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1910.
VERHANDLUNGEN
DER
KAISERLICH-KÖNIGLICHEN .
GEOLOGISCHEN REICHSANSTALT
| Jahrgang 1910
NE, 1 bis 18 (Schluß).
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In Keiseion bei BR. Leohner (Wilh, Müller), k. u k. Hofbuchhandlung
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VERHANDLUNGEN
DER
KAISERLICH-KÖNIGLICHEN
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Nr. 1 bis 18 (Schluß).
Wien, 1910.
Verlag der k. k. Geologischen Reichsanstalt.
In Kommission bei R. Lechner (Wilh. Müller), k. u. k. Hofbuchhandlung
I. Graben 31.
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in 2012 with funding from
California Academy of Sciences Library
http://www.archive.org/details/verhandlungender1910kkge
Verhandlungen derk R. Senlogischen Reichsanstalt.
Jahressitzung am 25. Jänner 1910.
Inhalt: Jahresbericht für 1909. Erstattet vom Direktor Dr. E. Tietze.
Jahresbericht für 1909,
Erstattet vom Direktor Dr. E. Tietze.
Sehr geehrte Herren!
Indem ich meinen Bericht über das Jahr 1909 mit der Be-
sprechung von Personalverhältnissen beginne, darf ich wohl als das
in dieser Hinsicht wichtigste Ereignis den Wechsel bezeichnen, der
sich in unserer obersten Leitung vollzogen hat. Als Ende des Jahres
1908 Se. Exzellenz Minister Dr. Marchet sich zurückgezogen hatte,
war die Leitung des Ministeriums für Kultus und Unterricht provisorisch
in die Hände des Herrn Sektionschefs Kanera gelegt worden.
Doch wurde bereits am 10. Februar 1909 Herr Graf Stürgkh zum Mi-
nister ernannt, unter dessen Obhut unsere Interessen sicherlich so
wie bisher eine einsichtsvolle Förderung finden werden. Auch in dem
Referat über unsere Angelegenheiten im Ministerium ist eine Än-
derung eingetreten, insofern Herr Ministerialrat Dr. Richard von
Hampe, dem wir für sein durch eine Reihe von Jahren hindurch
erprobtes Wohlwollen eine aufrichtige Dankbarkeit bewahren, einen
anderen Wirkungskreis zugewiesen erhielt. Sein Referat wurde von
Herrn Ministerialrat Pollack v. Rudin übernommen, der uns in-
zwischen gleichfalls bereits Beweise seiner freundlichen Gesinnung
gegeben hat und dem wir deshalb volles Vertrauen entgegenbringen
dürfen. Im übrigen blieben die Agenden, zu denen das uns betreffende
Referat im Ministerium gehört, in der Hand des Herrn Sektionschefs
Cwiklinski, der seit langer Zeit mit unseren Verhältnissen vertraut ist.
Was die in unserem engeren Kreise eingetretenen Veränderungen
betrifft, so ist vor allem zu erwähnen, daß eine neue Geologenstelle
in der 8. Rangklasse unter Auflassung einer Adjunktenstelle in der
9. Rangklasse bei uns geschaffen wurde. Herrn Dr. v. Kerner,
der bereits früher ad personam in die 8. Rangklasse eingerückt
war, wurde mit Erlaß vom 15. Juni die neugeschaffene Stelle ver-
liehen. Unser jetziger erster Zeichner Herr Oskar Lauf wurde
(Erlaß vom 24. April) ad personam in die 10. Rangklasse befördert
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 1. Verhandlungen. 1
2 Verhandlungen. Nr. 1
und durch die Anstellung eines neuen Zeichners, Herrn Otto Fieß,
wurde die Lücke ausgefüllt, welehe durch den Tod unseres früheren
ersten Zeichners Eduard Jahn im Personal unserer Zeichner ent-
standen war. In der Kanzlei wurde die Ende des Vorjahrs frei-
sewordene Stelle durch Fräulein Margarete Girardi besetzt. Für
unser Laboratorium aber wurde eine neue wissenschaftliche Hilfskraft
in der Person des Herrn O. Hackl gewonnen, der zwar zunächst
nur als Volontär der Anstalt fungiert, aber doch im engeren Anschluß
an unsere Arbeiten, als dies sonst bei Volontären üblich ist, die Ver-
pflichtung übernommen hat, seine Zeit vorzugsweise den ihm von
unseren Herren Chemikern übertragenen Aufgaben zu widmen.
Außerdem habe ich zu erwähnen, daß unserem Adjunkten
Dr. Franz Kossmat mit Allerhöchster Entschließung vom 24. Sep-
tember der Titel eines außerordentlichen Universitätsprofessors ver-
liehen wurde und daß dem Praktikanten Dr. Vetters gestattet wurde,
sich als Privatdozent an der k.k. Montanistischen Hochschule in Leoben
zu habilitieren. Da Herr Dr. Vetters seine Vorlesungen in Leoben
so eingerichtet hat, daß ihm für seine Arbeiten an der Anstalt nur
wenig Zeit verloren geht, so schien mir kein Bedenken gegen diese
Tätigkeit obzuwalten, durch welche es dem Genannten ermöglicht
wird, die Eventualität einer akademischen Laufbahn für seine Zukunft
offen zu halten. Endlich kann ich hier noch anführen, daß ich am
1. Dezember vorigen Jahres aufs neue zum Beirat der Deutschen
Geologischen Gesellschaft gewählt wurde, welche Stelle ich bereits
früher einmal bekleidet hatte.
Öbschon es sonst nicht üblich ist, in diesen Jahresberichten Mit-
teilung zu machen über etwaige Ehrungen durch Übermittlung unseres
Korrespondentendiploms und obwohl der Fall, um den es sich han-
delt, bereits in den Beginn des nächsten Berichtsjahres 1910 fällt,
kann ich doch nicht umhin, schon heute an dieser Stelle hervorzu-
heben, daß sich uns Gelegenheit bot, unserem ältesten Mitarbeiter
aus der der Gründung der Anstalt unmittelbar folgenden Zeit durch
Erneuerung seiner zuerst im Jahre 1854 erfolgten Ernennung zu
unserem korrespondierenden Mitgliede eine wohlverdiente Aufmerk-
samkeit zu erweisen. Herr Rudolf Ritter v. Hauer in Klagenfurt,
der älteste unter den noch lebenden Brüdern Franz v. Hauers, be-
ging am 6. Jänner d. J. die Feier seines 80. Geburtstages, und ich
habe es nicht unterlassen dürfen, demselben unsere Glückwünsche
und unsere Verehrung in der angegebenen Weise zum Ausdruck zu
bringen !).
Von besonderen größeren Veranstaltungen, an denen wir uns be-
teiligten, darf ich wohl die am 12. Februar von der Zoologisch-botanischen
Gesellschaft im großen Festsaale der Universität abgehaltene Feier
des Darwin-Zentenariums erwähnen, bei welcher die Anstalt durch
!) Von den Persönlichkeiten, die Haidinger (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A.
1854, pag. II) als solehe nennt. die bei unserer Anstalt während der ersten Jahre
ihres Bestehens „vorübergehend“ beschäftigt gewesen sind, lebt heute außer Rudolf
v. Hauer nur noch unser Altmeister Eduard Suess. Im übrigen vergl. über jene
Mitarbeiterschaft Rndolf v. Haners Jahrb. 1852, 4. Heft, pag. 191, Jahrb. 1853,
pag. 154, Jahrb. 1854, pag. 5, und Haidinger, Mont. Museum 1869, pag. 121.
1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 3
eine große Anzahl ihrer Mitglieder vertreten war. Der 1858 gegrün-
deten Geological Society of Glasgow, welche am 28. Jänner 1909 ihr
50 jähriges Jubiläum feierte, haben wir allerdings nur auf schriftlichem
Wege unsere Glückwünsche darbringen können. Bei der im April
in Budapest stattgehabten Feier des vierzigjährigen Bestehens der
am 18. Juni 1869 gegründeten königlich Ungarischen geologischen
Reichsanstalt (früher Landesanstalt genannt) haben wir dagegen uns durch
eines unserer Mitglieder, Dr. Kossmat, vertreten lassen, der beauf-
tragt war, unserer Schwesteranstalt, an deren Gedeihen wir den
lebhaftesten Anteil nehmen, unsere Grüße zu überbringen. Auch darf
ich erwähnen, daß der Genannte gleichzeitig an einer mit jener
Feier verbundenen internationalen agrogeologischen Konferenz teil-
nahm. Diese Beratungen, bei welchen wir auch noch durch Dr. Lukas
Waagen vertreten waren, betrafen vornehmlich die Aufstellung
einheitlicher Gesichtspunkte für die agrogeologischen Forschungs-
methoden und für die Art der Darstellung der bei den betreffenden
Forschungen gewonnenen, bezüglich zu gewinnenden Resultate.
Insofern die hier in Betracht kommenden Fragen für uns zurzeit nur
ein theoretisches Interesse darbieten, konnte es sich allerdings bei
jener Vertretung um keine für uns bindende Stellungnahme zu den
auf jener Konferenz gefaßten Beschlüssen handeln, sondern nur um
den Wunsch, die vorgebrachten Ansichten zur Kenntnis zu nehmen.
Während unsere Schwesteranstalt in Budapest jetzt auf eine
vierzigjährige Tätigkeit zurückblickt, hätten wir am Ende des ab-
gelaufenen Jahres Gelegenheit gehabt, das Jubiläum unseres sechzig-
jährigen Wirkens zu begehen, doch haben wir in Rücksicht auf den
Umstand, daß das Jubiläum unseres fünfziejährigen Bestehens im
Frühjahr 1900 mit besonderem Glanz begangen wurde und daß die
Erinnerung daran in fast allen hier in Betracht kommenden Kreisen
noch lebendig ist, eine besondere Feier diesmal nicht für nötig ge-
halten. Ich habe mich darauf beschränkt, in unserer Sitzung vom
23. November vorigen Jahres durch eine Ansprache die Aufmerksamkeit
darauf zu lenken, daß wir mit dem gegenwärtigen Jahre ein neues
Dezennium unserer Arbeit beginnen '). Wir wollen hoffen, daß diese
Arbeit in ruhigem Fortschritt sich an die Erfolge der abgelaufenen
sechs Dezennien zum Nutzen unserer Wissenschaft anschließen wird.
1) Abgesehen von dieser Ansprache hatte ich (wie daselbst erwähnt) bereits
etwas früher, am 8. November, in einer Fachsitzung der hiesigen
k.k. Geographischen Gesellschaft über eine wiederholte Aufforderung der
gegenwärtigen Leitung dieser Gesellschaft einen längeren Vortrag über unsere Anstalt
gehalten, wobei ich natürlich auch des Umstandes gedachte, daß das Jahr 1909
und speziell der Monat November dieses Jahres uns zu einem Rückblicke auf die
Geschichte der Anstalt Veranlassung bieten könnten. Ohne mein Zutun ist
nun in den Mitteilungen dieser Gesellschaft (1909, pag. 616) ein
Referat über jenen Vortrag erschienen, für dessen Form und
Inhalt ich jede Verantwortung ablehne, um so mehr als dasselbe eine
Anzahl mißverstandener, ungenauer und sogar teilweise direkt unrichtiger Angaben
enthält und als der Leser desselben leicht zu der Annahme gelangen könnte, das
betreffende Elaborat sei von mir selbst verfaßt oder doch vor dem Druck mir
wenigstens gezeigt worden, wie das seitens der betreffenden Redaktion leicht
möglich und wohl auch angemessen gewesen wäre.
1*
4 Verhandlungen. Nr®i
Es vergeht leider kein Jahr, in welchem wir nicht den Tod
einer Reihe von Freunden, Korrespondenten, Fachgenossen, bezüglich
überhaupt von Personen zu beklagen hätten, welche unserem Fach als
solchem oder unseren Bestrebungen an der Anstalt im besonderen
in irgend einer Beziehung nahe gestanden sind. Ich gebe in dem
Folgenden die darauf bezügliche Liste, soweit wir zur Kenntnis der
betreffenden Daten gelangt sind.
H. G. Seeley, Professor der Geologie am King’s College in
London, 7 8. Jänner in London im 70. Lebensjahre. Korrespondent
der k. k. geologischen Reichsanstalt seit 1879.
W. H. Hudleston, ehemals Präsident der Geological Society
of London, + 29. Jänner auf seinem Landsitz in West Holme bei
Warceham (Dorset) im 81. Lebensjahre. Korrespondent der k. k. geo-
logischen Reichsanstalt seit 1888,
Se. Exzellenz Dr. Anton Rezek, wirkl. Geheimer Rat und
Minister a. D., 7 4. Februar in Prag im 57. Lebensjahre. Der Ver-
storbene, welcher (ehe er böhmischer Landsmannminister wurde) eine
Zeit lang als Sektionschef im Ministerium für Kultus und Unterricht
tätig war, hat in der letztgenannten Stellung den Vorgängen an unserer
Anstalt seine besondere Aufmerksamkeit gewidmet und sich dabei als
ein sehr unparteiischer und gewissenhafter Vorgesetzter erwiesen,
dem wir ein ehrendes Andenken bewahren.
Dr. Guillaume Lambert, Geologe und Bergingenieur,
7 23. Februar in Brüssel im Alter von 92 Jahren.
Professor Dr. Fritz Römer, wissenschaftlicher Direktor des
Senkenbergischen Naturhistorischen Museums, 7 20. März zu Frank-
furt a. M. im Alter von 43 Jahren.
Persifor Frazer, ehemals Professor an der Universität
Philadelphia, 7 daselbst Mitte April im Alter von 65 Jahren. Korre-
spondent der k. k. geologischen Reichsanstalt seit 1836.
Johann Böckh de Nagysür, em. Direktor der ungar. geolog.
Reichsanstalt, f 10. Mai in Budapest im 69. Lebensjahre. Korrespondent
der k. K. geologischen Reichsanstalt seit 18641),
Dr. Theodor Lorenz, Privatdozent für Geologie und Pa-
läontologie an der Universität Marburg, 7 23. Mai im Alter von
34 Jahren.
Dr. Georg Balthasar von Neumayer, wirkl. Geheimer
Rat, ehemals Direktor der von ihm gegründeten Deutschen Seewarte
in Hamburg, j 24. Mai in Neustadt a. Haardt im Alter von 83 Jahren.
Korrespondent der k. k. geologischen Reichsanstalt seit 1860 "(damals
Leiter des Flagstaff Observatory in Melbourne).
Dr. Aristides Brezina, em. Direktor der min.-petrograph.
Abteilung des k. k. Naturhistorischen Hofmuseums, 7 25. Mai in Wien
') Siehe den von L. Roth v. Telegd dem Verstorbenen gewidmeten Nach-
ruf in den Verh. d. k. k. geol. R.-A. 1909, Nr. 8, pag. 179—181.
1910 Jahressitzung aın 25. Jänner, Dr. E. Tietze. 5
im 62. Lebensjahre. Korrespondent der k. k. geologischen Reichs-
anstalt seit 1865 9).
T. Mellard Reade, Geologe, 7 27. Mai in Liverpool 77 Jahre alt.
Erich Spandel, Kaufmann und Verleger in Nürnberg, bekannt
durch seine Arbeiten über die Foraminiferen des Zechsteins und des
Mainzer Tertiärs, 7 im Juni im 54. Lebensjahr.
Dr. Vittorio Raffaele Matteuci, Direktor des Vesuv-
Observatoriums und Dozent für Geologie an der Universität Neapel,
7 16. Juli im 48. Lebensjahre.
Dr. J. F. Whiteaves, Paläontologe und Zoologe der Geolog.
Anstalt in Kanada, T 8. August in Ottawa im 74. Lebensjahr.
Dr. Felix Cornu, Privatdozent und Adjunkt an der k. k.
Montanistischen Hochschule in Leoben, 7 23. September in Graz im
27. Lebensjahr.
Dr. Anton Holler, em. Primararzt, 7 in Graz am 26. September
im 84. Lebensjahre. Korrespondent der k. k. geologischen Reichs-
anstalt seit 1869.
Prof. Dr. Anton Dohrn, Leiter der zoolog. Station in Neapel,
+ 26. September in München im 69. Lebensjahre. Korrespondent der
k. k. geologischen Reichsanstalt seit 1885.
Dr. Georg N. Zlatarski, Professor der Geologie an der
Universität Sofia, 7 22. August im 56. Lebensjahre. Korrespondent
der k. k. geologischen Reichsanstalt seit 1883.
Dr. Karl Gottsche, Direktor des Mineralog.-geolog. Instituts
und Professor am Kolonialinstitut in Hamburg, 7 11. Oktober im
54. Lebensjahre. Der Verstorbene, den ich noch im Laufe dieses
Sommers in Hamburg besucht und in voller Rüstigkeit angetroffen
hatte, war am 20. September auf Helgoland, wohin er eine Exkursion
der Deutschen geologischen Gesellschaft geführt hatte, von einem Schlag-
anfall betroffen worden, von dessen Folgen er sich nicht mehr erholte.
Philipp Constant Ernest Prarond, Ehrenpräsident der
Soeiete d’emulation d’Abbeville, 7 7. November in Abbeville im
89. Lebensjahre.
Serge Nikitin, Chefgeologe des Comite geologique in Peters-
burg, 7 18. November (5. November alten Stils). Einer der hervor-
ragendsten Vertreter unseres Faches in Rußland.
Dr. Karl Domalip, Professor an der k. k. böhmischen Tech-
nischen Hochschule in Prag, + 19. November im 63. Lebensjahre.
Hugh Fletcher, Geologe des Geological Survey of Canada,
i 23. November in Lower Cove, Cumberland, Nova Scotia, im
61. Lebensjahre.
P. Lambert Karner, Pfarrer in St. Veit an der Gölsen,
bekannt durch seine anthropologischen Forschungen im Löß des Donau-
gebietes, 7 17. Dezember im Stift Göttweig im 69. Lebensjahre.
Korrespondent der k. k. geologischen Reichsanstalt seit 1571.
!) Siehe den von Dr. €. Hlawatsch verfaßten Nachruf in den Verh. d.
k. k. geol. R.-A. 1909, Nr. 8, pag. 181—187. Brezina ist dort irrtümlich statt
als Korrespondent als Mitglied der geologischen Reichsanstalt bezeichnet, was er
niemals war.
6 Verhandlungen. Nr. 1
Dr. Matthäus Much, k. k. Regierungsrat, Vizepräsident der
Anthropologischen Gesellschaft in Wien, 7 17. Dezember in Wien im
78. Lebensjahre.
Vinzenz Bieber, k. k. Schulrat i. R, 7 18. Dezember in
Marburg in Steiermark im 59. Lebensjahre. Hatte sich durch Mit-
teilungen über böhmische Geologie und fossile Wirbeltierreste ver-
dient gemacht.
Ich fordere die Anwesenden auf, das Andenken der Verstor-
benen in der bei uns üblichen Weise durch Erheben von den Sitzen
zu ehren.
Geologische Aufnahmen und Untersuchungen im Felde.
Die Einteilung unserer Arbeitskräfte ist im Jahre 1909 eine
ähnliche geblieben wie in den Vorjahren. Als externer Mitarbeiter
fungierte Professor Dr. Othenio Abel, der die Untersuchungen
in Oberösterreich, die er noch als aktives Mitglied unserer Anstalt
begonnen hatte, fortzusetzen beflissen war. Ferner war Volontär
Dr. Götzinger mit einer Aufgabe betraut worden.
In den folgenden Mitteilungen über die Tätigkeit der einzelnen
Mitarbeiter ist der Wortlaut der von den betreffenden Herren
erstatteten Berichte nach Tunlichkeit beibehalten worden.
Die I. Sektion stand unter dem Chefgeologen Prof. A. Rosiwal.
Ihr gehörten außerdem an die Herren Dr. K. Hinterlechner,
Dr. W. Petrascheck, Volontär Dr. Götzinger und für einen Teil
seiner Aufnahmszeit auch Dr. R. Schubert.
Chefgeologe Prof. A. Rosiwal setzte znnächst die Aufnahme
des Kartenblattes Marienbad und Tachau (Zone 6, Kol. VII) fort.
Es kamen namentlich die in der NO-Sektion liegenden Teilgebiete des
Tepler Hochlandes zwischen Marienbad und Tepl einerseits, sowie
östlich der Linie Marienbad—Kuttenplan andrerseits zur Neukartierung.
Der vorwiegende Teil der Aufnahmszeit mußte jedoch für die
Abschlußarbeiten der Kartierung des Reichensteiner Gebirges auf Blatt
Jauernig und Weidenau (Zone 4, Kol. XVI) in Verwendung
gebracht werden. Dieselben erstreckten sich auf den ganzen zwischen
Wildschütz und Weißwasser gelegenen Gebirgsteil, namentlich inner-
halb der Reviere Johannesberg, Krautenwalde, Weißbach und Gostitz,
ebenso auf die Ergänzung der sehr komplizierten Detailgliederung
der kristallinischen Schiefer in der am Fuße des Gebirgsabbruches
gegen die Diluvialebene gelegene Hügelreihe vom Krebsgrunde bis
Weißwasser. Umfassende Begehungen galten auch dem Quartär der
Niederungen an der Reichsgrenze zwischen Hermsdorf und Gostitz.
Den Gebirgsrand begleiten vornehmlich Lokalschotter. Mächtige Hügel
von Glazialdiluvium mit nordischem Schottermaterial finden sich am
Sand- und Hahnberg bei Jauernig und bei Hermsdorf vor. Die Neu-
aufnahme des Blattes erscheint bis auf den nordwestlichen Gebirgs-
kamm oberhalb Weißwasser nunmehr abgeschlossen.
1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 7
Im Anschlusse an die vorjährige Aufnahmsarbeit (1908) beschäftigte
sich der Adjunkt Dr. Karl Hinterlechner heuer zuerst noch
mit dem Paläozoikum des Eisengebirges, sofern selbes in die nord-
östliche Sektion des Blattes Caslau und Chrudim (Zone 6, Kol. XIII)
fällt. Die Gegend nordwestlich von Hermanmöstec wird vornehmlich
von Grauwackenkonglomeraten, graugrünen Grauwackensandsteinen
und Grauwackenschiefern beherrscht, sofern die Kreideunterlage
überhaupt zum Vorscheine kommt. Südöstlich von der genannten Stadt
machen dagegen (namentlich südwestlich von der Linie MoraSic—
Slatinan) ds-Quarzite und schwarze Tonschiefer den oben genannten
Gesteinen den Platz streitig. Betrefis der Kreide war Dr. Hinter-
lechner vor allem bestrebt, ihre Grenze gegen das Paläozoikum
festzustellen.
Ende Juni begann der Genannte sodann mit der Aufnahme
desKartenblattesKuttenberg undKohljanovitz(Zone6, Kol. XII),
wovon er einen größeren Teil der nordöstlichen und einen kleineren
der südöstlichen Sektion fertig brachte.
In der Umgebung von Kuttenberg sind namentlich in süd-
licher und westlicher Richtung Kreidesedimente (cenomane Sandsteine
und sandige Kalke) zur Ausscheidung gelangt, durch deren Lücken
oft ganz unvorbergesehen, am häufigsten zwar in den Tälern, aber
auch an relativ hoch gelegenen Punkten, der kristalline Untergrund
zum Vorschein gelangt.
Das Kristallinikum ist vornehmlich durch zweierlei Gesteine
charakterisiert: einmal durch einen roten Granitgneis, wie er auch
südöstlich von Kuttenberg, im FEisengebirge, auftritt und
andrerseits durch den grauen Gneis, der aus den südlicheren Ge-
bieten in das Territorium des Blattes Caslau und Chrudim und
in seiner weiteren Fortsetzung in einem gegen Süd geöffneten
Bogen in den Bereich des Blattes Kuttenberg eintritt. Amphibolite
und kristalline Kalke bilden konkordant eingeschaltete Einlagerungen
im grauen Gneis. Wie in seinen früheren Aufnahmsgebieten, so fand
Hinterlechner auch hier im Biotitgneis-Territorium weniger hoch
metamorphosierte, grauwackenartige Gebilde (bei Replice), zu deren
Deutung indessen erst später wird Stellung genommen werden können.
Dr. Wilhelm Petrascheck hat durch die Aufnahmen des heurigen
Sommers das Blatt Trautenau und Politz (Zone 3, Kol. XIV) zum Ab-
schluß gebracht und die Arbeit auf Blatt Schönau beiBöhm.-Braunau
so weit gefördert, daß deren Beendigung im Frühjahre erwartet werden
darf. Die Kartierung bewegte sich in der Kreide und im Rotliegenden.
In der Kreide wurde. die Position des Quaders, der die Wünschel-
burger Lehne und das Sterngebirge bildet, als zwischen dem Pläner-
mergel und dem unteren Pläner liegend fixiert. Die Faziesverhältnisse,
insbesondere das Auskeilen des erwähnten Quaders wurden in der
Karte genau festgelegt. Außerdem stellte sich heraus, daß die An-
nahme eines einfachen Muldenbaues für die Synklinale von Adersbach
und Wekelsdorf endgültig aufgegeben werden muß, daß vielmehr am
Ostflügel Staffelbrüche große Bedeutung erlangen. Im Rotliegenden
des Braunauer Ländchens wurde nichts Neues gefunden. Vielmehr
erwies sich die vor zwei Jahren erschienene Karte Bergs als so
8g Verhandlungen. Nr a1
vorzüglich, daß bis auf einige ganz unwesentliche Grenzkorrekturen
alle ihre Angaben bestätigt werden konnten.
Auch heuer wurden einige kurze Reisen in unser östliches Kohlen-
revier unternommen und dabei die neuen Bohrungen tunlichst in Evidenz
gehalten. Ein Bericht darüber ist in Vorbereitung. Hauptsächlich aber
wurden die schon vor etlichen Jahren begonnenen Untersuchungen im
3ereiche der ÖOrlauer Störung fortgesetzt. Ein Abschluß derselben
konnte jedoch noch nicht erreicht werden.
Adjunkt Dr. Richard Schubert setzte zunächst von Mitte April
bis Anfang Juni die Aufnahmsarbeiten im Bereiche des Blattes Ung.-
Hradisch und Ung.-Brod (Zone 9, Kol. XVII) fort und kartierte
vornehmlich die Umgebungen von Ung.-Brod und Bojkowitz, also das
Flußgebiet der Olscha. Von besonderer Bedeutung ist für dieses
Gebiet wie für die Altersdeutung des Karpathenfiysches die Auffindung
zahlreicher Nummuliten und Orbitoiden in Hawritz, Ung.-Brod, Tjeschau.,
Augezd, Schumitz, Nezdenitz, Zahorowitz, Bojkowitz und Rudimau. Die
Nummuliten und Orbitoiden kommen an den erwähnten Lokalitäten im
Komplex der oberen Hieroglyphenschichten Pauls vor und sind die
ersteren vorwiegend durch die Untergattungen Laharpeia und Bru-
quieria, die letzteren lediglich durch Orthophragmina vertreten. Das
Alter dieser oberen Hieroglyphenschichten scheint durch diese Funde,
deren paläontologische Durcharbeitung in nächster Zeit erfolgen soll,
wenigstens für diese fossilführende Zone als untereocän oder als
der Basis des Mitteleocäns entsprechend bestimmt, während bisher
ein obereocänes oder noch jüngeres Alter dafür angenommen wurde.
Im Eruptivgebiet von Bojkowitz konnten zahlreiche neue Andesit-
gänge festgestellt werden.
Sektionsgeologe Dr. Heinrich Beck setzte seine Arbeiten im
Bereich der mährisch-schlesischen Beskiden fort. Von dem Kartenblatte
Wall.-Meseritsch (Zone 8, Kol. XVIII) wurde ein bedeutender
Teil des Gebirges zwischen den beiden Quellflüssen der Betsch und
von Blatt Viszoka Mako—Kisucza Ujhely der österreichische
Anteil kartographisch aufgenommen. |
Die schon vor drei Jahren versuchte Detailgliederung der ober-
eretacischen Istebner Schichten in Schiefertone, Sandsteine und
Konglomerate erwies sich auch kartographisch als leicht durchführbar,
zumal da durch die außerordentliche Konstanz der einzelnen Niveaus
das Kartenbild durch ihre spezielle Ausscheidung an Übersichtlichkeit
nicht die geringste Einbuße erleidet. Es läßt sich im Gegenteil gerade
durch diese detaillierte Darstellungsweise der einfache Bau dieser
Öberkreidezone auf den ersten Blick erkennen.
Hatte bei den bisherigen Arbeiten die Tätigkeit des genannten
Sektionsgeologen mit wenigen Ausnahmen der Kartierung bekannter
oder wenigstens leichter unterscheidbarer Formationsglieder gegolten,
so wurde er in dieser Sommerkampagne durch eine Reihe von Fossil-
funden in dem bisher als Magurasandstein bezeichneten Niveau der
beskidischen Gesteinsserie vor eine ungleich schwierigere Aufgabe
gestellt.
An drei Stellen längs der RoZnauer Betschwa fanden sich num-.
mulitenführende Schichten, während unmittelbar südlich daran sich
1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 6)
Schichten schließen, welche ein vortrefflich erhaltenes Exemplar
eines Pachydiscus Neubergicus, sowie weiter westlich — bei Bistritz
am Hostein — obereretacische Rhynchonellen vom Typus der Ahynch.
compressa Lam. geliefert haben. Und gerade diese Schichten schienen
den Typus des oligocänen Magurasandsteines zu repräsentieren!
Äußerste Vorsicht bei der stratigraphischen Gliederung der beski-
dischen Gesteine machen diese wenigen Vorkommnisse zur Pflicht.
Trotz der genannten Funde war es bisher nicht möglich, zwischen
Oberkreide und Alttertiär innerhalb dieser „Maguraschichten“ eine
Grenze aufzufinden, hauptsächlich schon deshalb, weil die Schichten
im Streichen nicht kontinuierlich zu verfolgen sind und weil bisher
auch keine Möglichkeit gefunden wurde, eine Gliederung nach spezi-
fischen petrographischen Merkmalen durchzuführen. Man könnte, wie
Beck meint, von einer typischen „Magurafazies* sprechen, in der
Oberkreide und Alttertiär entwickelt sind.
Es sind wohl keine besonders auffallenden Unterschiede, welche
Paul veranlaßt haben, aus diesem Maguraschichtenkomplex einen
Gebirgszug als Javorniksandsteine auszuscheiden. Morphologisch tritt
allerdings dieser südlich der Wsetiner Betschwa längs der ungarischen
Grenze sich erstreckende Höhenzug in seinem einheitlichen Gefüge
dem unruhigen Landschaftsbild der Maguraberge gegenüber, doch
faziell und petrographisch sind die Verschiedenheiten so gering, daß
nur an wenigen Punkten (so bei Visoka Mako) mit einiger Sicherheit
eine Grenze beider Bildungen erkannt werden kann. Trotz eifrigsten
Suchens konnten in diesen Gegenden Versteinerungen nicht auf-
sefunden werden, und die Frage Pauls, ob jene Sandsteine zur
Kreide oder zum Tertiär gehören, ist auch heute noch ungelöst.
Über gewisse Fragen der allgemeinen Beskidentektonik scheinen
sich dagegen neue Anhaltspunkte aus einem Funde in den Istebner
Schichten bei Bila im oberen Ostrawitzatal zu ergeben. In einer Bank
mit kristallinen Konglomeraten — allem Anschein nach Grundkon-
glomerat — fanden sich Fragmente von Steinkohle. — Es ist nun,
wie Beck betont, die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen,
daß die Kohlenstückchen vom Südflügel der Ostrauer Mulde stammen.
Volontär Dr. Gustav Götzinger setzte seine im Vorjahre be-
sonnenen Revisionsaufnahmen auf Blatt Freistadt in Schlesien
(Zone 6, Kol. XIX), fort. Einige neue Vorkommnisse von Kohlensandstein
wurden im subbeskidischen Vorland kartiert und der Grenzregion
zwischen dem jungtertiären Tegel im N und den Kreidebildungen des
Teschener Hügellandes behufs Feststellung des Alttertiärs Aufmerksam-
keit geschenkt. Für die 1908 konstatierte Abebnung des Tertiärs des
Vorlandes unter dem Diluvium wurden namentlich durch Studium der
hydrologischen Verhältnisse weitere Belege gesammelt und die Glie-
derung der Quartärbildungen weiter geführt. Die Kenntniss der errati-
schen Vorkommnisse im Kartenbereich wurde bedeutend vermehrt
und ein auch praktisch verwertbares Tonlager, das einen markanten
Horizont zu bilden scheint und an vielen Orten sich als reich an
schwach lignitischen Baumstämmen erwies, in seiner Verbreitung
verfolgt. Durch Vergleichung der beobachteten Niveauverhältnisse der
verschiedenen diluvialen Bildungen wird es jetzt möglich sein, das
K. Kk. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 1. Verhandlungen. 2
10 Verhandlungen. Nr. 1
komplizierte hydrographische Bild das diese Gegend während und
nach der Vereisung bot, einigermaßen zu entwirren. Einige ver-
gleichende Exkursionen, das Quartär betreffend, wurden auch außerhalb
des Blattes Freistadt in die Umgegend von Mähr.-Ostrau sowie
auf Blatt Teschen—Friedek unternommen.
Die II. Sektion stand wieder unter der Leitung des Herrn Vize-
direktors. Zu ihr gehörten außerdem die Herren Dr. Hammer,
Dr. Ampferer, Dr. Trener, Dr. Öhnesorge und Dr. v. Kerner,
welcher letztere allerdings nur einen Teil seiner Aufnahmszeit den
für diese Sektion in Betracht kommenden Arbeiten widmete, insofern
derselbe auch in Dalmatien beschäftigt war.
Vizedirektor M. Vacek hat seine im Vorjahre angefangenen
Studien am Südabfalle des Rhätikonkammes (vergl. Jahres-
bericht für 1908, pag. 12) in westlicher Richtung bis an das Rhein-
tal fortgesetzt und in diesem Sommer hauptsächlich die Falknis-
gruppe sowie den südlich anrainenden großen Stock des Vilan
und den westlich angrenzenden Fläscherberg näher untersucht
und kartiert.
Nach diesen Untersuchungen weicht das geologische Bild des
eben angeführten Gebirgsabschnittes sehr wesentlich ab sowohl von den
älteren als von den neueren Darstellungen dieser Gegend, und zwar
hauptsächlich dadurch, daß die Hauptmasse der Ablagerungen, welche
die Falknisgruppe zusammensetzen, die aber auch weiter südlich
den mächtigen Sockel des Vilan bilden und selbst noch im Aufbau
des Fläscherberges eine wichtige Rolle spielen, sich als die
unmittelbare Fortsetzung des gewaltigen Schichtkomplexes
erweisen, dessen Alter im Liechtensteinschen und in Vorarl-
berg durch Fossilfunde klar als das des unteren Muschelkalkes
erwiesen ist. Man hat in der Schweiz diese mitteltriadischen Schicht-
massen, welche im weiteren Verfolg gegen die Scesaplana klar
die normale Unterlage der dortigen Obertrias bilden, bisher teilweise
als Oberjura, teilweise als Flysch aufgefaßt, je nachdem die
kalkige oder mergelige Ausbildung derselben überwiegt.
Auf Schweizer Gebiet fehlt über große Strecken eine Vertretung
der Obertrias und des Rhät. Unmittelbar über dem unteren Muschel-
kalk folgt diskordant eine mächtige Ablagerung von Lias-Quarziten
und Sandsteinen: In klarster Art ist dies der Fall im Stocke des
Vilan, dessen gewaltige Gipfelpyramide aus Liasbildungen der
eben erwähnten Art besteht, während den kompliziert gebauten Sockel
Ablagerungen des unteren Muschelkalkes bilden. Ein Gegenstück zum
Vilan bilden weiter im Süden die großen Massen von Lias-Quarziten
und Sandsteinen, welche in der Churer Gegend die Hoch wang-
gruppe aufbauen und das Tal der unteren Plessur beherrschen.
Ein drittes mächtiges Schichtsystem, welches diskordant über
dem Lias und allen tieferen Schichtgruppen, insbesondere vielfach
auch über dem unteren Muschelkalk lagert, bilden die mergeligen
Flyschablagerungen. Ihre wirr gestauien Massen füllen das soge-
nannte Prättigauer Becken aus und dringen in alle einmünden-
1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze, 1l
den alten Talfurchen vor, so insbesondere klar bei Klosters, bei
St. Antönien, bei Ganney.
Die eben erwähnten drei diskordant übereinander lagernden
mächtigen Schichtsysteme bilden die Hauptkonstituenten des Gebirgs-
baues am Westrande des Prättigauer Beckens. Sie wurden seinerzeit
in dieser Gegend unter dem unklaren Begriffe der „Bündner
Schiefer“ zusammengefaßt. Sie lassen sich aber, wie die Unter-
suchungen des letzten Sommers gezeigt haben, stratologisch klar
trennen und kartographisch gut ausscheiden.
Nach Beendigung der Arbeiten im Falknisgebiete verwendete
Vizedirektor M. Vacek den Rest der Zeit dazu, die durch ihre
interessanten Lagerungsverhältnisse wohlbekannte Gegend von Arosa
aus eigener Anschauung kennen zu lernen, und damit zugleich auch
einen geeigneten Abschluß für die Studien im Prättigauer Becken
zu gewinnen.
Sektionsgeologe Dr. Wilhelm Hammer nahm heuer sein Stand-
quartier zunächst in Graun im oberen Vintschgau, um von hier aus
die Berggruppen beiderseits desReschenscheidecks zu kartieren,
welche geologisch verschiedenartige Teile umfassen. Im SO wurde hier zu-
nächst die Untersuchung der Triasscholle des Jaggl zum Abschluß ge-
bracht und dann noch das kristalline Hinterland derselben bis zum Danze-
bell untersucht. Im NO von Graun erhebt sich die Berggruppe des Klo-
paier- und Plamorderspitz, deren schroffe Gestalten Erosionsformen
einer wahrscheinlich intrusiven Tonalit masse sind. Ihrer Struktur und
der vielfachen Verzahnung wit den umgebenden Gneisen und Glimmer-
schiefern wurde in den Karen und auf den Graten dieser Berge
nachgegangen. Im Süden begleitet sie eine Zone von Amphibolit,
welche noch weit darüber hinaus in die Otztaler Alpen hinein zu
verfolgen ist. Die Gneise setzen mit ONO-Streichen über die Seen-
fläche gegen SO hin in die Elferspitzgruppe fort, hier von
zahlreichen Gängen, teils saurer, teils basischer porphyritischer
Gesteine durchschwärmt, welche seinerzeit von Stache und John
beschrieben und nun genau kartiert wurden. Die Landesgrenze, welche
im Westen das Aufnahmsgebiet abschließt, verlauft nahe dem Rande
der auf die Engadiner Triasberge aufgeschobenen Ötztaler Masse.
Nur an einer Stelle (Plattas) im oberen Rojental hat die Erosion
die Decke soweit zurückgeschnitten, daß darunter noch eine Zunge
jüngerer Sedimente hervorkommt. Außerdem brechen im unteren Teil
des Rojentales nochmals Trias- und Liasgesteine auf, von Glimmer-
schiefer im Westen überlagert.
Im Hochsommer wurden dann ein paar Wochen der Aufnahme
des am Fuße der Weißkugel liegenden obersten vergletscherten
Teiles desMatschertales und des oberen Planailtales gewidmet,
welche beide noch auf der SO-Sektion des Blattes Nauders liegen.
Im Anschluß daran wurden auch noch einige Revisionstouren in der
NW-Sektion des Blattes Glnrns-Ortler unternommen.
Für den dritten Monat der heurigen Aufnahmszeit wurde
schließlich Nauders als Standort gewählt und von hier aus einer-
seits die Untersuchung und Kartierung des Bereiches der Bündner
Sehiefer im oberen Inntal in Angriff genommen und andrerseits
9+
12 Verhandlungen. Nr. 1
der Anschluß an die Aufnahmen am Reschenscheideck durch Be-
arbeitung des zwischenliegenden kristallinen Gebietes gewonnen.
In Verfolgung des erstgenannten Zieles konnte festgestellt
werden, daß auch am Südrande des Bündner-Schiefer-Gebietes im
Hangenden desselben die gleichen feinkörnigen Crinoidenbreccien
lagern, welche im Samnaun Versteinerungen der Kreide geliefert
haben (Paulke). Die mikroskopische Untersuchung der Nauderser
Gesteine muß erst erfolgen. In den unteren Bündner Schiefern sind
sowohl in den tiefsten als in den hangendsten Teilen dunkelgrüne
basische Eruptivgesteine eingelagert. Die Grenze gegen die Otztaler
Gneise ist eine Zone intensiver Störungen, an der sowohl zwischen
Gneis und kretazischem Bündner Schiefer, als auch höher oben
zwischen den aufgeschobenen Gneisen Keile von Triasdolomit stecken.
Zur besseren Orientierung in diesem Gebiete wurden eine An-
zahl Touren in das benachbarte schweizerische Samnaun unternommen
und bei dieser Gelegenheit auch der schmale Saum österreichischen
Bodens in der Nordwestecke des Blattes Nauders, das Viderjoch
und der Bürkelkopf kartiert.
Sektionsgeologe Dr. O. Ampferer konnte seine diesjährigen
Feldarbeiten in den Lechtaler Alpen infolge umfangreicher, un-
aufschiebbarer praktischer Aufgaben erst Mitte August beginnen.
Das Hauptziel derselben bestand in der Fertigstellung der
Aufnahmen für die Herausgabe des Blattes Lechtal, Zone 16,
Kol. III, im Maßstabe 1:75.000, und wurde auch erreicht.
Das Gebirgsland der Allgäuer und Lechtaler Alpen besitzt jedoch
in vielen seiner Teile einen sehr feingegliederten und äußerst ver-
wickelten Aufbau, so daß eine Darstellung in diesem kleinen Maßstabe
nicht wohl genügen kann. Hier würde nach der Meinung des Herrn
Dr. Ampferer eine Wiedergabe der geologischen Eintragungen im
Maße 1:25.000 unbedingtes wissenschaftliches Erfordernis sein.
Nachdem nun für die Lechtaler Alpen in den nächsten Jahren
vom Deutschen und Österreichischen Alpenverein neue und gerade für
einen derartigen Zweck besonders brauchbare Karten 1:25.000 heraus-
gegeben werden, welche der ausgezeichnete alpine Kartograph. Ing.
L. Agerter bearbeitet, so wären für ein solches Unternehmen, wie
es in dem Bericht unseres Sektionsgeologen heißt, auch vom topo-
graphischen Gesichtspunkte aus alle Voraussetzungen gegeben.
Anschließend an die vorjährigen Arbeiten wurden heuer von den
Lechtaler Alpen die Umgebung von Zürs, das Krabacher und Bock-
bachtal, das hintere Kaisertal, der Kamm zwischen Kaiserjoch—Ans-
bacher Hütte-Memminger Hütte, das hintere Alperschon- und Parseiertal,
die Umgebung von Madau, des Griesbachtal und Teile des Gramaiser
Tales eingehend untersucht und kartiert.
Neben dem reichen, meist neuen tektonischen Material wurde
auch im Griesbachtal südöstlich von Elbingenalp eine Zone von
Konglomeraten, Breccien und Sandsteinen mit Orbitulina concava Lam.
entdeckt.
Es muß noch weiteren Forschungen vorbehalten bleiben, ob auch
die ausgedehnten, transgressiv auftretenden Schiefer- und Sandstein-
massen des Zuges Parseierscharte--Ansbacher Hütte—Kaiserjoch—
1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 13
Almejurjoch—Trittkopf—Spullersee zur Oberkreide zu ziehen sind.
Durch die Entdeckung des Cenomans in den Lechtaler Alpen ist eine
solche Deutung allerdings wahrscheinlich geworden.
Gelegentlich von Arbeiten für spezielle praktische Zwecke
konnten, wie hier noch anhangsweise erwähnt werden kann, ausgedehnte,
glazialgeologische Studien im Salzachtale bei Embach, im Gasteiner
Tal, in der Umgebung von St. Johann im Pongau sowie im Becken von
Kössen ausgeführt werden, über deren Ergebnisse berichtet werden soll.
Sektionsgeologe Dr. G. B. Trener setzte die Kartierung der
Adamelloeruptivmasse fort, und zwar bewegten sich die dies-
jährigen Aufnahmen hauptsächlich in der Zentralpartie des betrefien-
den Gebietes. Es konnten damit weitere Fortschritte sowohl in der
Gliederung des Eruptivgesteines als auch in dem Studium der für
die Altersbestimmung so wichtigen Zone von kontaktmetamorph ver-
änderten Sedimentärbildungen erzielt werden.
Die Re diCastellomasse ist viel basischer als diejenige Partie,
welche vom obersten Val di Fumo aufgeschlossen ist; die Grenze
zwischen beiden Regionen ist eine ziemlich scharfe und der petro-
graphische Unterschied sehr auffallend. Die Re di Castellomasse
zeigt am südöstlichen Rande des Aufnahmsgebietes eine granitische
Fazies, welche allmählich in basischen Tonalit übergeht. Hier im
nördlichen Gebiete brechen dagegen einzelne kleine Granitstöcke
durch die Tonalitmasse durch, sind also jünger und fallen vielleicht
schon der Ganggefolgschaft zu.
Zu der letzten gehört die außerordentlich reiche Anzahl von
Eruptivgängen, die hier in der Zentralpartie auftreten und deren
relatives Alter in der kahlen, durch Gletscher glatt polierten Hochregion
des Re di Castello bestimmt werden konnte; eine fünffache Reihen-
folge läßt sich unterscheiden.
Was die Altersbestimmung anbelangt, so darf hier hervor-
gehoben werden, daß im Val di Fumo noch Hauptdolomit in Kontakt
mit Tonalit gefunden wurde. Und zwar ist die Mächtigkeit der Haupt-
dolomitpartie so groß, daß man annehmen muß, es sei hier wohl die ganze
Hauptdolomitmasse repräsentiert. Ist das wirklich der Fall, so darf man
die obere Altersgrenze des Tonalits bis an die Basis des Rhäts hinauf-
schieben, soweit wenigstens die Altersbestimmung von den Kontakt-
bildungen abgeleitet wird. Es findet somit hier in Val di Fumo, das
ist im Zentralgebiet, die Vermutung Salomons, daß die weiße
Marmormasse des Freronegipfels (im lombardischen Gebiete, südliche
Partie der Eruptivmasse), welche er aber leider nicht besuchen konnte,
als Hauptdolomit aufzufassen wäre, eine — für die Altersbestimmung
des Tonalits — willkommene Ergänzung und Bestätigung.
Im Herbst wurden noch einige Revisionen in Valsugana vor-
genommen, und zwar hauptsächlich auf dem Blatte Sette Comuni
(Zone 22, Kol. V).
Dr. Th. Ohnesorge hatte in diesem Jahre, abgesehen von
einem kleinen Stück östlich von Zell am See, zunächst den auf
Blatt Kitzbühel— Zell am See (Zone 16, Kol. VII) entfallenden
Nordrand der Tauern und dann die Umgebung von Kitzbühel
aufzunehmen. Die Aufnahme des zwischen dem Fuscher- und dem
14 Verhandlungen. Nr.ı1
Habachtal liegenden Tauernstreifens einschließlich eines Teiles vom
südlich angrenzenden Gebiet erforderte hauptsächlich wohl wegen
des außerordentlich starken Gesteinswechsels (es sind vertreten: die Ge-
steine der Kalkphyllitgruppe — Gerlosschiefer, Quarzphyllit, Gneise,
die mannigfaltigsten diabas- und gabbroverwandten Gesteine und
Schiefer und andere) volle drei Monate, die der Umgebung von Kitzbühel
über einen Monat. Uber die Studien in der Umgebung von Kitzbühel
und speziell über den Zusammenhang gewisser Erzvorkommen mit
der Tektonik und den Schichtgliedern dieser Gebiete soll demnächst
ein eingehenderer Bericht folgen.
Sektionsgeologe Dr. Fritz v. Kerner setzte die detaillierte
Aufnahme der Berge westlich vom Brenner fort, welche jetzt zu den
im Vordergrunde des tektonischen Interesses stehenden Teilen der
Ostalpen zählen. Die alte Streitfrage, ob die fossilleeren Schichten,
welche die Gipfel beiderseits des mittleren Gschnitztales aufbauen,
von hohem Alter sind, wie Stache meinte, oder als Rhät zu gelten
haben, wie Pichler und Frech annahmen, wurde auf Grund der
sehr genauen neuen Untersuchung dahin beantwortet, daß vorkarbonische
Quarzphyllite zwischen rhätische Glimmerkalke eingeschoben sind.
Eine kurze Übersicht der vielen interessanten Befunde, welche zu
dieser Annahme drängen, wurde bereits in Nr. 12 der vorjährigen
Verhandlungen gegeben. Würden manche dieser Befunde für sich
allein betrachtet auch eine andere Deutung zulassen, so erscheinen
sie inihrem Zusammenhange doch nur durch die eben erwähnte neue
Annahme erklärbar.
Die III. Sektion, bestehend aus dem Chefgeologen Dr. F. Teller
und den Sektionsgeologen Bergrat Dr. J. Dreger und Professor
Dr. F. Kossmat setzte die geologischen Aufnahmen in Kärnten,
Krain, der südlichen Steiermark und dem Küstenlande fort. Dr. Koss-
mat arbeitete allerdings nur relativ kurze Zeit im Bereich dieser
Sektion, da derselbe auch im Bereiche der IV. Sektion eine größere
Aufgabe zugewiesen erhalten hatte.
Bergrat F. Teller kartierte auf den beiden westlichen Sek-
tionen des Spezialkartenblattes Radmannsdorf (Zone 20, Kol. X)
die innere Wochein und das Gebiet des Triglav mit seinen
östlichen Vorlagen. St. Johann in der Wochein bildete im Süden,
Mojstrana im Savetal im Norden den Ausgangspunkt für die Be-
sehungen. Im Gebiete der Wochein sind an bemerkenswerten neuen
Ergebnissen hervorzuheben: die Konstatierung von Buchensteiner
Schichten in der südlichen Umrandung des Seebeckens oberhalb
Heiligengeist in einem bisher als Dachsteinkalk kartierten Terrain
und die Entdeckung fossilreicher Meeresablagerungen oligocänen
Alters in den Talschluchten östlich von der Mündung des Wocheiner
Sees am Nordfuße des küstenländischen Grenzkammes, der Abdachung
des als Pisdovnica bezeichneten Vorgipfels.
Die Buchensteiner Schichten im Gelände südlich des Wocheiner
Sees bestehen aus diabasartigen Ergußgesteinen und Tuffen, die von
dunklen hornsteinführenden Plattenkalken mit Pietra-verde-Lagen
bedeckt werden. Darüber folgt eine mächtige Stufe von Schlerndolomit,
1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 15
über welchem erst die geschichteten Dachsteinkalke des Haupt-
kammes sich aufbauen. Eine Vertretung der Raibler Schichten konnte
nicht beobachtet werden.
Das marine Olisocän der Wochein beginnt mit einem
mächtigen Strandkonglomerat, dessen vorwiegend kalkige Gerölle
vielfach die Spuren der Tätigkeit von Bohrmuscheln und Bohr-
schwämmen erkennen lassen. Darüber folgen zunächst harte Breccien mit
marinen Schaltierresten, dann tonigsandige Schichten mit kleinen
Nummuliten, Einzelnkorallen, Bivalven und Gastropoden. Den Abschluß
bilden in muldenfömiger Lagerung dickbankige Kalksteine, welche
sich aus Nulliporen und stockbildenden Korallen (Calamophyllia fas-
cieulata Reuß und anderen) aufbauen. Fauna und Fazies zeigen voll-
ständige Übereinstimmung mit den bekannten Oligocängebilden von
Polschizza und Oberburg und entsprechen wie jene den Schichten
von Castelgomberto. Das marine Oligocän der Wochein liegt ungefähr
in demselben Meridian wie die nummulitenführenden Oligocänschichten,
welche nächst Mojstrana in einer Seehöhe von 950 m auf dem ober-
triadischen Riffkalk des Repikouc in übergreifender Lagerung beob-
achtet wurden (siehe diese Verh. 1901, pag. 12, Jahresbericht).
Wocheiner und Wurzener Save liegen somit in Terraindepressionen,
längs welchen schon zur Zeit des jüngeren Oligocäns fjordartige
Meeresbuchten von Ost her tief in das Innere des Gebirgskörpers
der heutigen Julischen Alpen eingegriffen haben.
Im Triglavgebiete knüpfte sich das Hauptinteresse an die Ver-
folgung von Aufschlüssen älterer Triasgebilde im Hochgebirge des
Dachsteinkalkes. Zunächst wurde das von Stur entdeckte Vorkommen
von Werfener Schichten und unterem Triasdolomit kartiert, welches
von der Konschizaalpe zur Abanzascharte (= Prevalasattel 1893 m)
hinzieht und hier mit allen Kennzeichen einer von Süd her aufge-
schobenen Scholle auf den mit 40° nach Süd einfallenden Dachsteinkalk-
bänken des Drazki vrh-Tosc-Kammes aufruht. Weiter in NW konnte
zwischen Velopolje und der Miselalpe eine zweite Aufbruchszone von
Werfener Schichten nachgewiesen werden, welche von der Dach-
steinkalkmasse des Tose durch einen scharfen SW—NO streichenden
Verwurf geschieden ist, während in der entgegengesetzten Richtung,
in dem Raume zwischen Kermatörl und Kermasattel, über den fossil-
reichen oberen Werfener Schichten in regelmäßiger Folge und flacher,
ruhiger Lagerung zu beobachten sind: Grenzdolomit, dunkle plattige
Kalke und Kalkschiefer, oberer Muschelkalk, Plattenkalke mit Pietra-
verde-Lagen, bunte Kalkkonglomerate und endlich Schlerndolomit.
Die Schichtenfolge, insbesondere aber die Überlagerung der litho-
logisch so auffälligen bunten Konglomerate durch den hellen Schlern-
dolomit, zeigen volle Übereinstimmung mit den stratigraphischen
Verhältnissen der Westkarawanken.
An dem Absturz der Debela Pe& ins Kermatal und an dem
Nordfuße des Triglavstockes in der Urata konnten endlich auch
Wengener Plattenkalke mit Daonellen und Cephalopoden nachgewiesen
werden, woraus sich wieder Beziehungen zu den analogen Schicht-
gebilden in den Steiner Alpen ergeben. Die bunten Kalkkonglomerate
an der Basis des Schlerndolomits und die Plattenkalke mit Fossilien
16 Verhandlungen. Nr. 1
der Wengener Schichten setzen, wie die neuen Begehungen gezeigt
haben, auch in die östlichen Vorlagen des Triglav, in das Gebiet
der in den älteren Karten als einförmiges Dachsteinkalkplateau be-
zeichneten Meiaklja fort. Neben den Werfener Schichten bilden diese
beiden gut charakterisierten geologischen Horizonte die sichersten
Leitniveaus zur Entwirrung der verwickelten tektonischen Verhältnisse
des Gebietes.
Bergrat Dr. J. Dreger verwendete seine diesjährige Aufnahms-
zeit zunächst dazu, um im Blatte Völkermarkt in Kärnten einer-
seits die Trennung der pliocänen Sattnitzkonglomerate von den dilu-
vialen Glazialbildungen überall durchzuführen und andrerseits, um
innerhalb der letzteren, soweit es ihm möglich schien, eine Sonderung
vorzunehmen, eine Arbeit, die durch die eingehenden Studien von
A. Penck und F. Heritsch wesentlich unterstützt wurde.
Die diluvialen Terrassen wurden dann auch im Drautale strom-
abwärts durch die Gebiete der Blätter Unter-Drauburg und Mar-
burg bis in das große Pettauer Feld verfoigt, wo außer der Nieder-
und Hochterrasse der jüngeren Eiszeiten auch die Deckenschotter
beobachtet werden können.
In dem Gebiete östlich vom Zollfelde bis zur Gurk wurde auf
die Verbreitung der Grünschiefer und Diabase, dann zwischen Brückl
und Klein-St. Veit auf die mächtigen Kalkbildungen in den phyl-
litischen Schiefern ein besonderes Augenmerk gerichtet und ein paläo-
zoisches Alter dieser Gesteine festgestellt.
Am Südabhang der Saualpe wurde mit nur teilweisem Erfolge
versucht, eine befriedigende Grenze zwischen den Glimmerschiefern
des Hauptkammes und den (oft granatführenden) Urtonschiefern ein-
zuzeichnen, da beide Gesteine sehr häufig Übergänge darstellende
Ausbildungen zeigen, deren Verfolgung durch die Vegetationsdecke
meistens verhindert ist. Solche glimmerschieferartige Züge dringen
tief in das Gebiet des normalen Phyllits ein.
Das Interesse, das in letzter Zeit wieder den Kohlenbildungen
am Nordfuße der Karawanken, besonders denen des Homberges und
bei Loibach entgegengebracht wird, veranlaßte Dr. Dreger, in der
betreffenden Gegend eingehendere Begehungen zu machen. Der
Genannte hält es aber für sehr zweifelhaft, daß sich Kohlenflöze
nord- und nordwestwärts unter der mächtigen Diluvialdecke erhalten
haben; er glaubt vielmehr, daß dort der Draugletscher und seine
Schmelzwässer alles Tertiär entfernt haben.
Im Anschlusse an diese Untersuchung wurde im Blatte Unter-
Drauburg die Abgrenzung der jungtertiären Bildungen am Westabfalle
der Koralpe im Lavanttale von den Glimmerschiefern, paläozoischen
Schiefern und dem Muschelkalk ergänzt und das Tertiär von dem
Terrassendiluvium getrennt, dem es in seiner äußeren Erscheinung
sehr häufig gleicht.
Eine besondere Beachtung wurde auch jenen unter dem Dilu-
vium im Draubette zutage tretenden Gesteinen geschenkt, die sich
größtenteils als dem phyllitischen Grundgebirge, dann aber auch als
dem Tertiär, dem Mesozoikum und dem Paläozoikum angehörend er-
wiesen.
r -
1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 17
Im Blatte Marburg endlich wurden durch ergänzende Begehungen
die Nulliporenkalkriffe im mergeligen Sandstein der Windisch-Bücheln
kartiert und bei dieser Gelegenheit auch einige Touren in die Um-
sebung von Kriechenberg und Hlg. Dreifaltigkeit im Blatte Radkers-
burg und Luttenberg unternommen.
Dr. Franz Kossmat brachte ein Drittel seiner gesamten Auf-
nahmszeit mit Arbeiten im Bereich des Blattes Tolmein und der an-
srenzenden Teile des Blattes Flitsch zu. In letzterem Gebiete wurden
die im Verhandlungsberichte 1908, pag. 69 ff., größtenteils auf Grund
der Literaturangaben besprochenen Synklinalen des Stol und des Suovit
näher untersucht, wobei deren Verlauf in manchen Einzelheiten richtig-
gestellt werden konnte. Als jüngstes Glied der Synklinale am Nord-
hange des Stol läßt sich ein zusammenhängender, in den meisten
Profilen von der Obertrias des Nordflügels überschobener Flyschzug
aus dem Gebiet südlich von Ternovo nach W bis über den Hum
(1109 m) verfolgen. Die bei Serpenica am Rande des Isonzo-Talbodens
anstehenden hornsteinführenden Mergel und Kalkschiefer gehören
ebenfalls noch dieser südlichen Synklinale an und nicht, wie früher
angenommen wurde, der Suovit-Mulde. Letztere, welche auf dem
Nordgehänge des Uceagrabens gegen den Isonzo zieht, wurde gleich-
falls verfolgt. Es zeigte sich, daß sie westlich und südlich von Zaga,
in jener Strecke, welche die Verbindung mit der DreSenca-Mulde her-
stellt, bis auf einen schmalen zwischen Dachsteinkalken und Dolomiten
eingeklemmten Flyschstreifen verquetscht ist.
Im Anschlusse an diese Touren erfolgte eine Fortsetzung der
Studien am Flitscher Kessel. Die im Vorjahre ausgesprochene
Vermutung, daß diese Einsenkung mit einer durch die Julischen Alpen
laufenden Zerreißungszone zusammenhängt, bestätigte sich, und zwar
ergab sich eine tektonische Verbindung mit der besonders deutlich
über den Mojstrokapaß ziehenden Transversalstörung, welche die
Triglavgruppe von der Mangart-Jalovec-Gruppe geologisch abgrenzt.
Bei den im Gebiete des Matajur— Monte Mia— Monte—
Lubia durchgeführten Touren wurde besonders den Kreideablagerungen
Aufmerksamkeit geschenkt. Die schon in früheren Berichten genannten
Örbitoidenschichten, welche für die Orientierung in den jüngsten
Kreideablagerungen dieser Gegend von Wichtigkeit zu sein scheinen,
konnten noch bei RobediSce, unweit der italienischen Grenze, als
Einlagerungen zwischen den unteren Zonen des Flyschkomplexes fest-
gestellt werden.
Der Rest der für diese Gegenden zur Verfügung stehenden Zeit
wurde zur Durchführung einer Kreidegliederung in der Umgebung von
Gargaro bei Görz und zu einer dadurch angeregten Revision in
dem Nanosplateau zwischen Wippach und Podkraj verwendet. Im
inneren Teile des letzteren fällt der unteren Kreide ein größerer Kom-
plex zu, als der Autor auf der Karte ausgeschieden hatte; ferner
konnten die Caprinen- und Chondrodontenschichten in fossilreicher Aus-
bildung nachgewiesen werden.
Die IV. Sektion stand unter der Leitung des Chefgeologen
Georg Geyer, dem die Herren Dr. Kossmat und Dr. Vetters
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 1. Verhandlungen. 3
18 Verhandlungen. Nr. 1
als Sektionsgeologen zugeteilt waren. Dr. Kossmat gehörte dieser
Sektion allerdings nur für einen Teil seiner Aufnahmszeit an (vergl.
oben pag. 14 u. 17). Prof. Dr. Oth. Abel hatte sich dieser Sektion als
externer Mitarbeiter angeschlossen.
Chefgeologe G. Geyer setzte die geologischen Aufnahmen der
Kalkzone des Blattes Kirchdorf (Zone 14, Kol. X) gegen Westen
bis zum Almflusse fort, wobei die Umgebungen von Micheldorf, Steyr-
ling und Grünau in Oberösterreich kartiert wurden. Ähnlich wie im
Pechgraben bei Großraming zeigt sich auch am Südrande der Kremstal-
bucht bei Kirchdorf eine Konvergenz der Streichungsrichtungen, indem
die von Nordosten nach Südwesten streichenden Faltenzüge des Hirsch-
waldsteines südlich von Micheldorf mittels einer kurzen knieförmigen
Biegung in die von Südosten nach Nordwesten streichenden Falten
des Schabenreitnersteines übergehen. Dieselbe Nordwestrichtung zeigt
auch das Streichen der gegen das Vorland schroff abbrechenden Krems-
mauer, welche in jeder Hinsicht die direkte nordwestliche Fortsetzung
des Sengsengebirges bildet. Dementsprechend drängen sich die in
dem breiten Raume zwischen dem Hirschwaldstein und dem Sengsen-
gebirge verteilten Hauptdolomitfalten zwischen der Kremsmauer und
dem Schabenreitnerstein zu schmalen, einseitig südwestwärts einfallen-
den Synklinalen oder auch Schuppen zusammen, an deren Aufbau außer
dem Rhät, Lias, Jura und Tithon nur noch Neokommergel teilnehmen.
Bezeichnenderweise erscheint in dieser Gegend (Schabenreitnerstein)
im Lias die Fleckenmergelfazies über der Kalkfazies. Dabei zeigt sich
im Pernsteingraben nordöstlich von Micheldorf an Stelle der weiter
östlich herrschenden Hierlatz- oder Crinoidenkalkfazies ein an den
Adneter Kalk erinnernder ziegelroter, etwas toniger Arietenkalk. Wäh-
rend in dem benachbarten Ennsgebiete eine zonale Trennung der
Fleckenmergel- und der Hierlatzfazies beobachtet werden konnte, stellt
sich also hier schon eine Annäherung an die im westlich anschließenden
Salzkammergut vielfach beobachteten Lagerungs- und Faziesverhält-
nisse des Lias ein.
Wie die Wettersteinkalkfalte des Sengsengebirges ihre unmittelbare
Fortsetzung in der Kremsmauer findet, so tauchen südlich von letzterer
im Steyrlingtale tiefere Triasgesteine, nämlich Gutensteiner und Reif-
linger Kalke auf, welche den bis tief in die Werfener Schichten hinab-
reichenden Untertriasbildungen von Windischgarsten am Südfuße des
Sengsengebirges entsprechen. Ja noch weiter nordwestlich erscheinen
im Becken von Grünau selbst diese tiefsten, mit Gips und Haselgebirge
verknüpften untertriadischen Schiefer an der Oberfläche, also in einer
Gegend, welche von der Flyschzone nicht mehr weit entfernt ist. Sie
werden hier von in niederen Kuppen aufragenden Gutensteiner und
Reiflinger Kalken, sodann aber von weißen oder dunkelgrauen Diplo-
porenkalken überlagert, andrerseits aber auch durchGosauschichten
transgressiv bedeckt und verhüllt. Die Konstatierung dieser Gosau-
schichten im Bereiche des Almtales kann als ein neues Ergebnis der
diesjährigen Aufnahme bezeichnet werden. Dabei muß hervorgehoben
werden, daß dieselben vorwiegend als dünnplattige, blaugraue, kalkige
Sandsteine mit weißen Spatadern, also in einer dem Oberkreideflysch
1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 19
nahestehenden Fazies auftreten, während die bunten Kalkkonglomerate
eine untergeordnete Rolle spielen.
Interessante, aber noch nicht völlig aufgeklärte Lagerungsverhält-
nisse herrschen auf dem im Süden jenes Beckens von Werfener Schichten
aufragenden Hauptdolomitmassiv des Kasberges (1743 m), dessen
Gipfelplatte aus annähernd horizontal lagernden, dann aber nach Süden
abbiegenden und dort normal unter dem Wettersteindolomit des Toten-
gebirges untertauchenden Gutensteiner und Reiflinger Kalken besteht.
Die "Verfolgung der glazialen Terrassenschotter und ihrer Be-
ziehungen zu den entsprechenden Moränen führte insbesondere im
Steyrlinggebiete zu einer weiteren kartographischen Gliederung der
diluvialen Ablagerungen.
Herr Professor Dr. O. Abel beendete die kartographische
Aufnahme des Alpenvorlandes auf dem Blatte Wels— Krems-
münster (Zone 13, Kol. X) bis zum rechten Traunufer. Im Gebiete
des auf die beiden Nordsektionen entfallenden Alpenvorlandes nörd-
lich der Traun wurden mehrere Begehungen durchgeführt, die einer-
seits das Vorhandensein von Oncophora-Schichten nordwestlich
von Wels sowie das Auftreten oberpliocäner Flußschotter
(älter als die alte Decke) ergeben haben. Diese Schotter
gehören demselben geologischen Niveau an wie die Schotter zwischen
St. Valentin und Amstetten, die auf einem sehr hohen Schliersockel
(400—380 m Meereshöhe) liegen.
Südlich von der Traun konnte der Nachweis erbracht werden,
daß der aus der Mindelmoräne des Kremsgletschers abfließende
Gletscherbach seinen Abzug gegen die Traun, und zwar parallel zum
heutigen Almtal nahm. Forster hatte diesen Schotter als Hoch-
terrassenschotter angesehen.
An verschiedenen Stellen wurden neue Aufschlüsse der weißen
Nagelfluh verfolgt, die als Deltabildung eines Alpenflusses (Alm) aus
dem oberen Teile der Günzeiszeit anzusehen ist. Herr Professor
P. Leönhard Angerer in Kremsmünster, dem wir die genauere
Feststellung des geologischen Alters jener Bildung verdanken, hat
Prof. OÖ. Abel bei einigen kleineren geologischen Exkursionen begleitet
und ihn durch wiederholte Mitteilungen zu Dank verpflichtet.
Sektionsgeologe Dr. Franz Kossmat verwendete ungefähr zwei
Monate der ihm zugewiesenen Aufnahmszeit zur Fortsetzung der
Arbeiten im Blatte Wiener-Neustadt (Zone 14, Kol. XIV), wobei
die SW- und SO-Sektion dem Abschlusse nahe gebracht wurden. Zu-
nächst wurde die südlich der Puchberger Überschiebung gelegene
Schneebergregion untersucht. Von hier erstreckten sich die Aufnahmen
über die Kalkplateaus des Stixensteiner Gebietes und die in der
Richtung gegen Wöllersdorf sich anschließenden Triashöhen, welche
das Steinfeld begrenzen. Anderseits kamen auch noch im südlichen
Teile der Hohen Wand einige Revisionstouren zur Ausführung.
In der Mulde der „Neuen Welt“ wurde mit der kartographi-
schen Ausscheidung der wichtigsten Gosauhorizonte begonnen.
Nördlich der Puchberg-Miesenbacher Überschiebungszone wurde
das durch besonders typische Schuppenstruktur ausgezeichnete Vor-
alpengebiet deı „Dürren Wand“ und der Gutensteiner Gegend begangen.
3*+
20 Verhandlungen. Nr. 1
Dr. Hermann Vetters setzte die Aufnahme des österreichischen
Anteils des Blattes Eisenstadt (Zone 14, Kol. XV) fort und führte
die Aufnahme des dortigen Gebirgsteiles bis auf einige Revisionstouren
zu Ende. Das kristalline Grundgebirge, wie schon früher erkannt worden
war, ist weit mannigfaltiger zusammengesetzt, als die alte Aufnahme
angibt. Der Kamm und Ostabfall — größtenteils schon auf ungarischem
Gebiete — wird von dünnblätterigem, dunklem Glimmerschiefer
gebildet. Am Westabfalle, oberhalb Sommerein, Mannersdorf und Hof
ist eine 1—1!/, km breite Zone dünnschiefriger, meist stark zersetzter
Gneise vorhanden. In ihnen treten da und dort auch basische Gesteine auf
(Donnerskirchener Weg, mehrere Punkte im Sommereiner Gemeinde-
gebiete), sowie kleine Gänge von Granit und Pegmatit. Eine schmale
Randzone verschiedener, wenig kristalliner Schiefer (Phyllit, Ton-
schiefer usw.) ist dem Gneis des Sommereiner Gebietes angelagert.
Als ein jüngeres Glied der kristallinen Schichtgruppe wurden
diegrünlichgrauen Arkosen erkannt, welche, bald mehr, bald weniger
geschiefert und serizitisiert, in ihren Grenzvarietäten in einen dünn-
geschichteten Augengneis übergehen. Dieses Gestein bildet eine Anzahl
isolierter, rundlich begrenzter Vorkommen, welche vom Schiefergneis
rings umwallt werden. Oft erscheint zwischen beiden Gesteinen ganz
dünnblätteriger grauer Phyllit. Uber das Alter der Arkose läßt sich
keine sichere Angabe machen, doch ist man leicht geneigt, sie mit
ähnlichen Vorkommen der Grauwackenzone der Alpen zu vergleichen,
Bezüglich der sogenannten Grauwackenquarzite, Kalke und
Dolomite ist den Angaben in dem Jahresbericht für das Jahr 1905
(pag. 20) nichts Neues hinzuzufügen.
Die detaillierte Untersuchung der Tertiäraufschlüsse ergab eine
Anzahl neuer Einzelheiten. Sarmatische und pontische Ablagerungen
sind im österreichischen Anteil des Leithagebirges verbreiteter als
früher angenommen wurde. So sind im Leithakalkgebiete von Manners-
dorf in den obersten Bänken des umgelagerten Nulliporenkalkes an
mehreren Punkten Abdrücke von Congerien und Melanopsiden gefunden
worden. Die sarmatische Stufe ist in diesem Teile des Gebirges in
mehreren Steinbrüchen durch das Auftreten einer groben Blockschicht
mit abgerollten Austern usw. angedeutet. Alle drei Stufen, durch
Fossilien nachweisbar, sind zum Beispiel im letzten Bruche vor Hof
zu beobachten.
Desgleichen ist im Leithakalkgebiete des Kulmberges neben
dem ursprünglich gewachsenen Nulliporenkalk umgelagerter Nulliporen-
kalk vorhanden und in den Brüchen an der Straße von Sommerein
nach Kaisersteinbruch wurden gleichfalls die sarmatische und pontische
Stufe in den oberen Lagen eines aus Detritus von Nulliporenkalk,
Sandstein und Tegel gebildeten Gesteines nachgewiesen.
Den Gebirgsrand zwischen Sommerein und der Mannersdorfer
Grenze nimmt ein meist grobkörniger Kalksandstein ein, reich an abge-
rollten Nulliporenstückchen, übergehend in grobe Konglomerate mit
gerollten Kieseln, Kalk- und Urgebirgsgesteinsstückchen.
Die Hauptmasse dieses „Sommereiner Steines“ gehört der sar-
matischen Stufe an; in den tiefsten Lagen treten gelegentlich marine
und in den höchsten pontische Fossilien auf.
1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 9]
Vielfach ist in den Sandsteinbänken Diagonalschichtung vorhanden
und in den oberen Lagen der westlichen Brüche von Sommerein ist
eine deutliche Übergußschichtung sichtbar. Das ganze Gebiet scheint
nach Vetters ein altes Delta zu sein.
Schließlich wurde die frühere Angabe, daB an der Basis der
Leithakalktafel von Mannersdorf lockere Schotter mit Quarzgeröllen
und kristallinen Brocken auftreten, neuerdings bestätigt. Diese marinen
Schotter wurden vom Schweingraben (Vogelsangberg) bis zum Aarbach-
graben verfolgt.
In dem wenig aufgeschlossenen Gebiete zwischen Hof, Au,
Stotzing, wo dem kristallinen Grundgebirge kein Leithakalk ange-
lagert ist, wurden in den Tegeln, welche diese Bucht erfüllen, marine
Fossilien in der Nähe einer schon früher entdeckten Fundstelle süd-
östlich von Hof, an der Donnerskirchener Straße und bei der Durch-
rohrung der Felder ober Au gefunden. Hier überlagert den Tegel eine
ziemlich mächtige alluviale Torfschicht.
Die in der Fortsetzung der Steinbrüche bei der Edelmühle südlich
von Au gelegenen Brüche, sowie die kleinen Aufschlüsse östlich
der Straße nach Hof zeigen einen aus Detritus regenerierten
Nulliporenkalk mit Tegelzwischenlagen, welcher größtenteils der sar-
matischen Stufe angehören dürfte.
Den Untergrund der mit Humus stark bedeckten Felder ns ähen
dem Gebirge und der Leitha bilden Tegel und untergeordnet feine
Sande der pontischen Stufe. Auf mehreren der terrassenförmigen
Hügelzüge sind noch Reste einer pontischen Schotterbedeckung er-
halten (Pirschleiten, Überlandäcker, „In den Greinern“ bei Au usw.)
Im Gebiete westlich der Leitha wurde erst eine kleinere Anzahl von
Begehungen vorgenommen. Diluviale Flußschotter, unter denen Alpen-
kalkgerölle überwiegen, nehmen den ganzen Raum von der Karten-
srenze bis zum Alluvialstreifen an der Leitha ein. Es ist dies der
östliche Rand der Steinfeldschotter, die Gerölle sind meist klein
und überschreiten selten Nußgröße.
Die V. Sektion, die wie gewöhnlich in den Küstengebieten be-
schäftigt war, bestand aus dem Chefgeologen v. Bukowski und den
Sektionsgeologen v. Kerner, Schubert und Waagen, wobei zu
bemerken ist, daß sowohl Dr. v. Kerner wie Dr. Schubert nur
einen Teil ihrer Aufnahmszeit in dem der Sektion zugewiesenen
Gebiete verbrachten, insofern dieselben, wie schon früher angedeutet
wurde, zeitweilig anderen Sektionen zugeteilt waren.
Chefgeologe G. v. Bukowski war heuer nur drei Wochen mit
geologischen Aufnahmsarbeiten beschäftigt. Während dieser Zeit be-
suchte er die Insel Lissa und unternahm dort etliche der ersten
geologischen Orientierung dienende Touren. Gesundheitsrücksichten
nötigten ihn leider seine Reise abzubrechen.
Sektionsgeologe Dr. Fritz v. Kerner brachte die Aufnahme
des Blattes Sinj—Spalato zu vollständigem Abschlusse. Die Arbeiten,
welche zur Vollendung des Blattes noch nötig waren, betrafen das
Mittelstück der Mosed planina, das Gebiet der Kamesnica in der
Prologkette und das Polje von Dizmo einschließlich seiner gebirgigen
99 Verhandlungen. Nr’4
Umrahmung. Hierzu kamen noch Ergänzungstouren in den südlichen
Vorbergen der Svilaja und in der weiteren Umgebung Spalatos. Über
die gewonnenen Ergebnisse liegt bereits ein längerer Reisebericht
vor. (Verhandl. 1909, Nr. 11.)
Dr. Richard Schubert kartierte in der zweiten Hälfte Sep-
tember und im Oktober einen großen Teil der Südwestsektion des
Blattes Knin—Ervenik und das Quellgebiet der Kerka (des Kerlic-
baches). Die Südwestecke des Kartenblattes Knin besteht zum
größten Teil aus Gesteinen der Prominaschichten und entspricht
stratigraphisch und tektonisch den angrenzenden Gebieten der Blätter
Novigrad— Benkovae und Kistanje— Drnis. Bemerkenswert
ist jedoch der Verlauf der Nordostgrenze des Verbreitungsgebietes
der Prominaschichten, welche in der Gegend von Mokropolje starke
Störungen erkennen läßt und bis an die Senke von Mokropolje reicht.
Diese wie auch jene von Radutic ist von besonderem Interesse durch
das Vorhandensein von Alveolinenkalk, welcher die erwähnten Poljen
der Länge nach durchzieht.
Das Quelltal der Kerka (Kercic) durchschneidet der Länge nach
einen Aufbruch von obertriadischen Dolomiten, welche ringsum von
teils fossilleeren, teils fossilerfüllten Liasschichten und darüber von
höheren Juraschichten (Kalken und Dolomiten) überlagert werden. In
diesen letzteren konnte zwischen Mirkovic stan und Sinobad stan
(der Spezialkarte) nochmals ein Aufbruch fossilreicher Lithiotisschichten
beobachtet werden.
Sektionsgeologe Dr. Lukas Waagen begab sich im abgelaufenem
Jahre zuerst nach Lussinpieccolo um von dort aus die Inseln Unie,
Canidole und Sansego sowie einige Scoglien im Bereich des Karten-
Kartenblattes Zone 27, Kol. X zu untersuchen und zu kartieren. Da
jedoch das stürmische Wetter häufig den Besuch der verschiedenen
Eilande unmöglich machte, so mußte die Arbeit für dieses Jahr un-
beendigt abgebrochen werden.
Die übrige Zeit wurde zur Fortsetzung der Aufnahmen im
Kartenblatte Mitterburg und Fianona (Zone 25, Kol. X) ver-
wendet und die Kartierung der NW- und SW-Sektion nahezu voll-
endet. Eine Horizontierung der Kreidekalke war trotz aller Be-
mühungen nicht durchführbar und kann auch leider von den im
nächsten Jahre fortzusetzenden Studien kaum erwartet werden. Eine
spezielle Untersuchung erfordert die unterirdische Entwässerung des
ganzen Gebietes. Es wurden bisher eine ganze Reihe darauf bezüglicher
Daten gesammelt, die es zum Beispiel wahrscheinlich erscheinen
lassen, daß das Wasser der Foiba nicht allein, wie es allgemein an-
genommen wird, im Canale di Leme wieder zum Vorschein komme,
sondern mindestens zum Teile auch in einer mächtigen Quelle bei
Fontane, nördlich des Canale di Leme und südlich von Parenzo zu-
tage tritt. Interessant ist es auch, daß bei Galesano, nördlich von
Pola, eine sehr ausgiebige Quelle entdeckt wurde, welche zur Wasser-
versorgung der Brionischen Inseln und später auch eines Teiles von
Pola herangezogen werden soll. Das Infiltrationsgebiet dieser Quelle
konnte jedoch bisher noch nicht abgegrenzt werden.
