dem Grunder 
Horizont bekannt, B. asperatum, Pollia subpusilla sind in dem nahen 
Niederleis und Forchtenau häufig, das seltene Bucc. Grateloupi ist in 
einem Exemplar gleichfalls in Niederleis gefunden worden. 

Von den übrigen Formen ist nur Cerithium vulgatum und (das 
fragliche Stück von) Cancellaria celathrata bisher blos in den marinen 
Schichten des zweiten Mediterran gefunden worden. 

Neritina Morelli, eine für das Wiener Becken neue Art, stammt 
aus dem Elveziano Italiens, verwandte Arten sind aus den Oncophora- 
Schichten Mährens beschrieben worden. 

Bei Cerithium scabrum Olivi, welches von Hörnes nur von 
Steinabrunn und Rausnitz angeführt wird, handelt es sich, wie oben 
gesagt wurde, um eine etwas abweichende Varietät, welche aus dem 
Elveziano bekannt ist. 


1910 Sitzung vom 5. April. Dr. Hermann Vetters. 151 


Die auffallendste Eigentümlichkeit des Nodendorfer Vorkommens 
bildet die ungewöhnlich große Mächtigkeit (d m) der Austernbank. 
Einzelne Lagen mit abgerollten Schalen von Ostrea cerassissima sind 
eine häufige Erscheinung in den Grunder Schichten, doch nie erlangen 
sie größere Mächtigkeit als von einigen Dezimetern bis zu höchstens 
2 m. Sie bildet das oberste Glied im Aufschlusse und wird nur von 
wenigen Zentimetern Humus bedeckt. Daher wurden schon immer 
Östreenschalen auf dem Feld häufig gefunden und der Name Muschel- 
berg rührt wohl daher. Bereits M. Hörnes gibt Ostrea crassissima 
und die in den Schalen eingebohrte Petricola lithophaga von Noden- 
dorf an. Die Bank ist durch die ganze Länge der Sandgrube (ca. 25 m) 
aufgeschlossen. Nur am Nordrande sieht man sie oben gegen eine 
ganz gleiche Wechsellagerung von feinem Sand und Tegel (von 1 ın), 
wie sie das Liegende bildet, abstoßen, die tieferen Partien sind nicht 
aufgeschlossen. Einzelne abgerollte größere Tegelbrocken sind nicht 
selten zwischen den Austernschalen vorhanden, aus einem solchen 
stammt die oben erwähnte Melanopsis clava und Cerithium procrenatum. 
Auch finden sich größere Linsen von Sand eingeschaltet und im süd- 
lichen Teile der Wand sieht man, wie sich die Austernbank gegen das 
Hangende zu in einzelne Lagen auflöst und in den Sand übergeht. 

Die Beschaffenheit der Schichten im Liegenden stimmt völlig 
mit der an anderen Aufschlüssen t) beobachteten der Grunder Schichten 
überein und deutet auf Ablagerung in seichtem ruhigen Wasser. 

Auch die oben beschriebene Fauna aus dem Sande der Austern- 
bank deutet mit ihren zahlreichen feinschaligen Formen?) einge- 
schwemmten Süßwasserarten auf ein flaches, ruhiges Ufergebiet. 

In dieses Flachseegebiet wurden neben anderen Formen der 

ersten Mediterranstufe in großer Menge Schalen von Östrea crassissima 
eingeschwemmt und hier lokal zu großer Mächtigkeit angehäuft. Diese 
Einschwemmung geschah vermutlich durch die von Westen vom Wald- 
viertel kommenden Flußläufe und man ist leicht versucht, für die 
Gegend von Nodendorf anzunehmen, daß sich hier das Mündungsgebiet 
eines Flusses befand, der seinen Lauf über die Leiser Berge hin- 
weg nahm. 

Auch landschaftlich fällt die tiefe Finsattlung (370 m) zwischen 
Au und Klement auf, zu der der Klementberg (454 m) und der west- 
liche Ausläufer (427 m) des Buschberges mit steilen Lehnen abfallen. 
Bis fast zum Paß hinauf lassen sich die tertiären Schichten verfolgen. 
In dem Hohlweg oberhalb von Au stehen sandige Tegel mit Kalk- 
seröllen an, in denen ich einen abgerollten Seeigel fand. Auch sonst 
macht die Oberfläche der Leiser Berge zwischen Oberleis und dem 
Neuberg den Eindruck, daß hier eine Einebnung stattgefunden habe. 

Große Flußschotter fehlen allerdings im Sande unserer Austern- 
bank, es kommen bis erbsengroße abgerollte Quarzkörner, schwarze 
Kieselschiefer, die auf weiten Transport schließen lassen, etwas 
Sandstein, aber fast gar kein Ernstbrunner Kalk vor. 


ı) Zum Beispiel am Teiritzberg. Vergl. Schaffer, Verhandl. d. k. k. geo). 
R.-A. 1907. 

2) Die durchweg vollständiger erhalten sind als die größeren schwer- 
schaligen Formen, 


152 Verhandlungen. Nr. 6 


Wie bei Nodendorf verzeichnet die geologische Karte von 
Lipold auch oberhalb der Orte Au und Niederleis marinen Sand 
und Tegel. Diese Vorkommen stellen die unmittelbare Fortsetzung 
unserer Grunder Schichten vom Muschelberg dar. 


Niederleis wird, wie Nodendorf, gleichfalls von M.Hörnes 
schon 1849 in CZjZeks Erläuterungen als Fossilfundort genannt 
und Ostrea crassissima von dort angeführt. 

Bei Abfassung des Gastropodenbandes war ihm anscheinend 
reicheres Material von dort noch nicht bekannt. Dagegen werden im 
zweiten Bande seines Molluskenwerkes eine Reihe von Bivalven von 
Niederleis angegeben. Eine große Zahl von Arten gibt k. Hörnes 
in der Neubearbeitung der Gastropoden an, leider ist das Werk un- 
vollständig und bricht in der Familie der Pleurotomen ab. Da bisher 
noch keine zusammenfassende Fossilliste publiziert wurde und das 
Material im k. k. naturhist. Hofmuseum paläontologisch-systematisch 
geordnet ist, konnte man sich noch kein rechtes Bild von der arten- 
reichen Fauna von dort machen. 

Ich gebe daher im folgenden die nach M. Hörnes und R. 
Hörnes zusammengestellte Liste, trotzdem sie aus dem oben an- 
geführten Grunde unvollständig ist. (Die auch von Grund beschriebenen 
Formen sind durch * bezeichnet.) 


Gastropoden. 
(Nach R. Hörnes und Auinger.) 
1 Conus (Stephanoconus) Stachei R. Hoern. u. Au. 


2  „ .  (Lithoconus) Moravicus R. Hoern. u. Au. 
*#3  „.  (Leptoconus) Tarbellianus Grat. (Jugendform) 
Aut; 5 Puschi Micht 
0 = antediluvianus Prug. 

DER a Dujardini Desh. 
Ki Brezinae R. Hoern. u. Au. 

3% & (Chelyconus) Sturi R. Hoern. u. Au. (?) 
9 Vindobonensis Partsch 


10 Oliva (Utr ioulina) flammulata Lam. 

*11 Ancillaria (Anaulax) obsoleta Droce. 

*12 Uypraea (Trivia) affin's Duj. (selten) 

*18 b europaea Mont. (selten) 

*14 Erato laevis Danovan (sehr häufig) 

15 Eratopsis Barrandei R. Hoern. u. Au. 

16 Marginella eratoformis R. Hoern. u. Au. häufig (sonst selten) 


17 r (Gibberula) minuta Pfeiff. 
*18 Ringiceula buceinea Desh. 
"19 n costata Eichw. 


20 Voluta taurina Bon. 

21 Mitra Bellardi K. Hoern. u. Au. 

22 ,„  (Nebularia) scrobiculata Brocce. 

23  „. (Costellaria) plicatula Broce. 

2A „ : recticostata Dell. (sehr häufig) 


1910 


Sitzung vom 5. April. Dr. Hermann Vetters. 153 


25 Mitra (Costellaria) Borsoni Bell. 


26 


n 


R) 


” 


obsuleta Broce. 
Partschi M. Hoern. 
Laubei R. Hoern. u. Au. 


Columbella curta Duj. (häufig) 


(Nitidella) Karreri R,. Hoern. u. Au. (häufig 
(Mitrella) semicaudata Bon 

4 subulata Broce. 
fullax R. Hoern. u. Au. 

> Petersi R. Hoern. u. Au. 

3 Bittneri R. Hoern. u. Au. (sehr häufig) 
(Anarchis) Dujardini M. Hoern. (selten) 


n 


e Austriaca R. Hoern. u. Au. 
= Gümbeli R. Hoern. u. Au. 
# corrugata Bell. 


Haueri R. Hoern. u. Au. 


Terebra, bistriata Grat. 
Buceinum (Eburna) Brugadınum Grat. 


(Nassa) Karreri R. Hoern. u. Au. 
laevissimum Brus. 
(Niotha) Schönni R. Hoern. u. Au. 
n signatum Partsch 
(Zewwis) Grateloupi M. Hoern. 1 St. 
(Zeuxis) Badense Partsch 
(Caesia) limatum Chen. 
(Uzita) obliguum Hilber 
(Hima) serraticosta Bronn 
„ granulare Borson 
„ Hochstetteri R. Hoern. u. Au. 
„ Bittneri R. Hoern, u. Au. (sehr häufig) 
„ asperatum Üocconi 
(Tritia) Vindobonense Ch. Mayer 


Pi turbinellum Broce. 


Purpura (Stramonita) exilis Partsch 


n 


(Sistrum) Austriaca R. Hoern. u. Au. (selten) 


Strombus Bonelli Brongn. 
Triton (Simpulum) Tarbellianum Grat. 


” 


” 


” 


B affine Desh. 
(Sassia) Apenninieum Sassi 
(Distorsio) tortuosum Bors (selten) 


Ranella (Lampas) Austriaca R. Hoern. u. Au. (?) 


”» 


” 


(Apollon) gigantes Lumk (Jugendform ?) 
(Aspa) marginata Martini sp. (häufig) 


Murex Delbosianus Grat. 


(Haustellum) Partschi M. Hoern. 
(Pteronotus) latilabris Bell. et Micht (1 Jugendexempl. ?) 
(Muricidea) heptagonatus Bronn (sehr selten) 
r absonus Jan (sehr selten) 
5 Oäjzeki M. Hoern. (häufig) 
(Chicoreus) Aquitanicus Grat (selten) 


154 i Verhandlungen. Nr. 6 


75 Murex (Chicoreus) Borni. M. Hoern. (selten) 
*76  „ (Phyllonotus) Austriacus R. Hoern. u. Au. (selten) 


17». (Trophon) goniostomus Partsch (sehr selten) 

*78  „ (Occenebra) caelatus Grat (selten) 

ee P Dertonensis May. 

“80 (ai r Boeckhi R. Hoern. u. Au. 

BLibn; e Sandbergeri M. Hoern. (sehr selten) 

Balrerı,, x imbricatus Brocc. 

83 3 imbricatoides R. Hoern. u. Au. (sehr selten) 
84 Typhis horridus Brocc. (sehr selten) 

85, fistulosus Broce. 


*86 Pollia cheilotoma Partsch sp. (häufig) 
*%87  „ Barrandei M. Hoern. 


88 ,„ varians Micht sp. (selten) 

*89 „ exsulpta Duj. sp. (sehr selten) 

90 subpusilla R. Hoern. u. Au. (häufig) 
*91 Fusus crispoides R. Hoern. u. Au. selten 
*92  „ rostratus Borson 


#95, „. Hössü! Partsch 

„ Valenciennesi Grat sp. 

95 „ lamellosus Borson 

96 ,„ $Sismondae Micht (sehr selten) 

97 Fasciolaria fimbriata Broce. (sehr selten) 


98 5 bilneata Partsch (selten) 

99 Moravica R. Hoern. u. Au. (häufig) 
*100 Turbinella (Latinus) suberaticulata Orb. (selten) 
101 \ n labellum Bon (sehr selten) 
102 Y 2 elegans d’Anc (sehr selten) 


103 5. (Leucozonia) Dujardini M. Hoern. (häufig) 
*104 Cancellaria subcancellats d’Orb. 
105 e Bonelli Bell. 


106 A callosa Partsch (sehr selten) 

107 R Austriaca R. Hoern. u. Au. 

*108 b (Trigonostoma) camaliculata M. Hoern. 
*109 h 3 Puschi R. Hoern. u. Au. 
*110 ; 2 gradata M. Hoern. 

+14 N y scrobieulata M. Hoern. 
2112 r (Narona) varicosa Broce. 

113 5 5 Dregeri R. Hoern. u. Au. 

114 R 4 nutraeformis Broce. 


115 n biecarinata R. Hoern. u. An. 
116 Pleurotoma Carolinae R. Hoern. u. Au. 


117 > Antoniae R. Hoern. u. Au. 

118 : trifasciata M. Hoern. (selten) 

129 ; coronata Münst. (selten) 

*120 n Annae R. Hoern. u. Au. (selten) 

121 r (Surcula) intermedia Bronn (sehr selten) 

122 N 2 Berthae R. Hoern. u. Au. (sehr selten) 
123 % R consobrina Bell. var. 


124 ie (Drillia) Allionü Bell, 


1910 Sitzung vom 5. April. Dr. Hermann Vetters. 155 


125 Pleurotoma (Drillia) Vietoriae R. Hoern. u. Au. (sehr selten) 


126 N ® obtusangula Broce. (selten) 
127 P E terebra Bast (sehr selten) 
128 f A granaria Duj. (häufig) 

129 R # spinescens Partsch 

130 ei 3 crispata Jan. 

131 s R Adelae R. Hoern. u. Au. 
132 r f Suessi M. Hoern. (häufig) 
133 = (Clavatula) Brigittae R. Hoern. u. Au. 
134 : (Pseudotoma) Bonelli Bell. 


(Hier bricht die Arbeit von R. Hörnes und Auinger ab.) 


Durch das liebenswürdige Entgegenkommen des Herrn Kustos 
Prof. E. Kittl, dem ich hiermit meinen verbindlichsten Dank aus- 
spreche, war es mir möglich, die reiche Sammlung des k. k. natur- 
historischen Hofmuseums bezüglich der noch fehlenden Gruppen durch- 
zusehen und ich kann den von R. Hörnes aufgezählten Arten 
folgende hinzufügen, deren Namen allerdings vielfach auf alten Bestim- 
mungen beruhen !). 


1355 Pleurotoma (Surcula) Lamarki Bell. s 
136 = (Drillia) pustulata Broce. 


157 £ caerulans Phil. ss 
138 ” clathrata Serr. 8 
139 & secalina Phil. 

140 2 anceps Eichw. 
141 ® Leufroyi Micht s 


142 Badensis R. Hoern. u. Au. 
143 Cerithium vulgatum Brug. S 


144 en Zeuschneri Pusch s 
145 % minutum Serres 8 

146 x scabrum Oliv. h 

147 - spina Partsch h 

148 14 Schwartzi Brus. h 

149 h Hoernesi Brus. ss 

150 el bilineatum Hoern. h 
151 6; trilineatum Phil. h 
152 a perversum L. h 

153 pygmaeum Phil. h 
154 Turritella g gradata Mke. ss 
155 R kiepeli Partsch var. ss 
*156 n turris Bast. h 
*157 A bicarinata Eichw. h 
158 a subangulata Brocc. 


159 Mathilda margaritula Semper S 
*160 Turbo rugosus Linn. h 

*)61 „ carinatus Bors. s 

162 „ punctulatus Duj.- s 


!) h = häufig, s = selten, ss — sehr selten. 
K. k geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 6. Verhandlungen. 23 


156 


Verhandlungen. Nr. 


Monodonta Araonis Bast. h 
Adeorbis bicarinata Wood h 
Trochus fanulum Gmel h 


4 Beyrichi Hoern. h 
* biangulatus Eichw. h 
Solarium simplex Bronn h 
z moniliferum Bronn h 


Fossarus costatus Brocc. SS 

Fissurella depressa Reuss ss 

Trichotropis sp. S 

Scalaria clathratula Turt. s 
r torulosa Brocc. S 

Vermetus arenarius Linn. h 


Odontostoma Hoernesi Reuss S 
a bisulcatum lteuss s 
5 plicatum Mont. 


lactea Linn. h 
Turbonilla costellata Grat. Ss 
” clathrata Jeffreys S 
R gracilis Brocc. h 
subumbilicata Grat. h 
: pygmaea Grat. h 
a; plicatula Broce. h 
a Humboldti Reuss h 
pusilla Phil. 
Actaeon semistriata Fer. 
Haliotis Volhynica ss 
Sigaretus haliotoides L. ss 
Natica vedempta Micht 
„  millepunctata Lamk h 
„  helieina Brocc. h 
Nerita picta Fer. s 
5 expansa Reuss h 
Chemnitzia striata Hoern. Ss 
5 kKeussi Hoern. ss 
perpusilla Grat. 
Eulimia polita L. h 
x lactea Orb. h 
y Eichwaldi Hoern. s 
3 subulata Dou. S 
Niso eburnea Risso 
Rissoina decussata Lam. 
a Brugnieri Payr. s 
» Burdigalensis Orb. s 
n Nerina Orb. s 
„ subpusilla Orb. ss 
Rissoa Lachesis Bast. h 
» . planawoides Desm. h 
„  inflata Andr. ss 
e turrieula Eichw. Ss 


1910 Sitzung vom 5. April. Dr. Hermann Vetters. 157 


213 Rissoa Venus Orb. h 

214 5 Mariae Orb. h 
Zetlandica Mont. h 
216. IS scalarıs Dub. h 

k costellata Grat. 

als, 2 Montagni Payr. h 
rn eurta Duj. sh 
220.07, Schwartzi Hoern. S 
2al 7, ampulla Eichw. s 
22a; scabrella Doderl. s 
DI recticula Mont. s 

22H Adelae Orb. ss 

228. 5 substriata Phil. ss 
abbyssicola Forb. ss 
BE. dm acinus Brocc. ss 

228 Paludinia immutata Frfld. ss 
229 ” effusa F'rfld. ss 
230 Bulla utrieula Broce. s 

231 ,„  miliaris Brocc. S 

232 „  conulus Desh. ss 

233 „ convoluta Biocc. SS 
*254 Orepidula gibbosa Defrance SS 
235 Capulus Hungaricus Linn. ss. 


Scaphoden. 


Denrtalium Badense Partsch h 
mutabile Dod. h 
Jani Hoern. h 

R incurvum Ren. h 
gadus Mont. h. 


ON 


Amphineura. 


1 Chiton fascieularis L. ss 
2 „+ Beussi Rolle s 
Fa a 


Bivalven. 
(Nach M. Hörnes.) 


*ı Corbula gibba Olivi hı 

*2 Mactra Turonica Mayer 1 Exempl.!) 

+3 » Basteroti Mayer 1 Ezempl.!) 

*4 Ervilia pusilla Phil. 

5 Tapes vetula Bast. 

*5 Venus marginata M. Hoern. 4 Exempl. !) 
’indobonensis Mayer 4 kleine Ex. !) 


” 


!) Aus der Kollektion in der k. k. geol. Reichsanstalt, bei M. Hörnes 
noch nicht angeführt. 


23” 


158 Verhandlungen. Nr. 6 


*3 Circe minima Mont. 
*) Cardium papillosum Poli 
10 Chama gryphina Lam 


*]1 Lucina ewigua Eichw. 
125 5 Agassizii Micht s 
war: incrassata Dubois 


"1A, BE spinifera Mont. 3 

"15 Cardita scalaris Sow. 

16, # elongata Bronn s 

Ile trapezoa Brug. S 
8, Partschi Goldf. s 

*19 Nucula nucleus L. 
*20 Leda fragilis Chem. 

21 „ pusio Philippi s 

22 Limopsis anomala Eichw. 

”23 Arca umbonata Lam. 
ne EN. s 

+25 „  diluwü Lam. 
*26..,. Tamm: 

27 Lithodomus Avitensis May. ss 
28 Mytilus (Septifer) oblitus Micht s 
*29 Avicula phalaenacea Lam. ss 
”30 Perna Soldani Desh. (häufig, sonst selten) 
*31 Lima squamosa Lam. s 

32 Limea strigilata Broce. S 
*33 Pecten Malvinae Desh. 
„. . ‚substriatus Orb. 
*35 Plicatula mytilina Phil. 

36 Spondylus crassicostatus Lam. 
*37 Anomia costata Brocch. 
”38 Ostrea crassissima Lamk h 
a plicatula Gme! 
40 - crassicostata Sow. 


In der Sammlung der Geologischen Reichsanstalt liegt eine kleine 
Kollektion, welche schon den Grunder Faunencharakter zeigt. 
Neben großen etwas abgerollten Schalen von 


Ostrea crassissima Lamk. 
sind mehrere abgerollte Korallenstücke, als 


1 Stylophora subretieulata Reuss 1 Ex. 
*2 Heliastraea Reussana M. Edw. u. Heim 1 Ex. 
*3 r conoidea Reuss 3 Ex. 
4 Solenastraea conf. manipulata Reuss 2 Ex.') 
5 Asiraea Fröhlichiana Jeuss 2 Ex. 
6 Porites incrustans Defr. 6 Ex. 


1) Solenastraea conf. manipulata Reuss. Die Kelchröhren stehen ähnlich 
gedrängt wie bei Sol. approximata Reuss. Das Vorhandensein von drei vollständigen 
Septenkreisen bringt sie aber der S. manipulata näher. Vop Reuss von nn 
und Forchtenau angegeben, 


1910 Sitzung vom 5. April. Dr. Hermann Vetters. 159 


dazu kommt ein abgerollter Lithothamnienknollen 
Vermetus arenarius L. 2 Ex., 


ein abgerolltes Bruchstück einer Pinna sp. und aus dem Sande im 
Hohlraum der Astraea Fröhlichiana stammt je ein Schälchen von 


*Mactra Basteroti Mayer (rechte Klappe Jugendform) 


ZI Turonica Mayer (linke Klappe) 
* Venus Vindobonensis Mayer (4 Jugendex.) 
* „ marginata M. Hoern. (4 Ex.) 


Weitere Vorkommen, die ich besuchen konnte, sind am 
Göbmannsberg (343 m) östlich des Dorfes Göbmanns im Südosten 
von Ernstbrunn gelegen. 

Die Lipoldsche Karte gibt hier dieselben marinen Sande 
an und auf der höchsten Spitze tertiäre Schotter (als Belvedereschotter 
bezeichnet). Am Westfuße sind Tegel eingezeichnet. 

Geht man am Ende von Göbmanns den Feldweg hinauf, der in 
Südsüdostrichtung die Krümmung der Straße nach Klein-Ebersdorf 
abschneidet, so sieht man im Hohlwege flachlagernd gelblichgraue, 
feinsandig glimmerige Tonschiefer, in denen ich eine kleine Fisch- 
schuppe, ähnlich einer Melettaschuppe fand. 

In der unmittelbaren Fortsetzung zeichnet Sturs Karte bei 
Naglern Schlier ein. Diese Tonschiefer bilden den Untergrund des 
Berges und scheinen (nach der Lipoldschen Karte zu schließen) bei 
Hipples wieder zutage zu kommen. 

Auf den Feldern steht darüber gelber toniger Sand an und 
beim Anstieg zur Spitze fand ich auf den Feldern südlich des ersten 
Grabens zahlreiche Cerithien, se daß man bei flüchtiger Betrachtung 
glauben könnte, bereits in den sarmatischen Sanden zu sein. Die 
kurze Aufsammlung ergab: 


Buceinum (Uzita) obligquum Hilb. 14 Ex. 
5 (Hebra) ternodosum Hilb. T Ex.!) 
Turritella gradata Menke 5 Ex. 
Cerithium Duboisi M. Hoern. 3 Ex. 
Moravicum M. Hoern. var. zahlreich ?) 
Nerita (Puperita) pieta Fer. 12 Ex.) 


SQOtpuD-m 


1) Bien ternodosum Hilber. Die vorliegenden Stücke bleiben alle an 
Größe hinter den steirischen und den von R. Hörnes abgebildeten Stücken zurück. 
L. 7 mm, Br. 5 mm, L. Umg. 5'3 mm. 

2) Cerithium Moravicum M. Hoern. (Taf. 42, Fig. 7.) Die zahlreichen vor- 
liegenden Exemplare variieren etwas in der Skulptur gegenüber den von Znaim 
beschriebenen. Das Hervortreten einer dritten Knotenreihe am vorletzten Umgange 
ist die Regel, dagegen sind die feinen Spirallinien zwischen den Knotenreihen oft 
sehr undeutlich, besonders am letzten Umgange die Ähnlichkeit mit Cer. pietum, 
auf die schon M. Hörnes hinweist, ist bei unseren Formen noch größer, da bei 
ihnen die Neigung vorhanden ist, die obere Knotenreihe etwas größer zu ent- 
En. ©. Möravicum ist ferner in Niederschleinz und Neu-Ruppersdorf gefunden 
worden. 

3) Nerita pieta Fer. Alle Stücke sind sehr klein von 2:5 mm bis 45 mm Durch- 
messer. Flanke wenig eingedrückt. Färbung besteht in schrägen braungrauen 
dichten Bändern. Die stumpfen Kiele und das Gewinde bleiben hell. 


160 Verhandlungen. Nr. 6 


7 Natica (Pollinices) redempta 5 Fx.!) 
8 ÖOstrea cerassissima Lamk. Bruchstücke. 


Wir haben also auch hier eine Fauna mit dem Grunder Misch- 
typus vor uns. 


Eine Eigentümlichkeit, die schon bei manchen Arten (zum Bei- 
spiel bei Natica redempta, N. Josephinia) von Nodendorf zu beobachten 
war, fällt hier noch mehr auf, das ist die Neigung, Zwergformen 
zu bilden. 

Fast alle Arten bleiben unter der Normalgröße zurück, besonders 
auffallend ist es bei Natica redempta, Nerita pieta (vergl. die An- 
merkungen). Trotz der geringen Artenzahl und der Unvollständigkeit 
der Aufsammlung kann man von einem etwas verschiedenen Charakter 
der Fauna sprechen. Der Unterschied wird durch das massenhafte 
Vorkommen von Üer. moravicum besonders ausgeprägt. Buccinum 
obliguum und B. ternodosum, die nächsthäufigsten Formen, sind zwei 
bisher im Wiener Becken von Niederkreuzstätten und den Fundorten 
in der Korneuburger Tertiärsenke bekannte Arten, die in der Gegend 
von Grund, Grußbach usw. noch nicht bekannt sind. 


Am Gipfel findet man auf den Sanden eine kleine Partie von 
Kalkschottern (Ernstbrunner Kalk) und zahlreiche abgerollte Scherben 
von Ostrea erassissima. In den kleinen Weingärten an der Südseite 
stelitt der gleiche gelbe Sand mit Ostrea crassissima wie am West- 
abhang an. 

Am Nordostaste des Berges war der Sand in zwei kleinen 
Gruben aufgeschlossen. Einzelne Lagen sind voll Fossilgrus. Eine 
dünne Lage enthielt abgerollte Ostrea crassissima-Schalen und Turri- 
tella turris. In anderen Lagen fanden sich zahlreiche Exemplare von 
Turritella gradata Menke und granulierte Cerithien (©. Duboisi Hoern. 
oder ©. margaritaceum Brocc). Die Stücke waren tadellos erhalten, 
ohne jede Abrollungsspuren, leider aber so mürb, daß sie nicht ge- 
sammelt werden konnten. 


Weitere Aufschlüsse bieten die Sandgruben, welche weiter nörd- 
lich am Fuhrwege von Göbmans nach Hipples liegen. Hier zeigen 
sich mehrfach Störungen in der Lagerung der Sandschichten. In einer 
kleinen Sandgrube, ungefähr am höchsten Punkte des Fuhrweges, sind 
über dem hellgelben Sand mit Ostrea crassissima-Scherben ca. 1/, m 
feinsandig-tegelige Schichten aufgeschlossen, welche gegen S flach 
einfallen und zugleich in der Ostwestrichtung leicht wellig gefaltet sind. 

In der ausgedehnten Sandgrube weiter westlich sieht man die 
hellen gelblichen bis weißen Sande ziemlich mächtig aufgeschlossen, 
stellenweise sind sie zu harten Sandsteinplatten uud Bänken verfestigt. 
Vielfach stellen sich Schotter und Konglomeratlagen ein. Diagonal- 
schichtung ist eine häufige Erscheinung und besonders an den nach- 
träglich verfestigten Lagen deutlich zu sehen. 

Abgerollte Schalen von Ostrea erassissima sind in verschiedenen 
Lagen sehr häufig. 


1) Natica vedempta Micht. Alle Stücke sehr klein. L.—=Br. 6—9 mm. 


1910 Sitzung vom 5. April. Dr, Hermann Vetters. 161 


Die Sande und Sandsteinschichten fallen 30% gegen Südsüdost 
ein und werden von grauen geschichteten Tegeln überlagert. Beiläufige 
Mächtiskeit an der östlichen Wand 5 m. In dem Tegel sind mehrere 
fossilreiche Lagen, die leider nicht zugänglich waren. 

Im hinteren, gegen Nordwest gelegenen zweiten Teil der Grube 
tritt in den vielfach untergeordneten gefälteten Sandschichten eine 
tegelige Bank mit zahlreichen Fossilien, (Turritella gradata, große granu- 
lierte Cerithien, Austernschalen usw.) auf. Leider sind sie mit Aus- 
nahme der Östreenschalen so mürbe, daß ein Sammeln unmöglich 
war. Die Mächtigkeit der Bank beträgt an der Rückwand 20 bis 
50 cm, an der Ostwand, welche durch einen saigeren NO—SW-Bruch 
begrenzt war, nahm sie rasch zu und zahlreiche Schalen von Ostrea 
crassissima bilden eine ähnliche Austernbank wie bei Nodendorf, nur 
mit geringerer Mächtigkeit (2 m) und wenige Meter Länge. 

Gebmans (Göbmans) ist gleichfalls schon als Fossilfundort in der 
Literatur erwähnt. R. Hörnes und Auinger geben das Vorkommen von 
Buceinum ternodosum Hilber an. Im k. k. naturhist. Hofmuseum befinden 
sich nach einem alten Zettelkatalog, in den ich durch das freundliche Ent- 
gegenkommen des Herrn Kustos E. Kittl Einsicht nehmen konnte, noch: 


Pleurotoma inerassata Duj. 1 Ex. 
Cerithium doliolum Broce. 5 Ex. 

br nodosoplicatum Hoern. 3 Ex. 

r perversum L. 2 Ex. 

a papillosum Poli 1 Ex. 
Corbula gibba Olivi. 


Das Vorkommen der Grunder Schichten bei Stetten hat gezeigt, daß 
die Grunder Schichten weiter nach Westen reichen als bisher ange- 
nommen wurde, und Schaffer hat die Ansicht ausgesprochen, dab 
Grunder Schichten die ganze Tertiärbucht von Korneuburg erfüllen. 
Durch das Vorkommen von Grunder Schichten am Gebmansberg und bei 
Nodendorf ist diese Annahme bestätigt worden. Auch zeigen dies die nach 
M. Hörnes und R. Hörnes und Auinger zusammengestellten Fos- 
sillisten für die alten Fossilfundorte Weinsteig, Kl.-Ebersdorf, Karna- 
brunn und Groß-Rußbach, die ich trotz. ihrer Unvollständigkeit u 


3 en == 


| | ER 
Ebers- | Karna- | Wein- Ruß- 
| dorf brunn steig bach | 
| 
Columbella curta Du). S a ER - | 
hr semicaudata Bon. 3 ı ı — | 
$ scripta L. . e - s — | —_ = 
® fallax R. Hoern. . Au. s -- -—_ — 
subulata Bell. s — | - — 
Terebr a acuminata Bors. RER ARE Bau, 5) — | 
Buceinum Brugadinum Grat... ...| 8 — — 8 
= GERAIRRTOT ME AUS 2 nn | s — — en 
5 Schönni R. Hoern. u. Au... s —_ _ — 
” Haueri Micht ; 8 —_ — — | 
m echinatum M. Hoern. . s — h Zu 
P obligquum Hilb . hh _ s — 


162 Verhandlungen. 


Ebars- 
dorf 


Karna- 
brunn 


Buccinum ternodosum Hilb. . 
Murex eraticulatus L. . 
„  erassilabiatus Hilb, 
„ınsublavatus Bast.......s 
»„  graniferus Micht 
Pyrula rusticula Bast. 
cornuta Ag. 


Fasciolaria Burdigalensis Bast. 
Cancellaria Dufouri Grat. 


” Lowisae R. Hoern. u. Au. 
Jouanetti Desmoul. 

Cer ithium doliolum Broce. . . » 
pietum Bast. . - 
rubiginosum Eichw. 
nodosoplicatum M. Hoern. 
bidentatum Defr. , 
papaveraceum Bast, ; 
Duboisi M. Hoern. . 
Tur ß itella gradata Menke . 
Trochus patulus Broce. . 
Natica redempta Micht . .% 
Melanopsis impressa Kraus . 
Nerita picta Fer. 
Rissoina pusilla Droce. . . 
Bulla Lajonkareana Bast, 
Panopaea Menardi Desh. 
Thracia papyracea Poli. . 
Lutraria sanna Bast. 5 
Mactra Basteroti Mayer 
Ervilia pusilla Phil. 
Psammobia Labordei Bast. 
Venus umbonaria Bast.. 

»„  marginata M. Hoern. 
Dosinia lineta Pult H8. 
Cytherea Pedemontana Ag. 
Cardium edule L. 3 

n Turonicum Mayer 
Diplodonta rotunda Mont. 
Lueina Haidingeri M. Hoern. . 
incrassata Dubois . 
columbella Partsch 
Dujardini Desh. 

a dentata Bast. B 
Eryeina Austriaca M. Hoern. 
Cardita hippopea Bast. . . 
Nucula nucleus L. . Re 
Arca dilwi Lamk. . 

Bulacteand.. 9a» 

Apviecula phalaenacea Lam. 
Pecten Tournali Serres . 
Heudanıı Bast. . .ı. Em 
„  Besseri M. Hoern. (non Andr.) 
Ostrea lamellosa Brocce. a 
digitalina Dub. Br 
crassissima Lamk. . 


ser. MR. } = > Pe] 


” 
” 


” 


” 


n 


Pollia Weinsteigensis R. Hoern. u. Air. 


Pleurctoma Dorotheae R. Hoern. u. Au. 


1910 Sitzung vom 5. April, Dr. Hermann Vetters. 163 


Dadurch erscheint auch das bisher isolierte Auftreten des Grunder 
Faunentypus in den Sanden von Niederkreuzstetten nicht mehr merk- 
würdig. Grunder Schichten treten nicht nur westlich der Inselberge und 
des Rohrwaldzuges auf, sondern erfüllen das Korneuburger Tertiär- 
becken und nehmen anscheinend auch das ganze Gebiet der marinen 
Sande westlich der Linie Niederkreuzstetten, Neubau, Paasdorf und 
Asparn ein. 

H.Prinzinger!)schreibt in den ErläuterungenzuLipoldsKarte 
über diese Gegend : „Eine zweite Varietät (des Sandes) ist in der Gegend 
von Atzelsdorf, Garmanns und Karnabrunn. Ein ziemlich loser Sandstein 
aus reinen weißen Quarzkörnern, in denen Quarzgeschiebe bis zu Nußgröße 
eingelagert sind. Einzelne Tegellagen befinden sich zwischen Lagen 
ockergelben Sandes und auf denselben liegen ungefähr einen Fuß mäch- 
tige Bänke der großen Ostrea longirostris. Der Sandstein behält ein 
gewisses Hauptstreichen bei nach Stund 1 mit einem Fall nach O©*. 
Diese Beschreibung stimmt völlig mit den oben mitgeteilten Be- 
‚obachtungen. 

Die Grunder Schichten grenzen von Niederkreuzstetten, wo der 
Bisamberger Flyschzug zu Ende geht, bis Paasdorf, wo die jüngeren 
Mistelbacher Schotterhügeln beginnen, unmittelbar an die sarmatischen 
Sande, die weiter im Innern des Beckens von den pontischen Sanden 
(Paludinensanden Sturs) überlagert werden. 

Die Lagerungsverhältnisse zwischen den Grunder und sarma- 
tischen Sanden sind noch nicht genügend bekannt. Doch scheinen sich 
die Grunder Schichten unter die sarmatischen zu senken. Typische 
marine Schichten sind dazwischen nicht bekannt, können auch kaum 
in größerer Ausdehnung vorhanden sein. Es sind aber auch keine 
Anzeichen dafür bekannt, daß zwischen den beiden eine größere 
Unterbrechung in der Ablagerungsfolge eintrat. Ihre Fazies ist recht 
ähnlich und auch faunistische Anklänge zu der cerithienreichen sar- 
‚matischen Stufe sind zu finden, zum Beispiel die Fauna vom Gebmans- 
berg, vom Niederleis mit zahlreichen Cerithien und Rissoen, oder 
die von Abel?) aus Niederschleinz beschriebene Fauna. 


Man rechnet die Grunder Schichten zwar zur zweiten Mediterran- 
stufe, nimmt aber wegen der älteren Formen meist an, daß sie eine 
selbständige Unterstufe darstellen und nur an der Basis der zweiten 
‚Mediterranstufe auftreten. 

Nachdem nunmehr Grunder Schichten anscheinend die unmittel- 
bare Unterlage der sarmatischen Sande von Atzelsdorf, Gaunersdorf, 
Wolfpassing usw. bilden, scheint es mir richtiger, ihnen eine längere 
Zeitdauer zuzuschreiben und anzunehmen, daß sie wenig- 
stens stellenweise die zweite Mediterranstufe zur 
Gänze vertreten. 

Die große Mächtigkeit der Grunder Schichten und ihre gleich- 
mäßige Beschaffenheit, welche die Tiefbohrung von Leobendorf er- 


1) Geo]. Verh. d. Viertels u. d. Manhardsberg. Jahrb. d. k. k. geolog. R.-A. 
Bd. III, 1852, 4. Heft. 

2, Abel, die Fauna der miocänen Schotter von Niederschleinz bei Limberg- 
Meißau in Niederösterreich. Verhandlungen d. k. k. geolog. R.-A. 1900, pag. 337. 


K.k. geol. Reichsanstalt 1910. Nr. 6. Verhandlinngen. 94 


164 Verhandlungen. Nr. 6 


kennen ließ, sprechen entschieden für eine langandauernde Bildung 
unter gleichartigen Umständen bei langsamer Vertiefung des Korneu- 
burger Beckens !). 

Wir kommen dazu, in den Grunder Schichten nicht so 
sehr eine selbständige Unterabteilung an der Basis 
der zweiten Mediterranstufe, als eine lokale Fazies 
derselben zu sehen. Sie kam in dem weiten Flachseegebiete zur 
Entwickelung, das nach der Ablagerung des Schliers den Raum 
zwischen dem eben trockengelegten Rand des Waldviertels und dem 
tieferen Inneralpinen Tertiärbecken beziehungsweise den Inselbergen 
einnahm. 

Der für die Grunder Schichten charakteristische Mischeharakter 
der Fauna ist durch diese lokalen Verhältnisse bedingt). Das mit- 
unter häufige Auftreten von Brackwasserformen, Vorkommen einge- 
schwemmter Süßwasser- und Landkonchylien, lokales Auftreten von 
Süßwasserkalk (zum Beispiel bei Ameis) erklärt sich aus dem Flachsee- 
charakter des Gebietes von selbst. Diese Mischfauna bildete sich 
solange als hier die Flachsee bestand, das ist bis zur Landwerdung 
und Ablagerung der mächtigen fluviatilen Schotter. Alle Säugetier- 
funde, die man bisher in dem Schotter machte, deuten auf pon- 
tisches Alter?). Wenn auch den tieferen Partien am Rande des Wald- 
viertels vielleicht ein höheres Alter zukommt, ist es doch nicht 
wahrscheinlich, daß schon im Miocän die vollständige Verlandung des 
Gebietes eingetreten ist ®). 

Das Auftreten von Formen, die wir nur aus der ersten Mediterran- 
stufe kennen, spricht nicht absolut für eine ganz kurze Bildungsdauer der 
Grunder Schichten. Abgerollte Formen (besonders Ostreenschalen), die 
sich in den Grunder Schichten auf sekundärer Lagerstätte befinden, 
konnten zu jeder Zeit eingeschwemmt werden, solange genug Material 
aus den trockengelegten älteren Schichten abgetragen wurde. Viel 
eine größere Rolle als die Zeitdauer spielten dabei die lokalen Trans- 
portbedingungen (Flußläufe) und besonders die Entfernung. 


ı) F. X. Schaffer. Verh.d. k.k. geol. R.-A. 1907, pag. 227. Diese Bohrung 
erreichte eine Tiefe von 344 m ohne die Grunder Schichten zu durchstoßen. 

2) Eine aber nur scheinbare Schwierigkeit für diese Annahme bildet das 
isolierte Vorkommen von Leithakalk bei Mailberg. 

Nach der Mitteilung, die ich Herrn Chefgeologen G. Geyer verdanke, ist 
die Darstellung der geologischen Karten insofern nicht ganz richtig, als es sich 
nicht um eine große kompakte Partie von Leithakalk handelt, sondern der Sockel 
des Buchberges aus Schlierton besteht und nur am Gipfel einzelne linsenförmige 
Partien von Lithothamnienkalk liegen. 

Es scheint zeitweilig eine Einwanderung von Lithothamnien in das Flach- 
seegebiet stattgefunden zu haben, aber zu einer reichen Entwicklung kam es bei 
den ungünstigen Lebensbedingungen nicht. 

3) So in den oberen Schichten von Hohenwart, Stettenhof, aus den tieferen 
Lagen von Mistelbach, Ziersdorf, Ladendorf, Nikolsburg. (Suess, ]. ec. Sitzungsber. 
d. k. Akad. d. W. Bd. LIV, pag. 137, 1866; Vacek, Neue Funde von Dinotherium im 
Wiener Becken. Verh. d. k. k. geol. R.-A. 1882, pag. 341.) 

*) Für die Beantwortung dieser Frage wird es auch von Wichtigkeit sein, das 
merkwürdige, von E. Suess (Sitzungsber.d.k. Akad. d. W. 1868, pag. 222) angegebene 
Vorkommen der sarmatischen Stufe bei Oberhollabrunn neuerdings aufzufinden 
und zu entscheiden, ob es sich tatsächlich um sarmatische Schichten, oder ob es 
sich nicht auch hier um eine .ceritbienreiche Grunder Fauna handelt. 


1910 Sitzung vom 5. April. Dr. H. Vetters, E. de Martonne, 165 


Auch, daß solche ältere Typen in dieser Flachsee noch längere 
Zeit gelebt haben, wie die am Göbmansberg vorkommenden Turritella 
gradata, Cerithien usw. zeigen, ist kein entscheidendes Argument 
dagegen. Es handelt sich hier um sandliebende Formen, welche 
ähnliche für sie günstige Lebensbedingungen fanden wie in den 
älteren Stufen, die sich bei der allmählichen Trockenlegung des Wald- 
viertelrandes in das östlichere Flachseegebiet zurückgezogen haben 
dürften und mit der nun sich ansiedelnden jüngeren Marinfauna aus 
dem inneralpinen Tertiärmeere hier weiterlebten. Damit steht im 
Einklange, daß in den marinen Sanden von Pulgram und Kienberg bei 
Nikolsburg gleichfalls Formen von älterem Typus vorkommen, wie sie 
sonst nur in den Grunder Schichten auftreten !), desgleichen in den 
Sanden von Poisdorf?). 

Die „Grunder Schichten“ als Fazies der ganzen zweiten Medi- 
terranstufe anzusehen, hat somit eine gewisse Wahrscheinlichkeit für 
sich, wenngleich nicht geleugnet werden soll, daß unsere Kenntnisse 
über dieses ziemlich große Gebiet noch viel zu unvollständig sind, 
um ein endgültiges Urteil zu fällen. Vielleicht regen diese Zeilen 
mit dazu an, diesem lange vernachlässisten Gebiete Niederösterreichs 
neue Aufmerksamkeit zu schenken. 


Literaturnotizen. 


E. de Martonne. Traite de Ge&ographie physique. 
Climat— Hydrographie—Reliefdusol— Biogeographie. 
VIII und 910 Seiten. Mit 2 farbigen Karten, 438 Tafeln in Autotypie 
und 396 Textfiguren, darunter vielen ganzseitigen Kärtchen in Schwarz- 
druck. Paris 1909. Armand Colin. 


Das rasche Fortschreiten der Naturwissenschaften und die dadurch bedingte 
stetige Erweiterung und teilweise Umgestaltung unserer Erkenntnisse bringt es mit 
sich, daß geographische Handbücher bald veralten und rechtfertigt das Erscheinen 
neuer Gesamtdarstellangen der Erdkunde. Ein solches Werk, die physische 
Geographie im weitesten Sinne umfassend, von einem hervorragenden Vertreter 
seines Faches geschrieben und reich mit Karten und Bildern ausgestattet liegt hier 
vor. Der Erörterung der durch die Untertitel bezeichneten vier Hauptabsehnitte 
der Erdkunde gehen voraus eine historische Einleitung, ein Kapitel über 
astronomische Geographie, ein Abriß über Projektionslehre und eine karze Über- 
sicht des zu behandelnden Stoffes. Auch die vier Hauptabschnitte des Werkes 
enthalten zum Teil mehr als ihr Titel verspricht; so sind dem dritten Abschnitte 
ein Abriß über Kartographie und ein Kapitel über Paläogeographie beigefügt. 

Die ungeheure Fülle des jetzt vorliegenden Taıwsachenmat-riales, durch 
welche sich schon im Falle, daß ein einzelner Zweig der Erdkunde in einem ein- 
bändigen Werke abgehandelt werden soll, die riehtige Auswahl des zu bringenden 
Stoffes schwierig gestaltet, bedingt es, daß bei einer Darstellang des Gesamtgebietes 
der pbysisehen Geographie eine Beschränkung anf das Wesentlichste und Wichtigste 
platzgreifen muß. In einer solchen Beschränkung Gleichmäßigkeit zu erzielen und 
die Darstellung nicht durch allzugroße Koappheit in ihrer Verständlichkeit zu ge- 
fährden, ist bierbei eine der schwierigsten Aufgaben, die an den Verfasser eines 
geographischen Lehr- und Handbuches herantreten und man muß sagen, daß die- 
selbe von Martonne mit Geschick gelöst wurde. Verhältnismäßig wenig Raum 


t) A. Rzehak, Die Tertiärformation ji. d. Umgebung von Nikolsburg in 
Mähren. Zeitschr. d. mähr. Laudesmus. Bd. Ill. 1903, pag. 78. 
2) J. Prohazka, Verh. d. k. k. geol. R.-A. 1889, pag. 201. 


24* 


166 ‚au ' 0 Verhandlungen. ic ‚Nry 6 


nimmt ‘die ‚Darstellung‘ der Hydrosphäre. ein; etwas ‚gar'.zu kurz ist: wohl das 
Kapitel. über die Quellen. “ par ei Pe 
* Im ersten Abschnitte werden in der in meteorologischen Werken üblichen 
Weise Temperatur, Luftdruck und Winde, Hydrometeore und Wettertypen be- 
sprochen und wird dann eine Unterscheidung von 27 verschiedenen Klimaten vor- 
genommen, auf die näher einzugehen hier nicht der Platz ist. Martonne meint, 
daß-Köppens Einteilung der Klimate zu einseitig die Vegetationsformen in Be- 
trachbt ziehe und sucht die gesamten physischen Charakterzüge zu berücksichtigen. 
Im zweiten Abschnitte werden der Reihe nach die physikalischen ' und 
morphologischen Verhältnisse der Ozeane, Rand-. und Binnenmeere, Seen und 
Flüsse abgehandelt. Sehr instruktivy sind die zahlreichen Diagramme von Wasser- 
standregimen der Flüsse. 


F Der dritte Abschnitt ist der umfangreichste. Nach einer Übersicht der. die 
Gestalt der Erdoberfläche bedingenden Faktoren wird zunächst der Einfluß der 
Gesteine (granitische Gesteine, Schiefer, Sand- und Kalkstein)’ auf das Relief erörtert. 
Betrefis der Karsterscheinungen ist Verf. der Ansicht, daß sich dieselben nicht aus 
den lokalen lithologischen und tektonischen Verhältnissen allein erklären ließen 
und durch die regionalen Niveau- und Neigungsverhältnisse der Oberfläche mitbedingt 
seien. Dann folgt ein Kapitel über den Einfluß der Tektonik auf das Relief, wobei 
auch die Deckenhypothese Berücksichtigung findet. Die geographischen Zyklen 
werden in Anlehnung an Davis’ grundlegende Forschungen dem Leser vorgeführt. 

Weitere Kapitel sind dem vulkanischen Relief, den Defations- und Korrosions- 
erscheinungen, der glazialen und litoralen Erosion und Akkumulation gewidmet. 
Es gibt da überall noch manche strittige Fragen, die einem geographischen Autor 
Gelegenheit bieten, die von ihm selbst vertretene Auschauung darzulegen und aus 
diesem Umstande erwächst ja vornehmlich das Interesse, welches auch die engere 
Fachwelt einem für weitere Kreise bestimmten wissenschaftlichen Handbuche ent- 
gegenbringt. Es würde aber über.den Rahmen dieses Referates hinausgreifen, hier 
auf Einzelheiten einzugehen. ee Gi Es 

Betreffs des Wüstenreliefs, ist Verf. in Übereinstimmung mit neueren Wüsten- 
forschern der- Ansicht, daß Walther die Bedeutung der Deflation sehr überschätzt 
‚hat und ‘daß die subaärische Erosion eine wichtige Rolle spiele. In der Lößfrage 
nimmt Verfasser den Standpunkt ein, daß äolischer Transport‘ die Hauptrolle, 
fluviatiler Transport eine sekundäre Rolle gespielt habe.. Das Material könne 
ebensowohl aus den Dünen von Sandwüsten als auch aus den Schlammoränen 
alter Gletscher stammen. ua): iR 
‚Im vierten Abschnitt werden zunächst die Grundfragen der Biologie und 
Biogeograpbie erörtert. Ein zweites Kapitel behandelt den Einfluß des Klimas und 
‚Bodens auf die Pflanzenverbreitung, ein drittes die verschiedenen Pflanzenformationen. 
Die Zoogeographie wird in zwei Kapiteln mit .den Überschriften „La faune 
aquatique“ und „Les faunes terrestres* abgehandelt, T 

Jedem Kapitel aller vier Abschnitte des Buches ist ein die wichtigsten ein- 
schlägigen Werke eenthaltendes Literaturverzeichnis, den morphologischen Kapiteln 
auch ein Verzeichnis von Karten jener Gebiete beigefügt, in welchen die betreffenden 
‚Erscheinungen typisch entwickelt sind. f 


Das Werk ist reich mit Kärtchen, Dia- und Stereogrammen, "Skizzen und 
Tafeln ausgestattet. Eine interessante Neuerung sind die Isothermen-, Isobaren- und 
Isonephenkarten in Mollweides Projektion.‘ Insoweit die Linien‘. gleicher 
Temperatur und gleichen Luftdruckes im Meeresniveau in sich geschlossene 
-Kurven bilden, sind sie auf den in Merkators Projektion entworfenen Karten 
in verschiedenen Breiten nicht vergleichbar. Die flächentreue Projektion vermittelt 
eine richtige Vorstellung des Größenverhältnisses der subtropischen Pleiobaren zu 
den subarktischen Meiobaren und läßt die geringe Ausdehnung des winterlichen 
'arktischen Kältesees im Vergleich zu jener des tropischen. Wärmegürtels gut 
erkennen. Nichtsdestoweniger wäre es. ganz ausgeschlossen, daß in den meteoroJo- 
gischen Weltkarten jemals die Merkators-Projektion durch die Mollweides- 
Projektion verdrängt würde. In mancher Hinsicht wird die Benützbarkeit der 
Isothermen- und Isobarenkarten durch letztere Projektion sehr eingeschränkt, Die 
Vermeidung eines Nachteiles ist hier nur durch Inkaufnahme eines größeren 
‚anderen Nachteiles erzielbäar 'und eine Befriedigung aller zu stellenden Anu- 
forderungen nur durch. gleichzeitige Anwendung beider , Darstellungsmethoden 
möglich. Es verhält sich hier wie mit anderen ‚in der Meteorologie unternommenen 


1910 Sitzung vom 5. April. E. de Martonne, J. Böhm und Ar. Heim. 167 


Versuchen, Alteingebürgertes durch Neues zu verdrängen, so zum Beispiel mit 
dem Versuche, die Angabe der Mittelwerte durch jene der Scheitelwerte zu ersetzen 
oder das Sättigungsdefizit an Stelle der relativen Feuchtigkeit in den Klimatabellen 
mitzuteilen. 

Ungemein instruktiv sind die dem dritten Abschnitte beigefügten stereopischen 
Profildarstellungen zur Erläuterung der Talbildung und zum Verständnisse der 
tektonischen Erscheinungen (besonders pag. 484, 485, 497 und 502). Ein Punkt, 
in bezug auf welchen zwischen geographischen Lehrbüchern von einst und jetzt 
ein Riesenanterschied besteht, sind, wie bekannt, die landschaftlichen Darstellungen. 
An Stelle der technisch unvollkommenen auf Grund von Reiseskizzen, zum Teil 
auch wohl nur nach Beschreibungen entworfenen Bildchen von einst treten jetzt 
gute Reproduktionen photographischer Naturaufnahmen aus aller Herren Ländern. 
Daß das vorliegende Buch auch diesbezüglich sehr viel bietet, sei noch kurz 
hervorgehoben. Zunächt wohl zur systematischen Einführung in die moderne Erd- 
kunde bestimmt, kann Martonnes Werk auch dem Geologen zur raschen 
Orientierung über: den derzeitigen Stand einzelner geographischer Fragen gute 
Dienste leisten. (Kerner.) 


J. Böhm und Ar. Heim. Neue Untersuchungen über 
die Senonbildungen der östlichen Schweizeralpen. Mit 
einem Beitrag über Ventriculites von Prof. Dr. H. Rauff. Mit 
2 Tafeln und 2 Textfiguren. Abhandlungen der schweizerischen paläont. 
Gesellschaft. Vol. XXXVI, Zürich 1909 


Die Stratigraphie der oberen Kreide der östlichen Schweizeralpen ist in den 
letzten Jahren durch glückliche Fossilfunde wesentlich gefördert worden. 

Da diese Ergebnisse auch für die weiteren geologischen Aufnahmen in den 
nördlichen Kreidezonen der benachbarten Ostalpen von Wichtigkeit sein dürften, 
sollen dieselben hier näher besprochen werden. 

In der Churfirsten-Mattstockgruppe, wo bisher die meisten hierhergehörigen 
Fossilfunde gemacht wurden, besteht die Schichtfolge der oberen Kreide über dem 
Albien aus Turrilitenschichten (0—1m), Seewer Kalk (150 m), Seewer Schiefer 
(zirka 50 m), Leibodenmergel (zirka 40 m), Leistmergel (bis über 200 m). Die oberen 
Seewer Schichten (Seewer Schiefer) gehen hier nach oben allmählich in die von 
Arn. Heim nach der typischesten Lokalität der Leibodenalpe Leibodenmergel 
genannten Schichten über. 

Es sind frisch grüngraue, wenig oder gar nicht schiefrige Mergel mit 
gelblichgrünlicher Verwitterung. Sie sind homogen und enthalten keine reinen 
Kalkbänke. Der Tongehalt ist größer und gleichmäßiger als bei den Seewer Schichten. 

In ihnen wurde an einzelnen Stellen eine charakteristische Fauna gefunden, 
die nach der sorgfältigen Bearbeitung von Dr. Joh. Böhm folgendermaßen 
zusammengesetzt ist: Spatangidarum sp., Ostrea sp., Inoceramus sp., Nucula Stachei 
Zittel, Eutrochus Escheri J. Böhm, Trochus trilix J. Böhm, Ziziphinus Studeri 
J. Böhm, Ziziphinus cefr. Studeri J. Böhm, Margaritella lensiformis J. Böhm, 
-— cfr. conoidea J. Böhm, — Ganzi J. Böhm, Lunatia cfr. Geinitzi d’Orb. sp., 
Pyrgulifera efr. acinosa Zek. sp., Nerinea sp., Chenopus sp.?, Drepunocheilus vagans 
J. Böhm, Spinigera sp.?, Avellana fabaeformis J. Böhm, Gaudiceras cfr. mite 
v. Hauer sp., Baculites Oberholzeri J. Böhm, Desmoceras efr. diphylloides Forbes sp. 

Die Leibodenmergel stellen somit einen Teil der Gosau- 
schichten dar, welche sich also von den Karpathen durch die 
österreichischen und bayrischen Alpen und die Nordschweiz bis 
ins südliche Frankreich verfolgen lassen. 

Die Leibodenmergel gehen im Hangeuden wieder allmählich in die von 
Arn. Heim nach dem Leistbach Leistmergel genannten Sedimente über. Diese sind 
graue, frisch bläulichgraue, weiche, grau bis gelblich anwitternde Mergel, welche 
häufig Schieferung aufweisen und deutlicher geschichtet sind als die Leibodenmergel. 
Sie enthalten 05-20 cm dicke, glattbegrenzte, dichte Kalkbänke in ziemlich 
weiten Abständen. 

Aus ihnen liegen nach Bestimmungen von Dr. Joh. Böhm und Dr. H. Rauff 
vor: Ventricwites Escheri Rauff, Micraster cfr. Brongniarti Heb. Spatangidarum sp., 
Inoceramus sp., Nucula sp., Nuculana sp., Trigonia sp., Axinus Arnoldi J. Böhm, 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1910, Nr. 6. Verhandlungen. 95 


168 Verhandlungen. Nr. 6 


Cardium sp., efr. Margarita radiatula Forbes, Solariella alpina J. Böhm, 
Margaritella Ganzi J. Böhm, — lensiformis J, Böhm, — conoidea J. Böhm, Astralium 
Arbenzi J. Böhm, Trochus granifer J. Böhm, Discohelix cfr. simplex Holzapfel, 
Scala sp.?, Turritella sp., Natica protensa J. Böhm, efr. Lunatia Stoliczkai Holz- 
apfel, Fyrgulifera helvetica J. Böhm, Cerithium Baumgärtneri J. Böhm, Drepano- 
cheilus vagans J. Böhm, Avellana sp., Iingicula sp., Tornatellaea subdoliolum 
J. Böhm, Bullinella Heimi J. Böhm, Dentalium sp., Phylloceras sp., Gaudryceras sp., 
Tetragonites subepigonum J. Böhm, Hamites sp., Baculites sp. 

Die Leistmergel erscheinen als Aquivalente des Obersenons mit Ausnahme 
dessen jüngster Zone. 

Die jüngste Zone des Campanien (die des Scaphites constrietus Sow.) wird 
am Öbersee bei Näfels durch das Vorkommen des Scaphites cfr Niedzwiedsküi 
Uhlig angezeigt. Diese bisher für Flysch gehaltene Zone gehört somit zum jüngsten 
Campanien. 

Mit Rücksicht darauf umfassen die Amstener Schichten (Leiboden- und 
Leistmergel) das gesamte Senon von der Zone des Gauthiericas margae Schlüt sp. 
bis zu der des Scaphites constrietus Sow. sp. 

Nach Arn. Heim sind die Amstener Schichten Tiefseeablagerungen vom 
Typus der Blauschlamme. Für die Leistmergel ist eine pygmaeenhafte Molluskenfauna 
charakteristisch. In ihnen kommen auch exotische Blöcke vor (sog. Wildflyschfazies), 
deren Auftreten noch nicht erklärt ist. 

Die Wangschichten (hauptsächlich im Drusberggebiet entwickelt) »lagern 
diskordant über den Leistmergeln und werden wieder diskordant von mitteleocänen 
Nummulitenschichten überdeckt. Sie werden mit Vorbehalt ins Dauien gestellt. Es 
ergeben sich somit für die helvetische Oberkreide folgende stratigraphische Gleichungen: 
Turrilitenschichten = unteres Cenomanien, Seewer Schichten = Turonien und oberes 
CGenomanien, Leibodenmergel = Emscherien, Leistmergel = Aturien (besonders 
Campanien), Wangschichten — Danien ? (0. Ampferer.) 


Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien Ill. Rasumofskygasse 23. 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3. 


Verhandlungen der K. a Reichsanstalt. 


Bericht vom 31. Mai 1910. 


Inhalt: Eingesen uerjunren n: Georg ee er: Aus de Kalalnen z zwischen 
dem Steyr- und dem Almtale in Oberösterreich. — Gründung einer geologischen Kommission 
für Kroatien-Slawonien. Literaturnotizen: M. Schlosser. — Einsendungen für 
die Bibliothek. 


NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich. 


Eingesendete Mitteilungen. 


Georg Geyer. Aus den Kalkalpen zwischen dem 
Steyr- und dem Almtale in Oberösterreich. 


Der zwischen dem Steyr- und dem Almtale liegende Abschnitt 
der Kalkzone, dessen Neuaufnahme !) im Sommer 1909 erfolgte, stellt 
sich als die westliche Fortsetzung des Sengsengebirges, seiner 
südlichen Vorlagen und seiner bis zur Flyschzone reichenden nörd- 
lichen Ausläufer dar, über deren Zusammensetzung in den vorjährigen 
Verhandlungen der k. k. geolog. R.-A. (1909, pag. 129) berichtet 
wurde. 

Dementsprechend treten die verschiedenen, etwa in einem von 
Windischgarsten über Molln nördlich bis zur Flyschgrenze gezogenen 


!) Die erste reguläre Aufnalıme dieses damals auf dem Blatte Windisch- 
garsten der alten Generalquartiermeisterstabskarte 1:144.000 dargestellten 
Terrains von seiten der Anstalt erfolgte zu Beginn der Fünfziger Jahre durch 
J. C2jZek. (Vergl. dessen Aufnahmsbericht im Jahrbuch der k. k. geol. R.-A. 
Bd. ILI. Heft 4, pag. 62.) 

In der zweiten, die nördlichen Kalkalpen betreffenden Aufnahmsperiode, der 
sogenannten „lokalisierten Aufnahme“ durch M. V. Lipold und dessen Stab von 
Hilfsgeologen, scheint dieses engere Gebiet nur zum Teil berührt worden zu sein; 
das Terrain westlich der Enns war dazumal G. v. Sternbach (Jahrbuch XV. 
pag. 4) zugewiesen. 

Die letzte Aufnahme besorgte E.v. Mojsisovies im Maße 1: 25.000, und 
zwar in den Jahren 1833—1836 (Verh. d.k.k. geol. R.-A. 1884, pag. 3 hd 1857, 
pag. 2), während das östlich der Reichsstraße Windischgarsten—Kirehdorf liegende 
Terrain des Blattes Kirchdorf, Zone 14, Col. X, damals dem Verfasser zufiel. 

Wie sich aus den hier mitgeteilten Zitaten ergibt, beschränken sich die 
über dieses engere Terrain zwischen dem Steyrling- und Almtal aus der Jüngst 
verflossenen Aufnahmszeit vorliegenden Mitteilungen auf kurze Bemerkungen in 
den Jahresberichten der Anstalt. Da sich lokalisierte Detailangaben auch in der 
älteren Literatur nur spärlich vorfinden, so kann gesagt werden, daß diese Gegend 
zu den bisher weniger bekannten Abschnitten der Nordkalkalpen zählt. 


K. &k. geol. Reichsanstalt. 1909. Nr. 7 u. 3. Verhandlungen. 26 


170 Verhandlungen. Nr.7u8 


Querprofil enthaltenen Schichtzüge und tektonischen Elemente un- 
mittelbar in das hier darzustellende Terrain ein. Es sind dies der 
Hauptsache nach, und zwar von Süden nach Norden an die Aufbruchs- 
zone der Werfener Schichten von Windischgarsten anschließend: 1. Der 
Wettersteinkalkzug des Sengsengebirges, 2. das in enge, einseitige 
Falten und in Schuppen zerlegte Hauptdolomitgebiet südlich von Molln, 
3. der Untertriasaufbruch Molln—Reichraming, endlich 4. die zer- 
stückten Faltenzüge des Schobersteines, Gaisberges und Landesberges. 

Während die Breite dieses ganzen Profiles im Meridian von 
Molln etwa 22 km erreicht, schrumpft dieselbe infolge der Konvergenz 
aller Faltenbündel gegen Westen im Meridian von Micheldorf auf 
etwa 12 km zusammen. Es hängt diese Erscheinung mit einer be- 
merkenswerten Drehung des Streichens nächst Micheldorf im 
oberen Kremstale zusammen, wo die von Nordosten herstreichenden 
Züge nach einer kurzen Knickung in nordwestlich streichenden Falten 
abschwenken. Auf diese Art entsteht also in der Micheldorfer Bucht 
ein ähnliches Faltenknie wie im Pechgraben bei Großraming, wo- 
selbst die Granitklippe mit dem Buch-Denkmal gewissermaßen einen 
Angelpunkt darstellt !). 

Da nun auch das Streichen des Sengsengebirges zunächst über 
die Kremsmauern in der gleichen Nordwestrichtung schräg über das 
Steyrtal gegen Scharnstein im Almtale zielt, so findet südlich von Michel- 
dorf ein Zusammendrängen aller Faltenteile auf einem wesentlich. 
verschmälerten Raume statt. 

Die in jenen beiden Knickungen, nämlich im Pechgraben und 
bei Micheldorf gewissermaßen zurückgehaltenen Falten der Kalkalpen 
spannen sich zwischen ihren beiden „Aufhängepunkten“ in einem 
gegen Norden konvexen Bogen aus, dessen Scheitel vom Ennstal bei 
Ternberg durchbrochen wird. Dabei schneidet die Flysch- 
grenze einzelne Kalkalpenzüge schräg ab. 

Findet dies schon nördlich von Leonstein statt, wo ein staffel- 
weises Zurückweichen der Kalkalpen gegen die Micheldorferbucht 
nachgewiesen wurde (Verhandl. 1909, pag. 142), so kommt dieselbe 
Erscheinung auch östlich von Scharnstein zum Ausdruck, woselbst 
ebenfalls ein Teil der weiter im Osten zwischen dem Hirschwaldstein 
und dem Sengsengebirge noch breiter ausgedehnten, ab Micheldorf 
jedoch viel enger Zusammengepreßten Kalkfalten von der FiyScherEgE 
schief abgeschnitten werden. 

Als südliche Grenze des eben erwähnten Faltengebietes der 
Kremsmauern und des Hochsalmzuges verläuft aus dem die Wetter- 
steinkalke des Sengsengebirges südlich begrenzenden Werfener Schiefer- 
aufbruche von Windischgarsten eine nachıı Nordwesten aus- 
strahlende, markante Störungszone?). Derselben entspricht 
zunächst das anfänglich in Hauptdolomit eingeschnittene untere 
Teichltal, wo dann bei Dirnbach unter dem Wettersteinkalk schon 


’) Vergleiche die beigedruckte Kartenskizze. 

2) Die Bedeutung dieser Linie für die Tektonik des Gebietes wurde schon 
von E. v. Mojsisovics hervorgehoben. (Bau und Bild der Ostalpen und des 
Karstgebietes von C. Diener. Wien-Leipzig 1903, pag. 890—391.) 


1910 


Bericht vom 31. Mai. Georg Geyer. 


171 


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172 Verhandlungen. Nr. 7u.8 


Reiflinger Kalke auftauchen. Jenseits der Steyr äußert sich die Störung 
unmittelbar anschließend am Keferspitz dadurch, daß hier in steiler 
Antiklinalstellung noch tiefere Glieder, nämlich Gutensteiner Kalke an 
die Oberfläche kommen. Weiterhin kreuzt sie die Talweite von 
Steyrling und setzt auf den Südhang der Rieserschneid über, wo sie 
den Hauptdolomit der unteren Hänge von der höher oben durch- 
ziehenden Fortsetzung jener Gutensteiner Kalke trennt. 

Noch weiter gegen Nordwesten kommen entlang dieser Linie in 
dem unter dem Schwereck nach Schindelbach abfallenden Seitengraben 
auch noch Werfener Schichten mit Haselgebirge und Gips an den 
Tag und stoßen hier unmittelbar am Hauptdolomit der südlich an- 
srenzenden Scholle ab. Nun schneidet sie entlang dem Nordfuße der 
Kasberggruppe ein und streicht nächst Grünau im Almtale aus, wobei 
ihre Sprunghöhe sich übrigens fast wieder ausgeglichen hat, da hier 
infolge des Auftauchens von Lunzer Schichten an der Basis jenes 
südlichen Hauptdolomitstreifens annähernd der in dieser Region 
herrschende Schichtenverband zwischen Unter- und Obertrias wieder- 
hergestellt erscheint. 

Südlich jener das ganze Gebiet durchschneidenden, aus einer 
zentral gelegenen Depression der Kalkalpen mit Aufbrüchen von 
Werfener Schichten und eingelagerter Gosau (Windischgarstener 
Becken) schräg durch die ganze Nordhälfte der Kalkzone über eine 
zweite Depression mit Werfener Schichten und Gosau (Grünauer 
Becken) bis nahe an die Flyschgrenze bei Scharnstein reichenden 
Hauptstörung folgt nun zwischen dem Oberlaufe der Alm und der 
Steyr eine breite Dolomitregion. 

Dieses verhältnismäßig niedrige, reich bewaldete Bergland bauen 
zum großen Teile in der Regel massige, weiße, sandig-drusige 
Wettersteindolomite auf, welche einerseits von Carditaschichten 
bedeckt, den Sockel der mächtigen Dachsteinkalkmasse des 
Totengebirges bilden, anderseits aber auch innerhalb der gleichen 
Zone durch wohlgebankten, grauen, grobsplittrigen, bituminösen 
Hauptdolomit überlagert werden, von dem sie ein schmales Band 
aus Lunzer Schichten scheidet. 

Der tektonische Bau jener von Nordwesten nach Südosten 
ziehenden Wetterstein- und Hauptdolomitregion wird durch das Auf- 
treten einer querüber, nämlich von Südwesten nach Nordosten ge- 
richteten Streichungsrichtung und südöstliches Einfallen kompliziert, 
so daß in der Längsrichtung der Zone gegen NW immer ältere Ge- 
steine hervorkommen, bis auf dem Kasbergplateau sogar die hier 
ebenfalls mit der Keferspitzantikline zusammenhängenden Gutensteiner 
Kalke erscheinen. Da unmittelbar westlich unter dem Kasberg im 
Almtal wieder Hauptdolomit hervortritt, so setzt sich jene Zone 
eigentlich aus zwei durch die Muschelkalkaufwölbung: Habernau—Kas- 
berg—Keferspitz getrennte Hauptdolomitstaffeln zusammen, wovon die 
nordwestliche bei Steyrling ausspitzt, während die südöstliche die Mün- 
dung des Stodertales bei Dirnbach verquert. 

Die dieser Gliederung des ganzen Terrains zwischen Steyr und 
Alm entsprechenden Hauptabschnitte desselben mögen nachstehend 
einzeln besprochen werden. 


1910 Bericht vom 31. Mai. Georg Geyer. 173 


I. Die Züge des Hirschwaldsteines, Steinkogels und Kienberges zwischen dem 
Steyr- und Kremstale. 

Wie schon einmal dargestellt wurde (Verhandl. 1909, pag. 141 
bis 142), wird die aus Trias-, Jura- und Kreidebildungen bestehende, 
vielfach in Schuppen zerleste Faltenzone des Hochbuchberges und 
Schoberstein-Gaisberges westlich des Steyrdurchbruches am Lands- 
berg bei Pernzell quer auf ihr Streichen vom Kreideflysch der 
Kirchdorfer Bucht abgeschnitten. Eine zweite, von der Rinnerberg- 
klamm durchsägte, analoge Schichten- und Faltenfolge wurde dabei 
als südlich verschobene, ebenfalls an der Flyschgrenze quer ab- 
brechende Fortsetzung der Züge am Landsberg bezeichnet und zu- 
gleich bemerkt, daß auch noch ein dritter, weiter südlich am 
Rinnerberg gegen Brauneck an der Flyschgrenze liegender Jura- 
rest das Bild eines treppenförmigen Zurückweichens der Kalkalpen- 
ränder gegen die Flyschbucht von Kirchdorf zu vervollständigen 
scheint. Noch weiter südlich gegen Micheldorf zu folst endlich der 
aus ganz derselben Trias, Jura und Kreideschichtfolge aufgebaute Zug 
des Hirschwaldsteins, welcher jedoch nicht mehr an der von 
Südwest nach Nordost ziehenden Flyscherenze abschneidet, sondern 
mit der letzteren bereits parallel läuft, und zwar im Großen betrachtet 
als eine gegen Südosten, also alpeneinwärts neigende, nur von unter- 
geordneten Störungen betroffenen Synklinale. 

Diese in Hauptdolomit eingeschlossene, eng zusammengeklappte 
und schiefliegende Mulde besteht bis zu ihrem Kerne der Reihe nach 
aus folgenden Schichtgliedern: Dem Hauptdolomit zunächst erscheint, 
aber nur in dem nördlichen Faltenflügel, eine mächtige Bank von 
hellem oberem Dachsteiukalk, auf der das SchloB Altpern- 
stein gelegen ist. Am Rücken oberhalb des Schlosses fanden sich 
auch duukelgraue, gelblich verwitternde, tonige Rhätkalke mit 
Terebratula gregaria Swess und Muschelscherbenbreecien. Das nächst- 
höhere Schichtglied wird durch hellgraue oder liehtgrüne, auch in der 
engen felsigen Pernsteinschlucht südwestlich unter dem Schloß an- 
stehende Liasfleekenmergel gebildet. Mit innen kommen auch 
ziegelrote Adneter Kalke vor, in denen ich nebst anderen schlecht 
erhaltenen, weil meist zertrümmerten Cephalopodenresten Arietites 
raricostatus Ziet. nachweisen konnte. Welche Lage diese tonigen, 
ziegelroten Arietenkalke gegenüber der Hauptmasse der grauen 
Fleckenmergel einnehmen, vermochte ich jedoch an jener Lokalität 
nicht festzustellen, höchstwahrscheinlich entsprechen sie den liegenden 
Partien des Liaskomplexes. Uber dem Lias folgen erst rotbraune 
Kieselkalke, sodann aber, Mauerstufen bildend, hellrote Crinoidenkalke 
mit Brachiopoden der Vilser Schiehten, Die nächsthöhere Schichten- 
lage repräsentieren typische, bläulichrote, tonige Flaserkalke des 
Tithons, auf dem Kamme nordöstlich des Hirschwaldsteingipfels mit 
den bekannten, schlecht erhaltenen Ammonitenresten. Endlich bilden 
den Kern dieser eng zusammengeklappten Synklinale Aptychenkalke 
sowie gelbgraue oder grünliche, schmutzigweiß bleichende Flecken- 
mergel und Mergelschiefer des Neokoms, zumeist reich an dunklen 
Hornsteinknollen. Nördlich unter dem Hirschwaldstein fanden sich 
darin Cephalopoden, worunter Haploceras Graseanum d’Orb. sp. 


174 Verhandlungen. Nr. 7:08 


Der südwestlich unter dem Schlosse Altpernstein tief eingerissene 
Pernsteingraben schließt in seiner von zwei schroff aufragenden Kalk- 
nasen flankierten Enge die tieferen Teile dieser aus der Gegend von 
Micheldorf über Altpernstein und den Hirschwaldstein bis in den 
Rinnerbach reichenden und hier am Fuße des Rinnerberges bis auf 
die Kössener Schichten denudierten Synklinale hinreichend auf, um 
die oben erwähnte Schichtfolge festlegen zu können. 

Es zeigt sich hier vor allem, daß die in Wänden anstehenden 
weißen Rhätkalke nur im Nordflügel der Mulde entwickelt sind, also 
in Altpernstein und auf der steilen bewaldeten Nordflanke des Hirsch- 
waldsteines, während im Südflügel bloß dunkle, mergelig-kalkige 
Kössener Gesteine vertreten sind. Dann erweist sich auch, daß die 
Liasfazies ziegelroter, toniger Arietenkalke (Adneter Fazies) hier nur 
lokal in beschränktem Umfange entwickelt ist, ähnlich wie ‚östlich 
von Ternberg a. E. und im Neustifter Graben bei Weyer. (Vergl. 
Jahrbuch d. k. k. geolog. R.-A. Bd. LIX 1909, pag. 50.) 

Diese einseitig nach SO neigende Synklinale ist im ganzen 
ziemlich regelmäßig gebaut und nur selten durch untergeordnete 
Störungen verschoben, wie auf der waldigen Norllehne des Hirschwald- 
steins, wo nordöstlich von Altpernstein einer Schichtenwiederholung 
zufolge noch ein schmaler Streifen von Hauptdolomit zutage tritt. 

Die gerade nördlich unterhalb des Schlosses in einem Hohlwege 
nahe der Flyschgrenze aufgeschlossene Partie von rotem Tithonkalk 
und Neokomaptychenkalk entspricht bereits einer anderen, weiter 
auswärts gelegenen Faltenzone, die hier vom Flysch schräg, ab- 
geschnitten wird. Überhaupt erweist sich der dem Hirschwaldstein 
benachbarte Abschnitt der Fiyschgrenze wieder als eine Störung mit 
nach Südosten neigender Überschiebungsfläche, worauf bereits in 
meinem ersten diese Gegend betreffenden, durch die neueren Arbeiten 
allerdings wesentlich überholten Aufnahmsberichte aus dem Jahre 1886 
hingewiesen wurde (Verhandl. 1887, pag. 249). 

In der gleichen Richtung wie am Hirschwaldstein, also gleich- 
falls von Südwesten nach Nordosten, streicht die Schichtfolge am 
Rücken des Steinkogels, auf dessen Südabdachung nächst der 
Kammhöhe bei den „Steinmühlen“ nur Reste von korallenführenden 
Rhätkalken einer weiteren Synklinale erhalten blieben, deren Kern 
sohin bereits der Erosion zum Opfer gefallen ist. 

Die beiden Rücken des Hirschwaldsteins und Steinkogels werden 
durch einen kurzen Querkamm mit der Einsattlung Kote 938 m ver- 
bunden, von welcher sich nach SW der Pernsteingraben und nach 
NO der Rinnerberggraben absenken. Hier verzeichnen die ältesten 
Aufnahmskarten i. M. 1:144.000 einen fast ununterbrochen von Leon- 
stein über die Hambaumböden und jenen Sattel 988 m bis Georgen- 
berg bei Micheldorf reichenden Zug von Lunzer Sandstein, der 
jedoch, wie die neuen Begehungen zeigten, ebensowenig auf tatsäch- 
lichen Aufschlüssen beruht, wie etwa die von A. Bittner einge- 
zogenen älteren Eintragungen von Lunzer Zügen in der Gegend von 
Gaflenz. (Verhandl. 1900, pag. 324; 1901, pag. 250.) 

Das Gebiet südlich vom Steinkogelzug bis zum, Steyrflusse und 
bis zur flachen Talwasserscheide zwischen dem Steyr- und Krems- 


1910 Bericht vom 31. Mai. Georg Geyer. 175 


gebiete wird ausschließlich durch Hauptdolomit gebildet, in welchem 
auch der mit 561 m kotierte, den südlich vorgeschobenen Kienberg 
abtrennende niedere Sattel „am Wienerweg* eingeschnitten ist. 
Während der Steinkogel durchweg noch südlich einfallenden Haupt- 
dolomit aufweist, entspricht die im Streichen gelegene Einsenkung 
des „Wienerwegs“ samt dem angrenzenden Kienberg einer steil- 
stehenden Zone mit zum Teil sogar nördlicher Einfallsrichtung. Zu 
beiden Seiten dieser Wasserscheide (561 m), besonders aber auf der 
östlichen Abdachung sind Moränenreste mit einzelnen kristallinen 
Geröllen erhalten, auf die bereits früher (Verhandl. 1909, pag. 143) 
hingewiesen wurde. Auch auf der Talwasserscheide nördlich bei 
Schön lagern jedoch fast ausschließlich nur Dolomit- und Kalkstücke 
führende Moränen, welche wohl den im Micheldorfer Becken am süd- 
lichen Talsaume, das heißt am Fuße des Schellensteins und des Zieh- 
berges erhaltenen Rißmoränen !) entsprechen dürften. 


II. Die Kremsmauern bei Micheldorf. 


Wie von mir bereits wiederholt angedeutet wurde, setzt sich der 
gefaltete Wettersteinkalkzug des Sengsengebirges über den Steyrdurch- 
bruch bei Preißegg oberhalb Klaus gegen Nordwesten unmittelbar in den 
Kremsmauern fort, welche ihrerseits wieder, mindestens orographisch, 
durch einen langen, in der gleichen Richtung bis zum nächsten Quer- 
tal, dem des Almflusses, fortstreichenden Hauptdolomitkamm mit dem 
Hochsalm bei Scharnstein zusammenhängen. Annähernd parallel 
mit diesem Zuge der Kremsmauern verläuft aber weiter nördlich am 
Fuße des Gebirges und schon hart am Flyschrande ein allerdings 
mehrfach unterbrochener zweiter Zug von Wettersteinkalk, welcher 
mit dem ersten eine breite, über die Gradenalpe und deren Nord- 
abhänge streichende Hauptdolomitzone einschließt. 

In dem nördlichen Wettersteinkalkzug sind nahe südlich bei 
Micheldorf die Kalksteinbrüche der Kirchdorfer Zementwerke ur- 
sprünglich angelegt worden; heute ist dort der weiße Diploporenkalk 
zum Teil schon abgebaut und die neueren Brüche bewegen sich zu- 
meist in den angrenzenden Opponitzer Kalken. An dieser Stelle 
kommt die eingangs erwähnte Knickung im Streichen der Vorkalk- 
alpen deutlich zum Ausdruck. Während die lichten Wettersteinkalke 
nämlich in der schroff geböschten Vorkette des Schellensteins 
von Nordwesten nach Südosten streichen, biegen sie in den Stein- 
brüchen in kurzer Wendung nach Nordosten, ja sogar nach Norden 
um, wie sich aus dem kleinen Aufschluß heller Kalke am Westfuße 
des Georgenberges in Obermicheldorf ergibt. 

Dieser tiefere, vordere Wettersteinkalkzug bildet das Liegende 
des dahinter am Abhang der Gradenalpe und Kremsmauern anstehenden 
Hauptdolomites, von dem er durch eine aus Lunzer Sandstein und 
ÖOpponitzer Kalk bestehende Zwischenlage getrennt wird. 

Während die letztere hinter dem Schellenstein gering mächtig 
und kaum im Zusammenhange nachgewiesen ist, schwillt sie im Gebiete 


!) Vergl. hier: O, Abel, im Jahresbericht der Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 
1908, pag. ?2. 


176 Verhandlungen. Nr. 7u.8 


des Kremsursprunges etwa 2 km südlich von Micheldorf zu bedeutender 
Mächtigkeit an, so daß die Lunzer Sandsteine diese ganze Talweite 
erfüllen und die darüber folgenden Opponitzer Kalke bis auf die 
Höhe des jene Bucht im Süden zunächst überragenden Riegels em- 
porreichen. Man wird diesen ungewöhnlichen Wechsel der Mächtigkeit 
wohl auf ursprüngliche Ablagerungsverhältnisse zurückführen müssen, 
ähnlich wie an einer südlich der Kremsmauern im Seitengraben Tragl 
nächst Steyrling gelegenen Stelle. 

Weiter nördlich in den Steinbrüchen keilt der Lunzer Sandstein 
völlig aus, so daß hier Opponitzer Kalk unmittelbar an Wetterstein- 
kalk stößt. Die von H. Commenda') angeführten, im großen Stein- 
bruch von Obermicheldorf beobachteten linsenförmigen, tonigen 
Einlagerungen mit Schmitzen von Steinkohle deuten sicher die letzten 
Spuren des sich ausspitzenden Lunzer Sandsteines an. 

Nordwestlich gegen den Ziehberg streicht der vordere Wetter- 
steinkalkzug am Flyschrande aus, wo von O. Abel am Gehänge des 
Schabenreitnersteines ein große Porphyrgerölle und Gerölle ver- 
schiedener kristallin’scher Gesteinsarten einschließendes Grundkon- 
glomerat der Flyschzone beobachtet worden ist. (Siehe Jahresberichte 
in Verhandl. 1908 und 1909.) Erst noch weiter westlich, jenseits des 
Ziehberges tauchen, wie weiter unten erörtert werden,soll, dieser selben 
Zone angehörige untertriadische Kalke bei Steinbach neuerdings 
südlich vom Flyschrande im Liegenden des Hauptdolomits an die 
Oberfläche empor. 

Wir wollen nunmehr den weitaus mächtigeren, südlichen Wetter- 
steinkalkzug näher ins Auge fassen, welcher als eine schmal profilierte, 
nach Norden fast senkrecht abstürzende, in der Kremsmauer und in 
der Falkenmauer gipfelnde Kante schroff über den niederen Vorbergen 
aufragt. Zwischen der Krems- und der Falkenmauer ist das „Törl“ 
eingesenkt, eine Scharte, unterhalb deren tiefster Kammsenke ein na- 
türliches Felstor den Übergang aus dem Kremstal in das jenseitige 
Steyrlingtal vermittelt. 

Während das Sengsengebirge (vergl. Verhandl. 1909, pag. 131) 
noch im Querschnitt des Größtenberges eine vollständige Antiklinale 
mit erhaltenem Scheitel repräsentiert, bildet sich weiter gegen Nord- 
westen zwischen dem Wettersteinkalk und dem überkippten, also 
scheinbar darunter einfallenden Hauptdolomit der (gegen Norden) 
zunächst folgenden Svnklinale eine Störung heraus, derzufolge das 
trennende Band von Lunzer Schichten, zum Beispiel entlang dem gut 
aufgeschlossenen Seitenrücken der Haideralpe unter dem Sperring, 
nicht mehr nachzuweisen ist. 

Jenseits des Steyrtales bei Preißegg setzt sich der Wetterstein- 
kalkzug zunächst in der Kirchenmauer fort. Dieselbe entspricht aber 
nur dem hier schon viel steiler einfallenden Südflügel jener zuerst 
erwähnten Antiklinale, welcher zugleich den Nordflügel der zunächst 
anschließenden Synklinale des Fischbachtales darstellt. Die Kirchen- 
und Kremsmauer bildet nämlich mit dem gegen Steyrling, also 


!) 4. Commenda, Materialien zur Geognosie Oberösterreichs. 58. Jahresber. 
d. Museums F'raneisco-Carolineum. Linz 1900, pag. 60. 


1910 Bericht 


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Rieser Schneid 


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K. k. geol. Beichsanstalt. 1910. 


vom 31.:Mai. Georg Geyer. 


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Nr. 7 u. 8. Verhandlungen. 


Reiflinger Kalk. 


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Wettersteinkalk. 


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N = Neokom. 


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Lunzer Sandste 
Opponitzer Kalk. 
Hauptdolomit. 


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— Kreideflysch. 
Moräne. 


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177 


178 Verhandlungen. Nr. 70.8 


südlich vorliegenden Wettersteinkalkzug der Rieserschneid eine 
Synklinale, deren beide gegeneinander einfallende Schenkel einen 
vom Grünauer Schwarzenbachgraben über Kaltau-Legeralpe bis 
Preißegg reichenden, von schmalen Lunzersandsteinzügen begrenzten 
Hauptdolomitkern einschließen. 

Die aus dunklem Reingrabener Schiefer und Sandstein bestehenden 
Lunzer Schichten sind wohl nur wenige Meter mächtig, lassen sich 
aber am Nordrande des Hauptdolomitkerns der Legeralpe trotzdem 
kontinuierlich vom Grünen Fleck im obersten Teil des Schwarzen- 
baches (SW unter dem Gipfel der Falkenmauer) entlang der Südflanke 
der Falkenmauer, Kremsmauer und Kirchenmauer bis gegen Preißegg 
verfolgen. In der Kaltau bei Punkt 1064 beobachtet man in dieser 
Grenzzone verfallene alte Stollen als Überreste eines noch im 
Jahre 1794 betriebenen Bleibergwerkes. (H. Commenda, Übersicht 
d. Mineralien Oberösterreichs, XXXIlI. Jahresber. d. Ver. f. Natur- 
kunde. Linz 1904, pag. 7.) Entlang dem Südrande jenes Dolomitkernes 
konnten sie aber nur in dem Graben von Rissl (NO Steyrling) 
beobachtet werden, während sie in der Umgebung der Legeralpe wohl 
durch auflagernde Grundmoränen verhüllt werden. Übrigens dürfte hier 
auch eine sekundäre, westlich gegen den Stoßbach fortsetzende Längs- 
störung in der Synklinale einschneiden, derzufolge die Lunzer Schichten 
im Sattelgebiet der Legeralpe überhaupt nicht an die Oberfläche 
gelangen. 

Die Wettersteinkalke der großen Mulde: Kremsmauer—Rieser- 
schneid werden also sowohl im Süden als auch im Norden durch 
Störungen von ihrer aus Hauptdolomit aufgebauten Nachbarschaft ge- 
trennt. Im Norden ist es die Fortsetzung jener den Wettersteinkalk 
des Sperrings oberhalb der Haideralpe vom Hauptdolomit des Walcher- 
grabens trennenden Störung, so daß hier das im nahen Osten noch 
kontinuierlich verlaufende Band von Lunzer Sandstein aussetzt und die 
Kalke der Kremsmauern bei der Parnstalleralpe und am Kamm- 
ansatz der Gradenalpe nächst dem „Törl“ unmittelbar am Haupt- 
dolomit abstoßen. 

Im Süden aber scheidet der bereits eingangs geschilderte von 
Windischgarsten bis Grünau kontinuierlich zu verfolgende, von Süd- 
osten nach Nordwesten streichende Bruch unsere Synklinale vom 
Hauptdolomit des Steyrlingtales. Hier kommen übrigens im Liegenden 
der Synklinale auch noch ältere Schichtglieder an den Tag, da unter 
dem im Rieserkarl korallenführenden Wettersteinkalk der Rieser- 
schneid noch blaugraue hornsteinführende Plattenkalke und Wulst- 
kalke!), ja selbst noch typische dünnplattige tief schwarze und fein 
weißgeaderte Gutensteiner Kalke erscheinen, welche auf dem steilen 
Südhang der Rieserschneid unvermittelt an dem sie scheinbar unter- 


ı) Es muß hier hervorgehoben werden, daß sowohl am Grießerstein (Rissl 
der Spezialkarte) als auch südlich unterdem Falkenmauertörl, wo der Gegenflügel der 
Lunzersandsteine am Abhang durchstreicht, auch im Hangenden des weißen 
Diploporenkalkes noch Bänke von bläulichgrauen, hornsteinführenden, also den 
Reiflinger Gesteinstypus aufweisenden, dünnplattigen Kalken beobachtet wurden, 
während allerdings die Hauptmasse. dieser Wulst- und IIornsteinkalke unter dem 
Wettersteinkalk, das heißt zwischen diesem und dem Gutensteiner Kalk lagert. 


1910 Bericht vom 31. Mai. Georg Geyer. 179 


teufenden wohlgebankten Hauptdolomit der Seitebner Alpe abstoßen, 
Der hier erwähnte, das südliche Liegende der Synklinale darstellende 
Muschelkalkzug findet sich auch an der Straße östlich von Steyrling auf- 
geschlossen unter dem Wettersteinkalkzug des Grießersteins (NO über 
Steyrling), der wieder durch einen Lunzer Sandsteinzug vom Haupt- 
dolomitkern (Seitebner) geschieden wird. 

Jener mehrfach erwähnte Zug des Grießersteins setzt sich 
übrigens nicht ununterbrochen in der Rieserschneid fort, sondern er- 
fährt bei Steyrling eine Ablenkung durch das Einsetzen einer auch in 
dem südlich anschließenden Gebirgsteil zum Ausdruck gelangenden und 
hier offenbar mit der unter einem rechten Winkel zum Hauptstreichen 
von NNO nach SSW gerichteten Streichungsriehtung am Habichtskogel 
und Hühnerzipf zusammenhängenden Dislokation ?). Infolge dieser Quer- 
verwerfung bricht die Südostseite des Rieserkogels mit einer Wand 
ab, an deren Fuß im Talkessel von Rissl auffallend mächtige Massen 
von Lunzer Sandstein bloßgelegt sind. Diese Sandsteine, deren un- 
gewöhnliche Mächtigkeit wohl auf ihre ursprünglichen Ablagerungs- 
verhältnisse zurückgeführt werden muß, scheinen hier einem tief ein- 
gebrochenen Gebirgsteile anzugehören, denn jenseits des Risslgrabens 
bauen sich am Grießerstein mit etwas abweichendem, mehr nach 
Nordosten ziehenden Streichen abermals Gutensteiner-, Reiflinger- und 
Wettersteinkalke auf, welche den Hauptdolomitkern der Legeralpe auf 
seiner Südseite unterlagern. 

Außerdem werden die Lunzer Sandsteine von Rissl talauswärts 
gegen das Dorf Steyrling durch einen schmalen Riegel aus Wetter- 
steinkalk begrenzt, in dem sich der Traglbach eine enge Pforte 
ausgewaschen hat. Augenscheinlich ist die abgebrochene südöstliche 
Fortsetzung des Rieserkogels in die beiden divergenten Splitter jenes 
Kalkriegels und des Grießersteines zerfallen. 

Die im Talkessel von Steyrling zutage tretenden Gutensteiner 
und Reiflinger Kalke setzen sich ihrem Streichen nach gegen Südosten 
im Nordflügel der Keferspitzantiklinale fort und reichen über diesen 
Gebirgskamm in das Steyrtal hinüber, wo sie auch noch am Fuße 
des Falkensteins bei Dirnbach anstehen, während der entsprechende, 
drüben im Steyrtale entlang der Reichsstraße bei Gasteiger aufge- 
schlossene Südflügel jener steilstehenden Antiklinale entlang dem 
mittleren Steyrlingtal in das durch mächtige Massen von Gutensteiner 
und Reiflinger Kalk aufgebaute Kasbergmassiv einlenkt. Es findet also 
eine Gabelung des den Keferspitzkamm überquerenden, aus Guten- 
steiner-, Reiflinger- und Wettersteinkalk bestehenden Untertriassattels 
statt, in welche Gabel sich von Westen her der südlich einfallende 
Hauptdolomitkeil der Seitebner- und Schlagbaueralpe einschiebt !). 

Wir haben nun noch die nordwestliche Fortsetzung der Synkli- 
nale: Kremsmauer—Rieserschneid ins Auge zu fassen. Nachdem sich 
deren aus Lunzer Sandstein und Hauptdolomit bestehender Kern süd- 
westlich unterhalb des Törls im obersten Schwarzenbachgraben aus- 
gekeilt hat, streicht der geeinte Wettersteinkalkzug über den Gaisstein, 
Stoßberg und Janslkogel in derselben Richtung weiter bis zum 


1) Vergleiche die Kartenskizze auf pag. 171. 


180 Verhandlungen. Nr. AB 


Windhagkogel nördlich von Grünau. Auch die liegenden, dunklen 
Muschelkalkgesteine setzen sich in derselben Weise über den Sattel 
der Wasserbodenalpe fort hinüber ins Almgebiet, wo in dem süd- 
westlich unter dem Schwereck eingesenkten, nach Schindelbach ab- 
fallenden Seitengraben sogar noch Werfener Schichten mit 
Haselgebirge und rotem Gips hart an der weithin durchlaufen- 
den Störung gegen das südlich angrenzende Hauptdolomitterrain an 
den Tag kommen. ' 

Zwischen dem Schwereck und dem Gaisstein erreichen die dunkel- 
gefärbten, dünnschichtigen, in ihren höheren Partien meist hornstein- 
führenden und häufig mit einem schweren Brecciendolomit wechsel- 
lagernden Muschelkalkgesteine eine erhebliche Breite. 

Auf dem zum Teil sumpfigen, flacheren nördlichen Abhang 
des Keferreitgrabens lagert über dem hornsteinreichen Reiflinger 
Kalk ein in verwittertem Zustande, ähnlich wie der Lunzer 
Sandstein, bräunlich oder gelbgrau gefärbter kieseliger Kalk- 
sandstein, bei welchem nur frische Bruchfiächen mit Salzsäure 
benetzt aufbrausen. Im Dünnschliffe zeigen die vorwiegend aus Kalk- 
körnern bestehenden Sandsteine nach einer durch Herrn Dr. R. 
Schubert freundlich vorgenommenen Untersuchung neben unbestimm- 
baren Organismen auch Foraminiferen und zwar der Gattungen: 
Textularia, Frondicularia, Cornuspira und Endothyra® Reste, die 
jedoch weder eine spezifische, noch eine genauere Altersbestimmung 
zulassen. Zum Vergleiche hergestellte Dünnschliffe. von sicherem 
Lunzer Sandstein aus demselben Gebiete erweisen sich dagegen als 
Anhäufungen reiner Quarzkörner mit reichlich eingestreuten Glimmer- 
schuppen. Wahrscheinlich gehören die erwähnten Kalksandsteine einer 
jüngeren, transgressiv auflagernden Serie, nämlich den Gosauschichten 
an, welche ja im nahen Grünauerbecken sicher nachgewiesen werden 
konnten und hier in einzelnen, etwas feinkörnigeren Varietäten von 
Kalksandstein zahlreiche, besser erhaltene Foraminiferenreste führen. 

Das Reiflingerkalk-Terrain des Schindelbaches und Keferreit- 
srabens streicht nordwestiich in das Grünauer Becken, wo es zunächst 
wieder von Gutensteiner Kalken und dann von gipsführenden oberen 
Werfener Schichten unterteuft wird, worauf noch in einem späteren 
Abschnitt des näheren hingewiesen werden wird. 

Das zwischen den eben geschilderten Wettersteinkalkzügen der 
Kremsmauern und der Obermicheldorfer Steinbrüche liegende, die 
Pfannsteingruppe mit der Gradenalpe sowie den nördlich vorgescho- 
benen Schabenreitnerstein, daher die nördlichen Vorlagerungen und 
Abfälle der Kremsmauern umfassende Hauptdolomitterrain, 
stellt, wie eingangs bemerkt wurde, die enger zusammengepreßte 
Fortsetzung jener Faltenzüge dar, welche im Steyrdurchbruche zwischen 
dem Sengsengebirge bei Preißegg und dem Hirschwaldstein bei Michel- 
dorf einen viel breiteren Raum einnehmen. Den im Steyrprofile relativ 
weit auseinanderliegenden Synklinalzügen entsprechen im Kremsgebiet 
einander wesentlich genäherte Züge von eingeklemmten, liegenden, 
meist einseitig gegen das Innere der Kalkalpen einfallenden Mulden. 

So setzt sich die Synklinale des Hirschwaldsteines augenscheinlich 
auf dem Schabenreitnerstein SW von Micheldorf fort, wo über dem 


1910 Bericht vom 31. Mai. Georg Geyer. 181 


Hauptdolomit dunkle, rhätische Mergelkalke mit Muschelscherben- 
breceien, weiße Korallenkalke, rote, in ihren Hangendlagen flaserige, 
nur wenige Meter starke Liaskalke, endlich wohl an hundert Meter 
mächtige, wahrscheinlich mittel- oder auch oberliassische Flecken- 
mergel folgen. Die synklinale Lagerung ist anläßlich einer UÜber- 
schreitung des Schabenreitnersteines 'von ' der Ebensattelalpe gegen 
Großnergut deutlich zu erkennen. In den aus weißen rhätischen Riff- 
kalken und darüberliegenden roten Liaskalken bestehenden Gipfel- 
felsen haben wir das südliche, in einem Hohlwege südlich oberhalb 
Großnergut das nördliche Ausgehende jener Mulde vor uns, während 
der mit Hutweide und Wald bedeckte Rücken selbst dem aus horn- 
steinführenden Fleckenmergeln aufgebauten Kern entspricht. 

Die nächstsüdliche Synklinalzone des Windberges (Verhandl. 
1909, pag. 135) verquert bei Schloß Klaus das Steyrtal und findet 
nach einer durch Abtragung bedingten Unterbrechung in der langen, 
unterhalb des Breitenbergs (1169 »n) beginnenden, nordwestlich bis über 
den Pfannstein und die Gradenalpe reichenden, zwischen Haupt- 
dolomit eingeschlossenen Jura- und Kreidemulde ihre Fortsetzung. 

In dem schönen Profile vom Kalbling über den Pfannstein und 
die Gradenalpe bis zum Herrentisch erscheint diese Synkli- 
nale verhältnismäßig weit geöffnet und reich gegliedert. Es zeigt 
sich aber keine völlige Übereinstimmung in’ der Ausbildung der beiden 
Flügel, welche hier nicht einseitig geneigt sind, sondern gegeneinander 
einfallen, wobei der Kern der Mulde aus saiger stehenden Schichten 
aufgebaut wird. Am Pfannstein im Südflügel (mit nördlichem Einfallen) 
folgt über dem Plattenkalk des Hauptdolomits lichter, oberer Dach- 
steinkalk mit Kössener Mergeln an ihrer Basis, im Nordflügel am so- 
genannten Herrentisch werden dagegen diese hellen Kalke durch dünn- 
plattige graue Kössener Kalke mit Mergelschieferlagen ersetzt. 

Während im Südflügel am Pfannstein ziemlich mächtige rote 
und weiße Hierlatzerinoidenkalke den Lias vertreten, erscheint dieses 
Niveau im .Nordflügel sehr reduziert. Die Liasfleckenmergel fehlen 
auf der. Gradenalpe vollständige, denn auf dem Hierlatzkalk folgen 
beiderseits mit Hornsteinausscheidungen führenden, roten Breecien- 
kalken beginnende, rotbraune und graue Hornsteinkalke des Jura, 
welche einen intensiv rotbraun gefärbten, unter den Nagelschuhen 
knirschenden kieseligen Schuttboden erzeugen. Diese Kieselkalke werden 
sodann überlagert von braunen und roten Crinoidenkalken (Vils), welche 
nach oben in den ganz gering mächtigen, hellroten Tithonflaserkalk über- 
gehen. Darüber folgen noch bei den Alpenhütten im Kerne der Mulde 
senkrecht aufgerichtete gelbgraue Neokomfleckenmergel. Die bespro- 
chene Synklinale nimmt also die Höhe der Gradenalpe ein, reicht 
nach Westen nur ein kurzes Stück in den schon zur Alm ab- 
sinkenden Weißenbachgraben hinab, setzt sich jedoch, wie schon 
bemerkt, nach Südosten bis. gegen den Breitenberg fort. Dabei ist 
der oberste Kremsgraben südlich vom Badehaus so tief in den Syn- 
klinalkern eingeschnitten, daß hier selbst am Rücken des „Lucketen 
Steins“ nur mehr Reste der rhätischen Außenglieder desselben er- 
halten blieben. Erst auf einer unterhalb der Parnstaller Alpe südöstlich 
gegen den Fuß des Breitenberges hinziehenden flacheren Stufe sind 


182 Verhandlungen. Nr. 7u.8 


wieder die jüngeren jurassischen und kretazischen Kernglieder er- 
halten, wobei das Neokom eine beträchtliche Mächtigkeit erreicht. 
Hier liegen auf dem langen Almwege zur Parnstalleralpe im Bereich 
des aus Neokommergelschiefer bestehenden Muldenkernes auch noch 
typische Flyschsandsteinplatten (östlich von Parnstalleralpe), 
woraus geschlossen werden muß, daß auch noch Oberkreide mit 
eingefaltet war. 

Anscheinend außer Zusammenhang mit der eben beschriebenen 
Synklinale und vielleicht einer anderen, weiter nördlich liegenden 
Falte angehörig, ist eine schmale Zone von rotem Jura- und 
Tithonkalk sowie von Neokomfleckenmergel, die man während des 
steilen direkten Aufstieges vom Badhaus über eine Hauptdolomitrippe 
unterhalb der Kurzrieshütte verquert. 

Höher oben passiert man auf demselben Rücken bei dem 
„Lucketen Stein“ den hier nur aus Rhätkalk bestehenden Zug der 
Gradenalpe. Endlich trifft man auf der Stufe der Parnstalleralpe 
einen wieder aus weißem Rhätkalk, hellrotem Liaskalk, Hornsteinjura, 
rotem Tithonflaserkalk und Neokommergel bestehenden dritten Synkli- 
nalrest, welcher offenbar dem südlichsten, im Walchergraben SO Klaus 
endigenden Muldenzug auf der Nordseite des Sengsengebirges, nämlich 
dem der Feichtaualpe und des Seebodens (Verhandl. 1909, pag. 133— 
135) entspricht. Wohl dem gleichen Faltenzuge dürfte das eine deut- 
liche Stufe im Nordabhang der Kremsmauern bildende Vorkommen von 
weißem Rhätkalk und rotem Liaskalk auf dem Breitenberg und 
der Schedlbaueralpe angehören. 

Der oberhalb der Parnstalleralpe durch einen schmalen Haupt- 
dolomitstreifen vom Wettersteinkalk der hohen Kremsmauer getrennte 
Jura-Neokomzug überquert noch den Ansatz des zum Pfannstein 
hinüberstreichenden Seitenrückens und scheint dann unter die Wetter- 
steinkalkwände der Falkenmauer hinabzutauchen. Daß hier tatsächlich 
die schon beschriebene Überschiebung der Falkenmauer über das’ 
ihrem Fuße vorgelagerte Hauptdolomitterrain erfolgte, zeigt das 
Wiederzutagetreten von Rhätkalken und rotem Lias oder Jurakalk 
am Südfuße der Falkenmauer im Schwarzenbachgraben, wo man, tal- 
aus wandernd, unvermittelt aus dem südlich fallenden Wettersteinkalk 
auf jene Gesteine stößt. Gleich darauf stellt sich denn auch heraus, daß 
die letzteren vom Hauptdolomit des Speickkogels, und zwar ebenfalls 
mit südlicher Schichtenneigung unterteuft werden und daß dieselben 
somit als eine Fortsetzung des Vorkommens auf der Parnstalleralpe 
betrachtet werden dürfen. 


III. Der Hochsalmzug. 


Der das Grünauer Becken im Norden begrenzende und dasselbe 
von der Flyschzone scheidende Hochsalmzug liegt in der unmittel- 
baren Fortsetzung jener eben geschilderten, zwischen den Wetterstein- 
kalkzügen der Micheldorfer Steinbrüche und der Kremsmauer ein- 
geschlossenen Hauptdolomitzone mit einzelnen schmalen Synklinal- 
resten jüngerer Gesteine. Dabei findet der Micheldorfer Wetterstein- 
kalk seine westliche Fortsetzung jenseits des Ziehberges offenbar 


1910 Bericht vom 31. Mai. Georg Geyer. 183 


zunächst in einem schmalen Zug von weißem, etwas dolomitischem 
Kalk, welcher östlich von Steinbach am Ausgang zweier vom Bei- 
stein herunterkommender Seitenbäche hart an der Flyschgrenze 
durchstreicht. 

In dem nahe östlich der kleinen Ortschaft Steinbach mündenden 
Klammbach steht hinter oder über jener schmalen Kalkzone sofort wieder 
Dolomit an, über welchem man sodann eine Stufe südlich einfallender, 
dünnplattiger, wulstiger, grauer hornsteinführender Kalke zu queren 
hat; nach ihrer petrographischen Ausbildung können dies nur Reiflinger 
Kalke sein. Auf der südlichen Abdachung des Klammkogels (Kuppe 
mit den Buchstaben „berg“ von „Ziehberg“ der Spezialkarte) zwischen 
jenen beiden Seitenbächen stehen in diesem Zuge auch schwärzliche, 
dolomitische Plattenkalke an. 


Eine niedere Sattelzone scheidet diesen gegen den Steinbach- 
sraben vorgeschobenen westöstlich streichenden Muschelkalkrücken 
von den im Süden zum Rauhkogel hochansteigenden Hängen. Da die 
letzteren wieder aus Hauptdolomit bestehen, so lag es nahe, in jener 
Sattelzone einen hier durchstreichenden Lunzer Zug zu vermuten, 
doch fanden sich keine Spuren von Sandsteinen oder Mergelschiefern. 

In dieser Gegend setzt am Flyschrande übrigens auch eine Trans- 
versalstörung ein, so daß die Kalkzone in dem bei Steinbach 
von Süden herabkommenden Graben quer abgeschnitten und die 
Flyschgrenze ungefähr um einen Kilometer nach Süden verschoben 
erscheint. Dementsprechend trifft man auch die westliche Fortsetzung 
unseres Wettersteinkalkzuges erst in einiger Höhe jenes vom Rauhkogel 
gegen Steinbach herunterkommenden Grabens wieder. Dieselben Kalke 
tauchen auch weiterhin noch einmal in einem über den Hutkogel 
streichenden Wandgürtel dickbankiger, weißer Diploporenkalke auf, 
welche westlich unter dem Hutkogel in der gegen den Langstein 
934 m ziehenden Mulde von Lunzer Sandstein überlagert und durch 
den letzteren von dem hier allseits herrschenden Hauptdolomit 
getrennt werden. Der Wettersteinkalk bildet also am Hutkogel eine 
durch Lunzer Sandstein umhüllte sattelförmige Aufwölbung innerhalb 
des Hauptdolomits. Ein westlich unter dem Hutkogel im Wetter- 
steinkalk vorgetriebener alter Erzstollen weist offenbar auf dieselbe 
Erzzone hin, welche einst auch in der Kaltau südlich unter dem 
Falkenmauertörl und am Gaisberg bei Molln zu Schürfungen auf 
Bleierze Anlaß geboten hat’). 

Diesem mehrfach unterbrochenen nördlichen Wettersteinkalkzug 
steht nun im Süden als Gegenflügel die über den Gaisstein, Stoß- 
berg und Janslkogel zum Windhagkogel streichende Fort- 
setzung der Wettersteinkalke auf der Rieserschneid gegenüber. 
Während aber die letzteren nördlich einfallen und mit der südlich 
einschießenden Kremsmauer eine Mulde bilden, hat man in ihrer 
Fortsetzung nur einen einfachen, zunächst am Gaisstein steil aufge- 
richteten, dann aber am Stoßberg, Janslkogel und Windhagkogel süd- 


ı) H. Commenda, Übersicht der Mineralien Oberösterreichs. Aus dem 
XXXIII. Jahresbericht d. Vereines für Naturkunde in Oberösterreich. Linz 1904, 


- 


pag. 7. 


184 Verhandlungen. Nr. 7m. 


lich einfallenden Zug, der sonach seiner Lagerung nach wieder eher 
der Kremsmauer gleichkommt. Tatsächlich liegt auch an der Mündung 
des Weißenbaches in den Schwarzenbach eine isolierte, synklinal ge- 
baute Partie von Wettersteinkalk, deren Nordflügel offenbar noch 
der Kremsmauer entspricht und so die Verbindung herstellt: mit der 
schon am Stoßberg vorwiegend nach Süden gekehrten Einfallsrich- 
tung dieser ‚ Wettersteinkalkzone. 

Wenngleich der hier .besprochene Wettersteinkalk des Gais- 
steines, Stoßberges und Janslkogels im großen ganzen als überkippter 
Südflügel der Hochsalmsynklinale aufgefaßt werden kann, deren Nord- 
flügel wir bei Steinbach und am Hutkogel schon kennen gelernt 
haben, so entspricht dessen Grenze gegen jenen Hauptdolomit zu- 
meist wieder einer Störung, da weder im Schwarzen- und Weißen-: 
bach, noch im Hollersbach, Gezimmertenbach und Enzenbach Spuren 
eines trennenden Bandes von Lunzer Schichten nachgewiesen werden 
konnten. 

Erst in dem gegen Scharnstein abfallenden Tissenbach fand sich‘ 
unter der aus W ettersteinkalk bestehenden Nordwand des Windhag-, 
kogels (auch Mittagstein genannt) ein Zug von Lunzer Sandstein,, 
welcher den am Abhang darunter mächtig anstehenden Hauptdolomit 
von den weißen Kalken scheidet. Hier ist also wieder der gewöhn-, 


liche Schichtenverband, wenn auch in überkippter Lagerung  her-- 


gestellt. 

Zwischen diesem südlichen, mit der Kremsmauer unmittelbar. 
zusammenhängenden und dem vielfach unterbrochenen nördlichen, 
Wettersteink alkzug, also zwischen dem Windhagkogel und dem Hut- 
kogel ist vun die Hauptdolomitmulde des Hochsalm als eine 


einseitig nach Süden geneigte, einen Kern von Rhät-, Lias-, Jura-. 


und Neokomgesteinen aufweisende Synklinale eingeschlossen. Sie bildet. 
die westliche Fortsetzung der bereits geschilderten offenen. Mulde 
der Gradenalpe, welche jedoch entlang dem verbindenden Gebirgs-. 


kamm zwischen Hollerberg und Rauhkogel schon bis auf den Haupt-, 


dolomit hinab abgetragen wurde. 


Der Kern der einseitig südlich geneigten Hochsalmmulde wird. 
der Reihe nach von folgenden Schiehtgruppen gebildet: Über dem. 


Hauptdolomit, beziehungsweise dessen hangenden, dünnbankigen, 
mattweiß anwitternden, oberflächlich von gitterförmigen Einrissen‘ 
genetzten Plattenkalken folgt zunächst 1. eine Mauerstufe lichter 
Korallenkalke und dunkelblaugrauer, gelblich verwitternder Rhätkalke 


mit Muschelscherben; 2. _ liehtrote asenenkalke (Hierlatzkalke, . 
Liasfleckenmergel fehlen): 3. rote, von Manganerzrinden durchwobene: 


breceiöse, etwas knollige Klauskalke mit Belemniten: nur am Schütter- 
berg auf der Südflanke des Grünauerberges nördlich Bauer zu Schlag, 


wo sie in einem alten Steinbruche früher als „Grünauer Marmor“ ge-, 


brochen wurden und auf der Westseite des Grünauerberges entwickelt; 


4. dünnplattige, braunrote, fein weiß geäderte Kieselkalke, besonders. 


mächtig im Tissenbachgraben bei Scharnstein. 5. Hellroter flaseriger 
Tithonkalk; 6. diekplattige weiße, dichte, muschelig brechende Neo- 


komapty chenkalke, oft mit mächtigen, schwärzlichen Hornsteinknollen ;- 


2 Neokomfleckenmergel. 


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| 
1 


1910 Bericht vom 31, Mai. Georg Geyer. 185 


Letztere bilden den innersten Kern und ziehen sich als solcher 
aus dem Tissenbachgraben über eine Schulter des Hochsalm auf eine 
am Nordabhang des letzteren hinziehende breite Terrasse und bis 
auf den Sattel zwischen dem Loos- und dem Rauhkogel hinüber. Auf 
dem vom Hochsalmgipfel nördlich vorspringenden Rücken kann man 
die hier gedoppelte Schichtfolge nicht vollständig nachweisen, wie 
denn überhaupt nicht alle Glieder gleichmäßig rings um die Mulde 
entwickelt sind. Wieviel dieser Unregelmäßigkeiten auf Rechnung 
der schon ursprünglichen, unkonformen Ablagerung der Juraglieder 
zu stellen ist, oder wieviel die nachträglichen Verschiebungen in 
der arg zusammengepreßten Synklinale dazu beigetragen haben, die 
Symmetrie zu stören, läßt sich kaum feststellen. Jedenfalls scheint 
mir das lokale Auftreten der Klauskalke am Schütterberg oder der 
braunen Hornsteinkalke im Tissenbach eher auf Ablagerungsdifferenzen 
zu beruhen. 

Die beschriebene Hochsalmmulde reicht nach Westen bis in das 
Almtal, wo am Abhang des Grünauerberges gegen Weidinger Rhätkalk, 
Klauskalk und jurassische Hornsteinkalke mit südlichem Finfallen 
ausstreichen. 

Offenbar ist es endlich nur ein verschobener Teil derselben Syn- 
klinale, welcher, durch eine Querstörung vom Wettersteinkalk des Wind- 
hagkogels getrennt, von der Kammhöhe des Grünauerberges südlich 
gegen Grünau herabzieht und dabei ein völlig abweichendes, nämlich 
gegen Osten gerichtetes Einfallen zeigt. 

Auch diese quer auf die herrschende Hauptrichtung nach Süden 
streichende Scholle besteht aus Hauptdolomit, Rhätkalk, Klauskalk, 
Hornsteinjura, Tithon und Neokom, mit dem sie im Schüttergraben 
unmittelbar am diploporenführenden Wettersteinkalk des Windhag- 
kogels abstößt. 

Wenn diese komplizierte Region auf den älteren Karten als 
einförmiges Muschelkalkterrain koloriert wurde, so mögen die dünn- 
plattigen, grauen, zum Teil wirklich an Reiflinger Kalke erinnernden 
Jurahornsteinkalke sowie deren nahes Zusammentreffen mit typischen 
roten. Werfener Schiefern hiezu Veranlassung gegeben haben. Letztere 
bilden nämlich nördlich vom Bauer zu Schlag den mit Wiesen be- 
kleideten FuB des Grünauerberges und spitzen sich, nach Nordost 
emporziehend, in dem hinter der Baron Herringschen Villa am Rande 
des Wettersteinkalkes herunterkommenden Seitengraben aus. 

“Während die Hochsalmsynklinale den rückwärtigen Teil des 
Tissenbaches schneidet, verquert auch noch ein schmaler, aus Rhätkalk 
und Hierlatzcerinoidenkalk bestehender, von der Ruine Altscharnstein 
zum Langstein streichender Zug den äußeren Abschnitt jenes 
Seitentales. 

Der Nordrand der großen Hochsalmmulde ist, wie sich aus zahl- 
reichen Aufschlüssen in den einschneidenden Gräben und auf den 
vorspringenden Seitenrücken, woselbst die Flyschgrenze zumeist 
genau festgestellt werden kann, deutlich ergibt, über dem en 
zwischen Scharnstein und Steinbach aufgeschoben. Die von ©. Abel 
beschriebenen groben Grenzkonglomerate konnten auch westlich vom 
Ziehberg nur bis auf den Steinbacher Kalvarienberg verfolgt werden, 

K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 7 u. 8. Verhandlungen. a 28 


186 Verhandlungen. Nr. 7:8 


wo aus denselben unter anderen wieder die bezeichnenden rotbraunen 
Porpkyrgerölle und grüne Diabasporphyrite auswittern. 

Hier müssen noch einzelne östlich von Scharnstein innerhalb 
der Flyschzone, aber noch unweit der Kalkgrenze auftauchende 
klippenförmige Vorkommen von Jura und Unterkreide 
erwähnt werden. Schon im Weichbilde des Ortes findet man auf den nörd- 
lich von der Mündung des Tissenbaches gegen die Villa Reitzes herab- 
ziehenden, im Ganzen der Flyschzone angehörigen Wiesen rote Tithon- 
kalke und damit zusammenhängende lichte Neokomfleckenmergel, welche 
als anstehend betrachtet werden müssen. Noch deutlicher, weil schon 
morphologisch als Gesteinskuppe aus dem weichen Flyschgelände auf- 
ragend, ist eine (etwa beig des Wortes Brustelberg der Spezialkarte) 
am Nordgehänge des hier herablaufenden Grabens im lichten Walde 
aufragende Klippe, an deren Aufbau sich braune Hornsteinkalke, 
Tithon und Neokomaptychenkalk beteiligen. In beiden Fällen handelt es 
sich wohl um antiklinale Aufwölbungen einer weiteren, äußeren Falten- 
zone, deren Gesteinsmaterial sich auch faziell noch an die Ausbildungs- 
weise des Hochsalmzuges anschließt. 

Hier mag noch besonders darauf hingewiesen werden, daß auf 
der ganzen Strecke zwischen dem Pechgraben und dem Almtale an 
keiner Stelle des südlichen Flyschrandes subalpin ausgebildete Lias- 
oder Juraabsätze beobachtet werden konnten, welche mit diesen vom 
Pechgraben östlich bis über Gresten nachgewiesenen ufernahen Ab- 
sätzen verglichen werden könnten. 


IV. Das Dolomitgebiet der Steyrling und Haslau. 


Die plateauförmig ausgebreiteten Dachsteinkalkmassen des 
Totengebirges (Prielgruppe) werden entlang ihrem Nordabsturze' 
durch ein wechselndes Band von Carditaschichten unterlagert?!), 
mit dem sie auf einem Sockel aus weißem, sandigem, drusig-löcherigem 
fast schichtungslosem Wettersteindolomit aufruhen. Diese Dolo- 
mite bilden zwischen dem Almsee und Hinterstoder, also in der 
Steyrling und Haslau, ein von vielen Gräben durchfurchtes, waldreiches’ 
Bergland, das sich von den Nordabfällen der Prielgruppe im Süden 
bis an den Fuß der nochmals zu größeren Höhen aufsteigenden, 
Massive oder Kämme des Kasberges und der Kremsmauer im Norden 
erstreckt. 

Während in der Umgebung des Almsees das Liegende dieser 
Wettersteindolomite unmittelbar durch gipsführende Werfener. 
Schichten gebildet wird, erscheinen am Abhang des Kasberges und 
im Steyrlingtal unterhalb jenes Dolomites südlich einfallende Reiflinger 
Hornsteinkalke und schwarze Gutensteiner Kalke, welche vom Kasberg. 
angefangen einen zusammenhängenden Zug bis zum Keferspitz und 
zur Ausmündung des Stodertales bei Steyrbrücke aufbauen. 

In zahlreichen Gräben und auf allen Seitenrücken des Kasberg- 
südabhanges ist die Unterlagerung des Dolomits erst durch hornstein- 


2) E. v. Mojsisovics, Verhandl. d. k.k. geol. R.-A. 1883, pag. 292, 18897, 
pag. 3, dann in C. Diener, Bau und Bild d. Ostalpen etc. Wien-Leipzig 1903, 
pag. 389. — D. Stur, Geologie d. Steiermark. Graz 1871, pag. 263. j 


1910 Bericht vom 31. Mai, Georg Geyer. 187 


führende dickplattige Reiflinger Kalke und dann durch dünnschichtige 
Gutensteiner Kalke deutlich aufgeschlossen. So in der zum Almgebiet 
gehörigen Hetzau östlich von Habernau, in den gegen das Steyrlingtal 
abdachenden Schluchten südlich unter dem Roßschopf, bei der Ahorn- 
alpe, unter dem Hochstein und dann im Steyrlingtale selbst im 
Brunnental (Villa Starhemberg der Spezialkarte). 

Der Wettersteindolomit des Hochkogels wird fast ringsum durch 
die dunklen Muschelkalkgesteine unterteuft. Ebenso wird der Wetter- 
steindolomit des Andelsbergs im Norden von Reiflinger Kalk getragen, 
welcher, am unteren Ausgang des Andelsbachgrabens durch einen Quer- 
bruch abgeschnitten und verschoben, bei Steyrling seine Fortsetzung im 
Südflügel der Keferspitzantiklinale findet. Das Ende dieses Zuges 
trifft man dann jenseits im Steyrtale, wo an der Reichsstraße zwischen 
Steyrbrücke und Gasteiger dünnschichtige, welligknotige, mit Mergel- 
schiefern wechsellagernde Reiflinger Kalke nach Südwesten unter den 
Wettersteindolomit von Steyrbrücke hinabtauchen. Bei Dirnbach ver- 
hüllen mächtige Massen von Niederterrassenschotter die weitere Fort- 
setzung jenes Südflügels, während der Nordflügel der Keferspitzanti- 
klinale jenseits der Teichl am Südabhang des Falkensteins und des 
Riesenbergs noch zutage schaut. 

Gleichwie jene Wettersteindolomitregion einerseits die Unter- 
lage der ausgedehnten, in sich aber doch mannigfach gefalteten 
Dachsteinkalkplatte des Totengebirges bildet, lagert ihr im 
Norden am Ausgang des Stodertales nächst Dirnbach eine Mulde von 
Hauptdolomit!) auf. Das untere Stodertal bietet einen günstigen 
Aufschluß der durchweg nach SSW einfallenden Schichtreihe, deren 
tiefste Glieder an der Reichsstraße zwischen Steyrbrücke und Gasteiger 
in Form von typischen, dünnplattigen, hornsteinführenden knolligen 
Reiflinger Kalken mit mergelig-schieferigen Zwischenlagen auf- 
geschlossen sind. Dieselben werden unmittelbar von dem bei Steyrbrück 
auf das rechte Steyrufer übersetzenden und den isolierten Riegel 
südlich von Dirnbach aufbauenden Wettersteindolomit über- 
lagert, in dessen Hangendem am SO-Abhange des Weißenberges ein 
gering mächtiger Zug von Lunzer Sandstein durchstreicht. Die 
Fortsetzung des letzteren jenseits des Steyrtales ist offenbar in der 
von Moräne verhüllten Sattelmulde südlich des isolierten Dirnbacher 
Dolomitriegels zu suchen. 

Der Lunzer Sandstein steht über einem kleinen, zum Meierhofe 
(MH. der Spezialkarte) gehörigen Weiher auf dem kahlen Steilhang 
der linken Talseite deutlich an. Darüber liegt nun mit demselben 
nach SSW gerichteten Einfallen eine mebrere Kilometer breite Zone 
von wohlgebanktem, grauem, splitterig-rauhem, auf beiden Talgehängen 
und im Weißenbachgraben ausgezeichnet bloßgelegtem Hauptdolo- 
mit auf, welchem anscheinend völlig konkordant die ebenfalls nach 
SSW einfallenden weißen, sandig-drusigen zuckerkörnigen Dolomite 


!) An dieser Stelle sind diese beiden Fazies der Obertrias einander sehr 
genähert. Wie aus den Aufnahmen von E. v. Mojsisovics hervorgeht (Ver- 
hand]. .d. k. k. geol. R.-A. 1886, pag. 19), findet in der Warscheneckgruppe am 
Südgehänge des Stodertales eine noch engere Verknüpfung der Dachsteinkalk- 
und der Hauptdolomitausbildung statt. 

28* 


188 Verhandlungen. Nr. 7 u. 8 


an der Basis des Kleinen Priels folgen. Da die letzteren am Nord- 
absturz des Kleinen Priels (Teufelsmauer) vom Dachsteinkalk normal 
bedeckt werden und sohin als Wettersteindolomit gelten müssen, 
liegt halbwegs zwischen der Teufelsmauer und dem Weißenbach- 
graben eine jener Stellen vor, wo die Abtrennung der beiden 
Dolomitstufen mangels einer durchlaufenden Zwischenlage von Cardita- 
schichten mit Schwierigkeiten verknüpft ist. 


In dem hier vorliegenden Falle liefern die bei lokaler Anwendung 
meist benützbaren petrographischen Unterschiede hinreichende Anhalts- 
punkte, um diese offenbar einer Störung entsprechende Grenze mit 
einiger Sicherheit festzustellen. Es bietet sich uns hier aber auch 
noch ein anderer Weg, um zu demselben Ziele zu gelangen, nämlich die 
Verfolgung des die Mündung des Stodertales querenden Lunzer Sand- 
steinzuges. Diese Lunzer Schichten bilden nämlich nicht nur im Nord- 
osten das Liegende unserer Hauptdolomitzone und streichen als solche 
am Gehänge des Weißenberges bis in die Einsattlung 811 m (südlich 
vom Keferspitz) und dann am Gehänge des Hühnerzipf über Hoch- 
wartnerreit bis auf eine Schulter am Nordrücken des letzteren (bei 
„Ho“ von Hochwartnerreit der Spezialkarte), sondern auch im Nord- 
westen. Infolge einer hier einsetzenden Drehung im Streichen, das 
am Habichtskogel die Richtung Südwest—Nordost annimmt!), also 
genau unter rechtem Winkel zu dem am Stoderausgang von Nordwest 
nach Südost orientierten Streichen, hebt sich die Hauptdolomitmulde 
am Habichtskogel und Hühnerzipf heraus und unsere Lunzer Sand- 
steine schwenken, einen kurzen Bogen um die Nordkante des Hühner- 
zipf beschreibend, plötzlich aus NW in SW ab. Sie konnten weiter 
in einem ununterbrochenen Zuge auf der Westflauke des Hühnerzipf 
und Habichtskogel hoch über dem in Wettersteindolomit eingeschnittenen 
Andelsbach (Ebner, Gschött) bis zum Haslbauer verfolgt werden, wo- 
durch die ganze Breite des Hauptdolomitzuges gegen Westen begrenzt 
und abgeschnitten erscheint. Da nun der südlich der Haslau auf- 
ragende Wipfelschlag schon dem massigen, sandigen, weißen unteren 
Dolomit am Fuße der Teufelsmauer angehört, so muß die fragliche 
Südwestgrenze des Hauptdolomits vom Haslbauer dem Schicht- 
streichen entsprechend gegen Südost über die beiden, den wilden 
Seitengraben der Hofbaueralpe einschließenden Felsrippen mit dem 
Fuchskogel und Laaberg ins Stodertal hinüberziehen. 


Auf dieser Strecke konnte sie bisher freilich nicht festgelegt 
werden, dain der Haslau Talschuttmassen und Moränen gerade diesen 
Strich verhüllen, während es in dem schwer zugänglichen Otzbach‘ 
entlang dem Steige bis zur Hofbaueralpe nicht gelang, die sich wohl 
durch einzelne Rollstücke verratenden Sandsteine auch anstehend 
aufzufinden. 


!) Dieses rechtwinklig auf die Hauptrichtung, nämlich nach Nordnordost. 
gerichtete, abnormale Streichen bedingt wohl auch die Blattverschiebung 
am Ausgang des Andelsbaches unterhalb Gschött sowie die den Rieserkogel im 
Osten abschneidende Querstörung, welche mit dem mächtigen Anschwellen .des 
Lunzer Sandsteins unterhalb Tragl und der geschilderten Ablenkung des Grießer. 
Steins (bei Rissl der Spezialkarte) nordöstlich von Steyrling zusammenhängt. 


1910 Bericht vom 31, Mai. Georg Geyer. 189 


In jenem bewaldeten, nicht immer gut aufgeschlossenen Dolomit- 
terrain fällt es oft schwer, die in der Regel nur wenige Meter 
mächtigen Züge des Lunzer Sandsteines kontinuierlich zu verfolgen, 
wodurch allein die sichere Abtrennung des unteren von dem oberen 
Dolomit ermöglicht ist. Wohl erscheint der fast immer grau se- 
färbte und bituminöse, grobklüftige Hauptdolomit, der in dieser Gegend 
schon das Aussehen des Dachsteinkalkes annimmt, nach Art des 
letzteren in deutliche, mächtige, oft durch tonige Zwischenmittel 
getrennte Bänke geteilt, während der zumeist rein weiße, zucker- 
körnig-kristallinische, drusig-löcherige und daher dem Schlerndolomit 
sehr ähnliche Wettersteindolomit nahezu schichtungslos ist, allein diese 
unterscheidenden Merkmale treffen doch nicht immer zu. In den 
nördlich oder südlich anschließenden Regionen liegen diese Verhält- 
nisse wesentlich einfacher. So fällt die Abtrennung in den nördlich 
gelegenen Gebieten (Kremsmauern), wo die Untertrias als reiner 
Kalk (diploporenführender Wettersteinkalk), die Obertrias dagegen 
als typischer Dolomit (Hauptdolomit) entwickelt ist, nirgends 
schwer. 

Ebenso gelingt die Trennung in der südlicher folgenden Zone 
(Prielgruppe) leicht, wo umgekehrt die Untertrias als Dolomit 
(Wettersteindolomit), die Obertrias dagegen als Kalk (Dachsteinkalk) 
ausgebildet ist. 

Nur in der vermittelnden Zwischenzone, wo offenbar durch eine 
regionale Anderung im Magnesiagehalt dieser Karbonate magnesia- 
reichere Kalke in relativ kalkreiche Dolomite übergehen, wird es 
mitunter unmöglich, jene beiden Stockwerke rein petrographisch zu 
unterscheiden. In solchen Fällen ist man auf die genaue Festlegung 
der schmalen Lunzer Züge angewiesen, die sich allerdings meist durch 
ihre auffallenden, schwarzen, gelben oder rostbraunen Gerölle im 
weißen Dolomitschotter der Seitengräben leicht verraten und durch 
Verfolgung der letzteren endlich anstehend aufgefunden werden können. 


V. Untertriasaufbrüche von 6rünau. 


Es wurde darauf hingewiesen, daß die synklinal gebaute, 
gegen Nordwesten über den Schwarzenbach bis auf den Wind- 
hagkogel bei Grünau fortsetzende Wettersteinkalkzone der Krems- 
mauern im Süden noch von liegenden Muschelkalkschichten unter- 
teuft wird, welche sodann durch eine konform dem Hauptstreichen, 
also von SO nach NW ziehende Längsstörung abgeschnitten werden. 
Diese in der Richtung nach SO am Fuße des Sengsengebirges gegen 
Windischgarsten verlaufende, offenbar die Anlage des von der Pyhrn- 
bahn durchzogenen Teichltales begründende Längsstörung scheint sich 
in dieser Richtung (also gegen SO) immer mehr auszugleichen, was 
dadurch zum Ausdruck gelangt, daß die bei Steyrling noch an Haupt- 
dolomit abstoßenden Muschelkalkschichten schon am Keferspitz zu- 
nächst eine steile Antiklinalstellung annehmen und dabei unter jene 
südlich angrenzende Hauptdolomitzone hinabtauchen. 

Es entspricht auch diesem Verhältnis, daß jener Muschelkalkzug 
weiterhin bei Dirnbach unter den Terrassenschottern verschwindet, so 


190 Verhandlungen. Nr. Tu.8 


daß bereits um St. Pankratz auf beiden . Seiten des Tales ‘Haupt- 
dolomit ansteht. 

In der entgegengesetzten Richtung, nämlich von Steyrling gegen 
Nordwesten, prägt sich die Störung noch deutlicher aus, da unter 
dem Schwereck nächst der Wasserbodenalpe nicht nur der Guten- 
steiner Kalk, sondern sogar gipsführendes Haselgebirge und Werfener 
Schiefer an der Bruchlinie gegen den Hauptdolomit abstoßen. Die 
Störung zieht in derselben Richtung weiter über Schindelbacher, dann 
durch die Einsattlung zwischen dem Scheiterwiedberg und Zuckerhut 
gegen Grünau. Da nun am Nordabhang des Scheiterwiedberges im 
Liegenden der fraglichen Hauptdolomitzone Lunzer Sandstein hervor- 
kommt, so tritt in dieser Gegend schon wieder eine. Reduktion der 
Sprunghöhe ein, was also ebenfalls ein allmähliches Ausgleichen der 
unter dem Schwereck die größte Verschiebung aufweisenden Digeze 
störung: Windischgarsten—Grünau !) bedeutet. 

Die besprochene, nördlich dieser Störung verlaufende, vielfach 
mit Gosausandstein bedeckte Muschelkalkzone der Wasser- 
bodenalpe streicht über Schindelbach in die Niederung zwischen 
dem Kasberg und dem Hochsalmzug herein, wo sich östlich von Grünau 
um den Zusammenfluß des Stoßbaches mit dem Schindelbach mehr 
kleine waldige Bergkegel erheben. 


An verschiedenen Stellen treten an deren Basis noch die 
oberen haselgebirg- und gipsführenden Werfener 
Schichten in der bekannten Form von roten oder grünlichen 
slimmerreichen Sandsteinschiefern zutage; so am Fuße des 
Windhagkogels bei Langjäger und Bauer zu Schlag sowie am rechten 
Ufer des Grünauer Baches gegenüber von Schuller, östlich von der 
Mündung des Enzenbaches in den Grünauer Bach, in der Einsattlung 
südlich hinter dem Dachskogel, endlich am unteren Auslauf der Ge- 
hänge im Bereich des Zusammenflusses des Hollersbaches, BtoBBAChET 
und Schindelbaches nächst Grüh. 

Die Werfener Schiefer stehen hier vielfach mit Has 018 chi 
in Verbindung, aschgraue, zu Rutschungen neigende Tonmassen mit 
eingeschlossenen kleinen Brocken von rotem Schiefer und schwarzem 
Kalk sowie unregelmäßigen Trümmern von weißem und hellrotem 
Gips. Sie konnten an nachfolgenden Stellen nachgewiesen werden. 
In dem SW unter dem Schwereck gegen Schindelbach abfallenden 
Graben, am Fuße des Stoßberges im unteren Teile ‘des Hollers- 


!) Mit Bezug auf die in meiner Arbeit über die Aufschließungen des Bosruck- 
tunnels (Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss, Bd. LXXXII, Wien 1907 auf 
pag. 38, alin. 11) ausgesprochene Ansicht über die Fortsetzung der „Windisch- 
garstner* Linie muß hier richtigstellend folgendes bemerkt werden. Die für die 
Puchberg—Mariazeller Störungszone charakteristischen, mit Gosau ausgekleideten' 
Aufbrüche von Werfener Schichten, gegen welche die angrenzenden Kalkzonen 
von beiden Seiten zuneigen, gelten noch für das Windischgarstner Becken. Hier 
fällt das Sengsengebirge mit südlicher Sehichtenneigung ebenso gegen die von 
Gosau verhüllten Werfener Schiefer ein, als die nördlich einschießende Masse des 
Warschenecks. Die westliche Fortsetzung dieses Verhältnisses zieht sich nun über 
Vorderstoder bis nach Hinterstoder, beziehungsweise bis an den Fuß des hier mit 
breiter Ostfront abbrechenden Totengebirges, nicht aber ins Teichltal, wo unser 
Diagonalverwurf einsetzt. " 


1910 Bericht vom: 31.. Mai, ‘Georg Geyer. 191 


baches, in der Abrutschung am rechten 'Grünauufer unter- und ober- 
halb’ der Einmündung des Enzenbaches, unter der Klamm des Stoß- 
baches östlich von Grüh, am Südfuße der Grühmauer, endlich auf dem 
sumpfigen ' Sattel südlich vom Dachskogel und den von hier gegen 
Kieshütte absinkenden Gräben. 

Über diesen Werfener Schichten lagern zunächst dünnplattige, 
schwarze, meist dolomitische, oft auch direkt in Dolomit übergehende 
Gutensteiner Kalke, aus welchen zum Beispiel der Zuckerhut 
und Dachskogel östlich von Grünau sowie auch die sanfter geböschten 
tieferen Absenker des Gaissteins gegen Kieshütte bestehen. Darüber 
folgen dann am Südabhang des Gaissteins gegen Schindelbach die 
grauen, ' plattigen :: Hornsteinkalke vom Typus des Reiflinger 
Kalkes, welche wir bereits in der Gegend des Keferreitgrabens und 
der Wasserbodenalpe angetroffen haben. 

Der im Süden als ein-Vorbau des Kasberges über den Unter- 
triasaufbrüchen des Grünautales aufragende, aus Hauptdolomit be- 
stehende Scheiterwiedkogel wird von den unterlagernden 
Reiflinger Kalken durch ein Band von Lunzer Sandstein getrennt, das 
man auf dem Wege zur Farrnaualpe, etwa 100 m unterhalb der 
ersten Sattelhöhe in deutlichen Aufschlüssen verquert. Auf der Nord- 
seite des Tales aber ragen über den spärlichen Entblößungen von 
Werfener Schiefer am rechten Ufer des Grünaubaches (bei Grünau B 
der Spezialkarte) unmittelbar die Kalkwände am Fuße des Windhag- 
kogels ‚auf. Es sind in ihren oberen Partien weiße, in den tieferen 
Lagen aber dunkelgraue und selbst schwärzliche Kalke, welche hier 
einen großen Reichtum an gut erhaltenen Gyroporellen aufweisen. 
Da diese wohl. zu Gyroporella porosa Schafh.!). gehörigen, auf der ver- 
witterten Oberfläche massenhaft hervortretenden Reste auch in den 
schwarzen Kalken erscheinen, so könnte angenommen werden, daß 
hier schon die Gutensteiner Kalke als Gyroporellenkalke ausgebildet 
sind ‘oder daß hier eine durchgehende, bereits im unteren Muschel- 
kalk beginnende Algenriffbildung vorliegt, deren lichte Hangendpartien 
erst als Aquivalente des Wettersteinkalkes anzusehen wären. 

Die an den bezeichneten tiefer gelegenen Stellen des Grünau- 
bachtales (östlich von Grünau) zutage tretenden Werfener Schichten 
sowohl als auch die darüber zunächst folgenden Gutensteiner Kalke 
werden nun von plattigen, dunkelblaugrauen Kalksand- 
steinen ummantelt und vielfach verdeckt,. deren Lagerung und 
petrographische Ausbildung sie als Oberkreide kenntlich machen. Ob- 
schon bisher außer den erwähnten Foraminiferen keine Fossilien darin 
aufgefunden werden konnten, wird man diese Sandsteine ihrer Fazies 
und Position wegen am besten als Gosausandsteine bezeichnen. 

In der Gegend von Grüh an der Mündung des Hollersbaches 
erscheinen in Verbindung mit diesen Gosausandsteinen überdies auch 
jene schwarzgrünen, auf den scharfrandig muscheligen Bruchflächen 
glasig glänzenden kieseligen Sandsteine, welche weiter östlich bis 
Wien in der Kreideflyschzone nach ©. M. Paul eine verhältnismäßig 
tiefe Position einnehmen, von mir aber auch am Wuhrbauerkogel und 


!, Nach freundlicher Mitteilung des Herrn cand. geolog. Julius von Pia. 


1923 Verhandlungen. Nr. 7 u38 


im Fischbachtal bei Windischgarsten, somit in einem ausgesprochen 
inneralpinen Gosaubecken nachgewiesen werden konnten, Auch 
die schwarzgrünen, glasigen Sandsteine von Grüh zeigen im Dünn- 
schliffe ‚eine reichliche Einstreuung von lebhaft grünen Glaukonit- 
körnern. Selten treten hier in diesem. Schichtkomplex rote, sandige: 
Kalke auf, wie in dem sumpfigen Waldgraben SO unter dem Dachs- 
kogel, während die bekannten bunten, roten und gelben Kalk- 
konglomerate bisher gar nur in einzelnen gerollten Blöcken angetroffen’ 
werden konnten. 

Im ganzen genommen zeigen die Gosauschichten der Grünau 
schon durch das Vorherrschen grauer kalkiger Sandsteine einen 
flyschartigen Habitus, etwa ähnlich wie die Gosau von Gießhübl 
bei Mödling, ja einzelne besonders zlimmerreiche Varietäten gleichen 
völlig einem häufigen Typus - des Wiener Sandsteines, wie ein mir 
vom linken Ufer des Stoßbaches in der Grüh vorliegendes Hand- 
stück zeigt. 

An mehreren Stellen dieses niederen Berglandes am Grünaubache 
östlich von Grünau treten mit den dunklen Sandsteinen auch gelbgraue, 
dichte, von dünnen, weißen Spatadern gegitterte und von dunklen flase-' 
rigen Häuten wellig durchwobene Mergelkalke auf, welche auch durch 
ihre auffallend helle oberflächliche Anwitterung den Neokomflecken- 
mergeln gleichen. Solche Gesteine wurden im Graben südlich vom 
Zuckerhut, dann am Nordwestabhang des Gaissteines etwa 100 m ‚ober- 
halb des Stoßbaches südlich von Grüh, endlich auch nächst dem Förster- 
hause im unteren Teile des Hollersbachgrabens (SO Gschwend) beo- 
bachtet. An der zuletzt genannten Lokalität stehen im Bachbette am 
Ausgange des Hollersbaches, nach Süden flach einfallend, graue, dünn- 
plattige Hornsteinkalke und darüber dünnschichtige rotbraune Kiesel- 
kalke und -Mergel des oberen Jura im Liegenden jener Mergel an. 

Die Lagerungsverhältnisse an dieser Stelle, wo die enge Schlucht 
des Hollersbachgrabens in eine offene Talweite ausmündet, sind da- 
durch bemerkenswert, daß die erwähnten Juragesteine anscheinend 
unter den jene enge Talpforte querenden Wettersteinkalken- hervor- 
treten, als ob sie das äußerste südliche Ende der hier von der Trias 
überschobenen, hoch oben am Looskogel übertags ausgehenden 
Hochsalmsynklinale darstellen würden. 

Der Bach überfließt unterhalb der roten Kieselkalke noch eine 
schmale Dolomitbarre und bespült hierauf am Fuße des Stoßberges 
den: dort bloßliegenden Haselgebirgsletten, so daß in dieser Gegend 
eine tiefgreifende Störung durchschneiden muß. 

Während das von Süden nach Norden ziehende Almtal bei 
Grünau den herrschenden Charakter der Durchbruchstäler in der' 
nordalpinen Hauptdolomitzone zeigt, scheint die hier von Osten ein- 
mündende Talbucht des Grünaubaches mit ihrem von Gosauschichten 
ausgekleideten, durch Werfener Schiefer und Haselgebirge gebildeten, 
Boden und mit den niederen, ‚aus Muschelkalkgesteinen bestehenden 
Waldkegeln morphologisch dem Typus der Talbecken von Windisch- 
garsten, Aussee oder Berchtesgaden zu entsprechen, ein Bild, das. 
durch die breite Ausdehnung der Grundmoränen nur noch vervoll- 
ständigt wird. 


1910 Bericht vom 31. Mai. Georg Geyer. 19: 


ww 


VI. Das Kasbergmassiv. 


Das der Prielgruppe gegenüber gegen die nördlichen Haupt- 
dolomithöhen am rechten Almufer vorgebaute, noch bis 1743 m auf- 
rasende Kasbergmassiv bietet in tektonischer Hinsicht bemerkens- 
werte Aufschlüsse. Wie schon unsere älteren geologischen Karten er- 
kennen lassen, besteht die plateauförmige Gipfelpartie aus Muschel- 
kalkgesteinen, während die westlich zur Alm und nördlich zum 
Grünaubach absinkenden Abhänge dem Hauptdolomit zufallen. 
Wenn die älteste Aufnahme auch auf der südlichen Abdachung 
Hauptdolomit verzeichnet, so zeigt die zweite Kartierung durch 
E. v. Mojsisovics bereits ganz richtig, daß diese die Gipfelregion 
in fast schwebender Lagerung aufbauende Muschelkalkplatte gegen 
Süden unter eine Zone von Wettersteindolomit hinabtaucht, 
welche weiterhin im Vereine mit einer geringmächtigen Lage von 
Carditaschichten die Unterlage des Totengebirges, und zwar hier 
speziell der Prielgruppe darstellt. 

Läßt jedoch der Genaunte jene Muschelkalkplatte im Norden 
mit einer annähernd westöstlich streichenden Grenzlinie abschneiden, 
was offenbar auf die Annahme eines Längsbruches zurückzuführen 
ist, so haben nun die letzten Begehungen gelehrt, daß diese Grenze 
keineswegs gerade verläuft, sondern je nach dem Terrain aus- und 
einspringende Winkel bildet, wie es der-Grenze einer flach auf- 
ruhenden jüngeren Serie entsprechen würde. 

Südlich von Grünau ist das Almtal in auffallend flach gelagerten 
Hauptdolomitmassen eingeschnitten, so daß die an der Gipfelkante 
des Kasberges in Form einer langen niederen Mauerstufe hervor- 
tretenden, annähernd horizontal liegenden, schwarzen Gutensteiner 
Kalke eine abnorme Position einnehmen. Dasselbe Bild zeigt sich auf 
der Nordseite in den beiden gegen Schindelbach abstürzenden Fels- 
karen, deren markante horizontale Schichtung abermals eine Krone 
von dunklen Muschelkalkgesteinen über einem mächtigen Haupt- 
dolomitsockel erkennen läßt. Auch in dem bei Eystenau vom Kasberg 
herunterkommenden Walebach sieht man den Hauptdolomit bei süd- 
nördlichem Streichen gegen Osten, also wieder unter die Muschel- 
kalkkrone einfallen. 

Es sind dünnschichtige, schwarze, von feinen Spatäderchen 
durchkreuzte, hie und da Crinöidenstiele und Brachiopodenreste 
führende Gutensteiner Kalke und darüber graue, plattige, wul- 
stige Reiflinger Kalke mit reichlichen Hornsteinausscheidungen, 
welche die kahle Plateauregion des Kasberges und deren mauerartigen 
Randabstürze zusammensetzen. Entlang der ganzen Südseite des Kas- 
berges biegen diese auf der Höhe schwebend gelagerten, im Bereiche 
des Kulminationspunktes (1743 m) ein flaches Gewölbe bildenden 
Kalke südlich ab und tauchen hier unter die schichtungslosen, 
weißen, sandig-drusigen Wettersteindolomite der Hetzau und Steyrling 
hinunter. Dieses Verhältnis ist auf zahlreichen Rippen und in vielen 
Einschnitten entlang der ganzen Südseite auf das deutlichste er- 
schlossen. Der auf der westlichen und der nördlichen Abdachung 
scheinbar unter dem Schichtenkopf des Muschelkalkes liegende, dick- 

K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 7 u. 8. Verhandlungen, 29 


194 Verhandlungen. Nr. 7 u.8 


bankige, graue, grobsplitterige Hauptdolomit erscheint als solcher 
durch einen unterlagernden Zug von Lunzer Sandstein charakterisiert, 
welcher sich am Nordabhang des Scheiterwiedberges und Farrenauer 
Hochberges bis Grünau hinzieht und gegen Westen jenseits der Alm 
noch im Vorder-Rinnbach nachgewiesen werden kann. 

Man hat also hier mit abnormen Lagerungsverhältnissen zu 
rechnen, welche den in den Nordostalpen häufig auftretenden schuppen- 
förmigen UÜberschiebungen entsprechen. 

Verfolgt man die Muschelkalkzone des Kasberges nach Osten, 
so zeigt sich deren Zusammenhang mit dem Südflügel der wiederholt 
besprochenen Antiklinale des Keferspitz bei Steyrling. Gutensteiner 
und Reiflinger Kalke senken sich nämlich ihrem Streichen nach entlang 
der Schwalbenmauer, Lanneralpe und des Hochsteins bis in das Steyr- 
lingtal hinab, das sie bei Ober-Soppach kreuzen, um weiterhin auf den 
Nordabhang des Andelsberges überzusetzen, womit bereits annähernd der 
Zusammenhang mit der Keferspitzantikline hergestellt wird. Durch diesen 
Zusammenhang im Streichen erscheint auch die Vorstellung ausge- 
schlossen, daß die flache Muschelkalkkrone des Kasbergplateaus den 
Rest einer von weither stammenden UÜberschiebungsdecke darstelle. 

Manche Verhältnisse sprechen dafür, daß diese Störung 
aus einer Überfaltung hervorgegangen ist, welche als die nach 
Norden übergelegte westliche Fortsetzung der Keferspitzantikline 
angesehen werden müßte. Es scheint nämlich, daß der Muschel- 
kalk des Kasberges von seinem Hauptdolomitsockel wenigstens an 
einigen Stellen noch durch Wettersteindolomit getrennt wird, wie 
es dem Auftreten einer liegenden Falte entsprechen würde. Dies- 
bezügliche Beobachtungen konnten sowohl auf der Nordseite gegen 
die Farrenauer Alpe als auch am Meisenberg nächst Habernau auf 
der Südseite angestellt werden und sollen nächstens auch an zwischen- 
liegenden Stellen geprüft werden. 

Was zunächst die nördliche Abdachung gegen die Farrenauer 
Alpe betrifft, so zeigt sich hier das Folgende: Von Grünau längs des 
markierten Kasbergweges aufsteigend, gelangt’ man über der stark durch 
Moränen verhüllten Muschelkalkregion des Zuckerhutes am schatt- 
seitigen Gehänge des Scheiterwiedberges (etwa bei „d“ von Scheiter- 
wied B. der Spezialkarte) zunächst in deutlich anstehenden Lunzer 
Sandstein, welcher noch unterhalb des zu überschreitenden niederen 
Sattels von südwestlich einfallendem Hauptdolomit überlagert wird. 

Am Nordostabhang des Farrenauer Hochberges (1227 m) legt 
sich der letztere völlig flach und trägt hier noch eine Kuppe von 
oberem Dachsteinkalk. Auf dem Rücken südlich der Farrenauer Alpe 
gegen den Kasberg stehen aber schon weiße, drusige, sandigkörnige 
und daher petrographisch mit dem Wettersteindolomit dieser Gegend 
übereinstimmende Dolomite an, welche weiter oben gebankt sind und. 
dann, meist steil stehend, teilweise auch nach Norden einfallen, 
was etwa dem Scheitel einer Falte entsprechen würde. Bei einer 
über dem Wege liegenden Quelle beobachtet man auch dunkle, 
mergelige, schieferige Kalke im Gehängschutt; jedenfalls hängt das 
Auftreten dieser Quelle mitten im Dolomitgebiet von jener vielleicht 
dislozierten Mergellage ab. 


1910 Bericht vom 31. Mai, Georg Geyer. 195 


Der folgende höhere Teil des zum Predigtstuhl, einer auffallenden 
Felsnase, emporziehenden Rückens besteht wieder aus dem weißen, 
löcherigen, hie und da steil nördlich einfallenden, schweren Dolomit, 
der an der Baumgrenze mit hornsteinführenden Plattenkalken in Be- 
rührung und wie es scheint auch in Wechsellagerung tritt. Uber dem 
Predigtstuhl legen sich die Schichten aber völlig flach und man gelangt 
alsbald in dünnplattigen, knollig höckerigen, von dunklen Hornstein- 
wülsten durchzogenen Reiflinger Kalk, auf dem auch die Grünauer 
Kasbergalpe gelegen ist. Von hier zur Südkante des Plateaus weiter- 
schreitend sieht man unter dem typischen Reiflinger Kalk zunächst 
dünnplattige, dunkelgraue Kalke mit erbsengroßen Hornsteinkügelchen, 
dann aber dünnschichtige, schwarze Gutensteiner Kalke mit 
Crinoiden und DBrachiopodenresten hervorkommen, welche, flach 
nördlich einfallend, den scharfen Höhenrand des Spitzplaneck auf- 
bauen und gegen Süden einen steil abbrechenden Schichtenkopf zeigen. 

Dieselben Gutensteiner Kalke streichen nun ostwärts entlang dem 
Rücken weiter und bilden, wie schon erwähnt, auf der Spitze des 
Kasberges ein flaches Tonnengewölbe, dessen südlicher Flügel sich 
über den Roßschopf gegen die Langschaidalpe hinabsenkt, wo aber- 
mals die Auflagerung von hornsteinreichen Reiflinger Kalken nach- 
gewiesen werden kann. Die zuletzt erwähnten Reiflinger Kalke jedoch 
bilden schon die Basis jener Zone von Wettersteindolomit, welche 
den Sockel der Prielgruppe abgibt. 

Auch die östlich anschließende Schwalbenmauer, die Lanneralpe 
und der Hochstein (1359 m) mit ihrem gegen Norden schroff ab- 
brechenden Schichtkopf und den nach Süden neigenden Muschelkalk- 
platten gehören jenem Südflügel an und tauchen ebenfalls mit Horn- 
steinkalken unter den weißen Dolomit von Steyrling hinunter. Hier 
mag erwähnt werden, daß in den Dolinen der oberen Lanneralpe 
vielfach Übergänge des dünnschichtigen schwarzen Gutensteiner Kalkes 
in einen sandigen Dolomit wahrgenommen werden konnten. 

Außer an der eben beschriebenen Stelle am Rücken der 
Farrenauer Alpe konnte aber auch an der Südwestabdachung des 
Kasberges gegen die Hetzau ein Zug von weißem, dem Wetterstein- 
dolomit ähnlichem und hier sogar auch diploporenführendem Dolomit 
beobachtet werden, der als normaler Südflügel dem über- 
kippten Nordflügel der supponierten, liegenden Falte entsprechen 
würde. In dem bei Habernau mündenden Hetzaugraben gelangt man 
nämlich längs des Straneckbaches aus dem am Abhang des Meisen- 
berges östlich einfallenden Hauptdolomit alsbald in jenen weißen 
Diploporendolomit und hierauf in der Gegend der Iserwiese in 
schwärzlichen, hornsteinführenden Muschelkalk. Man passiert hier 
demnach wie es scheint eine überkippte Schichtfolge, an die sich 
innerhalb der Iserwiese am Rabenstein und Brunnkogel dieselbe 
Schichtfolge, aber in normaler Reihenfolge: „Gutensteiner Kalk, 
Reiflinger Kalk, Wettersteindolomit“ anschließt. 

Auch diese Beobachtung spricht also dafür, daß am Kasberg 
eine einseitig südwärts geneigte Falte vorliegt, die allerdings nicht 
vollkommen ausgebildet oder erhalten ist, sondern zum Teil gegen 
Norden überschoben wurde. 

29* 


196 Verhandlungen. | Nr. 7u.8 


Gründung einer geologischen Kommission für Kroatien- 
Slawonien. 


Der Unterzeichnete beehrt sich hiermit anzuzeigen, daß für die 
Königreiche Kroatien-Slawonien laut Erlaß der hohen kgl. kroa- 
tisch-slawonisch-dalmatinischen Landesregierung vom 3. Juli 1909, - 
Zahl III. A 2275 eine geologische Kommission für diese Länder mit 
dem Sitze in Zagreb (Agram) kreiert wurde. 

Die Tätigkeit dieser Kommission besteht in der Aufnahme und 
Publikation einer „Geologischen Übersichtskarte Kroatien-Slawoniens“ 
im Maßstabe 1 : 75.000, wovon bereits 7 Blatt mit erläuterndem 
kroatisch-deutschem Text veröffentlicht wurden. Des weiteren wird 
auch die Aufnahme und Herausgabe einer „Agrogeologischen Über- 
sichtskarte“* im Maßstabe 1 : 200.000 vorbereitet. 


Agram, 28. April 1910. 
Der Präsident der geologischen Kommission 
für die Königreiche Kroatien-Slawonien: 


Hofrat Prof. Dr. Gorjanovic-Kramberger. 


Literaturnotizen. 


M. Schlosser. Die Bären- oder Tischoferhöhle im 
Kaisertal bei Kufstein. Unter Mitwirkung von F. Birkner 
und H. Obermaier. Mit 5 Tafeln. Abhandlungen der kgl. bayr. 
Akademie d. Wiss. II. Kl. Bd. XXIV. II. Abt. München 1909. 


Die wissenschaftliche Ausgrabung dieser bereits vor zirka 50 Jahren von 
Adolf Pichler oberflächlich angeschürften Höble fand im Auftrage des Kufsteiner 
Vereines für Heimatskunde hauptsächlich im Jahre 1906 statt. Die dabei ge- 
wonnenen reichen und vielfach interessanten Fund» haben jetzt in einem kleinen 
Museum auf der Feste Geroldseck ihre Schaustellung gefunden. 


Die vorliegende Arbeit bringt nun die wissenschaftlichen Ergebnisse dieser 
von M. Schlosser mit ausgezeichneter Sorgfalt und reichem Wissen geleiteten 
Ausgrabung. 

Hier sollen nur die geologisch wichtigeren Angaben besprochen werden, 
während bezüglich des paläontologischen und archäologischen Details auf das Werk 
selbst verwiesen werden muß. 

Die Höhle liegt im Hauptdolomit an der Nordflanke der vordersten Sparchen- 
klamm in zirka 594 m Höhe, etwa 80 m über dem Kaiserbach und zirka 120 m 
über dem Innniveau bei der Mündung dieses Baches. 

Der Höhleninhalt besteht aus fünf verschiedenen Schichtgliedern, und zwar 
von unten nach oben aus Höhlenlehm, grauem Letten und darüber aus Brand- 
schicht, Steinchenschicht und Sinterschicht. Die letzteren drei Schichten lagern 
nebeneinander, doch scheint die Brandschicht etwas älter als die Steinchenschicht 
und diese älter als die Sinterschicht zu sein. Der Höhlenlehm ist die mächtigste 
Schichtzone (bis zu 3 m) und besteht vorzüglich aus Verwitterungsprodukten der 
lIöhlendecke. Er enthält an einer Stelle nahe seinem Liegenden eine Zone von 
meist faustgroßen Geröllen aus Hauptdolomit (ein gekritztes Gerölle aus Wetter- 
steinkalk), die wahrscheinlich vom Kaiserbach in die Höhle gefrachtet wurden, 


Im Höhlenlehm wurden von Tierresteu nachgewiesen: 


Ursus spelaeus Rangifer tarandus 
Hyaena spelaea Cervus elaphus 
Felis spelaea Ibex priscus (?) 
Lupus vulgaris Capella rupricapra. 


Vulpes vulgaris 


1910 Bericht vom 31. Mai. M. Schlosser. 197 


Der graue Letten, der direkt auf dem Höhlenlehm lagert, ist kein Ver- 
witterungsgebilde der Höhlendecke, sondern ein Niederschlag aus schlammreichem 
Wasser. Er erreicht nur eine Mächtiskeit von 10—20 em und ist vollkommen 
fossilfrei. Nach Schlosser soll derselbe ein Absatz aus dem Schmelzwasser einer 
Gletscherzunge sein, welche in der Würmeiszeit in den vorderen Teil der Höhle 
eingedrungen war und diese nach außen vollständig absperrte. 

Die Kulturschicht (Brandschicht) besteht neben Steinchen aus Anhäufungen 
von Tongeschirrtrümmern, Kohlenstückchen, verkohltem Getreide und Tier- und 
Menschenknochen. 

Menschenreste sind selten, die Tierreste verteilen sich auf Rind, Schwein 
und Schaf (häufig),. Ziege und Hund (sehr selten) sowie auf Edelhirseh (nur 
wenige Knochen und abgesägte Geweilistücke). Vom Höhlenbären sind häufig 
Knochen beigemengt, die aber aus dem llöhlenlehm stammen. Die wenigen 
Artefakte sind Geschirrtrümmer, Knochengeräte und neolithische Steinwerkzeuge. 
An einer Stelle lag ziemlich viel Bronze. Die Steinchenschicht wird aus einer 
ungleichmächtigen "Anhäufung von‘ lockeren Hauptdolomitsteinchen gebildet und 
stellt sich als Verwitterungsbildung der Höhlendecke dar. 

Ihre normale Mächtigkeit beträgt 20—30 em. 

In dieser Schichte sind massenhaft Menschenknochen aller Altersstadien 
regellos mit Knochen von Schafen, Schweinen und Rindern vermengt. Schafreste 
sind am häufigsten, selten solche von Hunden. Dagegen kommen Knochen von 
Höhlenbären vor. 

Tongeschirrtrümmer sind ziemlich häufig enthalten. 

Die Sinterschicht ist auf den Hintergrund der Höhle beschränkt. Der Sinter 
ist porös und hat nd: Beschaffenheit. Seine Bildung ‚scheint noch nicht 
abgeschlossen. 

Die im Sinter eingeschlossenen Knochen weisen auf ein geringes Alter hin. 

Am häufigsten sind Knochen und Kiefer von. Menschen in allen Alters- 
stadien. Spärlicher beteiligen sich Knochen von Schafen, Schweinen, Rindern und 
Hunden. Außerdem sind noch Reste des Edelbirsches vorhanden. 


Frei auf dem grauen Letten wurden Knochen von Schneehuhn gefunden. 
Die Einschleppung dieser Schneehuhnknochen könnte möglicherweise in die 
Magdalenienperiode fallen. 

Die Entstehung der Höhle führt Schlosser anf Gesteinszerrüttung zwischen 
Bruchflächen zurück, die sich oberhalb und im Hintergrund der Höhle schneiden. 
Als der Kaiserbach sich bis zum Niveau dieser Zerrüttungszone eingesägt hatte, 
erodierte er die Höhle aus. 

. Mit der Freilegung des Hohlraumes begann im Inneren die Verwitterung 
der mit reicher ‘Alpenvegetation überzogenen Höhlendecke, welche allmählich zur 
Bildung des Höhlenlehms führte. 

Chronologisch wichtig ist die Einschaltung der Geröllschiehte im Liegenden 
des Höhlenlehms, welche ebenso wie letzterer in die Rißwürminterglazialzeit ver- 
legt wird. Unter den Geröllen wurde ein gekritztes Geschiebe gefunden, das nach 
Schlosser von einer Moräne der Rißeiszeit abstammen dürfte. 


Wahrscheinlich schon vor Ablagerung der Geröllschicht wurde die Höhle 
von Tieren, und zwar Hyänen besucht. 


Später kamen Höhlenbären, Wölfe und Füchse. Einmal scheint ein Löwe 
eingedrungen zu sein. Steinböcke, Gemsen und Rentiere wurden als Beutestücke 
von den Bären hereingeschleppt. 

In der Würmeiszeit wurde die Höhle vom Eis verschlossen und beim Ab- 
schmelzen der graue Letten gebildet. 

Jetzt konnte die Verwitterung in der Höhle wieder ihren Fortgang nehmen. 
Spuren von Lebewesen fehlen nun bis zur neolithischen Zeit. In dieser und der 
Bronzezeit wurde die Höhle von Menschen bewohnt. 


Spuren aus der Eisenzeit und dem Mittelalter sind nicht vorhanden. Aus 
der Mächtigkeit der durch Verwitterung der Höhlendecke entstandenen Höhlen- 
schichten versucht nun Schlosser Zahlen für das absolute Alter dieser Schichten 
und für die Vertiefung der Klamm des Kaiserbaches zu gewinnen. 

Die Postglazialzeit (gemessen von der Steinchenschicht) wird zu 14 bis 


20.000 Jahren, die Höhlenbärenzeit (gemessen am Höhlenlehm) zu 42—60.000 im 
Minimum, zu 56—80.000 im Maximum geschätzt. 


198 Verhandlungen. Nr. 7u.8 


Da nun nach Schlosser zu Beginn der Ablagerung des Höhlenlehms der 
Kaiserbach noch im Niveau der Höhle floß, heute aber in einer um 80 m tieferen 
Klamm, so ergibt sich für diese Eintiefung eine Zeit zwischen 56—100.000 Jahren. 
Die jährliche Vertiefung des Felsgrundes der Klamm schwankt also zwischen 
1:43—0'8 mn. 

Diese Einschätzung der Felserosion des Kaiserbaches beruht jedoch nach 
der Einsicht des Referenten auf einer unrichtigen Voraussetzung. 

Das Inntal war in der letzten Interglazialzeit bis weit über die Höhe der 
Bärenhöhle hinauf von den Terrassensedimenten verschüttet. 

Die Ablagerung des Höhlenlehms konnte also erst beginnen, nachdem der 
Kaiserbach die Höhle wieder von dieser Zuschüttung befreit hatte. Die Einlagerung 
der Bachgerölle beweist deshalb nicht, daß die Klamm damals noch nicht existierte, 
sondern nur, daß der Bach im Niveau der Höhle floß. 

Wir wissen aus dem Studium der Seitentäler des Inntales, daß die größeren 
Klammen sicherlich schon vor der Ablagerung der Terrassensedimente wahrscbeinlich 
sogar noch viel früher, bis zur heutigen Tiefe (manchmal darunter!) einge- 
schnitten waren, 

Ich verweise hier nur darauf, daß zum Beispiei in der Brandenbergerklamm, 
im Alpbachtal, in der Stallenklamm, am Ausgang der Vomperklamm ... Terrassen- 
schotter und Grundmoränen bis in den Grund der Schluchten hinabreichen. 

Am Ausgang der Vomperklamm unterteuft der alte Schuttkegel (älter als 
die Terrassensedimente) sogar das heutige Talniveau und die Grundmoränen der 
älteren Eiszeit streichen nahe dem jetzigen Bachbett aus. Der Einschnitt der 
vorderen Klammstücke war im Inntalgebiete wahrscheinlich 
schon vorderälteren Vergletscherung so ziemlich biszurheutigen 
Tiefe vorgeschritten. Das beweisen zum Beispiel auch die im heutigen Tal- 
niveau ausstreichenden Reste von älteren Grundmoränen bei Innsbruck, Schwaz, 
Vomp, Hopfgarten .... Die Verhältnisse liegen daher nicht so einfach wie 
Schlosser angenommen hat und man kann die Aufschlüsse in der Bärenhöhle 
nicht zur Bestimmung der Geschwindigkeit der Klammerosion des Kaiserbaches 
verwenden. 

Es handelt sich ja nur um die Wiederausräumung einer 
schon früher vorhandenen Erosionsfurche. 

Wir erkennen auch hier, daß die Terrassensedimente beim Herannahen der 
letzten Vergletscherung bereits schon wieder tief erodiert waren, was ich früher 
irrtümlich erst auf Rechnung der Eiserosion gesetzt habe. 

Es fällt somit in die Rißwürminterglazialzeit nicht nur 
Bildung und Erosion der Gehängebreccien, Bildung und Erosion 
der Terrassensedimente, sondern auch noch die Bildung des 
Höhlenlehms. 

Es dürfte daher die Höhlenbärenzeit Schlossers nur einen kleinen Teil 
dieser Interglazialzeit ausmachen. 

Aus der inhaltreichen Schilderung des Fossilinhaltes sei noch hervorgehoben, 
daß die Zahl der erwachsenen Bären, die durch Knochen vertreten sind, mehr 
als 200 beträgt. Ebenso groß ist die Zahl der jungen Bären. Der Hund war von 
der Größe des Bronzehundes, das Schaf gehörte einer ziegenförmigen Rasse an, 
die Rinder wohl der Primigenius-Rasse, das Schwein war ein domestiziertes 
europäisches Wildschwein. 

Die archäologischen Objekte repräsentieren die jüngere Steinzeit und ältere 
Bronzezeit. Durch die Bronzefunde ist bewiesen, daß in Nordtirol etwa 2000 Jahre 
v. Chr. einheimisches Erz zu Bronze verarbeitet wurde. 

Der wertvollen Arbeit sind fünf Tafeln beigefügt, von denen eine inter- 
essante Knochen, die anderen die Höhlenlage und die Aufschlußarbeiten darstellen. 


(0. Ampferer.) 


Einsendungen für die Bibliothek. 


Zusammengestellt von Dr. A. Matosch. 


Einzelwerke und Separat-Abdrücke. 


Eingelaufen vom 1. Jänner bis Ende März 1910. 


Aecessions-Katalog. Sveriges offentliga 
Bibliotek Stockholm - Upsala - Lund- 
Göteborg. XXI. 1906 u. XXII. 1907. 
Genom C. Grönblad. Stockholm, 
typ. P. A. Norstedt & Söner, 1907 — 
1908 (VI--499 S.) u. 1908— 1909 (VI— 
523 S.). 8°. Gesch. (46. 8°. Bibl.) 

Arentz, F. Deviating views on the 
glacial period especially in Europe. 
Christiania, typ. S. & J. Sprensen, 
1910. 8°. 131 S. Gesch. d. Autors. 

(16101. 8°.) 


[Babänek, F.] C. k. vrehni horni rada 
Frantisek Babänek. Nekrolog, von J. 
Noväk. Prag 1910. 4°, Vide: Noväk,J. 

(2918. 4°.) 

Bach, F. Mastodonreste aus der Steier- 
mark. (Separat. aus: Beiträge zur 
Paläontologie und Geologie Österreich- 
Ungarns und des Orients. Bd. XXIII.) 
Wien, W. Braumüller, 1910. 4°. 62 8. 
(63—124) mit 5 Textfig. u. 4 Taf. 
(VII—X). Gesch. d. Autors. (2912, 4°.) 

[Bertrand, M.] Zur Erinnerung an ihn; 
von ©. Wilckens. Stuttgart 1909. 8°. 
Vide: Wilckens, OÖ. (16146. 8°.) 

Beutner, R. Neue galvanische Elemente, 
Dissertation. Berlin, typ. W. Pilz, 1908. 
8°. 54 S. Gesch. d. Technischen Hoch- 
schule Karlsruhe. (11990. 8°. Lab.) 

[Blaserna, P. & 0. Crema.] Relazione 
della Commissione Reale incaricata 
di designare le zone piüı adatte per 
la ricostruzione degli abitati colpiti 
dal terremoto di 28 dicembre 1908 o 
da altri precedenti. Presidente P.Bla- 
serna; Segretario C. Crema. Roma 
1909,.4°. Vide: Relazione della 
Commissione., (2925. 4°.) 

Branca, W. Vulkane und Spalten. 
Mexiko, typ. Secretaria de Fomento, 
1907. 8°, 46 S. Gesch. d. Autors, 

(16102, 8°.) 


Branca, W. Widerlegung mehrfacher 
Einwürfe gegen die von mir vertretene 
Auffassung in der Spaltenfrage der 
Vulkane. (Separat. aus: Centralblatt 
für Mineralogie, Geologie und Paläon- 
tologie. Jahrg. 1909. Nr. 4 u. 5.) Stutt- 
gart, E. Schweizerbart, 1999. 8°. 23 8. 
(97—113 u. 129--135). Gesch. d. Autors, 

(16103. 8°.) 

Branca, W. Über die Abtrennung der 
Paläontologie von der Geologie. (Aus: 
Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 
N. F. Bd. IX. 1910. Nr. 8.) Jena, G. 
Fischer, 1910. 4°. 3 8. (113—115). 
Gesch. d. Autors. (2911. 4°.) 


[Crema, €. & P. Blaserna.] Relazione 
della Commissione Reale incaricata di 
designare le zone piü adatte per la 
ricostruzione degli abitati colpiti dal 
terremoto di 23 dicembre 1908 o da 
altri precedenti. Presidente P. Bla- 
serna; Segretario ©. Crema. Roma 
1909. 4°. Vide: Relazione della 
Commissione, (2925. 4°.) 


Dennstedt, M. Anleitung zur verein- 
fachten Elementaranalyse für wissen- 
schaftliche und technische Zwecke. 
Zweite Auflage. Hamburg, O. Meißner, 
1906. 8°. 99 S. mit 20 Textfig. Kauf. 

(11991. 8°, Lab.) 


Diener, K. Paläontologie und Ab- 
stammungslehre. [Sammlung Göschen. | 
Leipzig, G. J. Göschen, 1910. 8. 
140 S. mit 9 Textfig. u. 1 Tabelle. 
Gesch. d. Verlegers. (16098. 8°.) 


Donath, E. Chemische Studien zur Be- 
wertung des Mörtelsandes. (Separat. 
aus: Österr. Wochenschrift für den 
öffentl. Baudienst. Hft. 52. 1905.) Wien, 
typ. R. v. Waldheim, 1906. 8°. 17 S. 
Gesch. d. Autors, (11992. 8°. Lab.) 


200 


Donath, E. Die fossilen Kohlen, Vortrag. 
(Separat. aus: Österreichische Zeit- 
schrift für Berg- und Hütteuwesen. 
1907. Nr. 8—10.) Wien, Manz, 1907. 
8°. 36 S. Gesch. d. Autors. 

(11993. 8°. Lab.) 


Eichelbaum, E. Uber Nahrung und Er- 
nährungsorgane von Fchinodermen. 
Dissertation. (Separat. aus: Wissen- 
schaftliche Meeresuntersuchungen. K, 
Kommission, Abteilung Kiel. Bd. XI.) 
Kiel, typ. Schmidt & Klaunig, 1909. 
4°, 89 8. (189-275) mit 1 Taf. (IV). 
Gesch. d. Universität Kiel. (2913. 4°.) 


Fritsch, A. Miseellanea-palaeontologica. 
II. Mesozoica. Prag, Fr. Rivnät, 1910. 
4°. 26 S. mit 6 Textfig. u. 10 Taf. 
Gesch. d. Autors. (2845. 4°.) 

Furlani, M. Zur Tektonik der Sella- 
gruppe in Gröden. (Separat. aus: Mit- 
teilungen der geologischen Gesellschaft 
in Wien. Bd. II. 1909.) Wien, F. 
Deuticke, 1909. 8°. 17 S. (445—461) 
mit 4 Textfig. u.2 Taf. (XVI—XVI). 
Gesch. d. Autors. (16104. 8°.) 


Hammer, W. Ein Nachtrag zur Geologie 
der Ortler Alpen: Magnesit am Zum- 
panell und Stiereck. (Separat. aus: 
Verhandlungen d. k. k. geolog. Reichs- 
anstalt 1909, Nr. 9.) Wien, typ. Brüder 
Hollinek, 1909. 8°. 6 S. (199—204). 
Gesch. d. Autors. (16105. 8°.) 


Hammer, W. & C.v. John. Augengneise 


und verwandte Gesteine aus dem 
oberen Vintschgau. I. Geologisch- 
petrographischer Teil von W. Ham- 
mer; Il. Chemischer Teil von C. v. 
John. (Separat. aus: Jahrbuch der 
k. k. geologischen Reichsanstalt. Bd. 
LIX. 1909. Hft. 3-4.) Wien, _R. 
Lechner, 1910. 8°. 42 S. (691—732) 
mit 3 Textfig. u. 3 Taf. (XX— XXI). 
Gesch. d. Autors. (16106. 8°.) 


Hegyfoky, J. Az esö &vi periödusa 
magyarorszägon. — Die jährliche 


Periode der Niederschläge in Ungarn. 
‚ — (Officielle Publicationen der Kogl. 
ungar. Reichsanstalt für Meteorologie 
und Erdmagnetismus. Bd. VIII. 1909.) 
Ungarischer und deutscher Text. 
Budapest, typ. Pesti Könyvnyomda 
Reszy@ny-Tärsasäg, 1909, 4°. 129 8. 
Gesch. (2922. 2°.) 
Hegyfoky, J. Esöadataink az 1851— 
1870. @vi idöszakböl. — Regenangaben 
aus Ungarn für den Zeitraum 1851 — 
1870. — (Separat. aus: Jahrbuch der 
Kgl. ungar. Reichsanstalt für Meteoro- 
logie u. Erdmagnetismus. Bd. XXXVII. 


Verhandlungen, 


INT 7 1108 


Teil IV.) Ungarischer und deutscher 
Text. Budapest 1909. 4°, 54 S. Gesch. 
(2923. 4.) 


Jaffe, H. Uber die Absorptionsverhält- 
nisse einiger Chrom- und Eisensalz- 
lösungen im kurzwelligen Spektral- 
gebiete. Dissertation. Potsdam, typ. 
A. W. Hayns Erben, 1909. 8°. 49 8. 
Gesch. d. Universität Berlin. 

.(11994. 6°. Lab.) 

Jahn, J. J. O priStim bro&nskem vodo- 
vodu. (Separat. aus: „Lidove Noviny“ 
Brünn, 14. Jänner 1910.) [Über die 
zukünftige Brünner Wasserleitung.] 
Brünn, typ. Lidovä Tiskärna, 1910. 
8°, 51 S. mit 2 Textfig. Gesch. d. 
Autors. (16107. 8°.) 

Jahn, J.J. Pfehled ütvarü geologickych. 
(Separat. aus: „Pfiroda a Skola“.) 
[Übersicht der geologischen Forma- 
tionen.] Olmütz, typ. Kramär & Pro- 
chäzka [1910]. 8°. 7 8. Gesch. d. 
Autors. (16108. 8°.) 

Jahn, J. J. Stavba Evropy. (Separat. 
aus: :„Piiroda“; rod. VIII £isl. 1—3.) 
[Der Bau Europas.] ‘Olmütz, typ. 
Kramär & Prochäzka [1910]. 8°. 178. 
mit 2 Textfig. u. 1 Taf. Gesch. (d. 
Autors. : (16109: 8°.) 

Jentzsch, A. Das Alter der Sam- 
ländischen Braunkohlenformation und. 
der Senftenberger Tertiärflora. (Se-: 
parat. aus: Jahrbuch der Kg]. preuß. 
geologischen Landesanstalt für 1908. 
Bd. XXIX. Hft. 1.) Berliv, typ. A. 
W. Schade, 1908. 8°. 4 S. (58—61). 
Gesch. d. Autors. (16110. 8°.) 

Jentzsch, A. Grosse Züge im geolo- 
gischen Bau der Provinz Posen. (Se- 
parat. aus: Deutsche Gesellschaft für 
Kunst und Wissenschaft in Posen. 
Zeitschrift der naturwissenschaftlichen 
Abteilung. Jahrg. XV. Hft. 3—4.) 
Posen, typ. Merzbach, 1908. 8°. 6 S. 
Gesch. d. Autors. (16111 8°,) 

Jentzsch, A. Über den Eiswind und 
das Dünengebiet zwischen Warthe und 
Netze. (Separat. aus: Zeitschrift der 
Deutschen geologischen Gesellschaft. 
Bd. LX. 1908. Monatsberichte Nr. 5.). 
Berlin, typ. @. Schade, 1908. 8%. 4 8. 
(120—123). Gesch. d. Autors. 

(16112, 8.) 

Jentzsch, A. Beziehungen zwischen 
Geologie und Urgeschichte im deut- 
schen Osten. (Separat. aus: Deutsche 
Gesellschaft für Kunst und Wissen- 
schaft in Posen. Zeitschrift der natur- 
wissenschaftlichen Abteilung. - Jahrg. 
XVI. Hft. 1-5.) Posen, typ. Merz- 
bach, 1909. 8°, 12 8. Gesch. d. Autors. 

(16113. 8°.) 


1910 


Jentzsch, A. Über die Nordostgrenze 
der deutschen Kreide. (Separat. aus: 
Zeitschrift der Deutsch. geologischen 
Gesellschaft. Bd. LXI. 1909. Monats- 
berichte Nr. 11.) Berlin, typ. G. 
Schade, 1909. 8°. 5 S. (406-410). 
Gesch. d.. Autors. (16114. 8°.) 


John, €. v: Augengneise und verwandte 
Gesteine aus dem oberen Vintschgau. 
II. Chemischer Teil. Wien 1910. 8°. 
Vide: Hammer, W. & C. v. John. 

(16106. 8°.) 


Katalog, Systematischer, der Bibliothek 
der k. k. Technischen Hochschule in 
Wien. Nachtrag I zu Heft 1—6. 
Wien, typ. A. Holzhausen, 1910. 8°. 
157 S. Gesch. d. Techn. Hochschule 

(198. 8°. Bibl.) 

Keetman, B. Über die Auffindung des 
Joniums, einer neuen radioaktiven 
Erde in Uranerzen. Dissertation. Ber- 
lin, typ. G. Schade, 1909. 8°. 34 S. 
mit 6 Textfig. Gesch. d. Universität 
Berlin. (11995. 8°. Lab.) 


Kober, L. Über die Tektonik der süd- 
lichen Vorlagen des Schneeberges und 
der Rax. (Separat. aus: Mitteilungen der 
geologischen Gesellschaft in Wien. 
Bd. II. 1909.) Wien, F. Deuticke, 
1999. 8°. 0. S. (492-511) mit 1 Taf. 
(XIX). Gesch. d. Autors. (16115. 8°.) 

Koch, Ferd. Die geologischen Ver- 
hältnisse des Kalvarienhügels von 

. Tata. (Separat. aus: Földtani Köz- 
löny. Bd. XXXIX. 1909.) Budapest, typ. 
Franklin-Verein, 1909. 8%. 23 8. 
(285—307) mit 1 Texifig. Gesch. d. 
Herrn G. Geyer. (16116. 8°.) 


Koch, Ferd. Beiträge zur Kenntnis der 
. Gattung Tmoaegoceras. (Separat. aus: 
. Földtani Közlöny. Bd. XXXIX. 1909.) 
. Budapest, typ. Franklin-Verein, 1909. 
8. 6 S. (808-313) mit 3 Textfig. 
Gesch. d. Herrn G. Geyer. 
(16117. 8°.) 
Koch, Gust. Ad. Die Poeschl’sche Aus- 
stellung auf dem 8. deutsch-österr.- 
ungarischen Verbandstag für Binnen- 
schiffahrt in Linz vom 23. bis 
26. Juni 1909. Wien, typ. J. Wimmer, 
1909. 4%. 7 S. Gesch. d. Autors. 
(2914. 4°.) 
Koch, 6ust. Ad. Die Trink wasser-Versor- 
gung der Gemeinde Hinterbrühl ; geolo- 
gisch begutachtet. Wien, Schworella & 
Heick, 1909. 5°. 41 S. Gesch. d. Autors. 
(16118. 8°.) 
Koch, @ust. Ad. Die Wasserverhältnisse 
. des Untergrundes von Matzendorf bei 
Felixdorf und Umgebung; geologisch 


Einsendungen für 


die- Bibliothek. 201 
begutachtet. Wien, typ. P, Gerin, 
1909, 4°. 28 S. Gesch. d. Autors, 

(2915. 4°.) 

Koken, E. Das Diluvium von Gafsa 


(Südtunesien) und seine prähistorischen 
Einschlüsse. (Separat. aus: Neues 
Jahrbuch für Mineralogie, Geologie... 
Jahrg. 1909. Bd. Il.) Stuttgart, E. 
Schweizerbart, 1909. 8°. 18 S. mit 
5 Textfig. u. 6 Taf. Gesch. d. Herrn 
G. Geyer. (er) 
Koken, E. Diluvialstudien. (Separat- 
aus: Neues Jahrbuch für Mineralogie» 
Geologie... Jahrg, 1909. Bd. II) 
Stuttgart. E. Schweizerbart, 1909. 8°. 
34 8. (57—90) mit 12 Textfig. u. 
3 Taf. (X—XIJ). Gesch. d. Herrn G. 
Geyer. (16120. 8°.) 
Kraefft, F. Über das Plankton in Ost- 
und Nordsee und den Verbindungs- 
gebieten, mit besonderer Berück- 
sichtigung der Copepoden. Dissertation. 
(Separat. aus: Wissenschaftliche 
Meeresuntersuchungen. K. Kommis- 
sion, Abteilung Kiel. Bd. XI.) Kiel], typ. 
Schmidt & Klaunig, 1908. 4°. 79 S. 
(31—107) mit 9 Textfig, 4 Blättern 
Tabellen u. 1 Tafel: Gesch. d. Uni- 
versität Kiel. (2916. 4°.) 
Kramberger, Gorjanovic-, K. Der Un- 
terkiefer der Eskimos (Grönländer) 
als Träger primitiver Merkmale. (Se- 
parat. aus: Sitzungsberichte der Kg]. 
preußischen Akademie der Wissen- 
schaften. 1909. LII.) Berlin, typ. 
Reichsdruckerei, 1909. 8°. 13 S8. 
(1282—1294) mit 8 Textfig. u. 2 Taf. 
(XV—XV)D. Gesch. d. Autors. 
(16121. 8°.) 
Krause, P. &. Über einen fossilführenden 
Horizont im Hauptterrassendiluvium 
des Nieder-Rheins. (Separat. aus: 
Jahrbuch der kg]. preuß. geologischen 
Landesanstalt für 1909. Bd. XXX. 
Teil II. Hft. 1.) Berlin, typ. A. W. 
Schade, 1909. 8°. 18 S. (91—108) mit 
1 Taf. Gesch. d. Herrn G. Geyer. 
(16122. 8°.) 


Lissner, A. Zur Elementaranalyse von 
tonbaltigen Kohlegesteinen. (Separat. 
aus: Chemiker-Zeitung 1910. Nr. 5.) 
Cöthen (Anhalt), ©. v. Halem, 1910. 
8°. 6 8. Gesch. d. Prof. E. Donath 
in Brünn. (11996. 8°. Lab.) 


[Lörenthey, J.] A Peterväradi Hegyseg 
(Frusca gora) kretaidöszaki (hiper- 
- szenon) faunäja; irta Pethö, G. 
Sajtö alä renderte es elöszöval ellätta. 
Lörenthey, E., Budapest 1910. 4°. 
Vide: Pethö, J. (2924. 4°.) 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 7 u. 8. Verhandlungen. 30 


202 


Manouschek, ©. Zur Kenntnis der 
fossilen Kohlen. I. Zur Kenntnis der 


Braunkohle. [Mitteilung aus dem 
chemisch - technologischen Labora- 
torium der Deutschen technischen 


Hochschule in Brünn.] (Separat. aus: 
„Braunkohle“. Jahrg. VIII. 1919. 
Hft. 5.) Halle a. S., W. Knapp, 1909. 
4°. 7 S. (72—79) mit 3 Textfig. (17 
—19). Gesch. d. Prof. E.Donath in 
Brünn. (3212. 4°. Lab.) 


Martin, K. Über Rangifer tarandus aus 
Niederland. (Separat. aus: Koninkl. 
Akademie van wetenschappen te Am- 
sterdam. Verslag van de gewone ver- 
gaderingen; wis-en natuurkundige af- 
deling. 27. Ncv. 1909.) Amsterdam, 
J. Müller, 1909. 8°. 11 S. (422 —422) 
mit 1 Taf. Gesch. d. Autors. 

(16123. 8°.) 

Merkle, H. Untersuchungen an Tin- 
tinnodeen der ÖOst- und Nordsee. 
Dissertation. (Separat. aus: Wissen- 
schaftliche Meeresuntersuchupgen. K. 
Kommission, Abteilung Kiel. Bd. XI.) 
Kiel, typ. Schmidt & Klaunig, 1909. 
4°. 48 S, (142—186) mit 2 Taf. (II— 
III). Gesch. d. Universität Kiel. 

(2917. 4°.) 


Neumann, B. Die Metalle. Geschichte, 
Vorkommen und Gewinnung nebst 
ausführlicher Produktions- und Preis- 
statistik. Halle a. S., W. Knapp, 1904. 
8°. VIII—421 8. mit 26 Taf. Antiquar. 
Kauf. (16099. 8°.) 

Noväk, J. C. k. vrehni horni rada 
Frantisek Babänek. (Nekrolog 
in: Hornick@ a hutnick& Lisiy. Roc. 
XI. 1910. Ci. 4.) Prag, typ. F. Vonky, 
1910. 4°. 2 S. (61—62). Gesch. d. 


Autors, (2918. 4°.) 
Palaeontologia universalis. Ser. I. 
Fasc. 4. (Taf. 126—16°). Berlin, 


Gebr. Bornträger, 1909. 8°. Kauf. 
(14260. 8°.) 


Pethö, J. A Peterväradi Hegyseg 
(Frusca gora): kretaidöszaki (hipers- 
zenon-) faunäja. — Függelek: Pratz, 
E. A korällok leiräsa. — Sajto alä 
rendezte es elöszöval ellätta J. 
Lörenthey. [Die oberkretazische 
Fauna der Frusca gora. Mit Anhang: 
Beschreibung der Korallen von E. 
Pratz. Für den Druck eingerichtet 
und mit einem Vorworte versehen von 
L. Lörenthey.] Budapest, Kir. 
Magyar Termeszettudomanyi Tärsulat, 
1910. 4°. IV—331 S. mit 24 Taf. 
Gesch. (2924. 4°.) 


Verhandlungen. 


Nr. 7u.8 


[Petrascheck, W.] Bericht über seinen 
Vortrag: Die Novelle zum Berggesetze 
im Lichte österreichischer Kohlen- 
geologie. (Separat. aus: Zeitschrift für 
Volkswirtschaft, Sozialpolitik und 
Verwaltung... Bd. XVIIL.) Wien u. 
Leipzig, W. Braumüller, 1909. 8°, 
3 S. (795—797). Gesch d. Autors, 

(16124. 8°.) 

Petrascheck, W. Ergebnisse von Boh- 
rungen in der nordböhmischen Kreide. 
(Separat. aus: Der Kohleninteressent. 
1910. Nr. 2.) Teplitz-Schönau, typ. 
C. Weigend, 1910. 8°. 4 S. Gesch. d. 
Herrn G. Geyer. (16125. 8°.) 


Petrascheck, W. Ergebnisse neuer Auf- 
schlüsse im Randgebiete des gali- 
zischen Karbons. — Die Forschungen 
J. J. Jahns im Ostrau-Karwiner 
Steinkohlenbecken. — Das Vorkommen 
von Steinkohlengeröllen in einem 
Karbonsandstein Galizien. — (Se- 
parat. aus: Verhandlungen der k. k. 
geolog. Reichsanstalt 1909. Nr. 16.) 
Wien, typ. Brüder Hollinek, 1910. 8°. 
21 S. (366—386) mit 3 Textfig. 
Gesch. d. Autors. (16126. 8°.) 

Purkyn&, C. v. Nastin geologickych 
pomerü okoli Klabavy. (Separat. aus: 
„Brdsky kraj“. Rokycany 1909.) 
[Skizze der geologischen Verhältnisse 
der Gegend von Klabawa.] Rokitzan, 
typ. J. B. Zäpotocny, 1910. 8%. 88. 
mit 3 Textfig. Gesch. d. Autors. 

(16127. 8°.) 

Purkyn&, C. v. Zpräva o diluvialni 
sbirce mestskeho historick@ho musea 
v Plzni. (Separat. aus d. Jahresberichte 
des Histor. Museums in Pilsen 1910.) 
[Bericht über die dilaviale Sammlung 
des städtischen historischen Maseums 
in Pilsen.] Pilsen, typ. J. R. Porta, 
1910. 8°. 7 8. mit 1 Textfig. Gesch. 
d. Autors. (16128. 8°.) 


Rankin, @. A. The binary systems of 
Alumina with Silica, Lime and 
Magnesia. Washington 1909. 8°. Vide: 
Shepherd, E.S.&G. A. Rankin. 

(11997. 8°, Lab.) 

Relazione della Commissione Reale 
incaricata di designare le zone piü 
adatte per la ricostruzione degli 
abitati colpiti dal terremoto di 28 di- 
cembre 1908 o da altri precedenti 
e composta dei Signori: P. Blaserna, 
presidente; C. Crema, segretario; 
G. Alfani, A. Battelli, E. Caputo, R. 
de Corn&, C. de Stefani, P. Marzolo, 
L. Mazzuoli, L. Palazzo, A. Riceo, 
G. B. Rizzo, T. Taramelli. Roma, typ. 
V. Salviucci, 1969. 4°. TV—167 S. mit 


1910 


4 Textfig. u. 15 Taf. (I—XII; Vllbis, 
VIIIbis, I|Xbis,) Gesch. (2925. 4°.) 


Riecö, A., Camerana, E., Baratta, M. & 


G. di Stefano. Il terremoto del 
16 novembre 1894 in Calabria e 
Sieilia. Relazione seientifica della 


Commissione incaricata degli studi de 
R. Governo. (Separat. aus: Annali 
del R. Ufficio centrale meteorologico 
e geodinamico. Ser. II. Vol. XIX. 
Part. 1. 1897.) Roma, typ. G. Bertero 
& Co., 1907. 4°. 4 Parts in I Vol. 
(348 S. mit 14 Taf.) Gesch. 


Enthält: 

Dart... 1. Kıcco, 
sismologica. 260 S. 

Part. II. Camerana, E. Rela- 
zione tecnica. 32 S. 

Part. III. Baratta, M. Relazione 
storica. 32. S. 

Part. IV. DiStefano, G. Rela- 
zione geologica. 24 S. 


A. Relazione 


(2926. 4°.) 


Rollier, L. Polis glaciaires dans le 
jura francais. (Separat. aus: Bulletin 
de la Societ@ Belfortaine d’emulation. 
Nr. 27.) Belfort, typ. Devillers, 1908. 
8°. 7 S. mit 1 Taf. Gesch. d. Autors. 

(16129. 8°.) 

Rollier, L. Jacobella Lugeoni A. Jeannet 
est un Paroniceras du lias superieur, 
Remarqnes et observations nouvelles. 
(Separat. aus: Archives des sciences 
physiqnes et naturelles. Periode IV. 
Tom. XXVII.)) Geneve, typ. Societe 
generale de l’imprimerie, 1909. 8°. 
8. S. Gesch. d. Autors. (16130. 8°.) 


Rollier, L. Phyllogenie des prineipaux 
genres d’Ammonoides de l’oolithiqne 
(dogger) et de l’oxfordien. (Separat. 
aus: Archives des sciences physiqnes et 
naturelles. Periode IV. Tom. XX VIII.) 
Geneve, typ. Soeiei@ generale d’impri- 
merie, 1909. 8%. 13 S. ‘Gesch. d. 
Autors. (16131. 8°.) 


Rollier, L. Notes paleontologiques sur 
les Nerinees du Cret-de l’Anneau, 
pres Travers. (Separat. aus: Bulletin 
de la Societe Neuchäteloise des 
sciences naturelles. Tom. XXXV1I.) 
Neuchatel, typ. Wolfrath & Sperle, 
1969. 8°. 13 8. (37—49) mit 1 Taf. 
Gesch. d. Autors. (16132. 8°.) 

Rollier, L. Communications faites au 
VIIIe Congres de l’Assoeiation Franc- 
Comtoise. (Separat. aus: M&moires de 
la Societ€ d’Emulation du Jura.) 
Lons-le-Saunier, typ. L. Declume, 
1909. 8°. 12 S. mit 2 Textfig. Gesch. 
d. Autors, (16133, 8°.) 


Einsendungen für die Bibliothek. 


203 


Schreiber, H. Die Moore Vorarlbergs 
und des Fürstentums Liechtenstein in 
naturwissenschaftlicher und tech- 
nischer Beziehung. Staab, Deutsch- 
österreichischer Moorverein, 1910. 4°, 
VILI—177 S. mit 838 Textfig., 20 Taf. 
u. 1 Karte. Gesch. d. Autors. 

(2921. 8°.) 

Shepherd, E. S. & 6. A. Rankin. The 
binary systems of Alumina with 
Silica, Lime aud Magnesia. With 
optical study by F. E. Wrigbt. 
(Separat. aus: American Journal of 
science. Vol. XXVIII. October 1909.) 
Warhington 1909. 8°. 41 S. (293—333) 
mit 7 Textfig. Gesch. (11997. 8°. Lab.) 

Simionesen, J. Le Jurassique de Dobro- 
gea. (Separat. aus: Annales scienti- 
fiques de l’Universite de Jassy.) Jassy, 
typ. J. S. Jonesen, 1919, 8°. 18 8. 
mit 6 Textfig. u. 3 Taf. Gesch. d. 
Autors. (16134. 8°.) 

Simioneseu, J. Studii geologice si pa- 
leontologice din Dobrogea. II. Lamelli- 
branchiatele, Gasteropodele, RBrachio- 
podele si Echinodermele din päturile 
iurasice dela Härsova. Mit franzö- 
sischem Resume: Les Pelecypodes, 
Gasteropodes, Brachiopodes et Echino- 
dermes des couches jurassiques de 
Härsova, Dobrogea. (Academia Ro- 
mänäa. Publicatiunile fondului V. 
Adamachi. Nr. XXV.) Bucuresti, typ. 
C. Göbl, 1910. 8°. 109 S. (355 —465) 
mit 17 Textfig. u. 7 Taf. Gesch. d. 
Autors. (15590. 8°.) 


Spitz, A. & 6. Dyhrenfurth. Zweiter 
Vorbericht über ' die Tektonik der 
zentralen Unterengadiner Dolomiten. 
(Separat. aus: Anzeiger der kais. 
Akademie der Wissenschaften. 1909. 
Nr. XXIII.) Wien, typ. Staatsdruckerei, 
190982737 82 Gesch. d. Herrn "G. 
Geyer. (16135. 8°.) 

Stefano, 6. di. Il terremoto Calabro- 
Sieulo del 1894 in rapporto con la 
tettonica e la costituzione del suolo. 
[Roma 1907. 4°.) Vide: Riecö, A., 
Camerana, E, Baratta, M.&. G. 
di Stefano. Il terremoto del 16 no- 
vembre 1894 in Calabria e Sicilia. 
Relazione scientifica. Part. IV. 

2926. 4°.) 

Stiny, J. Die Muren. Versuch einer 
Monographie mit. besonderer Berück- 
sichtigung der Verhältnisse in den 
Tiroler Alpen. Innsbruck, Wagner, 
1910. 8°. VIII—139 S. mit 34 Textfig. 
Gesch, d. Autors. (16136. 8°.) 


Taramelli, T. Relazione sull’ operato 
della Sottocommissione incaricata di 


30* 


204 


visitare i Juoghi del terremoto Calabro- 
Siculo del: 28 dicembre 1908. [Roma 
1909. 4°.] Vide: Relazione della 
Commissione Reale incaricata di 
designare le zone piü adatte per la 
ricostruzione degli abitati colpiti dal 


terremoto del 23 dicembre 1908, 
Allegato A. (2925. 4°.) 


Taramelli, T. Relazione sull’ esame di 
saggi di fondo nello Stretto di Messina 
ottenuti cogli scandagli esequiti dalla 
R. Marina nel 1° trimestre 1909. 
[Roma 1909. 4°.] Vide: Relazione 
dellaCommissione Reale incari- 
cata di designare le zone piü adatte 
per la ricostruzione degli abitati 
colpiti dal terremoto del 28 diecembre 
1908. Allegato C. (2925. 4°.) 

Tobler, A. Über das Vorkommen von 
Kreide- und Carbonschichten in Süd- 
west-Djambi, Sumatra. (Separat. aus: 
Verslag van het mijnwezen in Neder- 
landseh-Indie. 1906.) 'Batavia, typ. 
Landsdruckerij, 1907. 8°. 8 S. mit 
1 Kartenskizze. Gesch. d. Herrn 
G. Geyer. (16157. 8°.) 

Toula, F. Schichten mit Gervilleia (Perna) 
Bouwei v. Hauer am Gaumannmüller- 
kogel an der Weissenbacher Straße; 
im Randgebirge der Wienerbucht. 

-o{Beparat.. aus:. Jahrbuch .demk.!ik. 
geolog. Reichsanstalt. 1909. Bd. LIX. 
Hft. 2.) Wien, R. Lechner, 1909. 8°. 
24 8. (383—406) mit 4 Textfig. u. 
1 Taf. (XII). Gesch. d. Autors. 

(16138. 8°.) 

Toula, F. Diluviale Säugetierreste vom 
Gesprengberg, Kronstadt in Sieben- 
bürgen. (Separat. aus: Jahrbuch der 

. k. ‚geolog. Reichsanstalt. 1909. 
Bd. LIX. Hft. 3—4.) Wien, R. Lechner, 
1909.8°, 40. 8. (575—614) mit 12 Texfig. 
u.2 Taf. (XV—XV]). Gesch. d. Autors. 

(16139. 8°.) 


Uhlig, V. Geologisches aus dem Tatra- 
gebirge. (Separat. aus: Mitteilungen 
der geologischen Gesellschaft in Wien. 
Bd. I. 1903.) Wien, F. Deuticke, 
1908. 8°. 22 S. (343—364) mit 2 Textfig. 
Gesch. d. Autors. (16140. 8°.) 

Uhlig, V. Der Deckenbau der Ostalpen. 
(Separat. aus: Mitteilungen der geo- 
logischen Gesellschaft in Wien. Bd. II. 
1909.) Wien, F. Deuticke, 1909. 8°. 
30 8. (462—491) mit 1 Taf. (XVII). 
Gesch. d. Autors. (16141. 8°.) 

Uhlig, V. Die Tektonik der Ostalpen. 
Vortrag, gehalten bei der 81. Versamm- 
lung deutscher Naturforscher und Arzte 
zu Salzburg am 23. September 1909. 
(Separat. aus: Naturwissenschaftliche 
Rundschau.) ‘Braunschweig, typ. F. 


Verhandlungen, 


Nr. Tu: 8 


Vieweg & Sohn, 1909. 4°. 9 S. Gesch. 
d. Autors. (2919. 4°.) 


Uhlig, V. Ein österreichisches Meister- 
werk. (Separat. aus: Österreichische 
Rundschau.) Wien 1909. 8°. 10 8. 
(105-114). Gesch. d. Autors. (16142. 8°.) 


Vetters, H. Kleine Geologie Nieder- 
österreichs. Erläuterungen zur geolo- 
gischen Oleatenkarte im Maße 1:750000. 
Wien, R. Lechner [1910]. 8°. 21 S. 
mit 1 Tabelle u. 2 Karten. Gesch. d. 
Verlegers. (16143. 8°.) 


Waagen, L. Wo mündet die Reka? 
(In: „Urania“. Jahrg. III. 1910. Nr. 8.) 
Wien, C. Konegen, 1910. 4°. 3 8. 
(118—120). Gesch. d. Autors. (2920, 4°.) 

Walther, J. Über algonkische Sedimente. 
(Separat. aus: Zeitschrift der Deutsch. 
geolog. Gesellschaft. Bd. LX1. 1909. 
Hft. 3.) Berlin, typ. J. F. Starcke, 1909. 

8%. 23 8. (283—305) mit 6 Textfig. 
Gesch. d. Herrn G.Geyer. (16144. 8°.) 

Werner, &. Quantitative Messungen der 
An- und Abklingung getrennter Phos- 
phorescenzbanden. Dissertation. Kiel, 
typ. Schmidt & Klaunig, 1907. 8°, 
39 S. mit 7. Textfig. Gesch. d.. Uni- 
versität Kiel. (11998. 8°. Lab.) 

Wilckens, ©. Über die Existenz einer 
höheren Überschiebungsdecke in der 
sogenannten Sedimenthülle des Adula- 
Deckmassivs, Graubünden. (Separat. 
aus: Zeitschrift der Deutsch. geolog. 
Geseilschaft. Bd. LXI. 1909. Monats- 
berichte Nr. 11.) Berlin, typ. @. 
Schade, 1909. 8°. 10 S. (455—464) 
mit 2 Textfig. u. 1 Taf. Gesch. d. 
Autors. (16145. 8°.) 

Wilckens, 0. Zur Erinnerung an 
Marcel Bertrand. (Separat. aus: 
Centralblatt für Mineralogie, Geologie 
und Palaeontologie. Jahrg. 1909. 
Nr. 16.) Stuttgart, E. Schweizerbart, 
1909. 8°. 3 8. ‚(499—501). Gesch. d. 
Autors. (16146. 8°.) 

Wilckens, 0. Die geologische, paläon- 
tologische und petrographische Litera- 
tur über Neuseeland bis zum Jahre 1907. 
(Separat. aus: Neues Jahrbuch für 
Mineralogie, Geologie und Paläonto- 
logie. Jahrg. 1909. Bd. II.) Stuttgart, 
E. Schweizerbart, 1909. 8°. 68 S, 
(265— 332). Gesch. d. Autors. (16147. 8°.) 


Zsigmond, R. Eghajlat. II. Resz. 
Magyarorszäg Eghajlata. [Klima. 
II. Teil. Das Klima Ungarns.) Buda- 
pest, K. M. Termeszettudomänyi Tär- 
sulat, 1909. 8%. IX—696 S. mit 
93 Textfig. Gesch. .d. Kgl. Ungar. 
Naturwiss. Gesellschaft. (16100. 8°.) 


Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23. 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3. 


1910. 


Bericht vom 1. Juli 1910. 


Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: E. Tietze: Österreichs Eisenerz-Inventur, 
— F. Bartonec: Über einen neuen Fundpunkt des marinen Miocäns im Sudetengebiete. — 
Literaturnotizen: O. A. Welter, H. Meyer, H. Meyer und O. Welter. 


NB. Die Autoren sind für den Inhalt Ihrer Mittellungen verantwortlich. 


Eingesendete Mitteilungen. 
E. Tietze. Österreichs Eisenerz-Inventur. 


Unter dem Titel Österreichs Eisenerz-Inventur wurde im Heft 4 
der Zeitschrift für praktische Geologie (Jahrgang 1910, Seite 86 der 
bergwirtschaftlichen Mitteilungen) ein Bericht veröffentlicht, der zwar 
nichts über Eisenerze, wohl aber einen ebenso animosen als unberech- 
tigten Angriff auf die k. k. geologische Reichsanstalt enthält. Im Hin- 
blick auf die Stelle, an welcher dieser Bericht erschienen ist, darf 
ich die betreffenden Anschuldigungen nicht mit Stillschweigen über- 
gehen, so sehr es mir auch widerstrebt, mich in eine schließlich ganz 
zwecklose Polemik mit Gegnern einzulassen, deren Anschauungen 
offenbar aus einem völlig einseitigen Vorstellungskreise hervorgehen 
und weniger von unparteiischen Erwägungen als von Stimmungen 
beherrscht sind, deren UÜbelwollen also durch Argumente nicht wohl 
beseitigt werden kann !). 

Da der bewußte Bericht von den Lesern gleichzeitig als eine 
allerdings weder glückliche noch geschickte Reklame für die vor etwa 
zwei Jahren neu gegründete Wiener geologische Gesellschaft und die 
an der Spitze derselben befindlichen Universitätskreise betrachtet 
werden könnte, so sei gleich hier festgestellt, daß von dieser Seite jede 
Verantwortung für den Streit abgelehnt wird, den der betreffende Be- 
richterstatter mit seinen Anschuldigungen vom Zaune zu brechen 
beabsichtigt. Gleich nach dem Bekanntwerden dieser Anwürfe erschien 
der erste Schriftführer jener neuerdings unter dem Präsidium des 
Herrn Professor Diener stehenden Gesellschaft Herr Professor Dr. 


1) Eine im Wortlaut mit diesem Abwehr-Artikel übereinstimmende Zuschrift 
habe ich an die Redaktion der Krahmannschen Zeitschrift für praktische Geologie 
gerichtet. Es scheint mir‘jedoch wünschenswert, daß auch unsere speziellen Leser 
von einer Kundgebung Notiz nehmen, welche auf die in gewissen Kreisen gegen- 
über unserer Anstalt bestehende Mißgunst ein lehrreiches Streiflicht wirft. 


K. k. genl. Reichsanstalt. 19109. Nr. 9. Verhandlungen. 31 


206 Verhandlungen. Nr. 9 


Fr. Ed. Suess bei mir, um sein Bedauern über die bewußte Publi- 
kation auszusprechen und kurz darauf versicherte mir zu meiner 
vesonderen Genugtuung Professor Diener noch persönlich, daß die 
von ihm vertretene Gesellschaft sich niemals zur Beihilfe bei irgend- 
welchen gegen unsere Anstalt gerichteten Bestrebungen würde miß- 
brauchen lassen. Endlich erhielt ich unter dem Datum des 14. Juni l. J. 
auch ein Schreiben des Herrn Professor Dr. Uhlig, der in seiner 
Eigenschaft als früherer Präsident derselben Gesellschaft mir bekannt 
gibt, daß die letztere „der betreffenden Einsendung durchaus und in 
jeder Beziehung fernsteht“. Dieser Erklärung fügt der Genannte so- 
dann noch freundliche Worte schmeichelhafter Anerkennung für unsere 
Anstalt hinzu, deren Verdienste um die geologische Erforschung Oster- 
reichs er bisher stets gern und bei jeder Gelegenheit betont habe. 
Mit großer Freude habe ich alle diese Erklärungen zur Kenntnis 
senommen, die dem Wunsche der Mitglieder unseres Instituts, ein 
freundschaftliches Einvernehmen mit unseren Fachgenossen an der 
Universität zu erhalten, in so ausgesprochener Weise entgegen- 
kommen. Andrerseits schließt freilich der betreffende, von den 
leitenden Kreisen der Wiener geologischen Gesellschaft dadurch 
vollkommen mißbbilligte Aufsatz (der, wie die meisten, „bergwirtschaft- 
lichen Mitteilungen“ der Krahmannschen Zeitschrift nicht mit einem 
Autorennamen unterzeichnet ist) nach Form und Inhalt die Vermutung 
aus, daß derselbe in der Berliner Redaktionsstube jener Zeitschrift 
selbst entstanden ist. Seine Einsendung dürfte jedenfalls aus Österreich 
erfolgt sein, denn sie kann nur von einer Seite herrühren, die mit 
einer der anläßlich dieser Abwehr zu nennenden Persönlichkeiten 
direkt oder indirekt in Kontakt gekommen ist. A 
Gezeichnet mit einer Namensunterschrift ist in dem Bericht nur 
ein als Anmerkung demselben beigegebener Brief des Herrn Berg- 
hauptmann Canaval an Professor Uhlig, welcher Brief allerdings 
schon durch den in ihm aufgebotenen Apparat von Zitaten und 
historischen Auseinandersetzungen den Eindruck macht, daß er von 
vornherein für eine seinerzeitige Veröffentlichung bestimmt war, wenn 
er nicht nachträglich dafür hergerichtet wurde. Gezeichnet ist auch 
die hierauf augenscheinlich im Auftrage des Herrn Professor Uhlig 
von Professor Fr. E. Suess gegebene und ebenfalls abgedruckte 
Antwort. 
Da nun der anonyme Einsender des Berichtes diesen Brief- 
wechsel bei seinem Angriff auf unsere Anstalt verwertet, so sei 
zunächst kurz auf den Tatbestand verwiesen, der aus eben diesem 
Briefwechsel hervorgeht und der zugleich das Wesentliche betrifft 
von dem, was diesmal für unser Institut als belastend hingestellt wird. 
Dieser Tatbestand ist folgender: Das Organisationskomitee des 
internationalen Geologenkongresses in Stockholm wünscht eine 
Schätzung der in Österreich noch verfügbaren Eisenerzmengen und 
wendet sich in der Voraussetzung, dabei an die richtige Adresse zu 
geraten, an einen Montanisten in hoher amtlicher Stellung, Herrn Berg- 
hauptmann Canaval in Klagenfurt, von dem es offenbar annimmt, daß 
demselben das durch die Bergbehörden zu sammelnde statistische 
Material leicht zugänglich ist. Dieser Montanist hält sich aber betrefis 


1910 Bericht vom 1. Juli, E, Tietze. 207 
jener Aufforderung für inkompetent und glaubt dieselbe einem Forum 
von Geologen unterbreiten zu sollen. Da er indessen, wie aus seinem 
vom März 1908 datierten Schreiben an Professor Uhlig hervorgeht, 
der geologischen Reichsanstalt bei „ihrer jetzigen Zusammensetzung“ 
die Lösung der betreffenden Aufgabe so wenig zutraut wie sich selbst, 
überträgt er dieselbe der soeben gegründeten Wiener geologischen 
Gesellschaft, von der er (augenscheinlich gemäß den bei der ersten 
Versammlung des Vereins gehaltenen Reden) voraussetzt, daß daselbst 
nicht bloß Probleme theoretischer Natur besprochen, sondern auch 
„praktische* Geologie betrieben werden wird, und welcher er selbst 
als Mitglied angehört. Er sieht sich zu diesem Schritt vielleicht auch 
deshalb veranlaßt, weil ihm bekannt ist, daß die Gründung dieser 
Gesellschaft unter materieller Beihilfe von Montan-Industriellen (spe- 
ziell auch der wichtigsten Vertreter unserer Eisenindustrie) erfolgte 
und weil er deshalb annehmen darf, daß diese Industriellen der 
genannten Gesellschaft auf etwaige Anfragen besonders zuvorkom- 
mende Auskünfte geben werden. 

Diese Mandatsübertragung, gegen die sich an und für sich nichts 
einwenden ließe, weil Herr Canaval das Recht hatte, mit seinem 
Auftrage anzufangen was er wollte oder konnte, wird nun, wie bereits 


-angedeutet, höchst auffallender Weise als Anlaß benützt, den augen- 


scheinlich nicht zu unterdrückenden Groll gewisser Kreise gegen die 
geologische Reichsanstalt zum Ausdruck zu bringen und zu betonen, 
daß diese Anstalt den an sie zu stellenden Anforderungen nicht ent- 
spreche. 

Der anonyme Berichterstatter aber, der den Brief Canavals 
und die daran geknüpfte Aktion der geologischen Gesellschaft mitteilt, 
findet es „bezeichnend*, daB Universitätskreise sich um die 
Eisenerz-Inventur Österreichs gekümmert haben und daß dies die 
geologische Reichsanstalt unterließ, die indessen gar nicht auf- 
gefordert wurde, in dieser Frage mitzuwirken. 

Als ob die von Canaval absichtlich übergangene Anstalt sich 
hierbei offiziell hätte aufdrängen können und als ob es in guter Ge- 
sellschaft Sitte wäre, sich an eine von anderen für andere gedeckte 
Tafel zu setzen, ohne eingeladen zu sein. Inoffiziell hat unsere Anstalt 
aber trotzdem bei jener Inventur mitgearbeitet, denn der in dem 
Bericht genannte Dr. Kossmat, der einen nicht unwesentlichen 
Teil der (allerdings wie es scheint nicht sehr umfangreichen) Tätig- 
keit bei der Abfassung des auf die Inventur bezüglichen Elaborats 
übernommen hat, ist aktives Mitglied der geologischen Reichsanstalt 
und hat jene Arbeit unter Zustimmung der Direktion der Anstalt ge- 
leistet, wofür uns jetzt in so eigentümlicher Weise der Dank ab- 
gestattet wird. Wenn also bei diesen Vorgängen etwas „bezeichnend“ 
ist, so ist es die Zwanglosigkeit, die man sich in diesem Falle ge- 
statten zu dürfen geglaubt hat. Freilich will ich nicht verhehlen, daß 
ich jene Zustimmung versagt haben würde, wenn mir der Wortlaut 


des Canavalschen Briefes und die Art der damit zu verbindenden 


Machenschaften bekannt gewesen wären, und auch Herr Dr. Kossmat 

würde es sich wohl überlegt haben, in dieser Sache einen Finger zu 

rühren, wenn er von diesem Wortlaut gewußt hätte, der, wie ich 
31* 


208 Verhandlungen. Nr. 9 


von Professor Diener erfahre, auch den meisten Mitgliedern der 
geologischen Gesellschaft selbst erst jetzt bekannt geworden ist. 

Was aber das eigentliche Material an Daten betrifft, welches 
der bewußten Inventur zugrunde gelegt wurde und welches den 
Herren Kossmat, Uhlig und Bergrat Rotky nach Aussage des 
anonymen Berichterstatters zu ihrer redaktionellen Arbeit bezüglich 
zu der Abfassung einiger einleitenden Bemerkungen Anlaß bot, so 
erfahren wir, daß dasselbe teilweise (bezüglich einzelner Gegenden) 
durch Herrn Kretschmer beschafft wurde, dessen Publikationen in 
den Druckschriften der geologischen Reichsanstalt ihn allerdings zur 
Mitwirkung bei einer solchen Arbeit gleichsam prädestiniert erscheinen 
ließen. Wir erfahren aber vor allem auch, daß jenes Material in erster 
Linie (also wohl betreffs der wichtigsten Erzgebiete) durch die Alpine 
Montangesellschaft und durch die Prager Eisenindustriegesellschaft bei- 
gestellt wurde. 

Sich an diese Gesellschaften zu wenden war auch ganz richtig 
gehandelt, denn ohne den guten Willen jener industriellen Korpora- 
tionen möchte es für Geologen, wie für daran unbeteiligte Montanisten 
gleich schwer sein, einen klaren Einblick in die betreffenden Verhält- 
nisse zu gewinnen, wie wenigstens für jeden Geschäftsmann leicht zu 
verstehen ist, und woraus unter den obwaltenden Umständen auch 
niemandem ein Vorwurf gemacht werden kann. 

Aber wieso kommt Herr Canaval zu der Vorstellung, daß wir 
die Adressen dieser Gesellschaften nicht ebenfalls hätten verwenden 
können, deren freundschaftliches Verhältnis zu der Wiener geologischen 
Gesellschaft ihrem Verkehr nach anderer Seite hin doch nicht not- 
wendig Grenzen setzt und eine eventuelle Korrespondenz mit Staats- 
anstalten wohl nicht ausschließt ? 

Oder glaubt man vielleicht, daß die Geologen unserer Anstalt, 
so absprechend man sich auch über deren Eignang zur Lösung prak- 
tischer Fragen zu äußern für gut findet, es nicht ebenso gut wie 
unsere Kollegen von der Universität fertig gebracht hätten, die paar 
Anfragen zu entwerfen, welche an die genannten Korporationen ge- 
richtet werden mußten. Oder denkt man am Ende gar, daß die auf 
diese Anfragen erfolgte Selbsteinschätzung jener Korporationen nie- 
driger und für den Vergleich der österreichischen Eisenerzvorräte mit 
den schwedischen beschämender, also gewissermaßen unpatriotischer 
ausgefallen wäre, wenn diese Antworten nicht an eine private Ge- 
sellschaft, sondern an ein öffentliches Institut von amtlichem Charakter 
gegeben worden wären ? 

Wer übrigens sich den hochbedeutsamen Vortrag in die Er- 
innerung ruft, den der Zentraldirektor der Prager Eisenindustriegesell- 
schaft Herr Kestranek bei der letzten Wiener Versammlung des 
Iron and Steel Institute gehalten hat (Journal of the I. a. St. Inst. 
1907, vol. 75, pag. 10—24), wobei der Produktion von Roheisen in 
Österreich für die Zukunft kein besonders günstiges Prognostikon 
und beispielsweise die Erschöpfung gewisser böhmischer Erzlager in 
relativ baldige Aussicht gestellt wird, der wird nicht annehmen, daß 
derartige im vorliegenden Fall jedenfalls unsachliche Gesichtspunkte 
das Verhalten jener Gesellschaften zu bestimmen vermögen, denn 


1910 Bericht vom 1.,Juli: E. Tietze. 209 


einerseits geht aus jenen Ausführungen Kestraneks hervor, daß 
dabei eine Schönfärberei der auf: den vorliegenden Gegenstand bezüg- 
lichen Verhältnisse keineswegs für nötig gehalten wurde und anderer- 
seits kann man doch von vornherein sicher sein, daß für die Öffent- 
lichkeit bestimmte Mitteilungen von jener Seite her gleichgelautet 
haben würden, ob sie nun durch diese oder jene Mittelspersonen dem 
Komitee in Stockholm zur Verfügung hätten gestellt werden sollen. 

So lange der Wille zur Korrektheit der bei dieser Eventualität 
in Betracht kommenden Geologen und sonstigen Faktoren nicht in 
Zweifel gezogen wird, ist es jedenfalls unnötig, über jene Frage nach 
den besseren Mittelspersonen sich in Vermutungen zu ergehen oder 
gar zu ereifern, und das zeigt aufs deutlichste die Haltlosigkeit des 
hierbei erhobenen Anwurfs, der ganz überflüssigerweise mit dem un- 
überlegten Versuch verknüpft wurde, Zwietracht zwischen den Wiener 
Geologen durch eine Gegenüberstellung der Reichsanstalt und der 
betreffenden Universitätskreise zum Ausbruch kommen zu lassen. 

Jene allgemeine Beschuldigung jedoch (wie es scheint, die fable 
convenue gewisser Kreise), daß unsere Anstalt der Mitwirkung bei 
praktischen Aufgaben aus dem Wege gehe, wie das in dem 
Canavalschen Briefe wieder einmal verlautbart und ‘von dem 
anonymen Berichterstatter wiederholt wird, ist schon bei früheren 
Gelegenheiten so eingehend widerlegt worden, daß es sich nicht lohnt, 
einen ausführlichen Beweis ihrer Grundlosigkeit hier nochmals vor- 
zubringen. Wer sich die Mühe nimmt, unsere Publikationen durch- 
zusehen, wird dabei teilweise schon durch die Titel derselben, bei 
weiterem Einblick aber auch durch den Inhalt der Lokalbeschreibungen 
darauf hingewiesen, daß wir jene Beschuldigungen nicht verdienen; 
wer überdies die Jahresberichte der Direktion zur Hand nehmen will; 
in welchen jedesmal eine ganze Reihe von Untersuchungen über die 
verschiedensten Fragen aufgezählt werden, bei denen der Rat unserer 
Geologen, soweit es eben die geologische Seite jener Fragen betraf, 
eingeholt und gegeben wurde, der wird erst recht finden, daß die 
praktische Geologie, unter welcher mancher freilich bloß eine ein- 
seitige Förderung spezifisch-montanistischer Interessen versteht, bei 
uns nicht zu kurz kommt. 

Es giebt in jener Hinsicht, namentlich in Bezug ‘auf Anlässe 
von größerer öffentlicher Bedeutung in der That wohl nur relativ 
wenige Fälle, in denen man unsere Mitwirkung nicht in Anspruch 
genommen hätte, und die Befürchtung des anonymen Einsenders, daß 
infolge unseres Versagens Vieles „versäumt“ werden könnte, ent- 
springt offenbar nur einer etwas ungeduldigen Nervosität oder der 
UÜberschätzung einzelner ihm besonders am Herzen liegender Fragen: 
In Ernstfällen (um diesen Ausdrück zu gebrauchen) hat man unsere 
Adresse zumeist nicht übersehen und uns dann auch zum Eingreifen 
bereit gefunden. 

Daß wir aber dermalen auch noch a Ziele haben als die 
unmittelbare Hilfeleistung bei den sogenannten praktischen Aufgaben 
und daß die Erweiterung und Vertiefung .der Geologie als solcher 
logischerweise ihrer Anwendung auf einzelne Fälle vorausgeht, daß 
ferner eine unserer. Hauptaufgaben die Herstellung geologischer Karten 


210 Verhandlungen. Nr. 9 


ist, das sollte von keinem Urteilsfähigen vergessen werden. Diese 
Karten liefern ja übrigens nicht bloß den Freunden wissenschaftlicher 
Spekulation das Substrat für akademische Arbeiten, sondern bieten 
vor allem aüch dem Praktiker eine unentbehrliche Grundlage zur 
Beurteilung vieler für ihn wichtiger Verhältnisse. 

Wer alle diese Umstände würdigt und unbefangen genug ist, 
um zu verstehen, daß der Interessenkreis unseres Instituts ein sehr 
vielgestaltiger ist und sein muß, und daß dieses Institut schon auf 
Grund seiner Vergangenheit ein Recht hat, mehr sein zu wollen, als 
ein bloßes Expertisenbureau, der wird die zeitweilig von gewissen 
Stellen aus gegen uns erhobenen Vorwürfe gebührend einzuschätzen 
wissen, zumal ihm das durch die unsachliche Begründung dieser Vor- 
würfe in der Regel sehr leicht gemacht wird. Für diese Unsachlich- 
keit liefert ja der diesmal in Rede stehende Fall wieder ein typisches 
Beispiel. 

Wer aber trotz eines Einblickes in unsere Wirksamkeit (und 
ohne einen solchen Einblick sollte man hier nicht mitreden) sich von 
der Willkürlichkeit gewisser meist nur ganz allgemein ausgesprochener 
oder doch nur sehr unzulänglich gestützter Behauptungen nicht über- 
zeugt, der will eben nicht überzeugt sein und mit dem ist es zweck- 
los, sich in eine Diskussion einzulassen. 

Jedenfalls sind die Grundsätze, die ich in dem von Herrn 
Canaval erwähnten Jahresberichte (Verhandl. d. k.k. geol. R.-A. 1906, 
Nr. 1) betrefis des Verhältnisses der Geologie zur Praxis und speziell 
zur Montanistik auseinandergesetzt habe, derart, daß sie jeder wirk- 
lich unbefangene Montanist billigen kann, der nicht unter Bankerott- 
erklärung seines eigenen Faches vom Geologen gerade die Arbeit 
verlangt, die er in erster Linie selbst zu leisten berufen ist. Diese 
Grundsätze sind aber auch derart, daß sie jedem Vertreter der 
Geologie genehm sein können und wenn ich am Schluß jener da- 
maligen Auseinandersetzung einen näheren Kontakt der montanistischen 
Tätigkeit in Österreich mit der geologischen nicht im Sinne des von 
Canaval erwähnten Abgeordneten Pfaffinger durch Anstellung 
von Montanisten an unserer Anstalt befürwortete, sondern die An- 
stellung von Geologen bei den Bergämtern empfahl, so könnte das, 
abgesehen von den sachlichen Umständen, die für diesen Vorschlag 
sprechen, aus verschiedenen für jeden Kenner unserer Personal- 
verhältnisse auf der Hand liegenden Gründen vor allem den zahl- 
reichen Jüngern der Geologie an unseren Hochschulen nur recht sein. 
Es sollte dies jedenfalls für viele ein Grund mehr sein, für die von 
der Anstalt „in ihrer jetzigen Zusammensetzung“ verfolgten Prinzipien 
einzutreten, 

Ich hätte es deshalb gern gesehen, wenn Herr Professor Uhlig, 
der ja überdies (ebenso wie Prof. F. E. Suess) ein ehemaliges Mit- 
glied unserer Anstalt ist und bei dem wir daher eine alte Anhänglich- 
keit an dieselbe voraussetzen dürfen, ein wenn auch nur kurzes Wort 
der Abwehr gegen die sonderbare Motivierung des Canavalschen 
Vorschlages schon bei Übernahme desselben durch die Wiener 
geologische Gesellschaft gefunden hätte. Er hat freilich, wie ich aus 
seinem letzten dankenswerten Schreiben an mich ersehe, nicht ge- 


1910 Bericht vom 1, Juli, E. Tietze, 911 


glaubt, daß die betreffende Korrespondenz ihres privaten Charakters 
entkleidet werden würde, und es sei {ern von mir, ihm aus diesem 
Irrtum einen schweren Vorwurf zu machen. Ein solches kurzes Wort 
der rechtzeitigen Abwehr von seiner Seite hätte uns jedoch die Be- 
schäftigung mit der heute in Rede stehenden Publikation wahrschein- 
lich erspart. 

Nun möchte ich mir schließlich noch einige Bemerkungen ge- 
statten über die vor einigen Jahren gegen uns gerichtete Aktion des 
Abgeordneten Pfaffinger, von welchem nicht allein in dem Briefe 
Canavals, sondern auch in der erwähnten Einsendung gesprochen 
wird und dessen vorzeitiges Ableben man, wie es scheint, nicht nur 
aus allgemein menschlichen Gründen, sondern auch deshalb bedauer- 
lich findet, weil die geologische Reichsanstalt dadurch um einen 
Gegner ärmer wurde. 

Dieser Abgeordnete, der in früheren Jahren, als er noch In- 
haber eines einfachen Expertisen-Bureaus war, sich wiederholt Aus- 
künfte bei uns geholt hat, vertrat dann später die Interessen gewisser 
mächtiger Kohlenindustriellen. Von dem dadurch gegebenen Stand- 
punkte aus war derselbe (und ich finde das menschlich begreiflich) 
mit der Haltung nicht einverstanden, welche unsere Anstalt in der 
Frage des Schutzes der Karlsbader Quellen gegen die Eingriffe des 
nordböhmischen Kohlenbergbaues eingenommen hatte. In dieser gewiß 
eminent „praktischen“ und die öffentlichen Interessen sehr nahe be- 
rührenden Frage hatte die Anstalt durch eines ihrer Mitglieder, Herrn 
Ingenieur Rosiwal, auf Grund einer Aufforderung der politischen Be- 
hörde Untersuchungen vornehmen lassen, deren Ergebnisse nebst den 
dagegen erhobenen Einwendungen und den sonstigen zahlreichen auf 
den Gegenstand bezüglichen Äußerungen Ende 1902 der damals 
bereits durch mich vertretenen Direktion des Instituts zur Meinungs- 
abgabe vorgelegt wurden. 

Da erschien Herr Pfaffinger bei mir und versuchte einen 
Druck auf unsere Stellungnahme auszuüben, wobei er mir schließlich 
nahelegte, die Anstalt für die Beurteilung der in Verhandlung stehenden 
Angelegenheit als inkompetent zu erklären, wodurch natürlich nicht 
bloß meine Meinungsabgabe entfallen wäre, sondern auch das Ergeb- 
nis der Rosiwalschen Untersuchung aus dem Verfahren als ausge- 
schaltet hätte betrachtet werden müssen. Ich lehnte es ab, auf den 
Standpunkt Pfaffingers einzugehen, worauf derselbe unter dem 
Ausdruck seines Bedauerns über die Anstalt mich verließ. 

Ich durfte unter diesen Umständen nicht überrascht sein, als 
dann etwas später, nämlich im Juni 1905, von Herrn Pfaffinger 
in unserem Abgeordnetenhause jener Antrag eingebracht wurde, der 
die Anstellung von Montanisten an unserer Anstalt bezweckte, deren 
Reform erwünscht sei, weil, wie es hieß, den Geologen unseres In- 
stituts die nötige Vorbildung für die Lösung praktischer Aufgaben 
fehle. Ich wunderte mieh auch nicht, als in demselben Antrage aus- 
drücklich verlangt wurde, die Behandlung aller Wasserfragen und 
speziell den Quellenschutz gegen Bergbau ausschließlich jenen neu 
anzustellenden Montanisten zu überweisen, wenn auch von Karlsbad 
in-der Mötivierung des Antrages nicht die Rede war. 


919 Verhandlungen. Nr. 9 


Nachträglich darf ich aber wohl mit einer gewissen Genugtuung 
hervorheben, daß inzwischen eine von unserer obersten montanistischen 
Behörde eingesetzte Kommission betrefis der Frage des Zusammen- 
hanges der Karlsbader Heilquellen mit den Warmmwassereinbrüchen in 
den diesen Quellen benachbarten Kohlengruben zu einer prinzipiell ganz 
ähnlichen Auffassung gelangte, wie sie seinerzeit von uns vertreten 
worden war. Ich freue mich nicht minder, konstatieren zu können, 
daß zwei in dem mit Canavals Brief verbundenen Bericht genannte 
Mitglieder der Wiener geologischen Gesellschaft, nämlich die Herren 
Rotky und Fr. Ed. Suess, sowie von Wiener Universitätskreisen 
auch noch Hofrat Professor Ludwig der erwähnten Kommission an- 
gehörten und daß dann später auch experimentell die Richtigkeit der 
von diesen Herren in wesentlicher Übereinstimmung mit uns ausge- 
sprochenen Ansicht erwiesen wurde, insofern, wie ich erfahre, die 
Ergiebigkeit der nach unserer Meinung gefährdet gewesenen Heil- 
quellen wieder zunahm, nachdem das Schöpfen aus der hier zunächst 
in Betracht kommenden Grube eingestellt war. 

Man mag aus diesem Beispiel ersehen, daß die Anforderungen, 
die man an die sogenannte praktische Geologie stellt, je nach den 
Wünschen dieser oder jener Kreise verschieden sind und daß unsere 
Anstalt gut daran tut, ihre selbständige Auffassung des Begriffes 
„praktisch“ beizubehalten. 

Seit den 60 Jahren des Bestehens der geologischen Reichsanstalt 
hat es an teils von Praktikern, teils von Theoretikern ausgehenden 
Versuchen nicht gefehlt, die Organisation des Instituts bald in diesem, 
bald in jenem Sinne als änderungsbedürftig hinzustellen. Immer aber 
(und die Geschichte der Anstalt ist in diesem Sinne sehr lehrreich) 
würden diese Versuche auf eine Einschränkung der Selbständigkeit 
oder auf eine einseitige Ausnützung des Instituts für Sonderinteressen 
hinausgelaufen sein, mag man das wie immer bemäntelt haben. 

:Am Schluß meiner zur Erinnerung an jenes 60 jährige Bestehen 
des Instituts gehaltenen Ansprache (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1909, 
pag. 310) habe ich es bereits zu betonen für wünschenswert gehalten, 
daß dieses Institut gerade auf Grund einer nach allen Seiten gewahrten 
Unabhängigkeit sowohl der theoretischen Geologie am sichersten eine 
zuverlässige Stütze abgeben, als auch den an uns herantretenden 
praktischen Aufgaben am besten entsprechen wird. „In ihrer jetzigen 
Zusammensetzung“ hat die Anstalt jedenfalls das Bestreben, diese 
Unabhängigkeit trotz aller Anfechtungen zu behaupten und speziell 
die Interessenten für praktische Fragen haben keine Ursache, dies 
zu bedauern, wenn sie auf objektive Urteile Wert legen und dabei 
sich klar machen, wie weit sie die Dienste eines wissenschaftlichen 
Instituts in Anspruch zu nehmen berechtigt sind. 

Stets wird man sich aber dabei vor Augen halten müssen, daß 
die Geologie vor allem Geologie, das heißt Wissenschaft bleiben muß, 
um dem Praktiker die Hilfe zu gewähren, die derselbe von der Wissen- 
schaft erwartet. Die Geologie als solche und in ihren verschiedenen 
Zweigen zu pflegen, heißt daher noch nicht etwas für die praktischen 
Bedürfnisse der Allgemeinheit Uberflüssiges tun, wie das Herr 
Canaval nach den einleitenden Bemerkungen seines Briefes anzu- 


1910 Bericht vom 1. Juli. E. Tietze a. F. Bartonec. 213 


nehmen scheint, in welchem derselbe übrigens auch zu der Vorstel- 
lung gelangt, daß die Entwicklung der Anstalt aus dem ehemaligen 
montanistischen Museum uns eine Art von Verpflichtung auferlege, 
speziell für montanistische Interessen zu arbeiten. Wir wollen bezüg- 
lich der letztgenannten Zumuthung aber nicht vergessen, daß die An- 
wendung des geologischen Wissens auf die mit den praktischen Bedürf- 
nissen zusammenhängenden Fragen bisweilen vor eine Kollision sich 
entgegenstehender Interessen gestellt wird. 

Daß man es dann nicht jedem recht machen kann, ist klar. Ich 
gebe auch (rein prinzipiell gesprochen) zu, daß sich ein Geologe hier- 
bei irren kann. Ich glaube aber andrerseits nicht, daß in solchen 
Fällen ein Montanist für sich von vornherein den Vorzug der Unfehl- 
barkeit in Anspruch zu nehmen berechtigt ist. Indessen beruht es 
doch wohl auf einer seltsamen Voreingenommenheit, wenn Jemand 
annimmt, daß die Urteile von Montanisten und Geologen (gleichviel 
ob letztere der Universität oder anderen Kreisen angehören) sich 
stets im Gegensatz zu einander befinden ‚müssen, wie gerade die 
oben erwähnte prinzipielle Übereinstimmung der Meinungen unserer 
Anstalt und der zum Schutz der Karlsbader Quellen berufenen Kom- 
mission zeigt, deren Vorsitzender Herr Bergrat Rotky nicht etwa, 
wie man nach der Stylisierung in dem gegen uns gerichteten Angriff 
glauben könnte, ein Universitätskollege des Herrn Professor Suess, 
sondern ein Montanist ist. 

Die Hauptsache bleibt doch wohl, daß sich niemand für Partei- 
zwecke ins Schlepptau nehmen läßt und das scheint mir besonders 
bei einem Staatsinstitut wichtig zu sein. 


Bergrat F. Bartonec. Über einen neuen Fundpunkt 
des marinen Miocäns im Sudetengebiete. 


Bei der Begehung des Südrandes meines Aufnahmsgebietes — 
der Sektion Troppau—Ostrau — bin ich, zwecks Feststellung des 
Kulmstreichens, auch etwas außerhalb der Grenzen gekommen. 
| Auf einer Exkursion von Wigstadtl—Fulnek gegen Wagstadt 
passierte ich die kleine mährische Enklave Neu-Würben, welche Ge- 
meinde bereits auf das Blatt Freudental fällt. 


Bei dem hübschen neuerbauten Schulhause fiel mir schon von 
weitem eine lichtgraue Halde auf, welche eigentlich in diese Gegend 
nicht paßte, da hier sonst nur Kulmschichten eventuell mit quartärer 
Uberlagerung zu beobachten sind. 

Bei näherer Besichtigung dieser Halde, welche aus einer 
Brunnengrabung stammt, erkannte ich sofort, daß hier miocäne Tegel 
vorliegen, welche sich auch als versteinerungsführend erwiesen haben. 

Der Schulleiter von Neu-Würben, Herr Zapletal, hatte über- 
. dies schon einige Versteinerungen gesammelt und hatte die Freund- 
lichkeit, mir einen Teil zur Verfügung zu stellen. 

Der Erhaltungszustand ist zwar ein sehr schlechter, doch lassen 
sich außer Cidaris-Stacheln immerhin noch folgende Arten nach der 
Untersuchung von Dr. H. Vetters bestimmen: 

K. k. geol. Reichsanstalt. 1910, Nr. 9. Verhandlungen, 3 


iv 


214 Verhandlungen. Nr. 9 


Cassidaria eingulifera R. Hoern. u. Au. sp. 
Fusus conf. Valencienesi (rat. 

Leda sp. 

Tellina sp. 

Ostrea cochlear Poli (Deckelklappe). 


Diese Reste würden auf marines Miocän hindeuten, welches man 
hier — in einer Seehöhe von 475 m — kaum erwartet hätte. 

Die Untersuchung der Mikrofauna bestätigt aber dieses. Nach 
der freundlichen Mitteilung von Herrn Dr. F. Schubert sind im 
Schlämmrückstand nebst vereinzelten Fischotolithen (Scopelus austriaeus 
Kok,, Scopelus cf. Kokeni Pr,), Ostracoden und zahlreichen Seeigel- 
stacheln Foraminiferen vorhanden, besonders: 


Nodosaria hispida Orb. Uvigerina pygmaea Orb. 
Dentalina filiformis var. elegans Orb. „ cf. tenuistriata Reuss 

2 consobrina Orb. Bulimina pupoides Orb. 

- elegantissima Orb, a buchiana Orb. 
Marginulina hirsuta Orb, Bolivina punctata Orb. 
Oristellaria inornata Orb. Olavulina communis Orb. 

\ cultrata Montf, Truncatulina dutemplei Orb. 

R calcar L. “ lobatula Walk. u. Jak, 
Polymorphina oblonga var. austriaca Pullenia sphaeroides Orb. 

Orb. (Grlobigerina bulloides Orb. 


Polymorphina communis Orb. 


Diese Fauna entspricht bezüglich der Absatztiefe des Alters am 
nächsten der des Badener Tegels. 

Es ist dieser neue Fundort eine glänzende Bestätigung des 
durch Herrn Hofrat Dr. E. Tietze im Jahre 1395 beobachteten 
Vorkommens bei Wigstadtl, wo gleichfalls bei einer Brunnengrabung 
(Brauhaus) miocäne Tegel in einer ähnlichen Seehöhe beobachtet 
wurden. 

Ich muß hier aufrichtig gestehen, daß ich damals an dem 
Wigstädtler Funde — als primäre Lagerstätte — gezweifelt habe, 
da ringsherum, kaum 50—60 m davon, Kulmsandsteine zutage treten. 

Der Schulbrunnen von Neu-Würben erreichte in diesem wasser- 
undurchlässigen Material mit 20 »n Gesamttiefe das erwünschte 
Wasser nicht und erlangte aus den obersten quartären Schichten kaum 
etwas Sickerwasser. Es ist jedoch kein Zweifel, daß mit einem Nach- 
teufen des Brunnens — bis in die Zwischenschieht von Kulm und 
Jungtertiär — im Detritus des Kulmsandsteines — Wasser zu erreichen 
sein wird. Der Kulmsandstein ist kaum 50 m südlich vom Brunnen 
zutagetretend. Die Schichtung des Tegels konnte direkt nicht mehr 
beobachtet werden, weil der Brunnen bereits mit Zementrohren aus- 
gekleidet ist; nach Mitteilung des Herrn Schulleiters war eine ganz 
horizontale Schichtung zu beobachten. Auf der Weiterreise gegen 
Fulnek fiel mir in Gerlsdorf, und zwar im Schulgarten, ein abge- 
schliffener rötlich-weißer Steinblock auf, welcher nach näherer Unter- 
suchung sich als Granit — skandinavischen Ursprunges — präsentierte. 


1910 Bericht vom 1. Juli. F. Bartonec, Weiter, Meyer, Meyer u. Welter. 215 


Nach Mitteilung des Herrn Schulleiters wurden ähnliche erratische 
Findlinge in dieser Gemeinde mehrfach beobachtet, und zwar ins- 
besonders auf dem südlichen Gehänge von Waltersdorf gegen 
Gerlsdorf. 

Da erstere Gemeinde in mein Aufnahmsgebiet fällt, so werde 
ich Gelegenheit haben, die Fundstätten näher festzustellen und auf 
die Karte zu bringen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich die vor- 
handenen Bleierzaufschlüsse zwischen diesen zwei Gemeinden be- 


sichtigen. 
Es ist immerhin interessant, daß die nordischen Blöcke weiter 
über die Linie — nach Süden — reichen, als man früher ange- 


nommen hatte, 


Literaturnotizen. 


O. A. Welter. Stratigraphie und Bau der Alpen 
zwischen Hinterrhein und Safiental. Eclogae geol. Hel- 
vetiae, Band X, 1909, pag. 804 — 851. 


Hermann Meyer. Geologische Untersuchungen am 
Nordostrande des Surettamassivs. Berichte d. naturf. 
Gesell. i. Freiburg i. B. Bd. XVII, 1909, pag. 130— 177. 


H. Meyer und O. Welter. Zur Geologie des süd- 
lichen Graubünden. Monatsberichte. d. deutsch. geol. Gesellsch. 
1910, Bd. 62, Nr. 1. 


Steinmann hat zwei seiner Schüler dazu angeregt, das Gebiet beiderseits 
des Hinterrheins zwischen Splügen und Reischen näher zu untersuchen. Es um- 
faßt dieses die Splügener Kalkberge und die Bergkette des Piz Curver, Be- 
reiche, welche sowohl wegen ihres Baues in dieser für das Verständnis der Alpen- 
tektonik so wichtigen und auch viel umstrittenen Grenzregion von Ost- und West- 
alpen als auch wegen der Frage nach dem Alter der Bündnerschiefer, bei deren 
Beantwortung sich verschiedene Forscher besonders auf dieses Gebiet gestützt 
haben, von hohem Interesse für den Alpengeologen sind. 


Das Ergebnis der Untersuchungen liegt in obigen Arbeiten vor und besteht 
im wesentlichen in der Eingliederung des Beobachteten in das von Steinmann 
aufgestellte Deckenschema. 


Als Basis des Deckenbaues erscheinen der Rofnaporphyr und die Bündner- 
schiefer. In letzteren, und zwar in einem von Rothpletz als paläozoisch ange- 
sprochenen Teile derselben fand Welter am Piz Beverin Belemniten, „die am 
ehesten den Paxillosen nahezustehen scheinen“. Von dem Umfang, den die Bündner- 
schiefer auf der Schweizer geologischen Karte (Bl. 14) haben, wurden verschiedene 
Teile abgetrennt; für die anderen kommt Welter zum Schlusse, daß sie wahr- 
scheinlich nicht paläozoisch sind, sondern zur Hauptsache dem Lias, Malm, der 
Kreice und dem Tertiär zugereehnet werden müssen. Der Rofnaporphyr als öst- 
lichster Teil des Tessinermassivs bildet die ursprüngliche Basis sowohl der Bündner- 
schiefer als aller anderen Decken, ist also allen verschiedenen Faziesausbildungen 
als unterstes Glied gemeinsam und älter als Trias; er bildet jetzt die Stirn einer 
unter den lepontinischen Decken nach N gewanderten liegenden Falte. 

Darüber liegen dann flach ausgebreitet die von Steinmann angegebenen 
Decken: die Klippendecke, die Brecciendecke, die rhätische Decke — diese aber 
nur östlich des Hinterrheins, westlich davon fehlt sie — und in Schollen die ost- 
alpine Decke, welcher vor allem die eigentlichen Splügener Kalkberge angehören. 
Gegenüber Steinmann liegt nur eine Abweichung vor: die nördliche Zone der 
Klippendecke liegt hier unter der südlichen, während nach Steinmann im 
Rhätikon- und Plessurgebirge dies umgekehrt der Fall ist. 

32* 


216 Verhandlungen. S Nr.'9 


An der Westseite der Ourverkette streichen alle diese in nordsüdlichen 
Zonen aus, die Schubflächen fallen flach gegen Osten ein. Das Streichen 
ist nach Meyer aber vorwiegend NO, das Ausstreichen der Zonen entspricht also 
nicht dem Schichtstreichen. Die beigegebenen schwach schematisierten Profile sind 
aber alle OW gezogen. Die Decken liegen hier von kleineren Faltungen gewellt 
regelmäßig übereinander, jede an der Basis ıit Rofnaporphyr. Im Gebiet westlich 
des Hinterrheins sind die Decken aber großenteils in Schollen zerrissen, Brüche 
durchschneiden sie und wenige Profile zeigen alle Decken übereinander. Die rhä- 
tische Decke fehlt wie oben bemerkt, hier plötzlich ganz. 


Die Schichtfolge in allen Decken beginnt mit Rhät: Dolomit, Raubwacke und 
manchmal auch Gips, darüber folgen Kulkschiefer, die manchmal Belemniten ge- 
liefert haben. Am Curverkamm treten in der untersten Zone (Zone der Marmore) 
daneben quarzitische Gesteine auf..Meyer hält diese unterste Zone größtenteils 
für Trias (ohne Fossilfund). An der untersten Zone beteiligt sich außerdem noch 
ein weißer hochkristalliner Kalk (Marmor), in welchem Welter unbestimmbare 
Korallen fand. In der Zone der Marmore des Curverkammes ist dieser Marmor auf 
das innigste mit den anderen Kalken verfaltet und in einzelnen Lageu und Nestern 
eingeschlossen. Er wird von beiden Autoren als Tithon angesprochen. 


In die „obere Klippendecke“ wird ein polygenes Konglomerat, welches 
Rothpletz zuerst aus den Splügener Kalkbergen als (belemnitenführendes) Lias- 
konglomerat beschrieben hat, gestelit. Es transgrediertt am Curverkamm über 
Rofnaporphyr. Das von Heim als Taspinit beschriebene Gestein ist eine Ausbil- 
dungsform desselben. Die Autoren stellen dieses Konglomerat der Falknisbreccie 
gleich und sprechen ihm tithonisches Alter zu. Bemerkenswert ist, daß es in den 
Splügener Kalkbergen vorwiegend Gerölle enthält, welche genau allen den Ge- 
steinsarten der Splügener Kalkberge entsprechen, wie dies auch Roth- 
pletz schon beobachtet hat, der es als über die Trias und über die Bündner- 
schiefer transgredierend beschreibt. Welter will aber trotzdem diese Gerölle nicht 
von den Splügener Kalkbergen.ableiten, sondern versucht ihre Beschaffenheit da- 
durch zu erklären, „daß diese Komponenten vielleicht aus Gebieten ostalpiner 
Fazies stammten und dann nach ihrem Absatz im Meere durch gebirgsbildende 
Vorgänge, welche sie ebenso erduldet haben, wie die Splügener Kalkberge, einen 
ähnlichen petrographischen Habitus erlangt haben“. In der Brecciendecke fand 
Meyer über der salinaren Trias auf Plaun la Potta durch Fossilfunde .be- 
stimmten rhätischen Kalk neben verschiedenen altersunsicheren Schiefern und 
als oberstes Glied eine grobe Breccie, die der „Falknisbreecie* oft sehr ähnlich 
wird, sich von ihr aber durch den Mangel an Geröllen grünen Granites unterscheidet. 
Einzelne Komponenten derselben enthalten Orbitulinen. Dies und die Funde von 
Pentacrinen und Belemniten veranlassen Meyer, sie in die Kreide zu stellen. 

Der rhätischen Decke werden die (fossilfreien) Schiefer, Sandsteine, Kalke 
uud Dolomite des Piz Curver zugesprochen, welche im unteren Teile die als Leit- 
fossil dienenden Ophiolite enthalten. Auch diese Zone wird noch von einem 
Band von Rofnaporphyr und der Trias zugeschobenem kristallinem Kalk und gelbem 
Dolomit unterlagert. 


. Die ostalpine Decke wird vor allem durch die Splügener Kalkberge ver- 
treten. Welter sieht die Auflagerungsflächen derselben auf den Bündnerschiefern 
als eine Schubfläche an, wegen der Scholler von Falknisbreecie, welche er im 
Norden und Westen und an einer Stelle im Süden (ober Splügen) am Rande der- 
selben fand. Diese Schollen sind aber im Norden alle durch Schuttstreifen getrennt 
von der Trias der Kalkberge. Im Westen und Norden liegt die Breccie auf Trias 
(Rauhwacke), welche nach Welter aber in die „obere Klippendecke“ gehört, nicht zur. 
„ostalpinen Trias“. Im Süden und Osten liegt die Trias der Kalkberge. teils auf 
Büpdnerschiefer, teils auf Rauhwacke der „oberen Klippendecke“. Nur an der Süd- 
seite des Weißhorns liegt nach Welters Karte und Profilen die Falknisbreccie 
tatsächlieh unter der Trias (und über Bündnerschiefer). j 

Auf eine stratigraphische Gliederung der Trias der Kalkberge, deren Gesteine 
hochkristallin sind (Kalkmarmore, zuckerkörnige Dolomite, häufig auch Rauhwacken; 
teilweise von ganz gleicher Art [mit Tonschieferfetzen] wie in den lepontinischen: 
Decken), verzichtet Welter, und hält die von Rotlupletz aufgestellte für nicht 
richtig. Welter fand als erster Diploporem vom Typus der Annulatae in den 
dunklen Marmoren. Die. Trias ist zum Teil in SO oder SSO überkippte 'Falten 


1910 Bericht vom 1. Juli. Welter, Meyer, Meyer u. Welter. 917 


gelegt und enthält an mehreren Stellen kleine Schollen von Rofnaporphyr einge- 
schlossen. 

In Meyers Aufnahmsgebiet erscheint ostalpine Trias einerseits in der be- 
kannten Dolomitkappe des Piz Toissa, anderseits wird der Rofnaporphyr von 
einem ausgedehnten Bereich von triadischem Dolomit am Piz Gurschus — durch 
Diploporenfunde Meyers bestimmt — im ursprünglichen Verbande über- 
lagert und ein gleiches Verhalten traf Meyer weiter südlich (außerhalb des be- 
arbeiteten Gebietes) am Averser Weißberg. Diese Trias wird am Piz Grisch von 
Jurassischen (?) Schiefern überlagert und beide sind in gegen SO überkippte liegende 
Falten zusammen mit dem Rofnaporphyr gelegt. Diese sehr bemerkenswerten Ver- 
bandsverhältnisse von Diploporendolomit und Rofnaporphyr werden von Meyer 
aber — da sie ja mit dem Deckenschema durchaus nicht in Einklang stehen — 
in einem Nachtrag dahin umgedeutet, daß die „Zone der autochthonen Trias ost- 
alpiner Habitus“ in eine „südliche (?!) Trias, zum Teil normales Han- 
gendes des Rofnaporphyrs“ umgetauft wird. 

Für die Einordnung des Schamsergebietes in den Deckenbau der Alpen 
ergibt sich nach Welter und Meyer, daß im Gegensatz zu Ü. Schmidt die 
Würzelzone der lepontinischen Decke nicht im Rheintal liegen kann, sondern süd- 
lich des bearbeiteten Gebietes. Ferner, daß hier nicht, wie von anderen Teilen der 
Schweiz angenommen wird, die helvetische direkt in die lepontinische Fazies über- 
geht, sondern zwischen beide sich noch eine Bündnerschieferfazies einschiebt. 

Der Arbeit von Welter ist eine geologische Karte im Maße 1: 50.000 bei- 
gegeben, beide Arbeiten sind mit zahlreichen Profilen ausgestattet. Von Meyers 
Gebiet steht die Pablikation der aufgenommenen Karte noch aus. 


Welters Karte ist hauptsächlich eine tektonische. Die Farbenausschei- 
dungen sind weniger nach petrographischen und stratigraphischen Gesichtspunkten, 
sondern nach der theoretischen, tektonischen Grundlage gewählt; es werden also 
zum Beispiel Rauhwacke und Dolomit der unteren Trias nicht einheitlich als solche 
ausgeschieden, sondern in drei oder vier verschiedene Ausscheidungen zerteilt: 
Trias der unteren, der oberen Klippendecke, der Breeciendecke ete., ebenso die 
Juraablagerungen. Für den, welcher an das Deckenschema nicht glaubt, ver- 
liert die Karte dadurch sehr an Klarheit, vor allem wird die Dauer ihrer Brauch- 
barkeit vermindert. Denn jede Anderung in der Nummerierung und Gruppierung der 
Decken — und eine solche ist bei einer derartigen Theorie unausbleiblich — macht 
die Ausscheidungen unrichtig. Es muß daher bedauert werden, daß die sicherlich 
große Mühe und Sorgfalt, welche an die Kartierung des Gebietes gewandt wurde, 
in einer Form zum Ausdruck kommt, welche ihr von vornherein einen großen 
Teil ihres Wertes raubt. Eine Detailkarte soll vor allem die exakte empi- 
rische Grundlage einer solchen Abhandlung sein, welche für jeden Leser ein 
sicheres Kriterium der daraus gezogenen Schlüsse bildet und in allem Wandel theo- 
retischer Erklärung der dauernde Kern bleibt. 


So leidet die Karte an denselben Gebrechen, welche dem theoretischen 
Teile beider Arbeiten innewohnen. Die stratigraphischen und tektonischen Schlüsse 
bewegen sich im Kreis herum: aus einem vorangenommenen — aber auch anderen- 
orts auf ähnlichen Schlüssen basierenden — Deckenschema werden die größtenteils 
keine bestimmbaren Fossile liefernden Schichten in Altersstufen geteilt und gruppiert 
und aus den derart gewonnenen Profilen und Karten wieder die Bestätigung jenes 
Schemas herausgelesen. Wenn man auf Welters Karte und Profile sieht, wie 
jene stets gleichen Rauhwacken und Rhätdolomite in einzelnen Resten und Schollen 
durch das hochgradig gestörte Gebiet regellos verstreut liegen, so ist die Frage 
wohl berechtigt, welche Kriterien dem Autor es ermöglichen, diese Reste vonein- 
ander zu unterscheiden. Sie ließen sich ebensogut anders zusammengruppieren. 
Ein weißer Marmor wird dem Tithon zugesprochen, ohne jeden bestimmbaren 
Fossilfund ; dabei ist derselbe so auf das allerengste mit ebenfalls fraglichen 
Triasgesteinen verquickt, daß die „Feststellung“ eines jüngeren Alters gegenüber 
letzteren auch nicht aus der Beobachtung, sondern eben wieder mit dem voran- 
genommenen Schema gewonnen wird. Das auffälligste Beispiel ist aber wohl die 
Trias des Piz Gurschus, welche ihrem Diploporendolomit zufolge zur ostalpinen 
Trias gerechnet werden müßte dem Schema zuliebe aber in eine höchst fragwürdige 
„südliche Trias“ sich verwandeln muß. Betrachtet man die Übersichtskarte bei 
Meyer, so sieht man, daß diese die unmittelbare Fortsetzung der „Zone 
der Marmore“ ist und tatsächlich setzen nach der vom Autor veröffentlichten Beob- 


K. k. geal. Tteichsanstalt 1910. Nr. 9. Verhand!nngen, 33 


218 Verhandlungen. Nr. 9 


achtung C. Schmidts die Marmorbänder jener Zone in den Piz Gurschus über 
und ein gleiches Verbandsverhältnis mit Diploporendolomit hat Meyer selbst am 
Averser Weißberg gefunden. Trotzdem gilt hier die sonst gewohnte Schlußweise 
nicht, weil es nicht in das vorher aufgestellte Deckenschema hineinpaßt. Es 
liegt gar kein Grund vor, immer.die basale Rauhwacke von der „ostalpinen Trias“ 
abzutrennen und künstlich daraus eine Vertretung anderer 'Triasfazies, das heißt 
andere Decken zu konstruieren, nachdem dieser Rauhwackenhorizont (mit Dolomit 
und Gips) ja auch ein Charakteristikum der sicher ostalpinen Trias ist, 

Es braucht kaum mehr auf den schon von anderer Seite als solchen gekenn- 
zeichneten Kreisschluß mit den Ophiolithen der „rhätischen Decke“ hingewiesen zu 
werden. Bemerkenswert ist aber, daß Welter selbst im Bündnersichiefer ober 
Snfers echten Grünschiefer gefunden hat — wasnach Rothpletz übrigens keine 
Neuigkeit ist — und aus der gemeinsamen Darstellung beider erfährt man, daß 
also nicht nur die rhätische Decke, sondern auch die Bündnerschieferzone- 
basische Eruptiven enthält, trotzdem sind für die Schiefer am Piz Curver die 
Ophiolithe das Leitfossil. 

Es wurde schon oben bemerkt, daß nach Meyers Darstellung geschlossen 
werden kann, daß die Zone der „autochthonen Trias“ und jene der Marmore, 
welche beide in ununterbrochener Fortsetzung das gemeinsame Hangende des 
Rofnaporphyrs bilden, ein und dieselbe Zone sind. Anderseits muß der Diploporen- 
dolomit des Piz Gurschus mit dem Splügener Kalkberg, welcher durch seine starke 
Metamorphose der „Zone der Marmore“ sich annähert, gleichgestellt werden, wodurch 
sich das tektonische Bild gänzlich umändert. Übereinstimmend zeigen das Tauri- 
horn, Splügen und der Piz Grisch gegen SO überkippte Falten der Trias. Die 
lalknisbreccie muß ihrer Geröllführung nach als Transgressionsbildung, einerseits 
über Rofnaporphyr, anderseits über die Trias der Kalkberge aufgefaßt werden, 
denn jene Erklärung Welters für die Geröllführung ist keiner vorurteilsfreien 
Diskussion fähig. 

Für die Tektonik der Curverkette ist die Wiederkehr des Rofnaporphyrs an 
der Basis jeder Decke charakteristisch. Gerade diese Struktur spricht aber durchaus 
nicht für Überfaltungsdecken, welche weit von Süden hergekommen sind. 

Es ist zunächst sehr bemerkenswert, daß bei allen diesen Deckenprofilen 
beiderseits des Rheins, immer nur die Schichtfolge vom ältesten bis zum jüngsten 
Schichtglied, aber keine umgekehrte Wiederholung der ganzen oder eines Teiles 
dieser Schichtfolge vorhanden ist, also keine liegenden Falten und keine 
verquetschten Mittelschenkel, sondern echte ÜUberschiebungen, ty- 
pische Schuppenstruktur „keine Andeutung einer Verfaltung, kein noch so 
winziger Rest eines verkehrt liegenden Mittelschenkels, keine Schichtumbiegung, 
sondern dachziegelartig einander überlagert“ (Welter). Es liegt eine 
(von den Antoren vielleicht nicht beabsichtigte?) Weiterentwicklung der Decken- 
theorie, beziehungsweise eine Rückkehr zu Schardt, gegenüber Lugeon, Ter- 
mier, Heim und Anderen darin, daß eine derartige Sıruktur als charakteri- 
stische Decken-Struktur bezeichnet wird. Die Wiederkehr des Rofnaporphyrs 
spricht aber gewiß eher für einen lokalen Charakter jener Schuppenbildung, 
denn das Massiv des Rofnaporphyrs endet ja am Südrand der dargestellten Auf- 
nahmsgebiete und in dem fernen Süden, wo alle diese vier Fazies sich immer noch 
auf Rofnaporphyr abgelagert haben sollen, ist ja längst keiner mehr da, sondern 
ganz andere kristalline Gesteine und Massive. Die Falte oder der Vorschub des 
Rofnaporphyrs selbst reicht ja auch nach den beiden Autoren wenig weit südwärts 
und ist in ihrem schematischen Profil viel weiter gezeichnet als festgestellt werden. 
kann, da die Quetschzone Splügenpaß—Splügen, welche offenbar zu dieser Kon- 
struktion herhalten mußte, im Streichen geschnitten wird und kein Anhaltspunkt 
vorliegt, sie weiter unter die Rofnamasse hinein zu ziehen, 

Und wenn aus dem Schuppenbau des Curvörkammes ein Schluß auf die 
Richtung der Bewegung gezogen werden soll, so kann dieser nur, wie Meyers 
Profile zeigen, auf eine gegen West gerichtete Bewegung gezogen werden, wo- 
für auch das nordsüdliche Ausstreichen der Zonen spricht. Das NO- 
Streichen, stellenweise auch meridionale Streichen (nach Rothpletz sind die 
Bündnerschiefer in NS streichende Falten gelegt), paßt wenig zu dem Nordschub, 
ebensowenig die gegen S (SO) gerichteten überkippten Falten der Trias, für 
welche die Deckentheoretiker den bequemen Ausdruck „Rückfaltung“ besitzen. 

(W. Hammer.) 


Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23. 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3, 


N sc E 
BVS VNATIOE ED & 
SR 


Verhandlungen der k. k seolosischen Reichsanstalt. 


Bericht vom 31. Juli 1910. 


Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: !Maria M. Ogilvie-Gordon: Die Über” 


schiebung am Gipfel des Sellamassivs in Südtirol. — C. de Stefani: Einige Mitteilungen 
über die Tertiär- und Quartärschichten Dalmatiens. — R. J. Schubert: Noch einige Bemer- 
kungen über das Tertiäir und Quartär Dalmatiens. — Guido Hradil: Petrographische 
Notizen über einige Gesteine aus den Ötztaler Alpen. — Einsendungen für die 


Bibliothek. 
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich. 


Eingesendete Mitteilungen. 


Maria M. Ogilvie-Gordon, D.Se.Ph.D.F.L.S. Die Über- 
schiebung am Gipfel des Sellamassivs in Südtirol. 


Als ich im Sommer 1893 das Sellamassiv kartierte, hatte ich 
die Karte der österreichischen geologischen Reichsanstalt, die von 
dem verstorbenen Herrn von Mojsisovics!) herausgegeben war, bei 
mir. Nach dieser Karte ist das Massiv zusammengesetzt aus einer 
gleichförmigen Schichtfolge von Wengener und Cassianer Dolomit, 
Raibler Schichten und Dachsteindolomit, und da die Schichtung nahezu 
horizontal ist, so würde die Mächtigkeit der aufeinanderfolgenden 
Horizonte an der Nord- und Westseite solchermaßen berechnet zirka 
500 m Wengener und Cassianer Dolomit, zirka 100 m Raibler Schichten 
und zirka 300 m Dachsteindolomit betragen, welch’ letzterer sich etwa 
von Höhenkurve 2840— 3152 m, der Gipfelhöhe des Boe, erstrecken 
würde. Nach der Karte von Mojsisovics scheinen die Wengener 
und Cassianer Dolomithorizonte von West nach Ost in- gleichalterige 
Wengener und Cassianer Tuffe überzugehen, so daß auf der Ostseite 
des Sellamassivs nur noch an einigen Stellen Dolomit von nicht mehr 
als 100 m Mächtigkeit vorhanden ist. 

Statt dessen beobachtete ich eine Wiederholung von Schichten, 
die ihren Ursprung in Überschiebungen hatte. Eine von diesen 
streicht rings um das Massiv in den Horizonten aus, die Mojsisovics 
als Wengener und Cassianer Dolomite kartiert hat, eine andere streicht 
durch den Dachsteindolomit dicht unterhalb des Gipfels. Im Liegenden 
der Gipfelüberschiebungsfläche fand ich fossilführende jurassische 


1) E. Mojsisovics von Mojsvär, „Die Dolomitriffe von Südtirol und 
fi J 
Venetien“. Wien 1879. 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 10. Verhandlungen. 34 


220 Verhandlungen. Nr. 10 


Schichten, deren Mächtigkeit gegen Osten rasch abnimmt infolge der 
geneigten Schnittfläche. Diese Überschiebung hatte ich im Jahre 1894 
bekanntgegeben !), ebenso wie einige Vertikalverwerfungen, welche 
die Über- und Unterschiebungsmassen in NNO—SSW, N— SS DE W und 
anderen Kichtungen durchsetzen. Das Streichen der Überschiebungs- 
flächen habe ich als wechselnd zwischen den NNO—SSW und N—S- 
Richtungen beschrieben, bei im allgemeinen östlichem Einfallen. 

Indessen bemerkte ich eine Reihe von Komplikationen, die mir 
durchaus nicht hinreichend erklärt schienen durch die Annahme einer 
gewöhnlichen’ Überschiebung in einer einzigen bestimmten Richtung. 
So fand ich allenthalben eine eigentümliche lokale Anhäufung von 
Druckwirkungen, einen’ raschen Wechsel in der: Neigungsrichtung der 
Überschiebungsfläche und in der Schichtmächtigkeit oder gar völliges 
Verschwinden ‚bei gelegentlichen vertikalen Querbrüchen, alles Er- 
scheinungen, die mir so seltsam vorkamen, daß ich mit der Ver- 
öffentlichung meiner gesamten Beobachtungen zögerte, bis ich das 
Gelände von neuem untersuchen konnte. Im Jahre 1894 wagte ich 
nur anzudeuten, daß in der Gegend der Sella und von Buchenstein 
bedeutende Überschiebungen im allgemeinen in Ost-Westrichtung statt- 
gefunden haben, daß aber jede Hauptüberschiebungsebene von vielen 
kleineren Störungen vertikaler und horizontaler Natur in verschiedenen 
Richtungen begleitet sei und daß diese kleineren Begleitstörungen 
oft mehr Druckwirkungen, ‚bedingt durch die Verschiedenartigkeit der 
Gesteinsbeschaffenheit, aufweisen, als die Hauptschubmassen. Erst 
im Jahre 1898 war es mir wieder möglich, in die Dolomiten zu reisen. 
Ein leider nur kurzer Aufenthalt genügte aber doch, mich zu‘ über- 
zeugen, daß meine tektonischen Beobachtungen, die ich im: Jahre.1893 
gemacht hatte, in der Hauptsache doch richtig seien und zur, Ver- 
öffentlichung drängten: 

Emil Haug) war der einzige, der vor mir im Tara 1889 
Schichtstörungen am Boegipfel beobachtet hat. Er bemerkte. „häufige 
Biegungen und kleinere Brüche“ in den Dachsteinschichten nahe dem 
Gipfel, doch sah .er die ganze Schichtfolge als normal an und über- 
sah die jurassischen Schichten auf der Westseite des Gipfels.: Sein. 
Hauptaugenmerk war auf die Neokomschichten nördlich des Boesgipfels 
gerichtet, . die er mit einer basalen Breccie als dem Dachsteinkalk 
auflagernd beschrieb. In jener Breccie sah er das Ergebnis der 
Kreidetransgression,. durch welche der Jurakalk weggeführt worden 
wär. Zu ‘dieser Auffassung war er gekommen, weil er den ‚liegenden 
Jurakalk irrtümlich für Dachsteinkalk ‚nahm. Das Vorkommen juras- 
sischer Schichten auf der Westseite und ihre Fortsetzung in den 
sehr gestörten Schichten auf der. Nordseite des Gipfels wurden von 
mir 1899 beschrieben ®). | 


re IDEE N 


1) Miss M. M. Ogilvie, „Coral in the Dolomites“. Geological Magazine, 
Jan. u. Feb. 1894. 
2) Emil Haug, „Die geologischen Verhältnisse der Neokomablagerungen 
der Pnezalpe“. (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., Wien 1887.) 
3) Mrs. M.M. Ogilvie- Gordon, „The Torsion-Structure of the Dolomites“. 
Quart.. Journ. Geol. Soc. 1899, Bd. LV, London. (Pp. 605—7, Figs, 14,,15, 16, 
18, 19 and Geological Map.) ö 


1910 Bericht vom 31. Juli. Maria M. Ogilvie-Gordon. 221 


Ich unterschied drei Haupthorizonte: @) grauen liassischen Kalk 
mit Ammonitenresten, die der Aegoceras angulatum-Zone. angehören; 
b) ziegelrote Mergel und Kalke mit zahlreichen Ammoniten, die aber 
so schlecht erhalten waren, daß ich zu keiner Bestiinmung gelangte; 
c) den obersten Kalk mit Haploceras Staeyzü; zusammen mit diesen 
höheren Horizonten sah ich lokal hornsteinführende Mergel und Kalke, 
die Haug den Neokomschichten der Puezalpe verglich. Da ich aber 
keine Fossilien darin finden konnte, wagte ich nicht, sie von den 
jurassischen Schichten abzutrennen. 

‘In bezug auf die Gipfelüberschiebung beschrieb ich sie als eine 
Fläche, die von Westen unterhalb der Boespitze und Cresta strenta 
mit wenig Neigung gegen Osten durchzog, auf der der Dachstein- 
dolomit des Gipfelrückens auflag, wie eine unabhängige Schubdecke 
über schiefgeschnittenen Schichten des Dachsteindolomits und 
jüngerer Horizonte. Ich schilderte, daß diese schiefgeneigte Bruch- 
fläche sich rings um das Gipfelmassiv verfolgen läßt, daß sie sich 
von der Westseite aus angefangen, nach Norden zur Eisseespitze, 
wo sie mehr südwärts geneigt ist, ferner von dort über der Eissee- 
terrasse im Osten, wo sie fast horizontal lagert, und schließlich um 
die Südseite herum bis wieder zum Ausgangspunkte im Westen zieht. 

Zwei Tatsachen schienen mir bei meiner ersten Untersuchung 
des Bo&emassivs in Zusammenhang zu stehen: | 

1. Das Vorkommen einer liegenden C-förmigen Faltung in den 
unterschobenen jurassischen Schichten nahe der Eisseespitze, wobei 
die Achse der Faltung ungefähr N—S gerichtet und der Kern der 
Falte nach Ost und Südost eingesenkt ist. 

2. Die Tatsache, daß der Dachsteindolomit an der Boespitze 
von OÖ nach W und an der Eisseespitze scheinbar von S nach N, 
beziehungsweise NW überschoben war. 

Ich habe daher sorgfältig bei meinem wiederholten Besuch im 
Jahre 1893 nach Beweisen gesucht, ob nicht auch der. Dachstein- 
dolomit an dieser von Osten nach Westen liegenden Falte teilnimmt, 
fand aber keine sichtbare Kontinuität zwischen dem Dachsteindolomit, 
der an der Basis der Falte liegt, und dem daraufliegenden Dolomit.' Im 
Gegenteil fand ich im Osten wie im Westen eine völlige Trennung 
der Gipfelscholle von dem basalen Felsen des Hochplateaus vor. Ich 
bemerkte, daß die überschobenen Schichten eine sattelförmige Biegung 
zeigen und gab hierfür die Erklärung, daß diese Verbiegung in der 
oberen Trias zu einer Zeit entstand, in der horizontaler Druck: am 
stärksten in der Öst-Westrichtung war, während gleichzeitig auch 
schwächere N—S-Druckrichtungen tätig waren; daß ferner die auf- 
gebogenen Schichten gebrochen und überschoben wurden nicht allein 
gerade nach westlicher Richtung, sondern mit einer wechselnden Ab- 
lenkungskomponente gegen Norden, so daß die älteren Schichten 
über der UÜberschiebungsfläiche und die darunterliegenden gestauten 
‚Schichten Spannungen und Zerreißungen unterlagen, mit der Tendenz 
zu merkwürdigen Verdrehungen und Verzerrungen, die differentiale 
Verhältnisse in bezug auf die Überschiebungsebene aufwiesen. 

Dabei machte ich darauf aufmerksam, daß auch die späteren 
Brüche, die sowohl die über- wie unterliegenden Schollen durch- 

34* 


2929 Verhandlungen. Nr. 10 


setzen, kein einfaches System bildeten, sondern bald konvergieren, 
bald divergieren in einer Weise, die sich vereinigen ließe mit einer 
Erklärung, die auf einem Interferenzsystem der Druckkräfte in der 
Erdkruste beruht. 

Die Zertrümmerung der Schichten und das Verschwinden ganzer 
Horizonte wurden nach dieser Erklärung leicht verständlich als lokale 
Deformierung in Verbindung mit der UÜberschiebungsstruktur. Die 
gleiche Erscheinung findet sich auch bei den tieferliegenden Über- 
schiebungsebenen in den tieferen Horizonten des Sellamassivs (Cassianer 
und Wengener Schichten): „Merkwürdige Verschiedenheiten in der 
Mächtigkeit der Schichten zeigten sich sowohl bei den Wengener 
und Cassianer Schichten wie bei den jurassischen. Derartige Er- 
scheinungen hatte man bisher primären Ursachen zugeschrieben — 
Bodenunebenheiten während der Sedimentation, Korallbildung etc. 
Aber diese speziellen, an der Sella beobachteten Vorkommnisse sind 
verursacht durch verwickelte Schiebungen, infolge von Torsions- 
bewegungen in der Erdkruste* (l. c. pag. 611 und 612). 

Es scheint, daß wenige Geologen meinen Gebrauch des Wortes 
Torsion gebilligt haben, auch nicht die Verwendung solcher Aus- 
drücke wie „involute* und „evolute“ für Differentialbewegungen bei 
diesen Uberschiebungen in den Dolomiten. Aber wenn man auch 
meinen Versuch einer Erklärung der Erscheinungen außer acht läßt, 
so sind heute meine Beobachtungen vom Jahre 1393 über die über- 
schobene Lage des Dachsteindolomits des Boegipfels und das Vor- 
handensein gefalteter und unterschobener jüngerer Schichten doch 
bestätigt, und zwar von zwei Seiten. 

1. Durch eine kurze Untersuchung der Gipfelregion im Jahre 1908 
während eines gemeinsamen Besuches von Professor Rothpletz, 
Herrn von Klebelsberg und mir. 

2. Durch die letzte Publikation von Fräulein Marthe Furlani'), 
welche begünstigt durch die inzwischen auf dem Hochplateau erbaute 
Bamberger Hütte imstande war, während eines oder zweier Sommer 
längere Zeit dort zu verweilen und genauere Beobachtungen zu 
machen, als es in früheren Jahren möglich war, wo es noch keine 
Alpenvereinshütte gab und ich jeden Morgen vom Fuße des Berges 
aus ansteigen mußte. Fräulein Furlanis Schrift ist von großem 
Interesse und bringt eine klare Darlegung ihrer Beobachtungen und 
der Schlüsse, zu denen sie sich als berechtigt erachtet. Ich schätze 
ihre Resultate nicht gering ein, aber in gewissen Punkten bin ich 
anderer Meinung, sowohl auf Grund meiner früheren eigenen Beob- 
achtungen als der späteren vom Jahre 1908. 

Nebenstehende geologische Kartenskizze zeigt die geologischen 
Beobachtungen, die im Jahre 1903 während zweier Tage von Herrn 
Professor RothplJetz, Herrn von Klebelsberg und mir auf dem 
Hochplateau gemacht wurden. Sie macht keinen Auspruch darauf, eine 
detaillierte Aufnahme zu sein, die ja bei nur so kurzem Aufenthalt 
nicht in Frage kommen kann, aber sie mag dazu dienen, den gegen- 


!) Frl. Marthe Furlani, „Zur Tektonik der Sellagruppe in Gröden“. 
Mitteil. d. geol. Ges, Wien II 1909, pp. 445—461, Taf. XVI, XV. 


1910 Bericht vom 31. Juli. Maria M. Ogilvie-Gordon. 293 
wärtigen Stand unserer Kenntnisse zu zeigen und die Verschiedenheit 
einiger Anschauungen im Vergleich mit denen von Fräulein Furlani 
zu erklären. 

Wenn man diese Kartenskizze vergleicht mit meiner Grund- 
skizze der Verbreitung der Gipfeldeckscholle (l. e. Fig. 10, 1599) 
oder mit meiner geologischen Karte des Sellamassivs (l. c. Pl. XL, 


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Raibler Schicht. 
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1: 16000 


Geologische Skizze der Umgebung des Boegipfels. 


1899), so ersieht man, daß in der späteren Kartenskizze die Über- 
schiebungsmasse sich weiter südwärts erstreckt und Raibler Schichten 
unterhalb des Dachsteindolomits des Gipfels und oberhalb des Dach- 
steindolomits der Punta di Larsei einschließt. Diese Raibler Schichten 
finden sich in der Höhe der 3000 m-Kurve, das ist etwa 350 m 
über dem Vorkommen der Raibler Schichten auf dem Vallon oder 
der östlichen Abdachung des Sellamassivs. Professor Rothpletz war 
es, der die Myophoria Kefersteinii in den gelb verwitternden Felsen 


294 Verhandlungen. Nr. 10 


südlich des Gipfelrückens bemerkte und wir fanden dann eine weit- 
reichende Oberflächenbedeckung von Raibler Schichten, die diskordant 
dem unterschobenen und fast horizontalen Dachsteindolomit auflagern. 
Wir fanden andere typische Fossilien und es zeigte sich, daß die 
Raibler Schichten hier mergelig und nicht dolomitisiert waren im 
Gegensatz zu den Raibler Schichten in niedrigerem Niveau in der 
normalen Schichtfolge der Pordoispitze, wo dies in hohem Maße der 
Fall ist. In bezug auf die Grenze der Gipfelüberschiebungsmasse im 
Osten, Norden und Westen bestätigen die Ergebnisse unseres gemein- 
samen Besuches die Umgrenzungslinien, die ich 1893 bei meiner 
Aufnahme festsetzte. Von Fräulein Furlanis Aufnahme weichen sie 
insofern ab, als sie die Eisseespitze und fast den ganzen Cresta strenta- 
rücken als aus unterschobenen Schichten zusammengesetzt erklärt. 
Fräulein Furlanis Skizze zeigt daher eine viel geringere Ausdehnung 
der überschobenen Massen. 

Ein anderes sehr wichtiges stratigraphisches Ergebnis unserer 
gemeinsamen Kartierung von 1908 ist die definitive Feststellung der 
Neokomschichten auf jurassischen Horizonten im Norden und Süden 
der Eisseespitze. Diese Schichten enthalten mehrere typische Aptychen- 
arten. ’ 

Fräulein Furlani behauptet dagegen, daß keine Neokom- 
schichten mit Sicherheit identifiziert werden können. Die Annahme, 
daß dieser Horizont in den „Fieckenmergeln“ des Tithon yertreten 
sei, hält sie für höchst unwahrscheinlich. 

In bezug auf die tektonischen Verhältnisse ist es unzweifelhaft 
ven Wichtigkeit, die zwei neuen Tatsachen klargelegt zu haben, 
nämlich das Vorkommen der Raibler Horizonte an der Basis der 
Gipfelschubmasse und das Vorkommen von Neokom in den höchsten 
Horizonten der Unterschiebungsmasse nördlich des Gipfels. Diese in 
der normalen vertikalen Schichtfolge weit entfernten Horizonte finden 
sich im Norden und Süden des Eisseeplateaus geographisch ganz nahe 
beisammen in Verbindung mit derselben horizontalen Schubebene. 

Ferner hat meine diesjährige veröffentlichte Untersuchung des 
Langkofelmassivs !) gezeigt, daß die UÜberschiebungsebenen in den 
tieferen Horizonten des Sellamassivs höchst wahrscheinlich sich in die 
basalen UÜberschiebungsebenen des Langkofelmassivs fortsetzen. Die 
Frage mag nun hinsichtlich der Schubmassen der Boespitze dahin 
aufgeworfen werden, ob sie wirklich nur eine lokale Scholle, die an 
die Sella gebunden ist, darstellt, oder ob man auch sie als Zeugen 
einer weiteren Schubmasse deuten - darf, die einst eine viel größere 
Ausdehnung hatte. 

Der einzige Weg, um zu einer befriedigenden Erklärung zu ge- 
langen, wird der sein, die anderen sogenannten isolierten Sedimentations- 
becken auf den Hochterrassen der Gardenazza und des Fanesmassivs 
einer erneuten gründlichen Untersuchung zu unterziehen. 

Nach Fräulein Furlani sollen es keine Verwerfungen und eigent- 
liche Überschiebungen, sondern nur eine Gipfelfaltung sein, welche 


) Mrs. M. M. Ogilvie-Gordon, „The Thrust-Masses in the Western 
Distriet of the Dolomites“ (Trans. Edin. Geo]. Soc. 1909-10). 


1910 Bericht vom 31. Juli. Maria M. Ogilvie-Gordon, 225 
die. so. lange übersehenen Jura- : und. Kreideschichten unter den 
Dachsteindolomit gebracht haben. Die Faltung kam von Osten und 
blieb auf das Gipfelplateau der Sella beschränkt, gleichwohl wurde 
dabei der ganze Mittelschenkel (100 »n) und im Liegendschenkel der 
graue Kalk (30 m) und stellenweise auch der ganze Dachsteindolomit 
(300 m) des Hangendschenkels ausgewalzt. Wie eine so kurze, auf 
engen Raum beschränkte Faltung so mächtige Kalk- und Dolomit- 
massen vollständig auswalzen kann und wohin diese durch Aus- 
walzung verdünnten Schichten gekommen sind, wird nicht erklärt. 


Stratigraphische Feststellungen. 


1. Die Trias über den Raibler Schichten besteht aus wohl- 
sebanktem hellem Dolomit, der zwar häufig in Österreich als Dach- 
steinkalk. bezeichnet wird, in Südtirol aber fast. stets Dolomit ist und 
deshalb von manchen auch Hauptdolomit genannt wird. Fräulein 
Furlani gebraucht nur den Namen Dachsteinkalk und hebt noch 
besonders hervor (pag. 450), daß zwischen diesem und dem hangenden 
grauen Kalk. ein dolomitischer Kalk von ganz geringer Mächtigkeit 
liege. Es scheint so, als ob sie nur den Schlerndolomit (pag. 445 bis 
446) als Dolomit gelten lassen wolle. 

2..Über dem Dachsteindolomit liegen diekbankige graue, weiß- 
liche und rötliche Kalke, die auf der Nord- und Westseite des Boe- 
gipfels eine Mächtigkeit von etwa 30 » haben. Versteinerungen sind 
selten, aber der Aegoceras angulatum und auch andere, Bruchstücke 
weisen auf Lias hin. Darüber liegt eine rötliche Kalkbank, die erfüllt 
ist mit Ammoniten. Die spezifische Bestimmung ist meistens un- 
sicher, aber man kann doch erkennen, daß sie teils zu Aspidoceras, 
teils zu Perisphinctes gehören und somit den Malm anzeigen. Fräulein 
Furlani hat Aspidoceras acanthicum, Perisphinctes metamorphus und 
Aptychus latus bestimmt, wodurch die Acanthicus-Zone bewiesen ist. 
Die Stücke von Haploceras Stazyzii (Zeuschn), die ich in noch 
höheren Schichten fand, zeigten das Tithon an und der 1903 gefundene 
Holcostephanus in. hellem Kalk an der Cresta strenta verweist auf 
Neocom. Dieser Holcostephanus hat Ahnlichkeit mit H. Astierianus, 
unterscheidet sich jedoch von dieser Art durch die größere Feinheit 
seiner Rippen und dadurch, daß sich gegen die Externseite noch 
weitere Rippen einschalten. Dadurch dürfte es der Holcostephanus 
polytroptychus Uhlig sein. 

: Auf der Ostseite der Eisseescharte, am Ausläufer der Eissee- 
spitze, liegen auf dem Dachsteindolomit hellfarbige zum Teil rötliche 
Kalke, die Fräulein Furlani für ein Äquivalent der „grauen 
Kalke“ hält.: Sie sind. nicht sehr mächtig und Haug hat sie 1837 
für. Dachsteinkalk angesprochen. Versteinerungen sind darin ‚noch 
nicht gefunden worden. Ebendort liegt darüber eine Breceienschicht 
mit kleinen bis bohnengroßen, teils abgerollten, teils kantengerundeten 
Stückchen eines hellen Dolomits und vielen kleinen Brauneisenerz- 
körnern. Darüber folgen wenig mächtige rote Kalksteine und dann 
weißliche, grünliche bis rötliche, dünnbankige bis schieferige Neocom- 
kalke und Mergel mit Hornsteinausscheidungen. Schon 1887 hat 


296 Verhandlungen. Nr. 10 


Haug diese Schichten ins Neocom gestellt; Fräulein Furlani hielt 
dies, wie oben erwähnt, nicht für wahrscheinlich. 

Wir fanden jedoch eine Anzahl von Aptychen, unter denen sich 
ein kleiner als Apfychus norieus Winkler, ein anderer als af. A. 
seranonis bestimmen lieb. 

An der Eisseespitze liegen somit über dem Daclhsteindolomit 
helle und rote Kalke mit der eingeschalteten Breccie, die wahr- 
scheinlich zum Jura gehören, und darüber Neocom. 

3. Auf der im SO des Bo&gipfels sich ausbreitenden, geneigten 
Plateaufläche der Punta di Larsei liegen gelblich-graue Mergel und 
Kalke über dem Dachsteindolomit, der das weitausgedehnte Plateau 
der Sellagruppe allerorten krönt und dem am Bo& selbst der eben 
beschriebene Jurakalk aufgelagert ist. In einer Lumachelle, die aus 
Muschelschalen und kleinen Oolithen besteht, steckt vorzüglich er- 
halten die echte Myophoria Kefersteinii. Wir haben hier also Raibler 
Schichten, die sich bis an den Dachsteindolomit, welcher als Kappe 
der Sella aufgesetzt ist, heranziehen und anscheinend von demselben 
überlagert werden. Auch auf der Nordseite des Boe, zwischen dem 
Gipfel und der Jägerscharte, kommen dieselben am Ostgehänge etwa 
60 m südöstlich von jener Scharte und etwas unterhalb derselben 
zum Vorschein. Die Erosion hat dort den Dolomit soweit angenagt, 
dab als seine Unterlage Gesteine hervorschauen, die petrographisch 
mit den Raibler Schichten die größte Ahnlichkeit haben, so daß sie 
als solche gelten können, obschon Versteinerungen darin nicht zu 
finden waren. 

Entgegen dem sicheren Ausspruche von Fräulein Furlani 
(pag. 459), daB Raibler Schichten am Gipfelaufbau des Bo&e nicht 
teilnehmen, ist dies somit doch der Fall, und damit wird ihre An- 
nahme einer lokalen Überfaltungserscheinung als ungenügend erklärt. 


Tektonische Verhältnisse. 


Wie aus der beiliegenden Karte hervorgeht, ruht der Gipfel- 
aufsatz des Sellamassivs auf Dachsteindolomit, der sich rings um den- 
selben als ein weites Plateau ausdehnt, das von tiefen, zum Teil 
Verwerfungsspalten folgenden Schluchten durchschnitten ist. Die 
Erosion hat die ursprünglich fast ebene Oberfläche des Dachstein- 
dolomits stark modelliert und in eine Art von Treppenlandschaft 
umgewandelt, aus der vereinzelte Felstürme aufragen. Von den jüngeren 
Jurasedimenten ist alles der Erosion zum Opfer gefallen mit Aus- 
nahme derjenigen, welche dem Boegipfelaufsatz als Basis dienen. 

Das Dachsteindolomitplateau fällt gegen außen meist mit steilen, 
bis 300 m hohen Wänden in die Tiefe ab, an deren Fuß eine schräg 
geböschte Terrasse vorspringt, die fast das ganze Massiv rings um- 
gibt. Diese aus Raibler Schichten gebildete Terrasse ruht ihrerseits 
auf dem Schlerndolomit, der, ähnlich wie der Dachsteindolomit, mit 
steilen Wänden nach außen in die Tiefe absinkt. 

In erstaunlichem Gegensatze zu dieser Einfachheit des Aufbaues 
stehen die Schichtenverbiegungen von Jura und unterer Kreide des 
Gipfelaufsatzes. Die unteren Jurabänke liegen zwar auf der West- 


1910 Bericht vom 31. Juli. Maria M. Ogilvie-Gordon. 997 


seite des Boe noch horizontal, aber alle oberen darüber sind so 
stark gefaltet, daß dies selbst dem l'opographen Aegerter als 
etwas Eigenartiges aufgefallen ist und er dieselben in der Felszeichnung 
auf der Karte zum Ausdruck gebracht hat. An diesen zusammen- 
gestauchten Mulden und Sätteln nimmt die darunterliegende Trias 
aber nicht den geringsten Anteil. Sie ist offenbar den horizontalen 


0 

d 

Me 
Ian 

——— 
2500 m | N 
7: 76500 
Profil durch den Boegipfel W—0O. 
ce —= Neokomschiehten. — i = Juraschichten. — d = Dachsteindolomit. 


” — Raibler Schichten. — s — Schlerndolomit. 


Jaserscherte 
3729 


7:6400 
Profil durch die Jägerscharte nördlich vom Boegipfel. 


ce —= Neokomschichten. — i = Juraschichten. — d = Dachsteindolomit. 
r —= Raibler Schichten. 


Druckkräften nicht ausgesetzt gewesen, welche die Faltung hervor- 
riefen und die entsprechend dem vorherrschenden Streichen und 
Fallen, wie ich schon 1894 erklärt habe, eine ungefähr ost-westliche 
Richtung gehabt haben müssen. 

Es wurden somit diese jüngeren Jura- und Neocomsedimente, 
die hier gleich unter der überschobenen Masse lagen, selber gegen 
Westen hingeschoben und gleichzeitig zusammengestaucht, verzerrt 

K.K. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 10. Verhandlungen, 35 


228 Verhandlungen. Nr. 10 


und zerrissen. Daraus erklärten sich einerseits die starken mecha- 
nischen Störungen, die in den gefalteten Bänken in Form von Druck- 
suturen, Kalzitgängen und sich kreuzenden Zerklüftungen auftreten 
und auch den ungünstigen Erhaltungszustand der Versteinerungen 
bedingen, anderseits die wechselnde Mächtigkeit der Jurakalke. An 
der Eisseespitze zum Beispiel fehlen teils die liassischen Kalke ganz, 
teils sind sie nur sehr schwach entwickelt. Die Ursache liegt offenbar 
in Abscherungen und nicht in Auswalzungen, von denen keine An- 
zeigen zu entdecken sind und die sich doch sicherlich in der Breccien- 
lage an der Eisseescharte zu erkennen geben müßten, wenn sie über- 
haupt vorhanden wären. 

Diskordant auf diesen gefalteten Schichten liegen die Dachstein- 
dolomite des Gipfelrückens. Ihre Bänke sind zwar nicht mehr horizontal 
gelagert, wie die des basalen Triasgebirges, aber ihre Aufrichtung 
und Faltung ist viel unbedeutender als die in den darunterliegenden 
Jura- und Kreideschichten. Diese letzteren liegen zwischen dem basalen 
und dem Deckgebirge wie ein Keil, der sich gegen Osten und Süden 
zuspitzt, so daß dort schließlich das Deckgebirge unmittelbar dem 
basalen Dolomit aufliegt. 

Das gilt besonders für das Plateau von Larsei, wo die Raibler 
Schichten den Dolomit überlagern, und für Punkt 2939 m im Osten 
des Boegipfels, wo Dolomit auf Dolomit liegt. Auch auf der SW-Seite 
der Eisseescharte an dem unter dem „Tisch“ vorspringenden Dolomit- 
absatz in einer Höhe von ungefähr 2960 m liegt die Deckscholle auf 
dem basalen Dolomit, aber zwischen beiden schaltet sich noch eine 
schmale Lage ganz zerdrückten Neocommergels ein, der an seinen 
deformierten Hornsteinknollen als solcher zu erkennen ist. 

An allen anderen Stellen, wo überhaupt die Überschiebungsfläche 
zu sehen ist, liegen der Dolomit, beziehungsweise die Raibler Schichten 
direkt auf Jura, und nur an der Cresta strenta an zwei Plätzen, in 
der Schlucht, die von der Jägerscharte nach Osten herabzieht und an 
einer kleinen Stelle, nahe dem Gipfel der Eisseespitze, schiebt sich 
noch etwas Neocom dazwischen ein. 

Die Auflagerungsfläche der Gipfeltrias ist somit durchaus unab- 
hängig von den Schichtlagen des basaien Gebirges und man kann in 
ihr unmöglich einen ausgequetschten Zwischenschenkel erkennen. 
Kleine Unregelmäßigkeiten sind, wie vorhin gesagt, durch eine Reihe 
von jüngeren Verwerfungen bedingt, die sowohl das basale als auch 
das Deckgebirge durchsetzen. 

Diese jüngeren Verwerfungen hat Fräulein Furlani nicht ge- 
sehen und sie stellt für zwei derselben die Existenzmöglichkeit sogar 
ausdrücklich in Abrede. Dem gegenüber ist zu bemerken, daß die 
drei an der Eisseespitze eines Beweises gar nicht bedürfen, weil sie 
als solche unmittelbar zu sehen sind. Zwei davon, zwischen dem 
Gipfel und Punkt 2984, haben allerdings keine sehr bedeutende 
Sprunghöhe, aber man darf nicht vergessen, daß nicht nur die vertikale, 
sondern auch die horizontale Schubweite in Betracht kommt, von 
deren Größe wir im gegebenen Falle jedoch noch keine Kenntnis 
haben. Die Verwerfung im Norden der Eisseespitze ist wichtig, weil 
sie zugleich für die jetzige Verbreitung der Schubdecke die Nord- 


1910 Bericht vom 31. Juli. Maria M. Ogilvie-Gordon. 299 


begrenzung bildet. Auf ihrer gegen Süden geneigten Fläche ist die 
Schubdecke samt ihrer Unterlage in die Tiefe gesunken, so daß Jura 
und Kreide jetzt im Niveau des Dachsteindolomits liegen. 

Eine vierte Verwerfung setzt jedenfalls quer über die Eissee- 
scharte herüber und trennt die Eisseespitze von der Cresta strenta. 
Die Spalte selbst ist freilich nicht zu sehen, weil auf der Scharte und 


(resta strenla Fisseespilze 


2800” 


7: 12500 
Profil durch die Cresta strenta und Eisseespitze. 


ce — Neokomschichten. — @ = Juraschichten. — d = Dachsteindolomit. 


ihren beiderseitigen Gehängen alles mit Schutt überdeckt ist. Die 
Bemerkung Fräulein Furlanis (pag. 456), daß die Kalkbänke der 
Cresta strenta sich ununterbrochen auf dem Nordhang der Eisseespitze 
fortsetzen, steht mit den Tatsachen in Widerspruch. Der Dolomit der 
Cresta strenta zieht sich bis zur Scharte vor und auf der anderen 
Seite stehen Jura und Kreide des basalen Gebirges in gleichem Niveau 


7:20500 


Profil durch das Boemassiv N—SSO. 


ce = Neokomschichten. — © — Juraschichten. -- d = Dachsteindolomit. 
r — ltaibler Schichten. — s = Schlerndolomit. 


an. Die durch die Erosion dort schon entfernte Dolomitdecke lag 
jedenfalls erheblich höher als im Westen. Die Masse der Cresta strenta 
ist also auf einer Verwerfung abgesunken. 

Auch auf der Südseite des Boegipfels lassen sich zwei Verwer- 
fungen sicher feststellen, die in vorstehender Figur dargestellt sind. 
Sobald die Verwerfungen in den monotonen Dachsteindolomit eintreten, 


35* 


230 Verhandlungen. Nr. 10 


erschwert sich ihr Auffinden sehr und es bleiben über den Verlauf 
dieser zwei südlichsten Verwerfungen einige Zweifel bestehen. 


Das hauptsächlichste Ergebnis der zweitägigen Begehung ist 
also die Feststellung, daß auf dem Gipfel der Sella über Kreide, 
Jura und Trias nochmals eine Lage von oberer Trias ruht und daß 
die Auflagerungsfläche gegen Osten geneigt ist sowie, daß im süd- 
lichen Teil dieser Decke die Raibler Schichten normal unter dem 
Dachsteindolomit liegen. 


©. de Stefani. Einige Mitteilungen über die Tertiär- 
und Quartärschichten Dalmatiens. 


Herr Dr. Schubert hat soeben in den Verhandlungen der k. k. 
geol. Reichsanstalt mir die Ehre erwiesen, einige Bemerkungen zu 
meiner Arbeit „G&eotectonique desdeuxversantsdel’Adria- 
tique“* zu veröffentlichen. 


Herr Dr. Schubert gelangt darin zu dem Schlusse, daß sich 
in meiner Arbeit drei besonders schwerwiegende stratigraphische 
Irrtümer befinden. 


Ich will daher jetzt die Sache ganz kurz besprechen. 


1. Das Alter der Schichten vom Monte Promina. 


Ich fasse sie als Unteroligoeän auf, indem ich mich auf das 
Vorkommen der Flora, der Molluskenarten und eines Amphitragalus 
beziehe. Herr Dr. Schubert hält für Prominaschichten eine lange 
Strecke von Schichten nördlich vom Monte Promina und nennt sie 
Obereocän. Betreffs dieser Behauptung stehen unsere Ansichten in 
Widerspruch. Ich habe bisher die Fauna des Monte Promina nicht 
nördlich des Berges gefunden: es war nicht meine Absicht, eine 
detaillierte geologische Karte von Dalmatien oder der Balkanhalbinsel 
aufzunehmen. Deswegen, wenigstens für das Alter dieser 
Schichten nördlich des Berges, habe ich die alte Gliederung Herrn 
Dr. Schuberts und seiner Mitarbeiter beibehalten, solange sich 
keine bessere bietet. 


In der Tat sagte ich: „Man müsse wahrscheinlich“ für ober- 
eocäne Schichten (aber nicht für Prominaschichten) den Lithothamnien- 
kalk, die Mergel von Novigrad—Rodalijee und die Mergel von Li$ane 
mit Nummulites perforata und zahlreichen Orthophragminen halten. 
Diese, von Herrn Schubert unerwähnten, von mir selbst ge- 
sammelten Fossilien sind nicht am Monte Promina zu finden. 


Ebenso habe ich auf Grund zahlreicher, bisher nieht erwähnter 
und im größten Teile des M. Promina, aber nicht in den Östroviea- 
schichten vorkommender Mollusken die Möglichkeit hingestellt, daß 
die Fauna von Smil&ic—Kasie eher ins Obereocän als ins Mitteleocän 
gehöre. Herr Dr. Schubert selbst bestätigt, daß „ein großer Teil 
der Mollusken und der übrigen Fossilreste aus jüngeren als mittel- 
eoeänen Schichten bekannt ist“ und daß „man vielleicht schon ein 
obereocänes Alter anzunehmen geneigt“ sein könnte. Herr Schubert 
erwidert, daß die Gümbelia atacica und lentieularis für das Mitteleoeän: 


1910 Bericht vom 31. Juli. ©. de Stefani. 231 


Leitfossilien sind. Aber wenn man nicht das Ergebnis von Alb. 
Heim (und für Dalmatien von mir selbst) annimmt, daß die Nummuliten 
zum Teil nur Faziesfossilien sind, so kann man fragen, ob diese 
Nummuliten nicht nur im Liegenden erscheinen. Ein endgültiges Urteil 
wird man erst dann wagen dürfen, wenn die ganzen Faunen dieser 
Lokalitäten, ferner die der zum größten Teile noch unsicheren 
dalmatinischen Kosinaschichten monographisch bearbeitet sein werden. 


2. Bezüglich der auch von mir selbst beobachteten Mergel mit 
Olavulina Szaboi teile ich die Meinung, daß die Clavulina kein 
Leitfossil ist!); aber ich habe die Mergel vielmehr für Obereocän 
als — „pour des donnees stratigraphiques peut-ätre 
insuffisantes“ — für Mitteleocän erklärt. Meine Zweifel sind 
nicht ohne Grund, da die obengenannten Mergel bei Zara über dem 
Perforatenkalk liegen; das Hangende aber an dem Meeresufer nicht 
sichtbar ist. Bei Banjevac bilden dieselben das unmittelbar Innerste 
der Mulde mit Perforatenkalk im Liegenden, aber nicht im Hangenden; 
in keiner dieser zwei Lokalitäten kann man das Hangende sehen. 
Also bleibt das stratigraphische Niveau der (Olavulina ein wenig 
zweifelhaft. 

3. Der dritte schwere Irrtum besteht darin, daß ich die Terra 
rossa zum Teil für marin halte. In der Tat kann die Terra rossa, 
in Dalmatien und anderswo. zum Beispiel in den toskanischen 
Maremmen bei Orbetello und Talamone, längs der Küsten sich ab- 
setzen, oder direkt durch oberflächliche untermeerische Zersetzung 
der Kalksteine, oder sie wird auf dem Lande durch die kleinen 
Bäche abgetragen. Daß sie nieht nur Landschnecken, sondern manch- 
mal auch marine, auf natürliche Weise in sie gelangte Mollusken 
und Foraminiferen enthält, kann man nicht leugnen. Wenn ich diese 
Ablagerungen anstatt. als Postpliocenesup&rieur, Quaternaire, 
recentes, tr&s recentes, als Pliocän oder Eocän gehalten hätte, 
hätte mich Herr Dr. Schubert viel richtiger kritisieren können. 

Zum Schlusse danke ich Herrn Dr. Schubert für seine Be- 
merkungen, und wenn es nötig ist, habe ich ein persönliches In- 
teresse, meine Beobachtungen zu verbessern. Aber wenn er schreibt, 
daß „alle in meiner Arbeit daraus gezogenen Schlüsse falsch sind 
zufolge dieser drei besonders schwerwiegenden stratigraphischen Irr- 
tümer“, sollte er nur von „sehr schwachen Meinungsverschiedenheiten 
sprechen“. 

Ich will noch eine Anmerkung Herrn Dr. Schuberts?°) in dem 
Referate über eine andere Arbeit (De Stefani und Martelli, 
La serie eocenica di Arbe) berichtigen. Die lignit- und phyllit- 
führenden Plattenmergel bei Arbe liegen nicht auf mitteleoeänem 
Kalksandstein, sondern wechsellagern mit diesem, sind daher 
nicht chronologisch unterscheidbar. Die widersprechende Auffassung 
Dr. Schuberts kann nicht geteilt werden. 


1) Die Clavulina kommt jm Obereocän des Vicentinischen und wahrscheinlich 
im Mitteleocän des bononiensischen Apennin vor. 


2) Vergl. diese Verhandlungen 1908, pag. 86. 


232 Verhandlungen. Nr. 10 


R. J. Schubert. Noch einige Bemerkungen über das 
Tertiär und Quartär Dalmatiens. 


Indem Herr Prof. Dr. ©. de Stefani zum Schlusse seiner vor- 
stehenden Ausführungen betont, daß zwischen uns nur mehr „sehr 
schwache Meinungsverschiedenheiten“ bestehen, scheint es mir, daß 
auch er die Unhaltbarkeit seines Standpunktes einzusehen beginnt. 


Wenn er die Schichten auf dem Monte Promina nun als unter- 
oligocän auffaßt, so klingt dies freilich anders, als wenn er sie 1908 
als „Miocene inferieur ou Oligoc&ne“ bezeichnete (l. ec. pag. 34) und 
dieselben scharf vom Verbreitungsgebiete der übrigen „Promina- 
schichten“ trennte, die er auf seiner Karte als eocän bezeichnete. 
Nicht nur gegen die Altersdeutung nahm ich Stellung, sondern auch 
gegen den Versuch, die Schichten des Monte Promina selbst als etwas 
ganz exzeptionelles hinzustellen. Herr Prof. de Stefani möge nur 
weitere Strecken in den Bereich seiner Untersuchungen ziehen und wird 
gewiß auch betreffs der „Homogenität“ der Prominaschichten Dr. v. 
Kerners und meinen Standpunkt akzeptieren. Er möge ferner die 
Östrovieaschichten im Streichen über Benkovac nach Smilcic ver- 
folgen, um sich vom typisch mitteleocänen Alter dieser Lokalität zu 
überzeugen! Auch v. Kerners, G. Staches und meine Aus- 
scheidungen von Kosinaschichten sind auf Grund ‚genauer Beobachtung 
der Lagerungsverhältnisse, und zwar ihrer Überlagerung durch 
mitteleocänen Hauptalveolinenkalk und sodann Hauptnummulitenkalk 
sowie Unterlagerung von Oberkreide ausgeschieden und somit als 
unzweifelhaft untereocän dargetan. 


Nicht nur durch Unter-, sondern auch durch Überlagerung 
von mitteleocänen Nummulitenschichten als auch nicht mehr „ein 
wenig zweifelhaft“ nachgewiesen wurden von mir die dalmatinischen 
Clavulina Szaboi-Mergel. An der Küste freilich fehlen die darüber- 
liegenden Nummulitenschichten, da dort die an makroskopischen 
Fossileinschlüssen armen Mergelkalke die jüngsten erhaltenen Schicht- 
glieder sind; aber allseits weiter gegen das Innere (zum Beispiel 
Zemunik, Murvica, Ljubat, Islam, Kasic, Smilie, Benkovac) sind die 
fossilführenden Hangendschichten dieser COlavulina Szaboi-Mergel er- 
halten und durch die Fossilführung noch als zweifellos mitteleocän 
gekennzeichnet, worüber ich in den Verhandlungen und im Jahrbuch 
der k. k. geol. Reichsanstalt wiederholt berichtete und worauf ich 
Herrn Professor de Stefani verweisen muß, da ich hier nicht gut 
wieder all diese Details reproduzieren kann. Freilich, wer nur einzelne 
Lokalitäten besucht, dem vermögen manche Verhältnisse unklar zu 
bleiben, die sich nach mehrjährigem genauem Studium eines größeren 
Gebietes mit Leichtigkeit erkennen lassen! 


Was schließlich Punkt 3 betrifft, so habe ich nicht sowohl 
einen Irrtum Herrn Prof. de Stefanis in der Altersdeutung be- 
hauptet, auch ganz und gar nicht lökale Zusammenschwemmungen von 
Terra rossa geleugnet, sondern vielmehr vor allem seine Ausscheidung 
der norddalmatinischen und istrischen, äolischen und fluviatilen Löß- 
und Sandmassen als mariner Natur beanständet, da auf der Karte 


1910 Bericht vom 31. Juli. R. J. Schubert u. Dr. G. Hradil. 233 


durch Beifügung von einem Dutzend Signaturen (q Postplioc&ne marin 
im Gegensatz zu !, Postpliocene lacustre) bei den betreffenden Löß- 
vorkommen jeder Zweifel ausgeschlossen war. 


Dr. Guido Hradil. Petrographische Notizen.über 
einige Gesteine aus den Otztaler Alpen. 


1. In dem Zuge Königskogel (3027 m) — Seeberspitz (2617 m) 

— Rotmooskogel (3242 m) des Gurgler Hauptkammes erreichen die 
Gesteine der Otztalermasse den höchsten Grad von Mannigfaltigkeit 
in ihrer petrographischen Entwicklung. Namentlich sind es die gegen 
den Gaisbergferner abstürzenden Gehänge der Granatenwand im N 
und des Kirchenkogels im S, welche eine Fülle von Typen kristal- 
liner Schiefer enthalten, wie sie in dieser Buntheit der Erscheinung 
kaum an anderem Orte angetroffen wird, es wäre denn etwa an der 
Südseite des St. Gotthard, wo die Gesteine der Tremolaschlucht 
einen ähnlichen Grad von Abwechslung aufweisen. Insbesondere 
sind es die verschiedenen Varietäten der Amphibolite und 
Granatamphibolite, welche Beachtung verdienen. Bei meist 
massigem, nahezu völlig richtungslosem Gefüge besitzen diese Ge- 
steine granoblastische und häufig auch porphyroblastische Struktur. 
Der herrschende Gemengteil ist ein Amphibol mit den optischen 
Eigenschaften der gemeinen Hornblende. Der Pleochroismus derselben 
zeigt nach 

a = hellgrün 

b — olivgrün 

c— grün bis blaugrün, 


was auf eine mögliche, isomorphe Beimischung des Glaukophanmole- 
küls deutet. Die Absorption ist stets c=b > a, die Auslöschungs- 
schiefe auf (010) betrug — 17°. Die Hornblende erscheint in Stengeln 
und Säulen zumeist wohl ausgebildet, jedoch stets ohne terminale 
Flächen; die Lagerung der einzelnen Kristallindividuen im Gesteins- 
gefüge ist völlig unregelmäßig. Stellenweise sind dieselben poikilo- 
blastisch durchwachsen von Plagioklaskörnern und Titanit, . des- 
gleichen mit Ilmenitglimmer, der mit roten und nelkenbraunen 
Tönen durchscheinend ist und sehr hohe Doppelbrechung zeigt. 
Titanit ist im Gestein in außerordentlicher Menge vorhanden, sowohl 
in großen, unregelmäßigen Stücken als auch in kleinen Körnern als 
Einwachsung in der Hornblende. Von Feldspäten beteiligen sich 
Orthoklas und Plagioklase an der Zusammensetzung eines äußerst 
dichten, stellenweise fast kryptodiablastischen Gewebes, das bei Be- 
trachtung mit sehr starken Vergrößerungssystemen auch noch Zoisit- 
säulchen, teils unregelmäßig verstreut, teils zu sternförmigen Aggre- 
 gaten geschart, erkennen läßt, desgleichen farblose Glimmerschuppen 
und vereinzelte Körner von Lawsonit. Der Zoisit erscheint überdies 
auch noch in Form von größeren Individuen zwischen den Hornblenden 
verstreut, Biotit in vereinzelten Blättern als Einwachsung in manchen 
Hornblenden. 


234 Verhandlungen. Nr. W 


Die granatführienden Varietäten dieser Amphibolite 
zeigen den geschilderten ähnliche strukturelle Verhältnisse. Der 
Granat, schwach rötlich gefärbt, dürfte eine isomorphe Mischung von 
Grossular, Almandin und Pyrop repräsentieren und erscheint meist 
frei von kelyphitischen Hüllen. Der Pleochroismus der Hornblenden 
ist hier: 

a — hellgrün 
b — olivgrün 
c = deutlich blaugrün, 


die Absorption auch hier c=b> a, die Auslöschungsschiefen auf 
(010) meist — 119%. Die Beimischung des Glaukophanmoleküls scheint 
auch hier in hohem Grade wahrscheinlich. Biotit erscheint stellen- 
weise in paralleler Verwachsung mit Hornblende, stellenweise in iso- 
lierten Blättern. Rutil ist in großer Menge vorhanden, überdies in 
manchen Varietäten ziemlich viel Ilmenit mit schön entwickeltem 
Leukoxenrand, sowie Pyrit und Magnetit. Auch die Rutile zeigen dann 
jene Entmischungserscheinungen, welche zur Bildung solcher Leu- 
koxenränder Anlaß geben, die Granate nur in vereinzelten Fällen die 
bekannte, kryptodiablastische Kelyphitschale, aus Hornblende, Zoisit 
(und Plagioklas?) bestehend. Plagioklase, mit Quarzkörnern gemischt, 
treten auffallend zurück und verschwinden in den stark metamorpho- 
sierten Varietäten fast vollständig. Auffallend ist in den meisten Ge- 
steinen dieser Ortlichkeit das überaus reichliche Auftreten kalzitischer 
Massen, die das ganze Grundgewebe durchsetzen und häufig auch 
in die größeren Hornblendeindividuen hineindringen; sie zeigen stets 


deutlich die vollkommene Spaltung nach R (1011), niemals jedoch die 
charakteristische, polysynthetische Zwillingsbildung nach 


— ; R (0112) (Dolomit ?) 


Eine randliche Umwandlung der häufig stark zerfaserten Hornblenden 
in Chlorit ist hie und da zu beobachten. 

In einem Augitfels von gleicher Lokalität liegen Augitindi- 
viduen von beträchtlicher Größe zu einem granoblastischen, richtungs- 
los-massig struierten Gewebe vereinigt; außer der grünen Färbung 
konnten mangels geeigneter Schnittlagen keine näher bestimmenden 
optischen Eigenschaften von unterscheidendem Werte festgestellt 
werden. Mit dem Augit in paralleler Verwachsung tritt hie und da 
Biotit, mit braunen Farbentönen dichroitisch auf, vereinzelt kommen 
Blätter desselben wohl auch isoliert im Gesteinsgewebe vor. In un- 
gewöhnlicher Menge ist Rutil vorhanden, (Quarz nur in geringer Menge 
in Form von Körnern. Orthoklas kommt in Individuen von beträcht- 
licher Größe vor, die an Berührungsstellen mit Augit weitgehende 
Umwandlungsvorgänge erkennen lassen. Diese Zonen bestehen aus 
Örthoklassubstanz, die mit Augit innig verzahnt erscheint, aus Seri- 
zitschüppchen in feinster Verteilung, Chloritaggregaten und kalzitischen 
Massen; die Augite selbst zeigen in der Nähe solcher Umwandlungs- 
nester außerordentlich reiche, poikiloblastische Durchwachsung mit 


1910 Bericht vom 31. Juli. Dr. Guido Hradil. 235 


den genannten Mineralien sowie überdies mit Rutilkörnern. Auch 
Pistazitkörner und limonitische Massen sind in nicht unbeträchtlicher 
Menge vorhanden, dagegen konnte Uralitisierung des Augits nirgends 
beobachtet werden. 

2. In der Nähe von Winkel südlich Huben führt der von den 
Gehängen zwischen Lochkogel (3048 m) und Gamezwurt (3022 ın) 
herabkommende Wildbach eine reiche Auslese der verschiedensten 
Glimmerschiefer- und Gneißtypen herab; besonders auffallend ist ein 
granatführender Glimmerschiefer (Muskowit—Biotit- 
schiefer), der in einem fast ausschließlich aus Muskowit bestehenden 
Grundgewebe schöne Porphyroblasten eines rötlichen Granates zeigt; 
Plagioklase und Orthoklase, sämtlich stark umgewandelt, sind als 
UÜbergemengteile vorhanden, desgleichen ein durch seine tiefdunkel- 
grünen und olivengrünen Farben auffallender Biotit, der in völlig un- 
regelmäßiger Lagerung schuppenförmig im Gestein verteilt ist. Auch 
in poikiloblastischer Durchwachsung, ohne jegliche Orientierung, er- 
scheint derselbe in den Feldspäten. Quarz bildet körnige Lagen 
zwischen den Glimmern und überdies Ausheilungen von Spalten und 
Klüften in den Granaten. Neben Körnern und Fragmenten von Mag- 
netit, Ilmenitglimmer und Pistazit sind Disthene und Staurolithe als 
Porphyroblasten im Gestein eingewachsen, das zufolge der geschil- 
derten Mineralkombination als tonerdereicher Glimmer- 
schiefer, wahrscheinlich sedimentogenen Ursprungs, zu be- 
zeichnen ist. 

3. Es möge hier auch noch die kurze Erwähnung Raum finden, 
daß jener stark umgewandelte Dioritporphyrit, der in einem 
gleichmäßig dichten Grundgewebe von Hornblende, Biotit, Feldspäten 
und Rutilaggregaten sowie einzelnen Chloritblättern Einsprenglinge 
eines in seinen Umgrenzungen noch erhaltenen jedoch gänzlich zu 
Zoisit und Epidot umgewandelten Plagioklases führt, und der als Ge- 
rölle in der Ötztalerache und im Inn schon wiederholt, so von 
Pichler, Blaas, Lechleitner, erwähnt worden ist, in der er- 
steren bis zu jener Stelle bestätigt werden konnte, wo die Karte 
1: 50.000 des D. OÖ. A. V. südwestlich von Winterstall jene mit 1830 m 
kotierte Brücke über die Venterache verzeichnet. Etwas oberhalb 
dieser Brücke bildet der Bach ein Knie, welches der höchstgelegene 
Punkt des Vorkommens jener Porphyritgerölle in der Ache ist. Das 
Anstehende desselben dürfte demnach wahrscheinlich in den Gehängen 
des Gampelskopfes zu suchen sein. 

4. Beim Übergang von Huben im Ötztale über das Breitlehner- 
Jöchl nach Planggeros im Pitztale trifft man im Abstieg unterhalb der 
Hundsbach-Alm an der Stelle, wo der Steig einen vom Südgehänge 
kommenden Wasserlauf kreuzt, dicht an letzterem ein Gestein an- 
stehend, das durch seine dunkelgrüne Färbung und den hohen Grad 
von Zersetzung auffällt. Die Textur erscheint schiefrig. U. d. M. beob- 
“achtet man ein dünn-lagenförmiges Gewebe von Serizit, körnigem 
Quarz, spärlich eingestreutem Orthoklas, Pistazit, Ilmenit und Mag- 
netit. Der Pistazit erscheint außer im Grundgewebe auch noch in 
Form größerer Kristalle und Kristallaggregate, welche stellenweise 
nach Art von Einsprenglingen auftreten. Ein zwillingsgestreifter Pla- 


K.k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 10. Verhandlungen. 36 


236 Verhandlungen. Nr. 10 


gioklas ist in vereinzelten Körnchen vorhanden. Ein Umstand, der 
besondere Beachtung verdient, ist das Auftreten von Turmalin in 
einigen Bruchstücken; er zeigt deutlichen Pleochroismus nach 


O0 — blaugrau bis violett 
E = fast farblos, schwach grünlich 


und unverkennbar negativen optischen Charakter. Die Struktur des 
Gesteins ist granoblastisch bis lepidoblastisch. Dem geschilderten 
Mineralbestand zufolge ist das Gestein ein der obersten Zone der 
Kalk-Natron-Feldspatgneiße zugehöriges Umwandlungsprodukt eines 
wahrscheinlich basischen Eruptivgesteines und dürfte als Epidot- 
phyllit zu bezeichnen sein. 

5. In den Geröllen, welche der von den Östausläufern des 
Falderkogels (3071 m) unweit Astlen zwischen Längenfeld und Huben 
herabkommende Gottsgutzerbach führt, sowie in zahlreichen Muren 
in diesem Teile des Talgehänges finden sich sehr wechselvolle Varie- 
täten von Eklogiten und Zoisit-Amphiboliten, welche im 
allgemeinen mit den gleichartigen Gesteinen vom Gamskogel und 
Burgstein auf der Ostseite des Tales übereinstimmen. In der ein- 
gehenden, monographischen Bearbeitung dieser Gesteine von den zwei 
letztgenannten Lokalitäten, die L. Hezner!) durchgeführt hat, ist 
der Untersuchung der Kelyphithüllen der Granate und Zoisite beson- 
dere Aufmerksamkeit gewidmet worden und es gelang, diese Bildungen 
als vorwiegend aus grüner Hornblende, Plagioklas und Magnetit be- 
stehend zu erkennen. In teilweiser Ergänzung zu jenen Beobachtungen 
möge hier mitgeteilt werden, daß bei einem „Kelyphitamphi- 
bolit“ vom Falderkogel, aus einem der erwähnten Gerölle herrührend, 
die den Granaten zugehörige Kelyphithülle andere Verhältnisse zeigt. 
An die Granatsubstanz des Kernes schließt sich eine Zone feinster, 
streng radial geordneter Fasern von kräftiger Lichtbrechung und sehr 
niedriger Doppelbrechung; diese Fasern besitzen durchweg gleiche 
optische Orientierung und zeigen in der Richtung der Faseraxe die 
kleinste Elastizität c. Diesen Merkmalen zufolge ist das Mineral Zoisit. 
Die Zwischenräume zwischen diesen Fasern sind mit einer mattgrau- 
polarisierenden Substanz ausgefüllt, die wohl Plagioklas sein dürfte. 
An diese Zone schließt sich nach außen eine deutlich erkennbare 
Lage von grüner Hornblende, während Magnetitkörner in diesem 
äußeren Teile der Kelyphithülle reichlich, jedoch völlig unregelmäßig, 
verteilt erscheinen. Überdies scheint es, daß auch Pistazitkörnchen 
stellenweise an der Bildung dieser Hüllen in nicht unbeträchtlicher 
Menge beteiligt sind, worauf die hohe Lichtbrechung einzelner Körner 
schließen läßt. Auch wurden im selben Gesteine auffallende Zwillings- 
bildungen bei den rhombischen Pyroxenen beobachtet. Die diabla- 
stischen bis kryptodiablastischen, an myrmekitische Bildungen erin- 
nernden Verwachsungserscheinungen im Grundgewebe sind hervor- 
stechende Merkmale dieser Vorkommnisse. 


!) L. Hezner, Ein Beitrag zur Kenntnis der Eklogite nnd Amphibolite. 
Tschermaks Min.-petrogr. Mitt. Bd. XXI], 5. u. 6 Heft. 


Einsendungen für die Bibliothek. 


Zusammengestellt von Dr. A. Matosch. 


Einzelwerke und Separat-Abdrücke. 


Eingelaufen vom‘1. April bis Ende Juni 1910. 


Abel, ©. Kritische Untersuchungen über 
die paläogenen Rhinocerotiden Euro- 
pas. (Separat. aus: Abhandlungen der 
k. k. geolog. Reichsanstalt. Bd. XX. 
Ilft. 3.) Wien. -R. Lechner, 1910. 4°, 
52 8. mit 2 Taf. (2928. 4°.) 

Agrogeologique Conference internatio- 
nale. I. Budapest 1909. Comptes rendus. 
Budapest 1909. 8°. Vide: Comptes 
rendus. (16149. 8°.) 

Anders, Emilie. GeologischeExkursionen 
der naturhistorischen Fachgruppe des 
Vereines „Volksheim“. I. Ernstbrunn 
und Nodendorf,;; unter‘ Führung Dr. 
H. Vetters. (In: „Das Wissen für 
Alle“. Naturhistorische Beilage. Nr. 9. 

- 1910.). Wien, H. Heller & .Cie.,, 1910. 
8. 3 S. mit 2 Textfig. Gesch. d. 
Autorin. (16151. 8°.) 

Angerer, L. Geologie und Prähistorie 
von Kremsmünster. (Separat. aus: 
Programm des k. k. Obergymnasiums 
der Benediktiner zu Kremsmünster. 
LX für das Schuljahr 1910) Linz, 
typ. Kath. Preßverein, 1910. 8°. 90 S. 
mit 21 Textfig. :1 Titelbild, 1. geolog. 
Karte. Gesch. d. Autors. - (16152. 8°.) 


Boeke, H. E. Übersicht der Mineralogie, 
Petrographie und Geologie der Kali- 
' salz-Lagerstätten. Berlin, Verlag für 
bergbaul. und industrielle Fachliteratur. 
[1910.] 8°. 50 S. Gesch. d. Verlegers. 
(16148. 8°.) 
Bonnet, R. & 6. Steinmann. Die 
‘„Eolithen“ des Oligozäns in Belgien. 
— 1. Bonnet, R. Die oligozänen 
Eolithen des Fagnien; 2. Stein- 
mann, G. Die geologischen Verbält- 
nisse der „Eolithen“-Lage von Bon- 
celles. (Separat. aus: Sitzungsberichte 
der Niederrheinischen Gesellschaft für 
Natur- und Heilkunde zu Bonn. Jahrg. 
1909.) Bonn, F. Cohen, 1910. 8°. 30 8: 
mit 15 Textfig. Gesch. d. Autors. 
(16153. 8°.) 
Catalogue, International of scientific 
literature; published by the Royal 
Society of London. G. Mineralogy. 
Aunual Issue VIII. 1910. London, 
“ Harrison & Sons, 1910, 8°. VIII—-274$S; 
- Kauf. (Bibl. 205. 8°.) 
€omptes Rendus- de la premiere Con- 
- ference internationale agrogeologigque, 


publ:€ par l’Institut geologique du 
royaume de Hongrie. Budapest, typ. 
A. Fritz, 1909. 8°. 332 S. mit mehreren 
Textfigs, und 1 Karte. Gesch. d. In- 
 ‚stituts. (16149. 8°.) 


[Darwin, Ch.]; Memorials of. Charles 
Darwin. A collection of manuscripts, - 
portraits, medal, books ..'to comme- 
morate the centenary of his birth.and 
the fiftieth. anniversary of the publi- 
cation of „Ihe :origin of species“. 
(British Museum: natural history. 
Special Guide: Nr. 4.)' London, : typ. 

. .W.,Clo es & Sons, 1909. 8°. V.—50 S. 
mit 2 Taf. Gesch. d. British Mu- 
seum. (16154. 8°.) 

Demel, W. Die Diorite des Altvater- 
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der Staatsoberrealschule in Troppau 
1910.) Troppau, 1910. 8°. 4 S. Gesch. 
d. Autors. " (16155. 8°.) 

Diener, C. Lower, triassic Cephalopoda 

. from Spiti, Malla ‚Johar and Byans, 
Calcutta 1909. 4°. Vide: Krafft, A. v. 

:& C. Diener. (2927. 4°.) 

Diener, C. The Fauna of the Trauma- 
tocrinus limestone of Painkhanda. 
(Separat aus: ‚Palaeontologia Indica. 
Ser. XV. Vol. VI. Memoir .Nr. 2.) 
Calcutta, typ. Government ‚Printing, 
1909. 4°. 39 S. mit 5 Taf. Gesch. d. 
Herrn G. Geyer. ... , (2929. 4°.) 

Dietrich, W. 0. Ensigervilleia, eine neue 
Gervilliengruppe aus: dem oberen 
weißen Jura von Schwaben, (Separat. 
aus: Centralblatt für Mineralogie, 
Geologie... Jahrg. 1910. Nr. 8.). Stutt- 
gart, E. Schweizerbart, 1910. 8°. 8.8. 
(235—242) mit 6 Textfig. Gesch. .d. 
Autors... (16156. 8°.) 

Dietrich, W. 0. Neue fossile -Cerviden- 
reste aus Schwaben.  (Separät. aus: 
Jahreshefte des Vereines für vaterl. 
Naturkunde in -Württemberg. Jahrg. 
1910.) ‚Stuttgart, typ. C. Grüninger, 
1910. 8°. 19 S. (318—336) mit 5 Text- 
fig.und 1 Taf. (XII.) Gesch. d. Autors. 

Be (16157. 8°.) 

Dreger, J. Geologische Beobachtungen 
an den. Randgebirgen des Drautales 
östlich von Klagenfurt. (Separat. aus: 
Verhandlungen der k. k. geolog..Reichs- 
anstalt’1910, Nr. 4.) Wien, typ. Brüder 


36* 


238 


Hollinek, 1910. 8°. 5 S. (119—123) mit 
1 Textfig. Gesch. d. Autors. (16158, &°.) 


Forchheimer, Ph. Uber den Einfluß des 
assereinbruches in den Marie- 
Schacht II auf die Karlsbader Quellen. 
Mit geologischem Anhang von R, 
Hörnes. Teplitz-Schönau, C. Weigend, 
191074%, 16 S. Gesch. "d. Protsen: 
Hörnes. (2930. 4°,) 
Fraas, E. Chimäridenreste aus dem 
oberen Lias von Holzmaden. (Separat. 
aus: Jahreshefte des Vereines für 
vater). Naturkunde in Württemberg. 
Jahrg. 1910.) Stuttgart, typ. C. Grü- 
ninger, 1910. 8%. 9 8. (55--63) mit 
1 Taf. (III). Gesch. d. Autors. (76159, 8°.) 
Fraas, E. Plesiosaurier aus dem oberen 
Lias von Holzmaden. (Separat. aus: 
Palaeontographica. Bd. LVIL) Stutt- 
gart, E. Schweizerbart, 1910. 4°, 36 8. 
(105—140) mit 11 Textfig. und 5 Taf. 
(VI—X,) Gesch. d. Autors. (2931. 4°.) 


Galdieri, A. Le terrazze orografiche 
dell’ alto Picentino a nord-est di 
Salerno. (Separat. aus: Bollettino della 
Sccietä geologica italiana. Vol. XXIX. 
1910. Fasc. 1) Roma, typ. E. Cuggiani, 
1910. 8°. 80 8. (37—116) mit 23 Text- 
fig. Gesch. d. Autors. (16160. 8°.) 

Götzinger, G@. Weitere geologische Be- 
obachtungen im Tertiär und Quartär 
des subbeskidischen Vorlandes in Ost- 
schlesien. (Separat. aus: Verhand- 
lungen der k. k. geolog. Reichsanstalt 
1910. Nr. 3.) Wien, typ. Brüder Hol- 
linek, 1910. 8". 21 S. (69—89) mit 
7 Textfig. Gesch. d. Autors. (16161. 8°.) 

Götzinger, G. Die ozeanographische 
Ausrüstung des österreichischen For- 
schungsschiffes „Adria“. (Separat. aus: 
Mitteilungen der k. k. geographischen 
Gesellschaft. 1910. Hft. 2—3.) Wien, 
ıyp. A. Holzhausen, 1910. 8°. 21 8. 
(196—216) mit 5 Texıfig. u. 1 Taf. (V.) 
Gesch. d. Autors. (16162. 8°.) 

Götzinger, G. Nachträge zu Abteilung I: 
Limnographie, 1908. (Separat. aus: 
Internationale Revue der gesamten 
Hydrobiologie und  _Hydrographie. 
Bd. 11. Ilft. 6.) Leipzig, W. Klinkhardt, 
1910. 8°. 3 S. (207—209). Gesch. d. 
Autors. (15923. 8°.) 

Gregory, J. W. Catalogue of the fossil 
Bryozoa in the department of geology. 
British Museum. The cretaceous Bryo- 
zoa. Vol. Il. London, Longmans & Co., 
1909. 8°. XLV1]I—-346 S. mit 9 Tat. 
Gesch. d. British Museum. 

(13094. 8°.) 


Haas, A. Zum geologischen Bau der 
Umgebung des Formarinsees in den 


Verhandlungen. 


Nr. 10 


Lechtaler Alpen. (Separat. aus: Mit- 
teilungen der geologischen Gesellschaft 
in Wien. Bd. II. 1909.) Wien, F. 
Deuticke, 1909. 8°. 8 S. (384—391) 
mit 6 Textfig. Gesch. d. Autors. 
(16163. 8°.) 
Hampson, @. F. Catalogue of the 
Lepidoptera Phalaenae in the British 
Museum. Vol. VIII. Noctuidae. (Aero- 
nyctinae. 2. part.) London, Longmans & 
Co., 1909. 8°. 1 Vol. Text (XIV—583 S, 
mit 162 Textfig.) und 1 Vol. Atlas 
(Taf. CXXIL—CXXXVI. Gesch. d. 
British Museum. (12657. 8°.) 
Haug, E. Traite de g&ologie. Part. II. 
Les Periodes geologiques. Fasc. 2. 
Paris, A. Colin [1910]. 5°. Gesch. d. 
Verlegers. (15601. 8°.) 
Hintze, €. Handbuch der Mineralogie. 
Bd. I. Lfg. 13. Leipzie, Veit & Co., 
1910. 8°. Kauf. (10798. 8°. Lab.) 
Hörnes, R. Geologischer Anhang zur 
Abhandlung: „Uber den Eiufluß des 
Wassereinbruches in den Marie- 
Schacht II auf die Karlsbader Quellen“, 
von Ph. Forchheimer. [Teplitz- 
Schönau, 1910, 4°] Vide: Forch- 
heimer, Ph. (2930. 4°.) 
Hörnes, R. Der Einfluß von Erd- 
erschütterungen auf Quellen. (Separat. 
aus: Zeitschrift für Balneologie, Klima- 
tologie und Kurort-Hygiene; hrsg. v. 
Graeffner & Kaminer. Jahrg. 1I. 
Nr. 3.) Berlin, Allgemeine medizinische 
Verlagsanstalt, 1910. 4°. 9 S. (65— 73). 
Geseh. d. Autors. (2932. 4°.) 
Hörnes, R. Zur Erinnerung an Dr. Anton 
Holler. (Separat. aus: Mitteilungen 
des naturwiss. Vereines für Steier- 
mark. Jahrg. 1909. Bd. XI,VI.) Graz, 
typ. Deutsche Vereinsdruckerei, 1909. 
8°. 78. (382—388). Gesch. d. Autors. 
(16164, 8°.) 
[Holler, A.] Zur Erinnerung an ihn; 
von R. Hörnes, Graz, 1910. 8°. Vide: 
Hörnes. R. (16164. 8°.) 
Hydrosraphisches Zentralbureau im 
k. k. Ministerium für öffentliche Ar- 
beiten. Der österreichische Wasser- 
kraftkataster. Hfe. 1. (Index und 
Blatt 1—22.) Wien 1909. 2°. (161. 2°.) 


Kossmat, F. Geologische Untersuchungen 
in den Erzdistrikten des Vilajets Trape- 
zunt, Kleinasien. (Separat. aus: Mit- 
teilungen der Geologischen Gesellschaft 
iv Wien. III. 1910.) Wien, F. Deuticke, 
1910. 8°. 71 8. (214—284) mit 10 Text- 
fie. Gesch. d. Autors. (16165. 8°.) 


_Krafft, A. ve & C. Diener. Lower 


triassic Cephalopoda from Spiti, Malla 
Johar and Byans. (Separat. aus: 
Palaeontologia Indica. Ser. XV. Vol. VI. 


1910 


Memoir Nr. 1.) Calcutta, typ. Govern- 
ment Printing, 1909. 4°. 136 S. mit 
31 Taf. Gesch. d. Herrn G. Geyer. 

(2927. 4°.) 


Laube, &. Vogel- und Reptilienreste aus 
der Braunkohle von Skiritz bei Brüx. 
Separat. aus: „Lotos“. Bd. LVIII. 
Hft. 4.) Prag, typ. C. Bellmann, 1910. 
8°. 13 8. mit 1 Taf. Gesch. d. Autors. 

(16166. 8°.) 

Leitmeier, H. Zur Altersfrage des Ba- 
saltes von Weitendorf in Steiermark. 
(Separat. aus: Mitteilungen des natur- 
wissenschaftl. Vereines für Steiermark. 
Bd. XLVI. 1909.) Graz, typ. Deutsche 
Vereinsdruckerei, 1909. 8°. 13 S. (335 
— 347). Gesch. d. Autors. (16167. 8°.) 

Leitmeier, H. Zur Kenntnis der Car- 
bonate. Die Dimorphie des kohlen- 
sauren Kalkes. Teil I. (Separat. aus: 
Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geo- 
logie.. Jahrg. 1910. Bd. I.) Stuttgart, 
E. Schweizerbart, 1910. 8°. 26 8. (49 — 
74). Gesch. d. Autors. (16168. 8°.) 

Lepsius, R. Geologie von Deutschland 
und den angrenzenden Gebieten. II. Teil. 
Das nördliche und östliche Deutsch- 
land. Lfg. 2. Leipzig, W. Engelmann, 
1910. 8°. VI—302 S. (247—548) mit 
30 Textfig. (59—88) u. 2 Taf. Kauf. 

(4603. 8°.) 

[Lorenz, Th.] Nachruf an ihn; von 0. 
Wilekens.. Bonn 1909. 8°. Vide: 
Wilckens, 0. (16184. 8°.) 


Mohr, H. Bericht über die Verfolgung 
der geologischen Aufschlüsse längs 
der neuen Wechselbahn, insbesondere 
im großen Hartbergtunel. I und II. 
(Separat. aus: Anzeiger der Kais. 
Akademie der Wissenschaften ; math.- 
naturw. Klasse. Jahre. XLVI. 1909, 
Nr. 23 und Jahrg. XLVII, 1910, Nr. 4.) 
Wien, typ. Staatsdruckerei, 1909— 
1910. 8%, 5 S. und 2 S. Gesch. d. 
Autors. (16169. 8°.) 

Mohr, H. Zur Tektonik und Stratigra- 
phie der Grauwackenzone zwischen 
Schneeberg und Wechsel, Nieder- 
österreich. (Separat. aus: Mitteilungen 
der geologischen Gesellschaft in Wien. 
Bd. III, 1910.) Wien, F. Deuticke, 1910. 
8°. 110 S. (104— 213) mit 19 Textfig. 
4 Profiltafeln (VI—IX) u. 1 geolog. 
Karte (Taf. X). Gesch. d. Autors. 

(16170. 8°.) 


Neuse, R. Landeskunde von Frankreich. 
. [Sammlung Göschen.] Leipzig, G. J. 
Göschen. 1910. 8°. 2 Bändchen (140 S. 
mit 25 Textfig. u. 16 Taf.; 145 S. mit 
15 Textfig. u. 16 Taf. u. 1 Karte. 
Gesch. d. Verlegers. (16150. 8".) 


Einsendungen für die Bibliothek. 239 


Purkynö, C. v. Die Kaolinlager im 
Pilsner Steinkohlenbecken. (Separat. 
aus: Tonindustrie-Zeitung. Jahrg. 1910, 
Nr. 38 und 43.) Berlin, typ. R. F. 
Funcke, 1910. 8°. 15 S. mit 3 Textfig. 
Gesch. d. Autors. (16171. 8°. 


Range, P. Zur Stratigraphie des Herero- 
landes. (Separat. aus: Zeitschrift der 
Deutsch. geolog. Gesellschaft. Bd. LXI, 
1909. Monatsberichte Nr. 6.) Berlin, 
typ. G. Schade, 1909. 8°. 10 8. (291 
—300) Gesch. d. Autors. (16172. 8°.) 

Range, P. Die Diamantfelder bei Lüde- 
ritzbucht. (Separat. aus: Deutsches 
Kolonialblatt. Nr, 22 vom 15. No- 
vember 1909.) Berlin, typ. E. S. Mitt- 
ler & Sohn, 1909. 8°. 11 S. mit 1 Taf. 
u. 1 Karte. Gesch. d. Autors. 

(16173. 8°.) 

Range, P. [Referate über Abhandlungen] : 
Über die Diamantlagerstätten bei Lü- 
deritzbucht. (Separat. aus: Geolo- 
gisches Zentralblatt. Bd. XIII, 1909.) 
Leipzig, Gebr. Bornträger, 1409. 8°. 
4 S. Gesch. d. Autors. (16174. 8°.) 

Rollier, L. Les Oursins du Chasseral. 
(Separat. aus: „Le Rameau de Sapin.“ 
Annde 1908, Nr. 7 u. 8.) Neuchatel, 
1908. 4%. 8 S. (25—32) mit 1 Taf. 
Gesch. d. Autors. (2933. 4°.) 

Rothpletz, A. Über die Ursachen des 
Kalifornischen Erdbebens von 1906. 
(Separat. aus: Sitzungsberichte der 
kgl. bayerischen Akademie der Wissen- 
schaften; math.-physik. Klasse. Jahrg. 
1910. Abhandlung 8.) München, G. 
Franz, 1910. 8°. 32 S. mit 2 Taf. Gesch. 
d. Autors, (16175. 8°,) 


Schmidt, Rob. Rud. Der Sirgenstein 
und die diluvialen Kulturstätten Würt- 
tembergs. Stuttgart, E. Schweizerbart, 
1910. 8°, 47 S. mit 1 Taf. Gesch. d. 
Autors. (16176. 8°.) 


Schmidt, R. R. & P. Wernert. Die 
archäologischen Einschlüsse der Löß- 
station Achenheim im Elsaß und die 
paläolithischen Kulturen des Rheintal- 
lösses. (Separat. aus: Prähistorische 
Zeitschrift. Bd. II. Heft 3—4.) Tü- 
bingen 1910. 8°. 8 S. (339—346) mit 
1 Taf. (XXXV]). Gesch. d. Autors. 

(16177. 8°.) 

Sharpe, R. B. A Hand-list of the ge- 
nera and species of birds (Nomencla- 
tor aviam tum fossilium tum viven- 
tium). Vol. V. London, Longmans & 
Co., 1909. 8°. XX—694 S. Gesch. d. 
British Museum. (12809. 8°.) 


Siepert, P. Leitfaden der Mineralogie. 
Berlin u. München, R. Oldenbourg, 


K, k. geol. Reichsanstalt. 1910, Nr, 10, Verhandlungen. 37 


240 


1910. 8°. 52 S. mit 53 Textfig. Gesch. 
d. Verlegers. (11999. 8°, Lab.) 
Stefani, C. De. Il profilo geologjco del 
Sempione. I—IIl. (Separat. aus: Ren- 
dieonti. della R. Accademia dei Lincei. 
Classe fisiche, matematiche e naturali. 
Ser. V, Vol. XIX.) Roma, typ. V. Sal- 
viucci, 1910. 8°. 3 Parts. Gesch. d.Autors. 
Entbält: Part. I. La Val Devero. 

8 8. (118—125) mit 3 Textfig, — 
Part. II. II Monte Cistella, la Valle 
della Cairasca e la galleria elicoidale 
di Varzo. 6 S. (265—260) mit 4 Textfig. 
— Part. III. La grande Galleria. 9 8. 
(311—319) mit | Textfigur. (16178. 8°.) 
Steinmann, @ Die Abstammung der 
„Gattung Oppelia®* Waag. (Separat. 
aus: Centralblatt für Mineralogie, Geo- 
logie .. Jahrg. 1909. Nr. 21.) Stuttgart, 
E. Schweizerbart, 1909. 8°. 6 8. (641— 
6i6) mit 2 Textfig. Gesch. d. Autors. 

! (16179, 8°.) 

Steinmann, G. Über die Stellung und 
das Alter des Hochstegenkalks. (Se- 
parat. aus: Mitteilungen der Geolo- 
gischen Gesellschaft in Wien. Bd. III. 
1916.) Wien, F. Deuticke, 1910. 8°, 
15 S. (285—299) mit 2 Textfig. Gesch. 
d. Autors. (16180, 8°.) 
Steinmann, &. Geologie und Paläon- 
tologie an den deutschen Hochschulen. 
(Separat. aus: Geologische Rundschau. 
Bd. I, Hft. 1.) Leipzig, W. Engelmann, 
1910. 8%. 8 8. (42—49). Gesch. d. 
Autors. (16181 8°.) 
Steinmann, 6. Zur Phylogenie der Dino- 
saurier. Eine kritische Besprechung. 
(Separat. aus: Zeitschrift für induk- 
tive Abstammungs- und Vererbungs- 
lehre. Bd. III, Hft. 1—2. 1910.) Berlin, 
Gebr. Bornträger, 1910. 8°. 6 S. (98 — 
108). Gesch. d. Autors. (16182 8°.) 
Steinmann, G. Die geologischen Ver- 
hältnisse der „Eolithen“-Lage von 
Boncelles. Bonn, 1910. 8°. Vide: Bon- 
net, R & G. Steinmann. Die 
Eolithen des Oligozäns in Belgien. 2. 
(16153. 8°.) 


Till, A. Die fossilen Cephalopodenge- 
bisse. III. Folge. (Separat. aus: Jahr- 
buch der k. k. geologischen Reichs- 
austalt. Bd. LIX. 1909. Hft. 2.) Wien, 
R. Lechner, 1909. 8°. 20 S. (407-—426) 
mit 1 Textfig. u. 1 Taf. (XIII). Gesch. 
d. Autors. (15544. 8°.) 

Till, A. Neues Material zur Ammoniten- 
fauna des Kelloway von Villäny, 
Ungarn. (Separat. aus: Verhandlungen 
der k. k. geolog. Reichsanstalt. 1909, 
Nr. 8.) Wien, typ. Brüder Hollinek, 
1909. 8%. 5 8. (191-195). Gesch. d. 
Autors. 


Verhandlungen. 


(16183 5.) 


Nr. 10 


Wernert, P. Die archäologischen Ein- 
schlüsse der Lößstation Achenheim 
im Elsaß. [Tübingen 1910. 8°] Vide: 
Schmidt, R.R. & P. Wernert. (16777.8°,) 

Wilckens, ©. Theodor Lorenz. Ein Nach- 
ruf. (Separat. aus: Berichte des Nie- 
derrheinischen geologischen Vereins. 
1909.) Bonn, 1909. 8°. 8 S. (61—68) 
mit einem Portrait Lorenz’. Gesch. d. 
Autors. N (16184. 8°.) 

Wilckens, 0. Uber Faltung im Adula- 
gebirge, Graubünden. (Separat. aus: 
Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geo- 
logie.. Jahrg. 1910, Bd. I.) Stuttgart, 
E. Schweizerbart, 1910. 8%. 12 8. 
(79—90) mit 3 Textfig. u. 6 Taf. (VIII 
— XIII). Gesch. d. Autors. (26185. 8°.) 

Wilckens, 0. Die Alpen im Schlußbande 
von Suess’ Antlitz der Erde. (Separat. 
aus: Geologische Rundschau. Bd. I, 
Hft. 1.) Leipzig, W. Engelmann, 1910. 
8°. 6 8. (29—34). Gesch. d. Autors. 

(16186. 8°.) 

Wilckens, 0. Die begrabenen Goldseifen 
von Victoria. (Separat. aus: Geolo- 
gische Rundschau. Bd. I, Hft. 1.) 
Leipzie, W. Engelmann, 1910. 8°. 38. 
(39—41) mit 4 Textfig. Gesch. d. 
Autors. (16187. 8°.) 

Wolf, B. Höhlenforschungen in Monte- 
negro. (Separat. aus: Mitteilungen für 
Höhlenkunde. Jahrg. III, Hft. 1.) Graz, 
Deutsche Vereinsdruckerei, 1910. 4°, 
10 S. mit 2 Textfig. Gesch. d. Autors. 

(2934. 4°.) 


Zelizko, J. V. Die silurischen Ablage- 
rungen im südwestlichen Teile Mittel- 
böhmens und in den Östalpen. (Se- 
parat. aus: Verhandlungen der k. kK. 
geolog. Reichsanstalt. 1909. Nr. 16.) 
Wien, typ. Brüder Hollinek, 1910. 8°. 
4 8. (361—364) mit 1 Textfig. Gesch. 
d. Autors. (16188. 8°.) 


Zelizko, J. V. Ein eigenartiges Fossil 
aus dem böhmischen Untersilur. (Se- 
parat. aus: Centralblatt für Minera- 
logie. , Geologie. Jahrg, 1910, Nr. 8.) 
Stuttgart, E. Schweizerbart, 1910. 8°. 
2S. (233—234) mit 1 Textfig. Gesch. 
d. Autors. (16189. 8°.) 


Zelizko, 3. V. N&kolik poznämek k ana- 
logii vytvarneho um£ni palaeolithicke- 
ho &loveka o nökterych, primitivnich 
kmenü,. (Separat. aus: Casopis vlast. 
spolku musejniho v Olomouei; &is. 
106.) [Einige Bemerkungen zur Ana- 
logie der bildenden Kunst des palaeo- 
lithischen Menschen und einiger 
primitiver Völker.] Olmütz, typ. Kra- 
mar & Prochäzka, 1910. 8°. 7 S. mit 
4 Taf. Gesch. d. Autors. (16190. 8°.) 


Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23. 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3. 


Verhandlungen derk k © Reichsangtalt. 


Bericht vom 31. Ausze 1310. 


Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: FE v. Kerner: Der Eeslokirenn Bau des 
Küstengebietes von Mandoler westlich von Trau. — H. Beck: Vorläufiger Bericht über Fossil- 
funde in den Hüllgesteinen der Tithonklippe von Jassenitz bei Neutitschein. 


NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich. 


Eingesendete Mitteilungen. 


F. v. Kerner. Der geologische Bau des Küstenge- 
bietes von Mandoler westlich von Traü. 


Als Küstengebiet von Mandoler bezeichne ich den Westabschnitt 
des Prälitoralrückens der longitudinalen Ingressionsküste zwischen 
Spalato und Rogosnizza. Er ist im Gegensatz zum Mittelstücke dieses 
Rückens, der Insel Bua, auf eine weite Strecke hin mit dem Fest- 
lande verbunden und bezeichnet so im küstenmorphologischen Sinne 
ein weniger weit vorgeschrittenes Stadium der Meeresinvasion als 
seine östliche Fortsetzung. Die Buchten, welche seine Abschnürung 
vom Festlandskörper anbahnen, sind das Valle Stupin (der innerste 
Teil des Porto di Rogosnizza) im Westen, das Valle di Bossoglina im 
Osten. Auf die geographischen Homologien, welche zwischen dem in 
Rede stehenden Gebiete und der Insel Bua bestehen, habe ich bei 
Besprechung dieser Insel hingewiesen !). 

Das Küstengebiet von Mandoler bildet einen breiten Höhenzug, 
welcher gegen N mit einem ziemlich gleichförmigen Gehänge abfällt, 
gegen 3 aber mehrere Seitenrücken und Vorsprünge entsendet, so daß 
die Tiefenzone längs seines Nordrandes einen fast geradlinigen Ver- 
lauf nimmt, seine Südküste aber eine ungemein reiche Gliederung 
erhält. Dieser Höhenzug besteht im wesentlichen aus drei ziemlich 
steil gegen N bis NNO einfallenden Schuppen, an deren Aufbau obere 
Kreide, Unter- und Mitteleocän in ihrer im norddalmatischen Küsten- 
gebiete vorherrschenden Fazies Anteil nehmen. 

Die nördliche dieser drei Schuppen umfaßt die Anhöhen östlich 
von der Bucht von Rogosnizza, den breiten Rücken der Bazije nebst 
den östlich anschließenden Kuppen bis zum Landvorsprunge nördlich 
von der Punta Jelinac. Im Westabschnitte dieser Schuppe ist eine 


!) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1899, pag. 299. 
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 11. Verhandlungen. 38 


949 Verhandlungen. Nr.=3 


Zunahme der (nördlichen) Schichtneigung in der Richtung gegen S 
erkennbar, in ihrem Mittelstücke stellen sich die Schichten am südlichen 
Schuppenrande vertikal, im Osten ist dagegen eine teilweise Zunahme 
der Fallwinkel in nördlicher Richtung zu bemerken. Man kann derart 
auch von einer Falte sprechen, bei welcher der Südflügel im Westen 
gegen N geneigt, in der Mitte saiger gestellt ist und im Osten fehlt. 
Diese Schuppe, beziehungsweise Falte besteht ganz aus Rudistenkalk. 

Die mittlere der drei Schuppen umfaßt den Höhenzug des Batno 
bis zur Terrainfurche, die sich von der Borovica Lokva bis über Sevid 
hinaus verfolgen läßt, und den hohen Rücken des Monte Velo bis zu 
seinen südlichsten Vorkuppen auf der Nordseite des Porto Mandoler. 
Diese Schuppe fällt in ihrem westlichen und mittleren Teile mäßig 
steil gegen NNO, in ihrem Östabschnitte steil gegen N ein. Bis zum 
Batnorücken besteht sie ganz aus Rudistenkalk, weiter ostwärts treten 
über diesem auch noch Milioliden-, Alveolinen- und Nummulitenkalke 
auf und der kretazische Schuppenanteil läßt dort infolge der Ein- 
schaltung einer Zone von Plattenkalk auch eine Dreigliederung zu. 
Die südliche Schuppe umfaßt den Berg Movar, die östlich von ihm 
gelegenen Landzungen im Süden der Terrainfurche von Sevid und 
den Rücken Borasevica südlich von Mandoler. In der Westhälfte dieser 
Schuppe ist ein Übergang aus mäßig steilem in sanftes NNO-Fallen 
in der Richtung gegen S erkennbar. Ihre Osthälfte ist durchaus mäßig 
bis ziemlich steil gegen N geneigt. Die nördliche Randzone dieser 
Schuppe besteht ihrer ganzen Längserstreckung nach aus Eocän. 

Dieses einfache tektonische Schema erfährt eine Anzahl von 
Modifikationen, zu deren Erörterung die folgende geologische Gebiets- 
beschreibung Gelegenheit gibt. 


Nördliche Gebirgsschuppe. 


Gegenüber vom Scoglio Kopara, an dessen NW-Seite die Ort- 
. schaft Rogosnizza liegt, fallen die Rudistenkalke am Ostufer der nach 
diesem Ort benannten Bucht durchschnittlich 40° steil gegen N ein. 
In dem sehr eintönigen Gebiete, welches sich von hier gegen OÖ er- 
streckt, dreht sich das Streichen in WNW--ONO, die Neigungswinkel 
betragen im nördlichen Gebietsteile (Gegend von Tarasi) 20—30°, im 
südlichen (Gegend von Banovi) 30—40°. Es herrscht hier allgemein 
fossilreicher weißer körniger Radiolitenkalk vor. Im Bereiche des 
östlich anschließenden Rückens Bazije erschwert sehr üppiger Wald- 
wuchs die Erkennung der geologischen Verhältnisse. Am Nordabhange 
trifft man 30—40° gegen N bis NNO einfallende grobkörnige Kalke, 
weiter im Süden treten neben ihnen auch feinkörnige bis dichte Kalke 
auf. Die stark felsige Gesteinszone, welche über die Rückenfläche 
der Bazije zieht, scheint einer Zone steiler Schichtstellung zu ent- 
sprechen. Am östlichen Ende des Bergrückens, in der Umgebung der 
Stolibra Lokva ist steile Aufrichtung der Schichten klar erkennbar, 
ebenso am Südfuße der Kuppen Rebaec und Vilar, welche in der öst- 
lichen Fortsetzung der Bazije aufragen. Am Nordabhang zeigt sich auf 
ersterer Kuppe 35° NO-Fallen, auf letzterer 30° N- bis NNW-Fallen 
der Kalkbänke. 


1910 Bericht vom 31. August. F. v. Kerner. 243 


Am nördlichen Gehänge der Kuppe Oristjak, welche die Stelle 
bezeichnet, wo in der südlich anstoßenden Schuppe das Eocän hervor- 
tritt, ist unten 20° N-Fallen, höher oben flache Lagerung und längs 
einer Verwerfung anstoßend daran 40° N-Fallen zu beobachten. Hier 
herrscht ein sehr feinkörniger weißer, stellenweise plattiger Kalk mit 
Radioliten und Ostreen vor. Der Rücken, in welchen sich die Kuppe 
Oristjak gegen O fortsetzt, bezeichnet bis zur (auf der Karte unbe- 
nannten, 228 m hohen) Kuppe östlich von Vlaka die Stirnzone des 
auf das Eocän der Nachbarschuppe aufgeschobenen Kreidekalkes. Das 
Endstück des Rückens, der Felskopf von Poljanak gehört bereits dem 
Eocänzuge an. An dem von vielen Gräben durchfurchten Abhange, 
welcher sich von diesem Rücken zur Bucht von Bossoglina hinabzieht, 
sind die Kreidekalke 20—50° steil gegen N und weiter östlich gegen 
NNO geneigt. Am Ufer unten kommen stellenweise etwas größere Fall- 
winkel, 35—40° zur Messung. 

Jenseits des Felskopfes von Poljanak wird die Wasserscheide 
zwischen der Bucht von Bossoglina und dem Canale di Zirona durch 
den Höhenzug des Monte Velo gebildet, welcher etwas südlicher ver- 
läuft als der vorhin genannte Rücken. Auch die Grenze zwischen der 
ersten und zweiten Schuppe erscheint nach S verschoben, aber in 
geringerem Maße, so daß sie nunmehr nordwärts von dem Kamme 
verläuft und dieser schon der zweiten Schuppe angehört. Am west- 
lichen Ende des nach S verschobenen Stückes der Nordschuppe, das 
ist östlich vom Felskopf von Poljanak, sind die Kalkschichten sehr 
sanft, 10—15°, gegen NO geneigt; weiter ostwärts stellen sie sich, 


2 


zugleich mit der Rückkehr zu westöstlichem Streichen, wieder steiler. 


Mittlere Gebirgsschuppe. 


Auf der Ostseite der Bucht von Rogosnizza wird die Grenze 
zwischen der ersten und zweiten Gebirgsscholle durch den Küsten- 
einschnitt von Luka und das in seiner Fortsetzung verlaufende Tälchen 
angezeigt. Die Kreidekalke fallen in jenem Einschnitte auf der Nord- 
seite 25— 30°, auf der Südseite 50—55° steil gegen N. Weiter süd- 
wärts mißt man an der Küste Fallwinkel von 30° und dann wieder 40°, 
was eine zweite Verwerfung anzudeuten scheint. Ostwärts vom ge- 
nannten Tälchen läßt sich die Grenze zwischen den beiden Gebirgs- 
schuppen streckenweise schwer verfolgen, in dem der mittleren Schuppe 
zuzurechnenden Gebiete herrscht durchweg 30—40° steile Schicht- 
neigung gegen N bis NNO vor. Man trifft hier vorzugsweise dichten, 
blaßgelblichen bis schmutzigweißen Kalk mit Kalzitadern und spär- 
lichen Rudistenresten. Der Batno besteht aus 30—40° gegen N bis 
NO, vorwiegend gegen NNO einfallenden Bänken eines dichten weißen, 
von mit Kalzitkriställchen ausgefüllten Sprüngen durchzogenen Kalkes, 
welcher stellenweise Foraminiferen, sowie Rudisten führt, zum großen 
Teile aber ganz fossilleer erscheint. Manchenorts wird er mehr körnig, 
auf der Gipfelkuppe sind auch spärliche dolomitische Einschaltungen 
vorhanden. 

Am Ostende des Batnorückens, in der Gegend Zelevo, erscheint 
eingefaltet in Kreidekalk eine kleine Linse protocäner Schichten, 

38* 


944 Verhandlungen. Ne 


welche steil gegen NNÖ einfallen. Gleich weiter ostwärts beginnt der 
große Eocänzug südlich vom Oristjak. Dieser Zug repräsentiert zu- 
gleich mit dem bei früherer Gelegenheit besprochenen !) Eocänzug von 
Okrug (Insel Bua) eine besondere Erscheinungsform des Eocäns im 
Bereich der norddalmatischen Küste. Das oberste Glied der alttertiären 
Schichtserie, der Knollenmergel fehlt und der Hauptnummulitenkalk 
zeigt eine außerordentlich mächtige Entwicklung, gegenüber welcher 
die Mächtigkeit der Imperforatenkalke sehr zurücktritt, während sonst 
der Alveolinenkalk allein schon eine breitere Zone als der Nummuliten- 
kalk zu bilden pflegt. Das Fehlen des Knollenmergels ist jedoch nicht 
als fazieller Unterschied zu deuten; es handelt sich da nur um völlige 
Verquetschung dieses weicheren Schichtgliedes. Auffällig ist die Ver- 
schiedenheit im Relief des Eocänterrains, welche durch die eben er- 
wähnte Abweichung in der Gesteinsfolge bedingt wird. Es fehlt die 
dem Knollenmergel folgende seichte Terrainfurche längs der markanten 
Felsstufe, die dem aufgeschobenen Rudistenkalk entspricht; dagegen 
kommt es innerhalb des Nummulitenkalkes, welcher hier nicht, wie 
sonst, einen ziemlich schmalen Felswulst, sondern eine breite Zone 
von Felsbuckeln bildet, zur Entwicklung kleiner Mulden. 

Die Grenze des Nummulitenkalkes gegen den steil auf- oder 
angeschobenen Rudistenkalk ist auf der Südseite des Oristjak sehr 
scharf und deutlich erkennbar. sowohl am plötzlichen Wechsel der 
Fossileinschlüsse als auch am unvermittelten Aneinanderstoßen ver- 
schiedener Felsreliefs. An einer Stelle sieht man eine Bank mit zalıl- 
reichen Rudistenresten unmittelbar an eine solche, die mit Nummuliten 
dicht erfüllt ist, stoßen. Stellenweise schiebt sich jedoch an der 
Störungslinie eine schmale Zone von Reibungsbreccien ein. Alveolinen- 
und Miliolidenkalk zeigen die im ganzen Küstenland südlich von Sebe- 
nico vorherrschende lithologische Ausbildung. Limnische Gastropoden 
erscheinen nur auf eine schmale Zone an der Basis der Foraminiferen- 
schichten beschränkt. Südwärts von der östlichen Nachbarkuppe des 
Oristjak fehlt das Protocän vollständig und ruhen Alveolinenkalke, 
zum Teil auch Nummuliten führende Kalke direkt auf Kreide, so zum 
Beispiel bei der unteren Lokva südlich vom Oristjak. Weiter ostwärts, 
in der Gegend, wo der Weg von Bossoglina nach Mandoler den Berg- 
rücken überschreitet, ist aber plattiger oberer Foraminiferenkalk wieder 
gut entwickelt. Das Einfallen ist hier 35° N. 

Bei der oberen Lokva, nordöstlich von der vorgenannten, traf 
ich tonige gelbgraue Kalksteine vom Habitus des Knollenmergels, je- 
doch nicht anstehend; es ist aber kaum zu zweifeln, daß die dort 
befindlichen Kulturen auf Mergelterrain stehen und auch die Lokva 
dem Vorhandensein undurchlässigen Bodens ihr Dasein verdankt. Ost- 
wärts vom vorerwähnten Wege wird der bis dahin ziemlich breite 
Eoeänzug schmäler, der Nummulitenkalk baut von hier an eine mächtige 
zerklüftete Felsmauer auf, welche sich über die Südseite der Kuppe 
Vlaka hinzieht. Der Alveolinenkalk bildet zu Füßen dieser Mauer 
eine gegen sie deutlich abgegrenzte Felszone. Der Miliolidenkalk 
wird auch hier an seiner Basis nur von einer schmalen schnecken- 


!) Verhandl, d. k. k. geol. R.-A. 1899, pag. 315. 


1910 Bericht vom 31. August. F. v. Kerner. 245 


führenden Schicht begleitet. Das generelle Einfallen ist in dieser 
Gegend 30° N. 

Am Felskopf von Poljanak keilt dann der Nummulitenkalk aus. Von 
den tieferen Gliedern des Eocäns sind dort auch noch schmale Streifen 
nachweisbar. Am Wege, der sich längs der Südseite des Felskopfes 
oberhalb des Wurzelstückes des gegen Biskupija hinabführenden Grabens 
hinzieht, sowie östlich vom Felskopfe steht nur weißer körniger Kreide- 
kalk an. Am schmalen Pfade, welcher das Wurzelstück jenes Grabens 
quert (nordöstlich vom Monte Velo), folgt unter diesem Kreidekalke 
wieder eine sehr schmale Zone von grauem Protocänkalk, welcher 
weißen zuckerkörnigen Bänken des obersten Rudistenkalkes aufruht. 
Diese Stelle bezeichnet das Westende der gegen S verschobenen öst- 
lichen Fortsetzung des eben beschriebenen Eocänzuges. Am Nordfuße 
des Velo tritt in das Profil auch Alveolinenkalk ein und gleich weiter 
ostwärts erscheint auch wieder Nummulitenkalk. Letzterer bildet eine 
relativ breite Zone von Felsbuckeln längs der Nordseite des flachen 
Rückens in der östlichen Fortsetzung des Velo und schließt eine 
schmale Eluvialmulde ein. Die Bänder der tieferen Eocänkalke sind 
in diesem Zuge sehr schmal. Die ganze alttertiäre Schichtfolge fällt 
östlich vom Velo 60° steil unter den Kreidekalk der nördlichen Schuppe 
ein. Der Neigungswinkel der Schubfläche ist demnach hier ein wesent- 
lich größerer als bei der Überschiebung am Oristjak. 

Der Zug des Nummulitenkalkes gelangt bei seinem Weiterstreichen 
gegen O an das obere Ende der nördlichen Wurzel des Tälchens von 
MaruSic, das sich am Ostabhang des Velorückens gegen das Meer 
hinabsenkt. Er folgt hierauf dem Rücken, welcher den inneren Teil 
des Tälchens von der Bucht von Bossoglina trennt, um nach erfolgter 
Gabelung dieses Rückens sich durch den zwischen den beiden Gabelzinken 
gelegenen Graben und Küsteneinschnitt hinabzusenken. Der Kalkzug 
hebt sich auch hier als stark felsige Terrainzone von seiner Umgebung 
deutlich ab. Die Imperforatenkalke durchqueren den nördlichen Ast 
des Marusicer Tälchens und ziehen dann längs der Nordflanke dieses 
letzteren zur Punta Jelinak. Die Hütten von Marusic liegen dicht 
neben der Grenze zwischen Tertiär und Kreide; ich traf dort Kosina- 
kalk mit großen Melaniden. 

Im kleinen Küsteneinschnitte am Ende des Tälchens von Marusic 
stelitt weißer körniger Kalk an, welcher viele Rudistenreste führt und 
unter 25—50° gegen N einfällt. Gegen die Punta Jelinak zu nimmt 
dieser Kalk bald die lithologischen Charaktere der oberen Grenz- 
schichten der Kreide an und es folgt Miliolidenkalk mit 45—50° steilem 
nördlichem Einfallen; derselbe geht rasch in Alveolinenkalk über. Die 
Südseite der kleinen Bucht im Norden der Punta wird durch Haupt- 
nummulitenkalk gebildet; die Nordseite durch Hornsteine führenden 
Kalk, welcher an Stelle der bekannten Faunenelemente des soeben 
genannten Kalkes die für die höheren Lagen des Nummulitenkalkes 
- bezeichnenden kleinen Nummulitenformen einschließt. Gleich weiter 
nordwärts wird der Hornsteinkalk durch fossilleere dolomitische Schichten 
ersetzt, die schon der Kreide zugehören. Die Grenze ist scharf, zum 
Teil durch Brecceien angezeigt. Die dolomitischen Schichten gehen 
bald in kalkige über. 


346 Verhandlungen. Nr. 11 


Die Kreidekalke in der östlichen Fortsetzung des Batno, welche 
das Liegende des im vorigen beschriebenen Eocänzuges bilden, sind 
in der Gegend von Chiapalia (südlich vom Oristjak) 40—45° steil gegen 
N geneigt. Weiter östlich, bei Biskupija fallen sie 50 —60° steil nach 
dieser Richtung ein. Dieses steile Fallen hält auch im Bereich des 
ganzen Rückens des Monte Velo an. Auf der Kuppe dieses Berges 
(286 m), von welcher man einen wundervollen Blick auf die reichge- 
gliederte Küste und die Inselvorlagen zwischen Punta Planka und 
Spalato genießt, trifft man einen weißen körnigen, scherbig zersplitternden 
Kalk, welcher 45° steil gegen NNO einfällt. Im östlichen Teil des 
Velorückens herrschen weiße körnige Radiolitenkalke vor. Über 
die Südabhänge des Monte Velo verläuft eine breite Zone von dünn- 
plattigen Kaiken, denen bankige Kalke zwischengelagert sind. Diese 
Plattenkalke beginnen schon westwärts der Bucht von Mandoler, auf 
der Nordseite des Grabens, welcher sich von dieser Bucht gegen 
Milos hinanzieht; sie queren dann den Fond der Bucht von Mandoler 
und nehmen im der Gegend von Biskupija an Mächtigkeit zu. Ihre 
obere Grenze verläuft etwas unterhalb des aussichtsreichen Höhen- 
weges auf der Südseite des Velo und erreicht die Meeresküste an 
dem Punkte, wo deren Verlaufsrichtung südlich ven der Punta Jelinak 
aus SSW in WSW umbiegt. Diese Grenze ist landschaftlich deutlich 
markiert, da die Hangendkalke eine zerklüftete Felsmauer aufbauen, 
die Plattenkalke aber ein von vielen Gräben durchzogenes felsloses 
Gehänge bilden. Die untere Grenze des Plattenkalkzuges zieht sich 
über die breite Vorstufe am Südfuße des Velo hin und gelangt hinter 
dem in der östlichen Fortsetzung dieser Stufe aufragenden Grat zur 
kleinen Bucht, zu welcher der tief eingeschnittene Graben unterhalb 
Pierov hinabführt. Im Bereiche dieser Plattenkalke tritt an die Stelle 
des erwähnten steilen nördlichen Einfallens häufig Saigerstellung (lokal 
auch Uberkippung) der Schichtmassen. 

Die Küste ostwärts von der Bucht unter Pierov wird durch 
vertikal gestellte, genau parallel zur Küstenlinie streichende dünn- 
plattige Kalkschichten gebildet; dann folgt eine kleine Antiklinale: 
steiles SSW- und NNO-Fallen, letzteres hält dann bis zur oberen 
Grenze der Plattenkalkentwicklung an. 

Die Plattenkalke auf der Südseite des Monte Velo stimmen in 
ihrem Aussehen ganz mit jenen überein, welche den nördlichen Küsten- 
saum der gegenüberliegenden Zironainsel aufbauen. Ihre Position 
innerhalb des Rudistenkalkkomplexes ergibt sich aus der vereinigten 
Betrachtung dieser beiden Vorkommnisse. Am Velo läßt es sich nicht 
feststellen, wie hoch ihre untere Grenze über der Basis dieses Komplexes 
liegt, da dort unter einer schmalen Zone von liegendem Rudistenkalk, 
der noch nicht den untersten Partien dieses Kalkes entspricht, wieder 
Eocän zutage tritt. Auf der Zironainsel, wo wieder zur Feststellung 
des Abstandes der oberen Grenze des Plattenkalkes von der Basis 
des Tertiärs kein Anhaltspunkt gegeben ist, liegt zwischen ihm und 
den Chondrodonta-Schichten noch eine Zone von Rudistenkalk von 
ungefähr derselben Breite wie jene, welche am Velo den Plattenkalk 
überlagert. Das durchschnittliche Schichtfallen ist aber in jener liegenden 
Zone weniger steil als am Velo, so daß sie einem Komplex von 


nn 


1910 Bericht vom 31. August. F. v. Kerner. 347 


geringerer Mächtigkeit entspricht als die Hangendzone des dünn- 
plattigen Kalkes. Letzterer stellt sich so als eine Faziesentwicklung 
der tieferen Partien des mittleren Rudistenkalkes dar. Mit den Platten- 
kalken, welche im Gebiete nordwärts vom Talzuge Rogosnizza—Bossog- 
lina dem Rudistenkalk eingeschaltet sind, besteht keine fazielle Über- 
einstimmung. Letztere sind meist weniger dünnspaltig, zum Teile dick- 
plattig wie die plattige Fazies des Chamidenkalkes. Dagegen kommen 
in den Plattenkalkzügen der Vilaja, besonders am Nordabhang der 
Labisnica dünnspaltige lichte Kalke vor, welche mit jenen auf der 
Südseite des Velo große Ahnlichkeit haben. 

Der massige Rudistenkalk, welcher die Plattenkalke des Monte 
Velo unterlagert, bildet die Mauerkrönung des sehr felsigen Steilhanges, 
mit welchem die Terrasse am Südfuße des Velo zur Meeresküste ab- 
fällt. Dieser Steilhang wird durch das Eocän der dritten Gebirgs- 
schuppe aufgebaut; die krönende Felsmauer entspricht der Stirn der 
Überschiebung. Die Lagerungsverhältnisse sind hier bei der undeut- 
lichen Gesteinsschichtung nicht klar erkennbar. Es scheint, als ob hier 
nicht sehr steiles nördliches Fallen vorhanden wäre. 

Gegen Ost dacht die Terrasse unterhalb des Monte Velo zu einem 
Felskar ab, das sich über einer Steilwand, zu deren Füßen große ab- 
gestürzte Blöcke liegen, meerwärts öffnet. Zu beiden Seiten der Kar- 
mündung erheben sich schroffe Grate aus steil gestelltem Kreidekalk. 
Unterhalb des gegen West aufsteigenden Grates zieht sich der aus 
eocänen Kalken aufgebaute Küstensaum hin, welcher den Eingang in 
die Bucht von Mandoler nordwärts flankiert. Der östlich vom Rar sich 
erhebende Grat fällt steil zu einer wild zerrissenen Küste ab, welche 
genau westöstlich streicht und gegen die westlich benachbarte eocäne 
Küstenstrecke etwas gegen N zurücktritt. Die Uferstelle mit den großen 
Blöcken am Fuße der Felswand unterhalb des Kares liegt derart in 
einem einspringenden Winkel der Küste. Hinter dem Felssporne, in 
welchen der östlich vom Rar gelegene Grat ausläuft, befindet sich die 
früher ‚erwähnte kleine Bucht unterhalb Pierov, deren Ufer von 
quartären Breccien umsäumt wird, die den saigeren Plattenkalken 
diskordant aufruhen. 


Südliche Gebirgsschuppe, eocäner Anteil. 


Die südliche der drei Gebirgsschuppen, welche das Küstengebiet 
von Mandoler aufbauen, endet westwärts mit der dreilappigen Land- 
zunge, welche südlich von der Bucht von Rogosnizza vorspringt. Diese 
Landzunge ist als südwestlicher Eckpfeiler des norddalmatischen Fest- 
landes zugleich Bestandteil der meridional’ verlaufenden Küste südlich 
von Sebenico und wurde deshalb schon bei Gelegenheit der ausführ- 
lichen Beschreibung dieser Küstenstrecke von mir abgehandelt'!). Es 
sei hier auf jene Darstellung verwiesen und die folgende tektonische 
Gebietsbeschreibung unmittelbar an sie angeschlossen. 

Die Terrainfurche, in welche die Schlucht von Borovica über- 
geht (siehe 1. c.), läßt sich ostwärts bis zum Südfuße des Batno hin 


!) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1898, pag. 384. 


248 Verhandlungen. Nr. 


verfolgen. Sie entspricht der Zone von Knollenkalk und Knollenmergel 
im Eocän der dritten Gebirgsschuppe. Die Felsstufe, von welcher sie 
nordwärts begleitet wird, ist der Stirnrand des aufgeschobenen Kreide- 
kalkes der mittleren Schuppe. Bei der Lokva zwischen Sevid und 
Alpas sieht das Landschaftsbild ganz jenem bei der Lokva von Vrpolje 
ähnlich (eines der am meisten charakteristischen Überschiebungs- 
bilder im weiteren Umkreise von Sebenico). Ein Unterschied besteht 
darin, daß die Neigung der Schubfläche bei Sevid viel steiler ist. 
Die überhängende Wand der vorspringenden Felsstirn des Kreide- 
kalkes fällt 60— 65° steil gegen N ein und ist mit Harnischen bedeckt. 
Unmittelbar unter ihr sieht man Partien von verdrücktem Kalk und 
stark verquetschtem Knollenmergel. der allmählich in solchen von 
normalem Habitus übergeht. Südwärts der Lokva fallen die Mergel- 
kalke 50—55° steil gegen N. Den Südrand der Terrainfurche begleiten 
die typischen wulstförmigen Felsbildungen des Hauptnummulitenkalkes. 
Der Alveolinenkalk, dessen Scherbenfelder sich von den Felswülsten 
des Nummulitenkalkes im Landschaftsbilde deutlich abheben, baut, 
40-—45° steil einfallend, die kahlen Kuppen südwestlich von Alpas 
auf. An den drei weiter ostwärts folgenden Hügeln werden die Kuppen 
aber noch von den untersten Schichtköpfen des Nummulitenkalkes 
gebildet. 

Die Zone des oberen Foraminiferenkalkes ist schmal. Die Grenze 
des Eocäns gegen den liegenden Rudistenkalk streicht von der tief 
eingeschnittenen Bucht von Borovica hinter dem Valle Kanice zum 
Fond des Valle Manera hinüber und zieht sich dann hoch oberhalb 
der Nordküste des Porto di Trau veechio weiter gegen Osten. 

In der Gegend südlich vom Batno verschwindet der Knollen- 
mergel und mit ihm die Terraineinsenkung längs der Überschiebungs- 
stirn. Der Zug des Nummulitenkalkes, welcher nunmehr die Rolle 
des jüngsten Schichtgliedes im unteren Flügel der Überschiebung über- 
nimmt, verläuft über den Südwestfuß des steilen Hügels bei Juranovic 
in die Gegend südlich von Basic. Am Wege längs der tiefen Terrain- 
furche, welche südöstlich von diesem Dörfchen eingeschnitten ist, folgt 
über 45° gegen N einfallendem oberstem Rudistenkalk bräunlicher 
dünnbankiger Miliolidenkalk mit kleinen Echiniden, 50—55° steil, dann 
selblicher fossilreicher Alveolinenkalk und dann Nummulitenkalk in 
mächtiger Entwicklung. Derselbe bildet beiderseits jenes tiefen Terrain- 
einschnittes große Felswülste. Bei den llütten von Basie steht wieder 
Rudistenkalk an. Die Überschiebungslinie ist hier wie auch am Wege 
unterhalb des Hügels östlich von Basic nicht deutlich markiert, 

Südostwärts von diesem Hügel wird der Eocänzug schmäler. Er 
quert den Graben, welcher die östliche Fortsetzung des tiefen Ein- 
schnittes bei Basic bildet und zieht sich dann über die sanften Ab- 
hänge am Nordfuße des Borasevica hin, um südwärts von den Häusern 
von Vinjsce in die Bucht von Mandoler auszustreichen. Am Wege, der 
um die Westseite der Borasevica herumbiegt, beobachtet man eine 
lokale Einfaltung von Protocän im Kreidekalk nahe der Basis des in 
Rede stehenden Zuges, in dessen untersten Partien sich auch hier 
Auswitterungen kleiner Echiniden zeigen. 

Südostwärts vom Pfarrhause, in welchem ich während der zur 


1910 Bericht vom 31. August. F. v. Kerner. 249 


Aufnahme des Gebietes verwendeten Woche liebenswürdige Gastfreund- 
schaft genoß, sieht man an der gegen O gekehrten Uferstrecke weißen 
Kalk mit spärlichen Splittern von Rudistenschalen, dann folgen eine 
Reibungsbreecie, einige Riffehen von Nummuliten- und Alveolinenkalk, 
hellbräunlicher Kalk mit wenigen Milioliden und dann weißer oberster 
Rudistenkalk. 

Auf der Ostseite der Bucht von Mandoler taucht der schmale 
Tertiärzug wieder aus dem Meere hervor. Südwärts von den Fischer- 
hütten unterhalb Biskupija gewahrt man genau östlich von der Stelle, 
wo das Eocän am Westufer verschwindet, eine Einquetschung von 
bräunlichem, dünnbankigem Protocänkalk zwischen weißen Kreidekalken. 
Das Einfallen ist hier 60° N. Der vorspringendste Teil des kleinen 
Küstenspornes südlich von Biskupija besteht aus weißem Kreidekalk mit 
vielen Schalensplittern, auf der östlichen Uferseite quert man wieder 
das schmale Band des Tertiärs, welches hier auch Alveolinen- und Num- 
mulitenkalk enthält. Auch an der Störungslinie ist hier eingequetschter 
Alveolinenkalk sichtbar. Die Schichten sind hier 70—80° steil aufge- 
richtet. Der Fond der kleinen Bucht östlich vom vorerwähnten Landvor- 
sprunge liegt schon im Kreidekalk des oberen Überschiebungsflügels. 

Die beiden folgenden kleinen Buchten greifen weniger tief ein 
und kommen so noch ins Tertiär zu liegen. Im Fond dieser Buchten 
trifft man Alveolinenkalk, die Felsen dahinter bestehen aus Nummuliten- 
kalk, ober welchem bald wieder oberster Rudistenkalk folgt. Das 
Protocän streicht kurz vor den am meisten zurückliegenden Tferstellen 
durch und der kleine Küstenvorsprung zwischen ihnen und der noch 
kleinere westlich davon (und östlich von der bis in den hangenden Kreide- 
kalk eingeschnittenen Bucht) bauen sich aus oberstem Rudistenkalk auf. 
Die Schichten fallen hier 70° steil gegen N. Der kleine Ufersporn östlich 
von den beiden vorigen erreicht nicht mehr die Basis des Tertiärs. Er 
besteht aus Alveolinenkalk; gleich ostwärts von ihm tritt dann der 
schroffe Felszug des Nummulitenkalkes an den Küstensaum heran. 

Der Rudistenkalk oberhalb dieses Felszuges bildet hier nur eine 
schmale Zone des Gehänges. Es folgt über ihm nochmals ein Streifen 
von Protocän und dann erst die Felsmauer am Stufenabfalle unterhalb 
des Monte Velo, welche dem Stirnrande der mittleren Gebirgsschuppe 
entspricht. Es ist hier demnach eine sekundäre Schuppe eingefügt. 
Dieses obere Protocän ist ein etwas mergeliger plattiger Kalk mit 
vielen Süßwasserschnecken. Die sanft geneigte felslose Terrainzone 
im oberen Teil des felsigen Steilhanges verdankt ihm ihre Entstehung. 
Westwärts keilt dieselbe schon oberhalb der mittleren der drei kleinen 
Buchten aus, welche nordwärts vom Eingange in den Porto Mandoler 
vorhanden sind. Ostwärts tritt sie eine kurze Strecke vor jener Stelle 
an das Meeresufer, wo dieses den vorhin erwähnten einspringenden 
Winkel bildet. Das Einfallen ist im oberen Protocänzuge 40—45° N, 
somit etwas weniger steil als im unteren Zuge. 

Eine viel bedeutendere Abweichung von dem eingangs gegebenen 
tektonischen Schema zeigt sich auf der Südseite der Bucht von Mandoler. 
Es tritt dort in den Kreidekalken im Liegenden des schmalen Eocän- 
zuges, welcher die eben genannte Bucht durchquert, nochmals Eocän 
zutage und zwar in der Form eines mit der Spitze gegen W gekehrten 

K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 11. Verhandlungen. 39 


950 Verhandlungen. Nr. 11 


breiten Keiles, an dessen Nordsaum eine teilweise Aufschleppung der 
Schichten stattfindet, so daß synklinale Lagerung Platz greift. Dieser 
Eocänkeil besteht aus einem breiten Kern von Nummulitenkalk ‘und 
schmalen randlichen Zügen von Imperforatenkalken. Folgt man dem 
Wege, welcher von Vinjisce in südöstlicher Richtung am Nordabhang 
der Kuppe bei Kovacisce hinaufführt, so gelangt man nach dem Anstieg 
über den die Küstenzone aufbauenden Kreidekalk zu dessen obersten 
Grenzbänken, über welchen Wackenkalke mit Bohnerz und eine schmale 
Zone von Imperforatenkalken lagern. Dann quert man schief eine breite 
Zone von Nummulitenkalk und oben, am Rande der kleinen Ebenheit 
am Ostfuße des vorgenannten Hügels, sieht man wieder Alveolinen- 
kalk, mergeligen Milioliden- und Echinidenkalk und eine Zone von 
Bohnerz mit steilem nördlichem Einfallen aufeinander folgen. Westwärts 
keilt der Nummulitenkalk des Faltenkernes eine kurze Strecke weit links 
vom Wege aus, welcher von Vinjisce nach Kovaecisce hinaufführt; die 
Protocänschichten enden gleich westlich von diesem Wege. Sie fallen 
dort, von den obersten Grenzbänken des Kreidekalkes umsäumt, steil 
gegen O und biegen dann gleich daneben in nördliche Fallrichtung um. 

Das südliche Ufer des Porto Mandoler erreicht der Nordrand 
des Tertiärkeiles gerade gegenüber jener Stelle, wo der Eocänzug 
von Vinjisce auf der Nordseite des Porto wieder auftaucht. Der Milio- 
lidenkalk wird dort (am Südufer) von 40° steil gegen SSW einfallendem 
oberstem Kreidekalk unterlagert. Der Südrand des in Rede stehenden 
Schichtkeiles tritt gegenüber der kleinen Bucht im Südosten von 
Biskupija an das Ufer. Der Felssporn gegenüber jener Bucht besteht 
aus steil gegen N einfallendem Nummulitenkalk, der flache, östlich 
benachbarte Küstenvorsprung aus Miliolidenkalk und die dann folgende, 
etwas zurückliegende Uferstrecke aus oberstem Rudistenkalk. : Der 
wieder weiter vortretende Nordrand der Landspitze, in welche der 
Höhenzug der Borasevica ausläuft, wird von 60° steil gegen N ge- 
neigten Bänken eines gelblichen, fossilreichen Alveolinenkalkes gebildet. 
Hinter ihm zieht der hellbräunliche, wohlgeschichtete Protocänkalk 
mit seiner rostfarbigen unteren Grenzzone durch und an der Punta 
Artatur, dem Östende der Landspitze, beginnt der weiße massige 
Kreidekalk, welcher die sich von hier gegen SW zurückbiegende 
Küstenstrecke mit der Punta Magnaremi aufbaut. 

In der östlichen Fortsetzung der besprochenen Eoeänzüge be- 
findet sich die Kette von Felsklippen, welche vor dem Eingang in den 
Golf von Saldon (zwischen Punta Jelinace und Punta Okrug) von der 
Küste bei Mandoler zur Insel Bua hinüber gespannt ist: die Cluda- 
riffe, die Klippen von Pijavice und die drei kleinen Felseilande 
Zaporinovac, Krajevac und Sta. Eufemia. 

Die Gruppe der Cluda-Scoglien besteht aus einem größeren 
mittleren Inselchen, zweien kleinen nordwestlich und westlich von ihm 
aufragenden Klippen und zweien südöstlich von ihm befindlichen steilen 
Riffen. Der große Cluda-Scoglio hat einen trapezförmigen Sockel, an 
dessen Ecken sich vier Felsköpfe erheben, von denen der südwest- 
liche der größte und höchste ist. Die größte Erstreckung des Inselchens 
in westöstlicher Richtung beträgt 255 »n, in nordsüdlicher Richtung 
375 m. Es besteht fast ganz aus Hauptnummulitenkalk, welcher stellen- 


1910 Bericht vom 31. August. F, v. Kerner. 251 


weise Hornsteinknollen führt, nur in der flachen Einbuchtung an der 
westlichen Uferseite trifit man alveolinenführende Kalkbänke an. 
Auf der Nordseite des Scoglio herrscht 25° NNO-Fallen vor. Im Bereiche 
des nordöstlichen Kopfes dreht sich die Fallrichtung in ONO. Weiter- 
hin werden auch die Fallwinkel steiler und an der östlichen Ufer- 
seite sieht man große 40—50° steil gegen ONO geneigte Schichtflächen 
von fossilreichem Hauptnummulitenkalk. An der Südwestspitze sind 
die Lagerungsverhältnisse unklar. Es scheint, als ob dort infolge lokaler 
Störungen westnordwestliches und südöstliches Einfallen vorhanden 
wäre. Die kleine zweiköpfige Klippe nahe der Nordwestspitze des 
großen Scoglio besteht aus steil gegen NNO einfallenden Bänken von 
Hauptnummulitenkalk, desgleichen die noch kleinere Klippe, welche 
275 m westlich vom Scoglio aufragt. 

Der 320 m südöstlich vom großen Cluda-Scoglio aufragende 
Riff ist in westöstlicher Richtung 350 m lang, in der dazu senkrechten 
Richtung in der Mitte 100 m breit. Seine Südseite besteht aus wild 
zerklüfteten Felsabstürzen, auch der östliche Teil seines Nordhanges 
ist sehr felsig. Dieser Riff besteht aus Hauptnummulitenkalk (sehr 
viel N complanata), welcher 40—60° steil im westlichen Teile des 
Riffes gegen NO, im östlichen gegen NNO einfällt. Der in seiner öst- 
lichen Fortsetzung gelegene, durch eine 70 m breite Lücke von ihm 
getrennte schmale Riff hat eine westöstliche Erstreckung von 215 m. 
Er fällt wie sein größerer westlicher Nachbar gegen 3 mit äußerst 
schroffen Felsen ab und besteht aus 50° steil gegen NNO bis N vers 
O geneigten dieken Bänken von Hauptnummulitenkalk. Die Gruppe 
der Cluda-Scoglien läßt demnach eine Flexur im Schichtstreichen er- 
kennen, eine Drehung aus dem im Gebiete herrschenden W—O-Streichen 
in NNW-—SSO-Streichen und eine darauf folgende Zurückbiegung in 
die erstere Streichungsrichtung. 

Der 550 m ostwärts vom kleinen Cludanifie aufragende Scoglio 
Galera ist ein nicht über die Brandungszone reichender und darum 
ganz vegetationsloser kleiner Riff aus 50° gegen N zu OÖ einfallendem 
Nummulitenkalk. Das Schichtstreichen kreuzt hier unter sehr spitzem 
Winkel die Längsachse des Riffes, welche genau W—0O streicht. Nord- 
ostwärts vom Scoglio Galera befinden sich die Scoglii Pijavice, 
welche eine aus drei Gliedern bestehende von WNW nach OSO ver- 
laufende Reihe bilden. Sie bauen sich wie die Scoglii Cluda aus 
Nummulitenkalk auf. Am westlichen Scoglio, welcher aus zwei durch 
eine schmale Landbrücke verbundenen Felskuppen besteht, zeigen 
sich sehr wechselnde Lagerungsverhältnisse. Auf seinem kleineren nord- 
westlichen Teile ist 50—60° steiles NNO-Fallen deutlich erkennbar. 
Auf der Landbrücke und auf der Südwestseite der größeren südöst- 
lichen Felsmasse läßt sich gleichfalls diese Fallriehtung und Schicht- 
neigung feststellen. Auf der Nordseite des südöstlichen Scoglienteiles 
scheinen die Schichten aber gegen NNW und auf dessen Südostseite 
gegen SO und S einzufallen. 

Am mittleren Scoglio Pijavice sind die Lagerungsverhältnisse 
auch nicht ganz klar erkennbar. Es sieht so aus, als ob ‚Saigerstellung vor- 
handen wäre, es dürfte sich aber doch nur um etwa 50° steiles Ein- 
fallen gegen NNO handeln. Dasselbe gilt betreffs der Lagerungsverhält- 

39* 


252 Verhandlungen. Nr. 11 


nisse am östlichen Scoglio, welcher eine kleine vegetationslose Klippe ist, 
deren Felsoberfläche durch die Brandung furchtbar zernagt erscheint. 

Der östliche Teil der Scoglienkette zwischen der Küste von 
Mandoler und der Insel Bua wird durch die Scoglien Zaporinovac, 
Krajevac und Sta. Eufemia gebildet. Während sich die Cludariffe und 
die Klippen von Pijavice vor den Eingang in den Golf von Saldon 
stellen, erheben sich die vorgenannten drei Felsinselchen bereits gegen- 
über der Südküste des westlichsten Teiles von Bua. Sie bilden nicht 
die östliche Fortsetzung der Scoglien Cluda und Pijavice, sondern 
Glieder einer besonderen, etwas weiter nordwärts verlaufenden Insel- 
reihe. Der Scoglio Zaporinovac ist ein kleiner Riff aus 60—70° 
steil gegen NNO einfallendem Nummulitenkalk, welcher stellenweise 
Hornsteinknollen führt. Der 475 m östlich von ihm aufragende Scoglio 
Krajevac ist ein in westöstlicher Richtung 440 m langes und in 
nordsüdlicher Richtung 125 m breites Inselchen mit jähen Felsab- 
stürzen auf der Südseite und ziemlich steilen steinigen Nordabhängen. 

Dieser Scoglio baut sich aus einer sehr stark reduzierten eocänen 
Schichtfolge auf. Die Südabstürze und die Kammregion bestehen aus 
50—60° steil gegen N geneigten Bänken von Nummulitenkalk, welcher 
ziemlich viele Hornsteine enthält und in der streichenden Fortsetzung 
des Nummulitenkalkes des Scoglio Zaporinovac liegt. Uber den oberen 
Teil des Nordgehänges verläuft ein schmales Band von steil gestelltem 
Alveolinenkalk, über den unteren Teil dieses Gehänges eine schmale 
Zone von saiger stehendem Miliolidenkalk mit rötlichen, Süßwasser- 
schnecken führenden Kalkbänken an seiner Basis. Am Nordufer unten 
tritt noch die Unterlage des Eocäns, der rein weiße oberste Rudistenkalk 
zutage. Derselbe erstreckt sich aber nur über den mittleren Teil des Nord- 
ufers, an den Seitenteilen desselben streichen die Imperforatenkalke aus. 

Die Isola Sta. Eufemia, der östlichste und größte der hier 
zu beschreibenden Scoglien, hat die Form eines mit der Spitze gegen 
W gekehrten schmalen gleichschenkeligen Dreieckes. Die der Grund- 
linie desselben entsprechende Ostküste ist 375 m lang, die der 
Dreieckshöhe entsprechende W—O-Erstreckung des Inselchens beträgt 
1140 m. Seine Westspitze ist 340 m von der Östspitze des Scoglio 
Krajevac entfernt; der Abstand seiner Nordspitze vom nächstliegenden 
Punkt der Insel Bua (dem Küstensporne westlich von Labadusa) mißt 
220 m. Die Kammlinie verläuft auch bei diesem Scoglio nahe dem 
Südufer, so daß das Südgehänge viel steiler als die Nordabdachung ist. 

Die Sta. Eufemia-Insel besteht zur einen Hälfte aus Eocän, zur 
anderen aus Rudistenkalk. Der steile felsige Südabhang baut sich aus 
40° steil gegen N fallendem, fossilreichem und Hornsteine führendem 
Hauptnummulitenkalk auf. Über den drei Kuppen tragenden Insel- 
rücken verläuft eine schmale Zone von Alveolinenkalk, an den sich 
nordwärts Miliolidenkalk anschließt. Letzterer steht bei westöstlichem 
Streichen saiger, so daß innerhalb der Zone des Alveolinenkalkes eine 
Aufsteilung der Schichten stattfinden muß. Eine kaum mehr als einen 
halben Meter dicke Bank von rötlichem Cosinakalk schließt die eocäne 
Schichtfolge gegen unten zu ab. Die Bank streicht einerseits an der 
Ecke zwischen der West- und Nordküste, anderseits in der Mitte 
der Ostküste aus. Die obere Grenzzone der Kreideschichten zeigt die 


1910 Bericht vom 31. August. F. v. Kerner. 253 


bekannte rein weiße Farbe, subkristalline Struktur und lochrige Be- 
schaffenheit, dann folgen körnige weiße, dichte blaßgelbliche und 
plattige, ein wenig mergelige Kalke. An der Nordküste trifft man 
kleine Anhäufungen von Strandgeröllen und flach gescheuerte Schicht- 
köpfe von saiger stehenden Kalkbänken. 

Die Beziehungen der Eocänschichten auf den hier beschriebenen 
Scoglien zu den Eocänzügen beiderseits des Porto Mandoler sind 
nicht mit voller Sicherheit festzustellen. Die Seoglien Cluda und Pijavice 
gehören vermutlich der verbreiterten Fortsetzung des Kernes von 
Nummulitenkalk in jener Einfaltung an, welche am Abhange südlich 
von der Bucht von Mandoler auskeilt. Es wäre aber auch möglich, 
daß der schmale Faltensattel,. welcher durch die Kreidekalke an der 
Nordseite des Porto Mandoler dargestellt wird, ostwärts auskeilt und 
die beiden eben genannten Scogliengruppen einer durch die Ver- 
einigung der Nummulitenkalkzüge nord- und südwärts von Mandoler 
hervorgegangenen breiten Zone von Nummulitenkalk angehören. Das 
erwähnte Vorkommen von Alveolinen führenden Schichten in der Mitte 
des Westufers des großen Cluda-Scoglios würde zugunsten dieser 
Auffassung sprechen; es wäre als das Ende des gegen Ost auskeilenden 
Faltensattels zu deuten. 

Der Eoeänzug der Scoglien Zaporinovac, Krajevac und Sta. Eufemia 
dürfte einem an der Störungslinie nördlich vom Porto Mandoler allmählich 
hervorkommenden Mittelflügel entsprechen und so mit dem Übergange 
einer Überschiebung in eine Falte i in genetischem Zusammenhange stehen. 


Südliche @ebirgsschuppe, kretazischer Anteil. 


Der kretazische Anteil der dritten Gebirgsschuppe baut die großen 
Landzungen auf, welche die Küste nordwärts vom Canale di Zirona 
zu einer der reichstgegliederten in Dalmatien machen. Ostwärts von 
der Punta Planka springt die in den Turski Bok auslaufende Land- 
zunge von Ganice weit vor. Sie wird durch zwei von West und 
Ost eindringende kleine Buchten in ein steil aufragendes Wurzelstück 
und ein flach gewölbtes Endstück abgeteilt. Man trifft hier gelbliche 
bis hellbräunliche dichte Kalke, weiße körnige Kalke mit Rudisten- 
resten, weiße Kalke, die ganz aus Schalensplitterchen bestehen und 
hellgraue Dolomite in mehrfachem Wechsel an. Längs der Westküste 
des flachen äußeren Teiles der Landzunge beobachtet man in der 
Richtung von N nach $S eine Änderung des Schichtfallens aus 55° NNO 
über 20° NO in 10° ONO. An der dann folgenden, gegen SSW ge- 
kehrten Uferstrecke ist wieder 30— 40" steiles nordnordöstliches Ein- 
fallen zu konstatieren. Am Turski Bok fallen die Kalkbänke 15° 
NNO; an der anschließenden, fast geradlinigen Küste, an welcher 
große Anhäufungen von Strandgeröllen vorhanden sind, sieht man weit- 
hin verfolgbare Schichtköpfe von 20—30% gegen NNO geneigten 
Bänken. An der Ostküste des äußeren Teiles der Landzunge von 
Ganice herrscht 30° NNO-Fallen vor, in der nordwärts folgenden 
kleinen Bucht ist das Einfallen ein wenig steiler, 40°, auf der Ost- 
seite des Wurzelstückes der Landzunge wieder etwas sanfter, 20 —25°. 

Die östlich vom Valle Barbestica gelegene Landzunge ist 


954 Verhandlungen. Nr. 11 


in ihrer Mitte zu einem schmalen Isthmus eingeschnürt und gabelt 
sich dann in zwei Küstensporne, von denen der größere westliche in 
die Punta Ostrica ausläuft. Das steil aufragende Wurzelstück 
dieser Landzunge besteht aus mäßig steil gegen NNO einfallenden 
Schichten. Am Isthmus beobachtet man 15° NNO- bis N-Fallen, auf 
der Westseite des Endstückes der Landzunge ist 25—30° NO, mehr 
gegen die Punta Ostrica zu 150 ONO- bis O-Fallen sichtbar. Die Punta 
selbst baut sich aus dichten, gelblichen und weißen, körnigen dick- 
bankigen Rudistenkalken auf, welche unter Winkeln von 15—20° gegen 
NO verflächen und dem Vorgebirge die Gestalt einer hochstufigen Fels- 
treppe verleihen. Ostwärts von der Punta ist 300 NNO-Fallen zu seben. 
Der östliche Küstensporn zeigt einen schönen treppenförmigen Aufbau 
aus 15° sanft gegen NNO geneigten blaßgelblichen Kalkbänken, welche 
stellenweise sehr reich an Radiolitenresten sind. Der kleine Felsriff 
Skoljic, welcher östlich von diesem Küstensporne aufragt, setzt sich 
gleichfalls aus sanft nach NNO einschießenden Kalkbänken zusammen. 

Jenseits des Porto di Traü vecchio befindet sich die breite Halb- 
insel von Covice. Eine halbkreisförmige Einbuchtung an ihrer 
Südküste, das Valle Ramaskica, trennt eine schmälere gegen 
SSW gerichtete von einer breiteren gegen S vorspringenden Land- 
zunge. Die inneren Teile dieser Halbinsel sind mit dichten Maechien- 
gestrüppen bedeckt, so daß man über die geologische Struktur nur 
an den Küsten Aufschlüsse erhält. An der Westküste der Halbinsel 
beobachtet man 10—15° NNO-Fallen. Dieselben Lagerungsverhältnisse 
zeigen sich im Bereiche der westlichen Landzunge, welche in die 
Punta Radinasica ausläuft. 

Auch der in der westlichen Fortsetzung dieser Landzunge auf- 
ragende Scoglio Mirara besteht aus 15° nach N vers OÖ geneigten 
dickbankigen Kalken mit dolomitischen Zwischenlagen. Auf den Kalken 
sieht man viele Durchschnitte von Rudistenschalen sich weiß von 
bräunlichem Gruude abheben. An der Punta Kiovica fallen die 
Schichten 35—40° steil nach NNO. Auf der Ostseite der Halbinsel 
von Covice erscheint die Einförmigkeit der Lagerungsverhältnisse 
durch einen Faltenaufwurf unterbrochen. Auf 30° NNO-Fallen folgt 
in der kleinen, der Punta Voluja gegenüber liegenden Bucht 
30—50° SSW-Fallen, dann westlich vom Eingang in den Porto. Lub- 
leva schwebende Lagerung und auf der Westseite dieses Hafens 
wieder 20° nördliches Einfallen. Im Gegensatze zur vorherrschenden 
Regelmäßigkeit der Schichtlage zu beiden Seiten des Valle Barbestica 
und des Porto di Traü veechio sind die Schichten auf der Ostseite 
der Halbinsel von Covice großenteils zerworfen und lokal gestört. 
Die Felsbänder an der Steilküste zwischen dem Porto Lubleva und 
dem Porto Voluja bauen sich aus den Schichtköpfen von 30 —40° steil 
gegen N einschießenden Kalkbänken auf. Die vorherrschenden Gesteins- 
typen an den Küsten der Halbinsel von Covice sind weißliche und gelb- 
liche zum Teil dolomitische Kalke mit Rudisten, daneben kommen auch 
körnige Kalke und Schalengruskalke vor. Eine allgemein durchführbare 
Gliederung des Kalkkomplexes läßt sich aber auf diese lithologischen 
Unterschiede hin nicht vornehmen. Eine faunistische Gliederung schließt 
sich bei der schlechten Erhaltungsart der Rudisten vollständig aus. 


1910 Bericht vom 31. August. F. v. Kerner. 355 


In der östlich von der Bucht von Lubleva befindlichen Küsten- 
region trifft man wieder sehr einförmige tektonische Verhältnisse an. 
Es herrscht daselbst 40° steiles Einfallen gegen NNO vor. Am kleinen 
Rücken, der sich von Kovacisce zur Punta Magnaremi hinauszieht und 
in der Bucht südlich von diesem Rücken ist 50—55° steiles Schicht- 
fallen zu bemerken. Gegen Süden fällt. der breite Höhenzug der 
Borasevica mit steilen Hängen zum Canale di Zirona ab, im mittleren 
Teile seiner Nordabdachung entwickeln sich drei kleine Gräben, die sich 
zu einem Taleinschnitt vereinigen, an dessen Mündung, unweit des 
Südufers der Bucht von Mandoler, die schon seit vielen Jahren ver- 
lassene Hartungsche Asphaltgrube liegt. 

An den Wänden derselben sieht man teils harte subkristalline 
Kalke, teils körnige mürbe Kalke, die zum Teile auch frei von 
Bitumen, zum Teile aber mehr oder minder stark mit Asphalt durch- 
tränkt erscheinen. Die bitumenfreien Kalke sind rein weiß, die 
bitumenhältigen außen teils weißlich gebleicht, teils grau, im Bruche 
dunkelgrau bis braun, aus ihren Ritzen und Fugen erscheint das 
Erdpech an vielen Stellen in dicken Tropfen hervorgedrungen. Eine 
deutlich erkennbare Wechsellagerung der verschiedenen in der Grube 
aufgeschlossenen Gesteine ist nicht vorhanden. 

Eine genaue Beschreibung des Vorkommens gedenke ich zugleich 
mit der Beschreibung mehrerer anderer dalmatischer Asphaltfund- 
stätten, die ich anläßlich meiner Aufnahmen zu sehen Gelegenheit 
hatte, ein andermal zu geben. 

440 m ostsüdöstlich von der Punta Artatur, in welche der Höhen- 
zug der Borasevica ausläuft, erhebt sich der Scoglio Mandoler. 
Er ist ein flaches in NW—SO-Richtung in die Länge gezogenes 
Inselchen, das aus körnigem, schneeweißem Kreidekalk besteht. Das 
Schichtfallen ist an seinem Nordwestende 35° NO, an den übrigen 
Uferstellen beobachtet man 40° N, das generelle Schichtfallen in dem 
Küstenrücken, in dessen Fortsetzung der kleine Scoglio liegt. 

Der im vorigen beschriebenen Küste liegt eine Anzahl kleiner 

Inselchen und Klippen vor. Diejenigen unter ihnen, welche derselben 
tektonischen Zone angehören wie die Festlandsküste selbst, beziehungs- 
weise nicht südlicher liegen als die vorspringendsten Punkte dieser 
letzteren, sind bereits besprochen worden. Es sind dies die kleine 
Klippe Scoljie östlich von der Punta Ostrica, der Scoglio Mirara west- 
lich von der Punta RadinaSica und der Scoglio Mandoler im Osten 
der Punta Artatur. Südwärts von der fast geraden WNW-—-OSO 
streichenden Linie, welche die Vorgebirge Planka, Turski Bok, Ostrica, 
Radinasica und Kiovica verbindet, erheben sich noch sechs Scoglien, 
welche zwar nicht eine Reihe bilden, aber doch in eine der Küste 
parallele schmale Zone zu liegen kommen. Es sind dies der große 
Scoglio Archangelo, einer der größten des ganzen Gebietes, die zwei 
Scoglien Muljica im Westen, die beiden Scoglien Kozmac im Osten 
des erstgenannten und der isoliert aufragende Scoglio Murvica. 
Der 1190 m südwestlich von der Punta Östrica gelegene Scoglio 
Muljica piccola ist eine kleine vegetationslose Felsklippe aus 
40—45° gegen N einfallendem Rudistenkalk, dessen Bänke sehr 
zerklüftet und durch die Brandung äußerst stark zernagt sind. 


256 Verhandlungen. Nr. 11 


Der 720 m südöstlich vom vorigen und 630 m westlich vom 
Scoglio Archangelo aufragende Scoglio Muljica grande ist eine 
Felsmasse von elliptischem Umrisse mit flacher Oberseite und allseits 
ziemlich steil abfallenden Rändern. Seine größte Längserstreckung in 
WNW--OSO-Richtung beträgt 200 m, seine Breite ungefähr halb so 
viel. Dieser Scoglio besteht aus bräunlichen Kalken mit sehr zahlreichen 
und großen Längs- und Querschnitten von Radioliten. An seiner Süd- 
ostseite fallen die Schichten 50° steil gegen NNO, an der Südwest- 
seite sanft nach dieser Richtung ein; längs der Nordseite des Scoglio 
ist dagegen steiles Verflächen gegen SW und SSW erkennbar, in der 
Mitte der Nordküste auch 60° steiles Einfallen gegen W. Dieser 
Scoglio stellt so den Rest einer zerbrochenen Synklinale dar. 

Der Scoglio St. Archangelo ist ein bogenförmiger, seine 
Konvexität gegen S kehrender hoher Rücken, der sich in westlicher 
Richtung verschmälert. Die geradlinige Entfernung seiner West- und 
Ostspitze mißt 1225 m, seine mittlere Breite ist in der Osthälfte 430 m, 
in der Westhälfte 290 m. Beim Anblick dieses Scoglio von Osten kann 
man eine mittlere Zone mit ziemlich steil gestellten Schichten und zwei 
seitliche Zonen, in welchen die Felsbänder sanft gegen N abdachen, 
unterscheiden. An der dem Seoglio Mirara gegenüberliegenden Nord- 
ostecke der kleinen Insel verflächen die Rudistenkalke 25° nach N. 
Weiter westwärts ist am Nordufer zunächst etwas steileres Fallen 
gegen NNO, dann aber am Nordfuße der Hauptkuppe und im Fond 
der flachen Einbuchtung des Nordufers söhlige Lagerung und sehr 
flaches nördliches Einfallen, endlich am Nordfuße der westlichsten 
Inselkuppe 15° NNO-Fallen zu beobachten. 

Die Zone der mittelsteil gestellten Schichten zieht sich über 
die Hauptkuppe des Scoglio auf die Südseite der westlichen Kuppe 
hinüber. Die hoch aufragende Hauptkuppe besteht aus 30—50° steil 
gegen NW einschießenden bräunlichen dichten Kalken, neben denen 
auch hier weiße körnige Kalksteine vertreten sind. Auf dem westlichen 
Vorbaue der Hauptkuppe trifft man 50° steiles NNW-Fallen an und 
dann sieht man die steil gestellten Schichtköpfe schief über den Hang 
zur Küste hinabziehen. 

Die westlichste Kuppe der Erzengelinsel gehört noch der Zone 
der sanft gegen N verflichenden Schichten an. Gleich südlich von 
ihr beginnt längs einer Störungslinie das mittelsteile Schichtfallen. An 
der Westseite dieser Kuppe scheinen aber auch lokale Unregelmäßig- 
keiten und Störungen der Lagerung aufzutreten. An der Südostecke 
der Insel fallen die Kalke 20° sanft gegen N; die von ihnen gebildeten 
Felsbänder lassen sich gegen den Südabfall der Hauptkuppe hin ver- 
folgen. An dem der Einbuchtung des Nordufers gegenüberliegenden 
Vorsprunge der Südküste sind die Kalkbänke unter Winkeln von 15 
bis 200 gegen N bis NNW geneigt. Dieses sanfte Fallen hält dann bis 
dahin an, wo die Zone steiler Schichtstellung die südwestliche Ufer- 
strecke erreicht. Der Scoglio St. Archangelo erweist sich dergestalt als 
eine nach Süd überkippte Knickfalte, deren Schenkel an den gebor- 
stenen Knickungsstellen zum Teile gegeneinander verschoben sind. 

Der 240 m südlich von der Punta Radinasica und 375 m östlich 
vom Scoglio St. Archangelo gelegene Scoglio Kozmae mali hat 


1910 Bericht vom 31. August. F. v. Kerner und Dr. H. Beck. 957 


einen ungefähr kreisförmigen Umriß bei 110 m Durchmesserlänge. In 
der Region der Kuppe dieses Scoglio ist 25° NO-Fallen zu beobachten. 
An seiner West- und Nordwestseite verflächen die Kalkbänke unter 
30% gegen ONO, an der Ostseite sind die Lagerungsverhältnisse nicht 
klar erkennbar; es dürfte dort steiles Einfallen gegen SSO vorhanden 
sein, das auf der Südseite in Saigerstellung überzugehen scheint. Diese 
Verhältnisse weisen auf eine schiefe verquetschte Mulde hin. 

Der durch eine 80 m breite Wasserstraße vom eben genannten 
Inselchen getrennte, südöstlich von ihm gelegene Scoglio Kozmac 
veli hat den Umriß einer Ellipse, deren große Achse in N—S-Richtung 
verläuft und ungefähr 280 m mißt, während die kurze Achse 150 m 
Länge aufweist. An der Südküste dieses Inselchens schießen dolomitische 
Schichten unter weiße Kalke sanft gegen NNO bis NO ein. An der 
Ostseite ist zunächst ein Einfallen nach derselben Richtung unter 
Winkeln von 20—25° deutlich erkennbar, weiter nordwärts trifft man 
dagegen an der Ostküste sehr steiles Einfallen gegen S bis SSO. 
Auch an der Nordseite des Scoglio ist diese Lagerungsweise anzu- 
treffen. Zwischen den sanft nach NO und den steil nach 3 geneigten 
Schichten scheint sich eine Zone mit Saigerstellung einzuschieben. Die 
gegen W abdachenden Felsflächen am Westufer sind vielleicht durch 
schiefe Klüftung in W—O streichenden, vertikal gestellten Schichten 
bedingt. Unter dieser Annahme stellt sich der in Rede stehende 
Scoglio als ein Synklinalfächer dar. Sollte das westliche Finfallen am 
Westufer aber nicht ein bloß scheinbares, sondern ein wirkliches sein, 
ergäbe sich jedoch für diesen Scoglio ein sehr komplizierter Aufbau. 

Der 830 m südlich von der Punta Kiovica aufragende Scoglio 
Murvica ist ein niedriges Felsinselchen von ungefähr kreisförmigem 
Umrisse. Er besteht aus 20—25° gegen N bis NNO einfallenden bräun- 
lichen Kalken mit Zwischenlagen von weißen dolomitischen Kalken 
und grauen sandigen Dolomiten. Auf den Schichtflächen der gut 
gebankten Kalke sieht man viele weiß ausgewitterte Rudistenreste. 
Gleichwie auf den anderen Scoglien und Küstenpunkten trifft man auch 
hier auf Klüften große durch Eisenoxydhydrat gelblich gefärbte Kalkspat- 
drusen sowie rostfarbige Krusten von tonigem oder sandigem Brauneisen- 
stein, ferner Brececien mit ziegelroter Kittmasse, in welcher da und dort 
auch Knochensplitter und Bruchstücke von Zähnen eingebettet sind. 


Dr. Heinrich Beck. Vorläufiger Bericht über Fossil- 
funde in den Hüllgesteinen der Tithonklippe von Jas- 
senitz bei Neutitschein. 


Die Tithonkalkklippe von Jassenitz liegt am Westrand des ge- 
schlossenen beskidischen Unterkreidegebirges, südlich der Stadt 
Neutitschein, und etwa 2 km nördlich vom Rande des Betschtales bei 
Mezenowitz, nordwestlich von Wall.-Meseritsch. Im Norden, Osten und 
Süden umschließen Neokomgesteine (Wernsdorfer-, Ellgother- und 
Grodischter-Schichten mit zahlreichen Pikrit- und Teschenitintrusionen) 
das Riff und seine Hüllgesteine, welch’ letztere in unmittelbarem Zu- 
sammenhang mit den nulliporenführenden Sandsteinen von Visoka und 
Perna, die am Westrand des Neokoms in großer Ausdehnung zutage 

K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 11, Verhandlungen, 40 


958 Verhandlungen. Nr. 11 


treten, zu stehen scheinen. In der Fortsetzung der Sandsteine von 
Visoka und Perna südlich des Betschtales (Strazberg bei Chorin) fand 
sich in Gesellschaft von Nulliporen ein Nummulit, wodurch das tertiäre 
Alter wenigstens für diese isolierte Partie‘ sichergestellt erscheint. 

Wegen der petrographischen Gleichartigkeit "wurden auch die 
Sandsteine von Perna-—Visoka iv "Übereinstimmung mit älteren Autoren 
als alttertiär angesprochen, ‘ebenso die Hüllgesteine der Jassenitzer 
Tithonklippe. 

Bei einer gemeinsam mit Dr. Vetters in die Gegend von Jas- 
senitz im August d. J. unternommenen Exkursion wurde jedoch in der 
Klippenhülle eine große Anzahl von zum Teil gut erhaltenen Fossilien 
gefunden, die ein tertiäres Alter der eigentlichen Hüllgesteine als frag- 
lich erscheinen lassen. Die Fundstelle ist räumlich sehr beschränkt. 
Fossilführende Sandsteine fanden sich nur auf einem kleinen Hügel am 
Zakfiby-Bach, unmittelbar südlich gegenüber der Klippe, sowie in 
einigen kleinen Steinbrüchen und -Gruben südwestlich neben der Klippe. 

Das Gestein ist ein harter Kalksandstein von grauer und bräunlich- 
grauer Färbung, der regelmäßig in dicken Bänken gelagert ist. 

Durch Aufnahme von bald gröberem, bald feinerem Quarzsand 
gehen die Kalksandsteine stellenweise in Quarzsandsteine mit kalkigem 
Bindemittel über, wie sie anderseits in der nächsten Nachbarschaft 
der Klippe durch zahlreich eingestreute kleinere und größere, wenig 
abgerollte Kalkbrocken und -Splitter den Charakter einer Strandbreecie 
annehmen. Häufig schalten sieh dunkelgraue mergelig-tonige Zwischen- 
lagen zwischen die Sandsteinbänke ein. Die allgemeine Neigung der 
Hüllschiehten ist ziemlich steil gegen Süd bis Ostsüdost gerichtet. Im 
Anstehenden wurden nur wenig Fossilien gefunden, um so mehr in den 
angewitterten Lesesteinen. 

Das Auffallendste ist der große Reichtum einzelner Sandsteine 
an Echinodermenfragmenten, unter denen besonders schön erhaltene, 
sternförmige Pentacrinus-Stielglieder vorherrschen. Daneben er- 
scheinen auch kreisrunde Stielglieder von wesentlich kleineren 
Dimensionen. 

Einzelne der Lesesteine bestehen fast ganz aus Crinoidenstiel- 
gliedern. Spärlich erscheinen daneben andere Echinodermen Skelett- 
teile (Cidaridenstacheln). 

Vielfach kommen auch Bruchstücke von Bivalven vor, besonders 
von Ostreen; erkennbar sind Schalenfragmente einer Alectryonia, 
ebenso kleine Pectiniden. 

Ferner finden sich in dem Crinoidensandstein Fragmente von 
Brachiopodenschalen (?). Eines derselben ist mit einiger Berechtigung als 
Dorsalklappe einer Terebratula zu deuten. Ziemlich häufig sind Bryozo&n- 
kolonien, seltener Korallen. Nulliporen sind nur spärlich vertreten. 

Unmittelbar aus der Klippe stammen mehrere Brachiopoden, die 
in einem brecciösen Gesteinsstück in Gesellschaft der oben genannten 
Fossile als selbständige Einschlüsse gefunden wurden. Ob sie abgerollt 
sind, ist nicht zu erkennen. 

Das Ergebnis der paläontologischen Bearbeitung der aus der 
Jassenitzer Klippenhülle gesammelten Versteinerungen wird in einer 
der nächsten Nummern dieser Verhandlungen publiziert werden. 


Verlag der k.k. geolog. Reichsanstalt, wien 1m. Rasumofskygasse 23. 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder E Bollinek, Wien 11I. Erdbergstraße 3. 


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Verhandlungen der k. k Seolosischen Reichsanstalt 


Bericht vom 30. September 1910. 


Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: Dr. A. Matoseh: Einreihung in die VII, Rangs- 
klasse. — Prof. F. Kossmat: Einreihung in die VIII. Rangsklasse. — Eingesendete Mit- 
teilungen: F.v. Kerner: Klimatogenetische Betrachtungen zu W. D. Mattnews Hypothetical 
outlines of the continents in tertiary times. — Literaturnotizen: Geologische Übersichts- 
karte von Bosnien und Herzegowina. Il. Sechstelblatt. 


NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich. 


Vorgänge an der Anstalt. 


Seine Exzellenz der Minister für Kultus und Unterricht hat mit 
dem Erlasse vom 8. September 1910, Zahl 36973, den Bibliothekar 
der k. k. geologischen Reichsanstalt, kaiserlichen Rat Dr. Anton 
Matosch, ad personam in die siebente Rangsklasse der Staatsbeamten 
eingereiht. 

Seine Exzellenz der Minister für Kultus und Unterricht hat mit 
dem Erlasse vom 9. September 1910, Zahl 36972, den Adjunkten der 
k. k. geologischen Reichsanstalt, tit. außerordentlichen Universitäts- 
professor Dr. Franz Kossmat, ad personam in die achte Rangsklasse 
der Staatsbeamten eingereiht. 


Eingesendete Mitteilungen. 


Fritz v. Kerner. Klimatogenetische Betrachtungen 
zu W. D. Matthews Hypothetical outlines of tthe conti- 
nents in tertiary times. 


Aus verschiedenen Gründen hat man bekanntlich angenommen, 
daß das nordatlantische Festland in der älteren Tertiärzeit noch 
bestand. Sofern auch — wie vermutet wurde — Nordamerika und 
Ostasien zusammenhingen, stand das arktische Meeresbecken der 
Eocänzeit nur mit einem Ozean, dem indischen, über Westsibirien in 
offener Verbindung. Unter der Voraussetzung, daß der auf diesem 
Wege dem Nordpolargebiete zugeflossene laue Strom keine größere 
thermische Anomalie hervorrief als sie heute die Golfstromtrift er- 
zeugt, mußte man auf eine rein geographische Erklärung der hoch- 
nordischen Funde von Tertiärpflanzen — selbst wenn man diese für 

K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 12. Verhandlungen. 41 


260 Verhandlungen. Nr. 12 


paläogen ansalı — verzichten, denn die Annahme, daß diese Pflanzen 
bedeutend tiefere Wintertemperaturen ertrugen als Heer meinte — 
eine Annahme, unter welcher nach Semper die besagten Pflanzen 
auch bei einem dem heutigen analogen Solarklima auf großen Land- 
flächen wachsen konnten — ist selbst schon ein zwar nicht klimato- 
logischer, aber biologischer hypothetischer Hilfsfaktor. So sah man 
denn um die Jahrhundertwende Hypothesen über vermindert gewesene 
Wärmeausstrahlung und Hypothesen über Polverschiebungen als 
Lösungsmittel des thermalen Problems der Tertiärzeit bevorzugt, 
worauf dann noch Hypothesen über Krustenwanderungen auftauchten, 
die nur das Vorkommen pflanzenführender Schichten im hohen 
Norden, aber nicht zugleich ein mildes arktisches Klima zu erklären 
suchten. 
Vor vier Jahren wurde nun die nordatlantische Landbrücke 
der Eocänzeit durch Lapparent!) und vor ihm schon durch 
Matthew?) abgebrochen. Letzterer nimmt für das nordatlantische 
Gebiet der mittleren Eocänzeit eine in allen Grundlinien mit der 
heutigen übereinstimmende Gestalt an und läßt überdies Ostasien und 
Nordamerika durch einen die Behringsstraße an Breite weit über- 
treffenden Meereskanal getrennt sein. Seine Rekonstruktion der mittel- 
eocänen Meere und Festländer regt dazu an, das paläothermale Pro- 
blem wiederum im Sinne der alten Anschauungen von Wallace, 
welche Woeikof als klimatologisch zulässig erklärt hat, zu unter- 
suchen. Nach Matthew zeigen die untereocänen Säugetierfaunen 
Nordamerikas und Europas noch gemeinsame Arten, dann entwickeln 
sie sich aber nach verschiedener Richtung weiter und es erfolgen 
weder Faunenmischungen noch Wanderungen bis zum Ende der 
Eocänzeit. Das Vorkommen mitteleocäner amerikanischer Säugetiere 
in Europa war auf mangelhaft erhaltene und nicht sicher bestimm- 
bare Knochenreste hin angenommen worden und es handelte sich 
hier auch nicht um mitteleocäne, sondern um untereocäne Typen. 

Diese Feststellungen beweisen, daß Nordamerika und Europa 
in der mittleren Eocänzeit getrennt waren. Dies würde aber nur 
einen Durchstich der nordatlantischen Landbrücke, wie ihn Koss- 
mat?) zwischen Island und Schottland vorgenommen hat, recht- 
fertigen. Für die Wiederherstellung des nordatlantischen Ozeans in 
seinen heutigen Umrissen findet sich bei Matthew keine spezielle 
Begründung, so daß sich nicht erkennen läßt, ob dieselbe nur auf 
Grund des für seine Rekonstruktionen im allgemeinen leitend ge- 
wesenen Prinzipes geschah, die Küstenlinien — soweit die geologische 
Forschung nicht einen abweichenden Verlauf derselben mit Sicherheit 
ergibt — den heutigen analog zu ziehen. 

Mir möchte es scheinen, als wenn die Beweise für einen Fort- 
bestand der Nordatlantis bis ins Tertiär keine zwingenden wären, da 
gewisse, in der Paläogeographie übliche Schlüsse im nordatlantischen 


!) Traite de Geologie. Paris 1906. 

?) IIypothetical outlines of the continents in tertiary times. Bull. of the 
Amer. Mus. of Nat. Hist. XXII. New York 1906. Matthews Rekonstruktionen 
stammen 'aber schon aus 1903. 

®) Paläogeographie, Leipzig 1908. 


1910 Bericht vom 30. September, F. v. Kerner. 261 


Gebiete wegen dessen besonderer physischer Beschatfenheit mit 
weniger Berechtigung als anderswo gezogen werden können, Es be- 
trifft dies zunächst das Fehlen mariner Eocänablagerungen an den 
Küsten des nördlichsten Atlantik. Solche Ablagerungen würden bei 
der geologischen Struktur der in Betracht kommenden Länder nicht 
als eingequetschte Muldenkerne, sondern als Auflagerungen auf den 
alten Massen oder als 'randliche Anlagerungen an dieselben in Er- 
scheinung treten. Im letzteren Falle könnte es wohl sein, daß sie 
der Wucht der Brandung schon ganz zum Opfer gefallen wären, selbst 
wenn sie durch Decken von Ergußgesteinen geschützt waren. Kapitän 
Thomal!) sagt von den Orkney-Inseln: „Während der fürchterlichen 
Stürme des Winters ... geht alle Unterscheidung zwischen Luft und 
Wasser verloren .... Das Wasser steigt an den felsigen Küsten in 
Schaum verwandelt einige hundert Fuß empor, Felsen von mehreren 
Tonnen an Gewicht werden gehoben und das Gebrüll der Brandung 
ist auf 50—40 km zu hören.“ Zumindest kann das Fehlen von marinem 
Eocän an den Küsten des nördlichsten Atlantik für eine alttertiäre 
Nordatlantis nicht so beweisend sein, wie etwa das Fehlen von marinem 
Pliocän an den Küsten der nördlichen Adria für ein jungtertiäres 
nordadriatisches Festland. Man wird bei paläogeographischen Schlüssen 
aus dem Fehlen von marinen Tertiärablagerungen an den Küsten 
eines Meeres auch die mittlere Zyklonentiefe, beziehungsweise Sturm- 
und Brandungsstärke in dem betreffenden Meere zu berücksichtigen 
haben. 

Das Vorkommen einer gleichartigen Tertiärflora auf den Inseln 
und Randgebieten des nördlichsten atlantischen Ozeans wäre nur 
dann ein sicherer Beweis der alttertiären Nordatlantis, wenn es sich 
um Pflanzen handeln würde, die nur in einem reinen Kontinental- 
klima ihre Existenzbedingungen hätten finden können. Es gibt auch 
heute Inselgruppen mit gleichartiger Flora und es wäre in einer 
kommenden Epoche nicht berechtigt, aus den versteinerten Resten 
dieser Flora den Schluß zu ziehen, daß jene Inseln auch noch in der 
Jetztzeit zusammengehangen hätten. Die Inseln und Festlandsküsten, 
welche unter dem Einflusse der Golftrift stehen, haben ein in vieler 
Hinsicht übereinstimmendes Klima und erscheinen so zur Bewahrung 
einer gleichartigen Flora geeignet; dagegen treten in einiger Ent- 
fernung vom atlantischen Ozean (Ostengland, Schweden) schon Klimate 
mit kontinentalem Einschlag auf. Vom phytoklimatologischen Stand- 
punkte aus ließe sich so eher im Falle, daß die nordatlantischen 
Tertiärfloren verschiedenartig wären. der Schluß ziehen, daß diesel- 
ben auf einem großen Kontinente wuchsen, denn man hätte sich die 
Nordatlantis ja als ein Land mit wechselvollem Relief (etwa wie 
Großbritannien) zu denken, innerhalb dessen größere klimatische 
Unterschiede zur Entwicklung kamen. (Tiefländer können, wie das 
Beispiel Westsibiriens zeigt, allerdings auch in der subarktischen 
Zone bei großer Ausdehnung sehr gleichartige klimatische Verhält- 
nisse aufweisen.) Die von der geographischen Breite abhängigen 
Wärmeunterschiede sind in der Einflußsphäre der Golfstromtrift 


1) Tides of the Orkneys. Deutsches Zitat in Hanns Klimatologie. 
41* 


262 Verhandlungen. Nr. 12 


gering, würden aber auf einem nordatlantischen Festland groß sein, 
so daß auch aus diesem Grunde eine Gleichartigkeit der Tertiär- 
floren eher für maritime als für kontinentale Verhältnisse im nord- 
atlantischen Gebiete zur Tertiärzeit spricht. 

Es liegt mir fern, mich der Erkenntnis zu verschließen, daß 
manches sehr zugunsten eines neuerdings von R. F. Scharff!) ver- 
teidigten Fortbestandes der nordatlantischen Landbrücke bis in relativ 
junge Vergangenheit spricht, so vor allem die weite Ausbreitung 
gleichartiger Basaltformationen im nordatlantischen Gebiete und die 
Tiefenverhältnisse des Nordatlantik; es möchte mir nur scheinen, daß 
die aus dem Studium der marinen und pflanzenführenden Schichten 
seschöpften Beweise für die alttertiäre Nordatlantis keine so über- 
zeugenden seien, daß Matthews Rekonstruktion von vornherein 
als eine außerhalb des Bereiches der Möglichkeit gelegene betrachtet 
werden müßte. Sofern dies angenommen werden kann, verlohnt es 
sich, die klimatologischen Konsequenzen dieser Rekonstruktion zu 
ziehen. 


Durch gleichzeitiges Eindringen der Golfstromtrift und eines 
westsibirischen Stromes in das arktische Becken würde sich das 
Klima auf der atlantischen Seite der Polarkalotte günstiger gestalten 
als es heute ist. Semper?) hat zwar die Ansicht ausgesprochen, daß 
eine Vermehrung der Warmwasserzufuhr zum Polarmeere nur eine 
Gebietserweiterung, aber nicht auch eine Steigerung der jetzigen 
thermischen Anomalie zur Folge hätte; daß auch beim Eindringen 
mehrerer Triften bestenfalls im ganzen arktischen Gebiete jene 
Wintertemperaturen herrschen würden, welche man jetzt westlich 
von Spitzbergen trifft. Dieser Ansicht kann ich aber nicht beipflichten. 

Man darf in der thermischen Wirkung der Golfstromtrift nicht 
einen Gesamtbetrag von gelieferter Wärme sehen, sondern nur einen 
Restbetrag von Wärme, welcher nach Abzug der vom übrigen Polar- 
gebiet ausgehenden Erkältung übrigbleibt. Beim Eindringen einer 
zweiten Trift in das arktische Becken würde sich darum die thermische 
Wirkung der Golfstromtrift erhöhen, weil nun das Areal, von welchem 
aus ihre Abkühlung stattfände, um den vom zweiten Strom beherrschten 
Teil des Polargebietes vermindert wäre. Uberdies würde beim Vor- 
handensein einer zweiten Trift der rückläufige Strom zur Linken 
der ersteren weniger kalt sein und diese etwas wärmer in das Polar- 
gebiet eintreten. Die thermische Gesamtwirkung zweier 
Triften wäre sonach größer als die Summe der ther- 
mischen Wirkungen jeder einzelnen derselben. Ich will 
es versuchen, dies im folgenden näher zu zeigen. 

Betrachtet man die Jännertemperatur in 80° Nordbreite, so 
zeigt es sich, daß dieselbe ober Nordamerika und Asien in ungefähr 
derselben Tiefe liest, auf der atlantischen Seite der Polarkalotte 


!) On the evidences of a former landbridge between Northern Europa and 
North Amerika. Pr. R. Ir. Ac. XXVIII 1909. Daselbst auch eine reiche Literatur- 
zusammenstellung über die nordatlantische Landbrücke. 


?) Das paläothermale Problem. Zeitschr. d. Deutsch-geolog. Gesellsch. 1896. 


1910 Bericht vom 30. September, F. v. Kerner. 263 


aber einen steilen, ziemlich symmetrischen Wellenberg bildet, dessen 
Scheitel auf 10° EL. fällt. Wegen der nordöstlichen Verlaufsrichtung 
der Golfstromtrift kann man diesen Scheitel als der Mitte des Wasser- 
weges zwischen Grönland und Norwegen gegenüberliegend ansehen 
und sonach die Jännertemperatur eines Punktes in 80° Breite als 
Funktion seiner Lagebeziehung zu der in 700 Breite vorhandenen 
Offuung des subarktischen Festlandsringes darstellen. Die Wärme- 
zufuhr erfolgt allerdings nur auf dem östlichsten Viertel dieser Off- 
nung; sofern eine für paläoklimatologische Zwecke dienliche Formel 
gefunden werden soll, erscheint es aber passender, die ganze Breite 
der Ofinung einzuführen, da nur diese für frühere Perioden als 
„bekannt“ gelten kann. 

Als klimatisches Problem der Jetztzeit hätte eine analytische 
Darstellung der Wintertemperatur in 80° N auch den in der Asymmetrie 
des vorgenannten Wellenberges zum Ausdruck kommenden Einfluß 
der Land- und Wasserverteilung innerhalb der Polarkalotte zu beachten. 
Bei einer paläoklimatologischen Studie kann dieser Einfluß nicht 
leicht berücksichtigt werden, da die Konfiguration des arktischen 
Gebietes in der geologischen Vorzeit fast ganz unbekannt ist. Als 
Grundlage für die Rechnung kommen dann die arithmetischen Mittel 
der Jännertemperaturen auf je zwei von 10° FE gleich weit abstehenden 
Meridianen in Betracht. 

Man kann zunächst die Jännertemperatur auf jedem zehnten 
Meridian in 800 N, t = aw—bk setzen, worin « den erwärmenden 
Einfluß eines zehn Längengrade breiten, gegen das Weltmeer offenen 
meerbedeckten Bogenstückes, % den erkaltenden Einfluß eines ebenso 
breiten, gegen die subarktischen Ozeane abgeschlossenen (meer- oder 
landbedeckten) Bogens des 70. Parallelkreises bezeichnet und a und 
b zwei von der Lagebeziehung des betreffenden Meridians zu diesen 
Bogenstücken abhängige Variable sind. Zur Ermittlung der Werte von 
a diente mir die auf empirischem Wege erhaltene Relation 

N 
>39 
abstände vom Meridian (5°, 15° ... 350) folgende Relativzahlen: 

92 77 63 49 36 25 16) 7 2 


Setzt man den mittleren thermischen Einfluß eines 10° breiten Bogen- 
stückes approximativ gleich dem für die Mitte dieses Bogens geltenden, 
so ist für den Scheitelpunkt der Temperaturkurve « = 2(0°92 + 077) 
— 3:38, und, da 2% (x) = 7'32, b — 3'94. Die maximale Temperatur 
in 10 EL. ist nach Spitaler!) — 163, die mittlere Temperatur auf 
dem vom Golfstrom völlig unbeeinflußten pazifischen Kreisbogen bestimmt 
sich nach derselben Quelle zu — 366. Man erhält so zunächst aus 
den Gleichungen — 163 = 3:38 w — 3°94 k und — 366 = — 7:32 k 
die Werte v= 10 und k=5°0. 

Die Gleichung t=a — 5 b läßt sich, da b = 732 — u, einfacher 
schreiben: t—= 6a — 36'6. Behufs genauerer Auswertung der Kon- 


% %+2 cos vers #). Sie ergibt für um 10° wachsende Winkel- 


!) Die Wärmeverteilung auf der Erdoberfläche. Denkschr. d. kaiserl. Akad. 
d. Wissensch. LI. Bd. 


264 Verhandlungen, Nr. 12 


stanten habe ich für die arithmetischen Mittel der Jännertemperaturen 
je zweier gleich weit von 10% EL. abstehender Meridiane die zu- 
gehörigen Werte von « bestimmt. Es ergab sich für X= 10% E + 100 
a= 2X 0:92 + 0:77.+063 = 3:24, für % = 10° E + 20° 
a = 092 + 077 + 0:63 + 0:49 = 2:81 usw. 
Aus zwölf Bedingungsgleichungen erhielt ich so die Werte w+ k=6'l 
und K= — 3". 


Die folgende Tabelle enthält einen Vergleich der nach der Formel 
t = 6'1a — 37'1 berechneten und der beobachteten Temperaturen. 


r | om |1® + 10 | 10 m + 20 | 10° mE 0° | 
beobachtet. . — 16°3 — 175 — 193 — 22:8 | 
ı berechnet — 16:5 — 17:3 — 20:0 — 23:8 
I 
7 | 100 E + 40° | 10° E + 50° | ı0° E + 60° | 10° 2 + 700 
n U iee F k 
beobachtet. . 5 — 277 — 30:7 a7 | aD 
berechnet . . — 26°5 — 295 — 320 | — 3541 
h | 10° E + 800 | 10° E + 90° | 10° E4100° | 10° E+110 
= 7 Be re 
beobachtet. .| — 35:7 — 364 870. | JB 
berechnet | 


— 356 | — 366 — 370 — 3 


Auf der Karte des Mitteleocän von Matthew erscheint die 
Polarregion außer auf dem Bogenstücke von 20° W bis 20° E auch 
auf dem Bogen von 50—80°% E gegen das Weltmeer offen. Nimmt 
man zunächst an, daß die Wärmezufuhr auf diesem zweiten Wege 
jener zwischen Grönland und Europa analog wäre und letztere der 
heutigen entspräche, so wird — unter der Annahme, daß die west- 
sibirische Trift nach ihrem Eintritte in das Polarbecken eine nörd- 
liche Richtung beibehalten würde — für 10° E 


= 109 @X92+2X17+36+25+15)— 414, für 10% E + 10 wird 
r 2 al (2X 92 177 #63 +49 +36 +25) = 4-34 usw. 


Es ergeben sich dann für den Ostquadranten des atlantischen 
Halbbogens folgende Jännertemperaturen in 80° N (ft) und Temperatur- 
zunahmen gegen die Jetztzeit (d). 


| \ oo nn 10° E | 90° E 


| g00 E | 40° E | 50° E 
t |-1ss rs “el Je TE — 20:0 
la | 25 15 | 107! 1390| 16; 100 14:0 
| r 


1910 Bericht vom 30. September, F. v. Kerner. 265 


Für den 75. Parallelkreis erhielt ich auf Grund der Relation 


+ x : 
a=.(2 sin #8+3—35 cos 2 »#), welche die Relativzalılen 
99 94 s4 ui 55 39 24 1l 3 


zur Bestimmung der Variablen « ergibt, aus elf Bedingungsgleichungen 
die Formel {=7«— 361 und mittels derselben nachstehende Jänner- 
temperaturen (t) als kombinierte Wirkung einer zwischen 20° W und 
20° E und einer zwischen 50° und 80° E in das Polarmeer ein- 
dringenden Trift: 


| 10° E | 20° Z ; E mE | 


ze | 8 | +10 


Um auch für den 85. Parallelkreis eine analoge Rechnung 
durchzuführen, habe ich aus dem Polarkärtchen auf Taf. II des 
meteorologischen Atlas von Hann die mittleren Wintertemperaturen 
für diesen Breitenkreis bestimmt. Dieselben können — da in der 
arktischen Zone das Minimum erst im Februar oder März eintritt — 
als Ersatz für die (nicht vorliegenden) Jännertemperaturen gelten. 


Mit Hilfe der Relation x = 2 (2 sin +1 — cos 29), welche die 
Relativzahlen 
BB une are 6 An wo): 


40° E | 50° E | 60° E 


— 11'3 7 
| 


+31 —23 | — 6 


er on 


zur Bestimmung von «a liefert, gewann ich die Gleichung {=1'6@ — 36°5 
und durch Auflösung derselben für die entsprechenden Werte von «a 
folgende Jännertemperaturen (2): 


TI o jwr|2s EZIEZIEZITZIEZIEZT 

| | 

* a ol-am| arı — 26:5 | — 26:4 | — 266 | — 2772| — 281 ® = 
| ! | | i 


Man kann den unter dem Einflusse der Golftrift stehenden Ver- 
lauf der Jännertemperatur auf dem atlantischen Bogen des 80°. Paral- 
lels auch durch eine Sinuskurve darstellen, die Konstanten derselben 
für den Verlauf über der angenommenen zweiten Trift entsprechend 
ändern und dann die kombinierte thermische Wirkung beider Triften 
durch Superposition der Kurven bestimmen. Eine befriedigende Wieder- 
gabe der beobachteten Werte erzielte ich durch die Gleichung 


= —263+98 sin y—2'4 cos?y, in welcher 1-5? ist und y= 


270° dem Meridian 80° WW entspricht. Die mit dieser Formel 
berechneten Temperaturen sind im folgenden mit: den gemessenen 
zusammengestellt: 


266 Verhandlungen. Nr. 12 
| \ | 10 E  |10 E+ 10° | 10° # + 20° | 10° E + 30 

| beobachtet . — 163 — 175 — 193 — 198 
berechnet . . — 165 Bar 9) 20 198 — 23:2 


10° E + 40° | 10° E + 50° | 10° E + 60° | 10° E + 70° 


a 


| 
| beobachtet. . | — A — 30:7 | -- 32:7 — 340 
| berechnet — 269 — 504 | — 3530 — 348 


h | B+ 80° | 10 E + 00 

> 
beobachtet. . — 35°7 — 36°4 | 
| berechnet — 35'8 — 361 | 


I 


Um die Temperaturen zu erhalten, welche unter den früher 
gemachten Voraussetzungen eine 30 Längengrade breite Öffnung des 
Arktik gegen das Weltmeer in 80° N erzeugen würde, sind die Kon- 

R { \ g j 3 
stanten des zweiten und dritten Gliedes der obigen Formel mit 18 


zu multiplizieren und für das erste Glied der Wert —361+49Y3 
einzusetzen und die so gewonnene Gleichung t= — 27:6 + 85 sin y 


— 21 cos? y für um v3 —1'15, beziehungsweise 11'550 oder 11033‘ 


fortschreitende Winkel aufzulösen. Es ergeben sich dann folgende 
Jännertemperaturen in 80° N zu beiden Seiten des die Mitte der 
Wasserstraße durchschneidenden Meridians (!). 


\ | ) + 10° 1420 | 1430 
A | 191 — 201 — 22:8 | — 264 
\ | 1.4 400 We 50: 1-4 600 | I + 70° 

| SP u + + 
era] NUR, " — 30:0 32:9 — 34.9 | _ 358 


Für Matthews Rekonstruktion der westsibirischen Meeres- 
straße ist 2=65° E und erhält man für die Meridiane im atlantischen 
Östquadranten folgende Werte: 


x | 0° | 10% 


| 
| 
| 8, I- 355 


20° E | 30° E | 40° E 50° E | 60° E | 70° E 80° E 


— 194 | — 194 |— 21°3 | 


| -- 21:3 


— nr — 284 | — 216 


1910 Bericht vom 30. September, F. v. Kerner. 967 


Die unter gleichzeitiger Einwirkung der atlantischen und west- 
er 5 ns . r Are 
sibirischen Trift entstehenden Jännertemperaturen in 80° N, T= 
361 +2-+ t‘ sind alsdann: 


6 °E| mE |auR| 
>= —— rer — 
| 


— 137 | — 1683| 20:0 


lo Jwez 30° E | 40° E | 50° E 


20° E 


h 
m 


| 


| | TI 
| — 188 | — 5. |— 13:0 | — 121 
| Iren 


a | —121 
| | 


Setzt man, was mir indessen nicht empfehlenswert erscheint, 
innerhalb gewisser Grenzen aber vielleicht zulässig ist, die Temperatur- 
erhöhungen proportional der Breite der Öffnungen. in dem um die 
Polarregion gelegten Festlandsringe (die durch die westsibirische Trift 
erzeugte positive Anomalie also — °/, der durch die Golftrift her- 
vorgerufenen), so erhält man als kombinierte thermische Wirkung 
beider Triften folgende Zahlenwerte: 


1.0 BULAERE: 


- 


500 E | 60° 2 | z0° E | 80° & 


30° E li 10° E 


— 122 | — 105 | — 101 | — 11°0| — 12:9 | — 157 | — 18'3 


e. |- 151 & Sl 


Für den 75. Parallelkreis erhielt ich mittels der einfachen 
Relation t = — 228 + 132 sin y als kombinierte Triftwirkung fol- 
gende Temperaturerhöhungen nach den zwei eben angegebenen 
Bestimmungsweisen: 


70° E | 80° E | 


x | 0° | 108 | 20°& | 30°.& | a0 E | 50° K | 60° E 
e..|-99|-53|—-ı2|+18|430| 4295| 02 | 47 |- 108. 
|*- | 79 —33 +01 +19 | +20 02 | —31| 76 |- 128 


Für den 85°. Breitenkreis ergab die Formel = — 330 +3 siny 
nachstehende Werte: 


| 00 | 1° E | 20° & 
t. .|-2#6|- 282 | 9270 
FR .|- 2390 — 2978| — 271 


30° E | 40° E | 50° 8 | 6 E- 


790 E| 80° E 


288 
295] 


26: 
— 26°5 


— 25'9 
— 26:5 


— 261 
— 268 


— 26:9 27:8 
— 276| — 28°5 


Aus allem ergibt sich, daßdiethermische Wirkung 
einer in das arktische Gebiet eindringenden Trift bei 
Koexistenz einer zweiten, auf derselben Seite der 
Polarkalotte einströmenden Trift größer wäre als sie 
ohne dieselbe ist. Betreffs des Ausmaßes der Temperaturerhöhung 
stimmen die erhaltenen Werte zum Teil nicht überein, da ein ver- 
schieden 'rasches seitliches Ausklingen der thermischen. Anomalie 
vorausgesetzt wurde. Die Temperaturerhöhungen, welche innerhalb 
des jetzt vom Golfstrome beeinflußten Polargebietes bei gleichzeitigem 
Eindringen ' eines thermisch analogen indischen Stromes eintreten 
würden, sind nach den angewendeten Bestimmungsarten: 

K. k. geol, Reichsanstalt. 1910. Nr. 12. Verhandlungen. 49 


968 Verhaudlungen. Nr.: 12 


| .y 75° | 80" | 850 
MB IWwe) d 2 yo Wade D d.1:. die 
2 | | | | 
10m m 7zD. | „47 67 47 HET 1:8 22 
DDEHa 1029. 1.78:8: 1.1081 67 43° | .68 2:9 3:0 29 
|30E|| 145 | 132 | 133 91 79 | 99 3:5 39 | ‚35 
40R | 167: ı70 | 160 [175 | 116 | 123 41 46 40 
| | 


Will man auf Grund der gewonnenen Ergebnisse zur Schätzung 
jener Wintertemperaturen schreiten, welche bei Annahme von Matthews 
Rekonstruktion unter einem dem heutigen analogen Solarklima im 
arktischen Gebiete. zur mittleren Eoeänzeit herrschen konnten, so 
muß. vorerst entschieden werden, ob der Golfstrom der: Eocänzeit 
auf dem Wege durch die mittleren Breiten in derselben Weise wie 
jetzt abgekühlt wurde, ob die Abkühlung, welche der indische Strom 
erfuhr, jener des Golfstromes gleich war, ob der Golfstrom der 
Eocänzeit die Tropen mit seiner heutigen Anfangstemperatur verließ 
und ob die Anfangstemperatur des indischen Stromes jener des Golf- 
stromes gleichkam. 


Die Abkühlung des Golfstromes wäre nur als wenig geringer als 
die heutige anzunehmen. Da sich weder die kombinierte thermische 
Wirkung der Golfstromtrift und westsibirischen Trift, noch auch die 
überhaupt nicht bedeutende Wärmewirkung einer durch die erweiterte 
Behringsstraße gegangenen lauen Trift auf den Archipel nördlich von 
Nordamerika erstrecken würde, wäre eine aus der: Davisstraße in 
den Atlantik gelangende Polarströmung auch bei Matthews Re- 
konstruktion des Mitteleocäns von niedriger Temperatur. Der indische 
Strom hätte dagegen keine solche Abkühlung erfahren wie sie der 
Golfstrom durch den Labradorstrom erleidet. Um die durch ihn als- 
dann bewirkte Erwärmung zu ermitteln, muß man die Temperatur 
zu bestimmen suchen, mit welcher der Golfstrom ohne vorherige 
Abkühlung durch den Labradorstrom den Polarkreis überschreiten 
würde. 


Rechnungen über den Wärmeinhalt des Golfstromes sind be- 
kanntlich schon wiederholt und auf verschiedener Basis ausgeführt 
worden. Seine Abkühlung durch den Labradorstrom ließe sich in 
erster Annäherung aus einer Formel: (—«)v.b +t'v’b'= Twb+ v'b‘) 
erhalten, in welcher £ die Temperatur, v die Geschwindigkeit und b 
die Breite des vereinigten Florida- und Antillenstromes, #’v'b‘ die 
entsprechenden Werte beim Labradorstrom bezeichnen und 7 die 
Oberflächentemperatur der Golfstromtrift in 661/,°0 N bedeutet. Nach 
dem Atlas der Deutschen Seewarte (2. Aufl.) nr nach dem Hand- 
buche von Boguslawski-Krümmel (II. Bd., 1, Aufl.) kann. man 
am 30. Parallel, welchen .die beiden erstgenannten Ströme ungefähr 
rechtwinklig durchschneiden, ihre Breite zu. 120 und 840 km, ihre 
Geschwindigkeit zu 60 und 18 Seemeilen und ihre Durchschnitts- 
temperatur zu 21'1° im Februar, zu 22'9° im Mittel aus November, 
Februar und Mai annehmen. Für den Labradorstrom ergibt sich als 


1910 Bericht vom 30, September, F, v. Kerner. 369 


Breite etwa 300 kmt), als Geschwindigkeit 12. Seemeilen und :als 
Temperatur 0—1°. Die durchschnittliche Wassertemperatur in 65° N 
ist zwischen Island und Norwegen im Februar 4'8, im Mittel aus 
November, Februar und Mai 5°6, in der von der Golftrift eingenom- 
menen Östhälfte dieser Wasserstraße 5°8, beziehungsweise 6'7. Die 
Beteiligung des Labradorstromes am Zustandekommen letzterer End- 
temperatur würde aber durch das Produkt v’b' zu gering in Rech- 
nung gestellt. Die abkühlende Wirkung eines Eisberges ist .jedenfalls 
viel größer als die einer 0° messenden Wassermasse vom Areale der 
mittleren Querschnittsfläche des Eisberges und von jener Tiefen- 
erstreckung, bis zu welcher die Wassertemperatur die Luftwärme 
beeinflußt. Da nun in einem Teile des Jahres zahlreiche Eisberge 
aus der Davisstraße triften, wird es nicht zu hoch gegriffen sein, 
wenn man ihre abkühlende Wirkung jener des Kaltwasserstromes 
gleichsetzt und den Wert von b‘ in der Formel verdoppelt. Man er- 
hält dann aus (229—x) 62 = 67 X 32 für x den Wert 140 und 
für die Temperatur, mit welcher die Golftrift ohne Abkühlung durch 
den Labradorstrom..den Polarkreis überschreiten würde 89°. Für den 
Februar allein bekommt man die Werte 134 und 77. Aus beiden 
Auflösungen ergibt sich übereinstimmend, daß die Golfstromtrift mit, 
%/s ihrer jetzigen Wärme in den Arktik einträte. Mit dieser Zahl ist 
sonach die Konstante des positiven Gliedes der Gleichung ti = 
aw—bk zu multiplizieren, wenn man die thermische Wirkung einer 
sich in mittleren Breiten nicht durch Eisberge abkühlenden Trift von 
der Anfangstemperatur des Golfstromes erhalten will. 


Der Umstand, daß die eben durchgeführte Wertbestimmung 
auf ‘die Trifttemperatur in 65° N gestützt wurde (die Isothermen- 
karten des Nordatlantik. im Atlas der Deutschen Seewarte reichen: 
nur bis zu diesem Parallel), die eingangs aufgestellte Formel aber 
auf die Wärmewirkung der Golfstromtrift in 70° bezogen ist, spielt 
als Fehler keine Rolle, da ja die Temperaturerhöhung der Golttrift 
nur als Relativzahl im die Formel eintritt. Desgleichen ist es ziem- 
lich. belanglos, daß, obschon bei Aufstellung der Formel t= aw—bk 
die ganze Ofinung in dem um das arktische Gebiet gelegten Fest- 
landsringe als Wärmequelle angenommen wurde, in der. letzten 
Rechnung doch nur die, Temperatur und Temperaturerhöhung im öst- 
lichsten Viertel dieser Offnung in Betracht gezogen wurde. Führt man 
die Rechnung für die ganze Wasserstraße zwischen Island und Nor- 
wegen durch, .so ändert dies am Resultat nichts, da sich dann unter 
den vorigen Bedingungen als Abkühlung der Golftrift ohne Einfluß 
des Labradorstromes 15°5 und 147 (im Februar) und als End- 
temperatur 7'4 und 64 ergibt und diese Werte sich zu den jetzigen 
auch wie 4:3 verhalten. Da man nun für die Wasserstraße zwischen 
Grönland und Island eine mittlere Wassertemperatur von 0° an- 
nehmen kann, bleibt die Relativzahl der durch Ausschaltung des 


!) Der Labradorstrom nimmt auf älteren Strömungskarten die Hälfte, auf 
späteren Darstellungen ungefähr ein Drittel und in der neuen Karte im Atlas der 
Deutschen Seewarte (1902) nur etwas über ein Viertel der zwischen Domino Run 
und Cap Farewell zirka 960 km breiten Davisstraße ein. 

42F 


270 i Verhändlungen. Nr. 12 


Läbradorstromes bedingten 'Temperaturerhöhung in 65° N unver- 
ändert,: ob man die ganze Öffnung des Arktik gegen den Atlantik 
oder nur deren östlichstes Viertel in Betracht zieht. Was in 650 N 
betrefis der: Wassersiraßen rechts und links von Island gilt, darf 
mit !nur ‘geringer Einschränkung in 70° N auch als für die meer- 
bedeckten Bogenstücke ost- und westwärts vom Nullmeridian gültig 
angesehen werden. 

Am 75. Parallel, für welchen die eingangs aufgestellte Tem- 
peraturformel: in ihrer ersten Schreibart t = 3'25a—3'75b lautet, er- 
hältıman für X = 0°: 


1= | W444 B9+ 2141639) | türa= 10m: 
100 
1= | @X 99494489 +1 65439424) 7 486) | usw. 
100 


' Die jähistempera welche durch kombinierte Wirkung 
eines dem heutigen analog abgekühlten Golfstromes und eines nicht 
in analoger Weise abgekühlten indischen Stromes im atlantischen 
ÖOstquadranten auftreten würden, sind dann: 


It en] on 


| 60° E 


80 LE 


5-4 | 3:8 | 0:8 En 


3:6 | 53 


Am 80. und 85. Parallel ist der konstante Faktor des negativen 
Gliedes der Gleichung etwas zu verkleinern. Die Summe der Kälte- 
wirkungen, welche von den über dem subarktischen Festlandsringe 
gelegenen Meridiansektoren ausgeht, muß für die Zirkumpolarregion 
abnehmen,. wenn in der peripheren arktischen Zone die Temperatur 
über der Ringöffnung wächst, weil mit einer Steigerung der thermischen 
Anomalie zugleich eine seitliche Verbreiterung derselben einhergeht. 
Wenn man diese Breitenzunahme der Temperatursteigerung proportional 
setzt, erhält man dann mit Rücksicht auf das Größenverhältnis der 
polaren 5°-Zonen eine Verringerung der Konstante K um ein Zehntel 
ihres Wertes. Die für = 80° sich ergebenden Jännertemperaturen. 
sind sodann: 


» 


Unior so | Ki | 20° E | 3008 | aur | 50H | 60° | vorm | a0 
Fosleet | 
ol ie vg 124 67 


Bit 


= 9:9 % — 87 en | — 95 | — 99 108 e 
| | 


‘+ Für den 85. Breitenkreis liefert die Rechnung folgende Werte: 


EERZIEZIETIETT 


50° E | 60° E 


70° E | 80’ E | 


Inh}: 3 
nes : aa -as|- 20 a me) — 23:4 


| = 248 


1910 Bericht vom 30. September. F. v. Kerner. 97] 


Daß die ermittelten Zunahmen der Luftwärme in der arktischen 
Region zum Teil etwas größer sind, als die supponierte Temperatur- 
zunahme der indischen Trift — die erhöhten Lufttemperaturen selbst 
bleiben noch weit niedriger als die angenommene höhere Triftwärme 
— schließt keinen Widerspruch in sich. Die lauen Triften bringen 
ja nicht die arktischen Lufttemperaturen als solche ; letztere sind das 
Ergebnis einer Wechselwirkung zwischen den in der Polarregion. vor- 
handenen erkältenden Einflüssen und der erwärmenden Kraft der 
Triften. 

Die Frage, ob die Anfangstemperatur und Stärke des eocänen 
Golfstromes bei Annahme von Matthews Rekonstruktion. der 
heutigen gleich gewesen wäre, läßt sich im großen und ganzen mit 
ja beantworten. Allerdings fehlt auf jener Rekonstruktion die Enge 
zwischen Florida und Kuba, welche jetzt einen auf der Erde einzig 
dastehenden Fall von Stromstärke bedingt. Der Floridastrom ist aber 
— wie Krümmel durch eine einfache Rechnung gezeigt hat — an 
der Erzeugung der nordatlantischen Wärmeanomalie in weniger als 
21/,mal so geringem Maße beteiligt als der Antillenstrom. So darf 
man auch annehmen, daß die Einbuße an Geschwindigkeit, welche 
der eocäne Strom an der SO-Küste von Nordamerika infolge der 
anderen Küstengestaltung erlitten hätte, durch die ihm aus derselben 
Ursache erwachsene Verbreiterung ungefähr wettgemacht worden 
wäre. Die zwei Lücken in der westlichen Umrandung des amerika- 
nischen Mittelmeeres würden keine nennenswerten Stromablenkungen 
zum Pazifik verursacht haben. Die Land- und Wasserverteilung auf 
der Südhalbkugel ist bei Matthew der heutigen sehr ähnlich, so 
daß auch die aus jener Verteilung sich herleitende Wärmequelle des 
Golfstromes im Eocän nicht minder reichlich als in der Gegenwart 
geflossen wäre. Natürlich fällt mit der Annahme, daß auch im Tertiär 
große Mengen warmen Wassers aus den südlichen Tropen in die 
nördlichen hinübergetrieben worden seien, die Möglichkeit hinweg, 
auch ein mildes antarktisches Tertiärklima durch Warmwasserheizung 
zu erklären. 

Sehr schwierig scheint die Beantwortung der Frage, ob der 
indische Strom mit derselben Temperatur und Stärke wie der Golf- 
strom in die mittleren Breiten eingetreten sei. Eine auf die fauni- 
stischen Verhältnisse gestützte wertvolle Untersuchung der Strömungs- 
vorgänge im altweltlichen Mittelmeer der Eocänzeit verdanken wir 
bekanntlich Semper. Hier sollen auch diese Vorgänge vom rein 
geographischen Gesichtspunkte aus und nur insoweit betrachtet werden, 
als dies für die Frage des arktischen Klimas jener Zeit von Belang 
ist. Man darf annehmen, daß der nördliche Indie auch in der Eocän- 
zeit ein Gebiet mit jahreszeitlich wechselnder Stromrichtung war, 
wenn auch das alttertiäre Asien einen nicht so kräftigen Monsun wie 
das viel größere heutige Eurasien zu erzeugen. vermochte. Während 
des Nordwinters würde in einem Nordindie von der von Matthew 
für das Mitteleocän gezeichneten Gestalt eine kräftige Passattrift 
gegen die NO-Küste von Afrika geströmt sein und sich dort in einen 
schwächeren gegen S und in einen stärkeren gegen N ausweichenden 
Ast gespalten haben. Letzterer wäre zum Teil um die Nordostspitze 


972 Verhandlungen. Nr. '12 


von Afrika herum in das Mittelmeer geflossen, zum Teil aber gegen 
den Eingang der breiten westsibirischen Straße hingedrängt worden 
und hätte in dieser unter der Herrschaft einer zwischen den winter- 
lichen Luftdruckmaximis über Nordeuropa: und Nordasien ständig ent- 
wickelten 'Zyklone rechts von der rückkehrenden Polarströmung seinen- 
Weg in den Arktik zurückgelegt. Während des Nordsommers würde 
eine SW-Monsuntrift; direkt zum Eingang der westsibirischen Straße 
gelangt sein und dann unter allerdings weniger‘ günstigen "Wind- 
verhältnissen als im Winter ihren Weg weiter nach Norden gefunden. 
haben. 

Zufluß von südtropischem Ozeanwasser wäre bei der angenom-’ 
menen Verteilung von Land und Meer auch für den indischen” Strom 
eine wichtige Wärmequelle gewesen. In seinem engeren Entwicklungs- 
gebiete würden aber die Bedingungen für eine hohe Erwärmung: 
etwas weniger günstige gewesen sein als im mehr umschlossenen: 
amerikanischen Mittelmeere. Längs der Nordseite des zentralen- 
Mittelmeeres rücklaufende Strömungen würden .eine allerdings mäßige 
Abkühlung. bewirkt haben, für welche sich beim Antillenstrome kein’ 
Analogon gefunden hätte. Ein eventueller Minderbetrag an Anfangs-: 
temperatur wäre aber durch den Umstand ausgeglichen worden, daß: 
der indische Strom bis zum Polarkreise einen viel weniger ‘weiten: 
Weg zurückzulegen hatte als der Golfstrom.. In der subtropischen, 
Zone erleidet Ozeanwasser, welches auf demselben ‚Parallelkreis: 
weiterfließt, allerdings keinen merklichen Wärmeverlust; in der Sub- 
arktis wird jedoch ein Strom, welcher abwechselnd meridional und 
zonal, beziehungsweise diagonal fließend in höhere Breiten gelangt, 
sich mehr abkühlen als ein solcher, der direkt nordwärts fließt. : 

Der durch die westsibirische Straße links von. der lauen Trift, 
zurückgeflossene Polarstrom kommt hier als besondere Kältequelle: 
nicht mehr. in Betracht. Seine abkühlende Wirkung ist in den 
berechneten Wärmegraden schon insofern berücksichtigt, als bei Auf- 
stellung der Formeln bereits die unter dem Einflusse des: Ostgrön- 
landstromes von der Golftrift noch ausgeübte thermische Wirkung zu- 
grunde gelegt wurde. Zahlenwerte für das Verhältnis der Anfangs- 
temperatur und Stärke des indischen Stromes zu jener des ver-: 
einigten Florida- und Antillenstromes zu finden, würde schwierig sein; 
man wird sich mit der Annahme begnügen, daß der indische Strom: 
der mittleren Eocänzeit eine wenigstens ebenso kräftige Wille peu 
wie der Golfstrom sein konnte. 

In diesem Falle wären die zuletzt mitgeteilten Temperaium 
werte als die Jännertemperaturen anzusehen, welche unter Annahme 
von Matthews Rekonstruktion und bei Ausschluß jedes hypothetischen 
Hilfsfaktors in der mittleren Eoeänzeit herrschten, vorausgesetzt, daß 
die gewonnenen Formeln bis zu jenen Grenzen. Geltung haben, bis 
zu welchen sie benützt wurden. Diese Voraussetzung erscheint statt- 
haft, wenn auch zugegeben werden mag, daß die Anwendung der 
Formel für den 75. Parallel bis hart an die für sie zulässige Grenze 
sing. Die für diesen Parallel erhaltenen Temperaturen sind allerdings 
sehr hoch, doch ist es klar, daß jede auf einem kleinen Bogenstücke 
des 70. Parallels erfolgende Steigerung der Wärmezufuhr sich in der 


1910 Bericht vom 30, September. F. v. Kerner. 273 


näheren Nachbarschaft in weit höherem Maße geltend machen müßte, 
als in den weiter entfernten Teilen des Polargebietes. 

Die Konzentration der Wärmesteigerung auf ein relativ kleines 
Gebiet ist ein charakteristisches Merkmal der berechneten Temperatur- 
verteilung. Die nordwärts von Ostasien und Nordamerika gelegenen 
Polarregionen würden von der Temperäturerhöhung kaum betroffen. 
Die’ Wärmezufuhr durch die erweiterte Behringsstraße würde, in 75° 
eine ‚Jännertemperatur von — 292, in 80° eine solche von — 81:5 
und in 85° eine solche von — 347° erzeugen. Eine Verschärfung der 
jetzt bestehenden Wärmekontraste in der Polarregion würde sehr 
wohl möglich sein. Es wäre unberechtigt, anzunehmen, daß die für 
den 75. "Parallel bestimmten relativ hohen Wärmegrade innerhalb 
einer zum Teil ihre heutige Kälte (—36'0%) aufweisenden Polar- 
kalotte. überhaupt nicht bestehen könnten. Solange an einem Orte 
ein stetiger und starker Zufluß von Wärme und Kälte stattfindet, 
kommt es zu keiner Ausgleichung der Gegensätze. Die Folge einer 
Steigerung der winterlichen Wärmeanomalie im Meere nordwärts von 
Europa-wäre eine Vertiefung der Zyklonen und eine Zunahme der 
Bewölkung und der Niederschläge in der kalten Jahreszeit. 

Die berechnete Temperaturverteilung gilt zunächst für eine der 
heutigen ähnliche Konfiguration des arktischen Gebietes. Das Areal 
der positiven Wärmeanomalie greift aber allseits über den auch im 
Winter offen bleibenden Teil des arktischen Ozeans hinaus. Da sich 
nun schneebedeckte, zum Teil vergletscherte Bergländer und schnee- 
bedetkte, zugefrorene Meere thermisch analog verhalten, kann man 
die Ausdehnung der Anomalie in dem Gebiete rings um den offen 
bleibenden Meeresteil als von der Land- und Wasserverteilung in 
diesem umgebenden Gebiete ziemlich unabhängig ansehen. 

Zugunsten dieser Ansicht läßt sich geltend machen, daß der 
durch die Golftrift bedingte Wellenberg der Jännertemperatur auf 
dem 80. Parallel viel weniger asymmetrisch ist als auf dem 75. Parallel, 
obschon in beiden Breiten zwischen links und rechts vom Meridian, 
auf welchen der Wellenscheitel fällt, dieselbe Verschiedenheit der 
Konfiguration, links Land (Grönland), rechts Meer (Barends See) vor- 
handen ist. 

Bei der von Matthew für das Mitteleocän angenommenen 
Konfiguration würde: die Jännerisotherme von 0°, welche jetzt in 
15° E bis 700 N hinaufreicht, in 10° E in 731/,, in 200 E in 761/,° 
und in 30° Z in 77° verlaufen. Würde das Polargebiet vorwiegend 
meerbedeckt sein, so wären bei dieser Isothermenlage die Grenzen 
des im Winter nicht zufrierenden Meeres im Bereiche der Barends 
See um soviel über diese Breiten polwärts hinausgerückt, als sie 
jetzt nördlich vom 70. Parallelkreis liegen. Durch die Vergrößerung 
des nicht zufrierenden Teiles des arktischen Ozeans würde: zugleich 
ein Teilbetrag der sommerlichen Insolation die jetzt zum Auftauen der 
Eismassen verbraucht wird, zur Erhöhung der Sommerwärme frei werden. 

. Die Küsten Spitzbergens würden eisfrei bleiben, die Gebirge 
dieses Landes aber noch Gletscher tragen. Im Bereiche der nördlichen 
Umrandung des durch die beiden Triften erwärmten Meeres träten 
sröße Gletscher bis an die Küste heran. 


274 Verhandlungen. Nr. 12 


Jänner-Isothermen im Nordpolargebiete zur mittleren Eocänzeit. 
Links oben: Zum Vergleiche Jänner-Isothermen zur Jetztzeit. 


Rechts oben: Jänner-Isothermen unter Voraussetzung von Matthews Re- 
konstruktion (1906) und bei Ausschluß jedes hypothetischen Hilfsfaktors. 


Links unten: Jänner-Isothermen unter Voraussetzung von Kossmats Rekon- 
struktion (1908) und bei Annahme einer Verminderung des Transmissionskoeffizienten 
für die Wärmeausstrahlung, durch welche die Temperatur an der Erdoberfläche um 
10° erhöht würde. 


Rechts unten: Jänner-Isothermen unter Voraussetzung von Kossmats Re- 
konstruktion und bei“Annahme einer Polverschiebung um 15° in 20° WL. 


Die abwechselnd gestrichelte und punktierte Linie bezeichnet die 0° Isotherme 


Die gestrichelte Linie. . .. .... SEE I { Vargil08 A 
Die dicke ausgezogene Linie. . -.... PR El) „ 
Die-punktierte Linie)"; | U NIEREN TE ee ae‘ n 


Die dünnen ausgezogenen Linien bezeichnen die intermediären Isothermen — 5°, 
: — 15° usw. 


Die Peripherie der Diagramme entspricht dem 70. Parallelkreise, die innere Kreis- 
linie dem 80. Parallel. 


Die verdickten Bogenstücke des äußeren Kreises entsprechen den in 70°, vor- 
handenen offenen Verbindungen des arktischen Meeresbeckens mit dem Weltozean. 


1910 Bericht vom 30; September. F. v. Kerner. 275 


Die Einzeicbnung der jetzigen Festlandsverteilung hat in dem rechts oben stehenden 
und in den beiden unteren Diagrammen selbstverständlich nicht den Sinn einer 
paläogeographischen Rekonstruktion und dient nur zur leichteren Orientierung über 
die Lagebeziehnug der Isothermen zu den nördlichsten Fundstellen tertiärer Pflanzen. 


Das links oben stehende Diagramm ist mit Hilfe des Kärtehens der Winter- 

Isothermen auf Tafel Il in Hanns Atlas der Meteorologie gezeichnet, in welchem 

die Isothermen von 0° ab von 4 zu 4° gezogen sind. Nach Hann können' jene 
Linien in der inneren Polarregion als Jänner-Isothermen gelten. 


Die beim links unten stehenden Diagramm angenommene Änderung des Solar- 
klimas- entspricht ungefähr jener, welche nach der (nicht allgemein geteilten) An- 
sicht von Arrhenius durch eine Verdreifachung des CO,-Gehaltes der Luft er- 
zeugt würde. Vermindert man die Werte der Isothermen dieses Diagrammes um 
10°, so zeigt sich, welch’ niedrige arktische Wintertemperaturen bei Bestand einer 
nordatlantischen Landbrücke beim heutigen Solarklima herrschen würden. 


Die beim rechts unten stehenden Diagramm angenommene Polverschiebung' ist 
größer als die von Neumayr (10°) supponierte und in einen westlicheren Meridian- 
kreis verlegt (bei Neumayr im Meridian von Ferro). 


Würde das Polargebiet vorwiegend landbedeckt sein, Grönland 
mit Spitzbergen und dieses mit Franz-Josefs-Land zusammenhängen 
und nur die Südhälfte der Barends See und des europäischen .Nord- 
meeres zur Aufnahme der Golftrift und der westsibirischen Trift ver- 
fügbar sein, so wäre das so eingeengte Meeresbecken relativ sehr 
warm. Da seine Küsten ringsum eisfrei blieben, fände keine Abküh- 
lung.durch Eisberge statt, die rücklaufenden Ströme wären -wärmer 
und die Triften träten selbst noch weniger abgekühlt in das Polar- 
gebiet ein. In den Gebirgen am Nordrand eines solchen Meeres 
fänden sich aber noch Gletscher. Jenseits der Küstengebirge. kämen 
aber kontinentale Klimate mit warmen Sommern und nordwärts rasch 
absinkenden Wintertemperaturen zur Entwicklung. 


Die Frage, inwieweit die gewonnenen Resultate zu einer natür- 
lichen . Erklärung der tertiären arktischen Pflanzenfunde beitragen 
können, lohnt sich in dem Falle zu untersuchen, wenn die Möglich- 
keit besteht, daß wenigstens ein Teil jener Funde von mittel- oder 
obereocänem Alter wäre. Semper kam bei kritischer Betrachtung 
der Altersfrage der arktischen Tertiärfloren zu dem Schlusse, daß 
zwar die von Gardener für ein eocänes Alter derselben vorge- 
brachten Beweise auf schwachen Füßen stünden, daß sich aber doch 
einiges anführen lasse, was gegen die von Heer vorgenommene 
Altersbestimmung als miocän spreche und daß für die älteren Tertiär- 
floren des Polargebietes ein unteroligocänes bis eocänes Alter ange- 
nommen werden könnte. 

Untersucht man nun, inwieweit an den nördlichsten Fundstellen 
tertiärer Pflanzen die Wintertemperaturen durch die’ hier vorgenom- 
menen Berechnungen gegenüber jenen erhöht würden, welche Semper 
unter Anlehnung an Kokens Rekonstruktion annahm, so ergibt sich 
in betreff Spitzbergens ein bemerkenswertes Resultat. Die Jänner- 
temperatur in der Gegend des Eisfjordes (zirka 78° N, 150 E) bestimmt 
sich nach den vorigen Tabellen zu — 5°5°; — 6°0° hat man als Minimum 
der Temperatur betrachtet, welches die Spitzbergenschen Tertiär- 
pflanzen unter der Annahme ertrugen, daß sie dasselbe Wärme- 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1910, Nr. 12. Verhandlungen. 43 


276 Verhandlungen. Nr. 12 


bedürfnis hatten wie ihre nächsten jetzt lebenden Verwandten. Dieses 
Minimum erscheint durch den berechneten Wert allerdings noch nicht 
erreicht, da im hohen Norden die tiefsten Temperaturen erst im 
Februar oder März eintreten. Das von Semper für das Wachstum 
jener Pflanzen ohne hypothetische Hilfsfaktoren aufgestellte Postulat, 
daß jene Pflanzen „bedeutend tiefere“ Wintertemperaturen ertrugen 
als Heer annahm, würde aber doch in Wegfall kommen (voraus- 
gesetzt, daß sie von eocänem Alter wären). 


Die Jännertemperatur —5'50 bezöge sich zunächst auf ein 
insulares Spitzbergen, sie könnte aber auch für ein kontinentales 
Spitzbergen Geltung haben, dessen Südküste nicht weit südlich vom 
Kap Lookout läge, denn in einem Meere von der vorhin erwähnten 
räumlichen Beschränkung würden noch etwas höhere Temperaturen 
auftreten als die berechneten und es könnte dann, wenn auch die 
Winterkälte in einem arktischen Kontinent nordwärts rasch zunähme, 
in 78° doch noch eine Jännertemperatur von —6° herrschen. Die 
Sommertemperaturen würden in einem Kontinent, der sich von der 
Bäreninsel oder vom Südkap Spitzbergens bis über den Pol hinüber 
auf die pazifische Seite des arktischen Gebietes erstreckt hätte, hoch 
genug gewesen sein, um das Wachstum der an den Ufern des Eis- 
fjordes gefundenen Tertiärpflanzen zu gestatten. In einem durch zwei 
laue Triften von der angenommenen Wärmeführung umspülten Spitz- 
bergen wären die Sommer aber zu kühl gewesen, um das Blühen 
und Früchtereifen baumartiger Gewächse zuzulassen. Die Möglichkeit, 
daß die hochnordischen Tertiärfloren in einem ozeanischen Polar- 
klima gediehen, hat Woeikof!) an die Bedingung geknüpft, daß 
„von den tropischen Teilen aller drei Ozeane so mächtige warme 
Strömungen in das nördliche Polargebiet eintraten, wie von Wallace 
vermutet wurde“. In diesem Falle wäre nach Woeikofs Ansicht im 
ganzen arktischen Ozean oder wenigstens im größten Teile desselben 
die Eisbildung unterblieben und es wäre die sommerliche Insolation 
statt — wie jetzt — ganz zur Eisschmelze verbraucht zu werden, 
ganz zur Erwärmung der polaren Festländer und Meere verfügbar 
gewesen. Bei der Heizung des Arktik durch bloß zwei auf der atlan- 
tischen Seite der Polarkalotte eindringende laue Triften, welche nicht 
oder nur wenig stärker wären als die heutige Golftrift, würde sich 
dagegen ein großer Teil der pazifischen Kalottenseite im Winter mit 
Eis bedeckt haben und dies hätte auch für die atlantische Seite sehr 
kühle Sommer bedingt. 


Bei Ausschluß einer sehr starken, durch eine breite Straße in das 
Polargebiet eindringenden pazifischen Trift ist es auch unmöglich, für 
Grinnelland europäische Wintertemperaturen anzunehmen. Nach den 
hier vorgenommenen Berechnungen würden sich die Jännertempera- 
turen auf dem 80. Parallel in 70° W kaum über ihren jetzigen 
Betrag erheben, da dieser Meridian außerhalb der thermischen Ein- 
flußsphäre des indischen und des schwachen pazifischen Stromes liegt 


1) Gletscher und Eiszeiten in ihrem Verhältnisse zum Klima. Zeitschr. d. 
Ges. f. Erdkunde. Berlin 1881. 


1910 Bericht vom 30. September, F. v. Kerner. 277 


und nur noch von dem letzten westlichen Ausklingen der Wärme- 
wirkung -des Golfstromes tangiert wird. 

Man kann allerdings — noch im Rahmen der paläogeographischen 
Annahmen — mit Verhältnissen rechnen, durch welche die Jänner- 
temperatur in Grinnelland erhöht würde. Man könnte an die Möglich 
keit denken, daß auch der Golfstrom der Eoeänzeit wie der indische 
Strom nicht durch Eisberge abgekühlt wurde und daß die Konfiguration 
nördlich von Westsibirien so beschaffen war, daß die indische Trift 
eine Ablenkung nach NW erfuhr. In diesem Falle wäre die Golftrift 
sanz in die Grönlandsee gedrängt worden und hätte sich die ther- 
mische Anomalie westwärts verschoben. Zwingende Beweise für oder 
wider eine eocäne Landverbindung zwischen Labrador und Grönland 
liegen nicht vor; die Rekonstruktion erscheint dort durch die für 
das nordatlantische Gebiet allgemein geltenden Anschauungen diktiert. 
Diejenigen, welche in diesem Gebiete eine möglichst große, in Land- 
verlusten bestandene Umgestaltung in möglichst junge Vorzeit zu 
verlegen suchen, lassen Labrador und Grönland im Eocän verbunden 
sein; Matthew, welcher — soweit die geologische Forschung nicht 
eine von der jetzigen abweichende Festlandsverteilung nachweist — 
für das Eocän schon die Grundlinien des heutigen FErdbildes annimmt, 
läßt die genannten beiden Länder getrennt sein. Es scheint nun 
allerdings sehr inkonsequent, sich in betreff des Atlantik an Matthew, 
betreffs der Davisstraße an Koken und Kossmat anzuschließen. 

Würde es sich darum handeln, das wahrscheinlichste Erdbild 
einer geologischen Epoche zu ermitteln, so könnte dies wohl nur so 
geschehen, daß man sich für eine der vorliegenden Rekonstruktionen 
entscheidet, nicht aber so, daB man von jeder derselben ein Teilstück 
akzeptiert. Im vorliegenden Falle handelt es sich aber nicht um die 
wahrscheinlichste, sondern um die für das Polarklima günstigste Re- 
konstruktion unter den im Bereiche der Möglichkeit gelegenen. Gewiß 
gehören die Bestandteile einer paläogeographischen Rekonstruktion 
innig zusammen, sie stehen aber doch nicht in so engem Kausalnexus, 
wie etwa die Bedingungen einer mathematischen Relation, wo das 
Bestehen der einen den Bestand der anderen ausschließt und um- 
gekehrt. 


Unter der Annahme, daß in der Eoeänzeit auch die Golftrift 
mit *%, ihrer jetzigen Wärme den Arktik erreichte und daß das 
Maximum der thermischen Wirkung bei ihr im Nullmeridian, bei der 
indischen Trift in 45° E eintrat, hat man fürX% = 0 


1 
= JE (AX92+2X 7 +5 (49 + 36 + 25) — esa| usw. 
und es ergeben sich für 2 = 80° N nachstehende Jännertemperaturen 
im atlantischen Westquadranten, denen die unter der ursprünglichen 
Annahme berechneten (f‘) zum Vergleiche Bet sind: 


BUERZEIZEIZEDZENZ 30° | 20m | 10m. 


SPeTe Terme ven ge 
" 3356 3401| 320 | 2 228-185 — 146, 


43* 


I em | 


278 Verhandlungen. Nr. 12 


Für Grinnelland, das noch nordwärts vom SO. Parallel liegt, 
erhielte man so — 31°0. 

Für dieses Land vermögen aber auch die zurzeit favorisierten 
Klimahypothesen keine mitteleuropäischen Wintertemperaturen zu er- 
klären. Frech!) nimmt denn auch für das Eocän außer einem erhöhten 
ÖOs-Gehalte der Luft noch eine Polverlagerung an und jene, welche 
von ‘einem die winternächtliche Ausstrahlung vermindernden 'Hilfs- 
faktor absehen, müssen zu einer Polverschiebung greifen, die den 
Höchstbetrag derjenigen übersteigt, die nach dem Urteil der Geo- 
pbysiker mechanisch möglich wäre. Die Kohlensäurehypothese ergibt 
bei-Annahme eines gegen den jetzigen verdreifachten CO,-Gehaltes 
der Luft für: 820 N 76° W eine Jännertemperatur von — 28:5°%. Nach 
Polverschiebungen um 10 und 15° würden dort Jännertemperaturen 
von —30'3:und — 26'3°% herrschen. 

Während die Kohlensäurehypothese eine allgemeine Temperatur- 
erhöhung ‚annimmt, kann die Polverschiebungshypothese auch erklären, 
warum ‚jene Erscheinungen, die auf eine im Vergleich zu heute sehr 
gesteigerte Luftwärme hinweisen, besonders auf der atlantischen Seite 
der Polarkalotte und in Europa sichtbar sind. Ganz dasselbe vermag 


aber auch die geographische Klimahypothese — gestützt auf 
Matthews Rekonstruktion — zu leisten. Im atlantischen Polar- 
gebiete würden sich — wie. hier ausführlich gezeigt wurde — die 


Wintertemperaturen sehr erhöhen. Aber auch das mittlere und 
südliche Europa bekäme ein sehr warmes und sehr feuchtes Klima. 
Es würden ihm ja die großen, im Raume zwischen Afrika und Vorder- 
indien stark erwärmten Wassermassen auf kürzestem Wege zu- 
strömen. Der von mir hier für die hohen Breiten bewiesene Satz, 
daß die kombinierte thermische Wirkung zweier Ströme größer wäre 
als die Summe. der Wirkungen jedes einzelnen derselben, hätte bei 
großer Landentwicklung auch noch in mittleren Breiten Geltung, ‘da 
auch in diesen das Festland im Winter noch temperaturerniedrigend 
wirkt. Die Hochländer Vorderasiens wirken jetzt im Winter für ihre 
südliche und "westliche Umgebung zum Teil wie eine Kältequelle. 
Wäre.an ihrer-Stelle noch indischer Ozean, so müßte sich das Winter- 
klima Südeuropas günstiger gestalten. Dagegen träten in Nordamerika 
und Ostasien, da Matthew die Umrisse dieser Länder den heutigen 
sehr ähnlich zeichnet, keine bemerkenswerten Abweichungen von den 
heutigen klimatischen Verhältnissen auf. Das Klima des östlichen 
Uniongebietes würde sich zufolge des tieferen Eindringens des mexi- 
kanischen Golfes etwas weniger exzessiv gestalten. 

Die Nordküste des zentralen Mittelmeeres, durch das heutige 
Mitteleuropa verlaufend, würde im Winter allerdings auch von kalten 
Nordwinden bestrichen und im Innern der kleinen westeuropäischen 
Landmassen könnten die Temperaturen gelegentlich bis auf Null 
herabgehen; es wäre dies aber noch kein Hindernis für das Gedeihen 
von Pflanzen, die heute nur in niedrigen Breiten leben, denn die 
Winterminima der Temperatur sind ja ‚auch jetzt bis hart an die 


1) Studien über das Klima der geologischen Vergangenheit. Zeitschr. d. Ges. 
f. Erdkunde. Berlin 1902. 


1910 Bericht vom 30. September. F. v. Kerner. 279 


Grenzen der heißen Zone, wo schon eine Flora von tropischem 
Habitus wächst, recht niedrig. UnvergeBlieh bleibt mir noch ein An- 
blick, den ich vor Jahren nahe dem südlichen Wendekreise in 600 m 
Seehöhe an einem bitterkälten (— 30°!) Junimorgen vor mir hatte: 
Eine Gruppe hoher Attaleapalmen auf einer infolge starken Reifes 
wie schneebedeckt aussehenden Wiese! 

Aber: nicht bloß die thermische Meistbegünstigung Europas und 
des europäischen Nordmeeres im Eocän, auch die allmähliche Ver- 
minderung derselben im Laufe der Tertiärzeit läßt sich aus Matthews 
Rekonstruktionen ebensogut ableiten wie mit Hilfe einer Pol- 
verschiebung. Bei einer Festlandsverteilung, wie sie Matthew für 
das mittlere Oligoeän annimmt, würden sich die klimatischen Ver- 
hältnisse in Europa schon weniger günstig gestalten als die vor- 
besprochenen. Das Meer zwischen Afrika und Indien erscheint 
schmäler, das zentrale Mittelmeer viel größer; es müßte so eine 
kleinere Masse vonin den Tropen stark erwärmtem Wasser ein größeres 
außertropisches Becken heizen. Die Enge zwischen Asien und der 
turkestanischen Insel würde — da sich den nordwärts drängenden 
Wassermassen des Indie Gelegenheit zu einem Ausweichen nach 
anderer Richtung böte — keinen so kräftigen Strom erzeugen, wie 
ihn ‚jetzt die Enge zwischen Florida und Kuba hervorbringt. Durch 
die westsibirische Straße würde dem Arktik weniger warmes Wasser 
zufließen als :bei der eocänen Landverteilung und die kombinierte 
Wirkung dieses Zuflusses und des Golfstromes fiele geringer aus, da 
die asiatische Trift den 70. Parallel um 20 Längengrade weiter ost- 
wärts als im eocänen Kartenbilde überschreitet. 

Im Miocän erscheint das Mittelmeer vom indischen Ozean ab- 
getrennt, aber noch größer als das heutige, und das arktische 
Meeresbecken nur mehr mit dem Atlantischen Ozean in Verbindung. 
‚Diese Anderungen ‘hätten eine weitere Abnahme der Winter- 
temperaturen in Mittel- und Südeuropa und im atlantisch-arktischen 
Gebiet zur Folge. Nordamerika und Ostasien erfahren dagegen naclı 
Matthew im Laufe der Tertiärzeit nur eine mäßige Gestaltsverän- 
derung. Es hätte sich so durch die von Matthew angenommenen 
geographischen Umgestaltungen im Laufe des Tertiärs der Wärme- 
überschuß in den Meridianen von Europa in ähnlicher Weise all- 
mählich vermindert, wie wenn dieser Erdteil aus niedrigeren Breiten 
langsam in höhere hinaufgerückt wäre. 

Aber auch vorübergehende regionale ‚Temperaturzunahmen im 
Laufe des gesamten Abkühlungsprozesses ließen sich durch geo- 
graphische Veränderungen so gut oder besser wie mit Hilfe einer 
unter Oszillationen erfolgten Polverlagerung erklären. So könnte die 
Aufrichtung der Kettengebirge für die südlich oder westlich derselben 
‚gelegenen Gebiete der Anlaß zu einer neuerlichen Milderung des 
Winterklimas im Miocän gewesen sein. 

Semper hat die für das Eocän aus thermischen Gründen an- 
‚genommene 'Polverschiebung auch durch den faunistischen Nachweis 
einer im zentralen Mittelmeere stattgehabten Ost— Westströmung, die 
auf das Windregime der niedrigen Breiten hindeutet, gestützt. Bei 
Matthews Rekonstruktion erscheint mir eine solche Stromrichtung 


280 Verhandlungen. Nr. 12 


auch ohne Breitenänderung denkbar. Die Nordostspitze des eocänen 
Afrika liegt dort in 29° N (bei Kossmat in 27° N). Der Agulhas- 
strom kommt heute noch um die in 34° S gelegene Südostspitze von 
Afrika herum. Die Westwinde, welche dem ınediterranen Aste des 
eocänen nordindischen Stromes entgegentraten, darf man für schwächer 
halten als jene, gegen welche der Agulhasstrom anzukämpfen hat, 
da die prozentische Meeresbedeckung in den mittleren Nordbreiten 
im Eocän geringer war als sie jetzt in den mittleren Südbreiten ist. 
Die Bewegungsenergie des eocänen Stromes kann man aber für etwas 
größer ansehen als die des Angulhasstromes, da unter Verhältnissen, 
wie sie jetzt auf der Südhalbkugel herrschen und sich nach Matthew 
auch für das Eocän ergeben würden, der Südostpassat zum Teil 
zur Verstärkung der nordhemisphärischen Ströme beiträgt. 

Es ist so nicht klar einzusehen, warum nicht auch bei der 
heutigen Pollage ein starker Ast der nordindischen Passattrift um die 
Nordostspitze Afrikas herum in das zentrale Mittelmeer hätte ein- 
biegen können. Die winterlichen Zyklonen wären im eocänen Mediterran- 
meere, da es weniger landumringt war, vielleicht minder tief als jetzt 
gewesen und die von Matthew in die Mitte dieses Meeres gelegte 
Insel hätte durch Erzeugung lokaler Antizyklonen dem Auftreten 
ständiger Westwinde im südlichen Meeresteile entgegengewirkt. Längs 
der Nordküste des eocänen Mittelmeeres hätten rückläufige W—O- 
Strömungen stattgefunden, obschon hier die Winde im Winter eher 
einer entgegengesetzten Stromrichtung günstig waren; allein solche 
rückläufige Strömungen hätte es auch bei einer niedrigeren Breiten- 
lage gegeben zufolge des von den Luftdruckverhältnissen und von 
der Erdrotation unabhängigen, von Krümmel experimentell bestätigten 
Gesetzes der Ozeanmechanik,.. daß jede Strömung bereits den Keim 
zur Entwicklung zweier geschlossener Stromkreise in sich birgt. 

Im Vorjahre bot sich mir ein Anlaß, darauf hinzuweisen !), daB 
die Konzentration des diluvialen Glazialphänomens auf die Nachbar- 
länder des nördlichsten Atlantik keineswegs zur Annahme einer Pol- 
verschiebung in der Richtung gegen Grönland zwinge; diesmal ver- 
suchte ich zu zeigen, daß auch die Konzentration der alttertiären 
Temperaturerhöhung auf die Meridiane von Europa auf andere Weise 
als durch eine Polverschiebung in der Richtung gegen das Tschuktschen- 
land erklärt werden könne. Freilich sind die Voraussetzungen, von 
welchen ich bei diesem Versuche ausgehen mußte, nicht so gut 
begründet als wie jene, auf die ich mich bei meinem vorjährigen 
“Hinweise stützen konnte. 

Die Frage, ob die Annahme einer zur heutigen analogen tertiären 
Pollage wegen des Lichtbedürfnisses der Pflanzen möglich sei, ist hier 
nicht der Platz zu untersuchen. Ergebnisse der experimentellen 
Pflanzenphysiologie sprechen eher für eine Verneinung dieser Frage; 
Heer glaubte sie mit Hinweis auf zwei Beispiele auch für immer- 
grüne Gewächse bejahen zu dürfen. Man wird einwenden können, daß 
diese Beispiele: das Uberwintern kultivierter Oleanderbäumchen in 


') Sind Eiszeiten durch Polverschiebungen zu erklären? Diese Verhandl. 
1909, Nr.'12. 


1910 Bericht vom 30, September. F. v. Kerner. 281 


finsteren Kellern und der Winterschlaf der Alpenrosen unter der 
Schneedecke (die in hochgelegenen, schattigen und vor dem Föhn 
geschützten Schluchten wohl ein mehrmonatliches ununterbrochenes 
Dunkel schafft), nicht ganz beweisend seien und auch wieder der 
Meinung sein können, daß dieser Einwand nicht voll berechtigt wäre. 

Noch ein Moment läßt es fraglich erscheinen, ob Waldwuchs in 
jenen hohen Breiten möglich war, in welchen man noch versteinerte 
Blattreste von Bäumen findet: die Heftiskeit der Winterstürme. So- 
lange sich nur ein Teil des Polargebietes relativ milder Winter- 
temperaturen erfreut hätte, wäre die Zyklonenbildung eine sehr leb- 
hafte gewesen. In einer ganz eisfreien Polarkalotte würden die Winter- 
stürme weniger heftig sein. Allerdings gibt es in jedem Land von 
wechselvollem Relief auch windgeschützte Lagen, in welchen baum- 
artige Gewächse günstigere Existenzbedingungen finden. 

Eine große Schwierigkeit erwächst der Ablehnung hypothetischer 
Hilfsfaktoren außer durch die Funde auf Grinnelland auch durch die 
Funde von Tertiärpflanzen in der antarktischen Region, Es wurde schon 
erwähnt, daß die Heranziehung des Südostpassates als einer Energie- 
quelle für die zur Heizung der nördlichen Polarregion dienenden 
Meeresströme die Annahme eines milden antarktischen Klimas aus- 
schließt. 

Es fällt so selbst demjenigen, der sich von der bei den Geologen 
üblichen Unterschätzung der terrestrischen Klimafaktoren fernhält, 
sehr schwer, die geographische Hypothese bedingungslos zu vertreten. 
Wohl aber scheint es mir unbedingt erforderlich, vor Heranziehung 
von hypothetischen Hilfsfaktoren genau festzustellen, wieviel sich 
durch Änderungen in der Verteilung von Land und Meer allein er- 
klären läßt. In jedem halbwegs geordneten Privat- und Staatshaushalt 
ist es Brauch, bevor man Anlehen aufnimmt, nachzusehen, wie groß 
die verfügbaren Mittel sind. Dieses ökonomische Grundprinzip sollte 
auch in der Paläoklimatologie befolgt werden. Diejenigen, welche ein 
Universalmittel zur restlosen Auflösung aller paläoklimatologischen 
Probleme gefunden zu haben vermeinen, sind bei der Anpreisung 
der Vorzüge ihres Mittels gegenüber allen anderen rasch mit dem 
Urteil fertig, daß die geographische Klimahypothese unzureichend sei. 
Sie glauben ein übriges zu tun, wenn sie zugeben, daß Änderungen 
in der Festlandsverteilung auf Klimaänderungen von nicht zu unter- 
schätzendem Einflusse seien. Aber auch diejenigen, welche ohne Vor- 
eingenommenheit für irgendeinen hypothetischen Hilfsfaktor an die 
Lösung der großen Klimarätsel der geologischen Vergangenheit heran- 
treten, pflegen sich über das Ausmaß der durch Änderungen in der 
Konfiguration der Erdoberfläche möglichen Abweichungen von den 
heutigen Klimaten zu wenig genau Rechenschaft zu geben. 

Solange man sich bei den Betrachtungen über die Klimate der 
Vorzeit in vagen Vermutungen über kältere und weniger kalte Welt- 
räume und über eine heißere und minder heiße Sonne erging, war 
es verzeihlich, sich auch betreffs der terrestrischen Ursachen der 
Klimate mit verschwommenen Vorstellungen über abkühlende und 
erwärmende Einflüsse von Land und Meer zu begnügen. Seitdem man 
aber daranging, die Wärmesteigerungen und -Abnahmen, welche durch 


282 Verhandlungen. Nr! 12 


bestimmte. Änderungen der solarklimatischen Größen bedingt würden, 
ziffermäßig festzustellen, ist es als ein großes Versäumnis zu bezeichnen, 
wenn man nicht auch die thermischen Folgen von Umgestaltungen 
der Erdoberfläche durch Zahlenwerte auszudrücken sucht. 

Den thermischen Schlußfolgerungen aus einer Polverschiebung 
könnte man geradezu den Charakter der Wissenschaftlichkeit ab- 
sprechen, solange sie nicht unter genauer Rücksichtnahme auf dieim 
gegebenen Falle möglichen terrestrischen Modifikationen des Klimas 
gezogen wurden. Aus Polverschiebungen ergeben sich genau bestimmte 
Anderungen der solarklimatischen Faktoren. Da nun aber das ter- 
restrische Klima vom solaren sehr verschieden sein kann — ich er- 
innere hier an zwei Aussprüche von Woeikof!): „Ich habe so viele 
Tatsachen gebracht, welche die Unabhängigkeit der Lufttemperatur 
von der an Ort und Stelle empfangenen Sonnenwärme zeigen, in 
Fällen, wo andere mächtige Faktoren wirken ...“* und „Wer sich 
Rechenschaft davon gibt, wie wenig die Wärme vieler Gegenden auf 
unserer Erde der an Ort und Stelle empfangenen Sonnenwärme‘ 
entspricht ... .‘ — so ist es prinzipiell verfehlt, aus be- 
stimmten Polverschiebungen auf bestimmte Tempe- 
raturänderungen zu schließen. Im Vorjahre habe ich ge- 
zeigt), daß die extremen Abweichungen von den mittleren Parallel- 
kreistemperaturen so groß sein können wie die Differenzen zwischen 
den Mitteltemperaturen zweier Breitengrade vom Winkelabstande der 
für das Tertiär vermuteten Polverschiebung. Es ist ein Irrtum, sich 
einzubilden, daß man einen Zahlenwert durch Addition einer be- 
kannten Größe erhöht, wenn noch eine Unbekannte hinzuzufügen ist, 
von: der man nicht weiß, ob sie ein positives oder negatives Vorzeichen 
hat und nicht weiß, wie groß sie ist und nur weiß, daß sie möglicher- 
weise so groß sein könnte wie die addierte bekannte Größe. 


Beschränkt man sich auf das von den Geophysikern als zulässig 
bezeichnete Maß von Verlagerungen der Erdpole, so ist sogar mit 
der Möglichkeit zu rechnen, daß diese Unbekannte größer ist als die 
hinzugefügte Bekannte und daß, falls sie ein negatives Vorzeichen hat, 
das Ergebnis der Addition statt der gewünschten Temperaturerhöhung 
noch eine Temperaturverminderung gegenüber der Jetztzeit darstellt. 
Dasselbe kann sich bei Benützung der Kohlensäurehypothese ereignen, 
wenn man über die gebräuchliche Annahme eines gegen jetzt verdrei- 
fachten CO, Gehaltes der Luft nicht hinausgeht. Die mittlere Jänner- 
temperatur in 78°N, 150E (Gegend des Eisfjord in Spitzbergen) wäre, 
wenn nur eine westsibirische Trift unter den angenommenen Verhält- 
nissen in das Polarmeer einträte, nach der eingangs abgeleiteten 
Formel — 263. Die Benützung dieser Formel ist im vorliegenden 
Falle ganz einwandfrei, da es sich hier nur um eine Interpolation, 
nicht um eine Extrapolation handelt. Als jetzige Jännertemperatur 
in jener Gegend ergibt sich — 137. Eine geographische Veränderung, 


1) ]. c. pag. 38 und 52. 

2) Die extremen thermischen Anomalien auf der Nordhemisphäre und ihre 
Bedeutung für die Frage der geologischen Polverschiebungen. Meteorologische 
Zeitschrift 1909, Oktoberheft. 


1910 Bericht vom 30. September. F. v. Kerner. 283 


der Bestand eines nordatlantischen Festlandes und der hiedurch be- 
dingte Wegfall eines erwärmenden Einflusses des Golfstromes auf das 
Polargebiet würde also eine Temperaturerniedrigung von 12°6° erzeugen. 
Die Wärmezunahme infolge einer Polverschiebung um 10° im Meridian 
165° W wäre 7°6, jene infolge einer Verdreifachung des atmosphä- 
rischen Kohlensäuregehaltes 95. Es wird hier also die von den 
hypothetischen Hilfsfaktoren erzeugte Wärmesteige- 
rung durch die von einer geographischen Veränderung 
abhängige Kältezunahme nicht einmal kompensiert 
und das Resultat ist eine Temperaturerniedrigung um 
50 und 3:19 gegenüber der Gegenwart. Selbst als kombi- 
nierte Wirkung einer Polverschiebung von 15° und einer Verdrei- 
fachung des CO,-Gehaltes der Luft würde sich bei Annahme einer 
Nordatlantis als Jännertemperatur im mittleren Spitzbergen erst 
— 430 ergeben, also erst soviel als bei Annahme von Matthews 
Rekonstruktion ohne hypothetische Hilfsfaktoren. An der für die 
Gegend des Eisfjord berechneten Wintertemperatur wäre auch dann 
kaum etwas zu ändern, wenn man sich die Nordatlantis nur als 
eine sehr schmale Landbrücke denkt. Das Meer auf der Nordseite 
dieser Brücke bliebe kalt; der winterliche Luftdruck über diesem 
Meere wäre zwar niedriger als jener über Grönland und Nordeuropa, 
aber viel höher als jener über dem zentralen Mittelmeer und die 
tiefen nordatlantischen Zyklonen würden gegen das letztere hinziehen 
und so noch dem mittleren Europa, aber nicht dem Nordmeere warme 
Luft vom Ozean zuführen. 

Aus dem vorigen erhellt, daß eine bloße Beteuerung, den Ein- 
Auß geographischer Veränderungen auf das Klima nicht unterschätzen 
zu wollen, noch nicht vor der Gefahr schützt, ihn doch zu unter- 
schätzen. Ziffermäßige Nachweise über die Temperaturänderungen, 
welche durch Umgestaltungen der Meere und Festländer veranlaßt 
würden, sind sonach eine unerläßliche Vorbedingung für einen Fort- 
schritt in der Paläoklimatologie!). Daß solche Nachweise wegen der 
bei ihnen nicht zu vermeidenden Vernachlässigungen und Verein- 
fachungen und zum Teil auch willkürlichen Suppositionen keinen 
Anspruch auf Genauigkeit erheben können, ist, wie in allen Fällen, 
wo man komplizierte Wechselbeziehungen in der Natur in das Gewand 
weniggliedriger Formeln zwängt, kein stichhältiger Einwand gegen 
ihre Nützlichkeit. Durch zwei rohe Näherungswerte läßt sich das 
Verhältnis zweier Größen zueinander immer noch viel besser aus- 
drücken als durch die bloßen Worte: größer, stärker, wärmer u. dgl. 

Auch durch den Umstand, daß die Linienziehungen der Paläo- 
geographen sehr unsicher sind, kann das eben ausgesprochene Postulat 
keine Einschränkung erfahren. Die Wärmeverteilung auf der Erd- 
oberfläche in früheren Perioden wird allerdings solange zweifelhaft 
bleiben, solange die Umrisse der alten Kontinente und Meere nicht 


1) Solche ziffermäßige Nachweise könnten wohl mit Hilfe der von Madsen 
aufgestellten Formeln erzielt werden. Die von mir vor Jahren für die Juraperiode 
und für die Silur- und Devonperiode versuchte Anwendung der Forbesschen Formel 
(Sitzungsber. d. Wiener Akad. d. Wiss, matlı.-nat. Kl. 1895 u. 1899) konnte nur 
Mittelwerte für die Breitenkreise liefern. 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 12. Verhandlungen. 44 


984 Verhandlungen. ‘ Nr. 12 


_ 


feststehen. Soweit sich aber begründete Annahmen über ein früheres 
anderes Aussehen des Antlitzes der Erde machen lassen, müssen 
diese als Erklärungsgründe für frühere, von den heutigen abweichende 
Klimate voll und ganz ausgenützt werden, ehe man zu hypothetischen 
Hilfsfaktoren greift. 


Literaturnotizen. 


Geologische Übersichtskarte von Bosnien und Herze- 
gowina. II. Sechstelblatt: Tuzla. 


Von diesem Kartenwerke, dessen große Bedeutung anläßlich des Erscheinens 
des I. Sechstelblattes Sarajevo an dieser Stelle gewürdigt wurde (Verh. 1908, Nr. 11, 
pag. 250 und 251), worauf hier verwiesen sei, ist nunmehr das zweite Sechstelblatt 
erschienen. Es umfaßt den zwischen der Save und der unteren Drina gelegenen 
nordöstlichen Teil Bosniens, westwärts bis zum Tale der Ukrina, südwärts bis Zepce 
an der Bosna und bis zum Quellgebiete der Spre&a. Die Bezeichnung „Übersichts- 
karte“ paßt eigentlich nur auf die Darstellungsweise der älteren Formationen, wo 
in der Trias Kalk und Schiefer, im Paläozoikum Sandstein nebst Konglomerat, 
Kalk, Phyllit, Gneiß und Quarzit unterschieden werden. Die kartographische Glie- 
derung des jüngeren Mesozoikums und insbesondere jene des Tertiärs ist eine so 
eingehende, wie man sie sonst auf geologischen Spezialkarten zu erwarten und zu 
finden gewohnt ist, ohne daß jedoch das Kartenbild durch die Fülle des Gebotenen 
an Klarheit und Übersichtlichkeit eine Einbuße erlitte. In der Kreideformation 
sind Sandsteine und Konglomerate, Mergel mit Schiefertonen und Kalke der oberen 
und unteren Kreide unterschieden, hierzu kommen die teilweise den Jura mitum- 
fassenden Radiolarite, tuffıtischen Gesteine und Mergelkalke. Von den im Tertiär 
vorgenommenen Unterscheidungen entfallen drei auf das Eocän, eine auf Oligocän, 
zwei auf das binnenländische Oligomiocän, sechs auf marines Miocän und zwei auf 
Pliocän. Von eruptiven und metamorphen Bildungen weist die Legende nicht weniger 
als zehn Nummern auf. (Granit, Diorit, Diabas, MeJaphyr, Gabbro, Serpentin, 
Granatamphibolit, Hornblendegesteine, Andesit und Andesittuff ) 

Die Aufnahme des auf der Karte dargestellten, ungefähr sieben Spezial- 
kartenblätter umfassenden Gebietes ist zum allergrößten Teil ein Werk Katzers. 
Teilweise konnte mitberücksichtigt werden eine Aufnahme der Gegend von Gjur- 
gjevik des Oberbergkommissärs V. Lipold und eine Aufnahme der Gegend 
zwischen Modri@ und Lukavica des em. Assistenten der geolog, Landesanstalt Ing. 
W. Srajn. Die Ausarbeitung des Kartenblattes wurde ausschließlich durch den 
hochverdienten Chef der bosnischen geologischen Landesanstalt besorgt. 

(Kerner.) 


Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien Ill. Rasumofskygasse 23. 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3. 


Verhandlungen rk k a Reichsanstalt 


Bericht vom 31. Oktober un 


Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: A. Rzehak: Menilitschiefer di, der West- 
seite der Pollauer Berge. — A. Rzehak: Der nordische Vielfraß im Brünner Löß. — F. Katzer: 
Geologische Formationsumrißkarten von Bosnien und der Herzegowina auf der topographischen 
Unterlage der Spezialkartenblätter 1:75.000. — Maria M. Ogilvie Gordon: Geologische 
Profile vom Grödental und Schlern. — M. KiSpatic: Der Sand von der Insel Sansego (Susak) 
und dessen Herkunft. — Literaturnotizen: W. Paulcke, W. Paulcke, W. Paulcke. 


NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich. 


Eingesendete Mitteilungen. 


Prof. A. Rzehak. Menilitschiefer auf der Westseite 
der Pollauer Berge. 


Von der Westseite der Pollauer Berge waren bisher bloß der 
von mir entdeckte und in meiner Abhandlung über „Die Niemtschitzer 
Schichten“ (Verhandl. d. naturf. Ver. in Brünn, XXXIV, 1895) beschrie- 
bene braune Ton von Unter-Wisternitz sowie blaugraue Mergel und 
Sandsteine, die ich dem „Auspitzer Mergel*, bezw. „Steinitzer Sand- 
stein“ gleichgestellt habe, bekannt. Die für das karpathische Alttertiär 
so überaus charakteristischen Menilitschiefer wurden zwar vor Jahr- 
zehnten bei einer Schachtabteufung am Fuße des Turoldberges gefunden 
(nähere Mitteilungen hierüber sind in meiner Abhandlung: „Die Tertiär- 
formation in der Umgebung von Nikolsburg‘“, I. Teil, Zeitschr. d. 
mähr. Landesmuseums, 1902, enthalten) und sollen nach einer Angabe 
von Prof. OÖ. Abel (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1899, pag. 375) 
auf der Ostseite des Turoldberges in Wechsellagerung mit weißem 
Mergel und Sandstein zutage treten; von der Westseite der Pollauer 
Berge kannte man dieses Gestein bisher nicht, obzwar sein dortiges 
Auftreten unter der Voraussetzung, daß meine Altersbestimmung der 
Mergel von Unter-Wisternitz sowie der Mergel und Sandsteine von 
Pardorf richtig ist), als höchst wahrscheinlich anzunehmen war. 

Gelegentlich einer Exkursion, die ich unmittelbar nach einem 
ziemlich heftigen Regenguß unternommen hatte, gelang es mir, auch 


1) Auf dem von Prof. O0. Abel entworfenen geologischen Kartenblatt 
„Auspitz—Nikolsburg*“ ist die von mir vertretene Gliederung und Alters- 
bestimmung des Paläogens akzeptiert worden. 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 13. Verhandlungen. 45 


286 , Verhandlungen. Nr. 13 


auf der Westseite der Pollauer Berge anstehende Menilitschiefer 
zu entdecken. Ich fand zunächst neben einem Fußsteig in den höher 
gelegenen Partien der Weingärten zwischen Unter- und Ober-Wisternitz 
große Stücke von typischem Menilitopal und noch etwas höher in dem 
etwas eingeschnittenen,. gegen die „Klause“ zu führenden schlechten 
Fahrweg auch die typischen, dünnplattigen, durch Verwitterung an der 
Oberfläche weiß werdenden Menilitschiefer. Ich stand hier auf den 
Schichtköpfen des Gesteins, welches offenbar nur ausnahmsweise durch 
den vorhergegangenen Regenguß so deutlich bloßgelegt war. Die 
Streichrichtung geht ungefähr von NE gegen SW, das Einfallen ist 
ziemlich flach gegen SE gerichtet, also durchaus dem typischen 
Lagerungsverhältnis am karpathischen Außenrand entsprechend. Der 
Menilitschiefer tritt hier deutlich im Hangenden der braunen Mergel 
auf, die ich seinerzeit bei Unter-Wisternitz entdeckt und mit dem 
„Pausramer Mergel“ parallelisiert habe. Meine Deutung des nur höchst 
mangelhaft aufgeschlossenen Unter-Wisternitzer Mergels — welcher 
sich auch Prof. Dr. O. Abel auf dem von ihm aufgenommenen Karten- 
blatt Auspitz—Nikolsburg angeschlossen hat — erfährt durch die 
Konstatierung der Menilitschiefer in ihrem Hangenden jedenfalls eine 
wichtige Stütze, denn auch an anderen Stellen fallen die Pausramer 
Mergel in das Liegende der Menilitschiefer. 

Aufder vom „Werner-Verein“ herausgegebenen, von F.Foetterle 
bearbeiteten geologischen Karte von Mähren sind auf der Westseite 
der Pollauer und Nikolsburger Juraberge bloß Miocänbildungen 
eingetragen. Dies war wohl der Grund, daß die südmährischen Jura- 
berge von E. Suess als außerhalb des Karpathenrandes 
liegende, zum Vorlande der Alpen gehörige „sudetische 
Spuren“ aufgefaßt wurden. Wie ich schon in meiner Abhandlung 
über die „Niemtschitzer Schichten“ (Verhandl. d. naturf. Ver. in 
Brünn, Bd. XXXIV, 1895) und später in der Schrift: „Die Tertiär- 
formation. in der Umgebung von Nikolsburg in Mähren“ (Zeitschr. d. 
mähr. Landesmuseums, III, 1903) nachgewiesen habe, sind unsere 
Juraberge allseitig von alttertiären Ablagerungen umsäumt 
und fallen daher in den Bereich der karpathischen Sandsteinzone. 
Infolge des Absinkens an einer ungefähr nordsüdlich verlaufenden 
Bruchlinie sind auf der Westseite der Juraberge nur verhältnismäßig 
geringe Reste der Sandsteinzone erhalten geblieben; unter der Miocän- 
decke dürfte sich dieselbe jedoch ungefähr bis an die Linie Znaim— 
Mähr.-Ostrau, welche den älteren nordwestlichen Teil Mährens von 
dem jüngeren südöstlichen scheidet, erstrecken. Die Fortsetzung der 
alttertiären Ablagerungen von Auerschitz und Pausram, die zum Teil 
sehr bedeutende Lagerungsstörungen aufweisen, fällt dem 
Generalstreichen nach in das Gebiet westlich von den Pollau- 
Nikolsburger Bergen, woselbst die orographisch sehr auffälligen Hügel- 
züge von Unter-Tannowitz und Guldenfurt meiner Ansicht nach einen 
alttertiären Kern bergen, 

Prof. OÖ. Abel hat die südmährischen Juraberge in Anlehnung 
an E. Suess als Horste aufgefaßt, die nicht als Bestandteile der 
jungtertiären karpathischen Falten anzusehen sind (diese „Verhand- 
lungen“, 1899, pag. 381). Das Auftreten von Menilitschiefer, Auspitzer 


1910 Bericht vom 31. Oktober. A. Rzehak und Friedrich Katzer. 287 


Mergel und miocänem Schlier (Aturienmergel von Bergen) hart am 
Jurakalk ist ein Beweis dafür, daß letzterer erst verhältnismäßig spät 
bloßgelegt wurde. Daß an dieser Bloßlegung außer der Denudation 
nur Vertikalbewegungen beteiligt waren, ist schon deshalb nicht an- 
zunehmen, weil die Menilitschiefer hier um mindestens 100 m höher 
liegen als zum Beispiel bei Gr.-Niemtschitz und an vielen anderen 
Orten des Karpathenrandes. 


Prof. A. Rzehak. Der nordische Vielfraß im Brünner 
Löß. 

Mustelidenreste waren aus dem Brünner Löß bisher so gut wie 
gar nicht bekannt. denn die von A. Makowsky in seiner Schrift 
über den „Löß von Brünn und seine Einschlüsse an diluvialen Tieren 
und Menschen“ (Verhandl. d. naturf. Ver. Brünn, Bd. XXVI, 1887) 
erwähnten Reste des Dachses sind schon nach ihrem Frhaltungszustande 
leicht als rezent oder subrezent zu erkennen. 

In neuester Zeit sind unzweifelhaft diluviale, in typischem Löß 
eingebettete Dachsreste in der fossilreichen Lößablagerung am Süd- 
ostfuße des Roten Berges gefunden worden. Zu diesen Funden und 
dem von mir schon im vorigen Jahre (1909) konstatierten Vorkommen 
von Foetorius putorius gesellt sich nun ein dritter Mustelide, an dessen 
diluvialem Alter kein Zweifel möglich ist. Es ist dies der nordische 
Vielfraß, der bisher nur sehr selten und zumeist nur in spärlichen 
Skelettresten im mährischen Löß (Przedmost) gefunden wurde. Ich 
gewann kürzlich durch einen Arbeiter, den ich mit der ständigen 
Aufsammlung der Fossilreste in der obenerwähnten Lößablagerung 
betraut habe, einen nahezu vollständigen Schädel nebst dem dazu- 
gehörigen Unterkiefer. Der Erhaltungszustand ist ein sehr guter, so daß 
dieser Schädel jedenfalls zu den besten Vielfraßresten gehört, die 
jemals im Diluvium Österreichs gefunden worden sind. Eine nähere 
Beschreibung dieses Schädels sowie der sonstigen neuen Funde wird 
an einer anderen Stelle gegeben werden. 


Friedrich Katzer. Geologische Formationsumrib- 
karten von Bosnien und der Herzegowina auf der topo- 
sraphischen Unterlage der Spezialkartenblätter 
#09, 75.000. 


Die geologische Neukartierung Bosniens und der Herzegowina, 
an welcher seit 11 Jahren gearbeitet wird, erfolgt in den montani- 
stisch wichtigsten Gebieten des Landes im Katastralmaßstab 1 : 6250, 
ferner in solchen Gegenden, wo es ebenfalls aus praktischen Gründen 
auf eine detailliertere Aufuahme ankommt, i. M. 1: 25.000, sonst 
aber, entsprechend dem Zwecke der ehetunlichen Schaffung einer 
neuen geologischen Übersichtskarte des ganzen Landes, im Maßstab 
1: 75.000. Diese verschiedenen topographischen Unterlagen bedingen 
naturgemäß auch eine verschiedene Genauigkeit der geologischen Ein- 
zeichnungen. Während in einzelnen Grundkarten die geologischen 


45* 


288 Verhandlungen. Nr. 13 


Ausscheidungen teilweise so eingehend gegliedert und durchgearbeitet 
erscheinen wie in Spezialkarten lange geologisch erforschter Länder, 
bleiben sie in anderen Blättern mehr auf das wesentliche beschränkt 
und zusammenfassend. R 

Da es als Prinzip für die Ausarbeitung der geologischen Über- 
sichtskarte Bosniens und der Herzegowina, die im Maßstab 1 : 200.000 
zur Publikation gelangt), aufgestellt wurde, darin nur solche Aus- 
scheidungen vorzunehmen, die im ganzen Lande gleichmäßig 
durchgeführt werden können, ist es begreiflich, daß in dieser Karte 
vielfach von der weiteren Gliederung selbst ganzer Formationsstock- 
werke, zum Beispiel der mittleren und oberen Trias, die unter einer 
Farbe zusammengefaßt sind, abgesehen werden mußte und daß ins- 
besondere zahlreiche, teils praktisch, wie beispielsweise in der Zenica- 
Sarajevoer Braunkohlenablagerung, jedenfalls aber wissenschaftlich 
wichtige Einzelheiten nicht zur, Darstellung gebracht werden können. 
Infolgedessen gelangen in der Übersichtskarte trotz der im Verhältnis 
zum Maßstab relativ großen Anzahl von Ausscheidungen, die sie ent- 
hält, weder die unter den hierländischen Verhältnissen oft äußerst an- 
strengende, bei den Feldaufnahmen geleistete Arbeit, noch die erzielten 
Ergebnisse vollständig genug zum Ausdruck. 


Um aber die Früchte der großen, in den Manuskriptkarten nieder- 
gelegten Arbeit dennoch der Allgemeinheit zugute kommen zu lassen, 
ist mit Rücksicht auf die sehr bedeutenden, für die bescheidenen 
Mittel unserer geologischen Landesanstalt dermalen unerschwinglichen 
Kosten von im Farbendruck ausgeführten geologischen Karten, die 
Herausgabe von Spezialkarten (1:75.000) mit aufgedruckten 
Umrissen der geologischen Formationen beschlossen 
worden. Diese auf starkem Papier gedruckten Karten, deren Terrain- 
darstellung lichter als der Umrißaufdruck gehalten ist, so daß die 
geologischen Einzeichnungen sehr deutlich hervortreten, sind durch 
allen Ausscheidungen beigesetzte Buchstabenbezeichnungen zum 
Selbstkolorieren eingerichtet und bieten nach meiner Mei- 
nung einen brauchbaren Ersatz für in Chromodruck ausgeführte 
Karten. 


Vorläufig sind von diesen Formationsumriß-Spezialkartenblättern 
zwei veröffentlicht worden, nämlich Z. 27, Kol. XIX „Tuzla“ 
und das östlich angrenzende Blatt Z. 27, Kol. XX „Janja“. Im Druck 
befindet sich das an Tuzla westlich anstoßende Blatt Z. 27, Kol. XVII 
„Gracanica-Tesanj“ und für die weitere Publikation werden zunächst 
die Blätter „Sarajevo“ Z. 30, Kol. XIX und „Zenica-Vares“ Z. 29, 
Kol. XVIII vorbereitet, worauf dann, sofern unser Versuch Anklang 
findet, sukzessive die anderen bisher im Manuskript vorliegenden 
Spezialkartenblätter Mittel-, Ost- und Nordbosniens folgen sollen. 

Die Herausgabe erfolgt nicht etwa in der Reihenfolge, wie die 
Blätter im Laufe der Zeit nacheinander aufgenommen wurden, sondern 


!) Erschienen sind die Sechstelblätter: I „Sarajevo“ und II „Tuzla“, welche 
ganz Mittel- und Ostvosnien von Jablanica a. d. Narenta, Travnik und Kobas a. 
d. Save ostwärts bis zur Landesgrenze umfassen. Das III. Sechstelblatt „Banjaluka“ 
befindet sich in Vorbereitung. 


1910 Bericht vom 31. Oktober. !"riedrich Katzer. 289 


sie wird von praktischen Rücksiehten bestimmt. Daß das 
von mir zuerst geologisch kartierte Spezialblatt „Tuzla“ auch als 
erstes Formationsumrißblatt veröffentlicht wurde, hat seinen Grund 
lediglich in der montanistischen und sonstigen praktischen Wichtigkeit 
dieses Blattes, in dessen Bereiche mächtige Salz- und Kohlenlager 
auftreten und wichtige Industrien betrieben werden. Und daß das erst 
vor drei Jahren ausgeführte Blatt „Janja* gleich darauf folgt, beruht 
auf ähnlichen Erwägungen. 

Von den 64 Blättern, welche (abgesehen von geringfügigen 
Zipfeln) ganz Bosnien und die Herzegowina umfassen, sind bis jetzt 
24 vollkommen und 13 zum größeren Teil fertiggestellt 
und in fast allen übrigen Blättern wurde mit der Aufnahme begonnen. 
Wir sind danach in der Lage, 24, eventuell 37 Formationsumriß- 
Spezialkartenblätter Bosniens und der Herzegowina nach Maßgabe 
der Mittel in rascher Reihenfolge zur Ausgabe zu bringen. 


Die Formationsumrißkarten bieten etliche Vorteile, die her- 
vorgehoben sein mögen. Zunächst können sie natürlich wesentlich 
billiger abgegeben werden als die mit beträchtlichen Herstellungs- 
kosten belasteten Farbendruckkarten. Ferner ermöglichen sie die 
Kolorierung mit Farben, Tinten oder Pastellstiften nach der inter- 
nationalen, der österreichischen oder sonst einer beliebigen Skala, 
die der individuellen Auffassung oder dem vorschwebenden Zweck 
am besten entspricht; es braucht auch nicht die ganze Karte kolo- 
riert zu werden, sondern eben nur der Abschnitt, welcher momentan 
von hauptsächlichem Interesse ist, eventuell kann zur besseren Über- 
sicht im ganzen Blatte nur dasjenige durch Farben herausgehoben 
werden, worauf es vorzugsweise ankommt. Bei Exkursionen und geo- 
logischen Spezialbegehungen dürften sich die Formationsumrißkarten 
besonders nützlich erweisen, weil sie eventuelle Reambulierungen viel 
leichter und übersichtlicher auszuführen gestatten als Farbendruck- 
blätter, namentlich wenn man zugleich eine partiell kolorierte Karte 
als Führkarte und ein nicht koloriertes Blatt für die Neueinzeich- 
nungen nebeneinander im Felde benützt. Und da der Grenzverlauf 
der Formationen und Stufen im Vordruck dauernd fixiert ist, entfallen 
bei unseren Umrißbkarten auch manche von den Nachteilen der meisten 
handkolorierten geologischen Karten anderer Anstalten, zum Beispiel 
die Verschiebung der Grenzen durch den Zeichner, die Verwischung 
der Grenzen durch Regentropfen oder durch unvorsichtiges Radieren 
und dergleichen. 

Auf den wissenschaftlichen Inhalt der beiden vorliegenden und 
der später zur Ausgabe gelangenden Formationsumriß-Spezialkarten- 
blätter gedenke ich bei anderer Gelegenheit näher einzugehen, da 
die vorstehenden Zeilen lediglich den Zweck haben, die Fachgenossen 
und Interessenten auf das Erscheinen der geologischen Formations- 
umriß-Speziaikarten Bosniens aufmerksam zu machen. Es sei nur noch 
erwähnt, daß das erste Blatt „Tuzla“ 33 und das zweite Blatt „Janja“ 
24 Unterscheidungen von sedimentären Schichtenstufen und Eruptiv- 
gesteinen enthält. 


290 Verhandlungen. Nr. 13 


Maria M. Ogilvie-Gordon, Dr. Sc. Ph. Dr. F.L. S. Geolo- 
sische Profile vom Grödental und Schlern. 


Ich habe jetzt meine geologische Untersuchung des Schlern und 
der Seiser Alpe abgeschlossen und dank dem Entgesenkommen der 
k. k. geologischen Reichsanstalt wird die detaillierte Beschreibung 
bei der nächsten passenden Gelegenheit im Jahrbuche veröffentlicht 
werden. Es scheint mir aber von unmittelbarem Interesse zu sein, das 


Fig 1 
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BURGSTAL P 
SCHLERN GAMSTEIG 2515 m h BEER? 


ALPE 2468 m sr Gr EURINGER SP 
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Ansicht der Überschiebungsstruktur am Nordabhang des Schlern. 
Maßstab: 1:29.500. 
Wf = Werfener Schichten. — MD = Mendoladolomit. — Bu = Buchensteiner 
Kalk. — AP = Augitporphyrit. — W = Wengener Schiefer, Tuffe, Tuffmergel etc. 
mit Halobia Lommeli und Posidonomya Wengensis. — C = Üassianer Schichten: 


(a) Tuffige Schiefer und Tuffe mit Pflanzenstengeln und einigen anderen Fossilien; 
(b) harte graue Kalke und kalkige und tuffige Breccien, voll von typischen Bivalven und 
Gastropoden; (c) Wechsel von Schiefern, Mergeln und Kalken, noch mit Mollusken- 
formen, aber mehr Einschaltungen von „Cipitkalk“ mit Echinodermen und Korallen- 
resten; (d) gut ausgeprägte Dolomitbänke mit dünneren Bändern von dunklem Tuft. 
— SD = Schlerndolomit. — R = Raibler Sandsteine und kalkige Schichten. — 
DD = Dachsteindolomit. — 7 = Schubflächen. — F, = Nord—Süd-Bruch durch 
den Schlern. — F, = NW-—SO-Bruch durch den Burgstall. 


Vorkommen von Cassianer Fossilien in Schichten, welche den Schlern- 
dolomit des Schlern unterlagern, bekannt zu machen. Ich will darum 
hier zwei Profile geben, welche durch das Gebiet im Norden des 
Grödentales, gegenüber dem Langkofel gezogen sind. Dieselben dienen 
zur Bekräftigung der Existenz einer Hauptschubfläche zwischen zwei 
Gebirgsmassen, welche zwei verschiedene Triasfazies repräsentieren. 

Fig. 1 bietet eine Ansicht der Nordseite des Schlern an ihrem 
westlichen Ende, gesehen von der Seiser Alpe. Die Ansicht ist nach 


1910 Bericht vom 31. Oktober. Maria.M. Oeilvie-Gordon. 991 


dem Maßstabe gezeichnet, aber zugleich etwas landschaftlich gestaltet. 
Ein wichtiger Schlüssel für das Verständnis des Baues dieses west- 
lichen Endes des Schlern wurde mir dargeboten, als ich in diesem 
Sommer sichere fossilführende Cassianer Kalke und Tufimergel kon- 
kordant unter dem Schlerndolomit der Abstürze des Burgstall entdeckte. 
Es wurde bisher immer angenommen, daß hier am westlichen Ende 
keine Cassianer Schichten vorhanden seien und daß die Augitpor- 
phyrite und Wengener Schichten unter dem Gamssteig auskeilen 
innerhalb einer Riftormation von Dolomit desselben Alters. Aber es 
ist hier eine normale Schichtfolge von den Buchensteiner Schichten 
durch die Augitporphyrite, Wengener und Cassianer Schichten und 
den Schlerndolomit bis zu den Raibler Schichten an der Burgstall- 
terrasse vorhanden. In der Wengener und Cassianer Serie sind alle 
paläontologischen Zonen vertreten (siehe Erläuterung zu Fig. 1) und 
die harten grauen Kalke und Kalkbreccien, welche den Beginn der 
oberen Cassianer Schichtgruppe bezeichnen, sind reich an den näm- 
lichen Mollusken und an anderen Typen, welche man in den Pachy- 
eardientuffen der Seiser Alpe gefunden hat. 


Mysidiopter@ elongata Broili. 

Mysidioptera incurvostriata v. Wöhrmann-Gümbel. 
Mysidioptera angusticostata Broili. 

Coelostylina similis Münst. 

Decosmos macnlatus Klipst. var. Seisensis. 
Einerinus varians Münst. 

Enerinus Cassianus Laube. 


Diese fossilführenden Schichten gehen nach oben hin über in 
zwischengelagerte Cipitkalke, Mergel und Tuffe und dann in. Schlern- 
dolomit, in dessen unteren Horizonten zwei gut markierte Bänder von 
dunklen fossilleeren Tuffen vorhanden sind. Es sind das dieselben 
wechsellagernden Tuff- und Dolomithorizonte, wie sie am Ochsenwald 
unter der Schlernalpe steil nordwärts fallen. Die Tuffbänder werden 
dieker und mehr unregelmäßig, sowie man dieselben ostwärts verfolgt 
durch den Ochsenwald und den Mahlknecht gegen Fassa zu. 

Aber die Schlerndolomithorizonte über und die Cassianer Hori- 
zonte unter dieser zwischengelagerten Gruppe bleiben dieselben. Es 
ist dort dann bloß eine lokale Verschiedenheit in der Dicke dieser 
Bänder von tuffigem Material; aber selbst dort, wo diese am dünnsten 
sind, erscheinen die oberen Cassianer Fossilien sehr reichlich in den 
unterlagernden Kalken und unterhalb der gesamten Mächtigkeit des 
Schlerndolomits im Burgstall. 

Die Schichtfolge des Burgstall, welche die porphyritischen, kal- 
kigen und tuffigen Wengener und Cassianer Schichten umfaßt, ist 
auf eine dolomitische Fazies aufgeschoben, in welcher die Buchen- 
steiner Schichten von geschichteten Dolomiten gefolgt sind, die wahr- 
scheinlich das Alter der Wengener Schichten haben. Ein wichtiger 
Zug im Gebirgsbau ist die Durchschneidung dieser Schubfläche durch 
eine: spätere Fläche von sehr geringer Neigung, welche sich ohne 
Unterbrechung von der aufgeschobenen Masse in die darunter liegende 
Masse fortsetzt und die Neigung dieser Ebene ist gleich der früheren 


Verhandlungen, Nr. 13 


292 


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1910 Bericht vom 31. Oktober. Maria M. Ogilvie-Gordon. 293 


Fig. 2 und 3. Profile zur Erläuterung der Überschiebungsstruktur am Nordhange 
des Grödentales gegenüber dem Langkofel. 


Fig. 2 Maßstab: 1:25.000. — Fig. 3 Maßstab: 1:33.300. 
Höhen in Metern. 


Perm: @S — Grödener Sandstein. — BK = Bellerophonkalk. 
Trias: Wf = Werfener Schichten. — MD —= Mendoladolomit. — Bu —= Oberer 
Muschelkalk und Buchensteiner Schichten. — AP = Augitporphyrit. — Wg = 
\Wengener Schiefer und T'ufte. — SD — Schlerndolomit. — 7, und 7, = Schub- 
flächen. — f = spätere Brüche, 


Ebene eine östliche. Ich verfolgte die Schubfläche südwärts und ost- 
wärts durch den Schlern zum Fassatal und fand, daß die Porphyrite 
und Tuffe auf der Südseite des Schlern die Quetschungszone zwischen 
den überschobenen und den unterliegenden Massen einnehmen. Die 
Details der Struktur werden in meiner ausführlichen Arbeit erörtert 
werden. 

Fig. 2 und 3 sind Profile, gezogen durch die Hügelgegend im 
Norden des Grödentales und dienen zur Ergänzung der Geologie des 
Langkofeldistrikts auf der Südseite dieses Tales. Die Hauptschub- 
fläche ist hier unter dem Gipfel des Pitschberges aufgeschlossen. Ich 
verfolgte sie nordwärts bis zu den kalkig-dolomitischen Felsmassen 
des Seceda pik, welcher der westlichste Ausläufer der Geißler Spitzen 
ist. Sogleich südlich vom Pitschberg ist der Aufschluß der Schubfläche 
lokal gesenkt, infolge des Vallbach- und Schnatschalpebruches, aber 
sie erscheint dann wieder in den Mendoladolomit- und Buchensteiner 
Horizonten rings um die Basis der Schnatschalpe und setzt sich quer 
durch das Grödental bis zum Gebiete des Langkofel fort. 

Ich fand, daß wenn ich sie entweder nord- oder südwärts vom 
Pitschberg verfolgte, die Basis des aufgeschobenen Gesteinskomplexes 
durch jüngere Schichten als am Pitschberg gebildet wurde und beob- 
achtete ein auswärts gerichtetes Schichtfallen sowohl gegen Norden 
als gegen Süden. (Siehe Fig. 3.) Also repräsentieren die Werfener 
Schichten am Gipfei des Pitschberges ein ostwestliches Gewölbe 
innerhalb der aufgeschobenen Masse. 

Eine andere niedrig liegende Schubfläche ist am Pitschberg in 
den jüngeren Horizonten an den Ostabhängen vorhanden und bezeugt 
die Aufeinanderhäufung von Schuppen innerhalb der aufgeschobenen 
Masse. Auch diese Fläche setzt sich durch das Gebiet des Langkofels 
hindurch fort. 

Die unterlagernde Masse, welche die Sorasasalpe oder die 
Westabhänge des Pitschberges aufbaut, ist durch einen widersinnigen 
Bruch durchschnitten, welcher steil ostwärts geneigt ist. An seinem 
Aufschlusse in dem Gran Roaberg sind die Werfener Schichten des 
Östflügels in geringem Ausmaße über den Mendoladolomit des West- 
flügels getrieben. In meiner geologischen Karte der beiden Seiten 
des Grödentales ist die Gran Roaverwerfung dargestellt als die 
nördliche Fortsetzung des N—S-Pozzaleverwurfes zwischen Langkofel 
und Sellamassiv und zwischen dem Durongehänge und Rodellaberg 
mit Absenkung auf der Westseite. Im Osten des Pitschberges durch- 
zieht eine Serie von Staffelbrüchen die Aschkler- und Ineisaalpe, an 

K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 13. Verhandlungen. 46 


294 Verhandlungen. Nr. 13 


welchen die östlichen Flügel gesenkt sind. Es sind das die Fort- 
setzungen derjenigen Brüche, welche ich schon beschrieben habe im 
Sellamassiv, Grödenpaß und Gardenazzamassiv und ihre kartographische 
Position wird aus meiner nächsten geologischen Karte dieses Gebietes 
zu ersehen sein. Sie durchziehen die Dolomitmassen des Seceda und 
der Geißler Spitzen im Norden der Aschkler- und Ineisaalpe. 

Diese Profile bewahrheiten in guter Übereinstimmung die Deu- 
tung, welche ich für den Langkofeldistrikt gegeben habe a) die nach 
West gerichtete Überschiebung einer gefalteten Gebirgsmasse, welche 
die Laven und Tuffe vom Alter der Wengener und Cassianer Schichten 
umfaßt, 5) die Durchschneidung von älteren Schubflächen durch jüngere 
Schubflächen und Verwerfungen, c) die Deformation der unterliegenden 
Schubmassen durch Faltungen, Brüche und Cleavageflächen, welche 
verschiedenen Drucksystemen entsprechen, in dieser Gegend einem 
ost-westlichen und einem NNE—SSW gerichteten System. 


Prof. M. KiSpatic. Der Sand von der Insel Sansego 
(Susak) bei Lussin und dessen Herkunft. 


Die der kroatischen und dalmatinischen Küste vorgelagerte 
Inselreihe besteht aus Kalken wie die Küste selbst und beide zeigen uns 
durchweg das Bild des Karstes. Wenn wir aber von der Insel Lussin 
auf die kleine Insel Sansego (Susak) treten, so finden wir uns auf 
einmal in eine fremde Welt versetzt, in eine Sandoase, von der 
Stache sagt, es ist das „eine morphologische Sehenswürdigkeit und 
ein halbes geologisches Rätsel und Wunder“. Und woher diese mäch- 
tige Sandanhäufung, diese Sandinsel im Meere von Kalken? Diese 
verlockende Frage hat viele Geologen !) beschäftigt und man versuchte 
auf verschiedene Weise das Rätsel zu lösen. Man begnügste sich dabei 
mit Spekulationen ohne wissenschaftliche Grundlage, nur Salmoj- 
raghi machte dabei eine Ausnahme. Lorenz meinte, es waren hier 
in der Pliocänzeit von untermeerischen Quellen aufgewirbelte Sand- 
haufen, die dann über Meeresniveau gehoben sind, was G. Stache 
nicht zugeben will, da der Sand doch aus einem älteren, entweder 
auf oder unter dem oberen Rudistenkalk, welcher die Basis der Insel 
Sansego und des Meeresbodens im weiten Umkreis bildet, ausgebrei- 
teten mürben Sandstein oder losen Sandablagerung stammen müßte. 
Bemerkenswert ist, was Stache weiter sagt: „Die ganze genau be- 
kannte Schichtenfolge des Festland- und Inselgebietes der Küsten aber 
bietet keinen Horizont, aus dessen Zerstörung und Umlage- 


1) A. Fortis, Saggio d’osservazioni sopra l’isola di Cherso ed Ossero, 
Venezia, 1771. — Lorenz, Skizzen aus der Bodulei, Petermanns Mitt. 1859. — 
Marchesetti, Cenni geologici sull’ isola di Sansego, Bull. soc. adr. di sc, nat. 
VII. Trieste 1882. — G. Leonardelli, Il Saldame, il Rego e la Terra di Punta 
Merlera in Istria, Roma, 1884. — G. Stache, Verbreitung und Höhenlagen von 
Äquivalenten der Sandablagerungen von Sansego. Verh. d.k.k. geol. R.-A., Wien 
1888, 255. — Stache, Die liburnische Stufe und deren Grenzhorizonte, Abhand- 
lungen d. k. k. geol. R.-A,, Wien XIII. 1889. 72. — F. Salmojraghi, Sull’ 
origine padana della sabbia "di Sansego nel Quarnero; R. Inst. Lomb. di sc. e lett. 
Milano XI. 1907. 


1910 Bericht vom 31. Oktober. Prof. M. Kispatic. 295 


rung sich ein so gleichförmig feines Material in der 
Mächtigkeit, wie es Sansego bietet, ableiten ließe.“ 

Wir werden sehen, daß es mir oelingen wird, den Beweis zu 
erbringen, daß gerade in den Kalken eine genügende Menge von 
gleichförmigem feinem Material vorhanden ist, um eine ähnliche Bildung 
zu ermöglichen. — G. Leonardelli dachte, daß heiße, kieselreiche 
Quellen den Sand hervorbrachten. Fortis, Marchesetti und 
Stache glaubten, daß oberirdische Flüße des alten Quartärlandes 
das sandige Material an den Mündungen zum Absatz brachten. Stache 
dachte „an ein Zusammenwirken fluviatiler Absätze in weitgedehnten 
Überschwemmungs- und Deltagebieten und nachträglicher äolischer 
Umlagerung des Absatzmaterials oder zum Teil an eine rein sub- 
aörische, dem Vorgang der Lößbildung verwandte Form der Material- 
anhäufung“. Den Sand selbst und seine mineralogische Natur hat 
niemand untersucht, es fehlte also jede wissenschaftliche Grundlage 
zur Beurteilung und Vergleichung des Materials. Den richtigen Weg 
hatSalmojraghi eingeschlagen, um zurLösung der Frage zu kommen. 
Er untersuchte mikroskopisch die Bestandteile der Sande nicht nur 
von Sansego, sondern auch von mehreren Punkten an dem östlichen 
und westlichen Ufer der Adria (Almissa, Cherso, Triest, Isonzo, Po, 
Ravenna, Porto S. Giorgio), um eine sichere Grundlage zur Beurteilung 
und Lösung dieser Frage zu bekommen. Auf Grund dieser Unter- 
suchungen kam Salmojraghi zu dem Schluß, daß der Sand von 
Sansego seine Entstehung der Anschwemmung vom Po zu danken 
hat. Der Po fließt durch ein ausgedehntes Gebiet von kristallinischen 
Schiefern und der Sand im Po steht im Einklange mit diesem Ur- 
sprung. Über das alte Adrialand brachte der Po den Sand bis zur 
jetzigen Insel Sansego und nach Untersuchungen von Salmojraghi 
sollen die Sande von der Insel Sansego mit jenen in der Poebene 
vollkommen übereinstimmen. Die geologischen Schwierigkeiten müssen 
natürlich vor dieser Tatsache schwinden. Leider sind aber die mikro- 
skopischen Untersuchungen von Salmojraghi in einer Form gegeben, 
daß man sich überhaupt kein Urteil über dieselben bilden kann. 
Außer den Namen der vorkommenden Mineralien werden keine physio- 
graphischen Eigenschaften angegeben. Ich kenne den Sand vom Po 
nicht und kann nicht sagen, ob er mit dem von Sansego übereinstimmt, 
das Verzeichnis der Mineralien von Sansego, nach meinen Unter- 
suchurgen, deckt sich aber nicht vollkommen mit dem Verzeichnis von 
Salmojraghi. Eine besondere (Gelegenheit veranlaßte mich, in 
die Frage näher einzugehen und führte mich zu einem Resultate, das 
die Frage über die Herkunft des Sandes von Sansego in ein ganz neues 
Licht brachte. Ich glaube, daß mir im folgenden gelingen wird, nach- 
zuweisen, daß 

1. der Sand von derInselSansego (Susak) mit allen 
seinen Bestandteilen aus den Kalken und Dolomiten 
des Karstes stammt; 

2. daß unterirdische Flüsse des Karstes nach Auf- 
lösung des Kalkkarbonats die eingeschlossenen Mine- 
ralien, meistens Quarz und Silikate, bei der untermee- 
rischen Mündung nicht nur bei Sansego, sondern auch 

46* 


296 Verhandlungen. Nr! 


an vielen anderen Stellen als Sand hervorbringen und 
anhäufen. 

Obwohl diese Erklärung ganz eigentümlich erscheint, so wird 
sich doch zeigen, daß sie sehr einfach und natürlich ist. Wir werden 
sehen, daß alle Mineralien des Sandes von Sansego in den Kalken 
unseres Gebietes vorkommen und daß sie in jeder Hinsicht mit 
ihnen übereinstimmen. Wir werden sehen, daß einige unter- 
meerische Quellen vor unseren Augen denselben Sand hervor- 
bringen und zuletzt, daß die terra rossa unseres Karstes haupt- 
sächlich Mineralien ganz ähnlich jenen von Sansego 
enthält. 

Ich besuchte die Insel Sansego im Frühjahr 1910. Die Unter- 
lage der Insel besteht aus lichtem Rudistenkalk. Wie auf einem Teller, 
dessen Ränder selten einige Dezimeter über das Meeresniveau hervor- 
ragen, steht eine Lage von Sand bis 90 m Höhe. Der graugelbliche 
Sand zeigt steile Wände, indem er, wie es seiner physikalischen Natur 
entspricht, lößartig abbröckelt, und ist durch tiefe Furchen von 
Regenwasser zerschnitten, ruinenartige Taleinschnitte bildend. Das 
pittoreske Bild wird durch terrassenförmig angelegte Weingärten noch 
erhöht. Die Kalkunterlage habe ich außer am Rande der Insel nur 
an einer Stelle in einer tiefen Furche unweit des unteren Dorfes 
gesehen. Die Grundfläche der Insel beträgt etwa drei Quadratkilometer 
mit 9 km Küstenentwicklung. Der Sand ist feinkörnig und ziemlich 
gleichmäßig. Er zeigt keine Schichtung, nur die oberste Schicht, 
die Kulturschicht ist porös, lößartig und enthält Land- und Süßwasser- 
schnecken. An den Seitenwänden vorkommende Schnecken sind nur 
in etwas härter gewordenen Krusten beim Hinunterfallen stecken ge- 
blieben. Im Sande selbst sind keine Reste zu finden. 

Ich habe den größten Teil der Insel begangen und von ver- 
schiedenen Stellen und verschiedenen Tiefen Sand gesammelt und 
mikroskopisch untersucht und einen nennenswerten Unterschied 
nirgends gefunden. Indem der größere Teil der Mineralien im Sande 
in sehr geringer Menge vorkommt und dazu dessen Körner und 
Blättehen eine Größe zwischen 0°05 und 025 mm besitzen, so war 
es nötig, bei der zeitraubenden Untersuchung mit großer Vergrößerung 
das Material zu separieren. Ich nahm dazu eine Thouletsche Lösung 
mit Sp. G. = 3'18. Die niedergefallenen Mineralien sowie die schwe- 
benden wurden für sich gesammelt und bei der mehrmals wieder- 
holten, gemessenen Verdünnung wurde dasselbe Verfahren durchge- 
führt, so bekam ich jedesmal ein Material, in dem die einzelnen 
Mineralien angereichert vorkommen. Bei mikroskopischer Untersuchung 
fand ich im Sande folgende Mineralien: 

1. Quarz ist der häufigste Bestandteil des Sandes; er besitzt 
meist keine bestimmte Form; er ist farblos, aber auch grau, schwarz, 
braun und rot durch Einschlüsse gefärbt. Hie und da führt er runde 
oder rhomboedrische Einschlüsse von Karbonaten, was für Quarze in 
den Kalken sehr charakteristisch ist. 

2. Karbonate als Kalzit und Dolomit sind in großer Menge 
vorhanden. Dolomitrhomboeder konnte man leicht als solche durch 
ddas spezifische Gewicht erkennen. 


1910 Bericht vom 31. Oktober. Prof, M. Kifpatic. 297 


8. Feldspate sind durch eine größere Anzahl von Arten ver- 
treten. Sie erscheinen immer in winzigen, unregelmäßigen Blättchen. 
Die allergrößten messen 025 mm, gewöhnlich sinken sie tief unter 
0:1 mm. Zwillinge sind selten, meist bei basischen Arten. Sauere Arten 
führen hie und da eingeschlossene Säulchen von grünlicher Hornblende. 
Meist sind sie einschlußfrei. Schöne Zwillinge bei einer Auslöschung 
von 20° :219%, 16° :12° 170:17°, wobei « und y eine bedeutend 
größere Lichtbrechung als Kanadabalsam besitzen, gehören der An- 
desin-Labradoritreihe an. Feldspate, deren Brechungsexponent = =, 
+ >, dann « < und y = dem des Kanadabalsams und kleine Aus- 
löschungsschiefe besitzen, sind dem Oligoklas zuzuzählen. Die meisten 
Feldspate haben kleinere Brechungsexponenten als Kanadabalsam, in- 
dem sie aber weder Zwillingslamellen noch Spaltungsrisse besitzen. 
so kann man nicht sagen, ob sie immer dem Albit angehören. Ein 
einfaches Individuum zeigte in der Mitte des Gesichtsfeldes den Aus- 
tritt der positiven Bisectrix und eine Auslöschung von 19°, « und y 
kleiner als bei Kanadabalsam, gehört somit zu Albit. 

Schön ausgebildete Mikrokline sind selten, kommen aber doch 
vor; sie zeigen schöne Gitterstruktur und auf P symmetrische Aus- 
löschung von 16°, 

Das Vorkommen von monoklinem Feldspat ist nicht sicher fest- 
zustellen. 

4. Muskovit ist im Sande sehr verbreitet. Der Achsenwinkel 
2 7=39°, 41°, 42°. Feinschuppige Aggregate von Serizit haben meist 
eirunde Formen. 

5. Phlogopit ist neben Muskovit immer vorhanden. Er ist 
meist optisch einachsig oder der Achsenwinkel ist sehr klein, steigt aber 
bis 27°. Er führt gewöhnlich viele Einschlüsse, die ihn trüb und un- 
durchsichtig machen. Es sind dies meist winzige Rutilnadeln, manch- 
mal auch schöne und große Kristalle und Zwillinge von Rutil. Manch- 
mal finden sich auch eingeschlossene Hämatite. 

6. Biotite im Sande sind gelbbraun, optisch ein- und zwei- 
achsig. Ich habe gemessen 2 V = 14° und 2 V = 2". 

7. Amphibolminerale sind im Sande stets vorhanden. Die 
säulenförmigen Gestalten sind entweder farblos oder schwach grün, 
grasgrün, tiefgrün bis braungrün. Pleochroismus ist bei grünen Formen 
immer deutlich, 7 hat blaue Farbentöne, oft glaukophanähnlich. Alle 
sind optisch negativ und die Auslöschungsschiefe klein, aber nie so 
klein wie bei Glaukophan. Das spezifische Gewicht wächst mit der 
Farbe. 

8. Granate sind häufige Bestandteile des Sandes. Sie sind 
gewöhnlich farblos, selten leicht rötlich. Brechungsvermögen sehr hoch. 
Meist sind es Bruchstücke mit muscheligem Bruche, selten Kristalle, 
die als zierliche, regelmäßige Rhombendodekaeder oder als plattge- 
drückte Dodekaeder erscheinen. Manchmal führen sie rundliche oder 
nadelförmige Einschlüsse, wahrscheinlich von Rutil. 

9. Chlorit erscheint in winzigen, frisch aussehenden Blättchen, 
welche grün, gelblichgrün oder graugrün gefärbt sind. Optisch ist er 
einachsig und positiv. 


398 Verhandlungen. Nr! 


10. Epidot erscheint in winzigen, unregelmäßigen Körnern von 
gelber oder grünlichgelber Farbe, auch farblos mit starker Licht- 
brechung und Doppelbrechung. 

1l. Klinozoisit kommt oft in Verbindung mit Epidot vor. Er ist 
farblos, blaßgrün oder gelblich, besitzt schiefe Auslöschung, bläuliche 
Polarisationsfarben und ist optisch positiv. 

12. Zoisit. Tafelförmige Körner oder Säulen, farblos, mit starker 
Lichtbrechung, schwacher Doppelbrechung, zweiachsig, positiv, Achsen- 
winkel (2 F) gegen 34%, a > v, gehören wahrscheinlich dem Zoisit. 

13. Disthen ist immer in einzelnen Blättehen vorhanden und 
leicht zu erkennen. Unregelmäßige, farblose Blätter liegen auf der 
Fläche M, nach der sie tafelförmig abgesondert sind; Spaltrisse nach P 
und 7 sind oft vorhanden. Lichtbrechung stark, Doppelbrechung 
gering; beinahe senkrecht auf M tritt die negative Bisectrix auf. Die 
Achsenebene bildet mit 7 einen Winkel von 300—32°, Achsen- 
winkel groß. 


14. Staurolith scheint sehr selten zu sein. Ich fand eine 
tafelförmige Säule mit starkem Pleochroismus: der Länge nach gelb- 
braun, senkrecht dazu dunkelbraun. In der Mitte des Gesichtsfeldes 
tritt eine optische Achse auf, der Achsenwinkel muß groß sein; optischer 
Charakter ist positiv. 


15. Turmalin ist sehr verbreitet. Manchmal findet man hemi- 
morphe Kriställchen (005 mm), gewöhnlich sind es aber kurze Säulchen 
mit geraden Terminalflächen. Pleochroismus stark; die Farbe des 
ordentlichen Strahles ist blaß, braun, gelbbraun, dunkelbraun oder 
dunkelblau ; die entsprechenden Farben nach e: farblos, grau, gelblich, 
lichtgelb. 

16. Titanit ist unter den schweren Mineralien des Sandes 
stets vorhanden. Fr erscheint in unregelmäßigen Körnern von blaß- 
grauer Farbe. Die Oberfläche erscheint wie parkettiert. Die Licht- 
brechung und Doppelbrechung stark; optischer Charakter positiv; der 
Achsenwinkel wurde mit Schraubenmikrometerokular auf 2 V = 28° ge- 
messen. Die Dispersion sehr stark, p > v. In einem Titanitkorn wurden 
eingeschlossene prismatische Kriställchen getroffen, die wahrscheinlich 
dem Rutil angehören. 


17. Korund wurde in den Kalken des kroatischen Karstes ge- 
funden, und hier im Sande erscheint ein Mineral, manchmal in einer 
Form, die an diejenige des Korundes in Kalken stark erinnert, so daß 
es sehr wahrscheinlich ist, daß es dem Korund angehört. Es sind dies 
knotenförmige, unregelmäßige Körner von etwa 0'05 mm, mit hoher 
Lieht- und geringer Doppelbrechung. Die Einachsigkeit und negativer 
optischer Charakter ist nicht besonders deutlich, aber sehr wahr- 
scheinlich. Einmal fand ich in einem solchen Korn eine Menge win- 
ziger, schwarzer Einschlüsse, wie sie im Korund in den Kalken vor- 
kommen. Das Mineral kommt sehr selten vor. 


18. Brookit muß äußerst selten sein, da nur ein einziges Korn 
sefunden wurde. Das Korn (01 X 0:15 mn) liegt auf einer Fläche, 
zu der parallel eine blätterige Absonderung zu sehen ist. Es hat 
tiefgelbe Farbe, ist optisch zweiachsig, positiv und hat sehr starke 


1910 Bericht vom 31. Oktober. Prof. M. Kispatie. 2099 


Dispersion, % > v. Der Achsenwinkel, gemessen mit Schraubenmikro- 
meterokular, bei angenommenem % = 2:56, beträgt 2 P = 21 30°. 

19, Rutil ist ein sehr gewöhnlicher Gemengteil des Sandes. 
Er kommt in Form von unregelmäßigen Körnern, in Kristallen von 
verschiedener Schärfe und knie- und herzförmigen Zwillingen vor. Er 
ist gewöhnlich rötlichgelb, aber auch manchmal bräunlich und dann 
pleochroitisch (0 = gelblich, e = braungelb). 

20. Zirkon ist reichlich vorhanden wie Rutil und hat gewöhnlich 
dieselbe Größe. Erscheint meist in schön ausgebildeten Kristallen mit 
scharfen Kanten, aber auch tonnenförmig mit abgerundeten Kanten 
und Flächen. Oft sind die Kristalle schön zonar gebaut. Sie führen 
oft blasenförmige Einschlüsse, manchmal auch mit beweglicher Libelle. 
Winzige Zirkonkriställchen als Einschluß kommen auch vor. 

21. Apatit kommt im Sande äußerst selten vor. Ich habe nur 
zwei säulenförmige Kriställchen getroffen. 

22. Limonit ist im Sande sehr reichlich vorhanden. Andere 
Eisenerze habe ich nicht gefunden. 

Außerdem sind im Sande noch einzelne Körner, die nicht be- 
stimmbar waren, vermute darunter ein Mineral aus der Olivingruppe 
(Monticelit) gesehen zu haben. Wenn wir dieses Mineralverzeichnis 
mit demjenigen von Salmojraghi (siehe Tabelle) vergleichen, so 
werden wir sehen, daß ich keine Pyroxene anführe, während nach 
Salmojraghi dieselben häufig vorkommen. Ich habe aber keine 
Spur weder von rhombischen noch von monoklinen Pyroxenen getroffen, 
obwohl ich darauf meine volle Aufmerksamkeit richtete. Wie wir 
gleich sehen werden, stimmen mit dieser Tatsache auch die Resultate 
der Untersuchungen in den Kalken und in der terra rossa voll- 
kommen überein. Weiter erwähnt Salmojraghi im Sande Serpentin, 
ich habe aber von Serpentin keine Spur gesehen. Ob die Mineralien 
im Sande von Sansego mit jenen vom Po übereinstimmen, kann ich 
nicht beurteilen, will auch nicht diskutieren, ob ein Fluß aus einem 
kristallinischen Gebiete so ein charakteristisches Gemenge von Mine- 
ralien zusammenbringen kann, da ich den Boden der Tatsachen nicht 
verlassen will. Wir haben hier, wie ich schon erwähnt habe, in den 
Kalken das Muttergestein des Sandes zu suchen und werden es auch 
leicht finden. 

Vor etwa sechs Jahren hat Dr. Fr. Tucan, Kustos am mine- 
ralogischen Museum in Agram, auf mein Anraten die Untersuchung 
der Kalke des kroatischen Karstgebietes vorgenommen und eben zu 
Ende geführt. Die Arbeit wird in deutscher Sprache unter dem Titel: 
„Die Kalksteine und Dolomite des kroatischen Karst- 
gebietes* in „Annales Geologiques de la peninsule bal- 
kanique, Belgrade“ erscheinen. Da ich den Verlauf der ganzen 
Arbeit mitangesehen habe, so sind mir die Resultate vollkommen be- 
kannt und ich kann sie mit Kenntnis und Erlaubnis des Verfassers, so- 
weit sie für uns Interesse haben, bekanntgeben. 

Die Kalksteine des kroatischen Karstes aus der Karbon-, Trias-, 
Jura-, Kreide- und Eocenformation führen überall unı immer in geringer 
Menge eine Anzahl von Mineralien, die sicher keine Kontaktmineralien 
sind, ziemlich gleichmäßig verteilt. Die vorkommenden Dolomite sind 


300 Verhandlungen. Nr. BB 


in dieser Hinsicht vollkommen gleich. Die vorkommenden Mineralien 
stimmen der Art, Größe und dem ganzen Habitus nach überein mit jenen 
im Sande von Sansego, so daß man die mikroskopischen Präparate 
von Mineralien aus dem Sande mit jenen aus dem Kalk leicht ver- 
wechseln kann. Es herrscht hier kein Unterschied. Die 
Mineralien der Kalksteine sind in Kürze die folgenden; 


Quarz, meist unregelmäßig, farblos, gefärbt; enthält Einschlüsse 
von Karbonaten; Kristalle haben gezahnte Eindrücke von Kalk. 

Feldspate als Mikrokline, Albite, Oligoklase und basischere 
Plagioklase. 

Die Glimmer sind als Muskovit, Serizit, Phlogopit und 
Biotit entwickelt und enthalten dieselben Einschlüsse wie im Sande, 

Die Amphibolmineralien sind in denselben farblosen, bläu- 
lichen, grünen Arten vorhanden. 

Granate sind meist farblos oder rötlich; Kristalle und 
Bruchstücke. 

Chlorite sind grünlich und gelblich; optisch positiv. 

Epidote und Klinozoisite haben dasselbe Aussehen wie 
im Sande. Ebenso ist es mit dem Zoisit. 

Disthen hat dasselbe Aussehen und optische Eigenschaften 
wie im Sande. 

Staurolith ist sehr spärlich auch im Sande und hat ähnliche 
Farben und Pleochroismus. 

Turmaline kommen in denselben Formen und Farben vor. 

Titanite erscheinen in Körnern; 2 P ist klein; p > v. 

Korund wurde in Kalken sicher nachgewiesen; er kommt auch 
in bläulichen Körnern vor. 

Rutil kommt in derselben Farbe und Formenreihe vor. 

Zirkon erscheint in scharfen und gewölbten .Kristallen und 
ist oft zonar gebaut. 

Apatit ist auch in den Kalken selten. 


In den Kalken wurde außerdem gefunden: Gips, Anhydrit, 
Pyrit und Hämatit. Daß diese Minerale im Sande fehlen, ist 
leicht verständlich. Im Kalke wurde noch gefunden: Chloritoid, 
Fluorit, Periklas und Koppit, aber äußerst selten, und es ist 
nicht ausgeschlossen, daß man sie im Sande noch finden wird, da ein 
Auffinden von Seltenheiten nur dem Zufall zu danken ist. Brookit 
wurde in den Kalken nicht gefunden, was man vielleicht auch dem- 
selben Grunde zuzuschreiben hat. 


Der Vergleich der Mineralien im Sande und in den Kalken sagt 
uns, daß der Sand aus den Kalken stammen kann. Wir haben aber 
noch einen weiteren Beweis, der uns diese Herkunft noch wahr- 
scheinlicher macht. Diesen Beweis finden wir in der terra rossa, 
deren Erscheinung wohlbekannt, aber deren Natur und Entstehung 
noch nicht erklärt ist. Wie bei dem Sande von Sansego, so haben bei 
der Besprechung der terra rossa die Geologen die mineralische 
Zusammensetzung immer beiseite gelassen und kamen nicht zur 
sicheren Erklärung. Es war natürlich, daß Dr. Fr. Tucan bei der 
Untersuchung der Kalke auch die terra rossa in den Bereich seiner 


1910 Bericht vom 31. Oktober. Prof. M. Kispatic. 301 


Studien, deren Resultate in Kürze veröttentlicht werden, zezogen hat. 
Es wird hier der Beweis erbracht, daß die terra rossa aus den 
Kalken entsteht und daß in derselben dieselben Mineralien wie in 
Kalken vorkommen. Diese Mineralien sind nun vollkommen iden- 
tisch mit jenen im Sande von Sansego. Die Mineralien der 
terra rossa sind: Quarz, Muskovit, Serizit, Phlogopit, 
Biotit, Mikroklin, Plagioklase, farblose, grüne, bläuliche, bräun- 
liche Amphibole, farblose und rötliche Granate, Chlorite, 
Epidote, Klinozoisite, Zoisite, Disthen, Turmaline, 
Titanit, Apatit, Rutil, Zirkon, Periklas, Korund und 
Limonit. 

In der terra rossa selien wir, daß die Mineralien der Kalke 
nach Entfernung des Kalkkarbonats unverändert zurückbleiben können 
und es ist verständlich, daß dieselben noch leichter durch  unter- 
irdische Karstflüsse erhalten und fortgeführt werden können. Die 
Herkunft der Sande von Sansego ist uns also durch die Mineralien 
in den Kalken und der terra rossa in besseres Licht getreten. 

Den Anstoß zu dieser kleinen Arbeit habe ich in einer Er- 
scheinung. in der Bucht von Buccari (Bakar) erhalten. Hier 
fand ich zugleich den besten Beweis, daß der Sand von Sansego aus 
den Kalken stammt. Bei einem Aufenthalt in Porto Re (Kraljevica) 
sah ich größere Segelschiffe, wie sie in der Bucht von Buccari 
aus beträchtlicher Tiefe Quarzsand heraufbaggerten, um ihn zu Bau- 
zwecken zu verkaufen. In unmittelbarer Nähe des Sandes be- 
findet sich eine mächtige untermeerische Quelle, Cerno genannt. 
Beim Nachdenken über die Herkunft des Sandes in einem Becken 
aus Kalk erinnerte ich mich unwillkürlich an mineralogische Unter- 
suchungen von Dr. Tudan über Kalke, und so kam mir der Gedanke, 
daß der Sand aus den Kalken kommen kann. Der nächste Gedanke 
führte mich an die Insel Sansego. Die Bucht von Bucecari hat 
unzählige untermeerische Sübwasserquellen. Etwa fünf Minuten vom 
Fischerdorf Buccarizza (Bakarac) gegen Buccari befinden sich 
an mehreren Punkten dicht nebeneinander an der Küste kleine Süb- 
wasserquellen. Anfangs ist das Meer seicht und man sieht das 
strömende Süßwasser, aber bald senkt sich der Boden senkrecht 
hinab und da verliert sich die Strömung. Das Süßwasser ist durch 
das ganze Jahr vollkommen klar und rein und doch findet man an 
der ersten stufenförmigen Vertiefung, wie ich später sah, im Meere 
Quarzsand. Eines Tages fand ich an der beschriebenen Stelle, 
Zminjac genannt, einen Mann in einer kleinen Barke, wie er mit 
einer Hacke aus geringer Tiefe Quarzsand hervorholte. Jetzt war 
mir alles klar. Der Sand in der Bucht von Buccari findet sich 
nur in Verbindung mit Quellen, die das Wasser von unterirdischen 
Karstflüssen haben. Ob hier in einer Minute oder in einer Stunde 
ein Korn dazukommt, das ist für geologische Rechnung Nebensache. 
Ich brauchte nur zu bestimmen, daß der Sand hier aus Mineralien, die 
in Kalken vorkommen, besteht. Ich sammelte das notwendige Material 
aus Öerno und Zminjac, fuhr nach Sansego und untersuchte mikro- 
'skopisch das ganze Material. Die zeitraubende Arbeit der Trennung 
von Mineralien mittels der Thouletschen Lösung sowie die Herstellung 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1910, Nr. 13. Verhandlungen. 47 


302 Verhandlungen. Nr. 19 


von über 100 Präparaten führte mit besonderer Geschicklichkeit 
Dr. Tucan aus. 

# Die mikroskopische Untersuchung ergab, daß die Sande von 
Cerno und Zminjac aus den Kalken stammen, wie wir im folgenden 
ersehen. 

Der Sand von Gerno führt Karbonate und zierliche Foramini- 
feren, von denen Salmojraghi sagt, daß sie auch im Sande von 
Sansego vorkommen. Im Sande von Üerno habe ich noch folgende 
Mineralien gefunden: 

Quarz wie im Kalke; prismatische Kristalle sind manchmal 
voll von Karbonaten und die äußeren Umrisse wie gesägt von an- 
srenzenden Kalkindividuen, ganz wie in den Kalksteinen. 

Feldspate sind meist saure Plagioklase ohne Zwillings- 
lamellen;vorkommende Zwillinge gehören dem Andesin an. Mikroklin 
habe ich nicht getroffen. In Größe und Habitus sind die Feldspate 
vollkommen denjenigen in den Kalken und im Sande von Sansego 
ähnlich. 

Muskovit führt oft zierliche Rutilnadeln als Einschluß; 2 V/ = 
42° 30‘. Vorkommender Phlogopit ist voll von eingeschlossenem 
Rutil. Biotit ist ein- und zweiachsig. 

Amphibolmineralien sind auch hier farblos, grünlich mit 
bläulichen Farben nach y; es kommen auch gelbbraune und tiefgrüne 
Arten, sonst mit demselben Habitus vor. 

Granate sind gewöhnlich farblos oder schwach rötlich, meist 
in Form von scharfkantigen Bruchstücken. 

Chlorit in grünen oder bläulichgrünen Blättchen; optisch 
positiv; Achsenwinkel klein, aber unmeßbar. 

Epidot meist gelb, oft verwachsen mit Klinozoisit. 

Disthen kommt in farblosen, winzigen Blättchen nach M vor; 
Auslöschungsschiefe 32°, 

Turmalin ist verschieden gefärbt (gelb, braun, bläulich): er 
führt manchmal Einschlüsse von Rutil. 

Titanit kommt in unregelmäßigen Körnern von lichter Farbe 
vor, ist optisch positiv, der Achsenwinkel nicht größer als 300; p >». 
Kristallform wurde nur an einem einzigen Individuum gefunden. 

Rutil kommt in unregelmäßigen Körnern, schönen, einfachen 
Kristallen und Zwillingen vor. Ist gewöhnlich von gelber Farbe, wird 
aber auch kastanienbraun. 

Zirkon kommt in scharfen und tonnenförmigen gewölbten 
Kristallen vor; zeigt oft schönen zonaren Bau und führt eingeschlossene 
Zirkonkriställchen. 

Ein lang ausgezogener Würfel eines isotropen Minerals mit 
schwächerer Lichtbrechung als Kanadabalsam gehört wahrscheinlich 
dem Fluorit an. 

Von Eisenerzen findet man Hexaeder von Pyrit, Blätter 
von Hämatit und Körner von Limonit. 

Alle diese Mineralien kommen in den Kalken mit demselben 
Habitus und in derselben Größe vor. 

Im Sande von Zminjae finden wir fast alle diese Mineralien 
mit demselben Habitus. 


1910 Bericht vom 31. Oktuber. Prof. M. Kispatid. 303 


Quarz in Zminjac führt oft scharfe Rhomboeder von 
Karbonaten ; Kristalle haben oft zahnföürmige Eindrücke, wie sie auch 
in den Kalken vorkommen. Von vielen Einschlüssen wird Quarz oft 
braun, rot und schwarz. Feinkörnige Aggregate sind oft rot und braun 
von Einschlüssen gefärbt; ganz dieselben Aggregate sind auch in den 
Kalken zu finden, 

Feldspate ohne Zwillingslamellen haben ähnliche Brechunes- 
exponenten wie Kanadabalsam, aber auch bedeutend niedrigere und 
höhere. Deutliche Plagioklase nähern sich der Andesin-Labradoritreihe. 

Muskovite, Serizitaggregate und Biotite sind ganz 
dieselben wie im Sande von Sanseeo. Bei Muskovit wurde einmal 
gemessen 2 7 = 55, 

Amphibolmineralien sind selten licht, * meist sind sie 
dunkelgrün mit bläulichen Tönen nach Y, auch gelbbraun. 

Granate in Bruchstücken sind farblos oder leicht fleischrot. 

Chlorite kommen in grünen Blättchen vor und sind optisch 
positiv. 

Epidote sind von gelber Farbe, oft verbunden mit Klinozoisit. 

Ein Bruchstück von gelber Farbe, hoher Lichtbrechung und 
ziemlich starker Doppelbrechung, zweiachsig, mit Austritt einer 
Achse, an der man den positiven optischen Charakter bestimmen 
kann und Pleochroismus in graugelber und gelbbrauner Farbe, wird 
wahrscheinlich dem Staurolith angehören. 

Turmaline mit lichtgelben (e) und dunkelgelben (0) sowie mit 
kastanienbraunen (e) und schwarzen (o) Farben sind nicht selten. Sie 
führen oft eingeschlossene Rutilnädelchen. 

Titanit hat graugelbe Farbe, ist optisch positiv, hat kleinen 
Achsenwinkel; p >». 

Ein tafelförmiges, eiförmiges Korn von graugelber Farbe zeigt 
keinen deutlichen Pleochroismus; im konvergenten Licht sieht man 
ein herrliches Bild eines zweiachsigen, positiven Minerals; die positive 
Bisectrix ist ein wenig exzentrisch gelegen, so daß eine Achse 
serade aus dem Gesichtsfeld austritt, während die andere Achse 
nahe am Rande des Gesichtsfeldes stehen bleibt; eine nicht ganz 
genaue Messung ergab 2 V=70°. Die Dispersion ist symmetrisch. 
Nach dem allem könnte das Humit sein. 

Rutile kommen in kiörnern und Kristallen vor. Die Farbe ist 
gelb und kastanienbraun, wie auch bei jenen von Üerno. 

Zirkone sind oft zonar gebaut, tonnenförmig und weiß getrübt. 

Von Eisenerzen findet man Hexaeder von Pyrit, Blätter 
von Hämatit und Körner von Limonit. 

Disthen habe ich ‚nicht getroffen. Karbonate sind massenhaft, 
wie auch im Sande von Üerno, vorhanden. 


Durch die mikroskopischen Untersuchungen wurde also nach- 
gewiesen, daß die Mineralien in den Kalksteinen und in der terra 
rossa des kroatischen Karstes identisch sind mit jenen des Sandes 
auf Sansego; wir haben weiter gesehen, daß unterirdische Karstflüsse 
bei ihrer untermeerischen Mündung ganz dieselben Sande hervor- 

47* 


304 Verhandlungen. Nr. 13 


Mineralien. 


"RL 2 u.“ ITe x | 
| | | Im Sande | 


| | 
im Kalk | 3 : A | von 
im Sande | in der im Sande | im Sande | „ 
des kroa- | | Sansego 
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Sansego elken) | rossa | Öerno Zminjac 
| Karstes | | er Salmoj- 
| : 
| | raghi 


M 
| 
IL 


| Quarz . . 
Feldspate 
Muskovit, Serizit 
Phlogopit 
Biotit 
Amphibole . . . 
| Rh. u. monokl.  Pyro- 
xene .. || 
Granate 
 Epidote 
Chlorite . 
Disthen | 
Stauroliti .....| 
‚Burmalın ee. 
' Titanit | 
Korund NE 
Brodkiton, TRLNEA| 
} Rutil | 
Zirkon BER; | 
Ana! 
 Fluorit Re -| 
| Beriklas ..... .\ 
| Koppit. . | 


444 
Meere 
mezeur 
++ 
+++ +++ 


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a ne a oe oe 


Limonit : | 
' Magnetit u. Ilmenit | 
| Andalusit ..... | 
(„Sillimanıt wis! cr. I — 
| Ohlorteid, .. .o.... |  — 
| 'Serpentin ...5...| — 
| 


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Me a ne u a een 


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| 


bringen, so daß es keinem Zweifel unterliegt, daß auch der Sand 
von Sansego einem unterirdischen Karstfluß seine Entstehung zu ver- 
danken hat. Die Kalke unseres Karstes enthalten durchschnittlich 
etwas über 0°5°/, in Säure unlösliche Bestandteile, und wenn wir 
dazu noch den Kalkgehalt!) des Sandes miteinrechnen, so können wir 
sagen, daß zur Bildung des Sandes von Sansego eine hundertfache 
Menge des Kalksteines aufgelöst werden müßte. Es ist dies eine 
große Masse, aber unbedeutend, wenn man die große Menge von 
Schlünden, Dolinen und Höhlen im Karste in Betracht zieht. Wenn 
wir dies alles als festgestellt betrachten, so müssen wir zugeben, 
daß eine solche Anhäufung von Sanden nur unter der Meeresoberfläche 
stattfinden kann. Es muß also die Insel Sansego nach der Ablagerung 


12) GC, v. Hauer hat an Proben von Stache in losen Sanden gefanden, daß 
der Gehalt von CaCO, zwischen 19 und 30°,, MgCO, zwischen 4—10%,, Fe&0, 
und A1,0, zw. 4—6°/,, SiO, zw. 54—77°/, variiert. 


1910 Bericht vom 31. Oktober. Prof. M. Ki$pati& und W. Paulcke. 305 


des Sandes aus dem Meere gehoben worden sein. Hiermit kommen 
wir auf eine rein geologische Frage, die ich weiter nicht besprechen 
will. Ich will nur dabei bemerken, daß ich auf einer kleinen Insel, 
Brusnik (Melisela bei Lissa) Beweise gefunden habe, daß die Insel 
in jüngster geologischer Epoche gehoben wurde. (Prilog poznavanju 
vertikalnog gibanja jadranskog morskog dna, Rad jug. akademjje, 
1896, 128; Beitrag zur Kenntnis der vertikalen Bewegung des 
adriatischen Meeresbodens, Schriften der südslawischen Akademie. 
Agram 1896, 128.) N 

Auf vorstehender Seite gab ich eine tabellarische Übersicht von 
‚vorkommenden (+) Mineralien im Sande von Sansego, in den Kalken 
des kroatischen Karstes, in der terra rossa auf denselben sowie 
in den Sanden von Cerno und Zminjac in der Bucht von Buccari, um 
sie mit den Bestimmungen von Salmojraghi im Sande von Sansego 
vergleichen zu können. 


Agram, September 1910, 


Literaturnotizen. 


W. Paulcke Tertiär im Antirhätikon und die Be- 
ziehungen der Bündner Decke zur Niesenflyschdecke 
und der helvetischen Region. Zentralblatt f. Min., Geol. u. Pal. 
Jahrgang 1910, Seite 540—548. 


Dem Autor ist es nach langem Suchen gelungen, in dem von ihm früher 
nur vermutungsweise ‘zum Tertiär gestellten obersten Teil der Bündner Schiefer 
des Antirhätikon in einer quarzsandigen Breccie vom Piz Roz (an der Grenze von 
Tirol und Engadin) einen Orbitoides, der sehr wahrscheinlich zur Gattung Ortho- 
phragmina gehört, zu finden und damit nach des Autors Erachten das tertiäre 
Alter dieses Schichtgliedes sicherzustellen. Es sei bemerkt, daß in der nächsten 
Nummer dieser Verhandl. Dr. Schubert Einwände gegen diese Bestimmung vor- 
bringen wird. F 

Daran anknüpfend macht P. auf die große Ähnlichkeit der tertiären Gesteine 
der „Niesenflyschdecke“ mit denen des Antirhätikon aufmerksam und vermutet, daß 
am „Niesenflysch“ ebenso wie an den Bündner Schiefern des Antirhätikon neben dem 
Tertiär auch mesozoische Schichten beteiligt sind. P. schlägt für beide den gemein- 
samen Namen „Bündner Decke“ vor, welche in den Freiburger Alpen zwischen die 
„helvetischen Decken“ und die „Klippendecke“ einzuschalten wäre. 

‘ (W. Hammer.) 


W. Paulcke. Alpiner Nephrit und die Nephritfrage. 
Verhandl. d. naturwiss. Vereins. Karlsruhe, 23. Bd., 1910, S. 77—86. 


Bei einer Exkursion, welche der Autor mit seinen Schülern in den Anti- 
rhätikon unternahm, fand O. Welter im Serpentin der Alpe Id (Paznaun, Tirol) einen 
Gang von Nephrit und einige Tage später entdeckte Paulcke am Kamm Flim- 
spitz—Greitspitz (Grenze von Tirol und Unterengadin) eine Anzahl weiterer solcher 
Gänge. Es ist dies das erste sicher festgestellte anstehende Vorkommen von Nephrit 
in den Alpen. (Stapff hat früher im St. Gotthard ein Gestein gefunden, das ihn 
an Nephrit erinnerte und Cossas Analyse desselben ist auch der eines Nephrits 
sehr ähnlich, doch ist Sicheres über diesen Fund nicht mehr zu erfahren.) Der Nephrit 
am Flimspitz tritt in schmalen Gängen im Serpentin auf; es bestehen aber nach 
dem mikroskopischen Befund alle Übergänge von Serpentin bis zu echtem Nephrit. 
Analysen stehen noch aus. Spezifisches Gewicht 2'9—3. 

Nachdem schon durch die Auffindung anstehenden Nephrits in Deutschland 
und im Apenuin die Hypothese von den neolithischen Handelsbeziehungen zwischen 
Asien und Europa überflüssig geworden war zur Erklärung der in Europa ge- 


306 Verhandlungen. Nr. 13 


fundenen Nephritbeile ete., ist durch die Auffindung von Nephritgängen in den 
Alpen auch für dieses engere Gebiet eine Herleitung jener prähistorischen Funde 
aus anderen Ländern. unnötig. geworden. Zu der noch strittigen Frage der Ent- 
stehung des Nephrits sind von den näheren Untersuchungen dieses interessanten 
alpinen Vorkommens noch weggale Baobachtungen zu erwarten. 

(W. Hammer.) 


W. Paulcke Beitrag zur Geologie des „Unter- 
engadiner Fensters“. Verhandl. des naturwiss. Vereins (in 
Karlsruhe), 23. Bd., 8. 33—48. Mit 5 Tafeln u. Textbildern. 


Nachdem Paulcke bereits 1904 in einer „vorläufigen Mitteilung“ (siehe 
Referat in den Verh. 1904, pag. 329) die wichtigsten Ergebnisse seiner Unter- 
suchungen im Antirhätikon veröffentlicht hat, legt er hier eine neue Zusam- 
menfassung seiner in der Zwischenzeit fortgesetzten Studien in diesem Gebirgsteile 
vor, welche einen Vortrag im naturwissenschaftlichen Verein zur Grundlage hat 
und als Vorläufer einer umfassenden Abhandlung erscheint. 

Während die Stratigraphie seit 1904 keine wesentliche Umänderung erfahren 
hat, hat Paulcke in Hinsicht auf die Tektonik seine frühere Deutung fallen 
gelassen und glaubt nunmehr in der Deckentheorie im Sinne Steinmanns die 
beste Erklärung gefunden zu haben. Demnach unterscheidet Paulcke als tiefstes 
Glied die „Bündner Decken“, aus dem mächtigen, ziemlich einförmigen Komplex 
von Kalken und Tonschiefern bestehend, welche den größten Teil des „Fensters“ 
einnehmen, und aus Quarziten und Breccien, welche zum Teil durch Fossilfunde 
als kretazisch (und tertiär?) sich erwiesen haben, zum anderen, größeren Teil von 
Paulcke als jurassisch und triadisch angesprochen wurden; in ihnen treten 
bereits basische Eruptiva auf (gepreßte Diabase). Darüber ein sehr wechselnd zu- 
sammengesetzter Schichtkomplex aus Verrucano, Quarzit, Gips und Rauhwacke, 
polygenem Konglomerat (Falknisbreccie ?) und verschiedenen Schiefern und Sand- 
stein, in welchem Komplex der Autor ein Äquivalent der „Klippendecke“ vermutet, 
welche vom Rhätikon bis zum Artirhätikon aber einen intensiven Fazieswechsel durch- 
machen müßte. Die darüber folgende „Breeciendecke‘ ist deutlicher entwickelt, beson- 
ders durch liassische, fossilreiche Crinoidenbreccien, daneben aber auch Quarzite und 
Triasdolomit. Über ihr folgt, „wie das Schema es verlangt“, die „rhätische Decke“ 
in Gestalt verschiedener basischer Eruptivgesteine (Gabbro, Serpentin, Nephrit etc.), 
wogegen Radiolarite in diesem Gebiete nicht entdeckt wurden. Den Abschluß 
bildet: dann die „ostalpine Decke“, zu welcher die Gneise der Silvretta und 
der Ötztaler Gruppe und die ihnen auflagernde Trias gehört sowie die Trias des, 
Stammer (Hauptdolomit, Rhät) und verschiedene kleine Triasschollen. 

Stellenweise sind ganze Decken oder Teile derselben ausgequetscht, so daß 
vielfach „ostalpiner* Gneis direkt auf Flysch tieferer Decken liegt. Paulcke 
unterscheidet zwischen regionaler und lokaler Tektonik als zwei Phasen der 
Gebirgsbildung. Auf erstere, welche den Deckenbau schuf, folgt eine Periode der 
Erosion, in welcher eine beträchtliche Abtragung der höheren Decken eintrat und 
dadurch eine Entlastung der tieferen Teile. Das Fenster wurde schon nach der 
ersten Phase geöffnet und bei der darauffolgenden zweiten Gebirgsbildungszeit fand 
wahrscheinlich ein konzentrischer Schub gegen die Mitte des Fensters statt — 
also ähnlich wie die tektonische Erklärung von 1904 — wodurch der periklinale 
Bau noch mehr ausgebildet und Durchstechungen und Schuppungen hervorgerufen 
wurden ; dadurch würde zum Beispiel die tiefe Einfaltung ostalpiner Trias in die 
Bündner Decken zu erklären sein. 

Eine Kritik der vorstehend skizzierten Anschauungen wird sich der Referent, 
der mit der Kartieraug des Nordostteiles des „Fensters“ beschäftigt ist, an anderer 
Stelle erlauben vorzubringen. (W. Hammer.) 


Verlag den *. nr TE blehsanstalt, Wien III. Ehnunlorieyeängs 23. 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3. 


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Verhandlungen der KK. seolosischen Reichsanstalt 


Sitzung vom 22. November 1910. 


Inhalt: Eingesendete engen: P aaler. Beitrag zur Frage des ober- 
karbonischen Alters des Productus-Kalkes der Salt-Rauge. — Th. Fuchs: Anmerkung zu einer 
Mitteilung Dr. Vetters über ein neues Hieroglyph aus dem Flysch von Capodistria. — K. Gor- 
janovid-Kramberger: Homo Aurignacensis Hauseri in Krapina? — A. Rzehak: Eine kon- 
ehylienführende Süßwasserschicht im Brünner Diluvium, — R. J. Schubert: Über Foramini- 
feren und einen Fischotolithen aus dem fossilen Globigerinenschlamm von Neu-Guinea. — 
R. J. Schubert: Über das „Tertiär im Antirhätikon*. — Vorträge: F. Kossmat: Das 
tektonische Problem des nördlichen Karstes. — R. J. Schubert: Der geologische Bau des 
kroatisch-dalmatinischen Grenzgebietes. — Literaturnotizen: A.Leon und F. Willheim, 
K. Hinterlechner, P. Siepert. 


NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mistallingen. verantwortlich. 


Eingesendete Mitteilungen. 


Paul Gröber. BeitragzurFragedesoberkarbonischen 
Alters des Produwetus-Kalkes der Salt-Range. 


Diener!) hat in seiner Beschreibung der Fauna des Bellero- 
phonkalkes seinem Zweifel an der Richtigkeit der Tschernyschew- 
schen ?) Einreihung des Productus-Kalkes der Salt-Range in das Ober- 
karbon (beziehungsweise Artinsk) Ausdruck gegeben. Im folgenden 
soll gezeigt werden, daß die von Tschernyschew zum Beweise 
seiner Ansicht angeführten Arten diese Parallelisierung nicht recht- 
fertigen können, wobei eine Begründung des permischen Alters des 
Produetus-Kalkes als verfrüht unterlassen werden soll. 

Die Parallelisierung Tschernyschews gründet sich vor allem 
auf eine Reihe von Brachiopoden, über deren Verwendbarkeit zu 
Folgerungen über Gleichaltrigkeit von Horizonten einiges beigetragen 
werden möge. 

Nicht verwendbar sind vor allem die zuerst aus dem Zechstein 
bekannt gewordenen Formen: 


Dielasma elongatum Schloth. 
Spiriferina eristata Schloth. (in Rußland vom Cora-Horizont bis 
zu den permischen Ablagerungen ’). 


!) Kossmat und Diener, Die Bellerophonkalke von Oberkrain und ihre 
Brachiopodenfauna. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1910, Bd. LX, pag. 307. 

2) Tschernyschew, Die oberkarbonischen Brachiopoden des Ural und 
Timan. M&m. Com. geol. Vol. XVI, Nr. 2, pag. 717 ft. 

®) Tschernyschew, ]. c. pag. 355. 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 14. Verhandlungen. 48 


08 Verhandlungen. Nr. 14 


Streptorhynchus pelargonatus Schloth. 


Bis ins Perm hinein und weit vertikal verbreitet sind folgende 
Formen: 
Camarophoria superstes Vern., Schwagerinenkalk bis perm. Abl. !) 
5 globulina Phill., Unterkarbon bis Perm 2). 
Athyris pectinifera Sow., Unterkarbon bis Perm °). 
e Royssiana Keys. = acutomarginalis Waag., Cora-Horizont 
bis permische Abl.®). 


Formen, die im Perm sehr nahe Verwandte (identische Formen ?) 
besitzen, sind: 

Dielasma truncatum Waag. Verw. (Dielasma cf. truncatum?). 

Hemiptychina sublaevis Waag. Verw. (H. cf. sublaevis ®). 

Hustedia remota Kichw. = grandicosta Waag. \ reichen bis zur 

ö indica Waag. S  Kungurstufe, 

nächste Verwandte v. AH. Billingsi des Guadelupian ’). 

Aulosteges Dalhousi Dav.®). 


Zwar nicht bis zum jüngsten Perm bekannte, jedoch derartig 
weit vertikal verbreitete Formen, daß an ihren Fund keine strati- 
graphischen Folgerungen geknüpft werden können, sind: 

Notothyris nucleolus Kut. = simplee Waag. Unterkarbon (Basch- 
sugun, südl. Tien-schan) bis ins Artinsk [dazu kommt noch, daß 
N. n. eng mit N. schuchertensis des Guadelupian ?) verwandt ist]. 

Spirifer striatus Mart. Unterkarbon bis Schwagerinenkalk. 

e Marcoui Waag. Unterkarbon (Basch-sugun) bis Cora- 
Horizont. 

Spirifer (Martinia) semiplanus Waag. Unterkarbon (Basch-sugun) 
bis Schwagerinenkalk. 

Spirifer (Reticularia) elegantulus Waag. Unterkarbon (Tien- 
schan) bis Schwagerinenkalk; im Guadelupian enge Verwandte !P) 
(zudem von Tschernyschew als cf. elegant. bezeichnet). 

Spirifer (Reticularia) lineata. 

Ithipidomella Pecosii Marcou (meiner Ansicht nach — Abarten 
von Äh. Michelini des Unterkarbons). 

Productus Humboldti d’Orb. Unterkarbon (südl. Tiön-schan, Basch- 
tschakma) bis Artinsk !!), nahe Verwandte oder ident. Formen im 
Bellerophonkalk ??). 


!) Tsechernyschew, l. c. pag. 354. 

?) Davidson, Brit. Carb. Brach., Taf. 54, Fig. 23—25, 20—22. 

°») Davidson, ]. c. Taf. 54, Fig. 8, 9. 

%) Tehernyschew, ]. c. pag. 354. Es ist nicht sicher, ob Ath. Royssiana 
und acutomarginalis übereinstimmen. 

>) Kossmat und Diener, ]. c. pag. 305. 

6) Ebda. 

?) Girty, The Guadelup. Fauna, U. S. A. Geol. Surv. Profess. Pap. 58, 
1908, pag. 392. 

uriysl.c. pag.->218: 

®) Girty, l. c. pag. 336. 

10) Girty. ]. c. pag. 340. 

1) Tschernyschew, ]. c. 359. 

2) Kossmat u. Diener, ]. c- pag. 305. 


1910 Sitzung vom 22. November, P. Gröber. 309 

Ferner sind Dielasma itaitubense, Produetus Cora und lineatus 
zunächst stratigraphisch bedeutungslos, wie ich früher gezeigt zu 
haben glaube !). 

Auch Spirifer fasciger kann nicht verwendet werden, da er der 
zweifelhaften Gruppe des Spirifer striatus angehört. 

Uber Notothyris Warthi, Spiriferina ornata Waag., Panderi Möll. 
— nasuta Waag., Derbya regularis Waag., grandis Waag., Chonetes 
BE ehensis Waag., trapezoidalis Waag. und „Marginifera“ typica var. 
septentrionalis?) habe ich kein Urteil. 


Es ist also sicher, daß von den 5l von Tschernyschew als 
beweiskräftig für das oberkarbonische Alter des Productus-Kalkes an- 
geführten 24 auszuscheiden haben. Es bleiben also 7 (8) Formen 
übrig, die den 218 Brachiopoden des uralisch-timanischen Oberkarbons 
und den 170 des Productus-Kalkes gegenüber gänzlich verschwinden. 
Spiriferinen, Derbyen und Choneten finden sich reichlich noch im 
Perm, so daß es nicht als ausgeschlossen betrachtet werden kann, 
daß die genannten Formen noch in höheren Horizonten gefunden 
werden. Der bya regularis und grandis müssen den Angaben Girty’s®) 
entsprechend jedenfalls mit großer Vorsicht verwandt werden. Streng 
genommen bleiben also nur noch 5 Spezies übrig und von diesen sind 
die Choneten wohl noch in keiner Formation als stratigraphisch 
wichtige Fossilien aufrecht zu erhalten gewesen. 

NachTschernyschew entsprechen sich im Alter Omphalotrochus- 
Horizont und unterer Produetus-Kalk. Die Fossilien, aus denen diese 
Gleichaltrigkeit hervorgehen soll, sind folgende: 

Dielasma truncatum, Hemiptychina sublaevis (Athyris Royssiana), 
Hustedia remota, Spir iferina eristata, Spirifer striatus, fasciger, Marcowi 
(Retieularia), lineatus, Streptorhynchus pelargonatus, Derbya regularis, 
Ihipidomella „Pecosi“, Productus Cora, lineatus, 

Nach obigem ist unter diesen auch nicht eine Form, die strati- 
graphisch verwendbar ist. 

Der Cora-Horizont entspricht nach Tschernyschew etwa dem 
unteren Teil des mittleren Productus-Kalkes (Amb-beds). Die beiden 
gemeinsamen Fossilien sind: 

Spiriferina eristata, Spirifer fasciger, Marcoui, Marginifera typica 
var. septentrionalis, die jedoch ohne Ausnahme nicht zuverlässig und 
beweiskräftig sind. 

Der Schwagerinenkalk wird von Tschernyschew etwa der 
mittleren und der oberen Abteilung des mittleren Productus-Kalkes 
gleichgesetzt; beiden gemeinsam sind: 

1. Dielasma elong gatum, 2. itaitubense, 3. Hemiptychina, sublaevis, 
4. Notothyris nucleolus, 5. Warthi, 6. Camarophoria superstes, 7. Athyris 
pectinifera, 8. Hustedia remota, 9. indica, 10. Spiriferina cristata, 
11. Panderi, 12. Spirifer fasciger (a| Ravana, b] Dieneri, e] tibetanus) 


1) Karbon und Karbonfoss. d. nörd. u. zentr. Tien-schan. Kgl. bayer. Akad. 
München, Abh., II. Kl., Bd. XXIV, Abt. II, pag. 343, 350. 

2) Diese "Form ist recht zweifelhaft, da sie sich noch im Artinsk findet. 

3) ]. c. pag. 170. „These species (Derbya grandis u. regularis) are of the 
same general type as the Guadelupian ones, and, in fact, more or ten similar 
species are found at Different horizons the world over.“ 

48* 


310 Verhandlungen. Nr. 14 


(Martinia), 15. semiplanus, 14. Streptorhynchus pelargonatus, 15. Derbya 
ee 16. Chonetes morahensis, 17. Aulosteges dalhousii, 18. Prod. 
Cora, 19. lineatus (d. cancriniformis), 20. Humboldti, 21. Marginifera 
ypica var. septentrionalis. 

Die eingeklammerten Fossilien sind aus der Dienerschen 
Arbeit über Himalayan Fossils entnommen, gehören also nicht un- 
mittelbar hierher. 

Von den anderen sindee.r2, 3, 4, 7, 8, 9, 10,22, 13 aaa 
18, 19, 20 unbrauchbar. Reichlich zweifelhaft sind: Der bya regulari is, 
Chonetes morahensis und Marginifera typica var. septentrionalis, Es bleiben 
also übrig: Notothyris Warthi, Camarophoria superstes, Spiriferina 
Panderi; da aber Camarophoria superstes') noch in den permischen 
Ablagerungen sich findet, so hat auch diese noch wegzufallen; Noto- 
thıyris Warthi und Spiriferina Panderi sind demnach die einzigen 
Fossilien, die als verwendbar übrigbleiben; bedenkt man nun, daß im 
Schwagerinenkalk 194, in den mit diesem etwa gleichgesetzten 
Schichten des Productus-Kalkes 91 Brachiopoden vorkommen und daß 
beide Fossilien vielleicht noch einmal bei genauerer Kenntnis der 
Karbon-Permschichten in größerer vertikaler Verbreitung nachgewiesen 
werden, so kommt man dazu, auch diese Gleichsetzung für ungenügend 
bewiesen zu halten. 

Tschernyschew scheint bei seiner Ansicht vom karbonischen 
Alter des Productus-Kalkes im wesentlichen von der Gleichsetzung 
des Schwagerinenkalkes mit dem mittleren Productus-Kalk ausgegangen 
zu sein, da in beiden sich die größte Zahl gleicher Fossilien findet. 
3edenkt man aber, daß mittlerer Productus-Kalk und Schwagerinenkalk 
die größte Masse der in den ganzen Serien gefundenen Fossilien ge- 
liefert haben (Schwagerinenkalk 194 von 213 und Salt-Range, mittlerer 
Producetus-Kalk 91 von 194), so erscheint es gar nicht verwunderlich, 
daß aus diesen Schichten die meisten gleichen Formen stammen, 
zumal diese sich zum größten Teil als niveauunbeständig nach- 
weisen lassen. 

Artinskablagerungen und oberer Productus-Kalk haben folgende 
gemeinsame Fossilien: 

Camarophoria superstes, globulina, Athyris pectinifera, Spiriferina 
eristata, Spirifer fasciger, Productus Cora, lineatus (Marginifera) iypiea 
var. septentrionalis, abgesehen davon, daß diese Formen mit einer 
Ausnahme zu den uncharakteristischesten sehören, die wir oben als 
unbrauchbar nachgewiesen haben, ist ihre Verbreitung im uralisch- 
timanischen Oberkarbon und im Productus-Kalk eine derartige, daß 
sie die Parallelisierung einer jeden Stufe beider Serien recht- 
fertigen könnten. 

Tschernyschew führt pag. 718 noch einige sehr ähnliche . 
Fossilien aus den Serien beider Gebiete auf, die von Tscherny- 
schew zwar nicht als unmittelbar beweisend, aber doch als wichtig 
angesehen werden. Es fallen weg: 

Spirifer alatus Schloth. > Spirifer Dieneri T'schern. (Spirifer alatus 
ist Zechsteinform.) 


) Tschernyschew, |. c. pag. 354. 


1910 Sitzung vom 22. November. P. Gröber u. Th. Fuchs. 311 


Productus spiralis Waag. > P, uralicus Tschern. (Ich habe P. 
spiralis im Unterkarbon des nördl. Tiön-schan kennen gelernt !). 

Productus aratus Waag. > P. transversalis Tschern. (Ich habe 
ihn im Unterkarbon des südl. Tien-schan [Basch-sugun] gefunden). 

Als zweifelhaft sind (vergl. oben) die Dielasmen, D. breviplicatum 
> D. dubium und D. problematicum => D. timanicum anzusehen, ferner 
Martinia elongata > M. applanata. 

Ich möchte noch kurz erwähnen, daß unter den als den in Rede 
stehenden Schichten gemeinsamen Korallen folgende stratigraphisch 
unbenützbar sind: 


Michelinia placenta (Salt-Range) > M. favosa (Schwag.-Hor.')|deide ietztere be- 
Amplexus Abichi (Salt-Range) > M. coralloides (Schwag.-Hor.) A 


naisien-Fossilien. 
und Geinitzella columnaris Schloth. als Zechsteinform. 


Es kann sonach geschlossen werden, daß die Einreihung der 
Productus-Kalke in das Oberkarbon (bezw. Artinsk) als nicht genügend 
begründet angesehen werden kann, soweit sie auf Brachiopoden basiert 
ist. Über die übrigen Tierklassen sind noch keine Erörterungen 
möglich, da sie noch nicht in ausreichendem Umfange bekannt ge- 
worden sind. 

Es darf nicht unerwähnt bleiben, daß sich zum Beispiel Zicht- 
hofenia im Productus-Kalk durchweg gefunden hat, daß sie aber aus 
dem russischen Oberkarbon bis jetzt wenigstens noch nicht bekannt 
geworden ist und zu fehlen scheint. Ihr Nichtauftreten in Rußland 
ließe sich vielleicht damit erklären, daß Hichthofenia an südliche 
Klimate gebunden gewesen wäre; sie findet sich jedoch im Bellerophon- 
kalk, der kaum einer südlichen Faziesprovinz zugerechnet werden 
kann und fehlt in dem Oberkarbon der Ostalpen, wo sie erwartet 
werden dürfte, wenn der Produetus-Kalk oberkarbonisch wäre. 


ms Buchs. Anmerkung zZseeimer Mitteilung 
Desiettersüber ein’neues Hiero@iyph aus dem Flysch 
von Capodistria. 


In Nr. 5 der Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt 
vom laufenden Jahre findet sich pag. 151 eine kleine interessante 
Mitteilung von Dr. Vetters über einen eigentümlich sternförmigen 
Hieroglyphen aus dem Flysche von Capodistria und wird vom Verfasser 
wahrscheinlich zu machen gesucht, daß die sternförmig gelagerten 
Wülste dieses Hieroglyphen nichts anderes seien als Fäzes von 
Anneliden. 

Ich möchte nun im Anschluß daran nur auf einen kleinen Auf- 
satz hinweisen, der im Jahre 1907 in den Verhandlungen der 
k. k. Zool.-bot. Gesellschaft in Wien (pag. 267) unter dem Titel 
„Ein Rätsel weniger“ erschienen ist und Herrn Professor 
H. Morin in München zum Verfasser hat. 


Dnlzcapar 37 


312 Verhandlungen. Nr. 14 


Prof. Morin schildert darin die Entstehung ganz ähnlich stern- 
förmig gestellter Wülste, die er an der Meeresküste von Middenjava 
auf Java zu beobachten Gelegenheit hatte. Diese eigentümlichen 
Bildungen, die hier nach eingetretener Ebbe zu Tausenden auf der 
trockengelegten Sandküste entstehen, werden hier aber nicht durch 
einen Anneliden, sondern durch eine kleine Krabbe erzeugt und weist 
der Verfasser auf die außerordentliche Ähnlichkeit hin, welche diese 
Gebilde mit einem Hieroglyphen zeigen, der unter dem Namen 
Asterosoma vradieiforme aus dem sächsischen Quadersandstein be- 
schrieben wurde. 

Anderseits hat aber Nathorst bereits vor langer Zeit gezeigt, 
daB manche grabenden Anneliden rings um ihre Ausschlupföffnung 
sternförmig gestellte Furchen erzeugen, die bei einem Abgusse stern- 
förmig gestellte Reliefs hervorbringen müssen. 

Ich muß immer wieder von neuem darauf hinweisen, daß es bei 
der Beurteilung derartiger Vorkommnisse in erster Linie darauf an- 
kommt, festzustellen, ob ein vorliegender Relief-Hieroglyph auf der 
unteren oder auf der oberen Fläche einer Steinbank gefunden wird, 
ob sein Material mit dem Material der unteren oder der oberen Bank 
übereinstimmt. 

Hieroglyphen, welche nach der Darstellung Vetters und 
Morins entstehen, müssen auf der oberen Fläche einer Bank 
sitzen und in ihrem Material mit dem Material dieser (unteren) Bank 
übereinstimmen. 

Hieroglyphen, die nach der Darstellung Nathorsts durch Ab- 
guß von präexistierenden Furchen entstehen, müssen auf der unteren 
Fläche einer Bank sitzen und ihrem Material nach mit dieser (oberen) 
Bank übereinstimmen. 


Hofrat Dr. Karl Gorjanovic-Kramberger. Homo Aurig- 
nacensis Hauseri in Krapina? 


In einer sehr wichtigen Studie, betitelt „Homo Aurignacensis 
Hauseri, ein paläolithischer Skelettfund aus dem unteren 
Aurignacien der Station Combe-Capelle bei Montferrand 
(Perigord)“ von Klaatsch und Hauser!), macht mein sehr geehrter 
Freund Klaatsch auch einige Bemerkungen betreffs einiger Krapina- 
reste (pag. 338), die er als der Aurignacrasse angehörend betrachtet. 
Ja er meint geradezu, imstande gewesen zu sein, auf Grund meiner 
Tafeln des Werkes „Der diluviale Mensch aus Krapina in Kroatien“ 
(Wiesbaden 1906) anzugeben, „ob ein Neandertal- oder ein Aurignac- 
knochen als Vorlage gedient hat.“ Hauptsächlich soll es ein Ramus- 
fragment eines Krapina-Unterkiefers mit kleinem dritten Molaren sein, 
der bierher gehören (Taf. V, Abb. 4) und welcher genau mit dem 
Unterkiefer von Combe-Capelle übereinstimmen soll. 

Die Tragweite dieses Ausspruches Klaatsch’ in Erwägung 
ziehend, war es selbstverständlich mein erstes, den in Rede stehenden 
Unterkieferast aus Krapina genau mit jenem des Fl. Aurignacensis 


!) Prähistorische Zeitschrift 1910, Heft 5/4. 


1910 Sitzung vom 22. November. Dr. K. Gorjanovic-Kramberger, : 


vw. 
er 
ww 


zu vergleichen. Sagt ja doch Klaatsch, daß eine erneute Durchsicht 
des Originalmaterials (von Krapina) jetzt ein Postulat geworden sei. 
Ich werde in der Folge recht gern eine komparative Durchsicht 
aller fraglichen Krapinareste durchführen, um die von Klaatsch 
aufgeworfene Behauptung einer definitiven Lösung zuzuführen. Zur- 
zeit kann ich diese Untersuchungen freilich nur auf den genannten 
Ramus beschränken, bis Klaatsch weitere Krapinaobjekte näher 
genannt haben wird, die er als dem MH. Aurignacensis H. angehörend 
betrachtet). 

Doch bevor ich zur Erörterung des fraglichen Ramus übergehe, 
muß ich noch einige Aussagen Klaatsch’ richtigstellen, respektive 
näher beleuchten. 

Auf pag. 336 der oben zitierten Studie drückt Klaatsch sein 
Erstaunen darüber aus, daß ich in einer kurzen Mitteilung (über 
Photographien des H. Aurignacensis, die mir Herr Hauser zur An- 
sicht zusendete), den //omo Aurignacensis auf Grund gewisser Merk- 
male noch dem Formenkreis des Homo primigenius zuteilte, denselben 
Jedoch an die Grenze zwischen diesen und den rezenten Menschen 
stellte, weil er eben mit so manchen Charakteren des rezenten 
Menschen ausgestattet ist (Verhandlungen der k. k. geol. Reichsanstalt 
Wien 1909, pag. 302, 305). Ich habe dabei bloß die Abbildungen 
des Schädels und des Unterkiefers in Betracht gezogen. Letzterer 
war es, und zwar seine eingeebnete Basis, die mich bewogen hat, 
den Homo Aurignacensis noch in die Sphäre des H. primigenius hinein- 
zuziehen. Doch war ich mir, wie gesagt, gleichzeitig seiner verschie- 
denen rezenten Merkmale, die ich in genannter Schrift hervorgehoben 
habe, wohl bewußt. Homo prinigenius hat man als einen Kollektivtypus 
aufzufassen, also als einen Typus, der mit seinen Repräsentanten eine 
Summe von Charakteren aufweist, welche zum Teil bezeichnend für ihn, 
zum Teil aber auch an einigen rezenten Rassen verteilt sich vorfinden. 
Ich unterscheide schon längere Zeit innerhalb des Formenkreises des 
H. primigenius zwei Varietäten: FH. primigenius var. Spyensis m. und 
H. primigenius var. Krapinensis m. Doch habe ich niemals alle dilu- 
vialen Menschen in den Formenkreis des H. primigenius hineingezogen. 
Ich habe ja den Lößmenschen aus Brünn als H. sapiens fossilis be- 
zeichnet, und den Menschen aus Galley Hill?) für einen mit re- 
zenten Charakteren ausgestatteten Menschen erklärt. Es kann sein, 
daß diese letzteren Überreste einer und derselben Rasse angehören, 
doch glaube ich nicht, daß dieser Rasse auch der MH. Aurignacensis 
zuzuzählen ist. 

Klaatsch sagt, ich hätte die Idee von der Existenz zweier 
verschiedener Rassen fallen gelassen und gewisse dubiöse Stücke als 
von Individuen jüngeren Alters herrührend betrachtet. Beide Aus- 
sagen Klaatsch’ stimmen nicht. In meiner Studie „Der vordere 


!) Bezüglich der Unterarm-, Becken- und eines Oberschenkelknochens sollen 
noch eingehende Vergleiche gemacht werden. Was die Oberarm- und die Unter- 
armknochen betrifft, so kann schon jetzt gesagt werden, daß sie denjenigen des 
H. Aurignacensis wohl älıneln, aber mit diesen nicht identifiziert werden können 

2) „Der diluviale Mensch von Krapina und sein Verhältnis zum Menschen 
vom Neandertal und Spy.“ Biolog. Zentralblatt Bd. XXV, Nr. 23, 24. 


314 Verhandlungen. Nr. 14 


Unterkieferabschnitt des altdiluvialen Menschen ...*!) sehen wir auf 
pag. 436 recht deutlich, daß ich noch immer jene zwei zuvor ge- 
nannten Varietäten innerhalb der Art MH. primigenius unterscheide. 
Ich habe überhaupt von allem Anfang an im Formenkreise des MH. pri- 
migenius mehrere Rassen oder Varietäten vermutet. 


Endlich muß ich ganz entschieden bestreiten, daß ich, wie 
Klaatsch sagt, dubiöse Stücke als von Individuen jüngeren Alters 
herrührend beschrieben hätte! Alle von mir in meiner Monographie 
als von jugendlichen Individuen stammenden Skeletteile sind auch 
solche. Ich werde dies, sobald Klaatsch die einzelnen Stücke nennt, 
auch des näheren nachweisen. 


Und nun zur Frage der Existenz des Homo Awrignacensis in 
Krapina. 


Dieselbe hat Klaatsch, wie gesagt, nach einer Reihe von 
Skeletteilen des Menschen von Krapına zu begründen gesucht; vor- 
nehmlich auf Grund jenes Ramus, den ich auf Taf. V, Abb. 4, abbildete. 
Dieser Ast soll nach Klaatsch mit dem des H. Aurignacensis ganz 
übereinstimmen. 


Der fragliche Ramus des Krapina-Menschen gehört einem aus- 
gewachsenen Individuum an. Am hinteren Körperteil dieses Unterkiefer- 
fragments sehen wir noch die halbe Krone des NM, mit seiner ganzen 
Wurzel. Dieser Überrest erlaubt uns die Schlußfolgerung, daß der 
Ast einem im Bereiche des NM, relativ niederen Unterkiefer ange- 
hörte. Die Höhe des Kieferkörpers beträgt nämlich beim M, 24:6 mm 
ohne Zahn oder 325 mm mit dem M,. Der H. Aurignacensis hat 
einen höheren Unterkieferkörper im Bereiche des M, = 370 mit 
Zahn (nach Klaatsch) und dabei einen etwas niedereren Ramus (nach 
dem Röntgenbild mit 695 [rechts] bestimmt). Ferner ist die geringste 
Astbreite (beiläufig in der Mitte) beim H. Aurignacensis mit 38 mm 
(nach dem Röntgenbild) größer als am Krapina-Ramus, wo dieselbe 
35'2 mm beträgt. Überdies ist der vordere Astrand des Krapinaob- 
jekts vorn ausgeschnitten und die Incisura mandibulae flacher als 
beim FH. Aurignacensis. Endlich ist der Proc. coronoideus des Krapina- 
astes einwärts gebogen, so auch dessen hintere Außenfläche ?). 


Die besprochenen Verhältnisse werden uns am besten die nach- 
folgenden Abbildungen erläutern. Es sei jedoch bemerkt, daß ich 
hierzu die Röntgenbilder verwendete, da uns dieselben die natürlichen 
Größen beider Äste darstellen, folglich auch die gegenseitigen Ver- 


1) Zeitschrift für induktive Abstammungs- und Vererbungslehre. Bd. I, 1909. 


2) In letzterer Beziehung möchte ich noch eines Astes aus Krapina Erwäh- 
nung tun, welcher sich im übrigen ganz an den in Rede stehenden anschließt so 
zwar, daß man ihn für den anderen Ast desselben Unterkiefers halten könnte. Doch 
ist die Einbiegung der Außenfläche des Ramus eine so starke (zirka 150°), daß 
die entsprechende innere Astfläche unter dem Foramen mandibulae eine tiefe Rinne 
bildet. Dabei ist der Rand ober dem Angulus kurz zipfelartig ausgezogen und ein- 
wärts umgeschlagen. Ich habe diesen Unterkieferast hier deshalb genannt, weil er 
sonst ganz mit dem in Rede stehenden übereinstimmt und weil hierdurch die Ten- 
denz nach einer Einbiegung der hinteren Ramusfläche, die bei unserem Objekt 
angedeutet ist, hier auf das deutlichste zur Ausprägung gelangte. 


1910 Sitzung vom 22. November. Dr. K. Gorjanovid-Kramberger. 315 


Fig.1. Die beiden rechten Äste der Unterkiefer; —— des Krapina-Menschen-K, 
un des H. Aurignacensis, nach Röntgenbildern. — M, der dritte Mahlzahn des 
Krapiner mit Prismenwurzel und großer Pulpahöhle. 


Fig, 2. Vordere Ansicht der Unterkieferäste: « des Krapiner, 5 des H. Aurigna=- 
censis (letzterer nach einer Photographie des Herrn Hauser). 
An beiden: © = Capitatum; p. e = Proe. coronoideus. 
K, k, geol, Reichsanstalt. 1910. Nr. 14. Verhandlungen, 49 


316 Verhandlungen. Nr. 14 


hältnisse am besten zum Ausdruck bringen. Außerdem sieht man noch 
in denselben den Bau der Wurzel des M,, was für unsere Betrach- 
tungen von Wichtigkeit ist. 

Die beiden Aste (Fig. 1) sind so zusammengestellt, diß sich die 
oberen Kieferränder decken und die Kieferbasen parallel stehen. Es 
ergeben sich da die bereits besprochenen Differenzen nämlich: der 
Krapiner Unterkiefer hatte einen niedereren Körper, gleichzeitig aber 
einen höheren Ast, welcher eine flachere Incisura mandibulae, einen 
stärker ausgerandeten Vorderrand, ferner eine größere Neigung des 
hinteren Astrandes (H. Aurignacensis = 114%; Krapinaast = 11750) 
und einen größeren, mit einer Prismenwurzel versehenen M, aufweist. 

Die hier namhaft gemachten Differenzen erlauben uns leicht, den 
fraglichen Krapinaast von jenem des H. Aurignacensis zu unter- 
scheiden. Doch gibt es noch weitere sehr gewichtige Momente, welche 
gegen eine Identifizierung beider Unterkieferäste sprechen. Eines 
dieser Momente liegt darin, daß sich der Krapinaast bezüglich 
seiner Gestaltung direkt an die übrigen Rami des Homo primigenius 
aus Krapina anschließt, zumal dem Ast des Krapina-I-Unterkiefers, 
dann jenem des jugendlichen Ü-Kiefers als auch einer Reihe bloß 
fragmentär erhaltener Aststücke. 

Das andere, nicht minder wichtige Moment, welches unseren 
in Rede stehenden Ast von jenem des MH. Aurignacensis. ganz beson- 
ders unterscheidet liegt darin, daß unser Krapinarest in der noch 
vorhandenen Kieferpartie den mit einer Prismawurzel behaf- 
teten M, besitzt. Obwohl ich diesem letzteren Merkmal keinen 
Rassen- oder Artscharakter (wie Adloff) zuschreibe, so ist doch dieses 
Merkmal in der vorliegenden Frage von hervorragender Wichtigkeit, 
weil sich unser Ast durch seinen so beschaffenen Mahlzahn direkt an 
den Unterkiefer Krapina / anschließt, welch letzterer wiederum 
zweifelsohne dem Homo primigenius var. Spyensis m. angehört. Auf 
Grund desselben Merkmales und der bereits früher genannten mor- 
phologischen Übereinstimmung reiht sich unser Ast auch dem jugend- 
lichen Unterkiefer Krapina-C an. Ziehen wir ferner noch’ den Um- 
stand in Betracht, daß kein einziger der Krapina-Unterkiefer bezüglich 
der Beschaffenheit seiner vorderen Kieferplatte der Art H. Aurigna- 
censis angehört, sondern uns drei von genannter Art differierende 
Unterkiefertypen darstellen, so haben wir dadurch auch die Unmög- 
lichkeit der Zuteilung unseres Krapinaastes zum FH. Aurignacensis 
genügsam erwiesen. 

Was aber die drei Unterkiefertypen aus Krapina betrifft, so 
habe ich davon bereits zwei namhaft gemacht und sie als den H. 
primigenius var. Spyensis m. und H. primigenius var. Krapinensis m. 
bezeichnet. Letztere Varietät findet im Unterkiefer von Malarnaud 
seinen ausgezeichnetsten Vertreter, zu welchem noch der Unterkiefer 
von La Naulette zu rechnen wäre. Auch glaube ich nicht fehlzu- 
gehen, weun ich in dieser letztgenannten Varietät eine kleinere und 
zarter gebaute Rasse erblicke, die sich durch die Grazilität ihrer 
Gliedmaßen usw. auszeichnet. 

Den dritten Unterkiefertypus stellen uns die Krapina - Unter- 
kieferfragmente D und F' mit abgerundeterer vorderer Kieferbasis dar. 


1910 Sitzung vom 22. November. Dr. K. Gorjanovie-Kramberger, A. Rzehak. 317 


Es lebten wohl in Krapina zwei oder auch drei Menschenrassen, 
jedoch keine vom Typus des Homo Aurignacensis, sondern Menschen, 
die demjenigen von Spy und Malarnaud entsprechen und dem Formen- 
kreis des H. primigenius angehörten. Es wäre doch ganz merkwürdig, 
daß beim relativ häufigen Vorkommen von Unterkiefern in Krapina 
die Unterarm-, die Becken- und ein Oberschenkelknochen just einer 
anderen Menschenart angehören sollten als die Unterkiefer und die 
Oberarmknochen. Gerade dieser Umstand mahnt zur größten Vorsicht 
und verlangt vorerst einen Vergleich mit Skeletteilen von Menschen, 
wie es.jener von Malarnaud ist, durchzuführen, bevor man es wagen 
kann, so dezidierte Schlüsse über das Vorhandensein des H. Aurigna- 
censis in Krapina zu ziehen. Das vorliegende fossile Menschenmaterial 
ist hierzu vorläufig noch nicht hinreichend. Anderseits ist es aber 
mehr als wahrscheinlich, daß sämtliche Skelettreste aus Krapina auch 
jenen Rassen angehörten, von welchen eben das Unterkiefermaterial 
herrührt. 


Prof. A.Rzehak. Einekonchylienführende Süßwasser- 
sehieht im Brünner Diluvium. 


Das sporadische Auftreten einzelner, räumlich meist sehr be- 
schränkter Süßwasserablagerungen ist aus vielen Lößgebieten bekannt. 
Auch im Brünner Löß habe ich schon vor vielen Jahren („Die pleisto- 
cäne Konchylienfauna Mährens*, in den Verhandl. d. naturf. Ver. in 
Brünn, Bd. XXIV, 1887) das Vorkommen von Limnaea truncatula 
Müll. in einer unbedeutenden, sandigen, deutlich geschichteten Ab- 
lagerung, die wohl auf einen kleinen, nur temporär bestehenden 
Wassertümpel zurückzuführen ist, konstatiert; ausgedehntere, mäch- 
tigere Süßwassergebilde waren jedoch — vom diluvialen Schotter 
und Sand abgesehen — im Brünner Lößgebiet bisher nicht bekannt. 

In neuester Zeit wurde an der Basis einer ungefähr 25 m 
mächtigen Lößmasse, die im Kohnschen Ziegelschlag auf der Wiener- 
gasse (Südostabhang des Roten Berges) abgebaut wird, eine stellen- 
weise bis 2 m mächtige und derzeit auf eine Längserstreckung von 
etwa 30 m verfolgbare Schicht eines grünlichgrauen, im trockenen 
Zustande grauweißen, kalkreichen Lehmes aufgedeckt. Derselbe ist 
ziemlich deutlich geschichtet, enthält häufig Mergelkonkretionen und 
streifenförmig verteilte Ausscheidungen von rostgelbem Eisenhydroxyd. 
Durch hie und da herausragende Schalen von Planorbis (zumeist 
Pl. rotundatus Poir. und ‘Pl. marginatus Drap.) und Limnaea (zumeist 
L. truncatula Müll.) gibt sich dieser Lehm sogleich als eine Süb- 
wasserablagerung zu erkennen, Unter den sonstigen Süßwasserschnecken 
ist Valvata macrostoma Steenb., die lebend in Mähren nicht mehr vor- 
kommt, besonders hervorzuheben. Immerhin treten die Süßwasser- 
formen gegen die landbewohnenden merklich zurück. Unter den letz- 
teren sind namentlich Pupa-Arten in größerer Individuenzahl vor- 
handen, besonders bemerkenswert ist die charakteristische, ausgestorbene 
Pupa columella Benz. Häufig sind auch die feuchtigkeitsliebenden 
Suceineen, unter welchen eine im Löß nicht vorkommende, auf- 
fallend bauchige Form Erwähnung verdient, Von den übrigen Land- 

49* 


318 Verhandlungen. Nr.. 14 


schnecken möchte ich nur Helix arbustorum L. var. alpestris L. Pf. 
hervorheben, weil sie auch zu jenen Formen gehört, die in Mähren 
bereits ausgestorben sind. Im ganzen sind mir aus dem in Rede 
stehenden Lehm bis jetzt 20 Arten bekannt; eine eingehendere Be- 
schreibung der interessanten Fauna wird an anderer Stelle gegeben 
werden. 


R. J. Schubert. Über Foraminiferen und einen 
Fischotolithen aus dem fossilen Globigerinenschlamm 
von Neu-Guinea. 


In seiner Arbeit über den geologischen Bau von Kaiser Wihelms- 
Land !) beschrieb P. St. Richarz S. V.D. u. a. auch einen bläulichen 
Ton, welcher von P. Reiber auf der Expedition von der Missions- 
station St. Anna im Berlinhafen ins Torricelligebirge in einer Höhe 
von 10 m über dem Meeresniveau gefunden wurde. Herr Dr. Rudolf 
Noth unterzog diese Probe im geologischen Institut der Universität 
Wien einer mikroskopischen Untersuchung und bestimmte 20 Arten 
von Foraminiferen, die ]. ec. pag. 469 angeführt sind. 

Da ich nun seit einiger Zeit mit der Bearbeitung des reichen 
mikrofaunistischen Tertiärmaterials der K. Sapperschen Expedition 
nach Neu-Mecklenburg, Neu-Hannover und einigen benachbarten Inseln 
des Bismarckarchipels und der Salomonen beschäftigt bin, deren 
Ergebnisse im Laufe des nächsten Jahres in den Abhandlungen der 
k. k. geolog. Reichsanstalt veröffentlicht werden, interessierte ich mich 
begreiflicherweise für jene Tonproben des benachbarten Neu-Guinea. 
Da fiel mir nun die Angabe auf, daß in jenem Sediment Globigerinen 
und Dentalinen dominieren sollen, auch erkannte ich sofort in der 
dort als neu beschriebenen Cristellaria pazifica die altbekannte Tief- 
seeform Pulvinulina pauperata Parker und Jones. Ich bat Herrn 
P. Richarz um Einsicht in jene Probe, verglich auch im geologischen 
Institut der Universität die jenen Bestimmungen des Herrn Noth 
zugrunde liegenden Foraminiferen und kann als Ergebnis meiner 
Untersuchung und des Vergleiches mit der jungtertiären Foramini- 
ferenfauna des Bismarckarchipels folgende Formen anführen, wobei 
die mit einem * versehenen Formen für die Fauna von Neu-Guinea 
neue Formen bedeuten: 


*Lagena laevis Montagu. 

In der äußeren Form der im Challenger-Berichte, Taf. LVI, Fig. 14, 
abgebildeten Form entsprechend, nur mit einfacherer, kürzerer 
Mündungsröhre; am aboralen Teile der Schale auch ganz kleine 
Ansätze. 

Auch im Globigerinen- und im Pteropodenmergel von Neu- 
mecklenburg. 


*Lagena marginata Walker und Boys. 


Einige Exemplare, die infolge ihres scharf gekielten, sonst ein- 
fachen Gehäuses nur auf diese Art bezogen werden können. Der 


1!) Beilageband des Neuen Jahrbuch für Min. ete, XXIX, 1910, Stuttgart. 


1910 Sitzung vom 22. November. R. J. Schubert. 319 


Umriß ist bald rundlich, bald eiförmig, wie ja diesbezüglich diese 
Art auch sonst variiert. 
Auchim Globigerinen- und Pteropodenmergel von Neu-Mecklenburg. 


*Lagena fimbriata Brady. 


Von dieser interessanten in Neu-Mecklenburg nicht gefundenen 
Art, die auch sonst fossil nicht gefunden wurde, fand ich in der in 
Rede stehenden Probe zwei Exemplare, von denen das eine mit dem 
im Challenger-Berichte, Taf. LX, Fig. 26. abgebildeten übereinstimmt, 
das andere im Umriß mehr rundlich ist. Beide haben jedoch den 
eharakteristischen Basalhohlsaum, und die an demselben erkennbare 
Parallelriefung ist zwar feiv, doch deutlich. 


*Lagena gracillima Seg. 
Sehr selten; auch im Pteropodenmergel von Neu-Mecklenburg. 


*Lagena hexagona Williamson. 


Sehr selten und durch die eigentümliche Skalptur leicht zu 
erkennen. Aus Neu-Mecklenburg kenne ich sie nicht, doch ist diese 
Art sonst namentlich im Tertiär weit verbreitet. 


*Lagena quadricostulata Reuss. 


Sehr selten, durch das Vorhandensein von beiderseits je zwei 
zarten Längsrippen gekennzeichnet. Eine nahe verwandte, wenn nicht 
identische Form kommt auch vereinzelt im Globigerinensediment von 
Neu-Mecklenburg vor. 


* Nodosaria monilis Silv. 


Ohne A. Silvestris weitgehende Synonymieansichten bezüglich 
dieser Art teilen zu können, möchte ich die häufigste Nodosaride von 
Neu-Guinea auf diese Art beziehen, da sie dieser am besten entspricht. 
Ausführlicheres werde ich darüber in meiner Abhandlung über die 
Foraminjferen von Neu Mecklenburg mitteilen, woselbst diese Form 
gleichfalls häufig vorkommt. 

Die Kammern der einzelnen rauh berippten Schälchen sind 
meist eng aneinandergedrängt, bisweilen jedoch stark auseinanderge- 
zogen, so daß sie dann an var. sublineata Brady von Nodosaria 
hispida Orb. erinnern. 

Manche Exemplare ähneln den völlig einreihigen Formen von 
Sagrina virgula und es ist auch möglich, daß sie aus Sagrinen, d. h. 
aus Formen mit einem Uvigerina-artigen Anfangsstadium hervorgingen. 


*Nodosaria insecta Schwager. 


Mehrere Dentalina-artig gekrümmte Exemplare entsprechen recht 
gut dieser von Schwager aus Kar Nikobar beschriebenen Art. Sie 
erinnert an Dentalina elegans Orb. und hat auch vermutlich in dieser 
ihre nächste Verwandte. 

Auch in den analogen Gesteinen Neu-Mecklenburgs kommt diese 
Art vor. 


320 Verhandlungen. Nr. 14 


*Nodosaria arundinea Schwager, 


Nur Fragmente einer auffallend langkammerigen Art, die wohl 
nur auf arundinea Schiwag. bezogen werden können, um so mehr, als auch 
die von Schwager abgebildeten charakteristischen Anfangskammer- 
stücke vorkommen. Durch diese unterscheidet sich anscheinend 
unsere Art von longiscata Orb., der sie jedoch sehr nahe steht. 

Auch in den Globigerinensedimenten Neu-Mecklenburgs kommen 
analoge Fragmente vor. 


*Nodosaria subtertenuata Schwager. 


Die spärlichen Exemplare stimmen gleich denen Neu-Mecklen- 
burgs besser mit der von Brady im Challenger-Bericht gegebenen 
Abbildung als mit der von Schwager mitgeteilten Abbildung überein. 


*Nodosaria scalaris Batsch. 


Ein verletztes und wieder regeneriertes Fragment, das nach der 
Kammerausbildung und Berippung sich auf diese Art beziehen läßt, 
die auch in den Globigerinenmergeln Neu-Mecklenburgs verbreitet ist. 


*Nodosaria af. vertebralis Batsch. 


Spärliche gerade Fragmente einer berippten Nodosarienart, die 
am ähnlichsten der von A. Silvestri als N. gemina beschriebenen 
Art ist, von der ja Silvestri selbst vermutet, daß sie wohl als 
Abart von vertebralis aufzufassen sein könnte. 


* Nodosaria cf. calomorpha Heuss. 


Zwei Fragmente, die anscheinend auf diese Art zu beziehen 
sind, die ich auch in Neu-Mecklenburg fand. 


*Nodosaria (Dentalina) aff. communis Orb. 


Einige Dentalinen erinnern an diese im Neogen weit verbreitete 
Art, besitzen jedoch eine auffallend vorgezogene Mündung, wodurch 
der Gehäusecharakter spitz wird und an mucronata Neugeb. erinnert. 


*Nodosaria (Dentalina) filiformis Orb. 
Selten und meist fragmentarisch. 


Nodosaria (Dentalina) consobrina Orb. 
Gleichfalls selten, sehr zart und meist nicht ganz erhalten. 


*F'rondicularia tetragona Costa. 

Ein einziges, aber sicher hierhergehöriges Fragment mit im 
Anfang rundem (Nodosaria), später elliptischem (Frondieularia-) 
Querschnitte. 

Auch im Globigerinenmergel von Neu-Mecklenburg fand ich diese 
Form gleichfalls selten. 


*F'rondicularia inaequalis Costa var. costata Silo. 

Nur schmäler als die von A. Silvestri 1898 beschriebene 
Abart von inaegualis, aber sonst mit der charakteristischen Berippung 
der Anfangskammern. 


1910 Sitzung vom 22. November. R. J. Schubert. 391 


In Neu-Guinea fand ich einige Fragmente dieser Abart, die 
glatte Form fand ich auch im Globigerinenmergel des Bismarck- 
archipels (Djaul). 


*Frondicularia cf. alata Orb. 


Ein Fragment einer auffallend breiten Frondieularia, die sich 
vielleicht auf alata beziehen läßt. 


*Marginulina aff. similis Orb. 


Die Endkammer nimmt etwa die Hälfte des ganzen Gehäuses 
ein, sonst erinnert diese Art am meisten an Marginulina similis Orb. 
Das ganze Gehäuse ist etwas zugespitzt wie bei subtrigona Schwager, 
die wohl in die nächste Verwandtschaft unserer Form gehören dürfte. 


*Cristellaria cf. rotulata Lamarck. 


Auch Cristellaria ist ganz spärlich vorhanden; Noth zitiert 
eine Cristellaria orbieula Reuss, also eine Form aus der Verwandt- 
schaft der rofulata L., auch ich fand ein vermutlich auf diese letztere 
Art zu beziehendes, Exemplar, das mir jedoch bei der Untersuchung 
in Verlust geriet. 


*Dvigerina asperula CzjZek. 

Nebst der typischen Form mit rauher, gekörnelter Oberfläche, 
die auch in den Globigerinengesteinen des Bismarckarchipels weit 
verbreitet ist, kommt in Neu-Guinea auch eine Abart vor, die sich 
von der typischen Form dadurch unterscheidet, daß die Körnchen 
der Oberfläche zu Reihen angeordnet sind. Obgleich nun dadurch 
manche Exemplare an Uvigerina tenuwistriata erinnern, glaube ich 
dennoch, diese gestreiften Exemplare nur als Abarten der asperula 
auffassen zu sollen, etwa als var. striata. 


* Bulimina buchiana Orb. 


In typischer, bisweilen auch infolge zugespitzter Gestalt an 
B. rostrata Br. erinnernder Ausbildung fand ich diese Art in einigen 
Exemplaren. Sie ist durch die scharfen, über das Gehäuse ziehenden 
Rippen leicht kenntlich und kommt auch in den Globigerinengesteinen 
Neu-Mecklenburgs vor. ‚ 


*Bulimina inflata Seg. 

Im österreichischen Neogen fand ich oft Buliminen, die gleich- 
sam Zwischenformen zwischen B. buchiana und inflata darstellen, in- 
dem die Rippen von buchiana in Zacken ausgezogen waren. Ich war 
daher begreiflicherweise geneigt, injlata nur als Abänderung der 
obenerwähnten Art aufzufassen. Die wenigen, übrigens auffallend 
hyalinen Exemplare von injflata, die ich jedoch in der untersuchten 
Probe von Neu-Guinea fand, lassen es jedoch verständlich scheinen, 
warum Seguenza, Brady, Schwager u. a. B. inflata als eigene 
Art beschrieben. 

Im Tertiär des Bismarckarchipels fand ich inflata sehr selten, 
auch kommt diese im europäischen Tertiär weitverbreitete Art im 
Pliocän der Salomonen und Nikobaren vor. 


399 Verhandlungen. Nr. 14 


* Bulimina ovata Orb. 


Auch diese Art ist auffallend hyalin erhalten und typisch aus- 
gebildet. Diese sonst nicht seltene Art fand ich im Bismarck- 
archipel nicht. 


* Bulimina contraria Reuss. 


Ein Exemplar einer Bulimina gehört dieser leicht kenntlichen, 
interessanten Art an, die ich im Tertiär des Bismarckarchipels be- 
sonders im Pteropodenmergel fand. 


* Pleurostomella alternans Schwager. 


Nicht gerade selten, aber meist in sehr kleinen zarten Exemplaren 
vorhanden, und zwar von der bei dieser Art vorkommenden Ver- 
änderlichkeit. 

Auch in den Globigerinen- und Pteropodenmergeln des Bismarck- 
archipels kommt diese Art nicht selten vor. 


*Cassidulina cf. subglobosa Brady. 


In mehreren Exemplaren, die zum Teil sehr frisch erhalten, 
meist jedoch undurchsichtig sind. Typische Vertreter dieser Art sind 
in manchen Globigerinengesteinen Neu-Mecklenburgs nicht selten 
vorhanden. 


*Olavulina communis Orb. 


Sehr selten, wie auch in den analogen Gesteinen Neu-Mecklen- 
burgs und der Salomonen. Vielleicht ist die Angabe von Hyperammina 
elongata bei Noth auf diese Form zu beziehen, da ich Hyperamminen 
bisher weder in Neu-Guinea noch im Tertiär des Bismarckarchipels 
fand, während die agglutinierten Gehäuse von Cl. communis nament- 
lich in fragmentarischem, nicht ganz gut erhaltenem Zustande an 
Hyperamminen erinnern. 


Verneuilina pygmaea Egger. 

Einige Exemplare dieser kleinen, zierlichen Art, die ich im 
Bismarckarchipel bisher nur vereinzelt fand und die auch aus den 
analogen Tonen von Luzon (V. rotundata Karr.) von F. Karrer be- 
schrieben wurde. Auch diese Art ist zum Teil sehr frisch erhalten. 


* Textularia quadrilatera Schwager. 


Diese sehr bezeichnende Art, die nicht leicht mit anderen Arten 
verwechselt werden kann, fand ich in der untersuchten Probe in 
mehreren Exemplaren, und zwar sowohl in der mikro- wie makro- 
sphärischen Generation, Während die Gehäuse der letzteren sicher 
vom Anfang an biserial angeordnete Kammern besitzen, glaubte ich 
bei manchen der mikrosphärischen Formen einen spiralen Anfangsteil 
wahrzunehmen, doch bin ich nicht ganz sicher, ob sich dies tatsäch- 
lich so verhält, weshalb ich davon absehe, diese T'extularia schon Jetzt 
als Spiroplecta zu bezeichnen. 

Diese Art ist in Neu-Mecklenburg im Pteropodenmergel von 
Sainabas häufig, in dem, nebenbei bemerkt, auch die gleiche Fisch- 


1910 Sitzung vom 22. November. R. J. Schubert. 393 


gattung (Scopelus) vorkommt, wie überhaupt der Globigerinenton von 
Neu-Guinea mikrofaunistisch manche Anklänge an den erwähnten 
Pteropodenmergel zeigt. 


*Textularıa sp. 

Zwei Jugendexemplare einer agglutinierten Form mit, so viel 
sich beim Aufhellen in Glyzerin erkennen läßt, völlig zweireihig an- 
geordneten Kammern und Textularia-Mündung. Entweder handelt es 
sich um Jugendexemplare von Textularia gramen Orb. oder um 
Trigenerina capreolus. Mit der von R. Nothals T. sagittula angeführten 
Form sind diese Exemplare sicher nicht identisch. Jene als T. sayittula 
bezeichnete Form ist wahrscheinlich eine Bolivina. 


* Nonionina umbilicatula Mont. 


Sehr selten, aber in typischen Exemplaren; auch im Pliocän 
des Bismarckarchipels ist diese Form ähnlich vorhanden. 


*Hastigerina pelagica Orb. 


Gleichfalls sehr selten, wenigstens in sicher erkennbaren Exem- 
plaren; auch im Pliocän des Bismarckarchipels. 


*Pullenia obliqueloculata Parker und Jones. 


Diese Art gehört zu den häufigsten Formen der untersuchten 
Probe, wie dies auch in mehreren der analogen Gesteine Neu- 
Mecklenburgs und der Salomonen der Fall ist. Manche Exemplare 
sind noch ganz frisch erhalten, während einige Schälchen schon ganz 
opak sind. 


*Pullenia sphaeroides Orb. 


Im auffallenden Gegensatz zu der soeben besprochenen, fossil 
sonst seltenen Art ist diese im Neogen weit verbreitete Form hier 
wie auch in den Globigerinengesteinen des Bismarckarchipels sehr 
selten. 


Globigerina bulloides Orb. 


Die häufigste Form im Schlämmrückstande; sowohl in typischer 
Ausbildung wie auch als var. triloba Kss, 


*G@lobigerina conglobata Brady. 


Auch häufig, wenn sie auch diesbezüglich der bulloides nachsteht. 
Auch in den Globigerinengesteinen des Bismarckarchipels gehört diese 
Art wie die nachfolgend angeführte zu der verbreitetsten Form. 


*Globigerina sacculifera Brady. 
Bis auf die letzte Kammer ähnelt diese Art sehr der bulloides. 
Die letzte Kammer dagegen ist eigentümlich verlängert, doch nie so 
wie bei digitata Brady. Ein in Textfigur 1 abgebildetes Exemplar 
besitzt an dieser letzten Kammer auffallende Ausbuchtungen, welche 
die Vermutung erwecken, daß es sich hier um den Beginn einer 
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910, Nr. 14. Verhandlungen. 50 


394 Verhandlungen. Nr. 14 


Aus-, vielleicht Mißbildung handeln könnte, wie sie die von mir im 
Globigerinenmergel von Siminis auf Djaul (Bismarckarchipel) in zahl- 
reichen Exemplaren gefundene Globigerina fistulosa m. in erhöhtem 


Figur 1. Globigerina sacculifera Br. var 


Figur 2. Globigerina fistulosa n. sp. 


Maßstabe besitzt (s. Textfig. 2); über diese werde ich dann in meiner 
Arbeit über jene Gesteine ausführlich berichten. 


(rlobigerina cretacea Orb. (oder suberetacea Chapman.) 


Nicht selten, aber, wie mir scheint, in nicht ganz typischen 
Exemplaren vorhanden; auch in den betreffenden Gesteinen des 
Bismarckarchipels meist mehr oder minder häufig. 


Orbulina universa Orb. 


Seltener als in manchen Globigerinenabsätzen Neu-Mecklenburgs. 
Nebst vollkommen umhüllenden Orbulinenschalen kommen auch bilobate 
Formen vor, bei denen die Plasmazunahme der letzten Kammer nicht 
sroß genug war, um alle vorhergehenden einzuhüllen. Diese von 
Orbigny als Globigerina biloba beschriebenen und auch von Herrn 
Noth als solche zitierten Exemplare stellen also eigentlich Mittel- 
formen zwischen dem @Globigerina- und Orbulina-Stadium dar. 


*Sphaeroidina dehiscens Parker und Jones. 


Diese sonst seltene Art gehört zu den häufigsten Formen der 
in Rede stehenden Probe, wo sie eine ähnliche Rolle spielt wie in 
den ähnlichen Globigerinengesteinen des Bismarckarchipels. Sie ist 
durch das eigentümliche Klaffen der Nähte und auch die groben 
Poren leicht erkenntlich. Manche Exemplare dieser Art sehen auf- 
fallend frisch aus. 


*Sphaeroidina bulloides Orb. 


Nur ganz vereinzelt, wie auch im Pliocän des Bismarckarchipels 
meistens. Bezüglich ihres Vorkommens steht sie zu dehiscens in einem 
ähnlichen Verhältnis wie Pullenia sphaeroides zu P. obliqueloculata. 


Pulvinulina menardü Orb. 


Nebst den Globigerinen, Pullenien und Sphaeroidinen ist diese 
Art die häufigste Form der vorliegenden Probe, die durch ihre relative 
Größe im Schlämmrückstande sofort in die Augen fällt. Auch in den 


1910 Sitzung vom 22. November. R. J. Schubert, 325 


meisten Globigerinengesteinen des Bismarckarchipels verhält es sich 
ebenso oder ähnlich. 

Sie ist meist typisch ausgebildet, wenigstens sofern man die 
folgende Form als eigene Art auffaßt. 


* Pulvinulina tumida Brady. 

Diese lediglich durch das gebläht erscheinende Gehäuse von 
menardii verschiedene Form tritt hier an Häufigkeit hinter menardi 
bedeutend zurück. In manchen Globigerinenabsätzen des Bismarck- 
archipels ist sie Jedoch weit häufiger. 


* Pulvinulina micheliniana Orb. 

Weit weniger häufig als menardii, doch immerhin nicht selten, 
wie sie auch im Bismarckarchipel, namentlich in Pteropodenmergeln, 
zu den bezeichnenderen Formen gehört. 

Nebst zarten typischen Exemplaren kommen auch solche mit 
weit dickeren Schalen vor. 


*Pulvinulina elegans Orb. 

Nur ein Exemplar, aber in der charakteristischen, nicht leicht 
zu verkennenden Form. In Neu-Mecklenburg ist diese Art im Ptero- 
podenmergel von Sainabas häufig. 


*Pulvinulina pauperata Parker und Jones (= Üristellaria pazifica R. 
Noth 1910). 

Außer dem von Herrn Noth gefundenen Exemplar fand ich in 
der untersuchten Probe noch einige weitere Stücke, wodurch ich 
auch wie durch Besichtigung des Originalexemplares mit Sicherheit 
die Identität von Noths „Üristellaria pazifica“ mit der Tiefseeform 
Pulv. pauperata feststellte. 

Auch in den Globigerinengesteinen des Bismarckarchipels kommt 
diese Art vor; sie ist zwar dort gleichfalls nicht häufig, doch in 
solchen Absätzen weit verbreitet. 


*Truncatulina Wnellerstorfi Schwager. 
In mehreren Exemplaren in typischer Ausbildung gefunden; 
kommt auch in den Globigerinengesteinen Neu-Mecklenburgs vor. 


Truncatulina Dutemplei Orb. 
Sehr spärlich vertreten. 


*Truncatulina aff. pygmaea Hantken. 

Die von mir auf diese Art bezogenen Exemplare stimmen 
wohl nicht ganz mit den von Hantken gegebenen Abbildungen über- 
ein, gehören aber doch wohl sicher in die nächste Verwandtschaft 
dieser Art. Die Spiralseite ist grob perforiert, die Umbilikalseite glatt. 


*Rotalia Soldanü Orb. 

Sehr selten; manche Exemplare der weit häufigeren Pulvinulina 
micheliniana sind durch dickere Schale und gerundete Umrisse äußer- 
lich dieser sonst im Neogen weit verbreiteten Art ähnlich. 

50* 


3926 Verhandlungen. Nr. 14 


*Biloeulina depressa Orb. var. murrhyna Schwager. 


Die runde Mündung wie die zwei Zacken des Basalrandes eines 
Exemplares stimmen mit der Schwagerschen Abart (oder Art), 
während andere Exemplare mehr an die typische depressa erinnern. 
Auch in den Globigerinengesteinen des Bismarckarchipels kommt so- 
wohl die typische depressa wie var. murrhyna vor. 


* Biloculina depressa var. serrata brady. 
Diese leicht kenntliche Abart fand ich in einem Exemplar. 


* Miliolina cf. venusta Karrer. 


Ein Exemplar läßt sich entweder auf diese Art oder auf M, 
seminulum beziehen. 


*Sigmoilina celata Costa. 

Diese auch in den Globigerinengesteinen Neu-Mecklenburgs ver- 
breitete Form ist in der untersuchten Probe, wenn auch nicht 
häufig, so doch nicht gerade selten. 


Die Originalstücke zu den Bestimmungen des Herrn Dr. Noth 
konnte ich, da sie in Canadabalsam befestigt sind, nicht genau unter- 
suchen; soweit jedoch nicht bereits im vorstehenden über seine Arten 
Bemerkungen gemacht wurden, möchte ich noch bezüglich jener Liste 
folgendes hinzufügen: 


„Miliola inornata“ erinnerte mich mehr an Speroloculina robust« 
Brady. 

„Dentalina intermedia“ dürfte wohl in den iliformis-Kreis ge- 
hören. 

Als Sagrina virgula scheint die von mir als Nodosaria monilis 
gedeutete Form bezeichnet worden zu sein. 

„Globigerina regularis“ dürfte auf Sphaeroidina dehiscens zu 
beziehen sein. 

Für die anderen in jener Liste angeführten Arten fand ich 
keine Formen, auf welche ich sie hätte beziehen können. 

Und wenn auch weitere Untersuchungen reicheren Materials 
jener Gegend zweifellos die Artenzahl vielleicht nicht unbeträchtlich 
vermehren dürften, so sind doch die häufiger vorkommenden Fora- 
miniferen in der vorstehenden Liste zumeist enthalten. 

Danach ergibt sich ein Dominieren der die Hauptmasse aus- 
machenden pelagischen Formen (und zwar Globigerinen, Pullenien, 
Sphaeroidinen und gewisser Pulvinulinen) besonders der Menardii- 
Gruppe und Zurücktreten der am Boden lebenden Arten, wenigstens 
bezüglich der Individuenzahl, während bezüglich der Artenzahl die 
benthonischen über die Planktonformen überwiegen, 

Wir haben in diesem Globigerinenton von Neu-Guinea zweifel- 
los ein fazielles Aquivalent jener Sedimente vor uns, die Ö©.Schwager 
von den Nikobaren (Kar Nikobar), F. Karrer von den Philippinen 
(Luzon), Guppy-Murray von den Salomonen beschrieben haben und 
wie sie ähnlich auch im Bismarckarchipel eine weite Verbreitung be- 


1910 Sitzung vom 22. November. R. J. Schubert. 327 


sitzen. Ich werde mich daher in meiner obenerwähnten Arbeit auch 
ausführlicher mit diesen Absätzen sowie über die Grenzen der mut- 
maßlichen Absatztiefe beschäftigen, weshalb ich mich hier ganz 
kurz fasse. 

Bezüglich des Alters des weichen schlämmbaren Globigerinen- 
sediments von Neu-Guinea glaube ich, daß es in Anbetracht des 
völlig frischen Erhaltungszustandes mancher Foraminiferenschalen als 
geologisch jüngstes der bisher bekannt gewordenen aufzufassen sein 
dürfte, allerjüngstes Pliocän, wo nicht Pleistoeän, wie auch Herr Noth 
zu demselben Resultat gelangte. 

Die zum Teil zu sehr beträchtlichen Höhen (1100 m 1) gehobenen, 
zum Teil auch zu harten Kalken verfestigten Globigerinensedimente 
Neu-Mecklenburgs jedoch scheinen in der Hauptmasse wenigstens ent- 
schieden älter, meist im Pliocän und zum Teile im Miocän abgesetzt 
worden zu sein. 

Nebst einigen nicht weiter deutbaren Scherben fand Herr Noth 
in der Schlämmprobe, aus welcher die obenerwähnten Foraminiferen 
stammen, auch den im folgenden beschriebenen Otolithen, den ich vor- 


Fig. 3. 


Ä& Et N NE os c 
[7 , ) \ b 


a 
Otolith von Scopelus papuensis n. sp. 


a = Innenseite, — b — Außenseite. 


läufig papuensis nennen will. Er stammt, wie aus der beigefügten 
Skizze ersichtlich ist, offenbar von einem Exemplar der Gattung 
Scopelus. Der Sulcus acusticus wie auch die sonstigen Merkmale stimmen 
im wesentlichen gut überein mit den Otolithen dieser in den Tief- 
seeablagerungen des europäischen Neogens häufig vorhandenen Gattung 
und am meisten mit dem selteneren Scopelus tenwis Schub., während die 
meisten Scopeliden des österreichischen, deutschen, italienischen etc. 
Neogens einer anderen Untergattung angehören. 

Von den rezenten von mir untersuchten Arten stimmt mit der 
Form von Neu-Guinea am besten Scopelus Benoiti überein, und zwar 
so, daß die rezente Form, auf welche sich Scopelus papuensis be- 
ziehen lassen wird, sich wohl sicher als sehr nahe mit dem mediter- 
ranen Scopelus Benoiti verwandt ergeben wird. 

Auch im Tertiär von Neu-Mecklenburg kommen Teleostieroto- 
lithen vor, und zwar neben einigen Exemplaren von Küstenformen in 
den vermutlich oligoeänen Operculinen-Mergeln von Umuddu besonders 
Seopelus-Otolithen im jungneogenen Pteropodenmergel von Sainabas. 


') K. Sapper, Neu-Mecklenburg, Geogr. Zeitschr. Leipzig, Bd. XV, 1909, 
pag. 434, 


328 Verhandlungen. Nr. 14 


Die hier vorkommenden Otolithen gehören jedoch meist der Gruppe 
des rezenten Scopelus Rafinesguii an und ich werde dieselben ge- 
legentlich der Beschreibung der Foraminiferen des Bismarckarchipels 
näher besprechen. 


R. J. Schubert. Über das „Tertiär im Antirhätikon“, 


Vor kurzem hat Herr W. Paulcke im Zentralbl. f. Miner., 
Geol. u. Paläont. 1910, Nr. 17, pag. 540, auf Grund eines Orbitoiden- 
schliffes eine Abteilung der Antirhätikonschiefer als sicher tertiär, 
mindestens obereocän—unteroligocän angesprochen. 

Da nun diese Frage für die Stratigraphie und Tektonik des 
Antirhätikons von großer Bedeutung ist, so möchte ich diese Behaup- 
tung, ehe sie in die Literatur übergeht, in gewisser Beziehung richtig- 
stellen. Von einem sicheren Nachweis von Tertiär kann nämlich 
nach dem ]. c. reproduzierten Schliffbilde keine Rede sein. Sicher 
ist nur, daß ein Orbitoides vorliegt, während eine sichere Entscheidung, 
ob es sich um einen kretazischen oder alttertiären Orbitoides handelt, 
mit Sicherheit lediglich auf Grund eines Aquatorialschliffes gefällt 
werden könnte. Nur an diesem Schliff gewahrt man die für die Ortho- 
phragminen charakteristische rektanguläre Gestalt der Mediankammern. 
3ei Transversalschliffen dagegen, zumal bei nicht zentral geführten 
wie der vorliegende, ist es unmöglich, kretazische Orbitoiden und 
Orthophragminen stets mit Sicherheit zu unterscheiden und solch eine 
diesbezüglich strittige Form stellt auch Herrn Paulckes Orbitoid 
dar, von dem übrigens auch Douville, auf welchen sich Paulcke 
bezieht, nur bezüglich der Zugehörigkeit zu Orbitoides sicher war. 

Es ist also wohl möglich, daß ein Teil der Antirhätikon- 
schiefer tertiär ist, keineswegs ist dies aber durch den bisherigen 
Fund und die bisherige Untersuchung sicher nachgewiesen. 


Vorträge. 


F. Kossmat. Das tektonische Problem des nörd- 
lichen Karstes. 


Der Vortragende weist darauf hin, daß das nördliche Karst- 
gebiet nicht jene charakteristischen langgestreckten Falten aufweist, 
welche weiter südöstlich die adriatische Abdachung der dinarischen 
Gebirge auszeichnen. Wir finden in diesen Gebieten vielmehr eine 
sanz eigenartige Zerlegung in Schollen, welche sich häufig durch 
transversal verlaufende Linien gegeneinander abgrenzen und tektonisch 
eine gewisse Selbständigkeit zeigen. Auch in den angrenzenden 
Teilen der Julischen Alpen ließ sich noch eine ähnliche Transversal- 
sliederung nachweisen. 

Im Anschluß an dieses Strukturbild werden die verschiedenen 
Erklärungsmöglichkeiten besprochen. Der Vortragende, welcher ver- 
schiedene dieser Fragen bereits in Comptes Rendus IX. Congr. geol. 
Vienne 1903, pag. 507 ff. und in Verhandl. der k. k. geol. R.-A. 1909, 
pag. 85 ff. erörtert hat, kommt zum Schlusse, daß die Tektonik des 
nördlichen Karstes und seiner Nachbarregionen nicht auf „Faltendecken* 


910 Sitzung vom 22. November. Kossmat, Schubert, Leon u. Willheim, 290 
t oO Oür 


zurückzuführen ist, sondern daß sie auf einer durch Wirkung ver- 
schiedener Druckkräfte zustande gekommenen schollenartigen Zer- 
stückelung und transversalen Zusammenschiebung des Gebirges beruht. 
Es handelt sich um Erscheinungen, welche mit dem Zusammentreffen 
der dinarischen und der alpinen Faltenrichtung im Kausalzusammen- 
hange stehen. 

Besprochen wird auch die Publikation von M. Limanowski: 
Les grands charriages dans les Dinarides des environs d’Adelsberg 
(Bull. Acad. Cracovie 1910), welche, größtenteils auf den vom Vor- 
tragenden veröffentlichten Karten und Daten basierend, eine Deutung 
nach den allgemein bekannten Regeln des für die Schweizer Kalk- 
alpen aufgestellten Deckenschemas bringt. 

Eine ausführliche Mitteilung über den Gegenstand des Vor- 
trages wird im Jahrbuch der k. k. geol. R.-A. erfolgen. 


R.J. Schubert. Der geologische Bau des kroatisch- 
dalmatinischen Grenzgebietes. 


Der Vortragende besprach an der Hand einer Übersichtskarte 
dieses von F. Koch in Agram und ihm aufgenommenen Grenzgebietes 
(im Maßstab 1:75.000) kurz dessen Bau. Aus diesem ergibt sich mit 
Klarheit, daß die aus Werfener Schichten und Rauhwacken bestehenden 
Kuppen des Kosovo und Petrovopoljes in dem von Dr. Kerner auf- 
genommenen Kartenblatte Kistanje—DrniS nicht von fern herge- 
schobene Schollen darstellen, wie man jetzt vielfach anzunehmen ge- 
neigt ist, sondern Teile einer autochthonen Aufwölbung, wie schon 
G. Stache annahm. 

Ein ausführlicher Bericht wird demnächst in den Schriften der 
Anstalt erscheinen. 


Literaturnotizen. 


A. Leon und F. Willheim. Über die Zerstörungenin 
tunnelartig gelochten Gesteinen. 11. Mitteilung aus dem 
mechanisch-technischen Laboratorium der k. k. Technischen Hochschule 
in Wien. Österreichische Wochenschrift für den öffentlichen Baudienst. 
Heft 44. Jahrg. 1910. 


Mit dieser Arbeit nimmt in der Sache Tunnelbau der Ingenieur als Experimental- 
physiker das Wort. Mehrere Arbeiten Leons über Spannungsverteilung in ge- 
lochtem oder gekerbtem Material (vgl. die obgenannten Mitteilungen) machen ihn 
zu solchen Experimenten besonders berufen, deren Ergebnisse mit der von den 
Autoren geübten Kritik betrachtet eine anschauliche und exakte Grundlage auch 
für manche Fragen der Tunnelgeologie werden können. 

Rechtwinklige vierseitige Prismen aus Marmoren und anderen Kalken (durch- 
schnittlich 16%X16%X7 cm) wurden mit verschiedenem Querschnitt gelocht und ein- 
seitig bis zum Bruch belastet, Versuche unter allseitigem Druck in Aussicht ge- 
stellt. Die ersten bei steigender Belastung auftretenden Erscheinungen sind Zug- 
risse durch Decke und Sohle. Das Fehlen dieser Zugrisse in Stollen und Tunnels 
ist den Verfassern ein direktes Anzeichen, „daß auch horizontale Druckkräfte im 
Gebirge wirken“. Vielleicht wären derartige Widerstände gegen die horizontalen 
Zugspannungen bei geeigneter Wahl der Form des Versuchskörpers (Basis sehr 
groß im Verhältnis zur Höhe, große Bodenreibung) schon ohne eigenen seitlichen 


330 Verhandlungen. Nr. 14 


Umschluß zu zeigen, welchen dem Referenten im Gebirge die Massen außerhalb 
des Bereiches der Spannungsstörung durch den Tunnel zu vertreten scheinen. 

Als besonders günstiges Versuchsmaterial erwies sich Marmor, indem sich 
die Verbreitung der Spannungen von hinlänglicher Größe durch Aufhellung und 
„Fließfiguren* am Versuchskörper abbildete. 

Durch Dünnschliffe von bekannter Orientierung zu den aufgetretenen 
Spannungen wäre nach Ansicht des Ref. wohl eine petrographische Präzisierung 
der z. B. durch Zugspannungen aufgehellten Zonen und damit ein Einblick möglich, 
welcher Art von Kalzitflächen, Aufhellung und „Fließfiguren* zuzuschreiben sind, 
vielleicht ein lehrreicher Vergleich mit den Fließfiguren der Metalle, in deren 
Gefüge die neueren mikroskopisch-metallographischen Methoden schon viel Ein- 
blick geben. 

Die Ablenkung der Spannungen durch Textur des Materials wird von den 
Verfassern erwähnt. Dem entspricht im großen die Veränderung des einfacheren 
Spannungszustandes durch verschiedene Art und Anordnung des Gesteinsmaterials, 
welches von dem Geologen, der von Arbeiten wie die referierte Notiz nimmt, gewiß 
zweckdienlicher begutachtet werden könnte. (B. Sander.) 


Dr. K. Hinterlechner. „Praktiska geologija“ (deutsch: 
Praktische [Fragen aus der| Geologie. I. Teil.) Slovenski Trgovski 
Vestnik. Laibach 1909 und 1910, mit 33 Abbild. im Text. 


Der bis jetzt erschienene 1. Teil bezweckt, in gemeinverständlicher Weise 
geschrieben, weitere Kreise mit geologischen, berg-, beziehungsweise hütten- 
männischen, merkantilen und kaufmännischen Fragen bekanntzumachen. Damit soll 
einerseits bei aussichtsreichen montanistischen Objekten über die ersten Schwierig- 
keiten hinweggeholfen, anderseits vor unrentablen Operationen abgeraten, be- 
ziehungsweise abgeschreckt werden. 

Zunächst werden ganz allgemein gehaltene Definitionen über Mineralogie 
und Geologie gegeben sowie einige Ratschläge, die der Laie berücksichtigen sollte, 
bevor er noch in konkreten Fällen einen Geologen zur Intervention auffordert. 

Weiters folgt einiges aus dem österreichischen Bergrecht mit spezieller 
Berücksichtigung der Vorschriften des Schurfrechtes. Sodann: 

Erläuterung der Begriffe Oxydations-, Zementations- und primäre Zone von 
Erzlagerstätten; Variabilität des Metallgehaltes in den einzelnen Zonen und Hin- 
weise auf die verschiedene Rentabilität bei Abbau derselben. 

Zweck und Methoden des Schürfens (gewöhnliche Sch., Bohrungen, mag- 
netische und elektrische Schürfungsweise). 

Erläuterung der wichtigsten Momente betrefis der 'Tiefbohr-Schurfmethode 
und der hauptsächlichen dabei zur Verwendung kommenden Apparate (mit Illu- 
strationen); Angaben über die einzelnen Bohrsysteme im Hinblick auf ihre Ver- 
wendbarkeit, Leistungsfähigkeit und die jeweiligen Investitionskosten für diverse 
Garnituren. ö 

Weitere Bestimmungen des österreichischen Berggesetzes, und zwar über die 
Verleihung, Freifahrung, Grubenmaß, Grubenfeld und betreffs der nicht vorbehal- 
tenen Minerale. 

Allgemeines über die Aufbereitung. 

Aufbereitungsmethoden im einzelnen. 

Beschreibung der wichtigsten Aufbereitungsmaschinen. 

Über Rentabilität und einige andere kaufmännische Fragen. 

(R. J. Schubert.) 


Siepert, Paul Dr. „Leitfaden der Mineralogie.“ Berlin 
und München. R. Oldenbourg 1910. (52 Seiten.) 
Der Autor schildert die wichtigsten Minerale, die er in Gruppen ordnet, 


welche den verschiedenen Kristallsystemen entsprechen. Die letzten acht Seiten 
des Büchleins sind eine sehr kurz gehaltene Petrographie. (Hinterlechner.) 


Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien Ill. Rasumofskygasse 23. 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3. 


Verhandlungen derk, k A © Reichsanstalt 


Sitzung vom 6. Dezember 1910. 


Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: F. v. Kerner: Über einige neue Erwer- 
bungen von Karbonpflanzen für das Museum der geologischen Reichsanstalt. — F. v. Kerner: 
Zur Kenntnis der dalmatinischen Eisenerze. — Vorträge: K. Hinterlechner: Über meta- 
morphe Schiefer aus dem Eisengebirge in Böhmen. Mit chemischen Analysen von Conrad 
v. John. -- Literaturnotizen: P. Vinassa de Regny, P. Vinassa de Regny, H.E. 
Boeke, P. Groth. 

NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich. 


Eingesendete Mitteilungen. 


F. v. Kerner. Über einige neue Erwerbungen von 


Karbonpflanzen für das Museum der geologischen 
Reichsanstalt. 


In der letzten Zeit sind an die geologische Reichsanstalt mehrere 
kleine Suiten von Karbonpflanzen gelangt, welche einer Erwähnung 
an dieser Stelle wert erscheinen. 

Von Herrn H. Glatz, technischem Forstkontrollor in Plumenau, 
Bezirk Proßnitz in Mähren, wurde im Vorjahre eine Kollektion von 
Sandsteinplatten des Kulm mit Calamitenresten eingesandt. Die- 
selben wurden — wie ein beigelegter Zettel besagt — „bei Fels- 
sprengungen aus Anlaß eines Straßenbaues entlang des Haupttales 
Plumenau—Stichovitz im Waldteil Tiergarten und Zlechov gefunden“, 
Die Reste gehören -— soweit sie für eine nähere Beurteilung nicht 
zu dürftig erhalten sind — alle dem für den Kulm bezeichnenden 
Archaeocalamites radiatus Bgt. sp. an und bieten ein Bild der großen 
Unterschiede, welche in bezug auf Länge der Internodien, Dicke 
der Schäfte, Zahl und Breite der Rippen, Breite und Tiefe der 
Rillen bei Stammstücken dieser Calamitenart vorkommen und von 
der Stellung am Stamme, vom Entwicklungsstadium und zum Teil 
wohl auch von individuellen Verschiedenheiten abhängen. Zu Studien 
über den feineren Bau der Calamitenstämme bieten die Reste — 
wie dies der Erhaltungszustand bei Einbettung in Sandstein fast stets 
mit sich bringt — keine Gelegenheit. 

“ Außer zahlreichen Flach- und Hohlabdrücken enthält die Sammlung 
auch ein paar Steinkerne von seitlich zusammengedrückten Schäften. 
Dieselben sind bei einer Länge von 2—3 dm 7 cm breit und von 
ungefähr 20 Rillen durchzogen, so daß im Durchschnitte drei Rippen- 

K.k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 15. Verhandlungen, 51 


339 Verhandlungen. Nr. a 


breiten auf 1 cm gehen. Das eine Stück trägt auf vier in Abständen 
von einigen Zentimetern aufeinander folgenden Knotenlinien beiderseits 
je zwei große, stark erhabene Astnarben. Auch auf dem zweiten 
Schaftsteinkerne ist eine Anzahl solcher Narben vorhanden. 

Außer den Calamitenresten weist die Sammlung ein 6 cm breites 
und 8cm langes Stück einer Stammoberfläche auf, welches die als 
Knorria imbricata Gein. bezeichnete und als subepidermaler Erhal- 
tungszustand eines Lepidophytenstammes (im vorliegenden Falle wohl 
von Lepidodendron Veltheimianum Stbg.) erkannte Skulptur zeigt. 


Von Herrn Th. Baier in Pilsen erwarb das Museum eine Kollektion 
von beblätterten Sphenophyllum-Stengeln mit ansitzenden Fruchtständen. 
Letztere sind in verschiedenen Entwicklungs- und Erhaltungszuständen 
vertreten, so daß ein gutes Gesamtbild über die Gestaltsverhältnisse 
dieser Organe ‚geboten wird. Auf mehreren Gesteinsplatten sind junge, 
noch unreife Ahren sichtbar; sie sind von schlanker Form, noch ge- 
schlossen und zeigen stark nach aufwärts gebogene Sporophylle, 
deren Spitzen sich dachziegelartig decken. Die Achse erscheint bei 
diesen Resten durch vor sie zu liegen kommende Fruchtblättchen 
großenteils verdeckt. Auf zwei Schieferplatten, von denen die eine 
den Gegenabdruck der anderen zeigt, siebt man zwei dicht neben- 
einander einem beblätterten Stengel aufsitzende, leicht gekrümmte 
Blütenähren von 4 cm Länge und 6—8 mm Durchmesser und zwei 
andere von gleichen Dimensionen, bei welchen die Anheftungsstellen 
zum Teil durch Blättehen verdeckt sind. 


Auf mehreren anderen kleineren Schieferplatten und -plättchen 
finden sich Fruchtähren in verschieden weit geöffnetem Zustande. 
Die Sporophylle kommen hier nicht mehr in Berührung mit den 
superponierten des nächst höheren Wirtels und stehen von denselben 
zirka Imm ab. Bei einer sehr weit geöffneten Ahre sind die Sporo- 
phylle an ihrem Anfangsteile sogar etwas nach abwärts gebogen, wo- 
durch die Blattspitzen (von denen allerdings nur einige erhalten sind) 
noch mehr (etwa 2 mm) von einander abstehen. 

Die Mehrzahl der Reste dieses Entwicklungsstadiums erscheinen 
wie mediane Längsdurchschnitte durch Sphenoph yllum-Ähren. Man 
sieht die dicke Spindel, deren kurze, fast quadratische Internodien 
eine feine Berippung (meist 6 Rippen) erkennen lassen. 

In vielen Sporophyliwirteln sind nur zwei einander gegenüber- 
stehende Blättehen sichtbar und von dem dem Beschauer zugekehrten 
Teil des Wirtels nur der Querseknitt der in die Sporophylle eindrin- 
senden Leitbündel zu sehen. An einigen dieser Ähren liegen jedoch 
auch Wirtelreste vor, welche die Achse des Fruchtstandes teilweise 
bedecken. An der Außenseite der schmalen, lanzettlichen Sporophylle 
ist ein medianer Strang erkennbar und manchmal auch noch eine feine 
Streifung angedeutet. 

Die Räume zwischen den Internodien und je zwei benachbarten 
Blattwirteldurehschnitten sind bei den weit geöffneten Ähren manch- 
mal ganz leer, manchmal mit sehr deformierten Örganresten erfüllt, 
bezüglich welcher nicht zu zweifeln ist, daß man es mit Hüllen von 
Sporangien, aus welchen die Sporen bereits ausgefallen sind, zu tun 


Al 


1910 Sitzung vom 6. Dezember. F, v. Kerner. 333 
hat. Nur in einigen Blattachseln sind noch gefüllte Sporenträger in 
Form kleiner Knötchen sichtbar. 

Zwei Schieferstücke zeigen Fruchtstände im Stadium der Voll- 
reife. Bei dem einen fehlt das Endstück der Ähre; der erhaltene 
Teil ist 5 cm lang und 1 cm dick. Er enthält sehr zahlreiche ge- 
füllte Sporenträger, welche teils als Knötchen hervorragen, teils 
Hohlabdrücke in Form kleiner Grübchen hinterlassen haben. Infolge 
von auch durch eine schwach S-förmige Achsenkrümmung angedeutete 
Zerrungen, welche diese Fruchtähre erlitten hat, ist die Gruppierung 
der Sporangien keine ganz regelmäßige, doch kann man in mehreren 
Wirteln das Vorhandensein von zwei Sporangialkreisen deutlich er- 
kennen. Die Zahl der auf den halben Wirtelumfang entfallenden 
Sporangien ist 6. Ihre Oberfläche zeigt eine sehr zarte Körnelung. 

Das andere Schieferstück enthält zwei einem sich gabelnden 
Stengelende aufsitzende Ähren, bei welchen auch ein etwa 5 cm 
langes Stück sichtbar, der oberste Teil aber in Gesteinsmasse ver- 
borgen ist. Diese beiden Ähren zeigen in ihrem unteren Teile, etwa 
2 cm über die Basis hinauf, dicht übereinander liegende Frucht- 
blättehen und weiter oben, wo dieselben mehr auseinandertreten, 
zahlreiche, noch mit Sporen gefüllte Sporenbehälter. Die Erhaltungs- 
weise ist Jedoch bei diesen Resten minder günstig und die Gruppierungs- 
art der Sporangien nicht klar zu sehen. 

Außer ganzen Fruchtständen finden sich auch abgelöste Sporo- 
phyliwirtel in Form verzerrter, mehr oder minder unvollständiger 
Sternfiguren, sowie auch einzelne Sporophylle. 

Unter den sehr zahlreichen Resten vegetativer Organe bemerkt 
man zunächst plattgedrückte, kahle Stengel von 2 bis 6 mm Breite. 
Bei den Internodien derselben schwankt das Verhältnis der Länge 
zur Breite bei den schmäleren Stengeln zwischen 6:1 und 4:1, bei 
den breiteren zwischen 4:1 und 2:1. Ein 8 mm breiter Stengelrest 
hat fast quadratische Zwischenknotenstücke. Die Internodien zeigen 
durchweg eine zarte Längsstreifung, aus welcher sich auf manchen 
Stücken 6—12 feine Rippen deutlicher hervorheben. 

Die in großer Zahl vorhandenen beblätterten Stengel, von denen 
einige die vorhin beschriebenen Ähren tragen, sind sehr verschieden 
gut erhalten. Bei mehreren sieht man bis zu fünf oder gar sechs 
Keilblättchen der Wirtel in der Gesteinsfläche ausgebreitet. Bei der 
Mehrzahl sind nur je zwei oder drei Blättchen jedes Wirtels sicht- 
bar. Die Blättchen stehen in vielen Fällen ziemlich wenig vom 
Stengel ab. Sie zeigen die Größen- und Formverhältnisse der Blatt- 
organe von Sphenophyllum Schlotheimii Bgt. Die charakteristische 
Nervatur ist bei den besser erhaltenen Resten gut erkennbar. 

Durch Dr. Schubert wurde eine kleine Sammlung von Karbon- 
pflanzen aus dem Velebit übermittelt. Dieselbe stammt von Raduö in 
der Lika (Kroatien) und wurde gelegentlich der von den Herrn Grafen 
Alfonso und Umberto Borelli (in Zara) dort ausgeführten Schür- 
fungen auf Steinkohle gefunden. Die flözführenden Schichten lagern 
in der Lika unter Kalken mit Fusulinen, Crinoiden und anderen 
marinen Fossilien. Bei der Mehrzahl dieser Reste, welche in einem 
kohligen Tonschiefer eingebettet sind, hat man es mit Sekundär- 

51* 


334 Verhandlungen. Nr. 15 


segmenten eines Farnes aus der Gruppe der Cyathoides zu tun, und 
zwar weist die dichtgedrängte Stellung, das meist rechtwinklige Ab- 
stehen und die ein wenig schwankende, relativ bedeutende Länge 
(über 10 mm) der Tertiärsegmente zunächst auf Scolecopteris cyathea 
Schl. sp. hin. Für einige Fiedern käme auch Scolecopteris affinis Bgt. sp. 
zum Vergleiche in Betracht, von welcher Brogniart selbst zweifelte, 
ob sie nicht bloß eine Varietät seiner Pecopteris cyathea sei sowie 
ferner Scolecopteris Candolleana Bgt. sp., die dieser Autor als eine 
der eben genannten Art sehr nahestehende Art bezeichnete. Die 
Nervatur ist bei diesen Farnresten nicht gut erhalten. Der bemerkens- 
werteste derselben zeigt fünf parallel nebeneinander liegende Fiedern. 
Von der dazugehörigen Hauptspindel ist aber nichts erhalten. 

In zwei Bruchstücken ist ein Farn mit Pecopteris-Nervatur ver- 
treten, dessen am Grunde verschmolzene Fiederchen so dicht gedrängt 
stehende Nervillen zeigen, wie sie bei Alethopteris Serlii vorkommen. 
Die Fiederchen sind aber kurz und zugerundet, ähnlich jenen von 
Pecopteris Grandini und Pecopteris gigantea, so daß die Zugehörigkeit 
zur vorgenannten Art nicht gesichert erscheint. 

Gleichfalls in zwei Fragmenten liegt eine Pecopteris vor, für 
welche wegen des sehr starken Hervortretens der fast stets unge- 
teilten Nervillen P. arguta Bgt. zum Vergleiche in Betracht kommt. 
Rechterseits des einen Fiederrestes, wo die Fiederchen auch in Form 
und Größe diesem Farntypus entsprechen, gehen sie aber unter ziem- 
lich spitzem Winkel von der Spindel ab, links und am anderen Reste, 
wo sich ihr Abgangswinkel einem rechten nähert, sind sie breiter als 
dem Arttypus entspricht. 

In einer geringen Zahl von einzelnen Fiederchen ist ein Farn 
aus der Gruppe der Diplazioides vertreten. Die Fiederchen sind bei 
einer durchschnittlichen Breite von 6 mm teils gelappt, teils nur 
gekerbt. Eines zeigt die charakteristische Diplazium-Nervation sehr 
deutlich. Eine sichere Differentialdiagnose zwischen Diplazites emarginatus 
Goepp. und FPecopteris unita BDgt. (Pecopteris longifolia Bgt. kommt 
nicht in Betracht) läßt sich auf kleine Bruchstücke — wie sie hier 
nur vorliegen — kaum gründen. 

Ferner finden sich zwei Enden von Blattfiedern mit Neuropteris- 
Nervatur. Der eine dieser Reste besitzt ein rhomboidales Endfiederchen 
und jederseits vier mit der Entfernung vom ersten relativ rasch an 
Größe zunehmende seitliche Fiederchen. Der Rest läßt einen Vergleich 
mit Neuropteris heterophylla Bgt. zu. 

Außerdem sind noch zu erwähnen ein mangelhaft erhaltener 
Blattwirtel von Spenophyllum sp. und ein ziemlich gut erhaltener Rest 
von Annularia stellata Schloth. = Ann. longifolia Bgt. Es ist ein etwa 
1 dm langes Stengelstück mit sechs in Abständen von 11/,—2 cm auf- 
einander folgenden Blattwirteln, in denen die Zahl der Blättchen 
durchschnittlich 25 beträgt, die Länge der einzelnen Blättchen 
zwischen 1'!/, und 3cm schwankt. Auf den Blättchen ist eine feine 
Streifung erkennbar. 

Die Scolecopteris, die beiden Pecopteriden, der Diplazites und 
die Annularia weisen auf die sechste Karbonflora (Ottweiler Schichten) 
hin. Die Neuropteris würde noch der fünften Flora angehören. 


1910 Sitzung vom 6. Dezember. F, v. Kerner. 339 


F. v. Kerner. Zur Kenntnis der dalmatinischen 
Eisenerze. 


Zur Ergänzung einer vor mehreren Jahren gebrachten Notiz, in 
welcher die Epigenese des Brauneisenerzes von Kotlenice (Nordfuß 
des Mosor) in Kürze erörtert wurde (Montan-Zeitung 1903), seien 
hier noch die Gründe angeführt, welche für jenes Erz die Annahme 
einer Syngenesis ausschließen, Der in der Nachbarschaft kleiner Erz- 
nester, die sich als Hohlraumfüllungen zu erkennen geben, durch die 
dankenswerten Bemühungen Herrn L. Miottos erschlossene Lager- 
gang ist zwischen zwei Bänke einer homogenen Schichtmasse von 
Rudistenkalk eingeschaltet. Würde es sich um ein sedimentäres Braun- 
eisenerz handeln, so fänden sich im Liegenden die Anzeichen einer 
stattgehabten Unterbrechung der marinen Schichtfolge, im Han- 
genden die Zeichen einer später erfolgten Transgression; die Basis 
des Erzlagers würde sich als eine einstige verkarstete Terrainoberfläche 
zu erkennen geben, die hangende Kalkschichte würde (wegen Bei- 
mengung oberflächlichen Verwitterungsstaubes des Erzkörpers) rot 
gefärbt sein und einen brakischen Habitus aufweisen. Es wären Ver- 
hältnisse zu erwarten, jenen ähnlich, welche man in Dalmatien an 
der Grenze zwischen Kreide und Tertiär oft antrifit, wo Toneisen- 
steine in unregelmäßige Vertiefungen der Oberfläche des Rudistenkalkes 
eingelagert sind und von rötlich oder braun gefärbten Kalken über- 
deckt werden, die brakische und in ihren tiefsten Lagen selbst lim- 
nische Schneckenfaunen führen. Die Bildung eines oberkretazischen 
Limonitflözes bei Kotlenice wäre, da Turon und Senon in Dalmatien 
sonst überall marin entwickelt sind, a priori sehr unwahrscheinlich. 
Die Untersuchung an Ort und Stelle zeigt, daß in der Tat auch dort 
aus dem Rudistenmeere nie eine Insel aufgeragt hat. 

Die Unmöglichkeit der Bildung eines Brauneisensteinflözes bei 
Kontinuität der Meeresbedeckung in der oberen Kreidezeit braucht 
nicht durch Hinweis auf geologische Lokalbefunde dargetan zu werden. 
Die Seeerze stellen allerdings eine unter Wasser vor sich gegangene 
Bildung von Eisenoxydhydrat dar. Ihre Entstehung ist aber an 
besondere, nur in jenen Gebieten, wo Seeerze auftreten, realisierte 
Bedingungen geknüpft. Eine Ausfällung von Eisenoxydhydrat am Grunde 
eines zoogene Kalke bildenden Meeres wäre undenkbar. 

In dem kaum zu erwägenden Falle, daß das Erzlager von Kot- 
lenice durch submarine Einschwemmung der Zerfallsprodukte eines 
auf einem benachbarten Lande gebildeten Erzkörpers entstanden wäre, 
hätte man Rotfärbung der Liegend- und Hangendkalke zu erwarten 
und müßte die Erzmasse von vielen Schlieren von erhärtetem Kalk- 
schlamm durchzogen sein und wohl auch eine mikroklastische Struktur 
aufweisen. 

Gegen die Annahme, daß das Brauneisenerz von Kotlenice durch 
Verwitterung aus einem Sideritlager entstanden sei, spricht zunächst 
das Fehlen solcher Formverhältnisse des Erzkörpers, welche auf vor- 
her stattgehabte Metasomatose hinweisen würden. Aber selbst wenn 
es möglich gewesen wäre, daß sich ein Spateisensteinflöz in seiner 
ursprünglichen Form hätte erhalten können, müßte diese eine andere 


396 Verhandlungen. Nr. 15 


sein als jene, welche das Limonitlager von Kotlenice zeigt. Wenn aus 
einer wässerigen Lösung kohlensaurer Kalk und kohlensaures Eisen 
getrennt zur Abscheidung gelangen, verhält es sich so, daß eine Zeit 
lang die Bedingungen abwechselnd für die Fällung des ersteren und 
letzteren Salzes günstiger sind; es fände sich dann zu beiden Seiten eines 
Hauptflözes ein oftmaliger Wechsel von dünnen Kalk- und Erzlagen. 
In Kotlenice tritt aber eine einzige dickere Erzschicht unvermittelt 
zwischen dickbankigen Kalken auf. Die Entstehung durch Verwitterung 
eines nicht ursprünglichen und erst durch Metasomatose gebildeten 
Flinzlagers schließt sich ebenfalls im Hinblick auf diese Formver- 
hältnisse des Erzkörpers aus, desgleichen die Entstehung durch direkte 
Umwandlung von Kalk in Limonit, für welche jedoch schon die Vor- 
bedingung (Einwirkung eisenchloridhältiger Wässer) nicht erfüllt war. 
Es wäre rätselhaft, wieso diese Umwandlung nur eine einzelne Kalk- 
steinbank betroffen und an den Grenzflächen derselben halt gemacht 
hätte. Auch wäre im Falle einer solchen Bildungsweise die von der 
feinkörnigen bis dichten Beschaffenheit des Rudistenkalkes sehr ab- 
weichende, zum Teil kavernöse und blätterige Textur des Erzes 
schwer verständlich. Der Umstand, daß in Kotlenice auch in der Tiefe 
keine Spuren von Spateisenstein gefunden werden, würde an sich noch 
nicht gegen eine Entstehung des dortigen Brauneisenerzes aus ersterem 
Erze sprechen, da im höhlen- und klüftereichen Karste die Tagwässer weit 
eindringen. Immerhin verdient es Erwähnung, daß das mineralogische 
Lexikon von Zepharoviö überhaupt keine dalmatinische Fundstätte 
von Siderit anführt; ja selbst unter den zahlreichen Mineralien, weiche 
jüngst Fr. Tucan als mikroskopische Beimengungen der Karstkalke 
und Dolomite und der Terra rossa nachwies!), fehlt der Spat- 
eisenstein. 

Das Vorhandensein eines einzigen Merkmales sedimentärer Lager- 
stätten, das Eingeschlossensein des Erzkörpers zwischen zwei Gesteins- 
bänken, kann angesichts der zahlreichen geologischen und chemischen 
Momente, welche in Kotlenice gegen eine Syngenesis sprechen, für 
eine solche nicht beweisend sein. Der Eifer, mit welchem von nicht 
fachmännischer Seite an der Annahme einer sedimentären Enstehungs- 
weise festgehalten wurde oder noch wird, entsprang wohl der Besorgnis, 
daß die Deutung des Fisenerzvorkommens von Kotlenice als eines 
epigenetischen Vorkommens die Bewertung desselben ungünstig beein- 
flussen würde. Die Frage, ob eine syngenetische oder eine epigenetische 
Lagerstätte wertvoller sei, läßt sich aber durchaus nicht allgemein im 
ersteren Sinne beantworten und ist ihre Entscheidung von den geo- 
logischen Verhältnissen abhängig. Was speziell Dalmatien betrifft, so 
ist daselbst für ein Fisenerzlager eine sedimentäre Bildungsweise 
keine günstige Empfehlung. Die Vorkommnisse an der Grenze zwischen 
Kreide und Protocän sind minderwertig und bilden keine ausgedehnten 
Flöze, sondern zerstreute, sehr wenig mächtige Linsen von geringem 
Umfange. Noch unbedeutender sind die Vorkommen an der Grenze 
des weißen ladinischen Kalkes gegen den grauen Kalk des Infralias 
und jene an der Basis der neogenen Schichtserie. 


!) Siehe Verhandl. 1910, Nr. 13, pag. 299—301. 


1910 Sitzung vom 6. Dezember. Dr. K. Hinterlechner. 337 


Vorträge. 


Dr. Karl Hinterlechner. „Über metamorphe Schiefer 
aus dem Eisengebirge in Böhmen. Mit chemischen 
Analysen von Conrad von John.“ 


Auf Jdie Tatsache, daß im Territorium des sogenannten Eisen- 
sebirges!) in Böhmen metamorphe Schiefer vorkommen, wies 
bereits F. von Andrian hin?). Als Ursache der Umwandlung nahm 
er Druck oder Emanationen heißer Quellen an. Trotz dieser Stellung- 
nahme gebührt das Verdienst auf kontaktmetamorphe Prozesse in dem 
vom Autor dieser Zeilen aufgenommenen Terrain (Spezialkartenblatt 
Caslau und Chrudim, Zone 6, Kol. XIII) hingewiesen zu haben 
erst J. Krejöf und R. Helmhacker?). Dies deshalb, weil die 
F. von Andrianschen Angaben strenge genommen eigentlich auf 
unser Nachbargebiet (Blatt Hohenmauth und Leitomischl, Zone 6, 
Kol. XIV) Bezug nehmen, dessen metamorphe Schiefer jedoch mit 
unseren gegenständlichen Gebilden nicht in jeder Hinsicht und ab- 
solut identisch sein müssen, obschon die Möglichkeit vom Autor 
dieser Zeilen unumwunden zugegeben wird. F. von Andrian 
scheint nämlich zumindest zwischen gewissen alten Schiefern des 
Ostens und des Westens (= unser Gebiet) des Eisengebirges einen künst- 
lichen Gegensatz konstruiert zu haben. 

Ohne in anderen Hinsichten die entsprechenden Konsequenzen 
gezogen zu haben nahmen Krejci und Helmhacker bezüglich der 
Metamorphose gewisser paläozoischer Sedimente wie folgt 
Stellung (l. ec. pag. 102): „Die Ottrelithschiefer sind Kontaktmetamor- 
phosen der schwarzen Tonschiefer*) mit Granit; die Metamorphose 
reicht bis 1 km weit, in horizontaler Richtung gemessen, von der 
Granitgrenze in die Tonschieferschichten hinein...“ — und „Der 
Öttrelithphyllit übergeht in der Entfernung von mehr als 
l km von der Granitgrenze allmählich in den schwarzen Ton- 
schiefer.* 

Welche Resultate die Neuaufnahme des Blattes Caslau und 
Chrudim erzielt hat, wurde teils bereits mitgeteilt’), teils wird es 
erst geschehen. Hier sollen vornehmlich folgende Bemerkungen strati- 


1) Nach Krejci Gebirgszug zwischen Elbeteinitz und Vojnüv Möstec, 
wo er in das böhm.-mähr. Grenzgebirge übergeht. 

2) „Geologische Studien aus dem Chrudimer und Czaslauer Kreise.“ Jahr- 
buch 1863, pag. 203 und 204. J 

3) „Erläuterungen zur geologischen Karte des Eisengebirges (Zelezn& hory).“ 
Archiv der naturw. Landesdurchforschung von Böhmen. V. Bd., Nr. 1, Prag 1882. 

*) Nach Krejei d, und d,. Das Krejöische Dd, deute ich als d, und um- 
gekehrt sein Dd, für d,, wie aus den späteren Angaben erhellen wird. 

5) „Über Eruptivgesteine aus dem Eisengebirge in Böhmen. 1. Geologisch- 
petrographischer Teil von Dr. K. Hinterleehner; 2. Chemischer Teil von 
C. v. John.“ Jabrb. der k. k. geolog. R.-A. 1909, Bd. 59 und das Referat des 
Autors für den Jahresbericht pro 1908 des !Ierrn Hofrates Tietze in unseren 
Verbandlungen. 1909, pag. 9. 


338 Verhandlungen. Nr. 15 


graphisch-tektonischer Natur Aufnahme finden, die indessen weder 
territoriell noch gegenständlich als erschöpfend aufgefaßt werden 
mögen. Das vollständige Elaborat bleibt einer späteren Zeit vor- 
behalten. 

Das Paläozoikum in dem von mir aufgenommenen Teile des 
Eisengebirges ist hauptsächlich aus Grauwacken, Grauwackenkonglo- 
meraten, Grauwackensandsteinen, Quarziten, Tonschiefern, Kalken, 
lokal aus graphitführenden Gebilden, Diabasen, Diabastuften, Amphi- 
boliten und schließlich aus metamorphen Schiefern aufgebaut. 

In stratigraphischer Hinsicht schließe ich mich den Ansichten 
J.J. Jahns!) an, der den lichten Kalk von Podol mit Korallen- 
resten und Crinoiden als Aquivalent der Stufe F (fs) im mittel- 
böhmischen Silur deutet. Das Liegende des genannten Horizontes 
bildet en dunkler Kalk, den Jahn auf Grund von Funden von 
Crinoiden, Orthoceren und Lobolithen als „Kalkstein der 
Etage %“ ansprach; daneben können dunkle Schiefer (ebenfalls mit 
Crinoiden) und graphitführende Schiefer konstatiert werden. 

Ein weiterer Leithorizont sind licht- bis dunkelgraue Quarzite, 
die stellenweise Scolithusröhrchen enthalten, welche bekanntlich 
im mittelböhmischen Silur die d, oder Dräbover Quarzite charak- 
terisieren. Zwischen den Gebilden der Etage E und den gegen- 
ständlichen Quarziten findet man eine mächtige Serie dunkler 
Schiefer, die wir — hier von J. J. Jahn teilweise abweichend — 
im Hinblicke auf das Vorausgeschickte ganz allgemein für da +4 +5 er- 
klären. Fossilien sind in diesen Schichten nicht zu finden gewesen. 

Die unter den Dräbover Quarziten südlich Hermanmöstec 
folgenden Gesteine sieht Jahn (l. ce. pag. 225) „als ein Analogon 
des mittelböhmischen Kambriums an. Es sind dies: ein Quarzit- 
bis Grauwackenkonglomerat, das mit dem TremoSnä- 
Konglomerate des mittelböhmischen Kambriums übereinstimmt“. 
„Weiter nach Norden hin folgen Grauwacken und Grauwacken- 
sandsteine, die* nach Jahn „entschieden zum Präkambrium 
zu zählen sind.“ Das Liegende des letzteren verhüllen Kreide- 
sedimente. „Bei Vergleichung mit dem mittelböhmischen Silur fehlen 
daher* nach Jahn in unserem Territorium die „Bande d, (da, ß, y) 
und die Skrej-Jinecer Paradoxidesschiefer ?)* (l. c. pag. 225). 
Speziell bezüglich der Bande d, verweise ich auf meine unten folgenden 
Angaben. Hier genüge die Bemerkung, daß es J. J. Jahn, wie er 
selbst sagt, an Zeit mangelte, um ausgedehntere und systematische 
Studien im gegenständlichen Terrain betreiben gekonnt zu haben. 
Außerdem spielt aber im Profil: Kalk-Podol— Hermanmöstec 
noch eine transversale Horizontalverschiebung insoferne eine Rolle, 
als die Bande d, dort fehlt und das Kambrium wie eine Kulisse 
unmittelbar hinter die d,-Quarzite so eingeschoben auftritt, daß man 
von diesem Bruche fast keine Ahnung hat, wenn man — wie es bei 
Jahn der Fall war — nicht die nötige Zeit hat, um viel mehr als 


!) „Die Silurformation im ‚östlichen Böhmen.“ Jahrbuch der k. k. geol. R.-A. 
1898, 48, Band, pag. 207—230. 


®) Nach J. J. Jahn eigentlich auch die Bande d,. 


1910 Sitzung vom 6. Dezember. Dr. K. Hinterlechner. 339 


bloß das eben angeführte Profil zu studieren!). Für den Nachweis 
der Bande d, kommt nämlich die Lehne zwischen Zbyslavece und 
Licomörice, also der westliche Steilrand des Eisengebirges gegen 
die Oaslauer Ebene hin in Betracht. 

Bei entsprechender Berücksichtigung der obigen, stratigraphischen 
Fixpunkte resultiert aus den Beobachtungen im Felde folgendes hier 
in groben Zügen skizzierte, tektonische Bild der Gegend 
zwischen Kostelec (nördlich Kalk-Podol), südlicher Fuß der 
Bucina (bei Podol) und Boukalka (westlich Podol). In dem gegen- 
ständlichen Distrikte repräsentiert das ostböhmische Paläozoikum eine 
nach Nord überkippte Mulde, welche vom f, bis zum d, eine ununter- 
brochene Schichtserie aufweist. Gegen Nord liegt unter dem d,-Quarzite 
das Kambrium scheinbar konkordant; im Südflügel sind dagegen die 
Sedimente, die älter als das d, sein sollten, hier so gut wie ganz 
abgetragen. Zumindest südsüdöstlich von Kalk-Podol hat man es 
mit einem roten Granitgneise zu tun, der unmittelbar an die 
d,-Quarzite herantritt und selbst ihr Liegendes d, berührt, wo das d, 
bereits zerstört wurde oder sich zumindest nur durch Feldlesesteine 
verriet, wie dies an der Straße Podol-Hrbokov (K. 534 und 548) 
der Fall ist. 

In der Gegend bei Kalk-Podol bildet der Konjepruser 
Kalk (Ff,) das Muldenjüngste. Beiderseits (gegen Nord und Süd 
flankiert ihn die Etage Z; letzteres vielleicht mit lokalen Unter- 
brechungen, die in kausalem Zusammenhange mit nordsüdlichen und 
ostwestlichen, zumeist ziemlich untergeordneten Störungen stehen. 
Zumindest westlich vom Meridian von N ütie verläuft dann der oben- 
erwähnte, untersilurische ds,-(Drabover)-Quarzit mehr oder weniger 
konform mit der Grenze des unterdevonischen f,-Kalkes; dies als 
ganz konstantes Band zumindest am südlichen Abhange der Bucina 
bis Skoranov, wo übrigens auch sein Hangendes in metamorphem 
Zustande zu Tage lag (Muldenüberkippung ). Zwischen dem d,-Quarzite 
und der Kalkserie liegen die dunklen Schiefer d,+,+; und 
graphitführende, ebenfalls schiefrige Gebilde. Die gegenständlichen, 
dunklen Schiefer sind es, die uns hier später besonders interessieren 
werden. 

In der graphischen Horizontalprojektion schließen sich alle bisher 
angeführten, silurischen Gebilde, abgesehen von gewissen Abweichungen, 
die schon erwähnt wurden, wie d, südöstlich Kalk-Podol, zum Teile 
auch d,, und die indessen für unsere Zwecke vorläufig ganz neben- 
sächlicher Natur sind, in Form einer zwar unregelmäßigen, weil gegen 
Ost in die Länge gezogenen Ellipse um den devonischen, hellen 
Podoler Kalk. 

Zwischen Althof, Skoranov und Kraskov verhüllen 
dyasische Gebilde den Untergrund. Im Territorium von Podhrad, 
Rudov und Zbyslavec kommt dagegen abermals der rote 
Granitgneis wie am Südfuße der Bulina zum Vorscheine. Im 


1) Dieses studierte Jahn ganz vornehmlich, wenn nicht sogar neben den 
Podoler Kalken fast ausschließlich. 


2) d,, wie wir später zeigen werden. 
K. K. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 15. Verhandlungen. 52 


340 Verhandlungen. Nr. 15 


Walddistrikte nordwestlich Skoranov verhüllt eine quartäre Lehm- 
decke den Untergrund; bei Zbyslavec wird indessen aus ihrem 
Liegenden auf den Wiesen ein grauer Quarzit für Wegerhaltungs- und 
für Bauzwecke ausgegraben. Daraus folgt in erster Linie, daß der d,- 
Quarzit von Skoranov (vollkommen der dortigen, allgemeinen 
Schichtenlagerung entsprechend) nord- und nordwestlich bei Zbys- 
lavec wieder zum Vorscheine kommt. Die Gegend beim J. H. K. 527 
nördlich Zbyslavec ist es übrigens, wo sich der ds-Quarzit des 
südlichen mit dem gleichen Gebilde des nördlichen Muldenflügels 
vereint. Nebenbei sei bemerkt, daß der nördliche d,-Quarzit- 
horizont über Micov, SusSie bis westlich Tasovic hinstreicht, 
wo er an der oben bereits angedeuteten Dislokation mehr als 1 km 
südlicher als der Quarzit von der Bahnstrecke (n. K.-Podo|) 
sein Ende findet. Die genauere Beschreibung der gegenständlichen 
Dislokation sowie des Liegenden des d,-Quarzites im nördlichen 
Muldenflügel sei einer späteren Zeit vorbehalten, da dieser Gegen- 
stand mit der im Titel angedeuteten Frage nicht mehr unmittelbar 
zusammenhängt. 

Nordnordwestlich vom J. H. K. 527 (nördlich Zbyslavec) fand 
ich zwar auch noch Lesesteine eines hellgrauen Quarzites, den man 
als Fortsetzung des Drabover Quarzites auffassen kann; dies könnten 
jedoch verschwemmte Reste des gegenständlichen Horizontes sein; 
oder es sind autochthone, spärliche Relikte desselben, da er sich in 
dieser Richtung auskeilt. 

Das herrschende Gestein, welches das Liegende des d,-Quarzites 
im Podhofaner Revier repräsentiert, ist ein schwarzer Tonschiefer, 
der einerseits in der Richtung auf Zbyslavec zu streicht und in 
nordöstlicher bis östlicher Richtung einfällt. Entsprechend der Lagerung 
im nördlichen Muldenflügel streicht derselbe Tonschiefer bei 
Jetonice ostwestlich mit entsprechendem, südlichen Verflächen. Der 
in Rede stehende, schwarze Tönschiefer fällt also dem muldenförmigen 
Baue entsprechend durchgehends unter die d,-Quarzite ein. Fossilien 
wurden bis jetzt darin nicht gefunden. Mit Rücksicht auf die 
Lagerung und die petrographischen Merkmale halte ich 
indessen diese Gebilde für ein Äquivalent des d,, Horizontes, des 
westböhmischen Kambriums, falls die J. Jahnsche Einteilung, von 
der wir ausgingen, den Tatsachen gerecht wird, woran ich keinen 
Grund zu zweifeln habe. In unseren weiteren Deduktionen sind 
von kardinaler Wichtigkeit die Verhältnisse im Dreiecke Zleber- 
Chvalovice, nördliche Umgebung von Licom&rice und des J. H. 
K. 527 (nördlich Zbyslavee). 

Die schwarzen Tonschiefer, die wir soeben für d,; erklärt haben, 
werden hier von grauen Grauwacken unterteuft. In der „Skala“ 
K. 492 steht ein weißer bis hellgrauer Quarzit mit Anklängen an 
Grauwackencharaktere an. Dasselbe Gestein findet man bei K 426 am 
nördlichen Fuße der Skala; weiters östlich Kamen bily (Weißen- 
stein) und selbst bei Dvür novy (Neuhof) ostnordöstlich Podhoran. 
Beim Drainieren der südlichen, unmittelbaren Nachbarschaft des Novy 
dvür stieß man nämlich ganz allgemein auf einen hellgrauen bis 
weißen Quarzit, der, wenn nicht alle Anzeichen trügen, die nordwest- 


1910 Sitzung vom 6. Dezember, Dr. K. Hinterlechner. 341 


liche Fortsetzung des gegenständlichen Quarzites vorzustellen hat. 
Das Liegende dieses Quarzites bildet abermals eine Grauwacke von 
verschieden grauer Farbe und mit etwas variabler Quarzführung, 
die indessen auch sehr groß werden kann. Im Tälchen nördlich 
Licom£rice fand man einen schmalen Kalkhorizont der seinerzeit 
abgebaut wurde. Westlich K. 426 fand ich diesen Kalk zwar nicht 
mehr; dafür ist dort ein graphitischer Schiefer in einer 
derartigen Position angetroffen worden, daß man ihn als sehr be- 
nachbarten Horizont des Kalkes, wenn nicht als sein unmittelbares 
Liegende auffassen kann. Dieses graphitische Gebilde wird 
gegen West fortschreitend von einer hellen, fast quarzitischen 
Grauwacke unterteuft. Die helle Farbe dieses Grauwackenhorizontes 
macht zum Teile auch einer grauen Platz. Unter den Grauwacken 
folgen gegen Liecom&@rice schwarze Tonschiefer. 

Die ganze angegebene Schichtserie streicht nordsüdlich und 
verflächt ziemlich steil östlich. Verfolgen wir sie dementsprechend 
in südlicher Richtung, so findet man, daß dem Quarzite der Skala 
beiTremoSnice eisenschüssige,quarzitisch-grauwacken- 
artige Aquivalente entsprechen. Außerdem muß aber noch auf 
folgendes hingewiesen werden. Dem Liegenden des vorn als dıy 
angesprochenen Schichtkomplexes, den gegenständlichen Grauwacken 
und Tonschiefern sind Diabase, Diabastuffe und amphiboliti- 
sierte Diabase eingeschaltet. Suchen wir im Hinblicke auf diese 
Tatsachen im westböhmischen Paläozoikum nach eventuellen Aqui- 
valenten, so können wir sie wohl am ehesten in den d,3, den 
Komorauer Schichten, erblicken. Ob die Tonschiefer unmittelbar 
bei Licom£&rice wirklich den d,g oder schon älteren Gebilden an- 
gehören, lasse ich dahingestellt; dabei lasse ich aber ebenso die Frage 
offen, ob nicht diese Tonschiefer und noch irgendwelche Ge- 
bilde, die bei Licomörice bereits die Kreide verhüllt, doch noch 
zum d,, gehören. 

Die im vorstehenden mit d,,, beziehungsweise d,5 verglichenen 
Sedimente vom Westrande des Eisengebirges, also aus dem südlichen 
Muldenflügel, haben ihre Aquivalente zum Teile wenigstens auch im 
nördlichen, sofern sie nicht dort ebenfalls von Kreidesedimenten ver- 
hüllt werden. 

Bei Zbyslavec selbst findet man roten Granitgneis und 
basischere Eruptiva. Das Paläozoikum vom westlichen Steilrande des 
Eisengebirges verhüllt selbe also nicht ganz. Stellenweise fällt es nun 
da gegen den Granit ein. Dieser Umstand könnte die Veranlassung 
seip, im gegenständlichen Territorium an eine streichende Ver- 
werfung oder an eine Transgression denken zu wollen. Zwin- 
gende Notwendigkeit für eine derartige Annahme resultiert jedoch 
aus den beobachteten Tatsachen keine. Eine derartige Annahme 
ist im Gegenteile schon aus theoretischen Gründen als kontrovers zu 
bezeichnen, falls man folgendes berücksichtigt. 

Oben haben wir das in Rede stehende Paläozoikum des Eisen- 
gebirges für eine Synklinale erklärt. Jede synklinale Faltung können 
wir uns nahe, entlang der Muldenaxe theoretisch von einer 


splitterigen Aufblätterung begleitet denken. Fast jeder 
52* 


342 Verhandlungen. Nr..1s 


Versuch mit einem 0°5 bis 10 mm dicken Pappendeckel oder 
einem anderen nicht zu elastischen Körper, den wir synklinal 
stark verbiegen, bestätigt nämlich dies. Dabei bleibt das „Streichen“ 
ganz gesetzmäßig wie in der nicht aufgesplitterten Masse. Kommt 
es nun in so einem Falle gleichzeitig mit dem Faltungsprozesse !) 
der Schichten auch zu einer Eruption, so ergießt sich natürlicher- 
weise das Magma in die entstandene Lücke und nach ent- 
sprechender Zerstörung der Schieferhülle müssen sich beinahe genau 
derartige oder zumindest ähnliche Verhältnisse konstatieren lassen 
wie westlich Zbyslavec. Entsprechend meiner seinerzeitigen Stellung- 
nahme sei übrigens bemerkt, daß der rote Granitgneis jünger ist 
als jedes der vorhandenen Sedimente in unserem Anteile des Eisen- 
gebirges?). Damit soll indessen die Existenz einer untergeord- 
neten Transversalstörung bei Zleber Chvalovice nicht 
ganz in Abrede gestellt werden, denn nur diese erklärt es, wie dort 
unveränderter Tonschiefer neben dem roten Granitgneis vorkommen 
kann), und gerade querverlaufende, kleine Verschiebungen sind ja 
charakteristisch für unsere ganze, paläozoische Muldenzone. 

Den nächsten, nördlichen Granitaufbruch fand ich westlich und 
südlich Bumbalka (nordnordöstlich Podhoran). Sehr verbreitet 
ist dieses Gestein im LitosSicer Reviere (am nördlichen Blatt- 


rande). 


* * 
* 


1. Metamorphes Untersilur aus der Bucina bei 
Kalk-Podol. Aus den vorausgeschickten Angaben erhellt zur Ge- 
nüge klar, das die Schiefer im Liegenden®) des Drabover Quarzites 
und im Hangenden) des unterdevonischen Konjepruser Kalkes 
(fs), beziehungsweise der Etage &, daß heißt jenen dunklen Schiefern, 
aus denen die Bu&ina-Höhe (K. 602) hauptsächlich besteht, den 
oberen Horizonten des Untersilurs angehören. 

Wider Erwarten zeigen nun diese Schiefer, an verschiedenen 
Stellen studiert, ganz verschiedene, äußere Merkmale. 


ad Analyse I (pag. 345). Gestein aus der Gegend südlich von 
Prachovice; vom westlichen Ausläufer der Butina und mithin aus 
der Granitferne. Abstand der nächsten, nachgewiesenen Granite 2, 
beziehungsweise 3 bis 4 km, auf der Oberfläche gemessen. Farbe dunkel- 
grau bis (fast) schwarz; auf den Schichtfugen und Klüften mit Limonit 
überzogen und deshalb braun. Struktur dünnschieferig, parallel zur 
Schieferung (= Schichtung) leicht spaltbar; der Korngröße nach so 
gut wie dicht, denn man erkennt mit freiem Auge zumindest im 
Querbruche kaum etwas außer sporadische, glitzernde Stellen, die 
man für einen Glimmer, Chlorit oder Chloritoid von vornherein er- 


1) Autor, „Über Eruptivgesteine aus dem Eisengebirge in Böhmen“, pag. 232. 

Dalzzcpag. 225 fr. 

3) Autor, „Vorläufige Bemerkungen über die tektonischen Verhältnisse am 
Südwestrande des Eisengebirges etc.“ Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1906, 
pag. 408 ff. 

*) Bei Berücksichtigung der Stratigraphie Hangendes der normalen Lage. 

5) — Liegendes bei horizontaler Lage. 


1910 Sitzung vom 6. Dezember. Dr. K. Hinterlechner. 343 


klären darf. Auf frischen Längsflächen erzeugt dasselbe Element den 
bekannten, phyllitischen Seidenglanz, durch den auch eine deutliche 
Wellung der Oberfläche, phyllitische Fältelung, zumindest lokal zum 
Ausdrucke kommt. Etwas besonders Beachtenswertes enthüllt auch 
das Mikroskop nicht. Wesentliche Elemente sind sicher: Quarz; in 
Form winzigster, selbst mikroskopisch nicht faßbarer Schüppchen lag 
ein helles, farbloses, deutlich doppelbrechendes Glimmermineral 
(Serizit) und ein dunkles Pigment, wohl eine Modifikation des Kohlen- 
stoffes, vor; lokal wurde streifenweise Limonit beobachtet. Neben 
dem Glimmer ist sicher auch ein stark licht-, aber schwach doppel- 
brechendes. monotomes Alumosilikat vorhanden. Wegen seinem deutlich 
erkennbaren Pleochroismus halte ich es für einen Ottrelith- 
vertreter. Der Menge nach wage ich dieses Element nicht zu schätzen, 
denn wegen der Kleinheit der Gebilde kann mau sie im gewöhnlichen 
Lichte zu leicht mit dem Glimmer vereinigen, zwischen gekreuzten 
Nicols werden sie aber oft derart dunkel, daß man sie von dem 
dunklen Pigment nicht trennen kann. Schließlich wurde auch die 
Gegenwart von Chlorit konstatiert. Finen Feldspat wage ich nicht 
mit voller Bestimmtheit anzunehmen, obschon er wahrscheinlich auch 
nicht fehlt. 

Die chemische Natur des Gesteines wird hinlänglich durch die 
Zahlenwerte der Analyse (I) illustriert, die auch den Mineralismus 
deutlich erklären: viel Quarz (&0,), Serizit (K, O), Feldspat zu- 
mindest nicht viel (Na, O und CaO); in einem aliquoten Teile des Glüh- 
verlustes ist wohl auch das dunkle Pigment (Kohlenstoff) anzunehmen. 

ad Analyse II (pag. 345). Anstehendes Material aus einer 
kleinen Grube an der Straße südöstlich Kalk-Podol, beziehungs- 
weise südwestlich von Citkov. In nächster Nähe des Granites. Auf 
Grund der Lagerungsverhältnisse ist diese Felsart nach geologischer 
Voraussicht genau oder zumindest beiläufig die östliche Fortsetzung 
des unmittelbar voranstehend beschriebenen Gesteines. 

Farbe schmutziggrau; heller wie Gestein sub I. Limonit wie 
dort. Struktur dünnschieferig, auch leicht spaltbar. Mit freiem Auge 
kann nur auf ein chloritisch-serizitisches Element diagnostiziert werden, 
das wesentlich an der Gesteinszusammensetzung partizipiert. 

U. d. M. erkennt man als wesentliche Elemente auch hier: viel 
Quarz, ein helles bis blaßgrünliches, stark doppelbrechendes, schuppig 
ausgebildetes, monotomes Silikat der Glimmerreihe (Serizit); nicht 
sehr wenig eines ziemlich stark Licht-, allein sehr schwach doppel- 
brechenden, zweiten, gleichgeformten Alumosilikates. Dieses dürfte 
wohl der Ottrelith Helmhackers sein, denn dieses Element 
verriet einen unverkennbaren Pleochroismus; die Farben schwankten 
zwischen einem schmutzigen Grün, Graugrün, eventuell Saftgrün und 
einem hellgelben Tone. Manchmal wird das Mineral auch farblos. 
Winzige, aber sehr zahlreiche, doppelbrechende, allein zumeist fast 
schwarze (wegen den dunklen Rändern als der Ursache der rand- 
lichen Totalreflexion) Durchschnitte sind als Rutil aufzufassen. Ob 
Chlorit in größerer Menge vorhanden ist, scheint zumindest sehr 
zweifelhaft, wenn nicht ganz ausgeschlossen. Der Limonit bildet 
ganz unregelmäßige Gebilde, allein man findet auch Formen, die die 


344 Verhandlungen. Nr. 13 


Annahme einer Pseudomorphose nach Pyrit zulassen. Durch das Eisen 
werden die Glimmer-Ottrelithschuppen dunkler gefärbt und erwecken 
auf den ersten Blick den Gedanken an Biotit. 

Der Quarz bildet lokal Nester oder dünne Straten; die übrigen 
Silikate Flasern. Im allgemeinen sind hier alle Elemente größer 
als im korrespondierenden Gesteine sub I. Bezüglich des Feldspates 
und der Analyse (sub II) überhaupt, verweise ich kurz auf die An- 
gaben vorn sub I, denn das dort Gesagte gilt auch hier. Letzteres 
mit Ausschluß der Angaben betreffs desGlühverlustes; 
ein dunkles Pigment (O)fehlt ja hier ganz. Die TiO,-Menge 
zeigt, wieviel Rutil vorhanden ist. 

ad Analyse Ill. Westlicher Fuß der Bucina östlich Sko- 
ranov; Blöcke (!) südlich K. 492. Die Situation dieses Fundes 
ist also derart, daß man das Gestein sich ursprünglich fast vertikal 
unter der Felsart sub 1 gelegen denken kann (= das unmitteibare 
Hangende des d,-Quarzites); weil verrollt, findet man sie jedoch auch 
in einem tieferen Niveau. Entfernung vom nächstliegenden, bekannten 
Granitaufbruche nicht ganz 1 km. 

Den beiden erstbeschriebenen Gebirgsarten sieht diese Felsart 
auch nicht einmal beiläufig gleich, obschon die Farbe auch in diesem 
Falle grau erscheint, die Schieferung deutlich ausgebildet ist und 
auch ein gewisser Seidenglanz nicht geleugnet werden kann. Der 
Quarz wird hier zumindest mit der Lupe nach seinem Fettglanze 
leicht erkannt; bei den zahlreichen, hellen Schüppchen ist man zwar 
noch im Zweifel, ob selbe dem hellen Glimmer oder einem anderen, 
verwandten Elemente angehören. Dafür stechen indessen (besonders 
auf angewitterten Flächen) bis 1X3 mm große Querschnitte mit folgen- 
den Merkmalen in die Augen. Farbe dunkelgrau oder sehr dunkel- 
grün; wegen einer sehr feinen Spaltbarkeit wie seidenglänzend; 
Umrisse etwas unregelmäßig leistenförmig. Dies ist ein dunkler 
Disthen. 

U. d. M. verraten sich folgende Merkmale. Wesentliche 
Elemente sind Quarz und zweierlei monotome Alumosilikate; der 
Menge nach halten sich die beiden letzteren so gut wie das Gleich- 
gewicht. Rutil liegt auch hier in winzig kleinen, aber zahlreichen 
Querschnitten vor. Der Disthen ist im Schliffe auffallenderweise 
seltener zu finden, als dies die Verhältnisse auf Anwitterungsflächen 
erwarten lassen. Vom Plagioklas ist auch hier wenig vorhanden; die 
Auslöschungsschiefen mit Bezug auf die Albit-Zwillingsgrenze waren 
klein. Im Detail erkennt man noch folgendes. Die beiden erwähnten 
monotomen, Alumosilikate lagen in Schuppen-, beziehungsweise Nadel- 
oder Leistenform vor. Den Durchschnitten nach geurteilt sind sie 
viel größer als in den Felsarten sub I oder II. Ihre verschiedene 
Natur verrät sich nun durch folgende Merkmale. Beide sind ziemlich stark 
lichtbrechend; das eine ist farblos und gleichzeitig stark doppel- 
brechend, das andere dagegen deutlich pleochroitisch und schwach 
doppelbrechend. Das farblose Element ist wohl ein heller Glimmer 
(Muskovit-Serizit), das pleochroitische dagegen ein Vertreter der 
Ottrelithgruppe. Die Farben des letzteren Gesteinselementes 
sind diesbezüglich dieselben wie schon oben sub II angegeben wurde. 


1910 Sitzung vom 6. Dezember. Dr. K. Hinterlechner. 345 


Der Disthen lag in leistenförmigen Durchschnitten vor, Aus- 
nahmslos war er polysynthetisch verzwillingt; im Innern und am 
Rande wie „zerfressen“, weil besonders mit Quarzeinschlüssen erfüllt. 
Diese waren lokal so geordnet, daß man die Schieferungsebene ganz 
deutlich durch den Disthen durchziehen sah. Parallel zur Längs- 
richtung der Leisten und jener der Zwillingslamellen verläuft ein 
System von Spaltrissen von der Güte der prismatischen Pyroxen- 
spaltbarkeit; quer lagen viel unregelmäßigere und bedeutend schlechter 
ausgebildete Spaltrisse. Die Farbe ist im durchfallenden Lichte hell- 
graublau bis hellgrau; zwischen diesen wechselt auch der Pleo- 
chroismus, der beinahe als eine Art Absorptionsunterschied nach ver- 
schiedenen Richtungen aufgefaßt werden kann. Die Doppelbrechung 
ist schwach, das Brechungsvermögen dagegen stark (stark chagrinierte 
Oberfläche). 

Ein Eisenerz kommt im Schliffe (zumindest als nichtlimonitische 
Bildung) gar nicht vor; also dasselbe Verhältnis wie sub I und II, 
falls wir vom dortigen Limonit absehen. 

Obiger Mineralismus des Gesteines steht auch mit der nach- 
stehenden Analyse sub III in bestem Einklange. 