1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 93
Wie gewöhnlich gebe ich auch diesmal im Anschluß an die
Mitteilungen über unsere Aufnahmstätigkeit einige Angaben über die
von anderer Seite speziell in Böhmen und Galizien während des
Berichtsjahres ausgeführten Arbeiten.
Das Komitee fürLandesdurchforschung von Böhmen
setzte, wie ich einer gefälligen Zuschrift von Prof. Fritsch entnehme,
seine Arbeiten besonders in paläontologischer Hinsicht fort. Doch
wurden auch einige Exkursionen unternommen. So untersuchte Prof.
Dr. Ant. Fritsch selbst die Gegend von Kojetitz, wo auf dem Plateau
zwischen Cakovice und Neratovie in den Spalten des Kieselschiefers
Brauneisensteine mit zahlreichen Petrefakten der cenomanen Korycaner
Schichten nachgewiesen wurden. Die diluviale Decke dieser silurischen
Felsen bietet sehr interessante Verhältnisse dar, indem unter der
Ackerkrume eine braune Erde liest, die zahlreiche scharfkantige
Stücke von Kieselschiefer und Gerölle des Quarzits der Etage Dds
mit Scolitus linearis enthält.
Am Fuße des Kozakenberges bei Turnau wurden die Korycaner
Schichten genauer untersucht und eine neue Gervillia, dann Trigonia
und Ammonites cenomanensis gefunden.
Die neuen Reste des Jserosaurus litoralis ermöglichten die
Restauration des Schulter- und Beckengürtels, welche im 2. Band der
Miscellanea palaeontologica, der im nächsten Jahre er-
scheinen wird, zur Publikation gelangen werden.
Museumassistent Brabenec veröffentlichte den ersten Teil der
Monographie der tertiären Pflanzen Böhmens.
Das Museum erwarb die Originale der Woldrichschen
Sammlung von Sudalovie und sind dieselben bereits wohlgeordnet
ausgestellt.
Dr. Perner beschäftigte sich fortdauernd mit seiner Arbeit
über die. Gastropoden des Barrandschen Werkes und hofft im Jahre
1910 dieselbe zu vollenden.
Dr. Edwin Bayer bearbeitete die neuen Pflanzenreste der
Perucer Schichten und wird das Werk binnen kurzem erscheinen.
Bezüglich sonstiger in Böhmen ausgeführter Arbeiten erfahre
ich durch Professor Dr. J. E. Hibsch, daß derselbe während des
Jahres 1909 das Manuskript für das Blatt Wernstadt der geologischen
Karte des böhmischen Mittelgebirges vollendet und in Druck gegeben
hat. Auch das Manuskript für den Erläuterungstext zu diesem Karten-
blatte ist für die Drucklegung vorbereitet worden. Die Aufnahms-
arbeiten für das Blatt Leitmeritz der genannten Karte sind im ver-
flossenen Jahre bis auf einige notwendige Revisionsarbeiten zum Ab-
schlusse gelangt. An der Aufnahme des südlichen Teiles von Blatt
Leitmeritz, welcher vorwiegend aus Gliedern der oberen Kreide-
formation besteht, beteiligte sich auch Herr Dr. F. Seemann,
während der übrige Teil des Blattes durch Prof. Dr. J. Hibsch
_ aufgenommen wurde. Auch die Feldarbeiten auf dem Blatte Salesel
der genannten Karte sind im Laufe des Jahres 1909 von Herrn
Professor Dr. G. Irgang gefördert worden
94 Verhandlungen. Na
Endlich kann ich hier noch mit Befriedigung verzeichnen, daß
nach einer mir gewordenen Information die mineralogisch-geologische
Abteilung des städtischen Museums in Aussig unter der Leitung des
Herrn Dr. F. Seemann eine sehr erfreuliche Entwicklung aufzu-
weisen hat.
Uber die Tätigkeit unserer galizischen Fachgenossen bin ich
auf Grund verschiedener Zuschriften in der Lage zu berichten.
Zunächst entnehme ich einer Mitteilung meines geehrten Freundes
Hofrat Felix Kreutz die folgenden Angaben über die von den
Herren Morozewicz, KuZniar, Limanowski, Pawlica, Steph.
Kreutz, Rozen, Szajnocha, Grzybowski, Woöjcık, zuız
dzewski und Wisniowski ausgeführten oder in Angriff genom-
menen Arbeiten.
Prof. J. Morozewicz und die Herren Pawlica, Dr. Kuäniar,
Dr. Limanowski widmeten sich speziellen Untersuchungen im Tatra-
gebirge, namentlich im polnischen Teile dieses Gebirges. Ersterer
untersuchte vorzüglich den kristallinischen Kern, Dr. Limanowski
die tektonischen Verhältnisse der nächsten Umgebung des Giewont.
Am südlichen Abhang des Giewont beobachtete er sehr ausgewalzte
Triasschichten, eingepreßt in den Umbug der Jurabildungen des
Giewont und den etwas rückwärts zurückgebliebenen, aus permischen
Sandsteinen und Gneis bestehenden Kern des Umbugs. Dieser Gneis
zieht sich, was neu und sehr bemerkenswert erscheint, in einem
schmalen Streifen bis Polana Kondratowa, wo der Jura schon der
Randserie der Giewontfalte angehört; die fernere Untersuchung von
Myslenicka Skalka u. s. w. ergab, daß die Grenze zwischen der
Giewontfazies (hochtatrisch) und der subtatrischen um zirka 1 km
weiter nördlich als angenommen war, liege. Ferner befaßte sich der
Genannte mit den Jura- und Kreidebildungen der Hala Krölowa und
der Hala Stawöw gasienicowych, sowie mit der Stratigraphie der Kalke
der Czerwone Wierchy.
Herr Pawlica untersuchte turmalinführende Pegmatitgänge an
der Czuba Goryczkowa und in deren Nähe. Die Durchforschung
des Gebietes ergab, daß der Turmalin viel häufiger und weiter ver-
breitet ist als es bekannt war, namentlich führen ihn reichlich die
Pegmatitgänge der Dolina Sucha neben der Czuba Goryezkowa und
der Kata Goryczkowa, am reichlichsten findet sich der Turmalin auf
der Ostseite des Kasprowy Wierch und in der Nähe dieser Lokalität.
Das für die genetische Deutung wichtige Vorkommen von Turmalin
verleiht der ganzen kristallinischen Insel Kopa Kondraska—Czuba
Goryezkowa—Kasprowy Wierch eine besondere Physiognomie.
Die Begehung der südwestlichen Tatra durch Prof. Morozewicz
mit Dr. KuZniar und Dr. Limanowski westlich von Zubrzee bis
Groß-Bobrowiec und von Hradek bis Koscielisko ergab, daß Gneis
und kristallinischer Schiefer überall tiefer liegen als der Granit, der
auf ihnen, höhere Berggipfel bildend, schwimmt. Im oberen Teil des
Jelowiectales ist nördliches Einfallen des Gneises unter den Granit
deutlich zu sehen.
1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 95
Die Serie der Gneise besteht mindestens aus drei Gebilden:
Biotitgneis, Glimmerschiefer und Serizitschiefer. Behufs Orientierung
und Sammlung von Material zur vergleichenden Behandlung des
kristallinischen Tatrakernes vom magmatischen Standpunkte bereiste
noch Prof. Morozewicz mit Dr. Steph. Kreutz und Dr. Lima-
nowski die kristallinischen Karpatheninseln am Südrande der Kar-
pathen, von den Kleinen Karpathen bis zum Tatrastock und über-
zeugte sich dabei, daß diese kristallinischen Kerne beim Vorschreiten
von S nach N dem Tatrakern allmählich auffällig petrographisch
ähnlich werden, so daß die Granite von Klein-Tatra mit dem Tatra-
sranit identisch erscheinen.
Dr. Rozen setzte die Untersuchungen der schlesisch-mährischen
Teschenite fort, namentlich bei Neu- und Alt-Staritsch, Lothrinkowitz
und beim großen Lakkolithen zwischen Fritschowitz und Trvawka. In
Alt-Staric ist ein neuer Teschenitbruch (Diabastypus) im Betrieb
und am Sowinec westlich von der Kirche von Frytowice ist der
theralitische Typus gut vertreten. Er sammelte auch Handstücke aus
allen Teschenitentblößungen längs des Ostrawicaflusses, wie bei Lubno,
PrZno, Milowitz, Rzepischtz bei Paskau. Besondere Aufmerksamkeit
wurde den Basaltvorkommen bei Polnisch-Ostrau gewidmet.
Endlich wurden noch im Zusammenhang mit den Tuffen von
Filipowice, in welchen Dr. Rozen den merkwürdigen Verwitterungs-
prozeß (Kalifikation) der alten Krakauer Laven studiert und bereits
beschrieben hat, noch andere Krakauer Tuffe in der Gegend von
Psary zwischen Nowa Göra und Trzebinia untersucht.
Prof. Grzybowski sowie die Herren Dr. Wöjeik und Ry-
dzewski waren mit Untersuchungen und Sammlung von Material zu
einer Monographie des Krakauer Kohlenbeckens beschäftigt. In Fort-
setzung und Erweiterung der veröffentlichten monographischen Bear-
beitung von Boryslaw untersuchte Prof. Grzybowski mit Herrn
Weigner das Erdölterrain in Tustanowice.
Prof. Szajnocha befaßte sich mit der Untersuchung der
subkarpathischen Salzformation speziell zwischen Truskawiec und
Drohobyez in zwei Durchschnitten. Die Schichten, welche hier beim
Streichen h 8—10 konkordant nach N einfallen, gehören je nördlicher
desto jüngeren, je südlicher desto älteren Niveaus an. Die drei
Salzlager in Pomiarki, Stebnik und Drohobyez stellen demnach ver-
schiedene Phasen in der Bildung der Salzlager dieser Gegend vor.
Den älteren dieser Schichtkomplexe wird das oligocäne Alter zu-
geschrieben und erst das Salzlager von Drohobycz kann vielleicht
nach dieser neuen Auffassung dem Untermiocän angehören.
Prof. Wisniowski beschäftigte sich mit der Untersuchung der
wolhynischen Kreide, wobei er zu dem Ergebnis gelangte, daß die
Kreidemergel in dem Woroniaki genannten Hügelzuge zwischen
ÖOlesko und Podhorce wenigstens in den oberen Horizonten der
Quadratenkreide (mit Act. quadratus) angehören, während in den
nördlich davon, zirka 100 m tiefer liegenden Ortschaften an der Bahn-
linie Lemberg—Brody das Vorkommen der untersten Granulatenkreide
(mit Act. verus) beobachtet wurde.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910, Nr. 1. Verhandlungen, 4
96 Verhandlungen. Nr.’
Außer den oben vorgebrachten Daten übermittelte mir Hofrat
Kreutz noch eine Anzahl Angaben, welche aus dem unter der
Leitung des Herrn Professor Rudolf Zuber stehenden geologisch-
paläontologischen Institut der Universität Lemberg stammen und die
ich hier unverkürzt wiedergeben will.
Die Herren Dr. W. Rogala und Dr. J. Nowak arbeiteten
weiter an der Stratigraphie und Paläontologie der polnischen Kreide,
wobei sie ihre Arbeiten im Felde über die galizischen Grenzen hinaus
auf das Königreich Polen und Russisch-Podolien ausdehnten. Es
wurden reiche Materialien gesammelt und als erste Bearbeitungs-
resultate im Jahre 1909 folgende Arbeiten publiziert:
Dr. Rogala, Uber die Stratigraphie der Kreidebildungen von Po-
dolien. Kosmos (Lemberg), Bd. XXXIV.
— Über einige Lamellibranchen aus dem Lemberg-Nagorzanyer Senon.
Sitzungsber. d. Akad. d. Wiss. Krakau.
Dr. Nowak, Gliederung der oberen Kreide in der Umgebung von
Haliez. Kosmos (Lemberg), Bd. XXXIV.
— Beitrag zur Kenntnis der oberen Kreide im Königreich Polen.
Bull. de l’Acad. de Sciences, Cracovie 1909.
Auf die Karpathenforschung bezogen sich folgende Arbeiten:
R. Zuber, Beiträge zur Stratigraphie und Tektonik der Karpathen.
— Tithonklippe in Kruhel wielki bei Przemysl.
Dr. Nowak, Uber einige Cephalopoden und den Charakter der
Fauna aus dem karpathischen Campanien.
Dr. Rogala, Beiträge zur Kenntnis der obersenonen Fauna der
Karpathen.
Dr. J. Rychlicki, Beitrag zur Kenntnis der Fischfauna aus den
karpathischen Menilitschiefern.
(Alle obigen 5 Karpathenarbeiten in Kosmos, Bd. XXXIV.)
Der polnische Naturforscherverein „Kopernieus“ widmete Herrn
Hofrat Prof. Dr. J. Niedäwiedzki eine besondere Lieferung seiner
Vereinszeitschrift „Kosmos“ von 316 Druckseiten mit zahlreichen
Abbildungen und Tafeln, wo 25 mineralogische und geologische Ar-
beiten Platz gefunden haben. Die Mitarbeiter des geologischen
Universitätsinstituts nahmen regen Anteil an dieser Veröffentlichung
und außer den oben aufgezählten karpathischen Abhandlungen sind
noch folgende drei in einem gewissen Zusammenhange mit der
Institutsleitung, obwohl ganz selbständig verfaßt worden:
Prof. Dr. M. v. Smoluchowski, Einige Bemerkungen über die
physikalischen Grundlagen der Theorien der Gebirgsbildung.
Dr. J. Tokarski, Beitrag zur Kenntnis der losen Gipskristalle aus
Dobrzyn an der Weichsel.
Prof. Dr. M. Raciborski, Rhizodendron in den senonen Mergeln
der Umgebung von Lemberg.
Im Institut entstand schließlich die Abhandlung:
Dr. J. Rychlicki, Beitrag zur Geologie der erdölführenden Schichten
von Grozny. Kosmos, Bd. XXXIV.
|
1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 97
Ganz außerhalb der Institutsleitung wurden ferner veröffentlicht:
Prof. Dr. J. v. Siemiradzki, Geologie der polnischen Länder.
Bd. II (Kreide-Diluvium). Gräfl. Dzieduszyckisches Museum,
Lemberg 1909.
— Devonische Fauna der Umgebung von Kielce. Bull. de l’Acad.
des sciences, Krakau 1909.
— L. Zeiszners Sammlungen aus dem Kielcer Devon. Ber. der
Physiogr. Kommission, Krakau 1909.
Hieran schließe ich auf Grund direkter Information noch die
folgenden Mitteilungen:
Dr. W. Ritter v. Lozinski hat eine glazialgeologische Studien-
reise in die russischen Gouvernements Radom und Kielce unter-
nommen; über die Ergebnisse dieser Rufe sind folgende vorläufige
Mitteilungen erschienen:
1. Das Sandomierz—Opatower Lößplateau. Globus. Bd. 96, 1909.
2. Der diluviale Nunatak des polnischen Mittelgebirges. Monats-
bericht d. Deutsch. Geol. Ges. 1909.
Außerdem hat derselbe seine Untersuchungen im Gebiete der
nordischen Vereisung Galiziens weiter geführt und wird ihre Be-
arbeitung als Fortsetzung seiner „Quartärstudien* im Jahrb. d. k. k.
geol. R.-A. 1910 veröffentlichen.
Herr Dr. Friedberg hat seine Studien im Bereich des
galizischen Tertiärs fortgesetzt. Er hat uns einen Aufsatz eingesendet,
der einen Teil der betreffenden Ergebnisse betrifft und in nächster
Zeit zum Druck gelangen soll.
Reisen und Untersuchungen in besonderer Mission.
Für diesen Abschnitt meiner Ausführungen bin ich diesmal nicht
in der Lage, von mir selbst viel zu berichten. Wenn ich von einer
Reise absehe, auf der ich Herrn Dr. Ohnesorge und Herrn Chef-
geologen Dr. Geyer in ihren Aufnahmsgebieten besuchte, so kann
ich nur hervorheben, daß meine bereits in dem Berichte für 1908
erwähnte Intervention in der Frage der Wasserversorgung von Lunden-
bung noch fortdauert. Die Vorarbeiten für die Lösung dieser Frage
‚konnten noch nicht abgeschlossen werden, da sich gezeigt hat, dab
der Stadt zwar größere Wassermengen eventuell zur Verfügung
stehen, daß aber die Beschaffung eines für Trinkzwecke völlig ein-
wandfreien und namentlich auch nicht zu harten Wassers in ausreichen
den Quantitäten sehr schwierig ist. Schließlich wird man sich freilich
den gegebenen Verhältnissen anpassen müssen.
Um nun auf die hierher gehörige Tätigkeit anderer Mitglieder
unserer Anstalt überzugehen, so entnehme ich zunächst einem Bericht
. des Herrn Chefgeologen G. Geyer, daß derselbe bei einer von der
k. K. Bezirkshauptmannschaft Liezen in Steiermark einberufenen
Kommission zur Feststellung der Verhältnisse im Wolfsgraben bei
Trieben intervenierte, und zwar im Hinblick auf die dort geplanten
4*
23 Verhandlungen. Nr. 1
Wasserkraftanlagen. Auch erstattete derselbe ein Gutachten über die
Frage der Verlegung einer dort befindlichen, durch Rutschungen
bedroht gewesenen Fahrstraße. Überdies beteiligte sich Herr Geyer
an den im Zuge befindlichen, die Wasserversorgung von Oberholla-
brunn betreffenden Studien ; ferner wurde derselbe von den Wiener
Städtischen Elektrizitätswerken zur Beurteilung einiger Stauprojekte
im Ennsgebiet bei Großreifling herangezogen.
Chefgeologe Prof. A. Rosiwal führte die Begutachtung der
für den Abbau zur Zementfabrikation vorhandenen Materialquantitäten
eines Kalkvorkommens in Grügau bei Olmütz aus; ferner die
technische Qualitätsprüfung zweier Schottersorten (Pikrite) für den
Bezirksstraßenausschuß von Freiberg in Mähren. Außerdem gab
derselbe Geologe ein Gutachten über die Quantität, Qualität und das
einzuleitende Abbauverfahren eines Serpentinvorkommens in Hoster-
litz bei Mährisch-Schönberg ab.
Die im Jahre 1908 auf den Rat Dr. Dregers vorgenommene
Tiefbohrung in Liesing wurde im März 1909 bei einer Tiefe von
250m, ohne die sarmatischen Schichten durchstoßen zu haben, mit
günstigem Erfolge beendet. Ein weniger befriedigendes Ergebnis
hatte eine 128m tiefe Bohrung auf Trinkwasser in Vösendorf, N. -Ö,,
wo man ungünstige Verhältnisse angetroffen hatte, aber nach Ansicht
des Experten die Hoffnung nicht hätte aufgeben sollen, in größerer
Tiefe eine reichlichere Wasserader aufzufinden.
Zur Ergänzung der Nutzwasserleitung des Schlosses Marienhof,
NO von Klagenfurt, empfahl Dr. Dreger in einem Tale des Maria-
Saaler Berges zwei kleine Sperren einzubauen, um so beständig den
nötigen Zufluß zu erhalten, während sich bei dem gegenwärtig dort
üblichen Drainageverfahren nur nach ergiebigen Regengüssen oder
bei der Schneeschmelze reichliche Wassermengen zeigen.
Auch der Marktgemeinde Perchtoldsdorf bei Wien, deren
Wasserleitung ebenfalls zu wenig ergiebig ist, wurden durch
Dr. Dreger Vorschläge zur Erhöhung des betreffenden Wasser-
zuflusses gemacht.
Geologe Dr. Fritz v. Kerner hatte über das Projekt einer
Tiefbohrung auf Wasser bei Traü in Dalmatien ein geologisches Urteil
abzugeben und erstattete ein ausführliches Gutachten über die Ge-
fährdung eines Pumpbrunnens bei Reit durch die für eine geplante
elektrische Kraftanlage in Aussicht genommene Ableitung der Saalach
aus ihrem Bette auf der Strecke von Lofer bis Unken.
Im Anschluß an die von mir bereits am Eingange dieses Berichtes
erwähnte agrogeologische Konferenz in Budapest fand eine von den
dortigen Geologen veranstaltete Exkursion in das Alföld statt, an
welcher sich Dr. Kossmat beteiligte.
Auch einige praktische Aufgaben traten an diesen Ge9logen
heran. So wurde derselbe in der Angelegenheit der Wasserversor-
gung von St. Andrä vor dem Hagentale und in der Frage der Fried-
hoferweiterung für den Ort St. Veit a. d. Triesting zu Rate gezogen.
Außerdem ist der Genannte vom Landesgerichte Laibach als
Sachverständiger in einer Entschädigungsklage gegen das Eisenbahn-
ärar (anläßlich einer Entgleisung bei Jauerburg) berufen worden. Für
1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 29
die k. k. Eisenbahnbaudirektion erstattete derselbe ferner
ein Gutachten über den Einfluß einer projektierten Wasserkraftänlage
im Naßfelde bei Böckstein auf die bergmännischen Aufschlubarbeiten
im Siglitzer Erzgangrevier.
Dr. K. Hinterlechner hatte sich im Frühjahre betreffs eines
Graphitbaues vom geologischen Standpunkte zu äußern. Im Sommer
studierte er dann die Wasserversorgungsfrage der Stadt Kutten-
berg und schließlich hatte er noch ein Magnetitvorkommen in seinem
Aufnahmsgebiete zu begutachten.
Dr. Richard Schubert wurde in verschiedenen Wasserangelegen-
heiten befragt, so vom Bürgermeisteramt der Israelitenstadt Nikolsburg,
von der Gemeindevertretung in Müglitz und von der Firma Moor & Co.
in Josefstal. Er wurde ferner auch heuer während seiner Aufnahms-
tätigkeit in Dalmatien wieder mehrfach um Auskünfte über nutzbare
Mineralien und Gesteine angegangen.
Dr. Waagen wurde von der Perlmooser Aktiengesellschaft als
Experte nach Budapest berufen um ein Gutachten über Zementmergel
und Kalke bei Budaörs und Törökbalint abzugeben, und weiters wurde
derselbe anläßlich von Kohlenschürfungen bei Lupoglava in Istrien
zu Rate gezogen.
Dr. W. Hammer erstattete in Gemeinschaft mit Prof. Redlich
(Leoben) ein Gutachten über das Vorkommen von Magnesit am Zum-
panell und am Stiereck im Suldental für dieVeitscher Magnesitgesellschaft.
Über Auftrag der k. k. Eisenbahnbaudirektion Wien arbeitete
Dr..-O. Ampferer für die geplanten Anlagen von elektrischen Kraft-
werken am Faggenbach (bei Prutz), an der “Ötztaler Ache (bei Station
Ötztal), an der Großache (bei Kössen), an der Salzach (bei Lend-Gastein),
am Naßfeld (bei Böckstein) und an der Großarlerache (bei St. Johann),
im Pongau, geologische Gutachten aus, denen jeweils Karten und Profile
im Maße 1:12.500 beigefügt wurden.
berdies war derselbe bezüglich der Projekte von elektrischen
Kraftwerken am Sulzbach (bei Thüringen), an der Salzach (bei Lend-
Gastein) sowie an der Großarlerache (bei St. Johann) den betreffen-
den Kommissionsverhandlungen als geologischer Sachverständiger bei-
gezogen worden.
Auf Veranlassung der Bezirkshauptmannschaft Freistadt wurde
von Herrn Dr. W. Petrascheck ein als Rutschterrain bezeichneter
Baugrund im Kohlenrevier besichtigt. Im Sommer hatte derselbe für
den Wiener Bankverein ein Kohlenterrain unweit Friedau in Steier-
mark zu untersuchen. Außerdem arbeitete er auch für die Gemeinde
Wien ein Gutachten in einer Kohlenfrage aus.
Schließlich mag noch erwähnt werden, daß Dr. Petrascheck
auch an der diesjährigen Versammlung der Deutschen Geologischen
Gesellschaft in Hamburg teilnahm.
Dr. G. B. Trener wurde von der Bauunternehmung des
Wasserreservoirs der neuen Hochquellenleitung der Stadt Wien im
XIX. Bezirk an der Baader-Wiese als geologischer Experte zu
Rate gezogen. Er hatte ferner Gelegenheit, sich mit den von ihm
schon früher einmal untersuchten Barytvorkommnissen von Trient
nochmals zu beschäftigen.
30 Verhandlungen. Nr. 1
Sektionsgeologe Dr. Theodor Ohnesorge erstattete ein Gut-
achten über die für die weitere Zukunft noch bestehenden Aussichten
auf Graphitgewinnung zwischen Brunn am Walde und Moritzreith bei
Reisling im niederösterreichischen Waldviertel.
Dr. Hermann Vetters, der zu diesem Zwecke eine Unterstützung
von seiten des Ministeriums für Kultus und Unterricht erhalten hatte,
verbrachte im Frühjahre einen Monat an der k. k. zoologischen Station
in Triest behufs vergleichender Studien an der rezenten Meeresfauna
und nahm an dem diesjährigen, von dieser Station abgehaltenen Oster-
kurs teil.
Im Monate August verbrachte der Genannte einige Zeit in Ober-
ungarn, um die mit Subvention der kais. Akademie der Wissenschaften
von ihm seinerzeit im Zjargebirge durchgeführten geologischen Studien
in der Mala Magura fortzusetzen.
Außerdem bereiste Dr. Hermann Vetters im Privatauftrage noch
das obere Neutrabecken und gab ein Gutachten über einige Braun-
kohlenvorkommen daselbst ab.
Dr. Urban Schloenbach-Reisestipendienstiftung.
Aus dieser Stiftung wurden im abgelaufenen Jahre zwei Stipendien
verteilt, von denen eines Herrn Dr. Ampferer, das andere dem
Volontär Herrn Dr. Götzinger zufiel. Herr Dr. Ampferer hat
im bayrischen Gebiet der Allgäuer Alpen eine Studie im Interesse
des von ihm geplanten und in diesen Berichten bereits besprochenen
Alpenquerschnittes begonnen, während Herr Dr. Götzinger im
österreichisch-preußischen Grenzgebiet vergleichende Untersuchungen
über die Entwicklung der jüngeren, insbesondere der glazialen Bil-
dungen vornahm, welche sich nördlich von den Beskiden ausbreiten.
Arbeiten im chemischen Laboratorium.
Wie alljährlich wurden auch heuer wieder in unserem chemischen
Laboratorium zahlreiche Untersuchungen von Kohlen, Erzen, Gesteinen
etc. ausgeführt, und zwar teils für Amter, teils für Privatpersonen, die
sich an die Anstalt gewendet hatten. Es wurden für solche Parteien
283 Proben untersucht, welche sich auf 179 Einsender verteilten,
wobei von 177 Einsendern die entsprechenden amtlichen Taxen ein-
gehoben wurden.
Die zur chemischen Untersuchung gelangten Proben waren:
73 Kohlen, von welchen die Elementaranalyse nebst der Berthierschen
Probe, und 71 Kohlen, von welchen nur die Berthiersche Probe nebst
Wasser- und Aschenbestimmung durchgeführt wurde, ferner 13 Graphite,
96 Erze, 4 Kalke, 7 Magnesite, 2 Mergel, 3 Tone, 5 Gesteine, 1 Beauxit,
2 Wässer, 3 Mineralien und 3 diverse Materialien.
Uber die in den Jahren 1906, 1907 und 1908 durchgeführten
technischen Untersuchungen wird demnächst eine Zusammenstellung
in dem Jahrbuch der Anstalt erscheinen.
1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 31
Die Durchführung dieser Arbeiten für Parteien nahm die Zeit
unserer Herren Chemiker wie immer größtenteils in Anspruch. Was
von Untersuchungen für speziell wissenschaftliche Zwecke vorgenommen
wurde, sei in Folgendem erwähnt.
Der Vorstand des chemischen Laboratoriums, Herr Regierungs-
rat C. v. John, beendete seine Arbeiten über die chemische Be-
schaffenheit der Gesteine aus der Umgebung von Ransko in Mähren,
die aus dem Aufnahmsgebiet Dr. K. Hinterlechners stammen.
Eine gemeinsam mit dem genannten Geologen verfaßte Arbeit, die
schon in dem vorjährigen Bericht (pag. 31) erwähnt wurde, ist in
unserem Jahrbuch inzwischen erschienen.
“ Herr v. John vollendete ferner die chemische Untersuchung
der Amphibolite aus den Quarzphyllitgebieten Tirols. Diese Gesteine
wurden ihm von Herrn Dr. Th. Ohnesorge übergeben. Mit letzterem
zusammen wird nun eine Arbeit für unser Jahrbuch vorbereitet.
Endlich begann und vollendete John die chemische Untersuchung
von Augengneisen und einigen mit denselben in Verbindung stehenden
granitischen und tonalitischen Gesteinen aus dem oberen Vintschgau.
Diese Gesteine stammen aus dem Aufnahmsgebiet des Herrn Dr. Hammer.
Eine gemeinschaftliche Arbeit mit Dr. W. Hammer über diese
Gesteine befindet sich momentan in Druck. Bei all diesen chemischen
Arbeiten wurde die chemisch-prozentische Zusammensetzung nach den
Methoden von Osann umgerechnet und konnten graphische Dar-
stellungen gegeben werden.
Der zweite Chemiker unseres Laboratoriums, Herr C. F. Eich-
leiter, untersuchte einen eisenhältigen Dolomit aus dem Truna-Graben
im Gschnitztal in Tirol, welchen Herr Dr. F. v. Kerner von seinen
dortigen geologischen Aufnahmen mitgebracht hatte, ferner einen Torf
vom Thoner Moos bei Völkermarkt in Kärnten, sowie einen Ocker
derselben Lokalität in bezug auf die Genesis des letzteren.
Weiters untersuchte der Genannte eine Reihe von 17 Karbonat-
gesteinen aus verschiedenen Gegenden Dalmatiens, welche von den
Herren Dr. F. v. Kerner und Dr. R. J. Schubert bei den
geologischen Aufnahmen gesammelt wurden und schließlich ein Eisen-
erz von Cafa Kopristit bei Rethi Vukotes in Nordalbanien, sowie eine
Bleischlacke von Kaftali Merdita in Nordalbanien, welehe vermutlich
aus der Römerzeit herrührt und ebenso wie das obenerwähnte Eisenerz
von Dr. Franz Baron Nopesa im Jahre 1907 gesammelt wurde.
Herr Volontär ©. Hackl, welcher im heurigen Frühjahre
(vergl. oben pag. 2) in unser chemisches Laboratorium eintrat, befaßte
sich neben den amtlichen Arbeiten mit dem Studium einer neuen
anorganisch-analytischen Trennungsmethode.
Chefgeologe Professor A. Rosiwal setzte auch in diesem Jahre
seine Untersuchungen über die Zermalmungsfestigkeit der
Mineralien und Gesteine fort, insbesondere mit der Absicht, die
Extremwerte dieser Festigkeitsgrößen festzustellen. Es gelang dies
bei den als Repräsentanten der größten Zähigkeit geltenden Mineralen
Jadeit und Nephrit, sowie unter den Metallen auch beim Roheisen,
worüber Herr Rosiwal in der Sitzung vom 21. Dezember vorigen
Jahres berichtet hat.
39 Verhandlungen. Nr. 1
Druckschriften und geologische Karten.
Zu dem Berichte über die von uns herausgegebenen Druck-
schriften übergehend kann ich zunächst mitteilen, daß für die Ab-
handlungen 2 Hefte in Vorbereitung sind, und zwar:
Dr. M. Salopek, Über die Cephalopodenfaunen der mittleren Trias
von Süddalmatien und Montenegro. Mit 3 Tafeln. Abh. Band XVI,
3. Heft, und
Prof. E. Koken, Heiligenkreuzer und Raibler Schichten in den Süd-
tiroler Dolomiten. Mit 6 Tafeln. Abh. Band XVI, 4. Heft.
Der XVI. Band unserer Abhandlungen wird mit diesen beiden
Publikationen zum Abschlusse gelangen, so daß von den älteren Bänden
der Gesamtserie nur noch der XIH. Band offen bleibt. Die beiden jüngsten
Bände, XX und XXI, werden noch fortgesetzt. Zur Fortsetzung der
Monographie des Adamello von Prof. W. Salomon, für welche der
XXI. Band reserviert wurde, wird in nächster Zeit schon Heft 2
dieses Bandes in Druck gelegt werden.
Von dem 59. Bande unseres Jahrbuches wurde im Mai das
erste, im August das zweite Heft ausgegeben. Die Ausgabe des
3. und 4. Heftes, welche als Doppelheft zusammengefaßt wurden,
steht unmittelbar bevor. Der Band wird bei einem Umfang von
754 Seiten von 23 Tafeln begleitet sein. Das erste Heft des 60. Bandes
unseres Jahrbuches ist bereits unter der Presse.
Von den Verhandlungen sind bis heute 15 Nummern er-
schienen. Diese und die in Vorbereitung befindlichen letzten Nummern
enthalten außer den Literaturreferaten Originalmitteilungen der Herren:
O. Ampferer, J. Blaas, R. W. Clark, F. Cornu, J. Dreger,
G. Geyer, D. Gorjanovidc-Kramberger, W. Hammer,
F.Hanus, A.Heinrich, C.Hlawatsch, G.Hradil, F.v.Kerner,
F. Kossmat, M. Kritz, M. Ogilvie-Gordon, Th. Ohnesorge,
W.Petrascheck, A. Rosiwal, Roth v. Telegd, A. Rzehak,
B! Sander,. R. J. Schuberß E. Tietze,' A. TılL 2 Touniz
Fi ’Trauth,:G. B. Trener 0. Vetters, A.:P. Youneesse
belizko. ö
In Nummer 17/18 der Verhandlungen wird ein von Dr. F. v.
Kerner zusammengestelltes Verzeichnis der im Jahre 1909 er-
schienenen Publikation paläontologischen, geologischen, mineralogischen
und montangeologischen Inhaltes, so weit dieselben auf OÖsterreich-
Ungarn bezug nehmen, veröffentlicht werden.
Von den Erläuterungen zur geologischen Spezial-
karte, von welchen bisher 27 Hefte vorlagen, gelangten eben weitere
2 Hefte zur Ausgabe, und zwar:
Erläuterungen zum BlatteNovigrad—Benkovac (Zone 29, Kol. XIII)
von Dr. R. J. Schubert (Kl.-8°, 26 Seiten) und
Erläuterungen zum Blatte Medak—Sv. Rok (Zone 28, Kol. XII)
von Dr. R. J. Schubert (KI.-8°, 32 Seiten).
1910 Jahressitzung am 25. Jänner, Dr. E. Tietze. 33
Im Druck befinden sich ferner:
Erläuterungen zum Blatte Deutschbrod (Zone 7, Kol. XIII) von
Dr. K. Hinterlechner,
Erläuterungen zum Blatte Bischoflack (Zone 21, Kol. X) von
Prof. Dr. F. Kossmat und
Erläuterungen zum Blatte Auspitz und Nikolsburg (Zone 10,
Kol. XV) von Prof. Dr. Othenio Abel.
Abhandlungen, Jahrbuch und Kartenerläuterungen
wurden wie bisher von Bergrat F. Teller, die Verhandlungen von
Dr. F. v. Kerner redigiert.
Außerhalb des Rahmens unserer Druckschriften wurden von
Mitgliedern der Anstalt noch folgende Arbeiten veröffentlicht:
Dr. ©. Ampferer, Über den geologischen Bau des Sulzeltales. Mit
2 Profilen. 16. Jahresber. d. Akadem. Alpenklubs, Innsbruck.
Dr. K. Hinterlechner, „Iz geologije.* Deutsch: Aus (dem Ge-
biete) der Geologie. Monatschrift „Slovan“, Laibach.
— „Praktika geologija.“ Deutsch: Praktische (Fragen aus der)
Geologie. Monatschrift „Slovenski trgovski vestnik“, Laibach.
Dr. F. v. Kerner, Die extremen thermischen Anomalien auf der
Nordhemisphäre und ihre Bedeutung für die Frage der geologischen
Polverschiebungen. — Schätzungen der mittleren Regenhöhe von
Südamerika. — Zur Kenntnis des jährlichen Temperaturganges
auf der Südhemisphäre. — Kombinierte diagraphische und karto-
graphische Darstellung der jährlichen Regenperiode. Meteoro-
logische Zeitschrift 1909, Oktober.
Dr. R. J. Schubert, Geologischer Führer durch Dalmatien. (Samm-
lung geol. Führer XIV, Verlag Gebr. Bornträger, Berlin 1909.
Seite 1—176, 1 Karte.)
— Geologija Dalmacjje, Zara 1909. (Geologie Dalmatiens in kroatischer
Sprache.) Seite 1—181, 4 Tafeln.
Dr. E. Tietze, Geologie und Gymnasium. Separatabdruck aus der
„Neuen Freien Presse“ vom 22. April 1909.
Dr. H. Vetters, Geologie’ des Zjargebirges und des angrenzenden
Teiles der Mala Magura in Oberungarn. Denkschriften d. Akad. d.
Wissenschaften., math.-nat. Kl., LXXXV. Bd.
— Geologisch-tektonische Übersichtskarte des Wiener Beckens und
seiner Randgebirge 1: 100.000. Osterr. Lehrmittelanstalt, Wien.
— Kleine Geologie Niederösterreichs. Lechner, Wien.
L. Waagen, Die Entwicklungslehre und die Tatsachen der Paläon-
tologie. München 1909.
L. Waagen unter Mitwirkung von J. vanBebber und P.Kreich-
gauer: Unsere Erde. Der Werdegang des Erdballs und seiner
Lebewelt, seine Beschaffenheit und seine Hüllen. 695 Seiten mit
715 Textabb., 56 Tafelbildern, Beilagen und Karten. München,
Allg. Verl.-Ges. 1909.
K. K. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 1, Verhandlungen. 5
34 Verhandlungen. Nr
J. V. Zelizko, Diluviale Fauna von Wolin in Südböhmen (Rozpravy
und Bulletin der II. Kl. der böhmischen Franz-Josefs-Akademie
der Wiss. in Prag, 1909).
— Pfedb£Znä zpräva o nekterych novych pteropodech starstho palaeo-
zoika sStrednich Oech. Vorläufiger Bericht über einige neue
Pteropoden des älteren Paläozoikums Mittelböhmens (VeStnik der
kgl. böhm. Gesellschaft der Wiss. in Prag 1909).
— Ze studijnf cesty po Morav&. Sbirky M. Krize, K. J. Masky
ad. Kniese. Aus einer Studienreise in Mähren. Sammlungen
M. Kriz’, K. J. MaSskas und J. Knies’ (Pravek, Zentralblatt
für Prähistorie und Anthropologie der böhm. Länder, Nr. 3—4,
Kojetein 1909).
— Zemeötfesenf v Kalabrii a na Sicilii v prosinei 1908. Das Erdbeben
von Kalabrien und Sizilien im Dezember 1908. (Casopis der böhm.
Touristen, Jahrg. XXI, Prag 1909).
Von unserem geologischen Kartenwerke, dessen Druck
im k. u. k. Militärgeographischen Institut durchgeführt wird, gelangt
soeben die IX. Lieferung zur Ausgabe. Dieselbe enthält die folgenden
acht Blätter:
Deutschbrod (Zone 7, Kol. XIII), aufgenommen von Dr. K. Hinter-
lechner.
Borgo—Fiera di Primiero (Zone 21, Kol. V), aufgenommen von
Dr22G. B. Trener.
Bischoflack (Zone 21, Kol. X), aufgenommen von Dr. F. Kossmat.
Carlopago—Jablanac (Zone 27, Kol. XII) österr. Anteil, auf-
genommen von Dr. L. Waagen.
Selve (Zone 28, Kol. XT), aufgenommen von Dr. L. Waagen.
Medak—Sv. Rok (Zone 28, Kol. XIID, der österr. Anteil, auf-
genommen von Dr. R. J. Schubert.
Spizza (Zone 37, Kol. XX, Nordhälfte), aufgenommen von G. v.
Bukowski.
Spizza (Zone 37, Kol. XX, Südhälfte), aufgenommen von G. v.
Bukowski.
Die beiden letztgenannten Blätter wurden im Maßstabe der
Originalaufnahmssektionen 1:25.000 herausgegeben und bilden die
Fortsetzung der geologischen Detailkarte von Süddalmatien, von welcher
das erste Blatt (Budua, Zone 36, Kol. XX) im Jahre 1903 als Bei-
lage zur V. Lieferung ausgegeben worden ist.
Die bisher erschienenen 9 Lieferungen des geologischen Karten-
werkes enthalten somit 45 Blätter, von welchen 33 auf die Alpenländer,
Istrien und Dalmatien, 12 auf Böhmen und Mähren entfallen.
Als Material für die nächsten Lieferungen befinden sich im
k. u. k. Militärgeographischen Institut weitere 7 Blätter, und zwar:
Josefstadt—Nachod (Zone 4, Kol. XIV)
Brüsau—Gewitsch (Zone 7, Kol. XV)
Nowytarg—Zakopane (Zone 8, Kol. XXI)
1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E, Tietze.
o
Szezawnica—Alt-Lublau (Zone 8, Kol. XXIII)
Brünn (Zone 9, Kol. XV)
Weyer (Zone 14, Kol. XD) und
Pago (Zone 28, Kol. XII).
Die Redaktion des Kartenwerkes wurde wie bisher vom Chef-
geologen Dr. F. Teller besorgt.
Museum und Sammlungen.
Mit den Arbeiten in unserem Museum waren im verflossenen
Jahre außer Herrn Bergrat Dr. J. Dreger insbesondere die Herren
Dr. R. J. Schubert und Dr. W. Petrascheck sowie Amts-
assistent J. Zelizko beschäftigt. Im phytopaläontologischen Teil
unserer Sammlungen hat ferner Herr Prof. Dr. F. Krasser seine
Studien und Revisionen fortgesetzt.
Dr. Richard Schubert begann eine Revision der Aufstellungen im
Saal III und nahm zunächst eine Neuaufstellung folgender Gruppen vor:
Der mährischen und schlesischen Eruptivgesteine, der Tertiär-
gesteine des nordwestlichen Böhmens, des Kreide- und Eocänflysches
der Karpathen, der böhm. Braunkohlenformation und teilweise der
Schlierbildungen Mährens.
Ferner wurden im Anschluß an diese Arbeiten von dem Genannten
auch in einigen anderen Sälen Einordnungen vorgenommen.
Dr. W. Petrascheck hat sich erfolgreich um die Erweiterung
und wissenschaftliche Durcharbeitung des vor 2 Jahren neu angelesten
Bohrarchivs bemüht. Dasselbe umfaßt jetzt etwa 150 Profile aus
den nördlichen Kronländern. Etwa ein Drittel davon stammt aus dem
Privatbesitze des Herrn Dr. Petrascheck. Zirka 50 Profile sind
ganz oder teilweise mit Proben belegt. Die betreffenden Profile sind
teils nach Bergbaurevieren, teils nach den Kartenblättern geordnet,
in deren Bereich sie fallen. Die Situationen der Bohrungen werden
in eine eigene Kartensammlung eingetragen.
Musealassistent Zelizko beendigte die Etikettierung der auf-
gestellten Sammlungen in den Schaukästen des XII. (Adneter) Saales.
In bezug auf die Bereicherung unserer Sammlungen habe ich
folgendes mitzuteilen: |
Musealassistent Zelizko hat im August unter Führung von
Prof. Dr. Kossmat die von diesem entdeckten Fundorte fossil-
führenden Bellerophonkalkes bei Schönbrunn und Saschar, NW von
Oberlaibach, besucht und daselbst mit Zuhilfenahme eines Arbeiters
mehrere Tage hindurch aufgesammelt. Später untersuchte derselbe
einige neue kambrische Relikte in der Gegend von Jinee in Böhmen,
wo zahlreiche interessante und, wie er glaubt, meistens neue Fossilien-
arten aufgefunden wurden. Schließlich begab sich Herr Zelizko
auch in die Gegend von Roämitäl, südwestlich von Pribram, wo er
nebst den bereits früher von ihm beschriebenen untersilurischen
Ablagerungen heuer auch Kalke obersilurischen Alters konstatiert hat.
Von Herrn Theodor Baier in Pilsen wurden durch Kauf
sehr schön erhaltene Fruchtstände von Sphenophyllum erworben.
5*
36 Verhandlungen. Nr.
Mancherlei Zuwachs ergab sich für unsere Sammlungen aber
auch durch Geschenke.
Von Herrn Alfons Baron Vesque v. Püttlingen wurden
uns aus einer neuentdeckten Höhle bei Meiersdorf (Hohe Wand)
Proben der dortigen Tropfsteine übergeben.
Von Herrn Ingenieur Oswald Röhrer in Wien erhielten wir
eine Conchylienanhäufung mit Pectunculus pilosus L. aus dem 18. Wiener
Bezirke (aus einer Tiefe von 27 m).
Von Herrn Rudolf Wentheim, k. k. Kontrollor in Schönpriesen,
prismatischen Sandstein aus Rübendörfel bei Leitmeritz, Böhmen.
Von Herrn Professor Dr. Karl Redlich in Leoben ein Ge-
steinsstück aus der Veitschh das die Umwandlung von Kalk in
Magnesit deutlich zeigt.
Von Herrn Karl Croy, Oberinspektor in Dux, Braunkohle mit
dendritischen Zeichnungen, eine Photographie einer derartigen Bildung
und mehrere Stücke Duxit. Alles aus dem Duxer Kohlenrevier.
Herr Direktor Ing. Anton Martinek widmete einige interessante
Belegstücke für ein Vorkommen von Whewellit aus dem Steinkohlen-
revier von Kladno in Böhmen.
Herr Holczak, Markscheider in Peterswald, schenkte Fossilien
vom Eugen- Schacht.
Herrn A Glatz verdanken wir zahlreiche Belegstücke für das Vor-
kommen von Archaeocalamites radiatus im Kulm von Plumenau in Mähren.
Von Herrn Bergdirektor Hertl in Lubna erhielten wir Proben
feuerfesten Tones, von Herrn Bergrat Bartonec Proben verschiedener
in technischer Verwendung stehender Tone und Quarzite, von Herrn
Leopold Sachs, Prag, ebensolche von Ton, Feldspat und Quarz.
Herr Professor A. Rzehak in Brünn übersandte uns eine
interessante Probe von einem durch zahlreiche Einschlüsse von
Lithospermum-Samen ausgezeichneten Löß, über welchen Fund der
Genannte auch in unseren Verhandlungen Bericht erstattete.
DieDirektion der österr. Werke derk.k.priv.Staats-
Eisenbahn-Gesellschaft schenkte vier Kassetten mit Bohr-
proben. Suiten von Bohrproben erhielten wir ferner von der Berg-
direktion des Grafen Larisch, den Witkowitzer Stein-
kohlengruben, dem Berginspektorat der k.k. priv. Kaiser-
Ferdinands-Nordbahn, denGalizischenMontanwerkenund
dem k. k. Montanärar.
Allen den geehrten Spendern sprechen wir auch an dieser Stelle
unseren besten Dank aus.
Kartensammlung.
Aus dem nachfolgenden Verzeichnisse der uns im Laufe des
Jahres 1909 zugekommenen Kartenpublikationen ergibt sich, daß
unsere Kartensammlung im Berichtsjahre einen Zuwachs von 417 Blättern
erfahren hat. Von diesem Einlauf entfallen 271 Blätter auf geologische
und montanistische Darstellungen, die übrigen der Hauptsache nach
aufneue topographische Aufnahmen verschiedener Gebiete Nordamerikas.
1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 37
Eine Anzahl älterer Kartenwerke sind als dankenswerte Widmungen
des Herrn Chefgeologen Geyer und des Herrn Prof. Dr. Kossmat
in unsere Sammlung gelangt. Sie sind in der folgenden Aufzählung
mit berücksichtigt worden.
1 Blatt. Geognostische Karte der Umgebung von Krems und vom
Manhardtsberge von J. C2jZek.
1 Blatt. Geologische Karte des Voitsberg-Köflacher Kohlenreviers
von Ing. F. Fiala, Graz 1578. Maßstab 1:14.400.
23 Blätter. Karte des Salzkammergutes im Maßstab 1:28.300 (zum
Teil geologisch koloriert auf Grund der ersten Aufnahmen von
E. v. Mojsisovics).
2 Blätter. Geologischer Atlas von Galizien. Herausgegeben von
der physiographischen Kommission der Akademie der Wissen-
schaften in Krakau. Maßstab 1: 75.000,
Heft XXIII, Blatt Dydiowa (8, VIII) und Blatt Smorze (9, IX).
Bearbeitet von Prof. Szajnocha.
2 Blätter. Der oberschlesisch-polnische Bergdistrikt. Geo-
logische Karte im Maßstab 1:100.000 in zwei Teilen von
OÖ. Degenhardt.
84 Blätter. Geologische Karte von Preußen und den benach-
barten Bundesstaaten im Maße 1:75.000. Herausgegeben
von der kgl. preuß. geologischen Landesanstalt und Bergakademie
in Berlin.
64. Lieferung, Berlin 1898, mit 6 Blättern
78. „ » 1898, » 6) ”»
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148. ; „ 1908eE5 »
7 Blätter. Karte der nutzbaren Lagerstätten Deutsch-
lands. Lieferung II mit den Blättern Bentheim, Osnabrück,
Trier, Mainz und Saarbrücken. Maßstab 1:200.000. Bearbeitet
von F. Schünemann 1907. Herausgegeben von der königl. preub.
geolog. Landesanstalt, Berlin 1908.
43 Blätter. Geologische Spezialkarte des Königreiches Sachsen im
Maßstab 1:25.000.
Nr. 2, 10, 12, 13, 26, 27, 28, 30, 42, 43, 44, 45, 46, 49, 54, 59,
60, 61, 62, 76, 77, 79, 80, 93, 94, 95, 96, 97, 111,115, 119,
120, 125, 127, 128, 133, 136, 137, 138, 139, 142, 145, 146.
38
15
Verhandlungen. Nr. 1
Blätter. Geognostische Karte des Königreiches Bayern von
C. W. Gü.mbel, München 1858. In 5 Blättern.
Blatt. Gebirgsformen aus den bayrischen Alpen. I. Das bayrische
Alpengebirge von C. W. Gümbel.
Blätter. Geologische Spezialkarte des Königreiches Württem-
berg, herausgegeben vom königl. württemb. statistischen Landes-
amt. Maßstab 1:25.000.
Blatt 91 Nagold, Blatt 92 Baiersbronn.
Blatt. Geologische Karte des Großherzogtums Hessen im Maß-
stabe 1:25.000. Bearbeitet unter der Leitung von R. Lepsius.
Blatt Sensbach (Schloßau).
Blatt. Geologische Karte der Schweiz von Studer und
Escher v. d. Lindt im Maßstab 1:380.000. 2. Ausgabe.
Blatt. Topographische Karte der Schweiz im Maßstab 1:380.000
von J. M. Ziegler.
Blatt. Carte geologique du massif de la Dentblanche, Maßstab
1:50.000. Nordhälfte, aufgenommen von E. Argand. Heraus-
gegeben von der schweizerischen geologischen Kommission 1908.
Blatt. Geologische Karte des Blauenberges südl. Basel. im
Maßstab 1:25.000. Von E. Greppin.
Blatt. Geologische Karte von Aarau im Maßstab 1:25.000. Von
F. Mühlberg.
Blätter. Geolog. Karte der Lombardei im Maßstab 1:172.800.
Von G. Cusioni. Milano 1876.
3lätter. Geologische Karte der Provinz Bergamo im Maßstab
1:75.000. Von A. Varisco. Bergamo 1881.
Blätter. Geologische Karte von Italien im Maßstab 1:1,111.111.
Herausgegeben vom R Ufficio geologico, 1881.
Blätter. Geologische Karte von Italien im Maßstab 1:1,000.000.
Herausgegeben vom R. Ufficio geologico, Roma 1889.
Blatt. Geologische Karte von Belgien im Maßstab 1:500.000.
von G. Dewalque.
Blätter. Geologische Detailkarte von Frankreich im Maßstab
1:80.000. Paris. Ministere de traveaux publics. Chartres, St.
Jean-Pied de port, Bayonne, Saint Afrique, Mende, Libourne,
Gueret, Angers, Sens, Laval, Ajaccio, Perpignan, Urdos, Pamiers,
Tarbes.
Blätter. Geologische Detailkarte von Algier im Maßstab 1: 50.000.
Blatt. Carte geologique du Bassin de la Tafna(Oran) im Maßstab
1: 200.000. VonLouisGentil.Herausgegeben vom Service g&olo-
gique de l’Algerie.
Blätter. Geological Survey of England and Wales. Maßstab
1:63.360.
Blätter. Geological Survey of England and Wales. Maßstab
1: 253.400,
Blatt. Geological Survey of Ireland. Maßstab 1:63.360. London-
derry District.
1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. 39
2 Blätter. Geologische Karte von Rumänien im Maßstab 1: 175.000.
Serie XXXII is und XXXII.
Blatt. Montanistische Übersichtskarte des Königreiches Serbien,
(In eyrillischer Schrift.)
3 Blätter. Carte geologique internationale de l’Europe
im Maßstab 1:1,500.000.
Blatt EO, FO und F Ill.
18 Blätter. Geological Survey of Canada. Maßstab 1:63.360. Pro-
vince of Nova Scotia.
1 Blatt. Map of part of Southwestern coast of Hudsonbay.
1 Blatt. Geological map of portions of Hastings, Haliburton und
Peterborough Counties. Maßstab 1:126.720.
2 Blätter. British Columbia, Shuswap sheet im Maßstab
1:253.440.
141 Blätter. Topographische Karten der Vereinigten Staaten
von Nordamerika in verschiedenen Maßstäben. Heraus-
gegeben von U. S. Geological Survey in Washington.
Blatt. Topographische Karte von Alaska im Maßstab 1:5,000.000.
Blatt. Kohlenfelder der Vereinigten Staaten von Nordamerika.
Blatt. Geologische Karte von Ohio.
Blätter. Imperial Geological Survey of Japan. Geologische
Karte im Maßstab 1:200.000, 2 Blätter: Hitoyoshi (3, III) und
Wajima (13, IX).
Topogr. Karte desselben Maßstabes, 1 Blatt: Iki (6, II).
Geologische und topographische Karten der Ölfelder
Japans, 3 Blätter mit Darstellungen in verschiedenen
Maßstäben.
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Das stetige Anwachsen unserer Kartensammlung und der in
einzelnen Abteilungen bereits fühlbare Raummangel drängt allmählich
zu einer neuen Anordnung und Gruppierung des Materials. Dieselbe
soll Hand in Hand gehen mit einer neuen Katalogisierung und In-
ventarisierung dieser Sammlung. Herr Dr. Hermann Vetters hat
sich bereit erklärt, diese mühevolle Arbeit in Gemeinschaft mit dem
Kartographen Herrn Oskar Lauf zu übernehmen und durchzuführen.
Es wurde mit der Ordnung der Kartenblätter begonnen, welche über
die alten Originalaufnahmen im Maßstab 1:28.800 vorliegen und ein
neues Inventar darüber angelegt. Von den Reduktionen dieser Auf-
nahmen auf den Maßstab der Spezialkarte erwiesen sich einzelne
Blätter als stark abgenützt und verblaßt; von diesen wurden unter
Benützung der Originalaufnahmen neue Kopien hergestellt.
40 Verhandlungen. Nr. 1
Bibliothek.
Herr kaiserlicher Rat Dr. Matosch machte mir über den gegen-
wärtigen Stand der Bibliothek die folgenden Angaben. Wir besitzen:
I. Einzelwerke und Separatabdrucke.
a) In der Hauptbibliothek:
14.096 Oktav-Nummern — 15.568 Bände und Hefte
2.910 Quart- n ir. 2 SIR n n
160 Folio- v == 322 E) ” n
Zusammen 17.166 Nummern — 19,314 Bände und Hefte.
Hiervon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1909: 307
Nummern mit 322 Bänden und Heften.
b) In der im chemischen Laboratorium aufgestellten Bibliothek :
1989 Oktav-Nummern = 2151 Bände und Hefte
211 Quart- R = BE 1 j
Zusammen 2200 Nummern — 2373 Bände und Hefte.
Hiervon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1909: 33 Nummern
mit 42 Bänden und Heften.
Der Gesamtbestand an Einzelwerken und Separatabdrucken
beträgt demnach: 19.366 Nummern mit 21.687 Bänden und Heften.
Hierzu kommen noch 278 Nummern bibliographischer Werke
(Hand- und Wörterbücher, Kataloge etc.).
il. Periodische Schriften.
a) Quartformat:
Neu zugewachsen sind im Laufe des Jahres 1909: 2 Nummern.
Der Gesamtbestand der periodischen Quartschriften beträgt jetzt:
313 Nummern mit 9117 Bänden und Heften.
Hiervon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1909: 265 Hefte.
b) Oktavformat:
Neu zugewachsen sind im Laufe des Jahres 1909: 7 Nummern.
Der Gesamtbestand der periodischen Oktavschriften beträgt jetzt:
790 Nummern mit 29.776 Bänden und Heften.
Hiervon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1909: 882 Bände
und Hefte.
Der Gesamtbestand der Bibliothek an periodischen Schriften
umfaßt sonach: 1103 Nummern mit 38.893 Bänden und Heften.
Unsere Bibliothek erreichte demnach mit Abschluß des Jahres
1909 an Bänden und Heften die Zahl 60.580 gegenüber dem Stande
von 59.069 Bänden und Heften am Schlusse des Jahres 1908, was
einem Gesamtzuwachs von 1511 Bänden und Heften entspricht.
1910 Jahressitzung am 25. Jänner. Dr. E. Tietze. Al
Administrativer Dienst.
Zum Schlusse mögen wieder wie alljährlich einige nähere An-
gaben über unseren administrativen Dienst mitgeteilt werden.
Die Zahl der in dem Berichtsjahre 1909 protokollierten und
der Erledigung zugeführten Geschäftsstücke betrug genau 800. Wie
immer entfiel ein nicht unbeträchtlicher Teil der dabei zu leistenden
Arbeit auf mich selbst, doch wurde ich in wirksamer Weise hierbei
von verschiedenen Mitgliedern unserer Körperschaft unterstützt, unter
denen ich diesmal besonders die Herren Vizedirektor Vacek,
Dr. Teller, G. v. Bukowski und Oberrechnungsrat Girardi
erwähnen will. Überdies haben die Herren Regierungsrat v. John
und Eichleitner wieder die Mehrzahl der das Laboratorium be-
treffenden Akte ausgefertigt.
Was unseren Tauschverkehr anlangt, so wurden einschließlich
einer Anzahl Freiexemplare abgegeben:
Verhandluneen Eu n.#u. vr. . ern Fr Aar2 Expl.
Jähnbuchna snsernu-. 50 A005;
Abhandlungen (hierunter 214 Exemplare
des 1. Heftes des XXI. Bandes) .. . 246
”
Im Abonnement und in Kommission wurden bezogen:
Verhandlungen '. .. . . mar 0138 Expl.
Bahtbuich: Wo .rg ek. 5 ne > SIEEMNILET
Abhandlungen ic. = - . ABEL. 20°,
Im ganzen wurden hiernach
von den Verhandlungen . . ...=. x... 610 Expl.
von.dems'Jäahrbucher...- . - rm 1.,,600 |,
von’ den Abhandungen'. . . IE nn 83h 5
abgesetzt.
Ein neuer Schriftentausch (Jahrbuch und Verhandlungen) wurde
mit der Societ@ des sciences in Grenoble, mit dem geologischen
Institut in Bukarest, mit dem Istituto internationale d’agricultura in
Rom und mit der Geological Survey in Perth (West-Australien) ein-
geleitet.
An die k. k. Staatszentralkasse wurden als Erlös aus dem Ver-
kaufe von Publikationen, aus der Durchführung von chemischen Unter-
suchungen für Privatparteien, sowie aus dem Verkaufe der im Farben-
druck erschienenen geologischen Kartenblätter und der auf Bestellung
mit der Hand kolorierten Kopien der älteren geologischen Aufnahmen
00 SED ne 0 >; K 10.979:45
d. i. gegenüber den gleichartigen Einnahmen des Vor-
jahres per . Se > „ 10.962°-—
200000 DEREN.) Ir le ... B e 1745
abgeführt.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 1. Verhandlungen. 6
49 Verhandlungen. Nr. 1
Es betrugen nämlich die Einnahmen bei den
Druckschriften Karten Analysen
im Jahre 1909 . . . .. ....1K 253440 K 2539:05. K 5906 —
LOB a U 299, ni 2830: — u, ‚BRAD
und es ergibt sich sonach 1909
gegen 1908 eine Mehrein-
nahme von . . „er —=ı K120905u Kuna
beziehungsweise eine Minderein-
nahme von . :, .’ 2. meet 455:60°°, Nez. Zr
Die für 1909 bewilligten Kredite für unsere Anstalt waren die
folgenden:
Gesamterfordernis „ . SE . „. „EN TERED2IbHNBS >
wovon auf die ordentlichen Ausgaben . . „ 207.738: —
auf die außerordentlichen Ausgaben. . . „ 9.000°—
entfielen.
Das letztgenannte Extraordinarium ‚bezieht sich auf die Kosten
für die Herausgabe von Karten im. Farbendruck.
Von den ordentlichen Ausgaben nahmen die Personalbezüge, das
sind Gehalte, Aktivitätszulagen, Adjuten, Löhnungen und Remune-
rationen, 147.959 Kronen in Anspruch, während die Dotation für das
Museum 4000 Kronen, jene für die Bibliothek 2000 Kronen, jene für
das Laboratorium 2800 Kronen und jene für die Herstellung der
Abhandlungen, Verhandlungen und des Jahrbuches 17.000 Kronen
betrugen. An Reisekosten für die im Felde arbeitenden Geologen
waren 25.330 Kronen präliminiert. Andere Beträge entfielen wie
immer auf Gebäudeerhaltung, Regie nebst Kanzleiauslagen, Livree
der Diener und dergleichen.
Die bei unserer Geschäftsgebahrung nach dem Etatsgesetz herein-
zubringende Ersparung, der sogenannte Intercalar-Abstrich, belief
sich diesmal auf 2832 Kronen.
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
Verhandlungen derk. k a Reichsanstal.
Sitzung vom 1. Februar 1910.
Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: Bruno Sander: Über neue geologische
Forschungen im Gebiete der Tarntaler Köpfe (Navistal, Tirol). — Friedrich Blaschke:
Geologische Beobachtungen aus der Umgebung von Leutschach bei Marburg. — Prof. Rudolf
Zuber: Eine fossile Meduse aus dem Kreideflysch der ostgalizischen Karpathen. — Vorträge:
©. Ampferer: Aus den Allgäuer- und Lechtaler Alpen. — Literaturnotizen: G.C.Crick,
H. Vetters, F. Slavik, B. JeZek, C. Hlawatsch.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
=E
Eingesendete Mitteilungen.
Bruno Sander. Über neue geologische Forschungen
im Gebiete der Tarntaler Köpfe (Navistal, Tiro]).
Von A. P. Young wurden in den letzten Jahren folgende drei
Arbeiten über die Geologie der Tarntaler Köpfe publiziert:
1. On a Serpentine-rock from the mass of the Tarntaler Köpfe, Tirol.
Mineralogical Magazine, September 1907. Vol. XIV, Nr. 67,
pag. 365—372.
2. Stratigraphy and structure of the Tarntal Mass. Quartern. Journ.
Geol. Soc. 1908, pag. 596 —603.
3. Structure and Physiography of the Tarntal Mass. Geol. Magazine,
August 1909, pag. 339.
1. Enthält petrographische Notizen über den Serpentin und be-
zeichnet ihn als ein randlich geschiefertes Intrusivgestein. Die In-
trusion des Magmas begann in einer Zeit, welche dem Abschluß der
kristallinen Schieferung der den Serpentin begleitenden Schiefer un-
mittelbar voranging.
Bevor die Durchschieferung die inneren Kerne des Serpentins
erreichte, wurde die Bedingung dazu unterbrochen und ist seitdem
nicht wieder entstanden.
Die Intrusion war zu Ende, als die Bewegung des Komplexes
in seine derzeitige Lage begann.
2. Gibt ein Profil Nederer—Knappenkuchel: 1. Grüner Quarzit,
2. Dolomitbreccie, 3. Kalkschiefer, 4. gebankte Kalke, 5. massiver
Dolomit; 5 wird als Hauptdolomit (nach Frech), 4 als Rhät und Lias
(nach Pichlers, Rotpletz und Youngs Funden) angesprochen.
Die Bänke sind „wenig gestört“. Zwischen 4 und 3 wird eine tek-
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 2, Verhandlungen. 7
44 Verhandlungen. Ne
tonische Grenze gezogen. In 3 treten aber noch Kalkbänke von 4
auf. 2 ist ein Band verquarzten Dolomits mit ungeschichteter Breccie,
deren Verknetung beachtet wird. (Eine verbreitete Erscheinung, welche
F. E. Suess eingehend beschrieb; siehe „Das Gebiet der Triasfalten
im Nordosten der Brennerlinie“, Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst., 1894,
pag. 587.) Es wird die richtige Bemerkung gemacht, daß manche
Komponenten der Breccie die Schichtung des Materials zeigen, dem
sie entnommen sind. Nach oben erfolgt der Übergang in kristalline
Schiefer ganz allmählich. Hierher gehört 1, welches den Turmalin-
gehalt mit den älteren Phylliten gemeinsam hat. Die Fortsetzung des
Profils nach oben ist am Reckner durch den Serpentin gegeben.
Kalkschiefer sind dort vom basischen Magma aufgeblättert, dem
jetzt der Serpentin entspricht. (Nach den Erfahrungen des Ref.
begegnet ein solches Kriterium für Intrusion im Tarntaler Gebiete
großen Schwierigkeiten, denn man hat mit der Möglichkeit lamellar
alternierender mechanischer Gemenge zu rechnen, deren Entstehung
man öfters durch verschiedene Stadien überzeugend illustriert sieht.)
Auch andere Entstehungsarten des Ophikalzits werden für möglich
gehalten. (In der Tat beschreibt F. E, Suess |. c. ophikalzitische,
durch Kalzit verheilte Serpentinbreccien, und deren weiteres mecha-
nisches Derivat läßt sich am Südhang der Geierspitze in Form von
. Ophikalzitschiefern studieren.)
Es wird der prinzipiell anerkennenswerte Versuch gemacht,
„apökische* (= während der Bewegung erworbene) von ökogenen
(= vor der Bewegung ausgebildeten) Eigenschaften des Gesteins-
materials zu unterscheiden. Als wahrscheinlich apökisch werden be-
trachtet die Verknetung und Blätterung von 4, die augenscheinlich
grobmechanische Schieferung von 5 und Faltung und Knetung in 2;
als ökogen und in einem tieferen Niveau erworben werden die Chlorit-
schüppchen und der Turmalin in 1 betrachtet. Das Ende der Intrusion
wird durch ein langsam und nicht unter Streß abgekühltes Magma
bezeichnet: zahlreiche ungeordnete Augitkristalle und deren Pseudo-
morphosen im Serpentin. Die Schichtfolge wird in Zonen geteilt:
Serpentin
Ophikalzit III wenig gestört.
1. Tarntaler Quarzite etc.
Kalkschiefer mit grünen Bändern
2. Dolomitbreceie Il stark gestört.
3. Kalkschiefer
4, Liaskalk \ h N
5. Hauptdolomit | 1 menipnes rc
Die Dolomitbreceie und der Hauptdolomit werden hier gleich-
gestellt, I und II als Schenkel einer liegenden Falte betrachtet; be-
züglich II und III werden zwei Ansichten geäußert:
Entweder ist Il und III eine umgekehrte Folge in einer Falte,
deren Dolomitbreccie im oberen Schenkel wegerodiert ist, oder die
Dolomitbreceie bezeichnet den ganzen Hauptdolomit einer verflachten
Falte, und III ist eigens darüber geschoben.
1910 Sitzung vom 1. Februar. Bruno Sander. 45
3. Das Profil vom Nederer wird wiederholt, die Grenze zwischen
4 und 3 als Zone größter Quetschung hervorgehoben. Die Breccien
des „Tarntaldolomits“ Nr. 2 der oben referierten. Publikation werden
ausführlich besprochen und es wird versucht, die Tarntaler Breccien
vermöge ihrer Durchquarzung, ihres Gehalts an verschiedenen Frag-
menten (Phyllite, Talk) von den Hauptdolomitbreceien zu trennen,
welche wenig oder keinen Quarz enthalten und deren Fragmente von
der Bindemasse kaum zu unterscheiden sind. Die Frage wird auf-
geworfen, ob der Breceiencharakter ökogen oder apökisch ist und
sowohl Brecciencharakter als Verquarzung der Tarntaler Breccien für
ursprünglich gehalten, da die Quarzadern der Breceie nicht in den
anliegenden Schiefer übergehen (Mieslkopf). Dieser Schiefer, ein
Grünschiefer, aus welchem Minerale der Glimmer-, Chlorit- und Ser-
pentingruppe, „wahrscheinlich etwas Talk, zweifellos dem benachbarten
Dolomit entnommen“, kleine Karbonatkörnchen, Quarz und Orthoklas,
Ilmenit, Turmalin, Rutil aufgezählt werden, wird als Intrusion zwischen
die Bänke der Breccie aufgefaßt. Diese Deutung scheint dem Ref.
anderer als der angeführten Stützen zu bedürfen und vorläufig nach
zahlreichen Analogien im Lizumer (Gebiete tektonischer Kontakt
zwischen den beiden Gesteinen wahrscheinlicher (vgl. unten).
Demnach wäre entweder die basische Intrusion jünger als Trias
oder der Tarntaler Dolomit mit seiner Breceie älter als Trias, gegen
welche Annahme keine Beobachtungen sprechen. Young setzt den
„Tarntaler Dolomit“ neben die karbonischen Eisendolomite F.E.Suess’
und gibt seine frühere Gleichstellung der „Tarntaler Dolomite* und
Breceien mit dem Hauptdolomit auf. Die Talkeinschlüsse in der Tarn-
taler Breccie werden nun ebenfalls als „einer Injektion flüssigen
Magmas verdankt“ angesehen.
Eine mechanische Einschaltung der Grünschiefer am Mieslkopf
zwischen die Breccie wird abgelehnt.
Die Tarntaler Breccie wurde direkt auf die Schiefer sedimentiert,
nachdem diese ihren Schiefercharakter bis zu einem gewissen Grade
ausgebildet hatten.
Man kann nun die Breccie nicht mehr als ausgeflachten Haupt-
dolomit einer Falte vom „Reckner Block“ (IJI im obigen Referat)
trennen. Derselbe ist gegenwärtig in verkehrter Lagerung. Serpentin,
Schiefer und Tarntaler Breccie des Reckner Blocks sind wahrscheinlich
alle älter als Trias und in verkehrter Lagerung über den normal
liegenden „Knappenkuchelblock* geschoben.
Da den Referenten mit Unterstützung der k. Akademie
der Wissenschaften in Wien unternommene Studien am Tauern-
Westende mehrfach zu stratigraphischen Vergleichen auch in das
Gebiet der Tarntaler Kögel führten, seien einer ausführlicheren Dar-
stellung einige Beobachtungen vorweggenommen, welche für eine
weitere ins Detail gehende Bearbeitung des Gebietes durch Herrn
Young nicht belanglos scheinen. Neue Stützpunkte für das Verständnis
des Gebietes sind namentlich von einer neuerlichen eingehenden Unter-
suchung der Breccien zu erwarten. Man findet in der Grundlage für
weitere Studien, F. Suess’ oben erwähnte Monographie der „Trias-
falten“ n.-ö. vom Brenner, einen dyadischen Horizont meist metamorpher
7*
46 Verhandlungen. Nr, 2
Quarzbreccien (l. c. 643) A und triadische Dolomitbreecien B angeführt.
A gilt als sedimentär, da der Umstand, daß Dyas und Trias sowohl
auf Quarzpbyllit als auf Kalkphyllit liegen, als Beweis für eine Trans-
gression genommen ist (l. ec. 610). Für den sedimentären Charakter
von B wird seine Mischung aus zwei Dolomiten angeführt. Frech
erwähnt im Gegensatz dazu, aber ohne sich weiter zu äußern,
gelegentlich die „ebenfalls tektonischen Hauptdolomitbreccien“ der
Tarntaler („Gebirgsbau der Tiroler Zentralalpen“, Wiss. Ergh. des
Alpenvereins, II. Bd., 1. Heft, pag. 16). F. Suess ist geneigt, diese
Dolomitbreccien B für jünger zu halten als den Dolomit (l. e. 594).
Des Referenten hergehörige Beobachtungen folgen hier.
Man gerät bald zur Frage, ob die Hauptmasse der breceiösen
Bildungen des Gebietes von Navis und Lizum im Sinne F. Suess’ zu
den triadischen „Dolomitbreceien“ oder zu den dyadischen „Quarzit-
breecien“ zu rechnen wäre, da in den fraglichen Bildungen bald
Quarzite und Schiefer, bald Dolomite als Einschlüsse überwiegen und
auch die Suesssche Karte (1:75.000) keine volle Sicherheit gibt.
Dieser Typus der im foigenden Tarntalerbreccie heißen soll, wird bei
F. Suess nicht eigens beschrieben. Nach einem Zitat dieser Breccien
vom Grafmarter-Südgrat (l. c. pag. 600) und anderen Stellen der
Karte kann man annehmen, daß F. Suess die Tarntalerbreccie, auch
wo sie durchaus nicht nur Dolomit enthält, als „Kalk und Dolomit der
Trias“ ausschied. An Stelle der Tarntalerbreccie zwischen Lizum und
Torjoch und zwischen Griffalm und Klammjoch zeigt die Karte kar-
bonische Quarzphyllitformation, was man wohl als Ubergehung der
Breceie zu nehmen hat.
Mehrfach schien mir nach der Karte die Tarntaler Breccie je
nach dem Material ihrer vorwaltenden Komponenten zu den Tarntaler
Quarzitschiefern (Dyas) oder zu den „Kalken und Dolomiten der Trias*®
gerechnet. Da die Tarntalerbreccie aber eine unverkennbar einheit-
liche Bildung ist, so würde man, wenn man in ihr wirklich zwei
Formationen vertreten sieht, nicht annehmen, daß die Ausbildung
der Breccie mit ganz gleichem Charakter sedimentär zum Teil in der
Dyas zum Teil in der oberen Trias erfolgt sei, sondern eher, daß
sich an ihrer Bildung als tektonisches Produkt die zwei genannten
Formationen beteiligt haben.
Auf dem Weg von der Klammalm zum Klammjoch trifft man
über Quarzphyllit die Tarntalerbreccie als einfache Dolomitbreceie
mit Beteiligung eines einzigen hellen Dolomits und als Komposition aus
Dolomiten, Quarziten, Marmor und Serpentin. Über der Breccie folgt
hier ein Kalkphyllit gelb verwitternd, frisch grau durchscheinend oder
grünlich, oft glimmerarm. Weiter trifft man etwas rechts über dem
Klammjoch selbst (OSO) in feinplattigen Kalken nicht selten kleine
Pentacrinus-Stielglieder gut ausgewittert und gerade diese Pentacrinus-
Kalke sind lagenweise zu einem Gesteinstypus phyllitisiert, den andern-
orts sämtliche Bearbeiter der Schieferhülle als Kalkphyllit ansprechen.
Es steht außer Zweifel, daß hier Pentacrinus-Kalke mit gelben
typischen „Glimmerkalken“ des Kalkphyllits alternieren und sogar mit
srauglänzenden wackigen Kalkphyllittypen aufs engste verbunden sind.
Auch schwarze Tonschiefer sind in dieser Serie vertreten.
1910 Sitzung vom 1. Februar. Bruno Sander. 47
Am Südgrat des Grafmarter findet man die Tarntalerbreecie
stellenweise durch fast reine Dolomitbreecie, deren einer Dolomit
Crinoidenspuren enthält, vertreten, anderseits bei etwa Haselnuß-
größe der durchweg eckigen oder flatschigen Bestandteile sehr bunt
ausgebildet.
Hier sind ebenso wie im Hauptgebiet der reinen Dolomitbreceien,
den Ostabstürzen der Tarntaler Kögel gegen Lizum, Dolomitbreecien
vertreten, deren Zerlegung erst das Stadium der Zertrümmerung bei
noch erhaltener Korrespondenz (der Umrisse benachbarter Trümmer
(Komponenten) erreicht hat.
Auf dem hier beigefügten Verzeichnis dieser Aufschlüsse ist:
1. Quarzphyllit mit unbestimmtem Fallen; 2. Tarntaler Breceie;
3. hellgrauer, schwachkristalliner, grau anwitternder geruchloser
Dolomit; 4. schneidbarer Tonschiefer mit etwas diffusem Karbonat;
5. sandige bis phyllitische Bänderkalke; 6. typischer in Nestern spätig
Grafmarter. Fig. 1. Navistal.
kristalliner „Eisendolomit des Karbon“ (F. E. Suess’) mit Graphit-
schmitzen. 1° Quarzphyllit, 5° Tarntaler Glanzschiefer, Kalkphyllit und
Quarzit (qu). Die Punktlinie s bezeichnet das von F. E. Suess an-
genommene Quarzphyllitgewölbe (s. Profil 1. ec. pag. 601, II.), dessen
südfallendem Schenkel 2—5 (SO) nach F. Suess, als eine gegen den
Quarzphyllit etwas diskordante flache Synkline mit einer kleinen
antiklinalen Stauung „ein-“ oder „an-“gelagert sind. Die im erwähnten
Profil angedeutete Diskordanz zwischen Quarzphyllit und Dyas-Trias-
synkline läßt sich kaum erweisen, von der Tarntaler Breccie kann
man hier beweisen, daß sie kein Produkt einer Transgression unter
dem Hauptdolomit ist, denn die Lokalität wurde eben deshalb hier
ausführlicher erwähnt, weil in 2 als Komponenten sowohl Quarzit-
schiefer al: Kössener Bivalvenmergel und Lithodendronkalke auf-
treten. Die Tarntaler Breccie ist also eine postrhätische Bildung.
Nr. 5 im Verzeichnis der Aufschlüsse entspricht auf das ein-
gehendste der erwähnten Serie mit Pentacrinus vom Klammjoch, auch
4 darf man dazu stellen.
48 Verhandlungen. Nr. 2
Ein Gang von Lizum aufs Torjoch erlaubt zahlreiche Beob-
achtungen an der Tarntaler Breccie. Man erreicht zunächst als
Liegendstes Kalk-iu-Kalk-Konglomerate gleicher Ausbildung, wie ich
sie aus dem „Hochstegenkalk* der Schmittenbergwand gegen den
Riffler, also aus dem Hangenden der Tuxer Zentralgneise, kenne und
Serizit-Quarz-Psammite mit sehr deutlich eckigen bis haselnußgroßen
Körnchen, teilweise in Serizitschiefer verwandelt, wie sie ganz ebenso
den Hochstegenkalk am Nordrand der Tuxer Gneise begleiten. Über
diesen Bildungen folgt die Tarntaler Breccie. An derselben sind be-
sonders hervorzuheben bis Kopfgröße erreichende Einschlüsse voll-
ständig geschieferten weißen und braunen Quarzits in verschiedener
Orientierung; bei Einbeziehung der Quarzite in die Breccie waren
dieselben also schon geschiefert. Man findet in mächtigen Partien die
eckigen meist mehrere dm großen und noch viel größeren Brocken
von Quarzit, Serizitquarzitschiefer und Dolomit fast ohne Bindemasse
und ohne Spur einer Bankung in einer Weise vergesellschaftet,
welche den Gedanken an tektonische Breccien nahelegt, ohne ihn
freilich beweisen zu lassen. Darüber trifft man den Serizitquarzit-
schiefer der Brecceie als mächtigere Scholle. Neben den eckigen
Fragmenten findet man hier deutlich rundliche, namentlich kanten-
gerundete Quarzite in Gesellschaft flacher, flatschiger Scherben eines
braunen, matten Tonschiefers ohne Regel in zerbrochenen Dolomit als
in einer Art Zement eingebettet. Auch dieser Mergeischiefer folgt
in mächtigerem Bestande und läßt sich nach seiner ganzen Tracht
Pyritgehalt und kleinen Pyritgebilden, welche manchmal durch Ahn-
lichkeit mit einer kleinen, hochgetürmten Schnecke auffällig werden,
mit Sicherheit den Schiefern gleichstellen, welche an der Basis des
Dolomits der Saile bei Innsbruck in Gesellschaft zweifelloser, an
konkordanten Gleitflächen entstandener tektonischer Kalkbreccien auf-
treten. Über diesem Tonschiefer mit Pyrit folgt wieder mittelkörnige
gebankte Breccie und abermals Tonschiefer, in welchen die Breceie
von unten in Gangform förmlich wie ein Intrusivum eingedrungen ist.
Die gleichartige Ausbildung der Breccie hier und am Grafmarter
ist auffallend. Unter anderen trifft man hier auch dieselben Fragmente
dunkler Kalke, welche am Grafmarter Fossile führen. Nördlich vom
Torjoch wird die Tarntaler Breccie feiner und enthält mächtige Ein-
lagen der Kalkschiefer, welche am Klammjoch Pentacrinus führen und
hier wie dort von schwarzen pyritführenden Schiefern begleitet sind.
Der weitere Verlauf des Grates gegen Norden ergibt gute Aufschlüsse
eines überaus raschen Schichtenwechsels, eines wahren Schichtgemenges.
Alsbald hat man nicht mehr von Pyritschiefer(+ Pentacrinus-Kalk)-
Einschlüssen in der Tarntaler Breccie, sondern von Fragmenten
typischer bunter Tarntaler Breccie in Pyritschiefer (vgl. Fig. 2) zu
reden. Quarzit und Tarntaler Breccie sind als ein auffällig zusammen-
haltendes Element des Schichtgemenges fast immer zugleich und un-
trennbar verschweißt in allen Größen in den Pyritschiefer eingebettet,
stellenweise bis zum neuerlichen Vorherrschen der Tarntaler Breccie
überhandnehmend. Diese Erscheinung wiederholt sich auf dem Grat
öfters und in allen Dimensionen. Die Tarntaler Breccie tritt uns hier
als eine vor ihrer Umschließung durch die Tonschiefer im Gesteins-
1910 Sitzung vom 1. Februar, Bruno Sander. 49
charakter fertiggestellte und zementierte Breccie als Einschluß in
denselben braunen Tonschiefern der Pyritschiefer entgegen, von
welchen sie selbst Einschlüsse enthält. Man hat folgende Möglichkeiten
zu kombinieren. Die Einschlüsse von Tonschiefer (Pyritschiefer) in
der Breccie sind entweder sedimentär (1) oder tektonisch (2). Die
Einschlüsse von Tarntaler Breccie in Tonschiefer sind ebenfalls
sedimentär (3) oder tektonisch (4). Von den vier Kombinationen wäre
(l+3) nur durch eine Anzahl unwahrscheinlicher Annahmen zu
halten. Ebenfalls auszuschließen ist der Fall (2+3), denn nach der
tektonischen Einbeziehung des Pyritschiefers in die Breceie müßte
diese zementiert, versenkt und über ihr der Tonschiefer sedimentiert
worden sein, und dabei wäre die Decke, welche der Breccie den '
Tonschiefer einmischte, spurlos verschwunden. Die Annahme (2 +4)
hat sich mit der Schwierigkeit abzufinden, daß der tektonische Prozeß
a — plattiger Kalkschiefer.
b = bunte Tarntaler Breceie.
in zwei Phasen zerfällt, zwischen welchen die Zementierung der
Breccie stattfand.
Für weitere Studien und eventuelle Kritik wäre also außer
dem genannten der letzte Fall (1+4) im Auge zu behalten. Die
Tarntaler Breccie wäre also jünger sedimentiert als Rhät und von
diesem und anderem überschoben.
Dieser Deutung macht das Verhältnis der Tarntaler Breccien
zu den Grauwacken Schwierigkeiten. Unter kalkfreien Grauwacken-
schiefern folgt südfallend typische Tarntaler Breccie aus Dolomit und
Quarzit gemischt. Sie geht hier nach unten in Kalkphyllit über, welcher
hier mit Rauhwacken und schwarzem Glanzschiefer die ganze Ver-
tretung der Kalkphyllite über dem regelmäßig darunter nach Süd ein-
fallenden Quarzphyllit mit Eisendolomit bildet. In der Senke nördlich
vom Torspitz (nicht „Torwand“) tritt reine Dolomitbreccie neben
Tarntaler Breccie und Grauwackenschiefer in unklarer Lagerung auf.
Stratigraphisch bedeutsam ist, daß hier die Rauhwacken der Tuxer
Voralpen von Gips begleitet sind.
An der Fortsetzung des Grates zum Bliederling (oder Eiskar-
spitz) ist ein Übergang der reinen Dolomitbreceie in Tarntaler Breccie
zu beachten und ein Übergang der Grauwackenschiefer in Quarzit-
breccie und durch (tektonische?) Aufnahme von Dolomitstücken in
50 Verhandlungen. Nr. 2
Tarntaler Breceie. Dieses Verhältnis der Tarntaler Breccie zu den
Grauwacken und die Kössener Fragmente in der Tarntaler Breceie
sprechen für die Annahme, daß bei der Ausbildung der Tarntaler
Breccie tektonische Faktoren beteiligt waren.
Die reinen Dolomitbreccien lehrt am besten ein Gang unter und
in den vorwiegend aus Dolomitbreccie bestehenden Ostabfällen der
Tarntaler Kögel gegen Lizum kennen. Auch hier läßt sich das oben-
erwähnte erste Stadium der Breccienbildung (Korrespondenz der
Trümmergrenzen) beobachten, welches mir für Druckbreccie ° (mit
Frech s. o.) zu sprechen scheint. F. E. Suess’ Vermutung, daß die
Breccie jünger sei als der Dolomit, bleibt dabei erhalten. Hält man
die Dolomitbreccien aber für sedimentär und jünger (F. Suess), so
hat man außer der Tektonik, welche mit dem Auftreten der Dolomit-
breccien unter festem Dolomit rechnet, noch eine, eventuell sogar
mehrere Transgressionen im Hauptdolomit anzunehmen und damit
unökonomisch viele Hilfshypothesen herangezogen.
Man gelangt über anstehenden (N650,60N) Kalkphyllit
weiter aufs Iunsjoch, wo man den Kontakt zwischen Kalkphyllit und
Tarntaler Breccie erschlossen sieht. Letztere enthält sehr viele bunt-
gewählte Brocken und bis /,m mächtige Flatschen des stark ge-
quälten Liegenden, namentlich aber wieder auffällig viele Quarzite,
von denen mehrere Varietäten, besonders aber eine rote, durch
wiederholten Vergleich im Handstück und im Felde den Quarziten
zwischen Hochstegenkalk und Tuxergneis gleichgestellt werden konnten.
Weitere Vergleiche zwischen den Gesteinen der Tuxer Voralpen und
der Schieferhülle werden demnächst andernorts durchgeführt werden.
Übersicht.
Eine aus den verschiedensten Gesteinen gemischte Breccie ist
in unverkennbar einheitlicher Ausbildung in den Tuxer Voralpen
reichlich vertreten.
Diese „Tarntaler Breccie* enthält einerseits noch rhätische
Fragmente, ist also postrhätisch, anderseits geht sie aus Grauwacken
durch Aufnahme von Dolomiten hervor. Entweder ist die Einmischung
der Dolomitbrocken in die Grauwacken oder die Einbeziehung der
rhätischen Fragmente in die Breceie grobmechanisch erfolgt.
Auch Übergänge der Tarntaler Breceie in reine Dolomitbreceien
kommen vor, welch letztere Stadien zeigen, welche für Druckbreceien
sprechen.
Nach der Zementierung der Tarntaler Breccie sowohl als der
Dolomitbreccie wurde erstere derzeit darüberliegenden Tonschiefern,
letztere derzeit darunter liegenden Kalkphylliten und kalkfreien Glanz-
schiefern in bedeutendem Ausmaß, wahrscheinlich tektonisch, ein-
verleibt.
Die pyritführenden schwarzen Tonschiefer von der Basis des
Kalkes der Saile (bei Innsbruck) sind auch in den Tuxer Voralpen
vertreten. Die Rauhwacken der Tuxer Voralpen können von Gips
begleitet werden.
1910 Sitzung vom 1. Februar. Dr. Friedrich Blaschke. 51
Dr. Friedrich Blaschke. Geologische Beobachtungen
aus der Umgebung von Leutschach bei Marburg.
Im August 1909 hatte ich Gelegenheit, anläßlich der Begehung
der Trasse für die von Marburg nach Wies projektierte Lokalbahn
das Gebiet der windischen Bühel und die Nordhänge des Posrucks
kennen zu lernen und dabei einige Beobachtungen anzustellen, die
die älteren Mitteilungen Rolles!) und die neueren Dregers?) in
einigen Punkten ergänzen. Von geologischen Karten lag mir nur eine
ältere handkolorierte Kopie und Sturs Übersichtskarte vor.
Zunächst möchte ich einige inselartige Vorkommen des älteren
Untergrundes im Tertiärgebirge besprechen, die namentlich volks-
wirtschaftlich von Bedeutung sind, da sie, in der Tiefe der Täler
erschlossen, Anlaß zu Steinbruchbetrieben geben. Rolle, erwähnt
schon die vom Haupttal mehr abgelegene Insel von Schmirnberg bei
Leutschach. Dieses Vorkommen zieht gegen die Spitzmühle herab und
wird in deren nächster Nähe in der Taltiefe durch drei Steinbrüche
abgebaut, die von dem Kaufmann DegriniinLeutschach betrieben
werden. In dem ersten untersten Bruch treten helle, dunkelschlierige
sneisartige Bänke über dunkelgrünem, zähem Amphibolit auf. Sie bilden
eine gegen den Talausgang nach N gerichtete Flexur. In den beiden
oberen Brüchen tritt der Amphibolit in mächtigen Bänken und flacher
Lagerung auf; das Gestein ist teilweise stark zerklüftet und zerpreßt,
kieshaltig, aber sehr zähe, teilweise bricht es in großen Blöcken und
gelangt als Bruchstein und Schotter zur Verwendung.
Noch weiter vom Gebirgskamm entfernt ist das kristalline Vor-
kommen am Montehügel bei Leutschach. Hervorzuheben wäre das sehr
beschränkte Auftreten von Kalk SO vom Montehaus in der Ursprungs-
ınulde des zum unteren Monte führenden Grabens. Hier ist ein rosa-
gefärbter, reichlich von roten Klüften durchzogener kristalliner Kalk
durch einen kleinen verfallenen Steinbruch erschlossen. Für das Alter
desselben liegt kein Anhaltspunkt vor, es wäre auch nicht ausgeschlossen,
daß er schon dem Mesozoikum zuzuzählen wäre.
Weiter nach Osten schneidet der zwischen Ober-St.-Kunigund
und Georgenberg mündende Radoarischbach oberhalb der Poschanko-
mühle in einer klammartigen Stufe ins Grundgebirge ein. Auf der
rechten Bachseite stehen blättrige, chloritisierte Phyllite an, an der
linken werden in einem größeren Steinbruch einige Bänke eines
schwarzen kristallinen Kalkes wechselnd mit schwarzem Kalkphyllit
abgebaut. Die Bänke fallen mit 20° nachN und sind mäßig von
Sprüngen durchsetzt, die teilweise durch Pyrit ausgefüllt sind. Das
Gestein bricht teilweise in mächtigen Blöcken und wird zu Schotter
verarbeitet.
Ein weiteres interessantes und noch nicht erwähntes Vorkommen
älterer Gesteine befindet sich am Ausgange des bei Ob.-St.-Kunigund
von Süden her mündenden Posruckgrabens. Von Süden gegen Norden
ist hier unten am linken Hang folgendes Profil zu beobachten.
!) Rolle, Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1856, pag. 219, 1857, pag. 266 fi.
2) Dreger, Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1901, pag. 98, 1902, pag. 85.
K. k, geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 2. Verhandlungen. 8
52 Verhandlungen. Nr. 2
Zunächst ist in einem größeren, derzeit außer Betrieb befindlichen
Steinbruch ein ziemlich weicher, stark zersetzter Quarzit mit serizitischen
Häutchen und chloritischen Schlieren aufgeschlossen, der stark von
Klüften durchsetzt wird und im allgemeinen mit mittlerer Neigung
gegen N fällt. Darüber kommen undeutlich geschichtete stark zer-
quetschte schwarze Tonschiefer und Phyllite; zu oberst folgt grusig
zerfallender, weißer Dolomit. Ein bestimmter Anhaltspunkt für das
Alter dieser Schichten war wohl nicht zu finden, doch ist der Dolomit
wohl von mesozoischem Charakter. Ob dagegen die liegenden Schichten
stark veränderte mittlere und untere Trias repräsentieren, läßt sich
nicht mit Sicherheit behaupten.
Ein weiteres inselartiges Vorkommen wird durch den bei Unter-
St.-Kunigund mündenden Moorgraben zirka 15km vom Talausgang
erschlossen. Das auftretende Gestein ist ein grauer gefältelter Phyllit
mit seidenglänzender Oberfläche und reichlichen Quarzschlieren und
bildet im Bache eine zirka 10m hohe Steilstufe, die von einem
kleinen Steinbruch angeschnitten wird. Höher oben befindet sich ein
aufgelassener Steinbruch, in dem die Phyllite von dunklen, stark
geklüfteten und zersetzten Quarziten überlagert werden.
Einige neue Beobachtungen konnte ich bei einem Besuche des
hochgelegenen Wallfahrtsortes Heiligen Geist bei Leutschach
machen.
Rolle hat schon 1857 erkannt, daß hier ein Denudationsrest
mesozoischer Gesteine erhalten geblieben ist; er gibt das Vorkommen
von rotem Sandstein, Konglomerat und Schiefer sowie von grauem
Kalkstein und Dolomit an und sieht in diesen Gesteinen eine Vertre-
tung des Buntsandsteins und Muschelkalks.
Stur gibt in seiner Geologie der Steiermark das Auftreten
von Fleckenmergel und Krinoidenkalken westlich der Kirche an, die
er den Reingrabner Schiefern zuzählt und erwähnt eine ähnliche
Scholle in Heiligen Kreuz östlich von Heiligen Geist.
Dreger bespricht dieses Vorkommen 1901 Verhandlungen
pag. 102: „Dolomite stehen bei der Kirche an und ziehen bis zum
Jarzkogel hin, darunter sind rote Schiefer vom Aussehen der Werfener
Schiefer in Verbindung mit Quarziten aufgeschlossen. Demzufolge
wäre der Dolomit in die obere Triasformation zu stellen.“
Die mesozoischen Gebilde setzen den Kirchengipfel von Heiligen
Geist (907 m) und den benachbarten Kamm gegen den Jarzkogel
(960 m) hin zusammen. Am NO-Fuße des Jarzkogels stehen die roten,
glimmerreichen Schiefer an, die petrographisch vollständig dem Werfener
Schiefer entsprechen. Eine isoliert im Tertiär aufgeschlossene Partie
dieser Schiefer befindet sich auf dem Kamme nach NW bei dem
Gehöft Greinz. Auf der Südseite des Jarzkogels fand ich dunklen
dolomitischen Kalk, der von weißen Kalkspatadern durchzogen wird
und von schwarzem Krinoidenkalk begleitet ist, der undeutliche-
Schalenreste, darunter eine Rhynchonella führt. Diese beiden Schicht-
glieder, die nur in beschränkter Verbreitung aufzutreten scheinen,
dürften dem Muschelkalk entsprechen. Hierler gehören auch wohl
die Beobachtungen Sturs von Reingrabner Schiefern.
1910 Sitzung vom 1. Februar. Dr. Friedrich Blaschke. 53
Die größte Verbreitung besitzt ein heller, brecciöser Dolomit
und dolomitischer Kalk. Er setzt den Gipfel und den Nordhang von
Punkt 924 zusammen, steht am Fuße des Kirchenhügels wie auch am
Gipfel bei der Kirche an, ist teilweise deutlich gebankt und fällt im all-
gemeinen mit 20° nach NV. Ein guter Aufschluß befindet sich in dem
sogenannten Schlahabruch am Fuße des Jarzkogels, wo das Gestein
trotz seiner geringen Eignung zeitweise zu Kalk gebrannt wird. In
der Nähe des Schulhauses treten Bänke eines dichten, grauen, etwas
löcherigen, aber nicht breceiösen Dolomits auf. In den Dolomiten hat
man wohl eine Vertretung der oberen Trias zu erblicken, die petro-
graphische Beschaffenheit} entspricht vollkommen dem Hauptdolomit.
Nördlich von der Kirche bei dem Hause des Jakob Wallischer
finden sich, durch einen zu Bauzwecken an der Straße hergestellten
Aufschluß bloßgelegt, eigentümliche graue Zementmergel und mit
einem Einfallen von 30° nach SO Bänke eines sehr zähen breceiösen
grauen Kalkes, der von roten Adern und Verwitterungskrusten durch-
zogen wird und auswitternde Fossilien führt.
Ich konnte hier einen ziemlich großen Hippurites, ferner kleinere,
ausgewitterte Reste von Sphäruliten und Hippuriten, Stacheln
von Cidaris und Korallen aufsammeln.
Wenn diese Reste auch spezifisch nicht bestimmbar sind, so
erlauben sie doch mit Sicherheit das Alter dieser Bänke als Ober-
kreide zu bestimmen, die vom Posruck bisher nicht bekannt war.
Bei den vorerwähnten Zementmergeln spricht die Lagerung zwischen
Hauptdolomit und Kreide und die petrographische Beschaffenheit
vielleicht für eine Vertretung des Lias, doch fehlen zu einem sicheren
Schluß weitere Anhaltspunkte, sie könnten auch bereits zur Kreide
gehören.
Die Zusammensetzung der mesozoischen Scholle ist sohin eine
recht komplizierte. Die einzelnen Sedimente sind von auffallend
geringer Mächtigkeit, die Lagerung scheint, wenngleich im allgemeinen
einer flachen Mulde entsprechend, im einzelnen lückenhaft und großen
Unregelmäßigkeiten unterworfen.
Seiner Zusammensetzung nach sowohl als auch in der Art des
Auftretens schließt sich dieses Vorkommen den mesozoischen Schollen t)
des Krappfeldes (Eberstein), von St. Paul im unteren Lavanttal, ferner
den kleineren Vorkommen am Nordrande des Bachers sowie bei
Mahrenberg an. Im Posruck gibt Stur, wie erwähnt, ein weiteres Vor-
kommen von vermutlich mesozoischem Dolomit an. Desgleichen dürfte
der von mir im Vorhergehenden erwähnte Dolomit von Ober-St.-Kuni-
gund hierher zu zählen sein.
Bei allen erwähnten Vorkommen wird eine unabhängige Ver-
breitung von Trias und Hippuritenkreide angegeben. Stur hat denn
auch zwei getrennte Transgressionen, die aus dem Gebiet der Südalpen
über die Südhänge der Zentralalpen sich erstrecken sollten, zur Er-
klärung der mesozoischen Schollen herangezogen.
!) Diener, Baufund Bild der Ostalpen und des Karstgebietes, pag. 459 ff.,
daselbst von weiterer Literatur namentlich Bittner und Redlich.
8+
BA Verhandlungen. Nr. 2
Bei dem besprochenen Vorkommen von Heiligen Geist tritt Trias
und Kreide in räumlichen Zusammenhang; die Ablagerung scheint
wohl lückenhaft, doch ist kein sicheres Anzeichen einer Transgression
zu beobachten. Das Auftreten dieses bei seiner räumlichen Beschränkt-
heit so mannigfaltig zusammengesetzten Denudationsrestes deutet
aber entschieden darauf hin, daß das heutige Bild vor allem durch
tektonische Vorgänge zustandegebracht wurde.
Weiter mag noch die auffallende Tatsache vermerkt werden,
daß der Nordrand der mesozoischen Scholle vom Tertiär erreicht
und bewältigt wird, das hier am weitesten und höchsten in den Pos-
ruck hineinreicht. Auch dieser Umstand erinnert an ähnliche Verhält-
nisse in den vorerwähnten mesozoischen Schollen, deren Bedeutung
für das Verständnis dieser Gebirgsteile noch nicht nach allen Rich-
tungen geklärt scheint.
Bezüglich der tertiären Sedimente habe ich den eingehenden
Untersuchungen Rolles, Dregers und Hilbers nur wenig hinzu-
zufügen. In erster Linie gelangten die Sedimente zur Beobachtung,
die längs der projektierten Trasse der Tiefenlinie Marburg—Potsch-
gau — Unter-St.-Kunigund — Ober-St.-Kunigund — St. Georgen — Leut-
schach— Arnfels—Ober-Haag—Haselbach— Wiesbenachbartsind. Ferner
wurde eine seitliche Exkursion nach Gamlitz und Platsch unternommen. .
Der Westen des Gebietes umfaßt die kohlenführenden, aus-
gesprochen limnisch-brackischen Bildungen, die durch die Kohlenbaue
des Eibiswald—Wieser Revieres genau bekannt sind. Grobklastische
Sedimente, grobe Schotter und Konglomerate treten weitverbreitet
auf und bilden teilweise Steilhänge am linken Ufer der Saggau. Diese
Konglomerate schwellen in der Umgebung von Leutschach mächtig
an und zeichnen sich hier durch eine teilweise rötliche Farbe und
ein ziemlich kalkhaltiges Bindemittel aus. Sie führen nicht selten
Kohlenschmitzen und Kohlenspreu und liefern einen geschätzten Werk-,
Mühl- und Moststein. Sie scheinen eine Deltabildung zu repräsentieren
und es erhebt sich die Frage, wie weit die Flötzbildung durch diese
Ablagerung etwa gestört wurde. Ein Schurf in Remschniggraben
bei Arnfels förderte wohl Kohlenschmitzen und einen an schlechten
Pflanzenresten reichen tegeligen Sandstein, schloß aber keine bau-
würdige Kohle auf.
Nördlich von Leutschach über den Karnerberg verlieren die
Konglomerate stark an Festigkeit und werden durch die Atmo-
sphärilien leicht zerstört. Hierbei bleiben die größeren Gerölle des
Urgebirges, die bis zu Kopfgröße auch im Verband beobachtet werden
können, zurück; es ist der Ansicht Dregers vollständig beizupflichten,
daß die Geröllanhäufungen hier durch Zerfall tertiärer Konglomerate
und nicht als Diluvialmoränenbildung entstanden zu denken sind.
Die Mächtigkeit der Bänke nimmt vom Gebirge her stark ab, am
Rand des Grundgebirges beträgt sie bis zu 10 m und mehr. Mit dem
Konglomerat wechseln weiche, nur in der Umgebung von Leutschach
durch Kalkgehalt etwas festere feinkörnige Sandsteine, die teilweise
auch abgebaut werden.
Lockere Konglomerate und sandige Tegel bilden auch das Han-
gende des bekannten kleinen Bergbaues vom Labitschberg bei Gamlitz.
1910 Sitzung vom 1. Februar. Dr. Friedrich Blaschke. 5
SD
Hier treten Fossilien ziemlich reichlich auf. Hilber!) hat diese
interessante Fauna beschrieben. Die Schalen befinden sich teils in
sehr guter Erhaltung in dem weichen, zerfallenen Tegel der Halde,
teils in den etwas festeren Hangendkonglomeraten.
Ich konnte hier in dem Ton der Halde aufsammeln:
Neritodonta Seutteri n. sp.,
ein zierliches, recht wohlerhaltenes Gehäuse von 5 nm Spindelhöhe
mit ganz niederem Apex. Das Gewinde ist glatt, ohne Kanten, die
glänzende Oberfläche ist teilweise recht gut erhalten und zeigt eine
Farbenzeichnung, die dieser sonst der Neritodonta mutinensis (d’ Anc.) ?)
recht ähnlichen Form eine selbständige Stellung anweist. Auf zartem,
gelblichem Grunde heben hufeisenähnliche Winkel ab, die einen
scharfen dunklen Saum nach innen, einen hellen verlaufenden nach
außen besitzen, ihre Scheitel nach außen kehren und in vier Reihen
übereinander geordnet sind. Die Innenlippe ist schwielig und weist
zwei schwache Zähnchen auf. Ich widme diese neue Art Herrn
Rüdiger Seutter von Loetzen auf Schloß Trautenburg bei
Leutschach.
Natica redempta Mickt.
Turritella gradata Menke (häufig
Cerithium bidentatum
5 gamlitzense Hilb. (dominierend)
e theodiscum Hilb.
e noricum Hilb. (häufig)
S nodosostriatum Hilb. (selten)
Buceinum ternodosum Hilb. (häufig)
n obliquum Hilb. (seltener)
Purpura styriaca Stur.
aus feinkörnigem Konglomerat mit reichlichem, tonigem Bindemittel,
das ober Tag ansteht und reichlich verkreidete Muschelschalen führt.
Patella sp.
Turritella gradata Menke
Lucina cf. miocenica Micht. (Steinkern)
Leda sp.
cf. Ervilia podolica Thil
cf. Corbula Basteroti Hörn.
Die Verschiedenheit der Fazies bedingt einen ganz wesentlich
anderen Fauneninhalt. Es ist bemerkenswert, daß die Bivalven in
den groben Sedimentlagen vorherrschend zu sein scheinen, während
im Tegel ausschließlich Gastropoden gesammelt wurden.
t) Hilber, Die Miocänschichten von Gamlitz bei Ehrenhausen in Steiermark
Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1877. — Derselbe, Neue Konchylien aus den mittelsteirischen
Mediterranschichten. Sitzungsber. d. k. Akad. Wien 1879, LXXIX.
j ?) Neritodonta mutinensis (D’Anc.) bei Sacco, Moll. del Piemonte et della
Liguria, Parte XX, pag. 53, Tav. 5, fig. 63—66.
56 Verhandlungen. Nr. 2
Alle bisher besprochenen Punkte zeigen eine Neigung der
Tertiärschichten nach Nord und Nordost, wobei im Süden am Gebirgs-
rand steilere Winkel von 30—40 , gegen Gamlitz zu flachere Schichten-
lagen beobachtet wurden.
Nur im Haselbachgraben zeigen die Schichten einen geringen
Abfall nach SO von der kristallinen Scholle, die das Schloß Burgstall
bei Wies trägt und bei der Eisenbahnbrücke auch auf das rechte
Ufer der weißen Salm reicht und den Steilhang bildet.
Bei Gamlitz und Ehrenhausen werden die detritogenen und
flötzführenden Schichten des Grunder Horizonts bekanntlich von Leitha-
kalkbildungen und marinen Konglomeraten überlagert. Ich sammelte
an dem in der Literatur erwähnten Fundorte hinter der Kochmühle
bei Ehrenhausen wohlerhaltene, auf Geröllen aufsitzende Balanen,
Bryozoen und Serpula. Den Konglomeraten ist hier eine Foramini-
ferenbank eingelagert.
Südlich darüber trifft man an der Straße nach Ober-St.-Kunigund
bei Ewitsch tertiären kalkreichen Mergel mit Pecten. Den Gipfel des
Steinberges und Platschberges bildet sodann eine Platte von Leitha-
kalk, die mit ganz flacher Neigung nach N im Süden bei Zieregg
steil abbricht und schlierartigen, fossilleeren Mergeln auflagert.
Der Raum zwischen Platsch, Leutschach und Marburg wird
sroßenteils von einerseits mehr sandigen, anderseits tonigen schlier-
artigen Sedimenten erfüllt, die im Schichtenverband meist recht fest
sind, außer Verband gebracht aber sehr rasch zu sandigem Lehm
zerfallen. Dieses Verhalten des sogenannten „Abbocks“ bedingt den
orographischen Charakter des Geländes, das sich durch weitgehende
Zerteilung, durch tiefe Täler und Gräben mit sehr steilen Hängen
auszeichnet. Außer Spuren von Pflanzendetritus wurde in diesen
Schichten nichts gefunden. Das Einfallen derselben ist Östlich von
Leutschach, am Pößnitzberg und in St. Georgen 30—50° nach SO,
zwischen St. Georgen und Unter-St.-Kunigund nach NO, zwischen
Unter-St,-Kunigund und Marburg am Potschgau mit 20° Neigung
nach SSW.
Die Talböden sind, soweit nicht Wasserläufe aus dem Urgebirge
reichlichen Schotter zuführen, hauptsächlich mit dem sandigen Lehm
erfüllt, der gelegentlich durch Zerfall tertiärer Konglomerate Gerölle
enthält. Demgemäß zeichnen sich die Wasserläufe durch geringes
Gefälle und vielgewundenen Verlauf aus, ihre Alluvien sind vollständig
fruchtbar, bei Hochwässern tritt mehr eine unschädliche, selbst vor-
teilhafte Verschlammung der Talwiesen ein, keine Vermuhrung mit
Schotter. Dieses Verhalten der Wasserläufe sollte bei der Regulierung
derselben im Auge behalten werden, da sonst durch zu starke
Wasserentziehung und Trockenlegung der Wiesen mehr Schaden als
Nutzen gestiftet werden könnte.
Die für diese Mitteilung benützten Belegstücke befinden sich
in der geologisch-paläontologischen Abteilung des k. k. Naturhistorischen
Hofmuseums in Wien.
1910 Sitzung vom 1. Februar. Prof, Dr. Rudolf Zuber. 597
Prof. Dr. Rudolf Zuber. Eine fossile Meduse aus dem
Kreideflysch der ostgalizischen Karpathen.
Von Herrn Dr. B. Fulinski erhielt ich ein Problematikum,
welches in den Inoceramenschichten bei Jaremeze am Prutfluß
gefunden wurde.
Anbei folgt die photographische Abbildung dieses Fossils.
Auf der Schichtfläche eines festen, krummschaligen, dunklen von
Kalkspatadern durchzogenen und mit feinen Hieroglyphen bedeckten
Sandsteines (typische „Strzalka“) erscheint eine ringförmig angeordnete
Reihe von 20 erhabenen Wülsten, wie sie in der anliegenden Ab-
bildung ersichtlich sind.
Recht ähnliche Gebilde wurden noch vonHohenegger in den
Wernsdorfer Schichten Schlesiens gesammelt und von OÖ. Maas als
Medusen gedeutet, für welche dieser Autor ein neues Genus Atollites
und zwei Spezies A. Zitteli und A. minor aufgestellt hat !).
Atollites carpathieus n. sp.
Der größte äußere Diameter meines Stückes beträgt 35 mm.
Die Länge der einander ziemlich gleichen Wülste beträgt 6—8 mm,
deren Breite 2—3 mm, ihre sichtbare Dicke, insofern sie aus der
Gesteinsfläche hervorragen, 1—2 mm.
Herr Prof. Dr. Otto Maas in München, welchem ich eine Photo-
graphie dieses Fundes eingesendet habe, hatte die Güte, mich in
meiner Vermutung über die Zugehörigkeit desselben zu bestärken und
folgende Bemerkungen mitzuteilen:
„Ich halte den Abdruck in der Tat für zu Atollites gehörig,
mindestens dem Genus nach. Die Lappenzone ist so charakteristisch,
auch die innere Lappen- oder Leistenzone ist erkennbar; ebenso
teilweise das kleine Mittelfeld.“
„Sehr bemerkenswert ist die paarweise Anordnung der Lappen
(auch in meiner Figur von A. Zitteli bei einigen zu sehen); die Zahl
20 (2X 10) ist bedeutsam als nicht Multiplum 4 X 4 oder 4X 6.*
1) O. Maas, Über Medusen aus dem Solenhofer Schiefer und der unteren
Kreide der Karpathen. Palaeontographica Bd. 48. Stuttgart 1901—1902.
58 Verhandlungen. Nr
„Als neu sehe ich, soweit am Photo möglich, den scharfen
Schirmrand an verschiedenen peripheren Stellen sowie rechts oben
Abdrücke von Tentakeln ?“.
Trotzdem nun die Zugehörigkeit meines Stückes zum Genus
Atollites als feststehend betrachtet werden muß, so kann ich dasselbe
doch mit keiner der Wernsdorfer Spezies direkt identifizieren.
Der Hauptunterschied besteht darin, daB in meinem Exemplar
der äußere Lappenring weit regelmäßiger und schärfer ist als bei
A. Zitteli und A. minor. Auch sind die einzelnen Wülste dieser Zone
bei meinem Stücke fast gleich und walzenförmig, wogegen die Werns-
dorfer verschieden groß, mehr keulenförmig und aneinandergepreßt
erscheinen. .
Ich glaube daher berechtigt zu sein, für den Fund von Jaremeze
innerhalb des Maasschen Genus Atollites eine neue Spezies:
Atollites carpathicus n. sp.
aufzustellen.
Ob die außerhalb der Lappenzone sichtbaren wurmförmigen
Wülste als Tentakel der Meduse zu deuten wären, wie dies Prof. Maas
vermutet, oder ob es von anderen Ursachen hervorgebrachte „Hiero-
glyphen“ sind, kann vorläufig nicht entschieden werden.
Zu bemerken ist noch, daß die Schichtfläche des Sandsteines,
welche meine Meduse trägt, nur erhabene Hieroglyphen aufweist und
somit nach unseren bisherigen Erfahrungen als untere Schichtfläche
zu betrachten ist. Es könnte der Fossilisationsprozeß wohl so gedacht
werden, daß die Meduse mit der konvexen Seite nach unten auf
den schlammigen Grund geriet und etwas einsank, worauf sie von
feinem Sande zugeschüttet wurde. Die jetzt sichtbaren Wülste wären
dann Sandausfüllungen der tiefen Furchen der äußeren Lappenzone.
Es ist wohl noch verfrüht, aus diesem vereinzelten Funde in den
Ostkarpathen irgendwelche stratigraphischen Schlüsse ziehen zu wollen.
Vorträge.
O.Ampferer. Aus denAllgäuerund LechtalerAlpen.
An der Hand eines Querprofils (ca. 1:8300), welches die
Lechtaler und Allgäuer Alpen in der Richtung von Flirsch im Stanzer Tal
gegen Jungholz durchschneidet, werden die wichtigsten stratigraphischen
und tektonischen Elemente vorgeführt.
Die neuen tektonischen Ergebnisse sollen in der Beschreibung
des gemeinsam mit W. Hammer bearbeiteten Alpenquerschnittes
verwertet werden, weshalb vorläufig von einer Darstellung derselben
abgesehen wird.
Von den stratigraphischen Mitteilungen des Vortrages soll hier
nur die Auffindung von cenomanen Gesteinen in den
Lechtaler Alpen etwas eingehender besprochen werden.
Dieselben sind längs jener großen Überschiebung erhalten,
welche sich von dem Nordrande der Mieminger Berge entlang der
1910 Sitzung vom 1. Februar. ©. Ampferer und @. C. Crick. 59
Nordseite der Heiterwand und weiter über Boden und Gramais in
nahezu gerader Richtung bis ins Alperschoner Tal verfolgen läßt.
’ Am Sattel zwischen Boden und Gramais wurden hier schon vor
mehreren Jahren fossilführende Neocommergel entdeckt.
Weiter westlich schiebt sich nun ebenfalls knapp an der Über-
schiebungsgrenze zwischen Gramaiser und Alperschoner Tal eine meist
von Sandsteinen und Breccien gebildete Zone ein, in welcher an
vielen Stellen, besonders reichlich aber im Hintergrund des Griesbach-
tales an den Abhängen der Zwick- und Ruitelspitze kleine Exemplare
von Orbitulina concava Lam. gefunden wurden.
Diese im einzelnen sehr verschieden gestaltete Gesteinszone
erreicht hier eine Mächtigkeit von 40—100 m und setzt über
Aptychenkalken ein.
Im Hintergrund des Griesbachtales (südöstlich von Elbigenalp im
Lechtal) ist die Serie am Westabhang der Zwickspitze (Gamperinne)
am klarsten erschlossen.
Wir finden hier bei steilem Südeinfallen über den Aptychen-
schiefern und -kalken eine Zone von ziemlich feinkörnigen Kalk-
breccien (gelblichgrau verwitternd), die vielfach Orbitulinen enthalten.
Darüber folgt ein grobes Konglomerat (bis hühnereigroße Gerölle)
mit vielen Kieseln und Geröllen aus Aptychenkalk und bunten ober-
jurassischen Hornsteinkalken.
Höher stellt sich Kalksandstein ein. Über diesem grünliche
Mergel und Kalke, dann grobbrockige Kalkbreceien, auf denen endlich
die große Schubmasse lastet, welche hier an der Basis aus zerdrücktem
Hauptdolomit besteht.
Diese fossilführende Zone konnte ostwärts bisher bis ins
Gramaisertal verfolgt werden, während dieselbe westwärts mit weit
mächtigeren Massen von Schiefern, Sandsteinen, Breceien..... im Madauer
und Alperschoner Tal in Zusammenhang steht.
Noch größere, ganz ähnlich gebaute, wahrscheinlich auch der
Oberkreide zufallende Schichtfolgen treten in den westlichen Lechtaler
Alpen auf.
Diese bisher den liasischen Fleckenmergeln zugerechneten
Gesteinsmassen nehmen z. B. am Kaiserjoch, Almejurjoch, im Sulzeltal,
Krabachertal, am Trittkopf bei Zürs, am Spullersee ... . ausgedehnte
Oberflächenstücke ein, denen die dunklen, ungemein weich ver-
witternden, sandigen Schiefer einen recht charakteristischen Anblick
verleihen.
Ihre genauere Durchforschung wird mit ein Hauptziel der weiteren
Untersuchungen in den Lechtaler Alpen bilden.
Literaturnotizen.
G. C. Crick. Note on two Cephalopods collected by
Dr. A. P. Young F. G. S., on the Tarntaler Köpfe in Tirol.
Geological Magazine, October 1909, pag 434. (Mit Tafel.)
In beiden Fällen handelt es sich um Haldenstücke, über deren Herkunft aus
den Kalken unter den Liegendschiefern des Tarntaler Serpentins die dem Referenten
durch Herrn Dr. Young bekannt gewordene Fundstelle keinen Zweifel läßt. Der
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910, Nr. 2. Verhandlungen. 9
60 Verhandlungen. Nr. 2
[4]
Ammonoide wird von Crick nach der nicht genau medianen Stellung eines frei-
liegenden Stückes peripherer Randkante, nach einem mehr vermuteten als sicht-
baren Mediankiel, nach Suturlinie und Berippung zu den Arietiden gestellt und
vorsichtig mit einer von Paroni abgebildeten unterliassischen Spezies verglichen,
welche dieser mit Fragezeichen neben Dumortiers Spezies Arnouldi stellt (Genus
Arnioceras bei Hyatt). Danach würde der fragliche Arietit auf unteres Sine-
murien weisen.
Das zweite Fossil wird bis zum Genus Belemnites bestimmt mit dem Beifügen,
daß jede Andeutung einer radialen konzentrischen oder achsialen Struktur fehlt. An
Pichlers Funde von Belemniten und „Ammonites radians“ in den Tarntaler
Köpfen wird dabei erinnert.
In der Tat werden durch diese Funde die durch Unauffindbarkeit der Beleg-
stücke geschwächten Gründe Pichlers für eine nicht unbedeutende Verbreitung
der Juraformation in den tirolischen Zentralalpen (vergl. die Karte Zeitschr. d.
Ferdinandeums, Innsbruck 1859) wieder dringlicher; um so mehr als eıne solche für
die Radstädter Tauern von Uhlig neuerdings angenommen ist und die strati-
graphischen Ähnlichkeiten zwischen beiden Gebieten sehr zahlreich sind. Weitere
Funde und eine genauere Lokalisierung derselben bleiben von der Begehung des
Tarntaler Gebietes durch Herrn Dr. Young, Hartmann (München) und gelegent-
lich den Ref. freilich erst zu erwarten. (B. Sander.)
HermannVetters. KleineGeologie Niederösterreichs.
Erläuterungen zur geologischen Oleatenkarte im Maße 1:750.000.
Mit 1 Karte, 1 geologischen Oleate und 1 Formationstabelle. Wien
1909. R. Lechner.
Das 21 Seiten umfassende Oktavheft enthält eine übersichtliche Zusammen-
fassung der in den einzelnen Abschnitten des Buches „Landeskunde von Nieder-
österreich“ !) (herausgegeben von Gustav Rusch, umgearbeitet von D. H. Vetters,
Dr. Fr. König und H. Pabisch) enthaltenen geologischen Angaben. Auch die
bekannte Schobersche Schulhandkarte, die vom Verfasser zusammengestellte
Formationstabelle und die hier in mancher Beziehung vervollständigte Oleatenkarte
sind der Landeskunde entnommen.
Sehr zu begrüßen ist es, daß neben der geologischen Oleatenkarte auch
noch ein Abdruck der Oleatenkarte der genannten Landeskunde ?) auf gewöhnlichem,
weniger leicht zerreißbarem Papiere beigelegt ist.
Die Erläuterungen sind in vier Abschnitte eingeteilt, von denen der erste
die nordwestlichen Teile Niederösterreichs behandelt, die noch der sogenaunten
Böhmischen Masse angehören. Der zweite Abschnitt bespricht den Anteil an den
Ostalpen, ein dritter die dazwischen liegenden Tertiärbecken, während das vierte
Kapitel die diluvialen und alluvialen Ablagerungen behandelt.
Jedem, der sich für die geologischen Verhältnisse Niederösterreichs interessiert,
kann die kleine Geologie bestens empfohlen werden, da sie über die Verbreitung
und Ausbildung der einzelnen geologischen Formationen die entsprechende
Auskunft gibt.
Es wäre auch sehr zu begrüßen, wenn die rührige Verlagsbuchhandlung den
im Vorworte erwähnten Plan zur Ausführung brächte, auch von den anderen
Kronländern derartige geologische Übersichtskarten mit erläuterndem Texte er-
scheinen zu lassen. (Dreger.)
Slavik F. „O nökterych barytech z karbonu Kladen-
sk&ho“ (deutsch = Über einige Baryte aus dem Karbon von Kladno).
„Rozpravy“ d. k. böhm. Akad. d. Wiss. in Prag. Jahrg. XVIII. 2. Klasse,
Nr. 29, 1909. 6 Seiten.
Eine mineralogisch-kristallographische Bearbeitung von Barytkristallen von
folgenden Lokalitäten: Grube Theodor von Pcher, Johann-Grube von Libusin und
!) vergl. darüber das Referat in diesen Verhandlungen 1909, pag. 124.
2) Warum nicht in der verbesserten Ausgabe?
1910 Sitzung vom I. Februar, Slavik F. und Jeiek B. 61
Ronna-Grube bei Hinidous (alle drei Orte bei Schlan). Betreffs der Zahlenwerte
verweise ich hier sowie bezüglich aller folgenden Arbeiten auf die Original-
publikationen. (Dr. Hinterlechner.)
Slavik F. „Druhä zpräva o whewellitu od Slancho*
(deutsch: Zweite Mitteilung über den Whewellit von Schlan). „Rozpravy“
der k. böhm. Akad. d. Wiss. in Prag 1909. Jahrg. XVIII. Ki. II. Nr. 30
9 Seiten mit 6 Textfiguren.
Die Angaben der gegenständlichen Publikation sind das Ergebnis minera-
logisch-kristallographischer Studien am Whewellit aus der Theodor-Grube bei
Schlan. Das charakteristischeste des Whewellits dieses Fundortes ist die Aus-
bildung der Pyramide (121), die bisher noch nirgends nachgewiesen wurde, während
sie keinem Exemplar von obigem Fundorte fehlt. (Dr. Hinterlechner.)
Jezek B. „Beitrag zur Kenntnis des Whewellits.“
Bulletin international XIII. der k. böhm. Akad. d. Wiss. in Prag 1908.
15 Seiten und 1 Tafel.
Der Autor teilt hier seine Untersuchungsresultate am Whewellit von Burgk
und Zwickau in Sachsen sowie jene von Kopitz in Böhmen mit. Seite 2—6 umfaßt
dabei eine Zusammenstellung älterer bezüglicher Angaben.
(Dr. Hinterlechner.)
Jezek B. „Zweiter Beitrag zur Kenntnis des Whewel-
lits.“ Bulletin international XIV. der k. böhm. Akad. d. Wiss. in Prag
1909. 2 Seiten mit 5 Textfiguren.
Kristallographische Messungsergebnisse des Autors am Whewellit von
Burkg und Zwickau. (Dr. Hinterlechner.)
Jezek B. „Über Hamlinit von Brasilien.“ Bulletin inter-
national XIII. d. k. böhm. Akad. d. Wiss. in Prag 1908. 6 Seiten mit
2 Textfiguren.
Der min., chem. und kristallographisch untersuchte Hamlinit stammt aus der
Umgebung von Diamantina in Brasilien, und zwar höchstwahrscheinlich aus dem
diamantführenden Sande von Serra de Congonhas. Die Gegenwart des Sr und das
Fehlen des Ba wurde von B. Brauner und B. Kuöma spektroskopisch nachge-
wiesen; Kuöma hat auch auf SO,, jedoch mit negativem Erfolge geprüft. —
Al, 0,,Sr Ound P, O, hat der Autor selbst nach gewöhnlichen Methoden nachge-
wiesen, (Dr. Hinterlechner.)
Jezek B. „Über Braunit von Minas Geraes.“ Bulletin
international XIII. der k. böhm. Akad. d. Wiss. 1908. 6 Seiten und 1 Tafel.
Der Autor stellt zuerst ältere Formen zusammen, um daran anschließend die
neuen 6 Flächen des von ihm untersuchten Materials zu besprechen.
(Dr. Hinterlechner.)
Jezek B. „O natrolithu ze San Benito County v
Kalifornii“ (deutsch = Über den Natrolith von San Benito County
in Kalifornien). „Rozpravy“ d. k. böhm. Akad. d. Wiss. im Prag 1909.
Jahrg. XVIII. Klasse 2. Nr. 26. 6 Seiten mit 4 Textfiguren.
Angaben über kristallographische Messungsresultate und eine quantitative
Analyse des chemisch sehr reinen Minerals, (Dr. Hinterlechner.)
g9*
62 Verhandlungen. Nr. 2
Hlawatsch ©. „Der Aragonit von Rohitsch.“ Zeitsch. £.
Krystallogr. etc. XLVII. Bd. 15 Seiten und 1 Tafel. Leipzig 1909.
In der letzten Zeit wurden bei der Neufassung der Quellen von „Rohitsch-
Sauerbrunn“ Aragonithbildungen ganz jugendlichen Alters gefunden. Die im Titel
angedeuteten Untersuchungen betreffen nur die Krystallform ‘dieses Aragonits;
sonst vergl. man diesbezüglich J. Dregers Angaben in diesem Organe selbst 1908,
pag. 65—67, k
2 Die Flächen, die an den gemessenen Kristallen auftreten, sind nur die aller-
gewöhnlichsten, sofern man von gewissen krummen Flächen absieht.
H (Dr. Hinterlechner.)
Hlawatsch C. „Bemerkungen zum Aragonit von
Rohitsch. Natrolith und Neptunit von San Benito.*“ Mit
1 Textfig. Tschermaks min. und petr. Mitt. Bd. XXVII.
Betreffs des Rohitscher -Aragonits ist gegenständliche Mitteilung ein kurzes
Referat im Hinblicke auf den Inhalt der vorausgehenden Arbeit desselben Autors.
Alle restlichen Angaben sind zahlenmäßige Resultate kristallographischer Studien.
Betreffs des Natroliths vergleiche man auch die voranstehend erwähnte Arbeit
Jezeks. | (Dr. Hinterlechner,)
Verlag der K. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23,
Gesellsehafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
N 3.
en IRLCDEN III
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ERITIR ZI RN Ay)
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Sitzung vom 22. Februar 1910.
Inhalt: Todesanzeige: J. R. v. Ba 7. — Eingesendete ae:
W. Hammer: Beiträge zur Geologie der Sesvennagruppe III. Über das Vorkommen von Trias
und Jura im unteren Rojental. — Vorträge: G. Götzinger: Weitere geologische Beob-
achtungen im Tertiär und Quartär des subbeskidischen Vorlandes im Ostschlesien. — Literatur-
notizen: Furlani, Kober.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Todesanzeige.
Julius Ritter v. Hauer.
Am 15. Februar d. J. verschied zu Leoben im Alter von 79 Jahren
der emeritierte Professor an der dortigen montanistischen Hochschule
Hofrat Julius Ritter v. Hauer. Der Verstorbene galt als hervor-
ragender Fachmann auf dem Gebiet der bergbaulichen Maschinenkunde
und seine darauf bezüglichen Verdienste sind auch äußerlich dadurch
anerkannt worden, daß sowohl die Bergakademie in Leoben als auch
die Technische Hochschule in Wien ihn unter die zurzeit noch
sehr kleine Zahl ihrer Ehrendoktoren aufgenommen haben. Durch
eine Reihe von Jahren redigierte er das berg- und hüttenmännische
Jahrbuch, welches mehrfach auch für die österreichischen Geologen
wichtige Aufsätze brachte, wodurch er auch abgesehen von den
persönlichen Beziehungen, die ihn mit einem Teil dieser Geologen
verbanden, in dem Kreise unserer eigentlichen Fachgenossen vielfach
bekannt geworden ist. Persönlich aber stand er speziell den älteren
Mitgliedern unserer Anstalt nahe als Bruder unseres ihm vor 11 Jahren
im Tode vorangegangenen Altmeisters Franz v. Hauer und überdies
zählte ihn die Anstalt seit dem Jahre 1863 unter ihre Korrespondenten.
So wie seine zahlreichen Schüler, bei denen er sich großer
Beliebtheit erfreute, sich stets das Bild dieses ihres ausgezeichneten
Lehrers mit Dankbarkeit ins Gedächtnis rufen werden, so werden
auch wir uns seiner liebenswürdigen Persönlichkeit stets freundlich
erinnern, seiner erfolgreichen Tätigkeit aber werden wir ein ehrendes
Andenken bewahren. E. Tietze.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 3. Verhandlungen. 10
64 Verhandlungen. Nr. 3
Eingesendete Mitteilungen.
W. Hammer. Beiträge zur Geologie der Sesvenna-
gruppe).
III. Über das Vorkommen von Trias und Jura im unteren Rojental.
Das Rojental, ehemals ein Seitental des Inn, seit der Eiszeit aber
durch den in den Reschensee mündenden Pitzerbach dem Flußsystem
der Etsch zugehörig, ist in jenen randlichen Teil der kristallinen
Otztaler Alpen eingeschnitten, welcher durch die Reschenscheideck-
talung von den geographisch als Otztalergruppe bezeichneten Gebirgsteil
abgetrennt und der Sesvennagruppe angegliedert ist. Im Osten schließt
die Elferspitzgruppe, im Westen der der tirolisch - schweizerischen
Grenze folgende Kamm Rasassergrat-Piz Lad das Tal ein. An den
sanft geböschten, nur selten von Wänden unterbrochenen Berghängen
stehen zyanit-, staurolith- und granatführende biotitreiche Plagioklas-
gneise wechselnd mit glimmerärmeren Biotitgneisen und Gneisglimmer-
schiefern an, deren einförmige Ausbreitung teils durch Einlagerung
von Amphiboliten und Granitgneislagern, mehr noch durch einen
Schwarm zahlreicher Porphyritgänge mannigfaltiger Art unterbrochen
wird, welcher über den Stock der Elferspitze und des Grionkopfes
hinzieht. Sie wurden von Stache und John?) seinerzeit beschrieben
und ich beabsichtige in einem weiteren Beitrag die bei der Neuauf-
nahme gewonnenen Erweiterungen in ihrer Kenntnis mitzuteilen.
Inmitten dieses kristallinischen Gebietes stoßt man nun unterhalb
des Weiler Rojen (1974 m) an der linken Seite des Tales auf jüngere
Gesteine, welche hier in einer ansehnlichen Felswand aus dem Wald-
gehänge („Kalkwald“ benannt) herausragen. G. Stache verzeichnet
sie bereits auf seiner handbemalten Karte (Kartensammlung der geo-
logischen Reichsanstalt), und zwar als Hauptdolomit.
Die genannte Felswand besteht in ihrem südlichen Ende, nahe
Rojen, aus einem hellgrauen, splittrigen Dolomit mit undeutlicher
Bankung, welcher NW streicht und sehr steil gegen NO abfällt). Geht
man den Felsen entlang gegen N, so geht der Dolomit in eine
jreccie über. In der kurzen Steilschlucht, wo das „Kalkbachl* als
Wasserfall über die Wand herabkommt, trifft man Bänke grauen
Dolomits, wechsellagernd mit dünntafeligen grauen und rötlichen Kalk-
schiefern, NW streichend und flach NO fallend. Nördlich des Kalkbachl
fallen die Schichten der Wand dann bei gleichem Streichen nach
SW ein. Es sind weiße und schwach rot gefleckte dichte Kalke,
graue Kalke mit gelben Schlieren und weiter gegen Norden zu dann
wieder Breccien mit gelblichem oder rötlichem Zement, welches auch
selbständige rote und gelbe Lagen bildet. Das Fallen wird sehr steil
SW und im Faltelangetal endlich kommt unter ihnen wieder brecciöser
ı) ]. Beitrag und Einleitung in den Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1907,
pag. 369 u. ff.
2) Stache und John, Beiträge zur Kenntnis der Eruptiv- und Massen-
gesteine etz. I. Teil. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1877.
>) Der äußerste Rand im Süden zeigt steiles SSW-Fallen.
1910 Sitzung vom 22. Februar. W. Hammer. 65
grauer Dolomit darunter hervor, ähnlich wie im südlichen Teil der
Wand. Am Faltelangebach endet die ganze dolomitisch-kalkige Fels-
zone. Der Fuß der Wand und der Felshänge wird hin und hin von
(großenteils überwachsenen) Schutthalden gebildet, welche bis zu der
- Schuttterrasse am Talbach hinabreichen.
ıl5-
Stilleck Yato 2: en
Kartenskizze des Trias-Juravorkommens im unteren Rojental.
Maßstab: 1:25.000.
1 Paragneise. — 2 Amphibolit. — 3 Muskovitgranitgneis. — 4 Triasdolomit. —
5 Kalke und Breccien des Lias. — 6 Tithonkalkschiefer. -—- 7 Moränen und
Terrassenschotter. — 8 Halden.
Wie aus dem angegebenen Schichtfallen und aus der Wieder-
holung des Dolomits an beiden Enden ersichtlich, besteht hier eine
NW streichende Mulde, deren Achse nahe an dem Kalkbachl durch-
zieht. Steigt man an dem Bach entlang in der Muldenmitte auf-
wärts, so trifft man vom Wasserfall aufwärts in dem grauen Dolomit
einmal eine Lage dunkelviolettroten mergeligen Schiefers und dann
folgt über dem Dolomit eine Serie von Breecien aus dunkelgrauem
Kalk mit rotem oder gelbem oder grauem Zement. Stellenweise ist
10*
66 Verhandlungen. Nr. 3
die Breecie schiefrig, breitgequetscht. Die Breccien reichen bis zur
Höhe der Kalkhütte. Darüber hinauf sind dann in großen, stark ver-
rutschten: Anrissen schwarze Tonschiefer, graue braun verwitternde
Kalkschiefer und solche mit glimmerig-tonigen Uberzügen, anscheinend
von beträchtlicher Mächtigkeit aufgeschlossen.
In ungefähr 2200 m Höhe enden die Kalkschiefer unter dem
Stilleck und der oberste Teil der steilen Muranrisse entblößt zwei
Lager von Amphibolit mit dazwischenliegendem glimmerreichen
Biotitgneis. Das eine derselben ist bachaufwärts gegen das Schlumeck
zu verfolgen, das andere dürfte die Fortsetzung des Amphibolitlagers
sein, welches im Faltelangetal beträchtlich oberhalb der Kalke ansteht.
Die Kalkschiefer sind gegen Norden nur bis zum Rücken ober
der Kalkhütte zu verfolgen, im Faltelangetal sinkt die Grenze gegen
das Kristallin bis auf die tieferen Kalke hinab — die eigentliche
Grenzlinie ist überschüttet und überwachsen. Ebenso sind die Kalk-
schiefer gegen Süden über den Graben hinaus nicht mehr zu sehen.
Das flache Gehänge des Schlumeck ist mit Glazialschutt überdeckt
und dicht bewachsen, ohne tiefere Aufrisse, erst am oberen Rand
der großen Felsstufe stoßt man wieder auf das Anstehende und
hier steht an zwei Stellen noch unmittelbar über dem Dolomit,
beziehungsweise über der Breecie Glimmergneis an, NW streichend
und mäßig SW fallend.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Rojentales sind
zwei weitere Vorkommnisse im Wald versteckt, welche mit dem
beschriebenen in Beziehung stehen. Im Waldhang ober der Brücke
bei 1798 m steht eine größere Masse grauen brecceiösen, dickbankigen
Dolomites, N fallend an; Hangendes und Liegendes ist verdeckt.
Ein zweites kleineres Vorkommen desselben Dolomits trifft man weiter
nördlich, unweit der Stelle, wo der Weg Rojen—Girn den Rücken
überschreitet. Zwischen beiden Vorkommen scheint kein Zusammen-
hang zu bestehen, da an dem zwischenliegenden aufschlußlosen Wald-
hang kein Dolomitschutt zu finden ist. Während das südliche Vor-
kommen nicht bis zum Kamme zu reichen scheint — Aufschlüsse
fehlen, doch ist kein Stückchen Dolomit mehr im Boden zu finden,
nur Gneisstückchen und erratisches Material aus dem oberen Rojen-
tal — läßt sich das nördliche als schmale Zone über den Kamm weg
auf die Ostseite verfolgen, wo es im obersten Girnerwald endet. An
seinem unteren Rand im Girnerwald wird von den Anwohnern ein
grauer plastischer Ton ausgehoben für Hafnerarbeiten.
Die Suche nach Fossilen war ergebnislos. In den grauen gelb
gesprenkelten Kalken am Faltelangebach fand ich Korallen, welche
aber nicht weiter bestimmbar sind.
Lithologisch entsprechen die Gesteine vollständig solchen der
benachbarten Lischannagruppe: die gleichen Breccien mit grauem
oder rotem beziehungsweise gelbem Zement vertreten dort den Lias
und stehen auch dort durch breeciösen Dolomit mit dem unterlagernden
Triasdolomit in Verbindung, so daß der liegende Dolomit im Rojen-
tal dem Hauptdolomit der Lischannagruppe entsprechen würde. Die
Kalkschiefer und Tonschiefer im Hangenden sehen auch den Lias-
schiefern des Lischanna ähnlich, stärker jedoch scheint mir die
1910 Sitzung vom 22. Februar. W. Hammer. 67
Ähnlichkeit mit den Tithonschiefern zu sein, welche vom Piz
Lad bis zum Schlinigpaß jenseits des Grenzkammes sich hinziehen und
dort von W. Schiller auf Grund von Fossilfunden bestimmt wurden.
Y Es wurde im zweiten Teile dieser Beiträge der Westrand der
Ötztaler Gneise zwischen Piz Lad (bei Reschen) und Schleis a. d. Etsch
als Überschiebungsrand beschrieben: die Ötztaler Gneise sind über die
Trias-Jurafalten der Lischannagruppe binaufgeschoben. Zwischen dem
Schlinigpaß und dem Val da Scharina liest zunächst unter dem Gneis die
genannte Zone von Tithonschiefern, der Überschiebungsrand verläuft
im allgemeinen an der Westseite des Grenzkammes, nur an einer
Stelle hat die Erosion die Gneisdecke des Kammes entfernt und eine
zungenförmige Entblößung der überschobenen Unterlage auf der
Rojenerseite geschaffen — eine Stelle, wo infolgedessen die Auf-
schiebung des Gneises sehr anschaulich wird: es sind die Grionplatten
oder Plattas, eine weiß und hellbunt leuchtende Felsöde zwischen den
dunklen begrünten Gneishöhen. Die gleichen Schichten wie in dem
Vorkommen "außerh: ılb Rojen sind hier "aufgeschlossen : Dolomit, Lias-
breceie und Tithonschiefer, letztere beide mehrfach fossilführend.
Der Lias ist nur geringmächtig als rot- oder gelbzementierte Breccie
und roter Mergelkalk und lichtgrauer tafeliger dichter Kalk entwickelt,
die Liasschiefer, wie sie am Lischannastoek vorkommen, fehlen hier,
die Tithonschiefer sind vorwiegend als graue Kalkschiefer mit feinem
slimmerigem Überzug entwickelt, außerdem noch in Gestalt rotbrauner
Aptychenschiefer, grünlicher Aptychenkalke sowie heller crinoiden-
führender Kalke. Ich überzeugte mich bei der Aufnahme der Grion-
platten auch von der hervorragenden Ähnlichkeit der Tithonkalkschiefer
mit den Kalkschiefern ober der Pforzheimerhütte im Schlinigtal, welche
Schillers Deutung der letzteren als Tithon begründet erscheinen läßt.
Von Plattas an nordwärts verläuft der Überschiebungsrand wieder
an der NW-Seite des Kammes und erst nördlich des Grubenjoches,
am Beginn des Gipfelkammes des Piz Lad springt die Gneisgrenze
wieder auf die tirolische Seite über.
Die Überlagerung der Rojener Triasliasscholle durch den Gneis
ist an mehreren Stellen zu sehen; einerseits an den zwei Aufschlüssen
am oberen Rand der Dolomitwand, anderseits im Kalkbachgraben.
Diese Überlagerung könnte durch Einfaltung oder durch Überschiebung
entstanden sein. Gegen die erstere Annahme spricht die Streichungs-
richtung der beiderseitigen Gesteine. Trias und Jura bilden eine NW
streichende Mulde; die Gneise im ganzen Ostgehänge des Grenzkammes
und an diesem selbst streichen aber durchweg OW bis ONO-WSW
(mit Ausnahme eines untergeordneten Einschwenkens gegen WNW
am mittleren Nockenkopf), nur unmittelbarer am Rand des Lias
streichen die Gneise unter dem Stilleck nahe an NS und am oberen
Rand der Felswand gleich wie der Dolomit NW im Faltelangetal
WNW. Ebenso wie das Schichtstreichen der kristallinen Schiefer
an der Überschiebung auf der Schweizer Seite schräg abgeschnitten
wird und die darunter hervorkommenden Trias- und Juraschichten
gleichfalls in ihrem Streichen unabhängig vom Verlauf der Über-
schiebung sind, so taucht die Trias-Liasmulde von Rojen als fremdes Teil-
stück unter dem Gneis heraus. Die Gebirgsbewegung, welche die
68 Verhandlungen. Nr. 3
Gneise in steile Stellung in ONO- bis OW-Richtung zusammenschob,
kann nicht gleichzeitig in ihrer Mitte Trias und Lias in eine NW
streichende Mulde gebogen haben. Nimmt man deshalb Überschiebung
an, so bleibt die Wahl zwischen einer örtlich beschränkten Auf-
schiebung der Gneise in SO- oder O-Richtung oder daß man die
Überschiebung aus O oder SO herleitet und damit das ganze Vor-
kommen als ein Erosions-Fenster in der Gneisdecke des Rojentales
ansieht, in welchem das Triasliasgebirge der Lischannagruppe neuerlich
zutage kommt. Für die erstere Annahme liegen keine besonderen
Anhaltspunkte vor, eher aber für die zweite; nur 2—3 km entfernt
im Westen verläuft der Rand der großen Ötztaler Überschiebung. Der
Rand liegt auf der Schweizer Seite im Val da Scharina bei 2300 m
und steigt an den Kämmen (Hintere Scharte, Piz Lad) bis 2300 m;
der obere hand der Rojener Vorkommen liest bei 2200, beziehungs-
weise 2100 m. Daß die Otztaler Überschiebung” eine flache "Aufschiebung
Fig. 2.
Auss. NokenkR.
Nm Stilleck
PR a inne Im
PRıms
. Rojental
Lischanna WNW
__Uinatat
Profile durch den Westrand der Ötztalermasse.
Schraffiert: Kristalline Schiefer. — Weiß: Trias und Jura.
ist, ersieht man aus den vorgeschobenen Überschiebungszeugen am
Piz Lischanna und P. Rims welches erstere bei 55 km Entfernung
vom Überschiebungsrand auf Sursaß nur 550 m höher liegt als dieser,
während letzterer in 2 km Entfernung 250 m höher liegt, was einer
Durchschnittsneigung von 6° entsprechen würde. Zudem ist die
UÜberschiebungsfläche stark wellig verbogen, was aus dem Verlauf
ihres Erosionsrandes geschlossen werden kann und auch in dem auf-
und absteigenden oberen Rand des Rojener Vorkommens wieder zum
Ausdruck käme.
Das NW-Streichen der Rojenermulde stimmt nicht mit dem
Streichen der mesozoischen Schichten der Schweizer Seite überein,
welche OW- bis NO-Richtung einhalten.
Es ist unwahrscheinlich, daß nahe dem Rande einer so weit
ausgedehnten Überschiebung, wie es die der Ötztaler über die En-
oadiner Triasberge ist, eine lokale Überschiebung in entgegengesetzter
Richtung eingetreten sei und es bleibt somit als die wahrscheinlichste
Annahme die, daß hier ein Fenster in der aufgeschobenen Gneisdecke
von der Erosion geöffnet wurde.
1910 Sitzung vom 22. Februar. Dr. Gustav Götzinger. 69
Vorträge.
Dr. Gustav Götzinger. Weitere geologische Beob-
achtungen im Tertiär und Quartär des subbeskidischen
Vorlandes in Ostschlesien.
Im vorigen Jahre konnte ich infolge des ehrenvollen Auftrages
der Direktion meine 1903 auf Blatt Freistadt in Schlesien begonnenen
geologischen Aufnahmsarbeiten fortsetzen, wobei auch verschiedene
Vergleichsexkursionen in die Gegenden von Friedeck, Jablunkau und
Mähr.-Ostrau ermöglicht wurden. Unter Bezugnahme auf die im Jahr-
buch !) gegebenen Darlegungen seien zur Ergänzung weitere, das
Tertiär und Quartär betreffende Beobachtungen mitgeteilt.
Tertiär.
Die kartographische Ausscheidung des Jungtertiärs im sub-
beskidischen Vorland nördlich von dem aus Kreide zusammengesetzten
Teschener Hügelland erfolgte auch 1909, da die Aufschlüsse zumeist
fehlen, auf Grund der morphologisch-hydrologischen Beobachtungen
und Erwägungen, wie sie schon a. a. O., pag. 5, entwickelt wurden.
Fig. 1.
VER IHO
Cuch&
Die Grenze zwischen dem Tertiär und Quartär (Sand) am Gehänge und im
Hügel selbst.
Die Höhe der Quellen läßt oft genau die Ermittlung der Grenze
zwischen dem Tertiär und Quartär zu, wenn auch anderseits an
verschiedenen Stellen die Quellen etwas tiefer liegen als in Wirklich-
keit die primäre Grenze zwischen dem Tertiär und Quartär beträgt. Sind
nämlich an den Talgehängen die häufigen Abrutschungen ?) von
Diluvium über den Tertiärsockel abgegangen, so überkleiden oft
wulstartige Oberflächenformen des gerutschten Diluvialsandes oder
Schotters den Tertiärsockel und die Quelle kommt zuweilen erst nahe
dem Ende der Rutschungszunge zum Austritt. (Fig. 1.)
!) Geologische Studien im subbeskidischen Vorland auf Blatt Freistadt in
Schlesien. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1909, Bd. LIX, pag. 1—22.
2) Sie sind eine stationäre Erscheinung an den Gehängen der Täler, welche
noch den Tegel angeschnitten haben. Am Talgehänge S vom Schloßhof bei Schön-
hof werden seit den letzton 30 Jahren vom Gutsinspektor Guscht bemerkens-
werte Formveränderungen des Gehänges infolge Rutschungen beobachtet.
70 Verhandlungen. Nr. 3
Rutschungen treten in um so größerem Ausmaß unter sonst
gleichen Umständen auf, ein je kräftigerer Strang des Grundwassers
am Talgehänge zum Ausflusse gelangt. Frische Rutschungen ereignen
sich namentlich bei einer vergrößerten Grundwasserzufuhr, also bald
nach starken Regengüssen und Schneeschmelzen. Eine Rutschung von
ziemlich frischen Oberflächenformen ging zum Beispiel erst im Früh-
jahr 1909 bei Kl.-Kuntschitz am rechten Talgehönge der Petruwka
ab. Sie riß mit Jungwald bedeckte Schotter treppenartig vom Gehänge
in der Richtung zum Talboden. Die Abrisse sind ganz frisch und die
steile Zunge scheint sich noch tiefer herabbewegen zu wollen. Da-
gegen sind an anderen Gehängen schon vor längerer Zeit Rutschungen
abgegangen; sie verraten sich nur mehr durch ein schwach höckeriges
Terrain in der unteren Gehängepartie und durch etwas abgeböschte
Ausrutschungsnischen, während die Absitzungsspalten natürlich schon
vollständig fehlen. (Zum Beispiel N vom „ÖOchsenweg“ am rechten
Talgehänge der Petruwka: besonders deutliche in 3—4 Wällen an-
geordnete Rutschungswülste sind am rechten Ostrawitzatalgehänge
S von Rattimau zu beobachten.) Sind die Zungen von solchen älteren
Rutschungen schon ganz bis zur Talsohle durch Abgleiten und Ab-
kriechen „ausgelaufen“, so kann ihr Material den Ausbiß des Tertiärs
gänzlich verdecken. Die meisten Täler, speziell im Kohlengebiet
zwischen Mähr.-Ostrau und der Olsa sind unter die Grenzfläche zwischen
Tertiär und Diluvium eingeschnitten, wenn auch das Tertiär zumeist
nicht im Aufschluß zu sehen ist; doch. bestätigen, wie im Jahre 1908,
dies neben den gelegentlichen Beobachtungen verschiedene Bohrungen
und namentlich Angaben über Brunnentiefen. In Ergänzung der An-
gaben der früheren Mitteilung (a. a. O., pag. 6) bringen wir nach
unseren Beobachtungen an den Gehängen folgende Zusammenstellung
über die Höhe der Grenzfläche zwischen dem Tertiär (respektive
Grundgebirge überhaupt) und Quartär. Sie liegt in den Höhen von:
220 S Teichhof bei Schloß Reichwaldau, Graben NE vom Ort
Reichwaldau.
225 Neuschacht der alpinen Montangesellschaft Poremba.
230 oberster Graben S Teichhof bei Schloß Reichwaldau, Podlesy
bei Michalkowitz, beim Meierhof zwischen Schloß und
Ort Reichwaldau, Kirche Deutschleuten, Ort Dittmanns-
dorf.
230—35 Wolensker Hof!), zwischen Deutsch- und Polnischleuten,
Bahnhof Petrowitz.
235 Station Michalkowitz, NW vom Graf Deym-Schacht.
235—40 Rl. Kuntschitz Ochsenwegabzweigung !), zwischen Michalkowitz
und Albrechtschacht.
240 S Polnischleuten zwischen Dittmannsdorf und Steingutfabrik
Wygoda.
!) Die Grenze liegt hier auffallend tief, wahrscheinlich wegen Abrutschungen
in dem verhältnismäßig breiten Tal (vergl. unten pag. 72).
KUN
1910 Sitzung vom 22. Februar. Dr. Gustav Götzinger. 71
Meter
240—45 Bahnschleife Oberseibersdortf.
250 Friedhof NW Schönhof, Brunnen Schönhof, Schloßhof, Tal
E von Radwanitz an der Trasse der elektrischen
Bahn, W-Abhang des Bartelsdorfer Berges, Gorni
Folwarek Kl.- Kuntschitz, Ochsenweg Kl.- Kuntschitz,
Gr.-Kuntschitz, W Steinau Bohrloch beim „Zadni pole“,
Solza Fasanerie, Tonfabrik Wygoda N Mühsamschacht
Orlau, Graben W Steinau, Meierhof Ottrembau.
255 zwischen Seibersdorf und Pruchna, Gawlinee W Pruchna,
Kohlensandsteinkuppe beim Karl-Schacht Karwin, Schum-
barg, Pogwisdau, SW KI.-Kuntschitz, oberhalb Schloß
Gr.-Kuntschitz. F
260 zwischen Wenzlowitz und Skrbener Hof, Oe£irkowitz zwischen
Kl.- und Gr.-Kuntschitz.
265 Rakowetz-Dattin, SE Unterhof bei Steinau.
270 zwischen Rakowetz und Wenzlowitz, SE Skrben, Dattinertal.
270—75 N Marklowitz, NE des Parchauer Waldes bei Brzezuwka.
2755 W Nieder-Bludowitz am linken Talgehänge, Graben N
Nieder -Bludowitz, NE Schloß Nieder-Bludowitz, Hol-
@inatal W vom M. H. Mittel-Bludowitz.
280—85 Haslach.
2835 W Kote 317 N Kotzobendz.
285—90 (und auf 300 m ansteigend) Kohutberg.
Im allgemeinen können wir also dieselbe Tatsache wie im
vorigen Jahr konstatieren (a. a. O., pag. 7): eine flachgewellte Ver-
ebnungsfläche dacht sich unter dem Quartär allmählich gegen N ab.
Sie macht aber, im weichen Tertiär schön ausgebildet, vor dem
Teschener Kreidehügelland halt, das darüber deutlich aufragt. (Grod-
rischtzer Hügelland 424 m, Zamarsker Hügelland 571 mn, Willamowitzer
Berg 389 m usw.) In diesem Zusammenhang aber sei eine Beobachtung
erwähnt, die mir wichtig erscheint für die Erkenntnis der hydro-
logischen Verhältnisse des ganzen Gebietes. Wir sehen die Grenz-
fläche nicht überall gleichmäßig ansteigen, sondern sekundäre Un-
regelmäßigkeiten aufweisen. Oft verläuft die Grenze zwischen dem
Tertiär und Quartär gewellt, was durch ungleich große Abrutschungen
am Talgehänge erklärt werden könnte. Würden über dem Tertiär
immer Moränen liegen, könnte man diese Wellungen als das Ergebnis
von glazialen Wirkungen deuten, was ja auch an einigen Stellen
zutrifftt). Da aber fluviatile, respektive fluvioglaziale Sande über dem
Tertiär liegen, muß dieses durch Gewässer abgeebnet worden sein.
Nun liegt in den meisten Tälern, wenn wir talabwärts gehen (nicht
nur nach N, sondern auch in der Richtung nach W, zum Beispiel
entlang der Lu£ina) der Tegelsockel tiefer als im Quellgebiet der
!) Stauchungen liegen wahrscheinlich in dem Bahneinschnitt ENE von
Kote 233 im Talboden zwischen Radwanitz und dem Albrechtschacht vor: der
Tegel lagert in verschiedenen Höhen unter den diluvialen Sanden, welche hier
große erratische Blöcke an der Basis führen. Freilich ließe sich die unregelmäßige
Auflagerung der Sande auch durch ältere Verrutschungen erklären.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910, Nr. 3. Verhandlungen. 11
12 Verhandlungen. Nr. 3
Täler. Das ist aus folgenden morphologischen Gründen leicht ver-
ständlich: Je breiter das Tal im Unterlauf eines Gewässers wird,
um so öfter wird es vorkommen, daß nach vorhergehender seitlicher
Erosion der Flüsse an den Gehängen einige Partien schon seit längerer
Zeit nicht mehr angegriffen werden und nur mehr unter der Denudation
zu leiden haben. Asymmetrische, durch ungleiche Lateralerosion ent-
standene Täler sind im Kohlengebiet sehr häufig. Wo ein Gehänge
seit längerer Zeit nicht mehr erodiert wird, dort ist auch der Sand
schon seit längerer Zeit immer wieder herabgerutscht, dort überkleidet
er ständig den Tegel und die Quellen kommen in einem tieferen Niveau
am Talboden heraus. Der danach angenommene Ausstrich des
Tertiärs erscheint hier tiefer als im Quellgebiet des-
selben Gewässers. Daraus folgt also: in den Tälern der Unter-
läufe der Gewässer ist das Grundwasser im „Berg“ höher
alsesam Gehänge austritt (vergl. Fig. 1). (Petruwkatal bei Kl.-Kunt-
schitz, Lucina bei und unterhalb Schönhof, unteres Struschkabachtal.)
Noch ein zweites Gesetz kann man aufstellen: Jjetieferein Talunter
die Grenzfläche zwischen Tertiär und Quartär eingeschnitten
hat, um so längere Zeit ist meist seit der Bloßlegung der Grenzfläche
verflossen, um: so längere Zeit ist also Möglichkeit für die Quellbildung
gegeben, um so öfter werden Abrutschungen abgegangen sein; um so
flacher also müssen unter sonst gleichen Umständen die Gehänge
sein. Umgekehrt: je flacher die Gehänge, um so höher liegt
wahrscheinlich die Tegelgrenze gegen das Quartär im Berg, in
um so höherem Niveau das Grundwasser. Nicht immer in
derselben Höhe wie an den Gehängen verläuft also innerhalb der
„Berge“ zwischen den Tälern die Grenze zwischen dem Tertiär und
Quartär. An den Gehängen sehen wir eben öfters die Minimal-
höhe der wahren Grenze zwischen Quartär und Tertiär. So würde es
scheinen, als ob den morphologischen Beobachtungen nicht der große
Wert zustünde wie den Bohrungen und Angaben über die Brunnen-
tiefen. Es muß aber gesagt werden, daß speziell die letzteren An-
gaben nicht sehr genau sind, zumal auch die Ausgangshöhe meist nicht
genau bekannt ist und auch in vielen Bohrjournalen wird das Diluvium
und Tertiär stiefmütterlich behandelt und der Grenze zwischen beiden
Formationen wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
In Ubereinstimmung mit Roemer und Hilber konnte ich
speziell im Kohlengebiet das Jungtertiär in den meisten tieferen Tal-
einschnitten konstatieren. Fingerförmig sich verzweigend greift
das Jungtertiär in die meisten Talverzweigungen ein.
Es gilt dies für alle Täler und Tälchen, welche zur Olsa und
Oder entwässern, dagegen, wie jetzt als Regel zu konstatieren ist,
nicht für -die Tälchen, welche der Weichsel tributär sind (auf
der österreichischen Seite namentlich das Gebiet von Pruchna). Die
Täler, welche in das große Weichselalluvialfeld einmünden, schneiden
den Tegel nicht an), ihre Gehänge sind ganz verlehmt.
!) Sehr tief allerdings kann unter den rezenten Alluvien der Weichsel und
ihrer Zuflüsse der Tegel nicht liegen, ebenso wie unter dem verhältnismäßig wenig
mächtigen Alluvium der Olsa durchweg der Tegel vorkommt, der bei der lateralen
1910 Sitzung vom 22. Februar. Dr. Gustav Götzinger. 73
Das fehlende Ausbeißen des Tertiärs und sogar meist der
hangenden Sande und Schotter und damit das Zurücktreten der
erratischen Blöcke (weil sie von Lößlehm verschüttet sind, vgl.
Fig. 2) und das Überwiegen des Lösses, respektive Lößlehmes auch
an den Talgehängen ist auf folgende einfache morphologische Weise
zu erklären: In der gleichen geographischen Breite liest das
Weichselalluvialfeld durchaushöher alsdas der Olsa)).