Diese Verhältnisse ließen wegen der Nähe, beziehungsweise 
Nachbarschaft des Granites, der den ganzen Süd- und Ostfuß der 
Bu£lina einnimmt, von vornherein die Annahme zu, daß das Fehlen, 
beziehungsweise Vorhandensein des Pigments und die höhere oder 
niederere Kristallinität als Funktion der Entfernung vom Eruptivgesteine 
zu deuten ist. Eine Schlußfolgerung, die in folgenden drei Analysen 
eine hinreichend klare Bestätigung erfährt. 


IE I DITE 
P goes net 

BIO WE ian aiie ...98°26 60:46 56:90 
er eis ia 0°30 0:34 Spur 
AL Eh een ana: 2304 20.34 24-40 
BO ta hat an 388 463 394 
OR: u: 1:3°29 2:89 5:00 
GEO ae waret..093 0:60 0:50 
MOORE akinasvenle .u,...0°96 1:00 1:35 
Ken: 3000 399 386 38 
NEO eat «un 094 085 1:10 
Or + 027 0'32 0-31 
Se A 0) | 0-10 0:00 
Glühverlust'.. «=: ...5°00 4:30 4:04 
Summe 1%. ,942, 10040 9969 101:27 


Analysendiskussion. Sowohl die Kieselsäure, Tonerde als 
auch das Eisenoxyd schwanken nur in den für Analysenresultate von 
Sedimenten zulässigen Grenzen; dies trotz einer unverkennbaren 
Spannung zwischen dem A/,0, der II. und III. Analyse. Das FeO der 
I. und II. Analyse steht in bestem Einklange; die Menge sub III ist 
etwas groß, allein man wolle bedenken, daß man es mit einem 
Sedimente zu tun hat. Die Zahlenwerte für CaO, MgO und besonders 


346 Verhandlungen. Nr 


für die Alkalien lassen dagegen überhaupt gar nichts zu wünschen 
übrig; man beachte besonders die Summe der Alkalien. Ersteres 
gilt auch bezüglich der Phosphorsäure, des Schwefels und sogar betreffs 
des Glühverlustes, falls auf diese Bezug genommen werden soll; 
namentlich die Glühverluste vergleice man mit jenen der 
IV.—V. Analyse (pag. 349). 


Bezüglich des Drabover Quarzites sei nur folgendes kurz 
bemerkt. In der Granitnähe (südwestlicher Fuß der Buöina) wurde 
er hellbraun ausgebildet angetroffen. Ostnordöstlich Zbyslavec, be- 
ziehungsweise westnordwestlich MicCov (s. K. 504) war er dagegen 
grau gefärbt. Die erstere Modifikation ist u. d. M. wesentlich aus 
Quarz aufgebaut gefunden worden, Limonit und Serizit sind 
vorhanden, aber sehr wenig. Die Quarzkörner zeigen die Tendenz, 
geradlinige oder schwach gebogene Konturen anzunehmen. Im un- 
veränderten Materiale fehlt die geradlinige Begrenzung der Quarz- 
körner und zwischen ihnen findet man zwar zahlreichere, allein dafür 
auch dementsprechend kleinere Serizitgebilde. Limonit fehlt auch 
bier nicht. 

2. Metamorphe Schiefer vom westlichen Steilrande 
des Eisengebirges zwischen Zleber-Chvalovice und 
der Umgebung von Podhoran. Die charakteristischen Merkmale 
der hierher gehörigen Felsarten kann man wie folgt zusammenfassen. 

ad Analyse IVa und IVb. Das Gestein, welches etwa am 
oberen Ende des unteren Drittels der Distanz (Luftlinie) J. H. Zleber 
Chvalovice — westliches Ende des Dorfes Zbyslavec — auf der 
Lehne anstehend gefunden wurde, ist verschieden grau gefärbt und 
nahezu fast dicht bis sehr feinkörnig. An den analysierten Proben 
war außer Quarz (lokal) und kleinen, glänzenden Schüppchen eines 
Glimmers gar nichts zu sehen. Der Bruch war ausgesprochen splitterig. 
An manchen anderen Proben aus derselben Gegend ist auf den Schicht- 
flächen schon mit freiem Auge der Biotit sicher zu erkennen. 
Schließlich sei bemerkt, daß am südlichen (südsüdöstlichen) Ende von 
Chvalovice auch eine Gesteinsausbildung vorkommt, die bis hirse- 
korngroße, runde, nach den schönen, glänzenden Spaltbiättchen er- 
kennbare Feldspatdurchschnitte verrät; einmal fand ich sogar 
einen linsengroßen und im Querbruche auch so geformten Querschnitt 
dieses Minerals. 

U.d.M. zeigen diese unanfechtbaren Sedimente folgende Merk- 
male: Die größten und vor allen anderen auffallenden Gebilde sind 
linsenförmig oder unregelmäßig knollig-kugelig begrenzte 
Feldspatdurchschnitte. Das mikroskopische Bild davon deckt sich 
vollkommen mit der Abbildung 4 oder 5 auf Tafel VII meiner 
Deutschbroder Arbeit!). Ein großer Teil der Schnitte ist deutlich 
polysynthetisch verzwillingt, also Plagioklas; alle sind es 
jedoch nicht. Wegen ihrem so gut wie stets gleichen Brechungs- 
quotienten muß indessen daraus noch kein wesentlicher Gegensatz 


') ef. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1907, Bd. 57. 


1910 Sitzung vom 6. Dezember. Dr. K. Hinterlechner. 347 


gefolgert werden. Der Brechungsquotient des Feldspates ist überhaupt 
nicht groß; im gewöhnlichen Lichte untersucht scheinen die Schliffe 
an den Stellen, wo nicht kaolinisierte Schnitte vorlagen, wie löcherig 
zu sein. Die symmetrische Auslöschungsschiefe mit Bezug auf die 
Albit-Zwillingsgrenze wurde einmal mit + 5° und paar Minuten 
bestimmt; groß war sie auch sonst nicht. In dieser Hinsicht dürfte 
übrigens das Verhältnis der Na,O und CaO Mengen der beiden 
Analysen IV a und 5 hinreichend deutlich sprechen, falls wir bemerken, 
daß diese Elemente auf Grund der vorhandenen Mineralkombination 
fast nur vom Plagioklas herstammen können. Vom Oligoklas dürfte 
er demnach kaum viel verschieden sein. 


Sonst erscheinen als größte Gebilde, obschon in sehr kleiner 
Zahl, Turmalin und Granat. Der erstere ist unregelmäßig 
oder geradlinig begrenzt; der letztere bildet ebenfalls unregelmäßige 
Körner, aber auch Aggregate. Die Farbe desselben ist hell grauweiß 
mit einem Stiche ins Rötliche. Lokal ist er ganz durchwachsen von 
farblosen Elementen und sieht deshalb wie durchlocht aus. 


Bezüglich der Größe bleiben die Quarzdurchschnitte hinter 
den bisher genannten Mineralen weit zurück; im Hinblicke auf die 
Menge ist er dagegen neben dem Feldspate als wesentlicher Gesteins- 
bestandteil zu deuten. 


Der Quarz tritt teils in streifenförmigen Aggregaten von der 
Struktur der Quarzite auf oder er ist mit dem Glimmerminerale 
ganz vermengt, wie in den Phylliten. Aus diesem glimmerig- (quarzig-) 
chloritischen Gemenge bildet sich überhaupt eine Art_feinkörnige 
bis dichte, graue „Grundmasse“, die selbst mikroskopisch nicht überall 
faßbar ist undin der die voranstehend angeführten, größeren Elemente 
eingebettet liegen. 


Der Glimmer ist in der „Grundmasse* in zweifacher Weise 
ausgebildet: als winzige, farblose, stark doppel- und lichtbrechende 
Schüppchen (Serizit) undalsum etwas weniges größere, braune, deutlich 
pleochroitische Gebilde (Biotit) von ebenfalls Schuppen-, beziehungs- 
weise Nadelform; nur sind letztere auch hier sehr kurz. Ein schwach 
doppelbrechendes, lokal beobachtetes, deutlich pleochroitisches, grünes, 
monotomes Mineral von der Form kurzer, kleiner Nadeln oder Leistehen 
hielt ich für Chloritoid. 

Eine kohlige Substanz ist untergeordnet vorhanden und 
streifenweise angeordnet. 

Ganz vereinzelt fand man ein Erz (Magnetit?). 

Das Gestein, zu dem die Analyse IV gehört, erscheint u. d. M. 
zwar deutlich höher kristallin entwickelt, allein sonst ist es mit dem 
unmittelbar voranstehend beschriebenen identisch. Unter höherer 
Kristallinität seien größere Durchschnittsdimensionen aller Elemente 
verstanden mit Ausschluß der linsenförmigen, beziehungsweise knollig- 
kugeligen Feldspäte, also mit Ausschluß der ursprünglichen, kleinen 
Gerölle. 


Das mikroskopische Bild deckt sich fast ganz genau mit den 
Bildern 3 und 6, Tafel VI, meiner mehrfach zitierten Deutschbroder 
Arbeit. 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 15. Verhandlungen. 53 


348 Verhandlungen. Nr.215 


ad Analyse V. Das Gestein wurde anstehend in einer frisch aus- 
gehobenen Grube nördlich Podhoran, beziehungsweise fast östlich 
von der dortigen K. 265 vorgefunden. Bis jetzt habe ich den nächsten 
Granit etwa !/, km weit von dieser Stelle entfernt angetroffen. Die 
Lagerungsverhältnisse (Streichen nördlich bis nordnordwestlich, Ver- 
flächen östlich) sind derart, daß man behaupten kann: gegenständliche 
Felsart ist die nördliche Fortsetzung des unmittelbar voranstehend 
beschriebenen Gesteines. 

Farbe grau (graubraun) mit Stich ins Graublaue; Struktur 
dünnschieferig, feinkörnig. Auf den Schieferungsflächen erscheinen mehr 
oder weniger zahlreiche Knoten; es sind dies vom Biotit umhüllte 
Granatkörner. Auf den Schieferungsflächen glänzt das Gestein fast 
metallisch und ist braun gefärbt wegen des zarten Biotitüberzuges; 
der Querbruch ist ganz matt. 

U. d. M. erweist sich das Gestein als aus Biotit, Feldspat 
und Quarz als den wesentlichen Elementen zusammengesetzt. Straten- 
weise tritt Muskovit mit Biotit parallel verwachsen auf; vom 
Granat ist in den Schliffen weniger zu sehen als man auf Grund 
der zahlreichen Knoten annehmen möchte. Sehr wenig ist von einem 
Erze zu konstatieren (? Magnetit); noch weniger war von einem Titan- 
säuremineral (Leukoxen) zu sehen. Die Form der einzelnen Elemente 
ist mit Ausschluß. der Glimmer körnerartig; ganz allgemein zeigen 
alle die Tendenz geradlinige oder schwach gebogene Grenzkonturen 
anzunehmen. 

Der Feldspat unterscheidet sich vom Quarze am besten durch 
seine schwache Kaolinisierung. Dem optischen Verhalten nach ist er 
zweierlei Art: gestreift und ungestreift. Zumindest ein Teil der un- 
gestreiften Schnitte ist Orthoklas, denn die K, O-Menge kann fast 
unmöglich ganz vom Glimmer verbraucht werden. Betreffs des 
Plagioklases führt uns am sichersten folgende Überlegung an ein 
Ziel. Das Na, O beteiligt sich bei obiger Mineralkombination so gut 
wie nur am Aufbau des Plagioklases; vom Ca0 ist zwar etwas im 
Granat zu suchen, allein der größere Teil beibt noch immer für 
den Plagioklas reserviert. Faßt man nun das Verhältnis von Ca O und 
Na, O ins Auge, so ergibt sich dafür in Ziffern der Wert 2:3. Dies 
entspricht aber beiläufig (!) 525 Ca0:871 Na,O = Ab, : Ang, = 
einem dem basischen Pole zumindest teilweise zugerückten Oligoklas. 
Wäre im analysierten Pulver abnormal viel Granat vorhanden gewesen, 
was sich indessen durch andere Merkmale hätte verraten sollen, 
dann müßte freilich der Plagioklas etwas saurer sein. Mit obiger 
Ableitung stimmt übrigens auch die symmetrische Auslöschungsschiefe 
mit Bezug auf die Albitzwillingsgrenze + 5° sehr gut überein. 

Hier erübrigt uns nun nur noch ein kurzer Hinweis auf die 
Ausbildung der Gesteine, die zwischen den Lokalitäten vorkommen, 
von denen die Gesteine herstammen, deren Analysen sub IVa und D, 
beziehungsweise V angeführt erscheinen; hier handelt es sich also 
kurz gesagt um das Verbindungsgestein, beziehungsweise -Horizont. 

Gehen wir vom Granatknotenschiefer nördlich Podhofan 
gegen Licome&rice, so bleiben zuerst die großen Granate aus, 
ferner werden die Dimensionen der einzelnen Elemente auch. sonst 


1910 Sitzung vom 6. Dezember. Dr. K. Hinterlechner. 349 


kleiner, bis man es namentlich im Tale nördlich Liecom&rice mit 
Gebilden zu tun hat, von denen man eigentlich nicht sagen kann, sie 
wären Gneise oder Glimmerschiefer; allein ebensowenig passt 
auf sie uneingeschränkt die Bezeichnung Grauwacke, obschon ich 
Granatknotenschiefer mit sehr kleinen Granaten als Lesesteine auch 
südlich Lieomerfice am Waldrande antraf. Zumindest bezüglich des 
Gneischarakters könnten wir hier folgende Worte E. Tietzes ge- 
brauchen: „Man würde Handstücke des Gesteines nicht gerade in 
erster Linie jemandem zeigen, der wissen möchte, wieGn eis aussieht!).“ 


IVa. IVd. N N 
P r. 0, emnet 
SU El 0. 500:24,10.20 6ER 7280 
022.2. 22 Spur. Spur Spam on 
AO: 2 18:20, 1440 1250 12:80 
ee A: en Ar °C 5; 2:06 
Be 408 357. 2:56 
Bene Er 23105 170 ii 1255 
MIO. a2 32 9 14 304 1:40 
ROSE 5052.06: 316 2 2-42 
N%0) .. 2 0... 34 249 A 
P9, 20. 22.,0:31: ‚044 02217, wurden:nicht 
Dee: . 0:01 Kt bestimmt 
Glühverlust -. . 100 160 0:96 1:70 
Summa . . . „10081 10054 99:66 99-63 


Den voranstehenden Zahlenwerten der Analysen sub IVa, IVb 
und V nur ein Wort zu dem Zwecke beifügen zu wollen, um die 
Gleichheit der chemischen Natur der Substanzen sub 
IVa und 5 mit jener sub V ableiten zu wollen, hieße beinahe die 
Sprache der Zahlen abschwächen wollen! 

Fassen wir den Gesamtkomplex der angeführten Tatsachen ins 
Auge, so ergeben sich folgende Erkenntnisse. Mit der Annäherung an die 
Granite beiPodhoran wird die beschriebene Schichtserie höher kristallin. 
Liest die noch verhüllte Granitoberfläche unter den Schiefern in 
zumindest beiläufig demselben Niveau, dann ist die Metamorphose in 
der Streichrichtung der Schiefer auf eine größere Distanz 
hin erfolgt als quer zu ihr. Entspräche die letztere Annahme nicht 
den tatsächlichen Verhältnissen, dann folgt dagegen, daß der Granit 
nördlich vom Quertälchen, nördlich Lieomöfice, sehr seicht unter 
der derzeitigen Oberfläche vorkommen dürfte. 

* * 
* 

An dieser Stelle angelangt seien unsnun noch ein paar Bemerkungen 
retrospektiver Natur gestattet. In meiner „Geologische Verhältnisse 
im Gebiete des Kartenblattes Deutschbrod (Zone 7, Kol. XIII)“ be- 


!) E. Tietze, „Die geognostischen Verhältnisse der Gegend von Landskron 
und Gewitsch.“ Jahrbuch d. k. k. geol. R.-A. 1901, pag. 656 auch Autor, 
Blatt Deutschbrod, pag. 295. 


53* 


350 Verhandlungen. Nr. 15 


titelten Arbeit!) publizierte?) ich eine Analyse eines Cordierit- 
sneises von Wilhelmov bei Humpolec, die seinerzeit Herr 
F. C. Eichleiter ausgeführt hat. Voranstehend reproduziere ich 
selbe sub VI wobei ich gleichzeitig auf folgendes aus meiner obzitierten 
Arbeit verweise. 

Seite 336 sage ich, daß alle dortigen „Cordieritgneise aus 
einer phyllitischen, beziehungsweise tonschieferartigen oder 
zumindest dieser verwandten, ursprünglichen Substanz hervorgegangen 
sein dürften“. Weiter heißt es: „heute will ich es vorläufig noch als 
fraglich hinstellen, ob nicht auch meine Funde von Tonschiefern 
bei Zleber Chvalovice°) im Gebiete des Kartenblattes Caslau 
und Chrudim in demselben Sinne Zeugenschaft ablegen werden. 
Diese Beobachtung wäre eventuell eine zweite Bestätigung unserer 
Deduktion.“ Ich bemerke nun ausdrücklich, daß der gegenständliche 
Fund etwas im Liegenden und kaum 1/, km von jener Stelle entfernt 
gemacht wurde, wo ich zwei Jahre später die Gesteine fand, deren 
Analysen vorn sub IVa und 5b angeführt erscheinen. 

Sonst sagte ich auf pag. 338 der angeführten Publikation, „daß 
die als Cordierit- und Biotitgneise aufgefaßten Felsarten ver- 
mutlich teils aus Phylliten, teils aus Grauwacken, beziehungs- 
weise aus phyllitähnlichen Grauwacken hervorgegangen sein 
dürften“. 


Die Schlußfolgerungen, welche ein Vergleich der Analyse VI mit 
jenen sub IVa, IVb und V zur Folge hat, können wir nun im Hin- 
blicke auf das Gesagte wohl kurz wie folgt zusammenfassen: Sedimente 
jener chemischenNatur, wie sie unsere theoretischen Deduktionen 
in der zitierten Arbeit als Postulat für die Bildung der Cordierit- 
und Biotitgneise im Territorium des Blattes Deutschbrod ergaben, 
finden wir westlich Zbyslavec im Gebiete des Kartenblattes 
Caslau und Chrudim, und zwar mit einem derartigen (südlichen) 
Streichen #), daß sie naturnotwendig ins Gebiet des Blattes Deutschbrod 
eintreten müssen, ohne daß jedoch die analysierten Gesteine selbst 
direkt zusammenhängen; diesbezüglich sprechen die Tatsachen fürs 
Gegenteil. 

Ferner sagte ich (l. ec. pag. 351): „Die Hoffnung, über diese 
Frage) jemals etwas Genaueres zu erfahren, ist natürlicherweise zu- 
mindest sehr gering, obschon ich sie für den Landstreifen am nörd- 
lichen Blattrande °%) oder zumindest für einzelne Stellen desselben 
doch noch nicht ganz aufgebe. Der Schlüssel zur Deutung dieses 
Territoriums könnte nämlich möglicherweise im Gebiete des soge- 
nannten Eisengebirges (Blatt Caslau und Chrudim) gefunden 


1) Jahrbuch der k. k. geol. R.-A. 1907, Bd. 57, pag. 115—374. 

2) Pag. 334 sub 1. 

3) Autor, „Vorläufige Bemerkungen über die tektonischen Verhältnisse am 
Südwestrande des Eisengebirges etc.“ Verhandl. d.k.k. geol. R.-A. 1906, pag. 408 ff. 

*) Die beiden genannten Spezialkartenblätter stoßen mit ihrem nördlichen 
(Deutschbrod), beziehungsweise südlichen Rande (OCaslau und Chrudim) unmittelbar 
an einander. Das Schichtstreichen im Blatte Deutschbrod ist auch (fast) nordsüdlich. 

5) Gemeint ist an der angegebenen Stelle die Altersfrage der Schiefer. 

6) Blatt Deutschbrod. 


1910 Sitzung vom 6. Dezember. Dr. K. Hinterlechner. 351 


werden.“ In dieser Hinsicht erblicke ich nun im nachstehenden ein 
ungemein wichtiges Moment. 

Vorn wurde bereits darauf hingewiesen, daß den Grauwacken 
der für d,3 erklärten Bande Kalke, graphitführende Schiefer 
und quarzitische Gesteine konkordant eingeschaltet sind; 
ebenso wurde dort die Existenz von Diabasen, Diabastuffen 
und Amphiboliten konstatiert. 

Einen Kalk fand ich im Tale nördlich Lieom&rice, südöstlich 
K. 409; westlich K.426 beobachtete ich die helle, quarzitische Grauwacke, 
im Hangenden davon den graphitführenden Schiefer !), der nach einer 
Bestimmung meines Freundes F. ©. Eichleiter 3'24°/, Kohlenstoff 
enthält. Nördlich bei Liecom&rice steht im dortigen dunklen Ton- 
schiefer Diabas an; auf der Leline unterhalb Zbyslavec kommt 
der Diabastuff und Amphibolit vor; ebendort wurde abermals ein 
Kalklager angetroffen, ob dies eine Fortsetzung des erstgenannten ist 
oder ob da ein zweites Lager desselben Horizontes vorliegt, ist fraglich. 
Genau im Sinne des Streichens fortschreitend finden wir in der Gegend 
beim Heh. K. 495 (ostnordöstlich Bestvin) wieder graphitfüh- 
rende Gebilde, die nach F. C. Eichleiter 046, 1:18, 1'59, be- 
ziehungsweise 2:55°/, © führen; im Graben unterhalb Javorka (öst- 
lich Bestvin) tritt uns dagegen abermals ein Kalklager entgegen. Der 
Kalk aus dem aufgelassenen Steinbruche westsüdwestlich Javorka ist 
(noch deutlicher) wie jener aus dem Tale nördlich Licom&rice dünn- 
geschichtet und weiß bis grau gefärbt. Parallel zur Schichtung verlaufen 
durch ein Pigment dunkelgrau gefärbte Straten. Auf den Schichtfugen 
sind dendritische Gebilde zu sehen. Zum Teile ist das Gestein leicht 
in-dünne Platten spaltbar, ohne selbst Spuren einer Druckerscheinung 
zu zeigen, teilweise ist es indessen ganz zerdrückt und bizarr ver- 
bogen. Lokal fand ich darin Stellen, die dem freien Auge Crinoiden- 
reste zu verraten schienen, allein im Schliffe waren selbe zumindest 
bis jetzt nicht sicher nachweisbar. Beim Anhauchen riecht dieser Kalk 
stark tonig. 

Von Javorka bis Hranie (ostnordöstlich Novä ves —=Neues- 
dorf nahe am Südrande des Kartenblattes Öaslau und Chrudim) habe 
ich diesen Horizont nicht mehr nachweisen können, denn einerseits ist 
die Schieferhülle des roten Granitgneises dort zerstört und anderseits 
tritt die Kreide derart an den Steilrand heran, daß sie unmittelbar 
an den Granit angrenzt. Bei Neuesdorf treten wir überdies in eine 
transversal verlaufende Störungszone ein, die indessen keine besondere 
Beachtung verdient, da sie ganz unbedeutend ist. Bereits 
F. E Suess°) gibt nun hier Graphite bei Libitz und Hranitz 
an (cf. unten), die ich bei der Neuaufnahme wieder gefunden habe. 
Diese Funde repräsentieren die entsprechende südliche Fortsetzung 
des weiter nordwestlichen Vorkommens. Bei Libitz treten wir ins 
Gebiet des Kartenblattes Deutschbrod ein und betreffs dieses 
Territoriums kann ich nun auf meine Angaben (l. c. pag. 262—284, 


!) Analoge Gebilde kommen auch bei Semte$ vor; dem Streichen nach 
wären selbe die normale Fortsetzung der Vorkommen bei Licomöfrice. 


2) Bau und Bild der böhmischen Masse, pag. 32. 


359 Verhandlungen. Nee 


pag. 298— 302 und sonst) verweisen. Aus meinen bezüglichen Angaben 
erhellt zur Genüge, daß der gegenständliche Graphithorizont 
auch im Territorium des Blattes Deutschbrod die gleichen Charakter- 
züge aufweist, denn auch hier wird er streckenweise von Kalken, 
Kalksilikatfelsenn, Amphiboliten, Quarziten und über- 
dies noch von Grauwacken begleitet. Meinen dereinstigen An- 
gaben über die geologischen Verhältnisse im Gebiete der Karten- 
blätter Iglau!), beziehungsweise Datschitz?) und Mährisch- 
Budwitz vorgreifend, bemerke ich, daß der gegenständliche Graphit- 
horizont auch in diese hineinreicht. Welche Verhältnisse weiter südlich 
bis zur Donau anzunehmen sind, erhellt schließlich am besten aus 
folgenden F. E. Suessschen Angaben im Werke „Bau und Bild ete.“ 
(pag. 32), wo es mit Rücksicht auf eine gewisse Graphitzone wörtlich 
heißt: „. .... die eigentliche graphitische Gneiszone beginnt 
erst nördlich der Donau zwischen Marbach und Aggsbach und 
läßt sich von hier, mit mancherlei Ausbiegungen um die einge- 
lagerten Kerne von Granulit- und Gföhlergneis, weit nach Norden 
über Iglau (cf. oben) und bis über die böhmische Grenze 
verfolgen.“ Wie wir es nachweisen konnten, so sagt derselbe Autor 
hypothetisch weiter: „Die Graphitvorkommnisse von Libitz und 
Hranitz“ (cf. oben!!) „bei Chot&bor am Innenrande des Eisenge- 
birges dürften noch dieser Zone angehören.“ 

Auf Grund der voranstehenden Bemerkungen könnte man 
möglicherweise den Schluß ableiten wollen, daß der gesamte Komplex 
der kristallinen Schiefer aus dem Blatte Deutschbrod hiermit als 
metamorphes Silur aufzufassen wäre. Demgegenüber sei jedoch aus- 
drücklich folgendes hervorgehoben. 

„Bedenken ?) wir, daB unsere Gneise“ *) ein „mehr oder weniger 
gleich östlich einfallendes Schichtpaket darstellen, so müssen wir“ „zu- 
geben, daß in einer derartigen Schichtserie doch die verschieden- 
alterigsten“ „Bildungen vorkommen können“. Aus der Gleich- 
heit der chemischen Natur allein folgt selbstverständlich noch 
nicht die Altersgleichheit zweier Gebilde. „Ein nicht genug zu 
verurteilendes Unternehmen wäre es deshalb, auf Grund unserer bis- 
herigen Kenntnisse über das in Rede stehende Deutschbroder Gebiet 
betrefis der Altersfrage der kristallinen Schiefer“ ganz allgemein „im 
positiven Sinne Stellung zu nelımen“ 5). Daran ändert auch die Rolle 
des oben angeführten Graphit-Kalk-Horizontes nichts, denn damit ist 
erst ein ganz unbekannt wie breiter Horizont der kristallinen Schiefer 
betreffs des Alters unserem Erkennen näher gerückt. Sicher ist nur, 
daß aus diesen Gründen die althergebrachte, geologisch-dogmatische 
Behauptung, als ob die kristallinen Schiefer im Bereiche der Spezial- 
kartenblätter Caslau-Chrudim, Deutschbrod und Iglau (so- 
wie auch Da&@ie-Mährisch-Budwitz und Kuttenberg-Kohl- 
janoviec) archäische Gebilde wären, entschieden zurückgewiesen 


1) Grenzt südlich an das Blatt Deutschbrod an. 
2) Grenzt südlich an das Blatt Iglau an. 

®) Deutschbroder Arbeit, pag. 343. 

*) Im Blatte Deutschbrod. 

5) Deutschbroder Arbeit, pag. 851. 


1910 Sitzung vom 6. Dezember. Dr. K. Hinterlechner, P. Vinassa de Regny. 353 


werden muß, und daß die gegenständliche Graphitzone silurischen 
Alters ist, falls die stratigraphische Deutung der Sedimente im 
Eisengebirge den Tatsachen entspricht, woran zu zweifeln ich keinen 
Grund habe. Die Breite der gegenständlichen Zone ist Auffassungs- 
sache, 


Literaturnotizen. 


P. Vinassa de Regny. Rilevamento geologico della 
Tavoletta „Paluzza*. Boll. d. R. Comitato geologico d’Italia. 
(Vol. XLI anno 1910.) Mit einer paläontologischen Tafel. 


Die seit dem Erscheinen unseres geologischen Spezialkartenblattes SW- 
Gruppe Nr. 71, Oberdrauburg und Mauthen auf der italienischen Südab- 
dachung der karnischen Hauptkette im Gebiete des Tagliamento von seiten der 
Herren P. Vinassa de Regny und M. Gortani durchgeführten ergebnis- 
reichen, in zahlreichen geologischen und paläontologischen Arbeiten besprochenen 
Detailforschungen sollen nun auch durch die geologische Kartierung der ent- 
sprechenden Tavolette 1:50000 zu einem Abschlusse gebracht werden. Vorliegende 
Mitteilung bespricht die Hauptzüge und Begründung der künftigen Ausscheidungen 
innerhalb eines beiläufig die untere Hälfte des Südostviertels unseres Blattes um- 
fassenden Terrainabschnittes in der Umgebung von Paluzza, Timan und Paularo. 

Als älteste Schichtgruppen werden außer den Tonschiefer, Grauwacken 
und Kalke umfassenden Silurbildungen im allgemeinen, zunächst als 
Mittelsilur dem bekannten, von G. Stache entdeckten Vorkommen des kärnt- 
nerischen Uggwagrabens entsprechende, dunkle, ockerige Tonschiefer und grün- 
graue, kalkige Schiefer mit einer ausgesprochenen Caradocfauna, dann endlich das 
typische Obersilur ausgeschieden. Letzteres wird wieder von Kalken und 
Schiefern zusammengesetzt, wobei die bunten Orthocerenkalke oder Netzkalke zum 
Teil als sich auskeilende Linsen innerhalb der seitlich durchreichenden Ton- 
schieferentwicklung dargestellt werden. Verschiedene neue Vorkommen von Ober- 
silurkalkzügen wurden im Bereiche des antiklinal gebauten Pizzo di Timau nach- 
gewiesen. ; 

Die ursprünglich von F. Frech als obersilurisch erkannten, später aber 
von De Angelis ins Devon gestellten Kieselkorallenkalke am M. Lodin, 
über welche Professor Vinassa schon früher eine besondere paläontologische 
Arbeit (Palaeontographica Italica XIV. Pisa 1908) veröffentlicht hatte, werden nun 
definitiv als obersilurisch angesehen. 

Während Unter- und Mitteldevon bisher nur in der Ausbildung von über 
dem Obersilur normal auflagernden Korallenkalken beobachtet wurden, weist der 
Verfasser für die Gegend zwischen dem Pizzo und dem M. Avostano (Promos- 
spitze östlich von Plöcken) eine Wechsellagerung der Oberdevonkalke mit Schieter- 
Jagen nach, ein Verhältnis, das vom Referenten seinerzeit auf tektonische Kom- 
plikationen zurückgeführt wurde. Unsere geologische Spezialkarte zeigt dort zwei 
schmale Devonkalkzüge über Silurschiefern, deren richtige Deutung durch ein von 
T. Taramelli entdecktes Graptolithenvorkommen (Vinassa de Regny in 
Boll. Soc. geol. italiana Vol. XXV, pag. 225) bekräftigt erscheint. 

Nicht bloß durch die Auffindung der Cuboides-Stufe des älteren Ober- 
devons und durch den Nachweis, daß gewisse südlich des Plöckenpasses er- 
scheinende, rosenrot gefärbte Netzkalke in die ClJymenien-Stufe zu stellen 
sind, sondern auch durch genauere Verfolgung des ganzen Oberdevons wurde eine 
wesentlich größere Verbreitung des letzteren auf dem Südabhang der Hauptkette 
sichergestellt. 

Von prinzipieller Bedeutung erscheint ein zwar räumlich beschränktes, aber 
paläontologisch genau fixiertes Vorkommen von mitteldevonischem Korallenkalk, 
das vom Autor nächst der Valpudiaalpe nördlich von Paluzza entdeckt wurde und 
somit in jener viele Kilometer breiten Zone von Silurschiefern und Grauwacken 
gelegen ist, die ursprünglich von F. Frech in ihrer Gänze dem Kulm zugewiesen 
worden war. Wie der Autor hervorhebt, handelt es sich hier um eine Auflagerung 
des devonischen Korallenkalkes über dem schwärzlichen Schiefer, so daß der 


354 Verhandlungen. Nr.EID 


letztere mindestens älter ist als das Mitteldevon. Wenn hier mehrfach, wie im 
Obersilur und im Oberdevon, das Einsetzen von Schieferbildungen angenommen 
wird, scheint eine schon von G. Stache hervorgehobene Möglichkeit neue Stützen 
zu gewinnen. Stache schreibt nämlich (Zeitschr. d. Deutsch. geolog. Gesellsch. 
Jahrg. 1834, pag. 224): „Es kann nicht in Abrede gestellt werden, daß die 
mächtige, ins Devon reichende Korallenkalkfazies eine äquivalente Schiefer- und 
Sandsteinfazies haben müsse und daß dieselbe streckenweise in einem Wechsel von 
Kalk- und Schieferschichten vermittelt sein könne.“ 

Das Vorkommen von auflagernden Devonkalkrelikten über den frag- 
lichen dunklen Tonschiefern erscheint nun kaum geeignet, die Auffassung zu 
stützen, daß jene Schiefermassen als Ganzes eine abweichende Fazies der Korallen- 
kalkriffe der karnischen Hauptkette darstellen. Für diesen letzteren Fall beweisend 
wäre erst die regelmäßige Zwischenschaltung fossilführender Devonkalklinsen 
innerhalb der einförmigen Tonschiefer und Grauwackenfazies, welche sich hier im 
Süden der in einzelne paläontologisch wohl charakterisierte Stufen des unteren, 
mittleren und oberen Devons gegliederten Kalkfazies ausbreitet. 


Betrachtet man die in jenem südlichen Tonschieferzuge des Monte Dimon und 
Monte Crostis, dann aber weiter westlich im Kamme der Steinwand mit den älteren 
Silurschiefern eng verfalteten grünen und violetten oder kupferroten Diabastuffe, 
Diabase und Mandelsteine, welche auf unseren Karten als „unbestimmten paläozoischen 
Alters“ ausgeschieden worden sind, als zum älteren Paläozoikum gehörig, in das sie in 
den anschließenden Nachbargebieten auch von F. Teller und F. Kossmat gestellt 
werden, so ergäbe sich allerdings eine gewisse petrographische Analogie mit den 
Schalsteinvorkommen eiuzelner Stufen des Rheinischen und des Grazer Devons. 
P. Vinassa undM. Gortani stellen jene bunte, tuffige Reihe aber in das ältere 
Perm, unmittelbar an die Basis des Grödener Sandsteins, von dem sie an vielen 
Stellen transgressiv überlagert werden. 

Die auffallende und überall leicht erkennbare Oberkarbontransgression 
haben die Autoren in einer weit größeren Verbreitung nachzuweisen vermocht, als 
auf unserem Kartenblatte zum Ausdrucke kommt. Wie aus dem von P. Vinassa 
bereits 1906 veröffentlichten Übersichtskärtchen (Boll. Soc. geol. ital. XXV. pag. 227) 
hervorgeht, nimmt die Oberkarbontransgression nicht nur auf dem Dimonzuge 
einen breiten Raum ein, sondern reicht, wenn auch mit Unterbrechungen, bis zur 
Forca Moreret in der Nähe der Capanna Marinelli, woselbst Referent seinerzeit 
schwarze Kieselschiefer mit Monograptus sp. aufgefunden hatte. M. Gortani 
(Boll. Soc. geol. ital. Vol. XXV, pag. 259) führt aus derselben Umgebung ober- 
karbonische Pflanzenreste, wie Neurodontopteris auriculata Brgt. sp. und Cala- 
mites Cistii Brgt. an. 


Da aus der gleichen Zone von F. Frech Archäocalamitenreste, von 
P. G. Krause (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1906, pag. 64) im Anstehenden 
beobachtet Asterocalamites scrobiculatus (Schloth.) Zeiller und Stigmaria ficoides 
(Sternb.) Brgt. namhaft gemacht werden, so lägen in der Sandstein- und Ton- 
schieferregion jm Süden des devonischen Kellerwandzuges außer Silur und Ober- 
karbon auch noch Kulm vor. Allem Anschein nach sind es jedoch dieselben 
Calamitenreste, welche hier eine verschiedene Deutung erfahren haben, Wie ich 
bereits in einem früheren Referat (Verhandl. 1906, pag. 240) hervorgehoben habe, 
reicht anderseits weder die Deutung als Kulm, noch die Annahme, daß hier trans- 
gredierendes Oberkarbon gleichzeitig über Kulmschiefer Devonkalk und Silurschiefer 
hinweggreift hin, um das Erscheinen frappant ähnlicher Pflanzenreste im Silursockel 
des Seekopfes am Wolayersee befriedigend zu erklären. Daraus mag entnommen 
werden, daß von den Detailforschungen auf dem Südabhang der karnischen Haupt- 
kette noch weitere Beiträge zur endgültigen Lösung dieser Frage erwartet werden 
dürfen. Auch fällt es auf, daß die von P. Vinassa de Regny nachgewiesene west- 
liche Fortsetzung des Oberkarbons insofern abweichend ausgebildet zu sein scheint, 
als hier augenscheinlich die für das Oberkarbon der Kronalpe und Pizzulalpe so 
charakteristischen weißen Quarzkonglomerat- und schwarzen Fusulinenkalkbänke 
fehlen. Zur Erklärung dieser Tatsache könnte freilich angenommen werden, daß 
hier nur die tieferen, etwa im Profil der Kronalpe schon oberhalb der Ofenhütte 
nahe unter dem Garnitzen Sattel 1674 m der Spezialkarte fossilführenden Straten 
des Oberkarbons erhalten blieben. 

Ein wichtiger Abschnitt betrifft die bereits erwähnte, nördlich von Paularo 
im Dimonzuge und in den Gebirgen von Valcalda eingefaltete, auf unserer Karte 


1910 Sitzung vom 6, Dezember. P. Vinassa de Regny. 355 


als „grüne oder violette Tonschiefer und Diabastuffe unbestimmt paläozoischen 
Alters“ ausgeschiedene, von Grödener Sandstein bedeckte Schichtgruppe. Wie 
schon seinerzeit von Taramelli, werden diese Schichten auch in der vor- 
liegenden Arbeit als aus dem jüngsten Karbon in das ältere Perm reichende Ab- 
lagerungen, also beiläufig als ein Aquivalent des Permkarbons, angesprochen. 
Diese Auffassung stützt sich zunächst nur auf lokale Lagerungsverhältnisse. 
Referent hat diese Bildungen mit G. Stache und F. Teller bisher stets für 
altpaläozoisch gehalten, wofür unter anderem auch das Erscheinen von 
Geröllen solcher bunter Gesteine in den Konglomeraten des 
Oberkarbons der Alpe Pizzul, NO von Paularo, als maßgebend angesehen 
(Erläuterungen d. geol. Spezialkarte SW-Gruppe Nr. 71, Oberdrauburg und Mauthen, 
Wien 1901, pag. 22) wurde. 

Seitdem durch M. Gortani bei Forni Alvoltri, also in einer Gegend, wo 
dieselben Grüngesteine und Diabase ebenfalls entwickelt sind, im 
Liegenden des Grödener Konglomerats typische Trogkofelkalke nachgewiesen 
wurden, hält es umso schwerer, an eine Vertretung des Permkarbons durch die 
fragliche tuffreiche Serie zu glauben. 

Die Bemerkungen über die mittleren und jüngeren Permschichten beziehen 
sich fast ausschließlich auf einige neue Vorkommen von Grödener Sandstein in 
der Umgebung von Paluzza. Bezüglich des Werfener Schiefers auf den Gehängen 
des M. Salinchiet wird das Vorherrschen kalkiger Bänke und das Zurücktreten 
der bunten, glimmerreichen Schiefer in Form mehr untergeordneter Zwischenlagen, 
also einer Entwicklung hervorgehoben, welche auch nördlich von Pontafel im 
Vogelsbachgraben und auf der Reppwand am Gartnerkofel herrschend ist. 

Nach Vinassa de Regny kann die Tektonik dieses Terrains als eine ver- 
hältnismäßig einfache, in erster Linie auf Faltenbildung mit einzelnen, aus letz- 
terer hervorgegangenen Störungen beruhende angesehen werden. (G. Geyer.) 


P. Vinassa de Regny. Fossili ordoviciani nel nucleo 
eentrale carnico. Atti d. Accad. gioenia di science naturali. 
Catania 1910; mit drei Tafeln in 4°. 


Gelegentlich der Detailuntersuchungen auf der italienischen Südabdachung 
der Karnischen Alpen gelang es dem Verfasser an mehreren Stellen unter dem 
graptolithenführenden Kieselschieferniveau, also an der Basis des Obersilurs, in 
schwärzlichen, ockerigen, mit grüngrauen Kalkschiefern in Verbindung stehenden 
Tonschiefern eine Caradocfauna aufzufinden, welche offenbar als ein Aquivalent 
der von G. Stache zuerst entdeckten Untersilurfauna des Uggwagrabens im 
kärntnerischen Kanaltale angesehen werden darf. Nachdem die betreffenden 
Lokalitäteu im Bereich unseres im Druck erschienenen geologischen Spezialkarten- 
blattes SW. Nr. 71, Oberdrauburg nnd Mauthen (Zone 19, Kol. VIII) gelegen 
sind, mögen dieselben bier näher angeführt werden. Es sind dies die Umgebung 
der Meledisalpe im oberen Chiarsotal nördlich von Paularo, eine Stelle am Wege 
von der Forca Pizzul zur Lanzenalpe, also am Ostabhang des M. Pizzul, endlich 
der Abhang südwestlich unter dem Chiadin di Lanza, der sich auf der nördlichen 
Abdachung des M. Germula gegen den Lanzensattel erhebt. Wenngleich die 
Schichtfolgen jener drei Fundorte nicht in allen Details übereinstimmen, indem 
zum Beispiel am Ostabhang des’M. Pizzul und unterhalb des Chiadin die schwarzen 
Kieselschiefer mit Rastrites fehlen, so steht doch die Position nahe unterhalb des 
obersilurischen bunten Orthocerenkalkes für alle drei Vorkommen fest. 

Die Fauna besteht aus einer Anzahl von Anthozoen, Crinoiden und Brachio- 
poden. Unter den ersteren ist hauptsächlich die Gattung Monticulipora mit den 
Untergattungen Monotrypa, Monotrypella, Heterotrypa, Callopora und Prasopora 
in sechs durchweg neuen Arten vertreten. Außerdem erscheinen Striatopora, 
Trematopora, Berenicea und Fenestella (Reteporina) ebenfalls in neu beschriebenen 
Formen. Von Crinoiden werden die zuerst von F. A. Bather aufgestellten 
Formen der Gattung Corylocrinus neu dargestellt und abgebildet. Unter den Brachio- 
poden dominiert bei weitem das Genus Orthis Dalman mit 17 bereits bekannten 
‚Arten, ferner die Gattungen Strophomena Blainv. und Leptaena Dalman mit fünf 
alten Formen. Andere Brachiopoden wie Vertreter der Gattungen Rhynchonella, 
Spirifer, Porambonites und Triplesia treten gegenüber jenem herrschenden Formen- 
kreise ebenso stark zurück, wie die spärlich erscheinenden Zweischaler und 


K Kk. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 15. Verhandlungen. 54 


356 Verhandlungen. Nr.'15 


Schnecken, wodurch die Übereinstimmung mit der oben erwähnten Caradoc- 
fauna des Uggwagrabens um so stärker hervortritt. 

Drei Quarttafeln mit klar zum Ausdruck kommenden Schliffbildern der Korallen- 
vorkommen und deutlichen Wiedergaben der fein gerippten Brachiopodenschalen 
dienen zur Illustration der paläontologischen Beschreibungen. (G. Geyer.) 


Dr. H. E. Boeke. „Übersicht der Mineralogie, Petro- 
graphie und Geologie der Kalisalz-Lagerstätten.“ 508. 


Die vorliegende Arbeit ist eine kurze Darstellung der auf den im Titel an- 
geführten Gebieten bisher gewonnenen Resultate. Die 1. Abteilung führt die 
Salzmineralien in tabellarischer Anordnung auf mit den Daten ihrer chemischen 
Zusammensetzung, Kristallklasse und Form, optischen Konstanten, Härte, speziell 
Gewicht und Spaltbarkeit, nebst Literaturangaben. Die 2. Abteilung bespricht in 
Kürze die Salzgesteine, die Trennung ihrer Gemengteile, ihre mikroskopische und 
chemische Untersuchung, die graphische Darstellung der Analysenresultate, die 
Nomenklatur der Salzgesteine, die geologisch-geographische Einteilung ihres Vor- 
kommens und den Salzton. Der 3. Teil erörtert die Van’t Hoffschen Unter- 
suchungen über die Entstehung der Salzgesteine, und die 4. Abteilung ist der 
Geologie der Kalisalze gewidmet (geologische Entstehung und Verbreitung, Salz- 
lagerstättengeologie und Tektonik). Durch die übersichtliche Darstellung ist das 
Buch sehr empfehlenswert. (Hackl.) 


P. Groth. Chemische Kristallographie. III Teil. Ali- 
phatische und Hydroaromatische Kohlenstoffverbin- 
dungen. Mit 648 Textfiguren. Leipzig, W. Engelmann 1910. 


Nachdem 1906 der I., 1908 der II. Teil dieses groß angelegten Werkes er- 
schienen sind, liegt nun bereits der III. Band vor, weleher zusammen mit einem 
nachfolgenden IV. Bande die organischen Verbindungen behandelt. Der vor- 
liegende Band behandelt die Substitutionsprodukte des Methans, Athans, Azetylens 
und Atylens; Propans und Propylens, der Butane und Butylene, Pentane und 
Pentene, Hexane, Heptane usw. der Paraffine und Olefine mit acht und mehr 
Atomen C, ferner die Harnstofi- und llarnsäuregruppe und schließlich die 
Hydrobenzolderivate und Terpene. Ein alphabetisches und ein Formelregister er- 
leichtern die Benützung des Werkes. Für jede der Verbindungen werden die 
chemische Formel. Kristallklasse, kristallographischen Elemente, die Formen, welche 
durch zahlreiche Illustrationen veranschaulicht werden, die beobachteten und die 
berechneten Kantenwinkel, optische und physikalische Konstanten angegeben. Mit 
dem Abschluß dieser Bände erhalten Chemiker uud Kristallographen ein Werk, 
das auf lange hinaus eine feste Basis dieses gauzen Forschungszweiges bilden wird. 

(W. H.) 


Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23. 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3. 


Verhandlungen derk . A Reichsanstalt 


Sitzung vom 20. Dezember 1910. 


Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: B. Sander: Zur Systematik zentral-alpiner 
Decken. — Vorträge: K. Hinterlechner: Vorlage des Spezialkartenblattes Iglau (Zone 8, 
Kol. XIII). — G. B. Trener: Die Lagerungsverhältnisse und das Alter der Corno Alto-Eruptiv- 
masse in der Adamellogruppe. — Literaturnotizen: J. Koenigsberger, J. Koenigs- 
berger, J. Koenigsberger. 

NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich. 


Eingesendete Mitteilungen. 
B. Sander. Zur Systematik zentralalpiner Decken. 


Dem 1909 von E. Suess!) und V. Uhlig?) vielfach im An- 
schluß an Termier entworfenen System der Decken in den Zentral- 
alpen sind jüngere Arbeiten zum Teil gefolgt®), zum Teil sind sie 
davon abgewichen ). Dem Eingehen auf diese Arbeiten und auf Beob- 
achtungen des Verfassers werden hier einige Bemerkungen voran- 
gestellt. 

Es gibt Gebiete, deren Bau aus übereinander geschobenen Lagen 
klar wird zugleich mit der Erkenntnis der Reihenfolge, welche die 
aufbauenden Schichten vor der zu analysierenden Komplikation ein- 
nahmen. Diese Reihenfolge ist schon bei Einschaltung von Intrusiv- 
lagern vor der zu analysierenden Faltung natürlich nicht mehr gleich- 
bedeutend mit Altersfolge und wäre es noch weniger zum Beispiel in 
dem möglichen Falle, daß zunächst sekundäre Faltungen einer Decken- 
serie zur Analyse gelangen. Gebiete, in welchen Überschiebungen nur 
auf Grund der prätektonischen Schichtfolge (meist Altersfolge) schon 
vor dem „Siegeszug der Deckentheorie“ erkannt wurden, sind in den 


1) Antlitz der Erde. III./2., pag. 167 ff. 

2) Der Deckenbau in den Ostalpen. Mittlg. d. Geol. Ges. Wien 1909, II., Heft 4, 
pag. 462. 

3) U. Mohr, Zur Tektonik und Stratigraphie der Grauwackenzone zwischen 
Schneeberg und Wechsel. (N.-Ö.) ebendort 1910, IIT., Heft 1 u. 2, pag. 104. 

4) G. Steinmann, Über die Stellung und das Alter des Hochstegenkalkes, 
ebendort 1910, III., pag. 285. 

Mit den beiden letztgenannten Arbeiten konnte in einem im Juni 1910 der 
k. Akademie der Wissenschaften in Wien vorgelegten demnächst erscheinenden 
Bericht d. Verf. über die von ihr unterstützten Aufnahmen am Tauernwestende 
nicht mehr gerechnet werden, weshalb hier darauf eingegangen wird. 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 16. Verhandlungen. 


a 
ai 


358 Verhandlungen. Nr. 16 


Östalpen manchmal mit einer bei diesem Anlaß natürlichen Okkupation 
älterer Ergebnisse als pais de nappes bezeichnet worden. Es ist 
vielleicht förderlich, solches Deckenland, dessen tektonische Deutung 
hauptsächlich durch eine Kritik der zugrunde gelegten Altersfolge be- 
einflußbar wäre, von einem Deckenland zu unterscheiden, welches auf 
Grund mehr oder weniger festgestellter Heteropie vor der Störung 
gleichhorizontierter Fazies als ein System zweier oder mehrerer Decken 
(oder Serien) bezeichnet wurde. Solche Decken gleichsam „höherer 
Ordnung“ nennt man, wenn man in E. Suess’ und V. Uhligs Sinn vom 
Deckenbau der Ostalpen spricht, und man kann also festhalten, wie 
sehr die Entwicklung einer derartigen Theorie von der Kritik abhängt, 
welche die Heteropie der Fazies erfährt. Neben den Faziesgegen- 
sätzen steht freilich mitbeweisend das tektonische Detail an den 
Grenzen der Faziesgebiete; man kann aber der Ansicht sein, daß 
dieses allein derzeit vielfach keine ausreichende Stütze der Theorie 
wäre und seinen Nachdruck erst damit erhält, daß es eben tektonisches 
Detail von der Grenze zweier Faziesgebiete ist. Auf Faziesgegen- 
sätze bauen sich die großen Theorien vom Deckenbau der Ostalpen 
und deshalb gerät die Stratigraphie in eine neue vorwiegend kritisierende 
Ära, sie wird in diesem Sinne wirklich „von neuen geologischen 
Gesichtspunkten belebt“ (Uhlig). Ein Analogon dieser kritisierenden 
Ara ergibt sich nun für den im kristallinen Areal aufnehmenden 
Geologen. Inwiefern kann man innerhalb der kristallinen Schiefer 
an der Hand ihrer Merkmale derzeit prätektonische Reihenfolgen auf- 
stellen und gibt es hier zur Feststellung von Faziesheteropie brauch- 
bare Merkmale? Wonach hat sich ein geologisch möglichst bedeut- 
samer, das heißt für möglichst viele geologische Fragen brauchbare 
Daten enthaltender Vergleich kristalliner und fossilfreier Areale zu 
richten ? 

Sämtliche Merkmale der Glieder derartiger Areale zerfallen in 
zwei Gruppen, deren erste kleine, mit möglichst eng zu ziehenden 
Grenzen alle Merkmale umfassen soll, welche schon vor der Meta- 
morphose bestanden: manche Reliktstrukturen, Elementarbestand 
(nur sofern man mit Rosenbusch, Becke, Grubenmannu.a. 
keine Stoffzufuhr im Ausmaße Weinschenks und mancher Franzosen 
annimmt) besonders bezeichnend und schnell erkennbar, kohlensaurer 
Kalk in gewisser Menge und manche Kohlenstoffe. 

Alle anderen Merkmale sind nach Grad und Art derzeit deutbar 
als Ergebnisse von Bedingungen, welche 1. durch Verlegung des 
Substrats in größere Erdrindentiefe, 2. durch aufsteigende Magmen, 
3. durch verschiedenartige Umwandlung der bei Bewegung und Defor- 
mation des Materials auftretenden Spannungen und endlich durch 
manche Kombination der genannten drei Verhältnisse entstehen können, 
wenn man, wie das bier geschehen muß, alle Theorien in Betracht 
zieht. Wann und inwieweit kann eine prätektonische Entstehungsweise 
solcher Eigenschaften angenommen werden? Es gibt solche Fälle. 
Man wird zum Beispiel diese Frage um so mehr bejahen und zugleich 
die Hypothese 3 um so mehr jeweils vorsichtig einschränken können, 
je höher der Unterschied in bezug auf den Grad der Metamorphose 
zwischen den Gliedern einer einheitlich beanspruchten Serie wird, 


1910 Sitzung vom 20. Dezember, B. Sander. 359 


und je ähnlicher das ursprüngliche Substrat der beiden verglichenen 
Glieder der Serie vermutlich war: niemand würde an der Ausbildung 
eines Granattonglimmerschiefers mit Reliktstrukturen vor dieser Faltung 
zweifeln, wenn er ihn mit Ton verfaltet findet. Soweit die sekundären 
Gesteinsmerkmale durch die Beanspruchung bei der Gebirgsbildung 
entstanden sind, kann man sie im ass nsatz zu den prätektonischen 
am einfachsten tektonische nennen. Sind diese Merkmale rupturelle 
Gefügeveränderungen, so spricht man von Myloniten. Von einer 
Klasse schieferiger Gesteine, welche tektonische Gemische und deren 
chemische Eigenschaften also ebenfalls sekundär sind, läßt sich nach 
der Meinung des Verf. erwarten, daß sich ihr manche Phyllite an- 
gliedern werden. Ein Weg, um der Frage, ob es nichtrupturelle im 
obigen Sinn tektonische Gesteinsgefüge gibt, exakt näher zu kommen, 
wurde in dieser Zeitschrift früher angedeutet (Rücksicht auf die 
Spannungstrajektorien in einfachen Deformationstypen). 

In der oben begonnenen Überlegung entsteht weiter die Frage, 
ob die metamorphosierenden Vorgänge 1 und 2 für die Analyse der 
jüngsten Tektonik brauchbare Bikektonise h ausgebildete und eine der 
Analyse zugrundelegbare prätektonische Schicehtfolge bezeichnende 
Merkmale ausprägen, die Antwort lautet nicht unbedingt verneinend, 
wenn man beachtet, daß die Frage des Tektonikers zunächst nicht 
nach dem Alter der gefalteten Schichten, sondern nach ihrer Anordnung 
vor der zu analysierenden Störung frägt, zum Beispiel wären die 
durch einen metamorphosierenden Lakkoliten an einem präexistierenden 
Deckensystenm erzeugten Charaktere für die Analyse etwaiger Störungen 
nach der metamorphosierenden Intrusionsphase brauchbar. Die Brauch- 
barkeit der nach 1 und 2 entstandenen sekundären Gesteinsmerkmale 
hängt in erster Linie davon ab, ob ihre Ausprägung jeweils als eine 
dieser Tektonik vorhergehende anzunehmen ist. Mehrere Gründe 
und Stimmen sprechen für die Bejahung dieser Frage für die Zentral- 
alpen, was die meisten Mineralneubildungen und die nichtrupturellen 
Gefügecharaktere betrifft, vielleicht am anschaulichsten die Interferenzen 
der letztgenannten mit Kataklasen, wobei nach Ansicht des Verf. zu 
beachten ist, daß manche Kataklasstrukturen erst als solche erkannt 
werden dürften. Aber auch für die Zentralalpen ist diese Frage 
nicht soweit entschieden und durch die Unstetigkeit des Metamorphismus 
nach 1 und 2 prinzipiell so kompliziert, daß diese Charaktere (zum 
Beispiel die Tiefenstufencharaktere) kaum in vielen Fällen eine sozu- 
sagen stratigraphische Verwendung und einen Rückschluß zum Beispiel 
auf verkehrte Lagerung einer Serie gestatten. Es bleiben also, wenn 
es sich um den Vergleich kristalliner fossilfreier Areale handelt, 
welcher den zurzeit schwebender Fragen nach Art und Entstehungszeit 
der sekundären Merkmale nicht vorgreifen, sondern vielmehr eine 
Basis für deren Beantwortung werden will, und wenn es sich um den 
Vergleich fossilloser metamorpher Gebiete handelt, welcher die Grund- 
lage zur Feststellung eines Deckenbaues höherer Ordnung (im obigen 
Sinn) werden soll, nur unangefochten primäre Merkmale zunächst als 
Vergleichspunkte zu betonen und man kann sich zurzeit nur auf diesem 
Wege einwandfrei Fragen nähern, wie zum Beispiel dieser: Wie weit 
greift der auf deckentheoretischen Karten zum Ausdruck gebrachte 


55* 


360 Verhandlungen. Nr. 16 


Gegensatz zwischen ostalpin und lepontinisch in das fossilfreie Halb- 
und Ganzkristallin und wie weit ist derselbe sicher prätektonisch ?). 

Die oben gestellten Forderungen scheinen fürs erste den ge- 
suchten Vergleich fast unüberwindlich schwierig zu machen. Es erscheint 
jedoch die entscheidende Erleichterung durch das Auftreten oft wieder- 
kehrender Kombinationen zusammenhaltender Gruppen aus ver- 
schieden metamorphen aberin ihren primären Eigenschaften paarweise (in 
beiden verglichenen Gruppen) übereinstimmenden Gliedern. Deren Prüfung 
durch Gesteinsanalysen ist die bei uns besonders durch die Becke- 
Grubenmannsche Lehre von den kristallinen Schiefern angeregte 
Aufgabe. Mitjedem übereinstimmenden Gliede solcher Gruppen wächst die 
Wahrscheinlichkeit, daß man prätektonische Aquivalente in den Gruppen 
vor sich habe und wird, wenn auch nie zur Gewißheit, so doch größer 
als die der Annahme von Nichtäquivalenz und ist dieser also vor- 
läufig vorzuziehen. Nicht selten tritt dazu eine Übereinstimmung in 
den oft besonders auffälligen sekundären oder genetisch zweifelhaften 
Merkmalen, welche direkt auf die Übereinstimmung im Elementarbestand 
hinweisen, da sie nichts anderes sind als die Ergebnisse einer Reaktion 
des Rohmaterials beider Gruppen auf gleiche physikalische Bedingungen. 
Denn eine Mineralmetamorphose ohne Stoffzufuhr bildet in gewissen 
Umrissen den Elementarbestand ab. Selbst daß der gleiche Vorgang 
(unter 1, 2, 3 s. o.) für beide Gruppen diese Bedingungen geschaffen 
habe, wird in vielen Fällen wahrscheinlicher als das Gegenteil. 
Solche Gruppen festzustellen, das bildet die erste Aufgabe einer 
geologischen Reambulierung der kristallinen Areale, sofern sie mit 
der neueren Tektonik, für welche es sozusagen nichts Unmögliches gibt, 
rechnen und eine Grundlage der Tektonik und der Metamorphismen- 
lehre werden will. 

Wie dies für den Westen der Tauern vom Verf. in dem erwähnten 
Bericht versucht wurde, so könnte man im Osten durch eine genaue 
Beachtung zusammenhaltender Gruppen eine Basis für die Prüfung 
der Frage gewinnen, ob diese Gruppen bisher nur wegen ihres ver- 
schiedenen Metamorphismus als verschiedene Formationen bezeichnet 
wurden oder ob sie in irgendeinem, alsdann schärfer definierbaren Sinne 
(zum Beispiel dem Weinschenks oder Beckes) äquivalente Fazies 
seien. Schon G. Geyers Bemerkungen über die Murauer Alpen (siehe 
die weiter unten zitierte Lit.), wo porpbyrische Gneise die Glimmer- 
schiefer unterlagernd von Marmor in gleichbleibender Entfernung um- 
säumt werden (3, pag. 111), die bituminösen Marmore von Hornblende- 
schiefern eng begleitet (3, pag. 114), dieses geradezu bezeichnende, 


!) Zu solchen Fragestellungen wird bemerkt, daß es freilich prinzipiell jedem 
Deckentheoretiker überlassen bleiben mnß, in welchen Formationen des zu teilenden 
Gebietes er die für die Teilung maßgebenden Faziesgegensätze (eventuell auch im 
Fehlen einer Formation bestehend) sucht und hervorhebt: wie dies zum Beispiel 
Steinmann andeutet, wenn er (l. c.) im Gegensatz zu E. Suess die Unterschiede 
in der Triasentwicklung bei der Teilung von lepontinisch und ostalpin besonders 
hervorheben möchte. Aber eben weil so große von Deckertheoretikern einander 
gegenüber gestellte Gebiete fossilfrei und metamorph sind, muß man einen Stand- 
punkt suchen, um deren Gegensatz jedenfalls auch im Auge zu behalten und wo- 
möglich zu bewerten, da nur dies für den Deckentheoretiker das wahre Bild der 
Sachlage hinlänglich deutlich erhält. 


1910 Sitzung vom 20. Dezember. B. Sander. 361 


im Kristallin so häufige Duo Marmor-Amphibolit, welches die übrigen 
Mitglieder der Gruppe besonders beachten und vergleichen heißt, all 
dies macht auf die Möglichkeit obiger Fragestellung für die genannten 
Gebiete aufmerksam. 

Auf der hier angedeuteten Basis wird nun ein Beitrag versucht 
zum Stand der Frage, wie sich ostalpin und lepontinisch, beziehungs- 
weise zentralalpin der Deckentheoretiker in den zentralen Ostalpen 
derzeit unterscheidet. 

Wenn man Mohrs Semmeringarbeit studiert, deren vielfach 
dankenswert dargestelltes Detail dies erlaubt, so wird man als nächste 
Ergänzung der Arbeit eine ausführlichere Antwort auf die Frage suchen, 
wie sich die prätriadischen Glieder des ostalpinen Systems von denen 
des zentralalpinen unterscheiden, schon weil prätriadische Faziesgegen- 
sätze bei manchen Versuchen, die Ostalpen in Deckensysteme zu teilen, 
keine unwichtige Rolle spielen; namentlich aber bei der Teilung der 
Grauwackenzone, an welcher mitzuarbeiten in Mohrs Programm gehört. 
Ferner läge dies im Interesse einer schnelleren Abschätzung, wie weit 
der natürlich teilweise berechtigte Einfluß der Deckentheorie die Auf- 
stellung der erwähnten Zweiteilung am Semmering bewirkte und in- 
wiefern sich eine solche Gruppierung unabhängig vom tektonischen 
Detail und dem tektonischen Vorurteil dem Beobachter aufdrängt. Wäre 
dies zum Beispiel in geringem Maße der Fall und das tektonische 
Detail verschieden deutbar, so wäre natürlich noch nicht die Brauch- 
barkeit der Deckentektonik, welche Mohr am Semmering der „Bruch- 
tektonik“ der Alten entgegenstellt, widerlegt, wohl aber eine für tek- 
tonische Theorien besonders rätliche Umschreibung ihres Wertes für 
bestimmte Gebiete gewonnen. Beistehend wird namentlich auch im Hin- 
blicke auf die dann zu berührende Frage der Tuxer Grauwacken die 
angedeutete Ergänzung auf Grund der von M ohr gegebenen Daten ver- 
sucht, indem Mohrs Ostalpin und Zentralalpin derart verglichen wird, 
daß Glieder nebeneinander zu stehen kommen, über deren Ver- 
schiedenheit man zum Teil vielleicht weitere Angaben Mohrs erwarten, 
übrigens aber die Ähnlichkeit mancher nebeneinander gestellter Glieder 
beliebig bewerten und für Fragen des Metamorphismus im Auge be- 
halten kann. Die Glieder der „zentralaipinen* Wechseldecke sind ge- 
sperrt, die verglichenen Glieder aus der Hüllschieferserie des Esel- 
berggranits in Parenthese gesetzt. 


Ostalpin bei Mohr. Zentralalpin bei Mohr. 
Verrucano. Quarzite. 


Von den Werfener Schiefern nicht Von der Trias nicht trennbar Perm? 
trennbar (pag. 116). Trias ? 


Rötlich violette (pag. 116) bunte Quarz- Fazielle Übergänge der Quarzite in Kon- 
konglomerate mit (seltenen) Brocken glomerate, welche rötlichviolette Quarze 


kristailiner Schiefer. und Granit als Gerölle enthalten. 
Durch Anreicherung mit Muskowit alle  Serizitschieferfazies der Quarzitgruppe 
Übergänge zu Serizitphyllit. (pag. 152, 153). 
Einschaltung von Porphyrdecken Porphyroidlager eingeschaltet (pag. 155). 


(pag, 137). 


DRE 
362 
Innig damit zusammen gehört die 


Silbersberggrauwackenzone. 


Aus dem Verrucano geht allmählich 
grauer Quarzphyllit mit (pag. 118, 128) 


(kontemporär entstandencm Grünschiefer 
hervor). 


Verhandlungen. Nr. 16 


Eine weite Verbreitung zeigen unter den 
Quarziten die 


Arkosen mit weißgebleichten Felaspaten, 

charakteristisch für die Wechsel- 

schiefer ist der häufig erkennbare 
klastische Ursprung (179). 


(Weniger metamorphe Hüllschiefer kön- 
nen als Quarzphyllit bezeichnet werden 
169.) 


(Basische Lager, darunter Amphibolit- 
Chloritschiefer der Hüllschiefer pag. 170.) 


Albitchloritschiefer der Wechselserie 
(pag. 179). 


Die Arkosen enthalten (als Seltenheit) 
größere Gerölle (pag. 153). 


Haselnußgroße Quarzgerölle in Serizitfilz, 


(Quarzkonglomerat des Glimmerschiefers 
der Hüllschiefer pag. 172.) 


Den Hauptanteil an der Zusammen- 
setzung der Wechselschiefer haben 
dunkle Tonschiefer bis typische Phyllite 
(pag. 180), daneben Graphitschiefer (pag. 
179) und Graphitphyllite (pag. 180). 


Verhältnis der typ. Phyllite des Wech- 
sels zu den Typen, die klastischen Ur- 
sprung. erkennen lassen ? 


Eisengraue und schwärzliche Quarzphyl- 
lite (kohlige Substanz). 


Die Phyllite wechseln mit Grauwacken 
(pag. 122). 


Blasseneckporphyroide der Grauwacken 
(pag. 128). 


Die Porphyroide der Quarzitgruppe 

dürften vollständig einem wenig meta- 

morphen Quarzporphyr entsprechen 
(pag. 156). 


Die Ubereinstimmung der ostalpinen prätriadischen Glieder 
mit zentralalpinen scheint mir hier auffälliger als ihre Verschieden- 
heit, eine ihrer heuristischen Bedeutung nach wohl ebenso hervor- 
hebenswerte Sache wie die Verschiedenheit und sozusagen eine Über- 
einstimmung in Charakteren, deren stratigraphische Irrelevanz, deren 
zufälliges nichtäquivalentes Auftreten in jeweils so ähnlicher Ge- 
sellschaft beträchtlich unwahrscheinlicher ist als die Zufälligkeit der 
Unterschiede zwischen Mohrs Ostalpin und Zentralalpin von der Trias 
abwärts. Bei der großen Bedeutung der Frage nach der Zerlegbarkeit 
der Grauwackenzone muß um so mehr beachtet werden, ob sich eine 
Teilung auf Faziesgegensätze stützen läßt zum Beispiel im Sinne von 
E. Suess (Antlitz III./2., pag. 227), für welchen das limnische Karbon 
ein Merkmal des lepontinischen Systems ist, in welchem „dafür“, daß 
ihm die Serie Silur bis Unterkarbon fehlt, die versteinerungsführende 
Reihe allenthalben mit Jimnischem Karbon beginnt. 

Ausführlicheres über eine „Grauwackenzone® am Tauernwest- 
ende ist im Druck; es soll hier einstweilen nur kurz behandelt werden, 
inwiefern sich die Ergebnisse vom Tauernwestende mit denen Mohrs 
am Semmering bis jetzt berühren. Welcher Gruppe Mohrs entsprechen 
diese der lepontinischen Gruppe in E. Suess’ Deckenbaukarte der 
Alpen (1II./2. Tafel) und in des Genannten und V. Uhligs Sinn 


1910 Sitzung vom 20. Dezember. B. Sander. 363 


dem zentralalpinen Fenster angehörigen Gesteine, welche in besonders 
schöner Ausbildung eng verknüpft mit Hochstegenkalken den Nordrand 
der Tuxergneise umsäumen ? 

Die Antwort auf diese Frage muß natürlich genau so schwierig 
sein wie die Trennung ostalpiner und zentralalpiner Grauwacken bei 
Mohr; übrigens kommt für die Tuxer Grauwackenzone die Möglichkeit 
tektonischer Vermischung ostalpiner Grauwacken und „zentralalpiner“ 
in Betracht und liegt eine Beteiligung der den Mohrschen (vom Esel- 
berg) anscheinend zum Teil sehr ähnlichen Hüllschiefer der Tuxer- 
gneise ebenfalls nahe. Hier sollen mit der Vorbemerkung, daß der 
Verf. eine Trennung der Tuxer Grauwackenzone nach ostalpin und 
zentralalpin (oder lepontinisch) ohne große Willkür für unmöglich 
hält, die besonderen Anklänge der Tauerngrauwacken an die Grau- 
wacken Mohrs und einige andere angedeutet werden. 


Da wir alle wesentlichen Charaktere den ostalpinen und zentral- 
alpinen Grauwacken Mohrs gemeinsam fanden, bleiben als spezielle 
Anklänge an Mohrs Ostalpin und Zentralalpin nur unwesentlichere 
Merkmale der Tuxer Grauwacken. 


Merkmale der Tauerngrauwacken: 


a) Gemeinsam mit Mohrs Ostalpin und Zentralalpin vom Semmering: Quarz- 
konglomerat und Geröllfazies (auch kristalline Gerölle, vergl. auch Mohrs Hüll- 
schiefer mit Qnarzkonglomerat) Serizitschieferfazies, Porpbyreinschaltunzen, Quarz- 
phyllite mit Grünschiefer (vergl. Silber: berggranwacke pag. 118, Hüllschiefer 
pag. 169, 170, Wechselgesteine 179), kohlige Phyllite (Silberberggrauwacke und 
Wechsel, Begleitung der Quarzphyllite durch Grauwacken (vergl. Wechsel 179, 180). 


b) Besondere Anklänge an Mo hrs Ostalpin: Eng mit Grauwacken verknüpfte 
Bändermarmore zum Teil maenesitisiert, charakteristische Rostflecke (vermutlich 
auch beiMohr hauptsächlich Karbonat? Vergl. unten), Ankerite (Sigmund nach 
Mohrs Zitat). 


e) Besondere Anklänge an Mohrs Zentralalpin: Grünliche Serizitschiefer 
mit Gips, gewisse Porphyroide (die von Mohr, pag. 155, beschriebenen) Mohrs 
Arkosen mit bleichen Feldspäten. 


Man frägt sogleich, ob die Glieder mit b etwa, wie am Semmering 
als ostalpin über die Glieder mit c gebreitet sind, welche alsdann 
Mohrs Zentralalpin und E. Suess’ lepontinischer Gruppe im Sinne 
der Fenstertheorie der Tauern entsprächen? Bis jetzt läßt sich am 
Tauernwestende die Möglichkeit einer solchen Zweiteilung nicht 
ersehen. 

Was die Arkosen mit bleichen Feldspaten anlangt, so gehört 
dieser für Tuxer Grauwacken und wie es scheintsauch für Mohrs 
zentralalpine bezeichnende Gesteinstypus insofern auch den bis jetzt 
als Ostalpin gedeuteten an, als er sich nach einer Begehung des 
Verfassers auch am Aufbau des Roßbrand von Radstatt mitbeteiligt 
und gleiche Typen nehmen an der Zusammensetzung der Serie des 
Blassenecks teil, dessen Porphyroide zum Teil den Tuxer Porphyroiden 
entsprechen. 

In der schwierigen Frage nach der Teilbarkeit der Grauwacken- 
gebilde spielt das limnische Karbon die oben erwähnte Rolle als lepon- 
tinisches Merkmal bei E. Suess. Mohr möchte das Klammer Karbon 


364 Verhandlungen. Nr. 16 


(als „ostalpin“?) jedenfalls von den ostalpinen Grauwacken, dem 
„Magnesitkarbon“ trennen (pag. 140), obwohl die Trennung im Felde 
nicht immer möglich ist (vergl. pag. 121). Das erinnert an ähnliche 
Schwierigkeiten in den westlichen Tauern. Gewiß besitzt das Nöß- 
lacher Karbon auch abgesehen von den Fossilresten ein weniger 
kristallines Gepräge als die eventuell als Äquivalente in Betracht 
kommenden graphitisch-tonig-quarzitischen und konglomeratischen 
Begleiter von Hochstegenmarmor unter und zwischen demselben 
(welcher mit solchen Begleitern oft sehr an den Marmor im Sunk 
erinnert); dennoch erscheint dem Verf. diese Aquivalenz wenigstens 
in Betracht zu ziehen, welche einer Beteiligung des Graphitkarbons 
am lepontinischen Fensterralimen zugleich mit anderen Gliedern der 
Semmeringgrauwacken gleichkommen würde. 

Welche Modifikationen für die Theorie des lepontinischen Fensters 
erwachsen, ist schwer zu übersehen; aber wie dem Verf. scheint 
namentlich eine bedeutende Ausdelinung lepontinischer Glieder der 
Suessschen Karte gegen Osten zu gewärtigen. 

Die Aufnahmen des Verf. am Tauernwestende zwischen Zentral- 
gneis und ostalpinen Maulsergneisen haben den Eindruck, daß diese 
beiden ganz verschieden seien, nicht gefestigt, die Aquivalenz des 
Hangenden der beiden erwiesen. Man kann ferner sowohl im Inns- 
brucker Quarzphyllit als im Quarzphyllit des Gadertales Typen der 
Schieferhülle des Hochfeiler wiederfinden, nicht etwa nur „Quarz- 
phyllit, der überall gleich aussieht“, sondern gewisse Einlagerungen, 
auf welche jedermann angewiesen ist, der Schieferbezirke vergleichen 
will (Quarzite mit und ohne Graphit, weiche, helle und schwarze 
Granatphyllite). Viel wichtiger aber wird die durch eine mannigfaltige 
Gruppe mehrfach für den Feldgeologen leicht konstatierbarer, höchst 
auffälliger Typen bezeichnete Grenze der beiden oben erwähnten Gneis- 
serien gegen oben. Auf Grund der neuen Aufnahme dieser Grenz- 
gebilde durch den Verf. und einer kurzen Begehung der Kalkphyllite 
bei Murau wurde folgende Stellungnahme zu G. Geyers wenig be- 
achteten Aufnahmsergebnissen ) möglich. Die Beschreibung, welche 
G. Geyer in 1 der unten zitierten Literatur von der Kalktonphyllit- 
serie des Blattes Judenburg gibt, kann geradezu als Beschreibung 
der oben erwähnten Grenzbildungen im Hangenden der Tauerngneise 
(Zillertaler und Tuxer) und der Maulser Gneise gelten. Geyer führt 
mit dankenswerter Präzision folgende Glieder und Merkmale aus 
seiner Kalkphyllitserie an: 1. Vorherrschen von rhombo&edrischen 
Karbonaten in fast sämtlichen Gliedern der Serie; 2. Entwicklung 
aus dem „Granatglimmerschiefer“ ; 3. graphitische Schiefer; 4. kalk- 
reiche grüne Schiefer mit rhomboe@drischem Karbonat; 5. weiße, 
seidenartig glänzende Schiefer; 6. gelbe Quarzitschiefer stets als Be- 
gleiter der Kalke (!); 7. „Gneise*“ mit rhombo&drischem Karbonat; 
8. Quarzitschiefer mit Pseudomorphosen nach rhomboedrischem 
Karbonat. 

Unter diesen acht Merkmalen ist keines, welches nicht im er- 
wähnten Grenzhorizont am Tauernwestende („Schieferhülle* genannt, 


!) Ich selbst konnte diesen leider nicht in Vergleich ziehen. 


1910 Sitzung vom 20. Dezember. B. Sander. 36: 


Ü 


wo es sich um das Hangende der Tauerngneise selbst handelt) nun- 
mehr nachgewiesen wäre. Der Nachweis einiger besonders markanter 
und für die Orientierung im Felde brauchbarer Typen (4, 5, 6, 7,8) 
wird in der angekündigten Arbeit durch eingehende Darstellung ihrer 
Verbreitung geführt werden. Hier wird nur darauf hingewiesen, daß 
die Neuaufnahme des Tauernwestendes zusammengehalten mit 
G. Geyers Schilderungen kaum einem Zweifel Raum läßt darüber, 
daß die untere Schieferhülle der Tauerngneise jene mit den Gneisen 
innig verknüpften Typen, deren Sekundärcharaktere im Greinerzuge 
besonders auffällig und bekannt wurden, in der Geyerschen Kalkton- 
phyllitserie des Blattes Judenburg und Murau wiederkehren als eine 
Bestätigung der von G. Geyer bezüglich der Aquivalenz der Murauer 
Kalkphyllite mit der „Schieferhülle“ vertretenen Meinung (3, pag. 116). 
Man steht bei einer so weitgehenden Übereinstimmung in primären 
und sekundären (vergl. das oben über die Bewertung der letzteren 
Gesagte) Merkmalen vor der Entscheidung, ob man die Tauerngneise 
als ostalpin oder die Geyerschen Kalkphyllite als lepontinisch (nach 
E. Suess’ Karte) nehmen will oder sagen will, daß die erwähnte ge- 
meinsame Serie für die Verschiedenheit von Ostalpin und Lepontin 
irrelevant sei. Die Ergebnisse des Verf. am Tauernwestende weisen 
dahin, daß sowohl über den Tauerngneisen als über den anderen 
Gneisen und Glimmerschiefern eine gleich ausgebildete weder lepon- 
tinische noch ostalpine Serie folgt, die Geyerschen Daten fügen 
sich gut in diesen Rahmen und die nächste Frage wird vielfach lauten: 
Was gehört zu dieser irrelevanten Serie und was bleibt nach ihrer 
Umschreibung als spezifisch lepontinisch, das heißt faziell scharf 
charakterisiert vom Fensterrahmen der westlichen Tauern übrig? 
Diese Frage aber führt solange zu weit, als sich die Anpassungs- 
fähigkeit alles wesentlichen an der Suessschen Theorie, an eventuell 
neukonstatierte lepontinische Gebiete und damit die Aussicht auf eine 
jedesmalige Wiedergeburt des E. Suessschen Begriffes vom Verf. 
schon mangels des nötigen Kartenmaterials nicht überblicken läßt. 
Bis dahin heißt die obige Frage: Wieviel von dem Hangenden der 
Zillertaler und Tuxer Gneise ist in den Murauer und Judenburger 
Phylliten vertreten. 

Nachdem die beiderseitige Vertretung der oben angeführten 
Typen angemerkt ist (auch Strahlsteinschiefer und bratschigen Kalk- 
phyllit mit Graphit erwähnt Geyer 5, pag. 116 ff.), handelt es sich 
zunächst um gewöhnlichen Kalkphyllit und Kalke der Hochstegenzone. 
Die Kalkphyllite südlich und nördlich von Murau wurden vom Verf. 
selbst in Vergleich gezogen unmittelbar nach zweimonatlichen Auf- 
nahmen in den Kalkphylliten des Tauernwestendes des Ridnaun- 
Ratschinges und Passeier und nachdem die Pyritschiefer des Tribulaun 
und der Radstätter Tauern, welche ebenfalls Kalkphyllite enthalten, 
besucht und in Betracht gezogen waren. Der Kalkphyllit von Murau ist 
von den Kalkphylliten, die sich vom Hochfeiler bis zur Hochwilde 
verfolgen lassen, nicht zu unterscheiden; er entspricht denselben in 
jeder Nuance seiner Varietäten. Er enthält Bändermarmore zum Teil 
dunkelgraue mit H,S und Pyrit, wie sie sich in der Hochstegenzone 
des Tuxertales und anderwärts finden. Geyer erwähnt auch gelblichen 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 16. Verhandlungen. 56 


366 Verhandluugen. Nräı6 


Dolomit!); gelblicher Dolomit ist ein fast nie fehlender Begleiter der 
Hochstegenmarmore. 

Die Murauer Phyllite sind in der Schieferhülle der westlichen 
Tauern, in deren Fortsetzung nach SW und über den Maulser Gneisen 
vertreten. Geyer hat später (4) eine Zweiteilung der Kalktonphyllit- 
serie vorgenommen: „Kalkphyllite im Liegenden und Quarzphyllite 
im Hangenden bilden die Ausfüllung der Murauer Mulde“ (4, pag. 353). 
Diese Quarzphyllite zeigen „nur zum geringen Teil den Typus des 
Quarzphyllits“ (graue glänzende Tonschiefer) und liegen von unten 
nach oben etwa so über dem Kalkphyllit: Graphitschiefer, Quarzit- 
schiefer, Grünschiefer mit grauen Phylliten wechselnd (oft auch hier 
mächtige Quarzite) herrschende graue Tonschiefer. Bekanntlich hat 
F. Frech für die Brennergegend später ursprüngliche Überlagerung 
des Kalkphyllits durch Quarzphyllit angenommen. Auf die Einwände, 
welche sich gegen Frechs sehr einfache, aber noch sehr willkürliche 
Teilung ergeben, wird demnächst eingegangen. Es ist jedoch nicht 
unwahrscheinlich, daß die erwähnten Quarzphyllite Geyers einer 
Gruppe entsprechen, welche am N-Rand der Tuxer Gneise tatsächlich 
über den Aquivalenten der Geyerschen Kalkphyllite liegt, aber auf 
Frechs Karte noch als Kalkphyllit erscheint. Von einer Übertragung 
der Altersbestimmung der Murauer Phyllite auf ihre Aquivalente in 
der Schieferhülle ete. wird hier abgesehen (Silur nach Geyer nach 
Toulas Funden in Grebenzekalk). 

Die Schwierigkeit, welche F. E. Suess und der Verf. bei der 
Abgrenzung der triadischen Kalkphyllite von den übrigen Kalk- 
phylliten des Tauernwestendes fand, wesentlich bestehend in der von 
Frech und Uhlig bemerkten, bis zur Ununterscheidbarkeit gehenden 
lithologischen Ähnlichkeit zwischen den Kalkphylliten der rhätischen 
Pyritschiefer und dem Kalkphyllit der Schieferhülle, läßt sich zur- 
zeit für das Tauernwestende noch nicht befriedigend beheben. Vielleicht 
geht man derzeit bei Teilung und Vergleich dessen, was über den 
Gneisen liegt, am besten von der Serie Greinerschiefer, Karbonat- 
rhomboäder-Schiefer (und „Gneise“), sodann von Hochstegenkalken, 
Porphyroiden und Grauwacken aus, für welche zwei am Tauernwestende 
vermischte Gruppen man die Murauer Phyllite und Glieder der Grau- 
wackenzone als geologisch besonders bedeutende Vergleichsobjekte 
ins Auge faßt. Weiter aufwärts über diesen Serien liegen die Ver- 
hältnisse nicht so einfach, wie sie Steinmann auf Grund seiner 
Exkursionen am Brenner (l. ce.) skizzierte. Was in seinem Vennaer 
Profil über dem „Gneis“ im Hangenden des Hochstegenkalkes (pag. 286) 
folgt, die rhätische Decke (= dem Kalkphyllit der Früheren zum Teil; 
nicht=Frechs Kalkphyllit) zeigt keine vom Liegenden „vollständig 
abweichende Zusammensetzung“, sondern hat mit demselben einige 
Typen gemeinsam: neben Kalkphylliten und Quarzphylliten, Quarzite, 
selben Dolomit und weißen Marmor. Anderseits dürfte sich diese 
Gruppe zum Teil namentlich, wo sie sich mit den Tarntaler Kalk- 
phylliten, Lithodendronkalken, Dolomiten, Quarziten und Breccien 


1) Die „Verhandlungen“: 1. 1890, pag. 199; 2. 1890, pag. 268; 3. 1891, 
pag, 108; 4. 1891, pag. 352; 5. 1892, pag. 319; 6. 1893, pag. 406. 


1910 - Sitzung vom 20. Dezember. B. Sander. 367 


tektonisch mischt und im ganzen ein weniger kristallines Gefüge 
zeigt, schon sehr der Pyritschiefergruppe U hligs nähern, über deren 
Trennbarkeit von den Kalkphylliten man weitere Ergebnisse abzu- 
warten hat. 

Steinmann geht von einer „Unstimmigkeit“ aus, welche nach 
seiner Meinung mit Recht als Einwurf gegen die Deckentheorie geltend 
gemacht werden könnte, daß nämlich der Hochstegenkalk, ein mächtiges, 
reines Kalkgebilde als Trias (Termier) in lepontinischen Decken (in 
Steinmanns Sinn!) nieht auftreten darf, da gerade starke Reduktion 
der Trias für die lepontinischen Systeme bezeichnend sei. Der Hoch- 
stegenkalk wird: 1. als eigene Decke bezeichnet, 2. als Äquivalent 
der Klippendecke, speziell des tithonischen Sulzfluhkalkes im Rhätikon. 
Unter den für letzteres angeführten Gründen darf man wohl die land- 
schaftliche Übereinstimmung und die "ithologische Parallele übergehen. 
Denn wenn man bei letzterer mit Steinmann von der hochgradigen 
Marmorisierung des Hochstegenkalkes absieht, bleibt noch zu bemerken, 
daß der Hochstegenkalk keineswegs aus reinem, hellem Kalkstein 
besteht. Beim nächsten Grund für 2 nämlich, daß man solche reine, 
helle Kalke innerhalb des lepontinischen Deckensystems nur aus dem 
Jura der Klippendecke kenne, wird, wie man sieht, das Vorhandensein 
eines lepontinischen Deckensystems mit solcher Sicherheit vorausgesetzt, 
daß es geradezu zur Bestimmung des Hochstegenkalkes verwendet 
wird, welcher eben in diesem System nichts anderes sein kann als 
Jura. Dem Problem „lepontinisches Fenster* wird dadurch nicht 
sehr gedient. Freilich frägt Steinmann sogleich, ob im Sinne seiner 
Hypothese zu erwartende Begleiter dieselbe stützen und findet im 
Liegenden des Hochstegenkalkes zwischen diesem und den Tuxer 
Arkosen gelbe Dolomite und Rauhwacken als Vertreter reduzierter 
lepontinischer Trias (Röthidolomit) an der Basis der Graubündtner 
Klippendecke. Die den Triasdolomit begleitenden schwarzen Quarzite 
und Kieselschiefer entsprechen ebenso gefärbten Graubündtner Sand- 
steinen. Über die Verbreitung des gelben Dolomits wird man im Auf- 
nahmsbericht des Verf. ausführlicheres finden; hier sei angemerkt, daß 
dieser Dolomit unter vielen anderen Fällen in dem von Steinmann 
schematisiert gegebenen Saxalpenprofil über dem Hochstegenkalk als 
Einlage in der beiSteinmann als Quarzphyllit und Gneis bezeichneten 
Gruppe (Karbonatrhombo&@derschiefer und -Quarzit, Greiner Typen, 
Porphyroid, Grauwackengneis und einer Serie von Quarzitbänken) liegen 
(Hu'tnerbergalm). An diesem Profil wäre auch als etwas für Stein- 
manns Überlegungen nicht Unwichtiges eine Rhätizitquarzitbank ein- 
zufügen, welche zwischen hangendem Hochstegenkalk und Glimmer- 
marmor im Liegenden dahinzieht. Solcher Rhätizitquarzit wird anderen- 
orts von Steinmann als alt und kontaktmetamorph genommen. Der 
Verf. hält sie für eine Fazies der schwarzen Kieselschiefer, welche 
Steinmann mit lepontinischen Triasbegleitern gleichstellte (vergl. 
oben). Aus der oben erwähnten Ergänzung zu Steinmanns Profil 
und aus anderen Profilen ergibt sich eine enge Verknüpfung der Rhätizit- 
schiefer mit den Hochstegenkalken, welche oben genannten Paralleie 
Steinmanns einigermaßen entspricht, zugleich aber vor die Alter- 
native stellt, den kontaktmetamorphen Charakter und das paläozoische 

56* 


368 Verhandlungen. Nr.!16 


Alter der Rhätizitschiefer oder den Juracharakter des Hochstegen- 
kalkes aufzugeben. 

Eine hervorhebenswerte Argumentation Steinmanns schließt 
aus der Tatsache, daß die grünen Gesteine der rhätischen Decke der 
Tauern über den Hochstegenkalk nirgends durch denselben brechen, 
auf deren mise en place durch Verfrachtung, was sich mit ähnlichen Vor- 
stellungen E. Suess’ berührt. Wer dieser Argumentation folgt, übernimmt 
durch ihreÜbertragung aufquergrifflose Lagerund Linsen von Amphiboliten 
und Olivingesteinen in Hochkristallin weitgehende Konsequenzen, was 
Bewegungsflächen in solchen Arealen betrifft. 


Vorträge. 


Dr. Karl Hinterlechner. „Vorlage des Spezialkarten- 
blattes Iglau (Zone 8, WorXIll; 1:75.000).% 


Das Spezialkartenblatt Iglau grenzt mit seinem nördlichen 
Rande an das Kartenblatt Deutschbrod an, welches als Teil 
unseres im Erscheinen begriffenen Kartenwerkes bereits zur Publi- 
kation gelangt ist. Wegen des im allgemeinen nordsüdlichen Streichens 
der Schiefer im Territorium des letzteren tritt der größte Teil der 
dort bekannt gewordenen kristallinen Gebilde auch in den Bereich 
des Blattes Iglau ein, wo selbe mit lokalen Ausnahmen in der 
gleichen Richtung bis über seine südliche Grenze fortstreichen. 

Detailliertere Angaben bezüglich des gegenständlichen Gebietes 
werden in einer Arbeit, die für unser Jahrbuch vorbereitet wird, zur 
Publikation gelangen; deshalb folgen hier nur die wichtigsten Re- 
sultate der Neuaufnahme und noch diese nur auszugsweise. 

Etwa die Hälfte des Gebietes der beiden westlichen Sektionen 
nimmt der Zweiglimmergranit (mit lokal vorherrschendem 
Biotit) ein, welcher von dem gleichen Gebilde aus dem Territorium 
des Blattes Deutschbrod nur durch einen ganz schmalen Cor- 
dieritgneis-Streifen bei Heist, nordnordwestlich Branschau, 
getrennt erscheint. Die übrigen, granitischen Gesteine sind auf den 
Bereich der östlichen Hälfte des Kartenblattes beschränkt und treten 
in zwei größeren und zahlreichen kleineren Komplexen auf. Von den 
beiden größeren, geologischen Körpern ist der eine als grob bis mittel- 
körniger Pyroxen-Granitit mit wechselnden Mengen (sekundären) 
Amphibols, und der andere als grobkörnig-porphyrischer Amphib.ol- 
granitit zu bezeichnen. Das erstere Gestein tritt südöstlich Iglau 
im Dreiecke Wiese, Gossau, Radonin auf, das zweite erscheint 
dagegen am östlichen Blattrande, wo es von Cechtin fast bis zur 
Stadt Polna reicht. Beide gegenständliche Granite werden von 
aplitischen Randgebilden begleitet. 

Auf die Existenz verschiedener Ganggesteine und von 
Serpentin wurde nur kurz hingewiesen; desgleichen auf einzelne 
untergeordnete Granitmodifikationen, sofern sie in die voranstehenden 
Gruppen nicht ohne Zwang eingeordnet werden konnten. 

Von den kristallinen Schiefer. nimmt der Cordieritgneis 
nahezu das ganze Gebiet der beiden westlichen Sektionen ein, welches 


1910 Sitzung vom 20. Dezember. Dr. K. Hinterlechner. 36° 


der Zweiglimmergranit noch freiläßt. Außerdem ist er indessen auch 
in der östlichen Blatthälfte nicht spärlich vertreten, denn man findet 
ihn sowohl in der südöstlichen Ecke als auch in der weiteren Um- 
gebung von Wiese und Kamenitz. 

Den nach Abzug der bisher angegebenen Felsarten übrig- 
bleibenden Rest der beiden östlichen Sektionen nimmt das als „Gneis 
im allgemeinen“ bezeichnete Gestein ein, jedoch nicht ganz. Süd- 
südöstlich Iglau, östlich von der Linie Pirnitz—Kn&Zic, zwischen 
Polna und Klein-W&zZnitz sowie schließlich bei D.-Schützendorf 
treten nämlich Gesteine auf, die vornehmlich oder auch fast aus- 
schließlich nur aus Quarz bestehen und Feldspate und Glimmer nur 
untergeordnet oder gar nicht verraten; es sind das Quarzite und 
quarzitische Gneise, die manchmal fast mittel(grob)körnige 
Struktur aufweisen. Eine davon gesonderte Behandlung verdient ein 
Aplitgneis aus der Umgebung von Cichau a. d. Iglava. 

Bei Misching und D.-Schützendorf wurden Quarz- 
Sillimanit-Knollen gefunden, wie solche auch aus der östl. 
Umgebung von Deutschbrod!) bekannt sind. Die Vorkommen im 
Iglauer Blatte verraten eine derartige Situation, daß man sie als 
einem und demselben Gneishorizonte angehörig auffassen kann, wie 
die Gebilde im Territorium des Blattes Deutschbrod. 

Im Gegensatze zu der alten Aufnahme von seiten unserer Anstalt 
sind in den Gneisen namentlich in der östlichen Blatthälfte zahlreiche, 
konkordant eingeschaltete Kalklager und Amphibolite konstatiert 
worden. In ihren extremen Formen sind beiderlei Felsarten selbst- 
verständlich gut unterscheidbar. Durch die Ausbildung von Kalk- 
silikatgesteinen in beiden Reihen verliert jedoch dieser Gegen- 
satz in häufigen Fällen fast seine ganze Schärfe im Felde. 

Aus der Gruppe der kristallinen Einschaltungen im Gmneis- 
territorium seien hier nur noch die graphitführenden Schiefer 
erwähnt, die nach der chemischen Untersuchung, deren Durchführung 
ich Herrn Reg.-Rat. C. v. John zu verdanken habe, in fünf Fällen 
4:16, 520, 579, 6:10, beziehungsweise 9:10°%/, Kohlenstoff führen. 
Der Graphit ist hier zum Teile als Flinz entwickelt, weshalb er 
unter Umständen sehr leicht für Eisenglimmer gehalten werden 
könnte. 

In stratigraphischer Hinsicht habe ich bereits bewiesen), daß 
der Graphithorizont (von Kamenitz) untersilurischen Alters ist. Wie 
ich es teils auf Grund eigener Beobachtungen, teils auf Angaben 
F. E. Suess mich berufend®), bemerkte, streicht dieser Horizont 
aus dem Eisengebirge bis an die Donau. Bei dieser Längen- 
ausdehnung von über 200 km wird der Graphithorizont zumindest ver- 
mutlich von einem entsprechend breiten Streifen alters- 
gleicher oder altersverwandter Gebilde begleitet. Für einen 


1) Autor, „Geologische Verhältnisse im Gebiete des Kartenblattes Deutsch- 
brod“ (Zone 7, Kol. XIII). Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1907, 57. Bd., pag. 238—248 
und 339—352. 
2) „Über metamorphe Schiefer aus dem Eisengebirge jn Böhmen. Mit chem. 
Anal. von C. v. John.” Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1910, pag. 337—553. 
?) „Bau und Bild der böhmischen Masse‘, pag. 32. 


370 Verhandlungen. Nr.#B6 


durch unseren Graphithorizont markierten Streifen des sogenannten, 
moldanubischen Gebietes kommt mithin silurisches oder ein 
davon nicht viel verschiedenes Alter in Betracht. 


Ein besonderes Interesse verdienen in dem sonst so hoch 
kristallin entwickelten Territorium des Iglauer Blattes gewisse, nicht- 
metamorphe Gebilde, wie: ein blauschwarzer Tonschiefer aus der 
Umgebung von Willenz und grauwackenartige Gesteine aus dem 
Iglava-Tale bei Klein-Beranau und Umgebung sowie aus dem 
Bereiche westlich von Polna. 


Namentlich im Vierecke Iglau, Wiese, Polna und Stecken 
sowie bei Stannern verhüllt der Lehm einen großen Teil des 
Untergrundes. Im erstgenannten Vierecke sind dem Lehme ziemlich 
zahlreiche Ganaquarzgerölle beigemischt; dasselbe gilt von den Lehm- 
vorkommen von beiden Ufern der Iglava unterhalb Branzaus. Bei 
gleichzeitiger Berücksichtigung gleicher Funde aus demBlatte Deutsch- 
brod resultiert aus der Art: der Verteilung der Lehm-Schotter ein 
alter Flußlauf, der (im DBlatte Deutschbrod) etwa die Richtung 
Kleine Sazawa, Sazawa bis Deutschbrod, Schlapanka-B. 
(und im Blatte Iglau) Gold Bach—Iglava innehatte. Da diese Linie 
heutzutage die mitteleuropäische Wasserscheide quert, muß wohl 
angenommen werden, daß letztere seinerzeit hier noch nicht existierte; 
daraus wird eine posttertiäre Bewegung namentlich deshalb abge- 
leitet, weil die Schotter sogar unmittelbar auf der Wasser- 
scheide nachgewiesen wurden. 

Außer dieser Bewegung äußerten sich gebirgsbildende Kräfte 
noch an mehreren anderen Stellen, und zwar vornehmlich im 
Iclava-Tale, beziehungsweise nicht besonders weit abseits davon. 
Die genannte Talfurche ist zumindest zwischen dem südlichen Karten- 
rande und der Umgebung von Bitovsice eine Störungszone; sie 
stellt indessen eine ausgesprochene Dislokation nicht vor, sondern ist 
mehr eine Quetschzone. Im teilweisen Gegensatze dazu verläuft in der 
Gegend nördlich von GUichau eine ausgesprochene Querstörung gegen 
Öechtin, ohne indessen dieses zu erreichen. Fast bestimmt setzt 
dieser Bruch auch noch auf das rechte Iglava- Ufer über; ob er 
die Gegend nördlich von Radonin noch erreicht, war nicht erweisbar. 
Der Distrikt zwischen Cichau und Radonin wird nämlich noch 
mindestens von einer weiteren Störung, wenn nicht von einer Störungs- 
zone, die aus mehreren Linien besteht, betroffen; mit den bis jetzt 
angegebenen kann man selbe bezüglich der Ausdehnung nicht im 
entferntesten vergleichen. 

Aus dem Territorium des südlich angrenzenden Kartenblattes 
(Datschitz und Mährisch-Budwitz) oder möglicherweise gar aus jenem 
des Kartenblattes Trebitsch und Kromau (Zone 9, Kol. XIV) 
kommend verläuft diese Störungszone westlich Pribislavice, durch- 
quert den Pyroxengranitit südwestlich Wiese in dessen Längs- 
richtung (Zermalmungszonen) und läßt sich an der Bahnstrecke 
nordnordöstlich Gossau und ostsüdöstlich Birnbaumhof durch 
abnormale Lagerungsverhältnisse erkennen. Wie weit sie eventuell 
noch nördlich Iglau fortstreicht, ist schwer exakt nachzuweisen, da 


1910 Sitzung vom 20. Dezember. Dr. K. Hinterlechner. 3 


=] 
u 


man es aus der Umgebung von Iglau bis an die nördliche Karten- 
grenze mit einem geschlossenen Hochwalde zu tun hatte. 

Alle bis jetzt angegebenen, beziehungsweise erst zu nennenden 
Lokalitäten liegen an zwei gegen NNW sehr schwach divergierenden 
ganz geraden Linien. Die eine davon scheint sich zumindest bis 
Pollerskirchen (Blatt Deutschbrod) fortzusetzen, während die 
andere das ebengenannte Blatt ganz durchquert, nördlich bei Vrbie in 
das Blatt Caslau und Chrudim eintritt und sogar noch im .Blatte 
Kuttenberg und Kohljanovie bis in die nächste Umgebung von 
Kuttenberg fortstreicht. Denkt man sich die erstangegebene 
Dislokation über Pollerskirchen gegen NNW fortgesetzt, so be- 
kommt auch diese Linie eine zumindest scheinbare Fortsetzung im 
Gebiete des Kartenblattes Kuttenberg-Kohljanovic, und zwar 
bei Zbraslavice. Mehr folgt auch über diesen Gegenstand in der 
ausführlichen Arbeit. Hier nur noch ein paar Worte bezüglich des 
mutmaßlichen Alters der gegenständlichen Dislokationszone. 

Im Blatte Ielau verlaufen die Strukturlinien mit Ausnahme der 
nordöstlichen Ecke in fast nordsüdlicher Richtung. Dasselbe gilt bis 
auf eine kleine Ausnahme im Blatte Deutsehbrod; hier schwenkt 
nämlich das Streichen am Nordrande des Blattes mehr und mehr in 
die nordwestliche Richtung um. In der nordwestlichen Ecke geht 
es sogar durch ostwestliches Streichen in nordöstlich-südwestliches 
über; es bildet sich ein gegen Süd geöffneter Bogen. Konform 
diesem Bogen streichen dann die kristallinen Schiefer des weiter 
nördlich gelegenen Gebietes bis über Caslau hinaus aus h 9 durch 
h 6 nach h 3—4 bei entsprechend nördl. Verflächen. Dieser Schicht- 
bogen (Caslauer Bogen) geht schon westlich vom Meridian von 
Kuttenberg in einen neuen Bogen, den Zruter Bogen, ganz all- 
mählich über, der jedoch seine konvexe Seite nicht wie der Caslauer 
Rogen nach Nord sondern nach Süd gekehrt hat. In den Bereich des 
Caslauer Bogens gehören nun auch die paläozoischen Sedimente des 
Eisengebirges'). 

Außer den voranstehend angegebenen Störungen lassen die beiden 
Bögen noch eine ganze Reihe weiterer Verschiebungen erkennen; 
davon sind alle ausgesprochene Transversalstörungen. Im Caslauer 
sowie auch im Zru&er Bogen gehören davon alle ein und demselben 
Typus an, denn alle. stehen 1. auf der Tangente, die man zu jedem 
Punkte des Bogens konstruieren kann, der jedesmal von der Störung 
betroffen erscheint, senkrecht und 2. können alle mehr oder weniger 
“deutlich als transversale Horizontalverschiebungen auf- 
gefaßt werden. Im Eisengebirge queren nun diese Störungen gefal- 
tetes Unterdevon bei Zugrundelegung der J. J. Jahnschen ?) 
stratigraphischen Einteilung. Da die Krümmung im Caslauer Bogen 
und die dortigen Transversalstörungen naturnotwendig gemeinsame 
Ursachen haben müssen, denn kein Bogen kann transversal und 


1) Autor, „Über metamorphe Schiefer aus dem Eisengebirge in Bölımen.“ 
Mit chem. Analysen von C. v. John. Verhandl. d. k. k. geol, R.-A. 1910, 
. pag. 337—353. 

2) „Die Silurformation im östlichen Böhmen.“ Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 
1898, 48. Bd., pag. 207—230. 


312 Verhandlungen. Nr. 16 


senkrecht zur Bogentangente eher brechen als er überhaupt 
gespannt wurde, und da ferner, wie gesagt, von diesen beiden Pro- 
zessen bereits gefaltetes Devon in Mitleidenschaft gezogen erscheint, 
deshalb folgt aus obigen Relationen, daß die transversalen Störungen 
unmög,.ich älter als die erweisbar jüngsten Gebilde des 
Bogens — in unserem Falle also das Unterdevon — sein können. 
Ein gleiches Alter einiger Verschiebungen und der Bogenanlage ist 
ebens® wahrscheinlich, wie es sicher ist, daß einzelne Brüche noch 
viel jünger als Unterdevon sind; wir kennen ja zum Beispiel bei 
Libie!) (im Blatte Deutschbrod) Kreidesedimente, die von einer 
hierhergehörigen Querstörung betroffen werden. 

jetreffs des Eisengebirges wurde seinerzeit in dem Sinne 
Stellung genommen: „daß die Faltung nicht plötzlich stattgefunden 
haben kann. Für beide Prozesse — Eruption und Faltung — die 
sich Hand in Hand gehend abgespielt haben müssen, sind wir ge- 
zwungen eine gewisse Dauer, eine geologische Evolution 
anzunehmen“ ?). Dasselbe gilt nun wahrscheinlich auch 1. für die 
Bögen östlich und westlich von Kuttenberg, 2. für die darin 
auftretenden Störungen und anderweitigen, späteren Mitteilungen 
vorgreifend, darf dasselbe 3. wohl auch gesagt werden betreffs der 
Kuttenberger (Deutschbroder und Iglauer) erzführenden 
Gangspaltensysteme?°), denn auch diese haben bekanntlich im 
allgemeinen ein südnördliches Streichen bei sonst analogen Re- 
lationen, wie die in Rede stehenden Brüche. Da die gegenständliche 
Störungszone im Blatte Iglau ganz augenfällig mit den Störungen 
bei Ruttenberg zusammenhängt, wird die Geltung der obigen 
Deduktion auch auf die genannten Bewegungen im gleichen Sinne 
übertragen und für jünger oder zumindest nicht älter als das 
Unterdevon erklärt. Eine etappenweise Ausbildung der fast 100 km 
langen Quetschzone ist nicht ausgeschlossen, so daß einzelne Teile 
davon auch ein bedeutend jüngeres Alter haben könnten. 

Bezüglich des Zweiglimmergranites aus dem Bereiche 
des Kartenblattes Deutschbrod wurde seinerzeit gesagt®), dab er 
jünger ist als die Schieferhülle. In dieser Hinsicht geben die Be- 
obachtungen im Gebiete des Blattes Iglau keine Veranlassung zu 
einer Revision der gegenständlichen, seinerzeitigen Deduktion. Im 
Zusammenhange damit sei nun auf folgendes hier hingewiesen. Aus der 
nordwestlichen Ecke des Blattes Iglau streichen die Schiefer-Gneise 
in das östlich angrenzende Blatt Groß-Meseritsch, wo sie einen 
gegen Nord geöffneten Bogen bilden, der im Blatte Policka und 
Neustadtl direkt in die sogenannte Antiklinale von Svratka — 
wohl ein gegen Süd geöffneter, den früheren hierhergehörigen 


1) Autor, „Geologische Verhältnisse im Gebiete des Kartenblattes Deutsch- 
brod (Zone 7, Kol. XIII).“ Jahrb. d.k. k. geol. R.-A. 1907, Bd. 57, pag. 314—315. 
— „Erläuterungen zur geolog. Karte etec.“, Blatt Deutschbrod, pag. 53. 

2) Autor, „Uber KEruptivgesteine aus dem Eisengebirge in Böhmen etc.“ 
Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1909, Bd. 59, pag. 232. 

3) W. Göbel, „Kuttenberg*. Österr. Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenw. 1887, 
pag. 251. Ferner: F. Katzer, „Der Kuttenberger Erzdistrikt“. Österr. Zeitschr. f. 
Berg- u. Hüttenw. XLIV. Jahrg. 1896 (Separatum pag. 9). 

#) L. c. pag. 318 ft. 


1910 Sitzung vom 20. Dezember. Dr. G. B. Trener. 373 


Gebilden analoger Bogen — übergeht. Die angeführten bogen- 
förmigen Biegungen der Schiefer im ganzen, besprochenen Terrain 
lassen nun auf eine enorme, gebirgsbildende Kraftent- 
faltung in postdevonischer, allein prädyasischer Zeit (das Rot- 
liegende im Eisengebirge liegt horizontal) schließen. Angenommen — 
allein nicht zugegeben — daß der Zweiglimmergranit älter wäre als 
diese ganze Bewegung, dann muß wohl die Frage erlaubt sein: Warum 
zeigt der Zweiglimmergranit keine Spuren der skiz- 
zierten Kraftentfaltung, während der Pyroxen-Granitit 
auf die gebirgsbildende Kräfteäußerung sofort reagierte? 


Dr. Gian Battista Trener. Die Lagerungsverhältnisse 
und das Alter der Corno Alto-Eruptivmasse in der 
Adamellogruppe. (Vorläufige Mitteilung.) 


Bekanntlich wird die südliche Umrandung der Adamelloeruptiv- 
masse von Perm und Trias, die nördliche aber hauptsächlich von 
kristallinen Schiefern gebildet. Diese treten am Ostrand des Adamello 
als Basis des permischen Schichtenkomplexes in der Gegend von 
Val Breguzzo zutage und bilden einen NNO streichenden, etwa 
5 km breiten Saum. Salomon hat sie Rendenaschiefer genannt. Ich bin 
von der Zweckmäßigkeit dieses Lokalnamens wenig überzeugt, besonders 
seitdem ich das Vorkommen von normalem Quarzphyllit als jüngstes 
Glied der Serie südlich von Tione konstatieren konnte. Die Quarz- 
phyllite werden aber nördäich von Tione von der JIudikarienlinie 
abgeschnitten, so daß in der oberen Val Rendena das jüngste noch 
vertretene Glied des Schichtenkomplexes die Glimmerschiefer sind. 
Das Liegende der Glimmerschiefer wird von Feldspatglimmerschiefer 
gebildet, von einem Übergangsgliede, welches von den nun folgenden 
meist feinkörnigen Gneisen durch etwa 50—60 m mächtige Quarzite 
getrennt wird. 

In diesem Schichtenkomplex ist die Corno Alto- -Eruptivmasse 
intrudiert. 

Der Corno Alto bildet eine kleine erographisch mit dem Adamello 
fast verschmolzene Gruppe. Im Norden von der touristisch wohlbekannten 
Val diGenova, im OÖ von Val Rendena, im Süden von Val di 
Borzago begrenzt, zeigt der Corno Alto einen massiven Bau, welcher 
im starken Gegensatz zu dem zarten südlich gelegenen Gebirgsrücken 
des Corno Basso steht und seine geologische Selbständigkeit hervor- 
treten läßt. 


Altere Aufnahmen. Der Corno Alto wurde schon zweimal 
vor mir aufgenommen. Teller!) war der erste, welcher die Corno 
Alto-Eruptivmasse von dem großen Adamellomassiv abtrennte. Er 
zeichnete schon auf seiner für die damaligen Verhältnisse recht guten 
Karte das zungenförmige Eindringen der Gneise in Val Seniciaga 
ein und konstatierte die petrographische Selbständigkeit der Eruptiv- 
masse, welche im Norden von der Tonalitgneiszone abgegrenzt wird. 


!) F, Teller, Ueber porphyrische Eruptivgesteine aus den Tiroler Central- 
alpen. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1886, pag. 717—723. 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 16. Verhandlungen, 57 


374 Verhandlungen. Nr. 16 


Weniger detailliert ist die erst vor kurzem erschienene Karte 
Salomons, welcher aber dafür eine Reihe von wertvollen Beobachtungen 
mitteilen konnte und unter anderem die intrusive Natur dieser Eruptiv- 
masse gegenüber der Schieferhülle außer Zweifel stellte !). 

Die Aufnahme, welche ich im vorigen Sommer im Auftrage der 
k. k. geol. Reichsanstalt planmäßig vornahm, wurde wegen des kompli- 
zierten und sehr interessanten Baues dieser Gegend so ins Degail 
durchgeführt, daß die betreffende Karte eventuell auch in dem Original- 
maßstab 1:25.000 herausgegeben werden kann. Die Zahl der Aus- 
scheidungen ist somit in diesem kleinen Kartenabschnitt auf zirka 
30, also zirka um das Zehnfache gestiegen. 

Dem Studium des Corno Alto und des angrenzenden Tonalit- 
randes habe ich 45 Tage gewidmet, welche ich ununterbrochen unter 
dem Zelt zugebracht habe. Ich führe das an, weil ich es als meine 
Kollegialitätspflicht, gegenüber meinem Vorgänger Prof. W. Salomon, 
betrachte, auf den großen Vorsprung hinzuweisen, welchen ich in 
puncto Zeit und Wandertechnik vor ihm hatte. 


Form der Intrusivmasse. Die Intrusivmasse des Corno Alto 
hat nach der neuen Aufnahme nicht die charakteristische birnenförmige 
Gestalt, welche sie auf der Salomonschen Karte zeigt. Es handelt 
sich nämlich nicht um eine einzige, sondern um zwei Massen, deren 
kleinere etwa Jer Spitze der birnenförmigen Figur Salomons ent- 
spricht. Eine zirka 1 km breite Schieferpartie schiebt sich von Val 
Rendena über Stablo dei Mortasi und Mte. Palette (2022) ‚zwischen 
beide. Die größere werde ich Corno Alto-, die kleinere Sostino- 
masse nennen. Die Grenzlinie der Corno Alto-Masse wurde auf der 
neuen Karte am nordwestlichen Rande, das ist zwischen Mt. Palette 
und Val Seniciaga, beinahe um einen Kilometer zurückgezogen. Außer- 
dem dringt in die Corno Alto-Masse eine merkwürdige beulenförmige 
Schieferzunge ein, welche von Pinzolo bis ins Herz der Gruppe dringt 
und die zentrale Spitze des Corno Alto erreicht. Die nördliche Grenze 
wurde ebenfalls verschoben, und zwar um zirka 1 km nach Norden. 


Petrographische Beschaffenheit. Salomon hat den 
drei Eruptivmassen des Corno Alto, des Mte. Sabbione und des 
Nambino (bei Campiglio) einen Kollektivnamen gegeben und sie alle 
als Sabbionediorit auf seiner Karte ausgeschieden. Ich werde aber 
diese Bezeichnung vermeiden, weil ich nachweisen konnte, daß die 
Corno AltoMasse magmatische Differentiationen aufweist und einen 
sranitischen Kern besitzt, so daß die abgekürzte Benennung Sabbione- 
diorit über die wirklichen petrographischen Verhältnisse des Corno 
Alto, welcher die weitaus größte und wichtigste Eruptivmasse unter 
den drei obgenannten ist, irreführen kann. 

Die beigegebene Skizze (Fig. 1) illustriert zur Genüge die Form und 
die magmatischen Differentiationen unserer Eruptivmasse. Die grob- 
punktierte Zentralpartie besteht aus einem grobkörnigen granitischen 
Gestein. Das Gestein ist sehr quarzreich, so daß die anderen Gemeng- 
teile diesem Mineral gegenüber oft zurücktreten. Orthoklas bildet 


ı) W. Salomon, Die Adamellogruppe. Abhandl. d. k. k. geol. R.-A., Bd. 31, 
1908— 1910. 


1910 Sitzung vom 20. Dezember. Dr. @. B. Trener. 375 


einen wesentlichen Gemengteil, tritt aber gegenüber Plagioklas stark 
zurück. Die Plagioklase sind schön zonar gebaut, haben eine albitische 
Hülle und einen basischen Kern. Am Rand wird dieser Zentralkern weniger 
grobkörnig und geht allmählich in die feinere Varietät über, welche 
auf unserer Skizze die feinpunktierte Partie bildet. Quarz ist immer 
reichlich vorhanden, tritt aber so wie der Orthoklas im Vergleich zum 
Zentralkern zurück. In beiden Varietäten bildet Biotit das einzige 
farbige Mineral; derselbe tritt aber gegenüber Quarz und Feldspat 


Fig. 1. 


any, Corns alte X- 


DEE: 
IN. Palone 


Granodiorit  Derselbe albgahe Derselbeo Rand- Tinallisch 
gobkorng mil JStrukl. Dieril fk. miü]Strukl. facies  Handfacies 


so zurück, daß das Gestein immer die lichte typische Farbe ähnlicher 
Granite hat. Die Corno Alto-Masse hat also einen granitischen Kern, 
der allmählich in Quarzglimmerdiorit übergeht. Für die ganze Masse 
als geologischer Körper würde am besten die Bestimmung als Grano- 
diorit passen. Am Rande, welcher auf unserer Skizze ganz fein 
punktiert ist, wird das Gestein etwas ärmer an dunklen Gemengteilen, 
das Korn wird feiner, die Struktur nähert sich der granophyrischen. 
Diese aplitisch-granophyrische Randbildung bildet aber eine bloß 
10—20, höchstens 50 m breite Zone. Interessant und wegen der 


57* 


376 Verhandlungen. Nr. 116 


geologischen Konsequenzen außerordentlich wichtig ist das, wenn auch 
nur lokale, Auftreten von Hornblende in der äußersten Randzone. 

Die kleine Eruptivmasse von Sostino zeigt in verjüngtem Maß- 
stabe genau dasselbe Bild: wie die Hauptmasse; sogar die tonalitische 
Randfazies (hornblendeführend) ist darin vertreten. 


DieLagerungsverhältnisse. Die Lagerungsverhältnisse der 
Corno alto- und Sostino-Massen sind sehr einfach, solange man wenig- 
stens die großen Profile, wie sie bei 200—600 m hohem Aufschlusse 
aufzunehmen sind, ins Auge faßt. Der stockförmige Bau tritt bei der 
Betrachtung solcher Profile sehr deutlich vor. Es seien hier als Bei- 
spiel angeführt die Profile des westlichen Absturzes des M. Palone 
gegen Val Seniciaga, des Forcellin di Germenica und der Vallaccia, 
des tiefen Tales, welches schluchtartig zwischen Mortaso und Strembo 
in die Val Rendena mündet. Anders gestalten sich die Verhältnisse, 
wenn man die Profile in Details studiert; da treten oft die größten 
Komplikationen auf. Interessant ist in dieser Beziehung das Studium 
der Grenzlinie bei den Laghi di Germenica, wo einige typische Rund- 
höcker die schönsten Aufschlüsse für die Beobachtung der Detail- 
verhältnisse zwischen Granodiorit und kristallinen Schiefern bieten. 

Schieferzungen dringen hier in die Eruptivmasse ein, Schiefer- 
schollen, große und kleine sind in ihr eingeschlossen, während schöne 
Apophysen des Eruptivgesteins die Schieferhülle durchbrechen. Manche 
dieser Apophysen lassen sich weit weg vom Rande verfolgen und 
bilden dann die schönsten gemischten Gänge. 

Diese Lagerungsverhältnisse weisen zweifellos auf die intrusive 
Natur dieser Stöcke hin, welche außerdem von dem kontaktmeta- 
morphen Gürtel der Schieferhülle bewiesen wird. Die Glimmerschiefer 
sind in dichte körnige Hornfelsen umgewandelt, in dem Feldspat- 
glimmerschiefer treten in der Nähe der Eruptivmasse große Andalu- 
sitkristalle auf und sogar die Gneise zeigen unmittelbar am Kontakt 
eine deutliche Umkristallisierung. 

Es sei hier noch als ein interessantes Detail der Lagerungs- 
verhältnisse erwähnt, daß die Schieferzunge, welche von Pinzolo aus 
bis auf die Corno Alto-Spitze reicht, nicht etwa einfach als Rest einer 
Schieferkruste erscheint. Die Schiefer sind nicht bloß auf dem Granit 
gelagert, die Zunge bildet vielmehr einen Keil, der in die Eruptiv- 
masse ziemlich tief (wieviel kann man genau nicht sagen) eindringt. 

Wenn man an die petrographische Identität der zwei Grano- 
dioritmassen von Öorno Alto und Sostino denkt, so entsteht unwill- 
kürlich die Frage, ob die zwei Eruptivmassen miteinander unterirdisch 
verbunden sind. Obwohl die Profile auf Grund gewaltiger Aufschlüsse 
studiert werden können, so kann man dieser Frage keine positive Antwort 
geben. Sowohl der südliche Rand der Corno Alto-Masse als auch der 
nördliche Saum des Sostinostockes zeigen eine so steile bis vertikale 
Kontaktfläche, daß eine Berührung beider erst in beträchtlicher Tiefe 
unter dem Niveau des Tales denkbar wäre. 


Das Alter der Granodioritmassen von Corno Alto 
und Sostino. Unsere Intrusivmassen sind zweifelsohne jünger als 
ihre Schieferhülle, und zwar noch jünger als ihr jüngstes Glied: die 


1910 Sitzung vom 20. Dezember. Dr. G. B. Trener. ar 


Glimmerschiefer. So viel geht schon aus den soeben geschilderten 
Lagerungsverhältnissen hervor. 

Viel interessanter und schwieriger wird aber die Frage nach 
dem Alter, sobald die Adamellotonalitmasse bei der Diskussion heran- 
gezogen wird. 

Der Tonalit bildet nämlich den nördlichen Rand der Corno Alto- 
Masse so daß der Gedanke nahe liest, die Lösung der Altersfrage 
im Studium der gegenseitigen Verhältnisse beider Eruptivmassen zu 
suchen. Aber schon die Karte Tellers deutet auf eine Schwierig- 
keit, indem sie zeigt, daß der Tonalitrand in Val di Genova gneisig 
ist. Trotzdem konnte man die Hoffnung hegen, wenigstens (eventuelle) 
Tonalitapophysen in dem Granit noch deutlich zu erkennen, 

Bei der neuen detaillierten Aufnahme stellte es sich aber 
bald heraus, daß nicht nur der Tonalitrand, sondern auch der Saum 
der Granodioritmasse des Corno Alto stark schieferig geworden ist. 
Deswegen ist selbst die genaue geologische Abgrenzung des Grano- 
diorits hier im Norden sehr schwierig. Ich habe schon bei der Be- 
sprechüng der magmatischen Ditferentiationen der Eruptivmassen her- 
vorgehoben, daß am Rand derselben lokal eine tonalitische, das heißt 
hornblendeführende Fazies auftritt. Anderseits sei daran erinnert, 
daß in dem stark gepreßten Tonalitgneis !) die typischen Hornblende- 
säulen der Kataklase zum Opfer gefallen sind; außerdem gibt es am 
Rande auch hornblendefreie Varietäten des Tonalits. Unter diesen 
Umständen ist es wohl begreiflich, daß die Hoffnung, die Altersfrage 
auf Grund der gegenseitigen Verhältnisse des Tonalits und des 
Granodiorits zu bestimmen, schon im vorhinein sehr gering sein muß. 

Und tatsächlich habe ich fast jede Hoffnung verloren, nachdem 
die mühsame Begehung der Grenzregion, welche in dem außerordent- 
lich steilen und schwer zu erkletternden Hang des U-förmigen Val 
di Genova zu suchen ist, bisher zu keinem Erfolge führte. 

Salomon hatte den Schlüssel zu dieser schwierigen Altersfrage 
anderswo gefunden geglaubt °). 

Auf dem Wege von Pinzolo nach Niaga und auf dem Fußsteig 
von Campo nach Caladino fand er „in dem Diorit fremde Schollen 
von Hornblendegesteinen, die zwar nicht dem typischen Kerntonalit, 
wohl aber bestimmten anderen Varietäten, die im Tonalit gar nicht 
selten große Massen zusammensetzen, außerordentlich ähneln, bezie- 
hungsweise mit ihnen identisch sind“. Diese Schollen werden nun 
nach Salomon „vom typischen Sabbionediorit umschlossen und von 
Adern und Gängen durchsetzt, die teils dem echten Sabbionediorit 
selbst angehören, teils etwas saurer und feinkörniger als dieser sind“. 

Was die Deutung dieser Schollen betrifft, so können — immer 
nach Prof. Salomon — nur drei Annahmen in Frage kommen: 
„Entweder nämlich sind sie Urausscheidungen des Sabbionediorits 
selbst oder sie rühren von dem Tonalitmassiv her und sind bei 


!) Dr. 6. B. Trener, Geolog. Aufnahmen im nördlichen Abhang der 
Presanellagruppe. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. Wien, 1906, pag. 485 —496. 


2), W. Salomon, Die Adamellogruppe. Abhandl. d. kk. geol. R.-A., Bd. 31, 
Heft 1 u. 2, 1908— 1910. 


378 Verhandlungen. Nr. 16 


der Intrusion des Sabbionediorits dem älteren Tonalit enirissen 
worden oder endlich sie stammen von einem unbekannten, fremden, 
unterirdisch verborgenen älteren Tiefengestein.“ „Am meisten dürfte 
zurzeit die Annahme für sich haben, daß die Schollen dem Tonalit 
entstammen. In diesem Falle wäre also der Tonalit älter 
als der Sabbionediorit.“ 

Die Resultate der Detailaufnahme haben mich aber gerade zu 
dem entgegengesetzten Schluß geführt. Ich konnte nämlich feststellen, 
daß das von Salomon beschriebene Gestein nicht in 
Form von Schollen, sondern von Gängen in dem Grano- 
diorit des Corno Alto auftritt und folglich unbedingt jünger 
als die Corno Alto-Eruptivmasse sein muß. 

Ich muß aber gleich gestehen, daß auch ich in große Ver- 
legenheit kam, als ich die Fundstellen am Wege nach Niaga und nach 
Caladino zuerst besuchte. Ich fand wohl dieselben Gesteine, welche 
von meinem geehrten Vorgänger beschrieben wurden, die Lagerungs- 
verhältnisse schienen mir aber wegen Mangels an guten Aufschlüssen 
durchaus nicht klar. Nur die petrographische Identität des höchst 
charakteristischen Gesteines mit demjenigen, welches Salomon be- 
schrieben hatte, schien mir außer Zweifel zu sein. Es waren wohl 
dieselben „feinkörnigen Nadeldiorite* mit „unregelmäßigen Adern von 
Sabbionediorit“, beziehungsweise „mit isoliert erscheinenden Feld- 
spaten, die dem Sabbionediorit entstammen“, dieselben feinkörnigen 
und grobkörnigen Varietäten „mit Hornblenden von 3—4 cm Länge“, 
die vor mir lagen. 

Zweifelhaft schien mir aber die Bestimmung des Feldspat- 
gesteines als Sabbionediorit, weil dasselbe in der Regel sehr quarz- 
arm bis quarzfrei ist, während das Kerngestein der Corno Alto-Masse, 
welches in der Umgebung der Campo-Caladino-Fundstellen aufge- 
schlossen ist, ein sehr quarzreicher Granodiorit ist. Doch dachte ich 
an die Möglichkeit eines Resorptionsphänomens oder an eine lokale 
Basizität der Eruptivmasse. 

Noch auffallender war aber eine Beobachtung am Wege von 
Pinzolo nach Niaga. Der Granodiorit ist dort nämlich sehr stark 
sch'eferig geworden, so stark, daß er selbst im Handstück wie ein Gneis 
ausschaut. Sowohl die Blöcke der Halde Salomons „am Wege von 
Kote 1104 nach Niaga in etwa 1544 m Höhe“ als das anstehende 
Gestein anderer Aufschlüsse der Umgebung, zeigen aber keine Spur von 
einer parallelen Struktur. Obgleich ich wußte, daß Feldspat und Horn- 
blende viel mehr widerstandsfähig sind als Quarz und Glimmer in 
bezug auf kataklastische Parallelanordnung, so waren die dadurch 
entstandenen Zweifel schon stark genug, um mich zu weiteren Unter- 
suchungen anzuregen. 

Ich widmete einige Tage einer detaillierten Aufnahme des zum 
Teil stark bewaldeten Gebirgsstückes zwischen Caderzone, Lago di 
Vacarsa, Corno Alto, Campo und Pinzolo. Ich fand das in Rede 
stehende Gestein meistens in isolierten, kuppenförmigen Aufschlüssen 
im Walde oder noch häufiger auf Blockhalden, es gelang mir uber 
auch, mehrere Aufschlüsse zu sehen, wo die Verhältnisse zum Grano- 
diorit deutlich genug sind, um das gangartige Auftreten des frag- 


1910 Sitzung vom 20. Dezember. Dr. G. B. Trener. 319 


lichen Gesteins außer Zweifel zu setzen. Fin Dutzend solcher Gänge 
wurde auf der Karte -eingetragen. Zu erwähnen sind zwei große 
Gänge, welche die Schieferzunge Pinzolo— Corno Alto begleiten 
und die Spitze des Corno Alto beinahe erreichen. Besonders in- 
teressant war aber die Konstatierung, daß diese Gänge nicht nur 
im Corno Alto-Granodiorit vorkommen, sondern auch in seiner 
Schieferhülle. Das besondere Interesse liegte darin, daß man an den 
Gängen der Schiefer am besten ihre petrographische Natur studieren 
kann. Jeder Zweifel sowohl über die Ganenatur als auch über die 
Abgrenzung oder endlich über die mögliche Beeinflussung des Neben- 
gesteins ist hier beseitigt. Es läßt sich so mit aller Bestimmtheit 
feststellen. daß die fraglichen Gesteine nieht als Schollen im Grano- 
diorit auftreten, sondern als prächtige, große, gemischte Gänge. 

Ich gebe als Beispiel das Schema eines Ganges im Glimmer- 
schiefer, welcher in der Lokalität Fontanazi zirka 100 m höher 
als der Punkt, wo der Weg Caderzone-Niaga die Kote 1104 m passiert, 
vorkommt. Dieser Gang ist selır gut aufgeschlossen, zirka 7 m mächtig und 
zeigt nun das Schema 1-2-3-4-3-2-1. Mit Nr. 1, 1 sind also die Sal- 
bänder, mit Nr. 4 der mittlere Teil bezeichnet. Die Salbänder 1, 1 
sind mit dem Gestein, welches in geradezu verführerischer Weise fremde 
Schollen eines feinkörnigen tonalitischen Gesteins im Quarzglimmer- 
diorit, beziehungsweise in Glimmerdiorit nachahmen, identisch. Die fein- 
körnigen dunklen Partien bilden die Basis des Gesteins, die grob- 
körnigen feldspatreichen sind Ausscheidungen. Manchmal tritt aber 
der umgekehrte Fall ein; es ist dann das dunkle feinkörnige Gestein, 
welches von dem grobkörnigen umschlossen wird und als Ausscheidung 
auftritt. Es fehlt auch nicht an Partien, welche im Handstück oder 
selbst in einem Block die Iliusion einer Intrusion des grobkörnigen in 
dem dunklen Gestein hervorrufen können. Die nun folgenden Salbänder 
2, 2, bestehen in unserem Gange aus dem feinkörnigen dunklen Gestein, 
welches manchen feinkörnigen basischen Ausscheidungen des Tonalits 
so ähnlich ist, und isolierte mittelgroße Feldspate enthält. Aus einem fein- 
körnigen Gestein mit höchst charakteristischen Hornblendenadeln (wohl 
der „Nadeldiorit“ Salomons) besteht 3,3, während der mittlere Teil 4 
mineralogisch identisch mit 3, 3 ist, nur sind die kleinen Hornblende- 
nadeln zu schönen Prismen ausgewachsen, die einige mm dick und 
1 bis mehrere cm lang sind. Der Übergang zwischen den verschiedenen 
Gesteinstypen ist immer ein allmählicher; die gemischte Struktur des 
Ganges ist offenbar durch chemische Spaltung eines und desselben 
Magmas zu erklären. 

Das beschriebene Schema paßt selbstverständlich nicht ganz 
genau auf alle Gänge. Diejenigen, welche viel mächtiger sind, weisen 
auch eine entsprechende Unregelmäßigkeit im Bau auf, die schmäleren 
Gänge dagegen zeigen eine größere Regelmäßigkeit, aber eine geringere 
Zahl von Ausscheidungen. 

Aus dem Gesagten ziehe ich nun den Schluß, daß die Grano- 
dioritmasse des Corno Alto keine fremden Schollen des Hornblende- 
gesteins umschließt, sondern sie ist von Gängen dieses Gesteins 
_ durchbrochen. Die Corno Alto-Eruptivmasse ist folglich nicht jünger, 
sondern älter als das Hornblendesestein. 


380 Verhandlungen. Nr. 16 


Daß dieses mit dem Tonalit der Adamellozentralmasse nicht 
identisch ist, möchte ich mit noch größerem Nachdruck als Salomon 
behaupten. Weder der mittelkörnige basische Tonalit des südlichen 
Teiles der Masse, den ich Re di Castello-Tonalit nenne, noch der mehr 
grobkörnige saure Tonalit der nördlichen Partie der Adamellogruppe 
läßt sich mit unserem Ganggestein vergleichen. Für eine hypothetische 
Auffassung dieser Ganggesteine als Apophysen der Tonalitmasse hätten 
wir also nicht einmal die petrographische Ahnlichkeit zur Stütze. 

Salomon weist auf Varietäten des fraglichen Gesteins hin, die 
er am Wege nach Niaga sammelte, und die zwar nicht dem typischen 
Tonalit, wohl aber bestimmten anderen Tonalitvarietäten, die im 
Adamellogebiet gar nicht selten große Massen zusammensetzen, ähneln. 
Welche der Tonalitvarietäten aber, die er beschrieben hat, Nadeltonalit, 
Riesentonalit oder Biancotonalit, damit gemeint ist, sagt er nicht. 

Indessen kann ich aber bestätigen, daß in der Adamellomasse 
Tonalitvarietäten als kleine Massen vorkommen, die eine gewisse 
Ähnlichkeit mit unserem Gestein haben. So habe ich zum Beispiel i in 
dem Casinellegebiet, das ich im vorigen Jahre aufgenommen habe !), 
eine basische Masse gefunden, die fast ausschließlich aus großen 
kurzen Hornblendesäulen zusammengesetzt ist und mit Salomons Be- 
schreibung des Riesentonalits übereinstimmt. Diese Varietät wäre nun 
petrographisch, wenigstens makroskopisch mit einzelnen Stücken unseres 
Gesteins identisch. Aber nur mit einzelnen Stücken und zwar mit den 
basischen, die aus dem mittleren Teil des oben erwähnten gemischten 
Ganges beschrieben wurden. Die Massen als solche sind aber weder 
geologisch noch petrographisch vergleichbar. 

Erst in diesem Sommer, als ich die Aufnahme des Val di 
Borzago in Angriff nahm, gelang es mir, am Südabhang der Cima 
Fornace (2573 m) Gänge und Eruptivmassen aufzufinden, die nicht 
nur im ganzen petrographisch mit den Corno Alto- Ganggesteinen 
identisch sind, sondern auch in ihrem Auftreten als geologische Körper 
in bezug auf Identität nichts zu wünschen übrig lassen. 

Das Gebiet, wo diese Eruptivmassen vorkommen, liegt dicht am 
Rande der Tonalitmasse selbst und ist jenes der Alpen Malga Pagarola, 
Malga Persöch, Mga. Stablei. Bei der letztgenannten bildet das in 
Rede stehende Eruptivgestein kleine und größere Gänge, darunter 
einen sehr großen, der mehr als einen Kilometer lang, 100 m 
und darüber breit ist. Bei Malga Persech kommt eine kleine Masse 
vor, die zirka einen Kilometer im Durchmesser mißt. Die petro- 
graphische Identität der kleinen Gänge mit dem großen und schließlich 
mit der Masse selbst läßt sich durch alle möglichen Übergänge fest- 
stellen. Sämtliche Gesteinsvarietäten der bewußten Corno Alto-Gang- 
gesteine, also nicht etwa nur einzelne, kommen hier vor; in den 
kleinen und mittleren Gängen sind sie gemischt als Salbänder; in 
dem großen Gang und in der stockförmigen Masse sind sie als basische 
Ausscheidungen oder magmatische Differentiationen vertreten. Die 
Grundmasse des großen Ganges und des Stockes ist gerade von diesem 


) Dr.G.B. Trener, Über das Alter der Adamelloeruptivmasse. Diese Ver- 
handlungen 1910, Nr. 4, pag. 91—116. 


1910 Sitzung vom 20. Dezember, Dr. @. B. Trener. 38] 


basischen feinkörnigen oft nadeligen Tonalit, der im Corno Alto-Gebiet 
als Salband der gemischten Gänge vorkommt und von Salomon für 
Tonalitschollen gedeutet wurde, gebildet. 

Die Wichtigkeit dieses Vorkommens in Val die Borzago besteht 
darin, daß die Grenzlinie des Tonalits in unmittelbarer Nähe ist und 
somit die Möglichkeit geboten wird, die gegenseitigen Lagerungsver- 
hältnisse zu studieren. 

Die Tonalitgrenzlinie, welche durch die Detailaufnahme manche 
Berichtigungen erfahren hat, ist annähernd von den folgenden Punkten 
fixiert: Sattel La Xocca 1988, Buchstabe » von Val Seniciaga 
(Spezialkarte 1:75000), Spitze des M. Ospedale (2690 m), unbenannte 
Gipfel 2520 und 2750, Malga Seniciaga di sopra 1943, Sattel 
westlich von Cima Fornace 2573, Malga Perse&ch alta 1846, 
Buchstabe ! von Pelugo (Coel di Pelugo). 

An der Grenzlinie Rocca—Mte. Ospedale steht jener saure 
mehr grobkörnige, durch spärliche, fast würfelförmige Hornblendesäulen 
charakterisierte Tonalitan, den ich alsAdamellotonalit bezeichnet habe !). 
Südlich von Mte. Ospedale besteht aber der Rand der Eruptivmasse 
aus Re di Castello-Tonalit, das ist aus der basischeren feinkörnigeren 
Varietät. Höchst auffallend ist der Umstand, daß die Grenze zwischen 
dem Adamello mit dem Re di Castello-Tonalit durch eine Zone markiert 
ist, wo der Re di Castello-Tonalit eine ausgesprochene parallele 
Struktur hat, während bisher Tonalit mit paralleler Struktur, bzw. 
Tonalitgneis bloß am äußersten Rand der Tonalitmasse konstatiert 
worden war. 

Bei Malga Persech alta kommen also drei verschiedene Eruptiv- 
gesteine vor: der Re di Castello-Tonalit (ohne jede Spur von Parallel- 
struktur), der kleine Stock von Hornblendegestein und schließlich ein 
heller Granit, der in unzähligen Gängen und selbst in einer kleinen 
stockförmigen Masse auftritt. Die gegenseitigen Verhältnisse dieser 
drei auch in petrographischer Beziehung sehr verschiedenen Eruptiv- 
massen sind hier bei Malga Persech sehr klar und deutlich. Der helle 
Granit ist der jüngste, er durchbricht alles: Gmeise, Tonalit und 
Hornblendegestein, er sendet in dieselben Gänge und enthält von 
jedem auch massenhaft Einschlüsse. Es folgt nun in bezug auf Alter der 
Tonalit: er sendet Apophysen in die Gneise und schließt Stücke derselben 
ein. Knapp an der Grenzlinie, einige Meter oberhalb des Fußsteiges, 
welcher von Malga Persech alta nach Coel di Pelugo in westlicher 
Richtung direkt hinüberführt, ist der Re di Castello Tonalit im Kontakt 
auch mit dem Hornblendegestein und sendet in das letzte mehrere 
srößere und kleinere Apophysen, die sogar photographisch aufge- 
nommen werden konnten. Es ist somit bewiesen, daß das Hornblende- 
gestein das älteste Glied der hiesigen Eruptionsserie ist. 

Dieser kleine Stock von Persäöch ist aber, wie es schon früher 
betont wurde, in bezug auf sein geologisches Auftreten und seine 
petrographische Beschaffenheit mit den großen und kleinen Gängen 
der Alpe Pagarola identisch und alle zusammen sind den großen, fast 
stockartigen und den kleinen gangartigen Vorkommnissen des Nachbar- 


!) Trener, Über das Alter der Adameiloeruptivmasse. Verh. 1910, Nr. 4. 
K. k. geol. Reichsanstalt 1910. Nr. 16. Verhandlungen. 58 


382 Verhandlungen. Nr. 16 


gebietes des Gorno Alto, ebenfalls petrographisch und geologisch, 
durchaus gleich. 

Ist das ein genügender Beweis für die Gleichalterigkeit beider 
Gang-, bezw. Stockgruppen, so wäre auch bewiesen, daß die Corno Alto- 
masse die allerälteste in dieser Eruptionsreihe ist. 

Wir hätten also von dem ältesten Glied angefangen: 1. Grano- 
diorit von Corno Alto, 2. Hornblendegestein, 3. Re di Castello-Tonalit, 
4. Granit. 

Welche Stelle dem Adamellotonalit gebührt, ist eine Frage, die 
noch nicht spruchreif ist und deren Studium ich den nächsten Sommer 
zu widmen hoffe. 

An diese Reihe der Eruptivmassen schließt sich die Reihe der 
zugehörigen Ganggefolgschaft. Die wird aber erst später zur Be- 
sprechung kommen, und zwar nach der mikroskopischen Untersuchung. 
Es sei hier nur vorübergehend erwähnt, daß in dem Corno Alto-Gebiet 
die Zahl der Gänge überaus groß ist. Bisher habe ich auf dem kleinen 
Gebiet nicht weniger als 110 Gänge auf die Karte eingetragen. 


Literaturnotizen. 


J. Koenigsberger. Geologische und mineralogische 
Karte des östlichen Aaremassivs von Disentis bis zum 
Spannort und 

J. Koenigsberger. Erläuterungen zur geologischen 
und mineralogischen KartedesAaremassivs. Freiburg i. B. 
u. Leipzig, Speyer u. Kärner 1910. 

J. Koenigsberger. Einige Folgerungen aus geolo- 
sischen Beobachtungenim Aare-, Gotthard- und Tessiner 
Massiv. Eclogae geol. Helvetiae, Vol. X, 1909, pag. 852—896. 


Durch 15 Jahre hat J. Koenigsberger die genannten Zentralmassive, 
besonders das Aaremassiv, studiert und lest nun für einen Teil dieses weiten 
Bereiches die kartographische Darstellung seiner Beobachtungen vor. Als topo- 
graphische Grundlage diente die Karte 1:50.000 des Schweizerischen Topographischen 
Bureaus. 

Nachdem auf manchen neueren alpinen Detailkarten das Streben herrscht, 
mehr die subjektive Meinung des Autors, als das wirkliche geologische Bild zur 
Darstellung zu bringen, muß es aufrichtig begrüßt werden, daß Koenigsberger 
demgegenüber das Prinzip verfolgt, möglichst vollständig und objektiv das Beob- 
achtete zur Darstellung zu bringen und dadurch der Karte einen dauernden Wert 
für Geologen jeder Auffassung zu sichern; dementsprechend wurden auch in nach- 
ahmenswerter Weise die Schichtgrenzen nur dort mit schwarzer Linie ausgezogen, 
wo sie tatsächlich wahrnehmbar sind und beobachtet wurden, bei Übergängen der 
Gesteine die Farben ohne schwarze Grenzlinie nebeneinander gesetzt und die nicht 
beobachteten oder nicht wahrnehmbaren mit gestrichelter Linie abgegrenzt. Die 
Karte dürfte die erste sein, auf welcher ein Teil einer zentralalpinen Intrusiv- 
masse in diesem Maßstab und mit einem solchen Grade der Differenzierung dar- 
gestellt ist (32 Ausscheidungen kristalliner Gesteine. größtenteils Gneise und 
Eruptiva). Außerdem sind auch alle bedeutenderen Mineralfundorte eingetragen. 
Klarheit und Übersichtlichkeit ist in hervorragendem Maße dadurch erreicht, daß die 
Hauptgesteinskomplexe wit je einem Grundton und die weiteren Unterabteilungen 
durch verschiedenartige farbige Aufdrucke bezeichnet sind. 

Dem Alter nach werden unterschieden: Als älteste Schichten präkarbonische 
Sedimente, umgewandelt in Serizitgneis und Serizitschiefer. Die in ihnen steckenden 
prägranitischen Lagergänge von Dierit, Dioritaplit, Diabas, Gabbro und Peridotit sind 


1910 Sitzung vom 20. Dezember. J. Koenigsberger. 385 


größtenteils in Amphibolit umgewandelt. Die Umwandlung dieser präkarbonischen 
Sehiehten wurde wahrscheinlich durch den Erstfelder Granit (Gneis) bewirkt. Dieauf 
der Nordseite des Aaremassivs beobachtete Serie der Serizitgneise und Schiefer kehrt 
auf dessen Südseite wieder, ist dort aber viel stärker metamorph und mehr mit 
intrusivem Material vermengt. In ihr steckt auch der Kalisyenit des Piz Giuf. In 
seiner Kontaktzone erscheint ein eigenartiger Paragneis, welcher bis zu 50 m lange 
Linsen von derbem Quarz mit eingewachsenen Anhydritkristallen enthält und von 
K,. auf eine Veränderung des primären Sediments durch Fumarolenwirkung zurück- 
geführt wird. Ein Teil der südlichen Gneiszone entspricht Stapffs Urserengneis. 
Die Serizitgneise der Nordseite werden von einem Streifen karbonischer Sedimente 
(Konglomerate mit Seriziteneisgeröllen, Sandsteine, Qarzporphyre) durchzogen, der 
teilweise von Resten der Juraformation begleitet wird. Die Intrusion des Aare- 
granits selbst erfolgte im mittleren Karbon. Die Intrusivmasse entsendet längs 
ihres ganzen Nordrandes einen dichten Saum von Apophysen granitporphyrischer 
Beschaffenheit in die Serizitgneise, welche an diesem Rande kontaktmetamorph sind. 
Im Innern der Intrusivmasse kommen eine aplitisch-dioritische Randfazies, im süd- 
lichen Aaregranit eine Injektionsfazies, dann eine mechanisch-klastische Fazies (an 
den Stellen, wo der Rand dem alpinen Streichen folgt) und Lamprophyr- und Peg- 
"matitgänge zur Ausscheidung. Die Erläuterungen bringen sowohl von dem Aare- 
granit als von mehreren anderen Gesteinen neue chemische Analysen. Besondere 
Aufmerksamkeit bat der Verfasser den Mineralfundstätten zugewendet, an welchen 
das bearbeitete Gebiet sehr reich ist, so daß nur die bedeutenderen in der Karte 
verzeichnet werden konnten. In den Erläuterungen ist ein vollständiges Verzeichnis 
der Mineralfundstätten, nach den Muttergesteinen geordnet, enthalten. 

Der in dem Kapitel „Tektonik und geologische Geschichte des Aaremassivs“ 
der Erläuterungen dargelegte Gedankengang ist ausführlicher in der Abhandlung 
von 1909 in den Eclogae auseinandergesetzt. Es seien aus dieser inhaltreichen 
Arbeit nur einige Punkte hervorgehoben: 


Das Vorkommen zahlreicher Konglomerate und Breccien in allen Teilen der 
Formationsreihe zeigt die oftmalige Auf- und Niederbewegung an; das älteste 
Konglomerat tritt im Hangenden des Erstfelder Gneises auf als Zeuge einer prä- 
karbonen Hebung. Dann folgen die Konglomerate in Begleitung der karbonischen 
Anthrazitflöze als zweite Hebung. Die dritte, stärkste ist durch die Intrusion des 
Aaregranits angezeigt. Ihr entspricht hauptsächlich die Steilstellung der umgebenden 
Gneise; im Zusammenhang mit ihr stehen Quarzporphyrergüsse, deren Zusammen- 
hang mit dem Granit an einzelnen Stellen erhalten ist. Dann folgt eine langdauernde 
Abrasion und Sedimentation, bis wieder zwischen Lias und Dogger eine partielle 
Hebung erfolet (Konglomerate im Dogger). Schließlich tritt mit der Kreidezeit 
eine neuerliche Hebung ein, der dann die jungtertiäre Alpenfaltung folgt. Bei dieser 
wurden die ehemais horizontale Abrasionsfläche zu 25—35° Nordfallen aufgerichtet 
und die kristallinen Schiefer steil gegen S umgekippt. Auf der schräggestellten 
Abrasionsfläche ist dann die Sedimentdecke nach Norden abgeglitten und nur 
stellenweise, zum Beispiel am Wendenjoch, blieben Teile zurück. Auch Sedimente, 
die auf dem Innern des Aaremassivs und zwischen ihm und dem Gotthardmassiv 
lagen, beteiligten sich an jener Bewegung. In diese Zeit fällt nach K. die Bildung 
der Nagelfluhkonglomerate und der Molassesande. 

Im Gotthard- und Tessiner Massiv enthalten die Sedimente an der Basis 
der Trias bereits Gerölle der vom Granit metamorphosierten Schichten, die Granite 
sind also prätriadisch und wahrscheinlich ebenso wie der Aaregranit jünger als 
unteres Karbon. Bei der Alpenfaltung wurden diese Massive aneinandergerückt, 
die dazwischenliegenden Sedimente an die Lakkolithe angepreßt und zum Teil 
nach Norden weggeschoben. 

Koenigsberger gibt in einer Tabelle einen Vergleich der Entstehungs- 
zeiten einiger europäischer Tiefengesteine in gefalteten Gebirgsmassen mit alpinen 
Eruptivmassen. 


Für die Frage nach dem Alter der im behandelten Zentralmassiv eingeklemmten 
Sedimentreste stehen nur wenige vollständige Profile zur Verfügung, unter welchen 
besonders wertvoll jenes am Wendenjoch ist (das Profil ist auch in den Er- 
läuterungen wiedergegeben). Man sieht hier den steil stehenden Erstfelder Gneis 
mit dem ihn überlagernden ältesten Konglomerat und das Karbon oben abge- 
schnitten von der Abrasionsfläche und diskordant, aber in primärem Verband darüber 
Trias und Jura. Die geringmächtigen Sandsteine and Arkosen an der Basis der 


58* 


384 Verhandlungen. Nr. 16 


Trias können nicht dem Verrucano des Rheinutales gleichgestellt werden; letzterer 
ist „gotthardmassivisch“ und an die mesozoischen Sedimente des Aaremassivs heran- 
und teilweise darübergeschoben. Die Auffaltung der prätriadischen Schichten hängt 
mit der Intrusion des Aaregranits zusammen, die Auffaltung im Aaremassiv ist 
nach Koenigsberger in der Hauptsache karbonisch, der variseischen Faltung 
entsprechend und nicht posteocän. Posteocän ist nur noch eine schräge Hebung 
und ein stärkerer Zusammenschub eingetreten. 

An die Darstellung des Aaremassivs etc. knüpft Koenigsberger sehr 
bemerkenswerte Überlegungen über die Metamorphose der Schiefer, worauf teil- 
weise schon oben hingedeutet wurde. Er unterscheidet im Aaremassiv drei Meta- 
morphosen: zuerst wurden durch die Intrusion von Graniten (Erstfelder Gneis) 
die altpaläozoischen Sedimente kontaktmetamorph. Auch die Gerölle von 
Glimmerschiefer ete, in den Schichten an der Basis der Trias im Gotthardmassiv 
deuten nach K. auf alte Kontaktmetamorphose. Dann erfolgten im Karbon durch 
die Granite neuerliche Kontaktwirkungen und eine dritte Umwandlung 
erfolgte bei der tertiären Alpenfaltung durch Regionalmetamorphose und 
Dynamometamorphose, Erstere faßtkoenigsbergeralsTeleintrusions- 
metamorphose auf, das heißt allgemeine Durchwärmung und Durchtränkung 
der Gesteine durch magmatische heiße Exhalationen von in großer Tiefe liegenden 
Intrusionen, bei Pressung, beziehungsweise langsamer Verschiebung der Gesteine; 
die Dynamometamorphose ist nach K. richtiger als Dislokationsthermo- 
metamorphose zu bezeichnen, da ihre chemische Wirkung nur auf Temperatur- 
steigerung, nicht auf Druck beruht infolge der Umsetzung der mechanischen 
Arbeit durch Reibung in Wärme; dazu kommen dann noch mechanisch-klastische 
Veränderungen. 

Zum Schlusse seiner Abhandlung in den Eclogae gibt K. eine kritische 
Darstellung der sogevannten Mulden von Urseren, Piora und Blegno, für deren 
Mulderbau gar keine Anhaltspunkte vorliegen; für die Tektonik der autochtbonen 
Sedimente der Zentralmassive ist die Diskontinuität charakteristisch. 

(W. Hammer.) 


Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien Ill. Rasumofskygasse 23, 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25. 


N 171.18, 


Verhandlungen derk k Senlogischen Reichsanstalt 


Schlußnummer. 


Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: E. Girardi: ur des Ritterkreuzes des 
Franz Josef- Ordens. — E. Tietze: Erwählung zum korrespondierenden Milgliede der Geolo- 
gical Society of America. — Eingesendete Mitteilungen: J. Stiny: Perm bei Campill 
(Gadertal). — F. v Kerner: Die Äquivalente der Carditaschichten im Gsebnitztale. — R. J. 
Sehubert: Über das Vorkommen von Miogypsina und Lepidocyelina in pliocänen Globigerinen- 
gesteinen des Bismarckarchipels. — G. B. Trener: Über eine Fossilienfundstelle in den 
Acanthicus- Schichten bei Lavarone (Reisebericht). — Literaturnotizen: (RK. v. Zittel) F. 
Broili. — Einsendungen für die Bibliothek: III. und IV. Quartal und Periodische 
Schriften 1910. — Literaturverzeichnis für 19:0. — Register. 
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteliunuen verantwortlich. 


Vorgänge an der Anstalt. 


Seine k. u. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster 
Entschließung vom 26. Dezember 1910 dem Öberrechnungsrate im 
Rechnungsdepartement des Ministeriums für Kultus und Unterricht 
Ernst Girardi das Ritterkreuz des Franz Josef-Ordens allergnädigst 
zu verleihen geruht. 


Die Geological Society of America hat in ihrer Sitzung vom 
27. Dezember 1910 den Direktor der k. k. Geologischen Reichsanstalt 
Hofrat Dr. Emil Tietze zum korrespondierenden Mitgliede erwählt. 


Eingesendete Mitteilungen. 


Josef Stiny. Perm bei Campill (Gadertal). 


AV. Klipstein') entdeckte am Eingange der Bronsaraschlucht 
linksufrig einen hellgrauen, stark porösen Zellenkalk, den er mit den 
Rauhkalken der Zechsteinformation Deutschlands verglich. Ein Stück 
weiter oberhalb dieses kleinen, heute nicht mehr auffindbaren Auf- 
schlusses fand der genannte Forscher „in einer kleinen Schlucht, 
welche sich ungefähr in ein Drittel der Länge der Bronsaraschlucht 
in die Coraja heraufzieht,* Gips „zwischen den unteren Seiser- 


!) Klipstein, A. v., Beiträge zur geologiechen und topograpbischen 
Kenntris der östlichen Alpen. Bd. II., 2. Abt, pag. 17 u. f. Gießen 1875. — 
Siehe auch: Blaas, J. Geologischer Fübrer durch die Tiroler und Vorarlberger 
Alpen. Innsbruck 1902. 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 17 u. 18. Verhandlungen. 59 


386 Verhandlungen Nr. 17u.18 


schiehten schwach“ hervortretend. „Von der Mündung dieser Seiten- 
schlucht aufwärts verschwinden eine geraume Strecke aufwärts in der 
Hauptschlucht die Spuren von Gips, erscheinen jedoch etwas weiter 
herauf von neuem und vermehren sich gegen das Ende derselben, 
wurden jedoch von uns nicht mehr anstehend gefunden.“ (Klipstein 
a. a. O., pag. 23, letzter Absatz.) Auf diese Beobaclıtung stützte 
Mojsisovics!) seine Eintragung von Bellerophonschichten im unteren 
Teile der Bronsaraschlucht in seine Dolomitenkarte. Bei einer Be- 
sehung des Bronsarabachoberlaufes glückte es mir, die von Klipstein 
erwähnten grauen Gipstone noch an mehreren Punkten der Schlucht 
aufzufinden und sie fast bis zum steil aufragenden Talschlusse zu 
verfolgen. Der letzte, am 23. Juli 1906 erfolgte verheerende Bach- 
ausbruch hat nämlich ungeheure Mengen von Schutt aus dem Tale 
hinausgewälzt und an vielen Stellen das Grundgestein der Ufer bloß- 
gelegt. Da die neuentdeckten Aufschlüsse ihre Sichtbarkeit durch die 
unablässig gegen das ausgefeste Bachbett vorrückenden Schuttmassen 
wieder verlieren können, will ich sie im folgenden um so mehr kurz 
beschreiben, als sie von einem ziemlich ausgedehnten Vorkommen 
von oberstem Perm in der Nähe Campills Zeugnis ablegen. 

Den Ausbiß von Zellenkalk am Schluchtausgange konnte ich 
nirgends auffinden ; ebensowenig den Gipston „in der kleinen Schlucht“. 
Dagegen legten die mit der Errichtung eines Uferschutzbaues westlich 
von Mischi beschäftigten Arbeiter einen zähen, blaugrauen Ton bloß, 
der viele Trümmer von Zellenkalk enthielt. Es hatte den Anschein, 
als hätte man sich in unmittelbarer Nähe des Anstehenden befunden, 
dessen Bruchstücke durch kleine Bodenbewegungen („Gekriech“) in 
ihre jetzige Lage gebracht worden seien. Weiter bachaufwärts, in 
etwa 1650 Meter Seehöhe entblößen einige Blattbrüche und ein Ufer- 
anbruch den Gipston, dem schmälere und breitere Lagen überaus 
feinkörnigen Gipses eingelagert sind. Gegen die in den Jahren 1908 
und 1909 erbauten Talsperren zu bedecken mächtige Schutthüllen 
die Lehnenfüße. Bloß an einer Stelle beißen linksufrig, etwa 30 m 
über der Talsohle, sichere Seiserschichten aus. Erst ein gutes Stück 
oberhalb des Stauwerkes tritt wieder Gipston zutage, diesmal aber am 
rechten Bachufer inmitten einer ausgedehnten, frisch angebrochenen 
Schutthalde. Gleich daneben ist er dann in einer ständig Wasser 
führenden Seitenrunse sehr gut aufgeschlossen; die Mächtigkeit der 
sichtbaren Schichtenwechselfolge von Gips und Ton übersteigt hier 
30 m. Bemerkenswert ist die Neigung des Gipstones zur senkrechten 
Zerklüftung während des Austrocknens; bei Durchfeuchtung wird er 
ganz weich und fließt förmlich vom Hange ab, getrocknet erlangt er 
eine ziemlich bedeutende Härte. Höher oben stehen bis fast zum 
Kamme hinauf Werfener Schichten an, die sich im Runsengeschiebe 
durch bezeichnende Versteinerungen, wie z. B. Pseudomonotis Clarai, 
Myaeciten usw. verraten. 

Zellenkalke scheinen an der Grenze der Seiser- gegen die tiefer 
abwärts durch Gipston vertretenen Bellerophonschichten anzustehen, 


!) Mojsisovics, E. v., Die Dolomitriffe von Südtirol und Venetien. Wien 
1879, pag. 220, Anmerkung. 


1910 Schlußnummer. Josef Stiny. 387 


denn man findet sie in dem Seitengraben nicht selten als Geschiebe: 
das Ausgehende ist jedoch durch Schutt verhüllt. Schreitet man im 
Hauptbache weiter, so stößt man dort, wo zahlreiche Uferblaiken ins 
Bett einhängen, wiederum auf Gipston, der, von da ab in sehr spitzem 
Winkel gegen die Bachmitte streichend, den Bronsarabach in unge- 
führ 1590 m Seehöhe überquert und an der Rippe zwischen den 
beiden Hauptästen des Baches noch ein gutes Stück hinaufzieht. 
Obwohl gewaltige Schuttmassen von den beiden steilen Fels- 
wänden der Coraja und Bronsara herabziehen und den größten Teil 
der Talmulde ausfüllen, so daß der Wildbach sich in einer engen, 
schottererfüllten Rinne mit Gewalt den Weg erzwingen muß, lassen 
doch die zahlreichen Aufschlüsse von Gipston, über deren Verteilung 
das Kärtchen orientieren soll, deutlich erkennen, daß oberes Perm 
im Bronsarabach sehr verbreitet ist. Seine Schichten fallen durch- 


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1:33.000. 
1 —= Schwemmkegel. — 2 — Schuttkegel und Schuttbalden. — 3 — Moränen- 
schutt. — 4 — Mendoladolomit. — 5 = Virgloriakalk. — 6 = Werfener Schichten. 
7 = Permausbisse. 


weg bergeinwärts und scheinen den Kern eines Luftsattels zu bilden, 
dessen Achse schwach talauswärts geneigt ist und dessen First 
größtenteils bereits eine Beute der Erosion geworden ist. Nur der 
steil und unvermittelt in hohen, fast senkrechten Wänden aufsteigende 
Talschluß legt den überaus verwickelten Bau des von Blaiken über- 
ragten Sattelfirstes bloß. 

Bereits Klipstein (pag. 22 a. a. O.) hat seine Verwunderung 
über die gequälte Fältelung der Schichten ausgedrückt und auf 
Tafel I, Fig. 5 ein Bild der verworrenen Lagerung entworfen }). 

Das reichliche Vorkommen versteinerungsleerer Gips- 
tone bietet nicht allein topographisches Interesse, 


!) In nächster Nähe der Bronsaraschlucht zieht die Villnößer Bruchlinie 
vorüber; auf ihren Einfluß dürfte unter anderem die verworrene Schichtenkrümmung 
zurückzuführen sein. 

59* 


388 Verhandlungen. Nr. 170.08 


sondern erklärt auch die Wildheit der Murgänge des 
3ronsarabaches und die eigenartige trogförmige Aus- 
bildung des Tales im Gegensatze zu den klammartigen Formen 
der Nachbartäler. 

Als nämlich zur Zeit fortschreitender Eintalung die einschnei- 
denden Wässer die Bellerophonschichten erreichten, erfuhr die rück- 
schreitende Erosion eine plötzliche Belebung: die erweichten, unter 
dem Drucke der hangenden Schichten stehenden Gipstone quollen aus, 
und nachbrechend stürzten große Mengen von Werfener und Muschel- 
kalkgesteinen in die Talfurche. Es sind dies Erscheinungen, wie sie 
in den Dolomiten sonst nur den leicht aufweichbaren Wengener 
Mergeln eigen sind (Irschara-Mure bei Pedratsches, Corwarer Kirchen- 
mure etc. ete.). 

Erst die Anhäufung gewaltiger Schuttmassen im Bachbette 
konnte die zunehmende Eintiefung, Verlängerung und das gleich- 
zeitige „Indiebreitewachsen* der Talmulde verlangsamen. 

Als Ergebnis dieses Prozesses liest vor dem Beschauer ein 
verhältnismäßig breites und sanft ansteigendes Tal, aus dem sich, 
von mächtigen Flankenhalden umgürtet, rückwärts und zu beiden 
Seiten Jähe Felsmauern herausheben, über welche die Seitenbäche 
in hohen Wasserfällen herabstürzen. Den Eindruck der Trogform ver- 
mitteln namentlich die nach oben konkav geschwungenen Profillinien 
der Halden. 

Besonders auf dem rechtsufrigen Talgehänge klettern die zu 
Halden verschmolzenen Schuttkegel hoch an den Felswänden empor. 
In Zeiten der Ruhe dringen die Schuttmassen immer weiter gegen 
die Bachmitte vor und erhöhen ständig die Sohle, gelegentlich ein- 
fallender Hochgewitter aber gräbt sich das Wasser gar tief in die 
Kegelleiber und schleppt ungeheure Geschiebemengen hinaus auf den 
Schwemmkegel. 

Die Spitze des langgestreckten Schwemmkegels liegt ungefähr 
in 1700 m Seehöhe. Beiderseits des Baches, am schönsten jedoch 
am rechten Ufer sichtbar, erhebt sich hier eine ältere Flur (von 
Prof. Hilber eingeführte und in seinen Vorlesungen oft gebrauchte 
Bezeichnung für den ebeneren Teil einer „Bau-* oder „Grundstufe“.) 
etwa 12 m über das heutige Bachbett. Steiler abfallend als die 
jetzige Sohle, sinkt sie allmählich ab und verschwimmt einige hundert 
Meter talabwärts mit dem jüngeren Kegelmantel zu einer einzigen 
Schwemmflur. Sicherlich verdankt sie einem mächtigen, ziemlich 
plötzlich erfolgten Wassertransport ihre Entstehung; denn nur wasser- 
ärmere und dabei geschiebereichere Muren konnten sich unter einem 
steileren Böschungswinkel ablagern als die heutigen. Tatsächlich 
melden alte Chroniken furchtbare Wetterkatastrophen im Campilltale 
aus den Jahren 1488 und 1757 (Staffler!). Der Wald, den die 
höhere Flur trägt, ist bereits über 100 Jahre alt; vielleicht wäre 
also die Entstehung der zweiten oberen Flur ins achtzehnte Jahr- 
hundert zu versetzen. Die Reste einer dritten, etwa 25 m über der 
heutigen Talsohle liegenden Flur sind nur am linken Ufer oberhalb 


!) Staffler, Das deutsche Tirol und Vorarlberg. Bd. IT., 1874. 


1910 Schlußnummer. Josef Stiny u. F, v. Kerner. 389 


des Sperrenstaffels bis gegen den Talschluß hin sichtbar. Im Kärtchen 
wurde eine im Schluchthintergrunde lagernde Schuttmasse als Moränen- 
material ausgeschieden. Ob wirklich Glazialschutt vorliegt oder das 
Lagerungsgebiet einer großen Materialbewegung vom Talschlusse her, 
kann wohl mit Sicherheit nicht entschieden werden. 

Daß die Schichten auf dem linken Bachufer bedeutend tiefer 
liegen als die gleichen Horizonte des gegenüber liegenden Hanges, 
kann durch Anlage des Taleinschnittes etwas nördlich der Sattelachse 
erklärt werden !); vielleicht ist obendrein der eine Schenkel des Sattels 
etwas gegen den anderen verworfen. Sehr bedeutend kann jedoch 
der Betrag einer allfälligen gegenseitigen Verschiebung nicht sein, 
wie aus der Lage der Gipstonaufschlüsse zueinander wohl hervorgeht. 


F. v. Kerner. Die Äquivalente der Carditaschichten 
im Gschnitztale. 


Während es sonst meist zu geschehen pflegt, daß beim Vor- 
schreiten der geologischen Kenntnis einer Gegend die Zahl der aus 
derselben angeführten Schichtglieder wächst, trat im Stubaitale der 
umgekehrte Fall ein. Während Pichler in seinem Aufsatze ?) über 
die Trias des Stubai eine Vertretung aller Hauptglieder dieser For- 
mation aufzeigte, beschränkt sich Frechs neue Darstellung?) der 
Geologie des Brennergebietes auf die Anführung von Hauptdolomit 
und Rhät. Als Frech in seiner ersten, die Geologie des Stubai be- 
treffenden Mitteilung *) die Deutung der Stubaier Quarzsandsteine als 
Buntsandstein und die Deutung der über ihnen folgenden dunklen 
Kalke als Muschelkalk für fraglich nahm, das Vorkommen von 
Carditaschichten an der Serlos aber noch zugab, sah sich Pichler 
veranlaßt, seine eigene Auffassung zu verteidigen?) und weitere Be- 
lege zu gunsten derselben zu bringen ®). 

Frech zog dagegen in seiner zusammenfassenden Arbeit die 
besagten Quarzsandsteine zum Karbon und ließ eine Vertretung der 
karnischen Stufe nur mehr für den Nordabfall der Saile gelten, 
welchernicht mehr dem Stubaitale zugehört. PiehlersCarditaschichten 
im Stubai- und Gschnitztale erscheinen bei Frech als Einlagerungen 
von Tonschiefer, kieselreichem Kalkschiefer und Pyritschiefer im 
Hauptdolomit. 

Nach Frech, welcher hier den Angaben von Volz und 
Michael folgt, ist der Raibler Horizont am Nordabfalle der Saile 
durch schwarze, tonige, von weißen Spatadern durchzogene Kalke mit 
Resten von Crinoiden vertreten. Pichler erwähnte von dort als 


1!) Dies nimmt bereits Richthofen an. Geognostische Beschreibung der 
Umgebung von Predazzo usw., Gotha 1850. 

2) Die Trias des Stubai. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1867. pag. 47—51. 

3) Über den Gebirgsbau der Tiroler Zentralalpen. Wiss. Ergänzungshefte 
zur Zeitschr. d. Deutsch u. Österr. Alpenvereines, II. Bd., 1. Heft. Innsbruck 1905. 

*) Über ein neues Liasvorkommen in den Stubaier Alpen. Jahrb. d. k. k. 
geol. R.-A. 1886, pag. 365 — 260. 
5) Zur Geologie der Kalkgebirge südlich von Innsbruck. Verhandl. d. k. k. 
geol. R.-A. 1837, pag. 45—47. 

®) Zur Geologie von Tirol. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1890, pag. 90—94. 


390 Verhandlungen. Nr. Faul8 


unmittelbar Hangendes der dunklen Kalke von Volz und Michael 
nicht bemerkte schwarze und graue, tonige milde Schiefer und be- 
richtete von der Auffindung von Cardita« und Halobia in Schiefern 
unter dem Pfriemes!). Bei einer Wanderung über den wohlbekannten 
Sattel zwischen Saile und Ampferstein kann man nun sehen, daß 
diese Schiefer derselbe Gesteinshorizont sind, welchen Frech als 
oberste Tonschiefereinlagerung im Hauptdolomit der Saile anführt. 

Die Schiefertone unter der Pfriemeswand sind grau mit einem 
Stich ins Grünliche und Bräunliche und zerfallen in dünne Plättchen 
mit feinschuppigen Spaltflächen. Ihr Verwitterungsprodukt ist ein 
grauer Lehm, welcher sich stellenweise in Gestalt kleiner Schlamm- 
ströme über die Halden breitet. Weiter ostwärts ist eine zweite Ent- 
blößung sichtbar, wo mehr sandige Schiefer anstehen. Westwärts vom 
ersten Aufschluße folgen zunächst Dolomitschutthalden, dann unterhalb 
des Pfades zwei Aufrisse von dunklem Schiefer und hierauf wieder 
Schutthalden. Jenseits des grasigen Rückens, welcher das Tal des 
Geroldsbaches von dem des Wildenbaches trennt, stößt man auf einen 
großen Lehmaufriß mit eingestreuten dunklen Schieferplättchen und 
Stücken von dunkelgrauem Kalk und dann entlang dem Fuße der 
Dolomitschrofen der Saile auf noch mehrere solche Aufrisse bis zum 
Halsl, ober welchem sich auch noch eine Entblößung von zu Lehm 
verwittertem Schiefertone zeigt. „Wenig oberhalb des Joches am 
Halsel“ findet sich nach Frech?) die höchste der Einlagerungen von 
Tonschiefer im Hauptdolomit der Saile. 

Westwärts vom Halsl zieht sich die Einlagerung um die Abstürze 
des Ampfersteins herum gegen den Fuß der Kalkkögel hin, von wo 
schon Stotter?°) oberhalb der Schliggeralm das Vorkommen schwarzer 
Kalkschiefer angibt, deren versuchte Verwendung als Dachschiefer 
an der Beimengung von zum Teil verwittertem Eisenkiese scheiterte. 

Diese Einlagerung von Schiefer bildet am Ampferstein die 
Grenze zwischen zwei landschaftlich wohl unterscheidbaren Gebirgs- 
teilen, einem Sockel aus rundlichen, übereinander aufsteigenden 
Felsvorsprüngen und einem Aufsatze aus steilwandigen, eckigen 
Felstürmen. Ein analoger Wechsel im Landschaftsbilde knüpft sich 
an das Durchstreichen einer solchen Schiefereinlage im Bereiche der 
Dolomitmasse der Serlos. Vom Unterbaue ragt hier aber wegen des 
weiten Hinaufreichens des Schuttmantels nur mehr wenig hervor. In 
dem Schieferbande der Serlos gelang es bekanntlich Pichler), 
Cardita crenata aufzufinden. 

Sehr deutlich ist der vorerwähnte landschaftliche Unterschied 
zwischen dem Sockel und Oberbau des Dolomitgebirges im Gschnitz- 


!) Beiträge zur Geognosie Tirols. Zeitschr. d. Ferdinandeums. Innsbruck 
1859, pag. 225 u. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1890, pag. 92. Neue paläonto- 
logische Belege für das karnische Alter der dunklen Kalke unter dem Pfriemes 
wurden in letzterer Zeit von Sander erbracht. 

2, Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1886, pag. 357. 


3) Beiträge zur Geognosie Tirols. Aus dem Nachlasse Stotters veröffent- 
licht von Pichler. Innsbruck 1859, pag. 69. 


°) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1867, pag. 50. 


1910 Schlußnummer. F, v, Kerner. 39| 


tale erkennbar und die Grenze füllt auch dort mit einem durch- 
streichenden Schieferbande zusammen. 

Die kahlen, bleichen Dolomitzinnen der Ilmensäule und Taur- 
säule ruhen auf einem Fußgestell aus übereinander aufsteigenden 
blaßrötlichen Felsköpfen, deren Kuppen und Gesimse dichtes Krumm- 
holz überwuchert; längs der Oberkante des Gestells zieht sich ein 
Band von dunklen Schiefern hin. Auf der Südseite des Gschnitztales 
erheben sich die Steilwände des Schönbergs und die Pyramide des 
Taisspitz über einem durch tiefe Runste in Pfeiler zerschnittenen 
Unterbaue und die Fußlinie des oberen Stockwerkes begleitet auch 
hier ein Schieferzug, in welchem sich an einer Stelle ein Abdruck 
von Cardita cfr. Guembeli fand. 


Das Gesagte weist wohl darauf hin, daß das an der Grenze 
zweier deutlich unterscheidbarer Stockwerke des Stubaier Dolomit- 
gebirges verlaufende Schieferband den Raibler Horizont vertritt und 
daß das untere jener Stockwerke dem Wettersteinkalke entspricht. 
Schon Piehler gab auch petrographische Unterschiede zwischen 
den zentralalpinen Ausbildungen des Wettersteindolomites und Haupt- 
dolomites an; dieser ist muschelig brechend, grau von Farbe (jedoch 
weiß anwitternd) und beim Anschlagen nach #4, 5 riechend, jener 
zeigt splitterigen Bruch, weiße Farbe und einen reichlichen Kiesel- 
gehalt. Pichler berichtete auch!) von der Auffindung der für den 
Wettersteinkalk bezeichnenden „Spongien* im Dolomit bei Pleben 
(nördlich Fulpmes). 

Das Erscheinen von dunklen Tonschiefern in verschiedenen 
Niveaux des Dolomitkomplexes, welches Frech dazu bestimmte °) diese 
Schiefer durchweg als lokale Einlagerungen aufzufassen, war auch 
schon Pichler bekannt?. Es schien Diesem aber kein Hindernis 
dafür zu sein, speziell das an der Grenze der unteren und oberen 
Dolomite durcehstreichende Schieferband für mehr als eine 
bloße Einlagerung, für die Vertretung eines Horizontes anzusehen. 
In Pichlers geognostischer Karte der Umgebung von Innsbruck 
erscheinen die Carditaschichten in den Kämmen beiderseits des 
mittleren Gschnitztales (seltsamerweise aber nieht auch im Kamme 
nördlich des äußeren Stubaitales) als ununterbrochenes Grenzband 
zwischen dem „oberen Alpenkalke“ und dem „unteren metamorphen 
Lias* eingetragen. Diese Darstellung ging unverändert in Hauers 
Übersichtskarte über, woselbst Raibler Schichten als Grenzband 
zwischen „Hallstätter Schichten“ und „Dachsteinkalk und Kössener 
Schiehten* eingezeichnet sind. Aufgabe der Neukartierung war es, 
auch hier an Stelle des schematischen Bildes eine genaue Darstellung 
zu Setzen, 

Auf der Nordseite des Gschnitztales findet sich eine 
schon von Frech) erwähnte Schieferlinse im unteren Nenisgraben. 
Man sieht dort links vom Bache über einer Halde ein dunkles 


1!) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1867, pag. 49. 

2) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1886, pag. 357. 

3) Beiträge etc. Zeitschr. d. Ferdinandeums 1859, pag. 225. 
*) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1886, pag. 356. 


399 Verhandlungen. Nr. 17 u.18 


Schieferband zu Füßen klüftiger Kalkbänke hinanziehen. Die oberste 
Schicht dieses Gesteinsbandes (zirka °/; m) ist ein tiefdunkelgrauer 
dünnblätteriger Schieferton. Derselbe zerfällt zu einem weichen, grauen 
Mulm, dessen Schuppen und Flocken durch eine zähflüssige Schmiere 
von Eisenvitriol zusammengeklebt erscheinen und zum Teil mit 
weißen, grauen und gelb gefärbten Ausblühungen von Alaun bedeckt 
sind. Unter dieser Schicht folgt eine festere Lage (zirka 1 m) aus 
plattigem Kalkschbiefer. Er zeigt sich im Bruche grau und von 
Glimmerschüppchen durchsetzt, auf frischen Spaltflächen bräunlich, 
matt schimmernd; seine offenen Kluftflächen weisen einen rostgelben 
oder braunen, abfärbenden Belag von Eisenocker auf. Die unterste 
Schicht ist ein dünnspaltiger, gußeisengrauer Tonschiefer (zirka 11/, m). 
Unter diesem Schiefer sieht man in dem höher gelegenen Teile des 
Aufschlusses eine Bank von dolomitischem Kalk, deren Oberkante, 
gleich der Unterfläche des hangenden Kalkes, rostig verfärbt ist; 
weiter abwärts erscheint diese Bank durch eine Schutthalde verdeckt. 
Das Einfallen der Schiefer ist 25—50° gegen N bis NNW. 

Gegenüber dem hier beschriebenen Aufschlusse sieht man an 
der rechten Seite des Nenisgrabens dolomitischen Kalk gegen steil- 
gestellte krystalline Schiefer an einer Verwerfung scharf abstoßen. 
Auf der Seite des Schieferbandes liegt die Urgebirgsgrenze tiefer 
und ist dort durch Trümmerwerk verhüllt. Die Verwitterung zu einer 
schwarzen, erdigen Masse und das Vorkommen von UÜberzügen von 
Eisenvitriol und Alaun erwähnt auch Stotter!) von den Schiefern 
im Graben des Zeibaches auf der Nordwestseite der Serlos. 

Das Durchstreichen eines hochgelegenen Schieferbandes an den 
unzugänglichen Südabstürzen des Kirchdaches erhellt aus dem Vor- 
kommen zahlreicher Trümmer von Tonschiefer, sandigem Kalkschiefer, 
grauem Kalk und Oolith im Dolomitschutte der Runsen, die zwischen 
den Felspfeilern des Gebirges hervorbrechen. Beim Einstiege in den 
Bachrunst, der unterhalb der Scharte zwischen Ilm- und Taursäule 
steil gegen Gschnitz hinabzieht, gewahrt man rechts vom Fuße der 
Taursäule einen 8 »n mächtigen Schieferstreifen, dessen Fortsetzung 
nach Süden durch ein schräges Rasenband bezeichnet wird. 

Wendet man sich links zur grasigen Terrasse, die über den 
jähen Felsabstürzen ober dem Gschnitzer Kirchlein entlang dem Fuße 
(der mächtigen Schuttkegel unter den Südwänden der Ilmensäule gegen 
West hinanzieht, so stößt man bald auf Brocken eines grauen, teils 
plattig-mergeligen, teils löcherigen, rauhwackenähnlichen Gesteines und 
auf Platten dunklen Schiefers. Beim weiteren Anstiege zeigen sich 
Entblößungen von dünnblätterigem, schwarzem Schiefer und gelblich 
anwitterndem, im erdigen Bruche grauem Mergel. Am oberen Ende 
der grasigen Terrasse sieht man unterhalb eines tief in das Zinnen- 
gewirre der Pinniser Schrofen eindringenden Kamines den Schiefer in 
Felsstufen anstehen. Von da zieht sich derselbe, durch Aufrisse ange- 
deutet, über einen grasigen Steilhang weiter und quert dann mehrere 
Runste unter dem Westturme des Ilmspitz. Die vorspringenden Fels- 
kulissen bestehen aus grobklüftigem Kalke, darüber folgt, 10 m mächtig, 


!, Zeitschr. d. Ferdinandeums 1859, pag. 73. 


1910 Schlußnummer, F. v. Kerner. 393 


dünnplattiger Schiefer, einen grasigen Treppenabsatz bildend, und 
über diesem türmt sich feinklüftigser Dolomit auf, zunächst in Wand- 
stufen, dann in hohen Wänden. Neben schwarzen und rostfarbigen 
Tonschiefern traf ich hier auch oolithische Einschaltungen. 


Vor dem Westfuße der Ilmensäule verbreitert sich die grasige 
Gehängstufe und zieht sich dann rasch gegen den Gipfelgrat hinan. 
Der Kalk im Liegenden des Schieferbandes bildet hier am Stufen- 
rande ober den Steilabstürzen flache, von seichten Schratten durch- 
furchte Kuppen von lichtrötlichbrauner Farbe. In der Mittelzone der 
begrasten Stufe sieht man große, schwarze Schieferplatten und Tafeln 
herumliegen; zur Rechten ziehen sich weiße Schutthalden zu zer- 
klüfteten Dolomitfelsen empor. Hier ist somit der Unterschied zwischen 
den Liegend- und Hangendschichten des Schieferzuges in Farbe und 
Verwitterungsart sehr auffallend und es wäre da ganz unzu- 
treffend, von einer Schiefereinlagerung in einer einheitlichen 
Dolomitmasse zu reden. Am Grate oben streicht der Schieferzug 
gleich unter der Kuppe im Westen der Ilmensäule aus. Er ist dort 
3 m mächtig und fällt 20° ONO. Auch hier sind die Liegend- und 
Hangendschichten des Schieferbandes von verschiedener Beschaffenheit. 
Die Schrefen unterhalb des Bandes, über welche man zur Scharte 
östlich vom Kalkspitz absteigen kann, bestehen aus grauen, von einem 
weitmaschigen Kluftnetze durchzogenen Kalksteinen, die Kuppe über 
dem Schiefer baut sich aus hellgrauem, in kleine kantige Stücke 
zerklüftendem Dolomit auf. 


Auf der Nordseite des Gipfelgrates verschwindet das Schiefer- 
band sogleich unter mächtigen Schuttmassen. Weiter ostwärts wurde 
es von Pichler!) beim Abstiege von der Wasenwand ins Pinniser 
Tal wieder angetroffen. 


Auf der Südseite des Gschnitztales zeigt sich der erste 
Aufschluß von schwarzen Pyritschiefern und dunkelgrauen Sandstein- 
schiefern am Waldwege, welcher rechts vom Trunerbache zu den 
Truner Mähdern hinaufführt. In Pichlers Profil?) durch den Truner- 
graben sind diese Schiefer als „Carditaschichten in h 7 gegen S 
fallend, wohl charakterisiert, etwa 15 Fuß mächtig“ angeführt. An 
einer anderen Stelle?) kommt Pichler auf diesen Aufschluß mit 
folgenden Worten zurück: „Die Schiefer zeigen hie und da Blättchen 
von weißem Glimmer, auch die Knötchen finden sich an Stücken, 
welche durch Aufnahme von Quarzsand völlig den Carditasandsteinen 
gleichen, wie im Trunergraben.“ Kurz vor dem Aufschlusse zweigt 
vom Wege ein Fußsteig ab, welcher zum Trunerbache hinabführt 
und denselben zwischen zwei kleinen Wasserfällen auf einem Holz- 
brückl überschreitet. Hier befindet sich in den Kalkfelsen rechts 
vom Bache eine Einlagerung von dunklem, dünnplattigem, kieseligem 
Tonschiefer, welcher 20—25° h 7—8 fällt. Man sieht den Schiefer 
in zwei Zungen in der dolomitischen Kalkmasse auskeilen. 


!) Beiträge zur Geognosie Tirols, pag. 229. 
2) Beiträge etc. pag. 222. 
®) Ibid. pag. 225. 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 17 u. 18. Verhandlungen. 60 


394 Verhandlungen. Nr. 170.18 


Westwärts vom Trunerbache folgen mit üppiger Vegetation 
bedeckte Schuttgehänge. In dem Bachrunst, welcher zwischen den 
Steilwänden des Wildseck und Schönberg aus dem Schmurzer Fels- 
kessel steil zum Gschnitztale hinabzieht, ist in etwa 1600 m Höhe 
über vorspringenden Kalkfelsen eine 4 m» mächtige Schicht von dünn- 
spaltigem, stahlgrauem, rostfleckigem Pyritschiefer aufgeschlossen, 
welcher 15° in h 9 einfällt. In einer tiefer eingeschnittenen benach- 
barten Runse ist dagegen nichts von solchem Schiefer zu bemerken. 

Westwärts von hier reicht der Schuttmantel bis zur Schönberg- 
wand hinan. Dann senkt sich seine obere Grenze rasch, so daß ein 
Stück des die Steilwände tragenden Felsunterbaues sichtbar wird. 
Beim Einstiege in die hier tief eingeschnittenen Schluchten trifft 
man zunächst viele Platten von tonigen und sandigen Schiefern und 
Oolithen, die duren ihre dunkle Farbe vom weißen Dolomitschutte 
scharf abstechen und sieht dann höher oben ein dunkles Schieferband 
fast söhlig durchstreichen. Die sandigen Kalkschiefer enthalten ziemlich 
zahlreiche, jedoch nicht näher bestimmbare Auswitterungen von 
kleinen Bivalven. Westwärts von diesen Schluchten springt an der 
Ecke zwischen dem Gschnitztale und der Martarschlucht ein hoher 
Felspfeiler vor, auf dessen begraster Kuppe das sagenumwobene 
Wallfahrtskirchlein St. Magdalena steht (1660 m). Die Einschaltung 
eines kleinen Wiesenbodens in die dolomitischen Felsabstürze ist 
hier durch das Auftreten von Carditaschiefern veranlaßt. Sie sind 
am Nordrande der Wiese aufgeschlossen. Der schon erwähnte Abdruck 
von Cardita cfr. Gwembeli fand sich hier bei einem meiner Besuche 
in einer Kalkschieferplatte neben dem Kirchlein. Auch dieser Aufschluß 
war schon Pichler bekannt. Er schrieb !): „Am Magdalenenberg stößt 
man zweifellos auf Sandsteine der Oarditaschichten.“ 

Gegenüber von St. Magdalena erhebt sich rechts vom Eingange 
in die Martarschlucht gleichfalls ein hoher Felspfeiler, dessen Kuppe 
aber mit dichter Vegetation bedeckt ist. Gleich hinter ihm stößt man 
auf eine schöne Quelle, die an der Grenze zwischen sanft gegen 
Stunde 13 verflächendem Dolomit und söhlig lagerndem, kieseligem 
Tonschiefer hervorbricht und über die bemoosten Schichtköpfe des 
letzteren abfließt, um weiter unten in einem Kalkrunst zu versiegen. 
In einem westwärts folgenden großen Tobel, der sich nach oben und 
hinten mit einer hohen Wand aus gelblichem, dolomitischem Bänder- 
kalke abschließt, zeigt sich zu Füßen dieser Wand ein söhliges Band 
von dunklem, dünnspaltigem Pyritschiefer. Im nächsten, durch eine 
Felsrippe vom vorigen getrennten Tobel erscheint das Schieferband 
durch einen Verwurf in zwei um viele Meter gegeneinander ver- 
schobene Hälften geteilt. Im Winkel zwischen der Bruchlinie und 
dem abgesunkenen Schieferbande tritt eine Quelle aus. 

In einer weiter westwärts in den Nordabfall des Taisspitz ein- 
gefurchten Runse sind die Schiefer 10 m mächtig aufgeschlossen. 
Über zerklüftetem, grauem Kalke folgt zunächst (1 m) phyllitisch 
glänzender milder Schiefer mit durch Fisenocker gelb gefärbten 


!) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1887, pag. 45. Pichler erwähnt außer 
Durchschnitten von Bivalven auch „Lithodendron“. 


1910 Schlußnummer. F. v. Kerner u. R. J. Schubert. 395 


Ausblühungen von Alaun, dann — die Hauptmasse des Zuges bildend 
und 15° inh 3—4 einfallend — härterer, bräunlichgrauer, kalkiger 
Tonschiefer und schließlich — die obersten 2 m bildend — mulmig 


zerfallender, gußeisengrauer Schieferton mit roten, klebrigen Überzügen 
von Eisenvitriol und weißen und schwefelgelb gefärbten Ausblühungen 
von Alaun. Das Hangende ist weißer, klüftiger Dolomit. 

Der nächste Schieferaufschluß zeigt sich in einem tief in die 
Nordflanke des Taisspitz einschneidenden Bachrunste. Die an der 
Ostwand bloßgelegten Schiefer stoßen an einer Längsverwerfung ab. 
Der Runst entspricht einer klaffenden Querbruchspalte. Auf der 
Westseite sind die Schiefer in mehrere gegeneinander verschobene 
Schollen zerstückt. In den Runsen, welche die mit Krummholz dicht 
bewachsenen unteren Nordabhänge des Hochtor durchschneiden, läßt 
sich das Schieferband in gleicher Höhe weiter gegen West verfolgen. 
Es erzeugt hier einen schwachen oberen Quellenhorizont an der aus 
klüftigem Dolomit bestehenden Berglehne. In einer der Runsen, wo 
der Schieferzug gut aufgeschlossen ist, sieht man zu unterst grauen, 
kaikigen Tonschiefer mit Zwischenlagen von sehr hartem Sandstein- 
schiefer, darüber eine Schicht von ganz zerweichtem Schiefermulm und 
dann einen Wechsel härterer, dünnspaltiger und weicherer zerblätternder 
Tonschiefer mit den schon erwähnten UÜberzügen und Ausblühungen. 

Weiter westwärts sind dann keine Schieferaufschlüsse mehr 
vorhanden. Die obere Begrenzungsfläche des gefalteten krystallinen 
Grundgebirges steigt, wie im Norden, so auch im Süden von Gschnitz 
gegen W allmählich an. Während aber im Norden auch die Schicht 
der dunklen Pyritschiefer ein solches Ansteigen erkennen läßt und 
deren Liegendkalke somit eine ungefähr gleiche Mächtigkeit beibe- 
halten, liegen die dunklen Schiefer im Süden flach, so daß ihre 
Kalkunterlage gegen W allmählich auskeilt. 

Die Quellen, welche unterhalb des Zuges der Pyritschiefer an 
der Grenze des Kalkes gegen den Glimmerschiefer entspringen, sind 
viel stärker als die an jenen Schieferzug gebundenen. Da die petro- 
graphische Beschaffenheit der Pyritschiefer einer Zurückhaltung der 
in den sie überlagernden Dolomitkomplex eindringenden Wässer 
günstig wäre, ist wohl anzunehmen, daß diese Schiefer infolge mehr- 
facher Verwürfe und Zerstückelungen im Innern der Bergmasse des 
Hochtorspitz keine zusammenhängende undurchlässige Schicht bilden. 
Solche Diskontinuitäten sind hier wohl nicht auf eine ursprüngliche 
Ablagerung in Linsen, sondern auf Verquetschungen zwischen den 
einem starken Seitenschube ausgesetzt gewesenen Kalk- und Dolomit- 
klötzen zurückzuführen. 


R. J. Schubert. Über das Vorkommen von Miogypsina 
und Lepidocyclina in pliocänen Globigerinengesteinen 
des Bismarckarchipels. 


Bekanntlich ist die Foraminiferengattung Miogypsina bisher nur 
aus oligocänen und altmiocänen Sedimenten bekannt, die nach den 
sonst dort vorkommenden Lepidocyclinen, Heterosteginen etc. keines- 
falls als Absätze tiefen Meeres aufgefaßt werden können. 

60* 


396 Verhandlungen. NrRaueells 


Um so mehr war ich daher begreiflicherweise überrascht, als ich 
gelegentlich der Bearbeitung des von K. Sapper gesammelten neu- 
mecklenburgischen Jungtertiärs in einem überwiegend aus Globigerinen, 
Pulvinulina menardii-tumida, Sphaeroidina dehiscens, Pullenia oblique- 
loculata etc, bestehenden offenbaren Tiefseeabsatze von Lagania 
(aus vermutlich einigen tausend Metern Absatztiefe) zwei sehr kleine 
(1’5 und 0:9 m im Durchmesser betragende), aber deutliche Miogypsina- 
Exemplare fand. Selbstangefertigte Dünnschliffe ließen zweifellos eine 
Lage Mediankammern erkennen mit runder, exzentrisch gelegener An- 
fangskammer und spitzbogigen weiteren Kammern sowie beiderseits 
dieser Medianlage gelegene Lateralkammern. 

Die beiden Exemplare gehören zwei verschiedenen Formen an, 
deren eine sich am nächsten an die oligomiocäne Miogypsina irregularis, 
die zweite am nächsten an die damit zusammen vorkommende Mio- 
gypsina complanata anschließt. 


Fig. 2. 


Fig. 1. Miogypsina laganiensis n. sp. Längsschliff 44 fach vergrößert. 


Fig. 2. Miogypsina epigona n. sp. Längsschliff 47 fach vergrößert. 


Eine direkte Identifizierung der beiden jungpliocänen Tiefsee- 
miogypsinen mit den erwähnten beiden Arten scheint mir aber nicht 
empfehlenswert ; immerhin scheint es sicher, daß sie winzige, im Pliocän 
in die Tiefsee gedrängte Überbleibsel jener an der Wende des Alt- 
und Jungtertiärs nicht nur in Europa, sondern auch im indoaustralischen 
Archipel weitverbreiteten Formen sind. In der folgenden Liste habe 
ich die der M. irregularis verwandte Form als M. laganiensis, die 
andere als M. epigona angeführt. 

Ein weiterer analoger Fall betrifft zwei Lepidocyclinenreste, die 
ich in einem Globigerinengestein von Kapsu (Neu-Mecklenburg) fand, 
das sich faziell ganz an jenes von Lagania schließt, nur daß es zu 
hartem Kalk verfestigt ist, während das Globigerinensediment von 
Lagania ein ganz lockeres, leicht schlämmbares Sediment darstellt. 

Eine Mikrophotographie der median getroffenen Lepidocyelina von 
Kapsu werde ich in meiner ausführlichen Arbeit über die fossilen 


1910 Schlußnummer. R. J. Schubert. 397 
Foraminiferen des Bismarckarchipels veröffentlichen; hier will ich mich 
auf die Angabe beschränken, daß die größere nur etwa 1 mm betragende 
Lepidocyelina von Kapsu eine makrosphärische Generation darstellt 
und anscheinend als kümmerliches Relikt von Lep. tournoweri-artigen 
Formen aufzufassen ist. Der zweite in dem erwähnten Globigerinen- 
kalkdünnschliffe beobachtete Lepidocyclinenrest ist offenbar randlich 
geführt und erlaubt keine weiteren Schlüsse. 

Um über das Alter der die Miogypsina und Leptidocyelina-Reste 
einschließenden Sedimente ein Urteil zu bekommen, gebe ich hier 
eine Liste der wichtigsten darin vorkommenden Formen, wobei sh = 
sehr häufig, h = häufig, s = selten, ss = sehr selten bedeuten. 


In Lagania fand ich: 


Rhabdammina cf. abyssorum M. S. ss 
Spiroplecta annectens P. u. J. ss 
Lagena alveolata Brady. ss 
Nodosaria monilis Silv. s 


F cf. pyrula Orb. s 
2 hispida Orb. ss 
s cf. equisetiformis Schwag. SS 


abyssor um var. costulata n. SS 
Dentalina cf. obliqua L. ss 
n insecta Schw. SS 
cf. consobrina Orb. ss 
Vaginulina cf. legumen L. ss 
Üvigerina asperula Ü2. ss 
Sagrina af tessellata Br. ss 
Bulimina buchiana Orb. ss 
Pleurostomella subnodosa Rss. SS 
ö alternans Schw. 
Ellipsoglandulina labiata Schwag. ss 
Cassidulina calabra Seg. SS 
Gaudryina cf. subr rn Schw. ss 
Hastigerina pelagica Orb. 
Pullenia sphaeroides Orb ss 
, obliqueloculata P. u. J. Ss 
Globigerina bulloides Orb. sh 
a conglobata Br. h 
i sacculifera Br. h 
„ inflata Orb. h 
Orbulina universa Orb. h 
Sphaeroidina dehiscens P. u. J. sh 
n bulloides Orb. 
Anomalina cf. grosserugosa (rümb. SS 
Truncatulina Wullerstorfi Schwag. S 
Pulvinulina menardü Orb. sh 
a tumida Br. sh 
pauperata 3 u. J. ss 
favus Br. 
umbonata Res, ss 


398 Verhandlungen. Neltaells 


Miogypsina laganiensis n. sp. SS 
5 epigona n. sp. SS 
Diloculina murrhyna Schwag. SS 

Sigmoilina celata Costa. ss 


Es handelt sich bei diesem Globigerinensediment von Lagania 
zweifellos um einen Absatz, der mindestens faziell jenen durch Karrer 
vor den Philippinen, Schwager von den Nikobaren, Guppy von 
den Salomonen, Noth und mir vor kurzem von Neu-Guinea beschriebenen 
Gesteinen gleicht. Das Alter derselben entspricht hauptsächlich dem 
Pliocän, nur manche dürften vielleicht teilweise schon ins Quartär 
reichen. Ganz analog sind auch die kürzlichst von F. Chapman be- 
schriebenen rezenten Globigerinenabsätze, die der „Penguin“ aus 
der Funafutitiefsee zu Tage förderte. 

Altpliocän oder jungmiocän, aber jedenfalls jünger als die bisher 
bekannt gewordenen Lepidocyclinengesteine sind dagegen wohl jene 
bereits zu hartem Kalke verfestigten Globigerinenabsätze, die mir 
aus Neu-Mecklenburg von verschiedenen Lokalitäten bekannt sind 
und in denen die obenerwähnten kümmerlichen Lepidocyclinenreste 
gefunden wurden. 

In diesen Kalken dominieren gleichfalls Globigerinen, daneben 
kommen auch Pulvinulinen (menardii-tumida, michelinian«a) vor, vereinzelt 
auch verschiedene benthonische Foraminiferen, die sich meist auf auch in 
den nicht verfestigten Globigerinenabsätzen beobachtete Formen be- 
ziehen lassen. 

An dieses sehr interessante Vorkommen von Miogypsinen und 
Lepidocyclinen in der Tiefsee des australischen Jungtertiärs anschließend 
möchte ich auf einen analogen, wenig bekannten Fall hinweisen: 
nämlich auf Keramosphaera murrayi Brady. Diese wurde bekanntlich 
vom „Challenger“ in der australischen Tiefsee (Diatomeenschlamm in 
1950 Faden) in zwei sehr kleinen Exemplaren gefunden und seither, 
soviel mir bekannt wurde, nie wieder. Dagegen wurde in der obersten 
Kreide der österreichischen Küstenländer in „Bradya“ tergestina Stache 
eine Form bekannt, die generisch mit Keramosphaera (welchem Namen 
die Priorität gebührt) übereinstimmt. Während also die nur 25 mm 
große Keramosphaera murrayi Br. jetzt nur mehr in der australischen 
Tieisee äußerst selten vorkommt, ist die bedeutend größere (fast 
10 mm erreichende) Keramosphaera tergestina Stache sp. in der istrisch- 
dalmatinischen Kreide an manchen Punkten häufig (siehe diesbezüglich 
G. Stache, Verh. d. k. k. geol. R.-A. 1905, pag. 100—1135), wenn 
auch freilich bisher noch nicht als so kosmopolitisch bekannt wie die 
Miogypsinen oder gar Lepidocyclinen. 


Dr. Gian Battista Trener. Uber eine Fossilienfund- 
stelle in den Acanthicus-Schichten bei Lavarone. 
(Reisebericht.) 

Die Acanthicus-Schichten sind in der Etschbucht und an 
dem südlichen Rande des venetianischen Hochlandes durch petro- 
graphische Beschaffenheit und Reichtum an Fossilien sehr gut 


1910 Schlußnummer. Dr. G. B. Trener. 399 


charakterisiert. Die Fossilien, meistens Ammoniten, sind aber ge- 
wöhnlich schlecht erhalten, weil sie in der Regel aus den ober- 
flächlichen verwitterten Platten stammen; Schale und feine Skulptur 
sind unter solchen Umständen selbstverständlich von der Verwitterung 
immer zerstört. Vom Herrn Beregingenieur Duschnitz freundlich 
aufmerksam gemacht, konnte ich im verflossenen Herbst eine Samm- 
lung besichtigen, welche nicht nur wegen der großen Zahl der Stücke, 
sondern auch wegen der besonders guten Erhaltung einzelner Exemplare 
als wertvoll zu bezeichnen ist. Der Besitzer und Sammler ist Herr 
Eduard Lakom, k. u. k. Hauptmann im Geniestabe, mit dem ich, 
dank dem liebenswürdigen Entgegenkommen des k. u. k. Festungs- 
kommandos und der k. u. k. Geniedirektion in Trient in persönliche 
Beziehung treten konnte. 

Die Lokalität, wo das wertvolle paläontologische Material ge- 
sammelt wurde, ist die Cima Campo (1551 m) auf dem Lavarone- 
Hochplateau in der Nähe von Vezzena. Cima Campo liegt bereits 
auf dem Blatt Sette Comuni, welches von mir im Jahre 1905 geologisch 
aufgenommen wurde und druckfertig vorliegt. 

In .der Umgebung von Vezzena sind die Acanthicus Schichten 
sehr gut. entwickelt und verbreitet. Sie sind auch meistens außer- 
ordentlich fossilreich, so daß man leicht in kurzer Zeit aus den ver- 
witterten Platten des roten Kalkes Hunderte von Ammoniten sammeln 
kann. Was oben über die Etschbucht und das venetianische Hoch- 
land im allgemeinen gesagt wurde, hat aber auch hier leider seine 
Giltigkeit und es war mir bisher nicht gelungen, unter Hunderten 
Exemplaren ein einziges Stück mit Schale zu bekommen. Hauptmann 
Lakom war aber in der Lage, durch Sprengungen ein weit besser 
erhaltenes Material zu gewinnen. Bevor ich über seine Sammlung 
eine der flüchtigen Besichtigung entsprechend kurze Notiz gebe, möge 
daran erinnert werden, daß auch in geologischer Beziehung die 
Fundstelle sehr interessant ist. 


Es scheint nämlich hier die stratigraphische Serie nicht die 
normale zu sein. Vor allem fällt das Ausbleiben des selcifero auf. 
Auf die eigentümliche Verbreitung dieses Horizontes, der petro- 
graphisch durch das Auftreten von roten und grünlichen kieseligen 
Lagen charakterisiert ist und stratigraphisch ein konstantes Niveau 
an der Basis der Acanthieus-Schichten bildet, habe ich schon in einer 
früheren Arbeit !) hingewiesen. Es möge hier noch hinzugefügt werden, 
daß der selcifero bei Fonzaso (Feltre) und auch nördlich von dieser 
Ortschaft in Val Cismone sehr gut entwickelt ist. Im oberen Valsugana 
verschwindet aber diese charakteristische Bildung und ist nur noch 
bei Borgo in Val di Sella durch tonige, rote Aptychenschiefer ver- 
treten. Der westlichste Punkt, wo ich noch den typischen selcifero 
antraf, ist bei Malga Giogomalo nördlich von Selva (bei Grigno), 
also noch am Rande des Sette Comuni-Plateau. Das Fehlen des 
seleifero am Monte Campo ist also noch leicht zu erklären, wenn man 


!) Dr. G. B. Trener, Über ein oberjurassisches Grundbreceienkonglomerat 
in Judikarien (Ballino) und die pseudoliassische Breccie des Mt. Agaro in Valsu- 
gana. — Verhand. d. k. k. geol. R.-A. 1909, Nr. 7, pag. 163 bis 178. 


400 Verhandlungen. Nele 


annehmen will, daß hier der Öberjura faziell schon der Etschbucht- 
ausbildung angehört. Viel auffallender ist das Auftreten von einem 
nur einige Meter mächtigen Komplex von gelben, tonigen, teilweise 
feinblätterigen Schichten, welche zerdrückte, aber sonst gut erhaltene 
Echinidenschalen enthalten. Diese gelben Schichten liegen auf weißen 
Kalken, welche zum Oolith gehören dürften und werden nun von 
den roten Acanthicus-Kalken überlagert. Auf der Spitze der Cima 
Campo, an einer Stelle, welche jetzt ohne eine besondere Bewilligung 
des k. u. k. Korpskommandos unzugänglich geworden ist, keilen aber 
plötzlich die gelben Schichten rasch, das heißt in einer Entfernung 
von kaum 5 bis 6 m aus und die roten Acanthicus-Schichten liegen 
nun direkt auf den weißen Kalken. Die Grenzlinie zeigt sich an 
dieser Stelle außerordentlich scharf. Deutliche Spuren einer Erosion 
oder Abrasion der liegenden Schichten sind aber nicht zu konsta- 
tieren, so daß man leider im Zweifel bleiben muß, ob das Auskeilen 
durch eine Transgression der 4Acanthicus-Schichten zu erklären ist 
oder nicht. 

Immerhin hielt ich es der Mühe wert, mit Rücksicht auf die 
jetzige Unzugänglichkeit der betreffenden Stelle die Profilverhältnisse, 
solange ich sie noch frisch in Erinnerung habe, kurz zu beschreiben, 
zumal, weil sie auf das noch immer aktuelle Problem der strati- 
graphischen Lücken in der Etschbucht hinweisen. 

Die roten Acanthiceus-Kalke beginnen an Cima Campo stellen- 
weise mit einer Lumachelle, welche ausschließlich aus Belemniten 
besteht; sie ist etwa 10 cm mächtig. Es folgen nun die mächtigen 
roten Kalkbänke, welche das Lager der Ammonitenfauna darstellen. 

An deren Basis, also oberhalb der Belemnitenlumachelle, schaltet 
sich gewöhnlich eine bald nur einige Millimeter, bald mehrere Zenti- 
meter dünne schwarze Lage ein, welche das Aussehen eines tuffigen 
Produktes hat. Die mikroskopische Prüfung bestätigt indessen diese 
Annahme nicht. Die Resultate einer summarischen chemischen 
Prüfung deuten vielmehr auf einen Toneisenstein. Eine gleiche Zu- 
sammensetzung haben die schwarzen Knollen, welche isoliert in 
derselben Kalkbank zu sehen sind und, wenn man von der chemischen 
Zusammensetzung absieht, an die Manganknollen erinnern. 

Das Vorkommen von Toneisenstein auf dem Plateau wäre eine 
willkommene Erklärung für das rätselhafte Vorkommen von großen 
Mengen schwarzer Erzschlacken, welche an mehreren Stellen des 
Lavaroneplateaus festgestellt wurden. Die Historiker hatten bisher 
an einen Transport der Erze aus der Valsugana behufs Verhüttung 
in dieser waldreichen Gegend gedacht. Dieser Annahme, die an und 
für sich sehr gewagt ist, wird jede Grundlage entzogen, nachdem, 
wie Herr Hauptmann Lakom mich aufmerksam machte, in der Nähe 
von Cima Campo alte Stollen und Pingen konstatiert wurden. 

Der Besichtigung der Sammlung Hauptmann Lakoms konnte 
ich nur eine Stunde widmen, stellte aber mit Leichtigkeit fest, daß 
die Ammoniten, welche in den roten Kalkbänken gesammelt wurden, 
zweierlei Horizonten gehören, den Acanthicus-Schichten und dem 
Tithon. Die Leitfossilien Aspidoceras acanthieus und Terebratula diphya 
sind in mehreren Exemplaren vorhanden. 


1910 Schlußnummer. Dr. G. B. Trener. 401 


Leider war aber beim Sammeln eine Trennung fast unmöglich, 
denn erstens sind die Acanthicus-Schichten und Tithon lithologisch 
identisch und zweitens die Fossilien nicht in bestimmten Lagen oder 
Taschen konzentriert, sondern kommen unregelmäßig zerstreut in dem 
Gestein vor. 

Neben dem Acanthieus konnte ich noch eine Reihe von Formen 
erkennen, die zweifellos zu diesem Horizont gehören: Perisphinctes 
acer, dann Formen, die, wenn ich mich gut entsinne, an A. pressulum, 
Haynaldi und liparum erinnern. 

Als fremdartig ist mir ein Stück aufgefallen, welches an Formen 
eines tieferen Horizontes sich anschließen dürfte. Das Genus Peri- 
sphinctes ist durch zahlreiche Formen vertreten. Zu erwähnen sind 
zahlreiche schöne Bivalven und eine schöne Perna (?2) mit Schale, 
welche ich selbst oft in Valsugana sammelte, aber immer ohne Schale. 
Haifisch- und Lepidotus-Zähne sind wie sonst immer in den ober- 
jurassischen Schichten der Etschbucht sehr zahlreich. Besonders zu 
erwähnen ist eine J’osidonomya, welche aber nicht die alpina ist; 
immerhin ist der Fund interessant, weil auch in dem selcifero der 
Lombardei von Bettoni und jüngst auch von Principi am Mt. Tezio 
bei Perugia Posidonomien gefunden wurden. 

Das interessanteste Objekt der Sammlung sind aber die gut 
erhaltenen Knochenreste eines großen Sauriers. Sie sind insofern 
interessant, weil Knochen überhaupt sonst nie in den roten Ammo- 
nitenkalken der Etschbucht gefunden wurden und weil der Fund ein 
gewisses Licht über die noch offene Frage der bathometrischen Ver- 
hältnisse der oberjurassischen Schichten dieser Gegend wirft. 

Zu erwähnen sind schließlich noch einige schön polierte, faust- 
sroße Gerölle, die aus den roten Kalken stammen und die ich für 
Porphyritgerölle halte. Ihr Vorkommen ist nicht recht gut zu erklären, 
obwohl ich Basalkonglomerate im oberen Jura der Etschbucht (bei 
Ballino) gefunden und beschrieben habe und über ein ähnliches Vor- 
kommnis bei Rovereto von Herrn Vizedirektor M. Vacek mündlich 
informiert wurde. 

Hauptmann Lakom hat eine ingeniöse Hypothese aufgestellt. 
In Brehms Tierleben wird der Bericht eines Forschers wieder- 
gegeben, der faustgroße Gesteine im Magen von Haifischen gefunden 
hatte. Unsere Gerölle möchte er nun mit dieser Beobachtung in 
Beziehung bringen. 

Allerdings muß man hierzu bemerken, daß beide Gerölle einem 
Porphyrit gehören und daß Porphyritgänge in der weiteren Umgebung 
sehr verbreitet sind. 


* 
* * 


Ich kann diesen kurzen Reisebericht nicht schließen, ohne Herrn 
Geniehauptmann Lakom für seine außerordentliche Liebenswürdigkeit 
meinen besten Dank auszusprechen. 

Da er sich gern bereit erklärt hat, das gesamte Material für 
weitere Studien unserer Anstalt zur Verfügung zu stellen, so wird 
auch die erfolgreiche Mühe, die er sich für die Sammlung gegeben 
hat, für die Wissenschaft weiter verwertet werden. 

K, k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 17 u. 18, Verhandlungen. 61 


403 Verhandlungen. Nr. 17 u.d3 


Literaturnotizen. 


Karl A. von Zittel.e Grundzüge der Paläontologie 
(Paläozoologie). Neu bearbeitet von Dr. Ferdinand Broili, a. o. Pro- 
fessor a. d. Universität in München. I. Abteilung: Invertebrata. Dritte, 
verbesserte und vermehrte Auflage mit 1414 in den Text gedruckten 
Abbildungen. München und Berlin. R. Oldenburg 1910. 


Die dritte Auflage des trefflichen Lehrbuches von Zittel (von dem eb(nso 
wie bei der zweiten Auflage bisher nur die wirbellosen Tiere erschienen sind) ist gegen- 
über der zweiten Auflage im wesentlichen ziemlich unverändert geblieben. Man 
könnte dies dem Neubearbeiter vielleicht zum Vorwurfe machen, da doch die 
Systematik mancher Tierstämme durch neue Spezialarbeiten eine ganze Umstellung 
verlange. Wären aber bei der Neuauflage alle diese oft sehr subjektiven Ansichten 
voll zum Ausdrucke gekommen, so hätten wir wahrscheinlich ein Buch vor uns, das 
kaum noch als das Zittelsche erkannt werden würde, das es doch mit Recht 
sein soll. 

Dr. Broili hat deshalb Veränderungen nur insoweit vorgenommen, als die 
letzten paläontologischen Forschungen es ihm notwendig erscheinen ließen, ohne 
dabei die Grundlagen des Werkes zu verlassen. Das paläontologische Material ist 
aber in der letzten Zeit so angewachsen, daß es kaum ein einzelner völlig zu be- 
herrschen imstande ist; es ist deshalb von großem Werte, daß neben Prof. Broili 
noch die Ilerren Prof. Dr. Rothpletz, Prof. Dr. von Stromer, Professoi 
Dr. M. Schlosser und Dr. Dacqu& durch ihre speziellen Fachkenntnisse bei 
der Neubearbeitung behilflich waren. 

Neuentdeckte charakteristische Merkmale einzelner Tierfamilien sowohl als 
auch viele neuerrichtete Gattungen wurden aufgenommen; Organismen, deren 
systematische Stellung bisher eine ganz unsichere war (wie zum Beispiel die der 
Kokkolithen und Receptakuliten), wurden den letzten Forschungsergebnissen ent- 
sprechend eingereiht. 

Auf alle Einzelheiten hier einzugehen würde weit über den Rahmen dieser 
Besprechung hinausgehen. 

Das Buch ist nicht nur durch die systematische Aufzählung und durch die 
prägnante, kurze Beschreibung der Gattungen ausgezeichnet, sondern es sind auch 
die einleitenden, geologischen Abschnitte über den Bau, die Lebensweise 
und Fortpflanzung sowie auch die Schlußartikel über die zeitliche und räumliche 
Verbreitung der einzelnen Tierstämme oder Klassen sein besonderer Vorzug. Auch 
hier bietet. die neue Auflage, so zum Beispiel bei den Tetracoralliern, wesentliche 
Ergänzungen. 

So stellen sich die Zittelschen Grundzüge der Paläontologie auch wieder 
in der dritten Auflage als ein fast unentbehrliches Hilfsmittel für den Geologen dar. 


(Dreger). 


Einsendungen für die Bibliothek. 


Zusammengestellt von Dr. A. Matosch. 


Einzelwerke und Separat-Abdrücke. 


Eingelaufen vom 1. Juli bis Ende September 1910. 


Abel, 0. Erläuterungen zur geologischen 
Karte... NW-Gruppe Nr. 85 Auspitz 
und Nikolsburg. (Zone 10, Kol. XV 
der Spezialkarte der Öster.-ungar. 
Monarchie i. M. 1:75.000.) Wien, 
R. Lechner. 1910. 8°. 40 S. mit der 
Karte. (16192. 8°.) 

Andrussov, N. Liste des travaux scienti- 
fiques 1883—1909. [Kiew, 1910.] 8°. 
30 S. Gesch. d. Autors. (16193, 8°.) 

Ardan, A. Über Naphtene und Naphten- 
säuren. Dissertation. Karlsruhe, typ. 
F. Gutsch, 1910. 8°. 67 S. Gesch. d. 
Techn. Hochschule in Karlsruhe. 

(17000. 8°, Lah.) 


Bassani, F. Sui fossili e sull’etä del 
deposito di Castro dei Volsei in 
provincia di Roma; miocene superiore. 
(Separat. aus: Bollettino del R. Comitato 
geologico d’Italia. Vol. XL. 1909. 
Fasc. 4.) Roma, typ. G. Bertero e Co., 
1910. 10 S. (409-416) mit 1 Taf. 
(XII). Gesch. d. Autors, (16194. 8°.) 

Becke, F.Nekrolog: Ferdinand Löw. 
(Separat. aus: Mitteilungen der geo- 
logischen Gesellschaft in Wien. Bd. I.) 
Wien, F. Deuticke, 1908. 8°. 3 S. 
(372—374). Gesch. d. HerrnG. Geyer. 

(16195. 8°.) 

Becke, F. Glazialspuren in den öst- 
lichen Hohen Tauern. (Separat. aus: 
Zeitschrift für Gletscherkunde. Bd. III. 
1909.) Berlin, Gebrüder Bornträger, 
1999. 8°. 13 S. (202—214). Gesch. d, 
Herrn G. Geyer. (16196. 8°.) 

Becker, W. Zur Frage der Erdalkali- 
peroxydbildung. Dissertation. Prag, 
typ. A. Haase, 1909. 8°. 50 S. Gesch. 
d. Techn. Hochschule in Karlsruhe. 

(17001. 8°. Lab.) 

Benedicks, C. & 0. Tenow. Einfache 
Methode, sehr ausgedehnte Präparate 
in polarisiertem Licht zu photo- 


graphieren. (Seperat. aus: Bulletin of 
the Geological Institute of Upsala. 
Vol, IX.) Upsala, typ. Almgvist & 
Wiksells, 1910. 8°. 3 S. (21—23) mit 
2 Textfig. u. 1 Taf. Gesch. d. Institute. 

(16197. 8°.) 


Berwerth, F. Das Meteoreisen von 
Quesa. (Separat. aus: Annalen des 
k. k. naturhistorischen Hofmuseums, 
Bd. XXIII.) Wien, A. Hölder, 1909. 
8°. 21 S. (318—338) mit 2 Textfig. u. 
4 Taf. (XIV—XVIJ), Gesch. d. Autors. 

(17002. 8°. Lab.) 


Berwerth, F. Oberflächenstudien an 
Meteoriten. (Separat. aus: Tschermaks 
mineralogische und petrographische 
Mitteilungen. Bd. XXIX. Hft. 1—2. 
1910.) Wien, A. Hölder, 1910. 8°. 
12 S. Gesch. d. Autors. 

(17003. 8°. Lab.) 


Blaschke, F. Geologische Beobach- 
tungen aus der Umgebung von 
Leutschach bei Marburg. (Separat. 


aus: Verhandlungen der k. k. geolog. 
Reichsanstalt. 1910. Nr. 2). Wien, 
typ. Brüder Hollinek, 1910. 8°. 6 8. 
(51—56). Gesch. d. Herrn G. Geyer. 

(16198. 8°.) 


Catalogue, International of scientific 
literature; published by the Royal 
Society of London. H. Geology. 
Annual Issue VIII. 1910. London, 
Harrison & Sons, 1910. 8°. VIII—283 S. 
Kauf. (203. 8°. Bibl.) 


Choffat, P. Contribution ä la connaissance 
du lias et du dogger de la region de 
Thomar. (Separat. aus: Comunicacoes 
du Service geologique du Portugal. 
Tom. VII. 1908.) Lisbonne, typ. Aca- 
demie royale, 1903. 8°. 28 S. (140-- 
167) mit 2 Textfig. Gesch. d. Prof. 
F. Kossmat. (16199. 8°.) 

61* 


404 


Darwin, Ch. Über den Bau und die 
Verbreitung der Corallen-Riffe. Nach 
der zweiten, durchgesehenen Ausgabe 
aus dem Englischen übersetzt von 
J. V. Carus. Stuttgart, E. Schweizer- 
bart, 1876. 8°. XIV—-231 8. mit 6 
Textfig. u. 3 Karten. Antiquar. Kauf. 

(16261. 8°.) 

Darwin, Ch. Geologische Beobachtungen 
über die vulcanischen Inseln mit 
kurzen Bemerkungen über die Geologie 
von Australien und dem Cap der 
guten Hoffnung. Nach der zweiten 
Ausgabe aus dem Englischen über- 
setzt von J. V. Carus. Stuttgart, 


E. Schweizerbart, 1877. 8°. VIII— 
176 S. mit 14 Textfig. u. 1 Karte. 
Antiquar. Kauf. (16262. 8°.) 


Darwin, Ch. Geologische Beobachtungen 
über Süd-America, angestellt während 
der Reise des „Beagle“ in den Jahren 
1832—1836. Aus dem Englischen über- 
setzt von J. V. Carus. Stuttgart, 
E. Schweizerbart, 1878. 8°. X—400 S. 
mit 24 Textfig., 5 Taf. und 1 Karte. 

Beigegeben ist: Darwin, Ch. 
Rleinere geologische Abhandlungen. 
Aus dem Englischen übersetzt von 
IV EaOarusIbid. Tezsesimayı 
104°S. mit 14 Textfig. u. 1 Karte, 
Antiquar. Kauf. (16263. 8°.) 

Darwin, Ch. Kleinere geologische Ab- 
handlungen. Aus dem Kinglischen 
übersetzt von J. V. Carus. Stuttgart 
1878. 8°. Vide: Darwin, Ch. Geolo- 
gische Beobachtungen über Süd- 
Amerika... Beigabe. (16263. 8°.) 

Denckmann, A. Über das Nebengestein 
der Ramsbecker Erzlagerstätten. (Se- 
parat. aus: Jahrbuch der kg). preuß. 
geolog. Landesanstalt für 1908. Bd. 
XXIX. Teil II. Hft. 2). Berlin, typ. 
A. W. Schade, 1908. 8°. 11 8. (243— 
253). Gesch. d. Herrn G. Geyer. 

(16200. 8°.) 

Denckmann, A. R. Lepsius über Denck- 
manns Silur im Kellerwalde, im Harze 
und im Dillgebiete. Eine Entgegnung. 
(Separat. aus: Zeitschrift der Deutsch. 
geolog. Gesellschaft. Bd. LXII. 1910. 
Monatsberichte Nr. 3.) Berlin, typ. 
G. Schade, 1910. 8%. 7 S. (221—227). 
Gesch. d. Autors. (16201. 3°.) 

Deninger, K. Einige Bemerkungen über 
die Stratigraphie der Molukken und 
über denWert paläontologischer Alters- 
bestimmungen überhaupt. (Separat. 
aus: Neues Jahrbuch für Mineralogie, 
Geologie... Jahrg. 1910. Bd. II.) 
Stuttgart, E. Schweizerbart, 1910. 8°. 
15 S. Gesch. d. Herrn G. Geyer. 

(16202. 8°.) 


Verhandlungen. 


Nr. 170.518 


Endell, K. Uber die chemische und 
mineralogische Veränderung basischer 
Eruptivgesteine bei der Zersetzung 
unter Mooren. Dissertation. Stuttgart, 
typ. C. Grüninger, 1910. 8°. 54 S. 
mit 6 Textfig. u. 2 Taf. Gesch. d. 
Universität Berlin. (16203. 8°.) 


Fries, Th, Einige Beobachtungen über 
postglaciale Regionenverschiebungen 
im uördlichsten Schweden. (Separat. 
aus: Bulletin of the Geological In- 
stitute of Upsala. Vol. IX.) Upsala, typ. 
Almgvist & Wiksells, 1910. 8°. 12 8. 
(171—182) mit 3 Textfig. u. 1 Taf. 
(VIII). Gesch. d. Institute. 

(16204. 8°.) 


Geyer, &. Aus den Kalkalpen zwischen 
dem Steyr- und dem Almtale in Ober- 
österreich. (Separat. aus: Verhand- 
lungen der k. k. geolog. Reichsanstalt. 
1910. Nr. 7—8.) Wien, typ. Brüder 
Hollinek, 1910. 8°. 27 S. (169—195) 
mit 2 Textfig. Gesch. d. Autors. 

(16205, 8°.) 


Götzinger, @. Die Bergstürze des Mai 
1910 in der Umgebung von Scheibbs. 
(Separat. aus: Mitteilungen der k. k. 
geograph. Gesellschaft in Wien. 1910. 
Hft. 7—8.) Wien, R. Lechner, 1910. 
8°. 9 S. (417—425) mit 1 Textfig. u. 
1 Taf. (XI). Gesch. d. Autors, 

(16206. 8°.) 


Götzinger, &. Bericht über die im 
Jahre 1909 ausgeführten ozeano- 
graphischen Untersuchungen entlang 
der Westküste Istriens und über die 
ozeanographische Ausrüstung des 
Forschungsschiffes „Adria“. (Separat. 
aus: Jahresbericht des Vereines zur 
Förderung der naturwissenschaftlichen 
Erforschung der Adria.) Linz, Ober- 
österr. Buchdruckerei- und Verlags- 
gesellschaft, 1910. 8°. 22 S. mit 10 
Textfig. Gesch. d. Autors. 

(16207. 8°.) 


Guide to the Crustacea. Arachnida, 
Onychophora and Myriopod«, exhibited 
in the department of zoology, British 
Museum. London, typ. W. Clowes & 
Sons, 1910. 8°, 133 S. mit 90 Textfig. 
Gesch. d. British Museum. 

(16264. 8°.) 


Guide to the British Vertebrates, ex- 
hibited in the department of zoology, 
British Museum. London, typ.W. Olowes 
& Sons, 1910. 8°. VIII—122 S. mit 
26 Textfig. Gesch. d. British Mu- 
seum. (16265. 8°.) 


1910 


Hägg, R- Über relikte und fossile nörd- 
liche Binnenmollusken in Schweden. 
(Separat. aus: Bulletin of the Geo- 
logical Institute of Upsala. Vol. IX.) 
Upsala. typ. Almgvist & Wiksells, 
1910. 8°. 10 S. (24—33). Gesch. d. 
Institute. 7 (16208. 8°.) 

Haidinger, W. Übersicht der Resultate 
mineralogischer Forschungen im Jahre 
1843. Erlangen, 1845. 8°. 150 S. mit 
1 Taf. Antiquar. Kauf. (16266. 8°.) 

Halle, Th. G. On quaternary deposits 
and changes of level in Patagonia 
and Tierra del Fuego. (Separat. aus: 
Bulletin of the Geologica lInstitute of 
Upsala. Vol. IX.) Upsala, typ. Alm- 
qvist & Wiksells, 1910. 8°. 25 S. (93 — 
117) mit 5 Textfig. u. 2 Taf. (V— VD. 
Gesch. d. Institute. (16209. 8°.) 

Halmai, B. Beiträge zur Kenntnis der 
optischen Aktivität und der Entstehung 
der Naphtene des Erdöls. Dissertation. 
Karlsruhe, typ. G. Braun, 1909. 8°. 
73 S. Gesch. d. Techn. Hochschule 
in Karlsruhe. (17004. 8°. Lab.) 


Hampson, 6. F. Catalogue of the Lepi- 
doptera Phalaenae in the British 
Museum. Vol IX. Noctuidae (Acro- 
nyctinae.) London, Longmans & Co., 
1910. 8°. 1 Vol. Text (XV—552 S. 
mit 247 Textfig.) und 1 Vol. Atlas 
(Taf. OXXXVI—-CXLVII). Gesch. d. 
British Museum. (12657. 8°.) 

Hempel, H. Über Gasöle und Ölgas. 
Dissertation. München, typ. R. Olden- 
bourg, 1909. 8°, 91 S. mit 16 Textfig., 
2 Taf. u. 15 Tabellen. Gesch. d. 
Techn. Hochschule in Karlsruhe. 

(17005. 8°. Lab.) 


Heritsch, F. Ein Jugendexemplar von 
Trionyx Petersi R. Hoernes aus Schön- 
egg bei Wies. (Separat. aus: Mit- 
teilungen des naturwiss. Vereins für 
Steiermark. Bd. XLVI. 1909.) Graz, 
Deutsche Vereins-Druckerei, 1909. 8°. 
8 S. (348—355) mit 1 Textfig. Gesch. 
d. Herrn G. Geyer. (16210. 8°.) 

WHeritsch, F. Bericht über die Exkursion 
des geologischen Institutes der k. k. 
Universität Graz in die östliche Schweiz 
im Sommer 1909. (Separat. aus: Mit- 
teilungen des naturwiss. Vereins für 
Steiermark. Bd. XLVI. 1909.) Graz, 
Deutsche Vereins-Druckerei, 1909. 8°. 
6 S. (356-361). Gesch. d. Herrn 
GeGeyer. (16211. 8°.) 

Heritsch, F. Neue Aufschlüsse bei den 
Murgletschermoränen von Judenburg. 
(Separat. aus: Verhandlungen der 
k. k. geolog. Reichsanstalt. 1909. 
Nr, 15.) Wien, typ. Brüder Hollinek, 


Einsendungen für die Bibliothek. 


405 


1909. 8%. 4 S. (347—350). Gesch. d. 
Herrn G. Geyer. (16212. 8°.) 
Hillebrand, W. F. Analyse der Silikat- 
und Karbongesteine. Deutsche Aus- 
gabe; unter der Mitwirkung des Ver- 
fassers übersetzt und besorgt von 
E. Wilke-Dörfurt. Zweite, stark 
vermehrte Auflage der „Praktischen 
Anleitung zur Analyse“ von W. F. Hil- 
lebrand. Deutsch von E. Zschim- 
mer. Leipzig, \W. Engelmann, 1910. 
8°. XVI-258 S. mit 25 Textfig. Kauf. 
(12000. 8”, Lab.) 

Hinterlechner, K. Erläuterungen zur 
geologischen Karte... NW-Gruppe 
Nr. 51. Deutschbrod. (Zone 7, 
Kol. XIII. der Spezialkarte der Osterr.- 


ungar. Monarchie ji. M. 1:75000.) 
Wien, R. Lechner, 19:0. 8%. 58 S. 


mit der Karte. (16213. 8°.) 
ilögbom, B. Einige Illustrationen zu 
den geologischen Wirkungen des 
Frostes auf Spitzbergen. (Separat. aus: 
Bulletin of the Geological Institute 
of Upsala. Vol. IX.) Upsala, typ. 
Almgvist & Wiksells, 1910. 8°. 19 S. 
(41—59) mit 8 Textfig. Gesch. d. 
Institute. (16214. 8°.) 


Högbom, A.G@. Uber einen Eisenmeteorit 
von Muonionalusta im nördlichsten 
Schweden. (Separat. aus: Bulletin of 
the Geological Institnte of Upsala. 
Vol. IX.) Upsala, typ. Almgvist & 
Wiksell, 1910. 8°. 10 S. (229-233) 
mit 1 Taf. (IX). Gesch. d. Institute. 

(16215. 8°.) 

Hösbom, A. & Precambrian geology 
of Sweden. (Separat. aus: Bulletin 
of the Geological Institute of Upsala. 
Vol. IX.) Upsala, typ. Almgvist & 
Wiksells, 1910. 8°. 89 S. (1—80) mit 
20 Rextiir, u. 1 Taf. (N). Gesch. d. 
Institute. (16216. 8°.) 

Hösbom, A. @. Zur Petrographie von 
Ornö Hufvud. (Separat. aus: Bulletin 
of tlıe Geological Institute of Upsala. 
Vol. X.) Upsala, typ. Almqvist & 
Wiksells, 1910. 8°. 48 S. (149—196) 
mit 16 Textfig. u. 2 Taf. (XI—XI]). 
Gesch. d. Institute. (16217. 8°.) 

Hoepen, E. C. N. van. De bouw van het 
siluur van Gotland. Proefschrift. Delft, 
typ. J. Waltman jun., 1910. 4%. X— 
161.8. mit 14 Textig. u. 8 Taf. 
Gesch. d. Techn. Hochschule in Delft. 

(2938. 4°.) 

Hofmann, C. Geologische Mitteilungen 
über das P&eser Gebirge. [Nach einem 
hinterlassenen Manuskript.] (Separat. 
aus: Földtani Közlöny. Bd. XXXVL. 
19,7.) Budapest, typ. Franklin-Verein, 


406 


1907. 8°. 7 8. (161—167). Gesch. d. 
Herrn G. Geyer. (16218. 8°.) 


Kilian, W. Un nouvel exemple de 
phenomenes de convergence chez des 
Ammonites; sur les origines du groupe 
de !’Ammonites bicwrvatus Mich. (sous- 
genre Saynella Kil.). Note. (Separat. 
aus: Comptes rendus des seances de 
l’Academie des sciences ; 17. janv. 1910.) 
Paris, typ. Gauthier- Villars, 1910. 4°. 
3 S. Gesch. d. Herrn G. Geyer. 

(2935. 2°.) 

Kirby, W. F. A synonymic catalogue 
of Orthoptera. Vol. III. [Saltatoria- 
Part 2. Locustidae vel Acrididae.] 
London, Longmans & Co., 1910. 8°. 
X—674 S. Gesch. d. British Mu- 
seum. (14863. 8°.) 


Klonowski, S. Uber, die Manganat- 
schmelze und die Überführung von 
Kaliummanganat in Kaliumperman- 
ganat auf elektrolytischem Wege. 
Dissertation. Karlsruhe, typ. G. Braun, 
1910. 8°. 128 S. Gesch. d. Techn. 
Hochschule in Karlsruhe. 

(17006. 8°. Lab.) 

Koch, & A. Die Aktion gegen das 
Matzendorfer Schöpfwerk der Stadt 
Wien. (Separat. aus: Organ des 
Verein der Bohrtechniker. Jahrg. XVIl. 
Nr. 6.) Wien, Schworella & Heick, 
1910. 8°. 16 S. Gesch. d. Herrn 
G. Geyer. (16219. 8°.) 

Kossmat, F. Palaeogeographie (Geolo- 
gische Geschichte der Meere und Fest- 
länder). [Sammlung Göschen. 406.] 
Leipzig, G. J. Göschen, 1908. 8°. 
136 S. mit 6 Karten. Gesch. d. Herrn 
G. Geyer. (16267. 8°.) 


Krause, P. 6. Einige Bemerkungen zur 
Geologie von Eberswalde und zur 
Eolithenfrage. (Separat. aus: Zeit- 
schrift d. Deutsch. geolog. Gesellschaft, 
Bd. LVIII. 1906. Monatsberichte Nr. 7.) 
Berlin, typ. J. F. Starke, 1906. 8°. 
13 S. (197—209). Gesch. d. Prof. 
F. Kossmat. (16220, 8°.) 


Laeroix, A. Contributions ä l’etude des 
gneiss A pyroxene et des roches ä 
wernerite. (Aus: Bulletin de la Soeiete 
francaise de min@ralogie. Tom. XII.) 
Paris, typ. Chaix, 1889. 8°. 282 S. 
(83—364) mit 62 Textfig. u. 1 Taf. 
Antiquar. Kauf. (16268. 8%) 


Lambe, L. M. Palaeoniscid fishes from 
the Albert shales of New Brunswick. 
(Geological Survey of Canada. Contri- 
butions to Canadian Palaeontology. 
Vol. III, Part 5.) Ottawa, Government 


Verhandlungen. 


Nr. 17 u.18 


Printing Bureau, 1910. 4°. 68 S. mit 
11 Taf. Gesch. d. Herrn G. Geyer. 
(2936. 4°.) 


Lehmann, ©. Das Kristallisations- 
mikroskop und diedamit gemachten Ent- 
deckungen, insbesondere die der flüssi- 
geu Kristalle. [Festschrift zur Feier des 
53. Geburtstages des Großherzogs 
Friedrich von Baden, herausgeg. 
von der großhzgl. Technischen Hoch- 
schule Fridericiana.] Braunschweig 
F. Vieweg & Sohn, 1910. 8°. VI— 
112 S. mit 48 Abbildungen im Text 
u. auf 1 Tafel. Gesch. ’d. Techn. 
Hochschnle in Karlsruhe. 

(17007. 8°. Lab.) 


Leonhard, €. C. v. Lehrbuch der Geo- 
gnosie und Geologie. Stuttgart, E. 
Schweizerbart, 1835. 8°. XVI—869 S. 
Gesch. d. Herrn Sirowatka. 

(16269. 8°.) 


Leriche, M. Les poissons oligocenes de 
la Belgique. (Memoires du Musee 
royale d’histoire naturelle Tom. V. 
Annee 1910.) Bruxeiles, typ. Polleunis 
& Ceuterick, 1910. 4°. 134 S. (230 — 
363) mit 92 Textfig. u. 15 Taf. (XIIT 
—XXVII). Gesch. d. Mus&e. 

(2939. 4°.) 


Limanowski, M. Les grands charriages 
dans les Dinarides des environs 
d’Adelsberg, Postojna. (Separat. aus: 
Bulletin international de l’Academie 
des sciences de Cracovie; classe 
des sciences mathematiques et natu- 
relles. Ser, A., juin 1910.) Cracovie, 
typ. Universite, 1910. 8°. 14 S. (178— 
191) mit 10 Textfig. u. 1 Taf. (II). 
Gesch. d. Autors. (16221. 8°.) 


[Löwl, F.] Nekrolog; von F. Becke. 
Wien 1908. 8%. Vide: Becke, F. 
(16195. 8°.) 


Martin, F. Vier Oxydationsstufen des 
Platins. Dissertation. Karlsruhe 1909. 
8°. 63 8. Gesch. d. Techn. Hoch- 
schule in Karlsruhe. (17008. 8°. Lab.) 


Menzel, P. PHanzenreste aus dem 
Posener Ton. (Separat. aus: Jahrbuch 
der Kgl. preuß. geologischen Landes- 
anstalt für 1910. Bd. XXXI. Teil I. 
Hft. 1.) Berlin, typ. A. W. Schade, 
1910. 8°. 19 S. (173—191) mit 4 Taf. 
(XII—-XV). Gesch. d. Autors. 

(16222. 8°,) 


Morley, €. Catalogue of British Ayme 
noptera of the family Chaleididae: 
London, I.ongmans & Co., 1910. 8°. 
VI—74 S. Gesch. d. British Mu- 
seum. (16270, 8°.) 


1910 Einsendungen für die Bibliothek. 407 


Nathorst, A. @. Beiträge zur Geologie Prosser, Ch. $S. The anthracolithie on 


der Bären-Insel, Spitzbergens und des upper paleozoic rocks of Kansas and 
König-Karl-Landes. (Separat. aus: related regions. (Separat. aus: Journal 
Bulletin of the Geological Institute of of geology. Vol. XVII. Nr. 2. 1910.) 
Upsala. Vol. X.) Upsala, typ. Almgvist & Chicago, typ. University Press, 19 0. 
Wiksells, 1910. 8°. 156 S. (261-416) 8°. 37 S. (125—161). Gesch. d. Herrn 
mit 97 Textfig. u. 2 Taf, (XIV—XV). G. Geyer. (16229. 8°.) 
Gesch. d. Institute. (16271. 8°.) 

Nordenskjöld, J. Der Pegmatit von (Quensel, P. D. On the influence of the 
Yıterby. (Separat. aus: Bulletin of the ice age on the continental watershed 
Geological Institute of Upsala. Vol. iX.) of Patagonia. (Separat. aus: Bulletin 
Upsala, typ. Almgvist & - Wiksells, of the Geological Institute of Upsala. 
19:0. 8°. 46 8. (183— 228) mit 8 Texfiz. Vol. IX.) Upsala, typ. Almqvist & 
Gesch. d. Institute. (16223. 8°.) Wiksells, 1910.8°. 33 S. (60 - 92) mit 

Nowak, A. Über die barometrischen 10 Er 2 Tat AN ZIV). 


ie : Gesch. d. itute, 230. 8°. 
Ergiebigkeits - Schwankungen der Fender zrutute ae) 


Quellen im allgemeinen. Prag 1830. \ 
8°. Vide: Sommer, A.&A. Nowak. Roth v. Telegd, L. Der Ostrand des 


Siebenbürgischen Erzgebirges in der 
Umgebung von Särd, Metesd, Ompoly- 
preszäka, Rakatö und Gyulafeherıär, 


- : Rn ; — Bericht über die geologische Detail- 

an aufnahme im Jahre 1904. (Separat. 

Bornträger 1910. 8°. Kauf. . : aus: Jahresberichte der Kgl. ungar. 
L: ’ . . . 


(14260. 80.) geolog. Anstalt für 1904.) Budapest, 
Paulcke, W. Alpiner Nephrit und die a = 
„Nephritfrage“. (Separat. aus: Ver- Here Geye 8: 16231. 8°.) 
handlungen des naturwiss. Vereins in Bet \ TR 
Karlsruhe. Bd. XXIIL) Karlsruhe, Rotl v. Telegd, L. Der Ostrand des 


Über Ergiebigkeits-Schwankungen der 
Quellen. II. (16247. 8°.) 


typ. G. Braun, 1910. 8°, 10 $. (77— Siebenbürgischen Erzgebirges in der 
86). Gesch. d. Herrn G. an Gegend von Poklos, Borberek, Karna 
(16224. 8°.) und das am linken Marosufer an- 

schließende Hügelland. — Bericht 


Paulcke, W. Beitrag zur Geologie des R i ? e 
- S x ber d l Detailauf: 
„Unterengadiner Fensters“. (Separat. übenfdie? geologische  Detailaufahme 


een dlansen des naturwiss. im Jahre 1905. (Separat. aus: Jahres- 
a Preanlerolie.- Bd XXI) bericht der Kgl. ungar. geolog. Anstalt 
Karlsrube, typ. G. Braun, 1910. 80. I 1905.) Budapest, 'yp. Deu 
16 S. (83-48) mit 3 Textfig. u. 5 I EZ): 


Taf. Gesch. d. IIerru G. Geyer. Gesch. d. Herrn O. en 80.) 
(16225. 8°) Roth v. Telegd, L. Rektifizierung des 


Paulcke, W. Tertiär im Antirhätikon Miskolcer Profils. (Separat. aus: 
und die Beziehungen der Bünäner Földtani Közlöny. Bd. XXXVIl. 1907.) 
Decke zur Niesenflyschdecke und der Budapest, typ. Franklin-Verein. 1907. 
helvetischen Region. (Separat. aus: 8°. 3 S. (185—185). Gesch. d. Herrn 
Centralblatt für Mineralogie, Geologie G. Geyer. (16233. 8°.) 


... Jahrg. 1910. Nr. 17.) Stuttgart, 
E. Schweizerbart, 1910. 8°. 9 S. 
(540—548) mit 2 Textfig. Gesch. d. 


Roth v. Telegd, L. Noch einige Worte 
zur Richtigstellung des Miskolcer 
Profils. (Separat. aus: Földtani Közlöny. 


” D 0 
Herrn @. Geyer. (16226. 8°.) Bd. XXXVII. 1907.) Budapest, typ. 
Paulcke, W. Fossilführender „Rhäti- Franklin-Verein, 1907. 8°. 2 8. (425— 
dolomit“. (Separat. aus: Centralblatt 426.) Gesch. d. Herrn G. Geyer. 
für Mineralogie, Geologie ... Jahrg. (16234. 8°.) 


1910.) Stuttgart, E. Schweizerbart, Roth v. Telegd, L. Zur Verbreitung 
1910. 8°. 4 S. Gesch. d. Herrn des Danien in Ungarn. (Separat. aus: 


G. Geyer. (16227. 8°.) Földtani Közlöny. Bd. XXX VII. 1907.) 
Philip, & On relics in the swedish Budapest, typ. Franklin- Verein, 1907. 
fauna. (Separat. aus: Bulletin of the 8%. 4 S. (551—554). Gesch. d. Herrn 
Geological Institute of Upsala. Vol. 1X.) G. Geyer. (16235. 8°.) 
Upsala, typ. Almgvist & Wiksells, 1910. Roth v. Telegd, L. Geologischer Bau 
8°. 178.(129—145). Gesch. d. Institute. des Siebenbürgischen Beckens in der 


(16228. 8°.) Umgebung von Baläzsfalvya. — Bericht 


408 


über die geologische Detailaufnahme 
im Jahre 1906. (Separat. aus: Jahres- 
bericht der Kg]. ungar. geolog. An- 
stalt für 1906.) Budapest, typ. Franklin- 
Verein, 1903. 8°. 6 S. (145-150). 
Gesch. d. Herrn &. Geyer. 
(16236. 8°.) 
Roth v. Telegd, L. Geologischer Bau 
des Siebenbürgischen Beckens in der 
Umgebung von Zsidve, Felsöbajom 
und Asszonyfalva. — Bericht über 
die geologische Detailaufnahme im 
Jahre 1907. (Separat. aus: Jahres- 
berichte der Kgl. ungar. geolog. An- 
stalt für 1907.) Budapest, typ. Franklin- 
Verein, 1909. 8°. 8 8. (105—112). 
Gesch. d. Herrn G. Geyer. 
(16237. 8°.) 
Roth v. Telegd, L. Berieht über den 
in Bucuresti abgehaltenen III. inter- 


nationalen Petroleumkongreß. (Se- 
parat. aus: Jahresbericht der Kol. 
ungar. geolog. Austalt für 1907.) 


Budapest, typ. Franklin-Verein, 1909. 
8°. 11 S. (315—325). Gesch. d. Herrn 
G. Geyer. (16238. 8°.) 
Routala, ©. Uber die Bildung der 
Naphtene im Erdöl. Dissertatioa. 
Karlsruhe, typ. G. Braun, 1909. 8°. 
112 S. Gesch. d. Techn. Ilochschule 
in Karlsruhe. (17009. 8°. Lab.) 


Samuelsson, G. Scottish peat mosses. 
A contribution to the knowledge of 
the late-quateruary vegetation and 
elimate of North Western Europe. 
(Separat. aus: Bulletin of the Geo- 
logical Institute of Upsala. Vol. X.) 
Upsala, typ. Almgvist & Wiksells, 
1910. 8°. 64 S. (197—260) mit 10 
Textfig. u. 1 Taf (XIII). Gesch. d. 
Institute. (16239. 8°.) 

Sars, G. 0. An account of the Crustacea 
of Norway. Vol. V. Part XXIX— XXX. 
Bergen, A. Cammermeyer, 1910. 8°. 
Gesch. d. Bergen’ Museum. 

f (12047. 8°.) 

Schaffer, F. Uber. eine beim Umbaue 
der Ferdinandsbrücke in Wien in den 
Kongeriensanden angetroffene kon- 
kretionäre Schicht. (Separat. aus: 
Mitteilungen der geolog. Gesellschaft 
in Wien. Bd. Ill. 1910.) Wien, 
F. Deuticke, 1910. 8°. 5 S. (300-- 304) 
mit 1 Textlie. Gesch. d. Herrn 
G. Geyer. (16240. 8°.) 

Schaffer, F. Zur Kenntnis der Miocän- 
bildungen von Eggenburg (Nieder- 
österreich). I. Die Bivalvenfauna von 
Eggenburg. (Separat. aus: Sitzungs- 
berichte der kais. Akademie der 
Wissenschaften, math,-naturw. Klasse. 


Verhandlungen. 


Nr. 17 u. 18 


Abtlg. I. Bd. CXIX. 1910.) Wien, 
A. Hölder, 1910. 8°. 25 S. (249 - 273). 
Gesch. d. Herrn G. Geyer. 
(16241. 8°.) 
Schmutzer, J. Bijdrage tot de kennis 
der posteenomane hypoabyssische on 
effusieve gesteenten van het westelijk 
Müller-gebergte in Centraal-Borneo. 
Proefschrift. Amsterdam, typ. ’t Kasteel 
van Aenstel, 1910. 8°. X—213 8. mit 
26 Textfig. u. 2 Taf. Gesch. d. Techn. 
Hochsehule in Delft. (16272. 8°.) 
Schubert, R. Erläuterungen zur geo- 
logischen Karte .. . SW-Gruppe 
Nr. 116. Medak-Sv. Rok. (Zone 
28. Kol. XIII der Spezialkarte der 
Österr. -ungar. Monarchiei.M. 1:75000,) 
Wien, R. Lechner, 1910. 8°. 32 S. mit 
der Karte. (16242. 8°.) 
Schubert, R. Erläuterungen zur geolo- 
gischen Karte... SW-Gruppe Nr. 18. 
Novigrad-Benkovac, (Zone 29, 
Kol. XIII der Spezialkarte der Österr.- 
ungar. Monarchie i. M. 1:75000.) 
Wien, R. Lechrer, 1910, 8°. 26 S. mit 
der Karte. (16243. 8°.) 
Schupp, W. Dissoziation des gas- 
förmigen Schwefels und des Schwefel- 
wasserstoffs. Dissertation. Bonn, typ. 
C. Georgi, 1909. 8°. 63 8. mit 4 
Textfig. u. 3 Taf. Gesch. d. Univer- 
sität Kiel. (17010. 8°. Lab.) 
Seidlitz, W. v. Der Aufbau des Ge- 
birges in der Umgebung der Straß- 
burger Hütte an der Scesaplana. (Se- 
parat. aus: Festschrift zum 25jährigen 
Bestehen der Sektion Straßburg i. E. 
des Deutsch. n. österreich. Alpen- 
vereins.) Straßburg i. E, 19:0. 8°, 
24 8. (45—68) mit 7 Textfig., 9 Taf. 
und einem geolog. Panorama. Gesch. 
d. Herrn G. Geyer. (19244. 8°.) 


Seidlitz, W. v. Sur les granites 6&crases 
(mylonites) des Grisons, du Vorarlberg 
et de l’Allgäu. Note. (Separat. aus: 
Comptes rendus des seances de 
l’Acad@mie des sciences; 11 avril 1910.) 
Paris, typ. Gauthier-Villars, 1910. 4°. 
3 8. Gesch. d. Herrn G. Geyer. 

(2937. 4°.) 

Simionescu, J. Asupra cretaceului 
superior din imprejurimile satului 
Baschioi. Mit französischem Resume: 
Note sur le neocretacee des environs 
de Baschioi, Dobrogea. (Separat. aus: 
Annarul Institutului geologice al Ro- 
maniei. Anul III. Fasc. 1.) Bucuresti, 
typ. C. Göbl, 1910. 8%. 11 S. mit 2 
Textfig. Gesch. d. Autors. 

(16245. 8°.) 

Simionescu, J. Sur Vorigine des con- 
glomerats verts du Tertiaire carpa- 


1910 


thique. (Separat. aus: Annuaire jub'- 
laire de l’universite de Jassy.) Jassy, 
typ. J. S. Joneseu, 1910. 8°. 5 S. 
Gesch. d. Autors. (16246. 8°.) 
Simioueseu, J. Studii geologice si 
paleontologice din Dobrogea. 111. Fauna 
triasica dela Desli-Caira. La Faune 


triasique de Desli-Caira. — (Separat. 
aus: Accademia Romänä. Publica- 
tiunile fondului Vasile Adamachi. 


Nr. XX VI.) Bucuresti, typ. Socec &Co., 
1910. 8°. 30 S. mit 26 Textfig. u. I 
Taf. Gesch. d. Autors. (15590. &°.) 


Sobral, J. M. On the contact features 
of the Nordingrä massive. (Separat. 
aus: Bulletin of the Geologica! In- 
stitute of Upsala. Vol. IX.) Upsala, 
typ. Almgvist & Wiksells, 1910. 8°. 
11 8. (118—128) mit 1 Taf. (VI). 
Gesch. d. Institute. (16248. 8°.) 


Sommer, A. & A. Nowak. Über Er- 
giebigkeits-Schwankungen der Quellen, 
namentlich der Mineralquellen. I. Be- 
richt über Messungen der Mineral- 
quellen in Franzensbad bezüglich ihrer 
Ergiebigkeit; von A. Sommer. 
II. Über die barometrischen Ergiebig- 
keits-Schwankungen der Quellen im 
allgemeinen.; von A. Nowak. Prag, 
C. Bellmann, 1880. 8°. 64 S. mit 1 Taf. 

(16247. 8°.) 

Spanier, E. Zur Kenntnis der Wirkung 
des Schwefels auf Kohlenwasserstoffe 
und des Schwefelgehaltes der Erdöle. 
Dissertation. Berlin, typ. W. Pilz, 
1910. 8°. 64 S. Gesch. d. Techn. Hoch- 
schule in Karlsruhe. (77011. 8°. Lab.) 


Staff, H.v. & R. Wedekind. Der ober- 
karbone Foraminiferensapropelit Spitz- 
bergens. (Separat. aus: Bulletin of 
the Geological Institute of Upsala. 
Vol. X.) Upsala, typ. Almgvist & 
Wiksells, 1910. 8°. 43 S,. (81—123) mit 
3 Taf. II—-IV). Gesch. d. Institute. 

(16249, 8°.) 

Steinmann, 6 Über gebundene Erz- 
gänge in der Kordillere Südamerikas. 
(Internationaler Kongreß Düsseldorf 
1910. Abtle. IV. Vortrag Nr. 20.) 
Düsseldorf 1910. 8°. 8 S. mit 5 Textfig. 
Gesch. d. Autors. (16250. 8°.) 


Tenow, ©. Einfache Methode, sehr aus- 
gedehnte Präparate in polarisiertem 
Licht zu photographieren. Upsala 1910. 
8°%.Vide:Benedicks,0.&0.Teno w. 

(16197. 8°.) 


Tenow, 0. Über zwei neue Vorkommen 
pyramidaler Calcite. (Separat. aus: 
Bulletin of the Geological Institute of 
Upsala. Vol. IX.) Upsala, typ. Alm- 


K.k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 17 u. 18. 


Einsendungen für die Bibliothek. 


409 


qvist & Wiksells, 1910. 8°. 20 S. (1— 
20) mit 19 Textfig. Gesch. d. Institute. 
(16251. 8°.) 
Trauth, F. Ein Beitrag zur Kenntnis 
des ostkarpathischen Grundgebirges. 
(Separat. aus: Mitteilungen der geo- 
logischen Gesellschaft in Wien. Bd. IIT. 
1910.) Wien, F. Deuticke, 1910. 8°. 
518. (58—103) mit 1 Taf. (V). Gesch. 
d. Herrn G. Geyer. (16252. 8°.) 
Trnka, R. Die physikalischen Eigen- 
schaften des Bodens. Prag, typ. 
A. Malır, 1909. 8°. 24 S. mit 3 Textfig. 
Gesch. d. Prof. F. Kossmat. 
(16253. 8°.) 


Vetters, H. Die geologischen Verhält- 
nisse der weiteren Umgebung Wiens 
und Erläuterungen zur geologisch- 
tektonischen Übersichtskarte des 
Wiener Beckens und seiner Rand- 
gebirge is. M. 1:100.000. Wien, Oster- 
reichische Lehrmittel-Anstalt, 1910. 
8°. X—106 S; mit 14 Textfig. u. 1 
geolog. Karte. Gesch. d. Autors. 

(16273. 8°.) 


Warburg, E. On relies in the swedish 
flora. (Separat. aus: Bulletin of the 
Geological Institute of Upsala. Vo]. IX.) 
Upsala, typ. Almqvist & Wiksells, 1910. 
8°, 25 S. (146— 170). Gesch. d. Institute. 

(16254. 8°.) 

Wedekind, R. Der oberkarbone Fora- 
miniferensapropelit Spitzbergens. Up- 
sala 1910. 8%. Vide: Staff, H.v. & 
R. Wedekind. (16249. 8°.) 

Weidmann, F. €. Der Führer nach und 
um Ischl. Zweite, vermehrte und ver- 
besserte Auflage. Wien, €. Gerold, 
1849. 8°. XXVI—550 S. Antiquar. Kauf. 

(16274. 8°.) 

Weinschenk, E. Anleitung zum Gebrauch 
des Polarisationsmikroskops. 3. ver- 
besserte Auflage. Freiburg. B., Herder, 
1910. 8°. VIII—164 S. mit 167 Textfig. 
Gesch. d. Verlegers. (17012. 8°. Lab.) 


Werner, H. Über den Einfluß der 
Wärme auf die optischen Eigen- 
schaften von Adular und Sanidin. 
Dissertation. Kiel, typ. Schmidt & 
Klaunig, 1910. 8°. 63 8. mit 12 Text- 
fig. Gesch. d. Universität. Kiel. 

(17013. 8°. Lab.) 

Wiman, €. Ein Paar Labyrintho- 
dontenreste aus der Trias Spitz- 
bergens. (Separat. aus: Bulletin of the 
Geological Institute of Upsala. Vol. IX.) 
Upsala, typ. Almgvist & Wiksells, 1910. 
8°. 7 S. (34—40) mit 3 Textfig. u. 1 
Taf. (II). Gesch. d. Institute. 


6 
Verhandlungen, 623 


410 Verhandlungen. Nr. 17 u. 18 


Wiman, C. Ichthyosaurier aus der Trias 
Spitzbergens. (Separat. aus: Bulletin 
of the Geological Institute of Upsala. 
Vol. X.) Upsala, typ. Almgvist & 
Wiksells, 1910. 8°. 25 S. (124—148) 
mit 6 Textfig. u. 6 Taf. (V—-X). 
Gesch. d. Institute. (16256. 8°.) 


Wolokitin, A. Über die Stickoxyd- 
bildung bei der Wasserstoffverbren- 
nung. Dissertation. Karlsruhe, typ. 
G. Braun, 1910. 8°. 60 8. mit 5 Text- 
fig. u. 1 Taf. Gesch. d. Techn. Hoch- 
schule in Karlsruhe. 

(17014. 8°. Lab.) 


Yabe, H. Zur Stratigraphie und Palä- 
ontologie der oberen Kreide von 
Hokkaido und Sachalin. (Separat. aus: 
Zeitschrift der Deutsch. geolog. Ge- 
sellschaft. Bd. LXI. 1909. Hft. 4.) 
Berlin, typ. G. Schade, 190%. 8°. 
43 S. (402—444) mit 4 Textfig. Gesch. 
d. Herrn G. Geyer. (16257. 8°.) 


Yabe, H. Bemerkungen über die Gattung 


Raphidiopora Nicholson uno Foord. 
(Separat. aus: Centralblatt für Mineralo- 
gie, Geologie und Paläontologie. Jahrg. 
1910. Nr. 1.) Stuttgart, BE. Schweizer- 
bart, 1910. 58% 7 8. (4—10). Gesch. 
d. Herrn G. Geyer. (16258. 8°.) 


Zailer, V. Die Entstehungsgeschichte 


der Moore im Flußgebiete der Enns. 
(Separat. aus: Zeitschrift für Moor- 
kultur und Torfverwertung. 1910 
Hft. 3—4.) Wien, typ. K. Fromme, 
1910. 8°. 83 S. mit 2 Textfig, 1 Karte 
u. 10 Taf. Gesch. d. Autors. 

(16259. 8°.) 


Zelizko, J. V. Prvni välez Mamuta se 


zachovalym chobotem. (Separat. aus: 
asopis vlast. spolku musejniho v 
Olomouci. Öisl. 107.) [Der erste 
Maınmutfund mit erhaltenem Rüssel.] 
Olmütz, typ. Kramaf & Prochäzka, 
1910. 8%. 187 S. mit 2 Tarı (x 
Gesch. d. Autors. (16260. 8°.) 


Einsendungen für die Bibliothek. 


Zusammengestellt von Dr. A. Matosch. 


Einzelwerke und Separatabdrücke. 
Eingelaufen vom 1. Oktober bis Ende Dezember 1910. 


Andrews, Ch. W. A descriptive cata- 
logue of the marine reptiles of the 
Oxford clay; based on the Leeds 
collection in the British Museum 
Part. I. [Ichthyosaurs and Plesiosaurs.] 
London, Longmans & Co., 1910. 4°. 
XX1I1I—205 S. mit 1 Titelbild, 94 Text- 
fig. u. 10 Taf. Gesch. d. British 
Museum. 2940, 4°.) 


Barre, 0. Larchiteeture du sol de la 
France. Essai de g&ographie tectonique. 
Paris, A. Colin, 1903. 8°. III—-393 S. 
mit 189 Textfig. Kauf. (16275. 8°.) 

Becke, F. Bericht über die Aufnahmen 
am Nord- und Ostrand des Hochalm- 
massivs. (Separat. aus: Sitzungs- 
berichte der kais. Akademie der 
Wissenschaften, math.- naturw. Klasse. 
Abtlg. I., Bd. CXVII., 1908.) Wien, 
A. Hölder, 1908. 8°. 34 S. (371—404) 
mit 5 Textfig. u. 1 Taf. Gesch. d. 
Herrn M. Vacek. (16284. 8°.) 

Becke, F. Bericht über geologische und 
petrographische Untersuchungen am 
Ostrande des Hochalmkerns. (Separat. 
aus: Sitzungsberichte der kais. Aka- 
demie der Wissenschaften, math.- 
naturw. Klasse. Abtlg. I. Bd. CXVIII. 
1909.) Wien, A. Hölder, 1909. 8°. 
28 S. (1045—1072) mit 4 Textfig. 
Gesch. d. Herrn M. Vacek. 

(16285. 8°.) 

Becke, F. Die Entstehung des kristallinen 
Gebirges. (Separat. aus: Verhand- 
lungen der Gesellschaft deutscher 
Naturforscher und Ärzte. 1909.) Leipzig, 
F. C. W. Vogel, 1909. 8°. 16 S. mit 
2 Textfig. Gesch. d. Herrn M. Vacek. 

(16286. 8°.) 

Beschreibung, Kurze, der kaiser]. 
Buschtehrader Steinkohlenwerke in 
Böhmen. 1873. 27 geschriebene Seiten. 

(162. 2°.) 


Bock, H. Das Bärenloch bei Mixnitz. 
(Aus: Mitteilungen für Höhlenkunde., 
Jahrg. I. 1908. Hft. 1.) Graz, Deutsche 
Vereinsdruckerei, 1908. 4°. 5 S. (5—9) 
mit 2 Textfig. Gesch. d. Autors. 

(2942. 4°.) 

Bock, H. Die Wetterlöcher auf dem 
Schöckel bei Graz. (Aus: Mitteilungen 
für Höhlenkunde. Jahrg. III. 1910. 
Hft. 2.) Graz, Deutsche Vereins- 
druckerei, 1910. 4°. 5 S. (3—7) mit 
2 Textfig. Gesch. d. Autors. 

(2943. 4°.) 

Boule, M. Observations sur un Silex 
taille du jura et sur la chronologie 
de M. Penck. (Separat. aus: L’An- 
thropologie. Tom.XIX.) Paris, Masson & 
Co., 1908. 8°. 13 S. mit 1 Textfig. 
Gesch. d. Prof. F. Kossmat. 

(16287. 8°) 

Boule, M. L’homme fossile de La Cha- 
pelle-aux-Saints, Correze, (Separat. 
aus: L’Anthropologie. Tom. XIX. 1908.) 
Paris, Masson & Co., 1909. 8°. 7S. 
(519—525) mit 3 Textfig. Gesch. d. 
Prof. F. Kossmat. (16288, 8°.) 

[Buschtehrader Steinkohlenwerke.] 
Kurze Beschreibnng der kaiser]. 
Buschtehrader Steinkohlenwerke in 
Böhmen. 1873. 2°. Vide: Beschrei- 
bung. (162. 2°.) 


Catalogue International of scientific 
literature; published by the Royal 
Society of London. K. Palaeonto- 
logy. Annual Issue VIII. 1910. 
London, Harrison & Sons, 1910. 8°. 
VIII—274 S. Kauf. (204. 8°. Bibl.) 

Conrad, V. Beschreibung des seismischen 
Observatoriums der k. k. Zentral- 
anstalt für Meteorologie und Geo- 
dynamik in Wien. (Separat. aus: Mit- 
teiluongen der Erdbeben - Kommission 
der kais. Akademie der Wissenschaften, 

62* 


412 


N. F. Nr. XXXIII.) Wien, A. Hölder, 
1909. 8°. 28 S. mit 4 Textfig. Gesch. 
d. Prof. F. Kossmat. (16289. 8°.) 


Denckmann, A. Vorlage der Arbeit: 
Neue Beobachtungen über die tek- 
tonische Natur der Siegener Spat- 
eisensteingänge. (Separat. aus: Be- 
richte des niederösterreichischen geo- 
logischen Vereins. 1909.) Bonn 1909. 
8°. 4 S. (93—96). Gesch. d. Herrn 
G. Geyer. (16290. 8°.) 

Denekmann, A. Schlußwort zur Lep- 
sius’schen Kellerwaldkritik. (Separat. 
aus: Zeitschrift der” Deutsch. geolog. 
Gesellschaft. Bd. LXII. 1910. Monats- 
berichte Nr. 8—10.) Berlin, J. S. 
Cottas Nachfolger, 1910. 8%. 4 S. 
(601—604). Gesch. d. Autors. 

(16291. 8°.) 

[Deutsche geologische Gesellschaft.] 
Die Klimaveränderungen in Deutsch- 
land seit der letzten Eiszeit. Heraus- 
gegeben und den Teilnehmern am 
11. Internationalen geologischen Kon- 
greß in Stockholm gewidmet von der 
Deutch. geolog. Gesellschaft. Berlin 
1910. 8°. Vide: Klimaverände- 
rungen, Die... (16277. 8°.) 

Diener, ©. Grundlinien der Struktur 
der Ostalpen. (Separat. aus: Peter- 
manns Geograph. Mitteilungen. 1899. 
Hft. 9.) Gotha, J. Perthes, 1899. 4°. 
11 S. mit 1 Textfig. Gesch. d. Herrn 
M. Vacek. (2944. 4°.) 

Diener, €. Die Bellerophonkalke von 
Oberkrain und ihre Brachiopoden- 
fauna. Wien 1910. 8°. Vide: Koss- 
matt, F. & ©. Diener. (16319. 8°.) 

Ekama, H. Rapport sur l’expedition 
polaire neerlandaise qui a hiverne 
dans la mer de Kara en 1882—83. 
Utrecht 1910. 4°. Vide: Snellen, M.& 
H. Ekama. (2941. 4°.) 

[Expedition Polar N£erlandaise.] Rap- 
port sur l’expedition polar n&er- 
Jandaise qui a hiverne dans la mer de 
Kara en 1832—83. Utrecht 1910. 4°, 
Vide: Snellen. M. & HI. Ekama, 

(2941. 4°.) 


Favre, F. Sur la coexistence d’Oppelia 
subradiata Sow. et d’Oppelia. aspi- 
doides Opp. dans le Bajocien et dans 
le Bathonien. (Separat. aus: Bulletin 
de la Societe geologique de France, 
1909.) Paris, typ. Le Bigot Freres, 
1909. 8%. 2 8. (70—71). Gesch. d. 
Herrn M. Vacek. (16292. 8°.) 

Fraas, E. Geologische Streifzüge in 
Ostafrika. Vortrag, gehalten am 10. 


Verhandlungen. 


Nr. 17 u.18 


November 1909. 8°, 
Herrn M. Vacek. 


6 S. Gesch. d. 
(16293. 8°.) 


Geer, G. de. A geologieal excursion to 
central Spitzbergen. [Guide de l’ex- 
cursion au Spitzberg.] Stockholm, typ. 
P. A. Norstedt & Söner, 1910. 8°, 
238. mit 2 Textfig. u. 21 Taf. Gesch. 
d. Frau Dr. Petrascheck. 

(16294. 8°.) 

Götzinger, 6. Die österreichisch-italie- 
nische Konferenz zur Erforschung der 
Adria in Venedig. (Separat. aus: In- 
ternationale Revue der gesamten 
Hydrobiologie und Hydrogeographie. 
Bd. III. Hft. 3—4.) 4 8. (456 —459). 
Gesch. d. Autors. (16295. 8°.) 

Gortani, M. Appunti geologiei sull’ alta 
valle del Tagliamento. Nota. (Separat. 
aus: Atti del Congresso dei Naturalisti 
italiani; Milano 1906.) Milano, typ. 
degli Operai, 1907. 8°. 10 S. Gesch. 
d. Herrn G. Geyer. (16296. 8°.) 

Gortani, M. Osservazioni geologiche sui 
terreni paleozoiei dell alta valle di 
Gorto in Carnia. Nota. (Separat. aus: 
Rendiconto della R. Accademia delle 
scienze dell’ Istituto di Bologna. Anno 
1909—1910.) Bologna, typ. Gamberini 
e Parmeggiani, 1910. 8°. 10 S. Gesch. 
d. Herrn G. Geyer, (16297. 8°.) 


Groth, P. Chemische Krystallographie. 
Teil 11T. Aliphatische und hydro- 
aromatische Kohlenstoffverbindungen. 
Leipzig, W. Engelmann, 1910. 8°. 
IV—804 S. mit 648 Textfig. Gesch. 
d. Verlegers. (7015. 8°. Lab.) 

Grubenmann, U. Die kıistallinen Schie- 
fer. Eine Darstellung der Erscheinun- 
gen der Gesteinsmetamorphose und 
ihrer Produkte. Zweite, neu bearbeitete 
Auflage. Berlin, Gebr. Bornträger, 
1910. 8°. X1I—298 8. mit 23 Textfig. 
u. 12 Taf. Kauf. (7016. 8°. Lab.) 


Habenicht, H. Spuren der Eiszeiten in 
Norddeutschland und Versuch ihrer 
Deutung. Gotha, typ. F. A. Perthes, 
1910. 8°. 15 S. mit 1 Karte. Gesch. d. 
Autors, { (16298. 8°.) 

Heritsch, F. Über das Mürztaler Erd- 
beben vom 1. Mai 1885. (Mitteilungen 
der Erdbeben-Kommission der kais. 
Akademie der Wissenschaften. N. F. 
Nr. XXXIL) Wien, A. Hölder, 1908. 
8°. 68 S. mit 1 Textfig. u. 3 Karten. 
Gesch. d. Prof. F. Kossmat. 

(16299. 8°.) 

Herman, 0. Das Artefakt von Olonec 
und was dazu gehört. Mit Nachträgen. 
(Zum Teil Separatabdruck aus: Mit- 
teilungen der anthropologischen Ge- 


1910 


sellschaft in Wien. Bd. XL. 1910.) 
Budapest, typ. W. Hamburger, 1910. 
8°. 13 S. mit 2 Taf. Gesch. d. Autors. 

(16300. 8°.) 


Hermann, A. Modern laboratory methods 
in vertebrate palaeontology. (Separat. 
aus: Bulletin of the American Mu- 
seum of natural history. Vol. XXVI. 
1909, Art. 23) New York [Cambridge, 
Mass., typ. E. W. Wheeler] 1909. 8°, 
49 S. (285—331) mit 18 Textfig. u. 
6 Taf. (LII-LVII). Gesch. d. Herrn 
M. Vacek. (16501. 8°.) 
Hibsch, J. E. Versuch einer Gliederung 
der Diluvialgebilde im nordböhmischen 
Elbtale. (Separat. aus: Jahrbuch der 
k. k. geolog. Reichsanstalt. Bd. XLIX. 
1899. Hft. 4.) Wien, typ. Brüder 
Hollinek, 1899. 8°. 8 S. (641- 648.) 

(16302. 8°.) 
Hinterlechner, K. & €. v. John. Über 
metamorphe Schiefer aus dem Eisen- 
gebirge in Böhmen; von K. Hinter- 
lechner. Mit chemischen Analysen 
von €. v. John. (Separat. aus: Ver- 
handlungen der k. k. geolog. Reichs- 
anstalt. 1910. Nr. 15) Wien, typ. 
Brüder Hollinek, 1910. 8°. 17 S.;(337— 
353.) Gesch. d. Autors. (16503. 8°.) 


Hirschwald, J. Die Prüfung der natür- 
lichen Bausteine auf ihre Wetter- 
beständigkeit. (Separat. aus: Bau- 
technische Gesteinsuntersuchungen 
hrsg. v. J. Hirschwald. Jahrg. I. 
1910. Hft. 1.) Berlin, Gebr. Born- 
träger, 1910. 4°. 24 S. mit 24 Textfig. 
u. 3 Taf. Gesch. d. Autors. 

(16304. 8°.) 
Hirschwald, J. Untersuchungen von 
Baugesteinen für die Kenovations- 
arbeiten am Kölner Dom. (Separat. 
aus: Bautechnische Mitteilungen hrsg. 
v. J. Hirschwald. Jahrg. I. 1910. 
Hft. 1.) Berlin, Gebrüder Bornträger, 
1910. 4°. 9S. (25—33) mit 7 Textfig. 
(25—31.) Gesch. d. Autors. 

(16305. 8°.) 
Höfer, H. Beziehungen der theoretischen 
und angewandten Wissenschaften. 
Rede, gesprochen gelegentlich der Er- 
öffnung der k k. Montanistischen 
Hochschule in Leoben. Leoben, typ. 
J. U. Prosl, 1910. 8°. 7 S. Gesch. a. 
Autors. (16306, 8°.) 
[Hoefer, H.] Zum Rücktritte H. Hoefers 
vom Lehramte an der Leobner mon- 
tanistischen Hochschule. Zeitungs- 
artikel von S. Rieger. Graz 1910. 
4°. Vide: Rieger, S. (2948. 4°.) 
Hoernes, R. Das Erdbeben von Messina 
am 28. December 1908. (Separat. aus: 
Geologische Rundschau. Bd. I. Hft. 4.) 


Einsendungen für die Bibliothek. 413 


Leipzig, W. Engelmann, 1910. 8°, 
7 S. (177—183.) Gesch. d. Autors, 
(16307. 8°.) 
Hoernes, R. Juveniles und vadoses 
Wasser. (Separat. aus: Zeitschrift 
für Balneologie. Hrsg. v. Graeffner & 
Kaminer. Jahrg. III. 1910— 1911. Nr. 15 
u. 16.) Berlin, typ. I. Simion Nach- 
folger, 1910. 8°. 15 S. (410-417 u. 
443—449.) Gesch. d. Autors. 
(16308. 8°.) 
Hofmann, A. & F. Katzer. Säugetier- 
reste aus einigen Braunkohlenab- 
lagerungen Bosniens und der Her- 
zesowina; von H. Hofmann, Mit 
Bemerkungen über die Lagerungs- 
und Altersverhältnisse; v. F. Katzer. 
(Separat. aus: Wissenschaftliche Mit- 
teilungen aus Bosnien und der Her- 
zegowina. Bd. XI. 1909.) Wien, A. 
Holzhausen, 1909. 8°. 15 S. mit 
3 Textfig. u. 3 Taf. (XL—XLIJ.) 
Gesch. d. Prof. F. Kossmat. 
(16309, 8°.) 
Holst, N. 0. A few words concerning 
swedish highland geology. Stockholm 
1910. 8%. 3 S. mit 1 Textfig. Gesch. 
d. Frau Dr. Petrascheck. 
(16310, 8°.) 
Hulth, J. M. Swedish arctic and ant- 
arctic explorations 1758—1910. Biblio- 
graphy. Part. I. (K. SvenskaVetenskaps- 


akademiens Arsbok för är 1910, bi- 
laga 2.) Upsala & Stockholm, typ. 
Almgvist & Wiksells, 1910. 8°. 1488. 
Gesch. d. Frau Dr. Petrascheck. 

(16311. 8°.) 


[Japan.] Mining in Japan, past and 
present; 1909. [Japanese Exposition 
in London. 1910.] 8°. Vide: Mining. 

2 (16280. 8°.) 

John, €. v. Über die chemische Zu- 
sammensetzung einiger im Karawan- 
kentunnel erbohrten Wässer. (Separat. 
aus: Denkschriften der math.-naturw. 
Klasse der kais. Akademie der Wis- 
senschaften. Bd. LXXII.) Wien, A. 
Hölder, 1910. 4°. 6 S. (251—256.) 
Gesch. d. Autors. (2945. 4°.) 

John, €. v. Über metamorphe Schiefer 
aus dem Eisengebirge in Böhmen; 
von K. Hinterlechner. Mit che- 
mischen Analysen von C. v. John. 
Wien 1910. 8°. Vide: Hinter- 
Jlechner, RK. & C. v. John. 

(16303. 8°.) 


Katzer, F. [Säugetierreste aus einigen 
Braunkohlenablagerungen Bosniens 
und der Herzegowina, von A. Hof- 
mann.] Mit Bemerkungen über die 


414 


Lagerungs- und Altersverhältnisse, von 
F,. Katzer.. Wien 1909. 8°. Vide: 
Hofmann, A. & F. Katzer. 
(16309. 8°.) 
Klimaveränderungen, Die, in Deutsch- 
land seit der letzten Eiszeit. Heraus- 
gegeben und den Teilnehmern am 
11. Internationalen geologischen Kon- 
greß in Stockholm gewidmet von der 
Deutschen geologischen Gesellschaft. 
(Separat. aus: Zeitschrift der Deutsch. 
geolog. Gesellschaft. Bd. LXI. 1910. 
Hft. 2.) Berlin, J. G. Cottas Nach- 
folger, 1910. 8°. 212 S. (97—304.) 
Gesch. d. Frau Dr. Petrascheck. 
(16277. 8°.) 
Knauer, J. Die tektonischen Störungs- 
linien des Kesselberges. [Landeskund- 
liche Forschungen, hrsg. v. d. Geograph. 
Gesellschaft in München. Hft. 9.) 
München, Th. Riedel, 1910. 8°. 25 S. 
mit 2 Textfig, 2 Taf. u. 1 geolog. 
Karte. Gesch. d. Autors. (16512. 8'.) 
Koch, A. Geologisches Profil eines im 
Jahre 1904 in Adäcs (Komitat Ileves) 
niedergeteuften Rohrbrunnens. (Se- 
parat. aus: Földtani Közlöny. Bd. 
XXXVI. 1907.) Budapest, typ. Krank- 
lin-Tärsulat, 1907. 8°. 4 S. (395—398). 
Gesch. d. Prof. F. Kussmat. 
(16313. 8°.) 
Koch, A. Neue Beiträge zu dem Vor- 
kommen von Trachytmaterial in den 
alttertiären Ablagerungen des Buda- 
pester Gebirges. (Separat. aus: Föld- 
tani Közlöny. Bd. XXXVIII. 1908.) 
Budapest, typ. Franklin-Tärsulat, 1908. 
8°. 10 S. (373—382) mit 2 Textfig. 
Gesch. d. Prof. F. Kossmat. 
(16314. 8°.) 
Kormos, Th. Zwei neue Gastropoden 
aus dem ungarischen Pleistozän. (Se- 
parat. aus: Földtani Közlöny. Bd. 
XXXIX. 1909.) Budapest, typ. Franklin- 
Tärsulat, 1909. 8°. 5 S. (95—99) mit 
3 Textfig. Gesch. d. Prof. F. Koss- 
mat. (16315. 8°.) 
Kormos, Th. Campylaea ban.atica(Partsch) 
Rm. und Melanella Holandıi Fer. im 
Pleistozän Ungarns. (Separat. aus: 
Földtani Közlöny. Bd. XXXIX. 1909.) 
Budapest, typ. Franklin-Tärsulat, 1909. 
8% 78. (204-210) mit 2 Texifig. 
Gesch. d. Prof. F. Kossmat. 
(16316. 8°.) 
Kormos, Th. Die Spuren der pleisto- 
zänen Urmenschen in Tata. Vor- 
läufiger Bericht. (Separat. aus: Föld- 
tani Közlöny. Bd. XXXIX. 1909.) 
Budapest, typ. Franklin-Tärsulat, 1909. 
8°, 3 8. (210—212) mit 1 Textfie. 
Gesch. d. Prof. F.Kossmat.(16317,8°.) 


Verhandlungen. 


Ne Aw 


Kormos, Th. Die geologische Vergangen- 
heit und Gegenwart des Särretbeckens 
im Komitat Fejer. (Separat. aus: 
Resultate der wissenschaftl. Erfor- 
schnng des Balatonsees. Bd. I. Teil 1. 
Palaentolog. Anhang.) Budapest, typ. 
V. Hornyanszky, 1909. 8°. 72 S. mit 
34 Textfig. u. 2 Taf. Gesch. d. Prof. 
F. Kossmat. (16318. 8°.) 

Kossmat, F. & C. Diener. Die Bellero- 
phonkalke von Oberkrain und ihre 
Brachiopodenfauna. (Separat. aus! 
Jahrbuch der k. k. geolog. Reichs- 
anstalt. Bd. LX. 1910. Hft. 2.) Wien, 
R. Lechner, 1910. 8°. 34 S. (277—310) 
mit 6 Textfig. u. 2 Taf. (XIV—XV.) 
Gesch. d. Prof. F. Kossmat. 

(16319. 8°.) 

Kranz, W. Bemerkungen zur 7. Auflage 
der geologischen Übersichtskarte von 
Württemberg, Baden, Elsaß usw., 
nebst Erläuterungen von C. Regel- 
mann. (Separat. aus: Üentralblatt 
für Mineralogie, Geologie. Jahrg. 1908. 
Nr. 18—21.) Stuttgart, E. Schweizer- 
bart, 1908. 8°. 34 S. mit 5 Textfig. 
Gesch.d. Prof. F. Kossmat. (16320. 8°.) 


Krischtafowitsch, N. J. Sur la derniere 
periode glaciaire en Europe et dans 
l’Amerique du nord en rapport avec la 
guestion de Ja cause des periodes 
glaciaires en general. (Separat. aus: 
Bulletin de la Societe belge de ge- 
ologie, de pal&eontologie. Tom. XXV. 
1910. Proces-verbaux.) Bruxelles, typ. 
Hayez, 1910. 8°. 14 8. (292 305.) 
Gesch. d. Autors. (16321. 8°.) 


Launay, L. De. Les r&eserves mondiales 
en minerais de fer. Stockholm, P. A. 
Norstedt & Söner, 1910. 8%, 9 8. 
Gesch. d. Frau Dr. Petrascheck. 

(16322. 8°.) 

Launay, L. De. La geologie et richesses 
min6rales de 1’Asıe. Historique in- 
dustrie - production - avenir - metallo- 
genie.... Paris, Ch. Beranger, 1911. 
8°. 816 S. mit 82 Textfig. u. 10 Taf: 
Gesch. d. Verlegers. (16278. 8°.) 


Lautensach, H. Glazialmorphologische 
Studien im Tessingebiet. Dissertation. 
Dresden, typ. B. G. Teubner, 1910. 8°. 
69 8. Gesch. d. Universität Berlin. 

(16323. 8°.) 

Lemoine, P. Sur la presence d’Asteries 
dans le Portlandien superieur du pays 
de Bray. (Separat. aus: Bulletin de 
la Societ€ des Amis des sciences 
naturelles de Rouen; 1907. sem. 2.) 
Rouen, typ. Lecerf Fils, 1908. 8°. 3 8. 
mit 1 Taf. Gesch. d. Prof. F. Kossmat. 

(16324. 8°.) 


1910 Einsendungen für die Bibliothek. 415 


Lemoine, P. Observations faites sur le 
tremblement de terre de Provence, 
11 juin 1909. (Separat. aus: Bulletin 
de la Societe philomatique de Paris. 
Sen, X. Kom: L Nr. 3.1969) Paris, 
typ: Deslis Freres, 1969. 8°. 34 S. mit 
5 Textfig. Gesch. d. Prof. K. Koss- 
mat. (16325. 8°.) 

Lepsius, R. Notizen zur Geologie von 
Deutschland. (Separat. aus: Notizblatt 
des Vereines für Erdkunde und der 
großh. geolog. Landesanstalt zu Darm- 
stadt. Folge IV. Heft 29. 1908.) 
Darmstadt, A. Bergsträsser, 1908. 8". 
54 S. Gesch. d. Herrn M. Vacek. 

(16326. 8°.) 

Lethaea geognostica. Handbuch der 
Erdgeschichte, redig. v. I. Frech. 
II. Teil. Mesozoicum, Bd. III. 
Kreide. Abtlg. I. Unterkreide (Palaeo- 
eretacieum) von W. Kilian. Lfg. 2. 
Stuttgart, E. Schweizerbart, 1910. 8°, 
S 167-237 mit 12 Taf. Kauf. 

(6516, 8°.) 

Liebus, A. Die Bruchlinie des „Vostry“ 
im Bereiche der SW-Sektion des 
Kartenblattes Zone 6, Kol. X und 
ihre Umgebung. (Separat. aus: Jahr- 
buch der k. k geolog. Reichsanstalt. 
Bd. LX. :910. Hft. 1.) Wien, R. Lech- 
ner, 1910. 8°. 16 S. (99—114) mit 1 
Textfig. u. 1 geolog. Karte (Taf. V). 
Gesch. d. Autors. (16327. 8°.) 


Linstow, 0. v. Zwei Asteriden aus 
märkischem Septarienton (Rupelton) 
nebst einer Übersicht über die bisher 
bekanntgewordenen tertiären Arten. 
(Separat. aus : Jahrbuch der kgl preuß. 
geologischen Landesanstalt für 1919. 
Bd. XXX. Teil II. Aft. 1.) Berlin, typ. 
A. W. Schade, 1909. 8°. 17 8. (47— 
63) mit 1 Taf. (II). Gesch. d. Herrn 
M. Vacek. (16328. 8°.) 

Lucerna, R. Die Eiszeit auf Korsika 
und das Verhalten der exogenen 
Naturkräfte seit dem Ende der Dilu- 
vialzeit. (Separat. aus: Abhandlungen 
der k. k. geographischen Gesellschafs 
in Wien. Bd. IX. 1910. Nr. 1.) Wien, 
R. Lechner, 1910. 8°. VI—144 8. mit 
36 Textfig. u. 13 Taf. Gesch. d. Autors. 

(16279. 8°.) 


Meyer, H. L. F. & 0. A. Welter. Zur 
Geologie des südlichen Graubündens. 
(Separat. aus: Zeitschrift der Deutsch. 
geolog. Gesellschaft. Bd. LXII. 1910. 
Monatsberichte Nr. 1.) Berlin. 7 S. 
(65— 71) mit 3 Textfig. Gesch. d. Prof. 
F. Kossmat. (16329. 8°.) 

Michaelsen, H. Die Kalkpfannen des 
östlichen Damaralar.des. Dissertation. 


Berlin, typ. E. S. Mittler & Sohn, 
1910. 4526 S. mit 7 Textfie, u. 1 
Taf. Gesch. d. Universität Berlin. 

(2946. 4°.) 


Mining in Japan, past and present. 


Published by the Bureau of mines, 
Department of agrieulture and com- 
merce of Japan. 1909. [London, Japa- 
uese Exposition, 1910. 8%.] IV—322 S. 
mit 7 Textie. u. 3 Tat. Gesch. d. 
Japanischen Ausstellungs: Kommission 
in London. (16280. 8°.) 


Möhring, W. Der Zechstein am nörd- 


lichen Rande des Rheinischen Schiefer- 
gebirges. Dissertation. Berlin, typ. E. 
Ebering, 1910. 8°. 66 S. Gesch. d. 
Universität Berlin. (16330. 8°.) 


Nathorst, A. @. Eine vorläufige Mit- 


teilung von Prof. J. F. Pompeckj 
über die Altersfrage der Juraablage- 
rungen Spitzbergens. (Separat. aus: 
Geologiska Föreningens Förhandlingar. 
Bd. XXXII. 1910.) Stockholm, typ. 
P. H. Norstedt & Söner, 1910. 8°. 
9S.Gesch.d.FrauDr.Petrascheck. 

(16331. 8°.) 


Paulcke, W. Das Lichtbild im geolo- 


gischen Unterricht und Vortrag. (Se- 
parat. aus: Geologische Rundschau. 
Bd. I. Hft. 4.) Leipzig, W. Engelmann, 
1910. 8%, 8 S, (225—232). Gesch. d. 
Prof. F. Kossmat. (16332. 8°.) 


Philipp, H. Vorläufige Mitteilungen 


über Resorptions- und Injektions- 
erscheinungen im südlichen Schwarz- 
wald. (Separat. aus: Centralblatt für 
Mineralogie, Geologie. Jahrg. 1907.) 
Stuttgart, E. Schweizerbart, 1907. 8°. 
5 S. (76—80). Gesch. d. Prof. FE. 
Kossmat. (16333. 8°.) 


Philipp, H. Über Glazialerscheinungen 


in der Rhön. (Separat. aus: Zeit- 
schrift für Gletscherkunde. Bd. III. 
1909.) Berlin, Gebr. Bornträger, 1909. 
8°. 11 8. (286-296) mit 5 Textfig. 
Gesch. d. Prof. F. Kossmat. 
(16334. 8°.) 


Pistl, 6. Die erste Schrift über den 


„Kammerbühl.“ (Separat. aus: A. Johns 
Monatsschrift für Volks- und Heimats- 
kunde. Jahrg. XV. Hft. 1.) Eger, typ. 
G. Adler, 1910. 4%. 6 8. Gesch. d. 
Autors. (2947. 4°.) 


Pompeckj, J. F. Zur Rasenpersistenz 


der Ammoniten. (Separat. aus: Jahres- 
bericht des niedersächsischen geolo- 
gischen Vereins. (Geologische Ab- 
teilung der naturhistorischen Gesell- 
schaft zu Hannover] III 1910.) 
Hannover, typ. W. Riemschneider, 


416 


1910. 8°. 23 8. (63—88). Gesch. d. 
Prof. F. Kossmat. (16335. 8°.) 
Pompeckj, J. F. Uber einen Fund von 
Mosasaurier-Resten im Ober-Senon 
von Haldem, (Separat. aus: Jahres- 
bericht des niedersächsischen geolo- 
gischen Vereins [Geologische Ab- 
teilung der naturwissenschaftlichen 
Gesellschaft zu Hannover] Ill. 1910.) 
Hannover, typ. W. Riemschneider, 
1910. 8°. 20 S. (122—140) mit 1 Taf. 
(IV). Gesch. d. Prof. F. Kossmat. 
(16336. 8°.) 

Potonie, H. Abbildungen und Beschrei- 
bungen fossiler Pflanzenreste. Heraus- 
gegeben von der kgl. preuß. geolo- 
gischen Landesanstalt. Lieferung VII. 
Berlin, typ. A. W. Schade, 1910. 8°. 
Gesch. d. kgl. preuß. geolog. Landes- 
anstalt. (14217. 8°.) 


Potonie, H. Die Entstehung der Stein- 
kohle und der Kaustobiolithe über- 
haupt (wie des Torfs, der Braunkohle, 


des Petroleums usw.). Nach Vor- 
lesungen, gehalten auf der Berg- 
akademie und der Universität zu 


Berlin. 5., sehr stark erweiterte Auf- 
lage des Heftes: „Die Entstehung 
der Steinkohle und verwandter Bil- 
dungen einschließlich des Petroleums.“ 
Berlin, Gebrüder Bornträger, 1910. 8°. 
X—225 S. mit 75 Textfig. Kauf. 
(16281. 8°.) 
Purkyn&, C. v. Mineralogicko-geologicke 
sbirky m&stsk6ho historickeho musea 
v Plzni. (Separat. aus: „Sbornik“ des 
städtischen historischen Museums in 
Pilsen. Jahrg. I. 1909) [Mineralogisch- 
geologische Sammlungen des histori- 
schen Museums in Pilsen]. Pilsen, 
typ. J. R. Porta, 1909. 8°. 8 S. Gesch. 
d. Autors. (16337. 8°.) 


Rieger, S. Zum Rücktritt H. Hoefers 
vom Lehramte an der Leobner mon- 
tanistischen Hochschule. [Zeitungs- 
artikel im „Grazer Tagblatt“ vom 
21. Oktober 1910.] Graz, 1910. 4°, 
Gesch. d. Dr. F. Teller. (2948. 4°.) 

Rühl, A. Geomorphologische Studien 
aus Catalonien. Dissertation. (Separat. 
aus: Zeitschr. der Gesellschaft für Erd- 
kunde zu Berlin. Jahrg. 1909. (Nr. 4-— 
5.) Gesch. d. Prof. F. Kossmat. 

(16338. 8°.) 


Schaffer, F. X. Das Delta des norischen 
Flusses. (Separat. aus: Mitteilungen 
der geologischen Gesellschaft in Wien. 
II. 1909.) Wien, F. Deuticke, 1909. 
8°. 4 8. (235—238). Gesch. d. Prof. 
F, Kossmat, (16339. 8°.) 


Verhandlungen. 


Nr. 17 u. 18 


Schaffer, F. X. Der Erdbebengürtel der 
Erce. (Separat. aus: Neues Jahrbuch 
für Mineralogie, Geologie... Jahrg. 
1909. Bd. I.) Stuttgart, E. Schweizer- 
bart, 1909. 8°. 6 S. ('02—107) mit 1 
Karte (Taf. XXIII). Gesch. d. Prof. 
F. Kossmat. (16340. 8°.) 


Schardt, H. Die Pierre des Marmettes und 
die große Blockmoräne bei Monthey, 
Kanton Wallis. (Separat. aus: Ver- 
handlungen der schweiz. naturfor- 
schenden Gesellschaft. Jahres-Ver- 
sammlung 91. in Glarus, 1908. Bd. I.) 
Aarau, R. Sauerländer & Co., 1908. 
8°. 23° S. (189-210) mit 777 Tar. 
Gesch. d. Prof. F. Kossmat. 

(16341. 8°.) 

Schardt, H. L’evolution tectonique des 
nappes de recouvrement des Alpes. — 
Les causes du plissement et des 
chevauchements dans le Jura. — (Se- 
parat. aus: Eclogae geologicae Hel- 
vetiae. Tom. X. Nr. 4. 1908.) Lausanne, 
G. Bridel & Co., 1908. 8°. 4 S. (484— 
488). Gesch. d. Prof. F. Kossmat. 


(16342. 8°.) 
Schardt, H. Note sur l’origine des 
sources vanclusienness de la Doux 


(source de l’Areuse) et de la Noiraigne, 
canton de Neuchatel, Suisse. (Separat. 
aus: Bulletin de la Societe belge de 
geologie, de pal&ontologie et d’hydro- 
logie. Tom. XIX. 1905.) Bruxelles, 
typ. Hayez, 1906. 8°. 12 S. (559—570) 
mit 1 Textfig. u. 1 Taf. (XV). 
Gesch. d. Prof. F. Kessmat. 
(16343. 8°.) 
Schellwien, E. Vorläufiger Bericht über 
eine von Herrn F. Kossmat und 
ihm im alpinen Bellerophonkalk auf- 
gefundene neue Fauna. (Separat. aus: 
Zeitschrift der Deutsch. geologischen 
Gesellschaft. Bd. LVII. 1905. Monats- 
berichte Nr. 9.) Berlin, typ. J. F. 
Starcke, 1905. 8°. 3 S. (357—359). 
Gesch. d. Prof. F. Kossmat. 
(16344. 8°.) 
Schlosser, M. Ausgrabungen und Höhlen- 
studien im Gebiet des oberpfälzischen 
und bayrischen Jura. (Separat. aus: 
Correspondenzblatt der Deutschen 
anthropologischen Gesellschaft. 1897. 
Nr. 4—5.) Braunschweig 1897. 4°, 
9 S. mit 2 Textfig. Gesch. d. Herrn 
M. Vacek. (2949. 4°.) 


Schubert, R. Der Clavulina-Szaböi- 
horizont im oberen Val di Non, Süd- 
tirol. (Separat. aus: Verhandlungen 
der k. k. geolog. Reichsanstalt. 1900, 
Nr. 3.) Wien, typ. Brüder Hollinek, 
1900. 5°. 7 8. (79—85). Gesch. d. 
Herrn M. Vacek, (16345, 8°.) 


1910 


Simionescu, J. Studii geologice si pale- 
ontologice din Dobrogea. IV. Fauna 
triasica din insula Popina. (Separat. 
aus: Academia Romänä. Publicatiunile 
fondului V. Adamachi. Nr. XXVII.) 
Bucuresti, typ. C. Göbl, 1910. 8°. 30 S. 
(295 —524) mit 27 Textfig. Gesch. d. 
Autors. (12665. 8°.) 

Snellen, M. & H. Ekama. Rapport sur 
l’expedition polaire neerlandaise qui 
a hiverne dans la mer de Kara en 
1882—83. Utrecht, J. van Boekhoven, 
1910. 4°. [X]—141— CVIII S. mit 12 
Taf. Gesch. (2941. 4°.) 

Spitz, A. Geologische Studien in den 
zentral-karnischen Alpen. (Separat. 
aus: Mitteilungen der geolog. Gesell- 
schaft in Wien. Bd. II. 1909. Hft. 3.) 
Wien, F. Deuticke, 1909. 8°%. 57 S. 
(278—334) mit 2 Taf. (VIII-IX) u. 
1 geolog. Karte. Gesch. d. Herrn M. 
Vacek. (16346. 8°.) 

Stauffer, €. R. The middle devonian 
of Ohio. [Geological Survey of Obio. 
Ser. IV. Bulletin 10.] Columbus, Ohio, 
1910. 8°. 204 S. mit 17 Taf. Gesch, 
d. Herrn .G. Geyer. (16232. 8°.) 

Stefani, C.de. La]livellazione sul littorale 
calabro-siculo fatta dopo il terremoto 
del 1908. Nota. (Separat. aus: Bollettino 
della Societä geologica italiana. Vol. 
XXIX. 1910. Fasc. 2.) Roma, typ. F. 
Cuggiani, 1910. 8%. 9 S. (223—231). 
Gesch. d. Autors. (16347. 8°.) 

Suess, F. E. Uber Gläser kosmischer 
Herkunft. Vortrag, gehalten bei der 
81. Versammlung Deutscher Natur- 
forscher und Ärzte in Salzburg, am 
23. September 1909. (Separat. aus: 
Naturwissenschaftliche Rundschau.) 
Braunschweig, typ. F. Vieweg & Sohn, 
1909. 4°. 68. Gesch. d. Prof. F.Koss- 
mat. (2950. 4°.) 

Suess, F. E. Moravische Fenster. Vor- 
läufige Mitteilung. (Separat. aus: An- 
zeiger der kais. Akademie der Wissen- 
schaften, math.-naturw. Klasse. 1910. 
Nr. XXVI.) Wien, typ. Staatsdruckerei, 
191028926. S. Gesch. d. Herrn G. 
Geyer. (16348. 8°.) 

Till, A. Die Ammonitenfauna des Kelloway 
von Villäny, Ungarn. I. Abteilung. 
Geologischer Teil. (Separat. aus: Bei- 
träge zur Palaeontologie und Geologie 
Österreich-Ungarns und des Orients. 
Bd. XXIII.) Wien u. Leipzig, W. Brau- 
müller, 1910. 4°. 25 S. (175—199). 
Gesch. d. Autors. PISIZAN) 

Toula, F. Neue Erfahrungen über den 
geognostischen Aufbau der Erdober- 
fläche. XII. 1907— 1909. (Separat. aus: 
Geographisches Jahrb. Bd. XXXIII.) 


Einsendungen für 


die Bibliothek. 417 
Gotha, J. Perthes, 1910. 8°. 110 S. 
(205—314). Gesch. d. Autors, 

(7864. 8°.) 


Uhlig, V. Die Eisenerzvorräte Öster- 
reichs. Text. (Separat. aus: The iron- 
ore resources of the world. Vol. 1. 
Text.) Stockholm, Generalstabens 
litografiska Anstalt, 1910. 4°. 34 S. 
(141—174) mit 1 Taf. Gesch. d. Autors, 

(2952. #0.. 

Uhlig, V. Die Eisenerzvorräte ÖOster- 
reichs. Atlas. (Separat. aus: The 
iron-ore resources of the world. Atlas.) 
Stockholm, Generalstabens litografiska 
Anstalt, 1910. 2°. 7 Taf. (6—12). Gesch. 
d. Autors. (2635 22.) 

Uhlig, V. Die Fauna der Spiti-Schiefer 
des Himalaya, ihr geologisches Alter 
und ihre Weltstellung. (Separat. aus: 
Denkschriften der math.- naturw. 
lasse der kais. Akademie der Wissen- 
schaften. Bd. LXXXV.) Wien, A. 
Hölder, 1910. 4°. 79 S. (531—609). 
Gesch. d. Autors. (2953: 22.) 


Vinassa de Regny, P. Fauna dei 
caleari con „Zhynchonella Megaera“ 
del passo di Volaia. (Separat. aus: 
Bollettino della Societä geologica 
italiana. Vol. XXVII. 1908. Fasc. 4.) 
Roma, typ. F. Cuggiani, 1908. 8°. 46 S. 
(547—592) mit 1 Textfig. u. ] Taf. 
(XX) Gesch. d. Herrn G. Geyer. 

(16349. 8°.) 


Waagen, L. Die unterirdische Ent- 
wässerung im Karst. (Separat. aus: 
Geographische Zeitschrift, hrsg. v. 
A. Hettner. Jahrg. XVI. Hit. 7.) 
Leipzig, B. G. Teubner, 1910. 8°. 
4 S. (398—401). Gesch. d. Prof. F. 
Kossmat. (16350. 8°.) 

Waagen, L. Die Lage der österreichi- 
schen Geologen. (In: „Der Geologe“ 
hrsg. v. W. Guitzow. Jahrg. I. Nr. 2.) 
Leipzig, M. Weg, 1910. 8°. 4 S. (17— 
20) Gesch. d. Autors. (16351. 8°.) 


[Wahnschaffe, F.| Die Klimaverände- 
rungen in Deutschland während der 
letzter Eiszeit. Herausgegeben und 
den Teilnehmern am XI. Inter- 
nationalen geologischen Kongreß in 
Stockholm (August 1910) gewidmet 
von der Deutschen geologischen Ge- 
sellschaft. Berlin, 1910. 8°. Vide: 
Klimaveränderungen, Die. 

(16277. 8°.) 

Washington, H. S. & F. E. Wright. 
A feldspar from Linosa and the 
existence of soda anorthite [Carnegie- 
ite]. (Separat, aus: American Journal 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 17 u. 18. Verhandlungen. 63 


418 


of science. Val. XXIX. 1910.) New 
Haven, 1910. 8°, 19 S. (52—70) mit 
3 Textfig. Gesch. d. Herrn M. Vacek. 
(16352. 8°.) 
Weber, M. Über Diabas und Kerato- 
phyr aus dem Fichtelgebirge. (Separat. 
aus: Üentralblatt für Mineralogie, 
Geologie. Jahrg. 1910. Nr. 2). Stutt- 
gart, E. Schweizerbart, 1910. 8°%. 7®. 
(37—43). Gesch. d. Herrn M. Vacek. 
(16353. 8°.) 
Weber, M. Studien an den Pfahl- 
schiefern. (Separat. aus: Geogano- 
stiche Jahreshefte. Jahrg. XXIII. 
1910.) München, Piloty & Loehle, 
8°. 11 S. mit 2 Taf. Gesch. d. Herrn 
M. Vacek. (16354. 8°.) 
Welter, 0. A. Über die Deutung des 
Iberges bei Grund im Harze. (Separat. 
aus: Sitzungsberichte der Niederrhein- 
Gesellschaft für Natur- und Heil- 
kunde zu Bonn 1910.) Bonn, 1910. 
8°. 7 S. Gesch. d. Autors. 
2 (16355. 8°.) 
Welter, 0. A. Uber anstehenden Nephrit 
in den Alpen. (Separat. aus: Verhand- 
lungen des naturwiss. Vereins zu 
Karlsruhe. Bd. XXIII.) Karlsruhe, 
typ. G. Braun, 1910. 8°. 5 S. und Dis- 
kussion. (1 8.). Gesch. d. Autors. 
(16356. 8°.) 
Welter, 0. A. Die Pharctronen aus dem 
Essener Grünsand. (Separat. aus: Ver- 
handlungen des naturhist. Vereins der 
preuß. Rheinlaude und Westfalens. 
Jahrg. LXVII. 1910.) Bonn 1910. 8°. 
82 S. mit 12 Textfig. u. 3 Taf. Gesch. 
d. Autors. (16357. 8°.) 
Welter, 0. A. Zur Geologie des südlichen 
Graubündens. Berlin 1910. 8°. Vide: 
Meyer, H. L. F.& O0. A. Welter. 
(16329. 8°.) 
Wilekens, R. Palaeontologische Unter- 
suchung triadischer Faunen aus der 
Umgebung von Predazzo in Südtirol. 
(Separat. aus: Verhandlungen des 


Verhandlungen. 


Nr. 17 ls 


naturh. medizin. Vereins zu Heidel- 
berg. N. F, Bd. X. Hft. 2.) Heidel- 
berg, C. Winter, 1909. 8%. 15178: 
(81—231) mit 10 Textfig. u. 4 Taf. 
(IV—VII). Gesch. d. Herrn M. Vacek. 

(16283. 8°.) 


Woöjecik, K. Eine neue Entblößung von 
Oolith im Eisenbahneinschnitte in 
Balin bei Krakau. (Separat. aus: 
Bulletin de l’Acad&mie des sciences de 
Cracovie. Classe des sciences mathe- 
matiques et naturelles; juillet 1909.) 
Krakau, typ. Universität, 199. 8°, 
12 8. (360—371) mit 4 Textfig. 
Gesch. d. Herrn M. Vacek. 

(16353. 8°.) 

Wright, F. E. A feldspar from Linosa 
and the existence of soda anorthite 
(Carnegieite). Vide:e Washington, 
H.S. &F. EB. Wright. (26352.8%) 


Zailer, V. Das diluviale Torf- (Kohlen-) 
lager im Talkessel von Hopfgarten, 
Tirol. (Separat. aus: Zeitschrift für 
Moorkultur und Torfverwertung. 1910.) 
Staab 1910. 8°. 15 S. (267—281) mit 
5 Textfig. u. 2 Taf. Gesch. d. Autors) 

(16359. 8°. 

Zimmermann, E. Kohlenkalk und Culm 
des Velberter Sattels im Süden des 
westfälischen Carbons. Dissertation. 
(Separat. aus: Jahrbuch der kgl. 
preuß. geologischen Landesanstalt, für 
1909. Bd. XXX. Teil II.) Berlin, typ. 
A. W, Schade, 1910. 8°. 68 S. mit 
25 Textfig. Gesch. d. Universität 
Berlin. (16360. 8°.) 


Zittel, K. A. v. Grundzüge der Palä- 
ontologie (Paläozoologie); neu be- 
arbeitet von F. Broili. 3. verbesserte 
und vermehrte Auflage. Abteilung I. 
Invertebrata. München und Berlin. 
R. Oldenburg, 1910. 8°. X—607 S. mit 
1414 Textfig. Gesch. d. Verlegers. 

(16276. 8°.) 


1910 


Einsendungen für die Bibliothek. 


419 


Periodische Schriften. 


Eingelangt im Laufe des Jahres 1910. 


Abbeville. Societe d’&mulation. Bul- 
letintrimestral. Annee 1909, Nr. 3—4; 
Annee 1910, Nr. 1—2. (182. 8°.) 

Abbeville. Societ& d’emulation. M&moi- 
res (Oktav-Fermat). Tom. XXI. (Ser. 
IV. Tom. VI.) Part 2. 1909. (182.a. 8°.) 

Adelaide. Royal Society of South 
Australia. Memoirs. Vol. 1I. Part 2. 

(249. 4°.) 


Adelaide. Royal Society of South 
Australia. Transactions and Pro- 
ceedings and Report. Vol. XXXII. 
1909. (183. 8°.) 

Albany. New York State Museum. 
Annual Report. (Oktav-Format.) 


LXII. 1908. Vol. 1—3 u. Bulletin 
Nr. 132—139 (134. 8°.) 
Albany. New York State Museum. An- 
nual Report. (Quart-Format.) LXII. 
1908. Vol. 4. (252. 4°.) 
Altenburg. Naturforschende Gesellschaft 
des Osterlandes. Mitteilungen aus 
dem Os»terlande. N. F. Bd. XIV. 1910. 
(185. 8°.) 


Amsterdam. Koninkl. Akademie van 
wetenschappen. Jaarboek; voor 
1909. (195. 8°.) 

Amsterdam. Koninkl. Akademie van 


wetenschappen (wis—en natuurkun- 
dige afdeeling). Verhandelingen: 
2. Seetie. Deel XV.Nr. 2. 1909; Deel 
XVI. Nr. 1-3. 1910. (188. 8°.) 
Amsterdam. Koninkl. Akademie van 
wetenschappen (wis—en uatuurkun- 
dige afdeeling). Verslag van de 
gewone vergaderingen. Deel XVII. 
Ged. 1—2. 1909—1910. (189. 8°.) 
Amsterdam. Koninkl. Akademie van 
wetenschappen (afdeelingLetterkunde). 
Verhandelingen. N. R. Deel X. 
Nr. 3.1909; Deel XI. Nr. 1—4. 1910. 
(a. N. 776. 8°.) 


Angers. Societe d’&tudes scientifiques. 
Bulletin. N. S. Annee XXXVII. 
1903. (196. 8°.) 

Annaberg-Buchholz. Verein für Natur- 
kunde. Bericht. XII. 1904—1909. 

(197. 8°.) 


Ann Arbor [Lansing]. Micligan Aca- 
demy of science, Report. XI. 1909. 
(778, 8°.) 

Academy of science. 
Vol. X. For 1907. 
(783, 8°.) 


Austin. Texas 
Transactions. 


Auxerre. Soeiete des sciences historiques 
et naturelles de L’Yonne. Bulletin. 
Vol. LXI. Annee 1907. (Ser. IV. Vol. 
XI.) Sem. 2; Vol. LXII. Annde 1908. 
(Ser. IV. Vol. XII.) Sem. 1. (201. 8°.) 


Baltimore. Maryland Geological Survey. 
Vol. VII. 1908; VIII. 1909. (713. 8°.) 
Baltimore. Maryland Weather Service. 
Vol. IH. 1910. (721. 8°.) 
Baltimore. American chemical Journal. 
Vol. XLIII. 1910. Nr. 1—5. 
(151. 8°. Lab.) 
Basel. Naturforschende Gesellschaft. 
Verhandlungen. Bd. XX. Hft. 3. 
1909; Bd. XXI. 1910. (204. 8°.) 
Basel und Genf (Zürich). Schweizerische 
paläontologische Gesellschaft. Ab- 
handlungen.(Memoires dela Societe 
pal&ontologique suisse.) Vol. XXXVI, 
1909. BE) 
Batavia [Amsterdam]. Jaarboek van 
het mijnwezen in Nederlandsch Oost- 
Indie. Jaarg. XXXVII. 1908. (581. 8°.) 
Batavia [Amsterdam]. Koninkl. natuur- 
kundige Vereeniging in Nederlandsch- 
Indie. Natuurkundig Tijdschrift. 
Deel LXIX. 1910. (205. 8°.) 
Bergen. Museum. Aarbog. For 1909. 
Heft 3; Aarsberetning for 1909. 
(697. 8°.) 
Berkeley. University of California. De- 
partment of geology. Bulletin. 
Vol. V. Nr. 233—30; Vol. VI. Nr. 1—2. 
1910. (148. 8°.) 
Berlin. König]. preußische Akademie der 
Wissenschaften. Abbandlungen: 
mathemat.-physikalische Klasse. 1909. 
(4. 4°.) 
Berlin. Königl. preußische Akademie 
der Wissenschaften. Sitzungsbe- 
richte. Jahrg. 1909. Nr. 40—53; 
Jahrg. 1910. Nr. 1—39. (211, 8°.) 
Berlin. Königl. preußische geologische 
Landesanstalt. Abhandlungen. 
Neue Folge. Heft 56, 58, 59, 62, 63. 
1909— 1910. (7. 8°.) 
Berlin. Königl. preußische geologische 
Laudesanstalt. Atlas zu den Abhand- 
lungen. N. F. Heft 59. 1909. (7. 4°.) 
Berlin. Königl. preußische geologische 
Landesanstalt. Erläuterungen zur 
geologischen Spezialkarte von Preußen 
und den Thüringischen Staaten. 


63* 


420 


Lfg. 52. Grad 57. Nr. 29, 34, 35, 40, 
41; Lfg. 103. Grad 33. Nr. 41, 46, 
47, 52 und 58, 53; Lfg. 143. Grad 53. 
Nr. 25,26, 31, 32; Lfg. 144. Grad 66. 


NT014,2210,016,2201092: Zufe alas: 
Grads2A NT 34,255, 40: feel: 
Gradas7. a Neal, 7, 1850, Diesalzule 


Grad 69. Nr. 22, 28, 29, 34, 35, 36, 
(0.58%) 

Berlin. Königl. preußische geologische 
Landesanstalt. Jahrbuch. Bd.XXVII. 
HeftsA:0 Bd. XXIX, Teil I2Hiezs; 
Bd. XXX. Teil I. Hft. 1—2 und Teil II. 
Hft. 1-2. — Register der Bände 
I—XX. — Tätigkeitsbericht f. d. Jahr 
1909 und Arbeitsplan f. d. Jahr 1910. 
(ee}:) 

Berlin. Deutsche geologische Gesell- 
schaft. Zeitschrift. Bd. LXI. Ab- 
handlungen. Hft. 4 und Monatsbe- 
richte Nr. 8—12. 1909; Bd. LXI. 
Abhandlungen. Hft. 1-—3 und Monats- 
berichte Nr. 1—6. 1910. (ö. 8°.) 
Berlin [Jena]. Geologische und palä- 
ontologische Abhandlungen; hrsg. 
v. E. Koken. Bd. XII. (N. F. VIII.) 
jsbt 98 Bach SINE NEID) ER 
1—4. 1910 (9. 22.) 
Berlin. Zeitschrift für praktische 
Geologie; hrsg. v. M. Krahmann. 
Jahrg. XVII. 1910; Fortschritte 


der praktischen Geologie. Bd. I. 
1903 — 1909. (9. 8°.) 
Berlin. Zeitschrift für Gletscher- 
kunde; hrsg. v. E. Brückner. 
Ba]V. Hit, 35; Bd. 'V. SHrBssl: 
1910. (776. 8°.) 
Berlin. Naturwissenschaftliche W o- 
chenschrift; redig. v. H. Po- 


tomie. Bd. XXV. (N. F. IX.) 1910. 
(248. 49.) 
Berlin. Deutsche chemische Gesellschaft. 
Berichte. Jahrg. XLIII. 1910. 
(152. 8°. Lab.) 
Berlin. Deutsche chemische Gesellschaft. 
Chemisches Zentralblatt. Jahrg. 
LXXXL (Folge V. Jahrg. XIV.) 1910. 
ld. 1-2. (180. 8°. Lab.) 
Berlin. Gesellschaft für Erdkunde. Zeit- 
schrift. N. S. Jahrg. 1910. (504. 8°.) 
Berlin. Deutsche physikalische Gesell- 
schaft. Verhandlungen. Jahrg. XI. 
1910. (175. 8°. Lab.) 
Berlin. Produktion der Bergwerke, 
Salinen und Hütten des preußischen 
Staates; im Jahre 1909. (6. 4°.) 
Berlin. Tonindustrie-Zeitung. 
Jahrg. XXXIV. 1910. (8. 4°.) 
Berlin. Zeitschrift für das Berg-, 
Hütten- und Salinenwesen im preußi- 
schen Staate. Bd. LVII. Hft. 4. 1909; 


Verhandlungen. 


Nr. 17 u. 18 


Bd. LVIII. Hft. 1—4, 1910, und statist. 
fe. 123. 1910: 5. 4°, 
Berlin. Naturae Novitates. Biblio- 
graphie; hrsg. v. R. Friedländer 


& Sohn. Jahrg. XXXII. 1910. 
28295365) 
Bern. Schweizerische naturforschende 


Gesellschaft. Geologische Kommission. 
Beiträge zur geologischen Karte der 
Schweiz. Lfs. XXIV. 1910. (21. 42.) 


Bern. Schweizerische naturforschende 
Gesellschaft. Geologische Kommission. 
Erläuterungen zur geolog. Karte 
der Schweiz. Nr. 9 (Umgebung des 
Hallwilersees und des oberen Sur- 
und Winentales; Nr. 10 (Bürgenstock). 

(738. 89.) 

Bern. Schweizerische naturforschende 
Gesellschaf. Verhandlungen. 
92. Jahresversammlung in Lausanne. 
1909. Bd. I-1. (442. 8°.) 

Bern. Naturforschende Gesellschaft. 
Mitteilungen. Aus dem Jahre 1909. 
Nr. 1701—1739. (213. 8°.) 

Besancon. Societe d’emulation du Doubs. 
Me&moires. Ser. VIII. Vol. III. 1908. 

(214. 8°.) 

Bologna. R. Accademia delle scienze 
dell’ Istituto. Memorie. Ser. VI. 
Tom. VI. 1909. Fasc. 1—4. (167. 4°.) 

Bologna. R. Accademia delle scienze 
dell’ Istitato. Rendiconti. Nuova 
Serie. Vol. XIII. 1908—1909. (217. 8°.) 

Bonn. Naturhistorischer Verein der 
preuß. Rheinlande und Westfalens. 
Verhandlungen. Jahrg, LXVI. 
Hft. 2.1909 und Sitzungsberichte. 
1909. Hft. 2. (218. 8°.) 


Bordeaux. Societ& Linneenne. Actes. 
Vol. LXII. 1907—1908; LXIII. 1909. 
(219. 8°.) 

Boston. American Academy of arts and 
sciences. Proceedings. Vol. XLIV. 
Nr. 26; Vol. XLV. Nr. 2—20. 1909 — 
1910. (225. 8°.) 
Boston. Society of natural history. Occa- 
sional Papers. Vol. VII. (Fauna of 
New England). Nr. 11. 1909. (222. 8°.) 


Boston. Society of natural history. Pro- 
ceedings. Vol. XXXIV. Nr. 58. 
1909 —1910. (221. 8°.) 

Braunschweig. Verein für Naturwissen- 
schaft. Jahresbericht. XVL f£.d. 
Jahre 1907—1909. (226. 8°.) 

Bregenz. Vorarlberger Museum-Verein. 
Jahresbericht XLVI. f. d. Jahre 
1908—1909. (227. 8°.) 

Bremen. Naturwissenschaftlicher Verein. 
Abhandlungen. Bd. XX. Hft. 1. 
1910. (228. 8°.) 


1910 


Bremen. Geographische Gesellschaft. 
Deutsche geographische Blätter. Bd. 
XXXI. 1909. Hft. 4. (769. 8°.) 


Breseia. Ateneo. Commentari. Per 
)’anno 1909. SEEN. 225. 82.) 


Breslau. Schlesische Gesellschaft für 
vaterländische Kultur. Jahresbe- 
richt. LXXXVII. 1909. (230. 8°.) 

Brünn. Naturforschender Verein. Ver- 
handlungen. Bd. XLVII. 1908. 


232. 8°.) 


Bruxelles. Ministere de l’industrie et 
du travail. Administration des mines. 


Service geologique de Belgique. Texte 
explicatif du leve geologique de la 
planchette. Nr. 102 (Uccle); 104 
(Meldert et Tirlemont); 116 (Waterloo); 
134 (Seraing et Chenee); 219 (Arlon 
et Habay-La-Neuve). 1910. (791. 5°.) 
Bruxelles. Acad&mie royale des sciences, 
des lettres et des beaux arts de Bel- 
gique Annuaire LXXVI. 1910. 
(236. 8°.) 
Bruxelles. Academie royale de Belgique. 
Classe des sciences. Bulletin. 1909. 
IND 219107 Nr. 1107 Tables 
generales. Ser. II. Tom XXXI— 
XXXVI. 1896—1898. (234. 8°.) 
Bruxelles. Acad&mie royale de Belgique. 
Classe dessciences. Memoires. Ser II. 
(Collection in 4°.) 'I’om. II. Fasc. 4—5; 
Tom III. Fase. 1—2. 1910. (195. 3°.) 


Bruxelles. Academie royale de Belgique. 
Classe des sciences. M&moires. Ser. 
II. (Collection in 8°.) Tom. II. Fasec. 
6—8. 1910. (770. 8°.) 
Bruxelles. Societe Belge de geologie, 
de pal&ontologie et d’hydrologie. Bul- 
letin. Me&moires. Tom. XXI1lI. Fase. 
3—4. 1909; Tom. XXIV. Fasc. 1—2. 
1910; Proces Verbaux. Annee XXIII. 
Nr. 9— 10.1909. Annee XXIV. Nr. 1—7. 
1910. (15. 8°.) 
Bruxelles. Societ& royale belge de geo- 
graphie. Bulletin. Annee XXXII]. 
Nr. 5-6. 1909; Annee XXXIV. Nr. 
1—4. 1910. (509. 8°.) 
Bruxelles. Societe royale zoologique et 
malacologique de Belgique. Annales. 
Tom. XLIV. Anne&e 1909. (VE) 


Budapest. Magyar Tudomänyos Aka- 
demia. Mathematikai 6&s termeszettu- 
domänyiErtesitö.(König]. ungarische 
Akademie der Wissenschaften. Mathe- 
matische und naturwissenschaftliche 
Berichte.) Köt. XXVII. Füz. 5. 1909; 
Köt. XXVIll. Füz. 1—5. 1910. (239. 8°.) 

-Budapest. Magyar Tudomänyos Aka- 
demia. Mathematikai es termeszettu- 
domänyi Közlemenyek. (Königl. 
ungar. Akademie der Wissenschaften 


Einsendungen für die Bibliothek. 


421 


Mathematische und naturwissenschaft- 
liche Mitteilungen.) Köt. XXX, Szäm. 
6. 1910. (238. 8°.) 
Budapest. Kgl. ungarische geologische 
Anstalt. Erläuterungen zur geolog. 
Spezialkarte der Länder der ungari- 
schen Krone i. M. 1: 75.000. (Um- 
gebung von Gyertyänliget (Kabola- 
Polana). Blatt Zone 13. Kol. XXXI. 
(19. 8°.) 

Budapest. Magyar Kir. Földtani Intezet. 
Evi Jelentese 1908-röl. (Königl. 
ungar. geologische Anstalt. Jahres- 
bericht für 1908.) (18. 8°.) 


Budapest. Magyar Kir. Földtani Intezet. 
Evkönyve. (Königl. ungar. geolo- 
gische Anstalt. Jahrbuch.) Köt. 
XVII. Füz.2. 1909; Köt. XVII. Füz. 
1—3. 1910. (21. 8°.) 

Budapest. Magyarhoni Földtani Tärsulat. 
Földtani Közlöny. (Ungarische 
geologische Gesellschaft. Geologische 
Mitteilungen.) Köt. XXXIX. Fiiz. 
10-12. 1909; Köt. XL. Füz. 1—10. 
1910. (20. 8°.) 

Budapest. [Magyar Nemzeti Museum. 
Termeszetrajci Osztälyainak Folyö- 
irata.| Museum nationale hungaricum. 
Annales historico-naturales. Vol. VII. 
Part 2. 1909; Vol. VIIT. Part 1. 1910. 

(752. 8°.) 

Budapest. Mathematische und natur- 
wissenschaftiiche Berichte aus 
Ungarn. Bd. XXV. 1907. (243. 8°.) 

Budapest. Ungarische Montanindustrie 
und Handelszeitung. Jahrg. XVI. 1910. 

(256. 4°.) 

Buenos-Aires. Museo nacional. Anales. 


Ser. III. Tom. XI und XII. 1909— 
1910. (217. 2.) 
Buffalo. Society of natural history. 


Bulletin. Vol. IX. Nr. 3. 1909. 
(249. 8°.) 
Bukarest [Bueuresti]. Institutul geologie 


al Romäniei. Anuarul. Vol. III. 
Fasc. 1. 1910. (765. 8°.) 
Bukarest [Bueuresti]. Societatea geo- 


graficä romänä. Buletin. Anul 
XXVII. Nr. 2.1907; XXIX. Nr. 1—2. 
1908; XXX, Nr. 1. 1909. (510. 8°.) 


Caen. Societ@ Linndenne de Normandie. 
Bulletin. Ser. VI. Vol. I. Annee 
1907. (250. 8°.) 

Caen. Societe Linneenne de Normandie. 


Memoires. Vol. XXIII. (Ser. TI. 
Vol. VII. Fase. 1—2. 1908—1909. 
(205. 4°.) 


Caleutta. Geological Survey of India. 
Memoirs. Vol. XXXVII Part 4. 
1909; Vol. XXXVIII. 1910. (24. 8°.) 


422 


Caleutta. Geological Survey of India. 
Palaeontologia Indica. Series 
SV Vol ENTz 1; Vol SVEN; 
Vol. VI. Nr. 2. 1909-1910. (117. 4°.) 
Jaleutta. Geological Survey of India. 
Records. Vol. XXXIX; Vol. XL. 
Part 1-3. 1910. (25. 8°.) 
Caleutta. Government of India. Meteo- 
rological Department. Mounthly Wea- 
ther Review. 1909. Nr. 9—12; 1910. 
Nr. 1-8. (305. 4°.) 
Caleutta. Government of India. Meteo- 
rological Department. Indian Meteo- 
rological Memoirs. Vol XX. 
Part. 8; Vol. XXI. Part 1—22 1910. 
(306. 4°.) 
Caleutta. Government of India. Meteo- 
rological Department. Report on 
tlıe administration; in 1909— 1910. 
(308. 4°.) 
Cambridge. Harvard Coilege. Museum 
of comparative zoology. Annual Re- 
port oftbe Ourator. For 1909—1910. 
(29. 8°.) 
Cambridge. Harvard College. Museum 
of comparative zoology. Bulletin. 
Vol. LII. Nr. 15—17; Vol. LIV. Nr. 1. 
1910. (28. 8°.) 
Cambridge. Harvard College. Museum 
of comparative zoology, Memoirs. 
Vol. XXXIV. Nr.3.1909; Vol. XXXIX. 
Nr. 1. 1908; Vol. XL. Nr. 1; Vol. 
XLI. Nr. 1—2. 1910. (152. 4°.) 


Cambridge. Philosophical Society. Pro- 


ceedings. Vol. XV. Part 4-6. 
1910. (a. N. 313. 8°.) 
Cambridge. Philosophical Society. 
Transactions. Vol. XXI. Nr. 10—14. 
1910. (100. 4°.) 
Catania. Academia Gioenia di scienze 


naturali. Atti. Anno LXXXVL (Ser. 
V. Vol I.) 1909. (179. 4°.) 


Chambery. Acadcmie des sciences, belles 
lettres et arts de Savoie. Memoires. 
Ser. IV. Tom. XI. 1909. (258. 8°.) 

Chicago. Academy ofsciences. Bulletin. 
Vol. III. Nr. 3. (Annual Report for 
1909.) (739. 8°.) 

Chieago. Field Columbian Museum, 
Publication. Nr. 136 (Botan. Ser. 
Vol. II. Nr. 7); Nr. 140 (Report Ser. 
Vol. III. Nr. 4). (723. 8°.) 

Chur. NaturforschendeGesellschaft Grau- 


bündens. Jahresbericht. N. FE. 
Bd. LII. 1909—1910. (266. 8°.) 
Cineinnati. Society of natural history. 


Journal. Vol. XXI. Nr. 2. 1910. 
(267. 8°.) 
Columbus. Geological Survey of Ohio. 
Bulletin. Ser. IV. Nr. 10. 1909. 
(31. 8°.) 


Verhandlungen. 


Nr. 17 wo 


Darmstadt. Großherzog]. Hessische geo- 
logische Landesanstalt. Abhand- 
lungen. Bd. V. Hft. 1. (34. 8°.) 


Darmstadt. Verein für Erdkunde und 
Großherzog]. geologischeLandesanstalt. 
Notizblatt. Folge IV. Hft. 30. 1909. 

(32. 8°.) 

Davenport. Academy of sciences. Pro- 

ceedings. Vol. XII. pag. 95—222. 
(273. 8°.) 

Des Moines. Jowa Geological Survey. 
Annual Report. Vol. XIX; for the 
year 1908. (27. 8°.) 

Dorpat [Jurjew]. Imp. Universitas Ju- 
rievensis (olim Dorpatensis). Acta et 
Commentationes. XVII. 1909. Nr. 1 
10. (750. 8°.) 

Dorpat. Naturforscher - Gesellschaft. 
Sitzungsberichte. Bd. XVIII. Hft. 
2-4. 1910. (278. 8°.) 

Dresden. Verein für Erdkunde. Mit- 
teilungen. Hft. 10. 1969. (759. 8°.) 


Dresden. Naturwissenschaftliche Gesell- 
schaft „Isis“. Sitzungsberichte 
und Abhandlungen. 1909. Juli— 
Dezember; 1910. Jänner—Juni. 

(280. 8°.) 

Dublin. Royal Irish Academy. Pro- 
ceedings. Vol. XXVIII. Section B. 


Nr. 1-8. 1909—1910. (232. 8°.) 
Dublin. Royal Society. Scientific 
Proceedings. N. S. Vol. XII. 


Nr. 24—36. 1910. Economic Pro- 

ceedings. Vol. II. Nr. 1-2. 1910. 

Index to the Scientific Proceedings 

and Transactions. 1898 —1909. 

(283. 8°.) 
Ireland. 
(785. 8°) 


Dublin. Geological 
Memoirs. 1910. 
Dürkheim a. d. Hardt. Naturwissen- 
schaft. Verein „Pollichia“. Mit- 
teilungen. Jahrg. LXVI. Nr. 25. 

(285. 8°.) 


Survey, 


Edinburgh. Royal Society. Procee- 
dings. Vol. XXX, Sess. 1909 — 1910. 


a te, (288. 8°.) 
Edinburgh. Royal Society. Trans- 
actions. Vol. XLVII. Part 1-2. 
1909—1910. (229. 42.) 


Erlangen. Physikal.-medizinische Sozie- 


tät.Sitzungsberichte. Bd. XLl. 
1909. (293. 8°.) 
Etienne, St. Societ€ de industrie 


minerale. Annuaire. 1910—1911. 
(786. 8°.) 


Fitienne, St. Societe de industrie mi- 


nerale. Bulletin et Comptes 
rendus. Ser. IV. Tom. XII—- XII. 
Livr. 1—12. 1910. (583. 8°.) 


1910 Einsendungen für die Bibliothek. 493 
Eyreux. Societ6 libre d’agrieulture. Nft. 1-5 und Geschäftliche 
sciences, arts et belles lettres de l’Eure Mitteilungen. 1909. Heft 2; 1910. 
Recueil destravaux. Ser. VI. Tom. VI. Hft. 1—2. (309. 8°.) 


Annee 1908. (617. 8°.) 
Firenze. Biblioteca nazionale centrale. 
Bollettino delle publicazioni ita- 
liane. Anno 1910. Nr. 109—120. 
(13. 8°. Bibl.) 
Franeisco, San. California Academy 
of sciences. Proceedings. Ser. IV. 
Vol. III. pag. 57—72. 1910. (436. 8°.) 
Frankfurt a. M. Senckenbergische na- 
turforschende Gesellschaft. Abhand- 
lungen. Bd. XXXII 1910. (Fest- 
schritt zum 70. Geburtstag von 
W. Kobelt.) (24. 4°.) 
Frankfurta. M. Senckenbergische natur- 
forschenle Gesellschaft. Bericht 
MU. Hit. 12. 1910. (296. 8°.) 
Frankfurt a.M. Physikalischer Verein. 


Jahresbericht. Für 1908—1909. 
(295. 8°.) 
Frauenfeld. Tüurgauische naturfor- 


schende Gesellschaft. Mitteilungen. 
Hft. XIX. 1910. (er ED) 
Freiberg. Kg]. Fisanzministerium. Jahr- 
buch für das Berg- und Hüttenwesen 
im Königreiche Sachsen. Jahrg. 1910. 
(585. 8°.) 

Freiburg i. B. Naturforschende Gesell- 
schaft. Berichte. Bd. XVIII. Hft. 1. 
1910. (300. 8°.) 


Gallen, St. Naturwissenschaftliche Ge- 
sellschaft. Jahrbuch für das Vereins- 
jahr 1908—1909. (302. 8°.) 

Geneve. Societe de physique et d’histoire 
naturelle. M&moires. Vol. XXXV1. 
Fasc. 2—3. 1910. (186. 4°.) 

Gera. Gesellschaft von Freunden der 
Naturwissenschaften. Jahresbe- 
richt. LI—LIl. 1908— 1909. 

(304. 8°.) 

Gießen. Oberrheinische Gesellschaft für 
Nastur- und Heilkunde. Bericht. N. F. 
Naturw. Abtlg. Bd. III. 1908—1909; 
Medizin. Abtle. Bd. V. 1909. Register 
zu Bd. I-XXXIV. 1849—1904. 

(305. 8°.) 

Glasgow. Geological Society. Trans- 
actions. Vol. XIII. Part 1-3. 
1905—1909 and History of the 
Society 1858—1908. (40. 8°.) 

6örlitz. Oberlausitzische Gesellschaft 


der Wissenschaften. Neues Lau- 
sitzisches Magazin. Bd. LXXXV. 


1909. (308. 8°.) 
Göttingen. Königl. Gesellschaft der 


Wissenschaften und Georg August- 
Universität; mathem.-physik. Klasse. 
Nachrichten. 1909. Heft 4; 1910. 


Gotha. Petermanns Mitteilungen 
aus Justus Perthes’ geographischer 
Anstalt. Bd. LVI. 1910. (27. 4°.) 

Graz. Naturwissenschaftlicher Verein 
für Steiermark. Mitteilungen. 
Bd. XLVI. Jahrg. 1909. Ueft 1—2. 

(310. 8°.) 

Graz. Montan-Zeitung für Öster- 
reich-Ungarn, die Balkanländer und 
das Deutsche Reich. Jahrg. XVII. 1910. 

(234. 4°. 


Graz. K.k. Landwirtschaftliche Gesell- 


schaft. Landwirtschaftliche 
Mitteilungen für Steiermark. 
Jahrg. 1910. (521. 82.) 


Grenoble. Laboratoire de geologie de 
la Faculte des sciences. Travaux. 
Tom. IX. Fasc. 1. 1909. (43. 8°.) 


Haarlem. Musce Teyler. Archives. 
Ser. II. Vol. XII. Part. 1. 1910. (44. 4°.) 
Haarlem [La Haye]. Societe Hollan- 
daise des sciences, Archives Neer- 
landaises des sciences exactes et 


naturelles. Ser. II. Tom. XV. Livr. 
1—4. 1910. (317. 8°.) 
Halifax. Nova Scotian Institute of 


science. Proceedings and Trans- 
actions. Ser. II. Vol. XI. Part 2. 
Session 1907--1908. (780. 8°.) 
Halle a. S. Kaiserl. Leopoldino-Caro- 
linische deutsche Akademie der Natur- 
forscher. Leopoldina. Hft. XLVI. 
1910. (47. 4°) 
Halle a. S. Kaiser]. Leopoldino-Oaro- 
linische deutsche Akademie der Natur- 
forscher. Nova Acta. Bd. XC—XCl. 
1909; XCH—XCI. 1910. (48. 4°) 
Halle a. S. Sächsisch -tbüringischer 
Verein für Erdkunde. Mitteilungen. 
Jahrg. XXXIV. 1910. (518. 8°.) 
Hanau. Wetterauische Gesellschaft für 
die gesamte Naturkunde. Bericht 
für 1908—1909. (316. 8°.) 
Hannover. Naturhistorische Gesellschaft. 
Jahresbericht.LVIII—-LIX.1907 — 


1909. (33. 4°.) 
Hannover [Wiesbaden]. Architekten- 
und Ingenieurverein. Zeitschrift. 
1910. (34. 4°.) 


Havre. Societe geologique de Normandie. 
Bulletin. Tom. XX VIII. Annee 1908. 


(46. 8°.) 
Heidelberg. Großherzog]. Badische geo- 
logische Landesanstalt. Erläute- 


rungen zur geologischen Spezial- 
karte. Nr. 23 (Heidelberg. 2. Auflage); 
Nr. 99 (Elzach); Nr. 121 (Geisingen). 

(47b. 8°.) 


424 


Heidelberg. Naturhistorisch - medizi- 
nischer Verein. Verhandlungen. 
N. E. Bd. X. Hft. 3-4 1910. (318. 80.) 

Helsingfors. Societas scientiarum Fen- 
nica. Acta. Tom. XXXVII Nr. 3, 


DIOR TLE Tom DRRERSVITNT 
Nr 1, 73:7, Tom. RRRURT ZEN OmEER! 
Nr. 1-4. 1910. (147. 4°.) 


Helsingfors. FinskaVetenskaps-Societet. 
Bidrag till kännedom af Finlands 
natur ochfolk. Hft-672° Nuss 3: 
1908—1909; Hft. 68. Nr. 1-2. 
1909—1910. (321. 8°.) 

Helsingfors. Finska Vetenskaps-Societet. 
Ofversigt af Förhandlingar. LI. A 


und C. 1908--1909,; LII. A und C. 
1909— 1910. (319. 8°.) 
Helsingfors. Meteorologische Zentral- 


anstalt. Meteorologisches Jahr- 
buch für Finland. Bd. III. 1903 mit 
Beilage: Schnee- und Eisverhältnisse 
im Winter 1901—1902 und Obser- 
vations meteorologiques 1899—1900. 
(23, 4°.) 

Hermannstadt. Siebenbürgischer Verein 
für Naturwissenschaften. Verhand- 
lungen und Mitteilungen. Bd. LIX. 
Jahrg. 1909. (322. 8°.) 
Hermannstadt. Verein für siebenbür- 
gische Landeskunde. Archiv. N. FE. 
Bd.XXXVI. Bft. 3.1909; Bd. XXXV. 
Hft. 1. 1910. (521. 8°.) 
Hermaunstadt. Siebenbürgischer Karpa- 
then-Verein. Jahrbuch. Jahrg. XXIX 
und XXX. 1909 und 1910. (520. 8°.) 
Hermannstadt. Verein für siebenbür- 
gische Landeskunde. Jahresbericht 
für 1909. (323. 8°.) 


Iglö. Magyarorszägi Kärpätegyesület. 
Ungarischer Karpathenverein. Jahr- 
buch. XXXVII. 1910. (Deutsche Aus- 
gabe.) (522. 8°.) 

Indianopolis. Indiana Academy ofscience. 
Proceedings. 1908. (704. 8°.) 

Innsbruck. Ferdinandeum für Tirol und 
Vorarlberg. Zeitschrift. Folge III. 
Hft. 54. 1910. (325. 8°.) 

Innsbruck. Naturwissenschaftlich-medi- 
zinischer Verein. Berichte. Jahre. 
XXXI. 1910. (326. 8°.) 


Jassy. Universite. Annales seientifiques. 
Tom. VI. Fasc. 2—4. 1910. (724. 8°.) 
Jefferson City. Missouri Bureau of 
geology and mines. Ser. II. Vol. VII— 
VIII. 1907; Vol. iX. Part 1—2. 1908. 
(49. 8°.) 

Jena. Medizinisch - naturwissenschaft- 
liche Gesellschaft. Denkschriften. 
Bd. XIV/2. Lfg. 1—2. 1909; Bd. XVI/A. 
Lfg. 1-3. 1910. (57. 4°.) 


Verhandlungen. 


Nr. 170008 


Jena. Medizinisch - naturwissenschaft]. 
Gesellschaft. Jenaische Zeit- 
schrift für Naturwissenschaft. 
Bd. XLVI (N. F, XXXIX). Heft 
1-5. 1910. (327. 8°.) 

Johannesburg. Geological Society of 
South Africa. Transactions. Vol. 
XII, pag. 112—215 und Proceedings 
to accompany Vol. XII; Vol. XIII, 
pag. 1—60. 1910. (754. 8°.) 


Karlsruhe. Naturwissenschaftlicher Ve- 
rein. Verhandlungen. Bd. XXII. 
1908— 1909. (256. 8°.) 

Kattowitz. Oberschlesischer berg- und 
hüttenmännischer Verein. Zeit- 
schrift. Jahrg. XLIX. 1910. 

(44. 4°.) 

Kiel. Naturwissenschaftlicher Verein 
für Schleswig-Holstein. Schriften. 
Bd. XIV. Hft. 2. 1909. (329. 8%) 

Kiew. Univjersitetskija Isvestija. (Uni- 


versitätsmitteilungen.) God. XLIX. 
Nr. 8—12. 1909; God. L. Nr. 1—9. 
1910. (330. 8°.) 


Klagenfurt. Naturhistorisches Landes- 
museum von Kärnten. Jahresbe- 
richt f. d. Jahr 1909. (332. 8°.) 

Klagenfurt. Geschichtsverein und na- 
turhistorisches Landesmuseum. Ca- 
rinthia II. (Mitteilungen des natur- 
historischen Landesmuseums.) Jahrg. 
C. 1910. Nr. 1—4. (333. 8°.) 

Klagenfurt. Kärntnerischer Industrie- 
und Gewerbe - Verein. Kärntner 
Gewerbeblatt. Bd. XLIV. 1910. 

(661. 8°.) 

Klagenfurt. K. k. Landwirtschafts-Ge- 
sellschaft. Landwirtschaftliche 
Mitteilungen für Kärnten. Jahrg. 
LXVII. 1910. (41. 4°.) 

[Kopenhagen] Kybenhavn. Kgl. Danske 
Videnskabernes Selskab. Oversijgt 
1910. Nr. 2—5. (331. 8°.) 


[Kopenhagen] Kpbenhavn. Kgl. Danske 
Videnskabernes Selskab. Skrifter; 
naturvidenskabelig og mathematisk 
Afdeling. 7. Raekke. Tom. V. Nr. 3—4; 
Tom. ‘VI. Nr. 5; Tom. -VIIRENTzeAR 
1910. (139. 4°.) 


[Kopenhagen] Kybenhavn. Commission 
for ledelsen af de geologiske og geo- 
graphiske undersvgelser i Grynland. 
Meddelelser om Gronland. Hift. 
XXXIV und XXXV. 1910; Bd. XLIV. 
Nr. 1—3.1910. (Danmark-Expeditionen 
til Grunlands nordostkyst 1906— 1908.) 

(150. 8°.) 

Krakau. Akademie der Wissenschaften. 
Anzeiger. (Bulletin international.) 
Jahrg. 1909. Nr. 9—10; Jahrg. 1910. 
Nr. 1-7. A. und B. (337. 8°.) 


1910 


Kraköw. Akademija umiejetnosci. Roz- 
prawy: wydzial matematyczno-przy- 
rodniczy. (Krakau. Akademie der 
Wissenschaften. Verhandlungen; math.- 
naturw. Abtlg.) Ser. III. Tom. IX. A. 
und B. 1909. (339. 8°.) 

Krakow. Akademija umiejetnoseci ; Komi- 
sya bibliograficzna wydzialu mate- 
matyczno-przyrodniezego. Katalog 
literatury naukowej polskiej.[Krakau. 
Akademie der Wissenschaften; Biblio- 
graphische Kommission der mathen.- 
naturw. Abteilung. Katalog der wissen- 
schaftlichen polnischen Literatur.] Tom 
IX. Rok 1909. Zesz. 3-4. (734. 8°.) 


Laibach [Ljubljana]. Musealverein für 
Krain. Mitteilungen. Carniola. [Mu- 
zejsko Drustvo za Kranjsko. Izvestja.] 
NE. T. 1910. (342 a. 8°.) 

La Plata. Museo. Revista. Tom. XVI. 
(Ser. II. Tom. III.) 1909. (690. 8°.) 

Lausanne. Societe geologique suisse, 
Eclogae geologicae Helvetiae. Vol. 
XI. Nr. 1—2. 1910. (33. 8°,) 

Lausanne [Genöve]. Revue g£ologique 
suisse par Ch. Sarasin. Nr. XXXIX 
pour l’annee 1908 et Nr. XL pour 
l’annee 1909. (BIT) 

Lausanne. Societ& Vaudoise des sciences 
naturelles. Bulletin. Ser. V. Vol. 
XLVI. Nr. 168—171. 1910.. (344. 8°.) 

Lawrence. Kansas University. Science 


Bulletin. Vol. V. Nr. 1—11. 1910. 
(700, 8°.) 
Leiden. Geologisches Reichsmuseum. 


Neue Folge. Bd. 1. 
1909 — 1910. 
(45. 2°.) 
Leipzig. König]. sächsische Gesellschaft 
derWissenschaften ; math.-phys. Klasse. 
Berichte über die Verhandlungen. 
Bd. LXI. Nr. 4—5. 1909; Bd. LXII. 
Nr. 1. 1910. (346. 8°.) 
Leipzig [Berlin]. Geologisches Zentral- 
blatt; hrsg. v.K. Keilhack. Bd. XIII. 
Nr. 13—16; Bd. XIV. Nr. 1— 12; 
Bd. XV. Nr. 1-8. 1910. (741. 8°.) 
Leipzig. Naturforschende Gesellschaft. 
Sitzungsberichte, Jahrg. XXXV. 
1908. (347. 8°.) 
Leipzig. Verein für Erdkunde Mit- 
teilungen. Jahrg. 1908 und 1909. 
(524. 8°.) 

Leipzig. Jahrbuch der Astronomie 
und Geophysik; hrsg.v. H.J. Klein. 
Jahrg. XX. 1909. (526. 8°.) 
Leipzig. Jahresbericht über die 
Leistungen der chemischen Techno- 
logie. N: F. Jahrg. XL für 1909. 
Abtlg. 1—2. (158. 8°. Lab.) 


Sammlungen. 
Abtlg. 2. Hft. 1—2. 


Einsendungen für die Bibliothek. 


425 


Leipzig. Journal für praktische Che- 
mie. N. F. Bd. LXXXI—LXXXIl. 1910. 
Nr. 1—23. (155. 8°. Lab.) 

Leipzig. Zeitschrift für Kristallo- 
graphie und Mineralogie; hrsg. von 
P. Groth. Bd. XLVII. Hfi. 3—6; 
Bd. XLVNI. Hft. 1—5. 1910. 

(156. 8°, Lab.) 


Liege. Societe geologique de Belgique. 


Annales. Tom. XXXVI. Livr. 4; 
Tom. XXXVI. Livr. 1-3. 1910. 
(56. 8°.) 


Liege. Soeciete geologique de Belgique. 
Memoires. Tom. II. Livr. 2. 1910. 
(271. 4°.) 

Lille. Societe geologique du Nord. Me&- 


moires. Tom. V. 1906; Tom VI. 
Livr. I. 1907. (203. 4°.) 
Linz. Museum Franeisco - Carolinum. 


Bericht. LXVIII. 1910. (351. 8°.) 
Linz. Verein für Naturkunde in Oster- 
reich ob der Enns. Jahresbericht. 
XXXVII. 1909. (822282)) 
[Lissabon] Lisboa. Commission du Ser- 
vice g&ologique du Portugal. Mollusques 
tertiaires. Le Pliocene au nord du 
Tage (Plaisancien); par G&. F. Doll- 
hulsr GEB Woititern Banıı 
Pelecypoda. 1909. (210. 4°.) 


[Lissabon] Lisboa. Sociedade de geo- 
graphia. Boletim. Ser. XXVII.Nr. 
12. 1909; Ser. XXVII. Nr. 1—8. 
1910. (528. 8°.) 

London. Royal Society. Philosophi- 
cal Transactions. Ser. A. Vol. 210. 
pag. 35—4l5; Ser. B. Vol. 201. pag. 
1—226. 1910. (128. 4°.) 

London. Royal Society. Proceedings. 
Ser. A. Vol. 83. Nr. 561—568. 1908; 
Vol. 84. Nr. 569—572. 1910. Ser. B. 
Vol. 82. Nr. 543—560; Vol. 83. 
Nr. 561—562. 1910. Reports to the 
Evolutions Commitee. V. 1909. (355. 8°.) 

London. Geological Survey of Great 
Britain. (England and Wales.) Me- 
moirs. Exploration of sheet 142, 
229, 284, 300, 347 & Geology of the 
London distriet, by H. B. Wood- 
ward; Water Supply of Hampshire, by 
W. Whitaker; Water Supply of 
Oxfordshire, by R. H. Tiddeman; 
Guide to. the Geological Model of Ingle- 
borough, by A..Straham; Geology 
of Nottingham, by Lamplush & 
Gibson. Summary of progress; for 
1909. (60. 8°,) 

London. Geologieal Survey of Great 
Britain. Palaeontology. Memoirs. 
Vol. I. Part 1—2. 1908—1910. 

(272. 4°.) 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1910, Nr. 17 u. 18. Verhandlungen. 64 


426 


London. Geological Society. Abstracts 
ofthe Proceedings. Session 1909— 1910. 
Nr. 886—896; Session 1910—1911. 
Nr. 897-—899. (66. 8°.) 

London. Geological Society. Quarterly 
Jonrnal. Vol. LXVI. 1310; and Geo- 
logical Literature 1909. (69. 8°.) 

London. Geological Society. List. 1910. 


(65. 8°.) 
London. Geologists’ Association. Pr o- 
ceedings. Vol. XXI. Part. 5—10. 


1910. List of Members 1910. (59, 8°.) 
London. Geological Magazine; 
edited byH. Woodward.N.S.Deec.V. 
Vol. VII. 1910. (63. 8°.) 
London. Palaeontographical So- 
ciety. Vol. LXIIL; for 1909. (116. 4°.) 
London. Mineralogical Society. Minera- 
logieal Magazine and Journal. 
Vol. XV. Nr. 71—72. 1910. 
(160. 8°. Lab.) 
London. Royal Geographical Society. 
Geographical Journal, ineluding 
the Proceedings. Vol. XXXV—XXXVI 
1910. (531. 8°.) 
London. Linnean Society. Journal 
Zoology. Vol. XXX. Nr. 201—202. 
1910; Vol. XXXI. Nr. 207. 1910. 
(70. 8°.) 
London. Linnean Society. Journal 
Botany. Vol. XXXIX. Nr. 272. 1909. 
(71. 8°.) 
London. Linnean Society. Transac- 
tions, Zoology. Vol. X. Part. 8; 
Vol. XIII. Part. 1--3. 1909—1910. 
(156 a. 4°.) 
London. Linnean Society. Transac- 
tions,Botany. Vol. VII. Part. 13—14. 
1909. (156. 4°.) 
London. Linnean Society. Procee- 
dings. Session 1909—1910. (70b. 8°.) 
London. Linnean Society. List. Session 
1910—1911. (72. 8°.) 
London. Iron and Steel Institute. Jo ur- 
nal. LXXX, 1909; Vol. LXXXLI. Nr. 1. 
1910; List of Members 1910. (590. 8°.) 
London. Nature; a weekly illustrated 
journal of science. LXXXII. Nr. 
2097—2105; Vol. LXXXII Nr. 
2106— 2122 ; Vol. LXXXLV. Nr.2123— 
2139: Vol. LXXXV. Nr. 2140—2148. 
1910. (358. 8°.) 
Lübeck. Geographische Gesellschaft und 
Naturhistorisches Museum. Mittei- 
lungen. Reihe II. Hft. 24. 1910. 
(535. 8°.) 
Lüneburg. Naturwissenschaftlicher Ve- 
rein. Jahreshefte. XVIll. 1908— 
1910. (360. 8°.) 
Lund. Universitets Ars-Skrift [Acta 
Universitatis Lundensis]). II. Mathe- 
matik och naturvetenskap. Nova 


Verhandlungen. 


Nr. 17 u. 18 


Series. Tom. V. 1909 und Register zu 
Tom. I—XL. 1864—1904. (157. 4°.) 


Lwöw. Polskie Towarzystwo Przyrod- 
niköw imienia Kopernika. Kosmos. 
Ozasopismo. (Lemberg. Polnische 
Naturforschergesellschaft. Kosmos. 


Zeitschrift.) Rocz. XXXV. 1910. 
(349. 8°.) 
Lyon. Museum d’histoire naturelle. 
Archives. Tom. X. 1909. (204, 4°.) 
Lyon. Soeciete d’agriculture, sciences et 
industrie. Annales. Annee 1908. 
(627. 8°.) 
Luxembourg. L’Institut grand-ducal, Sec- 
tion des sciences naturelles, physiques 
et mathematiques. Archives trıme- 
strielles N. S. Tom. IV. Annee 1919. 
Fasc. 1-4; Tom. V. Annee 1910. Fasc, 
1—2. (361. 8°.) 


Madison. Wisconsin Academy ofsciences, 
arts and letters. Transactions. Vol. 
XVI. Part. I Nr. 1—6. 1909. 

(363. 8°.) 

Madrid. Revista minera. Ser. C. 4. 
Epoca. Tom. XXVII. 1910. (218. 4°.) 

Madrid. Sociedad Geogräfica. Boletin. 
Tom. LI. Trim. 4. 1909; Tom. LII. 
Trim. 1—3. 1910; Revista colo- 
nial. Tom. VII. Nr. 1—-11. 1910. 

(536. 8°.) 

Manchester. Literary and philosophical 
Society. Memoirs and Proceedings. 
Vol. LIV. Part. 1—3. 1909—1910. 

(366. 8°.) 

Mannheim. Verein für Naturkunde, 

Jahresbericht.73—75.1906—1908. 
(368. 8°.) 

Marburg. Gesellschaft zur Beförderung 
der gesamten Naturwissenschaften. 
Sitzungsberichte. Jahrg. 1979. 

(370. 8°.) 

Melbourne. Royal Society of Victoria- 

Proceedings. N. 8. Vol 3xIE 


Part. 2; Vol. XXIU. Part. 1. 1910. 
(372. 8°.) 

Melbourne. Royal Society of Victoria. 
Transactions. Vol. V. Part. I. 1909. 
(110. 4°.) 

Melbourne. Department of mines, 
Vietoria. Annual Report of the 


Secretary for mines and watersupply. 
For the year 1909. (113. 4°.) 
Melbourne. Department of mines, 
Victoria. Geological Survey of Victoria. 
Bulletins. Nr. 23. 1910. (742. 8°.) 


Melbourne. Department of mines, 
Vietoria. Geological Survey of Victoria 
Memoirs. Nr. 9. 1910. (257. 4°.) 

Mexico. Instituto geologico. Boletin. 
Nr. 25 (Text u. Atlas) 1910. (247. 4°.) 


1910 

Mexico. Instituto geologico. Parer- 

sones. Tom. II. Nr. 3-5. 1910. 
(755. 8°.) 


Mexieo. Sociedad geolögica mexicana. 
Boletin. Tom. VI. Part. 2. 1910. 
(761. 8°.) 
Mexico. Sociedad scientifica „Antonio 
Alzate“. Memorias y Revista. Tom. 
XXV. Nr. 5—12. 1907; Tom. XXVII. 
Nr. 1—10. 1908—1909. (716. 8°.) 
Middelburg. Zeewsch Genootschap der 
Wetenschappen. Archief 1909. 
(374. 8°.) 
Societä italiana di 
Scienze naturale e Museo civico di 
storia naturale. Atti. Vol. XLVIIl. 
Fäsc. 4. 1909; Vol. XLIX. Fase. 1. 
1910. (379. 8°.) 
Milwankee. Public Museum. Annual 
Report of the Board of Trustees. 
XXVIL. 1910. (781. 8°.) 
Milwaukee. Wisconsin natural history 
Society. Bulletin.N.S. Vol. VII. Nr. 
3—4. 1909; Vol. VII. Nr. 1-3. 1910. 
(740. 8°.) 
Modena. Societä dei Naturalisti. Atti. 
Ser. IV. Vol. XI. Annee XLII. 1909. 
(381. 8°,) 
Department for 


Milano [Pavia]. 


Montreal [Ottawa]. 
mines. Geological Survey Branch. 
Summary Report, for the year 
1909. — Collins, W. H. A geological 
reconnaissance of the region between 
Lake Nipigon and Clay Lake. 1909, — 
Keele, J. A reconnaissance across 
the Mackenzie Mountains. 1910. — 
Dresser, J. A. Geology of St. Bruno 
Mountains. 1910. — Camsell, Ch. 
Geology and ore deposits of Hedley 
mining district. 1910 [Memoir Nr. 2]. — 
Adams, PB. D. & A. EB. Barlow. 
Geology of the Hamilton and Bancroft 
areas. 1900 [Memoir Nr. 6]. (83. 8°.) 

Montreal [Ottawa]. Geological Survey 
of Canada. Contributions to Cana- 
dian Palaeontology. Vol. III. Part 5. 
1910. (255. 4°.) 

Moscou. Societe Imperiale des Natura- 
listes. Bulletin. Annee 1908. Nr.3—4; 
Annee 1909. (283. 82.) 

Moutiers [Chambery]. Academie de 
la Val d’Isere. Recueil des Me- 
moires et Documents. N. S. Vol. I. 
Livr. 1. 1909. (384. 8°.) 

München. Königl. bayer. Akademie der 
Wissenschaften. Abbandlungender 

. mathemat.-physikal. Klasse. Bd. XXIV. 
Abhälg. 3; Bd. XXV. Abhdlg. 1—4; 
Supplement-Bd. I. Abhdig. 9—10; 
Supplement-Bd. II. Abhdlg. 2, 7, 8; 


Einsendungen für die Bibliothek. 


42% 


Supplement-Bd. III. Abhdlg. 1; Supple- 
ment-Bd. IV. Abhdlg. 1—2, 1910. 
(54. 4°.) 
München. Kgl. bayerische Akademie der 
Wissenschaften. Sitzungsberichte 
der math.-physik. Klasse. Jahrg. 1909. 
Abhdlg. Nr. 15—19; Jahrg. 1910. 
Abhdle. Nr. 1-9. (387. 8°.) 
München [Cassel]. König]. bayerisches 
Öberbergamt in München; geognosti- 
sche Abteilung. Geognostische 
Jahreshefte. Jahrg. XXI. 1908. 
(84. 8°.) 


Naney. Accademia de Stanislas.. Me&- 
moires ser. VI. Tom. VI. 1908— 
1909. (a N. 21432 8%) 

Napoli. R. Accademia delle scienze 
fisiche e matematiche. Rendiconto. 
Ser. ITI. Vol. XV. (Anno XLVIIT. 1909.) 
Fase. 8-12; Vol. XVI. (Anno XLIX. 
1910.) Fasc. 1—9. (187. 4°.) 

Neuchatel.Soeieı& des sciences naturelles. 
Bulletin. Tom. XXXVI. Anne 1908 
— 1909. (392. 82.) 