Wegen des relativ großen Höhenunterschiedes zwischen der Olsa-
Weichsel- Wasserscheide und dem Bett der Olsa ist die Erosion zur
letzteren kräftiger, die Täler sind tiefer eingefurcht, das Tertiär wird
angeschnitten und daher das Grundwasser durch zahlreiche Quellen
zur Olsa drainiert. Eine verhältnismäßig starke Erosion, ver-
knüpft mit größerer Taldichte zeichnet also das Olsa-
gebiet aus. Ganz anders im Weichselgebiet: indem die Weichsel
immer höher akkumuliert, immer mehr Schlamm im Vergleich zur Olsa
herbeiführt, erhöht sie ihr Bett; auch ihre wenigen Seitenbäche sind
gezwungen, ihre Talböden durch Akkumulation zu erhöhen; sie
kommen damit zum Teil schon über den Ausbiß des Tertiärs und
daher über das Niveau des Grundwassers zu liegen, das jetzt von
der Olsa immer mehr erobert wird; sie müssen damit an Wasser
verlieren, so daß sie auch nicht einmal kräftig nach rückwärts zu
erodieren imstande sind. Wegen dieser zurücktretenden Erosion aber
überwiegt an den Gehängen die Denudation: die Gehänge sind infolge
Denudation stark verlehmt, nicht einmal mehr die Sande und Schotter
beißen an den Talgehängen aus und auch der Talboden wird verlehmt.
Überallsehen wir westlich vom „Froschland“, wieman dasWeichselalluvial-
feld vielfach nennt, schon verkümmerte, das heißt durch überwiegende
Denudation überwältigte Täler®); zu einer Vermehrung der Taldichte
ist keine Veranlassung mehr gegeben, die Taldichte geht zurück.
Dabei drängt das Gebiet der Petruwka immer gegen Ost, so daß wir
E von Rychold der Weichsel auf nicht einmal 1 km nahe kommen.
Bei weiterer Steigerung des gegenwärtigen Erosionszustandes könnte
das Ende der Weichsel besiegelt werden: sei es, daß durch starke
Erosion der Zuflüsse der Olsa, vor allem der Petruwka, die Weichsel
angezapft wird, sei es, daß die Weichsel durch vermehrte Auf-
Erosion horizontal abgeschnitten wurde. (Vgl. zum Beispiel die Bohrung bei
der Karwiner Mühle, wo das Alluvium 6°2 m mächtig ist, nack freundlicher Mit-
teilung des Herrn Markscheiders Novak, oder die Bohrung Pogwisdau, wo unter
53 m mächtigem Alluvialschotter der Olsa das Grundgebirge kommt, nach freund-
licher Mitteilung des Herrn Bergverwalters Knittelfelder.) Nach Roemer ist an
der Weichsel zwischen Drahomischl und Schwarzwasser der Tegel angeschnitten.
Die Bohrung von Zablacz bei Schwarzwasser kam nach 20 m mächtigem Alluvial-
schotter auf den Tegel. ;
1) Vgl. zum Beispiel folgende Gegenüberstellungen der Höhen der Orte:
Weichsel: Olsa: Differenz:
Ochab 274 m Lonkau 244 m 30 m
Schwarzwasser 259 m Zawada 212 m 47 m!
?) Vergleiche die diesbezüglichen Ausführungen nach Beobachtungen im
Wiener Wald in des Verfassers: „Beiträge zur Entstehung der Bergrückenformen‘,
Pencks Geogr. Abh. IX/1, 1907, pag. 116 ff.
1ul=
74 Verhandlungen. Nri’3
schüttung ihres Bettes zur Olsa überfällt, jedenfalls wird der
Kampf um die Wasserscheide zwischen Oder (Olsa)-
Weichselzugunsten derÖlsa, eines schwächeren Flusses, enden.
Diese Verschiedenheit der Erosion, namentlich der Taldichte
im Olsagebiet im Gegensatz zum Weichselgebiet ist schon auf der
Spezialkarte deutlich zu erkennen; der gleiche Gegensatz beherrscht
auch das Gebiet nördlich von der Reichsgrenze. Die Wasserscheide
zwischen der Olsa und Weichsel, die im Bereich des Kartenblattes
etwa über die Orte Timmendorf, Ober-Jastrzemb, Zbitkau, Rychold,
Pruchna, M. H. Lubowetz läuft, trennt das Gebiet mit kräftiger
Tiefenerosion und daher Bloßlegung des Tertiärsockels von dem öst-
lichen Gebiet mit geringerer Tiefenerosion und zurücktretendem Aus-
beißen des Tertiärs ganz deutlich. Die Ursache ist hier also eine
morphologische, nicht etwa eine geologisch-petrographische.
M Was die Lagerung des Tertiärs anlangt, so herrscht darin
Übereinstimmung, daß das Jungtertiär horizontal lagert: doch möchte
ich zwei Lokalitäten erwähnen, wo dies nicht der Fall ist. Im oberen
Mühlbachgraben zwischen Oberkatschitz und Kl.-Kuntschitz konnten
im Bacheinschnitt nach SW zirka 25° fallende deutlich geschichtete
blaue Tone unter diluvialen Sanden beobachtet werden. Diese Tone
dürften nicht diluvial sein, da die Grenzfläche zwischen dem Tertiär
und Quartär hier höher liegt; sie werden aiso Tertiär repräsentieren.
Die Aufrichtung kann nur eine lokale Ursache haben; von solchen
kommen in Betracht: eine tektonische Störung, eine glaziale Stauchung
oder eine primäre Anlagerung an eine präexistente Unebenheit (Sand-
steinklippe !). Welche dieser Erklärungsmöglichkeiten zutrifft, wird
wohl erst durch Bohrungen festgestellt werden können. Eine zweite
Lokalität mit etwas gestörtem Jungtertiär befindet sich SE von Karwin
im Graben W von Steinau NE vom „Zadni pole“: hier fällt der
Mergelschiefer schwach 10° nach Süd ein.
Diluvium.
Die im Vorjahre versuchte Gliederung im Diluvium wurde fort-
geführt; die Unterscheidung zwischen glazialen, fluvioglazialen und
fluviatilen Bildungen konnte gemacht werden. Zum Glazial gehören
Geschiebelehme und erratische Blockanhäufungen, zu den beiden an-
deren Gruppen die groben Schotter, welche nur aus nordischem
Material bestehen, die Sande mit nordischen Blöcken oder Geschieben,
Lehme und Tone, die sogenannten Mischschotter und die Karpathen-
schotter; endlich sind die äolischen (Löß) und jüngeren eluvialen
Bildungen (Lößlehm und Verwitterungslehme der Kreide- und Tertiär-
gesteine) zu erwähnen.
Von den glazialen Bildungen sind die Geschiebelehme und
Geschiebetone (wie auch schon a. a. O. pag. 12 erwähnt wurde),
!) In dem Petruwkatal E davon, etwa E von Kote 270'5 der Straße nach
Teschen, steht ein SE 45° fallender aufgerichteter Sandstein an, ob
dem Alttertiär oder dem Karbon angehörig, kann ich noch nicht entscheiden. Es
hat viel Wahrscheinlichkeit für sich, daß die erwähnte Aufrichtung des Tones einer
Anlagerung an einem ähnlichen Sandsteinvorkommnis entspricht.
Gustav Götzinger.
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Sitzung vom 22. Februar.
1910
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76 Verhandlungen. Nr. 3
wegen der Umschwemmung durch die Schmelzwässer des Eises und die
Karpathenflüsse nur spärlich vertreten. Von großen erratischen Blöcken
wurde wieder eine große Anzahl von Funden gemacht, welche als
neu anzusehen sind, da die Karten von Hohenegger, Roemer und
Hilber sie nicht verzeichnen. An Stelle einer Aufzählung aller
Lokalitäten !) sei auf die beistehende Karte 1:200.000 (Fig. 2) ver-
wiesen, auf der die durch die älteren Forscher bekanntgewordenen
erratischen Vorkommnisse durch schwarze Ringe vermerkt sind, während
die durch die Begehungen 1908/09 konstatierten mit O und + kennt-
lich gemacht sind, je nachdem, ob größere erratische Blöcke und
Bloekanhäufungen vorliegen oder kleinere nordische Geschiebe den
fluvioglazialen Bildungen beigemengt sind. Wir legen auf diese Unter-
scheidung deshalb Wert, weil die mit © bezeichneten Blöcke im all-
gemeinen in situ liegen dürften, dort, wo sie aus dem Eise aus-
schmolzen und daher absolute Anhaltspunkte bieten, die Grenzen der
Ubereisung festzustellen, während die mit + bezeichneten kleinen
Geschiebe den schon geschwemmten, fluvioglazialen Bildungen ein-
geschaltet sind; sie haben daher einen sekundären Transport durch
die Schmelzwässer des Eises und die Karpathenflüsse erlitten.
Die erratischen Vorkommnisse überwiegen sichtlich in dem
Gebiet W der Olsa, was wohl hauptsächlich darin begründet ist, daß
hier im eigentlichen Kohlenrevier die Aufschließungen viel zahlreicher
sind. Dazu kommt ferner, daß E der Olsa die Karpathenschotter
mehr zur Geltung kommen (vergl. pag. Sl), und die die Erratika
verbergende Verlehmung daselbst stärker ist; überdies nimmt auch
das Alluvium mit seinen jungen Schottern und Lehmen einen ungleich
srößeren Raum als im W Teil des Kartenblattes ein.
Als neue Schichtglieder der fluvioglazialen Bildungen
müssen die nur lokale Verbreitung besitzenden groben Schotter
bezeichnet werden, die nur aus nordischem Material bestehen
und manchmal Schotterschnüre im weißen fluvioglazialen Sand
bilden. Ist der letztere von ruhig fließenden Gewässern abgelagert
worden, so müssen wir die Aufschüttung der groben nordischen
Schotter den stark strömenden Flüssen zuschreiben. Zumeist freilich
bilden sie Übergänge zu den sogenannten Mischschottern, worunter
Karpathenschotter zu verstehen. sind, welche nordisches Material
enthalten: sie sind die Ablagerungen von karpathischen Gewässern,
welche nordisches Material vorfanden, oder welche sich mit glazialen
Schmelzwässern vereinigten. Die Mischschotter bilden wieder Über-
gänge zu den fluviatilen Karpathenschottern.
Von besonderem Interesse sind unter den fluvioglazialen
Schichtgliedern die meist den Sanden eingeschalteten Tone von
weißer oder blaugrauer Farbe. Sie müssen dem Diluvium — trotz
ihrer täuschenden Ähnlichkeit mit dem Tertiär — angehören, weil
sie wiederholt die fluvioglazialen Bildungen überlagern und übrigens
im Vergleiche zum Tertiär sehr hoch liegen, das, wie wir aus-
') Besonders reich an erratischen Vorkommnissen sind nach den Begehungen
des vorigen Jahres die Gegenden von Bartelsdorf, Schönhof, Wenzlowitz und
Reichwaldau neben den bereits a. a. OÖ. pag. 9 erwähnten.
1910 Sitzung vom 22. Februar. Dr. Gustav Götzinger.
—]
—]
führten, eine Verebnungsfläiche unter dem Diluvium bildet. Es
selang mir zudem 1909, an verschiedenen Lokalitäten in diesen
Tonen schwach lignitische Hölzer zu finden, welche Herr Professor
Dr. Fr. Krasser in Prag zu bestimmen die Güte hat. Die Tone
haben im subbeskidischen Vorland eine große Verbreitung und
scheinen in einem bestimmten Horizont durchzulaufen. An mehreren
Lokalitäten sind sie schön aufgeschlossen, während an anderen Stellen
auf ihr Vorkommen nur aus dem Vorhandensein von Quellen,
Rutschungen und Naßgallen an den sonst sandigen Gehängen ge-
schlossen werden mußte (siehe a. a. OÖ. pag. 15). Nach den Auf-
schlüssen kommen Tone vor in den Höhen von:
Meter
Ca. 290 Graben ENE Kote 505 zwischen Zamarsk und Haslach.
Ca. 270 3 m mächtige blaue Tone mit kohligen Partien in der
Grube E von der Veverkakolonie Lazy (vergl. Jahr-
buchra.:a. 0. pag. 15).
270—60 der „graue Tegel“ und Ton, der im neuen Larischschen
Bohrloch W Steinau im „Zadni pole* durchfahren
wurde !), entspricht wahrscheinlich dem blauen Ton
mit etwas sandigen Zwischenlagen.
260—65 bei der Albrechtsschleife W vom Graf Deymschacht an
der Östrauer Kohlenbahn; in der gleichen Höhe ein
blauer Ton N von Kote 271 ım gleich N vom Eugen-
schacht; in der gleichen Höhe in den Gruben bei
der Steingutfabrik Wygoda, wo unter Sanden mit
gelegentlichen erratischen Geschieben ein blauer Ton
in 1—3 m Mächtigkeit liegt; darunter folgt weißer
Chamotteton, in welchem Abbaustollen getrieben
wurden, die etwa 30 Jahre alt sind (Lignite finden
sich im weißen und blauen Ton).
260—63 graue und rote Tone im Wetterschacht 2 der Gabrielen-
zeche ?).
255 an der Kohlenbahn der Alpinen Montangesellschaft am
Homost (Poremba) (Lignite an der Grenze zwischen
dem hangenden Sand und Ton).
Ferner nach den Beobachtungen des Jahres 1908:
255 blaue Tone NE Albrechtschacht.
250—255 gepreßte Tone zwischen Piersna und Petrowitz; bei Peters-
wald zwischen Mittelhof und Niederhof; 2—5 m
mächtige graublaue gepreßte Tone mit erratischen
Geschieben, darunter ein 0:3 m mächtiger blauer Ton.
250 bei Schloß Piersna; Tone und Mergelschiefer, die zwischen
Sande eingeschaltet sind.
1!) Nach freundlicher Mitteilung des Herrn Markscheiders Novak (Karwin).
2) Mitteilung des Profils durch Herrn Bergverwalter Knittelfelder in
Teschen.
78 Verhandlungen. Nr: 3
Meter
235 bei Zablaez.
ca. 220 blauer Ton mit Ligniten NE Meierhof Skrzeezon.
220—215 bei M. H. Skrzeezon; blaue Tone mit Holzstücken an
der Sohle.
In 215 Höhe finden sich ferner in der großen Abgrabung bei
Herzmanitz E von Hruschau über erratischen Diluvial-
sanden und -schottern verschiedenfärbige, im ganzen
1!/; m mächtige dünnschichtige Tone, die überein-
andergelegten verschiedenfarbigen Pappendeckeln
durchaus nicht unähnlich sind; hangend darüber sind
wieder Sande und 21/, m Löß.
Indirekt konnte durch folgende Beobachtungen auf eine Ton-
lage zwischen den Sanden geschlossen werden: Wie im vorigen Jahre
(a. a. OÖ. pag. 5) erwähnt wurde, sind die Täler im Sandgebiet eng
und erst sobald der Tegel erreicht wird, werden sie sehr breit, weil
erst vom Anschneiden des Tegels und dem Anzapfen des Grund-
wassers an die Wassermenge der Bäche sich vergrößert und eine
lebhafte Abtragung durch Rutschungen die Erweiterung des Talprofils
begünstigt. Sobald das Tertiär angeschnitten wird, haben wir auch
einen breiteren Talboden erreicht. Nun zeigen aber zum Beispiel
zwischen Polnisch-Leuten und Poremba einige Täler schon über dem
sicher konstatierten Tertiärsockel eine verhältnismäßig breite Talsohle.
Das wäre durch eine Einschaltung von Ton zwischen die Sande zu
erklären. W vom M. H. Polnisch-Leuten zum Beispiel würden die
Tone eine Höhe von ca. 260 m einnehmen, was mit der Lage der
Tone bei der Fabrik Wygoda übereinstimmt. In dem Graben, der
von der Steingutfabrik Wygoda gegen Dittmannsdorf führt, beobachtete
ich oben zunächst einen breiteren Talboden; dann folgt eine kleine
Talenge und dann erst der Eintritt des Baches in den breiten Tal-
boden im Tertiär (Höhe des höher gelegenen Tones ca. 265 m).
Auch SW vom M. H. Wenzlowitz möchte ich nach einem Quellhorizont
auf eine Tonlage in ca. 290 m Höhe schließen, desgleichen in ca. 275 m
Höhe in dem Graben N der „sehwarzen Täler“ bei Haslach, in 260 m
Höhe zwischen Radwanitz und dem Albrechtschacht, in 255—260 m
bei Ober-Katschitz nach den dortigen Quellen.
So sehen wir Tone, die wahrscheinlich einem und demselben Horizont
angehören, im SW-Teil des Kartenblattes von zirka 290 m auf 255 m
sesen N und NE absinken; auch rechts von der Olsa scheint ein
solcher Tonhorizont nach N sich abzudachen. Ob die tiefer gelegenen
Tone bei Herzmanitz und Skrzeczon (215—225 m) zu demselben
Horizont gehören, der sich nach NW steiler absenken müßte oder ob
ein getrennter Tonhorizont vorliegt, können wir vorderhand nicht ent-
scheiden. Jedenfalls aber erscheinen im Karwiner Kohlenviertel die
Tone als deutlicher weithin verfolgbarer Horizont; sie haben
nicht eine rein lokale Verbreitung, wie ich bisher annahm, welche Konsta-
tierung von praktischer Bedeutung sein dürfte, da die Tone zur
Steingutfabrikation verwendet werden. Daher eröffnet sich jetzt eine
1910 Sitzung vom 22. Februar. Dr. Gustav Götzinger. 79
gewisse Prognose über die Lage der zu Steingutwaren verarbeiteten
Tone unter Tag.
Der durchlaufende Tonhorizont ist wahrscheinlich auch von
einiger Bedeutung für die Grundwasserverhältnisse im Gebiet W der
Ölsa, da er das atmosphärische Wasser auffängt und für sich selbst
ableitet, und zwar in einem höheren Niveau als der Austritt des
Grundwassers eintreten würde, wenn das ganze Grundwasser erst auf
der Grenzfläche zwischen dem Tertiär und Quartär zurückgestaut
würde. Daraus ergibt sich der weitere Schluß, daß das Grundwasser
unmittelbar über dem Tertiär von geringerer Mächtigkeit dort sein
muß, wo im Diluvium der durchlaufende höhere Tonhorizont zur
Entwicklung gelangt ist.
Die Tone können nur von sehr ruhig fließenden Gewässern oder
in Tümpeln abgesetzt worden sein; darüber aber folgen wieder Ab-
lagerungen kräftiger fließender Gewässer (Sande); da in den Sanden
sich zuweilen aber größere erratische Blöcke finden (Lazy, Wygoda usw.,
vergl. auch die Profile pag. 85), so sind die Tone als eisnahe
Bildungen jedenfalls anzusprechen.
Von den diluvialen Schichtgliedern zeichnen sich zwei durch
die größte Verbreitung aus: die Sande und die Schotter. Erstere
bestehen, wie a. a. O. pag. 14 ff. erwähnt, aus Quarzzerreibsel mit
kleinen nordischen Geschieben, sie sind also umgelagerte Glazial-
bildungen, während die Schotter aus Karpathensandsteingeröll bestehen,
während ihr Gehalt an nordischen Geschieben ein geringer ist.
Sie sind von den Karpathenflüssen abgelagert worden. Der Unter-
schied zwischen beiden Schichtgliedern liegt also zunächst in der
Verschiedenheit der Größe und Provenienz des verfrachteten
Materiales. Die Gewässer, welche die nordischen Sande aufschütteten,
konnten autochtone gewesen sein: sie konnten in der nächsten Nähe
des Aufschüttungsbereiches entstanden sein, sie konnten die Schmelz-
wässer des Eises gewesen sein, die sich unter das Eis hin ergossen,
wenn sich die Sande als subglaziale Aufschüttungen deuten ließen,
was aber wegen ihrer großen Mächtigkeit doch kaum angängig ist.
Die Gewässer dagegen, welche die Karpathenschotter herbeibrachten,
waren sicher allochton; sie traten aus dem Sandsteingebirge der
Beskiden in das Vorland ein und kamen in Eisnähe. Nachdem sie
ihre Schotterlast aus den Beskiden anderwärts abgesetzt hatten,
konnten sie die etwa vorgefundenen glazialen Moränen umgelagert
und daher eine Aufschüttungsfläche von nordischen Sanden geschaffen
haben, während umgekehrt sich wieder Schmelzwässer mit den
karpathischen Gerinnen hier und da vereinigt haben mögen, deren
Wassermassen mehrend, daher deren Transportkraft erhöhend und
die Weiterverfrachtung der Karpathenschotter ermöglichend. Die
Verbreitung der Karpathenschotter und Quarzsande lehrt vor allem
die Gebiete erkennen, wo kräftige Flüsse mit starkem Gefälle auf-
schütteten und wo schwächere, aber mehr flächenhaft sich verästelnde
Wasseradern mit geringem Gefälle an der Arbeit waren.
Es ist danach immerhin die Möglichkeit vorhanden, das kar-
pathische Flußsystem durch Verfolgung der Schotter aus dem Gebirge
hinaus ins Vorland zu rekonstruieren, anderseits aus der Aufschüttung
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 3. Verhandlungen. 13
80 Verhandlungen. Nr. 3
der gletschernahen Sande die ungefähren Grenzen der Vereisung
festzustellen, wenn auch nur die großen erratischen Blöcke sichere
Marken und Beweispunkte für das Ausmaß der Vereisung abgeben
können, da nur die großen erratischen Blöcke noch in situ liegen,
während die kleineren erratischen Geschiebe von den Schmelzwässern
und karpathischen Flüssen einen, wenn auch begrenzten Transport
erfahren haben ').
Es lassen sich jetzt in den großen Zügen die Gebiete auf dem
Kartenblatt ausscheiden, wo die Sande und wo die Schotter überwiegen:
zunächst 1. das Peterswald-Karwiner Hügelland (Höhe des Peschgower
Waldes 294 n) zwischen dem ungefähr W—-E gerichteten Lauf der
Lu&ina und der Olsa; ferner 2. das kleinere Sandgebiet von Zywotitz
und Suchau. Der Sand überdeckt hier den Abfall des Teschener
Kreidehügellandes; ein besonders schöner Aufschluß ist gleich beim
M. H. Zywotitz: etwa 6 m mächtige, horizontal geschichtete weiße und
rötliche Quarzsande, die größere Geschiebe nur vereinzelt enthalten.
Der Aufschluß liegt bemerkenswerterweise über 320 m hoch ?); es
gehen hier wie auch an anderen Lokalitäten die fluvioglazialen Sande
höher als die fluviatilen Karpathenschotter. Wie diese Sandmassen
förmlich im Schutze des Teschener Hügellandes über dessen Abfall
sich abgelagert haben, so gilt dies ebenso für das 3. viel größere Sand-
gebiet von Groß-Kuntschitz-Rudnik-Haslach®), das die Höhen des
Kreidehügellandes erreicht. Nach freundlichen Mitteilungen von
Dr. Beck kommen die Sande auch bei Kisselau und Ogrodzon vor.
Auch dieses Sandgebiet trägst außerhalb des höher gelegenen
Teschener Hügellandes eine weithin sichtbare Kulmination im sub-
beskidischen Vorland, beim Karlshof 294 m; auch da liegen die NW
davon bei Klein-Kuntschitz gelegenen Karpathenschotter in tieferem
Niveau.
Karpathenschotter trennen nun diese Sandgebiete voneinander.
Sie folgen zum Teil einigen der heutigen Flüsse, zum Teil sind sie
aber unabhängig davon. Die Olsa-Karpathenschotterfläche, welche
das Teschener Hügelland bei Teschen durchbricht und namentlich
unterhalb Teschen am linken Olsatalgehänge deutlich zu verfolgen
ist, haben wir schon a. a. O. pag. 17f. berührt. Auch entlang der
Flüsse Stonawka und Hol&ina finden wir in deren Durchbruchtälern
durch das Teschener Hügelland höher gelesene Karpathenschotter-
!) Da diese Umlagerung, wie wir noch zeigen werden, vom Gebirgsrand ins
Vorland hinaus erfolgte, könnte (in Übereinstimmung mit W. von Kozinski,
Quartärstudien im Gebiete der nordischen Vereisung Galiziens. Jahrb. d. k. k. geo].
R.-A. 1907, Bd. LVII, pag. 390) auf Grund der Beobachtungen über die Geschiebe-
vorkommnisse die frühere Eisausdehnung höchstens etwas unterschätzt werden.
2) Da diese horizontalgeschichteten Sande in dieser Höhe auf einer heutigen
Kuppe der Rest einer früher größeren, heute zu ergänzenden Aufschüttungsebene
sind, so muß geschlossen werden, daß die Talbildung am Abfall und daher auch
innerhalb des ganzen Teschener Hügellandes noch „postglazial“, das heißt hier
nach erfolgter Vereisung, noch stattliche Leistungen vollführte.
3) Einen schönen Aufschluß bietet die Sandgrabe W der Straße von
Teschen—Pruchna bei „Babilon“: horizontal geschichtete rote Sande gehen in
weiße mit einigen fremden erratischen Geschieben über; eingeschaltet sind den
Sanden verschiedenfarbige Tone, also ein Analogon zu den „Pappendeckeltonen*
bei Herzmanitz.
1910 Sitzung vom 22. Februar. Dr. Gustav Götzinger. S]
terrassen, die sich beim Eintritt in das Vorland deutlich verbreitern,
zum Beispiel zwischen Nieder-Bludowitz und Schumbarg. Resten einer
höheren Karpathenschotterfläche begesnet man ferner am Abfall des
Teschener Hügellandes gegen das Weichselfeld bei Skotschau; nur
ist sie hier fast ganz der lateralen Erosion der Weichsel, die sich
schon oberhalb Skotschau einen breiten Talboden geschaffen hat, zum
Opfer gefallen und nur auf einen schmalen Saum beschränkt.
Dagegen gibt es vorherrschende Karpathenschottergebiete an
Stellen, wo ein kräftiger aus den Beskiden kommender Fluß heute fehlt:
so der Karpathenschotterstrang, der das Sandgebiet des Peterswalder
Hügellandes von dem von Zywotitz trennt und in SW—NE-Richtung
bis gegen Freistadt verläuft (von ihm zweigen gegen S die erwähnten
Stränge der Hol£ina und Stonawka ab). Desgleichen konnten wir einen
Schotterstrang konstatieren, der von der Olsa etwa bei Pogwisdau
abzweigend, in der Richtung auf Klein-Kuntschitz und Ober-Seibers-
dorf verläuft und das Sandgebiet von Zamarsk usw. von dem Roy-
Ottrembauer Hügelland trennt, das aus Sand besteht. Der Fluß, der
diese Schotterstränge abgelagert hat, existiert nicht mehr, das Schotter-
gebiet wird heute nur von der Petruwka und ihren Zuflüssen durch-
furcht, die ihr Quellgebiet nicht in den Beskiden, sondern in dem
aus den Teschener Schiefern und Kalken und Tescheniten zusammen-
gesetzten Hügelland haben. Durch diese SW—NE gerichtete Ent-
wicklung eines Karpathenschotterstranges ist uns der Hinweis auf
karpathische Gewässer gegeben, welche in dieser Richtung flossen,
wohl zu einer Zeit, als das NW davon gelegene Inlandeis den Karpathen-
flüssen den Weg nach N bis NW versperrte. Es liegt nahe, den
rechts von der Olsa gelegenen Karpathenschotterstrang der Aufschüttung
der nach NE abgelenkten Olsa, den entlang der heutigen Lulina un-
sefäihr SW—NE verlaufenden der Ostrawitza oder wenigstens einen
Seitenarm derselben zuzuschreiben, die also nach Verlassen des
Teschen-Friedecker Hügellandes gleichfalls eine Ablenkung nach NE
erfahren haben müßte. Jedenfalls floßB damals in dem N von
Freistadt-Karwin gelegenen Gebiet die ÖOlsa noch nicht, da die
beiderseitigen Talgehänge zwischen Freistadt und Golkowitz einer-
seits und Karwin-Dittmannsdorf anderseits nicht aus höher gelegenen
Karpathenschottern zusammengesetzt sind. So besteht also eine
Divergenz zwischen den heutigen und den diluvialen
Flußläufen im subbeskidischen Vorland: wo während der
Eiszeit starke Karpathengewässer flossen, sind heute vielfach keine
mehr, während umgekehrt die heutigen Karpathenflüsse. in Gebiete
eingetreten sind, die während der Eiszeit von einem Karpathenfluß
nicht erreicht wurden. In den Durchbrüchen durch das
Teschener Hügelland besteht aber diese Divergenz nicht
mehr: die Richtungen der diluvialen Flußläufe, die durch die höheren
Karpathenschotter markiert sind, sind noch die heutigen, nur haben
die gegenwärtigen Flüsse in die Karpathenschotterflächen eingeschnitten,
es erscheinen diese als kleine „Wagrame“* über jenen.
Nicht so leicht wie in den Durchbrüchen lassen sich die
Gefällsverhältnisse der Schotterstränge im Vorland beobachten; das
hängt nicht nur damit zusammen, daß in den Durchbrüchen das
12*
Verhandlungen. Nr
Fig. 3.
300m
300m
000000000
000000000
309m
EIIIITITT
0000000090
0000000009
WALL
200m 200m
7. ML
] Niedermarklowitz bei Teschen. — II W vom M. H. Babischow (auch zwischen
Pogwisdau und Ottrembau). — III W von Kl. Kuntschitz. —
1V Bahoschleife
Seibersdorf.
Richtungen: I—II SSW—NNE, II—-III NE-SW, II—-IV SSW-—NNE.
Fig. 4.
[IIIITIITITITTITITTT}
PO00009009
300m
O00000000
OXO IXOXO
nn 0Oo000c0000
o00000000
OXOAOXOAOALXO
%
DO0O0009000
1
200m 200m
275
IT
U
I Rakowetz. — II Skrebenrücken zwischen Schumbarg und Nd. Dattin. —
III W Steinau.
Richtungen: I—-II SW—NE, II—III WSW-—-ENE.
Zeichenerklärung:
WO, Geunda[2222 |ekoun ::::]ond Br Jon
E xx erralika IN 2» u.LoB
Maßstab der Profile: 1:2000.
1910 Sitzung vom 22. Februar. Dr. Gustav Götzinger. 93
Fie. 5.
2.0 300m
7% 7
:
250m
200m 200m 200m
J2 L
ZZ V
I Parchauer Wald. — II E Schloß Haslach. — III Babilon. —
IV M. H. Karlshof (Gr. Kuntschitz).
RU TFWEEEEERTTE
Richtungen: I—II SW—NE, II—III S—N, III-IV SE—NW.
Fig. 6.
Je
I Lazy, E Veverka Kolonie. — II Wygodafabrik. — III N und W Polnischleuten
Richtungen: I—II S—N, II— III SE—NW.
Zeichenerklärung:
siehe vorige Seite.
Maßstab der Profile: 1:2000.
84 Verhandlungen. Nr. 3
Gefälle etwas steiler ist, sondern auch vor allem damit, daß im
Vorland die Schotterflächen oft nicht mehr morphologisch als Plateau-
flächen sich zu erkennen geben, sondern nur geologisch durch Be-
obachtung der Aufschlüsse, zumal an verschiedenen Stellen die
Karpathenschotter von Sanden bedeckt sind, während an anderen
Stellen wieder das umgekehrte, allerdings seltenere Verhältnis obwaltet
(zum Beispiel bei Groß-Kuntschitz, Oberkatschitz, NW und NE
M. H. Wenzlowitz und beim Unterhof S Steinau).
Zur Rekonstruktion der Gefällsverhältnisse der Schotter und
Sande und damit zur Identifizierung der verschiedenen Schotter- und
Sandschichten des Vorlandes mußten wir uns daher vor allem der
graphischen Profilzeichnung bedienen, von der Voraussetzung aus-
gehend, daß die Schotter und Sande in wenig geneigten, jetzt freilich
durch Erosion zerstückten oder zerstörten Aufschüttungsflächen ab-
gelagert wurden, die sich nach irgendeiner bestimmten Richtung
langsam abdachen müssen. Da die Gefällsrichtungen und damit auch
die Strömungsrichtungen der entsprechenden Gewässer
erst zu ermitteln waren, wurden verschiedene Aufschlüsse in Auf-
rissen innerhalb eines benachbarten Gebietes unter Berücksichti-
gung der hypsometrischen Verhältnisse einander gegen-
übergestellt (vergl. die obigen Figuren). Die sonst von den Alpen her-
genommene Methode, die Diluvialbildungen nach ihrem morphologischen
Terrassenbau miteinander in Einklang zu bringen, erwies sich hier in
den meisten Fällen als nicht anwendbar, weil alle fluvioglazialen Sande
und Schotter eine starke Abtragung und Verwischung ihrer Auf-
schüttungsformen erfahren haben und zudem von Lößlehm unregel-
mäßig bedeckt sind. Es ergab sich namentlich auch unter Berück-
sichtigung des Gefälles des Tertiärsockels "unter dem
Quartär zumeist gleich der Schluß auf die Zusammengehörigkeit
der einzelnen Schotter- und Sandablagerungen, auf deren
Identifizierung, respektive fazielle Ausbildung und auf die Strömungs-
richtungen der Gewässer, welche während der Eiszeit
die Sande oder Schotter ablagerten!?). Aus der großen Zahl
von solchen Aufrißgegenüberstellangen seien nur wenige in den voran-
gestellten Figuren 3—6 °) ausgewählt.
Daß die Karpathenschotter von Gewässern abgelagert wurden,
welche aus dem Gebirge heraus in der Richtung nach N—NE flossen,
ist ohne weiteres klar und läßt sich auch durch die Verbreitung der
Schotter und Verfolgung von deren Höhen zum Beispiel in folgender
Profilzusammenstellung zeigen (Fig. 3): der Schotter senkt sich von I
(Nieder-Marklowitz bei Teschen) immer tiefer gegen NE hin ab
1) Wo die Verbindung der verschiedenen Schotter und Sande unter Be-
rücksichtigung ihrer hypsometrischen Verhältnisse nur sprunghaft möglich ist,
dort sind wir in den meisten Fällen nicht berechtigt, die Verbindungen herzu-
stellen, respektive die Entwässerung in dieser Richtung zu rekonstruieren.
®, Von der Zeichnung bestimmter längerer Profile wurde abgesehen, da der
Mangel an Aufschlüssen in manchen Gebieten und damit die Unsicherheit, ob
Schotter oder Sande vorliegen und die Verlehmung der Gehänge so groß ist, daß
man auf gelegentliche Schematisierung nicht verzichten könnte.
1910 Sitzung vom 22. Februar. Dr. Gustav Götzinger. 5
(IV Seibersdorf), womit auch das langsame Abfallen des Tertiärsockels
unter dem Quartär übereinstimmt. Wir können daraus schließen, daß
ein Karpathenschotterfluß von SW in der Richtung nach NE floß und
dahin abgelenkt wurde. Die gelegentlichen nordischen Geschiebe,
welche den Schottern zum Beispiel bei II beigemengt sind, sind aus
der Nachbarschaft, die aus Sanden zusammengesetzt ist, eingeschwemmt
worden oder sie stammen vön der kurz vorhergegangenen Über-
eisungsphase des Maximalstandes des Eises,
Wie östlich von der gegenwärtigen Olsa haben wir auch westlich
davon einen Karpathenschotterfluß aus der folgenden Profilzusammen-
stellung (Fig. 4) rekonstruieren können, der vom SW-Ende des Karten-
blattes (I Rakowetz) über Schumbarg (II) gegen Steinau-Karwin (III)
floß. Auch in diesen Schottern finden sich gelegentlich nordische
Geschiebe. Diese Mischschotter rücken also in der Richtung gegen
NE hin in immer tieferes Niveau.
Auch im Sandgebiet waren die Strömungsrichtungen zumeist von
den Beskiden auswärts gerichtet (Fig. 5): Ein solcher Fluß, der
Quarzsande mit einigen nordischen Geschieben umlagerte, lag zum
Beispiel in einer Höhe von 290 m), hoch oben im Teschener
Hügelland (I), senkte sich von da rasch über Haslach (II) und
Babilon (III) und von da weiter nach N (Groß-Kuntschitz [IV ]). Auch
hier ist wieder das Gefälle durch das Abfallen des Tertiärsockels
gegeben. Daß die Sande bei Groß-Kuntschitz die größte Mächtigkeit
erreichen, hätte nichts zu sagen, da bei II und Ill der Sand durch
Denudation abgewaschen worden sein konnte.
Gruppieren wir desgleichen in der folgenden Zusammenstellung
(Fig. 6) die Aufrisse nach dem Gefälle der Tertiärbasis, also un-
gefähr in der Richtung S—N, so erkennt man speziell zwischen
I und II weitgehende Ähnlichkeiten, sogar der einzelnen Schichtglieder,
so daß der Schluß gerechtfertigt erscheint, daß auch da die Strömung
der Gewässer, welche die Sande transportierten und aufschütteten,
eine nach N gerichtete war. Ebenso senken sich die über den Sanden
lagernden Tone nach N hin ab.
Wie im vorigen Jahre angedeutet wurde (a. a. O. page. 16) und
jetzt durch Profile gezeigt werden kann, wurde also das glaziale
Moränenmaterial umgelagert und in der Richtung vom Gebirge hinaus
umgeschwemmt. Diese Umschwemmung ist zugleich die Ursache für
das Fehlen der Endmoränen, welche das Eis sonst hätte ablagern
müssen. Dabei erfolgte die Umschwemmung vielerorts in der Richtung
nach NE, also ungefähr parallel den Karpathenschottersträngen der
vielfach nach NE abgelenkten Karpathenflüsse.
Es läßt sich dies auch durch einige geologische Beobach-
tungen erweisen, welche weitere Kriterien zur Rekon-
struktion der Strömungsrichtungen liefern: so zum Bei-
spiel konnte ich bei Herzmanitz, E von Hruschau, in einem großen
Abbau am Gehängeabfall gegen das Alluvialfeld der Oder in den
!) Bei Zamarsk sogar in 290—300 m Höhe, um rasch gegen N abzufallen.
86 Verhandlungen, Nr. 3
dortigen Diluvialbildungen !) neben großen typisch nordischen errati-
schen Blöcken und Geschieben zwei große Basaltblöcke finden. Sie
stammen jedenfalls von dem nächsten, 2—3 km entfernten Basalt-
vorkommnis vom Muglinauerberg (Kladnow 290 m, Jaklowetz), wo
bekanntlich mehrere Lagen von Basaltkugeln als Strandgeröll des
Tertiärs vorkommen und wiederholt beschrieben worden sind 2).
Trotz ihrer Größe konnten diese Blöcke hierher nur durch kräftige
Gewässer transportiert worden sein, und zwar in der Richtung nach
NE — da das sich südwärts bewegende Inlandeis die Blöcke hierher
nicht gebracht haben kann. Auch gelegentliche Einschaltungen von
Karpathenschotterschnüren in den Sanden, zum Beispiel beim Albrecht-
schacht, deuten auf eine Strömungs- und Ablagerungsrichtung nach N.
Fig. 7.
—
ee Lu me nun m
Fluviatile Kreuzschichtung.
(Das Einfallen und der Pfeil geben die Richtung der Strömung des ablagernden
Gewässers an.)
Zu den weiteren geologischen Kriterien, die Strömungsrichtungen
zu rekonstruieren, gehört neben den Beobachtungen der Kornabnahme
der Schotter und Sande ?) und eventuell ihrer Mächtigkeit das Studium
der sogenannten diskordanten Parallelstruktur (oder kürzer
der fluviatilen Kreuzschienhtung) in den von den Gewässern
abgelagerten Schichten (Fig. 7) und der Deltaschichtung. Dabei
!) Der Aufschluß zeigt von unten nach oben:
3 m: Schotter mit großen erratischen Blöcken, gegen NE etwas höher an-
steigend und daher 6 m mächtig aufgeschlossen,
2 m: sandiger Lehm,
1'/, m: verschieden gefärbte Tone („Pappendeckeltone‘“),
!/, m: Sand,
2—2!/, m: Lößlehm, diskordant auf dem Untergrund.
”) Hohenegger, Die geognost. Verhältnisse der Nordkarpathen in Schlesien
und den angrenzenden Teilen von Mähren und Galizien, 1861, pag. 41. — Nied-
zwiedzki, Basaltvorkommen im Mährisch-Ostrauer Steinkohlenbecken. Jahrb. d.
k. k. geol. R.-A. 1873, pag. 287. — V. Hilber, Geologische Aufnahme der Niederung
zwischen Troppau in Schlesien und Skawina in Galizien. Verh. d. k. k. geo]. R.-A.
1884, pag. 351/352. — E. Kittl, Die Miocenablagerungen des Ostrau-Karwiner
Steinkohlenrevieres und deren Faunen. Annalen d. k. k. Naturhist. Hofmus. 1837,
II. Bd., pag. 233 ff.
®) Daß die Korngröße in .der Richtung gebirgsauswärts abnimmt, wurde
schon a. a. O. pag. 14 bemerkt.
1910 Sitzung vom 22. Februar. Dr. Gustav Götzinger. 87
ist die Deltaschichtung, die sich von der. fluviatilen Kreuzschichtung
auf den ersten Blick durch steileres Einfallen der Sand- und Schotter-
schichten (meist 25— 35°) unterscheidet, vom methodologischen Stand-
punkt zur Konstruktion der Strömungsrichtungen deshalb erst an
zweiter Stelle zu setzen, weil sie nur die Strömungsrichtungen der
Gewässer an der Einmündungsstelle in einen See oder eine Lache
angibt, welche sonst, weil die Lage der Wasseransammlung meist an
kleine Becken geknüpft war, die Entwässerung von mehreren Seiten
an sich gelockt haben konnte). Es dient also die Deltaschichtung
mehr zur Konstatierung der Lage einer lokalen stehenden Wasseran-
sammlung und ihrer Höhe als zur Bestimmung der allgemeinen
Strömungsrichtungen der Gewässer des (Gebietes.
Der Beobachtung der Kreuzschichtung wurde besondere Auf-
merksamkeit zugewendet. An den folgenden Lokalitäten haben wir
die Richtung der Kreuzschichtung beobachtet:
W der Olsa:
HerZmanitzir oralen, Fallen NW
Polnischleuten, S von „Na Guran-
kowie . SLR (CH! NE
Seföiksandgrube Boräkwald BRNG, N
Deutschleuten ESE Nerad M.H. . N
Zwischen Polnischleuten u. Zablacs NE
Podlesy zwischen Schloß Reichwaldau
und Michalkowitz . . . . bald nach W, bald nach E
Zwischen Poremba und Reichwaldau
Nesteusehkabach) an... E
Beim Sophienschacht . . . . . NE 15—20° und SW 30°
Poremba N Gustavschacht . . . NW
Peterswald SW Kirche. . NW 30°
Albrechtschacht unterh. Förderbahn NW
Schumbarg NW Kirche. . . N
Karwin Neuanlage der Berg- und
Hüttengesellschaft . . . E
Graben W Steinau beim N Zadni
pole* . MERAN] N—NE
W Brandeis bei Teschen Fu Be N
E der Olsa:
SE Piersnaberg S Kote 263m . . nach N
Kl.-Kuntschitz W vom Ort . . . nach NE
Kl.-Kuntschitz bei Celirkowitz . . NE
Royer Berg . . : Bub. NW 15—35°
Oberkatschitz ee ..... NW
BRHETKatschitz 00: 2 hate. NW
Babılon Sandgsrube . . . wu! - N
Een Gumma arena nude > NW 30°
!) So zeigt zum Beispiel die Grube bei Piersna (a. a. O. pag. 13, Fig. 5)
in den Sanden Deltaschichtung sowohl in der Richtung nach NE wie auch nach SW.
K. k. geol, Reichsanstalt. 1910. Nr. 3. Verhandlungen. 13
(0,0)
0,0)
Verhandlungen. Nr. 3
Auch daraus ergibt sich also, daß im Bereich der fluvioglazialen
Sande die Strömungs- und daher Ablagerungsrichtungen
vom Gebirge hinaus gerichtete waren. Nur in der Gegend
von Friedeck, schon außerhalb des Kartenbereiches Freistadt, be-
obachtete ich in der ca. 320 m hoch gelegenen Sandgrube NE von
der Stadt unterhalb des Stadtwaldes in den gelblichen, oft sehr eisen-
schüssigen Sanden und in den aus Quarzkies, Hornsteinen, Quarziten
und einigen typisch-erratischen Geschieben bestehenden Schottern
schwache Kreuzschichtung, welche nach S einfällt. Hier war also
lokaleine Entwässerungsrichtung gegen Süden, die Ostra-
witza gelangte hierher nicht, da die karpathischen Geschiebe in den
dortigen Ablagerungen ganz zurücktreten.
Es sei nun noch in Ergänzung des im vorigen Jahr gegebenen
Bildes der Entwicklungsgeschichte der Gegend während der Eiszeit
einiges zur Synthese des hydrographischen Bildes nach dem Rückzug
des Eises nachgetragen. Versetzen wir uns in die Zeit des Hoch-
standes des Inlandeises in Schlesien. Während des maximalen Standes
des Eises nahe dem Steilabfall der Beskiden und gleich beim Rück-
zug mußten die die Senke!) zwischen den Beskiden und dem Teschener
Hügelland durchmessenden Flüsse zurückgestaut worden sein. Darauf
deuten nicht bloß die mächtigen, schon auf der Spezialkarte Z. 7, Kol. XIX
(Teschen, Jablunkau) auf den ersten Blick auffallenden Karpathen-
schotterflächen, die wir bei Dobratitz-Schöbischowitz, Hnojnik-Trzano-
witz, Niebory-Trzynietz-Roppitz finden, sondern ihr eigentümliches
trichterartiges Ausspitzen gegen N. Es tritt auf der aus-
gezeichneten geologischen Karte von Uhlig prächtig zutage. Letztere
Erscheinung wird so zu erklären sein, daß die Flüsse S von den Aus-
spitzungen ungestört aufschütten und dabei durch laterale Erosion
ihr Aufschüttungsbett verbreitern konnten, daß aber ihre Aufschüttung
und seitliche Bettverbreiterung immer mehr bis zu einem bestimmten
Punkte abnahm, wo die Triehtermündung erreicht wird und das
Durchbruchstal durch das Teschener Hügelland einsetzt). Nun aber
zeigt die vorzügliche Karte von Uhlig, daß diese Schottertrichter
in das Teschener Hügelland eintreten, sich nicht beschränken auf die
von der Städtebahn benützte, jedenfalls infolge Ausräumung der
weicheren Schiefer entstandene präglaziale Senke. Die Lateralerosion
und Aufschüttung hörte also nicht vor dem Teschener Hügelland auf,
das etwa im Vergleich zu der von den weichen Mergelschiefern
des Alttertiärs erfüllten Senke einen größeren Widerstand hätte bieten
können ?); sie hörte unvermittelt auf unterhalb der Orte Nieder-
Schöbischowitz an der Hol&ina und unterhalb Nieder-Trzanowitz an
der Stonowka. Es ist dagegen naheliegend, in der Verbindungslinie
der Schottertrichter einen Rand des Inlandeises zu konstruieren, der
!) Die Senke ist durch die Orte Dobrau, Dobratitz, Hnojnik, Smilowitz
markiert und wird von der Städtebahn benützt.
?) Wie erwähnt, ist es auch von Schottern begleitet, aber diese bilden nur
schmale Leisten an den Talgehängen.
®) Die Gesteine am Ende der Schottertrichter sind nicht härter als diejenigen,
welche die Schottertrichter beiderseits flankieren.
1910 Sitzung vom 22. Februar. Dr. Gustav Götzinger. 89
der Lateralerosion und der aufschüttenden Tätigkeit der Flüsse eine
nördliche Grenze gesetzt haben muß, wenn das Eis durch längere
Zeit diesen Stand inne hatte. So könnten wir hier, wo die geovlo-
gischen Ablagerungen in Form von Endmoränen oder del.
fehlen, aus einer morphologischen, fluviatilen Ab-
lagerungsform auf die Eisgrenze schließen.
Die Flüsse, welche die Schotterfelder ablagerten, mußten also
damals unter das Eis gegangen sein, sie verloren ihr Wasser in das
Inlandeis. Dagegen waren die Flüsse oberhalb, entlang des Beskiden-
steilrandes, gelegentlich in Verbindung, da die Schotterflächen seit-
lich kommunizieren; die ganze Senke zwischen Friedeck-Teschen-
Jablunkau besteht ja aus mehreren ineinandergeschweißten Schotter-
kegeln. Dabei bietet das Verhältnis der Schotterfelder zu den Flüssen,
welche sie aufschütteten, besondere Eigentümlichkeiten: 1. Der heute
von der Hol£ina angeschnittene Schottertriehter von Schöbischowitz ist
nicht von der Hol&ina aufgeschüttet worden, sondern jedenfalls
von der Morawka; er ist das Aufschüttungsgebiet eines fremden
Flusses, da die Morawka heute von Noschowitz gegen W zur Ostra-
witza abgelenkt ist. 2. Der heute von der Stonowka durchmessene
Schottertrichter von Trzanowitz hängt seitlich mit dem Hol&ina-
trichter zusammen. Daher ist auch die Möglichkeit nicht von der
Hand zu weisen, daß die Morawka selegentlich an dem Aufbau
des Stonowkatrichters beteiligt war. 3. Ist also dieses Schotterfeld
das Ergebnis der Aufschüttung fremder und heimischer Gewässer, so
ist das dritte Schotterfeld, das der Rzeka, Tyrra und Olsa von durch-
aus heimischen Gewässern abgelagert worden.
Wiederholen wir also: solange das- Eis über dem Teschener
Hügelland lag), konnten die Gewässer nicht in eine seitliche rand-
liche Entwässerungsader gezwungen werden. Als aber das Eis sich
nordwärts vom Teschener Hügelland in das viel flachere subbeskidische
Vorland zurückzog, konnte sich, wie die Beobachtungen jetzt lehren,
eine randliche Entwässerungsader entlang des Eisrandes ausbilden
(Ostrawitza-Olsa). Ging die Entwässerung früher vorwiegend unter das
Eis, so hielt sie sich jetzt mehr entlang des Eises. Den endgültig
nach NW gerichteten Lauf konnten Olsa und Östrawitza erst mit dem
endlichen Rückzug des Eises aus Schlesien einschlagen. Nach
letzterem Ereignis konnte auch die Erosion des gesamten diluvialen
Schichtkomplexes, sowohl der Schotter wie der Sande, einsetzen, die
jedenfalls noch während der Eiszeit überhaupt stattfand. Es konnte
zu Beginn der Erosion das Eis ganz gut noch in Norddeutsch-
land gestanden haben; es genügte ja nur eine Tieferlegung der
Erosionsbasis überhaupt, wie sie durch den Rückzug des Eises aus
Schlesien ohne weiteres gegeben war, um die Zertalung in Szene zu
setzen.
!) Vergleiche den Stand des Eises im ÖOlsaprofil ungefähr bei Schibitz
(a. a. O. pag. 13). Die Ablagerung der Erratika und glazialen Sande, die ich
auf der Höhe von Sedlischt (an der Öerna zem in 360 m Höhe) fand und der
nordischen Vorkommnisse, welche Uhlig NE von Friedeck verzeichnet, gehört
wohl derselben Phase an.
13*
90 Verhandlungen. Nr. 8
Literaturnotizen.
M. Furlani. Zur Tektonik der Sellagruppein Gröden.
Mitteil. d. geol. Gesellschaft in Wien 1909, pag. 445 u. ff.
Die Verfasserin hat den dem Dachsteinkalk des Sellaplateaus aufsitzenden
Resten jüngerer Schichten am Boespitz, welche von E. Haug und M. Ogilvie-
Gordon beschrieben wurden, eine neuerliche Untersuchung gewidmet in Hinsicht
auf Stratigraphie und Tektonik. An der Basis der von Ogilvie-Gordon als Lias
bestimmten grauen Kalke fand F. noch ein paar Bänke von Kalkbreccie und
grünlichen dolomitischen Kalk als unterstes Glied über dem Dachsteinkalk, in den
über jenen grauen Kalken folgenden roten Kalken fand F. schlecht erhaltene
Ammoniten, welche für die Acanthieus-Schichten bezeichnend sind; darüber
folgen Fleckenmergel. Die jüngeren Schichten sind in eine liegende, gegen W sich
öffnende Falre gelegt, deren Hangendschenkel am Boe& von einer Schubfläche zer-
rissen ist. Die westliche Richtung der Bewegung steht in Übereinstimmung mit den
von Ogilvie-Gordon beobachteten Westüberschiebungen am Fuß der Sella und
des Langkofels und auch mit den gleich gerichteten und ähnlichen „Gipfelfaltungen“
in den Ampezzaner Dolomiten. (W. Hammer.)
L. Kober. Überdie Tektonik der südlichen Vorlagen
des Schneeberges und der Rax. Mitteil. d. geol. Gesellsch. in
Wien 1909, pag. 492. u. ff.
Der Verfasser hat der Südseite des Gahns (östlicher Ausläufer des Schnee-
berges) und der Rax seine Aufmerksamkeit zugewandt und sich bemüht, seine
Beobachtungen in ein Schema von aus dem Süden gekommenen Überfaltungsdecken
einzuzwängen.
Die stratigraphische Untersuchung bestätigte im wesentlichen Geyers
Schichtfolge, insbesondere auch die von Geyer festgestellten Faziesbezirke, nur
hängen die über den Halobienschichten liegenden Kalke nicht muldenförmig mit den
unter ihnen liegenden zusammen, sondern fallen wie sie bergein und erscheinen
als selbständiges über dem Halobienschiefer liegendes Schichtglied: karnische und
norische Hallstätterkalke. Über ihnen transgrediert dann die Gosau. Sie wird am
Nordrand durch jene von Geyer nachgewiesene Störungslinie abgeschnitten, welche
die Rax-Schneebergmasse von ihren südlichen Vorlagen trennt; es folgt nördlich
daran stoßend die rein kalkig-dolomitische Triasfolge dieser beiden Bergmassive;
die Grenze beider ist durch Aufbrüche von Werfener Schiefern bezeichnet. Die
letztere Fazies ist Hallstätter Entwicklung, die erstere wird als „hochalpine Fazies*
bezeichnet. An der Basis der Werfener Schichten unter der Rax liegt Quarzporphyr,
Am Florianikogel steht ein von Vacek zuerst aufgefundenes Vorkommen von
Silurkalk an. Nach Kober liegt dieser Silurkalk über steilstehendem Verrucano
und Werfener Schichten. Uber dem Silur liegt dann die Trias in Hallstätter Fazies.
Die Verrucano-Werfener Zone läßt sich vom Gahns bis in die Großau weiter verfolgen
und liegt auf karbonisch-permischen Schichten. Dieses Auftauchen des Silur kom-
biniert K. mit dem von Neuberg im Mürztale, das ebenfalls über Oberkarbon und
metamorphem Quarzporphyr liege. Die tektonische Verbindungslinie läge in den
Werfener Schichten. In ihr sieht dann K. die bedeutendste Dislokationslinie des
Rax-Schneeberggebietes und sie ist einAnhalt zurAufstellung seiner Deckeneinteilung :
sie trenut eine tiefste Decke mit Karbon-Perm-Werfener von einer höheren aus
Silur und Hallstätter Trias, und auf dieser soll dann die Decke mit „hochalpiner“
Triasfazies liegen. Alle gehören der „ostalpinen Decke“ an, die unterste trüge
auf karbonisch-permischer Basis voralpine Trias, welche aber größtenteils von der
höheren Decke abgeschabt und nordwärts befördert wurde, denn tatsächlich sind
nur Werfener Schichten mit Rauhwacke da, gleichwie an der Basis der oberen
Teildecken. Die beiden oberen Decken sind Teildecken eines Systems.
(W. Hammer.)
Verlag der k. K. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
1910.
Sitzung vom 8, März 1910.
Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: G. B. Trener: Über das Alter der Adamello-
eruptivmasse. — St. Rieharz: Geologisch-petrographische Untersuchungen in der Umgebung
von Aspang am Wechsel. — Vorträge: J. Dreger: Geologische Beobachtungen an den
Randgebirgen des Drautales östlich von Klagenfurt. — L. Waagen: Über eine Zink- und
Bleilagerstätte im bulgarischen Balkan. — Literaturnotizen: Raciborski, Menzel.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Eingesendete Mitteilungen.
Dr, Giovanni Battista Trener. Über das Alter der
Adamelloeruptivmasse,
Die periadriatischen Granitmassen. Die Erforschung
der periadriatischen Granitmassen, wie Salomon die Adamello-,
_Brixner-, Rieserferner-, Eisenkappel-, Bachergebirge-, Predazzo- und
Cima d’Asta-Eruptivkerne genannt hat, beschäftigt schon seit einem
vollen Jahrhundert die Alpengeologen. Die epochemachende Entdeckung
des Grafen Marzari Pencati, eines sicher eruptiven und jungen
Granites in Predazzo, eröffnete die Debatte über die Lagerung,
Natur und Alter der periadriatischen Granitmassen mit einer polemischen
Diskussion zwischen dem vicentinischen Forscher und L. v. Buch,
welcher damals noch den neptunistischen Theorien der Wernerschen
Schule huldigte. Diese Polemik, welche nicht unwesentlich zu dem
Siege des Plutonismus beigetragen hatte, fesselte die Aufmerksamkeit
der alpinen Forscher derartig an Predazzo, daß nur verhältnismäßig
spät das Studium der anderen großen Eruptivmassen in Angriff ge-
nommen wurde. Die Detailforschung machte aber in den ausgedehnten,
schwer zugänglichen Gebieten ihre sicheren Schritte nöch langsamer
als sonst und es blieben sogar einzelne Eruptivkerne (zum Beispiel Cima
d’Asta) so gut wie unbekannt. Es ist unter solchen Umständen
naturgemäß, daß die theoretischen Spekulationen, welche sehr früh-
zeitig auftauchten und den Versuch machten, das komplizierte Pro-
blem in einfacher Weise zu lösen, heutzutage als mißlungen zu be-
trachten sind.
Schon Buch!) stellte die Behauptung auf, daß zwischen den
Granitmassen von Brixen und von der Cima d’Asta (die er allerdings
nicht gesehen hatte) eine Korrespondenz gar nicht zu verkennen wäre.
1) Geogn. Beobachtungen. Berlin 1802.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910, Nr. 4. Verhandlungen. 14
99 Verhandlungen. Nr. 4
Richthofen!) ging um einen Schritt weiter und fand sich be-
rechtigt, nach den vorliegenden Angaben von Buch, Rath, Escher
v. d. Linth u. a. „die Granite der Cima d’Asta, des Adamello, der
Umgegend von Brixen und von St. Caterina di Bormio als eine selb-
ständige Gruppe unter den Alpengraniten anzusehen und eine
gleichzeitige Entstehung nach beendeter Bildung der kristal-
linischen Schiefer für sie anzunehmen“.
Diese Ansicht, welche später auch von einigen der besten
Kenner der Südalpen, wie Doelter und Mojsisovics, vertreten
wurde, wurde in der letzten Zeit von W. Salomon, einem Forscher,
welcher die Lösung der Altersfrage der periadriatischen Massen zu seiner
Lebensaufgabe gemacht hat, aufrechterhalten und sogar erweitert.
Er versuchte die Altersfrage mit einem Schlage zu lösen, indem er
von einer theoretischen Betrachtung, nämlich von der Syngenese, aus-
ging. Nach ihm ergibt sich „die Zusammengehörigkeit aller dieser Intrusiv-
massen zu einer einzigen, als periadriatischer Randbogen bezeichneten
Kette aus ihrer räumlichen Nähe im Verein mit ihrer unverkennbar
einem bestimmten Plane folgenden Anordnung längs einer bogenförmig
gekrümmten Linie rings um ein einheitliches Senkungsgebiet. Diese
Anschauung wird noch bekräftigt durch die Form der einzelnen Massen,
die sämtlich im Streichen der Bogenlinie verlängert sind und von denen
die eine im Streichen der anderen folgt; sie wird auch durch ihre große
petrographische und chemische Verwandtschaft bestätigt“.
Er hält also „für notwendig, allen Gliedern des Randbogens
wenigstens ungefähr gleiches Alter zuzuschreiben und da die Tonalit-
porphyrite von Prävali den oberen Jura durchbrechen, als Maximal-
altersgrenze eben den oberen Jura anzunehmen“.
Für die im Innern des periadriatischen Senkungsgebietes ge-
legenen Massen ist die räumliche Anordnung zu unregelmäßig, als
daß man daraus eine sichere Beziehung der verschiedenen Massen
zueinander nachweisen könnte.
Wenn man aber die peripherischen und die zentralen Massen
zusammen von einem weiteren Gesichtspunkt aus betrachtet, dann
wird es — nach Salomon — „doch sehr wahrscheinlich, daß sie
alle zusammen durch eine einzige Ursache gleichzeitig entstanden
sind, nämlich durch eine intensive Senkung des großen Bruchfeldes,
in oder an dem sie gelegen sind“. Er nimmt ferner an, daß
diese „durch den Druck des einbrechenden Senkungsfeldes in die
Höhe gepreßten Magmenmassen die über ihnen liegenden Sedimente,
wo der erlangte Druck stark genug war, in die Höhe hoben, so wie
das auch von den amerikanischen Lakkolithen vorausgesetzt wird. Gibt.
man nun zu, daß die periadriatischen granitischen Massen eine ein-
zige syngenetische Gruppe bilden, so erhält man als Altersgrenzen
das Ende der Kreide- und den Anfang der Mitteleocänzeit, denn es
wird auf alle das Alter der Klausnermasse, deren Intrusionszeit nach
seinen Beziehungen zu der Villnöser Bruchlinie ans Ende der Kreide
oder in das Kaenozoicum verlegt wird, übertragen“ ?).
!) Geognostische Beschreibung der Umgegend von Predazzo etc. Gotha 1860.
?) Tschermaks Min. u. petrogr. Mitth. 1897.
1910 Sitzung vom 8. März. Dr. G, B. Trener. 93
Man muß anerkennen, daß besonders die Anordnung der peri-
adriatischen Kerne für die Aufstellung theoretischer Spekulationen
der Syngenese wie geschaffen erscheint und auch für den Versuch,
welchen Salomon gemacht hat, sie im Lichte der modernen Auf-
fassungen über die Krustenbewegungen und deren Folgeerscheinungen
zu modernisieren. i
Die schöne Theorie konnte aber nicht lange der scharfen Kontrolle
der Detailuntersuchungen widerstehen.
Schon ein Jahr später fand Krafft!) in einem Quarzphyllit-
konglomerat bei Castell Ivano Hornfelsstücke, welche mit der
Cima d’Asta-Kontakthülle identisch sind. Dieser Fund, welcher von
Saloınon in Abrede gestellt wurde ?), konnte aber bereits im Jahre
1901 von mir bestätigt werden ?), wenn auch die Konglomerate etwas
jünger als der eigentliche Verrucano erkannt wurden.
Später fand F. Wolff*) im Kasteiruther Porphyr (1901) und
im Blumauer Porphyrtuff (1905) Graniteinschlüsse und wies ihre Iden-
tität mit dem Eruptivgestein des Iffingerkerns nach; Bruno Sander
bestätigte (1906) diese Funde. Im Cima d’Asta-Gebiet gelang es mir
selbst (1904), Granitgerölle in einer tuffigen Lage der Quarzporphyr-
decke aufzufinden, welche sich von dem Granit der Cima d’Asta nicht
unterscheiden lassen.
Nach dem heutigen Standpunkt der geologischen Forschung dart
man also weder von den peripherischen noch von den zentralen
Eruptivmassen des periadriatischen Senkungsfeldes behaupten, daß sie
in syngenetischem Verbande stehen, denn man kann über die Beweis-
kraft der obenerwähnten Funde denken wie man will, man wird
immerhin gestehen müssen, daß sie unvergleichbar stärker als jene
rein theoretischen Argumente ist.
Auch für die periadriatischen Randmassen müssen wir also,
nachdem sie als verschiedenalterig anerkannt wurden, auf die lang-
same, mühsame, aber dafür sichere Methode der Detailuntersuchung
zurückkommen.
Die neue geologische Aufnahme des Adamello. Die
detaillierte Erforschung der herrlichen Adamelloeruptivmasse hat sich
Prof. Salomon zur Lebensaufgabe gemacht und der erste Teil der
umfangreichen Publikation, welche die Resultate seiner zwanzigjährigen,
rastlosen mühsamen und bewundernswerten Forschungen in diesem
ebenso schönen als schwierigen Gebiete zusammenfaßt, ist bereits
erschienen.
Die planmäßige Durchführung der geologischen Aufnahmen, welche
die Etschbucht als Ausgangspunkt dieses Alpenabschnittes hatten,
führten nun mich selbst in das Adamellogebiet, und zwar kaum zwei
Jahre später als Salomon seine Arbeiten im Felde geschlossen
!) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1898, pag. 187,
2) Ibidem, 1898, pag. 327.
°) Ibidem, 1901, pag. 319,
*) Sitzungsberichte der k. preuß. Akad. d. Wiss. Berlin 1902, pag. 1047 und
1905, pag. 1055.
14*
94 Verhandlungen. Nr. 4
hatte. Meine Aufgabe, mit der ich noch nicht fertig bin, besteht
darin, eine geologische Karte des österreichischen Teiles der Adamello-
gruppe zu liefern, welche wenigstens ebensoviel detailliert ist, als es
bei den anderen Karten der geologischen Anstalt, welche im Druck
erscheinen, üblich ist. Diese Aufgabe war mir naturgemäß durch die
vorliegenden Vorarbeiten vorgeschrieben. Bittner hatte schon eine
vorzügliche Karte des Blattes Storo geliefert und die ganze Trias
musterhaft gegliedert. Ich konnte mich deshalb mehr den vortriadi-
schen Bildungen widmen und die hiesige Gliederung des Perms
mit dem lombardischen parallelisieren und kartieren. Die Trias- und
Juraregion wurde revidiert unter Beibehaltung der Bittnerschen
Einteilung.
Die Umrandung der Eruptivmasse, wie sie Stache festgestellt
hatte, zeigt schon auf der Salomonschen Karte eine Reihe von
wertvollen Detailberichtigungen und hat nunmehr durch meine Kartierung
im Maßstab 1: 25.000 denjenigen Grad von Präzision, welcher er-
fahrungsgemäß für die Übertragung in den Maßstab 1: 75.000 mehr
als genügend ist und sogar auch für eine eventuelle Herausgabe von
einzelnen komplizierten Abschnitten im Originalmaßstab ausreichen
würde.
Es wurde ferner die Eruptivmasse selbst als solche gegliedert
und die basischen, saueren, granitischen und gneißigen Fazies, welche
auf Randbildungen und im allgemeinen auf magmatische Differen-
tiationen zurückzuführen sind, möglichst genau kartiert. Es wurde
somit der Versuch Tellers, welcher schon auf der Manuskriptkarte
Staches die sauere Ausbildung des Zentraltonalits ausgeschieden
hatte, fortgesetzt und bis ins Detail durchgeführt. Es wurde weiter
die Kartierung der zahlreichen Gänge, welche die Eruptivmasse und
ihre Hülle als Ganggefolgschaft durchbrechen, in Angriff genommen,
nachdem durch Begehung der kahlen Hochregion ihr relatives Alter
ziemlich bald festgestellt werden konnte. Daß die auch von Stache
schon begonnene Gliederung jenes Schieferkomplexes, welchen
Salomon unter dem Kollektivnamen „Rendenaschiefer* zusammen-
gefaßt hatte, auch zu meiner Aufgabe gehört, liegt wohl auf der Hand.
Außer Programm, um so zu sagen, war eine Beobachtung, die
ich während der Sommeraufnahmen 1909 in Val di Fumo machte
und welche schon jetzt aus der Fülle der neuen Beobachtungen
herausgegriffen werden soll, weil sie imstande ist, die maximale
Altersgrenze der Tonaliteruption definitiv zu präzisieren.
* *
*
Das Alter des Tonalits. Die Altersfrage des Tonalits fand
nach einigen Versuchen, sie theoretisch abzuleiten (Buch, Richt-
hofen), ihre positive Grundiage durch die Auffindung der Kontakt-
zone, an welcher auch Triasbildungen teilnehmen. Die detaillierte
Gliederung der Trias und die dementsprechend genauere Kartierung
des südlichen Randes durch Bittner (1881), gestattete nun fest-
zustellen, daß die Adamelloeruptivmasse jünger als der Wengener
Riffkalk (Schlerndolomit, Esinokalk) ist, eine Beobachtung, die später
1910 Sitzung vom 8. März. Dr. G, B. Trener. 95
auch von Salomon (1897) bestätigt wurde. Von theoretischen Be-
trachtungen über die minimale Dicke der Kruste der Adamellomasse,
welche damals von ihm als ein Übergangsglied zwischen Lakkolith und
Stock bezeichnet wurde, kam Salomon ferner zu dem Schluß, daß
der Tonalit wenigstens das Alter des Hauptdolomits hätte !),
Die Fixierung der Maximalgrenze des Alters durch positive
Beobachtungen gelang aber erst viel später und kann wohl erst heute
nach den Beobachtungen Salomons im Freronegebiete (Lombardei)
und meinen eigenen in der Zentralregion des Adamello (in Val di Fumo)
als abgeschlossen betrachtet werden.
Als Salomon im Jahre 1904, also unmittelbar vor dem Schluß
seiner Revisionstouren, den Gipfel des Frerone betrat, sah er), „daß
hinter dem Esinomarmor und dem bunten, gebänderten System der
Raibler Schichten gegen die Porta di Stabio eine zweite mächtige, leuch-
tend weiße Marmormasse folgt. Sie kann nach ihrer Lage nur zum
Hauptdolomit gehören. »Mir selber« — so schreibt Salomon weiter —
»war es leider nicht mehr vergönnt, sie zu besuchen. Finkelstein
aber, der die Porta di Stabio überschritt, kam unmittelbar an ihr
vorbei und berichtet (1899, pag. 303 und 330), daß am Passe selbst
Tonalit ansteht, daß der Kamm aber gegen den Frerone hin auf der
Tonalitbasis zwei unbenannte und ungemessene Hörner, aus weißem
Marmor bestehend, trägt. Ob es Dolomitmarmor ist, wie ich erwarte,
das gibt er leider nicht an. Jedenfalls scheinen Silikate zu fehlen,
was für Marmor der Raibler Schichten nicht paßt«*“.
Uber die stratigraphische Folge des Frerone schreibt Salomon
auf pag. 288 des a. O. noch folgendes:
„Unmittelbar nördlich des höchsten Gipfels des Frerone, aber
tiefer, auf dem zur Porta di Stabio führenden Kamme stehen die im
Bilde dunkel erscheinenden Wengener Schichten an. Dann folgt
Esinomarmor, zu unterst mit dunklen Lagen von Wengener Schichten
oder Intrusivgesteinen, weiterhin aber rein und in mächtiger Masse
auftretend. Er reicht etwas über die Stelle hinaus, an welcher der
von der Cima di Salmojraghi herüberziehende Grat den Porta di
Stabio-Frerone-Kamm erreicht. Dann folgt ein System von im Bilde
verdeckten, bunten, gebänderten Schichten von wenigstens 50 m
Mächtigkeit und dahinter die im Bilde deutlich erkennbare mächtige
schneeweiße Hauptdolomitmasse. Ich habe zwar nur die Schichten bis
zım Esinomarmor an Ort und Stelle untersuchen können. Es kann
aber kein Zweifel an der Richtigkeit der stratigraphischen Deutung
bestehen. Leider war es mir nicht mehr möglich, das oberste Stabio-
kar am Frerone zu begehen, um die petrographische Beschaffenheit
der Raibler Schichten und des Hauptdolomits zu untersuchen. Ich
muß das meinem Nachfolger überlassen.“
Aus dieser Angabe Salomons, welche ich buchstäblich zur
Wahrung seiner Prioritätsrechte wiedergegeben habe, scheint auch
mir das Vorkommen von Hauptdolomit sichergestellt zu sein und
!) Tschermaks Min. u. petrogr. Mitth., XVII. Bd., Wien 1897, pag. 175.
2) Salomon W., Die Adamellogruppe. Wien 1908. Abhandl. d. k. k. geo].
R,-A. Bd. XXI, Heft 1, pag. 432—4353.
95 Verhandlungen. Nr. 4
ich könnte das photographische Bild, welches er auf Taf. VI wieder-
gibt, ebenfalls nicht anders deuten.
Immerhin halte ich es mit Salomon für wünschenswert, daß ein
Nachfolger eine genaue und detaillierte Beschreibung des Frerone-
gebietes bringt, um auch dieses wichtige Profil für die Feststellung der
minimalen Altersgrenze einwandfrei benützen zu können. Denn um
Fachgenossen von dieser Grenze zu überzeugen, genügt nicht allein
die bloße Erwähnung, daß Hauptdolomit unmittelbar an Tonalit anstößt,
man muß auch den Beweis liefern, daß ein primärer Kontakt vorliegt und
daß eine Verschiebung oder diskordante Anlagerung am Granit aus-
geschlossen ist.
Es wäre ferner wünschenswert, die Mächtigkeit des Hauptdolomits
an der Kontaktstelle zu konstatieren, um die Altersgrenze auch inner-
halb jenes Zeitraumes, welcher der norischen Stufe entspricht, fest-
stellen zu können und die Kontaktstelle sorgfältig zu untersuchen, um
eventuelle Spuren des Rhäts noch herauszufinden.
Auf alle diese Fragen und Zweifel kann dem Leser eine, wie
ich hoffe, befriedigende Antwort gegeben werden, durch die Beschrei-
bung der geologischen Verhältnisse, wie ich sie in Val di Fumo, und
zwar auf der Cime delle Casinelle im vorigen Sommer bei der
Gelegenheit der geologischen Aufnahmen kennen gelernt habe.
* *
*
Die Cime delle Casinelle und die Altersfrage.
Schon die älteren geologischen Karten der Adamellogruppe haben
uns mit jener merkwürdigen Einschnürung vertraut gemacht, welche
die Breite der Adamelloeruptivmasse von 30 km, wie sie ihre nörd-
liche Partie mißt, in der Mitte auf beinahe 3 km reduziert. Sie
wird durch das Eindringen einer etwa 5 km breiten und 10 km langen
Zunge, welche von Val Camonica beiläufig gegen SO bis in Val di
Fumo mitten im Herzen der Eruptivmasse hineinreicht, hervorgerufen.
Schon Curioni zeichnete diese Zunge, wenn auch unrichtig, in seine
Karte ein, sie erhielt aber erst durch die Aufnahmen Staches die
Ausdehnung und Form, wie sie die Karte Salomons verbessert
zeigt, und welche mit Ausnahme von zahlreichen Details, die bei
meiner Neuaufnahme in dem SO-Rande eingetragen wurden, wohl als
definitiv zu betrachten ist.
Gerade dieser östliche Saum war es, welcher bald ein geologischer
Anziehungspunkt der Adamellogruppe wurde. Suess schenkte ihm seine
Aufmerksamkeit und nahm eine Schilderung seiner Lagerungsverhält-
nisse in seinem Antlitz der Erde auf. Zehn Jahre später gab sich
Löwl!) der Hoffnung hin, an dieser Stelle den Schlüssel für die Er-
klärung der Probleme, welche sich an die Lagerung und das Alter
des Adamello knüpfen, gefunden zu haben. Auf ungenügende Beob-
achtungen sich stützend bemühte er sich, den Beweis zu liefern, daß
die Adamelloeruptivmasse nicht einheitlich und nicht gleichalterig ist.
Eine Bruchlinie, welche von Campiello nach Nudole über Lago di
!) Eine vollständige Zusammenstellung der Literatur siehe in: Salomon,
Die Adamellogruppe.
1910 Sitzung vom 8. März, Dr. G. B, Trener. 97
Campo zieht und in Val Breguzzo am Ostrande des Tonalitgebirges,
in einer Entfernung von 8 km wieder sichtbar sein sollte, hat, nach
diesem Autor, den Adamellokern und den Re di Castellostock zu-
sammengebracht. Der Re di Castello ist ein Stock für sich, ein Stock
in der Trias, weil seine Grenzen keine Bruchränder sind, sondern
Flächen des intrusiven Kontakts. Der Tonalit des Adamello ist in-
dessen älter als die erste Faltung der Schichten, in denen er steckt,
das heißt älter als die permische Formation. „An wenigen Stellen
des Tonalitrandes zeigt sich so deutlich wie auf der Ervinaalm, daß
das Magma nicht in gefaltete, sondern in ungestörte Schichten ein-
gedrungen und als Kern unter einer durch die Intrusion selbst auf-
getriebenen Schieferkuppel erstarrt sein muß.“
Wenn die Verhältnisse wirklich so einfach wären wie sie Löwl
schilderte und auf seiner Skizze im Maßstab 1:100.000 zeichnete,
könnte man eine ernste Prüfung seiner Anschauungen nicht umgehen.
Die schönen Argumentationen Löwls fußen aber auf lauter schlechten,
weil ungenügenden Beobachtungen.
Erstens existiert eine Bruchlinie zwischen dem metamorphen
Sandstein und der Schieferhülle nicht. Ein zweiter fundamentaler
Fehler in der Darstellung Löwls besteht darin, daß er nördlich seiner
Linie keine Trias kennt. Gerade aber nördlich dieser Linie ist die
Trias viel reichlicher entwickelt als es bei Lago di Campo der Fall
ist. Schon Stache (1879) und später Suess (1885) hatten die Trias
auf den Cime delle Casinelle gefunden und sogar in Val Breguzzo,
wo Löwl die Fortsetzung seiner Campiellolinie durchziehen läßt, hat
neulich Salomon triadische Bildungen festgestellt. Und endlich be-
steht die Schwierigkeit, welche sich dieser Autor aus dem Fehlen
einer permischen Faltung in dem nördlichen Teile des Adamello selbst
macht, für denjenigen, welcher die weitere Umgebung des Adamello
kennt, durchaus nicht.
Nach dem heutigen Stand unserer Kenntnisse wäre es also über-
flüssig, wenigstens an dieser Stelle, die Anschauungen Löwls über
das Alter und die Lagerungsverhältnisse der Adamelloeruptivmasse
einer gründlichen Diskussion zu unterziehen.
In neuerer Zeit wurde das Gebiet der Cime delle Casi-
nelle von Salomon besucht. Er widmet der Beschreibung der Um-
gebung von Ervinatal, das ist also des Kesseltales südlich der Casi-
nelle, ca. 4 Seiten des ersten Teiles seiner Adamellomonographie.
Er beschreibt darin die Routen: Lago di Campo—Ervina; Malga
Adam&—Forcel Rosso—Malga Pietrafessa di sopra—Ervina di sopra;
Ervina di sopra—Passo d’Ignaga—Passo delle Casinelle— Val Saviore.
Das Kartenbild, das er auf Grund dieser Touren geliefert hat, ist in den
Hauptzügen richtig und es wäre ungerecht, von diesem verdienstvollen
Forscher auf Grund seines einzigen Rundganges, welcher teilweise
sogar im Nebel gemacht werden mußte, mehr zu verlangen.
Kein Wunder also, wenn unter solchen Umständen Salomon
Hauptdolomit mit Esinokalk, Raibler Schichten mit Wengener
Schichten und Esinokalk mit Marmor des Muschelkalkes verwechselte
und außerdem ihm eine Menge interessanter Details entging.
98 Verhandlungen. Nr. 4
Ich konnte dagegen in der Nähe des Lago di Mare (2225 m) unter
dem Zelt einige Tage kampieren und von meinem Lager aus ruhig den
Kampf gegen Nebel und Terrainschwierigkeiten aufnehmen. Es war
mir in der Weise möglich, eine detaillierte Aufnahme dieser für die
Mechanik der Intrusion sowie für die Altersbestimmung höchst
wichtigen Hochregion, im Maßstab 1:25.000 durchzuführen und die
gemachten Beobachtungen mit einer genügenden Zahl von Zeichnungen
und Photographien zu dokumentieren.