Newcastle. North of England Institute 
of mining and mechanical Engineers. 
Transactions. Vol.LX. Part. 1—9; 
1909 -1910. Annual Report of the 
Couneil; for 1909—1910. (594. 8°.) 

New-Haven. Connecticut Academy of 
arts aud sciences. Transactions. 
Vol. XVI, pag. 1—116. (393. 8°.) 

New-York. American Museum of natural 
history. Annual Report, for the 
year 1909. (397. 8°.) 

New-York. American Museum of natural 
history. Bulletin. Vol. XXVI and 
XXVII. 1909 and 1910. (398. 8°.) 

New-York. American Geographical 
Society. Bulletin. Vol. XLII. 1910. 

(541. 8°.) 

New-York [Philadelphia]. American 
Institute of Mining Engineers. Bulle- 
tin. Nr. 37—48. 1910. (758. 8°.) 

New-York. American Institute of Mining 
Engineers. Transactions. Vol. 
XL. 1909. (5959822) 

New-York. Engineering and Mining 
Journal. Vol. LXXXIX—XC. 1910. 

(131. 4°.) 

New-York [Rochester]. Geological So- 
ciety of America. Bulletin. Vol. XX; 
Vol. XXI. Nr. 1-2. 19!0. (85. 8°.) 

Novo-Alexandria [Warschau]. An- 
nuaire geologique et mineralogique de 
la Russie; redige par N. Kristafo- 


witsch. «Vol. X. Livr. 9; Vol. XI. 
Livr. 6—7. 1909; Vol. XU. Livr. 
1—6. 1910. (241. 4°.) 


64* 


428 


Nürnberg. Naturhistorische Gesellschaft. 
Abhandlungen. Bd. XVII. Hft. 1. 
1909. (400. 8°.) 


Padova. Accademia scientifica Veneto— 
Trentino—Istriana. [Societa Veneto— 
Trentina di scienze naturali. Nuova 
Serie.] Atti. Ser. III. Anno III. 1910. 

(405. 8°.) 

Paris. Ministere des travaux publies. 
Bulletin des Services de la Carte 
geologique de la France et des topo- 
graphies souterrains. Tom XVIII. 
Nr. 120, 121. 1907 —1908. (94. 8°.) 

Paris. Ministere des travaux publics. 
Memoires pour servir a l’explication 
de la Carte geologique detaillee de la 
France. Carez, L. La geologie de 


Pyrenees Francaises. Fasc. V. 1908; 
Kilian W. & J. Revil. Etudes 


geologiques dans les Alpes occiden- 
tales. II. Fasc. 1. 1908. (199. 4°.) 
Paris. Ministere des travaux publies. 
Annales des mines. Ser. X. Tom. 
XV]. Livr. 10—12. 1909; Tom. XVII. 
Livr. 1-8. 1910. (599. 8°.) 


Paris. SocietE geologique de France. 
Bulletin. Ser. IV. Tom. IX. Nr. 
IB, (89. 8°.) 

Paris. Revue critique de paleo- 


zoologie, publie sous la direction de 
M. Cossmann. Annde XIV. 1910. 


(744. 8°.) 

Paris. Museum d’histoire naturelle. 
Bulletin. Annee 1909. Nr. 1—7. 

(689. 8°.) 

Paris. Museum d’histoire naturelle. 

Nouvelles Archives. Ser. V. 

Tom. I. Fasc. 1—2. 1909. (206. 4°.) 


Paris. Journal de conchyliologie. 
Vol. LVI. Nr. 4. 1909; Vol. LVIII. 
Nr. 1. 1910. (95. 8°.) 

Paris. Societe francaise de mineralogie. 
(Ancienne Societe mineralogique de 
France) Bulletin. Tom. XXX. 
Nr. 9. 1909; Tom. XXXIIl. Nr. 1—6. 
1910. (164. 8°. Lab.) 

Paris. Societe de geographie. Bulletin. 
La Geographie; publie par Le 
Baron Hulet et Ch. Rabot. Tom. 
XXI—XXI]I. Annee 1910. (725. 8°.) 

Paris. Societe de speleologie. Spelun- 
ca. Tom. VII. Nr. 58-59. 1909; 
Tom. VIII. Nr. 60. 1910. (692. 8°.) 

Paris et Liege. Revue universelle 
des mines et de la metallurgie, des 
travaux publies, des sciences et des 
arts appliques & l’industrie. Annuaire 
de l’Association des Ing@nieurs sortis 
de l’ecole de Liege. Ser. IV. Tom. 
XXIX, XXX, XXX1I XXXLU. Nr, 1—2. 
1910. (600. 8°.) 


Verhandlungen. 


Nr. 17 u. 18 


Penzance. Royal Geological Society of 
Cornwall. Transactions. Vol. XIII. 
Part. 6. 1910. (78) 


Perth. Geological Survey of Western 
Australia. Bulletin with the geolo- 
gical maps. Nr. 33, 36, 38. 1910. 

(745. 8°.) 

Perth. Geological Survey of Western 
Australia. Annual Progress-Re- 
port; for the year 1909. (258. 4°.) 

Perugia [Catania]. Giornale di geo- 
logia pratica; pubbl. da P. Vinassa 
de Regny e @ Rovereto. Anno 
VII. Fasc. 1—4. 1910. (762. 8°,) 

Perugia [Catania]. Rivista italiana 
di paleontologia. red. da P. Vinassa 
de Regny. Anno XV. Fasc. 4. 
1909; Anno XVI. Fasc. 1—3. 1910. 

(763, 8°.) 

Petersburg, St. Academie imperiale des 
sciences. Bulletin. Ser. VI. 1910. 
Nr. 1—18. (162 4°.) 

Petersburg, St. Musee geologique Pierre 
le Grand pres l’Acad&mie imp6riale 
des sciences. Travaux (fast aus- 
schließlich russischer Text). Tom. III. 
1909. Nr. 2--4; Tom. IV. 190. 
Nr. 12. - (792. 8°.) 

Petersburg, St. Geologitcheckoy Ko- 
mitet. Isvesstija. (Comite geologi- 
que. Bulletins.) Vol. XXVIIL Nr. 
1—8. 1909. (98. 8°.) 

Petersburg, St. Geologitcheckoy Ko- 
mitet. Trudy. (Comite geologique. 
Memoires.) Nouv. Ser Livr. 40, 51, 52. 

(164, 4°.) 

Petersburg, St. Comite geologique. Ex- 
plorations geologiques dans les 
regions auriferes de la Siberie: 

a) Region aurifere d’Jenissei. 
Carte geologigque. Description de la 
teunlle, 1 7,1910: 

b) Region aurifere de la L&@na. Carte 
geologique. Description de la feuille. 
1—7. 1910; Livr,*V, 1910. 

c) Region aurifere de la Zela. Carte 
geolog. Description des feuilles. II—1. 
1910. (777. 8°.) 

Petersburg, St. Imp. Mineralog. Obsht- 
chestvo. Zapiski. [Kais. russische 
mineralog. Gesellschaft. Schriften.] 
Ser. II. Bd. XLVI. Lfg. 2. 1908. 

(165. 8°. Lab.) 

Petersburg, St. Imp. Ruskoye Geogra- 
fitcheskoye Obshtchestvo. Isvesstija. 
(Kais. russische geographische Gesell- 
schaft. Berichte) Tom. XLVL 1910. 
Nr. 1—5. (553. 8°.) 

Philadelphia. Academy of natural 
sciences. Journal. Ser. I. Vol. XIV. 
Part. 1. 1909. (125. 4°.) 


1910 


Philadelphia. Academy of natural scien- 
ces. Proceedings. Vol. LXI. Part. 
2—3. 1909; Vol. LXII. Part. 1. 1910. 

(410. 8°.) 

Philadelphia. American philosophical 
Society. Proceedings. Vol. XLVIII. 
Nr. 193. 1909; Vol. XLIX. Nr. 194— 
196. 1910. (411. 8°.) 


Philadelphia. Franklin Institute of the 
State of Pennsylvania. Jourual de- 
voted to science and the mechanic 
arts. Ser. III. CLIX—CLX. 1910. 

(604. 8°.) 

Pisa. Palaeontographia italica. 
— Memorie di palaeontologia, pubbli- 
cate per cura del M. Canavari. 
Vol. XVI. 1910. (640. 4°.) 


Pisa. Societä Toscana di scienze na- 
turali. Atti. Memorie. Vol. XXIV. 
1908; Vol. XXV. 1909. (412. 8°.) 


Pisa. Societä Toscana di scienze naturali. 
Atti. Processiverbali. Vol. XVII. 
Nr. 5—6. 1909; Vol. XIX. 1910. 

(413. 8°.) 

Pola. Hydrographisches Amt der k. u. k. 
Kriegsmarine. Veröffentlichungen; 
Nr. 29. (Gruppe Il. Jahrbuch der 
meteorolog., erdmagnet. und seis- 
mischen Beobachtungen. N. F. Bd. XIV. 
Beobachtungen des Jahres 1909.) 

(244 a. 4°.) 

Prag. Ceskä Akademie Cis. Frantiäka 
Josefa pro ve&dy, slovesnost a um£ni. 
Trida II. Rozpravy. (Böhmische 
Kaiser Franz Josefs- Akademie für 
Wissenschaften. Literatur und Kunst. 
Abtlg.II. Sitzungsberichte.) Rod. XVII. 

isl22, 7, i0, 19, 28, 38. 1908; Roc. 
RSVNEE ES]. 4,29,10,17, 15, 23, 26, 
27, 28, 29, 30, 40. 1909. (416. 8°.) 

Prag. Ceskä Akademie Öis. Frantiäka 
Josefa pro vedy, slovesnost a umeni. 
V&stnik. (Böhmische Kaiser Franz 
Josefs-Akademie für Wissenschaften, 
Literatur und Kunst. Mitteilungen.) Ro£. 
XVII. Öisl. 9. 1909; Rod. XIX. Cisl. 
1-8. 1910. (417. 8°.) 

Prag. Königl. böhmische Gesellschaft der 
Wissenschaften. Jahresbericht. 
Für 1909. (415. 8°.) 

Prag. Königl. böhmische Gesellschaft 
der Wissenschaften. Sitzungsbe- 
richte der math.-naturw. Klasse. 
Jahrg. 1909. (414. 8°.) 


Prag. Archivfürnaturwissenschaftliche 


Landesdurchforschung von Böhmen. 
Bd. XIV. Nr. 1. 1910. (61. 4°.) 
Prag. K. k. Sternwarte. Magnetische 


und meteorologische Beobachtun- 
gen. Jahrg. LXX. 1909. (316. 4°.) 


Einsendungen für die Bibliothek. 


429 


Prag. Verein „Lotos“. Naturw. Zeit- 
schrift „Lotos“ Bd. LVII. 1909. Nr. 1 
— 0% (420. 8°.) 

Prag. Deutscher polytechnischer Verein 
in Böhmen. Technische Blätter. 
Jahrg. XLII. Hft. 1—4. 1910. (605. 8°.) 

Prag. Handels- und Gewerbekammer. 
Verhandlungen; Sitzungsprotokolle 
und Geschäftsberichte. 1909 —1910. 

(674. 8°.) 

Prag. Statistisches Landesamt des 
Königreiches Böhmen. Mitteilungen 
Bd. XIV.Hft.1—2;Bd.XV.Hft.1.1910. 

(634. 8°.) 

[Preßburg] Pozsony. Verein für Natur- 
und Heilkunde. Verhandlungen. A 
Pozsony termeszettudomänyi &s orvosi 
Egyesület Közlemeuyi. N. F. XVIII. 
1908; XIX—XX. 1909 ; Emlekmü1856— 
1906. (421. 8°.) 

Pretoria. Transvaal Mines Department. 
Geologieal Survey. Rxplanations 
ofsheets. Sheet5—6 (Zarust-Mafeking). 
1910. (793. 8°.) 

Pretoria. Transvaal Mines Department. 
Geological Survey. Memoirs. Nr. 5. 
(Geology of the Pilgrims Rest gold 
mining district.) 1910. (794. 8°.) 

[Proßnitz] Prost&jov. Klub prirodo- 
vedetky. VEstnik. (Naturwissenschaft- 
licher Klub. Mitteilungen.) Roc. XI. 


1909. (788. 8°.) 
Roma. R. Accademia dei Lincei. Atti. 
Memorie della classe di scienze 


fisiche, matematiche e naturali. Ser. V. 


Volsavzilssrase 11-103 N\ol2 VIE 
Fasc. 1—6. (184. 4°.) 
Roma. R. Accademia dei Lincei. Atti. 


Rendiconti.Ser. V. Vol. XIX. Sem. 
1—2. 1910 e Rendiconti dell’adunanza 
solenne 1910. (428. 8°.) 
Roma. Reale Ufficio geologico. Me- 
morie descrittive della carta geo- 
logica d’Italia. Vol. XIII. 1910. 
(106. 8°.) 
Roma. R. Comitato geologico d’ Italia. 
Bollettino. Vol. XL. Anno 1909; 
Trim. 3; Vol. XLI. Anno 1910. Fasc. 
a) (104. 8°.) 
Roma. Societä geologica italiana. Bol- 
lettino. Vol. XXVIII. Fasc. 3. 1909; 
Vol. XXIX. Fase. 1—2.1910. (105. 8°.) 
Roma. Societä geografica italiana. Bol- 
lettino. Ser. IV. Vol. XI. 1910. 
(558. 8°) 
Rouen. Acade&mie des sciences. belles 
lettres et arts. Precis analytique 
des travaux. Annee 1907—1908. 
(429. 9°.) 
Rovereto. Societä degli Alpinisti Tri- 
dentini. Bollettino dell’ Alpinista. 
Anno VI]. Nr. 1-4. 1910. (262. 4°.) 


450 


Salzburg. Gesellschaft für Salzburger 
Landeskunde. Mitteilungen. Bad.L. 
1910. (Festschrift zur Feier des fünfzig- 
jährigen Bestandes.) (563. 8°.) 

Sarajevo. Bosnisch-hercegovinische Lan- 
desregierung. Ergebnisse d. meteoro- 
logischen Beobachtungen an den 
Landesstationen in Bosnien-Hercego- 
vina. Im Jahre 1908. (265. 4°.) 

Sarajevo. Zemaliskoj Muzej u Bosni i 
Hercegovini.Glasnık.[Landesmuseum 
für Bosnien und Herzegowina. Mittei- 
lungen.] God. XXI. Nr. 4. 1909; God. 
XXII. Nr. 1—2. 1910. (441. 8°.) 

Staab. Österreichische Moorzeit- 
schrift. Monatshefte des Deutsch- 
österreichischen Moorvereines; hrsg. 
v. H. Schreiber. Jahrg. XI. 1910. 

(733. 8°.) 

Stockholm. K. Svenska Vetenskaps- 
Akademien. Arkiv för kemi, minera- 
logi och geologi. Bd. III. Hft. 4—5. 
1910. (747. 8°.) 

Stockholm. K. Svenska Vetenskaps- 
Akademien. Handlingar. Bd.XLV. 
Nr. 3—7. 1910 (140. 4°.) 


Stockholm. Kgl. Svenska Vetenskaps- 
Akademien. Arsbok. För 1910. 

(773. 8°.) 

Stockholm. Geologiska Föreningen. 


Förhandlingar. Bd. XXXI. Hft. 
6—7. 1909; Bd. XXXII. Hft. 1—6. 
1910. (110. 8°.) 
Straßburg. Geologische Landesanstalt 
von Elsaß-Lothringen. Mitteilun- 
gen. Bd. VII. Hft. 2. 1909. (112.82.) 


Stuttgart.Kgl. Württemberg. statistisches 
Landesamt. Erläuterungen zurgeo- 
logischen Spezialkarte von Württem- 
berg. Blatt Stammheim (Nr. 80); 
Schramberg (Nr. 129). 1909. (64. 4°.) 


Stuttgart. Kgl. Württemberg. statisti- 


sches Landesamt. Mitteilungen 
der geologischen Abteilung. Nr. 7. 

(771. 8°.) 

Stuttgart. Neues Jahrbuch für 


Mineralogie, Geologie und Paläonto- 
logie; hrsg. v.M. Bauer, E.Koken, 
Th. Liebisch. Jahrg. CII. 1909. Bd.1l. 
Hft. 3; Jahrg. OIII. Bd. I; II. Hft. 1—2. 
1910 und Beilagebd. XXIX. u. XXX. 
1910. (113. 8%,) 
Stuttgart. Centralblatt für Minera- 
logie, Geologie und Paläontologie in 
Verbindung mit dem „Neuen -Jahr- 
buch“; hrsg. v.M. Bauer,E. Koken, 
Th. Liebisch. Jahrg. 1910. 
(113a. 8°.) 
Stuttgart.Palaeontographica. Bei- 
träge zur Naturgeschichte der Vorzeit; 
hrsg. von E. Koken u. J. F. Pom- 


Verhandlungen. 


Nr. 17 u. 18 


peckj. Bd. LVI. Lfg. 5—6, 1909; Bd. 
LVII. Lfg. 1—5. 1910. (56. 4°.) 
Stuttgart. Verein für vaterländische 
Naturkunde in Württemberg. Jahres- 
hefte. Jahrg. LXVI. 1910 und Bei- 
lage. (450. 8°.) 
Sydney. Department of mines. Geological 
Survey of New South Wales. Annual 
Report. For the year 1909. (229. 4°.) 
Sydney. Department of mines and 
agrieulture. Geological Survey of New 
South Wales. Palaeontology.Nr.5. 
VolS Bar 291910: (96. 4°.) 
Sydney. Department of mines and agri- 
eulture. Geological Survey of New 
South Wales. Records. Vol. IX. 
Bart 121909} (97. 2°.) 
Sydney. Royal Society of New Soutlı 
Wales. JournalandProceedings. 
Vol. XLII, for 1908; Vol. XLIN, for 
1909. Part. 1—2. (451. 8°.) 


Teplitz. Der Kohleninteressent. 
Bd. XXVIII. 1910. (81. 4°.) 
Thorn. Kopernikus-Verein für Wissen- 
schaft und Kunst. Mitteilungen. 
Hft. XVII. 1909. (452. 8°,) 


Tokyo. Imp. Geological Survey of Japan. 
Bulletin. Vol. XXI. Nr. 1. 1910. 
Descriptive Text (japanisch). Zone 1, 
Col. III. (Kaseda); Zone 6, Col. I. 
(Iki); Col. IV. (Sudnada); Col. VII. 
(Hiwasa); Zone 20, Col. XIII. (Aomori). 

(116. 8°.) 

Tokyo. Imperial Geological Survey. 
Memoirs. Nr. 2, 1910. (772. 82.) 

Tokyo. College of science. Imperial Uni- 
versity. Journal. Vol. XXVII. Art. 
7—18; Vol. XXVIII. Art. 1-4. 1910. 
Publications of the earthquake in- 
vestigation Comittee. Bulletin. Vol. IV. 
Nr. 1. 1910. (94. 4°.) 

Tokyo. Deutsche Gesellschaft für Natur- 
und Völkerkunde Östasiens. Bd. XII. 
Teil. 2 1910. (92. 4°.) 

Topeka. University Geological Survey 
of Kansas. Vol. IX (Special Report 
on oil and gas) 1908. (708. 8°.) 

Torino. Reale Accademia delle scienze. 

Vol. XLV. Disp. 1—15. 1909 
—1910. (453. 8°.) 

Torino. Reale Accademia delle scienze. 
Memorie. Ser. II, Tom. LX. 1910. 

(192. 4°.) 

Torino. Club alpino italiano. Bollettino. 
Vol. XL. Nr. 73. 1910. (565. 8°.) 

Torino. Club alpino italiano. Rivista 
mensile. Vol. XXIX. 1910. 

(566. 8°.) 

Toronto. Canadian Institute. Trans- 
actions. Vol. VIII. Part. 4 1910. 

(457. 8°.) 


1910 


Toulouse. Academie des sciences, in- 
scriptions et belles lettres. Memoires. 


Ser. X. Tom. VIII. 1908. (458. 8°.) 
Trenton. Geological Survey of New 
Jersey. Annual Report of tbe 


State Geovlogist; for the year 1909. 
(118. 8°.) 

Triest. J. R. Osservatorio marittimo. 
Rapporto annnale; red. da E. Ma- 
zelle. Vol. XXIII. per l’anno 1906. 
(321. 4°.) 


Upsala. 
University. Bulletin. 


Geological Institution of the 
VOlSESENT: 


17-18. 1908—1909; Vol. X. Nr. 
19—20. 1910—19!1; Iudex to Vol. 
EX. (119. 8°.) 


Utrecht. Koninkl. Nederlandsch meteoro- 
logisch Instituut. Jaarboek. LX. 
1908. A u. B. (323. 4°.) 

Utrecht. Koninkl. Nederlandsch meteoro- 
logisch Instituut. Mededeelingen 
en Verhandelingen Nr. 9—10. 1910. 


(295. 8. 


Verona. Accademia d’agricoltura, scienze, 
lettere, arti e commercio. Atti e 
Niemomnen Ser; IV. Vol X. 
(LXXXV dell’intera collezione.) 1910 
u. Appendice al Vol. X. Osserva- 


zioni meteorologique 1909—1910. 
(643. 8°.) 
Warschau [Warszawa]. Towarzystwa 


Naukowego. Sprawozdania.[Socie- 
te scientifique. Comptes rendus des 
seances.] Rok III. Zesz. 1—7. 1910. 
(789. 8°.) 

Washington. United States Geological 
Survey. Annual Report of the 
Director. XXX. 1909. (148. 4°.) 


Washington. United States Geological 
Survey. Bulletin Nr. 386; 389—401; 
403—424. 1909—1910. (120. :82.) 


Washington. United States Geological 
Survey. Mineral Resources. Year 
1908. Part. I—1. (121. 8°.) 

Washington. United States Geological 
Survey. Professional Papers. 
Nr. 64—67. 1909. (263. 4°.) 

Washington. United States Geological 
Survey. Water-Supply and Irri- 
gation Papers. Nr. 227; 232—233; 
235—236; 238; 241—245; 248—249; 
252. 1909— 1910. (748. 8°.) 

Washington. Smithsonian Institution. 
Annual Report of tlıe Board of 
Regents, for the year 1908. Report 
U. S. National-Museum, for the year 
1908 and 1909. (473. 8°.) 


Einsendungen für die Bibliothek. 431 


Washington. Smithsonian Institution. 
Miscellaneous OÖollections. Vol. 
51. Nr.4; Vol. 54. Nr. 2—7; Vol. 55; 
Vol. 56. Nr. 1-7 & 9—10 u. Quar- 
terly Issue. Vol. V. Part.. 4. 1910. 

(Bibl. 22. 8°) 

Wellington. New Zeeland Institute. 
Transactions and Proceedings. 
Vol. XLTl. 1909. (475. 9°.) 

Wien. K. k. Ministerium für öffentliche 
Arbeiten. Statistik des Berg- 
baues in Österreich [als Fortsetzung 
des Statistischen Jahrbuches des 
k. k. Ackerbauministeriums. 2. Heft: 
„Der Bergwerksbetrieb Österreichs.“] 
Für das Jahr 1908. Lfg. 3. (Gebarung 
der Bergwerksbruderladen im Jahre 
1907.) Für das Jahr 1909. Lifg. 1 
(Die Bergwerksproduktion). (609 a. 8°.) 

Wien. Kaiser). Akademie der Wissen- 
schaften. Almanach. Jahrg. LIX. 
1909. (Bibl. 341. 8°.) 

Wien. Kaiserl. Akademie der Wissen- 
schaften; math.-natarw. Klasse. An- 
zeiger. Jahrg. XLVI. 1909. (479. 8°.) 

Wien. Kaiserl. Akademie der Wissen- 
schaften. Denkschriften; philos. 
histor. Klasse. Bd. LIII. 3; LIV. 1. 
1910. (a. N. 154. 4°.) 

Wien. Kaiser), Akademie der Wissen- 
schaften. Sitzungsberichte; 
math.-naturw. Klasse. Abteilung I. 
Jahrg. 1909. Bd. CXVIIl. Hft. 5—10; 
Jahrg. 1910. Bd. CXIX. Hft. 1—2. 

(476. 8°.) 

Wien. Kaiserl. Akademie der Wissen- 
schaften. Sitzungsberichte; 
math.-naturw. Klasse. Abteilung 
IIa. Jahrg. 1909. Bd. OXVIII. Hft. 
5—10; Jahrg. 1910. Bd. CXIX. Hft. 
1—4. Abteilung Ild. Jahrg. 1909. 
Bd. CXVII. Hft. 6—10; Jahrg. 1910. 
Bd. CXIX. Hft. 1—6. (477. 8°.) 

Wien. Kaiser). Akademie der Wissen- 
schaften. Sitzungsberichte;, 
math.-naturw. Klasse. AbteilunglIII. 
Jahrg. 1909. Bd. CXVIII. Hft. 3—10; 
Jahrg. 1910. Bd. CXIX. Hft. 1—3. 

(478. 8°.) 

Wien. Kaiser. Akademie der Wissen- 
schaften. Sitzungsberichte; phil.- 
histor. Klasse. Bd. CLXII. Abhg. 
2—6; Bd. CLXIII. Abhg. 4—6; Bd. 
CLXIV. Abhg. 1, 3—4. 1910. 

(a. N. 310. 8°.) 

Wien. Kaiserl. Akademie der Wissen- 
schaften. Mitteilungen der Erd- 


beben-Kommission. N. F. XXXVI. 
1909. (73182) 
Wien. Anthropologische Gesellschaft. 


Mitteilungen. Bd. XL. (III. Folge. 
Bd. X.) 1910. (230. 4°.) 


432 


Wien. Beiträge zur Paläontologie und 
Geologie Österreich-Ungarns und des 
Orients. Mitteilungen des geologischen 
und paläontologischen Institutes der 
Universität; herausgegeben mit Unter- 
stützung des hohen k. k. Ministeriums 
für Kultus und Unterricht von -V. 


Uhlig, C. Diener und G. von 
Arthaber. Bd. XXIIL. Hft. 1—3. 
1910. (73. 4°.) 


Wien. K. k. Zentralanstalt für Meteoro- 
logie und Geodynamik. Jahrbücher. 
N.F. Bd. XLIV. Jahrg. 1907. Anhang; 
Bd. XLV. Jahrg. 1908. (324. 4°.) 

Wien. Allgemeine österreichische Che- 
miker- u. Techniker-Zeitung. 
Jahrg. XXVIII. 1910. (235. 4°. Lab.) 

Wien. Klub österreichischer Eisenbahn- 
beamten. Österreichische Eisen- 
bahn-Zeitung. Jahrg. XXXI11. 1910. 

(78. 4°.) 

Wien. K. k. Finanzministerium. Sta- 
tistische Mitteilungen über das 
österreichische Salzmonopol. Im Jabre 
1907 und 1908. (796. 8°.) 

Wien. K. k. Gartenbau - Gesellschaft. 
Österreichische Garten-Zeitung. 
N. F. Jahrg. V. 1910. (648. 8°.) 

Wien. K. k. Geographische Gesellschaft. 
Mitteilungen. Bd. LIII. 1510. 

(568. 8°.) 

Wien [Leipzig]. Geographische 
Abhandlungen:hrsg.vonA.Penck. 
Bd. IX. Hft. 3. 1910. (570. 8°.) 

Wien. Geologische Gesellschaft. Mit- 
teilungen; redigiert von V. Uhlig 
und ©. Diener. Bd. I. 1908; Bd. {l. 
1909; Bd. III. Hft.1—3. 1910. 


(784. 8°.) 
Wien. K. k. Handels-Ministerium. Sta- 
tistisches Departement. Statistik 


des auswärtigen Handels. Im Jahre 
1908. Bd. I-IV; im Jahre 1909. Bd. 
I—1. (683. 8°.) 
Wien. Handels- und Gewerbekammer. 
Bericht über die Industrie, den 
Handel und die Verkehrsverhältnisse 
in Niederösterreich. Für das Jahr 1909. 
(679. 8°.) 

Wien. Handels- und Gewerbekammer 
für das Erzherzogtum Österreich unter 
der Enns. Sitzungsberichte. 
Jahrg. 1910. (337. 4°.) 
Wien. K. k. hydrographisches Zentral- 
bureau. Jahrbuch. Jahrg. XV. 1907. 
Beiträge zur Hydrographie Öster- 
reichs. Hft. IX. 1908; Wochenbe- 
richte über die Schneebeobachtungen 
im Winter 1910—1911. (236. 4°.) 
Wien. Hydrographisches Zentralbureau 
im k. k. Ministerium für öffentliche 
Arbeiten, Der österreich, Wasser- 


Verhandlungen. 


Nr. 17 u. 18 


kraftkataster. Hft. 1. (Index und 
Blatt 1 bis 22) 1909. (161. 2°.) 
Wien.K.k. Landwirtschafts-Gesellschaft. 
Jahrbuch, Jahrg. 1909. (649. 8°.) 
Wien. K. u. k. militär-geographisches 
Institut. Mitteilungen. Bd. XXIX. 
1909. (569. 8°.) 
Wien. Mineralogische Gesellschaft. Mit- 
teilungen. Nr. 51. 1910; Jahres- 
bericht für 1910. (732.8) 
Wien. Mineralogische und petrographi- 
sche Mitteilungen, herausgegeben von 
G. Tschermak (F. Becke). Bd. 
XXVIII Hft. 5—6. 1909; Bd. XXIX. 
Hft. 1—4. 1910. (169. 8°. Lab.) 


Wien. InternationaleMineralquellen- 


Zeitung; herausgegeben von L. 
Hirschfeld. Jahrg. XI. 1910. 
(253. 4°.) 


Wien. K k. Ministerium für Kultus und 
Unterricht. Verordnungsblatt. 
Jahrg. 1910. (343. 8°, Bibl.) 

Wien. K.k. Montanistische Hochschulen 
zu Leoben und Piibram. Berg- und 
Hüttenmännisches Jahrbuch. 
Bd. 1,Vı. 1908; Bd. LVII. 1909; Bd. 
LVIIT. 1910. (611. 8°.) 

Wien. MontanistischeRundschau ; heraus- 
gegeben von O0. Kauders. Jahrg. 
1909— 1910. (267. 4°.) 

Wien.K.k. naturhistorischesHofmuseum. 
Annalen. Bd. XXIII. Nr. 3—4. 1909; 
Bd. XXIV. Nr. 1—2. 1910. (481. 8°.) 

Wien. Naturwissenschaftlicher Verein 
an der Universität. Mitteilungen. 
Jahrg. VIII. 1910. (749. 8°.) 

Wien. Niederösterreichischer Gewerbe- 
verein. Wochenschrift. Jahrg. 
LXXT. 1910. (91. 4°.) 

Wien. Österreichische Kommission für 
die Internationale Gradmessung. Ver- 
handlungen. Protokoll über die 
am 5. Dec. 1908 abgehaltene Sitzung. 

. (790. 8°.) 

Wien. Österreichisches Handels-Journal. 
Jahre. XLV. 1910. (338. 4°) 

Wien. Österreichischer Ingenieur- und 
Architekten-Verein. Zeitschrift. 
Jahrg. _LXII. 1910. (70. 4°.) 

Wien. Osterreichisch-ungarische Mon- 
tan- und Metallindustrie - Zeitung. 
Jahrg. XLIV. 1910. (83. 4°.) 


Wien. K. k. statistische Zentralkom- 
mission. Österreichische Sta- 
tistik. Bd. LXXXVl]. Hft. 3; Bd. 
LXXXVII. Hft.2—3; Bd. LXXXVII. 
Hft. 1—2,-4; Bd. LXXXIX. Hier. 
Abtlg. 1—2; Hft. 2, 4. (339. 4°.) 

Wien. Österreichischer Touristenklub. 
Österreichische Touristenzei- 
tung. Bd. XXX. 1910. (84. 4°.) 


1910 Einsendungen für die Bibliothek. 433 
Wien. Österreichischer Touristenklub. Wien und München. Deutscher und 
Mitteilungen der Sektion für Na- Österreichischer Alpenverein. Mit- 
turkunde. Jahrg. XXII. 1910. (55. 4°.) teilungen. Jahrg. 1910. (231. 4°.) 
Wien. Österreichische Zeitschrift für Wien und München. Deutscher und 
Berg- und Hüttenwesen. Jahrg. LVIII. Österreichischer Alpenverein. Zeit- 
1910. (86. 2°.) schrift. Bd. XLI. 1910. (574. 8°.) 
Wien. Reichsgesetzblatt für die im Wiesbaden. Nassauischer Verein für 
Reichsrate vertretenen Königreiche Naturkunde. Jahrbücher. Jahrg. 
und Länder. Jahrg. 1910. (340. £°. Bib].) LXIII. 1910. (457. 8°.) 


Wien. K. u. k. technisches Militärkomitee. 
Mitteilungen über Gegenstände des 
Artillerie- und Geniewesens. Jahrg.1910. 

(a. N. 301. 8°.) 

Wien. Urania. Illustrierte populär- 
wissenschaftliche Wochenschrift. Organ 
des Volksbildung - Institutes Urania. 
Jahrg. III. 1910. (268. 4°.) 

Wien. Verein zur Verbreitung natur- 
wissenschaftl. Kenntnisse. Schriften. 
Bd. L. 1910 und Jubiläums-Festschrift 
1860—1910. (483. 8°,) 

Wien. Wiener Zeitung. Jahrg. 1910. 

(254. 4°) 

Wien. Wissenschaftlicher Klub. Jahres- 
bericht. XXXIV. 1909—1910. 

(484. 8°.) 

Wien. WissenschaftlicherKlub.Monats- 
blätter. Jahrg. XXXI. Nr. 5—12. 
Jahrg. NXXII. Nr. 1—3. 1910. (485. 8°.) 

Wien. K. k. Zoologisch-botanische Ge- 
sellschaft. Abhandlungen. Bd. V. 
Hft. 1—5 ; Bd. VI. Hft.1. 1910. (735. 8°.) 

Wien. K. k. Zoologisch-botanische Ge- 
sellschaft. Verhandlungen. Bd. 
LIX. 1909. Hft. 8—10; Bd. LX. 1910. 
Hft. 1-10. (140. 8°.) 


Würzburg. Physikalisch - medizinische 
Gesellschaft. Sitzungsberichte. 
Jahrg. 1908. Nr. 6; Jahrg. 1909. Nr. 


I: (491. 8°.) 
Würzburg. Physikalisch - medizinische 
Gesellschaft. Verhandlungen. N. 


F. Bd. XL. Nr. 8. 1910. (489. 8°.) 
Zagreb. Jugoslavenska Akademija zna- 
nosti i umjetnosti. Rad. (Agram. 
Südslawische Akademie der Wissen- 
schaften und Künste. Publikationen.) 
Knjiga. 178—182. 1909—1910. 
(492. 8°.) 
Zagreb. Jugoslavenska Akademija zna- 
nostiiumjetnosti. Ljetopis.(Agram. 
Südslawische Akademie der Wissen- 
schaften und Künste. Geschichte der- 
selben.) God. 1909. (493. 8°.) 


Zagreb. Hrvatsko Prirodozlovno Drustvo. 
Glasnik. [Agram. Societas scien- 
tiarum naturalium croatica.] God. XXI. 
Pol. 1 (497. 8°.) 

Zürich. Naturforschende Gesellschaft. 
Vierteljahrsschrift. Jahrg. LIV. 
1909. Hit. 3—4; Jahrg. LV. 1910. 
Hft. 1—2. (499. 8°.) 


K. k. geol, Reichsanstalt. 1910. Nr. 17 u. 18. Verhandlungen. 65 


Verzeichnis 


der im Jahre 1910 erschienenen Arbeiten geologischen, paläontologischen, minera- 

logischen, montangeologischen und hydrologischen Inhaltes, welche auf das Gebiet 

der österreichisch-ungarischen Monarchie Bezug nehmen, nebst Nachträgen zur 
Literatur des Jahres 1909. 


Zusammengestellt von Dr. F. v. Kerner. 


Abel, ©. Erläuterungen zur geologischen 
Karte... NW-Gruppe Nr. 85. Auspitz 
und Nikolsburg (Zone 10, Kol. XV 
der Spezialkarte d. Osterr.-Ung. Mon- 
archie). Wien 1910. 40 S. 

Abel, ©. Über die allgemeinen Prinzipien 
der paläontologischen Rekonstruktion. 
Verh. d. zooloe. bot. Ges. LX. 6. Wien 
1910. S. 141—146. (Vortrag.) 

Abel, 0. Kritische Untersuchungen über 
die paläogenen Rhinocerotiden Euro- 
pas. Abhandlungen der k. k. geoloe. 
Reichsanst. Bd. XX. Hfr. 3. Wien 1910. 
52 S. mit 2 Taf. 

Agrog£ologique Conference internatio- 
nale. I. Budapest 1909. Comptes 
rendas. Budapest 1909. 

Ampferer, 0. Aus den Allgäuer und 
Lechtaler Alpen. Verhandl. d. k. k. 
geolog. Reichsanst. 1910. S. 58 und 
59 (Vortragsbericht). 


Anders, Emilie. Geologische Exkur- 
sionen der naturhistorischen Fach- 
gruppe des Vereines „Volksheim“. 


I. Ernstbrunn und Nodendorf, unter 
Führung Dr. H. Vetters. „Das 
Wissen für Alle“. Naturhistorische 
Beilage. Nr. 9. Wien 1910. S. 3 mit 
2 Textfig. 

Angerer, H. Beobachtungen am Pa- 


sterzengletscher im Sommer 1909. 
„Carinthia“. C. Klagenfurt 1910. 
8. 67—91. 

Angerer, H. Gletscherbeobachtungen 


im Ankogel-Hochalmspitzgebiete im 
Sommer 1909. „Carinthia“. C. Klagen- 
furt 1910. S. 187—216. Mit 3 Taf. 
Angerer, H. Gletscherbeobachtungen an 
der Pasterze und im Ankogelgebiet im 
Sommer 1909. Zeitschr. f. Gletscher- 
kunde V. Berlin 1910. S. 152—154. 


Angerer, L. Geologie und Prähistorie 
von Kremsmünster. Programm des 
k. k. Obereymnasiums der Benediktiner 
zu Kremsmünster. LX für das Schul- 
jahr 1910. Linz 1910. 90 S. mit 21 
Textfig., 1 Titelbild, 1 geolog. Warte. 

Arlt und Scheffer, Ungarische Erz- 
lagerstätten, ihre Ausbeutung und die 
Zugutemachung der Erze. „Glückauf“ 
1910. S. 489—504. Mit 18 Textfig. 

Arentz, F. Deviating views on the glacial 
period especially in Europe. Christiania 
1910-1 IE>: 


Bach, F. Mastodonreste aus der Steier- 
mark. Beiträge zur Pal. u. Geol. Ost.- 
Ung. u. d. Orients. XXIII. Wien 
1910. S. 63— 124. Mit 4 Taf.u.5 Textfig. 

Bach, F. Die tertiären Landsäugetiere 
der Steiermark, zweiter Nachtrag. 
Mitteil. d. naturwiss. Ver. f. Steier- 
mark. XLVI. Graz 1910. S. 329—334. 

Bamberger, M. u. K. Krüse. Beiträge 
zur Kenntnis der Radioaktivität der 


Mineralquellen Tirols. Wien 1910. 
24 S. Mit 4 Textfig. 
Bartels, W. Die Spateisensteinlager- 


stätte des Zsipser Komitates in Ober- 
Ungarn. Jahrb. d. kgl. preuß. geol. 
Landesanst. Berlin 1910. S. 113. Mit 
9 Taf. u. 23 Textfig. 

Bartonec, F. Uber einen neuen Fund- 
punkt des marinen Miocäns im Su- 
detengebiete. Verh. d. k. k. geolog. 
Reichsanst. 1910. S. 213—215. 

Bartonec, _F. Das Krakauer Kohlen- 
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Bather, F. A. Triassic Echinoderms of 
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lichen Erforschung des Balaton (Plat- 
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Mit 18 Taf. u. 63 Textfie. 

Bauer, M. KEdelsteinkunde. 2. 
Leipzig 1909. 765 S. Mit 21 Taf. 

Beck, H. Zur Kenntnis der Oberkreide 
in den mährisch-schlesischen Beskiden. 
Verhandl. d. k. k. geolog. Reichsanst. 
1910. S. 132—136 (Vortrag). 

Beck, H. Vo:läufiger Bericht über Fossil- 
funde in den llüllgesteinen der Tithon- 
klippe von Jassenitz bei Neutitschein. 
Verb. d. k. k. geo]. Reichsanst. 1910. 
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Becke, F. Zum Gedächtnis an Dr. Felix 
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Mitteil. XXVIII. Wien 1909. 

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bei der Versammlung deutscher Natur- 
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Aufl. 


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am Hintereisferner 1909. Zeitschr. f. 
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Blümcke A. u. H. Heß. Tiefbohrungen 
am Hintereisferner 1910. Zeitschr. f. 
Gletscherkunde V. Berlin 1910. S. 151 
u.#15>2. 

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schon bekannte Molluskenarten aus 
den unterkretazischen Ablagerungen 
des Krassö-Szörenyer Gebirges. Föld- 
tani Közlöny. Supplement. XL. Buda- 
pest 1910. S. 657— 669. Mit 2 Textfig. 
u. arlaf- 


Bohraufschlüsse im Ostrau-Karwiner 
Steinkohlenreviere.. Montan - Zeitung 


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bildung. Leipzig u. Wien 1910. 83 S. 

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Mitteilungen für Iöhlenkunde. I. Graz 
1908. 5 S. Mit 2 Textfig. 

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Höhlenkunde. III. Graz 1910. 5 S. 
Mit 2 Textfig. 


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Wien 1910. S. 131—136, 153—155 u. 
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in 2 Teilen (Nordhälfte u. Südhälfte). 
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65* 


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Verhandlungen. 


Ne 7mal8 


Doelter, ©. Über Umwandlung amorpher 
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Geolog. Gesellsch. Ilf. Wien 1910. 
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238 


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125 Textfig. 

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Mit 9 Textfig. 

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Textäfig. 

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Textfig. 


Zur Tektonik der 
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Mit 2 Taf. u. 4 


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die Süßwasser- und Landschnecken- 
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miozän in der Gemarkung von Deva. 


Földtani Közlöny. Supplement. XL. 
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Gaäl, St. v. [Die sarmatische Schnecken- 
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Evkönyve. XVIll. Budapest 1910. 
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438 


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u. petr. Mitteil. XXIX. Wien 1910. 
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und Handels-Zeitung. XVI. Budapest 
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der Salzlagerstätten. Tscherm. Min. u. 


petr. Mitteil. XX1X. Wien 1910. 
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Gorjanovi6-Kramberger, K. Homo 


Aurignacensis Hauseri in Krapina? 
Verhandl. d. k.k. geolog. Reichsanst. 
1910. S. 312—317. Mit 2 Textfig. 


Gorjanovic-Kramberger, K., Chr.Baron 
Steeb u. M. Melkus. Die geologischen 
und hydrographischen Verhältnisse 
der Therme „Stubicke Toplice* in 
Kroatien und deren chemisch-physika- 
lische Eigenschaften. Jahrb. d. k. k. 
geolog. Reichsanst. 1910. LX. Bd. 
S. 1—66. Mit 2 Taf. u. 6 Textfig. 


Gorjanovic-Kramberger, K. Über eine 
nene Valenciennensia aus dem Mostaısko 
polje in der Herzegowina und über 
Val. Krambergeri R. H. aus Taman. 
Wiss. Mitteil. aus Bosnien und der 
Herzegowina. XI. Wien 1909. S. 579 — 
584. Mit 1 Taf. 

Gortani, M. Osservazioni geologiche sui 
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Gorto in Carnia. Nota. Rendiconto 
della R. Accademia delle scienze dell’ 
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preuß. Akad. d. Wiss. Berlin 1910. 
15 S. mit 2 Textfig. 

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Götzinger, G. Weitere geologische Be- 
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Verhandlungen. 


Nralznels 


des subbeskidischen Vorlandes in Ost- 
schlesien. Verhandl. d. k. k. geolog. 
Reichsanst. 1910. S. 69-90. Mit 7 
Textfig. 

Götzinger, @. Die ozeanographische 
Ausrüstung des österreichischen For- 
schungsschiffes „Adria“. Mitteil. d. k.k. 
Geograph. Gesellsch. L!II. Wien 1910. 
S. 196—216. Mit ] Taf. u. 5 Textfie. 

Götzinger, G. Bericht über die im 
Jahre 1909 ausgeführten ozeano- 
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der Westküste Istriens und über die 
ozeanographische Ausrüstung des 
Forschungsschiffes „Adria“. Jahresber. 
d. Ver. zur Förd. d. naturwiss. Er- 
forschung der Adria. Wien 1910. Mit 
10 Textfig. 

Götzinger, &. Die Bergstürze des Mai 
19)0 in der Umgebung von Scheibbs. 
Mitteil. d. k. k. Geograph. Gesellsch. 
LIII. Wien 1910. S. 417—425. Mit 1 
Daraus lelexsbier 


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1910. Nr. 32—45. Mit 1 Karte u. 13 
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teilungen aus dem Institut für Mine- 
ralogie usw. an der montanistischen 
Hochschule zu Leoben. Österr. Zeitschr. 
f. Berg. u. Hüttenwesen. LVIII. Wien 
1910. Nr, 534—36. Mit 5 Textfig. 

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u. 23 Textfig. 

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Abhandl. IX. Heft 3. Leipzig u. Ber- 
lin 1910. 226 S. Mit 3 Karten, 1 Taf. 
u. 12 Textfig. (Das Schlußkapitel ent- 
hält einen teilweisen Widerruf der 
im Jahre 1903 aufgestellten Karst- 
wasserbıypothese.) 


Literaturverzeichnis 


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Mit 5 Taf. 


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Mit 2 Textfig. 
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für das Jahr 1910. 439 

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Mit 33 Textfig. _ 

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353 (Vortrag,) 


440 


Hinterlechner, K. 
geologischen Karte... NW-Gruppe 
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Hinterlechner, K. Geologische Spezial- 
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Königreiche und Länder der Österr.- 
ungar. Monarchie. Blatt: Deutschbrod. 
Zone 7, Kol. XIII. NW-Gruppe Nr. 51. 
1:75.000. Herausgegeben v. d. k. k. 
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1910. 

Hinterlechner, K. Vorlage des Spezial- 
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Min., Geolog. u. Pal. 1910. Stuttgart 
1910. S. 440 —441. 

Hoernes, M. Natur- und Urgeschichte 
des Menschen. Wien und Leipzig 1909. 
2 Bd. 591 4608 S. Mit 27 Taf., 
35 Vollbildern und 11 Karten und 
463 Textfig. 


Hörnes, R. Der Einfluß von Frd- 
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Hoernes, R. Juveniles und vadoses 


Wasser. Zeitschrift für Balneologie. 
III. Berlin 1910. 15 S. 

Hörnes, R. Zur Erinnerung an Dr. Anton 
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Festrede anläßlich der Schlußstein- 
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Hochschule in Leoben. Leoben 1910. 


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Hofmann, A. u. F. Slavik. Uber Dürr- 
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1910. 42 S. Mit 3 Taf, 


Verhandlungen. 


Erläuterungen zur 


Nr. 17 u.18 


Holler, A. Zur Erinnerung an ihn; 
von R. Hörnes. Graz 1910. Vide: 


Hiownteis, AR. 

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Földtani Közlöny. Supplement. XL. 
Budapest 1910. S. 578--581. Mit 
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Jelent. 1908. Budapest 1910. S. 131 
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Hradil, @. Petrographische Notizen über 
einige Gesteine aus den Otztaler- 
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Reichsanst. 1910. S. 233 — 236. 

Hunek, E. Neuer ungarischer Fundort 
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Supplement. XL. Budapest 1910. S. 678. 

Hydrographisches Zentralbureau im 
k. k. Ministerium für öffentliche Ar- 
beiten. Der österreichische Wasser- 
kraftkataster. Heft 1. (Index und 
Blatt 1—22.) Wien 1909. 

Hydrographisches Zentralbureau im 
k. k. Ministerium für öffent]. Arbeiten. 
Jahrbuch XV. Jahrgang 1907. Wien 
1910. 


Illes, V. [Die Montangeologischen Ver- 
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Magyarisch. Mag. k. F. I. Evi Jelent. 
1908. Budapest 1910. S. 129—130. 

Isser, M. v. Das Kupfererzyvorkommen 
in San Lugano im Fleimstal, Südtirol. 
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1 Profil, 1 Taf., 2 geolog. Karten u. 
11 Textfig. 


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Wien 1910. S. 88—9). Mit 3 Texifig. 

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S. 177 u. 178. (Anzeige zweier in der 
Fachgruppe der Berg- u. Hütten- 
ingenicure am 2. Dezember 1909 ge- 
haltenen Vorträge.) 

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Geologie. XVII. Berlin 1909. S. 102— 
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Gföhler Zentralgneises im n.-ö. Wald- 
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Mitt. XXIX. Wien 1910. S. 43—147. 
Mit 8 Textfig. u. 3 Taf. 

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petr. Mitt. XXIX. Wien 1910. 8. 
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Karten. 

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Textfig. 
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Diskussion darüber dieselbe Zeitschr. 


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7 Textfig. 

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S. 138—146. Mit 6 Textfig. 

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Mitteil. d. Wiener Geolog. Gesellsch. 
III. Wien 1910. S. 351—433. Mit 2 
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67 


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Verhandlungen. 


Nr. 17 u. 18 


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6 Textfig. 

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Wiener Beckens und seiner Rand- 
gebirge i. M. 1:100.000. Wien, Öster- 
reichische Lehrmittel-Anstalt, 1910. 
8°. X—106 S. mit 14 Textfig. u. 1 
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67 


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der im Reichsrate vertretenen König- 
reiche und Länder der österr.-ung. 
Monarchie. Blatt Selve. Zone 28, 
Kol. XI. SW-Gruppe Nr. 114. 
1:75.000. Herausgegeben v. d. k. k. 


geolog. Reichsanst. 9. Lieferung. 
Wien 1910. 
Waagen, L. Geologische Spezialkarte 


der im Reichsrate vertretenen König- 
reiche und Länder der österr.-ung. 
Monarchie. Blatt Carlopago—Jablanac. 
Zone 27, Kol. XII. SW-Gruppe. Nr. 
115a. 1:75.000. Herausgegeb. von der 
k. k. geolog. Reichsanstalt. 9. Lie- 
ferung. Wien 1910. 


Weber, M. Uber Diabase und Kerato- 
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Verhandlungen, 


Nr. 17 u. 18 


Wiss. 
Mit ı 


in Krakau. 1910. 8. 750—774. 
Mat: 


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mit 2 Textfig., 1 Karte u. 10 Taf. 


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Torfverwertung. 1910. Staab 1910. 

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Zelisko, J. V. [Der erste Fund von 
Mammut mit _erhaltenem Rüssel.] 
Tschechisch. Casopis des vaterländ. 
Musealvereines in Olmütz. Nr. 107. 

, Olmütz 1910. 

Zelisko, J. V. [Felsenverstecke der ur- 
zeitlichenTiere imBöhmerwaldgebiete]. 
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Supplement XXXIX. Budapest 1909. 
S. 104--107. Mit 1 Taf. 

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von Dognäcska. Földtani Közlöny. 
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S. 591—595. Mit 1 Taf. 

Zimänyi, K. Über den Pyrit von Sajo- 
häza. Zeitschr. f. Krystallogr. IIL. 
Leipzig 1910. S. 230—235. Mit 1 Taf. 

Zimmert, K. Über einen Aufschluß des 
Prager Bodens. II. „Lotos*. LVII. 
Prag 1910. Heft 5. S. 154—158. Mit 
1 Textfig. III. ebenda. S. 224—226 
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1910 


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ontologie (Paläozoologie); neu be- 
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„Kosmos“. XXXV. Lemberg 1910. 
S. 883—887. Mit Porträt. 

Zuber, R. (Über die Geologie des Kar- 
pathischen Flysches. Entgegnung an 


meine Opponenten).Polnisch. „Kosmos“. 
XXXV. Lemberg 1910. S. 145. 


Register. 


Erklärung der Abkürzungen: G@. R.-A. — Vorgänge an der k. k. geologi- 
schen Reichsanstalt. — 7 — Todesanzeige. — Mt. — Eingesendete Mitteilung. — 
V. = Vortrag. — R. B. = Reisebericht. — L. = Literaturnotiz, 


A. Seite 
Ampferer, O. Aus den Allgäuer und Lechtaler Alpen. V, Nr.2..... 58 


B. 


Bartonec, F. Über einen neuen u des marinen Miocäns im Sudeten- 
gebiete., MisNne Om a ai 

Beck, Dr. Heinrich. Zur a der Dhbrkreide in dien ch schlesi- 
schen Beskiden. V. Nr.5.. 132 

» Vorläufiger Bericht über Fossilfunde in den "Hüllgesteinen 

der a von Jassenitz bei Neutitschein. Mt. 


Nr. ber . 257 

Boeke, Dr. H. E. a en Meralosie, Peirographie, aa Geologie de 
Kalisalz-Lagerstätten. 1% Nr: Alben. . 356 

Böhm, J. und Heim Ar. Neue Untersuchungen über die Serronbillungen de 
östlichen Schweizeralpen. L. Nr.6. ..... 167 


Breitschopf, Josef. Das Graphitvorkommen im südlichen Böhmen mit be- 
sonderer Berücksichtigung der Bergbaue Schwarz- 


bach, Stuben und Mugrau. L. Nr.5 ....... 137 
Blaschke, Friedrich. Geologische Beobachtungen aus der Umgebung von 
Leutschach@bel Marburg, Mt. Nr. 22 vr 
C. 
Crick, G. C. Note on two Cephalopods collected by Dr. A. P. Young F. G. S,, 
on-the Tarntalerakopresme Dirol’21.. Nr. 2 59 
D. 
Dreger, Dr. J. Geologische Beobachtungen an den Randgebirgen des Drau- 
tales östlich. von Klagenfurt. V. Nr. A... ...... 119 
F. 
Furlani, M. Zur Tektonik der Sellagruppe in Gröden, L. Nr.3 ..... 90 
Fuchs, Th. Anmerkung zu einer Mitteilung Dr. Vetters über ein neues 
Hieroglyph aus dem Flysch von Capodistria. Mt. Nr. 14. . . 311 


Fugger, E. Das Dientner Tal und seine alten Bergbaue. L. Nr.5 .. . .187 


1910 Register, 455 


@. Seite 

Geyer, Georg. Aus den Kalkalpen zwischen dem Steyr- und dem Almtale 
in Oberösterreich. Mt. Nr. 7u.8..... 169 

Geologische Übersichtskarte m Su au und Herzegowina. 
II. Sechstelblatt. L. Nr. u ER . 284 

Girardi, Ernst. Verleihung des nr des Kranz or Orden 
GERSAENLI IT 187, e . 385 


Gorjanovic-Kramberger, Hofrat Dr. K. Homo enenncensis Helseni 
in Krapina? Mt. Nr. 14 . . 312 

Götzinger, Dr. Gustav. Weitere geologische Beobachtungen im Tertiär und 

Quartär des subbeskidischen Vorlandes in Ost- 


schlesien. V. Nr. Se. 30.) 

Groth, P. Chemische Kristallographie. III. Teil. phalische und En 
aromatische Kohlenstoffverbindungen. L. Nr. 15 . . . 356 

Gröber, Paul. Beitrag zur Frage des oberkarbonischen Alters des 2 Ode 
Kalkes der Salt-Range. Mt. Nr... ... 20.20. . 307 

Gründung einer geologischen Kommission für Kroatien-Sla- 
WONIEINSONILSENE7EUNIE: . +1 BE loG: 

H. 

Hammer, W. Beiträge zur Geologie der Sesvennagruppe. Mt. Nr.3. ... 64 
Hauer, Julius Ritter v. +. Nr.3 ... s B 63 

Hinterlechner, Dr. K. „Praktiika Beoloanas deukch: Praktikohe Eragon 
aus der] Geologie. I. Teil.) L. Nr. 14 ... . .330 


Über metamorphe Schiefer aus dem Eisenpebiige 
in Böhmen. Mit chemischen Analysen von Con- 


Daldev.on John aVSeNmERDERE 337 

R Vorlage des ne Ba Zone 8, 
KolA XII). V.oNT Ion : ß 368 
Hlawatsch, C. Der Aragonit von Rohitsch. L. Nr. 2 . 62 

2 Bemerkungen zum Aragonit von Rohitsch, Natrolith. und 
Neptunit von San Benito. DEN ra 162 

Hradil, Dr. Guido. Petrographische Notizen über einige Errne aus den 
Ötztaler. Alpen. Mt, Non 0... 00002 24283 

J. 

JeZek, B. Beitrag zur Kenntnis des Whewellits. L. Nr.2... ee oh 
z Zweiter Beitrag zur Kenntnis des Whewellits. L. Nr. 2. | 
Über Hamlinit von Brasilien. L. N. 2 222 222222.2..061 
Über Braunit von Minas Geraes. L. Nr. 2. 61 


„O natrolithu ze San Benito County v Kalifornii“ (deutsch: Über 
den Natrolith von San Benito County in Kalifornien). L. Nr.2 61 


K. 


Katzer, F. Geologische Formationsumrißkarten von Bosnien und der Herze- 
gowina auf der topographischen Unterlage der or 
blätter 1:775:000, Mt, Nr. [rer : . 287 
Kerner, F. v. Verzeichnis der im Jahre: 1910 Sn nenenen Arbeiten zb. 
gischen, paläontologischen, mineralogischen, montangeolo- 
gischen und hydrologischen Inhaltes, welche auf das Gebiet 
der österreichisch- ungarischen Monarchie Bezug nehmen, 
nebst Nachträgen zur Literatur des Jahres 1910. Nr. 17 
undelörg.ge . 434 
Der geologische Bau des Küstengebietes von ‘Mandoler west- 
lich yon: Trau. Mt. Nr. wer, . 2... 0000 za 


456 Verhandlungen. Nr. 17 u.18 


Seite 
Kerner, F. v. Kiimatogenetische Betrachtungen zu W. D. Matthews Hypo- 
thetical outlines of the continents in tertiary times. Mt. 
Nr TOgmye . 259 
a Über einige neue Erwerbungen von “ Karbonpflanzen für das 
Museum der geologischen Reichsanstalt. Mt. Nr. 15 . . . 331 
" Zur Kenntnis der dalmatinischen Eisenerze. Mt. Nr. 15 . .335 
„ Die Aquivalente der Carditaschichten im Gschnitztale. Mt. 
Nrelzuglerr . 389 
Kispatic, M. Der Sand von der Insel Sansego (Susak) und dessen Herkunft. 
Mt ON IP . 294 
Kober, L. Über die Tektonik ‘der südlichen Vorlagen des Schneeberges "und 
der Rax. I oNr ars 90 
Koenigsberger, J. Geologische und‘ mineralogische Karte des östlichen 
Aaremassivs von Disentis bis zum Spannort und Er- 
läuterungen zur geologischen und mineralogischen 
Karte des Aaremassivs. L. Nr. 16... .. . 382 
„ Einige Folgerungen aus geologischen Beobachtungen 
im Aare-, Gotthard- und Tessiner Massiv. L. Nr. 16. 382 
Kossmat, Prof, F. Einreihung in die VIII. Rangsklasse. G. R.-A. Nr. 12 . 259 


R Das tektonische Problem des nördlichen Karstes. V. Nr. 14 328 
L. 
Leitmeier, Hans. Bemerkungen iber die Quellenverhältnisse von Rohitsch- 
Sauerbrunn in Steiermark. Mt. Nr.5 ..... 195 
Leon, A. und F. Wilheim. Über die Zerstörungen in tunnelartig Es, 
Gesteimen. L. Nr. 14. 2... „ SRsEeeee32 
M. 


Matosch, Dr. A. Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separat- 
abdrücke, eingelaufen vom 1. Jänner bis Ende März 1910. 


Nr EEE . 199 
5 Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separat- 

abdrücke, eingelaufen vom 1. April bis Ende Juni 1910. 

N .. 287 


5 Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separat- 
abdrücke, en vom 1. Juli bis Ende September 


1910. Nr. 17 u. 5 . 403 

h Einsendungen für ale Bibliothek. Einzelwerke und Separat- 

abdrücke, eingelaufen vom 1. Oktober bis Ende Dezember 
1910 EN EEIZEnmlSEre .411 

A Periodische Schriften, eingelangt üı im Laufe des Jahres 1910, 
Nraizausplee 419 
5 Einreihung in die vm. "Rangsklasse. "6. R-A. Nr. 12. . . 259 

Martonne, E. de. Trait& de G&ographie physique. Climat—Hydrographie— 
Relief du sol—Biogeographie. L. Nr.6. . . 165 

Menzel, P. Fossile Koniferen aus der Kreide- und Braunkohlen toren 
Nordböhmens. L. Nr. 4. .... . 124 

Meyer, H. Geologische Untersuchungen am ordorzandd 1 Surettnnas 
Ti. .Nr, 9... 00. DE. . „215 

5 und De 0. Zur Geologie des "südliehen Graubinden L. 
Nr. see (ee ee 

0. 

Ogilvie-Gordon, Maria M. Die Überschiebung am Gipfel des Sellamassivs 
meSudtirol. Mt-Nra10r 22 .219 

. Geologische Profile vom Grödental Bad Ser 


MEINTE TO ae. 2) 


1910 Register. 


P. 
Paulcke, W. Tertiär im Antirhätikon und die Beziehungen der Bündner 
Decke zur Niesenfiyschdecke uud der helvetischen Region. 


z Alpiner Nephrit und die Nephritfrage. L. Nr. a 
A Beitrag zur Geologie des Unterengadiner Be BENNElS 
R. 


Raciborski, M. Rhizodendron in den senonen Mergeln der Umgebung von 
Lemberg. L. Nr. 4 . : : 
Rosicky, Vojtech. Kristallographische Notizen. L. Nr. 5 . 


Rzehak, Prof. A. Neue Aufschlüsse im Kalksilikathornfels der _Brünner 


Eruptivmasse. Mt. Nr. 5 
a Fluorit und Baryt im Brünner Granitgebiet. "Mt. Nr. Bi‘ 
ne auf der Westseite der Pollauer Berge. Mt. 
Nr. ne: ne ee 
. Der ee Vielfraß | im , Brünner Löß. Mt. Nr. 13 
n Eine konchylienführende Süßwasserschicht im Brünner 
Diluvium. Mt. Nr. 14 s : er 
S. 
Sander, Bruno. Über neue geologische Forsch Sr Gebiete der Tarn- 
taler Köpfe (Navistal, Tirol). Mt. Nr. 2 
& Zur Systematik zentralalpiner De Mt. Nr. 16 
Schlosser, M. Die Bären- oder Tischoferhöhle im Kaisertal bei Kufstein. 
TaNrsTaN.Ls 


Schubert, R. J. Noch einige Beerlungen “üben da: Tertiär ER) Quartär 


h; Dalmatiens. Mt. Nr. 10 . 
E Über Foraminiferen und einen Fischotolithen "aus “dem 
fossilen Globigerinenschlamm von Neu-Guinea. Mt. Nr. 14 

5 Über das „Tertiär im Antirhätikon“. Mt. Nr. 14. 
" Der geologische Bau des kroatisch-dalmatinischen Grenz- 
gebietes. V. Nr. 14 ; i 
> Über das Vorkommen von Miogypsina und Lepidoeyclina in 
pliocänen ee des Bach), 

Mi Nelaus 18 Di rer. 
Siepert, Paul Dr. Leitfaden der Mineralogie. L. N 


Slavik, F. „O nekterych barytech z karbonu ITS ee (deutsch: Über 


457 


Seite 


einige Baryte aus dem Karbon von Kladno). L. Nr. 2 60 
x „Drubä zpräva o whewellitu od Slan&ho* RE Zweite Mit- 
teilung über den Whewellit von Schlan). L. Nr. 2. 61 
Stefani, C. de. Einige Mitteilungen über die Tertiär- und Quartärschichten 
Dalmatiens. Ni. Nr210r  . 0 8610280 
Stiny, Dr. J. Die Muren. L. Nr. : . 138 
2 Perm bei Campill (as) Mt. Nr. 17 DB. . 385 
Suess, F. E. Die Bildung der Karlsbader mlzr unter Wachstums- 
druck der Aragonitkristalle L. Nr.5.... 137 
je 
Tietze, E. Jahresbericht des Direktors der k. k. geologischen Reichsanstalt 
KunEl90I EG AS NEII Deere N | 
Österreichs Eisenerz-Inventur. Mt. Nr. 9 . . 205 
Wahl zum korrespondierenden Mitgliede der Geological Society 
of America. G. R.-A. Nr. 17 u. 18 Be, . 385 
Trener, Dr. G. B. Über das Alter der Adamelloeruptivmasse. Mt. Nr. 2 91 
r Die Lagerungsverhältnisse und das Alter der Corno 
„. Alto-Eruptivmasse in der Adamellogruppe. V. Nr1l9m2373 
2 Uber eine Fossilienfundstelle in den Acanthicus-Schichten 
bei Lavarone. Mt. Nr. 17 u. 18 ae Esnere 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 17 u. 18. Verhandlungen. 68 


458 Verhandlungen. Nr. 17 w.!18 


Y Seite 
Vetters, Hermann. Kleine Geologie Niederösterreichs. L. Nr. 2. . 60 
:) Über ein neues Hieroglyph aus dem Be von  Capo- 
distria a NE SNE DE. 1. 15 „131 
Ei Über das Auftreten der Grunder Sohielten am \ Ostfuße 
der Leiser Berge. Mt. Nr. 6. RN: a Aecı 1E0) 
Vinassa de Regny, P. Rilevamento geologico della T Avolana „Paluzza*. 
L.Neubesr... . . 353 
R Fossili ordoviciani nel nei ee carnico. 1 
Nr. 15 >. 4.6888 
W. 
Waagen, Dr. L. Über eine Zink- uud Bleilagerstätte im bulgarischen Balkan. 
Nr: dee: a DE 
A Die unterirdische Bhitwäskerung Istriens und die Wasser- 
versorgung dieses Landes. Mt. Nee. a . 139 
Welter, OÖ. A. Stratigraphie und Bau der Fr zwischen en Eu 
Safıiental. L. Nr.9 ... ee ee SE 
2. 


Zittel, Karl A. v. Grundzüge der Paläontologie (Paläozoologie). L. Nr. 17 u.18 402 


Zuber, Prof. Dr. Rudolf. Eine fossile Meduse aus dem Kreidefiysch der 
ostgalizischen Karpathen. Mt. N. 2 ..... 57 


Verlag der Sg = Fee Reishäänstalt, Wien ur. Baer 23. 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien 1II. Steingasse 25. 


x 
| 
| 
E 


1911. 


VERHANDI UNGEN 


DER 


KAISERLICH-KÖN!GTICHEN 


GEOLOSISCHEN REICHSANSTALT 


Jahrgang 1911. 
Nr. 1 bis 18 (Schluß). 


Wien, 1911. 


| Verlag der k. k. Geologischen R eichsanstalt. 


1 ‚In re ne bei R. Lechner (Wilh. Müller), k&. m k. Hofbuchhandlung 


I. Graben 31. 


| 


- 


9 


1911, 


VERHANDLUNGEN 


DER 


KAISERLICH-KÖNIGLICHEN 


bEULÜGISLHEN NEICHSANSTALI 


7: 
RITIS— 


Jahrgang 1911. 
Nr. 1 bis 18 (Schluß). 


Wien, 1911. 
Verlag der k. k. Geologischen Reichsanstalt. 


In Kommission bei R. Lechner (Wilh. Müller), k. u. k. Hofbuchhandlung 
I. Graben 31. 


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Antaes 


Verhandlungen derk, M a Reichsanstalt 


Jahressitzung am 24. Jänner 1911. 


Inhalt: Jahresbericht für 1910. Erstattet vom Direktor Dr. E. Tietze, 


Jahresbericht für 1910. 
Erstattet vom Direktor Dr. E. Tietze. 
Sehr geehrte Herren! 


Es gehört zu den Eigentümlichkeiten unserer öffentlichen Ver- 
hältnisse, daß zumeist infolge der wechselnden parlamentarischen 
Strömungen und der unsicheren Haltung der politischen Parteien auf 
eine gewisse Stabilität in der Stellung unserer Minister nieht mit 
Sicherheit gerechnet werden kann, so wünschenswert auch in der 
Regel eine derartige Stabilität im Interesse der Verwaltung und des 
Dienstes sein mag. Fast schien es, als ob das Ende des für meinen 
diesmaligen Bericht in Betracht kommenden Jahres 1910 uns eine 
neue und für uns speziell recht unliebsame Illustration der betreffenden 
Verhältnisse bringen würde, da gelegentlich der zu jenem Zeitpunkte 
erfolgten Demission des Gesamtministeriums auch der Herr Unterrichts- 
minister Exzellenz Graf Stürgkh von seinem Amte zurückzutreten 
im Begriffe war. 

Wir hätten damit einen sehr wohlwollenden Vorgesetzten ver- 
loren, der, so bescheiden auch unsere Stellung in der Zentrale des 
Unterrichtsministeriums sein mag und so zeitraubende Fragen auch 
andrerseits an dieses Ministerium herantreten, es nie unterlassen hat, 
sich über unsere Bedürfnisse genau zu informieren und dem wir für 
das verständnisvolle Interesse, welches er uns entgegenbringt, sehr 
dankbar sein dürfen. Glücklicherweise haben sich die Befürchtungen, 
denen wir uns eine Zeitlang hingaben, nicht erfüllt und Seine Ex- 
zellenz hat bei der Neubildung des Ministeriums zufolge Allerhöchsten 
Handschreibens vom 9. Jänner 1911 seinen Platz an der Spitze des 
Unterrichtsministeriums wiederum eingenommen. 

Auch sonst sind die Persönlichkeiten, welche mit der Vertretung 
und Beurteilung unserer Angelegenheiten in dem genannten Ministe- 
rium betraut sind, dieselben geblieben wie am Ende des Jahres 1909. 
Das Referat über diese Angelegenheiten blieb in den bewährten 
Händen sowohl Sr. Exzellenz des Herrn Sektionschefs C wiklinski, den 
wir zu der Allerhöchsten VERFUDE der Würde eines Geheimen Rates 


K. k. geol, Reichsanstalt. 1911. Nr, 1. Verhandlungen. 1 


D) Verhandlungen. Nr. 


beglückwünschen durften, als auch speziell des Herrn Ministerialrats 
Ritter Rud. v. Pollack, in dem wir einen “aufrichtigen Freund 
unserer Bestrebungen kennen gelernt haben. 

Veränderungen innerhalb des systemisierten Status der Anstalt 
haben sich im abgelaufenen Jahre ebenfalls nicht ergeben. Doch 
darf ich hier der Rangserhöhungen gedenken, die einigen Mitgliedern 
der Anstalt für ihre Person zuteil geworden sind. Unser verdienter 
Bibliothekar Dr. Anton Matosch wurde ad personam in die VII. 
und der Adjunkt Professor Dr. Kossmat ad personam in die VIII. 
Rangsklasse der Staatsbeamten befördert. Man darf in diesen Beför- 
derungen nicht bloß die Zuerkennung größerer Bezüge an die ge- 
nannten Herren erblicken, sondern wohl auch einen Akt der Aner- 
kennung lobenswerter Wirksamkeit und tätiger Pflichterfüllung. Eine 
ähnliche Bedeutung hat auch die am Schluß des Jahres (am 26. Dezember) 
erfolgte Allerhöchste Verleihung des Ritterkreuzes des Franz Josef- 
Ordens an Herrn Oberrechnungsrat Girardi. 

Von sonstigen Beweisen der Anerkennung unsrer Tätigkeit darf 
ich vielleicht erwähnen, daß die Geological Society of America, deren 
Sekretariat sich zurzeit in New-York befindet, in ihrer Sitzung vom 
27. Dezember 1910 mir die Ehre erwiesen hat, mich zu ihrem korre- 
spondierenden Mitgliede zu erwählen und zwar im Sinne der Be- 
stimmung ihrer Statuten, in denen es heißt: Correspondents ‚shall be 
persons distinguished for their attainments in geological science and 
not resident in North America. 

Unter den Veranstaltungen, an denen wir uns zu beteiligen Ge- 
legenheit hatten, nimmt der in Stockholm in der Zeit vom 18. bis 
25. August abgehaltene XI. internationale Geologenkongreß die erste 
Stelle ein. Ich selbst war bei jenem Kongreß als offizieller Vertreter 
unserer Regierung anwesend, in welcher Eigenschaft neben mir auch noch 
Herr Universitätsprofessor Dr. Karl Diener fungierte. Sonst haben 
sich speziell von unserer Anstalt noch die Herren Dr. Kossmat, 
Dr. Hammer und Dr. Petrascheck zu der Versammlung in Stock- 
holm begeben und haben die Genannten auch einige der wichtigsten 
Exkursionen mitgemacht, welche das betreffende Organisationskomitee 
vor und nach der Tagung vorbereitet hatte. 

Mit Vergnügen nahmen wir von der Einladung Kenntnis, welche 
an uns anläßlich der Schlußsteinlegung und Eröffnung des Neubaues 
der montanistischen Hochschule in Leoben ergangen war. Bei der 
hierauf bezüglichen am 22. Oktober stattgehabten Feier waren wir 
durch Herrn Chefgeologen Georg Geyer (einen ehemaligen Leobener 
Akademiker) sowie durch Herrn Dr. Petrascheck vertreten. Wir 
freuen uns, daß die wichtige Lehranstalt, welcher ein großer Teil 
der uns nahestehenden montanistischen Kreise die fachliche Aus- 
bildung verdankt, nunmehr ein den modernen Anforderungen entspre- 
chenderes Heim erhalten hat und wir wünschen derselben auch für die 
Folge das beste Gedeihen. 

Bei der am 27. Oktober in Salzburg stattgehabten 50jährigen 
Jubelfeier des Salzburger Vereines für Landeskunde, mit dem wir 
seit langer Zeit die freundlichsten Beziehungen unterhalten, konnten 
wir uns leider nicht durch eines unserer Mitglieder vertreten lassen, 

I r= 


1911 Jahressitzung am 24, Jänner. Dr. E. Tietze. 3 


sondern mußten uns begnügen, dem geehrten Verein unsere besten 
Glückwünsche auf dem Drahtwege zu übermitteln. 

Im Anschluß an die Aufzählung dieser Veranstaltungen will ich 
übrigens nicht unterlassen zu erwähnen, daß wir unseren langjährigen 
Korrespondenten Herrn Bergverwalter Josef Haberfelner in Lunz 
am 2. Juli vorigen Jahres zu seinem 80. Geburtstage besonders be- 
grüßt haben. Wir haben dem verdienten Mann, der namentlich durch 
seine erfolgreiche Sammeltätigkeit (ich erinnere nur an die fossilen 
Pflanzen der Lunzer Schichten, die eine Zierde unseres Museums 
bilden) der Geologie unserer östlichsten Alpen genutzt hat, das 
- Korrespondentendiplom erneuert und freuen uns, daß seine Verdienste, 
über die wir an entsprechender Stelle berichtet haben, auch durch 
eine Allerhöchste Auszeichnung (das goldene Verdienstkreuz mit der 
Krone) eine besonders ehrenvolle Anerkennung gefunden haben. 


Wie alljährlich obliegt mir nach der bei unseren Jahresberichten 
herrschenden Gepflogenheit auch diesmal die traurige Pflicht, die 
Namen der im Berichtsjahr verstorbenen Fachgenossen und Freunde, 
bezüglich solcher Persönlichkeiten zu verlesen, die zu ihren Lebzeiten 
mit uns in nähere Beziehung getreten sind. Soweit uns die betreffen- 
den Todesfälle bekannt geworden sind, ergiebt sich folgende, leider 
wieder ziemlich lange Liste. 


Dr. Federico en Direktor des Nationalmuseums in 
Santiago, Chile, 7 1%. Jänner. 

Emil Krätochvil, em. Direktor der Karl Emilshütte der 
böhm. Montangesellschaft, 7 17. Jänner in Prag im Alter von 62 Jahren. 
Korrespondent der k. k. geologischen Reichsanstalt seit 1894. 

Dr. Giovanni Omboni, Professor der Mineralogie und Geo- 
logie an der Universität in Padua, rt 1. Februar im 81. "Lebensjahre. 
Korrespondent der k. k. geologischen Reichsanstalt seit 1856. 

Dr. Franz Ritter von Juraschek, k. k. Sektionschef und 
Präsident der k.k. statist. Zentralkommission, in welcher Eigenschaft 
er mit uns in amtliche Berührung kam, 7 7. Februar in Wien im 
Alter von 61 Jahren. 

Josef Schöffel, ehemals Reichsrats- und Landtagsabgeordneter 
und Bürgermeister in Mödling, 7. Februar im 78. Lebensjahre. Korre- 
spondent der k. k. geologischen Reichsanstalt seit 1865. Der Ver- 
storbene, der seinerzeit energisch und mit Erfolg für die Erhaltung 
des Wiener Waldes eintrat und sich dadurch ein großes Verdienst 
um unsere Stadt erwarb, arbeitete am Beginn der 70er Jahre des 
vorigen Jahrhunderts als Volontär in unserem Laboratorium. 

Rev. G. F. Whidborne, Geologe und Paläontologe, 7 14. Fe- 
bruar zu London, 64 Jahre alt. 

Julius Ritter von Hauer, k. k. Hofrat, em. Professor an der 
k.k. Montan-Hochschule in Leoben, + 18. Februar im Alter von 79 Jahren. 
Korrespondent der k. k. geologischen Reichsanstalt seit 1863 }). 


1) Siehe den von mir verfaßten Nachruf in den Verhandl. d. k. k. geol. R.-A, 


1910, Nr. 3, pag. 63. 
1* 


4 Verhandlungen. Nr. 1 


Franz Babänek, k. k. Oberbergrat i. P., 7 25. Februar in 
Prag, Karolinental. Korrespondent der k. k. geologischen Reichsanstalt 
seit 1869. f 

Dr. Franz Stolba, Professor an der k. k. böhm. technischen 
Hochschule in Prag, 7 4. April. Korrespondent der k. k. geologischen 
Reichsanstalt seit 1894. 

Rev. William H. Egerton, Mitglied der Geological Society 
in London, f 11. März, 88 Jahre alt. 

Dr. E. Philippi, Professor der Geologie an der Universität 
Jena, 7 11. März in Assuan, Oberägypten, im Alter von 38 Jahren. 

Se. Exzellenz Dr. Josef Alexander Freiherr von Helfert, 
wirkl. Geheimer Rat, 7 in Wien am 16. März im 90. Lebensjahre. 
Korrespondent der k. k. geologischen Reichsanstalt seit 1861. War 
zu jener Zeit Unterrichtsminister und hatte als solcher, wie später 
als langjähriger Vizepräsident der k. k. geographischen Gesellschaft 
verschiedene Berührungen mit Mitgliedern der Anstalt. 

Dr. Julien Jean Joseph Fraipont, Rektor und Professor 
der Paläontologie an der Universität Lüttich, F 22. März in Lüttich 
im Alter von 76 Jahren. 

Professor Alexander Agassiz, Kurator des Museums für 
vergl. Zoologie in Cambridge Mass. j an Bord des Dampfers „Adriatic“ 
am 28. März im Alter von 74 Jahren. 

Philippe Thomas, bekannt durch seine geolog. und paläontol. 
Arbeiten in Algier und Tunis, f im März, 67 Jahre alt. 

William P. Blake, em. Professor der Geologie und Metal- 
lurgie und Direktor der Bergakademie in Arizona, f im Mai im Alter 
von 84 Jahren. Korrespondent der k. k. geologischen Reichsanstalt 
seit 1857. 

S. A. Stewart, Botaniker und Geologe, j 15. Juni zu Belfort, 
84 Jahre alt. 

Se. Exzellenz Dr. Stanislaus Ritter Madeyski von Poray, 
wirkl. Geheimer Rat und k. k. Minister für Kultus und Unterricht 
in den Jahren 1893—1895, 7 19. Juni in seiner Villa in Lussingrande 
im 70. Lebensjahre. 

Charles A. White, em. Staatsgeologe von Jowa und Mitglied _ 
der U. S. Geolog. Survey, 7 29. Juni in Washington im Alter von 
85 Jahren. Korrespondent der k. k. geologischen Reichsanstalt seit 1871. 

Professor Giovanni Schiaparelli, 7 3. Juli in Mailand im 
Alter von 75 Jahren. 

Dr. Otto Paul Lüdecke, Professor der Mineralogie an der 
Universität Halle, 7 6. September in Friedrichroda im 60. Lebens- 
jahre. Korrespondent der k. k. geologischen Reichsanstalt seit 1876, 

Dr. Theobald Fischer, Professor der Geographie an der 
Universität Marburg, bekannt durch seine Studien in den Mittelmeer- 
ländern, jf 21. September im 65. Lebensjahre. 

Dr. Felix Kreutz, k. k. Hofrat, emer. Professor der Mine- 
ralogie an der jagiellonischen Universität in Krakau, f 22. September. 
Korrespondent der k. k. geologischen Reichsanstalt seit 1870. Hat 
‚seine wissenschaftliche Laufbahn an unserer Anstalt begonnen. Wir 
verlieren in ihm einen lieben Freund. 


1911 Jahressitzung am 24. Jänner. Dr. E. Tietze. H 


Professor Dr. Oskar Boettger, Dozent der Geologie am 
Senckenbergschen Institut in Frankfurt a. M., T 25. September im 
66. Lebensjahre. Korrespondent der k. k. geologischen Reichsanstalt 
seit 1869. 

Karl Hödlmoser, k. u. k. Ministerialrat i. R., ehedem Vor- 
stand der lithographischen Abteilung des k. u. k. Militärgeographischen 
Instituts, 7 30. September in Wien im 65. Lebensjahre. War ein in 
seiner Art höchst ausgezeichneter Fachmann und durch seine Stellung 
in vielfacher Beziehung mit unserem Kartenwesen. 

Adalbert Holy, Bergweıksdirektor und autor. Bergingenieur, 
y 15. Oktober in Pilsen, 55 Jahre alt. Korrespondent der k. k. geo- 
logischen Reichsanstalt seit 1900. 

Ing. Anton Martinek, Direktor der Berg- und Hüttenwerke 
und Domänen der priv. österr.-ungar. Staatseisenbahn-Gesellschaft, + 
27. Oktober in Brioni im 60. Lebensjahre. Korrespondent der k. k. geo- 
logischen Reichsanstalt seit 1909. 

Dr. Robert Daublebsky von Sterneck, k.u.k. General- 
major d. R., Mitglied der österr. Kommission der internationalen Erd- 
messung und korresp. Mitglied der kais Akademie der Wissenschaften, 
y in Wien am 2. November im 72. Lebensjahre. War namentlich durch 
seine auf Schweremessung bezüglichen Studien sowohl in gevlogischen, 
als auch in geographischen Kreisen bekannt. Von der k. k. geogr. 
Gesellschaft, deren Vizepräsident er eine Zeitlang gewesen ist, war 
er durch die Verleihung der Hauer-Medaille besonders ausgezeichnet 
worden. 

Rudolf Pfeiffer v. Inberg, k. k, Berghauptmann d. R., 
T 27, Dezember zu Wien im 72. Lebensjahre, Korrespondent unserer 
Anstalt seit 13868. Der Verstorbene, mit dem ich seit mehr als 
40 Jahren befreundet war, gehörte seinerzeit zu den unter Hauers 
Direktion an die Anstalt zur Dienstleistung einberufenen Bergexpek- 
tanten. 

Obwohl die seit Neujahr eingetretenen Todesfälle erst für die 
Liste des nächstjährigen Berichtes in Betracht kommen, will ich doch 
am Schlusse dieser Aufzählung nicht unterlassen noch kurz auf die 
neuesten Verluste hinzuweisen, die wir durch das Ableben zweier 
verdienter alter Korrespondenten erlitten haben, des Herrn Buechich 
in Lesina und des Herrn Oberbergrat Rücker, die beide am 11. Jänner 
dieses Jahres mit Tod abgingen. 


Wir wollen das Andenken aller dieser Todten ehren, indem wir 
uns von unseren Sitzen erheben. 


Geologische Aufnahmen und Untersuchungen im Felde. 


Wie schon seit längerer Zeit waren auch im Jahre 1910 unsere 
Arbeitskräfte der Hauptsache nach in V Sektionen geteilt. Nur in 
einigen weiterhin näher zu bezeichnenden Spezialfällen arbeiteten 
einige Herren außerhalb des Rahmens dieser Sektionen. 

Als externer Mitarbeiter fungierte wie in den letzten Jahren 
Professor Dr. Othenio Abel und auch Volontär Dr. Götzinger 


6 Verhandlungen, Nr. 1 


schloß sich wieder unseren Arbeiten an. Für ‚unser gewesenes Mit- 
glied Prof. Dr. Franz Eduard Suess, dessen Aufnahmstätigkeit 
im Bereich des Blattes Drosendorf (Zone 10, Kol. XIII) durch den 
Abgang von der Anstalt unterbrochen wurde, hat es auf den Vorschlag 
des Letztgenannten Fräulein Dr. Hilda Gerhart übernommen, die 
betreffenden Studien fortzusetzen. Endlich gedenke ich noch der frei- 
willigen und völlig unentlobnten Mitarbeiterschaft unseres verehrten 
Korrespondenten Bergrates Bartonec. 


In den folgenden Mitteilungen über die Arbeiten der einzelnen 
Mitarbeiter habe ich in der für derartige Fälle üblichen Weise die 
Diktion soweit als möglich dem Wortlaute der betreffenden, bei der 
Direktion eingelangten Berichte angepaßt. 


Die I. Sektion stand wieder unter dem Chefgeologen Prof. A. 
Rosiwal. Als Sektionsgeologen gehörten ihr die Herren Dr. K. 
Hinterlechner, Dr. Beck, Dr. W. Petrascheck und für einen 
Teil seiner Aufnahmszeit auch Dr. R. Schubert an. Volontär Dr. 
Götzinger und auch Dr. Hilda Gerhart waren ebenfalls dieser 
Sektion zugeteilt worden. 


Chefgeologe Prof. August Rosiwal setzte zunächst die Neu- 
aufnahme des Blattes Marienbad und Tachau (Zone 6, Kol. VII) 
fort. Anschließend an die früheren Arbeiten in der Umgebung von 
Marienbad wurden nunmehr die südlich angrenzenden Gebiete, welche 
den Westabfall des Tepler Hochlandes gegen die Kuttenplan-Tachauer 
Niederung bilden, kartiert. Die diesjährigen Aufnahmsarbeiten er- 
streckten sich auf die Umgebungen von Kuttenplan, Michelsberg, das 
obere Amseltal, Plan und Bruck am Hammer bis an den Östrand 
des Böhmerwaldes. 

Die Ergebnisse dieser Aufnahme lassen sich dahin zusammenfassen, 
daß die Schichtserie der kristallinen Schiefer in diesem Teile des 
Tepler Hochlandes eine wesentlich mannigfaltigere Ausbildung zeigt, 
als es die alte Aufnahme erwarten ließ, indem zahlreiche Zwischen- 
lagerungen von Gneisen verschiedener Art die im Norden bei Marien- 
bad herrschenden Amphibolite unterbrechen. Im Süden von Plan 
konnte ein ausgebreitetes Gebiet der letzteren als eruptiv erkannt und 
so wie der dort bislang angegebene „Syenit“ verschiedenen Typen 
der Dioritfamilie angereiht werden, welche auch im Granitgebiete 
der vorgenannten Niederung wiederholt aufbrechen. 

Die Kontinuität der diluvialen Ablagerungen in der Depression 
zwischen dem Tepler Hochlande und dem Böhmerwalde konnte nun- 
mehr über eine Strecke von 25 Kilometern vom nördlichen Blattrande ° 
bei Altwasser—Königswart bis südlich von Bruck verfolgt werden. 


Der restliche Teil der Aufnahmszeit wurde zu ergänzenden 
Touren im Reichensteiner Gebirge verwendet (Blatt Jauernig und 
Weidenau, Zone 4, Kol. XVI). Die Begehungen erstreckten sich auf 
den nördlich. vom Jauerniger Tale gelegenen Gebirgsteil, insbesondere 
in die Reviere von Ober-Gostitz und Weißwasser und entlang der 
Kammregion längs der Reichsgrenze gegen die Grafschaft Glatz. 


1911 Jahressitzung am 24. Jänner. Dr, E. Tietze. 7 


Adjunkt Dr. Karl Hinterlechner verwendete zwei Monate 
der ihm zugewiesenen Aufnahmszeit zur Arbeit in der I. Sektion. 
Etwa sechs Wochen waren davon der Fortsetzung der Neuaufnahme 
des Kartenblattes Kuttenberg und Kohljanovitz (Zone 6, 
Kol. XH) gewidmet. 


Aus arbeitstechnischen Gründen mußte unser Aufnahmsgeologe, 
am Südrande des gegenständlichen Kartenblattes angelangt, auch einen 
Landstreifen des Blattes Lede©@ und Wlaschim (Zone 7, Kol. XID 
bereits heuer begehen. 

In der restlichen Zeit wurden Revisionstouren im Bereiche des 
Kartenblattes Iglau (Zone 8, Kol. XIII) unternommen. 


Im. Blatte Kuttenberg bewegten sich die Aufnahmen des ab- 
gelaufenen Sommers in den beiden südlichen Sektionen, wo eine 
weitgehende Detaillierung des Kristallinikums in roten Granitgneis, in 
sraue Gneise, Gneisglimmerschiefer, helle und dunkle Quarzite, graphit- 
führende Gebilde und in zahlreiche Kalk-, beziehungsweise vornehmlich 
Amphibolithorizonte durchgeführt wurde. In tektonischer Hinsicht er- 
gab sich in dem ostwestlich streichenden Schieferkomplex eine ganze 
Reihe von Transversalstörungen von mehr oder weniger nordsüdlicher 
Streichungsrichtung. 

Die Revisionstouren im Blatte Iglau hatten vornehmlich den 
Zweck, gewisse Störungszonen lokal genauer festzustellen. Da darüber 
bereits in unseren Sitzungsberichten einige Mitteilungen gemacht 
wurden, entfällt hier das diesbezügliche genauere Referat; eine 
ausführlichere Arbeit wird übrigens auch für das „Jahrbuch“ derzeit 
vorbereitet. 


Dr. Wilhelm Petrascheck konnte verschiedener Gründe 
wegen die für die Aufnahmen präliminierte Zeit nur zu etwa zwei 
Dritteln ausnützen. Dem Aufnahmsplane entsprechend wurde noch im 
Frühjahre die Kartierung des Blattes Schönau bei Braunau zum 
Abschluß gebracht. Neue Ergebnisse wurden dabei nicht erzielt. Es 
konnten vielmehr nur ebenso wie im vorigen Jahre die Angaben der 
ausgezeichneten Karte G. Bergs bestätigt werden, wobei einzelne 
schon’ darin enthaltene Beobachtungen allenfalls etwas detaillierter 
herausgearbeitet wurden. 


In gleicher Weise wie in den früheren Jahren unternahm 
Dr. Petrascheck einige kürzere Reisen in die Steinkohlenreviere 
von Östrau-Karwin und Krakau, um sich über die neuen Aufschlüsse 
daselbst am Laufenden zu halten und die dabei gewonnenen Beobach- 
tungen zu verarbeiten. Uber eine Anzahl der betreffenden Resultate 
wird im Jahrbuche ausführlich berichtet. (60. Bd., 4. Heft, pag. 
779—814.) 

Für das Kartenblatt Trautenau und Politz, dessen Aufnahme 
im vorigen Jahre im wesentlichen beendet worden war, hatten sich 
einige Revisionstouren als nötig erwiesen. Sie wurden zum Teil gemeinsam 
mit Herrn Geheimrat Dr. E. Dathe aus Berlin, der in derselben 
Gegend das preußische Gebiet bearbeitet, unternommen. 


Sektionsgeologe ‘Dr. Richard Schubert arbeitete im Laufe 
des Monates August und in der ersten Hälfte September vornehmlich 


8 Verhandlungen. Nr. 1 


in der Südwestsektion des Blattes Ung.-Hradisch, teilweise auch 
in der Nordwestsektion. 

Zunächst wurde der östliche Marchrand zwischen Napajedl und 
Neudorf geologisch kartiert, der zum größten Teil aus Gesteinen besteht, 
die bisher den oberen Hieroglyphense hichten zugerechnet wurden 
und auf denen in wechselnder Mächtigkeit Löß lagert. Hervorzuheben 

wäre in diesem Gebiete die Auffindung von Orbitoiden im Olschowetz- 
tale und bei Zlamanetz. 

Eine etwas größere: Abwechslung zeigt die Schiehtenfolge des 
westlichen Marchrandes: neben den Hieroglyphenschichten finden sich 
auch Marsgebirgs(Magura ?)sandstein, pliocäne Sande, Schotter und 
Tone, Diluvialschotter und Löß. 

Die Untersuchungen des Sektionsgeologen Dr. Heinrich Beck 
erstreckten sich in diesem Sommer speziell auf die sogenannten Ma- 
guraschichten, und zwar hauptsächlich auf das Gebirgsstück zwischen 
den Tälern der RoZnauer und Wsetiner Betsch. 

Leider führten diese Arbeiten vorläufig noch nicht zu dem er- 
hofften Resultat, indem eine voll befriedigende Analyse der strati- 
graphischen und tektonischen Verhältnisse dieses Gebirges nicht er- 
zielt werden konnte. Die Fossilarmut und zum guten Teil die unge- 
wöhnlich schlechten „Witterungsverhältnisse des vergangenen Sommers 
sind als die hauptsächlichsten Ursachen dieses jedenfalls unverschul- 
deten Mißerfolges zu betrachten. 

Bisher wurde teils aus stratigraphischen Rücksichten, zum größeren 
Teil aber auf Grund der faziellen Entwicklung eine Unterteilung der 
Maguraschichten des Betschquellgebietes in mehrere Zonen als Kar- 
tierungsgrundlage benützt. Der Ausdruck einer besondern wissenschaft- 
lichen Erkenntnis ist diese Einteilung aber nach Dr. Becks eigenem 
Urteil nicht, sie soll auch, wie er sagt, nichts anderes als einen vor- 
läufigen Kartierungsbehelf liefern. 

Doch möchte ich dazu bemerken, daß es wohl die einzig rich- 
tige Methode ist, bei den Aufnahmen nicht voreilig bestimmte ab- 
schließende Ansichten in die Sache hineinzutragen, sondern den 
Gegenstand gleichsam aus sich heraus zu entwiekeln und vor allem 
mehr das festzustellen, was man sehen kann, als was man auf Grund 
vielleicht nicht immer einwandfreier Voraussetzungen zu glauben hat. 
Die „besondere wissenschaftliche Erkenntnis“ hat sieh schon manch- 
mal als Hindernis für die spätere Benützbarkeit von Arbeiten er- 
wiesen, die es verschmähten, Tatsächliches in schlichter Art wieder- 
zugeben. Namentlich bei den Karpathensandsteinen hat man stets gut 
getan, jene höhere Erkenntnis nicht zu rasch anzustreben, und in 
diesem Sinne scheint mir (rein prinzipiell gesprochen) der von Beck 
in diesem Falle eingeschlagene Weg nicht ganz ungeeignet zur VOor- 
läufigen Lösung der" ihm gestellten Aufgabe zu sein. 

So wurde von dem Genannten als unmittelbare Überlagerung der 
Istebner Schichten im Gebiete der Roänauer Betsch eine nummuliten- 
führende, hauptsächlich von schieferigen Bildungen beherrschte Zone 
ausgeschieden. Sie wird überlagert von einem weithin verfolgbaren 
Komplex, in dem verschiedenartige Sandsteine und bezeichnende Kon- 
slomerate die wichtigste Rolle spielen. Höchstwahrscheinlich ist auch 


1911 Jahressitzung am 24. Jänner, Dr. E, Tietze. Q 


diese Zone alttertiär. An ihrem Südrand liegt unmittelbar an der Grenze 
gegen die nächstfolgende, hauptsächlich durch Wechsellagerung von 
Sandsteinen und Schiefern charakterisierte Zone die bereits im Vörjahr 
genannte ‚Fundstelle des Pachydiscus Neubergieus. 

Die durch dieses Fossil ausgezeichneten Schichten zeigen gewisse 
spezifische Merkmale bezüglich ihrer lithologischen Beschaffenheit, 
mit Hilfe deren sie im Streichen gegen Westen eine Strecke weit 
‚zu verfolgen sind. Aber entweder tauchen diese Senonschichten bald 
wieder unter oder es ändert sich ihr lithologischer Charakter, : denn so- 
-wohl gegen Osten wie auch jenseits des Betschtales gegen Westen 
-ging unserem Aufnahmsgeologen ihre Spur verloren. Dagegen fanden sich 
Schichten analoger Entwicklung in der Umgebung der Stadt Wsetin, 
ebenso wie bei Bistritz am Hostein. Daß diese letztere Lokalität 
‚ebenfalls sicher oberkretazisch ist, hat sich durch Fossilfunde (Rhyn- 
‘chonella cfr. compressa) erwiesen. Für die Vorkommnisse bei Wsetin 
steht der paläontologische Beweis noch aus; 

Südlich von Wsetin .wurde eine vierte Zone in ‘den Magura- 
‚schichten ausgeschieden, die zum größten Teil aus schieferigen Bil- 
dungen besteht. Hier schließt sich längs der mährisch-ungarischen 
Grenze die mächtige Antiklinale des Javornikgebirges an, deren Ge- 
steine, von Paul wegen einer gewissen Ahnlichkeit mit den Istebner 
Schichten als oberkretazisch angesprochen wurden. Die gegenwärtigen 
Aufnahmen haben weder für noch gegen diese Auffassung Beweise 
erbringen können. 

Die genannten Zonen der Maguraschichten haben, wie Beck 
glaubt, entsprechend ihrer faziellen Entwicklung verschiedene Tektonik. 
Die erste, nördlichste, alttertiäre Zone ‚schließt sich unmittelbar 
den Istebner Schichten an und fällt wie diese südlich: 

' " Die zweite ist synklinal gebaut, am Nordrand wie am Südrand 
tritt Senon zu Tage: 

‘Die dritte‘ und vierte, welche durch stärkere Entwicklung der 
Schiefer charakterisiert werden, sind in enge, isoklinale steile Falten 
gelegt. Wahrscheinlich haben wir sie Sn ; Beck) als sekundär ge- 
faltete Mulden anzusprechen. 

Die Antiklinale des Javornikgebirges Koröshbndiert mit den Anti- 
klinalen der Istebner- und Godulaschichten. 

Volontär Dr. Güstav Götzinger setzte seine Rerisionsaif- 
nahmen auf Blatt Freistadt i. Sehl.: (Zone 6, Kol. XIX) fort, so daß 
das Blatt bis auf wenige Begehungen abgeschlossen werden konnte. 
Zwischen Klein- und Groß-Kuntschitz wurde zum Teil in Gemeinschaft 
mit-Dr: W. Petrascheck mitten im Schlierterrrain in einer Ent- 
fernung‘ von etwa 5 km vom Karpathenrand ein tertiärer, aufge- 
riechteter Sandstein mit Tegel wechsellagernd gefunden. Zahlreiche 
neue erratische Vorkommnisse wurden kartiert, die Gliederung des 
-Diluviums wurde in der früher bereits bei anderer Gelegenheit von 
"Götzinger angegebenen Weise vorgenommen. 

Die : Studien im Tertiär und Quartär führte der Genannte 
-hierauf auf dem westlich anstoßenden Blatt Troppau (Zone 6, 
„Kol: XVII) fort, wobei zwei Exkursionen in Gemeinschaft mit: Berg- 
rat Bartonec gemacht wurden. Insbesondere das preußische Gebiet 

K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr, 1. Verhandlungen. 2 


10 Verhandlungen. Nr. 1 


zwischen Hultschin und Hruschau erwies sich sehr lehrreich in bezug 
auf das Verständnis der Ereignisse, welche sich während und nach 
der Vereisung in diesen Gegenden abgespielt haben. Hier fanden 
sich auch die ersten. schön entwickelten Geschiebelehme, Moränen 
'mit Stauchungserscheinungen (infolge Eispressung) und auch die ersten 
gekritzten und geschrammten Geschiebe, alles Bildungen, die auf 
Blatt Freistadt wegen der starken Verschwemmung durch die eis- 
zeitlichen Schmelzwässer nur selten wahrgenommen werden konnten. 
Nach dem diluvialen Profil bei Zabrech sind auch im Odergebiet Os- 
zillationen des Eisrandes mit bedeutenden Änderungen des hydro- 
graphischen Bildes wahrscheinlich, wie sie im Olsagebiet 1908 dar- 
gestellt wurden. Dasselbe gilt für die Umgebung von Troppau, wo 
im Diluvium mit der Trennung zwischen vorwiegend nordischen und 
vorwiegend sudetischen Gebilden begonnen wurde. Nach dem Befund 
bei Ottendorf, dessen Basaltvorkommen studiert wurde, ist dort ein 
glazialer Stausee gewesen. 

Was endlich die Arbeiten von Dr. Hilda Gerhart anlangt, 
so wird die Genannte demnächst in einem besonderen Aufsatz das 
Nötige darüber berichten. 


Die II. Sektion stand wie in den Vorjahren unter der Leitung 
des Herrn Vizedirektors. An ihren Arbeiten beteiligten sich wie bis- 
her die Herren Dr. Hammer, Dr. Ampferer, Dr. Trener, 
Dr. Ohnesorge und für einen Teil seiner Aufnahmszeit auch Dr. 
v. Kerner. 


Vizedirektor M. Vacek hat zunächt einige kleine Kontroll- 
revisionen in Südtirol durchgeführt. Es handelte sich dabei um die 
Überprüfung von einzelnen stratigraphischen Detailfragen in der Ge- 
gend von Tione und Rovereto sowie im nördlichen Monte Baldo. 

Sodann wurden einige restliche Ergänzungstouren in dem Grenz- 
kamme zwischen Davos und Arosa einerseits und im Hauptkamme 
des Rhätikon andrerseits absolviert, die im Vorjahre nicht mehr 
erledigt werden konnten. 

Die zweite Hälfte der Aufnahmszeit verwendete Vizedirektor 
M. Vacek zur normalen Fortsetzung der Neuaufnahmenin 
Vorarlberg. Diesbezüglich wurde im letzten Sommer in der Gegend 
nördlich von Feldkirch, also von der Rheinseite her, mit der Neu- 
kartierung des Vorarlberger Kreidegebietes auf dem Blatte 
Hohenems (Zone 16, Kol. I) begonnen, welche Arbeit im nächsten 
Sommer gegen den Begrenzer Wald hin fortgesetzt werden soll. 

Sektionsgeologe Dr. W. Hammer widmete die heurige Auf- 
nahmszeit vorwiegend der Weiterführung der Aufnahmen im Bereich 
der Bündner Schiefer des Oberinntales. Von dem Standort 
Pfunds aus wurden das untere Radurscheltal und die beider- 
seitigen Bergkämme bis Finstermünz und bis zum Tösnertal sowie das 
untere Stubental mit den Bergzügen zwischen ihm, dem Samnaun- 
und dem Lafairschtal, kartiert. Nach einer längeren durch den Be- 
such des Geologenkongresses in Stockholm verursachten Unterbrechung 
wurden im Herbst die Aufnahmen im weiteren Umkreis von Pfunds 


1911 Jahressitzung am 24. Jänner. Dr, E. Tietze. 11 


fortgesetzt, dann wurde der österreichische Teil des Samnauntales 
aufgenommen und schließlich von Prutz aus eine größere Zahl von 
Örientierungstouren durch den ganzen NO-Teil des Bündnerschiefer- 
gebietes durchgeführt. 

Bei den Aufnahmen in den Bündnerschiefern gelang es durch 
Auffindung und Verfolgung charakteristischer Breccienhorizonte einen 
Anhalt für eine stratigraphische Gliederung auch der tieferen Teile 
der betreffenden Schichtfolge zu gewinnen, welche sonst durch die 
Gleichartigkeit des Gesteins, dabei aber doch vorkommende mehr- 
fache Faziesschwankungen und infolge von Fossilmangel wenig Aus- 
sicht auf den Erfolg eines solchen Versuchs bietet. Demnach dürfte 
mindestens der größere Teil jener Gebilde (unter Heranziehung von 
Fossilfunden im angrenzenden schweizerischen Gebiet) zum Mesozoikum, 
und zwar besonders zur Kreide zu stellen sein. Am Nordrand des 
Gebietes konnten der fossilführende Lias und die ihn begleitenden 
Gesteine der Kreide aus dem schweizerischen Gebiet bis weit in das 
Aufnahmsfeld hinein im Zusammenhang verfolgt werden, ebenso die 
sogenannten „bunten“ Bündnerschiefer (Verrucano und untere Trias ?), 
welche stets von Triasdolomit begleitet werden und besonders in der 
Prutzer Gegend sich stark entfalten. Am Südrand konnten die kreta- 
zischen Crinoidenbreccien, welche 1909 in der Gegend von Nauders 
aufgefunden wurden, gegen NO über das Radurscheltal hin weiter 
verfolgt werden und wurden dieselben auch in der Gegend von Prutz 
(Fendleralpe) wieder beobachtet. 

Außer den Aufnahmen in den Bündnerschiefern wurden noch 
einige Ergänzungstouren in dem Bereich der kristallinen Schiefer bei 
Nauders und im Langtauferertal sowie am Jaggl bei Graun ausgeführt. 

Sektionsgeologe Dr. O0. Ampferer verwendete den größten 
Teil seiner heurigen Feldarbeit zur Kartierung des südlichen Ab- 
schnittes der Lechtaler Alpen zwischen Starkenbachtal im Osten 
und Kaiserjoch im Westen (NW-Sektion des Blattes Landeck, Zone 17, 
Kol. ID. 

Zur Einzeichnung konnte bereits ein Abdruck der von Dr. Am- 
pferer als vorzüglich gerähmten neuen Alpenvereinskarte 1: 25.000 
von Ing. Agerter benützt werden, welche Karte jedoch erst im 
Herbst 1911 erscheinen dürfte. 

Zur Darstellung des hier ungewöhnlich reich gegliederten und 
stark bewegten Gebirgsbaues “wurde eine neue kartographische Me- 
thode eingeführt, welche gestattet, die feineren Strukturformen auch 
noch innerhalb der einzelnen Formationen zu verfolgen. 

Dieser geologischen Detailbearbeitung wurden vor allem die 
Bereiche des Stanzkogels, der Vordersee-, Feuer- und Eisen Sp., die 
ganze Parseier Sp.-Gruppe sowie das Zamerloch, das Medriol- und 
Starkenbachtal unterworfen. Dabei ergaben sich fast allerorten größere 
und kleinere Beiträge zur Richtigstellung des geologischen Kartenbildes. 

Im Quarzphyllit wurden westlich der Dawinalpe ein langer Quar- 
zitzug, östlich von Gries ein Diabaszug, nördlich von Tobadill ein 
Verrucanostreifen entdeckt. Westlich vom Vordersee und nördlich der 
Dawinalpe stehen größere Schollen fossilführenden Muschelkalkes an. 
An den steilen Südabstürzen der Eisen-Sp. wurde eine Zone eines 

2% 


12 ' Verhandlungen. Nr.21 


eigenartigen, stellenweise "ganz grobblockigen Konglomerates gefunden; 
das in der Nähe der liassischen  Manganschiefer auftritt. 

Der mächtige Zug von Schiefern, Sandsteinen und Mergeln, 
welche wahrscheinlich der Öberkreide änsehöneh und vom Kaiserjoch 
zur Ansbaeherhütte ziehen, wird im Weiterstreichen an der Griesmutte- 
Sp. von typischen Liasfleekenmergeln abgelöst, die gleich. östlich‘ den 
Kern des ‘mächtigen Gewölbes der Parseier-Sp. bilden. ' 


Nördlich davon wurde ein Streifen der genannten Kreidegesteine 
durchs Zamerloch bis ins Starkenbachtal- verfolgt. 

Bei der Dawinalpe und nördlich von Grins sind selten groß- 
artige Massen von Grundmoräne 'aufgestapelt. 

'In dem nördlichen Teil der Lechtaler an wurden heuer nur 
wenige Exkursionen gemacht. 


“Auf der Rückreise von geologischen Studien im Bas chl All- 
gäu wurden noch Begehungen in der Umgebung won Schattwald vor- 
genommen. Dabei wurden an der Ostflanke des Zinken typische, 
bunte,. exotische Porphyrgerölle in engster Verbindung mit fossil- 
führendem Cenoman angetroffen. _Dieselben sind also nicht, allein auf 
die Gosauschichten beschränkt, 


Die letzten wurden verbraucht, um neu a 
Aufschlüsse des. Straßenbaues am Gaichtpaß_ bei Repug und der 
Mittenwalderbahn bei Innsbruck zu besichtigen. 


Dr. 6. B. Trener setzte die Aufnahme der; Adsmelln, 
gruppe‘fort. Der Granitstock des Corno.Alto wurde als Ausgangs- 
punkt gewählt. Mit; Rücksicht auf den komplizierten Bau dieser Ge- 
gend wurde das Gebiet so detailliert aufgenommen, daß.die betreffende 
Karte eventuell auch im Maßstab 4 z25:000 herausgegeben.: werden 
könnte. Über die bei der diesjährigen, ‚Aufnahme erzielten Resultate 
hat Dr. Trener schon in einem Vortrag am 20. Dezember des vorigen 
Jahres berichtet. (Vergl, Verhandlungen Nr. 16.) Am Schluß,'seiner Auf- 
nahmstätigkeit widmete er noch einige Tage einer interessanten 
Fossilienfundstelle des’ Mt. Campo bei Lavarone, über die ebenfalls 
schon eine kurze Notiz erschienen ist.. (Vergl. Verhandlungen Nr. 18.) 

‘Dr. Th. Ohnesorge machte mit Erlaubnis: der ‘Direktion zu- 
nächst im Sommer zehn nicht in den Aufnahmsplan. aufgenommene 
Touren zwecks Herstellung einer Karte der Umgebung (der Patscher- 
koflkuppe :und der. Glungezer Spitze bei Innsbruck. Sodann "kartierte 
er den zwischen Zell a. Ziller und Krimml, und zwar südlich. des 
Gerlosbaches ‚gelegenen Abschnitt der ‚sogenannten. Kalkphyllitgruppe 
(Bremerschiefer),. Es geschah dies zum Teil nur in dem ‘Umfang als 
es für eine praktisehe und.riehtige Gliederung des Kalkphyllitanteiles 
aufı Blatt Rattienb.erg (Zone 16, Kol. VI) und Zell am®See fZone 
16, Kol.: VII) notwendig erschien. Daran ‚schlossen; sich Ergänzungs- 
touren südlich der Salzach (Nordrand der Tauern auf: Blatt Zell am 
See) und ‘(vom 25. September bis il. November) Aufnahmen des 
Brixentaler Paläozoikums an.und zwar in der Umgebung von Fieber: 
brunn. Es’ wurde hier das Gebiet des Trattenbachtales, des Pletzer- ‚und 
oberen Schwarzachgrabens wie ein kleiner. Abschnitt zz von 
Fieberbrunn: kartiert. = nsl 27. 


19H Jahressitzung am 24;' Jänner, Dr. E. Tietze. 13 


Sektionsgeologe F.' v.’Kerner wär mit; Aufnahmen im äußeren 
Stubaitale beschäftigt. Im Gebiete der ‘Saite 'wurdei festgestellt, daß 
die dunklen: Kalke am. Pfriemes /dasselbe Niveau einiiehmen ;wie der 
obere Horizont der dunklen Pyritschiefer und daß (dieser Horizont im 
Stubai und’ Gschnitz: stets mit der Grenze‘ zwischen‘ den für :den 
Wettersteinkalk und Hauptdolomit | bezeichnenden &ebirgsfornien: zu- 
sammenfällt.' Da in diesem Schieferhorizont an 'em paar Stellen in der 
Tat Cardit«. gefunden wurde, isti.die Annahme: Eirechs, daß (die 
Raibler Schichten westlich: vom Brenner ‚nur'am Nordfuße.:der Saile 
en wieder durch die ältere Ansicht Pic'hlers:zw:ersetzen. 

‚im ‚Gebiete. der: kristallinen Masse von Gleins, woselbst ‚Gneise, 
se sahiefon und, Hornblendeschiefer ausgeschieden ‚wurden, , war 
die’ bisherige völlig ‚abgedeckte. Darstellungsweise bei der. Detailauf- 
nahme Be: die Eintragung glazialer Se hultanflagnspugen zu, verändern. 


it: ji: - « nn» 
} - 1732°7 fi, EHI N} er ;& s. 3 


Die III. Sektion war mit der Fortführung der EN Auf- 
nabmen: in Südsteiermark, Kärnten und Krain ‚betraut. ‚Sie bestand 
im, verflossenen ‚Jahre. nur, aus dem Chefgeologen Dr; F, Teller 
und dem Sektionsgeologen Bergrat Dr. J. Dreger, da ‚Prof, Koss- 
m,at, der in. den “Varjahren dieser Sektion, ‚ebenfalls. zugeteilt war, 
während der ganzen ihm, zur, Verfügung stehenden . ‚Aufnahmszeit im 
Rahmen der IV-, Sektion tätig ‚war. 
} ‚Chefgeologe Dr. F. Teller führte’ "Ergänzungs- "und Reyisioäs- 
touren im Blatte Radmi annsdorf (Zone. 20, Kol. X) durch. Zunächst 
wurde von Feistritz in der Wochein aus die Kartierung der, Lias- 
bildungen ‚vervollständigt, welche am Südfuße der. Dachsteinkalke des 
felavgebietes eine "sroße Verbreitung besitzen. Helle Oolithe, und 
Crinoidenkalke’ mit Hierlatzbrachiopoden bilden das tiefste Glied der 
Schichtfolge. In ihrem Hangenden wurde eine Zone von eisenschüs- 
sigen Crinoidenbreceien und roten Knollenkalken mit Eisehsteinnieren 
beobachtet, ‘welche “allerdings bereits zum ‘größten Teil.der Denu- 
dation ' zum Opfer gefallen zu sein scheint. In diesem, Schichtkomplex 
haben‘, wir wohl die primäre Lagerstätte der Wocheiner 
Bohnerze zu suchen. Darüber folgen wieder lichte, grüngefleckte 
durch muscheligen Bruch ausgezeichnete Kalke mit reicher Hornstein- 
führung, welche nach’ oben in die dunklen, dütnschichtigen "Gesteine 
der: ‚Fleckenmergelfazies des" Lias übergehen. -Die bunten, aptychen- 
führenden Kalkschiefer, welche am der Südseite der ‚Wocheiner'Save 
nächst dem- Ursprunge‘ der Feistritz als'Vertreter: oberjurassischer 
Schichten nachge wiesen werden ‚kohhten, en an der Nordseite 
des "Tales zu fehlen. 
Die Liasablagerungen der rohen dla von 1 Mitterdorf nach 
West eine schmale, in steil aufgerichtete Dachsteinkalkplatten ein- 
gefaltete Synklinale; auf der Höhe der Hebatalpe nördlich des 
Wochemer Sees’ besitzt: dieselbe kaum mehr als:150:m Breite.. Nach 
derventgegengesetzten Richtung''öffnet sich diese Steilmulde, und: von 
dem beiden weiter äuseinandertretenden Flügeln: ist der!nördliche auf 
der: Linie :Mitterdorf+-Podjele—Koprivnik "deutlieh nach: Süd über- 
kippt, so daß 'man.hier beim Anstiege ins’ höhere Gebirge eine in- 


.} 


14 Verhandlungen. Nr.il 


vers gelagerte Schichtfolge durchquert. Mehrere scharfe Querdislo- 
kationen komplizieren den Schichtenbau. 

Einige Exkursionen in das nördlich anschließende Dachsteinkalk- 
terrain führten zur Feststellung eines neuen Verbreitungsgebietes 
anisischer Kalke und Dolomite, welche in dem Hochgebirgskamme 
westlich des Vertatagrabens als Erosionsrest einer einst ausgedehn- 
teren Schuppe auf wohlgeschichtetem Dachsteinkalk aufruhen. Es liegt 
hier ein Gegenstück zu jener Scholle von Untertrias vor, die weiter 
in Ost jenseits der tiefen Vertaöafurche auf den Dachsteinkalk des 
Tosc-Kammes aufgeschoben erscheint. 


Im August wurden von Mojstrana aus Ergänzungstouren im Ge- 
biete des Kerma- und des Uratatales unternommen, der im September 
noch erübrigende Teil der Aufnahmstage aber zu Begehungen an der 
Südseite des Stou und zu Untersuchungen im Gebiete des Srednj vrh 
sowie des Pakic- und Zelenicasattels verwendet. In beiden Gebieten 
ergab sich Gelegenheit zu neuen, das Kartenbild vervollständigenden 
Beobachtungen. 


Bergrat Dr. Julius Dreger verwendete den größten Teil seiner 
Zeit im diesjährigen Sommer für die Neuaufnahme des Blattes Rad- 
kersburg und Luttenberg in Südsteiermark. 

Obwohl nur sehr wenige Formationen an dem geologischen Auf- 
bau dieses östlichsten Ausläufers der Windischen Bühel teilnehmen, 
stellen sich der Kartierung bei der im allgemeinen einförmigen Aus- 
bildung der Sedimente und bei der Seltenheit von Versteinerungen 
in dem Bereich mancher Schichten Schwierigkeiten in den Weg, die 
eine besonders genaue Begehung notwendig machen. 


Die ältesten Bildungen gehören dem marinen Miocän an, welches 
das letzte Auftauchen jenes Leithakalkzuges darstellt, der östlich von 
Marburg mit dem Steinberg an der Drau beginnend bis südlich von 
St. Leonhard streicht und dort von mergeligen miocänen Sandsteinen 
begleitet wird, die in unserem Blatte nur noch in Spuren anzutreffen sind. 

Die Hügel im Norden sind größtenteils aus sarmatischem Sand- 
stein, Sand und Tegel zusammengesetzt, während im Süden, in der 
Luttenberger Gegend, pliocäne Konglomerat-, Sand- und Schotter- 
massen überwiegen. 

Von größter Wichtigkeit sind die zahlreichen Kohlensäuerlinge, 
die hier an der steirisch-ungarischen Grenze auftreten und wohl als 
die letzten Anzeichen jener eruptiven Tätigkeit zu betrachten sind, 
welcher die Trachyte und Basalte von Mühldorf, Gleichenberg, 
Klöck usw. ihre Entstehung verdanken. 

Im Herbste konnten 10 Tage zu Revisionstouren im Blatte 
Völkermarkt in Kärnten verwendet werden. 


Die IV. Sektion stand wieder unter der Leitung des Chef- 
geologen Geyer. Ihr gehörten außerdem die Herren Prof. Dr. Koss- 
mat, Dozent Dr. Vetters und als externer Mitarbeiter Prof. Othenio 
Abel an. Für einen Teil seiner Zeit hatte auch Dr. Hinterlechner 
den Auftrag, sich den Arbeiten dieser Sektion anzuschließen. 


1911 Jahressitzung am 24. Jänner, Dr. E. Tietze. 15 


Chefgeologe Georg Geyer beendete seine Aufnahme des Kalk- 
alpenteiles auf dem Blatte Kirchdorf (Zone 14, Kol. X), dessen 
Flyschgebiet und Glazialschottervorland durch Prof. O. Abel bear- 
beitet worden waren. Zunächst kartierte der Genannte die nördliche 
Vorkette zwischen dem Steyr- und dem Ennstale mit dem Rehboden 
und dem Kruckenbrettlberge, wobei in den engen Jura- und Neokom- 
falten mehrere in Flyschfazies ausgebildete Oberkreidekerne nach- 
gewiesen werden konnten. 

Anschließend an die vorjährigen Aufnahmen in der östlichen 
Umgebung von Grünau an der Alm wurde sodann das zum Teil 
auffallend flach gelagerte Hauptdolomitgebiet am linken Ufer der 
Alm vom Absturz des Totengebirges angefangen bis zur Flyschgrenze 
und westwärts bis an den Blattrand im Bereiche des ÖOffensees 
untersucht. Dabei zeigte sich als Fortsetzung der aus dem Sengsen- 
gebirge über die Kremsmauer bis auf den Windhagkogel streichenden 
nördlichen Wettersteinkalkzone nach kurzer Unterbrechung im Alm- 
tale ein vom Zwillingskogel bis über den Traunstein reichender, 
ebenfalls südlich einfallender Zug von lichtem Diploporenkalk. Zwischen 
der Schrattenau und dem Almtale konnte eine weit größere Ver- 
breitung des mit Haselgebirg verknüpften, hier bis an die Flyschgrenze 
reichenden Werfener Schiefers konstatiert werden. Bezeichnenderweise 
enthalten auch die von O. Abel entlang dieser Strecke nachgewie- 
senen Grundkonglomerate des Kreideflysches zahlreiche Gerölle aus 
typischem rotem Werfener Schiefer. 

Die im Vorjahre beobachtete, auf eine liegende Falte zurück- 
geführte Überschiebung von Gutensteiner und Reiflinger Kalk des 
Kasbergplateaus über dem Hauptdolomit des Almtales konnte in meh- 
reren neuen Profilbegehungen weiter verfolgt und aufgeklärt werden. 
Nach Süden taucht diese Muschelkalkfalte unter die Wetterstein- 
(Ramsau-)Dolomite des Almsees hinab, über welchen in der Röll 
Carditaschichten, dann aber mächtige Hauptdolomitmassen und schließ- 
lich die den Nordabsturz des Totengebirges bildenden Dachsteinkalke 
folgen. Gerade im Bereiche des Almsees werden die Wetterstein- 
dolomite durch einen schmalen, sekundären Aufbruch von haselgebirg- 
und gipsführendem Werfener Schiefer und eine gering mächtige Lage 
von schwarzem Gutensteiner Kalk unterbrochen. 

Bezüglich der diluvialen Schottermassen ist zu bemerken, daß 
die Niederterrassenschotter nördlich von Habernau am Almsee aus 
den Würmmoränen hervorgehen, während die Hochterrassenschotter des 
Almtales erst weiter talaus bei Scharnstein an die entsprechenden 
Rißmoränen angelehnt sind, aus deren Umschwemmung sie entstanden. 
In den die Talbintergründe des Almsees und Offensees in großer 
Mächtigkeit erfüllenden kreidigen Jungmoränen wurden nebst 
Blöcken aus Dachsteinkalk auch große Blöcke einer älteren, glazialen, 
weißen Kalkbreccie eingebettet aufgefunden, welche in ihrem Aussehen 
an die Kremsmünsterer weiße Nagelfluh erinnert. 

Professor Dr. ®©. Abel hat nunmehr in dankenswerter Weise 
die Arbeit zum Abschluß gebracht, welche er vor seiner Berufung an 
die Wiener Universität als ein im Verbande unseres Instituts stehender 
Sektionsgeologe begonnen hatte. Er hat seine Aufnahme des Karten- 


16 init I „:@ Verhandlungen: red Nrri 


blattes Weels— Kremsmünster «(Zone ı 13,+.Kols»-X) beendet, in 
welchem‘ noch in .der- DICH und NW- Fektlong mehrere Bagehungen not: 
wendig wareni} „url ir j 
©. Zar den wichtigeren‘ Es einlinsen oe De gehört die 
Feststellung einer ausgebreiteten. und mächtigen Ablagerung; von 
miocänen' Strandsanden;“ welche! stellenweise, wie zum Beispiel :nord- 
westlich: von Wallern, fossilreich sind. Diese Sande. liegen nicht über 
dem Schlier, sondern sind seine chronologischen Äquivalente und als 
die Strandfaziesides Schliermgeres zu betrachten.“ \ 
Im ganzen Gebiete nördlich. der Traun nehmen die quartären 

Schotter! nur: eine ganz untergeordnete ! Stellung in der Zusammen- 
setzung des Bodens ein. Dagegen finden sich da und dort Denudations- 
relikte hochgelegener Plioeänschotter, welche gleichen Alters zu sein 
scheinen, : wie die ‚hochgelegenen Schotterfeldreste im Bereiche der 
Schlierplatte ‘zwischen Eins im Westen, Donau im Ahrden: Ybbs Jm 
Osten: und Westbahnstrecke im Süden. : Hilln 
Sehr: vereinzelt sind Spuren von Oncophoraschichten über dem 
:Schlier "angetroffen <wordeus.. 0; n: 

7 Bei.einer mit‘ Herrn Chefgeölogen G. Geyer unkeraintue 
Exkursion. auf den Kornstein; bei’ Scharnstein »im: Almtale »gelangte 
Professor ©} Abel zu der Überzeugung, daß. die zu "einer ‘Riesen- 
breccie verkitteten Schuttmassen auf den Kammhöhen nicht als Moränen 
‚zu deuten sind, sondern als Reste eines großen N 
van müssen. slmaigr 
ii Der Bektionsgeologe' Dr, Eranz Klar t örwerdete in ‘diesem 
5ähre die ganze Aufnahmszeit,. welche infolge..seiner Teilnahme an 
-den Exkursionen des Stockholmer Geologenkongresses nur auf 75 Tage 
‚ausgedehnt werden konnte, zu Begehungen : im, Blatte Wiemer- 
Neustadt. Seine Arbeiten betrafen zunächsti;-den Bereich‘,des Trie- 
'stingtales,“:wobei der "Ort: Weißenbach-: den : Ausgangspunkt; ‚bildete. 
Wetschiedene Touren erstreekten sich vauch in: ale nördlich angren- 
zende. Gegend von: Raisenmarkt. .o. : 19 

‚Später wurden zur Ergänzung ‘der: orjührieen. Arbeiten noch 
zahlreiche Touren:'im Gebiete: der Hohen: Wand, ‘des Miratates und 
desi Unterbergzuges: ausgeführt, so daß nunmehr . die Neuaufnahme 
der beiden westlichen Sektionen (des Blattes: Wiener-Nenstadigels 
Öabgeschlossen: betrachtet werden kann... 

's Den‘ letzten Teil‘ der Aufnahmszeit brachte ‚der Genhaite mit 
-der:-Detailkartierung (des Gosauterrains der Neuen Welt zus: Die Aus- 
scheidung: mehrerer 'stratigraphisch' wichtiger Unterabteilungen' dieser 
‚mächtigen Kreideentwicklung 'erwies sich als gut durchführbar,ünd 
‘zwar konnten: besonders folgende: Schichten . festgehälten: werden: 
‘Grundkonglomerate, Rudistenbänke (äuf ‘der. Wandseite), die kohlen- 
‚führende Schichtgruppe,:die'fossilreichen marinen Untersenonschichten, 
die: obersenonen Orbitoidensandsteine“und Inoceramenmergel.Q; Die 
beiden letzteren greifen in den isolierten Vorkommnissen südlich und 
:westlich der Neuen Welt meist direkt. bis: auf die Triasunterlage über. 
Sie überbrücken: am Ostende: des Gebirges äuch die Grenze. zwischen 
dem: ;Werfener Zug. von. Höflein und den hellen ei ab? 
-südlichen Plateauzone. s dsä 


1911 Jahressitzung am’ 24. Jänner. Dr. E. Tietze. 17 


Von großem Werte für die Arbeiten war das freundliche Ent- 
gegenkommen der Leitung des Grünbacher Kohlenbergbaues, da im 
ganzen südwestlichen Teil der Kreidemulde die Grubenaufschlüsse 
eine für die Feststellung der Tektonik und Stratigraphie unentbehr- 
liche Ergänzung des obertägigen geologischen Bildes liefern. 

Was die Lagerung der Gosau nördlich des Gebietes der Hohen 
Wand anbelangt. so ließ sich nachweisen, daß die aus sehr poly- 
genem Material bestehenden unteren Konglomerate eines zusammen- 
hängenden Gosaugebietes nicht nur auf verschiedenen, zum Komplex 
der Wand gehörigen Schichtgliedern liegen, sondern auch auf die 
Gesteine der von diesen überschobenen voralpinen Zone (Sturhemberg 
und Dürre Wand) übergreifen. Die wichtige tektonische Grenze 
zwischen den beiden genannten Gebirgsteilen war also im wesentlichen 
durch die Faltungsperiode vor Ablagerung der oberen Kreide ge- 
schaffen, ein Ergebnis, welches übrigens den Anschauungen der älteren 
Beobachter, wie Bittner und Stur, entspricht. 

Knapp ein Drittel seiner gesamten Aufnahmszeit verbrachte 
Dr. Karl Hinterlechner im Bereiche des Kartenblattes Ybbs 
(Zone 13, Kol. XII), wo er dessen kristallinen Anteil zu kartieren 
hatte..Nach einigen orientierenden Touren in dem östlich unmittelbar 
anstoßenden Territorium (Blatt St. Pölten, Zone 13, Kol. XII) 
begann er mit der Aufnahme der nordöstlichen Sektion des eigenen 
Kartierungsgebietes und erzielte dabei in 16 Arbeitstagen folgende 
Resultate. 

Das herrschende Gestein am linken Donauufer ist ein hell- 
grauer, granatführender Granitgneis; außerdem kommen dort vor: 
graue Gneise, Amphibolite und verwandte Felsarten. Dieses ganze 
Kristallinikum wird auf den plateauartigen Anhöhen von jungen 
Schottern, Sanden und von Löß zum Teil verhüllt. 

Eine auffallende Verschiedenheit zeigt demgegenüber das rechte 
Donaufer. Westlich vom Melkflusse ist bis oberhalb Manners- 
dorf ein typischer Granulit ausgebildet; östlich davon steht da- 
gegen ein sehr grobporphyrischer Granit an. Bei der Stadt 
Melk wurde die im Nachbarblatte als „Diorit von Melk“ aus- 
geschiedene Felsart konstatiert. Den porphyrischen Granit verhüllt 
lokal derselbe graue Gneis, wie er auch am linken Donauufer 
am nördlichen Blattrand vorkommt. In diesen wurden Kalke und als 
eruptiv gedeutete Amphibolite vorgefunden. Einen Teil des Kristalli- 
nikums verhüllen auch hier jüngere Gebilde. 

In tektonischer Hinsicht wurden das Donautal (vorläufig) zwischen 
Melk und der Gegend von Marbach und das Melktal zwischen 
Melk und Mannersdorf als Bruchtäler angesprochen. Speziell 
betreffs des Melktalbruckes wird bemerkt, daß seine Richtung 
bei Nichtberücksichtigung der Hornerbucht fast ganz genau mit 
dem nordwestlichen Rande des zusammenhängenden, tertiären Terri- 
toriums von Krems bis Mähr.-Kromau zusammenfällt, welche 
Linie, wie bereits aus der Hauerschen Karte ersichtlich, das süd- 
liche Ende der Boskovitzer Furche trifft und entlang welcher 
ersteren ferner eine Reihe granitischer Eruptionen stattgefunden hat. 
Auffallend ist schließlich der parallele Verlauf des Melkerbruches 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 1. Verhandlungen. 3 


18 Verhandlungen. Nr 


und der besagten Linie mit beachtenswerten alpinen Brüchen;, ver- 
wiesen sei hier schließlich auf die Tatsache, daß unsere Störungslinie 
im Blatte Gaming und Mariazell ganz auffallend mit einer be- 
achtenswerten Linie (Gresten—südöstl. Fuß des Prochenberges, 
K. 1123) zusammenfällt. Über diesen Gegenstand erscheint übrigens 
demnächst eine Mitteilung in unseren Verhandlungen, worin die nähere 
Darlegung der betreffenden Annahmen gegeben werden soll. 

Dr. Hermann Vetters verwendete die Hälfte seiner Aufnahms- 
zeit zur Beendigung der geologischen Aufnahme des österreichischen 
Anteiles des Kartenblattes Eisenstadt (Zone 14, Kol. XV) und zu 
vergleichenden Studien im ungarischen Teil des Leithagebirges. 
Trotz des anhaltend ungünstigen Wetters konnte die Aufnahme zum 
Abschluß gebracht werden, so daß nur einige Reambulierungstouren 
im Gebirge und im Flachlandgebiete noch einige Handbohrungen er- 
übrigen, die wegen der noch nicht erfolgten Ernte im Sommer nicht 
ausgeführt werden konnten. 

Zu den in früheren Jahren über die in Rede stehende Gegend 
schon gegebenen Mitteilungen ist hinzuzufügen, daß es durch das 
Studium des in Ungarn gelegenen Gebietes des Sonnenberges ge- 
lungen ist, die Stellung der eigentümlichen, oft geschieferten und 
metamorphosierten und dann gneisähnlichen Arkosen, welche bei den 
früheren Aufnahmen bereits als jüngeres Glied von dem kristallinen 
Grundgebirge abgetrennt werden konnten, nachzuweisen. Sie stehen 
nämlich mit den sogenannten Grauwackenquarziten des Lebzelter- und 
Steinberges in engster Beziehung, so daß die Zusammengehörigkeit 
beider Gebilde Herrn Dr. Vetters nicht mehr fraglich erscheint. Diese 
Quarzite aber stimmen im petrographischen Habitus vollständig mit 
den permischen oder untertriadischen Quarziten der Kleinen Kar- 
pathen überein, mit denen überdies nach H.Becks Aufnahmen ganz 
ähnliche, graue, oft geschieferte Arkosen gleichfalls vorkommen. 

Auch für das Alter der sogenannten Grauwackenkalke wurden 
sichere Anhaltspunkte gewonnen, da es gelang, aus den blauen Kalken 
in dem großen Steinbruch bei Wimpassing eine größere Anzahl sehr 
gut erhaltener Stielglieder von Encrinus lilüfformis zu erhalten, welche 
das triadische Alter dieses Kalkes außer Frage stellen. 

An anderen Punkten, zum Beispiel in den mehr geschieferten 
Kalken am Hirschbühel wurden auch — allerdings nur undeutliche — 
fünfseitige Crinoidenstielglieder, wahrscheinlich Pentacrinen, gefunden. 
Es findet somit die schon alte Vermutung, daß diese sogenannten 
Grauwackenkalke gleich den hochtatrischen Kalken der Kleinen Kar- 
pathen und der Hauptmasse der Semmeringkalke mesozoischen Alters, 
und zwar triadisch-liasischen Alters seien, eine Bestätigung. 

Die Begehung der niedrigen Bodenschwelle zwischen dem Leitha- 
gebirge und dem Nordsporn der Rosalia hat die Notwendigkeit er- 
geben, die Quarzschotter, welche als verschieden mächtige Lage die 
pontischen kohlenführenden Tegel und Sande überlagern, besonders 
auszuscheiden, wie das bereits auf der alten Aufnahme CZijzeks 
geschah, während sie Roth von Telegd mit den pontischen Sanden 
und Schottern zusammenzog. Sie sind sicher jünger, altdiluvialen oder 
jungpliocänen Alters. 


1911 Jahressitzung am 24. Jänner. Dr. E. Tietze. 19 


Der größte Teil des aufgenommenen Gebietes gehört übrigens 
dem Steinfelde an (Gegend südlich der Linie Trumau—Reisenberg 
und östlich Trumau—Zillingsdorf). Hier wurde versucht, die Gebiete, 
welche eine stärkere Humusbedeckung und somit größere Fruchtbar- 
keit besitzen, wenigstens beiläufig auszuscheiden, ferner die Moor- 
und Sumpfböden, welche eine viel größere Ausdehnung besitzen als 
die alte Karte angibt, genauer zu begrenzen, was jedoch noch eine 
Anzahl von Versuchsbohrungen nötig macht, da die meisten Moore 
drenagiert und künstlich trocken gelegt sind. 

Schließlich wurden auch einige Touren im Kosaliagebiete des 
Blattes Wr.-Neustadt unternommen. 


Die V. Sektion, die sich mit den Arbeiten in unseren Küsten- 
ländern befaßt, war wie in den Vorjahren zusammengesetzt aus dem 
Chefgeologen v. Bukowski und den Sektionsgeologen v. Kerner, 
Schubert und Waagen. Die Herren Kerner und Schubert 
waren allerdings teilweise auch in dem Bereich anderer Sektionen 
tätig, wie aus dem früher Gesagten hervorgeht. 


Chefgeologe G. v. Bukowski hat von den 65 Tagen, während 
welcher er heuer mit geologischen Untersuchungen in Süddalmatien 
beschäftigt war, den größeren Teil dazu benützt, die Kartierungs- 
arbeiten im Bereiche des Blattes Ragusa fortzusetzen, wobei ver- 
schiedene Gegenden dieses in tektonischer Beziehung ein nicht 
geringes Interesse bietenden Gebietes berührt wurden. Im Mai reiste 
er sodann nach Spizza, wo noch nachträglich einige Touren unter- 
nommen wurden, deren Zweck es war, gewisse für die Erläuterungen 
der bereits erschienenen geologischen Detailkarte notwendige Infor- 
mationen zu gewinnen und etliche photographische Aufnahmen der 
geologisch wichtigsten Punkte zu machen. Die Rückreise erfolgte 
über Bosnien und die Herzegowina. 

Sektionsgeologe Dr. med. Fritz v. Kerner kartierte die Insel 
Solta, die Zirona-Inseln und das gegenüberliegende Küstengebiet 
von Mandoler. Da die Insel Bua schon bei Gelegenheit der Aufnahme 
des Blattes Sebenico—Traü kartiert wurde, ist nunmehr die Auf- 
nahme des Inselblattes Solta abgeschlossen. 

Über den Faltenbau des Küstengebietes von Mandoler liegt 
bereits in Verhandl. Nr. 11 des verflossenen Jahres ein ausführlicher 
Bericht vor. Die Zirona-Inseln erwiesen sich als Reste eines flachen 
Gewölbes von Rudistenkalken, denen eine Zone mit Chondrodonten 
eingeschaltet ist. Die Insel Solta stellt gleichfalls eine Aufwölbung 
von Kreidekalken dar. In deren Mantelzone konnten ein rudisten- 
führendes Niveau, ein Niveau mit ungerippten Chondrodonten und ein 
Niveau mit gerippten Chondrodonten unterschieden werden. Den 
Gewölbekern bilden Kalke mit Gryphaeen. 

Sektionsgeologe Dr. Richard Schubert kartierte in der zweiten 
Hälfte April und im Laufe des Monates Mai hauptsächlich die Um- 
gebungen von Zegar, Ervenik und Krupa im mittleren Dalmatien. Es 
ist dies das Grenzgebiet zwischen dem Verbreitungsgebiet der inner- 
dalmatinischen Kreide und dem mit Prominaschichten bedeckten Terrain. 

3* 


20 Verhandlungen. Nr.’@ 


Abgetrennt vom Hauptverbreitungsgebiete der Prominaschichten 
konnten im Bereiche der Kreide noch mehrere (etwa 25) kleine ein- 
gefaltete oder an Brüchen erhaltene Reste von Prominakonglomeraten 
beobachtet werden, deren Altersdeutung durch die gefundenen Nummu- 
liten und Alveolinen gesichert ist. 

Hervorzuheben wäre ferner noch das Vorhandensein von neogenen 
Süßwasserschichten und diluvialen Konglomeraten im Polje von Ervenik 
und im Mokropolje. 

Ende April wurden gemeinsam mit dem kroatischen Aufnahms- 
geologen Kustos Ferdo Koch aus Agram einige Exkursionen im 
kroatisch-dalmatinischen Grenzgebiete zwischen Degar— Zermanja und 
Plavno ausgeführt, wobei die "geologische Kartierung dieses Grenz- 
gebietes abgeschlossen werden konnte. 


Dr. L. Waagen begann seine diesjährigen Arbeiten mit Be- 
gehungen im Kartenblatte Pinguente—Volosca (Zone 24, Kol. X) 
sowie im österreichischen Anteil des Kartenblattes Fiume-Delnice 
(Zone 24, Kol. XI). Es geschah dies auf Ansuchen des Direktors der 
kgl. ung. geol. Reichsanstalt, Prof. L. v. Löezy, damit es den unga- 
rischen Geologen Dr. OÖ. Kadie, Dr. Th. Kormos und Dr. V. Vogl, 
welche mit den Kartierungsarbeiten im ungarisch-kroatischen Küsten- 
lande neu begannen, ermöglicht wäre, mit Dr. Waagen im Grenz- 
gebiete gemeinsame Touren zu machen und so von diesem in ihr 
Gebiet eingeführt zu werden. 

Daran anschließend wurde von Dr. Waagen im Kartenblatte 
Unie und Sansego (Zone 27, Kol. X) gearbeitet. Dort wurden die 
Inseln Unie, Sansego, Canidole grande und Canidole piccolo aufge- 
nommen. Nur der Besuch des entfernten Scoglio Galiola wurde von 
dem ungünstigen, stürmischen Wetter verhindert. 

Im Herbste setzte Dr. Waagen seine Kartierungsarbeiten im 
Kartenblatte Mitterburg und Fianona (Zone 25, .Kol. X) fort, 
die sich vorwiegend in der Gegend von Pedena bewegten. Der größte 
Teil der Arbeitszeit wurde jedoch zu Studien in der Umgebung von 
Pola auf dem Kartenblatte Pola und Lubenizze (Zone 26, Kol. X) 
verwendet, da Dr. Waagen von der k. k. Statthalterei zu Triest 
aufgefordert wurde, sich an der Aktion, welche zum Zwecke der 
Wasserversorgung Polas durchgeführt wurde, zu beteiligen. Tatsäch- 
lich gelang es dem genannten Geologen auch, auf Grund seiner Studien 
nicht nur einige neue Punkte zur Gewinnung von Trinkwasser zu 
fixieren, sondern besonders auch durch Bestimmung der Einflußsphäre 
der einzelnen eventuellen Entnahmepunkte eine Minimaldistanz zwischen 
denselben festzustellen und in weiterer Berücksichtigung dieses Ge- 
sichtspunktes eine neutrale Zone zwischen dem Interessengebiete der 
Stadtgemeinde und jenem der k. k. Kriegsmarine durchzuführen. 


Schließlich muß ich hier noch einiger besonderer Arbeiten ge- 
denken, welche zwar direkt mit unserer Aufnahmstätigkeit zusammen- 
hängen, die jedoch außerhalb des Rahmens unserer fünf Sektionen aus- 
geführt wurden, wie ich bereits am Eingange dieses Kapitels an- 
deutete. 


1911 Jahressitzung am 24. Jänner. Dr. E. Tietze. 2 
Es ist uns aus der Bukowina die Anregung zugekommen, eine 
Neuaufnahme dieses Landes zu beginnen, in welchem unsere Anstalt 
seit 35 Jahren keine systematischen Untersuchungen mehr veranlaßt 
hatte, weil eine allzugroße Zersplitterung unserer ohnehin über sehr 
verschiedene Teile der Monarchie verteilten Arbeitskräfte nicht er- 
wünscht schien, bevor nicht in einigen anderen schon länger der Neu- 
bearbeitung harrenden Gebieten wenigstens eine gewisse Anzahl von 
Kartenblättern in genauerer Ausführung hergestellt sein würden: 


Es wurde nun Dr. Hermann Vetters ausersehen, im Sinne 
jener Anregung sich mit der Geologie der Bukowina zu befassen und 
im Hinblick auf die große Entfernung dieses Landes von den Arbeits- 
gebieten der anderen Geologen, glaubte ich den Genannten für diesen 
Fall selbständig vorgehen lassen zu sollen, ohne ihn hierbei’ einem 
der Herrn Chefgeologen zu unterstellen. Für den zweiten Teil seiner 
Aufnahmszeit schied deshalb Dr. Vetters aus dem Verbande der 
IV. Sektion aus und unternahm zunächst die nöthigen Vorstudien für 
die allerdings erst im nächsten Jahre tatsächlich zu beginnende Neu- 
aufnahme der Bukowina. Vor Allem machte er gemeinsam mit Dr. 
H. Beck einige Exkursionen in der bereits genauer studierten Kar- 
pathensandsteinzone der mährisch-schlesischen Beskiden, und zwar in 
der Gegend von Wall.-Meseritsch, Neutitschein, Bistritz am Hostein. 
Insoferne nämlich Karpathensandsteine in der Bukowina eine große 
Rolle spielen, schien es wünschenswert sich mit der Natur dieser 
Gebilde in einigen neuerdings besser studierten Verbreitungsbezirken 
derselben vertraut zu machen. 

Die Orientierungstouren in der Bukowina selbst erstreckten sich 
über alle drei Zonen der bukowinischen Karpathen, wobei über spe- 
ziellen Wunsch der bukowinischen Landesregierung die mit praktischen 
Interessen verbundenen Lokalitäten besonders berücksichtigt wurden. 
So die Bergbaue in Jakobeni und Luisental, verschiedene Fundpunkte 
von Braunkohlenspuren, die Zementmergel von Straza usw. 


Gewisse Studien in der Gegend von Krasna und Koszezuya bei 
Moldauisch-Banilla, welchen die Absicht zugrunde lag, jenes angebliche 
Vorkommen von silurischen Tonschiefern mit Graptolithen, von denen 
uns vor längerer Zeit eine Probe eingesendet worden ist, und die 
schon Dr. Tausch vergeblich gesucht hatte, zu finden, hatten ein 
negatives Ergebnis; an keiner der seiner Zeit bei der Einsendung ge- 
nannten Örtlichkeiten konnte ein Graptolithenschiefer gefunden werden, 
und es scheint mir in dieser Angelegenheit zwar sicher keine ab- 
sichtliche Mystifikation, so doch ein Mißverständnis obzuwalten be- 
züglich eine Verwechslung von Stücken aus der Lade eines Sammlers. 


Eingehendere Studien wurden ferner in der Gegend von Pozo- 
ritta und Kimpolung gemacht. 


Ebenfalls selbständig arbeitete Herr Bergrat Franz Bartonec, 
von dem ich früher sagte, daß er freiwillig uns seine Dienste zur 
Verfügung gestellt hat. Schon seit einigen Jahren ist derselbe damit 
beschäftigt, eine Detailaufnahme des Blattes Troppau (Zone 6, 
Kol. XVIII) durchzuführen, in dessen Bereich, nämlich in Freiheitsau, 
er seit einigen Jahren seinen Wohnsitz genommen hat. 


29 ı Verhandlungen. Nr. 1 


Diesmal. hat mir nun Herr Bartonec einen Bericht über seine 
Wahrnehmungen eingesendet, so daß ich in der Lage bin, einiges über 
diese Beobachtungen mitzuteilen, wenn ich auch auf eine vollständige 
Wiedergabe der betreffenden, etwas umfangreichen Mitteilung hier 
verzichten muß. 

Herr Bartonec studierte besonders die Verhältnisse des Kulm 
und des produktiven Karbon. In demjenigen Teil des Kartengebietes, 
der von den in jener Gegend über weite Flächen verbreiteten Kulm- 
bildungen eingenommen wird, fand er, daß die den Kulm Mährens 
und Schlesiens sonst vielfach auszeichnenden Schiefer, die bekannt- 
lich .oft als Dachschiefer Verwendung finden, bei Troppau sehr zurück- 
treten und dort kaum 10 Prozent der Gesamtmasse des Kulm aus- 
machen. Es wurde festgestellt, daß der letztere daselbst ganz vor- 
wiegend aus Grauwackensandsteinen besteht. Gewisse Verschiedenheiten 
in der Beschaffenheit der immerhin nicht völlig fehlenden Schiefer 
hängen nach der Beobachtung unseres Gewährsmannes in erster Linie 
mit dem tektonischen Verhalten der Ablagerung zusammen. Nur dort, 
wo steile Schichtenstellung vorkommt, ist auf eine ausreichende Spalt- 
barkeit des Schiefers zu rechnen. Bei flacherer Lagerung wird die 
Beschaffenheit des Materials klotzig und ermangelt der leichten Spalt- 
barkeit. Das Streichen der Kulmschichten findet ziemlich regelmäßig 
in Stunde 2 bis 3 statt, während das Einfallen ein wechselndes ist. 

Während Bartonec früher der von mir mit verschiedenen 
Gründen vertretenen Ansicht zugetan war, daß das Ostrauer Kohlen- 
gebirge und der Kulm sich diskordant zueinander verhalten, glaubt 
er jetzt, daß eine Konkordanz dieser Bildungen mit Wahrscheinlich- 
keit angenommen werden dürfe, was er auf Grund der östlichsten Auf- 
schlüsse im Kohlengebirge bei Petrokowitz folgert. Eine genaue Grenze 
zwischen Kulm und produktivem Karbon zu ziehen, sei schwierig und 
man müsse sich mit der Konstatierung des ersten Kohlenflözes be- 
gnügen. Es sieht aus, als hätte eine ununterbrochene Weiterentwick- 
lung der Absätze in der Grenzregion der beiden Bildungen stattge- 
funden. Doch dürfte in der Ostrauer Gegend eine Linie, gezogen von 
Strzebowitz über Schönbrunn und Ober-Polanka nach Stiebnik, die 
ungefähre Kulmgrenze andeuten, über welche hinaus im Nordwesten 
kaum mehr Kohlenflöze anzutreffen sind. 

Die Aufschlüsse in den angrenzenden Grubengebieten Preußisch- 
Schlesiens haben dargetan, daß in der Nähe der liegendsten Flöze 
eine intensive Pressung und Schichtenfaltung stattgefunden hat, welche 
durch Verwerfungen kompliziert wurde, so daß die Identifizierung der 
einzelnen Schichten erschwert wird. Viele anscheinend gesonderte 
Flöze, welche man in Schächten oder Querschlägen antraf, haben sich 
bei. der Weiterausrichtung als zu einem und demselben Flöz. gehörig 
erwiesen, weiches infolge von Faltungen, Knickungen und Verwerfungen 
nur wiederholt angetroffen wurde. 

Durch diese Erkenntnis wird der. angenommene Flözreichtum, 
bezüglich die Schichtenmächtigkeit des Karbons auch auf österrei- 
chischer Seite eine Verminderung erfahren. Immerhin schätzt Bar- 
tonec die Gesamtmächtigkeit des produktiven Karbons im Mulden- 
tiefsten des Ostrauer Beckens noch auf zirka 4000 m, während die 


1911 Jahressitzung am 24. Jänner. Dr. E. Tietze. 23 


darin eingeschlossenen Kohlenflöze 2:6 Prozent der Gesamtmasse 
bilden, in den Karwiner Schichten sogar über 10 Prozent. 


Herr Bartonec kommt sodann in seiner Zuschrift auch auf 
die Frage der Fortsetzung des Karbons unter den karpathischen 
Flyschbildungen zu sprechen und sagt, daß er neuerdings über diese 
Fortsetzung günstiger denke als früher. Er beruft sich dabei auf 
einige neuere Bohrungen, von denen die eine in der Südostecke des 
Bereiches des Kartenblattes Troppau—Ostrau in Rottimau bei 880 m 
Tiefe das Karbon tatsächlich erreichte, während bekanntlich an einer 
anderen Stelle (im Bereich des Blattes Neutitschein) bei Paskan das 
Karbon schon in zirka 400 m Tiefe nachgewiesen wurde. Beides sind 
allerdings Stellen, die noch ziemlich am Rande der Flyschbildungen 
selegen sind, wo auch nach den älteren Anschauungen das Antreffen 
karboner Absätze nicht unerwartet war, zumal ja ein solches An- 
treffen selbst tiefer im Innern der Flyschverbreitung nach jenen älteren 
Anschauungen als lokaler Zufallsfund nicht außer der Möglichkeit 
liegt. Nach der Ansicht unseres geehrten Freundes hat eine ungleich- 
mäßige Abrasion der Oberfläche des Karbons stattgefunden, was eben- 
falls eine der älteren Auffassung nicht widersprechende Annahme wäre. 


Bei der obengenannten Lokalität Rottimau hat Bartonec 
auch Alttertiär mit Einschlüssen von Toneisensteinen konstatiert, ein 
Vorkommen, welches ich allerdings bereits auf unserer älteren Auf- 
nahme verzeichnet finde. 


Die miocänen Schichten erreichen südlich Ostrau eine Mächtig- 
keit von zirka 900 m und bestehen vorwiegend aus marinen Tegeln, 
untergeordnet auch aus Sanden und mürben Sandsteinen. Stellenweise 
gibt es an der Grenze von Karbon und Jungtertiär auch wasser- 
führende Sande mit losen Sandsteinbrocken, ein Material, das aus 
dem Zerreibsel des Karbon besteht und an vertieften Stellen der 
Karbonoberfläche linsenförmig abgelagert wurde. Wenn ein solcher 
Detritus durch unterirdische Baue angeschnitten wird, so gibt das 
leicht Veranlassung zu Wasser- und Sandeinbrüchen in die Gruben- 
räume. Nach Entleerung der betreffenden Wassermassen ist ein Nach- 
schub_von Wasser und Sand allerdings nicht mehr zu fürchten, da 
die plastische Tegeldecke über solchen Stellen nachsinkt. Diese un- 
mittelbar über dem Kohlengebirge liegenden Sande sind übrigens 
nicht mit gewissen jüngeren Sanden zu verwechseln, welche oberhalb 
des Tegels — nahe der Erdoberfläche — abgelagert sind und nicht 
in die Grubenbaue sich ergießen können, weil die plastische Tegel- 
decke absolut wasserundurchlässig ist. 

Daß die jungtertiären Schichten auch Gips einschließen, ist "all- 
gemein bekannt; neue Punkte dieses Vorkommens sind. nicht ‚kon- 
statiert worden. 

Die auf das Blatt Troppau fallenden Basaltdurchbrüche haben 
durch Feststellung einiger neuer Punkte bei Budischowitz eine kleine 
Vermehrung erfahren. 

In den Grubenbauen der Jaklowitzer Theresienzeche in Poln.- 
Östrau sind die Basaltgänge mit seitlichen Intrusivlagern’ und Lak- 
kolithen bis zu einer Tiefe von 600 m untersucht worden. 


24 Verhandlungen. Nr: 1 


Am Kontakt sind die Kohlen zu Koks umgewandelt, der Sand- 
stein wurde verglast, während der Schiefer jaspisartig hartgebrannt 
erscheint. 

Das Quartär ist überall abgelagert und wäre es von Interesse, an- 
zuführen, daß die nordischen Blöcke, welche auf älteren Karten nur 
sporadisch eingezeichnet erscheinen, viel häufiger beobachtet wurden. 
Es konnten sogar Andeutungen von Endmoränen konstatiert werden, 
so zum Beispiel in der Nähe des Oppatales bei Martinau und Smol- 
kau. Überhaupt geht die alte Linie der Vereisungsgrenze ziemlich 
weit nach Süden, denn noch in der Gegend von Fulnek wurden Er- 
ratika beobachtet, bei Rudischowitz liegen kleinere Brocken in einer 
Seehöhe von 400 m. 

Es: empfiehlt sich, auf den geologischen Karten nicht nur die ei- 
genen Fundpunkte von erratischen Blöcken einzuzeichnen, sondern auch 
diejenigen von früheren Beobachtern, weil diese Blöcke gern als 
Schotter und Baumaterial verwendet werden, daher von der Erd- 
oberfläche gänzlich verschwinden. 

Die Aufnahme uud Kartierung des Blattes Troppau—Ostrau soll 
demnächst zu Ende geführt werden. Doch spreche ich schon heute 
unserem verehrten Freunde Bartonec für seine bisherige Mühe- 
waltung unseren besten Dank aus. Bei der endgültigen Redaktion 
des Blattes wird dann noch eine Berücksichtigung der inzwischen von 
Dr. Götzinger in dem dortigen Quartär gemachten Beobachtungen 
in Betracht kommen dürfen. 


- 


Wenn ich nun gemäß einer alten Gepflogenheit auch in diesem 
Jahresbericht über die von unseren Fachgenossen in Böhmen und 
Galizien im verflossenen Jahre ausgeführten Arbeiten noch einige 
Mitteilungen geben will, so muß ich leider vorausschicken, daß spe- 
ziell die Arbeiten des Komitees für die Landesdurchforschung von 
Böhmen infolge des Ausbleibens der betreffenden Subvention diesmal 
nicht wesentlich gefördert werden konnten. Unser geehrter Kollege 
Professor Dr. Fritsch in Prag, dem ich sonst immer einige inter- 
essante Daten über jene Arbeiten zu danken hatte, schreibt mir jetzt 
nur von einigen zufälligen Funden, die in Böhmen gemacht wurden. 
So wurden zum Beispiel in Moravi© bei Leitomischl durch den Lehrer 
Flerina zwei riesige Flossen von Protosphyraena gefunden, eine 
Bauchflosse von 40 cm und eine Brustflosse von 90 cm Länge. Prof. 
Fritsch selbst machte einige Exkursionen in die Gegend von Neu- 
Paka und arbeitete im übrigen an seinem kritischen illustrierten Ver- 
‘zeichnisse der Petrefakten der Korycaner Schichten sowie an einer 
Studie über die Permformation in Böhmen. Diese Arbeiten können 
jedoch erst erscheinen, wenn die jetzige Stockung in der Flüssig- 
machung von Geldmitteln seitens des Landes aufgehoben sein wird. 
Dagegen soll demnächst der dritte der die Gastropoden umfassenden 
Bände des Barrandeschen Werkes von Dr. Jaroslav Perner heraus- 
gegeben werden. 

Über den Stand der Arbeiten für die geologische Karte des 
Böhmischen. Mittelgebirges und über sonstige geologische Arbeit in 


1911 Jahressitzung am 24. Jänner. Dr. E. Tietze. 25 
Nordböhmen während des Jahres 1910 hat uns wie gewöhnlich Pro- 
fessor Dr. J. E. Hıbsch berichtet. 

Im Jahre 1910 wurden durch den letztgenannten selbst die 
notwendigen Revisionen im Gebiete des Blattes Leitmeritz der geo- 
logischen Karte des Böhmischen Mittelgebirges durchgeführt und mit 
der Bearbeitung des Gesteinsmaterials dieses Blattes begonnen. 
Während des letzten Drittels des Monates September und der ersten 
Tage des Monates Oktober wurde ein Teil des Blattes Lewin— Geltsch- 
berg neu aufgenommen. 

Blatt Wernstadt der genannten Karte ist nebst dem erläuternden 
Text im verflossenen Jahre in Druck gegeben worden und wird im 
Monate Jänner 1911 veröffentlicht. 

Die geologische Abteilung des Aussiger Stadtmuseums entwickelt 
sich unter der Leitung des Kustos Dr. Fritz Seemann recht günstig. 
Herr Dr. Seemann hat im verflossenen Jahre auch mit den geolo- 
gischen Aufnahmen der Umgebungen von Gartitz—Nollendorf nördlich 
Aussig im Anschluß an die geologische Karte des Böhmischen Mittel- 
gebirges begonnen. 


Während in früheren Jahren mein nunmehr leider verstorbener 
Freund Hofrat Kreutz sich der Berichterstattung über die von den 
ealizischen Geologen ausgeführten Arbeiten unterzogen hätte, bin ich 
diesmal vor allem dem Sekretär der physiographischen Kommission 
der Krakauer Akademie der Wissenschaften, Herrn Professor W. 
Kulezyäski für die zunächst folgenden Mitteilungen verpflichtet, 
die sich auf einen großen Teil jener Arbeiten beziehen. 


Im Auftrage der physiographischen Kommission arbeitete Pro- 
fessor Dr. F. Wisniowski, zum Teil mit Dr. Rychlicki, im Ge- 
biete des Blattes PrzemySl, wobei sich neues kartographisches Material 
und ein neuer Punkt mit obersenonen Fossilien (Scaphites tenwistriatus) 
vorgefunden hat, außerdem eine unerwartet weite Verbreitung der 
erratischen Blöcke konstatiert wurde. Derselbe erstgenannte Geologe 
konnte auch in der Gegend von Krakau das unterkarbonische Alter 
der Schiefer von Miekinia feststellen. E 


Dr. Rychlicki untersuchte die Kreideschichten von Rohatyn, 
welche sich als Quadraten- und Granulatenkreide erwiesen haben. Er 
hat auch im Auftrage des galizischen Landesausschusses die neue 
Eisenbahnlinie Lemberg—Stojanöw geologisch untersucht und längs 
derselben die Kreideschichten bei Kamionka Strumilowa als Mucro- 
natenkreide, bei Radziechöw und Stojanöw als Quadraten- und Mucro- 
natenkreide bestimmt. 

Dr. W. Kuzniar beschäftigte sich mit dem Karstphänomen in 
der Gruppe der Czerwone Wierchy in der Tatra. Er untersuchte 
auch in Gemeinschaft mit Dr. E. Kiernik die Magurahöhle in der 
Tatra, wobei Ausgrabungen zu unverhofften Resultaten führten. Weder 
die Untersuchungen am Taglicht noch diejenigen in der Höhle konnten 
jedoch beendet werden. 

Herr W. Goettel beschäftigte sich mit den rhätischen Ab- 
lagerungen der Tatra. Sein Hauptaugenmerk war auf ein genaues 

K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 1. Verhandlungen. 4 


26 Verhandlungen. Nr. 


Absuchen der verschiedenen petrographischen Horizonte auf Fossilien 
gerichtet, desgleichen auf das genaue Messen der natürlichen Durch- 
schnitte und Entblößungen. Als Endziel betrachtet er vor. allem die 
Aufklärung des Verhältnisses dieser (rhätischen) Stufe zu den nächst 
jüngeren und älteren Schichten, dann die Aufklärung ihres Schicksals 
während der gebirgsbildenden tektonischen Vorgänge um erst auf 
dieser breiten Grundlage den Vergleich mit gleichalterigen Bildungen 
im alpin-karpathischen Bogen durchzuführen. 

Herr B. Kropaczek war in den Karpathen südlich von Rzeszöw 
beschäftigt. Es gelang ihm, viele Ergänzungen zur geologischen Karte 
zu machen, mehrere zur Beurteilung des karpathischen Eocäns wich- 
tige Profile und einige reiche Faunen in dieser Formation aufzufinden. 

Dr. Ludomir v. Sawicki beschäftigte sich im Auftrage der 
physiographischen Kommission mit der Fortsetzung seiner Seenstudien 
in der Tatra, in deren Bereich auch morphogenetische Beobachtungen 
fallen; außerdem studierte er die morphologischen Verhältnisse der 
drei subkarpathischen Pforten von Krakau, Mährisch-Weißkirchen und 
Preßburg und verwandte fünf Wochen auf morphogenetische und gla- 
ziale Studien in der Umgebung der Bocche di Cattaro. 

Dr. Z. Rozen verfolgte weiter die im Jahre 1907 auf Anlaß 
und ursprünglich unter der Leitung des Herrn Prof. Dr. Moroze- 
wicz unternommenen Studien betreffend die Eruptivgesteine der 
mährisch-schlesischen Kreideformation. Diesmal besuchte er Bystrzyca, 
Oldrzychowice und Niebory südlich von Teschen, Grodziec, Swieto- 
szöwka, Jaworze (Ernsdorf), Miedzyrzecze (Kurzwald), Jasienice 
(Heinzendorf), Na Zalesin, Rudzica (Riegersdorf), Wieszezat und Ko- 
wale zu beiden Seiten der Bahnstrecke Skoezöw—Bielsk (Skotschau— 
Bielitz) und Wolowiec, Domaslowice, Mistrzowice nördlich der Strecke 
Cieszyn—Frydek (Teschen—Friedek). Statt der in diesen Ort- 
schaften von Hohenegger angegebenen Teschenite konnten viel- 
orts nur gelbe Tone festgestellt werden, die mit Eruptivgesteinen 
keinen genetischen Zusammenhang zu haben scheinen. Die im äußersten 
Süden von Friedek gelegenen Punkte, wie Czeladna und Malenowice, 
dann Janowice und Lubno, wurden genau untersucht und in der Gegend 
von Frenstat (Frankstadt) konnte in dem bei der St. Markuskapelle 
neu angelegten Steinbruch ein besonders schöner Teschenit samt 
mannigfaltigen sekundären Produkten gesammelt werden. Auch die 
Untersuchungen bei Kozlowice, Na Peklach, Bordowice, VeZovice 
(Wernsdorf), Zenklava (Senftleben), Stramberg, Libost (Liebisch) und 
Weinhübel bei Pfibor (Freiberg) ergaben manch wichtige Resultate. 
Am Jaklowetz bei Polnisch Ostrau wurde von H. Rozen der Theresien- 
schacht befahren, um die dortigen Basaltgänge mit ihren zahlreichen 
Apophysen zu studieren; dabei wurden schöne Exemplare von ver- 
kokter Kohle wie auch sonstige Produkte dieser interessanten Kon- 
taktmetamorphose gesammelt. Die Ansicht, welche die im Miocän 
dort zutage tretenden Basaltkugeln eng an diese Gänge knüpft, muß 
als höchst wahrscheinlich betrachtet werden. 

Herr Al. Mazurek hat ein reiches paläontologisches Material aus 
dem Senon in Kazimierz, Bochotnica und Nosilöw im Königreich Polen 
zusammengebracht und ist mit der Bearbeitung desselben beschäftigt. 


ar 


1911 Jahressitzung am 24. Jänner. Dr. E. Tietze. 27 


Außer durch Herrn Prof. Kulezyüski habe ich auch von 
seiten des Herrn Prof. Dr. Rudolf Zuber in Lemberg einige inter- 
essante Mitteilungen erhalten, welche zunächst einige im geologisch- 
paläontologischen Institut der Universität Lemberg ausgeführte Arbeiten 
der Herren Nowak und Rogala betreffend, sodann aber auch ge- 
wisse im Dzieduszyckischen Museum vorgenommene Untersuchungen 
sowie bedeutsame Forschungsreisen einiger polnischer Geologen zum 
Gegenstand haben. 

Herr Dr. J. Nowak hat eine größere tektonische Studie über 
den Bau der Kalkalpen in Salzburg und im Salzkammergut vollendet. 
Dieselbe wird demnächst in den Schriften der Krakauer Akademie 
der Wissenschaften im Drucke erscheinen. 

Herr Dr. W. Rogala setzte seine Studien über die podolische 
Kreide weiter fort und veröffentlichte hierüber die Mitteilung „Über 
die Kreidebildungen längs des nordpodolischen Steilrandes* im Lem- 
berger „Kosmos“ (1910, Heft 10—12). Eine ausführliche Arbeit über 
die gesamte Oberkreide Podoliens ist in Vorbereitung. 

Außerdem hat Herr Dr. Rogala in dem Hügelzuge Roztocze 
zwischen Lemberg und Rawa bisher ganz unbekannte Oligocänbildungen 
entdeckt und hierüber eine vorläufige Mitteilung im „Bulletin“ der 
Krakauer Akademie der Wissenschaften veröffentlicht. 

Prof. Zuber selbst hat im Sommer 1910 im Auftrage einer 
englischen Unternehmung eine mehrmonatliche Studienreise nach 
Westafrika (Elfenbeinküste, Goldküste und Süd-Nigeria) unternommen 
und die dortigen Bitumen- und Erdölvorkommen untersucht. Unter 
den dort mitgebrachten Materialien verdient besonders ein fossilreicher 
Kalkstein aus der Umgebung von Beyin (Goldküste) Erwähnung, dessen 
kleine, aber sehr interessante Fauna (wahrscheinlich Oberkreide) von 
Herrn Dr. Rogala näher bearbeitet wird. 


In dem unter der Leitung des Schulrat Prof. Marian v. Lom- 
nieki stehenden gräflichen Dzieduszycekischen Landesmuseum 
wurden folgende geologisch-paläontologische Arbeiten ausgeführt, 
respektive in Angriff genommen: 

Prof. Dr. J.v. Siemiradzki bearbeitet eine reiche jurassische 
Spongienfauna hauptsächlich aus den im Besitze des genannten Museums 
befindlichen Zeuschnerschen Sammlungen. 

Prof. Dr. W. v. Friedberg hat einen Teil der Gastropoden 
des polnischen Miocäns bearbeitet und die ersten zwei Lieferungen 
einer als größere Monographie angelegten Bearbeitung der im Museum 
befindlichen Mollusken druckfertig gemacht. 

Mit der Bearbeitung der berühmten diluvialen Funde aus Sta- 
runia in Ostgalizien waren beschäftigt: 

Herr Prof. Dr. E. Niezabitowski mit dem osteologischen 
Teil; Herr Prof. Dr. H. Hoyer mit dem histologischen Teil des 
Mammut und Rhinoceros; Herr Prof. Dr. M. Raciborski bearbeitet 
die dortige fossile Flora; die Herren M. und J. bLomnicki haben 
die Bearbeitung der dort aufgefundenen diluvialen Insekten und Mol- 
lusken vollendet und die geologischen Verhältnisse der dortigen Dilu- 
vialbildungen näher untersucht. Alle diese Arbeiten über die Staru- 

4* 


28 Verhandlungen. Nr 


niaer Funde werden von der Musealleitung wahrscheinlich noch im 
Laufe des Jahres 1911 im Drucke veröffentlicht werden. 

Schließlich mag noch erwähnt werden, daß im verflossenen 
Sommer eine größere Expedition nach der Primorskaja Oblast in der 
Mandschurei unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. v. Dunikowski 
stattgefunden hat. An dieser Expedition nahmen auch die Herren 
Prof. Dr. E. v. Romer, Dr. Tokarski und Dr. Nowak teil 
und es wurden Partien von Sichota Alin an der St. Olga-Bucht geo- 
graphisch, geologisch und bergmännisch untersucht. 

Endlich entnehme ich noch einem mir gelegentlich zugekommenen 
Briefe des Herrn Dr. W. Ritter v. Kozinski, daß dieser im 
Jahre 1910 die nordischen Glazialspuren des Bugtieilandes unter- 
sucht und darüber eine vorläufige Mitteilung veröffentlicht hat (Über 
Endmoränen und die diluviale Hydrographie des Bugtieflandes. 
Bull. Ac. d. Sc. de Cracovie. Classe d. sc. mathem. et natur. Ser. A. 
Juin 1910, pag. 247—255). Auf dem diesjährigen Geologenkongreß 
in Stockholm hat derselbe in der quartärgeologischen Sektion einen 
Vortrag über „Die periglaziale Fazies der mechanischen Verwitterung“ 
gehalten. Im Anschlusse an jeneu Kongreß unternahm er glazialgeo- 
logische Exkursionen im mittleren und südlichen Schweden. Nachher 
hat er eine Reise nach Littauen gemacht und eine Reihe von Dilu- 
vialaufschlüssen längs der Njemenfurche besichtigt. 


Reisen und Untersuchungen in besonderer Mission. 


Schon am Eingange dieses Jahresberichtes habe ich des Um- 
standes gedacht, daß ich selbst als Vertreter unserer Regierung an 
der Tagung des Ende August in Stockholm abgehaltenen XI. inter- 
nationalen Geologenkongresses teilgenommen habe. Auf nähere Einzel- 
heiten darüber oder auf die Erwähnung der von mir in Verbindung 
mit dieser Mission vorgenommenen, zum Teil sehr ausgedehnten Ex- 
kursionen will ich indessen verzichten, zumal diese Exkursionen in der 
Hauptsache nur als Urlaubsreisen zu gelten haben. Ich will an dieser 
Stelle nur konstatieren. daß der Kongreß, der unter dem Allerhöchsten 
Protektorut Sr. Majestät des Königs Gustav V. von Schweden stand 
und der in Anwesenheit Sr. Majestät durch eine Ansprache Sr. kgl. 
Hoheit des Kronprinzen Gustav Adolf von Schweden, als Ehren- 
präsidenten eröffnet wurde, außerordentlich gut besucht war, und ich 
will hervorheben, daß unsere schwedischen Fachgenossen unter der 
Leitung des Kongreßpräsidenten Baron de Geer und des General- 
sekretärs J. G. Andersson sich die möglichste Mühe gegeben haben, 
ihre Gäste nicht allein freundlich aufzunehmen, sondern dieselben auch 
mit den geologischen Eigentümlichkeiten ihres Vaterlandes in geeig- 
neter Weise bekannt zu machen. 

Auch das allerdings überreiche Programm der während der 
Tagung gehaltenen Vorträge war gut zusammengestellt. Freilich war 
es dem Einzelnen nicht möglich, allen diesen oft gleichzeitigen Dar- 
bietungen vollkommen gerecht zu werden. 


1911 Jahressitzung am 24. Jänner. Dr. E. Tietze. 29 


Gelegentlich der von dem Kongreß veranstalteten Exkursionen 
studierten die Herren Kossmat, Hammer und Petrascheck 
vornehmlich die schwedischen Erzlagerstätten. Speziell Dr. Hammer 
besichtigte außerdem auch das Überschiebungsgebiet am Tornatrask 
und einige Olivinvorkommen in Sändmöre (Norwegen). 

Während diese Reisen vorzugsweise wissenschaftlichen Ver- 
gleichen galten, so fehlte es im verflossenen Jahre auch wieder nicht 
an Untersuchungen, mit welchen unsere Herren in rein praktischem 
Interesse betraut wurden. 


Chefgeologe G. Geyer erstattete an die k. k. Eisenbahnbau- 
direktion ein Gutachten über die Wasserverhältnisse des Tratten- und 
Fallbaches bei Spital am Pyhrn im Hinblick auf einen angeblichen 
Wasserentzug durch den Bosrucktunnel. Sodann fungierte derselbe 
als Sachverständiger in Angelegenheit der städtischen Wasserleitung 
in Villach, ferner bezüglich einer geplanten Erweiterung des Neu- 
tores in Salzburg und schließlich bei Aufstellung eines Schutzrayons 
für eine Gemeinde- und Schloßwasserleitung in Artstetten bei Pöchlarn. 


Chefgeologe Prof. August Rosiwal begutachtete die für den 
Abbau zur Verfügung stehende Ausdehnung der Zementmergellager 
am Fuße des Sonntagsberges bei Waidhofen an der Ybbs anläßlich 
einer geplanten Erweiterung der dortigen Zementfabrik. 

Für den Gemeinderat der Stadt Znaim gab derselbe weiters ein 
geologisches Gutachten über die durch eine Felsrutschung notwendig 
gewordenen Felsberäumungsarbeiten im Stadtgebiete am nördlichen 
Talgehänge des Thayaflusses ab. 

Außerdem wurde er zum Zwecke von Untersuchungen behufs 
Feststellung der für die Gewinnung vorhandenen Kubatur der 
Sarmingsteiner Granitbrüche zu Rate gezogen und führte die 
technische Qualitätsprüfung der dort gebrochenen Materialsorten durch. 


Dr. Julius Dreger wurde von der Stadtgemeinde Liesing 
wegen einer Bohrung auf Wasser zu Rate gezogen, das zur Anlage 
einer Badeanstalt verwendet werden sollte. Die 150 m tiefe Bohrung 
hatte ein günstiges Ergebnis, so daß jetzt an die Errichtung der er- 
wähnten gemeinnützigen Anstalt geschritten wird. 


Derselbe Geologe versah auch in der zweiten Hälfte Mai die Stelle 
eines behördlichen Sachverständigen für Geologie neben einem solchen 
für Hydrologie (Dr. A. Swarowsky) und einem montanistischen Ex- 
perten (Dir, A. Rothleitner) bei einer kommissionellen Begehung 
der Umgebung der Gemeinde Reiteresg bei Graz, welche darüber 
Beschwerde führte, daß ihr durch den Zementbergbau des Kreuzecks 
der Wasserzufluß geschmälert werde. Bei der diesbezüglich später 
stattgehabten Verhandlung anfangs August wurde übrigens der damals 
mit Urlaub nach Nordamerika verreiste Dr. Dreger durch Dr. H. 
Vetters vertreten. 


Ende des Jahres wurde Dr. Dreger auf Ersuchen des mäh- 
‚rischen landeskulturtechnischen Amtes mit der Aufgabe betraut, jene 
Ortlichkeiten im Ossatal bei Hotzenplotz in Schlesien zu begutachten, 
an welchem die Staumauern für die dort in Aussicht genommenen 
Talsperren errichtet werden sollen. 


30 Verhandlungen. Nrt@l 


Dr. Franz Kossmat führte auch während dieses Jahres in 
privatem Auftrage mehrere montangeologische Untersuchungen in 
Siebenbürgen aus, wo seine Intervention bei ähnlichen Anlässen schon 
wiederholt in Anspruch genommen worden war. Die Arbeiten er- 
streckten sich diesmal auf ein gut aufgeschlossenes Goldvorkommen 
der Umgebung von Zalathna. ferner auf Beauxitlager im südlichen 
Bihargebirge und auf die Überprüfung der umfangreichen neuen 
Manganspataufschlüsse in dem Erzlager von Macskamezo. 

Außerdem begutachtete Dr. Kossmat ein im Abbau befindliches 
Vorkommen feuerfester Tone bei Thomigsdorf in Böhmen. In Ange- 
legenheit der Festsetzung eines Schutzrayons für die Matzendorfer 
Schöpfbrunnen der Gemeinde Wien, ferner in der Frage des Schutzes 
der drei ärarischen Thermen in Baden wurde der Genannte gleich- 
falls zu Rate gezogen. 

Dr. W. Hammer erstattete für die Direktion der Elektrizitäts- 
werke der Gemeinde Wien ein geologisches Gutachten über die 
geplanten Wasserkraftanlagen in den südlichen Seitentälern des 
Ennstales (Sölkertal, Schladmingertäler, Preuneggtal, Forstautal), 
ferner ein Gutachten über die Rutschgefahr in einem Waldgehänge 
bei Weyer in Oberösterreich. 

Dr. O. Ampferer untersuchte im Auftrage der k. k. Eisen- 
bahnbaudirektion im Frühsommer größere Geländestrecken entlang 
der Wurzener und Wocheiner Save und der Save zwischen Aßling 
und Wocheinersee einerseits und Zwischenwässern anderseits. Es 
waren hierbei meist glazialgeologische Studien vorzunehmen. 

Außerdem beschäftigte sich der Genannte im gleichen Auftrage 
im Sommer mit geologischen Aufnahmen im vordersten Pitztal, an der 
Sanna bei Landeck sowie an der Ill bei Nenzing. Es handelte sich 
in allen diesen Fällen um Terrainuntersuchungen wegen der geplanten 
Anlage elektrischer Kraftwerke. 

Dr. Waagen wurde zunächst anläßlich von Brunnenbohrungen 
in Wöllersdorf am Steinfelde und bei Hainburg an der Donau zu 
Rate gezogen. Ferner erstattete derselbe ein Gutachten anläßlich der 
Neufassung der militärärarischen Thermen des Engelbades und des 
Sauerhofes in Baden bei Wien. Längeres Studium erforderte die 
Begutachtung von Graphitvorkommnissen bei Stuben in Südböhmen 
sowie einer Graphitlagerstätte in den Gemeinden Ronapatak und 
Baradna im Gömörer Komitat (Ungarn). Den Sommerurlaub benützte 
Dr. Waagen, um in Obersteiermark verschiedene Lagerstätten von 
Masnesit, Spateisenstein und Braunkohle zu untersuchen und zu 
studieren. Weiters gab ihm eine neuerliche Berufung desselben als 
Experte nach Bulgarien Gelegenheit, sich über ein interessantes Vor- 
kommen von Zink- und Kupfererzen daselbst zu äußern und endlich 
wurde noch ein Maganerzvorkommen im Banat von demselben Geo- 
logen begutachtet. 

Dr. W. Petrascheck untersuchte einige Schürfungen auf 
Eisenerze in Kärnten und begutachtete einige Tiefbohrungen, welche 
im Fünfkirchener und im Rossitzer Steinkohlenreviere abgestoßen 
worden waren. Außerdem nahm er über Einladung des k. k. Revier- 
bergamtes Mähr.-Ostrau an den Erhebungen teil, welche zwecks 


1911 Jahressitzung am 24. Jänner. Dr. E, Tietze. 3] 


Errichtung eines Schutzrayons für die Trinkwasserleitung der Stadt- 
gemeinde Mähr.-Ostrau gepflogen werden. 

Dr. Th. Ohnesorge erstattete je ein Gutachten für die 
Bezirkshauptmannschaften Schwaz und Zell am See. Gegenstand des 
einen waren die gegenseitigen Beziehungen zweier Quellen bei Jenbach, 
des anderen die Möglichkeit der Errichtung von Staumauern in den 
Sulzbachtälern zwecks Gewinnung elektrischer Energie. E 

Dr. Öhnesorge wurde weiters vom Hauptausschusse des D. u. ©. 
Alpenvereines mit der Zustandebringung einer Sammlung charak- 
teristischer und weit verbreiteter Gesteinsarten der Alpen für das 
Alpine Museum zu München betraut. 

Sektionsgeologe Dr. Heinrich Beck wurde im Herbst dieses 
Jahres von der Stadtgemeinde Bielitz und dem Industriellenverband 
von Bielitz- Biala zur Begutachtung einer Talsperrenanlage im 
Kamitztal berufen. Desgleichen wurde er als geologischer Experte 
für Talsperranlagen im Thayatal einer von der k. k. Bezirkshaupt- 
mannschaft in Znaim einberufenen Kommission beigezogen. Außerdem 
hatte er im Auftrage der k. k. Direktion für den Bau der Wasser- 
straßen die Fundierung einer Sperrmauer im Odertal zu begutachten. 
Endlich intervenierte derselbe auch in der Angelegenheit einer bei 
Luhatschowitz in Mähren zu errichtenden Talsperre. 

Dr. Hermann Vetters gab im Frühjahre für das Stadtbauamt 
ein geologisches Gutachten über die bei der Fundierung der neuen 
Ferdinandsbrücke angefahrenen Schichten ab. Ferner vertrat er, wie 
bereits oben angedeutet, Herrn Bergrat Dr. Dreger als geologischer 
Sachverständiger bei der von der Bezirkshauptmannschaft Graz ein- 
berufenen kontradiktorischen Verhandlung in Reiteregg anläßlich eines 
wasserrechtlichen Streitfalles zwischen den dortigen Gemeinden und 
der Perlmoser Zementfabriks-Aktiengesellschaft. 

Im Privatauftrage besichtigte er neuerdings das Braunkohlen- 
terrain im oberen Neutrabecken sowie ein Braunkohlengebiet im 
mittleren Bakony. 

Schließlich gab er ein Gutachten über den neuangelegten Brunnen 
in der Cakesfabrik Ch. Cabos ab und machte, da eine weitere Ver- 
tiefung des in Flyschmergeln stehenden Brunnens wenig Aussicht auf 
Erfolg hatte, zur Versorgung des Unternehmens mit Nutzwasser neue 
Vorschläge. 

Volontär Dr. G. Götzinger wurde bei der Anlage eines 
Brunnens in Groß-Kuntschitz und von der Glasfabrik Scharff in 
Gleiwitz bezüglich der Vorkommnisse von weißen Quarzsanden im 
Oder-Weichselgebiet zu Rate gezogen. 


Dr. Urban Schloenbach-Reisestipendienstiftung. 


Mit dem vom Vorjahre erübrigten Rest eines Schloenbach-Stipen- 
diums unternahm Dr. OÖ. Ampferer heuer in der zweiten Hälfte 
Oktober eine zehntägige Reise ins bayrische Allgäu, hauptsächlich zum 
Studium der Molassebildungen in der Wertachschlucht. Damit wurden 
die Feldarbeiten für den Alpenquerschnitt abgeschlossen. 


39 Verhandlungen. Nr.e1 


Dr. Franz Kossmat und Dr. W. Petrascheck erhielten aus 
der Schloenbach-Reisestiftung eine Subvention, welche es ihnen er- 
möglichte, an der Tagung des internationalen Geologenkongresses in 
Stockholm teilzunehmen und sich den früher bereits erwähnten Ex- 
kursionen in die wichtigsten Bergwerksdistrikte des südlichen Schwedens 
sowie Lapplands anzuschließen. Allerdings konnte mit dieser Subvention 
leider nur ein Teil der betreffenden Reisekosten bestritten werden. 

Ein kleines Stipendium wurde auch Herrn Dr. Götzinger be- 
willigt, der dasselbe zu Studien im Quartär des österreichisch-preußi- 
schen Grenzgebietes in Schlesien benützte. 


Arbeiten im chemischen Laboratorium. 


Im chemischen Laboratorium wurden wie immer wieder zahl- 
reiche Untersuchungen von Kohlen, Erzen, Gesteinen etc. für Amter 
und Privatpersonen ausgeführt. 

In diesem Jahre wurden für solche Parteien 252 Proben unter- 
sucht, welche sich auf 197 Einsender verteilten, wobei von 194 Ein- 
sendern die entsprechenden amtlichen Taxen eingehoben wurden. 

Die Proben, welche heuer zur Untersuchung, gelangten, waren 
55 Kohlen, von welchen die Elementaranalyse und 38 Kohlen, von 
welchen nur die Berthiersche Probe nebst Wasser- und Aschen- 
bestimmung vorgenommen wurde, ferner 28 Graphite, 78 Erze, 
13 Kalke. 1 Magnesit, 1 Mergel, 1 Gips, 1 Ton, 6 Sande, 1 Feld- 
spat, 9 Gesteine, 2 Wässer, 3 Asphalte, 12 salzhaltige Bohrproben 
und 3 diverse Materialien. 

Über die in den Jahren 1907, 1908 und 1909 für praktische 
Zwecke durchgeführten Untersuchungen wird in unserem Jahrbuche 
(1910, Bd. 60, 4. Heft) eine Zusammenstellung mitgeteilt. 

Mit der Durchführung dieser technischen Untersuchungen war 
die Arbeitszeit unserer Herren Chemiker nahezu ausgefüllt. Außerdem 
wurden aber auch noch einige Untersuchungen für speziell wissen- 
schaftliche Zwecke vorgenommen, welche im folgenden erwähnt seien. 

Der Vorstand des chemischen Laboratoriums, Herr Regierungsrat 
C. v. John, führte chemische Analysen von Gesteinen aus dem Eisen- 
gebirge in Böhmen, dem Aufnahmsgebiete des Herrn Dr. K. Hinter- 
lechner, durch, über welche Gesteine eine Arbeit in unseren Ver- 
handlungen erschienen ist. Ferner untersuchte er Gesteine aus dem 
Aufnahmsgebiet des Herrn Dr. H. Beck, und zwar Pikrite und Pikrit- 
porphyre von Freiberg und Wernsdorf in Mähren. Überdies führte er 
die chemische Untersuchung mehrerer Manganspate und eines Rho- 
donits von Macskamezö in Ungarn aus, welche Mineralien ihm von 
Herrn Professor Dr. F. Kossmat übergeben wurden. _ 

Endlich untersuchte ‚er chemisch ein dem Serizit nahestehendes 
Mineral von Köflach in Steiermark, welches er von Herrn Professor 
Dr. A. Sigmund in Graz erhielt. 

Der zweite Chemiker unseres Laboratoriums, Herr C. F. Eich: 
leiter, begann eine vergleichende Studie über die chemische Zu- 
sammensetzung einer Reihe von Stein- und Braunkohlen, die er der an 


1911 Jahressitzung am 24, Jänner. Dr. E. Tietze. 33 


verschiedenen Lokalitäten ausgeübten Sammeltätigkeit des Herrn Dr. W. 
Petrascheck verdankt. Er untersuchte ferner mehrere Kohlen des 
Östrauer Reviers, die ebenfalls der letztgenannte Herr Sektionsgeologe 
aufgesammelt hatte. Ferner befaßte sich Herr Eichleiter mit der 
chemischen Untersuchung mehrerer graphitführender Gesteine vom west- 
lichen Steilrande des Eisengebirges (westlich Caslau) in Böhmen, welche 
Herr Dr. K.Hinterlechner dortselbst vorgefunden hatte. Schließlich 
nahm er die chemische Untersuchung eines interessanten Zinkerzes 
aus Mexiko vor, welches Herr Dr. H. Vetters für die Sammlung 
unserer Anstalt gewonnen hatte. 

Herr Volontär Dr. O. Hackl beendete die im vorigen Jahre 
begonnene Ausarbeitung einer neuen Methode der quantitativen Tren- 
nung des Eisens vom Mangan, welche darauf beruht, daß Eisenoxydul- 
salze in neutraler Lösung dureh Kaliumchlorat bei Gegenwart von 
Zinkoxyd oxydiert und als basisches Ferrisulfat gefällt werden. 
Weiters begann derselbe mit der chemischen Untersuchung von 
kristallinischen Gesteinen aus der Umgebung von Marienbad in 
Böhmen, welche Herr Chefgeologe Professor A. Rosiwal dortselbst 
gesammelt hatte. 

Herr Chefgeologe Professor A. Rosiwal nahm im Anschlusse 
an seine Studien über die Zermalmungsfestigkeit der Minerale und 
Gesteine vergleichende Untersuchungen über den Grad der Zermal- 
mung verschiedener Straßenschotter-Materialien vor, welche bei der 
tatsächlichen Benützung im Straßenkörper eintritt. Die vorhandenen 
Versuchsreihen über die Zermalmungsfestigkeit wurden weiter ergänzt. 
Außerdem beschäftigte sich der Genannte mit der Ermittlung eines Ver- 
fahrens, welches die Erlangung eines genaueren Zahlenwertes für die 
Korngröße der Gesteine bezweckt, um auch diese bei der technischen 
Nutzanwendung in Betracht kommende Eigenschaft in präziserer Art 
darstellen zu können. 


Druckschriften und geologische Karten. 


Vor den Abhandlungen sind im Laufe des verflossenen 
Jahres 3 Hefte in Druck gelegt worden, und zwar: 


O. Abel, Kritische Untersuchungen über die paläogenen Rhinocero- 
tiden Europas. XX. Band, 3. Heft. (52 Seiten Text, 2 Tafeln.) 
Ausgegeben im Mai 1910. 

W. Salomon, Die Adamellogruppe, ein alpines Zentralmassiv und 
seine Bedeutung für die Gebirgsbildung und unsere Kenntnis von 
dem Mechanismus der Intrusionen. II. Teil: Quartär, Intrusiv- 
gesteine. XXI. Band, 2. Heft. (168 Seiten Text, 3 Lichtdruck- 
tafeln, 7 Zinkotypien.) Ausgegeben im November 1910 und 

Dr. Franz X. Schaffer, Das Miocän von Eggenburg. I. Die Fauna. 
Die Bivalven, bearbeitet von Fr. X. Schaffer und die Cirri- 
pedier bearbeitet von G. de Alessandri. XXH. Band, 1. Heft. 
(126 Seiten Text, 48 Lichtdrucktafeln, 12 Zinkotypien.) Aus- 
gegeben im Dezember 1910. L 
K. kE. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 1. Verhandlungen. 5 


34 Verhandlungen. Nra 


Im Druck befindet sich ferner die Abhandlung: 


Dr. M. Salopek, Über die Cephalopodenfaunen der mittleren Trias 
von. Süddalmatien und Montenegro. XVI. Band, 3. Heft. (Mit 
3 Lichtdrucktafeln und 4 Zinkotypien.) 


Von dem 60. Bande unseres Jahrbuches wurde im März das 
erste, Mitte Juni das zweite und Ende September das dritte Heft 
ausgegeben. Auch der Druck des vierten und letzten Heftes wurde 
schon Mitte Dezember geschlossen, mit der Ausgabe desselben muß 
jedoch bis zur Fertigstellung einer größeren Kartenbeilage noch zu- 
gewartet werden. Der 60. Band hat einen Textumfang von 814 Seiten 
und ist mit 31 Tafeln und 99 Zinkotypien im Texte ausgestattet. 

Das erste Heft des 61. Bandes unseres Jahrbuches ist bereits 
unter der Presse. 


Von den Verhandlungen sind bis heute 15 Nummern aus- 
gegeben worden. Diese und die in Vorbereitung befindlichen weiteren 
Nummern enthalten außer Literaturreferaten Originalmitteilungen der 
Herren: O0. Ampferer,.F. Bartonec, H. Beck, F, Blaschke, 
J. Dreger, Th. Fuchs, G. Geyer, G. Götzinger, K. Gorja- 
novic-Kramberger, P. Gröber, W. Hammer, K. Hinter- 
lechner, G. Hradil, F. Katzer, F. v. Kerner, M. KiSpatig, 
F. Kossmat, H. Leitmeier, M. Ogilvie-Gordon, W. Petra- 
scheck, A. Rzehak, St. Richarz, B. Sander, R. J. Schubert, 
C..de Stefani, E. Tietze, G. B Trener, H. vVerzzzs 
L. Waagen, R. Zuber. 


Die Schlußnummer 17/18 der Verhandlungen wird außer dem 
Index ein von Dr. F. v. Kerner zusammengestelltes Verzeichnis der 
im Jahre 1910 erschienenen Publikationen geologischen, montan- 
geologischen, mineralogischen und paläontologischen Inhaltes bringen, 
so weit dieselben auf Österreich-Ungarn bezug nehmen. 


Von den Erläuterungen zur geologischen Spezial- 
karte sind im Berichtsjahre vier Hefte zur Ausgabe gelangt, und 
zwar: 


Erläuterungen zum Blatte Medak—Sv. Rok (Zone 28, Kol. XII) 
von Dr. R. J. Schubert {Kl.-8°%, 32 Seiten). 

Erläuterungen zum Blatte Deutschbrod (Zone 7, Kol. XIII) von 
Dr. K. Hinterlechner (Kl.-8°, 53 Seiten). 

Erläuterungen zum Blatte Auspitz—Nikolsburg (Zone 10, Kol.XV) 
von Prof. Dr. Othenio Abel (Kl.-8, 40 Seiten). 

Erläuterungen zum Blatte Bischoflack—Idria (Zone 21, Kol. X) 
von Dr. F. Kossmat (Kl.-8%, 101 Seiten). 


Es liegen nun im Ganzen 32 Hefte solcher Erläuterungen vor. 
Abhandlungen, Jahrbuch und Kartenerläuterungen 


wurden wie bisher von Bergrat F. Teller, die Verhandlungen 
von Dr. F. v. Kerner redigiert. 


1911 Jahressitzung am 24. Jänner. Dr. E. Tietze. 35 


Außerhalb -des Rahmens unserer Druckschriften wurden von 
Mitgliedern der Anstalt noch die folgenden Arbeiten veröffentlicht: 


Dr. K. Hinterlechner, „Iz geologije.“ Deutsch: Aus (dem Ge- 
biete) der Geologie. (Fortsetzung.) Monatschrift „Slovan“, Laibach. 

— „PraktiSka geologija.“ Deutsch: Praktische (Fragen aus der) Geo- 
logie. (Fortsetzung.) Monatschrift „Slovenski trgovski vestnik“, 
Laibach. 

Dr. F. v. Kerner, Versuch einer indirekten Schätzung des Gesamt- 
niederschlages auf der Nordhalbkugel. Meteorologische Zeitschrift. 
1910. Juliheft. 

Dr. F. Kossmat, Geologische Untersuchungen in den Erzdistrikten 
des Vilajets Trapezunt. Mitt. d. geol. Ges. Wien 1910, S. 214—284. 

Dr. W. Petrascheck, Ergebnisse von Bohrungen = der nördböh- 
mischen Kreide. Der Kohleninteressent 1910, Nr. 

— Der gegenwärtige Stand geologischer N in Österreich. 
Österr. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1910, Seite 417—421. 

— Über Diamantbohrungen. Daselbst Seite 351—353. 

Dr. F. Teller, Geologie des Karawankentunnels. Mit 3 Tafeln und 29 
Textfiguren. Denkschr. d. kais. Akad. d. Wissensch., math.-nat. 
Klasse, LXXXIH. Band, Seite 1-—-108 [143— 250]. ‘Wien 1910. 

Dr. E. Tietze, Österreichs Eisenerzinventur. Zeitschrift für prak- 
tische Geologie 1910. Ist übereinstimmend mit dem gleichlautend 
betitelten Artikel in unseren Verhandlungen 1910, Nr. 9. 

Dr. G. B. Trener, I carboni fossili della Valsugana. In: Tridentum 
Rivista di studi scientifici. Jahrg. XII. Heft 9—10. 

— Il ponte naturale dell’ orco in Valsugana. Ibidem. XII. Heft 1—2. 

Dr. H. Vetters, Die geologischen Verhältnisse der weiteren Um- 
gebung Wiens, 117 Seiten mit 14 Textfiguren und einer Karte. 
Schriften der österr. Lehrmittelanstalt. 

Dr. L. Waagen, Wo mündet die Reka? „Urania“ Jahrg. III. 1910, 
Seite 118—120. 

— Die Errichtung eines Zentral- Bobrarchiväi „Berg- u. Hüttenmänn. 
Ztg.“ 1910. Bd. LVIII, Seite 199— 201. 

_ Die Zink- und Bleilagerstätte des Berges Jeremec bei Sakatnik 
(Bulgarien). Zeitschr. f. prakt. Geologie, Berlin 1910, ann XV. 
Seite 131—138. 

— Karsthydrographie und Wasserversorgung in Istrien. Zeitschr. f. 
prakt. Geologie, Berlin 1910, Jahrg. XVII. Seite 229—239 mit 
1 Karte. 

— Die unterirdische Entwässerung im Karst. Hettners Geograph. 
Zeitschr. Jahrg. XVI. Leipzig 1910, Seite 398 —401. 

— Die Lage der österreichischen Geologen. „Der Geologe“ I. 1910, 
Seite 17—20, 


dir Zelizko, Ein eigenartiges Fossil aus er böhmischen Unter- 
silur. Zentralblatt für Min., Geolog. und Pal. Jahrg. 1910, Nr. 8, 
Stuttgart. 

— Zpräva 0 zvffene spodntho siluru u Plzence. Bericht über die 
untersilurische Fauna bei Pilsenetz. Sbornfk des städt. histor. 
Museum in Pilsen, Jahrg. I. 1910. 


5* 


36 Verhandlungen. N24 


J. V. Zelfzko, Nekolik poznämek k analogii vytvarneho um&ni 
palaeolithickeho clov&ka a n&kterych primitivnich kmenü. Einige 
Bemerkungen zur Analogie der bildenden Kunst des paläolithi- 
schen Menschen und einiger primitiver Völker. Casopis des vater- 
länd. Musealvereines in Olmütz, Nr. 106, 1910. 

— Prvnf nälez mamuta se zachovalym chobotem. Der erste Fund 
von Mammut mit erhaltenem Rüssel. Ibid. Nr. 107, 1910. 

— Skalnf ükryty pravöke zv&fe v PoSumavi. Felsenverstecke der ur- 
zeitlichen Tiere im Böhmerwaldgebiete. Casopis der böhm. Tou- 
risten. Jahrg. XXII. Prag 1910. 


In bezug auf die Fortsetzung unseres geologischen Karten- 
werkes habe ich folgendes mitzuteilen: 

Von den im k. u. k. Militärgeographischen Institut in Ausfüh- 
rung begriffenen Blättern der geologischen Spezialkarte im Maßstab 
1:75.000 sind zur Jahreswende 4 Blätter in farbigem Probedruck 
eingelangt, und zwar: 


Brüsau—Gewitsch (Zone 7, Kol. XV) 

Brünn (Zone 9, Kol. XV) 
Nowytarg—Zakopane (Zone 8, Kol. XXI) und 
Szezawnica—Alt-Lublau (Zone 8, Kol. XXI). 


Im letzten Stadium der technischen Vorarbeiten für die Her- 
stellung des Farbendruckes befinden sich ferner die Blätter: 


Josefstadt—Nachod (Zone 4, Kol. XIV) 
Weyer (Zone 14, Kol. XJ) 
Glurns—Ortler (Zone 19, Kol. II) 
Innsbruck—Achensee (Zone 16, Kol. V) 
Zirl—Nassereit (Zone 16, Kol. IV) 
Achenkirchen (Zone 15, Kol. V) und 
Pago (Zone 28, Kol. XM). 


Zur ersten Korrektur sind weiters eingelangt die Blätter: 


Triest (Zone 23, Kol. IX) und 
Görz—Gradisca (Zone 22, Kol. IX). 


Für die in Aussicht stehenden nächsten Lieferungen des Karten- 
werkes liegt also ein reiches und geologisch mannigfaltiges Material vor. 

Die Redaktion des Kartenwerkes hat wie bisher Chefgeologe 
Dr. F. Teller besorgt. 


Museum und Sammlungen. 


Zu dem Bericht über unser Museum übergehend kann ich zu- 
nächst mitteilen, daß die neue Etikettierung der unter Glas aufge- 
stellten Sammlungsobjekte ihren regelmäßigen Fortgang genommen 
hat. Herr Musealassistent J. V. Zelfzko hat im verflossenen Sommer 
diese Arbeiten in bezug auf die Schaukästen des XI. (Gosau-) Saales 
durchgeführt. 


1911 Jahressitzung am 24. Jänner. Dr. E. Tietze. 37 


Zum Zwecke der Vervollständigung unserer Sammlungen wurde 
Herr Zelizko im August nach Böhmen entsendet, wo er zunächst 
das Untersilur von Pilsenetz besuchte, während er später die archäischen 
Distrikte des Böhmerwaldes, namentlich die Gegend von Bergreichen- 
stein und Wolin zum Gegenstand seiner Sammeltätigkeit machte. Herr 
Dr. Hermann V etters sammelte auf Kosten des Musealfonds in den 
Grunder Schichten von Nodendorf und Göbmannsberg bei Ernstbrunn 
in Niederösterreich. Uber das Ergebnis dieser Aufsammlungen hat 
Dr. Vetters in unseren Verhandlungen (1910, Nr. 6, pag. 140—165) 
bereits ausführlich berichtet. 


Mancherlei Zuwachs erhielten unsere Sammlungen auch in diesem 
Jahre durch Geschenke. 


Die Herren Prof. Dr. F. Kossmat, Dr. W. Hammer und 
Dr. W. Petrascheck widmeten unserem Museum reiche und inter- 
essante Suiten von Belegstücken, welche dieselben während der Teil- 
nahme an den vom XI. Internationalen Geologenkongreß in Stockholm 
veranstalteten geologischen Exkursionen in den Bergwerksdistrikten 
von Lappland und Mittelschweden gesammelt haben. Es sind in diesen 
Aufsammlungen vertreten: Die Fisenerzlagerstätten von Kirunavara 
und Gellivare in Lappland, ferner jene von Dannemora, Norberg, 
Persberg, Grängesberg, Floberget und Taberg in Mittelschweden, 
ferner die Mauganvorkommnisse von Längban, die Kieslager von Falun 


und die Blei- und Zinkerzlagerstätten von Sala und Ammeberg, ferner 
die Lokalität Utö. Herr Dr. Petrascheck brachte überdies Gesteine 
und Erzstufen aus dem Eruptivgebiet der Insel Alnö mit. 

Herr Dr. L. Waagen widmete unserem Museum verschiedene 
Stücke, nämlich Liasfossilien und Erze aus Bulgarien, Eisenerze und 
Braunkohlen aus Obersteiermark und Graphite und Manganerze aus 
Ungarn. 


Außerdem kamen uns an Geschenken zu: 


Von Herrn Grafen Gyula Esterhazy Gesteine und Erze 
von Macskamezö, und zwar Belegstücke großen Formats, die besonders 
geeignet sind, die dortigen Erzvorkommnisse zu illustrieren. 

Von den Herren Grafen Alfonso und Umberto Borelli 
in Zara eine Sammlung von Karbonpflanzen von Radu@ im kroatischen 
Vellebit. 

Von der Direktion der Witkowitzer Steinkohlenwerke 
und von Herrn Ingenieur Ellinger Petrefaktensuiten aus den 
marinen Einschaltungen der Ostrauer Schichten. 

Von Herrn Emil Krieger in Wien eine Stufe von Samarskit 
aus Madras in Indien. 

Von Herrn Ingenieur Maurer-Löfflerin Graz phosphoreszierende 
Galmei- und Bleierze vom Kulm bei Dellach im Drautal in Kärnten. 

Von Herrn Ingenieur Pius Leban, Direktor der städtischen 
Gas-. Elektrizitäts- und Wasserwerke in Pola eine Suite von Fossilien 
aus dem oberen Kreidekalke der Umgebung von Pola. 

Endlich haben verschiedene Bergbauunternehmungen und Private 
uns wieder Suiten von Bohrproben überlassen. Es handelt sich um 


98 Verhandlungen. Neal 


Schurf- und Brunnenbohrungen «in Böhmen. Mähren, Schlesien, Galizien, 
Niederösterreich und Tirol. Unser Dank wurde in jedem einzelnen 
Falle den Spendern schon direkt zum Ausdrucke gebracht. 


Kartensammlung. 


Die Bereicherung, welche unsere Kartensammlung im Berichts- 
jahre durch die Fortsetzung von Lieferungswerken sowie durch Einzel- 
publikationen erfahren hat, ist aus dem nachfolgenden Verzeichnisse 
ersichtlich. Der Zuwachs betrug im ganzen 192 Einzelblätter, von 
welchen 107 Blätter auf geologische und montanistische, die übrigen 
auf rein topographische Darstellungen entfallen; hierzu kommen noch 
155 Kartenhefte (Folios) vom Geolog. Atlas d. Vereinigten Staaten 
von Nordamerika. Im Speziellen erwähnen wir: 


6 Blätter. Geologische Karte der Pilsener Mulde. Maßstab 1:30.000. 
Von Cyrill Rytir Purkyne&. Pilsen 1910, 

1 Blatt. Plan des Salzberges bei Alt-Aussee. Handzeichnung. 

8 Blätter. Handzeichnungen des Hutmannes F. Gremlich aus den 
Bergbaurevieren von Oberberg, Wasserberg, Kaisersberg, Königs- 
berg, Kronprinz Ferdinandsberg, Erzherzogsberg, Mitterberg und 


Steinberg der Salzlagerstätten von Hall in Tirol. (Aus den Jahren 
1843 — 1850.) 


1 Blatt. Massenlagerungskarte von Freischurf 2122 ex 1892 am 
Stoder, Bezirk Gröbming, Steiermark. Von Horstig und 
Graepel. (Handzeichnung.) 


1 Biatt. Lagerungskarte von Ober-Längsdorf bis zum Mayer am 
Steinkeller. Maßstab 1:8640. Von E. Horstig. (Handzeichnung.) 

1 Blatt. Schurfbaue auf der Stoderalpe. Aufgenommen von E. Horstig 
im Maßstab 1:200. 1894. (Handzeichnung.) 

1 Blatt. Gröbminger Kohlenrevier. 1:14.400. Von Horstig und 
Graepel. 1895. (Handzeichnung.) 


1 Blatt. Geologische Aufnahmen der kgl. ungarischen geolo- 
gischen Anstalt im Maßstab 1:75.000. 

Zone 13, Kol. XXX, Gyertyänliget. Aufgenommen von Th. 
Posewitz. Budapest 1906. 

1 Blatt. Geologische Übersichtskarte von Bosnien-Herzego- 
wina im Maßstab 1:200.000. 1I. Sechstelblatt, Tuzla. Von 
Dr. F. Katzer. Herausgegeben von der bosn.-herzegow. Landes- 
regierung. Sarajevo 1910. 

2 Blätter. Geologische Spezialkarte von Bosnien und Her- 
zegowina im Maßstab 1:75.000. 

Zone 27, Kol. XIX, Doln.-Tuzla. 
Zone 27, Kol. XX, Janja. 
Aufgenommen von Dr. F. Katzer. 


1911 Jahressitzung am 24. Jänner, Dr. E. Tietze. 39 


33 Blätter. Geologische Karte von Preußen und den benachbarten 
Bundesstaaten im Maßstab 1:25.000. Herausgegeben von der 
kgl. preuß. geologischen Landesanstalt in Berlin. 


52. Lieferung, Berlin 1908, mit den Blättern: Halle Süd, 
Merseburg West, Landsberg bei Halle, Dierkau, Merse- 
burg Ost. 

103. Lieferung, Berlin 1909, mit den Blättern: Goßlerhausen, 
Briesen, Bahrendorf, Schönsee, Gollub und Schewen. 
143. Lieferung, Berlin 1909, mit den Blättern: Dortmund, 

Witten, Kamen, Hörde. 

144. Lieferung, Berlin 1909, mit den Blättern: Vettweiß, Erp, 
Euskirchen, Sechtern, Rhembaeh. 

155. Lieferung, Berlin 1910, mit den Blättern: Harburg, 
Allermöhe, Hittfeld. 

158. Lieferung, Berlin 1909, mit den Blättern: Quellendorf, 
Raguhn, Gräfenhainichen. 

171. Lieferung, Berlin 1910, mit den Blättern: Spahl, Klein- 
sassen, Gersfeld, Hilders, Sondheim, Ostheim. 


6 Blätter. Karte der nutzbaren Lagerstätten Deutschlands, Gruppe: 
Preußen und benachbarte Bundesstaaten. Maßstab 
1:200.000, bearbeitet von F. Schünemann, Berlin 1908. 

Lieferung III mit den Blättern: Minden, Hannover, Detmold, 
Göttingen. 


1 Blatt. Geologische Übersichtskarte der Gegend von Scharnikau 
(Prov. Posen) im Maßstab von 1:100.000. Bearbeitet von 
'A. Jentzsch, Herausgegeben von der kgl. preuß. geol. Landes- 
anstalt, Berlin 1909. Mit 2 Profilen u. agronomischer Übersicht 
der Bodenarten. 


1 Blatt. Geognostische Karte des Königreiches Bayern. V. Die 
bayrische Rheinpfalz. III. Blatt: Kusel. Herausgegeben von der 
geognostischen Abteilung des königl. bayr. Oberbergamtes München 
.1910. Maßstab 1: 100.000. 


2 Blätter. Geologische Spezialkarte des Königreiches Württemberg 
im Maßstab 1:25.000, herausgegeben vom königl. württemb. 
statistischen Landesamt. 

Blatt Stammheim, 1893. 
Blatt Schramberg, 1907. 


“3 Blätter. Geologische Spezialkarte des Großherzogtums Baden 
im Maßstab 1: 25.000. 
Herausgegeben von der großherzoglich badischen geologischen 
Landesanstalt. 
Die Blätter: Heidelberg, Geisingen, Elzach. 


1 Blatt. Geologische Karte der Gebirge nördlich von Interlaken 
im Maßstab 1 :50.000. Aufgenommen von Paul Beck, 1905—1909. 


1 Blatt. Geologische Karte des Burst (Sigriswilergrat) im Maßstab 
1:20.000 mit 10 Profilen im Maßstab 1:40.000. Aufgenommen 
von Paul Beck. 


40 Verhandlungen. Nr. 1 


2 Blätter. Geologische Karte des Hallwilersees und des oberen 
Winen- und Surtales im Maßstab 1: 25.000. Aufgenommen 
von Prof. Mühlberg 1900—1908. Mit einer Tafel Profile im 
gleichen Maßstab. 

1 Blatt. Geologische Karte der Pilatus— Bürgenstock—Rigi- 
hochfluhkette. Aufgenommen von A. Buxtorf, 1905 — 1909. 
Blatt II, Bürgenstock im Maßstab 1:25.000 mit Profilen im 
gleichen Maßstab. Basel. 

1 Blatt. Geologische Karte der Glarner Alpen im Maßstab 
1:50.000. Aufgenommen von Jakob Oberholzer und Albert 
Heim, 1900-1908. 

13 Blätter. Geological Survey of England and Wales. Im Maß- 
stab 1:63.360 die Blätter: Carmarthen (Drift and Solid), Melton- 
Mowbray, Bodmin, dann die Blätter 33, 64 und 72 der neuen 
Serie. 

Im Maßstab 1:253.440 die Blätter 9 und 10, 11, 12, 13 und 
part of 17, 15, 21 und 25. 


1 Blatt. Bohrprofile aus dem südlichen Teil des Kohlenrevieres von 
Derbyshire und Nottinghamshire. 
1 Blatt. Geological Survey of Scotland. Geologische Karte von Arran 
im Maßstab 1: 63.360. 
2 Blätter. Geologische Aufnahme von Transvaal. Herausgegeben vom 
Transvaal mines department. Blatt 5 Zeerust, Blatt 6 Mafeking. 
8 Blätter. Geologische Karte von Victoria. Herausgegeben vom 
Mining departement, Melbourne 1902. Maßstab 1: 506.880. 
1 Blatt. Geologische Karte von Vietoria im Maßstab 1:1,013.760. 
1 Blatt. Karte der Mineralvorkommnisse von Vietoria im Maßstab 
1: 1,013.760. 
9 Blätter. Imperial Geological Survey of Japan. 
Geologische Karte im Maßstab 1:200.000, 3 Blätter: Zone 6, 
Kol. IV; Zone 6, Kol. VII; Zone 20, Kol. XII. 
Topographische Karten desselben Maßstabes, 4 Blätter: Zone 4, 
Kol. IV; Zone 6, Kol. V; Zone 6, Kol. VII und Zone 12, Kol. IX. 
Geologische und topographische Karten der Olfelder Japans. 
Sektion IX, Olfeld Teradomare: 2 Blätter im Maßstab 1: 20.000. 
78 Blätter. Topographische Karten der Vereinigten Staatenvon 
Nordamerika in verschiedenen Maßstäben. Herausgegeben von 
U. 8. Geological Survey in Washington. 
3 Blätter. Topographische Karten von Alaska im Maßstab 1:250,000. 
Geologie Atlas of the United States. Herausgegeben von 
U. S. Geological Survey in Washington. 153 Folios mit je 
einer topographischen und mehreren geologischen und ökonomischen 
Karten und ein bis zwei Blättern mit geologischen Durchschnitten, 
außerdem mit Tafeln, welche Gesteins- und geologische Land- 
schaftsbilder zur Darstellung bringen. 


Die durch Dr. H. Vetters und den Zeichner O. Lauf im 
Vorjahre in Angriff genommene Neuordnung und Inventarisierung 
unserer Kartensammlung wurde in diesem Jahre energisch fortgesetzt. 


1911 Jahressitzung am 24. Jänner. Dr. E. Tietze. 41 


Zunächst wurde die Revision und Ordnung unserer alten Original- 
kartenblätter durchgeführt und für eine entsprechend würdige Auf- 
stellung derselben gesorgt. Nach der vorgenommenen Zählung besitzt 
die Anstalt: 

Blätter: 1:144.000 589 Stück (ganz und teilweise koloriert), 
davon außer den Originalien 278 Copien und zwar: 


Böhmen . .... . 146 Stück (davon 93 Copien) 
Mähren und Schlesien > 2,28 0:, Mn ur) 
Oberiu. Niederösterreich... 47... zen DE: ) 
Salzburg . . a a, A ae 75) 
Tirol und Vorarlberg Sau" OD, ; ' ) > A ta BEE) 


Steiermark, Kärnten, Krain, 
Küstenland samt ungar. 


ER Lorala Tan ee LTE" EIER A 5) 
Blauen en u En AND 24» SE NSS er 
ES ee RR a Pe Pal BE N Aa 
Kroatien, Slavonien und 

DEU HTeTONZBe a > Le ST SEEIeR DIR) 


Die obigen Gruppen decken sich mit den Gruppen der einst 
offiziellen topographischen Karte 1:144.000. 

Dazu kommen von Galizien und der Bukowina geologisch kolorierte 
Blätter auf Grund der topographischen Karte im Maßstab 1:115.200 
46 Stück, davon 6 Copien und von der alten Militärgrenze 15 Blätter 
(3 Copien) auf Grund der Regimentskarten in verschiedenem Maß- 
stabe. 

Von den alten Meßtischblättern 1:28.000 (zum Teil handge- 
zeichneter Pausen), auf Grund welcher die alten geologischen Auf- 
nahmen stattfanden, liegen 1668 kolorierte Stücke im Archiv und zwar: 


Böhmen . . a te! 
Mähren und Schlesien EV er () 
Nieder- und Oberösterreich . . . . .. 274 
Salzburg. . MW BT 
Tirol und Vorarlberg AD 
Srelermarle U TE In N 
Kärnten une kram a» :80'0. , nr > HABOG 
Küstenland®® Hr. SR Ameı... 29 
GalzIenye a en > N? 
Ungam . . Ihr. 409 
Kroat. -Slavon. Militärgrenze Be RENTE: 
Unkar. Kustenlanatı! . . . nn Bands 11 


Die Originalaufnahmsblätter der neueren Aufnahme auf Grund 
der Sektionskopien 1 :25.000 sind nur zum geringen Teil an das 
Kartenarchiv abgeliefert. Es erliegen 393 Blätter entsprechend 126 
Spezialkartenblättern 1 : 75.000. Sie verteilen sich auf die einzelnen 
Länder folgendermaßen: 

K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 1. Verhandlungen. 6 


42 Verhandlungen. Nr. 1 


Böhmen . . 2... 2 Blätter von 2 Spezialkartenblättern 
Mähren und Schlesien 64 u v2 x 
Nieder- und Oberöster- 

vaich Sl. ,, a u 15 3 
Salzbureioer ie... | R En RER «- 
Tirol 2 5 vr. = 
Steiermark . . . ..28 h Be 2 
Küstenand”..- . .gd2 = er L 
Dalmatien . . ed, E ae 5) 3 
Galizien. "Nr a n lt, 5 


Ferner wurden von der geologischen Aufnahme der Militärgrenze, 
welche nur zum Teil auf einen kleineren Maßstab (1: 144.000 oder 
288.000 reduziert worden war, auf Grund der vorhandenen Meßtisch- 
blätter 1: 28.800 Reduktionen auf die Spezialkartenblätter 1 : 75.000 
ausgeführt. Mit den derzeit noch in Arbeit befindlichen Blättern 
wird die Reihe der Blätter 1: 75.000 über dieses Gebiet — soweit 
es noch seitens der geologischen Reichsanstalt aufgenommen worden 
ist — vollständig sein. 

Auch sonst mußte noch eine Anzahl von Blättern 1: 75,000, 
welche sehr schadhaft und unleserlich geworden waren, neu ange- 
fertigt werden. 


Zugleich wurde mit der Revision und Katalogisierung der übrigen 
Kartenbestände begonnen. Es umfaßt diese Sammlung außer den durch 
Kauf, Tausch oder als Geschenke uns zugekommenen Karten von 
Nichtmitgliedern der Anstalt, auch alle Karten, weiche außerhalb des 
Rahmens unserer offiziellen Kartenaufnahme von Anstaltsmitgliedern 
angefertigt worden sind. 


Bei der Katalogisierung wurde nach Tunlichkeit jene Einteilung 
beibehalten, welche Bergrat H. Wolf seinerzeit bei der ersten An- 
lage eines Kataloges angewendet hatte, wobei die einzelnen geogra- 
phischen Gruppen durch Zahlen, die Fachgruppen durch Buchstaben 
bezeichnet wurden. Nur wird es notwendig sein, einige allzu um- 
fassende Ländergruppen Wolfs zu teilen. Ferner erwies es sich als 
vorteilhaft, die Grubenkarten und Schurfkarten (Massenlagerungskarten, 
Gruppen d und e Wolfs) und die geologischen Karten mit den 
geologischen Profilen (b und e Wolfs) in den gleichen Mappen zu- 
sammenzulegen. 


Geordnet wurden bisher die Karten von Böhmen, Mähren und 
Schlesien (Gruppe IV) und von Galizien und Bukowina (Gruppe V). 


Die Bestände sind von Böhmen, Mähren und Schlesien: 


IVa. Topographische Karten . . . . 16 Inventars-Nr. 44 Bl. 
IVb, c. Geologische Karten und Profile 2881 if 23h, 
IVd, e. Grubenkarten, Schurfkarten usw. 145 S 4267, 
Ivf. Technische Zeichnungen usw. . . . 13 A INTz, 
INRREIdermen. „©. m 2.7". nun „ Bl, 


1911 Jabressitzung am 24, Jänner, Dr. E. Tietze. 43 


von Galizien und der Bukowina: 


Va. Topographische Karten . . . . 5 Inventars-Nr. 16 Bl. 
Vb, c. Geologische Karten und Profile 26 g 193, 
vA..e Grubenkarten, Schurfkarten usw. . 24 E Al 
vs. Technische Karten und Zeichnungen . 1 . ER 


Zugleich damit wurde der alphabetische Zettelkatalog, geordnet 
nach Autoren und Gebieten (beziehungsweise Orten), revidiert und 
ergänzt. 

Fehlend gegenüber dem alten Inventar erwiesen sich von 
Gruppe IV: 11 Nr. 49 Blätter, von Gruppe V: 1 Nr. I Blatt. 

Schließlich erscheint noch erwähnenswert, daß ein Exemplar des 
großen Stadtplans von Wien, Maßstab 1 : 10.000, angekauft wurde, 
auf dem jene Kanalstrecken, über welche im Archiv des Wiener 
Stadtbauamtes geologische Profile erliegen, mit ihrer entsprechenden 
Archivnummer eingetragen werden. Eine Abschrift des offiziellen 
Verzeichnisses dieser Profile wurde bereits erworben. 

Ich kann diesen Abschnitt nicht schließen, ohne unseren Zeichnern 
(insbesondere Herrn Lauf), namentlich aber auch Herrn Dr. Vetters 
einen ganz besonderen Dank auszusprechen für die Mühe, die sich 
die Genannten bei ihren unsere Kartensammlung betreffenden Arbeiten 
gegeben haben, 


Bibliothek. 


Herr kaiserlicher Rat Dr. Matosch machte mir über den gegen- 
wärtigen Stand der Bibliothek die folgenden Angaben. Wir besitzen: 


l. Einzelwerke und Separatabdrücke. 
a) In der Hauptbibliotkek: 
14.360 Oktav-Nummern — 15.850 Bände und Hefte 


24 953 Quart- „ >— 3.470 ) $) » 
163 Folio- „ = 325 » n D) 
Zusammen 17. 476 Nummern — 19,645 Bände und Hefte. 


Hiervon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1910: 310 
Nummern mit 331 Bänden und Heften. 


b) In der im chemischen Laboratorium aufgestellten Bibliothek: 


2016 Oktav-Nummern — 2182 Bände und Hefte 
212 Quart- 5 — BE 1 3 


Zusammen 2223 Nummern — 2405 Bände und Hefte. 


Hiervon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1910: 28 Nummern 
mit 32 Bänden und Heften. 
Der Gesamtbestand an Einzelwerken und Separatabdrücken 
beträgt demnach: 19,704 Nummern mit 22.050 Bänden und Heften. 
Hierzu kommen noch 279 Nummern bibliographischer Werke 
(Hand- und Wörterbücher, Kataloge etc.). 
6* 


44 Verhandlungen. Nr. 1 


ll. Periodische Zeitschriften. 
a). Quartformat: 


Neu zugewachsen 'sind’im Laufe des Jahres 1910: 2 Nummern. 


Der Gesamtbestand der periodischen Quartschrifien beträgt jetzt: 
315 Nummern mit 9365 Bänden und Heften. 


„Hiervon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1910: 248 Hefte, 
'b) Oktavformat: 
Neu zugewachsen sind im Laufe des Jahres 1910: 6 Nummern. 


. Der Gesamtbestand der periodischen Oktavschriften beträgt jetzt: 
736 Nummern mit 30.636 Bänden und Heften. 


Hiervon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1910: 860 Bände 
und Hefte. 


Der Gesamtbestand der Bibliothek an periodischen Schriften 
umfaßt sonach: 1111 Nummern mit 40.001 Bänden und Heften. 


Unsere Bibliothek erreichte demnach mit Abschluß des Jahres 
1910.an Bänden und Heften die Zahl 62.051 gegenüber dem Stande 
von 60.580 Bänden und Heften am Schlusse des Jahres 1909, was 
einem Gesamtzuwachs von 1471 Bänden und Heften entspricht. 


Administrativer Dienst. 


‚ Zum Schlusse mögen wieder wie alljährlich einige nähere An- 
gaben über unseren administrativen Dienst mitgeteilt werden. 


Die Zahl der in dem Berichtsjahre 1910 protokollierten und 
der Erledigung zugeführten Geschäftsstücke betrug diesmal 802. Wie 
immer entfiel ein nicht unbeträchtlicher Teil der dabei zu leistenden 
Arbeit auf mich selbst, doch wurde ich in wirksamer Weise hierbei 
von verschiedenen Mitgliedern unserer Körperschaft unterstützt, unter 
denen ich wieder besonders die Herren Vizedirektor Vacek, 
Dr. ‘Teller, G. v. Bukowski und Oberrechnungsrat Girardi 
erwähnen will. Überdies haben die Herren Chemiker wieder die 
“ Mehrzahl der das Laboratorium betrefienden Akte. ausgefertigt. 


Dr .Was unseren Tauschverkehr anlangt, so wurden einschließlich 
“ einer Anzahl Freiexemplare abgegeben: 


Verhandlungensce Br °° .. nt Erst Exp 
Habrbuch „0.2 ZN 
Abhandlungen (hierunter 213 Exemplare 

‚des 3. Heftes des XX. Bandes) . : 241 „ 
Im Abonnement und in Kommission wurden bezogen: 
Nerhandlungen. Mi mienmnuen WERT :1ödıEapl. 
derhruchoiid, ea da neo un 


Abhandlungen „ea span selbe br 


1911 Jahressitzung am 24. Jänner. Dr. E. Tietze. 45 


Im ganzen wurden hiernach 


von'den 'Verhändlungen '.. . van 646 Expl: 

von. demfdahrbuchs ... m. v6, 

vwon*'den. Abhandlungen a... vr 293u hr, 
abgesetzt. 


Ein neuer Schriftentausch (Jahrbuch und Verhandlungen) wurde 
mit der Montanistischen Rundschau in Wien eingeleitet. 

An die k.k. Staatszentralkasse wurden als Erlös aus dem Ver- 
kaufe von Publikationen, aus der Durchführung von chemischen Unter- 
suchungen für Privatparteien sowie aus dem Verkaufe der im Farben- 
druck. erschienenen geologischen Kartenblätter und der auf Bestellung 
mit der Hand: kolorierten Kopien der älteren geologischen Aufnahmen 


en ee er 8ER, 61.279:31 
d. i. gegenüber den gleichartigen Einnahmen des Vor- 

er anime. Wohn. AM... 10.979945 
a ee ne 292-86 
abgeführt. ’ 

Es betrugen nämlich die Einnahmen bei den 
Druckschriften Karten Analysen 

dahre 1910 . . . . „er KR 40276658 20865 K 5146 — 
5 Brei . ee. 2534 10253905 . 590 — 


und es ergibt sich sonach 1910 
gegen 1909 eine Mehrein- 


aahmervon .. „imma. „UK 1493-26 
beziehungsweise eine Minderein- 
Bevor, Al K 760 


Die für 1910 bewilligten Kredite für unsere Anstalt waren die 
folgenden: 


Ezrsmteriorderlis . udieh so.» rn 217.58 — 

wovon auf die ordentlichen Ausgaben . . „ 206.583’ — 

auf die außerordentlichen Ausgaben. . . „11.000 — 
entfielen. 


Das letztgenannte Extraordinarium bezieht sich auf die Kosten 
für die Herausgabe von Karten im Farbendruck. Daß übrigens die 
betreffende Summe dem Farbendruck selbst keineswegs vollständig 
zu gute kommt habe ich bei früheren Gelegenheiten schon dargelegt. 
Wir würden im anderen Falle mehr Karten herausgeben können. 

Von den ordentlichen Ausgaben nahmen die Personalbezüge, das 
sind Gehalte, Aktivitätszulagen, Adjuten, Löhnungen und Remune- 
rationen, 146.582 Kronen in Anspruch, während die Dotation für das 
Museum 4000 Kronen, jene für die Bibliothek 2000 Kronen, jene für 
das Laboratorium 2800 Kronen und jene für die Herstellung der 
Abhandlungen, Verhandlungen und des Jahrbuches 17.500 Kronen 
betrugen. An Reisekosten für die im Felde arbeitenden Geologen 
waren 25.350 Kronen: präliminiert. Andere. Beträge entfielen wie 
immer auf Regie nebst Kanzleiauslagen, Livree der Diener und der- 

K k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 1. Verhandlungen. Ari 


46 Verhandlungen. Nr. 1 


gleichen. Das Erfordernis für die Erhaltung der Gebäude für welches 
in früheren Jahren die Summe von 2400 Kronen präliminiert war. ist 
diesmal in dem Gesamterfordernis nicht mehr enthalten, da der be- 
treffende Budgetposten vom Jahre 1910 an vom Ministerium für 
öffentliche Arbeiten übernommen wurde. Der Begriff Gebäudeerhaltung 
wird nunmehr, um mich so auszudrücken, sehr eng gefaßt, so daß 
manche Ausgaben, von denen wir angenommen hatten, daß sie auf 
dieses Konto gehörten, nicht als dahin gehörig anerkannt wurden. 
So mußten zum Beispiel die Kosten die heuer aus Anlaß der sehr 
notwendigen Rekonstruktion der Herde des Laboratoriums aufliefen, 
durch Inanspruchnahme anderer Dotationen gedeckt werden. 

Die bei unserer Geschäftsgebarung nach dem Etatsgesetz herein- 
zubringende Ersparung, der sogenannte Intercalar-Abstrich, belief sich 
diesmal auf 2340 Kronen. 


| Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23. 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinck, Wien IIl, Steingasse 25 


Verhandlungen derk. k Pen > Reichsansta I. 


Sitzung vom 7. Februar 1911. 


Inhalt: Todesanzeige: + Gregor Bucchich. — Eingesendete en 
Fr. Toula: Neptunus efr. Be N.-Edw. — A. Rzehak: Zur Kenntnis der Kalksilikathorn- 
felse der Brünner Eruptivmasse. — R. v. Klebelsberg: Zur Geologie des unteren Marauner 
Tals (Ulten, Südtirol). — Vorträge: H. M. Fuchs: Über eigenartige Fossilreste aus dem 
Vöslauer Miocän. — Literaturnotizen: F. Katzer. 


NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich. 


Todesanzeige. 
7 Gregor Bucchich. 


Am 11. Januar d. J. starb zu Lesina der um die naturwissen- 
schaftliche Erforschung seiner Heimat hochverdiente Telegraphen- 
amtsleiter d. R., Gregorio Bucchich, im Alter von 82 Jahren. 
Seinem lebhaften Interesse für die Geologie war es zu danken, daß 
schon zu einer Zeit, als viele Teile des festländischen Dalmatien 
noch einer näheren geologischen Untersuchung harıten, über die 
Insel Lesina eine Fülle wichtiger stratigraphischer Erkenntnisse ge- 
wonnen waren. Mit rastlosem Eifer war der Dahingeschiedene be- 
strebt, die reichen paläontologischen Schätze seines meerumrauschten 
Heimatlandes zu heben und sich darum zu bemühen, daß denselben 
eine fachwissenschaftliche Bearbeitung zuteil wurde. Wir erinnern 
hier an die Fisch- und Saurierreste der unterkretazischen Platten- 
kalke bei Verboska, welche von Bassani, Kramberger und Korn- 
huber genau beschrieben wurden, an die Farn- und Koniferenreste 
der gleichfalls zur unteren Kreide gestellten Kalkschichten in der 
Bucht von Paria, welche Kerner untersuchte, an die Rudistenfaunen 
der oberen Kreidekalke, über die Söhle berichtet hat, an die Korallen, 
Echiniden, Bivalven und Schnecken des Nummulitenkalkes in der 
näheren Umgebung der Stadt Lesina, deren Bestimmung zum Teil 
Oppenheim übernahm, und an die Säugetierreste in den diluvialen 
Breccien der Insel, deren Bearbeitung durch Woldrich erfolgte. 

Durch die Unterstützung, welche Buechich auch allen auf die 
Erforschung der rezenten Tier- und Pflanzenwelt seiner Heimat ge- 
richteten Bestrebungen angedeihen ließ, wurde Lesina ein Anziehungs- 
punkt für einige der hervorragendsten Männer auf dem Gebiete der 
Zoologie und Botanik. Die Zoologen Steindachner, O. Schmidt, 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 2. Verhandlungen. 8 


48 Verhandlungen. Nr. 2 


OÖ. und R. Hertwig sowie Haeckel und der Botaniker Unger 
fanden in Bucchich einen eifrigen Förderer ihrer Studien. 

Ernst Haeckel sandte ihm seine Monographie über die Kalk- 
schwämme mit der Widmung: „Meinem hochverehrten Freunde Herrn 
Gregor Bucchich, dem verdienstvollen, unermüdlichen Eremiten 
der Wissenschaft auf Lesina.* Bucchich war auch sehr tätig für 
die Adriakommission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 
und größter Dank gebührt dem Dahingeschiedenen für die Ausdauer 
und Sorgfalt, mit welcher er durch 42 Jahre auf Lesina den meteoro- 
logischen Beobachtungsdienst versah. Seiner Wirksamkeit auf diesem 
Gebiete war es zuzuschreiben, daß Lesina auch in bezug auf die 
klimatologische Erforschung dem übrigen Dalmatien weit vorausgeeilt 
ist, so daß Hann bei seinen Untersuchungen über die Regen-, Tempe- 
ratur- und Luftdruckverhältnisse der österreichischen Küstenländer von 
Lesina schon vieljährige Messungsreihen verwerten konnte, als vom 
dalmatinischen Festlande erst spärliches Beobachtungsmaterial vorlag. 

Eine öffentliche Anerkennung fanden Bucchichs große Ver- 
dienste um die naturwissenschaftliche Erforschung Lesinas durch die 
im Jahre 1888 erfolgte Verleihung des Ehrendoktorats der philo- 
sophischen Fakultät der Universität Graz. Das Zeichen des Dankes, 
welches unsere Zentralstelle den Gönnern und Förderern der Geologie 
Österreichs verleiht, die Ernennung zum Korrespondenten der geo- 
logischen Reichsanstalt, erhielt Bucchich schon im Jahre 1861. 
Fünfzig Jahre lang stand so der nun Verblichene mit unserem Institute 
in näherer Beziehung. Bis in sein hohes Alter wußte er sich ein 
jugendfrisches Interesse für die geologischen Schätze seiner Heimat 
zu bewahren. Noch vor wenigen Jahren bot ihm, dem mehr als 
Siebzigjährigen, die Auffindung eines dicht mit Petrefakten erfüllten 
großen Blockes von Eozänkalk unweit seines Heims Anlaß zur Ent- 
faltung einer eifrigen Aufsammlungstätigkeit und zu Deutungsversuchen 
der mit Sorgfalt ausgelösten Fossilreste. Wir betrauern inBucchich 
einen sehr werktätigen Freund und Förderer unserer Wissenschaft 
und werden ihm als solchem ein dankbares und ehrendes Andenken 
bewahren. F. v. Kerner. 


Eingesendete Mitteilungen. 


Franz Toula. Neptunus cfr. granulatus M.-Edw. (Text- 
illustration 1 u. 2.) 


Einer meiner Zuhörer (Herr Rainer) brachte mir aus der 
Gegend von Spielfeld in Steiermark den nur wenig zusammengedrückten 
Cephalothorax einer Krabbe, die in einem ziemlich feinkörnigen, arm- 
glimmerigen Sandstein mit reichlichem kalkigen Bindemittel von hell- 
grauer Farbe eingeschlossen war. 

Die Zugehörigkeit zu Neptunus ließ sich bald feststellen. 


In Vergleich gebracht habe ich: 


Neptunus granulatus M.- Edwards. (Hist. Crust. podophth. foss. 
1861, pag. 115, Taf. III, Fig. 1 u. Taf. VII, Fig. 2. Original?von 
Sassari.) 


1911 Sitzung vom 7. Februar. Franz Toula. 49 


Neptunus Monspeliensis M.- Edw. (Ebend. pag. 106, Taf. IV, Fig. 1 
uelaf: V,.Fig;,1.) 

Neptunus Suessi Bittner. (Brach. Vicent. Eocän. Denkschr. Wiener 
Alerd. W. XXXIV, 1875, pas. 80, Taf. IV, Best) 

Neptunus Radobojanus Bittner. (Tert. Brachyuren. Ebend. XLVIII, 
1883, pag. 20, Taf. II, Fig. 1.) 

Neptunus granulatus. (Ristori. Crost. Mioc. Atti Soc. Tose, Sc. Nat. 
IX, 1888, pag. 215, Taf. IV, Fig. 5—11. Aus dem Museum zu Florenz.) 

Neptunus Kochiü Bittn. (Decap. d. pann. Tert. Sb. d. Wiener 
Abzzdı W.. CII, 1893, pas. 22, Taf. I, Fig. 

Neptunus hungaricus Lörenthey. (Eocän. Decap. F. des ung. Tertiär. 
Term. Füz. XXI, 1898, pag. 14, Taf. I, Fig. 1.) 


Fig. 1. 


Bittner hat in der Abhandlung über Neptunus Kochü auch 
das Vorkommen von Neptunus cfr. granulatus M.-Edw. im Miocän von 
Klausenburg (Siebenbürgen) erwähnt. 

Ziemlich zweifellos ist die nahe Verwandtschaft des Spielfelder 
Stückes mit Neptunus granulatus M.-Edw. Leider ist dessen Original- 
stück recht unvollkommen erhalten, so daß sich die Vergleiche mit 
Ristoris Original nicht voll überzeugend durchführen lassen, was 
schon Bittner (1895) empfunden hat, der die Abbildung für „ein 
wenig schematisch“ hält. Die Erhöhungen der Oberseite sind wohl 
ähnlich, aber nicht vollkommen übereinstimmend mit dem Stücke 
der Sammlung meiner Lehrkanzel, vor allem ist der Verlauf der 
Furchen zum Teil ein anderer. So jene, welche Protogastricus und 
Hepaticus scheidet. Auch die Regio cardis ist recht verschieden. Auf 
der Unterseite erscheint bei M.-Edwards Abbildungen (Taf. III, 
Fig. 1 A u. Taf. VII, Fig. 2 A) das Abdomen einfacher in seinem 
Verlaufe als bei Ristoris (Taf. IV, Fig. 8), wenn auch die Ver- 
schiedenheit beider Originalstücke auffallend genug ist. 

8* 


50 Verhandlungen. Nr. 2 


Der Unterschied der anderen in Vergleich gebrachten Stücke 
ist wesentlich größer, so daß die nahe Anschließung des Spielfelder 
Stückes an Neptunus, granulatus vollberechtigt erscheint, wenn auch 
keine vollkommene Übereinstimmung besteht. 

Mein Exemplar ist etwas größer als das von Milne-Edwards 
(Taf. III, Fig. 1) abgebildete, aber etwas weniger groß als das zweite 
Stück (l. e. Taf. VII, Fig. 2). Leider sind an meinem Stücke die 
randlichen Fortsätze an der Seite abgebrochen. 

Die Stirnseite ist verhältnismäßig gut erhalten. Die vier mittleren 
Randdornen sind fast gleich groß, die Abstände der seitlichen von den 
mittleren nur wenig größer, die Orbitalregion ist recht gut kenntlich 
erhalten, die darauffolgenden seitlichen Randdornen, sechs an der 
Zahl, sind kräftig, die beiden äußersten sind nahe aneinandergerückt. 
Die Spitzen sind beschädigt. Die Höcker der Cardialregion sind 


kräftig und erinnern an jene bei Neptunus hungaricus Lörenthey 
(Taf. I, Fig. 1a). Die Oberfläche ist gleichmäßig fein gekörnelt. Der 
Hinterrand läßt eine scharfe Leiste erkennen. 

Die Länge meines Stückes beträgt 43:3 mm. Die Breite des 
Hinterrandes 212 mm. 

Die Unterseite läßt die Branchiostegiten des umgeschlagenen 
Cephalothorax und die breiten, äußeren Kieferfüße gut beobachten. 
Das Sternum ist, bis auf die beiden äußersten Sterniten auf der 
einen (rechten) Seite, recht wohl erhalten, Sowohl die Sterniten 3—7 
als auch vier Episterniten, welche auf eine größte Breite von 32°5 
schließen lassen, sind erhalten, sowie auch die Ansätze der Gangbeine. 
Das Abdomen ist nicht sehr breit, von fast dreiseitigsem Umriß und 
läuft nach vorn spitz zu, was auf ein männliches Individuum schließen 
läßt. Die Außenränder der Sterniten 4 und 5 sind schön gerundet. 
Die Länge des Sternums vom Vorderrande des zweiten Sterniten. bis 
zum Hinterrande beträgt 36°7 mm. 


1911 Sitzung vom 7. Februar. Prof. A. Rzehak. 51 


Ich glaube das Stück von Spielfeld abbilden zu sollen, weil es 
einige bis nun nicht zur Darstellung gebrachte Einzelheiten beob- 
achten läßt und weil der neue Fundort, der im südeuropäischen 
Miocän so weit verbreiteten Form, einer Erwähnung wert ist. Das 
Originalstück befindet sich in der Sammlung meiner Lehrkanzel an 
der k. k. Techn. Hochschule. 


Prof. A. Rzehak. Zur Kenntnis der Kalksilikathorn- 
felse der Brünner Eruptivmasse. 


Die interessanten, zum erstenmal von F. E. Suess als „Kalk- 
silikathornfelse*“ bezeichneten kontaktmetamorphen Gesteine der 
Brünner Eruptivmasse wurden in neuester Zeit in ausgedehntem 
Maße für den Bau der Straße von Schebetein (85 km westlich von 
Brünn) nach Schwarzkirchen verwendet. Zu diesem Zwecke wurden 
mehrere kleine Steinbrüche eröffnet, über welche ich an dieser Stelle 
(Verhandl. 1910, Nr. 5, pag. 129 f.) bereits kurzen Bericht erstattet habe. 

Da das Gebiet bewaldet ist und fast gar keine natürlichen Auf- 
schlüsse besitzt, muß es überraschen, daß es den Unternehmern 
des Straßenbaues gelungen ist, die räumlich immerhin ziemlich 
beschränkten Vorkommnisse der zähen und zum Straßenbau gewiß 
sehr geeigneten Kalksilikathornfelse unter der dicken Humusschicht 
aufzufinden. Erklärlich wird dieser Umstand, wenn man annimmt, daß 
diese Vorkommnisse in der Praxis schon seit längerer Zeit bekannt 
gewesen sein dürften, wie dies tatsächlich der Fall zu sein scheint. 
Ich fand nämlich unter den von W. Hruschka vor nahezu 90 Jahren 
veröffentlichten mineralogischen Notizen („Vorkommen und Kristalli- 
sation einiger mährischer Fossilien“; Mitteil. d. k. k. mähr.-schles. 
Ges. zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde, 
Brünn, 1825, pag. 7 f.) auch eine Angabe über das Vorkommen von 
Idokras in der „Gegend von Schwarzkirchen“. Wenn auch die 
Fundstätte nicht näher bezeichnet wird, so kann es doch nicht zweifel- 
haft sein, daß dieselbe in dem von Schwarzkirchen nur etwa 1 km 
entfernten Granitgebiete zu suchen ist; sowohl die von mir be- 
schriebenen neuen Aufschlüsse als auch die schon von F. E. Suess 
erwähnten Vorkommnisse bei dem Meierhofe „Kywalka* sind von 
Schwarzkirchen bloß 3—4 km entfernt. 

Nach W. Hruschka kommt der Vesuvian in der Gegend von 
Schwarzkirchen „rötlichbraun, derb und selten kristallisiert“ vor, doch 
beschreibt der Genannte auch sehr flächenreiche Kristalle und 
Aggregate, die eine „stängliche Absonderung* zeigen. Aus den letzt- 
erwähnten Vorkommnissen zog Hruschka den ganz zutreffenden 
Schluß, „daß der Egeran nichts als ein stänglicher Idokras sey“. 

Besonders bemerkenswert ist das, was W. Hruschka über 
das Gestein, in welchem der Vesuvian gefunden wurde, mitteilt. 
Er sagt: „Der Idokras ist hier in einer Gebirgsart eingewachsen, 
die früher Urkalk gewesen zu sein scheint, jetzt aber 
durch Verkieselung in Hornstein umgewandelt ist. 
Auch ist Augit und kristallisierter Chlorit in dem Hornstein einge- 
wachsen.“ Diese Beschreibung, welche dem Scharfsinne Hrus chkas, 


52 Verhandlungen, Nri2 


der von Beruf „bürgerlicher Töpfermeister“ war (in seinen mineralo- 
gischen Notizen bezeichnet er sich selbst als solchen), alle Ehre 
macht, beweist unzweifelhaft, daß der Vesuvian von Schwarzkirchen 
unseren Kalksilikathornfelsen entstammt und daß die Eigentümlich- 
keiten dieser Gesteine schon damals durch eine Metamorphose von 
„Urkalkstein“ erklärt wurden. 

Auch F. Kolenati hat ohne Zweifel die Kalksilikathornfelse 
gekannt, dieselben jedoch ganz falsch gedeutet. Er erwähnt in seinem 
Buche: „Die Mineralien Mährens und Österr.-Schlesiens* (Brünn 
1854) das Vorkommen von körnigem und kristallisiertem Idokras im 
„Quarzit* von Strutz und im „grünlichen, körnigen Quarzit“ von 
Popuwek bei Strutz; gleichzeitig bezeichnet er den vermeintlichen 
Quarzit als „Obergestein des Syenits“, womit er wohl ausdrücken 
wollte, daß dieser „Quarzit“ mit dem genannten Eruptivgestein (Brünner 
Granitit) in Zusammenhang steht. 

Zwei Belegstücke der Kolenatischen Funde von Popuwek 
(das Vorkommen von Strutz ist mit diesen wahrscheinlich identisch) 
befinden sich in der Mineraliensammlung der k. k. deutschen tech- 
nischen Hochschule in Brünn. Das Gestein, in welchem der Vesuvian 
in Form von braunen, körnigen bis dichten Streifen und undeutlichen 
Kristallen auftritt, ist kein Quarzit, sondern ein typischer Kalksilikat- 
hornfels, wie er in ganz gleicher Ausbildung auch in den neuen Auf- 
schlüssen zwischen Schebetein und Schwarzkirchen vorkommt. Herr 
Prof. F. E. Suess hat in der Gegend westlich von Strutz ebenfalls 
Kalksilikathornfelse konstatiert, führt jedoch unter den Gemengteilen 
zwar braunen Granat, aber nicht auch Vesuvian an. Es kann indessen 
keinem Zweifel unterliegen, daß das rotbraune Mineral der Kalk- 
silikathornfelse von Popuwek und Schebetein— Schwarzkirchen wesentlich 
Vesuvian ist. Es erweist sich stets als doppeltbrechend mit gerader 
Auslöschung, schmilzt vor dem Lötrohr ziemlich leicht unter Schäumen 
und bildet nicht selten parallelstreifige Aggregate, wie sie beim 
Vesuvian als „Egeran“ bekannt sind. Überdies beobachtete ich einzelne 
kleine Kristalle, die als Kombinationen von (110) (100) und (001) zu 
erkennen sind, so daß an der Richtigkeit der alten Angaben Hruschkas 
nicht gezweifelt werden kann. Es ist ja nicht unmöglich, daß der 
eben Genannte die Vorkommnisse von Popuwek in dem bei Mineralien- 
sammlern vielfach auch heute noch vorhandenen Streben nach tun- 
lichster Geheimhaltung der Fundstätten ganz allgemein in die „Gegend 
von Schwarzkirchen“ versetzte. Ich schließe dies daraus, daß J.Melion 
in seinen Notizen „Über die Mineralien Mährens und Osterr.-Schlesiens“ 
(Mitteil. d. k. k. mähr.-schles. Ackerbauges. etc., 1855, pag. 76) bei 
der Erwähnung der mährischen Idokrasvorkommnisse zu der Fund- 
ortsbezeichnung „Popuwek“ in der Klammer die Bezeichnung „Schwarz- 
kirchen“ hinzufügt. Makroskopischen Granat habe ich im Kalksilikat- 
hornfels von Popuwek nicht beobachtet; daß jedoch dieses Mineral 
in den neuen Aufschlüssen zwischen Schebetein und Schwarzkirchen 
mitunter in ziemlich großen Kristallen vorkommt, habe ich schon in 
meiner ersten Mitteilung über diese Aufschlüsse erwähnt. Allerdings 
kommen auch beim Vesuvian Kombinationen von (110) und (101) vor, 
welche tesserale Pseudosymmetrie besitzen und dem „Granato@der* 


L 


a7 
w 
= 


1911 Sitzung vom 7. Februar. Prof. A. Rzehak. 


(110) täuschend ähnlich sein können; der von mir (loc. eit. pag. 150) 
erwähnte, von Dr. E. Burkart aufgefundene Kristall hat sich jedoch 
auch bei der neuerdings vorgenommenen Untersuchung als Granat 
erwiesen. 

Die Kalksilikathornfelse von Popuwek sind insofern bemerkens- 
wert, als sie inmitten der Brünner Eruptivmasse gelegen sind; eine 
ähnliche Lage haben auch die Vorkommnisse von Womitz und Siluwka. 
Die meisten dieser Vorkommnisse sind von gneisartigen Gesteinen 
begleitet, die nach F. E. Suess als metamorphe paläozoische 
Sedimente (zum Teil Kulmgrauwacke) gedeutet werden können 
Bezüglich der lang bekannten Gneise von Mieltschan—Bratschitz läßt 
es der genannte Forscher vorläufig unentschieden, ob sie ebenfalls 
als „im Granitkontakt veränderte Sedimente von vermutlich paläo- 
zoischem Alter“ aufzufassen sind (diese „Verhandlungen“, 1906, pag. 296). 

In den neuen Aufschlüssen bei Schebetein—Schwarzkirchen 
beobachtete ich eine so innige Verknüpfung der Hornfelse mit dem 
feinschuppigen Biotitgneis, daß es mir ganz unzulässig erscheint, die 
ersteren als metamorphe Devonkalksteine, die letzteren hingegen als 
metamorphe Kulmgrauwacken oder Kulmschiefer aufzufassen. Diese 
Verknüpfung deutet vielmehr auf die von tonreicheren Zwischenlagen 
durchzogenen und von sandsteinähnlichen Sedimenten begleiteten, 
höchstwahrscheinlich vordevonischen Kwietnitzakalksteine. 

Gegen die Auffassung der Kalksilikathornfelse der Brünner 
Eruptivmasse als metamorphe Devonkalksteine sprechen auch noch 
folgende Gründe: 

Am Westrande der Brünner Eruptivmasse treten sowohl nördlich 
als auch südlich von dem Verbreitungsgebiete der Hornfelse unver- 
änderte Devonkalke auf, und zwar zum Teil in einem oro- 
graphisch viel tieferen Niveau als die Hornfelse, die zum Beispiel bei 
Popuwek 429, bei Schwarzkirchen (südlich von der Waldparzelle 
„Svinskä obora*) sogar 472 m Seehöhe erreichen. Die Devonkalk- 
scholle von Lelekowitz (auf der westlich vom Orte sich erhebenden 
Kuppe, Kote 397 der Generalstabskarte) liegt, ähnlich wie die Horn- 
felse von Popuwek und Siluwka, mitten im Granitgebiet und zeigt 
doch keine Spur einer Kontaktmetamorphose! Wenn 
irgendwo, so müßten sich gerade hier solche Spuren nachweisen lassen, 
wenn man annimmt, daß der granitische Batholith noch im glühend- 
flüssigen Zustande mit dem Devonkalk in Berührung gekommen ist. 
Es müßten sich auch gerade in dem nördlichen Teile der Brünner 
Eruptivmasse die veränderten Schollen des in das Granitmagma 
eingesunkenen Devonkalksteins vorfinden, während sie dort tatsächlich 
fehlen oder wenigstens bis heute nicht bekannt sind. Die Devon- 
kalkdecke der Brünner Eruptivmasse wurde eben bloß durch Denudation 
entfernt und das Vorkommen von Lelekowitz ist ein Denudationsrest, 
auf dessen Bedeutung für die Beurteilung des Alters der Brünner 
Eruptivmasse schon vor vielen Jahren hingewiesen wurde. 

Wenn auch die Grenzen zwischen Granit und Devonkalk am 
Östrande der Brünner Fruptivmasse vorwiegend tektonische 
Grenzen sind, so bleibt doch das gänzliche Fehlen von Kon- 
takterscheinungen an dem sicher devonischen Kalkstein eine kaum 


54 Verhandlungen. Nr. 2 
zu erklärende Tatsache, wenn man ein postdevonisches Alter der 
Brünner Granitintrusion annimmt. 

Der Brünner Diabas ist im allgemeinen etwas jünger als der 
Granitit, da er häufig Gänge in letzterem bildet. Die im Quarz- 
konglomerat des Roten und Gelben Berges bei Brünn reichlich 
eingestreuten Körner von titanhaltigem Eisenglanz habe ich in meiner 
Abhandlung: „Über einige geologisch bemerkenswerte Mineralvor- 
kommnisse Mährens“ (Verhandl. d. naturf. Vereins in Brünn, 48. Bd., 
1910, pag. 165) auf die Zerstörung von Diabas zurückgeführt und 
zugleich nachgewiesen, daß sich Gerölle eines Eisenglanzkörner 
führenden Diabasgesteins in dem Konglomerat des Haidenberges 
(Hadyberg) vorfinden. Die erwähnten Konglomerate gelten als unter- 
devonisch und die Einschlüsse von Eisenglanzkörnern, beziehungs- 
weise von Diabasgeröllen deuten sonach auf ein wenigstens zum Teil 
vordevonisches Alter der Brünner Diabasvorkommnisse. Die 
Arkosen des Brünner Unterdevons enthalten kristallinisches Material, 
welches ungezwungen auf den Granitit zurückgeführt werden kann. 
Ohne Zweifel ist "dies meiner Überzeugung nach der Fall bei den 
großen, deutlich sechsseitig begrenzten Biotitblättchen, die ich im 
unterdevonischen Sandstein am rechten Schwarzaufer zwischen dem 
Schreibwald und dem Roten Berge bei Brünn aufgefunden habe. 

Das Auftreten der Kalksilikathornfelse im Brünner Granitit ist 
kein Beweis für das postdevonische Alter des letzteren. Alles deutet 
vielmehr darauf hin, daß es sich hier um kontaktmetamorphe Schollen 
der Kalksteine der moravischen Zone handelt, deren Alter allerdings 
bis jetzt nicht bekannt ist, die ich jedoch aus verschiedenen Gründen 
(Schieferung, Einschlüsse von Quarzgeröllen, die bis nußgroß werden, 
gänzliches Fehlen von Fossilien) für prädevonisch halte. 

Auf alle Fälle ist es voreilig, wenn man das postdevonische 
Alter des Brünner Granitits als eine unzweifelhafte Tatsache hinstellt, 
wie dies in neuester Zeit H. Vetters in seinen Erläuterungen zur 
seologisch-tektonischen Übersichtskarte des Wiener Beckens und seiner 
Randgebirge getan hat. 


R. v. Klebelsberg. Zur Geologie des unteren Ma- 
rauner Tals (Ulten, Südtiro!). 


Prof. Blaas hat vor einiger Zeit!) aufmerksam gemacht auf 
ein merkwürdiges Vorkommen mesozoischer Gesteine im unteren 
Marauner Tal, einem südlichen Zweige des Ultentals. Das Gebiet 
liegt im engeren Bereich des Judikarienbruches, der hier ostseitig 
den mächtigen Quarzporphyr der Laugenspitze in das Niveau der 
westlichen Glimmerschiefer verwirft. Zwischen beiderlei Massen er- 
scheint im Grunde des untersten Marauner Talabschnittes eine schmal 
umgrenzte Partie mesozoischer Kalke, Dolomite und Schiefer auf- 
geschlossen. 

Die Lage ist folgende (vergl. die Kartenskizze Fig. 1): Gleich ober 
der Mündung in die Falschauer (Ultner Bach) umfließt der Marauner 


1) J. Blaas, Aus dem Marauner Tal. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1909. 


1911 Sitzung vom 7. Februar. R. v. Klebelsberg. 55 


Bach eine leicht vorspringende niedrige Bergnase an seinem rechten 
Ufer, auf deren abgestufter Höhe der Hof Zeinegg liegt. Dieser 
Vorsprung besteht zu äußerst aus grauen, dolomitischen Kalken ohne 
deutliche Schichtung, daran anschließend NO bis NNO streichenden, 
sehr steil SO einfallenden, stellenweise auch saigeren Schichten grau- 
grüner, glimmeriger Ton- und Mergelschiefer; es ist ein dünnschichtiger, 
wechselnder Komplex von härteren und mürben, bisweilen dunkel- 
lettigen Lagen, in den örtlich höheren Teilen etwas in Unordnung 


Fig. 1. 


St. Pankraz 
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3) Zeinegg 


2 4 Quarz Porphyr 
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gebracht, gefältelt und verdrückt. In ihrem Streichen schneiden diese 
Schiefer mit spitzem Winkel an dem nordsüdlich verlaufenden Bach- 
bett ab, derart, daß letzteres talaufwärts immer neue Lagen an- 
schneidet. Gegenüber von Zeinegg, am linken Bachufer, liegt zunächst 
etwas Alluvialschutt, unmittelbar daneben aber, in sehr geringem 
Abstand von den Mergelschiefern, steht der Glimmerschiefer der 
westlichen Talseite an; und zwar reichen seine Aufschlüsse in den 
Felspartien unterhalb der Mitterbader Fahrstraße ebenso tief wie die 
der gegenüberliegenden Mergelschiefer, so daß ein seitliches An- 
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 2. Verhandlungen. 9 


- 


56 Verhandlungen. Nr. 2 


einandergrenzen der beiden Gesteinskomplexe offenbar ist. Die öst- 
liche Begrenzung der Mergelschiefer ist nicht näher aufgeschlossen, 
liegt aber wahrscheinlich nächst dem Zeinegghof, über welchen vorbei 
man schon bald den Quarzporphyr zur Falschauer hinabziehen sieht. 
Die ganze Lichtungsweite zwischen Zeinegg und dem Glimmerschiefer 
des anderen Ufers beträgt etwa 200 m. Genauere Aufschlüsse über 
die Lagerung der Mergelschiefer und Dolomite in bezug zum Glimmer- 
schiefer und Porphyr fehlen also zunächst noch, sie erscheinen nur 
topographisch zwischen letzteren beiden. 

Geht man nun am Marauner Bach weiter aufwärts — die Mitter- 
bader Straße bleibt am Glimmerschiefer — so sieht man oberhalb 
den Porphyr der Ostseite allmählich näher an die Talmitte heran- 
treten, während das unmittelbare rechte Ufer vorläufig noch in 
ähnlichen Bildungen wie bei Zeinegg bleibt; dann aber kommen im 
Bachbett lichtgrau angeschliffene Felsen zum Vorschein, welche sich 
beim Anschlagen petrographisch als nicht einheitlich erweisen (siehe 
unten), und hinter ihnen in einer kleinen Ausbuchtung intensiv rote 
Letten und rote glimmerreiche Schiefer, spärlich auch lichte Sandsteine. 
Wenige Schritte weiter übersetzt die ganze Serie mit einer leichten 
Abschwenkung im Auftreten gegen SSW den lokal schwach umbiegenden 
Bachlauf und hier — am rechten Ufer etwas erhöht liegt das Gehöft 
Kalkgütl — finden sich die fraglichen Gesteine, auf eine Spanne 
von kaum 20 m zusammengedrängt, im Verbande aufgeschlossen. So- 
weit die Schichtung deutlich ist, streichen sie wie früher und stehen 
durchaus sehr steil bis sajger mit unentschiedener Fallrichtung, bald 
eher gegen NW, bald mehr nach SO. Die Reihenfolge von W nach 
OÖ ist nachstehende (vergl. Profil Fig. 2): 

a) breceiöser grauer Dolomit, ganz verwoben mit Kalkspatadern, 
oberflächlich vom Bach weißlich angeschliffen ; 

b) rötlicher Dolomit mit lichten, gelblichen oder graulichen 
Flecken, hie und da im Verbande mit sehr dünnen Lagen intensiv 
roten, blätterigen und glimmerführenden Mergelschiefers; äußerlich 
ähnlich wie «a) licht angewittert; 

c) graugiüne Glimmerkalke, ähnlich den Mergelschiefern von 
Zeinegg, und grauliche Kalke; 

d) harter, lichtgelber Dolomit; 

e) dunkle, stellenweise etwas bituminöse Kalke mit Asphalt- 
spiegeln, und unmittelbar angrenzend daran die Hauptmenge des 
roten, glimmerigen, dünnschieferigen Gesteins. 

Die Mächtigkeit aller dieser Gesteine zusammen beträgt hier, 
wie gesagt, kaum 20 m, dabei sind sie sichtlich mechanisch beeinflußt 
in der Richtung senkrecht zum Streichen, eng miteinander verquickt, 
ohne scharfe, etwa flächige Grenze untereinander, und die roten 
Schieferbildungen von ungefähr übereinstimmender Beschaffenheit 
treten wiederholt auf. Den meisten Anteil an der Mächtigkeit des 
Aufschlusses nimmt der graue, breceiöse Dolomit. 

Auf 1m ostseitig von der Serie ist nun hier der Porphyr auf- 
geschlossen mit plattiger Absonderung ungefähr in der Richtung des 
Auftretens jener; und zwar nicht nur in topographisch höheren Lagen 
als dieselbe, wie es bei Zeinegg der Fall ist, sondern neben ihr, so 


u Zu u ee Dee ie ee 


- 


1911 Sitzung vom 7. Februar. R. v. Klebelsberg. 57 


nämlich, daß der Porphyraufschluß tiefer hinabreicht, als die Kalke, 
Dolomite ete. nach oben aufragen. Mit anderen Worten, man kann 
an dieser Stelle sehen, daß Quarzporphyr und Kalkserie seitlich an- 
einandergrenzen und nicht etwa eines das andere untergreift. 

Fast ebenso nahe als auf der Ostseite die Porphyraufschlüsse 
an die Kalkserie heranreichen, tun dies am linken Ufer des Baches 
die Aufbrüche im Glimmerschiefer: der Bach passiert zwischen Porphyr 
und Glimmerschiefer hier einen Engpaß im Kleinen, die median liegende 
Kalkserie als Bett benützend. Der nächste Glimmerschieferaufschluß 
stoßt fast unmittelbar an den grauen, breceiösen Dolomit an; und 
wenn schon in minimal höherem Niveau, so empfängt man doch un- 
willkürlich den Eindruck, daß auch der Glimmerschiefer, wie der 
Porphyr, seitlich an der Kalkserie weiter in die Tiefe setzt; das ent- 


a — Breceiöser, grauer Dolomit, reichlich mit Kalkspatadern durchsetzt, weißlich 


anwitternd.. — 5 —= Rötlicher Dolomit mit lichten, gelblichen oder graulichen 
Flecken, im Verband mit den roten werfenerartigen Schieferlagen. — ce = Grauliche 
Glimmerkalke und Kalke. — d = Gelblicher Dolomit. — e = Dunkle, etwas 


bituminöse Kalke mit Asphaltspiegeln, angrenzend daran die Hauptmenge der 
roten, werfenerartigen Schiefer. 


sprechende Grenzverhältnis hat sich übrigens schon bei Zeinegg 
ergeben. 

Die Bruchwände der Judikarienlinie klaffen also hier auf etwa 
20 m auseinander und zwischen ihnen in die Spalte eingeklemmt er- 
scheint die Kalkserie. 

Letztere übersetzt, wie gesagt, hier den Bach und das Tal; auf 
der kleinen linken Uferfläche verschwindet sie zwar für eine kurze 
Strecke, aber ein paar Meter weiter drüben, wo das Gehänge rasch 
zur Straße hinansteigt, tritt sie gleich wieder hervor und bildet einen 
kleinen, überwachsenen Schrofen, knapp unterhalb der Straße. Wenn 
schon nicht gerade unmittelbar daneben, so doch nur wenige Meter 
seitlich, zum Teil in tieferer Lage übersetzt auch der Porphyr beim 
Hof Rastwies das Tal, während er früher durchaus auf dessen Ost- 
seite beschränkt war, und zieht hoch das westseitige Gehänge hinauf, 

g* 


58 Verhandlungen. Ne> 


so daß das Marauner Tal von hier ab weiter aufwärts, soweit als es 
in Betracht kommt, ganz im Porphyr liegt. Entsprechend tritt auf 
der anderen Seite der Kalkserie der Glimmerschiefer, an den sich 
bisher die Mitterbader Straße hielt, von der Talmitte zurück, seine 
südliche Begrenzungslinie schneidet die Straße und steigt dann steil 
den westseitigen Berghang hinauf; in derselben Richtung verschwindet, 
wenigstens vorderhand, die Kalkserie. 

Es hält sich also das Auftreten der Kalkserie genau an den 
Verlauf der großen Bruchlinie; wo diese den Marauner Talgrund 
verläßt und ins westliche Gehänge übergeht, tut dies auch jene; das 
steht im Finklang mit der früheren Beobachtung, daß nämlich die 
Kalkserie in der Bruchspalte lagert und nicht etwa wie durch das 
Fenster einer überlagernden Decke dank der Erosion des Baches 
zum Vorschein kommt. 

Was nun die Beschaffenheit der einzelnen Gesteine der Kalk- 
serie betrifft, so könnte man beim Vergleich mit der dinarischen 
Trias Südosttirols (Dolomiten) geneigt sein, südalpinen Faziescharakter 
dafür auszuschließen. Allein die judikarische südalpine Trias, die 
ja doch für den Vergleich in erster Linie in Betracht kommt, zeigt 
verschiedene Anknüpfungspunkte. Die spärlich auftretenden lichten 
Sandsteine und die roten Letten passen sehr wohl in das System des 
Grödner Sandsteins; die roten, glimmerführenden, dünnschichtigen bis 
blätterigen Schiefer finden ihr Analogon in einzelnen Lagen der 
Werfener Schichten, zum Beispiel des Mendelprofils ; ihrem wieder- 
holten Auftreten innerhalb der Kalkserie nach zu urteilen ist deren 
Schichtfolge keine einfache, regelmäßige; dunkle, bituminöse Kalke 
der Art wie unter e) unseres Profils kommen im oberen Muschelkalk 
der judikarischen Trias vor, zum Beispiel gleich südlich im Pescaratal, 
während die von Lepsius!) und Vacek?) erwähnten permischen 
Bildungen im Hangenden des Porphyrs bei Tregiovo (Nonsberg) wegen 
ihrer Dünnschichtigkeit minder vergleichbar sind. Gelbliche Dolomite 
wie unter d) werden aus dem karnischen Horizonte der Mendeltrias 
angegeben, könnten übrigens wohl auch ohne Schwierigkeit aus dem 
judikarischen Schlern- und Hauptdolomit bezogen werden; der graue, 
brecciöse Dolomit zeigt Anklänge an den Zellendolomit im Sinne der 
Beschreibung von Lepsius (stratigraphische Lage zwischen Werfener 
Schichten und Muschelkalk), wie er gerade weiter südlich an der 
Judikarienlinie in den an das Marauner Tal anschließenden -Gebieten 
des Nonsberg (Pescaratal) reichlich entwickelt ist. Die graugrünen, 
glimmerigen Mergel, Schiefer und Kalke, wie sie uns besonders bei 
Zeinegg begegnet sind, würden in unteren Niveaus der Werfener 
Schichten nicht überraschen; in Judikarien wurde für den petro- 
graphisch entsprechenden Schichtkomplex, der dort unter den sicheren 
Seisser Schichten mit Ps. Clarai liegt und in diese übergeht, durch 
Funde kleiner Bellerophonten das triadische Alter fraglich gemacht. 
So bleibt nur der rötliche, fleckige Dolomit, dessen Parallelisierung 


!) R. Lepsius, Das westliche Südtirol, pag. 33. 


2) M. Vacek, Über die geologischen Verhältnisse des Nonsberges. Verhandl. 
d. k. k. geol. R.-A., 1894, pag. 432. 


1911 Sitzung vom 7. Februar. R. v. Klebelsberg. 59 


mit irgendeinem bekannten Gliede der südalpinen Trias vorläufig 
Schwierigkeiten zu machen scheint; man findet zwar in den Dolomit- 
massen des Mendelgebirgs häufig rötliche Partien, aber doch anderer 
Art, ohne die charakteristische Fleckung; indessen bei der Beschränkt- 
heit der ganzen Trias des Marauner Talgrundes, bei ihrer Zusammen- 
pressung auf ein so gering mächtiges Schichtpaket, dürften derartige 
Abweichungen wohl kaum besonders hoch zu bewerten sein und darf 
man sich die erübrigenden Verschiedenheiten gegenüber der judika- 
rischen Trias vielleicht als lokale Veränderungen infolge mechanischer 
Beeinflussung denken. Durch Fossilien freilich ließen sich bisher 
keinerlei Belege geben; für die Auffindung solcher stehen die Aussichten 
schlecht, wegen des Mangels an losem Material; man hat fast nur 
die durch den Bach angeschliffenen Schichtköpfe vor sich. 

Nach dem ganzen Auftreten und der Lagerungsweise scheint es 
mithin kaum zweifelhaft, daß das Vorkommnis einen in der Spalte 
des Judikarienbruches zwischen Porphyr und kristallinem Schiefer ein- 
geklemmten permomesozoischen Fetzen vorstellt; der petrographische 
Charakter der vertretenen Gesteine spricht mit ziemlicher Sicherheit 
für permotriadisches Alter und macht es nebst den allgemeinen geo- 
logischen Verhältnissen der Gegend und dem übereinstimmenden 
Streichen durchaus wahrscheinlich, daß es südalpine, judikarische 
Trias ist!), wie sie weiter südlich normal über dem Porphyr auftritt. 

Die Kalke, beziehungsweise Dolomite fanden früher technische 
Verwertung, besonders der graue, breceiöse, und haben in der Oko- 
nomie des Tales von altersher eine Rolle gespielt, wie der Hofname 
Kalkgütl sagt. 

In keinerlei Beziehung zu der geschilderten Kalkserie, glaube 
ich, steht der Schiefer an der Mitterbader Quelle. Das Mitterbad 
liegt etwa eine Viertelstunde südlich oberhalb Rastwies, also in dem 
Abschnitte des Marauner Tals, wo bereits an beiden Seitengehängen 
der Quarzporphyr herrscht. Noch eine Viertelstunde talein, mitten 
in der Porphyrumgebung, kommt die stark eisenhaltige Quelle hervor 
über einer durch Eisentuffverkitteten Gehängeschuttmasse von vorwiegend 
Porphyrstücken; im Tuff reichlich Pflanzenspuren, Holzstruktur, Blatt- 
abdrücke (unter anderem von Blättern der Buche, die derzeit am 
Standort der Quelle fehlt). Indem diese Tuffbreccie durch Wasser- 
grabungen einigermaßen beseitigt wurde, zeigte sich, daß die ergiebige 
Quelle aus einem mürben, dünnschieferigen bis blätterigen, glänzenden, 
feinschuppigen, schwärzlichgrauen, bisweilen etwas graphithaltigen Ton- 
slimmerschiefer herauskommt, der auch in der Breccie vertreten ist, so- 
wie in einem nördlich herabkommenden Graben und unten am Marauner 
Bach spärlich zu Tage tritt. Seine Lagerung im Verhältnis zum Porphyr 
erscheint zwar nicht unmittelbar aufgeschlossen, aber nachdem etwas 


-höher am Gehänge schon bald der Porphyr ansteht, ist es sehr wahr- 
-scheinlich, daß er in dessen Liegendes gehört und als solches hier, 


sei es infolge von Unebenheiten der Porphyrbasis oder einer Störung 
(kurz nördlich des Grabens reicht der Porphyr viel tiefer) zum Vor- 


!) Diese Ansicht teilt (nach mündlicher Aussage) auch Herr Dr. W.Hammer 


- auf Grund seiner Kenntnis des ganzen Gebietes. 


60 Verhandlungen. \r. 2 


schein kommt. Diese Lagerung des Schiefers unter dem Porphyr ist 
um so wahrscheinlicher, als ein vergleichbares Gestein auch anderorts 
an der Porphyrbasis vorkommt, nämlich im Ursprungsgebiet der Eisen- 
quellen von Bad Froj im Villnöser Tal und dort sicher ins normale 
Liegende des Porphyrs gehört; zwar ist dort das unmittelbare Quell- 
gestein viel graphitischer und im Gegensatz zu Mitterbad außer- 
ordentlich stark radioaktiv (vergl. Bamberger und Krüse, Sitzb. 
d. Ak. d. Wiss., Wien 1910), aber daneben finden sich doch mehrfach 
auch Varietäten, die von dem Mitterbader Schiefer im Handstück 
nicht zu unterscheiden sind. 


Vorträge. 


Dr. H. M. Fuchs. Über eigenartige Fossilreste aus 
dem Vöslauer Miocän. 


Als Arzt ständig in Vöslau, sammle ich seit Jahren die Fossilien 
des miocänen Badener Tegels, besonders die der Vöslauer Ziegel- 
grube. Spezielle Aufmerksamkeit habe ich den Minutien zugewendet, 
die in der von Hörnes beschriebenen Sandlinse im Vöslauer Ziegel- 
werk zwischen blauem und gelbem Tegel in ungemein großer Anzahl 
vorkommen. Abgesehen von einer Unzahl kleiner Gasteropoden und 
Bivalven und vielleicht 5000—6000 Fischotolithen fand ich als relative 
Seltenheit im ganzen vielleicht einige Dutzend kleine, braune, 
glänzende, wie Häkchen oder Zähnchen aussehende Gebilde, die ich 
mir nicht deuten konnte. Als ich sie Herrn Dr. Schubert, Sektions- 
geologen der geologischen Reichsanstalt, zeigte, teilte er mir mit, daß 
er die gleichen Fossilien als Cephalopodenkiefer aus Sardinien vom 
Direktor des Museums in Cagliari, Herrn Dr. Lovisato, erhalten 
habe. Meine direkte Anfrage beantwortete Herr Dr. Lovisato 
dahin, daß dieselben in den schlierähnlichen Ablagerungen des sar- 
dinischeu Miocäns ziemlich häufig seien und im Museum mit der 
Bestimmung Zhyncholithes sp.? verwahrt würden. Da meine kleinen 
Häkchen sowohl in Größe als in Gestalt unter sich gewisse nicht 
unerhebliche Differenzen aufwiesen, wollte ich an rezentem Material 
Vergleiche anstellen, ob diese Differenzen eventuell verwertbar seien, 
um daraus die Zugehörigkeit zu verschiedenen Familien der Cephalo- 
poden zu folgern. Ilerr Dr. Werner, Professor der Zoologie an der 
Wiener Universität, stellte mir in liebenswürdigster Weise ein reiches 
Material zur Verfügung, und konnte ich Kiefer aus sämtlichen 
Cephalopodenfamilien zur Untersuchung bekommen. Zu unserer großen 
Überraschung stellte es sich nun heraus, daß es sich, trotz gewisser 
Ähnlichkeit bei oberflächlicher Betrachtung, bei meinen Fossilien über- 
haupt nicht um Cephalopodenkiefer handeln könne. Sämtliche Herren, 
denen ich weiterhin diese Häkchen in der Hoffnung auf eine sichere 
Bestimmung zeigte, sind trotz der größten Divergenzen untereinander 
in der Auffassung dieser Fossilien darin einig gewesen, daß man 
Cephalopodenkiefer ausschließen könne. Denn bei allen Cephalopoden- 
kiefern ist der eine an einer Schmalseite bis zur Spitze gespalten, 


1911 Sitzung vom 7. Februar. Dr. H. M. Fuchs. 61 


der andere hat an der Spitze einen kleinen, aber massiven Zalın, 
während meine Häkchen nirgends die Spur einer Spalte zeigen und 
außerdem hohl sind. Nach Fallenlassen dieser Bestimmung hatte ich 
nun gar keinen Anhaltspunkt, meine Funde zu deuten. Herr Professor 
Werner und Herr Dr. Schubert nahmen sich sehr freundlich 
meiner Ratlosigkeit an und zeigten die Häkchen einer größeren 
Anzahl von Fachgelebrten sowohl Zoologen als Paläontologen. Leider 
hatte keiner ähnliches gesehen. Auch die deutsche zoologische Station in 
Neapel schickte dieselben mit einem Fragezeichen zurück. Herr Profes- 
sor Pfeffer in Hamburg, dem sie Professor Werner als speziellem 
Cephalopodenkenner sandte, sprach die vage Vermutung aus, daß es 
sich um Reste von Dekapodenpanzern handeln könne, doch sei ihm 
ähnliches ebenfalls nicht zu Gesicht gekommen. In diesem Stadium 
meiner Irrwege angelangt, wollte ich bereits meine Bestimmungs- 
versuche als hoffnungslos aufgeben, als gerade durch die Anknüpfung 
mit Hamburg meine Versuche, diese so unbekannten Fossilien zu 
deuten, einen neuen Ansporn erhielten. Ganz unvermuteterweise 
erhielt ich von Herrn Dr. Frucht, Assistent am Mineralogisch- 
geologischen Institut in Hamburg, einen Brief, worin er mir mitteilte, 
er habe nach Schlämmen einer größeren Menge miocänen Hamburger 
Glimmertones ihm unbekannte Häkchen gefunden, und als er sie Herrn 
Prof. Pfeffer mit der Bitte um Bestimmung zeigte, von diesem die 
Nachricht erhalten, daß er die gleichen Fossilien vor einigen Monaten 
von mir aus dem Badener Tegel erhalten habe, und fragte mich, ob 
mir bereits eine Bestimmung geglückt sei. Nach Einsicht seiner 
Häkchen war es sicher, daß sowohl die Hamburger als auch die 
sardinischen und Vöslauer das Gleiche sein müssen. Bei der weiten 
Verbreitung dieser Fossilien im marinen Miocän mußte ich annehmen, 
daß ihre Bestimmung doch ein gewisses allgemeines Interesse haben 
könne, und wandte mich daher noch einmal an die Zoologen des 
Wiener Hofmuseums, die mich alle in liebenswürdigster Weise unter- 
stützten. Wir zogen sämtliche Tierklassen in Betracht und die Mög- 
lichkeit, ob diese Häkchen als Reste irgendeiner derselben ange- 
sprochen werden könnten, um so eventuell per exclusionem zum Ziele 
zu kommen. Es wurde wirklich an alles Mögliche gedacht — abge- 
sehen von den niederen Tieren, unter denen speziell die Anneliden 
länger in Frage kamen — auch an höhere, besonders Krallen von 
Schildkröten und die diversen Fischzähne. Hier schien eine große 
Ähnlichkeit mit den Hornzähnen von Cyelostomen zu bestehen, und 
wurde, um darüber sicher zu sein, die histologische und chemische 
Untersuchung als notwendig beschlossen. Herr Dr. Schaffer, 
Professor der Histologie an der Wiener Universität, war so liebens- 
würdig, sich dieser Aufgabe mit größter Sorgfalt zu unterziehen. 
Daraus ist eine eigene, vollständige Arbeit geworden, von der ich 
heute nur kurz die wichtigsten Ergebnisse referieren will. 

Die Häkchen bestehen aus Chitin mit reichlicher Kalkeinlage. 
Dieser Kalk ist depolarisiert, so daß die Annahme naheliegt, daß er 
erst sekundär, pseudomorphotisch hineingekommen ist. Das Chitin ist 
deutlich erhalten, und gibt heute noch zwei für Chitin wichtige 
chemische Reaktionen. 


69 Verhandlungen. Nr. 2 


1. Nach Entkalkung bleibt der organische Rest nach Kochen 
mit 10°/, Natronlauge unverändert als zusammenhängende Masse mit 
fibrillärer Struktur. 

2. Die Phenolenreaktion nach Professor Ebner. Wenn man die 
entkalkten Schnitte mit absolutem Alkohol entwässert und dann 
schweres Nelkenöl zusetzt, so dreht sich die Doppelbrechung um. 
Nach Auswaschen des Nelkenöles kehrt die erste Doppelbrechung 
wieder zurück. Diese Reaktion ist deswegen wichtig, weil sie ein 
charakteristisches Unterscheidungsmerkmal zwischen Chitin- und Horn- 
substanz bildet. Interessant daran ist wohl, daß sich aus dem Tertiär 
heute noch organische Substanz erhalten hat. die heute noch beim 
Kochen mit einer intensiv wirkenden Chemikalie, wie Natronlauge, 
unverändert ihre Struktur behält. 

Danach entfällt natürlich die Möglichkeit, daß es sich um irgend- 
welche Dentin- oder Hornzähne handeln könne, ferner eine weitere, 
die während dieser Untersuchung auftauchte, daß es vielleicht Häk- 
chen der Fangarme von Onychotheutisarten sein könnten. Diese be- 
stehen nämlich, wie Prof. Schaffer an rezentem Vergleichsmaterial 
feststellen konnte, im Gegensatz zu den Cephalopodenkiefern nicht 
aus Chitin, sondern einer hornartigen Substanz. 


Nachdem ich nun über die vielen mißlungenen Deutungsver- 
suche berichtet habe, lege ich hier die rätselhaften Häkchen vor. 
(Abbildung zirka 10 mal vergrößert.) Dieselben sind mehrere 
Millimeter hoch, von der Seite zusammengedrückt, an der Basis aus- 
gehöhlt. Die Wände der Höhle sind relativ dick, jedenfalls bei weiteın 
dicker als bei den rein chitinigen Cephalopodenkiefern. Die Ober- 
fläche ist braun, glatt und glänzend. Wenn man sie von der Seite 
betrachtet, so weist die eine Schmalseite eine gleichmäßige Konvex- 
krümmung auf, während die andere eine schwach S-förmige Krümmung 
zeigt, die aber bei den Häkchen verschieden ist. Während sie bei 
den einen an der Spitze stark einspringt und dadurch das Häkchen 
in eine scharfe Spitze ausgezogen ist (Abb. Fig. A, b), ist bei den 
anderen der konkave Teil der S-förmigen Krümmung nur angedeutet, 
so daß die Spitze viel stumpfer erscheint. (Abb. Fig. ©, D.) Es lassen 
sich alle meine Häkchen entweder unter scharf- oder stumpfspitzige 
einreihen, und scheinen zwischen diesen beiden Typen keine Über- 
gänge zu bestehen. Manche der Häkchen scheinen schwach nach der 
einen Breitseite gekrümmt, also etwas asymmetrisch zu sein. Die 
Basis der Häkchen ist unregelmäßig begrenzt. Sie macht den Ein- 
druck, als ob nicht alle Häkchen in ganz gleicher Entfernung von der 


1911 Sitzung vom 7. Februar. Dr. H. M. Fuchs. 63 


Spitze abgebrochen wären. Bei manchen der scharfspitzigen ist an 
ihrer S-förmig gekrümmten Schmalseite ein langer, stark von der 


Längsachse abweichender fast löffelförmiger Fortsatz — in ver- 
schiedener Länge abgebrochen — vorhanden (Abb. Fig. BD, f). Auch 


zu der anderen Schmalseite der scharfspitzigen und bei den stumpf- 
spitzigen an beiden Seiten, besonders an der rein konvexen, sind 
kürzere solche Fortsätze, die aber der Hauptsache nach so ziemlich 
der Längsachse parallel sind, erhalten (Abb. D, p). Manche von den 
Häkchen erscheinen an einzelnen Stellen, besonders an den Spitzen, 
nicht glänzend, sondern matt, und unter der Lupe sieht man deutlich, 
daß die Oberfläche nicht mehr glatt, sondern porös erscheint. Dies 
läßt sich, glaube ich, ungezwungen als Verwitterungserscheinung auf- 
fassen. Aber auch bei den guterhaltenen kommen an den Breitseiten 
vereinzelte punktförmige Einziehungen vor, die nur unter der Lupe 
zu sehen sind. Dieselben sind nicht bei allen vorhanden, nicht regel- 
mäßig gestellt oder an bestimmte Stellen gebunden, meist nicht 
zahlreich, und erscheint bei diesen auch in den Trichter der Ein- 
ziehung hinein die Oberfläche glatt und glänzend. Wie weit die ein- 
zelnen Häkchen in der Größe untereinander differieren, läßt sich 
schwer sagen, da eben die Basis in verschiedener Entfernung von 
der Spitze abgebrochen zu sein scheint. Doch macht es mir den 
Eindruck, daß sie jedenfalls nicht um mehr als das Doppelte variieren. 
Die Häkchen aus Sardinien und Hamburg stimmen in der Gestalt 
auf das vollkommenste mit den Vöslauern überein. Nur ist ihr Er- 
haltungszustand entschieden schlechter. Ihre Oberfläche ist überall 
matt und rauh, so wie bei den Vöslauern nur an einzelnen, und dort 
nur stellenweise. Der sardinische Fundort und der Hamburger weisen 
auf Hoch- oder Tiefseefaunen hin, die Vöslauer Sandlinse enthält ein 
Gemisch von Überresten dieser Faunen mit Strandtieren. An allen 
drei Fundorten kommen die Häkchen vereint mit Ötolithen von 
Scopeliden vor, wobei ich selbstverständlich vermeiden will, aus diesem 
Zusammentreffen irgendeinen bestimmten Schluß zu ziehen. Eine 
sichere Deutung dieser Häkchen ist mir bis heute absolut nicht ge- 
lungen, obwohl sie Professor Schaffer noch einer Reihe auswärtiger, 
mit ihm in Korrespondenz stehender Fachgelehrter zeigte, so daß sie 
in den letzten Jahren auch in Göttingen, München, Brüssel und Paris 
begutachtet wurden. In der allerletzten Zeit wurde ich aufmerksam 
semacht, daß bei verschiedenen Krabben mit blattförmigen Scheren, 
die Spitzen dieser Scheren besonders stark chitinig sind, und von 
dem übrigen Scherenpanzer wesentlich abweichen, ebenso die Dornen 
am Rückenschild, den Fühlern und den Füßen einer Anzahl Meer- 
krebse, und zwar ist diese eigentümliche Beschaffenheit der Dornen 
auf die Familie der Palinuriden beschränkt. Was ich aber davon 
bisher im Hofmuseum gesehen habe, sieht doch wieder anders aus, 
indem der bei weitem größte Teil dieser Scherenspitzen und Dornen 
eine kegelförmige Gestalt hat, während es für meine Funde charak- 
teristisch ist, daß sie sämtlich seitlich zusammengedrückt sind. 
Dr. Pesta, der im Wiener Hofmuseum die Dekapoden bearbeitet, 
versprach mir übrigens, diese Spur im Auge zu behalten. Aber ab- 
gesehen von dieser Vermutung, daß es sich eventuell um solche Deka- 
K.k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 2. Verhandlungen. 10 


64 Verhandlungen. Nr 


podenreste handeln könne, mußten bisher alle die vielen Deutungs- 
versuche immer wieder als sicher falsch aufgegeben werden. Trotz- 
dem also mein neuer Fund aus dem Vöslauer Miocän noch zu keiner 
sicheren Bestimmung gelangt ist, glaubte ich doch denselben schon jetzt 
in der Sitzung der geologischen Reichsanstalt demonstrieren zu dürfen. 
Denn nachdem eine große Anzahl von Forschern, darunter viele be- 
deutende Namen, diese Häkchen nicht kannten, kann die Ursache, 
daß sie bis heute noch nicht bestimmt sind, nicht nur an meinem zu 
geringen Wissen liegen und ich dachte, es sei daher das beste, 
sie hier an der geologischen Zentralstelle Österreichs zu zeigen, um 
vielleicht hier der richtigen Deutung nähergeführt zu werden. 


Literaturnotizen. 


Friedrich Katzer. Die EisenerzlagerstättenBosniens 
und der Herzegowina. Ergänzter Sonderabdruck aus dem Berg- 
und Hüttenmännischen Jahrbuch der k. k. montanistischen Hoch- 
schulen zu Leoben und Pribram. 58. Bd., 1910, Wien, Manz’scher 
Verlag. Mit einer Übersichtskarte und 52 Abbildungen im Text, 8°, 
343 S. 


Das vorliegende Werk Katzers ist von der bosnisch-herzegowinischen 
Landesregierung aus Anlaß der Verhandlungen über die Eisenerzyorräte der 
Erde dem XI. internationalen Geologenkongreß gewidmet. Es behandelt nicht 
nur die größeren, für die bergwirtschaftliche Schätzung in Betracht kommenden 
Lagerstätten, sondern gibt auch eine möglichst vollständige Zusammenstellung 
der zahlreichen kleineren Vorkommnisse, so daß man in der Lage ist, einen 
Überblick über die ziemlich mannigfaltigen, im Annexionsgebiet verbreiteten 
Typen zu gewinnen. Es sei erwähnt, daß vom gleichen Autor im Jahre 1907 eine 
ähnliche Zusammenstellung der „Fahlerz- und Quecksilberlagerstätten 
Bosniens“ und 1909 eine solche über die .Schwefelkies- und Kupfer- 
kieslagerstätten Bosniens und der Herzegowina“ (Berg- und 
Hüttenmänn. Jahrb.) veröffentlicht wurde. Die wichtigsten Eisenerzdistrikte sind 
im folgenden kurz erwähnt. 

I. Das Sanagebiet in NW-Bosnien gehört der Hauptsache nach einer 
paläozoischen Aufwölbung an, welche die Fortsetzung der bekannten Karbonregion 
von Tergove in Kroatien bildet. Schon bei Novi und Blagaj unweit der bosnischen 
Grenze finden sich in karbonischen, oft von Kalken begleiteten Schiefern und 
Sandsteinen Sideritgänge, welche in der Regel auch Sulfide, wie Pyrit, Kupfer- 
kies, Bleiglanz führen; die limonitische Oxydationszone ist überall entwickelt. 
Im Japratale bei Blagaj, wo gewaltige Schlackenmengen (schätzungsweise zirka 
500.000 Tonnen mit rund 50% Fe-Gehalt) als Spuren einer bedeutenden alten 
Eisenindustrie zu finden sind, kennt man limonitische Gänge und Stöcke sowohl 
in jungpaläozoischen als auch in triadischen Kalken, doch lassen die spärlichen 
Aufschlüsse im allgemeinen keine nähere Beurteilung des Charakters der Vor- 
kommnisse zu. . 

Ein besonders bedeutender, NNO—SSW streichender Erzzug ist zwischen 
Ljubia und Stari Majdan („alte Hüttenwerke“) entwickelt. Auch im Ljubiagebiete 
handelt es sich vorwiegend um sekundär limonitisierte Siderite, welche begleitet 
von geringen Sulfidmengen bedeutende Gänge (meist Lagergänge) im Karbon 
bilden. In der Regel sind sie an die Nähe von Kalk gebunden, wobei der letztere 
mitunter von ankeritischen und quarzigen Klüften durchschwärmt ist. Katzer 
schätzt das Erzquantum des zirka 80) m langen und fast 300 m breiten Eisenerz- 
gebietes von Ljubia auf zirka 5 Millionen Tonnen Limonit und Siderit. Weiter 
südlich, in der Richtung gegen Stari Majdan, lassen sich auch echte metasomatische 
Erzstöcke im karbonischen Kalk feststellen, so zum Beispiel im Drenovactale; 
die Mineralgesellschaft ist die gleiche wie in den bisher erwähnten Lagerstätten. 
Die noch zur Verfügung stehenden Erzmengen lassen sich im allgemeinen schwer 


- 


1911 Sitzung vom 7. Februar. Friedrich Katzer. 65 


schätzen, da neuere Aufschließungsarbeiten nur in geringem Umfange vorge- 
nommen wurden, doch steht fest, daß der Sanadistrikt zusammen mit dem später 
zu erwähnenden Gebiet von Vare$ die bedeutendsten Eisenerzreserven Bosniens 
enthält. Von den Heimischen wurden im allgemeinen nur die in ihren einfachen 
Öfen leichter zu verhüttenden zelligen und ockerigen Limonite abgebaut, während 
die glaskopfartigen dichteren Erze und die Siderite stehen blieben. Gegenwärtig 
ist naturgemäß diese bis in prähistorische Zeit zurückreichende primitive Eisen- 
industrie völlig im Erlöschen. 

II. Die vorwiegend aus paläozoischen Sedimenten bestehende, von zahl- 
reichen Eruptivgesteinen durchbrochene Aufwölbungsregion, welche im mittleren 
Bosnien ungefähr aus der. Gegend von Klju@ über Varcar Vakuf gegen Konjica 
verläuft und als bosnisches Erzgebirge bekannt ist, zeigt gleichfalls zahlreiche 
Eisenerzvorkommnisse, deren montanistischer Wert allerdings nur in wenigen 
Fällen ein bedeutender ist. 

Zu nennen ist hier besonders der in paläozoischen, von Porphyr 
durchbrochenen Schiefern aufsetzende, bis über 15 m mächtige Lagergang 
von Sinjako. Er besteht im westlichen Teile vorwiegend aus reinem Siderit 
(oberflächlich limonitisiert), gegen Osten aber nimmt er mehr und mehr Sulfide 
auf, besonders Kupferkies, welcher bis in die letzte Zeit den Gegenstand eines 
Bergbaues bildete, 

An zahlreichen Stellen im bosnischen Erzgebirge gibt es Limonitvorkomm- 
nisse, welche den „eisernen Hut“ verschiedener, oft durch Fahlerz- und Baryt- 
führung ausgezeichneter Gänge darstellen und zum Teil aus >Sideriten, zum Teil 
aus Pyriten entstanden sind. Hierher gehören zum Beispiel die Lagergänge an 
der Grenze von Phyllit und jungpaläozoischem (permischem?) Kalk bei Fojnica. 

Einem anderen Typus entsprechen die Lagerlinsen von Hämatit, welche 
bei Dusina, W von Kre$evo innerhalb einer etwa 2 km langen Zone des von 
Porphyroiden begleiteten Tonschiefers auftreten. Einzelne Hämatitnester er- 
scheinen ferner im paläozoischen Kalk der Ze& planina und im Triaskalk des 
Inacberges bei Kresevo. In beiden Fällen sind sie von Zinnober begleitet und 
stellen gangartige, wohl in Zusammenhang mit den mesozoischen Porphyreruptionen 
der betreffenden Gebiete durch Thermalwässer gebildete Ausscheidungen dar. 

Von sehr großem theoretischen Interesse sind einige Magnetitlagerstätten 
bei Jablanica nahe der Narenta und in der Gegend von Prozor. Sie bilden 
schlierenartige, von Epidot begleitete Ausscheidungen in der Randzone von 
Gabbrostöcken, welche die Trias durchbrechen und am Kontakt verändern. 
Schwach goldhaltiger Pyrit, etwas Arsenkies und Chalkopyrit sind sowohl im 
Eisenerz als auch besonders im Kalke der Kontaktregion eingesprengt. 


Ill. Sehr hohes Interesse bietet der Distrikt von VareS, welcher wegen 
seines Reichtums der Sitz der modernen Eisenindustrie Bosniens geworden ist 
und 1909 zirka 1,500.000 q Erze (500.000 47 Roheisen) produzierte. Die Eisenerze 
bestehen aus feinkörnigen Pelosideriten (Toneisensteinen) zusammen mit Hämatit 
und sekundär durch Verwitterung gebildetem Limonit. Sie sind durch Verdrängung 
von Triaskalk entstanden, bilden also metasomatische Lager und Stöcke. 

S von Vare$ fand sich in eisenschüssigen Kalkschiefern der unteren Lager- 
partie ein Abdruck von Voltzia heterophylla;, bei Borovica wurden in halbvererzten 
Kalken nahe einem Hämatitvorkommen Muschelkalkammoniten entdeckt. 

Katzer nimmt an, daß die Erzbringung auf Thermalwässer zurückzu- 
führen ist, welche im Anschluß an die Eruptionsperiode der auch bei Vare$ ver- 
breiteten Melaphyre auftraten. Die nicht seltene Durchäderung der Erze mit 
Baryt spricht zugunsten dieser Anschauung. 

Die erzführende Triasregion von Vare$ ist im Süden auf Kalkmergel des 
Lias (mit Tmetoceras Katzeri Beck) aufgeschoben; merkwürdigerweise halten sich 
die bedeutendsten Lagerpartien ziemlich an die Nähe dieser Grenze, was wohl 
auf einen genetischen Zusammenhang beider Phänomene schließen läßt. 

Katzer schätzt das aufgeschlossene Erzvermögen von Vares auf zirka 
8 Millionen Tonnen, welcher Betrag von dem in Summa vorhandenen Quantum 
wahrscheinlich bedeutend übertroffen werden dürfte. Der durchschnittliche Eisen- 
gehalt beträgt bei den ungerösteten Pelosideriten etwa 40°/,; bei den Rot- und 
Schwarzerzen aber mehr — in den besseren Qualitäten über 50°/,. 

Bei Srednje in der Umgebung von Üevljanovid kommen in einem von 
Werfener Aufbrüchen begleiteten Triasdolomit nahe der Grenzüberschiebung 

10* 


66 Verhandlungen. Nr. 2 


gegen die auch hier vorhandenen Liasmergel zwei durch eine Störung getrennte 
Lagerzonen von Hämatit vor, dessen über der Talsohle anstehendes Quantum 
von Katzer auf zirka 1 Million Tonnen geschätzt wird. Das Vorkommen steht 
genetisch jedenfalls den Vare$er Lagerstätten sehr nahe. 

IV. Von untergeordnetem Interesse sind einige Lagerstätten in Nordost- 
bosnien, deren basische, oft serpentinisierte Eruptivgesteine und Tuffite nicht 
selten etwas Eisenerz führen. Zu erwähnen wäre hier eine eigentümliche, vielleicht 
infolge tektonischer Vorgänge isolierte Hämatitscholle bei Tesanin, ferner eine 
anscheinend magmatische Ausscheidung von Magnetit im Diabas bei Boroveci. 
Ihre Mächtigkeit steigt bis 6 m, doch ist die streichende Ausdehnung gering, 

V. Arm an Eisenerzen ist das östliche Bosnien; die dort bekannten Vor- 
kommnisse verdienen im allgemeinen nur Erwähnung als Begleiter oder Oxydations- 
produkte anderer Erze, zum Beispiel im eisernen Hut der Zn, Pb, Cu-führenden 
Gänge von Fota. 

Anhangweise sei bemerkt, daß in der Herzegowina bis jetzt Eisenerz- 
lager von wirtschaftlicher Bedeutung nicht entdeckt sind. Die Hämatitausscheidungen 
in den Permsandsteinen von Konjiea und die Limonitnester in den Kreidekalken 
von Zubei spielen praktisch keine Rolle. 


In den Schlußbemerkungen gibt Katzer eine Zusammenstellung der auf- 
geschlossenen Eisenerzmengen Bosniens. Es entfallen nach seiner Schätzung auf: 


Tonnen 

Magneteisensteinewer er. K. ..00 300.000 
Roteisensteine (hämatitische und turjitische 

Erze) ne en ee 3,000 000 

Brauneisensteine (limonitische Erze) ‚, , . 15,000.000 

Spateisensteine (sideritische Erze) . . . .  4,000.000 

22,300.000 


In den noch nicht verritzten Teufen der Lagerstätten dürfte der Anteil 
der Siderite ein wesentlich höherer sein als in den aufgeschlossenen Teilen. 
Das gesamte Eisenerzvermögen Bosniens und der Herzegowina schätzt der Ver- 
fasser auf mindestens 30—40 Millionen Tonnen. 

Durchschnittsanalysen der Erze sind in ausreichender Zahl den Lagerstätten- 
beschreibungen beigegeben. \ (Dr. Franz Koss mat.) 


Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23. 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25. 


v DE: 3 
SERIZEVS VUNTID: 


ENT 7 FR 


Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 


Sitzung vom 21. Februar 1911. 


Inhalt: Vorträge: G. Geyer: Über die Kalkslpen zwischen dem Almtal und dem 
Traungebiet. — W. Hammer: Vorlage eines neuen Alpenquerschnittes. — Literatur- 
notizen:H. Reinl. 

NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich. 


Vorträge. 


Georg Geyer. Über die Kalkalpen zwischen dem 
Almtalund dem Traungebiet. 


Anschließend an die Bearbeitung des Kalkalpenteiles im öst- 
lichen !) und im zentralen?) Abschnitte des Blattes Kirchdorf 
(Zone 14, Kol. X) in Oberösterreich wurde während des Sommers 
1910 das Hauptdolomitterrain zwischen Scharnstein und dem Traun- 
see einerseits und zwischen dem Almsee und Offensee anderseits neu 
begangen. Dieses am linken Almufer gelegene und westwärts bis 
zur Blattgrenze, also bis in die oberen Verzweigungen des Öffenseer 
Weißenbachs, Rinnbachs, Karbachs und Lainaubachs reichende 
Terrain wird im wesentlichen durch relativ flach gelagerte Haupt- 
dolomitmassen gebildet, die im Süden durch eine breite Zone von 
Wettersteindolomit unterlagert, im Norden aber entlang einer 
Störungslinie von einem bis an die Flysengrenze vorspringenden Auf- 
bruch älterer Triasgesteine abgetrennt werden. 


Dadurch ergibt sich naturgemäß eine Gliederung in drei tek- 
tonische Abschnitte, von denen der letzte nicht bloß durch seine 
exzeptionelle Ausbildung und Lage — Werfener Schichten an der 
Flyschgrenze — sondern auch durch die Zusammensetzung der Basis- 
konglomerate des Kreideflysches ein besonderes Interesse bean- 
spruchen darf. 


!) G. Geyer, Aus den Umgebungen von Molln, Leonstein und Klaus im 
Steyrtal. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1909, pag. 129—143. 


2) Aus den Kalkalpen zwischen dem Steyr- und dem Almtal in Ober- 
österreich. Ibid. 1910, pag. 169—195. 


K._k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 3. Verhandlungen. 11 


68 Verhandlungen. Nr. 3 


1. Das Hauptdolomitgebiet im Westen des Almtales. 


Innerhalb jener etwa 8 Kilometer breiten, zwischen Habernau 
und Grünau vom Almtal durchquerten Hauptdolomitzone tritt nur im 
Vorderen Rinnbachgraben (SW von Grünau) ein schon von den älteren 
Karten verzeichneter, einseitiger und nicht unter den Lunzer Sand- 
stein hinabreichender Aufbruch liegender Triasgesteine zutage. 

Da auch die spärlichen Reste auflagernder jüngerer Schichten 
nur einen bescheidenen Flächenraum einnehmen, so liegt hier ein 
sehr einförmiges Hauptdolomitgebiet vor, das sich etwa mit den 
monotonen Hauptdolomitstrichen der niederösterreichischen Kalkalpen 
zwischen Mariazell, Rohr und Gutenstein vergleichen ließe. Während 
jedoch innerhalb der letzteren die bekannte Schuppen- oder Dach- 
ziegelstruktur, bestehend aus einer Wiederholung von einseitig nach 
Süden oder Südosten neigenden Schollen, vorherrschend ist, treten uns 
zwischen dem Almtal und dem Offenseegebiet auffallend flach ge- 
lagerte, ja streckenweise völlig horizontal liegende oder aber gegen 
Norden einfallende Hauptdolomitmassen entgegen, deren Liegendes 
fast überall unter den Tal- oder Grabensohlen verborgen bleibt. 

Namentlich ist es eine kilometerbreite, vom Schnellerplan 
und Steinberg östlich gegen den Almdurchbruch und jenseits des 
letzeren weiter bis in das Kasbergmassiv fortsetzende Zone, die sich 
durch fast schwebende Lagerung auszeichnet. Diese flache Lagerung 
kommt besonders deutlich zum Ausdruck in den Hangendresten 
weißer Rhätkalke auf dem Rücken des Weißecks und des Stein- 
bergs sowie auch in einer auf der Westabdachung des Hochtenns 
zwischen den obersten Dolomitbänken eingeschalteten Linse von 
norischem Plattenkalk, an deren Grenze entlang dem Unterrand des 
Plateaus der Gegensatz zwischen dem verkarsteten Kalk und dem 
minder durchlässigen Dolomitboden scharf ausgeprägt ist. Im Loch- 
bachgraben und auf der Bäckerhöhe am Steinberg zeigen sich in den 
rhätischen oberen Dachsteinkalken nicht selten ausgewitterte Durch- 
schnitte größerer Megalodonten sowie zumeist basale Einschaltungen 
dunkler kalkiger Mergel mit Muschelbreccien. Die hellgrauen Rhät- 
kalke ziehen sich vom Plateau des Steinbergs und der Bäckerhütte 
quer über den Lochbach und das Zwercheck gegen Nordwesten, 
übersetzen dort das (Ebenseer) Riinnbachtal und tragen auf der 
Nordlehne des letzteren noch einen Denudationsrest von rotem 
Liaskalk. 

Ähnliche Verhältnisse herrschen auch zwischen dem Hoch- 
kogel und dem Traunsee. Auch hier lagert über dem Hauptdolomit 
zunächst eine Wandstufe weißer Rhätkalke mit spärlichen Einschal- 
tungen von Mergeln und Muschelbreecien, in deren Hangendem dann 
der hellrote Liaskalk folgt. Im Nordwestabhang des Hochkogels gegen 
die Mayralpe stehen die letzteren in Wänden an und bilden die 
Wurzel eines über die Gosauschichten jenes Abhanges geschütteten, 
bis zur Sohle des Lainautals hinabreichenden Bergsturzes. 

Vom Gipfel des Hochkogels aber zieht die Platte aus weißem, 
oberem Dachsteinkalk und lichtrotem Liaskalk entlang der scharfen 
Südwestkante jenes Berges, die Gosaumulde des Eisenaubachs be- 


1911 Sitzung vom 21. Februar. Georg Geyer. 69 


grenzend, zum Hochlindach (909 m) hinüber, der sich nächst der Kar- 
bachmühle schon am Ufer des Traunsees erhebt. 

In dem gut aufgeschlossenen Profil längs des östlichen See- 
ufers, das die kilometerweite Querverschiebung!) dieser Seespalte 
deutlich zum Ausdruck bringt, erscheint südlich vom Hochlindach 
noch ein zweiter, viel mächtigerer Zug von Dachsteinkalk und hell- 
rotem Liaskalk in der gegen den Traunsee steil abstürzenden Masse 
des Erlakogels und Spitzelsteins. Diese von Spatadern reich 
durchwachsenen roten oder rot und weiß geflammten, in der Gegend 
vielfach als Quaderstein verwendeten ia sind im allgemeinen 
viel ärmer an Fossilresten als die meisten Hierlatzkalke und ent- 
sprechen eher der Fazies roter Liaskalke auf dem Schieferstein im 
Ennstal. (Vergl. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., Bd. 59, Wien 1909, 
pag. 47.) 

Es gelang mir nur an wenigen Stellen, außer Orinoidenstiel- 
gliedern auch Brachiopodenreste aufzufinden, so nördlich von Rinn- 
bach am Seeufer, woselbst weiße, rotgefleckte, fast ganz aus. einer 
Anhäufung jugendlicher Schalen eines glatten, wohl mit Ter. punctata 
So. identischen Brachiopoden bestehende Kalke am Fuße des Steil- 
hanges aufgelesen wurden. In unseren älteren Aufsammlungen liegen 
außerdem einige kleine Brachiopodensuiten vom Abhang des Spitzel- 
steins unter der Alpe und vom Aufstieg zum Erlakogel, welche zumeist 
aus Hierlatzformen bestehen. 

Das Liegende der roten, bis auf die höchste Spitze des Erla- 
kogeis hinaufreichenden Liaskalke bilden im Rinnbachtal weiße, dick- 
bankige, große Megalodonten einschließende obere Dachsteinkalke 
sowie auch plattige, wulstige Rhätkalke mit Mergelschieferlagen. An 
der Straße in das Rinnbachtal sind die letzteren (etwa südlich unter- 
halb der Mülleralpe) in großen, mit dicken verzweigten Wülsten 
bedeckten Tafeln entblößt, zwischen denen bräunliche mürbe Mergel- 
schieferlagen voller kohliger Pflanzenspreu eingeschaltet sind. Wie 
mir mein verehrter Kollege Dr. F. v. Kerner mitteilt, sind unter 
den besser erhaltenen Resten Bruchstücke von Zweigen und Zapfen- 
schuppen einer Konifere aus der Gruppe der von Potonie als Volt- 
ziopsis zusammengefaßten Reste zu erkennen. 

Zur Begründung eines näheren Vergleiches speziell mit Chei- 
rolepis ist der Erhaltungszustand jedoch zu ungünstig. 

Außerdem zeigen sich Schaftfragmente von Zgquisetum und nicht 
näher zu bestimmende Stengelfragmente. 

Immerhin ist das massenhafte Erscheinen dieser Landpflanzen- 
reste in Zwischenlagen der marinen Rhätkalke sehr bedeutsam, da 
durch dieselben die Nähe eines rhätischen Festlandes erwiesen wird. 
Thekosmilienstöcke in den rötlichgrauen Rhätkalken und die stets 
wiederkehrenden tonigen Muschelscherbenkalke charakterisieren außer- 


!) Auf diese Querstörung haben schon E. v. Mojsisovicsund U. Schloen- 
bach (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1868, pag. 212), dann auch G. A. Koch 
(Die geol. Verb. d. Umgebung v. Gmunden 1898, pag. 10, 19) ausdrücklich hinge- 


_ wiesen. Wenn später diese Erscheinung als von einer Drehung im Streichen der 


Kalkalpen abhängig bezeichnet worden ist, muß entgegnet werden, daß das beobach- 
tete Streichen im Traunsteingebiet annähernd von Westen nach Osten gerichtet ist. 


al 


70 Verhandlungen. Nr. 3 


dem diese den Hauptdolomit des inneren Rinnbachgrabens über- 
lagernden Rhätgesteine. 

Was nun das Hangende der Liaskalke des Erlakogels betrifft, 
so erscheinen in der vom Gipfel über die Spitzsteinalpe gegen Rinn- 
bach herabziehenden Mulde über den in hohen rötlichen Wänden ab- 
stürzenden Kalken dunkelgraue, hornsteinführende und auch sonst 
kieselreiche, dünngeplattete Mergelkalke, welche auf der Karte von 
E. v. Mojsisoviecs (Blatt Gmunden) als Fleckenmergel ausge- 
schieden und zwischen dem Liaskalk und Dachsteinkalk, das heißt 
in einer Position eingetragen wurden, welche sonst den nordalpinen, 
hauptsächlich mittleren und oberen Lias umfassenden Fleckenmergeln 
nicht entspricht. Diese Hangendgesteine des Liaskalkes dürften wohl 
jurassisch sein. 

Am Südabhang des kleinen glazialen Rundhöckers in Rinn- 
bach stehen noch dünnschichtige, zum Teil flaserige und dadurch 
an die Diphyakalke von Mühlberg bei Waidhofen erinnernde rote 
Crinoidenkalke anscheinend über der Hauptmasse der vielleicht 
auch noch von braunen, jurassischenCrinoidengesteinen und Breceien- 
kalken bedeckten, hellroten Liaskalke an. | 

Die letzteren werden aber von noch jüngeren Absätzen, nämlich 
von Gosaubildungen transgressiv überlagert und umhüllt, welche 
auf den älteren Karten gar nicht ausgeschieden sind. In dem aufge- 
lassenen Steinbruch am Seeufer nördlich von Rinnbach sind nämlich 
über dem älteren Kalkuntergrund steil seewärts fallende, intensiv 
rostbraune oder auch Jichtrote alkbreccien und darüber weiße, 
rot geäderte Riffkalke mit Gastropodendurchschnitten (unter anderen 
solche von Actäonellen ?) aufgeschlossen, deren Fazies und Lagerungs- 
verhältnisse kaum eine andere Deutung zulassen, da die Unterlagerung 
jener weißen, allerdings auch an Plassenkalk erinnernden Riffkalke 
durch unverkennbare Gosaubreccien feststeht. 

Die Gosauschichten desEisenaubachs mit ihren Actäonellen- 
kalken und einem unabbauwürdigen, aber durch seltene Bernstein- 
einschlüsse ausgezeichneten (G. A. Koch, loc. eit. pag. 23) Kohlen- 
vorkommen sind schon lange bekannt!), dürfen aber nicht mit dem 
von C. Ehrlich (Geognost. Wanderungen ete., Linz 1854, pag. 58) 
erwähnten Gosauvorkommen in der KEisenau am Nordabhang des 
Schafbergs verwechselt werden. 

Der Eisenaubach mündet in den Karbachgraben und durch- 
schneidet in seiner bis an den Fuß des Hochkogels emporreichenden 
Quellmulde ostwestlich streichende und stark gefaltete Sandsteinbänke, 
Mergelschiefer und tonige, graue Actäonellenkalke der Gosau, an 
deren Basis bunt rot, gelb und weiß gefleckte Kalkbreccien auf dem 
Trias- oder Jurauntergrunde übergreifend gelagert sind. 

Von einigen kleineren Gosauvorkommen am Seeufer nördlich 
der Karbachmühle und im oberen Teile des bei der Restauration 
Eisenau mündenden Seitengrabens abgesehen, erscheinen diese 
Schichten in beträchtlicher Ausdehnung noch am südlichen Gehänge 
des Lainautals und reichen von der Mayralpe wieder bis an die 


!) A. Boue&, M&moires geol. et pal&ont. Vol. I. Paris 1832, pag. 216. 


1911 Sitzung vom 21. Februar. Georg Geyer. 71 


hier aus rotem Liaskalk bestehenden Abfälle des Hochkosels hinan, 
freilich oft verhüllt durch Moränen, Blockhalden und jüngere Schutt- 
massen. 


Il. Der Wettersteinkalkzug des Traunsteingebietes. 


In einer früheren Mitteilung (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1910, 
pag. 169) wurde der breiten, im Sengsengebirge und den Krems- 
mauern nach Norden vorgeneigten, mit dem Windhagkogel bei Grünau 
abschließenden Wettersteinkalkantiklinale ein dem Flyschrande ge- 
näherter, mebrfach unterbrochener Parallelaufbruch gegenübergestellt, 
welcher zuletzt am schattseitigen Abhang des Hochsalm bei Scharn- 
stein emportaucht. 

Diese beiden Züge von Wettersteinkalk endigen somit am 
rechten Ufer des Almflusses und ihre streichende Fortsetzung gegen 
Nordwesten trifft bereits das niedere Flyschgelände, das zwischen 
Alm und Traunsee den Kalkbergen vorgelagert ist. Auch wurde in 
derselben Publikation die Bedeutung einer das inneralpin gelegene 
Windischgarstener Becken mit der Flyschgrenze bei Scharnstein ver- 
bindenden Diagonalstörung neuerlich hervorgehoben, entlang deren 
im Grünauer Becken, zum Teil durch Gosaugesteine verhüllt, ein 
breiter Aufbruch von Untertrias mit Werfener Schichten 
sowie mit Gutensteiner- und Reiflingerkalk zutage tritt. 

Das Gebiet des Zwillingskogels, Steinecks und Traun- 
steins, von dem jetzt die Rede sein soll, bildet nun jenseits des 
Almtals die nordwestliche Fortsetzung jenes Aufbruches älterer Trias- 
ablagerungen, welche sich hier immer höher herausheben, um 
schließlich vor dem Traunsee an der großen Querstörung abzubrechen. 
Im Süden wird der besprochene Aufbruch von Untertrias durch einen 
weithin streichenden Verwurf vom Hauptdolomitgebiet des Almtals 
geschieden. Schon nahe bei Grünau am Fuße des Zwillingskogels 
beginnt die Störung als ein steilgestellter, den flach südlich neigenden 
Hauptdolomit des Vorderrinnbachs von den nördlich einschießenden 
Gutensteiner Kalken des Zwillingskogels trennender Bruch, der durch 
die Südflanke des Berges in das Lainautal im Traungebiet weiter- 
streicht und hier wieder von Gosauschichten verhüllt wird. 

Der östliche Teil des Traunsteinstockes in weiterem Sinne ist 
verhältnismäßig einfach gebaut und besteht aus einer flachen, zwischen 
dem Zwillingskogel und dem jenseits des Hauergrabens gegenüber- 
stehenden Steineck ausgespannten Mulde von Untertrias. Im Liegenden 
der letzteren erscheint Haselgebirge führender Werfener Schiefer in 
zwei Zügen an der Oberfläche. Einmal im tief eingeschnittenen 
Hauergraben, wo abermals Gosaumergel und -Sandsteine eingebettet 
sind. Das zweitemal aber weiter nördlich hart an der Flyschgrenze 
als das normal Liegende der Steineckmulde, in Form eines breiten, 
von den älteren Karten aber nur angedeuteten Zuges zwischen Traxen- 
bichl im Almtal und dem Sattel von Schrattenau. 

Dieser Werfener Schieferzug nimmt insofern 
eine besondere tektonische Stellung ein, als derselbe 
entlang einer Strecke von 4 Kilometern unmittelbar 
bis an die Kreideflyschgrenze herantritt, woselbst an der 


mo Verhandlungen. Nr 


Basis der Inoceramenschichten und mit dem letzteren durch Über- 
gänge aus grobem Sandstein verknüpft, ein mächtiges, zahlreiche 
Gerölle von Werfener Schiefer einschließendes Konglomeratlager 
hinzieht. 

Ein vom Ameisplan im Süden über den Sattel von Schrattenau 
nördlich zum Hochriedel gezogenes Profil vibt Aufschlüsse über das 
Verhältnis der Kalkzone zur Flyschregion und zu der jene Gebiete 
trennenden, auch hier den Charakter einer UÜberschiebung tragenden 
Störung. 

Die Flyschregion, in welcher östlich von Schrattenau ein klippen- 
förmiges Vorkommen von roten, jurassischen Kieselkalken beobachtet 
wurde, stößt nahe den Jagdhäusern von Schrattenau mit südlich 
fallenden dunklen Mergeln und Sandsteinen unmittelbar an Werfener 


Fig. 1. 


steineck HochReilh Kornstein 
| MaizmB. 


K? = Kristallin. Grundgebirge? Cg = Grundkonglomerat des Kreide- 
Wf = Werfener Schiefer. flysches. 

Gu = Gutensteiner Kalk. If = Kreideflysch. 

Rf = Reiflinger Kalk. Br — Glazialer Bergsturz. 


WK = Wettersteinkalk. 


Schichten, nämlich braune und rote glimmerreiche Sandsteinschiefer, in 
denen Myophoria ovata Goldf. nachgewiesen werden konnte. Steigt man 
von Schrattenau südwärts gegen den Ameisplan an, so erscheinen 
über den Werfener Schichten flach gelagert der Reihe nach 
dünnplattige schwarze, mit rauhen, schwärzlichen Dolomitbänken alter- 
nierende Gutensteiner Kalke, grauer, dickplattiger und wulstiger 
hornsteinführender Reiflinger Kalk, weißer Wetterstein- 
kalk, reich an Diploporen, ein Band von Lunzer Sandstein 
mit verkohlten Pflanzenresten und schließlich wird diese Serie auf 
dem Ameisplan noch durch eine Kuppe aus typischem Haupt- 
dolomit gekrönt; hier ist somit eine Orientierung über die gesamte 
Schichtfolge dieses Abschnittes gegeben. 

Unter den an der Zusammensetzung der Werfener Schichten 
beteiligten Gesteinen, die sich von der Schrattenau östlich über einen 
flachen Sattel hinüberziehen, den Rücken zwischen dem Matzing- und 
dem Truckenbach aufbauen und schließlich an der Ausmündung des 


1911 Sitzung vom 21. Februar. Georg Geyer. 713 


letzteren bei Sölden am Ehrl unter den Rißmoränen verschwinden, 
erscheinen neben den gewöhnlichen grauen, braunen und roten 
slimmerigen Schiefern auch graugrüne Quarzite und vor allem hell 
ziegelrote und blaßrote, dunkler gestreifte Sandstein- 
Pikaitten,; welche, sichsin,;tihrer Auspnldune) der. Bunit- 
sandsteinfazies nähern. Nach Westen hin konnten anstehende 
Werfener Schichten nur eine kurze Strecke im Gebiet des Schratten- 
bachs verfolgt werden, da westlich vom Schrattenausattel alsbald 
eroße Bergsturzmassen am Fuße des Ameisplanes aufgehäuft sind. 

In der breiten Senke zwischen dem Steineck und dem Zwillings- 
kogel, innerhalb deren Hauergraben und Truckenbach eingeschnitten 
sind, nehmen die schwarzen Gutensteiner Kalke und Dolomite einen 
eroßen Raum ein; sie bilden nicht bloß die bis ins Almtal hinab- 
reichenden Seitenrippen, wie den Hochreith und Rauhkogel, sondern 
auch ringsherum das Fußgestelle des Zwillingskogels und reichen in 
fast horizontaler Lagerung über den jenen Berg vom Steineck trennenden 
Durchgangsattel im Ilintergrund des Hauergrabens bis in das jen- 
seitige Lainautal hinüber. Dort neigen sie westlich unter die Talsohle 
hinab und so vereinigen sich die auflagernden Wettersteinkalke des 
Zwillingskogels und Steinecks in einem einheitlichen Zug, welcher 
als mächtige, südlich einfallende Platte den Traunstein aufbaut. 

In dem der Traunseespalte zugekehrten Westabsturz dieses 
seine Umgebung mächtig beherrschenden Felsberges beobachtet man 
am Mieswege abermals das Liegende des Wettersteinkalkes. Längs 
jenes zum Teil künstlich ausgesprengten Felsensteiges, welcher von 
Steiningers Kalkwerk nahe über dem Seeufer zur Lainaustiege führt, 
gelangt man nämlich an südlich einfallende und zum Teil steil auf- 
gerichtete dünnschichtige bis schieferige schwarze, weihgeäderte 
Gutensteiner Kalke, über welchen dann weiter südlich der massige 
Wettersteinkalk des Traunsteingrates folgt. 

Der Westabsturz des letzteren zeigt aber noch weitere Kom- 
plikationen, da nördlich, also scheinbar im Liegenden jenes Guten- 
steiner Kalkes vom Mieswege und somit in der unteren Hälfte der 
großen Felsmauer, noch eine breite Zone von Hauptdolomit hervor- 
kommt, unterhalb deren in der Rettenbachwildnis abermals helle 
Kalke und schließlich im großen Bruch von Steiningers Kalkwerk die 
von G. A. Koch (loe. eit. Gmunden, pag. 10) erwähnten, weißädrigen, 
schwarzgrauen, dolomitischen Gutensteiner Kalke erscheinen. 
Aber auch Lunzer oder Carditaschichten scheinen im Westabsturz des 
Traunsteins vertreten zu sein, wenn auch nur als schmales Band an 
unzugänglichen Stellen. Im Schutt eines südlich des letzten bewohnten 
Hauses (Försterhaus) aus den sehrofigen Dolomitgräben der Traun- 
steinwand herunterkommmenden Wildbachgrabens finden sich nämlich 
zahlreiche Stücke von typischem, feinkörnigem, grüngrauem, rostig an- 
witterndem Lunzer Sandstein und von ocker- oder orangegelben, dolo- 
mitischen Breccien, welche die Sandsteine der Carditaschichten meist 
begleiten. 

Der in der „Kaltenbachwildnis“ südlich vom Hoisen von tiefen 
Schluchten durchsetzte und in bizarre Nadeln aufgelöste Haupt- 
dolomitstreifen ziekt am südlichen Steilgehänge des Gschliefgrabens 


74 Verhandlungen. Ner8 


quer über den Gamsriesengraben zur Nordrippe des Traunsteins — 
dem Kampriedel empor). 

Der dem Traunsee und Gschliefsraben zugekehrte, großenteils 
schon auf dem DBlatte Gmunden liegende Absturz des Traunsteins 
zeigt also weitgehende Störungen, welche teils auf Überfaltung (mit 
verkehrter Schichtfolge), teils auf Schuppenstruktur mit Wieder- 
holungen der einseitig südwärts einfallenden Schichtenfolge beruhen. 
Wie G. A. Koch (Gesch. d. Stadt Gmunden ete., pag. 10) hervor- 
hebt, beteiligen sich an der im ganzen über dem Flysch des Gschlief- 
grabens überschobenen älteren Schichtreihe des Traunsteins 
außer Wettersteinkalk und Hauptdolomit noch Glieder der Jura- 
formation vom Lias bis zu den Plassenkalken. Diese Schichten reichen 
jedoch nicht mehr in das hier aufgenommene Terrain herein, da nur 
die alleroberste Mulde des Gschliefgrabens, woselbst heute ausge- 
breitete Rutschmassen das anstehende ältere Gebirge verdecken, dem 
Blatte Kirchdorf angehört. 


III. Die Flyschgrenze zwischen dem Almtale und dem Traunsee. 


Im Almdurchbruch oberhalb Scharnstein, welcher selbst einer 
Störung entspricht und woselbst zugleich die aus Südosten heran- 
streichende Windischgarstener Diagonallinie im Vorlande ausmündet, 
erleidet die Flyschgrenze insofern eine Unterbrechung, als die Kalk- 
alpen am linken Ufer des Flußes um einige Kilometer zurückweichen. 
Es ist eben darauf hingewiesen worden, daß das Triasgebiet westlich 
der Alm mit seinen liegenden Werfener Schichten unmittelbar an den 
Flysch herantritt und daß sich an dieser Grenze ein zuerst von Pro- 
fessor O. Abel (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1909, pag. 18) aus- 
geschiedenes, die Basis des Kreideflysches repräsentierendes Kon- 
glomerat mit fremdartigen Geröllen hinzieht. (Fig. 1.) 

Während der ganz analog situierte, weiter östlich am Fuße des 
Schabenreitnersteines verlaufende konglomeratische Grenzzug 
(vergl. OÖ. Abel in den Jahresberichten der Verhandlungen 1908 und 
1909) vorwiegerd grobe Gerölle von rotem Granit und braunen oder 
schmutziggrünen Porphyriten umschließt, gesellen sich hier im Westen 
des Almflusses zu den oft riesigen, kugelig gerundeten Findlingen, 
sehr häufig flache Gerölle von bläulichgrauem Granatenglimmerschiefer 
und vor allem Geschiebe von typischem, rotem Werfener Schiefer. Die 
Granitgerölle entsprechen nicht nur zum Teil vollkommen dem kata- 
klastisch veränderten, flaserigen, rötlichen Granit des Buchdenkmals 
im Pechgraben, sondern allen roten Graniten, die bisher als exotische 
Blöcke zwischen dem Ybbstal und dem Traunsee aufgefunden worden 
sind. Es wurde bereits einmal (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1909, Bd. 59, 
pag. 84) hervorgehoben, daß genau dieselben roten Granite im ober- 
österreichischen Anteil des böhmischen Massivs, und zwar auch in 
ausgedehnten Massen vorkommen. 


!) Die alte Karte gibt auf diesem den Laudachsee gegen Westen über- 
ragend-n, tiefer unten mit Bergsturzblöcken übersäten Rücken im Hangenden des 
Hauptdolomits noch Züge von Kössener Schichten und Lias an. Tatsächlich stößt 
aber hier an den Hauptdolomit unmittelbar der Wettersteinkalk des Traunstein- 
gipfels an, und zwar ohne trennendes Band von Carditaschichten. 


1911 Sitzung vom 21. Februar. Georg Geyer. 75 


Gleich hier sei bemerkt, daß noch weiter westlich an der Flysch- 
grenze jenseits des Traunsees in den von Eb. Fugger entdeckten 
und trefflich beschriebenen Kreideflyschkonglomeraten am Südabhange 
des Kollmannsberges die eingestreuten exotischen Gerölle fast 
ausschließlich aus wenig gerundeten, meist länglichen Geschieben von 
Glimmerschiefer bestehen }). 

Der die Werfener Schiefer zwischen Traxenbichl und der 
Schrattenau an der Flyschgrenze begleitende und oft mächtig an- 
schwellende Konglomeratzug streicht vom Gehöfte „Sölden am Ehrl“ 
an der unteren Ausmündung des Truckenbaches in den etwas höher 
gelegenen Matzingbach empor, dann entlang dem diesen Graben 
nördlich begleitenden Rücken gegen die Einsattlung zwischen dem 
Kornstein und Ameisplan hinan. 


Es ist nun überaus bezeichnend, daß dieses Konglomerat, wie 
ich mich auf einer gemeinsam mit Prof. O. Abel unternommenen 
Exkursion überzeugen konnte, im Matzinggraben zum großen Teil 
aus Geröllen von Werfener Schiefer und rotem Quarzsandstein besteht, 
neben welchen die Quarz-, Granit-, Gneis- und Glimmerschiefergerölle 
geradezu zurücktreten. Aus dieser Erscheinung darf der Schluß 
gezogen werden, daß jene gegen das Hangende durch Übergänge in 
Form grober Sandsteine mit den Kreideflyschgesteinen verschweißten 
Konglomerate ursprünglich an einem zum großen Teil aus Werfener 
Schiefer, zum Teil aber auch aus kristallinischem Grundgebirge mit 
rotem Granit, Gneis und Granatenglimmerschiefer bestehenden Ufer- 
rande zur Ablagerung gelangten, ehe sie in nachkretazischen Faltungs- 
phbasen vom Kalkalpenrande überschoben und in eine überkippte 
Stellung gebracht wurden. Die kugelige oder eiförmige Gestalt der 
ausgewitterten Granitgerölle kennzeichnet dieselben als Brandungs- 
gerölle und die hier wie auch an anderen Orten der Flyschgrenze 
mit eingeschlossenen Rollstücke von rotem, quarzitischem Sandstein 
scheinen darauf hinzuweisen, daß unter den Werfener Schichten auch 
Reste von Rotliegendem erhalten waren. 


Ohne Zweifel ist dieses Vorkommen geeignet, jene Annahmen 
zu entkräften, wonach dieses Kalkgebirge von ferneher als jüngere 
Deckfalte über eine den Kreideflysch mit seinem Basalkonglomerat 
und eventuellen Klippenresten umfassende ältere Decke vorgeschoben 
worden wäre. An dieser einzigen Stelle des Nordrandes der Kalk- 
alpen, wo Werfener Schichten kilometerweit an die Flyschzone an- 
grenzen, ist nämlich das Grundkonglomerat der letzteren sowohl mit 
den Werfener Schichten (durch seine Gerölle) als auch mit dem Kreide- 
flysch (durch Ubergänge aus polygenen groben Sandsteinen) derart 


1) Ich habe die Lokalität selbst besucht und dabei vor allem die Ein- 
schaltung der fraglichen Konglomerate in typischen Kreideflyschgesteinen kon- 
statieren können. Das Vorkommen befindet sich in einer Fallinie südlich unter 
dem Gipfel des Kollmannsberges (963 m) etwa auf halber Höhe des Abhanges 
gegen das Mühlbachtal, und zwar ungefähr halbwegs zwischen Unterberg und 
Weidlinger der Spezialkarte. Man trifft die plattigen Kreidesandsteine und Kon- 
glomerate in einer nördlich der Waldwiese „Brandleiten Überländ* im Wald ein- 
gesenkten Bachschlucht. 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 3. Verhandlungen. 12 


76 Verhandlungen. Nr23 


verknüpft, daß die Ablagerung des Kreideflysches nur an einem aus 
jenen Werfener Schichten bestehenden Ufersaume erfolgt sein kann. 

Das besprochene Grenzkonglomerat wurde namentlich auf Grund 
der ausgewitterten, großen, roten Granitgerölle westlich bis über den 
Laudachsee verfolgt, der noch ganz im Bereiche des Kreideflysches 
gelegen ist, da fast rings um dessen Ufer anstehende Partien von 
glimmerigem, grobem, kalkreichem Flyschsandstein hervortreten. Die 
petrographische Beschaffenheit dieser am West-, Süd- und Ostufer 
des Laudachsees beobachteten Sandsteine schließt wohl deren Ver- 
wechslung mit Grestener Sandstein aus, zu welchem sie einmal durch 
E. v, Mojsisovics und U. Schloenbach (Verhandl. d. k k. 
geol. R.-A. 1868, pag. 215) auf Grund unsicherer Fossilbestimmungen 
und einer vermeintlichen Analogie mit den Grestener Schichten des 
Gschliefgrabens gestellt wurden. 

Das Grenzkonglomerat verrät sich aber auch noch jenseits des 
Kampriedels im Gschliefgraben, wo schon F. v. Hauer (Jahrb. d. 
k. k. geol. R.-A. 1858, Bd. IX, pag. 117) ein „Urfelskonglomerat“ mit 
rötlichem Granit beobachten konnte. Solche Riesengerölle von mit 
dem Pechgrabengranit beim Buchdenkmal völlig übereinstimmenden, 
rötlichen, etwas flaserigen Granit wurden auch nachträglich verfrachtet 
und gelangten auf diese Art in die Gmundener Glazialschotter 
(Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1904, pag. 376). 


Gschliefgraben. Die westliche Fortsetzung der Flyschgrenze 
jenseits des, wie erwähnt, bereits ganz auf Flyschboden gelegenen 
und durch glaziale Schuttmassen abgedämmten Laudachsees gegen 
den Gschliefgraben wird auf dem unteren Teil des Kampriedels und 
im Schüpfelmoos durch eine Junge Kalkbreccie verdeckt. Diese von 
Prof. OÖ. Abel (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1911, pag. 16) und mir 
als Ablagerung eines eiszeitlichen, von den zerklüfteten Wänden des 
Traunsteins und der Katzensteine niedergegangenen Bergsturzes an- 
gesehene Breccie, von der noch weiter unten die Rede sein soll, 
besteht ausschließlich aus Trümmern von Wettersteinkalk, und zwar 
in allen Größen. 

Die geologischen Verhältnisse des Gschliefgrabens wurden seit Lill 
v. Lilienbach!) und A. Boue?°) wiederholt geschildert und erst 1903 
neuerdings von E. Fugger (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1903, Bd. 53, 
pag. 336) beschrieben. Eine detaillierte Darstellung dieser Verhältnisse 
gab G. A. Koch m einem dem k. k. Ackerbauministerium (ddo. 
26. Februar 1892) erstatteten Gutachten über eine projektierte Ver- 
bauung des Gschliefgrabens. Auszugsweise sind die dort niedergelegten 
Daten in dessen Arbeit über die geologischen Verhältnisse 
der Umgebung von Gmunden (Sonderabdruck aus „Geschichte 
der Stadt Gmunden“ von Dr. F. Krackowitzer, Gmunden 1898) 
wiedergegeben. 


1) Ein Durchschnitt aus den Alpen etc. Jahrb. f. Mineralogie etc. von 
K. v. Leonhard und H. Bronn, Bd. ], Ileidelberg 1830, pag. 195, 198. 

2) Notice sur les bords du lac du Traunsee en Haute-Autriche. Me&moires 
geol. et paleont. Paris 1832, pag. 214. 


—] 
—) 


1911 Sitzung vom 21. Februar, Georg Geyer. 


Wie bereits den genannten Schriften zu entnehmen ist, lagern 
über dem südlich einfallenden Kreideflysch des Grünbergs und 
Hocheschirrbergs die weißgrauen und rotbraunen schieferigen Mergel 
der Nierentaler Schichten auf, welche hauptsächlich den Raum 
zwischen dem Lidringgraben und dem eigentlichen Gschliefgraben 
einnehmen. E. Fugger (loc. eit. pag. 339) bringt ein Verzeichnis 
der aus diesen der Senonstufe angehörigen Schichten bisher bekannt 
gewordenen Fossilien, insofern dieselben im Gschliefgraben gefunden 
wurden. 

Über den bunten Nierentaler Mergeln folgt nun weiter südlich 
im oberen trichterförmig erweiterten Teile des Gschliefgrabens das 
bekannte Eocänvorkommen, dessen Gliederung schon A. Boue& er- 
hoben hat; es bildet hier unter anderem einen aus dem Rutschterrain 
aufragenden Rücken, die sogenannte „Rote Kirche“, und deren obere 
rippenförmighervortretende Fortsetzung, welche durch Unterwaschungen, 
Rutschungen und Nachstürze fortwährend ihre Gestalt welchselt. 

Im Wesentlichen wird hier das Alttertiär durch eine nach 
Süden einfallende Wechsellagerung von mürben, schwärzlichen Schiefer- 
tonen oder grünlichgrauem, glaukonitischem Sandstein mit festen 
Platten aus rotgelb verwitterndem Kalksandstein gebildet. Während 
die ersteren nur einzelne Fossilien führen, meistens Austernschalen, 
sind die letzteren von an der Oberfläche weiß auswitternden Nummu- 
liten erfüllt, insbesondere in den obersten, durch zum Teil riesige 
Formen ausgezeichneten Bänken. Die Fauna der Eoeänschichten des 
Gschliefgrabens wird auch von E. Fugger (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., 
53. Bd., 1903, pag. 399) kurz angeführt. 

Mit dem kalkigen Nummulitensandstein erscheinen nach A. Boue& 
und F. v. Hauer auch Toneisensteinkörner oder Bohnerz führende 
Sandsteine, welche an die Kressenberger Vorkommen erinnern. 

Außer den genannten Gesteinen fand ich lose Stücke eines 
grünlichen buntscheckigen Kalksandsteins, genau von der Art, wie die 
von mir an der Flyschgrenze bei Öd (zwischen Waidhofen und Großau) 
konstatierten nummulitenführenden Focänsandsteine, dann aber auch 
Blöcke eines mürben Konglomerats mit schon stark zersetzten Ge- 
röllen von rotem Granit, Glimmerschiefer und anderen kristallinischen 
Gesteinen; ob dieses Urgebirgskonglomerat, das schon F. v. Hauer 
aufgefallen war, zum Alttertiär gehört, wie das ähnliche Konglomerat 
von Konradsheim bei Waidhofen oder ob hier verschleppte und 
stärker verwitterte Blöcke des kretazischen Flyschkonglomerats vor- 
liegen, muß dahingestellt bleiben. 

Durch die Wechsellagerung fester, gelber, kalkiger Sandstein- 
tafeln mit weichen, dunklen Sandstein- und Mergelschieferlagen trägt 
die Ablagerung bei der Roten Kirche den bezeichnenden Flysch- 
charakter. Aber sie gleicht weit mehr dem istrischen Eoeänflysch 
als dem Muntigler Kreideflysch und schon in dieser Beziehung ergibt 
sich eine Stütze der von E. v. Mojsisoviecs?), G. A. Koch und 


1) Verhand). d. k. k. geol. R.-A. 1891, pag. 3. Die ausschließlich dem 
Muntigler Kreideflysch angehörigen Ablagerungen der Flyschzone zwischen Salz- 
burg und Gmunden bilden nach diesem Autor wahrscheinlich ein beiläufiges 

12% 


78 Verhandlungen. Nr. 3 


E. Fugger vertretenen Auffassung von der Einheitlichkeit und der 
oberkretazischen Natur der von Salzburg über Gmunden ostwärts 
streichenden Inoceramen führenden Flyschgesteine. 

Der südliche Teil des Gschliefgrabens zwischen der Roten 
Kirche und dem Fuße des Traunsteins wird gegenwärtig durch ausge- 
delinte Rutschungen verhüllt, welche auf dem undurchlässigen Mergel- 
boden talwärts gleiten und wohl auch durch die in jenem rückwärtigen 
Teil des Kessels eingelagerten, nach langen Niederschlägen in schlamm- 
artige Massen aufgeweichten Moränen genährt werden. Diese auf 
dem Kampriedel von der glazialen Bergsturzbreccie gekrönten Moränen 
der „Reißeten Schütt“ zeigten sich 1910 in hohen, nackten Anbrüchen, 
aus welchen da und dort, oft 10—15 m unter der intakten Ober- 
fläche, aus sandigeren Lagen mächtige Quellen hervorsprudelten. 
Unter diesen Umständen ist es begreiflich, daß zeitweilig sowohl die 
lehmigen Massen der Moränen, als auch die oberflächlich aufgeweichten 
Eocän- und Nierentaler Mergel, in einen beweglichen Schlammstrom 
verwandelt, mitsamt dem bedeckenden Wald im Gschliefgraben tiefer 
wandern, bis die nach regenärmeren Zeiten wieder erfolgende Ein- 
trocknung eine Verzögerung und endlich den Stillstand des sonst 
kaum aufzuhaltenden Prozesses bewirken. 

Die derzeitige große Ausdelinung dieses Rutschterrains zwischen 
der Roten Kirche und dem Traunsteinabhang verhüllt heute wohl auch 
die Aufschlüsse der von F.Simony und E. v. Mojsisovics in diesem 
Graben nachgewiesenen Grestener Schichten und mittelliasischen 
Fleckenmergel mit Harp. margaritatus Montf., von denen in unserem 
Museum Proben aufbewahrt werden. Dagegen kann man in den 
unteren Partien des Traunsteinhanges da und dort im Walde noch 
einzelne Aufschlüsse von Sandstein und Mergel des Kreideflysches be- 
obachten, die also auch noch südlich der Senon- und Eocänschichten 
erscheinen und das Vorhandensein einer größeren, schon von G. A. 
Koch in seinem erwähnten Gutachten angenommenen, mehrfach ge- 
knickten Flyschsynklinale andeuten, innerhalb deren ein zusammen- 
sefalteter Kern von Senon und Alttertiär eingeschlossen wäre. 

Die Nierentaler Schichten reichen aus dem Lidringgraben bis 
an den Rand des Schüpfelmoos- oder Rabmoossattels empor, wo sie 
von der glazialen Kalkbreccie verhüllt werden, unter der aber weiter 
südöstlich am Fahrwege zum Laudachsee noch einmal rote Senon- 
mergel zum Vorschein kommen. 

Gosauschichten von Grünau und Keferreit. Ganz nahe 
der eben verfolgten Flyschgrenze tritt östlich von Schrattenau auf dem 
Sattel gegen den vorgeschobenen Kornstein und von hier gegen die oberste 
Mulde des Matzingbachs aus dem Kreideflysch ein klippenförmiges Vor- 
kommen roter oberjurassischer Hornsteinkalke oder Kieselkalke zutage, 
das etwa mit den bereits beschriebenen (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 
1910, pag. 186) klippenförmigen Vorkommen von Jura und Unter- 


Altersäquivalent der „auf die Fjorde der Kalkalpentäler beschränkten Gosau- 
bildangen“. 

In Verhandlungen 1892, pag. 4, werden die Konglomerate mit exotischen 
Blöcken des Ziehberges (westl. Michldorf) als Flyschbildungen erwähnt, welche 
entweder der Kreide oder dem Alttertiär angehören. 


1911 Sitzung vom 21. Februar. Georg Geyer. 79 


kreide östlich nahe von Scharnstein in Parallele gestellt werden 
darf: ebensowenig als dort konnte hier im Matzinggraben eine Ver- 
tretung der für die Waidhofener subalpine Zone bezeichnenden, eine 
abweichende FaziesdesUallovien repräsentierenden, dunklen, schieferigen 
Posidonomyenmergel wahrgenommen werden. Ein weiteres anscheinend 
klippenförmiges Vorkommen dieser Grenzregion wird durch einen 
dichten, muschelig brechenden, etwas kieseligen, weißen Merselkalk 
gebildet, welcher noch am rechten (südlichen) Gehänge des Matzing- 
bachgrabens ansteht. Derselbe darf als Neokom angesprochen werden, 
da er auch im Dünnschliff durch zahlreiche Radiolariendurchschnitte 
mit typischen Aptychenkalken der Unterkreide übereinstimmt. 


Die eben besprochene Triasscholle des Traunsteins und Zwillings- 
kogels bildet, wie bereits bemerkt, die nordwestliche Fortsetzung des 
Untertriasaufbruches von Grünau, welcher im Norden durch 
die mehrfach erwähnte Diagonalstörung Windischgarsten — Scharnstein 
begrenzt wird. 


Am Aufbau dieser aus Haselgebirge führenden Werfener 
Schichten, Gutensteiner Kalk oder Dolomit und Reiflinger Kalk be- 
stehenden, niederen Waldregion, welche von Grünau über Schindel- 
bach bis zur Wasserbodenalpe verfolgt werden kann (Verhandl. d. k. K. 
geol. R.-A. 1910, pag. 189—192), beteiligen sich außerdem auch noch 
für das Alter jener Störung bezeichnende, kalkige und kieselige Sand- 
steine der Oberkreide. 


In dem angezogenen Bericht wurde schon hervorgehoben, daß 
diese als Gosauschicehten ausgeschiedenen Absätze nach ihrem 
petrographischen Habitus einen faziellen Übergang zwischen 
den typischen Gosauschichten und dem Kreideflysch 
markieren. 


Die Bezeichnung als Gosauschichten erscheint nun auch dureh 
weitere Fossilfunde gerechtfertigt, da es mir gelang, in den graugrünen 
kieseligen Kalksandsteinen des Keferreitgrabens östlich von Schindl- 
bach Einschlüsse von diekschaligen, glatten Östreen und Gastro- 
podendurchschnitte nachzuweisen, welche letzteren wegen der fast 
kreisförmigen Windungsquerschnitte wohl awf das Genus Omphalia 
zurückzuführen sein dürften. Aus derselben Gegend stammen so- 
wohl die foraminiferenführenden Sandsteine, von denen bereits (Ver- 
handl. d. k. k. geol. R.-A. 1910, pag. 180) die Rede war, als auclhı 
gröbere, fast schon als Konglomerate zu bezeichnende, polygene Sand- 
steine mit Einschlüssen bunter Ralke. 


Anderseits tritt hier eine Reihe von Gesteinstypen auf, welche 
auch anderwärts im Kreideflysch häufig auftreten, zum Beispiel bläu- 
lichweiße oder hellgraue, etwas kieselige Kalksandsteine mit tief 
eingreifender, brauner, sandig rauher Verwitterungsrinde, ferner graue 
diehte Kieselkalke mit seidenartig glänzenden, von einer feinen, 
weißen Spathaut überzogenen Spaltflichen und einer bräunlich ange- 
witterten Oberfläche, welche derart von tiefen Rissen durchfurcht 
wird, daß sie von scharfen Zacken bewehrt erscheint, endlich auch 
grünschwarze glaukonitische Kieselsandsteine mit muscheligem, 
scharfrandigem Bruch. 


80 Verhandlungen. Nr. 


Dieselben Gesteine kommen ja auch in dem inneralpin gelegenen 

Gosaubecken von Windischgarsten vor, wo sie zusammen 
mit bleichgrauen, Helminthoiden und Chondriten führenden, schieferigen 
Mergeln im Hangenden der Kalkkonglomerate und Rudistenkalke des 
Wuhrbauerkogels beobachtet worden sind. 
ß Es kann nicht geleugnet werden, daß das Vorkommen derartiger 
Ubergangstypen zwischen den beckenausfüllenden Gosauschichten 
und dem kretazischen Vorlandflysch jenen Gegensatz in der Fazies 
bedeutend abschwächt, auf den sich die Annalıme einer weit- 
reichenden Überfaltung des Außenflysches durch die Kalkalpen 
sroßenteils stützt! 

Hier mag auch noch darauf hingewiesen werden, daß in diesem 
Gebirgsabschnitt vielfach als innerste Kerne der Synklinalen Oberkreide- 
sandsteine zu beobachten sind, deren Gesteinsausbildung mit den be- 
kannten Fließwülsten ete. viel mehr auf die Fazies des Kreide- 
fiysches, als auf jene der Gosauschichten mit ihren charakteri- 
stischen, bunten, polygenen Grundkonglomeraten und der leicht in die 
Augen fallenden Fossilführung hinweist. Solche Kerne in den Jura- 
Neokommulden konnten nachgewiesen werden am Kamme des Landes- 
berges nördlich von Leonstein, im Dorngraben und auf der Nord- 
schulter des Hochbuchberges SO von Grünburg a.d, Steyr, im Weyer- 
meiergraben westlich über Trattenbach a. d. Enns, dann unterhalb 
der Parnstalleralpe S von Micheldorf'), ja sogar noch viel weiter 
südlich, am Nordabfall des Sengsengebirges zum Seeboden im Effents- 
bach, SO von Klaus a. d. Steyr. Auch diese Vorkommen sind eher 
geeignet, den Gegensatz zwischen Gosau und Kreideflysch zu ver- 
wischen. 

Nachträgliche Begehungen im Bereiche des Keferreitgrabens 
östlich von Grünau haben das Übergreifen der hier durch spärliche 
Fossilführung ausgezeichneten Gosausandstene von den Werfener 
Schiefern auf Gutensteiner Kalke und endlich auch auf Reiflinger 
Kalkterrain ergeben, über das sie sich entlang einer südlichen Vorstufe 
des Gaissteines bis zur Keferreitalpe erstrecken und vielfach sumpfige 
Waldböden bedingen. Die verwitterten und tief zersetzten, bläulich- 
weißen Kalksandsteine liegen nun als rauhe, braune, glimmerführende 
Sandsteinplatten in den hier herabkommenden Gräben. Da sich die 
letzteren entlang dem Fuße der im Gaisstein gipfelnden Wetterstein- 
kalkwände hinziehen, lag eine Verwechslung mit dem oft ähnlichen 
Lunzer Sandstein nahe. 

Schon in dem zitierten Bericht (Verhandl. d. k. k. geol. R.A. 
1910, pag. 192) wurde auf einige Vorkommen von gelbgrauen, dunkel 
durchflaserten, von Spatadern gekreuzten, muschelig brechenden, sehr 
feinkörnigen Mergelkalken hingewiesen, welche zwar an ähnliche 
Neokomgesteine erinnern und hinter der Mündung des Hollerbaches 
(bei Grüh, O von Grünau) tatsächlich auch auf roten, jurassischen 
Kieselkalken auflagern, aber sonst anscheinend eng mit der Ober- 
kreide verknüpft sind. 


!, Vergleiche das Profil der Kıemsmauer in Verhandl. d. k. k. geol. R.-A, 
1910, pag. 177. 


a 


1911 Sitzung vom 21. Februar, Georg Geyer. Sl 


Dieselben Gesteine fanden sieh nun auch westlich von Grünau 
im Hauergraben, nämlich bei Kiesenberg, und an der Nordlehne 
oberhalb „Hosenstricker“, wo sie mit plattigem, lichtgrauem Kalk- 
sandstein erscheinen, ferner im Truckenbachgraben, teils über Guten- 
steiner Kalk, teils auf dem Werfener Schiefer gelagert, so daß auch 
hier ihre Zugehörigkeit zur transgredierenden Oberkreide angenommen 
werden darf. 


IV. Das Wetterstein- (Ramsau) Dolomitgebiet zwischen dem Almsee 
und Offensee. 

Im Straneckgraben, östlich von Habernau, taucht die in ihrer 
Scheitelregion flach gelagerte und zum Teil auf Hauptdolomit über- 
schobene Muschelkalkantiklinale des Kasbergs (Verhandl. d. k. k. 
seol. R.-A. 1910, pag. 195— 195) unter eine breite Zone von massigem, 
weißem Wettersteindolomit hinab, welche ihrerseits den Sockel des 
Toten Gebirges abgibt, indem sie weiter südlich von den Cardita- 
schichten im Nordabsturz jener ausgedehnten Masse von Dachsteinkalk 
überlagert wird. Diese Wettersteindolomitzone erleidet aber eine Unter- 
brechung durch einen medianen Aufbruch von Werfener Schichten; 
südlich der am Ausfluß der Alm aus dem gleichnamigen See empor- 
ragenden, massigen Dolomitklötze des Ameiskogels und Brandberges, 
welche als glaziale Rundhöcker anzusehen sind, verläuft nämlich ein 
für die ursprüngliche Anlage des Almseebeckens maßgebender Aufbruch 
von Werfener Schiefer mit Haselgebirge und von schwärzlichem 
Gutensteiner Kalk. Derselbe beginnt im Osten in der mit ausgebreiteten 
Grundmoränen ausgekleideten Gegend von Buchschachen, streicht aus 
der Einsattlung zwischen dem Brandberg und Hausberg zum östlichen 
Seegestade hinab, erscheint jenseits des Sees am Fuße des Ameis- 
kogels in spärlichen Aufschlüssen und tritt endlich im Weißeneck- 
graben mit großen Massen von gipsführendem, blaugrünem Haselge- 
birgston zutage, auch hier nur durch eine relativ geringmächtige 
Stufe schwarzer Kalke und Dolomite vom weißen Ramsaudolomit 
getrennt. 

Weiter westlich verschwinden die Werfener Schiefer unter dem 
Ramsaudolomit des Hochpfadsattels, scheinen aber jenseits im Offen- 
seetal, allerdings meist hoch mit Schutt bedeckt, wieder nahe an die 
Oberfläche zu kommen. Die Gipsvorkommen im Rinnerboden südlich 
über dem Oftensee und einzelne Geschiebe von Werfener Schiefer, 
die sich in den Moränen am östlichen Seeufer fanden, deuten 
wenigstens darauf hin. 

Die erwähnte breite Zone des durch seine massige Struktur, 
seine lichte Farbe und ein sandig-drusiges, löcheriges Gefüge ausge- 
zeichneten älteren Triasdolomits grenzt im Norden längs einer 
markanten, zwischen dem Offensee und Habernau genau von Westen 
nach Osten streichenden Linie gegen das oben geschilderte, flach ge- 
lagerte Hauptdolomitgebiet des Steinberges. 

Da diese Grenze westlich von Habernau nämlich in Untermoosau 
und im Kaltengraben durch einen Zug von Lunzer Sandstein gebildet 
wird, so könnte man auf eine normale Unterlagerung des Haupt- 
dolomits durch den Wetterstein- oder Ramsaudolomit schließen, in 


82 Verhandlungen. Nr 


dessen Liegendem überdies im Dürrenbach (NW von Schwarzenbrunn) 
der ältere Muschelkalk in Form von schwarzen Kalken und zum Teil 
auch lichtgefärbten dünnplattigen Dolomiten zutage tritt. 

Ein ähnliches Verhältnis der Unterlagerung des Ilauptdolomits 
vom Steinberg durch die südlich anschließende, aus Wetterstein- 
dolomit bestehende Zone zwischen Offen- und Almsee waltet auch 
weiter westlich in der Senke der Grubenstube, wo wieder ein an- 
stehender Lunzer Zug beide Dolomitgebiete scheidet. Allein es zeigt 
sich keine direkte Verbindung dieser beiden Züge, obgleich sie genau 
in dem gleichen Ostweststreichen liegen; diese Unterbrechung darf 
nicht allein auf die dort eingelagerte Grundmoräne zurückgeführt 
werden, da das Auftreten steil östlich einfallender blaugrauer Horn- 
steinkalke (Reiflinger Kalk) gerade hart an jener Grenze im unteren 
Teil des Moosaugrabens (östl. der Brunntalklause d. Spezialk.), so- 
wie der Umstand, daß die Rhätplatte des Steinbergs fast bis zum 
Moosausattel hinabreicht, auf tektonische Störungen weisen. Daß 
diese vom Offensee ostwärts bis in die Habernau reichende Grenzzone 
zwischen dem Hauptdolomit des Steinbergs und dem südlichen Wetter- 
steindolomit mindestens durch lokal steile Schichtenstellung, UÜber- 
kippung und wohl auch Dislokationen anderer Art betroffen wurde, 
erscheint schon deshalb verständlich, weil sie ja in der unmittelbaren 
westlichen Fortsetzung jener Bewegung liegt, die sich in der Über- 
faltung und Aufschiebung des Kasberges manifestiert. 

Das nebenstehende Profil quer durch den Untertriasaufbruch 
von Grünau, die flachliegende Hauptdolomitregion des inneren Almtals, 
die liegende und teilweise überschobene Falte des Kasbergs, den 
Ramsaudolomit des Almsees mit seinem sekundären Aufbruch von 
Werfener Schiefer, endlich mit den Carditascelichten am Nordabfall 
des Totengebirges diene auch zur nachträglichen Illustrierung der 
in den Verhandlungen 1910, pag. 193, besprochenen Lagerungsver- 
hältnisse auf dem Kasbere. 

Im Sommer 1910 vorgenommene Revisionsbegehungen haben dies- 
bezüglich nur zu unwesentlichen Grenzkorrekturen geführt, ergaben 
aber sonst eine Bestätigung der dort vertretenen Auffassung über 
die Tektonik dieses Berges. 

Die südliche Begrenzung des von Offensee über Almsee 
in die Steyrling ziehenden Wettersteindolomitstreifens wird, wie schon 
einmal (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1910, pag. 186) dargelegt 
wurde, durch ein Band von Carditaschichten im Nordabsturz 
der Prielgruppe gebildet. Dasselbe reicht im Schuttkar der Röll 
südöstlich vom Almsee bis an die Talsohle herab, und zwar ziemlich 
genau am Westfuß des auf der Spezialkarte mit 2070 m kotierten 
Gipfels der zackigen Hetzaukögel. An dieser Stelle schlängelt sich ein 
Pürschsteig vom ebenen Schuttboden in der felsigen rechten Tal- 
flanke empor und überbrückt alsbald einen Graben, in welchem fol- 
sender Aufschluß flach nach Süden einfallender Schichten bloßgelegt 
ist. Uber dem nahezu massigen, weißen, unteren Dolomit lagern hier 
die Carditaschichten in einer Mächtigkeit von 6—8 m auf, 
darüber folgt, einige hundert Meter stark, zunächst grauer, wohl- 
gebankter, bituminöser Hauptdolomit, dann erst der durch seine 


83 


Februar. Georg Geyer. 


Sitzung vom 21. 


1911 


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13 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 3. Verhandlungen. 


84 Verhandlungen. Nr. 3 


mächtigen Tafeln gekennzeichnete, bis über den Plateaurand reichende 
Dachsteinkalk. 