Zur allgemeinen geologischen und topographischen Orientierung
wolle man sich aber zunächst der Karte Salomons bedienen. Wir
gehen von Strada in Judikarien in Val di Daone, den Quellen des
Fiume Chiese entgegen. In dem oberen Teil des Tales, Val di Fumo
genannt, sehen wir auf der Karte eine Sedimentzunge, welche wie
ein stumpfer Keil zwischen die Re di Castello- und Adameiloeruptiv-
massen eingetrieben ist, ohne aber sie voneinander vollständig abzu-
trennen. Die Zunge besteht aus kristallinen Schiefern, der Hauptsache
nach aus Quarzphylliten, ist aber ringsherum mit einem Saum von
permokarbonischem Sandstein und weiters noch mit einer nicht ganz
kontinuierlichen Borte triadischer Bildungen versehen. Diese Zunge
dürfte wohl im großen und ganzen eine ziemlich flache Antiklinale
bilden. Was aber höchst auffällt, ist der Umstand, daß in der Nähe
des Tonalits der Saum ringsherum (also auch der stumpfen Spitze)
rasch nach unten umgebogen ist, so daß in der Regel die permo-
karbonischen und triadischen Schichten am Kontakt fast oder ganz
auf dem Kopf stehen. Es ist manchmal schwer zu sagen, ob die
Schichten unter den Tonalit oder von diesem wegfallen. In Val
Saviore beobachtete zum Beispiel Salomon, daß die Sedimente steil
vom Tonalit weg nach außen und erst oben in der Runse, welche
zum Forcel Rosso führt, unter ihn einfallen. Es sind also hier im
höchsten Maße jene Lagerungsverhältnisse entwickelt, welche zuerst
von Suess als für den Adamello charakteristisch anerkannt wurden.
Wenden wir nun aber unsere Aufmerksamkeit bloß dem End-
stück der Sedimentzunge, einem Stück, welches über der Reichsgrenze,
das ist also in Val di Fumo, liest, zu. Das Kartenbild, welches
Salomon von diesem Gebiet geliefert hat, ist schon des kleinen
Maßstabes wegen etwas schematisch und deshalb, was die feinsten
Details anbelangt, vielfach unrichtig; genügt uns aber, um den zer-
rütteten Zustand des triadischen Randes zu veranschaulichen.
Auf meiner Detailaufnahmskarte (1:25.000) erscheint das Gebiet
zwischen Lago di Campo, Malga Ervina, Mega. Pietrafessa, Forcel
Rosso und der Reichsgrenze wie ein Mosaik. Nicht nur die triadische
Borte, sondern auch der permokarbonische Sandsteinsaum und sogar
auch die kristallinischen Schiefer sind von Tonalit und Granit unter-
brochen. Große und kleine Schollen und Brocken von Glimmerschiefer,
Quarziten (die aus dem kontaktmetamorphen Sandsteinkomplex bestehen),
von Hornfelsen und Silikaten (Werfener Schiefer), von reinem Marmor
(Esinokalk und Hauptdolomit), von unreinen kristallinischen Kalken,
meistens mit Granat, Vesuvian und anderen Kontaktmineralien
(Muschelkalk), schwimmen in der Tonalitmasse nur scheinbar regellos.
Denn ohne besonders große Mühe läßt sich in der Lage dieser
1910 Sitzung vom 8. März. Dr. G. B. Trener. 99
Trümmer eine planmäßige Anordnung und ihre Zusammengehörickeit
zu dem permokarbonischen, beziehungsweise triadischen Sediment-
saume erkennen. Eine genauere Prüfung der Lagerungsverhältnisse
lehrt uns ferner, daß diese Zerstückelung nicht ganz allein auf
Denudationswirkung zurückzuführen ist; die losen Schollen sind nicht
alle Erosionsreste, sondern vielfach Stücke des fransenförmig zerfetz-
ten Saumes, und sie stehen in innig genetischem Verband mit dem
Intrusionsprozeß. Ich kenne keine andere Stelle in der Adameilo-
gruppe, welche lehrreicher für das Studium des Intrusionsmechanis-
mus wäre. Die außerordentlich steilen Talgehänge, die kühnen Grate
und die tiefen Runsen bieten uns herrliche Profilansichten, welche
durch die fensterartigen Vertiefungen der Kare noch klarer und in-
struktiver werden. Es ist ein tiefer Einblick in die Unterlage der
Sedimentscholle (welche hier das Dach und daneben die Wand des
Tonalits bildet), welcher uns gestattet wird.
Es wird Aufgabe einer späteren Arbeit sein, diese interessante
Region genauer zu studieren; um unser Ziel, das ist die Altersfrage
der Adamelloeruptivmasse, nicht aus den Augen zu verlieren, wollen
wir nun unsere Aufmerksamkeit dem Gebiet, welches nördlich der
Malga Ervina liegt, allein schenken.
* ‚ *
”
Stratigraphie des Casinelleprofils. Aber auch selbst
die Verhältnisse dieses kleinen Gebirgsstückes sind zu kompliziert,
um die Hoffnung zu hegen, in Wort allein ein klares Bild davon zu
geben. Auch Profile und photographische Ansichten würden nur müh-
sam und notdürftig zum Ziele führen. Ich habe deshalb noch die
Plastik zur Hilfe herangezogen und ein Gipsmodell konstruiert, welches
viel besser als zahlreiche Profile dem Zwecke entsprechen wird. Das
Modell, welches in der Figur 2 dieser Arbeit photographisch repro-
duziert wird, ist im Maßstab 1:25.000 konstruiert und bietet eine für
geologische Zwecke getreue Reproduktion der topographischen Karte
dar: die Konstruktion ist die übliche, jede Isohypse wurde aus
Karton herausgeschnitten und die Stücke dann aufeinander gelegt;
eine leichte Gipsdecke glich die Böschung aus und gestattete die
Eintragung von geologisch oder morphologisch besonders wichtigen
Details. Es wurde ein dem richtigen Maßstab entsprechend dicker
Karton verwendet; nur einzelne Kammlinien lassen an Genauigkeit
etwas zu wünschen übrig, da die Zahl der Photographien, die mir
zur Verfügung stand, nicht ausreichte.
Wir wollen also die Photographie des plastischen Modells uns
vor Augen halten und der geologischen Beschreibung auf dem-
selben folgen. Von Val di Fumo 1 ausgehend, steigen wir über
Malga Ervina di sotto nach Mga. Ervina di sopra, eine seit
mehreren Jahren verlassene und heutzutage ganz zerfallene kleine
Hirtenhütte, welche in einer Höhe von 2029 m liegt. Die zwei Hütten
sind auf der Photographie des Modells mit 2, beziehungsweise 4
markiert. Beim Anstieg, etwa zwischen Ervina di sotto und Ervina
di sopra schneidet der Weg zunächst eine kleine isolierte Partie von
weißem Marmor an 3, welche mitten drinnen .in der Tonalitmasse
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 4. Verhandlungen. 15
100 Verhandlungen. Nr. 4
schwimmt. Kaum hat man die Talstufe von Ervina di sopra erreicht,
so steht man am Rande der weiter verfolgbaren Kontaktzone. In der
Alpenwiese stehend, wolle man nun einen Rundblick auf den Talkessel
werfen. Im Süden sehen wir kein besonders befremdendes Land-
schaftsbild; die Wand, welche die Wasserscheide zwischen Lago di
Campo und Ervina bildet, scheint noch immer aus Tonalit zu be-
stehen. Im Hintergrund des Tales im Westen oberhalb 25 sieht man
aber dunkle rotstbraunfarbige Felsmassen, wie in der Regel die kon-
taktmetamorphen Quarzphyllite aussehen. Eine höchst charakteristische
Landschaft bietet uns aber erst das nördliche Kesseltalgehänge: das
Bild, das wir vor uns sehen, ist dasselbe, welches Suess in seinem
„Antlitz der Erde“ nach einer von Prof. ©. Diener aufgenommenen
Photographie in Holzschnitt reproduziert hat).
Wir können auf den ersten Blick unterscheiden: einen Komplex
von dicken Bänken eines grauen quarzitischen Gesteines, welches das
Liegende von feingeschichteten, dunklen Schiefern bildet, dann eine
mächtige, lichte Marmorzone und schließlich zu unserer Rechten eine
graue Masse, welche von der Ferne aus nicht weiter charakterisierbar
ist. Die drei erstgenannten Glieder folgen von Westen her der bei-
nahe horizontalen Kammlinie, biegen aber dann rasch um und ziehen
bogenförmig herunter, wie die Skizze der Fig. 1 zeigt, und tauchen
schließlich in die Tonalitmasse ein. Salomon hat schon auf Grund
einer von Campo di sotto gezeichneten Skizze den Versuch gemacht,
die Hauptkonturen des Suessschen Bildes zu deuten. Seine Deutung
ist im großen und ganzen mit Ausnahme von einzelnen Details richtig.
Die weiße Marmormasse entspricht tatsächlich dem Zellenkalk, der
liegende dünngeschichtete Komplex besteht aus Werfener Schichten,
die grauen dicken Bänke sind umgewandelter Grödener Sandstein. Es
kann also nicht angezweifelt werden, daß dieser merkwürdige Bogen
aus permotriadischen Schichten zusammengesetzt wird. Um uns aber
davon zu überzeugen, wollen wir das Profil, welches uns herrlich
aufgeschlossen vorliegt, näher untersuchen. Man wird mit Vorteil
etwa von dem kleinen Karsee (2339 m), welcher auf der Karte
1:25.000 mit dem Namen Laghetto bezeichnet ist und auf dem Gips-
modell mit der Nr. 5 verzeichnet ist, ausgehen. Von dem See auf den
Rundhöcker 6 (siehe Fig. 2) heruntersteigend, finden wir zuerst nur
kontaktmetamorph veränderte Quarzphyllite, bei 6 trifft man aber
schon die unterste Bank des Sandsteinkomplexes.: Die Quarzphyllit-
konglomerate, welche anderswo, zum Beispiel am Lago d’Avolo (siehe
Karte 1:75.000), die Grenze markieren, fehlen an dieser Stelle;
man sieht hier nur das nächstfolgende Glied, ein sehr glimmer- und
feldspatreicher Quarzit.
Von Punkt 6 klettert man, um bessere Aufschlüsse zu finden,
die Felswand etwa um 100 m hinauf und durchquert dabei einen
Komplex von lichten Quarziten und feinschuppigen seidenglänzenden
') Die Photographie wurde, wie Prof. Diener mir freundlichst mitteilte,
von Malga Campo di sotto aus, aufgenommen, und zwar nach einem außerordent-
lichen Schneefall. Nicht durch einen Firn, wie in der Erläuterung des Bildes
gesagt wird, ziehen also die Bänke der Trias, sondern durch die frische Schnee-
decke; denn im Hochsommer pBegen die C. delle Oasinelle ganz schneefrei zu sein.
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Sitzung vom 8, März,
1910
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102 Verhandlungen. Nr. 4
Schiefern, bis man ungefähr die Stelle 7 erreicht. Man findet dort
die dieken Bänke jenes Quarzkonglomerats, welches sonst in Judikarien
die Basis des Grödener Sandsteines bildet ; was weiter folgt, sind haupt-
sächlich lichtgraue Quarzite. Wie in einer späteren Arbeit näher be-
gründet werden soll, kann man trotz der weit vorgeschrittenen Meta-
morphose den Quarzitkomplex ebensogut gliedern wie sonst den
Sandsteinkomplex in Judikarien. Die Sandsteine, welche das Liegende
der Werfener Schiefer bilden, besitzen in Judikarien eine im Ver-
gleich zu denen des Etschbuchtgebietes außerordentliche Mächtigkeit
und Mannigfaltigkeit der Ausbildung. Ich habe sie auf meiner geolo-
gischen Karte in zwei große Abteilungen gegliedert: Die obere Ab-
teilung beginnt unten mit den obenerwähnten Quarzkonglomeraten
und besteht aus roten, bezw. roten und grauen Sandsteinen, welche
dem Grödener Sandstein gleichzustellen sind. Die unteren Sandsteine
sind dunkelgrün oder schwarzgrau, in der Regel viel kompakter und
feinkörniger als die oberen. Maßgebend für ihre Altersbestimmung ist
der Umstand, daß die zwei petrographisch so verschiedenen Sandsteine
von den schwarzen, pflanzenführenden Schiefern, welche am Monte
Colombine nach Suess Walchia piniformis und andere permische
Pflanzen enthalten, getrennt werden. Wir haben also in dem Normal-
profil von oben nach unten: rote oder graue Sandsteine mit basalen
Quarzkonglomeraten. Walchia-Schiefer, grüne Sandsteine, Quarzphyllit-
konglomerate und endlich die kristalline Basis, die Quarzphyllite.
Die oberen Sandsteine sind sicher permisch, die unteren können ent-
weder als tiefstes Glied des Perms oder als das sonst fehlende Karbon
aufgefaßt werden. Ohne diese Frage an dieser Stelle näher zu erörtern,
begnüge ich mich, zu konstatieren, daß sämtliche Glieder dieser Normal-
serie in dem kontaktmetamorphen, quarzitischen Komplex wieder zu
erkennen sind. Dies geht leichter, wenn man auch das Profil des weniger
intensiv metamorphosierten Gebietes des Lago d’Avolo (NW von L.
di Campo) benützt. Auch die Walchia-Schiefer finden ihre Vertretung
in den seidenglänzenden Schiefern, welche letztere normal das Liegende
der Quarzkonglomerate bilden.
Um die Basis der Werfener Schiefer besser aufgeschlossen zu
finden, erklettern wir die Wand bis zu 8. Es stehen dort unmittelbar
über den Quarziten, welche nebenan gesagt fast immer glimmerreich
sind, einige dicke Bänke eines schmutziggelblichen kristallinischen
Kalksteines, der wohl als Vertreter jenes Kalkniveaus, welches ge-
wöhnlich das Liegende der Werfener Schiefer bildet, also dem Horizont
des Bellerophonkalkes entspricht, aufzufassen ist. Das Hangende dieses
Kalkes ist ein mächtiger Komplex von dünngeschichteten schwarzen
hornfelsartigen Gesteinen, welcher eine steile Wand, wie sie die
Skizze der Fig. 2 zeigt, bildet. Es ist Servino (mit Naticella costata),
das ist die lombardische Fazies der Werfener Schiefer der Etschbucht.
Klettert man durch die Wand bis zur Kammlinie 9 hinauf, oder,
was bequemer ist, steigt man hinunter bis zu 10, so erreicht man
jene charakteristische Marmormasse, welche schon von Ervina di
sopra aus unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Bei einigem
Suchen gelingt es, an einzelnen Stellen fremde Einschlüsse und an
einzelnen Bänken auch die eigentümliche brecciöse Struktur, welche
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1910 - Sitzung vom 8. März. Dr. G. B. Trener. 103
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Fig. 2. Geologisches Gipsmodell der Cime delle Casinelle in Val di Fumo,
1 Fiume Chiese (1764 m). — 2 Malga Ervina di sotto. — 4 Malga Ervina di sopra
(2029 m). — 24 Lago di Mare (2225 m). — 5 Laghetto (2339 m). — 20 Malga
Pietrafessa di sopra.. — 22 Malga Pietrafessa di sotto (1958 m). — 18 und 21
Runse des Forcel Rosso. — 17 Forcel Rosso (2708 m). — 2860 Cima di Breguzzo
(2860 m). — 2729 Cima delle Casinelle (2729 m).
NB. Die andern Nummern beziehen sich auf die geologische Beschreibung im Texte.
Die starken Retouchen, welche notwendig wurden, um die Plastik auf der Photo-
graphie nicht ganz zu verlieren, haben leider die feinsten Details des Modells ver-
wischt. Es ist namentlich die schmale, zirka 3 mm lange Apophyse der Granit-
masse 32, welche unmittelbar oberhalb 34 nach N hinzieht, verloren gegangen.
p.IoN
104 Verhandlungen. Nr. 4
die Zugehörigkeit dieses Marmors zum sogenannten Zellenkalk außer
Zweifel setzt, zu finden. Der darauffolgende untere Muschelkalk ist
in einen schmutziggrauen Marmor mit dünnen charakteristischen
Silikatstreifen umgewandelt. Die dunklen, rotbraun anwitternden
Silikatstreifen werden im oberen Muschelkalk dicker und häufiger,
was also hier dem größeren Tongehalt entspricht.
Unterer und oberer Muschelkalk sind in der tiefen Runse, welche
zum Forcel 12, einem von Gemsenjägern benützten Paß, hinaufführt,
prächtig aufgeschlossen. Klettert man die nördliche Wand der Runse
hinauf, etwa an der Stelle 13, so findet man knapp unter der scharfen
Kammlinie das nächstfolgende Glied der triadischen Serie, die Reitzi-
schichten (Buchensteiner Schichten‘, und zwar sowohl die untere Abtei-
lung, die hauptsächlich aus knolligen kieseligen Kalken besteht, welche
der Hauptsitz des Protrachyceras Reitzi sind, als auch die obere, für welche
Einschaltungen von „Pietra verde* charakteristisch sind. Die Pietra
verde ist wenigstens makroskopisch unverändert geblieben, die kiese-
ligen Kalke dagegen sind in weißen Marmor umgewandelt, in welchem
die kieselige Substanz derart verteilt ist, daß eine grobe maschenartige
Struktur erzeugt wird und so die Verwitterungsfläche etwa wie eine
Wabe, deren einzelne Zellen etwa eigroß sind, aussieht. Geht man
dem schmalen Grat nach, so trifft man bald Daonellenschichten,
welche ihrer Tongesteinnatur entsprechend, in einen dichten massigen
Hornfels umgewandelt sind. Dieser ist unter dem Mikroskop ein fein-
körniges Aggregat, welches hauptsächlich aus Quarz, Glimmer, Erz
und einem stark lichtbrechenden Mineral, das nicht näher untersucht
wurde aber, dem Korund sehr ähnlich erscheint, besteht.
Was nun folgt, ist grobkörniger Marmor 15, welcher mit ver-
dännter Salzsäure noch braust und nach der stratigraphischen Lage,
der Struktur und der Mächtigkeit dem Esinokalk entspricht oder,
richtiger gesagt, einer Übergangsfazies zwischen dem Schlerndolomit
der Etschbucht und dem Calcare d’Esino der Lombardei. Wir sind so
in die Nähe des Forcel Rosso (2708 m) gekommen, steigen nun
rechts hinab und erreichen eine breite Stufe 16. welche parallel der
Kammlinie, beziehungsweise der Runse 17—18, die von Forcel Rosso
hinunterzieht, ist. Diese Stufe besteht aus weichem, ziemlich glänzenden
Schiefer von dunkelgrauer Farbe und einem eigenartigen Stich ins
Violette. _
In dem engen Paßeinschnitt und in der kunse steht blendend
weißer Marmor an; die Reinheit der Farbe, das Fehlen von Silikaten,
die nicht verzahnte Struktur und schließlich die chemische Prüfung
überzeugen uns, daß es ein Dolomitmarmor ist. Der Marmor bildet
nördlich des Paßeinschnittes, beziehungsweise seiner nach O hinunter-
ziehenden Runse, eine dünne Wand, über welche die Tonalitmasse der
Cima di Breguzzo (2860 m) emporragt. Am Kontakt zwischen Dolomit und
Tonalit hat sich eine etwa handbreite Zone eines weißlichen makro-
skopisch dichten Silikats, welches hier nicht näher beschrieben werden
soll, gebildet.
Ganz dieselbe stratigraphische Serie und dieselben Lagerungs-
verhältnisse des Forcel Rosso kann man beim Abstieg längs der ganzen
Runse beobachten. Die Skizze der Fig. 3 illustriert sie noch besser
105
B. Trener.
Dr. ©.
Sitzung vom 8. März,
1910
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106 Verhandlungen. Nr. 4
als das Modell; sie wurde nach einer Photographie gezeichnet, welche
etwa bei 18 aufgenommen wurde. Rechts oben (Nord) steht der Tonalit
(T) an und vor ihm zieht eine verhältnismäßig dünne Wand, welche
aus bald dicken, bald feinen Marmorplatten (7/7) besteht und deren
Blockwerk den Boden der U-förmigen Runse bedeckt. Derselbe Dolomit-
marmor reicht auch noch auf die Südseite der Runse hinüber, zieht
als ein viel niedrigeres Band als auf der Nordseite dieser entlang.
Er bildet die steile Seite der Stufe, welche im flachen Teil aus den
oberwähnten weichen Schiefern besteht.
Die dahinterliegende, weiter südlich folgende Stufe ist aus
Esinokalk (E) und Reitzi+ Daonellenschichten zusammengesetzt, welche,
wie auf dem Modell zu sehen ist, die Kammlinie verlassen haben und
jetzt genau von W nach O streichen. Was nun links oben folgt, ist
Muschelkalk. Die säulenförmigen Pfeiler, welche im Vordergrund stehen,
sind die Köpfe dicker Dolomitmarmorplatten, welche aus dem Rasen
herausragen. Je weiter man in die Runse absteigt, desto breiter wird
auch die Dolomitmarmorzone, welche bei 19 beinahe schon 300 m
mißt, während sie am Forcel Rosso vielleicht nicht einmal die
10 m erreicht.
Jeder, der die Stratigraphie der Trias in Judikarien aus eigener
Beobachtung kennt, wird nun aus den beschriebenen Verhältnissen
den Schluß ziehen, daß diese mächtige Masse von Dolomitmarmor nur
kontaktmetamorphveränderter Hauptdolomit sein kann und daß die
weichen Schiefer der bereits erwähnten Stufe nur den Raibler Schichten,
welche oft schon in unverändertem Zustande als schwarze oder rötliche
mergelige Schiefer auftreten, entsprechen können.
Salomon ist bei der Deutung dieses Profils zu etwas anderen
Schlußfolgerungen gekommen, offenbar weil, wie aus seiner Beschreibung
zu entnehmen ist, er „dies für die Adamellogeologie sehr wichtige Gebiet
nur bei sehr schlechter Witterung, vielfach im Nebel, begangen“!)
hatte und er damals auch noch nicht ahnte, daß noch Hauptdolomit
in der Kontaktzone vorkommen kann. So ist es gekommen, daß er
Hauptdolomit mit Esinokalk verwechselte und die Raibler Schichten
für Wengener Schiefer hielt. Salomon kam bei seiner Exkursion aus
Malga Adame& (Val Saviore) und stieg bei Nebel zum Paß hinauf,
In der Runse der Val Savioreseite fand er Hornfelse des Servino mit
noch ganz deutlichen Exemplaren der Naticella costata und weiter
nach oben glaubte er zu erkennen, daß sich zwischen dem Zellenkalk
und dem Tonalit noch Muschelkalk und Esinokalk und ganz oben SW
des Passes die dunklen Hornfelse der Wengener Schichten einschieben.
Beim Abstieg benützte er die Runse 18, durchquerte das Profil der
Kammlinie 16, wo die Reitzi- und Daonellaschichten tatsächlich und
in klaren Verhältnissen zu den liegenden und hangenden Schichten
anstehen. Wohl bemerkte er weiter unten, etwa bei 18, hinter seinen
Wengener Schichten „noch einmal Marmor vom Habitus des Esino-
marmors und noch einmal eine dunkle Gesteinszone“; bezüglich dieser
blieb er aber, um der Deutung des Forcel Rossoprofils konsequent zu
bleiben, im Zweifel, ob sie den Wengener Schichten angehört oder
!) Die Adamellogruppe, pag. 79.
1910 Sitzung vom 8. März. Dr. G. B. Trener. 107
einen veränderten Eruptivgang darstellt. Beim Weitergehen wurde
seine Aufmerksamkeit von der scharfen Umbiegung der Schichten
nach Süden in Anspruch genommen, er verfolgte diese Schichten auf
dem Fußsteig, welcher von 19 nach Malga Pietra fessa di sopra 20 führt,
kletterte so die Marmorwand über 21 nach Pietra fessa di sotto 22
nicht herab und kam daher, weil er die außerordentliche Mächtiskeit
der Marmorzone nicht beobachten konnte, auch nicht über die Richtig-
keit seiner Profildeutung in Zweifel. r
Nach meinen Beobachtungen im Gebiete der Cime delle Casinelle
halte ich mich also für berechtigt, festzustellen, daß hier Haupt-
dolomit mit dem Tonalit in Kontakt kommt.
Wie anfangs erwähnt wurde, kann man aber daraus noch nicht
den Schluß ziehen, daß der Tonalit jünger als Hauptdolomit wäre. Es
ist noch notwendig, zu beweisen, daß der Kontakt ein primärer ist.
Ein solcher Beweis wurde, wie aus dem Zitat Salomons auf pag. 95
hervorgeht, für das Hauptdolomitvorkommen des Mte. Frerone noch
nicht erbracht, ein Umstand, der mich veranlaßt, diese Frage, welche
für die Altersbestimmung des Adamello von so fundamentaler Wich-
tigkeit ist, in unserem Gebiete näher zu prüfen.
Bei der Beweisführung für den primären Kontakt sind in erster
Linie Metamorphose und Lagerungsverhältnisse in Erwägung zu ziehen.
Was die Metamorphose anbelangt, so wurde schon bei der Beschreibung
des Profils konstatiert, daß sämtliche Glieder vom Quarzphyllit an
bis zum Hauptdolomit intensiv metamorphosiert sind. Daß diese Meta-
morphose nicht etwa auf die Intensität der Faltung, sondern auf die
Wirkung der Eruptivmasse zurückzuführen ist, zeigen schon die
Silikatbildungen, welche, wie oben schon gesagt wurde, an der Kon-
taktstelle zwischen Dolomit und Tonalit vorkommen. Aber, abgesehen
von der Kontaktmetamorphose, liefern uns auch noch die Be-
ziehungen zwischen der Tonalitmasse und dem Schichtengebirge den
Beweis, daß der Kontakt ein primärer ist.
* *
*
Tektonik. Zuerst aber ein paar Worte über die Tektonik. Mit dem
bogenförmigen Hinunterziehen der Schichten hat uns schon früher das
Suesssche Bild!) und die Skizze der Figur 2 vertraut gemacht.
Auf einen wichtigen Umstand muß man aber nun aufmerksam machen.
Die westliche Partie derjenigen Schichten, welche der Kammlinie 9,9
folgen, erscheint von Ervina aus sehr flach liegend, beinahe horizontal;
es ist dies nur eine Folge der Perspektive, denn tatsächlich handelt
es sich um Schichten, die beinahe auf dem Kopf stehen, wie dies
das dem Modell beigegebene Profil zeigt. Nach einer Strecke biegen
aber die Schichten der äußeren Zonen 19 so scharf nach Süden, daß
Salomon im Zweifel blieb, ob die Umbiegung nicht etwa durch
Brüche vermittelt wird. Ich konnte feststellen, daß die knieförmige
Biegung ohne Intervention von Bruchlinien stattfindet und daß die
Schichten trotz der so plötzlich veränderten Richtung noch immer
saiger stehen. Viel weniger scharf erscheint die Umbiegung der
!) Antlitz der Erde, Bd. I, pag. 315.
K.k geol. Reichsanstalt. 1910. Nr, 4. Verhandlungen. 16
108 Verhandlungen. Nr. 4
inneren Zone 8. Dieser Umstand ist zum Teil auf das Auftreten einer
kleinen Verschiebung, welche im Modell bei 23 deutlich zu sehen
ist, zum Teil auf die Schiefe der durch die Erosion erzeugten An-
schnittfläche und schließlich teilweise auch auf den Mechanismus der
Falte zurückzuführen.
*
Lagerungsverhältnisse. Der komplizierte Bau dieser
kleinen Scholle spiegelt sich selbstverständlich auch im Lagerungs-
verhältnisse gegenüber der Eruptivmasse wieder. Dieses Paket von
steil bis senkrecht stehenden Schichten wurde während der mise en
place der Tonalitmasse in seinem inneren Gefüge nicht viel zer-
rüttet, an seiner heutigen Basis aber vielfach zerfetzt.
Um die an und für sich sehr interressanten Lagerungsverhält-
nisse kennen zu lernen, stellen wir uns wieder auf die Wiese der
Hütte Ervina di sopra 4 und beginnen von dort über das geologische
Modell einen neuen Rundgang.
Zuerst steigen wir zu dem Lago di Mare (2225 m), einem kleinen
Karsee 24, welcher einen fensterartigen Aufschluß verschafft. Links
von 25 sehen wir das keilförmige Eindringen der Quarzphyllite in
die Eruptivmasse, welche ihrerseits zwei mächtige Apophysen 25 in
die Schiefer sendet. Wir klettern dann von 24 die Wand bis 6
hinauf und konstatieren, daß dort der Sandsteinkomplex ohne Schiefer-
unterlage auf dem Tonalit ruht, kehren zurück, passieren den Tal-
kessel 26 und steigen zu 27 hinauf; was wir hier treffen, ist eine
breite Sandsteinscholle, an deren östlichem Rande noch ein Fetzen
von Servino erhalten ist. Die nächste Scholle 27 besteht ganz aus
Servino, welcher den höchsten Grad der Metamorphose aufweist.
Klettern wir bis 30 hinauf, so finden wir eine schmale Sandstein-
scholle, welche die natürliche Fortsetzung von 27 ist; beide haben
ein gleiches Streichen und ihre Bänke stehen senkrecht. Die Schollen
27, 28, 29 schwimmen im Tonalit, welcher in ihrer unmittelbaren
Umgebung oft voll von ihren Fragmenten ist. Aus dem Rasen ragt
bei 21 noch eine Servinoscholle heraus und am Rand der Wiese liegt
noch eine Marmorpartie 32; die herabstürzenden Bäche haben sie in
drei Teile zerschnitten und in jedem Einschnitt die Tonalitunterlage
aufgeschlossen. Bei 10 sind die Aufschlüsse weniger günstig, nur in
der im Zellenkalkmarmor liegenden Runse sind einige schöne Apo-
physen zu sehen. Es sind aber keine Apophysen des Tonalits, sondern
der kleinen Granitmasse 32, welche sowohl die Trias bei 10 und 34
als auch den Tonalit, wie bei 33 auf dem Modell durch Verzahnung
der Grenzlinie schematisch dargestell wurde, injiziert. Erst an dem
Fußsteig, welcher von Pietrafessa di sopra 20 nach Pietrafessa di
sotto 22 hinunterführt, findet man wiederum den Kontakt zwischen
der Eruptivmasse und der Trias, und zwar zwischen Tonalit und
Hauptdolomit. Bei 35 in der Runse, welche die Fortsetzung von
11 und 12 bildet, sieht man die Intrusion des Tonalit in die Dolomit-
marmormasse. Echte Apophysen, das sind Gänge, welche nicht nur
mit dem Tonalit der Hauptmasse absolut identisch, sondern auch
ausgesprochene gangförmige Fortsetzungen der letzteren sind, dringen
1910 Sitzung vom 8. März. Dr. G. B. Trener. 109
in den kontaktmetamorph veränderten Hauptdolomit. Das herabstürzende
jächlein fällt bald von einer Tonalitstufe herab, bald fließt es in
prächtigen polierten Marmorwannen, welche ihre Entstehung demselben
verdanken. In kleinerem Stil sind die Intrusionserscheinungen noch-
mals bei 35 zu beobachten; 36 sind zwei kleine, durch Erosion iso-
lierte Marmorschollen. In der Runse 18 habe ich keine echten
Apophysen gesehen, es kommen wohl Gänge vor, wie zum Beispiel
bei 21, die mit dem Tonalit der Masse petrographisch identisch sind
und somit aller Wahrscheinlichkeit nach Apophysen sind; es läßt sich
aber in denselben, da sie isoliert im Marmor vorkommen, nicht auch
konstatieren, daß sie von der Eruptivmasse direkt ausgehen. Damit
ist nicht gesagt, daß auch an der nördlichen Umgrenzung der Marmor-
masse echte Apophysen vorkommen könnten, um so mehr als ich die
steile Wand nicht überall erklettern konnte und der Nebel oft die
Fernsicht erschwerte. Außer vom Tonalit wird die Trias auch von zahl-
reichen Gängen seiner Gefolgschaft durchbrochen }).
* b *
Die minimale Altersgrenze des Tonalits. Sowohl aus
der Kontaktmetamorphose als auch aus den Lagerungsverhältnissen
muß man also den Schluß ziehen, daß der Kontakt der Trias inklusive
Hauptdolomit mit dem Tonalit ein primärer ist. Es folgt nun
daraus, daß der Tonalit zweifellos jünger als Haupt-
dolomit ist.
Interessant ist noch festzustellen, besonders gegenüber der
Meinung Löwls (vergl. pag. 98), daß der Ilauptdolomit sowohl mit
dem Adamello- als auch mit dem Re di Castello-Tonalit im primären
Kontakt ist. Das ist ebenfalls auf dem Gypsmodell ersichtlich. Der
Adamello-Tonalit III ist sauer und grobkörnig, was durch spärliche
Punktierung augedeutet wurde; der he di Castello-Tonalit I ist fein-
körniger und basischer und auf dem Modelle entsprechend dicht und
feinpunktiert. Mit II ist weiter die basische Fazies des Re di Castello-
Tonalit bezeichnet.
Beide Tonalite also sind jünger als Hauptdolomit.
Ich sage absichtlich jünger und nicht etwa „mindestens gleich-
alterig“, denn der Vergleich der Mächtigkeit der Dolomitmarmormasse
mit jener, welche sonst der Hauptdolomit in Judikarien zu haben
pflegt, hat mich überzeugt, daB in der Marmorzone auch die
obersten Bänke des Hauptdolomits vertreten sind.
Die minimale, das ist also dieälteste Altersgrenze
des Tonalits, welche, als Suess über Adamello schrieb, bei der
anisischen Stufe lag und nach den Aufnahmen Bittners die
ladinische Stufe erreicht hatte, hat nunmehr die karnische und
) Dieser Ganggefolgschaft dürften auch die Tonalitaporphysen, welche
Salomon aus der Forcel Rosso Runse erwähnt (a. O., pag. 81), angehören. Ich
spreche diese Vermutung aus, weil dieser Autor in seiner Beschreibung die
Apophyse der Tonulitmasse von den Gängen der Gefolgschaft nicht klar unter-
scheidet. So zum Beispiel auf pag, 259 der „Adamellogruppe“, wo von „Apophysen-
tonalit im Tonalit“ die Rede ist.
16*
110 Verhandlungen. Nr. 4
norische Stufe überschritten und liegt nahe oder knapp an
der Basis des Rhäts.
‚Spuren von Rhätschichten zu finden, ist mir bisher nicht
gelungen. Wenn solche an der Cime delle Casinelle vorkommen, so
sind sie noch bei 37 zu erwarten, eine Stelle, welche ich wegen
Terrainschwierigkeit und Zeitmangel noch nicht begehen konnte und
erst im nächsten Sommer näher untersuchen werde. Ich habe Rhät
vergebens in der Nähe Pietrafessa bei 22, 35, 36 gesucht: ich sah
dort nur weißen Dolomitmarmor, während der Komplex der rhätischen
Ablagerungen mit schwarzen mergeligen Schichten beginnen sollte,
so daß nichts leichter wäre, als sie auch in kontaktmetamorph ver-
ändertem Zustand von Hauptdolomitmarmor zu unterscheiden.
Noch jüngere Schichten als Rhät am Kontakt mit dem Tonalit
zu suchen, ist vollkommen aussichtslos. Der Rhät als solcher ist
nämlich in Judikarien so mächtig, daß eventuell nur noch seine Basal-
glieder in Kontakt erwartet werden könnten.
"Es kommen übrigens die nächsten liassischen Schichten in Judi-
karien erst 10 km weiter östlich von dem Tonalitrand vor.
Unter solchen Umständen muß ınan also konstatieren, daß im
Adamellogebiet ein so sicheres Kriterium der Altersbestimmung, wie
es durch die Stratigraphie und durch die Lagerungsverhältnisse ge-
geben ist, uns nur die Feststellung der minimalen (ältesten) Alters-
grenze des Tonalits, nicht aber der maximalen (jüngsten) gestattet.
Wir wissen, daß der Tonalit sicher jünger als Haupt-
dolomit ist, nicht aber, um wieviel er jünger ist.
Wenn wir nun die maximale Altersgrenze des Tonalits bestimmen
wollen, müssen wir es mit anderen Kriterien versuchen.
E *
*
Andere Kriterien der Altersbestimmung. Die An-
sichten Prof. Salomons. Die anderen Kriterien der Alters-
bestimmung, welche im Adamellogebiete in Erwägung gezogen werden
können, stehen mit 1. Konglomeraten, 2. Ganggefolgschaft, 3. Syn-
genese, 4. Dicke der Sedimentkruste, 5. Druckerscheinung, 6. Gebirgs-
bildung, 7. Faltung in Zusammenhang.
Aber nicht alle diese Kriterien sind für den Adamello brauchbar.
Vor allem dasjenige des Vorkommens von Geröllen der Eruptivmasse in
Konglomeraten und Breccien nieht. Dieses Kriterium, das sonst bei
einem so charakteristischen Gestein wie der Tonalit aus einem glück-
lichen Fund sichere Schlußfolgerung gestattet hätte, ist in unserem
Falle nicht anwendbar aus dem einfachen Grunde, weil Konglomerate,
in welchen Tonalitgerölle möglich wären, fehlen.
Die Quarzphyllitkonglomerate an der Basis der permokarbonischen
Sandsteine und die Quarzkonglomerate des Grödener Sandsteins
kommen nicht in Betracht. Auch in den Konglomeraten der Raibler
Schichten, welche, wie uns die neuen sorgfältigen Untersuchungen
Cacciamalis!) lehren, an einzelnen Stellen der Provinz Brescia
vorkommen, ist das Suchen von Tonalitgeröll überflüssig geworden,
!) Studio geologico delle valli di Lodrino e Lumezzane. Commentari dell’ Ateneo
di Brescia per l’anno 1908. Brescia 1909, pag. 68.
1910 Sitzung vom 8. März. Dr. @. B. Trener. 111
nachdem das Vorkommen von Hauptdolomit in primärem Kontakt mit
der Adamelloeruptivmasse nunmehr außer Zweifel gestellt ist. Es
bleiben nur die liassischen Breccien übrig, die in der Gardaregion,
wie mir Cozzaglio brieflich mitteilt, ziemlich verbreitet sind. Es
handelt sich aber um lokale Strandbildungen, in welchen kristalli-
nische Elemente und selbst triadische Gerölle ebensowenig: zu er-
warten sind als in dem oberjurassischen Strandkonglomerat von Ballino
bei Riva, welches von mir beschrieben wurde 2). Das Fehlen von Tonalit-
geröllen in liassischen Breceien und oberjurassischen Konglomeraten
hat nach meiner Anschauung wegen Lokalverhältnissen nicht einmal
für Wahrscheinlichkeits- Schlußfolgerungen einen Wert.
Ebensowenig ist das Kriterium derGanggefolgschaft
in unserem Falle“ brauchbar. Die Verbreitung der Eruptivgänge der
Tonalitganggefolgschaft in dem Adamellogebiete ist eine derartige,
daß sie wohl für den Zusammenhang der Eruptivmasse mit den
Gängen spricht; aber gerade diese Verbreitung ist es, welche die
Anwendbarkeit dieses Kriteriums verhindert. Die Ganggefolgschaft ist
in Judikarien nur in einer Entfernung von höchstens 6 km von dem
Rand der Eruptivmasse zu finden; die nächsten rhätischen oder
liassischen Bildungen sind aber über 10 km weit davon entfernt und
tatsächlich findet man in den letzteren keine Eruptivgänge. Daß man
unter solchen Umständen aus diesem negativen Resultat keine Schluß-
folgerung für die Altersbestimmung der Adamellomasse ziehen darf,
liegt wohl auf der Hand. Was die Syngenese anbelangt, so liegt
es ebenfalls auf der Hand, daß die Schlußfolgerungen, die man aus
einer Hypothese zieht, immer auf sehr schwachen Füßen stehen
müssen. In unserem Falle wird man es übrigens heutzutage wohl vor-
ziehen, nach den Beobachtungen, welche in je einer der randlichen
(Iffinger) und der zentralen (C. d’Asta) periadriatischen Eruptiv-
massen gemacht wurden ?), überhaupt den Gebrauch der oben erwähnten
Kriterien aufzugeben.
In der Dicke der Sedimentkruste, welche noch auf dem
Tonalit liegen mußte, um ihn granitisch erstarren zu lassen, versuchte
Salomon, ein Kriterium für die Altersbestimmung zu gewinnen. „Da
wir indessen wissen (so schrieb dieser A. im Jahre 1897), daß der
Tonalit nicht die Oberfläche erreichte, sondern unter einer festen
Kruste erstarrte, und da der Esinokalk am Passo del Frate zum
größten Teil unter den Tonalit einfällt, so müssen wir annehmen,
daß dieser von noch jüngeren Schichten als der Esinokalk bedeckt
gewesen sein muß.“ Nach Salomon darf man der Tonalitbedeckung
sicher keine geringere Dicke als der des norwegischen Drammen-
granits zuschreiben. „Eine Dicke von 600 m bedeutet aber bereits,
daß der Tonalit wenigstens das Alter des Hauptdolomits hätte,“
Wir wissen nun, daß die neuen Beobachtungen wirklich dem Tonalit
das Alter des Hauptdolomits bestätigt haben. Trotzdem möchte ich
diese Übereinstimmung nur als zufällig betrachten. Denn die Lage-
rungsverhältnisse der Adamellohülle sind tatsächlich zu kompliziert,
!) Diese Verhandlungen 1909, pag. 171.
2) Siehe auf pag. 93.
112 Verhandlungen. Nr. 4
um aus der ursprünglichen Dicke derselben diejenigen Schlüsse ziehen
zu können, welche höchstens bei einer flachgewölbten regelmäßig ge-
bauten Decke eine gewisse Berechtigung hätten. Ich erinnere zum
Beispiel an die Verhältnisse in Val di Fumo und in Val Leno. An
der letztgenannten Lokalität liegen bei Malga Gelo die Muschel-
kalkablagerungen bei 1800 m, am Rossola aber, in einer Entfernung
von kaum 2 km, schon um rund 1000 m höher. Es wäre weiter meiner
Ansicht nach nicht zulässig, obgenannte Methode der Altersbestimmung
konsequent anzuwenden, das ist zum Beispiel noch dem Hauptdolomit
600 m zuzugeben, womit die Liasgrenze erreicht würde. Wahrschein-
lich vertritt übrigens jetzt auch Salomon diese Ansichten nicht
mehr, denn in seinen neuen Publikationen hat er dieses Kriterium
nicht weiter angewendet. Er hat es vielmehr versucht, die noch zu
besprechenden drei anderen Kriterien zu benützen und glaubt, mit
deren Hilfe dastertiäre Alter des Tonalits positiv und
bestimmt bewiesen zu haben.
Die definitive und ausführliche Form seiner Beweisführung
werden wir erst in dem zweiten Teil seiner Adamellomonographie
finden. Ich selbst habe die Arbeiten der Neuaufnahme des Adamello
ebenfalls noch nicht abgeschlossen. Es wäre deshalb in mancher Be-
ziehung gerechtfertigt, wenn ich meine Stellungnahme in diesen Fragen
für eine spätere Zeit vorbehalten wollte Wenn ich schon jetzt die
Gelegenheit benütze, um meine vorläufige Meinung ganz kurz aus-
zusprechen, so geschieht es, um einem direkten Wunsch Salomons,
welcher seit 1899) die „Gegner der von ihm vertretenen Anschauungen
mit Gegengründen hervorzutreten“ eingeladen hat, entgegenzukommen.
Ich folge dieser Aufforderung gern, weil meine persönlichen Be-
ziehungen zu Herrn Prof. Salomon mir volle Bürgschaft leisten,
daß die Diskussion immer streng sachlich bleiben wird und es wohl
das Minimum ist, was man zur Anerkennung seiner großen Verdienste
für die Alpengeologie tun kann.
Vor allem muß ich erklären, daß ich durchaus nicht zu den-
jenigen gehöre, welche, wie Salomon sagt, „nur mit Widerwillen
oder nur ausnahmsweise, oder doch nur für exotische Länder“ die
Möglichkeit des Auftretens jüngerer Granite und ihnen verwandter
Tiefengesteine zugeben. Ich huldige in dieser Beziehung keinem Vor-
urteile und meine feste Überzeugung ist eben die, daß auch die
Granitmassen der Südalpen verschiedenalterig sind,
nachdem einerseits Granitgerölle in älteren Konglo-
meraten gefunden wurden und anderseits granitische
Gesteine jüngere Schichten injiziert haben.
Trotz alledem bin ich nach den bisherigen Publikationen
Salomons und nachdem ich selbst die für die Altersfrage wichtigsten
Gebiete des Adamel:o durch eigene Anschauung kennen gelernt habe,
noch nicht überzeugt, daß der Adamellotonalit ter-
tiär ist.
Am wenigsten überzeugt mich das Kriterium der Gebirgsbildung.
Salomon geht von der Hypothese aus, daß die Eruption der grani-
!) Sitzungsb. der kgl. preuß. Akad., 1899, III, pag. 39.
1910 Sitzung vom 8. März. Dr, G. B. Trener. 113
tischen 'periadriatischen Massen mit der Gebirgsbildung in engstem
genetischen Zusammenhang stehen. Einzelne dieser Granitmassen, sagte
er weiter, welche eine syngenetische Gruppe bilden, sind sicher post-
triadisch; die nächste Epoche der Gebirgsbildung in den Alpen nach
der Karbonzeit fällt bereits in das Tertiär, folglich erhält man als
Altersgrenze dieser Granite das Ende der Kreide- und den Anfang
der Mitteleocänzeit.
Diese Schlußfolgerung ist also von zwei sich gegenseitig stützen-
den Hypothesen abhängig: von der Syngenese, welche nicht mehr
aufrechthaltbar ist und der Theorie des genetischen Zusammenhanges
der Gebirgsbildung mit der Eruption.
Salomon gibt meiner Ansicht nach eine zu enge Interpretation
der heute dominierenden Theorie der Gebirgsbildung. Diese Theorie,
so wie sie fast allgemein anerkannt wird, sagt nicht etwa, daß sämt-
liche Eruptionen der Gebirgsregionen von der Gebirgsfaltung abhängig
sind, sie lehrt uns vielmehr, daß Eruptionen und Gebirgsbildung auf
eine und dieselbe Ursache, der Kontraktion unserer Erde, zurück-
zuführen sind. Sie setzt also die Möglichkeit voraus, daß Eruptionen
auch mit anderen Krustenbewegungen in Zusammenhang stehen können,
welche direkt oder momentan nicht als Gebirgsbildung zu betrachten
sind; sie läßt sogar den Fall offen, daß einzelne Eruptionen auch
unabhängig von Krustenbewegungen stattfinden. Und tatsächlich können
die großartige Quarzphorphyreruption, die Augitlaven der Wengener
Schichten und die ausgedehnten Tuffbildungen des Raibler Niveaus in
der Etschbucht, bisher mit keinerlei gebirgsbildenden und zugleich
-faltenden Bewegungen ihrer Ausbruchregion in Zusammenhang gestellt
werden. Sie liefern uns jedenfalls den positiven Nachweis, daß zwischen
dem Karbon und dem Tertiär in unserem Gebiete große Eruptionen
stattgefunden haben, welche von der tertiären Faltung und Gebirgs-
bildung absolut unabhängig sind. Und ich will in Erinnerung bringen,
daß die Wengener Augitlaven und Tuffe eine Oberfläche bedecken,
welche mehrmals größer ist als jene der Adamellomasse. Es handelt
sich also um eine gewaltige Eruption und ich verstehe nicht, warum
einer ähnlichen Ursache nicht auch die mise en place unterirdisch
erstarrter granitischer Massen zugeschrieben werden darf. Es ist gewiß
nicht die Gebirgsbildungstheorie, wie sie allgemein Geltung hat, die
uns das verbietet, denn sie ladet uns vielmehr ein, für solche ober-
flächliche Ergüsse auch ein Tiefeäquivalent, eine Narbe zu suchen,
nimmt aber anderseits auch gleichzeitig das Vorkommen von Eruptiv-
massen, welche nie die Oberfläche erreichten und granitisch unter
einer Sedimentkruste erstarrten, an.
Wir haben also in der Etschbuchtregion große Eruptionen, welche
keiner faltenden Krustenbewegung ihr Auftreten verdanken und die
tertiäre Faltung, mit welcher ebenfalls große Eruptionen zusammen-
fallen. Wir sind durchaus nicht gezwungen, die mise en place
einer Granitmasse mit einer solchen Eruption in Zusammenhang zu
bringen ; will man aber das tun, warum muß man der tertiären Faltungs-
periode den Vorzug geben ?
Weil, so lautet die Antwort Salomons, sich wohl unab-
weislich die Vermutung aufdrängt, daß die Entstehung
114 Verhandlungen. Nr. 4
der ethmolithischen (tricehterförmigen) Lagerungsform ge-
knüpftist an die Vereinigung und den gleichzeitigen
Eintritt von Faltung und Intrusion.
Entscheidend ist also nach den letzten Publikationen Salomons
nicht das Kriterium der Gebirgsbewegung, sondern jenes der Faltung
und diesem müssen wir nun unsere Aufmerksamkeit zuwenden.
Die Anwendbarkeit dieses Kriteriums ist im allgemeinen nicht zu
verkennen. Wird zum Beispiel ein Zug von parallelen Falten von
einer Eruptivmasse durchbrochen, so ist es wohl möglich, daß die
Lagerungsverhältnisse der Intrusivmasse und ihrer Apophysen gegen-
über der umhüllenden Kruste derart klar sind, daß das Vorhanden-
sein der alten Falten zur Zeit der mise en place überhaupt außer
Diskussion steht. }
Diesen einfachen Fall stellt aber die Tektonik der Adamello-
region durchaus nicht dar. Ich will mit ein paar Worten an sie erinnern.
Die kleine Skizze (Fig. 4) stellt in möglichst einfacher Weise die
Leitlinie der Etschbuchtfaltung dar. Das Mittelstück der dicken S-förmig
<S
%
$
0%
5%
x
%
x
Fig. 4. Leitlinie der Etschbuchtfaltung.
gebogenen Linie entspricht dem zusammengedrängten anormal N—NÖ
streichenden Faltenzug, die schraffierten Teile den plateauartigen flach-
gefalteten Gebieten, welche den Übergang der Etschbuchtfalten in die
normalen, WO streichenden Falten der Lombardei und Venetiens ver-
mitteln. Der Adamello liegt schon außerhalb des gedrängten Falten-
zuges, also in dem Interferenzgebiet, wo kein ausgesprochenes plan-
mäßiges Faltensystem mehr zu erkennen ist.
In den südwestlichen und nordwestlichen Teil der Adamello-
masse zieht sich je eine schmale zusammenhängende Zone von
kontaktmetamorper Trias auf einige Kilometer in das Tonalitmassiv
hinein. Die Schichten dieser Zonen stehen steil bis senkrecht; die
südliche Zone, jene der Val Blumone, dürfte vielleicht eine enggepreßte
Synklinale oder eine Antiklinale darstellen; die nördliche, der Val
Gallinera, ist der ganzen Länge nach durch eine Bruchlinie entzwei-
gespalten.
Werfen wir nun einen Blick auf die Salomonsche Karte und
es wird sofort das fremdartige Auftreten der Blumonezunge auffallen.
Sie bildet ein fremdes Element in dem Bau des Gebirges und
erscheint nicht als Fortsetzung einer außerhalb der Eruptivmasse
1910 Sitzung vom 8. März. Dr. G. B. Trener, 115
liegenden Falte, denn nur der keulenförmige Keil zeigt steile Schichten ;
schon der Mte. Colombine, der noch nicht ganz außerhalb der Tonalit-
masse liegt, ist flach gebaut und es beginnt also schon mit ihm die
plateauartige flachgewölbte Region !). Mit dem besten Willen kann man
in dieser Blumonezunpge nicht eine Falte, welche unbedingt dem
tektonischen Plane dieses Gebietes entspricht, erkennen. Es ist aber
dann auch unmöglich, mit Sicherheit und Bestimmtheit,
wie Salomon meint, zu behaupten, daß diese kleine
Falte ohne weiteres der tertiären Faltung gehört.
Denselben fremdartigen Eindruck macht auch die Gallinera-
zunge, und ich sehe nicht die Möglichkeit, das tertiäre Alter ihrer
Faltung mit Sicherheit zu beweisen, denn wir haben es diesmal nicht
einmal mit einer Falte zu tun, sondern bloß mit einer steilstehenden
Zone, welche ebenso gut ihre heutige Stellung den Krustenbewegungen
bei der so gewaltigen Intrusion verdanken kann, — was bei so großer
Intrusivmasse um so näher liegt, je dünner man die Kruste annimmt.
Solange aber in dieser Beziehung Unsicherheit herrscht, können
wir auch nicht von einer sicheren Bestimmung des tertiären
Alters des Tonalits sprechen.
Ein neues Argument für die Entscheidung der Frage erblickt
Salomon in der Beobachtung, daß die Kontaktmetamorphose jünger
als die mechanische Deformation ist, die er an Permkonglomeraten der
inneren Kontaktzone im Baitonegebiet konstatiert hat. Die makrosko-
pische und mikroskopische Beweisführung, die er als absolut sicher
bezeichnet, blieb bisher aus, wird aber offenbar in einer späteren
Publikation erscheinen. Vorläufig kann also dieses Kriterium nicht
in Diskussion gezogen werden. Immerhin will ich noch hervorheben,
daß nach dem, was Salomon bisher mitgeteilt hat, auch diese
Beweisführung voraussetzt, daß die starke Pressung, welche er am
Östhange des Granatkammes im Baitonegebiet sah, nur mit der
tertiären Faltung in Zusammenhang zu bringen sei, was aber meiner
Ansicht nach erst zu beweisen ist.
Für mich bleibt also das tertiäre Alter des Tonalits vorläufig
unbewiesen. Selbstverständlich ist damit die Diskussion durchaus noch
nicht geschlossen. Ich habe mich aus den auf pag. 112 angegebenen
Gründen darauf beschränkt, in diesem letzten Abschnitte meines Auf-
satzes kurz und summarisch auf die Punkte hinzuweisen, in denen die
Meinungen Prof. Salomons und die meinigen auseinander gehen.
Ich hoffe damit die definitive Diskussion erleichtert zu haben, welche
wohl erst nach der Herausgabe des letzten Teiles der Adamello-
monographie Salomons und nach dem Schluß meiner Aufnahmen
abgeschlossen werden kann.
Bis dahin soll auch die Besprechung der Lagerungsverhältnisse
verschoben werden. Ich gestatte mir hier kurz anzumerken, daß nach
der Überprüfung der Profile, die Salomon bisher mitgeteilt hat, die
Adamellomasse mir eher als Stock oder Batholith als als Ethmolith er-
scheint.
!) Vergl. die geologischen Manuskriptkarten Bittners: Blatt Storo und
Blatt Lago di Garda.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910, Nr. 4. Verhandlungen. 17
116 Verhandlungen. Nr. 4
P. Steph.Richarz. Geologisch-petrographische Unter-
suchungen in der Umgebung von Aspang am Wechsel.
Im Anhang zu einer petrographisch-geologischen Untersuchung
der Kleinen Karpathen im Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1908 (pag. 43 ff.)
besprach der Verfasser die petrographischen und geologischen Ver-
hältnisse des Rosaliengebirges und des Wechsels in ihren großen
Zügen und stellte eine Spezialuntersuchung für die Zukunft in Aus-
sicht. Diese Spezialuntersuchung für einen Teil des Gebirges ist jetzt
abgeschlossen und wird demnächst im Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. er-
scheinen. Es sei gestattet, hier die wichtigsten Ergebnisse zusammen-
zustellen.
Zum genaueren Studium wurde aus dem weiten Gebiet die Um-
gebung von Aspang am Wechsel ausersehen, wobei zunächst nur
praktische Rücksichten maßgebend waren. Bald aber erwies sich
gerade dieses Gebiet als das günstigste für ein derartiges Studium,
einerseits weil durch den Balınbau — Aspang—Hartberg — an zahl-
reichen Stellen gute Aufschlüsse geschaffen wurden, anderseits weil
hier zwei durchaus verschiedene Gebirgssysteme aneinanderstoßen,
wie das in der zitierten Abhandlung (pag. 44) schon angedeutet wurde
und wie es sich beim Kartieren noch viel deutlicher herausstellte.
Nördlich von Aspang besteht das Gebirge hauptsächlich
aus Granit, der in Schiefer eindrang und diese teils zu Albitgneisen,
teils zu granat- und turmalinführenden Glimmerschiefern umwandelte.
Untergeordnet finden sich auch Quarzitlager. (Die Kalke von Kirch-
berg und Scheiblingkirchen fallen nicht mehr in das Untersuchungs-
gebiet.) Weiter nach Osten bei Zöbern treten als neues Glied
Amphibolite in die Stratigraphie ein.
Südlich von Aspang konnten bis jetzt intrusive Granite
nicht nachgewiesen werden. Das ganze Wechselmassiv mit den nach
Osten sich anschließenden Teilen des südlichsten Rosaliengebirges
besteht zum weitaus größten Teil aus den „Wechselgneisen“, Albit-
gneisen von der ]. ec. pag. 44 beschriebenen Beschaffenheit. Konkordant
ihnen eingelagert findet man in der ’Nähe von Aspang, besonders gut
aufgeschlossen in der Großen und Kleinen Klause, grüne albit- und
epidotreiche Schiefer, von Böhm (Tschermaks mineral.-petrogr.
Mitteil. 1885) Chloritgneise genannt. Amphibolite, Quarzite und Kalke
fehlen vollständig. Eine OW-streichende Linie trennt beide Gebirgs-
systeme und kein Übergang vermittelt zwischen beiden. Es handelt
sich also jedenfalls um eine tektonische Erscheinung. Sehr
interessant ist es nun, daß auf dieser Störungslinie das Aspanger
„Kaolin“werk sich befindet. Das dort gewonnene serizitische Material,
von G. Starkl (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1883, pag. 644—658)
als Pyknophyllit beschrieben, ist ein Zersetzungsprodukt der Glimmer-
schiefer des nördlichen Gebirgssystems, wie das durch die Bahn-
einschnitte klargestellt wurde. (Zur Einfahrt in die Stollen des „Kaolin *-
werkes war leider trotz aller Bemühungen die Erlaubnis nicht zu er-
langen.) Die Bahneinschnitte südlich von Aspang zeigen ferner sehr
deutlich, wie die Zersetzungszone sich genau an die Grenzlinie beider
EI NR 0
1910 Sitzung vom 8. März. P, Steph. Richarz, 117
Gebirgssysteme hält, so daß ein ursächlicher Zusammenhang mit der
Störungslinie unzweifelhaft ist. Die Zersetzung selbst scheint sich auf
die Glimmerschiefer zu beschränken und nicht auf die Wechselgneise
überzugreifen.
Der Bahnbau brachte noch näheren Aufschluß über die Art der
Störungslinie; es konnte nicht nur ein Nebeneinander beider Ge-
birge, sondern auch ein Übereinander nachgewiesen werden. Wie
schon H. Mohr berichtete (Anzeiger d. k. Akad. d. Wiss. in Wien,
mat.-naturw. Kl. 1909, pag. 390), überlagert das nördliche Gebirgs-
system die Gneise der Wechselserie. Ob diese Überschiebung von
größerer Bedeutung ist oder nur in der Nähe der genannten Grenze
sich zeigt, muß ich Herrn Mohr zur Entscheidung überlassen, der
wohl demnächst über die tektonischen Verhältnisse des Gebietes eine
Studie veröffentlichen wird.
Bei den petrographisch-geologischen Untersuchungen
des nördlichen Gebirgssystems wurde besonderes Gewicht ge-
legt auf das Verhältnis der richtungslos körnigen zu den schiefrigen
Graniten einerseits, anderseits auf die Beziehungen zwischen Granit
und umgewandelten Schiefern.
Die richtungslos körnigen Gesteine sind Zweiglimmergranite
mit herrschendem Biotit. Der Muskovit findet sich fast nur im Plagio-
klas eingeschlossen, dann aber in scharf umgrenzten Leisten, also sicher
nicht als Zersetzungsprodukt, sondern als primärer Bestandteil. Der
Oligoklas hat oft einen Albitrand. Auch finden sich neben Oligoklas
nicht selten wasserklare Albite ohne nennenswerte Einschlüsse und
Zersetzungsprodukte, während im Oligoklas, neben dem scharf um-
srenzten primären Muskovit, noch schuppiger Serizit und Klinozoisit
als Neubildung erscheinen.
Auf den Rand des Granitmassivs, gegen die Schiefer zu, nimmt
der Granit mehr oder weniger schiefrige Struktur an. Makro-
skopisch wie mikroskopisch läßt sich nachweisen, daß dieses in einer
Aufnahme von Schiefermaterial begründet ist. Man erkennt stets diesen
Schieferanteil deutlich im Gestein, sei es nun, daß er in unzusammen-
hängenden Fetzen erscheint, sei es, daß er in Flasern das ganze
Gestein durchzieht und dann allmählich den Granit ganz verdrängt:
alle die mannigfaltigen Erscheinungen, die man im Aufschluß oder
selbst schon im Handstück beobachten kann, weisen nach derselben
Richtung hin. Noch deutlicher wird das im Dünnschliff, in dem man
ohne Schwierigkeit die granitischen Bestandteile von den fremden, aus
den Schiefern aufgenommenen, unterscheiden kann, da letztere dieselbe
Struktur und denselben Mineralbestand aufweisen, wie die dem Granit
zunächstliegenden, höchstumgewandelten Schiefer, ohne granitische
Injektion. Es sind also diese schiefrigen Gesteine zum Teil vom
Granit resorbierte, zum Teil von ihm injizierte Schiefer, und wenn
man sie Gneis nennen wollte, so würde weder der Ausdruck Ortho-
_ gneis noch Paragneis sie richtig charakterisieren, weil eruptives und
sedimentäres Material gemengt sind. Am besten würde die Bezeich-
nung „Metagneis“ passen. Daß irgendwo bloßer Druck Schieferung
herbeigeführt hätte, wie das aus den Kleinen Karpathen beschrieben
wurde (l. cc. pag. 11ff.), dafür fehlen hier alle Anzeichen.
118 Verhandlungen. Nr. 4
Die Schieferhülle des Granites setzt sich zusammen aus
Albitgneis und Glimmerschiefer. Ersterer, dem Granit sich unmittel-
bar anschließend, zeichnet sich stets aus durch hohen Albitgehalt.
Dieser Albit läßt sich unmöglich aus den ursprünglichen Sedimenten
ableiten; er muß also zugeführt worden sein. Woher er stammt zeigen
die Pegmatite, welche zahlreich die Schiefer durchziehen. Sie sind
frei von Orthoklas und führen als Plagioklas entweder reinen Albit
oder Albit-Oligoklas. Man kann diese Pegmatite somit ungezwungen
als die Albitbringer betrachten.
Die albitfreien oder albitarmen Schiefer sind wohl
stets granatführend und enthalten gewöhnlich auch Turmalin, nicht
selten in größerer Menge, während der Turmalin in den Albit-
gneisen fehlt.
Eine scharfe Grenze zwischen Granit und Schiefer kann man
nach dem Gesagten nirgendwo erwarten. Sie vermengen sich auf das
innigste, und wenn man einmal glaubt, nun endgültig den Granit ver-
lassen zu haben, so steht man plötzlich wieder vor einem neuen
Granitaufbruch. Ein besonders lehrreiches Profil bietet die Straße durch
Kulma. Es soll der Abhandlung im Jahrbuch beigegeben werden, Aus
der häufigen Wiederholung der Granitdurchbrüche erklärt es sich
wohl auch, daß nirgendwo weniger metamorphosierte Gesteine als
Glimmerschiefer gefunden wurden, weil keines der Sedimente weit
vom Granit entfernt liegt.
Die Amphibolite im Osten des untersuchten Gebietes sind, wie
im Jahrbuch 1908, pag. 44, ausgeführt wurde, umgewandelte Diabase.
Dem dort Mitgeteilten ist einstweilen nichts hinzuzufügen.
Sind so die petrographisch-geologischen Verhältnisse des nörd-
lichen Gebirgssystems klargestellt, so kann man das nicht von der
Wechselserie sagen. Intrusive Granitmassen sind bis jetzt nicht
nachgewiesen. Westlich von Aspang findet sich zwar eine kleine
Granitkuppe, rings umgeben von Wechselgneis. Aber nach den Er-
fahrungen, die man im Gerichtsbergtunnel machte, ist es wenigstens
sehr wahrscheinlich, daß auch dieser Granit nicht in der Tiefe wurzelt,
sondern aufgeschoben ist. Wir sind also für die Erklärung der Albit-
gneise des mächtigen Wechselmassivs, die nicht selten 50°/, Albit
enthalten und durchwegs denselben Grad der Metamorphose aufzu-
weisen scheinen, auf bloße Vermutungen angewiesen. Diese Vermutungen
aber gehen dahin, daß auch hier ein dem Granit des nördlichen Ge-
birges gleiches oder ähnliches Gestein, in der Tiefe verborgen, die
Ursache der Metamorphose war. Auf diese Vermutung führt die Tat-
sache, daß der Albitgneis des Wechsels und der Albitgneis, welcher sich
in den nördlichen Teilen unmittelbar dem Granit oder Metagneis
anschließt, mikroskopisch gleich oder nur wenig verschieden sind.
Makroskopisch allerdings führen die Wechselgneise den Albit in wohl
individualisierten Knoten, was bei den anderen Albitgneisen nicht
vorkommt. Doch verschwinden diese Unterschiede im Dünnschliff.
Wenn also ein Teil dieser Albitgneise ihren Albitgehalt aus den intru-
dierten Graniten herleitet, so sind wir berechtigt, für die mineralo-
gisch gleichen Wechselgneise dieselbe Ursache anzunehmen, wenn
auch bis jetzt ein direkter Nachweis des Granites nicht möglich war.
1910 Sitzung vom 8. März. Dr. J. Dreger. 119
Vorträge.
Dr. J. Dreger. Geologische Beobachtungen an den
Randgebirgen des Drautales östlich von Klagenfurt.
In dem Gebiete, das durch die drei Kartenblätter Völkermarkt,
Unterdrauburg und Marburg in Unterkärnten und Südsteiermark dar-
gestellt wird, sind es mehrere Epochen eruptiver Tätigkeit, die für
den geologischen Bau und die Gesteinsbeschaffenheit dieser Gegend
von wesentlichem Einflusse sind. -
Von der mächtigen Masse des Gneisgranites oder Granitites,
welcher den Hauptkamm des östlichen Bachergebirges bildet, tritt uns
nur der nördlichste Teil davon, und zwar südöstlich von Reifnigg in
dem hier geologisch dargestellten Landstriche entgegen. Über die
Beschaffenheit dieses Gesteines ist schon des öfteren, so von Anker!),
Dar Morlot3), Rolle), y. Zollikofewehn Teller), Dölter®),
Pontoni‘), in mehr oder weniger ausführlicher Weise berichtet
worden und ich möchte nur erwähnen, daß der Granitit nachgewiesener-
maßen gangförmig in die Glimmerschiefer eingreift und Kontakt-
wirkungen (besonders in den Marmorlagen) erkennen läßt.
Eine sehr große Verbreitung besitzen in dem dem Granitit
angrenzenden Glimmerschiefer und Schiefergneis Amphibolite, die sich
nicht nur in mitunter 10 km und darüber langen Zügen parallel der
Haupterstreckung des Gebirges dahinziehen, sondern auch in kleineren
Nestern, Gängen und Adern weit verbreitet sind und häufig in solcher
Form (in durchgreifender Lagerung) auftreten, daß kaum an der
vulkanischen Natur des Gesteines zu zweifeln ist. Ein sehr schönes
derartiges Beispiel ist in dem großen Marmorbruch bei Oberfeistritz
zı sehen, aus dem durch Teller®) gangförmige Apophysen des
schiefrigen Granulites beschrieben worden sind. Hier verlaufen nämlich
quer durch den gebankten kristallinischen Kalk gewundene Gänge
eines augitischen Gesteines (von einigen Zentimetern bis einem
Dezimeter Dicke), das im Dünnschliffe zu beiden Seiten neben Augit
noch reichlich Plagioklas erkennen läßt, während in der Mitte der
!) Anker, Kurze Darstellung der mineral.-geogn. Gebirgsverhältnisse der
Steiermark. Graz 1835.,
2) v., Morlot, Übersicht der geologischen Verhältnisse des südlich von der
Drau gelegenen Teiles der Steiermark. Haidingers Berichte 1849, Bd. V, pag. 174.
3) Rolle, Geologische Untersuchungen in der Gegend zwischen Ehrenhausen,
Schwanberg, Wind.-Feistritz und Wind.-Graz in Steiermark. Jahrb. d. k. k. geol.
R.-A. 1857, Bd. VIII, pag. 266.
4) v. Zollikofer, Die geologischen Verhältnisse des Drautales in Unter-
steiermark. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1859, Bd. X, pag. 200.
5) Teller, Über den sogenannten Granit des Bachergebirges in Südsteiermark.
Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1893, pag. 169. A
6) Dölter, Zur Geologie des Bachergebirges, Graz 1893 und Über den
Granit des Bachergebirges 1895. Mittl. d. naturw. Ver. f. Steiermark.
?) Pontoni, Über die mineralogische und chemische Zusammensetzung
einiger Granite und Porphyrite des Bachergebirges. Tschermaks mineral. und
petrogr. Mitteilungen, Wien 1894, pag. 360 y
») Teller, Gangförmige Apophysen der granitischen Gesteine des Bachers
in den Marmorbrüchen bei Windisch-Feistritz in Südsteiermark. Verhandl. d.
k. k. geol. R.-A. 1894, pag. 241.
120 Verhandlungen. Nr. 4
Augit zurücktritt und der Amphibolit überwiegt, wobei das Gestein eine
fast schwarze Farbe annimmt, die sich gegen die grünen breiteren
Randbildungen deutlich und scharf abhebt. (Siehe die Abbildung.)
Wir können wohl annehmen, daß die jetzigen Amphibolite als
die ältesten Ergüsse basischer Eruptivgesteine anzusehen sind, welche
zugleich mit dem durchbrochenen Sedimentgestein durch das später
emporgedrungene Granitmagma im Wege der Umkristallisation zu
kristallinischen Schiefern wurden.
Es zeigt sich, daß das Bachergebirge im Bereiche eines alten
Spaltsystems liegt, in dem wiederholt in verschiedenen geologischen
Zeiten vulkanische Ergüsse !) stattgefunden haben, und das jenseits
des großen Bruches, welcher von Obersteiermark ausgehend im
Lavanttale Kärnten durchsetzend bis über Weitenstein in Unter-
steiermark reicht, in jener ebenfalls im allgemeinen westöstlich ver-
!) Vergl. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1905, pag. 65.
Außer den hier besprochenen porphyritischen Ergußgesteinen tritt jedoch
auch an der Westgrenze des Bachergranitites, wo die porphyritische Zone die
größte Breite erreicht, im Burggrafgraben (West vom Kosakberg) als Tiefengestein
ein Quarzglimmerdiorit zutage, der dem Gestein des windischen Kalvarienberges
WSW von Marburg gleicht. Es seheint, daß nach dem Empordringen des Granitites
mit seinen Apophysen nördlich und westlich davon ein dioritisches Magma auf-
wärts strebte, dessen (porphyritische) Ausläufer von Faal angefangen südlich der
Drau bis in die Gegend von Unterdrauburg—Lavamünd und den Nordabfall des
Ursulaberges am Ostende der Karawankenkette zu verfolgen sind.
Uber das Alter dieser Porpbyrite siehe ]. c. pag. 67 und 70.
1910 Sitzung vom 8. März. Dr, J. Dreger. 121
laufenden Aufbruchszone granitischer Gesteine!) seine Fortsetzung
finden dürfte. Teller?) entdeckte noch westlich von Weitenstein
eine kleine Masse von Tonalit, so daß also dadurch festgestellt ist,
daß diese langgestreckte granitische Zone von Eisenkappel bis gegen
Weitenstein reicht.
Etwas vorgreifend will ich gleich anführen, daß sich nördlich
dieser Zone damit parallel in phyllitischen Gesteinen (Grauwacken und
bunten Tonschiefern) Diabas- und Diabastufflagen vorfinden, die im
Süden von einem Hornblendegranitit begleitet werden, der eine ost-
westliche Erstreckung von über 30 km besitzt und am Rande meist
porphyrische Ausbildung zeigt ?).
Solche (Gabbro-) Diabasdecken und Ablagerungen dazugehöriger
Tuffe sind nun in unserem Gebiete weit verbreitet und stets von
Gesteinen begleitet, die wir als Phyllite und Grünschiefer bezeichnen,
wovon letztere höchstwahrscheinlich selbst stark metamorphosierte
Diabase und Diabastuffe vorstellen. Zur Ausscheidung auf der Karte
gelangten nur selten diese eben genannten Eruptivgesteine, da sie
trotz ihrer Häufigkeit im allgemeinen äußerst selten noch als solche
erkannt werden konnten, sondern meistens eine tiefgreifende Ver-
änderung aufweisen und eine Gesteinsart darstellen, die wir als
Grünschiefer, Amphibolit, Chloritschiefer zu bezeichnen pflegen, oder
die nur in untergeordneten Zwischenlagen in den Sedimentgesteinen
auftreten.
Ob wir es hier mit Neubildungen von Mineralien zu tun haben,
die auf den Gebirgsdruck (Pressionsmetamorphismus), auf Zersetzungs-
und Verwitterungserscheinungen auf nassem Wege zurück zu führen
sind, oder ob der Einfluß eruptiver Magmen diese Umwandlungs-
erscheinungen hervorzurufen imstande ist, wird gerade in der neuesten
Zeit wieder lebhafter erörtert, nachdem man durch die sorgfältigen
Arbeiten G. Bischofs, J. Roths und manch anderer fast allgemein
diesen Umtausch der einzelnen Mineralbestandteile durch den Ein-
fluß der Atmosphärilien zu erklären gewohnt war, wobei auch noch
der Gebirgsdruck als wesentliche Hilfe in Anspruch genommen wurde.
Ohne mich in die Theorien näher einzulassen, habe ich es für
nötig gefunden, davon zu sprechen, da in unserer Gegend mit den
Diabasen und Grünschiefern schiefrige Gesteine vorkommen, die man
früher allgemein als Phyllite, Glimmerschiefer und Gneise in die
Primärformation stellte, die aber nach ihrem geologischen Auftreten
und den allerdings recht spärlichen paläontologischen Funden als
paläozoisch bezeichnet werden müssen. Es ist hier also eine derartig
tiefgehende (auch im wörtlichen Sinne genommene) Umwandlung des
ehemaligen Sediments, das durch die Diabas- (oder Gabbro-) Ergüsse
schon teilweise im Kontakt verändert worden sein dürfte, vor sich
gegangen, daß mir die Zersetzung durch eindringendes Wasser nicht
als hinreichender Grund des Mineralaustausches erscheinen kann.
ı) H. V. Graber, Die Aufbruchszone von Eruptiv- und Schiefergesteinen
in Südkärnten. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1897, pag. 225.
2) F. Teller, Geologische Karte der östlichen Ausläufer der Karnischen
und Julischen Alpen. K. k. geol. R.-A. 1896.
®) Teller, loe. cit.
129 Verhandlungen. Nr. 4
Die Glimmerschiefer besitzen hier nicht ein selbständiges Ver-
breitungsgebiet, in dem nur sie vorkommen, sondern sie beherbergen
in ihrem Gefüge, besonders in der Grenzregion gegen das Haupt-
verbreitungsgebiet des Phyllites wiederholt Lagen von Gesteinen, die
wir als Phyllit, Quarzphyllit, aber auch als Gneis bezeichnen müssen,
während wir wieder umgekehrt in der Phyllitzone höher kristalline
Schiefer antreffen, deren Vorhandensein man nicht durch tektonische
Vorgänge (Falten, Brüche) erklären kann.
Unsere kristallinen Schiefer sind allenthalben von pegmatitischen,
seltener von aplitischen Gängen durchsetzt, die auf eine granitische
Masse in der Tiefe schließen lassen. Wo die pegmatitischen Gänge
in größerer Mächtigkeit auftreten, wie zum Beispiel östlich und nord-
östlich von Gutenstein oder in der Gegend von St. Vinzenz, auf der
Koralpe, erhalten die Schiefer das Gepräge von Gneisglimmerschiefern,
dabei sind dann auch die Kontaktmarmore häufiger als sonst. Er-
scheinungen, die wohl für die Anschauung WeinschenksundGruben-
manns von dem mächtigen Einflusse eruptiver Magmen auf die nahe
und weitere Umgebung sprechen.
Die größte Verbreitung haben Diabasgesteine auf dem Magdalens-
berg und Zehnerberg NO von Klagenfurt. Es ist hauptsächlich ein,
wie es scheint, ganz quarzfreier Diabasporphyrit-Mandelstein. Die fein-
kristalline Grundmasse aus Chlorit, Titanit und einem unbestimmten
Material enthält eingesprengt zersetzte Plagioklase. Die ehemaligen
kleinen Blasenräume sind mit Kalkspat ausgefüllt. Der Mandelstein
ist von Pyrit durchsetzt, der mitunter Klumpen von über 2 mm Durch-
messer darstellt, eine Erscheinung, die nach Weinschenk als ein
JFeichen postvulkanischer Wirkung ebenso wie die Uralitisierung des
Diabases überhaupt anzusehen ist.
Eine noch stärkere Imprägnierung mit Schwefelkies zeigt ein
Kalkdiabasschiefer, der reich an Quarz, Epidot, Plagioklas und Titan-
eisen, sowohl Biotit wie Muskovit enthält und von einem Felsen in
der Drau (nördlichste Biegung) zwischen Hohenmauthen und Mahren-
berg stammt.
Den Übergang zu fast reinen, in der Regel dunkelgrauen bis
schwarzen Kalken, die in der Mahrenberger Gegend und am Südabhang
der Saualpe in größerer Mächtigkeit auftreten, stellen Kalke dar, die
Biotit und Plagioklas führen und von Schmitzen durchsetzt sind, die
fast nur aus diesen zwei Mineralen oder aus reinem Kalkspat bestehen.
NO von Hohenmauthen steht ein Schiefer an, der sehr kalkreich
ist, Stücke von Pyrit, neben viel Quarz wenig Plagioklas, Biotit (und
Muskovit), Epidotkörner, Apatit und Titaneisen enthält und ein
Zwischenglied von Biotitplagioklasschiefer und Kalk darstellt.
Ein ganz isoliertes Vorkommen eines Diabasschiefers, der sehr
chloritisiert ist, befindet sich 1'7 km südlich von Pischeldorf (NO von
Klagenfurt) in der Nähe des Gehöftes Eibelhof. Er enthält Albit-
oligoklas, etwas Quarz und Magnetit.
Bei der Mühle N von Rappitz, am Rudnigbache N von Griffen,
tritt ein Felsen aus den weicheren phyllitischen Gesteinen heraus,
der als Quarz- (Albitchlorit-) Biotitschiefer bezeichnet werden kann,
1910 Sitzung vom 8. März. Dr. J. Dreger, L. Waagen u. M. Raciborski. 123
Epidot nebst Titaneisen aufweist und mir ein veränderter Diabastuff
zu sein scheint.
Den Phylliten, auf denen das Schloß Bleiburg steht, ist ein titanit-
und epidotführender Amphibolit mit lichter Hornblende und etwas
Quarz eingelagert, also ebenfalls wieder ein metamorphosiertes
Diabasgestein.
Die frischen Amphibolite sind sehr dichte, bekanntlich meist
zähe Gesteine. In dem Phyllit des Maria-Saaler Berges (N von Klagen-
furt) tritt in Lagern ein quarzführender Amphibolit mit Zoisit, Epidot
und Titanit auf, der das testeste Gestein des Berges darstellt und des-
halb aus dem weicheren Tonschiefer herausgewittert ist, eine im übrigen
allgemeine Erscheinung, die dazu führt, daß für die Amphibolite oft eine
größere Verbreitung angenommen wird, als sie tatsächlich besitzen.