Die Carditaschichten selbst lassen deulich eine Gliederung in 
mehrere Unterstufen erkennen. Zunächst über dem unteren Dolomit 
liegen schwärzliche, zum Teil sandige, glimmerige Schiefermergel. 
Darüber folgt grünlichgrauer, rostig anwitternder, feinkörniger, dünn- 
plattiger Sandstein. Endlich erscheinen bunte, rostgelb gescheckte 
und schwarze Dolomitbreecien und Oolithkalk nach oben übergehend 
in den Hauptdolomit. Diese Oolithe führen außer Echinodermenresten, 
wie Örinoidenstielgliedern und Cidaritenkeulen, auch zahlreiche 
Muschelscherben und größere Trümmer einer wohl mit Gervilliaea Bouei 
v. Hau. sp. identischen Bivalve. Unschwer erkennt man in 
dieser speziellen Schichtfolge die Gliederung der 
Lunzer Schichten in Reingrabener Schiefer, Lunzer 
Sandstein und Opponitzer Kalk wieder. 

Das schmale, in allen Seitenkaren zurückweichende und sich 
senkende, auf allen Zwischenrippen dagegen vorspringende und an- 
steigende Band von Carditaschichten zieht sich, wie die Aufnahme 
von E. v. Mojsisovics (Blatt Liezen der Spezialkarte) zeigt, vom 
Nordabsturz des Kleinen Priels westwärts durch das Almseegebirge 
bis an den Meridian des Offensees. Dort schneidet es an einer das 
Tote Gebirge durchsetzenden Querstörung ab, jenseits deren gegen 
Westen eine völlige Anderung in der Tektonik jenes Nordabsturzes 
eintritt; der westlich anschließende Gebirgsflügel fällt nämlich nicht 
mehr flach südlich ein, sondern zeigt eine große Hinabbeugung gegen 
Norden, so daß selbst die auf dem Plateau aufruhenden roten Lias- 
kalke bis nahe an die Sohle des Offenseer Grünberggrabens herunter- 
gebogen sind. 


V. Glazialbildungen im oberen Almtale. 


Die glazialen Ablagerungen des Almtales, dessen alte Gletscher, 
wie A. Penck und E. Brückner bemerken (Alpen im Eiszeitalter, 
Bd. I, pag. 237), bis an den Alpenrand hinausreichten, wurden in 
letzter Zeit, namentlich was die Vorlandschotter anbelangt, mehrfach 
von OÖ. Abel (u. a. Jahresbericht in Verhandl. d. K. k. geol. R.-A. 
1909, pag. 18) und P. Leonhard Angerer!) bearbeitet. 

Hier soll nur von den Moränen und zugehörigen Schottern im 
Innern des Alpengebäudes die Rede sein. Wie schon in dem zuerst 
erwähnten Werke festgestellt wurde, geht südwestlich von Scharnstein 
bei Handelsberg, dann aber auch noch weiter aufwärts bei Mörtel- 
bauer die Hochterrasse des Plateaus von Matzing aus Riß- 
moränen hervor, welche sich hier in Form niederer bewaldeter 
Hügelreihen an den Fuß der westlichen Tallehne schmiegen. Nicht 
selten trifft man dort freiliegende große Blöcke von Dachsteinkalk 
voller Megalodonten, also eines Gesteines, das erst südlich des Alm- 


ı) P. L. Angerer, Die Kremsmünsterer weiße Nagelfluh und der ältere 
Deckenschotter. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1909, Bd. 59, pag. 23. 

— Geologie und Prähistorie von Kremsmünster. Im Programm des k. k. 
Obergymnasiums in Kremsmünster, LX, Linz 1910. 


1911 Sitzung vom 21. Februar. Georg Geyer. s5 


sees, im Absturz des Toten Gebirges in großen Massen anstehend, 
vorkommt. Weiter talauf wurden nirgends mehr Spuren von Hoch- 
terrassen angetroffen und die gestuften Schotterböden von Grünau 
gehören durchweg der Niederterrasse an, die ihr Material von 
ausgedehnten, an ihrer Basis (über dem wasserundurchlässigen älteren 
Untergrund von Werfener Schiefer oder Gosauschichten) zu festen 
Kalkbreccien versinterten Würmmoränen bezogen. Solche 
Grundmoränen ziehen sich von Grünau durch eine Talmulde auf den 
Sattel zwischen dem Scheiterwiedberg und dem vorgeschobenen Zucker- 
hut, bedecken die beiderseitigen Vorstufen des Grünaubachtales bei 
Schuller etc., breiten sich zum Teil noch in der Weite von Schindel- 
bach aus und hinterlassen zahlreiche isolierte Reste in Vorder- und 
Hinter-Rinnbach sowie im Auerbachtal am linken Ufer des Almtales. 
Im Almtal selbst beobachtet man südlich von Grünau den allmählichen 
Ubergang der Niederterrasse aus den zum Teil schon späteren Rück- 
zugsstadien angehörigen Moränen, welche in der „Au“ und besonders 
bei Habernau eine bezeichnete Drumlinlandschaft bilden, mit 
zahlreichen, da und dort von der Straße angeschnittenen, oft fast 
kegelförmigen Hügeln aus kalkiger, durch ein lichtes, kreidiges Binde- 
mittel verkitteter Grundmoräne. Wie schon A. v. Böhm (Die alten 
Gletscher der Enns und Steyr, Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., XXXV. Ba. 
1885, pag. 468) hervorgehoben hat, gehen diese Bildungen von 
Habernau an ganz allmählich in die den Hetzaugraben erfüllenden 
jüngeren Moränen über, in welchen die beiden Ödseen einge- 
bettet sind. 

Sowohl im Auerbach westlich von Eystenau, als auch im “ruben- 
bachgraben östlich vom Offensee beobachtet man eine Verzahnung 
dieser jüngeren Moränen mit einem graugelben, deutlich gebänderten, 
fluviatilen Lehm. 

Als ein besonders ausgedehntes Gebiet kreidiger Jungmo- 
ränen muß das zwischen dem Almsee und der Weißeneckklause 
gelegene flache Waldterrain am Nordfuße des Nesseltalkogels im 
Toten Gebirge bezeichnet werden. Hier fand ich an der neuen, zur 
Weißeneckklause führenden Straße aufgeschlossen, in der Gletscher- 
kreide eingebettete, große, halbgerundete, polierte und geschramnte 
Blöcke von Dachsteinkalk, aber auch von einer weißlichen Kalkbreccie, 
die sich hier schon auf sekundärer Lagerstätte be- 
findet. Ähnliche Blöcke scheint G. v. Hauenschild (Verhandl. 
d. k. k. geol. R.-A. 1870, pag. 61) in dem östlich benachbarten 
Steyrlingtal beobachtet zu haben, da er von dort abgerollte Kon- 
slomerate anführt, „deren Körner frischfarbig und teilweise poliert 
sind und deren Zement aus feinen Lagen von kohlensaurem Kalk 
besteht etc.“ 

Hier soll darauf hingewiesen werden, daß das Gestein dieser 
Blöcke eine gewisse Ahnlichkeit mit der von P. L. Angerer (loc. 
eit.) geschilderten Weißen Nagelfluh von Kremsmünster zur 
Schau trägt. Übrigens werden Gerölle löcheriger Nagelfluh als Be- 
standmassen der jüngsten Moränen schon in dem Werke über die 
Alpen im Eiszeitalter (Bd. I., pag. 212) bei Besprechung des Traun- 
gebietes erwähnt. 


la: 


86 Verhandlungen, Nr. 3 


Wenn wir von jüngeren, höher gelegenen Moränenresten absehen, 
welche sich durch das ganze Gebiet, so namentlich auf dem Kasberg- 
plateau (Farrenau-Alpe) zerstreut finden, so wäre hier noch eine auf- 
fallende, aus Trümmern jeglichen Kalibers, und zwar wohl aus- 
schließlich aus an Diploporen reichem Wettersteinkalk bestehende, 
weiße Riesenbreccie zu erwähnen, die sich zwischen dem 
Gschliefgraben und dem Kornstein (SW von Scharnstein) an der 
Fiyschgrenze, und zwar schon auf dem Flyschboden ausbreitet. (Ver- 
gleiche Figur 1.) Die Struktur dieser löcherigen, von scharfkantigen 
Komponenten zusammengesetzten, aus einem Haufwerk großer Blöcke 
und aus feinem Grus bestehenden und daher leicht zu Kalkschutt 
zerfallenden Breccie verleiht derselben den Charakter eines Sturz- 
gebietes. Gelegentlich einer in Gesellschaft meines verehrten Freundes 
Prof. OÖ. Abel unternommenen Begehung dieses unseres Grenzgebietes 
einigten wir uns in der Auffassung, daß hier ein während der eis- 
zeitlichen Schneebedeckung erfolgter Bergsturz von den zerklüfteten 
Wänden des Ameisplanes, Katzensteins und Traunsteines vorliegt, 
was mit der von A. Penck (Alpen im Eiszeitalter, ]., pag. 238) für 
diese Gegend ermittelten glazialen Schneegrenze von YOO— 1000 m gut 
in Einklang zu bringen ist. 

E. v. Mojsisovies und U. Schloenbach, die in der bereits 
erwähnten Publikation (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1868, pag. 212) 
von ältere: Diluvium und von Schuttbildungen der Eiszeit aus der 
Umgebung des Laudachsees sprechen, scheinen wohl zunächst an 
Moränenreste gedacht zu haben, welche aus dieser Gegend denn auch 
(Alpen im Eiszeitalter, ]., pag. 210) unter Annahme eines an den 
Traunstein angelehnten Lokalgletschers signalisiert werden. Die mäch- 
tigen Konglomeratbänke des Kampriedels über der Reißeten Schütt 
am Scheitel des Gschliefgrabens werden auch von G. A. Koch (Geolog. 
Verhältnisse der Umgebung von Gmunden, pag. 12) als diluvial be- 
zeichnet. 

Wenn somit hier die großen Massen lichter Kalkbreccien, welche 
sich vom Laudachsee am Fuße des Steineckzuges bis über den Korn- 
stein hinziehen, wo sie allerdings durch einen Streifen anstehenden 
Gesteines von jenen Kalkwänden getrennt werden, als ein alter, auf 
die eiszeitlichen Firnfelder niedergegangener Bergsturz aufgefaßt 
werden, so bildet die Größe der auf dem östlichen Kornstein (Punkt 
832 »n der Original-Aufnahms-Sektion 1:25.000) sichtbaren Kalkmauer 
immerhin eine auffallende Erscheinung. Doch sprechen die beiden 
Umstände, daß diese ringsum vom Kreideflysch unterlagerte Masse 
weder eine deutliche Abgrenzung gegen die nachbarliche evidente 
Sturzbreccie zeigt, noch außer dem allein vorhandenen Wetterstein- 
kalk in ihrem Liegenden auch Spuren des in diesem Faziesbezirke 
mächtig entwickelten schwarzen Muschelkalkes erkennen läßt, ent- 
schieden gegen eine Deutung als klippenförmiges Vorkommen. Endlich 
darf nicht vergessen werden, daß auch aus anderen Teilen der Kalk- 
alpen ähnlich große, abnorm gelagerte Riesenblöcke bekannt sind, 
deren Herkunft einzig und allein auf glaziale Bergstürze zurückge- 
führt werden kann. 


1911 Sitzung vom 21. Februar. W. Hammer u. H. Reinl. 87 


W. Hammer. Vorlage eines neuen Alpenquer- 
schnittes 


Der Vortragende legte einen geologischen Querschnitt durch die 
Östalpen vor, welchen er und Dr. Otto Ampferer im Laufe der 
letzten Jahre untersucht haben. Er ist im Maße 1:75.000 gezeichnet 
und verläuft vom Wertachtal in Oberbayern durch die Lechtaler 
Alpen bis Pettneu an der Arlbergbahn, verquert dann die Fervall- 
gruppe und das Unterengadin, weiterhin die Münstertaler Alpen 
(Lischanna-Umbraii) und durchschneidet den westlichen Teil der Ortler- 
gruppe bis zum Tonalepaß. Dann verläuft er quer durch die Ada- 
mellogruppe bis zum Dosso alto (Trompiatal) und erreicht über Val 
Sabbia das Ufer des Gardasees südlich Me Salö. Der Vortragende 

gab dann eine eingehende Schilderung der Region zwischen Unter- 

engadin und dem oberen Veltlin. Zwischen zwei gegen W stark kon- 
vergierenden Dislokationslinien, deren eine durch "den Südrand des 
Engadiner „Fensters“ und die Linie über den Stragliavitapaß, die 
andere durch die Zebrulinie gebildet wird, hat eine gegen Westen 
sich steigernde Absenkung stattgefunden: das Münstertaler Trias- 
gebiet zwischen den kristallinen Massen der Silvretta und des Veltlin ; 
in diesem Felde hat eine starke, westwärts gerichtete Gebirgs- 
bewegung stattgefunden, welche die von Spitz und Dyrenfurth 
zuerst erkannten großen, gegen Westen gerichteten Bogenfalten er- 
zeuste. Über ihnen türmen sich die in "derselben Richtung vorge- 
schobenen Schubmassen der Münstertaler und Ötztaler Alpen auf 
(Hauptdolomitplatte der zentralen Münstertaler Alpen, Chazfora-, Ur- 
tirolaüberschiebung, Ötztaler Westrandüberschiebung). Der Querschnitt 
gelangt im Jahrbuch 1911 zur Veröffentlichung. 


Literaturnotizen. 


H. Reinl. Das Salzgebirge vonGrubachund Abtenau. 
Österr. Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenwesen, LVIN. Jahrg., Wien 1910, 
Nr. 15 und 16, pag. 209 und 225 (mit einer Tafel). 


Der Verfasser berichtet über Detailuntersuchungen des Haselgebirges im 
Bereiche des salzburgischen Lammertales und der östlichen Umgebung von 
Golling, die er im Auftrage des k. k. Finanzministeriums zu den Zwecke ange- 
stellt hatte, um eventuell neue Terrains für Soolengewinnung aufzufinden oder 
zu erschürfen. 

Fußend auf den älteren Aufnahmen und Darstellungen von E. v. Moj- 
sisoviecs (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1869), A. Bittner (Verhandl. 1883 — 1884) 
und den neueren Beobachtungen E. Fuggers (Jahrbuch 1905, Erläuterungen 
1907) sowie der von dem letzteren redigierten geologischen Spezialkarte i. M. 
1:75.000 (Hallein und Berchtesgaden, SW-Gruppe Nr. 18), hat der Genannte in 
jenem Gebiete teils durch weitergehende Lokaluntersuchungen, teils durch eigene 
Schürfungsarbeiten nicht nur die bereits bekannten Vorkommen näher studiert, 
sondern auch neue Aufschlüsse von Gips und zumeist ausgelaugtem Haselgebirge 
festgestellt. Diese Erfahrungen wurden in zwei, das Abtenauer Becken und die 
Region von Scheflau bis Grubach umfassenden Kärtchen sowie in mehreren 
Profilen niedergelegt; es ist leicht verständlich, daß die aufnehmenden Reichs- 
geologen, die jenes wenig aufgeschlossene Terrain von Haselgebirge und Gips 
zu kartieren hatten, ohne die Möglichkeit, sich mit Hilfe von Schurfarbeiten 
künstliche Aufschlüsse zu verschaffen, über einzelne Grenzen im Unklaren bleiben 


K.k, geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 3. Verhandlungen. 14 


88 Verhandlungen. Nr. 3 


konnten oder zu irrigen Grenzkombinationen geführt wurden, was auch von dem 
Autor selbst hervorgehoben wird. 

Als hauptsächliches stratigraphisches Ergebnis dieser Arbeit erscheint die 
eingehende Begründung jener heute wohl allgemein anerkannten Auffassung, 
wonach das nordalpine Haselgebirge den hangendsten Partien des Werfener 
Schiefers angehört und vom Gutensteiner Kalk, respektive stellenweise vom 
unteren Dolomit bedeckt wird. Der von Gipsadern und Knauern und von rotem 
Anhydrit durchzogene, oft bläuliche oder grünliche und zumeist schichtungslose 
Salzton trägt hier mitunter eine ausgebreitete Decke von Gips, dessen Gebiet 
sich schon oberflächlich durch die bekannten trichterförmigen Einsenkungen verrät. 
Über dem Haselgebirge mit dem Gips folgen dann die bei Annaberg Braun- 
eisenerz führenden Rauchwacken als Basis des Muschelkalks. Es ist somit eine 
ähnliche Schichtfolge, wie sie unter anderen auch beim Durchbruch des Bosruck- 
tunnels beobachtet werden konnte. Die hie und da vorkommende, anscheinende 
Unterteufung des Haselgebirges durch demselben zufallende jüngere Kalke erwies 
sich nach dem Verfasser durchweg als lokale Erscheinung von beschränkter 
Ausdehnung. In dieser Arbeit gelangt der Autor zu dem Schlusse, daß einige 
Abschnitte des Terrains in salinarer Hinsicht zu weiteren Untersuchungen ein- 
laden, indem hier möglicherweise unter einer schützenden Decke aus Gips oder 
Kreidegesteinen noch unausgelaugtes Haselgebirge in einiger Mächtigkeit erhalten 
sein könnte. Unter Berücksichtigung der Niveauverhältnisse, welche den abbau- 
würdigen Stockwerken bestimmte Grenzen setzen, werden endlich als für Bohr- 
versuche empfehlenswerte Punkte angeführt: das Plateau von Schorn, der flache 
nördliche und westliche Fuß des Buchbergriedels bei Abtenau und das Gebiet 
von Grubach, wo die Gipsdecke einen größeren Raum einnimmt, als dies die 
geologische Spezialkarte zum Ausdruck bringt. In drei Profilen wird die Lagerung 
des Salzgebirges und dessen Beziehungen zur Hauptmasse des Werfener Schiefers 
im Liegenden und zum Muschelkalk im Hangenden dargestellt. 

In einem nachträglichen, durch eine Karte im Maßstabe 1: 5000 und weitere 
Profile erläuterten schriftlichen Bericht, in welchen unsere Anstalt durch freund- 
liches Entgegenkommen von seiten des k. k. Finanzministeriums Einsicht zu 
nehmen Gelegenheit fand, werden speziell die Verhältnisse in der näheren 
Umgebung von Grubach noch mehr im Detail erörtert. Aus diesem Bericht 
ergibt sich, daß südlich vom Weitenaubach, etwa zwischen den Gehöften Schön- 
leiten und Aubauer, ein 3-4 Quadratkilometer umfassendes, wenig gestörtes 
Untersuchungsfeld vorhanden ist, wo unter einer ausgebreiteten Gipsdecke voraus- 
sichtlich noch salzführendes, wenn auch ziemlich tiefliegendes Haselgebirge er- 
halten sein dürfte. Behufs Feststellung der Abbauwürdigkeit wird die Anlage 
mehrerer Bohrlöcher empfohlen. 

Der Verfasser führt die Entstehung der hier beobachteten Gipstrichter 
auf Auslaugungsprozesse zurück, bei welchen die Feuchtigkeit bewahrende Ein- 
wirkung von Moränenresten eine Rolle gespielt haben dürfte, da man am Grund 
eines jeden solchen Trichters erratische Gerölle antreffen könne. (G. Geyer.) 


Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien Ill. Rasumofskygasse 23. 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien Ill. Steingasse 25. 


Verhandlungen derk k seolosischen Reichsanstalt 


Sitzung vom 7. - März BSP 


Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: Prof. R. r. Zu Bekegräche en an 
aus Westafrika. — Vorträge: L. Waagen: Die hydrographischen Verhältnisse um Pola. — 
Literaturnotizen: W. v. Seidlitz, Dr. Fr. Reinhold. 

NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich. 


Eingesendete Mitteilungen. 


Prof. Dr. Rudolf Zuber. Geologische Beobachtungen 
aus Westafrika. (Mit 2 Abbildungen.) 


Aufgefordert durch eine englische Gesellschaft habe ich im 
Laufe des Sommers 1910 eine Studienreise nach Westafrika aus- 
geführt. 

Ich bin Mitte Juni von Liverpool abgereist und im September 
nach Plymouth zurückgekommen, Im Laufe der Monate Juli und 
August habe ich bedeutendere Partien der englischen Kolonien 
Nigeria und Goldküste wie auch der französischen Elfenbeinküste 
besichtigt, wobei meine Hauptausgangspunkte die an der Küste ge- 
legenen Ortschaften Lagos, Accra, Secondi, Axim und Bonyere waren. 

In das Innere bin ich nicht weit vorgedrungen (nur etwa 100 km), 
indem ich meine Untersuchungen vorwiegend nur auf die an der 
Küste auftretenden Bildungen beschränkte, und meine Hauptaufgabe 
bestand in der Untersuchung der dort an mehreren Stellen vorkom- 
menden bituminösen und erdölführenden Ablagerungen. 

Die geologischen Untersuchungen und überhaupt das Reisen in 
jenen Gegenden sind ungemein erschwert. Die Gegend ist fast überall 
mit dichten Wäldern und Sümpfen bedeckt, das Klima im höchsten 
Grade ungesund (Malaria, gelbes Fieber, Schlafkrankheit, Elephantiasis, 
Guineawurm etc.), die Kommunikation nur auf größeren Flüssen und 
Lagunen in Booten und kleinen Dampfern etwas leichter, sonst aber 
nur zu Fuß oder in einem von den Eingeborenen getragenen „Hammock*“. 
Während meiner Anwesenheit herrschte dort gerade die Regenzeit, 
welche zwar die übermäßige Hitze etwas abkühlte, aber anderseits 
durch die wiederholten Regengüsse und Uberschwemmungen alle 
weiteren Exkursionen ungemein erschwerte und teilweise sogar ganz 
unmöglich machte. 

Ausgedehntere geologische Untersuchungen wurden in diesen 
Gegenden bisher überhaupt noch nicht unternommen. Nur wenige 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 4. Verhandlungen. 15 


90 Verhandlungen. Nr. 4 


kleinere Beobachtungen verschiedener Forschungsreisender von vor- 
wiegend nur sehr lokalem Charakter sind in der geologischen Literatur 
hie und da zerstreut. Auch meine Untersuchungen hatten nur einen 
derartig lokalen Charakter ohne die Möglichkeit einer zusammen- 
fassenden kartographischen Bearbeitung. In der Folge erlaube ich 
mir einige wichtigere Beobachtungen mitzuteilen. 


I. Bituminöse Ablagerungen in Süd-Nigeria. 


Etwa 90 km östlich von der Stadt Lagos mündet in die weite 
und flache Lagune Leckie von Norden der Fluß Oni, an dessen Zu- 
fluß Sasa etwa 15 km weiter gegen Norden mit schwarzer, pech- 
artiger Substanz (Asphalt) imprägnierte Sand- und Sandsteinschichten 
an der Oberfläche erscheinen. Ebensolche Aufbrüche erscheinen auch 
noch weiter östlich in einigen anderen parallelen Tälern auf einer 
Länge von etwa 75 km. 

Diese Bitumenvorkommen gaben die Veranlassung zur Aus- 
führung einer Reihe von Bohrungen, die auf Erdöl abzielten, bisher 
jedoch keine befriedigenden Resultate geliefert haben. 

Wenn wir hier von der sehr geraden und ebenen Meeresküste 
nach Norden vorschreiten, sehen wir hier zuerst einen sehr flachen 
sandigen Strand, der nur durch wenige fortwährend durch Seesand- 
wälle abgedämmte Fluß- und Bachmündungen unterbrochen wird; 
dann folgen ausgedehnte, mit Mangroven, Pandanen und Palmen be- 
wachsene Sümpfe, hinter welchen sich eine lange Kette von flachen 
Lagunen hinzieht, welche bereits in bedeutendem Maße ausgesüßt 
sind, durch in dieselben einmündende Flüsse energisch verschlämmt 
und durch die überaus üppige tropische Vegetation verwachsen 
werden. 

Hinter diesen Lagunen wird das Land mehr hügelig und ist 
überall dicht bewaldet (am wertvollsten ist hier das Mahagonyholz). 

Erst gegen 8S0—100 km nördlich von der Küste erheben sich 
höhere Bergrücken, welche aus den ältesten Gesteinen dieses Teiles 
von Afrika bestehen, das ist hauptsächlich aus Gneisen, die durch 
zahlreiche Quarzitadern durchzogen werden. Am besten ist dieser 
Gneis bei Abeokuta aufgeschlossen und sein Südrand wird auch weiter 
gegen Osten in allen von Nord nach Süd laufenden Flüssen dadurch 
gekennzeichnet, daß er in denselben Schwellen und Wasserfälle ver- 
ursacht. 

Dieser Gneisrand ist unzweifelhaft die ältere Seeküste, an 
welche von Süden her jene von einer mächtigen, aus alternierenden 
Ablagerungen von Sand, Sandstein, Konglomerat und Ton bestehende 
bituminöse Formation anliegend erscheint. 

Alles dies ist diskordant durch die mächtig entwickelte Laterit- 
formation (diluvialer, roter, sandiger Lehm) oder durch rezente Sande 
und Sümpfe bedeckt. 

Das fast vollständige Fehlen von oberflächlichen Aufschlüssen 
erlaubt keine genauere Untersuchung der bituminösen Formation, Es 
war dies nur auf Grund der in diesem Gebiete ausgeführten Bohrungen 
möglich. 


1911 Sitzung vom 7. März. Dr. Rudolf Zuber. 9] 


Nach einem sorgfältigen Vergleich dieser Bohrresultate ergab 
es sich, daß die Schichten dieser Formation sehr flach gelagert sind, 
ostwestlich verlaufen und schwach gegen Süd, das ist von jenem alten 
Gneisrande gegen die heutige Seeküste zu einfallen. 

Von oben nach unten war es möglich, folgende Schichtenkomplexe 
auszuscheiden: 

1. Seesande wechsellagernd mit bunten (rot, grau, schwarz etc.) 
Tonen. 

2. Ein Lager von schwarzem, grauem und braunem Ton (40 —60 m) 
mit Blöcken älterer Gesteine, zahlreichen Pyritkonkretionen, ver- 
kohlten Holzstücken, seltenen kleinen Schalen, Fischzähnen und 
Fischschuppen etc. 

3. Grober Sand und Sandstein mit Bitumen. Derselbe erscheint, 
wie bereits oben erwähnt, nicht weit vom Gneisrande an der Ober- 
fläche und wird in den Bohrlöchern gegen Süden zu immer tiefer 
angefahren. Dieses Bitumen ist kein verdicktes Erdöl, sondern ent- 
weder ein ganz fester Asphalt (sehr ähnlich demjenigen von Trinidad) 
oder ein sehr dickes, halbflüssiges Bitumen von schwachem Geruch 
und von nur sehr schwachen Gasen begleitet. 

4. Sehr dicke Lager von Sanden, Sandsteinen und Konglomeraten 
mit nur seltenen und schwachen Toneinschaltungen. Nach unten zu 
werden immer häufigere und größere exotische Blöcke angetroffen, 
unter welchen der Gneis, welcher unzweifelhaft die Unterlage der 
ganzen Formation bildet, bei weitem vorwiegt. Diese Sande enthalten 
sehr viel Wasser, welches oft warm ist. die Temperatur von 40° © 
erreicht und von brennbaren, geruchlosen Gasen begleitet wird. Dieses 
Wasser ist nicht salzig, sondern nur schwach schwefelig und es bringt 
Flocken eines halbfesten Bitumens mit sich. 

Das geologische Alter dieser bituminösen Formation konnte 
bereits vor mir von Parkinson!) annähernd bestimmt werden. Der- 
selbe hat diese Bildungen weiter im Osten von Agbabu am Oluwa- 
Flusse untersucht und dort zahlreiche und wohlerhaltene Versteinerungen 
gesammelt. Ich wiederhole im nachfolgenden die darauf bezüglichen 
Bemerkungen dieses Autors wörtlich. 

„Mr. R. Bullen Newton, of the Natural History Museum, kindly 
looked througlı the speeimens and found that Pholas, the well known 
boring mollusk, and Cardium, the cockle, were the commonest forms. 
He identified besides examples of Arca, ? Serobicularia, Pteria? Gari, 
a Cupsidaria, and a Dentalium. The only gasteropod mentioned was 
a small fusoid looking shell; lamellibranches, therefore, greatly 
predominated, the fauna being rich in individuals, and on the whole 
rather poor in species, though it should be remembered that but a 
limited area was examined. Mr. Newton thinks the beds are probably 
of Pliocene Age. 

There can be but little doubt of the essential identity of 
these deposits — clays and sandy clays — with those to the west- 
ward in the country now being worked under the license of the 


!) The Age of the bitumen bearing beds of Southern Nigeria. By John 
Parkinson, M.A., F. G.S. — The Petroleum World. London. June 1910, P, 322. 


15* 


99 Verhandlungen. Nr. 4 


Nigeria Bitumen Corporation; the great extent of the beds indicating 
that the coast line of this part of Southern Nigeria, viz., the 
Lagos Province, lay, at a period which, geologically speaking, is com- 
paratively recent, some fifty miles to the north of the present position. 

These Pliocene beds were doubtless deposited in shallow water. 
The discovery of shales, containing many impressions of leaves, not 
far of Epe, some sixty miles to the west of Agbabu, the rapid al- 
ternation of arenaceous and aggillaceous beds of lentieular character, 
and also the types of fossils found, strongly suggest that land was 
not far off.“ 

Ich selbst habe keine Schichten mit Versteinerungen an der 
Oberfläche gefunden. Nur aus einigen Bohrungen besitze ich wenige 
sehr jung aussehende Schalen. Sonst kann ich alle obigen Bemer- 
kungen Parkinsons nur bestätigen. 

Wir haben hier demnach auf der Gneisunterlage eine sehr junge 
(wahrscheinlich pliocäne) Strandformation von ausgesprochenem Flysch- 
charakter, noch ohne tektonische Störungen, nur schwach gegen Süden 
geneigt. Diese Formation enthält in einigen Partien bedeutendere 
Mengen von pechartigem Bitumen. 

Meine früheren Untersuchungen, besonders aus Zentral- und 
Südamerika, führen mich zum Schlusse (welchen ich bei anderer Ge- 
legenheit näher begründen werde), daß derartige junge Asphalt- und 
Bitumenablagerungen, wie die oben beschriebenen und unter solchen 
Bedingungen vorkommend, kein verdampftes Erdöl sind, von welchem 
sie übrigens bedeutend verschieden sind, sondern eher als ein noch 
nicht vollständig umgewandeltes organisches Material betrachtet 
werden müssen, welches erst unter dem gebirgsbildenden und fal- 
tenden Drucke in echtes flüssiges Erdöl und Erdölgase gespalten 
werden könnte. Durch eine weiter fortschreitende Faltung können 
dann größere Mengen des so gebildeten Erdöls und der Gase haupt- 
sächlich an den Rücken der Antiklinalen angesammelt werden, was 
übrigens in fast allen wichtigeren bekannten Erdölgebieten bestätigt wird. 

Anderseits kann das in solchen Ablagerungen angesammelte 
Erdöl in bedeutendem Maße oder vollständig von eindringendem 
Wasser verdrängt werden, wenn dieser Vorgang durch entsprechende 
Schichtenfaltung oder Isolierung durch bedeutendere undurchlässige 
Bildungen nicht verhindert wird. 

Es folgt aus den obigen Betrachtungen, daß selbst bedeutende 
oberflächliche Asphalt- und Bitumenvorkommen noch keineswegs ein 
Beweis sind, daß in der Nähe oder tiefer größere Erdölansammlungen 
vorhanden sein müssen, 

Die oben geschilderten Verhältnisse in Süd-Nigeria scheinen 
diese Anschauungen zu bestätigen. 

Es soll noch hinzugefügt werden, daß die tiefsten dort bisher 
ausgeführten Bohrlöcher, Nr. 6 in Abuliyagba bis 650 m und Nr. 9 
in Idakun bis 725 m, diese Formation noch nicht ganz durchteuft 
haben. Jedoch nach den in diesen Bohrungen immer zahlreicher an- 
getroffenen exotischen Gneisblöcken zu urteilen, erscheint es sehr 
wahrscheinlich, daß die von Gneis bestehende Unterlage nicht mehr 
sehr tief zu erwarten ist. 


u A u 


1911 Sitzung vom 7. März. Dr. Rudolf Zuber. 93 


II. Secondi, Axim, Beyin. 


Die gerade, ebene und flache Küste, welche von Nigeria gegen 
Westen über Dahomey und Togoland zur Goldküste läuft und nur im 
Delta des Volta-Flusses etwas nach Süden vorspringt, wird erst in der 
Gegend des Cape Three Points zwischen Secondi und Axim etwas 
mannigfaltiger und felsig. 

Die steil abstürzenden, bei Secondi zum Vorschein kommenden 
Felswände bestehen hauptsächlich aus einer charakteristischen Sand- 
steinformation. Ebensolche Bildungen kommen auch an der Küste bei 
Accra und Cape Coast vor. 


Fig. 1. 


Felsen von rotem Sandstein (Paläozoisch ?) und sandiger Strand westlich von Secondi 
(Goldküste). 


Die besten, durch einen Eisenbahneinschnitt erweiterten (von 
Secondi führt eine Eisenbahn nach Norden nach Tarquah und Kumasi, 
zusammen etwa 200 km) Aufschlüsse befinden sich am Westabhange 
des Hügels, welcher in Secondi durch das Fort gekrönt ist. 

Es sind dies fast horizontal gelagerte dicke Bänke eines roten 
Sandsteins mit grauen, srünlichen und gelblichen Partien, mit tonigen 
Einschaltungen und in grobe Konglomerate übergehend. Zum Teil 
sind sie mürbe, zum Teil fester. In ihrer Masse weisen sie oft eine 
Transversalschieferung und auf den Schichtflächen verschiedene Un- 


94 Verhandlungen. Nr. 4 


ebenheiten auf. Mit einem Worte ist dies eine typische Wüstenbildung, 
welche selbst in den kleinsten Einzelheiten von unserem devonischen 
Old Red nicht unterschieden werden kann. Ob man jedoch diesen 
Sandsteinen ein devonisches oder anderes Alter zuschreiben kann, 
das läßt sich natürlich nicht entscheiden, solange darin keine charak- 
teristischen Versteinerungen gefunden werden. In jedem Falle ist dies 
keine junge Bildung und höchstwahrscheinlich wird man sie als paläo- 
zoisch betrachten müssen. 

An einigen Stellen östlich von Secondi liegen über diesem Sand- 
steine transgredierend rote und graue Schiefertone und Mergel mit 
eingeschalteten hellen Sand- und Geröllschichten. Es sind dies jeden- 
falls junge, vielleicht tertiäre Bildungen. 

Alles wird wieder von der mächtigen diluvialen Lateritformation 
bedeckt. 

Weiter gegen Westen erscheinen immer zahlreichere felsige 
Vorgebirge, Inselchen und unterseeische Klippen, die für die Seefahrt 
sehr gefährlich sind und durch das Hervortreten zahlreicher und be- 
deutender Intrusionen (Dykes) von alten Eruptivgesteinen vom Lande 
aus in das Meer hinein verursacht werden. 

Über diese Gesteine aus der Umgebung von Axim wurden 
bereits von Gümbel!) und Gürich?) einige Mitteilungen gemacht. 

Unter diesen Gesteinen überwiegt eine dunkle, feste, sich in 
Blöcke absondernde Felsart vom Diabastypus. 

Das alte Fort in Axim ist auf einer solchen Diabasklippe auf- 
gebaut. 

In einem anderen Felsen auf der östlichen Seite dieser Ort- 
schaft kommen schmale Gänge von weißem Quarzit, von einem roten 
granitartigen Gestein und zahlreiche Pyritausscheidungen vor. 

Die von dort mitgebrachten Gesteine müssen noch eine nähere 
petrographische Untersuchung erfahren, was ich mir für später vor- 
behalte. 


Der westliche Hügel von Axim ist an der Seeseite steil abge- 
rissen und zeigt hier, ähnlich wie in Secondi, zuunterst rote, wahr- 
scheinlich alte Sandsteine, darüber jüngere, nur schwach aufge- 
schlossene, aber deutlich gestörte bunte Schiefertone, und alles durch 
mächtig entwickelten Laterit bedeckt. 

Die kleine Bucht, welche hier ziemlich tief einschneidet, ist 
durch die von der Auswaschung dieses lateritischen Lehmes her- 
kommende Trübung fast immer stark rot gefärbt und die Meeres- 
wellen verschleppen und setzen dieses rote Sediment noch recht weit 
von der Seeküste ab. 

Westlich von Axim führt noch ein recht guter Weg bis an den 
Ancobra-Fluß, indem er noch einige Hügel überschreitet, welche am 
Meere in von diabasartigen Gesteinen bestehende felsige Vorgebirge 
ausgehen. An der Ancobra in der Nähe ihrer Mündung (etwa 5 km 


)) C. W. Gümbel, Beiträge zur Geologie der Goldküste in Afrika. 
Sitzungsber. d. math.-physik. Kl. b. Akad. d. Wiss. München. XII. 1882, pag. 190. 

2) G. Gürich, Beiträge zur Geologie von Westafrika. Zeitschr, d. Deutsch. 
geol, Ges. XXXIX 18897, pag. 112—116. 


1911 Sitzung vom 7. März. Dr. Rudolf Zuber. 95 


westlich von Axim) enden diese und andere kristallinische Gesteine, 
unter welchen noch stark zerfressene und zerklüftete eisenschüssige 
und zum Teil goldhaltige Quarze hervorzuheben sind. Die Alluvionen 
des Ancobra-Flusses sollen besonders weiter talaufwärts ziemlich viel 
Gold enthalten. 

Von der Ancobra-Mündung nach Westen erstreckt sich die flache, 
vorwiegend sandige Küste ohne irgendwelche ältere Gesteinsaufbrüche. 
Erst 40 m weiter fällt es in der Ortschaft Beyin auf, daß die Ruinen 
des dortigen alten Forts fast ausschließlich aus einem grauen, mit 
Muschelschalen erfüllten Kalkstein bestehen. 

Da das zum Bau dieses Forts verwendete Material unmöglich 
aus großer Entfernung stammen konnte, trachtete ich zu erfahren, 
wo in dieser Gegend solche Kalksteine auftreten. Ich habe nur 
erfahren, daß die Steinbrüche, welche dieses Material geliefert 
haben, noch einige Kilometer weiter westlich bei der Ortschaft 
Kangan gelegen waren, aber trotz vieler Bemühungen um die Pro- 
tektion des schwarzen „Königs“ von Beyin, wurden wir zu diesen 
in dichten Wäldern und Sümpfen verborgenen Stellen nicht zu- 
gelassen. 


Glücklicherweise gelang es mir aber mit der Hilfe eines ver- 
trauten Negers, unmittelbar am Meere bei Kangan einen kleinen 
AufschlußB aus dem Sande herauszugraben, wo dieser Kalkstein an 
der Oberfläche erscheint, und hier habe ich einen Teil meines 
Materials zu späterer Untersuchung mitgenommen. Ferner kommt 
derselbe Kalkstein auch als exotisches Material auch weiter westlich 
in Jüngeren Tonen und Sanden stellenweise recht ergiebig vor, woher, 
wie auch aus den Ruinen des Forts von Beyin, noch mehr davon 
gesammelt wurde. 


Herr Dr. Adalbert Rogala hat es auf mein Ansuchen unter- 
nommen, diese Sammlung näher zu bearbeiten. Die hauptsächlichen 
bisherigen Resultate dieser Untersuchung werden am Ende dieses 
Aufsatzes mitgeteilt werden. 


III. Erdölvorkommen in der Goldküste. 


Im westlichen Teile der Goldküste sind im Gebiete zwischen 
Half Assinee, Beyin und dem Tano-Flusse mehrere Stellen bekannt, 
wo Erdölausbisse und brennbare Gase auftreten. Die wichtigsten dieser 
Vorkommen sind folgende: 


1. Zwischen Stoepville (Topo) und Takinta einige natürliche 
Tümpel mit Erdöl und schwachen Gasen. Ältere Bohrungen haben 
hier auch tiefer Erdöl gefunden (in dem alten Bohrloche Nr. 1 bei 
Takinta wurden Erdölspuren bis zu einer Tiefe von etwa 250 m 
mehrmals angefahren). 

2. Zwischen Takinta und dem Tano-Flusse. 

3. Rings um die Lagune Domini zwischen Bokakreh und Bonyere 
befinden sich ausgedehnte und zahlreiche von Gasen begleitete Erd- 
ölausbisse. Im Bohrloch Nr. 1 in Bokakreh wurde in einer Tiefe von 
etwa 20 m eine größere Menge eines flüssigen, ziemlich dicken, 


96 Verhandlungen. Nr. 4 


schwach fluorisierenden und charakteristisch riechenden Öles mit 
Gasen angefahren. h 

4. Nordöstlich von Tikwabo Aufschlüsse eines dicken Oles mit 
Gasen. 

Die erdölführende Formation, insofern sie aus den wenigen 
natürlichen und künstlichen Aufschlüssen und den bisher ausgeführten 
Bohrungen erkannt werden kann, ist in den höheren Terrainpartien 
(die dicht bewaldeten Hügel erheben sich hier bis 60—80 m über 
den Meeresspiegel) durch eine mächtige Lage von Laterit bedeckt, 
unter welcher ich von oben nach unten folgende Schichtenserien 
unterscheiden Konnte: 

1. Bunte Tone (rot, bläulich, grau, schwarz und weiß) 8—10 m. 

2. Vorwiegend Sande und mürbe Sandsteine, stellenweise mit 
Erdöl, gewöhnlich mit Süßwasser überschwemmt, etwa 30 m. 

3. Dunkler (schwarz oder grau) Ton mit sandigeren Partien, 
mit sehr zahlreichen kleinen und großen Blöcken eines harten, mit 
Muscheln erfüllten Kalksteins (es ist dies derselbe Kreidekalkstein, 
den wir bei Beyin gesehen haben), mit Pyritkonkretionen, verkohlten 
Pflanzenresten ete. Zusammen etwa 25—30 m. 

4. Alternierende mächtige Ablagerungen von Sand, Sandstein und 
dunklen Tonen, bisher nicht durchteuft. 

Charakteristische Versteinerungen, welche erlauben würden, 
das Alter dieser Formation näher zu bestimmen, habe ich leider nicht 
gefunden. Dieselbe muß jedoch bedeutend jünger sein als die 
oberste Kreide, zu welcher die oberwähnten Kalksteine gehören, da 
die letzteren in dieser Erdölformation als exotische Blöcke auftreten, 
und überdies spricht auch das allgemeine Aussehen dieser Bildungen 
für ein wahrscheinlich jungtertiäres, das heißt miocänes oder sogar 
pliocänes Alter. 

Die Schichten dieser Formation sind im allgemeinen sehr flach 
gelagert, aber sie weisen doch eine deutliche schwache Neigung gegen 
Südwest auf, und außerdem ist es nicht ausgeschlossen, daß darin 
auch die Anfänge von Faltungen vorkommen können, da diese ganze 
Formation wie zwischen bedeutend ältere Gesteinsmassen eingepreßt 
erscheint. So finden wir am Tano-Flusse, etwa 6 km nördlich von der 
Landungsstelle Alenda Wharf, stark gestörte und steil emporgerichtete 
kristallinische Schiefer (Phyllite) und Quarzite, welche unzweifelhaft 
den nördlichen Rand der Erdölformation bilden; bei Kangan (östlich 
von Bonyere und westlich von Beyin) sehen wir unmittelbar an der 
Seeküste, also an der Südseite der Erdölformation, jene obenerwähnten 
festen Kreidekalksteine und weiter im Osten an der Ancobra und bei 
Axim die ebenfalls besprochenen alten kristallinischen Gesteine und 
an dieselben geradezu angepreßt die jungen bunten Tone. 

Es erscheint daher sehr wahrscheinlich, daß die Schichten der 
erdölführenden Formation, welche über und zwischen jenen alten 
Gesteinen wie zwischen Keilen eingelagert erscheinen, bereits eine 
teilweise Faltung erlitten haben und infolgedessen können sie noch 
solche Partien enthalten, in welchen bedeutendere Ol- und Gasmengen 
angesammelt und gegen ein Verdrängen durch Wasser geschützt 
bleiben konnten. 


1911 Sitzung vom 7. März. Dr. Rudolf Zuber. 97 


Weitere im Bereiche dieses Gebietes rationell angelegte und 
geleitete Bohrungen werden wohl imstande sein, diese sowohl für die 
W issenschaft wie auch für die Praxis wichtige Frage zu lösen. 


IV. Bituminöse Ablagerungen bei Eboinda. 


Auch in der französischen Kolonie der Elfenbeinküste treten 
in der Nähe der Ortschaft Eboinda an der Nordseite der Lagune 
Tendo an mehreren Stellen bituminöse Gesteine auf, auf deren Grund- 
lage auch hier einige Schächte und Bohrungen ausgeführt wurden, 
welche auf Erdöl abzielten, jedoch bisher ohne günstigen Frfolg ge- 
blieben sind. 

Etwas östlich vom Dorfe Eboinda erscheint am Lagunenufer 
unmittelbar unter einer mächtigen diluvialen Lateritdecke ein von 
braunem Bitumen durchaus durchtränkter Sandstein. Dieser Sand- 
stein weist eine undeutliche Schichtung mit schwacher südwestlicher 
Neigung auf. 

Weiter nördlich wurde in den gegrabenen Probeschächten Nr. 5 
und 7 ein ebensolcher mit Bitumen getränkter Sand und Sandstein 
in einer Tiefe zwischen 15 und 27 m durchfahren, worunter ein Lager 
folgte von einem knolligen, festen, eisenschüssigen, mergeligen oder 
kieseligen Kalk neben harten sandigen Tonen mit sehr zahlreichen 
Muscheln und anderen organischen Resten. Auch diese Ablagerung 
ist mit pechartigem Bitumen durchtränkt. Die bisherigen von “Herrn 
Dr. Rogala durchgeführten Untersuchungen haben ein oberkretazisches 
Alter dieser Bildung nachgewiesen. Nirgends weiter in dieser Gegend 
wurden diese Schichten aufgefunden. Die in den anderen Schächten 
durchfahrenen Sande, Tone und Sandsteine sind davon ganz ver- 
schieden und zeigen ein beträchtlich jüngeres Aussehen (vielleicht 
Miocän oder noch jünger). Die Kreide scheint hier nur eine ganz 
kleine, von jüngerem Tertiär umgebene Insel zu bilden. 

Auch westlich vom Schachte Nr. 5 erscheint in der benachbarten 
Schlucht ein fester, mit Bitumen imprägnierter Sandstein. 

Die Bohrungen I, IV und VIII haben wechsellagernde Bänke 
von hellen Sanden und Sandsteinen mit grauen, blauen, roten und 
weißen Tonen, meistens mit starken Wasserzuflüssen durchteuft, und 
nur im Bohrloche Nr. 4 (auf dem Hügel westlich vom Dorfe) wurde 
angeblich in 395 m Tiefe eine Ölspur („oil show“) beobachtet. 

Nirgends habe ich hier echtes flüssiges Erdöl gefunden und ich 
glaube nicht, daß das hier vorkommende asphaltartige Bitumen ein 
abgedampftes Erdöl sein könnte, sondern ich betrachte, ebenso wie 
in Nigerien, diese pechartige Substanz eher als einen jungen bitumi- 
nösen Stoff, welcher sich in leichtere flüssige und gasförmige Kohlen- 
wasserstoffe noch nicht umzuwandeln vermochte. 


V. Sedimentbildung an der Küste. 


Im Jahre 1900 hatte ich Gelegenheit, die Sedimentationsbedin- 
gungen auf flachen, tropischen Küsten, besonders im Orinocodelta 
und auf der Insel Trinidad (Südamerika) zu studieren. Ein Resultat 

K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 4. Verhandlungen. 16 


98 Verhandlungen. Nr. 4 


dieser Untersuchungen war meine Arbeit „über die Entstehung des 
Flysch* !). 

Ich trachtete damals nachzuweisen, daß die verschiedenaltrigen, 
in Flyschfazies ausgebildeten Formationen Bildungen sind, die eben 
durch eine derartige Sedimentierung an flachen Meeresküsten in 
feuchtem tropischem Klima unter Mitwirkung der dort einmündenden 
Flüsse mit veränderlichem Wasserstande und bei üppiger Strand- 
vegetation entstehen konnten. Solche ältere Flyschformationen sind 
bekanntlich unter anderen der alpine Flysch, der Wiener Sandstein, 
der Karpathensandstein, der apenninische Macigno und dergleichen. 

Jetzt war es mir möglich, das Gebiet der analogen Beobach- 
tungen an der guineischen Küste in Afrika erheblich zu erweitern 
und ich erlaube mir nunmehr, die dort beobachteten Phänomene näher 
zu beschreiben. 


Fast die ganze guineische Küste von Sierra Leone angefangen 
über Liberia, Elfenbeinküste, Goldküste, Togo, Dahomey, Nigeria bis 
Kamerun, das ist auf einer Länge von etwa 2500 km, ist sehr eben 
und flach. Aus dieser fast geradlinigen Küste springen gegen das 
Meer hervor nur das große und flache Delta des Niger-Flusses, dann 
das noch unbedeutende Delta des Volta, ferner einige felsige, aus 
kristallinischen Gesteinen bestehende Vorgebirge, wie Cape Three 
Points, Cape Palmas und bei Sierra Leone, und schließlich einige 
kleine Sandsteinpartien (Accra, Cape Coast, Secondi). Außerhalb dieser 
wenigen Stellen sehen wir hier überall nur ganz flach abgelagerte 
Küstensande mit schlammigen Beimischungen, nur ab und zu durch 
kleinere und größere Flüsse und Bäche unterbrochen, welche die 
Landwässer dem Meere zuführen (Ancobra, Twin River und andere). 


Nur in der Nähe jener felsigen Partien entstehen unter dem 
Einflusse der Meereswellen bedeutendere Ansammlungen von gröberen 
und feineren Geröllmassen, und außerhalb dieser Partien finden wir 
überall und auf riesigen Strecken nur Sand und Schlamm. 

Auf dieser ganzen langen Küste von Oberguinea besteht kein 
einziger guter, natürlicher und entsprechend tiefer und geschützter 
Seehafen. 


Überall reicht der seichte, schlammige oder sandige Meeres- 
grund weit in die See hinaus und die Schiffe müssen oft viele Kilo- 
meter weit vom Strande vor Anker gehen, da sie erst dort Tiefen 
von 30-40 m vorfinden. 


Diese Litoralverhältnisse sind nur eine Folge der kombinierten 
Akkumulationstätigkeit des Meeres und der in dasselbe einmündenden 
Flüsse in Verbindung mit dem geologischen Bau und mit den klima- 
tischen Verhältnissen. 

Diese Umstände verdienen näher betrachtet zu werden. 

Wie aus den früheren Arbeiten bekannt und wie dies zum Teil 
auch schon oben bemerkt wurde, wird die Hauptgrundlage dieses 
Teiles des afrikanischen Kontinents durch altkristallinische Gesteine, 


1) Zeitschr. f. prakt. Geol. Berlin 1901, August, und ein späterer Nachtrag 
„Zur Flyschentstehungsfrage“. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. Wien 1904, Nr. 8. 


1911 Sitzung vom 7. März. Dr. Rudolf Zuber. 99 


wie Phyllite, Quarzite, Gneise und alte Eruptivgesteine (Diabas und 
dergleichen) gebildet. 

Der südliche Rand dieser alten Kontinentalmasse erscheint im 
Westen am Meere bei Freetown (Sierra Leone) und läßt sich gegen 
Osten bis nach Kamerun!) in einer wechselnden Entfernung von 
30—40 km nördlich vom heutigen Strande verfolgen, wobei jedoch 
stellenweise felsige Ausläufer bis in das Meer hinausragen, wie wir 
dies bereits an der Ancobra-Mündung, bei Axim etc. gesehen haben. 

Südlich von diesem auch orographisch deutlich hervortretenden 
Rande haben wir nur noch einige untergeordnete, ältere Aufbrüche, 
wie die oben erwähnten roten Sandsteine (Devon?) bei Accra und 
Secondi, und die Kreidekalke bei Beyin. 

Das ganze übrige Gestade südlich von jenem kristallinischen 
Rande wird durch flach gelagerte und vorwiegend schwach gegen Süd 
geneigte junge Ablagerungen gebildet, welche einige hundert Meter 
Mächtigkeit erreichen, aus Sanden, Sandsteinen, Konglomeraten und 
bunten Tonen bestehen, stellenweise Erdöl und Bitumen enthalten 
und wahrscheinlich miocän oder noch jünger sind. 

Alles dies wird in den höher gelegenen hügeligen Partien durch 
die mächtige Lateritformation (Diluvium) bedeckt, wogegen die tieferen 
Strandgebiete durch die rezente, fluviatile, lagunäre und Meeres- 
sedimentation eingenommen wird. 

Das Klima dieser Küste (zwischen dem 4, und 8. Grad nördl. Breite) 
ist ein typisch tropisches. Die Regenzeit dauert dort im Mittel von 
April bis November, gewöhnlich mit einer kleinen Unterbrechung 
im August. In dieser Zeit herrschen dort neben überaus heftigen 
Regengüssen und Gewittern auch lange anhaltende Nebel und Regen, 
welche sehr bedeutende Anschwellungen und Überschwemmungen 
in den Flüssen hervorrufen. Von Dezember bis März dauert die 
relativ trockene Jahreszeit, aber auch dann sind Regen und Nebel 
keine Seltenheit, und die Atmosphäre ist immer mit Feuchtigkeit 
geschwängert. 

Die erste Folge eines solchen Klimas muß eine überaus üppige 
Vegetation und eine äußerst intensive Verwitterung und Zersetzung 
der Gesteine sein. So waren zum Beispiel am Tano-Flusse die in 
ziemlich ansehnlichen Uferabstürzen aufgeschlossenen Phyllite so weit 
verwittert und „verfault*, daß es mir kaum mit Mühe gelang, mir 
einige zur Aufbewahrung geeignete Gesteinsmuster zu verschaflen. 

Von jenem oberwähnten Zentralhochland läuft gegen das Meer, 
also nach Süden zu, ein dichtes Netz von größeren und kleineren 
Flüssen und Bächen herunter. Man kann sich leicht vorstellen, wie 
das Wasser dieser Flüsse unter solchen klimatischen Verhältnissen 
aussehen kann. Dasselbe ist immer trübe und schleppt geradezu 
riesige Massen von mineralischem Schlamm wie auch von organischer, 
vorwiegend pflanzlicher Substanz mit sich. Die Farbe der Trübung 
und des Wassers ist gewöhnlich braun infolge der beträchtlichen 
Beimischung von sich zersetzenden organischen Substanzen. Jedoch 


') Vergl. Guillemain, Beiträge zur Geologie von Kamerun. Abh.d. preuß, 
geol. Landesanst., Berlin 1909. 
16* 


100 Verhandlungen. Nr. 4 


nach plötzlichen und gewaltigen Regengüssen tritt lokal oft eine 
intensiv rote Färbung auf, welche durch den verwaschenen und 
herabgespülten Laterit, dieses spezifisch tropische Verwitterungs- 
produkt, verursacht wird. 

Diese ganze riesige Sedimentmasse tragen diese Flüsse und 
Bäche in das Meer hinein und hier beginnt deren Anhäufung unter 
wieder ganz eigentümlichen Bedingungen. 

Die ständig gegen das Land, also in unserem Falle gegen Nord 
schlagenden Meereswogen halten die von den Flüssen hergebrachten 
und von den Litoralfelsen abgeschlagenen gröberen Gesteinsfragmente, 
wie Gerölle und Sande, in der höchsten Strandzone auf und bilden 
daraus die bekannten und gleichmäßigen Strandwälle. Diese Strand- 
wälle hemmen den Abfluß der Flüsse zum Meere immer mehr und 
mehr und sie verursachen dann bei den größeren Flüssen entweder 
die Bildung von oft sehr komplizierten Deltas, oder die Entstehung 
von ausgedehnten und flachen Litorallagunen, welche nur eine er- 
schwerte Verbindung mit dem Meere behalten. 

Eine derartige Lagunenkette zieht sich vom Nigerdelta gegen 
Westen bis über die Stadt Lagos hinaus in einer Länge von über 
200 km. 

Eine andere Lagunenreihe begleitet das im Entstehen begriffene 
Delta des Volta und erstreckt sich längs der Küste auf beinahe 100 km. 

Neben vielen kleineren folgt hier schließlich die größte La- 
gunenserie dieser Küste, welche an der Westgrenze der Goldküste 
beginnt und längs der Elfenbeinküste auf einer Länge von etwa 
300 km zu verfolgen ist. Diese Lagunen umfassen die Mündungen der 
Flüsse Tano, Bia, Komoe, Bandama und vieler kleinerer Wasserläufe. 

Das Wasser dieser Lagunen ist bereits in beträchtlichem Grade 
ausgesüßt. Nur dort noch, wohin die Meeresflut reicht (der Wasser- 
standsunterschied der Gezeiten erreicht in diesen Gegenden die Höhe 
von ungefähr 2m), und während der Trockenzeit, wenn die Flüsse 
etwas weniger Süßwasser ins Meer tragen, erhöht sich der Salzgehalt 
der Lagunen ein wenig und reicht auch etwas weiter stromaufwärts. 

Die Ufer dieser Lagunen werden sofort von einer überaus 
üppigen Vegetation und deren Grund von der fluviatilen Akkumulation 
erobert. Dem Meere am nächsten und dort, wohin noch der Einfluß 
des Salzwassers reicht, dort siedeln sich äußerst rasch auf den Sanden 
Kokospalmen und im Schlamm Mangroven und Pandanen an, und 
außerhalb der Grenzen des Salzwassers eine ungemein mannigfaltige 
Süßwasser- und Landflora. 

Die Flüsse bringen hier, wie bereits oben bemerkt, eine Menge 
mineralischer Sedimente hinein und bilden zuerst unmittelbar bei der 
Mündung, dann aber auch weiter davon ausgedehnte Sand- und 
Schlammbänke, an welchen sich zuerst Schilf und Gräser, dann kleine 
Büsche, schließlich große Bäume ansiedeln — und so wird die Bank 
nach und nach zuerst in eine sumpfige Insel oder Halbinsel, dann 
in dicht bewaldetes, festes Land verwandelt. 

Die zuerst immer mit Wasser gefüllte Lagune verwandelt sich 
mit der Zeit in einen verwachsenen Sumpf während der Trockenzeit 
und füllt sich noch mit Wasser während der Überschwemmungen der 


1911 Sitzung vom 7. März. Dr. Rudolf Zuber. 101 


Regenzeit und zuletzt, wenn sich die Lage der Strandlinie nicht 
verändert, verschwindet sie vollkommen und verwandelt sich in festes 
Land. Die Flüsse, welche sie in dieser Weise verschlämmt haben. 
müssen aber einen neuen Abfluß zum Meere finden und sie fangen 
einen neuen Zyklus ihrer Tätigkeit an, welcher dahin ausgeht, wieder 
ein neues Gebiet zugunsten des Festlandes zu gewinnen. 

Es sind dies zwar bekannte und bereits mehrfach beschriebene 
Vorgänge, aber selten treten sie so prägnant in allen Phasen ihrer 
Entwicklung und auf so ausgedehntem Gebiete auf, wie an der 
guineischen Küste. Man muß sie an Ort und Stelle sehen und stu- 
dieren, um deren große geologische Bedeutung gehörig beurteilen 
zu können. 

Längere Zeit verweilte ich in der Nähe der kleinen, aber 
charakteristischen Lagune Domini im westlichen Teile der Goldküste 
zwischen den Negerdörfern Bonyere und Bokakreh. Gegen Norden 
ist diese Lagune von dicht bewaldeten, bis 60 m ansteigenden Hügeln 
umgeben, welche in ihrer tieferen Partie aus Tonen, Sanden und 
Sandsteinen der wahrscheinlich jungtertiären Erdölformation, und oben 
aus einer mächtigen Lateritdecke bestehen. Gegen das Meer (Süd) 
zu ist sie durch einen sandigen Strandwall abgedämmt. 

In diese Lagune münden mehrere kleine Flüßchen und Bäche, 
welche dort besonders nach Regengüssen recht viel Schlamm und 
immer sehr viel sich zersetzende organische Substanz hineintragen. 
Der Wasserabfluß zum Meere ist durch jenen Strandwall sehr er- 
schwert und bisweilen sogar gänzlich abgesperrt. Während meiner 
Anwesenheit daselbst wurde die Verbindung der Lagune mit dem 
Meere durch künstlichen Durchstich des Strandwalles teilweise er- 
leichtert. Jede Flut wirft in die Lagune etwas Salzwasser hinein, 
welches dann während der nächsten Ebbe wieder teilweise ausgesüßt 
wird. Gegenwärtig ist das Lagunenwasser noch deutlich salzig, aber 
ihre Aussüßung durch die einmündenden Bäche macht merkliche 
Fortschritte. 

Die Wassertiefe der Lagune ist sehr gering und überschreitet 
wohl nirgends 1 m. An vielen Stellen ist sie so seicht, daß selbst die 
sehr leichten und flachen kleinen Negerboote den Grund anlaufen 
und auf den Schlammbänken sitzen bleiben. 

In der dem Strandwalle und dem Meere zugewendeten Seite ist 
der Lagunengrund mehr sandig, wogegen mehr landeinwärts nur ein 
dicker schwarzer Schlamm abgesetzt wird, welcher viel Schwefel- 
wasserstoff ausscheidet, da daselbst zahlreiche sowohl tierische wie 
pflanzliche Organismenreste verfaulen. Die dem Meere näheren Sand- 
bänke sind noch von zahlreichen Kolonien von großen Austern be- 
deckt, aber es sind dies nur abgestorbene Schalen, da die Tiere 
hier nicht mehr leben können. Im Schlamm befinden sich auch recht 
zahlreiche Gehäuse von Meeresschnecken (Turritellen und andere), 
aber die Tiere habe ich darin nicht mehr gefunden. Es sind dies 
Überreste der Meeresfauna aus der Zeit, wo hier eine bessere Ver- 
bindung mit dem offenen Meere bestand. 

Die Ufer und die zahlreichen Bänke und Inseln werden durch 
Mangroven und Pandanen üppig bewachsen und diese liefern den 


102 Verhandlungen. Nr. 4 


Sedimenten wohl sicher die größte Menge der in Zersetzung über- 
gehenden organischen Substanz. 

Das ins Meer abfließende Wasser ist dunkelbraun und übel- 
riechend und noch weit draußen im Meere kann man diese braune 
Färbung und den dicken gelben Schaum sehen, welcher von den 
Mündungen dieser und anderer Lagunen aus durch die Meereswellen 
weggetragen und wieder an anderen Stellen auf den flachen Strand 
hinausgeworfen wird. 

Natürlich wiederholen sich in den anderen größeren, hunderte 
und tausende von Quadratkilometern bedeckenden Lagunen dieselben 
Sedimentationsverhältnisse in bedeutend größerem Maßstabe. 

Betrachten wir jetzt das eigentliche Meeresufer. 

Wie aus der obigen Darstellung ersichtlich, ist das Meer an 
dieser ganzen Küste bis zu weiten Entfernungen sehr seicht. Die 
100 Tiefenlinie ist von dem heutigen Strande überall 50 bis 100 
und stellenweise noch mehr Kilometer entfernt, was im Litoralgebiet 
eine mittlere Neigung des Meeresgrundes von I—2 m per Kilometer 
ergibt. Es folgt daraus auch, daß nur der Wasserstandsunterschied 
zwischen Ebbe und Flut, welcher, wie oben angegeben, hier etwa 2 m 
beträgt, allein bewirkt, daß das Meer während der Ebbe um mehrere 
hundert und stellenweise sogar um 2000 m vom Strande zurückweicht. 

Nur in der Nähe der felsigen Vorgebirge, deren es nur wenige 
gibt, bestehen etwas tiefere Buchten, welche langsam durch gröbere, 
von den Strandfelsen abgebrochene und durch die Meereswellen be- 
arbeiteten Schutt- und Geröllmassen ausgefüllt werden. Auf diesen 
Geröllen wachsen an einigen Stellen (zum Beispiel bei Axim) recht 
zahlreich buntfarbige traubige Kalkalgen, hauptsächlich Lithotamnien. 

Einen weit überwiegenden Teil dieses Küstengebietes, oft auf 
100 und mehr Kilometer ohne Abwechslung, bilden gröbere und 
feinere Seesande. Diese sandigen Küstenpartien bilden während der 
Ebbe den besten Kommunikationsweg jener Gegenden. 

Abhängig von der näheren oder weiteren Umgebung (zum Bei- 
spiel Strandfelsen, Flußmündungen und dergleichen) lassen sich auch 
bier einige Verschiedenheiten in der Sedimentierung beobachten. 

So finden wir zum Beispiel in der Nähe der Sandsteinfelsen 
bei Acera und Secondi fast nur reinen, ziemlich groben Sand. Die 
Meereswogen werfen hier verhältnismäßig nur nicht viel Muscheln 
und Schneckengehäuse, bisweilen den Schulp eines Tintenfisches und 
etwas Seetang an den Strand. An anderen Stellen zahlreicher an- 
gesammelte Muschelschalen werden sehr rasch zerbrochen und zer- 
rieben, so daß eine aus diesen Schalenpartikeln und Sand zusammen- 
gesetzte Lumachelle entsteht. 

Etwas anders sieht wieder die Sedimentierung an der Küsten- 
strecke zwischen der Ancobra-Mündung und Beyin, das ist auf einer 
Länge von etwa 40 km, aus. 

Auf dieser ganzen Strecke haben wir einen sehr flachen und 
sehr geraden Strand. Die Ebbe entblößt eine Litoralzone von 1km 
und stellenweise noch mehr Breite. Die Flüsse Ancobra, Twin River 
und zahlreiche kleinere Bäche tragen hier recht viel Trübung und 
sehr viel organische Substanz dem Meere zu, wodurch die Wellen 


1911 Sitzung vom 7. März. Dr. Rudolf Zuber. 103 


braun gefärbt werden und der organische Detritus dann durch die 
Wellen verschleppt und zusammen mit dem Sand und Schlamm längs 
dem Strande hinausgeworfen wird. 

In der höchsten Partie des Strandes setzt sich hier fast nur 
reiner feiner Sand ab; nach unten aber zu kommt immer mehr dunkle 
oder fast schwarze zerriebene mulmige Masse und sehr viel feiner 
pflanzlicher Detritus zur Ablagerung, welcher im Sande eine feine 
Schichtung oder Bänderung hervorruft. Während der Ebbe kann 
man hier auf großen Flächen breitere oder schmale Wellenfurchen, 


Fig. 2. 


Sehr flacher sandig-schlammiger Strand (Flyschtypus) östlich von Beyin (Goldküste). 


Spuren von Würmern, Krabben und anderen kriechenden und wühlenden 
Organismen beobachten. Herausgeworfene Schalen von Schnecken, 
Austern, Cardien, Pectiniten und anderen Muscheln findet man hier 
verhältnismäßig weniger. Selten findet man Seesterne und flache 
Seeigel, öfter große Quallen und Holoturien, welche bald sterben und 
eintrocknen und dann auf der Sand- und Schlammoberfläche pro- 
blematische Abdrücke hinterlassen, wenn auf diese bereits etwas ab- 
getrocknete Fläche durch die zurückkehrende Flutwelle neue Sedimente 
hergebracht werden. 
Es soll hier noch ein Umstand hervorgehoben werden. 


104 Verhandlungen. Nr. 4 


Die Mündungen einiger Flüßchen in das Meer zeigen sehr deut- 
liche Anzeichen einer Verjüngung, das ist sie schneiden sich senkrecht 
in sehr junge Meeresablagerungen auf l »n und mehr ein. Es ent- 
stehen auf diese Weise kleine Terrassen, welche heute über dem 
höchsten Meeresstande liegen und doch aus durchaus horizontal ge- 
schichteten und ganz rezenten Absätzen (vorwiegend Sanden) des- 
selben Meeres bestehen und ebensolche ÖOrganismenreste enthalten, 
wie sie heute in der nächsten Nachbarschaft, nur etwas unterhalb 
eingebettet werden. Es sind dies unzweifelhafte Anzeichen einer 
langsamen Hebung des Strandes. 

Sehr junge (quartäre) gehobene Strandterrassen hat auch 
Chautard!) weiter gegen Nordwest in der Umgebung des Cap Verde 
(Senegal) beobachtet. Dieselben befinden sich dort in Höhen von 5, 
15, 25 und sogar 45 m über dem heutigen Meeresspiegel. 

Anderseits haben wir schon früher gesehen, daß die in Nigeria 
an der Goldküste und Elfenbeinküste ausgeführten Bohrungen bis 
zu mehreres hundert Metern in verhältnismäßig auch jungen (nicht 
älter wie Miocän) Ablagerungen abgeteuft waren, welche aus Sanden, 
Sandsteinen, Konglomeraten und Tonen bestehen, die unzweifelhaft 
unter denselben Bedingungen abgesetzt wurden, wie die noch heute 
an derselben Küste herrschenden. 

Alles dies zusammen beweist unwiderleglich, daß bereits in 
den jüngsten geologischen Epochen, das ist vom Jungtertiär an, in 
diesen Gegenden sehr bedeutende Oszillationen der Strandlinie 
stattfinden, und zwar sowohl in positiver wie auch in negativer 
Richtung. 


VI. Geologische Geschichte von West-Guinea. 


Die alte Kontinentalmasse von Indoafrika oder Gondwana (Suess) 
erstreckte sich unzweifelhaft noch sehr weit gegen West und Süd vom 
heutigen Guinea, so daß die heute dort noch vorkommenden alt- 
kristallinischen Gesteine nur noch einen kleinen nicht eingesunkenen 
Überrest dieses ausgedehnten Kontinents darstellen. 

Das Vorkommen der Überreste einer alten roten Sandstein- 
bildung von ausgesprochenem Kontinental- und Wüstentypus in einigen 
Partien der guineischen Küste beweist unzweifelhaft, daß zur Zeit 
der Bildung dieser Formation (Paläozoikum ?) diese Stellen im Innern 
eines ausgedehnten Kontinents gelegen sein mußten. 

Die dem Alter nach nächsten Ablagerungen sind an der Küste 
die oberkretazischen Kalke aus der Umgebung von Beyin und von 
Eboinda. Es sind dies, wie wir gesehen haben, Kalksteine, Mergel 
und Tone mit einer rein marinen Fauna von deutlichem Charakter 
der indischen Kreide. 

Das Vorhandensein dieser Kreidebildungen beweist, daß der 
Einsturz des Golfs von Guinea entweder vor der Kreideperiode oder 
am Anfange derselben stattgefunden haben mußte, und der indische 


!) Jean Chautard, La faune de quelques plages soulevees des cötes du 
Senegal et de la Mauritanie. Bull. Soc. geol. de France. IV. Ser. T. IX, 1909, 
pag. 392—394. 


1911 Sitzung vom 7. März. Dr. Rudolf Zuber. 105 


Charakter der dort gefundenen Fauna weist auf eine Verbindung des 
oberen Kreidemeeres von Guinea mit der großen und ausgedehnten 
indo-mediterranen Kreidetransgression hin. 

In der Tertiärzeit, und zwar wahrscheinlich in deren späterer 
Abteilung (Miocän-Pliocän) beginnt an dieser Küste die Sedimentierung 
eines flachen Strandes mit häufigen Oszillationen, mit Delta- und 
Lagunenbildung und wahrscheinlich wiederholten Meeresüberflutungen. 

Diese Sedimentation von ausgesprochenem Flyschcharakter dauert 
noch gegenwärtig fort. 

Die lokale Bildung von Bitumen und Erdöl ist unzweifelhaft im 
Zusammenhange mit diesen Flyschsedimenten und ist wahrscheinlich 
ein Produkt der langsamen und fortschreitenden Umwandlung der in 
diesen Sedimenten angesammelten organischen Substanz, vorwiegend 
pflanzlichen Ursprunges. 

Gegenwärtig scheint sich die Küste von Guinea im Stadium 
einer stufenweisen Hebung zu befinden. 


Ich kann dem Eindrucke nicht widerstehen, daß ebensolche 
klimatische und Sedimentationsbedingungen. wie sie heute an der 
Küste von Guinea herrschen, während der Kreide- und Alttertiärzeit 
längs dem nördlichen Rande der alpinkarpathischen Geosynklinale 
bestanden haben müssen, wo damals die mächtigen Flyschablagerungen 
mit lokalen Erdölansammlungen entstanden sind. 


Eine eingehendere Bearbeitung der gesammelten Materiale wie 
auch einiger oben berührten Probleme behalte ich mir für spätere 
Arbeiten vor. 


Anhang. 


Herr Dr. Adalbert Rogala teilt mir folgende Resultate seiner 
an meinem paläontologischen Material aus der Umgebung von Beyin, 
Kangan, Bonyere und Bokakreh in der Goldküste und von Eboinda an 
der Elfenbeinküste durchgeführten Untersuchungen mit: 


„Die mir zu näherer Untersuchung anvertrauten paläontologischen 
Materiale konnten noch nicht eingehend bearbeitet werden. Einige 
Formen jedoch, welche ich unten anführe, konnten infolge ihres 
guten Erhaltungszustandes genau bestimmt werden und beweisen, daß 
die dieselben enthaltenden Gesteine von oberkretazischem Alter — 
Maestrichtien sind. 

Die festen, hell- oder dunkelgrauen, bisweilen braunen Kalk- 
steine von Kangan und Beyin, weiche hie und da kleine Einspren- 
gunge von Pyrit oder Limonit enthalten, sind»erfüllt mit den Schalen 
der Muscheln: 


Plicatula instabilis Stol. 

Roudairia auressensis Cogq. 

Oytherea Rohlfsi Quaas 

Cardita Beaumonti D’Arch. (— C. libyca Zitt.) 


Die beiden letzteren kommen massenhaft vor, obgleich auch die 
zwei ersteren keineswegs selten sind. 
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 4. Verhandlungen. 17 


106 Verhandlungen. Nr. 4 


Die Gesteine von Bokakreh und Bonyere sind von den obigen 
verschieden, da sie mehr kalkige Sandsteine oder Tone sind, die 
ebenfalls mit Muscheln, aber bereits mit weniger gut erhaltenen, er- 
füllt sind. Durch Ausfrieren und mehrfaches Auskochen mit Wasser 
konnte ich unter anderen folgende ausscheiden: 

Roudairia auressensis (og. 


Oytherea Rohlfsi Quaas; die letztere bildet die Hauptmasse der 
Versteinerungen. 

Aus Bokakreh stammt noch ein Stück eines ebensolchen Kalk- 
steines wie aus Kangan. Daselbst befindet sich: 

Plicatula instabilis Stol. neben anderen vorläufig noch nicht 
bestimmten Arten. 


Die in Eboinda auftretenden, versteinerungsführenden Gesteine 
erscheinen als sandige, eisenschüssige und mit Asphalt getränkte 
Tone. Einige Partien sind kalkig und dann fest. Wegen dem Asphalt- 
gehalt ist es sehr schwer, ihre Versteinerungen herauszubekommen. 
Dieselben sind vorwiegend als Steinkerne nur einer Art erhalten: 

Cardita Beaumonti d’Arch. 


Es ist noch nicht möglich, das Vorkommen dieser Formen in 
jeder Beziehung auszunützen; jedenfalls beweisen sie eine Analogie 
der sie führenden Gebilde mit den gleichaltrigen Bildungen Nord- 
afrikas. 

Eine eingehende paläontologische Beschreibung der von Prof. 
Zuber gesammelten Materiale wie auch die aus derselben zu 
ziehenden stratigraphischen Schlüsse werden den Gegenstand einer 
besonderen Abhandlung bilden.“ 


Vorträge. 


Dr. Lukas Waagen. Die hydrographischen Verhält- 
nussie, um Piola, 


Im Herbste des vergangenen Jahres wurde ich von der k. k. 
Statthalterei in Triest aufgefordert, an der Kommission, welche zwecks 
Durchführung der neuen Wasserversorgung von Pola zusammengetreten 
war, teilzunehmen. Dadurch war es mir möglich, mit Unterstützung 
der beteiligten Gemeinde- und Marinefunktionäre nicht nur die hydro- 
graphischen Verhältnisse jener Gegend genau zu studieren, sondern 
auch die bisher gesammelten Daten und aufgezeichneten Beobach- 
tungen einer Durchsicht zu unterziehen. Es wurden dadurch unsere 
Erfahrungen über die Grundwasserverhältnisse im Karst in wesent- 
lichen Punkten erweitert und vielfach richtiggestellt, wenn auch so 
manche auffällige Erscheinungen noch keiner befriedigenden Lösung 
zugeführt werden konnten. 

Von den zahlreichen Resultaten dieses Studiums mögen nur 
einige hier kurz Erwähnung finden: Außer dem Staugrundwasser, das 
die Klüfte in dem verkarsteten Kalk erfüllt, gibt es dort auch Wasser 
in geschlossenen unterirdischen Gerinnen. Die Grundwasserstände 
lassen sich mittels Isohypsen auf weite Strecken verfolgen. Der Ein- 


u 


1911 Sitzung vom 7. März. Dr. Lukas Waagen und W. v. Seidlitz. 107 


fluß des Meeres macht sich längs der Küste deutlich bemerkbar und 
nimmt gegen das Landesinnere immer mehr ab usw. 

Eine ausführliche Darstellung dieser Untersuchungen soll in der 
„Zeitschrift für praktische Geologie“ noch in diesem Jahre erscheinen. 


Literaturnotizen. 


W. v. Seidlitz. Der Aufbau des Gebirgesin der Um- 
sebung der Straßburger Hütte an der Scesaplana. Mit 
7 Abbildungen, 9 Tafeln und einem geologischen Panorama. Straßburg 
im Elsaß 1910. Festschrift zum 25 jährigen Bestehen der Sektion 
Straßburg des D. u. OÖ. A.-V. 


Der Festschrift der Sektion Straßburg des D. u. Ö. A.-V. ist als VIII. Ab- 
schnitt eine kurze, übersichtliche, geologische Beschreibung der Scesaplana-Gruppe, 
der höchsten Erhebung der Rätikonkette beigegeben. 


Das Gebirge besteht hier hauptsächlich aus Gesteinen der Trias-Jura For- 
mation, und zwar aus Hauptdolomit, Kössener Schichten, Dachsteinkalk, Adneter 
Kalk, Allgäuschiefern, Hornsteinen und Aptychenkalken. 

Als jüngste oberste Lagen folgen nun noch braune und graue schieferige 
Schichten, die hellfarbig verwittern und zu oberst von einem bräunlich sandigen 
Gestein überlagert werden. In den Schiefern sind Globigerinen eingeschlossen, 
deren Alter, ob oberer Jura oder Kreide, noch unentschieden ist. Diese Schichten 
finden sich an der Nordwestwand der Zimba Sp. (hier mit Crinoidenbreccien) an 
den Valbopamähdern, im Täli im Sarotlatal, im Gebiete der Fluralpe und Schatten- 
lagant bei Brand und am Nordrücken des Wildberges an der Scesaplana. 

Batische Eruptivgesteine (Diabase, Diabasporphyrite, Serpentine) treten am 
Südfuß beim Scesaplanahaus, an der Furka, am Sareiserjoch bei St. Rochus und 
an der Palüdalpe auf. 

Glaziale Schuttmassen sind besonders im Brandner- und Gamperdonatal 
stark verbreitet. 


Der Bau des Scesaplanastockes stellt sich als eine größere und eine kleinere 
Mulde dar, deren Achsen Nordost— Südwest streichen und die gegen Nordwest ge- 
öffnet und überkippt sind. Dieser Bauplan gilt aber nach W. v. Seidlitz nur 
für den oberen Teil des Berges. Die Mulden selber werden nicht von den ent- 
sprechenden älteren Schichten unterlagert, sondern es treten beim Scesaplanahaus, 
an der großen Furka, am Sareiserjoch bei St. Rochus, an der Palüdalpe jüngere 
Schichten unter dem oberen gefalteten Gebirgsstock hervor, die es wahrscheinlich 
machen, daß diese in lokale Falten gepreßte Masse von einer weit stärkeren, aus 
Süd-Südosten wirkenden Kraft über das jüngere Gebirge hingeschoben wurde. 

.. Vier geologische Profile eriäutern das tfeinere Detail des oberen Faltenbaues. 
Die Überschiebung der Scesaplanamasse wird aus der Unterlagerung durch jüngere 
Schichten im Süden und Westen abgeleitet. 

Es sind dies Schichten, welche weiter östlich die mächtigen Berge um die 
Tilisuna- und Lindauerhütte bilden und die hier unter der Last der darüberge- 
schobenen Scesaplana zu ganz dünnen Schichten zerpreßt sein sollen. Die „fremd- 
artigen“ Gesteine im Untergrund der Scesaplana sind helle Jurakalke, Breccien 
(großenteils Kreide) und jugendliche Eruptivgesteine (Serpentine, Ophikalzite, 
Spillite und Diabasporphyrite). Mit letzteren treten fast immer schwärzliche und 
grünliche Ölquarzite mit fettigglasigem Glanz auf. 

Nach v. Seidlitz sollen nun diese Eruptivgesteine gewissermaßen als 
Gleitmittel die Bewegung gewaltiger Gebirgsmassen, wenn nicht ermöglicht, so doch 
jedenfalls gefördert haben. Nach seiner Vorstellung wäre die ganze Vorarlberger und 
Liechtensteiner Triasmasse des Rätikons als ein zerstückeltes Schollenland an- 
zusehen, dessen einzelne Schollenglieder teilweise dachziegelartig aufeinanderge- 
schoben sind. An einigen Schollenrändern treten dann die fremdartigen und erup- 
tiven Gesteine hervor, die an der Unterfläche dieser großen Schubmasse von Süden 
her mitgezerrt wurden. 

af 


108 Verhandlungen. Nr. 4 


Nach diesen Ausführungen beschreibt der Verfasser die wichtigeren geo- 
logischen Erscheinungen, wie sie dem Bergwanderer an den verschiedenen Auf- 
stiegen zur Scesaplana begegnen. 

Den Abschluß bildet dann eine kurze Erläuterung für das Verständnis des 
großen geologischen, kolorierten Panoramas des Scesaplanagipfels. 

Das ganze Aussichtsfeld wird von drei Deckensystemen, dem ostalpinen, 
lepontinischen und helvetischen eingenommen, deren Hauptschichtgruppen mit 
verschiedenen Farben betont sind. So wird eine leichte Übersicht und rasche 
Orientierung ermöglicht. 

Da in der nächsten Zeit von demselben Verfasser eine eingehendere Arbeit 
über dieses Gebirge zu erwarten ist, so darf man hoffen, darin auf manche Fragen, 
so insbesondere für das Alter der jüngsten Schichten (Globigerinenschiefer), für 
das Auftreten der „fremdartigen“ Gesteine und die große Überschiebung nähere 
Angaben zu finden. (Otto Ampferer.) 


Dr. Fr. Reinhold. „Pegmatit- und Aplitadern aus 
den Liegendschiefern des Gföhler Zentralgneises im 
niederösterreichischen Waldviertel.“ (Mit 8 Textfiguren 


und 3 Tafeln) Tschermaks mineralog.-petrogr. Mitteilungen, 
XXIX. Bd., 1910, pag. 43— 147. 


Die Schiefergneise des niederösterreichischen Waldviertels (und nach Er- 
fahrung des Referenten als Aufnahmsgeologe auch des weiter nördlich gelegenen 
Territoriums der böhmischen Masse) werden an zahlreichen Stellen von aplitisch- 
pegmatitischen Gebilden durchadert. Von diesen kann ein Teil unbedingt als In- 
jektion (namentlich in den Amphiboliten und in verwandten Gesteinen) aufgefaßt 
werden; bei einem anderen Teil konnte man (namentlich in den Gneisen) ver- 
schiedener Meinung sein. Um diesbezügliche Fragen zu klären, unterzog sich der 
Autor der Mühe, eine größere Anzahl von Adern von verschiedenen Punkten des 
im Titei angezeigten Gebietes sehr eingehend in petrographischer Hinsicht zu 
untersuchen, ihre Beziehungen zu der Natur des Nebengesteins zu- studieren und 
schließlich das geologische Auftreten der Adern kennen zu lernen. Als Resultat 
dieser Bemühungen ergaben sich folgende Erkenntnisse: 

Die hellen Adern verlaufen teils parallel, teils quer zur Schieferung ; der 
Struktur nach sind sie schieferig oder nicht, Schieferige Gebilde sind angeblich 
nicht nach der Schieferung des Nebengesteins injiziert worden. Außer der Schiefe- 
rung sind daran Fältelungen konstatiert worden, die nach Ansicht des Autors 
vor, während oder nach der Schieferung erfolgt sein können. 

Sehr auffallend ist die Mannigfaltigkeit des Mineralbestandes der Adern; 
diesbezüglich sei indessen auf den Text selbst sowie auf die beigegebenen Tabellen 
(pag. 130—142, beziehungsweise bis 144) kurz verwiesen. 

In genetischer Hinsicht ergab sich, „daß wohl der größte Teil der in den 
Liegendschiefern des Gföhler Gneises, speziell in den Schiefergneisen und Amphi- 
boliten auftretenden Adern als Injektionen zu deuten sind“. „Unter den Adern, 
welche parallel der Schichtung und Schieferung verlaufen, mag es natürlich 
solche geben, deren Entstehung auf eine ursprüngliche Wechsellagerung 
zurückzuführen ist; dieselben werden aber petrographisch und geologisch von den 
Injektionsadern kaum auseinanderzuhalten sein.“ 

Die Injektionen darf man sich „wohl nicht lediglich als ein Eindringen 
von granitischem Magma vorstellen, sondern als“ „pneumatolitische oder Thermal- 
wirkungen“. 

Die Substanz der Adern kann eine Substanzzufuhr aus dem Nebengestein 
erfahren haben. 

Die Strukturverhältnisse der Adern stehen oft in einem Verhältnisse zu 
ihrer Breite. Dieselbe Ader kann in breiter Entwicklung gröberkörnig und hypi- 
diomorph, an schmäleren Stellen aber feinkörnig und allotriomorph ausgebildet sein. 


(Dr. Karl Hinterlechner.) 


Verlag der k. &k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23. 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25. 


1911. 


el 


n ateys ER 


Verhandlungen der K.k. Soologischen Reichsanstalt, 


Sitzung vom 21. März 4911. 


Inhalt: Ein ee Mit ln : Dr. I. @e A art: Vorlinngs Mitteilung Aber 
die Aufnahme des Kartenblattes Drosendorf. — F. v. Kerner: Die geologischen Verhältnisse 
der Zirona-Inseln. — Vorträge: O. Ampferer: Über neue Methoden zur Verfeinerung 
des geologischen Kartenbildes. — Literaturnotizen: A. Haas, Chr. Tarnuzzer und 
U. Grubenmann, C. A. Haniel, I. Pontoppidan. 


NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich. 


Eingesendete Mitteilungen. 


Dr. Hilda Gerhart. Vorläufige Mitteilung über die 
Aufnahme des Kartenblattes Drosendorf (Westhälfte). 


Es war meine Absicht, im Verlaufe des Sommers 1910 das 
sanze Südwestviertel des Kartenblattes aufzunehmen, doch konnte ich 
der ungünstigen Witterungsverhältnisse halber das Vorhaben nur zum 
Teil ausführen. Die Südostecke des mir zugewiesenen Gebietes sowie 
die Umgebung von Puch muß noch begangen werden. 

Nach den Mitteilungen des Herrn Prof. Franz E. Suess wird 
die Südostecke bei Trabernreith und Wappoltenreith von moravischen 
Gesteinen (Bittescher Gneis) und deren Glimmerschiefermantel gebildet. 
Das ganze übrige Gebiet gehört zur moldanubischen Scholle. 

Den bisherigen Untersuchungen nach zu urteilen, bilden hoch- 
kristalline Schiefer sedimentärer Entstehung die Hauptmasse; nur 
einzelne Züge lassen mit Rücksicht auf ihren petrographischen Habitus 
auf Entstehung aus einem Eruptivgestein schließen, das heißt sie 
sind Orthogneise. Es ist dies mit ziemlicher Sicherheit von einem 
amphibolitartig aussehenden Gestein zu behaupten, welches in der 
Kartierung von Lippold als „Syenit“ ausgeschieden ist und das den 
N—S verlaufenden Höhenzug des Hohenstein, Häuselberg und Strahn- 
berg (nördlich von Groß-Siegharts) bildet. Das Gestein ist geschiefert 
(Streichen N 25 OÖ, Fallen 30 W) und zeigt unter dem Mikroskop 
Kataklasstruktur. Der Mineralbestand ist in den hellen Bändern: 
Quarz und Kalifeldspat in ziemlich gleicher Menge, in den dunklen 
Partien: saurer Plaglioklas. wechselnde Mengen von Quarz und reichlich 
hell- bis dunkelgrüner (im Dünnschliff) Pyroxen, der stellenweise 
durch Hornblende vertreten ist. Granat, Apatit und Titanit sind als 
Übergemengteile fast stets vorhanden. Zu den Orthogneisen gehört 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 5. Verhandlungen. 18 


110 Verhandlungen. Nr. 5 


ferner die große Granulitmasse, welche den Süden des Gebietes 
beherrscht. Westlich von Wappoltenreith beginnend dehnt sich der 
Granulit bis in die Nähe von Weinpolz im äußersten Westen des 
Blattes aus. Je nördlicher man schreitet, desto mehr verschmälert 
sich die Granulitmasse und keilt in der Nähe von Diemschlag aus. 
Es finden sich in diesem Gestein Partien von dunklem und dichtem, 
typischem, sehr frischem Pyroxengranulit (Trapp) zum Beispiel bei 
Blumau und NW von Ellends, außerdem einige Serpentinstöcke zum 
jeispiel wieder bei Blumau und der Sulzmühle, wie sie auch sonst 
häufig als Begleiter des Granulits im Waldviertel auftreten. 

Im übrigen ist das Gebiet, besonders im mittleren Teil, durch- 
setzt von zahlreichen Gängen, deren Gesteinscharakter von dem der 
Gänge in der Osthälfte des Kartenblattes abweicht. In der diesbezüg- 
lichen Arbeit von Prof. F. Suess (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1908, 
Nr. 17 u. 18) sind für die moldanubische Zone nur Schörlpegmatite 
und Kersantitgänge erwähnt. In der Westhälfte findet sich zwar 
ebenfalls Schörlpegmatit, besonders in der Nähe von Eibenstein; je 
weiter man aber nach Westen kommt, desto seltener werden die 
Pegmatitgänge und desto spärlicher ihr Gehalt an Turmalin. Dafür 
aber tritt ein Gestein in den Vordergrund, das in grauer, deutlich 
körniger Grundmasse Einsprenglinge von Feldspat, Biotit und wenig 
Pyroxen enthält. Die diekprismatischen Feldspatindividuen werden bis 
zu 3 cm lang und bestehen aus saurem Plagioklas und zersetztem 
Kalifeldspat, die Glimmerplättchen werden selten über 1 cm breit, 
treten aber stellenweise gehäuft als „Butzen“ auf. Die Grundmasse 
ist ein feinkörniges Gemenge von Quarz und Kalifeldspat in ziemlich 
gleicher Menge. 

Man kann demnach das Gestein als augitführenden Granitit- 
porphyr bezeichnen. Charakteristisch ist die kugelförmige Absonderung 
beim Verwittern, welche beim Dorfe Modsiedl (nördlich Raabs) im 
Anstehenden zu beobachten ist, während sie sich sonst dadurch 
dokumentiert, daß die zahlreichen Lesesteine in den Feldern Ei- oder 
Kugelform besitzen. Die mächtigste Partie dieses Gesteins bildet ein 
zirka 10 m breiter Gang, welcher westlich von Raabs auffallend 
seradlinig in nordöstlicher Richtung streicht und durch die Win- 
dungen der Thayatäler mehrmals geschnitten wird, so daß sich wieder- 
holt gute Aufschlüsse des Ganges vorfinden. Der sichtbare Beginn 
desselben liegt am rechten Ufer der deutschen Thaya, 1!/, km südlich 
Liebnitz, das Ende am linken Ufer der mährischen Thaya, im öst- 
lichsten Winkel des zweiten oberhalb Raabs gelegenen Knies. Ein 
zweiter, weniger breiter Gang streicht parallel !/; km südlich davon, 
beginnt 1 km oberhalb Raabs am rechten Ufer der deutschen Thaya 
und endet mutmaßlich mit dem erwähnten Aufschluß bei Modsiedl. 
Leider ist es der fehlenden Aufschlüsse halber nicht möglich, den 
Verlauf anderer Gänge zu fixieren. Daß ihrer noch eine ganze Menge 
vorhanden ist, beweisen die zahlreichen Lesesteine in den Feldern 
und Wäldern. Der östlichste Punkt, an dem ich vorläufig das Gestein 
antraf, liegt südlich Zemmendorf, der westlichste und zugleich süd- 
lichste südwärts Matzles am Westrande des Blattes, der nördlichste 
unterhalb der Hadermühle an der mährischen Thaya. 


1911 Sitzung vom 21. März. Dr. H. Gerhart u. F. v. Kerner. 111 


Von aplitischen Gesteinen ist eine Art zu bemerken, welche 
südlich Alberndorf in der Nachbarschaft eines Serpentinstockes auf- 
tritt und in einzelnen Aufschlüssen bis in die Gegend von Aigen be- 
obachtet werden konnte. Es ist ein hellrosa gefärbtes, unfrisches, 
feinkörniges Gemenge von Quarz und Kalifeldspat mit spärlichen, sehr 
feinen Hornblendenadeln und Quarz-, beziehungsweise Plagioklas- 
einsprenglingen. 

Ein weit gröberkörniges Ganggestein erscheint beim Dorfe Lindau 
in der Straßenböschung. Quarz und Kalifeldspat bilden auch hier die 
Grundmasse, doch tritt diese rücksichtlich ihrer Menge weit zurück 
hinter den zahlreichen, prächtig zonar gebauten Plagioklaseinspreng- 
lingen. Pyroxenkristalle treten ebenfalls, aber in geringer Menge, als 
Einsprenglinge auf. 

Von lamprophyrischen Gesteinen konnte ich einige schmale 
Kersantitgänge auffinden und gelegentlich eines orientierenden Aus- 
fluges in das nordwestliche Kartenviertel ein sehr eigenartiges grünes 
Ganggestein, das nördlich Thureß in einer Schottergrube aufge- 
schlossen ist. Es besteht der Hauptsache nach aus Kalifeldspat und 
einer zum Teil umgewandelten arfwedsonitischen Hornblende. Titanit, 
Pyroxen und Apatit sind in relativ reichlicher Menge vorhanden. 

Was die Paragneise anbelangt, so sind zwei voneinander ver- 
schiedene Typen zu unterscheiden: 


Jener, welcher den größten Teil des Gebietes beherrscht, zeichnet 
sich durch große Einheitlichkeit aus. Es ist ein violettbrauner, biotit- 
reicher Plagioklasgneis mit mehr oder minder mächtigen Linsen 
von Amphibolit und granatreichem, granulitartigem Gestein — der 
„körnigflaserige Plagioklasgneis“ mit seinen bald glimmerreichen, bald 
aplitartigen wechselnden Lagen, dessen Prof. Suess in der zitierten 
Arbeit Erwähnung macht. 


Der zweite Typus, von Prof. Suess kurz „Sedimentgneis“ 
genannt, zeichnet sich durch mächtige Kalkbänke aus, zwischen denen 
eine bunte Reihe stark geschieferter und daher dünnplattiger, meist 
ziemlich glimmerreicher Gesteine wechselt. Quarzit, Gneis, Glimmer- 
schiefer, Amphibolit, Augitgneis, ferner ein Gestein, das ausschließlich 
aus Quarz und Magnetit besteht, bilden streckenweise bloß je 1 cm 
dicke Lagen, zwischen denen sich nicht selten Graphitlinsen und Kalke 
mit Tremolit finden. Diese Sedimentgneise bilden einen Streifen, der 
bei Tumritz beginnend über Reith und Zabernreith nordwärts zieht 
und dabei ziemlich konstant NS streicht mit westlichem Fallen. 


F. v. Kerner. Die geologischen Verhältnisse der 
Zirona-Inseln. 


Die Zirona-Inseln treten dem von Norden Kommenden als die 
ersten Glieder der großen mitteldalmatischen Inselgruppe entgegen. 
Sie liegen zwischen dem Küstengebiete von Mandoler, dem vorsprin- 
sendsten Teile des Festlandes östlich von der Punta Planka und der 
Insel Solta, die zusammen mit Brazza den großen nördlichen Inselzug 
von Mitteldalmatien bildet. 

18* 


112 Verhandlungen. Nr. 5 


Zirona grande ist eine Insel von sehr unregelmäßiger Gestalt. 
Durch zwei Buchten, den Porto Giorgio und das Valle Solinska, von denen 
die erstere von NW, die letztere von S her in den Inselkörper ein- 
dringt, erfährt dieser eine Gliederung in ein verengtes Mittelstück 
und in zwei Seitenteile. von denen der westliche die Form eines mit 
seiner Spitze gegen WSW gekehrten Dreieckes aufweist, die östliche 
den Umriß eines Halbkreises mit gegen NO gekehrtem Bogen hat. 
Zirona piccola, genau westlich von der vorigen Insel gelegen, zeigt 
die Form eines liegenden L, dessen ungleich lange Schenkel eine 
gegen SW geöffnete Bucht umschließen. 

Die Zirona-Inseln sind stehen gebliebene Stücke eines breiten, 
sich gegen WNW abflachenden Gewölbes von oberen Kreideschichten. 
Eine mittlere Zone derselben ist hier durch reichliches Vorkommen 
radial gerippter Austern ausgezeichnet. Im Liegenden derselben er- 
scheinen Kalke, die sehr spärliche Rudistenreste führen, im Wechsel 
mit Dolomiten. Im Hangenden der Austernzone trifft man rudisten- 
reiche Kalke, über denen als jüngstes, auf den Inseln vertretenes 
Schichtglied lichte Plattenkalke folgen. Im nördlich benachbarten Fest- 
landsgebiete lagert zwischen diesen letzteren und dem dort auch ver- 
tretenen Eocän noch massiger Rudistenkaik, so daß man für die obere 
Kreide beiderseits des Canale di Zirona nachstehende lokale Gliede- 
rung (von oben nach unten) angeben kann: 


Massiger Kalk mit Hippuriten und Radioliten 
Fossilleerer Plattenkalk 

Bankiger Kalk mit Radioliten 

Kalk mit Chondrodonten 

Fossilarmer Kalk im Wechsel mit Dolomit 


Die durch die Austernzone umgrenzte Kernregion des Schicht- 
gewölbes erstreckt sich über das verengte Mittelstück und die ihm 
benachbarten Teile der beiden seitlichen Abschnitte von Zirona grande. 
Zur Mantelregion der Falte gehören die übrigen Teile dieser Insel 
und ganz Zirona piccola. 

Am Westufer der Landzunge Teketa, die den Porto Giorgio 
gegen N begrenzt, zeigt sich links von der Einfahrt in denselben zu- 
nächst lichter diekbankiger Kalk, der unter 30° nach N fällt. Dann 
schieben sich mehrere, je ein paar Meter breite Zwischenlagen von 
gelblichem dünnspaltigem Plattenkalke ein. Bald gewinnt dieser in der 
Schichtfolge die Oberhand und die Nordküste der Teketa wird auf 
weite Strecken hin durch völlig ebene, 40—50° steil gegen N ab- 
fallende Schichtflächen solchen Kalkes gebildet. Außer Plattenkalk 
sind aber auch noch hier Einlagerungen von bankigen bräunlichen 
und massigen weißen Kalken und von Schalengruskalken zu bemerken. 

Die am meisten gegen N vortretenden felsigen Küstensporne 
beiderseits der Mündung eines kleinen, mit Pyrethrumkulturen erfüllten 
Grabens bestehen aus hellen lochrigen Kalksteinen. Es wäre möglich, 
daß diese schon den Beginn der Hangendserie des Plattenkalkzuges 
bezeichnen, da auf der nordwärts gegenüberliegenden Festlandsküste 
die Zone von Plattenkalk ungefähr jene Mächtigkeit aufweist, welche 
sich für den lithologisch mit ihm übereinstimmenden Gesteinszug auf 


1911 Sitzung vom 21. März. F. v. Kerner. 113 


Zirona ergibt, wenn die Kalke an dem vorerwähnten Küstensporne 
nicht noch eine Einlage, sondern schon die Decke des Plattenkalk- 
zuges sind. 

Östlich von diesem Sporne, wo man — der Küste folgend — 
wieder in sukzessive tiefere Partien des eben genannten Gesteins- 
zuges gelangt, wird das Schichtfallen sehr steil, 60—70°. Die untere 
Grenze des Plattenkalkzuges verläuft vom Westfuße der Teketa in 
einem sehr flachen, gegen S konvexen Bogen längs des Südrandes 
des Teketarückens und seiner Fortsetzung, der Rückenfläche von 
Rusinovic, zu einem Punkte der Ostküste, welcher etwas südwärts 
von der Küstenkerbe liegt, in die der nordöstlich vom Bukaj 
(höchster Punkt von Zirona grande) gelegene Graben mündet. Auf 
dem Höhenzuge oben zeigt sich eine ähnliche Zunahme der Schicht- 
neigung von W gegen OÖ, wie unten längs der Küste. Man mißt auf 
der Westkuppe der Teketa 40°, östlich von Rusinovie 60—70° steiles 
nördliches Verflächen. 


Die Liegendschichten des Plattenkalkes bauen die durch zwei 
Wandstufen unterbrochenen Hänge nordwärts vom Porto Giorgio auf 
sowie ferner die Nordhälfte des Bukaj, des höchsten Berges der 
Insel. Die Einfallswinkel nehmen hier gegen S zu ab. Während sie 
nahe der Plattenkalkbasis noch 40° betragen, ist an den Hängen 
nordwärts vom Georgshafen und auf der ganz flachen Kuppe des 
Bukaj ein nördliches Verflächen unter nur 25° zu konstatieren. An 
der Küste am Ostfuße des Bukaj trifft man im Liegenden des dünn- 
spaltigen Plattenkalkes zunächst weiße, dichte bis feinkörnige, dann 
weiße subkristalline, zuckerkörnige und lochrige Kalke. An dem 
Küstenvorsprunge, in den der vom Bukaj gegen OÖ abdachende Rücken 
ausläuft, stehen lichtgraue Dolomite und weiße, mürbe, rudistenführende 
Kalke an. Am nächsten Küstenvorsprunge beobachtet man schon 
Chondrodonten. 


Über die Art des Aufbaues der Austern führenden Gesteinszone 
auf Groß-Zirona kann folgendes Detailprofil (von der Ostküste) eine 
nähere Vorstellung geben: 


Bank von weißem, körnigem Kalk. 

Bank von hellgrauem Kalk mit vielen Uhondrodonten. 

Schmale Zone von grauem Plattenkalk. 

Kalkbank, reich an Rudisten und Ostreen. 

Schmale Zone von grauem, plattigem Kalk. 

Kalkbank, sehr reich an Chondrodonten. 

Mehrere Bänke von weißem Kalk mit Rudisten und mit gerippten und 
ungerippten Austern. 

Dicke Bank von hellgrauem Kalk mit Rudisten und Chondrodonten. 

Einige Bänke von hellgrauem Kalk ohne Fossilien. 

Zwei Bänke von weißem Kalk mit sehr viel Ostreen. 

Einige Bänke von hellgrauem, klüftigem Kalk ohne Petrefakten. 

Bank von hellgrauem Kalk, dicht erfüllt von Chondrodonten usw. 


Das Einfallen ist hier 25° NNO. 


114 Verhandlungen. N5 


Die lithologische Ausbildungsweise der Austernzone auf Zirona 
ist demnach eine vorwiegend bankig-kalkige im Gegensatze zu der an 
Plattenkalken und Dolomiten reichen Fazies der ein etwas tieferes 
Niveau einnehmenden Ostreenschichten im Hangenden des cenomanen 
Dolomites im mittleren Cetinagebiete und in der Zagorje. 

Im Bereiche der flachen Kuppe des Bukaj zieht die obere 
Grenze der Ostreenzone nahe südlich vom Triangulationspunkte 
(177 m) vorbei. Am Wege von der Kuppe zum Orte Zirona hinab 
trifft man helle bankige und graue plattige Katke nebst Dolomiten 
mit vielen glattschaligen und radialgerippten Austern. Auf der Süd- 
seite des Georgshafens traf ich dicht mit Chondrodonten erfüllte 
Kalkbänke beiderseits der kleinen, in den Hafen vortretenden Land- 
zunge, deren Front aus 35° gegen N einschießenden, noch zur 
Hangendserie der Austernzone gehörigen lichten Kalksteinen besteht. 
Westwärts von dieser Landzunge wendet sich die austernreiche Ge- 
steinszone in großem Bogen gegen S und weiter gegen SSO, um in 
die Landzunge westlich vom Valle Solinska auszustreichen. Mit schönen 
Abdrücken von Chondrodontenschalen bedeckte Gesteinsbänke fand 
ich am Südfuße des von einer kleinen Kapelle gekrönten Hügels bei 
Süd-Rusinovic, am Wege südlich von Letilovie und im Wurzelgebiete 
der eben genannten Landzunge. Diese Schalenabdrücke sehen bei der 
Regelmäßigkeit ihrer Berippung oft fast wie in Stein gemeißelte 
Palmettenornamente aus. 

Auf Solta konnte ich beobachten, daß die ungerippten und 
meist sehr langschaligen Austern fast überall an der oberen Grenze 
und im Hangenden der mit radialgerippten Austern erfüllten Bänke 
ihre Massenentfaltung haben und viel höher hinaufreichen als die 
serippten Formen. Auf Zirona ist mir derartiges nicht im besonderen 
aufgefallen. Es handelt sich hier wohl um regionale Unterschiede. 
Die Hoffnung, mit Hilfe der Chondrodonten eine auf Grund der 
Rudistenreste nicht erreichbare durchgreifende Gliederung der dal- 
matinischen oberen Karstkreide zu erzielen, erscheint bei dem Um- 
stande, daß die Ostreen in verschiedenen und nicht konstanten 
Niveaux auftreten, sehr gering; für lokale Gliederungen können die 
Austern führenden Schichten aber wohl Verwertung finden und bieten 
dda naturgemäß ein weit größeres Interesse als die sonst noch zu Ab- 
srenzungen innerhalb des Rudistenkalkes in Betracht kommenden 
Plattenkalk- und Dolomitzonen. 

Entsprechend dem bogenförmigen Verlaufe zeigt sich in der 
Austernzone Groß-Zironas umlaufendes Streichen. Die Fallwinkel und 
Richtungen sind: an der Ostküste der Insel 20° NNO, südlich von 
der Bukajkuppe 20—30° N, am Südufer des Porto Giorgio 35° N, 
bei Süd-RusinoviG NW—W, bei Letilovic und Starica 25° WSW und 
an der Küste südöstlich von letzterem Weiler 15° SW. 

In dem vom Bogen der Ostreenschichten umschlossenen schmalen 
Mittelstücke der Insel zeigt sich ein wiederholter Wechsel von Kalk 
und Dolomit. Besonders in der Talfurche, welche vom Georgshafen 
zur Solinskabucht hinüberführt, sind dolomitische Einlagerungen zu 
bemerken. Die Ufer der beiden Wurzelstücke des Valle Solinska 
bauen sich dagegen ganz aus Kalken auf. Die Lagerung ist in diesem 


1911 Sitzung vom 21. März. F. v. Kerner. 115) 


Gebiete flach antiklinal. Vom Fond des Valle Solinska sieht man 
lange Felsbänder, die Schichtköpfe sehr schwach gegen S geneister 
Kalkbänke, gegen das Innere der Insel hinanziehen, gleich weiter 
nordwärts liegen die Schichten söhlig und in der Talfurche gegen 
Zirona zu fallen sie sanft gegen N ein. Auf den Anhöhen südlich 
vom Fond des Porto Giorgio (bei Grabule) ist hemiperiklinales 
Einfallen nach N, NW und W, auf der Westseite der Kuppe 
Brkovo westliches Verflächen zu bemerken. An den Ufern der 
westlichen Wurzel der Solinskabucht geht dasselbe in 15° sanftes 
WSW-Fallen über. Am Wege, der vom Ort Zirona in den südwest- 
lichen Inselteil hinausführt, sieht man zunächst wohlgeschichtete, 
graue, fossilarme Rudistenkalke, dann zwei Dolomiteinschaltungen, 
hierauf nochmals Kalke mit sehr spärlichen Rudistenresten, dann 
stellen sich neben Radioliten auch glattschalige Austern und endlich 
gerippte Austern ein. 

Im Innern der Landzunge von Bassuzzo, welche die Solinska- 
bucht ostwärts begrenzt, ist gleichfalls ein wiederholter Wechsel von 
Kalk und Dolomit vorhanden. Das Schichtfallen ist in der südlich 
vom Bukaj gelegenen Wurzelregion dieser Zunge ein nordnordöst- 
liches. Weiter südwärts geht es in schwebende Lagerung über, dann 
biegen sich die Bänke gegen SW hinab. Die Südküste der Landzunge 
von Bassuzzo besteht aus gegen SW bis WSW einfallenden, gut 
sebankten, hellgrauen, fossilleeren Kalken. Man sieht ausgedehnte 
Felsschichtflächen unter Winkeln von 200 in das Meer abdachen. 
Westwärts folgt eine Dolomitzone und die an diese sich anschließende 
Uferstrecke ist eine typische exoklinale Längsküste aus 20— 25° gegen 
SW geneigten Schichten. 

Auf der Ostseite der Landzunge von Bassuzzo quert man die 
tiefsten Kernschichten des Kreidekalkgewölbes der Insel. Es folgt 
dort im Liegenden der Austernzone zunächst grauer Kalk mit Radio- 
liten; 15—20° gegen N geneigt. Das Schichtfallen wird dann immer 
flacher und es tritt völlig söhlige Lagerung ein. Das Gestein ist hier 
ein hellgrauer, feinkörniger, zum Teile etwas streifiger Kalk ohne 
makroskopische Einschlüsse. Kurz vorher quert man eine schmale 
Zone von weißem, zuckerkörnigem Kalke. Dann vollzieht sich ein sehr 
allmähliches Hinabbiegen der Schichten gegen SSO. Auch hier schalten 
sich den schön gebankten grauen Kalken mit glatter Oberfläche 
schmale Züge von undeutlich geschichteten weißen, rauhklüftigen 
Kalken ein. An der Punta, welche den Übergang der Ostküste in 
die Südküste des Landvorsprunges vermittelt, steht hellgrauer, 
plattiger Dolomit und weißer, lochriger Kalk an. In den wollge- 
schichteten Kalken, die man vorher passiert, finden sich spärliche 
Rudistenreste. 

Die EntblößBung des Faltenkernes von Zirona reicht demnach 
höchstens bis an die Basis des Rudistenkalkes, während in dem 
Faltenaufbruche von Solta auch noch Aquivalente des Chamidenkalkes 
bloßgelest sind. Nach den am Festlande bestehenden Verhältnissen 
würde die vorwiegend kalkige, zugleich aber hornsteinfreie Ausbildung 
der liegendsten Gesteinspartien auf Zirona sogar darauf hinweisen, daß 
hier die Basis des Rudistenkalkes noch nicht erreicht ist. Da aber 


altz Verhandlungen. N 


auf der nahen Soltainsel dieser Kalk nicht von Dolomit oder Horn- 
steinkalk, sondern von fossilleeren, bräunlichen Kalken unterlagert ist, 
wäre es immerhin möglich, daß die tiefsten Gesteinsbänke auf Zirona 
schon den Übergang in jene fossilleere Kalkzone bezeichnen, welche 
auf Solta die Aquivalente des Chamidenkalkes überlagert. 

Der Ostküste Groß-Zironas sind zwei kleine Inselchen vorge- 
lagert. Der nur 100 m von der Östspitze des Eilandes entfernte 
Scoglio Krknas mali hat den Umriß eines Rhombus, dessen in 
NW-—SO-Richtung gelegene große Diagonale 250 m mißt. Er bildet 
in tektonischer Beziehung die direkte Fortsetzung des ihm gegen- 
überliegenden Inselvorsprunges. An seinem Nordufer fallen die 
Schichten 20—30° NO, auf seiner Südseite 20—25°0 NNO. Dichte, 
körnige und dolomitische Kalke nehmen am Aufbaue dieses Scoglio 
Anteil. Quer durch seinen mittleren Teil zieht eine hohe Schieht- 
kopfstufe. Der submarine Verbindungsrücken mit der Zirona-Insel 
reicht bei Ebbe fast bis an die Meeresoberfläche hinan. 

Der 300 m südlich von der Ostspitze Zironas aufragende Scoglio 
Krknas veli hat die Grundform eines mit seiner Achse NW—SO 
orientierten Ovals von 500 m Länge und 220 m größter Breite. An 
seiner Südwestseite traf ich ganz horizontal liegende Bänke von 
dolomitischem Kalk. Uber diesen folgen Schichten reineren Kalkes, 
die sich allmählich gegen S und SSO sanft hinabbiegen. Die in 
Stufen ansteigende Südküste baut sich aus dolomitischen Schichten 
auf. An der Südostseite des Inselchens, wo wieder kalkige Gesteins- 
entwicklung herrschend wird, vollzieht sich eine rasche Drehung der 
Einfallsrichtungen aus SSO in ONO und das Ostufer wird durch 
sehr sanft nach dieser letzteren Richtung geneigte Kalkbänke gebildet. 
Im nördlichen Teile des Scoglio trifft man Schichtkopfriffe, die ein 
20% sanftes Verflächen gegen N zeigen und dieses geht auf der West- 
seite allmählich wieder in schwebende Lagerung über. Krknas veli 
ist derart ein Scoglio mit hemiperiklinaler Schichtlage und bezeichnet 
die Region, wo der Kern des Gewölbes der Zirona-Inseln sich gegen 
OÖ abzusenken beginnt. Der Gewölbescheitel erscheint gegen seine Um- 
gebung etwas gesenkt und liegt im Bereiche der Wasserstraße, welche 
den in Rede stehenden Scoglio von der Ostküste der Landzunge von 
Bassuzzo trennt. 

Der westliche Teil von Groß-Zirona wird durch eine von NW 
her eindringende kleine Bucht, den Porto piecolo, in die Berg- 
kuppe Kljebi und in die Hügelregion von Siran abgeteilt. Die Berg- 
kuppe Kljebi (104 m) flankiert den Kingang in den Porto Giorgio 
im Süden und bildet so den Gegenpfeiler zur nordwärts von diesem 
Hafen zu gleicher Höhe aufsteigenden Teketa. Am Südufer des 
äußeren Porto Giorgio fallen die Schichten 35° NNO. Die flache 
felsige Kuppe des Kljebi baut sich aus 20—25° gegen NW, W und 
SW einfallenden, teils kalkigen, teils dolomitischen Bänken auf. Auf 
der Ostseite bilden diese ein Treppengehänge, unterhalb dessen fast 
söhlig gelagerte und sanft gegen W geneigte Schichten folgen. Auf 
der Westseite sieht man die Kalkbänke sich gegen W hinabbiegen. 
Auch an der Küste zwischen dem Porto Giorgio und dem Porto 
piccolo herrscht westliches Verflächen vor. Die häufigen Wechsel der 


1911 Sitzung vom 21. März. F. v. Kerner. 117 


Fallrichtung entsprechen der Lage des Kljebihügels in der Achsen- 
region des Schichtgewölbes vor dem Scheitel des Bogens der Östreen- 
schichten. 


Die Hügelregion von Siran weist dagegen — indem sie 
dem westlichen Flügel der Inselfalte angehört — sehr einförmige 


Lagerungsverhältnisse auf. Es ist dort allgemein sanftes, westsüdwest- 
liches Einfallen vorherrschend. Im Westen und Süden des Porto 
piecolo trifft man rudistenreiche, körnige weiße Kalke, im Nordosten 
der Sirankuppe auch dolomitische Einschaltungen. An den am meisten 
gegen W vortretenden Küstenstrecken und in dem niedrigen, westlich 
vom Siranhügel sich ausbreitenden Gelände herrschen helle, fein- 
körnige Kalke vor, die nur stellenweise Rudistenreste führen. Die 
südliche Randzone dieses westlichsten Inselteiles baut sich aus weiß- 
lichen und hellbräunlichen Kalken auf, welche sehr reich an Radioliten 
sind, deren Erhaltungsweise aber leider spezifische Bestimmungen 
ausschließt. Besonders an den Südabhängen der Kuppe Siran und auf 
der Ostseite des vom Südwestkap aufsteigenden Hügels sind manche 
Gesteinsbänke mit Radiolitenkernen dicht erfüllt. Es handelt sich hier 
vielleicht um jenen rudistenreichen Horizont, welchen ich auf der 
Insel Solta im Komplex der Hangendschichten der Östreenzone an- 
getroffen habe. An der Küste unterhalb der Sirankuppe trifft man 
viele Krusten von Brauneisenstein, honiggelbe Kalzitdrusen und ocker- 
selbe, sandigtonige Ausfüllungen der Kalkklüfte. 

Die Lagerungsverhältnisse sind, wie bereits erwähnt, im west- 
licehsten Teile Zironas sehr gleichförmige. Im besonderen seien hier 
angeführt: Im flachen Gelände nordwestlich vom Siranhügel und an 
der vorliegenden Küste 15—20° WSW-Fallen, an der Südwestspitze 
der Insel 30° SW-Fallen und am Südfuße des Siran 250 WSW- bis 
30° SW-Fallen. 

Ein interessantes Phänomen ist an der Südwestspitze der Insel 
zu beobachten. Vor einer unter 30° gegen SW abdachenden Kalkbank 
ragen noch die Reste der nächsthöheren Bank in Form zweier 
kleiner Klippen auf. Im einspringenden Winkel auf der NW-Seite der 
westlichen dieser Klippen ist im Meeresniveau ein horizontaler Fels- 
spalt sichtbar, _ wogegen sich an der Frontseite dieser Schichtkopf- 
klippe keine Öffnungen und nur Auswaschungen zeigen. Aus jenem 
Spalt vernimmt man in ungleichen Zwischenräumen ein Geräusch, das 
bald durch die Ausdrücke des Schlürfens, Gurgelns und Glucksens 
näher bezeichnet werden kann, bald aber sich ganz wie ein schweres 
dyspno&tisches Stöhnen und orthopno6tisches Röcheln vernehmen 
läßt. Es erscheint kaum zweifelhaft, daß hier Meerwasser eingesaugt 
wird, obschon ich nicht bemerken konnte, daß leichte, in das Wasser 
seworfene Körperchen mit Kraft in den Spalt hineingezogen würden. 

Nach irgendwelchen Phänomenen, welche als Kompensation zu 
diesem Aspirationsvorgange in Beziehung gebracht werden könnten, 
suchte ich in den beiderseits anschließenden Küstenstrecken vergebens. 
In Zirona hörte ich, daß die Erscheinung den Eingeborenen bekannt 
sej, und zwar als die einzige dieser Art an den Küsten ihrer meer- 
umspülten Heimat, konnte aber sonst nichts Näheres darüber in Er- 
fahrung bringen. Ich selbst vernahm ein ähnliches, aber viel schwächeres 


K. K. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr, 5. Verhandlungen. 19 


118 Verhandlungen. Nr.5 


Geräusch auch noch in der Bucht nordwärts vom Südwestkap der 
Insel. 

Aus dem Meere südwärts vom westlichen Teile Groß-Zironas 
erheben sich zwei Inselchen, die Scoglien Orut und Makiaknar. Der 
Scoglio Orut, einer der größten des Gebietes, ist ein flacher 
Schild vom Umriß einer Ellipse, deren dinarisch streichende Längs- 
achse 1100 »n und deren Querachse 450 m mißt. Der kürzeste Ab- 
stand seines Nordufers von der Südküste Zironas beträgt 750 m. An 
der Nordostseite dieses Scoglio verflächen die Schichten 350° SW. An 
seiner Nordwestseite sind die Fallwinkel ein wenig größer, 40% an 
der Südostspitze um ein geringes kleiner, 30°, auch ist dort die 
Neigungsrichtung mehr eine westsüdwestliche. Den Hauptanteil am 
Aufbaue dieses Inselchens nehmen gutgebankte, feinkörnige, helle 
Kalke, die viele Radiolitenreste enthalten. Als Einschaltungen trifft 
man, wie auf Zirona, besonders weiße, lochrige Kalke, Schalengrus- 
kalke und Dolomite an, letztere besonders an der Nordwestseite. Auf 
der Nordostseite des Scoglio Orut kommt eine typische diagonale 
Stufenküste zur Entwicklung; die südwestliche Uferzone ist eine sehr 
zerklüftete, sanft abdachende Felsfläche, aus der nur da und dort 
deutliche Schichtköpfe aufragen. 

Der 340 m von der Südostspitze des Scoglio Orut entfernte 
Scoglio Makiaknar hat den Umriß einer Raute von 250 m Länge 
und 140 m Breite. Er ist der Typus eines im Streichen in die Länge 
gezogenen isoklinalen Scoglios und besteht aus 25° gegen WSW ge- 
neigten Schichten. Vorherrschend ist auf ihm dichter, bräunlicher, 
gut gebankter Kalk, die Mitte des Scoglio quert ein Zug von weißem, 
stark lochrigem Kalke. Am Aufbau einer den Nordhang durchziehenden 
Wandstufe nehmen auch dolomitische Schichten Anteil. Die beiden 
eben beschriebenen Scoglien sind stehen gebliebene Teilstücke des 
Westflügels der großen Falte, deren Kernzone dem südöstlichen Teil 
von Groß-Zirona entspricht. 

Völlig isoliert ragt zwischen den beiden Zirona-Inseln der 
Scoglio Malta auf. Er ist eine kleine, nur wenig über das Meeres- 
niveau sich erhebende Felsmasse aus 15° NW fallenden Schichten 
und gehört sonach der Achsenregion des gegen NW abdachenden 
zironischen Faltengewölbes an. Das herrschende Gestein ist ein heller, 
dolomitischer Kalk, in welchem die Rudistenreste zum Teil stark 
ausgewittert sind. 


Zirona piccola ist ein vor Absenkung bewahrt gebliebenes Stück 
der obersten Hülle des kretazischen Schichtgewölbes von Zirona 
grande. Der in W—O-Richtung in die Länge gestreckte Inselteil fällt 
ganz in den Bereich der Achsenregion der Falte, indem dort sanftes, 
westliches bis nordwestliches Schichtfallen herrscht. Die gegen 8 
vortretende Landmasse gehört dem Südflügel der Gewölbehülle an. 

An der Punta Kuknara, der Spitze des verschmälerten End- 
stückes einer aus der Ostküste von Klein-Zirona vorspringenden Land- 
zunge, sieht man sehr sanft gegen W verflächende dicke Bänke eines 
stark zerklüfteten lichten Kalkes. Auf der Südseite des schmalen 
Zungenendes, woselbst große Anhäufungen von Strandgeröll vorhanden 


1911 Sitzung vom 21. März. F. v. Kerner u. ©. Ampferer. 119 


sind, läßt sich der Beginn einer Hinabbiegung der Schichten gegen 
WSW und SW erkennen. Auf den Kalkbänken am Nordufer zeigen 
sich große Mengen von Durchschnitten von Radioliten. Von der nörd- 
lichen Abgliederungsstelle der Landzunge bis zur Punta Zelivisk, 
der abgestumpften Nordostecke der Insel, sieht man feinkörnige, 
hellbräunliche und weißliche Kalke sehr sanft gegen NW einfallen. 
An der Punta ist eine Dolomiteinschaltung sichtbar. An der Nordküste 
der Insel schwankt die Neigungsrichtung der stets unter Winkeln von 
nur 5—10° verflächenden Kalkbänke zwischen N und W. Im Innern 
der kleinen Insel und am Nordufer der Bucht von Vela Rina 
herrscht westliches Einfallen vor. 

Die Vela Glavica, der höchste Hügel des Eilandes, baut sich 
aus sehr sanft gegen W einfallenden, diekbankigen Kalken auf. Die 
Ostseite zeigt einen schön entwickelten Stufenbau. Auch die Südküste 
der Vela Glavica gleicht einer regelmäßigen Felstreppe. Man sieht 
hier Kalke und Dolomite in mehrmaligem Wechsel sehr sanft gegen 
NNO verflächen. In der halbkreisförmigen Bucht, welche südwärts 
von dem. Isthmus eingreift, der den eben genannten hohen Hügel 
mit der ihm westlich vorgelagerten Mala Glavica verbindet, zeigt 
sich ein prächtiges Bild einer diagonalen endoklinen Treppenküste. 
An der äußersten Südspitze der Mala Glavica fallen hellbräunliche 
Kalke, die reich an Durchschnitten von großen Rudisten sind, sanft 
gegen WSW. Auf der Westseite der eben genannten Kuppe liegen 
die Schichten ganz horizontal und hier entwickelt sich nun ein Fels- 
treppenbild von solch’ idealer Regelmäßigkeit, wie es selbst mir, der 
ich in bezug auf dalmatinische Küstenreliefs über reichste Erfahrungen 
verfüge, früher noch nie zu Gesicht gekommen ist. Die Stufen dieser 
gigantischen Steintreppe sind zirka 1 m hoch und stellenweise glaubt 
man sich an die Flanken der Cheopspyramide versetzt. Auf der Nord- 
seite der Mala Glavica verliert sich dann allmählich dieses in seiner 
Art einzig dastehende Küstenbild und in der ostwärts folgenden Bucht 
zeigt sich geröllbedeckter Strand. 

An den Küsten des gegen S vorspringenden Inselteiles herrscht 
gelblicher, feinkörniger bis dichter Kalk meistens vor, wogegen im 
Norden auch körnige, weiße Kalke zu beobachten sind. Der dichte 
Kalk enthält zum Teil zahlreiche Auswitterungen von Rudisten. 
Dolomiteinschaltungen traf ich gleich ostwärts von Vela Rina und in 
der Küstenkerbe südlich von der Punta Vanjska. Das Einfallen 
ist am Westufer des südlichen Inselteiles 5—10° S bis SSW, an der 
Südküste 15—20° SSW, an der Punta Vanjska 20° SW, dann wird 
die Schichtneigung wieder geringer und an der südlichen Abgliederungs- 
stelle der eingangs erwähnten östlichen Landzunge ist sehr sanftes 
W-Fallen vorhanden. 


Vorträge. 


O. Ampferer. Über neue Methoden zur Verfeine- 
rung des geologischen Kartenbildes. 
Der Vortragende legt das erste Blatt der neuaufgenommenen 
Karte der Lechtaler Alpen im Maße 1: 25.000 in zwei Darstellungsarten, 
19% 


120 Verhandlungen. Nr.03 


der gewöhnlichen flächenhaften und der neuen linienhaften, vor und 
vergleicht eingehender die Ausdrucksfähigkeiten dieser beiden 
Methoden. 

Während bei der alten Methode größere oder kleinere Schicht- 
komplexe durch einheitliche Farbflächen abgebildet werden, versucht 
die neue Methode alle Flächen in weit kleinere Elemente aufzulösen. 
Solche natürliche kleinere Elemente sind bei den geschichteten 
Gesteinen die einzelnen Schichtenlagen, bei den ungeschichteten 
Sprünge, Klüfte, Absonderungen, Schlieren ... Es erscheinen auf einer 
konsequent in dieser Art durchgeführten Karte keine Farbenflächen 
mehr, sondern feine Wogen und Gitter von farbigen Linien. 

Jede Formation wird durch ihre innere Struktur soweit als 
irgend möglich ausgedrückt. 

Das kann aber nur dann zu richtigen Bildern führen, wenn die 
Schichtfugen, die Klüfte... auf der Karte entsprechend ihrer Pro- 
jektion als Gehängeschnitte eingetragen werden. 

Sind diese Eintragungen genügend reichlich und genau, was 
bei Karten von kleinem Maßstab ausgeschlossen ist, so enthält die 
Zeichnung alle wesentlichen Angaben der Struktur. Fallzeichen werden 
dadurch ganz entbehrlich, weil ich aus dem Schnitt der geologischen 
Linien mit den Terrainflächen fort und fort die Raumstellung ent- 
nehmen kann. 

Ich kann mir ja in gewissem Sinne die Linienzeichnung eines 
Schichtkomplexes geradezu aus zahlreichen und miteinander verbundenen 
Fallzeichen, aus den Fallzeichen seiner Schichtelemente entstanden 
denken. 

Der Reichtum der geologischen Angaben einer solchen Karte 
übersteigt für dasselbe Gebiet vielmals den Inhalt einer nur flächen- 
haft gezeichneten Karte. 

Des weiteren wird dadurch die Präzision der Einzeichnungen 
und damit die Kontrollfähigkeit bedeutend gefördert. Dagegen geht 
ein guter Teil der gröberen Übersichtlichkeit verloren. Wie die Karte 
aus genauer Feldarbeit langsam und zähe entstanden ist, so zwingt 
sie den Beschauer auch zu sorgfältigerer Lesung. 

Während auf den älteren Karten sich meistens Gebiete von 
feinerem Detail und solche von großen ungegliederten Flächen schroff 
gegenüberstehen, ist das bei der neuen Zeichnungsweise größtenteils 
aufgehoben. Fossilreiche oder petrographisch ausgezeichnete Zonen 
werden häufig in schmalen Farbbändern abgebildet, riesige Komplexe 
gleichartiger Schichtbänke oder Massengesteine dagegen mit einer 
summarischen Farbfläche dargestellt. 

Das ist für eine große Reihe sehr verschiedener Fragen eine 
ungerechte Behandlung, eine zu karge Beantwortung. 

Durch die neue Zeichnungsart soll auch das reiche, vielfach 
noch unbekannte Detail solcher „geologischen Oden“ zutage gebracht 
werden. Es ist naheliegend, daß sich die besten Anwendungsgelegen- 
heiten für solche Kartierungen im Hochgebirge oder in felsigen kahlen 
Regionen finden. Das Gebiet der Lechtaler Alpen erscheint für die 
Einführung dieser Arbeitsmethode in hohem Grade geeignet, wenn 
sich der Autor auch nicht verhehlt, daß die Anforderungen dieser 


Ve RE. Vo 


1911 Sitzung vom 21. März. O. Ampferer u. A. Haas. 121 


Aufnahmen vielfach über das Vermögen des einzelnen hinausgehen 
dürften. 


Zum Schlusse wurde noch darauf hingewiesen, wie viele Aufgaben 
der geologischen Kartiernng sich in ausgezeichneter Weise mit den 
modernen photogrammetrischen Methoden (Stereoautograph von v. Orell) 
lösen lassen. 


Ebenso ist die Photogrammetrie die höchste und entscheidende 
Instanz für viele Probleme der Öberflächengestaltung. Ich erinnere 
hier nur kurz zum Beispiel an die Fragen nach der Zahl und den 
Ausmaßen der glazialen Taltröge. 


In vielen Fällen dürfte es heute schon besser sein, statt auf oft 
ungenügenden Karten, auf orientierten Photographien seine Eintragungen 
vorzunehmen. 


Besonders wertvoll wird dem Feldgeologen die Photogrammetrie 
in unerforschten Gebieten oder bei Arbeiten in ganz großem Maßstab. 
Als Grundlage für alle beim Vortrage vorgeführten Kartenarbeiten 
wurde die neue von Ing. L. Aegerter bearbeitete Karte der Lech- 
taler Alpen benützt, welche im Herbst 1911 erscheinen soll. Ihre helle 
und sehr charakteristische Fels- und Gehängezeichnung ermöglichte 
erst die Eintragung der feineren geologischen Strukturen. 


Dieselbe wird vom Deutschen und Österreichischen Alpenverein 
herausgegeben, dessen hilfreiche Erschließung der Hochalpen der 
Vortragende mit Worten des Dankes zu ehren suchte. 


Es besteht die Absicht, eine genauere Darlegung des hier nur 
gestreiften Themas mit entsprechenden Abbildungen in unser Jahrbuch 
einzufügen. 


Literaturnotizen. 


A. Haas. Zum geologischen Bau der Umgebung des 
Formarinsees in den Lechtaler Alpen. Mit 6 Figuren im 
Text. Mitteilungen der geologischen Gesellschaft Wien 1909, II. Bd., 
Heft 4. 


Der Autor gibt hier eine kleine geologische Skizze mit einer Karte ca. 1: 75.000 
und 5 Profilen in größerem Maßstabe, die manche Verbesserung gegenüber dem 
alten Kartenbild jener Gegend enthalten. 

Leider steht die Stratigraphie noch ganz auf dem Standpunkt der älteren 
Forscher. So sind in dem Sammelbeutel der „Allgäuschichten* nicht nur die 
Radiolarienschichten und Aptychenkalke, sondern wahrscheinlich auch noch 
Kreidegesteine mitenthalten. Wenigstens habe ich vor drei Jahren bei meinen Auf- 
nahmen in der Mulde des Spullersees, welche ja weiter in das Gebiet des For- 
marinsees hinüberstreicht, Schiefer und Sandsteine mit Orbitulina concava entdecken 
können. 

Die Tektonik enthüllt manche interessante Einzelheit. 

Auf der Karte sind durch ein Versehen bei der Drucklegung durchaus die 
Bezeichnungen des roten Lias und der Kössener Schichten miteinander verwechselt 
worden. Auf den Profilen ist die Bezeichnung richtig. 

Ein weiteres Ausgreifen und Anschließen an die Tektonik der benachbarten 
Gebiete war bei der engen Begrenzung dieses Aufnahmsfeldes nicht möglich. 


(Otto Ampferer.) 


122 Verhandlungen. Nr.08 


Chr. Tarnuzzer und U. Grubenmann. Beiträge zur 
Geologie des Unterengadin. Beiträge zur geologischen Karte 
der Schweiz, neue Folge, XXIII. Lieferung, mit einer geologischen 
Karte in 1:50.000, einer Profiltafel und 25 Textfiguren. Bern 1909 
(ausgegeben 1911). 


Das Unterengadin und der geologisch dazugehörige Teil des tirolischen 
Öberinntales sind ein Gebiet, welches für die Deutung der Tektonik von ganz 
Westtirol, Vorarlberg und Graubünden von weittragender Bedeutung und dessen 
Neubearbeitung daher von allen Seiten in Angriff genommen worden ist. In Nr. 13 
der Verhandl. 1910 konnte über die Untersuchungen Paulckes im nordwestlichen 
Teil des Gebietes berichtet werden. Die Neuaufnahme des österreichischen Teiles 
ist seitens der geol. Reichsanstalt im Gange und über den südwestlichen Teil des 
Gebietes legen nun Tarnuzzer und Grubenmann ihre Ergebnisse in dem hier 
referierten Buche vor. Chr. Tarnuzzer hat den ersten, geologischen Teil („das 
Gebiet der Sedimente“) bearbeitet, Grubenmann den zweiten Teil, „die kristallinen 
Gesteine“. Die Karte umfaßt die Blätter Ardez und Tarasp der schweizerischen 
topographischen Karte, das heißt den Südwestteil des Bündnerschiefergebietes mit 
kristalliner Umrandung und die Lischannagruppe. Bedauerlich ist, daß der West-, 
beziehungsweise Südwestrand des Bündnerschiefergebietes nicht vollständig darge- 
stellt wurde, indem gerade zwei besonders wichtige Teile der Grenze nicht mehr 
dargestellt sind: das SW-Ende im Val Sampuoir und Plavna, welches außerhalb 
des Kartenblattes fällt und die Westgreuze im Val Tuoi, welche nicht eingetragen 
wurde. 

Die schon so verschieden gedeuteten Bündnerschiefer des Unterengadin 
teilt Tarnuzzer in zwei Abteilungen: 

1. Engadinschiefer unbestimmten Alters (basales oder Bündnerschiefergebirge), 
Quarz-, Ton-, Serizit- und Kalkphyllite, auch Kalkschiefer und Kalksandsteine, 
versteinerungsleer oder wenigstens ohne Versteinerungen, „die sicher auf ein 
liasisches oder jüngeres Alter deuten“. Zu ihnen gehören auch die von anderen 
Autoren als „bunte“ oder „grüne“ Bündnerschiefer bezeichneten Gesteine, welche 
Tarnuzzer nur als lokale und untergeordnete Abänderungen der grauen Schiefer 
ansieht und auf der Karte nicht ausscheidet. Nur insoweit die grünen Schiefer 
Derivate von basischen Eruptivgesteinen sind, werden sie als Intrusivgesteine 
abgetrennt. 

In den Engadinschiefern liegen die Gipse des Inntales, welche nach Tar- 
nuzzer nicht auf die „bunten“ Bündnerschiefer beschränkt sind, sondern auch 
in den grauen als linsenförmige Einschaltungen vorkommen. Er faßt dieselben als 
lokale Umwandlungsprodukte aus den Engadinerschiefern auf (Vitriolisierung des 
Pyritgehaltes), weil die Gipse Bruchstücke jener in großer Zahl enthalten. Bänke 
von reinem Gips wechseln mit Schiefern und Schieferkonglomerat. Außerdem ent- 
halten sie aber Stücke von Triasdolomit und Kalk, welehe Tarnuzzer als ein- 
geschwemmt deutet und daraus folgert, daß die Gipse und infolgedessen auch die 
Engadinschiefer, aus denen sie entstanden, spät- oder posttriadisch sind. 
Ein Teil davon ist wahrscheinlich liasisch. 

2. Obermesozoische Schiefer (Gesteine vindelizischer Fazies, Auf- 
bruchzone), Kalke, Kalksandsteine und Breecien, besonders die höheren Teile des 
Gebirges einnehmend. Sie sind „unzweifelhaft mesozoisch, zum Teil Lias und 
jüngeren Gliedern des Mesozoikums angehörend“. Zu dieser Grappe stellt Tar- 
nuzzer den durch seine Fossilfunde bekannten Lias von Samnaun und Fimbertal 
(unterer Lias!), ferner Allgäuschiefer, welche auf der Karte zwischen Tuoi und 
Val Tasna ausgeschieden wurden, und besonders Kalke und Kalksandsteine am Piz 
Minschuns und den benachbarten Höhen, welche von Paulcke als Kreide und 
Flysch gedeutet wurden. Sie enthalten Echinodermen, Bryozoen und Foraminiferen, 
welche zwar nicht genau bestimmbar sind, nach Steinmanns Untersuchung der 
Schliffe aber am ehesten auf Lias bezogen werden können, „während Paläozoikum, 


!) Den Steinsbergkalk von Ardez selbst zählt Tarnuzzer merkwürdiger- 
weise nicht dazu, sondern sieht in ihm „von den Höhen der rechten Innseite 
durch Überschiebung und Ausquetschung herabgeglittene, verstürzte und ver- 
brochene Reste“ der ostalpinen Decke in der Lischanna-Pisocgruppe. 


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‘ 


1911 Sitzung vom 21. März. Ohr. Tarnuzzer u. U. Grubenmann. 123 


obere Kreide und Tertiär ausgeschlossen bleiben“. Paulcke hat in diesem 
Schichtkomplex am P. Tasna Orbitulinen gefunden und kretazische und tertiäre 
Breccien vom Minschun beschrieben. Während nach den Untersuchungen Paulckes 
der Lias im Bündnerschiefergebiet auf den genannten fossilreichen Liaskalk von 
Samnaun und den Steinusbergkalk beschränkt ist und der überwiegende Teil der 
Bündnerschiefer der Kreide und dem Tertiär zufällt, nähert sich Tarnuzzer 
mehr der alten Auffassung Theobalds, indem er dem größten Teil der gesamten 
Schiefer liasisches Alter zuschreibt. 


Eine feinere Gliederung dieser zwei großen Schiefergruppen, die nach Tar- 
nuzzer sich vielfach nicht deutlich gegeneinander abgrenzen lassen, wird nicht 
gegeben, doch wird eine solche für die Erklärung der Lagerungsverhältnisse und 
der Stratigraphie notwendig sein und die Beobachtungen Paulckes zeigen, daß 
eine solche mit Erfolg versucht werden kann. 

Betreffs der Tektonik des Engadiner „Fensters“ schließt sich Tarnuzzer 
der Auffassung von Steinmann und E. Suess an, ohne aber auf eine nähere 
Abgrenzung einzelner Decken einzugehen und auch ohne eine Begründung und 
Kritik jener Deutung gegenüber anderen Erklärungen zu geben. 

Der Südrand des „Fensters“ wird nach Schiller — und ähnliches zeigen 
die älteren Darstellungen — südlich von Schuls durch eine Gueiszone gebildet, 
über welcher Serpentin und nochmals Bündnerschiefer und dann die Gneisbasis 
der Lischannatrias liegt; nach Grubenmanns Untersuchung ist der untere 
„Gneis“ nicht Gneis, sondern ein durch gabbro-peridotitische Intrusionen und Pneu- 
matolyse in feldspatführende Glimmerguarzite und Gneisquarzit umgewandelter 
Engadinerschiefer. Der obere Gneis an der Basis der Trias wird von Tarnuzzer 
als Verrucano gedeutet. Östlich von Val Chazet setzt dann plötzlich in voller Breite die 
echte Gneisbasis der Lischannatrias ein. Während die Frage, ob Gneig oder Verrucano 
oder beides, in einer so stark gestörten Zone, wie es hier der Fall ist, und bei der 
hier herrschenden Ausbildung des Verrucano sich immer schwer wird entscheiden 
lassen (und an dieser Stelle auch von keiner weittragenden Bedeutung ist), so stellt 
die Umdeutung der unteren Gneiszone eine bedeutende Anderung dar, doch möchte 
hier die Frage erlaubt sein, ob das umgewandelte Gestein wirklich ursprünglich 
Engadinerschiefer war und ob nicht (ganz oder teilweise) auch kristalline Schiefer 
der Ötztaler Gneiszone von dieser Intrusion betroffen worden sein können. Das 
Auftreten von Gneis und Granitschollen weiter westlich zwischen den Engadiner- 
schiefern (Val Plavna, Chaposch) deutet darauf hin und zeigt gleichzeitig. daß 
hier auch bei der Grubenmannschen Deutung eine Dislokationszone durchzieht. 


Eine eingehende Beschreibung widmet Tarnuzzer der Lischannagruppe, 
über welche 1904 und 1906 W. Schiller eine monographische Darstellung veröffent- 
licht hat (siehe Referat in den Verhandl. 1904, Nr. 15 und 1906, Nr. 6). Tarnuzzers 
Schilderung stimmt bei dem Lischannastock im engeren Sinne im wesentlichen 
mit Schillers Darstellung überein, sowohl in stratigraphischer als tektonischer 
Beziehung. Nur scheint Tarnuzzer die Liasbreceie durchwegs als Reibungsbreceie 
aufzufassen, während sie nach Schillers (und auch des Referenten) Meinung 
Transgressionsbreccie ist. Die Karte ist etwas vereinfacht und schematisiert gegen- 
über jener von Schiller. Größere Differenzen ergeben sich in der Schalambert- 
Ladgruppe. Bei der vielfach gleichen lithologischen Ausbildung der einzelnen 
größtenteils fossilleeren Trias- und Juraschichten in einem so stark gestörten 
Gebiet sind Verschiedenheiten in der Deutung hier sehr naheliegend, wie auch der 
Referent aus eigener Anschauung bestätigen kann. Zum Beispiel zieht Tarnuzzer 
den größeren Teil von Schillers Tithon zum Lias, im Val Torta auch zum 
Muschelkalk. Dadurch wird natürlich die tektonische Erklärung auch geändert; 
Tarnuzzer sieht hier einen weit einfacheren und regelmäßigeren Faltenbau als 
Schiller, wobei er allerdings auch des öfteren, besonders an der Grenze gegen 
die Gneisüberschiebung das Fehlen der Mittelschenkel oder Hangendschenkel kon- 
statieren muß. 

Sehr störend für den Leser wirkt es, daß besonders im Bereich der Bündner- 
schiefer Text, Karte und Profiltafel mehrfach nicht in Übereinstimmung — manch- 
mal in direktem Gegensatz — miteinander stehen, zum Beispiel bezüglich der 


‚Lagerung der Schichten von P. Cotschen bis Clavigliadas, am SO-Rand des Tasna- 


granits, im Val Plavna (Gneis von Val Arsas, Serpentin) und anderen Orten. 
Fast die Hälfte des ersten Teiles umfaßt die morphologische Darstellung 
des Gebietes. Es wird hier ein reichhaltiges Beobachtungsmaterial für allgemeine 


124 Verhandlungen. Nr. 5 


oder regionale Studien dieser Art geboten; Talbildung, Glazialablagerungen, 
Terrassenbildungen, Seen und Quellen werden beschrieben. Besonders die letzt- 
genannten bilden dank der zahlreichen wertvollen Mineralquellen (Tarasp-Schuls, 
Val Sinestra) reichen Stoff. 


Die „kristallinen Gesteine“ des Unterengadin haben in U. Gruben- 
mann einen bewährten Untersucher gefunden. Besonders sei auf die sehr große 
Zahl von chemischen Analysen hingewiesen, mit welchen der petrographische 
Teil ausgestattet ist; sie wurden (mit wenigen Ausnahmen) von L. Hezner aus- 
geführt und sind nach Osanns und der amerikanischen Methode zum Teil auch 
nach Loewinson-Lessings Darstellungsweise berechnet. Den größten Teil der 
petrographischen Untersuchungen nehmen naheliegenderweise die zahlreichen 
interessanten Eruptivgesteine ein. Unter den Graniten ist besonders der Tasna- 
granit vom geologischen Siandpunkt aus wichtig, welcher in altkristalline Schiefer 
intrudiert ist. Er ist von Serizitphylliten großenteils überdeckt, welche Auf- 
arbeitungsprodukte und Umwandlungen der quarzporphyrischen Randfazies des Granits 
sind. Über ihnen liest am P. Minschuns eine polymikte Breccie oder Konglomerat 
mit serizitphyllitischem Zement und darüber lagern dann die Kalkphyllite und 
verwandten Gesteine. Unter den Ganggesteinen bieten jene am Rasassergrat (öster- 
reichische Grenze), welche seinerzeit von Stache und John zum Tül schon be- 
schrieben wurden, eine mannigfaltige Reihe, welche nach Grubenmann Diorit- 
porphyrite, Vogesite und Quarzporphyre umfaßt. Besonders eingehend werden 
dann die zahlreichen gabbrodioritischen Gesteine behandelt, welche die oben ge. 
nannte Injektionszone südlich Schuls durchdringen. Es sind Biotit- und Horn 
blendegabbros, die ihrer Typenformel nach gewissen Dioriten nahestehen. Die Grupp 
der Peridotite ist daneben durch Hornblendite vertreten. Eine zweite einheitliche 
Gruppe bilden die Diabase, Spilite und Variolite, welche, soweit sie im Karten- 
gebiet vorkommen, von Grubenmann als intrusive Bildungen (Gänge und Lager) 
aufgefaßt werden. Da der Chemismus dieser Gesteinsgruppe ein sehr einheitlicher 
ist und sich den bisher aufgestellten Diabastypen nicht gut unterordnen läßt, schlägt 
Grubenmann dafür einen neuen Diabastypus „Unterengadin“ mit der Formel 
s5t5 a3 c2:5 fırs vor, der sich von dem sonst ähnlich formulierten Absarokittypus 
Cache Creek Osanns durch die Natronvormacht unterscheidet, weil bei ibm 
n = 8:4 ist. (W. Hammer.) 


C. A. Haniel. Die geologischen Verhältnisse der 
Südabdachung des Allgäuer Hauptkammes und seiuer 
südlichen Seitenäste vom Rauhgern bis zum Wilden. 
Mit 2 Textfiguren, 1 tektonischen Karte 1:75.000, 9 Profilen 1: 25.000 
und 6 Photographien. Zeitschrift der Deutschen geol. Gesellschaft 
1911, Bd. 63, Heft 1. 


Die hier zu besprechende Arbeit ist auf Grund von sehr eingehenden Auf- 
nahmen in den Jahren 1907, 1908, 1909 zustande gekommen. 


Ich hatte im Herbst 1906 bereits einige kleine Teile dieses Gebietes kartiert, 
als mich Herr Haniel ersuchte, ihm die weitere Kartierung zu überlassen. Da 
mir in den benachbarten Lechtaler Alpen noch weite und beinahe gar nicht er- 
forschte Arbeitsstreeken offen standen, so habe ich in der Folge meine Aufnahmen 
dorthin verschoben und dieses Gebiet freigegeben. Die vorliegende Schrift bringt 
nun die mehrfach interessanten Ergebnisse, welche Haniel dem gut aufge- 
schlossenen Gebirge abzugewinnen wußte. Leider wird seine schöne Karte erst 
später erscheinen, in die mir der Autor vor seiner Abreise nach Timor Einsicht 
gewährte und deren Genauigkeit ich nur rückhaltlos anerkennen kann. 


Der Schichtbestand umfaßt Rauhwacken (Raibler oder Arlbergschichten), 
Hauptdoiomit, Plattenkalk, Kössener Schichten, unteren roten Lias, Liasflecken- 
mergel, Aptychenschichten, Kreideflysch mit senonem Foraminiferenmergel, Gosau- 
kreide (oberes Senon), Diluvium, Alluvium. 

Ich sehe von den mehr bekannten Schichtgliedern ab und wende mich 
gleich jenen zu, deren Stellung durch Haniel neu begründet wurde. 

Über den Aptychenkalken liegt in der Gegend von Holzgau eine Folge von 
weichen Mergeln, die von Haniel als Kreideflysch bezeichnet werden. In diesen 


a ee 


1911 Sitzung vom 21. März. C. A. Haniel u. H. Pontoppidan. 125 


Mergeln sind dünnblätterige, leichte Mergel enthalten, die Kohlenpartikelchen und 
Sehmitzen führen und deren Foraminiferenreichtum schon makroskopisch sich verrät. 

Nach Bestimmungen von Dr. J. G. Egger kommen: Anomalia ammonoides 
Reuss, Discorbina canaliculata Reuss,. Discorbina pertusa Marsson, Globigerina 
aequilateris Brody, Globigerina cretaca D’Orbigny, Orbulinaria dulloides D’Orbigny, 
Orbulinaria sphaerica Kaufmann, Orbulinaria ovalis Kaufmann darin vor. Danach 
wären diese Mergel als Seewenmergel anzusprechen. 

Vollständig getrennt von dieser unmittelbar bei Holzgau anstehenden Kreide: 
mulde mit senonen Seewenmergeln hat Haniel am Schochenalpgrat einen Zug von 
Gosaukreide entdeckt. Es ist in unseren Verhandlungen gleich nach diesem in- 
teressanten Funde darüber berichtet worden. 

An Fossilien sind nunmehr aus diesen Schichten Hippwrites 'Oppeli Doiw,, 
Hippurites socialis Douv., Turritella Fittoniana Münst., Cerithium furcatum Zek., 
Cerithium (Pirenella) sociale Zek., Actaeon Blankenhorni Boehm, Saxispira trochleata 
J. Bochm, Gryphea vesicularis Lam., Janira quadricostata Sow., Astarte similis 
Münster, Astarte subsimilis Boehm?, Nucula subredempta Boehm?, Serpula sub- 
torquata Münster, Leda Reussi (Gümbel\ Boehm? sowie Kragmente von Inoceramen, 
T.amellibranchiaten und Gastropoden, Einzelnkorallen (Trochosmilia) sowie baum- 
förmige, ästige Bryozoenstöcke bekannt. 

Es handelt sich hier um eine junge Gosauablagerung, die etwa ins obere Senon 
zu versetzen ist. Vielleicht stellt dieses bisher westlichste Gosauvorkommen sich als 
Strandbildung zu den früher besprochenen senonen Foraminiferenmergeln dar. 

An Grundmoränen ist das Lechtalgehänge ziemlich-arm, dagegen sind viele 
kleinere Moränenwälle der Rückzugsstadien in den Karen und Taälhintergründen vor- 
handen. Bei Hägerau liegt ein mächtiger Bergsturz, denHaniel für jungdiluvial erklärt. 

Eine eingehende Beschreibung erfahren die komplizierten tektonischen Ver- 
hältnisse. Während die Allgäuer Schubmasse eine ziemlich einfache Gestaltung 
zeigt, erscheint die Lechtaler Schubmasse in mehrere kleinere Schubschuppen 
zerspaltet. Haniel zerlegt das in seinem Aufnahmsbereich enthaltene Stück der 
großen Lechtaler Schubmasse in vier kleinere Schuppen, die Allgäuer Hauptkamm-, 
Ramstall-, Ellenbogener und Burkopfschuppe. Dieselven fallen alle steil gegen 
Süden ein und sind von SOO her übereinander aufgeschoben. Die Längsstörungen 
herrschen bei weitem vor, die Querstörungen sind meistens auf je eine Schuppe 
beschränkt. Nur einzelne übersetzen die Länesstörungen und zeigen im Verein mit 
der wellenförmig verbogenen Lechtaler Schubfläche, daß auch nach den großen 
Schubbewegungen noch tektonische Einflüsse sich geltend machten. A 

Bezüglich der von Mylius seinerzeit ausgesprochenen Vermutung über den 
Zusammenhang der von ihm und der weiter ostwärts als Lechtaler Überschiebung 
bezeichneteu Störung zeigt nun Haniel, daß dieser nicht existiert. Wie ich schon 
bei der Besprechung der Arbeit von H. Mylius (Die geologischen Verhältnisse des 
hinteren Bregenzer Waldes in den Quellgebieten der Breitach und der Bregenzer 
Ache bis südlich zum Lech) in diesen Verhandlungen 1909, Nr. 8, angedeutet habe, 
steht die von Mylius als Lechtaler Uberschiebung bezeichnete Störung mit einer 
mehr südlichen Überschiebung in Verbindung, welche von Haniel nun als Rauh- 
wackenüherschiebung bezeichnet wird. Die sogenannte Lechtaler Überschiebung 
dürfte ihre Fortsetzung gegen Westen in einer der Überschiebungen des Aarhornes 
besitzen. 

Bei der Zusammenfassung seiner tektonischen Ergebnisse kommt auch 
C. A. Haniel zu Schlüssen, die den Hauptvorstellungen Rothpletz’ über die 
tektonische Bildung der Nordalpen entsprechen. 

Eine fast horizontale, von Ost gegen West gerichtete Bewegung ist nach 
Haniel nicht nur für die Allgäuer und Lechtaler Überschiebung, sondern auch 
für die zahlreichen kleineren Schuppungen seines Gebietes charakteristisch. 

(Otto Ampforer.) 


Harald Pontoppidan. Die geologischen Verhältnisse 
des Rappenalptales sowie der Bergkette zwischen 
Breitach und Stillach. Mit einer geologischen Karte und einer 
Profiltafel 1: 25.000. Geognostische Jahreshefte, München 1911, 24. Jahrg. 


Der Verfasser legt hier seine in den Jahren 1908—1909 gewonnenen geo- 
logischen Erfahrungen über das ‚oben bezeichnete Stück der Allgäuer Alpen vor. 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 5. Verhandlungen. 0 


126 Verhandlungen. Nr.5 


Von dieser Mitteilung sind die Karte und die Profile das Wertvollste, wo- 
gegen im stratigraphischen Teil nur wenig Neues geboten wird. 

Die Schichtfolge besteht aus Iauptdolomit, Plattenkalk, Kössener Mergel, 
oberen rbätischen Kalken, roten Liaskalken, Fleckenmergeln, Aptychenkalken. 

In der Breitachklamm ist noch die Kreide des Bregenzerwaldes angeschnitten, 
und zwar Schrattenkalk, Gaultgrünsand, Seewenkalk und Seewenmergel. Über den 
senonen Seewenmeigeln liegt normal der Flysch, welcher eine gewaltige Mächtig- 
keit erreicht. 

Diluviale Ablagerungen haben eine sehr große Verbreitung. 

Am ausgedehntesten ist die Moränenbedeckung auf dem flachen Hellrücken 
westlich von Oberstdorf und auf der Talterrasse iin Walsertal bei Riezlern und 
Mittelberg. In der Moräne an der Walser Schanze finden sich Gneis- und Granit- 
blöcke und -gerölle. Pontoppidan glaubt, da in den Diluvialablagerungen des 
Stillach-, Breitach- und Lechtales keine zentralalpinen Geschiebe vorhanden sind, 
daß dieselben aus einem Flyschkonglomerat mit exotischen Blöcken stammen, deren 
Anstebendes er im Warmatsgundertal vermutet. 

Ich halte auch diese Deutung für die wahrscheinlichste, obwohl ich vor 
einigen Jahren im obersten Lechtal, am Wege von der Dalaaserstaffel 
herunter, gerade östlich von der Tannlegeralpe (1639 m), in unge- 
fähr derselben Höhenlage zahlreiche zentralalpine Gerölle fand, 
die nur durch Eis entweder über den Formarin- oder den Spullersee dorthin ge- 
schleppt worden sein können. 

Bemerkenswert ist, daß der viel tiefere und breitere Flexenpaß, wenigstens 
nach meinen bisherigen Forschungen, nicht von zentralalpinem Eis überschritten 
wurde. 

: Am Eingang ins Warmatsgundertal konnten einige kleine Vorkommen von 
sogenanntem Alpenmelaphyr kartiert werden. Dieselben liegen im Flyschterrain 
und knapp am Rande der Allgäuer Schubmasse. In ihrer Nähe finden sich auch 
Reste von Seewenschichten. 

In der tektonischen Lokalbeschreibung wird zuerst das basale Gebirge 
(Kreideflysch), dann die Allgäuer und Lechtaler Schubmasse besprochen. 

Aus der beiliegenden Aufnalmskarte 1:25.000, einer tektonischen Über- 
siebtskarte 1:75.000 und den gleichgefärbten Profilen tritt der typische Schuppen- 
bau recht anschaulich hervor. 

Die wesentlichsten Grundzüge desselben sind von Rothpletz in seinen 
Alpenforschungen schon früher bekannt gemacht worden. 

Pontoppidan schließt sich in der Gesamtdeutung seinem Lehrer an. 

Die Karte stellt nun zwischen den früher veröffentlichten Blättern von 
Schulze und Mylius eine Verbindung her und bildet zugleich eine nördliche 
Fortsetzung des Aufnahmsfeldes von C. A. Haniel. (Otto Ampferer.) 


Verlag der k. k. geolog. Keichsanstalt, wien IM. Rasumofskygasse 23. 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III, Steingasse 25. 


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2 IRTEYs varı 


Verhandlungen der k. k. Seolosischen Reichsanstalt 


Sitzung vom 4 April 19311. 


Inhalt: Vorgänge an der Kastalt: ine Dr. Hermann Wweisers zum Rrd- 


bebenreferenten für Niederösterreich. — Eingesendete Mitteilungen: E. Tietze: Zur 
Frage des Vorkommens von Iserschichten im Osten des Schönhengstzuges. — Vorträge: 
Dr. J. Dreger: Miocäne Brachiopoden aus Sardinien. — Literaturnotizen: J. Tuppi, 
J. Niedzwiedzki, J. Niedzwiedzki, A. Spitz, A. Schmidt. — Einsendungen für 


die Bibliothek. 
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich. 


Vorgänge an der Anstalt. 


Herr Dr. Hermann Vetters hat mit diesem Jahre das Erd- 
bebenreferat für Niederösterreich, mit welchem er von der Erdbeben- 
kommission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften und von 
der k. k. Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik betraut 
wurde, übernommen. Das Referat hat bisher Prof. H. No&@ innegehabt. 


Eingesendete Mitteilungen. 


Dr. E. Tietze. Zur Frage des Vorkommens von Iser- 
schichten im Osten des Schönhengstzuges. 


Auf dem Blatte Landskron— Mährisch-Trübau, welches zur vierten, 
im Jahre 1903 ausgegebenen Lieferung unserer geologischen gedruckten 
Karten gehört, hatte ich im östlichen Teil des Blattes die Pläner- 
bildungen der betreffenden Gegend als unteren turonen Pläner be- 
zeichnet. Doch hatte ich bereits in meiner größeren Arbeit, welche 
etwas früher unter dem Titel: Die geognostischen Verhältnisse der 
Gegend von Landskron und Gewitsch erschien!) und in der das hier 
in Betracht kommende Gebiet mitbehandelt wird, auf einige Partien 
hingewiesen, welche mir als wahrscheinlich oder doch als möglicher- 
weise zu den Iserschichten gehörig vorkamen. Diese Partien befinden 
sich bei Triebendorf und bei Dittersdorf und ich überließ es der 
weiteren Forschung, daselbst das Nähere festzustellen. 


!) Jahrbuch d. k. k. geol. R.-A. für 1901, pag. [321] und [330] des 1902 
erschienenen Separatabdruckes. 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 6. Verhandlungen. 21 


128 Verhandlungen. Nr. 6 


Vor Kurzem hat nun Joh. Tuppy!) meine damalige Vermutung 
bestätigen zu dürfen geglaubt und ist sogar noch über dieselbe hinaus- 
gegangen, indem er das Vorkommen von Iserschichten für das Gebiet 
östlich vom Schönhengst, bezüglich östlich der Boskowitzer Furche 
nicht auf jene Partien beschränkt wissen will, sondern versucht, ein viel 
größeres Areal daselbst als von Iserschichten bedeckt hinzustellen. 
Er stützt sich dabei vielfach auf Petrefakten, welche abgesehen von 
den meinerseits bereits erwähnten Punkten und einigen anderen 
kleineren Aufschlüssen an den meisten Lokalitäten nur in losen Lese- 
steinen gefunden wurden, wie ja bekanntlich in den böhmisch-mährischen 
Gebieten der Geologe sehr oft genötigt ist, aus den auf den Ackern 
herumliegenden Gesteinsbrocken sich über die Beschaffenheit der das 
Gelände zusammensetzenden Bildungen Aufklärung zu verschaffen 2). 

Da ich stets auf dem Standpunkt stand, daß selbst unsere 
genauesten Karten, wie alle derartigen Arbeiten nur Vorarbeiten für 
weitere Studien vorstellen, und da Herr Tuppy überdies in voll- 
kommen korrekter Weise der von ihm benützten Vorarbeit gerecht 
wird, so kann ich, soweit bloß mein persönliches Empfinden in Be- 
tracht kommt, den Aufsatz Tuppys nur mit Vergnügen begrüßen. 

Ich darf indessen die Bemerkung nicht unterdrücken, daB der 
genannte Autor bei seinem Bestreben, den Iserschichten zu größerer 
Geltung zu verhelfen, vielleicht doch etwas zu weit geht. Das zeigt 
sich besonders bei seinem Versuch, sogar den roten Pläner, der bei 
der HimmelschlußB genannten Lokalität vorkommt, den Iserschichten 
zuzuweisen. Nach Petrascheck ist aber?) der rote Pläner „geradezu 
charakteristisch für die tiefsten Bänke des Labiatus-Pläners sowie 
für den cenomanen Pläner“ und diese Außerung eines Geologen, der 
sich viel mit der sächsischen und böhmischen Kreide beschäftigt hat, 
steht im direkten Gegensatz zu der Tuppyschen Auffassung. Für 
cenoman haite ich den roten Pläner im Bereich des in Rede stehenden 
Kartenblattes allerdings nicht, weil er in seinen Verbreitungsverhält- 
nissen sich dem turonen Pläner anschließt, wie ich in der (unten Anm. 2) 
zitierten, hierher gehörigen Kartenerläuterung hervorhob ®), aber jeden- 
falls liegen die betreffenden Gesteine auch am Himmelschluß ganz 
an der Basis der dort vorkommenden Plänerschichten. Selbst die 
Versteinerungen, die Tuppy von dort anführt, sind abgesehen höchstens 
von der Lima iserica (wenn diese Bestimmung als zweifellos gilt) nicht 
durchweg für ein jüngeres Alter beweisend. Serpula socialis kommt 
nach Geinitz) und Microbatia coronula nach Petrascheck auch 
im Cenoman vor. 


1) Über einige Reste der Iserschichten etc. Zeitschr. d. mähr. Landesmuseums, 
Brünn 1910. Vergl. das Referat in dieser Nummer der Verhandlungen. 

2) Vergl. hierzu beispielsweise die Anmerkung auf Seite 22 meiner Erläute- 
rungen zum Kartenblatte Landskron — Mährisch - Trübau, Wien 1904, wo auch 
speziell die Schwierigkeit einer genauen Abgrenzung des Verbreitungsbezirkes der 
Iserschichten hervorgehoben wurde. 

®) Jahrbuch d. k. k. geol. R.-A. 1905, pag. 404. S 

*) L. c. pag. 20. Im übrigen wurde das Vorkommen des roten Pläners in 
meiner größeren Abhandlung auf den Seiten [266] und [325] beschrieben. 

5) Hier und bei den folgenden Zitaten von Geinitz beziehe ich mich auf 
dessen bekanntes Werk über das Elbtalgebirge Sachsens in der Paläontographica. 


, IL nu 


— 


1911 Sitzung vom 4. April. Dr. E. Tietze. 129 


Überhaupt wird man von manchen der von dem genannten 
Autor aus den vermeintlichen Iserschichten jenes Gebietes ange- 
führten Arten sagen dürfen, daß sie für die Iserschichten nicht aus- 
schließlich bezeichnend sind, mögen auch einige derselben gerade in 
dem böhmisch-mährischen Grenzgebiet im oberen Turon nicht selten 
sein. Turritella multistriata geht nach Geinitz vom Unterturon bis 
ins Senon, Mutiella Ringmerensis findet sich nach Geinitz auch im 
französischen Cenoman, Pinna decussata kommt nach Petrascheck 
im Labiatus-Quader wie im Cenoman vor, wo sie auch schon von 
Geinitz eekannt war, @Gervillia solenoides nennt Geinitz ebenfalls 
aus dem Cenoman, Jnoceramus Brogniarti, obschon im allgemeinen 
mehr auf ein jüngeres Lager deutend, kommt auch schon in den 
den Mallnitzer Schichten entsprechenden unteren Drogniarti-Schichten 
der sächsischen Kreide vor. Lima aspera gehört nach Geinitz ins 
Cenoman. Vola quinquecostata geht nach Geinitz vom Cenoman bis 
ins Senon. Vola quadricostata liegt zwar in Sachsen in jüngeren 
Horizonten, ist aber nach Geinitz sonst auch sicher im Cenoman 
zu finden. Pecten Dujardini ist nach Geinitz zwar für mitt- 
leren und oberen Quader, bezüglich Pläner bezeichnend, kommt aber 
nach Reuss!) auch im unteren Quader vor. Peeten decemcostatus 
wird von Petrascheck aus Labiatus-Schichten angegeben, ebenso 
Exogyra conica?), die auch nach Geinitz im unteren Pläner und 
sogar im unteren Quader gefunden werden kann, während Exogyra 
lateralis nach Geinitz vom unteren Quader bis ins Senon reicht. 
Auch Ostrea semiplana kommt nach Geinitz bereits im Cenoman 
vor, wenn sie auch in höhere Schichten hinaufreicht. Os/rea hippo- 
podium wird von Geinitz aus dem Üenoman, Anomia subtruncata 
von Petrascheck aus dem ZLabiatus-Pläner angeführt, obschon 
nicht zu bestreiten ist, daß letztere Muschel bei Zwittau auch im 
Calianassensandstein auftritt, den man als den Typus der Bildungen 
zu betrachten hat, die in dem mährisch-böhmischen Grenzgebirge den 
Iserschichten zugerechnet werden. Serpula gordialis kommt nach 
Petrascheck im Cencman vor. Von dem als Mieraster cor anguinum 
bestimmten Fossil sagt Tuppy selbst, daß es auch im unterturonen 
Pläner bei Landskron auftritt und dieselbe Aussage macht er bezüg- 
lich des Spongites sawonicus. 

Aus dieser Zusammenstellung geht wenigstens soviel hervor, daß 
es nicht leicht ist, die faunistischen Elemente der von Tuppy 
untersuchten Bildungen ohne weiteres für feinere Schlußfolgerungen 
über das Alter dieser Bildungen zu verwerten. Ähnliches gilt freilich 
auch für andere Lokalitäten der böhmisch-mährischen Kreide. Hat 
ja doch auch der in meiner Arbeit über Landskron und Gewitsch 
erwähnte und zum Unterturon gestellte Pläner von Zohse einen Faunen- 
charakter, der ihm einen etwas jüngeren Anstrich gibt, als er dem 


!) Reuß, Versteinerungen der böhm. Kreideformation. Stuttgart 1845—46, 
pag. 18. 

2) Petrascheck, Dissertation über Faziesbildungen im Gebiet der säch- 
sischen Kreide. Zeitschr. der Isis in Dresden 1899, 2. Heft. Die übrigen paläonto- 
logischen Zitate nach diesem Autor beziehen sich au? dieselbe oder auf die vor- 
zitierte Jahrbuchsarbeit. 

21% 


130 Verhandlungen. Nr. 6 


tiefsten Turon zukommen würde. Er liegt aber direkt auf dem alten 
Gebirge, und so hat auch Fritsch denselben nicht zu den Iser- 
schichten, sondern sogar zu den Weißenberger Schichten gestellt, 
wenn er ‚auch eine darauf bezügliche Versteinerungsliste seiner Arbeit 
über die Iserschichten einverleibt hat. Man entschließt sich eben 
schwer, eine selbständige Transgression der einzelnen Plänerhorizonte 
über die jeweilig vorausgängigen Kreidebildungen ohne besonderen 
Grund anzunehmen, abgesehen. natürlich von dem zweifellosen Über- 
greifen des Pläners im allgemeinen über die sandigen und tonigen 
Bildungen des Cenoman. 

Die Unsicherheiten bei den Unterabteilungen der oberen Kreide 
Böhmens sind nun einmal viel größer als bei anderen Formationsbe- 
stimmungen, mit denen sich der Geologe in jenem Gebiete zu be- 
fassen hat und deshalb sind von den 39 Ausscheidungen, welche das 
Blatt Landskron aufweist, die meisten Grenzbestimmungen mit größerer 
Genauigkeit erfolgt, als dies bei der gegenseitigen Abgrenzung der 
Plänerstufen möglich war). 

Ich habe auch nie ein Hehl daraus gemacht, daß nach meinem 
allerdings rein subjektiven Dafürhalten die Unterabteilungen des Turon 
und Senon vielleicht überhaupt nicht den Wert beanspruchen dürfen 
wie etwa die Zenen des Lias. Jedenfalls lehrt uns die Geschichte 
der darauf bezüglichen Literatur, daß die verschiedenen Autoren bei 
der Überwindung der mit der genaueren Gliederung jener Bildungen 
zusammenhängenden Schwierigkeiten weniger leicht zu einer defini- 
tiven Übereinstimmung gelangt sind, als das in manchen anderen 
Fällen geschehen konnte, wo es sich um Gliederungen und Parallelisie- 
rungen handelte. 

In jedem Fall ist es, wie schon angedeutet, gerade die böhmische 
Kreide, die den Autoren, und zwar wohl hauptsächlich infolge eines 
nieht leicht zu überblickenden Fazieswechsels ihre Aufgabe erschwerte. 
Ist man ja doch beispielsweise bis heute nicht in der Lage, zu sagen, 
ob die Teplitzer Schichten älter sind als die Iserschichten oder ob 
das Umgekehrte der Fall ist, worauf ich in meiner Arbeit über die 
Gegend von Landskron und Gewitsch speziell hingewiesen habe ?). 

Ein gutes Beispiel dafür, wie leicht sich bei der Deutung jener 
Bildungen Unstimmigkeiten ergeben können, bieten übrigens gerade 
die diesmal besprochenen Ablagerungen. Wir haben das teilweise schon 
bei Besprechung des roten Pläners vom Himmelschluß gesehen. Noch 
mehr aber zeigt sich dies beim Pläner von Dittersdorf, der Herrn 
Tuppy einen besonders großen Teil seiner angeblich für ein ober- 
turones Alter beweiskräftigen Versteinerungen geliefert hat und den 
ich selbst als möglicherweise den Iserschichten zugehörig erklärte. 
Gerade diesen Pläner hielt Dr. Petrascheck für wahrscheinlich 
cenoman, als derselbe seine Studie über die Zone des Actinocamax 
plenus schrieb 3). Dem einen Autor erschienen die von mir dem Unter- 
turon zugewiesenen Bildungen als zu jung, dem anderen als zu alt 


!) Vergl. hierzu auch Seite [382] meiner größeren Abhandlung und die dort 
in einer Anmerkung zitierten Stellen derselben Abhandlung. 

?) Seite [209], [252] und [382] des Separatabdruckes. 

3) Jahrb. geol. R.-A. 1905, pag. 419—420, wo auch Zohse besprochen wird. 


1911 Sitzung vom 4. April. Dr. E, Tietze u. Dr. J. Dreger. 131 


gedeutet, je nachdem der eine über ältere, der andere über jüngere 
Bildungen schreibt. Da möchte man fast glauben, daß die Autoren 
für das Feld ihrer jeweiligen Studien eine Art von Annexionsgelüste 
verspüren, so daß bei der Beurteilung der betreffenden Resultate 
auch ein psychologisches Moment in Betracht zu ziehen wäre. 

Es ist jedenfalls ganz richtig, wenn Petrascheck in seiner 
zuletzt erwähnten Arbeit darauf hinweist, es könne vorkommen, daß 
zeitliche Aquivalente das einemal mit einer höheren, das anderemal 
mit einer etwas tieferen Stufe der oberen Kreide verbunden werden 
und wenn er sagt, daß dies vermieden werden sollte. Ob es aber 
selbst dem besten Kenner der böhmischen Kreide jedesmal gelingen 
wird, diesem Rate zu entsprechen, mag dahin gestellt bleiben. 


Vorträge. 


Dr. J. Dreger. Miocäne Brachiopoden aus Sardinien. 


Schon vor längerer Zeit!) erhielten wir von Herrn Professor 
Domenico Lovisato in Cagliari durch freundliche Vermittlung Herrn 
Professors Eduard Suess einige Stücke eines Nulliporenkalkes mit 
Exemplaren einer Lingula, welcher aus der Umgebung genannter 
Stadt stammte und vollkommen mit unserem Leithakalk überein- 
stimmt. Aber auch die Lingula erinneıt, wie schon Prof. Lovisato 
meinte, ganz außerordentlich an die Lingula Suessi?), die im Leitha- 
gebirge gefunden worden ist Wir ersuchten darum Herrn Professor 
Lovisato, uns von seinem Fundorte womöglich mehr Exemplare zu 
schicken und auch die Freundlichkeit zu haben, etwas über die 
geologischen. Verhältnisse der Ablagerungen, in denen die Lingula in 
Sardinien vorkommt, mitzuteilen. 

Mit bekannter Liebenswürdickeit wurde unsere Bitte erfüllt, so 
daß ein reichliches Material zur Untersuchung vorlag und auch 
interessante Mitteilungen aus der Feder Prof. Lovisatos hier bei- 
gefügt werden konnten. 

Die Brachiopoden sind bekanntlich eine Tierklasse, die schon 
in den ältesten fossilführenden Formationen angetroffen wird und die 
sich in einzelnen Familien bis in die Gegenwart in Formen erhalten 
hat, welche sich nur sehr wenig von ihren älteren und ältesten Vor- 
fahren unterscheiden. Dies gilt neben den Diseiniden ganz besonders 
von der Familie der Linguliden ?), die bereits in kambrischen 
Schichten (in den Lingula flags in riesigen Massen) besonders in 
England, Kanada und Skandinavien auftreten und in ziemlich ähn- 
lichen Formen bis in die Gegenwart reichen, wo sie in den heißeren 
Meeren an wenig tiefen Stellen angetroffen werden. Ebenso müssen 


') Siehe Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1908, pag. 39. 

2) Die tertiären Brachiopoden des Wiener Beckens von Dr. Julius Dreger. 
Beiträge zur Paläontologie Österr.-Ung., VII. bd., 2. Heft, pag. 182, Taf. V, 
Fig. 17, 18. 

3) Lingulella ferruginea Salt aus den Tremadoeschichten von Wales gilt als 
das älteste bekannte Fossil überhaupt, während ZLingula prima und L. antiqua 
nach R. Owen die ältesten Vertreter des organischen Lebens in Amerika sind. 


132 Verhandlungen. N1.76 


auch unsere miocänen Lingulase Strandbewohner gewesen sein, da sie 
sich in einem Gestein eingeschlossen finden, das aus den Trümmern 
der Nulliporenriffe entstanden ist. 


Lingula cf. Dregeri Andreae. 


Die Lingula aus Cagliari zeigt große Übereinstimmung mit der 
aus dem Leithakalke, welche von mir in den Beiträgen zur Paläon- 
tologie Osterreich-Ungarns und des Orients (VII. Band, 2. Heft, 
pag. 182, Taf. V, Fig. 17 und 18), Wien 1888, unter dem Namen 
Lingula Suessi beschrieben und abgebildet worden ist. Im Jahre 1893 
jedoch führte Direktor A. Andreae in den Mitteilungen der 


Fig. 1. 


Lingula cf. Dregeri Andreae. 


a natürliche Größe. — 5b in etwa 27 facher Vergrößerung. 


Großherz. Badischen Geologischen Landesanstalt, III. Bd., 1. Heft, 
pag. 16, in dem Aufsatze: „Die Brachiopoden des Rhät von Malsch* 
an, daß es schon eine ZL. Suessi Stoppani gebe, welche dieser aus 
dem Rhät der Lombardei beschrieben habe und die später auch aus 
dem deutschen Rhät angeführt werde. Andreae schlägt deshalb 
vor, den Namen der Form aus dem Wiener Becken in L. Dregeri 
umzuändern. 

Obwohl diese Lingula in dem Leithakalke bei Austränk (oder 
Maustrenk) bei Zistersdorf, Niederösterreich, und bei Loretto am 
Leithagebirge nicht selten gefunden wurde, stand mir doch dank des 
Entgegenkommens Prof. Lovisatos aus Sardinien nicht nur ein 
viel reicheres, sondern auch ein viel besser erhaltenes Material zur 
Verfügung. An einer Klappe waren auch die Eindrücke der Schließ- 
muskel teilweise erhalten. Aber sowohl bei den Wiener als bei den 


1911 Sitzung vom 4. April. Dr. J. Dreger. 133 


sardinischen Exemplaren war der Stirnrand wegen seiner Zartheit 
stets beschädigt, während der verhältnismäßig kräftige Wirbel fast 
immer erhalten blieb. 

Von unserer Form habe ich seinerzeit!) folgende Beschreibung 
gegeben: „Die Schale ist dünn, hornig 2), gegen den Schnabel zuge- 
spitzt und flach gewölbt. Vom Wirbel gegen den Stirnrand verlaufen 
fünf konvergierende Rippen, eine in der Mitte und je zwei zu beiden 
Seiten. Während diese Rippen nur mit der Lupe genau gesehen 
werden können, bemerkt man die quer über die Schale streichenden 
Anwachsstreifen, welche der Oberfläche ein schuppiges Aussehen 
verleihen, beim bloßen Anblick. Letztere nehmen folgenden charak- 
teristischen Verlauf. Von den Seitenrändern ausgehend konvergieren 


n 
> 
Fig. 2. 


TEEN an 


L. ef. Dregeri Andreae. 
Innenseite der Ventralklappe. 
a natürliche Größe. — 5 in dreifacher Vergrößerung. 


sie anfänglich nur schwach von diesen, verlaufen dann aber quer 
über die Schale, immer symmetrisch zu beiden Seiten der Mittel- 
rippe, bis zur ersten Rippe. Bis zur zweiten Rippe ist die Richtung 
wieder eine der anfänglichen parallele, um dann bis zur Mitte wieder 
quer zu streichen. Die Mittelrippe wird rechts und links von un- 
bedeutenden Furchen begleitet. Das Schalenstück, welches die mitt- 
leren Rippen enthält, ragt etwas hervor. An den mir vorgelegenen 
Exemplaren fehlt die oberste Hornschicht größtenteils, wo dieselbe 
aber. erhalten ist, erscheint die Anwachsstreifung nicht so deutlich; 
auch erschwert sie durch ihren Glanz die Beobachtung.“ 


1) Loc. cit. pag. 182. 
2) Besser: hornig-kalkig. 


134 Verhandlungen, Nr. 6 


Dazu möchte ich bemerken, daß die sandinischen Stücke diese 
bezeichnende Querstreifung auch deutlich zeigen, daß aber die oberste 
hernige, glänzende Schalenschichte, die im Gegensatze zu den Wiener 
Formen meistens erhalten geblieben ist, diese Zeichnung nicht trägt, 
sondern nur mit konzentrischen, gegen den Wirbel näher an- 
einanderrückenden und zum Teil verschwindenden Streifen versehen 
ist. Die fast bis zum Wirbel reichenden zarten Streifehen treten 
auch auf der übrigen Schale stärker hervor als die dazwischen- 
liegenden kürzeren. 

Außerdem ist noch eine sehr feine Radialstreifung vorhanden. 

Erst die unteren Schalenschichten lassen die Anwachsstreifung, 
wie sie oben beschrieben wurde, erkennen; jedoch schimmert sie an 
manchen Exemplaren durch die glänzende oberste hornige Schicht 
öfters hindurch, wie es auch in der Zeichnung: Fig. 1b zum Aus- 
drucke gebracht wurde. Von den erwähnten fünf konvergierenden 
Rippen sind nur die drei mittleren angedeutet, während die zwei 
seitlichen, die auch bei den Wiener Stücken nur an manchen und 
nur sehr schwach hervortreten, an den sardinischen von mir nicht 
bemerkt wurden. r 

Bei einem einzigen Schalenstück (Fig. 2) einer Ventralklappe 
konnten auf der Innenseite Eindrücke wahrgenommen werden, die 
von den vorderen Schließmuskeln herrühren, während von anderen 
Muskelansatzstellen nichts bemerkt werden konnte. Gut ausgeprägt 
sind die gegen den Stirnrand zu konvergierenden Rillen, die zur 
Anhaftung des Mantelsackes dienten. 

Die, srößten mir vorliegenden Exemplare hatten etwa eine Länge 
von 25 mm, eine größte Breite von 18 mm und eine Dicke von un- 
seführ 4 mm. 

Prof. D. Lovisato hatte, wie schon erwähnt, die Freund- 
lichkeit, über die Fundstätte unserer Lingula folgenden Bericht zu 
geben, den ich hier in deutscher Übersetzung wiedergebe, welche 
ich der Liebenswürdigkeit unseres Kollegen Dr. G. B. Trener 
verdanke. 

„Die Lingula“, teilt Prof. Lovisato mit, „ist bisher nur in 
der helvetischen Stufe !), und zwar ausschließlich in der Umgebung 
von Cagliari gefunden worden. 

Die Brachiopoden sind überhaupt im Tertiär der Insel Sardinien 
selten; nur eine kleine Rhynchonella n. sp.?) wurde in zahlreichen 
Exemplaren gefunden, während sie im Kambrium und Silur sehr häufig 
vorkommen. "Aus diesen Formationen wurden von Bornemann vier 
Spezies von Lingula aus Casalgrande und S. Pietro di Masua im 
Fluminesischen gefunden und beschrieben; einige davon waren schon 
von Meneghini erwähnt und beschrieben worden; dieser führt auch 
eine Art aus Nebida an. e) 

Ohne mich darüber zu äußern, ob die Gesteinsschichten, in 
denen die paläozoischen Linguliden gefunden wurden, dem Kambrium 


!) Der sowohl die Nulliporenkalke des nördlichen Apennin ale auch unser 
Leithakalk angehören. 


%) Die hier auch beschrieben und abgebildet wird. ı 


1911 Sitzung vom 4. April. Dr. J. Dreger. 135 


oder dem Silur angeh@ an, möchte ich nur erwähnen,- daß es mir 
bisher nicht geglückt ist, ein einziges Stück dieser Gattung in einer 
älteren Formation als der des mittleren Miocäns aufzufinden, obwohl 
ja bekannt ist, daß die schöne Insel geologisch das vollständigste Stück 
Italiens darstelit, da in ihr bis auf das Pliocän (das in diesem Lande 
der Überraschungen vollständig fehlt!) alle Formationen vertreten 
sind. Erst im mittleren Miocän tritt Zingula wieder in der unmittel- 
baren Umgebung von Cagliari in Kalken auf, die ich mit Bestimmtheit 
schon der helvetischen Stufe zugeschrieben habe. 

Diese Stufe ist in Sardinien nicht nur sehr verbreitet, sondern 
zeigt auch sehr verschiedene Faziesentwicklungen. In Cagliari und 
einigen anderen Punkten der Insel, wie bei Sassari bis Porto Torres, 
findet sich ein dichter Kalkstein (die pietra forte Lamarmoras), 
welcher dem Leithakalke des Wiener Beckens entspricht, die jüngste 
Ablagerung des wenig tiefen Meeres darstellt und als mächtige Decke 
über dem mergeligen Kalkstein ausgebreitet ist. Dieser ist unter 
dem Namen pietra cantone oder pietra da cantoni (Ecksteine der 
Häuser) bekannt u:ıd wird, trotzdem er ein schlechtes Baumaterial 
ist, wegen seiner häufigkeit auf der ganzen Insel verwendet. Er ent- 
spricht namentlich der pietra leccese in Süditalien, dem calcare di 
Malta und von anderen Orten am Mittelmeere 2). 

Tatsächlich liegen die beiden Gesteinsarten deutlich über- 
einander. Aber nicht überall, wo die zwei Kalke vorkommen, sehen 
wir den dichten, homogenen Kalk von dem mergeligen scharf ge- 
trennt. Meistens ist der obere Kalk (wie in der unten angeführten 
Arbeit erwähnt wird) siebartig, zellig, grob und durchlöchert, manch- 
mal mehr oder weniger kompakt, hier weich und zerreiblich, dort 
hart, hier dicht erfüllt von Lithothamnien, dort davon völlig frei. 
Eine andere Ausbildung des Kalkes ist außerordentlich reich an 
makroskopischen Fossilien und geht entweder in eine Fazies über, 
die Foraminiferen und Ichthyolithen enthält, oder in sehr harten 
dichten Kalk oder in einen körnigen, leicht zerreiblichen, der fast 
dem unteren mergeligen Kalk gleicht, auf dem alle diese Kalk- 
varietäten ruhen. 

Diese verschiedenen Ausbildungen des im allgemeinen kompakten, 
außerordentlich harten, gleichartigen Kalkes pflegen die Steinarbeiter 
mit dem Sammelnamen Tramezzario zu bezeichnen, einem Namen, 
den ich schließlich für die weißen und gelblichen Kalke angenommen 
habe, die nicht so reich an makroskopischen Fossilien sind, wie die 
oberen Kalke, aber eine Tiefseefauna enthalten, welche von der Zone 
der Tange in jene der Korallen übergeht. 

Bei Is Mirrionis, jenseits der Piazza d’Armi in Cagliari, haben 
wir zu unterscheiden: 1. den dichten Kalk; 2. den Tramezzario; 
3. den Tram :zzario, der in den mergeligen Kalk übergeht, und 4. den 
eigentlichen mergeligen Kalk. In den zwei erstgenannten habe ich 


') II Piocene non existe nel sistema collinesco di Cagliari. Boll. del 
R. Comit. Gec!. Ital. n. 5 e 6. Roma 1885. 

2) Lovisato, Le calcaire grossier jaunätre di Piri del Lamarmora ed i 
calcari di Cagliari come pietre da construzione. Cagliari. Tipa-litografia 
Communale, 1901. 

K.k. geol Reichsanstalt. 1911. Nr. 6. Verhandlungen. 22 


136 Verhandlungen. Nr. 6 


die größte Anzahl der Lingulae gefunden. Die ersten Exemplare 
davon habe ich aus einem Felsvorsprunge eines dichten Kalkes er- 
halten, der mehr als das andere Gestein der Umgebung der Ver- 
witterung widerstand und einen weißen, kristallinischen, stellenweise 
dolomitischen Kalk darstellt. Aus diesem stammen die meisten 
Lingulae, die in der Nähe sonst auch in anderen weißen Kalken 
vorkommen, während ich in anderen gleichalten Kalken der Umgebung 
nur wenige Exemplare sammeln konnte. Einige habe ich in dem 
Tramezzario des Liegenden sowie in dem des Buoncammino, der 
Promenade Cagliaris, gefunden. Auch der Kalk des Vorgebirges 
Sant Elia bei Cagliari hat mir einige Exemplare des seltenen Genus 
Lingula geliefert. Vor allem muß ich aber zwei Stücke aus einem 
dichten Kalke mit Fischresten und Terebrateln erwähnen, der das 
Liegende eines mergeligen Kalkes mit Peeten cristatus aın Abhange 
des Leuchtturmes bildet. Auch am S. Michele-Hügel (kaum eine Geh- 
stunde weit von Cagliari) habe ich vier Exemplare in dem Tramezzario 
und ein fünftes in dem mergeligen Tiefseekalk als einziges in diesem 
Niveau gesammelt. Alles in allem dürften es mit den Bruchstücken 
ungefähr 400 Exemplare der miocänen Lingula sein, die ich auf 
der Insel gesammelt habe, wovon die größere Zahl von Is Mirrionis 
jenseits der Piazza d’Armi von Cagliari hauptsächlich aus dem dolo- 
mitischen Nulliporenkalk stammt, der auch reichlich Fischreste und 
Pectenschalen enthält. 


Ehynchonella Lovisati n. sp. 


Wie schon oben, pag. 134, erwähnt, befand sich unter dem aus 
Sardinien gesandten Material auch eine neue, bisher unbeschriebene 
Rhynchonella, die von Prof. Lovisato aus einem weißen Sandstein, 
der dem Grunderhorizonte angehören dürfte, in einem langen Ein- 
schnitt in großer Anzahl gesammelt worden ist, der zwischen Cadreas 
und Bonorva (Sassari) im nordwestlichen Sardinien gelegen ist. 

Die kleine Brachiopode erreicht nur eine Länge und Breite 
von etwa 2—5 mm und ist 1—2 mm dick. 

Die kleine Schale ist fast kreisrund, während die große Klappe 
dadurch, daß die Schnabelpartie mit der Stielöffnung hervortritt, eine 
nach hinten verlängerte Gestalt zeigt. Im allgemeinen besitzt die 
sardinische Spezies große Ähnlichkeit mit Ahynchonella discites?), die 
ich von Möllersdorf (südlich von Wien) beschrieben habe und die 
leider bisher nur in einem einzigen Exemplar gefunden worden ist. 
Diese Ähnlichkeit gilt besonders von der äußeren Erscheinung, der 
geringen Ausbuchtung der Ventralklappe am Stirnrand und der Ge- 
staltung der Stielöffnung; während die Wiener Form jedoch durch 
sehr zarte Radialstreifen am Rande der Schale verziert erscheint 
und auf der kleinen Klappe vom Wirbel bis gegen die Mitte eine 
schwache Furche verläuft, zeigt die sardinische eine ganz glatte 
Schalenoberfläche. 


ki De ernaten Brachiopoden des Wiener Beckens. Beiträge zur Paläontologie 
Österr.-Ung. u. d. Orients, VII. Band, 2. Heft, 1888, pag. 183, Taf. V, Fig. 15. 


1911 Sitzung vom 4. April. Dr. J. Dreger. 137 


Unterhalb des Schnabels befindet sich die trapezförmige Öffnung 
für den Stielmuskel, die wie bei Ah. diseites durch den Scheitel der 
kleinen Klappe und durch ein Deltidium (diseretum) begrenzt wird. 


Fig. 3. Fig. 4. 


Fig. 3. Rhynchonella Lovisati n. sp. 
a natürliche Größe. — b in 12 facher Vergrößerung. 


Fig. 4. Rh. Lovisati n. sp. in 12facher Vergrößerung. 
a von der Seite — b vom Stirnrand gesehen. 


Unter den zahlreichen Stücken sind nur sehr wenige, welche 
die ursprüngliche, glatte Oberfläche der Schalen zeigen; sie sind fast 
durchweg mit sehr feinem, meist aus Kalkkörnchen bestehendem 


Fig. 6. 


Fig. 5 zeigt das Septum. 


Fig. 6. Schnabelloch, durch Ätzung von der Kalkkruste befreit. 


Sande überzogen, der sehr fest haftet und auch ihr Inneres derartig 
ausfüllt, daß weder Muskeleindrücke noch Crura, Schloßzähnchen usw. 
beobachtet werden konnten. 


227 


138 Verhandlungen. Nr. 6 

Auch die zwei Deltidialleistehen, welche das Foramen zu beiden 
Seiten begrenzen, sind fast stets derartig übersintert, daß man zu 
der Anschauung kommen kann, diese oft symmetrisch angeordneten 
flügelartigen Gebilde seitlich des Schnabelloches seien Teile der ur- 
sprünglichen Schale. An jenen wenigen Exemplaren jedoch, an denen 
diese Kalkkruste !) fehlt oder durch Atzung (Fig. 6) entfernt worden 
ist, tritt das Deltidium deutlich in seiner Gestalt hervor. 

Schleift man den Rücken der kleinen Klappe vorsichtig an, so 
gewahrt man sehr bald in der Richtung vom Wirbel gegen den 
Stirnrand eine dunkle Linie, die sich beim weiteren Schleifen beider- 
seits verlängert, um dann aber plötzlich zu verschwinden. Daß diese 
dunkle Linie von einem Septum herrührt, ist an einem Stücke zu 
sehen, bei dem beim Schleifen ein Schalenstück und etwas von dem 
Sande aus dem Innern der Conchylie herausfiel und so das Septum 
deutlich zeigt. 

Diese zierliche Phynchonella, welche ich mir nach ihrem Ent- 
decker, dem eifrigen und verdienstvollen Erforscher der schönen 
Insel Sardinien, zu nennen erlaubt habe, ist bisher an anderen Orten 
nicht gefunden worden. 


Literaturnotizen. 


Johann Tuppy. Über einige RestederIserschichten 
im Osten des Schönhengstzuges. Sonderabdruck aus der 
Zeitschr. d. mähr. Landesmuseums, X. Bd., I. Heft, Brünn 1910. 


Der Verfasser ist der Ansicht, daß im Osten des Schönhensstzuges an 
verschiedenen Stellen Iserschichten vertreten sind. Als die betreffenden Lokalitäten 
werden unter anderen genannt: Ranigsdorf, Gıiinau, Himmelsschluß, Rostitz, Ditters- 
dorf, der Reichenauer Berg, Triebendorf. Die Liste der Arten von tierischen Ver- 
steinerungen, auf welche die Altersdeutung basiert ist, erreicht die Zahl 53, wobei 
allerdings zu bemerken ‚ist, daß die nur generisch oder vergleichsweise be- 
stimmten Formen hier mitgezählt sind sowie daß von manchen Formen nur 
einzelne Exemplare oder Bruchstücke gefunden werden konnten. Näheres über die 
Arbeit gibt der unterzeichnete Referent in einer in ebendieser Nummer der Ver- 
handlungen veröffentlichten selbständigen Erörterung. (E. Tietze.) 


J. Niedzwiedzki. Neuere Aufschlüsse der Kalisalz- 
lagerstätten in Kalusz. Zeitschrift „Kosmos“, Lemberg 1910, 
Bd. 35, pag. 135. (In polnischer Sprache.) 


Seit meinen im Jahrbuch der Reichsanstalt 1893 und 1896 auf Grund 
eigener Anschauung gegebenen Mitteilungen über die ostgalizischen Vorkommnisse 
von Kalisalzen dürfte nicht viel Neues über diesen Gegenstand erschienen sein. 
Es ist deshalb sehr erfreulich, daß Professor Niedzwiedzki, dem wir bereits 
im Jahre 1891 eine interessante Schrift über Kalusz verdanken konnten, eine An- 
zahl von Angaben veröffentlicht, welche die durch neuere Aufschlüsse daselbst 
gewonnenen Erfahrungen betreffen. 

Der Verfasser berichtet zunächst, daß das Kainitlager in der dasselbe im 
Streichen aufschließenden Strecke, dort, wo seine am weitesten nach NW aufge- 
schlossenen Teile sich befinden, unter das Niveau der Strecke untertaucht, was 
einem ähnlichen Verhältnis entsprechen könnte, wie ich es 1896 für das damalige 
NW-Ende des Lagers im II. Horizont der Grube besprochen habe. Knickungen, 


1) Bei Fig. 3 fehlt diese rechts vom Schnabelloch. 


ee 


1911 Sitzung vom 4. April. J. Niedzwiedzki. 139 


bezüglich Biegungen des Streichens habe ich seinerzeit an verschiedenen Stellen 
im Bereiche der karpathischen Bildungen nachgewiesen und dergleichen sind auch 
im subkarpathischen Salzgebirge nicht auffällig. 

Sodann wird von dem Autor die wichtige Beobachtung mitgeteilt, daß man 
ebenfalls im NW-Teile der Grube, etwa 30 m unter dem Kainit, im I. und 
II. Horizont ein Sylvinlager entdeckte, welches dem seit längerer Zeit im SO-Teile 
der Grube bekannten Sylvinlager ähnlich, aber bedeutend schwächer ist. Seine 
Ausdehnung ist dafür eine relativ große, denn es reicht von einem zirka 170 m 
nordwestlich vom Schacht Nr. IV entfernten Punkte bis zum gegenwärtig äußersten 
nordwestlichen Ende der Grube. Auffällig an diesem Lager wäre, wie ich bemerken 
will, seine Stellung im scheinbaren Liegenden des Kainits, insofern das Sylvinlager 
im Südosten der Grube dem Hangenden des Kainits angehört. 

Sowohl Niedzwiedzki als ich selbst hatten seinerzeit empfohlen, im Han- 
senden des zu jener Zeit aufgeschlossenen Kalisalzlagers durch Abteufen eines 
Schachtes, beziehungsweise durch eine Bohrung eine Untersuchung über die eventuelle 
Fortsetzung des Lagers gegen Südwesten hin vorzunehmen. Solche Arbeiten sind 
inzwischen vorgenommen worden. Eine Bohrung von 400:80 m Tiefe und ganz in 
der Nähe davon ein Schacht von 270 m Tiefe wurden in der Rich'ung des Schicht- 
fallens 235 m vom Schacht Nr. 4 entfernt hergestellt. Man erreichte mit dem 
Schacht zunächst die hangenden Gipstone, sodann bei 127 m den salzführenden 
Ton. Inmitten desselben erschien in der Tiefe von 135—142 m Sylvinit, der als 
die Fortsetzung des oberen südöstlichen Sylvinits angesprochen wurde. In der 
Tiefe von 153 m jedoch wurde das Hauptkainitlager in seiner Einfallsverlängerung 
angetroffen. Diese Tiefe entspricht genau der Voraussetzung, die seinerzeit in dieser 
Hinsicht ausgesprochen wurde (vergl. Jahrb. 1893, pag. 106, resp. [18] meines 
Aufsatzes). Die Mächtigkeit, die hier nur 3 m betrug, ist indessen wesentlich 
geringer als ich damals vermutete und da überdies in der benachbarten Bohrung der 
Kainit an der entsprechenden Stelle fehlt, scheinen Auskeilungen oder wenigstens 
Verdrückungen des Lagers vorzukommen. 


Das unter dem Kainit folgende Haselgebirge, welches ganz oder teilweise 
der Bildung entsprechen dürfte, in der auf der Nordostseite der Grube sich die 
Laugwerke befinden, ist hier zirka SO m mächtig. Im Liegenden desselben wurde 
in der Tiefe von 237 bis 250 m auffallenderweise noch ein über 10 m starkes 
Sylvinitlager gefunden. Sein Gehalt an Chlorkalium beträgt durchschnittlich 39 
Prozent. Dieses Lager besteht aus einer Wechsellagerung dünner Schichten von 
durch anderes Salz und verschiedene Beimengungen verunreinigtem Sylvinit und 
durch Salzbeimengungen ausgezeichneter Tonlagen und hat in dem Haselgebirge, 
welches uns die Laugwerke im NO der Grube aufgeschlossen haben, kein Äquivalent. 
Darunter folgt wieder etwas Haselgebirge mit schwachem Sylvingehalt und 
schließlich ein grünlicher, schwach salziger Schieferton mit Chlornatrium. In der 
benachbarten Bohrung kam unter dem letzteren noch ein 130 m mächtiger, salz- 
freier, stellenweise sandiger Ton vor, welcher Partien von Anhydrit enthielt. 

Es zeigen sich also mancherlei Unregelmäßigkeiten bei diesem Vorkommen 
von Kalisalzen. Das Auftreten des Sylvinits in der Tiefe erinnert vielleicht etwas 
an die Verhältnisse von Turza wie)ka, die ich in meinem zweiten Aufsatz (1896) 
beschrieben habe, insofern daselbst kalisalzführende Partien unterhalb eines kali- 
freien Haselgebirges auftreten. Wenn einmal der Zusammenhang zwischen den 
älteren und den neueren Aufschlüssen des Kaluszer Bergbaues hergestellt sein 
wird, wird sich übrigens zeigen, ob und inwieweit hier besonders Störungen 
vorliegen. 

In jedem Falle haben die betreffenden Arbeiten die Vermutung bestätigt, 
daß in der Gegend, wo sie vorgenommen wurden, das Vorkommen von Kalisalzen 
noch kein Ende erreicht, weshalb ich ja auch ursprünglich eine Bohrung in dieser 
Gegend für unnötig hielt und direkt mit der Abteufung eines Schachtes vorzu- 
gchen empfahl. Immerhin soll nicht in Abrede gestellt werden, daß auch durch 
die besprochene Bohrung eine Ergänzung unserer Kenntnis von den. in Betracht 
kommenden Verhältnissen gewonnen wurde. 

Seinerzeit hatte ich vorgeschlagen, in der Richtung des Verflächens in einer 
noch größeren Entfernung weitere Versuche vorzunehmen. Da meine Vorschläge 
für das Arar gemacht wurden und da in der in Frage kommenden Gegend ein 
großer Teil der Grundstücke im Privatbesitz war, so erfolgten diese Vorschläge 
natürlich nicht unabhängig von der Rücksichtnahme auf diese Besitzverhältnisse. 


140 Verhandlungen. Nr. 6 


Wie ich erfahre, hat sich ein Konsortium von Privaten, welches augenscheinlich 
im Sinne eines etwas kühneren Vorgehens dieselbe Idee verfolgt, die ich damals 
aussprach, von jener Rücksichtnahme durch Erwerbung von entsprechenden Grund- 
stücken zu emanzipieren vermocht und eine neue Bohrung, die selbstverständlich 
größere Tiefen aufsuchen maß, ist in Kalusz im Betriebe. Die Ergebnisse der- 
selben werden vorläufig geheimgehalten, aber in jedem Falle wird die Zukunft 
ergeben müssen, ob dabei abbauwürdige Kalisalze entdeckt wurden oder nicht. 
Entweder wird produziert oder es wird die Arbeit eingestellt werden und beides 
kann nicht unbemerkt geschehen. (E. Tietze.) 


J. Niedzwiedzki. Über das Alter der westlich von 
Przemysl entwickelten Schichten. In der polnischen Zeit- 
schrift „Kosmos“, 35. Bd., Lemberg 1910. 


Vor einigen Jahren hatte Dr. Wöjcik das unteroligocäne Alter gewisser 
Bildungen unterhalb des Dorfes Kruhel Maly nachgewiesen, mit denen er aber 
irrtümlich einen mächtigen Schichtenkomplex von Fukoidenmergeln und Inoceramen- 
schichten verband, die bisher für kretaeisch galten. Ein zu der @ruppe des Zytoceras 
Sacya Forb. gehöriger Ammonit, der an entscheidender Stelle gefunden wurde, 
beweist aber definitiv die ältere Ansicht. (E. Tietze.) 


A. Spitz. Der Höllensteinzug bei Wien. Mit einer geo- 
logischen Karte 1:25.000, zwei Profiltafeln und 15 Textfiguren. Mit- 
teilungen der Geologischen Gesellschaft in Wien, Bd. III, Heft 3, 1910. 


Wir haben hier eine sowohl durch die Menge des durchdachten Beobachtungs- 
materials als auch durch die hervorragende Sorgfalt der kartographischen Arbeit 
ausgezeichnete Darstellung dieses knapp vor den Toren Wiens liegenden Gebietes 
vor uns. 

Der durch diese Arbeit festgelegte Fortschritt in unseren geologischen Er- 
fahrungen über dieses interessante Stück der Alpen zeigt sich besonders klar bei 
einem Vergleich der geologischen Spezialkarte der Umgebung von Wien (Blatt 
Baden-Neulengbach) von Stur (1894) und der neuen Karte von A. Spitz. 

Es ist indessen nicht nur der technische Teil dieser Aufnahmsarbeit, welcher 
volle Anerkennung verdient, sondern fast noch mehr jene Gerechtigkeit und freie 
Selbständigkeit im Urteil, die uns Schritt für Schritt bei der historischen Würdigung 
der Arbeiten und Fehler der Vorgänger und bei allen stratigraphischen und tek- 
tonischen Erwägungen entgegentritt. 

Es kann nicht meine Aufgabe sein, hier näher auf das vielfältige strati- 
graphische und tektonische Detail einzugehen, ich will nur kurz die wichtigeren 
Ergebnisse erwähnen. Wer sich näher dafür interessiert, muß die inhaltsreiche 
Arbeit selbst zur Ilfand nehmen. 

Spitz gibt zuerst eine Übersicht der stratigraphischen Verhältnisse, welche 
sich vor allem auf die reichen Fossilfunde seiner Vorgänger, insbesondere auf 
Jene von Bittner, Stur und Toula stützt. 

Aus dem vergleichenden Studium der stratigraphischen Charaktere zeigt 
sich, daß die Faziesverteilung im allgemeinen von den tektonischen Linien abhängig 
ist. „Der Höllensteinzug und seine westliche Fortsetzung zeichnen sich gegenüber 
anderen Teilen der niederösterreichischen Kalkalpen durch Neigung zum ‚Unalpin- 
werden‘ des Lias und der Gosau (Cenoman) aus. Vermöge dieser Eigentümlich 
keiten und seiner Lage am Nordrande der Kalkalpen bildet er ein stratigraphisches 
Bindeglied zwischen Kalk- und Klippenzone, in welch letzterer viele mesozoische 
Sedimente eine gewisse Tendenz zeigen, flyschähnlich zu werden. 

Vermöge seiner stratigraphischen Eigentümlichkeiten und seiner Lage am 
Ostrande der Alpen stellt er faziell den Zusammenhang zwischen den nördlichen 
Kalkalpen und der subtatrischen Zone der kleinen Karpathen, beziehungsweise 
der Kerngebirge überhaupt dar.“ 

In der Beschreibung der tektonischen Erscheinungen gibt der Autor immer 
zuerst eine allgemeine Übersicht und dann kleingedruckt eine Fülle von Detail- 
beobachtungen nebst Angaben über die jeweils besten Aufschlüsse, 


1911 Sitzung vom 4. April. A. Spitz u. Prof. Dr. Alois Schmitt. 141 


Das ganze Gebiet umgreift Stücke der Flyschzone, Klippenzone und Kalk- 
zone. Letztere wird von Spitz von N gegen Sin neun kleinere Elemente: Kiesel- 
kalkzone, Randantiklinale, Liesingmulde, Höllensteinantiklinale, Flößlmulde, Teufel- 
steipantiklinale, Gießhüblermulde, Brühlerantiklinale, Gosauzone, zerlegt. 

Die allgemeinen tektonischen Ergebnisse werden hier in folgende Sätze zu- 
sammengedrängt: 

1. Die Falten des Höllensteinzuges (einschließlich der Antiklinale der Brühl) 
sind in ihrer hauptsächlichen Anlage vor dem Absatz der Gosau gebildet worden. 

2. Die Oberkreide lagerte sich auf ihren erodierten Rücken ab, wobei die 
Regelmäßigkeit ihrer Absätze durch einzelne Klippen unterbrochen wurde. 

3. im Tertiär erfolgten innerhalb der Kalkzone neuerdings Bewegungen. 
Ihre Wirkung äußerte sich in unregelmäßigen lokalen Störungen im ganzen Be- 
reiche des Höliensteinzuges und seiner Klippen infolge von Differenzialbewegungen. 
Entlang ihrer ganzen Ausdehnung scheint nur die Brühlerantiklinale zu 
neuem Leben erwacht zu sein. 

4. Zur Frage der Überschiebung der Kalkzone auf die Flysch- und Klippenzone 
können aus diesem Abschnitte keine entscheidenden Beobachtungen beige- 
bracht werden. Klippen- und Kalkzone fallen zum größeren Teil gegen Nord; 
die stratigraphische Verwandtschaft beider macht eine viefgreifende Trennung (ost- 
alpin—lepontinisch) unwahrscheinlich. 

Ich glaube, daß diese Ergebnisse mit den nötigen lokalen Einschränkungen 
und Auslassungen eine Charakteristik des Verhältnisses dieser drei wichtigen 
Zonen enthalten, welche für weite Bereiche der Nordalpen Geltung hat. 

Der Arbeit ist eine schöne Karte 1:25.000 mit 15 fein durchgearbeiteten 
Profilen beigeschlossen, wodurch man über alle wichtigeren Stellen soweit als 
möglich genaue geologische Auskünfte erhält. Man hat nach der Lektüre dieser 
Arbeit den lebhaften Wunsch, daß dieselbe noch in Form eines allgemein zu- 
eänglichen geologischen Führers für den Höllensteinzug eine weitere 
Verbreitung und Benützung erfahren möge. (Otto Ampferer.) 


Prof. Dr. Alois Schmitt. Der Ursprung des Menschen 
oder die gegenwärtigen Anschauungen über die Ab- 
stammung des Menschen. Freiburg 1911, Herdersche Verlags- 
buchhandlung. 


Den Geologen berührt hauptsächlich das Kapitel „Die wirkliche Stammes- 
geschichte des Menschen“ in diesem Buche, in dessen beiden Abschnitten: „Die 
Funde von Südamerika“ und „Der fossile Mensch in Europa“ die geologisch- 
paläontologischen Tatsachen, wenn auch ganz knapp umrissen, zusammengestellt 
erscheinen. Diese kurze Skizze gibt ein recht gutes Bild von unseren gegenwärtigen 
bezüglichen Kenntnissen, nur sollten Wendungen wie jene, daß der Schädel von 
Galey-Hill „älter ist als der Neandertaler“ vermieden werden, da bekanntlich das 
Alter des letzteren nicht feststeht. 

Den weitaus größeren Teil des Buches nimmt jedoch das Kapitel über „Die 
hypothetische Stammesgeschichte des Menschen“ ein, wie sie von den verschiedenen 
Forschern aus dem heutigen Zustande der Tierwelt auf Grund der Anatomie und 
Embryologie herausgelesen wird, und es mag auch für den Geologen von Interesse 
sein, neben den ihm bekannten geologisch-paläontologischen Tatsachen jenes „Chaos 
von Meinungen“ als Folie skizziert zu finden. (Dr. L. Waagen.) 


Einsendungen für die Bibliothek. 


Zusammengestellt von Dr. A. Matosch. 


Einzelwerke und Separatabdrücke. 


Eingelaufen vom 1. Jänner bis Ende März 1911. 


Arschinow, W. Zur Geologie der Halb- 
insel Krim. — Russischer Text mit 
deutschem Resume: I. Über einen vul- 
kanischen Tuff aus der Umgebung von 
Balaklava. II. Uber Wanderblöcke aus 
der Umgegend von Balaklava. Moskau, 
Lithogaea, 1910. 8°. 16 S. Gesch. d. 
Autors. Br (16362. 8°.) 

Arschinow, W. Über die Verwendung 
einer Glashalbkugel zu quantitativen 
optischen Untersuchungen am Polari- 
sationsmikroskope.(Separat. aus Groth’s 
Zeitschrift für Krystallographie. Bd. 
XLVIII. Heft 3.) Leipzig, W. Engel- 
mann, 1910. 8%. 5 S. (225—229) mit 
1 Textfig. Gesch. d. Autors. (16363. 8°.) 


[Bock, H.] Verhandlungen über die 
große Eishöhle [Dachstein-Riesenhöhle] 
bei Obertraun im oberösterreichischen 
Landtage. [Gutachten über deren Er- 
schließung, von H. Bock.] Zeitungs- 
artikel in: Mitteilungen für Höhlen- 
kunde, hrsg. vom Verein für Höhlen- 
kurde in Graz. Jahrg. IV. Heft 1. 
Graz, typ. Deutsche Vereinsdruckerei, 
1911. 4% 457 mit 17 Tat. Gesch.dl 
Autors, (2954. #.) 

Broili, F. Geologische und palaeontolo- 
gische Resultate der Grothe’schen 
Vorderasienexpedition 1906— 07. Aus: 
Grothe, H. Meine Vorderasienexpedi- 
tion 1906— 07.1. Die wissenschaftlichen 
Ergebnisse. Leipzig, K. W. Hierse- 
mann, 1910. 8%. LXX S. mit 3 Taf. 
u. 1 Karte. Gesch. d. Autors. 

(16364, $°,) 

Brun, A. Recherches sur l’exhalaison 
volcanique. Geneve, typ. A. Kündig, 
1911. 4°. 277 S. mit 17 Textfig. u. 
34 Taf. Kauf. (16416, 8°.) 


Cora, &. Notizie sulla repubblica di Li-' 


beria specialmente secondo i viaggi e 
glistudi di J. Büttikofer. (Separat. aus: 


„Cosmos“ di @. Cora. Ser. II. Vol. XI. 
1891—92.) Torino, typ. V. Bona, 1892. 
8°. 46 S. Gesch. d. Autors (16365. 8°.) 


[Dachstein-Rieseneishöhle.] Verhand- 
lungen über die große Eishöhle [Dach- 
stein-Riesenhöhle] bei Obertraun im 
oberösterreichischen Landtage. (Gut- 
achten über deren Erschließung; von 
H. Bock.) Graz 1911. 4°. Vide: Bock,H. 

(2954. 4°.) 


Gignoux, M. Les niveaux de cailloutis 
et les terrasses des environs de Sainte- 
Rambert-d’Albon (Drome) et de Beaure- 
paire (Isere),. — Les terrains fluvio- 
glaciaires de la Bievre et de la Basse- 
Isere. — KEssai de coordination des 
niveaux de cailloutis et des terrasses 
du Bas-Dauphine. — Paris 1910, 4°. 
Vide:. Kilian, W. & M. Gignoux. 

(2955. 4°.) 


Hammer, W. Beiträge zur Geologie der 
Sesvennagruppe. III. Uber das Vor- 
kommen von Trias und Jura im unteren 
Rojental. (Separat. aus: Verhand- 
lungen der k. k. geologischen Reichs- 
anstalt. 1910. Nr. 2.) Wien, typ. Brüder 
Hollinek, 1910. 8°. 5 S. (64-68) mit 
2 Textfig. Gesch. d. Autors. (15696. $°.) 

Hammer, W. Die Schichtfolge und der 
Bau des Jaggl im oberen Vintschgau. 
(Separat. aus: Jahrbuch d. k. k. geo- 
logischen Reichsanstalt, Bd. LXI. Heft 
1.) Wien, R. Lechner, 1911. 8°. 40 S. 
mit 5 Textfig. u. 2 Tafeln. Gesch. d. 
Autors. (16366. 8°.) 

Hauthal, R. Büsserschnee [Nieve peni- 
tente]. (Veröffentlichungen der Deut- 
schen akademischen Vereinigung zu 
Buenos Aires. Bd. I. Heft 5.) Buenos 
Aires, G. v. Woerden & Comp., 1900. 
8°. 27 S. mit 2 Taf. Gesch. d. Dr. C. 
Schwippel. (16367. 8°.) 


1911 


Hibsch, J. E. Geologische Karte des 
böhmischen Mittelgebirges. Blatt VI. 
Wernstadt-Zinkenstein. Erläuterungen. 
(Separat. aus: Tschermak’s mine- 
ralogische und petrographische Mit- 
teilungen; hrsg.v. F.Becke.Bd.XXIX. 
Hft. 5.) Wien, A. Hölder, 1911. 8°. 
58 S. mit 4 Textfig. u. 2 Taf. Kauf. 

(16097. 8".) 

Hilber, V. Geologie von Maria-Trost. 
(Separat. aus: Mitteilungen des natur- 
wissenschaftl. Vereines für Steier- 
mark. Bd. XLVIl. 1910.) Graz, Deutsche 
Vereinsdruckerei, 1911. 8°. 17 S. mit 
2 Taf. Gesch. d. Autors. (16368. 8°.) 

Hinterlechner, K. Vorlage des Spezial- 
kartenblattes Iglau. [Zone 8, Kol. XIII, 
1:75.00..] (Separat. aus: Verhand- 
lungen der k. k. geolog. Reichsanstalt. 
1910. Nr. 16.) Wien, typ. Brüder 
Hollinek, 1910. 8°. 6 S. (368—373). 
Gesch. d. Autors. (16369. 8°.) 

Hoefer, H. Die Lage der österreichischen 
Geologen. Erwiderung. (In: Auskunfts- 
blatt „Der Geologe*; hrsg. v. W. 
Quitzow. Nr. 3.) Leipziz, M. Weg, 
1911. 8°. 1 S. (89). Gesch. d. Dr. W. 
Petrascheck. (16370. 8°,) 


Hörnes, R. Das Aussterben der Arten 
und Gattungen sowie der größeren 
Gruppen des Tier- und Pflanzen- 
reiches. Festschrift der Universität 
Graz für das Studienjahr 1910—11 aus 
Anlaß der Wiederkelir des Jahres- 
tages ihrer Vervollständigung. Graz, 
Leuschner & Lubensky, 1911. 8°. 
VII-255 S. Gesch. d. Verlegers. 

(16417. 8°.) 


Karrer, F. Die Mouumentalbauten in 
Wien und ihre Baumaterialien. Vor- 
trag, gehalten im Wissenschaftlichen 
Club. (Separat. aus: Monatsblätter des 
Wissenschaft]. Club. Nr.6 vom 15. März 
1886.) Wien, A. Holzhausen, 1886. 8°. 
11 S. Gesch. d. Dr. C. Schwippel. 


(16371. 8°.) 
Karrer, F. Die Baumaterialsammlung 
des k. k. naturhistorischen Hof- 


museums und ihre Bedeutung. Vortrag, 
eehalten im Wissenschaftlichen Club. 
(Separat. aus: Monatsblätter des Wis- 
senschaftl. Club. Außerordentliche 
Beilage zu Nr. 7 vom 15. April 1888.) 
Wien, A. Holzhausen, 1888. 8°. 12 S. 
Gesch. d. Dr. C. Schwippel. 
(16372. 8°.) 
Katzer, F. Die Eisenerzlagerstätten 
Bosniens und der Herzegowina. (Er- 
gänzter Sonderabdruck aus dem Berg- 
und Hüttenmännischen Jahrbuche der 
k.k. montanistischen Hochschulen zu 


Einsendungen für die Bibliothek. 143 


Leoben und Pfibram. Bd. LVIII. 1910.) 
Wien, Manz, 1910. 8°. V--343 S. mit 
52 Textfig, u. 1 Übersichtskarte. 
Gesch. d. Autors. (16418. 8°.) 
Kilian, W. & M. Gignoux. Les niveaux 
de cailloutis et les terrasses des 
environs de Saint-Rambert-d’Albon 
(Dröme) et de Beaurepaire (Isere). 
Note. — Les terrains fluvioglaciaires 
de la Bievre et de la Basse-Isere. 
Note. — Essai de coordination des 
niveaux de cailloutis et des terrasses 
du Bas-Dauphine. Note. — (Separat. 
aus: Comptes rendus des seances de 
l’Academie des sciences. Tom. CLI, 
pag. 1023—1026, 1100—1103, 1329 — 
1332.) Paris, typ. Gauthier-Villars, 
1910. 4°. 13 S. Gesch. d. Autors. 
(2955. 4°.) 
Koch, 6. A. DasWelser Erdgas und dessen 
rationellere Verwertung. (Separat. 
aus: Allgemeine österreich. Chemiker- 
und Techniker-Zeitung. Jahrg. XXIX. 
1911. Nr. 3 vom 1. Februar.) Wien, 
Schworella & Heick, 1911. 8°. 16 S. 
Gesch. d. Autors. (16373. 8°.) 


König, A. Die exotischen Gesteine vom 
Waschberg bei Stockerau. (Separat. 
aus: Tschermak’s mineralogische 
und petrographische Mitteilungen. 
Bd. XV.) Wien, A. Hölder, 1895. 8°. 
15 S. (466—480). Gesch. d. Dr. C. 
Schwippel. (16374. 8°.) 

König, A. Ein neuer Fund von Squalodon 
Ehrlichii in den Linzer Sanden. (Se- 
parat. aus: Jahresbericht. des Vereines 
Museum Franeisco-Carolinum. LXIX.) 
Linz, typ. J. Wimmer, 1911. 8°. 13 S. 
mit 1 Taf. Gesch. d. Autors. 

(16375. 8°.) 

Kremla, H. Untersuchung eines fossilen 
Harzes aus der Umgebung von Kloster- 
neuburg. (In: Programm und Jahres- 
bericht der k. k. höheren Lehranstalt 
für Wein- und Obstbau in Kloster- 
neuburg 1902—1910). Wien, typ. 
Staatsdruckerei, 1910.8°.38.(119— 121) 
mit 1 Taf. Gesch. d. Dr. J. Dreger. 

(16376. 8°.) 


Makowsky, A. Über die Bouteillensteine 
von Mähren und Böhmen. (Separat. 
aus: Tschermak’s Mineralogische und 
petrographische Mitteilungen. Bd. IV.) 
Wien, A. Hölder, 1882. 8°. 8 S. 
(43—50). Gesch.d. Dr.C.Schwippel. 

(16377. 8°.) 

Mercerat, A. Die fossilen Vögel Pata- 
goniens. Ein Beitrag zur Entwicklungs- 
geschichte der Stereornithes. (Ver- 
öffentlichungen der Deutschen aka- 
demischen Vereinigung zu Buenos 


K. E. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 6. Verhandlungen. 93 


144 


Aires. Bd. I. Heft 1.) Buenos Aires, 
G. v. Woerden & Co., 1899. 8°. 14 S. 
Gesch. d. Dr. C. Schwippel. 
(16378. 8°) 
Merciai, @. Mutamenti avvenutti nella 
configurazione del liturale tra Pisa e 
Orbetello dal pliocene in poi. Pisa, 
typ. Succ. FF. Nistri, 1910. 4°. 148 
S. mit 15 Taf. u. 2 Karten. Gesch. d. 
Autors. (2962. 4°.) 


Noel, E. Note sur l’hydrogeologie Tuni- 
sienne. (Separat. aus: Bulletin de la 
Societe geologique de France. Ser. IV. 
Tom. IX. 1909.) Paris, typ. Le Bigot 
Freres, 1909. 8°. 29 S. (459—487) mit 
3 Textfig. Gesch. d. Autors. 

(16379. 8°.) 

Noel, E. Sur l’hydrologie Tunisienne. 
Note. (Separat. aus: Comptes rendus de 
l’Academie des sciences; seance du 
27. decembre 1909.) Paris, typ. Gau- 
thier-Villars, 1909. 4°. 3 S. Gesch. 
d. Autors. (2956. 4°.) 


Noel, E. Une mission en Tunisie. (Se- 
parat. aus: Revue industrielle de l’esr.) 
Nancy, typ. P. Pierron, 1910. 8°. 38 
S. mit 10 Textfig. Gesch. d. Autors. 

(16580. 8°.) 

Noel, E. Sur la surface libre d’une 
nappe aquifere sur une prevision de 
debit de source, Zaghouan. (Separat. 
aus: Bulletin de la Societ€ des sciences 
de Nancy.) Nancy, typ. Berger-Levrault 
et Co., 1910. 8°. 33 S. mit 4 Textfig. 
Gesch. d. Autors. (16381. 8°.) 

Noel, E. Les infiltrations sur le massif 
du Zaghouan, Tunisie. Note. (Separat. 
aus: Comptes rendus de l’Academie 
des sciences; seance du 20 juin 1910.) 
Paris, typ. Gauthier-Villars, 1910. 4°. 
3 S. Gesch. d. Autors. (2957. 4°.) 


Nowak, J. Über den Bau der Kalkalpen 
in Salzburg und im Salzkammergut. 
(Separat. aus: Bulletin de l’Academie 
des sciences de Cracovie. Classe des 
sciences mathematiques et naturelles. 
Ser. A. 1911. 'Nr. 2.) Cracovie, typ. 
J. Filippowski, 1911. 8°. 56 8. (57—112) 
mit 11 Textfig. u. 3 Taf. Gesch. d. 
Autors. (16382. 8°.) 


Palaeontologia universalis. Ser. III. 
Fasc. 2. (Taf. 188-2075.) Berlin, 
Gebr. Bornträger, 1910. 8°, Kauf. 

(14260. 8°.) 

Petrascheck,W. Poktady weglowe wzdtuz 
przysziego Kanalı Dunaj—Wista; wy- 
dala i wstepem zaopatrzyla „Liga po- 
mocy przemyslowej“. (Polnische Über- 
setzung Seiner in den „Mitteilungen 
des Zentralvereines für Fluß- und 


Verhandlungen. Nr. 6 


Kanalschiffahrt in Österreich“ 1908, 
Nr. 68, erschienenen Abhandlung: Die 
Steinkohlenfelder am Donau- 
Weichselkanal. Von der „Liga zur 
Förderung der Industrie“ herausge- 
geben.) Lemberg, typ. J. Ziembinski, 
[911]. 8°. 13 S. mit 1 Karte. Gesch. 
d. Autors. (16383. 8°.) 
Polifka, S. Beitrag zur Kenntnis der 
Fauna des Schlern-Doiomites. (Separat. 
aus: Jahrbuch der k. k. geolog. Reichs- 
anstalt. Bd. XXXVI. 1886. Hft. 4.) 
Wien, A. Hölder, 1886. 8%. 12 S. 
(595—606) mit 1 Taf. (VIII). Gesch. 
d. Dr. C. Schwippel. (16384, 8°.) 


Reyer, E. Über Deformation der Erd- 
kruste, Gebirgsbildung. (Separat. aus: 
Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 
Bd. VIII. Nr. 47.) Berlin, F. Dümmler, 
1892. 4°. 4 S. (471—474) mit 12 Textfig. 
Gesch. d. Dr. C. Schwippel. 

(2958. 4°.) 

Rothe, C. Die Bedeutung der Geologie 
für den naturkundlichen Unterricht 
und für die Erweiterung unseres 
Weltbildes. (In: Zeitschrift für Lehr- 
mittelwesen und pädagogische Lite- 


ratur. Jahrg. V. Nr. 5.) Wien, A. 
Pichlerss Witwe & Sohn, 1909. 8°, 
5 S. (105—109). Gesch. d. Dr. C. 
Schwippel. (16385. 8°.) 


Rzelhak, A Das Kalksintervorkommen 
am „Siklös* bei Leva in Ungarn. 
(Separat. aus: Annales Musei nationalis 
hungarici. III. 1905.) Budapest, typ. 
Franklin-Tärsulat, 1905. 8°. 2 8. 
(478—479). Gesch. d. Autors, 

(16386. 8°.) 

Rzehak, A. Das Alter des Unterkiefers 
von Öchos. Eine Enutgegnung an 
M.Kri2. (Separat. aus: Zeitschrift des 
mährischen Landesmuseums. Bd. IX. 
Hft. 2.) Brünn, typ. R. M. Rohrer, 
1909. 8°. 37 8. (277—313). Gesch. d. 
Autors. (16387. 8°.) 

Rzehak, A. Über einige geologisch 
bemerkenswerte Mineralvorkommanisse 
Mährens. (Separat. aus: Verhandlungen 
des naturforschenden Vereines in 
Brünn, Bd. XLVIIL.) Brünn, typ. W. 
Burkart, 1910. 8°. 32 8. (163—194) 
mit 1 Textfig. Gesch. d. Autors. 

(16388. 8°.) 

Rzehak, A. Der Brünner Clymenien- 
kalk. (Separat. aus: Zeitschrift des 
mährischen Landesmuseums. Bd. X. 
Hft. 2.) Brünn, typ. R. M. Rohrer, 
1910. 8°. 68 S. (149-216) mit 3 Taf. 
Gesch. d. Autors. (16389. 8°.) 

Scalia, S. Il gruppo del Monte Judica. 
(Separat. aus: Bollettino della Societä 


1911 


geologica italiana. Vol. XXVIII. 1909. 
Fasc. 2.) Roma, typ. E. Cuggiani, 
1909. 8°. 72 S. (269—340) mit 6 
Textfig. u. 2 Taf. (VIII—-IX). Gesch. 
d. Autors. (16390. 8°.) 
Scalia, S. La fauna del trias superiore 
del gruppo di Monte Jucica. (Separat. 
aus: Atti dell’ Accademia Gioenia 
di seienze naturali in Catania. Ser. V. 
Vol. III.) Catania, typ. Galatola, 1910. 
ANSSIESS mit Sn Dexitesaus sl Taf. 
Gesch. d. Autors. (2961. #°.) 
Schmidt, Rob. Rud. Die palaeo ithischen 
Kulturen und die Klimaschwankungen 
in Deutschland nach dem Maximum 
der letzten Eiszeit. (Separat. aus: 
Korrespondenz-Blatt der Deutschen 
Gesellschaft für Anthropologie, Ethno- 
logie und Urgeschichte. Jahrg. XLI. 
Nr. 9—12. 1910.) Braunschweig, Fr. 
Vieweg & Sohn, 1910. 8°. 3 S. Gesch. 
d. Autors. (16391. 8°.) 
Schmidt, Rob. Rud. Die spätpalaeo- 
litbischen Bestattungen der Ofnet. 
(Separat. aus: Zeitschrift „Mannus“. 
Ergänzungsband I.) Würzburg. A. 


Stuber, 1910. S°. 7 S mit I Taf. 
Gesch. d. Autors. (16392. 8°.) 
Sigmund, A. Neue Mineralfunde in 
Steiermark und in Niederösterreich. 


(Separat. aus: Mitteilungen des natur- 
wissenschaftl. Vereines für Steiermark. 
Jahrg. 1910. Bd. XLVil.) Graz, 
Deutsche Vereinsdruckerei, 1911. 8°. 
8 S. (137—144). Gesch. d. Autors.) 
(16393. 8°.) 
Simionesceu, J. Studii geologice si pa- 
leontologice din Dobrogea. V. Fauna 
triasica inferioarä din Dobrogea. (Se- 
parat. aus: Academia Romänä. Publi- 
eatiunile fondului Vasile Adamachi. 
Nr. XXIX.) Rumänischer Text mit 
französischem Resum@: La faune du 
trias inferieur de Dobrogea. Bucuresti, 
typ. C. Göbl, 1911. 8°. 17 S. mit 14 
Textfig. Gesch. d. Autors. (15590. 8°.) 
Spengler, E. Vorläufiger Bericht über 
die Tektonik der Schafberggruppe. 
(Separat. aus: Mitteilungen der Geo- 
logischen Gesellschaft in Wien. Bd. 
Ill. 1910.) Wien, F. Deuticke, 1910. 
8%. 3 S. (478—480) Gesch. d. Herrn 
G. Geyer. (16394. 8°.) 
Steinmann, 6. Zur Phylogenie der Be- 
lemnoidea. (Separat. aus: Zeitschrift 
für induktive Abstammungs- und Ver- 
erbungslehre. 1910. Bd. IV. Heft 2.) 
Berlin, Gebr. Bornträger, 1910. 8°. 
20 8. (103—122) mit 13 Textfig. Gesch. 
d. Autors. (16395. 8.°) 
Steinmann, G. Gebirgsbildung und 
Massengesteine in der Kordillere Süd- 


Einsendungen für die Bibliothek. 


145 


amerikas. (Separat. aus: Geologische 
Rundschau. Bd. I. Heft 1—3.) Leipzig, 
W. Engelmann, 1910. 8°. 23 S. (13— 35) 
mit 11 Textfig. Gesch. d. Autors. 
(16396. 8°.) 
Steinmann, 6 Die 'kambrische Fauna 
im Rahmen der organischen Gesamt- 
entwicklung. (Separat. aus: Geolo- 
gische Rundschau. Bd. I. Heft 5—6.) 
Leipzig, W. Engelmann, 1910. 8°. 
13 S. (69—8!). Gesch. d. Autors. 
(16397. 8°.) 
Stille, H. Die mitteldeutsche Rahmen- 
faltung. Vortrag. (Separat. aus: Jahres- 
bericht des niedersächsischen geolo- 
gischen Vereines zu Hannover [Geo- 
logische Abteilung der naturhist. Ge- 
sellschaft zu Hannover]. III. 1910.) 
Hannover, typ. W. kitiemschneider, 
1910. 8°. 30 8. (141 - 170) mit 3 Text- 
fig. u. 1 Taf. (V) Gesch. d. Herrn G. 
G.eiyier. (16398. 8°.) 
Stiny, J. Zur Erosionstheorie, (Separat. 
aus: Mitteilungen des naturwissen- 
schaftl. Vereins für Steiermark. Bd. 
XLVII. 19i0.) Graz, Deutsche Ver- 
eins-Druckerei, 1910. 8°. 6 S. (83—88) 
Gesch. d. Autors. (16399. 8°.) 
Stutzer, 0. Die wichtigsten Lagerstätten 
der „Nicht-Erze“. Teil I. Graphit, 
Diamant, Schwefel, Phosphat. Berlin, 
Gebr. Bornträger, 1911. 8%. XV— 474 
S. mit 108 Textfig. Kauf. (76419. 8°.) 
Suess, E. Synthesis of the palaeogeo- 
graphy of North America. (Separat. 
aus: American Journal of science. 
Ser. IV. Vol. XXXI. Nr. 182. February 
1911.) New llaven, 1911. 8%. 88. 
(101—108) Gesch. d. Autors. 
(16400. 8°,) 
Szajnocha, L. Das Erdölvorkommen in 
Galizien im Lichte neuer Erfahrungen. 
Vortrag, gehalten in der Sitzung der 
Geologischen Gesellschaft in Wien am 
13. Januar 1911. (Separat. aus: Zeit- 
schrift „Petroleum“. Jahrg. VI. 1911. 
Nr. 10.) Berlin-Wien, typ. Berliner 
Druckerei- und Verlagsgesellschaft, 
1911. 4°. 7 S. Gesch. d. Autors. 
(2959. 4°.) 


Tangl, A. Das Pettauerfeld und seine 
Umrahmung. (In: Jahresbericht des 
Kaiser Franz Josef -Gymnasiums in 
Pettau. XVI. 1910.) Pettau 1910. 8°, 
36 S. Gesch. d. Autors. (16401. 8°.) 

Teller, F. Geologie des Karawanken- 
tunnels. (Separat. aus: Denkschriften 
der kais. Akademie der Wissenschaften; 
math,-naturw. Klasse. Bd. LXXXII) 
Wien, A. Hölder, 1910. 4°. 108 S. 
(143—250) mit 29 Textfig. u. 3 Taf. 
Gesch. d. Autors. (2963. 4°.) 


23* 


146 


Jahresbericht der k. k. geo- 
loeischen Reichsanstalt für 1909, 
(Separat. aus: Verhandlungen der 
k. k. geolog. Reichsanstalt. 1910. 
Nr. 1.) Wien, R. Lechner, 1910. 8°, 
42 S. Gesch. d. Autors. (16402. 8°.) 

Tietze, E. Jahresbericht der k. k. geolo- 
gischen Reichsanstalt für1910. (Separat. 
aus: Verhandlungen der k. k. geolog. 
Reichsanstalt. 1911. Nr. 1.) Wien, 
R. Lechner, 1911. 8°. 46 S. Gesch. 
d. Autors. (16403.. 8°.) 

Trampler, R. Die Mazocha. (Separat. 
aus: Jahresbericht der Wiedner Com- 
munal-Oberrealschule. XXX VI.) Wien, 
typ. C. Fischer, 1891. 8°. 61 S. mit 
3 Textfig. u. 1 Taf. Gesch. d. Dr. C. 
Schwippel. (16404. 8°.) 

Trampler, R. Die Grotte von Schö- 
schuwka in der „Mährischen Schweiz“. 
(Separat. aus: Mitteilungen der Section 
für Naturkunde des Österreichischen 
Touristen-Club. Jahrg. IIl. Nr. 4. 1891.) 
Wien, typ. Steyrermühl, 1891. 4°. 58. 
(25—29). Gesch.d. Dr.C.Schwippel. 

(2960. #0.) 

Trampler, R. Eine wenig bekannte 
Mazocha-Fahrt. (Separat. aus: Zeit- 
schrift „Der Tonrist“.) Wien, ıyp. C. 
Fischer, 1892. 8°. 16 S. mit 4 Text- 
fig. Gesch. d. Dr. C. Schwippel. 

(16405. 8°.) 

Trampler, R. Die Eröffnung zweier 
Dolinen. (Separat. aus: Mitteilungen 
der k. k. Geographischen Gesellschafr. 
Bd. XXXVI. 1893, Nr. 5.) Wien, R. 
Lechner, 1893. 8°. 22 S. mit 4 Textfig. 
Gesch. d. Dr. ©. Schwippel. 

(16406. 8°.) 

Trampler, R. Die mährischen Höhlen, 
insbesondere die Tropfsteingrotte von 
Schoschuwka. (Separat. aus: Zeit- 
schrift „Gaea“. 1893.) Leipzig, typ. 
O. Leiner, 1893. 8°. 15 S. mit 1 Taf. 
Gesch. d. Dr. C. Schwippel. h 

(16407. 8°.) 

Trampler, R. In den dunklen Schoß 
der Erde! Vortrag. (Separat. aus den 
Mitteilungen und Vorträgen des fach- 
technischen Club der Beamten und 
Factoren der Hof- und Staatsdruckerei.) 
Wien, typ. Staatsdruckerei, 1893. 8”. 
18 S. mit 4 Textfig. Gesch. d. Dr. C. 
Schwippel. (16408. 8°.) 

Trener, &. B. Über ein oberjurassisches 
Grundbreccienkonglomerat in Judi- 
karien (Ballino) und die pseudoliassische 
Breccie des Mte. Agaro in Valsugana. 


Tietze, E. 


Verhandlungen. Nx6 


(Separat. aus: Verhandlungen der k.k. 
geolog. Reichsanstalt. 1909. Nr. 7.) 
Wien, typ. Brüder Hollinek, 1909. 8°. 
17 8. (162—178) mit 4 Textfig. Gesch. 
d. Autors. & (16409. 8°.) 
Trener, 6. B. Uber das Alter der 
Adamelloeruptivmasse. (Separat. aus: 
Verhandlungen der k.k. geolog. Reichs- 
anstalt. 1910. Nr. 4.) Wien. typ. Brüder 
Hollinek, 1910. 8°. 25 S. (91—115) 
mit 4 Textfig. Gesch. d. Autors. 
(16410. 8°,) 
Trener, G. B. Die Lagerungsverhält- 
nisse und das Alter der Corno Alto- 
Eruptivmasse und der Adamellogruppe. 
Vorläufige Mitteilung. (Separat. aus: 
Verhandlungen der k. k. geolog. 
Reichsanstalt. 1910. Nr. 16.) Wien, 
typ. Brüder Hollinek, 1910. 8°. 10 S. 
(373—382) mit 1 Textfig. Gesch. d. 
Autors, (16411. 8°.) 


Verhandlungen über die große Eis- 
höhle bei ÖObertraun im oberöster- 
reichischen Landtage. [Gutachten über 
deren Erschließung, von H. Bock.] 
Graz 1911. 4°. Vide: Bock, H. 

(2954. 4°.) 


Wanner, J. Neues über die Perm-, Trias- 
und Juraformation des indo -austra- 
Jischen Archipels. (Separat. aus: Cen- 
tralblatt für Mineralogie, Geologie... 
Jahrg. 1910. Nr. 22.) Stuttgart, E. 
Schweizerbart, 1910. 8°. 6S. (736— 741). 
Gesch. d. Autors. (16412. 8°.) 


Wanner, J. Über eine merkwürdige 
Echiuodermenform aus dem Perm von 
Timor. (Separat. aus: Zeitschrift für 
induktive Abstammungs- und Ver- 
erbungslehre. Bd. IV. 1910. Heft 2.) 
Berlin, Gebr. Bornträger, 1910. 8°. 
20 S. (123—142) mit 3 Textfig. u. 2 
Taf. Gesch. d. Autors. (16413. 8°.) 


Wolff, W. Die Lage der praktischen 
Geologen in Preußen, (In: Auskunfts- 
blatt „Der Geologe*, hrsg. v. W. 
Guitzow. Nr. 3.) Leipzig, M. Weg, 1911. 
8. 3 S. (35—37). Gesch. d. Dr. W. 
Petrascheck. (16414. 8°.) 


Zelizko, J. V. Neue Pteropoden des 
älteren Paläozoikums Mittelböhmens. 
(Separat. aus: Jahrbuch d. k. k. geolog. 
Reichsanstalt. Bd. LXI. 1911. Heft 1.) 
Wien, R. Lechner, 1911. 8%. 12 S. 
(41—52) mit 2 Taf. (III—IV). Gesch. 
d. Autors. (16415. 8°.) 


Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien Ill. Rasumofskygasse 23. 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25. 


Verhandlungen der k. k mn Reichsanstalt, 


Bericht vom 1. Mai Br 


Inhalt: Brent ielungen: F. FE. Hahn: Zur Geologie der Berge des 
oberen Saalachtales. — H. Vetters: Die Trafoiachlinie. Ein Beitrag zur Tektonik der nord- 
steirischen Grauwackenzone. — Literaturnotizen: R. Hoernes. 


NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich. 


Eingesendete Mitteilungen. 


F. Felix Hahn (München). Zur Geologie der Berge des 
oberen Saalachtales. 


Da die Veröffentlichung meiner letzten, auf die Berge beiderseits 
der Saalach zwischen Lofer und den Diesbacher Hohlwegen sich er- 
streckenden Aufnahmen, die unter Zugrundelegung der Karte 1:25.000 
des k. k. militärgeographischen Instituts vornehmlich im Jahre 1910 
erfolgten, leider erhebliche Verzögerung erfahren wird, möchte ich 
einige hauptsächliche Ergebnisse derselben hier kurz zusammenstellen. 

Das neu zur Kartierung gekommene Gebiet schließt sich unmittel- 
bar an jenesin der früheren Arbeit des Autors über der Kammerker- 
Sonntagshorngruppe !) behandelte an, ein Zusammenschluß, der sowohl 
in stratigraphischer wie tektonischer Hinsicht von Bedeutung ist. 
Denn das damals Gewonnene liefert den Schlüssel für das neu unter- 
suchte Gebirge und umgekehrt erweitert und vertieft die genaue 
Kenntnis zahlreicher Punkte des südlichen Gebietes das Verständnis 
für das nördliche. 

Ein wichtigeres Ergebnis der älteren Arbeit lag in der Er- 
kenntnis, daß die mannigfaltige fazielle Differenzierung (bayrische, 
Übergangs-, Berchtesgadner, Hallstätter Fazies der Trias) sich auf 
zwei tektonische Einheiten großen Ausmaßes verteilt, deren eine (die 
Berchtesgadner Schubmasse) durch flache Überschiebung auf 
die andere (das bayrische basale Gebirge) zu liegen kommt. 
Der überschiebende Teil beherbergt am mittleren Saalachlauf Ge- 
steinsreihen vor allem reiner Berchtesgadner und Hallstätter Ent- 
wicklung, daneben jedoch auch Mischtypen wie lichtbunten karnischen 
Dolomit, Loferer Schichten und Lerchkoglkalk, von denen nur die 
erstgenannten dortselbst in inniger Sedimentationsverkeilung standen. 


!) Jahrbuch der k. k. geol. R.-A. Wien, 1910, 60. Band, Heft 2 und 4. 
K. k, geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 7. Verhandlungen. 24 


148 Verhandlungen. Ne 


Im bayrischen basalen Gebirge machte sich eine Umwandlung von der 
normalen oberbayrischen Reihe (Wettersteinkalk, Raibler, Hauptdolomit, 
Kössener etc.) zu einer den Berchtesgadner Verhältnissen genäherten 
(mitteltriassischer bis unternorischer Dolomit, norischer und zum Teil 
rhätischer Dachsteinkalk) fühlbar. 

Das neubearbeitete Gebiet unterliegt nun folgendem Gesetz: 
die Trias der Unterlage gleicht bereits vollkommen der 
Berchtesgadner Serie, so daß sie seinerzeit Böse mit Recht 
in den Berchtesgadner Faziesbezirk einreihen mußte; auf Werfener 
und meist dolomitischem Muschelkalk an der Südseite des Leoganger 
Steinbergs und des Steinernen Meeres liegen in recht wechselnder 
Mächtigkeit helle ladinische Dolomite (typischer Ramsaudolomit mit 
Fossilresten im Schüttachgraben), darauf nur westlich der Saalach 
noch kenntlich eine gegen Ost verschwindende Partie schwarzer 
karnischer Dolomite mit spärlichen Raibler Einlagen, im Umkreis des 
Wimbachtales von schwarzen geringmächtigen Reingrabener Schiefern 
ersetzt. Darüber bauen sich westlich der Saalach noch 400 bis 
500 m mächtige unternorische Dolomite (früher öfters fälschlich als 
Ramsaudolomit bezeichnet, so beiderseits der Schüttachgräben, im 
Loferertal, am großen Palfelhorn usf.), sodann etwa gleichmächtige, gut- 
gebankte obernorische Dachsteinkalke des Loferer Steinbergtyps 
auf, in deren Hangendem ähnliche, durch bunte lettige Schmitzen und 
Bänder gekennzeichnete Kalke mir an vielen Punkten (Gipfel des 
Vorderen Ochsenhornes, Paß Luftenstein, Fußstein, Schärtenspitz) 
schon echte rhätische Fossilien’ wie Avicula contorta, Spüriferina unei- 
nata lieferten. 

Die Ausbildung der Deckentrias führt zur Scheidung einer 
Vorzone (Hochkranz, Gerhardstein, Kirchentaler Rauhenberg, Scheffs- 
noter Au ; nach Norden Fortsetzungim Lerchkogel, Gföllhörndl, Dietrichs- 
horn, Tälernalprücken) von einer Hauptzone mit Hunds- und Perhorn- 
masse als Ausläufer der eigentlichen Reiteralm; erstere ist nicht so 
sehr durch Gesteine der Hallstätter Entwicklung als besonders 
durch mächtiges Auftreten von Loferer Schichten, eine den 
Zlambachschichten entsprechende Mergelfazies der oberen Trias 
und Dachsteinkalken des Lerchkogltyps, deren Basis 
mit den Loferer Schichten in Wechsellagerung steht, ausgezeichnet. 
Eine ganz besonders wichtige Stellung nimmt hier der lichtbunte 
karnische Dolomit ein, der am Rauhenberg, Gerhardstein (hier von 
Ramsaudolomit unterlagert) und Hochkranz das normale Liegende der 
Loferer Schichten bildet, an der Scheffsnoter Brücke jedoch sich noch- 
mals wie so oft flußabwärts mit karnischen Hallstätter Kalken verzahnt, 
in dem Vorzug des Reiteralmkalkes vom Wieserer Köpfl zu den Auer 
Wiesen hinwieder aufs deutlichste von diesem ungestört überlagert wird. 

Die Hauptzone der Schubmasse ist durch die einfache Reihe 
von Werfenen Reichenhaller Dolomit (nicht überall mehr entwickelt), 
Ramsaudolomit, der hier seine bedeutendste Mächtigkeit erreicht, und 
an der Basis dolomitischem Dachsteinkalk des Reiteralmtyps mit 
Ausfall von Raibler Spuren gekennzeichnet. 

Zu dieser Aneinanderpassung triassischer Faziesdifferenzen in 
Basis und Decke steht die Verbreitung jüngerer Ablagerungen in 


149 


Felix Hahn. 


F. 


Bericht vom 1. Mai. 


1911 


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24* 


150 Verhandlungen. Nr.7 


schroffem Gegensatz. Die bayrische Trias ist stets von Lias in Gestalt 
roten und grauen, brachiopodenreichen Hierlatzkalkes, von roten 
Ammonitenkalken oder hellen Kieselkalken, dann einer mächtigen 
Serie schwarzer Mergel- und Kieselkalke des oberen Lias und unteren 
Doggers (?) (Vertretung der Allgäuschiefer mit Cephalopoden) über- 
deckt, dem etwas Radiolarit, graue Oberalmer Hornsteinkalke oder 
bunte Aptychenschichten und sehr mächtiges Neokom aufliegen. Dagegen 
trägt die Decke nur kümmerliche Reste von Liashierlatz, erst auf 
dem Plateau der Reiteralm selbst lagern bedeutungsvolle, fossilreiche 
Zeugen der Transgression des Gosaumeeres. 

Dertektonische EinzelbauistnichtdurchTeildecken, 
sondern durch rasch auftauchende und rasch wieder sich zerschlagende 
Schuppung charakterisiert. 

Inder Unterlage sind solche Flächen ganz vorzüglich rings 
um die Deckinsel des Kirchentaler Rauhenberges, dann in dem monu- 
mentalen Liniensystem der Bindalm-, Hundstod- und Kematen, ,brüche“ 
(Aufschub der Wätzmann- und Hochkaltermasse gegen SW bei 40 bis 
60° NO geneigter Gleitbahn auf die Großmuldenform des östlichen 
Saalachgebiets), schließlich nicht minder klar in kleinen Schuppen- 
keilen am Gerhardstein erschlossen. In der Decke dagegen zeigt 
sich entsprechend der teilweise recht zutreffenden Beobachtung Haugs 
eine Neigung zu partieller Eigenbewegung auf den Ramsaudolomit 
durchschneidenden Flächen, so daß häufig auch schon der heute sicht- 
bare Kontakt von W erfener und Ramsaudolomit als tektonisch bedingt 
zur Kartierung kommen muß. 


Esliegttrotzalledemkein@Grund vor, aneineeigene 
Salz- und Dachsteindecke zu glauben, nirgends fanden sich 
ja hier zwischen Werfener und Dolomit fremdartige Einschiebsel, etwa, 
wie nach Haug zu erwarten wäre, Hallstätter Reste, die ich vielmehr 
als unzweifelhaft normale linsenförmige Einlagerung 
mit dolomitischer Randzone nahe unter der ursprünglichen Über- 
lagerungsfläche des Dachsteinkalkes auf dem Ramsaudolomit in letz- 
terem, also im höchstwahrscheinlich karnischen Niveau an einigen 
Stellen in der Hundsalmmasse neu auffinden konnte; an der Südseite 
der Schubklötze der Reiteralm und des Lattengebirges ist ferner die 
normale Auflagerung der mittleren Trias auf die untere unbestreitbar 
vorhanden; in den öfters noch gut erkennbaren Reichenhaller Dolo- 
miten besitzt auch der untere Teil des Muschelkalkes offenbar seine 
ursprüngliche Vertretung. 


Auch Vorzone und Hauptzone können nicht als 
selbständige Teildecken gelten. Die Sedimentreihen beider 
zeigen trotz all ihrer Verschiedenheiten vor allem in dem äußerst 
bedeutsamen lichtbunten hornsteinführenden karnischen Dolomit ein 
recht charakteristisches Gestein, eine deutliche gegenseitige Absatz- 
verzahnung. Es ist mir sodann kein Profil bekannt geworden, wo die 
Vorzone in ihrer wahren, recht bedeutenden Mächtigkeit zwischen 
bayrischer und Berchtesgadner Decke flach eingeschaltet wäre, vielmehr 
liegen die fremden Gesteine beider Zonen stets gleicherweise auf 
Jura und Neokom der Unterlage. Wo endlich beide Zonen heute 


1911 Berieht vom 1. Mai. F. Felix Hahn u. H. Vetters. 151 


noch sichtbar miteinander in Kontakt kommen), da kann man sich 
stets mühelos von dem Vorhandensein steiler An- und Aufpressung, 
auch gelegentlicher Schuppung, nie von einer der Hauptschubbewegung 
entsprechenden Deckenbildung, überzeugen. (Fig. 1.) 


Basis wie Decke zeigen nur ruhige Eigenfaltung. Die 
Unterlage wird von einer einzigen, der oberen Saalach parallelen, das 
heißt in 'südöstlicher Richtung streichenden Großmuldung beherrscht, 
als deren begrenzende Borde Loferer und Leoganger Steinberg einer- 
seits, die Hochkaltermasse anderseits gelten müssen; ihre nach Süd 
mählich ansteigende Achse kommt am Seehorn wundervoll erschlossen 
zum Ausstrich. Ein Blick auf die Karte zeigt, daß das basale Neokom 
von Kirchental und Strohwolln, in dem so überraschenden Fenster der 
Almwaldalm, wie jenes der Loferer Gegend nur als Fortsetzung des 
Muldentiefsten dieser Großform zu gelten hat und denkt man sich 
den störenden Riegel der steil aufgerichteten Grubhörndlscholle (Aus- 
wirkung sekundär anpressender Kräfte) wieder versenkt, so verfließen 
die Synklinen des Unkenbachs und jene des oberen Saalachtals zu 
einem großartigen Schollenbau. 

Unvollkommene Sattelwellen des Loferer und Leoganger Stein- 
berges finden in jener der Hochkalter- und Watzmanngruppe ihr 
Gegenstück, es kommt ihnen jedoch kaum irgend größere Bedeutung 
zu wie die eben noch erkennbaren flachen Ein- und Aufbiegungen 
am Gerhardstein und Hundshorn in der Decke. 

In starkem Gegensatz zu diesen ruhigen, weitgreifenden Falten- 
formen steht dagegen die intensive Faltenverquälung, die allerorts 
höherer Jura und Neokom der Basis aufweisen; die Verhältnisse rings 
um die heute noch erhaltenen Deckinseln, die stets von derlei Klein- 
faltungsgewirr umbrandet sind, zeigen deutlich die einzig richtige 
Erklärung auf: der Überschiebungsvorgang selbst muß diese keines- 
wegs tiefgreifenden, auf die obersten, sich von ihrer Unterlage ab- 
lösenden Schichten beschränkten Knetwellungen erzeugt haben. 


Hermann Vetters. Die „Trofaiachlinie“ Ein Beitrag 
zur Tektonik der nordsteirischen Grauwackenzone. 


Der im Palten- und Liesingtal in großer Breite entwickelte Zug 
oberkarboner Graphit-, Serizit-, Chloritschiefer mit eingeschalteten 
Kalkzügen, dessen Alter seit dem Fund einer Schatzlarer Flora im 
Graphitschiefer des Preßnitzgrabens sichergestellt ist), läßt sich 
bekanntlich in gleicher Ausbildung ununterbrochen über St. Michael 
nach Leoben und dann am linken Mur- und Mürzufer über Bruck, 
Kaltbach und Frauenberg bis in den Graschnitzgraben verfolgen, wo 
er fast geradlinig in SO—NW -Richtung am Gneis der Sonnleiten 
abschneidet. 


!) Vielerorts zwischen Unken und Lofer, vergl. Kammerker— Sonntagshorn- 
. gruppe II. 

2) D. Stur, Funde von Pflanzen der Schatzlarer Schichten am Nordrande 
der Zentralkette der nordöstlichen Alpen. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., 33. Bd., 
1883, pag. 189. 


152 Verhandlungen. Near 


Anderseits streicht aus dem Seimmeringgebiete, wo im Wagner- 
graben bei Klamm gleichfalls Pflanzenreste der Schatzlarer Schichten 
gefunden wurden !), ein schmaler, aber kontinuierlicher Zug karboner 
Schiefer, Sandsteine und Kalke über Prein, Sitzbühel, Kapellenkogel, 
Arzbach, Greuteck, Dürrsteinkogel und Sattlerkogel bei Veitsch, wo 
im Kalke marine Karbonfossilien gefunden wurden 2), Pretalgraben 
und -Alpe, Mühlberg, am Südrande des Aflenzer Tertiärbeckens, 
Thörl, Kulmspitze, St. Kathrein und Obertal bis zum Kohlsattel und 
Hohenberg am westlichen Kletschachkamme, Hier endet er in ähn- 
licher Weise unvermittelt gegen die phyllitischen Schiefer im Sattel 
des Himbergerecks und Laintales, wie der südliche Zug im Grasch- 
nitzgraben. 

Wiederholt wurde schon auf diese auffallende Tatsache hinge- 
wiesen. Zuletzt kürzlich von F. Heritsch?), welcher, ohne sich 
ganz bestimmt auszusprechen, diese zwei Karbonzüge zwei verschiedenen 
Decken zuzuordnen scheint. Der Karbonzug des Mur- und Mürztales 
wird samt den Kalken zwischen Kapfenberg, Einöd und Parschlag, 
welche, von den Semmeringkalken unterschieden, „als ein wenigstens 
tektonisch dem Karbon angehöriges Glied“ angesehen werden, ins 
Liegende des Kletschachgneises gestellt. Aus dem Umstande, daß 
der nördliche Karbonzug (im Hangenden des Kletschachgneises) nicht 
weiter nach Südwest fortstreicht, die im Hangenden des Karbons 
auftretenden phyllitischen Schiefer mit Quarzporphyroiden — die 
Blasseneckserie — weiter nach Westen ins Liesing- und Paltental 
fortsetzen, glaubt schließlich Heritsch den Beweis für die von ihm 
1908, zunächst ohne nähere Beweisgründe, vorgenommene Abtrennung 
dieser Schieferserie als selbständige Decke gegenüber dem graphi- 
tischen Karbon erblicken zu Können. 

Heritsch’ Auffassung über die tektonische Stellung des Mürz- 
taler Karbonzuges erscheint mir jedoch unrichtig und dürfte sich 
samt den weiteren Schlußfolgerungen als unhaltbar erweisen. 


Was das Ende der beiden soweit hin verfolgbaren Karbonzüge 
betrifft, hat M. Vacek*), dem wir eine sehr genaue und detaillierte 
Karte dieser Gegend verdanken, ausdrücklich darauf hingewiesen, 
daB das plötzliche Aufhören im Graschnitztal und am Kletschach- 
kamme nur ein scheinbares ist, daß sich vielmehr der Karbonzug 
„in einigen Resten, die sich in der Gegend von Kapfenberg und am 


) F. Toula, Beiträge zur Kenntnis der Grauwackenzone der nordöstlichen 
Alpen. Verhandl, d. k. k. geol. R.-A. 1877, pag. 241. Geologische Untersuchungen in 
der Grauwackenzone. Denkschr. d. Akad. d. Wissensch., "math.-nat. Kl., L. Bd., 
1885. Exkursionsführer, IX. Geol. Kongr., Wien 1903. 

°) M. Kooh, Mitteilungen über einen Fundpunkt von einer Unterkarbon- 
fauna in der Grauwackenzone der Nordalpen. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges., 
XLV., 1893, pag. 294, erklärt sie für Unterkarbon. M. Vacek, Bemerkungen 
über das Magnesitvorkommen am Sattlerkogel und der Veitsch. Verhandl. d. k. 
k. geol. R.-A. 1893, pag. 401 für Oberkarbon. a 

®, F. Heritsch, Zur Kenntnis der Tektonik der Grauwackenzone im Mürz- 
tal. Zentralblatt für Mineralogie, Geologie usw. 1911, Nr. 3 und 4. 

*) Uber die geologischen Verhältnisse des Flußgebietes der unteren Mürz, 
Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1886, pag, 461. 


1911 Bericht vom 1. Mai. H. Vetters. 93 


Eingange des Tragößtales finden, entlang der nördlichen Grenze der 
Quarzphyllitzunge fortsetzt, eine deutliche Verbindung herstellend zu 
dem zweiten langen Karbonzuge*. 

Außerdem verzeichnet Vaceks Karte einen schmalen Gneis- 
zug, der vom Höhkogel (906 m) beim Graschnitztal in WSW-Richtung 
längs des linken Mürzufers über den Panzerberg (681 m) zum Kapfen- 
berger Schloßberg zieht und dann den O—W gerichteten Riegel des 
Emberges bis Schörgendorf bildet. Somit besteht eine weitere Ver- 
bindung zwischen der Rennfeldmasse (Sonnleiten) und der Kletschach- 
masse. Zu dem generellen SW—NO-Streichen, welches diese beiden 
Massen besitzen, steht das morphologische und geologische O—W- 
Streichen dieses Verbindungsriegels im auffallenden Gegensatze. 


Diese Erscheinung brachte mich auf die Vermutung, daß in dieser 
Gegend eine OÖ—W gerichtete Störung bestehe, welche die ursprüng- 
lich zusammenhängenden Züge des Rennfelds und Kletschachs samt 
dem auflagernden Karbon zerrissen hat, daß daher auch die „Quarz- 
phyllitgesteine im Hangenden beider Karbonzüge einander gleichzu- 
stellen seien“. Eine Reihe weiterer geologischer und morphologischer 
Erscheinungen, welche schon aus der geologischen Karte herauszu- 
lesen sind, zum Beispiel die Anlage der Teertiärbuchten, Bachläufe usw., 
bestärkte die Vermutung. 


Ich benutzte daher die günstige Frühjahrszeit, die Frage noch 
im Gelände zu prüfen. Leider konnte ich anderer Arbeiten halber 
nicht soviel Zeit darauf verwenden, um auch alle im weiteren damit 
zusammenhängenden Fragen zu studieren. 


So konnte zum Beispiel über das gegenseitige Verhältnis zwischen 
Karbon und den verschiedenen Vorkommen phyllitischer Schiefer, die 
M. Vacek sämtlich seiner Quarzphyllitgruppe zurechnet, nur an 
einigen Punkten Beobachtungen gesammelt werden. Der vorliegenden 
Arbeit kommt daher der Charakter einer vorläufigen Mitteilung zu. 
Jedoch haben diese Begehungen im Gebiete von Kapfenberg, des 
Kotz- und Kletschachgrabens und der sie begleitenden Höhen bis in 
die Leobener Gegend genügend Beobachtungsmaterial für das Vor- 
handensein einer O—W-Störung gegeben, welche gerad- 
linig aus der Gegend von Kapfenberg, längs des Em- 
berges in den oberen Kotzgraben, Kletschachgraben 
ad dann weiter durchs Laintal im das Tertiärbecken 
von Trofaiach verläuft, und die ich nach dem letzteren Ort 
als „Trofaiachlinie“ bezeichne. 


Bedeutend erleichtert wurde mir diese Studie außer durch die 
oben genannte genaue geologische Karte, besonders dadurch, daß 
Herr Vizedirektor M. Vacek die Freundlichkeit hatte, mir seine 
Originalaufnahmsblätter 1:25.000 zu leihen, wofür ich hiermit ihm 
verbindlichst danke. 


Auf dem beigegebenen UÜbersichtskärtchen, das nach der geo- 
logischen Aufnahme M. Vaceks entworfen wurde, habe ich aus dem 
obigen Grunde die Gruppe der „Quarzphyllite“ mit wenig Änderungen 
im gleichen Ausmaß ausgeschieden, nur die einzelnen, mitten im 
Karbonzuge des Liesing- und Murtales ausgeschiedenen „Inseln“ von 


” 


154 Verhandlungen. Nr2% 


Quarzphyllit mit dem Karbon vereinigt, wobei ich der Ansicht Sturs!), 
Heritsch’?) u. a. folgte. Besonders wurde der im Liegenden auf- 
tretende, vielleicht schon zum Karbon gehörige Zug des Rannach- 
konglomerats samt dem unmittelbar damit vorkommenden Phyllit und 
Serizitquarzit (des sogenannten Weißsteins) verzeichnet 3). 


Am deutlichsten ist die Natur der Störungslinie längs der ganz 
geradlinig verlaufenden Grenze zwischen den Gneisen des Kletschach- 
kammes und den Phylliten, Grauwacken usw. der südlichen Berg- 
gruppen Himbergereck, Penggen, Lammerkogel und Madereck zu 
studieren. 

Die feinschichtigen Gneise mit einzelnen Pegmatiteinschaltungen 
streichen am Kletschachkogel und am Abhang zur Kletschachalm 
(zwischen Kotz- und Kletschachgraben) normal NO—SW mit mittel- 
steilem bis steilem NW-Fallen. ‘Auf ihnen liegt am Kohlsattel 
und Hohenberg die aus Graphitphylliten, weißen Kalken und Quarz- 
konglomerat zusammengesetzte Karbonserie, welche gleichfalls NW 
fällt, zum Beispiel am Ostabhang des Hohenberges maß ich in den 
grauen Bänderkalken 45° N 30 W-Fallen. 

Konglomerat steht auf der Kuppe unmittelbar westlich des Koll- 
sattels (1314 m), wo Vaceks Karte eine kleine Gneispartie verzeichnet, 
an, fällt flach (15%) gegen OÖ 30 N und ist durch saigere N 20 0-5 20 
W-Klüfte in schroffe Pfeiler zerlegt. Das Gestein zeigt in einer dunklen 
Quarz- und Phyllitgrundmasse meist bis eigroße weiße Quarzgerölle 
eingebettet. Das ganze Gestein ist stark gestreckt und von Quarz- 
adern durchsetzt, die Gerölle vielfach ausgewalzt. Es wechselt mit 
dünnschichtigen Lagen, die einem kristallinen Schiefer oft nicht un- 
ähnlich sehen. 

An der Grenze zwischen dem Kletschachgneis und Karbon 
scheinen untergeordnete Störungen (Pressungen) stattgefunden zu 
haben. Der schmale Karbonkalkzug, welcher nur in einzelnen Frag- 
menten erhalten dem Gneis unmittelbar anlagert, ist am Kohlsattel 
vollständig zertrümmert und breceiös. Der Kalk bildet hier am Ab- 
hang eine kurze Mauer, streicht bei ganz steiler Stellung NNO—SSW. 

Auf eine untergeordnete parallele (NNO—SSW) Störung geht 
wohl die kleine, gleichfalls ganz brecciöse Nalkpartie zurück, die ich 
am Kletschachkamm im Sattel nach 1397 m westlich des Hauptgipfels 
fand. Vielleicht hängt sie mit der kleinen Kalkpartie zusammen, 
welche Vacek in dem südeerichteten Karbonvorsprung im Graben 
östlich Tullers zeichnet. Daß zahlreiche kleine Verwerfungen den 
einheitlichen Karbonzug durchsetzen, ist keine merkwürdige Er- 
scheinung und auch sonst vielfach, zum Beispiel am Emberge zu 
beobachten. 


!) D. Stur, l. c. Jahrb. d. k. k. geol. R. A., 33. Bd., 1883, pag. 190. 

?) Heritsch, Sitzungsber. d. Akad. d. Wisseusch. Wien, CXVI, 1. 1907, 
pag. 1717. 

3) Nach M. Vacek, Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1890, pag. 18. gehören 
diese zur Quarzphyllitgruppe; das Rannachkonglomerat stellt das Basalglied der 
Quarzphyllitserie dar. 


1911 Bericht vom 1. Mai. H. Vetters. 155 


An der Südlehne des Hohenberges ziehen die karbonen Schiefer 
und Kalke weiter talwärts. Beim Abstiege fand ich zwischen der 
Ötzlar und Pöstenalm SO fallend Graphitschiefer, westlich der 
letzteren Alm noch Kalke und beim weiteren steilen Abstieg bis zu 
dem Gehöft östlich von Edlinger schwarze Phyllite, mittelsteil NO 
fallend. Die Karbonserie scheint also bis ins Laintal zu reichen und 
das normale ND—SW-Streichen gegen unsere Störungslinie umzubiegen. 

Im östlichen Teile des Kletschachkammes ändert sich das 
normale NO—SW-Streichen des Gneises (am Kotzegg maß ich ONO- 
Fallen flach bis mittelsteil) und am östlichsten Teil, oberhalb der 
Kotzenalm ist das Streichen durchweg ONO—WSW, das Fallen bei 
dem Sattel südwärts, weiter oberhalb nordwärts gerichtet Außerdem 
sind hier zahlreiche Quetschzonen zu beobachten und: in einer dieser 
saigeren WSW-Klüfte fand ich eingekneteten Graphitschiefer. 

Im oberen Kletschachgraben und im Sattel (1194 m) sind keine 
guten Aufschlüsse zu finden. Die von Vacek am südwestlichen Ab- 
hange des Grabens bei den ehemaligen Gehöften Tirtl und Stuben- 
rauch eingezeichneten Karbonschiefer sind infolge der starken Bewal- 
dung nur in Spuren zu sehen. Den Nordabhang des Tales bedecken 
mächtige Schutthalden von Gneisblöcken. Das Streichen der Kletschach- 
gneise ändert sich ähnlich wie am Ostende auch hier. An der Rück- 
fallkuppe über dem Kohlsattel streichen die Biotit-Hornblendegneise 
ONO—WSW. 

Die Gneise des Kletschachkammes scheinen gegen die Störungs- 
linie gleichfalls (wie das Karbon des Hohenberges) im Streichen um- 
zubiegen. Ich maß im Seitental westlich der Häusergruppe oberhalb 
785 m (vor dem ehemaligen Gehöfte Schwaiger) NNW—SSO Streichen 
bei flachem WSW-Fallen. 

Zahlreich und für das Vorhandensein einer Störungszone über- 
zeusend sind die Aufschlüsse im oberen Kotzgraben und bei 
Sittental. Die an der Kotzalm (oberhalb Sittental) anstehende Karbon- 
partie zeigt starke Zertrümmerung des dolomitischen Karbonkalkes 
und Verknetung des Kalkes und Graphitschiefers. Die Karbonschiefer 
streichen vom Sattel in den Graben hinab; am Bachknie stehen, steil 
gestellt, O—W streichend, Phyllite und Graphitschiefer an und ihre 
Fortsetzung ist bei den Gehöften am Südabhange des Grabens zu 
finden, wo neben Schiefern beim Gehöfte Weiß auch Kalk und bei 
der Kapelle vor Moser eine kleine Magnesitpartie ansteht. 

Im Tale selbst sieht man stark zersetzten und serizitisierten 
Gneis und Graphitschiefer, dann Serizitschiefer, Kalk und Quarz, alles 
vielfach zusammengepreßt und geknetet, so daß die ganzen Gesteine 
im Tale den Eindruck einer Reibungs- und Verknetungsbreccie machen. 

Zum Beispiel trifft man gegenüber dem Gehöfte Hübler, im Bach 
steil gestellt, NO streichend, Gneis mit einzelnen Pegmatitlagen im 
Wechsel mit graphitischen Schiefern und unmittelbar am Ufer einen 
srößeren, stark zerdrückten Gneisblock eingepreßt in NW-—SO 
streichendem Graphitschiefer (Fig. 1). Unmittelbar folgt talaufwärts 
wieder Gneis steil WSW fallend. Und etwas talabwärts von dieser 
Stelle steht stark zerdrückter Gneis mit 800 NNO-Fallen und steilen 
O—W-Klüften an. 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 7. Verhandlungen. 25 


156 Verhandlungen. Nr. 7 


Talaufwärts sehen wir unweit davon die früher SW fallenden 
Gneise NW und WNW flach einfallen und wieder Trümmergestein 
von Graphitschiefer, Quarz, Kalk usw. Nach der Kapelle und dem 
Magnesitvorkommen unterhalb Moser zeigt ein Aufschluß am rechten 
Ufer im Bachbette ungefähr 40° und steiler westwärts fallend: Graphit- 
schiefer mit einem eingeschlossenen Kalkblock, Serizitschiefer, Graphit- 
schiefer, Grauwackenschiefer. Am bewaldeten Abhang unter dem Ge- 
höfte Moser steht Gneis mit ziemlich mächtigem, vollständig zu kleinen, 
eckigen Bruchstückchen zerträmmerten Quarz an und dann, ohne daß 
die gegenseitige Lagerung sich näher erkennen ließe, verwitterter 
Gneis, zertrümmerter Quarz, Graphitschiefer mit graugrünem, flach- 
lagerndem Ton, wohl ein Umlagerungsprodukt der verschiedenen 
Schiefer. Bei der Brücke unter dem Gehöfte Dittmayer fand ich eine 
ausgesprochene Reibungsbreceie, die im Handstücke selbst, Gneis, 


Fig. 1. 


Aufschluß im Kotzgraben. 


a — Gneis. — b —= Karboner Graphitschiefer. 


dolomitischen Kalk und Graphitschiefer von einer glatten, mit dem 
Graphit polierten Harnischfläche durchsetzt, zeigt. Und weiter auf- 
wärts ist fort wechselnd mehr oder weniger stark serizitisierter Gneis, 
Graphitschiefer, Grauwackenschiefer, dann wieder Kalk und Graphit- 
schiefer verknetet zu finden. Das Streichen ist im allgemeinen N—S. 
Das Fallen wechselt und konnte zum Beispiel unterhalb des Gehöftes 
Peißer flach westwärts, oberhalb steil ostwärts bestimmt werden. 

Auch östlich des Kotzalmsattels sind ähnliche Erscheinungen 
zu beobachten. Die Graphitschiefer streichen über die Wiesen von 
Sittental, dann längs des Waldrandes bis Stegg hinab und man sieht 
nicht nur den Gneis am Ausläufer bei Stegg von zahlreichen Brüchen 
durchsetzt, sondern trifft unterhalb des Hohlweges wieder Kalk und 
Graphitschiefer ineinander verknetet. 

Alle diese Erscheinungen machen es zur Genüge klar, daß wir 
es hier mit einer Störungszone, nicht mit einer einfachen Anlagerung 
des Karbons an den Gneis und Phyllit zu tun haben. Besonders 


1911 Bericht vom 1. Mai. H. Vetters. 157 


auffällig sind in diesem Teile die Schleppungserscheinungen und das 
ähnliche Umbiegen der Gmeisschichten zu N—S-Streichen wie im 
Kletschachgraben. 

Eine Strecke weit ist zwischen Stegg und Schörgental der Karbon- 
(und Gneis-)zug durch den Ausläufer des Parschlager Tertiärbeckens 
unterbrochen. Unmittelbar östlich von Stegg ist an der Straße eine 
kleine klippenartig aus dem Tertiär aufragende Kalkpartie durch einen 
kleinen Steinbruch aufgeschlossen. Der undeutlich geschichtete Kalk 
zeigt steile Klüfte mit Rutschstreifen in W 30 N—O 30 S, dann N—S 
und NNO—SSW-Richtung. Im oberen Teil war eine kleine Partie 
ganz zertrümmerten Gneises zu bemerken, ohne daß genau festzu- 


Fig. 2. 


Aufschluß im Hohlwege bei Schörgendorf. 
K = Karbonkalk. — Sch = Graphitschiefer. 


stellen war, ob es sich — wie mir scheint — um eine eingequetschte 
Partie handelt. 

Zwischen Schörgendorf und Kapfenberg erhebt sich als deutliches 
Verbindungsglied zwischen dem Kletschachkamme und Kapfenberger 
Schloßberg der Emberg, ein O—W streichender Gneisrücken, der 
am Kamme und seiner Südseite karbone Kalke und Schiefer trägt. 
Von einem Untertauchen des Karbons unter den Gneis, wie die oben 
zitierte Auffassung Heritsch’ annimmt, konnte ich nirgends eine Spur 
finden. Auf Geieregg (Punkt 750 ın) lagern mit 40° W-Fallen die kar- 
bonischen Phyllite auf dem Gneis deutlich auf. Der Kalk am Gipfel 
(917 m) des Emberges bildet lokal eine kleine Mulde, indem am steilen 
Nordabfall die unten dunkleren, dünnschichtigen Kalke 55° S 10 W, die 
oben helleren Kalke flach (25° S fallen und auf der Südseite 45° 


25* 


158 Verhandlungen. Nez 


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Übersichtskärtchen der nordsteirischen Alpe: 


Nach den geologischen Aufnahmen von] 


1911 Bericht vom 1 Mai. H, Vetters. 159 


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——---- Bruchlinien u. Überschaebimgev —- ———. Doftuiachlinie/Blattoerschlebung) 


m Gebiete der Mürz, Mur und Liesing. 


fr Vacek und A. Bittner. (Vereinfacht.) 


1 


160 Verhandlungen. Nr 


NO-Fallen zu sehen ist. Weiter ostwärts ist das Fallen ebenfalls 
flach südwärts. Eine größere Störung ist zwischen Gneis und Karbon 
des Emberges nicht zu beobachten. Die Fortsetzung unserer großen 
West— Ost gerichteten Störungen springt hier auf die Nordseite des 
Emberges über und bildet die Südgrenze des Parschlager Tertiärbeckens 
gegen den Gmneisriegel. Spuren von graphitischen Karbonschiefern 
sind auch hier auf der Nordseite, zum Beispiel im Graben beim 
Anstieg von Schörgendorf zum Zechner, dann nebst Rauchwacken östlich 
der Emberghäuser zu finden. 

Anzeichen von untergeordneten Störungen in Ost— West-Richtung 
fehlen auch im Emberg nicht ganz. So fand ich im Hohlweg von den 
südlichen Emberghäusern nach Schörgendorf ein wenig (zirka 3 m) 
mächtiges ganz zerdrücktes Kalkband steil gestellt OSO—WNW 
streichend, eingequetscht zwischen Graphitschiefern, die oberhalb 
mittelsteil NNO, am Kontakte saiger, unterhalb steil SSO fallen. (Fig. 2.) 

Ferner ist der Gneis an seinem Ostende bei Kapfenberg stark 
zertrümmert, serizitisiert und von W—O gerichteten Klüften und Zer- 
trümmerungszonen durchsetzt. Dieselbe Erscheinung zeigt am anderen 
Mürzufer der Westabsturz des Schloßberges, wo man längs des ganzen 
Weges zum Gehöfte Kehrer O—W bis ONO—WSW streichende saigere 
oder steil südwärts fallende Klüfte, kleine Falten beobachtet und der 
Gneis gleichfalls stark druckverändert und serizitisiert ist. 

Auch die Nordgrenze des Karbonschiefers vom Kehrer scheint, 
entsprechend dem Graben, mit einer O—W-Kluft zu verlaufen. 

Während unsere große W—O-Störung hauptsächlich die Nord- 
grenze bildet, sonst W —O-Störungen nur eine geringe Rolle im Gebiete 
des Emberges spielen, zerlegen zahlreiche kleine Störungen schräg 
dazu besonders in NO—SW-Richtung das Karbon des Emberges in ein- 
zelne Schollen. Besonders deutlich sieht man dies an dem Kalkbande 
in der östlichen Fortsetzung des Gipfels an den Felsen, die oberhalb 
und östlich des Jörg am Eck zum Mürzknie hinabziehen. Durch eine 
Reihe von kleinen Störungen in NNO-Richtung ist das Kalkband 
kulissenartig zerlegt. Zum Beispiele steht an dem Wege zum Geieregg, 
unmittelbar ober dem Gehöfte, Kalk mit 20° S-Fallen an, am Kamme 
aber Schiefer, während den Felsen rechts wieder NO fallender Kalk 
aufbaut. Dieselbe Erscheinung zeigt das tiefere Kalkband, das an der 
Südlehne oberhalb Arndorfs zwischen Graphitschiefern zutage tritt. 
Unter der westlich vom Jörg am Eck sich hinabziehenden Wiese zeigt 
dieses Band ONO-Streichen und mittleres SSO-Fallen, westlich davon, 
bei dem Gebüsch, springt dagegen der Kalk mit NNO-Streichen und 
WNW-Fallen ein Stück nach Norden vor. Hinter dem Gehöfte am 
Graben, der nach Berndorf führt, steht zunächst mit SO-Fallen Graphit- 
schiefer, dann wieder unser Kalk mit undeutlichen Crinoidenresten 
25° SO fallend an. Beide Stellen entsprechen kleinen, NO verlaufenden 
Störungen, die mit den Verschiebungen des höheren Bandes korre- 
spondieren. Von gleichgerichteten Störungen (NO—SW) scheinen öst- 
lich davon die Karbonpartie, die Vaceks Karte mit SW-Fallen bei 
Diemlach verzeichnet und ihre weitere Fortsetzung die Karbonpartien 
beim Kehrer, südlich und östlich vom Kapfenberger Schloßberg begrenzt 
und kulissenartig nach Norden gegeneinander verschoben zu sein. Auch 


1911 Bericht vom 1. Mai. H. Vetters. 161 


die Anlage des Mürzdurchbruches kann mit solchen NO—SW Störungen 
an dieser Stelle im Zusamenhang stehen. 

Auch in dem Karbonzug von Bruck über Frauenberg zum 
Graschnitzgraben konnten mehrere solche Störungen beobachtet 
werden. Der weiter westlich einfache Verlauf der einzelnen Kalk- 
züge scheint durch solche kleine Störungen vielfach kompliziert 
zu sein. Doch diesem Gebiete konnte nur wenig Zeit gewidmet 
werden und ich beschränke mich auf die Angabe der gemachten 
Beobachtungen. 

Das Gebiet zwischen dem Karbonvorkommen beim Schloßberg 
und Kaltbach nehmen neben phyllitschen Gesteinen vorwiegend lichte 
Serizitschiefer, daneben dunklere grünliche Schiefer und Grauwacken- 
schiefer ein. Sie streichen vorwiegend W—O mit flachem S-, seltener 
SSO-Fallen. Oberhaib des Gehöftes Steiner sieht man sie deutlich 
den Graphitschiefer überlagern, welcher mit einem eingeschalteten 
Kalkbande die Abhänge des Kaltbachtales bilden. Desgleichen am 
Riegel zwischen Steiner und Hiesbauer, wie man besonders deutlich 
an dem Grünschiefer oberhalb des Sattels vor dem Hiesbauer sieht. 
Die karbonen Schiefer und Kalke fallen unten steil, oben flacher deutlich 
nach Nord. 

Östlich des Hiesbauer schneidet mit einer kleinen Partie flach 
NNW fallenden Kalkes das Karbon an einer NO—SW-Kluft ab. 
Zunächst folgt eine schmale Partie dünnplattigen, leicht serizitischen, 
mit winzigen Feldspaten vermischten Quarzites, vielleicht ein Gegen- 
stück zu den weiter westlich im Liegenden des Karbons auftretenden 
Quarzitschiefern. Dann folgen anfänglich stark zertrümmert und wenig 
typisch serizitisierte Gneise, welche generell ONO—WSW streichen 
und flach NNW fallen. 

Ebenso schneiden im Diesberggraben die ganz flach (15° N 30 W- 
Fallen) gelagerten karbonen Kalke mit einer saigeren SW—NO (genau 
W 355) Kluft gegen den NW fallenden Gneis ab, vermutlich die un- 
mittelbare Fortsetzung der früheren Störung. 

Gegen das Ende des Karbons im Graschnitzgraben komplizierten 
sich die Verhältnisse. Gegenüber der weiter westlich vorherrschenden 
SW-—NO- und W—O-Richtung des Streichens zeigt sich hier vielfach 
NNW-—SSO- und NW—SO-Streichen. So fallen die nach dem obersten 
Kalk im Diesberggraben folgenden Graphitphyllite flach gegen NO bis 
OÖ, dann folgt beim Umbiegen des Grabens in die Östrichtung ein 
NW--SO streichendes, gegen SW mittelsteil fallendes Kalkband, das 
in Spuren noch bei den Häusern im Sattel zwischen dem Reh- und 
Höhkogel zu finden ist. Durch einen weiteren Schieferzug getrennt 
erscheint an der Mündung ins Graschnitztal ein neuer paralleler Kalk- 
zug mit mittelsteilem SW- und SSW-Fallen. Er streicht am linken 
Ufer ein Stück talabwärts, tritt hier beim Wirtshause auch auf das 
rechte Ufer über und ist talaufwärts bis zur Wegbiegung nach Osten 
zu verfolgen, wo er unter Graphitschiefer untertaucht. Ein neuer 
Kalkzug, der weiter talaufwärts wieder erscheint, streicht wieder 
normal NNO--SSW und fällt steil nach N 35 W; aber auch er scheint 
weiter östlich umzubiegen, da ich im Bach in gefälteltem dünnschichtigem 
Kalke NNW-Streichen bei steilem W 30 S-Fallen maß. 


162 Verhandlungen. Nr 


Somit scheinen im Gebiete des Graschnitzgrabens die von SW 
herstreichenden Karbonzüge nach Norden und Nordwesten umzu- 
schwenken. Außerdem.sind im Graschnitzgraben allenthalben in den 
Kalken steile N—S-Klüfte zu beobachten. Uber die Natur der Ost- 
grenze zwischen Karbon und Gneis konnte ich keine sicheren Beobach- 
tungen machen. Nach Vaceks Darstellung scheint sie wenigstens 
zum Teil ein NW—SO-Bruch zu bilden. 

Nebenbei erwähnen will ich, daß ich an der Grenze oberhalb 
des Schrocknabaches denselben plattigen, bisweilen etwas glimmerigen 
Quarzit wie hinter dem Hiesbauer fand und daß Serizitquarzit und ganz 
geschieferte und serizitisierte Arkose westlich des Gehöftes Hinter- 
lammer, oberhalb der Mühle an der Grenze auftreten. Die Arkose 
erinnert an gewisse Varietäten des Konglomerates im Rannachgraben. 

Nach diesen Beobachtungen und der kartographischen Darstellung 
M. Vaceks schwenkt der Karbonzug von Bruck am Frauenberg an 
ihrem Ostende gegen Nordwesten um und scheint in gleicher Weise 
wie es Vacek vom Gneis des Höhkogels, Panzerberg und Schloßberg 
zeichnet, eine starke Sigmoide gegen Westen zu bilden. Durch die 
isolierten, von untergeordneten Querbrüchen zerlegten Karbonvor- 
kommen am Tannberg, Schloßberg und Diemlachkogel wird die Ver- 
bindung zum generell WNW streichende Karbonzuge des Emberges 
hergestellt. Somit stellt das Gebiet östlich der Mürz, abgesehen von 
den vielen Störungen, im großen eine Mulde dar, in deren Mitte die 
phyllitischen Gesteine des Diemlach-Angerwald-Rehkogels liegen. 

Der O—W gerichtete nördliche Schenkel, welcher die Ver- 
bindung zu dem wieder NO—SW streichenden Kletschach—Floning, 
beziehungsweise Karbonzuge Obertal—St. Kathrein usw. bildet, ist 
aber, wie wir bereits an den Aufschlüssen im Kotzgraben. etc. gesehen 
haben, weiter westlich zerrissen. Die Störungszone des Kotz- 
grabens, Kletschachgrabens! entspricht .einer: Biarr 
verschiebung, anderdasnördliche Blattum mindestens 
12km nach Westen (oder umgekehrt, das südliche nach Osten) 
verschoben wurde. 

Ungezwungen läßt sich die Störungslinie weiter nach Westen 
durchs Laintal in das Tertiärbecken von: Trofaiach verfolgen. Schon 
die lang und schmal nach O gegen unsere Störungszone auslaufende 
Form des Beckens verrät die Abhängigkeit seiner Anlage von der 
Störungslinie. 

Längs des steil abfallenden Nordrandes der Friesingwand und 
des Kulmberges zieht sie anscheinend am Nordwestrande des Phyllit- 
und Karbongebietes des Feitscher Waldes weiter und bildet schließlich 
die Südgrenze des Reiting. 


Deutlich zeigen die Lagerungsverhältnisse im Liesingtal zwischen 
Kammern und Mautern, daß die Silurtafel des Reiting im Süden durch 
eine Störung. abgeschnitten sein muß. Mit mäßigem. Südostfallen 
streichen die Silur-Devonkalke und Silurschiefer vom Gößeck über 
die Gfäller Wand bis ins Liesingtal, ohne daß sie auf der Südseite 
eine Fortsetzung fänden. Hier steht mit ganz anderem Streichen und 
Fallen die Karbonserie des Kraubathecks, Klagkogels und Speikbühels 


1911 Bericht vom 1. Mai. H. Vetters. 163 


an, welche sich gegen Nordost, also schräg zum Einfallen der Reiting- 
tafel neigen. 

Die Kalkplatte des Reiting liegt auf jener Serie phyllitischer 
Schiefer mit Porphyroiden auf, welche über dem Karbon von Mauthern, 
Kallwang und Wald lagert und als Blasseneckserie bezeichnet werden 
soll. Ihr Alter ist noch fraglich, Im Semmeringgebiete wird die gleiche 
Schichtfolge von Mohr!) als oberkarbonisch angesehen, am Erzberge hat 
sie Redlich? 2) für permisch erklärt. Übereinstimmend wird sie jedoch 
von den meisten Geologen als jungpaläozoisch angesehen. Der aus 
älterem Silur-Unterdevonkalk bestehende Reiting, unter dem noch im 
Kaisertal eine kleine Partie Werfener Schiefer gefunden wurde 3), stellt 
daher mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit eine Überschiebungsmasse dar. 

Suchen wir nach einer Fortsetzung der Reitingtafel im Süden 
unserer Störungslinie, so finden wir bei St. Peter Silur-Devonkalke 
und darunter silurische Schiefer an der Friesingwand im Jesuiter- 
Wald, am Kulmberg und an dem kleinen Fels (713 m) zwischen Vordern- 
bergerbach und Wolkersdorf, dann am Bärenkogel bei Donawitz. 

Daß die steile Nordseite den Eindruck eines Abbruches macht, 
wurde bereits gesagt. Am wahrscheinlichsten macht jedoch die Ver- 
mutung, daß diese Silurkalkberge die Fortsetzung der Reitingtafel 
seien, der Umstand, daß sie um fast das gleiche Stück östlich vom 
Reiting liegen (12km) wie das Karbon des Emberges von dem des 
westlichen Rletschachkammes. 

Der Silur-Devonkalk von St. Peterliegt wie der Kalk vom 
Reiting im Westen zwischen St. Peter und Donawitz auf phyllitischen 
Gesteinen, welche als die Fortsetzung des Traidersberger Phyllit ins 
Hangende des Karbons zu stehen kommen. 

Im Osten allerdings überragen sie die gleichen Phyllite des west- 
lichen Trastalberg-Ausläufers und des Knappenberges, welche daher 
höher als sie zu lagern scheinen. Diese streichen am Trastalkamm 
NW-—SO mit SW-Fallen. Doch macht die Grenze zwischen Kalk und 
Phyllit im Gebiete des Finken- und Tollinggraben den Eindruck eines 
Bruches. Zahlreiche parallele NW-—SO- Verwerfungen, die ich im 
unteren Tolling ggraben beobachtete (zum Beispiel im Steinbruch unter 
Ortner, wo sie saiger bis steil SW geneigt sind und Rutschstreifen mit 
Neigung nach N zeigen, bei Schichtfallen 250 S 30 O), machen die 
Annahme noch wahrscheinlicher. Aus dem Absinken an NW—SO- 
Brüchen erklärt sich auch die auffallend tiefe Lage, welche das Silur- 
Devon hier einnimmt. Ob Brüche dieser Richtung auch noch weiter 
im Norden vorhanden sind und die Zerstückelung der Silur-Devonkalk- 
tafel im Vordernberger Gebiete bedingen, habe ich nicht untersuchen 
können, möchte mir aber wahrscheinlich dünken. 

Ferner durchsetzen das Silur-Devonkalkgebiet von St. Peter und 
Donawitz große Brüche, welche der nördlichen Grenzstörung unserer 


!) Zur Tektonik und Stratigraphie der Grauwackenzone zwischen Schneeberg 
und Wechsel. Mitt. d. geol. Ges. Wien, III. 1910, pag. 136. 

2) Erzlagerstätten von Dobschau und ihre Beziehungen zu den gleichalterigen 
‚Vorkommen der Ostalpen. Zeitschr. f. prakt. Geologie 1908, pag. 270. 

EB Ascher, Über ein neues Vorkommen von Werfener Schiefer in. der 
Grauwackenzone der Ostalpen. Mitt. d. geol. Ges. Wien I. 1908. 


K.K. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 7. Verhandlungen, 36 


164 Verhandlungen. Nes7 


Trofaiachlinie parallel ziehen. Der größte und auffälligste zieht längs 
des Nordwestrandes des Bärenkogels. An ihm ist die nördliche Kalk- 
masse des Tollinggrabens abgesunken und er bedingt die nach Südost 
vorspringende Zunge des Tertiärs ober dem Tollinggraben. Dieselbe 
Verwerfung hat der Bergbau des Tollinggrabens im Franz- und Theodora- 
stollen nachgewiesen, wo das Nordflötz mit dem hangenden Schiefer- 
ton um zirka 30 m abgesunken ist), 

Möglicherweise stehen auch die kleinen Miocänvorkommen, welche 
die Karte im oberen Tollinggrabens und südöstlich der Friesingwand, 
beim Schwaiger und Haller verzeichnet, mit solchen Parallelbrüchen 
im Zusammenhang. Sicher ist aber der Südostrand des Seegraben- 
tertiärs eine solche Störungslinie, wie schon Gleichs und Höfers 
Profile zeigen. 


Interessanter Weise zeigt ein ähnliches Verhalten wie das Karbon 
(und der liegende Gneis) der Mürztaler Alpen auch das Süd west- 
ende des Semmeringkalkes. Bekanntlich zieht parallel dem 
Karbonzuge Greuteeck—Veitsch—St. Kathrein vom Ostabhang (Lerch- 
kogel 1231 m), des Roßkogels ein schmaler Zug von Semmeringkalk 
über das Veitschtal, Mehlstüblberg, Zeller-, Riegl- und Hohenberg zum 
Abhang des Herzogsberg, dann in einzelnen Partien bis zum Pfaffeneck 
bei St. Marein. 

Dieser Zug, welcher im Veitschgraben unter 65° steil nach Nord 
einfällt, lagert auf dem grobkörnigen Granitgneis des rechten Mürz- 
talufers und senkt sich wieder unter die dünnschichtigen Phyllitgneise 
von Veitsch?). Er teilt somit die Mürztaler Gneismasse der Länge 
nach in zwei Teile und Heritsch?°) sieht in diesen beiden Teilen 
zwei Decken, die er mit Mohrs Kirchberger Uberfalte (Eselsberg— 
Granitgneis) und Taschenberg-Teildecke zu vergleichen sucht. Ob mit 
Recht, vermag ich nicht zu entscheiden. Für unsere Frage ist dies 
übrigens gleich. 

‚Anderer Meinung wie Heritsch bin ich bezüglich der Kalke 
zwischen Einöd, Parschlag und Kapfenberg, die unmittelbar in der 
streichenden Fortsetzung des Kalkzuges vom Pfaffeneck liegen und die 


ich deshalb — trotz der kategorischen, aber unbegründeten Negierung 
Heritsch" — auch als die Fortsetzung des Semmeringkalkes 


ansehe. Petrographisch besteht durchaus keine Schwierigkeit, diese 
Kalke, welche auch Vacek auf seiner Karte den Semmeringkalken 
gleichstellte, damit zu vereinigen. Ihre tektonische Position ist eine 
ähnliche. Sie fallen im Törlgraben deutlich mittelsteil unter den 
Gneis des Ponegkogels nach Norden ein und unter ihnen kommen im 
Törlgraben und Rettengraben helle, muskovitreiche Quarzphyllite zum 
Vorschein. Sie den Quarzphylliten der Hülle der Eselsberggneis- 


!) Josef Gleich, Karte des Braunkohlenrevieres von Leoben. 1880. — 
H. Höfer, Das Miocänbeken von Leoben. Führer zum IX. Geologenkongreß. 
Wien 1903. 

?, Vergl. das Profil in F. Toula, Geol. Untersuchungen in der Grauwacken- 
zone der nordöstl. Alpen. Denkschr. der k. Akad. d. Wissensch. Wien L. 1885, 
Fig. 37. 

°) Zentralbl. f. Min. 1911, pag. 92 und 115. 


1911 Bericht vom 1. Mai. H. Vetters. 165 


granite zu vergleichen. liegt nahe, doch habe ich darüber zu wenig 
eigene Anschauung. 

Gleichsinnig fallen die Kalke an der Rettenwand und beim operen 
Gamsbauer rechts ober dem Rettengraben, wobei sich hier noch eine 
kleine Partie von gelblichem und rötlichem Quarzit unmittelbar über dem 
Kalk östlich des Gehöftes und beim Abstieg zum Rettengraben heller 
Serizitquarzitschiefer einschaltet. Diese Partie ließe sich mit den 
Semmeringquarziten und Serizitschiefern vergleichen. 

Zugleich hat sich aber das Streichen und Fallen der Kalke 
gedreht, an der Steilwand im Törltale maß ich noch 45° N 15 W-Fallen, 
im Rettengraben 25° NW und der Kalk beim Gamsbauern fällt bereits 
65° W 15 N, der Quarzit 32° N 15 W und die Serizitschiefer 40° W 30N. 
Das Streichen dreht sich dann in der Fortsetzung der Kalkpartie über 
den Leingraben zu der Kuppe nördlich der Emberghäuser !) noch 
weiter, denn im Graben südlich oberhalb Winkel ist das Streichen 
der gebankten hellen bis blauen Kalke deutlich NW—SO und am 
Riegel nördlich Emberg das Fallen 45° O 20 N. 

Die Kalke führen somit eine deutliche Drehung im Streichen 
aus und scheinen sich an das W— O-Streichen des südlich gelegenen 
Emberges anzupassen. 

Die kleinen Vorkommen von Semmeringkalk und Quarzit im 
Stanzertal bei Edelsdorf, Fladenbach oberhalb Stanz und im Froschnitz- 
graben, welche Vacek angibt, stellen eine, wenn auch vielfach unter- 
brochene Verbindung zu dem größeren Quarzitvorkommen des Weber- 
kogels und Fischbacher Waldes mit den Kalkvorkommen bei Fischbach 
und Ober-Dissau her. 

HBeritsch hat diese Vorkommen in letzter Zeit neu be- 
schrieben. Die Lagerungsverhältnisse sind zu unklar, um einen 
sicheren Schluß auf ihr Verhältnis zu den Gneisen des Rennfeldes, 
Sauernkogels usw. zu ziehen. Heritsch nimmt ein Untertauchen 
der Wechselgesteine mit den darauflagernden Quarziten und Sem- 
meringkalk gegen Süden an. Ohne mich darüber äußern zu wollen, 
da ich diese Vorkommen aus eigener Anschauung nicht kenne, will 
ich nur bemerken, daß das Umschwenken des Streichens in den 
Kalken von Einöd und Parschlag tatsächlich auf eine Verbindung 
dieser Vorkommen mit dem schmalen Zug von Semmeringkalk, Roß- 
kogel—Pfaffeneck zu deuten scheint und in den Kalken von Einöd die 
Umbiegungsstelle aus dem NO—SW-Streichen zu der OÖstrichtung zu 
liegen scheinen. Bei der Annahme einer solchen Verbindung erhalten 
wir dasselbe Bild einer großen Sigmoide mit zerrissenem ostwestlichem 
Mittelschenkel, wie wir sie für den Karbonzug mit Sicherheit erkannt 
haben. 


Kehren wir zur Trofaiachlinie zurück. Über das Alter dieser 
Störung läßt sich folgendes sagen. Sie ist nach der großen Faltung 
durch die die einzelnen Schichtpakete der Grauwackenzone überein- 
andergeschoben wurden, gebildet, und wahrscheinlich älter als die 


1) Diesen Punkt verzeichnet auch Vacek; in den Gräben läßt sich aber 
der Kalk kontinuierlich bis zum Leingraben verfolgen. 


26* 


166 Verhandlungen. Nr. it 


Ablagerungen des Tertiärs in den einzelnen Becken. Sie zerschneidet 
einerseits die verschiedenen Südwest— Nordost streichenden, nach 
Nordwest sich senkenden übereinandergeschobenen Formationsserien und 
erscheint anderseits maßgebend für die Form und Anlage der Tertiär- 
becken von Trofaiach und Parschlag. Da man heute geneigt ist, die 
sroße Faltung der Inneren Alpen ins Vorcenoman zu verlegen, so bleibt 
für unsere Trofaiachlinie die Annahme eines jungkretazischen oder 
alttertiiren Alters übrig. Doch können Störungen auch noch in 
jüngerer Zeit an dieser Linie fortgedauert haben. An dem parallelen 
Bruche des Tollinggrabens sehen wir noch die kohlenführenden Miozän- 
ablagerungen verworfen. 

Durch solche jüngere Bewegungen ist das Silur von St. Peter in 
seine jetzige tiefe Lagerung gekommen. Die spätere Senkung des 
Trofaiachbeckens, zu deren Annahme K. Oestreich!) aus anderen 
Gründen kommt, könnte ebenfalls mit diesen jungen Bewegungen 
zusammenhängen. 

Morphologisch tritt die Trofaiachstörung auf der Linie von 
Kapfenberg bis Trofaiach deutlich hervor. So in der steilen Nord- 
seite des Emberges zugleich der Südgrenze des Parschlag— St. Martiner 
Tertiärbeckens, sowie die tiefe Furche des Laintals im östlichen Tro- 
faiachbecken. Ein auffallender Zug in der Landschaft sind ferner die 
tief eingeschnittenen Oberläufe des Kletschachgrabens und Kotzgrabens 
(Untertal), die durch niedere Sättel getrennt werden. Der Sattel 
beim Liebling hat eine absolute Höhe von 1194 m gegen 1360 m der 
nächsten Kuppe im Norden, 1260 m und 1277 m im Süden; der Sattel 
zwischen den beiden Gräben beim Hinterdecker 1022 m gegen 1126 m 
im Süden und 1225 m an der Rückfallkuppe des hier 1429 m hohen 
Kletschachkammes. Der Sattel der Kotzalm bleibt unter 800 »n, während 
die nächsten Rückfallkuppen nördlich und südlich 912, beziehungs- 
weise 880 m Höhe aufweisen. Oestreich?) hat bereits auf diese 
auffallende Tiefenfurche, die er als ein nördliches Nebental zur Mürz- 
und Murfurche ansprach, hingewiesen, aber auch betont, daß tertiäre 
Flußablagerungen darin fehlen. Ob tatsächlich hier ein tertiärer 
Flußlauf vorhanden war, scheint mir fraglich. Die tiefen und überaus 
steilen Gräben sind sicher sehr jugendlicher Entstehung und ihr Ein- 
schneiden ist durch das Vorhandensein der Zerträmmerungszone be- 
günstigt worden. Wie so häufig in den Alpen, zeigt sich auch hier die 
morphologische Eigentümlichkeit, daß die großen Störungszonen von 
keinem einheitlichen Wasserlauf durchströmt werden, sondern für Teil- 
strecken mehrere Flüsse maßgebend waren. Das schon wiederholt betonte 
rechtwinkelige Umbiegen des Ketschach- und Klotzbaches beruht auf 

der Kombination von tektonischem und Erosionstal. 
Besonders zu begründen wäre es noch, warum im vorangehenden 
die Trofaiachlinie als-eine Blattverschiebung ange- 
sprochen wurde, längs der in O—W-Richtung Bewegungen statt- 
gefunden haben. Zunächst liegt die Vermutung nahe, es handle sich 


!) K. Oestreich, Ein alpines Längstal zur Tertiärzeit. Jahrb. d. k. k. 
geol. R.-A. XLIX. 1899, pag. 200. 
2), L. c. pag. 182 und 191. 


1911 Bericht vom 1. Mai. H. Vetters. 167 


hier um einen O—W-Bruch, dessen Südflügel abgesunken ist, was bei 
dem generellen NW-Fallen das Bild einer Blattverschiebung vortäuscht. 
Gegen diese Ansicht, welche auch meine erste Annahme war, sprechen 
eine Reihe von Tatsachen. 


So das Verhalten des Karbons und Gneis östlich von Kapfenberg, 
das Umbiegen der Karbonzüge vor dem Graschnitztal, der schmale 
O—W gerichtete Gneisriegel vom Schloßberg und Emberg mit dem 
darauf lagernden Karbon und das auch sonst im Kletschachsüdrand 
mehrfach beobachtete Umbiegen des Streichens der Gmneise. 


In gleicher Weise spricht das in dem Semmeringkalk von 
Einöd beobachtete Umschwenken des Streichens aus der NO—SW- 
Richtung zur SO-Richtung dafür, daß es sich bei den Störungen dieses 
Gebietes nicht nur um ein Absinken handelt, sondern ein sygmoidales 
Umschwenken aller Züge aus der SW- in die WO-Richtung mit gleich- 
zeitiger Verschmälerung und teilweiser Zerreißung des WO-Schenkels 
stattfand. 


Am wenigsten vereinbar mit der Annahme eines einfachen Bruches 
ist das Verhalten der Reitingtafel Wäre die südliche Fortsetzung 
der Kalke des Reiting an einem Bruche abgesunken, so müßte seine 
Fortsetzung, wenn wir das Silur-Unterdevon als eine schüsselförmig 
flach auflagernde Decke ansehen, eben wieder im Süden liegen; wenn 
wir aber auf die SO-Neigung der Tafel das Hauptgewicht legen, 
dann müßte bei einfachem Absinken seine Fortsetzung westlich zu 
finden sein. Keines von beiden ist tatsächlich der Fall; die einzigen 
Kalkvorkommen, welche wir als seine Fortsetzung ansehen können, 
sind die östlich gelegenen Silur-Devonkalke von St. Peter und Dona- 
witz. Also muß tatsächlich eine OW-Bewegung statt- 
sefunden haben. 


Eine andere mögliche Auffassung, welche den jetzt gebräuch- 
lichen Anschauungen mehr entgegenkommt, wäre noch die folgende : Die 
Karbonablagerungen des Leoben— Bruck— Frauenberger Zuges tauchen 
gegen NW unter die jüngeren Phyllite des Himbergerecks—Maderrecks 
unter, um an der Kletschach—Kotzgrabenlinie neuerdings emporzu- 
tauchen, sich über den Kletschachgneis zu wölben und an seiner Nord- 
westseite wieder normal unterzutauchen. Dabei bildet der Kletschach- 
gneis eine Decke, deren Achse am Kohlsattel nach Westen und Süd- 
westen sich senkt, im Osten sich hebt, so daß die gleichfalls in der- 
selben Richtung sich senkende tiefere Decke des Semmering-Mesozoikums 
bei Kapfenberg darunter hervortaucht. Für diese Annahme, welche 
ebenfalls das Verhalten der Einöder Kalke sowie das Umschwenken 
des Karbons und Gneises bei Kapfenberg und östlich davon erklären 
kann, scheint noch weiter das an mehreren Punkten (Himbergereck, 
Kletschachgraben unter der Umbiegungsstelle, Hochwiesen oberhalb 
des Kotzgrabens) beobachtete S-, beziehungsweise, SW- und SO-Fallen 
der Plyyllite zu sprechen. 

Aber abgesehen davon, daß man auch bei der Annahme eines 
solchen Deckenbaues mit sozusagen teleskopartig ineinandergesteckten 
Decken, Auswalzung und Zertrümmerung des mittleren (auftauchenden) 
Schenkels annehmen muß, um den oben geschilderten Beobachtungs- 


168 Verhandlungen. Nr, 


tatsachen gerecht zu werden, also mit anderen Worten gesagt, eben- 
falls eine Störungszone, ist ein so ganz geradliniger Verlauf dieses 
Mittelschenkels, der ganz unabhängig von der Höhenlage des oro- 
graphischen Anschnittes genau O-W über Sättel und tiefe Gräben 
hinwegzieht, bei dem generellen NO—SW-Steichen der Decken höchst 
auffällig. Fände tatsächlich ein solches Wiederauftauchen des Karbons 
(wie es das S-Fallen der Phyllite im nördlichen Himbergereck—Mader- 
eckzug anzudeuten scheint) statt, oder was dasselbe ist, ein Unter- 
tauchen des Kletschachgneises unter das Karbon und die Quarz- 
phyllite, so sollte man in den tiefen Einschnitten und den nach S 
gerichteten Tälern ein südliches Vorspringen des Gneises beobachten 
können, kein geradliniges Abschneiden. Die Störungszone muß auf jeden 
Fall ganz steil stehen. 


Unmotiviert bleibt das Fortstreichen der Störungszone nach 
Westen. Ganz unerklärlich sind aber schließlich die Verhältnisse, unter 
denen die Reitingtafel im Liesingtal abschneidet und ihre wahrschein- 
liche Fortsetzung. Nochmals sei da auf die auffallende Erscheinung 
verwiesen, daß das Silur-Devon von St. Peter um das gleiche Stück 
östlich des Reiting liegt wie das Karbon von Kapfenberg von dem 
des Kletschach. 


Alle diese Umstände veranlassen mich, die Tro- 
faiachstörung als eine wahre Blattverschiebung anzu- 
sehen. 


Durch diese Erkenntnis vereinfacht sich das tektonische Bild 
der Mürztaler und Murtaler Grauwackenzone nicht unwesentlich, wir 
haben hier nunmehr nur einen Zug von Karbon und der Phyllit- 
Porphyroid-Serie, nur eine Überschiebungsmasse des Silur-Devonkalkes. 
Abnormal überlagern die Silur-Devonkalke des Reiting-Reichenstein- 
Polster usw. bis zum Neumarkter Zug die sogenannte Blasseneckserie, 
ferner die Gneise des Kletschach - Floning - Schereralpe - Traiseck die 
Semmeringkalke, während das Verhältnis zwischen den Gneisen 
und Karbon, Karbon und Blasseneckserie noch nicht vollständig 
sicher steht. 


Unabhängig, ob man in den Lagerungsverhältnissen der Mürz- 
taler und Eisenerzer Alpen einen Deckenbau mit allgemeiner S—N- 
Überfaltung oder, was mir persönlich ansprechender erscheint, einen 
Schuppen- und Deckenbau durch Zusammenpressung und Über- 
schiebung gegen Süden, beziehungsweise Südost erblicken will, läßt 
(die Annahme der Trofaiachlinie als Blattverschiebung die komplizierten 
Verhältnisse der Mürztaler Grauwackenzone bedeutend einfacher 
und natürlicher erscheinen. 


Eine solche nicht unbedeutende OW-Bewegung quer zu dem 
NO gerichteten allgemeinen Gebirgsstreichen ist allerdings eine recht 
auffallende Erscheinung, welche für die geltenden Ansichten über 
die Faltungsbewegungen unserer Alpen etwas Befremdendes hat. Man 
ist im allgemeinen nicht geneigt, Bewegungen in der Längsrichtung 
des Gebirgsstreichens oder im spitzen Winkel dazu anzunehmen. 


1911 Bericht vom 1. Mai. H. Vetters. 169 


A. Rotlipletz!), welcher zuerst für die Westgrenze der Ost- 
alpen eine solche große Bewegung angenommen hat, fand starken 
Widerspruch und blieb lange Zeit ganz alleinstehend. Doch die 
neuesten Untersuchungen von G. Dührnfurt und A. Spitz?) in 
den Unterengadiner Dolomiten von W. Hammer?) in den Münstertaler 
und Ötztaler Alpen haben uns gezeigt, daß tatsächlich am Westrande 
der Ostalpen solche W-gerichtete Bewegungen eine große Rolle 
spielten. Nun finden wir ein — wie ich dargelegt zu haben glaube — 
sicheres Beispiel aus dem Innern der Zentralalpen selbst! 

Über die weitere Fortsetzung der Trofaiachlinie nach 
Westen konnten noch keine Studien gemacht werden und nach den 
geologischen Karten allein lassen sich darüber nur Vermutungen aus- 
sprechen. Da das Karbon des Liesingtales bei Mautern eine auffallende 
Verschmälerung zeigt *), könnte man versucht sein, unsere Störungslinie 
hier weiter in die Gneismasse der Sekkauer Alpen, ungefähr parallel 
der Phyllit- und Gneisgrenze d>r Karte zu ziehen. Sollte sich dies 
bewahrheiten, dann könnte im weiteren durch sie die an ihrem Süd- 
westrand auffällig geradlinig begrenzte Gneismasse des Bösenstein 
gegenüber dem Gmeiszuge des Geiersteins und Geierkogels ver- 
schoben sein. Weiter westlich fehlt noch jeder Anhaltspunkt für die 
Fortsetzung unserer Störungslinie, etwa gegen den Nordrand der 
Schladminger Masse oder den Ramsaubruch. 


Anhangsweise sei hier noch einer zweiten, O—W verlaufenden 
Störung gedacht, welche den Südrand des Sekkauer Tertiär- 
beckens bildet und im Peridotitgebiet von Kraubath 5) zu finden ist. 
An ihr liegt der Sauerbrunn von St. Marein. 

Dr. W. Sehmidt in Leoben, welcher vor kurzem das .Gebiet 
von Kraubath eingehend untersuchte, stellte mir darüber folgende 
Mitteilung zur Verfügung: 

„Über Kraubath mache ich mir folgende Vorstellung: Die Nord- 
grenze ist zum größten Teil noch der ursprüngliche Kontakt des 
Peridotits an den Gneis; dies bezeigen schon die Kontaktstücke 
(Anthophyllit), welche am Ostende der Gelsen und an der Abzweigungs- 
stelle des Tanzmeistergrabens von der Löbming gefunden wurden. 
Nur an einigen Stellen scheinen auch Bewegungen an der Nordseite 
stattgefunden zu haben, wie das Vorkommen von Antigorit beweist. 
Die schönste Fundstelle wurde meines Wissens von Dr. Cornu ge- 
funden, etwa 400 Schritte nördlich von der Teilung des Sommer- und 


1) Foeslorisähe Alpenforschungen. München 1900—1908. I. Das Grenzgebiet 
zwischen Ost- und Westalpen und die rhätische Überschiebung. 1900. II. Aus- 
dehnung und Herkunft der rhätischen Schubmasse. 1905. 

2) G. Dührnfurt und A. Spitz, Zweiter Vorbericht über die Tektonik 
der zentralen Unterengadiner Dolomiten. Akadem. Anz. 1909. 

>) W. Hammer, Sitzung d. k. k. geol. R.-A. v. 21. Februar 1911. Ver- 
handl. 191], Nr. 3. 

2) Vorausgesetzt, daß die Quarzphyllite vom Nordostabbang des Geier- 
. kogels und Griessteins ganz oder größtenteils schon zum Karbon gebören, wie 
Heritsch annimmt. 

5) Die wichtigste Literatur ist im Exkursionsführer d. IX. Geologenkongresses, 
V. Exk. v. K. A. Redlich gegeben, 


170 Verhandlungen. Nr. 7 


Wintergrabens. Dort stürzt der Bach in einem 3m hohen Fall über 
einen schön geschieferten Antigoritfelsen. 

Die Südgrenze halte ich dagegen wegen des außerordentlich 
mächtigen Antigorits dort auf der ganzen Länge von Preg bis zur 
Lobming für tektonisch. Man findet dort auf 300-400 m von der 
Grenze keinen anderen, nicht gepreßten Serpentin.“ 

Es kann jedoch nach den wenigen noch vorliegenden Daten 
nicht gesagt werden, welcher Natur die Störung hier ist, ob eine 
Verschiebung oder, was von Haus aus das wahrscheinlichere ist, ein 
einfacher Bruch. 

Eine weitere parallele, O—W laufende Störung begrenzt das 
Tertiär von Knittelfeld!) und bildet auf der ganzen Länge von 
dem Murdurchbruch bis zum Pölsbach die Nordgrenze des Judenburger 
Beckens. Sie scheint dann weiter über den Pölshals mit seinem 
Sauerbrunn ins Murtal bei St. Georgen zu streichen. Über die Natur 
dieser Störungslinie und ihren eventuellen weiteren Verlauf vermag 
ich gleichfalls nichts Bestimmtes zu sagen. 


Wenn hier dennoch einige Worte über das Gebiet weiter 
westlich, das ich nur zum geringen Teil aus eigener Anschauung 
kenne, hinzugefügt werden, so handelt es sich gewissermaßen um 
eine Anregung, die komplizierten tektonischen Verhältnisse dieses 
Teiles der Zentralalpen vom Gesichtspunkt einer anderen Anschauung 
aus zu betrachten. Wohl bewußt, damit rein spekulative Arbeit zu 
verrichten, glaube ich es dennoch tun zu können, ohne Gefahr zu 
laufen, daß dann auch meine übrigen, oben gegebenen Mitteilungen 
ähnlich beurteilt werden, da ich ja selbst von vorn weg die folgenden 
rein persönlichen Vermutungen als solche bezeichne. 

Nach der Darstellung von G. Geyer?) streichen die Glimmer- 
schiefer der Niederen Tauern generell NW—SO und setzen sich in 
den Seetaler Alpen fort. Ebenso bildet nach M. Vacek?°) die Schlad- 
minger Masse ein NW—SO streichendes Gewölbe. In der Gegend 
von St. Georgen—Unzmarkt und in der morphologisch auffälligen 
Tiefenzone Oberwölz—Schöder—Krakauertal, das ist in der unmittel- 
baren Fortsetzung des Bruches Knittelfeld—Pölshals, herrscht aber 
ausnahmslos O—W Streichen und ebenso am Südrande des Schlad- 
minger Massivs. Vacek erklärt diese Erscheinung durch die Senkung 
der Gewölbeachse gegen SO. Es ließe sich aber auch denken, daß 
die Umschwenkungen des Streichens, welche auch die meridional 
streichenden Schiefer des Königstuhlmassivs in der Gegend von Tams- 
weg mitmachen, auf tektonischen Ursachen beruht. 


ı) Vergl. K. Oestreich, Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., 49, L., 1899, pag. 180. 

?) G. Geyer, Über die tektonische Fortsetzung der Niederen Tauern. Ver- 
handl. d. k. k. geol. R.-A 1890, pag. 268. — Bericht über die geol. Aufnahme d. 
Sp.-Kartenblaties Murau. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1891, pag. 108. — Bericht 
über die geol. Aufnahme im Gebiete der kristallinen Schiefer von Judenburg, Neu- 
markt und Obdach. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1890, pag. 99. 

®) M. Vacek, Die Schladminger Gneismasse. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 
1893, pag. 382. — Über den neuesten Stand der geol. Kenntnisse der Radstädter 
Tauern. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1901, pag. 370. — Über die geolog. Ver- 
hältnisse der Rottenmanner Tauern. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1884, pag. 390. 


1911 Bericht vom 1. Mai. H. Vetters. 171 


Geyer!) hat ferner gezeigt, daß die Grenze zwischen den 
Granatglimmerschiefern des letztgenannten Massivs und den Hüll- 
schiefern der Hochalmmasse, richtiger gesagt den ihrer Natur nach 
nicht ganz sichergestellten Katschbergschiefern ?), einer N—S laufen- 
den Störung, und zwar einer nach W ansteigenden Überschiebung ent- 
spricht (Katschberglinie F. Beckes) und ihre Fortsetzung in der 
Überschiebung des Gurpetschecks gesucht. V. Uhlig?°) hat dagegen 
ihre Fortsetzung nach NO über Mauterndorf und Lessach in den Kon- 
takt zwischen den Granatglimmerschiefer und Schladminger Massiv 
verlegt. Der weitere Verlauf dieses Kontakts über Schöder, dann um 
das Schladminger Massiv herum nach NW kann aber keinesfalls als 
Fortsetzung einer Überschiebungslinie angesehen werden, da nach 
Geier*) und Dölter’) ein allmählicher Ubergang zwischen Gneis 
und Glimmerschiefer stattfindet. 

Sollte dagegen tatsächlich in der Zone des O—W - Streichens 
zwischen Tamsweg und ÖOber-Wölz das abweichende Streichen auf 
tektonische Ursachen zurückgehen, dann erhalten wir eine zweite 
lange Störungslinie, parallel unserer Trofaiachlinie, welche die Katsch- 
berglinie schneidet. 

Dann drängte sich natürlich die Frage auf, haben auch an dieser 
Störung O — W-Bewegungen stattgefunden? Ist vielleicht das Schlad- 
minger Massiv, von dem, wie Vacek betonte und Uhlig neuerdings 
zugibt, auch die Serizitschiefer und Quarzite der Radstädter Tauern 
nicht zu trennen sind, nach W überschoben? Spielte vielleicht bei 
einer allgemeinen W-Bewegung das Hochalmmassiv die Rolle eines 
stauenden Hindernisses, so daß an der Katschberglinie nur eine 
geringere Überschiebung zustandekam, während nördlich davon eine 
größere Überschiebung nach W stattfand? Sind die komplizierten 
Faltungen, welche die Radstädter Decken nach Prof. Uhligs Profilen 
zeigen, durch eine spätere Umfaltung zustande gekommen? Eine Fülle 
von neuen Fragen. Sie führen uns zu weit im Gebiete der Hypothese, 
um sie weiter zu verfolgen, zumal sie mit unserem Untersuchungs- 
gebiet nicht weiter zusammenhängen. 


Kehren wir daher nach diesem weiteren Exkurs in das Gebiet 
der oststeirischen Grauwackenzone zurück, um die früher ausführlich 
beschriebenen Beobachtungen und gewonnenen Ergebnisse in folgenden 
Worten kurz zusammenzufassen: 

Die Zentralalpen, die im Gebiete der Mürz, Mur 
und Liesing in einem nach N offenen Bogen von NW nach NO 
streichen (dem „Nordsteirischen Gneisbogen* Vaceks)und aus mehreren 


1) G. Geyer, Reisebericht über die geol. Aufnahme im Lungau. Verhandl. 
d. k. k. geol. R.-A. 1892, pag. 319. — Vorlage des Blattes St. Michael. Verhandl. 
d.k. k. geol. R.-A. 1893, pag. 49. 

2) FE, Becke, Bericht über die Aufnahme des Nord- und Ostrandes des 
Hochalmmassivs. Sitzungsbericht d. Akad. d. Wissensch., 117. B., Wien 1908. 

°3) V. Uhlig, Zweiter Bericht iiber geotektonische Untersuchungen in den 
Radstätter Tauern. Sitzungsbericht d. Akad. d. Wissensch., Wien, 117. B. 1908. 

4) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1893, pag. 49. 

5) C, Dölter, Das kristalline Schiefergebirge der Niederen Tauern. Mitteil. 
d. naturw. Ver. f. Steiermark. Jhg. 1897, Graz 1898. 


K. k. gcol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 7. Verhandlungen. 97 


172 Verhandlungen. Nr. 7 


übereinandergeschobenen, gegen die konvexe Seite des Bogens an- 
steigenden Schichtpaketen (Schuppen oder Decken) bestehen, werden 
durch eine geradlinig von Kapfenberg über Trofaiach 
nach Kammern O—W verlaufende Störung zerschnitten, 
längs der eine W-Verschiebung des nördlichen Blattes 
stattgefunden hat. 


Literaturnotizen. 


R. Hoernes. Das AussterbenderArtenund Gattungen 
sowie der größeren Gruppen des Tier- und Pflanzen- 
reiches. Festschrift der k. k. Karl-Franzens-Universität in Graz für 
das Studienjahr 1910/11 aus Anlaß der Wiederkehr des Jahrestages 
ihrer Vervollständigung. Graz. Leuschner & Lubensky 1911. 255 Seiten. 


Nach einem historischen Überblick über die Entwicklung der Ansichten 
über ausgestorbene Lebewesen folgen ausführliche Besprechungen von Brocchis 
Ansicht über die beschränkte Lebensdauer der Arten und Vitalismus, Copes 
Lehre von der Nichtspezialisierung, Rosas Gesetz der fortschreitenden reduzierten 
Variation, Deperets Gesetze der Paläontologie und schließlich von Stein- 
manns Lehre von der Persistenz der Rassen. 

Bekanntlich hat G. Steinmann ein Aussterben von Tieren und Pflanzen 
im großen geradezu in Abrede gestellt und behauptet, daß natürliche Ur- 
sachen nur in sehr bescheidenem Maße die Mannigfaltigkeit des organischen 
Lebens reduziert hätten, nur der Mensch habe seit seinem ersten Auftreten 
namentlich unter der höheren Tierwelt größere Vernichtungen verursacht. 

Dagegen wendet sich nun der Verfasser, indem er bezüglich der Beurteilung 
von Steinmanns Ansichten über die geologischen Grundlagen der Abstammungs- 
lehre sich in der Hauptsache dem Urteil E. Kokens anschließt: auch der Ver- 
fasser erkennt an, daß manche Ansichten Steinmanns, die von den landläufigen 
Anschauungen abweichen, bis zu einem gewissen Grade berechtigt oder wenigstens 
einer genauen Überprüfung wert sind. Dies sei der Fall zum Beispiel bezüglich der 
Triasammoniten, die nach Steinmann am Ende der Trias keineswegs zum größten 
Teil aussterben, auch bezüglich anderer Mollusken und Korallen. In anderen Fällen 
dagegen hält er Steinmanns Ansichten für gänzlich irrig, wie bezüglich der Ab- 
stammung. der Meersäuger von Meersauriern, wo er sich O. Abels Ideen anschließt, 
oder der Caeteen von Sigillarien, die ihm kaum wahrscheinlich scheint. 

Das verhältnismäßig rasche Verschwinden einer großen Anzahl stattlicher 
Diluvialtiere führe Steinmann mit Recht auf die vernichtende Tätigkeit des 
Menschen zurück, aber das Aussterben zugleich zahlreicherer tertiärer Säuger 
müsse durch Faktoren herbeigeführt worden sein, welche Steinmann vergebens 
in ihrer Wirksamkeit herabzusetzen suche, nämlich durch äußere (geologische 
und klimatische Veränderungen) und innere (ererbte) Ursachen. 

Unter den ersteren wird besonders zwischen plötzlichen lokalen Ver- 
änderungen unterschieden, welche nur das Aussterben von Formen mit beschränkter 
Verbreitung herbeiführen können und zwischen langsamen, weitverbreiteten Ver- 
änderungen, welche weit ausgedehntere Wirkungen auf die Umbildung, beziehungs- 
weise das Erlöschen von Lebewesen haben können. 

In Übereinstimmung mit Cope, Rosa, Deperet u.a. sieht jedoch Ver- 
fasser die Ursache des Aussterbens der Arten, Gattungen und größeren Gruppen 
nur zum Teil in äußeren Ursachen, zum Teil jedoch in den aussterbenden 
Organismen selbst, indem allzusehr spezialisierte Formen, deren Anpassungsfähig- 
keit schließlich vollkommen aufgehoben ist und die nicht imstande sind, geänderten 
Lebensbedingungen Widerstand zu leisten, zugrunde gehen müssen. 

Wenn auch das vorliegende Buch, wie Verfasser selbst in der Vorrede be- 
merkt, nicht ausschließlich Neues bringt, so stellt es doch eine für weitere Kreise 
wertvolle Zusammenfassung einer reichen, auf das Problem des Aussterbens der 
Arten und Gattungen bezüglichen Literatur dar. (R. J. Schubert.) 


Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23. 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25. 


P X N: N 
Ss 


Verhandlungen der ischen Reichsanstalt. 


Bericht vom 31. Mai 1911. 


Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: Ernennung von H. Beck und H. Vetters zu 
Assistenten ad pers. — Eingesendete Mitteilungen: 6. Götzinger: Die Sedimentierung 
der Lunzer Seen. — Literaturnotizen: F. Schafarzik. 

NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlioh. 


Vorgänge an der Anstalt. 


Se. Exzellenz der Minister für Kultus und Unterricht hat mit 
Erlaß vom 4. Mai 1911, Z. 19777, die Praktikanten Dr. H. Beck 
und Dr. H. Vetters ad personam zu Assistenten der k. k. geolo- 
gischen Reichsanstalt vom 1. Juli 1911 an ernannt. 


Eingesendete Mitteilungen. 


« Dr. Gustav Götzinger. DieSedimentierung der Lunzer 
Seen. 


Vor fünf Jahren wurde dem Verfasser von seiten der von 
Dr. Karl Kupelwieser neu gegründeten und von ihm tatkräftigst 
geförderten Biologischen Station in Lunz die hydrographische 
Aufnahme der drei Lunzer Seen zugewiesen. Die in der Folge ausgeführten 
Arbeiten umfaßten aber nicht allein die eigentliche Hydrographie, von 
welcher Disziplin in erster Linie die Schaffung der wichtigsten Vor- 
arbeiten für die eigentlichen biologischen Studien zu erwarten war — 
so wurden die Wasserstands-, Wasserhaushalt-, Temperatur-, Strö- 
mungs-, Eis- und optischen Verhältnisse studiert; es mußte der Ver- 
fasser auch eine kartographische Neuaufnahme der Seen vornehmen, 
woraus ebenso wie aus den entsprechenden morphologischen Be- 
obachtungen die morphologischen Verhältnisse der Seen und ihres 
Einzugsgebietes erschlossen werden konnten, womit die Frage der 
Entstehung der Seen im Zusammenhang steht. Das Studium der 
Morphologie hatte wieder eine geologische Aufnahme des Einzugsge- 
bietes der Seen zur Voraussetzung. 
Aus dem im Laufe der letzten fünf Jahre gesammelten, be- 
trächtlich angewachsenen Beobachtungsmaterial, dessen Verarbeitung 
im Laufe dieses und des nächsten Jahres in zwei Teilen an anderer 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 8. Verhandlungen. 98 


174 Verhandlungen. Nr. 8 


Stelle!) erscheinen soll, sei hier im Sinne des am 4. April ge- 
haltenen Vortrages das Thema der Sedimentierungder Lunzer 
Seen herausgehoben. 


I. Genetische Bemerkungen. 


Zur allgemeinen Orientierung sei bemerkt, daß die drei Seen 
stufenförmig sich im Hirsch- (Seebachtal) anordnen; der Obersee 
hat eine Höhe von 1113 m, ein Areal von 0'08 km?, eine Tiefe von 
etwas über 15 »n bei Niederwasserstand; der Mittersee liegt in einer 
Höhe von 765 m mit einem Areal von 0'025 km?, mit einer Tiefe 
von 2—5 m, je nach dem Wasserstand; der Untersee ist der größte 
der Seen, 0'638 km?, in einer Seehöhe von 608 m gelegen, mit einer 
Tiefe von fast 34 m, auf Niedrigwasserstand bezogen. Vor Be- 
sprechung der Sedimentierungsformen der Seen ist es wichtig zu 
wissen, daß die Seen geologisch sehr junge Bildungen darstellen. 
Der Unter- und Obersee stellen Wasseransammlungen in Felsbecken 
dar, die ihre heutige Form erst durch die Erosion des letzteiszeit- 
lichen Gletschers erhalten haben. Der Obersee ist vollends in eine 
mehrfache undulierte, mit mehreren Kolken versehene Felswanne ein- 
gesenkt, ebenso wie auch der Untersee nicht etwa durch Moränen 
gestaut wird, die sich erst knapp vor Lunz selbst finden; auch er 
erfüllt eine in den Fels erodierte Wanne, deren Längserstreckung 
in einer gewissen Abhängigkeit von dem Streichen der weichen 
Lunzer Sandsteine und Schiefer steht. Der Mittersee ist, wie schon 
an anderer Stelle ausgeführt wurde ?), etwas komplexer Entstehung. 
Die von ihm bedeckte glaziale Felswanne wurde nach dem Rückzug 
des Eises verschottert und nahe dem Nordende durch einen Berg- 
sturz und eine Schutthalde überschüttet, so daß der Mittersee als 
ein Stausee zu betrachten ist. Jedenfalls ist aber auch er erst in der 
Postglazialzeit entstanden. Alle zu besprechenden Sedimente gehören 
demnach durchaus nur der Postglazialzeit an. 

Die drei Seen haben nach dem Schwinden des Eises aus dem 
Tal, wenn wir hier zunächst von dersubaquatischen Sedimen- 
tierung absehen, auch supraaquatisch durch Verlandung 
eine Einbuße in ihrer Ausdehnung erfahren. Am augenfälligsten ist sie 
beim Obersee; wie schon die Figur 1 lehrt, erstreckte sich derselbe 
weiter gegen S und SO, er hatte damals ein Areal von 0:14 km?, im 
Vergleich zum heutigen (0:08 km?) also um 0'06 km? größer. Die 
ganze Fläche zwischen der heutigen und der alten Umrißlinie ist von 
einem Moor eingenommen, das randlich schwimmt, während es weiter 
gegen S und SO schon festes „Land“ geworden ist. Nur ein großes 
Loch ist im südlichen Teil in diesem Moor ausgespart geblieben, 
weil hier eine tiefe Stelle von 6 m vorliegt. Sicher wächst das Moor 
noch heute fort, insbesondere haben wir beobachtet, daß es sich jetzt 


!) Internationale Revue der gesamten Hydrobiologie und Hydrograpbie. 
Supplementhefte. Verlag Dr. Werner Klinkhardt, Leipzig. 


?2) Der Lunzer Mittersee, ein Grundwassersee in den niederösterreichischen 
Kalkalpen. Internationale Revue d. ges. Hydrobiol. und Hydrogr. 1908. I. Band, 
S. 1551. 


1911 Bericht vom 31. Mai. G. Götzinger. 175 


an die, nur im äußersten NO aus einem kleinen Felsbuckel bestehende 
Insel ansetzt und weiter in der Richtung nach SW wächst. Eine 
Zone von Polamogeton, die jetzt einen Keil in der Richtung nach 
SW erstreckt, wird die Verlandung durch Vermoorung sehr befördern. 
Da die Umrisse des Moores in Anbetracht des raschen Wachstums 
sich im Laufe weniger Jahre und sicher von Jahrzehnten geändert haben 
werden, wurde die Vermessung so genau durchgeführt, damit bei 


uni 
m 7) 
I N 


Karte des 


LUNZER OBERSEES 


Aufgenommen 


D* Gustav Götzinger 


Fig. 1. 
Maßstab: 1:5000. 


einer Neuvermessung der Moorumrisse der Betrag der vegeta- 
tiven Verlandung seit der Aufnahme vom Jahre 1908 ersehen 


werden kann. 
Im Gegensatz zum OÖbersee erfolgt beim Untersee die Ver- 


‘landung durch Zufuhr von Schotter und Sand durch den in den See 


mündenden Seebach. Beim Obersee ist diese Art der fluviatilen 
Verlandung nicht vorhanden; die schwachen Zuflüsse, welche in 
28* 


176 Verhandlungen. Nr. 8 


das Gebiet des Sees im S eintreten, bringen sehr wenig Schotter 
und verschwinden im Moor. Die O vom Untersee gelegene Schotter- 
fläche ist dagegen offenbar in der letzten Zeit von dem Seebach auf- 
geschottert worden; die flächenhafte Aufschüttung wurde gefördert 
durch die mehrfachen Verzweigungen des Seebaches, der auch heute 
noch an zwei freilich schon stark regulierten Stellen in den See 
mündet: im sogenannten Kanal und im eigentlichen Einfluß. (Vgl. Karte 
pag. 177.) Von der Geschwindigkeit der Verlandung durch Schotter- 
akkumulation im östlichen Teil des Sees zeugt am besten der Um- 
stand, daß der heute vom See zirka 600 m entfernte Seehof, die alte 
Karthause, im XVII. Jahrhundert hart am See gelegen ist. 

Wenden wirunsnun derSedimentierung, vorallem im Unter- 
see zu, da hier die Sedimentierungserscheinungen typisch sind, wie 
überhaupt auch dieser See den Typus eines normalen Alpenflußsees 
darbietet. Man kann drei Hauptfazies des Bodens unterscheiden: 
die Schotter-, Sand- und Schlammfazies, von welchen aber nament- 
lich die Sandfazies aus den unten zu besprechenden Gründen sehr 
zurücktritt. 

Die Entnahme der Bodensedimente erfolgte zum Teil schon bei 
der Lotungsarbeit im Untersee, die im Winter vom Eis aus entlang 
von bestimmten Profilen !) (es waren im ganzen 20) vorgenommen 
wurde, da dann die kartographische Fixierung des Lotungspunktes 
(auf der Karte durch Punkte bezeichnet) und der Bodenprobe ganz 
genau ermöglicht war, während die kartographische Fixierung des 
Lotungspunktes im Sommer von einem der Abtrift stark ausgesetzten 
Boot ungenau ist. Der zähe Schlamm blieb meist schon an dem 
Lotgewicht der Richterschen Lotmaschine haften, sonst wurde der 
bekannte Forelsche Schlammtrichter verwendet?) und später die 
Schlammproben mittels einer in den Seeboden durch ein Schwerge- 
wicht eingerammten Schlammröhre (von der Firma Altmann in Berlin) 
entnommen. Zur Gewinnung von Proben des Sandes und des Schotters 
genügten diese Trichter und Röhren nicht, es konstruierte dafür 
Dr. Ruttner, der stellvertretende Direktor der biologischen Station 
Lunz, einen eigenen zangenartigen Bodengreifer, der nach dem ähn- 
lichen Prinzip eingerichtet ist wie der bekannte Bodengreifer des 
Fürsten von Monaco. Er besteht aus zwei Halbzylindern, die von 
einander abstehend, also geöffnet, hinuntergelassen werden; trifft 
der Bodengreifer am Grunde auf, so wird ein Querstift gelockert, der 
die beiden Arme der zwei Halbzylinder beim Hinunterlassen aus- 
einanderhält und diese klappen zusammen, so daß die Bodenprobe 
eingeschlossen wird. Dieser Bodengreifer hat sich auch sehr bewährt, 
um Proben der Vegetation, die bis zu einer Tiefe von etwa 12 m 
nach den Untersuchungen der Biologen den Seeboden bedeckt, her- 
aufzuholen. Bei Aufnahme der Bodenfazieskarte haben wir mit ihm 


!) Es sind 15 Profile durch jeden 100. Punkt des Längsprofils vom Seebach 
im O zum Bootschupfen beim Ausfluß im W und außerdem das 1260. Profil und 
4 schiefe Profile im mittleren Teil des Sees. 


2) Vgl. F. A. Forel, Le Leman. Monographie limnologique. Lausanne 
I. Bd. 1902. 


Bericht vom 31. Mai. H. Götzinger. lt 


1911 


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178 Verhandlungen. Nr. 8 


durchaus mit gutem Erfolg gearbeitet. Nur wenn felsiger Grund an- 
stand, brachte diese Bodenzange nichts herauf. 

Die drei Bodenfazies haben im See verschiedene regionale Ver- 
breitung und der verschiedenen Ausbreitung entspricht auch bei 
jeder Fazies eine spezifische Sedimentierungsform. Die 
Schotterfazies nimmt den schmalen östlichen Streifen des Untersees 
ein, während der überwiegende Teil von Schlamm eingenommen ist. 
Es liegt in der Natur der Sache, daß die Fazies des durch den See- 
bach aufgeschütteten Schotters ungleichmäßig im Gegensatz zur gleich- 
mäßigen Schlammdecke am Boden ausgebreitet ist. Sonst findet sich 
nur noch etwas Schotter oder besser Schutt am Südufer, wo er aus 
den aus Schutthalden bestehenden Gehängen ausgewaschen ist; auch 
zwischen dem Seebach und dem Kanal kommen am Boden Schotter 
vor, die aus den benachbarten Alluvialschottern ausgewaschen sind. 
Die auf der Bodenkarte vorgenommene Unterscheidung zwischen 
Delta- und Strandschotter ist danach verständlich (vgl. pag. 177). 


Der vom Seebach aufgeschüttete Schotter überwiegt unter 
der Schotterfazies bei weitem im See. Er nimmt den Abfall des 
östlichen Seegehänges ein und gibt sich nach dem Verlauf der Iso- 
bathen sogar noch bis etwa 10m Tiefe zu erkennen. Der Schotter 
stammt vom Seebach, der das Material bei Hochwasser in den See 
schiebt und dort auch ablagert. Da die Mündung des Seebaches selbst 
schon im Laufe der letzten Jahre mehrfach variiert, so verändert 
sich damit auch die Ablagerungsstelle des Schotters im See. Während 
heute noch ein frisches Schotterdelta vor der Mündung des See- 
baches weiter aufgeschüttet wird, können wir nördlich und insbe- 
sondere südlich davon alte Schotterdeltas erkennen, die heute nicht 
mehr überschüttet werden, und die stark mit Vegetation bedeckt 
sind, so mit Chara und der erst seit wenigen Jahren (seit 1904) 
eingewanderten!) Elodes canadensis, die jetzt im See überall 
wuchert und daher mit Recht Seepest genannt wird. Dieses alte 
Schotterdelta ist auch sonst, wo die Vegetation fehlt, stark über- 
krustet infolge der Kalkausscheidung bei der Assimilationstätigkeit 
der Vegetation und durch Organismen. Nach dem Verlauf der Iso- 
bathen im östlichen Teil des Sees sind im ganzen drei Deltas deut- 
lich zu erkennen. Das gegenwärtige Delta wurde auch in den letzten 
Jahren einmal außer Funktion gesetzt, indem der Seebach bei dem 
Hochwasser 1906 eine gewaltige Schotterbarre vor seine Mündung 
schüttete. Der Bach fiel damals nach rechts über, wo etwas frischer 
Schotter über den alten Schotterkegel aufgehäuft wurde. Solche Ver- 
legungen der Bachmündung, wie sie heute erfolgen, mußten natürlich 
auch schon früher geschehen sein, als der Seebach noch nicht reguliert 
war. Infolge dieser häufigen Verlegungen wurde aber auch die Auf- 
schüttung des Schotters an mehreren Stellen ermöglicht. Wegen der 
lokalen Aufschüttung der Geschiebe des Schotterdeltas, deren Größe 
durchschnittlich etwa 10 cm beträgt, sind selbstverständlich bei 


1!) K. v. Keißler, Verh. d. Zool.-botan. Ges. Wien 1900. Vgl. auch R, 
Woltereck, Mitteil. a. d. Biologischen Station Lunz. Biolog. Zentralblatt XXVT, 
pag. 466 f. 


1911 Bericht vom 31. Mai. G. Götzinger. 179 


diesem Sediment die Mächtigkeiten stellenweise sehr groß, um seewärts 
gleich sehr abzunehmen. 

Das in den See hinausgebaute Delta bietet in seiner Form den 
Typus der Seedeltas. Die subaquatische Böschung ist bis 13 m 33° 
geneigt; die Böschung ist so steil, daß große Steine von selbst über 
dieselbe hinabkollern, wie ich mich durch Versuche überzeugen konnte. 
Würde dieses Delta fossil sein, wenn wir uns so ausdrücken können, 
würde es als geologischer Aufschluß erscheinen, so würde es eine 
Wechsellagerung von gröberen und feineren Schottern aufweisen, die 
alle gleichmäßig im mittleren Teil nach W, randlich nach NW, resp. 
SW einfallen würden. Diese schräge subaquatische Deltaschichtung 
wird aber gegen oben hin gegen die Wasseroberfläche durch fast 
horizontale Schichtung abgeschnitten. Hier auf der Deltaterrasse fließt 
eben der Seebach noch wie auf dem Land, wie auch die dachziegel- 
artige Anordnung der Geschiebe lehrt. Am Ende der Deltaterrasse 


stürzt er erst in die Tiefe des Sees — fast das ganze Jahr wegen 
der Dichtedifferenzen zwischen Seebach- und Seewasser, wie auch 
aus den Temperaturmessungen erhellt — und er läßt hier sein Ge- 


schiebe über die Deltaböschung fallen. Es werden daher die Geschiebe 
in immer neuen Kegelmantelflächen abgelagert werden, je weiter der 
Seebach auf der Deltaterrasse in den See hinaus vordringt. 

Die Sandfaziesfehlt dem Untersee fast vollständig; die 
Schotterfazies setzt sich fast direkt von der Schlamm- 
fazies ab ohne Einschaltung einer eigentlichen reinen 
Sandfazies!). Das ist ein sehr merkwürdiges Verhalten, das aber in 
folgendem seine Erklärung findet. Bei Niedrigwasser führt der Seebach 
nur wenig Sand und vorwiegend Schlamm als Trübung und dieses Sand- 
material wird gleich über dem Deltakegel zwischen den Schottern auf- 
gefangen. Der Sand aber, den der Seebach neben Geschieben bei Hoch- 
wasser führt, wird auch nicht weit vom Delta abgelagert werden können, 
da der sandführende Bach sich nicht oberflächlich über den See ergießt, 
sich nicht deckenartig über dem See ausbreitet, sondern auch in die 
Tiefe stürzt, wobei die Transportkraft des Seebaches beim Unter- 
tauchen unter das Seewasser rasch gelähmt wird. Mag der Seebach 
bei seinem Eintritt in den See mit noch so starker Strömung fließen, 
sobald er die Deltaterrasse verläßt, ist er wegen seiner im Frühjahr 
und Sommer im Vergleich zum See kälteren Temperatur und wegen 
des dadurch und durch die Führung der suspendierten Teilchen ver- 
ursachten größeren spezifischen Gewichtes gezwungen, in die Tiefe 
des Sees zu tauchen, was sich an der Oberfläche deutlich durch 
zahlreiche Trichterbildungen zu erkennen gibt?), während in geringer 
Entfernung davon das Wasser schon ganz ruhig ist. Vergleichende 
thermometrische Messungen bestätigten dieses Verhältnis sehr klar. 
Bei dieser Stauwirkung von Seebach- und Seewasser wird alles grobe 
und sandige Material niedergeschlagen und nur der feinere Schlamm 
dem Seewasser als Trübung mitgeteilt. In der Regel wird dann bei 


'!) Wie unten erwähnt wird, enthält dieser „Sand“ prozentuell viel mehr 
Schlammteilchen als Sandkörner. 


2) Sie sind besonders vom Genfer- und Bodensee bekannt. 


180 Verhandlungen. Nr. 8 


einem nächsten starken Hochwasser, das ja ebenso wie bei einem 
Wildbachkegel auch hier die größten Massenanhäufungen verursacht, 
die mit etwas Sand vermengte Feinschotterschicht des Niedrigwassers 
von dem größeren Geschiebe des Hochwassers begraben, so daß der 
Gegensatz zwischen der Schotterfazies der Deltaböschung und der 
Schlammfazies des Seebodens nur noch vergrößert wird. Infolge 
des Weiterwachsens des Deltas entwickelt sich das eigentümliche 
Verhältnis, daß der Schotterkegel auf der Schlammfläche 
darauf sitzt!); Übergänge zwischen Schotter- und Schlammfazies 
sind kaum vorhanden. 

Die den Seeboden fast vollständig bedeckende Schlamm- 
fazies können wir in mehrere Fazies unterteilen, die sich am besten 
jedoch unter die drei Sedimentformen unterordnen lassen: 
Uferbank, Seehalde und Schweb. Unter letzterem verstehen 
wir die zentrale Aufschüttungsfläche des Schlammes, die fast hori- 
zontal ist und bei den großen Alpenseen, zum Beispiel am Genfer- 
und Bodensee, sehr schön entwickelt ist, wo sie auch Schweb genannt 
wird. Wir haben daher den Ausdruck für die horizontale Aufschüt- 
tungsfläche auch des Untersees übertragen, wo, wie die Lotungskarte 
lehrt, in der mittleren Region des Sees sich der Boden auf eine Ent- 
fernung von über 800 m in der Längsachse des Sees gleichmäßig 
zwischen 30—33'70 m hält (s. Karte pag. 177). 

Diese dreiSedimentierungsformen weisen große Unter- 
schiede in bezug auf ihren morphologischen, petrogra- 
phischen undchemischen Charakter auf, wie unten gezeigt 
wird. Natürlich sind auch deren hypsometrische Verhältnisse ver- 
schieden. 

Bevor wir jeden dieser drei Faziesbezirke besprechen, seien 
die Komponenten des eigentlichen Seeschlammes er- 
örtert. Er ist das Sediment aus der allgemeinen Trübung des See- 
wassers, die sich aus den mineralischen und organischen Substanzen 
zusammensetzt. Die mineralische Komponente stammt in erster Linie 
beim Untersee vom Seebach, zum geringen Teil auch von den Ufern, 
die von den Wellen bespült werden, zum geringsten Teil vom Wind. 
Als organische Bestandmassen sind zu nennen: das Zoo- und Phyto- 
plankton, ferner die durch den Wind und den Seebach in den See 
gebrachten pflanzlichen Bestandteile, wie Blätter, Humus, Pflanzen- 
moder, Nadeln u. dgl. und organisch entstandene mineralische Be- 
standteile, wie der Kalkschlamm, der aus der Zerreibung der Schalen 
von Schnecken an den Flachufern sich bildet. Beim Untersee domi- 
nieren die mineralischen, beim Obersee die organischen Bestand- 
massen in der Trübung des Seewassers; als die Hauptquelle der 
Versorgung des Wassers mit Trübung ist beim Untersee der Seebach 
zu bezeichnen, während die Zuführung von Sinkstoffen durch Wir- 
kung der Wellen nur eine zeitweilige ist; diese sozusagen per- 


!) Diese starke Belastung des Schlammes von seiten des Deltas wird daber 
an manchen Stellen ein Aufquetschen des schlammigen Untergrundes am Rande 
des Deltas zur Folge haben können, wenn wir auch bisher durch die Lotungen 
eine aufgequetschte, „gefaltete* Zone vor dem Schotterdelta noch nicht nachge- 
wiesen haben. 


1911 Bericht vom 31. Mai. G. Götzinger. 181 


manente Zuführung von Sinkstoffen, die durch den Seebach verursacht 
wird, ist maßgebend für die allgemeine Trübung des Seewassers, die 
wieder dessen Durchsichtigkeit beeinflußt. 


I. Uferbank. Die Sedimentierung in Ufernähe, in der Form der 
Uferbank findet in folgender Weise statt: die Wellen, die im Unter- 
see vorwiegend durch den SW—W-Wind erzeugt werden, schlagen an 
das Ufer und untergraben dieses, so daß ein Kliff entsteht, wie es uns 
am N- und S-Gehänge des Sees zuweilen entgegentritt. Es wird da- 
durch eine Erosionsplattform geschaffen, besonders wenn ein weiches 
Gestein, wie am Nordufer der Lunzer Sandstein oder, wie am Ost- 
ufer, wenig widerstehende Alluvialschotter anstehen. Die Wellen be- 
laden sich dabei mit dem feinen Detritus, sie rühren auch den Strand 


Fig. 3. 
A B € 


0 4) 50 60 70 0102 
ALLE N eu 


—— Schotter, Steine, Fels 


A 


Uferbankprofile nach Dr. Ruttners Messungen. 
Längenmaßstab: 1:3000. — Tiefenmaßstab: 1: 1000. 


4. Im III. Querprofil Südufer. — B. Uferbank bei IX. Südufer. 
C. Uferbank bei VII. Nordufer. 


auf und nehmen die feinen Bestandteile als Trübung mit sich fort. 
Die rücklaufende Bewegung der Wellen, der „Sog“, führt diese 
feinen Bestandteile in Suspension fort!). So lange das Wasserprofil eng 
ist, das heißt, die Wassertiefe gering ist, die Wellen also den Boden 
noch aufrühren können, wird nichts abgelagert, und die Wasserbe- 
wegung ist hinreichend stark, um die feineren Bestandteile schwe- 
bend zu halten; sobald aber das Wasserprofil beim Übergang von der 
litoralen in die tiefere pelagische Region des Sees größer wird, min- 
dert sich die Wasserbewegung, die Sinkstoffe können nicht mehr 
schwebend erhalten bleiben, sie werden sedimentiert, und zwar 
ebenso wie bei dem Delta unter dem Neigungswinkel loser Auf- 
schüttungen, also gleichfalls in Form von Deltaschichtung, 
nur mit dem Unterschied, daß dort das Schottermaterial durchaus 
überwiegt, während hier selbst das sandige Material zurücktritt. Es 


1) F. A. Forel, Handbuch der Seenkunde, pag. 30. 
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 8. Verhandlungen. 29 


182 Verhandlungen. Nr. 8 


ist naturgemäß, daß die Aufschüttung am Knick zwischen der Ufer- 
bank und der Seehalde seewärts um so mehr vorschreiten wird, je 
mehr feines Material die Sogströmung liefert, was also vor allem 
von der Gesteinsbeschaffenheit des Ufers abhängt. Der Untersee 
bietet dafür einige sehr lehrreiche Beispiele. Wir geben hier einige 
Beispiele nach Dr. Ruttners Messungen (vgl. Figur 3). Das Nord- 
ufer ist im westlichen Teil aus Opponitzer Kalk, sonst durchaus aus 
Lunzer Sandstein zusammengesetzt. Das letztere Gestein wird leicht 
durch die Brandung zerstört, so daß sich hier eine breitere Erosions- 
terrasse ausbilden kann, als im harten Opponitzer Kalk, der der 
Zerreibung in hohem Maße widersteht. Nach unseren, von Eis aus 
vorgenommenen Lotungen, beträgt die Breite der Uferbank am Nord- 
ufer im Bereiche der Lunzer Sandsteine sicher über 40 m (vgl. Karte 
pag. 177), während die Bank vor dem Opponitzer Kalk ganz aufhört. 
Wegen dieser engen Abhängigkeit zwischen der Uferbankentwicklung 
und Gesteinsbeschaffenheit setzt die Uferbank am Untersee wiederholt 
aus. An dem mit Ausnahme der Umgebung des Seereit, wo Lunzer 
Sandstein und Moränen anstehen, aus Reiflinger Kalken bestehenden 
Südufer, fehlt sie fast vollständig; nur auf der Ostseite der kap- 
artigen Vorsprünge beim IX. und IV. Querprofil stellt sie sich ein. 
Sie ist hier wohl im Schutze der Kaps, im Lee des herrschenden 
Windes abgelagert, also in einem stillen Winkel, in welchem sich die 
durch die Wellenbewegung des herrschenden Westwindes getrübten 
Wasserschichten ihrer Sinkstoffe entledigen können. 

Die Sedimentform der Uferbank liegt, wie sich nach den 
Lotungen herausstellt, verschieden tief unter Mittelwasserstand. Im 
OÖ und SO-Teil reicht sie 1—1!/, m Tiefe, dagegen im S-Teil im 
Schutze der Kaps und am Nordufer bloß !/;—1 m. Da der Westwind 
die herrschende Windrichtung ist, hat das Ostufer höhere Wellen 
als das Südufer, zumal im Lee der Kaps. Die Beziehung zwischen 
der Tiefe der Uferbank und der Wellengröße ist daher eine offen- 
kundige. 

Würde uns die durch die Lotungen erschlossene Sedimentform 
„fossil“ erhalten sein, würde namentlich bezüglich der Struktur (Delta- 
schichtung) des Schlammes eine Analogie mit dem Schotterdelta be- 
stehen. Es fehlen aber der Uferbank die horizontalen Schichten der 
Deltaterrasse, weil sie sofort der Abrasion durch die Wellen zum Opfer 
fallen würden, da die Uferbank auch bei niedrigem Wasserstand stets 
unter Wasser sich befindet. Beim Delta wie bei der Schlammbank 
läßt sich aus der Höhe des „Ausgehenden“ der mit Deltaschichtung 
abgesetzten Schichten auf die Spiegelhöhe der Wasseransammlung 
schließen zur Zeit, als jene die Sedimentierung verursachte 1), 
Nur ist zur Schlammbankhöhe dabei ein mehr oder minder un- 
bedeutender Betrag dazuzuzählen, der, wie erwähnt, von der Größe 
der durchschnittlichen Wellen abhängig ist; er ist an Stellen, welche 
sich eines besonderen Wind- und Wellenschutzes erfreuen, minimal. 

Eigentümlicherweise besteht die Uferbank des Untersees an 


!) Darauf hat wohl zuerst Grove Karl Gilbert in seinem monumentalen 
Werke Lake Bonneville aufmerksam gemacht. 


1911 Bericht vom 31. Mai. G, Götzinger. 183 


ihrer Oberfläche nicht aus dem Zerreibsel des am Ufer anstehenden 
Gesteins, sondern zum überwiegenden Teil aus einem sandigen kreidigen 
Kalkschlamm, in dem zahlreiche Schneckenschalen, meist deren De- 
tritus, stecken. Dieser Kalkschlamm ist organischer Entstehung: er 
wird von den Kalkschnecken und Algen ausgeschieden, wie er auch 
aus der Zerreibung der Schalen entsteht. Die Oberfläche des 
Uferbanksediments ist also organogener Natur; wegen 
der überreichen Kalklieferung durch die Organismen tritt der lokale 
Schlamm, aus der Zerreibung des Ufergesteins gebildet, zurück. Dieses 
organogene Sediment sitzt erst der durch die Wellenwirkung ge- 
schaffenen Erosionsplattform auf, die aus dem anstehenden Gestein 
jedenfalls besteht und in der obigen Weise zu erklären ist. 


U. Schweb. Während man auf die große Rolle der Uferbank 
als der litoralen Fazies bei der Sedimentierung von Seebecken bisher 
wohl wenig aufmerksam gemacht hat, ist die zentrale Aufschüttungs- 
fläche (vgl. die folgenden Profile pag. 194), die Schwebfläche, all- 
gemein als die typische lakustrine Sedimentierungsform bezeichnet 
worden. Ja, dies ging so weit, daß ziemlich horizontale Aufschüttungs- 
flächen überhaupt zuweilen als Zeugen von alten Seebecken ange- 
sprochen wurden, ohne dabei zu bedenken, daß auch ganz flache, am 
Land abgesetzte Schotter- oder Sandkegel eine alte Schwebfläche 
morphologisch vortäuschen können. 