Makroskopisch können wir hier drei Arten von Amphiboliten
unterscheiden. Erstens dichte, feinkörnige, graugrüne, wenig deutlich
geschichtete Gesteine, wovon der eben erwähnte von Maria-Saal ein
Beispiel ist, dann flasrige, biotitführende Schiefer, die besonders in
Gebieten angetroffen werden, in denen der Glimmerschiefer herrschend
ist. Eine dritte Art endlich zeigt eine ganz ausgesprochene Bänderung,
die durch abwechselnde, unregelmäßig ineinander verlaufende Horn-
blende- und Feldspat (-Quarz) Lagen von wenigen Millimetern Stärke
verursacht wird.
Dieser Gesteinstypus tritt besenders in den Glimmerschiefern
und Gneisen auf und geht oft in Hornblendegneis über, während sich
die ersteren mitunter den Granatamphiboliten und Eklogiten nähern.
Dr. L. Waagen. Über eine Zink- und Bleilagerstätte
im bulgarischen Balkan.
Der tektonische Bau des Balkans östlich vom Isker Durchbruche
wird mehr von Brüchen als von Faltung beherrscht. So scheint
auch die Jurascholle bei Lakatnik, welcher die Berge Javorez und
Izremec angehören, eine zwischen älteren Gesteinen eingesunkene
Masse zu sein. Die Schichten derselben lagern nahezu söhlig und nur
in dem letztgenannten Gipfel gewahrt man eine Aufrichtung, die
vielleicht durch Schleppung verursacht wurde. Längs deren Schicht-
fugen sind im Izremec die Erzlösungen emporgedrungen und es ent-
stand eine metasomatische Lagerstätte, welche überwiegend Zink als
Kohlengalmei und daneben Bleiglanz führt.
Eine ausführlichere Darstellung dieser Lagerstätte erscheint in
der Zeitschrift-für praktische Geologie.
Literaturnotizen.
M. Raciborski. Rhizodendron in den senonen Mer-
geln der Umgebung von Lemberg. Kosmos 1909, pag. 845 bis
848. Mit 1 Textfig.
Beschreibung eines von Professor Zuber auf dem Hügel Brykawica, südlich
von Zasköw, gesammelten verkieselten Pflanzenpetrefakts. Die mikroskopische
Untersuchung ergab dessen Übereinstimmung mit dem als Rhizodendron Oppoliense
Goep. beschriebenen Wurzelgeflechte einer Filicinee. (Kerner.)
K. k. geol. Reichsanstalt 1910. Nr. 4. Verhandlungen. 18
124 Verhandlungen. Nr. 4
P. Menzel. Fossile Koniferen aus der Kreide- und
Braunkohlenformation Nordböhmens. Abhandl. d. natur-
wissensch. Gesellsch. Isis in Dresden. 1908. Heft 2, pag. 27—32.
Mit 1 Tafel.
Es werden beschrieben:
1. Pinus macrostrobilina nov. sp. Zapfenrest aus dem Quadersandsteine von
Tyssa, nordöstlich von Teplitz. Er ist 21°5cm lang bei 3cm größtem Durchmesser,
am Grunde zugerundet, nach der Spitze zu mäßig verjüngt. Die Zapfenschuppen
sind nach oben zu abgerundet, nach unten zu spitz zusammenlaufend, mäßig gewölbt
und tragen in der Mitte einen großen, stumpfen, wenig hervorragenden Nabel. Am
nächsten stehen: Pinus longissima Velen. mit gleichfalls langen Zapfen, aber in
der Mitte schwach vertieften Schuppenschildern, Pinus Andraei Coemans mit kleineren
Zapfen und quergekielten Schuppen und Pinus Quenstedti Heer mit langen Zapfen,
aber viel kleinerem, warzenartig erhöhtem Nabel auf den Zapfenschuppen.
2. Pinus ornata Sternbg. Zapfenrest aus dem oligocänen Kohlensandstein
von Kosten, westlich von Teplitz.
3. Pinus uncinoides Gandin. Zapfenrest aus dem plastischen Ton von Preschen.
(Kerner.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien Il. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
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Sitzung vom 22. März 1910.
Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: H. Leitmeier: Bemerkungen über die
Quellenverhältnisse von Rohitsch-Sauerbrunn in Steiermark. — A. Rzehak: Neue Aufschlüsse
im Kalksilikathornfels der Brünner Eruptivmasse. — A. Rzehak: Fluorit und Baryt im
Brünner Granitgebiet. — H. Vetters: Über ein neues Hieroglyph aus dem Flysch von Capo-
distria. — Vorträge: H. Beck: Zur Kenntnis der Oberkreide in den mährisch schlesischen
Beskiden. — Literaturnotizen: F.E. Suess, V.Rosicky, J. Breitschopf, E.Fugger,
J. Stiny.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Eingesendete Mitteilungen.
Hans Leitmeier. Bemerkungen über die Quellenver-
hältnisse von Rohitsch-Sauerbrunnin Steiermark.
Im Jahre 1908 hat J. Dreger!) eine Arbeit über die geolo-
gischen Verhältnisse der Quellen zu Rohitsch-Sauerbrunn geschrieben,
die seine Untersuchungen gelegentlich der Neufassung der Quellen,
die damals begonnen wurde, zum Gegenstand hat. Es wurde damals
das Quellenniveau tiefer gelegt, das heißt es wurde das Mineralwasser
tiefer gefaßt als es bisher war. Zugleich wurde eine neue Quelle er-
schrotet, deren Wasser als Donatiquelle seit 1909 in den Handel ge-
bracht wurde. Diese Quelle ist die an fixen Bestandteilen reichste der
drei nunmehr erschlossenen Rohitscher Quellen, der Styria-, Tempel-
und nun Donatiquelle, wie eine von Dr. Hotter in Graz angefertigte
provisorische Analyse ergab.
Die genaue quantitative Bestimmung aller Bestandteile hat Hofrat
Prof. Dr. Ludwig im Verein mit Dr. Zdarek?°) in Wien unter-
nommen, die auch die beiden anderen Mineralwässer von Rohitsch
analysiert haben. Zugleich mit dieser Analyse ist eine Arbeit Dr. J.
Knetts?), Quelleninspektors von Böhmen, veröffentlicht worden unter
dem Titel: Geologisch-quellentechnische Verhältnisse von Rohitsch-
1) J. Dreger, Geologische Beobachtungen anläßlich der Neufassungen der
‚Heilquellen von Rohitsch-Sauerbrunn und Neuhaus in Südsteiermark. Verhandl. d.
k. k. geol. R.-A. 1908, pag. 60.
2) Ludwig und Zdarek, Chemische und physikalische Untersuchung des
Mineralwassers der Donatiquelle in Rohitsch-Sauerbrunn. Wiener Klinische Wochen-
schrift XXII. 1909. Nr. 3U.
: 3) J. Knett, Geologisch-quellentechnische Verhältnisse von Rohitsch -Sauer-
brunn, als Anhang der Arbeit Ludwigs beigegeben,
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 5. Verhandlungen. 19
126 Verhandlungen. Nr. 5
Sauerbrunn. Die Neufassungsarbeiten. wurden nach den Angaben
J. Knetts von der Wasserleitungsunternehmung Dürnböck in Graz
ausgeführt.
Zu dieser Abhandlung Knetts seien mir nun einige Bemerkungen
erlaubt.
Zuerst bespricht Knett die Tektonik des umliegenden Gebietes,
die Bruch- und Thermallinien. Auch ein Kärtchen ist beigefügt, in
dem diese Linien eingezeichnet sind. Dasselbe, fast vollkommen Gleiche,
findet sich in der bereits erwähnten Arbeit Dregers, ohne daß dieser
zitiert wäre. Hierdurch wird der Anschein erweckt, als ob Knett
diese Arbeit Dregers gar nicht kenne.
Unter den angeführten Gesteinen wird auch ein hornfelsartiges,
ziemlich frisch verbliebenes schwarzes Gestein erwähnt, das, wie ich
mich auch selbst an Ort und Stelle überzeugen konnte, in dem zer-
setzten Andesittuffe, dem die Quelle entströmt, in Brocken eingelagert
erscheint und den breceiösen Charakter dieses Tuffes erhöht. (Es wurde
dafür in der Literatur einmal sogar der Name Hornfelstrachyt ge-
braucht.) Dieses Gestein stellt einen stark verkieselten dunklen
Dolomit dar.
Knett beschreibt dann im folgenden die prächtigen Aragonit-
bildungen, die die Mineralquellen von Rohitsch abgesetzt haben und
erörtert die genetische Frage. Aragonitsinterbildungen und Drusen
nadeliger Aragonitkristalle wurden bei allen Rohitscher Quellen ge-
funden, zum Beispiel bei der Alphaquelle, und sind von Hörnes!)
und Hatle?) beschrieben worden. Nirgends aber waren diese Aragonit-
bildungen so prächtig als wie sie bei der Fassung der Donatiquelle
zutage gefördert wurden. Kristallographisch sind diese Bildungen in
einer im Oktober 1909 erschienenen ausführlichen Arbeit von
Hlawatsch?) auf das genaueste untersucht worden. Bezüglich der
Bildungsweise dieser Aragonite schließt sich Knett (ohne zu zitieren)
der Ansicht Dregers an, die dieser in seiner früher erwähnten
Arbeit dargelegt hat, aber in einem Vortrag, der im Frübjahr 1909
in der Wiener mineralogischen Gesellschaft gehalten wurde, bereits
durch die neueren von Cornu®) und mir angestellten Versuche be-
stimmt aufgab und sich vollinhaltlich unserer Ansicht anschloß.
Nach Knett ist das Strontiumkarbonat als Lösungsgenosse Ur-
sache gewesen, daß die rhombische Phase des kohlensauren Kalkes
zur Bildung gelangte; oder rhombisch kristallisierendes Strontium-
karbonat hat durch isomorphe Beimengung Aragonitbildung bei niedriger
Temperatur bewirkt. Es ist, glaube ich annehmen zu dürfen, ein
Unterschied in der Art und Weise der Wirkung, die Beimengungen
) R. Hörnes, Zar Geologie Untersteiermarks VI. Eruptivgesteinsfragmente
in den sedimentären Tertiärschichten von Rohitsch-Sauerbrunn. Verhandl. d. k. k.
geol. R.-A. Wien 1890, pag. 243.
2) E. Hatle, Fünfter Beitrag zur mineralog. Topographie der Steiermark.
Mitteil. des naturw. Vereines f. Steiermark. Graz 1892, pag. 300.
®) C. Hlawatsch, Der Aragonit von Rohitsch. Zeitschr. f. Kristallographie
usw. Bd. XLVII, 1909, pag. 22.
*) F. Cornu, Über die Bildungsbedingungen von Aragonit und Kalksinter
in den alten Grubenbanen der obersteirischen Erzbergwerke. Österreich. Zeitschr.
f. Berg- u. Hüttenwesen 1907, Nr. 49, 45. Jahrg.
1910 Sitzung vom 22. März. H. Leitmeier. 197
eines Salzes zur Lösung einer isomorphen Verbindung ausüben mit
denen eines Salzes, das mit dem gelösten nieht im Verhältnisse der
Isomorphie steht. Für ersteres wäre die Bildung von Aragonit bei
gleichzeitiger Anwesenheit eines (mit dem Aragonit isomorphen)
Strontiumkarbonats ein Beispiel. Für letzteres wären die Versuche
Cornus ein Beleg, der durch Zusatz von Magnesiumsulfat zu einer
kohlensäurereichen Lösung von Kalziumkarbonat Aragonitbildung er-
zielte. Für erstere Bildungsweise hingegen fehlt bis heute noch ein
wissenschaftlich-experimenteller Beleg !). Ein Unterschied dieser beiden
Bildungsmögiichkeiten scheint mir auch darin gelegen zu sein, daß
Magnesiumsulfat bei gewöhnlicher Temperatur, wenn es nur in ge-
nügender Menge vorhanden ist, stets die Ausbildung im rhombischen
System bewirkt, während Strontiumkarbonat dies durchaus nicht immer
zu bewirken scheint. Das geht daraus hervor, daß manche Kalzite
ebenfalls Strontium enthalten, zum Beispiel der Strontianokalzit. Es
würde dann in dem einen Falle eine, in einer bestimmten Kristall-
klasse A kristallisierende Verbindung, die gleichzeitig mit einer
dimorphen Verbindung auskristallisiert, die in den Kristallklassen A
und BD auskristallisieren kann und inbezug auf A mit ersterem Stoff
isomorph ist, bewirken, daß die dimorphe Verbindung in der Kristall-
klasse A sich abscheidet. Bei Lösungsgenossen, wie im Falle der
Aragonitbildung durch Magnesiumsulfat-Beimengung kann eine solche
Einwirkung nicht stattfinden, da Magnesiumsulfat (Mg SO, + 7.H50)
mit Kalziumkarbonat nicht isomorph ist. Und ich möchte daher in
Betracht gezogen wissen, ob es nicht besser wäre, als Lösungsgenossen
im engeren Sinne nur Verbindung der letzteren Art zu bezeichnen.
Wie Dreger in seinem Vortrage mitteilte, hat eine genaue
Untersuchung des Aragonits von Rohitsch, die in dem Laboratorium
der. k. k. geolog. Reichsanstalt ausgeführt wurde, aber nur Spuren
von Strontium ergeben und die Unrichtigkeit der Bestimmung Königs
ergeben, der 1—2°/, fand. Auch ist ja der Strontiumgehalt der Donati-
quelle ein sehr geringer, geradezu verschwindender. Er ist viel geringer
als in der Styriaquelle.
Durch die früher angeführten Untersuchungen Cornus aber ist
gezeigt worden, daß Magnesiumsulfat als Lösungsgenosse,
das leicht dissoziierbar ist, aus einer kohlensäurereichen Kalklösung
bei gewöhnlicher Temperatur die Bildung von Aragonit bewirkt. Und
ich habe denn auch in einer Abhandlung über die Donatiquelle ?) ge-
zeigt, daß diese Annahme hier viel wahrscheinlicher ist als die vom
isomorph beigemengten Strontiumkarbonat.
Ganz unrichtig ist die Behauptung Knetts, daß „die aller-
meisten Aragonite (oft bis 4°/,) Strontium enthalten“. In Naumann-
Zirkels Mineralogie zum Beispiel heißt es pag. 532:... bisweilen
aber nicht immer mit 1/,—4°/, kohlensaurem Strontium. Ähnliches
findet sich im Lehrbuche Tschermaks.
1) Die experimentellen Untersuchungen, die ich hierüber anstellte, haben noch
zu keinem Ergebnis geführt.
?) H. Leitmeier, Die Absätze des Mineralwassers von Rohitsch-Sauerbrunn
in Steiermark. Zeitschr. f. Kristallographie usw. Bd, XLVII, Heft 2, 1909, pag. 109.
19*
128 Verhandlungen. Nr.'5
Daraus geht hervor, daß manchmal Strontiumkarbonatgehalt vor-
kommt und daß er im Maximum 4°/, erreicht. Untersuchungen, die
Cornu und ich in Leoben und ich später allein in Wien angestellt
haben, zeigten, daß die meisten Aragonite der Erzlagerstätten Stron-
tium gar nicht enthalten oder wenn, daß gewöhnlich nur Spuren vor-
handen sind. Auch fand ich, daß manche Kalzite Strontium enthalten
(Strontianokalzit), also, daB Strontium auch der rhomboedrischen
Phase des Ca UO, beigemengt erscheint, Ob es sich da um eine ver-
steckte Dimorphie des Strontiumkarbonats handelt, daß man auch eine
uns bisher unbekannte rhomboedrische Phase des Sr CO, annehmen
soll, ist bisher noch nicht näher untersucht worden.
In Knetts Ausführungen heißt es gleich weiter unten: „Auch
scheidet sich aus kalten, nicht völlig reinen Kalziumbikarbonatlösungen
bei stärkerer Verdünnung stets Aragonit und nicht Kalzit aus, welche
Bildungsbedingungen gerade im Gebiete der Rohitscher Säuerlinge
vorliegen.“
Bisher sind solche Untersuchungsergebnisse nicht bekannt ge-
worden, die aus verdünnten en Aragonitbildung erzielten. Es
gelang nur einem, und das war F. Cornu, Aragonit bei gewöhnlicher
Temperatur aus wässeriger Lösung darzustellen, und wie bereits er-
wähnt, durch Zuhilfenahme von Magnesiumsulfat als Lösungsgenosse.
Ich habe nun diese Bildungsbedingungen weiter untersucht !) und fand,
daß erst bei einer bestimmten Kozentration der Salzpaare Aragonit-
bildung eintritt, als bereits eine nicht geringe Menge von Magnesium-
sulfat zugesetzt war, die wohl kaum mehr als Verunreinigung be-
zeichnet werden kann. Daß alle bisher angestellten Versuche, Aragonit
zu erhalten, vergebliche waren und daß in der Literatur angeführte
künstliche Aragonitbildungen bei niederen Temperaturen irrtümliche
waren, zeigen die ausführlichen Arbeiten H. Vaters).
Daß serade die Quellen von Rohitsch stark verdünnte Ian
darstellen, äßt sich wohl nicht annehmen, wenn auch der Kalkgehalt
der Donatiquelle geringer ist als der der Tempelquelle, doch hat auch
die Tempelquelle Aragonit ausgeschieden, und. es frägt sich auch, :ob
nicht der Kalkreichtum der Rohitscher Quellen ehedem ein höherer
war als heute. Wie dem aber auch sei: Die von Knett angegebene
Bildungsweise des Aragonits entspricht in keiner Weise den Tatsachen
der physikalisch-chemischen Mineralogie.
Bezüglich des Reichtums dieser Quellen an Kalk und anderen
mineralischen Bestandteilen gibt Knett die Auslaugung der Kalk-
natronfeldspate der Andesite und andesitischen Gesteine an. Der
Gehalt der Quellen an Magnesium, der ein sehr hoher ist (besonders
in der Donatiquelle), findet in der Kaolinisierung der Andesitgesteine
keine Erklärung, da ja Hornblenden und Augite bei diesem Prozesse
in der Regel erhalten bleiben. Die Frage nach dem Mineralgehalt
der Quellen bleibt eine offene.
ı) H. Leitmeier, Zur Kenntnis der Karbonate. Neues Jahrb. f. Min., Geo].
u. PalJäont. 1910, pag. 49.
2) H. Vater, Über den Einfluß der Lösunesgenossen auf die Kristallisation
des kohlensauren Kalkes. Zeitschr. f. Kristallogr. 1893, 1894 und 895.
1910 Sitzung vom 22. März. H. Leitmeier u. Prof. A. Rzehak. 129
Knett führt auch ohne hiefür Belege zu erbringen, die Ansicht
an, daß juveniles Wasser bei ‘der Jintstehung der Quellen beteiligt
sei. Ich kenne keinen zwingenden Grund hiefür. In neuester Zeit hat
Brun!).in Genf Untersuchungen angestellt, die, wenn ihre Resultate
sich als richtig erweisen würden, auch für die Thermenbildung, für
die Ansicht, daß dem Erdinnern entströmendes. juveniles Wasser bei
Mineralquellen eine große Rolle spielt, von Bedeutung sein dürften:
Es soll nämlich Wasserdampf und überhitztes Wasser bei den letzten
Phasen vulkanischer Tätigkeit keine große Rolle spielen; und die
Wasserdampfmenge, die an verschiedenen Stellen nach beendeter
Eruption aus den Spalten und Rissen mit anderen Gasen .empordringt,
angeblich vollständig von der Niederschlagsmenge abhängen.
Doch dies sind Vorgänge sehr problematischer Natur und leider
ist es ja eine bekannte Tatsache, daß wir über die physikalische
Seite der Eruptionsvorgänge sehr wenig Sicheres wissen und nur eine
große Anzahl Theorien besitzen und daß hier die physikalische Geo-
logie noch ein weites Arbeitsfeld vor sich liegen hat.
Es sollen mit diesen Zeilen nur einige Ungenauigkeiten betreffs
der Aragonitbildung in der sonst vortrefflichen Arbeit J. Knetts
richtiggestellt werden.
Wien, Mineralog. Institut der Universität.
Prof. A. Rzehak. Neue Aufschlüsse im Kalksilikat-
hornfels der Brünner Eruptivmasse.
Herr Prof. Dr. F. E. Suess hat im Jahre 1900 in diesen „Ver-
handlungen“ (pag. 374 ff.) über einen von ihm entdeckten Kontakt
zwischen Syenit und Kalk in der Brünner Eruptivmasse berichtet und
die betreffenden Vorkommnisse auch später wiederholt und einge-
hend beschrieben. In einem vorläufigen Berichte über die geologische
Aufnahme im südlichen Teile der Brünner Eruptivmasse (diese „Ver-
handlungen* 1903, pag. 387) erwähnt der genannte Forscher die Vor-
kommnisse von Womitz und vom Meierhofe „Kyvalka“, wobei er be-
merkt, daß noch viel weiter nördlich im Gebiete des großen Tier-
gartens, bei Svinska obora der Spezialkarte, einzelne Blöcke
von Kalksilikatgestein zu finden sind. In neuester Zeit sind nun in
dem Gebiete, welches südlich an die als „Svinska obora“ bezeichnete
Waldparzelle angrenzt und zwar zu beiden Seiten der von Schebetein
nach Schwarzkirchen führenden Straße, mehrere Gruben eröffnet
worden, in denen Kalksilikatgesteine zum Zwecke des Straßenbaues
gewonnen werden. Die Aufschlüsse sind in mehrfacher Beziehung
recht interessant, können hier jedoch nur ganz flüchtig beschrieben
werden. Das Gestein ist in den drei größeren Gruben, die ich näher
untersuchen konnte, fast stets sehr deutlich gebändert und fällt in
der Regel steil gegen Osten ein; die Mächtigkeit beträgt in den Auf-
schlüssen 10—15 m, ist jedoch in Wirklichkeit gewiß bedeutender.
Pegmatitische Adern und mächtige Gänge von mittelkörnigem, meist
!) Brun, Quelques recherches sur le Volkanisme. Extrait des Archives de
Sciences puysiques et naturelles. 1903 und 1909.
130 Verhandlungen. Nr.5
grusig zersetztem, glimmerarmem Granitit sind an vielen Stellen zu
sehen. Besonders interessant ist ein pegmatitischer Granit mit dunkel-
grauem, im feuchten Zustande fast schwarzen Feldspat; ein derartiges
Gestein ist mir aus der Brünner Eruptivmasse nicht bekannt. An den
Salbändern der Pegmatitgänge erscheint hie und da der eigentümliche
„diallagartige Diopsid,“ der so häufig in gewissen Pegmatiten des
östlichen Randgebietes der böhmischen Masse auftritt und den ich
auch in der Umgebung von Znaim gefunden habe ; auch dieses Mineral
ist mir aus der Brünner Eruptivmasse nicht bekannt.
Eine nähere Untersuchung der Hornfelse habe ich noch nicht
durchgeführt. Ich bemerke nur, daß brauner Granat in unregel-
mäßigen Streifen und Flecken sehr häufig vorkommt und daß die
allerdings sehr seltenen Kristalle dieses Minerals zum Teile an Hesso-
nit erinnern. Herr Dr. E Burkart, der mich auf meinem Ausfluge
begleitete, fand in meiner Gegenwart ein Gesteinsstück, an welchem
mehrere zum Teile frei ausgebildete Granatkristalle von 2—3°5 em
Durchmesser aufsitzen. Sie zeigen an einzelnen Stellen die Farbe
des Hessonits, sind durchscheinend und enthalten in Hohlräumen und
auch auf manchen Kristallflächen sehr kleine Kristalle eines hellgrünen
Minerals, dessen nähere Untersuchung noch aussteht. Kalzit ist in den
Hornfelsen nur in sehr geringer Menge erhalten; hie und da sah ich
unter der Lupe kleine Kristalle von Titanit, sowie Einsprenglinge von
Eisenkies, zum Teil vielleicht Magnetkies.
Häufige Begleiter der Hornfelse sind. blättrige, sandsteinähn-
liche, leider immer stark verwitterte Gesteine, die vielleicht identisch
sind mit dem „schiefrigen Biotitgneis“, der nach F. E. Suess (diese
„Verhandlungen“ 1903, pag. 387) bei Womitz und in der Nähe des
Meierhofes „Kyvalka“ die Kalksilikatgesteine begleitet.
Die Kalksilikathornfelse bilden nach unseren bisherigen Erfah-
rungen einen langgestreckten Zug, der dem Westrande des Brünner
Granititstockes ungefähr parallel verläuft. Prof. F. E. Suess faßt be-
kanntlich diese Gesteine als kontaktmetamorph veränderte Devonkalke
auf; die neuen Aufschlüsse, insbesondere die Bänderung der Hornfelse,
das Auftreten von Granitgängen, wie sie sonst in der Brünner Eruptiv-
masse nicht vorkommen, sowie endlich das Auftreten des „diallagartigen
Diopsids“ bestärken mich in der Ansicht, daß hier nicht eine Devon-
kalkscholle, sondern eine Scholle von jenen Kalksteinen, die sich von
der „Kwietnitza“ bei Tischnowitz südwärts bis über Laschanko hinaus
erstrecken, in dem Granitmagma versenkt wurde. Es sind dies meiner
Ansicht nach paläozoische (vordevonische) Sedimente, die häufig ge-
bändert sind und auf der Kwietnitza bis haselnußgroße, rundliche
Quarzkörner enthalten. Auf neue Beobachtungen, die gegen ein
postdevonisches Alter des Brünner Granitits sprechen, werde ich
bei einer anderen Gelegenheit zurückkommen.
Prof. A. Rzehak. Fluoritund BarytimBrünner Granit-
gebiet.
Erscheinungen, die man auf pneumatolytische oder thermale Pro-
zesse zurückführen könnte, sind in dev Brünner Eruptivmasse außer-
1910 Sitzung vom 22. März. A. Rzehak u. H. Vetters, 131
ordentlich selten. Vor mehreren Jahrzehnten wurde bei Schebetein,
etwa 9 km WNW von Brünn, ein Stück Schwerspat mit Einschlüssen
von dunkelviolettem Fluorit gefunden, jedoch anscheinend nicht näher
beachtet. Beschrieben wurde das Vorkommen nicht, das betreffende
Fundstück blieb jedoch erhalten und befindet sich zurzeit in der
Sammlung des Herrn Buchdruckereibesitzers Dr. E. Burkart in Brünn.
In neuester Zeit wurde auf dem nördlich von Schebetein sich
ausbreitenden flachen Bergrücken ein kleiner Steinbruch eröffnet,
welcher das Material zum Baue der neuen Straße von Schebetein nach
Schwarzkirchen liefert. Der Bruch ist in stark zerklüftetem, von
lettigen, graugrün gefärbten Adern durchzogenem, aplitischem Granit
angelegt, dessen intensiv rot gefärbter Orthoklas trotz der allgemeinen
Zerrüttung des Gesteins meist noch ziemlich frisch zu sein pflegt,
während der Plagioklas kaolinisiert erscheint. An mehreren Stellen
ziehen sich durch das Gestein dünne Streifen von dunkelviolettem
Fluorit, der von grauem Quarz, noch häufiger aber von dichtem bis
kristallinischem Baryt begleitet wird. Im Quarz und im gröber
kristallinischen Baryt ist der Fluorit scharf umgrenzt und läßt mit-
unter verdrückte Würfelformen erkennen. Im dichten Baryt bildet
er Adern und wolkige Streifen, die sich insbesondere an den Sal-
bändern der Barytgänge anreichern. Ein ungefähr in der Richtung
von NW—-SE streichender und steil gegen SW einfallender Barytgang
erreicht stellenweise eine Mächtiskeit von 60—70 cm. Das Gestein
ist sehr feinkörnig bis dieht, mitunter ganz alabasterähnlich, weiß,
gelb bis braun gefärbt, wobei die Farben in ungleichmäßigen, den
Salbärdern parallelen Streifen angeordnet sind. An den Salbändern
selbst schalten sich die oben erwähnten violetten Streifen von Fluorit
ein. Der kristallinische Baryt ist gelblich bis rötlich, mitunter sogar
ziemlich lebhaft rot gefärbt; in diesem Gestein heben sich die Fluorit-
einschlüsse besonders wirksam ab. Hie und da findet man im Baryt
Bleiglanz oder Malachit, aber immer nur in sehr geringer Menge.
Der rote, mitunter von violetten Fluoritadern durchzogene Granit,
der dichte bis kristallinische, ebenfalls Huoritführende Baryt sowie end-
lich die an anderer Stelle beschriebenen Kalksilikatgesteine der Gegend
westlich von Schebetein bilden das gewiß nieht alltägliche Baumaterial
für die eingangs erwähnte Straße, auf welcher man mühelos die
schönsten Handstücke der genannten Vorkommnisse schlagen kann.
H. Vetters. Über ein neues Hieroglyph aus dem
Flysch von Capodistria.
Gelegentlich einer im Vorjahre vom Osterkurs der Triester
zoologischen Station unternommenen Exkursion fand ich am Strande
zwischen Capodistria und Isola in einem der Quadersteine der Ufer-
mauer eine interessante Hieroglyphenart, welche meines Wissens nach
noch nicht bekannt ist. Der Stein stammt seinem petrographischen
Habitus nach aus dem oligocänen Hieroglyphenflysch, welcher in der
Umgebung sehr verbreitet ist.
Das Stück selbst ließ sich leider nicht abschlagen. Es zeigte
in der Mitte eine knopfartige Erhabenheit von etwa Erbsengröße, um
132 Verhandlungen. Nr. 5
die in einiger Entfernung eine Anzahl unregelmäßig gestellter längerer
und kurzer Wülste von gerader Form stehen. (Vergl. Fig. a.)
Dieses Gebilde zeigt in der allgemeinen Anordnung eine auf-
fallende Ähnlichkeit mit den Fäkalwülsten, welche grabende Anneliden,
besonders Arenicola um die Mündung ihrer Wohnröhre anzuhäufen pflegen.
a = Hieroglyph aus dem oligocänen Flysch bei Capodistria,
b — Fäkalwülste von Arenicoia.
Lagunen von Grado.
Die unregelmäßig sternförmige Form der Röhrenmündung ist durch das zurück-
ziehen des Hinterleibes nach Auswurf der Fäzes entstanden,
In der beigegebenen Zeichnung sind die Fäzesschnüre einer Arenicola
nach einer Zeichnung, die ich an den Lagunen bei Grado anfertigte,
unserem Flyschhieroglyphen gegenübergestellt. Sie unterscheiden sich
hauptsächlich durch ihre meist unregelmäßig gewundene oft knäuelige
Gestalt, so daß man bei unserer Form an eine Wurmart denken
muß, welche ihre Fäzes in kleinen Partien sehr rasch ausgespritzt hat.
Vorträge.
Dr. Heinrich Beck. Zur Kenntnis der Oberkreide iin
den mährisch-schlesischen Beskiden.
Das untersuchte Gebiet reicht von Bistritz am Hostein und Weiß-
kirchen im Westen bis über den Jablunkauer Paß im Osten sowie
in Nordsüdrichtung von den Sudeten bis zur südlichen Klippenzone
der Karpathen und umfaßt ganz oder teilweise folgende Blätter der
Spezialkarte 1:: 75'000: Weißkirchen (Z. 7, Kol. XVII), Kremsier—
Prerau (Z. 8, Kol. XVII), (Ostrand), Neutitschein (Z. 7, Kol. XVII),
Wall.-Meseritsch (Z. 8, Kol. XVII, Freistadt bei Teschen (Z. 6,
Kol. XIX) Teschen— Mistek— Jablunkau (Z. 8, Kol. XIX) und Viezoka
—Makö—Kisuca—Ujhely (Z. 9, Kol. XIX).
1910 Sitzung vom 22. März. Dr. H. Beck. 133
Es wurde anläßlich der Detailaufnahme respektive Reambulie-
rung sowie bei Orientierungstouren im Bereiche der genannten Blätter
eine Reihe von Oberkreidebildungen ausgeschieden, die sich gegen-
seitig durch fazielle Verschiedenheiten sowie durch verschiedenes
tektonisches Verhalten charakterisieren. Bisher rechnete man zu der
Oberkreide nur die Baschker und Friedecker Schichten am Nord-
rand des Teschener Neocomgebietes sowie die Istebner Schichten an
dessen Südseite. Paul vermutete ferner Oberkreide in den soge-
nannten Sandsteinen des Javornikgebirges, M. Remes in den
Sandsteinen von Klogsdorf bei Freiberg.
Die Baschker Sandsteine und die Friedecker Baculi-
tenmergel galten seit Hoheneggers klassischen Untersuchungen
als über dem Neocom transgredierend. In neuerer Zeit trat Uhlig
dieser Ansicht entgegen. Es sollten die Baschker und Friedecker
Schichten einen Bestandteil der subbeskidischen Decke bilden und
somit vom beskidischen Neocom überschoben sein. (Tektonik der
Karpathen Wien 1907. Die karpathische Sandsteinzone und ihr Ver- °
hältnis zum sudetischen Karbongebiet, Wien 1908.)
Diese neue Deutung erwies sich jedoch als unhaltbar. Durch
zahlreiche einwandfreie Beobachtungen konnte die transgressive Natur
des Senons bestätigt werden, während sich keinerlei Anhaltspunkte
ergaben, diese Senonbildungen mit dem subbeskidischen Alttertiär zu
vereinigen.
Die Deutung der ‘Istebner Schichten als Oberkreideab-
lagerung geht ebenfalls auf Hohenegger zurück und stützt sich
auf das Lagerungsverhältnis zum Godulasandstein (Gault) sowie auf
allerdings sehr spärliche Fossilfunde. Hohenegger betrachtete sie
als cenoman. Bei einer Revision der Fossilbestimmungen konnte jedoch
Liebus?!) aus dem einzigen in jeder Beziehung einwandfreien Stück
senones Alter konstatieren. Es handelt sich um einen Pachydiscus Neu-
bergicus „aus einer Dockel im Bache Dychanee unweit des Flusses
Czerna an der Barania in Althammer, am südlichen Abhang der Lysa
hora‘“, wie die Etikette Hoheneggers besagt, auf der das Stück als
Amm, Mantelli bestimmt war.
Die Istebner Schichten stellen sich uns als eine regelmäßige
Foige von steilgestelltem, eng gefaltetem Sandstein und Schieferzügen
dar. Die Sandsteine enthalten stellenweise grobe Konglomerate und
Blockanhäufungen verschiedener krystalliner Gesteine, mit Quarziten
und Tithonkalk gemengt, sowie weit verbreitete, charakteristische
kleinkalibrige Quarzkonglomerate.. Uhlig bezeichnet das wieder-
holte Auftreten von Sandstein- und Schieferzügen als Wechsellage-
rung (l.c.) Die detaillierte kartographische Ausscheidung der einzelnen
Züge ergab jedoch ein wesentlich anderes Bild. Danach scheinen
die Istebner Schichten nicht die ihnen von Hohenegger und Uhlig
zugesprochene Mächtigkeit zu besitzen. Sie bestehen offenbar nur
aus einer liegenden Schiefer- einer hangenden Sandstein- und Kon-
!) Dr. A. Liebus und V. Uhlig, Über einige Fossilien der karpathischen
Kreide nebst stratigraphischen Bemerkungen. Beiträge z. Paläont. und Geologie
Österr.-Ung. und des Orients, Bd. XIV, 1902.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910, Nr. 5. Verhandlungen. 30
134 Verhandlungen, Nr. 5:
glomeratlage und die scheinbare Wechsellagerung ist Produkt der
regelmäßigen Faltung.
Diesen Ergebnissen entsprechend dürfte auch. die Ansicht, daß
die Istebner Schichten in ihren tieferen Partien eventuell auch älteren
Horizonten der Oberkreide als dem Senon entsprechen könnten,
aufzugeben sein.
Südlich an den Zug der Istebner Schichten schließen sich gewaltige
Massen von Sandsteinen und Schiefern, die Fortsetzung der galizischen
Magura-Sandsteinzone, von Paul ebenfalls als Magurasandstein be-
zeichnet !).
Diese alte Bezeichnung ‚(Magurasandstein) wurde indes wegen
der bisweilen überwiegenden schiefrigen. Ausbildung fallen gelassen
und wird vorläufig durch den Ausdruck Maguraschichten ersetzt.
Auf Grund zahlreicher Fossilfunde, insbesondere von Nummuliten,
sowohl in Galizien und Ungarn sowie in Mähren (mährisch-ungarisches
Grenzgebirge) galt bisher diese breite Zone als alttertiär, zum größten
"Teil: als oligocän. Die Annahme so geringen Alters fußte hauptsäch-
lich aut der scheinbar regelmäßigen Lagerung der Maguraschichten
über dem sübbeskidischen Altertiär. Das Unwahrscheinliche einer
kontinuierlichen Ablagerung dieser enormen Massen in der Eocän-
Oligocänzeit und der danach anzunehmenden Jugendlichkeit der
Magurazone veranlaßte die Trennung des sogenannten Alttertiärkom-
plexes in hoch- und subkarpathisch und die Annahme eines tektonischen
Kontakts durch Aufschiebung des hochkarpathischen auf das subkar-
pathische Gebiet. Die in, jüngster Zeit gewonnene Erkenntnis
von der deckenartigen Überschiebung der beskidischen Serie
(schlesische Kreide und Maguraschichten) auf die subbeskidische
(subkarpathisches Hügelland p. p.) hat bewiesen, daß jener von Uhlig
vorgezeichnete Weg der Karpathenflyschanalyse der richtige war und
die vom Autor durchgeführten Detailuntersuchungen konnten nur neues
Beweismaterial hierfür erbringen.
Bis nun ergaben diese speziell in stratigraphischer Hinsicht
durch glückliche Fossilfunde das sehr bemerkenswerte Resultat, daß
in den Maguraschichten, und zwar gerade in den als für das bes-
kidische Alttertiär besonders typisch angesehenen bankigen Sand-
steinen mit zwischengelagerten brecciösen und konglomeratischen Partien
nebst sicherem Alttertiär auch Oberkreide vertreten ist.
So fand sich im sogenannten Vantuch-Steinbruch inner-
halb des Staugebietes der großen Bistriezkatalsperre südlich von Wall.-
Meseritsch im ebenflächig gebankten, blaugrauen, graugelb verwitternden,
körnigen, etwas glimmerigen Kalksandstein ein wohlerhaltener
Pachydiscus Neubergicus v. Hauer und in dem Steinbruch östlich ober-
halb des Dorfes Chwalczo w bei Bistritz am Hostein in den mit ganz
denselben blaugrauen Kalksandsteinen wechsellagernden Brecciensand-
steinen Rhynchonella cf. compressa Lam. nebst einer zweiten, allerdings
unbestimmbaren Z’hynchonella. Im Gefolge der Sandsteine von
1) Die Karpathensandsteine des mährisch-ungarischen Grenzgebirges. Jahr-
buch d. k. k. geol. R.-A. Bd. XL, 1890. 28
1910 Sitzung vom 22. März, Dr. H. Beck. 135
Chwalczow treten auch bedeutende Blockanhäufungen auf (kristalline
Felsarten, hellgraue Kalke).
Die beiden genannten Fundstellen oberkretazischer Fossilien
liegen in einer auch orographisch deutlich charakterisierten Zone, die
sich vom Hostein am Außenrand der Maguraschichten über die Höhen
des Braneker Reviers, über Klein- und Groß-Lhotta, Gr.-Bistritz,
Heralky, Beneska und Visoka und weiter entlang der schlesisch-un-
garischen Grenze nach Galizien hinzieht.
An der Grenze dieser Zone gegen die nördlich davon verlaufenden
Istebner Schichten treten schiefrige Mergel und Tone mit zwischenge-
lagerten Sandsteinbänken, Breccien und Konglomeraten auf, die
durch das Vorkommen von Nummuliten ausgezeichnet sind. Es ge-
lang dem Autor, in diesem Zug bei Jarzowa, Stfitesch und in RoZna
Nummulitenschichten aufzufinden.
Damit ist ein allerdings noch sehr mangelhafter Anhaltspunkt
zur Gliederung des Außenrandes der Maguraschichtenzone gegeben,
doch ist zu hoffen, daß sich weitere Fossilfunde beim Fortschritt der
Arbeit ergeben und eine sichere Basis gewonnen wird. Südlich von
der durch Ahynchonella cf. compressa und Pachydiscus Neubergicus
charakterisierten Sandsteinzone herrschen hauptsächlich schiefrige
Mergel und Schiefertone, unter denen besonders ein breites Band
srellroter Tone auffällt, das über Hostialkow, Ratibor und
Jablunka gegen Rouczka zieht. Unmittelbar nördlich von der Stadt
Wsetin durchschneidet die Beczwa abermals ein breites Sandstein-
niveau, das vielleicht ebenfalls oberkretazisch ist. Doch steht jegliche
Bestätigung dieser Vermutung durch Fossilfunde noch aus.
Ebenso fehlt ein sicherer Anhaltspunkt für die Altersbestimmung
jenes fast 10 km breiten Zuges von schiefrigen Tonen und Mergeln, der
von der Beczwa oberhalb Wsetin durchflossen wird, sowie für die von
Paul als wahrscheinlich oberkretazisch angesprochenen sogenannten
Javorniksandsteine. Auch für diese letztere Zone erscheint
die Bezeichnung „Sandsteine“ unpassend. Wir haben es im Gegen-
teil mit größtenteils dunkelgrauen, bisweilen rötlichbraunen eisen-
schüssigen Schiefertonen zu tun, die allerdings stellenweise größere
Sandsteinmassen in einzelnen Bänken und Bänkchen eingeschlossen ent-
halten. Diese Gesteine, wir wollen sie Javornikschichten
nennen, haben wohl eine gewisse Ähnlichkeit mit den Istebner
Schiefern, doch ebensoviel mit den benachbarten Maguraschichten und
außerdem, was uns als wichtigstes Unterscheidungsmerkmal gegenüber
den Istebner Schichten erscheint, fehlt jene auffallende Kontinuität der
einzelnen Sandsteinzüge, fehlen die charakteristischen kleinkalibrigen
Konglomerate und soviel bis jetzt zu konstatieren war, auch die mäch-
tigen Blockanhäufungen.
Das einzig Auffallende an dieser Zone ist wohl nur der oro-
graphische Gegensatz des einheitlichen wenig gegliederten Javornik-
gebirges gegenüber dem unregelmäßig zerfurchten Gebirge der Magura-
schichten.
Zwischen dem Javornikgebirge und der Waagtalklippenzone
wurden von Paul obere Hieroglyphenschichten sowie mehrere Sand-
steinzüge ausgeschieden, deren Identifizierung mit den Sandsteinen der
20*
136 Verhandlungen. Nr. 5
Maguraschichten er als fraglich bezeichnet. Weder Paul noch vor ihm
Stur wissen aus diesem Gebiet Fossilfunde zu nennen, dagegen hat in
Jüngster Zeit Zuber ein Profil der Gegend von Wall.-Klobouk gegeben!).
Das Profil ist von Brumov nach Klobouk gezogen und stellt eine
Antiklinale dar aus Kreide und Eocän. Die Kreide besteht aus Fu-
coidenmergel und Inoceramensandstein (wohl ohne Inoceramen, aber
mit einer „Üristellaria.“) Diese Inoceramenschichten werden als
Istebner Schichten aufgefaßt und mit dem ostgalizischen Jamnasandstein
identifiziert, während die.Fucoidenmergel die Unterkreide repräsen-
tieren sollen. Da für eine solche apodiktisch aufgestellte Behauptung
nicht der geringste positive Anhaltspunkt gegeben ist, die Identifizie-
rung der Schichten auch bloß auf petrographische Merkmale hin sehr
gezwungen genannt werden muß, kann man das Vorgehen Zubers
kaum als ausreichend gerechtfertigt bezeichnen.
Es wird erst vom weiteren Fortschritt der Detailaufnahme, in
erster Linie von glücklichen Fossilfunden eine. Analyse dieses Gebirgs-
teiles zu erwarten sein. Vorläufig sei nur in Anbetracht des Zuber-
schen Profils bemerkt, daß sich in diesem Gebiet nirgends Spuren
von älteren als höchstens senonen Schichten gezeigt haben und diese
senonen Schichten liegen etwa 30 km nördlich: Der oben genannte
Zug mit Rhynchonella cf. compressa und Pachydiseus Neubergieus. Alles
andere ist Vermutung und harrt des Beweises.
Bemerkenswert ist die Grenze- zwischen den Istebner und Go-
dula-Schichten, sowie die Grenze der Istebner- und Maguraschichten.
Stellenweise scheinen kontinuierliche Übergänge stattzufinden, meist
aber herrscht tektonischer Kontakt durch Aufschiebung gegen Norden.
An einem Punkt an der Istebner-Godulagrenze. bei Zubfi, scheint die
Aufschiebung sogar in eine flache kurze Überschiebung überge-
gangen zu sein.
Es erübrigt noch, der von RemesS als Oberkreide angesprochenen
Sandsteine von Klogsdorf bei Freiberg Erwähnung zu tun. Es
handelt sich dabei um grobkörnige kalkige Sandsteine mit Nulliporen-
bänken und verschiedenen Zwischenlagen von brecciösen, konglomera-
tischen und schiefrigen Bildungen. In den Klogsdorfer Steinbrüchen
wurden Korallen gefunden, deren Bearbeitung Herr Dr. Trauth über-
nommen hat. Nach dessen freundlicher persönlicher Mitteilung handelt
es sich tatsächlich um eine senone Ablagerung. Nun ist die Frage,
gehören diese Klogsdorfer Sandsteine zu den beskidischen Baschker
und Friedecker Schichten oder stellen sie ein bisher unbekanntes
älteres Glied der subbeskidischen Serie dar. Faziell haben sie mit
Baschker und Friedecker Schichten nichts zu tun. Tektonisch scheinen
sie innig mit dem subbeskidischen Alttertiär verknüpft und haben mit
diesem außerdem noch das wichtige Moment gemeinsam, daß sie häufig
größere Brocken des sudetischen Grundgebirges führen. Aus diesen
Gründen fühlen wir uns berechtigt, die Klogsdorfer
Sandsteine als die erste inMähren bekannt gewordene,
subbeskidische Senonbildung zu betrachten.
1) Rudolf Zuber, Przyczynki do stratygrafiitektoniki Karpat (Contributions
a la stratigraphie et tektonique des Karpathes). Lemberg, Kosmos, 1909.
1910 Sitzung vom 22. März. Suess, Rosicky, Breitschopf, Fugger. 137
Literaturnotizen.
F. E. Suess. Die Bildung der Karlsbader Sprudel-
schale unter Wachstumsdruck der Aragonitkristalle.
Mit 6 Tafeln und 4 Abbildungen im Text. Mitteilungen der geolo-
gischen Gesellschaft in Wien. Bd. II, 1909, pag. 392—444.
Durch besonders lehrreiche Aufschlüsse im Teplbette (aus dem Jahre 1907)
begünstigt, gelangte der Autor zu einer von den bisherigen Ansichten gänzlich
verschiedenen Vorstellung betreffs der Genesis der Sprudelschale. Kurz zu-
sammengefaßt gipfelt seine Ansicht in folgenden Worten: „Die Sprudelschale,
wie sie in der Teplbaugrube bloßgelegt wurde, ist keine Bildung der Ober-
fläche, sondern eine Gangbildung in geringer Tiefe“, die auch heute
noch vor sich geht. Den Prozeß habe man sich dabei in der Weise vorzustellen,
„daß eine Art Aufblätterung oder Abstemmung der Nebeugesteine zugleich mit
dem Anschwellen der Gänge stattgefunden, und daß der wachsende Aragonit selbst
hierzu die Kraft geliefert hat“. Während die Sprudelschale an der Oberfläche von
der Tepl abgetragen wird und dem Zerfall geweiht ist, erneuern sich die Aragonit-
gänge in der Tiefe immer wieder, so daß infolgedessen ein völliger Abtrag aus-
geschlossen erscheint. (Dr. K. Hinterlechner.)
Vojtöch Rosicky. Kristallographische Notizen.
Bulletin international de l’academie des seiencees de Bohöme 1908.
30 Seiten mit 1 Tafel.
Wie aus dem nachstehenden zu entnehmen ist, gelangen in der im Titel
angegebenen Arbeit folgende österreichische und fremde Mineralvorkommen zur Be-
sprechung: 1. Ein Adamin von Thasos in der Türkei; 2.ein Barytocölestin von
Imfeld im Binnentale; 3. ein Vivianit von Valdie in Böhmen; 4. ein Goethit
von Pfibram; 5. ein Hessit von Bot6s in Siebenbürgen; 6.ein Chalkanthit von
Zajecar in Serbien und 7. ein Scheelit von Pfibram. — Betrefis aller Zahlen-
werte verweise ich au? das Original. Von den Mineralen sub 1 und 2 werden
auch Resultate neuer chemischer Untersuchungen angeführt.
(Dr. K. Hinterlechner.)
Josef Breitschopf. Das Graphitvorkommen im
südlichen Böhmen mit besonderer Berücksichtigung
der Bergbaue Schwarzbach, Stuben und Mugrau. Mit
2 Tafeln. Österr. Zeitschrift f. Berg- und Hüttenwesen 1910.
LVINH. Jahrg. Nr. 10, 11 und 12.
Der Autor will die Graphitfrage als alter Bergmann vom praktischen Stand-
punkte aus lösen und vertritt die Ansicht, daß die gegenständlichen Gebilde
Spaltenausfüllungen vorstellen. Der Graphit stamme aus kohlenstoffreichen Gasen.
Außer mit diesen theoretischen Gedanken beschäftigt sich der Verfasser
mit einigen historischen und bergmännischen, einschlägigen Angelegenheiten.
(Dr. K. Hinterlechner.)
E. Fugger. Das Dientner Tal und seine alten Berg-
baue. Mitteil. d. Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 1909,
pag. 123—136.
Der Verfasser gibt einen Überblick über die geologischen Verhältnisse an
der Hand des Talprofils und beschreibt die lithologische Ausbildung der silurischen
Schiefer. Daran schließt sich ein genaues Verzeichnis aller alten Erzbaue mit
Angaben über die Erzführung und die Begleitgesteine der Erzlager und ihre
(W. H.
138 Verhandlungen. Nr. 5
Dr. J. Stiny. Die Muren. Versuch einer Monographie mit
besonderer Berücksichtigung. der Verhältnisse in den Tiroler Alpen.
Mit 34 Abbildungen. Innsbruck 1910. Verlag der Wagnerschen
Universitätsbuchhandlung.
Die vorliegende Arbeit gibt eine sehr klare Darstellung der wichtigsten
geologischen Verhältnisse der Muren, die ja als eine der energischesten Erosions-
formen besonders in praktischer Hinsicht erhöhte Aufmerksamkeit fordern.
Der Verfasser sieht die Vorgänge zugleich mit dem Blick des Geologen und
des Ingenieurs, wodurch seine Auffassung von mancher Einseitigkeit bewahrt bleibt.
Nach einleitenden Bemerkungen über das Wesen der Muren und ihre
Terminologie werden die Bewegungskräfte der Muren und die von ihnen bewegten
Massen besprochen.
Daran schließen sich Bemerkungen über die Bildung und Erscheinungsweise
der Murgänge. Bezüglich der Gliederung des Murgebietes schließt sich Stiny der
von F. Wang vorgeschlagenen Zweiteilung in das Gebiet desvorherrschen-
den Abtrages und jenes des vorherrschenden Auftrages an. Die
Einteilung der Muren wird nach dem Material derselben vorgenommen, und zwar
in J. Eismuren, II. vulkanische Schlammströme, III. Moosmuren, IV. Geschiebemuren.
Letztere werden wieder geteilt in 1. Jungschuttmuren (a echte Verwitterungs-
muren, 5 Jungschuttmuren im engeren Sinn, ce Rasenspülmuren, d Terrainbruch-
muren), 2. Altschuttmuren, A mit trockenen Einhängen, A, mit durchfeuchteten
Einhängen (@ mit vorherrschenden Uferbrüchen, 5 mit vorherrschenden Muschel-
brüchen, e mit vorherrschenden Feilenbrüchen, d mit kombinierten Brüchen),
3. gemischte Muren (a Jungschutt als Murerreger, 5b Altschutt als Murerreger),
4. besondere Muren. Weitere Kapitel sind den Wechselbeziehungen zwischen
Muren und menschlicher Kultur, der geographischen Verbreitung der Muren, ihrer
Bedeutung im Antlitz der Erde und ihrem geologischen Alter gewidmet.
Die beigefügten Abbildungen sind zwar gut ausgewählt, aber ungenügend
wiedergegeben. Die Darstellung selbst ist knapp und übersichtlich.
(0. Ampferer.)
Verlag der k. k. geolog. Reiehsanstalt, Wien Ill. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
Sitzung vom 5. April 1910.
Inhalt: Vorträge: Dr. L. Waagen: Die unterirdische Entwässerung Istriens und die
Wasserversorgung dieses Landes. — Dr. Hermann Vetters: Über das Auftreten der Grunder
Schichten am ÖOstfuße der Leiser Berge. — Literaturnotizen: E. deMartonne, J. Böhm
und Ar. Heim.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittellungen verantwortlich.
Vorträge.
Dr. L. Waagen. Die unterirdische Entwässerung
Istriens und die Wasserversorgung dieses Landes.
Istrien ist ein typisches Karstgebiet. Soweit die Verbreitung des
Kalkes reicht gibt es nur äußerst selten oberirdische Gerinne; Flüsse
und Bäche verschwinden fast allgemein in Ponoren, sobald sie das
Flyschgebiet verlassen. Istrien erscheint daher als ein in natürlicher
Weise kanalisiertes Land, denn die bisherigen Erfahrungen in Karst-
gegenden lehren, daß man im Innern wohl vorwiegend geschlossene
Höhlengerinne anzunehmen hat. Die Karstgrundwassertheorie Grunds
kann nicht hinreichend mit Tatsachen gestützt werden, wenigstens be-
züglich seiner allgemeinen Verbreitung. Der Beweis für das Vorhanden-
sein von Grundwasser konnte bisher nur in Küstenstreifen erbracht
werden, und hier ist es Staugrundwasser, auf welches auch die halb-
brakischen Quellen der Schorre zurückzuführen sind, während die
untermeerischen Quellen den unterirdischen Gerinnen entsprechen. Daß
tatsächlich beide Formen des Karstwassers nebeneinauder vorkommen,
lehren besonders die Beobachtungen, welche anläßlich der Wasser-
versorgung von Parenzo gemacht wurden.
Die bisherigen Wasserversorgungsprojekte, welche einheitlich
für das ganze Land Istrien ausgearbeitet wurden, erscheinen recht
wenig empfehlenswert, da dieselben trotz der ungeheuren Kosten
doch nur ein durchaus nicht einwandfreies Wasser liefern würden.
Dagegen wäre eine lokale Wasserversorgung bei Ausnützung der vor-
handenen Bedingungen in vielen Fällen leicht möglich.
Eine ausführlichere Darstellung dieser Verhältnisse gelangt in
der Zeitschrift für praktische Geologie zur Veröffentlichung.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 6. Verhandlungen. 91
“
140 Verhandlungen. Nr. 6
Dr. Hermann Vetters. Über das Auftreten der
Grunder Schichten am Ostfuße der Leiser Berge.
Seit geraumer Zeit sind über die Tertiärablagerungen des
Viertels unter dem Manhardsberge besonders über die Grunder
Schichten fast keine neuen Mitteilungen gemacht worden. Die alte
Tertiärliteratur, zum Beispiel das den Erläuterungen zu CZjzeks Geo-
logischer Karte der Umgebung Wiens beigegebene „Verzeich-
nis der Fossilreste des Tertiärbeckens von Wien“ von M. Hörnes, sowie
das seinem großen Molluskenwerke !) beigegebene Fundortsverzeichnis,
erwähnt eine große Anzahl von Fossilfundorten; eine Anzahl weiterer
wird in der neueren Bearbeitung der Wiener Tertiärgastropoden durch
R. Hörnes und Auinger?) angeführt, aber seit den grundlegenden
Arbeiten von E. Suess°) und der in den Tertiärstudien von Th. Fuchs
und Karrer von A. Holler*) mitgeteilten Skizze sind über die
Vorkommen keine näheren Angaben mehr gemacht worden. Eine
Reihe der klassischen Lokalitäten (Grund, Platt, Guntersdorf) bieten
heute wenig Aufschlüsse. Uber eine Anzahl anderer sucht man auch
in der älteren Literatur vergeblich nähere Angaben, so zum Beispiel
über die Fossilfundstellen im nördlichen Teile der Korneuburger
Senke. Karnabrunn, Weinsteig, Gr.-Rußbach, Ebersdorf usw. werden
zwar wiederholt in Fundortsverzeichnissen genannt, doch nirgends
detailliertere Angaben gemacht.
Nur über die neuen Aufschlüsse in den Ziegeleien von Stetten
nördlich Korneuburgs liegt eine neuere Mitteilung von F. X.
Schaffer?°) vor.
Im Herbst des vergangenen Jahres machte eine Zeitungsnotiz auf
den Fossilreichtum der schon seit einigen Jahren in Betrieb stehenden
Sandgrube bei Nodendorf aufmerksam. Ich war damals verhindert,
das Vorkommen sogleich zu besuchen, doch hatte Fräulein E. Anders
die Freundlichkeit, das Vorkommen zu besuchen und eine kleine Auf-
sammlung vorzunehmen, welche den Charakter der Fauna erkennen
ließ. Im Frühjahr konnte ich die Gegend selbst bereisen und an
einigen Punkten sammeln.
Die Sandgrube bei Nodendorf befindet sich oberhalb des Ortes
an der Straße nach Au am sogenannten Muschelberg.
Die von‘Lipold im Jahre 1851 aufgenommene Karte gibt hier
marine Sande und Tegel an.
An der Rückwand der Sandgrube sind die Schichten derzeit
bis zu einer Tiefe von 7—8 m aufgeschlossen. In horizontaler Lage-
!) M. Hörnes, Die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien. Abh.
d. k. k. geolog. R.-A. Bd. III. u. IV. 1856—1870.
2) R. Hörnes und Auinger, Gastropoden der I. u. II. Mediterranstufe
der öst.-ung. Monarchie. Wien 1879—1891.
3) E. Suess, Charakter der österr. Tertiärablagerungen. Sitzungsber. der
k. Akad. d. Wissensch. Math.-nat. Kl. Bd. LIV. 1866.
*# A. Holler, Geol.-paläont. Skizze der Tertiärbildungen der Umgebung
von Laa a. d. Th. Jahrb. d. k. k. geolog. R.-A. Bd. XX. 1870.
5) F. X, Schaffer, Untersuchungen in der Gegend von Kornez
burg. Verh. der k. k. geolog. R.-A. 1907.
v
’
1910 Sitzung vom 5. April. Dr. Hermann Vetters, 141
rung Stehen zu unterst feinkörnige, etwas glimmerige gelbliche Sande
mit einzelnen Lagen eines grauen Tegels von 5—10 cm Dicke an. Ihre
bis 2:5 m aufgeschlossene "Gesamtmäc htigkeit verteilt sich von oben
nach unten in folgender Weise:
Zentimeter
Ein schmaler Tegelstreifen von . . „3-5
Eeinen, Sand Ta. 41. 50
Tegellgges Kath lan: a
Sand nalen ee
Tegallagesuisd nabfasi- . ve
Band ,... { 1:68
Sand mit drei naleo "Tegelbändern 80
Der Sand zeigt mehrfach Diagonalschichtung, in einzelnen Lagen
ist er erobkörniger und voll Fossilgrus. Im Tegel fand sich Melanop-
sis clava Sandb. und Cerithium vor.
Über dem Sand und Tegel lagert eine 5 m mächtige Bank, die
fast ausschließlich von großen Schalen der Ostrea erassissima Lan.
gebildet wird. Sie sind alle mehr oder weniger abgestoßen und abge-
Sandgrube in den Grunder Schichten oberhalb Nodendorfs. (Phot. Dr. R. Piowaty.)
Unten Sand mit Tegellagen, darüber die 5 m mächtige Bank voll Ostrea crassis-
sima im groben Sande mit der Grunder Fauna. \
91*
142 Verhandlungen. Nr. 6
rollt, vielfach mit zahlreichen Schalen von Balanus Holgeri bewachsen
und von Bohrmuscheln der Gattung Petricola lithophaga angebohrt.
Sie sind in einem ziemlich groben Sand eingebettet, der den Gegen-
stand des Abbaues bildet. Der Abraum, die Austernschalen, überwiegt
weitaus an Masse den Sand und eine große Halde von Schalen
hat sich in den Jahren des Betriebes angesammelt.
In dem groben Sande finden sich zahlreiche zum Teil recht
feinschalige Bivalven und Gastropoden, doch wird das Aufsammeln
durch ihre mürbe Beschaffenheit ziemlich erschwert. Bei einer zwei-
maligen, nur wenige Stunden dauernden Aufsammlung ließen sich
folgende Arten nachweisen:
Gastropoden.
1 Conus sp. ind. 1 Ex.
*2 Columbella curta Duj. 1 Ex.
+3 Buceinum (Niothia) Schönni BR. Hoernes u. Auinger häufig
+4 n (Leiodomus) cerithiforme Auinger 1 Ex. und
5 4 Var. lonyga 1 Ex.
s ; Var. crassa 1 Ex.
5 N a Sturi R. Hoern. u. Au. 6 ix.
#6 A (Cominella) Grundense R. Hoern. u. Au. 10 Ex
7 5 (Zeuxis) Grateloupi M. Hoern. 3 Ex.
*8 k (Caesia) conf. limatum Chemn. 2 Ex:
1) n 5 conf. prismaticum Broce. 1 Ex.
10 2 (Hima) Notterbecki R. Hoern. u. Au. 2 Ex.
11 „ asperatum Cocconi 1 Ex.
*12 Cassis saburon Lamk. 2 Ex. (Bruchstücke)
*13 Chenopus alatus (?) Eichw. 1 Ex.
*14 Ranella marginata Brong. 1 Ex.
*15 Murex (Chicoreus) Aguitanieus Grat. 2 Ex. (Bruchstücke)
*16 „ (Oecenebra) sublavatus Broce. Var. Grundensis 1 Ex.
5 ® sp. conf. Dertonensis May. 1 Fx.
Be. 5D.n00.? 1 BE
19 Pollia conf. subpusilla R. Hoern. u. Au. 1 Ex.
*20 Pyrula rusticula Bast. 3 Ex. (Bruchstücke)
"21 Cancellaria sp. af. Westiana Grat. 1 Ex.
22 R ( Trigonostoma) conf. calcarata Brocc. 1 Ex.
*23 R (Narona) varicosa Broce. 1 Ex.
+24 5 " conf. contorta Bast. 1 Ex
*95 R (Merica) inermis Partsch el Var. 3 Ex.
26 Pleurotoma (Genota) aff. ramosa Bast. 1 Ex.
27 5 (Olavatula) sp. af. Doderleini Hoern. 1 Ex.
*28 ® 8 Jouanelti Desm. 1 Ex.
29 5 e conf. baceifera Bell. 1 Ex. (Bruchstück)
*30 Cerithium (Olava) Duboisi Hoern. 5 Ex.
*31 k E procrenatum Brocc. Var. Grundense Sacc. zahl-
reich
32 3 „ vulgatum 1 Ex. (Bruchstück)
39 y (Bithium) scabrum Olivi Var. 2 Ex.
*T2
*74
*75
Sitzung vom 5. April. Dr. Hermann Vetters. 143
Turritella (Protoma) cathedralis Brong. 1 Ex. (Bruchstück)
turris Bast. zahlreich
N (Archimedelle) Archimedis Brong. 2 Ex.
\ & bicarinata ‚Eichw. 1 Ex. (Bruchstück)
Trochus sp. 2 Deckel
Natica (Pollinices) redempta Micht ziemlich häufig.
» (Neverita) Josephinia Risso häufig
» helieina Broce. häufig
Nerita (Theodoxus) Morelli Deli. w. Micht 2 Ex.
»„ (Puperita) pieta Fer. div. Var. häufig
Melanopsis (Lyrcaea) clava Sandberger häufig
Orepidula cochlearis Bast. 4 Ex.
Calyptraea Chinensis L. ziemlich häufig
Capulus (Amathinoides) sulcosus Broce. 1 Ex.
Bivalven.
Lutraria rugosa Chemn. 3 Ex.
Donax intermedia Hoern. 3 Ex.
Psammobia sp. ind. 3 Ex.
Petricola lithophaga Retzius 2 Ex.)
Venus Vindobonensis Mayer 9 Ex.
»„ (Circomphalus) plicat« Gmel 2 Ex.
» (Clausielle) Basteroti Desh. 1 Ex.
Cytherea pedemontana Ag. 8 Fx.
z (Pitar) sp. 1 Ex.
; (Callista) erycina? 1 Ex.
Curdium Turonicum Mayer 2 Ex
a hians Broce.? 1 Bruchstück
Chama gryphoides L. 12 Ex.
Lucina miocenica Micht zahlreich
»„ (Loriceps) Dujardini Desh. 2 Ex.
„ (Divaricella) ornata Ag. 2 Ex.
Cardita Partschi Goldf. 1 Ex.
Nucula Mayeri Hoern. 2 Ex. (1 vollständiges)
Peectuneulus pilosus L. 3 Ex.
Arca Turonica Duj. 1 Ex.
„ conf. umbonata Lam. 2 Ex.
Mytilus Haidingeri Hoern. häufig
Pecten (Ohlamys) glori« maris Dub. 1 Ex.
Ostrea digitalina Dub.
„ erassissima Lamk massenhaft.
Korallen.
Heliastraea Reussana M. Edw. und Heim 1 Ex.
Stylocora exilis Reuss 2 kleine Bruchstücke.
144 Verhandlungen. Nr. 6
Fischzähne.
77 Chrysophrys dubius Mstr. 1 Pflasterzahn
78 Notidanus biserratus Mstr. 1 Zahn.
Crustaceen.
(*76 Balanus Holgeri Gein. zahlreich auf Ostr. crassissima.)
Bemerkungen zur voranstehenden Fossilliste.
1. Conus. Stark abgeriebenes Bruchstück ; scheint von Conus ventricosus Broce.
zu stammen.
3. Butceinum Schönni R. Hoern. u. Au. Sehr häufig, aber meist nur kleine
Exemplare von 10 mm Länge, 7 mm Breite und darunter.
4. Buceinum cerithiforme Auinger. Außer einem Exemplar, welches mit dem
von R. Hörnes und Auinger abgebildeten Grunder Exeımplar (Taf. XV, Fig. 14)
übereinstimmt und die Maße L. 95 mm, Br. 4 mm, L. Umg. 5 mm zeigt, liegen
noch zwei ziemlich abweichende Gehäuse vor.
Buceinum cerithiforme Auinger. Var. longa.
a, b doppelt vergrößert — c natürliche Größe.
Das eine mit L. 13 mm, Br. 48 mm, L. U. 5'3 mm, zeigt gleichfalls mit dem
oben genannten Grunder Exemplar große Ähnlichkeit, ist aber noch schlanker und
der letzte Umgang ist etwas höher. Skulptur stimmt mit der von Hilber (Neue
Konchylien aus den mittelsteier. Med.-Schichten, Sitzungsber. d. k. Akad. d. W. Wien,
Bd. LXXIX. 1879) gegebenen Beschreibung and der genannten Abbilduug überein.
Nahtbinde und feine Spiralstreifung sind in gleicher Weise vorhanden, die Längs-
rippen sind kurz und auch auf den höheren Windungen ähnlıch knotenförmig
wie es für den letzten Umgang sonst bezeichnend ist. Bin Unterschied, der bei
ziemlich großer Variabilität (vergl. die Abbildung bei R. Hörnes) keine große
Rolle spielt.
Auf die Ähnlichkeit der langen Grunder Varietät mit B. Sotterüi Bell. hat
bereits Bellardi (Molluschi d. terr. terziarii del Piemonte e della Liguria III. Bd.,
pag. 65) hingewiesen. Dies gilt noch mehr von unserem Stücke, auch was die
ziemlich gerade Form des Ausgusses betrifft. (Vergl. Fig. 2.)
Das zweite Exemplar mit 92 mm Länge, 44 mm Breite und 48 mm Höhe
des letzten Umganges, zeigt eine sehr ähnliche Skulptur und besitzt mit dem Fig. 15
bei R. Hörnes von Grußbach abgebildeten Exemplar ziemliche Ähnlichkeit und
unterscheidet sich durch die noch mehr gedrungene Gestalt und gewölbteren Um-
gänge. Ausguß ziemlich gedreht. (Fig. 3.)
Von Nassa rustica Bell., welche eine ähnliche Gestalt besitzt, unterscheidet
sie sick durch die Spiralfurchen am letzten Umgang und gedrungenere Gestalt,
1910 Sitzung vom 5. April, Dr. Hermann Vetters. 145
ebenso von Nassa twrriculata Bell. Die Skulptur weist auf die Verwandtschaft beider
Stücke zu Buce. cerithiforme Au. Man kann sie als zwei extrenıe Varietäten auf-
fassen, zwischen denen die von R. Hörnes und Auinger abgebildeten Stücke
Übergänge bilden. Sie sind in der obisen Fossilliste .als Buec. cerithiforme
Var. longa und Var, erassa geführt.
Buceinum cerithiforme Auinger, Var. crassa.
a, b doppelte Größe — c natürliche Größe.
5. Buceinum Stwri, ik. Hoern. u, Au. stimmen mit der (Tafel XI, Fig. 34)
abgebildeten Form überein, Größe etwas geringer (IO—11 m Länge). Die Form ist
in Lapugy häufig, in Grußbach, Kienberg, Kostej und Nemesest selten gefunden
worden. |
6. Buceinum Grundense R. Hoern, u. Au. Die vorliegenden Gehäuse sind
kleiner als die typischen. Das größte besitzt L. 18 mm, Br. 9 mm, die anderen
L. 13—14 min, Br. 7 mm und darunter. Die Längsrippen sind auch auf der Schluß-
windung im Gegensatz zur typischen Korm deutlich hervortretend, wie es R. Hörnes
von den Formen von Grußbach, Rudelsdorf und Forchtenau angibt.
7. Buceinum Grateloupi M. Hoernes wird aus Baden und Vöslau als selten
angegeben. Von Niederleis ein Exemplar.
8. Buceinum conf. limatum Chemn. Zwei kleine Exemplare mit flachen Um-
gängen, die von engstehenden geraden Längsrippen und feinen Spiralstreifen
bedeckt sind. Mündung länglich, Mundrand nicht erhalten. Eine genaue Identifizierung
ist infolge der mangelhaften Erhaltung nicht möglich. Der Mangel einer Naht-
binde (im Gegensatze zu B. restitutianum und inconstans), die feine Spiralskulptur
und engstehenden Längsrippen erinnern an B. limatum Chemn. Doch sind die
Umgänge weniger gewölbt, die Rippen gerader. In diesem Merkmale ähnelt sie
der Nassa Isseli Bellardi (Ill. Bd., Taf. III, Fig. 22) aus dem mittleren Miocän.
Länge 9:3 und 10 mın, Br. 6 und 4°5 mm, L. U. ca. 5 und 42 mm.
9. Buceinum conf. prismaticum Broce. Ein Bruchstück, welches zwei glatte
Embryonal- und fünf ziemlich gewölbte Umgänge zeigt, die mit geraden, breiten,
entfernt stehenden Längsrippen und feinen Spiralstreifen verziert sind. Dadurch
nähert sich unsere Form der Nassa prismatica Broce. Die Unterschiede, welche
Bellardi (Bd. III, pag. 73) gegenüber N. limata aufzählt, lassen unsere Form
der N. prismatica näher stellen. Gegenüber Buce. subprismaticum R. Hoern. und
Auinger hat unser Stück eine schlankere Gestalt und weniger gebogene Rippen.
10. Buceinum asperatum Cocc, kommt in Niederleis und Forchtenau häufig,
in Porzteich selten vor.
13. Chenopus alatus Eichw. Da die Mündung fehlt, kann nicht sicher ent-
schieden werden, ob Ch. alatus Eichw. oder pespelicani Phil. vorliegt.
16. Murex sublavatus Broce. Var. Grundensis R. Hoern. Etwas schlanker als
das Fig. 6, Tafel 26 von R. Hörnes abgebildete Stück; nähert sich im Gesamt-
habitus der typischen Form. Die flachen Rippen und der verdeckte Mundsaum
lassen es noch zur Var. Grundensis stellen, welche aus den Sanden von Grund
bekannt ist, während der typische M. sublavatus in den marinen und sarmatischen
Schichten verbreitet ist.
146 Verhandlungen. Nr. 6
17. Murew conf. Dertonensis May. Unterscheidet sich von der Abbildung bei
R. Hörnes Taf. 26, Fig, 5 durch die stärkeren und enifernter stehenden Rippen,
deren nur acht auf dem letzten Umgange stehen. Kiel deutlich, bildet auf den
Rippen spitze Knötchen. Die etwas gedrungenere Gestalt ist ein weiterer Unter-
schied und gegenüber der Abbildung Bellardis (I. Bd., Taf. 7, Fig. 12) auch die
Fig. 4.
Murex conf, Dertonensis Mayer.
geringere Höhe des letzten Umganges. Sie beträgt 93 mm bei 11’4 mm L. und
9 mm Br. Im Gesamthabitus nähert sich unser Stück der Varietät Badensis des Murex
caelatus. Ein auffallender Unterschied zeigt sich noch in den Spiralstreifen, sie
sind auf den oberen Umgängen gleich stark, am letzten treten unter dem Kiel
drei ziemlich starke Streifen auf, zwischen denen zwei bis drei schwächere liegen.
Möglicherweise gehört es einer neuen Art an. (Vergl. Fig. 4.)
18, Murex spec. nova? L. 366 mm, Br. 22:4 mm, L. U. 24°6 mm. Mäßig
schlankes Gehäuse, ziemlich spitzes Gewinde mit vier gewölbten, treppenförmig
abgesetzten Umgängen. Die Schale ist ziemlich stark abgerieben, besonders an der
oberen Partie, so daß sich die Skulptur nicht völlig studieren läßt. Am letzten
Umgang sind fünf sehr breite Mundwülste vorhanden, auf den oberen Umgängen
nimmt ihre Zahl zu (acht am vorletzten), Zwischenknoten nicht vorhanden. Die
Schale ist ferner mit groben Spiralstreifen überzogen, welche anscheinend auf den
Fig. 5.
Mwrex spec. nova?
Längswülsten ziemlich grob und blätterig waren. Mündung oval, Außenlippe dick,
mit neun stumpfen Knoten, Innlippe dünn, wenig überschlagen. Kanal mäßig lang,
offen, wenig nach rückwärts gedreht. Nabel eng. 151
Sie konnte mit keiner der beschriebenen Formen identifiziert werden. Die
Form der Mündung ähnelt dem Murex erinaceus, die Beschaffenheit und Zahl der
Längswülste (bei M. erinaceus: drei und stumpfe Zwischenknoten) ist jedoch gänzlich
verschieden. Sie dürfte eine neue Art darstellen, doch ist die Skulptur zu ungünstig
erhalten, um eine Spezies aufzustellen.
1910 Sitzung vom 5. April. Dr. Hermann Vetters. 147
19. Pollia conf. subpusilla R. Hoern. u. Au. Zwei Exemplare, das größere
Exemplar mit L. 11°5 mm, Br. 7 mm, stimmt in der Gesamtform und Skulptur mit dem
von Niederleis (Taf. 28, Fig. 13) abgebildeten Stück überein. Nur der Umstand, daß die
Mundränder nicht erhalten sind, macht die Bestimmung unsicher. Das zweite
Stück ist ein kleines Jugendexemplar. Die Form ist aus Niederleis und Forchtenau
in größerer Zahl bekannt.
21. Cancellaria af. Westiana Grat. Ein kleines Exemplar mit L, 141 mm,
Br. 8:4 mm, L. Umg. 8:7 mm. 2 Embryonal- und 4 deutlich gekielte Mittelwindungen,
welche mit Ausnahme der bauchigen Schlußwindung wenig hervortreten, so daß
das spitze Gewinde ein leicht konkaves Profil zeigt. Skulptur ähnlich €. Westiana:
Starke, schräg verlaufende Längsrippen, deren Zahl am letzten Umgange 12 be-
trägt und am Kiel mit spitzen Knötchen besetzt sind. Zahlreiche Spiralstreifen,
von denen am unteren (gewölbten) Teile der Schlußwindung 4 stärker hervortreten.
Zwischen sie schalten sich eine wenig schwächere und zwei ganz feine Spirallinien
Fig. 6.
Cancellaria af. Westiana Grat.
a, b natürliche Größe — c doppelt vergrößert.
ein. (Bei ©. Westiana 3 feinere Linien.) Mündung ähnlich €. Westiana. Äußere
Rand fehlt. Spindel mit 2 schiefen, starken Falten. Nabel eng. (Vergl. Fig. 6.)
Unser Exemplar stellt gewissermaßen eine Zwergform der ©. Westiana Grat.
dar und nähert sich im Gesamthabitus am meisten dem Fig. 13, Taf. XXXV, von
M. Hörnes aus Grund abgebildeten Stücke, unterscheidet sich außer durch die
Größe noch besonders durch die weniger treppenförmigen Mittelumgänge und
spitzere Spindel.
Cancellaria ampullacea Brocc. unterscheidet sich durch die gleich starken
Spiralstreifen und 3 Spindelfalten und den weiten Nabel.
22. Cancellaria conf. calcarata Brocc. Nur ein kleineres Bruchstück der
oberen Umgänge. Die Form ist bisher aus Enzesfeld, Kienberg, Gainfahrn, Pfaff-
stätten, Kostej, Lapugy und Bujtur bekannt.
24. Cancellaria conf. contorta Bast. Dem Exemplar fehlt ein Teil der Schluß-
windung, daher keine genaue Bestimmung möglich. Umgänge sehr gewölbt, mit
leicht geschwungenen kräftigen Rippen und zahlreichen feinen Spiralstreifen,
3 Spindelfalten. Das Stück stimmt mit Saccos Abbildung, Bd. XVI, Taf. III,
Fig. 24—26, seiner Contortia contorta gut überein, nur scheinen dort die Rippen
der Schlußwindung etwas breiter zu sein. Die von M. Hörnes, Taf. XXXIV,
Fig. 7 und 8 abgebildeten Stücke sind schlanker.
25. Cancellaria inermis Partsch. Von dieser Art liegt ein Bruchstück eines
sehr großen Stückes mit der typischen Skulptur vor. (M. Hörnes, Taf. XXXIV,
Fig. 10.) Ferner zwei kleinere Stücke einer abweichenden Varietät. Sie sind dünn-
schalig und die Skulptur ist stark verwischt, noch mehr als bei den von M. Hör-
nes abgebildeten alten Exemplaren von Grund, so daß die Knoten der Längs-
rippen kaum angedeutet sind. Umgänge daher viel rundlicher. Die basalen Spiral-
streifen sind vorhanden. Diese Stücke sind der Var, depressicosta Sacc. der Cane.
acutangula Fanj. (XVI, Taf. II, Fig. 2 ter.) sehr ähnlich. Auf ihre Beziehung zur
C. inermis Pasch. weist auch Sacco (pag. 22) hin.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 6. Verhandlungen. 22
148 Verhandlungen. Nr. 6
26. Pleurotoma off. vamosa Bast. Ein zierliches Exemplar mit L. 8:7 mm,
Br. 34mm, 1. Umg. 5 mm. Leider ziemlich ungünstig erhalten, so daß besonders
die höheren Umgänge von der Skulptur fast nichts mehr erkennen lassen. Die
Verwandtschaft mit Fl. ramosa und Zugehörigkeit. zur Untergruppe Genota ist
durch die Gesamtgestalt, mit den schmalen, stark involuten Umgängen, der
schmalen Mündung, breitem Ausschnitt in dem dachartig schiefen, ober dem Kiel
befindlichen Teile gegeben. Auf der letzten und vorletzten Windung sind noch zum
Teil entfernt stehende, auf dem Kiele geknotete Längsrippen angedeutet. ‚Quer-
streifung scheint nicht oder nar schwach vorhanden gewesen. Dadurch steht unser
Stück der Pl. ramosa Bast. näher als der von R. Hörnes abgetrennten Pl. Elisae,
welche im Wiener Becken, besonders Grund, hänfig ist. Durch den bedeutend
längeren letzten Umgang (?/,) und die Lage des Kiels, der auf den höheren Um-
gängen ungefähr in der Mitte steht, nähert es sich der Pl. Mayeri Bellardi (Bd. II,
Taf. III, Fig. 7). Wahrscheinlich handelt es sich um ein Jugendexemplar. (5 Mittel-
windungen !)