Die Schwebfläche unterscheidet sich genetisch von der Ufer- 
bank dadurch, daß sie die Sedimentierungsform der Trübung 
des Seewassers darstellt, die durch den Seebach in den See 
gerät, während die Uferbank aus den durch die Wellenwirkung 
vom Nachbarufer und vom Strand dem Seewasser mitgeteilten 
Sinkstoffen sedimentiert wird. Es hängt also die Schweb- 
beschaffenheit vom Seebach, die der Uferbank von dem 
Ufergestein und vom Strand ab. Nun beteiligen sich an der 
Bildung der Uferbankoberfläche im Untersee besonders Kalk- 
schnecken. Während so die Uferbank des Untersees aus einem oft 
sandig sich anfühlenden, gröberkörnigen, weißlichgrauen, kreidigen 
Kalkschlamm besteht, stellt der Schweb einen sehr zähen, außer- 
ordentlich feinkörnigen, sehr tonigen braungrauen Schlamm dar. Dieser 
petrographische Unterschied in den beiden Fazies wird auch erhärtet 
durch die von dem Chemiker der biologischen Station, von Dr. Guido 
Mulley vorgenommenen Analysen. (Siehe die Tabelle pag. 184.) 

Während nämlich die beiden Uferbänke, die sich untereinander 
gleich verhielten, gleichgültig, ob sie, wie am Nordufer, im Bereich 
der Lunzer Sandsteine und Opponitzer Kalke oder, wie am Siüdufer, 
im Bereich der Reiflinger Kalke liegen, wie die Tabelle lehrt, durch 
den hohen Kalkgehalt (infolge der organogenen Kalklieferung), ge- 
ringen Kieselsäure-, geringen Magnesia-, geringen F'e&,O0,- und geringen 
Al,0,-Gehalt charakterisiert sind, ist beim Schlamm des Schweb der 
Kalkgehalt gering, dagegen sind alle anderen Elemente sehr groß, 
so besonders der Kieselsäuregehalt (jedenfalls unter dem Einfluß der 
planktonischen Diatomeen), der Al,O,-Gehalt und, was mir sehr charak- 
teristisch erscheint, der MgO-Gehalt. Durch den Seebach, der zwischen 

29* 


184 Verhandlıngen. Nr. 8 


Schlammanalysen von Dr. G. Mulley !). 


TE = — | 

| Metern Si0, CaO|MgO F«,0, 41,0, 41,0, Fe,0,| 

| Untersee. | 
Uferbank, Nordufer. | 1 423 |5194 | 107 | — —  |....2:00 | 
Uferbank, Südufer . 1 | #18 [5189 | 084 — | — 2:68 


Nahe Einfluß (zirka | | | 
150m vom Ostufer) | 26 2377 | 2147 5°89 3:93 |13°84 = 


Schweb (Seemitte) .|, 338 27:94 [17-50 | 5-91 | 690 |11:97 ai 
Nahe Seende (Seereit) | 16 13423 11228 | 641 | 10:37 17:99 — 


| Obersee. 
Schlammuferbank 1 | 1828 1,26 | 030 | — _ 682 
Zwischen Insel und | | | 
BRUSTUD Ar) RAT, | 7  |29:36 | 429 | 0:97 |15°29 | 529 — 


Schweb, tiefster Kolk | 15 5625 | 875 | 1:37 | 22:54 | 625 = 


dem Mittersee und Untersee dolomitische Kalke, beim Mühlberg 
sicher Dolomit durchfließt, gelangt viel MgO in den See und damit 
in den Schwebschlamm, so daß also die Schwebzusammensetzung ab- 
hängig ist von den durch den Seebach hereingebrachten Substanzen, 
während die die Sedimentierung der Uferbank verursachenden Wellen 
an beiden Ufern an magnesiaarmen Gesteinen erodieren. So haben 
wir durch den verschiedenen Chemismus beider Faziesgebiete ihre 
verschiedene Genese (Seebach und Strand) bestätigt. 

Auch bezüglich der Konsistenz scheint ein Unterschied zwischen 
Uferbank- und Schwebschlamm obzuwalten. Der Schlamm der Ufer- 
bank ist an der Oberfläche fest gepreßt unter dem Einflusse der 
Wellenwirkung, innen aber weich, so daß hier eine Art von schlam- 
migem „Schwimmsand“ entwickelt ist, während der Schlamm des 
Schweb gerade in den tieferen Schichten sehr kompakt ist und die 
oberste Schlammschicht ganz locker erscheint. Es ist jedenfalls die 
Schicht, die sich eben erst sedimentiert. Das verschiedene Verhalten 
bezüglich der Konsistenz ist wohl mit auch in der verschiedenen 
petrographischen Beschaffenheit begründet, indem der Uferbank- 
schlamm aus gröberem sandigem Kalkschlamm, der Schweb aus einem 
sehr bindigen Ton besteht. 

Der Schweb ist das Ergebnis der ruhigen Sedimenta- 
tion. Sie erfolgt hier auf die Fläche ziemlich gleichmäßig, weil jede 
einzelne Wassersäule für sich ihre Trübung mehr oder minder: vertikal 
sedimentiert. Das ist natürlich nicht im strengsten Sinne zu verstehen, 
wie es nur möglich wäre bei einer völligen Strömungslosigkeit des 
Sees. Strömungen sind auch im See vorhanden, nur sind sie im Ver- 
gleich zur Wassermasse unbedeutend. Jede einzelne Wassersäule 
sedimentiert ihre durch den Seebach in den See gebrachte und durch 
Wellengang und Strömungen über das ganze Seewasser mitgeteilte 


£ !) Hier sind nur die von den obersten Schlammschichten zusammengestellt. 
Mit der Schlammröhre wurden bis 25 cm mächtige Proben gewonnen, deren mittlere 
und unterste Partie gleichfalls analysiert wurde. 


1911 Bericht vom 31. Mai. G. Götzinger. 185 


Trübung auf den Boden. Da ist einleuchtend, daB die mächtigere 
Wassersäule zu gleicher Zeit mehr Sinkstoffe niederschlagen wird, 
als die weniger mächtige Wassersäule in geringerer Tiefe. Würde 
das Felsrelief des Sees schwach unduliert sein, so würde über einer 
tieferen Rinne in der gleichen Zeit etwas mehr sedimentiert werden 
als über einer Schwelle. Wie die schematische Zeichnung (Fig. 4) 
lehrt, wird dann jede neu sedimentierte Schicht die vorhergehende 
und damit das Erosionsrelief immer weniger nachahmen, bis eine nur 
ganz wenig undulierte schlammige Aufschüttungsfläche entsteht. Nun 
sehen wir aber bei der Schwebfläche auch diese Undulationen ganz 
vernichtet (vgl. die Lotungsprofile); hat die Sedimentierung schon 
seit längerer Zeit gewirkt oder liefert sie jährlich starke Beträge, 
so ist die Schwebfläche typisch entwickelt, das heißt ganz eben. Diese 
Horizontalität bildet sich aus der undulierten Schlammoberfläche 
wohl durch das Abgehen von Rutsch- und langsamen Gleitbewegungen in 
dem lockeren Schlamm aus. Die gleichmäßige Ausbreitung des lockeren 
Schlammes wird jedenfalls auch gefördert durch die im Herbst bis 


Fig. 4. 


Schema der Entstehung der Schwebfläche. 


auf den Grund reichenden Windströmungen !) und wohl auch durch 
die als Seiches bekannten Schaukelbewegungen des Seewassers, die 
im Gegensatz zur oberflächlichen Wellenbewegung die ganzen Wasser- 
massen in Bewegung bringen können. Der Einfluß der Einströmung 
des Seebaches auf die Ausgleichung des Sediments am Boden des 
Untersees ist aber wohl überhaupt nur im östlichen Teil von Be- 
deutung. 

Da die Menge der trübenden Substanzen, die sich im Schweb 
niederschlagen, von der Wasserführung des Zuflusses abhängt, muß 
die Sedimentierung des Schwebs nach Jahren und auch nach Jahres- 

!) Die Strömungen reichen im Herbst bis auf den Grund des Sees, weil 
dann das Wasser bei Homothermie gleiche Dichte hat und ein starker Wind an 
der Oberfläche eine ihm entgegengesetzte Strömung in der Tiefe verursachen muß. 
Im Sommer werden die tiefen Schichten in der Mitte des Sees nicht durch Wind- 
strömungen beeinflußt, weil sich dann das tiefere kältere, daher dichtere Wasser 
in einer deutlichen „Sprungschicht“* gegen das obere wärmere, daher leichtere 
Wasser abgrenzt und dieses leichte Wasser nicht in eine Gegenströmung im 
Bereich des dichteren kälteren Wassers gezwungen werden kann. Die durch Wind 
verursachte Gegenströmung hält sich dann auch im Sommer noch innerhalb der 
wärmeren leichteren, daher leichter beweglichen Wasserpartien oberhalb der 
Sprungschicht. 


186 Verhandlungen. Nr. 8 


zeiten verschieden erfolgen. Bei starker Wasserführung wird der 
Seebach viel mehr Sinkstoffe dem Seewasser zuführen; die Nieder- 
wasserzeiten, besonders im Herbst und Winter, bringen dagegen sehr 
wenig trübende Sinkstoffe in den See. Die meiste Trübung gelangt 
also im Frühjahre nach der Schneeschmelze und im Hochsommer zur 
Hauptregenzeit und zur Zeit der starken Wolkenbrüche in das See- 
wasser. Wird dann die Frage, daß zur Zeit der größten Sink- 
stofflieferungauch die größte Sinkstoffsedimentierung 
eintritt, in bejahendem Sinne beantwortet, so können wir sagen, daß 
der Schwebschlamm quantitativ fast nur aus Frühjahrs- 
und Sommerschichten besteht. 

Um sowohl den jährlichen wie den jahreszeitlichen 
Betrag der Sedimentierung im Bereich des Schweb zu messen, 
haben wir nach der Methode von Albert Heim im Untersee Schlamm- 
kasten versenkt. Auf die hierbei gewonnenen praktischen Erfahrungen 
aufmerksam zu machen, können wir uns hier versagen. Nach Hebung 
des Schlammkastens ließen wir den Schlamm in einem Gefäße ruhig 
absetzen, worauf das sedimentierte Volumen von Dr. Ruttner ge- 
messen wurde. 


Aus dem Schlammvolumen und der Auffangfläche des Schlamm- 
kastens ergibt sich durch Division die Schlammhöhe. Ein Schlamm- 
kasten lag über dem Schweb des Untersees vom 31./XII. 1907 bis 
2./VII. 1909 in über 33 m Tiefe. Es sedimentierten sich in dieser 
Zeit 350 cm? im nassen Zustand; das gibt bei einer Auffangfläche 
des Schlammkastens von 2500 cm? (50 cm Länge und 50 cm Breite), 
eine Sedimentation von 1’4 mm pro 1!/, Jahre, also rund 1 mm pro 
Jahr. Hierauf lag der Schlammkasten an derselben Stelle vom 10./IX. 
1909 bis zum 14./X11. 1909; er ergab 66 cm?, das heißt in den 65 
Tagen seiner Exposition 0:26 mm Schlammniederschlag. Dieser letztere 
Betrag würde, auf ein Jahr umgerechnet, 1’46 mm ausmachen, also 
einen ähnlichen Betrag wie 1908/09 unter der Voraussetzung, daß 
der Niederschlag ganz gleichmäßig erfolgt, was aber, wie die fol- 
genden Messungen ergaben, nicht zutrifft !). 


In den ersten sieben Monaten 1910 schlugen sich nieder: 
Über dem Schweb 80 + 285 cm? — 365 cm? (Auffangfläche 2500 cm?). 
Dabei ist zu bedenken, daß die Sommersedimentation, wie wir noch 
sehen werden, schon fast vorbei war; schätzen wir den Rest derselben 
und die herbstliche auf etwa 70—80 cm?, eher 80 cm?, nach Analogie 
mit dem Herbst 1909, so erhalten wir einen Betrag von rund 450 cm? 
auf 2500 cm? Auffangfläche pro 1910. Das würde 1'8 mm Gesamt- 
sedimentation ausmachen. Das Jahr 1910 lieferte also etwas mehr 
Sediment als 1908. Immerhin differieren die Werte nicht sehr. 


Der jährliche Betrag der Sedimentierung im Schweb 
ist danach trotzdem ein recht geringer, wenn wir die Sedi- 


!) Die 65 Tage der Exposition des Schlammkastens fallen zum größten Teil 
in den Herbst, der wegen der Niederwasserstandsverhältnisse des Seebaches wenig 
Trübung dem Seewasser verleiht. Immerhin war Ende September 1909 ebenso- wie 
am 11. Oktober Hochwasser, so daß der erhaltene Wert der Sedimentierung etwa 
einen mittleren durchschnittlichen Betrag darstellt. 


1911 Bericht vom 31. Mai. G. Götzinger. 187 


mentierungswerte dagegen halten, die bei den Beobachtungen mit 
Schlammkasten in zahlreichen Schweizer Seen gewonnen wurden !). 

Daß die Sedimentierung im Untersee so gering ist, hat vor 
allem darin seine Ursache, daß das Einzugsgebiet des Sees im Ver- 
gleich zu seinem Areal nicht groß ist und der Seebach meist eine 
geringe Wasser- und daher Schlammführung hat. Es verhält sich hier 
das Seeareal zum Areal des Einzugsgebietes etwa wie 06 kim? : 24 km?, 
also 1:40. Dabei ist noeh zu bedenken, daß nur höchst selten das 
wirkliche Einzugsgebiet des Sees, was die Zuführung von Sinkstoffen 
anlangt, über dem Mittersee hinaufreicht. Nur bei besonders starkem 
Hochwasser erhält der Mittersee einen oberflächlichen Zufluß vom 
Obersee her, sonst besteht nur eine unterirdische Verbindung zwischen 
Ober- und Mittersee, da der Ausfluß des Obersees mehrfach im Fels 
und im Schotter verschwindet und nur sein im Schotter filtriertes 
Wasser als Grundwasser in dem Mitterseeboden in zahlreichen Quellen 
hervortritt. Der Mittersee hat als Quellsee natürlich ein sehr reines 
Wasser, der ihm entquellende Seebach wird also erst auf dem 
kurzen Wege zum Untersee von den Ufern und aus seinem Bach- 
bett etwas Trübung aufnehmen können. Auch die Zuflüsse des See- 
baches zwischen Mitter- und Untersee sind, wie der Schreier- und 
Lochbach sowie der Bach vom „Kazim“ (Mühlgraben) Karstquell- 
bäche. Sie führen daher sehr wenig Trübung in den Seebach hinein. 
So stammt also eigentlich die meiste im Unterseeschweb sedimentierte 
Trübung aus einem noch geringeren Einzugsgebiet, nämlich vom 
Mittersee abwärts, so daß sich Seeareal zum Areal des EFinzugs- 
gebietes gar nur mehr wie 0°6 km?: 13 km?, also rund 1:20 verhält. 


1) Ausführlich behandelt in A. Heim, Der Schlammabsatz am Grunde des 
Vierwaldstättersees. Geol. Nachlese Nr. 10, in: Vierteljahrsschr. d. Naturforsch. Ges. 
Zürich, 1910, XLV, pag. 164 ff. und in den Brücknerschen Berichten der FluB- 
kommission der Schweiz. Naturforsch. Ges. in den Verh. d. genannten Gesellschaft, 
sowie Zschokke, Bericht der Hydrolog. Kommission f. d. Jahr 1908/9. Actes de 
la Soc. helv. des Sc. nat. Lausanne 1909. 


Vierwaldstättersee: 


Sedimentierungshöhe:; 


12./4. 1897— 7./4. 1898 (Urnersee) ... 150 mm einiähr 
12./4. 1897— 7./4. 1898 (Muottabecken) 75—80 mm 

1901/2. (Urnersee) ... 820 mm | aeenchlich, infolge Sınoz 
8./4. 1902—14./3. 1903 (Urnersee) ... . 3:5 mm 


8./4. 1902—14./3. 1903 (Muottabecken) 5'0 mm j fast ein Jahr 
Öschinensee: 


Sedimentierungshöhe : 


23801901 29./102 1901. 2 2... 15 mm 2 Monate (Groll) 
23./5. 1904—28./10. 1904 ......... 10—1lmm kaum !/, Jahr 


Brienzersee: 


Sedimentierungshöhe: 


Frübjahr 1908—5. Dez. 1908 20 mm 
® : fWinterminimum der Sedimentation 
11. Dez. 1908—4. Mai 1909 2 mm \ Ver Unterseh. 


188 Verhandlungen. Nr. 8 


Immerhin würde der Untersee in ca. 18000 Jahren zugeschüttet sein, 
wenn wir den Betrag von 1 mm pro Jahr als Durchschnittswert an- 
nehmen und von der eine viel raschere Vernichtung des Sees ver- 
ursachenden Verschotterung absehen würden, ebenso von der all- 
mählichen Setzung des naß sedimentierten Schlammniederschlages 
infolge des Druckes der sukzessive darauf gelagerten Schichten. 

Um die jahreszeitlichen Unterschiede im Betrag 
der Sedimentierung zahlenmäßig erweisen zu können, haben wir 
die Schlammkasten mehrmals in einem Jahre gehoben. Die folgende 
Tabelle gibt die gewonnenen Zahlen nach Dr. Ruttners Volumetrie- 
rungen wieder: 


a = | 
Eger 
Dauer der s|= 2 SS 
en oO E=) 
| Exposition des ||Tage Ort 2|lgssı 3:| @ Bemerkungen 
| 25° 90 3 = 
Schlammkastens lee 2s| 8 
= beig<-) d> 
O 3 = 
n < un 
—n En Z — - ‘= ste 
| wegen zweier 
10./9.—14./12. \ Ken, in 3 Hochwässer wahr- 
1909 (Herbst) / nu ee 66 ,| 2500 | 026 scheinlich über- 
normal für Herbst. 
14./12.—2./4. | | Schweb in : 
1910 (Winter) j > \ Seemitte Ben 80 | na | = 
2./4.—3./8. 1910 
(Frühjahr und | 9 nike 1 33| 285 | 2500 | 114 2 
Sommer) | | 
14./12. 1909 bis | Nuleere c | 
25.73. 1910 102 ) nahe Ns a9) an gz4 " 
\ 86 | 2500 
(Winter) J BE Ende | 
25./3.—3./8. Seereit 
1910 (Früblahr || 99 |) nahe 16 [00 El 116 | x. 
und Sommer) R Ende rn | 
I | 


Deutlich ist daraus die Hauptsedimentierung im Frühjahr und 
Sommer zu ersehen, wenn die Zahlen vom Schweb einander gegen- 
übergestellt werden; der Kasten nahe dem See-Ende zeigte analoge 
Werte. Während der drei fast gleichen Expositionszeiten (von rund 
100 Tagen) wurden also ganz verschiedene Werte an derselben Stelle 
sedimentiert. Die Sedimentation im Frühjahr und im 
Sommer ist sicher viermal größer als im Winter, da wir 
die Sedimentation des Winters allein auf höchstens 60 cm? veran- 
schlagen können !). 

Darauf, daß die jahreszeitlichen Unterschiede in der Sedi- 
mentierung große sein müssen, indem der Hauptanteil der Sedimentierung 
auf das Frühjahr und den Sommer fällt, deutet auch das verschiedene 


!) In dem Betrag von 80 cm? vom 14./12. 1909—2./4. 1910 ist auch schon 
das Sediment des Beginnes der Schneeschmelze enthalten. 


1911 Bericht vom 31. Mai. G. Götzinger. 189 


Verhalten der Durchsichtigkeit des Wassers, die ja vor allem bedingt 
ist durch den Gehalt an suspendierten Bestandteilen. Je geringer die 
Durchsichtigkeit, also je größer die Trübung, um so rascher wird die 
Sedimentierung unter sonst gleichen Umständen erfolgen, um so größer 
wird die Sedimenthöhe sein. Die Durchsichtigkeit variiert im Unter- 
see sehr; die Trübung ist am größten im Frühjahr und im Sommer, 
um dann allmählich abzunehmen. Eine recht gute und einfache Me- 
thode der Bestimmung der Durchsichtigkeit (Transparenz) ist die 
Versenkung der bekannten weißen Secchi-Scheibe, deren Ver- 
schwinden für das Auge an einer in Meter geteilten Schnur abge- 
lesen wird. Die folgende Tabelle zeigt deutlich, wie die Tiefe, bei 
welcher die weiße Scheibe eben verschwindet, die Sichttiefe, im 
Frühjahr und im Sommer bei Hochwasser gering ist, während sie bei 
Niedrigwasser im Herbst und im Winter groß wird. Die verschiedene 
Sichttiefe ist direkt ein Maß der verschiedenen Trübung des See- 
wassers durch die suspendierten Bestandteile. 


Jahreszeitliche Änderungen der Siehttiefe im Untersee. 


1906 1907 
Datum Meter Datum Meter 
5a 5.” en 
DON SS RN an. ALMELLE ID) —_ 
6a rirkart0 m 
— DW nd 
= 1. #5, 6 
20.5... .. . zirka 12 2a. zirka 7 
Son ee. 23./6.. . . zirka 12°5 
Be SERaN Enns 
DB. 1»... 108—8 
38... 320, icka 9° 2.9) SOME 
PING ee hüberzd 
SO 9:5 
18./8. Iamem 10 — 
13/9... . 12-15 — 
Pillweanpz- Ne. 11 11.10. . . . zirka 12 
20./10. ENT: — 
2./11. zirka 10—11 = 
srl: ; 10 — 
Aullliigancns 12% 10 = 
aa If N; 12 ae ©) ı 11 
= SM 10:5 
ar 23./12. er. 11 


ı) Je nach dem Eintritt und Charakter des Hochwassers stellt sich die 
Minderung der Sichttiefe im Frübjahr verschieden ein. 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 8, Verhandlungen. 30 


190 Verhandlungen. Nr. 8 


Die innige Beziehung, die zwischen der Sichttiefe (Durchsich- 
tigkeit) und dem Wasserstand des Sees, der Wasserführung des Zu- 
lusses und daher der Menge der Zuführung der trübenden Bestand- 
teile besteht, wird graphisch in der erwähnten Zusammenfassung an 
anderer Stelle gegeben werden !). 


Einige Beobachtungen lehren nun, daß im Frühsommer, wenn 
eine starke Sinkstofflieferung herrscht, auch eine rasche Ausfällung 
des Sediments stattfindet, so daß sich die Sichttiefe rasch ver- 
srößert. Jedenfalls waren im Herbst stets schon große Sichttiefen 
anzutreffen, was zur Genüge beweist, daß die im ersten Halbjahr in 
den See gebrachte Trübung rasch sich sedimentiert hat. 


Diese rasche Ausfällung des Sediments ist wohl auch 
mit bedingt durch die Verringerung der Dichte des Wassers in- 
folge Temperaturerhöhung im Sommer. Nur so lange wird 
sich Trübung im Wasser halten, als die trübenden Teilchen die gleiche 
Dichte mit dem Wasser haben. Vermindert sich die Dichte des Wassers 
zum Beispiel durch Temperaturerhöhung, so werden die Bestandteile 
relativ schwerer und müssen daher zu Boden sinken. Mit zunehmender 
Erwärmung wird die Dichte des Wassers immer geringer, wie die 
folgende Tabelle nach Kohlrausch, Prakt. Physik 1896, lehrt, daher 
wird die Ausfällung zunehmen, ja sogar in beschleunigter Weise, 
da die Dichtedifferenzen des Wassers bei einer Erwärmung nur um 1° 
um so mehr wachsen, je weiter die Temperatur des Wassers von 4°, 
der Temperatur des Dichtigkeitsmaximums abweicht ?). 


Wassertemperatur Dichte | Differenz 

er c 1 Een \ | — 0,000.008 

110 0.999.640 | Bi 

I a) om 
| 
25° C | 0,997.070 \ — 0,000.260 


| 26° C | 0,996.810 | 


!) Da die Menge der Trübung bekanntlich auch die optischen Verhältnisse, 
vor allem die Farbe bestimmt, indem trübe Seen mit geringer Sichttiefe grün, 
wenig getrübtes Material enthaltende Seen mit großer Sichttiefe blau erscheinen, 
so besteht auch zwischen der Farbe der Seen und der Geschwindigkeit der 
Sedimentierung und der Sedimenthöhe unter sonst gleichen Umständen eine deut- 
liche Relation; die blauen Seen werden demnach in der gleichen Zeit weniger 
sedimentiert werden als die grünen Seen, es sind die ersteren die persistenteren. 


?) Das hat besonders M. Groll, Der Öschinensee, Berner geogr. Ges. 1904, 
pag. 49 f., betont. 


1911 Bericht vom 31. Mai. G. Götzinger. 191 


Enthält zum Beispiel ein Wasser im Untersee von 15° (häufige 
Julitemperatur an der Oberfläche) eine bestimmte Menge Trübung und 
erwärmt sich dieses in rascher Zeit um 1, so ist die Dichte des Wassers 
um 0:000150 kleiner geworden, so daß damit sofort ein großer Teil der 
suspendierten Bestandteile niedergeschlagen werden muß. Wegen dieser 
großen Dichtedifferenzen schon bei geringen Temperaturunterschieden 
im Sommer wird daher bei Erwärmung eine rasche Ausfällung ein- 
treten, was die Beobachtungen mit der weißen Scheibe ergaben (Zu- 
nahmen der Sichttiefe von 3 auf 6 m). Im Herbst und Winter wird 
dagegen die Ausfällung der Trübung verlangsamt, obgleich überhaupt 
wenig Trübung im See vorhanden ist; denn bei der sukzessiven Ab- 
kühlung des Wassers zum Beispiel von 8% auf 4° unter dem Einfluß 
der vertikalen Konvektionsströmungen sind die Temperatursprünge 
von Tag zu Tag geringe und es nimmt die Temperatur des Wassers 
gleichmäßig ab, so daß sich die Dichte ganz allmählich vergrößert, 
mithin immer mehr Trübungsmaterial in die Suspension aufgenommen 
werden könnte, ohne sedimentiert zu werden. Bei maximaler Dichte 
(bei 4°) könnte daher das Wasser theoretisch die meisten Sinkstoffe 
suspendiert halten, da dann selbst schwerere Bestandteile mit dem 
Wasser die gleiche Dichte hätten. Die kleinen Erwärmungen im Herbst 
tragen jedenfalls auch zur Ausfällung nicht bei, da die Dichtediffe- 
renzen zwischen einem Wasser von 4° und von 4—8° noch nicht 
große sind; erst darüber hinaus nehmen sie zu (vgl. Tabelle). Wegen 
der im Herbst zurücktretenden Ausfällung fehlen auch die Schwan- 
kungen in der Sichttiefe, wenn wir von den gelegentlichen durch 
Hochwasser bewirkten Veränderungen der Sichttiefe absehen, ja wegen 
der fehlenden Ausfällung nimmt die Sichttiefe nicht mehr be- 
deutend zu (vgl. die obigen Zahlen auf pag. 189). Die Sedimen- 
tierung ist also im Herbst und Winter auf ein Minimum 
reduziert, Hochwasser sind eine Seltenheit und die ausfällende 
Wirkung der Temperatur hört auf. Erst die rasche Erwärmung des 
Wassers im April belebt wieder die Ausfällung der Trübung des See- 
wassers. So lange also die Temperatur eine steigende ist, so lange 
dauert auch die ausfällende Wirkung; das ist demnach an der Ober- 
fläche bis in den August, in der Tiefe bis in den September hinein 
der Fall. So verbindet sich also im Frühjahr und im Sommer 
zugleich mit derstarken Zuführungvon trübenden Stoffen 
auch die Möglichkeit der raschen Ausfällung der Trübung 
infolge der Steigerung der Temperatur. 

Aus all dem folgt zur Genüge, daß die Sedimentierung im Unter- 
see hauptsächlich im Frühjahr und im Sommer stattfindet. Die Schichten 
des ersten Halbjahres müssen mächtiger, jedenfalls auch weniger 
feinkörnig sein als die Winterschichten. Würde die Sedimentation 
im Untersee jährlich größere Beträge liefern, könnte demnach 
aus einem Schlammprofil auf die einzelnen Jahresringe geschlossen 
werden. Daraus könnte man weiter die Dauer der Postglazialzeit be- 
rechnen. 

Die Tatsache der sommerlichen und frühjährlichen Sedimen- 
tierung im Untersee erklärt auch, daß das Sediment ein klastisches 
ist, kein chemisches. Durch die ausgezeichneten Untersuchungen von 

30* 


192 Verhandlungen. Nr. 8 


E. Uetrecht!), die Messungen der Menge des gelösten und suspen- 
dierten Materials in der Rhone oberhalb des Genfer Sees wissen wir, 
daß dieser Fluß im Sommer fast nur suspendierte mineralische 
Teilchen führt, während die gelösten Bestandteile im Winterhalbjahr 
überwiegen. Der Gehalt an gelösten Bestandteilen verhält sich gerade 
umgekehrt zu dem der suspendierten. Die Verhältnisse an der Rhone 
können wir ohne weiteres für den Lunzer Seebach übertragen, wenn 
sich auch das Maximum der Wasserführung und damit die Führung 
an suspendierten Bestandteilen etwas gegenüber der Rhone verfrüht 
und wenn auch beim Seebach das suspendierte Material über das 
gelöste nicht in der Weise überwiegen wird wie bei der Rhone, die 
aus den Gletschergebieten im Sommer enorme trübende Massen 
erhält. 

Die Sedimentierung des Schlammes erreicht auch regional 
im See verschiedene Werte: es ist ohne weiteres klar, daß sie 
mit zunehmender Entfernung von dem die Trübung hereinbringenden 
Seebach abnimmt. Dies lehren sehr deutlich die drei Schlammkasten, 
die an drei verschiedenen Stellen im Untersee versenkt wurden: 


10./9 —14./12. 1909 . nahe Einfluß 22 264 | 2500 | 1'056 


| Dauer der Exposition 
| des Om 
Schlammkastens 


Tiefe 


Schlammvolumen 
cm? 
Auffangfläche des 
Kastens cm? 
Sedimenthöhe mm 
Pro Jahr mm 


Sr 
& 
D7} 


10./9.—14./12. 1909 . Schweb 33 | 66 | 2500 |0:264 | 148 


10./9.—14./12. 1909 . vor See-Ende 18 210 | 2500 10:84 | 472 
(Seereit) 


Die Messung beim Seereit paßt nicht herein; denn die ver- 
mehrte Sedimentierung daselbst erklärt sich durch die große Nähe 
einer Uferbank, an welcher die Wellen anschlagen, so daß hier lokal 
mehr Trübung vom Ufer aus aufbereitet wird). Dagegen zeigte es 
sich ganz klar, daß über dem Schweb in der gleichen Zeit etwa 
nur der vierte Teil von der Schlammenge nahe dem Ein- 
fluB unterhalb des Deltas sedimentiert wird. Die Verschieden- 
heiten im Schlammabsatz stehen auch im Einklang mit der zuweilen 


!) Die Ablation der Rhone in ihrem Walliser Einzugsgebiet. Dissertation. 
Bern 1906. 


2) In den ersten sieben Monaten 1910 betrug dagegen die Sedimentation 
über dem Schweb nnd nahe dem See-Ende fast gleich viel (Schweb 365 cm®, nahe 
See-Ende [Seereit] 376 cm? auf 2500 cm? Auffangflache). Theor-tisch sollte die Sedi- 
mentation nahe dem See-Eude kleiner sein als in der Mitte des Sees (Schweb), weil 
die meiste durch den Seebach gebrachte Trübung ausgefällt sein sollte; dafür wird 
viel Schlamm lokal von der Uferbank zugeführt. 


1911 Bericht vom 31, Mai. G. Götzinger. 193 


beobachteten regionalen Verschiedenheit) in der Sichttiefe des See- 
wassers: gleich nach einem Hochwasser maßen wir nahe dem Einfluß 
eine um 1—2 m, selbst 4 m geringere Sichttiefe als sonst im See 
selbst. Dieser Mehrbetrag der Trübung in der Nähe des Seebach- 
einflusses, der sich in der Verringerung der Sichttiefe äußert, führt 
auch bei jedem Hochwasser zu vermehrter Sedimentierung; nur wenn 
die Hochwasserzeit länger dauert und starke Winde und Strömungen 
eine rasche Durchmischung des Wassers im OÖ und W ermöglichen, 
hören die regionalen Unterschiede in der Trübung, respektive in der 
Sichttiefe auf, da die Trübung gleichmäßig über den ganzen See aus- 
gebreitet wird. 

Daß die Sedimentierung in der Postglazialzeit im östlichen Teil 
des Sees größer ist als im W, erhellt schon aus dem Bodenrelief. 
Die Zuschüttung des elazialen Erosionsreliefs ist im östlichen Teil 
viel weiter gediehen als im W, wie sogar nach dem Verlauf der 
Isobathen zu ersehen ist (vgl. die Karte). Sie verlaufen im OÖ rund, 
im W fast eckig; es verrät sich die Skulptur der Erosionswanne im 
W viel mehr als im O. Die Querprofile zeigen dies ebenfalls: im OÖ 
bis zur Mitte des Sees ist schon überall ein typischer Schweb vor- 
handen, im W dagegen ist er nicht mehr zusammenhängend, nicht 
einmal mehr sehr eben, die Sedimentierung schreitet erst gegen W 
hin vor (vgl. die umstehenden Lotungsprofile). 

Hier seien noch die Verschiedenheiten im Chemismus 
des Schlammes in der Längsachse des Sees gestreift. Wie 
pag. 184 zeigt, liegen drei Schlammstiche vor. Wir entnehmen aus 
den Zahlen eine deutliche Abnahme des CaO- und eine Zunahme des 
SiOg-, F&%0;- und Al,O,-Gehaltes vom Einfluß gegen das See-Ende 
hin. Sehr charakteristisch ist die Abnahme des Kalkes, weil die Zu- 
führung des Kalkes durch den Seebach erfolgt. Dagegen zeigt die 
Zunahme des F'&,0,-Gehaltes, daß der Eisengehalt nicht durch den See- 
bach in den See geführt wird. Wenn wir, Uferbank und Schweb 
gegenüberstellend, zwischen litoraler und pelagischer Fazies auch in 
Hinsicht auf den Chemismus unterscheiden können, so stellt sich im 
Längsprofil des Sees heraus, daß das Sediment nach dem Chemismus 
gegen den Seeausfluß hin immer pelagischer wird. 


II. Seehalde. Wenden wir uns dem letzten Faziesbezirk des 
Untersees zu, der Seehalde. Wir verstehen darunter die Schlamm- 
ablagerung auf der geneigten Böschung der Seewanne. Es wird erwähnt 
werden, daß es nur wenige Stellen gibt, wo die Seehalde aussetzt, 
wo keine Sedimentierung infolge Hervortretens von Fels stattfand. Da 
die Seehalde die Verbindung zwischen der Uferbank und dem Schweb 
darstellt, ist sie bezüglich ihrer Entstehung komplexer Natur. Ein 
Teil ihres Schlammes stammt von der Uferbank, über deren Abfall 
er zur Seehalde abrutscht, ein anderer Teil des Schlammes aber 

stammt ebenso wie beim Schweb von der allgemeinen Trübung des 
Seewassers, die im Seebach ihre Hauptquelle hat. Nach den Lotungs- 


!) Das einschlägige Beobachtungsmaterial seit 1906 kann hier nicht gegeben 
werden. 


Verhandlungen. Nr. 8 


194 


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Bericht vom 31. Mai. @. Götzinger. 195 


1911 


5607 


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S’eR 09 08 ) 9 08 00 04 00 082 098 842 


4 ’ 7 2 
081 091 001 0 08 08 004 09: DL 002 222 


"u UT uasanmıapug 'S pun N you (Jeuygorazaq Q Aw) [yoıdsdur] woA uayreısdungor] 


"g ındıg IM Aqwisgum 


"SIOSSBJIOA SAP UAZUNFO"T USP YOeU SOAKıE}uf) sap [IA], UayoI789M up Yoınp ofyorq ayosıdk], 9 "Irg 


196 ... Verhandlungen, Nr. 8 


profilen verläuft die Seehalde glatt, um gegen unten sich mit der 
Schwebfläche allmählich zu verflößen. Der obere Teil der See- 
halde ist von Vegetation (Chara, Elodea, Fontinalis in absteigender 
Folge) bedeckt. Was die Mächtigkeitsverhältnisse der Halde an- 
langt, so ist theoretisch zu erwarten, daß sie dort am mächtigsten 
ist, wo sie an eine breite, aufgeschüttete, weit in den See hinaus- 
geschobene Uferbank angrenzt, die noch weiter in den See wächst. 
Da aber auch der Schlamm der Seehalde bei sehr steiler Böschung 
Rutschungen aufweisen dürfte, wird sich ein gewisser stationärer Zu- 
stand entwickeln: je mehr von der Uferbank durch Rutschungen der 
Seehalde tributär wird, um so mehr wird an den Gehängen der Halde 
zum Schweb abrutschen. Seehalde und Uferbank stehen demnach in 
einem gewissen Konnex; wo eime Uferbank entwickelt ist, dort fehlt 
auch die Seehalde nicht, wo dagegen wegen des harten Gesteins, wie 
bei der Steinbauernhöhe (Opponitzer Kalk), die Uferbank fehlt, ist 
die Seehalde schwach ausgebildet. 


Die Seehalde als „geologischer Aufschluß“ wird sich in mancher 
Beziehung von der Uferbank unterscheiden. Haben die Schlamm- 
schichten bei der letzteren die steile Deltaschichtung, so ist der 
Schlamm der Seehalde konform auf der erodierten Felsböschung der 
Wanne abgelagert, der Lagerungswinkel des Schlammes der Seehalde 
wird daher meist geringer sein als der der Deltaschichtung der Ufer- _ 
bank. Der Schweb ist also die einzige limnische Fazies mit 
horizontaler Schichtung, alle anderen Sedimentformen des Sees 
haben mehr oder minder schräge Schichtung. Wegen der häufig ab- 
gehenden Rutschungen, auf die mit Recht Arnold Heim!) hingewiesen 
hat, werden die Schichten der Halde gestaucht und gefaltet erscheinen 
können; es werden auch zuweilen infolge von Rutschungen gewulstete 
Oberflächen der Halde angetroffen werden, wenngleich wir bisher durch 
die Lotungen dergleichen nicht angetroffen haben. Freilich werden 
diese gewulsteten Oberflächen von den normal geschichteten Schlamm- 
ablagerungen der Seehalde wieder begraben sein. Arnold Heim hat 
mit Recht sogar auf die Eventualität der Auffindung von gefalteten 
Haldenschichten zwischen sonst nur normal geschichteten Schlamm- 
ablagerungen hingewiesen. 


Nach Erörterung der Sedimentierung im Untersee, die in typischen ° 
Formen stattfindet, seien kurz die Verhältnisse am Obersee behan- 
delt (über die des Mittersees a. a. O. pag. 154 ff.). Er bietet zum Unter- 
see in vieler Hinsicht ein gegensätzliches Verhalten. Wenn wir seinen 
Boden betrachten, fällt der Mangel eines Schotterdeltas auf. Die Zu- 
flüsse im südlichen Teil erreichen nämlich den See nicht direkt, da 
sie schon im Moor verschwinden (vgl. Karte pag. 175). (Die Zuflüsse 
von OÖ und NW her sind aber kurze Quellbäche, die keinen Schotter 
transportieren.) In den alten, großen Obersee, wie er auf der Karte 
durch die äußersten Umrisse gegeben ist, mündeten aber die beiden 
Bäche von S her; hier ist daher jedenfalls ein altes Schotterdelta 


1) Über recente und fossile subaquatische Rutschungen nnd deren litholo- 
gische Bedeutung. N. Jahrb. f. Min., Geol., Pal. Jahrg. 1908, Bd. II, pag. 186 ff. 


1911 Bericht vom 31. Mai. G. Götzinger. 197 


vorhanden, an das sich der trockene Schotterkegel südlich davon 
anschließt; es ist aber begraben unter der Decke des seither an- 
gewachsenen Moores. 


Das Sediment des Obersees ist bis auf wenige noch nicht sedi- 
mentierte felsige Stellen, so nahe den Triangulationspunkten 5 und 4, 
durchausnur vonSchlamm gebildet, der deutlich m zwei Fazies entgegen- 
tritt. Der flockige braunrote Schlamm setzt die zahlreichen Uferbänke, 
ein zäher, toniger, ziegelroter Schlamm den Schweb der tiefen Kolke 
zusammen. Der Schlamm des kleinen Schwebs in dem Kolk nahe dem 
Ausfluß bildet ein Übergangsgebilde zwischen den beiden Fazies. Die 
das Wasser trübenden Substanzen sind beim Obersee im Gegensatz 
zum Untersee mehr organische als mineralische. Vor allem ist das 
Plankton im Oberseewasser reicher entfaltet als im Unterseewasser ; 
durch Wind und Wellengang werden außerdem Moorteilchen abge- 
rissen und über den ganzen See gebreitet; ferner sind im Seewasser 
gelöste füärbende Humussubstanzen vorhanden, die unter Mitwirkung 
von Sauerstoff und Eisenoxyd langsam ausgefällt werden!) und dem 
Wasser die rotbraune Färbung zum Teil verleihen. So ist die Trübung 
eine im See fast habituelle, zumal die Zufuhr von mineralischen Be- 
standteilen durch die Zuflüsse fehlt und auch die Aufbereitung von 
Schlamm durch die Wellenwirkung an den aus Juracrinoidenkalk zu- 
sammengesetzten Ufern stark zurücktritt, obgleich dieses Gestein 
stellenweise zu rotem Ton verwittert ist. 


Immerhin sind die Sedimentformen der Uferbänke wie beim 
Untersee auf die Wellenwirkung zurückzuführen. Sie sind hier im 
Gegensatz zum Untersee nicht so zusammenhängend; sie setzen sich 
an den Schwellen zwischen den Kolken an und wachsen allmählich 
gegen die tieferen Stellen vor. Am größten ist die Uferbank zwischen 
dem Hauptkolk, dem Kolk beim Ausfluß, zwischen der Insel und 
dem Nordufer; aber auch die anderen Kolke sind durch flache, 
schlammige Uferbänke voneinander getrennt. 


Die Tiefe der Uferbank beträgt ähnlich wie beim Untersee 
1—11/, m bei Niedrig- bis Mittelwasserstand; sie hält sich gleich- 
mäßig in dieser Tiefe am Nordufer wie SW von der Insel. Sie 
wird hier, wie dort, durch die vom Wind erzeugten Wellen hervor- 
gerufen, der zwar selten ist, dann aber zuweilen als heftiger Fall- 
wind entgegentritt. 


Der Schweb ist trotz der ungünstigen morphologischen Ver- 
hältnisse des Bodens mit seinen Kolken doch in jedem einzelnen 
Becken vorhanden, natürlich in verschiedener Tiefe und in verschie- 
denem Ausmaß. Nach dem Ergebnis der Lotungen ist zum Beispiel 
der Boden des größten Kolkes heute ganz tischeben sedimentiert; 
die Lotungskarte gibt eine gleichmäßige Tiefe von 15°15 m an; diese 
Ebene setzt sich gegen SW noch etwa 50 m weiter fort, wo die 
Tiefe über 145 m beträgt. Ebenso hat der Schweb in dem Kolk vor 
dem Ausfluß eine deutliche Entwicklung. 


!) W. Spring, Sur le röle des compos£s ferriques et des matieres humique 
dans la coloration de l’eau. Arch. d. Scienc. physiques nat. V/5 Geneve 1898. 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 8. Verhandlungen. 3] 


198 Verhandlungen. NrES8 


Wie beim Untersee differieren auch beim Obersee der Schlamm 
der Uferbank und des Schweb bedeutend (vgl. Tabelle oben pag. 184). 
Wie die Zahlen von Dr. G. Mulley lehren, ist die Uferbank wieder 
durch einen großen Kalkgehalt infolge der kalkabsondernden Tätigkeit 
der Organismen (insbesondere Schnecken), dagegen geringen SiO,-, 
sehr geringen MgyO-, geringen F&0,- und Al,0;-Gehalt ausgezeichnet. 
Im Schweb überwiegt wieder der Si0,-, auch der MgO-, während 
der Kalkgehalt gering ist. Der Tonerdegehalt ist höher und insbe- 
sondere der von F&0, quantitativ außerordentlich reich vorhanden. 
Der Schlamm des Loches vor dem Ausfluß steht bezüglich seines 
Chemismus in der Mitte zwischen den beiden Typen, sein hoher SiO-,, 
Fe,0;- und MgO-Gehalt, ebenso sein trotz unbedeutender Entfernung 
vom Ufer außerordentlich geringer Kalkgehalt läßt auch ihn trotz 
der geringen Ablagerungstiefe (er wurde nicht einmal aus der Haupt- 
tiefe von 8°5, sondern nur aus 7 m Tiefe entnommen) nach seinem 
Chemismus zu den „pelagischen Sedimenten“ des Untersees in 
Analogie treten. 

Wenn wir kurz die Schlammanalysen des Unter- und Ober- 
sees einander gegenüberstellen, so weist der Oberseeschlamm den 
größten Si0,- (36) und Fe&O,-Gehalt (23) überhaupt, dagegen den 
geringsten Kalkgehalt (bloß 4) und geringsten Magnesiagehalt 
(nur 0'3) auf, der Unterseeschlamm dagegen den geringsten SiO,- 
und geringsten Fe&,O0,- und Al,O,- (Uferbank), dagegen den größten 
Kalkgehalt in der Uferbank, ebenso den größten Magnesia- und größten 
Tonerdegehalt (bis 18) auf. 

Seeschlammanalysen liegen insbesondere von Schweizer Forschern, 
so F.E. Bourcart!) und J. Zender?), vor. Es kann hier nicht in 
eine Diskussion der dortigen Werte im Vergleich mit denen der 
Lunzer Seen eingegangen werden. Es sei nur bemerkt, daß der Ober- 
seeschlamm sehr dem des Lago Maggiore ähnelt, der sich durch 
seinen auffallend hohen Si0,- (62:31), sehr geringen (aO- (3:18), 
sehr hohen F'&0;- (25°36) und Al,O,- (1797) Gehalt von den an- 
deren Schweizer und italienischen Seen unterscheidet. 

Die biologischen Arbeiten werden manches zur Aufklärung bei- 
tragen, insbesondere über die Anreicherung von 8:0, durch die 
Tätigkeit der Diatomeen. Der ansehnliche Fe, O,-Gehalt des Obersee- 
schlammes erklärt sich aus dem großen Eisengehalt des Obersee- 
wassers, der wieder von dem sehr eisenschüssigen roten Ton der 
Juracrinoidenkalke herstammt. Wie die chemischen Untersuchungen 
von Mulley und Wittmann gezeigt haben, hält sich das eisen- 
haltige Wasser meist in größerer Tiefe, daher bleibt auch der hohe 
Eisengehalt auf den Schlamm der tieferen Partien des Sees mit Aus- 
schluß der Uferbank beschränkt. Der sehr geringe Kalkgehalt des 
Schwebschlammes des Obersees ist verständlich, weil die mechanische 
Zuführung von mineralischem Kalk infolge des fehlenden Zuflusses 


ı), F. E. Bourcart, Les laes alpins suisses, etude chimique et, physique. 
Genf 1906 und in den Archives des Scienc. phys. nat. Geneve XVII, 1904, 
pag. 612. 

2) J. Zender, Sur la composition chimique de l’eau et vases des grands 
lacs de la Suisse. These, Univ, Geneve 1908. 


1911 Bericht vom 31. Mai. G. Götzinger. 199 


fehlt, wie anderseits der sehr geringe Magnesiagehalt im Einklang 
steht mit der Abwesenheit der Dolomite in der nächsten Umgebung 
des Obersees. 

Über die Geschwindigkeit der Sedimentierung im Obersee 
werden die Messungen des Absatzes in dem am 7./9. 1909 in dem 
tiefsten Kolk versenkten, bisher noch nicht gehobenen Schlammkasten 
Aufschluß geben. 

Die Sedimentierung findet im Obersee wahrscheinlich viel rascher 
als im Untersee statt, schon weil die Trübung eine größere ist. Be- 
trägt doch die Sichttiefe im Obersee bloß 3! —5 m, sie ist durchaus 
geringer als im Untersee, trotzdem der letztere von einem Zufluß 
ständig gespeist wird. Auch deshalb wird die Sedimentierung im 
Obersee eine raschere sein, weil ein starker Ausfluß, der die Trübung 
wieder zum Teil aus dem See herausreißt, dem See fehlt, während 
beim Untersee der wasserreiche Ausfluß sicher einen starken Zug auf 
die Wassermassen ausübt und daher trübende Substanzen herausführt, 
bevor sie sich noch am Seeboden niedergeschlagen haben. 


Die jahreszeitlichen Schwankungen in der Sichttiefe sind beim 
Obersee ganz unbedeutend, was mit dem Fehlen eines direkten 
stärkeren Zuflusses mit seinen Schwankungen in der Wasserführung 
übereinstimmt. Daher wird auch die Sedimentierung nicht die jahres- 
zeitlichen großen Unterschiede aufweisen können wie beim Untersee 
mit seiner Frübjahrs- und Sommersedimentation; sie dürfte, wenn- 
gleich wir dies vorderhand noch nicht mit Schlammkastenmessungen 
erweisen können, im Jahre mehr gleichmäßig stattfinden. Doch ist 
der ausfällende Einfluß der Temperatur vermutlich größer als im 
Untersee, zumal sich die Oberflächenschichten des Obersees im Hoch- 
sommer wegen des nur höchst selten stärkeren Wellenganges und 
wesen der Abwesenheit eines starken Abflusses!) und wohl auch 
wegen der infolge der größeren Meereshöhe erhöhten Insolation stets 
mehr erwärmen (über 20°) als im J/ntersee. 

Das Fehlen eines Zuflusses, der wie der Seebach beim Unter- 
see mit seinen Schwankungen in der Wasserführung auch die Zu- 
führung von verschieden großen Bestandteilen in die Trübung des 
Seewassers verursachen würde, erklärt auch die Gleichmäßigkeit 
des Kornes des feinen Schwebschlammes im Obersee. 

Nach einer Bestimmung des prozentuellen Verhältnisses der 
Korngrößen — die Methode wird später ausführlicher behandelt — 
ist die Verteilung des Kornes im Oberseeschwebschlamm die folgende: 


Korngröße Prozent der Probe 
DDmmına 0 > 
Oinma.. a. 

klemer as Ol’mm v2. . 
99:8 


!) Der Abfluß ist manchmal unterirdisch ; sonst besteht er in einem kleinen 
Bächlein, das nach einem Lauf von wenigen Metern im klüftigen Kalk ver- 
schwindet. 

31 


200 Verhandlungen. Nr. 8 


1I. Die Bodenfazieskarte des Untersees. 
(Vergl. pag. 177.) 


Im April 1911 haben wir versucht, eine Bodenkarte des Unter- 
sees zu entwerfen, die zur Feststellung der Bodenfaziesgebiete führte. 
Es wurden im ganzen 90 Bodenproben gesammelt, die in Tuben auf- 
bewahrt und dann miteinander verglichen wurden. Bei der Entnahme 
der Bodenproben bewährte sich der von Dr. Ruttner konstruierte 
Schlammgreifer außerordentlich. 

Nur wenige Stellen des Untersees sind überhaupt noch nicht 
sedimentiert, was in der Übersteilheit der felsigen Böschungen, die 
eine Sedimentierung nicht zuläßt, ihre Ursache hat: so am NW-Ufer 
unter der Steinbauernhöhe, wo der harte, eine steile Felswand auch 
oberflächlich bildende Opponitzerkalk (vgl. geol. Karte Z. 14, Kol. XJ, 
Gaming-Maria-Zell) die Nordböschung des Sees bildet und bei 
ruhigem See als Wand deutlich sich zu erkennen gibt!); ferner am 
Südufer zwischen Punkt 1260 bis IX. Vom Seereit gegen SO gehend 
verlassen wir bei 1260 die weichen Lunzer Sandsteine und gelangen 
in den Reiflinger Kalk, der hier subaquatisch in ein Blockwerk von 
Steinen aufgelöst ist. Weitere nicht sedimentierte Stellen trafen wir 
am Südufer bei VII und zwischen VI bis beinahe III an. Daselbst 
reicht die schlammlose Fläche bis nahe 25 m. Unterhalb der nicht 
sedimentierten Stellen ist das Sediment meist gröber und enthält 
wohl infolge Abrutschungen über die felsigen Böschungen Sand und 
Schlamm mit Schnecken, wie er die Uferbank charakterisiert, so 
zum Beispiel zwischen XIII und XIV in 22:5 m Tiefe oder bei VI 
am Südufer in 17 m Tiefe. 

Bezüglich der getroffenen Ausscheidungen der Bodenfazies sei 
auf die Erklärung verwiesen. Natürlich sind die Grenzen derselben 
nicht absolut feststehend, trotz der 90 Bodenprobenentnahmen. Es ist 
bei dieser Seebodenkarte ebenso wie bei einer anderen geologischen 
Karte: Je mehr Proben genommen sind, um so genauer werden die 
Grenzlinien gezogen werden können. 

Unsere Karte läßt deutlich die Verbreitung der Schotter- 
fazies erkennen. Das dritte Schottergebiet vor dem „linken Über- 
fall“ ist wegen der Außeraktionssetzung des Baches viel kleiner. Damit 
stimmt auch die Verbreitung der Sandfazies, die sich konzentrisch 
um die aktiven Schotterdeltas legt, während sie beim linken Überfall 
schon vom feinen Schlamm begraben zu sein scheint. Bemerkenswert 
ist das Fehlen der Sandfazies vor dem Kanal, durch den ein Hoch- 
wasser selten passiert. 

Die Sedimente der Uferbank bieten selbst mannigfache Unter- 
schiede. Wir können zwischen der eigentlichen Kalksand- und 
Kalkschlammfazies, die auf den Uferbänken bei weitem 
dominiert, und der regional etwas zurücktretenden Fazies des braunen, 


!) Sie setzt sich im Streichen des Schichtkopfes vom Punkt XII hart bei 
1260 vorbei weiter gegen SW unterhalb der Uferbank zwischen XIV und XII 
fort. Vor dieser Uferbank habe ich in 9m Tiefe nur eckige und schwach gerundete 


Steine mit dem Bodengreifer erhalten, zwischen XI und XII aber in 10 m Tiefe 
schon Schlamm. 


1911 Bericht vom 31. Mai. G. Götzinger. 201 


phytogenen Schlammes, der zuweilen wegen des großen Ge- 
haltes an pflanzlichem Detritus ganz schwarz aussieht, unterscheiden. 
Das kalkige Uferbanksediment treffen wir in der größten Ausdehnung 
am Nordufer etwa vom XI. bis zum IV. Querprofil an. Es ist in der 
Nähe der Boothütte am feinsten; wir haben hier einen blaugrauen, 
feinsandigen Schlamm, der als Kreide bezeichnet werden kann, 
heraufgeholt. Gegen Westen hin wird sie deutlich gröber, so beim 
X. Querprofil, wo wir von einem „schlammigen Muschelsand“ (es ist 
aber Gastropodendetritus) sprechen könnten. Noch weiter gegen West, 
schon beim XI. Querprofil, ist die Sedimentation des schlammigen 
Sandes geringer, es treten hier zwischen dem schlammigen Sand 
schon schwachgerundete Steine, das Ergebnis der Abrasion, auf, um 
im XII. Querprofil vollends zu überwiegen. Wie sich Übergänge voll- 
ziehen zwischen „Muschelschlamm“ zum „Muschelsand“, so ist auch 
die kartographische Abgrenzung des Muschelsandes gegen den Strand- 
schotter schwer. Es muß hier die auffallende Tatsache registriert 
werden, daß diese Steine fast durchaus aus Kalk bestehen, trotzdem 
am Ufer hier der Lunzer Sandstein ansteht. Die Steine sind jeden- 
falls den den Lunzer Sandstein hier bedeckenden Schutthalden des 
Opponitzer Kalkes entnommen, sie bleiben an dieser Stelle liegen, 
während das Zerreibsel des weichen Lunzer Sandsteines gleich wieder 
von den Wellen weggetragen wird. 

Eine zweite Lokalität mit kreideartigem, schlammigem Sand mit 
sehr feinem Korn befindet sich auf der Uferbank zwischen dem XIII. und 
XIV. Querprofil, SW von der Steinbauernhöhe. Am Südufer haben wir 
auf den Uferbänken drei Vorkommnisse von zoogenem Schlamm und 
Sand beobachtet: so auf der kleinen Uferbank beim Seereit SO vom 
Punkt XIV, über der Uferbank bei IX und über der großen Uferbank 
zwischen IV. bis II. Querprofil. Dabei weisen alle diese Uferbänke ein 
viel gröberes Korn als das Nordufer auf, am gröbsten ist der Sand 
BER. 4... 

Den Ubergang zur anderen Fazies der Uferbank, zum braunen 
phytogenen Schlamm, bildet der Schlamm der kleinen Uferbank 
zwischen dem XIII. und XIV. Querprofil am Südufer, wo die Schnecken- 
schalen stark zurücktreten, dafür aber reichlicher pflanzlicher De- 
tritus sich einstellt. Mit dem Zurücktreten der zoogenen Komponente 
ist die Farbe des Sediments nicht mehr blaugrau, sondern braun. 
Ja, zwischen Punkt II und III am Nordufer haben wir einen schwarzen 
Schlamm von der Uferbank heraufgebracht, in dem Schneckenschalen 
wohl noch vereinzelt vorkommen, aber der pflanzliche Detritus durch- 
aus den Hauptbestandteil bildet. Den braunen, jedenfalls kalkärmeren 
Uferbankschlamm treffen wir dann insbesondere an der Mündung des 
Kanals und in der SO-Ecke des Sees. 

Der Abfall der Uferbank zur Seehalde zeigte sich im obersten 
Teil vorwiegend zoogen, von etwa 4 m fast durchaus vorwiegend 
phytogen, da wir in den Chara- und Elodea-Gürtel eingetreten sind. 
Die hellgraue Färbung änderte sich damit in eine bräunliche. Im 
Bereich starker Vegetationsbedeckung reicht der phytogene Schlamm 
zum Beispiel nahe dem Ausfluß bis in 10 m Tiefe. Nahe II am N-Ufer 
fand ich einen schwarzen Schlamm in noch 8 m Tiefe. 


209 Verhandlungen, Nr. 8 


Während das Sediment der Uferbank je nach dem Überwiegen 
der zoogenen und phytogenen Komponente lokale Variationen aufweist, 
sind die übrigen tieferen Sedimente schon durchaus gleichmäßig, was 
insbesondere vom ganz feinen Schwebschlamm gilt, der von der Tiefe 
von etwa 25 m abwärts den Seeboden bedeckt. Der Schlamm der 
Seehalde weist auch geringere Unterschiede auf als das Uferbank- 
sediment. Im allgemeinen herrscht hier ein bräunlicher, seltener 
grauer Schlamm vor, der in der Nähe der Uferbank öfter sandig 


infolge Beimengung des zoogenen Sandes — daher die Signatur des 
„sandigen Schlammes“ !) — wird, um gegen unten hin unmerklich in 


den Schwebschlamm überzugehen. Aus letzterem Verhalten kann ge- 
schlossen werden, daß auch der untere Teil der Seehalde das Sedi- 
mentierungsergebnis der allgemeinen Trübung des Seewassers dar- 
stellt, während er im oberen Teil in geringerer Tiefe feinsandige 
Bestandteile von den Uferbänken erhält, und zwar einerseits durch 
die Wirkung des „Sog“ der Wellen, wobei das Korn des sandigen 
Schlammes mit Zunahme der Tiefe immer feiner wird ?), anderseits 
auch durch Rutschungen, In größerer Tiefe haben wir sandige Lagen 
an einigen sehr bemerkenswerten Stellen des Sees gefunden: so nahe 
dem Nordufer bei Punkt IX in 27 m Tiefe und nahe dem Südufer 
unterhalb der Uferbank des IX. Querprofils in 19 m Tiefe. An 
ersterer Lokalität brachte der Schlammgreifer mit einem oberflächlich 
braunen Schlamm auch einen feinsandigen grauen Schlamm zutage, 
der die tieferen Schichten unter dem braunen Schlamm bildet und 
der seiner Provenienz nach nur von der kalkig-schlammigen Uferbank 
am Nordufer herrühren kann. Da die Ablagerung dieses grauen Kalk- 
schlammes in der Entfernung von zirka 120 m von der Uferbank 
nicht mehr recht durch die Wirkung der Sogströmung erklärt werden 
kann, da der Sog schon in geringer Entfernung vom Ufer seine 
Trübung ablagern muß, so denken wir hier an eine subaquatische 
Rutschung, die den feinsandigen Schlamm der Uferbank bis in 
größere Seetiefen gebracht hat. So würde sich auch die eigen- 
tümliche und ganz auffallende Ausbauchung der Isobathe von 30 m 
durch eine am Seeboden aufgelagerte Zunge einer flachen Rutschung 
erklären. An der zweiten Lokalität, NO vom Punkt IX am Südufer, 
liegt in 19 m Tiefe ein Gemisch von Schlamm und „Muschelsand*“ 
vor; auch da würden wir die Zuführung von Muschelsand in diese 
große Tiefe durch Abrutschung von der Uferbank her deuten. Die 
fortgesetzten Beobachtungen dürften jedenfalls zur Klärung der Ver- 
breitung der subaquatischen Rutschungen im See beitragen 3). Sie sind 


1) Wo der „Muschelschlamm“ auf der Uferbank vorkommt, dort fehlt auch 
zumeist im oberen Teil der Seehalde die Fazies des „sandigen Schlammes“. Eine 
Ausnahme macht bloß die Partie bei III Nordufer, wo der sandige Schlamm am 
Abfall auftritt; am Flachufer ist hier vermutlich die „Muschelsand“-Fazies von 
dem phytogenen Schlamm bedeckt. 

2) Zum Beispiel ist der Schlamm unterhalb der Steinbauernhöhe zwischen dem 
XI. und XII. Querprofil in 10 m Tiefe etwas gröber als der aus 19 m Tiefe bei 
Punkt IX am Südufer, trotzdem an letzterer Lokalität überhaupt die gröbste Ufer- 
bank angetroffen wurde. 

3) So führt der Schlamm der nördlichen Seehalde zwischen XI und XI in 
10 m Tiefe noch Muschelschalen, ebenso in 8 m Tiefe etwa im X. Querprofil am 


1911 Bericht vom 31. Mai. G. Götzinger. 203 


deshalb von Bedeutung, weil durch sie Faziesbildungen der 
Ufernähe oder der Uferbank in die nächste Nähe von 
der pelagischen Fazies, dem Sediment des Schweb gebracht 
werden können. 

Daß aber an vielen Stellen in der Seehalde noch primäre, durch 
keinerlei Rutschungen verschleierte Verhältnisse vorliegen, zeigen zum 
Beispiel die Vorkommnisse eines ganz schwebartigen braunen Schlammes 
im VI. Querprofil in nur 14 m Tiefe, dem trotz einer nur kurzen 
Entfernung von 50 m von der Uferbank eine Einschwemmung von 
Schneckenschalendetritus fehlt oder unterhalb der Steinbauernhöhe 
im X1I. Querprofil in 22 m Tiefe, wo trotz der kurzen Entfernung 
von nur 40 m vom Ufer Sand fehlt. 

Besonders interessant sind die Sedimente der östlichen 
Seeböschung. Die Karte pag. 204 zeigt, eine wie geringe Fläche die 
Schotter- und Sandablagerungen einnehmen. Feinkörniger Sand lagert 
nur unmittelbar unter dem Schotterdelta vor dem Haupteinfluß, 70 m 
von der Mündung !), und unter dem Delta des rechten Überfalls des 
Seebaches, 6070 ın von der Mündung entfernt. Sonst ist alles im 
östlichen Teil etwa bis zum Ill. Querprofil von einem feinsandigen 
Schlamm eingenommen, der gegen W unmerklich in den Schweb- 
schlamm übergeht. Jener läßt schon bei makroskopischer Betrachtung 
Verschiedenheiten des Korns erkennen, so daß man kartographisch 
hauptsächlich drei Fazies unterscheiden kann: von O nach W fort- 
schreitend unterhalb der Sandfazies eine etwa 100 m breite Zone 
sandigen Schlammes, deren Sandkörner man ganz deutlich erkennt, 
dann eine zweite feinsandigen Schlammes und eine äußere dritte eines 
außerordentlich feinsandigen Schlammes, dessen Sandkörner kaum 
mehr mit der Hand fühlbar sind. Wie die Karte zeigt, reichen alle 
diese Zonen NW bis W vom Seebach in größere Tiefen als im 
äußersten NO und SO des Sees, woraus der Einfluß des Seebaches 
klar hervorgeht. Der Verlauf der Grenzen der Fazies, zwischen denen 
man ganz gut Linien gleicher mittlerer Korngröße in dem sandigen 
Schlamm ziehen könnte, zeigt vor dem Mayergraben und im SO starke 
Ausbauchungen. Daraus folgt namentlich, daß die Lieferung von Sand 
in den See durch den Mayergraben sehr unbedeutend ist, da schon in 
einer Entfernung von 40 m von seiner Mündung ein ganz feiner 
Schlamm vorkommt. Der Schlamm in 100 m Entfernung zeigt schon 
die charakteristischen Eigenschaften des Schwebs, wie er erst 200 m 
W vom Seebach auftritt. Ferner liegt in einer Entfernung von etwa 
70 m vom linken Überfall des Seebaches schon ein ganz feinsandiger 
Schlamm, wie er vor dem Seebach erst in 200 m Entfernung er- 
scheint. Damit stimmt überein, daß der linksseitige Überfall des See- 
baches außer Funktion gesetzt ist. Auch das vor seiner Mündwg 
befindliche Delta ist, wie erwähnt, schon ganz außer Aktion gesetzt. 
Der sandige Schlamm hat 130 m NW von der Seebachmündung das- 


Nordufer. Auch bei VIII am Südufer liegt eine Rutschung des Schneckenschlammes 
in 10 m Tiefe vor. 


!) Da das Delta hier bis ca. 50 m entfernt von der Seebachmündung reicht, 
so bleibt für die Sandfazies nur eine maximale Breite von 20 m. 


204 Verhandlungen. Nr. 8 


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Fig. 7. Bodenfazieskarte der östlichen Seeregion. Maßstab: 1:4000. 
(Signaturen wie auf Karte pag. 177). 


1911 Bericht vom 31. Mai. G. Götzinger. 205 


selbe Korn wie eine Stelle nur etwas über 50 m SW vom Einfluß, 
woraus deutlich erhellt, daß der Seebach heute seine WNW-Richtung 
auch subaquatisch beim Fließen in die Tiefe des Sees beibehält. 

Als sehr charakteristische Einschaltung, besonders der Bodenfazies 
des feinsandigen und sandigen Schlammes ist der Pflanzenmulm 
zu erwähnen, der aus Detritus von Pflanzen, insbesondere Blättern 
besteht und gegen O hin immer gröber wird, wo wir in der Nähe 
der heutigen Seebachmündung sogar ganze Lager von Blättern, Holz- 
stücken, Ästen und dergleichen treffen. Manchmal kommen auch 
im Schlamm Reste der aquatischen Flora vor, so von Chara und 
KElodea, und Fontinalis-Stücke habe ich sogar noch aus 23 m Tiefe in 
150 m Entfernung vom Seebach gefunden. Da Fontinalis nach den 
Beobachtungen von Dr. Ruttner aber nur bis 12 m Tiefe wegen des 
darunter fehlenden Lichtgeuusses reicht, ist diese Pflanze bis zu dieser 
Tiefe nur durch den am Boden fließenden Seebach gebracht worden, 
so daß damit die unterseeische Einströmung des Seebaches am Boden 
oder nahe demselben im See erwiesen ist. Die mulmigen Partien 
des Sehlammes beschränken sich im großen auf das 
Mündungsgebiet desSeebaches, während wir vor der Mündung 
des Baches vom Schlegelberg und des Mayergrabens nur unbedeutende 
Mulmlager gefunden haben. Mulm im Schlamm haben wir NW von 
der Seebachmündung noch in 230 m Entfernung davon, SW davon 
noch in fast 200 m Entfernung beobachtet. 


Wie erwähnt, ist der Übergang von dem außerordentlich fein- 
sandigen Schlamm des östlichen Teiles des Seebodens in den feinen 
Schwebschlamm zwischen dem III. und IV. Querprotil vollzogen. Von 
hier bis nahe zum See-Ende haben wir am Boden immer den 
gleichen, sehr feinen, zähen graubraunen Schlamm des Schweb 
angetroften. 

Der Übergang in den Schweb vollzieht sich derart, daß nicht 
nur die feinsandigen Bestandteile, sondern auch die phytogenen Kom- 
ponenten zurücktreten. Das gilt sowohl in einem Quer- wie Längsprofil 
durch den Untersee. Die flockige Struktur des Schlammes der unteren 
Teile der Seehalde, die eine Folge der phytogenen Beimengungen ist, 
hört auf; mineralische tonige Bestandteile werden überwiegend. Damit 
wird aus dem braunen Schlamm der Halde der zähe graubraune des 
Schweb. Besonders an den beiden Endgehängen des Sees (im W und OÖ) 
sehen wir vom Schweb ansteigend den Schlamm immer dunkler werden 
infolge der Einschwemmung von pflanzlichem Detritus. 


Zum Schluß seien noch einige Zahlenreihen angegeben, aus 
denen das Verhalten der Korngröße der Bestandteile 
verschiedener Bodenproben ersehen werden mag. Eine be- 
stimmte Menge der Bodenprobe wurde durch Siebe von folgenden 
Maschenweiten durchgespült: 1'5 mm, 08, 0:5—0:6, 0°2, 01 mm; auch 
der durch letzteres durchlaufende Schlamm wurde aufgefangen. Um 
nun zu bestimmen, in welchem volumetrischen Verhältnis zueinander 
die Korngrößen bei den verschiedenen Bodenproben stehen, wurde 
die Methode mittels Zentrifugierung in graduierten Gläschen 


K.k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 8. Verhandlungen. 32 


206 Verhandlungen. Nr. 8 


(Ablesung auf !/;n em?) angewendet, auf die der Verfasser an der Bio- 
logischen Station in Lunz durch die ausgezeichneten Resultate, die 
Dr. Ruttner damit bei quantitativen Planktonuntersuchungen erzielte, 
aufmerksam wurde. Ein bestimmtes Quantum der Bodenprobe wurde 
5 Minuten zentrifugiert, so daß das Volumen nach der eingetretenen 
Verdichtung!) abgelesen werden konnte; die Probe wurde hierauf. 
durch die fünf Siebe geschlämmt und die in den Sieben gebliebenen 
Mengen 5 Minuten zur Volumsbestimmung zentrifugiert. Die Schlamm- 
menge, die das Sieb mit 0-1 mm Maschenweite noch passierte, war 
zumeist zu groß, um in den nur 15 cm? fassenden Zentrifugengläschen 
gemessen zu werden. Daher wurde sie in einem Wasserquantum von 
meist 100 cm? in einem Meßglas suspendiert erhalten und davon 
10 cm? in das Zentrifugengläschen mittels einer Pipette gegeben. Der 
erhaltene Wert in Kubikzentimetern nach Zentrifugierung war natür- 
lich dann zu verzelhnfachen. 


Die Zahlen der Tabelle pag. 207 sind lehrreich. Vor allem zeigt 
sich, was zunächst überrascht, daß die Hauptmasse des Schlammes und 
selbst „Sandes“ aus Bestandteilen zusammengesetzt ist, die kleiner 
sind als 0'1- mm. Je größer der Anteil dieser kleinsten Partikel au dem 
Gesamtvolumen ist, um so schwebartiger ist der Schlamm, um so mehr 
treten sonst die gröberen Bestandteile in den Hintergrund. Das feinste 
Sediment ist der Oberseeschlamm mit 98%, des feinsten Korns. Dagegen 
erscheineu speziell verschiedene Partien der Seelialde verhältnismi iBie 
srob, wie aus den Zahlen ersichtlich ist. Das feinste Sediment felılt 
aber auch da nicht. 


Bemerkenswert ist ferner, daß beiden meisten Sedimenten 
eine Sortierung nach Korngrößen derart eingetreten ist, 
daß von einer bestimmten Maximalgröße des Kornsan 
die Prozentzahlen der immer feineren Korne stetig zu- 
nehmen. Nur bei der Seehalde, zum Beispiel bei Probe 88 und 74 
finden wir Korngrößen von 0'2 mm in der Mehrheit der Prozente 
als die von 0'1 mm, trotzdem wieder die Hauptmasse kleiner als 
O1 mm ist. Es zeigt dies, daß bei der Sedimentation der Seehalde 
die Sortierung nach den Kornegrößen eine verminderte ist; wird doch 
häufig aurch Rutschungen gröberes Material dem feinen Schlamm 
zugeführt. Dieser anderseits ziemlich gleiche prozentuelle Anteil an 
verschiedenen Korngrößen spricht wieder für die kombinierte 
Entstehung der Seehalde (zum Beispiel bei 74) im Grenzgebiet der 
pelagischen und litoralen Region. 


Die auf der Bodenfazieskarte ausgeschiedenen Typen sind nach 
diesen Zahlen stets durch ein gegebenes Verhältnis der Prozentzalılen 
der Korngrößen charakterisiert: Der „Sand“ zum Beispiel enthält 
Bestandteile von über 1 mm, zahlreiche bis 02 mm, während die 
feinsten Teilchen (< O'1 mm) prozentuell im Vergleich zu anderen 


!) Die Methode, die Bodenproben in Meßgläsern absetzen zu lassen und 
dann die einzelnen gesiebten Volumina neuerdings in Meßgläsern sedimentieren 
zu lassen und danach zu bestimmen, ist viel zeitraubender. 


Götzinger. 


(7. 


Bericht vom 31. Mai. 


1911 


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208 Verhandlungen. Nr. 8 


Proben zurücktreten. Beim sandigen Schlamm ändert sich das Ver- 
hältnis zugunsten der feineren Partikel usw. Besonders unterscheidet 
sich der zoogene Sand vom zoogenen und phytogenen Schlamm. Je 
nach der Häufigkeit von größeren Schneckenschalen in ersterem 
variiert der Prozentanteil der über 0°5 mm messenden Teile. 


Literaturnotizen. 


F. Schafarzik. Uber die Eisenerzvorräte und das 
ErdgasinUngarnsowieüberdieKkohlenschätzeBosniens. 
Földt. Közl. XLI (1911), Heft 3—4, pae. 1-25 

In diesem Eröffnungsvortrag der am 8. Februar 1911 abgehaltenen General- 
versammlung der ungarischen geologischen Gesellschaft knüpft der Präsident dieser 
Gesellschaft zunächst an einen Überblick über die Eisenerzvorräte der einzelnen 
Staaten nach den Daten des Stockholmer Kongresses Bemerkungen über die Eisen- 
erze Ungarns. Nach den Schätzungen von Loczy und Papp finden sich im Reiche 
der ungarischen Krone lediglich 33 Mill. £ tatsächlich aufgeschlossene, 78 Mill. ? an- 
zuhoffende Eisenerze und erwa 32 Mill. eisenhältige Gesteine. Da diese Kisenerze 
in einigen Dezenrien aufgezehrt sein werden, wird die mögliche Beschränkung des 
Erzexports aus Ungarn gefordert und mindestens jener von rohen oder bloß ge- 
rösteten Erzen. 

Weit erfreulicher und noch mehr versprechend sind die Erfolge, welche 
Bohrungen im Klausenburger Komitat auf Kalisalze im Neogen von Siebenbürgen 
erzielten. Bezüglich der Kalisalze führten dieselben zwar zu keinem befriedigenden 
Resultat, dagegen wurden bei Kissärmäs enorme Mengen von Methangas erbohrt, 
die durch Wochen, ja Monate hindurch in unverminderter Stärke von täglich 
900.000 m? entströmen (besonders aus-einer Tiefe von 302 m). Weitere Bohrungen 
stehen bevor und von ihnen dürfte es abhängen, ob der anfänglich recht phantastisch 
erscheinende Plan realisiert werden wird, das Särmäser Naturgas nach Budapest zu 
leiten und als Ersatz des heute aus Steinkohlen erzeugten Leuchtgases zu ver- 
wenden, wovon Budapest 1911 täglich 300.000 m? bedarf. Das Erdgas wurde von 
der ungarischen Regierung im Herbst vergangenen Jahres wie die aufzufindenden 
Kalisalze und das Petroleum als Reichsmonopol erklärt. 

Staatseigentum ist auch die Kohle in Bosnien, welche im dritten Abschnitte 
behandelt wird. Steinkohle fehlt wohl, doch wird Bosnien in bezug auf Braunkohle 
als eines der reichsten Länder Europas bezeichnet. Die hauptsächlichsten Kohlen- 
flöze befinden sich bekanntlich im Oligocän, die pliocänen Lignite sind von weit 
geringerer Bedeutung. 

Verf. schließt, indem er den reichen bosnischen Kohlenschatz als wertvolle 
Kohlenreserve des großen ungarischen Alföldes vetrachtet. (R. J. Schubert.) 


Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien Ill. Rasumofskygasse 23. 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25. 


Verhandlungen derk, k er Reichsansal. 


Bericht vom 30. Juni 1911. 


Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: Beförderung Dr. K. Hinterlechners in die 
VIII. Rangsklasse ad pers. — Todesanzeige: 7 Vietor Uhlig. — Eingesendete Mit- 
teilungen: M. M. Ogilvie-Gordon: Über Lavadiskordanzen und Konglomeratbildungen 
in den Dolomiten Südtirols. — Literaturnotizen: Fr. Tucan, J. W.H. Adam. 


NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich. 


Vorgänge an der Anstalt. 


Seine Exzellenz der Minister für Kultus und Unterricht hat mit 
Erlaß vom 31. Mai 1911, Zahl 21.359, den Adjunkten der k. k. geo- 
logischen Reichsanstalt Dr. Karl Hinterlechner ad personam in 
die VIII. Rangsklasse befördert mit der Gültigkeit vom 1. Juli 1911 an. 


Todesanzeige. 


Viktor Uhlig +. 


In der Nacht vor dem Pfingstsonntage, am 4. Juni, ist in 
Karlsbad Prof. Viktor Uhlig von einem schweren inneren Leiden 
vom Tod erlöst worden. 

Eine hohe Summe von Kenntnissen, eine Fülle geologischer 
Regsamkeit, eine gewaltige, weitausgreifende Arbeitskraft wurde hier 
jJäh und schroff den Mitstrebenden entrissen. 

Viktor Uhlig wurde im Jahre 1857 zu Karlshütte in Schlesien 
als Sohn eines Albrechtschen Bergbeamten geboren und trug so die 
Neigung zu geologischer Forschung schon als Familienerbe in sich. 
Seine Studien vollendete er an der Wiener Universität, wo insbe- 
sondere Neumayr und Suess für die Richtung seines Forschungs- 
weges entscheidend wurden. 

Erst als Assistent von Prof. Neumayr, dann als Mitglied der 
k. k. geol. Reichsanstalt entfaltete er eine reiche und vielseitige 
geologische Tätigkeit. 

Einerseits paläontologisch-faunistische Untersuchungen, anderseits 
die im Auftrage der Reichsanstalt vollführten Feldaufnahmen in den 
Karpathen und in Westgalizien gaben ihm große Aufgaben, deren 
Lösungen oder Lösungsversuche nicht nur ein reiches Wissen, eine 
feingebildete Kombinationsgabe, sondern auch eine geklärte und 
lebhafte Darstellungsweise bewiesen. 

K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 9. Verhandlungen. 35 


910 Verhandlungen. Nr.9 


Vom Jahre 1883 bis 1591 gehörte Uhlig dem Verband unserer 
Anstalt als eines der fähigsten und tatkräftigsten Mitglieder an, das 
trotz dieser kurzen Zeit eine Anzahl wichtiger Arbeiten in den 
Schriften dieses Instituts der Wissenschaft übermittelte. 

Im Jahre 1891 folgte Uhlig einer Berufung als Professor für 
Mineralogie und Geologie an die deutsche Technische Hochschule in 
Prag. Im Jahre 1900 übernahm er dann die Lehrkanzel für Paläon- 
tologie in Wien und 1901 jene für Geologie, von welcher eben sein 
verehrter Lehrer, der Altmeister der österreichischen Geologie, Prof. 
E. Suess, zurückgetreten war. 


Der große Wunsch seines Lebens, eine Zentralstelle der modernen 
Geologie zu schaffen, ein Institut von internationaler Bedeutung zu 
leiten, insbesondere aber eine größere Schülerschar zu sammeln und 
zu tätiger Mitwirkung an der geologischen Forschung hinauszusenden, 
war nunmehr erfüllt. 

Leider hat ein herbes Geschick ihm seine Schaffenszeit allzufrüh 
begrenzt und ihn mitten aus dem lebendigsten Schaffen herausgerissen, 
das ihn allsosehr erfüllte, daß er keine Zeit fand, seine Gesundheit 
zu schonen, und noch in letzter Zeit die Krankheit lediglich als ein 
Hindernis am Weiterarbeiten empfand. 


Uhlig hat die Ergebnisse seines arbeitsvollen Lebens in einer 
großen Reihe von wissenschaftlichen Abhandlungen niedergelegt, von 
denen die wichtigsten anfaugs in den Publikationen unserer Anstalt,: 
später dann vorzüglich in jenen der Akademie erschienen sind. 

Geboren auf den Vorhöhen der Karpathen, ist dieses gewaltige 
Gebirge während seiner ganzen Schaffenszeit nie mehr aus dem Ge- 
sichtskreise seines Interesses gewichen. 

Uhlig hat uns ausgezeichnete Darstellungen von der Geologie 
dieses Gebirges gegeben, als dessen Haupterforscher und bester Kenner 
er gegolten hat. 


Neben diesen mit ausgedehnten Feldaufnahmen verbundenen 
Karpathenstudien waren es vor allem die eintönige Sandstein- und 
die interessante Klippenzone, deren Kenntnis von Uhlig wesentlich 
erweitert wurde. 


Bis zum Geologenkongreß in Wien im Jahre 1903 hatte Uhlig 
an der Wurzelständigkeit der Karpathen festgehalten und. noch auf 
der Konereßexkursion gegen die Umdeutung von Lugeon verteidigt, 

Die eingehende Beschäftigung mit der neuen Überfaltungslehre, 
Bereisungen Her entscheidenden Stellen in der Schweiz sowie die 
Aussprache mit den bedeutendsten Vertretern des Nappismus haben 
ihn aber bald selbst zu einem eifrigen Anhänger der neuen Lehre 
umgewandelt. Mit der ihm eigenen Elastizität und Energie warf sich 
nun Uhlig auf die Prüfung und Anwendung dieser Tektonik für die, 
ÖOstalpen und die Karpathen. 

Es gelang ihm, einen großen Kreis von Schülern für diese neue 
Auffassung des Gebirgsbaues zu begeistern. Weite Exkursionen 
wurden in die Alpen und in die Karpathen veranstaltet, auf denen 
Uhlig in echt kameradschaftlicher Weise alle Mühen und Freuden 
von Marsch und Rast mit seinen jungen Begleitern teilte. 


1911 Bericht vom 30. Juni. Viktor Uhlig f. 211 


Hier ergab sich reiche Gelegenheit, neue Aufgaben zu stellen, 
die Schüler dafür zu interessieren und die Fragen im Sinne der 
neuen Lehre in Angriff zu nehmen. 

Viele Gebiete der Ostalpen wurden so neuen Untersuchungen 
unterworfen. 

Als großartigstes Arbeitsfeld aber entwickelte sich die von 
Uhlig und Becke gemeinsam mit ihren Schülern begonnene Detail- 
aufnahme der Radstädter Tauern, deren Vollendung Uhlig leider 
nicht mehr erleben sollte. 

Waren es so in den letzten Jahren vorzüglich geotektonische 
Forschungen, welche Uhlig und sein Institut beschäftigten, so traten 
daneben praktische und paläontologische Arbeiten nie zurück. „Wir 
verdanken ihm viele Beiträge zur Kenntnis der Faunen von Jura- 
und Kreideschichten, unter denen die große, erst kürzlich abge- 
schlossene Beschreibung der Spitischiefer besonders reichhaltig und 
wertvoll ist. 

Zahlreichen Fragen der praktischen Geologie ist Uhlig fort 
und fort nachgegangen. In letzter Zeit hat er sich noch mit dem 
Schutze der Karlsbader Thermen, der Zusammenstellung der Eisen- 
erzvorräte Österreichs für den Geologenkongreß in Stockholm 1910 
und mit den Rutschungen an der Hohen Warte in Wien eingehend 
abgegeben. 

Seinem Drang nach Organisation der geologischen Interessen 
entsprang auch die im Jahre 1907 erfolgte Gründung der Wiener 
Geologischen Gesellschaft, deren erster Präsident er gewesen und 
für welche er eine so lebhafte Werbetätigkeit entfaltete, daß dieser 
Verein in kurzer Zeit zu bedeutender Größe gelangte. 

Eine Menge von Anregungen und Vorträgen hat er im Rahmen 
dieses Vereines gegeben. 

Sein letzter Vortrag behandelte die Klippenzone der Nordalpen 
im Allgäu, welche er auf der vorjährigen Alpenexkursion kennen 
gelernt hatte und mit der pieninischen Klippenzone der Karpathen 
in Vergleich zu bringen versuchte. 

Zahlreiche Referate, populäre Aufsätze und Vorträge sind aus 
seinem Eifer für die Verbreitung geologischer Kenntnisse entstanden. 
Von ihm wurde auch die Neuauflage des ausgezeichneten Lehrbuches 
der Erdgeschichte von M. Neumayr besorgt und in dem großen 
Werke „Bau und Bild Österreichs“ eine klare Darstellung der 
Karpathen beigesteuert. 

Seinem reichen Arbeitsleben haben auch äußere Anerkennungen 
nicht gefehlt. 

Im Jahre 1901 wurde Uhlig zum wirklichen Mitgliede der 
Akademie ernannt. Die Ungarische Geologische Gesellschaft ehrte ihn 
als Karpathenforscher durch Verleihung der Szabo-Medaille, die Leo- 
poldinisch - Karolinische Akademie durch Überreichung der goldenen 
Cothenius-Medaille. Sein höchster Stolz aber war, seine Stelle als 
Nachfolger von E. Suess zu erfüllen. 

Wenn jener von der Intensität und Weite seiner monumentalen 
Lebensarbeit einsam umklammerte Denker durch seine Werke alle 
gegenwärtige Geologie beeinflußte, so versuchte Uhlig, dem solches 

33* 


212 Verhandlungen. Nr. 9 


Schaffen unzugänglich war, durch rastlosen Eifer, engsten Zusammen- 
schluß mit den Schülern und nimmermüde Anteilnahme an allen 
modernen Bewegungen seiner Wissenschaft einen Ersatz zu bilden. 


Diesem Streben entsprang jenes an modernen Großbetrieb er- 
innernde Institutsleben, das nicht nur den Leiter, sondern auch alle 
Schüler in steter, gespannter Tätigkeit erhielt. 


Arbeit auf Arbeit wurde in Angriff genommen und überall war 
Uhlig mit Rat und Tat beteiligt, überall legte er sein Wissen, seine 
Erfahrung, seine Energie hinzu. 


Die Kraft und Elastizität, mit welcher er sich immer wieder 
neue Gebiete zueigen machte und sie zu beherrschen strebte, war 
bewunderungswert. 


Er hat mit seinem Lebensgute nicht gespart und auf die meisten 
Bequemlichkeiten verzichtet, die ihm sein Stand so leicht hätte ge- 
währen können. 


Arbeit war sein Anteil, diehtgeschlossene Arbeit, nur mit kleinen 
Pausen der Erholung, welche ihm gerade die Erschöpfung befahl. 


Gegeißelt von Ehrgeiz, gab es für ihn kein Stillstehen, keine 
Rücksicht auf Langsamere oder Andersgewillte. Was der raschen 
Erledigung wissenschaftlicher Probleme nach seiner Meinung irgend 
im Wege stand, war ihm hinderlich und darum verhaßt. 


Eine gute Menschenkenntnis und gewandte Lebensformen halfen 
ihm, sich Mitarbeiter und Mitkämpfer für die neuen Ideen zu 
erwerben. 


Der Mensch galt ihm nur durch die Arbeit, welche er ver- 
richtete. 

So brauste sein Leben dahin wie ein Bergbach, der plötzlich 
in einer dunklen Spalte verschwindet. 


Wir aber wissen, daß mit ihm eine mächtige Wissenskraft er- 
loschen ist, welche noch manche Gabe der Erkenntnis ins Helle 
hätte bringen können und deren Andenken auf dem hohen Sockel 
ernster Lebensarbeit bestehen bleibt. (Otto Ampferer.) 


Eingesendete Mitteilungen. 


M. M. Ogilvie-Gordon. Über Lavadiskordanzen und 
Konglomeratbildungen in den Dolomiten Südtirols. 


In meiner letzten Arbeit, betitelt „Die Schubmassen im west- 
lichen Teil der Dolomiten“, lenkte ich die Aufmerksamkeit haupt- 
sächlich auf die Schichtdiskordanzen, welche ich nachträglichen Schub- 
bewegungen in der Erdrinde zuschrieb. Nur in Kürze wurden auch 
die ursprünglichen Diskordanzen berührt, welche mit dem Vordringen 
und den oberflächlichen Ergüssen der Augitporphyrite während der 
mittleren Trias verbunden sind. Dabei wurde ein Vergleich zwischen 
den groben Lava- und Kalkkonglomeraten im oberen Grödental und 
jenen im Fassatal und Buffauregebiet angestellt. 


1911 Bericht vom 30. Juni. M. M. Ogilvie-Gordon. 213 


Die Ostabhänge des Fassatales. 


Die inkonforme Lagerung der Augitporphyritlaven und Tuffe 
gegenüber verschiedenen Horizonten der Trias sind aus der weiter unten 
(Seite 215) folgenden Profilreihe ersichtlich. Fig. 3a und 35 schneiden 
in Ostwestrichtung durch die Berghänge, welche zwischen Fontanazza 
und Campestrin gegen das Fassatal abfallen. Die Basis der Lava greift 
mit schwacher ursprünglicher Diskordanz über die unteren Horizonte 
der Werfener Schichten, welche Werfener Konglomerate, dünnbankige 
rötliche oder grünliche Mergel und mergelige Kalke mit Pflanzen- 
resten umfassen; stellenweise ist am Kontakt eine dünne Breccien- 
lage aus Kalk und Lava vorhanden. Wo noch über den mergeligen 
Kalken einige höhere Bänke des Myophorienkalkes erhalten sind, 


Fig. 1. 
O. 


BuFFAURE 


FassatHaı 


1300m T Ve 


Profil durch das Fassatal bei Campestrin. 
Maßstab: 1:25.000. 


S —= Schubfläche. — d = Lokale Diskordanzen. — f = Verwerfung. — B= 

Bellerophonkalk — Wf = Werfener Schichten. — Mk = Mendolakalk. — 

B == Buchensteiner Schichten. — g = Gänge. — C und T = Konglomerate und 
Tuffe. — AP = Augitporphyrit, Lava und Tuff. 


haben diese unmittelbar am Kontakt mit der Augitporphyritlava ein 
zertrümmertes Aussehen. Die ganze Schichtfolge der Fontanazzahänge 
ist sattelförmig aufgebogen und streicht N 55° O. 

Gegenüber Campestrin werden die Schichten von einem ostwest- 
liehen Bruch durchsehnitten und die Basis des Hauptlavalagers ist 
um beiläufig 100 m gehoben, wobei zwischen ihm und den Werfener 
Schichten Kalk in einer Mächtigkeit von 60—80 m liegt. Im Profil 
öc, welches unmittelbar südlich von Campestrin gezogen ist, geht die 
Lava ungleichförmig über den Kalk hinweg; ein Lagergang durch- 
dringt die obersten Werfener Schichten und hat sie vollständig zer- 
trümmert. 

Die Werfener Schichten unterhalb des Lagerganges sind die 
grauen und rötlichen oder grünlichen Mergel mit zwischengelagertem 


214 Verhandlungen. Nr. 9 


mergeligem Kalk; es fehlt also ein Teil des höheren dickbankigen 
Myophoria-Horizonts und der oolithischen Schichten (zwischen diesen 
Kalken und der Basis des Mendoladolomits). Ihr. Platz wird ein- 
genommen von dem Lagergang und eingeschlossenen Trümmern der 
fehlenden Schichten. 

Profil 3d liegt weiter südlich und zeigt den Mendoladolomit 
durchzogen von einem schmalen Gang, welchen ich zusammenhängend 
von dem mächtigeren Lager in den oberen Werfener Schichten bis 
zu dem die Kalke überlagernden Augitporphyrit und Tuff verfolgte, 


Fig. 2. 
'e) Cıanp pı Fozza 
2l4lın 
W 
Fassa THAL, 
1540 m, 


1022m, 


Profil durch Ciamp di Pozza, südlich von Mazzin. 
Maßstab 1:16.000. 


Wf = Werfener Schichten. — Mk — Mendolakalk. — P — Lava mit vielen 

Finschlüssen von Werfener Schichten. — C = Lavakonglomerate mit vielen 

Kalkeinschlüssen. -- K = Kalke zwischen den Lavakonglomeraten. — Tu = Tufte. 
— AP — Augitporphyrit. 


Dieser und andere ähnliche Porphyritgänge, welche mitten in den 
kalkigen Schichten stecken, haben oft das Aussehen von eingelagerten 
Tuffen, Tuffbreceien oder Tuffkonglomeraten, aber sie verlaufen quer 
durch die Schichtbänke. Die Kalke entsprechen dem Mendolahorizont 
und möglicherweise auch noch dem oberen Muschelkalk. An manchen 
Stellen trifft man zusammenhängende Massen von Evinospongienknollen, 
welche für die Kalklager in den unteren Horizonten der Costabella- 
kette nahe dem Monzoni so charakteristisch sind. Die obersten Lagen 
sind in der Regel konglomeratisch. Die dünnschichtigen Tuffe über 
dem Kalk sind hier ungefähr 25—30 m mächtig und werden. über- 
lagert von Augitporphyritlava mit Zellen- und „Block*-Struktur. 


1911 Bericht vom 30. Juni. M. M. Ogilvie-Gordon. 215 


Die Kalkfelsen südlich des Abaciaprofils zeigen gegen das Tal 
eine imposante Wand, aber ostwärts gegen die Berge bilden sie nur 
mehr einen Keil zwischen den Porphyriten, welche sich über und 
unter diesen ausbreiten. Die Schichten streichen hier NO—SW, mit 
mäßigem Fallen, 15°, gegen O; tiefer unten am Gehänge fallen sie 
steil westlich ein, aber die untersten Partien der Kuppe sind nicht 
aufgeschlossen. 

Ein geologisches Profil quer über das Fassatal zeigt Fig. 1; an 
beiden Seiten ist die ganze Schichtfolge zu einem O—W streichenden 
Sattel aufgebogen. 

Gegenüber Mazzin trifft man eine weitere O—W verlaufende 
Bruchlinie mit Absinken des Nordflügels; die Schichten fallen sowohl 


Bin. 3. 


ABacıa 


Profilreihe durch die unteren Abhänge des Buffaure-Massivs gegen das Fassatal. 
Maßstab 1:14.600. 


Fig. 3a und Fig. 35 zwischen Fontanazza und Campestrin. Laven diskordant auf 

Werfener Schichten (Wf). Fig. 3c und 3d zwischen Campestrin und Mazzin- 

Laven diskordant auf Mendolakalk (Mk). — C = Konglomerate. — P — Porphyrit. 
— tu = Tuffe. — AP — Augitporphyrit. — d — Diskordanz, 


von Nord als auch von Süd gegen dieselbe ein. Südlich Mazzin er- 
scheinen zwei Kalklager an Stelle des einen und sind durch Lava 
und Konglomerat voneinander getrennt. Das Konglomerat setzt sich 
aus großen und kleinen, unvoılkommen gerundeten Stücken von Kalk 
zusammen und nur gelegentlich finden sich auch Porphyritbruchstücke. 
Diese sind stark zersetzt und erfüllt von Kalzit und sekundären 
Bildungen in Adern und Nestern. 

» Der Kalk über diesem Konglomerat zeigt Schichtflächen, welche 
einen Winkel von ungefähr 30° mit der oberen Grenzfläche des Kon- 
glomerats einschließen. An der Grenzfläche selbst zeigt sich Um- 
wandlung des Kalkes und eine gewisse feine Breccienstruktur zu- 
nächst dem Kontakt. Das Konglomerat zwischen den beiden Kalk- 
lagern ist also offenbar in seinem Ursprung auf die Zertrümmerung 


216 Verhandlungen. Nr. 9 


des Kalkes während des Eindringens des Porphyrits zurückzuführen. 
Die Hauptdiskordanzfläche zwischen derLava und den 
Kalken ist hier begleitet von Zwischenschaltungen 
zwischen den Schichten. Über dem oberen Kalk- oder Breccien- 
lager folgt ein deutlicher gebanktes Porphyrit- und Kalkkonglomerat, 
darüber kommt Tuff und dann die Hauptporpbyritdecke. 

Unter den Kalklagern zieht hier noch immer ein tieferer Gang 
von Porphyrit durch, der reichlich untermischt ist mit Fragmenten 
der oberen Werfener Schichten und an einer Stelle sogar eine un- 
versehrt erhaltene Scholle von Werfener Mergeln einschließt. Der 
die letzteren umhüllende Porphyrit ist stellenweise dicht, anderenorts 
blasig und schlackig. Diese Porphyrit- und Werfener Zone liegt auf 
einem vorragenden Mendolakalkfels, welcher zusammen mit der 
darunterliegenden Werfener Schichtengruppe eine vollständige und 
ununterbrochene Schichtfolge darstellt (Fig. 2). Druckschieferung und 
starke Blätterung sind in dem Werfener und Porphyritkonglomerat 
entwickelt und eine horizontale Zerreißungsfläche schneidet ungefähr 
bei der 1600 m Höhenlinie über ihnen durch. Die Gesteine zunächst 
dieser Dislokationsfläche sind zermalmt, ihre Oberfläche ist hoch- 
gradig geglättet und verruschelt. Diese Dislokation ist leicht aufzu- 
finden, da sie dicht an dem einzigen Steig in diesem Teil des Berges 
auftritt. Hier besteht ferner eine deutliche Inkonformität der ganzen 
oberen, durch Auftreten von Breccien ausgezeichneten Serie und der 
darunterliegenden Gruppe, in welcher die Werfener Schichten und 
der Mendolakalk nicht zertrümmert sind. Ich habe in meiner früheren 
Arbeit diese Inkonformität als eine Hauptschubfläche gedeutet, die- 
selbe, welche an der westlichen oder Monte Donna-Seite des Tales 
unter der oberen Gruppe von Werfener und mitteltriadischen Schichten . 
erscheint. 

Die nächsten Aufschlüsse an dem Rücken zeigen eine noch 
größere Mächtigkeit der porphyritischen und kalkigen Breccien und 
Konglomerate; der Kalk der höheren Schichtgruppe bildet bloß Bänke 
in dem Konglomerat. 

Die untersten Lagen des Konglomerats enthalten so viele ge- 
rundete Blöcke, daß man den Eindruck erhält, die oberen Werfener 
Konglomerate seien hier von dem Magma intrudiert, zerträmmert 
und zusammen mit Stücken anderer Horizonte wieder verkittet worden. 
Sie unterscheiden sich von dem ursprünglichen Charakter der oberen 
Werfener Konglomerate dadurch, daß sie viele große Einschlüsse aus 
zusammenhängenden Schollen der über den Werfener Konglomeraten 
folgenden roten Mergel und Tonschiefer enthalten. Diese Einschlüsse 
sind oft ganz zackig und weisen dort und da scharfe Schichtränder 
auf in strengem Gegensatz zu den gerundeten Dolomit- und Kalk- 
stücken, welche auch in "dem Konglomerat stecken, aber von den 
Komponenten der Werfener Konglomerate in normaler Folge abzu- 
leiten sein dürften. Die kleineren Einschlüsse sind sowohl stumpf- 
kantig als gerundet und darunter befinden sich Lavabruchstücke in 
allen Größen. 

Über ihnen folgen grobe Konglomerate der kalkigen und por- 
phyritischen Art, welche eine unebene Schichtung mit unregelmäßigen 


1911 Bericht vom 30. Juni. M. M. Ogilvie-Gordon. Sl] 
Bänken von 0 5—1 mn Dicke erkennen lassen. Es sind auch Anzeichen 
einer Schichtgruppierung in den Konglomeraten vorhanden. Die zwei 
gut gekennzeichneten Gruppen sind jede 25—30 m mächtig und zeigen 
einen Wechsel von Schichten mit größeren und solchen mit kleineren 
Einschlüssen. Über ihnen folgen ein geringmächtiges Tufflager und 
dann wieder zwei Zonen von Konglomerat mit 15—20 m Mächtigkeit. 
Die Beobachtungen an diesen Hängen lassen also darauf schließen, 
daß wiederholte vulkanische Ausbrüche stattfanden, 
welche die Werfener Schichten und die Kalke in ihrer 
nächsten Nähe aufrissen, während in den Zwischen- 
pausen eine rohe Ablagerung der Bruchstücke erfolgte. 

Die horizontale Störungsfläche bei Mazzin ist gelegentlich an 
den Hängen innerhalb der Konglomeratfolge in ungefähr 1560 m Höhe 
aufgeschlossen. Auf dem ganzen Hang sind es die Breccien mit vor- 
waltenden Werfener Fragmenten, welche ungleichförmig auf dem 
Mendoladolomit der unteren Schichtgruppe liegen und diese Breccien 
gehen gegenüber dem Dorf Perra zusammenhängend über in fossil- 
führende Werfener Mergel und Kalke, welche noch reichlich von 
porphyritischen Adern durchzogen, aber weniger zertrümmert sind als 
an der Nordseite. 

Nahe bei Perra sind die Berghänge dichter bewaldet und von 
Rutschungen durchzogen, aber in der Runse des Jumelabaches kann 
man wieder sehen, daß die Serie von wechselnden Breccien und 
Kalken inkonform auf Mendoladolomit aufruht. 

In den unteren Teilen des Mendoladolomits nahe den Werfener 
Schichten steckt ein kleiner Gang. Die ganze Schichtfolge ist scharf 
knieförmig abgebogen, mit steilem Abfall gegen N und sanftem Ge- 
fälle nach S. Mit diesem Fallwinkel sinken die Schichten ins Nicolotal 
hinab und die südliche Fortsetzung des Buffaureprofils ist am Col 
del Larsch, südlich des Nicolobaches, gut aufgeschlossen. Hier biegt 
sich die ganze Schichtfolge auf, um in die Contrin- und Monzonialp- 
Antiklinale überzugehen. 

Eine gut ausgeprägte Bruchfläche ist an dem nordfallenden 
Flügel der Monzonialp-Antiklinale vorhanden. Sie ist nordwärts geneigt 
und grenzt die Laven und Konglomerate des Col del Larsch mit ihrer 
diskordanten und zertrümmerten Unterlage von Kalk und Werfener 
Schichten gegen die Hauptmasse der Werfener Schichten, Mendola- 
und höheren triadischen Horizonte ab, welche die Monzonialpe auf- 
bauen und sich nach OÖ und W weiter ausdehnen. Lager und Gänge 
von Porphyrit liegen in der Monzonitrias, aber der charakteristische 
Zug, welcher sie von dem Gebiet des Col del Larsch und Buffaure 
unterscheidet, besteht darin, daß die mitteltriadischen Lavaergüsse 
und Tuffe entweder dünner sind als jene des Vallaciamassivs oder 
ganz fehlen; man kennt sie daher als „kalkige* Fazies der Dolo- 
mitentrias. 

Ich habe früher die Bruchfläche an dem Nordabhang der Mon- 
zonialpe als eine Hauptschubfläche gedeutet und sie gegen O über 
die Contrinalpe unterhalb Sasso di Rocca und Varos weiter verfolgt. 
(„Monzoni und Fassa“, Trans. Edin. Geol. Soe. 1902—1903, Tafel XV, 
Fig. 2 und geol. Karte.) 

K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 9. Verhandlungen. 34 


918 Verhandlungen. Nr. 9 


Die Südhänge des Buffaure. 


Das Val Roseal und der Sasso di Rocca oder Südabhang des 
Buffauremassivs zeigen eine steilfallende Kontakt- und Diskordanz- 
fläche, an deren Nordseite Laven und Tuff, gelegentlich mit großen 
Kalkeinschlüssen, anstehen, während der Südflügel von Kalkschichten 
gebildet wird. Fig. 4b ist ein Profil unmittelbar östlich von Val Roseal 
und nördlich vom Nicolotal und zeigt eine Umwandlungszone zwischen 
der Lava und den steilfallenden Kalken; der Kalk ist am Kontakt 
leicht breceiös und enthält unregelmäßige Nester und Adern von 
serpentinischem und stark zersetztem eruptivem Material. Von der 
Lava ziehen sich in den Kalk nur sehr feine Adern, von denen 
manche 2—3 m weit im Kalk verfolgt werden können. 


Fig. 4. 


2454 m 
A 
S, My 
SCH 7 Zu 
AP E TR SZAHNR li 
HR: 


1Boom 
Oben (a) Profil durch den Sasso di Rocca (Südabhang). — Maßstab: 1:16.000. 
Unten (5) Profil unmittelbar östlich von Val Roseal (Südabhang des Buffaure). 


C —= Kontaktzone an der Diskordanz im Val Roseal. — d = Diskordanz am 

Sasso di Rocca. — 5 — Schubebene unter Sasso di Rocca. — g — Kleine Gänge. 

— Wf = Öbere Werfener Schichten — N = Naticella costata-Horizonte. — 

r = rote Mergel. — m = Mergelkalke. — M = Mendolakalk. — K —= Kalke, 

zwischenlagernd den Eruptivgesteinen. — P und T —= Porphyrit und Tuff. — 
AP = Augitporphyrit. 


Die Werfener Schichten enthalten mächtigere Gänge und Lager 
und diese zusammen mit den durchdrungenen Mergeln und mergeligen 
Kalken haben Quetschung und Zerreibung erlitten, welche wahr- 
scheinlich im Zusammenhang mit dem NNO—SSW-Flexurbruch des 
Val Roseal steht. Die Schichten streichen N 75° W und sind auf- 
gewölbt mit steilem Nordfallen von 55—60° und Südfallen von 20— 30°, 
Wenn man dem Streifen gegen O folgt, sieht man größere Flächen 
der Lava- und Tuffazies übergehen in die Kalke der Kontaktzone; 
schließlich erreicht man in einer Entfernung von weniger als 2 km 


1911 Bericht vom 30. Juni. M, M. Ogilvie-Gordon. 219 


das vollständige Profil des Sasso di Rocca (Fig. 4a). Die Porphyrite 
besitzen hier ein geschichtetes tuffartiges Aussehen und dies ist noch 
mehr der Fall an den Nordhängen des Sasso di Rocca. Es scheint, 
daB sie an den Kalken sich aufgestaut haben, sie gelegentlich über- 
strömten und zu anderen Zeiten mitten in sie eindrangen und sie zer- 
trümmerten. 

Das allgemeine Streichen der Kalkschichten, welche das Haupt- 
lager unter dem Sasso di Rocca bilden, ist N 65° O mit 30° Nord- 
fallen. 

Der Bruch in Fig. 4a ist ein NNO—SSW verlaufender Flexur- 
bruch parallel jenem im Val Roseal und wie dieser mit Absinken 
des Westflügels verbunden. Östlich der Bruchlinie sind über dem 
Mendoladolomit die Werfener Mergel unterhalb der Kalkserie des 
Sasso die Rocca und ein vulkanisches Gestein erhalten geblieben und 
ich deutete dies als eine UÜberschiebung, entsprechend dem Durch- 
streichen der Hauptschubfläche. Hier liegt also, ebenso wie 
im Fassatal, die Schubfläche unter der Zone des dis- 
kordanten Verbandes und der Vermischung vonkalkiger 
mit vulkanischer Fazies. 

Die Westseite der Mendoladolomitfelsen nahe der NNO—SSW- 
Verwerfung bildet eine senkrechte Wand, welche horizontal gefurcht 
und fein gestreift und geglättet ist, mit vollständig wagrechtem Ver- 
lauf der Furchen und Streifen. An der furchigen Oberfläche beobachtet 
man kleine Reste von Werfener Schichten von der Westseite des 
Bruches, welche fest in die Höhlungen hineingevreßt sind. Diese 
furchige und striemige Oberfläche ist ein deutliches Zeichen einer 
horizontalen Bewegung entlang der Bruchfläche. 

Die ganze Schichtfolge biegt sich dann wieder steil in die Höhe, 
wie am Col del Larsch, zur Antiklinale der Contrinalpe, welche die 
Fortsetzung jener der Monzonialpe ist; hier tritt eine Drehung des 
Streichens zur ONÖ-WSW-Richtung ein. Über den Werfener Schichten 
folgen Tuffe und Laven mit diskordantem Streichen und Fallen und 
stoßen mit steilem NO-Fallen gegen den senkrecht stehenden Mendola- 
dolomit. Diese Dislokation halte ich für dieselbe Schubfläche wie 
jene unter dem Sasso di Rocca, sie ist hier aber steil geneigt wie 
am Nordabhang der Monzonialpe. 

Über den aufgeschobenen Werfener Schichten folgt dann die 
Sasso di Rocca-Serie mit Tuff, Lava und Kalkbreccien. Sie ist weiter 
östlich am Varoskamm aufgeschlossen und setzt sich quer über das 
Contrintal fort. Sie bildet hier einen Teil des Schubkeiles über dem 
zur Contrin-Antikline gehörigen Mendoladolomit und unterhalb der 
Vornel Schuppe. 


Einzelne Intrusionen von Porphyrit in dem Sasso di Rocca und 
Varoskamm durchdringen die älteren Laven und Tuffe. 


Die Osthänge des Buffaure, 


An den östlichen Hängen, bei der Greppa (Fig. 5), gleichen die 
Verhältnisse an der Basis der Laven und Tuffe mehr denen an den 
Westhängen zwischen Campestrin und Campitello. 

» ei 


220 Verhandlungen. Nr. 9 


Die Lava über dem Breccienhorizont ist ein locker gefügter 
Porphyrit, oft mit Mandelsteinstruktur; er enthält sehr viel Plagioklas 
sowie Augit und wird überlagert von schwarz anwitternden Tuffen, 
welche uneben geschichtet sind und Auswürflinge verschiedener 
Größenkategorien einschließen. Unter den Einschlüssen finden sich 
auch Stücke älterer Laven. In den höheren Horizonten sind die 
zwischengelagerten Tuffe äußerst feinkörnig, aschenartig und enthalten 
lagenweise Pflanzenreste. Es folgen grobschlackige Tuffe und über 
diesen baut der feinkörnige Augitporphyrit den Gipfel der La 
Greppa auf. 


Fig. 5. 


1600m 


- 


Profil durch die Abhänge der La Greppa ober Alba. Maßstab: 1:16.000. 


Wf = Werfener Schichten. — Mk = Mendoladolomit und kalkige Horizonte. — 
S —= Schubebene. — d — Diskordanz an der Basis des Augitporphyrits (AP) 
und der vulkanischen Tuffe (£«) und Laven. — 9 —= Gänge. 


Bei der Beschreibung der Osthänge in der oben angeführten 
Arbeit („Monzoni und Fassa“, 1. c. pag. 90) schrieb ich: 

„Der Mendoladolomit ist an manchen Stellen ein kompakter 
Klotz, an anderen eine zertrümmerte Masse. Kleine und große Blöcke 
des Mendoladolomits sowie der oberen Werfener Schichten sind ein- 
geschlossen in dem porphyritischen Eruptivgestein.“ 

„Der Porphyrit ist als schwebender Gang zwischen den Schicht- 
flächen und an den Ebenen der Differentialbewegungen empor- 
gedrungen. Die feinen Adern des Eruptivgesteins, welche sich in dem 
von Scherungsflächen durchsetzten Sedimentgestein verästeln, haben 
keine deutlich porphyritische Struktur, sondern sind feinkörnig, blasig 


1911 Bericht vom 30. Juni. M. M, Ogilvie-Gordon. 221 


und oft grünliche Pseudotuffe. Sie können aber gleichzeitig auch bis 
zu dickeren Strömen mit deutlich porphyritischer Struktur verfolgt 
werden.“ 

In dieser früheren Abhandlung schloß ich, verleitet durch die 
Diskordanzen an der Basis der Laven, irrtümlicherweise, daß die 
Porphyrite des Buffaure größtenteils posttriadische Intrusionen seien, 
welche sich zwischen die Wengener, Cassianer Schichten und die 
ältere Trias eindrängen. Nachträglich fand ich die pflanzenführenden 
Tuffe und Wengener Schiefer konkordant wechsellagernd mit den 
Laven, wie auf dem Profil von La Greppa ersichtlich ist, und er- 
kannte auch im Detail ihre Übereinstimmung mit der Wengener 
Schichtfolge des Sellapasses und der Pozzalahänge. 

Gleichwohl zeigt meine frühere Karte des Gebietes rund um 
die Peripherie des Buffauremassivs das Ausstreichen der Kontaktzone 
zwischen Lava und Kalk, welche nach obiger Deutung eine alte mittel- 
triadische Faziesgrenze ist. Und ebenso zeigt sie auch den Ausbiß 
der Hauptschubfläche in den tieferen Horizonten über die Contrin- 
und Monzonialpe und weiterhin am Monte Donna und der Dociongruppe, 
westlich des Fassatales. 

Ich hoffe, meine frühere Karte des Monzoni- und Fassagebietes 
im kommenden Sommer zu revidieren und besondere Aufmerksam- 
keit darauf zu richten, in welcher Weise die mitteltriadischen Dis- 
kordanzflächen und die Übergangsbildungen der vulkanischen Fazies 
von den späteren Brüchen und Überschiebungen durehschnitten werden. 
Es ist eines der Probleme dieses Gebietes, die alten Transgressions- 
flächen und Brüche auseinanderzuhalten von jenen, welche mit den 
späteren Gebirgsbewegungen verbunden waren. 


Als charakteristische Züge der (oben gegebenen) Profile können 
hervorgehoben werden: 


a) Rascher Wechsel der lokalen Diskordanzen an der Basis der 
vulkanischen Serie. 

b) Starke Verteilung des Magmas zwischen die sedimentäre 
Schichtreihe. 

c) Die Auseinanderreißung der Schichten und Einschließung 
großer und kleiner Bruchstücke in der Lava. 

d) Während des Stillstandes der vulkanischen Tätigkeit einer- 
seits lokale Anhäufung der zertrüämmerten Massen in Form von groben 
Konglomeraten auf einem von Brüchen durchzogenen unregelmäßigen 
submarinen Boden, anderseits zur selben Zeit Ablagerung von feinen 
Breccien, Tuffen, Tuffsandsteinen oder Kalken. 

e) Gelegentliches Übergreifen der einen Fazies über die andere. 

F) Die Aufstauung vulkanischer Massen gegen die kalkige Fazies 
zur Zeit des Fortschreitens der Eruptionstätigkeit und die Diskordanz 
in der Schichtung der benachbarten Fazies. 


Indem Buchensteiner Tal (Enneberg) Di Varda zeigen die 
Aufschlüsse, geradeso wie in dem Buffauregebiet, daß die basalen 
groben Konglomerate nicht regelmäßig über einem bestimmten ein- 
zelnen Horizont der Schichtfolge sich ausbreiten, sondern daß sie 
nach unten in verschiedene Horizonte der älteren Trias übergehen. 


K. K. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 9. Verhandlungen. 35 


999 Verhandlungen. Nr. 9 


Porphyritisches Material in Form von Lagergängen und Adern durch- 
zieht die letzteren. 

Im Seisseralpengebiet ist eine lokale Diskordanz zwischen 
der Reihe der älteren Tuffbreccien, tuffigem gebändertem Schiefer 
und Kalk gegenüber dem darüberliegenden massigen Lager von Augit- 
porphyrit vorhanden. 


Aberdeen, Februar 1911. 


Literaturnotizen. 


Fr. Tucan. Die Oberflächenformen bei Karbonat- 
gesteinen in Karstgebieten. (Zentralbl. f. Min., Geol. u. Pal. 
1911, 343—350, 8 Textfig.) 

Verfasser beschreibt ausführlich den eigenartigen Kontrast zwischen den 
Erosionsformen der Kalk- und Dolomitgebiete: die Karrenbildung der Kalke und 
die rauhsandig erscheinende Oberfläche der Dolomite. 

Daß diese Erosion hauptsächlich chemischer Natur ist (was wohl jetzt all- 
gemein angenommen wird), beweist er durch Versuche, indem in Salz- oder 
Salpetersäure gelegte Stücke von Kalkstein oder Dolomit ganz analoge Öber- 
flächentormen erhielten, wie dies bei der Verwitterung geschieht. 

Verfasser betont jedoch auch, daß nicht sowohl die chemische Ver- 
schiedenheit diese so verschiedenen Verwitterungsformen erzeuge, als vielmehr in 
erster Reihe die verschiedene Struktur; denn die zuckerkörnigen Dolomite bestehen 
nicht aus verzahnten Kristallindividuen wie die Kalksteine, sondern aus mehr oder 
weniger geradlinig begrenzten, einander nicht allseitig berührenden Dolomitspat- 
individuen, die infolgedessen bei der chemischen Auflösung nicht kompakt bleiben, 
sondern auf der Oberfläche zu feinem Sande zerfallen. (R. J. Schubert.) 


J. W. H. Adam. Weltkarte der Erzlagerstätten. 
(Kartogr. Anstalt Freytag und Berndt, Wien 1911.) 


Außer auf einer Hauptkarte sind auch auf drei Nebenkärtchen (Mittel-Europa, 
Mittel-Deutschland, Südschweden und Südnorwegen) die wichtigsten Erzvorkommen 
dargestellt. Durch verschiedene Farben sind Gold, Silber, Zink und Blei, Kupfer. 
Antimon, Quecksilber, Nickel und Kobalt, Chrom, Eisen, Mangan und Zinn be- 
zeichnet, außerdem durch verschiedene Signaturen (Kreis, Halbkreis, Quadrat etc.) 
der Charakter des betreffenden Erzvorkommens als magmatische Ausscheidung, 
Sediment, Gang, Imprägnation, metasomatische Verdrängung, Kontaktlagerstätte 
oder Seifen. 

Schließlich ist den Erzyorkommen auch noch eine symbolisch ausgedrückte 
kurze, mineralogisch-petrographische Beschreibung angefügt, und zwar der Erze, 
der nichtmetallischen Begleitmineralien und der geologischen Umgebung, wodurch 
die Übersichtlichkeit und Brauchbarkeit dieser Karte bedeutend gehoben wurde, 
Bedauerlich scheint nur das Fehlen mancher Erzvorkommnisse, die einer Aufnahme 
wert gewesen wären, wo doch auch ab und zu Vorkommen von geringerer Be- 
deutung zur Darstellung gelangten. (R. J. Schubert.) 


Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23. 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25. 


Verhandlungen der k K. Seolosischen Reichsanstalt. 


Bericht vom 31. Juli 1911. 


Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: E. Tietze: Erwählung zum korrespondierenden 


Mitgliede der Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. — Eingesendete Mit- 
teilungen: Dr. R. Lucerna: Der eiszeitliche Bodentalgletscher in den Karawanken. — 
Carl Renz: Über die Entwicklung des Mittellias in Griechenland. — Literaturnotizen: 


Dr. G. Lincek. — Einsendungen für die Bibliothek. 
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich. 


= = 


Vorgänge an der Anstalt. 


Der Direktor der geologischen Reichsanstalt, Hofrat Dr. E. 
Tietze, wurde von der Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften zu 
Göttingen am 15. Juli d. J. zum korrespondierenden Mitglied in der 
mathematisch-physikalischen Klasse gewählt. 


Eingesendete Mitteilungen. 


Dr. R. Lucerna. Der eiszeitliche Bodentalgletscher 
in den Karawanken. (Mit zwei Zinkotypien.) 


Bekanntlich zog der rechte Rand des eiszeitlichen Draugletschers 
dem Nordabfall der Karawanken entlang bis über das Vellachtal hinaus. 
Seiner gewaltigen, vornehmlich aus den Hohen Tauern stammenden 
Eismasse gegenüber vermochten die Karawanken selbst auf ihrer 
Nordseite nur unbedeutende Gletscher, ihrer Größenordnung nach 
heutigen ostalpinen Talgletschern vergleichbar, entgegenzustellen. Be- 
obachtungen, welche im Gebiete der Petzen !) und der Vellach ?) wie in 
den westlicheren Tälern der Gebirgskette ?) gesammelt worden sind, 
lassen hier ein größeres Untersuchungsgebiet erkennen, in welchem 
die Frage, wie weit sich die Lokalgletscher der Karawanken dem 
Draueise genähert haben, beziehungsweise dieses in die Karawanken- 
täler eingedrungen ist, festzustellen bleibt. 


.*!) Lucerna, Gletscherspuren in den Steiner Alpen. Geogr. Jahresbericht 
aus Österreich. IV. Jahrgang, 1906, pag. 46. 
Pl. c> par. 36 ff. 
®2) Penek und Brückner, Die Alpen im Eiszeitalter. Leipzig 1909, 
pag. 1094 ff. 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 10. Verhandlungen. 36 
” 


294 Verhandlungen. Nr. 10 


Unter diesen Gletschern sind die an die beiden höchsten Er- 
hebungen der Kette geknüpften, die das Bären- und Bodental er- 
füllten, die größten und beginne ich meine Untersuchungen über die 
eiszeitlichen und nacheiszeitlichen Erscheinungen der Gebirgskette, 
zu deren Vornahme mir die Direktion der k. k. geologischen Reichs- 
anstalt in dankenswertester Weise die Originalaufnahmsblätter zur 
Verfügung gestellt hat, wohl mit dem ausgedehntesten derselben, der 
das Bodental durchmaß. 

An Breite bis 900 m anschwellend, endete der Bodentalgletscher 
6 km lang im Süden von Windisch-Bleiberg dort, wo das Quertal in 
das Längstal umschwenkt. Was außerhalb bis Unterbergen am Singer- 
berg an Moränen liegt, ist wohl nach seiner Gesteinszusammensetzung 
ausschließlich dem Draugletscher zuzuweisen. 

Innerhalb seines Wirkungsgebietes hat der Bodentalgletscher 
zweierlei zurückgelassen, sein in festem Fels ausgeschürftes Gletscher- 
tal und seine gegen das Ende an Mächtigkeit zunehmenden, aus 
Moränen und Stauschottern bestehenden Aufschüttungen. Nicht minder 
eindrucksvoll als die glazialen Aufschüttungen ist das Trogtal des 
Gletschers, dessen Verquerung durch einen Teil der komplizierten 
Schichtserie der Karawanken zu starker postglazialer Zerstörung an 
den widerstandsschwächeren Stellen des Schichtbaues Anlaß bot. 

Betrachtet man den prächtigen Talschluß des Bodentales, die 
500—600 m hohen nördlichen Felsabbrüche der Vertaca (2180 m), so 
wird man an demselben über den in durchschnittlich 1600 m Höhe 
befindlichen Spitzen der Schuttkegel folgendes gewahr. Man sieht 
einen dunklen, von der Schlucht der Zeleniza weg alle Felspfeiler 
und Wandeinbuchtungen umlaufenden 100—150 m hohen, gelegentlich 
auf die Hälfte einschrumpfenden Wandgürtel, welcher eben von der 
Stelle an, wo der Westgrat der Vertaca zum gleichnamigen Sattel 
rascher zu sinken beginnt, ansteigt und schräg auf die Kontur des 
Vertacasattels trifft. Dieser Wandgürtel ist ein Steilabsatz, der oben 
von einer ausspringenden Kante begrenzt wird, über der sich ein 
Felsgehänge zunächst geringerer Böschung erhebt. In diesem wird 
man bei einiger Vertrautheit mit der Oroplastik der Firnregion un- 
schwer die Nischen von durch kleine Felsgürtel eingefaßten Firnkehlen 
erkennen können, welche, wie jener, zu den Merkmalen einer dereinst 
verfirnt gewesenen Felsumrahmung gehören. Der genannte Wandgürtel 
ist ein geradezu integrierender Bestandteil der Karregion und wurde 
als Karwand bezeichnet. Ihr oberer Rand fällt in aktiven Gletscher- 
gebieten mit der Randkluftlinie zusammen, welche in eigenartigen 
Bögen das Firnbecken meist geschlossen umläuft und dort, wo sie 
den Grat quert, eine nachträgliche Lücke in der Felsumrahmung 
beweist. 

Es ist kaum ein Zweifel, daß die eiszeitliche Randkluft im Nord- 
gehänge der Vertaca, das ist jene Stelle, wo festgefrorene Firnkehlen 
des Lawinengehänges abrissen, um in die Firn- und Eisbewegung ein- 
bezogen zu werden, dort lag, wo sich heute die ausspringende Fels- 
kante befindet. 

Die Höhe und frische Erhaltung des Wandgürtels schließt aus, 
daß man dieses das Firnbecken umlaufende Formelement mit etwas 


1911 Bericht vom 31. Juli. Dr. R. Lucerna. 225 


anderem parallelisieren könnte als mit der Haupttrogwand des Tales; 
es umfaßte das Firnbecken ähnlich, wie diese den Gletscher. 

Es liegt kein Grund vor, anzunehmen, daß die Eintiefung eines 
glazialen Firnbeckens bei gleicher Exposition irgendwo eine Unter- 
brechung erleidet. Ist also eine Karwandlücke, wie am Vertadasattel, 
vorhanden, so ist diese wohl auf spätere Eingriffe zurückzuführen. In 
der Tat liegt der Sattel nahe der Stelle, wo sich die benachbarten 
Firnbeckenflügel des Boden- und Bärentales berühren. Solche Stellen 
sind meist schwache Punkte des Felsrahmens und durch lokale Fällung 
der Grate bezeichnet. Auch hier befindet sich ein Sattel im Norden 
der Bjelsica. Dazu kommt, daß von Süden her ein Firnbecken (1712 m) 
zwischen Hochstuhl und Vertaca sich ausspannte und im Vertaöasattel 
und seinen Nachbarn postglaziale Bresche in den Felsrahmen legte. 

Daß die Demolierung der Grate hier noch umfangreichere Dimen- 
sionen annahm, dafür gibt folgendes einen Anhalt. Es ist Regel, daß 
die Karwand mit der Gratlinie steigt und fällt, hier dagegen steigt 
die Karwand dort, wo diese fällt. Beide treffen im Vertadasattel zu- 
sammen. Da sich nun die Gratlinie genau zu jener Stelle, zu welcher 
sie nach dem Verlaufe der Karwand ansteigen sollte, neigt, ist diese 
Stelle ein Punkt vehementer Kammzerstörung und es ist kaum zu- 
viel gesagt, daß früher in der Verknotung mehrerer Kämme ein Stou 
und Vertaca überhöhender Gipfel lag, der, in der Verschneidung dreier 
Firnbecken befindlich, bis auf seine Wurzeln abgetragen und in eine 
Sattellandschaft umgewandelt wurde. Im Sockel des abgetragenen 
Gipfels, dessen Umkränzungsgipfel, Stou, Vertada, BjelSica sich er- 
halten haben, liegt, ein Zeugnis des vertikalen Wasserabzuges, eine 
Doline. Ursprünglich hohe, dann unter dem Einfluß von Zerstörungs- 
prozessen in Einsenkungen umgewandelte Kammverknotungen sind in 
ehemaligen Vereisungsgebieten nicht allzuselten; ein zweites vortreff- 
liches Beispiel beobachtete ich am Monte Cinto in Korsika. 

Die Vertata bildet die in den Stadialzeiten schluchtkannelierte 
und in Pfeiler aufgelöste Rückwandung der Würm- und Rißeiszeit 
mit Karwänden und Zuschüttungsflächen; in den Günzhorizont reicht 
sie nicht mehr empor wie die ihrer Lage nach vorgeschobenen Köpfe 
Rjauca der Spk. (1789 m) und 1884 m im Ausläufer des Kozjak. An 
diese Köpfe knüpfen die Flügel des Felsrahmens der Vertaca in zwei 
stratigraphisch und glaziologisch bedingten Sätteln an. 

Die von der Vertaca ausgehenden Troggehänge haben in den 
einander zugekehrten Abfällen dieser Köpfe ihre Spuren zurück- 
gelassen. Am deutlichsten unterschneidet der Würmtrog links in be- 
waldeten Anschnitten, rechts in einer Felswandreihe, unter der Rjauca 
der Spk. sichtbar, die Bergmassen. Uber seiner Kante liegen hier 
wie dort vorgeschobene hochgelegene, bis 1350 und 1460 m reichende 
Kare und es ist möglich, daß auf ihren Rändern kleine postglaziale 
Moränen sitzen. Weiters schneidet der Würmtrog von jüngeren 
Schluchten nicht zu tief durchrissen, moränenbekleidet an der linken 
Talseite unter der Ogrisalpe und über dem Bodner bis zur Seiten- 
mulde von SoSele durch, bewaldet und felsarm, meist mit relativer 
Höhe von 100-120 m über der heutigen Talsohle. Rechts läuft er 
in einen Sporn der Rjaucawand vor, erscheint dann, unterbrochen 

36* 


926 Verhandlungen. Nr. 10 


von einer postglazialen Schlucht, aus der ein gleichalter großer Schutt- 
kegel der Bühlzeit in das verlassene Gletschertal eindringt und deren 
Verzweigungen einen einseitig durch vorgeschobene Felswände der 
Rjauca umrahmten Karboden, an dessen Mündung rechts Moränen- 
massen abgesetzt erscheinen, bis auf einen Mittelriedel zerschnitten. 
Außerhalb dieses Rjauca-Nordkares erscheint der Trog scharf in iso- 
lierter Felswand im SE des Bodner und zieht in scharf markierter 
Reihe von Gehängeanschnitten in den Gehängepfeilern beiderseits 
Perhauc, wie gegenüber Repitz kenntlich, bis vor Bukovnig. Hierbei 
beschreibt der Würmtrog etwas ober Bodner eine Stufe, die der 
heutige Talboden in sehr abgeschwächtem Maße durch eine Strecke 
stärkeren Gefälles wiederholt. 

Über dem Würmtrog weicht das Gehänge, weit stärker ab- 
getragen als der Würmtrog und zum Teil östlich vom Bodner in ein 
Sekundärgehänge umgewandelt zurück. Sehr schön ist ober doppelter 
Kehlung des Würmtroges der Bogenschnitt des Rißtroges im Ostabfall 
des Gipfels, 1884 m, entwickelt; man sieht seine Kante in Pfeiler- 
köpfen unter der Schutterrasse der Kosmatica angedeutet und seine 
vielleicht mit Moränen verkleideten Hänge unter dem Veliki rob bis 
zu seiner Endkuppe, 1241 »n, ziehen. Rechterseits erscheint seine ver- 
witterte Steilwand südöstlich vom Bodner, dann zieht sein Rand mit 
dem Nordrande von Perhauc zusammenfallend über die Pfeiler des 
Warant zum Geißrücken, dem bogenförmigen Gratende zwischen Boden- 
und Loibltal, mit erniedrigter Lehne. Nur von den höchsten Kamm- 
partien mit Ausschluß der Vertaca kann ein Aufragen in das Günz- 
relief vorausgesetzt werden, dahin dürfte, wie auch die im Zelenizatal 
gewonnene Argumentation weist, die Plattform auf der Rjauca und 
der oberste Teil der Köpfe, 1834 m, und die von ihnen ausgehenden 
Kammlinien, wie Kosmatica, Veliki rob gehören. Der größte Teil des 
Talraumes, der höher als das weiträumigere, weniger vergletschert 
gewesene und tiefer eingeschnittene Loibltal liegt, ist mittel- und 
jungglazial mit Nachwirkungen aus postglazialer Zeit. 

Der Aufschüttungskörper des Bodentales, vornehm- 
lich die Talsohle einnehmend und in zahlreichen Spitzen in die Ge- 
hänge eindringend, ist nicht minder zusammengesetzter Bauart. Bis 
auf wahrscheinlich geringe Reste der Rißzeit und die weit merklicheren 
Aufschüttungen der postglazialen Stadien stammen die losen Massen 
namentlich im unteren Talabschnitt aus der Würmeiszeit. 

Ein Gürtel von grobkörnig bis feingrusig struierten Schutthalden 
zieht unter den Wänden der Vertaca von der Bjel$ica bis zur Zeleniza 
(2027 m). Er ist nicht einheitlich gebaut, sondern setzt sich aus drei 
Haldensystemen, verschieden an Größe und Aussehen, zusammen. Die 
obersten hellen, dem rezenten Abtrag entsprechenden Halden bleiben 
in einem grau angewitterten Haldenmantel stecken, von dessen unterem 
Saume dunkelgrüne Krummholzinseln über den mittleren Halden- 
rücken spitz emporwachsen. Das sind die Gschnitzhalden, soweit sie 
nicht vom Abtrag der Daunzeit, den grauen verwitterten Halden über- 
schüttet sind. 

Man hat den Eindruck, daß im Querprofil zwischen Kozjak und 
Rjauca der Spk. das Bodental eine Felsstufe hat, welche der zwischen 


1911 Bericht vom 31. Juli. Dr, RB. Lucerna. 297 


1200 und 1300 m gelegene Blockmoränenkörper der Bühlzeit verhüllt. 
Von hier zieht die Talbodenausfüllungsterrasse der Bühlzeit, durch- 
zogen von einer selbst zur Zeit der Schneeschmelze von wenig Wasser 
durchrieselten Furche unter leichten Gefällsschwankungen über Bodner 
in den stark versumpften Grund des ersten Zungenbeckens.. Vom 
Bodner zieht eine Trockenfurche, die, wie Abstufungen im Rasen 
lehren, in der Gschnitz- und Daunzeit vom Wasser durchflossen war, 
gegen jenen zirka 230 m talabwärts befindlichen, mit kristallklarem 
Wasser gefüllten Teich, in dem das Grundwasser des Tales nach der 
Bühlzeit, gesammelt an der Oberfläche erscheint. 

Schon am Schuttkegel vom Rjaucakar erscheinen Würmmoränen, 
die als zirka 20 m hoher Moränensaum besonders beiderseits des 
Bodners bemerkbar talauswärts ziehen und sich 700 m nordnordöstlich 
von Perhauec zur ersten Würmendmoränengruppe schließen. Es gibt 
deren noch drei bis vier, wenn man die äußersten Wälle der ersten 
Gruppe von dieser trennt. Rechts beginnt ein kleiner Wall, dann 
folgen zwei weitere, heute entholzte, bis zum Bache in 10 m Höhe 
über dem Talboden. Ihr Seitenstück bildet auch auf der linken Tal- 
seite den Zungenrand, der vom äußersten Stande der Würmeiszeit 
um fast 2 km zurückbleibt, ab. Von der Außenseite der Moräne lösen 
sich zwei neuerdings in die Talrichtung einschwenkende, dem Bach 
entlang bis vor Repitz reichende Wälle los, die die Neigung, des 
Gletschers schmale Zunge vorzuschieben, bekunden. Der äußere dieser 
Wälle ist von einem mächtigen Schuttkegel, der schließlich in die 
Trockenfurche zwischen Wall und Hang gegen die Terrasse von 
Bukovnig ausläuft, zum Teil überwältigt und in die Kuppenreihe 
zwischen den Holzsägen und. dem Försterhaus aufgelöst. Erst.in der 
folgenden Schlucht liegt beim aufgelassenen Elektrizitätswerk neuer- 
dings ein Endmoränenwall. Demgegenüber ist auf der linken Tal- 
seite das ganze zum Teil bewaldete Plateau im Norden von Repitz, 
das erst gegen das Tal von Windisch-Bleiberg abbricht, eine Serie 
von zum Teil charakteristische Sporne entsendenden Moränenwällen, 
die auf mächtigem Schottersockel aufruhen. Der äußerste Wall endet, 
ostwärts umgebogen, in zirka 990 m Höhe vor den südlichsten Bauern- 
häusern von Windisch-Bleiberg. 

Dieser Wall dürfte die Maximalausdehnung des Bodentalgletschers 
anzeigen, der eine Maximaltiefe von über 120 m erreichte. Das läßt 
die aus drei Wällen aufgebaute Ufermoräne von SoSele erkennen, 
deren Höhe genau mit dem Trogrande der rechten Talseite korre- 
spondiert. Sie sperrt in zirka 1170—1180 m Höhe die Mulde unter 
dem Veliki rob ab und ist wahrscheinlich künstlich gebuckelt durch 
Haufen von schon in alter Zeit zusammengetragenen, seither mOooSs- 
überwachsenen Lesesteinen. Triadische Kalke, grüne Porphyre, Sand- 
steine formieren die in drei zum Teil durch Furchen voneinander 
getrennten Stufen abfallenden Wälle, welche um die Ecke von Sosele 
biegend sich stufenförmig senken. Der oberste der Wälle mit dem 
Gehöfte Lausegger verlängert die linke Talschranke, an 20 m gegen 
die Terrassen des Bleiberger Grabens abfallend. Die übrigen schwenken 
mit den tieferen in drei Zonen geordnet, deren Zwischenräume, viel- 
leicht .einst von Weihern erfüllt, später durch die Ausläufer des 


228 Verhandlungen. Nr. 10 
Schuttkegels von OStine sukzessive gefüllt worden sind, in das Mo- 
ränenplateau von Repitz ein, in dessen Basis das Anstehende beim 
Elektrizitätswerke lokal in 12 m über dem Bach erscheint. Ähnlich 
sind an der rechten Talseite die höheren Würmmoränen mit Spuren 
von Verbauungsschuttkegeln vor dem Graben und vor der Heiligen 
Wand und der Kote 1394 m entwickelt; sie bilden noch eine Kehre 
im Hang unter dem Warant. 

Da die Rißlehnen durch Einzugstrichter jüngerer Schluchten ver- 
ändert sind, ist die Verstürzung ihrer Moränen wahrscheinlich. Trotz- 
dem wären die glatt angewachsenen Lehnen zum Beispiel über SoSelc 
wie die Ablagerung im Rißtrog über „Bodner“ in Erwägung zu ziehen. 


Fig. 1. 


Meeresspiegel 


Längsprofil durch das Bodental. 
Maßstab: 1:75.000. 


1 Vertata 2180 m. — 2 Rezente, Daun- und Gschnitzschutthalden. — 3 Bühl- 
moränen. — 4 Stadialschotter. — 5 Rißtrogrand. — 6 Würmtrogrand. — 7 Würm- 
moränen. — 8 Stauschotter der Würmeiszeit. — 9 Windisch-Bleiberg. 


Verbauung des Bleiberger Grabens. 


Daß die Moränen des Bodentales auf einem Schotterplateau 
liegen, hat seine Ursache in dem Stau, den der das Loibltal sperrende 
Draugletscher auf die Schotterabfuhr des Bodentalgebietes übte. Ein 
ausgezeichnetes Beispiel der Talverbauung ist das Niederterrassen- 
system von Windisch-Bleiberg. Sie sind nicht durch den Bodental- 
gletscher gestaut, sondern gleichfalls mit dessen Schottern durch den 
Draugletscher. Zuerst durch eine seichte Furche von der äußersten 
Endmoräne getrennt, fallen die Flächen des Verbauungskörpers an 
vier Kanten zum heutigen Rinnsal, das gegen den Konfluenzsporn 
mit dem Bodental rasch an Tiefe gewinnt. Die spärlichen Aufschlüsse 
zeigen um Windisch-Bleiberg, im Konfluenzsporn wie in der ganzen 
rechten Tallehne bis nahe zum Ausgang, eine fast horizontale Schich- 
tung, so daß an eine Seeablagerung nicht gedacht werden kann. In 
der Talkonfluenz springt, der Hauptmoräne entsprechend, eine scharfe 
Terrassenecke, 55 m, über Tal vor. Genau in derselben Höhe verläuft 
an der rechten Talseite eine am rechten Moränenflügel beginnende 
Terrasse äußerst regelmäßig unter ımerklichem Gefälle zum Tal- 
ausgang. Die dreieckige prismatische Erosionslücke ist mit Schluß 
der Würmeiszeit und in den Stadialzeiten angelegt worden. Die 


1911 Bericht vom 31. Juli. Dr. R. Lucerna. 229 


zweite Terrassenstaffel, einem niedrigeren Eisstande des Draugletschers „ 
entsprechend, liegt mit den Gehöften Bukovnig und jenen südlich 
von Windisch-Bleiberg 20 m tiefer. Auch auf der linken Talseite 
bildet die Verbauungsterrasse die bevorzugte Stätte der Wiesen- und 
Feldkultur. 

Kurz vor der Talstufe, mit der das Bodenlängstal in das Loibltal 
abbricht, endet die Verbauung. Zwischen den Sägen hat sich noch 
10 m über dem Bach eine Scholle des nach Art kalkiger Nieder- 
terrassen leicht verfestigten Verbauungskörpers, gleichfalls fast hori- 
zontal geschichtet, erhalten. 

Da3 die Verbauung nicht weiter reicht, hängt irgendwie mit der 
Wildheit der Szenerie im Gebiete der Talmündung zusammen. Von 
gut gewählten Übersichtspunkten wird man sich kaum des Eindruckes 
entschlagen können, daß hier ein Fremdkörper in den Talgau vor- 


Fig. 2. 


Längsschnitt des unteren Bodentales bis zur Zapotnizakapelle. 
Maßstab: 1:25.000 mit zweifacher Überhöhung. 


1 Stände des Bodentalgletschers. — 2 und 3 Moränen des Bodentalgletschers. — 
4 Einschnitt des Bleibergtales. — 5 Stauschotter mit oberer und unterer Kante. — 
6 Zunge des Draugletschers. — 7 Höhlengang des Bodenbaches. 


gedrungen. Ober der Zapotnizakapelle steigt ein lokal unterhöhltes 
Felsgehänge bis zu 1020 m im Südgehänge des nebenbei erwähnt einen 
ausgezeichneten, von Tregkanten unterschnittenen Rundbuckelberg 
repräsentierenden Loibler Grintovez (1292 m) an; von hier fällt die 
Kante talaufwärts und wo sie sich der Talsohle nähert, steigt, symme- 
trisch zu ihr angeordnet, ein kleiner Moränenrücken gegen das Gehöft 
Poschniker an. Dabei zeigt sich der Nordabfall des Talspornes durch- 
aus troggekehlt. Eine genaue Untersuchung ergab auf dem Wege zum 
genannten Gehöfte den Fund von zwei faustgroßen und einem kleinen 
Serpentingeschiebe, was die Vermutung, ein Lappen des Draugletschers 
habe durch das untere Loibltal ins unterste Bodental gereicht, zur 
Gewißheit erhebt (Fig. 2). Ist doch der kleine Loibl ein Moränen- 
sattel des Draugletschers, als dieser sich aus dem Bodentale bereits 
zurückgezogen, finden sich doch an der Loiblstraße mehrfach Moränen- 
reste mit gekritzten Geschieben und anschließenden verfestigten Ver- 


230 Verhandlungen. Nr. 10 


„ bauungsschottern, trägt doch das Ostgehänge des Singerberges den 
trotz Durchschluchtung, Wandabbruch, Abbröckeln von Schuttlialden 
und Abbrechen eines trümmerreichen Bergsturzes nicht unkenntlich 
gemachten Umschliff des Draugletschers, dessen Trogkante aus dem 
Rosentale hier südwärts einschwenkt. Dazu kommt die Wiederholung 
des Gesagten in einer höheren Etage zu beiden Seiten des Loibler 
Grintovez, der gegen Norden einen höheren, gegen Süden einen 
tieferen Würmknick aufweist und von einer talaufwärts sich unter 
15—20° senkenden Felszone mit dem höchsten Punkte in zirka 
1360 m Höhe flankiert wird. Der Sattel unter dem Grintovez wie 
die talaufwärts sich senkende Lehne, auf der ein Blockkörper zu 
ruhen scheint, dürfte wohl in eine frühere Eiszeit fallen, in deren 
Staubildung ich einen winzigen Konglomeratschollenrest auf dem Aus- 
läufer ober Poschniker bei 979 m Höhe setzen möchte. Ergänzend 
sei eine dritte Felszone unter dem Gipfel des Singerberges erwähnt, 
die nur in einzelnen aus dem Walde ragenden Felsriffen noch er- 
halten ist und die Merkmale einer weit älteren Lehne trägt. Auch 
das Nordwestgehänge des Harloue mit einem Wandgürtel bei 1000 m, 
einer mittleren Lehne und einer unteren Zone frischer Tobelanrisse 
läßt sich mit dem Gesagten vereinigen. 

Es spricht also viel dafür, daß die übereinander geschichteten 
eiszeitlichen Trogausstülpungen den Ausgang des Bodentales nach- 
einander versperrten. 

Schwieriger ist die Frage zu beantworten, wie der AbflußB der 
Schmelzwässer der Karawankentäler erfolgte. Daß die unterirdische 
Entwässerung eine gewisse Rolle spielte, scheint angesichts der an 
Schichtfugen geknüpften Speilöcher im Loibltal sicher. Welche Be- 
deutung allerdings die zahlreichen Wandöffnungen im Gipfelkamme 
des Harlouc in der Nordwand der Kote 1512 m haben, die die Ver- 
mutung einer durch Stau bedingten hochgelegenen Entwässerung nahe- 
legen, ist heute noch zu wenig untersucht. Doch macht die Situation 
an der Teufelsbrücke wahrscheinlich, daß der Bodenbach als Höhlen- 
fluß ins Loibltal trat. Er wäre dann unter dem Eis in einen Höhlen- 
gang geflossen und hätte im Loibltal die Richtung erst nach Süden 
genommen, da die ursprüngliche Abflußrichtung über den kleinen 
Loibl verlegt war. Das Höhlendach müßte dann postglazial ein- 
gebrochen sein. 

Zu dieser Annahme führt ein erhaltener Höhlenrest am Tschauko- 
fall. Der Zugang zu diesem Fall führt durch ein geräumiges Höhlen- 
tor, an dessen Südwand in einiger Höhe ein sich rasch verengendes 
Speiloch mündet. Der dünne Teil des Höhlendaches am Berggehänge 
ist eingestürzt. Es ist wohl etwas Schutt vorhanden, aber größere 
Trümmer fehlen der steilen Böschung wegen wie im Bachbett, wo 
deren Entfernung durch beträchtliche Wasserkraft verständlich ist. 

Der Bodenbach überwindet hier die Talstufe in zwei Fällen, 
die beide neben der aktiven Rinne ein um ein Viertel der Bachbreite 
größeres Gerinne besitzen. Darüber folgen unter Verbreiterung des 
Gerinnes auf das Dreifache ältere Auswaschungsformen, die heute 
stets über Wasser liegen und über verwitterte Kalke in Abbruch- 
flächen überzugehen scheinen. Namentlich am Teufelsfall scheinen 


1911 Bericht vom 31. Juli. Dr, R. Lucerna. >31 


auch die Reste eines höheren Felsbeckens, das die stürzenden Wasser- 
massen ausgehöhlt, erhalten zu sein. Am Tschaukofall zeigt ein 
Speiloech in der Felswand, aus dem ein Wasserstrahl neben dem 
Hauptfall niedergeht, die partielle Fortdauer einer unterirdischen Ent- 
wässerung an. 


Loibltal. 


Der Felskopf am kleinen Loibl, ein durch den Bodenbach ab- 
geschnittenes Ende des Talmündungsspornes, trägt gleich seiner Fort- 
setzung das Steilgehänge des früheren Gletscherufers, das sich nördlich 
vom Deutschen Peter zur Talsoble senkt. Somit sind die Bedingungen 
der Talsperre im Loibltal dieselben wie im Bodental, nur daß der 
Verbauungskörper hier mehr in den Hintergrund des Tales gedrängt 
ist, nahe an das Ende des von der Zeleniza kommenden kurzen Tal- 
gletschers. 

Der kleine Gletscher der Zeleniza (2027 m) erreichte nur die 
bescheidene Länge von knapp 3 km; trotzdem breitete er seine Mo- 
ränen über ein Drittel seines Laufes und ließ eine kleine Glazial- 
landschaft mit allen Attributen einer solchen zurück. 

Die äußere Moräne ruht nahe dem kalkigen Felssporn, der den 
Zeleniza- und Loiblgraben trennt, mit wenig deutlich gekritzten Ge- 
schieben dem Verbauungsschotter auf, der sich hier in alle unver- 
gletschert gewesenen Gräben hineinzieht. Es ist die zweite Stufe des 
Verbauungskörpers, die im Bodental durch das Gehöft Bukovnig be- 
zeichnet ist. Südlich am Ausgang des Grabens der Plesnovecalpe er- 
hebt sich 40 m über der Grabensohle die höhere Etage, die scharf- 
kantig wie im Bodental am Talsporn östlich von Ridouec entwickelt 
ist. Die Grabensohle konvergiert talaufwärts stark mit der Auf- 
schüttungskante, wie dies bei Verbauungskörpern häufig ist, die oberste 
helle Schichte von zirka 10 m Mächtigkeit mit welliger Oberfläche ist 
Endmoräne des Grabengletschers. Vielleicht findet sich die äußerste 
Moräne des Zelenizagletschers im Vorsprunge des Gehöftes Strach, 
dessen wellige Kammlinie und glatter Rasenhang sich an die unweit 
endende Trogwand des Haupttales anschließen würde. Im Graben 
selbst bilden mehrere Moränenanrisse mit gut gekritzten Geschieben 
den Übergang zu den innersten Moränenwällen oberhalb der Köhlerei. 
Bis hierher erstreckt sich die häufig aufgeschlossene, fast horizontal ge- 
schichtete und verfestigte Staumasse, die auch den Graben östlich der 
Rjauca der Spk. bis zur Moränenanlagerung erfüllt und in die die 
jüngeren Moränen eingelagert sind!). Der bis 120 m tiefe, gut er- 
haltene Würmtrog setzt sich‘ nach markanter Stufe im Gebiete der 
Köhlerei im unteren Tal in Gehängeanschnitten fort, läuft aber über 
dem Sattel 1640 m offen aus, ebenso wie die älteren, namentlich in 
der Nordflanke erhaltenen Tröge, deren Sohlenrest beim Rißtrog in ein 


1) Es ist eine ganz typische Sache im Bodental wie im Zelenizagraben, daß 
die jüngste Abteilung der Würmmoränen nicht die Staumasse, gleich den älteren 
krönen, sondern im Talgrunde liegen, der in die Staumasse eingeschnitten ist, 
weshalb sie, nachdem der Draugletscher sich vom Loibltal zurückgezogen hatte, 
abgelagert worden und mit dem Wörthersee- oder Villacher Endmoränenkranze 
harmonieren dürften. 


K.k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 10. Verhandlungen, 37 


939 Verhandlungen. Nr. 10 


Obeliskengehänge umgewandelt ist. In den oberen Talkessel ist scharf 
umrandet der sich nach abwärts verjüngende Bühltrog eingesenkt. 
Auch das übrige Zelenizagehänge trägt bis über die Pakicalpe hinaus 
glaziales Gepräge, erst dann stellen sich die fluviatilen Kamm- und 
Talgehänge um den Loiblpaß ein. 


Carl Renz. Über die Entwicklung des Mittellias 
in Griechenland. 


Während fossilführender Oberlias im ganzen Ionischen Fazies- 
gebiet (Südwest-Albanien, Epirus, Akarnanien, Ionische Inseln!) eine 
sroße Verbreitung besitzt, ist der paläontologische Nachweis des 
Mittellias bis jetzt nur auf wenige lokalisierte Vorkommen beschränkt. 

Verhältnismäßig häufig sind noch Brachiopoden der Aspasia-Fauna, 
die bisweilen in den oberen Partien der unter dem Oberlias lagernden 
lichten Kalkmassen gefunden werden, zum Beispiel auf Korfu, auf 
Kephallenia und in Epirus ?). 

Auf Leukas stellt sich im gleichen stratigraphischen Niveau 
eine Brachiopodenlage ein, deren Aussehen an Geröllbreccien der 
Flachsee erinnert. 

Die genauere Untersuchung dieser Bildungen steht noch aus. 

An einem Punkte, nämlich in der Korfu gegenüberliegenden 
Phtelia-Bucht, habe ich im Liegenden des Oberlias auch einige 
Ammoniten von mittelliassischem Gepräge aufgesammelt, wie Höldoceras 
Algovianum Oppel, Arietites Juliae Bon, Rhacophyllites lariensis Menegh. 
Die Schichten, aus denen diese Arten stammen, gleichen in struk- 
tureller Hinsicht dem Oberlias. 

Die kalkige Brachiopodenfazies des Mittellias wurde schon ein- 
sehend beschrieben, ich erinnere hier unter anderem an meine aus- 
führliche Darstellung in meiner im Jahrb. d. k.k. geol. R.-A. 1910, Bd. 60, 
Heft 3, erschienenen größeren stratigraphischen Arbeit; ich kann mich 
daher hier mit diesem einfachen Hinweis begnügen. 

Neuerdings ist es nun gelungen, die Zone des Amaltheus spinatus, 
das heißt also die oberste Zone des Mittellias durch Feststellung ihres 
Zonenfossils selbst auszuscheiden. 

Es handelt sich hierbei um dünngeschichtete, hellgelbe oder 
gelbgraue Kalke, auf deren Schichtflächen sich zusammengedrückte 
Exemplare des Amaltheus spinatus Brug. erkennen lassen, und zwar 
fanden sich diese Bildungen bis jetzt an einigen Aufschlüssen des 
akarnanischen Festlandes (Xeromeros) und der Insel Korfu. 

In Akarnanien habe ich die Kalke mit Amaltheus spinatus in 
einem vom Gipfel des Hypsili Koryphi bis zum Paß zwischen Varnakas 
und Komboti gezogenen Profil festgestellt. (Siehe Profil.) 

1. Die Gipfelpyramide des Hypsili Koryphi, die den höchsten 
Punkt (1591 m) des westlichen Akarnaniens darstellt, besteht aus 
weißen, dickgebankten Kalken, die von Gyroporellen durchsetzt sind. 


!) Exkl. Kythera. 
2) Die mittelliassischen Vorkommen in Inner-Epirus wurden von A. Phi- 
lippson in der Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. 1894, Bd. 46, pag. 116 beschrieben 


1911 Bericht vom 31. Juli. Carl Renz. 233 


Diese Kalke gehören der obertriadischen Kalkentwicklung der Ionischen 
Zone an, die ich in meinen früheren Publikationen kurzweg als „Dach- 
steinkalke“ bezeichnet habe. 

Mit der Bezeichnung „Dachsteinkalk“ will ich lediglich auf die 
fazielle Ähnlichkeit dieser obertriadischen Kalkentwickluug Griechen- 
lands und der Ostalpen anspielen und damit keineswegs zum Aus- 
druck bringen, daß sich die beiden Bildungen nun auch in strati- 
graphischer Hinsicht gerade decken müssen. 

Die hellen obertriadischen Kalkmassen der Ionischen Zone 
werden wohl im Gegenteil höher, und zwar bis zum mittleren Lias 
hinaufreichen, wie ich ebenfalls schon verschiedentlich hervorhob. 
Unter dem Oberlias, beziehungsweise oberen Mittellias der Apenninen 
lagern zum Teil ähnliche Kalkmassen. An manchen Punkten. führt 


» 


NS Ayustl Korypalib 


elle, Joch 


artakas und Komboti 


Normalprofil vom Hypsili Koryphigipfel bis zum Paß zwischen Varnakas und 
Komboti. 


4 x Ischiomata. 


diese obertriadische Kalkentwicklung des Ionischen Faziesgebietes auch 
Megalodonten oder Korallen. Genauer gefaßt könnte man also bei den 
weitverbreiteten Gyroporellenkalken von der Gyroporellenfazies der 
griechischen Dachsteinkalke sprechen. 

Bei den Gyroporellen handelt es sich in der Hauptsache wohl 
um Gyroporella vesiculifer« Gümb. und Gyroporella aequalis Gümbel. 
Die Erhaltung in dem meist schon etwas kristallin gewordenen Kalk 
läßt die feineren Details der Struktur nicht mehr oder nur undeut- 
lich hervortreten. 

2. Petrographisch gleiche Kalke setzen dann den ganzen steilen 
Südhang des Hypsili Korypbi zusammen bis kurz vor der Einkerbung 
des Sella-Joches, dessen Entstehung auf die leichtere Erodierbarkeit 
der dort anstehenden weicheren Bildungen zurückzuführen ist. 

Einzelne kleine Partien bestehen lediglich aus weißen Posidonien- 
schalen. Die nicht herauszulösenden Schalen gehören ihrem Niveau 
entsprechend voraussichtlich zu Posidonia Janus Menegh. 

37* 


934 Verhandlungen, Nr. 10 


3. Die weißen Kalkbänke nehmen nach oben hin zunächst etwas 
gelblichen, in Knollen abgesonderten Hornstein auf. 

An der oberen Grenze werden die Kalke selbst gelblicb und 
zeigen eine etwas brecciöse Struktur. 

4. Darüber folgen gelbliche Kalkschiefer und graugelbe, dünne, 
etwas tonhaltige Kalkplatten. Nach oben hin schließen die mit den 
gelben Kalkschiefern wechselnden hellgrauen, plattigen Kalke auch 
dunkelgraue Hornsteinnieren ein. Die Kalkplatten und Kalkschiefer 
enthalten zusammengepreßte Ammoniten und auf ihrer Oberfläche auch 
Ammonitenabdrücke. Die Art der Erhaltung ist ja nun einer Bestimmung 
der Fossilien keineswegs günstig. Die besten meiner Proben konnten 
jedoch, und zwar mit hinreichender Sicherheit, mit Amaltheus spinatus 
Brug. identifiziert werden. Ich kann für diese Bestimmung, abgesehen 
davon, daß auch die Lagerungsverhältnisse damit im Einklang stehen, 
um so mehr eintreten, als mir von Portugal ein genau gleich erhaltenes 
selbstgesammeltes Vergleichsmaterial vorliegt. 

Die Handstücke aus dem griechischen und portugiesischen obersten 
Mittellias sind sich zum Verwechseln ähnlich. Amaltheus spinatus 
Brug. bezeichnet, wie gesagt, die oberste Zone des mittleren Lias. 
Er wird auch von Meneghini aus dem Medolo Italiens beschrieben. 

5. Zwischen diese Schiefer schalten sich dann beim Joch Sella 
selbst auch schwarze Hornsteinbänkchen ein. Die gelben Schiefer- 
zwischenlagen werden hier auch tonig. Die durch Wechsellagerung 
verbundenen Schiefer und Hornsteinschichten nehmen außerdem etwas 
dickere kalkige Lagen auf. 

Die vorwiegenden schwarzen, meist geschieferten, etwas Ton und 
Kalk enthaltenden Kiesellagen verwittern gelb. Die Kiesellagen werden 
teilweise auch durch schiefrige Tonschichten voneinander getrennt. 

Sämtliche Fazieselemente enthalten in reichlicher Menge die 
kleine und charakteristische Posidonia Bronni Voltz. Die unter 5 ver- 
einigten Posidonien führenden Bildungen gehören also bereits dem 
Oberlias an. 

Die geringere Härte dieser oberliassischen Sedimente gab, wie 
gesagt, die Veranlassung zur Einkerbung des Sella-Joches. Das Ein- 
fallen der Schichten ist im Durchschnitt nach Südosten gerichtet. 
Der Umfang der Schichtenfolge von 4—5 beträgt schätzungsweise 30 m. 

6. Weiter aufwärts wiegen die grauen, dickeren Kalklagen vor, 
dazwischen finden sich jedoch ebenfalls Einschaltungen von schwarzen 
und grauen Hornsteinlagen. Nach oben zu gewinnen die Hornstein- 
lagen die Oberhand, um in den in der Ionischen Zone so weitver- 
breiteten Posidonien führenden Hornsteinplattenkomplex des obersten 
Bajocien und Bathonien überzugehen. Von der Obergrenze von 5 ab 
bis zum Einsetzen des eigentlichen Hornsteinplattenkomplexes beträgt 
die Mächtigkeit etwa 30 m. 

Die Hornsteinlagen sind meist grau gefärbt, sie verwittern zu 
einem gelben, splittrigen Gesteinsgrus. 

Die Hornsteinplatten sind auch hier mit den üblichen platt- 
gedrückten Posidonien bedeckt. Man kann verschiedene Typen unter- 
scheiden; es liegen im wesentlichen die Spezies Posidonia alpina Gras., 
wie sie Gemmellaro aus Sizilien abbildet, und die feiner gestreiften 


1911 Bericht vom 31. Juli. Carl Renz. 235 


Schalen der Posidonia Buchi Roemer vor. Daneben wurden auch die 
recht vielgestaltigen Formen der Pos/’donia ornata Quenst. und bisweilen 
die länglichen Umrisse der Posidonia Parkinsoni Quenstedt beobachtet. 
Es fragt sich nur, ob Posidonia ornata nicht besser noch in den 
Variationskreis der Posidonia alpina mit einzubeziehen wäre. 

Zwischen den Posidonien ist öfters auch ein Aptychus oder Rhyn- 
choteuthis eingestreut. 

Die petrographische und faunistische Ausbildung bleibt sich 
daher auch hier, wie überall im Ionischen Faziesgebiet, gleich. 

Wie ich an zwei Aufschlüssen auf Korfu und in Epirus nach- 
wies, beginnen die reinen Posidonien-Hornsteinplattenkomplexe dort 
über den Kalken mit Siephanoceras Humphriesianum, also mit der Zone 
der Parkinsonia Parlinsoni,. Es ist aber leicht möglich, daß die Unter- 
grenze dieser Hornsteinplattenentwicklung in dem weiten geographi- 
schen Verbreitungsgebiet dieser Bildungen etwas oszilliert, das heißt, 
daß ihr Beginn in vertikaler Richtung je etwas später oder früher 
einsetzt. 

In Akarnanien wurde in petrographisch gleichen Hornsteinen und 
zwar im Osten des Dorfes Zavista, auch eine Lage angetroffen, die 
vollständig aus verkieselten Aptychen zusammengesetzt ist. Man unter- 
scheidet vorzugsweise die Typen der A. lamellosi und lati. 

In Anbetracht dessen, daß man die Hornsteinplattenfazies wohl 
mit Recht als Tiefseebildung ansprechen darf, könnte sie natürlich 
auch bei einer verhältnismäßig geringen Mächtigkeit!) doch einen 
beträchtlichen stratigraphischen Umfang einnehmen und also auch noch 
Anteile des Malms in sich vereinigen °). 

In unserem Profil geht die reine Hornsteinplattenentwicklung 
nach oben zu, wie überall in der Ionischen Zone, durch Aufnahme 
von eingeschalteten hellen Plattenkalken, Kalkschiefern und tonigen 
Schiefern (beziehungsweise schiefrigen Tonschichten) in einen Komplex 
dieser Fazieselemente über, indem die einzelnen Glieder in reger Auf- 
einanderfolge abwechseln (8). 

Bisweilen, wie im vorliegenden Profil bei der Lokalität ISchiomata, 
herrschen auch die Hornsteine wieder etwas vor (8a). Wir bezeichneten 
diese Bildungen der Kürze wegen nach einem charakteristischen Vor- 
kommen auf Korfu mit dem zusammenfassenden Namen „Vigläskalke“. 

Diese Bildungen sind recht fossilarm; nur selten begegnet man 
einmal einem Ammonitenabdruck: etwas häufiger trifft man Halobien- 
ähnliche Zweischaler (Aulacomyella problematica Furlani). Verhältnis- 
mäßig häufig treten Aptychen auf, wie Aptychus lamellosus Park., 
Aptychus punctatus Voltz, Aptychus Beyrichi Oppel, Aptychus latus 
Oppel, Aptychus laevis Quenst., Aptychus obliquus Quenst. u. a. 

Es handelt sich demnach auch hier um Jie für den Malm der 
Alpen bezeichnende Aptychenfazies. Die Zonengliederung ist daher 
hier noch im Rückstand ; die Vigläskalk-intwicklung reicht aber jeden- 


!) Die reine Hornsteinplattenentwicklung dürfte im Durchschnitt 30—40 m 
mächtig sein. 

2) Ich ziehe die Dogger-Malmgrenze zwischen der Bathstufe und der Kello- 
waystufe. 


236 Verhandlungen. Nr. 10 


falls noch in die Kreide hinauf. Darüber folgen die grauen Rudisten- 
kalke (9) und die hellen, mehr plattigen Nummulitenkalke (10), die 
am Paß zwischen Varnakas und Komboti vom Flysch (11) überlagert 
werden. 

Aus dem skizzierten Profil geht klar hervor, daB Lagerungs- 
verhältnisse und paläontologischer Befund in erfreulichem Einklang 
stehen und daß sich die Ergebnisse mit den Feststellungen in anderen 
Juraterritorien zu einem übereinstimmenden Bilde vereinigen. 

Die Kalke mit Amaltheus spinatus Brug. habe ich ferner noch 
auf Korfu festgestellt, und zwar bei Strinilla. 

Da sich, wie bereits erwähnt, die Oberliasentwicklung am Hypsili 
Koryphi vollständig der des Kurkuli auf Korfu anschließt und hier an 
der Basis der oberliassischen Posidonienschiefer ähnliche Kalke, wie 
dort auftreten, so ist das Vorkommen des Amaltheus spinatus wohl auch 
noch am Kurkuli und in der Liaszone Riliatika— Vasilika zu erwarten. 

Bei Strinilla liegen nun die dünnschichtigen, hellgelblichen Kalke 
mit Amaltheus spinatus unter den roten, tonigen Knollenkalken und 
Mergeln, die das verbreitetste Sediment des Oberlias der Ionischen 
Zone darstellen. , 

In Wirklichkeit liegen die mittelliassischen Bildungen in der 
Liaszone Hochtal der Panagia-Kapelle—Strinilla—Betaliatal ete. über 
dem Oberlias, da sie hier im Liegendschenkel einer nach Westen 
liegenden Falte auftreten. 

Die Feststellung der Kalke mit Amaltheus spinatus im konkor- 
danten Liegenden der roten, tonigen Knollenkalke und Mergel des 
ÖOberlias ist — abgesehen davon, daß derartige mittelliassische 
Bildungen überhaupt zum erstenmal aus Griechenland bekannt werden 
— auch insofern wichtig, als sie einen Anhaltspunkt zur Beurteilung 
der petrographischen Beschaffenheit der roten Oberliasbildungen ab- 
geben. 

Mit ihrer knolligen Struktur erinnern die ammonitenreichen 
roten, gelblichen, grauen oder auch gefleckten mergeligen Kalke des 
Ionischen Oberlias äußerlich etwas an Geröllbreceien. Ich habe daher 
in früheren Abhandlungen beiläufig bemerkt, daß in dem weiten geo- 
graphischen Verbreitungsgebiet des griechischen Oberlias das Auf- 
treten dieser Formation da und dort mit kleineren Transgressionen 
oder transgressiven Erscheinungen ohne Diskordanz verbunden sein 
könnte. An den genauer untersuchten Profilen war dies jedoch nicht 
der Fall. 

Nach der Feststellung der Kalke mit Amaltheus spinatus im kon- 
kordanten Liegenden der roten konkretionären Oberliasbildungen muB 
der Gedanke an eine Transgression erst recht ausgeschaltet werden. 

Die knolligen Schichten des Oberlias ruhen ferner, zum Beispiel 
im Paläospitaprofil auf Korfu, unmittelbar den schwarzen Posidonien- 
schiefern auf, sie beginnen hier also etwas später. 

Die schwarzen Posidonienschiefer und Posidonienhornsteine können 
auch sonst auf Korfu, in Epirus und in Akarnanien vollständig oder 
zum Teil an ihre Stelle rücken. 

Die Ammoniten des griechischen Oberlias sind durchweg als 
zum Teil korrodierte Steinkerne erhalten; unter den Tausenden von 


1911 Bericht vom 31. Juli, Carl Renz. 237 


Stücken, die ich in Händen gehabt, befindet sich kein einziges Schalen- 
exemplar. Den Ammoniten ist zuweilen auch ein Brachiopode mit 
meist etwas einseitig korrodierter Schale beigemengt. 

Mehrfach wurden auch Ammoniten mit Aptychus aus dem Innern 
der Knollenkalke herausgeschlagen; der Aptychus war tadellos er- 
halten, die Oberfläche des Ammoniten total korrodiert. 


Auch nach der Art der Erhaltung der sie einschließenden Fossilien 
glaube ich daher die knolligen Kalke des griechischen Oberlias noch 
am ersten mit faziell ähnlichen Kalken des Paläozoikums (Kramenzel- 
kalke des rheinischen Devons) und des Mesozoikums (zum Beispiel 
des Ammonitico rosso) vergleichen zu dürfen. 

Früher hatte man jene Knollenkalke als eine in der Strandzone 
entstandene Geröllbildung aufgefaßt. 

Heute führt man diese eigenartige Faziesbeschaffenheit auf die 
Auflösung der niedersinkenden Kalkschalen der Fossilien, beziehungs- 
weise deren kalkigen Füllmasse durch das kohlensäurehaltige Wasser 
der größeren Meerestiefen zurück. Die Kalkknollen der konkretionären 
Schichten dürften daher mehr oder minder stark korrodierte Reste 
verkalkter Ammoniten und sonstiger Fossilien darstellen. 


Soweit die Kalkschalen bereits ganz oder teilweise durch ein 
nichtkalkiges Sediment, also in der Regel durch tonige Substanzen, 
bedeckt oder eingehüllt waren, blieben sie von dem chemischen Auf- 
lösungsprozeß verschont. 

Die dünnen, aus reinem Kalk bestehenden Gehäuse der Ammo- 
niten wurden dementsprechend auch rascher zerstört, als die stärkeren 
und widerstandsfähigeren Brachiopodenschalen; in vorliegendem Falle 
sind die Ammonitenschalen sämtlich gelöst worden. 


Bei den Bildungen des unteren Doggers kehrt dieselbe Er- 
scheinung wieder. Die Annahme ihrer Entstehung in einer tieferen 
Meeresregion ist auch infolge ihrer Zwischenlagerung zwischen Horn- 
steinplatten gerechtfertigt. In nur ganz geringer Höhendifferenz folgen 
über jenen konkretionären Bildungen die Posidonienhornsteinplatten 
des oberen Doggers, die ja wohl der Tiefenzone des Radiolarien- 
schlammes entsprechen dürften. 


In der Argolis habe ich gleichfalls den Oberlias nachgewiesen, 
der sich hier in fazieller, wie in faunistischer Hinsicht vollkommen dem 
ÖOberlias der Ionischen Zone anschließt. Es dürfte demnach auch 
hier noch die Auffindung von paläontologisch fixiertem Mittellias zu 
gewärtigen sein. Ebenso zeigt auch die Obertrias- Entwicklung (weiße 
Megalodonten und Korallen führende Kalke) der Argolis und der 
Ionischen Zone viele übereinstimmende Züge. 


Ergänzend sei noch bemerkt, daß sich in den oberliassischen 
Schiefern auch öfters Lagen mit kleinen, glatten, ziemlich kugeligen 
Zweischalern finden, so in dem Profil am Südhang des Hypsili Koryphi, 
bei Mixafendi und südöstlich Vustri, dann aber auch an den Auf- 
schlüssen der Insel Korfu (am Kurkuli, in den Liaszonen von Sinies, 
Perithia und Riliatika etc.). 

Diese Lagen treten, soweit ich bis jetzt erkennen konnte, be- 
sonders in den höheren Partien der oberliassischen Posidonienschichten 


238 Verhandlungen. Nr. 10 


auf, sie kommen übrigens auch in den roten tonigen Kalken des 
Oberlias vor. 


Ich habe hierbei anfangs an Nuculata oder aber auch an 
Jugendformen von Astarte gedacht, da ja in den gleichen Schichten 
auch Astarten auftreten könnten. 


Ohne Kenntnis des Schlosses und inneren Schalenrandes ist 
eine Unterscheidung der Posidonia Bronni von gewissen, sehr ähnlich 
berippten Astarten sehr erschwert. Dies trifft namentlich für die in 
den kalkreicheren und kieseligen Lagen erhaltenen, konzentrisch ge- 
rippten Schalen zu. 


Nach neuerem, besser erhaltenem Material aus Korfu nehme 
ich heute an, daß es sich bei den besagten kleinen Bivalven um 
Jugendexemplare der Fseudomonotis substriata Münster handeln 
dürfte, 


Handstücke mit dieser gleichfalls gesellig lebenden Art aus 
Franken, die im Breslauer Museum liegen, zeigen wenigstens eine 
große Übereinstimmung. 


In Anbetracht der Kleinheit der aus Griechenland mitgebrachten 
Formen und des Fehlens von größeren längsgerippten Schalen der 
Pseudomonotis substriata ist eine solche Bestimmung naturgemäß 
immer mehr dem subjektiven Empfinden des Beschauers anheim- 
gestellt. 


Eine Anderung in der Altersbestimmung wird hierdurch nicht 
hervorgerufen. 


Diese kleinen Zweischaler kommen, ebenso wie Posidonia Bronni, 
auf Korfu, in Epirus und in Akarnanien in zahlreichen Gesteins- 
varietäten vor, nämlich in. gelben oder grauen, meist etwas kalk- 
haltigen Tonschiefern, in schwarzen Schiefern und Schiefertonen und 
schwarzen kalkhaltigen Schiefern, in Bänken von dunklem bis grauem 
Mergelkalk oder in dünnschichtigen hellgrauen und gelblichen Kalk- 
lagen, vor allem aber auch in schwarzen, braun, grau bis gelb ver- 
witternden dünnen Hornsteinschichten. Die Kiesellagen können auch 
etwas Kalk und Ton enthalten und eine schieferige Struktur an- 
nehmen. 


Öfters, so bei Muzina in Epirus, wurde auch ein gelbes, leichtes, 
poröses Posidonien führendes Kieselgestein (Posidonia Bronni) beob- 
achtet, bei dem der Kalk ausgelaugt ist und das im Aussehen an 
geschichtete Backsteinkalke erinnert. 


Zum Schlusse seien noch einige Worte über die westgriechischen 
Faltungen beigefügt. 


Die Faltung der westgriechischen Gebirge und die Decken- 
bildung fand in der Zeit zwischen den letzten Absätzen des Flysches 
und den ältesten Niederschlägen des hellenischen Miocäns statt, also 
wohl im Oligocän. Die Schubmassen könnten nun bereits schon in 
jener Zeit mit ihrer Unterlage weitergefaltet worden sein. Anderseits 
machen sich jedoch in einigen Gebieten Westgriechenlands auch 
Anzeichen einer pliocänen Faltung geltend. 


1911 Bericht vom 31. Juli. Dr. G. Linck. 339 


Literaturnotizen. 


Dr. G.Linck. Fortschritte der Mineralogie, Kristal- 
lographie und Petrographie. Herausgegeben im Auftrage der 
Deutschen Mineralogischen Gesellschaft. I. Band mit 53 Abbildungen. 
290 Seiten. Gustav Fischer, Jena 1911. 


Das Niveau populärer Schriften bedeutend überragend, sind die vorliegenden 
„Fortschritte“ „den weiteren Kreisen“ bestimmt. Dessenungeachtet, beziehungs- 
weise eben deshalb dürften wir jedoch kaum fehlgehen, falls wir annehmen, daß 
auch der Fachmann gar nicht selten danach greifen wird. Letzteres namentlich 
dann, wenn er sich über ein Nachbargebiet seines Spezialfaches wird rasch 
orientieren wollen. Dabei werden ihm besonders wertvolle Dienste die Literatur- 
zusammenstellungen leisten, die den meisten Abschnitten beigegeben sind und die 
ihn, wenn schon nicht erschöpfend orientieren, doch in der jedesmal gewünschten 
Richtung weiter leiten werden, um zu einem klaren Bilde des jeweiligen Standes 
des ins Auge gefaßten Spezialfaches zu gelangen. 

Daß man über die nachstehend zu erwähnenden Referate an dieser Stelle 
nicht Einzelheiten vorzubringen in der Lage ist, kann als Selbstverständlichkeit 
vorausgesetzt werden, falls man den Reichtum des Dargebotenen überblickt. Dem 
Berichte über die Hauptversammlung des Vereines in Königsberg i. Pr. 1910 folgt 
zuerst R. Brauns Referat: „Die Vorschriften der Prüfungsordnungen für Mine- 
ralogie mit Geologie, Chemie und verwandte Fächer und die Vorschläge der Unter- 
richtskommission‘. Daran schließen sich die streng wissenschaftlichen Berichte, 
und zwar: 


1. H. Baumhauer, „@eometrische Kristallographie. Über das Gesetz von 
der Komplikation und die Entwicklung der Kristallflächen in flächenreichen Zonen“ 
(pag. 21-37); N 

2. 0: Mügge, „Über die Zwillingsbildung der Kristalle“ (pag. 38-67); 

3. F. Becke, „Über die Ausbildung der Zwillingskristalle* (pag. 68—85); 

4. A. Ritzel, „Die Kristallisations- und Auflösungsgeschwindigkeit“ (pag. 
86— 98) ; 

5. R. Marc, „Die Phasenregel und ihre Anwendung auf mineralogische 
Fragen“ (pag. 99—128); 

6. K. Brauns, „Die Ursachen der Färbung dilut gefärbter Mineralien und 
der Einfluß von Radiumstrahlen auf die Färbung“ (pag. 129—140); 

7. A. Bergeat, „Die genetische Deutung der nord- und mittelschwedischen 
Eisenerzlagerstätten in der Literatur der letzten Jahre“ (pag. 141—158); 

8. A. Schwantke, „Neue Mineralien“ (pag. 159— 180); 

9. F. Rinne, „Salzpetrographbie und Metallographie im Dienste der Eruptiv- 
gesteinskunde“ (pag. 181—220); 

10. F. Becke, „Fortschritte auf dem Gebiete der Metamorphose“ (pag. 


1l. F. Berwerth, „Fortschritte in der Meteoritenkunde seit 1900° (pag. 
257— 284); 

Das Schlußkapitel, aus der Feder H. E. Boekes, ist gewidmet dem ver- 
storbenen Chemiker J. H. van ’t Hoff. Es enthält eine Würdigung seiner Be- 
deutung für Mineralogie und Geologie (pag. 285—290). 

(Dr. K. Hinterlechner.) 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 10. Verhandlungen. 38 


Einsendungen für die Bibliothek. 


Zusammengestellt von Dr. A. Matosch. 


Einzelwerke und Separatabdrücke. 


Eingelaufen vom 1. April bis Ende Juni 1911. 


Allen, E. T. & J. K. Clement. Die 
Rolle des Wassers im Tremolit und 
gewissen anderen Mineralien. (Separat. 
aus: Zeitschrift für anorganische 
Chemie. Bd. LXVIII. 1910.) Hamburg 
und Leipzig, L. Voss, 1910. 8°. 21 S. 
(317—337) mit 5 Textfig. Gesch. 

r (17020. 8°. Lab.) 


Allen, E. T. & J. Johnston. Die genaue 
Bestimmung von Schwefel in Pyrit 
und Markasit. (Separat. aus: Zeit- 
schrift für anorganische Chemie. Bd. 
XLVIII. 1910.) Hamburg und Leipzig, 
L. Voss, 1910. 8°. 20. S. (102—121). 
Gesch. (17021. 8°. Lab.) 


[Andersson, J.&.] The iron ore resources 
ofthe world; edited. Stockhulm [1910]. 
Text u. Atlas. Vide: Iron ore Re- 
sources, (2965. 4°. u. 164. 2°.) 


Andrussow, N. Eine fossile Acetabularia 
als gesteinbildender Organismus. (Se- 
parat. aus: Annalen des k. k. natur- 
historischen Hofmuseums. Bd. I.) 
Wien, A. Hölder, 1887. 8%. 4 S. 
(77—80). Tausch. (16423. 8°.) 


Bach, F. Mastodonreste aus der Steier- 
mark. II. Mitteilung. (Aus: Mitteilungen 
der Geologischen Gesellschaft in Wien. 
Bd. II. 1909. Hft. 1.) Wien, F. Deuticke, 
1909. 8°. 17 8. (8—24). Gesch. 

(16424. 8°,) 


Barrande, J. Syst@me silurien du centre 
de la Bohöme. Partie I. Recherches 
paleontologiques, Continuation e&ditee 
par le Musee Bohä@me. Vol. IV. 
Gasteropodes par J. Perner. 
Tom. III. Texte et Planches 176—247. 
Prag, typ. Ch. Bellmann Soe., 1911. 
4°. XVII—-390 S. mit 59 Textfig. und 
72 Taf. Gesch. d. Mus&e Bohöme. 

(78, 4°.) 


Barvir, H. Beiträge zur Morphologie 
des Korund. (Separat. aus: Annalen 
desk. k. naturhistorischen Hofmuseums. 
Bd. VII. Hft. 3.) Wien, A. Hölder, 
1892, 8°. 8. (135—142) mit 5 Textfig. 
Tausch. (16425. 8°.) 

Bassani, F. & A. Galdieri. Scavo geo- 
Jogico esequito a Capri. (Separat. aus: 
Atti cella Societä italiana per il 
progresso delle scienze IV riunione- 
Napoli, ottobre 1910.) Roma, typ. 
G. Bertero e Co., 1911. 8%. 8 S. mit 
3 Textfig. Gesch. d. Autors. 

(16426. 8°.) 

Becke, F. Mineralogisches Taschenbuch 
der Wiener mineralogischen Gesell- 
schaft 1911. Redigiert von A. R. v. 
Loehr, unter Mitwirkung von F. 
Becke, R. Koechlin, O. Rotky. Wien, 
1911. 8°. Vide: Mineralogisches 
Taschenbuch. (17018. 8°. Lab.) 

Benndorf, H. Über dıe physikalische 
Beschaffenheit des Erdinnern. Nach 
einem Vortrag, gehalten in der Geolo- 
gischen Gesellschaft in Wien am 
8. März 1908. (Aus: Mitteilungen der 
Geolog. Gesellschaft in Wien. Bd. ]. 
1908. Hft. 3.) Wien, F. Deuticke, 1908. 
8°. 20 S. (323—342). Gesch. 

(16427. 8°.( 

Berwerth, F. Das Meteor vom 21. April 
1887. Bericht einer Reise nach Schrems 
in Niederösterreich. Mit einem An- 
hange von G. v. Niessl. (Separat. aus: 
Annalen des k. k. naturhistorischen 
Hofmuseums. Bd. Il.) Wien, A. Hölder, 
1887. 8°. 22 S. (353—374). Tausch. 

(17023. 8°. Lab.) 

Berwerth, F. Neue Nephritfunde in 
Steiermark. (Separat. aus: Annalen des 
k. k. naturhistorischen Hofmuseums. 
Bd. XIII. Hft. 2—3.) Wien, A. Hölder, 
1899. 8°. 3 S. (115—117). Tausch. 

(16428. 8°.) 


Kal 


Clement, J. K. Die Rolle des Wassers 
im Tremolit und gewissen anderen 
Mineralien. Hamburg u. Leipzig, 1910. 
Sisavide ss Allen, Bin &ird. K. 
Clement. (17020. 8°. Lab.) 


Cohen, E. Die Meteoriten von Laborel 
und Guarena. (Separat. aus: Annalen 
desk.k.naturhistorischen Hofmuseums, 
Bd. XI. Hft. 1.) Wien, A. Hölder, 1896. 
8°. 8 S. (31--38). Tausch. 

(17024. 8°. Lab.) 


Debes, E. Zur Technik der Foraminiferen- 
Präparation. (Separat. aus: Sitzungs- 
berichte der naturforschenden Gesell- 
schaft zu Leipzig. Jahrg. XXX V 11.1910.) 
Leipzig, typ. Gressner u. Schramm, 
1910. 8°. 34 S. mit 4 Textfig. u. 3 Taf. 
Gesch. d. Autors. (16429. 8°.) 


Diener, C. Die Faunen der unteren 
Trias des Himalaya. (Separat. aus: 
Mitteilungen der Geologischen Gesell- 
schaft in Wien. Bd. I. 1908. Hft. 1—2.) 
Wien, F. Deuticke, 1908. 8%. 8 S. 
(77— 84). Gesch. (16430. 8°.) 


Doelter, €. Handbuch der Mineral- 
chemie. Bd. I. (Bog. 1—10.) Dresden, 
Th. Steinkopff, 1911. 8°. Kauf. 

(17019. 8°. Lab.) 


Donatlı, E. Zur Kenntnis der fossilen 
Kohlen. (Separat. aus: Chemiker- 
Zeitung. 1911. Nr. 34. S. 305.) Cöthen 
(Anhalt), O. v. Halem, 1911. 8°, 8 S. 

‚2 Exemplare. Gesch. d. Autors. 

(17025. 8°. Lab.) 


Engelmann, R. Die Terrassen der 
Moldau—Eibe zwischen Prag und dem 
böhm., Mittelgebirge. Dissertation. (Se- 
parat. aus: _Geographischer Jahres- 
bericht aus Österreich.) Teschen, typ. 
IeBrochazka, 1911. 8%°57°8S. mit 
2 Taf. Gesch. d. Autors. (16431. 8°.) 


Friedberg, W. Mieczaki miocenskie ziem 
polskich. Czesd. I. Slimaki. [Mollusca 
miocenica Poloniae. J. Gastropoden.]| 
(Aus: Muzeum im. Dzieduszyckich. 
Tom. XIV.) Lwow, typ. J. Zwiazkow, 
1911. 8°. 111 S. mit 30 Textfig. u. 
5 Taf. Gesch. d. Autors. (16432. 8°.) 


Galdieri, A. Scavo geologico esequito a 
Capri. Roma, 1911. 8°. Vide: Bassani, 
F. & A. Galdieri. (16426. 8°,) 


Gehmacher, A. Goldsand mit Demantoid 
vom alten Ekbataua und Hamadan. 
(Separat. aus: Annalen des k. k. natur- 
historischen Hofmuseums. Bd. LI) 
Wien, A. Hölder, 1886. 8”. 4 S. 
(233—236). Tausch. (16433. 8°.) 


Einsendungen für die Bibliothek. 


241 


Geisenheimer. Ein weiterer Beitrag zur 
Kenntnis der Orlauer Störungszone, 
(Separat. aus! Zeitschrift des Ober- 
schlesischen Berg- uud hüttenmänni- 
schen Vereins 191!. April-Heft.) 
Kattowitz, typ. Gebrüder Böhm, 1911. 
4°. 58. (173—177) mit 2 Textfig u. 
1 Taf. Gesch. d. Autors. (2963. 4°.) 

Geyer, 6. Über die Kalkalpen zwischen 
dem Almtal und dem Traungebiet. 
(Separat. aus: Verhandlungen der k.k. 
geologischen Reichsanstalt. 1911. Nr. 3.) 
Wien, typ. Brüder Hollinek, 1911. 8°. 
20 S. (67—86) mit 2 Textfie. Gesch. 
d. Autors. (16434. 8°.) 

Götzinger, &. Die Steinkohlenvorräte 
Österreichs, nach Petrascheck. (Se- 
parat. aus: Zeitschrift für Schul- 
Geographie, Jahrg. XXXII.) Wien, 
A. Hölder, 1911. 8°. 6 S. (107—112). 
Gesch. d. Autors. (16435. 8°.) 

Götzinger, &. [Geologische Charakter- 
bilder, hrsg. v. H. Stille. Hft. 5.] 
Morphologische Bilder von der nörd- 
lichen Adria und von Istrien, Berlin, 
1911. 4°. Vide: Stille, H. (2967. 4°.) 

Goldschmidt, V. Bestimmung des spe- 
zifischen Gewichtes von Mineralien. 
(Separat. aus: Annalen des k. k. 
naturhistorischen Hofmuseums. Bd. I.) 
Wien, A. Hölder, 1886. 8°. 8 S. 
(127—134). Tausch. (17026. 8°. Lab.) 

Grund, A. [Geologische Charakter- 
bilder, hrsg. v. H. Stille. Hft. 3.] 
Das Karstphänomen. Berlin 1910. 4°. 
Vide: Stille, H. (2967. 4°.) 


Halaväts, & v. Die neogenen Sedi- 
mente der Umgebung von Budapest. 
Übertragung aus dem im Mai 1910 
erschienenen magyarischen Original. 
(Separat. aus: Mitteilungen aus dem 
Jahrbuch der Kgl. Ungar. geolog. 
Reichsanstalt. Bd. XVII. Hft. 2.) 
Budapest, typ. Frauklin-Verein, 1911. 
8°. 110 8. (279-386) mit 5 Taf. 
(XU—XVI]). Gesch. d. Autors. 

(16436, 8°.) 

Hartmann, V. Das Ossiacher Seethal 
und seine Ränder. (In: Jahresbericht 
der Staats-Oberrealschule zu Klagen- 
furt. XXV. 1882.) Klagenfurt, typ. 
J. R. Bertschinger, 1882. 8°. 46 S. mit 
1 geolog. Kartenskizze. Gesch. 

(16437. 8°.) 

Heim, Albert. Einiges aus der Tunnel- 
geologie. Auszug aus einem Vortrage 
in cer Sitzung der Geologischen Ge- 
sellschaft in Wien, am 22. März 1908. 
(Aus: Mitteilungen der Geolog. Ge- 
sellschaft in Wien. Bd. I. Hft.3.) Wien, 
F. Deuticke, 1908. 8°. 8 S. (151—158). 

(16438. 8°.) 
38* 


242 


Heim, Arnold. [Geologische Charakter- 
bilder, hrsg. v. H. Stille. Hft.6.] Nord- 
west-Grönlands Gneisgebirge. Berlin 
1911. 4°. Vide: Stille, IH. (2967. 4°.) 

Heim, Arnold. [Geologische Charakter- 
bilder, hrsg. v. H. Stille. Hft. 7.] 


West-Grönlands Basalt- und Sedi- 
mentgebirge. Berlin, 1911. 4°. Vide: 
Stille, H. (2967. 4°.) 


Henriksen, G. Geological notes. Chri- 
stiania, typ. Grundahl & Sohn, 1910.) 
8°. 26 S. Gesch. d. Autors. 

(16439. 8°.) 

Herman, 0. Vortrag, gehalten in der 
Sitzung der Kommission für Höhlen- 
forschung der Ungarischen geolo- 
gischen Gesellschaft am 6. Feber 1911. 
(Separat. aus: Mitteilungen aus der 
Höhlenforschungskommission der Un- 
gar. geolog. Gesellschaft. Jahrg. 1911. 
Hft. 1.) Budapest 1911. 8°. 9 S. (212— 
920). Gesch. d. Autors. (16440. 8°.) 


Hilber, V. Das Alter der steirischen 


Braunkoblen. (Separat. aus: Mitteilun- 


gen der Geologischen Gesellschaft in 
Wien. Bd I. 1908. Heft 1—2.) Wien, 
F. Deuticke, 1908. 8°. 6 8. (71-76). 
Gesch. (16441. 8°.) 
Hintze, C. Handbuch der Mineralogie. 
Bd. I. Lfg. 14. Leipzie, Veit & Co., 
1911. 8°. Kauf. (10798. 8°. Lab.) 


Hlawatsch, C. Über den Stolzit und ein 
neues Mineral „Raspit“ von Broken- 
hill. (Separat. aus: Annalen des k. k. 
naturhistorischen Hofmuseums. Bd.XIl. 
Hft. 1) Wien, A. Hölder, 1897. 8°, 
9 S. (833—41) mit 2 Textfig. u. 1 Taf. 
Tausch. (16442. 8°.) 

Hoernes, R. Pereiraia Gervaisii Vez. 
von Ivandol bei St. Bartelmae in Unter- 
krain. (Separat. aus: Annalen des k. k. 
naturhistorischen Hofmuseums. Bd. X. 
Hft. 1.) Wien, A. Hölder, 1895. 8°. 
16 S. mit 2 Textfig. u.2 Taf. Tausch. 

(16443. 8°.) 


Hoernes, R. Altere und neuere An- 
sichten über Verlegungen der Erd- 
achse. Vortrag, gehalten in der Ver- 
sammlung vom 2. Mai 1908. (Aus: 
Mitteilungen der Geologischen Gesell- 
schaft in Wien. Bd. I. 1908. Hft. 3.) 
Wien, F. Deuticke, 1908. 8°. 44 S. 
(159— 202). Gesch. (16444. 8°.) 


Hotz, W. Die Magnetiterzlagerstätten 
von Vaspatak im Komitat Hunyad, 
Ungarn. (Aus: Mitteilungen der Geo- 
logischen Gesellschaft in Wien. Bd. ll. 
1909. Hft. 1.) Wien, F. Deuticke, 1909. 
8°. 56 S. (25—80) mit 9 Textfig. und 
2 Taf. Gesch. (16445, 8°.) 


Verhandlungen. 


Nr. 10 


Hussak, E. Mineralogische- Notizen aus 
Brasilien: Über einen neuen Chondrit- 
fall, nahe Überaba in Minas-Geraes; 
über Nephrit von Baytinga in Bahia 
und über Hamlinit aus diamant- 
fübrenden Sanden von Diamantina, 
Minas-Geraes. (Separat. aus: Annalen 
desk.k.naturhistorischen Hofmuseums. 
Bd. XIX.) Wien, A. Hölder, 1904. 8°, 
11 S. (85—95). Tausch. (16446. 8°.) 


Iron ore Resources of the world. An 
inguiry made upon the initiative of 
the Executive Committee of the XI. 
International Geological Congress, 
Stockholm 1910, with the assistance 
of Geological Surveys and Mining 
Geoloeists of different countries, edited 
by the General Secretary of the 
Congress [J. G. Andersson]. Text. 
Stockholm, typ. Centraltryckeriet 
[1910]. 4°. 2 Vol. [LXXIX— 1068 S.] 
mit 142 Texıfig, u. 22 Taf. Gesch. d. 
k. k. Arbeitsministeriums. (2965. 4°.) 


Iron ore Resources of the world... 
Atlas. Stockholm, Generalstabeus 
Litografiska Anstalt [1910]. 2°. 43 Taf. 
Gesch. d. k. k. Arbeitsministeriums. 

(164. 2°.) 


Jannasch, P. Praktischer Leitfaden der 
Gewichtsanalyse. 2., vermehrte und 
verbesserte Auflage. Leipzig, Veit &Co., 
1904. 8°. XVI—450 8. mit 59 Textfig. 
Kauf. (17017. 8°. Lab.) 


Johnston, J. Die genaue Bestimmung 
von Schwefel in Pyrit und Markasit. 
Hamburg u. Leipzig 1910. 8°. Vide: 
Allen, E T. & J. Johnston. 

(17021. 8°.) 


Kilian, W. & P. Reboul. [Geologische 
Charakterbilder, hrsg. v.H.Stille. Hft. 
4.] Morphologie des Alpes frangaises. 
Fasc. I. Chaines subalpines. Berlin 
1910. 4°. Vide: Stille, H. (2967. 4°.) 


Klinekowstroem, €. Graf v. Biblio- 
graphie der Wünschelrute. Mit einer 
Einleitung von E. Aigner: Der 
gegenwärtige Stand der Wünschel- 
ruten-Forschung. München, V. Schön- 
huth Nachf., 1911. 8°. 146 S. Gesch. 
d. Verlegers. (16447. 8°.) 


Kober, L. Vorläufiger Bericht über eine 
geologische Exkursion in den nörd- 
lichen Taurus. (Separat. aus: Anzeiger 
der kais. Akademie der Wissen- 
schaften ; math.-naturw. Klasse. Jahrg. 
XLVIH. 1910. Nr. 20.) Wien, typ. 
Staatsdruckerei,1910.8°%.28. (369-370). 
Gesch. d. Autors. (16448. 8°.) 


1911 


Kober, L. Bericht über eine geologische 
Reise in Mittelsyrien und im nörd- 
lichen Taurus. (Separat. aus: Mit- 
teilungen der Geologischen Gesellschaft 
in Wien. Bd. III. 1910. Hft. 4.) Wien, 
F. Deuticke, 1910. 8°. 3 S. (500-502). 
Gesch. d. Autors. (16449. 8°.) 

Kober, L. Untersuchungen über den 
Aufbau der Voralpen am Rande des 
Wiener Beckens. (Separat. aus: Mit- 
teilungen der Geologischen Gesellschaft 
in Wien. Bd. 1V. Hft. 1. 1911.) Wien, 
F. Deuticke, 1911. 8°. 54 S. (63—116) 
mit 4 Taf. (II-V). Gesch. d. Autors. 

(16450. 8°.) 

Kober, L.Vorbericht über die Forschungs- 
reise in dem nördlichen Hedschas. (Se- 
parat. aus: Anzeiger der kais. Aka- 
demie der Wissenschaften; math.- 
naturw. Klasse. Jahrg. XLVIII. 1911. 
Nr. 13.) Wien, typ. Staatsdruckerei, 
1911. 8°. 4 S. Gesch. d. Autors. 

ni (16451. 8°.) 

Koerber, F. Uber das Meteor vom 
15. Oktober 1859. Separat. aus: An- 
nalen des k, k. naturhistorischen Hof- 
museums. Bd. V.) Wien, A. Hölder, 
1890. 8°. 16 S. (463— 478). Tausch. 

{ (17027. 8°. Lab.) 

Köchlin, R. Über ein neues Euklas- 
Vorkommen aus den österreichischen 
Tauern. (Separat. aus: Annalen des 
k. k. naturbistorischen Hofmuseunns. 
Bd. I.) Wien, A. Hölder, 1886. 8°. 
12 S. (237—248) mit 1 Taf. (XXI). 
Tausch. f } (16452. 8°.) 

Köchlin, R. Uber Phosgenit und ein 
mutmaßlich neues Mineral vom Laurion. 
(Separat. aus: Annalen des k. k. natur- 
historischen Hofmuseums. Bd. II.) 
Wien, A. Hölder, 1837. 8°. 6 S. (185 — 
190) mit 3 Textfig. Tausch. (16453. 3°.) 

Köchlin, R.Über Simonyit- und Glauberit- 
krystalle von Hallstatt. (Separat. aus: 
Annalen des k. k. naturhistorischen 
Hofmuseums. Bd. XV. Hft. 1.) Wien, 
A. Hölder, 1900. 8°. 8 S. (103-110) 
mit 1 Taf. (V). Tausch. (16454, 8°.) 

Köchlin, R. Über Glauberit vom Dürn- 
berge bei Hallein. (Separat. aus: 
Annalen des k. k. naturbistorischen 
Hoftmuseums. Bd. XV. Hft. 2.) Wien, 
A. Hölder, 1900. 8°. 4 S. (149-152) 
mit 1 Textfig. Tausch. (16455. 8°.) 

Koechlin, R. Mineralogisches Taschen- 
buch der Wiener mineralogischen Ge- 
sellschaft 1911. Redigiert von A. R. 
v. Loehr, unter Mitwirkung von 
F. Becke, R. Koechlin, ©. Rotky. 
Wien, 1911. 8°. Vide: Mineralo- 
gisches Taschenbuch. 

(17018. 8°. Lab.) 


Einsendungen für die Bibliothek. 


243 


Kossmat, F. Geologie des Idrianer 
Quecksilberbergbaues. (Separat. aus: 
Jahrbuch der k. k. geolog. Reichs- 
anstalt. Bd. LXI. 1911. Hft. 2.) Wien, 
Rt. Lechner, 1911. 8°. 45 S. (339 — 384) 
mit 7 Textfig. u. 2 Taf. (XXVI— 
XXVII. Gesch. d. Autors. 

(16456. 8°.) 


Larsen, E. S. Quarz als geologisches 
Thermometer. Hamburg u. Leipzig, 
1910 ass Side: Wrieht, EB) BR. 
& E. S. Larsen. (17034. 8°. Lab.) 

Linek, @. Über das Krystallgefüge des 
Meteoreisens. (Separat. aus: Annalen 
desk.k.naturhistorischen Hofmuseums. 
Bd. VIII. Hft. 1.) Wien, A. Hölder, 
1893. 8°. 5 S. (113—117) mit 1 Textfig. 
Tausch. (17028. 8°. Lab.) 

Linck, @. Der Meteorit (Chondrit) von 
Meuselbach in Thüringen. (Separat. 
aus: Annalen desk.k. naturhistorischen 
Hofmuseums. Bd. XIII. Hft. 2—3). 
Wien, A. Hölder, 1899. 8°. 12 S. 
(103—114) mit 2 Taf. (IV —V). Tausch. 

(17029. 8°. Lab.) 

Lissner, A. Zur chemischen Charak- 
teristik der Hangendgesteine von Braun- 
und Steinkohlen. (Separat. aus: Oster- 
reichische Zeitschrift für Berg- und 
Hüttenwesen. 1910. Nr. 41—46.) Wien, 
Manz. 1911. 8. 55 S. Gesch. d. 
Prof. E. Donath. (17030. 8°. Lab.) 


Loehr, A.R. v. Mineralogisches Taschen- 
buch der Wiener mineralogischen Ge- 
sellschaft 1911. Redigiert unter Mit- 
wirkung von F. Becke, R. Koechlin, 
O. Rotky. Wien 1911. 8°. Vide: Mine- 
ralogisches Taschenbuch. 

(17018. 8°. Lab.) 


Loukaschewitsch, J. Sur le mecanisme 
de l’ecorce terrestre et l’origine des 
continents. St. Petersbourg, Imprimerie 
„Russo-Francgaise*. 1911. 8°. 61 S. mit 
9 Textfig. Gesch. d. Autors. 

(16457. 8°.) 


Manson, M. The evolution of elimatas. 
Revised enlarged and reprinted from 
the American Geologist. Minneapolis, 
Franklin Printing Company [s. a.] 8°. 
86 S. mit 5 Textfig. u. 2 Taf. Gesch. 
d. Dr. C. Schwippel. (16458. 8°.) 

Mineralogisches Taschenbuch der 
Wiener Mineralogischen Gesellschaft 
1911. Redigiert von A. R. von Loehr 
unter Mitwirkung der HerrenF.Becke, 
R. Koechlin, O0. Rotky. Wien, typ. 
F. Jasper, 1911. 8°. 192 S. mit 2 Porträts. 
Gesch. d. Dr. W. Petrascheck. 

(17018. 8°, Lab.) 


244 


Niedäwiedzki, J. Nowsze odsloniecia 
2loza soli potasowych w Kaluszu. 
(Separat. aus: „Kosmos“. XXXV. 
1910.) [Neuere Aufschlüsse der Kali- 
salzlagerstätte in Kalusz.] Lwöw, typ. 
J. Zwigıkow, 1910. 8°. 4 $. (135—138). 
Gesch. d. Autors. (16459, &°.) 

Niedzwiedzki, J. O wieku warstw 
wystepujacych na zachodnie) stronie 
Przemysla. (Separat. aus: „IKosmos“. 
XXXV. 1910.) [Sur l’age des couches 
developpees A l’ouest de la ville de 
Przemysl.] Lwöw, typ. J. Zwiazkow, 
1910. 8°. 5 S. (737—791). Gesch. d. 
Autors. (16460. 8°.) 


Niedzwiedzki, J. Zur Kenntnis der 
jüngeren Tertiärbildungen in der nörd- 
lichen Bukowina. (Separat. aus: Bul- 
letin de l’Academie des sciences de 
Cracovie. Ser. A. Sciences math6- 
matiques. 1910.) Cracovie, Imprimerie 
de l’Universite, 1911. 8°. 13 S. (609— 
621.) Gesch. d. Autors. (16461. 8°.) 


Niessl, 6. v. Über das Meteor vom 
22. April 1888. (Separat. aus: Annalen 
desk.k.naturhistorischen Hofmuseums. 
Bd. IV.) Wien, A. Hölder, 1889. 8°. 
26 8. (61—86). Tausch. 

(17031. 8°. Lab.) 

Nopesa, F. Baron. Weitere Beiträge 
zur Geologie Nordalbaniens. (Separat. 
aus: Mitteilungen der Geologischen 
Gesellschaft in Wien. Bd. 1. 1908. 
Hft. 1—2). Wien, F. Deuticke, 1908. 
8°. 838. (103-110) mit 2 Taf. (II—II]). 
Gesch. (16462. 8°) 

Nopesa, F. Baron. Zur Stratigraphie 
und Tektonik des Vilajets Skutari in 
Nordalbanien. (Separat. aus: Jahrbuch 
der k. k. geolog. Reichsanstalt. Bd. LXT. 
1911. Hft. 2.) Wien, R. Lechner, 1911. 
8°. 56 8. (229—284) mit 7 Textäig.. 
1 Übersichtskarte und 12 Taf. (XII— 
XXIV). Gesch. d. Autors. (16463. 8°.) 


Obermaier, H. Das geologische Alter 
des Menschengeschlechtes. (Aus: Mit- 
teillungen der Geologischen Gesell- 
schaft in Wien. Bd. I. 1908. Hft. 3.) 
Wien, F. Deuticke, 1908. 8°. 33 8 
(290—322). Gesch. (16464. 8°.) 

0’Harra, C. €. The badland formations 
of the Black Hills region. [South 
Dakota school of mines. Bulletin 
Nr. 9.]| Rapid City, 1910. 8°. 152 S. 
mit 20 Textfig. u. 50 Taf. Gesch. d. 
Autors, (16420. 8°.) 


Petrascheek, W. Beziehungen zwischen 
Flötzfolge und Eigenschaften der 
Kohle im Ostrau-Karwiner Reviere. 


Verhandlungen. 


Nr. 10 


(In: Montanistische Rundschau. Jahrg. 
III. Nr. 11. 1911.) Wien-Berlin, typ. 
F. Jasper, 1911. 4°. 11 S. (482—492) 
mit 3 Texıfig. Gesch. d. Autors. 
(2969. 4°.) 
Pfundstein, M. Bericht über die Ex- 
kursion nach Zillingsdorf. Wien 1910. 
8°. Vide: Vettere, H. Geologische 
Exkursionen in der UmgebungWiens, II. 
(16478. 8°.) 
Philippi, E. [Geologische Charakter- 
bilder, hrsg. v. H. Stille. Hft. 1.] 
Eisberge und Inlandeis in der Ant- 
arktis. Berlins 1910. 4°. Vide: 
Stille, H. (2967. 4°.) 


Rankin, 6. A. Die binären Systeme 
von Tonerde und Kieselsäure, Kalk 
und Magnesia. Hamburg u. Leipzig, 
1910. 8°. Vide: Shepherd, E.S.& 
G. A. Rankin. (17032. 8°. Lab.) 


Rimann, E. Der geologische Bau des 
Isergebirges und seines nördlichen 
Vorlandes. (Separat. aus: Jahrbuch 
der kgl. preuß. geolog. Landesanstalt 
für 1910. Bd. XXXI. Teil I. Hft. 2.) 
Berlin, typ. A. W. Schade, 1910. 8°. 
52 S. (482-533) mit 1 Textfig. u. 1 
geolog. Übersichtskarte (Taf. XX VIII). 
Gesch. d. Autors. (16465. 8°.) 


Rotky, 0. Mineralogisches Taschenbuch 
der Wiener mineralogischen Gesell- 
schaft 1911. Redigiert von A. R. v. 
Loehr, unter Mitwirkung von F. Becke, 
R. Koechliu, ©. Rotky. Wien 1911. 8°. 
Vide:MineralogischesTaschen- 
buch. (17018 8°, Lab.) 


Rzehak, A. Die Foraminiferen des 
kieseligen Kalkes von Nieder-Holla- 
brunn und des Melettamergels der 
Umgebung von Bruderndorf in Nieder- 
österreich. (Separat. aus: Annalen 
des k. k. naturhistorischen Hof- 
museums. Ba. III.) Wien, A. Hölder, 
1588. 8°. 14 S. (257—270) mit 1 Taf. 
(XJ). Tausch. (16466. 8°.) 

Rzehak, A. Das „Idol“ aus dem Brünner 
Löss. (Separat. aus: Zeitschrift des 
Deutschen Vereines für die Geschichte 
Mährens und Schlesiens. Jahrg. XV.) 
Brünn, typ. R. M. Rohrer, 1911. 8°. 
11 S. (124--134) mit 1 Taf, Gesch. 
d. Autors. (16467. 8°.) 


Salomon, W. Die Adamellogruppe. Teil 
II. Quartär ; Intrusivgesteine. (Separat. 
aus: Abhandlungen der k. k. geolog. 
Reichsanstalt. Bd. XXI. Hft. 2.) Wien, 
R. Lechner, 1910. 4°. VI—169 S. 
(435—603) mit 7 Textfig. u. 3 Taf. 
(IX—X]). (2885. 4°.) 


1911 


Salopek, M. Über die Cephalopoden- 
faunen der mittleren Trias in Süd- 
dalmatien und Montenegro. (Separat. 
aus: Abhandlungen der k. k. geolog. 
teichsanstalt. Bd. XVI. Hft. 3.) Wien, 
R. Lechner, 1911. 4%. 44 S. mit 4 
Textfig. u. 3 Taf. (2970. 4°,) 


Sars, 6. 0. An account of the Crustacea 
of Norway. Vol. V. Copepoda Hapac- 
ticoida.. Part. 31—32. Supplement 
(continued). Bergen, A. Cammermeyer, 
1911. 8°. 28 S. (369—396) mit 16 Taf. 
(XI—XXVI). Gesch. d. Bergen Mu- 
seum. (12047. 8°.) 

Sawicki, L. R. v. Die jüngeren Krusten- 
bewegungen in den Karpathen. (Aus: 
Mitteilungen der Geologischen Gesell- 
schaft in Wien. Bd. II. 1909. Hft. 1.) 
Wien, F. Deuticke, 1909. 8°. 37 S. 
(81—117). Gesch. (16468. 8°.) 


Schafarzik, F. Detaillierte Mitteilungen 
über die auf dem Gebiete des un- 
garischen Reiches befindlichen Stein- 
brücke. Vom Verfasser revidierte 
Übertragung aus dem magyarischen 
Original. Herausgegeben von der kgl. 
ungarischen geologischenReichsanstalt. 
Budapest, typ. Frauklin-Verein, 1909. 
8%. 544 S. Gesch. d. ungar. geolog. 
Reichsanstalt. (16421. 8°.) 


Schaffer, F. Das Miocän von Eggen- 
burg. Die Fauna der ersten Medi- 
terranstufe des Wiener Beckens und 
die geologischen Verhältnisse der Um- 
gebung des Manhartsberges in Nieder- 
österreich. (Separat. aus: Abhandlungen 
der k. k. geolog. Reichsanstalt. Bd. 
XXII. Hft. 1.) Wien, R. Lechner, 1910. 
4°, 126 S. mit 12 Textfis. und 48 Taf. 

(2966. 4°.) 

Schiffner, € Uranmineralien in Sachsen. 
Freiburg i. Sa., typ. H. Köhler, 1911. 
8°. 20 S. mit 1 Taf. (II). Gesch. d. 
Autors. (16469. 8°.) 


Schläffer, R. Bericht über die Exkursion 
auf den Bisamberg und nach Stetten. 
Wien, 1910. 8°. Vide: Vetters, H. 
Geologische Exkursionen in der Um- 
gebung Wiens. I. (16478. 8°.) 

Shepherd, E. Ss. & 6. A. Rankin. Die 
binären Systeme von Tonerde mit 
Kieselsäure, Kalk und Magnesia. (Se- 
parat. aus: Zeitschrift für unorganische 
Chemie. Bd. LXVIII. 1910.) Hamburg 
u. Leipzig, L. Voss, 1910. 8°. 51 S. 
(370—420) mit 7 Textfig. Gesch. 

(17032. 8°. Lab.) 

Simony, 0. Photographische Aufnahmen 
auf den Canarischen Inseln. (Separat. 
aus: Annalen desk.k.naturhistorischen 


Einsendungen für die Bibliothek. 


245 


Hofmuseums. Bd. XVI. Hft. 1.) Wien, 
A. Hölder, 1901. 8°. 27 S. (36--62). 
Tausch. M (16470. 8°.) 

Stelzner, A. W. Über die Isolierung 
von Foraminiferen aus dem Badener 
Tegel mit Hilfe von Jodidlösung. (Se- 
parat. aus: Annalen des k. k. natur- 
historischen Hofmuseums. Bd. V.) 
Wien, A. Hölder, 1890. 8°. 5 S. (15—19). 
Tausch. (16471. 8°.) 

Stille, H. Geologische Charakterbilder, 
Heft 1—7. Berlin, Gebr. Bornträger, 
1910—1911. 4°. Tausch. 


Enthält: 


Hft. 1. Eisberge und Inlandeis in 
der Antarktis; vouE. Philippi. Ibid. 
1910. 6 Taf. 

Hft. 2. Große erratische, Blöcke im 
‚norddeutschen Flachlande; von F. 
Wahnschaffe. Ibid. 1910. 6 Taf. 

Hft. 3. Das Karstphänomen; von A. 
Grund. Ibid. 1910. 6 Taf. 

Hft 4. Morphologie des Alpes fran- 
caises; par W. Kilianet PP. Reboul. 
Fasc. 1. Chaines subalpines. Ibid. 1910. 
7. Ta 

Hft. 5. Morphologische Bilder von 
der nördlichen Adria und von Istrien ; 
von G. Götzinger. Ibid. 1911. 6 Taf. 

Hit. 6. Nordwest-Grönlands Gneis- 
gebirge; von Arn. Heim. Ibid. 1911. 
6 Taf. 

Hft. 7. West-Grönlands Basalt- und 
Sedimentgebirge; von Arn. Heim. Ibid. 
1911. 8 Taf. (2967. 4°.) 


Stille, W. Das Aufsteigen des Salz- 
gebirges. Vortrag, gehalten auf der 
I. Kalihauptversammlung zu Halber- 
stadt am 1. Oktober 1910. (Separat. 
aus: Zeitschrift für praktische Geo- 
Kot, dla IE En) 
Berlin, J. Springer, 1911. 8°. 9 S. 
(91—99) mit 5 Textfig. Gesch. d. 
Autors. (16472. 8°.) 


Stiny, J. Perm bei Campill, Gadertal. 
(Separat. aus: Verhandlungen der k. k. 
geolog. Reichsanstalt. 1910. Nr. 17— 
18.) Wien, typ. Brüder Hollinek, 1910. 
8°. 5 S. (385—389) mit 1 Textfig. 
Gesch. d. Autors. (16473. 8°.) 

Stiny, J. Die Talstufe von Mareit. (Se- 
parat. aus: Mitteilungen der k. k. geo- 
graphischen Gesellschaft in Wien. 
Bd. LIV. Hft. 3.) Wien, R. Lechner, 
1911. 8°. 13 8.(114—126) mit 3 Textfig. 
Gesch. d. Autors. (16474. 8°.) 


Trabert, W. Lehrbuch der kosmischen 
Physik. Leipzig u. Berlin, B. G. Teub- 
ner, 1911. 8%. X—662 S. mit 149 
Textfig. u. 1 Tat. Kauf. (16422. 8°.) 


246 


Trauth, F. Zur Tektonik der subalpinen 
Grestener Schichten Österreichs. (Se- 
parat. aus: Mitteilungen der Geolo- 
gischen Gesellschaft in Wien. Ba. I. 
1908. Hft. 1—2.) Wien, F. Deuticke, 
1908. 8%. 24 S. (112—134) mit 4 Taf. 
(IV—VII). Gesch. (16475. 8°,) 

Trener, 6. B. Über eine Fossilienfänd- 
stelle in den Acanthicus- Schichten bei 
Lavarone. Reisebericht. (Separat. aus: 
Verhandlungen der k.k. geolog. Reichs- 
anstalt. 1910. Nr. 17—18.) Wien, typ. 
Brüder Hollinek, 1910. 8°, 4 S. (399 
—401) mit 1 Taf. Gesch. d. Autors, 

(16476. 8°.) 


Uhlig, V. Die karpathische Sandstein- 
zone und ihr Verhältnis zum sudeti- 
schen Karbongebiet. (Separat. aus: 
Mitteilungen der Geologischen Gesell- 
schaft in Wien. Bd. I. 1908. IIft. 1—2.) 
Wien, F. Deuticke, 1908. 8°. 35 8. 
(36—70) mit 1 Taf. Gesch. 

(16477. 8°.) 


Veiters, H. Geologische Exkursionen 
in der Umgebung Wiens. [Unter seiner 
Führung veranstaltet vom Geologie- 
Kurs des „Volksheim“]: 

I. Exkursion auf den Bisamberg 
und nach Stetten. Bericht von R. 
Schläffer. (Separat. aus: Zeitschrift 
für Schul-Geographie. Jahrg. XXXII. 
Hit. 7.) Wien, A. Hölder, 1910. 8°. 
7 8. (173—179) mit 2 Textfig. Gesch. 
d. Autors. 

II. Exkursion nach Zillingsdorf. 
Bericht von M. Pfundstein. (Se- 
parat. aus: Zeitschrift für Schul- 
Geographie. Jahrg. XXXII. Hft. 8.) 
Ibid. 1910. 8°. 6 S. (225-230) mit 1 
Textfig. Gesch. d. Autors. (16478. 8°.) 


Verhandlungen. 


Nr. 10 


Waagen, L. Grundwasser im Karst. 
(Separat. aus: Mitteilungen der Geo- 
graph. Gesellschaft in Wien. 1911. 
. Hft. 5.) Wien, R. Lechner, 1911. 8°. 
16 S. (258— 273). Gesch. d. Autors. 

(16479. 8°.) 


Wahnschaffe, F. [Geologische Charakter- 
bilder, hrsg. v. H. Stille. Hft. 2.] 
Große erratische Blöcke im nord- 
deutschen Flachlande. Berlin 1910. 4°. 
Vide: Stille, H. (2967. 4°.) 

Weinschenk, E. Uber einige Bestand- 
teile des Meteoreisens von Magura. 
(Separat. aus: Annalen des k. k. 
naturhistorischen Hofmuseums. Bd. IV.) 
Wien, A. Hölder, 1889. 8°. 9 S. (93— 
101). Tausch. (17033. 8°. Lab.) 

Weinzettl, V. Gastropoda Cesk&ho kfido- 
veho ütvaru. (Separat. aus: Palaeonto- 
graphica Bohemiae. VIII.) [Gastropo- 
den der böhmischen Kreideformation.] 
Prag, typ. A. Wiesner, 1910. 4°. 56 S. 
mit 5 Taf. Gesch. d. Autors. 

(2971. 4°.) 

Wright, F. E.& E. S. Larsen. Quarz 
als geologisches Thermometer. (Sepa- 
rat. aus: Zeitschrift für anorganische 
Chemie. Bd. LXVIII. 1910.) Hamburg 
u. Leipzig, L. Voss, 1910. 8%. 32 S. 
(333—369) mit 1 Textfig. Gesch. 

(17034. 8°. Lab.) 


Zittel, K. A. v. Grundzüge der Paläonto- 
logie (Paläozoologie); neu bearbeitet 
von, E. Broili, E. Koken, M. 
Schlosser. Il. Abteilung. Vertebrata. 
Zweite, vermehrte und verbesserte 
Auflage. München u. Berlin, R. Olden- 
bourg, 1911. 8°. VII—598 S. mit 749 
Textfig. Gesch. d. Verlegers. 

(16276. 8°.) 


Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23. 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25. 


Verhandlungen derk, k Pe Reichsanstalt 


Bericht vom 31. August 1911. 


Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: J. Ulbing: Verleihung des silbernen Verdienst- 
kreuzes. — Dr. A. Spitz: Aufnahme als Volontär an der K. k. geol. Reichsanstalt. — Der 
80. Geburtstag Eduard Suess’. — Todesanzeige: + Dr. Karl Schwippel. — Ein- 
gesendete Mitteilungen: R. Grengg und F. Witek: Ablagerungen der Congerienstufe 
zwischen Kröpfgraben und Saugraben bei Perchtoldsdorf. — €. Hlawatsch: Über einige 
Mineralien der Pegmatitgänge im Gneise von Ebersdorf bei Pöchlarn. — Literaturnotizen: 
R. Lepsius, A. Grund. 

NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittellungen verantwortlich. 


Vorgänge an der Anstalt. 


Seine k. u. K. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster 
Entschließung vom 1. August 1911 dem Amtsdiener der k. k. geologi- 
schen Reichsanstalt, Johann Ulbing, das Silberne Verdienst- 
kreuz allergnädigst zu verleihen geruht. 


Seine Exzellenz der Minister für Kultus und Unterricht hat mit 
Zuschrift vom 25. Juli 1911 (Z. 28.375) die Aufnahme des Dr. Al- 
brecht Spitz als Volontär an der k. k. geologischen Reichsanstalt 
bewilligt. 


Der 80. Geburtstag Eduard Suess’. 


Eduard Suess hat am 20. August d. J. sein 80. Lebensjahr 
vollendet. Er hielt sich an diesem Tage auf seiner Besitzung in Marz 
(Märczfalva) im Komitat Sopron (Ödenburg) auf. Uberaus zahlreiche 
Gratulationen wurden dem derzeitigen Nestor der österreichischen 
Geologen dorthin gesendet. Die Glückwunschadresse unserer Anstalt 
hatte den folgenden Wortlaut: 


Hochverehrter Herr Professor! 


Den Tag, an welchem Sie auf ein 80 jähriges Leben überreich an 
Arbeit und reich an Anerkennung und Erfolgen zurückblicken, darf 
die k. k. geologische Reichsanstalt nicht vorübergehen lassen, ohne 
Sie auf das wärmste dazu zu beglückwünschen, daß Ihnen ein gütiges 
Geschick erlaubt, jenen Rückblick mit der Befriedigung vorzunehmen, 

K.K. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 11. Verhandlungen. 39 


248 Verhandlungen. Nr 


welche mit dem Bewußtsein eines unablässigen Strebens nach hohen 
Zielen verbunden ist. 

Der Name Eduard Suess ist ein weithin leuchtender, dessen 
Glanz nicht bloß auf die Fachkreise beschränkt bleibt. Sie werden 
deshalb am heutigen Tage von sehr verschiedenen Seiten her Kund- 
gebungen der Sympathie erhalten. Naturgemäß werden es aber zum 
großen Teil Geologen sein, welche Ihrer an diesem Tage mit Hoch- 
achtung und Verehrung gedenken, und zwar Geologen in allen Gegenden 
der zivilisierten Welt. weil Ihre geologischen Arbeiten im Laufe der 
Jahre mehr und mehr einen weitumfassenden und universellen Cha- 
rakter angenommen haben, so daß Sie schließlich versuchen konnten, 
ein Gesamtbild vom geologischen Bau unseres Planeten zu entwerfen 
und sogar über dessen Grenzen hinaus Ihre Methoden der geologischen 
Auffassung zu erproben. 

Wir Geologen der Reichsanstalt jedoch haben jedenfalls einen 
besonderen Grund, uns der Schar jener Gratulanten anzuschließen, denn 
uns verbindet mit Ihnen als engeres Band das spezielle Interesse für 
den Boden Österreichs, den zu erforschen wir berufen sind, dem aber 
auch Sie ein gutes Stück Arbeit gewidmet und für den Sie bei aller 
Universalität stets und bis heute "eine nicht zu verkennende Vorliebe 
gezeigt haben, wenn auch Ihre wichtigen, darauf bezüglichen Arbeiten 
der ersten Periode Ihres Schaffens angehören. Ihr Anteil an den uns 
näher berührenden Aufgaben ist jedenfalls ein großer gewesen. Es 
genügt Ihr klassisches Werk über den Boden von Wien, Ihre Unter- 
suchungen zum Zwecke der Wasserversorgung von Wien, Ihre Studien 
über die Erdbeben Niederösterreichs oder endlich Ihre allerdings 
bereits die allgemeinen Probleme der Gebirgsbildung behandelnden, 
aber doch an die heimischen Verhältnisse vielfach anknüpfenden 
Darlegungen über die Entstehung der Alpen zu erwähnen, um sich 
in Erinnerung zu rufen, daß die Wurzeln Ihrer Tätigkeit in demselben 
Gebiete zu suchen sind, welches das hauptsächliche Feld auch unserer 
Wirksamkeit bildet. 

Die Beziehungen zwischen Ihnen und uns sind aber auch deshalb 
engere, weil ein großer Teil unseres wissenschaftlichen Personals durch 
Ihre Lehrtätigkeit herangebildet wurde und unter dem Einfluß Ihrer’ 
mächtig anregenden Persönlichkeit eine hohe Meinung von der Be- 
deutung einer Wissenschaft gewonnen hat, für deren über die Bedürf- 
nisse der Praxis weit hinausreichenden Ziele Sie Ihren Jüngern einen 
großen Ausblick eröffnet haben, während Sie gleichzeitig, wie das zum 
Beispiel in Ihren Werken über die Herkunft der Edelmetalle geschah, 
den Beweis lieferten, daß die Beschäftigung mit den schwierigsten 
theoretischen Problemen der Erdgeschichte den Geologen nicht abzu- 
halten braucht, sich in das Studium von Fragen der angewandten 
Wissenschaft zu vertiefen. 

So wünschen wir denn, es möge Ihnen gegönnt sein, der ferneren 
Entwicklung unseres Faches, dem Sie so vielfache und mannigfaltige 
Impulse gegeben haben, noch lange nicht allein als geistesfrischer Zu- 
schauer, sondern auch selbsttätig zu folgen und wir bitten Sie, der 
geologischen Reichsanstalt, an deren Arbeiten Sie sogar einmal, am 
Anfang Ihrer Laufbahn, vorübergehend teilgenommen haben und in 


1911 Bericht vom 31. August. E. Suess’. 249 


deren Schriften verschiedene wichtige Mitteilungen von Ihnen ver- 
öffentlicht wurden, das Interesse zu bewahren, welches den ange- 
deuteten Beziehungen entspricht und dessen Wert wir hoch einschätzen. 


In größter Verehrung und Ergebenheit 
für die Mitglieder der k. k. geologischen Reichanstalt 
der Direktor 
Wien, 20. August 1911. E. Tietze. 


Mit Erlaubnis des Jubilars geben wir im Folgenden auch das 
Antwortschreiben desselben wieder. Die darin enthaltenen Daten 
dürften als hochinteressanter Beitrag zur Geschichte der österreichischen 
Geologie nicht allein für uns von Wert sein. 


Marz (Märezfalva), 25. August 1911. 
Hochgeehrter Herr Hofrat! 
Verehrter Herr und Freund! 


Die prächtige Adresse, welche Sie und die Ihnen unterstehende 
k. k. geologische Reichsanstalt aus Anlaß meines 80. Geburtstages an 
mich zu richten die Güte hatten, weckt in mir nicht nur innigsten 
Dank, sondern auch tiefliegende Erinnerungen. 

Meine erste Publikation war eine anonym im Jahre 1849 (oder 
1850) erschienene geologisch-mineralogische Skizze von Karlsbad. Sie 
ist in einem Fremdenführer enthalten, der mehrere Auflagen erlebt 
hat. Bald darauf veröffentlichte ich einige kleine Notizen in den 
Verhandlungen der Freunde der Naturwissenschaften und in den 
4°-Abhandlungen dieses Vereines meine größere Arbeit über böhmische 
Graptolithen. 

Im Jahre 1851, vor sechzig Jahren, hielt ich in der k. k. geo- 
logischen Reichsanstalt drei Vorträge über Klassifikation der Brachio- 
poden und übergab ich der Akademie eine Schrift über Terebratula 
diphya. Mit diesem Jahre beginnen meine mir so lehrreichen Be- 
ziehungen zur k. k. geologischen Reichsanstalt nicht nur auf paläonto- 
logischem Gebiete, sondern auch durch Arbeiten im Felde. 

Ich durfte 1852 Fr. Foetterle an den unvollendeten Sem- 
mering-Tunnel und Fr. v. Hauer nach Neuberg begleiten und wurde 
dann mit Wolf der Sektion F. v. Hauers zwischen Passau und Linz 
zugeteilt. Als 1853 F. v. Hauer die Ausarbeitung eines Alpenprofils 
unternahm, übergab er mir das Dachsteingebirge und dort erwachten 
Fragen in mir, die mich bis heute bewegen. 

Unterdessen hatte ich die Stelle am k. Hofmuseum erlangt. Ich 
war aber glücklich, F. v. Hauer noch bei der Aufstellung der Schicht- 
folge der Ostalpen im neuen Sammlungslokal (der Reichsanstalt) zur 
Seite stehen zu dürfen. 

So sind meine ersten Schritte auf einer Bahn gemacht worden, 
die mir heute so viele Zeichen des Wohlwollens und der Ehrung 
bringt. Mit innigstem Danke gedenke ich nun der beiden Namen 
W. Haidinger und F. v. Hauer. Diese Männer haben mir, als 

392 


950 Verhandlungen. Nr: 349 


es noch keine Lehrkanzel für Geologie gab, in dem Verein der 
Freunde der Naturwissenschaften, dann in der k. k. geologischen 
Reichsanstalt diese Bahn eröffnet. Die Einberufung von Montanisten 
zu einem höheren Unterricht in Geologie, die Berufung nicht weniger 
meiner Assistenten und Hörer an die k. k. geologische Reichsanstalt, 
dann der Strom neuer Erfahrungen, den Jahr für Jahr die Schriften der 
k. k. geologischen Reichsanstalt brachten, sind mir auch nach meinem 
Übertritt an die Universität neue und weitere Bande persönlicher Art 
und geistige Anregungen gewesen. 

Indem ich nun diese Adresse lese, richtet sich vor mir die 
summierte Dankeschuld zweier voller Lebensalter auf und meine 
Feder ist im Laufe der Jahrzehnte zu stumpf geworden, um solcher 
Schuld in Worten auch nur einigermaßen gerecht zu werden. Um aber 
doch irgendein sichtbares Zeichen meiner tiefen Verpflichtung zu geben, 
bitte ich um die Erlaubnis, den Abdruck eines Bildnisses übersenden 
zu dürfen, welches mein ältester Sohn eigentlich nur für den engeren 
Familienkreis anfertigen ließ. Es ist der Volontär von 1851, der um 
freundliche Aufnahme bittet. 


In vorzüglicher Hochachtung, verehrter Herr Hofrat, Ihr herzlichst 
verbundener 
E. Suess. 


Wir haben das hier erwähnte, uns in so liebenswürdiger Weise 
zugestellte Bildnis mit bestem Danke in Empfang genommen und 
werden dasselbe zur Erinnerung für uns und für Spätere an einem 
auch den Besuchern der Anstalt zugänglichen Orte bewahren. 


Todesanzeige. 


Am 19. Juli d. J. starb in Wien, hochbetagt, der langjährige 
Korrespondent und treue Freund unserer Anstalt 


Dr. Karl Schwippel, k. k. Schulrat i. P. 


Am 4. Juni 1821 als Sohn eines Fürst Schwarzenbergschen Wirt- 
schaftsbeamten in Prag geboren, absolvierte er daselbst die Gymnasial- 
studien und bezog sodann, auf Wunsch seines Vaters, das dortige 
Polytechnikum. Seine ausgesprochene Vorliebe für die damals neu 
auflebenden naturwissenschaftlichen Studien sowie die Neigung zum 
Lehrberufe bestimmten ihn jedoch, die technische Laufbahn zu verlassen 
und die Universität Prag zu beziehen, woselbst er 1849 den Doktorgrad 
erlangte. Als Supplent an das Gymnasium der Theresianischen Aka- 
demie berufen, setzte Dr. Schwippel seine naturwissenschaftlichen 
Studien an der Wiener Universität fort und legte hier (1852) die 
Lehramtsprüfung aus Naturgeschichte und Physik ab. Als Professor 
wirkte er sodann an den Gymnasien zu Olmütz und Brünn, wurde 
1869 zum Direktor des Gymnasiums in Znaim ernannt, 1871 in gleicher 
Eigenschaft nach Brünn versetzt und zum k. k. Schulrat ernannt. 
Seit 1882 auf eigenes Ansuchen und mit Allerhöchster Anerkennung 
in den Ruhestand getreten, wählte Schulrat Schwippel Wien zu 


1911 Bericht vom 31. August. K. Schwippel. 251 


seinem Domizil und nahm hier regen Anteil an allen naturwissen- 
schaftlichen Bestrebungen. Das eifrigste Interesse brachte er aber 
insbesondere der Geologie entgegen, die ihn schon in jüngeren Jahren 
beschäftigte und deren Fortschritte er bis in sein höchstes Alter mit 
lebhafter Anteilnahme verfolgte. 


Wie sich aus den vorstehenden, uns von kompetenter Seite zu- 
gänglich gemachten Angaben ersehen läßt, zählte Schulrat Schwippel 
mit zu den Ersten, welche nach der Thunschen Reorganisation des 
Gymnasialunterrichtes für das neu eingeführte naturwissenschaftliche 
Fach die qualifizierte Vorbildung besaßen. Er war daher auch geeignet, 
die in unserem Vaterlande seit 1348 frisch erwachte Neigung zur natur- 
wissenschaftlichen Forschung zu fördern, so als Sekretär des „Natur- 
forschenden Vereins in Brünn“, so später als wiederholt gewählter 
Vizepräsident des „Werner-Vereins“. Aus dieser Zeit stammen auch 
seine ersten geologischen Arbeiten: 


Die geognostischen Verhältnisse von Lettowitz, 1862. 
Das Rossitz-Oslawaner Steinkohlengebiet, 1864. 


Die meisten geologischen Aufsätze K. Schwippels stammen 
aber aus späterer Zeit, zumal, da er als quieszierter Schulmann seine 
Muße freiwillig in den Dienst der Wissenschaft zu stellen bestrebt 
war. Wie nach seinem Lebensgange begreiflich, sind diese späteren 
Schriften vorwiegend in didaktisch-pädagogischer Absicht geschrieben, 
daher gemeinverständlicher Art, zumeist vom Gepräge eines gewissen- 
haften Referats: 


Die Geognosie und ihre praktische Bedeutung, Znaim 1870. 
Übersicht der geognostischen Verhältnisse Brünns, 1882. 
Die geologischen Verhältnisse der Umgebung Wiens, 1883. 
Die Ostalpen, Wien 1884. 


Ältere und neuere Anschauungen über Vulkane und Erdbeben mit Rücksicht auf 
Gebirgsbildung, Gaea XXIII, 1887. 


Die Paläontologie als selbständige Wissenschaft, ibid. XXV, 1889. 
Die ersten Anfänge geologischer Untersuchungen bis zum XVIII. Jahrhundert. ibid. 
XXVI, 1890. 


Die geologischen Formationen, ibid. XXVI, 1890. 


Die Geologen und Paläontologen in der ersten Hälfte des XIX. Jahrhundertts, 
ibid. XXVII, 1891. 


Geologie und Paläontologie in der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts, ibid. 
XXVIII, 1892. 


Vorkommen und Produktion der Kohle in Österreich-Ungarn, Sekt. f. Naturk. d. 
Tour.-Klub, 1894. 


Die Torfmoore in Österreich-Ungarn, ibid. 1895. 
Magnesitvorkommen im Stübmingtal bei Turnau, ibid. 1896. 

Der Boden von Wien, ibid. 1902. 

Die Erdrinde. Grundlinien der Geologie für Studierende. Wien, 1897. 


K. Schwippel war unser Korrespondent seit 1865 und in den 
Räumen unseres Instituts stets gerne gesehen. Gelegentlich seines 
90. Geburtstages konnten wir ihm durch Erneuerung des Korrespon- 
dentendiploms noch eine kleine Freude bereiten. Wenn auch sein 
Gesundheitszustand damals schon kein ganz günstiger mehr war, so 


259 Verhandlungen. Nr. 11 


hätte doch Niemand erwartet, daß er jenen Tag nur um einige Wochen 
überleben sollte. Dem freundlichen alten Herrn werden die Mitglieder 
der geologischen Reichsanstalt jedenfalls ein ehrendes Andenken be- 
wahren. (M. Vacek.) 


Eingesendete Mitteilungen. 


R. Grengg und F. Witek. Ablagerungen der Con- 
gerienstufe zwischen Kröpfgraben und Saugraben bei 
Perchtoldsdorf, N.-Ö. (Mit 4 Textillustrationen.) 


Zwischen Kröpfgraben und Saugraben, knapp unterhalb der 
Schichtenlinie 300, befindet sich eine seit langen Jahren in Betrieb 
stehende Sandgrube. Sie findet Erwähnung in der Arbeit von Hofrat 
Toula (Geologische Exkursionen im Gebiete des Liesing- und des 
Mödlingbaches!) mit den Worten: „Zwischen Kröpfgraben und Sau- 
graben befindet sich ein Aufschluß in einem feinkörnigen, gelben 
Sande mit Schotterlagen, die ganz leicht (unter 7°) gegen O ein- 
fallen. Unter der Humusschicht liegt röscher, aus scharfkantigen 
Körnchen bestehender Quarzsand, darunter Schotter mit einer Sand- 
einlagerung, feinkörniger gelblicher Sand, eine feine Schotterlage und 
in der Tiefe wieder gelber Sand. Von Fossilresten leider keine Spur, 
so daß die genauere Altersbestimmung dieser wohl jungneogenen Ab- 
lagerung offen bleiben muß.“ (Durch eine kleine Skizze, Fig. 14, ist 
das Gesagte dortselbst illustriert.) 


In den letzten Jahren ist durch regeren Betrieb eine Reihe 
neuer Aufschlüsse in der Sandgrube geschaffen worden, welche auch 
einige Fossilien lieferten, die eine genauere Altersbestimmung er- 
lauben; außerdem sind die Lagerungsverhältnisse jetzt ziemlich klar 
zu ersehen, so daß eine kurze, zusammenfassende Beschreibung dieser 
Lokalität nicht unnütz erscheint. 


Der Grundriß der Sandgrube ist ungefähr quadratisch (Seiten- 
länge zirka 80 m); das nordwestliche Eck ist durch eine 9—10 m 
hohe, unregelmäßige, in größere Klötze zerrissene Wand des anste- 
henden Sonnbergaolomits gebildet. Die Nordgrenze ist gleichfalls scharf 
ausgeprägt durch eine kesselförmige Einbuchtung in.den Dolomit und 
eine daran anschließende bis 5 m hohe Wand von Sand mit darüber- 
liegendem Lehm und Humus. Nach Osten zu ist die Grube offen und 
schließt an die Wiesen an, die sanft östlich nach der Verlängerung 
der Lohnsteinstraße abfallen; im Süden bildet die Hyrtlallee die Ab- 
grenzung. — Zwei Drittel der Sandgrube sind von Schutt und Acker- 
boden bereits bedeckt. 

Abbau findet gegenwärtig an der Nordwand und gegen die 
Hyrtlallee zu statt, es wird aber voraussichtlich die jetzige Begren- 
zung auf Kosten der Wiesen im Osten noch erweitert werden. _ 

Fig. 1 möge die geschilderte Situation veranschaulichen. Uber 
die Niveauverhältnisse können die daselbst eingestellten, ziemlich 


!) Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt 1905, Bd. 55, pag. 292. 


1911 Bericht vom 31. August. R. Grengg und F. Witek. 253 


genau ermittelten Koten orientieren. Der aus Dolomit bestehende 
Boden der Sandgrube fällt im allgemeinen mäßig gegen Osten. 


Darlegung der geologischen Verhältnisse: 
Aufschluß I gegen die Hyrtlallee zu gelegen (Fig. 1 und 2). 


Während bei Stelle Ia die dem Sand eingeschalteten Schotter- 
lagen sanft gegen O einfallen, findet man bei Annäherung an I Ein- 


V 


= ru? 


Hırtl -A Wee en —— ze: 


Situationsplan. 


fallen bis 20° nach SSO. Was die Schichtenfolge anbelangt (vergl. 
Fig. 2), so liegt zu oberst unter der Humusschichte (1) eine Kalksand- 
steinbank (2); ihre Mächtigkeit bei I beträgt bis 50 cm, gegen Ia 
zu wird diese Schicht durch starke Abwitterung undeutlich und ist 
oberflächlich abgetragen. Diese Kalkbank enthält zahlreiche kleinere 
Sandsteingerölle der nahen Gosau, die Farbe des Gesteins ist je nach 
dem Grade der Verwitterung gelbbraun oder graublau (bei «a), die 
Liegendpartie b von Schicht 2 ist stark zersetzt und mürbe. In der 
Kalkbank 2 fanden sich einige Schalen von Congeria cf., ferner ein 
Schalenrest, den wir für Cardium conjugens halten, sowie zwei gelb- 
rote Pflasterzähne von Phyllodus. 


954 Verhandlungen. Nr. ds 


Die nächste Schicht 3 des Liegenden ist ein grauweißer, erdiger 
Kalkstein. Die Mächtigkeit beträgt 15—20 cm. Zahlreiche, zum Teil 
kohlige Reste von Pflanzenwurzeln, in deren Umgebung die Farbe der 
Schicht 3 weiß geworden ist, sind derselben eingebettet. (Wahrschein- 
lich sind es rezente Wurzeln, die seitlich eingedrungen sind.) Zwischen 
3 und 5 liegt eine schmale Lage zermürbten Kalksandsteins (4), völlig 
2b gleichend, die sich gegen die Stelle Ia zu verliert. 

Schichtglied 5 besteht aus feinem, gelbem bis gelbbraunem Sand. 
Gegen das Liegende zu sowie gegen Ia wird das Material gröber 


Fig. 2. 


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Aufschluß I (bei Betrachtung in SW-Richtung). 


und geht gegen die Schotterlage 6 stellenweise in mürben Kalk- 
sandstein (ähnlich dem bei 4) über. (In Fig. 2 durch Schraffieren an- 
gedeutet.) 

Von Schicht 6 bis 13 reicht der gelbe Quarzsand, wie er in 
der beschriebenen Grube allenthalben anzutreffen ist; in denselben 
sind schmale Schotterlagen eingeschaltet, und zwar bedeutet in Fig. 2 
7 Grobsand mit Schotter, 8 groben Sand, 9 Feinschotter mit gröberem 
Sand, 10 gleichfalls Feinschotter mit Sand, 11 Sand mit Schotter (15 cm 
starke Lage); zwischen Schicht 8 und 11 sind dem gelben Quarzsand 


1911 Bericht vom 31. August, R. Grengg und F. Witek. 255 


auch Gosaugeschiebe eingestreut. Bei 12 ist der Sand verfestigt und 
deutet auf die Nähe des Dolomits (13), der an einer Stelle auch sicht- 
bar wird. 


Aufschluß bei II (Fig. 1 und 3). 


Zurzeit ist hier Folgendes zu beobachten. Auf Dolomit auf- 
ruhend eine 1—1'50 m mächtige Schicht von gelbem Sand, darüber bis 
2:50 m gelbbrauner Lehm, darauf eine Lage roten Lehms (bis 30 cm) 
und schließlich Humus (bis zirka SO cm und mehr). Denkt man sich 
die durch Abgraben entstandene Wand um zirka 2 m nach Süden 
parallel vorgeschoben, also jenes Stadium wieder hergestellt, wie es 
etwa vor zwei Jahren bestand, so nimmt der gelbe Sand eine Mäch- 
tigkeit von über 3 m an, während der Lehm bloß eine schwache Hangend- 
schicht bildet — es keilt sich somit augenscheinlich der Sand gegen 
Norden zu ziemlich rasch aus. 

Das Liegende an Stelle II ist Sonnbergdolomit, seine Ober- 
fläche ist flachhöckerig und senkt sich.gegen Osten. Er hat eine 
schwarzgraue bis braunviolette Farbe, ist stark zersetzt und zerfällt 
bei gelindem Druck zu feinem Sand, welcher stark bituminös riecht. 
Die chemische Untersuchung einer möglichst homogenen Partie (ohne 
die weißen Kalkadern) hatte folgendes Ergebnis: 


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Babos er nn. ee Ar 
OO eisen u A 48,0 
Organ. Verbindung?) (Bitumen etc.) . . 82 
NrHOb:unlöslichu®.”. .. wer 70:3 
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Die dem Dolomit aufruhenden Partien des gelben Sandes sind 
bis zu mehreren Dezimetern durch Kalk fest gebunden und können als 
weicher Sandstein bezeichnet werden. An Stelle V (Fig. 1) sind die 
verfestigten Sande bis 1 m mächtig und geben die Grenze an, bis zu 
welcher beim Abbau in die Tiefe gegangen wurde. An dieser Stelle V 
fanden sich in ihnen spärlich Fossilien von schlechtem Erhaltungszu- 
stand, und zwar ein Steinkern einer Melanopsis (wahrscheinlich M. Mar- 
tiniana), mehrere Steinkerne einer kleinen Schnecke (möglicherweise 
Melanopsis pygmaea), ein Abdruck des gleichen Cardiums, wie es bei 
Stelle I im Kalksandstein 2 gefunden wurde, ein Steinkern von Con- 
geria cf, und einige dick mit festgebackenem Sand umkrustete Röhrchen, 
wahrscheinlich Pflanzenreste. Der so verfestigte Sand zieht sich auf 
Sprüngen und Klüften tief in den Dolomit hinein und gibt dadurch ein 
Mittel, auch an Stellen, wo die Sandbedeckung längst abgetragen ist, 
auf ihr ehemaliges Vorhandensein zu schließen. 

Der gelbe Sand vom Hauptaufschlusse II besteht aus feinen, 

eckigen und rundlichen Körnern und Splittern von Quarz und etwas 


ı) Die den bituminösen Geruch bedingende organische Substanz entweicht 
bei schwacher Rotglut unter lebhaftem Knistern und Sprühen. 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 11. Verhandlungen. 40 


256 Verhandlungen. Nr. 11 


Glimmer, er ist kalkreich und enthält tonige Substanz beigemischt. 
Eine nähere Untersuchung desselben wurde folgendermassen ausge- 
führt: 7°79 g einer guten Durchschnittsprobe (bei 110° C getrocknet), 
wurden mit verdünnter Salzsäure zersetzt, 3:39 g (also 43°%/,), gingen 
dabei in Lösung (die Gegenwart von Karbonaten, vorwiegend des Kalks, 
zeigte sich durch heftiges Aufbrausen beim Zusatz der Salzsäure); die 
so erhaltene Lösung war schwach eisenhaltig und reich an Kalk. Der 
in Salzsäure unlösliche Rückstand zeigte sowohl nach dem Trocknen 
bei110° als auch nach längerem Glühen das gleiche Gewicht von 4:40 g; 
die Farbe wurde durchs Glühen rotgrau. (Dieselbe Farbenänderung 
zeigt auch der unzersetzte Sand nach dem GlJühen.) 


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Aufschluß II (nach einer in NW-Richtung aufgenommenen Photographie). 


Dem Sand sind schmale Lagen von gröberem Sand mit Schotter 
eingeschaltet, deren eine sanft gegen O geneigt, sich beinahe durch 
die ganze Wand II verfolgen läßt. 

Die den Quarzsanden eingeschalteten Geschiebe sind wohl- 
gerundet, haben eine Größe bis zu mehreren Zentimetern, bestehen 
vorwiegend aus Gosausandstein, daneben auch aus Hornstein, dichtem 
Kalk und Dolomit. Diese Geschiebe finden sich nicht bloß in den 
Lagen, sondern auch sonst vereinzelt dem Sand eingestreut neben 
kleinen, weißen Kalkkonkretionen, die zum Teil Fossilienreste an- 
deuten. 

Die Grenze des Sandes gegen den Lehm des Hangenden ist 
eine deutliche, verläuft aber ziemlich unregelmäßig. Sie hat wohl im 
allgemeinen schwache Neigung gegen OÖ, dazu tritt aber das besonders 
bei A (Fig. 3 u. 4) deutliche Emfallen und mähliche Auskeilen nach N 


1911 Bericht vom 31. August. R. Grengg und F. Witek. 257 


unter den Lehm; auch sonst ragen einzelne größere Partien des 
Sandes terrassenartig in den hangenden Lehm (zum Beispiel bei B, 
Fig. 3). An der Grenze Sand-Lehm sind grober Sand mit meist 
wenig gerundeten Geschieben und größeren eckigen Brocken angehäuft 
(besonders an Stelle A). Die Brocken bestehen aus jenem Kalksand- 
steine, der bei Aufschluß I als Hangendschicht des Sandes besprochen 
wurde (Fig. 2, 9, zum Teil auch aus dem durch Verfestigung des 
Sandes entstandenen mürben Material sowie vereinzelt aus Dolomit, 
der auch sonst nebst Gosausandstein das Material der Geschiebe aus- 
macht. Diese Trümmer der Hangendschichte der Sande weisen darauf 
hin, daß mit Beginn der Lehmablagerung eine teilweise Zerstörung und 
ein Wegtransport der Congerienschichten erfolgt ist. 

Der Lehm!) selbst ist graubraun (wenn vollständig trocken 
lichtgelbbraun), etwas sandig bis steinig, ziemlich kompakt und un- 
deutlich grobblätterig horizontal abgesondert; größere Dolomitbrocken 
sind ihm eingelagert, gegen das Liegende zu zeigt er vereinzelt in 
ihn hineinziehende wie hineingeschwemmte Partien des gelben 
Sandes. Gegen den Humus zu geht er rasch in braunrot gefärbten, 
etwas fettigen Lehm über; solche braunrot gefärbte Partien finden 
sich in schmalen Fetzen auch sonst (besonders bei A, Fig. 3) dem 
Lehm regellos eingelagert. Das Alter des Lehms ließ sich als 
diluvial bestimmen; er führt zahlreiche Gehäuse und Gehäusebruch- 
stücke der Lößschnecken Helix hispida, Suceinea oblonga; ferner 
fanden sich in ihm ein 23 cm langes Fragment eines Hirschgeweihes 
von 4cm Durchmesser sowie ein größerer, schlecht erhaltener Knochen- 
rest (Rippe?). Die Mächtigkeit der Lehmschicht kann zurzeit mit 
bis 25 m angegeben werden. (Derselbe Lehm findet sich in einem 
ganz neuen, kleinen Aufschluß etwas weiter aufwärts im Kröpfgraben, 
an der rechten Talseite; auch hier zeigt seine rotbraune Grenz - 
schicht gegen den Humus leichtes Einfallen nach O, gegen das 
Liegende zu aber ist er erfüllt von großen Blöcken des anstehenden 
Sonnbergdolomits.) Ein direktes Aufruhen des diluvialen Lehms auf 
dem Dolomit kann übrigens an Stelle IIla (Fig. 1) beobachtet werden, 
wo der Dolomit den Sand durchsetzt. Allem Anscheine nach ist der 
Lehm von den benachbarten Berghöhen herabgeschwemmt worden und 
hat dabei einen Teil der Congeriensande ausgewaschen und dann 
überdeckt. 

Durch die noch übrigen vorhandenen Aufschlüsse erfährt das 
bis jetzt Dargelegte nur wenige Ergänzung. 

An Stelle III (Fig. 1) liegt oben am Rande des kleinen Kessels 
(der wahrscheinlich durch Steinbrucharbeit erst geschaffen wurde) 
eine kleinere Partie gelben Sandes, der sich tief in den stark zer- 
klüfteten Dolomit hineinzieht. Aufschluß IV (Fig. 1) zeigt einen stehen- 
gebliebenen Rest eines vormals größeren Sandkörpers, die Klüfte und 
Sprünge des dort anstehenden Dolomits zeigen verfestigten gelben 
Sand; auch am ausgewaschenen Fahrweg neben der Hyrtlallee läßt 


1) Durch Schlämmen des Lehms wurde ein nach dem Trocknen vollständig 
dem Löß gleiches Produkt erhalten; die durch den Schlämmprozeß entfernten 
eckigen Steinchen und Sandkörner bestehen vorwiegend aus Dolomit. 

40* 


258 Verhandlungen. Nr. 11 


sich noch ein beträchtliches Stück aufwärts (westlich Punkt VII, Fig. 1) 
verfestigter Sand im und am Dolomit beobachten, aus dem man auf 
die ehemalige Ausdehnung der Sandbedeckung bis dorthin schließen 
kann ; stellenweise ist übrigens dieselbe auf dem stark verwachsenen 
Hang VI noch anstehend sichtbar. An Stelle VII, zirka 40 m west- 
lich von I, kann im stark ausgewaschenen alten Fahrweg der Kalk- 
sandsteinaufschluß von I noch beobachtet werden,“ wenige Schritte 
davon westlich kommen aber schon die verfestigten Sande des Lie- 
genden zutage. Was die weitere Ausdehnung der Congerienschichten 
betrifft, so können sie südlich der Hyrtlallee nicht mehr beobachtet 
werden; sicher erstreckt sich Sand und Lehm nach O gegen die Ver- 
Jängerung der Lohnsteinstraße. Das Vorkommen der charakteristischen 
Sandsteingeschiebe auf den dortigen Wiesenwegen sowie das sanft 
gegen Osten fallende, nicht den sonstigen Heidecharakter zeigende 
Gelände scheinen auch dafür zu sprechen. 


SOFERN 
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I . enarenne 
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„eo. 
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Profil I nach II (Süd—Nord). 


1 = Humus. — 2 = Kalksandstein. — 3 — gelber Quarzsand mit Schotterlagen. 
— 3a — verfestigter gelber Sand. — 4 = Dolomit. — 5 = diluvialer Lehm. 


Zusammengefaßt ergibt sich somit Folgendes (vergl. Fig. 4): 


Auf einer Art Terrasse im Sonnbergdolomit, deren Nordwest- 
grenze ein ziemlich jäher Niveauabfall von Kote 300 auf zirka 290 
bildet und die sanft gegen Osten und Südosten abfällt, liegt gelber 
Quarzsand mit eingeschalteten Lagen von Sandsteinschotter. Während 
im Zentrum der Sandgrube die Schotterschichten ein leichtes Ein- 
fallen von zirka 7—10°% gegen O zeigen und hier die Mächtigkeit der 
Sandschichte früher über 53 m betragen hat, keilt sie gegen 8 
augenscheinlich aus und zeigen dort die in ziemlich regelmäßigen 
Abständen von 30—40 cm dem Sand eingeschalteten Schotterlagen 
ein Einfallen von ungefähr 20% gegen SSO. Allem Anscheine nach 
ist diese Neigung von 20° eine ursprüngliche. Zieht man das Material 
der Ablagerung in Betracht, gelben, etwas tonigen kalkreichen Quarz- 
sand mit spärlichen Glimmerschüppchen, dazwischen eingelagert wohl- 
gerundeten Sandsteinschotter, so hat der Gedanke, diese Ablage- 
rungen der Congerienstufe als Deltabildung eines aus dem Sandstein- 
gebiete der nahen Gosauformation herabkommenden Flusses zu deuten, 
vieles für sich. 

Im Süden sind die Hangendschichten der Sande Kalksandstein, 
seine Schichten zeigen gleichfalls SSO Einfallen, das gegen Stelle Ia, 
also gegen Nord, in sanftes Einfallen nach Ost übergeht. Dieser 
Kalksandstein ließ sich als zur Congerienstufe gehörig bestimmen. — 
Der gelbe Quarzsand ist gegen den Dolomit zu verfestigt und führt 


1911 Bericht vom 31. August.:R. Grengg u. F. Witek, ©. Hlawatsch. 259 


gleichfalls spärlich Fossilien der pontischen Stufe; : der Dolomit des 
Liegenden selbst ist reich an Bitumen und stark zersetzt. Die Sand- 
ablagerungen sind, bevor man sie zwecks Sandgewinnung weitestgehend 
abgebaut und zerstückt hat, in diluvialer Zeit in ihrem nördlichen 
Teil stark abgetragen und mit Lehm zugedeckt worden, 


Lehrkanzel für Min. u. Geol. d.k. k. Techn. Hochschule in Wien, 
im Juli 1911. 


C. Hlawatsch. Über einige Mineralien der Pegmatit- 
gänge im Gneise von Ebersdorf bei Pöchlarn, N.-O. 


Vor längerer Zeit hat Herr Dr. B. Jobstmann in Blöcken an 
der neuen Bahnstrecke Krems—Grein Pegmatitadern im mittelkörnigen 
Gneis gefunden, in denen ein blaues, fasriges Mineral im Orthoklas 
auftrat, das nach seinen physikalischen Eigenschaften: D.—= 3'335, 
ziemlich starker Licht- und Doppelbrechung, sehr starkem Pleo- 
chroismus: & (= Längsrichtung der Fasern) tiefblau, =} fast. farblos 
— als Dumortierit bestimmt wurde). Das Anstehende des Stückes 
blieb unbekannt. Bei einer Absuchung der Bahnstrecke zwischen 
Emmersdorf und Weitenegg fand sich ein weiterer Block, dessen Haupt- 
gestein jedoch ein dem Granulit näherstehender, etwas granatführender 
Gneis war. Ein ähnlicher Gneis fand sich hinter der Ruine Weitenegg 
an der Bahnstrecke aufgeschlossen, er war von zahlreichen, turmalin- 
führenden Pegmatitgängen durchzogen. Es war wahrscheinlich, daß 
der Dumortierit aus der Nachbarkeit dieses Aufschlusses stamme, daß 
aber der Gang selbst bereits gänzlich abgebrochen oder verstürzt sei. 
Eingezogene Erkundigungen ergaben aber, daß in den Steinbrüchen 
zwischen Kleinpöchlarn und Ebersdorf ebenfalls „blaugefleckte Lassen“ 
gefunden worden seien. Verf. besuchte darum Anfang Juli mit Herrn 
Dr. Jobstmann diesen Steinbruch und fand auch wirklich unter 
älteren Blöcken einen solchen Gang mit Dumortierit, der aber im 
Gegensatze zu den früher gefundenen auch Büscheln von braunem 
Turmalin enthielt. Der vorkommende Dumortierit war stellenweise 
violett statt blau. Anstehend konnte auch diesmal der Gang selbst 
nicht gefunden werden; wie die im Steinbruche beschäftigten Leute 
angaben, war die Stelle, der genannter Block entstammte, verstürzt. 
In der Nähe derselben wurde aber ein anderer Gang von ziemlicher 
Mächtigkeit (etwa 2-3 dm) gefunden, der sich ebenfalls durch tonerde- 
reiche Mineralien auszeichnete. Diese sollen im folgenden besprochen 
werden. 

Auf der Strecke zwischen Pöchlarn und Emmersdorf wechseln 
mächtige Amphibolitlager wiederholt mit noch mächtigeren Gneis- und 
Granulitmassen. Während aber Amphibolit, dessen Lager meist steiles, 
westliches Fallen besitzen, trotz der starken granitischen Infiltrationen 
in der Nähe des Kontakts mit dem Gneise ziemlich scharf von diesem 
getrennt ist und öfters Schollen in dem letzteren bildet, ist die Grenze 


!) Vergl. Mitteilungen der Wiener mineralog. Gesellsch. Nr. 54, Sitzung vom 
6. Februar 1911. i 


260 Verhandlungen. Nr. 11 


zwischen Gneis und Granulit meist unscharf und es gibt, wie schon 
oben angedeutet, Übergänge zwischen beiden. Die Granulitmassen 
bilden saigere Schlieren oder Gänge im Gneis. Der Gneis selbst zeigt 
mittelkörnige, schiefrig bis flasrige Textur, bisweilen mit erkennbarer 
Faltung, und granoblastische Struktur, die Gemengteile sind, namentlich 
der Quarz, verzahnt. Wesentlich sind Quarz, Orthoklas mit den von 
Reinhold!) beschriebenen, linealartigen Albiteinlagerungen, welche 
mit (001) (P) 76° bilden, wobei & im stumpfen Winkel liegt, Plagioklas 
(Andesin-Oligoklas mit zirka 23°, An: In Schnitten annähernd « 5—9° 
Auslöschung, ß =oder < als » des Quarzes, deutlich opt.—, die häufigen, 
myrmekitischen Zapfen und Zonen zeigen namentlich am Rande : 
zwischen 1 und 2, doch ist dieses Verhältnis des Stengelvolumens zum 
Feldspat nicht sicher festzustellen, da bald feinere, bald gröbere 
Stengel auftreten) und brauner Biotit. 


Diesen Gneis durchqueren nun zahlreiche pegmatitische Gänge, 
welche zumeist W—O streichen und unter zirka 40° nach Nord fallen, 
Sie führen meist Orthoklas, wenig Plagioklas, Quarz, Muskovit, etwas 
dunkelbraunen Biotit und Turmalin, letzteren mitunter in mehreren 


cm Länge und mehr als !/, cm Dieke, begrenzt von m (1010), a (1120), 


r (1011) und o (0221) (Bezeichnung nach Dana). Der oben erwähnte, 
grobkörnige Gang zeigte wenig oder keinen Turmalin, aber außer den 
wesentlichen Gemengteilen: Quarz, Orthoklas, Oligoklas-Andesin von 
den gleichen Eigenschaften wie die entsprechenden Minerale des 
Gneises — makroskopische, ziemlich zahlreiche graugrüne Körner und 
undeutliche Kristalle von gänzlich pinitisiertem Cordierit, ganz frische, 
hellrosa Körner und Stengel von Andalusit (« in der Richtung der 
Spaltrisse, rosa, B=y fast farblos; die Beobachtungen konnten nur 
an Spaltstückchen gemacht werden, da im Schliffe selbst der Andalusit 
nicht getroffen war), dunkelbraunen Biotit (Achsenwinkel schwankend, 
zwischen 0O—29°, an zwei deutlich zweiachsigen Blättchen wurde mittels 
Mikrometerokular 2 #=26° und 29° gefunden), Muskovit, Nadeln von 
Sillimannit; dünne Häute zwischen den Gemengteilen wurden von 
Pyrit gebildet. 

Im Innern eines pinitähnlichen Aggregats wurde noch ein unbe- 
stimmtes Mineral beobachtet: dasselbe zeigte starken Zonenbau und 
einen groben, schief in den Schnitt einfallenden Spaltriß, | welchem 
die Auslöschung im großen und ganzen erfolgte, wenn sie auch in den 
äußeren Zonen etwas davon abwich. Die Lichtbrechung war wenig 
verschieden von Canada-Balsam, die Farbe etwas gelblich. Die zentralen 
Partien zeigten sehr kleinen Achsenwinkel um 7, im Schliff waren 
eine Achse und die Bissectrix zu beobachten, 2 E dürfte zirka 60° 
betragen. Gegen die äußeren Zonen zu verschwanden sowohl Achse 
wie Bissectrix aus dem Gesichtsfelde. Die Achsenebene lag ungefähr 
senkrecht zu der Trasse des Spaltrisses.. Mit Ausnahme der Licht- 
brechung, die auch für Prehnit zu niedrig war, würden diese Eigen- 
schaften für Klinozoisit stimmen. Ein zweiter Schnitt konnte nicht 
gefunden werden. ‚ 


!) Tsechermaks miner.-petrogr. Mitteil. 29, 1911, 124, 


1911 Bericht vom 31. August. ©. Hlawatsch und R. Lepsius. 261 


Diese Mineralien sind nun allerdings von Niederösterreich bereits 
bekannt, von Cordierit gibt Sigmund (Die Minerale Niederösterreichs, 
Wien 1909) wohl nur das Auftreten im Cordieritgneis von Zwettl 
ohne Beschreibung von Pinitisierung und ohne Angabe, ob er auch 
makroskopisch erkennbar ist, an; Andalusit nennt das genannte Werk 
im Pegmatit (Schriftgranit) von Felling, ferner in Sillimannit umge- 
wandelte Säulen im Glimmerschiefer von Schönau bei Zwettl. 

Eigentümlich ist jedenfalls das Auftreten von drei verschiedenen 
Tonerdesilikaten: Sillimannit, Andalusit und Dumortierit in granit- 
pegmatitischen Gängen, die keinerlei Einwirkung der Dynamometa- 
morphose zeigen. Man wäre versucht, anzunehmen, daß hier eine nach- 
trägliche Neubildung aus den Bestandteilen eines tonerdereichen, 
kristallinen Schiefers, der vom Gmneise umschlossen wurde, in den 
Spalten vor sich ging. Tatsächlich finden sich im Granulite nicht selten 
stark schiefrige oder flasrige, glimmerreiche Fetzen. 


Wie die Gleichheit der Eigenschaft der Feldspate in Gneis und 
Pegmatitgang andeutet, ist sicher eine wesentliche Verschiedenheit 
in der Substanz von Gneis und Pegmatit, wenn man vom Biotit absieht, 
nicht vorhanden. Vielleicht ist auch der Cordierit auf Kosten des 
Biotits gebildet worden. 


Literaturnotizen. 


R. Lepsius. Die Einheit und die Ursachen der dilu- 
vialen Eiszeit in den Alpen. Mit 12 Profilen im Text. Ab- 
handlungen der Großh. Hessischen Geologischen Landesanstalt zu 
Darmstadt. V. Bd., Heft 1, Darmstadt 1910. 


Als Reaktion auf die von Penck und Brückner wohl allzu reich und 
allzu künstlich verästelte Glazialgeschichte drängt sich jetzt eine entgegengesetzte 
Strömung mehr hervor, welche mit allen Mitteln strebt, sämtliche glazialen und 
interglazialen Ablagerungen als Gebilde einer einzigen Eiszeit hinzustellen. 


Geinitz hat diesen Standpunkt für Norddeutschland schon lange vertreten. 
Ihm schloß sich Lepsius im II. Bd. seiner Geologie von Deutschland an und in 
der vorliegenden Schrift macht dieser Autor nun den Versuch, auch die alpinen 
Eiszeiten nach diesem einfachen Schema zu beschneiden. Die Aufgabe, welche 
sich Lepsius gestellt hat, besteht in der Beantwortung der Frage, ob die für Nord- 
europa von ihm angenommenen Ursachen der Vereisung in gleicher Weise auch 
für die Alpen passen und ob nicht auch hier drei hauptsächliche Perioden vor- 
handen seien: 


a) Die boreale, in welcher die Gletscher von den überhöhten Gebirgen bis 
zur weitesten Verbreitung vorrückten; 


b) die atlantische, die erste Rückzugsperiode; 
c) die skandinavische oder hier alpine, die zweite Rückzugsperiode. 


Der Autor befindet sich in der glücklichen Lage, auch in den Alpen nur 
Bestätigungen seiner Ideen zu finden, indem es ihm auf Grund seiner Beobach- 
tungen gelingt, die glazialen und sogenannten interglazialen Erscheinungen im Be- 
reiche der Alpen auf eine einheitliche Vereisung und das Vorrücken und Rück- 
schreiten der Gletscher auf tektonische Ursachen zurückzuführen. 

Wie in Nordeuropa, so sollen auch in den Alpen die Gletscher während der 
Diluvialzeit nur einmal in ihre Vorländer hinabgestiegen sein, nur einmal sich in 
die Zentralketten zurückgezogen haben. 


962 Verhandlungen. Nr, 11 


Die Schneegrenze soll zur diluvialen Eiszeit nicht tiefer als heute gewesen 
sein, dagegen sollen sich die Alpen und ihre Vorländer ebenso wie ganz Europa 
in einem höheren Niveau über dem Ozean und damit in einem kälteren Klima 
befunden haben. Durch etappenweise Absenkungen wurde dann der Rückzug der 
Eismassen herbeigeführt. Um nun diese Behauptungen zu stützen, beschreibt der 
Verfasser seine Beobachtungen über Schweizer Schotterfelder, sogenannte inter- 
glaziale Ablagerungen, Achenschwankung und Bühlstadium, Entstehung der alpinen 
Randseen, über Schneegrenzen und Löß. 


Für die Schotterfelder kommt er zu dem Ergebnis, daß die älteren und 
jüngeren Deckenschotter sowie die älteren Hochterrassenschotter einer Eiszeit zu- 
gehören, und zwar der borealen Periode der weiter vordringenden Gletscher. Es 
sind fluvioglaziale Absätze, welche nacheinander folgten, getrennt voneinander durch 
Erosionseinschnitte, welche direkt an den Flüssen und Schmelzwassern der 
Gletscher, indirekt durch tektonische Bewegungen erzeugt wurden. Das Alpenge- 
birge und der europäische Kontinent stiegen absolut höher an, die oberrheinische 
Tiefebene und die Donautiefebene sanken relativ tiefer ab. Beide Bewegungen 
erfolgten in gewissen Etappen. Während der ersten Rückzugsperiode, der atlan- 
tischen, wurden ebenfalls Hochterrassenschotter gebildet. Diese sind jedoch jünger 
als diejenigen Hochterrassenschotter, welche von den am weitesten vorgestoßenen 
Gletschern der Haupteiszeit in der borealen Periode überflutet wurden. r 


Interglaziale Ablagerungen sind im Bereiche der Alpen keine vorhanden. 
Die Schieferkohlen von Utznach, Dürnten und Wetzikon sollen in unmittelbarer 
Nähe des Rhein-Linthgletschers, und zwar vor der Haupteiszeit abgelagert sein. 
Auch die etwas jüngere Flora von Güntenstall entstammt der nächsten Nähe des 
Eises,. Nach R. Lepsius besaß Europa im Eiszeitalter ein kontizentales, keiu 
ozeanisches Klima. Die Flora der Dryastone gehört der letzten Rückzugsperiode 
der Alpengletscher an. Es sind supramoränale fluviatillakustre Ablagerungen in 
der Moränenlandschaft der letzten Rückzugsperiode. 


Da die Gletscher noch jetzt an manchen Stellen bis in die Waldregionen 
herabsteigen, so können die sogenannten Interglazialzeiten der Alpen nicht auf 
fossile Pflanzenlager begründet werden, die irgendwo zwischen glazialen Schottern 
oder Moränen liegen. 


Die Ablagerungen von Utznach-Dürnten und von Güntenstall sind nach 
Lepsius vortreffliche Beispiele von Ablagerunger, welche im Vorstoß und im 
Rückzugsstadium von diluvialen Gletschern abgesetzt wurden. Es sind keine inter- 
glazialen Gebilde im alten Sinne dieses Wortes, sondern Absätze im Oszillations- 
bereiche des Rhein-Linthgletschers. Die berühmte Höttinger Breccie wird von 
Lepsius ebenso wie der Kreidemergel in der Borlezzaschlucht am Iseosee in die 
Pliocänzeit zurückverlegt. 


Die Beweisführung ist in beiden Fällen außerordentlich einfach. An der 
Hand eines alten, aus A. Pencks „Die Vergletscherung der deutschen Alpen“ 1882 
entnommenen Profils zeigt uns Lepsius, daß am Gehänge nördlich von Innsbruck 
zwei Gehängebreccien, eine obere weiße und eine untere rote vorkommen. Nur 
die rote Breccie kommt mit GlJazialablagerungen in Berührung, die weiße dagegen 
nicht. Nur in der weißen Breceie ist die bekannte pontische Flora gefunden 
worden. Da sich nun nach Lepsius Gehängeschutt an diesen Bergen jederzeit 
und überall gebildet haben kann, ist kein Beweis vorhanden, daß die beiden Brec- 
cien gleichaltrig sind. Die weiße Breccie ist angeblich weder über- noch unter- 
lagert von Moränen, sie enthält keine erratischen Blöcke noch irgendwelchen 
glazialen Schutt, sie kommt überhaupt in keinen Kontakt mit Moränen. Aus der 
Lagerung ist also kein Beweis weder für ein glaziales noch interglaziales Alter 
der weißen Breccie zu entnehmen. Die Pflanzen aber weisen auf ein milderes Klima 
hin, das etwa dem heutigen an den pontischen Gebirgsabhängen entspricht. 
Würde man nun für die Höttinger Breccie ein interglaziales Alter annehmen, so 
wäre es unverständlich, wie eine pontische Flora, die doch zuerst durch eine Eis- 
zeit von der Höttingeralm vertrieben worden wäre, plötzlich nach derselben wieder 
hier erscheinen konnte. Das angezeigte wärmere Klima kann nach Lepsius nur 
der präglazialen, also pliocänen Zeit zugewiesen werden. Einen direkten Beweis 
für das pliocäne Alter der Höttinger Flora findet der Autor in den geologisch 
ganz klaren Profilen der pflanzenführenden Schichten am Iseosee, in denen die- 
selbe pontische Flora wie in der weißen Höttinger Breccie liegt. 


1911 Bericht vom 21, August. R. Lepsius. 263 


Das Interglazial der Borlezzaschlucht bei Sellere und Pianico. ist von 
Baltzer am eingehendsten beschrieben worden. Lepsius gibt ebenfalls eine 
ziemlich ausführliche Schilderung mit drei Profilen. 

Nach seiner Darstellung wird die weiße Seekreide der Borlezzaschlucht 
nirgends von einer Moräne unterlagert. Sie liegt direkt dem Grundgebirge auf 
und wird von Grundmoränen überlagert. In ihr findet sich neben reichen Diatomeen 
eine Flora mit Rhododendron ponticum. Diese weiße Seekreide (Marna bianca) 
ist nur im oberen Teil der Borlezzaschlucht vorhanden, während im unteren Teil 
glaziale Tone und Moränen eingelagert sind. Die hier zwischen Moränen einge- 
schalteten grauen Bändertone, welche Baltzer für Aquivalente der Seekreide 
hält, sind nach Lepsius davon weit verschieden. Die meisten Diatomeenmergel 
sind chemisch und mikroskopisch typische Süßwasserkreide, die glazialen Geschiebe- 
mergel dagegen wechsellagern ganz unregelmäßig mit groben Quarzsanden und 
Geröllagen und führen viele Geschiebe. Die Flora der Seekreide stimmt nun mit 
jener aus der weißen Böttinger Breccie überein und wird von Lepsius als wahr- 
scheinlich oberpliocän bezeichnet. 

Die Achenschwankung und das Bühlstadium Pencks werden von Lepsius 
geradezu als Beispiele für die Unsicherheit der bisherigen Einteilungen des strati- 
graphischen Schemas des Eiszeitalters angeführt. Die Entstehung der Inntalterrassen 
aus der Verlandung eines durch den Zillertalgletscher gestauten Sees von über 
40 km® Inhalt weist Lepsius zurück, weil der Zillertalgletscher nie einen so un- 
geheuren Wasserdruck hätte aushalten können. 

Ebenso erscheint es ihm mechanisch unmöglich, daß der Bühlgletscher 
einerseits oberhalb Kufstein (487 m) enden und gleichzeitig am Fernpaß und See- 
felder Sattel bis 1600—1800 m emporklettern soll. Er rechnet alle Moränen und 
erratischen Blöcke an diesen Pässen und nordwärts davon der einen großen Über- 
flutung in der Eiszeit zu. Des weiteren ist er der Ansicht, daß man nicht ohne 
weiteres die Schotterbildungen der verschiedenen Talsysteme als gleichzeitige 
Bildungen auffassen dürfe. Die sogenannten Hochterrassen des Aargaues und des 
Inntales brauchen nicht gleichzeitig entstanden zu sein. 

Ganz ablehnend äußert sich Lepsius gegen die Lehre von der Glazialerosion. 

Die Frage nach der Entstehung der alpinen Randseen ist für Lepsius 
gleich mit der Frage, wie dieselben aufgestaut wurden. Er denkt dabei, ebenso 
wie Heim und Baltzer, daß die betreffenden Talstrecken bei der Absenkung 
des Alpenkörpers zur jungdiluvialen Zeit ertranken, weil die Vorländer und die 
nächst vorliegenden Gebirge weniger tief absanken als der Alpenrand. Diese Ab- 
senkung soll erst in jüngster Diluvialzeit erfolgt sein und vielleicht noch jetzt 
andauern. Im besonderen werden Iseosee und Gardasee in die Diskussion herein- 
gezogen. 

Charakteristisch sind die einzelnen Aussprüche, mit welchen die Glazial- 
erosion abgetan wird: „Härtere Körper, die Gesteine, können nicht 
durch weichere Körper, das Eis, durchgeschnitten werden; man 
zersägt die Granite mit Schmirge), aber nicht mit Butter.“ Nach 
diesem Satze wäre zum Beispiel auch keine Erosion durch Wasser möglich. 


Noch merkwürdigere Ansichten äußert der Verfasser bei der Besprechung 
des Gardasees. Er schreibt: 


„Als der Sarcagletscher am Monte Nota und am Monte Baldo seine 
erratischen Blöcke in Höhen bis zu 800 m über dem Seespiegel absetzte, konnte 
er mit seiner Unterfläche unmöglich auf einer mehrere hundert Meter tiefen 
Wassermasse schwimmen; das ist physikalisch unmöglich. Der Gletscher konnte 
aber auch das Wasser des Sees nicht aus seiner Tiefe herausdrücken — das 
ist ebenfalls physikalisch unmöglich, da das Eis leichter ist als Wasser und also 
wie in dem arktischen und antarktischen Meere auf dem Wasser schwimmen 
müßte. Die Auskolkung der Seetiefe durch den Sarcagletscher ist aus denselben 
Gründen ausgeschlossen: falls der Gletscher im festen Gebirge eine Tiefe erodieren 
könnte — was ich leugne, wie ich wiederholt hervorgehoben habe — aber ange- 
nommen, der Sarcagletscher hätte wirklich begonnen, sich hier eine Taltiefe 
auszukolken, so müßte sich diese Taltiefe ja sofort mit Wasser füllen und den 
Gletscher an die Oberfläche seiner Seetiefe heben, wodurch dann der Gletscher 
jede ihm etwa innewohnende erodierende Kraft verloren hätte... 

Kein Gletscher der Welt fließt geschlossen ins Meer, kein Gletscher ver- 
drängt das Wasser eines Sees, sondern er schwimmt zerstückt auf der Wasser- 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 11. Verhandlungen. 41 


264 Verhandlungen. Nr. 11 


fläche. Der Grund hierfür ist ein physikalischer: Das Gletschereis ist an sich 
und außerdem durch die vielen Luftblasen, die es enthält, leichter als Wasser: 
sein spezifisches Gewicht ist bei 0° in den Alpen 0'86 bis 091°, je nachdem es 
Luftblasen in größerer oder geringerer Menge enthält. 

Die auf dem See schwimmenden Eisberge und Eisstücke hätten keinen 
Druck ausüben können auf die Bergflächen und hätten nicht die an so vielen 
Stellen über dem Gardasee sichtbaren Gletscherschliffe erzeugen können. Noch 
viel weniger hätte ein im Wasser schwimmender Eisberg größere Schollen fort- 
schieben können wie die Scholle von Scaglia, welche bei Torri über Tithon vom 
Sarcagletscher fortgeschoben und mit Moränenmaterial verknetet wurde. Die 
Auskolkung der oberitalienischen Seen durch die diluvialen Gletscher ist also 
aus physikalischen und mechanischen Gründen unmöglich. Es bleibt demnach 
meiner Ansicht nach nur die eine Erklärung der Seetiefen übrig: es sind er- 
trunkene Flußtäler, ertrunken in der jungdiluvialen, oder wie ich sie genannt 
habe, in der skandinavischen Periode des Diluviums.“ 


Ich begnüge mich, diese Äußerungen einfach hervorzuheben und halte eine 
Kritik derselben für überflüssig. 

Den Berechnungen der Schneegrenzen für die verschiedenen Phasen der 
Eiszeit, wie sie von Penck und Brückner vielfach ausgeführt wurden, erkennt 
Lepsius nur geringen Wert zu. Er glaubt jedoch, dieselben vielleicht in dem 
Sinne verwenden zu können, daß uns die Differenzen der Schneegrenzen einen 
ungefähren Anhalt geben, wie viel höher im Eiszeitalter die Alpen über dem 
Meere standen als jetzt. 

Wenn also das Maximum der Differenz der früheren und der jetzigen Schnee- 
grenzen (nach Penck und Brückner) zirka 1250 »n betragen soll, so würde das 
heißen, daß die Alpen in der borealen Eisperiode um zirka 1250 m höher standen 
als heute. 

Die Abnahme der Vergletscherung in den Alpen von Westen gegen Osten 
bringt Lepsius mit der Abnahme der Höhenlage in Verbindung. Die regionalen 
tektonischen Bewegungen dürften auch in der Eiszeit in den Westalpen stärker 
gewesen sein als in den Ostalpen. 

Die Lößgebiete dehnen sich im nördlichen Vorlande der Alpen hauptsächlich 
nördlich der Jungmoränenlandschaft aus, und zwar nur auf den Hochterrassen, 
nie auf den Niederterrassen. Danach läßt sich bestimmen, daß der Löß nach der 
borealen, während der atlantischen und vor der skandinavischen Periode entstanden 
ist. Nur in dieser Periode wurden einerseits durch den Rückzug der Eismassen 
weite Schotter- und Moränenflächen entblößt und anderseits begünstigte ein kon- 
tinentales Klima die Steppenbildung. Die Lößsteppen sollen nicht ohne Regen 
gewesen sein, sondern etwa 30—40cm jährliche Niederschläge bekommen haben. 
Beim letzten Rückzug der Gletscher in der skandinavischen Zeit konnte kein Löß 
gebildet werden, da das Klima bereits ozeanisch geworden war. Auf der Südseite 
der Alpen fehlt der Löß, dort war in der atlantischen Periode kein hochgelegenes 
Vorland vorhanden. 


Zum Schlusse der Abhandlung gibt der Verfasser noch eine übersichtliche 
Zusammenstellung seiner Meinungen und eine Tabelle seiner Glazialgeschichte. 
Daneben werden noch Bemerkungen über den prähistorischen Menschen einge- 
schaltet. Nach Lepsius sind sämtliche prähistorischen menschlichen Ansiedlungen 
in der Schweiz jünger als die große Vergletscherung. Sie scheiden sich in zwei 
Kulturen nach verschiedenen Zeiten, der paläolithischen (atlantische Periode) und 
der neolithischen (skandinavischen) Periode. Der paläolithische Mensch soll von 
Westen her, von der versunkenen Atlantis, der neolithische von Osten, aus Asien 
her, gekommen sein. Die Dauer der Eiszeit schätzt Lepsius wesentlich geringer 
als Penck und Brückner. Die skandinavische Periode würde etwa 7000— 10.000 
Jahre vor unsere Zeit zurückreichen. 

Die hier besprochene Schrift von R. Lepsius fordert in mehr als einer 
Hinsicht auf, gegen dieselbe Stellung zu nehmen. 

Sie hat vom Anfang bis zum Ende lediglich den Charakter einer Umdeutung, 
sie vermag sich nirgends auf neue, noch unbekannte Tatsachen zu stützen, sie 
bietet keine Bereicherung an Beobachtungsmaterial, sie greift nur schon längst 
bekannte und viel genauer beschriebene Erscheinungen heraus, um so sie einer 


von vornherein bereits feststehenden Idee dienstbar zu machen. Das Recht zur 


Umdeutung und freien Kombination der gegebenen wissenschaftlichen Beobachtungen 


1911 Bericht vom 31. August. R. Lepsius. 26 


ort 


steht freilich jedem offen, entscheidend ist nur die Art und Weise, wie davon 
Gebrauch gemacht wird. 

Das Buch enthält eine Reihe von sehr angreifbaren Stellen — zwei sind im 
vorigen zitiert worden. Von den Darlegungen, die einer ernsteren Widerlegung 
wert erscheinen, will ich mich aber bei meiner Kritik nur mit jenen Angaben be- 
schäftigen, die dem Bereiche des Inntales entnommen sind, mit dessen glazialen 
und interglazialen Ablagerungen ich seit dem Jahre 1896 fort und fort zu tun hatte. 
Da ist zunächst die Höttinger Breccie. 

In dieser Frage zeigt Lepsius, daß ihm die ganze neuere geologische 
Literatur dieses Gebildes unbekaunt geblieben ist, oder daß er über dieselbe zu 
schweigen für gut findet. Er glaubt, die Angelegenheit dadurch lösen zu können, 
daß er das alte Märchen von der Verschiedenheit der oberen weißen und unteren 
roten Breccie noch einmal vorerzählt. 


Diese Frage wurde von mir und W. Hammer bereits bei der Kartierung 
des südlichen Teiles des Karwendelgebirges im Maße 1:25.000 in den Jahren 
1896—97 erledigt, indem gezeigt wurde, daß es nur Fazies einer und derselben 
großen Schutthalde sind. Ebenso ist die Behauptung unrichtig, daß die weiße Breccie 
keine erratischen Geschiebe enthalte und nirgends mit Moränen in Berührung komme. 
Ich verweise hier, abgesehen von älteren Angaben von Penck und Blaas, auf 
meine Arbeit über die Gehängebreceien im Jahrbuch der k. k. geol. R.-A., Wien 
1907, Bd. 57, 4. Heft. In dieser Arbeit wurden von mir auch noch weitere Be- 
weise für die interglaziale Stellung der Höttinger Breccie auf Grund von neuen 
Aufschlüssen beigebracht. 

Eine ähnliche Nichtberücksichtigung der neueren Glazialgeologie tritt des 
weiteren bei den EKrörterungen über Achenschwankung und Bühlstadium zutage. 

Lepsius bemüht sich hier, in allgemeinen Erwägungen das zu sagen, was 
schon vorher in exakter Weise und sehr ausführlich bewiesen worden ist. 

Ich habe in mehreren Abhandlungen das Tatsachenmaterial vorgelegt, 
welches zwingt, von einer Entstehung der Inntalterrassen im Stausee des Ziller- 
talgletschers abzusehen und welches die Nichtexistenz des Büklstadiums im Inntal 
verbürgt. Daß sich im Inntal nicht nur die Gehängebreccien, sondern auch die 
mächtigen Inntalterrassen als zwischen zwei Vergletscherungen eingeschaltete Er- 
scheinungen herausgestellt haben, ist dem Autor ebenfalls unbekannt geblieben. 

In meinen letzten Arbeiten über die Entstehung der Inntalterrassen (Zeit- 
schrift für Gletscherkunde, III. Bd., 1908, Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1908, 
Nr. 4) ist auch bereits darauf hingewiesen, daß sich die Bildung dieser großen 
Talverschüttung am leichtesten durch den Einfluß von tektonischeun Bewegungen, 
durch ungleichmäßige Niveauverschiebungen erklären läßt. 


Ich habe mich damals ausdrücklich gegen eine Verallgemeinerung dieser 
Hypothese ausgesprochen, eine Umdeutung des vorliegenden Materials ohne neue 
präzisere Beobachtungen und kartographische Aufnahmen abgewiesen und war 
seitdem bemüht, solche Untersuchungen in verschiedenen Flußgebieten anzustellen. 

Lepsius bringt nun ohne Scheu eine Umdeutung der gesamten Glazial- 
stratigraphie auf tektonischem Wege, die in ihrer gar zu einfachen Auffassung dem 
gewiß berechtigten Gedanken an tektonische Mitarbeit bei den Glazialvorgängen 
nur zum Schaden gereichen kann. 

In einer so einseitigen Weise sind die Glazialereignisse in den Alpen nicht 
zu erklären, wenn ich auch nach meinen Forschungen glaube, daß nicht mehr als 
zwei Vergletscherungen nachweisbar sind. 


Zwei Vergletscherungen habe ich aber an sehr vielen und weit auseinander- 
liegenden Stellen unzweideutig erkennen können. Tektonische Bewegungen spielen 
auch nach meiner Überzeugung eine wichtige und bisher zu wenig beachtete 
Rolle bei dem Wechselspiei der Vergletscherungen und jenem der großen Auf- 
schüttungen und Erosionen. Das stärkere Betonen der geologischen Anschauungs- 
weise gegenüber der ausschließlich klimatischen und geographischen ist jedenfalls 
ganz berechtigt. 

Wir sind in der Glazialstratigraphie heute noch lange nicht bei abschließenden 
Urteilen angelangt, gar viele und genaue Arbeit ist dazy, noch nötig und wenn 
Lepsius seine Ideen nicht als eine Lehre, sondern als 'eine Anregung gegeben 
hätte, so wäre ihr Wert richtiger zu bemessen gewesen. 

(Otto Ampferer.) 


41* 


966 Verhandlungen, N£IBI 


A. Grund. Beiträge zur Morphologie desDinarischen 
Gebirges. Geographische Abhandlungen. Leipzig 1910. 


Von dieser Arbeit soll hier nur insoweit Notiz genommen werden, als sie 
das auch für den Geologen wichtige Thema der Karsthydrographie berührt. Das 
betreffende Kapitel ist eine Verteidigung der vom Verfasser im Jahre 1903 auf- 
gestellten Karstwasserhypothese gegen die auf sie seither erfolgten Angriffe. In 
einem Punkte bekennt Grund ein, sich geirrt zu haben. Die Behauptung, daß 
das zirkulierende und in seinen Niveauständen veränderliche Karstwasser von einem 
stagnierenden Grundwasser unterlagert sei, wird gänzlich zurückgenommen. Anderen 
Einwänden gegenüber wird erklärt, daß sie nur einer mißverständlichen Auslegung 
der Worte des Autors entsprungen seien. Das Vorkommen durchgängiger Höhlen- 
flüsse ist mit der Karstwasserhypothese vereinbar und nicht als Beweis gegen sie 
anzuführen. Dasselbe soll betreff3 des Fließens von Kluftwasseradern über dem 


Grundwasserniveau gelten. Auch die Meinung, daß Grund die Möglichkeit positiver . 


Ergebnisse von Färbeversuchen leugne, beruht auf einem Mißverständnis. Die von 
Hydrotechnikern und Höhlenforschern beobachtete Zusammenhangslosigkeit der 
Karstwasseradern lehnt Verfasser als Beweis gegen seine Hypothese damit ab. 
daß er erklärt, der „einheitliche Karstwasserspiegel“ sei nur eine „abstrakt- 
theoretische Aufstellung“ gewesen, und zugibt, daß dieser Spiegel in Wirklichkeit 
viele Störungen und Zerreißungen erleide. In besonderen Abschnitten wendet sich 
der Autor gegen die Einwürfe v. Knebels, daß er das Ausmaß der Karstwasser- 
schwankungen sehr überschätze und daß die Karstwasserhypothese mit der Ver- 
breitungsweise der Quellen nicht vereinbar sei. Des weiteren bekämpft er Katzers 
Lehre von den geschlossenen Karstgerinnen und am Schlusse sucht er jene Argu- 
‚mente gegen seine Hypothese zu entkräften, welche Katzer aus den Erscheinungen 
der Poljenüberschwemmung abgeleitet hat. Bezüglich eines Falles gibt er aber zu, 
daß er einen „ernsthaften“ Einwand gegen seine Hypothese begründen könnte. 


(Kerner.) 


Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23. 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25. 


Verhandlungen der k Pi Reichganstlt 


Bericht vom 30. September 1911. 


Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: Ernennung Dr. F.Kossmats zum Professor an 


der Technischen Hochschule in Graz. — Eingesendete Mitteilungen: R. Hoernes: 
Gerölle und Geschiebe. — F. Heritsch: Die Trofaiachlinie.e — H. Mohr: Bemerkungen zu 
St. Richarz’ „Die Umgebung von Aspang am Wechsel (Niederösterreich)“. — Literatur- 


notizen: A. v. Böhm, Zittel K. A. v., J. J. Jahn. 
NB. Die Autoren sind für den Inhalt Ihrer Mittellungen verantwortlich. 


Vorgänge an der Anstalt. 


Seine k. u. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster 
Entschließung vom 21. September 1911 den Adjunkten der k.k. 
geologischen Reichsanstalt und mit dem Titel eines Extraordinarius 
bekleideten Privatdozenten der Universität Wien Dr. Franz Kossmat 
zum ordentlichen Professor für Mineralogie und Geologie an der tech- 
nischen Hochschule in Graz Allerenädigst zu ernennen geruht. 


Eingesendete Mitteilungen. 
Rudolf Hoernes. Gerölle und Geschiebe. 


In einer kürzlich veröffentlichten Mitteilung über die von ihm 
in der Libyschen Wüste genauer beobachtete Bildung von Wind- 
kantern betont Johannes Walther wie mir scheint mit vollem Recht 
am Eingang seiner Darlegungen, daß zwar in der Paläontologie das 
Prinzip der Priorität bei der Namengebung streng durchgeführt 
wird, daß man hingegen auf dem Gebiete der allgemeinen Geologie 
in der Anwendung der Termini techniei sehr weitherzig gewesen 
sei. Mit Recht sagt Walther: „Namen, welche in der Literatur für 
bestimmte Erscheinungen von dem einen Autor angewandt worden 
‚sind, wurden von anderen oftmals in abweichendem Sinne gebraucht 
oder durch neue Namen ersetzt, und manche Diskussionen über Fragen 
der allgemeinen Geologie würden wesentlich vereinfacht sein, wenn 
. eine streng durchgeführte Terminologie nach den in den systematischen 
Wissenschaften geltenden Regeln auch hier Anwendung gefunden 
hätte“ 1%. Er meint, daß sich dieser Gedanke jedem aufdrängen müsse, 


ı) J. Walther, Über die Bildung von Windkantern in der Libyschen Wüste, 
Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft, 1911, Monatsberichte Nr. 7, 
pag. 410. 

K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 12. Verhandlungen. 49 


968 Verhandlungen. Nr. 12 


der die umfangreiche Literatur überschaue, in der von „Geröllen“ 
und „Geschieben“ die Rede ist und bemerkt: „Das Wasser rollt und 
das Eis schiebt. In folgerichtiger Anwendung kann man .daher alle 
vom Wasser geformten und verfrachteten Gesteinsstücke nur als Ge- 
rölle, alle vom Eis transportierten Bruchstücke aber als Geschiebe 
bezeichnen“. Diese Unterscheidung nach dem Medium, in welchem 
die Bewegung und Formgebung stattfindet, ist allerdings bei vielen 
Geologen üblich. Man könnte für sie allenfalls die Definition geltend 
machen, die Hermann Credner im petrographischen Teil seiner 
„Elemente der Geologie“ bei Besprechung der losen Haufwerke oder 
Akkumulate gibt: „Gerölle sind gerundete, regellos übereinander- 
gehäufte Gesteinsbruchstücke. Erratische Blöcke oder Ge- 
schiebe, zuweilen nur wenig abgerundete, kopf- bis weit über meter- 
große Fragmente der verschiedenartigsten Gesteine sind durch Gletscher 
von ihrem Ursprungsorte an ihre jetzige Fundstelle transportiert worden 
und zeigen deshalb nicht selten Gletscherschliffe und Schrammen“ ?). 
Credner gebraucht die Worte Gerölle und Geschiebe aber auch in 
anderem Sinne. So spricht er bei Erörterung der Erdpyramiden, als 
deren ausgezeichnetstes Beispiel er die im Glazialschutt von Bozen 
gebildeten anführt, von lockeren, lehmig-sandigen Schuttanhäufungen, 
welche größere Gesteinsfragmente und Gerölle umfassen ?), während 
er bei Besprechung des Transportes und der Absätze von seiten 
fließender Wässer ausführt, daß unter normalen Verhältnissen nur 
Sand und Schlamm von den Gebirgsbächen treibend und schwebend 
fortgeführt, die größeren Geschiebe hingegen auf ihrem Boden 
fortgerollt werden). Er spricht dann von dem besonders großen 
Geschiebetransport bei hohem Wasserstand, von der Geschiebe- 
menge der Reuß, des Rheins, der Ache und der Donau; dann aber 
wieder von dem Absatz der „Gerölle“ bei geringerer Stromgeschwindig- 
keit und von der Erhöhung des Strombettes durch Flüsse, welche 
sroße „Geröllmengen“ mit sich führen. Credner gebraucht also 
die Ausdrücke Gerölle und Geschiebe für größere, durch fließendes 
Wasser bewegte und durch längeren Transport geformte Gesteins- 
stücke als vollkommen gleichwertig. Dasselbe ist merkwürdiger- 
weise auch bei Emanuel Kayser der Fall. Er sagt*): „Die von den 
Bächen und Flüssen mitgeführten harten Stoffe werden je nach ihrer 
Größe und Schwere entweder schwebend fortgetragen oder auf dem 
Boden des Flußbettes fortgeschoben. Man bezeichnet die Festkörper 
der ersteren Art als schwebende Teile, die der letzteren als 
Gerölle oder Geschiebe“ und spricht dann bei Erörterung der 
zur Fortbewegung nötigen Strömungsgeschwindigkeiten von bohnen- 
großen, dann von 1!/, kg schweren Geschieben, später von der gegen- 
seitigen Scheuerung der „Rollstücke“, von der Abnahme der Größe der 
Gerölle und Geschiebe und gebraucht genau so wie Credner die 
beiden Worte als vollkommen gleichwertig und gleichbedeutend. Er 


1) H. Credner, Elemente der Geologie, 9. Auflage, 1902, pag. 266. 

2) H. Credner, a. a. O. pag. 130. 

®) H. Credner, a. a. O. pag. 132. 

*) E. Kayser, Lehrbuch der allgemeinen Geologie, 3. Auflage, 1909, 
pag. 385. e 


1911 Bericht vom 30. September. Rudolf Hoernes, 269 


sagt 1) z. B.: „Bei Flüssen, die große Geröllmassen mit sich führen, 
bewirkt die fortwährende Ablagerung von Geschieben eine beständige 
Erhöhung des Flußbettes.“ 

Gewiß wäre es zweckmäßig, den beiden Ausdrücken Geschiebe 
und Gerölle eine bestimmte Bedeutung zuzuweisen und sie fortan 
nur in dieser zu gebrauchen; es scheint mir aber fraglich, ob der 
diesbezüglich von Johannes Walther gemachte Vorschlag so leicht 
zur allgemeinen Annahme gelangen könnte. Zunächst ist der Satz, 
von dem er ausgeht: „Das Wasser rollt und das Eis schiebt“, 
nur teilweise richtig. Die rollende Bewegung durch das Wasser ist 
eine normalerweise an die Küsten des Meeres und der größeren 
Binnenseen gebundene Erscheinung, die an Flüssen und Strömen 
nicht in gleicher Weise zu beobachten ist. Die Brandungswellen rollen 
tatsächlich die Gesteinstrümmer und erzeugen durch ihre Abnützung 
jene kugeligen oder walzenförmigen Körper, welche für marine Schotter 
so bezeichnend sind. Das fließende Wasser hingegen trägt feinere 
Gesteinsteilchen in der Trübung schwebend fort und schiebt das 
sröbere Material auf dem Grund des Flußbettes talwärts. Rollende 
Bewegung tritt nur ausnahmsweise ein, so bei Murgängen, wo die 
Stoßkraft der ungeheuren, in Bewegung gesetzten Massen hoch an- 
gewachsen ist, überdies der Unterschied zwischen dem Eigengewicht 
der mitgewälzten Felsblöcke und des transportierenden Mediums ein 
sehr geringer sein wird, da dieses Medium eben ein Gemisch von 
Wasser und reichlich beigemengtem festem Material geworden ist. 
Treffend sagt Josef Stiny: „Je mehr die Menge des mitgeführten 
Geschiebes im Gerinne anschwillt, desto größer wird die innere 
Reibung eines solchen Gemisches von Wasser und Material, bis sich 
schließlich von einer gewissen Grenze ab nicht mehr eine Hochflut, 
sondern eine zähflüssige Masse, aus Wasser, Erde, Sand, Schotter, 
Blöcken und Holz in buntem Durcheinander bestehend, einem Lava- 
strom gleich zu Tale wälzt; die geänderte Bewegungsart entspricht an- 
nähernd derjenigen zähflüssiger Massen, an die Stelle eines geschiebe- 
reichen Hochwassers tritt eine echte Mure“ 2). Da die Bewegung bei Mur- 
gängen nur durch kurze Zeit und auf einer relativ kurzen Wegstrecke 
erfolgt, wird die durch sie verursachte Umformung des Materials 
keine so charakteristischen Formen erzeugen können wie das Spiel 
der Brandungswellen, welche die Gesteinstrümmer immer von neuem 
in Angriff nehmen, oder der lange Transport durch fließendes Wasser, 

Es wurde oben gesagt, daß das letztere normalerweise größere 
Gesteinsstücke nur auf dem Boden des Flußbettes fortschiebt. Da- 
durch erhalten die Flußgeschiebe ihre charakteristische keilförmige, 
abgeflachte Form im Gegensatz zu der kugel- oder walzenförmigen 
der Meeresgerölle. Nur ausnahmsweise, an Stromschnellen und Wasser- 
fällen, entstehen durch rasch bewegtes, fließendes oder geradezu herab- 
stürzendes Wasser kugelige Abnützungsformen, die bekannten „Reib- 
steine“ der Riesentöpfe und Gletschermühlen, eine Ausnahme, welche 
durch die Seltenheit und Eigenart ihres Vorkommens die Regel be- 


2) E, Kayser, a. a. O. pag. 391. 
2) J. Stiny, Die Muren, 1910, pag. 2. 
42* 


70 Verhandlungen. Nr: 12 


stätigt, daB Flußgeschiebe und Meeresgerölle schon -in ihrer ‘Form 
die Art ihrer Entstehung verraten. Die Bildung der mehr oder minder 
kugelige Gestalt aufweisenden Reibsteine durch die strudelnde. Wir- 
kung des Wassers ist hinlänglich bekannt, so daß ich wohl bei ihr 
nicht länger zu verweilen brauche, ebensowenig bei der Tatsache, 
daß die Bildung von Riesentöpfen sowohl an Wasserfällen — im 
trockenen Sommer des Jahres 1857 konnten zahlreiche Strudellöcher 
an den Felsplatten des Rheinfalles bei Schaffhausen wahrgenommen 
werden — wie an Stromschnellen — ein ausgezeichnetes Beispiel 
bietet das alte Bett des Imatra in Finnland dar — wie durch das 
Schmelzwasser der Gletscher auf der Unterlage derselben — ich er- 
innere an die bekannten Riesentöpfe des Gletschergartens von Luzern — 
stattfindet; wohl aber möchte ich bemerken, daß, wie J. Stiny erst 
vor kurzem gezeigt hat, die Bildung solcher Erosionskessel nicht aus- 
schließlich an harte, widerstandsfähige Gesteine gebunden ist, sondern 
auch in weicherem Material zustande kommen kann, wofür er Bei- 
spiele aus dem miocänen Tegel Mittelsteiermarks anführt !). Das Bohr- 
und Schleifmaterial liefert in dem von Stiny erörterten Beispiel 
freilich nicht der Tegel selbst, sondern die von der Höhe des Sammel- 
gebietes herabgeschleppten Kiese und Sande, auch erreichen die von 
ihm geschilderten Miniaturriesentöpfe bald nur wenige Zentimeter 
Tiefe, bald sind sie mehrere Dezimeter tief in den Tegel eingesenkt. 
Stiny benützt die von ihm gemachte Beobachtung, um auf sie 
gestützt der von E. Geinitz als „Evorsion‘ bezeichneten Aus- 
strudelung und Auswirblung wenigstens in Bachabschnitten mit stärkerer 
und wechselnder Sohlenneigung eine größere Wirkung zuzuschreiben 
als der gewöhnlichen schleifenden Erosion durch die mitgeführten 
Geschiebe, welche sich mehr oder weniger auf Flußstrecken mit 
schwächerem und gleichmäßigem Gefälle beschränke. Das mag bis 
zu einem gewissen Grade richtig sein; doch erklärt die ungleich 
größere Ausdehnung der Flußstrecken mit geringerem und gleich- 
mäßigerem Gefälle leicht die enorme Menge der in fluviatilen Ab- 
lagerungen angehäuften Geschiebe im Gegensatz zu den nur an ein- 
zelnen Stellen zu treffenden, vergleichsweise seltenen Reibsteinen. 


Die österreichischen Geologen haben den Unterschied der Formen, 
welche die Brandung des Meeres und der Transport durch fließendes 
Wasser den Gesteinsbruchstücken aufprägen, seit langem richtig erkannt. 
So machte A. v. Morlot in einer Versammlung der Freunde der 
Naturwissenschaften in Wien am 15. März 1850 bei Besprechung der 
Aufeinanderfolge der Schichten in einer Ziegelgrube bei der Matzleins- 
dorferlinie auf eine Ablagerung von Quarzgeschieben aufmerksam, 
deren Form diejenige von Flußgeschieben und nicht von Meeres- 
geschieben sei, wie er an einem vorgelegten herzförmigen Stein zeigte ?). 
Eduard Suess erörterte 1862 den Unterschied von Geschieben und 
Geröllen bei Besprechung der fluviatilen Natur des Belvedereschotters 


1) J. Stiny, Zur Erosionstheorie. Mitteilungen des naturwissenschaftlichen 
Vereines für Steiermark, Bd. 47, 1911, pag. 83. = 

®) Haidingers Berichte über die Mitteilungen von Freunden der Natur- 
wissenschaften in Wien, Bd. VII, 1851, pag. 112. 


1911 Bericht vom 30."September. Rudolf Hoernes. Earl 


in treffender Weise: ‚Vergleicht man eine größere Anzahl solcher 
Geschiebe, so bemerkt man leicht, daß sie sich mehr oder minder 
einer und derselben typischen Form nähern, indem sie fast ohne 
Ausnahme nach dereinen Seitehinkeilförmigzugeschärft 
sind. Diese Gestalt, unterscheidet eben Geschiebe von Geröllen: 
sie wird hervorgebracht, indem Steine am Grunde eines fließenden 
Wassers durch die Strömung fortgeschoben werden. . Gerollte 
Steine, welche z. B. am Meeresstrande von der Brandung auf und ab 
bewegt worden sind, haben nie eine keilförmige, sondern eine gleich- 
mäßig ovale oder zylindrische Grundform. In der Schottergrube nächst 
dem Marxer Friedhofe bemerkt man eine Schotterbank, in welcher 
alle diese keilförmigen Geschiebe, in einfacher Reihe liegend, sich in 
schräger, etwa nach NW geneigter Richtung knapp aneinanderschließen, 
so die Wirkung einer aus NW kommenden Strömung unmittelbar 
verratend !). 

Übereinstimmend habe ich in der von mir nach des Verfassers 
Tod besorgten vierten Auflage von Gustav Leonhards „Grundzügen 
der Geognosie und Geologie“, 1339, den Unterschied zwischen Ge- 
röllen und Geschieben in der Auffassung von E. Suess festgehalten, 
während G. Leonhard in der dritten Auflage seines Werkes, 1874, 
noch Gerölle und Geschiebe als vollkommen gleichwertige Dinge be- 
handelt hatte ?), ebenso wie vor Jahren Karl Cäsar von Leonhard?). 
Ich. unterschied: „Geschiebe. Durch die Tätigkeit des fließenden 
Wassers talwärts geführte Gesteinsfragmente werden ihrer Ecken und 
Kanten beraubt, geglättet — der Fortbewegung auf dem Grunde der 
Gewässer entsprechend ist die Gestalt der meisten Geschiebe eine ab- 
geflacht eiförmige. Gerölle: Die Brandung des Meeres zertrümmert die 
Uferfelsen, zerkleinert die Felsblöcke und erzeugt durch die wiederholte 
rollende Bewegung den Geschieben ähnliche, allseitig gerundete, meist 
nicht abgeflachte Gerölle‘‘*). In ähnlicher Weise faßt auch Franz 
Toula den Unterschied zwischen Geröllen und Geschieben auf, nur 
legt er nicht auf die Entstehungsart, sondern auf die Form der Ge- 
steinsbruchstücke das Hauptgewicht und bezeichnet deshalb auch an 
Stromschnellen gebildete Körper als Gerölle. Er schreibt: „Gerölle 
sind Gesteinsstücke von kugeliger, walzenförmiger oder zylindrischer 
Form. Sie bilden sich hauptsächlich am Meeresstrande durch die 
rollende Bewegung in der Brandung, aber auch in rasch fließenden 
Gewässern. Geschiebe sind flache Gesteinsstücke mit abgerundeten 
Kanten, welche ihre eigentümliche keilförmige Gestalt der schiebenden 
Fortbewegung in ‚Flußbetten verdanken“ ).: Auch Ferdinand Löwl 
äußert sich bei Besprechung der klastischen Gesteine in ähnlicher 
Weise: :,,Die Bruchstücke, ‚die von Wasserläufen entführt werden, 


!) E. Suess, Der Boden der Stadt Wien, 1882, pag. 64 und 65. 

I G. Leonhard, Grundzüge der Geognosie und Geologie, 3. Auflage, 1874, 
ag. ; 
gr Se K. C. v. Leonhard, Lehrbuch der Geognosie und Geologie, 1835, 
pag. 76 und 270. 

*#) G. Leonhard, Grundzüge der Geognosie und Geologie. Vierte, durch 
R. Hoernes besorgte Auflage, 1889, pag. 104. 

°) F. Toula, Lehrbuch.der Geologie, 1900, pag. 146. 


272 Verhandlungen. Nr: 12 


stoßen vorerst ihre Kanten ab und gehen allmählich infolge der Reibung 
am Bette und aneinander aus grobem Schotter in flache, linsenförmige 
Geschiebe über. Wo das Gefälle so tief erniedrigt wird, daß die 
Stoßkraft des Wassers nicht mehr hinreicht, den Sohlenschutt weiter- 
zubringen, wird nur noch der Rückstand der zerriebenen Geschiebe, 
der aus Quarzkörnern bestehende Sand fortgerollt. Die feinsten Zer- 
fallstoffe aber treiben als Flußtrübe dahin. Die Scheuersteine, die 
das Gletschereis in der Grundmoräne zuschleift, zeigen im Gegensatze 
zu den Flußgeschieben bald ebene, bald bauchige, aber immer als 
unregelmäßige Facetten angelegte Schlifflächen mit wirr durcheinander- 
laufenden Kritzen und Schrammen in der Politur. Im großen ist die 
ungeseigerte Vermengung der Scheuersteine mit grusigem und tonigem 
Zerreibsel bezeichnend. Die von der Brandung bearbeiteten Strand- 
gerölle unterscheiden sich von allen Geschieben durch ihre kugel-, 
ei- oder walzenförmige Abrollung‘‘ }), 

Die hier dargelegten übereinstimmenden Ansichten decken sich 
mit der wie mir scheint wohlbegründeten Erörterung über die Fort- 
bewegung des Geschiebes an der Sohle des Flußbettes, welche Josef 
Ritter Lorenz von Liburnau mit folgenden Worten gibt: ‚Die Fort- 
bewegung der Gesteinstrümmer am Grunde ist nicht eine wälzende 
sondern eine schiebende, wobei die Stücke zugleich wagrecht im 
Kreise herumgedreht werden, dabei reibt sich also jedes Stück 
(mit Ausnahme der obersten und der untersten Lage) an einem 
oberen und einem unteren und bei der horizontalen Drehung 
reiben sich auch die Kanten seitlich ab. Daher kommt es, daß der 
Detritus in Flüssen nach längerem Laufe vorwiegend flachrundliche 
Formen annimmt, die ihn vom Strandgerölle des Meeres ebenso wie 
vom Gebirgs- und Gletscherschutt unterscheiden“ 2). Lorenz v.Liburnau 
erörtert aber auch die ausnahmsweise Fortbewegung großer Stein- 
blöcke, die nicht stetig fortgeschoben werden können, sondern absatz- 
weise fortgewälzt werden. Er sagt: „Wenn ein Steinblock dem Strom, 
an dessen Grund er liegt, eine Fläche entgegenkehrt, die ziemlich 
breit und noch mehr hoch ist, wobei das darüber hinfließende 
Wasser an der dem Strom abgekehrten Seite des Blockes eine 
kleine Kaskade bildet, greift diese durch ihr Auftreffen auf den 
Boden den letzteren, wenn er aus loserem Material besteht, 
an und höhlt eine Grube aus, der Block verliert an der Vorderseite 
seine Unterstützung und kippt um die Kante in die Grube hinein. 
Nach einiger Zeit wiederholt sich dieser Vorgang und so wälzt sich 
der Stein mit mehr oder weniger Unterbrechungen vorwärts. Aber 
auch ohne Unterwaschung kann eine besonders heftige Strömung Stein- 
blöcke, die durch ihre jeweilig stromaufwärts gekehrten Flächen dem 
Wasser viele Angriffspunkte darbieten und so liegen, daß sie um die 
stromabwärts gekehrte Kante nicht allzuschwer gedreht werden, ruck- 
weise fortwälzen, so oft nämlich die Strömung hoch anschwillt, während 
bei Niederwasser diese Bewegung unterbleibt‘“°). Ich habe diese 


!) F. Löw], Geologie, 1906, pag. 38 und 39. : 
2) J. Lorenz v. Liburnau, Die geologischen Verhältnisse von Grund und 

Boden, 1888, pag. 95 und 96. - 
®) J. Lorenz v. Liburnau, a. a. O. pag. 97. 


1911 Berieht vom 30. September, Rudolf Hoernes. 273 


Ausführungen wörtlich wiedergegeben, um zu zeigen, daß eine erste 
Autorität auf dem Gebiete des Wasserbaues wie Lorenz v. Liburnau 
mit Recht von der zuletzt erörterten, wälzenden Fortbewegung von 
Gesteinstrümmern sagt, daß sie bei den Veränderungen, die durch 
fließendes Wasser im Zusammenhang mit der Gestaltung der Erd- 
oberfläche herbeigeführt werden, weniger in Betracht kommt und im 
Gegensatz hierzu den Transport des auf dem Grunde fortgeschobenen 
und des in der Trübung schwebenden Materials als die wichtigsten 
Transportarten bezeichnet !!). 

Allerdings ist, wie ich anzuführen mich verpflichtet erachte, von 
ersten Autoritäten auf dem Gebiete der Geographie und Geologie 
auch die gegenteilige Meinung ausgesprochen worden. So sagt Eduard 
Brückner: ‚Die Bewegung des Geschiebes ist ein Fortrollen unter 
dem Stoß des Wassers“ ?). Die Ausdrücke Gerölle und Geschiebe 
gebraucht er dabei als vollkommen gleichwertig: „An der Sohle des 
Flußbettes wandert das Geschiebe oder Geröll abwärts.“ 
Brückner verwendet aber auch den Ausdruck Geschiebe für 
-die durch die Brandung des Meeres erzeugten und geformten Gesteins- 
bruchstücke. Er sagt bei Erörterung der Abrasion: „Die in den Fels 
-eingenagte Strandterrasse (Plattform) selbst erleidet durch die Ge- 
schiebemassen, die von der Brandung hin und her bewegt werden, 
eine Korrosion und erniedrigt sich, je mehr die Brandung das Kliff 
zurückdrängt®). Ausführlich und in scharfem Gegensatz zu Lorenz 
v. Liburnau äußert sich Albrecht Penck: „Der Transport der Fluß- 
geschiebe geschieht im allgemeinen durch Fortrollen und ein Fort- 
schieben kommt viel seltener vor. Das Fortrollen erfolgt entweder 
massenhaft oder einzeln. Im ersteren Fall ist das gesamte Ge- 
schiebe der Fußsohle in Bewegung, man hört die einzelnen Roll- 
steine unablässig aneinanderschlagen und so wandert ein förmlicher 
mit Wasser imprägnierter Geröllstrom, welcher nach den von Pesta- 
lozzi mitgeteilten Beobachtungen vom Rhein bei Ragaz und der 
Birsig in Basel eine Tiefe von über 3m haben kann. Ein solcher 
Massentransport groben Gerölles scheint nur in Gebirgsflüssen, und 
zwar nur bei Hochwasser vorzukommen, während feinere sandige 
Bestandteile weit häufiger in Form von „Wolken“ transportiert 
werden. Gewöhnlich geschieht der Transport des Flußgeschiebes stoß- 
und ruckweise. Es stößt das Wasser auf die Breitseite der Gerölle, 
‘so daß sie um ihre Längsachse gedreht werden und eine Strecke 
weit laufen“). Und weiterhin sagt Penck: „Die Geröllbewegung er- 
folgt stets langsamer als die des Wassers; nach Blackwells 
Untersuchungen kann im großen und ganzen das Produkt aus dem 
spezifischen Gewicht und der Geschwindigkeit der Gerölle gleich der 
Wassergeschwindigkeit gesetzt werden. Es sind die Bewegungsgrößen des 
Wassers und seiner Geschiebe einander gleich. Jedoch geschieht der 


1) J. Lorenz v. Liburnau, a. a. O. pag. 98. 

2) Hann, Hochstetter, Pokorny, Allgemeine Erdkunde, 5., neu bear- 
beitete Auflage von J. Hann, E. Brückner und A. Kirchhoff, 1896, II., 
pag. 219. 

°») E. Brückner, a. a. O. pag.. 260. 

*) A. Penck, Morphologie der Erdoberfläche, I. Teil, 1894, pag. 284. 


974 Verhandlungen. Nr. 12 


Geschiebetransport nie kontinuierlich, sondern ruckweise, derart, daß 
von der stromaufwärts gerichteten Seite der Bank die Gerölle los- 
gelöst und auf dieselbe hinaufgerollt werden. Über die Bank gebracht, 
lagern sie sich in ruhigem Wasser dachziegelähnlich, gegen die Strom- 
richtung fallend, ab“ !). Die hier von Penck geschilderten Vorgänge 
mögen stellenweise beim Geschiebetransport der Flüsse tatsächlich 
eintreten, die Regel stellen sie aber gewiß nicht dar, sonst würden 
die Flußgeschiebe sicher nicht die ihnen eigentümliche abgeflachte, 
keilförmige Gestalt besitzen, die Morlot und Suess im Gegensatz 
zu der kugeligen oder walzenförmigen der Meeresgerölle betonten. 
Walther ist freilich der Meinung, daß die Gestaltung der vom 
Wasser bewegten Gesteinsbruchstücke lediglich von der Beschaffen- 
heit des Gesteinsmaterials abhängt. Er sagt: „Dickbankige und massige 
Gesteine bilden oft eirunde bis kugelrunde Gerölle; dünnschichtige 
und schiefrige Felsarten’ neigen zur Bildung von flachen Scheiben 
mit gerundetem Rand?). Demgegenüber möchte ich bemerken, daß 
die charakteristischen Gestalten der Meeresgerölle und Flußgeschiebe 
gerade an einem harten oder doch ziemlich widerstandsfähigen ein- 
heitlichen Material, wie z. B. an Quarz, mesozoischen Kalken u. dgl. 
in ausgezeichneter Weise zu beobachten sind. Wenn man also, wie 
Walther wünscht und wie es auch mir angesichts des verwirrenden, 
widerspruchsvollen Gebrauches der Worte Gerölle und Geschiebe 
in der bisherigen Literatur zweckmäßig scheint, die beiden Bezeich- 
nungen fortan in eindeutiger, bestimmter Weise gebrauchen will, 
scheint es mir geraten, den Ausdruck Gerölle ausschließlich für die 
von den Brandungswellen erzeugten kugeligen, eiförmigen oder walzen- 
artig gestalteten Gesteinsbruchstücke anzuwenden, das Wort Ge- 
schiebe aber für die von den Flüssen durch den Transport an der 
Sohle ihres Bettes eigenartig geformten, keilförmigen Psepholithe zu 
gebrauchen — in jenem Sinne also, wie dies von Eduard Suess 
schon 1862 geschah. 


Dr. Franz Heritsch. Die „Trofaiachlinie“, 


In der in diesen Verhandlungen (1911, Nr. 7) erschienenen, 
durch die beigegebene Karte und die prägnanten Detailbeobachtungen 
sehr wertvollen Studie von H. Vetters wird an den großen 
Zügen des Baues der steirischen Grauwackenzone nicht gerüttelt; 
dafür wird der Versuch unternommen, die schwierig zu deutenden 
Verhältnisse in der Gegend von Bruck durch die Einführung einer 
Querstörung, der Trofaiachlinie, zu erklären, also in einer Weise zu 
erklären, die mich zwingt, der Frage näher zu treten, ob man nicht 
auf eine andere Art den vorliegenden Verhältnissen Rechnung tragen 
könnte. Ich habe mich in den letzten Jahren bemüht, den Bau der 
nordsteirischen Grauwackenzone darzustellen?) und muß, um eine 


1) A. Penck, a. a. O. pag. 286. 
2) J. Walther, a. a. O. pag. 411. 


3) F. Heritsch, Anzeiger der kais. Akademie. 21. III. 1907. — Mitteilungen 
des Naturwissensch, Vereines f. Steiermark. 1907, pag. 21. — Sitzungsbericht der 


1911 Bericht vom 30. September. Dr. Franz Heritsch. 275 


Grundlage für die folgenden Auseinandersetzungen zu haben, die 
Hauptsachen erörtern. Ich habe ausgeführt, daß zwischen dem pflanzen- 
führenden Oberkarbon und den mannisfaltigen Schiefern, Sandsteinen 
Grauwacken usw. im Liesing- und Paltental kein Altersunterschied 
von größerer Bedeutung vorliegt, sondern daß beide Bildungen, also 
die „Quarzphyllitgruppe“ und das Karbon auf das engste miteinander 
verknüpft sind; Gesteine der Quarzphyllitgruppe treten im Pflanzen- 
karbon auf und umgekehrt; es ist daher nicht nur an der strati- 
graphischen, sondern auch an der tektonischen Zusammengehörigkeit 
nicht zu zweifeln. Die ganze Serie liegt den Gneisen und Graniten 
der Rottenmanner und Seckauer Tauern, der Glein- und Hochalpe 
und den Hornblendegneisen des Rennfeldes in der Weise auf, daß 
entweder Konglomerate (das von M. Vacek entdeckte Ramsachkon- 
glomerat) oder Quarzite und Quarzitschiefer (der sogenannte Weiß- 
stein) in den liegenden Teilen auftreten; es ist ein normaler Kontakt. 
Vielfach treten im Karbon, und zwar zumeist in dem durch die Graphit- 
schiefer und Konglomerate charakterisierten Pflanzenkarbon weithin- 
streichende Kalkzüge auf (Liesingtal, Murtal zwischen St. Michael 
und Bruck). Daß man in dem ganzen Komplex nicht eine normale 
Folge, sondern eine durch Faltung und vielleicht auch durch Schuppung 
vervielfachte Serie vor sich hat, zeigt die Beobachtung und die be- 
deutende Mächtigkeit. 

Über der gegen Nordosten untersinkenden Karbonserie erscheint 
am Kamm zwischen Paltental und Johnsbach jene durch die sauren 
porphyrischen Ergußgesteine charakterisierte Gruppe, die ich Blassen- 
eckserie genannt habe; wie eine ungeheure Platte legt sich diese Ge- 
steinsreihe auf das Karbon und sinkt gegen Nordosten sowie dieses 
unter. Die Blasseneckserie wird von erzführendem Silurdevonkalk 
überschoben; unter diesem und über den tieferen Grauwackengesteinen 
liegt das von E.Ascher entdeckte Vorkommen von Werfener Schichten 
am Südfuß des Reiting. Ich habe ausgeführt, daß der erzführende 
Kalk des Zuges des Zeiritzkampel—Treffneralpe nochmals von einer 
höheren Schuppe von Blasseneckerserie überschoben wird und daß 
darauf nochmals eine in Rudimenten erhaltene erzführende Decke 
liegt, welche die nördlichen Kalkalpen trägt. Da sich nun der 
Schuppenkomplex Blasseneckserie — erzführender Kalk gleichmäßig 
‚aus dem Paltental bis zum Semmering fortsetzt, während unter ihm 
im Mürztal neue tektonische Elemente (Gneis) erscheinen, da sich also 
der oben erwähnte Schuppenkomplex ganz unabhängig vom Karbon des 
Liesing-Paltentales und auch des Mürztales erweist, so ist damit Grund 
‘genug vorhanden, ihn tektonisch vom Karbon abzutrennen, was ja 
durch die fremdartige Stellung des erzführenden Kalkes allein schon 
bedingt wäre. 

Das Karbon des Liesingtales läßt sich bis in den Graschitzgraben 
verfolgen, wo es, wie es nach Vaceks Darstellung sehr wahrscheinlich 


kais. Akademie der Wiss., mathem -naturw. Kl. Bd. 116, Abt. I. 1907, pag. 1717. 
— Ebenda, Bd. 118, Abt. I. 1909, pag. 115. — Ebenda, Bd. 120, Abt. I, 1911, 
pag. 95. — Zentralblatt für Min., Geol. u. Pal. 1910,.pag. 692. — Ebenda, 1911, 
pag. 90. — Mitteilungen des Naturwissensch. Vereines für Steiermark. 1910, pag. 
102. — Ebenda 1910, pag 108. 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 12. Verhandlungen. 43 


276 Verhandlungen. Nr. 12 


ist, an einem Bruch (NW—SO) abschneidet. Da die Phyllite etc. des 
Traidersberges und des Veitscher Waldes nach den im Paltentale 
gewonnenen Erfahrungen in das Karbon zu stellen sind, so liegt 
kein Grund vor, ihrer Fortsetzung im Himbergereck und Madereck 
eine Sonderstellung zuzuerkennen; man wird sie analog den Phylliten 
im Paltental mit dem Karbon in engste Verbindung bringen müssen; 
zwischen ihnen und dem Gneis des Kletschachkogels erscheint, wie 
Vaceks Karte zeigt, eine Reihe von Vorkommnissen vom Typus 
des Pflanzenkarbons, welche scheinbar in Verbindung mit jenem ebenso 
ausgebildeten Karbonzug stehen, der über St. Kathrein, Törl, Veitsch 
und Kapellen ins Semmeringgebiet zieht. Unter diesem letzteren 
Karbonzug erscheint vom Kletschachkogel an bis in die Gegend von 
Mürzzuschlag ziehend Gneis, welcher den oberen Teil der Mürztaler 
Gneismasse bildet. 

Ich habe auseinandergesetzt, daß unter diesem Gneis zentral- 
alpines Mesozoikum, dann Granit und Gneis, der untere Teil der 
Mürztaler Masse, liegt und daß diese durch ein Band von Semmering- 
mesozoikum von den kristallinen Schiefern des Stuhleck-Teufelstein 
getrennt wird; diese letztgenannten Schiefer sinken von einem oft 
unterbrochenen Band von zentralalpinem Mesozoikum umgeben, im 
Stanzertal unter die Gneise des Rennfeldes; so daß hier also das 
sogenannte lepontinische Fenster des Semmering seinen Abschluß 
findet. Wir sehen also folgende Verhältnisse: Die zentralalpinen 
Gesteine sinken im Mürztal im Norden unter den Kletschachgneis, 
im Westen unter den Gneis des Rennfeldes; beide Gneise tragen 
Karbon. Der untere Gneiszug endet im Stanzertal, der obere beginnt 
am Kletschachkogel. Ich erkläre die Lagerung in der Weise, daß der 
Kletschachgneis und das Karbon eine höhere Schuppe darstellt, daß 
man also in dem Profil Hochalpe—Niklasdorf—Kletschachkogel— 
St. Kathrein ‘zwei große Schuppen aufeinander hat, nämlich die Gneise 
der Hochalpe mit dem unteren Karbonzug Paltental—Liesingtal— 
St. Michael—Leoben— Bruck) und den Kletschachgneis mit dem oberen 
Karbonzug) (Kohlsattel—St. Kathrein—Törl—Veitsch). Geradeso wie 
der eine Gneiszug im Streichen gegen Westen am Kletschachkogel 
endet, so endet der andere im Streichen gegen Osten im Stanzertal. 
Die beiden großen Schuppen treten alternierend auf. 

Es fragt sich nun, was sich aus den Beobachtungen im Kontakt- 
gebiete zwischen dem Kletschachgneis und dem tieferen Karbon für 
diese Auffassung ergibt. Da geben die Ausführungen H. Vetters 
vorzüglichen Aufschluß. Daß an der Grenzlinie starke Störungen und 
Pressungen stattgefunden haben, führt Vetters genauestens aus; 
Zertrümmerung des Karbonkalkes, Verknetung des Kalkes mit Graphit- 
schiefer, Verknetung von Gneis und Karbon, Reibungsbreccien sprechen 
dafür. Von großer Wichtigkeit sind die Angaben Vetters, daß an 
mehreren Stellen der Gneis im Kotzgraben NW-, WNW- oder NNO- 
Fallen aufweist; dies zeigt, daß der Gneis dem Karbon gegenüber 
das Hangende darstellt, also auf das Karbon überschoben ist. Sollte 
der bei Stegg klippenartig aufragende Kalk mit dem im oberen Teil 
des Steinbruches zu bemerkenden ganz zertrümmerten Gneis sich 
nicht auch in diese Auffassung einreihen lassen? Hier ist der Karbon- 


1911 Bericht vom 30. September, Dr. Franz Heritsch, DER 


kalk überschoben? Warum soll es, wie Vetters meint, nur eine 
„eingequetschte Partie* sein? Vetters und meine Auffassung berühren 
sich darin, daß nach beiden eine starke Störungszone vorliegt; er 
sieht ihre Erklärung in einer Querverschiebung, „Trofaiachlinie“, ich 
glaube, daß analog dem ganzen, auch von Vetters nicht angezweifelten 
Baul der Grauwackenzone, eine Uberschiebung vorliegt. Vetters 
schsießt aus der Umbiegung des Karbonzuges von Bruck im Gebiete 
de Graschnitzgrabens, daß das Gebiet östlich der Mürz im großen eine 
Mulde darstelle, in deren Mitte die phyllitischen Gesteine des Diemlach- 
Angerwald-, Rehkogels liegen, ein Schluß, der mir in Anbetracht der 
doch im ganzen isoklinalen Lagerung nicht begründet erscheint; ich sehe 
in dem ganzen von Bruck östlich liegenden und sich an die Rennfeld- 
gneise anlegenden Karbon nichts anderes als eine gegen Norden oder 
Nordwesten — abgesehen von allen lokalen Störungen oder Beugungen 
— einfallende Gesteinsserie, welche in ihrem Fallen dieselbe Richtung 
einhält wie das Karbon des Kotzgrabens und Kletschachgrabens. Daher 
lehne ich auch die Blattverschiebung, welche Vetters annimmt, ab 
und ziehe meine Erklärung (Überschiebung) vor. 

Vetters hat auch versucht, seine Störungslinie im Streichen 
weiter zu verfolgen; es läßt sich gegen seine Trofaiachlinie sehr viel 
einwenden, hauptsächlich immer das eine, daß seine Deutung wenigstens 
sehr gesucht ist. So zum Beispiel soll das Becken von Trofaiach 
in seiner Anlage die Abhängigkeit von der Störungslinie zeigen; die 
nach O schmal auslaufende Form soll durch die: Trofaiachlinie bedingt 
sein. Da müßte man ungezählte ähnliche Formen — im übrigen hier 
eine reine Erosionsform — auch auf solche Linien zurückführen. Warum 
soll die Silurtafel des Reiting durch eine Störung abgeschnitten sein ? 
Da müßte man am Südrand der nördlichen Kalkalpen auch eine Unzahl 
von Störungen annehmen. Bezüglich des Kalkes von St. Peter ob 
Leoben, der in Vetters Ausführungen eine bedeutende Rolle spielt, 
möchte ich nur zu bedenken geben, daß es noch keine ausgemachte 
Sache ist, daß es sich wirklich um Silurkalk handelt. Anbei noch 
eine kleine Richtigstellung. Vetters spricht davon, daB am Emberg 
von einem Untertauchen des Karbons unter den Gneis, „wie die oben 
zitierte Auffassung von Heritsch annimmt“, keine Spur zu finden 
sei. Davon habe ich auch nie etwas erwähnt, sondern nur von einem 
Untertauchen des Karbons unter den Kletschachgneis gesprochen, was 
ja, wie die Ausführungen Vetters zeigen, auch stattfindet. Den Em- 
berggneis halte ich, ohne daß ich ihn in jener von Vetters angezogenen 
Publikation erwähnt habe, für einen Schubfetzen. Jene Kalke von Einöd, 
welche Vetters, Vacek folgend, zum Semmeringmesozoikum stellt, 
würden dann, wenn es sich wirklich um solches handeln sollte, nicht 
anders als im Sinne des Deckenbaues und analog der ganzen Tektonik 
des Mürztales aufzufassen sein, als daß man in ihnen ein Fenster sähe. 

Vetters hat seine angenommene Störung eine Blattverschiebung 
genannt. Von einer solchen muß man verlangen, daß beide Flügel 
gleich sind, ferner daß sie nicht plötzlich erlischt. Die folgende 
Gegenüberstellung wird zeigen, daß das bei der von Vetters be- 
schriebenen Störung nicht der Fall ist; folgende Zonen weisen die 
nach Vetters am Blatt verschobenen Flügel auf. 

43% 


978 Verhandlungen. Nr.! 12 


Südflügel. Nordflügel. 
Hornblendegneise des Rennfeldes. Kletschachgneis. 
Karbon von Bruck; Phyllit. Karbon von Törl ete. 
Phyllite des Madereckes. Phyllite 
Blasseneckserie. 


Es ist festzustellen, daß die Gneise des Rennfeldes und die 
Kletschachgneise schwer in Übereinstimmung zu bringen sind. Ferner 
fehlt dem Südflügel die Blasseneckserie. Ein gewichtiger Einwand 
gegen die von Vetters angenommene Störung ist im Liesingtal zu 
suchen. Es müßte ja das NW-—SE streichende Karbon zwischen 
Mautern und Kammern von der Störung betroffen worden und wenigstens 
um einige Kilometer — Vetters nimmt für die Gegend von Bruck 
eine Verschiebung von wenigstens 12km an — verschoben sein. 
Gerade aber die Vaceksche Karte, deren Wiedergabe Vetters 
Ausführungen beigegeben ist, zeigt, daß das Karbon ganz unbeirrt 
weiterstreicht, ohne auch nur die Spur einer das Streichen querenden 
Störung zu zeigen. Überdies kenne ich die fragliche Gegend sehr 
genau und weiß, daß zum Beispiel die Kalkzüge mit einer geradezu 
mathematischen Genauigkeit durch das Liesingtal herabstreichen, 
weithin sichtbar durch Schrofen und Reihen von kleinen Wänden; 
eine Verschiebung um hundert Meter wäre in diesem Terrain leicht 
schon von fern festzustellen. 

Daß der „Trofaiachlinie“ die realen Existenzbedingungen fehlen, 
zeigt, abgesehen von allem anderen, der Umstand, daß sie im Liesingtal, 
wo sie doch ihrer Natur nach als Blattverschiebung noch vorhanden sein 
sollte, fehlt. Es würde mich sehr freuen, wenn — trotz dieser kleinen 
Differenz — Vetters an der Aufhellung der Details des Baues der 
Grauwackenzone im Mürztal mithelfen würde; von mir und mehreren 
anderen Grazer Geologen ist eine eingehende Beschäftigung mit dieser 
Aufgabe geplant und zum Teil bereits in Angriff genommen. 


Graz, Geologisches Institut der k. k. Universität; im August 1911. 


Dr. H. Mohr. Bemerkungen zu St. Richarz’ „Die Um- 
gebung von Aspang am Wechsel (Niederösterreich)*. 
Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1911, Ba. 61, 2. H. 


Im Jahre 1908 hat Richarz eine Arbeit verfaßt!), welche die 
Metamorphose der Gesteine in den Kl. Karpathen auf die Kontakt- 
wirkung des eindringenden Granitmagmas zurückführt. Dieses Prinzip 
wurde gleichsinnig auf die Region des Rosaliengebirges und des 
Wechsels übertragen, indem er 1. e.?) sagt: „Der Granit bildet ein 
großes Massiv, welches bei Kirchberg im Feistritztal angeschnitten 
ist und sich wahrscheinlich unter den Wechsel erstreckt, das östlich 
von Aspang die Gebirgsrücken zusammensetzt und seine Ausläufer 
in die Schiefer sendet bis nach Kirchschlag., — — — Durch dieses 


ı) P. St. Richarz, Der südl. Teil der Kl. Karpathen und die Hainburger 
Berge. Jahrb. d. k. k. geol. R{-A. 1908, pag: 1—48. 
2) Pag. 45. 


1911 Bericht vom 30. September. Dr. H. Mohr. 2379 


Granitmassiv und seine Ausläufer wurden die ursprünglichen Ton- 
schiefer teils in Gneis (Wechselgneis), teils in Glimmerschiefer um- 
gewandelt.“ 

Und pag. 47], e. lesen wir: „Man sieht — — —, wie 
vom Hochwechsel nach W die Albitgneise allmählich 
in Glimmerschiefer und diese ebenso allmählich in 
Phyllite übergehen, so daß sich auch hier im Wechsel 
eine Abnahme der Metamorphose mit der Entfernung 
vom Granit konstatieren läßt, — — —“ 

Diese Ausführungen kommentierte ich!) dahin, daß Richarz 
im Wechselgneis den ersten, im Glimmerschiefer aber den zweiten 
Kontaktgrad des eindringenden Granits erkenne ?). Neuerdings wird 
wohl dieser Kommentar von Richarz als seinen Anschauungen nicht 
gerecht werdend hingestellt). 

Es ist mir dann in der zitierten Arbeit des Jahres 1910) ge- 
lungen, den Nachweis zu erbringen, daß das Kirchberger Gebirgs- 
system („Kernserie“) mit seinem Granit und seinen Hüllschiefern 
durch eine mächtige tektonische Kluft vom Wechselgneis getrennt ist. 

Diese Störungszone hatte, wie das Richarz selbst konstatiert, 
in der Umgebung von Aspang weitgehende Überschiebungen des 
ersteren kristallinen Schieferkomplexes auf die Wechsel- (Albit-) gneise 
zur Folge. Solche Verschiebungen machen es äußerst unwahrscheinlich, 
daß ehedem die Nähe des Kirchberger Granits auch für die Meta- 
morphose der Wechselserie (Albitgneis) verantwortlich gemacht 
werden könnte, wie R. anzunehmen geneigt ist. Und Albitgneise von 
der Beschaffenheit jener der Wechselserie sind im Kontakt des 
Granits der Kernserie mit den Hüllschiefern nicht nachweisbar. 
Folglich — schloß ich — sei die Annahme Richarz’, der Wechsel- 
gneis sei ein Kontaktprodukt des Kirchberger Granits, eine unzu- 
treffende. 

Eine neuere Arbeit Richar z’°) beschäftigt sich nun mit dem 
Nachweise eines Albitgneises in der Kernserie, der mit dem Albit- 
gneis der Wechselserie in Parallele gestellt werden könnte. 

Richarz glaubt einen solchen gefunden zu haben, sein Albit- 
gneis erster Art wird als solcher erkannt und als genetisches Ver- 
gleichsobjekt namhaft gemacht (pag. 322). Das Vorkommen dieses 
Albitgneises wird in einem Profil Aspang—Kulma genau fixiert und 
ist ohne sonderliche Schwierigkeiten auffindbar. 

Für die Genetik des Wechsel- (Albit-) gneises wie für die ganze 
Richarzsche Beweisführung wäre es nun überaus wertvoll, wenn 


ı) H. Mohr, Zur Tektonik und Stratigraphie der Grauwackenzone zwischen 
Schneeberg und Wechsel (N.-Ö.). Mitteil. d. geol. Ges. i. W. 1910, III. Bd., 
pag. 183. 

2) Auch in einem Vorberichte (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1910, Nr. 4) 
lese ich: „Die Schieferhülle des Granits setzt sich zusammen aus Albitgneis und 
Glimmerschiefer. Ersterer, dem Granit sich unmittelbar anschließend etc. .. .* 
(pag. 118). 

s) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1911, pag. 285. 

*) Zur Tektonik u. Stratigraphie ete. 

5) P. St. Richarz, Die Umgebung von ze am Wechsel, Jahrb..d. k. k; 
geol. R.-A. 1911, pag. 285—338. 


280 Verhandlungen. Nr. 12 


der beschriebene Albitgneis erster Art an der bezeichneten Stelle 
anstehend gefunden werden könnte. 

Dies ist jedoch keineswegs der Fall, was übrigens bereits die 
unentschiedene Punktierung der Fundstellen in Richarz’ Profil an- 
zudeuten augenscheinlich beabsichtigt. Man findet dort in einem 
sandigen Lehm Gesteinsbrocken von überwiegendem Glimmerschiefer, 
der Albit führen mag, aber auch Porphyrgranit und Amphibolit, selten 
etwas Rundung zeigend. Diese Ablagerungsart läßt sich auf der Höhe 
des ganzen Kulmakogels beobachten. Es ist — wenn auch für den 
weniger Eingeweihten die schwierige Erkennbarkeit zugegeben 


werden mag — doch sicheres Süßwassertertiär und vorwiegend fluvia- 


tiler Herkunft: ein Zeuge jenes alten Flusses, der einst aus der 
Richtung von Kirchberg über das „Weiße Kreuz“ bei Krumbach 
dem pannonischen Süßwassersee zuströmte.. Man erkennt ganz 
deutlich bei näherem Zusehen, wie die beiden Fundpunkte des Albit- 


gneises erster Art in normalem Zusammenhange mit der Schotter- 


bedeckung des Kulmariegels stehen und wie sie nur zwei Lappen 
darstellen, welche das Übergreifen der Schotter über die Straße 
andeuten. Und damit ja kein Zweifel über die Natur dieser Ab- 
lagerungen aufkommen könne, so stellt sich im Liegenden noch ein 
schwaches Kohlenflöz ein, das bereits CzjZek!) bekannt war und 
auf welches keine 80 bis 100 Schritte oberhalb ein Stollen ange- 
schlagen wurde. 

Dieser Albitgneisfund in der Kernserie ist also keineswegs 
beweiskräftig. Denn die Möglichkeit, daß diese Gesteinsbrocken 
eventuell aus der Wechselserie selbst stammen, kann nicht ganz und 
gar von der Hand gewiesen werden. Finen eluvialen Ursprung der- 
selben halte ich jedenfalls für ausgeschlossen. 

Da nun ein derartiger beweiskräftiger Albitgneis nach Richarz 
nur von dieser einzigen Stelle bekannt ist, so halte ich es für angezeigt, 
die Berechtigung meines Ausspruches: „Der Granit zeigt weder an 
seinem Hangend- noch an seinem Liegendkontakt Gesteine, die sich 
im entferntesten mit den Albitgneisen des Wechsels vergleichen 
ließen“ 2), hier neuerdings und ausdrücklich zu betonen. 

Richarz’ Arbeit hat meines Erachtens durch ihren negativen 
Effekt die Beweise nur vermehren geholfen, daß ein Albitgneis sedi- 
mentärer Herkunft, gekennzeichnet durch die helizitische Struktur und 
das porphyroblastische Auftreten des reinen Natronfeldspates, der Kern- 
serie gänzlich mangle. 

Neben diesem die Kardinaltendenz der ganzen Arbeit em- 
pfindlich berührenden Irrtum fallen andere Mängel, auf deren voll- 
zählige Anführung ich verzichte, weitaus weniger ins Gewicht. Her- 
vorgehoben mag aber werden, daß ich die Ausscheidung von „Hüll- 
schiefer* im Rayon zwischen 'Kulma und dem Trommelschlägergraben 
an Stelle von Süßwassertertiär in der beigeschlossenen Übersichts- 
karte für unangebracht halte, eben wegen der nachweislichen Braun- 


ı) J. CzjZek, Das Rosaliengebirge und der Wechsel in Niederösterreich. 
Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1854, Bd. V, pag. 527. 


2) Mitteil. d. geol. Ges. i. W. 1910, pag. 183. 


1911 Bericht vom 30. September. Dr, H. Mohr u. A. v. Böhm. 281 


kohlenfunde. Notwendig wird es auch sein, diese „Detailuntersuchung*, 
welche meinen „mehr großzügigen“ Arbeiten gegenübergestellt wird, 
durch eine Anzahl von Vorkommnissen der „Semmeringquarzitgruppe“ 
zu ergänzen. Wichtig dünken mir insbesondere zwei Vorkommen im 
oberen Trommelschlägergraben, welche meiner Ansicht nach durch 
allmähliche Übergänge klar erkennen lassen, daß der von Richarz 
als Sedimentbildung beschriebene Quarzitschiefer des Kulmariegels ein 
stark ruinierter Porphyr ist. Das Auftreten von Biotit, welcher dem 
sedimentären Quarzit sonst gänzlich mangelt, hätte schon Verdacht 
erregen sollen. 

Das Lagerungsverhältnis des „Quarzits* ist übrigens überein- 
stimmend mit dessen geologischer Unterlage in dem Profil durch Kulma 
vollständig verkannt worden. 

Endlich dünken mir die Merkmale der Gesteinsstruktur allein 
nicht gewichtig genug, um ein Gestein, das aus Oligoklas, Amphibol 
und Biotit zusammengesetzt ist und keine Spur eines Augits erkennen 
läßt, als Diabas zu bezeichnen. 


Druckfehlerberichtigung. 


In der vorigen Nummer (11) ist in dem Bericht über den 80. Geburtstag von 
E. Suess ein sinnstörender Druckfehler stehen geblieben. Auf Seite 248, Zeile 11 
von unten soll es statt „Herkunft der Edelmetalle“ richtig heißen „Zukunft der 
Edelmetalle“. 


Literaturnotizen. 


August v. Böhm. Abplattung und Gebirgsbildung. 
Leipzig und Wien 1910 (Franz Deuticke). 83 Seiten mit 3 Textfig. 


An der Hand mathematischer und physikalischer Formeln wird vom Ver- 
fasser gezeigt, daß die Gezeitenbremsung eine stetige Verlangsamung der Erdrotation 
bedingt, die wieder eine Verminderung der Fliehkraft und dadurch einerseits 
eine Verringerung der Abplattung und anderseits eine Kontraktion der Erde nach 
sich zieht. Die durch diese Kontraktion bewirkte Verkleinerung der Erdoberfläche 
ist viel bedeutender als jene, welche aus der Annäherung des Erdsphäroides an 
die Kugelgestalt geometrisch resultiert. Noch bedeutender ist die durch die Abküh- 
lung verursachte Kontraktion, mit. welcher eine sehr geringe Zunahme der Ab- 
plattung verbunden ist, die gegenüber der aus obigen Gründen eintretenden Ver- 
ringerung derselben nicht ins Gewicht &ällt. 

Die dem Äquator näher gelegenen Teile der Erdoberfläche und Erdkruste 
werden bei der Verringerung der Abplattung dem Erdmittelpunkt genähert, die 
dem Pole näher gelegenen Teile von ihm entfernt. Die. Massen mittlerer und 
höherer Breiten müssen ausweichen und sich in radialer Richtung strecken, um 
die Annäherung der Massen niedriger Breiten an das Zentrum zu gestatten, 
Es handelt sich aber nicht nur um eine Senkung der tropischen und um eine 
Hebung der polaren Gebiete, sondern beide Bewegungen haben außer der zentri- 
petalen, beziehungsweise zentrifugalen — also vertikalen oder streng genommen 
radialen — auch eine horizontale oder tangentiale Komponente. Die äquatoriale 
Senkung kann nur dadurch erfolgen, daß die Teilchen der Erdkruste die polwärts 
angrenzenden Teilchen polwärts verdrängen. Die Hebung der polaren Massen beruht 


282 Verhandlungen. Nr. 12 


auf einer Ausquetschung, die unter dem Drucke der sinkenden äquatorialen Massen 
vor sich geht. Dabei werden auch diese Teilchen polwärts verschoben. . In der 
Gegend, wo sich die alte und die neue Oberfläche durchschneiden, erfolgt die 
Verschiebung in vorwiegend tangentialer Richtung. Das Maximum des tangentialen 
Druckes wird halbwegs zwischen Gleicher und Pol erreicht. 

Ägquatoriale Senkung und polare Hebung verbunden mit Verschiebung gegen 
den Pol sind nach den Darlegungen des Autors Vorgänge, welche die ganze Erd- 
masse bis zum Mittelpunkte betreffen. Am leichtesten und raschesten folgt jeder 
Abplattungsverringerung das Meer, schwerer folgt die feste Kruste, viel schwerer 
noch folgen die unter hohem Drucke stehenden Massen der Tiefe, am schwersten 
und langsamsten die Kernteile der Erde. Die Senkung und Hebung der Kruste 
geht aber dann rascher vor sich als jene des Meeresspiegels, weil die Kräfte, die 
sie bewirken, aufgesammelt werden. Der in sehr großen Zeiträumen erfolgende 
Wechsel negativer und positiver Strandverschiebungen am Äquator mit gleichzeitigen 
positiven und negativen Phasen um die Pole entspricht nach des Verfassers Ansicht 
vollkommen seiner Hypothese. Auch in der Langsamkeit der Transgressionen und 
in der Raschheit der Regressionen in den mittleren und höheren Nordbreiten 
erblickt Verfasser eine Bestätigung seiner Ansicht. Die langsame Transgression 
entspricht der allmählich und stetig mit der Abplattungsverringerung erfolgenden 
Hebung des Meeresspiegels gegen die Pole, die rasch verlaufende negative Be- 
wegung der anastrophisch nachfolgenden Hebung der Kruste. Das zentrale Mittel- 
meer befand sich in jener Zone, in welcher die durch die Verminderung der Ab- 
plattung bedingte Bewegung fast ausschließlich tangential erfolgte. Die Erdkruste kann 
— sagt der Verfasser — in den äquatorialen Gegenden nicht sinken, solange nicht auch 
in der Tiefe eine Senkung Platz greift. Die Kruste ist früher bereit, ihre Gestalt der 
aufgelaufenen Vermehrung der Schwere anzupassen als die stark komprimierten Massen 
im Innern. Sie wird sich zunächst wenigstens oberflächlich den geänderten Ver- 
‘hältnissen der Schwere anzupassen suchen, ihre äquatorialen Partien werden sich 
polwärts strecken, dabei werden Faltungen und Überschiebungen entstehen, besonders 
in den Zonen zwischen 35 und 55°, welche auch den beiden Erdbebengürteln 
der Erde entsprechen. Da der Umfang der Zonen polwärts geringer wird, wird 
es beim Gleiten der Kruste auch zu lokalen und regionalen Faltungen und Über- 
schiebungen quer zur meridionalen Richtung kommen. Die für die Entstehung der 
Alpen jetzt versuchte Deutung: Überschiebungen in meridionaler Richtung mit 
nachfolgender Überschiebung in dazu senkrechter Richtung fügt sich so gut in den 
Rahmen der Abplattungshypothese ein. Als Resultat des Zusammenwirkens meridio- 
naler und zonaler Pressungen können Gebirge jeglicher Richtung des Faltenwurfes 
und auch Bogenfalten entstehen. 

Wir sind hier großenteils wörtlich den Darlegungen des Autors gefolgt. Da 
er gewiß bestrebt war, sich überall der passendsten Ausdrucksweise zu bedienen, 
hätte es keinen nützlichen Zweck haben können, das von ihm Gesagte mit anderen 
Worten wiederzugeben. Die von August v. Böhm vorgetragene Lehre ist geophysi- 
kalisch wohl viel besser begründet, als andere Hypothesen über Gebirgsbildung und 
Strandverschiebung, bei ihrer Anwendung zur Erklärung der tektonischen Phäno- 
mene erscheint sie aber nicht auf allen Linien siegreich. Bezüglich zweier Pnnkte 
gibt v. Böhm selbst zu, daß seine Hypothese versagt. Sie vermag es nicht zu 
erklären, warum die Gebirgsbildung auf der Nordhalbkugel in älteren Zeiten haupt- 
sächlich in höheren Breiten erfolgte und den Ort ihrer Tätigkeit allmählich immer 
weiter nach Süden verlegt hat. Hier weiß sich der Autor nur den Trost, daß 
„bezüglich dieser Frage auch alle anderen Theorien im Stiche lassen“. Der zweite 


1911 Bericht vom 30. September. A. v. Böhm. 283 


von ihm selbst aber nur als scheinbar berechtigt erklärte Einwand besteht darin, 
daß die asiatischen Faltengebirge für einen Druck vom Norden her sprechen, wo- 
gegen nach der Abplattungshypothese der primäre Gebirgsschub auf der ganzen 
Erde polwärts erfolgt sein müßte. 

Über diese Schwierigkeit soll der Umstand hinweghelfen, daß wir „in allen 
diesen Fällen niemals die Richtung der absoluten, sondern nur die der relativen 
Verschiebung bestimmen können“. Gegen Süden gerichtete Überschiebungen wären 
so auf gegen Nord gerichtete Unterschiebungen zurückzuleiten. Auch soll „besonderer 
Verhältnisse wegen“ manchenorts eine entgegengesetzte Verschiebung erfolgt sein 
können. 

Wenn man den ganzen Faltenwurf und Schuppenpanzer der Erde im Lichte 
der Abplattungshypothese betrachten würde, so fände man wohl, daß die Sache 
noch an manchen anderen Stellen nicht gut stimmt. Um für die höheren und 
niedrigen Breiten nur je ein Beispiel anzuführen: Die große flache skandinavische 
Überschiebung fügt sich schwer der Forderung, daß in höheren Breiten die Resul- 
tierende des Weges der Krustenteilchen eine große zentrifugale, aber nur eine 
kleine tangentiale Komponente habe und der meridionale Faltenbau der Kolumbia- 
nischen Anden ist schwer verständlich, wenn quer zum Meridian gerichteter Druck 
eine Folge der polwärts stattfindenden Verkleinerung der Zonenareale sein soll, 
da diese Arealabnahme in der Nähe des Äquators noch sehr klein ist. 

Nach dem Vortrage seiner eigenen Lehre wendet sich der Verfasser einer 
Besprechung der Abkühlungshypothese zu und weist auf die verschiedenen Mängel 
derselben hin. Auch die Verhältnisse auf den uns benachbarten Himmelskörpern 
sprechen zugunsten der Abplattungs- und zu ungunsten der Kontraktionshypothese. 
Die Erde hat, da sie als der an Masse weit größere Himmelskörper auf den Mond 
eine viel stärkere Gezeitenbremsung ausübte, als dieser auf sie, den Mond schon 
längst seiner selbständigen Rotation beraubt. Der größeren Gezeitenreibung am 
Mond entspricht die relativ größere Mächtigkeit der Mondkettengebirge. Mars 
entbehrt dagegen der Gebirge, da seine beiden Monde viel zu klein sind, als daß 
sie auf ihn eine ähnlich große Gezeitenbremsung wie die vom Mond auf die Erde 
ausgeübte, hätten erzeugen können. 

Die Abplattungsverminderung erfolgte nach den mathematischen Darlegungen 
.des Autors in kosmischen Urzeiten unvergleichlich schneller als in der geologischen 
Vergangenheit und in dieser sukzessive langsamer mit Annäherung an die Gegen- 
wart. Die morphologischen Veränderungen vollzogen sich früher rascher, die 
Meeres- und Luftströmungen waren stärker, die klimatischen Gegensätze dement- 
sprechend geringer und auch das Leben war, indem es sich den jeweiligen Verhält- 
nissen in der anorganischen Natur anpaßt, vordem rascher und kräftiger als jetzt. 

Außer wichtigen Anregungen, welche der Geotektoniker aus v. Böhms 
Hypothese schöpfen kann, bringt sie so auch dem Paläobiologen und Paläo- 
klimatologen interessante Gesichtspunkte. Sie wirkt — gleich anderen, auf physi- 
kalischer Grundlage gewonnenen Erkenntnissen — dämpfend auf das manchmal 
vorhandene Bestreben, in geologischer Zeitschätzung jeden schon aufgestellten 
Rekord womöglich noch zu schlagen; zugleich bedeutet sie ein Argument mehr 
gegen die Polverschiebungshypothese, die sich mit ihr nicht verträgt. In einem 
rascher rotierenden und stärker abgeplatteten Erdballe wären die Bedingungen für 
größere Achsenverlagerungen wohl noch ungünstiger gewesen als heute. Die Freunde 
der Annahme von großen Krustenwanderungen ohne Lageänderung der Erdachse 
werden aber vielleicht den von v. Böhm vertretenen Standpunkt, daß die Erdum- 
drehung auch noch in geologischer Vorzeit (nicht bloß. in kosmischen Urzeiten) 

K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 12. Verhandlungen. 44 


984 Verhandlungen. Nr. 12 


um ein bedeutendes rascher war, für sich verwerten wollen. Bei schnellerer 
Rotation wären die Bedingungen für ein Zurückbleiben der Kruste gegenüber dem 
Kern vielleicht günstiger gewesen als jetzt. Erwähnt sei noch, daß A. v. Böhm für 
die Annahme, daß bei Verringerung der Erdabplattung tangentialer Druck entsteht, 
welcher Gebirgsbildung bewirken kann, nicht die Priorität in Anspruch nimmt. 
Diese Annahme ist schon von W. B. Taylor im Jahre 1885 gemacht worden, 
damals aber ganz ohne mathematische Begründung. Diese nachgeholt und exakt 
durchgeführt zu haben, ist das große Verdienst v. Böhms. Auf sie einzugehen 
wäre hier aber nicht der Platz. (Kerner.) 


Zittel K. A. v. Grundzüge der Paläontologie (Paläo- 
zoologie). Neu bearbeitet von F. Broili, E. Koken und 
M. Schlosser. I. Abteilung Vertebrata, 1911, Verl. v. R. Oldenbourg. 


Im Gegensatz zur I. Abteilung wurden in der vorliegenden II. Abteilung 
nur die Reptilien und Amphibien von Broili bearbeitet, während die Fische von 
E. Koken, die Vögel und Säugetiere von M. Schlosser einer Neubearbeitung 
unterzogen wurden. Diese Arbeitsteilung, die auch bei den Wirbellosen von Vorteil 
gewesen wäre, kann nur mit größter Freude begrüßt werden. 

Schon die Heranziehung so bewährter Fachmänner wie Koken und 
Schlosser genügt, um die Überzeugung zu verschaffen, daß dieser Band ganz 
den Ergebnissen der neuesten Forschungen entsprechend umgestaltet ist, wie dies 
auch eine nähere Durchsicht und ein Vergleich mit der früheren Auflage er- 
kennen läßt. 

Dabei ist die für die Zittelschen „Grundzüge“ so bezeichnende, so überaus 
klare und übersichtliche Darstellungsweise auch in dieser Neubearbeitung bei- 
behalten, das Illustrationsmaterial nicht nur beträchtlich vermehrt, sondern auch 
in vieler Hinsicht verbessert worden. (R. J. Schubert.) 


J. .J. Jahn. „OÖ vychodoceskem siluru a devons> 
(Deutsch: Über das ostböhmische Silur und Devon.) 


(Priroda a Skola; Mährisch-Ostrau.) 

Ein kurzer Bericht über geologische Studien in der Umgebung von Kalk- 
Podol und Herman-Mö£stec. 

Gewisse dunkle glimmerführende Quarzite aus dem Tale bei Citkov faßt 
der Autor als Äquivalente der westböhmischen d,-Schichten auf. 

In den schwarzen, tonigen und graphitischen Schiefern, die Jahn schon 
früher als Graptolithenschiefer deutete, fand er nun Graptolithe (Monograptus 
cf. priodon Br.). alle sonstigen Fossilfunde beziehen sich auf e,8 und e,. Für die 
Existenz von e,ß hält der Autor als besonders beweisend den Fund von Scypho- 
erinus excavatus Schloth. sp. p., var, Schlotheimi Waag. et Jahn. 

Betreffs der Tektonik schließt sich Jahn den vom Referenten in diesem 
Organ (1910, pag. 339) vertretenen Ansichten völlig an. 

(Dr. K. Hinterlechner.) 


Verlag der k. k. geolog. keichsanstalt, Wien Ill. Raswuviskygasse 20. 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25. 


Verhandlungen der k. k I Reichsanstalt 


Bericht vom 1. Oktober 1911. 


Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: A. Spitz: Gedanken über Fehtomikene Tücken 
— Literaturnotizen: J. G. Richert. — Einsendungen für die Bibliothek. 


NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich. 


Eingesendete Mitteilungen. 
Albrecht Spitz. Gedanken über tektonische Lücken. 


Die folgenden Zeilen wurden durch Aufnahmen im Engadin ange- 
regt, welche ich in Gemeinschaft mit G. Dyhrenfurth seit mehreren 
Jahren betreibe. Beim Versuche, mir über die Entstehung mancher 
der merkwürdig unvollständigen Profile Rechenschaft zu geben, kam 
ich zu der Anschauung der „Gleitbretter“, mechanischer Einheiten, 
die eine vom ursprünglichen Faltenbau ganz unabhängige Bewegung 
erlauben und schließlich zu dessen vollständiger Auflösung führen 
können. Dabei erkenne ich den Schicht- als Bewegungsflächen eine 
sroße Rolle zu; alles folgende gilt daher selbstverständlich nur für 
wohlgeschichtete Serien. 

Es sei hier ausdrücklich bemerkt, daß die nachstehenden Über- 
legungen weder auf Vollständigkeit noch auf Neuheit Anspruch machen. 
So mancher Feldgeologe mag sich ähnliches gedacht haben und vieles 
ist gewiß auch in der unübersehbaren tektonischen Literatur enthalten ; 
ich habe davon nur herangezogen, was mir gerade besonders nahe 
liegt. Zweck dieser Zeilen ist vielmehr, auf den bisher wenig be- 
achteten Dislokationstypus der Gleitbretter hinzuweisen, einige sche- 
matische Entstehungsmöglichkeiten zusammenzustellen und zu einer 
Diskussion anzuregen; namentlich wäre es zu begrüßen, wenn man 
mit physikalischen Methoden an die Untersuchung solcher Fragen 
heranträte, da man auf geologischem Wege bisher nicht einmal über 
die mechanischen Grundbegriffe Klarheit zu erlangen vermochte. 


R. 


Betrachten wir irgend ein stark gestörtes alpines Profil: gewöhnlich 
fehlt der Mittelschenkel (zum Beispiel in der helvetischen Region); oder 
es herrscht Schuppenstruktur, die sich im wesentlichen auf denselben 
Bauplan zurückführen läßt. Ist einmal an einer anderen Stelle eine 
Lücke vorhanden, so sagt man: diese Schicht ist „verquetscht“ und 

K.k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 13. Verhandlungen. 45 


286 Verhandlungen. Nr. 13 


rekonstruiert eine lokal etwas gestörte Falte, ohne viel danach zu 
fragen, wohin die fehlenden Schichten gekommen sind. Und doch 
führt diese Frage zur Einsicht, wie sehr Faltenschema und namentlich 
Ausquetschung in ihren Wirkungen überschätzt werden). Mit diesen 
beiden Faktoren allein kann man der so überaus mannigfaltigen Er- 
scheinungsform der Lücken nicht ohne mechanische Ungeheuerlich- 
keiten gerecht werden. Wir wollen uns daher zunächst die Frage 
stellen: Auf welche Weise kannin einer konkordanten 
Schichtfolge ein Glied verloren gehen? und dabei der Voll- 
ständigkeit halber auch die geläufigen Fälle kurz besprechen: 


1. Ausquetschung. 


Wird eine (relativ) plastische Schicht zwischen zwei starren Massen 
lokal stärker gepreßt, so weicht sie an die Stellen geringeren Drucks 
aus; an der Druckstelle erfolgt Verdünnung, die bis zum vollständigen 
Verschwinden führen kann, in der Nachbarschaft aber notwendiger- 
weise Anschoppung), verbunden mit Aufwölbung (Abstauung) der 
hangenden starren Schicht. Diese Anschoppung wird sich je nach 
der Plastizität der weicheren Schicht in Stauungsfältelung, in An- 
wanderung auf Ruschel- oder Bruchflächen ?) oder in bloßer Verdickung 
äußern. Zu einer Summierung solcher lokalen Druckkräfte scheint 
es auch in stark gestörten Gebieten nicht zu kommen, da man sonst 
die weicheren Schichten lediglich in Form isolierter Linsen von unge- 
heurer Mächtigkeit antreffen müßte. Die Wirkung der Ausquetschung 
ist also nur eine lokale. Beispiele im Felde sind die so überaus häufigen 
Mächtigkeitsschwankungen. Als Ausquetschung durch bloße Belastung 
faßt ©. Diener‘) die Störungen in den Sockelschichten der süd- 
tiroler Dolomitstöcke auf. Hierher gehört auch die vollständige A b- 
quetschung (etranglement) einer Falte, wie sie neuerdings A. Bux- 
torf®) im der Weißensteinkette (Jura) annimmt. Die Bedeutung der 
Schichtflächen bei diesen Bewegungen liegt auf der Hand. 


2. Streckung, Zerrung, Plättung (&tirement, lamination). 


a) Wird eine starre Masse über eine weichere, (relativ) ruhende 
Unterlage bewegt, so quillt diese an der Stirn der Überschiebung be- 
ständig auf®). Infolge des Vorwärtswanderns der Belastung entsteht 


!) Auch Rothpletz stellte diese Frage bei seiner Kritik der Auswalzung 
von Mittelschenkeln. 

2) Wo eine solche fehlt, kann man also nicht mehr von Ausquetschung reden. 

®) Erstere bei schiefrigen, letztere bei spröden Gesteinen, welche unter Druck 
zerspringen. ce 

#) Vergleiche Bau und Bild Österreichs, pag. 548. 

5) Beiträge z. geolog. Karte d. Schweiz. N. F. 21, Profile auf pag. 93. 

%) Unter Umständen kann sich die Schubmasse an diesem Hindernisse stauen, 
mit ihm verfalten, Stücke davon abreißen und mitschleppen (vielleicht läßt sich 
die Scholle von Couches rouges an der Basis der Breche du Chablais der Pte. de 
Cananeen [nach der Darstellung von F. Jaccard, Bull. soc. Vaudoise des sciences 
natur. v. 43, 1907] als derartige Schleppscholle erklären) ; oder es kann die Bewegung 
dadurch gänzlich zum Stillstand gebracht werden. Als ein Beispiel dieser Art, 
wenn auch noch durch andere Vorgänge kompliziert, fasse ich die Verzahnung 
von Kristallin der Chazforä- und Dolomit der Braulioscholle am Monte Forcola 


1911 Bericht vom 1. Oktober. Albrecht Spitz. 287 


eine ziemlich regelmäßige Verdünnung der Unterlage. Unregelmäßige 
Gewichtsverteilung in der Schubmasse führt in der Unterlage zur 
Abquetschung von Linsen, welche bei fortgesetzter Bewegung je nach 
den Reibungsverhältnissen entweder en place oder durch Mitschleifen 
gänzlich plattgedrückt, in letzterem Falle auch zerrissen werden können 
(basale Schleppschollen). 

Das Wesen dieses Vorganges liegt in der Verbindung von vorwärts 
wandernder Ausquetschung mit gleichsinnig wirkender Walzung durch 
die Schubmasse, wodurch die basale Schicht auf eine größere Fläche 
ausgedehnt wird. Hier treten noch zu den mechanischen Wirkungen 
der Ausquetschung jene der Streckung !) hinzu. Ein Beispiel ist viel- 
leicht die gänzlich zerfetzte Trias an der Basis der Prealpes romandes, 
die offenbar als Gleitschicht diente. 

b) Ist die Reibung zwischen der Schubmasse und einer starren 
Basisschicht lokal größer als im Liegenden der letzteren, so wird die 
Schubfläche hierher verlegt, die basale Schicht gezerrt, bis sie zerreißt 
und so selbst gewissermaßen zum tiefsten Glied der Schubmasse wird. 
Ist die Basis eine liegende Falte, so kann sie durch die darüber hin- 
weggehende Schubmasse (Traineau ecraseur Termiers) vollkommen 
plattgedrückt und zerrissen werden. Ein Beispiel ist vielleicht die 
Griesstockdecke bei Heim?). Auch bei diesen Bewegungen ist die 
Bedeutung der Schichtflächen offenkundig. 


3. Auswalzung des Mittelschenkels. 


Sie ist eigentlich nur ein besonders wichtiger Spezialfall der 
Streckung unter Belastung (= Walzung). 

a) Nach Heim entsteht eine Verwalzung des Mittelschenkels 
in einer schiefen Falte dadurch, daß Mulden- und Antiklinalkern in 
entgegengesetzter Richtung bewegt werden. Die Punkte «a und 5 
(Fig. 1, Schema 1) wandern dabei in der Richtung des Pfeils in den 
Mittelschenkel, wodurch Sattel und Mulde auf ihrer eigenen Stirn 
„fortrollen“; doch ist der Betrag des gesamten Vorschubes größer 
als der Materialzuwachs des Mittelschenkels, welcher daher gezerrt 
wird. Dieses Schema ist nur auf eine vereinzelte Falte anwend- 
bar. Angesichts eines regelmäßigen Bündels schiefer Falten drängt 
sich nämlich der Zweifel auf, ob hier — von der tiefsten Falte ab- 
gesehen — überhaupt muldenwärts gerichtete Kräfte in Wirksamkeit 
treten können, da die Falten bei Zusammenpressung doch nur in der 


in den Engadiner Dolomiten auf, worüber an anderer Stelle berichtet werden soll; 
vorläufig vergleiche O0. Schlagintweit, Geologische Untersuchungen in den 
Bergen zwischen Livigno, Bormio und Santa Maria im Münstertal, Zeitschr. d. 
D. G. G. 1908, Profil 7 u. pag. 256. 

1) Streckstreifen senkrecht auf das Streichen. Solche im Streichen (zum 
Beispiel in den Tauern) lassen sich vielleicht durch die Bogenform der Decken allein 
erklären (vergleiche auch Arnold Heim, Säntisgebirge, pag. 493). Kann man das 
gelegentliche Zusammenvorkommen von Fältelung und Streckung (zum Beispiel im 
Verrucano des Münstertals) als geplättete Kleinfältelung erklären ? 

Streckung ohne Belastung (Zerrung) ist theoretisch bei manchen Gleit- 
bewegungen und Biegungen (vergleiche die alten „Aufbrüche“) zu erwarten. 


2) Albert Heim, Die vermeintliche „Gewölbeumbiegung“ des Nordflügels der 
Glarner Doppelfalte. Vierteljahrschrift d. Züricher naturforsch. Ges. 1907, Tafel 5. 


45* 


288 Verhandlungen. Nr. 13 


Richtung des freien Raumes, also sattelwärts, wachsen können 
(Poussee au vide) !). Ebenso ist es fraglich, ob ein neuer Sattel erst 
dann entstehen kann, wenn der nächstältere sein Wachstum vollständig 
eingestellt hat. Gibt man die Möglichkeit gleichzeitigen Wachstums 
der Sättel zu?),, so kann man nicht mehr von einem Fortrollen der 
Antiklinalen sprechen, da ja die Sättel dabei gewissermaßen ihre 
eigenen Mulden aufzehren müßten®). Die größte Höhe der Sättel bei 
gleichzeitigem Wachstum ist vielmehr (von Verdünnungen natürlich 
abgesehen) erreicht, wenn die Schenkel vollkommen parallel stehen 
(= !/; des ursprünglichen Ablagerungsraumes); die Falten sind dann 
ausgereift. Sollen die Sättel darüber hinaus wachsen, so müssen 
Zerreißungen der Schenkel eintreten (vergleiche 3, Falle), und zwar 
ist in diesem Falle keiner der beiden Schenkel durch die Natur der 
Bewegung vor dem anderen besonders bevorzugt. 


Fig. 1. 


—— 
GREIZ 
. 


ED 0 


Einige Beispiele liegender Falten. 


b) Anders in einer schiefen Falte, die von vornherein stark un- 
symmetrisch (flexurartig) angelegt ist. Hier werden sich die Bewegungs- 
differenzen zwischen andrängendem und ruhendem Land in dem kurzen 
Mittelschenkel besonders stark konzentrieren und ihn daner leicht 
zerreißen. Ein Fortrollen findet dann nicht mehr statt®), der Anti- 
klinalteil bewegt sich über den Muldenteil und Punkt « behält seine 
Lage auf der Gewölbebiegung stets bei. 


1) Bei Verknetung zweier tektonisch getrennter Massen können natürlich 
Unterschiebungen, beziehungsweise unregelmäßige Stauchungen stattfinden. 

2) Wozu das Vorkommen von Lücken im hangenden Mittelschenkel einer 
Antiklinale zwingt. Vergl. 3, Fall ce und Fig. 2. 

°) Spitz gepreßte Sättel können überhaupt nicht rollen. 

*) Trifft eine Schubmasse an ihrer Stirn auf ein Hindernis, das sie nicht mit- 
zuschleppen vermag, so kann sie sich darau stauen, bis sie sich faltenförmig 
darüber wälzt (Drehfalte, Suess). 


1911 Bericht vom 1. Oktober. Albrecht Spitz. 289 


Die mechanische Wirkung dieser Bewegung ist von jener der 
Streckung (unter Belastung) nicht wesentlich verschieden. Auch hier 
werden die betroffenen Schichten auf eine größere Fläche ausgedehnt. 
Die Schichtflächen dienen dabei in hohem Maße als Gleit- und Be- 
wegungsflächen. 

Beispiele von Falten mit verwalzten Mittelschenkeln, die sich 
nicht auch als Drehfalten !) deuten ließen, sind in den Alpen seltener 
als man annehmen möchte. Gewöhnlich führt man die Glarner Über- 


NW. Fig. 2. so, 
FdAstras 


2340 m 


2160 m — 


0o000900o 
90000 


Aristall FVErragand Musehtelkalk 


| 
| 
I 


Wetersteindolomut Raibler-Schichterv Jahutt 
3 Profile durch die Piz d’Astrasgruppe im Unterengadin. 
Maßstab: 1:25.000. 


schiebungen an, doch hat bekanntlich Rothpletz ihre Faltennatur 
bestritten. Ich gebe daher hier ein Profil aus den Engadiner Dolomiten, 
an dem die Entstehung der Auswalzung (1) aus einer liegenden Falte (3) 
klar ersichtlich ist. Beispiele von Verdünnungen des Mittelschenkels 
bieten in großartiger Regelmäßigkeit die Falten des Säntis dar (Heim). 

c) Wie schon unter a angedeutet, kann bei gleichzeitigem Wachs- 
tum mehrerer Sättel auch der hangende Mittelschenkel einer 


!) Vergl. pag. 283, Anmerkung 4 und pag. 294. 


290 Verhandlungen. Nr. 13 


Antiklinale (zwischen ihr und der nächsthöheren Mulde) zerrissen 
werden („lag“ der Engländer). Ein schönes Beispiel bietet die Piz 
d’Astrasgruppe !) im Engadin (Fig. 2, Profil 3). 

d) Wiederholt sich in einer Schar parallel gepreßter Falten die 
Verwalzung des Mittelschenkels entweder nach Schema 3 a, 5b oder 
wohl auch nach 3 c, so entsteht Schuppenstruktur (Suess), wie 
sie zum Beispiel Bittner aus den niederösterreichischen Kalkalpen 
beschrieben hat. Dieser sowie der theoretisch mögliche Fall, 

e) daß durch starken VorstoB der Antiklinalen beide Mittel- 
schenkel teilweise verwalzt werden (Fig. 1, Schema 2), führt uns all- 
mählich zu den 

4. Gleitungen. 


Die unter Ausquetschung und Auswalzung aufgezählten Phänomene 
sind zum größten Teil wohlbekannt und unter dem Einflusse der 
Deckentheorie hat sich die Aufmerksamkeit auch mehr als bisher auf 
die Streckung gerichtet; allen drei Bewegungsarten ist Verdünnung, 
den beiden letzteren auch Ausdehnung der betroffenen Schichten auf 
eine größere Fläche gemeinsam. Zwischen reduzierten und intakten 
Schichtgruppen besteht ein tiefgreifender mechanischer Unterschied. 

Im Gegensatz hiezu hatten sich die nunmehr zu besprechenden 
Bewegungen bisher nicht; der allgemeinen Beliebtheit zu erfreuen); 
Verdünnung und Ausdehnung spielen hier eine nebensächliche Rolle, 
die fehlenden Schichten sind selbständig gewandert, so daß die Frage 
nach ihrem Verbleib erhöhte Bedeutung gewinnt. Reduzierte und 
intakte Schichtgruppen sind mechanisch gleichwertig. 

a) Betrachten wir einmal enggepreßte Falten, wie sie in den 
Alpen so häufig sind. Fig. 1, Schema 4, stellt eine Antikline dar, 
deren Schenkel noch nicht vollkommen parallel, deren Umbiegungen 
aber spitz gepreßt sind. Jede Schicht a, b... kommt mit ihrem 
Gegenflügel a‘, b' ... in der Achse der Falte auf eine längere Strecke 
zur Berührung. Um den Betrag dieser Strecke ist jede Schicht von 
der nächstälteren abgeglitten. In den Kern der Falte können be- 
liebig viel ältere Schichten eintreten. 

Die in Fig. 1, Schema 3, dargestellte Falte zeigt vollkommen 
parallele Schenkel; die Schicht e kommt in der Achse der Falte auf 
eine große Strecke mit sich selbst zur Berührung. Altere Schichten 
können nicht mehr in den Kern der Falte eintreten, das ganze Schicht- 
paket a—c ist von ihnen abgestaut worden und kann sich selbständig 
falten (Faltungsstockwerke Ampferers, siehe pag. 292). Die Schicht- 
fläche zwischen c und den älteren Schichten wird zur Gleitfläche °); 


ı) Für die Annahme einer Unterschiebung der Mulden liegt auch hier kein 
Anlaß vor. 

2) Einer der wenigen Geologen, welche die Bedeutung solcher Bewegungen 
klar ausgesprochen haben, ist W. Schiller. Er hat für Gleitungen von jüngeren 
über ältere Schichten den Namen „Übergleitung“ vorgeschlagen. (Berichte der 
Freiburger naturf. Ges. 1904, Lischannagruppe, pag. 40); ich habe ihn jedoch hier 
nicht verwendet, da bei der pag. 293 versuchten Klassifikation der Gleitbewegungen 
das relative Alter von Decke und Basis gegenstandslos ist. 

®) Die Bedeutung der Schicht- als Gleitflächen bei Faltungen hat schon 
Heim betont. Daß bei enggepreßten tiefen Falten gewöhnlich keine Charnieren 
zu sehen sind, erklärt sich daraus, daß in Fällen des Schemas 4 spitz gepreßte 


1911 Bericht vom 1. Oktober. Albrecht Spitz. 291 


auf ihr vollzieht sich der gesamte Betrag der Verschiebung, der sich 
in ersterem Falle auf alle älteren Schichten gleichmäßig verteilte. 

b) Unterbrechen wir unseren Gedankengang einen Augenblick. 

Sowohl in Schema 4 als auch 3') der Fig. 1 sind Flächen vor- 
handen, welche genau in die Richtung der Bewegung fallen. Es ist 
somit die Möglichkeit gegeben, daß die Bewegung die durch die 
Zusammenknickung ohnedies verminderte Festigkeit der Umbiegungen 
überwindet und die Falten in der Achse zerreißen °) (Fig. 1, Schema 5). 
Es ist klar, daß hierdurch der bisherige Charakter der Bewegung 
vollkommen verändert wird, da aus Teilen sowohl der Mulden als 
auch der Antiklinalen neue tektonische Einheiten gebildet 
werden. 

c) Wird ein konkordantes Schichtenpaket in der Richtung seiner 
Schichtflächen bewegt, so können diese ebenfalls zu Verschiebungs- 
flächen werden und es entstehen, etwa durch die Unterschiede in 
der Gesteinsbeschaffenheit bestimmt — aber nicht auf sie beschränkt 
— auch hier ganz ähnliche, neue mechanische Einheiten. Die Ge- 
schwindigkeit jeder einzelnen von ihnen hängt ab von den lokalen 
Belastungs- und Reibungsverhältnissen. 

d) Aber erst dann wird jede Einheit vollkommene Selbständigkeit 
erlangen, wenn sie nicht nur nach oben und unten, sondern auch nach 
seitwärts abgegrenzt ist. Das kann auf verschiedene Weise geschehen: 
in Schema 5 (Fig. 1) zum Beispiel durch selbständige Bewegung 
irgendeines beliebigen (gestrichelten) Schichtpakets (wie eben unter c 
auseinandergesetzt wurde); oder durch Entstehung von Trennungs- 
flächen quer auf die Schichtung, sei es infolge von Ausquetschung 
oder von Streckung®). Fortgesetzte Bewegung einer derart zerlegten 
Masse wird zu einem ähnlichen Resultat führen wie ein ins Gleiten 
geratener Stoß von Brettern: einige eilen voran, andere bleiben zurück, 
wieder andere verändern, lokalen Verhältnissen gehorchend, ihre 
Geschwindigkeit und tauschen miteinander die Plätze wie in einem 
Spiele gemischter Karten, bis schließlich die ursprüngliche Ordnung 
vollständig verwischt ist. 

5. Für jede solche, durch zwei annähernd parallele Verschiebungs- 
(= Gleit-Jflächen *) abgegrenzte mechanische Einheit möchte ich den 
Namen 

Gleitbrett 


vorschlagen °); allseits abgegrenzte kann man freie Gleitbretter 
nennen. Sie vermögen das Fehlen ganzer Schichtpakete auf aus- 


Umbiegungen leicht übersehen werden, im Falle 3 aber ein zufälliger Aufschluß 
öfter die ausgedehnte Region paralleler Schichten (Schnittlinie im Schema 3) als 
die beschränkte der Wölbung anschneiden wird, 

!) Namentlich wenn auch hier die Umbiegung spitz gepreßt ist. 

2) Da ja eine weitere Bewegung im Sinne der Sättel hier ohne Zerreißungen 
nicht mehr möglich ist (vergl. pag. 238) und die Mittelschenkel nicht mehr durch 
die Natur der Bewegung zum Zerreißen prädisponiert sind. 

°®) „Tektonische Linsen“. Auch Erosion und Hebung an Brüchen können 
freie Euden schaffen. 

4) Die natürlich auch Quetsch-, Zerr- oder Walzflächen sein können! 

®) Dieser Name soll keine Stellungnahme zugunsten der Gleithypothese sein, 
sondern bloß die Bewegung zwischen Gleitflächen ausdrücken. 


992 Verhandlungen. Nr. 13 


gedehnte Strecken hin zu erklären, ohne daß man — und auch das nicht 
immer — zu mehr als lokaler Wirkung der verdünnenden Faktoren 
Zuflucht nehmen muß!). Sie können aus faltenden Bewegungen her- 
vorgehen, beziehungsweise reife Faltung ablösen, verändern 
aber im allgemeinen ihren Charakter vollständig und heben schließlich 
jede Art von Regelmäßigkeit auf. Eine Ausnahme machen hierin nur 
die Fälle 3d und e, bei denen der Charakter von Mulden und Sätteln 
erhalten bleibt; hier werden die Gleitflächen durch Auswalzung ge- 
schaffen. 3d wurde, seiner Bedeutung gemäß, schon früh unter dem 
Namen „Schuppenstruktur“ hervorgehoben; für 3e (Schema 2 der 
Fig. 1) fehlt ein Name, doch dürfte dieser Fall in der Natur kaum 
von Bedeutung sein. 

6. Rückblickend und zusammenfassend könuen wir die be- 
sprochenen Fälle nochmals in veränderter Ordnung, und zwar nach 
der Art der erzeugenden Kräfte gruppieren: 


I. Die erzeugenden Kräfte wirken normalauf die Schicht- 
Hachen!, % .» . . . Ausquetschung, Abquetschung. 

II. die Enden Kräfte wirken in der Richtung der 
Schichtflächen: 


l. verdünnend 

a) durch Zerrung (= Streckung ohne Belastung) [Gewölbe- 
biegungen]; 

b) durch Walzung (= Streckung unter Belastung) [Plättung, 
Auswalzung von Mittelschenkeln]. 

bloß schiebend %2. . . ... Gleitung (Gleitbreiter: 


IS) 


1. 


1. a) Da in allen unter I besprochenen Fällen die Gleitflächen 
aus Schichtflächen hervorgehen, so werden sie im allgemeinen sowohl 
untereinander als auch zur Schichtung der einzelnen Gleitbretter 
parallel sein. Doch zeigt zum Beispiel Profil 1 auf Fig. 2 deutlich, 
wie sich an einer durch Auswalzung entstandenen Gleitfläche Diskor- 
danzen entwickeln können. 

b) Lokale Widerstände an einer konkordanten Gleitfläche können 
zu Zerrungen und Stauungen und damit gleichfalls zu Diskordanzen 
führen. 

c) Faltungen erzeugen bei jedem Gesteinswechsel infolge von 
Differentialbewegungen ebenfalls Diskordanzen; es enstehen Faltungs- 
stockwerke?) im kleinen. Dieser Fall ist sehr häufig. Jedes solche 
Faltungsstockwerk ist oben und unten von einer Abstauungsfläche 
begrenzt und kann daher selbst zu einem Gleitbrett werden. 


!) Als bewegende Kraft wird man sich auch hier, wie bei Fall 2, häufig einen 
traineau Ecraseur vorstellen dürfen‘; doch ist seine Wirkung in diesem Falle eben eine 
andere. In ihrem Endeffekt hat Gleitbrettstruktur im allgemeinen geringere Mächtig- 
keit des betroffenen Packets als Ganzes und Ausdehnung auf eine größere Fläche 
mit den verdünnenden Faktoren gemeinsam. Ähnliche Vorgänge bezeichnet Arnold 
Heim als „Ausschichten“ (Säntisgebirge, pag. 483). 

?) Vergl. OÖ. Ampferer, Jahrb. d. k k. geol..R.-A. 1906, pag. 585. 


PX I 


1911 Bericht vom 1. Oktober. Albrecht Spitz. 293 


Auffallend ist, daß in den Alpen trotz der großen Verbreitung 
parallel gepreßter Falten doch Faltungsstockwerke im Großen nicht 
häufig zu sein scheinen. In der helvetischen Region zum Beispiel 
zeigen alle Schichten vom Gneis bis zum Flysch denselben einheit- 
lichen Zug der Faltung. Diese muß daher entweder nach Schema 4 
(Fig. 1) oder nach einem beständigen Wechsel von 3 und 4 vor sich 
gegangen sein. 

d) Wir können also eine ganze Reihe von schiebenden und 
gleitenden Bewegungen zusammenfassen, bei denen die Bewegungs- 
flächen ihrerEntstehungnachkonkordantzurSchichtung, 
Diskordanzen dahersekundärer Natur sind (plakogene 
Bewegungen !), und zwar: 


Faltenüberschiebungen (mit ausgewalztem Mittelschenkel); sie 
erzeugen Überfaltungsdecken; 

ferner gleitende Bewegungen, bei denen eine Masse einseitig 
über die (relativ) ruhende Basis bewegt wird. Sie erzeugen Ab- 
sehiebungs- oder Abgleitungsdecken?); 

endlich selbständige Faltung von Stockwerken an Ort und Stelle, 
Abstauungsdecken’). 


2. Dieser Gruppe gegenüber stehen die Abscherungsdecken 
(kerogene Decken)*). Ihr Wesen scheint mir darin zu liegen, daß 
ihre Begrenzungsflächen ihrer Enstehung nach diskordant, 
Konkordanzen daher sekundärer Natur°) sind. Sie können 
auf verschiedene Weise entstehen: N 

a) Durch diskordante Sprünge, auf denen Überschiebungen er- 
folgen („UÜbersprünge“), eine Ansicht, die Rothpletz seit vielen 
Jahren mit aller Entschiedenheit vertritt und die Suess neuerdings 
in Form der „listrischen Flächen“ aufgenommen hat. Man kann 
sich allerdings schwer erklären, auf welche Weise lange gerade 
Sprünge in spitzem Winkel zur Schichtung entstehen sollen, ohne durch 
sie abgelenkt zu werden ®); aber nach gewissen Profilen, zum Beispiel 


1) Von zAa&, zos ebene Fläche, Steintafel, Schichtfläche. 

2) Als Abschiebungsdecke wäre nach der Vorstellung von L. Kober (Mitt. 
d. geol. Ges. Wien, 1909, pag. 492) die voralpine Serie der niederösterreichischen 
Kalkalpen (unter dem Einflusse der hochalpinen und Hallstätter Serie) zu bezeichnen, 
ebenso der Jura in der Auffassung von Buxtorf (vergl. unten); als Beispiel einer 
Abgleitungsdecke wären die Prealpes romandes nach der ursprünglichen Vorstellung 
von Schardt zu nennen. Älinliche theoretische Vorstellungen haben Reyer und 
Ampferer entwickelt. 

3) Ein schönes Beispiel bei Arn. Heim, Mon. d, Churfirsten-Mattstockgruppe, 
Beiträge z.‘geol. Karte d. Schweiz, N. F. 20, Profil pag. 16—17. Die Falte des Sichel- 
kamm ist in den härteren Gesteinen des Urgon-Neokom und des Malm-Lias deutlich 
ausgeprägt, während die weichen Valangemergel alle Spannungen durch Verdickung, 
beziehungsweise Verdünnung ausgleichen und ungefaltet bleiben; sie trennen also 
zwei Stockwerke. — Vergl. auch Wähner, Sonnwendjoch, wo der Malm an den 
engen Falten des tieferen Jura nicht beteiligt zu sein scheint (pag. 162). 

*) Von zetpw, ich schere. 

°) Die Nomenklatur ist noch keineswegs geklärt. Buxtorfs „Abscherungs- 
decke“ im Jura zum Beispiel ist nach der hier gebrauchten Bezeichnung eine Ab- 
schiebungs- oder Abgleitungsdecke, wenn der Untergrund nicht gefaltet ist; sonst 
wäre sie als Abstauungsdecke zu bezeichnen (Faltungsstock werke!). 

®) Ihre Erklärung durch Rothpletz als Drucksprünge im Sinne von 
Daubr&e trifit nur auf ungeschichtete Massen zu! 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 13. Verhandlungen. 46 


394 Verhandlungen. Nr. 13 


im westfälischen Kohlenrevier, ist an ihrer Existenz kaum zu 
zweifeln. 

b) Der von Mühlberg betonte Fall der Erosionsüberschiebung 
kann gleichfalls zur Entstehung von diskordanten Sprüngen führen, 
doch zeigt die Ausführung dieses Gedankens durch Rothpletz!) 
deutlich, daß hier auch Gleitungen längs der Schichtflächen eine Rolle 
spielen können. 

c) Mehr von lokaler Bedeutung sind die Untergrundstauungen 
(Rothpletz), wenn eine Schubmasse an ihrer Basis Hindernisse 
(etwa infolge alter Erosionsflächen) diskordant abreißt. 

Bei allen diskordanten UÜberschiebungen sind natürlich die Be- 
dingungen für die Bildung von Myloniten besonders günstig! 

3. a) Da wir im Felde meist nur Fragmente von Überschie- 
bungen vor uns haben, so wird ihre Zugehörigkeit nicht immer ein- 
wandfrei festzustellen sein; man wird sich daher vielfach mit der 
Klassifizierung von konkordanten und diskordanten Überschiebungen 
begnügen müssen. Dies um so mehr, als nach der Vorstellung von 
Mühlberg, Rothpletz, Suess und anderen durch Einschleppung 
an der Stirn von Scherungsdecken Drehfalten erzeugt werden 
können, welche sich von Faltendecken mit verwalztem Mittelschenkel 
nur in günstigen Fällen unterscheiden lassen. 

b) Ahnlich wie bei den Decken?) wird auch bei dem vielfach 
kombinierten Typus der Gleitbretter, der sowohl durch kerogene wie 
durch plakogene Bewegungen entstehen kann, mit einer Klassifizierung 
in konkordante und diskordante Gleitbretter häufig das Mögliche 
erreicht sein. 


Il. 


Das über Gleitbretter Gesagte sollen uns einige Beispiele ver- 
anschaulichen. 

l. Ich bitte den Leser, die trefflichen „Untersuchungen im 
Ober-Engadin zwischen Albulapaß und Livigno“ von K. Zoeppritz 
(Berichte der Freiburger naturf. Ges. 1906), speziell die Karte auf- 
zuschlagen. Vom Verrucano bis zum Malm herrscht hier vollkommene, 
lückenlose Konkordanz ). Untenstehend gebe ich daraus ein Profil 
(von oben nach unten) über den P. Vaüglia und den P. Mezaun 
zum Inn (OSO—WNW). Alle Schichten fallen konkordant und mittel- 
steil bis flach gegen OSO. Was wir hier zunächst sehen, ist die 
Zerlegung der ganzen Masse in sieben Gleitbretter die zum Teil 
durch ganz beträchtliche Lücken getrennt sind. Der Faltenbau ist 


*) Geotektonische Probleme, Fig. 40. 

®) Der Unterschied zwischen Decken im weiteren Sinne und Gleitbrettern ist 
nicht scharf; man mag ihn außer in der bedeutenderen Größe und streichenden 
Ausdehnung der Decken (seitliche freie Euden bei Gleitbrettern!) vor allem darin 
suchen, daß die Decke nur mit einer, das Gleitbrett hingegen mit zwei gleichzeitig 
in Wirksamkeit tretenden Gleitflächen verknüpft ist. Durch Überlagerung einer 
Decke von seiten einer anderen kann also erstere den Charakter eines Gleitbrettes 
erwerben (vergl. II, 1 c). 

®) Dogger ist noch nicht nachgewiesen. — Zwischen Triasdolomit und Lias 
habe ich keine Lücke angenommen, da das Rhät schwer zu erkennen und wohl 
meist zum lias gezogen ist. 


1911 Bericht vom 1. Oktober. Albrecht Spitz. 295 


noch recht gut zu erkennen, er läßt sich auf vier Sättel und drei 
Mulden zurückführen, deren mittlere völlig zusammengeklappt, mit 
spitzer Charniere den Malm einschließt. 


| 


Gneis (P. Vaüglia) 
Triasdolomit E 
Synkline Lias | (Corn) 6 
Triasdolomit 

Gneis 5 
Wettersteindolomit 


Baibler Schichten \ (P. Mezaun) 4 
Hauptdolomit 


Lias von minimaler Mächtigkeit ————— 
Synkline Malm (mit Charniere) 


Antikline 


u 


Antikline 


Lias 
| Hauptdolomit 3 
Antikline Raibler Schichten 
| Wettersteindolomit 
Synkline Lias a 2 
Antikline ° Gneis (Inn) 1 


Schreitet man vom Inn gegen NW vor (vergl. die Karte!), so 
verschwinden allmählich die Gleitbretter 2, 3, 4 ohne Charnieren an 
einer langen Linie, so daß Gneis 1 mit Gneis 5 in Berührung tritt; 
die Gleitbretter werden gegen N „frei“ (durch Scherung?). In ähn- 
licher Weise wird Gleitbrett 6 gegen N und S frei. 

Was nun die Lücken anbelangt, so lassen sich jene zwischen 3 
und 7 gewiß auch durch Ausquetschung, Zerrung und Auswalzung (des 
liegenden Mittelschenkels) allein erklären. Nicht so bei 1—3. Hier 
scheinen mir die fehlenden Schichten in Form echter Gleitbretter 
selbständig gewandert zu sein, genau so wie es bei weiterer Bewegung 
die Einheiten 1—7 auch heute noch täten. Die fehlenden Schichten 
sind also den in diesem Profile vorhandenen Gleitbrettern mechanisch 
vollkommen gleichwertig. 

Ganz ähnlich wie Gleitbrett 6 am Corn findet man auch süd- 
östlich davon zwei lange, schmale Bretter von Dolomit an beiden 
Enden frei im Gneis stecken. Auch den Fetzen von Liasschiefer im 
Granit des Albulatunnels (Zoeppritz, pag. 15) erkläre ich mir 
als Rest einer zusammengeklappten Mulde (wie Zoeppritz eine 
solche in der Nähe nachwies), deren Schenkel als Gleitbretter weg- 
gewandert sind. 

2. In noch viel großartigerer Weise sehen wir dieselbe Erschei- 
nung am Murtiröl bei Scanfs (Fig. 3, nach Zoeppritz im 
wesentlichen kopiert). Es ist klar, daß wir hier nicht etwa Schuppen, 
sondern Gleitbretter — und zwar gleich 17! — vor uns haben. Diese 
Zahl ist wahrscheinlich noch zu niedrig gegriffen, da die hiebei 
gemachte Annahme, daß der „Triasdolomit“ die gesamte Trias umfaßt, 
den Tatsachen kaum entsprechen dürfte!). Obwohl sich im großen 


ı) Das Rhät dürfte auch hier im Lias enthalten sein. — Einige Trennungs- 
flächen bedürfen der Erläuterung: Zwischen 3 und 4 schaltet sich nach kurzen 
46* 


296 Verhandlungen. Nr. 13 


und ganzen noch die Reste von zwei Liassynklinalen zwischen drei 
Antiklinalen erkennen lassen, so wäre es hier noch viel weniger am 
Platze, die Lücken bloß durch Ausquetschung, Streckung und Aus- 
walzung zu erklären, wenn auch die Beteiligung dieser Faktoren 
durchaus nicht geleugnet werden soll. 

Ein Beispiel soll das erläutern: Verfolgt man auf Zoeppritz’ 
Karte das Gleitbrett 4 nach Osten, so sieht man, daß es mit einem 
schmalen Sporn von Rauhwacke und Verrucano zwischen dem Lias 
von 5 und 6 unter das Tal sinkt. Eine Ausquetschung des harten 
Triasdolomits zwischen den Verrucano- und Liasschiefern kann natürlich 
nicht stattgefunden haben, abgesehen davon, daß der Dolomit im ganzen 
Bereiche des Murtiröl nirgends angeschoppt ist. ® 


Fig. 3. 


, 
Alurtiröl 


F- Trupeltaom 


Formecane UntereRamiwacht  Zetasaaiormit as Pilen: 


Arustall 


Profil durch den Murtiröl bei Scanfs im Oberengadin, nach Zoeppritz. 
Maßstab: 1: 50.000. 


Bei der Annahme von Streckung sollte man erwarten, daß sich 
die Wirkung nur auf die unmittelbare Basis der (höchsten) Gneismasse 
des P. Suter—P. Vaüglia (17) erstreckte; sie geht aber in gleicher Weise 
durch den ganzen Murtiröl. Und was für eine riesige Masse müßte 
die Rolle eines traineau &craseur gespielt haben, wenn man die ganze, 
heute noch zirka 4000 m mächtige Murtirölzone bloß als ihre zerfetzte 
Basalschicht ansehen wollte!) 

Auswalzung endlich kann das sprunghafte Verschwinden des 
Dolomits im Liegenden (und auch im Hangenden) des Verrucano auf 
eine Erstreckung von kaum 1%km nicht erklären, da ja ihr Effekt ent- 
weder gleichmäßige Verdünnung oder Zerreißung in sehr gering 
mächtige Linsen sein müßte, 


Strecken mehrmals Malm ein; desgleichen wird die Trias zwischen 10 und 11 
weiterhin dnrch Malm abgelöst. Der Verrucano zwischen 16 und 17 verschwindet 
schon nach ein paar Schritten. 


?) In diesem Falle müßte die Streckung gleiche Schichtgruppen in gleicher 
Weise betreffen und es wäre nicht verständlich, weshalb zum Beispiel der Trias- 
dolomit in 4 vorhanden ist, unmittelbar darüber, in 5 und 7 aber vollständig fehlt! 


1911 Bericht vom 1. Oktober, Albrecht Spitz, 297 


Als beste Lösung erscheint mir folgende: Der Dolomit 4, unser 
Verrucano, der Gneis 5 (und ein entsprechender Gneis am Ostende) 
sowie ein über den beiden letzteren auftretender Dolomit 5a gehören 
zusammen und bilden den Rest einer sekundären Antikline im Lias 
3—6. Sie ist in ebenso viele freie Gleitbretter als hier aufgezählt 
zerlegt. Der Kern ist stellenweise weiter vorgewandert als Teile 
der Schenkel und so kommt es, daß der Gneis im Dolomit steckt 
und der Verrucano wie ein Keil durch den Dolomit hindurch und 
z ischen die Schichten des Lias eindringt; wären diese wenigen 
Meter Verrucano lokal zerrissen, so lägen beide Systeme von Lias voll- 
kommen konkordant aufeinander, ohne die geringste Spur einer Störung 
erkennen zu lassen! Doch ist auch, wie schon oben (pag. 295 An- 
merkung) erwähnt, der Kontakt von 4 und 3 anormal. 

in ähnlicher Weise erkläre ich mir auch den Gneiskeil 7 im 
Lias und manche andere Lücke; ja man ist angesichts der über- 
wältigenden Einheitlichkeit des Dislokationstyps am Murtiröl fast 
versucht, diese Erklärung zu verallgemeinern und den verdünnenden 
Faktoren bloß eine sekundäre Bedeutung (Entstehung der freien Enden) 
zuzugestehen. Dabei will ich das Vorhandensein eines traineau Eecraseur 
nicht ausschließen, betrachte ihn hier aber weniger als streckende 
denn als bewegende und schiebende Kraft; in diesem Sinne mag auch 
jedes Gleitbrett auf seine Nachbarn wirken. Aber auch wer der hier 
skizzierten Anschauung über die Entstehung der Lücken nicht zu- 
stimmt, wird sich kaum des Eindrucks erwehren können, daß die 
heute noch am Murtiröl vorhandenen Gleitbretter bei weiterer Be- 
wegung (von den Erosionseinschnitten sei abgesehen) zur Entstehung 
von Lücken in der geschilderten Art führen würden. 

3. In größter Ausdehnung finden wir Gleitbrettstruktur in der 
durch die Arbeiten von Lorenz, Hoek und Seidlitz genauer 
bekannten Graubündner Aufbruchszone. Hier ist die Zer- 
legung stellenweise so weitgehend, daß sich keine Gesetzmäßigkeit 
mehr erkennen läßt, die ganze Zone vielmehr, wie Hoek sagt, einem 
„aus losen Blättern gemischten Kartenspiele“ gleicht. Diese Worte 
geben denselben Eindruck wieder, wie der von mir gebrauchte Ver- 
gleich mit einem Stoß von Brettern. Hier mag der ostalpine traineau 
ecraseur auch wirklich verdünnend gewirkt haben. 

4. Die Entstehung der Lücken vermögen wir am Beispiel der 
Braulioüberschiebung recht gut zu überblicken. Gehen wir 
vom Profil 2 der Fig. 4 aus: 

Über den kristallinen Schiefern des Münstertals baut sich die 
Trias vom Verrucano bis zum Hauptdolomit!) vollständig konkordant?) 
auf, bedeckt von einer ebenfalls konkordanten Kappe von Kristallin. 
In V. Muranza schneidet jedoch eine von Schlagintweit entdeckte 
und von Hammer bestätigte Verschiebungsfläche zwischen basalem 
Gneis und Trias durch, so zwar, daß die steilgestellten Raibler 


1) Das Alter dieses Dolomits ist bestimmt durch seine Verknüpfung mit 
Kalkschiefern der Trias-Rhätgrenze weiter im W (Monte Praveder-Dössradond). 

2) Der Diabas des P. Lad ist keine Einfaltung des Grundgebirges (Schlag- 
intweit), sondern ein Lager in den Raibler Schichten, wie an anderer Stelle 
näher ausgeführt werden soll. 


Nr. 13 


A % ey Kumeel. EFERESS 
ornaditaunlüi Led Kup En 


r 
ni 


Idel tanıone 


PROFIL & Eschumliraider. 


Ale. lolena 


Pd Runs Fhad, 


MT. Murder 


CRLT 


Er 


ar» 


Verhandlungen, 


Tralotertal Jt. Haria\ 


4 etwas vereinfachte Profile durch die Braulioüberschiebung (Profil 1 nach Hammer, unter Hinweglassung des Schuttes). 


Maßstab: 1:1C0.009, 


Der Quarzpbyllit am Nordfuße des P. Lad inmitten des Gneises wurde mit der Signatur des Verrucano bezeichnet, um ihn als jüngere 
Zwischenlage hervorzuheben. 


Links ist Süden, rechts Norden und zwar verlauft Profil 1 von SO nach NW, 2 und 3 von SSW nach NNO und 4 von 
SW nach NO. Der horizontale schwarze Strich unter 1 und 2 bedeutet die Höhe von 1400, unter 3 und 4 von 2000 m. 


298 


1911 Bericht vom 1. Oktober. Albrecht Spitz. 299 


Schichten des P. Lad an den Schichtköpfen von gleichfalls steil S 
fallendem Granitgneis abstoßen. Gegen den P. Umbrail zu legen sich 
zwar Trias und Muranzagneis konkordant, aber zwischen beiden fehlt 
die ganze ältere Trias mit dem Verrucano. Es fragt sich nun, welcher 
Art die Bewegung an dieser Fläche war und wohin die fehlenden 
Schichten gekommen sind. 

In unserem Profil fällt die vollkommene Analogie zwischen dem 
Bau des Muranzagneises und der Masse des P. Umbrail—P. Lad auf; 
beide bilden eine Mulde mit steilem Nord- und flacherem Südflügel, 
beide sind aber gegeneinander etwas verschoben. Richten wir diese 
Bewegung aus, bis der südfallende Flügel des Muranzagneises in die 
Fortsetzung des ebenso fallenden Gneises im Münstertal!) kommt, 
so ersehen wir daraus, daß der Muranzagneis gegenüber der Trias 
(relativ) um einige Kilometer gegen S vorgeschoben worden ist. Aber 
auch im ausgerichteten Profil kommen unter dem Umbrail noch immer 
Raibler Schichten mit Gneis in Berührung. Die fehlende Untertrias 
kann hier unmöglich verquetscht, gestreckt oder verwalzt worden 
sein, wie aus dem diskordanten Verlauf der Gleitfläche unter dem 
P. Lad unabweislich hervorgeht, wenn man nicht zu ganz unwahr- 
scheinlichen Konstruktionen greifen will. Sie muß also, noch von einer 
zweiten Gleitfläche begrenzt, als echtes Gleitbrett weggewandert sein. 

Auch auf die Frage: Wohin? glaube ich antworten zu können. 
Verfolgen wir zu diesem Zwecke die Braulioüberschiebung weiter 
gegen W, wobei wir uns von der Streichlinie der Umbrailgruppe immer 
mehr gegen S entfernen. Der Gneis von V. Muranza dünnt in 
V. Forcola ziemlich plötzlich aus und man möchte meinen, aus der 
UÜberschiebung sei eine liegende Falte geworden. Das ist aber un- 
richtig, denn ein von Schlagintweit entdeckter Keil von Gneis 
(und dieser ist nicht der einzige) mitten im Dolomit des Monte Solena 
{Profil 3) beweist, daß hier die scheinbar einheitlichen Raibler Schichten 
durch Gleitflächen zerlegt sind. Noch weiter westlich, am Monte 
Cornacchia, sind auch diese verschwunden und es liest der Haupt- 
dolomit direkt auf Rhät, jedoch mit einer scharfen Diskordanz ?). 
Erst zirka 17 km westlich der V. Forcola und zirka 8 km südlich der 
Streichlinie des Umbrail treffen wir wieder ältere Schichten (Profil 4). 
Man sieht hier einige Falten und Fetzen von gut erkennbarer älterer 
Trias mit einigen Vorkommnissen von Gneis, die ihrer geringen Aus- 
dehnung wegen wohl eher den Namen von Linsen als Gleitbrettern 
verdienen. Diese ganze von Zoeppritz entdeckte Masse liegt nicht 
auf dem Hauptdolomit der Corna dei Cavalli, wie Schlagintweit 
annahm, sondern geht deutlich in ihn hinein und ihre Fortsetzung 
läßt sich als scharfe Diskordanzlinie bis V. del Cantone verfolgen, wo 
sie unter das Tal sinkt. Hier finden wir also jene älteren Schichten, die 
im Profil des Umbrail und Solena fehlen und dieses Beispiel berechtigt 
uns, sie auch dort im Süden zu suchen. Die Linsen von Gneis in den 
Profilen 3 und 4 lassen übrigens vermuten, daß auch die große Masse 


1) Dieses Fallen beherrscht die ganze Südseite des unteren Münstertals. 


?) Sie wurde zuerst von S. Franchi entdeckt, der mir freundlichst davon 
Mitteilung machte. 


300 Verhandlungen. Nr. 13 


des Muranzagneises nicht mehr mechanisch einheitlich, sondern durch 
Gleitflächen zerlegt ist und vielleicht ist das kleine Gleitbrett von 
Triasdolomit, das südlich des P. Umbrail mitten im Gneis steckt, 
nicht als eigene Mulde, sondern als Rest der vorgeschobenen Unter- 
trias zu betrachten, die zwischen die Gleitflächen des Gmneises 
geraten ist!),. Der mächtige untere Hauptdolomit der Corna dei 
Cavalli scheint dafür zu sprechen, daß die UÜberschiebung aus einer 
Falte hervorging, womit auch ihre große Länge harmonieren würde. 
Sein merkwürdiges Verhältnis zum Lias ist nur lokal, wenige Kilometer 
östlich und westlich sind er und die Untertrias verschwunden und der 
obere Hauptdolomit liegt konkordant auf dem Lias — scheinbar eine 
unbedeutende Überschiebung; doch noch an ihrem Westende (V. Torta 
bei Cinuskel im Engadin) erkennt man, daß der Lias ohne Einschaltung 
von Rhät und ohne Umbiegung, als echtes Gleitbrett zwischen diesem 
und jenem Hauptdolomit endigt, der ihm als Basis diente. 

Wir sehen also hier eine Serie, die derart zerlegt ist, daß die 
ältere Trias des hangenden Flügels mit einzelnen Resten von Gneis 
stärker gegen S bewegt wurde als der Gneiskern und dieser wieder 
stärker als der hangende Hauptdolomit; die relative Bewegung dieser 
drei Gleitbretter bleibt giltig, ob man nun die Schubmassen von N 
oder von S herleitet. Die Position der Lücken ist eine zufällige: 
fehlende (Lücken) und vorhandene Gleitbretter sind 
mechanisch gleichwertig! 

Noch etwas anderes lehrt uns das Umbrailprofil: die konkordante 
Schichtfolge auf seiner Nordseite scheint vollkommen lückenlos zu 
sein und doch ist das eine Täuschung. Verfolgen wir nämlich 
den Kontakt von Hauptdolomit und Raibler Schichten weiter gegen 
W nach V. Mora hinein, so ergibt sich bald aus der Einschaltung 
von rhätischen Kalkschiefern in seiner nächsten Nähe?), daß wir es 
hier nur mit dem obersten Teil des so mächtigen Hauptdolomits zu 
tun haben. Auch hier halte ich eine Wanderung des fehlenden Teiles 
in Form eines Gleitbrettes für wahrscheinlicher als jede andere Lösung, 
denn am P. Umbrail selbst ist der Dolomit nicht einheitlich; durch 
seine ganze Südwand zieht ein langes Band von Raibler Schichten, 
das gegen N ohne Spur einer Umbiegung keilförmig in ihm ver- 
schwindet. 

Die Ursache dieser Bewegungen glaube ich in der kristallinen 
Decke des P. Chazforä—P. Lad sehen zu dürfen. Im ganzen unteren 
Münstertal liegen die dazu gehörigen Deckschollen vorwiegend auf 
Gliedern der tieferen Trias und auch unser Profil 2 zeigt in seinem 
nördlichen Teile, daß sie stellenweise direkt den Raibler Schichten 
aufliegen, ja sogar keilförmig in sie eindringen. Es liegt nun nahe 
anzunehmen, daß der Hauptdolomit durch diese Schubmasse von seiner 
Basis ab- und gegen S vorgeschoben wurde, wobei er einzelne Teile 
der Raibler Schichten mitnahm (Basis des P. Umbrail!) und selbst in 
Gleitbretter zerlegt wurde. Eine Bestätigung glaube ich in unserem 


1) Eine Vermutung, die zuerst Herr Dr. Hammer gesprächsweise zu mir 
äußerte. 


°) Vergl. pag. 297, Anmerkung 1. 


1911 Bericht vom 1. Oktober, Albrecht Spitz. 301 


Profil 1 zu sehen!,. Wie Hammer?) gezeigt hat, entspricht die 
Trias von V. Schais jener des P. Lad und die Scholle am Fallasch- 
joch der Platte des P. Umbrail. Denkt man sich aber letztere im 
Profil 2 noch weiter nach Süden vorgeschoben, so stoßen schließlich 
Chazforä- und Muranzagneis zusammen und das Profil gleicht jenem 
durch das Fallaschjoch. Ahnlich lassen sich die meisten übrigen 
Gleitbretter des Ciavalatschkammes deuten. 

Man sieht also, wie vorsichtig man bei Beurteilung konkordanter 
Schichtfolgen sein muß. Auch in unseren früheren Beispielen konnte 
man sich davon überzeugen. Am P. Mezaun (vergl. Zoeppritz’ Karte!) 
folgt aus dem Verhältnis des Verrucano an der Basis von Gleitbrett 3 
zum Lias von 2, daß entweder zwischen Verrucano und Gneis, oder 
zwischen Verrucano und Wetterstein- (+ Muschelkalk-) dolomit eine be- 
deutende Lücke durchgehen muß. Und in ähnlicher Weise kann man 
am Östende des Gleitbrettes 4 am Murtiröl aus der Karte entnehmen, 
daB zwischen dem Lias 3 und 6 und dem Hauptdolomit 4 trotz des 
zwischengeschalteten Rhäts je eine Trennungsfläche vorhanden sein 
muß. wenn nicht beide gar mitten durch den Dolomit hindurchgehen! 
Wir pflegen eben Lücken erst dann zu registrieren, 
wenn eine vollständige geologische Etage fehlt und über- 
sehen jene Fälle, wo sich die Lücke nur auf einen Teil der Etage 
erstreckt (wie zum Beispiel beim Hauptdolomit des P. Lad) oder 
gleichaltrige Schichten ganz zufällig aufeinander zu liegen kommen. 
Die Zerlegung in kleinere: mechanische Einheiten als es die Falten 
sind, ist eben viel häufiger als man für gewöhnlich anzunehmen ge- 
neigt ist, da die Schichtflächen in vielen Fällen natür- 
liche Trennungsflächen darstellen, welche iin die Rich- 
tung der Bewegung fallen; ja, streng genommen, kann man 
sagen: Es gibt in tangential dislozierten Gebieten wohl konkordante 
und stratigraphisch ?) vollständige Profile, es gibt aber vielleicht über- 
haupt keine normalen Kontakte; denn bei solchen Bewe- 
gungen dürfte tatsächlich kaum eine Schicht auf der anderen ge- 
blieben sein! 


Schließlich sei noch auf den merkwürdig gemischten Charakter 
der Gleitfläche an der Basis des Umbrail aufmerksam gemacht, die 
zuerst den Schichtflächen folgt und dann zu einem Scherungssprung 
wird. Ein schönes diskordantes Gleitbrett, über dessen Entstehung ich 
aber nichts auszusagen vermag, zeigt auch Profil 3 am Monte Solena. 
Weitere Beispiele diskordanter Gleitbretter haben W. Hammer vom 
Endkopf (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1911) und W. Schiller aus der 
Lischannagruppe beschrieben, in welch letzterer zwischen überschobenem 
Gneis und basalem Hauptdolomit der ursprünglich transgressive Lias 
sich als prachtvolles diskordantes Gleitbrett fortbewegt hat (Berichte 
der Freiburger naturforsch. Gesellschaft 1904, namentlich Fig. 14 auf 
pag. 65). 


!) Von anderen Tatsachen in V. Mora und der Ofengegend ganz abgesehen. 
2) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1908, pag. 192. 
®) Im weiteren Sinne. 

K.K. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 13. Verhandlungen. 47 


302 Verhandlungen. Nr. 13 


IV. 


Diese Beispiele ließen sich leicht noch um einige vermehren !). 
Es sei nur noch auf eines aus dem schottischen Hochlande hinge- 
wiesen (E. B. Bailey, Recumbent folds in the schists of the Scottish 
Highlands, mit Karte und Profilen, Quart. Journ. 1910, v. 66, 
pag. 586). Mehr als das stratigraphische Schema dieser Schiefer 
mit ihren keltischen Namen, von dem unbekannt ist, ob man es von 
oben nfch unten oder umgekehrt zu lesen hat, interessiert uns das 
Vorhandensein zahlreicher liegender Falten mit vielen konkordanten 
Überschiebungsflächen. Und wenn man auch aus dem eben genannten 
Grunde nicht weiß, was Antikline und was Synkline ist, so kommt 
doch auf jeden Fall ein Teil dieser Flächen in den hangenden 
Schenkel von Antiklinaien zu liegen. Es ist nun für mich be- 
sonders erfreulich, daß Bailey in Schottland zu ganz ähnlichen 
Gesichtspunkten gekommen ist, wie ich in den Alpen, wenn 
er vielleicht auch nicht so weit geht. Zum Beleg einige Beispiele: 
Die Engländer pflegen Verschiebungsflächen im liegenden Schenkel 
einer Antikline thrust, im Hangenden lag zu nennen. Bailey 
faßt (pag. 594) beide unter slide = Gleitfläche zusammen, Ferner 
(pag. 601): It seems probable too, that in almost every case sliding 
has not been confined to a single isolated plane, but rather has been 
distributed over a host of close-set parallel planes. — Pag. 603 ist 
die Rede von einer „thrust* und einer „lag“ zu beiden Seiten der 
„Appin Core“: It is obvious, then, that the two slides are complementary, 
and that they combine to give to the Appin Core increased freedom of 
advance, or relative advance, into the heart of the other sedimentary 
masses, which lie above it, below it and in front of it... . pag. 617: 
In fact, the cores of many of the recumbent folds have been squeezed 
forward so that they have virtually reacted as intrusive masses. 

Diese Arbeit ist aber auch deshalb so interessant, weil sie — 
im Gegensatz zu älteren schottischen Profilen — die vollständige 
Analogie des Dislokationstyps zwischen diesem Teil des kaledonischen 
Gebirges und manchen Regionen der Alpen erkennen läßt. Dieses 
kaum zu entwirrende Bild von langen Decken, die mit ihren Über- 
schiebungsflächen wieder kompliziert gefaltet sind, ruft Uhligs Pro- 
file durch die Radstädter Tauern ins Gedächtnis. Ja ich kann mich 
von diesen und etwa Termiers Brianconaisprofilen abgesehen, kaum 
eines alpinen Detailprofils entsinnen, das so sehr die Vorstellung einer 
gleitenden viskosen Masse erweckt, die sich wie ein Teig vorwärts 
bewegt, sich an allen möglichen Hindernissen staut, bis sie diese schlieb- 
lich überflutet und weiterfließt 2). 


!) Natürlich findet man auch in den Alpen außerhalb Graubündens genug 
Beispiele. Vergl. die „Übergleitungen“ von Plassenkalk und Oberalmschichten im 
Salzkammergut (E. Spengler, Die Schafberggruppe. Mitt. d. Wiener geol. Ges. 1911, 
pag. 247, 263) oder Kossmats Deutung der Lagerungsverhältnisse in den Gruben 
von Idria (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1911, Profil pag. 372 und 375). 

2) Daß Baileys Profile in den wesentlichsten Zügen auf Beobachtungen 
beruhen, kann man aus einem Vergleich mit der sorgfältigen Karte und den 
Angaben im Text entnehmen. 


1911 Bericht vom 1. Oktober. Albrecht Spitz und J. G. Richter. 303 


So verlockend es ist, diese und andere Beobachtungen !) im 
Sinne der Reyer-Schardt-Ampfererschen Ideen ?) eines wurzel- 
losen Abgleitens zu deuten, so stehen diesem Versuche unleugbar 
auch schwere Bedenken entgegen. Bleiben wir bei dem helvetisch- 
präalpinen Deckengebiet als bestbekanntem Beispiele: Abgleitungs- 
decken bedürfen einer „Vortiefe“. Wie kommen die helvetischen 
Decken aber auf die Höhe des Aaarmassivs hinauf? Wir müßten denn 
annehmen, daß das Verhältnis von Aarmassiv, helvetischer Wurzel- 
region und Vorland erst durch nachträgliche Faltungen verändert 
worden sei; damit betreten wir aber wieder das Gebiet der Hypo- 
these. Und von welcher Unterlage sollten kristalline Decken, wie 
man sie im Simplongebiet zu zeichnen pflegt, abgeglitten sein? Ich 
glaube, daß wir trotz der großen Bedeutung gleitender Bewegungen 
für die Bildung von Überdeckungen damit allein nicht auskommen. 

Trotz dieser Einwürfe ist es erstaunlich, daß Ampferers ge- 
dankenreiche Arbeit so geringe Beachtung gefunden hat; und ich 
möchte zum Schlusse dankbar der Anregung gedenken, die ich aus 
ihr geschöpft habe. 


Literaturnotizen. 


J. G. Richert. Die Grundwasser, mit besonderer 
Berücksichtigung der Grundwasser Schwedens. München 
und Berlin, R. Oldenbourg, 1911. 106 Seiten mit 69 Figuren und 
11 Tafeln. 


Eine durch zahlreiche Skizzen und Diagramme erläuterte klare Darstellung 
der wichtigsten Lehren der Hydrologie. Nach einer übersichtiichen Besprechung 
der verschiedenen Arten von Grundwasserströmen folgt eine praktische Anleitung 
zu bydrologischen Untersuchungen mit Entwicklung der Formeln für die Berechnung 
der Geschwindigkeit und Wassermenge bei freien Strömen mit freiem und auf- 
gestautem Spiegel und bei artesischen Strömen. Anschließend daran werden die 
Methoden der in neuerer Zeit bei unzureichender natürlicher Grundwasserzufuhr 
wiederholt mit Erfolg versuchten künstlichen Erhöhung der Ergiebigkeit von 
Grundwasserströmen und der Veredlung von ÖOberflächenwasser in Grundwasser 
eingehend erörtert. 

Der zweite Teil des Buches behandelt im besonderen die Grundwasserver- 
hältnisse Schwedens, wobei über mehrere vom Verfasser dort ausgeführte hydro- 
logische Untersuchungen näher berichtet wird. (Kerner.) 


1) Vergleiche besonders die Angaben von Arbenz und Staub über das 
Fehlen helvetischer Wurzeln am Hinterrhein! (Vierteljahrschrift d. naturf. Ges. 
Zürich 1910.) 

®2) Vergl. O0. Ampferer, Über das Bewegungsbild von Faltengebirgen. 
Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1906. 

47* 


Einsendungen für die Bibliothek. 


Zusammengestellt von Dr. A. Matosch. 


Einzelwerke und Separatabdrücke. 


Eingelaufen vom 1. Juli bis Ende September 1911. 


Arlt, H. Die geologischen Verhältnisse 
der östlichen Ruhpoldinger Berge mit 
Rauschberg und Sonntagshorn. (Se- 
parat. aus: Landeskundliche For- 
schungen, hrsg. v. der Geographischen 
Gesellschaft in München, Hft. 12.) 
München, Th. Riedel, 1911. 8%. VI— 
50 S. mit 18 Textfig. u. 1 Karte. Ge- 
schenk d. Autors. (16480. 8°.) 


Becke, F. Die Entstehung des krystal- 
linen Gebirges. (Separat. aus: Ver- 
handlungen der Gesellschaft deutscher 
Naturforscher und Arzte. 1909.) Leip- 
zie,.B.nG.W. Vogel, 1909. 8%. 1698. 
mit 2 Textfig. Gesch. a. Autors. 

(16481. 8°.) 

Becke, F. Ausbildung der Zwillinge 
trikliner Feldspate. (Separat. aus: 
Tschermaks mineralog. und petro- 
graph. Mitteilungen. Bd. XXIX. Hft. 5.) 
Wien, A. Hölder, 1910. 8% 528: 
(445 —449). Gesch. d. Autors. 

(17035. 8°. Lab.) 

Becke, F. Fortschritte auf dem Gebiete 
der Metamorphose. (Separat. aus: 
Fortschritte der Mineralogie, Kristallo- 
graphie und Petrographie, hrsg. v. 
G. Linck. Bd. I.) Jena, G. Fischer, 
1911. 8°. 36 $. (221—256). Gesch. d. 
Autors. (16482. 8°.) 

Becke, F. Das spezifische Gewicht der 
Tiefengesteine. (Separat. aus: Sitzungs- 
berichte der kais. Akademie der 
Wissenschaften; math.-natarw. Klasse. 
Abtlg. I. Bd. CXX. 1911.) Wien, 
A. Hölder, 1911. 8°. 37 S. (265—301) 
mit 2 Textfig. Gesch. d. Autors, 

(16483. 8°.) 

Berwerth, F. Fortschritte in der Me- 
teoritenkunde seit 1900. (Separat. aus: 
Fortschritte der Mineralogie, Kristallo- 
graphie und Petrographie, hrsg. v. 


G. Linck. Bd. I.) Jena, G. Fischer, 
1911. 8°. 28 S. (257—284). Gesch. d. 
Autors. (17036. 8°. Lab.) 


Berwerth, F. & 6. Tammann. Über 
die natürliche und künstliche Brand- 
zone der Meteoreisen und das Ver- 
halten der „Neumannschen Linien“ 
im erhitzten IKamacit. (Separat. aus: 
Sitzungsberichte der kais. Akademie 
der Wissenschaften; math. - naturw. 
Klasse. Abtlg. I. Bd. CXX. 1911.) 
Wien, A. Hölder, 1911. 8%. 17 ®. 
(31—47) mit 1 Textfig. u. 1 Taf. Ge- 
schenk d. Autors. (17037. 8°. Lab.) 


Boulenger, &. A. Catalogue of the fresh- 
water fishes of Africa in the British 
Museum. Vol. II. London, Longmans 
& Co., 1911. 8°. XII—529 S. mit 382 
Textfig. Gesch. d. British Museum. 

(16556. 8°.) 

Burre, 0. Der Teutoburger Wald 
(Osning) zwischen Bielefeld und Orling- 
hausen. Dissertation. (Separat. aus: 
Jahrbuch der kgl. preuss. geologischen 
Landesanstalt für 1911. I.) Berlin, typ. 
A. W. Schade, 1911. 8°. 42 S. Gesch. 
d. Universität Berlin. 

(16484, 8°.) 


Catalogue, International of scientific 
literature; published by the Royal 
Society of London. J. Geography. 
Annual Jssue IX. 1911. London, 
Harrison & Sons, 1911. 8°. VIII—386 S. 
Kauf. (206. 8°. Bibl.) 


Cole, & A. J. & 0. H. Little. The 
mineral condition of the calcium car- 
bonate in fossil shells. (Separat. aus; 
Geological Magazine. Dec. V. Vol.VIII. 
feb. 1911.) London, typ. St. Austin 
& Sons, 1911. 8%. 7 S. (49-55). Ge- 
schenk d. Autors. (16485. 8°.) 


1911 


Denekmann, A. Kurze Mitteilung über 
den paläontologischen Inhalt des Ober- 
silurs im Kellerwalde. (Separat. aus: 
Zeitschrift der Deutsch. geolog. Gesell- 
schaft. Bd. LXII. 1910. Monatsberichte 
Nr. 12.) Berlin, typ. G. Schade, 1911. 
8%. 2 S. (672—675). Gesch. d. Autors. 

(16486. 8°.) 

Denekmann, A. Zur Geologie des 
Müsener Horstes. Zweite Mitteilung. 
(Separat. aus: Zeitschrift der Deutsch. 
geolog. Gesellschaft. Bd. LXII. 1910. 
Monatsberichte Nr. 12.) Berlin, typ. 
G. Schade, 1911. 8°. 6 S. (724—729) 
mit 4 Textfig. Gesch. d. Autors. 

(16487. 8°.) 

Dimitresceu, A. &h. Die untere Donau 
zwischen Turnul-Severin und Braila. 
Geomorphologische Betrachtungen. Dis- 
sertation. Berlin, typ. G. Schade, 1911. 
8%. 56 S. mit 9 Textfig. u. 1 geolog. 
Kartenskizze. Gesch. d. Universität 
Berlin. (16488. 8°.) 

Dreger, J. Miocäne Brachiopoden aus 
Sardinien. (Separat. aus: Verhand- 
lungen der k. k. geolog. Reichsanstalt. 
1911. Nr. 6.) Wien, typ. Brüder 
Hollinek, 1911. 8°. 8 S. (131—138) 
mit 6 Textfig. Gesch. d. Autors. 

(16489. 8°.) 


Fraas, E. Die Tertiärbildungen am Alb- 
rand in der Ulmer Gegend. (Separat. 
aus: Jahreshefte des Vereines für 
vaterländ. Naturkunde in Württem- 
berg. Jahrg. 1,XVII. 1911.) Stuttgart, 


typ. C. Grüninger, 1911. 8°. 14 S. 
(535—548) mit 3 Textfig. Gesch. d. 
Autors. (16490. 8°.) 


Fraas, E. Embryonaler Ichthyosaurus 
mit Hautbekleidung. (Separat. aus: 
Jahreshefte des Vereines für vater- 
länd. Naturkunde in Württemberg. 
Jahrg. LXVII. 1911.) Wien, typ. A. 
Holzhausen, 1911. 8°. 8 8. (480— -487) 
mit 5 Textfig. Gesch. d. Autors. 

(16491. 8°.) 

Fraas, E. Eine rezente Kerunia-Bildung. 
(Separat. aus: Verhandlungen der k. k 
zoologisch-botanischen Gesellschaft in 
Wien. Jahrg. 1911.) Wien, typ. A. 
Holzhausen, 1911. 8°. 8S. mit 5 Text- 
fig. Gesch. d. Autors. (16492. 8°.) 


Frit, A. [Studien im Gebiete der böh- 
mischen Kreideformation. Ergänzung 
zu Bd.]1.] Illustriertes Verzeichnis der 
Petrefacten der cenomanen Korycaner 
Schichten. (Aus: Archiv für die natur- 
wissenschaft]. Landesdurchforschung 
von Böhmen. Bd. XV. Nr. 1.) Prag, 
F. Rivnad, 1911. 8°. 101 8. mit 419 
Texıfig. Gesch. d. Autors. (16493. 8°.) 


Einsendungen für die Bibliothek. 


305 


Ginzberger, A. Bericht über seine im 
Mai und Juni 1911 zur Erforschung 
der Land-Flora und Fauna der süd- 
dalmatinischen Scoglien und kleineren 
Inseln unternommenen Reise. (Separat. 
aus: Anzeiger der kais, Akademie der 
Wissenschaften: math.-naturw. Klasse. 
Jahrg. 1911. Nr. 16.) Wien, typ. Staats- 


druckerei, KODIEMEITE BES Geschid. 
Autors. (16494. 8°.) 
Ginzberger, A. Fünf Tage auf Öster- 


reichs fernsten Eilanden. Ein Beitrag 
zur Landeskunde von Pelagosa. Mit 
Landschafts- und Vegetationsbildern 
nach Photographien von E. Galvazni. 
(Separat. aus: „Adria“. Jahre. III.) 
Triest [typ. R. Kiesel in Salzburg], 
1911. 4°. 23 S. mit 12 Textfig. Gesch. 
d. Autors. 29722 42.) 
Götzinger, &. Die Sedimentierung der 
Lunzer Seen. (Separat. aus: Verhand- 
lungen der k. k. geolog. Reichsanstalt. 
1911. Nr. 8.) Wien, typ. Brüder 
Hollinek, 1911. 8°. 36 S. (173—208) 

mit 7 Textfig. Gesch. d. Autors. 
(16495. 8°.) 


Hampson, 6. F. Catalogue of the Lepi- 
doptera Phalaenae in the British 
Museum. Vol. X. Noctuidae (Erastri- 


anae). London, Longmans & Co., 
1910. 8%. 1 Vol. Text (XIX—829 S. 
mit 214 Textfig) u. 1 Vol. Atlas 


(Taf. CXLVIII—-CLXXII). Gesch, d. 
British Museum. (12657. 8°.) 
Hassinger, H. Das Südende der eis- 
zeitlichen nordischen Vergletscherung 
in Mitteleuropa. (Separat. aus: Mit- 
teilungen der k. k. geographischen 
Gesellschaft in Wien. Bd. LIV. 1911. 
Hft. 5.) Wien, typ. A. Holzhausen, 
1911. 8%. 9 S. (281—289). Gesch. d. 
Autors. (16496. 8°.) 
Hatch, F. H. On the past, present and 
future of the goldmining industry of 
the Witwatersrand, Transvaal. (Se- 
parat. aus: Minutes of Proceedings of 
the Institution of Civil Engineers. 
Vol. CLXXXVI. Session 1900—1911. 
Part. IV.) London, typ. W. Clowes & 
Sons, 1911. 8%. 30 S. mit 1 Taf. Ge- 
schenk d. Autors. (16497. 8°.) 
Henglein, M. Kristallographische Bei- 
träge zur Kenntnis der Schwerspäte 
des Freiberger Bergreviers. Habili- 
tationsschrift. (Separat. aus: Neues 
Jahrbuch für Mineralogie, Geologie.. 
Beilage-Bd. XXXII.) Stuttgart, E. 
Schweizerbart, 1911. 8°. 30 S. (71— 


100) mit 6 Textfig. u. 1 Taf. (IV). 
Gesch. d. Techn. Hochschule Karls- 
ruhe. (17038. 8°. Lab.) 


306 


Hobbs, W. H. Repeating patterns in the 
relief and in the structure of the land. 
(Separat. aus: Bulletin of the Geolo- 
gical Society of America. Vol. XXI.) 
New York 1911. 8°, 54 S. (123—176) 
mit 44 Textfig. u. 7 Taf. (VII—-XIUI). 
Gesch. d. Autors. (16498. 8°.) 

Hoehne, E. Stratigraphie und Tektonik 
der Asse und ihres östlichen Aus- 
läufers, des Heeseberges bei Jerxheim. 
Dissertation. (Separat. aus: Jahrbuch 
der kgl. preuss. geologischen Landes- 
anstalt für 1911. 1.) Berlin, typ. A. 


W. Schade. 1911. 8°. 109 S. mit 4 
Textfig. Gesch. d. Universität 
Berlin. (16499. 8°.) 


Hoffmann, Marcus. Beiträge zur Kennt- 
nis der analytischen Chemie des Zians, 
Antimons und Arsens. Dissertation. 
Berlin, typ. E. Ebering, 1911. 8°. 
54 S, Gesch. d. Universität Ber- 
lin. (17039. 8°. Lab.) 


Katzer, F. Geologische Formationsum- 
rißkarten von Bosnien und Herzego- 
wina auf der topographischen Unter- 
lage der Spezialkartenblätter 1:75.000. 
(Separat. aus: Verhandlungen d.k.k. 
geolog. Reichsanstalt. 1910. Nr. 13.) 
Wien, typ. Brüder Hollinek, 1910. 8°, 
3 S. (287—289). Gesch. d. Autors. 

(16500. 8°.) 

Katzer, F. Gabbrogesteine in Bosnien. 
(Separat. aus: Tschermaks mineralog. 
und petrograph. Mitteilungen. Bd. 
XXIX. Hft. 5.) Wien, A. Hölder, 1910. 
8°. 1 S. Gesch. d. Autors. (16501. 8°.) 

Katzer, F. Die Steinkohlenvorkommen 
Südbrasiliens. (Separat. aus: Öster- 
reichische Zeitschrift für Berg- und 
Hüttenwesen. 1911. Nr. 15.) Wien, 
Manz, 1911. 8°. 20 S. mit 2 Textfig. 
Gesch. d. Autors. (16502. 8°.) 

Katzer, F. Poechit, ein Manganeisenerz 
von VareS in Bosnien. (Separat. aus: 
Österreichische Zeitschrift für Berg- 
und Hüttenwesen. 1911. Nr. 17.) Wien, 
Manz, 1911. 8°. 11 S. Gesch. d. Autors. 

(16503, 8°.) 

Kerner y. Marilaun, F. Untersuchungen 
über die Schneegrenze im Gebiete des 
mittleren Inntales, (Separat. aus: 
Denkschriften der math.-naturw.Klasse 
der kais. Akademie der Wissenschaften. 
Bd. LIV.) Wien, typ. Staatsdruckerei, 
1887. 4°. 62 S. mit 11 Textfig. u. ı Taf. 
Gesch. d. Autors, (2973. 4°.) 

Kerner v. Marilaun, F. Die letzte Ver- 
gletscherung der COentral-Alpen im 
Norden des Brenner. (Separat. aus: 
Mitteilungen der k, k. geographischen 
Gesellschaft in Wien. Bd. XXXIU. 


Verhandlungen. 


Nr. 13 


1890. Hft. 5—6.) Wien, R. Lechner, 
1890. 8°. 26 S. (307—332) mit 4 Taf. 
(XX— XXI). Gesch. d. Autors. 
(16504. 8°.) 
Kerner v. Marilaun, F. Die Anderung 
der Bodentemperatur mit der Expo- 
sition. (Separat. aus: Sitzungsberichte 
der kais. Akademie der Wissenschaften ; 
math.-naturw. Klasse. Abtlg. Ila. Bd.C. 
1891.) Wien, F. Tempsky, 1891. 8°. 
26 S. mit 2 Taf. Gesch. d. Autors. 
(16505. 8°,) 
Kerner v. Marilaun, F. Die Verschie- 
bungen der Wasserscheide im Wipptale 
während der Eiszeit. (Separat. aus: 
Sitzungsberichte der kais. Akademie 
der Wissenschaften; math.- naturw. 
Klasse. Abtlg. I. Bd. C. 1891.) Wien, 
F. Tempsky, 1891. 8°. 16 8. (448—463) 
mit 2 Taf. Gesch. d. Autors. (16506. 8°.) 
Kerner v. Marilaun, F. Die Föhnmauer, 
eine meteorologische Erscheinung der 
Centralalpen. (Separat. aus : Zeitschrift 
des Deutschen und österreichischen 
Alpenvereines. 1892.) Berlin 1892. 8°. 
16 S. Gesch. d. Autors. (16507. 8°.) 
Kerner, F. v. Das Glacialerraticum im 
Wipptalgebiete. (Separat. aus: Ver- 
handlungen der k. k. geolog. Reichs- 
anstalt. 1894. Nr. 11.) Wien, typ. 
Brüder Hollinek, 1894. 8°. 12 S. (257 
— 268) mit 1 Tabelle. Gesch. d. Autors. 
(16508. 8°.) 
Kerner, F. v. bericht über eine Studien- 
reise in mehrere alpine Carbongebiete. 
(Separat. aus: Verhandlungen d.k. K. 
geolog. Reichsanstalt. 1895. Nr. 12.) 
Wien, typ. Brüder Hollinek, 1895. 8°. 
7 S. (324—330). Gesch. d. Autors. 
(16509, 8°.) 
Kerner, F. v. Zur Kenntnis des täg- 
lichen Ganges der Luftfeuchtigkeit in 
den Thälern der Centralalpen. (Se- 
parat. aus: Meteorologische Zeitschrift. 
1895. Hft. 2.) Braunschweig, F. Vie- 
weg & Sohn, 1895. 8°. 10 8. (45—54). 
Gesch. d. Autors. (16510. 8°.) 


Kerner, F. v. Das mittlere Kerkathal. 
(Separat. aus: Mitteilungen der k. k. 
geographischen Gesellschaft in Wien. 
Bd. XL. 1897. Hft. 11—12.) Teschen, 
typ. K. Prochaska, 1897. 8°. 17 8. mit 
6 Taf. Gesch. d. Autors. (16511. 8°.) 


Kerner, F. v. Die theoretische Tempe- 
raturverteilung auf Prof. Frechs 
Weltkarten der altpalaeozoischen Zeit. 
(Separat. aus: Sitzungsberichte der 
kais. Akademie der Wissenschaften; 
math.-naturw. Klasse. Abtlg. IIa. Bd. 
CVıll. 1899.) Wien, typ. Staats- 
druckerei, 1899, 8°. 4 S. (220—223). 
Gesch. d. Autors. (16512. 3°.) 


1911 


Kerner, F. v. Begleitworte zur Demon- 
stration eines Florenbildes des alpinen 
Carbon. (Separat. aus: Verhandlungen 
der k. k. geolog. Reichsanstalt. 1902. 
Nr. 4.) Wien, typ. Brüder Hollinek, 
1904. 8°. 3 S. (125—127). Gesch. d. 
Autors. (16513. 8°.) 
Kerner, F. v. Die Grotte von Kotlenice 
am Nordfuße der Mosor planina. 
(Separat. aus: Mitteilungen der k. k. 
geographischen Gesellschaft in Wien. 
Bd. XLVIII. 1905. Hft. 4—5.) Wien, 
typ. A. Holzhausen, 1905. 8°. 11 8. 
(220—230) mit 2 Textfig. Gesch. d. 
Autors. (16514. 8°.) 


Kerner, F. v. Thermoisodromen. Ver- 


such einer kartographischen Dar- 
stellung des jährlichen Ganges der 
Lufttemperatur. (Separat aus: Abhand- 
lungen der k. k. geographischen Ge- 
sellschaft in Wien. Bd. VI. 1905. Nr. 3.) 
Wien, R. Lechner, 1905. 8°. 30 S. mit 
2 Taf. Gesch. d. Autors. (16515, 8°.) 
Kerner, F. v. Über die Abnahme der 
Quellentemperatur mit der Höhe. (Se- 
parat. aus: Meteorologische Zeitschrift. 
1905. Hft. 4.) Braunschweig, F. Vieweg 
& Sohn, 1905. 8°. 6 S. (159—164). 
Gesch. d. Autors. (16516. 8°.) 


Kerner, F. v. Zur Kenntnis der Tem- 


peratur der Alpenbäche. (Separat. ans: 
Meteorologische Zeitschrift. 1905. Hft. 
6.) Braunschweig, F. Vieweg & Sohn, 
1905. 8°. 8 S. (241—248). Gesch. d. 
Autors. (16517. 8°.) 
Kerner, F. v. Bemerkung zu „C. Burck- 
hardt: Sur le climat de l’epoque 
jurassique.“ (Separat. aus: Verhand- 
lungen der k. k. geolog. Reichsanstalt. 
1907. Nr. 6.) Wien, typ. Brüder Hol- 
linek, 1907. 8°. 5 S. (382—386). Ge- 
schenk d. Autors. (16518. 8°.) 


Kerner, F. v. Revision der zonaren 


Niederschlagsverteilung. (Separat. aus: 
Mitteilungen der k. k. geographischen 
Gesellschaft in Wien. Bd. L. 1907. 
Hit. 2--3.) Wien, typ. A. Holzhausen, 
1907. 8°. 26 S. (139—164). Gesch. d. 
Autors. (16519. S°.) 
Kerner v. Marilaun, F. Untersuchungen 
über die Veränderlichkeit der jähr- 
lichen Niederschlagsperiode im Gebiete 
zwischen der Donau und nördlichen 
Adria. (Separat. aus: Denkschriften 
der math.-naturw. Klasse der kais. 
Akademie der Wissenschaften. Bd. 
LXXXIV.) Wien, A. Hölder, 1908.) 
4°. 588. (53—110). Gesch. d. Autors. 

(2974. 4°.) 
Kerner, F. v. Die extremen thermischen 
Anomalien auf der Nordhemisphäre 
und ihre Bedeutung für die Frage der 


Einsendungen für die Bibliothek. 307 


geologischen Polverschiebungen. (Se- 
parat. aus: Meteorologische Zeitschrift. 
1909. Hft. 10.) Braunschweig, F. Vie- 
weg & Sohn, 1909. 8°. 8 S. (447—454). 
Gesch. d. Autors. (16520. 8°.) 


Kerner, F. v. Aufnahmsbericht aus dem 


mittleren Gschnitztale. (Separat. aus: 
Verhandlungen der k.k. geolog. Reichs- 
anstalt. 1909. Nr. 12.) Wien, typ. 
Brüder Hollinek, 1909. 8°. 8 S. (257 
— 264). Gesch. d. Autors. (16521. 8°.) 


Kerner, F. v. Sind Eiszeiten durch Pol- 


verschiebungen zu erklären? Bemer- 
kungen zu W. Eckardts „Klima- 
problem“. (Separat. aus: Verhand- 
lungen der k. k. geolog. Reichsanstalt. 
1909. Nr. 12.) Wien, typ. Brüder 
Hollinek, 1909. 8°. 12 S. (264—275). 
Gesch. d. Autors. (16522. 8°.) 


Kerner, F. v. Der geologische Bau des 


Küstengebietes von Mandoler, westlich 
von Traü. (Separat. aus: Verband- 
lungen der k. k. geolog. Reichsanstalt. 
1910. Nr. 11.) Wien, typ. Brüder 
Hollinek, 1911. 8°. 17 S. (241—257). 
Gesch. d. Autors. (16523. 8°.) 


Kerner, F. v. Klimatogenetische Be- 


trachtungen zu W. D. Matthews 
Hypothetical outlines of the continents 
in tertiary times. (Separat. aus: Ver- 
handlungen der k. k. geolog. Reichs- 
anstalt. 1910. Nr. 12.) Wien, typ. 
Brüder Hollinek, 1910. 8°. 26 S. (259 
— 284). Gesch. d. Autors. (16524. 8°.) 


Kerner, F. v. Über einige neue Er- 


werbungen von Karbonpflanzen für 
das Museum der geologischen Reichs- 
anstalt. (Separat. aus: Verhandlungen 
der k. k. geolog. Reichsanstalt. 1910. 
Nr. 15.) Wien, typ. Brüder Hollinek, 
1910. 8°. 4 S. (331—334). Gesch. d. 
Autors. (16525. 5°.) 


Kerner, F. v. Zur Kenntnis der dal- 


matinischen Eisenerze. (Separaf. aus: 
Verhandlungen der k. k. geolog. 
Reichsanstalt. 1910. Nr. 15.) Wien, 
typ. Brüder Hollinek, 1910. 8°. 28. 
(335— 336). Gesch. d.Autors. (16526. 8°.) 


Kerner, F. v. Die Aequivalente der 


Carditaschichten im Gschnitztale. (Se- 
parat. aus: Verhandlungen der k. k. 
geolog. Reichsanstalt. 1910. Nr. 17 
u. 18.) Wien, typ- Brüder Hollinek, 
1910. 8°. 7 8. (389-395). Gesch. d. 
Autors. (16527. 8°.) 


Kerner, F. v. Versuch einer indirekten 


Schätzung des Gesamtniederschlages 
auf der Nordhalbkugel. (Separat. aus: 
Meteorologische Zeitschrift. 1910. 
Hft.7.) Braunschweig, F.Vieweg & Sohn, 
1910. 8°. 7. S. (307—313). Gesch. d. 
Autors, (16528. 8°.) 


308 


Kerner, F. v. Das paläoklimatische 
Problem. (Separat. aus: Mitteilungen 
der geologischen Gesellschaft in Wien. 
Bd. IV. 1911. Hft. 2.) Wien, F. Deu- 
tieke, 1911. 8°%.. 25 S.. (276-304). 
Gesch. d. Autors. (16529. 8°,) 

Kerner, F. v. Die geologischen Ver- 
hältnisse der Zirona-Inseln. (Separat. 
aus: Verhandlungen der k. k. geolog. 
Reichsanstalt. 1911. Nr. 5.) Wien, typ. 
Brüder Hollinek, 1911. 8°. 9 S. (111— 
119). Gesch. d. Autore. (16530. 8°,) 


Kerner v. Marilaun, F. Die Quarz- 
phyllite in den Rhätschichten des 
mittleren Gschnitztales. (Separat. aus: 
Jahrbuch der k. k. geolog. Reichs- 
anstalt. Bd. LXI. 1911. Hft. 3—4.) 
Wien, R. Lechner, 1911. 8°. 68 S. 
(385—452) mit 12 Textfig. Gesch. d. 
Autors. (16531. 8°.) 

Kober, L. Über Bau und Oberflächenform 
der östlichen Kalkalpen.A.Geologischer 
Teil. (Separat. aus: Mitteilungen des 
naturwissenschaftlichen Vereines an 
der Universität Wien. Jahrg. IX. 1911. 
Nr. 5.) Wien, typ. @. Gistel & Co., 
1911. 8°. 12 S. (73—84). Gesch. des 
Autors. (16532. 8°.) 


Kraiss, A. Der Warburger Sattel, seine 
Baustörungen und die vulkanischen 
Durchbrüche, Dissertation. (Separat. 
aus: Jahrbuch der kgl. preuss. geo- 
logischen Landesanstalt für 1910. I.) 
Berlin, typ. A. W. Schade, 1911. 
8°. 45 8. Gesch. d. Universität 
Berlin. (16533, 8°.) 


Lalıner, 6. Der geologische Aufbau 
Oberösterreichs, Nach einem in Linz 
1910 von H. Vetters abgehaltenen 
Universitätskurs zusammengefaßt. Linz 
1911. 4°. Vide: Vetters, H. 

(2976. 4°.) 

Little, ©. H. The mineral condition of 
the cealcium carbonate in fossil shells. 
London 1911. 8°. Vide: Cole, G. A. 
J.& O0. H. Little. (16485. 8°.) 


Maxted, E. B. Über die Nitride von 
Eisen, Nickel und Kobalt. -— Über 
das Bleicoulometer. — Dissertation. 
Berlin, typ.. E. Ebering, 1911. 8°. 
50 S. mit 12 Textfig. Gesch. d. Uni- 
versität Berlin. (17040. 8°, Lab.) 

Miethke, W. Kadmiumkarbonat. Disser- 
tation. Berlin, typ. E. Ebering, 1911. 
8°. 63 S. mit 6 Textfig. Gesch. d. 
Universität Berlin. 

(17041. 8°. Lab.) 

Misuri, A. Sopra un nuovo Trionichide 
dell’ arenaria miocenica del Bellunese 
(Trionyx bellunensis Dal Piaz in sch.) 


Verhandlungen. 


Nr. 13 


Perugia, typ. V. Bartelli & Co., 1911. 
4°. 11 S. mit 2 Taf. Gesch. d. Autors. 
(2975. 4°.) 


Nowak, J. SpostrzeZenia nad rozmiesz- 
ezeniem kredy mukronatowej i kwa- 
dratowej na zachodniem Podolu. [Zur 
Kenntnis der Verteilung der Mucrona- 
ten- und der Quadratenkreide in 
Westpodolien.| (Separat. aus: Kosmos; 
roez. XXXVI, zesz. 3—6. 1911.) Pol- 
nischer Text mit deutschem Kesume. 
Lwöw, typ. J. Zwiazkow, 1911. 8°. 
7 8. (480—486) mit 1 Textfig. Gesch. 
d. Autors. (16534, 8°.) 


Nowak, J. Untersuchungen über die 
Cephalopoden der oberen Kreide in 
Polen. Teil II. Die Skaphiten. (Separat. 
aus: Bulletin de l’Academie des scien- 
ces de Oracovie. Serie B. Sciences 
naturelles; juillet 1911.) Krakau, typ. 
J. Filipowski, 1911. 8°. 42 8. (547— 
588) mit 19 Textfig.u.2 Taf. XXXII— 
XXXIII). Gesch. d. Autors. (16535. 8°.) 


Olsson-Seffer, P. Genesis and develop- 
ment of sand formations on marine 
coasts. The sand-strand flora of marine 
coasts.[AugustanaLibrary Publications 
Nr. 7.] Rock Island, Ill., typ. Augu- 
stana, 1910. 8°. 184 S. mit 1 Titelbild 
u. 16 Textfig. Gesch. d. Augustana. 

(16557, 8°.) 


Pietsch, W. Das Abflußgebiet des Nil. 
Dissertation. Berlin, typ. E. Ebering, 
1911. 8°. 114 S. mit 5 Taf. Gesch. d. 
Universität Berlin, (16536, 8°.) 


Remes, M. Einleitung zu F. Trauths 
Die oberkretazische Korallenfauna von 
Klogsdorf in Mähren. Brünn 1911. 8°. 
Vide: Trauth, F. (16559. 8°.) 

Richert, J. &. Die Grundwasser mit 
besondererBerücksichtigung derGrund- 
wasser Schwedens. München u. Berlin, 
B. Oldenbourg, 1911. 8°. 106 8. mit 
69 Textfig. u. 11 Taf. Gesch. d. Ver- 
legers. (16558. 8°.) 

Rzelıak, A. Mährische Barytvorkomm- 
nisse und ihre Genesis. (Separat. aus: 
Zeitschrift des mährischen Landes- 
museums. Bd. XI.) Brünn, typ. R. M. 
Rohrer, 1911. 8%. 50 8. (9—58) mit 
2 Textfig. Gesch. d. Museums. 

(16537. 8°.) 


Schafarzik, F. Über die geologischen 
Verhältnisse der Umgebung von Furdia 
und Nemet-Gladna sowie der Gegend 
westlich von Nadräg. -— Bericht über 


1911 


die im Jahre 1901 im westl. Teile der 
Pojäna-Ruszka ausgeführte geologische 
Detailaufnahme. (Separat. aus: Jahres- 
bericht der kgl. ungar. geolog. Anstalt 
für 1901) Budapest, typ. Franklin- 
Verein, 1903. 8°. 9 S. (110-118). 
Gesch. d. Autors. (16538. 8°.) 
Schafarzik, F. Romän-Gladna hörnye- 
kenek geologiai viszonyai. (Separat. 
aus: Különlenyomat a magyar kir. 
földtani intezet 1902; Evi jelenteseböl.) 
Budapest, typ. Franklin- Tarsulat, 1908. 
8°. 5 S. (90—94). Gesch. d. Autors. 
(16539. 8°.) 

Schafarzik, F. Über einen Mastodon- 
fund in Temerest, Kom. Krass6-Szöreny. 
(Separat. aus: Földtani Közlöny. Bd. 
XXXIV. 1904.) Budapest, typ. Frank- 
lin-Verein, 1904. 8°. 2 S. (185— 186). 
Gesch. d. Autors. (16540. 8°.) 
Schafarzik, F. Über die geologischen 
Verhältnisse der Umgebung von Lun- 
käny und Pojen, sowie des Kornye- 
thales bei Nadräg. — Bericht über die 
geologische Detailaufnahme im Jahre 
1903. (Separat. aus: Jahresbericht der 
kgl. ungar. geolog. Anstalt für 1903.) 
Budapest, typ. Franklin-Verein, 1905. 
8°. 14 S. (125—138). Gesch. d. Autors. 

E (16541. 8°.) 

Schafarzik, F. Uber die geologischen 
Verhältnisse von Forasest und Toomest 
im Komitat Krassö-Szöreny. — Bericht 
über die geologische Detailaufnahme 
im Sommer 1904. (Separat. aus: Jahres- 
bericht der kgl. ungar. geolog Anstalt 
für 1904.) Budapest, typ. Franklin- 
Verein, 1906. 8°. 78. (141—147). 
Gesch. d. Autors. (16542. 8°.) 
Schafarzik, F. Daten zur genaueren 
Kenntnis des Szepes-Gömörer Erz- 
gebirges. (Separat. aus: Mathematische 
und naturwissenschaftliche Berichte 
aus Ungarn. Bd. XXIII. 1905. Hft. 3.) 
Leipzig, B. G. Teubner, 1906. 8°. 40 S. 
(225—264) mit 8 Textfig. Gesch. d. 
Autors. (16543. 8°.) 


Schafarzik, F. Über die geologischen 
Verhältnisse des SW-lichen Pojäna— 
Ruszkagebirges im Komitate Krässo- 
Szöreny. — Bericht über die geolo- 
gische Detailaufnahme im Jahre 1905. 
(Separat. aus: Jahresbericht der kgl. 
ungar. geolog. Anstalt für 1905.) 
Budapest, typ. Franklin-Verein, 1907. 
8°. 14 S. (98— 111). Gesch. d. Autors. 

(16544. 8°.) 

Schafarzik, F. Die geologischen Ver- 
hältnisse der Umgebung von Ruszka- 
bänya. — Bericht über die geolo- 
gische Detailaufnahıme im Jahre 1906. 
(Separat. aus: Jahresbericht der kgl. 


Einsendungen für die Bibliothek. 


309 


ungar. geolog. Anstalt für 1908.) 
Budapest, typ. Franklin-Vereiu, 1908. 
8°. 13 S. (111—123). Gesch. d. Autors. 
(16545. 8°,) 
Schafarzik, F. Molybdänit von Nadap 
im Komitate Fejer. — Fluorit von 
Nadap. (Separat. aus: Földtani Köz- 
löny. Bd. XXX VIII. 1908.) Budapest, 
typ, Franklin-Verein, 1908. 8°. 3 S. 
(657—659). Gesch. d. Autors. 
(16546. 8°.) 
Schafarzik, F. Über die geologischen 
Verhältnisse der Umgebung von Nyires- 
falva und Vaspatak im Komitat 
Hunyad. — Bericht über die Detail- 
aufnahme im Jahre 1907. (Separat. 
aus: ‚Jahresbericht der kgl. ungar. 
geologischen Reichsanstalt für 1907.) 
Budapest, typ. Franklin-Verein, 1909. 
8°. 14 S. (77—90). Gesch. d. Autors. 
. (16547. 8°.) 
Schafarzik, F. Az 1908. deczember 28- 
iki messzinai földrengesröl es valöszinü 
okarol. (Separat. aus: Terme6szettudo- 
mänyi Közlöny. Füz. 475.) Budapesr, 
typ. Pesti Lloyd-Tärsulat, 1909. 8°. 
15 S. mit 7 Textfig. Gesch. d. Autors. 
(16549. 8°.) 
Schafarzik, F. Auszug aus seinem in 
der Uugarischen geologischen Gesell- 
schaft gehaltenen Vortrage: Über die 
Erdbebenkatastrophe vom 28. Dezember 
1908 in Messina. (Separat. aus: Föld- 
tani Közlöny. Bd. XXXIX. 1909.) 
Budapest, typ. Franklin-Verein, 1909. 
8°. 2 5. (128—129). Gesch. d. Autors. 
(16549. 8°.) 
Schafarzik, F. Petrographische Be- 
schreibung der älteren Eruptivgesteine 
sowie einiger Sedimente aus dem Ba- 
konyer Waldgebirge. (Separat. aus 
dem Werke: „Resultate der wissen- 
schaftl. Erforschung des Balatorsees‘. 
Bd.I, Teil 1. Petrogr. Anhang.) Buda- 
pest, typ. V. Hornyänszky, 1909. 8°. 
16 S. Gesch. d. Autors. (16550. 8°.) 


Schafarzik, F. Über die Eisenerzvorräte 
und das Erdgas in Ungarn, sowie 
über die Kohlenschätze Bosniens. (Se- 
parat. aus: Földtani Közlöny. Bd. XLI. 
1911. Hft. 3—4.) Budapest, typ. 
Franklin-Verein, 1911. 8°. 25 S. Ge- 
schenk d. Autors. (16551. 8°.) 

Stahl, A. Die Verbreitung der Kaolin- 
lagerstätten in Deutschland. Disser- 
tation. Berlin, typ. H. Blanke, 1911. 
8°. 73 8. Gesch. d. Universität 
Berlin. (16552. 8°.) 


Tammann, 6. Über die natürliche und 
künstliche Brandzone der Meteoreisen 
und das Verhalten der „Neumannschen 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 13. Verhandlungen. 48 


310 


Linien® im erhitzten Kamacit. Wien 
1911. 8%. Vide: Berwerth, F. und 
G. Tammann. (17037. 8°. Lab.) 


Thanel, H. Bericht über die Exkursion 
nach Wiesen und ins Rosaliengebirge. 
Wien 1910. 8°. Vide: Vetters, H. 
Geologische Exkursionen in der Um- 
gebung Wiens. Ill. (16478. 8°.) 


Thibaut, R. Die spezifische Wärme ver- 
schiedener Gase und Dämpfe. Disser- 
tation. Berlin, typ. W. R. Saling & Co., 
1910. 8°. 62 S. mit 7 Textfig. u. 1 Taf. 
Gesch. d. Universität Berlin. 

(17042. 8°. Lab.) 

Toth, J. Chemische Analyse der Trink- 
wässer Ungarns. [Publikationen der 
kgl. Ungar. geolog. Reichsanstalt.] 
Budapest, typ. A. Fritz, 1911. 8%. 
336 S. mit 1 Karte. Gesch. d. kg]. 
Ungar. geolog. Reichsanstalt. 

(17044. 8°, Lab.) 


Toula, F. Neptunus cfr. granulatus 
M.-Edw. (Separat. aus Verhandlungen 
der k. k. geolog. Reichsanstalt 1911. 
Nr. 2.) Wien, typ. Brüder Hollinek, 
1911. 8°. 4 S. (48—51) mit 2 Textfig. 
Gesch. d. Autors. (16553. 8°.) 

Toula, F. Die Diluvialterrasse zwischen 
Hirt und Zwischenwässern in Kärnten. 
(Separat. aus: Jahrbuch der k. k. 
geolog. Reichsanstalt. Bd. LXI. 1911. 
Hft. 2.) Wien, R. Lechner, 1911. 8°. 
12 S. (203—21:) mit 2 Textfg. u. 
3 Taf. (VII-IX). Gesch. d. Autors. 

(16554. 8°.) 

Toula, F. Die gefalteten Quarzitphyllite 
von Hirt bei Friesach in Kärnten. 
(Separat. aus: Jahrbuch der k. k. 


Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23. 


Verhandlungen. 


Nr. 13 


geolog. Reichsanstalt. Bd. LXI. 1911. 
Hft. 2.) Wien, R. Lechner, 1911. 8°. 
14 8.: (215—228) mit 2 Textfie. u. 
2 Taf. (X—X|). Gesch. d. Autors. 
- (16555. 8°.) 
Trauth, F. Die oberkretazische Korallen- 
fauna von Klogsdorf in Mähren. 
Eingeleitet von M RemeS$. (Separat. 
aus: Zeitschrift des mährischen 
Landesmuseums. Bd. XT.) Brünn, typ. 
R. M. Rohrer, 1911. 8°. 104 S. mit 
8 Textfig. und 4 Taf. Gesch. d. Autors. 
(16559. 8°.) 


Vetters, H. Geologische Exkursionen in 
der Umgebung Wiens. [Unter seiner 
Führung veranstaltet vom Geologie- 
Kurs des „Volksheim“.] III. Exkursion 
nach Wiesen und ins Rosaliengebirge ; 
berichtet von H. Thanel. (Separat. 
aus: Zeitschrift für Schul-Geographie. 
Jahrg. XXXII. Hft. 11.) Wien, A. 
Hölder, 1910. 8°. 5 S. (321—325). 
Gesch. d. Autors. (16478. 8°.) 

Vetters, H. Der geologische Aufbau 
Oberösterreichs. Nach seinem in Linz 
1910 abgehaltenen Universitäts-Kurse 
zusammengefaßt von G. Lahner. 
(In: Unterhaltungsbeilage der Linzer 
Tages-Post. Nr. 8, 9, 10. 1911.) Linz, 
J. Wimmer, 1911. 4°. 14 Spalten mit 
7 Textfig. Gesch. d. Autors, 

(2976. 4°.) 


Weinheber, M. Über das Tellur und 
einige seiner Komplexverbindungen. 
Dissertation. Berlin, typ. C. Siebert, 
1911. 8°. 42 S. Gesch. d. Univer- 
sität Berlin. (17043. 8°, Lab.) 


er ee.) 


Gesellsehafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steihgasse- 2. 


Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 


Bericht vom 31. Oktober 1911. 


Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: F. Teller: Verleihung des Offizierskreuzes 
des Franz Joseph-Ordens. — G. Götzinger: Gestattung der Annahme des Ritterkreuzes des 
Kgl. ital. St. Mauritius- und Lazarus-Ordens. — Eingesendete Mitteilungen: G. v. Bu- 
kowski: Tithon in dem Gebiete des Blattes Budua und in den angrenzenden Teilen des 
Blattes Cattaro. — F. v. Kerner: Mitteilung über die Quellentemperaturen im oberen Cetina- 
tale. — Literaturnotizen: W. Penck, E. Heine. 


NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich. 


Vorgänge an der Anstalt. 


Seine k. u. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster 
Entschließung vom 3. Oktober d. J. dem Chefgeologen der k. k. Geo- 
logischen Reichsanstalt Bergrat Dr. Friedrich Teller das Offiziers- 
kreuz des Franz Joseph-Ordens Allergnädigst zu verleihen geruht. 

Seine k. u. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster 
Entschließung vom 29. September d. J. Allergnädigst zu gestatten 
geruht, daß der Assistent am Geographischen Institut der Universität 
in Wien und Volontär an der k. k. Geologischen Reichsanstalt 
Dr. Gustav Götzinger das Ritterkreuz des königlich italienischen 
St. Mauritius- und Lazarus-Ordens annehmen und tragen dürfe. 


Eingesendete Mitteilungen. 


Gejza v. Bukowski. Tithonin dem Gebiete desBlattes 
Budua und in den angrenzenden Teilen des Blattes 
Cattaro. 


Als es mir im Jahre 1907 gelungen war, in Spizza und in Süd- 
pastrovicchio Beweise für die Existenz des Tithons unter den dort 
über verschiedene Glieder der Trias transgredierenden jungmeso- 
zoischen Bildungen zu erbringen, ist es klar geworden, daß das Tithon 
auch im Gebiete des Blattes Budua eine nicht geringe Rolle spielen 
muß. Schon damals konnte im Hinblick einerseits auf die vollkommene 
Gleichheit der lithologischen Merkmale, anderseits auf die analogen 
Lagerungsverhältnisse mit Sicherheit angenommen werden, daß der 

K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 14. Verhandlungen. 49 


312 Verhandlungen. Nr. 14 


größte Teil der in dem Buduaner Distrikt westlich von der Landschaft 
Pastroviechio stark verbreiteten Oolithkalke und Kalkbreccien, welche 
auf der geologischen Detailkarte insgesamt als oberkretazisch bezeichnet 
wurden, dem Tithon angehöre. Manche Gründe sprachen überdies 
noch dafür, daß auch einzelnen Zügen der roten, hornsteinreichen, 
als obertriadisch ausgeschiedenen Kalke dasselbe Alter zukomme, daß 
es sich also hier in gewissen Fällen um die Aptychenkalkfazies des 
Tithons handle. 

Die Neubegehung der betreffenden Region, welche von mir heuer 
im Früjahr bei Gelegenheit der Aufnahmen und Reambulierungen im 
Bereiche des Blattes Cattaro durchgeführt wurde, hat nun diese Ver- 
mutung vollauf bestätigt. Im nachfolgenden sollen die diesbezüg- 
lichen Untersuchungsresultate kurz zusammengefaßt werden. Um den 
Berichtigungen größeren Nachdruck zu verleihen, habe ich es zweck- 
mäßig gefunden, meinen heutigen Darlegungen einige Profile beizu- 
fügen, und zwar darunter auch Teile solcher, die von mir bereits im 
Exkursionsführer des IX. Internationalen Geologenkongresses in Wien 
veröffentlicht worden sind. Von der Beigabe einer geologischen 
Kartenskizze wurde vorderhand Umgang genommen, aber es besteht 
die Absicht, den geologischen Bau des westlichen Drittels des von 
dem Blatte Budua umfaßten Terrains später zusammen mit jenem des 
angrenzenden Gebirgsabschnittes vom Blatte Cattaro noch einmal in 
dem Maßstabe 1:25.000 kartographisch zur Darstellung zu bringen. 

Zum Ausgangspunkte unserer Betrachtungen wählen wir die 
westliche Umrandung der Buduaner Ebene. Von den beiden Er- 
hebungen, welche auf dieser Strecke dominieren, lassen wir jedoch die 
südliche, den im wesentlichen aus karnischen Hallstätter Kalken auf- 
gebauten Spas, und außerdem auch die sich nördlich daran anschließende 
Flysch- und Muschelkalkzone vorläufig beiseite. Die Schilderung der hier 
herrschenden tektonischen Verhältnisse wird erst im Zusammenhange 
mit der geologischen Beschreibung der Zupa erfolgen, und so wenden 
wir uns gleich der nördlichen Bergmasse, der Dubovica, zu. 

Einen großen Teil der Dubovica, zumal ihres westlichen Abfalles, 
nehmen nach Nordnordwest, mithin etwas schief zur Längsachse dieses 
breiten Rückens streichende graue, hornsteinreiche Hallstätter Kalke 
der karnischen Stufe ein. Sie sind in der Gegend, wo das Profil 
gezogen ist, über den jungeocänen Flysch geschoben und fallen ebenso 
wie die Unterlage regelmäßig gegen das Gebirge, im großen ganzen 
nach Ostnordost bis Nordost ein. 

Auf den karnischen Absätzen liegt dann transgredierend das 
Tithon, zunächst ein sehr mächtiger Komplex von oolithischen Kalk- 
breccien, grauen Oolithkalken und von Hornsteinen mit hin und wieder 
dazwischen eingestreuten Tuffbänkchen und darüber rote dichte Kalke, 
die Aptychenkalkfazies des Tithons. Die ursprüngliche Diskordanz 
erscheint daselbst gleichwie in den anderen Faltenfragmenten, die 
noch zur Besprechung gelangen werden, nicht immer deutlich aus- 
geprägt, manchmal sogar ganz verwischt. Uber die tiefere Schichten- 
reihe wäre noch zu bemerken, daß dieselbe im östlichen Teile der 
Dubovica durch das starke Vorwalten der mit Jaspissen untermischten 
Hornsteine sehr auffällt, denen sich die Oolithkalke und oolithischen 


1911 Bericht vom 31. Oktober. G, v. Bukowski. 313 


Kalkbreccien vielfach nur in der Form von einzelnen Bänken ziemlich 
selten einschalten. Nicht unerwähnt dürfen auch die kleinen Schnüre 
von Mangankarbonat bleiben, welche da und dort, speziell an der 
Grenze gegen das Hangendglied, zu beobachten sind. 

Über den roten Tithonkalken der Dubovica folgt zum Schluße 
jungeocäner Flysch. Von oberkretazischen Ablagerungen, die sonst 
öfter noch dazwischen aufzutreten pflegen, fehlt bei Podostrog jede Spur. 

Die in gewisser Beziehung wichtige Frage, ob man es hier im 
ganzen mit dem inneren Schenkel einer Antiklinale oder mit dem 
äußeren Flügel einer Synklinale zu tun hat, läßt sich, da gerade das 


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3 = Muschelkalk. Sandig-mergelige Ausbildung. — 5 — Muschelkalk. Kalkige 


Ausbildung. — 6 — Wengener und Cassianer Schichten. — 7 — Karnische Hall- 
stätter Kalke und Dolomite nebst Hornsteinen. — 8 — Norischer Korallenriff- 
kalk und Dolomit und norische Hallstätter Kalke. — 9 = Obolithische Kalk- 
brececien, Oolithkalke und Hornsteine des Tithons. — 10 — Hornsteinreiche Ap- 


tycherkalkfazies des Tithons. — 11 = Kalkbreecien und Kalke der Oberkreide. 
— 12 = Jungeocäner Flysch. — 13 — Gehängeschutt. 


Maßstab: 1:25.000. 


benachbarte Terrain im Cattarenser Blatte noch nicht genau erforscht 
ist, nicht sicher beantworten. Die Sedimente dieses Faltenbruch- 
stückes schneiden an der Buduaner Ebene plötzlich ab und ihre süd- 
östliche Fortsetzung kommt nirgends mehr zutage, bleibt vollends 
verborgen unter den Alluvien der Mahinska Rjeka und weiter unter 
dem Spiegel der Adria. 

An die eben besprochene Schuppe reiht sich nun höher gegen 
Nordost als nächste Schubmasse, durch den langen, über Podostrog 
sich ziehenden Bruch getrennt, der, wie gleich bemerkt werden soll, 
mit der später zu beschreibenden Koslun-Störung keineswegs identi- 
fiziert werden darf, ein im Nordwesten bei Pobori geschlossenes, stark 
zusammengepreßtes und teilweise verbrochenes Gewölbe an. Wir 
wollen diesen liegenden Sattel im folgenden kurzweg das Duleticer 

49* 


Verhandlungen. Nr. 14 


314 


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Oktober. 


Bericht vom 31. 


1911 


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316 Verhandlungen, Nr. 14 


Gewölbe nennen. Dasselbe besteht zuunterst aus dem Muschelkalk, 
der den Kern bildet und sich konstant in der sandig-mergeligen Fazies 
mit häufig eingestreuten Kalklinsen entwickelt zeigt, dann aus den 
Wengener und Cassianer Schichten, aus karnischen, nicht mehr voll- 
ständig erhaltenen Hallstätter Kalken und aus dem auf die letzteren 
übergreifenden Tithon, das gerade so wie auf der Dubovica in ein 
älteres, durch Oolithkalke und oolithische Kalkbreceien mit Hornsteinen 
repräsentiertes Glied und in einen wesentlich verschiedenen jüngeren 
Komplex, den der roten dichten Aptychenkalke, zerfällt. Nördlich 
von Duletic, am Wege zwischen Lapcic und Zecevo selo klebt auf 
den roten Tithonkalken noch ein kleiner Lappen von oberkretazischem 
Rudistenkalk; im übrigen ruht aber in der besagten Gegend auf dem 
Tithon unmittelbar der jungeocäne Flysch., Nach den Verhältnissen 
zu urteilen, die sich hier der Beobachtung darbieten, kann wohl kein 
Zweifel darüber obwalten, daß die in Süddalmatien zum Absatze 
gelangte Oberkreide auf manchen Strecken vor der obereocänen Zeit 
wieder fast ganz denudiert worden ist. 


In dem westlichen Abschnitte des Duleticer Sattels ziehen sich 
die beiden Tithonglieder von Markovici angefangen, bei konstant 
bleibendem Einfallen gegen das Gebirge, zunächst ziemlich weit nach 
Nordwest. In der Gegend von Zecevo selo biegen sie sodann, eine 
rasche Schwenkung über West und Südwest vollführend, in die süd- 
liche Richtung um, stellen sich bei Pribilovic senkrecht auf und nach 
einer nochmaligen, jetzt aber weniger scharfen Wendung nehmen sie 
endlich zwischen Podostrog und Duletic wieder das frühere südöstliche 
Streichen und das nordöstliche Verflächen an. Diesem Zuge, der im 
Relief als ein hufeisenförmiger Gebirgswall ungemein stark hervortritt, 
gehört unter anderem der durch einen scharfen Grat ausgezeichnete, 
felsige Ostrogrücken an. 

Anknüpfend daran sei kurz bemerkt, daß bei Zecevo selo eine 
schmale Aufwölbungszone der roten Tithonkalke gegen Norden abzweigt, 
in welcher die Schichten mehr oder minder verknittert erscheinen, 
und daß die von Stanjevic!) durch Lipold im Jahre 1859 in den 
Verhandlungen der k. k. geol. Reichsanstalt, pag. 25—26 beschrie- 
benen roten Mergel und Kalke mit COrinoiden und Aptychus lamellosus 
einen Teil des eben genannten Streifens bilden. 


Während der Flysch bloß in dem oberen Antiklinalschenkel zu 
beobachten ist und schon vor Pobori unter dem Gehängeschutt an 
den ihn abschneidenden Bruchstörungen verschwindet, gleicht der 
Verlauf der karnischen Hallstätter Kalke im großen und ganzen jenem 
des auf ihnen lastenden Tithons. Einigermaßen anders verhalten sich 
dagegen in dieser Beziehung die Wengen-Oassianer Schichten. Wir 
sehen dieselben in dem Hangendflügel normal fortstreichen; sie machen 
auch die Umbiegung bei Zecevo selo und Pribilovic in voller Über- 
einstimmung mit den Tithonablagerungen durch, verlieren sich aber, 


!) Darf nicht verwechselt werden, wie das schon geschehen ist, mit Stojano- 
vie, einem Ort in der Braiter Landschaft. Der Name des einstigen Klosters 
Stanjevic, das auch militärischen Zwecken als befestigte Kaserne gedient hat und 
das heute völlig verfallen als Ruine dasteht, findet sich auf keiner Karte verzeichnet. 


1911 Bericht vom 31. Oktober. G, v. Bukowski. 317 


kurz nachdem sie wieder die südöstliche Streichricehtung gewonnen 
haben, in dem Liegendflügel gänzlich, so daß bereits vor dem OÖstrog 
und dann weiter gegen den Koslun zu der Muschelkalk unmittelbar 
mit den karnischen Kalken, stellenweise sogar mit dem tieferen Tithon- 
. gliede in Berührung tritt. 

Es zeigt sich, daß die Antiklinale beiläufig in ihrer Achse von 
einem Längsbruche durchsetzt wird, der jedoch, wie besonders betont 
werden muß, den äußeren Rand derselben im Nordwesten nicht über- 
schreitet. An dieser Störungslinie sind in dem südwestlichen Schenkel 
die Wengen-Cassianer Schichten vollständig, die karnischen Hallstätter 
Kalke und der Muschelkalk zum Teil verbrochen und verquetscht und 


Koslun-Rücken Uvanoviei 


9 


N 
ar 


Sn ne 


3 
10 


OT 


3 — Muschelkalk. Sandig-mergelige Ausbildung. — 6 — Wengener und Cassianer 

Schichten. — 7 — Karnische Hallstätter Kalke und Dolomite nebst Hornsteinen. 

— 9 —= Obolithische Kalkbrecceien, Oolithkalke und Hornsteine des Tithons. — 

10 = Hornsteinreiche Aptychenkalkfazies des Tithons. — 12 —= Jungeocäner 

Flysch — 13 — Gehängeschutt. — 14 — Ensiatitporphyrit. Erstarrungsgestein 
der Wengener Schichten. 


Maßstab: 1: 25.000, 


der noch obertags liegende Muschelkalk erscheint auf die bei einer 
solchen Zusammenpressung des Gewölbes offenbar etwas abgesunkenen 
tithonischen und obertriadischen Sedimente des Östrogzuges hinauf- 
geschoben. Südwestlich von Duletic erfolgt außerdem eine wahrschein- 
lich mit Zersplitterung verbundene Ablenkung des sonst geradlinig 
verlaufenden Bruches, die sich in gewissen, die räumliche Verteilung 
der Schichtgruppen betreffenden Unregelmäßigkeiten äußert. 

Daß der Ostrogrücken nach sehr kurzer Unterbrechung durch 
die große, vom Maini vrh abgehende Mure in der nordöstlichen llälfte 
des Koslun seine Fortsetzung findet, daß also die letztgenannte 
Region nichts anderes als das südöstliche Endstück des unweit Boreta 
ins Meer ausstreichenden Liegendflügels der Duleticer Antiklinale ist, 
erhellt schon während einer ganz flüchtigen Umschau im Terrain und 


318 Verhandlungen. Nr. 14 


nicht minder klar aus der Karte. Karnische Hallstätter Kalke, darüber 
transgredierend hornsteinführende Oolithkalke und oolithische Kalk- 
breccien des Tithons und dann teils roter, teils weißer tithonischer 
Aptychenkalk bilden hier wie im Ostrog die nach Südwest überkippte 
Schichtenserie. An sie schließt sich aber im KoSlun noch ein schmales 
Band dazugehörigen alttertiären Flysches an. 

Was die Tektonik anbelangt, so herrschen daselbst die gleichen 
Verhältnisse wie in dem vorhin geschilderten Abschnitte. Als eine 
kleine Abweichung, die aber keinen wesentlichen Unterschied bedeutet, 
wäre nur anzuführen, daß an dem Längsbruche, welcher die Antiklinale 
in ihrer Mitte durchschneidet und das Verschwinden der Wengen- 
Cassianer Schichten von der Oberfläche auf der Liegendseite zur Folge 
hat, unter dem auf die obertriadischen Kalke aufgeschobenen Muschel- 
kalke an einer Stelle, bei Boreta, das Oberkarbon zum Vorschein 
kommt. Zu den karnischen Sedimenten sind, wie heuer durch Fossilien- 
funde festgestellt werden konnte, unter anderem auch die auf der 
geologischen Detailkarte von mir dem Muschelkalk zugewiesenen horn- 
steinreichen Kalke des schmalen, bis an die Straße reichenden Streifens 
östlich von Boreta zu zählen. Endlich sei die Aufmerksamkeit auf 
die große Deutlichkeit gelenkt, mit welcher sich in dem uns eben 
beschäftigenden Gebiete die Erscheinung ausprägt, daß der Absatz 
des Tithons auf einem stark modellierten Relief der obertriadischen 
Bildungen stattgefunden hat. 

Der Bau der südwestlichen Hälfte des Koslun ist bis zu einem 
gewissen Grade ähnlich dem der nordöstlichen Hälfte. Auch da treten 
uns, wenn wir von innen nach außen fortschreiten, karnische Hall- 
stätter Kalke, dann Oolithe und oolithische Kalkbreccien als erstes 
und rote Aptychenkalke mit Hornsteinen als zweites Glied des Tithons 
entgegen, doch sind hier die Schichten nicht überkippt; sie fallen im 
allgemeinen steil nach Südwest oder Westsüdwest ein, nur am Rande 
gegen die Buduaner Ebene begegnen wir bei dem obersten Teile der 
Oolithe und oolithischen Brececien sowie. bei den dichten, roten 
Tithonkalken ostnordöstlichem Verflächen. Man kann sich sehr leicht 
überzeugen, daß auf dieser Linie eine Bruchstörung verläuft, an der 
wohl in engem Zusammenhange mit den gegen die See zu erfolgten 
staffelförmigen Schollensenkungen ein Streifen der steil aufgerichteten 
Sedimentserie einfach umgelegt wurde. Die dadurch entstandene 
Kluft erscheint von einer konglomeratischen Ablagerung unbestimmten 
Alters. ausgefüllt, deren Gerölle, überhaupt deren Gesamtmaterial, 
von den darunterliegenden tithonischen Gesteinen herrühren. 

Die Grenze gegen das Duleticer Gewölbe bildet ein Bruch, der, 
wie in den meisten anderen aus diesem Terrain bekannt gewordenen 
Fällen, von einer Schubbewegung der hinter ihm aufgetürmten Massen 
begleitet gewesen sein dürfte. 

Es frägt sich nun, wo die südwestliche Hälfte des Koslun mit 
dem Zavala, vom tektonischen Standpunkt aus betrachtet, eingereiht 
werden soll. 

Am nächsten liegt wohl der Gedanke, daß man es daselbst mit 
dem Gegenflügel des Faltenfragments der Dubovica zu tun hat. Dem 
widerspricht jedoch einigermaßen der Umstand, daß zwischen der 


1911 Bericht vom 31. Oktober. @. v. Bukowski. 319 


Dubovica und dem Koslun in der lithologischen Entwicklung des unteren 
Tithongliedes nicht unerhebliche Unterschiede bestehen. Während 
auf der Dubovica die Hornsteine und Kieseloolithe weitaus vorherrschen, 
zu mächtigen geschlossenen Komplexen anwachsen, treten in dem 
Koslungebiete diese Gesteine den Breccien und Oolithkalken gegenüber 
ungeheuer stark zurück und spielen sie im allgemeinen eine unter- 
geordnete Rolle. Außerdem sei noch erwähnt, daß die am Koslun 
nicht wenig auffallende Einschaltung eines ziemlich weichen, in großer 
Menge kleine Gerölle führenden Mergels, welche ganz und gar an 
den demselben Niveau angehörenden Tithonzug unterhalb des Medjed 
in Spizza erinnert, auf der Dubovica zu fehlen scheint. Deshalb glaube 


’ [2 5 
er... = Sfraxnica 
Zavala „ar —— 


4 


1 — Marines Oberkarbon. Auernigschichten. — 2 — Werfener Schichten. — 3 — 

Muschelkalk. Sandig - mergelige Ausbildung. — 6 — Wengener und Cassianer 

Sehichten. — 7 = Karnische Hallstätter Kalke und Dolomite nebst Hornsteinen. 

— 9 —= Oblithische Kalkbreceien, Oolithkalke und Hornsteine des Tithons. — 

10 = Hornsteinreiche Aptychenkalkfazies des Tithons. — 12 — Jungeocäner 

Flysch. — 13 = Gehängeschutt. — 14 — Enstatitporphyrit. Erstarrungsgestein 
der Wengener Schichten. 


Maßstab: 1:25.000. 


ich der Ansicht hinneigen zu können, daß der in Rede stehende Teil 
des KoSlun der Überrest einer Falte sei, von der sich weiter nord- 
westlich obertags keine Spur mehr vorfindet und deren Fortsetzung 
in der genannten Richtung zwischen der Dubovica-Schuppe und dem 
Duleticer Sattel hindurchstreichen müßte. 

Nach den Ergebnissen der neuesten Untersuchungen über das 
Alter der den Östrogrücken aufbauenden Sedimente leuchtet es von 
selbst ein, daß die kleine Deckscholle in dem Flyschterrain von 
Podostrog nicht aus karnischen Hallstätter Kalken und Oberkreide, 
sondern aus den zwei Fazies des Tithons zusammengesetzt ist. Durch 
die letzte Besichtigung derselben wurde in der Tat auch die volle 
Gewißheit darüber erlangt. 

K, k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 14. Verhandlungen. 50 


320 Verhandlungen. Nr. 14 


Kehren wir jetzt zu dem Hangendflügel der Duleticer Antiklinale, 
von dem wir zuvor bloß die Strecke zwischen Pobori und Markovie 
näher kennen gelernt hatten, zurück. 

Jenseits der großen Mure ziehen sich die Wengener und die 
Cassianer Schichten, von einer sehr kurzen Unterbrechung bei Ivano- 
vici abgesehen, kontinuierlich über Mahini kratnji (Mauzie) und die 
Straznica nach Beöic und Rafaelovic. Hier biegen sie allmählich aus 
der südöstlichen in die südwestliche Richtung um und streichen sie 
dann in die See hinaus. Das gleiche gilt von den karnischen Hall- 
stätter Kalken, jedoch mit dem Unterschiede, daß diese Absätze auf 
längerer Erstreckung und öfter unterbrochen erscheinen. Zwischen 
Markovie und Ivanovici löst sich der obertriadische Gesteinszug in 
drei kleine isolierte Reste von relativ sehr geringer Dicke auf. 
Besonders stark fällt natürlich demgegenüber der vollständige Mangel 
des bei Markovi@ noch mächtigen Tithons im Hangenden der karnischen 
Kalke auf. Wenn wir nach der Ursache der besagten Erscheinung 
forschen, kommen wir zu der Überzeugung, daß dieselbe keineswegs 
nur auf tektonische Vorgänge zurückgeführt werden kann. Letztere 
dürften allerdings nicht ganz außer Spiel gewesen sein, der Haupt- 
sache nach muß man aber annehmen, daß in dem Gebiete, welchem 
heute der Abschnitt des Duleticer Sattels von Markovie bis Rafaelovic 
und noch weiter südlich darüber hinaus entspricht, das Tithon durch 
die vorobereocäne Denudation zum Schwinden gebracht wurde. Wir 
sehen überdies, daß an einigen Punkten die Abtragung auch tiefer 
gegriffen hat, und finden daher Strecken, wo das oberste Glied, der 
Flysch, statt auf den karnischen Bildungen, unmittelbar auf den 
Wengen-Cassianer Schichten oder auf dem Noritporphyrit liegt. 

Das sich von da weiter nordöstlich ausdehnende Bergterrain 
bietet in seinem Baue nichts dar, was nicht schon früher von mir 
beschrieben worden wäre oder was eine Korrektur erheischen würde. 
Um Wiederholungen zu vermeiden, verweise ich also diesbezüglich 
auf meine Darlegungen in dem Exkursionsführer des IX. Internationalen 
Geologenkongresses in Wien und wende ich mich wieder der Grenz- 
region der Blätter Budua und Cattaro zu. 

Bei Pobori wird der obereocäne Flysch, welcher entlang dem 
Weg gegen Sv. Ilija streicht, von roten Aptychenkalken sowie roten 
Hornsteinen des Tithons überlagert und auf den letztgenannten Ab- 
sätzen türmen sich dann höher das ältere oolithisch-breceiöse Glied 
des Tithons und endlich graue karnische Hallstätter Kalke auf. Dieser 
gegen Südwest überkippte Schichtenkomplex setzt den felsigen Rücken 
zusammen, der von der Sv. Giorgjo-Kapelle gekrönt wird, und stellt 
den oberen Schenkel der sich nordostwärts normal an das Duleticer 
Gewölbe anschließenden schiefen Synklinale dar. 

Von dem Kern der nächstfolgenden, liegenden Antiklinale, 
die sich im nördlichen Pastroviechio unter den anderen Sätteln da- 
durch stark bemerkbar macht, daß in ihrer Achse an mehreren 
Punkten das Oberkarbon zutage tritt, ragen zwischen Pobori und 
Lapeie aus dem Gehängeschutt neben dem aufgepreßten Hallstätter 
Kalk des vorhin erwähnten Muldenflügels nur der Muschelkalk und 
die Werfener Schichten in räumlich sehr beschränkten Trümmern 


1911 Bericht vom 31. Oktober. G. v. Bukowski. 321 


empor. Der größte Teil des Kernes erscheint somit an den hier 
durchziehenden Bruchstörungen verdrückt. Außerdem blieb noch von 
dem Hangendflügel der besagten Antiklinale nordöstlich von Duletiö 
ein gutes Stück obertags erhalten. Es ist das die Erhebung, an deren 
Südabhange die Kapelle Sv. Ilija steht. Auf den obereocänen Flysch 
des Duleticer Gewölbes sind daselbst aufgeschoben zuerst graue 
karnische Hallstätter Kalke mit den über sie greifenden Kalkbreccien 
und Oolithkalken des Tithons. Auf dem älteren, in seiner Mächtigkeit 
stark reduzierten Tithongliede ruht dann ohne Dazwischentreten der 
Aptychenkalke, welche während der unterkretazischen Periode ganz 
denudiert worden sein dürften, oberkretazischer, sich zum Teil als 
eine Strandbreccie erweisender Rudistenkalk und den Schluß bildet 
der jungeocäne Flysch. 

An der Bergkuppe von Sv. Ilija lassen sich, wie man also sieht, 
die obertithonische, die mit dem Schiosi-Horizont beginnende ober- 
kretazische und die obereocäne Transgression sowie die Anzeichen 
der denselben vorangegangenen Denudationen ebenso bequem studieren 
wie in Spizza. Ein gewisses Interesse mag daneben auch das etwas 
srößere Ausmaß der Überschiebung erwecken. Es zeigt sich deutlich, 
daß die zuletzt behandelte Sedimentmasse bei ihrem Vordringen von 
der Bruchfläche bis zum Flysch des Duleticer Sattels beiläufig über 
zwei in die Tiefe gedrückte und verquetschte Falten hinübergeglitten ist. 

Noch weiter in der Richtung, aus der die Schubkraft während 
der posteocänen Dislokationsperiode wirkte, fortschreitend, treffen 
wir jene Schuppe an, welche in wenig sich ändernder Zusammen- 
setzung als das Fragment eines einzigen Faltenflügels durch das 
ganze Blatt Budua und durch Südpastroviechio bis in die Landschaft 
Police östlich von Novoselje, wo sie auf montenegrinisches Gebiet über- 
tritt, verfolgt werden kann. Sie ist auf verschiedene Stücke des vor 
ihr staffelförmig abgesessenen, äußeren Schuppenterrains gelegt und 
besteht von unten nach oben aus grauen, mit Hornsteinen abwechselnden 
karnischen Hallstätter Kalken, aus oolithischen, Kieselknollen ent- 
haltenden Kalkbreecien und Oolithkalken des Tithons, aus Strand- 
breccien und grauen, splittrig brechenden Rudistenkalken der Ober- 
kreide und aus jungeocänem Flysch. 

Heute sollen nur über den jungmesozoischen Schichtenkomplex, 
welcher, wie gesagt, Teile des Tithons und der Oberkreide umfaßt, 
einige Bemerkungen gemacht werden. Wie man weiß, wurde dieser 
Komplex seinerzeit von mir auf dem Blatte Budua der geologischen 
Detailkarte von Süddalmatien ganz der Oberkreide zugewiesen. In An- 
betracht dessen, daß sich hier die Grenze zwischen den tithonischen 
und den oberkretazischen Sedimenten wegen der sehr großen Ahn- 
lichkeit der lithologischen Entwicklung nichts weniger als scharf ausprägt, 
zumal da vielfach Kalkbreecien unmittelbar auf Kalkbreccien folgen 
und mit Rücksicht darauf, daß in dem oberen Teil an zahlreichen 
Stellen Rudisten, zumal Radioliten, gefunden wurden, während unten 
das Tithon damals noch keine Spur eines Fossils geliefert hat, erscheint 
dies auch begreiflich. Zu der Erkenntnis, daß mitten durch den in 
Rede stehenden, scheinbar eine einheitliche Schichtgruppe bildenden 
Komplex eine wichtige Transgressions- und Diskordanzlinie hindurch- 

50* 


399 Verhandlungen. Nr. 14 


läuft, hat erst die Entdeckung von Ellipsactinien in den oolithischen 
Kalkbreceien und Oolithkalken bei Katun und bei der Ortschaft Brdo 
westlich von Novoselje geführt. 

Ich will noch hinzufügen, dab es anderseits wieder an gewissen 
Punkten des obbezeichneten Zuges insofern nicht gar so schwer fällt, 
das Tithon von der Oberkreide zu trennen, als sich mitunter an der 
Grenze die leicht unterscheidbare Aptychenkalkfazies einstellt. Die 
hierher zu rechnenden dichten, öfter etwas kieseligen Platten- und 
Schieferkalke mit den ihnen eingeschalteten Hornsteinen sind von 
mir schon in den Erläuterungen zum Blatte Budua pag. 55—56 
erwähnt worden. Es handelt sich dabei aber stets nur um sehr gering- 
mächtige, kartographisch nicht ausscheidbare Vorkommnisse. 

Die bereits in anderen Aufsätzen von mir geschilderte mächtige 
Schubmasse der norischen Hallstätter Kalke und des norischen Korallen- 
riffkalkes und Dolomits endlich, welche über die von ihr losgelösten 
älteren Glieder fortbewegt wurde und in dem Gebiete der Blätter 
Budua und Spizza die innerste Schuppe bildet, gehört, da ihr das 
Tithon fehlt, eigentlich nicht mehr in den Kreis der heutigen Erörte- 
rungen. Sie wird später bei nächster Gelegenheit ausführlicher zur 
Sprache kommen. 


Fritz v. Kerner. Mitteilung über die Quellentem- 
peraturen im oberen COetinatale. 


Meine diesjährigen Aufnahmen führten mich in die an großen 
Karstquellen reichste Gegend von Mitteldalmatien, in das obere 
Cetinatal. 

Bei der Bedeutung, welche die Feststellung der thermischen 
Verhältnisse für die Kenntnis der Quellengenese besitzt, schien es 
mir angezeigt, zunächst eine vollständige Reihe von möglichst gleich- 
zeitigen und dem Jahresmittel möglichst nahe kommenden Quellen- 
temperaturen jener Gegend zu gewinnen. Es wurden zu dem Zwecke 
in der Zeit vom 16. bis 21. Juni alle Cetinaquellen bis einschließlich 
des Kosinac (bei Han) gemessen. Eine Zusammendrängung der Mes- 
sungen auf einen noch kürzeren Zeitraum war wegen der schweren 
Zugänglichkeit eines Teiles jener Quellen und weil noch Neogen- 
studien mitlaufen sollten, nicht erreichbar. Zu einer Einbeziehung 
der Quellen von Otok, Ruda und Grab bot sich leider nicht mehr 
Gelegenheit, doch lagen mir für diese Quellen Temperaturablesungen 
vor, die ich im Jahre 1906 anläßlich der geologischen Aufnahme des 
Ostrandes des Sinjsko polje in der zweiten Junihälfte vorgenommen 
hatte. Während dieser Zeit dürfte bei der Mehrzahl der perennieren- 
den Quellen des Üetinagebietes die mittlere Jahrestemperatur über- 
schritten werden. 

Der jährliche Wärmegang im Oberlaufe der Cetina ist aus den 
in den Jahrbüchern des hydrographischen Zentralbureaus mitgeteilten, 
bisnun die Jahrgänge 1897 bis 1906 umfassenden Flußtemperatur- 
beobachtungen zu Koljane zu ersehen. Durch harmonische Analyse 
erhielt ich für diesen Wärmegang aus den zehnjährigen Monatsmitteln 
die Gleichung: 


1911 Bericht vom 31. Oktober. F. v. Kerner. 323 


t= 99 + 4.650 sin (30 x + 2550 16°) + 1146 
sin (60 © + 350 3‘) + 0'465 sin (90 x + 2550 28‘) 


aus welcher sich für den Termin des Mediums der 19. Mai ergibt. 
Unter der Annahme, daß sich die Phasenzeiten der Quellbachtem- 
peraturen gegen jene der Temperatur des Hauptflusses um einen Monat 
verspäten, ist dann der Eintritt des Janresmittels der ersteren Tem- 
peraturen in der Zeit vom 15. bis 25. Juni zu erwarten. In diese 
Zeit fällt auch der durchschnittliche Termin des Mediums bei den 
von Hallmann aus Mittelitalien bekannt gemachten Quellen !). 


Bei jenen Karstquellen, welche im Sommer ganz versiegen — 
und es befinden sich auch unter «den größeren Cetinaquellen einige 
solche — kann man von einem Jahresmittel der Temperatur nicht 
sprechen. Diese Quellen wären bei einer Betrachtung der mittleren 
Wärmeverhältnisse vielleicht ganz auszuschließen. Will man sie aber 
mit in Rechnung ziehen, so empfiehlt es sich, auch bei ihnen jene 
Temperatur zu messen, welche sie zur Eintrittszeit des Mediums der 
Dauerquellen zeigen, denn es wäre unstatthaft, ihre Mittelwärme 
während der Periode ihres Fließens mit dem Jahresmittel der Tem- 
peratur der Dauerquellen zu vergleichen, zugleich aber auch un- 
passend, auch bei den Dauerquellen nur das Wärmemittel aus Früh- 
ling, Herbst und Winter in Betracht zu ziehen. 


Meine Messungen der Üetinaquellen ergaben thermometrische 
Befunde, welche auf ein Vorkommen getrennter Kluftwasserströmungen 
hinweisen und so in karsthydrologischer Beziehung von Interesse sind. 

Die vom 19. bis 21. Juni vorgenommenen Messungen der großen 
Quellen, welche zwischen Dabar (bei Ribariec) und Han der Cetina 
linkerseits zufließen, ergaben folgende Temperaturen: 


DerevorHauptquelle. un. . da a NERUFgZ4 
Baksseitise"Nebenquellen?. . . . ÜBgEru m ‚NE 0790.9:24 
Bear znotrok: Hanptquelle ..:. . > ip. naar AO 
linksseitige Quellen. . . . 20 PER RN © 17.0 
Quellen nahe der Schluchtmündung De 4 2.338 
Quellen. westlich von Zasiok. - . mn 9-40 bis 9:56 
Quellen westlich von Suvaca . . „2.0... ...924 bis 9-46 
enielle- östlich von,Suvaca:.. . > Se u, 888 
ee welken’oberer. ı. . . .. ol .58:96 bis! 9°22 
een Rd ma nee. RE rl, 171 9:00 
Besen nrelos Hauptquelle- » . . sen... 9°06 
Bsie Quelle 0. 2... 0 . ©... 9:02 


1) Bei Ausschluß der erst in der zweiten Julihälfte das Jahresmittel über- 
schreitenden Aqua Pia und mit Ausschluß der erst um Ende August ihre Mittel- 
‚temperatur erreichenden Aqua S. Giorgio ergibt sich als mittlerer Termin des 
Mediums der 14. Jani, bei Ausschluß der letzteren Quelle allein der 18. Juni und 
bei Einbezug derselben der 28. Juni. Der Durchschnittswert dieser drei Termine 
ist der 20. Juni. 


324 Verhandlungen. NH 


ern reloslHauptgquelliie re 2 in en N REDE 
Teentsseitige Nebenquelles a: a as ne 1 ee ae 
PoracassHauptquelle rer a 22 
linkssertise Nebenquelleue ee Er nr ee SEHR 
VeilscRnmin: Hauptquellee ar en N. a 
Bnellenhinter Lovrie Se en as N 
Quelle östlich "von Muster 27 ai... nu 5 re 
Mali Rumin: Hauptquelle Be ar 0. 2 RI SE RMEBDEE 
rechtsseitige. Nebenquelleaee 777. u. 72 Mr ee 
Kosimnae: Hauptquelle . er rn. 1 RESET ee 
rechtsseitige Quellen . . . Ha Ra 8:84 
Quellen vor der Schluchtmündung N A 8:82 bis 8:90 


Angesichts der Vorherrschaft geringer, nur wenige Zehntelgrade 
betragender Temperaturdifferenzen muß der Unterschied von vier 
Graden zwischen der Temperatur der Hauptquelle des Rumin und 
jener seiner Nachbarquellen als ein höchst auffälliger bezeichnet 
werden. Mit seiner Erklärung möchte ich mich hier noch nicht be- 
fassen. Erörterungen über die möglichen Ursachen eines Phänomens 
erscheinen dann am Platze, wenn die Summe dessen, was sich durch 
Beobachtung feststellen läßt bereits erschöpft ist, ohne daß eine völlige 
Klarlegung des Sachverhaltes erreicht wäre. 

Im vorliegenden Falle wird man aber noch durch Messungen 
einer Beantwortung der Frage nähertreten können, ob es sich beim 
Veli Rıumin um einen „echten“ Höhlenfluß handelt. Er wird dann 
eine größere jährliche Wärmeschwankung als seine Nachbarquellen, 
eine Verfrühung der Temperaturextreme, vielleicht auch eine kleine 
tägliche Wärmeänderung zeigen. Uber den Zusammenhang des Veli 
Rumin mit bestimmten Schluckschlünden des Livanjsko Polje Ver- 
mutungen zu äußern, wäre überflüssig und voreilig, nachdem ja Färbe- 
versuche zu diesbezüglichen Feststellungen verhelfen könnten. Nur 
über die thermischen Bedingungen eines den mittleren Prolog queren- 
den Höhlenflusses von der Stärke des Veli Rumin seien hier einige 
Bemerkungen gestattet. 

Das Flüßchen Suica im Duvanjsko Polje hat am Kovaci Ponor 
(840 m) nach zehnjährigen Messungen eine mittlere Junitemperatur 
von 16:80 [Maximum 21:6 (1904), Minimum 155° (1899 und 1907)]. 
Unter der Voraussetzung, daß sich die Flüßchen des Livanjsko Polje 
in thermischer Beziehung dem vorigen analog verhalten, würde als 
mittlere Junitemperatur derselben wegen der um 140 m geringeren 
Höhenlage etwa 17°50 anzunehmen sein. Bis zu diesem Wärmegrade 
könnte die mittlere Temperatur eines am linken Ufer der oberen 
Cetina ausbrechenden Höhlenflusses als Folge einer im Livanjsko Polje 
stattgehabten obertägigen Erwärmung angesehen werden. Eine höhere 
Temperatur wäre auf Rechnung der inneren Erdwärme zu setzen, 
eine‘ tiefere auf das Hinzutreten von kühlen Sickerwässern aus den 
Hochflächen des Prolog zu beziehen. Eine ziftermäßige Betrachtung 
der thermischen Verhältnisse in geschlossenen Karstgerinnen könnte 
mit Hilfe der Koenigsbergerschen Formel betreffend den ab- 


1911 Bericht vom 31. Oktober. F. v. Kerner. 325 


kühlenden EinfluB von Wasserquellen auf Tunneltemperaturen !) ver- 
sucht werden. Es wäre dies freilich ein Versuch ohne Gewähr des 
Gelingens, da jene Formel auf Grund anderer als der im Karst vor- 
handenen Bedingungen entwickelt wurde und so zunächst für andere 
als die dort gegebenen Verhältnisse paßt. Zudem handelt es sich bei 
einem solchen von uns anzustellenden Versuche zum Teil um Grenz- 
fälle, und für solche kann man von Interpolationsformeln im allgemeinen 
keine einwandfreien Resultate erwarten. Überdies lassen sich einige 
Größen, welche in jene Formel als Bekannte einzusetzen sind, für 
unseren Versuch nur ungenau abschätzen. Es gilt dies zunächst von 
der Menge der Sekundenliter der in den Tunnel einfließenden Quellen. 
Für den Veli Rumin liegen bisher nur von seiten des hydrographischen 
Zentralbureaus erhobene Zahlenwerte der sekundlichen Abflußmenge 
für den tiefsten Wasserstand, für das jährliche Niederwasser und für 
das zehnmonatliche Betriebswasser vor? An der Cetina bei Trilj 
ist dagegen im Jahre 1907 auch die sekundliche Abflußmenge für die 
einzelnen Monate gemessen worden °). Hiernach war dieselbe im Juni 
ungefähr gleich der mittleren des Jahres und viermal so groß als zur 
Zeit des Niederwassers vor Beginn der Herbstregen. Dies ergibt für 


den großen Rumin — da dessen sekundliche Abflußmenge bei Nieder- 
wasser zu 2 m? gefunden wurde — 8000 skl. als möglichen Wert für 


Juni. Es wurden nun folgende zwei Annahmen gemacht. 
A. Eintritt der gesamten Wassermasse am NO-Ende des (14 km 
langen) Höhlenganges. Für diesen extremen Fall bekäme man 


8000 /5 ,5 I\ 1 
300 nt) (;) 
0'86 —= (388 


als Ausdruck für den Faktor, mit welchem der thermische Gradient 
für die Mitte des Höhlenganges zu multiplizieren wäre. Für 1 km 
Abstand vom SW-Ende des Ganges wäre der Exponent 


BL. ic 
267 X 5:33 X (a 


und der vorige Faktor = 0'664. 


B. Eintritt der Wassermasse in sechs gleich starken, in 2, 4 und 
6 km Abstand von den beiden Portalen eintretenden Quellen. In 
diesem Falle würde ‚der obige Faktor für die Mitte des Höhlenganges 
den Wert 0-354 annehmen, für 1 km Abstand vom Südwestportal würde 
er 0'464 sein. 

Man erhielte so bei Annahme einer geothermischen Tiefenstufe 
von 28 m als normal für gutleitenden Kalk *) abnorm gesteigerte Werte 


!) J. Koenigsberger, Versuche über primäre und sekundäre Beeinflussung 
der normalen geothermischen Tiefenstufe. Eclogae geologicae Helvet. Vol. X, 
Nr. 4. Dezember 1908, pag. 523. 

2) Österreichischer Wasserkraftkataster. Heft 1, Blatt 21 u. 22. Wien 1909. 

®) Jahrbuch des k.k. hydrograph. Zentralbureaus. XV, pag. 52. Wien 1910. 

*) Koenigsberger nimmt diesen Wert für den Kalk des Boßruck an 
(l. e. pag. 522). Bei Annahme einer Tiefenstufe von 33 m für Kalkstein (l. e. pag. 512) 
erhält man in unserem Falle 86 und 94 m. 


336 Verhandlungen. Nr. 14 


derselben von 72 und 79 m. Als mittlere Bodentemperatur auf der 
zwischen 1000 und 1200 m hoch gelegenen Rückenfläche des Prolog 
nordöstlich von den Ruminquellen ergibt sich nach der von mir aus 
den Junitemperaturen der Quellen an der Südflauke der Kamesnica 
abgeleiteten Formel !) 


z = 13:00: I RZ 0:03 72 
t = 816 oder rund 8°. 


Verlegt man die Fläche der indifferenten Temperatur in eine 
Tiefe von 25 m, so bekäme man — ohne Rücksicht auf die aus 
der Gebirgserhebung erwachsende Vergrößerung der geothermischen 
Tiefenstufe — die Werte 160 und 15'3° als Temperatur in der Mitte 
eines vom SW-Rande des Livanjsko Polje (700 m) quer durch den 
Prolog zu den Ruminquellen (300 m) absteigenden geraden Höhlenganges. 

Da für den Karstkalk schon die normale geothermische Tiefen- 
stufe etwas größer als die oben angenommene sein dürfte und der 
Größenzuwachs dieser Stufe infolge der Gebirgserhebung auch einige 
Meter ausmachen müßte ?), so könnten vorige Zahlenwerte vielleicht 
noch etwas zu hoch sein. 

Jene Werte würden besagen, daß bei den im Juni vorhandenen 
Temperaturen und Abflußmengen, welche ungefähr den mittleren 
Zuständen des Jahres entsprechen, am SW-Rande des Livanjsko Polje 
verschlucktes Flußwasser bei seinem unterirdischen Laufe zur Cetina 
keine Temperaturerhöhung infolge der inneren Erdwärme erführe. In 
der Koenigsbergerschen Formel betreffend den abkühlenden Ein- 
fluß von Quellen auf Tunneltemperaturen erscheint die Quellentemperatur 
nicht in Rechnung gezogen. Es ist dies ein Fingerzeig dafür, daß das 
naturgemäße Anwendungsgebiet jener Formel sich über solche Fälle 
erstreckt, in welchen die Quellentemperaturen jenen analog sind, die 
in den der Formel zugrunde gelegten Fällen herrschen. Da nun die 
thermischen Bedingungen im Innern eines Karstgebirges von jenen 
im Innern eines Alpenkammes abweichen mögen, ist obiges Rechnungs- 
resultat nur mit Reserve aufzunehmen °). 

Außer dem abweichenden thermischen Verhalten spricht auch 
der anläßlich der Wärmemessung bemerkte Unterschied in der Be- 
schaffenheit des Wassers und in der Erscheinungsform des Wasser- 
austrittes dafür, daB der Veli Rumin von anderer Entstehung sei als 


!) F. v. Kerner, Abnahme der Bodentemperatur mit der Seehöhe im 
Prologgebirge in Dalmatien. Meteorologische Zeitschrift 1906, Septemberheft. 

:) Von einer Berechnung dieses Zuwachses nach der Koenigsbergerschen 
Methode wurde abgesehen, da die morphologischen Verhältnisse hierfür nicht günstig 
schienen. Die Höhendifferenz der beiden Portale beträgt in unserem Falle ungefähr 
halb so viel als die mittlere Überlastung und diese ist sehr asymmetrisch. Der 
Scheitel ist dem NO-Portale sehr genähert. Für die mittlere Profillinie eines parallel 
zur „Tunnelachse* gezogenen 1'5 km breiten Terrainstreifens erhielt ich die 
Gleichung: 

h = 6615 sin «a — 1461 sin 2 a -+ 1265 sin 3 a 
— 433 sin 4a + 338 sin5 «— 150 sin 6... 


®) Die Ansicht, „daß in Karsthöhlen die geothermische Tiefenstufe bis zum 
Grundwasser hinab gestört ist“, vertritt auch A. Grund, Beiträge zur Morphologie 
des Dinarischen Gebirges. Geogr. Abhandl. IX., Heft 3, pag. 157. 


1911 Bericht vom 31. Oktober. F. v. Kerner. 397 


seine Nachbarquellen. Das Wasser der llauptquelle des großen Rumin 
war getrübt und von schmutziggrünlicher Farbe; die großen anderen 
Quellbäche waren teils völlig klar, teils nur eine Spur von Trübung 
zeigend und wiesen einen Stich ins Stahlblaue auf. Auch schien es 
mir, daß das Wasser des Veli Rumin ein wenig nach Erde und 
pflanzlichem Detritus schmeckte, wogegen die benachbarten Quell- 
wässer sehr wohlschmeckend waren. Die Nachbarquellen des großen 
Rumin brausen mit Wucht aus Felsklüften und Blockmassen heraus 
und zeigen so trotz ihrer ungeheuren Mächtigkeit doch eine Form- 
verwandtschaft mit großen Quellen der Kalkalpen. Selbst die gewaltige 
Peruca läßt sich noch diesem Quellentypus anreihen. Im Fond der 
Schlucht des Veli Rumin quillt dagegen eine große Wassermasse 
unter Pulsationen von unten herauf. Ein analoger Unterschied der 
Quellformen zeigt sich im Felskessel von Ruda, wo aus den Trümmer- 
halden unterhalb der Nordwände ein klarer Wildbach hervorbricht, 
in der engen Schlucht im Osten aber ein kleiner Quellteich liegt, 
dessen Spiegel in heftig wallender Bewegung begriffen ist. Ohne 
Vorbringung anderer als der genannten Beweismittel wäre man aber 
wohl noch nicht berechtigt, die große Ruminquelle als den Ausbruchs- 
ort eines den Prolog querenden echten Höhlenflusses anzusehen. 

Der konstatierte thermometrische Befund hat aber schon an sich, 
unabhängig und losgelöst von der Frage, wie er zu deuten ist, ein 
karsthydrologisches interesse. Er weist darauf hin, daß auch unter 
lithologischen Verhältnissen, welche für die Entwicklung eines zu- 
sammenhängenden Kluftnetzes günstig schienen, voneinander getrennte 
unterirdische Gerinne vorkommen können. In dem wohl sehr unwahr- 
scheinlichen Falle, daß die hohe Temperatur des Veli Rumin durch 
einen unweit seiner Quelle im Gebirgsinnern vorhandenen, Wärme 
produzierenden Herd oder durch Zufluß von Thermalwasser bedingt 
wäre, könnte man erwarten, daß die positive Wärmeanomalie beider- 
seits allmählich ausklinge. Im Osten zeigt nun allerdings der weiter 
entfernte Kozinac eine niedrigere Temperatur als der benachbarte 
Mali Rumin, im Westen ist aber die dem großen Rumin nahe gelegene 
Quelle bei Musteric kühler als die weit abliegende Peruca. 

Die Annahme, daß die hohe Temperatur des Veli Rumin daher 
stamme, daß er vor seinem Zutagetreten einen viel geringeren Zufluß 
von kühlem Sickerwasser erhalte als seine Nachbarquellen, wäre 
nur zulässig, wenn sie mit Bezug auf kurz vor den Austrittsorten der 
Kluftwässer erfolgende Zutritte von Sickerwasser gemacht würde. Bei 
tief im Innern des Gebirges stattfindenden Zusickerungen müßten 
sich, wenn das Wurzelgeflecht des Veli Rumin bis zur Quelle hin 
beiderseits mit den Nachbarnetzen in Verbindung stünde, die aus 
ungleicher Kältezufuhr erwachsenen Temperaturdifferenzen grobenteils 
ausgleichen. Nun erscheint die Temperatur der aufgezählten Cetina- 
quellen im Vergleich zur Bodenwärme auf den Hochflächen des Prolog 
niedrig. Letztere ist — nach den Quellentemperaturen auf der Südseite 
der Kamesnica zu schließen — im Frühsommer zwischen 7 und 8° 
gelegen und sie kann auch kaum tiefer sein, da sie in den viel 
nördlicher gelegenen Tiroler- und Schweizeralpen in gleicher Höhe 
zwischen 6 und 7° beträgt. Die relative Kälte der Cetinaquellen 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 14. Verhandlungen. 51 


328 Verhandlungen. Nr. 14 


deutet so darauf hin, daß ihre Wurzelgeflechte vorwiegend von aus 
hohen mittleren Teilen des Prolog stammenden Sickerwässern ge- 
speist werden. Große Unterschiede in der Zufuhr von Sickerwässern 
aus den tieferen südwestlichen Gebirgsabhängen wären so zur Er- 
klärung der in Rede stehenden Temperaturdifierenz ganz ungeeignet, 
da solche Wässer selbst schon eine höhere Wärme hätten als die 
Cetinaquellen. Zahlreiche in den Gegenden von Verlieca, Mud, Sinj 
und Trilj von mir gemessene Frühsommertemperaturen von Schieht- 
quellen in der Zone zwischen 300 und 600 m lagen zwischen 11 und 
14°. Allerdings darf man die Junitemperaturen der Quellen am Gebirgs- 
fuße nicht mit den gleichzeitigen Bodentemperaturen auf den Gebirgs- 
höhen in Beziehung bringen. Aber mit je kühleren und jahreszeitlich 
weiter zurückliegenden Bodentemperaturen der unteren Gehänge man 
sie vergleicht, desto länger wird der Zeitraum, welchen man für die 
Abwärtsbewegung der Sickerwässer voraussetzt und desto größer der 
Wärmezuwachs, den man ihnen auf diesem Wege zubilligen muß. 
Denn die Annahme, daß in den Kluftnetzen der Karstgebirge bis tief 
hinab keine (oder nur eine geringe) Temperaturzunahme stattfindet, 
ist ja an die Vorstellung geknüpft, daß die Abwärtsbewegung der 
Sickerwässer relativ rasch erfolgt. Wegen der relativ hohen Temperatur 
der erst nahe den Quellorten zusitzenden Wässer ginge es auch nicht 
an, im ersterwähnten unwahrscheinlichen Falle das Fehlen eines 
beiderseitigen Ausklingens der Hyperthermie auf ungleiche Abkühlung 
durch solche Wässer zurückzuführen. 

Falls die hohe Temperatur des Veli Rumin von einer schon im 
Livanjsko Polje stattgehabten obertägigen Erwärmung stammt, ist ein 
allgemeiner Zusammenhang der Kluftnetze aus folgenden Gründen 
auszuschließen. Über den “täglichen Wärmegang fließender Gewässer 
in Mitteldalmatien liegen Messungen vor, die ich im Juni 1905 und 
1906 am Jadro und an der Cetina bei Trilj gemacht habe. Letztere 
ergaben, da die für die Vornahme der Messung verfügbar gewesenen 
zwei Tage (Pfingstfeiertage 1905) trüb waren, nur Amplituden von 
1:10 und 2'26%° Bei den unter ungestörtem Einflusse der Insolation 
und Radiation gestandenen Messungen am Jadro!) fand ich in zu- 
nehmenden Entfernungen von der Jadroquelle als Amplitude an der 
Oberfläche 1:32, 2:62, 300 und 3'460 und an der Jadromündung als 
Amplitude an der Oberfläche und in !/,; und 1m Tiefe 33, 29 und 
350%. Da den Messungen der Öetinaquellen im Prologg ;ebiete regnerische 
Tage vorausgegangen waren, kann die damals in den Flüßchen des 
Livnoer Poljes erreichte tägliche Wärmeschwankung kaum mehr als 
4 bis 5° betragen haben. Es ist nun als ausgeschlossen zu betrachten, 
daß sich eine solche Amplitude quer durch den Prolog hätte unver- 
mindert fortpflanzen können und daß der konstatierte Wärmeunter- 
schied zwischen dem Veli Rumin und seinen Nachbarquellen etwa 
einer Tagesschwankung der Temperatur des Ploucaflüßchens enisprach. Es 


!) F.v. Kerner, Messung der täglichen Temperaturbewegung in einem 
Küstenflusse des Karstes in Dalmatien. Meteorologische Zeitschrift 1905, Februar- 
heft, und Tägliche Periode der Temperaturschichtung an der Mündung des Jadro- 
flusses in Dalmatien. Meteorologische Zeitschrift 1906, Oktoberheft. 


1911 Bericht vom 31. Oktober, F. v. Kerner. 329 


wäre dabei vorausgesetzt, daß ein wenig verzweigter Höhlenfluß vor- 
handen ist, der mit den Wurzelgeflechten seiner Nachbarquellen nur 
schmale Verbindungen besitzt, so daß das in diesen Quellen austretende 
Flußwasser um die halbe Dauer der diurnen Wärmewelle (bzw. um 
einen Betrag — dieser halben Länge + der einfachen oder mehrfachen 
ganzen Wellenlänge) gegen den Hauptausfluß verspätet ist. Falls sich 
das am SW-Rande des Livanjsko Polje verschwindende Flußwasser in 
ein breites, vielverzweigtes Adergeflecht aufgelöst gegen die NO-Seite 
des Cetinatales hinbewegen würde, wiese es dort an einer bestimmten 
Stelle wohl überhaupt nicht die größtmögliche Temperaturdifferenz 
gegen beiderseits nahe benachbarte Quellen auf. 

In Übereinstimmung mit dem thermischen Verhalten wies auch 
ein hydrographischer Befund auf das Getrenntsein benachbarter Kluft- 
wasserstränge hin. Das wenig über dem Niveau der Oetina in einem 
Felsenzirkus sich entwickelnde Bachbett östlich von Musteric (in 
welches kurz vor seiner Mündung in die Cetina die oben als „Quelle 
östlich von Musteric* bezeichnete Quelle eintritt) lag zur Gänze 
trocken, wogegen in einer Entfernung von ein paar hundert Metern hoch 
über dem Niveau der Cetina und des Veli Rumin der oben als „Quelle 
bei Lovric“ bezeichnete Quellbach !) mit Wucht und in großer Stärke 
hervorschoß. 

Das Terrain, aus welchem die Ruminquellen kommen, besteht 
aus einer mittelsteil gegen SO einfallenden, gutgebankten Schicht- 
masse von unterem Kreidekalk. Eine mit Bivalvendurchschnitten, wie 
sie in diesem Kalke strichweise erscheinen, dicht erfüllte Bank traf 
ich knapp vor dem Ausfallstor des Quellbaches von Lovric. Dolomitische 
Einschaltungen zeigen sich auf der Plateaustufe oberhalb der Rumin- 
quellen nicht. Erst höher oben sieht man an dem Berggehänge eine 
Dolomitzone hinstreichen. Vor den Steilabfall des unteren Kreidekalkes 
legen sich diskordant neogene Süßwasserschichten. Solche Vorlagen 
können, wo sie mergelig sind, eine mäßige Stauung des Wassers in 
den hinter ihnen befindlichen Klüften bedingen. Die Gestaltung der 
Kluftnetze bleibt von ihnen unberührt. 

Man hat es so im Gebiete der Ruminquellen mit einem Falle 
zu tun, in welchem bei völligem Fehlen von Barren und Scheide- 
wänden aus Dolomit oder Mergel innerhalb des zu allgemeiner Zer- 
klüftung disponiert scheinenden Kalkes eine Trennung benachbarter 
Kluftwasserstränge vorhanden ist. 

Falls der Quelltopf des Veli Rumin mit einem der Schlucklöcher 
des Livanjsko Polje in direkter Verbindung stünde, hätte man sich 
dieselbe aber doch wohl nicht wie einen impermeablen Schlauch zu 
denken. Nur im Falle, daß wegen des abnorm schlechten Wetters, 
welches im verflossenen Frühling in den Dinarischen Alpen herrschte, 
die Junitemperatur der Gewässer des Livanjsko Polje sehr tief war, 
könnte die gemessene Temperatur des großen Rumin vielleicht dem 


1) Von einem Müller in Lovric wurde mir dieser in den Veli Rumin mündende 
Quellbach als Mali Rumin bezeichnet, wogegen nach der Generalstabskarte der 1 km 
talauswärts vom Veli Rumin in die Cetina mündende Quellbach jenen Namen trägt. 
Der Quellbach bei Lovri@c soll nach jenem Gewährsmanne in der zweiten Juli- 
hälfte versiegen. 

Die 


330 Verhandlungen. Nr. 14 


(infolge der Gebirgsdurchquerung) abgeflachten Morgenminimum der 
Wasserwärme an einem der Ponore jenes Poljes entsprochen haben. 
Da die mittlere Wassertemperatur in fest geschlossenen Gerinnen — 
sofern sie durch die Erdwärme nicht erhöht würde — zumindest 
gleich bleiben müßte, könnte eine Verminderung derselben nur auf die 
abkühlende Wirkung von Sickerwässern bezogen werden. Wenn nun 
der Höhlengang nach oben zu feine Kluftverbindungen hätte, die den 
Weg für die Kältezufuhr bilden würden, so wäre es nicht einzusehen, 
warum er nicht auch seitwärts solche besitzen sollte. Ein reichlicher 
Wasseraustausch mit benachbarten Kanälen fände aber wegen Ver- 
schmierung der feinen Klüfte mit Schlamm und Lehm wohl nicht statt. 
Der Bestand offener Verbindungen mit den Kanälen der Nachbarschaft 
wäre aber aus den oben genannten Gründen bei der großen konstatierten 
Temperaturdifferenz auszuschließen. R 

Es wäre dann auch nicht vollauf berechtigt, die Ähnlichkeit der 
(uellentemperaturen vom Kresevo bis zur Peruca als Beweis für ein 
in großer Ausdehnung zusammenhängendes Kluftwassernetz anzusehen. 
Es könnte wohl sein, daß zwei benachbarte Quellen wegen vorwiegender 
Speisung mit Sickerwasser aus gleich hohen Gebirgsteilen und ähnlich 
temperiertem Zufluß von verschiedenen Ponoren her ungefähr gleiche 
Wärme hätten. Ihre Wurzelgeflechte brauchten deswegen nicht not- 
wendig miteinander in Verbindung zu stehen. 

Die am 16. und 17. Juni vorgenommenen Messungen der großen 
Quellen im Umkreise des Cetinsko Polje und auf der Ostseite des 
Talbeckens von Koljane ergaben folgende Temperaturen: 


Quellen bei Kotlusa: Quelle aus der Höhle . . . . 70% 
Quelle südlich vom Dot. Fr Ener 7: 
Quellen: beim Dorfen. rer 11: 06 bis 11°38 

Vukoyicquellen: südlicher... 22 An Er 
mittlere: ....,. . > Me... 2.00. 2.2 
nördliche südl. Ast en u. en EEE 
nördliche,.nördl.. Ast ern 7.2 2 me EEE 

Cetinaur sprung: Quellterchee 7 Te a EEE 
Quelle im Graben nördlich vom Teich te A EE 
Höhlenquelle gegenüber von Cetnice .- . . 2. 2.2... 804 

Radonino: Hauptquelle ee ne 
rechtsseitige Nebenquellemee ı. 7, We nn vo 

Dragovice: Hauptquelle gr v2 2 ART 
linksseitige Quellen . @ n .0. 2. 0202 2 &6b DEmS 
rechtsseitige Quellen pre. u. ll 


Auch diese Reihe zeigt einen sehr bemerkenswerten thermischen 
Befund. Hier handelt es sich allerdings nur um das nahe Beisammen- 
liegen einer relativ warmen und einer kühlen Karstquelle, nicht, wie 
beim Rumin, um die Einschaltung einer relativ warmen zwischen zwei 
kühle Quellen, und der Wärmeunterschied beträgt nicht ganz drei 
Grade; angesichts der Vorherrschaft viel geringerer Temperatur- 
differenzen ist aber auch obiger Unterschied als ein auffallender zu 


1911 Bericht vom 31. Oktober. F. v. Kerner. 331 


bezeichnen. Das den Westrand des Cetinsko Polje bildende Gestein 
ist sehr fossilreicher oberer Kreidekalk (mit Radioliten und Chondro- 
donten). Er fällt bei KotluSa sehr steil, bei der südlichen Vukovie- 
quelle mäßig steil gegen SSW bis SW ein. Die auf eine Trennung 
benachbarter Kluftwasserstränge hinweisende Temperaturdifferenz findet 
sich somit auch hier unter lithologischen Verhältnissen, welche der 
Bildung eines zusammenhängenden Kluftnetzes günstig schienen. Der 
große Wärmeunterschied zwischen den nördlichen und südlichen Quellen 
auf der Westseite des Cetinsko Polje ist darauf zurückzuführen, daß 
erstere aus dem hochgelegenen Gebiete der Dinara, letztere aus der 
Einsattlung von Kievo (Wasserscheide zwischen Kerka und Cetina) 
und aus den Vorbergen des Koziak gespeist werden. 

Die Quellen an den Rändern des Cetinsko Polje hatte ich schon 
Ende Mai (am 25.) gemessen. Die Höhlenquelle gegenüber von Üetnice 
zeigte damals 7:96 (— 0:08), der Quellteich der Cetina 832 
(— 0:08), die nördliche Vukovidquelle 8:10 (— 0'534) und 8:06 
(— 036), die mittlere Vukovicquelle 8:82 (— 0:20). Die weiter 
südlich gelegenen Quellen wiesen dagegen folgende Temperaturen auf: 
Südliche Vukovicquelle 12:20 (+ 0:42), die Quellen bei Kotlusa 11'583 
(+ 0:52) bis 11:80 (+ 042), die Quelle südlich von diesem Dorfe 11:18 
(+ 0:40). Die Quellen des Oetinsko Polje zeigten demnach auch eine 
verschiedene Wärmeänderung, die kühlen nördlichen einen schwachen 
Temperaturanstieg, die relativ warmen südlichen einen Temperatur- 
abfall. Letzterer weist auf Sammelgebiete von geringer Vertikaler- 
streekung hin, in welchen sich auch aperiodische Schwankungen der 
Luftwärme und Besonnung geltend machen. Durch den beobachteten 
ungleichen Wärmegang tritt die genetische Verschiedenheit der nörd- 
lichen und südlichen Quellen des ÜOetinsko Polje noch deutlicher her- 
vor als durch ihre Temperaturdifferenz. Der Umstand, daß hier zwischen 
zwei benachbarten Karstquellen ein großer Wärmeunterschied zu 
verschiedenen Zeiten nachgewiesen wurde, spricht auch dagegen, dab 
man solche Unterschiede als bloß kurzdauernde Folge einer rasch 
vorübergehenden Ursache ansehen könnte. 

Talabwärts vom Cetinsko Polje ist das rechte Ufer der Cetina 
an größeren Karstquellen arm. Von den Quellen bei Verlieca zeigten 
am 15. Juni der Tränkbrunnen an der Straße nach Civljane 11:62, 
die Quelle unterhalb der griechischen Kirche 12-08, die Cesmaquelle 
11’20 und die Quelle ZduZ 1070. Die Quellen bei Ribaric hatten am 
18. Juni zwischen 1022 und 10'60 und die Quellen bei der Mühle 
11), km talauswärts von Ribaric 10:20 bis 1040. 

Vergleicht man die im vorigen angeführten Quellentemperaturen 
mit den Höhen der Gebirgsabschnitte, an deren Fuß die Quellen 
entspringen, so zeigt sich eine einfache mittlere Beziehung und eine 
größere Abweichung von derselben in mehreren Ausnahmsfällen. Für 
die großen Karstquellen zur Linken des oberen Cetinatales habe ich 
für die Beziehung zwischen der Juni-, bzw. mittleren Jahrestemperatur 
und der mittleren höchsten Erhebung ihres plateauförmigen Hinter- 
landes (die in Hektometern aus der Spezialkarte abgeleitet wurde) 
den einfachen Ausdruck 

t= 12:40 — 025 h 


332 Verhandlungen. Nr. 14 


gefunden. Die nach dieser Formel berechneten Werte (f) kommen den 
gemessenen (?‘) sehr nahe. 


h t D. 
VCemter . ....:. Me 8:13 3:00 
Badonmo . . . . . 6:60 8:25 8:20 
Dragoyice -» . . . . emlao 870 8:60 
Peruca und Majden vrelo 13'85 8:94 9:00 
Kresevo, .... 2. "Bee 9:03 u) 


Der Dabar potok, bei welchem h denselben Wert wie beim 
Kresevo hat, erscheint hiernach als etwas zu warm. Vielleicht ist 
seinem Wurzelgeflechte mehr warmes Flußwasser aus dem Livanjsko 
Polje beigemengt. Von den Ruminquellen, für welche h = 1140, ist 
nach der vorigen Formel der Mali Rumin normal warm t = 9:50, 
t = 9:46 (so daß die mit Einbeziehung dieser Quelle erhaltene Formel 
t = 12 20 - 0'237 h mit der vorigen gleiche Werte liefert), die Quelle 
von Lovrie ist um 0'5 zu kalt, der Veli Rumin um 3°45 zu warm. 
Der Kozinac, für welchen = 11'50, erscheint um 0'7 zu kalt. Es 
weist dies darauf hin, daß diese Quelle aus höheren, südöstlich von 
der Vaganj-Depression gelegenen Gebirgsteilen gespeist wird. (Bei 
Einsetzung der Temperatur des Kozinac ergibt die Formel für 
h = 14:24.) 

Zieht man auch Quellen am rechten Ufer der Cetina in Betracht, 
so erhält man die Gleichung £ = 12:90—0'227 h, welche nachstehende 
Werte liefert: 


t t' 
Südl, Vukoyicquelle Ber. 11-64 11:80 
Quelle ZAuZr.....: nn =. 10:70 
Quelle südl. von Ribarie . . . 990 10:20 
Kreseno.... |... ‚2 9ulh 9-25 
Beruca u. 1... A. 0:00 9.00 
Dragovice . . . E88 8:60 
Badonmo.. .. .: : AEEL 18:30 8:20 
Gemic®. . . 0:2 E32 8:00 


Die mittlere Vukovicquelle ist hiernach um 2:62 zu kalt. Ihre 
Temperatur weist auf ein im Gebiete der Dinara zu suchendes 
Hinterland von 1408 Plateauhöhe, während die Durchschnittshöhe 
des Karstplateaus östlich von Kievo (für welche die Temperatur der 
südlichen Vukovicquelle fast normal ist) nur 455 beträgt. Die Quelle 
ZduzZ erscheint von fast normaler Wärme, sofern als ihr Hinterland 
die Lemes-Depression (Mittelhöhe = 7'55) betrachtet wird; käme sie 
aus dem Plateau des Sovro (West-Svilaja), woselbst A = 11'00, wäre 
für sie nach der obigen Formel t = 985. 

Vieler weiterer Messungen und rechnerischer Versuche auf 
variierter Basis würde es bedürfen, um festzustellen, ob man in 
Fällen, wo tektonische Studien keine Klarheit schaffen, auf dem hier 
kurz angedeuteten Wege zu Schlüssen über die Lage der Ursprungs- 
gebiete von Karstquellen gelangen könnte. 


1911 Bericht vom 31. Oktober, W. Penck. 333 


Literaturnotizen. 


Walther Penck. Der geologische Bau des Gebirges 
von Predazzo. Mit 10 Textfiguren, 9 Profilen und 1 Karte. Neues 
Jahrb. f. Min., Geol. u. Paläont. XXXIl. Beil.-Bd., pag. 239—382, 1911. 


Der Verfasser hat es unternommen, dieses so vielfach umgeackerte Feld 
einer neuerlichen Bearbeitung in geologischer Hinsicht zu unterziehen. 

Eine Darstellung der Erforschungsgeschichte von Predazzo leitet den Leser 
gut in die zu behandelnden Fragen ein. Daran schließt sich eine sorgfältige Einzel- 
beschreibung in der Form eines „geologischen Führers“, wobei aber nicht nur, 
wie bei den anderen Büchern dieses Namens, der Leser zu einer Auswahl charak- 
teristischer Aufschlüsse geleitet wird, sondern alle erreichbaren Aufschlüsse der 
Gegend genau beschrieben, viele neue Beobachtungen eingeflochten und ältere 
Angaben bestätigt und genauer festgelegt werden. 

Die Altersfolge der Eruptivgesteine, welche W. Penck nach seinen Unter- 
suchungen aufstellt, schließt sich in den meisten Punkten jener Rombergs an. 
Neu ist daran die Einreihung der Syenite und der Tinguaitporphyrgänge. 

Die ältesten Glieder der Reihe sind die triadischen Plagioklasaugitporphyrite, 
als Vulkanschlotausfüllung erstarrt (Mt. Mulat), und die zugehörigen Melaphyre 
als Laven. Am Mt. Agnello ist der Übergang zwischen beiden erschlossen. Tufte 
und eine Gefolgschaft von Gängen begleiten sie. 

Darauf folgt als erste der jüngeren Intrusionen der Monzonit 
mit seinen Spaltungsprodukten: dem Pyroxenit und den Quarzmonzoniten, welche 
als Nachschübe auftreten. Das letzte Glied dieser Intrasionsphase sind die Mon- 
zonitaplite, welche auf den Monzonit beschränkt sind. Penck bestätigt hier Rom- 
bergs Beobachtung von Monzonitapophysen im Porphyrit und fügt neue Belege hinzu. 
Die an einer Verwerfungabgesunkene und dann vom Monzonit metamorphosierte Scholle 
von Dolomit mit Porphyritgang bei Mezzavalle weist auf einen beträchtlichen 
Zwischenraum zwischen dem Auftreten der beiden Eruptivgesteine; das Tiefenäqui- 
valent des Ergußgesteins ist also erst bedeutend später intrudiert. Als eine eigene 
spätere Intrusionsphase folgen den Monzoniten dann die Syenite und ihre Gang- 
gefolgschaft, die Syenitaplite, Bostonite. Lokal beschränkt tritt Nephelinsyenit auf 
und die entsprechenden porphyrischen und aplitischen Ganggesteine. Dieser Gruppe 
schließt Penck nun auch die Tinguaitporphyrgänge an, von dem Umstand ausgehend, 
daß solche Gänge nirgends in den Granit eindringen. Der Granit ist das jüngste 
Tiefengestein, mit pegmatitischen und aplitischen Gängen. Den Beschluß der ganzen 
Reihe bilden dann die Gänge von Camptonit und Monchiquit. Die Alterseinreihung 
der Nephelingesteine ist nicht ganz sicher zu treffen. Ihre Aplite durchbrechen den 
Syenit und anderseits werden sie von Camptonit durchsetzt: dieselben Altersgrenzen 
wie für den Granit. Der Altersunterschied ist also wahrscheinlich gering. 

Die Hauptgesteinstypen sind ringförmig verteilt mit senkrechten oder steil 
gegen innen einfallenden Kontaktflächen; den Kern bildet die Porphyritmasse des 
Mulat. Penck vergleicht diesen Porphyritstock mit der Lavasäule, welche im Krater 
des Kilauea die Erdoberfläche erreicht. Die ruhig, ohne größere Explosionen auf- 
und absteigende Lavasäule würde im Erstarrungsfalle ein ähnliches Gebilde wie 
jener darstellen. Bei Predazzo hat aber ein starkes Überfließen der Laven statt- 
gefunden, beim Kilauea fehlt dies bisher. Die Tiefengesteine drangen an den Spalten 
empor, welche sich zwischen der erstarrten Vulkanschlotfüllung und der Umgebung 
bildeten, so daß der Monzonitring die äußere Grenze des Vulkanschlotes angäbe; 
dementsprechend käme dem alten Krater von Predazzo ein Durchmesser von 4zu 5 km 
zu (der Kilauea mißt 3X 5 km). Die Entstehung jener Spalten leitet Penck aus dem 
Festigkeitsunterschied zwischen Vulkanpfropf und Umgebung bei der Gebirgs- 
bildung ab, wobei er annimmt, daß dadurch der Zusammenhang zwischen beiden 
gelockert wurde und der teilweise des Haltes beraubte Pfropf sich senkte, während 
die umgebenden Schichten sich ihm nachsenkten, entsprechend der rings um den 
Mulat beobachteten zentripetalen Neigung der Schollen. Da eine Faltung doch 
mit einer Zusammenpressung der Schichten verbunden ist, scheint es aber dem 
Referenten unwahrscheinlich, daß dabei der Pfropf — trotz Zerreissung der Ver- 
bindung mit der Umgebung — eine zum Absinken führende Lockerung seines 
Haltes erfährt, zudem die Neigung der Schollen gegen den Vulkan sehon zur Zeit 
seiner Aktivität eingetreten sein kann. 


334 Verhandlungen. Nr: 2 


Da die Entstehung der Randspalten, an welchen die Tiefengesteine auf- 
drangen, in der oben angegebenen Weise mit der Gebirgsbildung in Zusammenhang 
gebracht wird und eine solche in diesem Teil der Südalpen (nach der Eruption 
der Laven) erst im 'Tertiär eintrat, so folgert Penck daraus ein tertiäres Alter der 
Tiefengesteine und ihrer Gänge in Predazzo. — Der Arbeit ist eine Karte im Maße 
1: 25.000 beigegeben, welche eine gute Übersicht über die Verteilung der Massen 
bietet und reicher an Detail ist als die früheren Karten des Gebietes. (W.Hammer.) 


E. Heine. Die praktische Bodenuntersuchung. 
Eine Anleitung zur Untersuchung, Beurteilung und Verbesserung der 
3öden mit besonderer Rücksicht auf die Bodenarten Norddeutschlands. 
Bibliothek für naturw. Praxis, hrsg. von W. Wächter. Verlag Gebr. 
Borntraeger. Berlin 1911. 


Das treffliche Buch ist von einem Praktiker geschrieben, der besonders über 
die Beziehungen zwischen Bodenbeschaffenheit und Päanzenwelt Erfahrungen be- 
sitzt. Das Buch wird in manchen Leserkreisen besonders deshalb willkommen sein, 
weil es nicht nur Beispiele bringt, wie die flachwurzelnden landwirtschaftlichen 
Kulturpflanzen in vielfacher Abhängigkeit vom Boden stehen, sondern auch wie 
die Bodeneigenschaften der Kultur mit Wald- und namentlich Obstbäumen förder- 
lich und hemmend sind. Die Diktion ist stets leicht faßlich und entspricht also 
durchaus den Anforderungen einer handlichen Anleitung für weitere Kreise. Die 
zahlreichen Winke zur richtigen Beobachtung, Untersuchung und Beurteilung des 
Bodens, verknüpft mit den Hinweisen auf mancherlei einschlägige Experimente, 
beleben die Darstellungsweise außerordentlich. Klar können wir aus dem Buche 
die Überzeugung des Verfassers herauslesen, daß eine einseitige Untersuchung des 
Bodens nach einem bestimmten Gesichtspunkt z. B. Chemismus nicht genügt, um 
daraus bodenkundliche Schlüsse bezüglich der Bodennutzung zu ziehen und daß 
die, wenn auch noch so eingehende Untersuchung weniger Bodenarten in einem 
größeren Gebiet nicht hinreicht, da die Aufstellung von wenigen Typen des Bodens 
zu oft nur wenige Schlüsse gestattet auf die allgemeine Beschaffenheit und Kultur 
des Bodens. Gerade die zahlreichen Übergangstypen müssen studiert werden, wo- 
bei die bodenkundliche Aufnahme der geologischen Grundlage nicht entraten kann. 

Der Verfasser nimmt speziell auf norddeutsche Bodenarten Bezug, was nicht nur 
in der Angliederung eines eigenen zweiten Teiles (Bodenarten Norddeutschlands) zum 
Ausdruck gelangt; auch der erste allgemeine Teil hat die Bodenarten des norddeutschen 
Flachlandes im Auge. Nach einer allgemeinen Darlegung der strukturellen, physi- 
kalischen und chemischen Eigenschaften des Bodens werden die Methoden der Unter- 
suchung dieser Eigenschaften präzis entwickelt; die Bedeutung der mechanischen 
Analyse (verschiedene Methoden des Schlämmverfahrens) wird betont, da aus den 
makroskopischen Eigenschaften der Textur, Korngröße usw., zahlreiche andere z, B. 
des Chemismus, des „Bodenklimas“ (Wasserführung und Temperatur) zum Teil schon 
erschlossen werden können. Das Kapitel: chemische Untersuchung erschöpft vom 
Standpunkt des Praktikers alle in Betracht kommenden Methoden ; natürlich werden 
vorwiegend solche Untersuchungen behandelt, die mit dem möglichst geringen Auf- 
wand an Apparaten zu bewerkstelligen sind. Gut sind die Beziehungen zwischen 
Bodenbeschaffenheit und Vegetation, resp. Bodennutzung herausgearbeitet, wobei Vor- 
schläge für die Verbesserung des Bodens bezüglich seiner Struktur, seiner hydro- 
graphischen Verhältnisse und seiner chemischen Zusammensetzung gebracht werden. 

Im zweiten Teil liefert der Verfasser eine spezielle Beschreibung der Boden- 
arten von Norddeutschland, sich auf die Erkenntnisse der geologischen Landes- 
aufnahme Preußens stützeud. Immer wieder wird die spezifische Bodenkultur und 
spezifische Vegetation bei den einzelnen Bodentypen angemerkt. Eine kurze Ent- 
wicklungsgeschichte von Norddeutschland während und nach der Eiszeit wird ge- 
bracht. Zum Schlusse weist der Verfasser auf die Wichtigkeit der geologisch-agro- 
nomischen Landesaufnahme von Preußen hin. Willkommen ist die Beigabe eines 
Ausschnittes aus einer Bodenkarte und eines Verzeichnisses der zur Bodenunter- 
suchung erforderlichen Apparate und Gerätschaften. Das Buch verzichtet auf die 
Anführung von Literatur im einzelnen und beschränkt sich auf die Nennung von 
einigen allgemeinen bodenkundlichen Werken und Abhandlungen in deutscher Sprache. 
Wenn schon auf die fremdländische reiche Literatur verzichtet wird, so wären doch 
in der deutschen Bibliographie die geologisch bodenkundlichen Arbeiten z. B. von 
Senft, von Lorenz, Milch, Vageler u.a. nachzutragen. (Dr. 6. Götzinger.) 


Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien lll. Rasumofskygasse 23. 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25. 


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Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 


Sitzung vom 28. November 1911. 


Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: W. Petrascheck: Ernennung zum Adjunkten 
der k. K. geolog. Reichsanstalt. — Todesanzeige:J.R. Lorenz von Liburnauf. — Ein- 
gesendete Mitteilungen: B. Sander: Zum Vergleich zwischen Tuxer und Prättigauer 
Serien. — Vorträge: F. v. Kerner: Einfluß geologischer Verhältnisse auf die Quellentempe- 
raturen in der Tribulaungruppe. — Literaturnotizen: W.Graf zu Leiningen. 


NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich. 


Vorgänge an der Anstalt. 


Seine Exzellenz der Minister für Kultus und Unterricht hat mit 
dem Erlasse vom 22. November, Zahl 45417, den Assistenten der 
k. k. geologischen Reichsanstalt Dr. Wilhelm Petrascheck zum 
Adjunkten dieser Anstalt ernannt. 


Todesanzeige. 
J. R. Lorenz v. Liburnau f. 


Wir beklagen das Ableben eines unserer ältesten Freunde, 
dessen Namen wir seit 1859 in der Liste unserer Korrespondenten 
führten. Am Montag, den 13. November verschied Dr. Josef Roman 
Ritter Lorenz von Liburnau in seinem beinahe vollendeten 
86. Lebensjahre. 


Geboren am 26. November 1825 zu Linz, woselbst er auch das 
Gymnasium besuchte, studierte er an den Universitäten in Wien und 
Graz, und zwar an der ersteren die Rechte und nach Beendigung der 
juridischen Studien an der zweitgenannten Naturwissenschaften. In 
Graz machte er sodann das Doktorat der Philosophie und wandte 
sich zuerst der Laufbahn eines Schulmannes zu. Als Gymnasiallehrer 
in Salzburg und Fiume beschäftigte er sich neben seiner amtlichen 
Tätigkeit mit Arbeiten über verschiedene naturwissenschaftliche Themata, 
zu denen er die Anregung in der näheren oder weiteren Umgebung 
seines jeweiligen Aufenthaltsortes fand. 


Da diese Arbeiten teilweise Verhältnisse betrafen, welche mit’ 
der Land- und Forstwirtschaft in enger Beziehung stehen, wie ins-' 
K.k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 15. Verhandlungen. 52 


386 Verhandlungen. Nr. 15 


besondere der Fall war bei gewissen Untersuchungen über Torfmoore, 
versumpfte Talstrecken oder über die Bewaldung bezüglich Wiederauf- 
forstung des Karstes, so erklärt es sich, daß man in den hierbei 
interessierten Kreisen auf ihn aufmerksam wurde. Bereits im Jahre 
1861 führte das zu seiner Berufung in das damalige Ministerium für 
Handel und Vo:kswirtschaft und dann zu seinem Eintritt in das später 
(1868) errichtete Ackerbauministerium, als das betreffende Departement 
des Handelsministeriums dem Ackerbauministerium bei dessen Gründung 
zugewiesen wurde. 

Bis zum Jahre 1892, in welchem Lorenz mit dem Titel eines 
Sektionschefs in den Ruhestand trat, nachdem er schon 1873 zum 
Hofrat ernannt worden war, entwickelte derselbe als Ministerialbeamter 
eine rege Tätigkeit, welche hauptsächlich dem in seinen Wirkungskreis 
fallenden Unterrichtswesen bezüglich der wissenschaftlichen Förderung 
von Land- und Forstwirtschaft galt. Die forstlichen Versuchsanstalten 
in Mariabrunn und Görz. die landwirtschaftliche Schule in Mödling 
sowie die Weinbauschule in Klosterneuburg sind seiner Initiative zu 
sroßem Dank verpflichtet und insbesondere muß die, man darf sagen 
führende Rolle erwähnt werden, welche er bei der Gründung der 
hiesigen Hochschule für Bodenkultur spielte. 

Seine organisatorische und administrative Tätigkeit hinderte ihn 
aber nicht, sich auch literarisch zu beschäftigen. Interessant sind in 
dieser Hinsicht zunächst seine bodenkundlichen Arbeiten. Bereits im 
Jahre 1866 verfaßte er eine Schrift über die Bodenkulturverhältnisse 
Österreichs, welche er dann 1868 in erweiterter Form herausgab. 
Er versuchte auch (1868) Grundsätze aufzustellen für die Herstellung 
landwirtschaftlicher Bodenkarten. Dabei legte er besonderen Wert 
auf die Unterscheidung von Bodenarten mit „nachschaffendem“ von 
solchen mit nicht „nachschaffendem“ Untergrund und hat in einer zu 
dieser Arbeit gehörigen Beilage durch seine Darstellung der Gegend 
von St. Florian in Oberösterreich ein Beispiel für die Anwendung eines 
Teiles dieser Grundsätze geliefert. Mit Heinrich Wolf zusammen 
verfertigte er sogar eine Übersichtskarte der Bodenverhältnisse 
Österreichs, die sich allerdings im wesentlichen als eine ins Petro- 
graphische übersetzte geologische Karte auf Grund unserer älteren 
Aufnahmen darstellte, aber immerhin als anregender Versuch gelten 
konnte. Die Geologie schien ihm jedenfalls eine für die Bedürfnisse 
der Land- und Forstwirte sehr bedeutsame Wissenschaft zu sein, 
weshalb. er auch ein diesen Bedürfnissen angepaßtes Lehrbuch (1883) 
über die geologischen Verhältnisse von Grund und Boden verfaßte. 

Doch war er sich wohl bewußt, daß nicht bloß die geologisch- 
petrographische Unterlage des Bodens, sondern auch andere Be- 
ziehungen für die Land- und Forstwirtschaft von Bedeutung sind. 
Sein Lehrbuch der Klimatologie für Land- und Forstwirte (1874) und 
seine. Abhandlung über Wald, Klima und Wasser (1878) geben unter 
anderem davon Zeugnis. Endlich wurde er auch durch die statistischen 
Tatsachen, mit denen er durch das ihm im Ministerium übertragene 
Referat bekannt wurde, zu Publikationen angeregt, und so veröffent- 
lichte.er z.B., und zwar gleichsam als Muster für analoge Arbeiten, eine 
Statistik der Bodenproduktion einiger Gebirgsabschnitte Österreichs. 


1911 Sitzung vom 28. November. J. R. Lorenz v. Liburnan. 337 


Auch gab er einen Atlas der Urproduktion Österreichs heraus, ein 
weiterer Beweis des Bestrebens, die ihm zur Verfügung stehenden 
Daten nicht unverwertet zu lassen. 

Außer derartigen Betätigungen folgte er übrigens noch anderen 
wissenschaftlichen Neigungen, die mit seinen bisher angedeuteten 
Interessen nicht in ganz direkter Beziehung standen, sondern vorwaltend 
physikalisch-geographische, hydrographische und biologische Fragen 
betrafen. Zumeist handelte es sich dabei um Forschungsgebiete, die 
um die betreffende Zeit von anderen Bevbachtern, namentlich in 
Österreich wenig kultiviert wurden und für die er größere Anteil- 
nahme zu erwecken wünschte. 

Durch seinen Aufenthalt in Fiume war er auf die eigentüm- 
lichen Wasserverhältnisse des Küstenlandes aufmerksam geworden 
und hatte andrerseits ein lebhaftes Interesse für das Meer gewonnen. 
Seine Mitteilungen über submarine Süßwasserquellen am österrei- 
ehischen Litorale, über unterirdisch versinkendes Meerwasser (1866), 
sowie über die Verbreitung der Organismen im Quarnero (1563) geben 
unter anderem für dieses Interesse Zeugnis. Im Zusammenhange damit 
stehen auch seine Brackwasserstudien an den adriatischen Küsten (1866), 
denen übrigens analoge Studien an der Elbmündung (1863) voran- 
gegangen waren. Er verfaßte auch Instruktionen zu den Beobach- 
tungen über Temperaturen und Salzgehalt des Meeres für die öster- 
reichischen Beobachtungsstationen an der Adria (1868). | 

Derartige Beschäftigungen führten ihn dann unschwer auf ver- 
wandte hydrologische Gebiete, wie auf das Studium von Flüssen und 
Binnenseen. Im Jahre 1890 gab er eine Schrift über die Donau und 
ihre Ablagerungen heraus. Es war dies der Vorläufer von den um- 
fangreichen „Donaustudien“, die später in den Mitteilungen der hiesigen 
k. k. geographischen Gesellschaft erschienen. Besonders zu erwähnen 
ist hier dann voch seine Arbeit über den Hallstätter See (1898), wobei 
die verschiedensten physikalischen und biologischen Verhältnisse dieses 
Wasserbeckens auf Grund selbständiger Untersuchungen betrachtet 
wurden. Die Erwähnung eines Aufsatzes über die Beurteilung des 
Fahrwassers in ungeregelten Flüssen und eines Artikels über auto- 
matische Hochwasserwarnungen wäre hier anzuschließen. In der 
letzten Zeit beschäftigte sich Lorenz auch mit den auf die Färbung 
des Wassers von Flüssen und Seen bezüglichen Fragen. Ein Abschluß 
dieser Untersuchungen wurde jedoch nicht mehr erreicht. 

Unter den sonstigen "Arbeiten des Verstorbenen gedenken wir 
zunächst einiger speziell geologischer, nämlich seiner in unserem 
Jahrbuch (1859) veröffentlichten geologischen Rekognoszierungen im 
liburnischen Karste und seiner in unseren Verhandlungen (1881) 
gegebenen Notiz über Terra rossa sowie eines in den Sitzungsberichten 
der Wiener Akademie (1856, 22. Bd.) erschienenen Artikels über 
die Entstehung der Hausrucker Kohlenlager. Nicht uninteressant 
sind auch gewisse Untersuchungen (1890) über Temperatur und 
Feuchtigkeit der Luft unter, in und über den Baumkronen des Waldes 
und im Freiland. Endlich seien noch die kleineren Mitteilungen über 
fossile Fukoiden (1890) und über die Schotterbildungen am See von 
Gmunden erwähnt (1902) sowie eine landschaftliche Schilderung von 

59* 


338 Verhandlungen Nr. 18 


Istrien, welche dem ‚Werke des Kronprinzen Rudolf „Österreich- 
Ungarn in Wort und Bild“ einverleibt ist. 


Die hier kurz erwähnten Veröffentlichungen mögen genügen, um 
eine Vorstellung von der vielseitigen literarischen Tätigkeit des Ver- 
blichenen zu vermitteln Eine vollständige und genaue Aufzählung der 
an den verschiedensten Stellen abgedruckten Mitteilungen zu geben, die 
hier genannt werden könnten, liegt nicht in meiner Absicht, zumal ich 
erfahre, daß Herr Professor Brückner in den Mitteilungen der 
k. k. geographischen Gesellschaft demnächst eine ausführlichere Dar- 
stellung des wissenschaftlichen Wirkens von Lorenz zu bringen be- 
absichtigt, welche wahrscheinlich von einem vollständigen Verzeichnis 
der betreffenden Veröffentlichungen begleitet sein wird. 


Die ausgedehnte Wirksamkeit von Lorenz würde aber allzu 
unvollkommen gekennzeichnet sein, wenn ich zu erwähnen unterließe, 
daß derselbe sehr tätig an dem wissenschaftlichen Vereinsleben in 
Wien teileenommen hat. Der Adriaverein, die meteorologische Gesell- 
schaft, als deren Präsident er eine Zeitlang fungierte und vor allem 
die geograpliische Gesellschaft, deren Vizepräsident er durch lange 
Jahre hindurch war und die ihn bis zu seinem Tode in der Liste ihrer 
Ausschußmitglieder führte, zählten ihn zu ihren verdienstvollsten Mit- 
gliedern. Seine von allem phantasievollen Schwung abgekehrte Denk- 
weise mag manchem nüchtern vorgekommen sein, aber gerade sein 
klarer Verstand und seine präzise Auffassung der zur Beratung ge- 
langenden Gegenstände machten seine Mitwirkung stets wertvoll. 


Hervorgehoben soll hier schließlich noch werden, daß Lorenz 
seinerzeit auch zu den Lehrern weiland Seiner kaiserlichen Hoheit 
des Kronprinzen Rudolf gehörte. 


Mannigfache Auszeichnungen und die Erhebung in den Ritter- 
stand waren der sichtbare Ausdruck für die Anerkennung seiner 
Verdienste. 


Bis zu seinem 80. Lebensjahre war Lorenz von lebendigster 
Geistesfrische und er feierte um diese Zeit auch noch in einer für dieses 
Alter seltenen Rüstigkeit das Fest der goldenen Hochzeit mit seiner 
ihm erst vor etwa anderthalb Jahren im Tode vorausgegangenen hoch- 
geachteten, weil durch vortreffliche Eigenschaften ausgezeichneten 
Gemahlin. In den letzten 51/, Jahren war er freilich durch Lähmung 
an das Krankenbett gefesselt. Er nahm aber noch lebhaft an allen Vor- 
gängen Anteil und sprach gern mit alten Freunden über wissenschaftliche 
und Vereinsangelegenheiten. Zeitweise, namentlich in der ersten Zeit 
seiner Krankheit, befaßte er sich sogar noch mit allerhand Plänen 
über zu unternehmende Arbeiten. 

Zu der Ausführung solcher Pläne sollte es allerdings nicht mehr 
kommen. Ein sanfter Tod setzte allen weiteren Wünschen und Be- 
strebungen und einem. Leben ein Ende, dessen Ergebnisse nach jeder 
Richtung reichlich genug ausgefallen sind, um dasselbe als ein nach 
Maßgabe aller Umstände wohl ausgenütztes bezeichnen zu können. 


FE. Tietze. 


1911 Sitzung vom 28. November. B. Sander. 339 


Eingesendete Mitteilungen. 


B. Sander. Zum Vergleich zwischen Tuxer und 
Prättigauer Serien. 

Nachdem früher!) vom Verfasser in der Kalkphyllitgruppe des 
Tauernwestendes paläozoische Glieder zum Teil in sicher tektonischer 
Kalkphyllit- zum Teil in kristalloblastischer Kalkglimmerschieferfazies 
unterschieden und mit Gliedern der Grauwackenzone verglichen worden 
waren, wurde anläßlich einer Herbstreise in das Prättigau darauf ge- 
achtet, ob sich gewisse andere, ebenfalls der Tuxer Kalkphyllitzone 
tektonisch beigemischte Glieder in fossilführenden Serien des süd- 
lichen Rhätikon wiedererkennen ließen. Im Vordergrund des Interesses 
standen dabei die polygenen Breccien der Tuxer Voralpen, um so mehr, 
als ein Hinweis?) auf die bedeutende Ausdehnung solcher Gebilde 
und ihr zum Teil wenigstens posttriadisches Alter bei einem Versuche 
Steinmanns?), die Tauernserien zu gliedern, noch unberücksichtigt 
geblieben war und dieser Autor einen Unterschied zwischen Tauern- 
und Graubündener Serien feststellte, welcher im Fehlen brecciöser 
Entwicklung in ersteren bestanden hätte. Weiterhin schien ein direkter 
Vergleich mancher Kalkphyllitglieder der Tuxer Zone (Lias Pichlers, 
Rhät Rothpletz’, Pyritschiefer Frechs) mit Prättigauer Flysch er- 
wünscht, nicht zuletzt als Richtschnur für weitere systematische Durch- 
suchung der Tuxer Gebilde im Schliff. Und zum wenigsten eine solche 
Richtschnur für die Suche nach Mikrofossilien in der Tuxer Zone hat 
sich in der Tat für den Verfasser ergeben durch auffällige Anklänge 
mikrobreceiöser Tuxer Einschaltungen an Lorenz’ Kreideflysch 
mit Tristelbreecie (Masura-Falknis) und durch den Knötchenschiefern 
Seidlitz’ (zwischen Luzein und Pany) und seinen äußerlich davon nicht 
unterscheidbaren Globigerinenschiefern (Fenster in der Gruben bei 
St. Antönien) ähnliche Tuxer Schiefer. Von letzteren Dingen soll 
später erst, wenn die Beschaffung der nötigen Schliffe möglich wird, 
die Rede sein und für jetzt das Vorhandensein der Graubündener 
Breceiendecken-Glieder Steinmanns in den Tuxer Voralpen und 
das Fragliche ihrer tektonischen Stellung daselbst den Inhalt der 
folgenden Mitteilung ausmachen. 

Bei den Begehungen in Graubünden hatte ich mich einer guten 
Führung durch die Monographien von Lorenz*t) (Guscha-Falknis- 
Seewis) Seidlitz°) (Antöniertal—Tilisunasee) und A. Rothpletz’®) 
geologischen Führer (Cotschna) zu erfreuen. 


t) 1910. Denkschrift. der Akad. und diese Verhandlungen Nr. 16. 

2) Diese Verhandlungen 1910, Nr. 2. 

3) G. Steinmann, Über die Stellung und das Alter des Hochstegenkalkes. 
Mitteilungen d. Geol. Gesellsch., Wien 1919, 1I. Heft 4, pag. 285. Hierzu vergleiche 
auch Welters Referat im Neuen Jahrb, f. Mineral., Geolog. usw. 1910, 2, pag. 424. 

*%) Th. Lorenz, Untersuchungen auf dem Grenzgebiet zwischen ostalpiner 
und helvetischer Fazies II. Der südl. Rhätikon. Berichte der Naturforscher-Gesell- 
schaft zu Freiburg i. B. Bd. XII. 1902. 

5) Dr. W.v. Seidlitz, Geologische Untersuchungen im östlichen Rhätikon. 
Dieselben Berichte. Bd. XVI. 1906. 5 

%) A. Rothpletz, Das Gebiet der zwei großen rhätischen Überschiebungen 
zwischen Bodensee und dem Engadin. Sammlung geologischer Führer X. Alpen I. 
Berlin, bei Bornträger 1902. 


340 Verhandlungen. Nr. 15 


Die Vermutung, daß die Breceiendecke des südlichen Rhätikon 
in den Tuxer Voralpen stratigraphisch vertreten sei, stützt sich auf 
die außerordentliche lithologische Ähnlichkeit der Breccien und darauf, 
daß sie dieselben Begleiter haben. Zunächst drängten sich bezüglich 
der Breccien selbst folgende Vergleiche besonders auf. 

Was die lithologische Ausbildung anlangt, finde ich namentlich 
Grafmarter Breccie ident mit Tilisunasee-Breccie, sehr ähnlich mit 
Cotschna-Breccie. Alle drei sind stark verquarzt und enthalten dichten 
hellgrauen Dolomit, dichten dunklen Dolomit, dunkle hornsteinartige 
Gebilde, okerig anwitternden Dolomit, ähnlich dem die Tristelbreccie 
öfters bezeichnenden. Cotschna-Breccie und Grafmarter Breccie haben 
noch einen kristallinen hellgrauen Dolomit gemeinsam; die Cotschna- 
Breceie führt mehr kristalline Komponenten als die anderen genannten. 
Eine äußerst silikatreiche, durch gemeinsame Komponenten einen litho- 
logischen Übergang zu Verrucano bildende Breccie von der Cotschna 
gleicht ununterscheidbar einer Ausbildung am Eiskarspitz, welche 
letztes Jahr in diesen Verhandlungen !) angemerkt wurde. Die Tilisuna- 
Breccie enthält mehr Kalk als die vom Grafmarter. 

Die Begleiter der polygenen Breccien spielen bei unserem Ver- 
gleich eine nicht außeracht zu lassende Rolle. So finde ich z. B. die 
nach einer freundlichen mündlichen Mitteilung Herrn A. P. Youngs 
durch Hämatit rotgefärbten Schiefer der Tarntaler Kögel (z. B. unter 
dem Reckner Serpentin gegen Navis) unter den Quartenschiefern mit 
Radiolarit Rothpletz’ (l. ec. pag. 117) an der Cotschna bei Klosters 
wieder; hier wie dort in Gesellschaft von Verrucano und polygener 
Breccie (bezüglich dieser siehe oben). Ferner verdient wenigstens 
angemerkt zu werden, daß die karbonischen Eisendolomite F. E. Suess’ 
in den Tuxer Voralpen in ununterscheidbar gleicher lithologischer 
Ausbildung als Begleiter, oder, wie es mir schien, als Teile von 
Rothpletz’ Rötidolomit der Cotschna vorkommen ?). 

An der Cotschna finden wir neben Verrucano, welcher ganz dem 
bekannten roten Südtiroler Verrucano gleicht, dieselben weißen permo- 
triadischen Quarzite, wie in der Tuxer Zone, und von Rothpletz 
als Liasschiefer bezeichnete Kalkphyllite, welche mit ihren kleinen 
brecciösen Linsen niemand von den Kalkphylliten unterscheiden kann, 
welche Adolf Pichler vor so langer Zeit im Gebiet Tarntal-Tux- 
Schmirn Lias nannte. Man sieht am Gipfelbau des Falkvis die (nach 
Lorenz tithonischen) Falknisbreceien ganz nach Art der Breceien 
zwischen Hippold und Kalkwand (Tux), aber viel ungestörter mit 
Lettenschiefern wechseln mit identen bräunlichen Glanzschiefern; und 
man hat, von der Masura her den Falknis ersteigend, als weiteren 
Begleiter Lorenz’ „Kreideflysch‘ — Kalkpbyllite mit Tristelbreecien 


R 1910, Nr. 2. Die dort wenigstens als Möglichkeit noch in Betracht gezogene 
gänzlich endogen- tektonische Entstehung der Tarntaler Breccie glaube ich nach 
Auffindung mehrerer konglomeratischer Typen ausschalten zu können. Auch für 
die Mischtypen Verrucano-Tarntaler Breccie kommt die Möglichkeit sedimentärer 
Aufarbeitung des Verrucano in Betracht. 

2) Es wurde vom Verfasser bereits andernorts (Denkschrift der Akad. ]. c.) auf 
einiges hingewiesen, was einen Vergleich der karbonischen (?) Eisendolomite Mit 
dem permischen (?) Schwazer Dolomit ins Auge fassen heißt. 


1911 Sitzung vom 28. November. B. Sander. 341 


durehschritten und sich dabei an einzelne Einschaltungen in den 
Tuxer Kalkphylliten erinnert !). 

Die vollkommenste Wiederkehr der Tarntaler Serie aber trifft 
man bei einer Begehung des Profils St. Antönien—Tilisunasee. Man 
findet letzternorts Serpentin mit brecciösem Triasdolomit wie in den 
Tarntalern. Dazu die, wie oben ausgeführt, von der Naviser Breceie 
am Grafmarter nicht unterscheidbare polygene Breccie in Gesellschaft 
typischen Tarntaler Kalkphyllits und weiter den Diorit des Seehorns, 
welchen ich makroskopisch der markanten Amphibolitgruppe Sarntaler 
Weißhorn (Maulserzone), Tuxerjoch, Patscherkofel vorläufig anreihe. An 
beiden erstgenannten Lokalitäten treten diese auffälligen Amphibolite 
als Nachbarn von breceiösem Kalkphyllit und Triasdolomit auf (Seiter- 
bergtal bei Sterzing und Tuxerjoch — Hintertux) und wenn man noch die 
Hypothese bedenken will, daß vielleicht die Sailekalke einmal auch 
ihrem Gegenüber, dem Patscherkofel, auflagen, so wäre dazu anzu- 
merken, daß alsdann auch die Patscherkofel-Amphibolite die Nachbarn 
breceiöser Gebilde (polygene Breccie des Kreitergrabens an der Saile) 
und von demselben Dolomit wie am Hohen Nopf in Hinterschmirn 
(= unterer Tribulaundolomit = Gschößwand bei Mayerhofen, wahr- 
scheinlich = Pfitscher Dolomit) begleitet gewesen wären; denn auch 
diesen sehr bezeichnenden Dolomit finden wir an der Sailebasis (Kreiter- 
graben, Mutterer Alm). 

Einer Erörterung der Frage nach der tektonischen Stellung der 
oben angedeuteten stratigraphischen Aquivalente von Steinmanns 
Breceiendecke im Rhätikon muß der Wichtigkeit des von Steinmann 
neu angeregten Themas entsprechend eine kurze Notiz über die Ab- 
weichungen meiner bisherigen Erfahrungen von seiner Seriensystematik 
vorausgehen ; wobei ich mich an die oben erwähnte Arbeit und Welters 
Referat halte, dessen Tabelle man ]. e. vergleichen muß, 

Offenbar soll die als „Schema (Ref.)* bezeichnete Tabelle zeigen, 
daß im Tauernfenster manche Decken mit entsprechend ausgebildeten 
Gliedern wie in Graubünden aufeinanderfolgen; oder mit anderen 
Worten, was sub „Tauernfenster* in der Tabelle aufgezählt ist, soll 
doch wohl die Reihenfolge der Decken am Tauernfenster sein: und 
Welter hat nicht nur darauf hinweisen wollen, daB es im Tauern- 
fenster stratigraphische Aquivalente der Graubündner Serien- 
glieder überhaupt gibt? Ichrechne demgemäß mit Welters Vermutung, 
daß.Quarznetzmarmor die Stellung einer oberen Klippendecke am Tauern- 
westend einnehme. Nun wäre es für jemanden, der am Tauernwestend 
nur solange sucht, bis er eine obere Klippendecke (obere Hochstegen- 
decke) gefunden hat, unschwierig, eine solche zu finden, und zwar in 
besserer Form: denn als Quarznetzmarmor, nämlich in Form einer der 
manchmal mehrfachen Wiederholungen des Hochstegenkalkes. Der Quarz- 


1) Zur weiteren Bearbeitung dieser Frage bedarf es eines gewissen Aufwandes 
an. Schliffen, welcher derzeit nocb nicht zur Verfügung. steht. Wegen der letztes 
Jahr vermerkten Anklänge der Kalk- und Lettenschiefer aus der. Tarntaler und 
Tuxer Zone an die Pyritschiefergruppe Uhligs in den Radstätter Tauern möchte 
ich auch eine besondere Achtsamkeit auf die Beteiligung brecciöser bis mikro- 
breceiöser und Mikrofauna führender Einschaltungen an der erwähnten Radstätter 
Gruppe für keine verlorene Mühe halten. 


- 


342 Verhandlungen. Nr. 15 


netzmarmor aber ist als eine in erster Linie für die Basis des Hoch- 
stegenkalkes bezeichnende Bildung aus seiner tektonischen Stellung 
in Welters Tabelle als Vertreter einer oberen Klippendecke zu 
streichen. Steinmann selbst bat sich übrigens damit begnügt, an- 
merkungsweise lithologische Analoga zum Quarznetzmarmor aus dem 
Falknistithon zu erwähnen. Trotz dieser Ähnlichkeit, welche ich 
nach Befunden zwischen Guscha und Luziensteig und am Falknis- 
gipfel zugebe und welcher die Quarzknollen und -spindeln (kristallinen 
Hornsteinen wohl entsprechend) im Hochstegenkalk und seine Anklänge 
an belemnitenführenden Radstätter Tauernjura sowie neuere Funde 
brecceiöser Begleiter (kahler Wandkopf, Saxalpe) angereiht seien, 
gelange ich im Hinblick auf die Anklänge des Tuxer Marmors und 
seiner graphitisch konglomeratischen Begleiter (vergl. diese Verhand- 
lungen 1910, Nr. 16) an Sunkkarbon derzeit noch nicht zu einer Ent- 
scheidung. 

Was Steinmanns Vergleich dieser Marmore mit Sulzfluhtithon 
anlangt, so finde ich nach Begehung der Sulzfluhhalden keine Ahn- 
lichkeit dieser Fazies mit Hochstegenkalk und vermißte dort namentlich 
die so häufige graphitische Dunkelfärbung des Tuxer Marmors, nach 
ihrem Auftreten in Lagen wohl ein primäres, wenigstens aber ein 
prätektonisch erworbenes Merkmal. 

Die einzelnen Blöcke gelber, dolomitischer Marmore und Rauh- 
wacken, welche Steinmann in Gesellschaft des Hochstegenmarmors 
fand, können meines Erachtens nichts anderes als Pfitscher Dolomit sein. 
der ja den Tuxer Marmor fast stets begleitet: unter demselben, in dem- 
selben eingefaltet, über und in den hangenden Kalkphylliten wieder- 
kehrend. Dieser Pfitscher Dolomit ist, wie früher bereits !) ausgeführt, 
weder für den hochkristallinen Mantel des Hochfeiler, noch für die Hülle 
des Tuxer Gneisastes mit ihren Porphyroiden und Konglomeraten, noch 
für die Kalkphyllite, noch für Telferweißen-Tribulaun-Gschößwand-Saile- 
basis charakteristisch, sondern allen genannten gemeinsam. Das ist der- 
zeit wohl sicherer als seine Gleichstellung mit dem (an der Cotschna 
unähnlichen) Rötidolomit und für unser Schema insofern von Belang, als 
die „Untere ostalpine Decke“ dieses Glied gemeinsam hat mit allen 
übrigen „Decken“ am Tauernwestende, das heißt mit der Breccien- 
decke, mit der rhätischen Decke und mit der Klippendecke und 
deren Unterschiede verwischen hilft. 

Wir haben damit die Beantwortung der ersten Frage begonnen, 
welche wir an das Steinmann-Weltersche Schema anschließen, 
nämlich der Frage: Gibt es am Tauernwestende übereinanderliegende 
Serien, welche sich in ihren Gliedern so unterscheiden, wie dies 
bezüglich der Graubündner Serie (Klippendecke, Brecciendecke, 
rhätische Decke) angenommen wird? Und wir haben diese Frage bezüglich 
des Pfitscher Dolomits als Serienmerkmal bereits verneint. Ehe wir 
sie aber weiter verfolgen, ist zu bedenken, daß man dabei von vorn- 
herein mit der Möglichkeit einer bedeutenden Komplikation einer als 
Decke zusammengefaßten und durch gewisse Glieder charakterisierbaren 
Serie zu rechnen hat: mit der Möglichkeit vielfacher Wiederholungen 


1) Denkschrift d. Akad. |. c. 


1911 Sitzung vom 28. November, B, Sander. 343 


in dieser ‚Decke, wofür die für unser Gebiet z. B. noch nicht hin- 
länglich vorurteilslose Bezeichnung Teildecken besteht. 

Durch die Aufteilung einer Decke in Teillecken könnte manchmal 
unter Umständen sogar ihr Deckencharakter nachträglich wieder fraglich 
werden; jedenfalls aber wird unsere Anschauung vom Mechanismus 
des Vorganges wesentlich berührt: eine bezüglich ihrer Mechanik 
oft nicht leicht erfaßliche Bewegung wird in zusammenwirkende Teil- 
bewegungen aufgelöst. Hier frägt es sich aber nicht,ob wirklich über 
einer Hochstegendecke am Brenner immer gleich die rhätische Decke 
liege, sondern ich lasse, wo sich erstere mehrfach wiederholt, einmal 
die Hochstegen„decke* geteilt sein und behalte weiteres einer Dar- 
stellung der Tektonik der fraglichen Gebiete vor. Dann stellt sich 
die Frage so: Lassen sich bei der Auffassung der am Tauernwestende 
nachgewiesenen Komplikationen!) als Teildecken, Teildeckengruppen 
unterscheiden, deren charakteristische Glieder sie voneinander unter- 
scheiden nnd im Sinne des genannten Welterschen Schemas Stein- 
manns Bündnerdecken an die Seite stellen lassen. Dies ist nun, wie 
die fortschreitende Analyse mehr und mehr ergibt, in einem. geringen 
Grade der Fall und es haben die in dem zitierten Profil meines ersten 
Akademieberichtes als Hauptzone der Phyllite und Hauptzone der 
Grauwacken zusammengefaßten Gruppen noch einige, schwer auffindbare 
gemeinsame Einschaltungen aufgewiesen, welche von hier aus von 
Interesse sind. 


Durchschreiten wir der Kürze halber das der Arbeit in den 
Denkschriften beigegebene Übersichtsprofil von den Tuxer Gneisen 
gegen Nord?) und behalten wir dabei Steinmann-Welters Schema 
im Auge. 

Man sieht im Profil etwas von der Komplikation dieser Zone, 
an welcher in östlicheren Schnitten (Krierkar) am Nordrand der Gneise 
entspringende, nach Nord überschlagene, nach NW gerichtete Über- 
faltungen (auch der Gneise selbst) auch mit erhaltenem „Wurzel“- 
Scharnier beteiligt sind; so daß der Auffassung dieser Komplikation 
als Teildecken hier wenigstens nichts im Wege steht). 


Wie steht es aber mit dem Material dieser Serie und ihren 
Anklängen an die zu erwartende RKlippendecke, deren Glieder wir im 
Schema aufgezählt finden? In unserer Serie finden wir *) wie ein Karten- 
spiel, aber mit vielfachen Wiederholungen und ohne im Streichen 
konstante Folge gemischt: 

1. Hochkristallin: Knollengneise (Zentralgneise), karbonat- 
reiche Gneise cf. umkristallisierten Grauwacken, Greiner Glimmer- 
schiefer (Amphibol, Rhätizit, Ankerit, Kalzit, Graphit), Quarzit, 
Glimmermarmor (Tuxer Marmor) und (Pfitscher-\Dolomit. Im ganzen 
vermutlich Karbon bis Mesozoikum (Trias, Jura?). 


1) Denkschriften d. Akad. ]. c. (siehe Profil). 
2) Eine ausführliche Darstellung des Baues dieser Zone ist in Vorbereitung. 
3) Vgl. auch das ].c. beigegebene Bild der liegenden Falten der Schöber- 
spitzen. 

#) Vgl. die zwei zit. Arbeiten d. Verf. 
K. k. geol. Reichsaustalt. 1914. Nr. 15. Verhandlungen. 58 


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1911 Sitzung vom:28. November, B. Sander. 345 


2. Weniger oder nicht umkristallisiert: 


Konglomerate, Tonschiefer und Sandsteine mit Graphit (Karbon ?), 
Porphyroide, Arkosen, Quarzite (Permokarbon ?, ef. Verrucano und 
steirische Grauwackenzone, polygene Breecien (jünger als Trias?). 

3. Kalkphyllit- und Quarzphyllitfazies, Spuren von Kalkbreccien, 
Rauhwacken, Weißhorn-Amphibolit, Grünschiefer, Mikrobreccien. 

Bezüglich 1 ist es wahrscheinlich, daß es (z. T. prätektonisch-) 
metamorphe Fazies von 2 enthält !). 

Man ersieht aus dieser Aufzählung und Welters Tabelle ohne 
weiteres, daß lie „Parallelisierung Graubündens mit dem Tanernfenster“ 
noch nicht „vollzogen“ ist, sondern mancher Weiterarbeit an beiden Orten 
bedarf; derzeit ist unsere Serie mit der Bündner Klippendecke noch 
nicht parallelisiert. 

Wir gelangen im Übersichtsprofil (l. e.) zur Hauptzone der 
Phyllite, in Welters Tabelle zur Brecciendecke, welche nach der- 
selben im Tauernfenster nicht entwickelt wäre. Es wäre also zunächst 
die Tuxer „Hauptzone der Phyllite“ auf ihre Eigenschaften als rhätische 
Decke zu prüfen. Ihre Komplikation halte ich für nicht geringer 
als die der eben besprochenen Liegendserie, ein Nachweis von 
Scharnieren ist bisher nicht gelungen, ihre Glieder sind vielfach nach- 
weislich umgefaltet und tektonisch phyllitisiert zum Teil Beckesche 
Diaphthorite, das heißt. etwa Mylonite kristalliner Schiefer. Diese 
Serie enthält (wenn auch nicht alles gerade in unserem Schnitt), soweit 
ihre: besonders schwierige, noch nicht abgeschlossene Analyse bisher 
gelangt ist, mylonitische Albitphyllite mit Helizitstruktur, vom Typus 
der Schieferhülle am Hochfeiler. Dem Verf. ist deren Charakter als 
verschleppte prätektonisch metamorphe Schieferhülle wahrscheinlich. 
Ferner Kalkphyllite, kalkfreie Glanzschiefer bis Quarzphyllite, Pfitscher 
Dolomit, Grünschiefer, Magnesit, Quarzit, Diese Serie mischt sich 
(vgl. Profil ]. e.) allmählich mit den Tarntaler Gebilden durch tek- 
tonische Einschaltung von deren Quarziten und Breccien. Als Alter 
ihrer Glieder dürfte mit einiger Wahrscheinlichkeit Karbon bis Meso- 
zoikum angenommen werden. Ob sie eher der rhätischen oder der 
Brectiendecke angehört, sei vorläufig Kennern der beiden zu ver- 
muten überlassen, da ich die Schamser Schichtfolge nicht kenne. 


Jedenfalls aber treten, und damit schließt dieser Vergleich, die 
der Brecciendecke am Tilisunasee so ähnlichen Gebilde, daß ich davon 
ausgehend eine stratigraphische Vertretung der Brececiendecke in den 
Tuxer Alpen annehme, als Glieder einer über der fraglichen rhätischen 
Decke liegenden Gruppe auf und ordnen sich nicht in das Stein- 
mann-Weltersche Schema, nach welchem wir sie über der 
Klippendecke gesucht hätten. 


Und was nun endlich die tektonische Stellung der polygenen 
Breceien betrifft, über welche erst nach Abschluß der Ohnesorge- 
schen (Gerlos) und Hartmannschen (Tarntaler Kögel) Untersuchungen 
das letzte Wort zu sagen sein wird, so sei hier noch ein Profil beigefügt, 
welches einige wichtige Daten enthält. 


1) Vgl. Denkschriften 1. c. Tabelle. 
B3* 


346 Verhandlungen. Nr. 15 


Man trifft, von Süden der Kalkwand entgegensteigend die große 
Serie der Kalkpbyllite und Glanzschiefer mit Einschaltungen von Tarn- 
taler Dolomit und Quarzit (siehe weiter westlich im Geierspitzprofil l. c.). 
Darüber betreten wir die (normale?) Schichtfolge der Kalkwand. Die 
polyzenen Breccien liegen hier zwischen Verrucano und Breceien- 
dolomit, in Gesellschaft sattbraun und dunkelgelb mit Glimmer- 
schmitzen anwitternder Mergelschiefer!) bis Kalke und dunkler 
Lettenschiefer. 


Verrucano, polygene Breccie und pyritführenden Glanzschiefer 
(ef. Sailebasis!) treffen wir sodann nördlich vom Torjoch in der schon 
einmal beschriebenen Weise ineinandergestaucht und -gefaltet und 
noch weiter nördlich auf dem Breceiendolomit; unter letzterem aber 
die normale (?) Folge der Kalkwand bis zum Verrucano. Die Grenze’ 
zwischen Kalkphyllit und dem darüberliegenden Quarzphyllit fälit 
(siehe Profil), wie aus der Neuaufnahme hervorgeht, sehr flach gegen 
Norden. 


Was die tektonische Deutung dieses Schnittes anlangt, so scheinen 
wir die zwei starken Stauungen (nördlich vom Torjoch und am Hippold) 
schon auf Grund der eingezeichneten Linien, welche ganz einfach 
Gleiches verbinden, ersichtlich genug; ebenso die auch von F. E. 
Sueß angenommene Bewegungsrichtung gegen Nord. Im übrigen 
aber stehen wir folgenden Fragen gegenüber. 


F. E. Sueß hat angenommen, daß die Tarntaler Gebilde primär 
sowohl auf Kalkphyllit als auf Quarzphyllit liegen. Neben dieser 
derzeit für unseren Schnitt, namentlich vor Publikation der Tarn- 
taler und Gerloser Profile noch keineswegs ausschaltbaren Deutung, 
besteht die Möglichkeit, daß dıe Tarntaler Gebilde zur Kalkphyllit- 
serie gehören und auf den Quarzphyllit überfaltet liegen. Auch in 
letzterem Falle aber erwachsen für die Auffassung der polygenen 
Brececien (cf. Breceiendecke Steinmanns) als Bestandteile des 
Tauernfensters Schwierigkeiten. Insofern als wir, etwa mit E. Sueß, 
auch hier eine nach der Deckenbildung erfolgte UÜberfaltung des 
Lepontinums über den ostalpinen Quarzphyllitrahmen des Tauernfensters 
annehmen müßten. Diese letztere Hypothese aber scheint denı Verf. 
gegenwärtig noch mehr bloßer Ausweg als durch direkte Hinweise stützbar 
und die schnelle Anwendung prinzipiell bedenklich. Denn man geht dabei 
vielleicht allzuleicht über die Tatsache hinweg, daß manche Gebilde 
des Brennermesozoikums, statt einer Hauptserie als Deckenglieder ein- 
geschaltet zu bleiben, sowohl dem Lepontinum als dem Ostalpinum 
(im bisherigen Sinne) aufliegen. 


Diese Tatsache ist vielleicht auch das Auffallendste an Ter- 
miers Tribulaunquerschnitten und der Ausgangspunkt für eine Revision 
der über die tektonische Stellung dieser Gruppe bisher geäußerten 
Ansichten. 


!) Gauz dieselben Gebilde liegen bei Mauls zwischen Verrucano und Maulser 
Dolomit. Vielleicht sind manche polygenen Breccien die tiefsten Vertreter der 
Trias (?). 


1911 Sitzung vom 28. November. Fritz v. Kerner. 347 


Vorträge. 


Fritz v. Kerner. Einfluß geologischer Verhältnisse 
auf die Quellentemperaturen in der Tribulaungruppe. 


Für die einzelnen Arten von Quellen eines Gebirges läßt sich 
die Temperatur meist nicht als stetige Funktion der Seehöhe und 
Exposition darstellen. An eine bestimmte Schichtgrenze gebundene 
Quellen treten bei flacher Lagerung nur in einer bestimmten Höhe 
auf; in gefaltetem Terrain erscheinen sie dagegen, wie auch an 
Längsstörungen geknüpfte Quellen, oft auf die zum Schichtstreichen 
normalen Richtungen der Windrose beschränkt. Auch manche Arten 
von Schuttquellen, zum Beispiel Karschuttquellen, sind nur bestimmten 
Gehängezonen eigen. Geologischen Studien über Quellenthermik ist 
so, da eine Gesamtlösung der Aufgabe, die Anderung der Quellen- 
wärme mit der Exposition nnd Seehöhe in ihrer Abhängigkeit von 
Grund und Boden darzustellen, unerreichbar scheint, das Ziel enger 
gesteckt. Man muß den Einfluß der Exposition und Seehöhe auszu- 
schalten suchen und danach trachten, für einzelne Gehängerichtungen 
und Höhenlagen ein möglichst vollständiges Bild der geologisch be- 
dingten Unterschiede der Quellenwärme zu gewinnen. Bei Beschränkung 
auf einzelne Höhenlagen erreicht man auch eine Elimination des nicht 
unbedeutenden Einflusses der Bodenbedeckung auf die Quellenwärme. 
Der Umstand, daß es in den Alpentälern an tieferen Gehängen fast nur 
Quellen mit waldbedecktem, in den höheren Lagen nur Quellen mit 
waldlosem Sammelgebiete gibt, bedingt es, daß man durch Zusammen- 
stellung beider ohnedies kein reines Bild des Einflusses der Seehöhe 
auf die Quellenwärme gewinnt. 

Ich habe im verflossenen Sommer eine quellenthermische Unter- 
suchung der vorgenannten Art in meinem Aufnahmsgebiete westlich 
vom Brenner durchgeführt. Als hierfür am meisten geeignet, wählte 
ich die Südflanke des Gschnitztales, wo auf engem Raume in bezug 
auf Quellengenesis eine größere Mannigfaltigkeit besteht als in irgend- 
einem der benachbarten Täler. Der Aufbau des Gebietes: ein Sockel 
aus kristallinem Schiefer mit aufgesetzten, von Pyritschiefer durch- 
zogenen Schollen von Dolomit und darüber gebreiteten Decken von 
Kalk- und Quarzphyllit und Quarzkonglomerat bedingt das Vorkommen 
sehr verschiedener Gesteinsquellen und bei der Art, wie dieser viel- 
stöckige Bau durch glaziale und postglaziale Ausräumung und -Auf- 
schüttung gestaltet wurde, tritt auch eine Fülle von Schuttquellen- 
formen auf. 


Versuchsanordnung. 


Exposition der Quellen. Es empfahl sich, die Unter- 
suchung nicht auf die Quellen mit genau nördlicher Lage zu be- 
schränken, sondern auf alle im Nordquadranten der Windrose liegenden 
auszudehnen. Das Einzugsgebiet kaun auch bei genau nördlich expo- 
vierten Quellen zum Teil nach einer zu Nord benachbarten Richtung 
geneigt sein und umgekehrt bei Quellen an NW- und NO-Hängen 
teilweise genau gegen Mitternacht sehen. Es kann auch sein, daß 
besonderer Reliefverhältnisse wegen ein nicht genau nordwärts geneigter 


348 Verhandlungen. Nr! 15 


Hang die wenigste Sonnenstrahlung empfängt oder sich an ihm größere 
Schneemassen sammeln als am Nordhang, die für den Boden zwar im 
Winter einen besseren Kälteschutz, im Frühling aber eine reichlichere 
Kältezufuhr bedeuten. Es sind so Umstände vorhanden, die es 
bedingen können, daß Quellentemperaturen auf kleine . Expositions- 
unterschiede noch nicht reagieren, so daß man besser von der Quellen- 
temperatur auf einem Sektor der Windrose als von der Quellenwärme 
an einer Exposition sprechen kann. Einzelne Azimute in Betracht zu 
ziehen, erscheint bei Studien über Bodentemperaturen am Platze. 
Dort hat man es in der Hand, die Stelle für das zu versenkende 
Thermometer so zu wählen, daß in dessen Angabe die einer be- 
stimmten Exposition (und Inklination) entsprechende Bodenwärme rein 
zum Ausdrucke kommt. Während in geophysikalischer Hinsicht auch 
zunächst die Kenntnis solcher Werte angestrebt wird, ist es für geo- 
logische und pflanzengeographische Zwecke überhaupt vorteilhafter, 
Boden- und Quellentemperaturen für Sektoren der Windrose statt für 
einzelne Azimute zu ermitteln. Der im ersteren Falle erhaltene Wert 
hat für größere zusammenhängende Flächen Geltung, während sich 
der für eine einzelne Exposition gewonnene nur auf zerstreute: Ge- 
hängeparzellen, die genau in der betreffenden Windrichtung liegen, 
bezieht. Vereinigt man mit den Quellen der Nordseite auch noch jene 
der NW- und NO Seite, so delint man die Mittelbildung ‚allerdings 
über mehr als einen Quadranten der Windrose aus, da ja zum Beispiel 
bei einer Quelle der NW-Seite das Einzugsgebiet zum Teil, gegen 
WNW exponiert sein kann. Man greift daun wohl über jenen Kreis- 
bogen hinaus, innerhalb dessen die Quellentemperaturen auf Expo- 
sitionsunterschiede noch nicht reagieren und erhält einen höheren 
Temperaturwert als man für den Nordquadranten allein bekommen 
würde. Bei einer Feststellung der Expositionsamplitude der Quellen- 
temperatur würde dies einen kleinen Fehler bedingen; in unserem 
Falle könnte dieses Hinausgreifen nur dann von störendem Einflusse 
werden, wenn die Quellen der unterschiedenen, genetischen Typen 
über den Nordquadranten in sehr verschiedener Weise verteilt sind 
oder wenn diese Typen nur durch einzelne Quellen Vertretung finden, 
die innerhalb des Nordquadranten eine sehr ungleiche Lage haben. 

Die Wahl des Nordquadranten der Windrose war für eine Unter- 
suchung wie die von mir vorgenommene auch insofern passend, als 
dort wegen der größeren Bergfeuchtigkeit die Gefahr geringer ist, 
einen Teil der vorhandenen Quellen wegen ihres Versiegens im Spät- 
sommer für die Messung zu verlieren. Dieser Vorteil kam gerade 
im verflossenen, ungewöhnlich trockenen Sommer zur Geltung. Nur 
eine kleine Zahl von Quellen entzog sich durch ihr Verschwinden 
einer Messung bis in den Herbst hinein, wogegen an den gegenüber- 
liegenden Hängen schon vielenorts Wassermangel eintrat. 

Seehöhe der Quellen. Zur Bestimmung der.Seehöhe der 
Quellen fanden bei allen Temperaturmessungen auch Aneroidablesungen 
statt, aus denen sich mit einer für das benützte Instrument von mir 
schon früher ermittelten Tabelle aus den Druckdifferenzen gegen zwei 
Talstationen die Höhenunterschiede gegen dieselben ergaben. Zur‘ 
Messung von Druckdifferenzen gegen Höhenstationen bot. sich nur 


1911 Sitzung vom 28. November. Fritz v. Kerner. 349 


selten Gelegenheit, da quellengeologische Exkursionen meist nicht bis 
zu Sätteln oder Gipfeln führen und auf Gehängepunkte bezügliche 
Koten in den Aufnahmsblättern äußerst spärlich sind. Die gewonnenen 
Höhenzahlen (je drei für eine Quelle) stimmten bei manchen Quellen 
unter sich gut überein, bei anderen hielten sich die Differenzen 
in mäßigen Grenzen, bei einigen erreichten sie aber 50 m und etwas 
darüber. 

Als durchschnittliche mittlere Abweichung ergab sich 13°3 m, was 
bei drei Messungen einem durchschnittlichen wahrscheinlichen Fehler 
des Mittels von + 7’l m entspricht. Die erhaltenen Höhen konnten 
so im Allgemeinen als bis auf 20 m genau betrachtet werden; ich 
habe sie aber zunächst nur auf Dekameter abgerundet und den 
Umstand, daß sie weniger genau sind, bei ihrer Verwertung ent- 
sprechend , berücksichtigt (siehe unten). 

Für jene Quellen, die in der Nachbarschaft markanter Stellen 
des Gebirgsreliefs liegen, konnten bis auf 10 oder 20 m abgerundete 
Höhenzahlen auch aus den Aufnahmsblättern entnommen werden. 
Da die Isohypsenzeichnung dieser Blätter auf relativ wenige baro- 
metrisch bestimmte Fixpunkte basiert ist, dürften die wahrschein- 
lichen Fehler der so gefundenen Quellenhöhen den Fehlern der nach 
dem ersten Verfahren bestimmten Höhen kaum nachstehen. Als 
mittlere Differenz der aneroidisch bestimmten Höhen gegen die aus 
der Isohypsenkarte erhaltenen ergab sich bei 52 Quellen — 10°5 m. 
Auffallend große Differenzen, bis über 50 m, zeigten sich bei einigen 
hochgelegenen Quellen. 

Bei der Vertretung des Standpunktes, daß für die thermische 
Bewertung einer Quelle die mittlere Exposition ihres Einzugsgebietes 
von größerem Belange sei als die Exposition der Quelle selbst, könnte 
man zur Ansicht neigen, daß für jene Bewertung auch die mittlere 
Seehöhe des Einzugsgebietes mehr in Betracht komme als die Höhe 
des Quellortes. Die mittlere Höhe ließe sich aber für das Sammelgebiet 
einer Quelle wohl noch schwerer einwandfrei feststellen oder auch nur 
schätzen als die mittlere Exposition. Auch könnte hier, da diese Mittel- 
höhe fast stets über die Höhe der Quelle zu liegen käme, keine Kompen- 
sation entgegengesetzter Abweichungen Platz greifen wie betreffs der 
Exposition. Der Vorteil, einen im Prinzip besser begründeten Wert 
zu erhalten, würde so durch den Nachteil einer sehr mangelhaften 
Ermittlungsmöglichkeit desselben mehr als aufgewogen. Dagegen wird 
man den Umstand, daß sich in den Temperaturen absteigender Gebirgs- 
quellen die mittleren Bodentemperaturen eines höheren Niveaus als 
desjenigen der Quelle widerspiegeln, in Betracht zu ziehen haben, 
wenn man die Temperaturen solcher Quellen mit den Angaben von 
neben ihnen versenkten Erdbodenthermometern vergleicht. 

Die Ausschaltung des Einflusses der Seehöhe erfolgte bei den 
vorzunehmenden Betrachtungen in der Weise, daß die Temperaturen 
der in eine Zone von 20 m Breite fallenden Quellen unverändert 
belassen wurden und jene der in die beiderseitigen Nachbarzönen 
von gleicher Breite fallenden Quellen eine Korrektion um + 01° 
erfuhren. Diese Korrektion war etwas größer als die für den Ge- 
samtdurehschnitt erhaltene Wärmeänderung pro 20 m im Betrage von 


350 Verhandlungen. Nr. 15 


0:08° (entsprechend einer Anderung um 1° pro 250 m). Der noch 
verbleibende Fehler einer so korrigierten Temperatur sollte dann 
0°1° nicht übersteigen !). 

Temperatur der Quellen. Die von mir erzielten Tempe- 
raturnachweise bestanden für jede in Betracht gezogene Quelle in 
drei Messungen, von denen die erste zwischen dem 25. Juli und 
3. August, die zweite zwischen dem 28. August und 2. September, 
die dritte zwischen dem 25. und 30. September stattfand. Die Diffe- 
renzen zwischen je zweien dieser Messungen waren im Durchschnitte 
groß genug, um eine Reduktion der Temperaturen auf gleiche und 
gleich weit abstehende Termine (30. Juli, 30. August, 30. September) 
notwendig zu machen. Sie waren aber nicht so groß, daß die Frage 
nach der Reduktionsmethode besondere Wichtigkeit erlangt hätte. 
Extrapolationen durch Kurvenziehungen aus freier Hand wären, auch 
wenn sie das Richtige treffen konnten, bei bloß drei Fixpunkten will- 
kürlich gewesen. Durch Verlängerung der zwei benachbarte Fix- 


punkte verbindenden Geraden erhielt ich bestimmte und — da es 
sich nur um kurze Verlängerungen handelte — auch noch zulässige 
Werte. 


Die zeitliche Verteilung der drei Messungen (welche in ihrer 
Vornahme während einer spätsommerlichen geologischen Aufnahms- 
kampagne begründet war) schloß es aus, jenen Temperaturwert zu 
erhalten, dessen Kenntnis meist das Hauptziel aller Beobachtungen 
von Boden-, Luft- und Wassertemperaturen ist: das Jahresmittel. 
Denn die Bestimmung dieses Mittels aus nur wenigen Messungen setzt 


voraus — wie die von meinem seligen Vater in Tirol durchgeführten 
Studien ergaben — daß die Messungen teils zu einer früheren, teils 


zu einer späteren Jahreszeit erfolgen als zwischen Ende Juli und 
Ende September ?). 

Es kamen so für den Vergleich nur folgende Größen in Betracht: 
der Ausdruck (ft + %, + 1,):3 als Durchsehnittswert der Quellen- 
temperatur für die Zeit von Mitte Juli bis Mitte Oktober, eventuell 
auch der Ausdruck (4, + 2%, + t3):4 als Mittel der Monate August 
und September und die für einen bestimmten Termin innerhalb dieses 
Zeitraumes sich ergebende Temperatur, und zwar am besten die für 
dessen Mitte geltende. 

Die Bestimmung der Mittelwärme für einen längeren Zeitraum 
aus wenigen äquidistanten Messungen ist nur korrekt, wenn die Wärme- 
änderung gleichsinnig und ungefähr gleichmäßig erfolgt. Bei einem 
Drittel der gemessenen Quellen war aber die Temperatur zu Ende 
September schon tiefer als jene zu Ende August und bei mehreren 
Quellen blieb der Temperaturanstieg im September gegen jenen im 


!) Wenn zum Beispiel der wirkliche Wert einer zu 1560 »n bestimmten 
Qnellenhöhe, derzufolge die betreffende Quelle — als in der Zone zwischen 1560 und 
1540 m gelegen — noch für die Reduktion auf das Mittelniveau der Zone won 
1520 bis 1540 m in Betracht kam, 1570 m betrug, so entsprach die Temperatur- 
korrektion von O'l° ungefähr dem halben Betrage der erforderlichen. 

®2) Siehe Fritz v. Kerner, Untersuchungen über die Abnahme der Qnellen- 
temperatur mit der Höhe im Gebiete der mittleren Donau und im Gebiete des Inn. 
Sitzuogsber. d. Akad. d; Wiss. Math.-nat. Klasse. CXII., TIa, Mai 1903, pag. 88. 


1911 Sitzung vom 28. November, Fritz v. Kerner. 351 


August so zurück, daß auch auf eine Überschreitung oder Erreichung 
des Maximums gegen Ende September zu schließen war. Für diese 
und die vorigen Fälle ergab jene Mittelbildung einen zu. kleinen 
Wert; die graphische Extrapolation bot aber für die Gewinnung 
eines richtigen Mittels auch keine Gewähr, da sie sich — weil 
nur drei Fixpunkte aus der Scheitelregion der Kurve vorlagen — 
nicht einwandfrei vornehmen lieb. Durchsehnittswerte aus den 
drei Messungen waren so keine genau vergleichbaren Größen und als 
solche weniger geeignet, für die geplante Untersuchung als Grundlage 
zu dienen. Bei der Temperaturbestimmung für den Grenzpunkt zwischen 
Sommer und Herbst machte sich dagegen die Unsicherheit über die 
Gestalt des Kurvenscheitels kaum mehr störend fühlbar, da hier die 
Messungen 'auf einen nur um O bis + 2 Tage (in einigen Fällen um. 
— 3 Tage) abstehenden Termin zu reduzieren waren. Das arith- 
metische Mittel der so aus den Differenzen gegen Ende Juli und Ende 
September erhaltenen Temperaturen war ein ganz einwandfreier Wert. 

Außer den Temperaturen selbst können noch die Schwankungen 
und der Gang der Quellenwärme den Gegenstand einer vergleichenden 
Betrachtung bilden. Eine: solche scheint allerdings, sofern sie sich 
nicht auf das ganze Jahr bezieht, nur wenig lohnend. Der Gang der 
Temperatur in der Jahreszeit ihres Höchststandes ist immerhin für sich 
eines Vergleiches wert. In unserem Falle konnte es sich nur darum 
handeln, die im August und September erfolgten Wärmeänderungen 
in bezug auf Richtung und Größe zu vergleichen. 

Die Zahl der in die Untersuchung einbezogenen Quellen betrug 
ungefähr hundert. Ausgeschlossen blieben alle oberflächlichen Sicker- 
und Rieselwässer, wie sie besonders im Bereiche des Quarzphyllites häufig 
sind. Zunächst maßgebend für die Aufstellung der Liste war das 
Bestreben, möglichst viele geologische Quelltypen vertreten zu haben. 
In zweiter Linie kam der Wunsch zur Geltung, die Zahl der für eine 
Messungsreihe nötigen Tage nach Tunlichkeit einzuschränken. Es 
blieben so einige Quellen außerhalb der Betrachtung, die — ohne 
alleinige Vertreter besonderer Quelltypen zu sein — nur mit großem 
Mehraufwande an Zeit erreichbar gewesen wären. 


Quellentemperaturen zu Ende des Sommers. 


Bei der Ordnung der Quellen nach der Seehöhe zeigte sich ein 
häufigeres Vorkommen derselben in bestimmten Zonen, dem meist: 
auch eine reichere Vertretung von Quelltypen entsprach, so daß sich 
die Mittelhöhen dieser Zonen als Vergleichsniveaus darboten. 

Das unterste Niveau, für welches sich am Südabhange des 
Gschnitztales ein thermischer Vergleich von Quellen verschiedener 
Entstehungsart mit Erfolg anstellen "akt, befindet sich noch innerhalb 
der Waldregion in ungefähr 1500 m Höhe. 

Man trifft da zunächst am Gehänge östlich vom Valzamgr aben einige 
Quellen aus Quarzphyllit. In etwas höherem Niveau (zirka 1570 m) 
tritt dicht am Wege, welcher diesem Graben folgt, am Fuße: einer! 
großen Blockhalde von Quarzkonglomeraf über .Karbonschiefer. eine 
Quelle aus. Beim steilen Anstiege zur Schmürzalpe kommt man in! etwa’ 

K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 15. Verhandlungen. 54 


352 Verhandlungen. Nr. 15 


1550 m Höhe an einem (Quellchen vorbei, das der Einschaltung von 
Pyritschiefer in die Dolomitmassen des Wildseck seine Entstehung 
dankt. Zwei reiche Quellen entspringen, etwa 1560 m hoch, an der 
Grenze des Urgebirges gegen den aufruhenden dolomitischen Kalk 
am oberen Ende der von ihrem Abwasser durchrauschten Schlucht 
am Steilgehänge südlich von der Gschnitzer Kirche. Von den vielen 
Quellen, die am rechten Ufer des Sondesbaches hervorbrechen, reihen 
sich die zwei sehr starken untersten in die Höhenzone der früher 
genannten ein. Diese Quellen treten am Fuße mächtiger Kalk- und 
Dolomitschutthalden aus, die den kristallinen Schiefern der östlichen 
Trogwand des Sondestales vorliegen und von den diesen Schiefern 
aufgesetzten Dolomitmassen stammen. Dann liegen noch in derselben 
Zone mehrere Quellen im Talkessel von Lapones, die am Fuße eines 
flachen Muhrkegels über älteren, an einer Böschung abgeschnittenen 
fluviatilen Schichten austreten, sowie eine reiche Quelle, die gleich 
höher oben am Gehänge aus Glimmerschiefer entspringt. 


Nach Vornahme der früher erwähnten Höhenreduktion und Mittel- 
bildung aus zusammengehörigen Quellen ergibt sich für das Niveau 
von 1530 m nachstehende Vergleichstabelle (Temperaturen auf Zehntel- 
grade abgerundet): 


Quelle an der Grenze von Gneis und dolomitischem Kalk 

Grundwasserquellen am Fuße von Dolomitschutthalden 

Quelle an der Grenze von Pyritschiefer und Hauptdolomit mit 
Schuttvorlage ; a MAR 

Gehängequelle aus Glimmerschiefer 

Gehängequellen aus Quarzphyllit 

Quelle am Fuße eines Muhrkegels aus kristallinem Material 

Quelle am Fuße einer Blockhalde von Quarzkonglomerat 


oOw 


SPIFEEIER 
ITS 3 


Eine zweite Zone mit genetisch verschiedenartigen Quellen läßt 
sich nicht weit oberhalb der vorigen feststellen. In etwa 1620 m Höhe 
brieht am linken Ufer des Martarbaches eine mächtige Quelle aus 
dolomitischem Gehängeschutt hervor. Am Nordabsturze des Teisspitz 
entspringen in etwas höherem Niveau (etwa 1660 m) drei Quellchen 
an der Grenze der Carditaschiefer gegen den Hauptdolomit. Der- 
selben Entstehungsart, aber durch die Durchquerung einer Schutt- 
vorlage von den vorigen verschieden, sind mehrere Quellen am Steil- 
abhange unterhalb der Hochtorscharte in etwa 1680 m Höhe. 


Von den Quellen im Sondestale reihen sich hier jene ein, welche 
gegenüber dem im Mittelstücke dieses Tales stehenden Schuttwalle 
-dieht am Bache entspringen. Von den Quellen des kristallinen Schiefer- 
gebirges ist hier der mächtige Ursprung des Grübelbaches anzuführen, 
welcher in etwa 1660 m Höhe am unteren Ende eines mit grobem 
Blockschutte erfüllten Kares liegt. Als auf das Niveau von 1650 m redu- 
zierte Temperaturen erhält man: 


Quellen an der Grenze von Pyritschiefer und Hauptdolomit . 30 
Grundwasserquellen am Fuße von Dolomitschutthalden . . . 34 
Karschuttquelle im kristallinen Schiefergebiete . . . 2... .8'8 


1911 Sitzung vom 28. November, Fritz v, Kerner. 353 


Quellen an der Grenze von Pyritschiefer und Hauptdolomit mit 
Schuttvorlage . . Kanada. vr A 
Quelle aus dolomitischem Gehängeschutt 0 a ME En ES. | 


Zu einer dritten Vergleichsreihe verbinden sich die Quellen in 
der untersten alpinen Region. Hierher gehört zunächst die obere der 
aus den Blockhalden von Quarzkonglomerat im Valzamgraben aus- 
tretenden Quellen. Im Martartale trifft man in etwa gleicher Höhe 
(zirka 1780 m) mehrere Quellchen, die an der Felsbarre unterhalb 
des Roßgrubenkars aus Schichtfugen flachgelagerten Dolomites kommen 
und zum Teil noch durch Schuttvorlagen hindurchdringen. Etwas tiefer 
(ca 1720 m) liegen die Quellen, welche im hintersten Sondestale 
am Fuße der Moränenwälle des Daunstadiums austreten und ein 
Quellchen, das am Südhange des Talkessels von Lapones aus Glimmer- 
schiefer entspringt. 


Die thermischen Unterschiede sind — wie folgende Zusammen- 
stellung zeigt — in dieser auf 1750 m reduzierten Reihe groß: 
Quellen am Fuße von Oberflächenmoränen aus dolomitischem Material 2°5 
Gehängequelle aus Glimmerschiefer . . . A URTTETUISS 
Quellen aus Sehichtfugen flachgelagerten Dolomits ERLERNT A 
Quelle am Fuße einer Blockhalde von Quarzkonglomerat . . . 65 


Thermisch gleichfalls sehr differente Quellen von anderer Genese 
als die vorigen lassen sich auf das Niveau von 1880 m reduzieren. 
Es sind Gehängequellen aus Quarzphyllit im oberen Valzamgraben ; 
dann eine Quelle, die am unteren Rande einer seichten Mulde unterhalb 
der Martaralpe aus Dolomitschutt quillt, und zwei starke Quellen, die am 
Fuße der den Nordabsturz des Gschnitzer Tribulaun umgürtenden 
Schutthalden an der Grenze gegen das Urgebirge entspringen, ferner 
von Vorkommnissen innerhalb des letzteren eine kleine Quelle, die 
am Nordfuße des „Schnabele* genannten Grates aus einer Felskluft 
sprudelt und eine Gruppe von Quellen, die im flachen Schuttboden des 
Kühberges (unterhalb des Pflerscher Pinggels) aufgehen. Letztere, 
sowie die obere der zwei Quellen unterhalb des Tribulaun liegen 
etwa 1900 m hoch; für die Quelle unter dem Schnabele erhielt ich 
1850 m, für die übrigen hier genannten 1870 m als mutmaßliche Höhe. 


Quellen an der Grenze von Urgebirge und auflagernden Dolomit- 


schutthalden : 0 A. .  .. 1.0 
Kluftquelle aus Glimmerschiefer . . . . . Zr. © 072% 
Gehängequelle aus Quarzphyllit en =... 128 
Quelle aus dolomitischem Gehängeschutt Bee... 4:6 


Quellen aus flachem Sehuttboden im kristallinen Schiefergebiet 63 


Bezüglich der zuletzt genannten Quellen sei bemerkt, daß sie 
relativ stark sind und auch zu Ende der Trockenperiode des ver- 
flossenen Sommers keine auffällige Abnahme zeigten. Bei schwachen 
Rieselwässern wären Spätsommertemperaturen von 6° und darüber 
allerdings auch in der alpinen Region nichts Ungewohntes. 

Dieselbe Bemerkung über die Stärke ist in betreff jener Wasser- 
austritte zu machen, welche die Reihe der zahlreichen um das Niveau 

54” 


954 - Verhandlungen. ' Nr.:45 


von 2000 m herum liegenden Quellen eröffnen. Es sind dies Quellen, 
die im oberen Valmariz am Fuße einer Blockhalde von Quarzkon- 
glomerat austreten. Vor dieser Halde breiten sich phiyllitische Schutt- 
massen aus, denen weiter talabwärts an einer Böschung viele Quellchen 
entfließen. In ungefähr gleicher Höhe liegen noch im Quarzphyllit- 
gebirge der linksseitige Ursprung des Valzambaches und der Quellen- 
horizont im hintersten Trunergraben. 

Im Martartale gehören derselben Zone an: der Quellenhorizont am 
unteren Ende der Willgrube, welcher an der Basis der dieses Kar 
erfüllenden Moränen des Daunstadiums liegt (etwa 2000 m) und die Quellen 
in der Roßgrube (zwischen 1990 und 2020 m), von denen einige in der 
alten Schuttbedeckung dieses einstigen Gletscherbodens austreten, andere 
am Fuße der rezenten Halden unterhalb der Muttenwand entspringen. Bei 
diesen Schuttquellen im Martartale fungiert der flachgelagerte Dolomit 
als wasserstauende Unterlage, während er, wo ihn Pyritschiefer oder 
Glimmerschiefer unterteuft, das wasserführende Gestein ist, eine 
Doppelrolle, die bei der Relativität des Begriffes der Durchlässigkeit 
nichts Unverständliches an sich hat. Endlich gehören dieser genetisch 
manniefaltigen Reihe noch die Quellen an, welche am Fuße der post- 
slazialen Schuttwälle unterhalb der Schneetalscharte zwischen 1960 »n 
und 1980 m unmittelbar über dem Urgebirgssockel hervorbrechen. 

Die Reduktion auf das mittlere Niveau von 1990 m ergibt nach- 
stehende Temperaturen: 


Quellen an der Grenze von Urgebirge und auflagerndem dolo- 
mitischem Moränenschutt . . . I 
Quellen an der Grenze von Dolomit und. auflagerndem dolo- 
mitischem Moränenschutt 5 1 
Quellen am Fuße von Dolomitschutthalden 0 
Quellen aus Quarzphyllit . . Be 
Quellen aus flachem Schuttboden im Dolomitgebiete en 
Karschuttquellen im Quarzphyllitgebiete . PR S 
Quellen am Fuße eines Blockwerkes von Quarzkonglomerat .. 52 


Von den höchstgelegenen Quellen des Gebietes lassen sich fol- 
sende in Vergleich bringen: Im innersten Trunergraben eine reiche 
Quelle, die in etwa 2100 m Höhe unterhalb der aus Trümmern von 
Eisendolomit. bestehenden Moränenwälle der hinteren Ochsengrube 
ausbricht und ein noch um 50 m höheres Quellchen, das in der 
vorderen Ochsengrube aus Quarzphyllitschutt hervordringt; dann die 
in hohen schutterfüllten Mulden des Dolomittgebirges gelegenen Ur- 
sprünge des Wildgruben- und Roßgrubenbaches, der beiden Wurzeln 
des Martarbaches (2160 und 2100 m) und endlich eine starke Quelle, 
die in etwa 2130 m Höhe am unteren Ende des Kares zwischen 
Schnabele und Gamsschrofen hoch oberhalb des Kühberges entspringt. 


Die Reduktion auf das mittlere Niveau von 2130 m ergibt: 


Quelle aus Dolomitschutt . . . 1:7 
Quelle am Fuße von Oberflächenneränen. aus dolomitischem und ; 

kalkphyllitischem Material . . sn} ERuN e 
Karschuttquelle im kristallinen Schiefergebiete en (0, >)... 


u aus Quarzphyllitschutt? =:9% u), up." ep DER 


1911 Sitzung vom 28. November, Fritz v. Kerner. 355 


Uberblickt man die im vorigen ‚für sechs Höhenlagen. ge- 
gebenen Temperaturvergleiche, so zeigen sich gewisse durchgreifende 
Erscheinungen. Zu den kältesten Quellem zählen jene an der Grenze 
des: kristallinen Grundgebirges gegen auflagernden .Dolomit und von 
diesem stammende Schuttmassen glazialen und subrezenten Alters. 
Die höchsten, wohl durch die Wärme der untersten Luftschicht mit- 
beeinflußten Wärmegrade wiesen die Quellen aus blockig zerfallenden 
Quarzkonglomeraten und Sandsteinen auf. Die Quellen aus Quarzphyllit 


und kristallinen Schiefern nehmen — ausgenommen die sehr -ober- 
flächlichen — in thermischer Beziehung eine Mittelstellung ein; die 


Quellen im Dolomitgebiete verhalten sich sehr verschieden. 


Abnahme der Quellentemper aturen mit der Höhe im Sommer. 


Die Sommertemperatur einer. Quelle hängt zunächst von: der 
Wärmeleitfähigkeit des Bodens und von. der mittleren Tiefenlage 
ihres Wurzelgeflechtes ab. Letztere kann bei derselben Entstehungs- 
art sehr ungleich sein; besonders bei Schuttquellen sind diesbezüglich 
große Unterschiede möglich. Die verschiedenen Quelltypen treten 
so nicht mit charakteristischen, sondern mit zum Teil akzessorischen 
Temperaturen in die Vergleichsreihen ein, was die Bedeutung dieser 
Reihen schmälert. Bis zu einem gewissen Grade ist aber die mittlere 
Tiefenlage des Adernetzes auch von der Art der Quelle abhängig, 
so daß es unstatthaft wäre, die (Quellentemperaturen auf gleiche 
mittlere Tiefen reduzieren zu wollen, ganz abgesehen davon, daß sich 
das kaum ausführen ließe. Es macht sich so, um das Akzessorische 
der Quellentemperaturen auszuschalten und mittlere Verhältnisse zu 
erkennen, doch der Wunsch geltend, für jene Quelltypen, die nicht 
an bestimmte Höhen gebunden sind, ausgeglichene Verlaufslinien fest- 
zulegen. Als solche von der Höhe unabhängige Typen kamen in 
Betracht die in geringer Tiefe wurzelnden Gehängequellen in Quarz- 
phyllit und in kristallinen Schiefern, die Quellen aus tieferen Klüften 
des kristallinen Gebirges und die Grundwasserquellen am Fuße von 
Dolomitschutthalden. Für drei dieser vier Typen lagen mir auch Ver- 
treter aus der Zone zwischen 1500 m und 1200 m vor. Außerdem 
konnte noch für die Quellen am Fuße glazialer Karschuttfüllungen 
im Dolomitgebiete und für die hochgelegenen Quellen an der Urgebirgs- 
‚grenze der Temperaturverlauf für die alpine Region ausgeglichen werden. 

Die Gruppierung der Quellen wies allgemein auf eine einfache 
Temperaturabnahme in arithmetischer Progression hin, konform dem 
Verhalten, welches ich bei den von meinem Vater in Zentraltirol ge- 
messenen Quellen für die mittlere a gefunden hatte !). 


Die erhaltenen Gleichungen sind: 
I. Gehängequellen aus kristallinen Schiefern . = 10:80 — 0°40 h 
Il, Gehängequellen aus Quarzphyllit ... .. ..2=1026 — 040.) 
nz 
? 


II. Quellen am Fuße von Dolomitschutthalden . £= 10:18 — 040 A 
IV. Kluftquellen aus kristallinen Schiefern .. = .9:03 — 034; h 


!) 1. e. pag. 64. 


356 Verhandinngen. Nr. 15 


V, Quellen am Fuße dolomitischer Oberflächen- 


moränen der Postdiluvialzeit ... ...... t= 800 — 0:31 h 
VI. Quellen an derGrenze von kristallinen Schiefern 
gegen auflagernden Dolomitschutt ...... t= 7:34 — 0:33 h 


Die Gleichungen I bis IV sind für Werte von 4 > 12:5, V und IV 
nur für Werte von h > 175 aufzulösen. 


Daß sich für die Typen I und II bei wenig differenter Anfangs- 
temperatur dieselbe Wärmeänderung (1° pro 250 m) ergibt, entspricht 
bei der Analogie der Verhältnisse der zu hegen gewesenen Erwartung. 
Die Übereinstimmung mit dem genetisch ganz verschiedenen Typus HI 
erscheint als eine zufällige; daß bei den Quellen dieses Typus die 
Temperaturabnahme mit der Höhe rascher erfolgt als bei jenen der 
Typen V und VI konnte dagegen erwartet werden, ebenso die raschere 
Abnahme bei I im Vergleich zu IV. 

Zum Vergleiche seien hier noch die Werte angeführt, welche 
sich für £ und A ergeben, wenn man die vorigen Formeln für k = 20:00 
(Hektometer) und für ? = 2'0 auflöst: 


Il INT, Ill. IV. N, VI. 
0.8280 1, AR 4 2:25.,5130 75104 
h... 22:00 20'065 2045 2070 1940 17:70 


Temperaturgang der Quellen im Sommer. 


Betrefis des Wärmeganges konnte, da — wie erwähnt — je 
drei Temperaturmessungen im Verlaufe des dritten Jahresviertels 
stattfanden, ein Vergleich der Quellen auf Grund folgender Relationen 
erfolgen: 


l... 4 <<, (lo —h)<(a — bh) 
LT ann, ty <bo <t, (tg — bh) > (ty — bo) 
1... .4,<su 6 —4)>@—-h) 
IV ...4ı sb. —-4)<@ 5) 


Den Verlaufstypus I (Wärmezunahme im September rascher als 
im August) zeigten die Quellen an der Urgebirgsgrenze unterhalb der 
Schneetalscharte (a), jene am Fuße der Daunmoränen im hintersten 
Sondestal (b) und eine der Quellen am unteren Ende der Wildgrube. 
Einen ungefähr gleichmäßigen Anstieg (f, — t}) = (tz — t,) wiesen die 
zwei untersten Schutthaldenquellen rechts vom Sondesbach (c) und 
die Quellen bei Lapones (d) auf. Ich gebe einige Beispiele: 


&... 133 1401807 e..,395 200.209 
a... 119 130 ES0r.:7461, 470 
bi... 241 248.268 70... 516 550073 


Gangtypus l1I (Wärmezunahme im September langsamer als im August) 
war zu beobachten bei den Kluftquellen (a) und Karschuttquellen (b) 
im kristallinen Schiefergebiete, bei den Quellen an der Oberkante 
des Kristallins unterhalb der Nordwand des Tribulaun (ce), dann 
bei der Mehrzahl der Quellen aus Dolomitschutthalden im Sondestal 


1911 Sitzung vom 28. November. Fritz v. Kerner. 357 


(d), bei den Karschuttquellen im Dolomitgebiete unterhalb des Mutten- 
joches (e) sowie auch bei der Mehrzahl der Quellen im Quarzphyllit (f). 


Folgende Beispiele mögen genügen: 


0.2.2269 218 2834 e. . aaa, 3:59 
61510 73:6% 3,80 3:90 'e.. Si202:4271,2:81 
b..% 220 3:84: 9892 f. . was 1025 473 
e! 516235 1778,-1:80 ı f. ai 245 2:48 
dal al 440 F. 2:96 2:96 


Der Typus III des Wärmeganges (Temperaturabnahme im Sep- 
tember langsamer als die Zunahme im August) fand sich bei der 
Mehrzahl der zu verschiedenen Typen gehörigen Quellen im Dolomit- 
gebiete des Martartales («). Eine symmetrische Gestalt (, — 4) = — 
(3 — t5) zeigte die Wärmekurve bei einigen Schuttquellen im Sondes- 
tal (db). Zum Beispiel: 


a... 449 467 459 a...365 401 3°96 
a... 384 448 423 b... 318 3-40 3-18 


Den Verlaufstypus IV (Wärmeabnahme im September rascher 
als die Zunahme im August) wiesen die Quellen an der Grenze von 
Pyritschiefer gege”, den Hauptdolomit auf (a) auch jene mit Schuttvor- 
lage (b), ferner die Quellen aus Blockhalden von Quarzkonglomerat (c) 
und die sehr oberflächlich wurzelnden Quellen aus Glimmerschiefer (d) 
(am Kühberg) und aus Quarzphyllit (e). 


Von Beispielen seien angeführt: 


272297 3007281 c.. el 598 931 
B3..361,) 333.305 d. W624, 514 
b2..400 405 348 e.. Diaz 5427 4:83 


Die Verteilungsart der verschiedenen Quelltypen auf diese vier 
Formen des spätsommerlichen Wärmeganges läßt erkennen, daß für die 
Sommertemperatur alpiner Quellen außer der Wärmeleitfähigkeit des 
Bodens auch die Durchlässigkeit desselben sozusagen als „Kälteleit- 
fähigkeit* maßgebend ist. Käme nur die Wärmeleitfähigkeit in Betracht, 
so wäre im allgemeinen für Quellen mit tiefliegendem Adernetze Gang- 
typus II, für solche, die in geringer Tiefe wurzeln, Gangtypus III 
zu erwarten. Eine Steigerung der Wärmezunahme gegen den Herbst 
hin kann nicht die sehr verspätete Wirkung des rascheren Wachsens 
der Insolation im Vorfrühling sein, da zu dieser Zeit das ganze 
Gebiet mit Schnee bedeckt ist, und nur die Deutung zulassen, daß 
bei den Quellen mit dem Gangtypus I die Ende-Julitemperatur noch 
durch eingedrungene Schmelzwässer von Winterschnee stark herab- 
gedrückt war. Anderseits ist das Phänomen, daß die Quellen an der 


Grenze von Pyritschiefer und Dolomit — obschon sie zu den in 
tieferen Bodenschichten sich entwickelnden gehören und für ihre 
Höhenlage niedrige Sommertemperaturen zeigen — in betreff des 


sommerlichen Wärmeganges oberflächlich wurzelnden Quellen gleichen, 
daraus abzuleiten, daß bei diesen Quellen wegen der Klüftigkeit des 
Dolomits die Ende-Septembertemperatur schon durch die Schmelz- 


398 Veraandlungen. Nr. 15 


wässer der gleich nach Mitte September eingetretenen Neuschneefälle 
beeinflußt war, r{ 

Von einem Vergleiche der Anderungen der Quellentemperaturen 
(von Ende Juli bis Ende September) mußte abgesehen werden, da 
sich dieselben teils auf einen Temperaturaustieg, teils auf einen 
Temperaturabfall bezogen und somit als heterogene Größen gar nicht 
vergleichbar waren. 

Wärmedifferenzen zwischen 1 und 2° zeigten die Quellen aus 
Quarzkonglomerat und die sehr oberflächlich in Glimmerschiefer, 
Quarzphyllit und Dolomitschutt wurzeinden. Bei den Quellen mit 
geringerer Wärmeänderung (bei der Hälfte der gemessenen blieb sie 
unter 0'30°) ergab sich keine nähere Beziehung mehr zwischen der 
Größe ‚derselben und dem Quelltypus. 


Literaturnotizen. 


Dr. W. Graf zu Leiningen. Bleichsand und Ortstein. 
Eine bodenkundliche Monographie. Abh. d. Naturhist, Ges, 
Nürnberg, XIX. Bd., 1911, pag. 1—45, 1 Tafel. 


Verf. gibt einen klaren 'Überbliek über den gegenwärtigen Stand unseres 
Wissens über diese beiden Bodenarten, der um so dankenswerter ist, als er zur 
näheren Beachtung des Ortsteins in Österreich anregen dürfte, wo er nach den 
Erfahrungen des Verf. besonders in dem Silikatgesteingebiete der Alpen viel mehr 
verbreitet ist, als bisher bekannt wurde. 

Wenn auch der größere Teil der Ausführungen. mehr für den Bodenforscher 
als den Geologen berechnet ist, hat doch auch der letztere großes Interesse an 
der Ortstein- und der damit in Zusammenhang stehenden Bleichsandbildung, da sich 
aus diesem in der Gegenwart vollziehenden Prozeß manche Schlüsse auf die Ent- 
stehung gewisser Sandsteine früherer Erdperioden ziehen lassen werden. 

(R. J. Schubert.) 


Verlag ‘der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien Ill. Rasumofskygasse 28. Ma: FE 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III, 'Steingasse 25. 


1911. 


Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 


Sitzung vom 5. Dezember 1911. 


Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: P. L. Angerer: Die Wiederauffindung der 
von den Schweden im Jahre 1645 zu Krems in Niederösterreich ausgegrabenen Mammutknochen 
in der Stiftssammlung zu Kremsmünster. — A. Till: Über einige neue Rhyncholithen. — 
Vorträge: K. Hinterlechner: Geologische Mitteilungen über ostböhmische Graphite und 
ihre stratigraphische Bedeutung für einen Teil des kristallinen Territoriums der böhmischen 
Masse. — O. Hackl, Chemischer Beitrag zur Frage der Bildung natürlicher Schwefelwässer 
und Säuerlinge. — Literaturnotizen: A. Liebus, K. Beutler. 

NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich. 


Eingesendete Mitteilungen. 


P. Leonhard Angerer. Die Wiederauffindung der 
von den Schweden im Jahre 1645 zu Krems in Nieder- 
österreich ausgegrabenen Mammutknochenin der Stifts- 
sammlung von Kremsmünster. 


MerianiTheatrum Europaeum berichtet im V. Bande 934: 
Im Jahre 1645 hätten die Schweden zu Krems in Österreich „ober 
dem Berg in der Laimstetten..... eine Retirada mit Werken“ angelegt, 
hätten „im Graben ungefähr 53—4 Klafter tief unter der Erden... 
einen ungeheuren, großen Riesen-Körper gefunden“, ... viele Glieder 
seien ganz herausgebracht, „verführet, hin und wieder in Antiquaria 
verehret, auch nach Schweden und Polen verschicket worden, also, 
daß das wenigste außer einem Schulterblatt, zwei der aller- 
hintersten samt einem Stockzahn... in Krems verblieben, 
so oben am Berg in der Jesuitenkirche behalten und gezeiget werden“. 

Schon P. Laurentius Doberschitz (7 1799) und P. Sieg- 
mund Fellöcker (Geschichte der Sternwarte... Kremsmünster, 
Gymn. Prosr. 1864, 30) haben die Vermutung ausgesprochen, daß 
unter den sechs Mammutknochen, welche um 1770 durch den Han- 
delsmann Meyer in Krems nach Kremsmünster gebracht worden 
waren, auch die drei Mammutknochen aus der Jesuitenkirche seien. 

Professor Dr. O. Abel hat vor kurzem den einen „Stock- 
zahn“ in unserer Sammlung mit dem durch Kupferstich im Theatrum 
Europaeum abgebildeten verglichen und die Identität beider sehr 
wahrscheinlich gefunden. Allerdings muß dabei beachtet werden, daß 
eine Zeichnung nicht die Genauigkeit eines photographischen Bildes 
haben kann und daß seit der Drucklegung des Theatrum Europaeum 

K.k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 16. Verhandlungen. 55 


360 Verhandlungen. Nr. 16 


im Jahre 1651 dem gebrechlichen Objekt allerlei Beschädigung 
widerfahren ist. 


Ich wollte auch die Gewichtsangaben des Buches zur 
Bestätigung der Ansicht Professor Abels verwenden und wog die 
drei Stücke. Der lose „Stockzahn“ hat 628 Gramm, der linke Unter- 
kieferrest mit den zwei „allerhintersten“ Zähnen 5500 Gramm, das 
Schulterblatt allein 1600 Gramm, mit Fragmenten, die vielleicht dazu- 
gehören, 2450 Gramm. Das Theatrum Europaeum gibt das Gewicht 
des losen „Stockzahnes“ im Text mit 5 Pfunden, auf dem Bilde da- 
‚gegen mit „8!/, Unzen Medizinalgewicht oder !/, Pfund“ an. 81/, 
Unzen bedeutet nach deutschem Apothekergewicht 256 Gramm, nach 
österreichischem 2975 Gramm, '/ Pfund 280 Gramm, 5 Pfund 
2800 Gramm. Die Angaben des Buches stimmen demnach mit dem 
heutigen Gewichte des losen Zahnes nicht, aber auch untereinander 
sind die Angaben im Theatrum Europaeum nicht vereinbar. Zudem 
kann ein Zahn, wie er im Theatrum Europaeum in „wahrhafter Größe“ 
abgebildet ist, weder '!/;, noch 5 Pfund Gewicht haben. Der Verfasser 
J. P. Lotichius dürfte ihm vorliegende Mitteilungen ohne Nach- 
prüfung in sein Buch aufgenommen haben. Der Umstand, daß das 
heutige Gewicht des Zahnes mit den Angaben im Theatrum Europaeum 
nicht übereinstimmt, vermag darum die Wahrscheinlichkeit der 
Identität nicht zu vermindern. 


Auch die beiden anderen Skelettstücke, die „zwei der aller- 
hintersten* Backenzähne im linken Unterkiefer und das 
„Schulterblatt, in welchem das Grüblein oder Pfanne so groß, 
daB es eine Kartaunenkugel wohl fassen mag“, sind darum mit 
Stücken unserer Sammlung, die seit Ausgang des 18. Jahr- 
hunderts unter dieser Bezeichnung aufbewahrt wurden, wahr- 
scheinlich auch identisch. Professor O. Abel hat übrigens 
im Jahre 1905 das angebliche Schulterblatt als Becken- 
knochen bestimmt. 


Die drei anderen „Mammutknochen aus Krems“ in unserer 
Sammlung dürften um 1770, „als Herr Meyer einen Keller graben 
ließ“, gefunden worden sein, wie der alte Mineralienkatalog von 
P. Erenbert Richter (1782—95) berichtet. 


Dr. Alfred Till. Über einige neue Rhyncholithen!'). 


Über freundlichen Auftrag des Herrn Professors M. Kilian 
erhielt ich vom geologischen Institut der Universität Grenoble 
neuerdings eine größere Anzahl von Rhyncholithen, die größtenteils aus 
dem Neokom und oberen Jura der Basses Alpes stamınen. 
Neu sind folgende Arten: 


!) Vergl. die Arbeiten des Verfassers: Die Cephalopodengebisse aus dem 
schlesischen Neokom, Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1906. Die fossilen Cephalo- 
podengebisse I., II. und III. Folge in den Jahrbüchern der k.k. geol. R.-A. 1907, 
1908 und 1909 und Über fossile Cephalopodengebisse in Verhandlungen der k. k. 
zoolog.-botan. Gesellschaft 1909. 


1911 Sitzung vom 5. Dezember, Dr. Alfred Til). 361 


A. Nautilusschnäbel. 


Untergattung: Nautilus s. str. 
Nautilus (Bhyncholithes Lurensis n. sp.) 


Die ähnlichste unter den bekannten Formen dürfte Nautilus 
(Ichyncholithes Grayensis) n. nom., das ist Bee de Nautile in Pictet 
et Compiche, St. Croix, Taf. LIX, Fig. 8 sein; man vergl. Till, 
Cephalopodengebisse, Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., Wien 1907, pag. 553. 


Fig. 1. 


Nautilus (Bhyncholithes Lurensis n, sp.). 


Charakteristisch ist die eigentümliche Skulptur der Unterseite 
in Form eines flachen, an den Rändern steil abfallenden Wulstes, 
dessen Umriß genau demjenigen der Unterseite entspricht; da auch 
vom Rh. Grayensis die Skulptur der Unterseite bekannt, aber anders 
entwickelt ist, stellt sich die vorliegende Form als eine neue Art dar. 

1 Exemplar, aus dem oberen Aptien von Carniol, Montagne 
de Lure (Basses Alpes). 


B. Nicht-Nautilusschnäbel. 


Gattung: Hadrocheilus. 
1. Hadrocheilus Vauclusensis n. sp. 


Diese Art ähnelt am meisten dem Hadrocheilus hamatoides (Till, 
Cephalopodengebisse, Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1909, pag. 414), ist 
von diesem durch den robusteren Bau, insbesondere durch den 
stumpferen Scheitel und, die geringere laterale Kompression unter- 
schieden. Eine große Ahnlichkeit besteht auch mit Hadrocheilus 


Hadrocheilus Vauclusensis n. sp. 


55* 


369 Verhandlungen. Nr. 16 


Teschenensis (vergl. Till, Cephalopodengebisse, Jahrb. d. k. K. geol. 
R.-A. 1906, pag. 106 und ebenda 1907, pag. 569), von diesem ist die 
neue Art durch die Skulptur der Unterseite und die stärkere Wöl- 
bung der Dorsalkante abtrennbar; letzteres Merkmal dient auch zur 
Unterscheidung von dem viel flacheren Hadrocheilus Valanginiensis 
(Till, Ceph. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1907, pag. 577). 


2 Exemplare aus den Mergeln des Aptien, Vaucluse. 


2. Hadrocheilus Alpinus n. sp. 


Die neue Art ist charakterisiert durch eine verhältnismäßig 
flache Gesamtform, deutlich seitlich eingedrückte Kapuze (daher konkav 
verlaufende Seitenkanten), deutlich abgebogenen Scheitel, gut ge- 
krümmte Dorsalkante und konvex verlaufende Basalleiste. 

Durch letztere unterscheidet sich H. Alpinus von dem nächst- 
ähnlichen Hadrocheilus Berriasiensis (Till, Ceph. Jahrb. d. k. k. geol. 
R.-A. 1909, pag. 413); durch die Scheitelkrümmung und die Kom- 


Fig. 3. 


Hadrocheilus Alpinus n. sp. 


pression der Kapuze von Hadrocheilus asper (Till, Ceph. Jahrb. d. 
k.k. geol. R.-A. 1909, pag. 421); durch die geringe Höhe und deut- 
lichere Kompression der Kapuze von Hadrocheilus costatus (Till, 
Ceph. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1907, pag. 574). 

Ein kleineres Exemplar des A. Alpinus weist eine schwache 
Dorsalschwiele auf, die wohl für die Art charakteristisch sein dürfte; 
sie ist beim größeren (abgebildeten) Stück korrodiert. 


2 Exemplare, Neokom der Basses Alpes. 


Gattung: Akidocheilus. 
1. Akidocheilus elongatus n. sp. 


Diese Form bildet eine gut charakterisierte neue Art; von dem 
nächstähnlichen Akidocheilus transiens (Till, Ceph. Jahrb. d. k. k. geol. 
R.-A. 1907, pag. 637) unterscheidet sie sich durch die viel schmälere, 


Fig. 4. 


Akidocheilus elongatus n. sp. 


1011 Sitzung vom 5. Dezember. Dr. Alfred Till. 363 


schlanke Gesamtform und die von der Naht bis zum Scheitel deutlich 
entwickelte Dorsalschwiele. Charakteristisch ist auch der breite Doppel- 
wulst an der Unterseite und der Verlauf der Dorsalkante (geradlinig 
mit scharf abgebogenem Scheitel). 


1 Exemplar, Neokom der Basses Alpes. 


2. Alidocheilus grassus n. Sp. 


Die neue Art ist gekennzeichnet durch ihre besonders dicke, 
an Gattung Hadrocheilus erinnernde Gesamtform und durch eine starke 
Scheitelspitze (im Gegensatze zu der gewöhnlich nadelig dünnen Spitze 


Fig. 5. 


| a» 


Akidocheilus grassus n. Sp. 


der übrigen Akidocheilus-Arten). Der tiefe Ausschnitt der Kapuze und 
die langen Lappen derselben, die Skulptur des Schaftes und der Unter- 
seite deuten an, daß die Art zu Akidocheilus zu stellen ist. 

Es ist bisher keine Form bekannt, mit der A. grassus verwech- 
selt werden könnte. 


1 Exemplar, Jura der Basses Alpes. 


Neuerdings liegt mir eine große Suite von Unterkiefer- 
stücken des triadischen Temnocheilus (Conchorhynchus) vor, die ich 
einer freundlichen Zusendung aus dem Museum der Sencken- 
bergschen Naturforschenden Gesellschaft zu Frank- 
furt a. M. verdanke. 

Überall ist die zopfartige Ornamentierung des Mittelstückes 
mehr oder minder deutlich zu beobachten, ohne daß in deren Form 
sichere Unterscheidungen möglich wären. Die Ornamentierung scheint 
nicht eine bloß spielerische, sondern eine zweckmäßige zu sein und 
größerer Festigkeit des Kiefers gedient zu haben. 

Aus derselben Kollektion liegt mir ein Nautilus vor, der noch 
einen allerdings stark fragmentarischen Rhyncholithen augenscheinlich 
in situ enthält; er steckt in der Füllmasse der Nautilusschale, ganz 
nahe beim Sipho. Um eine zufällige Einlagerung dürfte es sich hierbei 
kaum handeln, da schon wiederholt Rhyncholithen vom „Nautilus- 
typus“ innerhalb der Nautilusschalen gefunden wurden, wie unter 
anderem bei Buckland und im Cephalopodenkatalog des britischen 
Museums erwähnt wird. 

Ich bin diesmal in der Lage, meiner Monographie zwei Beispieie 
alttertiärer Rhyncholithen einzufügen: 

In einer neuen Publikation, der Dissertationsarbeit eines 
Herrn Prof. Dr. Joan Popescu-Voitesti (eingereicht der Pariser 
Universität 1910: Contributions & l’etude stratigraphique du nummu- 


364 Verhandlungen. Nr. 


litique de la depression Getique, pag. 97) ist ein Arhyncholithes Albesti 
beschrieben und abgebildet, wobei meine zahlreichen, auf viele hunderte 
Exemplare sich stützenden Arbeiten über diese Fossilgruppe gänzlich 
unbeachtet gelassen sind und auf Grund des einzigen, noch dazu sehr 
fragmentarischen Exemplares neue Termmi eingeführt werden. Ob- 
gleich die am meisten charakteristische Ansicht (von oben) nicht ge- 
geben und das Abgebildete fehlerhaft rekonstruiert ist, läßt sich doch 
mit Sicherheit sagen, daß es sich um ein Oberkieferstück eines 
Nautilus handelt. Will man trotz der ungenügenden Beschreibung und 
Abbildung einen Namen beibehalten, so wäre das Fossil Nautilus 
(Rhyncholithes Albestii P.-V.) zu nennen; es stammt aus dem 
Mitteleocän des westlichen Rumänien. In der zitierten Arbeit 
werden keinerlei Nautilusarten oder sonstige Cephalopoden angeführt, 
weshalb über die Spezieszugehörigkeit keine Vermutung ausgesprochen 
werden kann. 

Eine Fußnote der genannten Publikation verweist auf einen 
anderen eocänen Rhyncholithen, den Oppenheim (Palaeonto- 
graphica XXX. 1906, Taf. XVII, Fig. 24a—c) mit Recht für das 
Oberkieferstück eines Nautilus hält. Er ist gut beschrieben und 
trefflich abgebildet, eignet sich daher zur Anführung unter eigenem 
Namen, er möge für fernere Vergleiche: Nautilus (Bhyncholithes 
Oppenheimi n. sp.) heißen. Er stammt aus der unteren Mokattam- 
stufe des ägyptischen Alttertiärs. 

Beide Rhyncholithen sind, wie Popescu-Voitesti mit Recht 
angibt, einander sehr ähnlich, jedoch nicht gleichartig. Die Ähnlich- 
keit erstreckt sich auf die gleiche, beträchtliche absolute Größe und 
die Skulptur der Unterseite. Da und dort ist nämlich ein im mittleren 
Teile eingeschnürter, gegen den Scheitel und das Schaftende hin 
verdickter Basalwulst vorhanden, ein charakteristisches Merkmal zur 
Unterscheidung von allen bisher bekannten Nautilusschnäbeln. Der 
Unterschied zwischen beiden genannten Arten besteht darin, daB Rh. 
Oppenheimi einen relativ schmäleren und längeren Schaft und eine relativ 
kürzere und breitere Kapuze (und in Übereinstimmung damit auch 
einen kleineren Profilkrümmungswinkel und größeren Scheitelwinkel) 
aufweist als Rh. Albestii. Der einspringende Winkel an der Naht des 
Rh. Oppenheimi (l. ce. Fig. 245), der Popescu-Voitesti zu seiner 
unrichtigen Rekonstruktion veranlaßte, ist, wie sich dies bei einem 
Vergleich mit der Profilansicht eines beliebigen Nautilusschnabels 
(zum Beispiel meine Arbeit im Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., Wien 1908, 
Taf. XIX, Fig. 20c—23c) von selbst ergibt, durch Verbruch ent- 
standen und ergänzt zu denken. 

Besonderes paläontologisches Interesse hat der von Oppenheim 
abgebildete Unterkiefer (l. ce. Fig. 25) eines — wahrscheinlich 
desselben — Nautilus (N. Mokattamensis?), der nach meiner Nomen- 
klatur Nautilus (Conchorhynchus Oppenheimi n. sp.) zu nennen wäre. 
Er ist meinem Nautilus (Conchorhynchus obtusus) aus dem schlesischen 
Grodischter Sandstein (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1906, pag. 121, 
Taf. IV, Fig. 25—28 und Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1908, pag. 576 
und 577) im wesentlichen sehr ähnlich und beweist wie dieser für 
einen Teil des Körpers eine morphologische Gleichheit der neokomen 


1911 Sitzung vom 5. Dezember. Dr. A. Till u. Dr. Karl Hinterlechner. 365 


und eocänen Nautilen und eine Verschiedenheit von den triadischen 
einerseits und den rezenten anderseits. 

©. Oppenheimi und €. obtusws bilden morphologisch geradezu 
einen Übergang zwischen den Conchorhynchen der Trias (vergl. meine 
Arbeit im Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1908, Taf. XX, Fig. 30) und 
dem Unterkiefer des rezenten Nautilus (vergl. meine Arbeit im Jahrb. 
d. k. k. geol. R.-A. 1906, Taf. V, Fig. 66), insofern zwar noch eine 
kalkige Mittelleiste vorhanden ist, diese aber nicht mehr die zopfartige 
Skulptur (Stützleisten) besitzt. Es ist dies um so mehr bemerkenswert, 
als die kalkigen Oberkieferstücke (Rhyncholithen) der eocänen 
und kretazischen, ja sogar schon der jurassischen Nautilen 
keinerlei auffallenden Unterschied von dem Rhyncholithen des 
rezenten Nautilus pompilius aufweisen. 

Aus der Grenobler Sammlung liegen mir diesmal noch von 
schon bekannten Rhyncholithenarten (Nicht-Nautilusschnäbeln) vor: 


Hadrocheilus Bevousensis (kleineres Exemplar als Jahrb. 1909, Taf. XIII, 
Fig. 8) 1 Exemp). 
Hadrocheilus depressus (besser erhaltenes Exemplar als Jahrb. 1907, 
Taf. XII, Fig. 16) 1 Exempl. 
Hadrocheilus sp. ind. affin. H. asper (Jahrb. 1909, Taf. XIII, Fig. 3 
und 4) 1 Exempl. 
Hadrocheilus sp. ind. affin. H. Valanginiensis (Jahrb. 1907, Taf. XL, 
Fig. 3) 1 Exempl. 
Leptocheilus Geyeri (Jahrb. 1907, Taf. XIII, Fig. 29) 5 Exempl. 
“ sp. ind. 1 Exempl. 
Akidocheilus regularis (Jahrb. 1907, Taf. XIII, Fig. 15) 2 Exempl. 
a ambiguus (Jahrb. 1907, Textfig. 3) 2 Exempl. 
Gonatocheilus Brunneri Oost. (Jahrb. 1907, Taf. XIII, Fig. 9 und 10) 
13 Exempl., darunter ein winzig kleines Jugendexemplar, das 
neuerdings zeigt, wie die Form des Rhyncholithen während des 
Wachstums auffallend konstant bleibt. 
Gonatocheilus sp. ind. 1 Exempl. 
Sämtliche Stücke aus dem Neokom der Basses Alpes. 


Und aus dem Jura der Basses Alpes: 


Akidocheilus sp. ind. affin. A. levigatus (Jahrb. 1907, Taf. XIII, Fig. 13, 
und 1908, Taf. XX, Fig. 4). 


Vorträge. 


Dr. Karl Hinterlechner. Geologische Mitteilungen 
über ostböhmische Graphite und ihre stratigraphische 
Bedeutung für einen Teildeskristallinen Territoriums 
der böhmischen Masse. 

Im ‚abgelaufenen Sommer (1911) hatte der Autor die Aufgabe, 


die Kartierung des Blattes Kuttenberg und Kohljanovitz 
(Zone 6, Kol. XII) nach Tunlichkeit zu fördern. Das Resultat der 


366 Verhandlungen, Nr. 16 


gegenständlichen Arbeit ist die Neuaufnahme eines großen Teiles der 
südwestlichen Sektion ?). 

Die vorliegenden Zeilen repräsentieren eigentlich nur ein etwas 
detaillierteres Vortragsreferat, da die ausführlichere Arbeit in unserem 
Jahrbuche zur Publikation gelangen soll. 

Vom geologischen Standpunkt läßt das Territorium der südwest- 
lichen Sektion folgende Vierteilung zu: 


a) Verbreitungsgebiet des roten Granitgneises; 

b) diegranitischen Felsarten der äußersten, südwestlichen 
Ecke (w. vom Meridian von Divisov); 

c) die Schieferzone und 

d) das Perm bei Divisov. 


a) Die roten Granitgneise reichen in dieses Gebiet aus dem 
Territorium von Maleschau—Kuttenberg, wo sie ihrerseits 
eine Fortsetzung der Granitgneise des sogenannten Eisengebirges?) 
und teilweise des benachbarten Landgebietes repräsentieren. Diese 
Felsart wurde eigentlich nur als nördliches Grenzgebiet der südlich 
von der Linie (beiläufig !) Ratia) e—Replice folgenden Schieferzone 
angeführt, ohne daß darauf weiter eingegangen worden wäre. 

b) Die granitischen Felsarten der äußersten, südwestlichen Ecke 
des Kartenblattes (westlich vom Meridian von DiviSov) lassen sich 
folgendermassen petrographisch unterscheiden: 


1. grauer, biotitreicher Granitit; 

2. roter, biotitreicher Granitit; 

3. heller, bedeutend biotitärmerer Granitit als es jener 
sub 1 ist, und 

4. aplitische Gebilde. 


Diese Trennung (der Granite) beruht vornehmlich auf dem 
srößeren oder geringeren Biotitgehalte, beziehungsweise auf der roten 
oder weißen bis grauen Feldspatfärbung. In geologischer Hinsicht 
setzen sich indessen einer derartigen Unterscheidung infolge der Aus- 
bildung von Zwischenformen manche Schwierigkeiten entgegen. 

Die aplitischen Gebilde können verschieden gedeutet werden: 
als Gangspaltenfüllungen, oder (zumindest lokal) als eine Art apli- 
tischer Randfazies, oder auch als biotitärmere Modifikation der sub 3 
angeführten Felsart. 

Alle vier Gesteinsarten sind örtlich ungemein stark zerdrückt, was 
sich makroskopisch durch das Auftreten zahlreicher Rutschflächen, 
Haarrisse und durch den leichten Zerfall in scharfkantige Bruchstücke 
kundgibt. Phänomene, die mit einer aus der Gegend von Rataje 
über Sternberg (an der Sazawa) gegen Divisov und weiter süd- 
südwestlich verlaufenden Quetschzone (Sternberger Bruch) in ur- 
sächlichem Zusammenhange stehen. 


ı) Für die Begehungen waren etwa 30 Reisetage verwendet worden, da die 
übrige Zeit für Arbeiten anderwärts benötigt wurde. (cf. Jahresbericht der Direktion 
in den „Verhandlungen 1912.) 

®, K. Hinterlechner und C. v. John, „Über Eruptivgesteine aus dem 
Eisengebirge in Böhmen“. Jahrbuch d. k. k. geol. R.-A. 1909, pag. 128. 


1911 Sitzung vom 5. Dezember. Dr. Karl Hinterlechner. 367 


c) Der Sternberger Bruch ist übrigens auch jene Linie, entlang 
der dieSchieferzone ein Jähes Ende wenigstens zwischen Bilkoviec, 
Divisov, westlich Sternberg und zumindest noch südwestlich 
Rataje findet. 

Als Hauptgestein der Schieferzone ist der Schiefergneis 
anzusehen; im allgemeinen demnach eine (ziemlich) biotitreiche, klein 
bis mittelkörnige, in frischem Zustande braune bis graubraune, 
schieferige Felsart. 

Sehen wir von dem Sternberger Bruch und von allen 
übrigen, analog verlaufenden Störungszonen !) ab, dann können wir das 
gegenständliche Gestein, weil es aus Stunde 9 (im Westen) durch h 8 
und 7 in die fast streng ostwestliche Streichrichtung übergeht, 
kurz als westlichen Flügel des seinerzeit von mir als Zrucer Bogen 
bezeichneten, tektonischen Elements auffassen. Der letztere setzt sich 
bekanntlich (l. e. pag. 371) unvermittelt in den Caslauer Bogen 
fort, dessen weitere Fortsetzung, wie auch schon (ebendort) angegeben 
wurde, im Gebiete der Kartenblätter Deutschbrod?°), Iglau, be- 
ziehungsweise Datschitz und Mährisch-Budwitz°®), ja noch 
weiter — sogar an der Donau?) — zu suchen ist. Bezüglich der 
detaillierteren, petrographischen Merkmale berufe ich mich deshalb 
hier kurz und allgemein auf die Angaben in meiner zitierten Deutsch- 
broder Arbeit und auf die „Erläuterungen“ zum genannten Blatte. 
Speziell hebe ich nur die Tatsache hervor, daß der Gneis aus meinem 
heurigen Aufnahmsgebiete lokal graphitführend ist. 

Als konkordante Einschaltungen treten im Schiefergneis auf: 


1. Quarzite, und zwar dunkle und helle; die letzteren können klein 
bis (mittel)grobkörnig werden, wodurch sie demnach eigentlich den 
Charakter echter Quarzite verlieren. Sie gehen in einen eigentümlichen 
Typus von Quarzkonglomeraten über, der durch gelegentliches Auf- 
treten von dunklen Glimmerschuppen und manchmal von Feldspat 
eine gewisse (mineralische) Ähnlichkeit mit manchen, sehr quarzreichen 
Pegmatiten erkennen läßt. 

Der dunkle Quarzit verdankt seine Farbe stets einem bald größeren, 
bald kleineren Gehalt an kleinen Graphitschuppen. 

2. Eine weitere Gruppe konkordanter Einschaltungen repräsentieren 
die Kalke und Amphibolite, die in ihrer typischen Ausbildung 
selbstverständlich sehr leicht auseinandergehalten werden können. 
Nicht so, wenn es sich um gewisse Zwischenformen, die Kalksilikat- 
felse, handelt. 

Während der Kalk in seiner extrem reinen Form zumindest 
örtlich fast schneeweißen, kristallinen Marmor repräsentieren kann, 
nimmt er sonst (lokal) Quarz, dann Titanit, einen hellgrünen 


1) K. Hinterlechner, „Vorlage des Spezialkartenblattes Iglau (Zone 8, 
Kol. XIII; 1:75.000).“ Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1910, pag. 371. 

2) K. Hinterlechner, „Geologische Verhältnisse im Gebiete des Karten- 
blattes Deutschbrod (Zone 7, Kol. XIII).“ Jahrbuch d. k. k. geol. R.-A. 1907, 
pag. 115—374. 

3) K. Hinterlechner, „Über metamorphe Schiefer aus dem Eisengebirge 
in Böhmen. Mit chemischen Analysen von Conrad v. John“ Verhandl. d. k.k. 
geol. R.-A. 1910, pag. 352. 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 16. Verhandlungen, 56 


368 Verhandlungen. Nr. 16 


Pyroxen und dunkelgrünen Amphibol auf. Dies in verschiedenen 
Mengen. Dadurch entstehen jene Gemenge kalkführender Silikate, die 
zu den Amphiboliten mit etwas Pyroxen und mit oder auch ohne 
Kalkkarbonat hinüberführen. Durch das sehr starke Prävalieren 
der Hornblende entstehen auf diesem Wege örtlich Gesteine, die als 
Amphibolite angesprochen werden müssen, obschon sie manchmal 
bei sehr gutem Erhaltungszustande sogar noch makroskopisch erkenn- 
baren Kalk führen. (Lebhaftes Aufbrausen mit kalter, verdünnter I/Cl; 
allein dies nicht etwa auf Klüften.) 

3. Gruppe der graphitischen Gesteine im allgemeinen. 
Hier müssen wir zweierlei Beobachtungsmöglichkeiten auseinander- 
halten: a) obertags und 5) in den Gruben der „Gewerkschaft 
Ostböhmische Graphitwerke!) in Psäf“. 

Obertags trifft man graphitische Gesteine als graphitführende 
Schiefergneise und als dunkle Quarzite an, wie sie bereits 
oben Erwähnung finden. In den graphitführenden Schiefergneisen 
kann der Graphit ganz unregelmäßig verstreut — also wie jedes andere 
Mineral, zum Beispiel Glimmer — oder stratenweise angereichert auf- 
treten. In letzterem Falle entstehen dunkelgrau gefärbte Gesteinsfolien 
von matt-erdigem Habitus. Ihre Lagerung ist wie im benachbarten Gneise. 
Die Mächtigkeit überschreitet meines Wissens in den natürlichen 
Aufschlüssen nur ein paar Zentimeter. Wo sie viel größer zu sein scheint, 
liegen trügerische Verhältnisse vor. Manchmal (zum Beispiel knapp süd- 
westlich beiBilkovic) sind erwiesenermaßen wenigstens drei (vielleicht 
indessen noch mehr) einzeln kaum ein paar Zentimeter mächtige graphi- 
tische Gesteinsfolien knapp nebeneinander dem Schiefergneis eingelagert. 
Infolge der Verwitterung kommt jedoch da scheinbar nur eine 
graphitische Schichte vor, die durch die Ortsveränderung des graphi- 
tischen Pigments bedeutend mächtiger erscheint, als es in Wirklichkeit 
alle dortigen Straten zusammen sind. Auf diese Weise kommen örtlich 
scheinbar fast 4 dm bis 05 m mächtige, graphitführende Horizonte zur 
Ausbildung. 

Die leichte Verwitterungsmöglichkeit bringt es mit sich, daß 
derartige Verhältnisse auf den Feldern und im Walde, sofern hier 
überhaupt etwas zu sehen ist, der Beobachtung so gut wie ganz ent- 
zogen sind. Diesbezüglich ist man deshalb fast ausschließlich auf die 
Wegeinschnitte (Hohlwege) angewiesen. Fast umgekehrt verhält es 
sich mit dem dunklen — weil graphitführenden — Quarzite. Seine 
schwere Verwitterbarkeit verursacht es, daß sich die schon durch 
tektonische Prozesse in verschieden große (und deshalb auch in relativ 
recht kleine) Elemente zergliederten Straten sehr lange und deutlich 
durch die herumliegenden und am Rande der Felder zusammen- 
getragenen Lesesteine verraten (Anhöhen zwischen Radonice und der 
Sazawa). Die Funde auf und an den Wegen kommen deshalb — 
. falls nicht direkt anstehend angetroffen — hier gar nicht in Betracht; 
es ist zu leicht möglich, daß das gegenständliche Gestein als Weg- 
erhaltungsmaterial hingebracht wurde. 


ı) Der Besitz umfaßt acht einfache Grubenmasse in der Gemeinde Psäf (bei 
Käcov a. d. Sazawa. 


1911 Sitzung vom 5. Dezember. Dr. Karl Hinterlechner. 369 


Die Zahl der verschieden ausgebildeten, mir bis jetzt bekannten, 
Graphit in größerer oder geringerer Menge verratenden, allein ober- 
tags nie bauwürdig erscheinenden Straten ist rund 30; in der bei- 
gegebenen Kartenskizze sind diese demnach nur schematisch ver- 
zeichnet. 


In den Gruben tritt der Graphit einerseits in gleicher Weise 
auf wie obertags; anderseits bildet er indessen auch Linsen von 
sogenanntem dichtem Graphit, die im Schiefergneis liegen, und von 
graphitführendenQuarziten begleitet werden.Diesenlentikulären Gebilden, 
die übrigens ebenso wie ihre Umgebung deutliche Spuren tektonischer 
Prozesse (Harnische, Gleitflächen) aufweisen, geht der dortige Bergbau 
nach. Detailliertere Angaben können bezüglich der Verhältnisse in der 
Grube deshalb nicht gemacht werden, weil die Kenntnis derselben 
von der Unternehmung — deren ‘freundlichem Entgegenkommen ich 
die Erlaubnis der Befahrung verdanke — als kaufmännisches Ge- 
heimnis behandelt wird. 


Betreffs der Relationen zwischen den Kalken und Kalk- 
silikatfelsen einerseits und den graphitischen Gesteinen anderseits 
sei schließlich bemerkt, daß erstere zwei Gruppen im Graphitgebiete, 
dessen Verbreitung nach meinen bisherigen Erfahrungen vornehmlich 
auf dem linken Sazaw aufer zu suchen ist, zwar ganz sicher mehrfach 
konstatiert wurden; besonders reichlich kommt indessen namentlich 
der Kalk hier nicht vor. Er bildet nur einzelne und verhältnismäßig 
recht kleine Linsen. Die Art und Weise, wie er auftritt, erinnert 
mich unwillkürlich recht lebhaft an gewisse silurische Kalke vom 
westlichen Rande des sogenannten Eisengebirges!). (1. Im Tälchen 
nördlich Licomö&rice, wo auch kohlenstofführende Gebilde und quarzi- 
tische Gesteine vorkommen; 2.beiZbyslavecund3. östlich Bestvin.) 


d) Perm von Divisov. Dasselbe bildet einen nordsüdlich 
gestreckten, etwa 2 m langen und knapp nördlich bei Divisov etwa 
l km breiten Lappen; gegen Nord wird er bedeutend schmäler 
(zirka 200 m). Sein unmittelbares Liegende ist der rote, biotit- 
reiche Granit, von dem das Perm manchmal sogar nicht leicht 
geschieden werden kann. Nur im Osten tritt an dieses Sediment der 
Biotitgneis mit seinen Interpositionen derart heran, daB man an- 
nehmen kann, derselbe läge zum Teil auch noch unter dem per- 
mischen Gebilde. 


Seiner Natur nach sind diese Sedimente rotgefärbte, kleinkörnige 
Sandsteine beziehungsweise Arkosensandsteine, in denen örtlich Gerölle 
wie Granite, Hornblendegesteine und Gangquarz zu finden sind; vor- 
nehmlich ist darunter der rote Granit vertreten, wie er in der Nach- 
barschaft auch anstehend vorkommt. 

Das in Rede stehende Perm liegt unmittelbar an der Stern- 
berger Dislokation, weshalb es nicht absolut ausgeschlossen ist, daß 
die Form seiner Grenzelemente mit dieser in kausalem Zusammen- 
hange stehen könnte. 


1) K. Hinterlechner, „Über metamorphe Schieferetc.“, pag. 441 und 359. 
56* 


370 Verhandlungen. Nr. 16 


Im zweiten, dem geologisch-synthetischen Teile seines Vortrages 
stellte der Autor gewisse, größtenteils bereits aus der Literatur be- 
kannte Graphitvorkommen zusammen. Dabei ergaben sich folgende 
Gruppen und Deduktionen: 


a) moldanubische Zone; 

b) Krumau-Taborer Zone; 

c) das Graphitgebiet an der mittleren Sazawa; 

d) die Vorkommen im sogenannten Eisengebirge, und 

e) die Gruppe graphitischer Gesteine aus dem Saarer Bogen. 


a) Als moldanubische Graphitzone wurde jene „graphit- 
reiche Gneiszone“ angesprochen, die nördlich der Donau zwischen 
Marbach und Aggsbach beginnt und von hier weit nach Norden 
verfolgt werden kann. Während jedoch manche Forscher die gegen- 
ständliche Zone als nur bis Libitz und Hranitz bei Chot&bof 
reichend annehmen, vertritt der Autor dieser Zeilen die seinerzeit 
von ihm bereits publizierte!) Ansicht, daß sich dieselbe Graphitzone 
auch noch ins Territorium des Eisengebirges fortsetzt und dort mit 
einem Teil des ostböhmischen Paläozoikums (Silur) identisch ist. 


b) Aus der Krumau-Taborer Zone sind Graphite und 
graphitische Gesteine vor allem aus der weiteren und näheren Um- 
gebung von Krumau selbst hinlänglich bekannt. 


Nach F.Hochstetter)streichen die bezüglichen Schichtglieder 
vom Olschbache (beziehungsweise der oberen Moldau) bei n. 
Verflächen fast bis zur Moldau s. Krumau ostwestlich. Ungefähr 
im Meridian von Krumau schwenken sie dann bekanntlich in die 
nördliche Richtung mit westlichem Verflächen um. Speziell in der 
Gegend ostnordöstlich und n. ö. von Krumau können wir nun nach 
Hochstetter zwei Momente unterscheiden: «) die Fortsetzung 
seiner Gneise mit den Kalkeinlagerungen, die er noch südsüdwest- 
lich von Budweis etwa nordsüdlich streichen läßt, und b) seine 
eigentliche Graphitzone, die (l. ec. laut Zeichnung auf Tafel II.) 
südlich Budweis ostnordöstlich bis nordöstlich streicht und ent- 
sprechend westlich, beziehungsweise nördlich einfällt. 


Nach Hochstetters Zeichnung besteht zwischen den Graphiten 
der Krumauer nordöstlichen Umgebung zumindest scheinbar kein 
unmittelbarer Zusammenhang mit jenen aus dem Territorium west- 
lich vonBudweis und beiNetolitz. Der letztgenannte Distrikt sollte 
nach Hochstetter vielleicht eigentlich in Beziehung stehen zu 
dem (Graphit-) Gebiete bei Prachatitz, Christianberg, Berg- 
reichenstein, Schüttenhofen und dem Gelände an der mittleren 
und unteren Votava: HorazZdovic, Katowitz und Strakoniz. 

Beachtenswert sind demgegenüber Untersuchungen neueren 
Datums. 


!) „Über metamorphe Schiefer ete.* und „Vorlage des Spezialkartenblattes 
Iglau etc.“, 


2) Ferd. Hochstetter, „Geognostische Studien aus dem Böhmerwalde“. 
Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1854. 


. 


1911 Sitzung vom 5. Dezember. Dr. Karl Hinterlechner. 371 


L. v. Tausch!) besprach seinerzeit die Graphitvorkommnisse in 
Kollowitz bei Budweis, wobei er sagte: 

„Westlich von Kollowitz befindet sich ein ausgedehntes 
Granulitvorkommen, welches in der Literatur als Granulit- 
gebiet des Planskerwaldes bekannt ist. Nach unseren älteren 
geologischen Karten wird dasselbe allseits von Gneisen umrandet?). 
In der südlichen Partie dieser Gneise treten die bekannten Graphit- 
vorkommnisse von Schwarzbach und Krumau auf, welche nach 
der Karte ein westöstliches Streichen zeigen, das erst an der Südost- 
ecke des Granulits in ein nordöstliches und dann in ein nörd- 
liches überzugehen scheint.“ Auf Grund eigener Beobachtungen 
bemerkt v. Tausch: „daß auch aın Ostrande des Granulitgebietes 
Gneise auftreten, die der Hauptsache nach als Biotitgneis be- 
zeichnet werden müssen, und weiter, daß Graphitausbisse in Bach- 
rissen in der nächsten Umgebung von Kollowitz und Groschum 
konstatiert werden konnten“; überdies war Graphit auch durch 
einen Schacht in Kollowitz aufgeschlossen worden. 


O0. Bilharz?) vertritt die Ansicht, daß die Graphitvorkommen 
von Schwarzbach, Stuben und Krumau „am Rande des Gra- 
nulitstockes des Plansker Gebirges vorbei eine rein nörd- 
liche Richtung“ einschlagen und „sich bis in die Gegend von 
Netolitz ausdehnen“. 

Im gleichen Sinne nimmt O. Stutzer*) mit den Worten Stellung: 
„In der nördlichen Fortsetzung der Schwarzbach—Krumauer 
Vorkommen liegen die flözartigen Graphitlagerstätten der Umgebung 
von Budweis, die sich etwa 20 km nordwestlich dieses Ortes in dem 
7 km westlich von Negoti@?) gelegenen Dorfe Kollowitz kon- 
zentrieren.“ 


Netolitz liegt nahe am südwestlichen Rande des Budweis— 
Protiwiner Tertiärbeckens. Am nordöstlichen Rande derselben 
Sedimente tritt nun der dortige Gneis mit nahezu nordsüdlichem oder 
zumindest mit nordnordöstlichem Streichen auf. Deshalb nehme ich 
an, daß sich die Gneise der Umgebung von Netolitz unter dem 
Tertiärbecken auch noch weiter gegen Nord fortsetzen. Letzteres über 
Moldauthein und Bernarditz, so daß sie mit dem angegebenen 
Streichen die Grenze des mittelböhmischen Granits auf der Strecke 
Tabor— Mühlhausen erreichen. Eine Deutung, die bereits auch 


!) „Über ein ausgedehnteres Graphitvorkommen nächst Kollowitz bei Budweis 
in Südböhmen.“ Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1898, pag. 182. 

?) Bezüglich der genaueren Daten wird ]. c. auf die Arbeit von Dr. E. Wein- 
schenk: Zur Kenntnis der Graphitlagerstätten“ verwiesen. Abhandl. d. math. 
phys. Klasse d. kgl. bayr. Akad. d. Wiss. XIX. Bd., II. Abt. 1899, München. 

®) „Das Vorkommen von Graphit in Böhmen, insbesondere am Ostrande des 
südlichen Böhmerwaldes.“ Zeitschrift für prakt. Geologie. XII. Jahrgang 1904, 
pag. 324. 

4) „Die wichtigsten Lagerstätten der ‚Nicht-Erze‘.“ Berlin. Bornträger 1911. 

5) Dürfte wohl richtig heißen: in dem etwa 5 km südsüdöstlich von Netolitz 
gelegenen Dorfe Kollowitz konzentrieren, denn ein Negotid existiert an der 
angegebenen Stelle gar nicht. (Of. Spezialkarte Protiwin und Prachatitz Zone 9, 
Kol. X.) 


312 Verhandlungen. Nr. 


F. E. Suesst) mit folgenden Worten zum Ausdrucke gebracht hat: 
„Die Gneise des schmalen Rückens zwischen den beiden Ebenen von 
Budweis und von Wittingau stellen die Fortsetzung der ab- 
wechslungsreichen Gneisgebilde der Krumauer Gegend dar (l. ce. 


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pag. 41)“ und ferner „das Auftreten von Graphitgneisen bei 
Bernarditz undan anderen Punkten sowie von kristallinischen 
Kalken an der Luänic deutet darauf hin, daß man es nur mit der 


!) Bau und Bild. 


1911 Sitzung vom 5. Dezember. Dr. Karl Hinterlechner. 373 


nordöstlich streichenden Fortsetzung der Gneise von Moldauthein 
und Budweis zu tun hat* (l. c. pag. 42). 

Ob auf dem Granit bei Tabor noch welche Spuren der ur- 
sprünglichen Schieferhülle zu finden sein werden, muß späteren Be- 
obachtungen an Ort und Stelle überlassen werden. So gut wie sicher 
scheint es mir jedoch, daß die Gneise bei Borotin nur eine nörd- 
liche Fortsetzung jener von Bernarditz vorstellen. Besonders be- 
achtenswert ist die Tatsache, daß nach Stur!) in diesem Schiefer- 
sebiete zahlreiche und oft mächtige Einlagerungen von Quarzit- 
schiefer, und daneben auch häufig kristallinische, körnige Kalke 
und Graphitschiefer vorkommen. 

Nach den Aufzeichnungen in seinen Originalaufnahmsblättern ?) 
streichen nämlich die Schiefer im Lokalitätendreieck Borotin, 


Wotitz und (Gegend östlich von) Sedletz — von gewissen Ab- 
weichungen abgesehen — etwa nach Stunde 2-3, um weiter ostwärts 


teilweise ein generell ostwestliches Streichen zu verraten. Auf Grund 
der Sturschen Einzeichnungen halte ich mich deshalb für berechtigt, 
in der Gegend bei Milc@in (n. Tabor) ein bogenförmiges, tektonisches 
Element anzunehmen. Aus den Sturschen Angaben folgt nun im 
weiteren folgendes, Da der gegen Ost streichende Schieferkomplex 
aus dem Distrikt nördlich von Tabor in der Gegend südöstlich von 
Unter-Kralowitz und Patzau wieder nordöstliches Streichen 
mit entsprechendem, nördlichem Verflächen aufweist, repräsentiert der 
Gneiskomplex zwischen Wotitz und Mil£in (vielleicht sogar Tabor) 
im Westen und Unter-Kralowitz und Patzau oder wenigstens 
Cechtitz im Osten nichts anderes als die südliche Partie des ganz 
konform mit diesen Verhältnissen gebauten Zruter Bogens. In 
diesem Falle wären aber dann die Sturschen Quarzite und graphi- 
tischen Gesteine eigentlich nur die bogenförmige Fortsetzung des 
eingangs geologisch analysierten, westlichen Teiles des ZruGer Bogens 
bei Sternberg a. d. Saz,, Divisov und Käcov beziehungsweise 
Psäf. Mit anderen Worten ergibt sich daraus, daß die nördlichen Aus- 
läufer der Krumau— Taborer Graphitzone nur die Fortsetzung des 
eingangs zergliederten Graphitgebietes von der mittleren Sazawa 
vorstellen. Unterbrechungen des direkten Zusammenhanges sind von 
vornherein nur dort zu erwarten, wo die Schieferhülle der Granite 
bereits ganz zerstört worden ist, wie zum Beispiel in meinem eigenen 
Aufnahmsgebiete bei Divisov und südwestlich davon, wie in der Ge- 
gend nördlich von Wotic, wo diesen gleiche oder zumindest analoge 
Verhältnisse zu erwarten sind. 

Nach Stur?) kommt in der seichten Bucht des Granitrandes 
zwischen Wotice und Borotin ein eigentümliches Phyllitgestein 
vor, das sich stratenweise von seinem dortigen, schieferigen Biotit- 
gneis gar nicht unterscheiden lasse, und das deshalb angeblich von 
dem letzteren nur in ziemlich willkürlicher Weise abgetrennt werden 
könne. Vielleicht gehört in diese Gruppe auch ein Gneis, den 


ı) D. Stur, „Die Umgebung von Tabor (Wotitz, Tabor, Jung-Woschitz, 
Patzau, Pilgram und Öechtitz).“ Jahrh. d. k. k. geol. R.-A. 1858, pag. 661. 

2) cf. auch 1. c. pag. 666—667. 

®) L. c. pag. 680. 


374 Verhandlungen. Nr. 16 


Stur (l. e., pag. 673) aus der Gegend von Jung-Woschitz mit 
folgenden Worten erwähnt: „Der Gneis bietet ein fremdartiges Aus- 
sehen, ist schmutziggrün, von erdigem Ansehen und enthält nebst 
den gewöhnlichen Bestandteilen eine grüne, matte, erdige Masse bei- 
gemengt.*“ Die Lagerung ist ganz unregelmäßig. Ich führe dies 
deshalb an, weil man sonst aus diesen Sturschen Angaben eventuell 
eine Verschiedenheit der Gmeise aus meinem Aufnahmsgebiet und 
zumindest aus der Gegend zwischen Wotie und Borotin ableiten 
könnte, obschon mit Unrecht. 

Im Vorausgehenden wurde bereits von der Sternberger Dis- 
lokationszone Erwähnung getan. Dieselbe gehört ganz in die 
Kategorie der Brüche, wie sie auch sonst die Kuttenberger Sig- 
moide (Zruier Caslauer Bogen!) zusammen ins Auge gefaßt) queren. 
Speziell sei noch jene Störungszone hervorgehoben, die aus der Gegend 
von Kuttenberg-Zbraslavice zwischen Sv&tla und Deutsch- 
brod, dann östlich von Iglau in die Gegend südöstlich von Okrisko 
streicht. In der Nähe dieser letzteren fand ich nämlich bei Replitz, 
südöstlich von Zbraslavice, Biotitgneise völlig zu dunklen, ton- 
schieferartigen Massen zermalmt. Diese Tatsache kann nun 
in folgender Weise mit den Verhältnissen zwischen Wotie und 
Borotin in Relation gebracht werden. Denken wir uns die Stern- 
berger Dislokationszone schnurgerade gegen Südwest fort- 
gesetzt (cf. Kartenskizze), so kommen wir genau in die Gegend 
zwischen Wotic und Borotin, also ins Gebiet der phyllitartigen 
Felsarten. Analoge Verhältnisse bestehen ferner zwischen der Gegend 
bei Jung-Woschitz und einer Dislokationszone, die anderSazawa 
nordwestlich von Käcov und im Distrikt zwischen Otruby, Vra- 
nice und Käcoves von mir gefunden wurde. Dieser ganze Komplex 
von Tatsachen führt mich deshalb zum Schlusse, daß die sogenannten 
Sturschen Phyllite und’ ‚fremdartiges Aussehen: 
zeigenden Gneise nichts anderes als zerdrückte, ursprünglich 
normal ausgebildet gewesene Schiefergneise sind. “ 

Eine Schlußfolgerung, zu der ich mich namentlich deshalb 
berechtigt fühle, weil F. v. Andrian?) (l. e. pag. 160) zumindest 
teilweise auch aus meinem Aufnahmsgebiet unter dem Namen der 
„Gneisphyllite“ Gesteine erwähnt, deren Habitus ganz ohne Gewalt 
und nur im voranstehenden Sinne gedeutet werden kann, beziehungs- 
weise gedeutet werden muß (Kataklase, Harnische ete.). F.v.Andrian 
fand hierhergehörige Felsarten „hauptsächlich in der Gegend von 
Stepanov, Zdisläwitz bis gegen Wla$im, ferner bei Hammer- 
stadt und im nördlichen Teil des Gneisgebietes bei Sternberg“. 
Besonders beachtenswert erscheint mir indessen auch folgende 
v. Andriansche Angabe. „Eine kleinere Partie der ‚Gneispyllites, 
eingelagert im grauen Gneise, ist in einem kleinen Seitental des 
Wostrower Wassers bei Kotau&ov?°) aufgeschlossen.“ 


ı) Hinterlechner, „Vorlage des Spezialkartenblattes Iglau etc.“. 

2) „Beiträge zur Geologie des Kaufimer und Taborer Kreises in Böhmen.“ 
Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1863, pag. 155—182. 

>) Südsüdöstlich Zbraslavice und fast südlich von Replice, von dem es 
etwa 3 km entfernt ist. 


1911 Sitzung vom 5. Dezember. Dr. Karl Hinterlechner. 375 


Die Gegend von St&epanov, Zdislavie. bis gegen WlaSim 
korrespondiert mit Quetschzonen, die aus dem Distrikt westlich von 
Käcov südwärts streichen. Bei Hammerstadt habe ich schon im 
Vorjahre eine über den Fiolnik gegen Süd streichende, gleiche 
Zone nachgewiesen. Bei Sternberg haben wir die Sternberger 
Dislokation. Die Kotauiover Verhältnisse sind indessen schon 
gar nichts anderes als eine zeitlich vorausgeschickte Bestätigung der 
von mir bei Replice gefundenen Verhältnisse. 


Nach all dem Angegebenen wäre demnach ein Gegensatz zwischen 
den Gneisen der Gegend von Borotin—Wotic einerseits und denen 
aus dem Graphitgebiete an der mittleren Sazawa ander- 
seits nur ein künstlicher. Noch mehr! Obige Tatsachen bestätigen es 
geradezu, daß das ganze gegenständliche Territorium von vollkommen 
gleichen petrographischen, weil auch gleichen tektonischen Momenten 
beherrscht wird. N 


c) Das Graphitgebiet vom Mittellaufe der Sazawa 
umfaßt vornehmlich die graphitischen Gesteine des Zrucer Bogens. 
Da dieser allmählich in den Gaslauer Bogen übergeht, werden 
gewisse Funde aus dem Zwischenschenkel beider auch noch hierher- 
gestellt. 


Die südöstliche Ecke des Blattes Kuttenberg und Kohl- 
janovie habe ich noch nicht (ganz) begangen. Darauf ist das auf- 
fallende Schmälerwerden der gegenständlichen Zone in den Meridianen 
von Pilgram und Humpolec einerseits zurückzuführen ; anderseits 
ist die Schieferhülle des roten Granitgneises manchenorts bereits 
zerstört, und schließlich verhüllen hier und namentlich auch im Gebiete 
des Caslauer Bogens jüngere Gebilde (Kreide und Quartär) den 
kristallinen Untergrund. 


Der nordöstlichste Fund graphitischer Gesteine wurde bis jetzt 
in der in Rede stehenden Zone südöstlich MaleSov oder genauer ost- 
südöstlich von Oumonin, beziehungsweise westsüdwestlich von Lhota- 
Növa — von jeder dieser zwei Lokalitäten etwas über 1 km entfernt — 
gemacht. Bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Hauerschen Karte 
und der hier beifolgenden geologisch-tektonischen Skizze resultiert 
nun daraus folgendes. 


Die Caslauer Ebene wird von der Doubrava, von der Cäs- 
lavka und vom Klejnar-Bache durchfurcht. Die Relationen zwischen 
diesen Wasserläufen sind derartig, daß man mit Recht nur von einer Tal- 
depression sprechen darf, deren rechtes Ufer vom Eisengebirge, das 
linke dagegen vom Gelände südwestlich von der Linie Gol& Jenikov— 
Caslau—Kuttenberg gebildet wird. Mit dem Funde bei Oumonin— 
Lhota—Nö6va erreicht demnach die Graphitzone der mitt- 
leren Sazawa das linke Ufer dieses Tales, während am rechten 
Ufer kohlenstoffhaltige Gesteine (vielleicht sind einige davon 
auch direkt als Graphite anzusprechen) im Eisengebirge derart 
entgegenstreichen, daß die Annahme des einstigen, unvermittelten 
Zusammenhanges entschieden angenommen werden darf, falls man sich 
dazu nicht geradezu bemüßigt sieht. Daraus ergibt sich demnach, 
daß die graphitischen Gesteine der Zruö—Üaslauer Bögen die 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 16. Verhandlungen. 57 


arg Verhandlungen. Nr. 16 


direkte Fortsetzung der analogen, beziehungsweise homologen Gebilde 
aus dem Territorium des Eisengebirges repräsentieren. 

d) Graphite und kohlenstoffhaltige Gesteine aus 
dem Gebiete des Eisengebirges. Hier werden zwei Territorien 
unterschieden: «) die kohlenstoffhaltigen Gebilde der westlichen 
(steilen) Lehne und ß) aus dem Innern des sogenannten Eisen- 
gebirges. 

#) Die erstere Zone bilden die nach F. C. Eichleiter 0'46, 
1-18, 1:59, 2:55, beziehungsweise 3'24°/, C-führenden, teilweise noch 
ganz unveränderten, silurischen Sedimente aus der Gegend 
von Liecomerice!) und von Bestvin. 

Bosonders beachtenswert sind auch die in ihrer Nachbarschaft 
auftretenden Kalke (bei Lieomerice, Zbyslavec und unterhalb 
Javorka bei Bestvin; cf. vorne pag. 369). Speziell das Vorkommen 
von Jaworka ist aus folgenden Gründen interessant. 

Ich selbst fand (l. e. pag. 351) darin Stellen, die dem freien Auge 
Crinoidenreste zu verraten schienen, allein im Schliffe waren selbe 
zumindest bis jetzt nicht sicher nachweisbar. Meinem Freunde R. 
J. Schubert habe ich dagegen folgendes Untersuchungsresultat gewisser 
Durchschnitte aus einem Schliffe dieses Kalkes zu verdanken. „Die 
langgestreckten Gebilde mit rundlichem Querschnitte, in deren Mitte 
sich ein dem Nährkanal mancher Crinoidenstiele analoge, dunkle Partie 
befindet, scheint mir nach Erwägung verschiedener Möglichkeiten 
wohl nur organischer Entstehung zu sein. Protozoen (Foramini- 
feren oder Radiolarien) sind so gut wie ausgeschlossen, ebenso 
anscheinend Echinodermen oder Siphoneen. Meiner Ansicht nach 
könnte es sich entweder um umkristallisierte Nadeln von Silico- 
spongien (und zwar Monactinelliden) handeln, die ja seit dem 
Oberkambrium bekannt sind, oder um von kieseligen Lösungen aus- 
gefüllte Wurmröhren (analog den in D-d, lokal häufigen Scolithus- 
röhrchen); wahrscheinlicher ist aber das erstere.“ 

Diese Zone kohlenstoffhaltiger Sedimente ist es, 
welche, wie vorn angedeutet, einerseits mit der molda- 
nubischen Graphitzone und anderseitsmitdem Graphit- 
gebietea.d. mittleren Sazawa zusammenhängt und dem- 
nach ein Bindeglied zwischen beiden repräsentiert. 
£) Im Innern des sogenannten Eisengebirges haben wir 
zweierlei Funde zu unterscheiden: 1. gewisse, graphitführende 
Quarzite, die ich südlich und südsüdöstlich von Kalk-Podol, be- 
ziehungsweise Sec: beim MH. Oustupky, südlich Prose& und 
Positka — also mitten im Gebiete des roten Granitgneises 
als letzten Rest der einstigen Schieferhülle vorfand, und 2. kohlen- 
stoffhaltige Gebilde aus der nächsten Umgebung von Kalk- 
Podol selbst. 


) Hinterlechner, „Über metamorphe Schiefer aus dem Eisengebirge etc.*, 
pag. 351. — Loc. eit. spreche ich diese Gebilde kurz als graphitführend an. 
Ob wir da berechtigt sind, bereits von einem Graphit zu sprechen, ist derzeit 
eigentlich noch fraglich. Diese Angelegenheit sollen erst im Gange befindliche 
Untersuchungen klären. Bishin wolle man die in Rede stehenden Sedimente nur 
allgemein als kohlenstofführend auffassen. 


1911 Sitzung vom 5. Dezember. Dr. Karl Hinterlechner. 377 


Die voranstehend sub x und $ angeführten Gebilde gehören 
menschlichem Erkennen nach ganz bestimmt zwei, höchstwahr- 
scheinlich drei, möglicherweise aber sogar fünf stratigraphisch 
verschiedenen Horizonten des ostböhmischen Paläozoikumsan. 

Auf Grund der Lagerungsverhältnisse dürfen wir annehmen, daß 
die Fortsetzung der graphitischen Gesteine subß, Punkt l einst zumindest 
teilweise in der Gegend westlich vom Meridian von Kreuzberg und 
östlich jenes von Borau vorhanden gewesen ist. Heute sind im be- 
züglichen Gebiete!) außer Kreidesedimenten vorherrschend bis aus- 
schließlich eruptive Gebilde vorhanden. Das geschlossene Gneisterri- 
torium, mit fast NS-Streichen, kommt erst etwas südlicher, also östlich, 
nordöstlich und südöstlich von Pribyslau vor. Gerade diese Schiefer- 
komplexe sind es aber, die östlich und besonders südöstlich von Pri- 
byslau überdie östliche Grenze der Blätter Deutschbrod und Iglau 
ins Gebiet der Kartenblätter Groß-Meseritsch (Zone 8, Kol. XIV) 
und Poliöcka—Neustadtl (Zone 7, Kol. XIV) einschwenken, um 
zwischen Pribyslau, Groß-Meseritsch, Bystritz, Policka, 
etwa Skuö und Hlinsko die Neustadtler Sigmoide (-Saarer 
Bogen + Bogen von Syratka°) zu bilden. Im westlichen und im mittleren 
Schenkel dieser Sigmoide hat nun A. Rosiwal wieder graphitische 
Gesteine nachgewiesen °). Die Vorkommen aus seinem Aufnahmsgebiete 
fasse ich 

e) als graphitische Gesteine aus dem Saarer Bogen 
zusammen und deute selbe nach obigem als die Fortsetzung der 
Gneise aus dem Blatte Deutschbrod und demnach auch der Sedimente 
aus dem sogenannten Eisengebirge. 

An der Hand der Manuskriptkarte des in Rede stehenden Ge- 
bietes, deren Gebrauch Herr Professor A. Rosiwal bei Abfassung 
dieses Berichtes freundlichst gestattete, und wofür ich ihm bestens 
danke, müssen wir hergehörige Gesteine speziell an folgenden Lokali- 
täten annehmen: 1. an mehreren Stellen in der näheren und weiteren 
Umgebung von Saar selbst; unter diesem Titel fasse ich noch Funde 
zusammen, die bis 10km von Saar entfernt sind; 2. südlich von 
Neustadtl; 3. bei Bystritz und 4. bei Heraletz und südlich 


davon. 
* 
* * 


Wie es schon mehrfach bemerkt wurde, ist das Graphitterritorium 
am Westrande des Eisengebirges nur als nördlichst gelegener 
Teil der moldanubischen Graphitzone zu deuten. Überblicken wir die 
hier sonst angeführten Momente, so folgt aus diesen ferner, daß 1. die 
Eisengebirgszone mit dem Schieferkomplex der Neustadtler, 


!) Hinterlechner, „Geologische Verhältnisse im Gebiete des Kartenblattes 
Deutschbrod (Zone 7, Kol. XIII).“ Jahrb. d. k. k. geol, R.-A. 1907. 

— „Erläuterungen etc.* zu Blatt Deutschbrod (NW-Gruppe Nr. 51) und 
Karte selbst. 1910. 

2) Mein Bogen von Svratka ist identisch mit dem von Rosiwal ein- 
geführten und von F. E. Suess später auch noch gebrauchten Terminus „Anti- 
klinale von Syvratka“. 

®) A. Rosiwal, „Aus dem kristallinischen Gebiete des Oberlaufes der 
Schwarzawa“. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1894, pag. 349. 


DE 


378 Verhandlungen. "Nr! 16 


dann 2. aber auch mit jenem der Kuttenberger Sigmoide als 
geologisch äquivalent aufzufassen ist. Die Fortsetzung des westlichen 
Endes der Graphitzone von der mittleren Sazawa ist im 
Taborer Graphitgebiete zu suchen, das seinerseits die nördliche 
Fortsetzung des Krumauer Territoriums vorstellen soll. Gewissen 
Unsicherheiten der gebrauchten Literatur Rechnung tragend, wäre es 
indessen vielleicht angezeigt, das Taborer Gebiet vorläufig ganz all- 
gemein als die nördliche Fortsetzung eines graphitführenden Schiefer- 
zuges anzusprechen, der aus dem Territorium der oberen Moldau 
kommt. Die Lösung dieser Frage bleibt späteren Untersuchungen vor- 
behalten. Die Graphitzone von der mittleren Sazawa bildet dem- 
nach mit dem Graphitgebiete vonder oberen Moldau im Westen und 
mit der moldanubischen Zone im Osten ein großes, gegen Süden 
geöffnetes, tektonisches Element, denböhmischen Graphitbogen, 
der zwischen Krumau und Pisek vielleicht sigmoidal verbogen ist. 

In den bezüglichen Schiefern des Eisengebirges ist der Kohlen- 
stoff ganz bestimmt organischen Ursprunges. Alle geo- 
logisch äquivalenten Gebilde müssen es in den in Rede stehenden 
Gebieten deshalb auch sein; zumindest gibt es jedoch keinen wissen- 
schaftlich zwingenden Grund im besprochenen Territorium irgendwo 
ohne unanfechtbaren Beweis einen anderen als den organischen Ur- 
sprung des Kohlenstoffes anzunehmen. 

Die kohlenstofführenden Sedimente des Eisengebirges sind nach- 
weislich paläozoischen Alters; dasselbe leite ich auch für alle 
übrigen Gebilde ab, die mit den ersteren in dem vorn beleuchteten 
Verhältnisse stehen. Die Frage, ob man es durchgehends nur mit 
einem vergneisten Silur zu tun habe, weil ja den korrespondierenden 
Sedimenten im Eisengebirge dieses Alter zukommt, lasse ich 
offen, und betone dies ausdrücklich, denn die vergneisten Schiefer 
des ganzen böhmischen Graphitgürtels repräsentieren zweifelsohne 
ein ganzes System von eng aneinandergepreßten Mulden und Sätteln. 
Unter diesen Verhältnissen können selbstverständlich bis (einschließlich) 
zum Devon mehr oder weniger verschiedenalterige Gebilde neben- 
einander vorkommen, ohne selbe derzeit voneinander trennen zu können. 
Aus eben diesem Grunde schließe ich auch ein lokal — allein nur 
lokal(!) — auftretendes älteres Gestein neben dem vergneisten 
Paläozoikum keineswegs ganz aus. Im Hinblick auf die vorgebrachten 
Tatsachen muß indessen von nun an für jede derartige Behauptung 
ein zwingender Beweis verlangt werden. 

Ein Blick auf die beigegebene Kartenskizze zeigt es, daß der 
Graphitgürtel den böhmischen, paläozoischen Bogen auf seiner 
konkaven, also inneren Seite wiederholt. Die Neustadtler Sig- 
moide kann dagegen, wie gesagt, geradezu als die Fortsetzung des 
paläozoischen Schieferkomplexes des Eisengebirges gelten. 

So wie sich das böhmische Paläozoikum unter die Kreidesedimente 
nordwärts fortsetzt!), ebenso sind wir nach dem Angeführten berech- 


1) J. J. Jahn, „Basalttuffbreceie mit silurischen Fossilien in Ostböhmen.“ 
Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1896 und die dort pag. 458 angegebene Literatur. 
(Krejöi und E. Suess.) — Cf. die beigegebene Kartenskizze: Semtin bei 
Pardupitz. 


1911 Sitzung vom 5. Dezember. Dr. Karl Hinterlechner. 379 


tigt, nun eine Fortsetzung desselben gegen das Innere des Bogens 
anzunehmen. Letzteres nur mit dem Unterschiede, daß die paläozoische 
Unterlage der Kreide, soviel bekannt wurde, verhältnismäßig unver- 
ändert geblieben ist, während die jüngeren Granite im Innern des 
Graphitgürtels die alten Sedimente in kontaktmetamorphem Sinn umge- 
wandelt haben. Nichtveränderte Reste sind nur noch lokal vorhanden. 
(Pfibyslau, verschiedene Stellen im Gebiete des Kartenblattes Iglau.) 

Betreffs des Faltungsprozesses der derzeit vergneisten Schiefer 
haben wir uns eine Evolution vorzustellen, die wenigstens zwei 
Phasen !) annehmen läßt: «) die eigentliche Faltung, also die Bildung 
eines Systems von Syn- und Antiklinalen, und d) die spätere bogen- 
förmige, beziehungsweise die sigmoidale Verbiegung dieses Falten- 
systems (sub «). Der letztere Prozeß wurde zumindest vornehmlich 
von Eruptionen begleitet. Für beide Phasen sind dagegen tektonische 
Ereignisse wahrscheinlich und für die zweite (sub 5) sogar nachweisbar 
vorhanden. Eine Evolution wird auch für die Störungen angenommen, 
die quer zu den verschiedenen Bogenteilen verlaufen. Es ist nicht 
ausgeschlossen, daß man es noch mit sehr jungen hierhergehörigen 
Phänomenen zu tun hat. 


Ohne den erst zu erwartenden Publikationen A. Rosiwals vor- 
greifen zu wollen, möchte ich betrefis der Neustadtler Sigmoide 
nur kurz folgendes bemerken. Denken wir uns ein Buch (ohne Ein- 
band) oder den entblößten Arm an irgendeiner scharfen Kante an- 
gesetzt und quer zur Kante (unter Druck) bewegt. Die der Kante 
zunächst gelegene Partie wird dadurch aufgeschürft und in mehr oder 
weniger eng aneinanderliegende Falten gelegt. Weiter abseits von 
der Kante gelegene Partien müssen dabei nicht in Mitleidenschaft 
gezogen werden. Experimentiert man mit dem entblößten Arme, so 
kommt es natürlich auch zur Blutung. — Die scharfe Kante kann 
durch eine entsprechend rauhe Fläche ersetzt gedacht werden, 
sofern diese eine hinreichende Reibung zuläßt. Für die theoretische 
Deduktion ist nämlich außer der wirkenden Kraft eigentlich nur noch 
die Reibung wesentlich notwendig. Diese Vorstellung scheint mir die 
Verhältnisse der Neustadtler Sigmoide im folgenden Sinne zu 
erklären. Die nördlich der Donau und östlich der böhmischen Masse, 
im allgemeinen nördlich und nordwestlich vordringenden alpino-karpa- 
thischen Falten haben in einem gewissen Moment der bogenförmigen 
Umbiegung unseres böhmischen Gneispaketes (cf. voranstehend sub b) 
einen Teil der bereits nordsüdlich streichenden Schieferfalten auf- 
geschürft und in eigentümliche, horizontale Falten gelegt: die Neu- 
stadtler Sigmoide; erstere haben also mit Bezug auf die Schiefer 
wie eine scharfe Kante oder rauhe Fläche (unter Druck) gewirkt. Der 
Blutung am Arme entsprächen hier verschiedene Eruptionen am öst- 
lichen Rande der böhmischen Masse. 

Gar nicht unrichtig wäre übrigens vielleicht auch die etwas 
modifizierte Vorstellung, daß die westlichen Teile des karpathischen 


1) K. Hinterlechner, „O ruläch vychododeskych“ (Deutsch: Über ost- 
böhmische Gneise). Vestnik IV, sjezdu &eskych pfirodozpyteüv a l&karü v Praze 
(Prag) 1908, pag. 241. 


380 Verhandlungen. Nr. 16 


Bogens auf die östlichen Partien der böhmischen Masse so ähnlich 
eingewirkt haben, wie etwa ein breiter Eisbrecher auf den Rand 
einer ursprünglich einheitlichen Eisdecke, die er in Schollen zer- 
gliedert, von denen dann die eine oder die andere unter irgend- 
welche benachbarte mehr oder weniger geschoben wird. Infolge des 
Druckes, der von den alpino-karpathischen Falten schon lange vor dem 
Tertiär — noch vor dem Perm (Evolution des Systems) — ausgehend 
gedacht wird, kann es also lokal auch zu kleinen Überschiebungen 
gekommen sein; ähnlich wie ein Fuß am Rand eines Teppichs even- 
tuell unter diesen geraten kann, ohne daß der Teppich über den 
Fuß oder gar über den ganzen Organismus, zu dem der Fuß 
gehört, geschoben worden wäre. Die vorn angedeutete Bildungsmöglich- 
keit der Neustadtler Sigmoide wird davon nicht tangiert. 


Dr. Oskar Hackl. Chemischer Beitrag zur Frage der 
Bildung natürlicher Schwefelwässer und Säuerlinge. 


Gelegentlich der Vorarbeiten zur Herausgabe des neuen „Öster- 
reichischen Bäderbuches“ von Herrn kaiserl. Rat Dr. Diem, 
dessen geologischen Teil Herr Dr. R. Schubert bearbeitet, ergab 
sich eine Reihe von Fragen, welche mir vorgelegt wurden, da deren 
Beantwortung dem Geologen große Schwierigkeiten bereitet, wenn er 
nicht auch gründliche chemische Kenntnisse hat. 

Es handelt sich u. a. darum, ob die Entstehung von Schwefel- 
wässern vom chemischen Standpunkt auf Veränderungen von Gips 
und Pyrit zurückgeführt werden könne, eine Möglichkeit, die von 
manchen Geologen geleugnet wird, ferner um die Entstehung der 
Kohlensäure; ich muß jedoch bezüglich der ersten Frage gleich be- 
merken, daß die chemischen Tatsachen der Annahme einer solchen 
Entstehung nicht nur nicht widerstreiten, sondern direkt auf dieselbe 
hinführen, da solche Umwandlungen schon öfter von zuverlässigen 
Chemikern festgestellt wurden und auch in der Technik eine Rolle 
spielen, also zu den erwiesenen Tatsachen gehören. Ob aber die zu 
diesen Vorgängen notwendigen Bedingungen in den speziellen Fällen, 
um die es sich handelt, auch bei Prozessen im Erdinnern mit Be- 
rechtigung angenommen werden können, so daß keine allgemein 
dagegen sprechende geologische Tatsache vorliegen dürfte, ist eine 
Frage, welche der Chemiker nicht beantworten kann und deshalb 
wieder dem Geologen zu überlassen ist; so daß, obwohl die folgenden 
Ausführungen größtenteils einfach Anführungen von Tatsachen sind, 
es sich bei deren Übertragung auf geologisches Gebiet wegen der 
Unmöglichkeit direkter Beobachtung und Untersuchung von Reaktionen 
im Erdinnern immer nur um Hypothesen von mehr oder weniger 
wahrscheinlicher Richtigkeit handeln kann. 

Es ist schon öfter. beobachtet worden (von Kastner, Dö- 
bereiner, Henry, Bischof, Bastick u. a., siehe hierüber zum 
Beispiel Gmelin-Kraut, Handbuch d. anorg. Chemie, 6 Aufl., 
1. Bd., 2. Abteil,, pag. 211—212), daß Gipslösungen, Gips oder 
Alkalisulfat enthaltende natürliche und auch künstlich "zusammen- 
gesetzte Wässer, welche auch organische Substanzen enthalten, schon 


1911 Sitzung vom 5. Dezember. Dr. Oskar Hackl. 381 


in der Kälte nach längerer Zeit (Wochen bis Jahre) Schwefelwasser- 
stoff entwickeln, vielleicht durch Einwirkung der bei der Oxydation 
der organischen Substanz entstandenen Kohlensäure auf durch Re- 
duktion gebildetes Sulfid; jedoch ist bei diesen Vorgängen- nicht 
über allen Zweifel sichergestellt, daß der Schwefelwasserstoff. nicht 
durch Zersetzung schwefelhaltiger organischer Substanz entstand. 

Organische Substanzen (besonders Kohle) reduzieren in der 
Hitze schwefelsaure Alkalien und Erdalkalien zu Schwefelmetallen, 
welche in Wasser löslich sind, wie zum Beispiel Schwefelnatrium, 
oder durch Auslaugung mit Wasser infolge hydrolytischer Dissoziation 
in lösliches Hydrosulfid, eventuell auch Hydroxyd und Schwefelwasser- 
stoff verwandelt werden (dies ist besonders bei durch solche Re- 
duktion aus Gips entstandenem Schwefelkalzium der Fall), aus 
welchem Sulfid oder Hydrosulfid (beziehungsweise dessen Lösung) 
durch Kohlensäure oder kohlensäurehaltiges Wasser Schwefelwasser- 
stoff in Freiheit gesetzt wird; hierbei brauche ich bloß auf die -tech- 
nische Chlorbaryum- und Barytsalze-Erzeugung aus Schwerspat, die 
Schwefelnatrium-Erzeugung und den Leblane-Sodaprozeß zu verweisen, 
welche Verfahren auf der trockenen Reduktion von Baryum-, respektive 
Natriumsulfat durch Kohle in der Hitze beruhen und auf eine Sulfid- 
bildung hinauslaufen. Es handelt sich hier ja überhaupt nur darum, 
die tatsächlichen Entstehungsarten von löslichen Metallsulfiden oder 
Hydrosulfiden oder solchen unlöslichen Schwefelverbindungen zu 
zeigen, welche durch kohlensäurehaltige Wässer unter Schwefel- 
wasserstoff-Entwicklung zersetzt werden, denn wenn auch nicht direkt 
Schwefelwasserstoff gebildet wird, so genügt die Entstehung obiger 
Sulfide, da ja aus diesen durch Säuren (Kohlensäure und kohlensäure- 
haltige Wässer) Schwefelwasserstoff entwickelt wird. Vorher seien 
einige tatsächliche Bildungsarten von Schwefelwasserstoff erwähnt, 
welche hier in Betracht kämen: 

1. Aus nasecierendem Wasserstoff und Schwefel bei gewöhnlicher 
Temperatur. 

2. Aus Stangenschwefel, besonders feuchtem und auch ge- 
fälltem Schwefel beim Erhitzen. Wenn Schwefeldampf und Wasser- 
dampf über glühende poröse Substanzen streichen (zum Beispiel über 
Bimsstein oder Kieselsäure ; wahrscheinlich können auch die Gesteine 
diese Kontaktwirkung ausüben, doch wurden hierüber meines Wissens 
noch keine Untersuchungen ausgeführt). 

Aus schmelzendem Schwefel und Wasserdampf. Beim Erhitzen 
von Schwefel und Wasser unter Druck, -aber auch schon bei gewöhn- 
lichem Druck. Meine eigenen Versuche zeigten, daß, wenn man 
reines, destilliertes Wasser hierzu verwendet, bei gewöhnlichem 
Druck kein Schwefelwasserstoff entsteht, wohl aber bei Anwendung 
von schwefelwasserstoffreiem Wasserleitungswasser ; es ist deshalb 
anzunehmen, daß es sich hierbei nicht um eine direkte Reaktion 
zwischen H,0 und S handelt, sondern entweder um eine Reduktion 
von Sulfaten oder um eine Kontaktwirkung, welche durch bestimmte 
Salze ausgeübt wird. (Die umgekehrte Reaktion tritt, allerdings unter 
Mitwirkung des Luftsauerstoffes, bei der Abscheidung von Schwefel aus 
Schwefelwasserstoffwasser ein.) Beim Einleiten von Schwefeldampf in 


382 Verhandlungen. Nr.:16 


Wasser; wird hierbei mit reinem Schwefel und reinem Wasser 
gearbeitet, so entsteht kein Schwefelwasserstoff. 

3. Beim Kochen von Schwefel mit Schwefelalkalien und Wasser. 

4. Aus vielen Schwefelmetallen durch verdünnte Säuren. 

5. Beim Faulen oder Erhitzen schwefelhaltiger organischer Sub- 
stanzen allein oder mit Schwefel. 

6. Aus Wasserdampf und vielen glühenden Schwefelmetallen. 


Als Spezialfall von 4. sei die Einwirkung von feuchtem Kohlen- 
säuregas auf durch trockene Reduktion entstandenes Schwefelbaryum 
in mäßiger Hitze erwähnt, wobei kohlensaures Baryum und Schwefel- 
wasserstoff entsteht, welche Umsetzung auch in Lösung erfolgt und 
beim Schwefelkalzium, respektive gelöst@m Kalziumhydrosulfid ähnlich 
vor sich geht; darauf beruhen ja mehrere Verfahren zur technischen 
Herstellung von Atzbaryt, weil Baryumkarbonat beim Glühen im 
Dampfstrom die Kohlensäure abgibt. Auch die Zersetzung der Soda- 
rückstände (welche 40—60°/, Kalziumsulfid enthalten) beim Liegen 
auf der Halde geht nach ähnlichen Reaktionen vor sich: 


SH 
»H0, 


Kalziumsulfhydrat, welches weiter zersetzt wird: 


Ca< 04 + HR0= Ca(OlM), + 1,8, 
welcher Schwefelwasserstoff nach folgender Reaktion mit Kalzium- 
sulfhydrat Kalziumhydrosulfid bildet: 


y 2.8 
Ca SoH 


welches unter Schwefelwasserstoffentwicklung weiter umgewandelt wird: 
Ca(SH), +2 H,0 = Ca(OH), +2 H5S, 


also zu Kalziumhydroxyd, welches durch Kohlensäureaufnahme in Kar- 
bonat übergeht und das Schwefelkalzium auch durch Einwirkung von 
Kohlensäure und Sauerstoff, respektive Wasser oder von Schwefel- 
wasserstoff allein nach folgenden Reaktionen Schwefel, Schwefelwasser- 
stoff oder Kalziumhydrosulfid bilden kann: 


CaSs+C09,+0= (al; + S, 
Ca 8 + CO, + H,O = Ca0O9; =E H3S, 
CaS+ HS = Ca(SH),. 
Es sei auch auf die Aufarbeitung der Sodarückstände zwecks 
Wiedergewinnung des in ihnen vorhandenen Schwefels nach der Me- 


thode von ÖOhance hingewiesen, welcher Prozeß in folgenden Phasen 
verläuft: 


CaS + H,0 = Ca 


Sr HsS a Ca(SH)s In H30, 


CaSs-+ H,O == CO, — CaUO; + H,S 
CaS + H,S= Ca(SH), 
Ca(SH), + H,O + 00, Tuz CaU Oz + 2 H, S. 


1911 Sitzung vom 5. Dezember. Dr. Oskar Hackl. 383 


Dies würde auch erklären, warum die Schwefelquellen oft viel 
Kalk enthalten: bei der Schwefelwasserstoffbildung nach obiger Reaktion 
entsteht kohlensaurer Kalk, der durch kohlensäurehaltiges Wasser als 
Hydrokarbonat gelöst wird (CaUO, + H,O +00, = Ca[HCO;]). 

Da die Herleitung der Bildung von Schwefelwasserstoff aus 
Schwefelmetallen zur Frage der Entstehung dieser letzteren führt, so 
seien nun deren hier in Betracht kommende Bildungsarten angeführt: 

1. Durch Erhitzen der Metalle mit Schwefel; Glühen von Metall- 
oxyden mit Schwefel. 

2. Erhitzen vieler Metalle, Metalloxyde und Metallsalze mit 
Schwefel und Wasser unter Druck. 

3. Aus schwefelsauren Salzen durch Wasserstoff oder organische 
Substanzen (besonders Kohle) in der Glühhitze. 

Besonders der letzte Fall ist hier hauptsächlich in Erwägung 
zu ziehen, da die hierzu nötigen Bedingungen sehr leicht im Erd- 
innern vorhanden sein können, speziell der Gips zur Reduktion keiner 
sehr hohen Temperatur bedarf, und auf diese Art lösliche, respektive 
unlösliche Schwefelverbindungen entstehen, welche durch Wasser und 
Kohlensäure die oben angeführten Umänderungen erleiden. Die Ent- 
stehung der hiebei mitwirkenden Kohlensäure kann aus eben diesem 
Reduktionsprozeß abgeleitet werden, da der Kohlenstoff der organischen 
Substanz, falls diese nicht im entsprechenden Überschuß ist, durch 
den Sauerstoff des Sulfats zu Kohlensäure oxydiert wird, bei UÜber- 
schuß jedoch ganz oder teilweise zu Kohlenmonoxyd, gemäß den 
Gleichungen: 

CaS0O, +2C=(aS+2CO, 
CaSs0, +4C=CaS+4C0. 


Schwefelsaurer Kalk wird auch durch Schwefel bei 450° unter 
Bildung von schwefliger Säure zu Sulfid reduziert, ebenso kohlen- 
saurer Kalk unter Bildung von Kohlensäure; nun sind aber die Gips- 
vorkommnisse oft von Schwefel begleitet, aus welcher Tatsache sich 
zwanglos eine Schwefelkalzium- und weiters Schwefelwasserstoffbildung 
ergibt; der hierbei vorhandene Schwefel kann aus Schwefelwasserstoff 
(eventuell solchen enthaltende Wässer), aus Schwefelkalzium direkt 
(CaS+ 00, +0=(a0O0, + 5) oder aus Pyrit entstanden sein und 
durch heißes Wasser langsam ohne vorherige Gipsreduktion teilweise 
in Schwefelwasserstoff umgewandelt werden. Da übrigens Kalzium- 
sulfat bei. höherer Temperatur auch etwas Schwefelsäure abgibt, so 
könnte auch dieser Vorgang als Ursache der Zersetzung sulfidhaltiger 
Wässer unter Entwicklung von Schwefelwasserstoff angenommen werden. 
Schwefelkalzium entsteht auch beim Glühen von Kalziumsulfat mit 
Eisen, auch beim Glühen von Gips im Kohlenmonoxydstrom oder 
feuchtem Wasserstoff, oder Wasserdampf, der vorher über glühende 
Kohlen strich. Es gibt beim Glühen in Wasserdampf Atzkalk und 
Schwefelwasserstoff; mit großen Mengen heißen Wassers ausgelaugt, 
gibt es Kalziumsulfhydratlösung und Kalziumhydroxyd (welches durch 
Kohlensäure in Karbonat oder Hydrokarbonat überführt wird) wobei 
sich fortwährend Schwefelwasserstoff entwickelt; durch sehr viel 
Wasser wird Schwefelkalzium allmählich völlig zu Hydroxyd und 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 16. Verhandlungen. 58 


384 Verhandlungen. Nr. 16 


Schwefelwasserstoff zersetzt. Kohlensäurehaltige Wässer zersetzen 
dann auch das Sulfhydrat unter Schwefelwasserstoffbildung. Die hier- 
bei wirkende Kohlensäure kann, wie schon erwähnt, aus dem ange- 
nommenen Reduktionsvorgang hergeleitet werden und ist ja’ auch in 
Schwefelwässern nachgewiesen. 

Was die Entstehungsmöglichkeit von Schwefelwasserstoff aus 
Pyrit betrifft, so ist vor allem die Tatsache anzuführen, daß Pyrit in 
der Hitze einen Teil Schwefel abgibt, welcher durch heißes Wasser, 
besonders unter Druck in Schwefelwasserstoff überführt wird. Er- 
steres Verhalten wurde schon mehrfach zur technischen Schwefel- 
gewinnung benützt, aber wieder aufgegeben, weil nicht die Hälfte des 
Schwefels gewonnen wird, da bei dieser Spaltung nicht Einfach- 
schwefeleisen entsteht, sondern ein dem Magnetkies ähnliches Pro- 
dukt von der beiläufigen Zusammensetzung /'e,S- und in den Schwefel 
Arsen aus dem Pyrit mit übergeht. Daß der hierbei entstehende 
Rückstand nicht Einfach-Schwefeleisen ist, geht auch daraus hervor, 
daß durch Säure nur ein Teil des in ihm enthaltenen Schwefels als 
Schwefelwasserstoff frei wird. Da überdies auch andere Schwefel- 
metalle, zum Beispiel Bleiglanz, beim Erhitzen einen Teil ihres 
Schwefels abgeben, so wäre vielleicht auch hierauf Rücksicht zu 
nehmen. 

Bezüglich der Frage der Entstehung der Kohlensäure kommen 
vom chemischen Standpunkt hauptsächlich folgende Bildungsarten in 
Betracht: 


1. Beim Verbrennen kohlenstoffhaltiger Substanzen in Luft) 
oder Sauerstoff; auch bei der Fäulnis organischer Substanzen. 

2. Aus kohlenstoffhaltigen Körpern und sauerstoffabgebenden 
Substanzen bei gewöhnlicher oder höherer Temperatur, zum Beispiel 
beim Glühen von Kohle im Wasserdampf, Erhitzen von Kohle mit 
Metalloxyden, salpetersauren Salzen, Braunstein, schwefelsauren 
Salzen (Gips, Schwerspat) etc. 

3. Aus kohlensauren Salzen durch Säuren); u. a. ist eine 
Entstehungsmöglichkeit freier Säure die Verwitterung von. Pyrit, 
Bildung von Ferrisulfat, welches beim Erhitzen Schwefelsäure abgibt. 
Durch Silikate wird beim Zusammenschmelzen mit manchen Karbonaten 
(Soda, Pottasche, Bleikarbonat) aus diesen Kohlensäure frei. 2 


4. Durch Glühen der Karbonate !) (mit Ausnahme der kohlensauren 
fixen Alkalien), zum Beispiel kohlensaurer Kalk, Magnesit, Mangan- 
karbonat. Viel leichter als beim Glühen für sich allein geben beim 
Erhitzen im Wasserdampf die Kohlensäure ab: Kalzium-, Strontium-, 
Baryumkarbonat und Dolomit. | 

Es sei ausdrücklich bemerkt, daß die Annahme vulkanischer 
Entstehung von Kohlensäure und Schwefelwasserstoff den genetischen 
Möglichkeiten und Annahmen, welche aus den in dieser Arbeit ge- 
machten Angaben abgezogen werden, nur scheinbar widerstreitet, 
da auch eine Gasexhalation nur eine Folge von chemischen Reaktionen 


!) Dieses Verfahren wird auch technisch zur Kohlensäuregewinnung an- 
gewendet. 