27. Pleurotoma aff. Doderleini M. Hoern. Das ziemlich abgeriebene Exemplar
ist etwas schlanker als Pl. Doderleini. Skulptur ähnlich, Knoten weniger zahlreich
(3 am letzten Umgange) und stumpfer besonders an dem oberen, unter der Naht
gelegenen Wulste. Pl. Brigittae R. Hoern. u. Au. (Taf. XLVI, Fig. 8, 9) ist gleich-
falls gedrungener und die Knoten sind noch zahlreicher und spitzer. Große Ahn-
lichkeit besitzt die Abbildung, welche Sacco (Bd. XXX, Taf. XII, Fig. 61) von
Pl. Agassizii Bell. Var. variecingulata Sacc. gibt, nur hat unsere Form auch auf
dem Wulste über der Naht deutliche Knötchen. Pl. Doderleini ist aus den sar-
matischen Schichten, Pl. Brigittae aus Lissitz, Porstendorf und Niederleis bisher
bekannt.
29, Pleurotoma conf. baccifera Bell. Mit dieser Art (Bellardi, Bd. J,
Taf V, Fig. 29) aus dem oberen Miocän läßt sich ein Bruchstück vergleichen,
welches 4 Mittelwindungen zeigt. Umgänge sind ziemlich eingeschnürt, besitzen unter
der Naht einen dicken Wulst, auf dem stumpfe breite Iinoten kaum angedeutet
sind. Der untere Teil besitzt einen schwächeren, in deutliche stumpfe Knoten auf-
gelösten Wulst. Die Form zeigt gewisse Ähnlichkeit mit manchen Varietäten der
Pleurotoma Dorotheae R. Hoern. u. Au. (besonders Fig. 5 und 6, Taf. XLVIJ),
aber bei keinem der abgebildeten Stücke erreicht der Nahtwulst die gleiche Dicke,
ferner sind die Knoten der unteren Reihe spitzer und kleiner.
Pl. Dorotheae ist bisher aus Klein-Ebersdorf bei Rußbach bekannt.
30. Cerithium Duboisi Hoern, Über das Verhältnis dieser Art zu (. hig-
nitarum Bichw., mit der sie Sacco vereinigt, siehe R. Hörnes, Sitzungsber.\d.
kais. Akad. d. Wiss. Wien, Bd. CX, Taf. I, 1901.
31. Cerithium procrenatum Broce. Var. Grundense Sacc. Kommt in Nodendorf
überaus häufig, aber nur in durchweg kleinen Exemplaren vor, die im Durch-
schnitt nur 16 mm Länge erreichen. Die Form variiert ziemlich, meist sind sie
schlank (65 mm Breite zu 16 mm Länge) und besitzen ganz ebene Umgänge. Ein-
zelne Stücke sind kürzer und plumper (65 mm Breite bei 142 mm Länge). Ver-
einzelt sind extrem lange Formen mit treppenlörmig abgesetzten Windungen.
Auch die Skulptur ist, wie schon M. liörnes bemerkt, veränderlich. Das
Nahtband ist manchmal deutlich abgesondert und durch eine feine Spirallinie von
den unteren Reifen getrennt. Bei anderen Stücken ist zwischen Nahtband und den
tieferen Reifen gar kein Unterschied zu sehen, die höheren Umgänge sind dann
mit 3, seltener mit 2, die Schlußwindung mit 5--6 Reihen stumpfer bis vierseitiger
Knoten bedeckt und der Verlauf der Vertikalrippen undeutlich. Feine Spirallinien
treten meist nur unter dem Nahtbande auf oder fehlen ganz.
Abgesehen von der viel geringeren Größe (L. 40 mm bei Hörnes) stimmen
unsere Stücke mit den von M. Hörnes, Taf. XLII, Fig. 14, als Cer. crenatum
Broce. var. abgebildeten Grunder Formen gut überein. Saeco rechnet (Bd. XVII,
pag. 19) diese lorm als Var. Grundensis dem Cer. procrenatum Brocc. zu.
32. Cerithium vulgatum Brug. Ein Bruchstück mit 4 mittleren Umgängen,
welches aber alle Skulpturmerkmale zeigt. Die Form wird von M. Hörnes
ans der zweiten Mediterranstufe angegeben. (Steinabrunn, Gainfahrn, Grinzing,
Forchtenau.)
33. Cerithium scabrum Olivi. Var. Die zwei kleinen (85 mm und 75 mm L.)
stimmen mit der Abbildung bei M. Hörnes (Taf. XLI, Fig. 16) überein, nur sind
1910 Sitzung vom 5. April. Dr. Hermann Vetters. 149
die Umgänge noch weniger gewölbt. Sacco vereinigt diese Formen mit der Var,
pliolatreillii des Bithium reticulstum Da Cosia aus dem Pliocän. Unsere Exemplare
stimmen mit seiner Var, exferruginea aus dem Elveziano mehr überein. ©. scabrum
ist im Wiener Becken aus Steinabrunn und Raußnitz bekannt.
34. Turritella cathedralis Brong. Ein Brae hstück einer eroßen Form von
der Varietät mit fast ganz verwischten Spiralstreifen, dieSacco (BJ. XIX, pag. 32,
Taf. XXXII, Fig. 13 "und sd. XXX, Taf. XXV, Fig. 31) als Var. pseudolaevis be-
zeichnet. Die Form ist aus der ersten Mediterranstufe des Wiener Beckens, als
Seltenheit aus Steinabrunn und Gainfahrn bekannt.
39. Natica vedempta Micht. Mit Ausnahme eines großen Exemplars (38 mm Br.,
41 mm Höhe) ziemlich kleine Formen.
41. Natica helicina Brocc. Häufig, aber gleichfalls meist nur kleine ne
darunter ist die bei M. Hörnes (Tat. 47, Fig. 6) von Grund abgebildete Varietät
mit höherem Gewinde häufig, sie ist etwa halb so breit als hoch. Niedrige
Formen selten. Ein einziges Stück hat L. 20°8 mm, Br. 18 mm. Die meisten stehen
zwischen beiden Extremen. Farbspuren bei wenigen erhalten, ein einfärbiges Rotbraun.
42. Nerita Morelli Bell. uw. Micht. Mit dieser Art (Sacco, Bd. XX, pag. 52)
lassen sich zwei Gehäuse vergleichen, welche eine quer ellipsoide Form mit voll-
ständig eingedrückter Spindel und eine halbkreisförmige Mündung mit ebener, un-
gezähnelter Spindelplatte besitzen. Die Färbung besteht in Dunkelschwarzbruun
mit dichtgedrängten, hellen, kleinen Tupfen. Stimmt darin mit der von Sacco als
Typus gegebenen Abbildung überein.
Von N. erenulata Klein (= N. Grateloupana M. "Hoern.) unterscheiden sich
unsere Stücke durch die bedeutendere Größe (l.. 10 mm, Br. ca. 14 mm) und Mangel
der Randzähne an der Spindelplatte, von N. fluviatilis L. durcb das niedrige
Gehänse, ebenso von N. oslavensis Rzezak (Fauna der Oncophora-Sch. Mährens.
Nat. Ver. Brünn 1893). Die Form ist aus dem Wiener Becken noch nicht beschrieben
und kommt im Elveziano Italiens (Baldissera) nicht hänfig vor.
43. Nerita pieta Fer. Zahlreich aber meist schlecht erhalten, so daß die
Färbung nur bei wenigen mehr zu sehen ist. Gehäuse meist kugelig, mit wenig
eingedrücktem Schlußumgang, ohne scharfe Kiele.
Die Farbenexemplare lassen mehrere Varietäten erkennen. Eine besteht in
einfachen, leicht nach unten und rückwärts geschwungenen braunen Linien. Eine
andere zeigt auf hellgrauem Grunde lichte Flecken, welche am Vorderrand von
einer dunklen Linie eingesäumt werden. Die Flecken sind auf der Flankenzone
und an der Naäbt langgestreckt, dazwischen und gegen die Basis zu stehen eine
Zahl kleinerer rautenförmiger Flecke. Ein drittes Stück zeigt eine ähnliche Zeich-
nung, doch sind die Flecken vom braunen Grunde wenig verschieden, nur die
dunklen Randlinien treten hervor.
44. Melanopsis clava Sandberger (die fossilen Land- und Süßwasserkonchylien
pag. 512, Taf. 25, Fig. 31) = Me!. Aquensis bei M. Hörnes.
49. Lutraria rugosa Chemn. Mehrere Bruchstücke scheinen der Var. longovata
Saccos anzugehören. Bisher aus Gauderndorf und Grund bekannt.
52. Petricola lithophaga Retzius. Stammt eigentlich nicht aus dem Sande,
sondern findet sich eingebohrt in den Ostrea crassissima-Schalen vor. Stimmt ganz
mit der typischen Form von Retzius, welche Sacco, Bd. XXVIII, Taf. 14,
Fig. 7 und 8 abbildet, überein, die Abbildung bei Hörnes zeigt etwas gröbere
Streifung. Bisher nur von Nodendorf bekannt,
57. Cytherea (Pitar) sp. Ein kleines Schälchen, welebes der von Hilber
(Sitzungsber. d. k. Akad. d Wiss. Wien. Bd. LXXIX, Taf. VI, Fig. 5 und 6) ab-
gebildeten ähnelt, aber etwas weniger rundliche, mehr dreiseitige Gestalt mit
geraderem Hinterrande besitzt.
58. Cytherea (Callista) erycina? Könnte eine Jugendform dieser Art dar-
stellen. Eine ähnliche Schale bildet Hilber (Taf. VI, Fig. 7) ab. Nur ist die
Gestalt etwas mehr verlängert, der Kiel angedeutet.
60. Cardium hians Brocch. Dürfte einem Bruchstück angehören, das von dem
blätterigen Hinterrande stammt.
63. Lucina Dujardini. Von Sacco zu Loriceps lacteus L. gestellt.
22*
150 Verhandlungen. Nr. 6
64. Lucina ornata von Bacco als Var. ornata zu Divaricella divaricata
gezogen.
69. Arca conf. umbonata Lam. Zwei Bruchstücke, welche den hohen Wirbel
mit gestreifter Area und die am Wirbel und Flankenmitte verwischte charakteristische
Skulptur erkennen lassen.
70. Mytilus Haidingeri Hoern. Liegt nur in stark abgeriebenen Bruchstücken
vor, scheint auf zweiter Lagerstätte zu sein.
71. Pecten gloria maris Dub. — P. substriatus bei M. Hörnes. Eine kleine
Schale von 155 mm L., 12:8 mm Br. Zahlreiche feine, mit kleinen Dornansätzen
versehene Rippen, meist zwei vereinigt. 38 im ganzen. Zwischenräume fein quer
gestreift. Eine Zwischenrippe nur an einer Stelle am vorderen Teil vorhanden.
Aus der obigen Fossilliste geht deutlich hervor, daß die Noden-
dorfer Fauna den gleichen Mischcharakter wie die Grunder
zeigt. Zu der überwiegenden Zahl der marinen Typen der zweiten
Mediterranstufe kommen eingeschwemmte Süßwasserformen (Mel. clava,
Nerita pieta, Ner. Morelli), dann einige ältere Typen der ersten Medi-
terranstufe, wie Ostrea crassissima, Mytilus Haidingeri, Lutraria rugosa,
Arca umbonata, Turritella cathedralis, alle ziemlich abgerollt auf zweiter
Lagerstätte. Landformen (wie die in Grund so häufige Helix Turo-
nensis) wurden nicht gefunden.
Die Ahnlichkeit mit der Grunder Fauna zeigt sich. ferner darin,
daß die meisten Arten, welche eine genaue Bestimmung zuließen,
auch von Grund selbst schon bekannt sind. Sie werden in der Liste
mit einem Sternchen (*) bezeichnet. Manche sind bisher nur aus den
Grunder Schichten bekannt, zum Beispiel Buccinum Grundense, Ceri-
thium procrenatum var. Grundense, Melanopsis clava, Orepidula coch-
learis, Donax intermedia, oder kommen nur in diesen häufiger, sonst in
den eigentlichen marinen Schichten seltener vor (Buccinum_cerithi-
forme, Buec. Notterbecki, Ranella marginata, Pyrula rusticula, Cancel-
laria inermis, Cerithium Duboisi, Calyptraea Chinensis, Capulus sulcosus,
Venus Vindobonensis, Lucina ornata, Nucula Mayeri usw.).
Die bei Nodendorf häufigsten Arten, wie Bucc. Schönni, Cer.
procrenatum, Turritella turris, Natica helicina, Nerita picta, Melanopsis
clava, Lucina miocenica, Ostrea crassissima, sind sämtliche auch von
Grund bekannt.
Von den nicht aus Grund angeführten Arten der obigen Liste
ist Buceinum Sturi u. a. aus Grußbach, also gleichfalls aus dem Grunder
Horizont bekannt, B. asperatum, Pollia subpusilla sind in dem nahen
Niederleis und Forchtenau häufig, das seltene Bucc. Grateloupi ist in
einem Exemplar gleichfalls in Niederleis gefunden worden.
Von den übrigen Formen ist nur Cerithium vulgatum und (das
fragliche Stück von) Cancellaria celathrata bisher blos in den marinen
Schichten des zweiten Mediterran gefunden worden.
Neritina Morelli, eine für das Wiener Becken neue Art, stammt
aus dem Elveziano Italiens, verwandte Arten sind aus den Oncophora-
Schichten Mährens beschrieben worden.
Bei Cerithium scabrum Olivi, welches von Hörnes nur von
Steinabrunn und Rausnitz angeführt wird, handelt es sich, wie oben
gesagt wurde, um eine etwas abweichende Varietät, welche aus dem
Elveziano bekannt ist.
1910 Sitzung vom 5. April. Dr. Hermann Vetters. 151
Die auffallendste Eigentümlichkeit des Nodendorfer Vorkommens
bildet die ungewöhnlich große Mächtigkeit (d m) der Austernbank.
Einzelne Lagen mit abgerollten Schalen von Ostrea cerassissima sind
eine häufige Erscheinung in den Grunder Schichten, doch nie erlangen
sie größere Mächtigkeit als von einigen Dezimetern bis zu höchstens
2 m. Sie bildet das oberste Glied im Aufschlusse und wird nur von
wenigen Zentimetern Humus bedeckt. Daher wurden schon immer
Östreenschalen auf dem Feld häufig gefunden und der Name Muschel-
berg rührt wohl daher. Bereits M. Hörnes gibt Ostrea crassissima
und die in den Schalen eingebohrte Petricola lithophaga von Noden-
dorf an. Die Bank ist durch die ganze Länge der Sandgrube (ca. 25 m)
aufgeschlossen. Nur am Nordrande sieht man sie oben gegen eine
ganz gleiche Wechsellagerung von feinem Sand und Tegel (von 1 ın),
wie sie das Liegende bildet, abstoßen, die tieferen Partien sind nicht
aufgeschlossen. Einzelne abgerollte größere Tegelbrocken sind nicht
selten zwischen den Austernschalen vorhanden, aus einem solchen
stammt die oben erwähnte Melanopsis clava und Cerithium procrenatum.
Auch finden sich größere Linsen von Sand eingeschaltet und im süd-
lichen Teile der Wand sieht man, wie sich die Austernbank gegen das
Hangende zu in einzelne Lagen auflöst und in den Sand übergeht.
Die Beschaffenheit der Schichten im Liegenden stimmt völlig
mit der an anderen Aufschlüssen t) beobachteten der Grunder Schichten
überein und deutet auf Ablagerung in seichtem ruhigen Wasser.
Auch die oben beschriebene Fauna aus dem Sande der Austern-
bank deutet mit ihren zahlreichen feinschaligen Formen?) einge-
schwemmten Süßwasserarten auf ein flaches, ruhiges Ufergebiet.
In dieses Flachseegebiet wurden neben anderen Formen der
ersten Mediterranstufe in großer Menge Schalen von Östrea crassissima
eingeschwemmt und hier lokal zu großer Mächtigkeit angehäuft. Diese
Einschwemmung geschah vermutlich durch die von Westen vom Wald-
viertel kommenden Flußläufe und man ist leicht versucht, für die
Gegend von Nodendorf anzunehmen, daß sich hier das Mündungsgebiet
eines Flusses befand, der seinen Lauf über die Leiser Berge hin-
weg nahm.
Auch landschaftlich fällt die tiefe Finsattlung (370 m) zwischen
Au und Klement auf, zu der der Klementberg (454 m) und der west-
liche Ausläufer (427 m) des Buschberges mit steilen Lehnen abfallen.
Bis fast zum Paß hinauf lassen sich die tertiären Schichten verfolgen.
In dem Hohlweg oberhalb von Au stehen sandige Tegel mit Kalk-
seröllen an, in denen ich einen abgerollten Seeigel fand. Auch sonst
macht die Oberfläche der Leiser Berge zwischen Oberleis und dem
Neuberg den Eindruck, daß hier eine Einebnung stattgefunden habe.
Große Flußschotter fehlen allerdings im Sande unserer Austern-
bank, es kommen bis erbsengroße abgerollte Quarzkörner, schwarze
Kieselschiefer, die auf weiten Transport schließen lassen, etwas
Sandstein, aber fast gar kein Ernstbrunner Kalk vor.
ı) Zum Beispiel am Teiritzberg. Vergl. Schaffer, Verhandl. d. k. k. geo).
R.-A. 1907.
2) Die durchweg vollständiger erhalten sind als die größeren schwer-
schaligen Formen,
152 Verhandlungen. Nr. 6
Wie bei Nodendorf verzeichnet die geologische Karte von
Lipold auch oberhalb der Orte Au und Niederleis marinen Sand
und Tegel. Diese Vorkommen stellen die unmittelbare Fortsetzung
unserer Grunder Schichten vom Muschelberg dar.
Niederleis wird, wie Nodendorf, gleichfalls von M.Hörnes
schon 1849 in CZjZeks Erläuterungen als Fossilfundort genannt
und Ostrea crassissima von dort angeführt.
Bei Abfassung des Gastropodenbandes war ihm anscheinend
reicheres Material von dort noch nicht bekannt. Dagegen werden im
zweiten Bande seines Molluskenwerkes eine Reihe von Bivalven von
Niederleis angegeben. Eine große Zahl von Arten gibt k. Hörnes
in der Neubearbeitung der Gastropoden an, leider ist das Werk un-
vollständig und bricht in der Familie der Pleurotomen ab. Da bisher
noch keine zusammenfassende Fossilliste publiziert wurde und das
Material im k. k. naturhist. Hofmuseum paläontologisch-systematisch
geordnet ist, konnte man sich noch kein rechtes Bild von der arten-
reichen Fauna von dort machen.
Ich gebe daher im folgenden die nach M. Hörnes und R.
Hörnes zusammengestellte Liste, trotzdem sie aus dem oben an-
geführten Grunde unvollständig ist. (Die auch von Grund beschriebenen
Formen sind durch * bezeichnet.)
Gastropoden.
(Nach R. Hörnes und Auinger.)
1 Conus (Stephanoconus) Stachei R. Hoern. u. Au.
2 „ . (Lithoconus) Moravicus R. Hoern. u. Au.
*#3 „. (Leptoconus) Tarbellianus Grat. (Jugendform)
Aut; 5 Puschi Micht
0 = antediluvianus Prug.
DER a Dujardini Desh.
Ki Brezinae R. Hoern. u. Au.
3% & (Chelyconus) Sturi R. Hoern. u. Au. (?)
9 Vindobonensis Partsch
10 Oliva (Utr ioulina) flammulata Lam.
*11 Ancillaria (Anaulax) obsoleta Droce.
*12 Uypraea (Trivia) affin's Duj. (selten)
*18 b europaea Mont. (selten)
*14 Erato laevis Danovan (sehr häufig)
15 Eratopsis Barrandei R. Hoern. u. Au.
16 Marginella eratoformis R. Hoern. u. Au. häufig (sonst selten)
17 r (Gibberula) minuta Pfeiff.
*18 Ringiceula buceinea Desh.
"19 n costata Eichw.
20 Voluta taurina Bon.
21 Mitra Bellardi K. Hoern. u. Au.
22 ,„ (Nebularia) scrobiculata Brocce.
23 „. (Costellaria) plicatula Broce.
2A „ : recticostata Dell. (sehr häufig)
1910
Sitzung vom 5. April. Dr. Hermann Vetters. 153
25 Mitra (Costellaria) Borsoni Bell.
26
n
R)
”
obsuleta Broce.
Partschi M. Hoern.
Laubei R. Hoern. u. Au.
Columbella curta Duj. (häufig)
(Nitidella) Karreri R,. Hoern. u. Au. (häufig
(Mitrella) semicaudata Bon
4 subulata Broce.
fullax R. Hoern. u. Au.
> Petersi R. Hoern. u. Au.
3 Bittneri R. Hoern. u. Au. (sehr häufig)
(Anarchis) Dujardini M. Hoern. (selten)
n
e Austriaca R. Hoern. u. Au.
= Gümbeli R. Hoern. u. Au.
# corrugata Bell.
Haueri R. Hoern. u. Au.
Terebra, bistriata Grat.
Buceinum (Eburna) Brugadınum Grat.
(Nassa) Karreri R. Hoern. u. Au.
laevissimum Brus.
(Niotha) Schönni R. Hoern. u. Au.
n signatum Partsch
(Zewwis) Grateloupi M. Hoern. 1 St.
(Zeuxis) Badense Partsch
(Caesia) limatum Chen.
(Uzita) obliguum Hilber
(Hima) serraticosta Bronn
„ granulare Borson
„ Hochstetteri R. Hoern. u. Au.
„ Bittneri R. Hoern, u. Au. (sehr häufig)
„ asperatum Üocconi
(Tritia) Vindobonense Ch. Mayer
Pi turbinellum Broce.
Purpura (Stramonita) exilis Partsch
n
(Sistrum) Austriaca R. Hoern. u. Au. (selten)
Strombus Bonelli Brongn.
Triton (Simpulum) Tarbellianum Grat.
”
”
”
B affine Desh.
(Sassia) Apenninieum Sassi
(Distorsio) tortuosum Bors (selten)
Ranella (Lampas) Austriaca R. Hoern. u. Au. (?)
”»
”
(Apollon) gigantes Lumk (Jugendform ?)
(Aspa) marginata Martini sp. (häufig)
Murex Delbosianus Grat.
(Haustellum) Partschi M. Hoern.
(Pteronotus) latilabris Bell. et Micht (1 Jugendexempl. ?)
(Muricidea) heptagonatus Bronn (sehr selten)
r absonus Jan (sehr selten)
5 Oäjzeki M. Hoern. (häufig)
(Chicoreus) Aquitanicus Grat (selten)
154 i Verhandlungen. Nr. 6
75 Murex (Chicoreus) Borni. M. Hoern. (selten)
*76 „ (Phyllonotus) Austriacus R. Hoern. u. Au. (selten)
17». (Trophon) goniostomus Partsch (sehr selten)
*78 „ (Occenebra) caelatus Grat (selten)
ee P Dertonensis May.
“80 (ai r Boeckhi R. Hoern. u. Au.
BLibn; e Sandbergeri M. Hoern. (sehr selten)
Balrerı,, x imbricatus Brocc.
83 3 imbricatoides R. Hoern. u. Au. (sehr selten)
84 Typhis horridus Brocc. (sehr selten)
85, fistulosus Broce.
*86 Pollia cheilotoma Partsch sp. (häufig)
*%87 „ Barrandei M. Hoern.
88 ,„ varians Micht sp. (selten)
*89 „ exsulpta Duj. sp. (sehr selten)
90 subpusilla R. Hoern. u. Au. (häufig)
*91 Fusus crispoides R. Hoern. u. Au. selten
*92 „ rostratus Borson
#95, „. Hössü! Partsch
„ Valenciennesi Grat sp.
95 „ lamellosus Borson
96 ,„ $Sismondae Micht (sehr selten)
97 Fasciolaria fimbriata Broce. (sehr selten)
98 5 bilneata Partsch (selten)
99 Moravica R. Hoern. u. Au. (häufig)
*100 Turbinella (Latinus) suberaticulata Orb. (selten)
101 \ n labellum Bon (sehr selten)
102 Y 2 elegans d’Anc (sehr selten)
103 5. (Leucozonia) Dujardini M. Hoern. (häufig)
*104 Cancellaria subcancellats d’Orb.
105 e Bonelli Bell.
106 A callosa Partsch (sehr selten)
107 R Austriaca R. Hoern. u. Au.
*108 b (Trigonostoma) camaliculata M. Hoern.
*109 h 3 Puschi R. Hoern. u. Au.
*110 ; 2 gradata M. Hoern.
+14 N y scrobieulata M. Hoern.
2112 r (Narona) varicosa Broce.
113 5 5 Dregeri R. Hoern. u. Au.
114 R 4 nutraeformis Broce.
115 n biecarinata R. Hoern. u. An.
116 Pleurotoma Carolinae R. Hoern. u. Au.
117 > Antoniae R. Hoern. u. Au.
118 : trifasciata M. Hoern. (selten)
129 ; coronata Münst. (selten)
*120 n Annae R. Hoern. u. Au. (selten)
121 r (Surcula) intermedia Bronn (sehr selten)
122 N 2 Berthae R. Hoern. u. Au. (sehr selten)
123 % R consobrina Bell. var.
124 ie (Drillia) Allionü Bell,
1910 Sitzung vom 5. April. Dr. Hermann Vetters. 155
125 Pleurotoma (Drillia) Vietoriae R. Hoern. u. Au. (sehr selten)
126 N ® obtusangula Broce. (selten)
127 P E terebra Bast (sehr selten)
128 f A granaria Duj. (häufig)
129 R # spinescens Partsch
130 ei 3 crispata Jan.
131 s R Adelae R. Hoern. u. Au.
132 r f Suessi M. Hoern. (häufig)
133 = (Clavatula) Brigittae R. Hoern. u. Au.
134 : (Pseudotoma) Bonelli Bell.
(Hier bricht die Arbeit von R. Hörnes und Auinger ab.)
Durch das liebenswürdige Entgegenkommen des Herrn Kustos
Prof. E. Kittl, dem ich hiermit meinen verbindlichsten Dank aus-
spreche, war es mir möglich, die reiche Sammlung des k. k. natur-
historischen Hofmuseums bezüglich der noch fehlenden Gruppen durch-
zusehen und ich kann den von R. Hörnes aufgezählten Arten
folgende hinzufügen, deren Namen allerdings vielfach auf alten Bestim-
mungen beruhen !).
1355 Pleurotoma (Surcula) Lamarki Bell. s
136 = (Drillia) pustulata Broce.
157 £ caerulans Phil. ss
138 ” clathrata Serr. 8
139 & secalina Phil.
140 2 anceps Eichw.
141 ® Leufroyi Micht s
142 Badensis R. Hoern. u. Au.
143 Cerithium vulgatum Brug. S
144 en Zeuschneri Pusch s
145 % minutum Serres 8
146 x scabrum Oliv. h
147 - spina Partsch h
148 14 Schwartzi Brus. h
149 h Hoernesi Brus. ss
150 el bilineatum Hoern. h
151 6; trilineatum Phil. h
152 a perversum L. h
153 pygmaeum Phil. h
154 Turritella g gradata Mke. ss
155 R kiepeli Partsch var. ss
*156 n turris Bast. h
*157 A bicarinata Eichw. h
158 a subangulata Brocc.
159 Mathilda margaritula Semper S
*160 Turbo rugosus Linn. h
*)61 „ carinatus Bors. s
162 „ punctulatus Duj.- s
!) h = häufig, s = selten, ss — sehr selten.
K. k geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 6. Verhandlungen. 23
156
Verhandlungen. Nr.
Monodonta Araonis Bast. h
Adeorbis bicarinata Wood h
Trochus fanulum Gmel h
4 Beyrichi Hoern. h
* biangulatus Eichw. h
Solarium simplex Bronn h
z moniliferum Bronn h
Fossarus costatus Brocc. SS
Fissurella depressa Reuss ss
Trichotropis sp. S
Scalaria clathratula Turt. s
r torulosa Brocc. S
Vermetus arenarius Linn. h
Odontostoma Hoernesi Reuss S
a bisulcatum lteuss s
5 plicatum Mont.
lactea Linn. h
Turbonilla costellata Grat. Ss
” clathrata Jeffreys S
R gracilis Brocc. h
subumbilicata Grat. h
: pygmaea Grat. h
a; plicatula Broce. h
a Humboldti Reuss h
pusilla Phil.
Actaeon semistriata Fer.
Haliotis Volhynica ss
Sigaretus haliotoides L. ss
Natica vedempta Micht
„ millepunctata Lamk h
„ helieina Brocc. h
Nerita picta Fer. s
5 expansa Reuss h
Chemnitzia striata Hoern. Ss
5 kKeussi Hoern. ss
perpusilla Grat.
Eulimia polita L. h
x lactea Orb. h
y Eichwaldi Hoern. s
3 subulata Dou. S
Niso eburnea Risso
Rissoina decussata Lam.
a Brugnieri Payr. s
» Burdigalensis Orb. s
n Nerina Orb. s
„ subpusilla Orb. ss
Rissoa Lachesis Bast. h
» . planawoides Desm. h
„ inflata Andr. ss
e turrieula Eichw. Ss
1910 Sitzung vom 5. April. Dr. Hermann Vetters. 157
213 Rissoa Venus Orb. h
214 5 Mariae Orb. h
Zetlandica Mont. h
216. IS scalarıs Dub. h
k costellata Grat.
als, 2 Montagni Payr. h
rn eurta Duj. sh
220.07, Schwartzi Hoern. S
2al 7, ampulla Eichw. s
22a; scabrella Doderl. s
DI recticula Mont. s
22H Adelae Orb. ss
228. 5 substriata Phil. ss
abbyssicola Forb. ss
BE. dm acinus Brocc. ss
228 Paludinia immutata Frfld. ss
229 ” effusa F'rfld. ss
230 Bulla utrieula Broce. s
231 ,„ miliaris Brocc. S
232 „ conulus Desh. ss
233 „ convoluta Biocc. SS
*254 Orepidula gibbosa Defrance SS
235 Capulus Hungaricus Linn. ss.
Scaphoden.
Denrtalium Badense Partsch h
mutabile Dod. h
Jani Hoern. h
R incurvum Ren. h
gadus Mont. h.
ON
Amphineura.
1 Chiton fascieularis L. ss
2 „+ Beussi Rolle s
Fa a
Bivalven.
(Nach M. Hörnes.)
*ı Corbula gibba Olivi hı
*2 Mactra Turonica Mayer 1 Exempl.!)
+3 » Basteroti Mayer 1 Ezempl.!)
*4 Ervilia pusilla Phil.
5 Tapes vetula Bast.
*5 Venus marginata M. Hoern. 4 Exempl. !)
’indobonensis Mayer 4 kleine Ex. !)
”
!) Aus der Kollektion in der k. k. geol. Reichsanstalt, bei M. Hörnes
noch nicht angeführt.
23”
158 Verhandlungen. Nr. 6
*3 Circe minima Mont.
*) Cardium papillosum Poli
10 Chama gryphina Lam
*]1 Lucina ewigua Eichw.
125 5 Agassizii Micht s
war: incrassata Dubois
"1A, BE spinifera Mont. 3
"15 Cardita scalaris Sow.
16, # elongata Bronn s
Ile trapezoa Brug. S
8, Partschi Goldf. s
*19 Nucula nucleus L.
*20 Leda fragilis Chem.
21 „ pusio Philippi s
22 Limopsis anomala Eichw.
”23 Arca umbonata Lam.
ne EN. s
+25 „ diluwü Lam.
*26..,. Tamm:
27 Lithodomus Avitensis May. ss
28 Mytilus (Septifer) oblitus Micht s
*29 Avicula phalaenacea Lam. ss
”30 Perna Soldani Desh. (häufig, sonst selten)
*31 Lima squamosa Lam. s
32 Limea strigilata Broce. S
*33 Pecten Malvinae Desh.
„. . ‚substriatus Orb.
*35 Plicatula mytilina Phil.
36 Spondylus crassicostatus Lam.
*37 Anomia costata Brocch.
”38 Ostrea crassissima Lamk h
a plicatula Gme!
40 - crassicostata Sow.
In der Sammlung der Geologischen Reichsanstalt liegt eine kleine
Kollektion, welche schon den Grunder Faunencharakter zeigt.
Neben großen etwas abgerollten Schalen von
Ostrea crassissima Lamk.
sind mehrere abgerollte Korallenstücke, als
1 Stylophora subretieulata Reuss 1 Ex.
*2 Heliastraea Reussana M. Edw. u. Heim 1 Ex.
*3 r conoidea Reuss 3 Ex.
4 Solenastraea conf. manipulata Reuss 2 Ex.')
5 Asiraea Fröhlichiana Jeuss 2 Ex.
6 Porites incrustans Defr. 6 Ex.
1) Solenastraea conf. manipulata Reuss. Die Kelchröhren stehen ähnlich
gedrängt wie bei Sol. approximata Reuss. Das Vorhandensein von drei vollständigen
Septenkreisen bringt sie aber der S. manipulata näher. Vop Reuss von nn
und Forchtenau angegeben,
1910 Sitzung vom 5. April. Dr. Hermann Vetters. 159
dazu kommt ein abgerollter Lithothamnienknollen
Vermetus arenarius L. 2 Ex.,
ein abgerolltes Bruchstück einer Pinna sp. und aus dem Sande im
Hohlraum der Astraea Fröhlichiana stammt je ein Schälchen von
*Mactra Basteroti Mayer (rechte Klappe Jugendform)
ZI Turonica Mayer (linke Klappe)
* Venus Vindobonensis Mayer (4 Jugendex.)
* „ marginata M. Hoern. (4 Ex.)
Weitere Vorkommen, die ich besuchen konnte, sind am
Göbmannsberg (343 m) östlich des Dorfes Göbmanns im Südosten
von Ernstbrunn gelegen.
Die Lipoldsche Karte gibt hier dieselben marinen Sande
an und auf der höchsten Spitze tertiäre Schotter (als Belvedereschotter
bezeichnet). Am Westfuße sind Tegel eingezeichnet.
Geht man am Ende von Göbmanns den Feldweg hinauf, der in
Südsüdostrichtung die Krümmung der Straße nach Klein-Ebersdorf
abschneidet, so sieht man im Hohlwege flachlagernd gelblichgraue,
feinsandig glimmerige Tonschiefer, in denen ich eine kleine Fisch-
schuppe, ähnlich einer Melettaschuppe fand.
In der unmittelbaren Fortsetzung zeichnet Sturs Karte bei
Naglern Schlier ein. Diese Tonschiefer bilden den Untergrund des
Berges und scheinen (nach der Lipoldschen Karte zu schließen) bei
Hipples wieder zutage zu kommen.
Auf den Feldern steht darüber gelber toniger Sand an und
beim Anstieg zur Spitze fand ich auf den Feldern südlich des ersten
Grabens zahlreiche Cerithien, se daß man bei flüchtiger Betrachtung
glauben könnte, bereits in den sarmatischen Sanden zu sein. Die
kurze Aufsammlung ergab:
Buceinum (Uzita) obligquum Hilb. 14 Ex.
5 (Hebra) ternodosum Hilb. T Ex.!)
Turritella gradata Menke 5 Ex.
Cerithium Duboisi M. Hoern. 3 Ex.
Moravicum M. Hoern. var. zahlreich ?)
Nerita (Puperita) pieta Fer. 12 Ex.)
SQOtpuD-m
1) Bien ternodosum Hilber. Die vorliegenden Stücke bleiben alle an
Größe hinter den steirischen und den von R. Hörnes abgebildeten Stücken zurück.
L. 7 mm, Br. 5 mm, L. Umg. 5'3 mm.
2) Cerithium Moravicum M. Hoern. (Taf. 42, Fig. 7.) Die zahlreichen vor-
liegenden Exemplare variieren etwas in der Skulptur gegenüber den von Znaim
beschriebenen. Das Hervortreten einer dritten Knotenreihe am vorletzten Umgange
ist die Regel, dagegen sind die feinen Spirallinien zwischen den Knotenreihen oft
sehr undeutlich, besonders am letzten Umgange die Ähnlichkeit mit Cer. pietum,
auf die schon M. Hörnes hinweist, ist bei unseren Formen noch größer, da bei
ihnen die Neigung vorhanden ist, die obere Knotenreihe etwas größer zu ent-
En. ©. Möravicum ist ferner in Niederschleinz und Neu-Ruppersdorf gefunden
worden.
3) Nerita pieta Fer. Alle Stücke sind sehr klein von 2:5 mm bis 45 mm Durch-
messer. Flanke wenig eingedrückt. Färbung besteht in schrägen braungrauen
dichten Bändern. Die stumpfen Kiele und das Gewinde bleiben hell.
160 Verhandlungen. Nr. 6
7 Natica (Pollinices) redempta 5 Fx.!)
8 ÖOstrea cerassissima Lamk. Bruchstücke.
Wir haben also auch hier eine Fauna mit dem Grunder Misch-
typus vor uns.
Eine Eigentümlichkeit, die schon bei manchen Arten (zum Bei-
spiel bei Natica redempta, N. Josephinia) von Nodendorf zu beobachten
war, fällt hier noch mehr auf, das ist die Neigung, Zwergformen
zu bilden.
Fast alle Arten bleiben unter der Normalgröße zurück, besonders
auffallend ist es bei Natica redempta, Nerita pieta (vergl. die An-
merkungen). Trotz der geringen Artenzahl und der Unvollständigkeit
der Aufsammlung kann man von einem etwas verschiedenen Charakter
der Fauna sprechen. Der Unterschied wird durch das massenhafte
Vorkommen von Üer. moravicum besonders ausgeprägt. Buccinum
obliguum und B. ternodosum, die nächsthäufigsten Formen, sind zwei
bisher im Wiener Becken von Niederkreuzstätten und den Fundorten
in der Korneuburger Tertiärsenke bekannte Arten, die in der Gegend
von Grund, Grußbach usw. noch nicht bekannt sind.
Am Gipfel findet man auf den Sanden eine kleine Partie von
Kalkschottern (Ernstbrunner Kalk) und zahlreiche abgerollte Scherben
von Ostrea erassissima. In den kleinen Weingärten an der Südseite
stelitt der gleiche gelbe Sand mit Ostrea crassissima wie am West-
abhang an.
Am Nordostaste des Berges war der Sand in zwei kleinen
Gruben aufgeschlossen. Einzelne Lagen sind voll Fossilgrus. Eine
dünne Lage enthielt abgerollte Ostrea crassissima-Schalen und Turri-
tella turris. In anderen Lagen fanden sich zahlreiche Exemplare von
Turritella gradata Menke und granulierte Cerithien (©. Duboisi Hoern.
oder ©. margaritaceum Brocc). Die Stücke waren tadellos erhalten,
ohne jede Abrollungsspuren, leider aber so mürb, daß sie nicht ge-
sammelt werden konnten.
Weitere Aufschlüsse bieten die Sandgruben, welche weiter nörd-
lich am Fuhrwege von Göbmans nach Hipples liegen. Hier zeigen
sich mehrfach Störungen in der Lagerung der Sandschichten. In einer
kleinen Sandgrube, ungefähr am höchsten Punkte des Fuhrweges, sind
über dem hellgelben Sand mit Ostrea crassissima-Scherben ca. 1/, m
feinsandig-tegelige Schichten aufgeschlossen, welche gegen S flach
einfallen und zugleich in der Ostwestrichtung leicht wellig gefaltet sind.
In der ausgedehnten Sandgrube weiter westlich sieht man die
hellen gelblichen bis weißen Sande ziemlich mächtig aufgeschlossen,
stellenweise sind sie zu harten Sandsteinplatten uud Bänken verfestigt.
Vielfach stellen sich Schotter und Konglomeratlagen ein. Diagonal-
schichtung ist eine häufige Erscheinung und besonders an den nach-
träglich verfestigten Lagen deutlich zu sehen.
Abgerollte Schalen von Ostrea erassissima sind in verschiedenen
Lagen sehr häufig.
1) Natica vedempta Micht. Alle Stücke sehr klein. L.—=Br. 6—9 mm.
1910 Sitzung vom 5. April. Dr, Hermann Vetters. 161
Die Sande und Sandsteinschichten fallen 30% gegen Südsüdost
ein und werden von grauen geschichteten Tegeln überlagert. Beiläufige
Mächtiskeit an der östlichen Wand 5 m. In dem Tegel sind mehrere
fossilreiche Lagen, die leider nicht zugänglich waren.
Im hinteren, gegen Nordwest gelegenen zweiten Teil der Grube
tritt in den vielfach untergeordneten gefälteten Sandschichten eine
tegelige Bank mit zahlreichen Fossilien, (Turritella gradata, große granu-
lierte Cerithien, Austernschalen usw.) auf. Leider sind sie mit Aus-
nahme der Östreenschalen so mürbe, daß ein Sammeln unmöglich
war. Die Mächtigkeit der Bank beträgt an der Rückwand 20 bis
50 cm, an der Ostwand, welche durch einen saigeren NO—SW-Bruch
begrenzt war, nahm sie rasch zu und zahlreiche Schalen von Ostrea
crassissima bilden eine ähnliche Austernbank wie bei Nodendorf, nur
mit geringerer Mächtigkeit (2 m) und wenige Meter Länge.
Gebmans (Göbmans) ist gleichfalls schon als Fossilfundort in der
Literatur erwähnt. R. Hörnes und Auinger geben das Vorkommen von
Buceinum ternodosum Hilber an. Im k. k. naturhist. Hofmuseum befinden
sich nach einem alten Zettelkatalog, in den ich durch das freundliche Ent-
gegenkommen des Herrn Kustos E. Kittl Einsicht nehmen konnte, noch:
Pleurotoma inerassata Duj. 1 Ex.
Cerithium doliolum Broce. 5 Ex.
br nodosoplicatum Hoern. 3 Ex.
r perversum L. 2 Ex.
a papillosum Poli 1 Ex.
Corbula gibba Olivi.
Das Vorkommen der Grunder Schichten bei Stetten hat gezeigt, daß
die Grunder Schichten weiter nach Westen reichen als bisher ange-
nommen wurde, und Schaffer hat die Ansicht ausgesprochen, dab
Grunder Schichten die ganze Tertiärbucht von Korneuburg erfüllen.
Durch das Vorkommen von Grunder Schichten am Gebmansberg und bei
Nodendorf ist diese Annahme bestätigt worden. Auch zeigen dies die nach
M. Hörnes und R. Hörnes und Auinger zusammengestellten Fos-
sillisten für die alten Fossilfundorte Weinsteig, Kl.-Ebersdorf, Karna-
brunn und Groß-Rußbach, die ich trotz. ihrer Unvollständigkeit u
3 en ==
| | ER
Ebers- | Karna- | Wein- Ruß-
| dorf brunn steig bach |
|
Columbella curta Du). S a ER - |
hr semicaudata Bon. 3 ı ı — |
$ scripta L. . e - s — | —_ =
® fallax R. Hoern. . Au. s -- -—_ —
subulata Bell. s — | - —
Terebr a acuminata Bors. RER ARE Bau, 5) — |
Buceinum Brugadinum Grat... ...| 8 — — 8
= GERAIRRTOT ME AUS 2 nn | s — — en
5 Schönni R. Hoern. u. Au... s —_ _ —
” Haueri Micht ; 8 —_ — — |
m echinatum M. Hoern. . s — h Zu
P obligquum Hilb . hh _ s —
162 Verhandlungen.
Ebars-
dorf
Karna-
brunn
Buccinum ternodosum Hilb. .
Murex eraticulatus L. .
„ erassilabiatus Hilb,
„ınsublavatus Bast.......s
»„ graniferus Micht
Pyrula rusticula Bast.
cornuta Ag.
Fasciolaria Burdigalensis Bast.
Cancellaria Dufouri Grat.
” Lowisae R. Hoern. u. Au.
Jouanetti Desmoul.
Cer ithium doliolum Broce. . . »
pietum Bast. . -
rubiginosum Eichw.
nodosoplicatum M. Hoern.
bidentatum Defr. ,
papaveraceum Bast, ;
Duboisi M. Hoern. .
Tur ß itella gradata Menke .
Trochus patulus Broce. .
Natica redempta Micht . .%
Melanopsis impressa Kraus .
Nerita picta Fer.
Rissoina pusilla Droce. . .
Bulla Lajonkareana Bast,
Panopaea Menardi Desh.
Thracia papyracea Poli. .
Lutraria sanna Bast. 5
Mactra Basteroti Mayer
Ervilia pusilla Phil.
Psammobia Labordei Bast.
Venus umbonaria Bast..
»„ marginata M. Hoern.
Dosinia lineta Pult H8.
Cytherea Pedemontana Ag.
Cardium edule L. 3
n Turonicum Mayer
Diplodonta rotunda Mont.
Lueina Haidingeri M. Hoern. .
incrassata Dubois .
columbella Partsch
Dujardini Desh.
a dentata Bast. B
Eryeina Austriaca M. Hoern.
Cardita hippopea Bast. . .
Nucula nucleus L. . Re
Arca dilwi Lamk. .
Bulacteand.. 9a»
Apviecula phalaenacea Lam.
Pecten Tournali Serres .
Heudanıı Bast. . .ı. Em
„ Besseri M. Hoern. (non Andr.)
Ostrea lamellosa Brocce. a
digitalina Dub. Br
crassissima Lamk. .
ser. MR. } = > Pe]
”
”
”
”
n
Pollia Weinsteigensis R. Hoern. u. Air.
Pleurctoma Dorotheae R. Hoern. u. Au.
1910 Sitzung vom 5. April, Dr. Hermann Vetters. 163
Dadurch erscheint auch das bisher isolierte Auftreten des Grunder
Faunentypus in den Sanden von Niederkreuzstetten nicht mehr merk-
würdig. Grunder Schichten treten nicht nur westlich der Inselberge und
des Rohrwaldzuges auf, sondern erfüllen das Korneuburger Tertiär-
becken und nehmen anscheinend auch das ganze Gebiet der marinen
Sande westlich der Linie Niederkreuzstetten, Neubau, Paasdorf und
Asparn ein.
H.Prinzinger!)schreibt in den ErläuterungenzuLipoldsKarte
über diese Gegend : „Eine zweite Varietät (des Sandes) ist in der Gegend
von Atzelsdorf, Garmanns und Karnabrunn. Ein ziemlich loser Sandstein
aus reinen weißen Quarzkörnern, in denen Quarzgeschiebe bis zu Nußgröße
eingelagert sind. Einzelne Tegellagen befinden sich zwischen Lagen
ockergelben Sandes und auf denselben liegen ungefähr einen Fuß mäch-
tige Bänke der großen Ostrea longirostris. Der Sandstein behält ein
gewisses Hauptstreichen bei nach Stund 1 mit einem Fall nach O©*.
Diese Beschreibung stimmt völlig mit den oben mitgeteilten Be-
‚obachtungen.
Die Grunder Schichten grenzen von Niederkreuzstetten, wo der
Bisamberger Flyschzug zu Ende geht, bis Paasdorf, wo die jüngeren
Mistelbacher Schotterhügeln beginnen, unmittelbar an die sarmatischen
Sande, die weiter im Innern des Beckens von den pontischen Sanden
(Paludinensanden Sturs) überlagert werden.
Die Lagerungsverhältnisse zwischen den Grunder und sarma-
tischen Sanden sind noch nicht genügend bekannt. Doch scheinen sich
die Grunder Schichten unter die sarmatischen zu senken. Typische
marine Schichten sind dazwischen nicht bekannt, können auch kaum
in größerer Ausdehnung vorhanden sein. Es sind aber auch keine
Anzeichen dafür bekannt, daß zwischen den beiden eine größere
Unterbrechung in der Ablagerungsfolge eintrat. Ihre Fazies ist recht
ähnlich und auch faunistische Anklänge zu der cerithienreichen sar-
‚matischen Stufe sind zu finden, zum Beispiel die Fauna vom Gebmans-
berg, vom Niederleis mit zahlreichen Cerithien und Rissoen, oder
die von Abel?) aus Niederschleinz beschriebene Fauna.
Man rechnet die Grunder Schichten zwar zur zweiten Mediterran-
stufe, nimmt aber wegen der älteren Formen meist an, daß sie eine
selbständige Unterstufe darstellen und nur an der Basis der zweiten
‚Mediterranstufe auftreten.
Nachdem nunmehr Grunder Schichten anscheinend die unmittel-
bare Unterlage der sarmatischen Sande von Atzelsdorf, Gaunersdorf,
Wolfpassing usw. bilden, scheint es mir richtiger, ihnen eine längere
Zeitdauer zuzuschreiben und anzunehmen, daß sie wenig-
stens stellenweise die zweite Mediterranstufe zur
Gänze vertreten.
Die große Mächtigkeit der Grunder Schichten und ihre gleich-
mäßige Beschaffenheit, welche die Tiefbohrung von Leobendorf er-
1) Geo]. Verh. d. Viertels u. d. Manhardsberg. Jahrb. d. k. k. geolog. R.-A.
Bd. III, 1852, 4. Heft.
2, Abel, die Fauna der miocänen Schotter von Niederschleinz bei Limberg-
Meißau in Niederösterreich. Verhandlungen d. k. k. geolog. R.-A. 1900, pag. 337.
K.k. geol. Reichsanstalt 1910. Nr. 6. Verhandlinngen. 94
164 Verhandlungen. Nr. 6
kennen ließ, sprechen entschieden für eine langandauernde Bildung
unter gleichartigen Umständen bei langsamer Vertiefung des Korneu-
burger Beckens !).
Wir kommen dazu, in den Grunder Schichten nicht so
sehr eine selbständige Unterabteilung an der Basis
der zweiten Mediterranstufe, als eine lokale Fazies
derselben zu sehen. Sie kam in dem weiten Flachseegebiete zur
Entwickelung, das nach der Ablagerung des Schliers den Raum
zwischen dem eben trockengelegten Rand des Waldviertels und dem
tieferen Inneralpinen Tertiärbecken beziehungsweise den Inselbergen
einnahm.
Der für die Grunder Schichten charakteristische Mischeharakter
der Fauna ist durch diese lokalen Verhältnisse bedingt). Das mit-
unter häufige Auftreten von Brackwasserformen, Vorkommen einge-
schwemmter Süßwasser- und Landkonchylien, lokales Auftreten von
Süßwasserkalk (zum Beispiel bei Ameis) erklärt sich aus dem Flachsee-
charakter des Gebietes von selbst. Diese Mischfauna bildete sich
solange als hier die Flachsee bestand, das ist bis zur Landwerdung
und Ablagerung der mächtigen fluviatilen Schotter. Alle Säugetier-
funde, die man bisher in dem Schotter machte, deuten auf pon-
tisches Alter?). Wenn auch den tieferen Partien am Rande des Wald-
viertels vielleicht ein höheres Alter zukommt, ist es doch nicht
wahrscheinlich, daß schon im Miocän die vollständige Verlandung des
Gebietes eingetreten ist ®).
Das Auftreten von Formen, die wir nur aus der ersten Mediterran-
stufe kennen, spricht nicht absolut für eine ganz kurze Bildungsdauer der
Grunder Schichten. Abgerollte Formen (besonders Ostreenschalen), die
sich in den Grunder Schichten auf sekundärer Lagerstätte befinden,
konnten zu jeder Zeit eingeschwemmt werden, solange genug Material
aus den trockengelegten älteren Schichten abgetragen wurde. Viel
eine größere Rolle als die Zeitdauer spielten dabei die lokalen Trans-
portbedingungen (Flußläufe) und besonders die Entfernung.
ı) F. X. Schaffer. Verh.d. k.k. geol. R.-A. 1907, pag. 227. Diese Bohrung
erreichte eine Tiefe von 344 m ohne die Grunder Schichten zu durchstoßen.
2) Eine aber nur scheinbare Schwierigkeit für diese Annahme bildet das
isolierte Vorkommen von Leithakalk bei Mailberg.
Nach der Mitteilung, die ich Herrn Chefgeologen G. Geyer verdanke, ist
die Darstellung der geologischen Karten insofern nicht ganz richtig, als es sich
nicht um eine große kompakte Partie von Leithakalk handelt, sondern der Sockel
des Buchberges aus Schlierton besteht und nur am Gipfel einzelne linsenförmige
Partien von Lithothamnienkalk liegen.
Es scheint zeitweilig eine Einwanderung von Lithothamnien in das Flach-
seegebiet stattgefunden zu haben, aber zu einer reichen Entwicklung kam es bei
den ungünstigen Lebensbedingungen nicht.
3) So in den oberen Schichten von Hohenwart, Stettenhof, aus den tieferen
Lagen von Mistelbach, Ziersdorf, Ladendorf, Nikolsburg. (Suess, ]. ec. Sitzungsber.
d. k. Akad. d. W. Bd. LIV, pag. 137, 1866; Vacek, Neue Funde von Dinotherium im
Wiener Becken. Verh. d. k. k. geol. R.-A. 1882, pag. 341.)
*) Für die Beantwortung dieser Frage wird es auch von Wichtigkeit sein, das
merkwürdige, von E. Suess (Sitzungsber.d.k. Akad. d. W. 1868, pag. 222) angegebene
Vorkommen der sarmatischen Stufe bei Oberhollabrunn neuerdings aufzufinden
und zu entscheiden, ob es sich tatsächlich um sarmatische Schichten, oder ob es
sich nicht auch hier um eine .ceritbienreiche Grunder Fauna handelt.
1910 Sitzung vom 5. April. Dr. H. Vetters, E. de Martonne, 165
Auch, daß solche ältere Typen in dieser Flachsee noch längere
Zeit gelebt haben, wie die am Göbmansberg vorkommenden Turritella
gradata, Cerithien usw. zeigen, ist kein entscheidendes Argument
dagegen. Es handelt sich hier um sandliebende Formen, welche
ähnliche für sie günstige Lebensbedingungen fanden wie in den
älteren Stufen, die sich bei der allmählichen Trockenlegung des Wald-
viertelrandes in das östlichere Flachseegebiet zurückgezogen haben
dürften und mit der nun sich ansiedelnden jüngeren Marinfauna aus
dem inneralpinen Tertiärmeere hier weiterlebten. Damit steht im
Einklange, daß in den marinen Sanden von Pulgram und Kienberg bei
Nikolsburg gleichfalls Formen von älterem Typus vorkommen, wie sie
sonst nur in den Grunder Schichten auftreten !), desgleichen in den
Sanden von Poisdorf?).
Die „Grunder Schichten“ als Fazies der ganzen zweiten Medi-
terranstufe anzusehen, hat somit eine gewisse Wahrscheinlichkeit für
sich, wenngleich nicht geleugnet werden soll, daß unsere Kenntnisse
über dieses ziemlich große Gebiet noch viel zu unvollständig sind,
um ein endgültiges Urteil zu fällen. Vielleicht regen diese Zeilen
mit dazu an, diesem lange vernachlässisten Gebiete Niederösterreichs
neue Aufmerksamkeit zu schenken.
Literaturnotizen.
E. de Martonne. Traite de Ge&ographie physique.
Climat— Hydrographie—Reliefdusol— Biogeographie.
VIII und 910 Seiten. Mit 2 farbigen Karten, 438 Tafeln in Autotypie
und 396 Textfiguren, darunter vielen ganzseitigen Kärtchen in Schwarz-
druck. Paris 1909. Armand Colin.
Das rasche Fortschreiten der Naturwissenschaften und die dadurch bedingte
stetige Erweiterung und teilweise Umgestaltung unserer Erkenntnisse bringt es mit
sich, daß geographische Handbücher bald veralten und rechtfertigt das Erscheinen
neuer Gesamtdarstellangen der Erdkunde. Ein solches Werk, die physische
Geographie im weitesten Sinne umfassend, von einem hervorragenden Vertreter
seines Faches geschrieben und reich mit Karten und Bildern ausgestattet liegt hier
vor. Der Erörterung der durch die Untertitel bezeichneten vier Hauptabsehnitte
der Erdkunde gehen voraus eine historische Einleitung, ein Kapitel über
astronomische Geographie, ein Abriß über Projektionslehre und eine karze Über-
sicht des zu behandelnden Stoffes. Auch die vier Hauptabschnitte des Werkes
enthalten zum Teil mehr als ihr Titel verspricht; so sind dem dritten Abschnitte
ein Abriß über Kartographie und ein Kapitel über Paläogeographie beigefügt.
Die ungeheure Fülle des jetzt vorliegenden Taıwsachenmat-riales, durch
welche sich schon im Falle, daß ein einzelner Zweig der Erdkunde in einem ein-
bändigen Werke abgehandelt werden soll, die riehtige Auswahl des zu bringenden
Stoffes schwierig gestaltet, bedingt es, daß bei einer Darstellang des Gesamtgebietes
der pbysisehen Geographie eine Beschränkung anf das Wesentlichste und Wichtigste
platzgreifen muß. In einer solchen Beschränkung Gleichmäßigkeit zu erzielen und
die Darstellung nicht durch allzugroße Koappheit in ihrer Verständlichkeit zu ge-
fährden, ist bierbei eine der schwierigsten Aufgaben, die an den Verfasser eines
geographischen Lehr- und Handbuches herantreten und man muß sagen, daß die-
selbe von Martonne mit Geschick gelöst wurde. Verhältnismäßig wenig Raum
t) A. Rzehak, Die Tertiärformation ji. d. Umgebung von Nikolsburg in
Mähren. Zeitschr. d. mähr. Laudesmus. Bd. Ill. 1903, pag. 78.
2) J. Prohazka, Verh. d. k. k. geol. R.-A. 1889, pag. 201.
24*
166 ‚au ' 0 Verhandlungen. ic ‚Nry 6
nimmt ‘die ‚Darstellung‘ der Hydrosphäre. ein; etwas ‚gar'.zu kurz ist: wohl das
Kapitel. über die Quellen. “ par ei Pe
* Im ersten Abschnitte werden in der in meteorologischen Werken üblichen
Weise Temperatur, Luftdruck und Winde, Hydrometeore und Wettertypen be-
sprochen und wird dann eine Unterscheidung von 27 verschiedenen Klimaten vor-
genommen, auf die näher einzugehen hier nicht der Platz ist. Martonne meint,
daß-Köppens Einteilung der Klimate zu einseitig die Vegetationsformen in Be-
trachbt ziehe und sucht die gesamten physischen Charakterzüge zu berücksichtigen.
Im zweiten Abschnitte werden der Reihe nach die physikalischen ' und
morphologischen Verhältnisse der Ozeane, Rand-. und Binnenmeere, Seen und
Flüsse abgehandelt. Sehr instruktivy sind die zahlreichen Diagramme von Wasser-
standregimen der Flüsse.
F Der dritte Abschnitt ist der umfangreichste. Nach einer Übersicht der. die
Gestalt der Erdoberfläche bedingenden Faktoren wird zunächst der Einfluß der
Gesteine (granitische Gesteine, Schiefer, Sand- und Kalkstein)’ auf das Relief erörtert.
Betrefis der Karsterscheinungen ist Verf. der Ansicht, daß sich dieselben nicht aus
den lokalen lithologischen und tektonischen Verhältnissen allein erklären ließen
und durch die regionalen Niveau- und Neigungsverhältnisse der Oberfläche mitbedingt
seien. Dann folgt ein Kapitel über den Einfluß der Tektonik auf das Relief, wobei
auch die Deckenhypothese Berücksichtigung findet. Die geographischen Zyklen
werden in Anlehnung an Davis’ grundlegende Forschungen dem Leser vorgeführt.
Weitere Kapitel sind dem vulkanischen Relief, den Defations- und Korrosions-
erscheinungen, der glazialen und litoralen Erosion und Akkumulation gewidmet.
Es gibt da überall noch manche strittige Fragen, die einem geographischen Autor
Gelegenheit bieten, die von ihm selbst vertretene Auschauung darzulegen und aus
diesem Umstande erwächst ja vornehmlich das Interesse, welches auch die engere
Fachwelt einem für weitere Kreise bestimmten wissenschaftlichen Handbuche ent-
gegenbringt. Es würde aber über.den Rahmen dieses Referates hinausgreifen, hier
auf Einzelheiten einzugehen. ee Gi Es
Betreffs des Wüstenreliefs, ist Verf. in Übereinstimmung mit neueren Wüsten-
forschern der- Ansicht, daß Walther die Bedeutung der Deflation sehr überschätzt
‚hat und ‘daß die subaärische Erosion eine wichtige Rolle spiele. In der Lößfrage
nimmt Verfasser den Standpunkt ein, daß äolischer Transport‘ die Hauptrolle,
fluviatiler Transport eine sekundäre Rolle gespielt habe.. Das Material könne
ebensowohl aus den Dünen von Sandwüsten als auch aus den Schlammoränen
alter Gletscher stammen. ua): iR
‚Im vierten Abschnitt werden zunächst die Grundfragen der Biologie und
Biogeograpbie erörtert. Ein zweites Kapitel behandelt den Einfluß des Klimas und
‚Bodens auf die Pflanzenverbreitung, ein drittes die verschiedenen Pflanzenformationen.
Die Zoogeographie wird in zwei Kapiteln mit .den Überschriften „La faune
aquatique“ und „Les faunes terrestres* abgehandelt, T
Jedem Kapitel aller vier Abschnitte des Buches ist ein die wichtigsten ein-
schlägigen Werke eenthaltendes Literaturverzeichnis, den morphologischen Kapiteln
auch ein Verzeichnis von Karten jener Gebiete beigefügt, in welchen die betreffenden
‚Erscheinungen typisch entwickelt sind. f
Das Werk ist reich mit Kärtchen, Dia- und Stereogrammen, "Skizzen und
Tafeln ausgestattet. Eine interessante Neuerung sind die Isothermen-, Isobaren- und
Isonephenkarten in Mollweides Projektion.‘ Insoweit die Linien‘. gleicher
Temperatur und gleichen Luftdruckes im Meeresniveau in sich geschlossene
-Kurven bilden, sind sie auf den in Merkators Projektion entworfenen Karten
in verschiedenen Breiten nicht vergleichbar. Die flächentreue Projektion vermittelt
eine richtige Vorstellung des Größenverhältnisses der subtropischen Pleiobaren zu
den subarktischen Meiobaren und läßt die geringe Ausdehnung des winterlichen
'arktischen Kältesees im Vergleich zu jener des tropischen. Wärmegürtels gut
erkennen. Nichtsdestoweniger wäre es. ganz ausgeschlossen, daß in den meteoroJo-
gischen Weltkarten jemals die Merkators-Projektion durch die Mollweides-
Projektion verdrängt würde. In mancher Hinsicht wird die Benützbarkeit der
Isothermen- und Isobarenkarten durch letztere Projektion sehr eingeschränkt, Die
Vermeidung eines Nachteiles ist hier nur durch Inkaufnahme eines größeren
‚anderen Nachteiles erzielbäar 'und eine Befriedigung aller zu stellenden Anu-
forderungen nur durch. gleichzeitige Anwendung beider , Darstellungsmethoden
möglich. Es verhält sich hier wie mit anderen ‚in der Meteorologie unternommenen
1910 Sitzung vom 5. April. E. de Martonne, J. Böhm und Ar. Heim. 167
Versuchen, Alteingebürgertes durch Neues zu verdrängen, so zum Beispiel mit
dem Versuche, die Angabe der Mittelwerte durch jene der Scheitelwerte zu ersetzen
oder das Sättigungsdefizit an Stelle der relativen Feuchtigkeit in den Klimatabellen
mitzuteilen.
Ungemein instruktiv sind die dem dritten Abschnitte beigefügten stereopischen
Profildarstellungen zur Erläuterung der Talbildung und zum Verständnisse der
tektonischen Erscheinungen (besonders pag. 484, 485, 497 und 502). Ein Punkt,
in bezug auf welchen zwischen geographischen Lehrbüchern von einst und jetzt
ein Riesenanterschied besteht, sind, wie bekannt, die landschaftlichen Darstellungen.
An Stelle der technisch unvollkommenen auf Grund von Reiseskizzen, zum Teil
auch wohl nur nach Beschreibungen entworfenen Bildchen von einst treten jetzt
gute Reproduktionen photographischer Naturaufnahmen aus aller Herren Ländern.
Daß das vorliegende Buch auch diesbezüglich sehr viel bietet, sei noch kurz
hervorgehoben. Zunächt wohl zur systematischen Einführung in die moderne Erd-
kunde bestimmt, kann Martonnes Werk auch dem Geologen zur raschen
Orientierung über: den derzeitigen Stand einzelner geographischer Fragen gute
Dienste leisten. (Kerner.)
J. Böhm und Ar. Heim. Neue Untersuchungen über
die Senonbildungen der östlichen Schweizeralpen. Mit
einem Beitrag über Ventriculites von Prof. Dr. H. Rauff. Mit
2 Tafeln und 2 Textfiguren. Abhandlungen der schweizerischen paläont.
Gesellschaft. Vol. XXXVI, Zürich 1909
Die Stratigraphie der oberen Kreide der östlichen Schweizeralpen ist in den
letzten Jahren durch glückliche Fossilfunde wesentlich gefördert worden.
Da diese Ergebnisse auch für die weiteren geologischen Aufnahmen in den
nördlichen Kreidezonen der benachbarten Ostalpen von Wichtigkeit sein dürften,
sollen dieselben hier näher besprochen werden.
In der Churfirsten-Mattstockgruppe, wo bisher die meisten hierhergehörigen
Fossilfunde gemacht wurden, besteht die Schichtfolge der oberen Kreide über dem
Albien aus Turrilitenschichten (0—1m), Seewer Kalk (150 m), Seewer Schiefer
(zirka 50 m), Leibodenmergel (zirka 40 m), Leistmergel (bis über 200 m). Die oberen
Seewer Schichten (Seewer Schiefer) gehen hier nach oben allmählich in die von
Arn. Heim nach der typischesten Lokalität der Leibodenalpe Leibodenmergel
genannten Schichten über.
Es sind frisch grüngraue, wenig oder gar nicht schiefrige Mergel mit
gelblichgrünlicher Verwitterung. Sie sind homogen und enthalten keine reinen
Kalkbänke. Der Tongehalt ist größer und gleichmäßiger als bei den Seewer Schichten.
In ihnen wurde an einzelnen Stellen eine charakteristische Fauna gefunden,
die nach der sorgfältigen Bearbeitung von Dr. Joh. Böhm folgendermaßen
zusammengesetzt ist: Spatangidarum sp., Ostrea sp., Inoceramus sp., Nucula Stachei
Zittel, Eutrochus Escheri J. Böhm, Trochus trilix J. Böhm, Ziziphinus Studeri
J. Böhm, Ziziphinus cefr. Studeri J. Böhm, Margaritella lensiformis J. Böhm,
-— cfr. conoidea J. Böhm, — Ganzi J. Böhm, Lunatia cfr. Geinitzi d’Orb. sp.,
Pyrgulifera efr. acinosa Zek. sp., Nerinea sp., Chenopus sp.?, Drepunocheilus vagans
J. Böhm, Spinigera sp.?, Avellana fabaeformis J. Böhm, Gaudiceras cfr. mite
v. Hauer sp., Baculites Oberholzeri J. Böhm, Desmoceras efr. diphylloides Forbes sp.
Die Leibodenmergel stellen somit einen Teil der Gosau-
schichten dar, welche sich also von den Karpathen durch die
österreichischen und bayrischen Alpen und die Nordschweiz bis
ins südliche Frankreich verfolgen lassen.
Die Leibodenmergel gehen im Hangeuden wieder allmählich in die von
Arn. Heim nach dem Leistbach Leistmergel genannten Sedimente über. Diese sind
graue, frisch bläulichgraue, weiche, grau bis gelblich anwitternde Mergel, welche
häufig Schieferung aufweisen und deutlicher geschichtet sind als die Leibodenmergel.
Sie enthalten 05-20 cm dicke, glattbegrenzte, dichte Kalkbänke in ziemlich
weiten Abständen.
Aus ihnen liegen nach Bestimmungen von Dr. Joh. Böhm und Dr. H. Rauff
vor: Ventricwites Escheri Rauff, Micraster cfr. Brongniarti Heb. Spatangidarum sp.,
Inoceramus sp., Nucula sp., Nuculana sp., Trigonia sp., Axinus Arnoldi J. Böhm,
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910, Nr. 6. Verhandlungen. 95
168 Verhandlungen. Nr. 6
Cardium sp., efr. Margarita radiatula Forbes, Solariella alpina J. Böhm,
Margaritella Ganzi J. Böhm, — lensiformis J, Böhm, — conoidea J. Böhm, Astralium
Arbenzi J. Böhm, Trochus granifer J. Böhm, Discohelix cfr. simplex Holzapfel,
Scala sp.?, Turritella sp., Natica protensa J. Böhm, efr. Lunatia Stoliczkai Holz-
apfel, Fyrgulifera helvetica J. Böhm, Cerithium Baumgärtneri J. Böhm, Drepano-
cheilus vagans J. Böhm, Avellana sp., Iingicula sp., Tornatellaea subdoliolum
J. Böhm, Bullinella Heimi J. Böhm, Dentalium sp., Phylloceras sp., Gaudryceras sp.,
Tetragonites subepigonum J. Böhm, Hamites sp., Baculites sp.
Die Leistmergel erscheinen als Aquivalente des Obersenons mit Ausnahme
dessen jüngster Zone.
Die jüngste Zone des Campanien (die des Scaphites constrietus Sow.) wird
am Öbersee bei Näfels durch das Vorkommen des Scaphites cfr Niedzwiedsküi
Uhlig angezeigt. Diese bisher für Flysch gehaltene Zone gehört somit zum jüngsten
Campanien.
Mit Rücksicht darauf umfassen die Amstener Schichten (Leiboden- und
Leistmergel) das gesamte Senon von der Zone des Gauthiericas margae Schlüt sp.
bis zu der des Scaphites constrietus Sow. sp.
Nach Arn. Heim sind die Amstener Schichten Tiefseeablagerungen vom
Typus der Blauschlamme. Für die Leistmergel ist eine pygmaeenhafte Molluskenfauna
charakteristisch. In ihnen kommen auch exotische Blöcke vor (sog. Wildflyschfazies),
deren Auftreten noch nicht erklärt ist.
Die Wangschichten (hauptsächlich im Drusberggebiet entwickelt) »lagern
diskordant über den Leistmergeln und werden wieder diskordant von mitteleocänen
Nummulitenschichten überdeckt. Sie werden mit Vorbehalt ins Dauien gestellt. Es
ergeben sich somit für die helvetische Oberkreide folgende stratigraphische Gleichungen:
Turrilitenschichten = unteres Cenomanien, Seewer Schichten = Turonien und oberes
CGenomanien, Leibodenmergel = Emscherien, Leistmergel = Aturien (besonders
Campanien), Wangschichten — Danien ? (0. Ampferer.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien Ill. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
Verhandlungen der K. a Reichsanstalt.
Bericht vom 31. Mai 1910.
Inhalt: Eingesen uerjunren n: Georg ee er: Aus de Kalalnen z zwischen
dem Steyr- und dem Almtale in Oberösterreich. — Gründung einer geologischen Kommission
für Kroatien-Slawonien. Literaturnotizen: M. Schlosser. — Einsendungen für
die Bibliothek.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Eingesendete Mitteilungen.
Georg Geyer. Aus den Kalkalpen zwischen dem
Steyr- und dem Almtale in Oberösterreich.
Der zwischen dem Steyr- und dem Almtale liegende Abschnitt
der Kalkzone, dessen Neuaufnahme !) im Sommer 1909 erfolgte, stellt
sich als die westliche Fortsetzung des Sengsengebirges, seiner
südlichen Vorlagen und seiner bis zur Flyschzone reichenden nörd-
lichen Ausläufer dar, über deren Zusammensetzung in den vorjährigen
Verhandlungen der k. k. geolog. R.-A. (1909, pag. 129) berichtet
wurde.
Dementsprechend treten die verschiedenen, etwa in einem von
Windischgarsten über Molln nördlich bis zur Flyschgrenze gezogenen
!) Die erste reguläre Aufnalıme dieses damals auf dem Blatte Windisch-
garsten der alten Generalquartiermeisterstabskarte 1:144.000 dargestellten
Terrains von seiten der Anstalt erfolgte zu Beginn der Fünfziger Jahre durch
J. C2jZek. (Vergl. dessen Aufnahmsbericht im Jahrbuch der k. k. geol. R.-A.
Bd. ILI. Heft 4, pag. 62.)
In der zweiten, die nördlichen Kalkalpen betreffenden Aufnahmsperiode, der
sogenannten „lokalisierten Aufnahme“ durch M. V. Lipold und dessen Stab von
Hilfsgeologen, scheint dieses engere Gebiet nur zum Teil berührt worden zu sein;
das Terrain westlich der Enns war dazumal G. v. Sternbach (Jahrbuch XV.
pag. 4) zugewiesen.
Die letzte Aufnahme besorgte E.v. Mojsisovies im Maße 1: 25.000, und
zwar in den Jahren 1833—1836 (Verh. d.k.k. geol. R.-A. 1884, pag. 3 hd 1857,
pag. 2), während das östlich der Reichsstraße Windischgarsten—Kirehdorf liegende
Terrain des Blattes Kirchdorf, Zone 14, Col. X, damals dem Verfasser zufiel.
Wie sich aus den hier mitgeteilten Zitaten ergibt, beschränken sich die
über dieses engere Terrain zwischen dem Steyrling- und Almtal aus der Jüngst
verflossenen Aufnahmszeit vorliegenden Mitteilungen auf kurze Bemerkungen in
den Jahresberichten der Anstalt. Da sich lokalisierte Detailangaben auch in der
älteren Literatur nur spärlich vorfinden, so kann gesagt werden, daß diese Gegend
zu den bisher weniger bekannten Abschnitten der Nordkalkalpen zählt.
K. &k. geol. Reichsanstalt. 1909. Nr. 7 u. 3. Verhandlungen. 26
170 Verhandlungen. Nr.7u8
Querprofil enthaltenen Schichtzüge und tektonischen Elemente un-
mittelbar in das hier darzustellende Terrain ein. Es sind dies der
Hauptsache nach, und zwar von Süden nach Norden an die Aufbruchs-
zone der Werfener Schichten von Windischgarsten anschließend: 1. Der
Wettersteinkalkzug des Sengsengebirges, 2. das in enge, einseitige
Falten und in Schuppen zerlegte Hauptdolomitgebiet südlich von Molln,
3. der Untertriasaufbruch Molln—Reichraming, endlich 4. die zer-
stückten Faltenzüge des Schobersteines, Gaisberges und Landesberges.
Während die Breite dieses ganzen Profiles im Meridian von
Molln etwa 22 km erreicht, schrumpft dieselbe infolge der Konvergenz
aller Faltenbündel gegen Westen im Meridian von Micheldorf auf
etwa 12 km zusammen. Es hängt diese Erscheinung mit einer be-
merkenswerten Drehung des Streichens nächst Micheldorf im
oberen Kremstale zusammen, wo die von Nordosten herstreichenden
Züge nach einer kurzen Knickung in nordwestlich streichenden Falten
abschwenken. Auf diese Art entsteht also in der Micheldorfer Bucht
ein ähnliches Faltenknie wie im Pechgraben bei Großraming, wo-
selbst die Granitklippe mit dem Buch-Denkmal gewissermaßen einen
Angelpunkt darstellt !).
Da nun auch das Streichen des Sengsengebirges zunächst über
die Kremsmauern in der gleichen Nordwestrichtung schräg über das
Steyrtal gegen Scharnstein im Almtale zielt, so findet südlich von Michel-
dorf ein Zusammendrängen aller Faltenteile auf einem wesentlich.
verschmälerten Raume statt.
Die in jenen beiden Knickungen, nämlich im Pechgraben und
bei Micheldorf gewissermaßen zurückgehaltenen Falten der Kalkalpen
spannen sich zwischen ihren beiden „Aufhängepunkten“ in einem
gegen Norden konvexen Bogen aus, dessen Scheitel vom Ennstal bei
Ternberg durchbrochen wird. Dabei schneidet die Flysch-
grenze einzelne Kalkalpenzüge schräg ab.
Findet dies schon nördlich von Leonstein statt, wo ein staffel-
weises Zurückweichen der Kalkalpen gegen die Micheldorferbucht
nachgewiesen wurde (Verhandl. 1909, pag. 142), so kommt dieselbe
Erscheinung auch östlich von Scharnstein zum Ausdruck, woselbst
ebenfalls ein Teil der weiter im Osten zwischen dem Hirschwaldstein
und dem Sengsengebirge noch breiter ausgedehnten, ab Micheldorf
jedoch viel enger Zusammengepreßten Kalkfalten von der FiyScherEgE
schief abgeschnitten werden.
Als südliche Grenze des eben erwähnten Faltengebietes der
Kremsmauern und des Hochsalmzuges verläuft aus dem die Wetter-
steinkalke des Sengsengebirges südlich begrenzenden Werfener Schiefer-
aufbruche von Windischgarsten eine nachıı Nordwesten aus-
strahlende, markante Störungszone?). Derselben entspricht
zunächst das anfänglich in Hauptdolomit eingeschnittene untere
Teichltal, wo dann bei Dirnbach unter dem Wettersteinkalk schon
’) Vergleiche die beigedruckte Kartenskizze.
2) Die Bedeutung dieser Linie für die Tektonik des Gebietes wurde schon
von E. v. Mojsisovics hervorgehoben. (Bau und Bild der Ostalpen und des
Karstgebietes von C. Diener. Wien-Leipzig 1903, pag. 890—391.)
1910
Bericht vom 31. Mai. Georg Geyer.
171
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172 Verhandlungen. Nr. 7u.8
Reiflinger Kalke auftauchen. Jenseits der Steyr äußert sich die Störung
unmittelbar anschließend am Keferspitz dadurch, daß hier in steiler
Antiklinalstellung noch tiefere Glieder, nämlich Gutensteiner Kalke an
die Oberfläche kommen. Weiterhin kreuzt sie die Talweite von
Steyrling und setzt auf den Südhang der Rieserschneid über, wo sie
den Hauptdolomit der unteren Hänge von der höher oben durch-
ziehenden Fortsetzung jener Gutensteiner Kalke trennt.
Noch weiter gegen Nordwesten kommen entlang dieser Linie in
dem unter dem Schwereck nach Schindelbach abfallenden Seitengraben
auch noch Werfener Schichten mit Haselgebirge und Gips an den
Tag und stoßen hier unmittelbar am Hauptdolomit der südlich an-
srenzenden Scholle ab. Nun schneidet sie entlang dem Nordfuße der
Kasberggruppe ein und streicht nächst Grünau im Almtale aus, wobei
ihre Sprunghöhe sich übrigens fast wieder ausgeglichen hat, da hier
infolge des Auftauchens von Lunzer Schichten an der Basis jenes
südlichen Hauptdolomitstreifens annähernd der in dieser Region
herrschende Schichtenverband zwischen Unter- und Obertrias wieder-
hergestellt erscheint.
Südlich jener das ganze Gebiet durchschneidenden, aus einer
zentral gelegenen Depression der Kalkalpen mit Aufbrüchen von
Werfener Schichten und eingelagerter Gosau (Windischgarstener
Becken) schräg durch die ganze Nordhälfte der Kalkzone über eine
zweite Depression mit Werfener Schichten und Gosau (Grünauer
Becken) bis nahe an die Flyschgrenze bei Scharnstein reichenden
Hauptstörung folgt nun zwischen dem Oberlaufe der Alm und der
Steyr eine breite Dolomitregion.