1911 Sitzung vom 5. Dezember. Dr. Oskar Hackl u. A. Liebus. 385 


sein kann, auch im Vulkan Kohlensäure und Schwefelwasserstoft 
einmal als Reaktionsprodukte nach chemischen Prinzipien, Möglich- 
keiten und Tatsachen entstanden sein müssen. Die Annahme vulka- 
nischer Entstehung ist also kein Lösungsversuch des genetischen 
Problems, respektive darf nicht als solcher gemeint und aufgefaßt 
werden, da sie gar nicht die Frage nach der Bildungsart, sondern 
nur die nach dem Ort der Entstehung und dem Weg, welchen die 
betreffenden Substanzen zurückgelegt haben, zu beantworten sucht. 

- Die angeführten Tatsachen dürften wohl vielen Chemikern be- 
kannt sein, wurden aber im Hinblick auf die mir vorgelegte Frage 
deshalb zusammengestellt, um dem Geologen Verhältnisse vor Augen 
zu führen, welche geeignet erscheinen, weit eher zur Lösung mancher 
Probleme beizutragen als Hypothesen, welche oft genug nur wieder 
aus anderen Hypothesen abgeleitet sind. 


Literaturnotizen. 


A. Liebus. Die Foraminiferenfauna der mittel- 
eocänen Mergel von Norddalmatien. (Sitzungsber. Ak. Wiss, 
Wien 1911, CXX, pag. 865--956, 3 Tafeln.) 


Während bisher die Kleinforaminiferenfauna der mitteleocänen Mergel 
Dalmatiens nur von einigen wenigen Örtlichkeiten näher untersucht war, hat sich 
Verfasser der mühsamen Arbeit unterzogen, 35 vom Ref. gelegentlich dessen 
geologischer Kartierung in Norddalmatien gesammelte Mergelproben genau durch- 
zuarbeiten. Die vorliegende Arbeit enthält den ausführlichen Bericht darüber, dem 
vom Verfasser sehr gut gezeichnete Abbildungen beigegeben sind, außerdem ein 
der Übersichtlichkeit halber sehr dankenswertes Kärtchen von Norddalmatien 
mit den eingetragenen Fundpunkten. 

Die Lokalitäten, die auch kurz geologisch charakterisiert sind, umfassen: 
4 Proben von Ljubaß, je eine von Grgurica, Smokovi6, Viduk, Vrhe, Prkos, Korlat, 
Gorica, 7 von Benkovac, je zwei von der Ruine Rapelica und von ÖOstrovica, je 
eine von Krucine, Miranje, Miranjska jaruga, Quelle Bielobrieg, Kolarine, Crkvina, 
Quelle Tocak, Svi sveti, Velim, Grabovci, Mrdakovica, Scardona und Velistak, 
also das ganze Eocängebiet Norddalmatiens von der Kerka an. 

Außer Nummuliten und ÖOrbitoiden, die nur in 5 Proben von Benkovac 
gefunden wurden, konnte Verf. nicht weniger als 230 Arten von Foraminiferen 
nachweisen, während bisher aus diesen Schichten nicht viel mehr als der vierte 
Teil dieser Zabl bekannt war. 

Unter den gefundenen Formen ist vor allem der große Prozentsatz von 
kieseligen benthonischen Formen bemerkenswert, der sich weniger in der Arten- 
als in der Individuenzahl kundgibt. In manchen Proben sind Planktonformen zahl- 
reich, zum Beispiel in der Probe von VeliStak derart, daß die Globigerinen (und 
zwar @. bulloides), abgesehen von den nur in wenigen Exemplaren auftretenden 
Formen, den Hauptbestandteil des Schlämmrückstandes bilden. Die übrigen Formen 
sind zumeist Tiefenformen, Küstenformen (Miliolideen und Spiroloculinen) treten 
derart zurück, daß die nur Kleinforaminiferen enthaltenden mitteleocänen Mergel 
Dalmatiens ausgesprochene Tiefenabsätze darstellen. 

Beachtenswert ist das Vorkommen von wohl zweifellos rezenten Foramini- 
feren in einigen Proben, von denen diejenigen in den Proben von „Kapelica“, 
Crkvina und Scardona infolge ihrer Meeresnähe nicht befremden, die von Korlat 
und ÖOstrovica jedoch ihrer relativ weiten Entfernung vom Meere (mindestens 
10—14 km) recht auffällig sind und vom Verf. wohl mit Recht durch Windtransport 
erklärt werden. 

Im paläontologischen Teil sind 65 Formen näher besprochen, als neu 
Lagena striata var. alata nov., Cristellaria tricarinella var. striata n., Bolivina 
punctata var, semistriata n., Bifarina Adelae n. sp., Haplophragmium Andraei n. sp. 


58* 


386 Verhandlungen. Nr. 16 


und Cymbalopora radiata var. minima n. beschrieben, ferner wird eine ausführliche 
Beschreibung und Abbildung der bisher nur in Listen angeführten Gaudryina 
dalmatina Schubert gegeben. 


Eine ausführliche Besprechung ist der in diesen Schichten vorkommenden 
Olavulina Szabdi gewidmet, jener so lange Zeit irrtümlich als Leitform für Unter- 
oligocän gedeuteten Foraminifere, die jedoch mindestens in Dalmatien und auch 
in Ungarn zweifellos im Mitteleocän vorkommtt und in eigentlich spezifisch kaum 
unterscheidbaren Formen bis in die Gegenwart reicht. (R. J. Schubert.) 


Dr. Karl Beutler. Paläontologisch-stratigraphische 
und zoologisch-systematische Literatur über marine 
Foraminiferen, fossil und rezent bis Ende .910. München 
1911. Im Selbstverlage des Verf. 


Bei der immer mehr anschwellenden Literatur über fossile Protozoen muß es 
als ein sehr dankenswertes Unternehmen bezeichnet werden, daß Veıf. die ganze 
bisherige Literatur in einer leicht käuflichen Übersicht zusammenzufassen suchte. 
Der erste Abschnitt enthält fast 4000 Arbeiten zumeist über fossil erhaltungsfähige 
Formen, die nach Autoren alphabetisch geordnet sind; der Wert dieses Verzeich- 
nisses ist noch besonders dadurch gesteigert, daß durch Beifügung von Zeichen 
die wichtigen Arbeiten, in denen Arten beschrieben sind, ferner jene, in denen 
sich nur Listen finden und welche über Foraminiferender jetzigen Meere 
handeln, kenntlich gemacht sind. 


Im II. Teile ist daun diese Literatur nach geologischen Formationen 
und Ländern gegliedert, auch die wichtigsten Arbeiten über Morphologie, 
Physiologie, Struktur, Systematik, Nomenklatur, Phylogenie, 
Bibliographie, Geographische Verbreitung, Kataloge und Geolo- 
gische Führer sowie Einführungsarbeiten namhaft gemacht. 


(R. J. Schubert.) 


Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien IH. Rasumofskygasse 23. 


PR 


Gesellschafts-Buchdruckerei Bruuer Hollinek, Wien Ill. Steingasse 25 


Verhandlungen derk k re Reichsanstal. 


Sitzung vom 19. Dezember 1911. 


Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: C. John v. Johnesberg: Versetzung in an 
bleibenden Ruhestand. — Eingesendete Mittei lu F. Katzer: Die geologischen 
Ergebnisse von J Cvijic’ Forschungen in Mazedonien, Altserbien und einigen benachbarten 
Gebieten der Balkanhalbinsel. — Vorträge: R. J. Schubert: Überdie Thermen und Mineral- 
quellen Österreichs. -- Literaturnotizen: ©. F. Parona. 


NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittellungen verantwortlich. 


Vorgänge an der Anstalt. 


Laut Erlaß des k. k. Ministeriums für Kultus und Unterricht 
vom 18. Dezember 1911, Z. 52.381 haben Seine k. u. k. Apostolische 
Majestät mit Allerhöchster Entschließung vom 23. November 1911 die 
erbetene Versetzung des mit dem Titel eines Regierungsrates be- 
kleideten Vorstandes des chemischen Laboratoriums der k. k. geo- 
logischen Reichsanstalt Conrad John Edlen von Johnesberg 
in den bleibenden Ruhestand huldvollst zu genehmigen geruht. 


Eingesendete Mitteilungen. 


Friedr. Katzer. Die geologischen Ergebnisse von 
J. Cviji® Forschungen in Mazedonien, Altserbien und 
einigen benachbarten Gebieten der Balkanhalbinsel. 


Unter den literarischen Erscheinungen, die am glänzenden Fort- 
schritt teilhaben, welchen die geologische Kenntnis der Balkanhalbinsel 
in den letzten Jahren zu verzeichnen hat, nimmt das in den fol- 
genden Zeilen näher zu besprechende Werk des bekannten Belgrader 
Geographen, Prof. Jovan ÜUvijic, eine erste Stelle ein. Es betrifft 
wesentlich das Gebiet von der bulgarischen und serbischen Grenze 
südwärts bis Chalkidike und Thessalien, welches noch vor einem 
Jahrzehnt zu den in geologischer Beziehung am wenigsten be- 
kannten Abschnitten der Balkanhalbinsel gezählt werden mußte. 
Cvijie hat seit 1898 dieses Gebiet wiederholt bereist in der Absicht, 
vorerst Mazedonien und Altserbien geologisch und morphologisch zu 
erforschen, welche Studien er dann auch auf einige benachbarte Teile 
der Türkei ausdehnte und durch ethnographische und anthropogeo- 

K.K. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 17. Verhandlungen. 59 


388 Verhandlungen. Nr. 17 


graphische Beobachtungen ergänzte. Ungefähr zu gleicher Zeit, als 
Cvijie seine Forschungen begann, hat auch K, Oestreich einen 
namhaften Teil des gleichen Gebietes bereist und hat über seine 
Ergebnisse einen eingehenden Bericht veröffentlicht !), welcher als 
sehr bemerkenswerter Fortschritt der geologischen Kenntnis Maze- 
doniens bewertet werden muß, wenn er heute auch durch das Werk 
von Cvijic in vielen Stücken überholt erscheint. Hierauf soll hier 
indessen nicht weiter eingegangen, sondern lediglich über den ge&o- 
logischen Inhalt von Ovijids großer Arbeit referiert werden 2). 

Zunächst sei bemerkt, daß das Originalwerk in serbischer 
Sprache in den Schriften der Belgrader Akademie schon im Jahre 
1906 in zwei Foliobänden (von zusammen 688 Seiten) veröffentlicht 
wurde. Kürzlich ist ebendort der dritte Band erschienen. Auf 
diesen wird hier vorderhand nicht Bezug genommen, sondern seine 
eingehende Würdigung soll bei späterer Gelegenheit erfolgen®). Als 
erläuternde Beilagen zu den beiden ersten Bänden sind der mit 
serbischer und französischer Legende versehene, von Cvijic einige 
Jahre früher (1903) veröffentlichte geologische Atlas Mazedoniens und 
Altserbiens sowie der Atlas der Seen von Mazedonien, Altserbien und 
Epirus (1902) zu betrachten. Die Karten und Profile der in einen Teil 
zusammengefaßten deutschen Ausgabe sind nun keine einfachen 
Kopien dieser älteren Darstellungen, sondern zeigen einige Ver- 
schiedenheiten, die hervorgehoben zu werden verdienen, weil sie 
die sorgfältigere Durcharbeitung der deutschen Veröffentlichung be- 
weisen. Die ursprüngliche geologische Karte von Mazedonien und Alt- 
serbien im Atlas vom Jahre 1903 ist im Maßstabe 1:500.000 ausgeführt 
und zeigt 23 Ausscheidungen; die Beilage zur deutschen Ausgabe im 
Maßstab 1: 750.000 weist nur 20 Ausscheidungen auf, weil in ihr die 
früher getrennten älteren und jüngeren kristallinischen Schiefer sowie 
das marine und Binnenlandneogen zusammengezogen erscheinen und 
die in Bulgarien gelegenen Juraausscheidungen entfallen, da die neuere 
Karte nur bis zur bulgarischen Grenze koloriert ist. 

Hiervon abgesehen, enthält die Karte der deutschen Ausgabe 
mehrere sachliche Anderungen gegenüber dem serbischen 
Original, welche die ganze Auffassung des geologischen Aufbaues 
mancher Gegenden wesentlich beeinflussen. 

Dies gilt vor allem von dem Gebiete nördlich vom Ljuma- und 
Sargebirge bis gegen Mitrovica und über die Mokra Gora hinaus, 
welches in der serbischen Karte von Kreideflysch, jetzt aber von 
paläozoischen Schichten eingenommen erscheint. 


!) Beiträge zur Geomorphologie Mazedoniens. Abhandl. d. k. k. Geograph, 
Gesellsch. in Wien, IV., 1902, Nr. 1. 


?) Grandlinien der Geographie und Geologie von Mazedonien und Altserbien 
nebst Beobachtungen in Thrazien, Thessalien, Epirus und Nordalbanien. I. Teil, 
(Mit 21 Bildern auf 16 Tafeln, 2 Karten, 15 Profilen auf einer Tafel und 46 Skizzen 
im Text.) Ergänzungsheft Nr. 162 zu „Petermanns Mitteilungen“. Gotha, Justus 
Perthes, 1908. 


®) Dieser III. Bd., mit 71 Profilen und Skizzen im Text, 5 Karten und 
19 Tafeln, umfaßt im serb. Original pag. 689 bis 1272. Eine Anzeige darüber wird 
demnächst in Petermanns Geograph. Mitteilungen erscheinen. 


1911 Sitzung vom 19. Dezember. F, Katzer. 389 


SW von Prizren ist in der neueren Karte ein ausgedehntes 
Kreidekalkgebiet vorhanden, umfassend das Pastrik-, Koritnik- und 
Ljumagebirge und das Westgelände des Schwarzen Drim. In der alten 
Karte sind die beiden erstggenannten Gebirgszüge als mesozoischer 
(vornehmlich triadischer) Kalk und Dolomit, das ganze übrige Terrain 
aber als Kreideflysch ausgeschieden. 

Südlich von Prizren sind in der neuen Karte drei auf paläo- 
zoischen Schichten auflagernde Schollen mesozoischer Kalke 
und Dolomite eingezeichnet, wo in der alten Karte nur eine Scholle 
paläozoischer Schichten, rundum von Kreideflysch umgeben, vor- 
handen ist. 

In der Umgebung von Istip wird das ganze Gebirge im Osten und 
Süden der Stadt, welches in der älteren Karte (und in den Profilen) als 
Trachyt ausgeschieden worden war, jetzt als Granit kartiert und im 
Kucajevo, W von Istip, erscheinen Gneis- und Granitmassen, umgeben 
von ausgedehnten, bis gegen Veles sich hinziehenden, paläogenen 
Ablagerungen, deren Terrain in der älteren Karte zum Neogen gezählt 
worden war, dessen Erstreckung im Ovle Polje zwischen Sv. Nikola 
und Istip infolgedessen gegen früher jetzt stark eingeengt erscheint. 

Die Stadt Veles liegt in der älteren Karte auf einer Insel von 
mesozoischem Kalk, jetzt aber auf paläozoischen Schichten ; 
das Neogen SW von der Stadt erscheint jetzt viel ausgedehnter als 
früher, ebenso das Neogen westlich von Kavadarce im Becken von 
Negotin, wo in der älteren Karte einige Inseln von Paläogen aus- 
geschieden waren, die jetzt weggelassen, beziehungsweise zum Neogen 
einbezogen sind. 

Nordöstlich von Pazar gegen Cigarevo und Karasuli sowie im 
Säden des Amatovosees ist jetzt in namhafter Erstreckung Neogen 
eingezeichnet, wo früher nur Diluvium vorhanden war. Das gleiche 
gilt vom Ostgestade des Golfes von Saloniki und auch N von Prilep 
erscheint jetzt etwas Neogen, wo früher nur Aluvium verzeichnet war. 
Das in der älteren Karte kristallinischen Kalken zugewiesene Gebiet 
westlich vom Polozki Manastir (SO von Prilep) wird jetzt als pa- 
läozoisch kartiert. 

Schließlich wäre zu © vijic’ geologischer Karte noch zu bemerken, 
daß an der bulgarischen Grenze einige Unstimmigkeiten mit der 
bulgarischen Darstellung der betreffenden Gegenden bestehen, 
namentlich im Dospadgebirge (NO von Nevrokop), welches Cvijie 
als aus trachytoiden Gesteinen aufgebaut auffaßt, während es in 
Bulgarien als Granitmassiv betrachtet wird). 

Auch in den Profilen, deren Anzahl (15) und Reihenfolge auf 
dem einen Beilagenblatt der deutschen Ausgabe die gleiche ist, wie 
auf den drei Blättern des, serbischen geologischen Atlas vom Jahre 
1903, erscheinen einige Anderungen durchgeführt, welche zumeist 
eine bestimmtere tektonische Vorstellung dokumentieren, als sie den 
älteren Profilen zu entnehmen war. So sind nun im Becken von 
Usküb, dann in der Ebene von Saloniki bei Gumendze und im Becken 


2) Vgl. G. Zlatarskis von G. Bontscheff vollendete und herausge- 
gebene geologische Karte Bulgariens im Maßstab 1:300.000, Blatt 2: Pestera. 1910. 


598 


390 Verhandlungen. Neal 


von Djevdjelija Uberschiebungen ausgeprägt, wo die älteren Profile 
nur eine diskordante Auflagerung der jüngeren Schichten auf der 
älteren Unterlage zeigten. Im älteren Profil vom Vardar nach Istip 
ist die paläogene Ebene von Tikves von zahlreichen Verwürfen 
durchsetzt, im neuen nicht. In mehreren Profilen, wo früher einfache 
diskordante Beckenausfüllungen gezeichnet waren, erscheinen die 
Becken (zum Beispiel von Meglen, Monastir, Resen, Ochrid) jetzt als 
von Brüchen begrenzte Senkungsfelder, was den tatsächlichen Ver- 
hältnissen besser zu entsprechen scheint. Hingegen ist der ältere 
Durchschnitt durch das Becken von Ochrid bezüglich des Gneisauf- 
bruches von Ljubaniste und bezüglich der Serpentindurchbrüche ver- 
ständlicher als das neue Profil. Ferner würde die im neuen Profil 
13 auf dem Jelenin Hissar erscheinende, über Neogenmergeln liegende 
Scholle paläozoischer Kalke, sofern überhaupt eine Überschiebung 
vorliegt, eine andere tektonische Darstellung erheischen als eine Reihe 
paralleler Brüche. Ich erwähne dies alles nur deshalb, um die 
Anderung der Auffassung, welche Cvijic seit 1903 bis 1908 vorzu- 
nehmen sich veranlaßt sah und welche die deutsche Ausgabe in ge- 
wissem Sinne über das serbische Original seines Mazedonienwerkes 
erheben, vorweg hervortreten zu lassen. 

In textlicher Beziehung folgt die deutsche Ausgabe dem serbischen 
Original ziemlich wörtlich, jedoch sind zwei größere Partien ausge- 
schaltet worden, nämlich die kartometrischen Daten von R. Dedinac 
(pag. 59—100) und die eingehende Darstellung eines anscheinend 
pliocänen Flußtales im Süden des Balkans (pag. 571—628), welche 
Cvijie inzwischen an anderem Orte veröffentlicht hat!). Auf die 
einleitenden Abschnitte des Werkes, welche die von Cvijie (und 
seinen Schülern ?) ausgeführten Forschungsreisen und die geographische 
Lage und Oberflächengestaltung des dargestellten Gebietes behandeln, 
soll in diesem, lediglich dem geologischen Inhalt des Werkes 
geltenden Referat nicht weiter eingegangen werden, aber hervor- 
gehoben sei, daß namentlich der letztere, die geographischen Be- 
ziehungen der Balkanhalbinsel und ihrer Länder, die Hauptverkehrslinien, 
die Umgrenzung und Orographie von Mazedonien und Altserbien 
sowie die Kulturzonen erörternde Abschnitt in vieler Beziehung originell 
und außerordentlich instruktiv ist. 

Die geologischen Beobachtungen werden in Cvijie 
Werke weder systematisch, was in einer vorzugsweise geographischen 
Arbeit ohnehin kaum tunlich gewesen wäre, noch in der Reihenfolge 
der ausgeführten Reiserouten, die hauptsächlich in den Umgebungen 
von Ferisovic, Kacanik, Usküb (Skoplje), Kumanovo, Kratovo, Veles, 
Istip, Prilep, Monastir, Voden, Saloniki und Serres ein ziemlich eng- 
maschiges Netz bilden, dargelegt, sondern sie sind eingegliedert in 
die Schilderung größerer geographischer Einheiten, wie Becken, Tal- 
züge, Gebirge, Gebirgsgruppen und Landschaften, was zwar den Vorteil 


!) Abhandl. der Geograph. Gesellsch. in Wien. VII. Bd., Nr. 3, 1909. 


2) Die Routenkarte im „Geoloski atlas Makedonie“ etc. vom Jahre 1903 zeigt 
auch den Anteil von Oviji@ Schülern: P.Jankovic und V.Petkovi6 an den 
Bereisungen. 


1911 Sitzung vom 19. Dezember, F. Katzer. 391 


hat, den Zusammenhang des geologischen Aufbaues mit dem geo- 
graphischen Charakter der einzelnen Gegenden deutlich hervortreten 
zu lassen, aber den Nachteil, daß dadurch der Überblick über das 
geologisch Zusammengehörige erschwert wird. Die Fülle der 
mitgeteilten Einzelbeobachtungen ist groß und darin 
liegst vom geologischen Staudpunkt der Hauptwert des 
Werkes, selbst wenn manche Auffassung und Deutung einer späteren 
Überprüfung nicht standhalten sollte. Es sei auch gleich bemerkt, 
daß einigemal der Text sich mit der Darstellung der Karte nicht in 
befriedigender Übereinstimmung befindet, was wohl zum Teil durch 
den kleinen Maßstab der Karte bewirkt sein mag, aber bei Benützung 
des Werkes beachtet werden muB. 

Es ist natürlich unmöglich, im Rahmen eines Referats den 
gesamten geologischen Inhalt des Werkes auszuschöpfen; wir müssen 
uns vielmer begnügen, Ovijie Darlegungen folgend, lediglich die nach 
unserer Meinung wichtigsten Beobachtungen und die für 
Cvijic’ Auffassung des geologischen Aufbaues des von ihm durch- 
forschten Gebietes bezeichnenden Schlußfolgerungen heraus- 
zuheben !). Von den Beobachtungstatsachen abgesehen, wird man auch 
bezüglich der meisten Erklärungsversuche und Annahmen die Auf- 
fassung des Verfassers teilen können, doch gibt es auch einiges, was 
auf allgemeine Zustimmung nicht rechnen kann. Dies gilt namentlich 
von der immer wiederkehrenden Annahme zahlreicher, von gleich- 
zeitigenHebungen benachbarter Rumpfflächen begleiteter Schollen- 
einbrüche sowie von der bis zur Finseitigkeit übertriebenen An- 
schauung, daß die Scholleneinsinkungen an Verwerfungen die alleinige 
Ursache aller Eruptionsvorgänge seien. Nur durch tektonische 
Vertikalbewegungen will Cvijic große Magmaergüsse bewirkt 
werden lassen. Deshalb fehlen angeblich in Faltengebirgen bedeutende 
Eruptivmassen oder sie stellen sich nur dort ein, wo innerhalb des 
Faltengebirges Schollensenkungen erfolgten, wie dies zum Beispiel für 
die Eruptivmasse von Viskar-Ljulin in Bulgarien gilt, die sich an ein 


1) Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß die Korrektur namentlich der ersten 
Hälfte des Werkes stellenweise die Sorgfalt vermissen läßt, welche sonst Ver- 
öffentlichungen der berühmten Verlagsanstalt auszeichnet. So zum Beispiel sind 
die Textfiguren 2 auf pag. 74 und 4 auf pag. 80 nicht richtig eingestellt und das 
Kärtchen Fig. 14 auf pag. 230 verleitet ohne Orientierungsvermerk zu Irrtümern, 
weil es mit Nord nach unten gewendet ist. — In sprachlicher Beziehung wären 
namentlich zahlreiche petrographische Angaben, die mitunter jedem Deutungsver- 
such widerstehen, zu revidieren gewesen. Absonderlichkeiten, wie die folgenden, 
hätten sicherlich vermieden werden können: „Der erwähnte Glimmerschiefer ist 
ein klastisches, einfaches Aggregat“ (pag. 61); — „Mosaik, gebildet von ausge- 
waschenen Körnern Quarz und Kaliglimmer“ (gemeint ist anscheinend lediglich 
Korrosion der Umrisse der Körner!); — „das Quarzit“ — „verblichener Biotit“ 
(pag. 62); — „trockener Überrest des Wassers“ (anstatt Abdampfrückstand, 
pag. 75); — „Marmorarten, die von grauer Marmormasse, ein Gemenge von Quarz 
und Kalkstein sind“ (pag. 77); — „Eruptivenmasse* (pag. 117, 118 usw.); — 
„Serpentin von unsichtbaren Bestandteilen“ (pag. 227); — „Diese beiden Feld- 
spatarten umfassen Schüppchen von Magnesiaglimmer und sind von rundlichen 
Körnern zernagten Quarzes durchlöchert“ (pag; 244); und vieles andere. — Möge 
dieser Hinweis bewirken, daß die zu erhoffende deutsche Ausgabe des III. Bandes von 
Cvijie' wiehtigem Werke nicht wieder durch derartige sprachliche Unachtsam- 
keiten beeinträchtigt werde 


399 Verhandlungen. Nr. 17 


Senkungsfeld zwischen gefalteten Sedimentzonen knüpft oder für die 
minder ansehnlichen Magmaergüsse, die innerhalb der ostserbischen 
Gebirgsfalten am Umbug aus der nordwestlichen Richtung in die ost- 
westliche Richtung in der Regel auftreten. In Konsequenz dieser Auf- 
fassung wird überall in Mazedonien und Altserbien, wo immer eine 
Eruptivmasse vorhanden ist oder eine Therme auftritt, auch gleich 
eine Verwerfung angenommen, wodurch mitunter Zusammenhänge 
konstruiert werden, die nur eben noch hypothetische Möglichkeiten 
darstellen. Dies fällt um so mehr auf, als Cvijie einige Eruptiv- 
stöcke als Lakkolithe auffaßt, ohne aber anscheinend zuzugestehen, 
daß sich Lakkolithe völligunabhängig von Schollenverschie- 
bungen bilden können. Bemerkenswert ist auch, daß Cvijie die 
Spalten, mit welchen er alle jungen Eruptivmassen Altserbiens und 
Mazedoniens in Verbindung bringt, schon am Ende der Kreidezeit 
und im Eocän sich zu bilden beginnen läßt, welcher Vorgang weiterhin 
seine Fortsetzung gefunden habe und am intensivsten gegen Schluß 
des Oligocäns gewesen sei, aber vielfach noch bis ins Diluvium anhielt. 
Zu den jüngsten Eruptivgesteinen Altserbiens und Mazedoniens 
zählt Cvijid auch gewisse Granite. Ich bezweifle, daß es sich da 
wirklich um echte Granite handelt, sondern möchte glauben, daß, 
wie in ähnlichen bosnischen Fällen, Granodazite vorliegen. Die 
kargen petrographischen Beschreibungen unterstützen trotz ihrer 
Unzulänglichkeit diese Deutung. 

Diese allgemeinen Bemerkungen vorausgeschickt, wollen wir nun 
aus Cvijic' inhaltreichen Schilderungen das geologisch Wich- 
tigste zusammenstellen. Seine Darlegungen beginnen mit der Umgebung 
von Usküb und schreiten von dort nach Süden und Südosten bis zum 
thessalischen Olymp und zum Golf von Orfani vor. 

Usküb (Skoplje) liegt in einem Becken, welches nach seiner 
Oberflächenplastik in zwei Teile geschieden werden kann: den nörd- 
lichen hügeligen, welcher in eine Nische des Karadagh oder Crna 
Goragebirges eingreift und den Cvijic daher als Üsküber Crna 
Gora bezeichnet, und den südlichen ebenen und sumpfigen, der 
Blato oder Blatija genannt wird. Die Gebirge, welche das Becken 
einschließen, bestehen im Norden (Crna Gora) hauptsächlich aus 
jüngeren kristallinischen Schiefern, im Westen und Süden, wo sich die 
Gletscherkare tragende Jakupica — von Oestreich irrig Begova 
senannt — zu 2530 m Seehöhe erhebt, aus vorwiegend paläozoischen 
Schiefern und mesozoischen Kalken und Dolomiten, im Osten aus 
jungen Eruptivgesteinen. Das Becken selbst wird eingenommen von 
tertiären, zumeist von Diluvium und Alluvium bedeckten Ablagerungen. 
Die kristallinischen Schiefer sind am stärksten gefaltet, minder die 
anscheinend triadischen Dolomite sowie die verkarsteten Kreidekalke 
des Breznicaplateaus SW von Usküb und noch weniger die eocänen 
oder oligocänen Nummuliten- und Orbitoidenkalke bei den Dörfern 
SopiSte und Solna S von Usküb. Das Jungtertiär, zumeist wohl Binnen- , 
laudmiocän, wahrscheinlich aber auch Pliocän, wie schon Burger- 
stein annahm, zeigt nur am Südrande des Beckens intensive Störungen, 
in der Mitte liegt es fast schwebend. Cvijid nimmt daher an, daß 
am Ende des Neogen oder im Diluvium die Hauptsenkung des Beckens 


1911 Sitzung vom 19. Dezember. F. Katzer. 393 


längs seiner alten Verwerfungen (eine überflüssige Annahme! Ref.) 
stattfand, zugleich mit einer bedeutenden Hebung der Rumpfflächen 
der Crna Gora, der Jakupica und des Karsijak (Höhenzug auf der 
rechten Vardarseite S von Usküb), welche Hebung die Zertalung dieser 
Gebirge einleitete. _ 

Im Becken von Usküb treffen sich zwei Talzüge: der eine des Amsel- 
feldes (Kosovo) und des Lepenactlusses (unterhalb dessen Einmün- 
dung in den Vardar Usküb liegt), welcher dem dinarischen Streichen 
SO—NW entspricht; und der zweite von Presevo-Kumanovo, welcher 
eine meridionale Richtung einhält. Diese letztere Tiefenlinie 
ist von besonderer Bedeutung: sie ist ein Teil der zentralen 
Hauptverwerfungszone der Balkanhalbinsel, wejche in 
Serbien das Moravatal, in Mazedonien das Vardartal bis Saloniki 
begleitet und dann weiter nach Südosten gegen Santorin zieht, während 
sie sich nordwärts in das ungarische Tiefland fortsetzt. Es ist die 
Zone der zahlreichsten Senkungsfelder der Balkan- 
halbinsel und des Hauptzuges jungeruptiver, vorzugsSs- 
weise trachytischer Massenergüsse, welche im Rudnik- 
gebirge in Serbien beginnen und sich dann in südlicher Richtung über 
den Kopaonik und die Gebirge von Vranja, Kratovo, Morichovo, Djev- 
djelija und Voden bis zur Senke von Saloniki verfolgen lassen. Es ist 
auch die Zone der meisten Thermen und Erzgänge. Ein 
zweiter analoger, jedoch westöstlicher Zug junger Ergußgesteine 
begleitet die Südseite des Balkan in Bulgarien von der Ljuljin planina 
über die Srednja Gora bis Burgas. Cvijie hält es für zweifellos, 
daß diese beiden Züge von Fruptivmassen jene Gebiete der Balkan- 
halbinsel bezeichnen, in welchen „im Oligoneogen die stärksten senk- 
rechten tektonischen Bewegungen stattfanden“. 

Zu dem meridionalen Verwerfungssystem gehört nach CvijJic 
auch die Hauptspalte der 31° bis 44° © warmen Thermen von Kat- 
lanovo, welche am Südostrande des Beckens von Usküb, knapp am 
rechten Ufer der P£inja, aus dichtem (paläozoischem) Kalk entspringen, 
sowie die Austrittsspalte der 88° C heißen Schwefelquelle Vranjska 
Banja. 

In der südlichen Partie des Talzuges Presevo-Kumanovo, genannt 
Duga Njiva, liegt auf kristallinischen Kalken und Schiefern, die mit 
jenen des Karadagh von Usküb in Verbindung stehen, Binnenland- 
neogen, bedeckt von diluvialen Schottern und Lehmen. Im Osten 
wird der Talzug vom Plateau von Nagoricino begrenzt, dessen Grund- 
gebirge ebenfalls von kristallinischen Schiefern, Kalk und Marmor 
gebildet wird, auf welchem eine Reihe von Platten von Basalt (nach 
Zujovid Olivin-Leueitit) aufgesetzt sind. Dieser Basalt hat sich 
nach Cvijic am Ende des Neogens oder im Quartärbeginn längs 
einer meridionalen Verwerfung ergossen. Es sind keine Kraterformen 
vorhanden, außer vielleicht beim Kloster Zabel, wo einige Basalt- 
kuppen in der Form eines Kraters angeordnet sind, auf dessen Grunde 
das Kloster liegt. 

Die meridionale Richtung des Talzuges von PreSevo-Kumanovo 
steht nach Cvijic mit Hebungen und Senkungen oligoneogenen Alters 
in Verbindung, und zwar sei der östliche, vom Rujangebirge gebildete 


394 Verhandlungen. Nr. 17 


Rand längs meridionaler Verwerfungen abgesunken, die westliche Urna 
Gora (Karadagh) aber gehoben worden. Das Auftreten von trachy- 
tischen Gesteinen bei den Dörfern Sopot und Samoljiea nimmt Cvijic 
als Beweis des Vorhandenseins der supponierten Verwerfungen an und 
die Senkung des Rujanflügels hält er durch die 800 bis 900 m be- 
tragende Höhendifferenz zwischen ihm und dem Karadagh, da beide 
aus den gleichen kristallinischen Gesteinen bestehen, für ausreichend 
begründet. 

Östlich von der Peinja beginnt bei Mlado-Nagoricino ein aus- 
gedehntes, in ostwestlicher Richtung 40 bis 50 km langes, in südnörd- 
licher rund 30 km breites Eruptivgebiet, welches wohl nächst 
den Trachytergüssen des Rhodopemassivs das größte jungeruptive 
Gebirge der Balkanhalbinsel ist. Es besteht wesentlich aus Andesiten 
und verwandten Gesteinen mit zugehörigen Tuffen. Der 
Abschnitt zwischen der P&inja und der aus dem Osogovgebirge an der 
bulgarischen Grenze kommenden Kriva Reka gliedert sich in zwei 
Teile: den größeren westlichen, genannt Sredorek und den kleineren 
östlichen, genannt Sracin (in der Karte irrig Stracin), die beide im 
Norden von dem alten kristallinischen Kozjakgebirge begrenzt 
werden, welches Cvijic für eine stark abgetragene gehobene Rumpf- 
fläche erklärt. Der südliche Abschnitt, in der weiteren Umgebung 
von Kratovo und Zletovo, bildet eine eigene Gebirgsgruppe, die durch 
teilweise gut erhaltene Kraterformen ausgezeichnet ist, wie 
den aus Rhyolith- und Dazittuffen bestehenden Randkrater von Kra- 
tovo, zwei wahrscheinliche Krater im Biotit-Augitandesit beim Dorfe 
Sopsko Rudare, den halbzerstörten, völlig dem Zentralkrater des 
Atna gleichenden Andesitkrater von Lesnovo und die aus magnetitreichen 
Tuff- und Lavalagen bestehenden beiden Kuppen Volujak und Dra& 
beim Dorfe Plesince, die trotz der teilweisen Zerrüttung lebhaft an 
die älteren parasitären Atnakrater erinnern sollen. Die Eruptionen 
im Gebiete von Kratovo-Zletovo sind nach Cvijic in verschie- 
denen Zeiten von derKreide bis ins Diluvium erfolgt und 
er glaubt, daß die alten Spalten sich nach der Anordnung der Kegel 
erkennen lassen und eine ziemlich ostwestliche, etwas nach NO 
abgelenkte Richtung einhalten. Das gleiche Streichen zeigen die 
namentlich bei Kratovo (Silber, Blei) und im Flußgebiete der Ru- 
darska Reka bei Zletovo auftretenden Erzgänge (Blei, Mangan, 
Eisen !. Die jüngeren Hauptspalten sind fast südnördlich und 
außerdem gibt es noch Nebenspalten verschiedener anderer Richtungen. 
Auf allen seien Magmaergüsse erfolgt, die — vorausgesetzt, daß die 
petrographischen Bestimmungen zutreffen (vergleiche oben!) — von 
recht verschiedener Beschaffenheit sind. Die Basalte von NagoriCino, 
von welchen es merkwürdig ist, daß sie keine Kegel, sondern zumeist 
Decken bilden, betrachtet Cvijie, wie erwähnt, für die jüngsten 
(diluvialen?) Gesteine; noch jünger vielleicht sollen die obersten 
schichtigen Andesittuffe des Dugi Hrid sein, die „in ihrem Aussehen 


') Über die in Cviji6’ Werke erwähnten nutzbaren Lagerstätten 
habe ich in der „Österr. Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen“, 1909, Nr. 39, 
berichtet. 


1911 Sitzung vom 19. Dezember. F. Katzer. 395 


von alter vulkanischer Asche und ebensolchem vulkanischen Sande 
an der Ätna und dem Vesuv nicht zu unterscheiden sind.“ Im all- 
gemeinen älter, und zwar hauptsächlich jungoligoeän, seien die mehr 
massigen Andesite, Dazite mit Propylit und Rhyolithe. Bei Makres und 
am Bukovacgipfel, auf dessen Südseite ein mächtiger Bleiglanzgang 
aufsetzt, vorkommender Granit und Pegmatit sowie in der Nähe 
des Klosters Sv. Pantelija bei Rudare auftretender Porphyr und 
Porphyrtuff müßten nach Cvijic’ allerdings etwas unbestimmten 
Angaben darüber eigentlich Jünger sein, denn diese Gesteine sollen 
zwischen Andesittuffe und Andesitströme „eingeschlossen“ sein, was 
wohl besagen will, daß sie die Andesite durchbrechen. Auf eine 
gewisse Zusammengehörigkeit der angeblichen Porphyre mit den jung- 
eruptiven Massengesteinen deutet auch der Umstand, daß unterhalb 
Sv. Pantelija kristallinische Schiefer von Andesit- und Porphyrgängen 
durchsetzt und am Kontakt stark metamorphosiert werden. 

Die schwierige Rekonstruktion der Krater hat CGvijic auf 
Grund des Vergleiches mit den vulkanischen Gebieten Italiens ver- 
sucht. Viele Kegel werden als Stratovulkane mit periklinaler An- 
ordnung von Lavaströmen, Asche und Lapilli gedeutet. Auf Solfataren- 
tätigkeit führt Cvijic die Entstehung der mächtigen Schwefelgänge 
auf der SW-Seite der Korija und PleSsincee und an der Vrla Draka 
im Tale der PoviSnica zurück. 

An dieses große Eruptivgebiet schließt sich im Süden die Senke 
des Ovde Polje und seiner Ausläufer an, worauf noch weiter süd- 
lich, vom Ovöe Polje durch die höheren Landschaften von Istip und 
Veles getrennt, die Poljen an der Lakavica und von Tikves 
(Kavadarce) folgen. Cvijic faßt alle diese Poljen zusammen mit dem 
Becken von Usküb als in der Hauptverwerfungszone der Balkanhalb- 
insel gelegenen alten Graben auf, der nordwärts über die Klamm 
von Kacanik in das Amselfeld (Kosovo Polje) und südwärts im Vardar- 
gebiete bis Saloniki fortsetze. Allein weder die Karte und die Profile, 
noch der Text liefern zwingende Beweise für den tatsächlichen Be- 
stand eines einheitlichen tektonischen Grabens, so daß 
diese Vorstellung Cvijic’ jedenfalls noch eine nähere Begründung 
erheischt. Cvijic glaubt, die erste Anlage dieses „großen zentralen 
Grabens der Balkanhalbinsel“ müßte alt sein, weil die in den Poljen 
vorhandenen Ablagerungen von Binnenlandneogen zum großen Teil 
schwebend lagern. Auch auf dem Andesit der nordöstlichen Umran- 
dung des Ovte Polje liegt das Neogen horizontal, so daß der von 
den Andesitergüssen begleitete Einbruch des Polje vor dem Neogen 
erfolgt sein müsse, ja Cvijic hält es sogar für möglich, daß der 
Graben schon vor dem Paläogen bestanden und dieses, 
welches um Istip und südöstlich von Veles große Erstreckungen ein- 
nimmt, sich darin abgelagert haben könnte. Das Paläogen ge- 
hört vorzugsweise den mitteloligocänen Castell Gombertoschichten an, 
doch ist es nach den, von P.S. Pavlovic durchgeführten Fossilien- 
bestimmungen möglich, daß namentlich im Bregalnica- und Azmak- 
gebiete auch Priabona- und ältere Eocänschichten vertreten sein 
könnten. Da nun die Cast. Gombertoschichten in Schollen zerlegt und 
verworfen sind, so müssen die Haupteinbrüche zwischen Mitteloligocän 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1911, Nr. 17. Verhandlungen. 60 


396 Verhandlungen. Nr. 17 


und Neogen, also am Ende des Oligocän erfolgt sein. Dann 
erst hätten sich in dem großen „Graben“ neogene (pliocäne?) 
Seen gebildet, von welchen jener des OvGe Polje bis ins Quartär 
bestand, so daß erst seit seinem im Diluvium erfolgten Abfluß die 
Zertalung der Beckenmitte beginnen konnte. Die Neogenschichten 
im Becken von Usküb und im Ovce Polje hält Cvijie für Ablage- 
rungen eines einzigen ursprünglichen Sees. Da gegenwärtig aber 
das Ovte Polje 100 bis 160 m höher liegt als das Becken von Usküb, 
so nimmt er an, daß entweder das Ovie Polje um diese Stufenhöhe 
an Verwerfungen gehoben oder aber das Becken von Usküb um eben- 
soviel in die Tiefe verworfen worden sei. Einen Beweis für das 
gleiche Alter des Neogens in den beiden Becken bringt Cvijic 
jedoch nicht bei, so daß die Annahme des ursprünglichen Zusammen- 
hanges der Becken vorläufig noch recht unsicher ist, was natürlich 
auch von den daran geknüpften Schlußfolgerungen gilt. Die suppo- 
nierte tektonische Trennung der beiden Becken verlegt Cvijie in 
den Quartärbeginn. Die Klammen der Pöinja, des Vardar, der 
Rudnicka Reka usw. seien später entstanden; hingegen sei das Tal 
der Lakavica, in welchem Binnenlandneogen auftritt, von der Tres- 
kavacklamm abwärts, schon vor dem Neogen vorhanden gewesen. 
Cvijie hält eben (nach meiner Meinung mit Unrecht) daran fest, 
daß die Binnenlandneogenablagerungen in ihrer jetzigen Lage und 
in ihrem heutigen Umfang den Seen entsprechen, in welchen sie 
entstanden sind. 

In die Zeit des Haupteinbruches der Poljen, also in das Ende 
des Oligocän, verlegt Cvijic auch den Ausbruch der Granit- 
massen des Bogoslovacberges im Ku&ajevogebirge und 
der Gegend von Istip, deren Eruption eben durch die jung- 
oligocänen tektonischen Vorgänge bewirkt worden sei. Am Bogoslovac 
sieht man „Granit durch mitteloligocäne Sandsteine und Tonkalke 
gedrungen, die infolgedessen stark metamorphosiert, von bläulicher 
und roter Farbe, stellenweise gebacken (gesintert? Ref.) erscheinen“. 
Es handelt sich um einen Granitlakkolithen, der nur bei Delisince 
mit kristallinischen Schiefern und Marmor, sonst aber rundum mit 
mitteloligoeänen Schichten in Berührung stehe und Jjungoligocänen 
Alters sein müsse, weil benachbarte neogene Ablagerungen nicht 
metamorphosiert seien und die mitteloligocänen Schichten keine Granit- 
geschiebe enthalten. Etwas weniger bestimmt äußert sich Ovijie 
über das Alter des Granits von Istip, welcher, rundum von -paläogenen 
Schichten umhüllt, ebenfalls den Eindruck eines durch Erosion teil- 
weise bloßgelegten Lakkolithen macht. Da das Paläogen stark meta- 
morphosiert ist, muß der Granit jünger sein und dürfte wahrscheinlich 
ebenso dem Oberoligocän angehören wie jener vom Bogoslovac. 
Ich möchte glauben, wie ich schon oben bemerkte, daß nicht echter 
Granit, sondern Granodazit vorliegt. Die Bregalnica ist in den 
Lakkolithen eingefurcht. Unterhalb Istip kommen auf ihrem rechten 
Ufer fünf Schwefelthermen (50° C) zutage. Sie entspringen dem frag- 
lichen Granit, „der in Quarzit übergeht“. Die eigentliche, 54—55° C 
warme Therme von Istip, das Kezevica genannte Neubad, befindet 
sich aber flußabwärts am Ausgang der Bregalnicaklamm. Diese Therme 


1911 Sitzung vom 19. Dezember. F. Katzer. 397 


entspringt auf einer NW—SO, fast senkrecht zur ersteren Quellen- 
reihe verlaufenden Kluft. 

Cvijie läßt in seinem Werke dem Abschnitt über die Gegend 
von Istip die Schilderung der an das Ovte Polje östlich angrenzenden 
Gebiete folgen. Da er aber zum großen „zentralen Graben der Balkan- 
halbinsel“, wie oben bemerkt wurde, auch die südlich vom ÖOvce 
Polje gelegenen Gebiete von Veles (Köprülü) und TikveS einbezieht, 
so wollen wir der Übersichtlichkeit wegen über das geologisch 
Wichtige, was er hierüber mitteilt, gleich hier anschließend refe- 
rieren. 

Das Ovce Polje hängt südwestlich durch die Erweiterung des 
Vardartales bei BaSino Selo mit dem von den Flüssen Topolka, Babuna 
und Izvoreica durchströmten Becken der Hasgegend zusammen. 
Dieses wird im Süden und Südosten durch das kristallinische Babuna- 
gebirge und den vorzugsweise dem Paläozoikum angehörigen Berg- 
zug: Kozjak, Popadija und Klepa von der ausgedehnten Niederung 
Prilep-Monastir und von dem Becken des Rajäc getrennt, 
welches den westlichsten Ausläufer des großen Beckens von 
TikvesS bildet. Zwischen der Senke von Prilep und dem Rajactal 
erhebt sich der breite Sattel von Pletvar. Den in allen drei genannten 
Becken auftretenden Neogenbildungen schreibt Cvijic@ pliocänes 
Alter zu (paläontologische Belege fehlen!) und nimmt an, daß in 
dem einstmals ein einziger See gewesenen Becken von Usküp, Ovde 
Polje und Has, die Wasseroberfläche sukzessive eingeschrumpft sei, 
wobei sich die Wasserbedeckung im Hasbecken am längsten 
erhalten habe, weil es zwischen höheren Gebirgen liegt, wo mehr 
Niederschläge fallen und es auch wasserreichere Zuflüsse erhielt. 
Deshalb sei der Hassee möglicherweise erst am Ende des 
Diluviums oder noch später trocken geworden. Das Becken 
wird hauptsächlich von mächtigen, bis gegen Veles anhaltenden Sand- 
und Schotterablagerungen eingenommen, die nach Cvijic Annahme 
eher diluvialen als pliocänen Alters sein müßten. 

Die Neogenbecken am RajecfluB und von Tikves sind nach 
Cvijic lange Zeit ebenfalls ein einziger See gewesen, weil die 
Liegendstufe des Pliocäns(?) in beiden Beckenteilen petrographisch 
gleich entwickelt ist, nämlich aus Konglomeraten und Sanden besteht, 
die zum Teil durch Kalksinter verzementiert sind. Der Seeabschnitt 
von Tikves sei aber früher abgeflossen, oder doch vom Rajacsee ab- 
getrennt worden, weshalb auch in diesem letzteren, namentlich ober- 
halb des beim Dorfe Faris tief in ihn hineinragenden Gebirgsriegels, 
der aus flyschartigen, aber vom Paläozoikum schwer zu trennenden 
Gesteinen aufgebaut ist, das jüngere Pliocän einen eigenen petro- 
graphischen Charakter annehmen konnte. Es besteht im Hangenden 
der Sande aus eisenschüssigen Kalktuffen und darüberlagernden 
Süßwasserkalken von zusammen über 100 m Mächtigkeit. In diese 
fast horizontalen, nur selten etwas geneigten Schichten hat sich der 
Rajacfluß sein kahonartiges, 50—60, stellenweise bis gegen 100 m 
tiefes Tal eingefurcht und dabei auch den Grundgebirgsriegel von 
FariS durchschnitten. Wenn auch das Rajacbecken länger unter Wasser- 
bedeckung stand als das Tikvesbecken, so erfolgte seine Trocken- 

60* 


398 Verhandlungen. Nr en 


legung etwa gegen Ende des Neogens doch viel früher als der Abfluß 
des Hassees. 

Das diese Becken umgebende Gebirge SundSO von Veles 
sowie auch der Pletvarsattel bestehen vorzugsweise aus meta- 
morphen halbkristallinischen Gesteinen mit aufgelagerten flyschartigen 
Bildungen und jungpaläogenen Ablagerungen. Bezüglich der ersteren, 
speziell jener der Vardarklamm von Veles, die im Habitus zwar 
gewissen paläozoischen Schichten der Balkanhalbinsel gleichen und 
daher auch als paläozoisch kartiert wurden, spricht Cvijie die, wie 
mir scheint, sehr begründete Vermutung aus, daß sie wenigstens zum 
Teil mesozoisch sein könnten. Weniger plausibel ist der weitere 
Hinweis Ovijie, dab sie vielleicht ortsfremd sein und aus dem 
Treskagebiet (SW von Üsküb) über die paläozoische Masse 
der Jakupica hierher überschoben worden sein könnten. 

Das Paläogen auf der Südseite des Ovte Polje, 
namentlich im Azmaktale und im Vardartale unterhalb der Babuna- 
mündung. ist von besonderem Interesse. Im Azmakgebiet im Vorlande 
des Kutajevogebirges, beziehungsweise des Granitlakkolithen des 
Bogoslovac, herrschen vorzugsweise jungpaläogene Sandsteine mit 
fossilreichen Mergeleinschaltungen. Aus diesen Schichten zwischen dem 
Krivi Do und dem Wachtturm beim Dorfe Hadrifakli stammen einige 
wenige, von P. Oppenheim bestimmte Fossilien (Gombertoschichten). 
Eine reichere Ausbeute an Versteinerungen wurde im Azmaktale 
zwischen den Dörfern Oosolar und Jagmurlar gemacht. Nach den Be- 
stimmungen von P. S. Pavlovie handelt es sich um Arten der 
Gomberto-, Priabona- und eventuell noch tieferer Eocänschichten. Im 
Vardartale bilden das Liegende des Paläogens bei der Presveta an 
der Babunamündung etwa 120 m mächtige, nach SW einfallende, grobe 
Konglomerate, die Cvijic als das Delta des paläogenen Vorläufers 
des Babunaflusses deutet. Auf diesem Konglomerat liegen bläuliche, 
mürbe, eisenschüssige, rot verwitternde Sandsteine, grünlicher Mergel- 
kalk und Ton, graue tonige Schiefersandsteine und gelbliche Glimmer- 
sandsteine, welchen Nester von teilweise mergeligem Korallenkalk 
eingeschaltet sind. Hieraus gewann Cvijic in der Strecke von der 
Presveta zum Uzun-Bair zahlreiche Fossilien, die P. Oppenheim 
als typischen Priabonaschichten (in seiner Fassung) angehörig be- 
stimmte !), weshalb Ovijie die ganze Schichtenreihe zum Oligocän 
stellt. Sie liegt auf dem stark gefalteten Grundgebirge diskordant 
auf und ist selbst, gestört, aber weniger durch Faltung als durch 
Verwerfungen und Überschiebungen. Es bestand somit in dieser Gegend 
vor der Oligocänzeit schon ein Faltengebirge. Von diesem kam im 
Obereocän, zu Beginn des Priabonien, der Fluß herab, welcher das 
paläogene Delta an der Babunamündung ablagerte, was aber nicht 
möglich gewesen wäre, wenn die Senke von Tikve$ nicht schon damals 
') Vergl. P. Oppenheim, Neue Beiträge zur Geologie und Paläontologie 
der Balkanhalbinsel. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 58, 1906, pag. 109, insbesondere 
pag. 149 ff. — Cvijid gibt pag. 196 ein (leider durch zahlreiche Druckfehler ver- 
unstaltetes) Verzeichnis der bei der Presveta gesammelten Versteinerungen, das 


aber nicht alle Arten enthält, welche von Oppenheim (der die Lokalität Pre&ista 
nennt) in seiner Arbeit namhaft gemacht werden. 


1911 Sitzung vom 19. Dezember. F. Katzer. 399 


wenigstens zum Teil bestanden hätte. Cvijiec sieht hierin den Beweis 
dafür, daß die Scholleneinbrüche dieses Gebietes schon vor dem 
Oligocän begannen und sich dann weiter bis zur Ablagerung des 
Neogen in den Becken von Tikves, Rajac und Has fortsetzten. 

Wenn wir uns nun dem Landstrich östlich vom Ovte 
Polje zuwenden, so gelangen wir zunächst am Bregalnicaflusse auf- 
wärts in das Einbruchbecken von Kocane, welches teils von 
kristallinischemGebirge, teils von paläogenen Ablagerungen 
und von Andesit umrandet wird. Da sowohl bei Kocane vom Stara- 
flusse bis zum Dorfe Orizar, als am gegenüberliegenden Poljenrande 
unter der Plackovica Geschiebemassen auftreten, ergibt sich 
daraus, daß das Becken in eine Erosionsfläche eingesenkt ist, die 
Cvijic mit den Verebnungsflächen an den bosnisch-herzegowinischen 
Poljen vergleicht, ohne sich aber über ihr Alter näher zu äußern. 
Die kristallinischen Schiefer sind meist stark gestört und steil auf- 
gerichtet und das darauf in Schollen zwischen höheren Graten dis- 
kordant lagernde, vornehmlich aus mergeligen Korallenkalken mit 
grünlichen und rötlichen Eruptivtuffen im Hangenden bestehende 
Paläogen ist ebenfalls mehr oder weniger gestört. Daß es wesentlich 
vom Alter der Gombertoschichten ist, wurde durch P. Oppenheims 
Bestimmungen der beim Dorfe Bela von Cvijid@ gesammelten Fauna 
erwiesen !), Bemerkenswert ist, daß im Gelände vom Hügel Orae bis 
Bela auf dem Oligocän zahlreiche Basaltgeschiebe verstreut gefunden 
werden, welche es wahrscheinlich machen, daß hier irgendwo Basalt 
ansteht. NO von Kodane, am Rande des Beckens, bricht aus Andesit 
die Schwefeltherme Kodanska Banja auf einer nordöstlich streichenden 
Kluft hervor. In dieser Richtung erstreckte sich auch das große Erd- 
beben vom Jahre 1904, unter welchem das Dorf Banja viel mehr 
gelitten hat, als die sonstigen Ortschaften dieser Gegend. 


Südöstlich vom Becken von Kocane erheben sich die Gebirge 
von MaleS, welche sich von hier bis zur bulgarischen Grenze er- 
strecken. Sie sind von verschiedener orographischer Beschaffenheit 
und führen verschiedene Namen. Die wichtigsten sind die Obozna 
mit dem Golak, die Mamutlija und die Pla&kovica. Sie bestehen 
wesentlich aus kristallinischen Schiefern und Granit und „zeichnen 
sich durch eine ausgedehnte, gehobene alte Rumpffläche aus“, in 
welche an der oberen Bregalnica zwei kleine Becken: Males und 
Pijanac eingesenkt sind. In der Obozna sind die im allgemeinen süd- 
nördlich streichenden kristallinischen Schiefer stark gestört und Peg- 
matite sind hier weit verbreitet. Die Mamutlija ist eine wesentlich 
aus Gneis aufgebaute. etwas tiefere Rumpffläche als die Obozna und 
Plackovica. Die letztere besteht ebenfalls hauptsächlich aus kristal- 
linischen Schiefern, die beim Dorfe RakliSte kristallinische Kalke 
eingeschaltet enthalten, und nur im östlichen Teil aus Granit. Die 
Becken von MaleS und Pijanac lassen sich nach ihrer Plastik 


1) Vergl. Zentralblatt f. Mineralogie etc. 1902, pag. 276. — Die Angabe 
Oppenheims, daß eine Anzahl der Fossilien von Orizare stamme, beruht auf 
einem Irrtum, da Cvijic ausdrücklich betont, daß um dieses Dorfherum nirgends 
oligocäne Schichten auftreten. 


400 Verhandlungen. Nr. 


in drei Partien gliedern: die kristallinischen Rumpfflächen, in welche 
sie eingesenkt sind, das sandige Neogen, welches sie in Plattenform 
ausfüllt und die ebene alluviale Beckensohle. 

Nördlich und nordwestlich vom Pijanac erhebt sich das bulgarische 
Grenzgebirge Osogov, eine der größten Gebirgsgruppen der Balkan- 
halbinsel. Es besteht wesentlich aus Gneis, Hornblendeschiefern und 
älteren Phylliten, die stellenweise von jungen Eruptivgesteinen 
(Zlatarski bezeichnet sie in Bulgarien als Quarzporphyr!) 
durchbrochen werden. Auch jüngere Phyllite sind vorhanden, die 
vielleicht paläozoisch sind. In dem Gebirge wurde in früheren Zeiten 
lebhafter Bergbau auf Gold, Silber, Kupfer, Blei und Eisen betrieben ; 
die bulgarische Seite des hohen Rujan scheint besonders erzreich 
zu sein. f 

Südlich von der Plackovica und dem kristallinischen OgraZden- 
gebirge erscheint, zwischen diese und das Plaus- und das Belasiea- 
gebirge eingesenkt, eine Reihe im Zusammenhang stehender Becken. 
Das westlichste und nördlichste davonistdas Becken vonRadoviste, 
woran sich dann südöstlich, beziehungsweise östlich anschließen: die 
Becken von Strumica, von Petri@ und von Melnik. Dieses 
letztere wird fast ganz von Neogenablagerungen eingenommen und im 
Becken von Radoviste bildet das Neogen wenigstens schmale Rand- 
zonen. In den Becken von Strumica und Petric hingegen fehlt es 
nach P. Jankovicd gänzlich und es finden sich darin bloß diluviale 
Ablagerungen. Deshalb nimmt Jankovic an, daß die Entstehung 
dieser beidenBecken wahrscheinlich postneogensei. Sie 
sind aber keine bloßen Erosionsgebilde, sondern sind tektonischen 
Ursprungs und stehen im Zusammenhang mit der großen ostwestlichen 
Verwerfung, welche den Belasicakamm im Norden begrenzt. An dieser 
Bruchlinie liegt auch die anscheinend stärkste Thermalquelle 
Mazedoniens, nämlich die 750 © heiße Schwefeltherme Banja 
unter der Tece basa-Kuppe, die aus biotitreichem, von Aplitadern 
durchschwärmten Amphibolschiefer entspringt. Hornblendegesteine sind 
in diesem Gebiete unter den kristallinischen Schiefern überhaupt vor- 
herrschend. Aus ihnen besteht in der Hauptsache auch der westliche 
Ausläufer der Belasica, welcher PlauS heißt (und nicht Blagusa 
planina, unter welchem Namen er zuweilen gemeint ist), wo aber 
auch kristallinische Kalke recht verbreitet sind. 

Das östlich von der Struma, zwischen ihr und der Mesta, auf- 
ragende Piringebirge (türkisch Perimdagh) wurde ebenfalls von 
P. Jankovic erforscht. Es bildet ein wichtiges Glied der Rhodope- 
masse, des ältesten Gebirgssystems der Balkanhalbinsel, und besteht 
in seinem, im Jel-Tepe (Hirschenberg) zu 2681 m Seehöhe ansteigenden 
höchsten Abschnitt aus Granit, dem kristallinische Schiefer und auf 
der Ostseite kristallinische Kalke angelagert sind. Cvijic bezeichnet 
den Pirin als einen fast S—N streichenden, von den Senkungsfeldern 
der Struma und der Mesta begrenzten Horst. Auf seiner Nordost- 
seite war dieses Gebirge überaus stark vergletschert und gla- 
ziale Ablagerungen sind bis in das Mestatal verbreitet. Die Quell- 
bäche der Mesta vereinigen sich in einem geräumigen Becken, ge- 
nannt Razlog. Obwohl ausgefüllt mit fluvioglazialen Schottern, soll 


1911 Sitzung vom 19, Dezember. F. Katzer. 401 


es ein tektonisches Senkungsfeld sein und durch die gleichen Ver- 
werfungen, wie dieses Becken, sei auch das weiter südlich gelegene, 
von neogenen Ablagerungen eingenommene, ebenfalls von der Mesta 
durchströmte Polje von Nevrokop vorgezeichnet worden. Diese 
Annahme Cvijic’ erscheint aber insofern wenig überzeugend, als 
gerade in diesem Polje sich sehr bedeutende postneogone Störungen 
dadurch dokumentieren, daß auf seiner Westseite die Neogenschichten 
gleich steil aufgerichtet sind, wie die kristallinischen Schiefer. Es 
liegt somit zweifellos eine etwa im Diluvium erfolgte Einsenkung der 
Neogenscholle von Nevrokop in die archäische Unterlage vor, aber 
der Umfang des ursprünglichen Neogenbeckens braucht 
durchaus nicht durch die Mestabrüche vorgezeichnet 
sewesen zu sein. 


Von besonderem Interesse sind Cvijie’ Mitteilungen über das 
bisher wenig bekannte große Gebiet im Süden von Tikves, in welchem 
die beiden Becken von Morichovo und von Meglen gelegen 
sind. Morichovo, dessen durchschnittliche Seehöhe 1000 m beträgt, 
ist das höchstgelegene Becken Mazedoniens und Altserbiens. Es 
zieht vom Poloski Manastir (Kloster) am Crnaflusse aufwärts gegen 
Südwesten bis zur Klamm Sko£ivirska Klisura, welche in die große 
Senke von Monastir (Bitolj) hınüberführt. Es ist ein Senkungsfeld, 
jedoch ohne ebenen Boden, sondern nur mit unregelmäßigen Tal- 
weitungen zwischen breiten Rücken und Kuppen, etwa vergleichbar 
der montenegrinisch-herzegowinischen Grenzlandschaft Povrs. Es wird 
rundum umgeben von höheren Gebirgen, worunter die Selacka 
Planina westlich und die Gebirge von Morichovo -Meglen 
östlich von der Crna die wichtigsten sind. Die letzteren umfassen 
einige sehr ansehnliche Bergrücken und Grate, so im Süden das Nice- 
massiv (in der Karte NidZe) mit dem 2525 m hohen Kajmak-Calan !) 
und weiter nordöstlich den Dobropoljegipfel (zirka 1700 m), den 
Kozuf und die Dudica (2180 m). Das ganze Gebirge von Morichovo- 
Meglen wird auf allen Seiten von Brüchen begrenzt und ist somit 
nach Cvijic als ein Horst aufzufassen, der zu den größten Gebirgs- 
massen des mittleren Teiles der Balkanhalbinsel gehört. Er wird 
ringsum von Becken umgeben: im Westen von der großen Senke von 
Monastir, im Norden von den Becken von Tikves und Rajac, im Osten 
von der Klamm und den Becken des Vardars und im Süden vom 
Saridjol und dem Becken von Meglen. In seiner Mitte aber ist das 
Senkungsfeld Morichovo eingetieft. In dessen oberem (südlichem) Ab- 
schnitt) herrschen nach Griesbach und Oestreich vorzugsweise 
sranatführende Glimmerschiefer und Gneis, die auch die Selacka 
planina und das Nicemassiv aufbauen. Der untere (nördliche) Ab- 
schnitt besteht fast nur aus Schiefern mit Einlagerungen von Marmor 
und Dolomit, die für paläozoisch gehalten werden, ferner aus 
bunten Schiefern und dichten Kalken, die möglicherweise zum Teil 
triadisch, hauptsächlich aber kretazisch sind, wie insbesondere 


!) In der geologischen Karte findet man zumeist andere (allerdings unbe- 
nannte) Höhen eingetragen als im Text angeführt werden. Diese letzteren stimmen 
größtenteils mit den Koten der österreichischen Karte (1:200.000) überein. 


402 Verhandlungen. Nr. 17 


auch die Kalke des Kozuf und der Dudica, in welchen Oestreich 
Radiolithen fand. Im Quellgebiete der Blascica, des vom KozZuf kom- 
menden wasserreichsten Zuflusses der CUrna, sind intensiv gefaltete 
Tonschiefer und körnige Kalke verbreitet, in welchen am Abstieg vom 
Preslap-Sattel zum Dorfe Rozden, in dessen Nähe sich der bekannte 
ArsenerzbergbauAlschar befindet, ein mächtiger Serpentingang 
(?Cvijie sagt: Ader) aufsetzt. Diese Schichtenreihe kann paläozoisch 
oder mesozoisch sein. Unmittelbar bei Rozden (nach der Karte ober- 
halb, nach dem Text unterhalb) ist eine Binnenlandneogenablagerung 
von geringem Umfang vorhanden, von welcher Cvijic annimmt, daß 
sie sich in einem kleinen See gebildet habe, welcher im Diluvium 
abfloß. Sehr weit verbreitet sind sowohl im mittleren Morichovo, wo 
sie ein Plateau bilden und in zahlreichen SW-—-NO streichenden 
Gängen auftreten, als im östlichen Randgebirge jungeruptive Massen- 
gesteine, hauptsächlich wohl Andesite (Ovijic erwähnt Propylit und 
Propylittuff), die jünger als die Kreidekalke des Kozuf, die von ihnen 
durchbrochen werden, aber älter als das Neogen von Tikves sind, an 
dessen Konglomeraten sich reichlich Gerölle dieser Gesteine beteiligen. 
Die scharfen kegelförmigen Bergformen, besonders bei Alschar, 
sprechen für jüngeres Alter der Massenergüsse, die zwei Hauptver- 
breitungsgebiete besitzen: jenes von Morichovo im Südwesten und jenes 
von Vita@ im Nordosten. Die Gänge zwischen RoZden und Zborsko 
sind zum ersteren zu zählen. Bei Alschar durchbrechen sie paläo- 
zoischen Dolomit und am Kontakt treten zumeist die Arsenerze (Re- 
algar, Auripigment) und Antimonit auf. 

Im Südosten stürzt das Gebirge von Morichovo-Meglen in steilen 
Wänden zum Becken von Meglen (türkisch Karadzova) ab. Im 
Osten wird dasselbe von den Ausläufern des Pajak-Gebirges und 
im Süden von dem hauptsächlich aus Rhyolithtuffen bestehenden Ge- 
birge des BozadZi-burun begrenzt, welches zwar niedriger und 
von Tälern durchbrochen ist, aber doch mit den hohen nördlichen 
Gebirgen zusammen das Becken so vollkommen umschließt, daß es 
schwer zugänglich ist und daher bis vor kurzem kaum dem Namen 
nach bekannt war. Seine mittlere Seehöhe beträgt etwa 150 m und 
es scheint nur mit diluvialen und alluvialen Ablagerungen erfüllt zu 
sein, die an den Beckenrändern aus Schotter, in der mittleren Ebene 
aber aus Sand und Silt bestehen. Diese übrigens ausgezeichnet be- 
wässerten und von mildem mediterranem Klima begünstigte Partie 
des Beckens ist ungemein fruchtbar und wird so intensiv bewirtschaftet, 
daß zwei, ja selbst drei Fechsungen im Jahr erzielt werden. In der 
südlichen Umrandung des Polje, besonders beim Dorfe Lukavac, treten 
auch kalkige Schiefer, Hornsteinkalke und glimmerige Sandsteine auf, 
die von Rhyolith- und Serpentingängen durchbrochen werden und der 
Kreide angehören dürften. Näher bei Voden sind metamorphe Da- 
muritschiefer, Talkschiefer und kristallinische Kalke in den östlichen 
Ausläufern des Nice herrschend. 

Das im Osten des Polje von Meglen sich erhebende Pajak- 
sebirge, um dessen gleich hier anschließend zu gedenken, wurde 
von P. Jankovic untersucht. Es besteht aus zwei, durch das angeb- 
lich durch eine meridionale Verwerfung prädisponierte Tal des Gra- 


1911 Sitzung vom 19. Dezember. F. Katzer. 403 


moSka- oder Racevicaflüßchens voneinander getrennten, fast süd- 
nördlich streichenden Graten. Der westliche, unmittelbar an das 
Meglenbecken angrenzende, ist der Pajak im engeren Sinne, der 
östliche, bis 1500 m hohe heißt Gandad. Sie vereinigen sich im 
Norden etwa beim Dorfe Livade und lösen sich in eine Anzahl nie- 
driger Gebirgsplatten auf. Im ganzen Gebirge sind im großen ganzen 
NO—SW, also spitzwinklig zur Gebirgsrichtung streichende jüngere 
kristallinische Schiefer mit Einlagerungen kristallinischer Kalke bei 
weitem vorherrschend. An mehreren Orten setzen darin chromit- 
führende Serpentinzüge auf (die in der Karte leider nicht angedeutet 
erscheinen). Bemerkenswert ist die weite Verbreitung dunkler „Flysch- 
kalke“ im eigentlichen Pajak, zumal in seinen höheren Partien. 

Das vorzugsweise kristallinische Gebiet zwischen dem Pajak im 
Südwesten und dem Plaus im Nordosten bietet namentlich in seinem 
vom Vardar durchströmten Abschnitt zwischen Tikves und der Senke 
von Saloniki viel geologisch Beachtenswertes. 

Nach dem Austritt aus dem Becken von Tikves gelangt der 
Vardar in die beiläufig 19 km lange Klamm Demir-Kapija, die 
hauptsächlich in jüngere kristallinische Schiefer (Amphibolite und 
Phyllite) eingefurcht ist, welche von andesitischen Gängen (das Ge- 
stein von Veternik wird als „andesitischer Amphiboltrachyt* bezeichnet) 
und oberhalb des Dorfes Gradac von einem Pegmatitstock durch- 
brochen werden. (In der geologischen Karte befindet sich ein kleiner 
Granitstock unterhalb Gradac eingezeichnet.) Im wesentlichen bilden 
die kristallinischen Schiefer eine SW—-NÖ streichende Antiklinale, auf 
deren nordwestlichem Flügel eine Kalkmasse aufgesetzt ist. Auf das 
felsige Stück der Vardarklamm in diesem Kalk wird im Volksgebrauch 
die Benennung Demir-Kapija beschränkt. Der dichte bläuliche Kalk 
enthält Spuren von Fossilien und dürfte der Kreide angehören. 

Aus der Demir-Kapija tritt der Vardar in das Becken Boj- 
mija ein und durchströmt weiter südlich das Becken von Djev- 
djelija. Diese beiden, zwischen die waldigen Ausläufer des Gebirges 
von Morichovo-Meglen im Westen und die Vorberge des Plaus und 
der Bjelasica im Osten eingeschlossenen Becken hängen zusammen. 
In keinem von beiden fand Cvijic Neogenablagerungen ; ihr ebener 
Boden wird von Sandschichten gebildet, die teils diluvial sein können, 
teils rezent sind. Im höheren Gelände rings um die Becken herrscht 
nebst untergeordnetem Phyllit und mächtigen kristallinischen Kalken 
vorzugsweise Gneis, der wiederholt von Granit sowie jüngeren Erup- 
tivgesteinen durchbrochen wird. Cvijie teilt darüber Einzelheiten 
mit, bezüglich welcher aber bedauerlicherweise die mangelhafte 
topographische Unterlage der geologischen Karte völlig im Stich läßt. 
Sie werden, wie auch viele andere Angaben in Cvijiö’ Werke, 
erst verständlich, wenn man die ganz ausgezeichnete österreichische 
Generalkarte von Mitteleuropa im Maßstab 1:200.000 zu Hilfe nimmt, 

Sehr charakteristisch für das Becken von Djevdjelija sind aus 
der Ebene einzeln aufragende kegelförmige Kuppen, die Hrid ge- 
nannt werden. Der dicht bei der Eisenbahnstation sich erhebende 
Djevdjelijski Hrid bestelit aus Quarzepidotschiefer mit eingesprengtem 
Kupferkies. Ahnliche, stellenweise von Kupfer- und Eisenerzadern 

K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 17. Verhandlungen. 61 


404 Verhandlungen, Nr. #17 


durchzogene, offenbar auf Kontaktmetamorphose zurückzuführende 
Gesteine sind in der Umgebung von Djevdjelija überhaupt recht ver- 
breitet. In der Beckenebene treten zahlreiche Thermalquellen auf, 
die leider meist verwildert sind. Zwei davon, zwischen den Dörfern 
Mrzence und Negorce, sind 38° und 45° C warm und sollen Schwefel- 
und Arsenquellen sein. Alle diese Thermen liegen auf einer SSO bis 
NNW streichenden Linie, welche der von R, Hoernes gelegentlich 
seiner Studien über das Erdbeben von Saloniki im Jahre 1904 er- 
mittelten Verwerfung von Djevdjelija entspricht. Wiewohl sich das 
Becken von Djevdjelija an diese Bruchlinie knüpft, ist es nach 
Cvijic aber doch nicht tektonischen, sondern erosiven Ur- 
sprunges, im Gegensatz zum Bojmijabecken, welches durch die 
Verwerfungen an seinem Nordrande tektonisch veranlagt zu sein scheint. 

Die südliche Umrandung des Beckens von Djevdjelija wird 
von einem Granit- und Gabbromassiv gebildet, dem sich im 
Süden gegen die Ebene von Saloniki zu Hornblendeschiefer an- 
schließen, die zusammen mit dem Massengestein eine Rumpffläche 
bilden, in welche der Vardar eine gegen 10 km lange, mäßig tiefe 
Klamm, die Ciganska Klisura, eingeschnitten hat. Die Amphi- 
bolitschichten streichen ziemlich parallel zum Vardar fast südnördlich 
und sind gefaltet. Uber ihr Verhalten zu den Massengesteinen sagt 
Cviji@ wörtlich: „Der Gabbro kommt zuerst als Ganggestein im 
Amphibolit vor, sodann herrscht er mit dem Granit vor und aus ihnen 
bestehen die Gehänge der oberen Partie der Ciganska Klisura bis 
zum Becken von Djevdjelija.* Es setzen darin öfters Pyritadern auf. 
„Schließlich treten in ihnen hier und da auch Abhänge (!) eines jungen 
Eruptivgesteines und Eruptivtuffes auf.“ 

Bei der Eisenbahnstation Gumendie tritt der Vardar aus der 
Ciganska Klisura heraus in die Kampagna von Saloniki, die 
zunächst mit der Ausbuchtung von Karsuli entlang des Vardar beginnt 
und dann erst sich zu der großen Ebene von Saloniki ausweitet. 
Diese wird im Westen vom Gebirge von Niausta mit dem 1900 m 
hohen Kara Tas, im Osten vom Hortaögebirge (Hortac dagh 1080 m, 
Kotos 1200 m) begrenzt. in ihrer Mitte ungefähr liegt der See Je- 
nidze oder (nach Cvijic, welcher durchweg die slawischen Namen 
anwendet.) Pazarsko Jezero, dessen Wasserfläche nur 4m über 
dem Meer liegt und zu welchem die Kampagna von Saloniki von 
allen Seiten abfällt. Auch gegen Süden steigt das Terrain von diesem, 
inmitten eines ausgedehnten Torfmoores gelegenen See um etwa Am 
an, ehe es sich definitiv zum Golf von Saloniki herabsenkt. Der da- 
durch erzeugte flache Wall ist nach Cvijid durch die Vereinigung 
der alten Schuttkegel des Vardars einerseits und der Bistrica ander- 
seits entstanden, so daß der See von Pazar genetisch als durch 
Schuttkegel abgedämmt erscheint. 

Die eingehenden Darlegungen Cvijic’ über die Kampagna 
von Saloniki und ihre Nachbargebiete sind vorwiegend morphologischer 
Natur und können hier trotz des hohen Interesses, welches sie bieten, 
nur flüchtig berührt werden. In geologischer Hinsicht gehört der 
allergrößte Teil der Kampagna dem Quartär an, wobei aber eine 
Trennung von Diluvium und Alluvium vielfach schwer möglich ist. 


1911 Sitzung vom 19. Dezember. F. Katzer. 405 


Die Unterlage des Quartärs wird in der mittleren Zone, zumal im 
nördlichen Abschnitt der Kampagna, von neogenen Binnenland- 
ablagerungen gebildet, die am linken Ufer des Vardar von Ama- 
tovo südwärts ziehen und westlich vom Fluße das plateauartige Ge- 
lände entlang des höheren Gebirges von Karasuli südwärts bis Postol 
(Alakilise) und Pazar (JenidZe Vardar) und westwärts bis gegen Nedir 
einnehmen. Auch südlich von der Bistrica sind in der Umgebung des 
Azanasklosters Tertiärablagerungen entwickelt. Das Neogen besteht 
namentlich im nördlichen Verbreitungsgebiet aus Süßwasserkalken und 
Tonen, durchsetzt von Sand- und Schotterlagen, die Cvijic mit den 
petrographisch gleichen Ablagerungen in den Poljen von Rajac und 
Has identifiziert und für pliocän erklärt. Eine Strecke westlich 
von Postol und im Türkenviertel von Pazar treten Thermalquellen 
auf, welche nach Cviji@ die nördliche Randverwerfung der Kam- 
pagna bezeichnen. 

Im Westen wird die Umrandung der Kampagna von Kalktuff- 
terrassen und von einer von Vrtokop bei Vodena südwärts bis 
Ber (Karaferia) anhaltenden breiten mächtigen Geröllzone begleitet, 
die wohl zumeist alten diluvialen Schuttkegeln entspricht, teilweise 
aber auch jünger sein dürfte. In Tiefen von einigen Metern pflegen 
die Gerölle durch Kalkbindemittel in feste Konglomerate versintert 
zu sein, die ihrer Mächtigkeit nach stellenweise unter das Niveau 
des heutigen Meeres hinabzureichen scheinen. Die Geröllmassen 
lagern in der Strecke von Vrtokop bis Niausta (Njegus) auf Rhyolith 
und Rhyolithtuff, welche Gesteine häufig in der Form südnörd- 
lich streichender Platten aus den Schuttkegeln herausragen. Der- 
gleichen vulkanische Tuffe sind westwärts bis in die Umgebung von 
Voden verbreitet und nordwärts erstrecken sie sich, bei Überwiegen 
der mit ihnen verknüpften Massengesteine bis in den Bozadzi-burun. 
Cvijie sieht in der auf einer südnördlichen Zone erfolgten 
Eruption dieser jungen (diluvialen?) Massengesteine einen deutlichen 
Beweis des Vorhandenseins von Absenkungsbrüchen am westlichen 
Rande der Kampagna und deutet an, daß die ungeheuren Tra- 
vertinbildungen dieses Gebietes, welche zu den größten der 
Welt gehören, in einem ursächlichen Zusammenhang mit den vul- 
kanischen Vorgängen stehen könnten, obwohl es allerdings, zum Bei- 
spiel bei Ber, auch Kalktuffablagerungen gibt, für welche ein der- 
artiger Zusammenhang kaum anzunehmen ist. 

Diese Kalksinter von Ber, welche auf einem wahrscheinlich 
der Kreide zugehörigen, WNW--OSO streichenden, S einfallenden 
System von grünen quarzigen Schiefern und Plattenkalken aufliegen, 
sind sehr mächtig und ausgedehnt, da sie vom Fluß Ana-dere mehr 
als 45 km weit bis zur Bistrica reichen. Sie bilden vier Terrassen 
in einer Gesamthöhe von ungefähr 290 m. 

Weiter nördlich sind bedeutende Travertinbildungen bei 
Njegus vorhanden. Aus der im wesentlichen aus Kalk aufgebauten 
Durla, die sich westlich oberhalb der Stadt erhebt, kommt in einer 
Klamm der Arabicafluß herab. Bei Njegus zerfasert er sich in zahl- 
reiche Wasserfäden, die in Kaskaden über die Travertinmassen herab- 
stürzen. Diese bilden ebenfalls vier Terrassen von zusammen etwa 

61* 


406 Verhandlungen. Nr. 17 


280 m Höhe. An der Sohle der von oben gezählt dritten Terrasse 
sehen die Sinter in festen Süßwasserkalk über. Die unterste Ter- 
rasse steht im Verbande mit Flyschbildungen, in welchen Serpentin 
aufsetzt, der nebst Magnesit und Asbest auch Chromit führt, welcher 
bergmännisch gewonnen wird. 

Noch weiter nördlich bei Voden treten dann die groß- 
artigsten Travertinbildungen Südmazedoniens auf. 
Entlang des Flusses Voda zieht von Vrtokop ein schmaler Ausläufer 
der Kampagna von Saloniki westwärts zur Stadt Voden hinauf. Hier 
wird das Tal im Norden vom Bozad#i-burun und im Süden vom 
Koprenaplateau eingeengt, die wesentlich aus Rhyolith und Rhyolith- 
tuffen aufgebaut sind. Der Hintergrund des Tales wird von einem 
hohen Querriegel abgeschlossen, auf welchem Voden an der Stelle 
des alten Edessa, einer der wichtigsten Städte an der von den Römern 
nach der Eroberung Mazedoniens angelegten berühmten Via Egnatia 
liegt. Der Riegel besteht aus Kalktuff, welcher auf konglomeratigen 
Rhyolithtuffen auflagert und drei Terrassen bildet, deren oberste 
80 bis 90 m, die beiden unteren je 40 m hoch sind. Über diese Ter- 
rassen rieselt das Wasser des in unzählige Arme, Rinnsel und Wasser- 
fälle aufgelösten Vodaflusses und durchzieht in zahlreichen Rinnen 
die ganze Stadt. Der Travertin ist vielfach von Höhlen und Grotten 
durchzogen, die teils primär schon bei der Sinterausscheidung ent- 
standen, teils sekundär durch Wasserläufe ausgehöhlt worden sind, wie 
insbesondere die Budljeva Petina. Auch jetzt durchziehen die han- 
senden Sinterpartien viele unterirdische Wassergerinne. 

Oberhalb Voden weitet sich das Vodatal etwas aus. Es bestand 
hier nach historischen Angaben im 14. Jahrhundert ein See, während 
in noch früheren Zeiten der Vodafluß unterirdisch unter der Feste 
von Voden durchgeflossen und erst an der zweiten Terrasse im soge- 
nannten Lug zutage getreten ist. Die beiderseitigen Tallehnen be- 
stehen aus einer flyschartigen, NW—SO streichenden, NO einfallenden 
Wechselfolge von Schiefern, Sandsteinen und Kalken, in welchen 
Oestreich Radiolithen fand, so daß dieser Schichtenreihe Kreide- 
alter zugeschrieben werden darf. Darauf liegt beim Dorfe Vladovo 
abermals eine größere Travertinablagerung, in welcher drei Terrassen 
unterschieden werden können, die, von oben gezählt, 30, 70 und 20 m 
hoch sind. 

Flußaufwärts von Vladovo gelangt man in den zeitweilig über- 
schwemmten und im tiefsten Abschnitt vermoorten Kessel von 
Nisia und Gugovo, in welchem die Voda ihren Ursprung hat. Von 
hier abwärts ist das Vodatal ein von Querverwerfungen, mit welchen 
die Travertinterrassenbildung im Zusammenhang zu stehen scheint, 
durchsetztes Erosionstal ohne tektonische Veranlagung und auch 
das Becken von Gugovo hält Ovijid, im Gegensatz zu Oestreich, 
nicht für ein tektonisches Senkungsfeld, sondern lediglich für ein durch 
eine Kalktuffbarre abgedämmtes Seitental des ehemaligen Abflusses 
des Sees von Ostrovo. Rundum herrschen in NS oder NW—SO streichende 
Falten zusammengeschobene Kreideschichten, hauptsächlich ver- 
karstete Hippuritenkalke, über die hinweg der Ostrovosee mit der 
Vodarinne bei der Bahnstation Vladovo durch ein totes Tal verbunden 


1911 Sitzung vom 19. Dezember. F. Katzer. 407 


ist, durch welches einstmals der Abfluß des Sees stattfand. Es zerfiel 
hernach in drei Teile, von welchen der erste, vom See bis zur Wasser- 
scheide beim Muharem Han, nunmehr zum See, der zweite, vom Han 
zur Voda, aber in entgegengesetzter Richtung geneigt ist, während der 
dritte die heutige Voda selbst ist, die allem Anscheine nach einen 
wesentlichen Teil der unterirdischen Abflüsse des Ostrovosees auf- 
nimmt. 

Auf das im Süden des Vodatales bis zur Bistrica in meridionaler 
Richtung sich erstreckende hohe Gebirge von Niausta, welches 
griechisch Vermijon oros genannt wird, überträgt Cvijic den 
Gipfelnamen Karatas. Nach der geologischen Beschreibung dieses 
Gebirges, welches Cvijie auf Grund einer Verquerung gibt, kommen 
unter den Hippuritenkalken des Westabfalles quarzige, hie und da 
von Serpentin durchbrochene Schiefer zutage, die er mit den kristal- 
linischen Schiefern des Olympos identifiziert. Die Kammpartie und 
die ganze östliche Abdachung des Gebirges besteht aber aus flysch- 
artigen Bildungen mit Einlagerungen von dunklen Gaprotinenkalken 
und lichten Hippuritenkalken. Es dürfte untereundobere Kreide 
vorliegen, deren Schichten stark gefaltet sind, wobei die Falten stets 
SO—NW, also schräg zur Gebirgsrichtung streichen. In seiner Gesamt- 
heit erscheint der Karatas als Horst zwischen den Senkungsfeldern 
von Saloniki und Saridjol und stellt eine Rumpffläche vor, die von 
tiefen Klammen zertalt ist. Die Brüche, an welchen die Absinkung 
der Kampagna von Saloniki erfolgte, sind spätneogenen oder diluvialen 
Alters; bezüglich der westlichen Randbrüche des Horstes mangelt es 
noch an ausreichenden Beobachtungen. 

Ehe wir uns der östlichen Umrandung des Senkungsfeldes von 
Saloniki zuwenden, sei noch auf eine bemerkenswerte Eigenschaft aller 
von Westen in die Kampagna eintretenden Flüsse hingewiesen, näm- 
lich darauf, daß ihre alten Schuttkegel stets auf ihrer linken Seite 
zurückbleiben, daß sich also die Flusse nach rechtsverschoben 
haben. Dies ist besonders auffallend bei der Meglesnica und bei der 
Bistrica, die beim Dorfe Gida plötzlich aus der nordöstlichen Richtung 
nach SO umschwenkt und auch ihr Delta nachweislich von Ost nach 
West verlegt hat. Cvijic erachtet es als unzweifelhaft, daß diese 
Erscheinung durch die anhaltenden nordwestlichen Winde ver- 
ursacht sei. Allein der Vardar hat sich ebenfalls von Ost nach 
West nach rechts verschoben, was Cvijie wieder auf von Nord- 
osten blasende Winde zurückführen möchte; — beides Erklärungen, 
die schwerlich allgemeine Zustimmung finden dürften. 

Am Ostrande der Kampagna von Saloniki liegen auf der linken 
Seite des Vardar östlich von Karasuli die Seen Ard%#an (RZansko 
Jezero) und Amatovo, die in regenreichen Zeiten zusammenhängen 
und mit dem nördlich gelegenen See Dojransko Jezero dadurch 
in hydrographischem Zusammenhang stehen, daß letzterer durch den 
Djolajafluß mit dem ArdZan verbunden ist. Der Amatovosee hat einen 
schwachen AbflußB zum Vardar. Weiter südöstlich, auf der rechten 
Seite des Galikflusses, liegt an der Grenze zwischen der neogenen 
und diluvialen Platte und den höher ansteigenden Abhängen des 
Hortac, aber schon im Flysch, der von Seesand und Quarzgeschieben 


408 Verhandlungen. Nr. 17 


bedeckt ist, ein kleiner zusammengeschrumpfter See, der Tuzludjol, 
auch Hadzidjol, Soleno oder Gor£ivo Jezero genannt wird und trübes - 
Wasser von unangenehmem, aber nicht salzigem Geschmack besitzt. 

Alle diese Seen, welche von einem dickschichtigen, schwammig- 
porösen Süßwasserkalk umgeben sind, den Ovijic für dilu- 
vial hält, befinden sich am Fuße der niederen Rumpffläche, welche 
das Senkungsfeld von Saloniki im Nordosten begrenzt und in ihrer 
Haupterstreckung Ravna genannt wird. Sie besteht aus gefalteten 
jüngerenkristallinischenSchiefern undauskretazischen 
Flyschgesteinen, denen sich am Westrande, gegen den Vardar 
zu, horizontale Schichten von Binnenlandneogen anlagern. Gegen 
die Senke des Amatovosees wird die Ravna durch einen Verwurf be- 
grenzt, auf welchem die Schwefelquelle Smrdeznik (Kokardza) liegt. 
Im Osten wird sie von den hohen Horsten ebenfalls durch einen Bruch 
getrennt, auf welchem die indifferente Therme Banja entspringt, uud 
auch in der Mitte scheint sie von einer Verwerfung durchsetzt zu 
sein. Diese Störungen dürften nach Cvijic älter sein als die Haupt- 
brüche der Senke von Saloniki und des Agäischen Meeres. Tuzludjol 
gehört zur Ravna und in gewissem Sinne auch der NO von Djev- 
djelijagelegene Dojransee. Erliegt im Kristallinischen, nach O vijie’ 
Auffassung in einer Grabenversenkung, deren Randverwerfungen 
zur Gruppe der Brüche von Serres gehören. In diesem Becken gibt 
es keine Neogen-, sondern nur Quartärablagerungen; es kann daher 
auch erst im Diluvium entstanden sein. Das Dojranbecken war 
damals ein großer See, der einen Abfluß in den riesigen pleistocänen 
See von Serres hatte, von welchem die jetzigen Strumaseen nur un- 
bedeutende Überreste sind. 

Die Ravna sowie das ganze Terrain im Nordosten von Saloniki 
scheinen zur gleichen Zeit wie Mittel- und Nordmazedonien, nämlich 
im Oligocän, von heftigen tektonischen Störungen heimgesucht worden 
zu sein. Hernach unterlag das Gebiet bis zum Ende der Neogenzeit 
der Erosion und es wurde eine Verebnungsfläche hergestellt, welche 
am Ende des Neogen oder im Diluvium von neuerlichen, hauptsäch- 
lich randlichen Brüchen und Schollenverschiebungen betroffen wurde, 
wodurch die weitere Erosion der Rumpffläche ermöglicht wurde. 

Die Umrandung der Kampagna von Saloniki südöstlich von der 
Ravna wird vom Hortaögebirge gebildet, welches, beiderseits von 
Brüchen begrenzt, die Senkungsfelder von Saloniki und Langaca von- 
einander trennt. Es streicht in seinem Hauptteil NW—SO und wendet 
sich nur im Süden, wo es mit den Mademohorijabergen der Halb- 
insel Chalkidike zusammenhängt, mehr nach Osten. Es besteht wesent- 
lich aus jüngeren kristallinischen Schiefern, Amphibolit, Chloritschiefer, 
Phyllit, die häufig von Quarzgängen durchsetzt werden und mit den 
Schiefern des Pelion in Thessalien petrographisch übereinstimmen. 
Oberhalb des Dorfes Pajzanovo (Kireökoj) treten in den Schiefern 
Einlagerungen von Marmor auf, die sich weiter südostwärts gegen 
Vasilika zu erstrecken scheinen. 

Auf der Nordostseite des Horta& liegt das große Becken von 
Langaca-Besik, welches Cviji@ als tektonischen Graben 
auffaßt, weil seine Ränder das Schichtenstreichen schräg schneiden 


1911 Sitzung vom 19. Dezember. F. Katzer. 409 


und die Südseite von jüngeren, die Nordseite aber von älteren kri- 
stallinischen Schiefern gebildet wird, ferner auch Thermen (Kokar- 
Ldze, bei Langaca und bei DZuma) auf Längsverwerfungen hinweisen. 
In dem Graben, dessen Boden mit Seesand bedeckt ist, liegen die 
beiden abflußlosen Seen von Langaca und Besik. Allein noch in 
jüngster geologischer Vergangenheit war das ganze Becken ein 
einziger See, den Cvijic mit dem klassischen Namen Bolbe 
belegt. Dieser See hatte einen Abfluß zum Golf von Orfani durch 
die (von Jankovic untersuchte) etwa 4 km lange Klamm Rende- 
bogas, welche jetzt von der Besikseite von einem Schuttkegel ver- 
scehüttet ist, während in der Klamm selbst aus Quellen ein kleiner 
Bach entsteht, der mit starkem Gefälle dem Golf von ÖOrfani 
zueilt. 

Die Hortacmasse wird aber auch von einer Verwerfung in der 
Richtung Saloniki-Derven verquert, von welcher Cvijic annimmt, 
daß sie gegen SW durch den Golf von Saloniki fortsetze 
und den Ostrand des Olymps begleite. Der Dervensattel 
ist ein altes, jetzt trockenes Flußtal, eingeschnitten in die 
grünen kristallinischen quarzigen Schiefer des Gradoborrückens und 
ausgefüllt mit tonigen Sand- und Schotterablagerungen. Nach Süden 
senkt es sich rasch in den Einschnitt des Flüßchens von Pajzan, 
welches sich an der Westperipherie von Saloniki ins Meer ergießt. 
Das Dervental ist nach Cvijic älter als der Bolbesee und soll schon 
vor dem Einbruch des Langaca-Besik-Grabens bestanden haben, be- 
ziehungsweise neogenen Alters sein. Hingegen ist der große Schutt- 
kegel des sehr schotterreichen Pajzan-Flüßchens jungdiluvial und 
rezent. Er setzt sich unterseeisch in den Golf von Saloniki etwa 2 km 
weit fort, worin Cvijic einen Beweis tektonischer Senkungen 
sieht, welche das Vordringen des Meeres nach Norden er- 
möglichten. Die großen Quarzblöcke, mit welchen beide Talseiten 
des Flüßchens besät sind, hält Cvijie nicht für herbeigefrachtet, 
sondern für an Ort und Stelle ausgewitterte Quarzgangstücke. 

Im Süden des Senkungsfeldes von Saloniki erheben sich die 
Pierischen Gebirge, die vorzugsweise aus älteren kristallinischen 
Schiefern bestehen. Cvijic faßt sie als alte Rumpffläche auf, die 
gehoben ist und schief geneigt unter das Neogen des Mavroneribeckens 
hinabsinkt. Es sind die Vorberge des thessalischen Olymps, 
der südlich vom Mavronerital zu gewaltiger Höhe (2973 m) an- 
steigt. Dieser riesigen Gebirgsmasse, mit welcher von den Küsten- 
gebirgen Europas nur der AÄtna verglichen werden kann, widmet 
Cvijid einen eingehenden Abschnitt, der zwar viel beachtenswerte 
geologische Angaben enthält, aber zugleich zeigt, daß der Olymp 
geologisch doch erst eigentlich zu erforschen ist. 

Das Olympgebirge wird durch tiefe Talzüge in der Reihenfolge 
von Nord nach Süd in drei Partien gegliedert: den Hocholymp 
(der selbst wieder durch den Enepevs in zwei Massen geschieden 
wird: den Profiti Iljja und den Magulis) zwischen dem Mavroneri- 
und dem Zijanatal; den Niederen Olymp (Kato Olymbos), in 
welchem sich der Nezerossee befindet, zwischen dem Zijana- und dem 
Salamvriatal: und schließlich den Kisavos, die alte Ossa, südlich 


410 Verhandlungen. Neal 


vom letzteren Fluß, beziehungsweise südlich von der von ihm durch- 
strömten altberühmten Tempeklamm. 

Die alten kristallinischen Schiefer: Gneise, Glimmer- 
schiefer, Amphibolit, mit Einschlüssen von Marmorlinsen, setzen aus 
den Pierischen Gebirgen südwärts nur auf der Westseite des Hoch- 
olymps fort, wo sie die vom Mavroneri und vom Itoflusse einge- 
schlossenen Gebirgsrücken des Vurgar und des Surdan aufbauen, 
deren Grate aus Marmor bestehen. Im Kato-Olymp fehlen anscheinend 
die alten kristallinischen Schiefer gänzlich; sehr verbreitet sind 
aber, besonders auch im südwestlichen Vorlande des Gebirges (wo 
sie beim Dorfe Dereli Serpentin mit Chromit einschließen!) jüngere, 
grüne kristallinische Schiefer, die ebenfalls stellenweise 
Kalkeinschaltungen enthalten. Im Kisavos sind diese jüngeren kristal- 
linischen Schiefer auf den Westfuß des Gebirges beschränkt. 

Uber diese beiderlei kristallinischen Schiefer, deren relatives 
Alter freilich noch ein offenes Problem ist, legt sich im ganzen 
Olympgebirge eine äußerst mächtige (nach Neumayr 3000 m) 
Schichtenreihe, die hauptsächlich aus hochmetamorphosierten 
Kalken und Dolomiten besteht, welche früher für archäisch 
gehalten, von Cvijic aber für mesozoisch, vielleicht zum beträcht- 
lichen Teil kretazisch angesehen werden. Das Liegende dieser 
Kalke und Dolomite bildet eine wenig mächtige Reihe von schieferigen 
Gesteinen, die am ÖOstfuße des Gebirges ein Band bilden. An der 
Leftokarija und bei Litochori sind darin Serpentine und Serpentin- 
schiefer nebst plattigen Hornsteinkalken und flyschartigen Schiefern 
herrschend. Mit dieser Schichtenreihe vereinigt nun Cvijid eine 
schieferige Gesteinsserie von ganz anderem Charakter, die 
weiter nordwestlich bei Vrondos und Miljas im Liegenden der meta- 
morphosierten Kalke, welche bei Miljas übrigens nur Einlagerungen 
in den Schiefern bilden, entwickelt ist. Bei Vrondos sind es „grün- 
liche und weißliche, stark kalkhaltige, metamorphosierte Phyllite und 
Fruchtschiefer“(!), die WNW streichen und NON einfallen; bei 
Miljas sind es Serizit- und Fruchtschiefer(!) von veränderlicher 
Lagerung und mit mannigfaltigen Fältelungen. Vorausgesetzt, daB diese 
petrographischen Angaben Cviji@’ richtig sind, dann liegt hier offen- 
bar eine kontaktmetamorphe Tonschieferreihe vor, die 
sich entweder an ein noch unbekanntes Massiv eines Tiefengesteines 
anlagert, oder aber einen Lakkolithen verhüllt und sicher nicht 
mitdenSerpentinschiefernvonLitochoriusw.identisch 
ist. Infolgedessen erheischen Cvijic’ Anschauungen über die geo- 
logische Beschaffenheit zumindest des nördlichen Abschnittes des 
Olymps eine Überprüfung, zumal es den Anschein hat, daß es sich 
dort nicht um eine mesozoische, sondern um eine paläozoische 
Schichtenreihe handelt, deren Verhältnis zu den möglicherweise 
doch mesozoischen fiyschartigen Schiefern der südlicheren Gebirgs- 
erstreckung erst zu ermitteln wäre. Dadurch müßte natürlich auch 
die Frage, ob und in welcher Ausdehnung im Olymp Überschiebungen 
bestehen, die mit den Serpentin einschließenden grünen Schiefern in 
einen Zusammenhang zu bringen wären, wesentlich beeinflußt werden. 
Jedenfalls hat Cvijid sehr recht, wenn er selbst betont, daß die 


1911 Sitzung vom 19. Dezember. F. Katzer. 411 


tektonisch komplizierten geologischen Verhältnisse des Olymps nur 
durch weitere eingehende Studien werden aufgeklärt werden können. 

Von wichtigen Einzeibeobachtungen, welche Cvijic darlegt, 
seien einige verzeichnet. 

Die Gipfelpartie des Olymps erhebt sich über eine alte Rumpf- 
fläche, die Cvijie für gehoben ansieht. Sie stürzt namentlich zum 
Agäischen Meer mit steilen Gehängen ab und wird hier von einigen 
tiefen Flußbklammen durchbrochen und von gewaltigen schuttkegel- 
artigen Konglomerat- und Schottermassen umsäumt. Die Gipfelpartie 
des Olymps besteht aus blauschwarzen dünnschichtigen bis schieferigen 
Kalken, die eine sanft gewölbte Antiklinale bilden, deren Aufwölbung 
Cvijic für sehr jung hält. Damit dürfte die schwache Gliederung 
des Olymphochrückens zusammenhängen, die ihn auffallend von alpinen 
Hochgebirgsformen unterscheidet. Nur oberhalb der wenigen Gletscher- 
kare, diein beiläufig 2400 m Seehöhe liegen, gibt es einige zackige Gipfel, 
Die Vergletscherung des Olymps war nach Cvijic relativ 
gerin gfügie: die Flüsse Kurudere, Vrondos und Enepevs ent- 
springen unterhalb von Karen, in welchen sich oft das ganze Jahr 
hindurch Firnflecken erhalten. Die meisten anderen Flüsse, von deren 
Klammen die emporgehobene und gewölbte Rumpffläche durehschnitten 
wird, reichen aber mit ihrem Ursprung nicht bis zur Karregion hinauf. 
Ob unter den Schottermassen, welche teils den Ealkhochrücken des 
Olymps umgeben, teils in den Flußtälern auftreten, sich glazialer oder 
fluvioglazialer Schutt befindet, konnte Cviji@ nicht feststellen. Er 
hält es übrigens nur in wenigen Fällen, wie zum Beispiel im Tale 
der Dravica, für wahrscheinlich, daß dort Moränenschotter lagert. Der 
Nezerossee, durch welchen die Grenze zwischen den grünen kristal- 
linischen Schiefern und den mesozoischen(?) Kalken hindurchgeht, 
ist nach Cvijic sicher nicht glazialen Ursprunges, sondern ist ein 
teilweise in ein Torfmoor umgewandelter Karstsee, an dessen tiefster 
Stelle der Sage nach eine Quelle aufströmen soll, der aber auch von 
Bächen gespeist wird. An seinem Nordwestrande befinden sich Schlund- 
löcher, die früher und gelegentlich wohl auch jetzt den See unter- 
irdisch entwässerten. Das Nezerosbecken hält Cvijic für ein reines 
Erosionsgebilde, dadurch entstanden, daß die obere, im kristal- 
linischen Schiefer verzweigte Ursprungspartie eines ehemaligen Flusses 
durch den Karstprozeß an der Kalkgrenze zu einem Schlundfluß wurde, 
durch dessen erosive Tätigkeit sich das Seebecken ausgestaltete. 

Beim Nezerossee, wie im ganzen Olymp, ist das herrschende 
Schiehtstreichen O—W, ausnahmsweise kommt aber auch NW—SO- 
Streichen vor. Die südnördliche Richtung der Hauptmasse des Olymps ist 
durch Brüche, welche das Schichtstreichen quer abschneiden, bedingt, 
deren Bildung Cvijic in das Oligomiocän verlegt, also in die 
Zeit, welche der Überflutung des östlichen Vorlandes des Olymps 
durch das Jungmiocäne Meer voranging. Ablagerungen dieses 
Meeres befinden sich in beträchtlicher Ausdehnung am Unterlauf des 
Mavroneri, wo sie sich östlich von Milja diskordant unmittelbar an 
das Grundgebirge der nördlichen Olympausläufer anlagern. Dieser 
Teil des großen sarmatischen Golfes, der sich über die Halbinsel 
Chalkidike bis zum Olymp erstreckte, wurde im Pliocän ausgesüßt. Der so 

K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 17. Verhandlungen. 623 


412 Verhandlungen. Nr. 17 


entstandene brackische See umfaßte auch die Kampagna von Saloniki. 
Er war nur von einem niedrigen Rumpfflächengebirge umgeben, so 
daß in ihn nicht viel und keine groben Sedimente zugeführt werden 
konnten. Seine Sedimente sind daher nur feine Sande, sandige Tone 
und Süßwasserkalke. Erst im Diluvium oder später fanden energische 
tektonische Vorgänge statt: es entstand das neue Becken des Golfes 
von Saloniki und der benachbarten Teile des Agäischen Meeres und 
dadurch zugleich die relative Erhebung des Olymps. Infolge des 
dadurch bedingten großen Höhenunterschiedes zwischen der oberen 
und unteren Erosionsbasis mußte nach Cvijic eine überaus lebhafte 
Erosion einsetzen, welche am Ostfuße des Olymps zu einer ganz 
enormen Schotteranhäufung führte. Diese, nach Cvijic’ Auffassung 
diluviale und postdiluviale Schotterzone, deren schönste 
Aufschlüsse sich bei Vrondos und im Tale des Enepevs beim Dorfe 
Litochori befinden, beginnt beim Kap von Platamon und erstreckt sich 
nordwärts 60 km weit bis Vrondos und Kunduroica, bei einer Breite 
von 5-6 km und einer Mächtigkeit von 260—300 m. Sie besteht aus 
Konglomeratbänken, die stellenweise von locker verzementierten Sand- 
und Schotterschichten durchschossen werden. Da die Konglomerate 
nicht nur stellenweise gegen den Olymp zu einfallen, sondern 
auch flach gefaltet und von Verwerfungen durchsetzt sind, 
von welchen eine in die Fortsetzung eines der Hauptbrüche des Olymps 
fällt, und da an den Verwerfungen auch bedeutende Abgleitungen 
von Konglomeratschollen stattfanden, so erhält man den Eindruck, daß 
Cvijie das Alter zumindest der die Basis von schuttkegelartigen 
Schottermassen bildenden Konglomeratschichten doch vielleicht zu 
hoch angesetzt hat und daß diese Konglomerate nicht, wie Cviji6 an- 
nimmt, diluvial, sondern tertiär sein könnten, wodurch dann natürlich 
die Ausführungen Cvijic’ über den nicht fluvioglazialen Ursprung 
der Schuttmassen die entsprechende Einschränkung erfahren müßten. 
Dessenungeachtet mag es trotzdem richtig sein, daß im Olymp, „die 
unbedeutende Vergletscherung verschwindet im Vergleich zur starken 
Erosion, die infolge der ägäischen Senkung und Hebung im Diluvium 
und später stattfand“ und daß „auch der Einfluß des nassen eiszeit- 
lichen Klimas im Vergleich mit den viel wirksameren Vorgängen der 
Hebung und Senkung im Olymp verschwindend gering‘ gewesen sein 
dürfte. Falls indessen doch alle Konglomerate diluvial oder jünger 
sein sollten, dann müssen die sie durchsetzenden Staffelbrüche erst 
in jüngster geologischer Vergangenheit erfolgt sein, be- 
ziehungsweise der Gegenwart angehören, was allerdings mit 
manchen anderen tektonischen Erscheinungen auf der Balkanhalbinsel 
durchaus im Einklang stehen würde, aber doch einer Überprüfung 
wert erscheint. 

Vom thessalischen Olymp kehren wir nun zurück in das Gebiet 
des Dojransees. 

In östlicher und südöstlicher Richtung schließt sich an das Dojran- 
becken eine gegen 170 km lange Reihe von Talzügen und 
Senkungsfeldern an, die bis an die Mesta heranreichen. Es sind: 
der Talzug von Poroj, das Becken von Serres mit dem 
Tachinosee, der Talzug der Andzista und die Senke von 


1911 Sitzung vom 19. Dezember, F. Katzer. 4153 


Drama. Auf der Nordseite des Talzuges von Poroj erhebt sich das 
Belasicagebirge, bestehend — wie schon oben erwähnt — aus 
kristallinischen Schiefern, in welchen Granit und Serpentin aufsetzen. 
Letzterer bildet den höchsten Gipfel (1800 m) des Gebirges. Die 
Belasica ist nach Cvijic eine flexurartig gehobene alte Rumpffläche, 
die unter die Schuttkegel von Poroj untertaucht. Die südliche Be- 
grenzung des Talzuges wird von der KruS$a und dem Karadash 
gebildet, in welchen beiden Gebirgen magnetitreiche Glimmerschiefer 
das herrschende Gestein sind. Sie werden von Gneis unterlagert und 
von Amphibolit und phyllitischen Schiefern bedeckt. Der ausgewitterte 
Magnetit wurde ehemals in Seifen verwaschen und zur Eisenerzeugung 
verwendet. Das überwiegende Schichtstreichen ist SW—NO (selten 
O—W) bei südöstlichem Einfallen. Der Boden des Talzuges von Poroj, 
welcher sich von Osten und Westen gegen die Mitte zur bekannten 
Talwasserscheide Dova-Tepe (zwischen Vardar und Struma) erhebt, 
wird von diluvialen und rezenten Schuttmassen eingenommen, die 
bei weitem größer und mächtiger auf der Belasica- als auf der KruSa- 
seite sind. 

Im Südosten schließt sich an den Karadagh der sanftgewölbte 
Besik an, welcher den ganzen Raum zwischen dem Becken von 
Serres, dem Ajvasilbecken und dem Golf von Orfani einnimmt und 
ein altes Rumpfgebirge vorstellt. Die westliche Partie desselben 
besteht aus Granit, Gneis und Glimmerschiefer. Zwischen den Dörfern 
Lahana und Negovan setzt im Gneis dichter Gabbro auf. Im öst- 
lichen Abschnitt des Besik herrscht Gneis, der an vielen Stellen von 
Granit durchbrochen wird, ferner Amphibolit, Glimmerschiefer und 
Quarzit mit Marmoreinlagerungen. An die kristallinischen Gesteine 
. lagert sich im Osten Neogen an. 

Die kristallinischen Schiefer des Besiks streichen NW--SO oder 
O—W und von Djuvezna (N vom Ajvasilsee) bis zum Becken von Serres 
hat Cvijic neun Hauptfalten beobachtet, was aber in der Physio- 
gnomie des Gebirges ebensowenig zum Ausdruck gelangt wie die 
Eruptivmassen, die darin aufsetzen. Denn über alle Gesteine zieht 
eine gleichmäßige, zwischen Nigrita und Suho zu etwa 1000 m Seehöhe 
aufgewölbte, sonst 500—600 m hohe Abebnungsfläche hinweg, 
die einst mit der Kru$a und dem Karadagh, vielleicht auch mit der 
Belasica zusammen, eine einzige Rumpffläche bildete, von 
welcher Cvijic, annimmt daß sie vorzugsweise durch Flußerosion 
sich ausgebildet habe. Ebenso wie diese Gebirge sind auch das 
Plateau von Kukus und die Ravna, welche mit dem Besik flexurartig ver- 
bunden ist, nach der Faltung eingeebnet worden. Diese große, 
im Zusammenhang gewesene Verebnungsfläche erlitt jedoch im Oligo- 
miocän, sodann am Schlusse des Neogens und im Quartär verschieden- 
artige Dislokationen, wodurch die heutigen orographischen Scheidungen 
bewirkt wurden. Wenn nun auch die subaerische Abtragung nach 
Cvijic das Hauptagens der ausgedehnten Verebnung war, so hält er 
es doch für möglich, daß ein Teil der Ravna und der südöstliche 
Abschnitt des Be$ik eine Abrasionsfläche des Sarmatischen 
Meg£res sein könnten, da Sarmaticum im Becken von Serres und 
auf der Kassandra erwiesenerweise und am Fuße des Olymps bei 

62* 


414 Verhandlungen. Nez 


Katarina wahrscheinlich (vgl. oben) vorhanden ist und ferner von Neu- 
mayr auch die roten Tone auf Chalkidike und im Ajvasilbecken, 
die in gleicher Ausbildung auf der Ravna vorkommen, für sarmatisch 
gehalten werden. 

Die Mitteilungen, welche Cvijic über diesarmatischen Ab- 
lagerungenamNord- und am Südrande des Beckens von 
Serres macht, sind von besonderem Interesse, weil sie unsere 
Kenntnisse von der Verbreitung sarmatischer Bildungen auf der süd- 
lichen Balkanhalbinsel, wo sie bisher nur von Chalkidike und den 
Dardanellen sicher bekannt waren, wesentlich erweitern. 

Auf der Nordseite des Beckens erstreckt sich Jungtertiär von 
der Rupelklamm südostwärts in das AndZistatal und breitet sich von 
Serres nordwärts entlang des Öajflusses golfförmig aus. Dieser Caj- 
golf, wie ihn Üvijie nennt, ist von den hohen kristallinischen Ge- 
birgen: AlibotusS, Sarlija und Sminjica umrandet, in welchen Gneis 
vorherrscht, der häufig von (angeblichem!) Granit durchbrochen 
wird, welcher so reich an Magnetit ist, daß dieses Eisenerz aus 
dem Verwitterungsgrus durch Wascharbeit auch gegenwärtig 
noch gewonnen wird (von den Gebirgsbewohnern Mrvaci und Rupci). 
Recht verbreitet ist auch kristallinischer Kalk, der besonders 
in der Sminjica Mächtigkeiten bis zu 300 m erreicht und die Gipfel- 
partien auch der anderen genannten Gebirge bildet (was aus Cviji@ 
Karte nicht zu entnehmen ist). Das Tertiär des Öajgolfes besteht unten 
aus Konglomerat, darüber gelbem Sand, gelblichem und bläulichem 
sandigen Ton, grobkörnigem mürben Sandstein, gelblichem Kalk mit 
Modiola- und Cardium-Steinkernen und festem Mergelkalk. Der 
Cardiumkalk dürfte sarmatisch sein. Für gleich alt mit ihm 
betrachtet Ovijic die Tertiärschichten des Jelenin Hissar, eines 
Hügels unmittelbar oberhalb Serres. Hier liegt unten mürber gelb- 
licher Sandstein, darüber grobbankiges Konglomerat mit Anzeichen 
starker Pressung, dann eine Wechselfolge von Sandstein und Kon- 
glomerat mit einer Kalkeinschaltung. 

Am Südrande des Beckens von Serres treten sarmatische Schichten 
bei JeZova auf. Sie bestehen hier nach Cvijic von unten nach 
aufwärts aus mürbem tonigen Sandstein, bläulichem Ton und grün- 
lichem tonigen Kalk, welche beiden letzteren Schichten nebst Foramini- 
feren Ostrea cf. gingensis führen. Darüber folgt gelblicher Mergel und 
Sandstein, dann gelblicher Kalk mit Steinkernen von Cardium, Modiola, 
Cerithium, Tapes und anderen Arten, nebst Bi- und Triloculinen. 
In Stücken aus den höchsten Lagen dieses Kalkes erkannte 
S. Brusina: Limnocardium, Dreissensia und ein fragliches Sphaerium, 
so daß diese Lagen schon den pliocänen Öongerienschichten 
angehören könnten. Hingegen weiter südöstlich zwischen Jenikej und 
Andzista wird das Sarmaticum mit zahlreichen Cerithien (darunter 
Oer, rubiginosum) und Ostrea cf. gingenssis direkt von rezenten Meeres- 
sanden mit ägäischer Fauna bedeckt. 

Sehr bemerkenswert ist, daß auf dem Jelenin Hissar die sar- 
matischen Schichten von einer 20—30 m mächtigen Scholle von kri- 
stallinischem Kalk überlagert werden, den Cvijic als sicher 
wurzellos und vom Ostrand des Cajgolfes aus einer Entfernung 


1911 Sitzung vom 19. Dezember. F. Katzer. 415 


von mindestens 4km hierher überschoben ansieht. Er hält ihn 
für echt kristallinisch, erwähnt aber, daß er vielleicht auch 
eocän sein könnte, da in Thrazien, besonders bei Balukkej und Ortaköi, 
FeredZik und Dimotika gleichartige Kalke nach Viquesnel Nummu- 
lten führen und sicher paläogen sind. Jedenfalls liege aber am 
Hissar eine Überschiebung vor. 

Der Golf um die Caj und das Becken von Serres hätten nach 
Cvijic im wesentlichen schon vor der Ablagerung des Sar- 
maticums bestanden. Die tektonischen Senkungsvorgänge setzten 
sieh aber während und nach der sarmatischen Zeit fort, was stets 
zu einer Belebung der Erosion Anlaß gab, auf welche die Konglomerat- 
und Schottermassen hinweisen. Außer Brüchen und Senkungen haben 
aber auch Überschiebungen des kristallinischen Grundgebirges über 
das Jungtertiär stattgefunden, denn nur so seien die Schollenreste 
von kristallinischem Kalk im Cajgolf und das Hissarprofil zu erklären. 

Die junge Ausfüllung des Beckens von Serres besteht aus Sand- 
stein, dann Schottern, die oft zu Konglomeraten verfestigt sind, aus 
Sanden und untergeordneten Süßwasserkalken. Diese Ablagerungen 
sind wohl zumeist diluvial und rezent, wie insbesondere in der 
unmittelbaren Umrandung des Tachinosees, wo sie bis 40 m mächtig 
sind; zum Teil dürften sie aber vielleicht tertiären Alters sein, 
wie ja zwischen dem Tachinosee und Porna sowie bei Ziljahovo tat- 
sächlich Süßwasserneogen entwickelt ist. Die Unterlage desselben 
bildet im Andiistagebiet weißer verkarsteter Marmor, in welchen die 
Dramatica eine Klamm eingeschnitten hat. Die Steilheit des Prnar- 
gehänges im Süden des Talzuges von AndZista weist auf einen hier 
durchziehenden Bruch hin. 

Die Struma, welche das Becken von Serres durchströmt, hat 
von der bulgarischen Grenze bei Dzumaja bis zum Eintritt in 
das Becken einen meridionalen Lauf, welcher durch Verwerfun- 
gen vorgezeichnet ist, deren Bestand Oviji@ auf Grund der 
zahlreichen Thermen für erwiesen erachtet. In keinem anderen Fluß- 
tale der Balkanhalbinsel sind nämlich Thermen, zumeist Schwefel- 
quellen, in solcher Anzahl vorhanden, wie im Strumatal. In der 
Rupelklamm liegen die Schwefeltherme Banja von Demirhissar foder 
ValoviSte (zirka 46° C) sowie einige andere Thermen von geringerer 
Temperatur ; weiter aufwärts folgt dann die Schwefeltherme Marikosti- 
novo (zirka 56° C), unterhalb Novo Selo die Schwefelquelle Banja 
von GradeSnica und bei Simitlija mehrere Schwefelthermen von 
51 bis 58° C. Diese Thermen wurden durch das große mazedonische 
Erdbeben vom 4. April 1904 beeinflußt und R. Hoernes konstatierte 
den zur Struma parallelen meridionalen Verlauf der Hauptschütterlinie. 

Das östlich vom Andzitistatalzug gelegene Becken von 
Drama wird im Norden vom 1854 m hohen Bozdagh begrenzt, 
der wesentlich aus stark verkarstetem kristallinischen Kalk besteht 
(Bozdagh - hohles, durchlöchertes Gebirge). Vom Golf von Kavalla 
wird das Dramabecken durch das Simvolongebirge geschieden, welches 
aus Gneis mit nur wenigen Einlagerungen von kristallinischem Kalk 
aufgebaut ist. Die Gneisschichten streichen bei südwestlichem Ein- 
fallen SO—NW, die Achse des Gebirges hingegen streicht NO—SW. 


416 Verhandlungen. Nr 47 


Diese orographische Richtung ist durch Verwerfungen be- 
stimmt. Zwischen Kavalla und der hohen Steilinsel Thasos liegt ein 
Senkungsgebiet. Um Buk bestand ein pliocäner oder vielleicht pleisto- 
cäner See, dessen alter, zumeist von Augengneis gebildeter Boden 
Jetzt infolge der lebhaften Erosion der Mesta stark zertalt erscheint. 

Die neogenen und pleistocänen tektonischen Vorgänge scheinen 
auf der Nordseite des Beckens von Serres und der sich östlich an- 
schließenden Senken stärker gewesen zu sein, als auf der Südseite. 
Nach dem Rückzug des sarmatischen Meeres scheint das Becken ein 
Brack- und Süßwassersee gewesen zu sein, es wurde in jüngster 
geologischer Zeit aber wieder mindestens partiell vom Meer 
überflutet, wie die rezenten Marinbildungen bei Zdravik und 
Tolos beweisen, die ungefähr 40 m über dem heutigen Ägäischen Meer 
liegen. Analoge, seit dem Diluvium erfolgte negative Strandverschie- 
bungen wurden von Neumayr und Euglish.an den Dardanellen er- 
mittelt, doch können diese nach Cvijiecnur lokaleErscheinungen 
gewesen sein, die durch keine ausgedehnten Festlandsschwankungen, 
sondern durch die Hebung bloß einzelner Schollen bewirkt 
wurden. Das ergibt sich unter anderem daraus, daß zum Beispiel 
die Kampagna von Saloniki, entgegen der verbreiteten Annahme, daß 
dieselbe ein durch Flußsedimente ausgefüllter Abschnitt des ehe- 
maligen Ägäischen Meeres sei, nach Cvijie@ überhaupt niemals vom 
Meer bedeckt war, welches daraus somit auch gar nicht verdrängt 
zu werden brauchte, sondern daß im Gegenteil der heutige Golf von 
Saloniki lediglich einen durch die im Diluvium besonders intensiven 
tektonischen Vorgänge unterdas Meer untergetauchten Teil 
des großen altquartären Binnenlandsees von Saloniki 
darstellt. 

Es ist nun von Interesse, daß nach Ovijic’ Darlegungen die 
in den Golf von Saloniki einmündenden Flüsse, insbesondere der Vardar 
und die Bistrica, schon vor den pfeistocänen tektonischen Verände- 
rungen in der gleichen südlichen Richtung geflossen seien, 
wie heutigentags. Alle diese Flüsse gelangen in die Kampagna 
von Saloniki durch Klammen, die zumeist in alte antezendente Täler 
oder in alte Erosionsflächen eingefurcht sind und ihre Entstehungs- 
ursache in der Belebung der Erosion infolge der jungdiluvialen und 
rezenten Scholleneinbrüche haben. Die unterseeischen Deltas des 
Vardars und der Bistrica befinden sich so weit im Meere, daß es 
wahrscheinlich wird, daß die einstmaligen Unterläufe dieser Flüsse 
versenkt worden sind. Ovijic hält es für möglich, daß die genannten 
Flüsse und der Galik in dem eingebrochenen Abschnitt der Kampagna 
von Saloniki vereinigt gewesen sein und einen einzigen Strom gebildet 
haben könnten. Auf die unmittelbar vor und während der Eiszeit im 
ägäischen Gebiete stattgefundenen tektonischen Vorgänge und die 
dadurch bewirkte erhöhte rückschreitende Erosion der Flüsse führt 
Cvijid auch die Ausbildung des auffallenden ellbogenförmigen Laufes 
der Velika oder Treska, der Crna Reka, der Bistrica und Salamvria 
zurück, deren merkwürdige spitzwinkelige Talrichtung durch die Ver- 
einigung zweier oder mehrerer, ursprünglich verschiedenen benach- 
barten Stromgebieten angehöriger Wasserläufe erklärt wird. 


1911 Sitzung vom 19. Dezember. F, Katzer. 417 


Die letzten Abschnitte von © viji@’ inhaltsreichem und äußerst an- 
regendem Werke sind gewissermaßen anhangsweise dem Bosporus 
und den Dardanellen gewidmet und greifen zum Teil auch auf 
kleinasiatisches Gebiet hinüber. Von den mancherlei Anschauungen 
über die Entstehung dieser merkwürdigen Meerengen erachtet Ovijie 
(in Übereinstimmung mit Philippson, Andrussow, English und 
anderen) die Erosionshypothese als unzweifelhaft festgestellt und 
allein zulässig. Sowohl der Bosporus als die Dardanellen sind unter 
dasMeeruntergetauchte TalstückeeinesgroßenFlusses, 
welcher die Gewässer eines beträchtlichen Teiles des heutigen balkani- 
schen und kleinasiatischen Festlandes bald nach dem Rückzug des Sarma- 
tischen Meeres zu sammeln begann und welcher in einem ursprüng- 
lich breiten, später sich schluchtartig vertiefenden Erosionstal das im 
Pliocän vorhanden gewesene nordägäische Festland in der Rich- 
tung vom heutigen Schwarzen Meer her durchströmte). Alle geologischen 
Beobachtungen zwingen nämlich nach Cvijie zur Annahme, daß im 
Plioceän das Mediterrane Meer nur etwa bis zur Insel Rhodos ?), bis 
Athen und Megara reichte, weiter nördlich aber Festland bestand. 
Dieses war von zum Teil brackischen Binnenlandseen bedeckt 
(deren Ablagerungen Spratts „Levantinischer Stufe“ entsprechen). 
Namentlich das heutige Marmarameer war ein solches Binnenland- 
becken, welches schon im Unterpliocän vorgezeichnet und im Ober- 
pliocän ein selbständiger brackischer See mit pontischen Verhält- 
nissen gewesen sei. Diese Annahme Cvijid’ widerspricht der Auf- 
fassung von Andrussow und English, denen der Umstand, daß 
bei Gallipoli, am Nordeingang der Dardanellen, oberpliocäne Tschanda- 
schichten von rein kaspischem Typus auftreten, ein Beweis dafür zu 
sein scheint, daß das große pontisch-kaspische Pliocänbecken von 
Rußland bis an die Dardanellen herangereicht habe. Cvijic hält diese 
Auffassung aber deshalb für unwahrscheinlich, weil sich die Tschanda- 
schichten bei Gallipoli auf unbedeutende Erstreckungen beschränken, 
sonst aber noch nirgends, weder am Bosporus, noch auf der Thra- 
zischen Halbinsel ermittelt worden seien, was auf ihre isolierte lokale 
Entstehung hinweise. 


Der Bosporus wird im Norden von trachytischen Gesteinen, 
sonst aber durchweg von devonischen (und silurischen ?) Schichten 
eingeschlossen. Bei Pera streichen die altpaläozoischen Schiefer und 
Kalke NNO—SSW. Zwischen der Stenja und Stambul biegt das 
Streichen nach Osten um. Das Einfallen ist wechselnd, meist steil, 
bei Stambul oft kopfständig. Cvijic hält diese alte Faltung für vor- 
permisch. Hernach blieb die Thrazische Halbinsel Festland bis ins 


!) Neuestens vertritt R. Hoernes (Sitzungsber. d. kais. Akademie d. Wiss., 
Wien, Bd. CXX, 1. Abt., pag. 1087) lebhaft die entgegengesetzte Anschauung, 
nämlich daß der Fluß, welcher die Bosporusrinne schuf, nicht vom Schwarzen 
Meer zum Mittelländischen, sondern umgekehrt von diesem zu jenem, also in 
südwest-nordöstlicher Richtung, geflossen sei. 

2) Cvijid hält es für sehr wahrscheinlich, daß der levantinische Fluß- 
schotter auf Rlıodos nicht, wie G. v. Bukowski annahm, das Delta eines aus 
Kleinasien kommenden Flusses, sondern eine Ablagerung oder das Delta des plio- 
cänen ägäischen Stromes sein könnte. 


418 Verhandlungen. Nr: 49 


Eocän, dessen Meerestransgression stellenweise, wie bei Ke$an, Tekfur, 
Kurudagh, von Süßwasserablagerungen eingeleitet wird. Im Oligocän 
und Altmiocän scheint das Gebiet wieder Festland gewesen zu sein, 
vom jungmiocänen Sarmatischen Meer wurde es aber, zum Unter- 
schied vom größten Teil des mazedonischen Festlandes, in beträcht- 
lichem Ausmaß bedeckt, da sich aus den weitverbreiteten Ab- 
lagerungen ergibt, daß ein Golf des Sarmatischen Meeres von Süd- 
rußland über den Bosporus und die Dardanellen bis zum thessalischen 
Olymp reichte. Bei Makriköi, südlich von Stambul, sollen (nach von 
Hochstetter paludinenführende) Süßwasserschichten auf sarma- 
tischen Kalken liegen, was aber wohl nicht sicher ist, weil in den 
Dardanellen gleichartige Ablagerungen zweifellos das Liegende des 
Sarmaticums bilden. 

Die völlig eingeebnete Erosionsfläche, auf welcher Pera liegt, 
steigt vom Marmarameer nordwärts zum höchsten Gipfel des Belgrader 
Waldes (N von Konstantinopel, 223m) um etwa 100m an. Der 
Belgrader Wald bildet einen breiten Rücken, der nach Kleinasien 
fortstreicht und eine nach der Hebung der Perafläche ohne Ver- 
werfung entstandene Aufwölbung vorstellt. Die Perafläche 
wird aber auch von Monadnocks überragt. Ein solcher ist die 
Camlid2a, ein aus hartem Quarzit bestehender Berg auf der asia- 
tischen Seite des Bosporus. Südöstlich von ihm erheben sich mehrere 
ähnliche Quarzitgipfel, die Inselberge des Ajazma, die aber etwa 200 m 
höher sind als die CamlidZa und von Cvijid für Monadnocks einer 
älteren Erosionsfläche, als es die Perafläche ist, betrachtet werden. 
Er stellt mit ihnen ferner die Prinzeninseln in physiographische 
Parallele, welche wesentlich aus Devongesteinen bestehen, die auf 
der kleinen Insel Prinkipi Eisenerzausscheidungen enthalten. Im 
westlichen Abschnitt des Belgrader Waldes herrschen altpaläozoische 
Schichten, im Osten trachytische Massengesteine; zwischen beiden 
besteht aber keine Tiefenlinie, da eben beide zusammen eine einzige 
alte Erosionsfläche bilden. Die Schotter und Sande, welche sich 
darauf vorfinden und welche von v. Hochstetter mit den Belvedere- 
schottern parallelisiert, von Tschichatschew aber für Eluvium 
angesehen wurden, hält Cvijic für Anzeichen alter (pliocäner?) Fluß- 
talböden. Die ganze thrazische Rumpffläche wurde am Ende des 
Pliocäns und im Diluvium gehoben und aufgewölbt. Das 
gleiche gilt von der ihr entsprechenden bythynischen Rumpffläche 
auf der Südseite des Marmarameeres, um den bithynischen Olymp, 
die ebenfalls im Quartärbeginn, nach Ablagerung der levantinischen 
Schichten, längs ostwestlich streichender Brüche und Flexuren dis- 
loziert wurde, welchen Dislozierungen gegenüber die in diesem Ge- 
biete herrschenden südnördlichen Talrichtungen antezedent seien. 

Auch an den Dardanellen erkennt man die Fortsetzung der 
alten Pera-Erosionsfläche, welche hier durch breite Wölbungen und 
Senkungen gewellt erscheint. Die Steillehnen der Dardanellen bestehen 
unten aus (nach English tortonisch-helvetischen) Süßwasserschichten 
und darüber aus sarmatischen Ablagerungen, welche stellenweise, zum 
Beispiel am Tekfur und Kurudagh, aber auch Kalke und Sandsteine 
des Paläogen zum Liegenden haben. Einige Kilometer oberhalb Canak 


1911 Sitzung vom 19. Dezember. F. Katzer und R. J. Schubert. 419 


tritt ein von Tuffen, Breceien und Konglomeraten begleitetes trachy- 
tisches Eruptivgestein (im Profil Fig. 45 ist es als Andesit be- 
zeichnet) auf, an welches sich sarmatische weiße Mergel, die zuweilen 
Gips einschließen, ungestört an- und auflagern. Es kann also nicht, 
wie früher angenommen wurde, pliocänen, sondern muß vorsarma 
tischen Alters sein. Die postsarmatische FErosionsfläche, in welche 
sich das breite Flußtal des Vorläufers der Dardanellen einzutiefen 
begonnen hatte, wurde wahrscheinlich gegen Schluß der Pliocänzeit 
emporgehoben und disloziert, wodurch die Belebung der Erosion, 
welche zur Ausfurchung des kanhonartigen Dardanellentales führte. 
bewirkt wurde. Die weiterhin während des Diluviums andauernden 
tektonischen Vorgänge führten zum Einbruch des nordägäischen Fest- 
landes und zur Untertauchung des Dardanellentales unter den Meeres- 
spiegel, ganz analog, wie es beim Bosporus und dem Goldenen Horn, 
welches, wie schon Philippson und Sokolow angenommen hatten. 
auch nach Cvijie lediglich als Erosionstal der vereinigten Flüsse 
Catane und Alibeisu zu betrachten ist, ebenfalls vor sich ging. So 
wurden die einstigen Flußtäler zu Meerengen. 

Bedeutende Landhebungen, die wesentlich durch flexurartige 
Aufwölbungen bewirkt worden seien, scheinen nach Cvijic in den 
ägäischen Küstengebieten und längs der bulgarisch-thrazischen Küste 
des Schwarzen Meeres eine allgemeine Erscheinung zu sein. Sie sind 
hauptsächlich im älteren und mittleren Diluvium, und zwar an ver- 
schiedenen Stellen in ungleicher Weise erfolgt. Die Dislozierung der 
thrazisch-bithynischen Rumpffläche und des Olymps geht nach Cvijie 
dem glazialen Klima voran oder fällt mit ihm zusammen und deshalb 
habe die Vergletscherung jene höchsten Partien des thessalischen 
sowohl als des kleinasiatischen Olymps ergreifen können, die über 
die Höhe der glazialen Schneelinie emporgehoben waren. Mir will 
hingegen scheinen, daß die Olympvergletscherung, analog wie die 
Hauptvergletscherung der dinarischen Gebirge, die nach meiner 
Meinung in die Zeit vor dem Einbruch der nördlichen Adria fällt, 
gleicherweise vor den Einbruch der nördlichen Agäis zu 
verlegen wäre und daß sie durch die klimatischen Verhältnisse des 
großen nordägäisch-bithynisch-balkanischen Festlandes ebenso bedingt 
oder doch wesentlich beeinflußt worden sein mußte, wie es bezüglich 
der auf dem dinarisch-nordadriatischen Festland vor dem Einbruch 
der Adria bestandenen ausgedehnten Vergletscherung anzunehmen ist. 
Der Einbruch der Ägäis hatte den Rückgang der Vergletscherung 
des Olymps zur Folge. 


Vorträge. 


R. J. Schubert. Über die Thermen und Mineral- 
quellen Österreichs. 


Der Vortragende sprach über die Heilquellen Österreichs, und 
zwar besonders über ıhr geologisches Vorkommen. 


Die Kochsalzquellen treten im Bereiche der neogenen 
Salzformation Galiziens und der Bukowina zutage, oder im Bereiche 
K. k. geol, Reichsanstalt. 1911. Nr. 17. Verhandlungen. 63 


420 Verhandlungen. Nr.d47 


des alt- oder permotriadischen Haselgebirges von Oberösterreich, 
Salzburg, Steiermark und Tirol, auch von Kärnten. 

Die jod- und bromhaltigen Kochsalzquellen wurden zum 
srößten Teil im miocänen Schlier Oberösterreichs und Sehlesiens 
erschrotet, sind auch in Galizien in diesen Schichten vorhanden; 
die südostmährischen und westgalizischen jodhältigen Säuerlinge und 
Solquellen stammen aus Eocänsandsteinen, denen marine Salztone ein- 
gelagert sind. Jodhältig sind ferner manche aus sarmatischen Schichten 
(Niederösterreichs und Steiermarks) entspringende Salzwässer, auch 
Schwefelquellen und Säuerlinge. 

Die Bitterwässer Österreichs erhalten ihren Salzgehalt nur: 
zum geringen Teil aus Mutterlaugensalzen der neogenen Salzformation 
(Galizien); die nordwestböhmischen Bitterwässer entstehen durch Aus- 
laugung oligocäner Bittersalzmergel (mit zersetztem Basalt) und bitter- 
salzführendem Schwemmland; die südmährischen entstehen durch Aus- 
laugung etwa altersgleicher, aber mariner Mergel, wie auch das in der 
Fortsetzung dieser Zone am Außenrande des Flysch zwischen Austerlitz 
und Gr. Seelowitz bei Laa a. d. Thaya (Niederösterreich) bekannte 
Bitterwasser. Aus altmiocänem Andesittuff und mesozoischem Dolomit 
resultiert das Bitterwasser von Kassasse (westlich Cilli), aus pyritim- 
prägnierten, zum Teil dolomitischen Plänern der Oberkreide jenes von 
Kobilitz in Ostböhmen und einige andere Wässer dieser Gegend. Auf 
mesozoische Gipsstöcke und Dolomite sind die Tiroler Bitterwässer 
zurückzuführen, auf altpaläozoische Dolomite und Pyrite die an Sulfaten 
und Magnesia reichen Wässer Mittelböhmens. 


Gelegentlich der Besprechung der Schwefelwässer wurde 
hervorgehoben, daß bei keinem der österreichischen Vorkommen eine 
Juvenile Entstehung des Schwefelwasserstoffes (als solfatarische Ex- 
halation) auch nur wahrscheinlich sei. Sämtliche Schwefelwässer Öster- 
reichs lassen sich vielmehr ungezwungen aus der Zersetzung von 
Schwefel, Sulfaten und Sulfiden erklären !), und zwar: ‚aus Schwefel- 
und Gipslagern neogenen Alters jene von Galizien; aus alttriadischen 
Gipsstöcken die Schwefeltherme von Baden und viele alpine Schwefel- 
wässer; aus pyrit- und gipshältigen sarmatischen Schichten kommen die 
Schwefelquellen von Deutsch-Altenburg, Meidling, Vöslau und des March- 
beckens, aus Fiyschgesteinen jene Südmährens, Vorarlbergs und der 
Küstenländer; aus Kupferkies in permischen Brandschiefern die von 
Forstbad, vielleicht auch Libnitsch; aus Pyriten und anderen sulfidischen 
Erzmassen auch vermutlich mehrere Schwefelquellen im Bereiche 
kristallinischer Gesteine von Nordmähren, Kärnten und Tirol. Die 
küstenländischen und dalmatinischen Schwefelthermen (Monfalcone, 
San Stefano, Spalato) erwecken auch die Vermutung an die Möglich- 
keit, daß ihr Schwefelwasserstoffgehalt aus Zersetzung kretazischer 
schwefelhaltiger Asphalte entstehen könnte. 


Aus Eisen- und Arsenkiesen stammen schließlich auch die vitriol- 
und arsenhaltigenEisenwässer Tirols; von weit geringerer Bedeutung 


') 8. diesbezüglich Dr. O0. Hackl, Chemischer Beitrag zur Frage der Bildung 
natürlicher Schwefelwässer und Säuerlinge, diese Verh. 1911, pag. 380. 


1911 Sitzung vom 19. Dezember. R. J. Schubert. 42] 


sind die „Eisenwässer* im Bereiche von Graniten und die an der 
Basis der oft eisenschüssigen ostböhmisch-nordmährischen Kreidesand- 
steine austretenden „eisenhaltigen“ Quellwässer. 

Bei Besprechung der Sauerwässer wurde auf die 1908 
durch R. Lep.sius erfolgte Anzweiflung der Juvenilität der Kohlen- 
säure hingewiesen und die Wahrscheinlichkeit, daß die Kohlensäure 
aus in der Tiefe lagernden Karbonatmassen stammt, besonders manchen 
karpathischen Säuerlingen zugesprochen. Die meisten Säuerlinge und 
Kohlensäureexhalationen Österreichs stehen unzweifelhaft in innigem 
Zusammenhang mit jungtertiären, ja sogar zum Teil vielleicht noch 
quartären Basalt-, Andesit- und Trachyteruptionen (zum Beispiel jene 
Nordwestböhmens, der Sudeten, südostmährischen, Bukowinaer, zum 
Teil auch galizischen Karpathen, Mittel- und Südsteiermarks, zum 
Teil auch Kärntens). Wenn es nun auch, wie erwähnt, bei manchen 
Säuerlinggruppen wahrscheinlich oder möglich scheint, daß der (O,- 
Gehalt aus Karbonatmassen stammt und durch die in solchen jungen 
Eruptivgebieten in geringerer Tiefe vorhandene Hitze frei wird, 
stellen sich einer solchen Auffassung doch gerade für das reichste 
Säuerlingsgebiet Österreichs, nämlich des nordwestlichen Böhmens, 
beträchtliche Schwierigkeiten entgegen. Denn hier kennt man keinerlei 
größere Karbonatmassen und die Aunahme von Lepsius, die Karls- 
bader Granitplatte sei über ein altpaläozoisches Schiefer- und Kalk- 
gebirge überschoben, entbehrt bis jetzt jedes Beweises. 

Zum Schlusse wurden dann die wichtigsten bisherigen Versuche 
zur Erklärung der Thermen kurz besprochen. Die Annahme von der 
Juvenilität der heißen Quellen durch E. Suess kann wenigstens in 
ihrer Fassung von 1902 als unmöglich beiseite gelassen werden, da 
durch A. Bruns langjährige Forschungen der minimale primäre 
Wassergehalt des vulkanischen Magmas als erwiesen gelten kann; 
und auch die 1909 erfolgte Anderung in der Auffassung der juvenilen 
Wässer scheint kaum mit den Tatsachen vereinbar. Ebenso stellen 
sich Gautiers Destillationshypothese wichtige Einwände entgegen, 
so ließen sich die Karlsbader Thermen (unter Zugrundelegung einer 
Ergiebigkeit von 2200 lit. min.) durch Destillation von 1 km? Granit 
nur 22—25 Jahre speisen, so daß wir bei Annahme der Gautierschen 
Ansicht weit größere Senkungsvorgänge annehmen müßten, als in 
geschichtlicher Zeit stattgefunden haben können. Am plausibelsten 
erscheint die Annahme, die Lepsius zur Erklärung der heißen salz- 
armen Quellen 1908 aussprach, daß auch diese in der Tiefe sehr 
reich an gelösten Stoffen sind, doch nur solange, als sie unter hohem 
hydrostatischen Druck überhitzt, nicht verdampfen können. Sobald 
sie aber in solche Höhen gelangen, daß sie den Druck überwinden 
können, verdampfen sie, wobei die gelösten Substanzen abgeschieden 
werden; die Dämpfe werden dann schließlich kondensiert und treten 
dann als heiße oder warme Quellen zutage. Diese Annahme, die be- 
sonders mit dem Vorkommen von Erz- und Silikatgängen im Bereiche 
größerer Thermalgebiete gut im Einklang steht, scheint jedoch nicht 
nur die indifferenten, sondern auch die an Fixbestandteilen reicheren 
heißen Quellen gut zu erklären. Es ist wohl sicher kein Zufall, daß die 
indifferenten Quellen Österreichs in unzersetzten Silikatgesteinen zutage 

63* 


492 Verhandlungen. Nr. 17 


treten oder wo diese von geringeren Massen weniger leicht löslicher 
Schichtgesteine bedeckt sind. 

Wo die heißen Wässer jedoch durch zahlreiche Kohlensäure- 
exhalationen und Säuerlinge stark zersetzte Gesteine zu passieren 
haben wie in Karlsbad, kann der reiche Gehalt an (in diesem Falle 
„granitischen“) Fixbestandteilen nicht befremden. Die Herkunft des 
Wassers kann auch bei Karlsbad, wie schon G. Laube annahm, nur 
atmosphärisch sein. 

Sofern heiße Wässer an Sulfaten oder Sulfiden reichere Boden- 
partien passieren müssen, ist in noch höherem Maße als bei Ein- 
wirkung von kalten oder lauen Wässern eine Entwicklung von Schwefel- 
wasserstoff und somit die Entstehung von Schwefelthermen unver- 
meidlich. 

Ausführliche geologische Angaben über die Mineral- und Warm- 
quellen Österreichs wurden vom Vortragenden in dem „Österreichischen 
Bäderbuch“ niedergelegt, das vom kaiserl. Rat Dr. Diem herausge- 
geben und 1912 oder spätestens 1913 erscheinen wird. 


Literaturnotizen. 


©. F. Parona. La fauna coralligena. del’ Gretageo 
dei Monti d’Ocre nel Abruzzo aquilano. Unter Mitarbeit 
von C.. Crema und P. L Prever (Mem. per servire a.:desc. d. 
carta geol. d’ Italia V [1], 1909. 242 S. 28 Tafeln). 


Das Gebiet des Monte d’Ocre ist hauptsächlich aus oberkretazischen Ge- 
steinen (mit Bauxitnestern) aufgebaut, denen gegenüber Tertiärgesteine sehr zurück- 
treten. Aus diesen vorwiegend dem Cenoman und Turon angehörigen Gesteinen 
(mit Lagen von Chondrodonta Joannae) wird in vorliegender Arbeit von den Ver- 
tassern eine sehr reiche Fauna beschrieben, die infolge mancher Übereinstimmung des 
untersuchten Gebietes mit der innerdalmatinischen Kreide auch für diese von Be- 
deutung ist. 

Die (fünf) Orbitolinen und die sehr zahlreichen Korallen wurden von P. L. 
Prever, die Hydrozoen und Mollusken (Nerineen, Chamiden, Rudisten etc.) von 
0. F. Parona bearbeitet, der geologische und morphologische Abschnitt stammt 
von C. Crema. Im ganzen sind 278 Arten beschrieben und abgebildet. 


(R. J. Schubert.) 


Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23. 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25. 


Verhandlungen Ai k a nReichsanstalt 


Sehlußnnrmpszu 
Inhalt: Literaturnotizen: B. Een J. J. a — Einsendungen für die 
Bibliothek: IV. Quartal und Periodische Schriften 1911. — Literaturverzeichnis 


für 1911. — Register. 


NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich. 


Literaturnotizen. 


B. Sander. Geologische Studien am Westende der 
Hohen Tauern. (Erster Bericht.) Denkschriften der math.-naturwiss. 
Klasse der kaiserl. Akademie der Wissenschaften. LXXII. Wien 1911. 
60 S. Mit 4 Tafeln und 17 Textfig. 


Die Analyse bisher einheitlich kartierter Komplexe möglichst weit zu 
treiben, bezeichnet der Verf. im Vorwort als das für seine Studien leitend ge- 
wesene Prinzip und als das vielleicht einzige, welches am Tauern-Westende gegen- 
über der großzügigen Behandlung des Gebietes durch die erfahrensten Petro- 
graphen, Stratigraphen und Tektoniker Erfolg versprach. Die Arbeit bringt dem- 
entsprechend eine sehr große Fülle von Details, jedes in seiner Art wichtig und 
bedeutsam, so daß es schwer fällt, über sie einen Bericht zu erstatten, der, ohne 
sich auf eine kurze Erwähnung der Hauptergebnisse zu beschränken, es doch auch 
meidet, sich unter Preisgabe “aller Übersichtlichkeit in die Aufzählung von Ein- 
zelheiten zu vertiefen. Es werden der Reihe nach besprochen: 


I. Kalke und Dolomite. Die Bezeichnung Hochstegenkalk möchte 
Verf. ob ihrer Mehrdeutigkeit lieber nicht verwenden. Für die hochkristallinen, 
meist dunkelgrauen, H,S-kältigen, petrographisch gleichmäßig ausgebildeten Kalke 
der Hochstegenzone wird der Name Tuxer Marmor gewählt. Derselbe Marmor 
erscheint auch im Hangenden des Granits der Rensenspitze (östlich von Mauls) 
von Gängen desselben intrudiert und steht dort zu den ostalpinen Phyllitgneisen 
in demselben Verhältnisse, wie die Hochstegenzone zum Zentralgneis. Als Begleiter 
des Tuxer Marmors zeigen sich im Tuxer- und Brennergebiete dünngebänderte 
Kalke; in der Umrandung der Hochfeilergneise fehlen sie. Analoge Bänderkalke 
finden sich im Liegenden der Maulser Trias, mit Crinoidenspuren führenden dunklen 
Kalklagen eng verbunden. In den Tarntaler Bergen führen dünnplattige Einlagen 
ähnlicher Kalke kleine Pentacrinusglieder. 

Für die petrographisch einheitliche Gruppe der lichten, feinzuckerkörnigen 
Dolomite wird’ der Name Pfitscher Dolomit gewählt. Über sein Verhältnis zum 
Tuxer Marmor, den er im Gebiete von Tux begleitet, ließ sich nur feststellen, daß 
er über der tiefsten Marmorlage auftritt. Unbestimmbare Fossilspuren führt er am 
Wolfendorn und an der Kalkwand am Brenner. Dieser Dolomit ist wie der Tuxer 
Maımor und Bänderkalk fließend deformiert und stellt sich hierdurch in Gegensatz 
zu dunklen, weiß anwitternden Dolomiten des Gebietes von Tux und Schmirn und 
der Gegend von Mauls, wo dieselben Kalkalgen führen, Der spätig struierte, grell- 
rot anrostende Eisendolomit erscheint, ein Niveau zwischen Quarzphyllit und Kalk- 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1911, Nr. 18. Verhandlungen. 64 


4924 Verhandlungen. Nr. 18 


phyllit in gewissen Grenzen einhaltend, in beiden Gesteinen. Einen feinkörnigen, 
eisenschwarzen Dolomit fand Verf. als Komponente in der Tarntaler Breccie und 
in der mylonitischen Zone zwischen dem Tuxer Marmor und dem Liegendquarzit 
am Grünberge bei Maierhofen. Letzterer Dolomit stimmt mit einem vom Naviser 
Pentacrinuskalk nicht trennbaren braunen Dolomit überein. 


Il. Glanzschiefer. Das Alter derselben zwischen Karbon und Trias 
bleibt unbestimmt. Dunkle, matte bis lebhaft glänzende Tonschiefer finden sich in 
Gesellschaft von Quarziten und Dolomitbreecien im Liegenden der Tarntaler Dolo- 
mite und zusammen mit Quarzitgrauwacken als Hülle der Kalke und Dolomite am 
Brenner. Die Rhätizitschiefer des Wolfendorn wurden als eine Fazies der unter 
dem Pfltscher Dolomit liegenden Glanzschiefer erkannt. Granatführende Glanzschiefer 
fand Verf, in der Tonschieferhülle des Hochfeiler und der Sengeser Schieferkuppel.: 


III. Quarzite. IV’. Grauwacken, Verrucano. V. Knollengneise. 
Allgemein erkennbar ist ein enger Anschluß der weißen Quarzite an triadische und 
Kalkphyllitkalke, der bis zu Wechsellagerungen führen kann, und eine nahe, bis 
zu Übergängen führende Beziehung der Quarzite zu den Grauwacken und Wacken- 
gneisen. Wo der Quarzit zwischen Zentralgneis und Hochstegenkalk auftritt, folgt 
er in der Tektonik letzterem. Im Tarntaler Gebiete liegt er diskordant auf Quarz- 
phyllit. Als ein gesichertes Resultat seiner Studien bezeichnet Verf. die Gleich- 
stellbarkeit der Tuxer und Tarntaler Grauwacken. Im Süden des untersuchten 
Gebietes trifft man an Stelle der Grauwacken höher kristalline quarzphyllitische 
Gesteine, in der Hülle der Maulser Trias finden sich aber die porphyroiden Tuxer 
Wackengneise wieder. 

Betrefis der Knollengneise, Konglomeratgneise und Geröllgneise will es Verf. 
noch unentschieden lassen, wie weit es sich da um sedimentäre oder tektonische 
Gerölle oder um vhemisch-mechanisch abgeänderte Aquivalente von „Gneisaugen* 
handelt. Die Geröllgneise sind zum Teil von den Tuxer Grauwacken nicht zu 
trennen. In der Tuxer Zone wird es auch unmöglich, zwischen Geröllgneis und 
Örthozentralgneis eine sichere Grenze zu ziehen. Psammitische und psephitische, 
zum Teil aber auch kristalline Gesteine wurden vom Verf. um den ganzen West- 
flügel der Tauern herum als einander unzweifelhaft entsprechende Bildungen nach- 
gewiesen und es wurde von ihm der Versuch gemacht, „äußere“ konglomeratische, 
oft serizitisierte Quarzfeldspat-Psammite und -Psephite von den „inneren“ Knollen- 
gneisen zu trennen. In ein bestimmtes Niveau zwischen Zentralgneis und Hüllkalk 
konnten letztere aber nicht eingeordnet werden. 


VI. Grünschiefer, Serpentin, Talk und VII. Amphibolite. Be- 
treffs der Grünschiefer kam Verf. zu dem Ergebnisse, daß sie zur Unterscheidung 
von Quarz- und Kalkphyllit als Horizonte im Sinne von Frechs Karte nicht ver- 
wertbar sind, da die für den „Quarzphyllit“ Freehs im Süden bezeichnenden 
Grünschiefertypen dem „Kalkphyllit“ im Norden der Gneise nicht fehlen. Die be- 
zeichnendsten Minerale der Grünschiefer sind Chlorit und Epidot. Talkschiefer 
wurde nirgends ohne benachbarten Serpentiun gefunden, oft beteiligt sich ein 
Grünschiefer an der Kombination. Bezüglich der Amphibolite, welche in einer 
dioritähnlichen Varietät mit großen, verschieden orientierten Hornblenden und in 
einer dunklen, feingewebten Abart vorkommen, ist ihre Kombination mit Kalk als 
Regel bemerkenswert. 


VIll. Kalkphyllit und Quarzphyllit. Die Frage, ob verschiedene 
Formationen zu Kalkphyllit metamorphosiert auftreten können oder ob es eine 
bestimmte, sogar vom (uarzphyllit trennbare Kalkphyllitformation gibt, vermochte 
der Verf. noch nicht bestimmt zu beantworten. Besser dünkt es ihm, mit 
F, E. Suess einen triadischen Kalkphyllit neben dem paläozoischen anzuerkennen. 
Für den Tarntaler Kalkphyllit ist feineres kristallines Korn einigermaßen bezeichnend 
und seine Tracht erscheint in besonders deutlicher Weise durch grobmechanische 
Einflüsse besimmt; doch erwies es sich als undurchführbar, ihn vom übrigen 
Kalkphyllit zu trennen. Letzterer ist mit den Tuxer Wacken und mit dem Tuxer 
Marmor durch Übergänge und Wechsellagerungen verbunden. 

Betreffs der Quarzphyllite waren des Verf. Studien insofern einschränkend, 
als mehrere der bisher versuchten Unterscheidungen als unbegründet erkannt 


1911 Schlußnummer. B, Sander. 425 


wurden. Ostwärts der Brennerlinie sind nach Sander die Tuxer und Tarntaler 
Quarzpbhyllite von den „klassischen“ des Vikartales nicht trennbar, und die westlich 
vom Brenner von Frech vorgenommene strenge Scheidung zwischen Karbon- 
phyllit und älterem Quarzphyllit sowie zwischen letzterem und dem Stubaier 
Glimmerschiefer ıst wenig gerechtfertigt. Betrefis der Frage, ab sich der Kalk- 
phyllit stratigraphisch unter oder über den Quarzphyllit einstellen lasse, ergab die 
Neuaufnahme, daß beide Typen in petrographischem Sinne nicht gegeneinander 
horizontierbar sind. 


IX. Augengneise und X. Greinerschiefer. Für die schon von 
Stache und Teller als bedeutsam erkannten Augengneise erwies sich eine 
Horizontbestimmung als möglich. Sie erscheinen zwischen den höheren porphyroiden 
Lagen der Tauerngneise und den tieferen Quarzphylliten und nehmen so etwa das- 
selbe Niveau ein wie die Augengneise des Vintschgau, so daß die von Hammer 
für letztere vermutete Ergußdeckennatur auch für die Augengneise des Tauern- 
Westendes in Frage kommt. Für die von Becke im Passeier wieder erkannten, 
petrographisch höchst mannigfaltigen Greinerschiefer ergab die Neuaufnahme eine 
weite Verbreitung im Ridnaun, wodurch — da diese Schiefer typische Schiefer- 
hüllengesteine sind — Staches und Tellers Auffassung der Kalkphyllite der 
südlichen Otztaler Alpen als Aquivalente der Schieferhülle eine Bestätigung erfuhr, 


XI. Zentralgneise. Verf. hält an einer Scheidung von Granitgneis und 
Lagengneis fest, ohne ihr jedoch die Bedeutung einer scharfen Trennung im Sinne 
der Lakkolithentheorie beizumessen. Ein diskordanter Kontakt zwischen beiden 
Typen war nirgends sicher nachzuweisen. Aus Granitgneis bestehen der Ölperer 
und Fußstein. Bezüglich des Schrammacher bleibt es unentschieden, welchem 
(neistypus er zugehört. Als Haupttypus des Lagengneises bezeichnet Verf. nach 
Ausscheidung der Porphyr-, Aplit- und Konglomeratgneise einen mittelkörnigen 
Flasergneis mit zahlreichen Biotitschieferlagen. Aplite treten als Randzone, als 
Lager und als Gänge, aber nicht als Stöcke auf. Die Aplitlager bilden, wo sie ge- 
faltet sind, mit ihren Liegend- und Hangendgneisen eine tektonische Einheit, wo- 
durch alle Faltungen als jünger im Vergleich zur Apliteinschaltung gekennzeichnet 
sind. Als Gänge treten Aplite in allen Zentralgneisen, auch in Aplitgneisen, be- 
sonders in Porpbyrgneisen auf, aber nicht in den Geröll- und Wackengneisen der 
Schieferhülle. 


In den allgemeinen Bemerkungen am Schlusse seiner wichtigen Arbeit bespricht 
Verf. zunächst das in den Phylliten zu beobachtende Vorkommen von unter sich 
und mit der Schieferung und Lagenstruktur der Phyllite parallelen Horizonten mit 
Quarzlinsen und -Knauern und mit Linsen von Marmor und Dolomit. Diese Hori- 
zonte sind entweder als Schubflächen mit tektonischen Einschaltungen oder als 
Flächen, in welchen primäre, mechanisch heterogene Lagen das Ausweichen des 
Systems normal auf einen Druck nur durch Zerreißen markiert haben, zu deuten 
und für die Tektonik von größter Wichtigkeit. Betreffs des Charakters der unteren 
Schieferhülle neigt Verf. zu der Ansicht, daß sie als eine tektonisch komplexe und 
gegen die Gneise verschobene aufzufassen sei, daß sie aber nicht die Gneise als 
eigene Decke überschritten habe. Gegenüber der von Becke vertretenen Ansicht, 
daß an der Grenzfläche von Zentralgneis und Schieferhülle Intrusionskontakt vor- 
liege, weist Verf. darauf hin, daß in den Quarziten, Arkosen, Marmoren nnd Dolo- 
miten der unteren Schieferhülle der Tuxer- und Hochfeilergneise nirgends Intrusionen 
gefunden wurden (im Gegensatze zu den Verhältnissen östlich von Mauls), so daß 
die Annahme eines Primärkontakts nur unter der Voraussetzung haltbar sei, daß 
das Magma nur den Porphyrgneis spröde, den Quarzit, Marmor und Dolomit aber 
plastisch vorgefunden habe. 


Anlangend die Deckenfrage führten Sanders Studien zu der Erkenntnis, 
daß die von Termier gezogene Grenze zwischen Wurzeln und Decken in der 
axialen Zone durch keinen Unterschied in der Struktur zu begründen ist und daß 
sich der fazielle Gegensatz zwischen Lepontinum und Ostalpinum zu verwischen 
beginnt, daß die Gemeinsamkeit der Kalkmarmore, Dolomite, Quarzite und Grün- 
schiefer auf ostalpinem und lepontinischem Boden, im Wurzel- und Deckenland auch 
durch die Annahme weitgehender Ineinanderfaltung der beiden Deckensysteme 
derzeit nicht zu umschreiben ist. (Kerner.) 


64* 


426 Verhandlungen. Nr. 18 


J. J. Jahn. Geologisch-tektonische Übersichtskarte 
von Mähren und Schlesien. (Der ungarische Teil von Sektions- 
geologen Dr. H. Beck.) 1:300.000%. 1911. In Kommission bei 
A. Hölder, Wien. 


Vor einigen Jahren (1907) wurde an dieser Stelle auf eine in Prag er- 
schienene „Geologische Übersichtskarte von Böhmen, Mähren und Schlesien“ hin- 
gewiesen, die allerdings in keiner Weise als entsprechend bezeichnet werden konnte. 
Besonders fiel an dieser Karte bezüglich Mährens die ungenügende Berück- 
sichtigung der von der k. k, geol. Reichsanstalt in Farbdruck herausgegebenen 
neuen geologischen Spezialkarte auf; und diese Mängel veranlaßten wohl den Ver- 
fasser zur Zusammenstellung einer neuen geologischen Übersichtskarte von Mähren 
und Schlesien. 

Die in den geologischen Karten der k. k. geol. Reichsanstalt zum Ausdruck 
gebrachten Ergebnisse der Anstaltsaufnahmstätigkeit sind hier erfreulicherweise in 
ausgiebigster Weise benützt worden, und dies wurde auch vom Verfasser (Geolog. 
Zentralblatt. Bd. 17, pag. 132) wie Verleger (bei Besprechung dieser Karte auf der 
3. Umschlagseite von Tschermaks Min. u. petrogr. Mitt. 1911. Verlag Hölder) in 
Anzeigen dieser Karte anerkannt. Leider geschah dies nicht auch auf der Karte 
selbst, die ja allein dem großen Publikum zu Gesicht kommt und nun, wie der 
Referent aus eigener Erfahrung weiß, durch das Fehlen eines solchen Hinweises 
geeignet ist, nicht als Ergebnis der Aufnahmstätigkeit einer ganzen Körperschaft, 
sondern als Ergebnis der Forschungen eines Einzelnen zu erscheinen. 

Daß es für den Verfasser einer geologischen Übersichtskarte keineswegs un- 
möglich oder auch zur schwierig ist, seinen geologischen Grundlagen auch auf der 
Karte selbst durch Anführung derselben gerecht zu werden, beweist eine ganze 
Anzahl solcher Karten, zum Beispiel: Hauer, Geologische Übersichtskarte der 
österr.-ung. Monarchie, F. Noe, Geologische Übersichtskarte der Alpen, Blaas, 
Geologische Übersichtskarte von Tirol und Vorarlberg, Salomon, Geologische 
Karte der Adamellogruppe u. a. 

Was die Anlage und Ausführung der Jahnschen Karte anbelangt, so kann 
diese, abgesehen von einigen kleineren Mängeln, im ganzen als sehr nübsch be- 
zeichnet werden; besonders stellt sie die technische Ausführung, Farbenwahl und 
stratigraphische Zusammenfassung weit über die oben erwähnte Übersichtskarte 
von Absolon und Jaros. 

Bedauern weckt jedoch der Umstand, daß der Kopf der Karte einen so 
großen Teil Ostböhmens verdeckt, der als speziellstes Arbeitsgebiet des Verfassers 
ein weit größeres Interesse geboten hätte, als die Rinbeziehung des großenteils auf 
Grund älterer Aufnahmen dargestellten ungarischen Grenzgebietes. 


(R. J. Schubert.) 


Einsendungen für die Bibliothek. 


Zusammengestellt von Dr, A. Matosch. 


Einzelwerke und Separatabdrücke. 


Eingelaufen vom 1. Oktober bis Ende Dezember 1911. 


Abel, 0. Die Vorfahren der Vögel und 
ihre Lebensweise. (Separat. aus: Ver- 
handlungen der zoolog.-botanischen 
Gesellschaft in Wien. Bd. LXI 1911.) 
Wien, typ. A. Holzhausen, 1911. 8°. 
45 S. (144—191) mit 7 Textfig. Gesch. 
d. Herrn G. Geyer. (16562. 8°.) 

Accessions-Katalog. Sveriges oftent- 
liga Bibliotek . Stockholm, Upsala, 
Lund, Göteborg, 24—25. 1909— 1910. 
Utgifven af kungl. Biblioteket genom 
E. W. Dahlgren, C. Grönland, 
E., Haverman. Stockholm, typ. P. 
A. Norstedt & Söner, 1911. 8°. 617 S. 
Gesch. d. kgl. Bibliothek zu Stockholm. 

: (46. 8°. Bibl.) 

Arschinow, W. Uber zwei Feldspate 
aus dem Ural. Moskau, Lithogaea, 
1911. 8°. 12 S. russischer und deut- 
scher Text. Gesch. d. Herrn G. Geyer. 

(16563. 8°.) 


Bibliothekskatalog der mineralogisch- 
petrographischen Abteilung des k. k. 
Naturhistorischen Hofmuseums. Nach 
dem Stande vom 31. Dezember 1909; 
samt Nachtrag bis 31. Dezember 1910. 
Wien 1911. 8°. Vide:Hlawatsch, C. 

(210. 8°. Bibl.) 

Blaas, J. Geologischer Begleiter auf 
den Innsbrucker Lokalbahuen. Inns- 
bruck, H. Schwick, 1911. 8°. 67 S. 
mit 4 Textfig. u. 1 Titelbild. Gesch. 
d. Autors. (16560. 8°.) 

Blaschke, F. Zur Tithonfauna von 
Stramberg in Mähren. (Separat. aus: 
Annalen des k. k. Naturhistorischen 
Hofmuseums. Bd. XXV.) Wien, A. 
Hölder, 1911. 8°. 180 S. (143—222) 
mit 6 Taf. Gesch. d. Herrn G. Geyer. 

(16564. 8°.) 

Böse, E. Excursions & Chavarillo, Santa 
Maria Tatetla, Veracruz et Orizaba. 
(Separat. aus: Guide des excursions 


du X, Congres geologique inter- 
national. Mexico 1906. 11. Excursion 
de l’est.) Mexico 1906. 8°. 11 S. mit 
1 Taf. Gesch. d. Herrn G. Geyer. 
(16565. 5°.) 
Böse, E. Exkursions aux mines de 
soufre de la Sierra de Banderas. (Separat. 
aus: Guide des exeursions du X. 
Congres geologique international. Me- 
xico 1906. XIX. Excursion du nord.) 
Mexico 1906. 8°. 11 S. mit 2 Textfig. 
Gesch. d. Herrn G. Geyer. 
(16566. 8°.) 
Böse, E. Excursion au Cerro de Muleros 
pres Ciudad Juärez. (Separat. aus: 
Guide des excursions du X. Congres 
geologique international, Mexico 1906. 
XX,. Excursion du nord.) Mexico 
1906. 8%. 24 S. mit 1 geolog. Karte u. 
5 Taf. Gesch. d. Herrn G. Geyer. 
(16567. 8°.) 
Böse, E. Excursion dans les environs 
de Parras, (Separat. aus: Guide des 
excursions du X. Congres geologique 
international, Mexico 1906. XXIII. 
Excursion du nord.) Mexico 1906. 8°. 
16 S. mit 1 geolog. Karte u. 5 Taf. 
Gesch. d. Herrn G. Geyer. 
(16568. 8.) 
Böse, E. Excursions dans les environs 
de Monterrey et Saltillo.. (Separat. 
aus: Guide des excursions du X. 
Congres geologique international, Me- 
xico 1906. XXIX. Excursion du nord.) 
Mexico 1906. 8°. 17 S. mit 3 Taf. 
Gesch. d. Herrn G. Geyer. 
(16569. 8°.) 
Böse, E. De San Luis Potosi a Tampico. 
(Separat. aus: Guide des excursions 
du X. Congres geologique international, 
Mexico 1906. XXX. Excursion du 
nord.) Mexico 1906. 8°. 16 S. mit 6 
Textfig. Gesch. d. Herru G. Geyer. 
(16570. 8°.) 


428 


Böse, E. Excursions ä l’Isthme de Te- 
huantepec. (Separat. aus: Guide des 
excursions des X. Öongres geologique 
international, Mexico 1906. XXXI.) 
Mexico, 1906. 8°. 40 S. mit 1 Taf. 
Gesch. d. Herrn G. Geyer. 

(16571. 8°.) 

Bukowski, 6. v. Tithon im Gebiete 
des Blattes Budua und in den an- 
grenzenden Teilen des Blattes Cattaro. 
(Separat. aus: Verhandlungen der k.k. 
geolog. Reichsanstalt. 1911. Nr. 14.) 
Wien, typ. Brüder Hollinek, 1911. 8°, 
12 8. (311— 322) mit 5 Textfig. Gesch. 
d. Autors. (16572. 8°.) 


Canaval, R. Die Erzgänge von Dechant 
und Ladelnig in der Teichl in Kärnten. 
(Separat. aus: „Carintbia“. Ila. 1908, 
1909 u. 1910.) Klagenfurt, typ. F. v. 
Kleinmayr, 1910. 8°. 56 S. mit I Karte. 
Gesch. d. Herrn G. Geyer. 

(16573. 8°.) 

Christensen, A. Seismologische Studien 
im Gebiete der Ostalpen. Dissertation. 
Leipzig, W. Engelmann, 1911. 8°. 
105 S. mit 5 Textfig. Gesch. d. Herrn 
G. Geyer. (16574. 8°.) 


Dal Piaz, & Sulla Fauna liasica delle 
Tranze di Sospirolo. Parte I. (Separat. 
aus: Memoires de la Societe pale- 
ontologique suisse. Vol. XXXIIl.) 
Geneve, typ. W. Kündig & Fils, 1907. 
A648. mit 11 Textfig. u. 3 Mat. 
Gesch. d. geolog. Instituts d. Uni- 
versität Padova. (2977. 4°.) 


Dal Piaz, 6. Giovanni Omboni. 
Cennri necrologici. (Separat. aus: 
Bollettino della Societä geologica ita- 
liana. Vol. XXIX. Fasc. 3—4. 1910.) 
Roma, typ. F. Cuggiani, 1910. 8°. 
11 8. (XCVI—CVI) mit einem Porträt 
Ombonis. Gesch. des geolog. Instituts 
d. Universität Padova. (16575. 8°.) 

Daly, R. A. Magmatic differentiation in 
Hawaii. (Separat. aus: Journal of 
geology. Vol. XIX. Nr. 4.) Chicago, 
University Press, 1911. 8%. 28 8. 
(239—316) mit 1 Textfig. Gesch. d. 
Autors. (16576. 8°.) 

Daly, R. A. The nature of volcanie 
action. (Separat. aus: Proceedings of 
the American Academy of arts and 
sciences. Vol. XLVII. Nr. 3.) Boston, 
1911. 8°. 76 S, (47—112) mit 15 Text- 
fig. u. 5 Taf. Gesch. d. Autors. 

(16577. 8°.) 

Denckmann, A Kurze Mitteilung über 
den paläontologischen Inhalt des Ober- 
silurs im Kellerwalde. (Separat. aus: 
Zeitschrift der Deutsch. geolog. Ge- 


Verhandlungen. 


Nil 


sellschaft. Bd. LXII. 1910. Monats- 
berichte Nr. 12.) Berlin, typ. G. Schade, 
1911. 8°. 2 S. (672—673). Gesch. d. 
Herrn G. Geyer. (16578. 8°.) 
Denckmann, A. Zur Geologie des 
Müsener Horstes. Zweite Mitteilung. 
(Separat. aus: Zeitschrift der Deutsch. 
geolog. Gesellschaft. Bd. LXIT. 1910, 
Monatsberichte Nr. 12.) Berlin, typ. 
G. Schade, 1910. 8°. 6 S. (724—729) 
mit 4 Textfig. Gesch. d. Herrn G. 
Geyer. (16579. 8°.) 
Doelter, €. Handbuch der Mineral- 
chemie. Bud. I. Hft. 2—4 (Bog. 11—40). 
Dresden, Th. Steinkopft, 1911. 8°, 
Kauf. (17019. 8°. Lab.) 
Donath, E. Was ist Steinkohle? (Separat. 
aus: Oesterreichische Chemiker-Zeitung. 
1911. Nr. 24.) Wien, typ. Ferd. Brück 
& Söhne, 1911. 8°, 13 S. 2 Exem- 
plare. Gesch. d. Autors. (16580. 8°.) 


Fabiani, R. Sulla presenza della fauna 
Luteziana del Gazzo di Zovencedo in 
un’ altra localitäA dei Colli Berieci. 
(Separat. aus: Atti dell’ Accademia 
scientifica veneto - trentino - istriana; 
classe I, anno IV. 1907. Fasc. 1.) Pa- 
dova, typ. P. Prosperini, 1907. 8°. . 
12 S. Gesch. d. geolog. Instituts d. 
Universität Padova. (16581. 8°.) 

Fabiani, R. Carta delle permeabilitä 
delle rocce del bacino dell’ Agno e 
brevi note illustrative. (Separat. aus: 
Pubblicazione dell’ Ufhieio idrografico 
dell R. Magistrato alle acque. Nr, 6.) 
Venezia, typ. C. Ferrari, 1909. 8°. 
8S. mit 1 Karte. Gesch. d. geolog. 
Instituts d. Universität Padova. 

(16582. 8°.) 

Fabiani, R. Nuovi giacimenti a Lepi- 
docyclina elephantina nel Vicentino e 
osservazioni sui cosidetti strati di 
Schio. (Separat. aus: Atti del R. Isti- 
tuto Veneto di science, lettere ed 
arti. Tom. LXVIII. Part. 2.) Venezia, 
typ. C. Herrari, 1909. 2sorgssn 
(821—828). Gesch. d. geolog. Instituts 


d. Universität Padova. (16583. 8°.) 
Fabiani, R. Di una nuova specie di 
Phlyctenodes (Phl. Dalpiazi) dell’ 


oligocene dei Berici. (Separat. aus: 
Bollettino del Museo eivico di Vicenza. 
Vol. I. Fasc. 3—4.) Vicenza, typ. G. 


Rumor, 1911. 8%. 6 S. mit 1 Taf. 
Gesch. d. geolog. Instituts d. Uni- 
versität Padova. (16584. 8°.) 


Fabiani, R. La sezione di storia na- 
turale del Museo civico di Vicenza. 
Notizie e piano di riordinamento. 
(Separat. aus: Bollettino del Museo 
eivico di Vicenza. Vol. I. Fase, 3—4. 


1911 


1910.) Vicenza, typ. G. Rumor, 1911. 
8°. 11S. mit 2 Textfig. Gesch. d. 
geolog. Instituts d. Universität Padova. 
(16585. 8°.) 

Festschrift zur 25. internationalen 
Wander-Versammlung -der Bohr-Inge- 
nieure und Bohrtechniker in Budapest 
1911. Wien, typ. G. Nedwid, 1911. 
4°, 136 S. mit zahlreichen Abbil- 
dungen im Text. Gesch. d. Vereines 
der Bohrtechniker. (2954. 4°.) 


Frech, F. & C. Renz. Neue Triasfunde 
auf Hydra und in der Argolis. (Separat. 


aus: Neues Jahrbuch für Mineralogie, 


Geologie. Beil.-Bd. XXV.) Stuttgart, 
E. Schweizerbart, 1908. 8%. 24 S. 
(443—466) mit 7 Textfig. u. 4 Taf. 
(XVY—XVIIN. Gesch. d. Herrn G@. 
Geyer. (16586. 8°.) 
Früh, J. Über die 39 jährige Tätigkeit 
der Schweiz. Erdbebenkonmission, 
inklusive Erdbebenwarte. (Separat. 
aus: Verhandlungen der Schweiz. 
naturforschenden Gesellschaft in Solo- 
thurn 1911.) Geneve, Societe generale 
d’imprimerie, 1911. 8°. 24 S. mit 7 
Textfig. u. 1 Taf. Gesch. d. Autors. 
(16587. 8°.) 


Geyer, &. Erläuterungen zur geologischen 
Karte. SW-Gruppe Nr. 12, Weyer. 
(Zone 14, Kol. XI der Spezialkarte 
der Österr.-ungar. Monarchie im MaB- 
stabe 1: 75.000.) Wien, R. Lechner, 
1911. 8°. 60 S. Gesch. d. Autors. 

(16588. 8°.) 

Geyer, @. Die karnische Hauptkette 
der Südalpen. (Separat. aus: Geolo- 
gische Charakterbilder. Hrsg. v. H. 
Stille. Hft. 9.) Berlin, Gebr. Born- 
träger, 1911. 4°. 6 Taf. und 10 S. 
Text. Gesch. d. Autors. (2978. 4°.) 


Götzinger, G. Die erste gemeinsame 
italienisch-österreichische Terminfahrt 
in der gesamten Adria Februar— März 
1911. (Separat. aus: Internationale 
Revue der gesamten Hydrobiologie 
und Hydrographie. Bd. IV. Hft. 1—2.) 
Leipzig, W. Klinckhardt, 1911. 8°. 
4 S. (237—240). Gesch. d. Autors. 

(16589. 8°.) 

Gortani, M. Escursioni sui monti della 
Valcalda. (Separat. aus: Giornale „In 
Aa larlr Nr: 1.) Udine, typ. G. 
B. Doretti, 1911. 8°. 7 S. mit 1 Text- 
fig. u. 1 Taf. Gesch. d. Herrn G. 
Geyer. (16590. 8°.) 

Gortani, M. Rilevamento geologico della 
Valcalda, Alpi Carniche. (Separat 
aus: Bollettino del R. Comitato geo- 
logico d’Italiaa Vol. XLI. 1910. 
Fasc. 4.) Roma, typ. Societa Editrice 


Kinsendungen für die Bibliothek. 


429 


1911. 8°. 20 S. mit 1 Taf. 
Gesch. d. Herrn G. Geyer. 
(16591. 8°.) 


Laziale, 
(XIII). 


Halaväts, &. v. Der geologische Auf- 
bau der Umgebung von Vizakna. 
Bericht über die geolog. Detailauf- 
nahme im Jahre 1908. (Separat. aus: 
Jahresbericht der kgl. ungar. geolo- 
gischen Reichsanstalt für 1908.) Buda- 
pest, typ. Franklin-Verein, 1911. 8°. 
11 S. (77—87) mit 1 Textfig. Gesch. 
d, Autors. (16592. 8°.) 

Handlirsch, A. Contributions to Cana- 
dian Palaeontology. Vol. II. Canadian 
fossil Inseets. 5. Insects from the 
tertiary lake deposits of the southern 
interior of British Columbia, collected 
by L. M. J,ambe, in 1906. (Separat. 
aus: Canada Geological Survey. Me- 
moir Nr. 12. P.) Ottawa, Gov. Prin- 
ting Bureau, 1910. 8°. VII— 37. 
(93—129) mit 36 Textfig. Gesch. d. 
Herrn G. Geyer. (16593. 8°.) 

Hlawatsch, €. Bibliothekskatalog der 
mineralogisch - petrographischen Ab- 
teilung des k. k. Naturhistorischen 
Hofmuseums. Nach dem Stande vom 
31. Dezember 1909 im Auftrage der 
Direktion bearbeitet. Samt Nachtrag 
bis 31. Dezember 1910. Wien. A. 
Hölder, 1911. 8°. IV—334 S. Gesch. 
d. Hofmuseums. (210. 8°. Bibl.) 


Hoernes, R. Die Bedeutung der Paläon- 
tologie für die Erdgeschichte. (Separat. 
aus: „Scientia“. Bd. X. Jahr 5 [1911], 
XX-—4.) Bologna, N. Zanichelli, 1911. 
8°. 21 S. (307—325). Gesch. d. Autors. 

16594. 8°.) 


Jezek, B. Uber Hamlinit von Brasilien. 
(Separat. aus: Bulletin international 
de l’Academie des sciences de Boh@me. 
XIJI. 1908.) Prag, A. Wiesner, 1908. 
8. 6 S. mit 2 Textfig. Gesch. d. 
Autors. (16595, 8°.) 

Jezek, B. Über Braunit von Minas 
Geraes, (Separat. aus: Bulletin inter- 
national de l’Academie des sciences 
de Boh@me. XIII. 1908.) Prag, A. 
Wiesner, 1908. 8%. 6 S. mit 1 Taf. 
Gesch. d. Autors. (16596. 8°.) 


Jezek, B. Beitrag zur Kenntnis. des 
Whewellits. (Separat. aus: Bulletin 
international de l’Acad@mie des sciences 
de Boheme. XIII. 1908.) Prag, A. 
Wiesner, 1908. 8°. 15 S. mit 1 Taf. 
Gesch. d. Autors. (16597. 8°.) 

Jezek, B. Zweiter Beitrag zur Kenntnis 
des Whewellits. (Separat. aus: Bulletin 
international de l’Acad&mie de sciences 


430 


de Boh@eme. XIV. 1909.) Prag, A. 
Wiesner, 1909. 8°. 11 S. mit 5 Text- 
fig. Gesch. d. Autors. (16598. 3°.) 
Jezek, B. Uber Benitoit von Kalifornien. 
(Separat. aus: Bulletin international 
de l’Acade@mie des sciences de Boh@me., 
XIV. 1909.) Prag, A. Wiesner, 1909. 
8. 5 8. mit 3 Textfig. Gesch. d. 
Autors. (16599. 8°.) 
Jezek, B. O natrolithu ze San Benito 
County v Kaliforni. (Separat., aus: 
Rozpravy eske Academie Cisara 
FrantiSka Josefa pro vedy, slovesnost 
a um£ni; roc XVIIl.; tfid. Il., &is. 26.) 
Prag, A. Wiesner, 1909. 8°. 6 35. mit 

4 Textfig. Gesch. .d. Autors. 
(16600. 8°.) 


Jezek, B. Whewellit von Bruch bei Dux. 
(Separat. aus: Bulletin international 
de l’Academie des sciences de Boh@me. 
XV]. 1911.) Prag, A. Wiesner, 1911. 
SE Nas mir 1 Textiorrm ERar 
Gesch. d. Autors. (16601. 8°.) 

Jezek, B. & J. Woldfich. Beitrag zur 
Lösung der Tektitfrage. (Separat. aus: 
Bulletin international de l’Acad&emie 
des sciences de Boh@me. XV. 1910.) 
Prag, A. Wiesner, 1910. 8°%. 14 8. 
mit 1 Taf. Gesch. d. Autors. 

(16602. 8°.) 


Knett, J. Über Abstimmungserschei- 
nungen, besonders an Mineralqaellen. 
(Separat. aus: Jubiläums-Festausgabe 
der „Internationalen Mineralquellen- 
Zeitung“ in Wien, vom 10. Juli 1909.) 
Wien, 1909. 4°. 11 S. mit 21 Textfig. 
Gesch. d. Autors. (2979. 4°.) 

Knett, J. [Erdbebenreferat für das Jahr 
1908.] Deutsche Gebiete von Böhmen. 
(Separat. aus: Allgemeiner Bericht 
und Chronik der in Österreich be- 
obachteten Erdbeben; hrsg. v. d. k.k. 
Zentralanstalt für Meteorologie und 
Geodynamik. Nr. V.) Wien, Gerold & 
Sohn, 1910. 8°. 40 S. (183-222). 
Gesch. d. Autors. (16603. 8°.) 

Knett, J. Beiträge zur Geologie von 
Böhmen. I. Über das Alter der Pfahl- 


quarz - Bildungen im westlichen 
Böhmen. (Separat. aus: „Lotos“. 
Bd. LIX. Nr. 8. 1911.) Prag, typ. 


C. Bellmann, 1911. 8%. 9S. (267—275) 
mit 2 Textfig. Gesch. d. Autors. .. 

(16604. 8°.) 

König, F. Fossilrekonstraktionen. Be- 

merkungen zu einer Reihe ‚plastischer 

‘ Habitusbilder fossiler Wirbeltiere. 

Mit Begleitworten zu den Modellen 

von ©. Abel, E Fraas und M. 

Schlosser. München, E. Dultz &Co., 


Verhandlungen. Nr. 18 


1911. 8°. 70 S. mit 10 Taf. Gesch. d. 
Herrn G. Geyer. (16605. 8°.) 
Koenigsberger, J. Studien an Vulkanen. 
(Separat. aus: Berichte der natur- 
forschenden Gesellschaft zu Freiburg 
1. Br. "Bd. » XVII. u1909 SEA) 
Freiburg i. Br., typ. C. A. Wagner, 
1910. 8°. 14 S. (43—56) mit 1 Text- 
fig. u. 1 Taf. Gesch. d. Autors. 
(16606. 8°.) 
Kossmat, F. Der küstenländische Hoch- 
karst und seine tektonische Stellung. 
(Separat. aus: Verhandlungen der k.k. 
geolog. Reichsanstalt. 1909. Nr. 4—5.) 
Wien, typ. Brüder Hollinek, 1909. 
8%. 40 8. (85—124) mit 3 Textfig. 
Gesch. d. Herrn G. Geyer. 
(16607. S°.) 
Kossmat, F. Erläuterungen zur geolo- 
gischen Karte. SW-Gruppe Nr. 91. 
Bischoflack und Idria (Zone 21, 
Kol. X der Spezialkarte der Osterr.- 
ungar. Monarchie im  Maßstabhe 
1:75.000). Wien, R. Lechner, 1910. 
8°. 101 S. mit der Karte. (16608. 8°.) 


Krause, P. 6. Über Oser in Ostpreußen. 
(Separat. aus: Jahrbuch der kael. 
preuß. geologischen Landesanstalt für 
1911. Bd. XXX. Teil ssrtze) 
Berlin, typ. A. W. Schade, 1911. 8°. 
6 S. (76—91) mit 1 Textfig. u. 1 Taf. 
(IV). Gesch. d. Herrn G. Geyer. 

(16609. 8°.) 


Krause, P. @. Uber unteren Lias von 
Borneo. (Separat. aus: Sammlungen 
des geologischen Reichs-Museums in 
Leiden. Ser. I. Bd. IX.) Leiden, E. J. 


Brill, 1911. 8% 7 S. (77—83) mit 
1.Taf.. (VII). Gesch. d.-Herınst- 
Geyer. (16610. 8°.) 


Krause, P. & Über Wellenfurchen im 
linksrheinischen Unterdevon. (Separat. 
aus: Zeitschrift der Deutsch. geolog. 
Gesellschaft. Bd. LXIIL. 1911. Monats- 
berichte Nr. 4.) Berlin, typ. G. Schade, 
1911. 8°. 7 S. (196—202) mit 3 Textfig. 
Gesch. d. Herrn G@. Geyer. 

(16611. 8°.) 


Kretschmer, F. Uber die Kontaktmeta- 
morphose am unterdevonischen Diabas 
zu Karlsbrunn im Hochgesenke. (Se- 
parat. aus: Zeitschrift des mährischen 
Landesmuseums. Bd. XI.) Brünn, typ. 
R. M. Rohrer, 1911. 8°. 208. (59 —78) 
mit 1 Textfig. Gesch. d. Autors. 

(16612. 8&°.) 

Kretschmer, F. Über den Chrysoberyli 
von Marschendorf und. seine DBe- 
gleiter, (Separat. aus: Tschermak’s 
Mineralogische und petrographische 
Mitteilungen. Bd. XXX. Hft. 1-2. 


1911 


1911.) Wien, A. Hölder, 1911. 8°. 
19 S. (85—103) mit 12 Textfig. Gesch. 
d. Autors. (16613. 8°.) 
Kretschmer, F. Zur Kenntnis des 
Epidot und Albit von Zöptau. (Separat. 
aus: Tschermak’s Mineralogische und 
petrographische Mitteilungen. Bd.XXNX. 
Hft. 1—2. 1911.) ‘Wien, A. Hölder, 
1911. 8°. 14 S. (\04—117) mit 2 Text- 
fig. Gesch. d. Autors. (16614. 8°.) 


Lambe, L. M. On Arctotherium from 
the pleistocene of Yukon. (Separat. 
aus: The Ottawa Naturalist. Vol. XXV. 
Nr. 2. 1911.) Ottawa 1911. 8°. 6 8. 
(21—26) mit 3 Taf. Gesch. d. Herrn 
G. Geyer. (16615. 8°.) 

Lambe, L. M. Insects from the tertiary 
lake deposits of the southern interior 
of British Columbia, collected in 1906. 
Described byA.Handlirsch. Ottawa 
1910. 8°. Vide: Handlirsch, A. 

(16593. 8°.) 

Liebus, A. Die Foraminiferenfauna der 
mittelmiocänen Mergel von Nord- 
dalmatien. (Separat. aus: Sitzungs- 
berichte der kais. Akademie der 
Wissenschaften; math.-naturw. Klasse. 
Abtlg. I. Bd. CXX. 1911.) Wien, A. 
Hölder, 1911. 8°. 92 S. (865 — 956) mit 
6 Textfig. u. 3 Taf. Gesch. d. Autors. 

(16616. 8°.) 

Löezy, L.v. Über die Petroleumgebiete 
Rumäniens im ‚Vergleich mit dem 
neogenen Becken Siebenbürgens. (Se- 
parat. aus: Földtani Közlöny. Bd. XLI. 
1911.) Budapest, typ. Franklin-Verein, 
1911. 8°. 37 S. (470—506) mit 12 
Textfig. (27—38). Gesch. d. Herrn G. 
Geyer. (16617. 8°.) 

[Lunz.] Die biologische Station Lunz, 
Niederösterreich. Prag, typ. C. Bell- 
mandı [1911]. 5°. 15 S. mit mehreren 
Abbildungen im Text u. 1 Karte. 
Gesch. d. Herrn G. Geyer. 

(16618. 8°.) 


Meyer, F. Neubestimmung des Ver- 
hältnisses der Molekulargewichte von 
Kaliumchlorat und Kaliumchlorid. 
Dissertation. Berlin, E. Ebering, 1911. 
8%. 43 8. mit 5 Taf. Gesch. d. Uni- 
versität Berlin. (17045. 8°, Lab.) 

Mocker, F. Der Granit von Maissan. 
(Separat.aus: Tschermak’s Minera- 
logische und petrographische Mit- 
teilungen. Bd. XXIX. Hft. 4. 1910.) 
Wien, A. Hölder, 1910. 8°. 19 S. 
(334—352) mit 1 Kartenskizze. Gesch. 
d. Herrn G. Geyer. (16619, 8°.) 


[Moore.] Nachweis der Moore in Nieder- 
österreich, Oberösterreich, Steiermark, 


Einsendungen für die Bibliothek. 


431 


Kärnten, Krain, Tirol und Mähren. 
Im Auftrage des Ackerbauministeriums 
herausgegeben von der k. k. Land- 
wirtschaftlich - chemischen Versuchs- 
station in Wien. Wien 1911. 8°, Vide: 
Versuchsstation, Landwirt- 
schaftlich-chemische. (16645. 8°.) 


Neubauer, €. Daten zur Kenntvis der 
Silikatschmelzlösungen. (Separat. aus: 
Földtani Közlöny. Bd. XLI. 1911.) 
Budapest, typ. Franklin-Verein, 1911. 
8°. 9 S. (197—205). Gesch. d. Herrn 
6. Geyer. (17046. 8°. Lab.) 


[Omboni, &.] Cenni necrologiei del G. 


Dal Piaz. Roma 1910. 8°. Vide: Dal 
Bia27,@ (16575. 8°.) 
Pauleke, W. Tertiärfossilien aus der 


Niesenzone der Freiburger Alpen. 
(Separat. aus: Jahresbericht und Mit- 
teilungen des oberrhein. geologischen 
Vereines. N. F. Bd. I. Hft. 2. 1911.) 
Karlsruhe, typ. J. Lang, 1911. 8°. 
1S. (55) Gesch. d. Herrn G. Geyer. 


(16620. 8°.) 

Paulcke, W. Kurze Mitteilungen über 
tektonische Experimente. (Separat. 
aus: Jahresbericht und Mitteilungen 


des oberrhein. geologischen Vereines. 
N. F. Bd. I. Hft. 2) Karlsruhe, typ. 
J. Lang, 1911. 8°. 11 S. (56—66) mit 
1 Textfig. u. 2 Taf. Gesch. d. Herrn 
G. Geyer. (16621. 8°.) 
Paulsen, E. Beitrag zur Kenntnis der 
Harze. Dissertation. Kiel, typ. H. 
Fienecke, 1910. 8°. 62 S. Gesch. d. 
Universität Kiel. (16622. 8°.) 


Pompeckj, J. F. Die zoogeographischen 
Beziehungen zwischen den Jurameeren 
Nordwest- und Süddeutschlands. (Se- 
parat. aus: Jahresbericht des nieder- 
sächs. geologischen Vereines. I. 1908.) 
Hannover, typ. W. Riemschneider, 
1908. 8°. 28. (10—11). Gesch. d. 
Herrn G. Geyer. (16623. 8°.) 


Pompeckj, J. F. Die Meere der Vorzeit. 
Rede zur Feier des Geburtstages Seiner 
Majestät des Kaisers und Königs am 
27. Januar 1909. Göttingen, typ. W. F. 
Kaestner, 1909. 8°. 21 8. Gesch. d. 
Herrn G. Geyer. (16624. 8°.) 

Pompeckj, J. F. Gegen Steinmanns 
Geologische Grundlagen der Ab- 
stammungslehre. (Separat. aus: Jahres- 
bericht des niedersächs. geologischen 
Vereines. III. 1910.) Hannover, typ. 
W. Riemschneider, 1910. 8°. 40 8. 
Gesch. d. Herrn G. Geyer. 

(16625. 8°.) 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 18. Verhandlungen. 65 


432 


Puls, E. Vergleichende Untersuchungen 
über Flußdichte. Dissertation. Ham- 
burg, typ. J. H. Lührs, 1910. 8°. 408. 
mit 1 Taf. Gesch. d. Universität Kiel. 

(16626. 8°.) 


Renz, €. Über die mesozoische For- 
mationsgruppe der südwestlichen 
Balkanhalbinsel. (Separat. aus: Neues 
Jahrbuch für Mineralogie, Geologie. 
Beilage - Band XXI.) Stuttgart, E. 
Schweizerbart, 1905. 8°. 89 S. (213— 
301) mit 1 Textfig. u. 4 Taf. (X—XII]). 
Gesch. d. Herrn G. Geyer. 

(16627. 8°.) 

Renz, C. Trias und Jura in der Argolis. 
(Separat. aus: Zeitschrift der Deutsch. 
geolog. Gesellschaft. Bd. LVIII. 1906.) 
Berlin, typ. J. F. Starcke, 1906. 8°. 
16 S. (379—394) u. Nachtrag, 2 S., 
mit 4 Textfig. u. 1 Taf. (XIX). Gesch. 
d. Herrn G. Geyer. (16625. 8°.) 

Renz, C. Zur Kreide- und Eocän-Ent- 
wicklung Griechenlands. (Separat. aus: 
Centralblatt für Mineralogie, Geologie. 
Jahrg. 1906. Nr. 17.) Stuttgart, E. 
Schweizerbart, 1906. 8°. 98. (541—549) 
mit 2 Textfig.. Gesch. d. Herrn @. 
Geyer. (16629. 8°.) 

Renz, C. Le Trias fossilifere en Grece 
moyenne et septentrionale. -— Le 
Jurassigue en Albanie meridionale et 
in Argolide. (Separat. aus: Bulletin 
de la Socidet6 geologique de France. 
Ser. IV. Tom. VII. 1907.) Paris, typ. 
Le Bigot Freres, 1907. 8°. 3 S. (380; 
384—385). Gesch. d. Herrn G. Geyer. 

(16630. 8°.) 

Renz, C. Sur les preuves de l’existence 
du Carbonifere et du Trias dans 
’Attique. (Separat. aus: Bulletin de 
la Societe geologique de France. Ser. 
IV. Tom. VIII. 1908.) Paris, typ. Le 
Bigot Fröres, 1908. 8°. 5 8. (519523). 
Gesch. d. Herrn G. Geyer. 

(16631. 8°.) 

Renz, €. Neue Triasfunde auf Hydra 
und in der Argolis. Stuttgart, 1908. 
8°, Vide: Frech, F. & C. Renz. 

(16586. 8°,) 

Renz, C. Der Nachweis von Lias in der 
Argolis. (Separat. aus: Zeitschrift der 
Deutsch. geolog. Gesellschaft. Bd. 
LXI. 1909. Hft. 2.) Berlin, typ. @. 
Schade, 1909. 8°. 28 5. (202— 229) mit 
2 Textfig,. u. 1 Taf. (IV). Gesch. d. 
Herrn G. Geyer. (16632. 8°.) 

Renz, €. Die Geologie Griechenlands’ 
I. Teil. Stratigraphische Unter- 
suchungen im griechischen Mesozoi- 
kum und Paläozoikum. (Separat. aus: 
Jahrbuch der k. k. geolog. Reichs- 


Verhandlungen. 


Nr. 18 


anstalt. Bd. LX. 1910. Hft. 3.) Wien, 
R. Lechner, 1910. 8°. 216 S. (421—636) 
mit 38 Textfig. u. 5 Taf. (X VIII—XXIJI), 
Gesch. d. Herrn G. Geyer. 
(16561. 8°.) 
[Rossi, M. St. de.] Onoranze alla me- 
moria di M. St. de Rossi in Rocca di 
Papa, 30. agosto 1910. (Separat. aus: 
Bollettino della Societä Seismologica 
Italiana. Vol. XV. Fasc, 1-3. 1911.) 
Modena, typ. Soliani, 1911. 8°. 16 S. 
mit einem Porträt Rossis u. 1 Taf. 
Gesch. d. Societä Seism. Ital, 
(16633. 8°.) 


Sander, B. Zur: Systematik zentral- 
alpiner Decken. (Separat. aus: Ver- 
handlungen der k. k. geolog. Reichs- 


anstalt. 1910. Nr. 16.) Wien, typ. 
Brüder Hollinek, 1910. 8%. 12 8. 
(357 — 368). Gesch. d. Herrn &. Geyer. 

(16634, 8°.) 


Schafarzik, F. Über die wichtigsten, 
Mineralstoffe und Wasserschätze ent- 
haltenden geologischen Horizonte in 
Ungarn. Vortrag, gehalten zu Buda- 
pest am Eröffinungstage der XXV. 
Wanderversammlung des Internatio- 
nalen Bohringenieur- und Bohrtech- 
niker-Vereines. (Separat. aus: Allge- 
meine österr, Chemiker- und Tech- 
niker-Zeitung. Beilage: Organ des 
„Vereins der Bohrtechniker“. Wien, 
typ. @. Nedwid, 1911. 4°. 78. mit 
9 Textfig. Gesch. d. Autors. 

(2980. 4°.) 


Schubert, R. Die fossilen Foramini- 
feren des Bismarckarchipels ‘und 
einiger anderer angrenzender Inseln. 
(Separat. aus: Abhandlungen der k.k. 
geolog. Reichsanstalt. Bd. XX. Hft. 4.) 
Wien, R. Lechner, 1911. 4°. 130 S. 
mit 17 Textfig. u._6 Taf. (2985. 4°.) 

Sehmer, Th. Die Eisenerzversorgung 
Europas. Dissertation. Kiel, typ. 
Lippert & Co., 1911. 8%. XI—48 8. 
Geschenk d. Universität Kiel. 

(16635. 8°.) 

Sigmund, A. Die mineralogische Ab- 
teilung. (Separat. aus: Das steier- 
märkische Landesmuseum und seine 
Sammlungen.) Graz, typ. Leykam, 
1911. 4°. 26 8. (171—196) mit 1 Titel- 
bild, 6 Porträts u. 4 Taf. Gesch. d. 
Autors. (2981. 4°.) 


Spengler, E. Zur Tektonik von Sparber- 
horn und Katergebirge im Salzkammer- 
gute. (Separat. aus: Centralblatt für 
Mineralogie, Geologie. . Jahrg. 1911. 
Nr. 22.) Stuttgart, E. Schweizerbart, 
1911. 8°. 4 S. (701—704). Gesch. d. 
Herrn G. Geyer. (16636. 8°.) 


1911 


Steinmann, &. Die Abstammungslehre. 
Was sie bieten kann und was sie 
bietet. Vortrag, gehalten in der Ver- 
sammlung deutscher Naturforscher und 
Arzte in Karlsruhe am 27. September 
1911. Leipzig, W. Engelmann, 1911. 
8°. 17 S. Gesch. d. Autors. (16637. 8°.) 

Steinmann, @. Die Geologie an der 
Wiener Universität in den letzten 
50 Jahren. Ein Blatt des Glück- 
wunsches und des Gedächtnisses. (Se- 
parat. aus: Geologische Rundschau. 
Bd. II. Hft. 5—6.) Leipzie, W. Engel- 
mann, 1911. 8°. 5 S. (367—371) mit 
2 Porträts (Taf. V—VI). Gesch. d. 

. Autors. « (16638. 8°.) 

Steuer, A. Uber den Wert ständiger 
Bodenwasser - Beobachtungen für 
wissenschaftichee und praktische 
Zwecke und die Einrichtung eines 
ständigen Beobachtungsdienstes im 
Großherzogtum Hessen. (Separat. aus: 
Abhandlungen der großhzgl. hessi- 
schen geologischen Landesanstalt. 
Bd. V. Hft. 2.) Darmstadt, typ. L. C. 
Wittich, 1911. 8°. 54 S. (137—190) 
mit 4 Taf. Gesch. d. Herrn G. Geyer. 

(16639. 8°.) 


Termier, P. Sur le tectonique de l’ile 
d@’Elbe. (Separat. aus: Bulletin de la 
Societe geologique de France. Ser. IV. 
Tom. X.. 1910.) Paris, typ. Protat 
Freres,.1910. 8°. 27 S. (134—160) mit 
4 Textfig. u. 1 Taf. (V). Gesch. d. 
Herrn G. Geyer. (16640. 8°.) 

Termier, P. Les problemes .de la 
geologie tectonique dans la Medi- 
terranee oceidentale. Conference. (Se- 


parat. aus: Revue generale des 
sciences, 30 mars 1911.) Paris, A. 
Gollin, "1911. 8%, 33 S. Gesch. d. 


Herrn G. Geyer. (16641. 8°.) 


Till, A. Die Ammonitenfauna des Kello- 
way von Villäny. I. und II. Abteilung. 
(Separat. aus: Beiträge zur Paläonto- 
logie u. Geologie Österreich-Ungarns u. 
des Orients. Bd. XXIII u. XXIV.) Wien 
u. Leipzig, W. Braumüller, 1910— 1911. 

4°. Gesch. d. Autors. Enthält: Abtlg. 
I. Geologischer Teil. Ibid. 1910. 25 S. 

. (Beitr. XXIII, pag. 175—197). Abtlg. 

“ HI. Paläontologischer Teil. Ibid. 1910 — 
1911. 728. mit 12 Taf. (Beitr. XXIII, 
pag. 251—272 u. Taf. XVI—XIX und 
Beitr. XXTV, pag. 1—49 n. Taf. I-VIII). 

(2986. 4°.) 

Toni, A. de. Studio mineralogico della 
sabbia della Piave. (Separat. aus: 
Pubblieazione dell’ Ufficio idrografico 

' del Magistrato alle acque. Nr. 12.) 


Einsendungen für die Bibliothek. 


433 


Venezia, typ. C. Ferrari, 1910. 8% 
8 S. mit 1 Textfig. Gesch. d. geolog. 
Instituts d. Universität Padova. 
(16642. 8°.) 
Toni, A. de. Escursioni geologiche all’ 
isola d’Elba e alla regione marmifera 
delle Alpi Apuane (dal 4 all’ 11 
maggio 1910). Padova, typ. G. B. 
Randi, 1911. 8°. 11 S. mit 4 Textfig. 
Gesch. d. geolog. Instituts d. Universität 
Padova. (16643. 8°.) 
Toni, A.de. La fauna liasica in Vedanu, 
Belluno. Parte I. Brachiopodi. (Se- 
parat. aus: Memoires de la Societe 
paleontologique suisse. Vol. XXX VII.) 
Geneve, tvp. A. Kündig, 1911. 4°, 
30 S. mit 1 Taf. Gesch. d. geolog. 
Instituts d. Universität Padova. 
(2982. 4°.) 
Toula, F. Paläontologische Mitteilungen 
aus den Sammlungen von Kronstadt 
in Siebenbürgen. (Separat. aus: Ab- 
handlungen der k. k. geolog. Reichs- 
anstalt.e. Bd. XX. Hit. 5.) Wien, R. 
Lechner, 1911. 4°. 49 S. mit 4 Textfig. 
u. 5 Taf. (2983. 4°.) 


Uhlig, V. Die Erdsenkungen der Hohen 
Warte im Jahre 1909. (Separat. aus: 


Mitteilungen der Geologischen Ge- 
sellschaft in Wien. Bd. III. 1910.) 
Wien, F. Deuticke, 1910. 8°. 43 S. 


mit 4 Taf. Gesch. d. Herrn G. Geyer. 
(16644. 8°.) 


Versuchsstation, Landwirtschaftlich- 
chemische. Nachweis der Moore in 
Niederösterreich,Oberösterreich,Steier- 
mark, Kärnten, Krain, Tirol und 
Mähren. Im Auftrage des Ackerbau- 
ministeriums herausgegeben. Wien u. 
Leipzig, W. Frick, 1911. 8°. XII— 
109 S. Gesch. d. Ackerbauministeriums. 

(16645. 8°.) 

Vetters, H. Stratigraphie, Palaeontolo- 
gie und Palaeogeographie. (Separat. 
aus: „Der moderne Erdkundeunter- 
richt“, hrsg. v. K. C. Rothe und E. 
Weyrich.) Leipzig u. Wien, F. Deuticke, 
1911. 8%. 42 S. (111—152) mit 75 
Textfig. Gesch. d. Autors. (16646. 8°.) 


Wilckens, ©. Über mesozoische Fal- 
tungen in den tertiären Kettenge- 
birgen Europas. (Separat. aus: „Geolo- 
gische Rundschau“. Bd. II. Hft. 5—6.) 
Leipzig, W. Engelmann, 1911. 8°. 
13 S. (251—263). Gesch. d. Autors. 

(16647. 8°.) 

Wilckens, 0. Wo liegen in den Alpen 
die Wurzeln - der Überschiebungs- 
decken? (Separat. aus: Geologische 


65* 


454 


Rundsehau. Bd. II. IIft.5—6.) Leipzig, 
W. Engelmann, 1911. 8%. 17 8. 
(314-330) mit 2 Textfig. Gesch. d. 
Autors. & (16648. 8°.) 
Wilckens, O0. Uber das Aussterben 
großer Tiergruppen im Laufe der 
Erdgeschichte. Öffentliche Rede, in 
der Aula der Universität zu Jena ge- 
halten. (Separat. aus: Natarwissen- 
schaftliche Wochenschrift, hrsg. v. 
H.Potonie N.F. Bd. X. Nr. 45. 
1911.) Jena, G. Fischer, 1911. 8°. 
23 S. Gesch. d. Autors. (16649. 8°.) 
Winkler, A. Über den Aufbau und das 
Alter der Tuffitkuppe „Homolka“ bei 
Prischow, Bezirk Pilsen. (Separat. aus: 
Mitteilungen der Geologischen Gesell- 
schaft in Wien. Bd. IV. 1911.) Wien. 
11 8. (311—321) mit 1 Textfig. u. 1 Taf. 
(XI). Gesch. d. Autors. (16650. 8°.) 


Verhandlungen. 


Nr. 18 


Woldrich, J. Beitrag zur Lösung der 
Tektitfrage. Prag 1910. 8°. Vide: 
Jezek, B. & J. Woldrich. 

(16602. 8°.) 


Zelizko, J. V. Vyskyt arsenopyritu u 
Volyne. (Separat. aus: Hornick& a 
hutnick@ Listy. 1911.) [Das Arseno- 
pyritvorkommen bei Wolin.] Prag 
1911. 8°. 2 S. Gesch. d. Autors. 

(16651. 8°.) 


© ’ 

Zelizko, J. V. Zajimave zbytky crinoi- 
dü ze spodniho siluru od Ejpovic. 
(Separat. aus: Sbornik möstskeho histor. 
musea v Plzni. II. 1911.) [Interessante 
Crinoidenreste aus dem Untersilur 
von Eipowitz.] Pilsen, typ. J. R. 
Porta, 1911. 8°. 3 8. mit I Texthg. 
Gesch. d. Autors. (16652. 8°.) 


Periodische Schriften. 


Eingelangt im Laufe des Jahres 1911. 


Aarau. Aargauische naturforschende Ge- 
sellschaft. Mitteilungen. Hft. XI. 
(Festschrift zur Feier des 100jähr. 
Bestandes.) 1911. (181. 8°.) 

Abbeville. Societe d’emulation. Bul- 
letintrimestral. Annee 1910, Nr. 3—4; 
Annee 1911, Nr. 1—2. (182. 8°.) 


Adelaide. Royal Society of South 
Australia. Transactions and Pro- 
ceedings and Report. Vol. XXXIV. 
1910. (183. 8°.) 

Albanys New York State Museum. 
Bulletin Nr. 14)—144. 1910. 

(184. 8°.) 

Amsterdam. Koninkl. Akademie van 
wetenschappen. Jaarboek; voor 
1910. (195. 8°.) 

Amsterdam. Koninkl. Akademie van 
wetenschappen (wis—en natuurkun- 


dige afdeeling). Verhandelingen: 
1. Seetie. Deel X. Nr. 2; Deel XI. 
Nr. 1—2. 1911. (VSzERS2) 


Amsterdam. Koninkl. Akademie van 
wetenschappen (wis—en natuurkun- 
dige afdeeling).. Verhandelingen: 
9, Secetie. Deel XVI. Nr. 4—5. 1910. 


(188. 8°.) 

Amsterdam. Koninkl. Akademie van 
wetenschappen (wis—en natuurkun- 
dige afdeeling). Verslag van de 
gewone vergaderingen. Deel XIX. 
(Ged. 1—2.) 1911. (189. 8°.) 
Amsterdam. Koninkl. Akademie van 


wetenschappen (afdeelingLetterkunde). 


Verhandelingen. N.R. Deel XII. 


NTETSALIINE (a. N. 776. 8°.) 
Amsterdam. Koninkl. Akademie vaıu 
wettenschappen. Verslagen en 


Mededeelingen. Afdeeling Letter- 
kunde. Reeks IV. Deel X. 1911. 
(a. N. 334. 8°.) 
Societe d’&tudes scientifiques. 
Bulletin. N. S. Annee XXXIX. 
1909. (196. 8°.) 
Ann Arbor [Lansing]. Michigan Aca- 
demy of science. Report. XII. 1910. 
(778. 8°.) 
Augsburg. Naturwissenschaftlicher Ver- 
ein für Schwaben und Neuburg. Be- 
richt. XXXIX—XL. 1911. (199. 8°.) 


Auxerre. Soci6te des sciences historiques 
et naturelles de L’Yonne. Bulletin. 
Annee 1909. Vol. LXIII. Sem. 1—2, 

(201. 8°.) 


Angers. 


Baltimore. American chemical Journal. 
Vol. XLIII. 1910. Nr. 6; Vol. XLIV. 
Nr. 1—6; Vol. XLV. 1911. Nr. 1—3. 

(151. 8°. Lab.) 

Bamberg. Naturforschergesellschaft. Be- 
richt. XXI. (Festbericht zur Feier 
des 75jähr. Bestehens.) 1910. (203. 8°.) 


Basel und Genf (Zürich). Schweizerische 
paläontologische Gesellschaft. Ab- 
handlungen.(Memoires de la Societe 
pal6ontologique suisse.) Vol. XXXVIL 
1910. (1: 4°.) 


1911 


Batavia [Amsterdam]. Jaarboek van 
het mijnwezen in Nederlandsch Oost- 
Indie. Jaarg. XXXVIII. 1909. (581. 8°.) 


Belfast. Natural and philosophical 
Society. Report and Procee- 
dings. Session 1909—1910 und 
1910—1911. (209. 8°.) 


Bergen. Museum. Aarbog. For 1910. 
Heft 3; for 1911. Heft 1—2;, Aars- 
beretning for 1910. (697. 8°.) 

Berkeley. University of California. De- 
partment of geology. Bulletin. 
Vol. VI. Nr. 4—18. 1910—1911. 

(148. 8°.) 

Berlin. Königl. preußische Akademie der 
Wissenschaften. Abhandlungen: 
mathemat.-physikalische Klasse. 1910. 

(4. 4°) 

Berlin. Königl. preußische Akademie 
der Wissenschaften. Sitzungsbe- 
richte. Jahrg. 1910. Nr. 40—54; 
Jahrg. 1911. Nr. 1—38. (211. 8°.) 


Berlin. Königl. preußische geologische 
Landesanstalt. Abhandlungen. 
Neue Folge. Heft 60, 6i, 66, 67. 
1910-1911. (7. 8°.) 


Berlin. Königl. preußische geologische 
Landesanstalt. Erläuterungen zur 
geologischen Spezialkarte von Preußen 
und den Thüringischen Staaten, 
Lfg. 138. Grad 35. Nr. 11, 12, 17, 18, 
23; Lfg. 149. Grad 29. Nr. 34, 35, 
36, 40, 41; Lfg. 151. Grad 23. Nr. 8, 
9, 14, 15; Lfg. 152. Grad 55. Nr. 2, 
8, 14; Lfg. 154. Grad 38. Nr. 36. 
Grad 39. Nr. 25, 31; Lfe. 156. Grad 25. 
NE2497 55, 56; Life. 157. Govad, 43. 
Nr. 52, 53, 58, 59. (6. 8°.) 

Berlin. Königl. preußische geologische 
Landesanstalt.Jahrbuch. Bd.XXVIII. 
Heft 4; Bd. XXXI. Teil I. Hft. 1—2 
und Teil II. Ufr. 1—2. — Tätigkeits- 
bericht f. d. Jahr 1910 und Arbeitsplan 
f. d. Jahr 1911. (8. 8°.) 


Berlin. Deutsche geologische Gesell- 
schaft. Zeitschrift. Bd. LXII. Ab- 
hbandlungen. Hft. 4 und Monatsbe- 
richte Nr. 7—12. 1910; Bd. LXIIl. 
Abhandlungen. Hft. 1-—3 und Monats- 
berichte Nr. 1—10. 1911. (ö. 8°.) 

Berlin [Jena]. Geologische und palä- 
ontologische Abhandlungen; hrsg. 
v. E.Koken. Bd. XIV. (N. F. X.) 
Hft. 1—3. 1911. (9. 4°.) 


Berlin. Zeitschrift für praktische 
Geologie; hrsg. v. M. Krahmann. 
Jahrg. XIX. 1911. (9. 8°.) 

Berlin. Zeitschrift für Gletscher- 
kunde; hrsg. v. E. Brückner. 
Bd. V. Hft. 2-5. 1910; Bd. VI. 
Hft. 1—2. 1911. (776, 8°.) 


Einsendungen für die Bibliothek. 


435 


Berlin. Naturwissenschaftliche W o- 
chenschrift; redie.. v.: H. Po- 
tonie. Bd. XXVI. (N. F. X.) 1911. 

(248. 4°.) 

Berlin. Deutsche chemische Gesellschaft. 
Berichte. Jahrg. XLIV. 1911. 

(152. 8°. Lab.) 

Berlin. Deutsche chemische Gesellschaft. 
Chemisches Zentralblatt. Jahrg. 
LXXXII. (Folge V. Jahrg. XV.) 1911. 
Balır9, (180. 8°, Lab.) 

Berlin. Gesellschaft für Erdkunde. Zeit- 
schrift. N. S. Jahrg. 1911. (504. 8°.) 

Berlin. Produktion der Bergwerke, 
Salinen und Hütten des preußischen 
Staates; im Jahre 1910. (6. 4°.) 


Berlin. Tonindustrie-Zeitung, 
Jahrg. XXXV. 1911. (8. 4°.) 
Berlin. Zeitschrift für das Berg-, 
Hütten- und Salinenwesen im preußi- 
schen Staate. Bd. LVIII. Hft. 5. 1910; 
Bd. LIX. Hft. 1-5, 1911, und statist. 
Lfg. 1—2. 1911. (5. 4°.) 
Berlin. Naturae Novitates. Biblio- 
graphie; hrsg. v. R. Friedländer 


& Sohn. Jahrg. XXXIH. 1911. 
(1. 8°. Bibl].) 
Bern. Schweizerische naturforschende 


Gesellschaft. Geologische Kommission. 
Beiträge zur geologischen Karte der 
Schweiz. Lfg. XX. Teil I. Text und 
Atlas; fe. XXI, XXV, XIX, 
XXXII. 1910—1911. (11. 4°.) 
Bern. Schweizerische naturforschende 
Gesellschaf. Verhandlungen. 
93. Jahresversammlung in Basel. 1910. 
Bd. I— II. (442. 8°,) 
Besancon. Societe d’emulation du Doubs. 
Memoires. Ser. VIII. Vol. IV. 1909. 
(214. 8°.) 
Bologna. R. Accademia delle scienze 
dell’ Istituto. Memorie. Ser. VI. 
Tom. VII. 1910. Fasc. 1—4. (167. 4°.) 
Bologna. R. Accademia delle scienze 
dell’ Istituto. Rendiconti. Nuova 
Serie. Vol. XV. 1909—1910. (217. 8°.) 
Bonn. Naturhistorischer Verein der 
preuß. Rheinlande und Westfalens. 
Verhandlungen. Jahrg, LXVI. 
Hft. 1-2. 1910 und Sitzungsbe- 
richte. 1910. Hft. 1-2. (218. 8°.) 
Boston. American Academy of arts and 
sciences. Proceedings. Vol. XLV. 
Nr. 21; Vol. XLVI. Nr. 1—24; Vo). 
XLVI. Nr. 1—7. 1910—1911. 
(225. 8°.) 
Bregenz. Vorarlberger Museums-Verein. 
Jahresbericht XLVII. f. d. Jahre 
1910 und 1911. (227. 8°.) 
Bremen. Naturwissenschaftlicher Verein. 
Abhandlungen. Bd. XX. Hft. 2. 
1911. (228. 8°.) 


436 


Commentari. Per 
’anno 1910. (a2N.225.582) 
Breslau. Schlesische Gesellschaft für 
vaterländische Kultur. Jahresbe- 
richt. LXXXVIII. 1910. Bd. -Iu.II. 
(230. 8°.) 
Brooklyn. Institute of arts and sciences. 
Science Bulletin. Titel & Index 
to Vo]. I. 1901—1910. (798) 
Brünn. Naturforschender Verein. Ver- 
handlungen. Bd. XLVIII. 1909; 
Bericht der meteorolog. Kommission. 
XXVI (Beobachtungen im Jahre 1906). 
(232. 8°.) 
Bruxelles. Ministere de l’industrie et 
du travail. Administration des mines. 
Service geologique de Belgique. Texte 
explicatif du leve geologigue de la 
planchette. Nr. 102 (Tervueren); 116 
(La Hulpe); 117 (Wavre et Chaumont- 
Gistoux); 129 -(Nivelles et Genappe); 
130 (Chartre et Gembloux). 1911. 
(791. 8°.) 
Bruxelles. Acad&mie.royale des sciences, 
des lettres et des beaux arts de Bel- 
gique. Annuaire. LXXVII. 1911. 
(236. 8°.) 
Bruxelles. Academie royale de Belgique. 
Classe des sciences. Bulletin, 1910. 
Nr. 11—12; 1911. Nr..1—11. 
(234. 8°.) 
Bruxelles. Acad&mie royale de Belgique. 
Classe des sciences. Memoires. Serll. 


Breseia. Ateneo. 


(Collection in 4°.) Tom. III. Fasc. 3—7. 


1911. (195. 4°.) 
Bruxelles. Academie royale de Belgique. 
Classe des sciences. M&moires. Ser. 
II. (Collection in 8°.) Tom. III. Fasc. 
1-4. 4911. (770. 8°.) 
Bruxelles. Musee royal d’histoire 
naturelle de Belgique. M&moires. 
Annede 1909 et 1910. (272. 4°.) 


Bruxelles. Societe Belge de geologie, 
de pal&ontologie et d’hydrologie. Bul- 
letin. M&moires. Tom. XXIV. Fasc. 
3—4. 1919; Tom. XXV. Fasc. 1—2. 
1911; Proces Verbaux. Annee XXIV. 
Nr.8—10. 1910. AnneeXXV. Nr. 1—7. 
1911. (15. 8°.) 

Bruxelles. Soci6te Belge de geologie, 
de pal&ontologie et d’hydrologie. Nou- 
veaux Memoires; Serie ,in 4°, 
Memoire Nr, 3: 1910. (266, 4°.) 

Bruxelles. Societ&e royale belge de ge&o- 
graphie. Bulletin. Annee XXXIV. 
Nr. 5—6. 1910; Annee XXXV. Nr. 
14.191. (509. 8°.) 

Bruxelles. Societe royale zoologique et 
malacologique de Belgique. Annales. 
Tom. XLV. Annee 1910. (12. 8°.) 


Verhandlungen. 


Nr. 18 


Budapest. Magyar Tudomänyos Aka- 
demia. Mathematikai es termeszettu- 
domänyiErtesitö.(Königl. ungarische 
Akademie der Wissenschaften. Mathe- 
matische und naturwissenschaftliche 
Berichte.) Köt. XXIX. Füz. 1—4. 1911. 

(239. 8°.) 

Budapest. Magyar 'Tudomänyos Aka- 
demia. Mathematikai es termeszettu- 
domänyi Közlemenyek. (Königl. 
ungar. Akademie der Wissenschaften. 
Mathematische und naturwissenschaft- 
liche Mitteilungen.) Köt. XXXI. Szäm. 
Ile > (238. 8°.) 


Budapest. Kgl. ungarische geologische 
Anstalt. Erläuterungen zur geolog. 
Spezialkarte der Länder der ungari- 
schen Krone i. M. 1:75.000. Um- 
gebung von Szäszsebes (Blatt Zone 22. 
Kol. XXIX); Umgebung von Termes- 
kritas und Oravica bänya (Blatt Zone 
25. Kol. XX'V). (19782) 


Budapest. Königl. ungarische geologische 
Anstalt. Mitteilungen aus dem 
Jahrbuche. Bi. XVI. Hft. 6; Bd. XVII. 
Hift. 3; Bd. XIX Hit 2a Ar 

(17. 8°.) 

Budapest. Magyar Kir. Földtani Intezet. 
Evkönyve. (Königl. ungar. geolo- 
gische Anstalt. Jahrbuch.) Köt,. 
XVIII. Füz. 4. 1910; Köt. XIX. Füz. 
1—4. 1911. (21..8°.) 

Budapest. Magyarhoni Földtani Tärsulat. 
Földtani Közlöny. (Ungarische 

“ geologische Gesellschaft. Geologische 
Mitteilungen.) Köt. XL. Füz. 11—12. 
1910; Köt. XLI. Füz. 1—12. 1911. 

(20. 8°.) 

Budapest. [Magyar Nemzeti Museum. 
Term6szetrajzi Osztälyainak Folyö- 

“ jrata.] Museum nationale hungaricum. 
Annaleshistorico-naturales.Vol.VII. 

‚ Part, 2. 1910; Vol. LX. 'Patt’1. 1911. 

(752. 8°.) 

Budapest. Ungarische Montanindustrie- 

und Handelszeitung. Jahrg. XVII. 1911. 
(256. 4°.) 

Buenos - Aires. Republica Argentina, 
Ministerio de agrieultura, Seceion geo- 
logia, mineralogia y mineria. Anales. 
Tom. TV. Nr.03: Toms VesNnselego: 
1910. (797. 8°.) 

Buenos-Aires. Museo nacional. Anales. 
Ser. III. Tom. XIII und XIV. 1911. 

(217. 4°.) 

Buffalo. Society of naturäl history. 

Bulletin. Vol. X. Nr. 1. 1910. 
| (249. 8°.) 

Bukarest | Bucuresti]. Institutul geologic 
al Romäniei. Anuarul. Vol. 11. 
Fasc. 2. 1910. (765. 8°.) 


1911 


Bukarest [Bucuresti]. Museulü de geo- 
logiä si de paleontologiä. Anuarulü. 
Vol. IV. 1910. (693. 8°.) 

Bukarest |[Bueuresti]. Societatea geo- 
graficä romänaä. Buletin. Anul 
XXX, Nr. 2. 1909; XXXI. Nr.1. 1910. 

(510. 8°.) 


Caen. Societe Linneenne de Normandie. 
Bulletin. Ser. VI. Vol. UI. Annees 


1908— 1909. 250. 8°. 
Caleutta. Geological Survey of India- 
Palaeontologia Indica. Series 


XV. Vol. IV. Fasc. 3. 1910. (117..4°.) 


Caleutta. Geological Survey of India. 
Records. Vol. XL. Part 4. 1910. 
(25. 8°.) 


Caleutta. Government of India. Meteo- 
rological Department. Mounthly Wea- 
ther Review. 1910. Nr, 9—12; 1911. 
Nr. 1—8 & Annual Summary 1909. 

(305. 4°.) 

Caleutta. Government of India. Meteo- 
rological Department. Report on 
the administration; in 1910-1911. 

(308. 4°.) 

Cambridge. Harvard College. Museum 
of comparative zoology. Annual Re- 
port ofthbe Ourator. For 1910—1911. 

(29. 8°.) 

Cambridge. Harvard College. Museum 
of comparative zoology.. Bulletin. 
Vol. LIII. Nr. 6; Vol. LIV. Nr. 2—9. 
1911. (28. 8°.) 

Cambridge. Harvard College. Museum 


of comparative zoology. Memoirs. 
Vol. XXV. Nr. 3; Vol. XXVI. Nr. 7; 


VMOERRRIX: Nr: 2; Vol XL. 
Nee2-3; Vol. XLV. Nr.-1: 1911. 
(152. 4°.) 

Cambridge. Philosophical Society. Pr o- 
ceedings. Vol. XVI. Part 1-4. 
1911. (a. N. 313. 8°.) 
Cambridge. Philosophical Society. 
Transactions. Vol. XXI. Nr. 15—16. 
1911. (100. 4°.) 


Cape Town. Geological Commission of 
the Colony of the Cape of Good 
Hope. AnnualReport. XIV. 1909. 

(706. 8°.) 

Catania. Academia Gioenia di scienze 
naturali. Atti. Anno LXXXVI. (Ser. 
V. Vol. III.) 1910. (079522.) 


Chieago. Field Columbian Museum. 
Publication. Nr. 145. (Geolog. Ser. 
Vol. III. Nr. 8); Nr. 150 (Report Ser. 
Vol. IV. Nr. 1). (723.. 8°.) 

Christiania. Archiv for mathematik og 
naturvidenskab; uidgivet af Sophus 
Lie. og G. O. Sars. Bd. XXVIII. 
1907; XXIX. 1908; XXX. 1909; 
XXXTI. 1910. (341. 8°.) 


Einsendungen für die ‚Bibliothek. 


457 


Christiania. Physiographiske Forening. 


Nyt Magazin for naturvidens- 
kaberne., Bd. XLIII. 1905; XLIV, 
1906; XLV. 1907; . XLVI. 1908; 


XLVII. 1909; XLVIII. 1910. (265. 8°.) 
Columbus. Geological Survey of Ohio. 
Bulletin. Ser. IV. Nr. 11—13. 1910. 
(31. 8°.) 


Darmstadt. Großherzogl. Hessische geo- 
logische Landesanstalt. Abhand- 
lungen. Bd. V. Hft. 2. 1911. (3£. 8°.) 


Darmstadt. Großherzog]. Hessische geo- 
logische Landesanstalt. Erläute- 
rangen zur geologischen Karte des 
Großhzgt. Hessen im Maßstab 1:25.000. 
Blatt Messel (2. Auflage) 1910; Blatt 
Oppenheim. 1911. (33. 8°.) 

Darmstadt. Verein für Erdkunde und 
Großherzogl. geologischeLandesanstalt. 
Notizblatt. Folge IV. Hft. 31. 1910. 

(32. 8°.) 

Dävenport. Academy of sciences. Pro- 

ceedings. Vol. XII. pag. 223—240. 
(273. 8°.) 

Des Moines. Jowa Geological Survey. 
Annual Report. Vol. XX; for the 
year 1909. (27. 8°.) 

Dijon. Academie des sciences, arts et 
belles lettres. M&moires. Ser. IV. 
Tom. XI. Annees 1907—1910. (275. 8°.) 


Dorpat [Jurjew]. Imp. Universitas Ju- 
rievensis (olim Dorpatensis). Acta et 
Commentaätiones. XVIII. 1910. Nr. 1 
— (750. 8°.) 

Dorpat [Jurjew]|. Naturforscher-Gesell- 
schaft. Schriften. XX. 1911. 

225. 8°.) 

Dorpat. Naturforscher - Gesellschaft. 
Sitzungsberichte. Bd. XIX. Hft. 
1—4. 1910; Bd. XX. Hft. 1—2. 1911. 

(278. 8°.) 

Dresden. Königl. Sammlungen für Kunst 
und Wissenschaft. Bericht über die 
Verwaltung und Vermehrung während 
der Jahre 1908 u. 1909. (20. 4°.) 


Dresden. Verein für Erdkunde. Mit- 
teilungen. Bd. Il. Hft. 1. 1910 u. 
Mitgliederverzeichnis 1910. (752. 8°.) 


Dresden. Naturwissenschaftliche Gesell- 
schaft „Isis“. Sitzungsberichte 
und Abhandlungen. 1910. Juli— 
Dezember; 1911. Jänner—Juni. 

(280. 8°.) 

Dublin. Royal Irish Academy. Pro- 
ceedings. Vol. XXIX. Section B. 
Nr. 1-6. 1911; Vol. XXXI. (Clare 
Island Survey) Part 39. 2, 4, 5, 10, 
14, 22, 24, 35, 36, 37, 38,.51, 52,65. 

(232. 8°.) 


438 


Dublin. Royal Society. Scientific 
Proceedings. N. S. Vol. XII, 
Nr. 37. 1910. Vol. XIII. Nr. 1—11. 
1911. Economic Proceedings. 
Vol. II. Nr. 3-4. 1910. (283. 8°.) 

Dürkheim a. d. Hardt. Naturwissen- 
schaft. Verein „Pollichia“. Mit- 
teilungen. Jahrg. LXVII. 1910. 
Nr. 26. (285. 8°.) 


Edinburgh. Royal Society. Procee- 
dings. Vol. XXXI, Sess. 1910— 1911. 
Nr. 1—4. (288. 8°.) 

Edinburgh. Royal Society. Trans- 
actions. Vol. XLIV. Part. 1—2; 
Vol. XLVII. Part 3—4. 1910—1911. 

(129. 4°.) 

Edinburgh [Glasgow]. Geological Sur- 
vey of Scotland. Memoirs (Ex- 
planation of sheets). 28. 1911. (38. 8°.) 

Emden. Naturforschende Gesellschaft. 
Jahresbericht; für 1903—1909. 

(291. 8°.) 

Erlangen, Physikal.-medizinische Sozie- 

tät.Sitzungsberichte. Bd. XLII. 


1910. (293. 8°.) 
Etienne, St. SociötE de l’industrie 
minerale. Annuaire. 1911--1912. 

(786. 8°.) 


Etienne, St. Societ6 de l’industrie mi- 


nerale.e. Bulletin et Comptes 
rendus. Ser. IV. Tom. XIV—XV, 
Livr. 1—12. 1911. (583. 8°.) 


Evreux. Societ6 libre d’agriculture. 
sciences, arts et belles lettres de l’Eure. 
Recueildestravaux, Ser.VI. Tom. Vll. 
Annee 1909. (617. 8°.) 


Firenze. Biblioteca nazionale centrale. 
Bollettino delle publicazioni ita- 
liane. Anno 1911. Nr. 121—132. 

(13. 8°. Bibl.) 

Franeiseo, San. California Academy 
of sciences. Proceedings. Ser. IV. 
Vol. I. pag. 7—288. 1911. (436. 8°.) 

Frankfurt a. M. Senckenbergische na- 
turforschende Gesellschaft. Abhand- 
Jungen. Bd. XXXI. Hf. 3; 
Bd. XXX. Hft. 1—3. 1910. (24. 4°.) 

Frankfurt a. M. Senckenbergische en 
forschende Gesellschaft. Bericht 
20. Hi sa. 1910. (296. 8°.) 

Frankfurt a. M. Physikalischer Verein. 
Jahresbericht. Für 1909—1910. 

(295. 8°.) 

Freiberg. Kg]. Fisanzministerium. Jahr- 
buch für das Berg- und Hüttenwesen 
im Königreiche Sachsen, Jahrg. 1911. 

(585. 8°.) 

Freiburg i. B. Naturforschende Gesell- 
schaft. Berichte. Bd. XVII. Hft. 2. 
Bd. XIX. Hft. 1. 1911. (300. 8°.) 


Verhandlungen. 


Nr. 18 


Gallen, St. Naturwissenschaftliche Ge- 
sellschaft. Jahrbuch für 1910. 

(302. 8°.) 

Geneve. Societe de physique et d’histoire 

naturelle. M&moires. Vol. XXXVI. 


Fasc. 4. 1910; Vol. XXXVIL Fasc. 
1—2. 1911. (196. 4°.) 
Glasgow. Geological Survey of Scot- 


land. Vide: Edinburgh. 
Glasgow. Geological Society. Trans- 


actions. Vol. XIVNFPRane: 
1909— 1910. (40. 8°,) 
Görlitz. Naturforschende Gesellschaft. 


Abhandlungen. Bd. XXVlI. (Ju- 
biläumsband 1811—1911.) (306. 8°.) 
Göttingen. Königl. Gesellschaft der 
Wissenschaften und Georg August- 
Universität; mathem.-physik. Klasse. 
Nachrichten. 1910. Heft 6; 1911. 
Ift. 1—3 und Geschäftliche 
Mitteilungen. 1911. Hft. 1. 
(309. 8°.) 
Gotha. Petermanns Mitteilungen 
aus Justus Perthes’ geographischer 
Anstalt. Bd. LVII. 1911. (27. 4°.) 


Graz. Naturwissenschaftlicher Verein 
für Steiermark. Mitteilungen. 
Bd. XLVII. Jahrg. 1910. Heft 1—2. 


(310. 8°.) 

Graz. Montan-Zeitung für Öster- 
reich-Ungarn, die Balkanländer und 
das Deutsch e Reich. Jahrg. XVIII.1911. 
(234. 4°.) 

Graz. K.k. Landwirtschaftliche Gesell- 


schaft. Landwirtschaftliche 
Mitteilungen für Steiermark. 
Jahrg. 1911. (621. 8°.) 
Güstrow. Verein der Freunde der 
Naturgeschichtte in Mecklenburg. 
Archiv. Jahrg. LXIII. Abtlg. 2. 
1909; Jahrg. LXIV. 1910. (312. 8°.) 
Haarlem. Musee Teyler. Archives. 


Ser. I. Vol. XII. Part. 2. 1911. (42. 4°.) 
Haarlem [La Haye]. Societe Hollan- 
daise des sciences. Archives Ne&er- 
landaises des sciences exactes et 
naturelles. Ser. II. Tom. XV. Livr. 
5. 1910; Ser. III A (Sciences exactes). 


Tom. I. Livr. 1-9; Ber 2ER 
(Seiences naturelles). Tom. I. Livr. 
1—2. 1911 (317. 8°.) 


Halle a. S. Kaiserl. Leopoldino-Caro- 
linische deutsche Akademie der Natur- 
forscher. Leopoldina. Hft. XLVII. 
1911. (47. 4°.) 

Halle a. 8. Sächsisch - tbüringischer 
Verein für Erdkunde. Mitteilungen. 
Jahrg. XXXV. 1911. (518. 8°.) 

Hamburg. Naturwissenschaftlicher Ver- 
ein. Abhandlungen aus dem Ge- 
biete der Naturwissenschaften. Bd. 
XIX. Hft. 3—5. 1910. (32. 4°.) 


1911 


Hamburg. Naturwissenschaftlicher Ver- 
ein. Verhandlungen. III. Folge. 
XVII. 1909; XVIM.. 1910. (3125. 8°.) 

Hannover [Wiesbaden]. Architekten- 
und Ingenieurverein. Zeitschrift. 
2912 (34. 4°.) 

Havre. Societe geologique de Normandie. 
Bulletin. Tom. XXIX. Annee 1909. 

(46. 8°.) 

Heidelberg. Naturhistorisch - medizi- 
nischer Verein. Verhandlungen. 
N. F. Bd. XI. Hft. 1—2. 1911. (318. 8°.) 

Helsingfors. Societas scientiarım Fen- 
nica. Acta. Tom. XXXVIII. Minuestal 
öfver Prof. J. W. Lagus; Tom. XL. 
Nr. 7—8. 1910. (147. 4°.) 

Helsingfors. FinskaVetenskaps-Societet. 
Bidrag till käunedom af Finlands 
natur och folk. Hft. 70. Nr. 1-2; 
Eier Nr, 2 5», Hit. 73° Nr. 1. 
1910—1911. (321. 8°.) 

Helsingfors. Finska Vetenskaps-Societet. 
Ofversigt af Förhandlingar. LIII. 
A und C. 1910—1911. (319. 8°.) 


Helsingfors. Commission g&ologique de 
la Finlande. Bulletin. Nr. 24—30, 
1911. (695. 8°.) 

Helsingfors. Societ® de geographie de 
Finlande. Fennia. Bulletin XXVIII. 
1909 —1910; XXX. I. u II. 1910— 1911. 

(519. 8°.) 

Helsingfors. Meteorologische Zentral- 
anstalt. Meteorologisches Jahr- 
buch für Finland. Bd. IV. 1904 mit 
Beilagen: Niederschlags-Beobachtungen 
im Jahre 1909; Schnee- und Eisver- 
hältnisse im Winter 1902—1903. 

(313. 4°.) 

Hermannstadt. Siebenbürgischer Verein 

für Naturwissenschaften. Verhand- 


lungen und Mitteilungen. Bd. LX. 
Jahrg. 1910. (322. 8°.) 
Hermannstadt. Verein für siebenbür- 


gische Landeskunde. Archiv..N. F. 
Bd. XXXVIl. Hft. 2. 1911. (521. 8°.) 


Hermannstadt. Verein für siebenbür- 
gische Landeskunde. Jahresbericht 
für 1910. (323. 8°.) 


Iglö. Magyarorszägi Kärpätegyesület. 
Ungarischer Karpathenverein. Jahr- 
buch. XXXVIIIL, 1911. (Deutsche Aus- 
gabe.) (522. 8°.) 

Innsbruck. Naturwissenschaftlich-medi- 
zinischer Verein. Berichte. Jahrg. 
XXXIL 1908—1910. (326. 8°.) 


Jassy. Universite. Annales seientifiques. 
Tom. VII. Fasc. 1. 1911. (724. 8°.) 
Jefferson City. Missouri Bureau of 
geologyandmines. BiennialReport 


Einsendungen für die Bibliothek. 439 


of the State Geologist to the 46. 
General Assembly. 1909— 1910, 


(49. 8°.) 
Jekaterinaburg. Uralskoj Obstestvo 
ljubitelj estestvoznanijja. Zapiski. 


[Soeiete Ouralienne d’amateurs des 
sciences naturelles. Bulletin.) 'Tom. 


XXX. 1910. (228. 4°.) 
Jena. Medizinisch - naturwissenschaft]. 
Gesellschaft. Jenaische Zeit- 


schrift für  Naturwissenschaft. 
Bd. XLVII. Heft 1—4. 1911. 
(327. 8°.) 
Johannesburg. Geological Society of 
South Africa. Transactions. Vol. 
XIII pag. 61—146 und Proceedings 
to .accompany Vol. XIII; Vol. XIV. 
pag. 1-70. 1911. (754. 8°.) 


Karlsruhe [Stuttgartj. Oberrheinischer 
geologischer Verein. Jahres-Be- 
richte und Mitteilungen. Neue 
Folge. Bd. I. Jahrg. I. Hft. 1. 1911. 

(798. 8°.) 

Karlsruhe. Naturwissenschaftlicher Ve- 
rein. Verhandlungen. Bd. XXIIl. 
1909— 1910. (256. 8°.) 

Kattowitz. Oberschlesischer berg- und 
hüttenmännischer Verein. Zeit- 
schrift. Jahrg. L. 1911. (44. 4°.) 

Kiew. Univjersitetskija Isvestija.(Uni- 
versitätsmitteilungen.) God. L. Nr. 10— 
12. 1910; God. LI. Nr. 1—9. 1911. 

(330. 8°.) 

Klagenfurt. Geschichtsverein und na- 
turhistorisches Landesmuseum. Ca- 
rinthia II. (Mitteilungen des natur- 
historischen Landesmuseums.) Jahrg. 
C. 1910. Nr. 5-6; Jahrg. CI. 1911. 
Nr. 1—6; Register 1811—1910. 

(335. 8°.) 

Klagenfurt. Kärntnerischer Industrie- 
und Gewerbe - Verein. Kärntner 
Gewerbeblatt. Bd. XLV. 1911. 

(661. 8°.) 

Klagenfurt. K. k. Landwirtschafts-Ge- 
sellschaft. Landwirtschaftliche 
Mitteilungen für Kärnten. Jahrg. 
LXVIIL. 1911. (41. 4°.) 

[Kopenhagen] Kybenhavn. Kgl. Danske 
Videnskabernes Selskab. Oversigt 
1910. Nr, 6; 1911. Nr. 1—5. 

(331,. 8°.) 

[Kopenhagen] Kubenhavn. Kgl. Danske 
Videnskabernes Selskab. Skrifter; 
naturvidenskabelig og mathematisk 
Afdeling. 7. Raekke. Tom. VI. Nr.6—8; 
Tom. VII Nr. 5—6; Tom. IX. Nr. 1. 

(139. 4°.) 

[Kopenhagen] Kjvbenhayn. Danumarks 
geologiske Undersagelse. Raekke II. 
Nr. 24 u. 25. 1910. (701. 8°.) 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 18. Verhandlungen. 66 


440 


[Kopenhagen] Kvbenhavn. Commission 
for ledelsen af de geologiske og geo- 
graphiske undersugelser i Grynland. 
Meddelelser om Grvnland. Bd. 
XLIII. Nr. 1—12; Bd. XLV. Nr. 1—3. 
1910; Bd. XLVII. 1911. (150. 8°.) 


Köln. Verein für die Interessen der 
Rheinischen Braunkohlen - Industrie. 
Bericht. Für das Jahr 1910. 

273, 4°) 

Königsberg. Physikalisch-ökonomische 
Gesellschaft. Schriften. Jahrg. L. 
1909. (42. 4°.) 

Krakau. Akademie der Wissenschaften. 
Anzeiger. (Bulletin international.) 
Jahrg. 1910. Nr. 8—10; Jahrg. 1911. 
Nr. 1-8. Au. B. (337. 8°.) 

Kraköw. Akademija umiejetnosci. Roz- 
prawy: wydzial matematyczno-przy- 
rodniczy,. (Krakau. Akademie der 
Wissenschaften. Verhandlungen; math.- 
naturw. Abtlg.) Ser. III. Tom. X. A 
und B. 1910. (339. 8°.) 

Kraköw. Akademija umiejetnosei. Spra- 
wozdanie Komisyi fizyjografiezne). 
[Krakau. Akademie der Wissen- 
schaften. Berichte der physiogra- 
phischen Kommission]. Tom. XLIV. 
1910. (338. 8.) 

Krak6öw. Akademija umiejetnosei ; Komi- 
sya bibliograficzna wydzialu mate- 
matyczno-przyrodniczego. Katalog 
literatury naukowej polskiej.[Krakau. 
Akademie der Wissenschaften; Biblio- 
graphische Kommission der mathem.- 
naturw. Abteiluug. Katalog der wissen- 
schaftlichen polnischen Literatur.] Tom. 
X. Rok 1910. Zesz. 1-4. (734. 8°.) 


Laibaeh [Ljubljana]. Musealverein für 
Krain. Mitteilungen. Carniola. [Mu- 
zejsko Drustvo za Kranjsko. Izvestja.] 
Letnik Il. Zvez. 1—4. 1911. (342 a. 8°.) 

La Plata. Museo. Revista. Tom. XVII. 
(Ser. II. Tom. IV.) 1910—19]1. (690. 8°.) 

Lausanne. Societe geologique suisse. 
Eclogae geologicae Helvetiae. Vol. 
XI. Nr, 3—4. 1910. (53. 8°.) 

Lausanne. Societe Vaudoise des sciences 


naturelles. Bulletin. Ser. V. Vol. 
XLVII. Nr. 172— 174. 1911. (344. 8°.) 
Leiden. Geologisches Reichsmuseum. 


Sammlungen. Ser. I. [Beiträge zur 
Geologie Ost-Asiens und Australiens. ] 
Bd. IX. Hft. 1. 1911. (54. 8°.) 
Leipzig. Königl. sächsische Gesellschaft 
der Wissenschaften. Abhandlungen 
der math.-phys. Klasse. Bd. XXXI. 
Nr. 2—4. 1910-1911. (345. 8°.) 
Leipzig. König]. sächsische Gesellschaft 
der Wissenschaften ; math.-phys. Klasse. 
Berichte über die Verhandlungen. 


Verhandlungen. Nr. 18 


Bd. LXII. Nr. 2—-7. 1910; Bd. LXIII. 
Nr. 1—6. 1911. (346. 8°.) 
Leipzig [Berlin]. Geologisches Zentral- 
blatt; hrsg. v. K. Keilhack. Bd. XV, 
Nr. 9-14: Bd. XV. IN Dear 
1911. (741. 8°.) 


Leipzig. Fürstlich Jablonowskische Ge- 
sellschaft. Preisschriften. Nr. XVI 
der math.-naturw. Sektion. 1911. 

(348. 8°.) 

Leipzig. Naturforschende Gesellschaft. 
Sitzungsberichte. Jahrg. XXXVI. 
1909; XXXVI. 1910. (347. 8°.) 

Leipzig. Verein für Erdkunde. Mit- 
seilungen. Jahrg. 1910. (524. 8°.) 


Leipzig. Gesellschaft für Erdkunde. 
Wissenschaftliche Veröffent- 
lichungen. Bd.VII. 1911. (525. 8°.) 

Leipzig. Jahrbuch der Astronomie 
und Geophysik; hrsg. v. H.J. Klein. 
Jahrg. XXI. 1910. (526. 8°.) 


Leipzig. Jahresbericht über die 
Leistungen der chemischen Techno- 
logie. N. F. Jahrg. XLI für 1910, 
Abtlg. 1—2. (158. 8°. Lab.) 

Leipzig. Journal für praktische Che- 
mie. N. F. Bd. LXXXIII —-LXXXIV. 
1911. Nr. 1—25. (155. 8°. Lab.) 


Leipzig. Zeitschrift für Kristallo- 


graphie und Mineralogie; hrsg. von 
PB. Groth. "Bd. XLVITI zero: 
Bd. XLIX. Hft. 1—6. 1911. 


(156. 8°, Lab.) 
Liege. Societe geologique de Belgique. 
Annales. Tom. XXXVII. Livr. 4; 
Tom. XXXVIN. Livr. 1—3. 1911. 

(56. 8°.) 

Lille. Societe geologique du Nord. An- 
nales. Tom. XXXVIII. 1909. (57. 8°.) 
Linz. Museum Franeisco - Carolinum. 
Bericht. LXIX. 1911. (352.#82.) 


[Lissabon] Lisboa. Sociedade de geo- 
graphia. Boletim. Ser. XXVIII. Nr. 
9—12. 1910; Ser. XXIX. Nr. 1—8, 
1911. (528. 8°.) 

London. Royal Society. Philosophi- 
calTransactions. Ser. A. Vol. 211. 
pag. 1—432; Ser. B. Vol. 201. pag. 
227—390; Vol. 202. pag. 1—212. 

(128. 4°.) 

London. Royal Society. Proceedings. 
Ser. A. Vol. 84. Nr. 573—583; 
Ser. B. Vol. 83. Nr. 563—573. (355. 8°.) 

London. Geological Survey of Great 
Britain. (England and Wales.) Me- 
moirs, Exploration of sheets 
335 & 336; 326 & 340. Water Supply 


of Sussex (Supplement); by H. R. 
Mill and H. F. Pearsons. 1911. 
Summary of progress; for 1910. 

(60. 8°.) 


1911 Einsendungen für die Bibliothek. 441 
London. Geologieal Survey of Great matik och naturvetenskap. Nova 
Britain. Memoirs; Palaeonto- Series. Tom. VI. 1910. (137. 4°.) 


logy. Vol. I. Part 2. 1910. (271. 4°.) 
London. Geological Society. Abstracts 
ofthe Proceedings. Session 1910— 1911. 
Nr. 900— 916. (66. 8°.) 
London. Geological Society. Quarterly 
Jonrnal. Vol. LXVII. 1911; and Geo- 
logical Literature 1910. (69. 8°.) 
London. Geological Society. List. 1911. 


(65. 8°.) 

London. Geologists’ Association. Pr o- 
eeedings. Vol. XXII.. Part. 1—5. 
1911. (59. 8°.) 
London. Geological Magazine; 


edited byH. Woodward.N.S.Dec.V. 
Vol. VIII. 1911. (63. 8°.) 
London. Palaeontographical So- 
eiety. Vol. LXIV; for 1910. (116. 4°.) 
London. Mineralogical Society. Minera- 
logical Magazine and Journal. 
Vol. XVI. Nr. 73—74. 1911. Byc-Laws 
& List of Members 1911. (160. 8°. Lal.) 


London. Royal Geographical Society. 
GeographicalJournal, including 


the Proceedings. Vol. XXXVI— 
XXXVII. 1911. (531. 8°.) 
London. Linnean Society. Journal 


Zoology. Vol. XXXI. Nr. 208; Vol. 
XXXII. Nr. 211—212. 1911. (70. 8°.) 
London. Linnean Society. Journal 
Botany. Vol. XXXIX. Nr. 273-274; 
Vol. XL. Nr. 275. 1911. (71. 8°.) 


London. Linnean Society. Transac- 
tions, Zoology. Vol. X. Part. 10; 
Vol. XI. Part. 6—7; Vol. XIII. Part. 
1--4; Vol. XIV. Part. I. 1910—1911. 

(156 a. 4°.) 

London. Linnean Society. Transac- 
tions, Botany. Vol. VII. Part. 15. 
1910. (156 b. 4°.) 

London. Linnean Society. Procee- 
dings. Session 1910—1911. (705. 8°.) 

London. Linnean Society. List. Session 
1911—1912. (72. 8°.) 

London. Iron and Steel Institute. Jour- 


nalAVoLFEXXXIT. "Nr. Il 1910; 
Vol. LXXXIII. Nr. I. 1911; List of 
Members 1911. (590. 8°.) 


London. Nature; a weekly illustrated 
journal of science. Vol. LXXXV. Nr. 
2149—2156; Vol. LXXXVI. Nr. 
2157—2174;, Vol. LXXXVII Nr. 
2175—2191; Vol. LXXXVIII Nr. 


- 2192—2200. 1911. (358. 8°.) 
Louis, St. Academy of sciences. Trans- 
actions. Vol. XVII. Nr. 2—6. 
1909—1910; Vol. XIX. Nr. 1—10. 
1911. (359. 8°.) 


Lund. Universitets Ars-Skrift [Acta 
Universitatis Lundensis]. II. Mathe- 


Lwöw. Polskie Towarzystwo Przyrod- 
niköw imienia Kopernika. Kosmos. 
Ozasopismo. (Lemberg. Polnische 
Naturforschergesellschaft. Kosmos. 


Zeitschrift.) Rocz. XXXVI. Zesz. 1—9. 
1911. (349. 8°,) 
Lyon. Acad@mie des sciences, belles 
lettres et arts. M6moires. Ser. III. 
Tom. XI. 1911. (362. 8°.) 


Madison. Wisconsin Academy ofsciences, 
arts and letters. Transactions. Vol. 
XVI. Part. I. Nr. 1—6. 1910. 

(363. 8°.) 

Madison. Wisconsin Geological and 
natural history Survey. Bulletin. 
Nr. XXI—XXII (Scientifie Series 
Nr. 6-7). 1911. (717. 8°.) 

Madrid. Comisiöon del mapa geologico 
de Espana. Memorias. Tom. VI. 
1911. (74. 8°.) 

Madrid. Revista minera. Ser. C. 4. 
Epoca. Tom. XX VIII. 1911. (218. 4°.) 

Madrid. Sociedad Geogräfica. Boletin. 
Tom. LI. Trim. 4. 1910; Tom. LII. 
Trim. 1—4. 1911; Revista colo- 
nial. Tom. VII. Nr. 12. 1910; Tom. 
VIII. Nr. 1-11. 1911; Repertorio 
de Publicaciones 1901 — 1910. 

(536. 8°.) 

Magdeburg. Naturwissenschaftlicher 
Verein. Abhandlungen und Be- 
richte aus dem Städtischen Museum 
für Natur- und Heimatkunde und 
dem naturwissenschaftlichen Verein. 
Bd. II. Hft. 1. 1909. (365. 8°.) 


Manchester. Literary and philosophical 
Society. Memoirs and Proceedings. 
Vol. LV. Part. 1—3. 1910—1911. 

(366. 8°.) 

Marburg. Gesellschaft zur Beförderung 
der gesamten Naturwissenschaften. 
Sitzungsberichte. Jahrg. 1910. 

(370. 8°.) 

Melbourne. Royal Society of Victoria. 

Proceedings. N.S. Vol. XXIII. 


Part 22-00 ERXTV. Part. 1. 1911. 
(372. 8°.) 

Melbourne. Department of mines, 
Victoria. Annual Report of the 


Secretary for mines and watersupply. 
For the year 1910. (213522) 
Mexico. Instituto geologico. Boletin. 


Nr. 27. 1910; 28. 1911. (247. 2°.) 
Mexico. Instituto geologico.. Parer- 
gones. Tom. III. Nr. 6-8. 1910— 
1911. (755. 8°.) 


Mexico. Sociedad geolögica mexicana. 
Boletin. Tom. VI. Part. 1. 1911. 
(761. 8°.) 


66* 


442 Verhandlungen. 


Mexico. Sociedad scientifica „Antonio 
Alzate“. Memorias y Revista. Tom. 
XXVII. Nr. 11—12. 1909; Tom. 
XXV1ll. Nr. 1—12. 1910; Tom. XXIX. 
Nr. 1-6. 1911. (716. 8°.) 

Middelburg. Zeewsch Genootschap der 
Wetenschappen. Archief 1910, u. 
1911. (374. 9°.) 

Milano |[Pavia]. Societa italiana _ di 
secienze naturale e Museo civico di 
storia naturale. Atti. Vol. XLIX. 
Fasc. 2—4. 1910; Vol. L. Fasc. 1—3. 
1911. (379. 8°.) 

Milano. Museo civico di storia naturale 
e Societä italiana di scienze naturali. 
Memorie. Vol. VII. Fase. 1. 1911. 

(169. 4°.) 

Milwaukee. Public Museum. Annual 
Report of the Board of Trustees. 
XXVII for 1909—1910. (781. 8°.) 

Milwaukee. Public Museum. Bulletin. 
Vol. I. 1910—1911. (799. 8°.) 

Milwaukee. Wisconsin natural history 
Society. Bulletin. N. S. Vol. VII. Nr. 
4. 1910; Vol. IX. Nr. 1-3. 1911. 

(740. 8°.) 

Modena. Societä dei Naturalisti. Atti. 

Ser. IV. Vol. XII. Annee XLINl. 1910. 
(381. 8°.) 

Mons. Societ& des sciences, des arts et 
des lettres du Hainaut. Memoires 
et Publications. Vol. LXI. Annee 
1910. (382. 8°.) 

Montreal [Ottawa]. Canada Department 
for mines. Geological Survey Branch. 
Memoirs. Nr. 1, 4, 5; 8(E); 9 (BE); 
10;.11 (T); 12 (P); 14 (N); 15 (P); 
16 (E). Summary Report for the 
year 1910. (83. 8°.) 

Moscou. Societe Imperiale des Natura- 
listes. Bulletin. Annee 1910. (383. 8°.) 

München. König]. bayer. Akademie der 
Wissenschaften. Abhandlungender 
mathemat.-physikal. Klasse. Bd. XXV. 
Abhdlg. 5; Supplement-Bd. II. Abhdle. 
4. 1910. (54. 4°.) 

München. Kgl. bayerische Akademie der 
Wissenschaften. Sitzungsberichte 
der math.-physik. Klasse. Jahrg. 1910. 
Abhdlg. Nr. 11—15. (387. 8°.) 

München: [Cassel]. König]. bayerisches 
Öberbergamt in München; geognosti- 
sche Abteilung, Geognostische 
Jahreshefte. Jahrg. XXII. 1909; 
XXII. 1910. (84. 8°.) 


Nancy. Accademia de Stanislas.. Me- 
moires. Ser. VI. Tom. VII. 1909— 
1910. (a. N. 143. 8°.) 

Napoli. R. Accademia delle scienze 
fisiche et matematiche. Atti. Ser. 1]. 
Vol. XIV. 1910. (188, 4°.) 


Nr. 18 


Napoli. R. Accademia delle scienze 
fisiche e matematiche. Rendiconto. 
Ser. III. Vol. XVI. (Anno XLIX. 1910.) 
Fase. 10—12; Vol. XVII. (Anno L. 
1911.) Fasc. 1-6. (187. 4°.) 

Neuchatel.Societe des sciences naturelles. 
Bulletin. Tom. XXX VII. Anne 1909 
— 1910. (391. 8°.) 

Neweastle. North of England Institute 
of mining and mechanical Engineers. 
Transactions. Vol. LVII. Part. 8; 
Vol. LVIII. Part. 8. 1911; Vol. LXI. 
Part. 1—7. 1910 -1911. Annual Re- 
port of the Couneil; for 1910—1911. 

(594. 8°.) 

New-Haven. Connecticut Academy of 
arts aud sciences. Transactions. 
Vol. XVI, pag. 247 —407. 1911. 

(393. 8°.) 

New-York. American Museum of natural 
history. Annual Report, for the 
year 1910. (397. 8°.) 

New-York. American Museum of natura] 
history. Bulletin. Vol. XXVIII and 
XXIX. 1910 and 1911. (398. 8°.) 

New-VYork. American Museum of natural 
history. Memoirs. Vol. IX. Part. V— 
VI. 1909. (270. 4°.) 


New - York. American Geographical 
Society. Bulletin. Vol. XL1M. 1911. 
(541. 8°.) 


New-York [Philadelphia]. American 
Institute of Mining Engineers. Bull e- 
tin. Nr. 49—60. 1911. (758. 8°.) 

New-York. American Institute of Mining 
Engineers. Transactions. Vol. 
XLlI. 1910. General-Index to Vol. 
XXXVI—XL. 1905—1909. (595. 8°.) 

New-VYork. Epgineering and Mining 
Journal. Vol. XCI—XCII. 1911. 

(131. 4.) 

New-York [Rochester]. Geological So- 
ciety of America. Bulletin. Vol. XXI. 
Nr. 3—4. 1910; Vol. XXI. Nr. 1—3. 
1911. (85. 8°.) 

Novo-Alexandria [Warschau]. An- 
nuaire geologique et mineralogique de 
la Russie; redige par N. Kristafo- 
witsch. Vol. XI. Livr. 8; Vol. XII. 
Livr. 7—8. 1910; Vol. XIII. Livr. 
DS ANTHLR (241. 4°.) 

Palermo. Societäa di scienze naturali 
edeconomiche.Giornale.Vol.XX VII. 
1911. (183, 4°.) 


Paris. Ministere des travaux publics. 
Bulletin des Services de la Carte 
geologique de la France et des 
topographies souterrains. Tom. XIX. 
1908—1909. Nr. 122—124; Tom. XX. 
1909—1910. Nr. 125—126; et Notice 
des panneaux exposes & Bruxelles en 
1910. (94. 8°.) 


R 


1911 


Paris. Ministere des travaux publics. 
Annales des mines. Ser. X. Tom. 
XVII... Liv. 9—12. 19'0;. Tom. 
XIX—XX. Livr. 1—11. 1911. (599. 8°.) 

Paris. Societe geologique de France, 
Bulletin. Ser. IV. Tom.. VIII. Nr. 
7—9. 1908; Tom. IX. Nr. 5—8. 1909; 
Tom. X. Nr. 1—6. 1910. (89. 8°.) 

Paris. Revue critique de pal£o- 
zoologie, publie sous la direction de 


“M. Cossmann. Annee XV. 1911. 
(744. 8°.) 

Paris. Museum d’histoire naturelle. 
Bulletin. Annde 1909. Nr. 8; Annde 
1910. Nr. 1-5. (689. 8°.) 
Paris. Journal de conchyliologie., 


Vol. LVIII. Nr. 2—4. 1910; Vol. LIX. 
Nr 121911. (95. 82.) 
Paris. Soeiete frangaise de mineralogie. 
(Ancienne Societ€ mineralogique de 
France.) Bulletin. Tom. XXXII. 
Nr.. 7—8. 1910;. Tom. XXXIV. 
Nr. 1—4. 1911. (164. 8°. Lab.) 
Paris. Societe de g6ographie. Bulletin. 
La G&ographie; publie par Le 
Baron Hulet et Ch. Rabot. Tom. 
XXIII—XXIV. Annee 1911. (725. 8°.) 
Paris. Societe de speleologie. Spelun- 
ca. Tom.VIII. Nr. 61—64. 1910— 1911. 
(692. 8°.) 

Paris et Liege, Revue universelle 
des mines et de la metallurgie, des 
travaux publies, des sciences et des 
arts appliques & l’industrie. Annuaire 
de l’Association des Ing&nieurs sortis 
de l’eEcole de Liege. Ser. IV. Tom, 
XXXIMI—XXXV, 1911. (600. 8°.) 


Passau. Naturwissenschaftlicher Verein. 
Bericht. XXI für die Jahre 
1908— 1911. (409. 8°.) 


Penzance. Royal Geological Society of 
Cornwall. Transactions. Vol. XIII. 
Part. 7. 1911. (975) 


Perth. Geological Survey of Western 
Australia. Bulletin with the geolo- 
gical maps. Nr. 39, 40, 41. 1911. 

(745. 8°.) 

Perth. Geological Survey of Western 
Australia. Annual Progress-Re- 
port; for the year 1910. (258. 4°.) 


Perugia [Parma]. Giornale di geo- 
logia pratica; pubb]. da P. Vinassa 
de Regny e G. Rovereto. Anno 
VIII. Fasc. 5—6. 1910; Anno IX. 
Fasc. 1—4. 1911. (762. 8°.) 

Perugia [Parma]. Rivista italiana 
di paleontologia. red. da P. Vinassa 
de Regny. Anno XVl. Fasc. 4. 
1910; Anno XVII. Fasc. 1-4. 1911. 

(763. 8°.) 


Einsendungen für die Bibliothek. 


445 


Petersburg, St. Academie imperiale des 
sciences. Bulletin. Ser. VI. 1911. 
Nr. 1—18. (162: 4°,) 

Petersburg. St. Musde geologique Pierre 
le Grand pres l’Acad&mie imperiale 
des sciences. Travaux (fast aus- 
schließlich russischer Text). Tom. IV. 
1910. Nr. 3—5. (792. 8°.) 

Petersburg, St. Geologitcheckoy Ko- 
mitet. Isvesstija. (Comite geologi- 
que. Bulletins.) Vol. XXVII. Nr. 
9-10. 1909; Vol. XXIX. Nr. 1—-10. 
1910. (98. 8°.) 

Petersburg, St. Geologitcheckoy Ko- 
mitet. Trudy. (Comite geologique. 
Memoires.) Nouv. Ser Livr. 53--57, 
59, 60, 66, 68. 1910—1911. (7164. 4°.) 

Petersburg, St. Imp. Mineralug. Obsht- 
chestvo. Zapiski. [Nais. russische 
mineralog. Gesellschaft. Schriften.] 
Ser. II. Bd. XLVII. 1909. 

(165. 8°. Lab.) 

Petersburg, St. Imp. Ruskoye Geogra- 
fitcheskoye Obshtchestvo. Isvesstija. 
(Kais. russische geographische Gesell- 
schaft. Berichte) Tom. XLV. 1909. 
Nr. 12; Tom. XLVI. 1910. Nr. 6—10; 
Tom. XLVII. 1911. Nr. 1—6. (555. 8°.) 

Petersburg, St. Imp. Russkoj Geogra- 
fi&ekoj ObStestvo. Otcet. [Kais, rus- 


sische geographische Gesellschaft. 
Rechenschaftsbericht.] Roc. 1909 und 
1910. (554. 8°.) 


Petersburg, St. L’Observatoire physique 
central Niclas. Annales. Annee 1907. 
Part. 1; II. Fasc. 1-2. (315:74%) 

Philadelphia. Academy -of natnral 
sciences. Journal. Ser. IL. Vol. XIV. 
Part. 2-3. 1910-1911. (125. 4°.) 


Philadelphia. Academy of natural scien- 
ces. Proceedings. Vol. LXII. Part. 


2—3. 1910; Vol. LXIII: Part. T-2. 
1911. (410. 8°.) 
Philadelphia. American philosophical 


Society. Proceedings. Vol. XLVII. 
Nr. 19371909); Vol., L. ;Nr, 198 —211E 
1911. 611.80) 
Philadelphia. American philosophical 
Society. Transactions; N. S. Vol. 
XXI Bartal, 191]. (124. 4°.) 


Philadelphia. Franklin Institute of the 
State of Pennsylvania. Journal de- 
voted to science and the mechanic 
arts. Ser. II. CLXXI—CLXXI. 1911. 

(604. 8°.) 

Pisa. Palaeontographia italica. 
— Memorie di palaeontologia, pubbli- 
cate per ctra del M. Canavari. 
Vol. XVII. 1911. (640. 4°.) 

Pisa. Societä Toscana di scienze na- 
turali. Atti. Memorie. Vol. XXVI, 
1910. ' (412. 8°.) 


” 


444 


Pisa. Societä Toscana di scienze naturali. 
Atti. Processi verbali. Vol. XX. 
Nr. 2-3. 1911. (413. 8°,) 

Pola. Hydrographisches Amt der k. u. k. 
Kriegsmarine.Veröffentlichungen; 
Nr. 30 (Gruppe V. Ergebnisse der 
erdmagnetischenBeobachtungen1847 — 
1909); Nr.31 (Gruppe Il. Jahrbuch der 
meteorolog., erdmagnet. und seis- 
mischen Beobachtungen. N. F. Bd.XV. 
Beobachtungen des Jahres 1910.) 

(244 a. 4°.) 

Prag. [Üiskä4 Academie Cisare Frantiika 
Josefa I.] Academie des sciences 
de l’empereur Francois Joseph 1. 
Bulletin international. Resumes 
des travaux presentes. Annee XV. 
1910. (737. 8°.) 


Prag. Geskä Academie Cisafe Frantiäka 
Josefa pro vedy, slovesnost a um£ni. 
Trida II. [Böhmische Kaiser franz 
Josefs-Akademie für Wissenschaften, 
Literatur und Kunst. Abtlg. I1.] 
PalaeontographicaBohemiae. 
Nr. VIII. 1910. (158. 4°.) 


Prag. Ceskä Akademie Öis. Frantiska 
Josefa pro vedy, slovesnost a umeni. 
Trfida II. Rozpravy. (Böhmische 
Kaiser Franz Josefs- Akademie für 
Wissenschaften, Literatur und Kunst. 
Abtlg. II. Sitzungsberichte.) Ro&. XIX. 
(8131925522752 3725,526,,27,330932: 
36, 37, 40, 50, 53.) 1910. (416. 8°.) 


Prag. Ceskä Akademie Öis. Franti$ka 
Josefa pro vedy, slovesnost a umeni. 
Vestnik. (Böhmische Kaiser Franz 
Josefs-Akademie für Wissenschaften, 
Literatur und Kunst. Mitteilungen.) Ro&. 
XIX. Cisl. 9. 1910; Rod. XX. Ölsl. 
1—7. 1911. (417. 8°.) 

Prag. König]. böhmische Gesellschaft der 
Wissenschaften. Jahresbericht. 
Für das Jahr 1910. (415. 8°.) 

Prag. Königl. böhmische Gesellschaft 
der Wissenschaften. Sitzungsbe- 
richte der math.-naturw. Klasse. 
Jahrg. 1910. (414. 8°.) 

Prag. Archiv für naturwissenschaftliche 


Landesdurchforschung von Böhmen. 
BISRWVEINT EI SIITT. (67.2283) 
Prag. K. k. Sternwarte. Magnetische 


und meteorologische Beobachtun- 
gen. Jahrg. LXXI. 1910. (316. 4°.) 
Prag. Verein „Lotos“. Naturw. Zeit- 
schrift „Lotos“. Bd. LVIII. 1910. 
(420. 8°.) 
Prag. Deutscher polytechnischer Verein 
in Böhmen. Technische Blätter. 
Jahrg. XLIII. 1910. (605. 8°.) 


Verhandlungen. 


Nr. 18 


Pretoria. Union of South Africa. Mines 
Department. Annual Reports for 
1910. Part. IV. Geological Survey. 

(261. 4°.) 

Pretoria. Union of South Africa. Mines 
Department. Explanation of 
sheets. 7 (Potgietersrust); 8 Sekukuni- 
land). 1911. (793. 8°.) 


Regensburg. Naturwissenschaftlicher 
Verein. Berichte. Hft. XII für die 
Jahre 1907—-1909. (423. 8°.) 


Reichenberg. Verein der Naturfreunde. 
Mitteilungen. Jahrg. XL. 1911. 

(424. 8°.) 

Riga. Naturforscher-Verein. Arbeiten, 

N. F. Hft. XII 1910. (426. 8°.) 


Riga. Naturforscher - Verein. Corre- 
spondenzblatt. LIII. 1910. 

(427. 8°.) 

Rio de Janeiro. Museo nacional. Ar- 

chivos. Vol. XIII. 1905. (215. 4°.) 


Rochester. Academy of science. Pro- 
seedings. Vol. IV, pag. 233—241; 
Vol. V. pag. 1—38. 1910—1911. 

(746. 8°,) 

Roma. R. Accademia dei Lincei. Atti. 
Memorie della classe di scienze 
fisiche, matematiche e naturali. Ser. V. 
Vol. VIII. Fasc. 7—17. 1911. (184. 4°,) 


Roma. R. Accademia dei Lincei. Atti. 
nendiconti. Ser. V. Vol. XX. Sem. 
1—2. 1911 e Rendiconti dell’adunanza 
solenne 1911. (428. 8°.) 


Roma. Reale Ufficio geologico. Me- 
morie descrittive della carta geo- 
logica d’Italia. Vol. XIV. Text und 
Atlas. 1911. (106. 8°.) 


Roma. R. Comitato geologico d’Italia. 
Bollettino. Vol. XLI. Anno 1910; 
Trim. 3—4; Vol. XLII. Anno 1911. 
Fasc. 1—2. (104. 8°.) 

Roma. R. Comitato geologico del regno. 
Memorie pour servire alla descri- 
zione della carta geologica d’Italia. 
Vol. V. .1909: (181. 4°.) 

Roma. Societä geologica italiana. Bol- 
lettino. Vol. XXIX. Faso. 3—4. 1910; 
Vol. XXX, Easc..1. :1911..7 2205382) 


Roma. Societä geografica italiana. Bol- 
lettino. Ser. IV. Vol. XI. 1911. 
(558. 8°.) 
Rouen. Acad&mie des sciences, belles 
lettres et arts. Precis analytique 
des trayaux. Annee 1908—1909. 


(429. 8°.) 
Rovereto. Societä degli Alpinisti Tri- 
dentini,. Bollettino. Anno VII. 


Nr. 6. 190; Anno VIII. Nr. 2,4, 5, 
6.1911. (262. 4°.) 


sh 


Salzburg. Gesellschaft für Salzburger 
Landeskunde. Mitteilungen. Ba. LI. 
DIRT. (363. 8°.) 

Sarajevo. Zemaliskoj Muzej u Bosni i 
Hercegovini.Glasnik. [Landesmuseum 
für Bosnien und Herzegowina. Mittei- 
lungen.] God. XXI. Nr. 4. 1910; God. 
KAT Nr. 13.1911. (441. 8°.) 

Shanghai. Royal Asiatie Society. Jour- 
nal of the North China Branch. 
Vol. XLII. 1911. (444. 8°.) 

Staab. Österreichische Moorzeit- 
schrift. Monatshefte des Deutsch- 
österreichischen Moorvereines; hrsg. 
v. H. Schreiber. Jahrg. XII. 1911. 

(733. 8°.) 

Stoekholm. K. Svenska Vetenskaps- 

Akademien. Arkiv för kemi, minera- 


logi och geologi. Bd. III. Hft. 6. 
1910; Bd. IV. Hft. 1—2. 1911 

(747. 8°.) 

Stockholm, K. Svenska Vetenskaps- 


Akademien. Handlingar. Bd.XLV. 
Nr. 8-12. 1910; Bd. XLVI. Nr. 1—11; 
BORXSUEVDIENT 12 1918. (140. 4°.) 


Stockholm. Kgl. Svenska Vetenskaps- 
Akademien. Arsbok. För är 1911. 
(773. 8°.) 
Stockholm. Sveriges Geologiska Under- 
sökning. Arsbok 1909. [Afhandlingar 
och uppsatser C. Nr. 218—228]; 
Ser. Ba. [Beskrifningar till Kartblad] 
Nr. 6 & 7. (109. 8°.) 
Stockholm. Sveriges Geologiska Under- 
sökniug. Ser. Ca. Nr. 4, 5, 7. 
(141. 4°.) 
Stockholm. Geologiska Föreningen. 
Förhandlingar. Bd. XXXII. Hft. 
7. 1910; Bd. XXXII. Hft. 1—6. 
1911 u. Generalregister zu Bd. XXII— 
XXXI. 1900—1909. (110. 8°.) 


Straßburg. Geologische Landesanstalt 
von Eilsaß-Lothringen. Mitteilun- 
gen. Bd. VII. lift. 3-4. 1911. 

(2112. 8°.) 

Stuttgart. Neues Jahrbuch für 
Mineralogie, Geologie und Paläonto- 
logie; hrsg. v.M. Bauer, E.Koken, 
Th.Liebisch.Jahrg. CIII. 1910. Bd. 11. 
Htt.3; Jahrg. OIV. Bd. I; II. Hft. 1—2. 
1911 und Beilagebd. XXXI u. XXXI. 
1911. (113. 8°.) 

Stuttgart. Centralblatt für Minera- 
logie, Geologie und Paläontologie in 
Verbindung mit dem „Neuen Jahr- 
buch“; hrsg. v.M. Bauer,E. Koken, 
Th. Liebisch. Jahrg. 1911. 

(113a. 8°.) 

Stuttgart.Palaeontographica. Bei- 
träge zur Naturgeschichte der Vorzeit; 


Einsendungen für die Bibliothek. 


445 


hrsg. von E. Koken u. J. F. Pom- 
peckj. Bd. LVII. Lfg. 6; Bd. LVIII. 
Lfg. 1—6. 1911. (56. 4°.) 
Stuttgart. Verein für vaterländische 
Naturkunde in Württemberg. Jahres- 
hefte. Jahrg. LXVII. 1911 und Bei- 
lage. (450. 8°.) 
Sydney. Department of mines. Geological 
Survey of New South Wales. Annual 
Report. For the year 1910. (229. 4°.) 
Sydney. Department of mines and agri- 
eulture. Geological Survey of New 
South Wales. Mineral Resources. 
Nr. 13. 1910. (719. 8°.) 
Sydney. Royal Society of New South 
Wales. Journaland Proceedings. 
Vol. XLIII for 1909. Part. 3—4; Vol. 
XLIV for 1910. Part 1-4; Vo). XLV. 
for 1911. Part 1. (451. 8°.) 


Teplitz. Der Kohleninteressent. 
Bd. XXIX. 1911. (81. 4°.) 
Thorn. Kopernikus-Verein für Wissen- 
schaft und Kunst. Mitteilungen. 
Hft. XVIIT. 19:0. (452. 8°.) 
Tokyo. Imp. Geological Survey of Japan. 
Bulletin. Descriptive Text (japanisch). 
Zone 6, Col. V. (Matsuyama). 
(116. 8°.) 
Tokyo. College of science. Imperial Uni- 
versity. Journal. Vol. XXVII. Art. 
15, 19, 20; Vol. XXVIII. Art. 5—7. 
1910; Vol. XXX. Art. 1; Vol. XXXL. 
Art. 1, 5. 1911. Publications of the 
earthquake investigation ÜComittee. 
Bulletin. Vol. IV. Nr. 2; Vol. V. Nr. 1. 
TOTe (94. 4°.) 
Tokyo. Deutsche Gesellschaft für Natur- 
und Völkerkunde Ostasiens. Bd. XIII. 
Teil. 1—3 1911. (92. 4°.) 
Torino. Reale Accademia delle scienze. 
Atti. Vol. XLVI. Disp. 1—15. 1910 
— 1911. (453. 8°.) 
Torino. Reale Accademia delle scienze. 
Memorie. Ser. II. Tom. LXI. 1911 
(192. 4°.) 
Torino [Roma]. Cosmos del G. Cora. 
SELASEV/ORERTIT.E Ne, 4, 191 1R 
(567. 8°.) 
Torino. Club alpino italiano. Rivista 
mensile. Vol. XXX. 1911. 
(566. 8°.) 
Toronto. Canadian Institute Trans- 
actions. Vol. IX. Part. 1. 1910. 
(457. 8°.) 
Toulouse. Academie des sciences, in- 
scriptions et belles lettres. M&moires. 
Ser. X. Tom. IX. 1909. (458. 8°.) 
Trenesin. Termeszettudomänyi Esylet. 
vkönyve [Naturwissenschaftlicher 
Verein. Jahresheft]. Jahrg. XXXI - 
XXXII. 1908—1910, (459. 8°.) 


446 


Triest. J. R. Össervatorio marittimo. 
Rapporto annuale; red. da E. Ma- 
zelle. Vol. XXIV. per l’anno 1907. 

(321. 4°.) 


Upsala. Regia Societas seieutiarum. 
Nova Acta. Ser. IV. Vol. II. Fasc. 2. 
1909-1911. (143. 4°.) 

Utreeht. Genootschap van kunsten en 


wetenschbappen. Aanteekeningen 
van het verhandelde in de sectie- 
vergaderingen. 1911. (464. 8°.) 


Utreeht. Genootschap van kunsten en 


wetenschappen. Verslag van het 
verhandelde in de algemeene ver- 
gadering. 1911. (465. 8°.) 


Utrecht. Koninkl. Nederlandsch meteoro- 
logisch Instituut. Jaarboek. LXI. 
1909. A u. B. (323. 4°.) 

Utrecht. Koninkl. Nederlandsch meteoro- 
logisch Instituut. Mededeelingen 
en Verhandelingen. Nr. 11. 1911. 

(795. 8°.) 


Venezia. R. Istituto Veneto di scienze. 


lettere ed arti. Atti. Ser. VII. 
Tom. X. ..1907—08. Disp. 6-10; 
Tom. XI. 1908—09. .Disp. 1—10; 
Tom. XII. 1909-10. Disp. 1—10; 
Tom. XIII. 1910—11. Disp. 1—8. 


Össervazioni meteorologiche e geodina- 
miche 1907 u. 1908. (467. 8°.) 


Venezia. R. Istituto Veneto di scienze. 
lettere ed art. Memorie. Vol. 
XXVIN. Nr. 2=6. 1910-1911. 

(191. 4°.) 

Venezia. L’Ateneo Veneto. Anno 


XXXI. 1908, Vol I—-II; Anno XXXI. 
1909. Vol. I—-II; Anno XXXIII. 1910. 
Vol. I-lII; Anuo XXXIV. 1910. 
Vol. I. Fasc. 1-3; -Vol. II. Fase. 1. 
(469. 8°.) 

Verona. Accademia d’agricoltura, scienze, 
lettere, arti e commercio. Atti e 
IMiemmtonslessen Ser. » "IV. Vol. sex» 
(LXXXVI dell’intera collezione.) 1911 
u. Appendice al Vol. XI. (Osserva- 
zioni meteorologique 1910.) (643. 8°.) 


Warschau [Warszawa]. Towarzystwa 
Naukowego. Sprawozdania. [Socie- 
te scientifique. Comptes rendus des 
seances.] Rok ‚III. Zesz. 8-9. 1910; 
Rok IV. Zesz. 1—7. 1911. (789. 8°.) 

Washington. United States Geological 


Survey. Annuäl Report of the 
Director. XXXI1. 1910. (1418. 4°.) 


Washington. ‘United States Geological 
Survey. Bulletin Nr. 451; 454 —456; 
468; 475—477; 479—482. 1911. 

(120. 8°.) 


Verhandlungen. 


Nr. 18 


Washington. United States Geological 
Survey. Mineral Resources. Year 
1909. Part. I—I. (121. 8°.) 

Washington. United States Geological 
Survey, Professional Papers. 
Nr-168, 70,721 8. (263. 4°.) 

Washington. United States Geological 
Survey. Water-Supply and Irri- 
gation Papers. Nr. 237; 239—240; 
246— 247; 250—251; 253—258; 260; 
262; 264— 265: 270; 274. 1910—1911. 

(748. 8°.) 

Washington. Smithsonian Institution. 
Annual Report of the Board of 
Regents, for the year 1909. Report 
U. S. National-Museum, for the year 
1910. ‘ (473. 8°.) 

Washington. Smithsonian Institution. 
Contribution to knowledge. Vol. 
XXVIU. Nr. 3. (Publication 1948) 
1911. (123. 4°.) 

Washington. Smithsonian Institution. 
Miscellaneous Collections. Vol. 
56. Nr. 8; 11—16; 18—22; Vol. 57. 
Nr. 1—5; Vol. 58 Nr. 1. (Bib]. 22. 8°.) 

Wellington. New Zeeland Institute. 
Transactions and Proceedings. 
Vol. XLIIl. 1910. (475. 8°.) 


Wien. K. k. Ministerium für öffentliche 
Arbeiten. Statistik des Berg- 
baues in Österreich [als Fortsetzung 
des Statistischen Jahrbuches des 
k. k. Ackerbauministeriums. Il. Heft: 
„Der Bergwerksbetrieb Österreichs.*] 
Für das Jahr 1909. Lfg. 2 u. 3. Für 
das Jahr 1910. Lfg. 1 (Die Bergwerks- 
produktion). (609 a. 8°.) 

Wien. Kaiser). Akademie der Wissen- 
schaften. Almanach. Jahrg. LX. 
1910; LXI. 1911. (Bıbl. 341. &°.) 

Wien. Kaiserl. Akademie der Wissen- 
schaften; math.-natarw. Klasse. An- 
zeiger. Jahrg. XLVII. 1910. (479. 8°.) 

Wien. Kais. Akademie der Wissen- 
schaften. Denkschriften; math.- 
naturw. Klasse Bd. LXXXV. 
1911; Bd. LXXXVI. Hälfte. 1. 1911. 

(68. 4°.) 

Wien. Kaiserl. Akademie der Wissen- 
schaften. Denkschriften; philos. 
histor. Klasse. Bd. 11V. 2—3. 1911. 

(a. N. 159. 4°.) 

Wien. Kaiser). Akademie der Wissen- 
schaften. Sitzungsberichte; 
matb.-naturw. Klasse. Abteilung I. 
Jahrg. 1910. Bd. CXIX. Hft. 5—10; 
Jahrg. 1911. Bd. OXX. Hft. 1—6. 

(476. 8°.) 

Wien. Kaiserl. Akademie der Wissen- 
schaften. Sitzungsberichte; 
math.-naturw. Klasse. Abteilung 
IIe. Jahrg. 1910. Bd. CXHX, .Hft. 


1911 


5—10; Jahrg. 1911. Bd. OXX. Hit. 
1—6. Abteilung Ilb. Jahrg. 1910. 
Bd. CXIX. Hft. 7—10; Jahrg. 1911. 
Bd. CXX. Hft. 1—6. (477. 8°.) 
Wien. Kaiserl. Akademie der Wissen- 
schaften. Sitzungsberichte; 
math.-naturw. Klasse. AbteilungIIl. 
Jahrg. 1910. Bd. CXIX. Hft. 4—10; 
Jahrg. 1911. Bd. CXX. Hft. 1—3. 
(478. 8°.) 
Wien. Kaiserl. Akademie der Wissen- 
schaften. Sitzungsberichte; phil.- 
histor. Klasse. Bd. CLXI1I. Abhg. 3; 
Bd. CLXIV. Abhg. 2, 4, 6; Bd. CLXV. 
Abhg. 1—6. Bd. CLXVI. Abhg. 1, 
265 CEXVIE  Apıe. 17}; 
Bd. CLXVIII. Abhg. 1,4; Bd. CLXIX. 
Abhg. 1. 1911. (AN. 370,82.) 


Wien. Kaiserl. Akademie der Wissen- 
schaften. Mitteilungen der Erd- 
beben-Kommission. N. F. XXXVII. 
u. XXXIX. 1910. (731. 8°.) 


Wien. Anthropologische Gesellschaft. 
Mitteilungen. Bd. XL]. (III. Folge. 
Bd. XL) 1911. (230. 4°.) 


Wien. Beiträge zur Paläontologie und 
Geologie Österreich-Ungarns und des 
Orients. Mitteilungen des geologischen 
und paläontologischen Institutes der 
Universität ; herausgegeben mit Unter- 
stützung des hohen k. k. Ministeriums 
für Kultus und Unterricht von 
C. Diener und G. von Arthaber. 
Bd. XXIII. Hft. 4. 1910; Bd. XXIV. 
Hft. 1—4. 1911. (73. 4°.) 


Wien. K. k. Zentralanstait für Meteoro- 
logie und Geodynamik. Jahrbücher. 
Bd. XLVI. Jahrg. 1909. (324. 4°.) 

Wien. Allgemeine österreichische Che- 
miker- u. Techniker-Zeitung. 
Jahrg. XXIX. 1911. (235. 4°. Lab.) 


Wien. Klub österreichischer Eisenbahn- 
beamten. Österreichische Eisen- 
bahn-Zeitung. Jahrg. XXXIV.1911. 

(78. 4°.) 

Wien. K. k. Finanzministerium. Sta- 
tistische Mitteilungen über das 
österreichische Salzmonopol. Im Jahre 
1909. (796. 8°.) 

Wien. K. k. Gartenbau - Gesellschaft. 
Österreichische Garten-Zeitung. 
N. F, Jahrg. Vl. 1911. (648. 8°.) 


Wien. K. k. Geographische Gesellschaft. 
Mitteilungen. Bd. LIV. 1511. 

E (568. 8°.) 

Wien. Geologische Gesellschaft. Mit- 

teilungen; Bd. III. Hft. 4. 1910; 

Ba7IV. Hft. 1-3. 1911. (784, 8°.) 

Wien. K. k. Handels-Ministerium. Sta- 

tistisches Departement. Statistik 


Einsendungen für die Bibliothek. 


447 
des auswärtigen Handels, Im Jahre 
1909. Ba. HI-IV; im Jahre 1910. 
Bd. I—IV. (683. 8°.) 

Wien. Handels-"und Gewerbekammer. 


Bericht über die Industrie, den 
Handel und die Verkehrsverhältnisse 
in Niederösterreich. Für das Jahr 1910. 
(679. 8°.) 
Wien. Handels- und Gewerbekammer 
für das Erzherzogtum Österreich unter 
der Enns. Sitzungsberichte. 
Jahrg. 1911. (337. 2°.) 
Wien. K. k. hydrographisches Zentral- 
bureau. Jahrbuch, Jahrg. XVI. 1908. 
Wochenberichte über die Schnee- 
beobachtungen im Winter 1911. 
(236. 4°.) 
Wien. Hydrographisches Zentralbureau 
im k. k. Ministerium für öffentliche 
Arbeiten. Der österreichischeWasser- 
kraftkataster. Hft. 2. (Index und 
Blatt 23 bis 51) 1910. (161. 2.) 
Wien.K.k. Landwirtschafts-Gesellschaft. 
Jahrbuch. Jahrg. 1910. (649. 8°.) 
Wien. K. k. landwirtschaftlich-chemische 
Versuchsstation. Bericht über die 
Tätigkeit. Im Jahre 1910. (800. 8°.) 
Wien. K. u. k. militär-geographisches 
Institut. Mitteilungen. Bd. XXX. 
1910. (569. 8°.) 
Wien. Mineralogische Gesellschaft. Mit: 
teilungen. 1911; Jahresbericht für 
1911. (732. 8°.) 
Wien. Mineralogische und petrographi- 
sche Mitteilungen, herausgegeben von 
G. Tschermak (F. Becke). Bd. 
XXIX. Hft. 5-6. 1910; Bd. XXX. 
Hit. ea. (169. 8°. Lab.) 
Wien. InternationaleMineralquellen- 


Zeitung; herausgegeben von L. 
Hirschfeld. Jahrg. XI. 1911. 
(253. 4°.) 


Wien. K. k. Ministerium für Kultus und 
Unterricht. Verordnungsblatt. 
Jahre. 1911. (343. 8°. Bibl.) 

Wien. K. k. Montanistische Hochschulen 
zu Leoben und Piibram. Berg- und 
Hüttenmännisches Jahrbuch. 
Bd. LiX. 1911. (611. 8°.) 

Wien. Montanistische Rund- 
schau; Jahrg. III. 1911. (267. 4°.) 

Wien. K.k.naturhistorischesHofmuseum. 
Annalen. Bd.XXIV. Nr. 3—4. 1910; 
Bd. XXV. Nr.1—2. 1911. (481. 8°.) 

Wien. Niederösterreichischer Gewerbe- 
verein. Wochenschrift. Jahrg, 
LXX1I. 1911. (91. 4°.) 

Wien. Österreichische Kommission für 
die Internationale Gradmessung. Ver- 
handlungen. Protokoll über die 
am 4. Dez. 1909 und am 7. Juni 1910 
abgehaltenen Sitzungen. (790. 8°,) 


K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 18. Verhandlungen. 67 


448 


Wien. Österreichisches Handels- 
Journal. Jahrg. XLVI. 1911. 

8 (338. 4°.) 

Wien. Österreichischer Ingenieur- und 

Architekten-Verein. Zeitschrift. 

Jahrg _ LXIIT. 1911. (70. 4°.) 

Wien. Österreichisch-ungarische Mon- 

tan- and Metallindustrie- 
Zeitung. Jahrg. XLV. 1911. 

(83. 49.) 


Wien. K. k. statistische Zentralkom- 
mission. Österreichische Sta- 


tistik. Bd. LXXXVII.: Hft. 3; Bd. 

RRIIRT EI. 35, Ba RC. Biezle 
Abtlg. 1-2; Bd. XCI. Hft. 2. 

x (339. 4°.) 

Wien. Österreichischer Touristenklub. 

Österreichische Touristenzei- 

tung. Bd. XXXI. 1911. (84. 4°.) 


Wien. Österreichischer Touristenklub. 
Mitteilungen der Sektion für Na- 
turkunde. Jahrg. XXIII. 1911. (85. 4°.) 


Wien. Österreichische Zeit- 
schrift für Berg- und Hüttenwesen. 
Jahrg. LIX. 1911. (86. 4°.) 


Wien. Reichsgesetzblatt für die im 
Reichsrate vertretenen Königreiche 
und Länder. Jahrg. 1911. (340. 4°. Bibl.) 

Wien. K. u. k. technisches Militärkomitee. 
Mitteilungen über Gegenstände des 
Artillerie-undGeniewesens. Jahrg.1911. 

(a. N. 301. 8°.) 

Wien. Urania. Illustrierte populär- 
wissenschaftliche Wochenschrift. Organ 
des Volksbildung-Institutes Urania. 
Jahrg. IV. 1911. (268. 4°.) 

Wien. Verein zur Verbreitung natur- 
wissenschaftl. Kenntnisse. Schriften. 
Bd. LI. 1911. (483. 8°.) 


Wien. Verein für Landeskunde von 
Niederösterreich. Monatsblatt. 
Jahrg. VIII. 1909. Nr. 13—24; Jahrg. 
IX. 1910. Nr. 1—12. (578. 8°.) 

Wien. Verein für Landeskunde von 
Niederösterreich. Jahrbuch, redig. 


von A. Mayer. N. F, VIII. 1908; 
IX. 1910. (757. 8°.) 
Wien. Verein für Landeskunde von 


Niederösterreich. Topographie von 

Niederösterreich. Bd. VI. Schlußheft; 
Bd. VII. Hft. 1—6. 1908— 1910. 

(88. 4°.) 

Wien. Wiener Zeitung. Jahrg. 1911. 

(254. 4°.) 

Wien. Wissenschaftlicher Klub. Jahres- 
bericht. XXXV. 1910—1911. 

(484. 8°,) 

Wien. Wissenschaftlicher Klub.Monats- 

blätter. Jahrg. XXXII. Nr. 4—12. 

1911. (485. 8°.) 


Verhandlungen. 


Nr. 18 


Wien. K. k. Zoologisch-botanische Ge- 
sellschaft. Abhandlungen. Bd.VI. 
Hft. 2-3. 1911. (735. 8°.) 

Wien. K. k. Zoologisch-botanische Ge- 
sellschaft. Verhandlungen. Bd. 
LXI. 1911. Hft. 1—8. (140. 8°.) 

Wien und München. Deutscher und 
Österreichischer Alpenverein. Mit- 
teilungen. Jahrg. 1911. (231. 4°.) 

Wien und München. Deutscher und 


Österreichischer Alpenverein. Zeit- 
schrift. Bd. XLII. 1911. (574. 8°.) 
Wiesbaden. Nassauischer Verein für 
Naturkunde Jahrbücher. Jahrg. 
LXIV. 1911. (487. 8°.) 
Würzburg. Physikalisch - medizinische 


Gesellschaft. Sitzungsberichte. 
Jahrg. 1910. Nr. 1—5; Jahrg. 1911. 
Nr. 17. (491. 8°,) 
Würzburg. Physikalisch - medizinische 
Gesellschaft. Verhandlungen. N. 
F. Bd. XLI. Nr. 1-7. 1911. (489. 8°.) 


Zagreb. Jugoslavenska-Akademija zna- 
nosti i umjetnost. Rad. (Agram. 
Südslawische Akademie der Wissen- 
schaften und Künste. Publikationen.) 
Knjiga. 183—187. 1910—1911 u. Popis 
publicacijja od God. 1867—1911!. 

(492. 8°.) 

Zagreb. Jugoslavenska Akademjja zna- 
nostiiumjetnosti. Ljetopis.(Agram. 
Südslawische Akademie der Wissen- 
schaften und Künste, Geschichte der- 
selben.) God. 1910. (493. 8°.) 

Zagreb. Geolosko Povjerenstvo za 
Kraljevine Hrvatsku-Slavoniju. Vi- 
jesti; uredio Gorjanovid-Kram- 
berger. [Agram. Geologische Kom- 
mission der Königreiche Kroatien- 
Slavonien. Berichte; redig. v. Gor- 


janovic-Kramberger.] Kroati- 
scher und deutscher Text. God. I; 
für das Jahr 1910. (801. 8.) 


Zagreb. Hrvatsko Prirodozlovno DruStvo. 
Glasnik. [Agram. Societas scien- 
tiarum naturalium croatica.] God. XXI. 
Pol. 1—2. 1910; God. XXIII. Svez. 
1—?. 1911. (497. 8°.) 

Zagreb. Hrvatsko arheologiSko Drustvo. 
Vjesnik. [Agram. Kroatische archäo- 
logische Gesellschaft. Nachrichten.] 
N.S.Svesk. XT. 1910—1911. (496. 8°.) 

Zürich. Schweizerische naturforschende 
Gesellschaft. Neue Denkschriften. 
Bd. XLV.u. XLV1.1910 u. 1911. (93. 4°.) 

Zürich. Naturforschende Gesellschaft. 
Vierteljahrsschrift. Jahrg. LV. 
1910. Hft. 3—4. (499. 8°,) 

Zwiekau. Verein f. Naturkunde. Jahres- 
bericht. XXXVIL.—XXXIX. 1906— 
1909. (500. 8°.) 


Verzeichnis 


der im Jahre 1911 erschienenen Arbeiten geologischen, paläontologischen, minera- 

logischen, montangeologischen und hydrologischen Inhaltes, welche auf das Gebiet 

der österreichisch-ungarischen Monarchie Bezug nehmen, nebst Nachträgen zur 
Literatur des Jahres 1910. 


Zusammengestellt von Dr. F. v. Kerner. 


Abel, ©. Grundzüge der Palaeobiologie 
der Wirbeltiere. Stuttgart 1911. 724 S. 
Mit 470 Textfig. 

Abel, 0. Allgemeine Geologie. Bau und 
Geschichte der Erde und ihres Lebens. 
Wien 1911. Mit 6 col. Taf. u. 146 Fig. 

Abel, ©. Die Vorfahren der Vögel und 
ihre Lebensweise. Verhandlungen der 
zoolog.- botanischen Gesellschaft in 
Wien. LX]. Wien 1911. S. 144—191. 
Mit‘ 7 Textfig. 

Absolon, K. Die Punkwa- u. Katharinen- 
höhle in Mähren. Brünn 1911. 55 S. 

Adam, J. W.H. Weltkarte der Erzlager- 
stätten. Wien 1911. 

Aisner, A. Hallstadt, Ein Kulturbild aus 
prähistorischer Zeit. München 1911. 
232 S. Mit 8 Taf. (1 Kap.: Geolo- 
gisches. 7. Kap. Der prähistorische 
Bergbaubetrieb.) 

Allgemeiner Bericht und Chronik der 
im Jahre 1909 in Österreich beob- 
achteten Erdbeben. Herausgegeben von 
der k. k. Zentralanst. für Meteorologie 
und Geodynamik. Wien 1911. 

Ampferer, 0. u. W. Hammer. Geologi- 
scher Querschnitt durch die Ostalpen 
vom Allgäu zum Gardasee. Jahrb. d. 
k. k. geolog. Reichsanst. Bd. LXI. 
Hft. 4. Wien 1911. S. 531—710. Mit 
3 Taf. u. 50 Textifig. 

Ampferer, 0. Über neue Methoden zur 
Verfeinerung des geologischen Karten- 
bildes. Verhandl. d. k. k. geol. Reichs- 
anst. 1911. S. 119—121 und Zeitschr. 
f. prakt. Geol. XIX. Berlin 1911. S. 287. 

Ampferer. ©. Viktor Uhlig fr. Verhandl. 
d. k. k. geolog. Reichsanst. 1911. 
S. 209— 212. 

Ampferer. 0. Erdrelief und Tetraeder- 
bypothese. Peterm. Geogr. Mitteil. 

- LVII. Gotha 1911. S. 305. 


Andr6e, Th. Die Mitwirkung von Geo- 
logen bei Konstatierung von Kohlen- 
funden in Bohrlöchern. Österr. Zeitschr. 
f. Berg- u. Hüttenw. 1911. S. 53 u. 54. 
(Erwiderung auf W. Petraschecks 
Aufsatz in „Der Kohleninteressent“.) 
19% 

Angerer, H. Beobachtungen am Paster- 
zengletscher im Sommer 1910. „Carin- 
thia* CI. Klagenfurt 1911. S. 57—62. 


Angerer, L. Die Wiederauffindung der 


von den Schweden im Jahre 1645 zu 
Krems in Niederösterreich ausge- 
grabenen Mammutknochen in der 
Stiftssammlung von Kremsmünster. 
Verhandl. d. k. k. geolog. Reichsanst. 
1911. S. 359 und 360. 


Arlt, H. Die geologischen Verhältnisse 
der östlichen Ruhpoldinger Berge mit 
Rauschberg und Sonntagshorn. Landes- 
kundliche Forschungen. Hrsg. von 
der Geographischen Gesellschaft in 
München. Hft. 12. München 1911. 
VI-—50 S. Mit 18 Textfig. u. 1 Karte, 


Arthaber, 6. v. Die Trias von Albanien. 
Beitr. z. Pal. u. Geol. Österr.-Ung. u. 
d. Orients. XXIV. S. 169—277. Mit 
8 Taf. u. 10 Textfig. (Nimmt mehrfach 
auf die südalpine Trias Bezug.) 


Ballenegger, R. Notices sur le trem- 
blement de terre a Kecskemet. Földt. 
Közl. XLI. Budapest 1911. S. 669— 674. 
Mit 1 Taf. u. 3 Textfig. 

Bartnicki, J. (Die Entwicklung der 
Hypothesen über die Entstehung des 
Petroleums in der Natur.) Polnisch. 
„Nafta.“ XVIII. Lemberg 1910. 

Bather, F. A. Ordovican Cystidea from 
the Carnic Alps. Rivist. Ital. Pal. 
XVI. 1910. S. 38—54. 

678 


450 


Baumgärtel, B. Eruptive Quarzgänge in 
derUmgebung der vogtländisch-westerz- 
gebirgischen Granitmassive. Zeitschr. 
d. Deutsch. Geol. Gesellsch. LXII. 
Berlin 1911. S. 175—239. Mit 5 Taf. 
u. 3 Textfig. 

Beck. H. Die tektonischen Verhältnisse 
der beskidischen Oberkreideablagerun- 
gen im nordöstlichen Mähren. Jahrb. 
d. k. k. geolog. Reichsanst. Bd. LXI. 
Hft. 3 u. 4. Wien 1911. S. 711—780. 


Beck, H. (Geologisch-Tektonische Über- 
sichtskarte von Mähren und Schlesien.) 
Siehe: Jahn, J. J. Geologisch-Tek- 
tonische Übersichtskarte von Mähren 
und Schlesien. 

Becke, F. Ausbildung der Zwillinge trik- 
liner Feldspate. Tschermaks mineralog. 
u. petrograph. Mitteilungen. Bd. XXIX. 
Hft. 5. Wien 1910. S. 445 —449, 


Becke, F. Fortschritte auf dem Gebiete 
der Metamorphose. Fortschritte der 
Mineralogie, Kristallographie und Pe- 
trographie. Hrsg. von G. Linck. Bd. I. 
Jena 1911. S. 221—256. 

Becke, F. Das spezifische Gewicht der 
Tiefengesteine. Sitzungsberichte der 
kais. Akademie der Wissenschaften ; 
math.-naturw. Klasse. Abtlg.T. Bd. OXX. 
Wien 1911. S. 265—301. Mit 2 Textfig. 


Bekier, E. u. L. Bruner. (Die Menge 
des in den Kalisalzen von Kalusz ent- 
haltenen Radium.) Polnisch mit franzö- 
sischem Resume. „Kosmos.“ XXXVI. 
Lemberg 1911. S. 747—753. 


Bericht über die Exkursionen der Wr. 
mineralog. Ges. nach Weißenkirchen 
u. Spitz u. nach Zillingsdorf. Tscherm. 
Min. u. Petr. Mitteil. XXX. Wien 1911. 
S. 315—317. 


Bericht über die Resultate der bisher 
zur Erforschung der Erdgasvorkommen 
des Siebenbürger Beckens vorge- 
nommenen Untersuchungen. Heraus- 
gegeb. vom königl. ung. Finanzmini- 
sterium. Budapest 1911. 84 8. Mit 
1 Taf., 1 Karte u. 14 Textfig. 

Berwerth, F. Fortschritte in der Me- 
teoritenkunde seit 1900. Fortschritte 
der Mineralogie. Kristallographie und 
Petrographie. Hrsg. von G. Linck. 
Bd. I. Jena 1911. S. 257 —284. 


Berwerth, F. u. 6. Tammann. Über 
die natürliche und künstliche Brand- 
zone der Meteoreisen und das Ver- 
halten der „Neumannschen Linien“ 
im erhitzten Kamacit. Sitzungsberichte 
der kais. Akademie der Wissenschaften; 
math.-naturw Klasse. Abtlg.I. Bd. CXX. 
Wien 1911. S. 31—47. Mit 1 Textfig. 
ul Tat 


Verhandlungen. 


Nr. 18 


Beutler, K. Paläontologisch-stratigra- 
phische und zoologisch-systematische 
Literatur über marine Foraminiferen, 
fossil und rezent bis Ende 1910. Mün- 
chen 1911. 

Bibliothekskatalog der mineralogisch- 
petrographischen Abteilung des k. k. 
Naturhistorischen Hofmuseums. Nach 
dem Stande vom 31. Dezember 1909; 
samt Nachtrag bis 31. Dezember 1910. 
Wien 1911. Vide: Hlawatsch, C. 

Blaas, J. Geologischer Begleiter auf den 
Innsbrucker Lokalbahnen. Innsbruck 
1911. 67 S. mit 4 Textfig. u. 1 Titelbild. 

r Blaschke, F. Zur Tithonfauna von 
Stramberg in Mähren. Annalen des 
k. k. Naturhistorischen Hofmuseums. 
XXV. Wien 1911. S. 143—222. Mit 
6 Taf. 

r Blaschke, F. Der Boden der Stadt 
Wien. Mitteil. d. Sekt. f. Naturkunde 
d. Ost. Touristenklubs.. XXII. Wien 
1910. S. 383—41 u. 57—60. 

Blümeke, A. Über die Geschwindigkeiten 
am Vernagt- und Guslarferner in den 
Jahren 1908—1910. Zeitschr. f. Glet- 
scherkunde. V. Berlin 1911. S. 230 
bis 233. 

Bock, H. Bericht über die Tätigkeit des 
Vereines für Höhlenforschung in Steier- 
mark. Mitteil. für Höhlenkunde. Graz 
OF 

Bock, H. Die geologischen Verhältnisse 
in der Lurgrotte bei Semriach. Mitteil. 
des naturw. Vereines für Steiermark. 
IIIL (1910). Graz 1911. S. 428 u. 429. 
(Vortragsbericht.) 

Böckh, H. v. Über die erdgasführenden 
Antiklinalzüge des Siebenbürger 
Beckens. Siehe: Bericht über die 
Resultate der bisher zur Erforschung 
der Erdgasvorkommen des Sieben- 
bürger Beckens vorgenommenen Unter- 
suchungen. 

Böhm, A. v. Zur Tetraederhypothese. 
Peterm. Geogr. Mitteil. LVII. Gotha 
1911. S. 14 u. 15. 

Böhm, A. v. Der Deckenbau in den Ost- 
alpen. Peterm. geogr. Mitteil. LVII. 
Gotha 1911. S. 204 u. 205. 

Böhm, Fr. Beschreibung der durch das 
königl. ung. Aerar in der Gemarkung 
der Gemeinden Nagysärmäs und 
Kissäarmäs vorgenommenen Tief- 
bohrungen. Siehe: Bericht über die 
Resultate der bisher zur Erforschung 
der Erdgasvorkommen des Sieben- 


bürger Beckens vorgenommenen 
Untersuchungen. 
Borowsky, M. Beitrag zum Klima 


Kärntens. Luftwärme, Niederschlag u. 
Schneeverhältnisse in Millstatt am See: 


Literaturverzeichnis 


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Nr. 7. Berlin 1911. S. 385 — 396. 


Bröll, €. Froy im Villnößtal. Lana a. d. 
Etsch. 1911. 157 S. Mit 57 Illustra- 
tionen u. 1 Planskizze. (Die Eisenquelle 
des Bades Froy soll die radioaktivste 
aller tirolischen Quellen sein.) 

Bruner, L. (Die Menge des in den Kali- 
salzen von Kalusz enthaltenen Radium.) 
Siehe: Bekier, E u. L. Bruner. 


Bujalski, B. (Das untere Cenoman in 
Niezwiska und Umgebung.) Polnisch mit 
deutscher Zusammenfassung. „Kosmos“ 
XXXVI. Lemberg 1911. S. 423—446. 
Mit 1. Taf. 


Bukowski, @. v. Tithon im Gebiete des 
Blattes Budua und in den angrenzen- 
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1911. Wien 1911. S. 311—322. Mit 
5 Textfig. 


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Rundschau III. Wien-Berlin 1911. S. 
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Canaval R. Die Erzgänge der Siglitz 
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Canaval, R. Anthrazit in den Karnischen 
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Canaval, R. Alexis Freiherr May de 


Madis 7. (Kärntner Montanist.) 
„Carinthia* CI. Klagenfurt 1911. 
S. 195—198. 


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im Gebiete der Ostalpen. Dissertation. 
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Coelln, E. v. Das Buch vom Schöckl. 
Graz 1911. (Aufzählung von 57 Höhlen 
im Schöcklgebiete.) 

+ Cornu, F. Der Phonolith-Lakkolith 
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Jubilars. Verhandl. d. k. k. geolog. 
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u. "Hüttenw. " LIX. Wien 1911. 
S. 429 —431. 

Diskussion über den Artikel des Berg- 
rates Mlädek: „Der Zusammenhang 
der westlichen mit der östlichen Flöz- 
gruppe des Ostrau—Karwiner Stein- 
kohlenreviers und die Orlauer Störung 
im Lichte der neueren Aufschlüsse.“ 
Montan. Rundschau. III. Wien—Berlin 
1911. S. 278—282 und 492—499. 


Doelter, €. Über die elektrische Leit- 
fähigkeit und das Verhalten des Dia- 
manten bei hohen Temperaturen. 
Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss., math. 
nat. Kl. OXX. Wien 1911. S. 49—72. 
Mit 6 Textfig. 

Doelter, C. Die Einwirkung von Ka- 
thodenstrahlen auf einige Mineralien 
und die Natur der Mineralfärbungen. 
Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss., 
math..nat. Kl. CXX. Wien 1911. 
S. 73—92. 

Doelter, €. Über das Verhalten des 
Diamanten bei hohen Temperaturen. 
Tseherm. Min. u. Petr. Mitteil. XXX. 
Wien 1911. S. 135 —140. (Vortragsbe- 
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Doelter, €. Über die Ursachen der 
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Tscherm. Min. u. Petr. Mitteil. XXX. 
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Doelter, C. Handbuch der Mineral- 
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Donath, E. Was ist Steinkohle? Oster- 
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Durchschlag des Franz Josef-Stollens 
in Bleiberg (1894—1910). Montan. 
Rundschau. Ill. Wien-Berlin 1911. 
S. 809—817, 853—859 u. 920—923. 
Mit 1 Textfig. 


452 Verhandlungen. Nr. 18 


Dyduch, T. (Geologie von Tarnow und 
Umgebung.) Polnisch. Programm d. 
zweiten Staats-Gymnasiums in Tarnow 
für das Schuljahr 1910/11. 43 S. 


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Emszt, K. Die Springquelle bei Ipolyn- 
yitra. Földt. Közl. XLI. Budapest 1911. 
S. 797-—802. Mit 3. Textfig. 

Engelhardt, H. (Neue Beiträge zur 
Kenntnis der Tertiärflora Bosniens.) 
Kroatisch. Wissenschaftl. Mitteil. aus 
Bosnien und der Herzegowina. XII. 
Wien 1910. S. 141—172. Mit 6 Taf. 


Endrös, A. Zur Tiefe des Mondsees und 
der Periodendauer seiner einknotigen 
Seiche. Peterm. Georgr. Mitteil. LVII. 
Gotha 1911. S. 205. 


Engelmann, R. Die Terrassen der 
Moldauebene zwischen Prag und dem 
böhmischen Mittelgebirge. (Disser- 
tation.) Berlin 1911. 57 8. u. Geogr. 
Jahresber. aus Österreich. IX. Wien 
1911. Mit 2 Taf. u. 2 Textfig. 


Erdgasbohrungen in Särmäs. Montan. 
Zeitung. XVIII. Graz 1911. S. 121. 
Evers, A. Das Grenzgebirge von der 
Elbe bis zur Oder (Fortsetzung). Pro- 
gramm des Staatsgymn. in Ottakring 
für das Schuljahr 1910/11. 20 S. 


Fauck, A. Die Frage der Urlagerstätten 
des Erdöles. Vortrag geh. am 16. Jänner 
1911 im Ing.- u. Architektenverein. 
Montan-Zeitung. XVIII. Graz 1911. 
S. 84 u. 85. 

Feier des 600jährigen Bestandes des 
Salzbergbaues in Hallstatt. Österr. 
Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenw. LIX. 
Wien 1911. S. 595—597 u. Ung. Mont.-, 
Industrie- u. Handels-Ztg. XVII. 
Budapest 1911. Nr. 18. 


Festschrift zur 25. internationalen 
Wander-Versammlung der Bohr-Inge- 
nieure und Bohrtechniker in Budapest 
1911. Wien 1911. 136 S. Mit zahl- 
reichen Abbildungen im Text. 


Flecken, J. Uber das Konstatieren der 
Kohle in Tiefbohrungen. Ungar. Mon- 
tan-, Industrie- und Handels: Zeitung 
XVII. Budapest 1911. Nr. I u. 2. 

Forenbacher, A. (Die Insel I,agosta. Eine 
pflanzengeographische Studie.) Kroa- 
tisch mit deutschem Auszuge. Rad. 
Jugoslav. Akad. IL. Agram 1911. S. 
47—122. (Enthält ein geographisches 
u. geologisches Kapite].) 


Forenbacher, A. (Die Entwicklung der 
europäischen Flora vom Tertiär bis 
heute.) Kroatisch. Glasnik Hrvat, priro- 
doslov. druStva, XXIl. Agram 1910. 
S. 11—18. 

Franie, D. (Die Plitvicer Seen und ihre 
Umgebung.) Kroatisch. Agram 1910. 
440 8. Mit 9 Karten und 19 Textfig. 

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und dıluvialen Sedimenten in und auf 
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1910. Prag 1911. 8 8. Mit 5 Textfig. 


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mischen Kreideformation. Ergänzung 
zu Bd. 1.) Illustriertes Verzeichnis der 
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Böhmen. Bd. XV. Nr. 1. Prag 1911. 
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die jetzigen Versuche der Einteilung 
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nisch, mit kurzer deutscher Inhalts- 
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AD 


für das Jahr 1911. 53 


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Mit 1 Textfig. 

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lautenden Artikel v. M. Lazarevic 
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wesen. LIX. Wien 1911. S. 457—461. 
Mit 2 Textfig. 

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Akad. der Wiss. 1911. München 1911. 
S. 373—403. Mit 10 Textfig. (Er- 
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nisse.) 

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bizarrer Felspartien. „Urania.“ IV. 
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nisse.) 


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bei Re&päshuta in Ungarn. Földt. Köz]. 
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4 Textfig. 

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1911 


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und 1 Textfig. 

Hübl, A. Freih. v. Die stereophoto- 
grammetrische Aufnahme des Gold- 
berggletschers im August des Jahres 
1909. Denkschr. der kais. Akad. d. 
Wiss., matlı.-nat. Kl. LXXXVII. Wien 
1911. S. 153--160. Mit 1 Karte u. 
1 Textfig. 


Isser. M. v. Einige neue Erzaufschlüsse 
in Tirol. Österr. Zeitschr. f. Berg- u. 
Hüttenwesen. LIX. Wien 1911. S. 567 — 
569 und Montan-Zeitung. XVIII. Graz 
1911. S. 276-278. 


Jaczewski, L. (Untersuchungen über die 
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földt. int. Evkönyve. XIX. Budapest 
1911. S. 5—50. 

Jäger, Fr. Die Erdbeben des Jahres 
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Jahn, J. J. (Uber das ostböhmische Silur 
und Devon). Tschechisch. Priroda a 
Skola. Mährisch-Ostrau 1911. _ 

Jahn, J.J. Geologisch-Tektonische Über- 
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Wien 1911. 

Jahn, J. J. (Geolog Viktor Uhlig 7.) 
Tschechisch. „Pfiroda u skola.“ Mähr.- 
Ostrau 1911. 

Jahrbuch des k. k. Hydrograph. Zen- 
tralbureaus. XVI. (für 1908). Wien 1911. 

Jahresbericht der Höhlenforschungs- 
kommission der Ungarischen Geologi- 
schen Gesellschaft für 1910. Földt. 
Közl. XLI. Budapest 1911. S. 531— 536. 

Jezek, B. Whewellit von Bruch bei Dux. 
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des sciences de Boh@me. XVI. Prag 
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K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 18. Verhandlungen. 68 


456 


Jezek, B. (Über den heutigen Stand 
der Moldavitfrage.)Tschechisch. Jahres- 
bericht des „Klub pfirodov&decky*. 
XL. Prag 1911. S. 23—33. Mit 
16 Textfig. 

Jezek, B. u. J. Woldrich. Beitrag zur 
Lösung der Tektitfrage. Bulletin inter- 
national de l’Academie des sciences 
de Boh6öme. XV. 1910. Prag 1910. 
14 S. Mit 1 Taf. 

Jobstmann, B. Durchs Gesäuse zum 
Erzberg. Ein Schülerausflug. Programm 
des Gymnasiums der Benediktiner in 
Melk für das Schuljahr 1910/11. 68. 


Kadie, 0. Bericht über die in der Agg- 
teleker Baradlahöhle im Jahre 1910 
vorgenommenen systematischen Aus- 
grabungen. Földt. Közl. XLI. Buda- 
pest 1911. S. 712—716. 

Kadie, 0. u. T. Kormos. (Der „Puska- 
poros“ bei Hamor im Borsoder Komi- 
tat und seine [pleistocäne] Fauna.) 
Magyarisch. A Magyar kir. földt. int. 
evkönyve. XIX. Budapest 1911. 5. 109— 


149. Mit 2 Taf. und 8 Textfig. 
(unter Mitwirkung von W. Capek u. 
J. Bolkay). 

Kalischürfungen in Ungarn. Ungar. 


Montan-, Industrie- u. Handels-Zeitung. 
XVII.Budapest 1911. Nr. 13. u. Organ 
d. Ver. d. Bohrtechniker. 1911. S. 111 
u. 112. 


Katzer, F. Gabbrogesteine in Bosnien. 
Tschermaks mineralog. und petrograph. 
Mitteilungen. Bd. XXIX. Hft. 5. Wien 
1910. 18. 

Katzer, F. Poechit, ein Manganeisenerz 
von Vare$ in Bosnien. Österr. Zeitschr. 
f. Berg- u. Hüttenwesen. Nr. 17. Wien 
1911-211 38: 

Kerner v. Marilaun, F. Die Quarz- 
phyllite in den Rhätschichten des 
mittleren Gschnitztales. Jahrbuch der 
k. k. geol. Reichsanst. Bd. LXI. Hft. 3— 
4. Wien 1911. S. 385—452. Mit 
12 Textfig. 


Kerner, F. v. Das paläoklimatische 
Problem. Mitteil. der geolog. Gesell- 
schaft in Wien. Bd. IV. Hft. 2. Wien 
1911. 8. 276—304. 

Kerner, F. v. Gregor Bucchichf. Ver- 
handl.d.k.k. geolog. Reichsanst. 1911. 
S. 47—48. 

Kerner, F. v. Die geologischen Ver- 
hältnisse der Zirona-Inseln. Verhandl. 
der k. k. geolog. Reichsanst. 1911. 
Nr. 5. Wien 1911. S. 111—119. 

Kerner, F. v. Mitteilung über die Quellen- 
temperaturen im oberen Cetinatale. 
Verhandl. d. k. k. geolog. Reichsanst. 
1911. Nr. 14. Wien 1911.$. 322—332. 


Verhandlungen. 


Nr.'18 


Kerner, F. v. Einfluß geologischer Ver- 
hältnisse auf die Quellentemperaturen 
in der Tribulaungruppe. Verhandl. d. 
k. k. geolog. Reichsanst. 1911. S. 347 — 
358. 


Kerner, F. v. Verzeichnis der im Jahre 
1911 erschienenen Arbeiten geologi- 
schen, paläontologischen, mineralogi- 
schen, montangeologischen und hydro- 
logischen Inhaltes, welche auf das Ge- 
biet der österreichisch - ungarischen 
Monarchie Bezug nehmen, nebst Nach- 
trägen zur Literatur des Jahres 1910. 
Verhandl. d. k. k. geolog. Reichsanst. 
1911. Nr. 18. Wien 1911. S. 449—467. 


7 Kernthaler, A. Chemische Analyse 
eines Topfsteines von Zöptau in Mähren. 
Tscherm. min. u. petr. Mitteil. XXX, 
Wien 1911. S. 153 u. 154. 


Kestranek, W. Die Eisenindustrie der 
österreichisch-ungarischen Monarchie. 
Montan. Rundschau. III. Wien-Berlin 
1911. S. 674—678 und Ungar. Montan-, 
Industrie- und Handels-Zeitung. XVII. 
Budapest 1911. Nr. 14. 


Kiernik, E. (Materialien zur Paläonto- 
logie der diluvialen Säugetiere Polens.) 
Polnisch mit deutscher Zusammen- 
fassung. „Kosmos.“ XXXVIJ, Lemberg 
1911. S. 345-371. Mit 1 Taf. u. 
4 Textfig. 


Kittl, EE Die Erdbewegungen auf der 
Hohen Warte. Mitteil. der Sekt. für 
Naturkunde des Ost. Touristenklabs. 
XXII. Wien 1910. S. 9—16 u. 57—38. 


Klebelsberg, R. v. Zur Geologie des 
unteren Marauner Tales (Ulten, Süd- 
tirol). Verhand).d.k. k. geolog. Reichs- 
anst. 1911. S, 54—60. Mit 2 Textfig. 


Klebelsberg, R. v. Gletschernachmessun- 
gen im Ötztale im Jahre 1910. Zeitschr. 
f. Gletscherkunde. VI. Berlin 1911. 
Ss. 72—76. 


Klebelsberg, R. v. Anleitung zum Ent- 
werfen von Skizzen von Gletscher- 
enden, erläutert an den Skizzen des 
Taufkar- und des Rofenkar-Ferners. 
Zeitschr. f. Gletscherkunde. V. Berlin 
1911. S. 372—375. Mit 2 Taf. 


Knett, J. Beiträge zur Geologie von 
Böhmen. I. Über das Alter der Pfahl- 
quarzbildungen im westlichen Böhmen. 
„Lotos“. LIX. Prag 1911. S. 267—175. 
Mit 2 Textfig. 


Knies, J. (Neue Funde aus der Siede- 
lung des diluvialen Menschen in der 
Kulnahöhle bei Sloup.) Tschechisch. 
Zeitschr. d. vaterländ. Musealver. 
in Olmütz. XXVII. Olmütz 1911. 
S. 132—142. 


1911 


Kober, L. Über Bau und Oberflächen- 
form der östlichen Kalkalpen. A. Geo- 
logischer Teil. Mitteilungen des natur- 
wissenschaftlichen Vereines an der 
Universität Wien. Jahrg. IX. Nr. 5. 
Wien 1911. S. 73—84. 

Kober, L. Untersuchungen über den Auf- 
bau der Voralpen am Rande des Wiener 
Beckens. Mitteil. d. Wiener geol. Ges. 
IV. Wien 1911. S.63—116. Mit 1 Karte, 
2 Profilen u. 2 Lichtdrucktafeln. 


Koch, A. Neuere geologische und palä- 
ontologische Beobachtungen im Ofner 
Gebirge. Földt. Közl. XLI. Budapest 
1911. S. 597—603. Mit 1 Taf. 

Koch, A. Rhinozeridenreste aus den 
mitteloligocänen Schichten der Gegend 
von Klausenburg. Ann. Mus. nat. 
Hung. IX. Budapest 1911. S. 379— 
387. Mit 1 Taf. u. 1 Textfig. 


Koch, &. A. Das Welser Erdgas und 
dessen rationelle Verwertung. Alle. 
Österr. Chemiker- u. Techniker-Zeitung. 
1911. S. 17—21 und Ungar. Montan-, 
Industrie- u. Handels-Zeitung. XVII. 
Budapest 1911. Nr. 5. 


Koch, 6. A. Zur Genesis der Versuchs- 
bohrungen auf Kalisalze, Petroleum 
und Erdgase in Siebenbürgen, Ungar. 
Montan-, Industrie- u. Handels-Zeitung. 
XVII. Budapest 1911. Nr. 6. 


Koch, F. Geologie des Velebitgebirges 
und des kroatischen Karstes. Földt. 
Közl. XLI. Budapest 1911. S. 514. 
(Vortragsanzeige.) 


König, A. Ein neuer Fund von Squalodon 
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z. Landeskunde von Österreich ob. d. 
Enns. 63 Lief. Linz 1911. S. 111—121. 
Mit 1 Taf. 

Kohlenbergebau in Mähren. Bericht 
der Handels- und Gewerbekammer in 
Brünn. Brünn 1911. 


Kohn, V. Geologische Beschreibung des 
Waschbergzuges. Mitteil. d. Wiener 
geolog. Ges. IV. Wien 1911. S. 117-- 
142. Mit 1 geol. Kartenskizze und 2 
Textfig. 


Koken, E. Zur Geologie Südtirols. I. 
Zentralbl. f. Min., Geol. u. Pal. 1911. 
Stuttgart 1911. S. 561—572. 


Kormos, Th. Die pleistocäne Fauna des 
Somlyöhegy bei Püspök-fürdö im 
Komitat Bihar. Zentralbl. f. Min., Geo). 
u. Pal. 1911. Stuttgart 1911. S. 603— 
607. 


Kormos, Th. Über eine arktische Säuge- 
tierfauna im Pleistocän Ungarns. 
Zentralbl. f. Min., Geol. u. Pal. 1911. 
Stuttgart 1911. S. 300—304. 


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bei Polgärdi. Földt. Közl. XLI. Buda- 
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Kormos, Th. Une nouvelle espece de 
tortue (Clemmys Mehelyi n. sp.) du 
pleistocene Hongrois. Földt. Közl. XLI. 
Budapest 1911. S. 506—511. Mit 1 Taf. 

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Pleistocänfauna des Neutraer Komitats. 
Földt. Közl. XLI. Budapest 1911. 
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Kormos, Th. (Die Felsnische „Puska- 
poros“ bei Hamor im Komitat Borsod 
und ihre Fauna.) Siehe: Kadi6, O. 
und Th. Kormos. 

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Mit 2 Taf. 


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Wien 1911. S. 339—384. Mit 2 Taf. 
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f. Min., Geol. u. Pal. 1911. Stuttgart 
1911. S. 19—21. Mit 1 Textfig. (Be- 
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vom 17. Juli 1876. Mitteil. d. Erdbeben- 
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XL. Wien 1911. 54 S. Mit 3 Taf. 

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des geologischen Instituts der Uni- 
versität Graz in die Grauwackenzone 
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Mitteil. d. naturwiss. Ver. f. Steiermark. 
IIIL. (1910.) Graz 1911. S. 268— 277. 


Kowatsch, A. Das Innthaler Mittelge- 
birge. Mitteil. d. naturwiss. Ver. f. 
Steiermark. IIIL. (1910.) Graz 1911. 
S. 425—427. (Vortragsbericht.) 

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geolog. Reichsanst. Bd. LXI. Hft. 1. 
Wien 1911. S. 53-180. Mit 1 Taf. 
und 3 Textfig. _ 

Kretschmer, F. Über den Chrysoberyll 
von Marschendorf und seine Begleiter. 
Tschermaks mineralog. u. petrograph. 
Mitteil. XXX. Wien 1911. S. 85—103. 
Mit 12 Textfig. 


68* 


458 


Kretschmer, F. Zur Kenntnis des Epidot 
und Albit von Zöptau. Tschermaks 
mineralog.u. petrograph. Mitteil. XXX. 
Wien 1911. S. 104—117. Mit 2 Textfig. 

Kretschmer, F. Über die Kontaktmeta- 
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Brünn 1911. S. 59—78. Mit 1 Textfig. 


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u. M. Krmpotic. 

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Ungarns. S. 482 —487. 

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Berlin 1911. S. 83—90. 


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beckens. I. Die Sporen von Spencerites 
membranaceus. Denkschr. d. Akad. d. 
Wiss. Math. nat. Kl. LXXXV. Wien 
1910. S. 83—89. Mit 1 Taf. u. 
5 Textfig. 

Kucan, Fr. u. M. Krmpotic. (Arbeiten 
aus dem mineralog. petrograph. Mu- 
seum in Agram. Mikroklinmikropertit 
von Pakra.) Kroatisch. Glasnik Hrvat. 
prirodoslov. Drustva. XXIII. Agram 
1911. S. 104—107. 

Kuäniar, V. (Uber einige problematische 
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mit französischem Resume. „Kosmos.“ 
XXXVI Lemberg 1911. S. 517—524. 
Mit 1 Taf. 

Kuiniar, V. (Über die Transgressivität 
der Nummalitenformation in der Tatra.) 
Polnisch. „Kosmos.“ XXX VI. Lemberg 
1911. S. 783—798. (Polemik gegen 
M. Limanowski.) 

Kuiniar, V. (Einige Bemerkungen über 
unser Diluvium.) Polnisch. „Kosmos.“ 
XXXVI. Lemberg 1911. S. 848. (Vor- 
tragsanzeige.) 


Lahner, @. Der geologische Aufbau Ober- 
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von H. Vetters abgehaltenen Uni- 
versitätskurs zusammengefaßt. Linz 
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Lazarevie, M. Zur Systematik der Lager- 
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f. prakt. Geol. XIX. Berlin 1911. 8. 
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Verhandlungen. Nr. 18 


Lazarevic, M. Erwiderung auf die Be- 
merkungen B. Graniggs zu vor- 
stehendem Artikel. Zeitschr. f. prakt. 
Geol. XIX. Berlin 1911. S. 468 u. 469. 

Lazarski, T. (Uber die Radioaktivi- 
tät unserer Heilquellen.) Polnisch. 
Denkschr. d. balneolog. Kongresses 
in Lemberg im Oktober 1910. Lem- 
berg 1910. _ 

Lebling, €. Uber den obersteirischen 
Zentralgranit. Zentralbl. f. Min., Geol. 
u. Pal. 1911. Stuttgart 1911. S. 727 — 
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Leiningen, Graf zu, W. Bleichsand und 
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Nürnberg. XIX. Nürnberg 1911. S. 1— 
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u. Landwirtschaft. IX. Wien 1911.44 S. 


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zur Petrographie der kristallinen Um- 
randung des Grazer Beckens. Jahrb. 
d. k. k. geolog. Reichsanst. Bd. LXI. 
Hft. 3. S. 453—472. Mit 1 Taf. u. 2 
Textfig. 

Lepsius, R. Die Einheit und die Ur- 
sachen der diluvialen Eiszeit in den 
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Landesaustalt. V. Hft. 1. Darmstadt 
1910. Mit 12 Profilen. 

Lex, Fr. Hans Haselbach 7. „Carin- 
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Liebus, A. Die Foraminiferenfauna der 
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Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss., 
math.-nat. Kl. CXX. Wien 1911. S. 

865— 956. Mit 3 Taf. 

Liebus, A. Uber seine geologischen Auf- 
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des böhmischen Paläozoikums. „Lotos.“ 
LVIII. Prag 1910. S. 114. (Vortrags- 
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Liebus, A. Geologische Wanderungen in 
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Prag 1911. S. 81—134. 


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vall6e de la Sucha Woda et la vallee 
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Akad. d. Wiss. in Krakau. 1911. S. 
279—291. Mit 14 Textfig. u. 1 Taf. 

Limanowski, M. (Antwort an Herrn 
W.Kuzniar, betreffend die Tektonik 
der Klippen und die eocäne Trans- 
gression.) Polnisch. „Kosmos.“ XXXVI. 
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1911 


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Közl. XLI. Budapest 1911. S. 470 — 
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Loehr, A. v. Minerale von Golling. 
Tscherm. Min. u. Petr. Mitteil. XXX. 
Wien 1911. S. 318. (Vortragsanzeige.) 


Loehr, A. v. Mineralogisches Taschen- 
buch der Wiener mineralogischen Ge- 
sellschaft für 1911. Wien 1911. 192 S. 
Mit 2 Porträts. 

Löw, M. Über einen Pyrit von Bosnien. 
Földt. Közl. XLI. Budapest 1911. S. 
190—192. Mit 3 Textfig. 

Löw, M. Einige seltene Mineralien aus 
den Gruben von Vaskö (Komitat 
Krassöszöreny). Földt. Közl. XLI. 
Budapest 1911. S. 811-815. Mit 
3 Textfig. 


Löwy, H. Systematische Erforschung 
des Erdinnern mittels elektrischer 
Wellen. (Vortrag geh. am 27. April 
1911 in der Fachgruppe für Elektro- 
technik. Zeitschr. d. österr. Ing.- u. 
Arch.-Ver. LXIII. Wien 1911. S. 807 
u. 808. (Vortragsbericht), u. Österr. 
Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenwesen. LIX. 
Wien 1911. S. 623—627, 642—644 u. 
663—664. Mit 5 Textfig. (Nimmt auf 
das Erzgebiet von Prfibram Bezug.) 


Lowag, J. Der Gold- und Silberbergbau 
Österreichisch-Schlesiens. (Fortsetzung 
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Graz 1911. S. 2—4. 


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IV. Wien 1911. S. 143—155. Mit 1 
Kartenskizze. _ 

Lozinski, W. v. Über die Lage und die 
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vialen Inlandeises. Neues Jahrb. f. 
Min., Geol. u. Pal. 1911. Stuttgart 1911. 
S. 30—47. 

Lozinski, W. v. Die periglaziale Fazies 
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wiss. Wochenschr. X. Berlin 1911. 
S. 641—647. Mit 2 Textfig. 

Lozinski, W. v. (Riesengebirge und 
Tatra.) Polnisch. Jahresber. d. Tatra- 
vereines. XXXI. Krakau 1910. S. 
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Lucerna, R. Der eiszeitliche Bodental- 
gletscher in den Karawanken. Verhandl. 
d.k.k. geol. Reichsaust. 1911. S. 223— 
232. Mit 2 Textfig. 

Lucerna, R. Die Trogfrage. Zeitschr. f. 
Gletscherkunde. V. Berlin 1911. S. 
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459 


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Nele 


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München 1910. 123 S. Mit 3 Karten 
u. 5 Taf. 


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naturwiss. Ver. a. d. Univ. Wien. VIII. 
Wien 1910. S. 65--74 u. 97—103. 


Mileh, L. Über die Beziehungen des 
Riesengebirgsgranits(„Granitit“)zu dem 
ihn im Süden begleitenden „Granit“- 
zuge. Zentralbl. f. Min., Geol. u. Pal. 
1911. Stuttgart 1911. S. 197— 205. 

Mitteilungen aus den Fachsitzungen der 
Ungar. geol. Ges. Földt. Közl. XLI. 
Budapest 1911. S. 206—211, 514—517, 
706 u. 707. 


Mlädek, E. Der Zusammenhang der 
westlichen mit der östlichen Flözgruppe 
des Ostrau-Karwiner Steinkohlenre- 
vieres und die Orlauer Störung im 
Lichte der neueren Aufschlüsse. Vor- 
trag, geh. am 7. Dez. 1910 im berg- u. 
hüttenmännischen Verein in Mährisch- 


460 Verhandlungen. Nr: 18 


Ostrau. Österr. Zeitschr. f. Berg- u. 
Hüttenwesen. LIX. Wien 1911. 8. 
106—113, 121—126, 137—141 u. 
156— 159. 

Mohr, H. Bemerkungen zu St. Richarz’ 
„Die Umgebung von Aspang am 
Wechsel“ (Niederösterreich). Verhandl. 
d. k. k. geolog. Reichsanst. 1911. 
S. 278—281. 

Mohr, H. Über einen alten Goldbergbau 
auf der Schiedalpe bei Fusch (Salz- 
burg). Montan. Rundschau. III. Wien- 
Berlin 1911. S. 334—326. Mit 1 Textfig. 


Mohr, H. Was lehrt uns das Breitenauer 
Karbonvorkommen ? Mitteil. d. Wiener 
geolog. Ges. IV. Wien 1911. 5. 305— 
310. 

Mohr, H. Eine geologisch-mineralogische 
Lokalsammlung im städtischen Museum 
zu Wiener-Neustadt. Tscherm. Min. u. 
Petr. Mitteile XXX. Wien 1911. 
S. 320—321. 


[Moore.] Nachweis der Moore in Nieder- 
österreich, Oberösterreich, Steiermark, 
Kärnten, Krain, Tirol und Mähren. 
Im Auftrage des Ackerbauministeriums 
herausgegeben von der k. k. Land- 
wirtschaftlich - chemischen Versuchs- 
station in Wien. Wien 1911. 8°. Vide: 
Versuchsstation, Landwirt- 
schaftlich-chemische. 


Mügge, 0. Über die Mikrostruktur des 
Magnetit und verwandter Glieder der 
Spinellgruppe und ihre Beziehungen 
zum Eisenoxyd. Neues Jahrb. f. Min., 
Geol. u. Pal. XXXII. Beil.-Bd. Stutt- 
gart. 1911. $. 491—534. Mit 6 Taf. u. 
3 Textfig. (Betrifft auch Vorkommen 
aus dem Zillertal u. aus Morawicza.) 

Müller, F. Die Kohlenflöze in der Mo- 
lasse bei Bregrenz. Siehe Schmidt, 
C. u. F. Müller. 


Müllner, A. Die Innerberger Eisen- 
hammerwerke im 16. u. 17. Jahrhun- 
dert. Vortrag, geh. in d. Fachgruppe 
d. Berg- u. Hüttenmänner am 9. Nov. 
1911. Zeitschr. d. Österr. Ing.- u. Arch.- 
Vereines. LXIII. Wien 1911. S. 748. 
(Vortragsanzeige.) 


Noszky, E. Über die Eruptivgesteine des 
Mätragebirges. Földt. Közl. XLl. Buda- 
pest 1911. S. 207 u. 208. (Vortrags- 
bericht.) 

Noth, R. Das Erdölvorkommen in Galizien 
im Lichte neuer Erfahrungen. (Auszug 
aus dem von Dr. Szajnocha über 
dieses Thema in d. Wiener geol. Ge- 
sellsch. geh. Vortrage.) Ungar. Montan-, 
Industrie- u. Handels-Zeitung. XVII. 
Budapest 1911. Nr. 4, 


Nowak, J. (Zur Kenntnis der Verteilung 
der Mucronaten- und der Quadraten- 
kreide in Westpodolien.) Polnisch mit 
deutschem Resume. „Kosmos“; Bd. 
XXXVIl Hft. 3—6. Lemberg 1911. 
S. 480—486. Mit 1 Textfig. 


Nowak. J. Untersuchungen über die 
Oephalopoden der oberen Kreide in 
Polen. Teil II. Die Skaphiten. Anzeiger 
der Akademie der Wissenschaften in 
Krakau Juli 1911. S. 547—588. Mit 
19 Textlig. u. 2 Taf. 

Novak, J. (Ergänzungen zur Kenntnis 
der posttertiären Mollusken der 
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Proßnitz 1910. S. 203—217. 

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traun im Dachsteingebiete. „Urania.“ 
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2 Textfig. 

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Mit 1 Taf. u. 6 Fig. 


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16. Febr. 1911 in der Fachgruppe der 
Berg- u. Hüttenmänner. Zeitschr. d. 
Österr. Ing.- u. Arch.-Vereines. LXIII. 
Wien 1911. 8.44. (Vortragsanzeige) und 
Österr. Zeitschr. f. Berg- u. Hütten- 
wesen. LIX. Wien 1911. S. 601—603. 


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9 


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Nr. 18 


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Budapest 1911. S. 343—361. Mit 1 
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in der Venedigergruppe seit dem letzten 
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Brünn 1911. S. 9—58. Mit 2 Textfig. 

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kathornfelse der Brünner Eruptiv- 
masse. Verhandl. d. k. k. geolog. 
Reichsanst. 1911. S. 51—54. 

— r — Das Eisenerzvorkommen und 
die mutmaßlichen Eisenerzvorräte in 
der Gegend von Rudobänya im Bor- 
soder Komitat. Österr. Zeitschr. f. 
Berg- u. Hüttenwesen. LIX. Wien 1911. 
S. 345—347. (Nach dem Berichte von 
K. v. Pappin The iron ore ressources 
of the world.) 


Sabidussi, H. Register über den natur- 
wiss, Inhalt der Jahrgänge 1811— 1910 
der Zeitschrift „Carinthia“. Klagen- 
furt 1911. Abteil. III. Geologie, Geo- 
physik, Mineralogie, Paläontologie. 
S. 14—21. Abteil. VIII. Bergwesen u. 
Hüttenkunde. S. 37—40. 

Sabidussi, H. Bericht über den von B. 
Kubart in Klagenfurt gehaltenen Vor- 
trag über Torf, Braunkohle u. Stein- 
kohle. „Carinthia.“ CI. Klagenfurt1911. 
S. 204—205. 

Salomon, W. Die Adamellogruppe. 
Ein alpines Zentralmassiv und seine 
Bedeutung für die Gebirgsbildung und 
unsere Kenntnis von dem Mechanismus 


der Intrusionen. II. Teil. Quartär, 
Intrusivgesteine. Abhandl. d. k. k. 
geolog. Reichsanstalt. XXI. Wien 


1910. 168 8. Mit 3 Taf. u. 7 Textfig. 

Salopek, M. Über den oberen Jura von 
Donji Lapac in Kroatien. Mitteil. d. 
Wiener Geolog. Ges. Ill. Wien 1910. 
S. 521—541. Mit 1 Taf. 

Sander, B. Geologische Studienam West- 
ende der Hohen Tauern. (Erster Be- 
richt.) Denkschr.d. kais. Akad. d. Wiss, 
math.-nat. Kl. LXXXII. Wien 1911. 
64 S. Mit 4 Taf. u. 17 Textfig. 


1911 


Sander, B. Zum Vergleich zwischen 
Tuxer und Prättigauer Serien. Ver- 
handl.d.k.k. geolog. Reichsanst. 1911. 
S. 339—346. Mit 1 Textfig. 

Sander, B. Über Zusammenhänge zwi- 
schen Teilbewegung und Gefüge in Ge- 
steinen. Tscherm. Min. u. Petr. Mitteil. 
XXX. Wien 1911. S. 281—314. Mit 
DENar: 

Sarinic, J. (Die Wasserschwinden und 
die Mündung des Gackaflusses.) Kroa- 
tisch. Glasnik Hrvat. prirodos]. drustva. 
XXII. Agram 1910. II. S. 82—96. Mit 
2 Taf. 

Sawicki, L. v. Die glazialen Züge der 
Rodnaer Alpen und Marmaroscher 
Karpathen. Mitteil. d. k. k. geogr. Ges. 
LIV. Wien 1911. S. 510—571. Mit 
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2 Textfig. 

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126 S. Mit 48 Taf. u. 12 Textfig. 

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Verhandlungen. 


Nr. 18 


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1911. 461 S. Mit 108 Textfig. Österr. 
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Schwefellagerstätten. S. 232—236. 

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am 7. Nov. 1911. Mitteil. d. Wiener 
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d. Wiener Geolog. Ges. Ill. Wien 1910. 
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69* 


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der Spezialkarte der Österr.-ungar. 
Monarchie im Maßstabe 1: 75,000. 
Wien 1911. 104 S. 

Vacek, M. Erläuterungen zur geolo- 
gischen Karte ... SW-Gruppe Nr. 96. 
Blatt Rovereto— Riva. Zone 22, Kol. IV 
der Spezialkarte der Österr.-ungar. 
Monarchie im Maßstabe 1: 75.000. 
Wien 1911. 100 S. 

Vacek, M. u. W. Hammer. Erläuterungen 
zur geologischen Karte... SW-Gruppe 
Nr. 79. Blatt Cles. Zone 20, Kol. IV 
der Spezialkarte der Osterr.-ungar. 
Monarchie im Maßstabe 1: 75.000. 
Wien 1911. 104 S. 

Vadäsz, M. E. Petrefakten der Barr&öme- 
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Mit 75 Textfig. 

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Verhandlungen. 


Nr. 18 


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geol. Reichsanst. 1911. S. 106. (Vor- 
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1911. S. 258— 273. 


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gischen Karte... SW-Gruppe Nr. 112. 
Blatt Cherso und Arbe. Zone 26, 
Kol. XI der Spezialkarte der Österr.- 
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1: 75.000. Wien 1911. 24 S. 


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musea v. Plzni. 1911. Pilsen 1911. 
3 S. Mit 1 Textfig. 


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Zuber, R. (Die Petroleum- und Wasser- 
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Resume. „Kosmos.“ XXXVI. Lemberg 
1911. S. 512—516. 


Register. 


Erklärung der Abkürzungen: G. R.-A. —= Vorgänge an der k. k. geologi- 
schen Reichsanstalt. — 7 —= Todesanzeige. — Mt. — Eingesendete Mitteilung. — 
V. = Vortrag. — R. B. = Reisebericht. — L. = Literaturnotiz. 


A. 


Seite 

Adam, J. W. H. Weltkarte der Erzlagerstätten. L. Nr. 9... ......222 
Ampferer, O. Über neue Methoden Eu a nerung des en 

Kartenbildes. V. Nr. Ds 119 


Angerer, P. Leonhard. Die ren der von a Schweden im 
Jahre 1645 zu Krems in Niederösterreich aus- 
gegrabenen Mammutknochen in der Stiftssamm- 
lung zu Kremsmünster. Mt. Nr. 16 .. ... .859 


B. 


Beck, H. Ernennung zum Assistenten ad pers. G. R.-A. N.8....... 173 
Beutler, Dr. Karl. Paläontologisch-stratigraphische und zoologisch-systema- 
tische Literatur über marine Foraminiferen, fossil und 


rezent bis Ende 1910.22 Nr.216. . Rn ....386 
Böhm, August v. Abplattung und Gebirgsbildung. L. Nr. 2 ..... ie 28 
Buechhieh,#@Gregor. r. Nr. 2°... ee. 47 


Bukowski, Gejza v. Tithon in dem Gebiete des Blattes Budua und in den 
angrenzenden Teilen des Blattes Cattaro. Mt. Nr. 14. 311 


D. 

Dier-80. Geburtstag Eduard Suess%.@. Br AN Tale 247 
Dreger, Dr. J. Miocäne Brachiopoden aus Sardinien. V. Nr. 6 r 131 
F. 

Fuchs, Dr. H. M. Über eigenartige Fossilreste aus dem Vöslauer Miocän. 
V. Nr.2..% 20 005, A Sa, a 60 
6. 
Gerhart, Dr. Hilda. Vorläufige Mitteilung über die Aufnahme des Karten- 
blattes Drosendorf (Westhälfte). Mt. Nr.5 ..... 109 
Geyer, Georg. Über die Kalkalpen zwischen dem Almtal und dem Traun- 
gebiet. V. Nr. 3. ae N a 67 


Götzinger, Dr. Gustav. Die nn. der Lunzer Seen. Mt. Nr. 8. . 173 
n Gestattung der Annahme des Ritterkreuzes des Kg]. 
ital. St. Maurizius- und Lazarus-Ordens. G. R.-A. 

Nr. 14.20.00 00 ee u. a 


1911 Register. 469 


Seite 
Grengg, R. und F. Witek, Ablagerungen der Kongerienstufe zwischen Kröpf- 
graben und Saugraben bei Perchtoldsdorf, N.-O. 

Mit. Nee TREE RO 252 


Grund, A. Beiträge zur Morphologie des Dinarischen Genug IENTEl]E222266 


H. 
Haas, A. Zum geologischen Bau der Umgebung des Formarinsees in den 
Leehtaler Alpen. L. Nr. 5... MIT 
Hack], Dr. Oskar. Chemischer Beitrag zur Frage der Bildung, "natürlicher 
Schwefelwässer und Säuerlinge. Van . 380 
Hahn, F. Felix. Zur Geologie der Berge des oberen a eheiien, Mt. Nr. 7 147 
Hammer, W. Vorlage eines neuen Alpenquerschnittes. V. Nr.3....... 87 


Haniel, C. A. Die geologischen Verhältnisse der Südabdachung des Allgäuer 
Hauptkammes und seiner südlichen Seitenäste vom Bauhgern 


bis zum Wilden. L. Nr.5 .. EN 5 122 
Heine, Die praktische Bodenuntersuchung. L. Ni tage, ee 33% 
Heritsch, F. Die Trofaiachlinie. Mt. Nr. 12... . 274 
Hinterlechner, Dr. K. Beförderung in „gie vIn. Rangsklasse ad pers. 
GER -ASNEI dr, . 209 
Mn Geologische Mitdeilereen über ostböhmische 


Graphite und ihre stratigraphische Bedeutung 

für einen Teil des Aalinen Territoriums der 
böhmischen Masse. V. Nr. 2; . 356 

Hlawatsch, C. Über einige Mineralien der Pegmatitgänge im aneine von Ebers- 
dorf bei Pöchlarn, N.-Ö. Mt. Nr. 11. ... . 259 

Hoernes, R. Das Aussterben der Arten und Gattungen sowie der "größeren 
Gruppen des Tier- und Pflanzenreiches. L. N a A 0 
* Gerölle und Geschiebe. Mt. Nr. 12. .... : ae 2267 


J. 


Jahn, J. J. O vychododeskem siluru a devonu. (Deutsch: Über das ost- 
böhmische Silur und Devon.) L. Nr. 12 ... . 284 


5 Geologisch-tektonische Übersichtskarte von Mähren na Schlesiön, 
EeNrglat 22a . 426 


John v. Johnesberg, c. ng in den bleibenden: Eurhestand. 6. R. N 
N er 


K. 


Katzer, Friedrich, Die Eisenerzlagerstätten Bosniens und der Herzegowina. 
Nr enes  R 64 
Die geologischen Ergebnisse von J. Crijie Forschungen 
in Mazedonien, Aliserbien und einigen benachbarten Ge- 
bieten der Balkanhalbinsel. Mt. NesIT Sr te ae . 887 
Kerner, F. v. Die geologischen Verhältnisse der Zirona-Inseln. Mt. Nr.5 . 111 
e Mitteilung über die Quellentemperaturen im oberen Cetina- 
tale. Mt. Nr. 14 . . . 322 
£ Einfluß geologischer Verhältnisse auf die Quellentemperaturen 
in der Tribulaungruppe. V. Nr. 15 . .. . 347 
- Verzeichnis der im Jahre 1911 erschienenen Arbeiten“ geolo- 
gischen, paläontologischen, mineralogischen, montangeolo- 
gischen und hydrologischen Inhaltes, weiche auf das Gebiet 
der österreichisch-ungarischen Monarchie Bezug nehmen, 
nebst Nachträgen zur Literatur des Jahres 1910. Nr. 18. . 449 
Klebelsberg, R. v. Zur Geologie des unteren Marauner Tals (Ulten, Süd- 
tiro]). Mi. Nr. 2... 54 
Kossmat, Dr. F. Ernennung zum Professor an der technischen Hochsschule 
102 Graz.,.@., RAS NrA O2 9 


470 Verhandlungen Nr. 18 


L. Seite 
Leiningen, Dr. W. Graf zu. Bleichsand und Ortstein. Eine bodenkundliche 
MonogtapesslmeNr. 16 er EEe398 


Lepsius, R. Die Einheit und die Ursachen der diluvialen Eiszeit in den 
Alpen. L.-Nr. 117. 2: 2 1 02h 


Liebus, A. Die Foraminiferenfauna der mitteleocänen Mr von Nord- 
dalmatien. 1. Nr leerer E . 385 


Linck, Dr. G. Fortschritte der Mineral DES, Kritallographie air Denen 
BHNr: 10% 200% u. 1. SOHREr BASKET Bee: 239 


borenzyv. Miburnau, J. R. tr. Nr. Tome ae rk Pe 335 


Lucerna, Dr. R. Der eiszeitliche Be in den Karawanken. 
Mt. "Ne: 10 Fe: ESSEN 223 


Matosch, Dr. A. Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separat- 
abdrücke, eingelaufen vom 1. Jänner bis Ende März 1911. 

Nr. 6. 200.0. ober... 2.10 oe 142 
n Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separat- 
abdrücke, eingelaufen vom 1. April bis Ende Juni 1911. 

Nr. "10... 20000 a, 3 . 2410 
F Einsendungen für die Bibliothek. Bee und ee 
abdrücke, eingelaufen vom 1. Juli bis Ende September 

1911..Nr. 13:2. So ET. sel. erste Se 304 
5 Einsendungen für die Bibliothek. Hinsehrerke und Separat- 
abdrücke, eingelaufen vom 1. Oktober bis Ende Dezember 

1911. Nr. 180 2 ee ee 427 


n Periodische Schr Ur im Dans dea Jahres 1911. 
Nr 1811.....0 A NE A 0 ed 


Mohr, Dr. H. Bemerkungen zu St. Richarz’ „Die ee von Koran 
am Wechsel (Niederösterreich).“ Mt. Nr. 12. ..... 218 


N. 


Niedzwiedzki, J. ar A der a 2 nfahteı in Kalusz. 
„.Nr.-6 . Sen. en. o 138 


A De das Alter der en von Przkihyil entwickelten 
Schichten. L. Nr. > . 140 


0. 


Ogilvie-Gordon, Maria, Über Lavadiskordanzen und Konglomeratbildungen 
in den Dolomiten Südtirols. Mt. Nr. 9. .... 212 


RP. 


Penck, Walther. Der geologische Bau des Gebirges von Predazzo. L. Nr. 14 . 333 


Petrascheck, W. Ernennung zum Adjunkten der k.k. Er Reichs- 
anstalt.!G. R.-AUUNreIDeer . 335 


Pontoppidan, Harald. Die geologischen Verhältnisse des Bene 
sowie der Bergkette zwischen Breitach und Still- 
ach. Lt Ned Ss) - en. . . 125 


1911 Register. 471 


R. Seite 
Reinhold, Dr. Fr. Pegmatit- und Aplitadern aus den 'Liegendschiefern des 
Gtöhler te im niederösterreichischen Wald- 

wiertel. LEN AUSSER. rer. 5 ..108 


Reinl, H. Das Salzgebirge von ee und Abtenau, ni. Nr. 3 a : 87 
Renz, Carl. Über die Eutwicklung des Mittellias in Griechenland. Mt. Nr. 10. 232 
Richert, J. G. Die Grundwasser, mit Beast a ne der Grund- 


wasser Schwedens. BEN? I . 303 
Rzehak, Prof. A. Zur Kenntnis der u der Banned Eruplir- 
MASSE Mit, Nr OD ge 2 eo 
S. 


Sander, B. Zum Vergleich zwischen Tuxer und Prättigauer Serien. Mt. Nr.15 . 339 
N Geologische Studien am Westende der Hohen Tauern. (Erster 


Bericht.) KaNr. [er . ar: 495 
Schafarzik, F. Über die Eisenerzvorräte Ind dis Erdgas in n Ungarn sowie 
über die Kohlenschätze Bosniens. L. Nr. es 208 


Schmitt, Prof. Dr. Alois. Der Ursprung des Menschen Se die gegen- 
wärtigen Anschauungen über dje DE 


des Menschen. L. Nr.6 ... I RE STAL| 
Schubert, R. J. Über die Thermen und Mineralquellen Öereichs, VoNLalTe241g 
Syakswupipieils. Dr, Karl. Nosclll ege, a ee nn . 250 

Seidlitz, W. v. Der Aufbau des Gebirges in der Duesbune der Straßburger 
Eluttesans.der, Scesaplanas I NnAs ee 107 
Sitz As Der’ Höllensteinzug bei Wien, DIN. 62 u vo nn mmanuen 140 

Aufnahme als Volontär an der k.k. en Beicneansalt. 
GEBRANNT ER EA ee DAT 
> Gedanken über tektonische Tücken. Mt. N 13 a Sr 2 285 

1% 

Tarnuzzer, Chr. und U. Grubenmann, Beiträge zur Geologie des Unter- 
engadın al NL SOrEre 122 

Teller, F. Verleihung des Offizierskreuzes des Franz Joseph-Ordens. G. R.-A. 
INTER 7 a 1 A EN. ee 311 

Tietze, E. Jahresbericht de Direktor der k. k. Beeren Reichsanstalt 
für 1910. G. R.-A. Nr. Be 5 1 

= Zur Frage des Vorkommen: von Terschichten im "Osten, des 
Schönlenostzuger Mt“ Ne. 6.7. 127 

E Erwählung zum ie Mitgliede der Kgl. Gesellschaft 
der Wissenschaften zu Göttingen. G. R.-A. Nr. 10......223 
Til), Dr. Alfred. Über einige neue Rhyncholithen. Mt. Nr. 16... .... 360 
Toula, Franz. Neptunus cfr. granulatus M.-Edw. Mt. Nr.2 ........ 48 

Tudan, Fr. Die Oberflächenformen bei N in Karstgebieten. 
EN ee NER . 222 

Tuppy, Johann. Über einige Reste der eoken im Osten des Schön- 
hengstzumes: Tu NlO Ser 138 

U. 

Balder VaktOr ER NRO n 235 ı BEaE SE Be 2: +1, SE NR er, 209 


Ulbing, J. Verleihung des An Verden G. R.- N Nele 2477 
K. K. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 18. Verhandlungen. 70 


472 Verhandlungen. Nr IS 


Vie gar 
Seite 
Vetters, Dr. Hermann. Ernennung zum Erdbebenreferenten für Nieder- 
Österreich. GRsEACENT. 6.1. 2m 197 


Die Trofaiachlinie. Ein Beitrag zur Tektonik der 
nordsteirischen Grauwackenzone. Mt. Nr. 7 . . 151 


5 Ernennung zum Assistenten ad pers. G. R.-A. Nr. 8 S br 3 ja 


13 e 

W. a 

Waagen, Dr. Lukas. Die hydrographischen Verhältnisse um Pola. V. Nr. 4 a 
E43 

2. a. 


Zittel, K. A. v. Grundzüge der Paläontologie (Paläozoologie). L. Nr.12. . 
Zuber, Prof. Dr. Rudolf. Geologische Beobachtungen aus Westafrika. Mt. Nr. 4 - 


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