Dieses verhältnismäßig niedrige, reich bewaldete Bergland bauen
zum großen Teile in der Regel massige, weiße, sandig-drusige
Wettersteindolomite auf, welche einerseits von Carditaschichten
bedeckt, den Sockel der mächtigen Dachsteinkalkmasse des
Totengebirges bilden, anderseits aber auch innerhalb der gleichen
Zone durch wohlgebankten, grauen, grobsplittrigen, bituminösen
Hauptdolomit überlagert werden, von dem sie ein schmales Band
aus Lunzer Schichten scheidet.
Der tektonische Bau jener von Nordwesten nach Südosten
ziehenden Wetterstein- und Hauptdolomitregion wird durch das Auf-
treten einer querüber, nämlich von Südwesten nach Nordosten ge-
richteten Streichungsrichtung und südöstliches Einfallen kompliziert,
so daß in der Längsrichtung der Zone gegen NW immer ältere Ge-
steine hervorkommen, bis auf dem Kasbergplateau sogar die hier
ebenfalls mit der Keferspitzantikline zusammenhängenden Gutensteiner
Kalke erscheinen. Da unmittelbar westlich unter dem Kasberg im
Almtal wieder Hauptdolomit hervortritt, so setzt sich jene Zone
eigentlich aus zwei durch die Muschelkalkaufwölbung: Habernau—Kas-
berg—Keferspitz getrennte Hauptdolomitstaffeln zusammen, wovon die
nordwestliche bei Steyrling ausspitzt, während die südöstliche die Mün-
dung des Stodertales bei Dirnbach verquert.
Die dieser Gliederung des ganzen Terrains zwischen Steyr und
Alm entsprechenden Hauptabschnitte desselben mögen nachstehend
einzeln besprochen werden.
1910 Bericht vom 31. Mai. Georg Geyer. 173
I. Die Züge des Hirschwaldsteines, Steinkogels und Kienberges zwischen dem
Steyr- und Kremstale.
Wie schon einmal dargestellt wurde (Verhandl. 1909, pag. 141
bis 142), wird die aus Trias-, Jura- und Kreidebildungen bestehende,
vielfach in Schuppen zerleste Faltenzone des Hochbuchberges und
Schoberstein-Gaisberges westlich des Steyrdurchbruches am Lands-
berg bei Pernzell quer auf ihr Streichen vom Kreideflysch der
Kirchdorfer Bucht abgeschnitten. Eine zweite, von der Rinnerberg-
klamm durchsägte, analoge Schichten- und Faltenfolge wurde dabei
als südlich verschobene, ebenfalls an der Flyschgrenze quer ab-
brechende Fortsetzung der Züge am Landsberg bezeichnet und zu-
gleich bemerkt, daß auch noch ein dritter, weiter südlich am
Rinnerberg gegen Brauneck an der Flyschgrenze liegender Jura-
rest das Bild eines treppenförmigen Zurückweichens der Kalkalpen-
ränder gegen die Flyschbucht von Kirchdorf zu vervollständigen
scheint. Noch weiter südlich gegen Micheldorf zu folst endlich der
aus ganz derselben Trias, Jura und Kreideschichtfolge aufgebaute Zug
des Hirschwaldsteins, welcher jedoch nicht mehr an der von
Südwest nach Nordost ziehenden Flyscherenze abschneidet, sondern
mit der letzteren bereits parallel läuft, und zwar im Großen betrachtet
als eine gegen Südosten, also alpeneinwärts neigende, nur von unter-
geordneten Störungen betroffenen Synklinale.
Diese in Hauptdolomit eingeschlossene, eng zusammengeklappte
und schiefliegende Mulde besteht bis zu ihrem Kerne der Reihe nach
aus folgenden Schichtgliedern: Dem Hauptdolomit zunächst erscheint,
aber nur in dem nördlichen Faltenflügel, eine mächtige Bank von
hellem oberem Dachsteiukalk, auf der das SchloB Altpern-
stein gelegen ist. Am Rücken oberhalb des Schlosses fanden sich
auch duukelgraue, gelblich verwitternde, tonige Rhätkalke mit
Terebratula gregaria Swess und Muschelscherbenbreecien. Das nächst-
höhere Schichtglied wird durch hellgraue oder liehtgrüne, auch in der
engen felsigen Pernsteinschlucht südwestlich unter dem Schloß an-
stehende Liasfleekenmergel gebildet. Mit innen kommen auch
ziegelrote Adneter Kalke vor, in denen ich nebst anderen schlecht
erhaltenen, weil meist zertrümmerten Cephalopodenresten Arietites
raricostatus Ziet. nachweisen konnte. Welche Lage diese tonigen,
ziegelroten Arietenkalke gegenüber der Hauptmasse der grauen
Fleckenmergel einnehmen, vermochte ich jedoch an jener Lokalität
nicht festzustellen, höchstwahrscheinlich entsprechen sie den liegenden
Partien des Liaskomplexes. Uber dem Lias folgen erst rotbraune
Kieselkalke, sodann aber, Mauerstufen bildend, hellrote Crinoidenkalke
mit Brachiopoden der Vilser Schiehten, Die nächsthöhere Schichten-
lage repräsentieren typische, bläulichrote, tonige Flaserkalke des
Tithons, auf dem Kamme nordöstlich des Hirschwaldsteingipfels mit
den bekannten, schlecht erhaltenen Ammonitenresten. Endlich bilden
den Kern dieser eng zusammengeklappten Synklinale Aptychenkalke
sowie gelbgraue oder grünliche, schmutzigweiß bleichende Flecken-
mergel und Mergelschiefer des Neokoms, zumeist reich an dunklen
Hornsteinknollen. Nördlich unter dem Hirschwaldstein fanden sich
darin Cephalopoden, worunter Haploceras Graseanum d’Orb. sp.
174 Verhandlungen. Nr. 7:08
Der südwestlich unter dem Schlosse Altpernstein tief eingerissene
Pernsteingraben schließt in seiner von zwei schroff aufragenden Kalk-
nasen flankierten Enge die tieferen Teile dieser aus der Gegend von
Micheldorf über Altpernstein und den Hirschwaldstein bis in den
Rinnerbach reichenden und hier am Fuße des Rinnerberges bis auf
die Kössener Schichten denudierten Synklinale hinreichend auf, um
die oben erwähnte Schichtfolge festlegen zu können.
Es zeigt sich hier vor allem, daß die in Wänden anstehenden
weißen Rhätkalke nur im Nordflügel der Mulde entwickelt sind, also
in Altpernstein und auf der steilen bewaldeten Nordflanke des Hirsch-
waldsteines, während im Südflügel bloß dunkle, mergelig-kalkige
Kössener Gesteine vertreten sind. Dann erweist sich auch, daß die
Liasfazies ziegelroter, toniger Arietenkalke (Adneter Fazies) hier nur
lokal in beschränktem Umfange entwickelt ist, ähnlich wie ‚östlich
von Ternberg a. E. und im Neustifter Graben bei Weyer. (Vergl.
Jahrbuch d. k. k. geolog. R.-A. Bd. LIX 1909, pag. 50.)
Diese einseitig nach SO neigende Synklinale ist im ganzen
ziemlich regelmäßig gebaut und nur selten durch untergeordnete
Störungen verschoben, wie auf der waldigen Norllehne des Hirschwald-
steins, wo nordöstlich von Altpernstein einer Schichtenwiederholung
zufolge noch ein schmaler Streifen von Hauptdolomit zutage tritt.
Die gerade nördlich unterhalb des Schlosses in einem Hohlwege
nahe der Flyschgrenze aufgeschlossene Partie von rotem Tithonkalk
und Neokomaptychenkalk entspricht bereits einer anderen, weiter
auswärts gelegenen Faltenzone, die hier vom Flysch schräg, ab-
geschnitten wird. Überhaupt erweist sich der dem Hirschwaldstein
benachbarte Abschnitt der Fiyschgrenze wieder als eine Störung mit
nach Südosten neigender Überschiebungsfläche, worauf bereits in
meinem ersten diese Gegend betreffenden, durch die neueren Arbeiten
allerdings wesentlich überholten Aufnahmsberichte aus dem Jahre 1886
hingewiesen wurde (Verhandl. 1887, pag. 249).
In der gleichen Richtung wie am Hirschwaldstein, also gleich-
falls von Südwesten nach Nordosten, streicht die Schichtfolge am
Rücken des Steinkogels, auf dessen Südabdachung nächst der
Kammhöhe bei den „Steinmühlen“ nur Reste von korallenführenden
Rhätkalken einer weiteren Synklinale erhalten blieben, deren Kern
sohin bereits der Erosion zum Opfer gefallen ist.
Die beiden Rücken des Hirschwaldsteins und Steinkogels werden
durch einen kurzen Querkamm mit der Einsattlung Kote 938 m ver-
bunden, von welcher sich nach SW der Pernsteingraben und nach
NO der Rinnerberggraben absenken. Hier verzeichnen die ältesten
Aufnahmskarten i. M. 1:144.000 einen fast ununterbrochen von Leon-
stein über die Hambaumböden und jenen Sattel 988 m bis Georgen-
berg bei Micheldorf reichenden Zug von Lunzer Sandstein, der
jedoch, wie die neuen Begehungen zeigten, ebensowenig auf tatsäch-
lichen Aufschlüssen beruht, wie etwa die von A. Bittner einge-
zogenen älteren Eintragungen von Lunzer Zügen in der Gegend von
Gaflenz. (Verhandl. 1900, pag. 324; 1901, pag. 250.)
Das Gebiet südlich vom Steinkogelzug bis zum, Steyrflusse und
bis zur flachen Talwasserscheide zwischen dem Steyr- und Krems-
1910 Bericht vom 31. Mai. Georg Geyer. 175
gebiete wird ausschließlich durch Hauptdolomit gebildet, in welchem
auch der mit 561 m kotierte, den südlich vorgeschobenen Kienberg
abtrennende niedere Sattel „am Wienerweg* eingeschnitten ist.
Während der Steinkogel durchweg noch südlich einfallenden Haupt-
dolomit aufweist, entspricht die im Streichen gelegene Einsenkung
des „Wienerwegs“ samt dem angrenzenden Kienberg einer steil-
stehenden Zone mit zum Teil sogar nördlicher Einfallsrichtung. Zu
beiden Seiten dieser Wasserscheide (561 m), besonders aber auf der
östlichen Abdachung sind Moränenreste mit einzelnen kristallinen
Geröllen erhalten, auf die bereits früher (Verhandl. 1909, pag. 143)
hingewiesen wurde. Auch auf der Talwasserscheide nördlich bei
Schön lagern jedoch fast ausschließlich nur Dolomit- und Kalkstücke
führende Moränen, welche wohl den im Micheldorfer Becken am süd-
lichen Talsaume, das heißt am Fuße des Schellensteins und des Zieh-
berges erhaltenen Rißmoränen !) entsprechen dürften.
II. Die Kremsmauern bei Micheldorf.
Wie von mir bereits wiederholt angedeutet wurde, setzt sich der
gefaltete Wettersteinkalkzug des Sengsengebirges über den Steyrdurch-
bruch bei Preißegg oberhalb Klaus gegen Nordwesten unmittelbar in den
Kremsmauern fort, welche ihrerseits wieder, mindestens orographisch,
durch einen langen, in der gleichen Richtung bis zum nächsten Quer-
tal, dem des Almflusses, fortstreichenden Hauptdolomitkamm mit dem
Hochsalm bei Scharnstein zusammenhängen. Annähernd parallel
mit diesem Zuge der Kremsmauern verläuft aber weiter nördlich am
Fuße des Gebirges und schon hart am Flyschrande ein allerdings
mehrfach unterbrochener zweiter Zug von Wettersteinkalk, welcher
mit dem ersten eine breite, über die Gradenalpe und deren Nord-
abhänge streichende Hauptdolomitzone einschließt.
In dem nördlichen Wettersteinkalkzug sind nahe südlich bei
Micheldorf die Kalksteinbrüche der Kirchdorfer Zementwerke ur-
sprünglich angelegt worden; heute ist dort der weiße Diploporenkalk
zum Teil schon abgebaut und die neueren Brüche bewegen sich zu-
meist in den angrenzenden Opponitzer Kalken. An dieser Stelle
kommt die eingangs erwähnte Knickung im Streichen der Vorkalk-
alpen deutlich zum Ausdruck. Während die lichten Wettersteinkalke
nämlich in der schroff geböschten Vorkette des Schellensteins
von Nordwesten nach Südosten streichen, biegen sie in den Stein-
brüchen in kurzer Wendung nach Nordosten, ja sogar nach Norden
um, wie sich aus dem kleinen Aufschluß heller Kalke am Westfuße
des Georgenberges in Obermicheldorf ergibt.
Dieser tiefere, vordere Wettersteinkalkzug bildet das Liegende
des dahinter am Abhang der Gradenalpe und Kremsmauern anstehenden
Hauptdolomites, von dem er durch eine aus Lunzer Sandstein und
ÖOpponitzer Kalk bestehende Zwischenlage getrennt wird.
Während die letztere hinter dem Schellenstein gering mächtig
und kaum im Zusammenhange nachgewiesen ist, schwillt sie im Gebiete
!) Vergl. hier: O, Abel, im Jahresbericht der Verhandl. d. k. k. geol. R.-A.
1908, pag. ?2.
176 Verhandlungen. Nr. 7u.8
des Kremsursprunges etwa 2 km südlich von Micheldorf zu bedeutender
Mächtigkeit an, so daß die Lunzer Sandsteine diese ganze Talweite
erfüllen und die darüber folgenden Opponitzer Kalke bis auf die
Höhe des jene Bucht im Süden zunächst überragenden Riegels em-
porreichen. Man wird diesen ungewöhnlichen Wechsel der Mächtigkeit
wohl auf ursprüngliche Ablagerungsverhältnisse zurückführen müssen,
ähnlich wie an einer südlich der Kremsmauern im Seitengraben Tragl
nächst Steyrling gelegenen Stelle.
Weiter nördlich in den Steinbrüchen keilt der Lunzer Sandstein
völlig aus, so daß hier Opponitzer Kalk unmittelbar an Wetterstein-
kalk stößt. Die von H. Commenda') angeführten, im großen Stein-
bruch von Obermicheldorf beobachteten linsenförmigen, tonigen
Einlagerungen mit Schmitzen von Steinkohle deuten sicher die letzten
Spuren des sich ausspitzenden Lunzer Sandsteines an.
Nordwestlich gegen den Ziehberg streicht der vordere Wetter-
steinkalkzug am Flyschrande aus, wo von O. Abel am Gehänge des
Schabenreitnersteines ein große Porphyrgerölle und Gerölle ver-
schiedener kristallin’scher Gesteinsarten einschließendes Grundkon-
glomerat der Flyschzone beobachtet worden ist. (Siehe Jahresberichte
in Verhandl. 1908 und 1909.) Erst noch weiter westlich, jenseits des
Ziehberges tauchen, wie weiter unten erörtert werden,soll, dieser selben
Zone angehörige untertriadische Kalke bei Steinbach neuerdings
südlich vom Flyschrande im Liegenden des Hauptdolomits an die
Oberfläche empor.
Wir wollen nunmehr den weitaus mächtigeren, südlichen Wetter-
steinkalkzug näher ins Auge fassen, welcher als eine schmal profilierte,
nach Norden fast senkrecht abstürzende, in der Kremsmauer und in
der Falkenmauer gipfelnde Kante schroff über den niederen Vorbergen
aufragt. Zwischen der Krems- und der Falkenmauer ist das „Törl“
eingesenkt, eine Scharte, unterhalb deren tiefster Kammsenke ein na-
türliches Felstor den Übergang aus dem Kremstal in das jenseitige
Steyrlingtal vermittelt.
Während das Sengsengebirge (vergl. Verhandl. 1909, pag. 131)
noch im Querschnitt des Größtenberges eine vollständige Antiklinale
mit erhaltenem Scheitel repräsentiert, bildet sich weiter gegen Nord-
westen zwischen dem Wettersteinkalk und dem überkippten, also
scheinbar darunter einfallenden Hauptdolomit der (gegen Norden)
zunächst folgenden Svnklinale eine Störung heraus, derzufolge das
trennende Band von Lunzer Schichten, zum Beispiel entlang dem gut
aufgeschlossenen Seitenrücken der Haideralpe unter dem Sperring,
nicht mehr nachzuweisen ist.
Jenseits des Steyrtales bei Preißegg setzt sich der Wetterstein-
kalkzug zunächst in der Kirchenmauer fort. Dieselbe entspricht aber
nur dem hier schon viel steiler einfallenden Südflügel jener zuerst
erwähnten Antiklinale, welcher zugleich den Nordflügel der zunächst
anschließenden Synklinale des Fischbachtales darstellt. Die Kirchen-
und Kremsmauer bildet nämlich mit dem gegen Steyrling, also
!) 4. Commenda, Materialien zur Geognosie Oberösterreichs. 58. Jahresber.
d. Museums F'raneisco-Carolineum. Linz 1900, pag. 60.
1910 Bericht
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Rieser Schneid
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K. k. geol. Beichsanstalt. 1910.
vom 31.:Mai. Georg Geyer.
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177
178 Verhandlungen. Nr. 70.8
südlich vorliegenden Wettersteinkalkzug der Rieserschneid eine
Synklinale, deren beide gegeneinander einfallende Schenkel einen
vom Grünauer Schwarzenbachgraben über Kaltau-Legeralpe bis
Preißegg reichenden, von schmalen Lunzersandsteinzügen begrenzten
Hauptdolomitkern einschließen.
Die aus dunklem Reingrabener Schiefer und Sandstein bestehenden
Lunzer Schichten sind wohl nur wenige Meter mächtig, lassen sich
aber am Nordrande des Hauptdolomitkerns der Legeralpe trotzdem
kontinuierlich vom Grünen Fleck im obersten Teil des Schwarzen-
baches (SW unter dem Gipfel der Falkenmauer) entlang der Südflanke
der Falkenmauer, Kremsmauer und Kirchenmauer bis gegen Preißegg
verfolgen. In der Kaltau bei Punkt 1064 beobachtet man in dieser
Grenzzone verfallene alte Stollen als Überreste eines noch im
Jahre 1794 betriebenen Bleibergwerkes. (H. Commenda, Übersicht
d. Mineralien Oberösterreichs, XXXIlI. Jahresber. d. Ver. f. Natur-
kunde. Linz 1904, pag. 7.) Entlang dem Südrande jenes Dolomitkernes
konnten sie aber nur in dem Graben von Rissl (NO Steyrling)
beobachtet werden, während sie in der Umgebung der Legeralpe wohl
durch auflagernde Grundmoränen verhüllt werden. Übrigens dürfte hier
auch eine sekundäre, westlich gegen den Stoßbach fortsetzende Längs-
störung in der Synklinale einschneiden, derzufolge die Lunzer Schichten
im Sattelgebiet der Legeralpe überhaupt nicht an die Oberfläche
gelangen.
Die Wettersteinkalke der großen Mulde: Kremsmauer—Rieser-
schneid werden also sowohl im Süden als auch im Norden durch
Störungen von ihrer aus Hauptdolomit aufgebauten Nachbarschaft ge-
trennt. Im Norden ist es die Fortsetzung jener den Wettersteinkalk
des Sperrings oberhalb der Haideralpe vom Hauptdolomit des Walcher-
grabens trennenden Störung, so daß hier das im nahen Osten noch
kontinuierlich verlaufende Band von Lunzer Sandstein aussetzt und die
Kalke der Kremsmauern bei der Parnstalleralpe und am Kamm-
ansatz der Gradenalpe nächst dem „Törl“ unmittelbar am Haupt-
dolomit abstoßen.
Im Süden aber scheidet der bereits eingangs geschilderte von
Windischgarsten bis Grünau kontinuierlich zu verfolgende, von Süd-
osten nach Nordwesten streichende Bruch unsere Synklinale vom
Hauptdolomit des Steyrlingtales. Hier kommen übrigens im Liegenden
der Synklinale auch noch ältere Schichtglieder an den Tag, da unter
dem im Rieserkarl korallenführenden Wettersteinkalk der Rieser-
schneid noch blaugraue hornsteinführende Plattenkalke und Wulst-
kalke!), ja selbst noch typische dünnplattige tief schwarze und fein
weißgeaderte Gutensteiner Kalke erscheinen, welche auf dem steilen
Südhang der Rieserschneid unvermittelt an dem sie scheinbar unter-
ı) Es muß hier hervorgehoben werden, daß sowohl am Grießerstein (Rissl
der Spezialkarte) als auch südlich unterdem Falkenmauertörl, wo der Gegenflügel der
Lunzersandsteine am Abhang durchstreicht, auch im Hangenden des weißen
Diploporenkalkes noch Bänke von bläulichgrauen, hornsteinführenden, also den
Reiflinger Gesteinstypus aufweisenden, dünnplattigen Kalken beobachtet wurden,
während allerdings die Hauptmasse. dieser Wulst- und IIornsteinkalke unter dem
Wettersteinkalk, das heißt zwischen diesem und dem Gutensteiner Kalk lagert.
1910 Bericht vom 31. Mai. Georg Geyer. 179
teufenden wohlgebankten Hauptdolomit der Seitebner Alpe abstoßen,
Der hier erwähnte, das südliche Liegende der Synklinale darstellende
Muschelkalkzug findet sich auch an der Straße östlich von Steyrling auf-
geschlossen unter dem Wettersteinkalkzug des Grießersteins (NO über
Steyrling), der wieder durch einen Lunzer Sandsteinzug vom Haupt-
dolomitkern (Seitebner) geschieden wird.
Jener mehrfach erwähnte Zug des Grießersteins setzt sich
übrigens nicht ununterbrochen in der Rieserschneid fort, sondern er-
fährt bei Steyrling eine Ablenkung durch das Einsetzen einer auch in
dem südlich anschließenden Gebirgsteil zum Ausdruck gelangenden und
hier offenbar mit der unter einem rechten Winkel zum Hauptstreichen
von NNO nach SSW gerichteten Streichungsriehtung am Habichtskogel
und Hühnerzipf zusammenhängenden Dislokation ?). Infolge dieser Quer-
verwerfung bricht die Südostseite des Rieserkogels mit einer Wand
ab, an deren Fuß im Talkessel von Rissl auffallend mächtige Massen
von Lunzer Sandstein bloßgelegt sind. Diese Sandsteine, deren un-
gewöhnliche Mächtigkeit wohl auf ihre ursprünglichen Ablagerungs-
verhältnisse zurückgeführt werden muß, scheinen hier einem tief ein-
gebrochenen Gebirgsteile anzugehören, denn jenseits des Risslgrabens
bauen sich am Grießerstein mit etwas abweichendem, mehr nach
Nordosten ziehenden Streichen abermals Gutensteiner-, Reiflinger- und
Wettersteinkalke auf, welche den Hauptdolomitkern der Legeralpe auf
seiner Südseite unterlagern.
Außerdem werden die Lunzer Sandsteine von Rissl talauswärts
gegen das Dorf Steyrling durch einen schmalen Riegel aus Wetter-
steinkalk begrenzt, in dem sich der Traglbach eine enge Pforte
ausgewaschen hat. Augenscheinlich ist die abgebrochene südöstliche
Fortsetzung des Rieserkogels in die beiden divergenten Splitter jenes
Kalkriegels und des Grießersteines zerfallen.
Die im Talkessel von Steyrling zutage tretenden Gutensteiner
und Reiflinger Kalke setzen sich ihrem Streichen nach gegen Südosten
im Nordflügel der Keferspitzantiklinale fort und reichen über diesen
Gebirgskamm in das Steyrtal hinüber, wo sie auch noch am Fuße
des Falkensteins bei Dirnbach anstehen, während der entsprechende,
drüben im Steyrtale entlang der Reichsstraße bei Gasteiger aufge-
schlossene Südflügel jener steilstehenden Antiklinale entlang dem
mittleren Steyrlingtal in das durch mächtige Massen von Gutensteiner
und Reiflinger Kalk aufgebaute Kasbergmassiv einlenkt. Es findet also
eine Gabelung des den Keferspitzkamm überquerenden, aus Guten-
steiner-, Reiflinger- und Wettersteinkalk bestehenden Untertriassattels
statt, in welche Gabel sich von Westen her der südlich einfallende
Hauptdolomitkeil der Seitebner- und Schlagbaueralpe einschiebt !).
Wir haben nun noch die nordwestliche Fortsetzung der Synkli-
nale: Kremsmauer—Rieserschneid ins Auge zu fassen. Nachdem sich
deren aus Lunzer Sandstein und Hauptdolomit bestehender Kern süd-
westlich unterhalb des Törls im obersten Schwarzenbachgraben aus-
gekeilt hat, streicht der geeinte Wettersteinkalkzug über den Gaisstein,
Stoßberg und Janslkogel in derselben Richtung weiter bis zum
1) Vergleiche die Kartenskizze auf pag. 171.
180 Verhandlungen. Nr. AB
Windhagkogel nördlich von Grünau. Auch die liegenden, dunklen
Muschelkalkgesteine setzen sich in derselben Weise über den Sattel
der Wasserbodenalpe fort hinüber ins Almgebiet, wo in dem süd-
westlich unter dem Schwereck eingesenkten, nach Schindelbach ab-
fallenden Seitengraben sogar noch Werfener Schichten mit
Haselgebirge und rotem Gips hart an der weithin durchlaufen-
den Störung gegen das südlich angrenzende Hauptdolomitterrain an
den Tag kommen. '
Zwischen dem Schwereck und dem Gaisstein erreichen die dunkel-
gefärbten, dünnschichtigen, in ihren höheren Partien meist hornstein-
führenden und häufig mit einem schweren Brecciendolomit wechsel-
lagernden Muschelkalkgesteine eine erhebliche Breite.
Auf dem zum Teil sumpfigen, flacheren nördlichen Abhang
des Keferreitgrabens lagert über dem hornsteinreichen Reiflinger
Kalk ein in verwittertem Zustande, ähnlich wie der Lunzer
Sandstein, bräunlich oder gelbgrau gefärbter kieseliger Kalk-
sandstein, bei welchem nur frische Bruchfiächen mit Salzsäure
benetzt aufbrausen. Im Dünnschliffe zeigen die vorwiegend aus Kalk-
körnern bestehenden Sandsteine nach einer durch Herrn Dr. R.
Schubert freundlich vorgenommenen Untersuchung neben unbestimm-
baren Organismen auch Foraminiferen und zwar der Gattungen:
Textularia, Frondicularia, Cornuspira und Endothyra® Reste, die
jedoch weder eine spezifische, noch eine genauere Altersbestimmung
zulassen. Zum Vergleiche hergestellte Dünnschliffe. von sicherem
Lunzer Sandstein aus demselben Gebiete erweisen sich dagegen als
Anhäufungen reiner Quarzkörner mit reichlich eingestreuten Glimmer-
schuppen. Wahrscheinlich gehören die erwähnten Kalksandsteine einer
jüngeren, transgressiv auflagernden Serie, nämlich den Gosauschichten
an, welche ja im nahen Grünauerbecken sicher nachgewiesen werden
konnten und hier in einzelnen, etwas feinkörnigeren Varietäten von
Kalksandstein zahlreiche, besser erhaltene Foraminiferenreste führen.
Das Reiflingerkalk-Terrain des Schindelbaches und Keferreit-
srabens streicht nordwestiich in das Grünauer Becken, wo es zunächst
wieder von Gutensteiner Kalken und dann von gipsführenden oberen
Werfener Schichten unterteuft wird, worauf noch in einem späteren
Abschnitt des näheren hingewiesen werden wird.
Das zwischen den eben geschilderten Wettersteinkalkzügen der
Kremsmauern und der Obermicheldorfer Steinbrüche liegende, die
Pfannsteingruppe mit der Gradenalpe sowie den nördlich vorgescho-
benen Schabenreitnerstein, daher die nördlichen Vorlagerungen und
Abfälle der Kremsmauern umfassende Hauptdolomitterrain,
stellt, wie eingangs bemerkt wurde, die enger zusammengepreßte
Fortsetzung jener Faltenzüge dar, welche im Steyrdurchbruche zwischen
dem Sengsengebirge bei Preißegg und dem Hirschwaldstein bei Michel-
dorf einen viel breiteren Raum einnehmen. Den im Steyrprofile relativ
weit auseinanderliegenden Synklinalzügen entsprechen im Kremsgebiet
einander wesentlich genäherte Züge von eingeklemmten, liegenden,
meist einseitig gegen das Innere der Kalkalpen einfallenden Mulden.
So setzt sich die Synklinale des Hirschwaldsteines augenscheinlich
auf dem Schabenreitnerstein SW von Micheldorf fort, wo über dem
1910 Bericht vom 31. Mai. Georg Geyer. 181
Hauptdolomit dunkle, rhätische Mergelkalke mit Muschelscherben-
breceien, weiße Korallenkalke, rote, in ihren Hangendlagen flaserige,
nur wenige Meter starke Liaskalke, endlich wohl an hundert Meter
mächtige, wahrscheinlich mittel- oder auch oberliassische Flecken-
mergel folgen. Die synklinale Lagerung ist anläßlich einer UÜber-
schreitung des Schabenreitnersteines 'von ' der Ebensattelalpe gegen
Großnergut deutlich zu erkennen. In den aus weißen rhätischen Riff-
kalken und darüberliegenden roten Liaskalken bestehenden Gipfel-
felsen haben wir das südliche, in einem Hohlwege südlich oberhalb
Großnergut das nördliche Ausgehende jener Mulde vor uns, während
der mit Hutweide und Wald bedeckte Rücken selbst dem aus horn-
steinführenden Fleckenmergeln aufgebauten Kern entspricht.
Die nächstsüdliche Synklinalzone des Windberges (Verhandl.
1909, pag. 135) verquert bei Schloß Klaus das Steyrtal und findet
nach einer durch Abtragung bedingten Unterbrechung in der langen,
unterhalb des Breitenbergs (1169 »n) beginnenden, nordwestlich bis über
den Pfannstein und die Gradenalpe reichenden, zwischen Haupt-
dolomit eingeschlossenen Jura- und Kreidemulde ihre Fortsetzung.
In dem schönen Profile vom Kalbling über den Pfannstein und
die Gradenalpe bis zum Herrentisch erscheint diese Synkli-
nale verhältnismäßig weit geöffnet und reich gegliedert. Es zeigt
sich aber keine völlige Übereinstimmung in’ der Ausbildung der beiden
Flügel, welche hier nicht einseitig geneigt sind, sondern gegeneinander
einfallen, wobei der Kern der Mulde aus saiger stehenden Schichten
aufgebaut wird. Am Pfannstein im Südflügel (mit nördlichem Einfallen)
folgt über dem Plattenkalk des Hauptdolomits lichter, oberer Dach-
steinkalk mit Kössener Mergeln an ihrer Basis, im Nordflügel am so-
genannten Herrentisch werden dagegen diese hellen Kalke durch dünn-
plattige graue Kössener Kalke mit Mergelschieferlagen ersetzt.
Während im Südflügel am Pfannstein ziemlich mächtige rote
und weiße Hierlatzerinoidenkalke den Lias vertreten, erscheint dieses
Niveau im .Nordflügel sehr reduziert. Die Liasfleckenmergel fehlen
auf der. Gradenalpe vollständige, denn auf dem Hierlatzkalk folgen
beiderseits mit Hornsteinausscheidungen führenden, roten Breecien-
kalken beginnende, rotbraune und graue Hornsteinkalke des Jura,
welche einen intensiv rotbraun gefärbten, unter den Nagelschuhen
knirschenden kieseligen Schuttboden erzeugen. Diese Kieselkalke werden
sodann überlagert von braunen und roten Crinoidenkalken (Vils), welche
nach oben in den ganz gering mächtigen, hellroten Tithonflaserkalk über-
gehen. Darüber folgen noch bei den Alpenhütten im Kerne der Mulde
senkrecht aufgerichtete gelbgraue Neokomfleckenmergel. Die bespro-
chene Synklinale nimmt also die Höhe der Gradenalpe ein, reicht
nach Westen nur ein kurzes Stück in den schon zur Alm ab-
sinkenden Weißenbachgraben hinab, setzt sich jedoch, wie schon
bemerkt, nach Südosten bis. gegen den Breitenberg fort. Dabei ist
der oberste Kremsgraben südlich vom Badehaus so tief in den Syn-
klinalkern eingeschnitten, daß hier selbst am Rücken des „Lucketen
Steins“ nur mehr Reste der rhätischen Außenglieder desselben er-
halten blieben. Erst auf einer unterhalb der Parnstaller Alpe südöstlich
gegen den Fuß des Breitenberges hinziehenden flacheren Stufe sind
182 Verhandlungen. Nr. 7u.8
wieder die jüngeren jurassischen und kretazischen Kernglieder er-
halten, wobei das Neokom eine beträchtliche Mächtigkeit erreicht.
Hier liegen auf dem langen Almwege zur Parnstalleralpe im Bereich
des aus Neokommergelschiefer bestehenden Muldenkernes auch noch
typische Flyschsandsteinplatten (östlich von Parnstalleralpe),
woraus geschlossen werden muß, daß auch noch Oberkreide mit
eingefaltet war.
Anscheinend außer Zusammenhang mit der eben beschriebenen
Synklinale und vielleicht einer anderen, weiter nördlich liegenden
Falte angehörig, ist eine schmale Zone von rotem Jura- und
Tithonkalk sowie von Neokomfleckenmergel, die man während des
steilen direkten Aufstieges vom Badhaus über eine Hauptdolomitrippe
unterhalb der Kurzrieshütte verquert.
Höher oben passiert man auf demselben Rücken bei dem
„Lucketen Stein“ den hier nur aus Rhätkalk bestehenden Zug der
Gradenalpe. Endlich trifft man auf der Stufe der Parnstalleralpe
einen wieder aus weißem Rhätkalk, hellrotem Liaskalk, Hornsteinjura,
rotem Tithonflaserkalk und Neokommergel bestehenden dritten Synkli-
nalrest, welcher offenbar dem südlichsten, im Walchergraben SO Klaus
endigenden Muldenzug auf der Nordseite des Sengsengebirges, nämlich
dem der Feichtaualpe und des Seebodens (Verhandl. 1909, pag. 133—
135) entspricht. Wohl dem gleichen Faltenzuge dürfte das eine deut-
liche Stufe im Nordabhang der Kremsmauern bildende Vorkommen von
weißem Rhätkalk und rotem Liaskalk auf dem Breitenberg und
der Schedlbaueralpe angehören.
Der oberhalb der Parnstalleralpe durch einen schmalen Haupt-
dolomitstreifen vom Wettersteinkalk der hohen Kremsmauer getrennte
Jura-Neokomzug überquert noch den Ansatz des zum Pfannstein
hinüberstreichenden Seitenrückens und scheint dann unter die Wetter-
steinkalkwände der Falkenmauer hinabzutauchen. Daß hier tatsächlich
die schon beschriebene Überschiebung der Falkenmauer über das’
ihrem Fuße vorgelagerte Hauptdolomitterrain erfolgte, zeigt das
Wiederzutagetreten von Rhätkalken und rotem Lias oder Jurakalk
am Südfuße der Falkenmauer im Schwarzenbachgraben, wo man, tal-
aus wandernd, unvermittelt aus dem südlich fallenden Wettersteinkalk
auf jene Gesteine stößt. Gleich darauf stellt sich denn auch heraus, daß
die letzteren vom Hauptdolomit des Speickkogels, und zwar ebenfalls
mit südlicher Schichtenneigung unterteuft werden und daß dieselben
somit als eine Fortsetzung des Vorkommens auf der Parnstalleralpe
betrachtet werden dürfen.
III. Der Hochsalmzug.
Der das Grünauer Becken im Norden begrenzende und dasselbe
von der Flyschzone scheidende Hochsalmzug liegt in der unmittel-
baren Fortsetzung jener eben geschilderten, zwischen den Wetterstein-
kalkzügen der Micheldorfer Steinbrüche und der Kremsmauer ein-
geschlossenen Hauptdolomitzone mit einzelnen schmalen Synklinal-
resten jüngerer Gesteine. Dabei findet der Micheldorfer Wetterstein-
kalk seine westliche Fortsetzung jenseits des Ziehberges offenbar
1910 Bericht vom 31. Mai. Georg Geyer. 183
zunächst in einem schmalen Zug von weißem, etwas dolomitischem
Kalk, welcher östlich von Steinbach am Ausgang zweier vom Bei-
stein herunterkommender Seitenbäche hart an der Flyschgrenze
durchstreicht.
In dem nahe östlich der kleinen Ortschaft Steinbach mündenden
Klammbach steht hinter oder über jener schmalen Kalkzone sofort wieder
Dolomit an, über welchem man sodann eine Stufe südlich einfallender,
dünnplattiger, wulstiger, grauer hornsteinführender Kalke zu queren
hat; nach ihrer petrographischen Ausbildung können dies nur Reiflinger
Kalke sein. Auf der südlichen Abdachung des Klammkogels (Kuppe
mit den Buchstaben „berg“ von „Ziehberg“ der Spezialkarte) zwischen
jenen beiden Seitenbächen stehen in diesem Zuge auch schwärzliche,
dolomitische Plattenkalke an.
Eine niedere Sattelzone scheidet diesen gegen den Steinbach-
sraben vorgeschobenen westöstlich streichenden Muschelkalkrücken
von den im Süden zum Rauhkogel hochansteigenden Hängen. Da die
letzteren wieder aus Hauptdolomit bestehen, so lag es nahe, in jener
Sattelzone einen hier durchstreichenden Lunzer Zug zu vermuten,
doch fanden sich keine Spuren von Sandsteinen oder Mergelschiefern.
In dieser Gegend setzt am Flyschrande übrigens auch eine Trans-
versalstörung ein, so daß die Kalkzone in dem bei Steinbach
von Süden herabkommenden Graben quer abgeschnitten und die
Flyschgrenze ungefähr um einen Kilometer nach Süden verschoben
erscheint. Dementsprechend trifft man auch die westliche Fortsetzung
unseres Wettersteinkalkzuges erst in einiger Höhe jenes vom Rauhkogel
gegen Steinbach herunterkommenden Grabens wieder. Dieselben Kalke
tauchen auch weiterhin noch einmal in einem über den Hutkogel
streichenden Wandgürtel dickbankiger, weißer Diploporenkalke auf,
welche westlich unter dem Hutkogel in der gegen den Langstein
934 m ziehenden Mulde von Lunzer Sandstein überlagert und durch
den letzteren von dem hier allseits herrschenden Hauptdolomit
getrennt werden. Der Wettersteinkalk bildet also am Hutkogel eine
durch Lunzer Sandstein umhüllte sattelförmige Aufwölbung innerhalb
des Hauptdolomits. Ein westlich unter dem Hutkogel im Wetter-
steinkalk vorgetriebener alter Erzstollen weist offenbar auf dieselbe
Erzzone hin, welche einst auch in der Kaltau südlich unter dem
Falkenmauertörl und am Gaisberg bei Molln zu Schürfungen auf
Bleierze Anlaß geboten hat’).
Diesem mehrfach unterbrochenen nördlichen Wettersteinkalkzug
steht nun im Süden als Gegenflügel die über den Gaisstein, Stoß-
berg und Janslkogel zum Windhagkogel streichende Fort-
setzung der Wettersteinkalke auf der Rieserschneid gegenüber.
Während aber die letzteren nördlich einfallen und mit der südlich
einschießenden Kremsmauer eine Mulde bilden, hat man in ihrer
Fortsetzung nur einen einfachen, zunächst am Gaisstein steil aufge-
richteten, dann aber am Stoßberg, Janslkogel und Windhagkogel süd-
ı) H. Commenda, Übersicht der Mineralien Oberösterreichs. Aus dem
XXXIII. Jahresbericht d. Vereines für Naturkunde in Oberösterreich. Linz 1904,
-
pag. 7.
184 Verhandlungen. Nr. 7m.
lich einfallenden Zug, der sonach seiner Lagerung nach wieder eher
der Kremsmauer gleichkommt. Tatsächlich liegt auch an der Mündung
des Weißenbaches in den Schwarzenbach eine isolierte, synklinal ge-
baute Partie von Wettersteinkalk, deren Nordflügel offenbar noch
der Kremsmauer entspricht und so die Verbindung herstellt: mit der
schon am Stoßberg vorwiegend nach Süden gekehrten Einfallsrich-
tung dieser ‚ Wettersteinkalkzone.
Wenngleich der hier .besprochene Wettersteinkalk des Gais-
steines, Stoßberges und Janslkogels im großen ganzen als überkippter
Südflügel der Hochsalmsynklinale aufgefaßt werden kann, deren Nord-
flügel wir bei Steinbach und am Hutkogel schon kennen gelernt
haben, so entspricht dessen Grenze gegen jenen Hauptdolomit zu-
meist wieder einer Störung, da weder im Schwarzen- und Weißen-:
bach, noch im Hollersbach, Gezimmertenbach und Enzenbach Spuren
eines trennenden Bandes von Lunzer Schichten nachgewiesen werden
konnten.
Erst in dem gegen Scharnstein abfallenden Tissenbach fand sich‘
unter der aus W ettersteinkalk bestehenden Nordwand des Windhag-,
kogels (auch Mittagstein genannt) ein Zug von Lunzer Sandstein,,
welcher den am Abhang darunter mächtig anstehenden Hauptdolomit
von den weißen Kalken scheidet. Hier ist also wieder der gewöhn-,
liche Schichtenverband, wenn auch in überkippter Lagerung her--
gestellt.
Zwischen diesem südlichen, mit der Kremsmauer unmittelbar.
zusammenhängenden und dem vielfach unterbrochenen nördlichen,
Wettersteink alkzug, also zwischen dem Windhagkogel und dem Hut-
kogel ist vun die Hauptdolomitmulde des Hochsalm als eine
einseitig nach Süden geneigte, einen Kern von Rhät-, Lias-, Jura-.
und Neokomgesteinen aufweisende Synklinale eingeschlossen. Sie bildet.
die westliche Fortsetzung der bereits geschilderten offenen. Mulde
der Gradenalpe, welche jedoch entlang dem verbindenden Gebirgs-.
kamm zwischen Hollerberg und Rauhkogel schon bis auf den Haupt-,
dolomit hinab abgetragen wurde.
Der Kern der einseitig südlich geneigten Hochsalmmulde wird.
der Reihe nach von folgenden Schiehtgruppen gebildet: Über dem.
Hauptdolomit, beziehungsweise dessen hangenden, dünnbankigen,
mattweiß anwitternden, oberflächlich von gitterförmigen Einrissen‘
genetzten Plattenkalken folgt zunächst 1. eine Mauerstufe lichter
Korallenkalke und dunkelblaugrauer, gelblich verwitternder Rhätkalke
mit Muschelscherben; 2. _ liehtrote asenenkalke (Hierlatzkalke, .
Liasfleckenmergel fehlen): 3. rote, von Manganerzrinden durchwobene:
breceiöse, etwas knollige Klauskalke mit Belemniten: nur am Schütter-
berg auf der Südflanke des Grünauerberges nördlich Bauer zu Schlag,
wo sie in einem alten Steinbruche früher als „Grünauer Marmor“ ge-,
brochen wurden und auf der Westseite des Grünauerberges entwickelt;
4. dünnplattige, braunrote, fein weiß geäderte Kieselkalke, besonders.
mächtig im Tissenbachgraben bei Scharnstein. 5. Hellroter flaseriger
Tithonkalk; 6. diekplattige weiße, dichte, muschelig brechende Neo-
komapty chenkalke, oft mit mächtigen, schwärzlichen Hornsteinknollen ;-
2 Neokomfleckenmergel.
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1
1910 Bericht vom 31, Mai. Georg Geyer. 185
Letztere bilden den innersten Kern und ziehen sich als solcher
aus dem Tissenbachgraben über eine Schulter des Hochsalm auf eine
am Nordabhang des letzteren hinziehende breite Terrasse und bis
auf den Sattel zwischen dem Loos- und dem Rauhkogel hinüber. Auf
dem vom Hochsalmgipfel nördlich vorspringenden Rücken kann man
die hier gedoppelte Schichtfolge nicht vollständig nachweisen, wie
denn überhaupt nicht alle Glieder gleichmäßig rings um die Mulde
entwickelt sind. Wieviel dieser Unregelmäßigkeiten auf Rechnung
der schon ursprünglichen, unkonformen Ablagerung der Juraglieder
zu stellen ist, oder wieviel die nachträglichen Verschiebungen in
der arg zusammengepreßten Synklinale dazu beigetragen haben, die
Symmetrie zu stören, läßt sich kaum feststellen. Jedenfalls scheint
mir das lokale Auftreten der Klauskalke am Schütterberg oder der
braunen Hornsteinkalke im Tissenbach eher auf Ablagerungsdifferenzen
zu beruhen.
Die beschriebene Hochsalmmulde reicht nach Westen bis in das
Almtal, wo am Abhang des Grünauerberges gegen Weidinger Rhätkalk,
Klauskalk und jurassische Hornsteinkalke mit südlichem Finfallen
ausstreichen.
Offenbar ist es endlich nur ein verschobener Teil derselben Syn-
klinale, welcher, durch eine Querstörung vom Wettersteinkalk des Wind-
hagkogels getrennt, von der Kammhöhe des Grünauerberges südlich
gegen Grünau herabzieht und dabei ein völlig abweichendes, nämlich
gegen Osten gerichtetes Einfallen zeigt.
Auch diese quer auf die herrschende Hauptrichtung nach Süden
streichende Scholle besteht aus Hauptdolomit, Rhätkalk, Klauskalk,
Hornsteinjura, Tithon und Neokom, mit dem sie im Schüttergraben
unmittelbar am diploporenführenden Wettersteinkalk des Windhag-
kogels abstößt.
Wenn diese komplizierte Region auf den älteren Karten als
einförmiges Muschelkalkterrain koloriert wurde, so mögen die dünn-
plattigen, grauen, zum Teil wirklich an Reiflinger Kalke erinnernden
Jurahornsteinkalke sowie deren nahes Zusammentreffen mit typischen
roten. Werfener Schiefern hiezu Veranlassung gegeben haben. Letztere
bilden nämlich nördlich vom Bauer zu Schlag den mit Wiesen be-
kleideten FuB des Grünauerberges und spitzen sich, nach Nordost
emporziehend, in dem hinter der Baron Herringschen Villa am Rande
des Wettersteinkalkes herunterkommenden Seitengraben aus.
“Während die Hochsalmsynklinale den rückwärtigen Teil des
Tissenbaches schneidet, verquert auch noch ein schmaler, aus Rhätkalk
und Hierlatzcerinoidenkalk bestehender, von der Ruine Altscharnstein
zum Langstein streichender Zug den äußeren Abschnitt jenes
Seitentales.
Der Nordrand der großen Hochsalmmulde ist, wie sich aus zahl-
reichen Aufschlüssen in den einschneidenden Gräben und auf den
vorspringenden Seitenrücken, woselbst die Flyschgrenze zumeist
genau festgestellt werden kann, deutlich ergibt, über dem en
zwischen Scharnstein und Steinbach aufgeschoben. Die von ©. Abel
beschriebenen groben Grenzkonglomerate konnten auch westlich vom
Ziehberg nur bis auf den Steinbacher Kalvarienberg verfolgt werden,
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 7 u. 8. Verhandlungen. a 28
186 Verhandlungen. Nr. 7:8
wo aus denselben unter anderen wieder die bezeichnenden rotbraunen
Porpkyrgerölle und grüne Diabasporphyrite auswittern.
Hier müssen noch einzelne östlich von Scharnstein innerhalb
der Flyschzone, aber noch unweit der Kalkgrenze auftauchende
klippenförmige Vorkommen von Jura und Unterkreide
erwähnt werden. Schon im Weichbilde des Ortes findet man auf den nörd-
lich von der Mündung des Tissenbaches gegen die Villa Reitzes herab-
ziehenden, im Ganzen der Flyschzone angehörigen Wiesen rote Tithon-
kalke und damit zusammenhängende lichte Neokomfleckenmergel, welche
als anstehend betrachtet werden müssen. Noch deutlicher, weil schon
morphologisch als Gesteinskuppe aus dem weichen Flyschgelände auf-
ragend, ist eine (etwa beig des Wortes Brustelberg der Spezialkarte)
am Nordgehänge des hier herablaufenden Grabens im lichten Walde
aufragende Klippe, an deren Aufbau sich braune Hornsteinkalke,
Tithon und Neokomaptychenkalk beteiligen. In beiden Fällen handelt es
sich wohl um antiklinale Aufwölbungen einer weiteren, äußeren Falten-
zone, deren Gesteinsmaterial sich auch faziell noch an die Ausbildungs-
weise des Hochsalmzuges anschließt.
Hier mag noch besonders darauf hingewiesen werden, daß auf
der ganzen Strecke zwischen dem Pechgraben und dem Almtale an
keiner Stelle des südlichen Flyschrandes subalpin ausgebildete Lias-
oder Juraabsätze beobachtet werden konnten, welche mit diesen vom
Pechgraben östlich bis über Gresten nachgewiesenen ufernahen Ab-
sätzen verglichen werden könnten.
IV. Das Dolomitgebiet der Steyrling und Haslau.
Die plateauförmig ausgebreiteten Dachsteinkalkmassen des
Totengebirges (Prielgruppe) werden entlang ihrem Nordabsturze'
durch ein wechselndes Band von Carditaschichten unterlagert?!),
mit dem sie auf einem Sockel aus weißem, sandigem, drusig-löcherigem
fast schichtungslosem Wettersteindolomit aufruhen. Diese Dolo-
mite bilden zwischen dem Almsee und Hinterstoder, also in der
Steyrling und Haslau, ein von vielen Gräben durchfurchtes, waldreiches’
Bergland, das sich von den Nordabfällen der Prielgruppe im Süden
bis an den Fuß der nochmals zu größeren Höhen aufsteigenden,
Massive oder Kämme des Kasberges und der Kremsmauer im Norden
erstreckt.
Während in der Umgebung des Almsees das Liegende dieser
Wettersteindolomite unmittelbar durch gipsführende Werfener.
Schichten gebildet wird, erscheinen am Abhang des Kasberges und
im Steyrlingtal unterhalb jenes Dolomites südlich einfallende Reiflinger
Hornsteinkalke und schwarze Gutensteiner Kalke, welche vom Kasberg.
angefangen einen zusammenhängenden Zug bis zum Keferspitz und
zur Ausmündung des Stodertales bei Steyrbrücke aufbauen.
In zahlreichen Gräben und auf allen Seitenrücken des Kasberg-
südabhanges ist die Unterlagerung des Dolomits erst durch hornstein-
2) E. v. Mojsisovics, Verhandl. d. k.k. geol. R.-A. 1883, pag. 292, 18897,
pag. 3, dann in C. Diener, Bau und Bild d. Ostalpen etc. Wien-Leipzig 1903,
pag. 389. — D. Stur, Geologie d. Steiermark. Graz 1871, pag. 263. j
1910 Bericht vom 31. Mai, Georg Geyer. 187
führende dickplattige Reiflinger Kalke und dann durch dünnschichtige
Gutensteiner Kalke deutlich aufgeschlossen. So in der zum Almgebiet
gehörigen Hetzau östlich von Habernau, in den gegen das Steyrlingtal
abdachenden Schluchten südlich unter dem Roßschopf, bei der Ahorn-
alpe, unter dem Hochstein und dann im Steyrlingtale selbst im
Brunnental (Villa Starhemberg der Spezialkarte).
Der Wettersteindolomit des Hochkogels wird fast ringsum durch
die dunklen Muschelkalkgesteine unterteuft. Ebenso wird der Wetter-
steindolomit des Andelsbergs im Norden von Reiflinger Kalk getragen,
welcher, am unteren Ausgang des Andelsbachgrabens durch einen Quer-
bruch abgeschnitten und verschoben, bei Steyrling seine Fortsetzung im
Südflügel der Keferspitzantiklinale findet. Das Ende dieses Zuges
trifft man dann jenseits im Steyrtale, wo an der Reichsstraße zwischen
Steyrbrücke und Gasteiger dünnschichtige, welligknotige, mit Mergel-
schiefern wechsellagernde Reiflinger Kalke nach Südwesten unter den
Wettersteindolomit von Steyrbrücke hinabtauchen. Bei Dirnbach ver-
hüllen mächtige Massen von Niederterrassenschotter die weitere Fort-
setzung jenes Südflügels, während der Nordflügel der Keferspitzanti-
klinale jenseits der Teichl am Südabhang des Falkensteins und des
Riesenbergs noch zutage schaut.
Gleichwie jene Wettersteindolomitregion einerseits die Unter-
lage der ausgedehnten, in sich aber doch mannigfach gefalteten
Dachsteinkalkplatte des Totengebirges bildet, lagert ihr im
Norden am Ausgang des Stodertales nächst Dirnbach eine Mulde von
Hauptdolomit!) auf. Das untere Stodertal bietet einen günstigen
Aufschluß der durchweg nach SSW einfallenden Schichtreihe, deren
tiefste Glieder an der Reichsstraße zwischen Steyrbrücke und Gasteiger
in Form von typischen, dünnplattigen, hornsteinführenden knolligen
Reiflinger Kalken mit mergelig-schieferigen Zwischenlagen auf-
geschlossen sind. Dieselben werden unmittelbar von dem bei Steyrbrück
auf das rechte Steyrufer übersetzenden und den isolierten Riegel
südlich von Dirnbach aufbauenden Wettersteindolomit über-
lagert, in dessen Hangendem am SO-Abhange des Weißenberges ein
gering mächtiger Zug von Lunzer Sandstein durchstreicht. Die
Fortsetzung des letzteren jenseits des Steyrtales ist offenbar in der
von Moräne verhüllten Sattelmulde südlich des isolierten Dirnbacher
Dolomitriegels zu suchen.
Der Lunzer Sandstein steht über einem kleinen, zum Meierhofe
(MH. der Spezialkarte) gehörigen Weiher auf dem kahlen Steilhang
der linken Talseite deutlich an. Darüber liegt nun mit demselben
nach SSW gerichteten Einfallen eine mebrere Kilometer breite Zone
von wohlgebanktem, grauem, splitterig-rauhem, auf beiden Talgehängen
und im Weißenbachgraben ausgezeichnet bloßgelegtem Hauptdolo-
mit auf, welchem anscheinend völlig konkordant die ebenfalls nach
SSW einfallenden weißen, sandig-drusigen zuckerkörnigen Dolomite
!) An dieser Stelle sind diese beiden Fazies der Obertrias einander sehr
genähert. Wie aus den Aufnahmen von E. v. Mojsisovics hervorgeht (Ver-
hand]. .d. k. k. geol. R.-A. 1886, pag. 19), findet in der Warscheneckgruppe am
Südgehänge des Stodertales eine noch engere Verknüpfung der Dachsteinkalk-
und der Hauptdolomitausbildung statt.
28*
188 Verhandlungen. Nr. 7 u. 8
an der Basis des Kleinen Priels folgen. Da die letzteren am Nord-
absturz des Kleinen Priels (Teufelsmauer) vom Dachsteinkalk normal
bedeckt werden und sohin als Wettersteindolomit gelten müssen,
liegt halbwegs zwischen der Teufelsmauer und dem Weißenbach-
graben eine jener Stellen vor, wo die Abtrennung der beiden
Dolomitstufen mangels einer durchlaufenden Zwischenlage von Cardita-
schichten mit Schwierigkeiten verknüpft ist.
In dem hier vorliegenden Falle liefern die bei lokaler Anwendung
meist benützbaren petrographischen Unterschiede hinreichende Anhalts-
punkte, um diese offenbar einer Störung entsprechende Grenze mit
einiger Sicherheit festzustellen. Es bietet sich uns hier aber auch
noch ein anderer Weg, um zu demselben Ziele zu gelangen, nämlich die
Verfolgung des die Mündung des Stodertales querenden Lunzer Sand-
steinzuges. Diese Lunzer Schichten bilden nämlich nicht nur im Nord-
osten das Liegende unserer Hauptdolomitzone und streichen als solche
am Gehänge des Weißenberges bis in die Einsattlung 811 m (südlich
vom Keferspitz) und dann am Gehänge des Hühnerzipf über Hoch-
wartnerreit bis auf eine Schulter am Nordrücken des letzteren (bei
„Ho“ von Hochwartnerreit der Spezialkarte), sondern auch im Nord-
westen. Infolge einer hier einsetzenden Drehung im Streichen, das
am Habichtskogel die Richtung Südwest—Nordost annimmt!), also
genau unter rechtem Winkel zu dem am Stoderausgang von Nordwest
nach Südost orientierten Streichen, hebt sich die Hauptdolomitmulde
am Habichtskogel und Hühnerzipf heraus und unsere Lunzer Sand-
steine schwenken, einen kurzen Bogen um die Nordkante des Hühner-
zipf beschreibend, plötzlich aus NW in SW ab. Sie konnten weiter
in einem ununterbrochenen Zuge auf der Westflauke des Hühnerzipf
und Habichtskogel hoch über dem in Wettersteindolomit eingeschnittenen
Andelsbach (Ebner, Gschött) bis zum Haslbauer verfolgt werden, wo-
durch die ganze Breite des Hauptdolomitzuges gegen Westen begrenzt
und abgeschnitten erscheint. Da nun der südlich der Haslau auf-
ragende Wipfelschlag schon dem massigen, sandigen, weißen unteren
Dolomit am Fuße der Teufelsmauer angehört, so muß die fragliche
Südwestgrenze des Hauptdolomits vom Haslbauer dem Schicht-
streichen entsprechend gegen Südost über die beiden, den wilden
Seitengraben der Hofbaueralpe einschließenden Felsrippen mit dem
Fuchskogel und Laaberg ins Stodertal hinüberziehen.
Auf dieser Strecke konnte sie bisher freilich nicht festgelegt
werden, dain der Haslau Talschuttmassen und Moränen gerade diesen
Strich verhüllen, während es in dem schwer zugänglichen Otzbach‘
entlang dem Steige bis zur Hofbaueralpe nicht gelang, die sich wohl
durch einzelne Rollstücke verratenden Sandsteine auch anstehend
aufzufinden.
!) Dieses rechtwinklig auf die Hauptrichtung, nämlich nach Nordnordost.
gerichtete, abnormale Streichen bedingt wohl auch die Blattverschiebung
am Ausgang des Andelsbaches unterhalb Gschött sowie die den Rieserkogel im
Osten abschneidende Querstörung, welche mit dem mächtigen Anschwellen .des
Lunzer Sandsteins unterhalb Tragl und der geschilderten Ablenkung des Grießer.
Steins (bei Rissl der Spezialkarte) nordöstlich von Steyrling zusammenhängt.
1910 Bericht vom 31, Mai. Georg Geyer. 189
In jenem bewaldeten, nicht immer gut aufgeschlossenen Dolomit-
terrain fällt es oft schwer, die in der Regel nur wenige Meter
mächtigen Züge des Lunzer Sandsteines kontinuierlich zu verfolgen,
wodurch allein die sichere Abtrennung des unteren von dem oberen
Dolomit ermöglicht ist. Wohl erscheint der fast immer grau se-
färbte und bituminöse, grobklüftige Hauptdolomit, der in dieser Gegend
schon das Aussehen des Dachsteinkalkes annimmt, nach Art des
letzteren in deutliche, mächtige, oft durch tonige Zwischenmittel
getrennte Bänke geteilt, während der zumeist rein weiße, zucker-
körnig-kristallinische, drusig-löcherige und daher dem Schlerndolomit
sehr ähnliche Wettersteindolomit nahezu schichtungslos ist, allein diese
unterscheidenden Merkmale treffen doch nicht immer zu. In den
nördlich oder südlich anschließenden Regionen liegen diese Verhält-
nisse wesentlich einfacher. So fällt die Abtrennung in den nördlich
gelegenen Gebieten (Kremsmauern), wo die Untertrias als reiner
Kalk (diploporenführender Wettersteinkalk), die Obertrias dagegen
als typischer Dolomit (Hauptdolomit) entwickelt ist, nirgends
schwer.
Ebenso gelingt die Trennung in der südlicher folgenden Zone
(Prielgruppe) leicht, wo umgekehrt die Untertrias als Dolomit
(Wettersteindolomit), die Obertrias dagegen als Kalk (Dachsteinkalk)
ausgebildet ist.
Nur in der vermittelnden Zwischenzone, wo offenbar durch eine
regionale Anderung im Magnesiagehalt dieser Karbonate magnesia-
reichere Kalke in relativ kalkreiche Dolomite übergehen, wird es
mitunter unmöglich, jene beiden Stockwerke rein petrographisch zu
unterscheiden. In solchen Fällen ist man auf die genaue Festlegung
der schmalen Lunzer Züge angewiesen, die sich allerdings meist durch
ihre auffallenden, schwarzen, gelben oder rostbraunen Gerölle im
weißen Dolomitschotter der Seitengräben leicht verraten und durch
Verfolgung der letzteren endlich anstehend aufgefunden werden können.
V. Untertriasaufbrüche von 6rünau.
Es wurde darauf hingewiesen, daß die synklinal gebaute,
gegen Nordwesten über den Schwarzenbach bis auf den Wind-
hagkogel bei Grünau fortsetzende Wettersteinkalkzone der Krems-
mauern im Süden noch von liegenden Muschelkalkschichten unter-
teuft wird, welche sodann durch eine konform dem Hauptstreichen,
also von SO nach NW ziehende Längsstörung abgeschnitten werden.
Diese in der Richtung nach SO am Fuße des Sengsengebirges gegen
Windischgarsten verlaufende, offenbar die Anlage des von der Pyhrn-
bahn durchzogenen Teichltales begründende Längsstörung scheint sich
in dieser Richtung (also gegen SO) immer mehr auszugleichen, was
dadurch zum Ausdruck gelangt, daß die bei Steyrling noch an Haupt-
dolomit abstoßenden Muschelkalkschichten schon am Keferspitz zu-
nächst eine steile Antiklinalstellung annehmen und dabei unter jene
südlich angrenzende Hauptdolomitzone hinabtauchen.
Es entspricht auch diesem Verhältnis, daß jener Muschelkalkzug
weiterhin bei Dirnbach unter den Terrassenschottern verschwindet, so
190 Verhandlungen. Nr. Tu.8
daß bereits um St. Pankratz auf beiden . Seiten des Tales ‘Haupt-
dolomit ansteht.
In der entgegengesetzten Richtung, nämlich von Steyrling gegen
Nordwesten, prägt sich die Störung noch deutlicher aus, da unter
dem Schwereck nächst der Wasserbodenalpe nicht nur der Guten-
steiner Kalk, sondern sogar gipsführendes Haselgebirge und Werfener
Schiefer an der Bruchlinie gegen den Hauptdolomit abstoßen. Die
Störung zieht in derselben Richtung weiter über Schindelbacher, dann
durch die Einsattlung zwischen dem Scheiterwiedberg und Zuckerhut
gegen Grünau. Da nun am Nordabhang des Scheiterwiedberges im
Liegenden der fraglichen Hauptdolomitzone Lunzer Sandstein hervor-
kommt, so tritt in dieser Gegend schon wieder eine. Reduktion der
Sprunghöhe ein, was also ebenfalls ein allmähliches Ausgleichen der
unter dem Schwereck die größte Verschiebung aufweisenden Digeze
störung: Windischgarsten—Grünau !) bedeutet.
Die besprochene, nördlich dieser Störung verlaufende, vielfach
mit Gosausandstein bedeckte Muschelkalkzone der Wasser-
bodenalpe streicht über Schindelbach in die Niederung zwischen
dem Kasberg und dem Hochsalmzug herein, wo sich östlich von Grünau
um den Zusammenfluß des Stoßbaches mit dem Schindelbach mehr
kleine waldige Bergkegel erheben.
An verschiedenen Stellen treten an deren Basis noch die
oberen haselgebirg- und gipsführenden Werfener
Schichten in der bekannten Form von roten oder grünlichen
slimmerreichen Sandsteinschiefern zutage; so am Fuße des
Windhagkogels bei Langjäger und Bauer zu Schlag sowie am rechten
Ufer des Grünauer Baches gegenüber von Schuller, östlich von der
Mündung des Enzenbaches in den Grünauer Bach, in der Einsattlung
südlich hinter dem Dachskogel, endlich am unteren Auslauf der Ge-
hänge im Bereich des Zusammenflusses des Hollersbaches, BtoBBAChET
und Schindelbaches nächst Grüh.
Die Werfener Schiefer stehen hier vielfach mit Has 018 chi
in Verbindung, aschgraue, zu Rutschungen neigende Tonmassen mit
eingeschlossenen kleinen Brocken von rotem Schiefer und schwarzem
Kalk sowie unregelmäßigen Trümmern von weißem und hellrotem
Gips. Sie konnten an nachfolgenden Stellen nachgewiesen werden.
In dem SW unter dem Schwereck gegen Schindelbach abfallenden
Graben, am Fuße des Stoßberges im unteren Teile ‘des Hollers-
!) Mit Bezug auf die in meiner Arbeit über die Aufschließungen des Bosruck-
tunnels (Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss, Bd. LXXXII, Wien 1907 auf
pag. 38, alin. 11) ausgesprochene Ansicht über die Fortsetzung der „Windisch-
garstner* Linie muß hier richtigstellend folgendes bemerkt werden. Die für die
Puchberg—Mariazeller Störungszone charakteristischen, mit Gosau ausgekleideten'
Aufbrüche von Werfener Schichten, gegen welche die angrenzenden Kalkzonen
von beiden Seiten zuneigen, gelten noch für das Windischgarstner Becken. Hier
fällt das Sengsengebirge mit südlicher Sehichtenneigung ebenso gegen die von
Gosau verhüllten Werfener Schiefer ein, als die nördlich einschießende Masse des
Warschenecks. Die westliche Fortsetzung dieses Verhältnisses zieht sich nun über
Vorderstoder bis nach Hinterstoder, beziehungsweise bis an den Fuß des hier mit
breiter Ostfront abbrechenden Totengebirges, nicht aber ins Teichltal, wo unser
Diagonalverwurf einsetzt. "
1910 Bericht vom: 31.. Mai, ‘Georg Geyer. 191
baches, in der Abrutschung am rechten 'Grünauufer unter- und ober-
halb’ der Einmündung des Enzenbaches, unter der Klamm des Stoß-
baches östlich von Grüh, am Südfuße der Grühmauer, endlich auf dem
sumpfigen ' Sattel südlich vom Dachskogel und den von hier gegen
Kieshütte absinkenden Gräben.
Über diesen Werfener Schichten lagern zunächst dünnplattige,
schwarze, meist dolomitische, oft auch direkt in Dolomit übergehende
Gutensteiner Kalke, aus welchen zum Beispiel der Zuckerhut
und Dachskogel östlich von Grünau sowie auch die sanfter geböschten
tieferen Absenker des Gaissteins gegen Kieshütte bestehen. Darüber
folgen dann am Südabhang des Gaissteins gegen Schindelbach die
grauen, ' plattigen :: Hornsteinkalke vom Typus des Reiflinger
Kalkes, welche wir bereits in der Gegend des Keferreitgrabens und
der Wasserbodenalpe angetroffen haben.
Der im Süden als ein-Vorbau des Kasberges über den Unter-
triasaufbrüchen des Grünautales aufragende, aus Hauptdolomit be-
stehende Scheiterwiedkogel wird von den unterlagernden
Reiflinger Kalken durch ein Band von Lunzer Sandstein getrennt, das
man auf dem Wege zur Farrnaualpe, etwa 100 m unterhalb der
ersten Sattelhöhe in deutlichen Aufschlüssen verquert. Auf der Nord-
seite des Tales aber ragen über den spärlichen Entblößungen von
Werfener Schiefer am rechten Ufer des Grünaubaches (bei Grünau B
der Spezialkarte) unmittelbar die Kalkwände am Fuße des Windhag-
kogels ‚auf. Es sind in ihren oberen Partien weiße, in den tieferen
Lagen aber dunkelgraue und selbst schwärzliche Kalke, welche hier
einen großen Reichtum an gut erhaltenen Gyroporellen aufweisen.
Da diese wohl. zu Gyroporella porosa Schafh.!). gehörigen, auf der ver-
witterten Oberfläche massenhaft hervortretenden Reste auch in den
schwarzen Kalken erscheinen, so könnte angenommen werden, daß
hier schon die Gutensteiner Kalke als Gyroporellenkalke ausgebildet
sind ‘oder daß hier eine durchgehende, bereits im unteren Muschel-
kalk beginnende Algenriffbildung vorliegt, deren lichte Hangendpartien
erst als Aquivalente des Wettersteinkalkes anzusehen wären.
Die an den bezeichneten tiefer gelegenen Stellen des Grünau-
bachtales (östlich von Grünau) zutage tretenden Werfener Schichten
sowohl als auch die darüber zunächst folgenden Gutensteiner Kalke
werden nun von plattigen, dunkelblaugrauen Kalksand-
steinen ummantelt und vielfach verdeckt,. deren Lagerung und
petrographische Ausbildung sie als Oberkreide kenntlich machen. Ob-
schon bisher außer den erwähnten Foraminiferen keine Fossilien darin
aufgefunden werden konnten, wird man diese Sandsteine ihrer Fazies
und Position wegen am besten als Gosausandsteine bezeichnen.
In der Gegend von Grüh an der Mündung des Hollersbaches
erscheinen in Verbindung mit diesen Gosausandsteinen überdies auch
jene schwarzgrünen, auf den scharfrandig muscheligen Bruchflächen
glasig glänzenden kieseligen Sandsteine, welche weiter östlich bis
Wien in der Kreideflyschzone nach ©. M. Paul eine verhältnismäßig
tiefe Position einnehmen, von mir aber auch am Wuhrbauerkogel und
!, Nach freundlicher Mitteilung des Herrn cand. geolog. Julius von Pia.
1923 Verhandlungen. Nr. 7 u38
im Fischbachtal bei Windischgarsten, somit in einem ausgesprochen
inneralpinen Gosaubecken nachgewiesen werden konnten, Auch
die schwarzgrünen, glasigen Sandsteine von Grüh zeigen im Dünn-
schliffe ‚eine reichliche Einstreuung von lebhaft grünen Glaukonit-
körnern. Selten treten hier in diesem. Schichtkomplex rote, sandige:
Kalke auf, wie in dem sumpfigen Waldgraben SO unter dem Dachs-
kogel, während die bekannten bunten, roten und gelben Kalk-
konglomerate bisher gar nur in einzelnen gerollten Blöcken angetroffen’
werden konnten.
Im ganzen genommen zeigen die Gosauschichten der Grünau
schon durch das Vorherrschen grauer kalkiger Sandsteine einen
flyschartigen Habitus, etwa ähnlich wie die Gosau von Gießhübl
bei Mödling, ja einzelne besonders zlimmerreiche Varietäten gleichen
völlig einem häufigen Typus - des Wiener Sandsteines, wie ein mir
vom linken Ufer des Stoßbaches in der Grüh vorliegendes Hand-
stück zeigt.
An mehreren Stellen dieses niederen Berglandes am Grünaubache
östlich von Grünau treten mit den dunklen Sandsteinen auch gelbgraue,
dichte, von dünnen, weißen Spatadern gegitterte und von dunklen flase-'
rigen Häuten wellig durchwobene Mergelkalke auf, welche auch durch
ihre auffallend helle oberflächliche Anwitterung den Neokomflecken-
mergeln gleichen. Solche Gesteine wurden im Graben südlich vom
Zuckerhut, dann am Nordwestabhang des Gaissteines etwa 100 m ‚ober-
halb des Stoßbaches südlich von Grüh, endlich auch nächst dem Förster-
hause im unteren Teile des Hollersbachgrabens (SO Gschwend) beo-
bachtet. An der zuletzt genannten Lokalität stehen im Bachbette am
Ausgange des Hollersbaches, nach Süden flach einfallend, graue, dünn-
plattige Hornsteinkalke und darüber dünnschichtige rotbraune Kiesel-
kalke und -Mergel des oberen Jura im Liegenden jener Mergel an.
Die Lagerungsverhältnisse an dieser Stelle, wo die enge Schlucht
des Hollersbachgrabens in eine offene Talweite ausmündet, sind da-
durch bemerkenswert, daß die erwähnten Juragesteine anscheinend
unter den jene enge Talpforte querenden Wettersteinkalken- hervor-
treten, als ob sie das äußerste südliche Ende der hier von der Trias
überschobenen, hoch oben am Looskogel übertags ausgehenden
Hochsalmsynklinale darstellen würden.
Der Bach überfließt unterhalb der roten Kieselkalke noch eine
schmale Dolomitbarre und bespült hierauf am Fuße des Stoßberges
den: dort bloßliegenden Haselgebirgsletten, so daß in dieser Gegend
eine tiefgreifende Störung durchschneiden muß.
Während das von Süden nach Norden ziehende Almtal bei
Grünau den herrschenden Charakter der Durchbruchstäler in der'
nordalpinen Hauptdolomitzone zeigt, scheint die hier von Osten ein-
mündende Talbucht des Grünaubaches mit ihrem von Gosauschichten
ausgekleideten, durch Werfener Schiefer und Haselgebirge gebildeten,
Boden und mit den niederen, ‚aus Muschelkalkgesteinen bestehenden
Waldkegeln morphologisch dem Typus der Talbecken von Windisch-
garsten, Aussee oder Berchtesgaden zu entsprechen, ein Bild, das.
durch die breite Ausdehnung der Grundmoränen nur noch vervoll-
ständigt wird.
1910 Bericht vom 31. Mai. Georg Geyer. 19:
ww
VI. Das Kasbergmassiv.
Das der Prielgruppe gegenüber gegen die nördlichen Haupt-
dolomithöhen am rechten Almufer vorgebaute, noch bis 1743 m auf-
rasende Kasbergmassiv bietet in tektonischer Hinsicht bemerkens-
werte Aufschlüsse. Wie schon unsere älteren geologischen Karten er-
kennen lassen, besteht die plateauförmige Gipfelpartie aus Muschel-
kalkgesteinen, während die westlich zur Alm und nördlich zum
Grünaubach absinkenden Abhänge dem Hauptdolomit zufallen.
Wenn die älteste Aufnahme auch auf der südlichen Abdachung
Hauptdolomit verzeichnet, so zeigt die zweite Kartierung durch
E. v. Mojsisovics bereits ganz richtig, daß diese die Gipfelregion
in fast schwebender Lagerung aufbauende Muschelkalkplatte gegen
Süden unter eine Zone von Wettersteindolomit hinabtaucht,
welche weiterhin im Vereine mit einer geringmächtigen Lage von
Carditaschichten die Unterlage des Totengebirges, und zwar hier
speziell der Prielgruppe darstellt.
Läßt jedoch der Genaunte jene Muschelkalkplatte im Norden
mit einer annähernd westöstlich streichenden Grenzlinie abschneiden,
was offenbar auf die Annahme eines Längsbruches zurückzuführen
ist, so haben nun die letzten Begehungen gelehrt, daß diese Grenze
keineswegs gerade verläuft, sondern je nach dem Terrain aus- und
einspringende Winkel bildet, wie es der-Grenze einer flach auf-
ruhenden jüngeren Serie entsprechen würde.
Südlich von Grünau ist das Almtal in auffallend flach gelagerten
Hauptdolomitmassen eingeschnitten, so daß die an der Gipfelkante
des Kasberges in Form einer langen niederen Mauerstufe hervor-
tretenden, annähernd horizontal liegenden, schwarzen Gutensteiner
Kalke eine abnorme Position einnehmen. Dasselbe Bild zeigt sich auf
der Nordseite in den beiden gegen Schindelbach abstürzenden Fels-
karen, deren markante horizontale Schichtung abermals eine Krone
von dunklen Muschelkalkgesteinen über einem mächtigen Haupt-
dolomitsockel erkennen läßt. Auch in dem bei Eystenau vom Kasberg
herunterkommenden Walebach sieht man den Hauptdolomit bei süd-
nördlichem Streichen gegen Osten, also wieder unter die Muschel-
kalkkrone einfallen.
Es sind dünnschichtige, schwarze, von feinen Spatäderchen
durchkreuzte, hie und da Crinöidenstiele und Brachiopodenreste
führende Gutensteiner Kalke und darüber graue, plattige, wul-
stige Reiflinger Kalke mit reichlichen Hornsteinausscheidungen,
welche die kahle Plateauregion des Kasberges und deren mauerartigen
Randabstürze zusammensetzen. Entlang der ganzen Südseite des Kas-
berges biegen diese auf der Höhe schwebend gelagerten, im Bereiche
des Kulminationspunktes (1743 m) ein flaches Gewölbe bildenden
Kalke südlich ab und tauchen hier unter die schichtungslosen,
weißen, sandig-drusigen Wettersteindolomite der Hetzau und Steyrling
hinunter. Dieses Verhältnis ist auf zahlreichen Rippen und in vielen
Einschnitten entlang der ganzen Südseite auf das deutlichste er-
schlossen. Der auf der westlichen und der nördlichen Abdachung
scheinbar unter dem Schichtenkopf des Muschelkalkes liegende, dick-
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 7 u. 8. Verhandlungen, 29
194 Verhandlungen. Nr. 7 u.8
bankige, graue, grobsplitterige Hauptdolomit erscheint als solcher
durch einen unterlagernden Zug von Lunzer Sandstein charakterisiert,
welcher sich am Nordabhang des Scheiterwiedberges und Farrenauer
Hochberges bis Grünau hinzieht und gegen Westen jenseits der Alm
noch im Vorder-Rinnbach nachgewiesen werden kann.
Man hat also hier mit abnormen Lagerungsverhältnissen zu
rechnen, welche den in den Nordostalpen häufig auftretenden schuppen-
förmigen UÜberschiebungen entsprechen.
Verfolgt man die Muschelkalkzone des Kasberges nach Osten,
so zeigt sich deren Zusammenhang mit dem Südflügel der wiederholt
besprochenen Antiklinale des Keferspitz bei Steyrling. Gutensteiner
und Reiflinger Kalke senken sich nämlich ihrem Streichen nach entlang
der Schwalbenmauer, Lanneralpe und des Hochsteins bis in das Steyr-
lingtal hinab, das sie bei Ober-Soppach kreuzen, um weiterhin auf den
Nordabhang des Andelsberges überzusetzen, womit bereits annähernd der
Zusammenhang mit der Keferspitzantikline hergestellt wird. Durch diesen
Zusammenhang im Streichen erscheint auch die Vorstellung ausge-
schlossen, daß die flache Muschelkalkkrone des Kasbergplateaus den
Rest einer von weither stammenden UÜberschiebungsdecke darstelle.
Manche Verhältnisse sprechen dafür, daß diese Störung
aus einer Überfaltung hervorgegangen ist, welche als die nach
Norden übergelegte westliche Fortsetzung der Keferspitzantikline
angesehen werden müßte. Es scheint nämlich, daß der Muschel-
kalk des Kasberges von seinem Hauptdolomitsockel wenigstens an
einigen Stellen noch durch Wettersteindolomit getrennt wird, wie
es dem Auftreten einer liegenden Falte entsprechen würde. Dies-
bezügliche Beobachtungen konnten sowohl auf der Nordseite gegen
die Farrenauer Alpe als auch am Meisenberg nächst Habernau auf
der Südseite angestellt werden und sollen nächstens auch an zwischen-
liegenden Stellen geprüft werden.
Was zunächst die nördliche Abdachung gegen die Farrenauer
Alpe betrifft, so zeigt sich hier das Folgende: Von Grünau längs des
markierten Kasbergweges aufsteigend, gelangt’ man über der stark durch
Moränen verhüllten Muschelkalkregion des Zuckerhutes am schatt-
seitigen Gehänge des Scheiterwiedberges (etwa bei „d“ von Scheiter-
wied B. der Spezialkarte) zunächst in deutlich anstehenden Lunzer
Sandstein, welcher noch unterhalb des zu überschreitenden niederen
Sattels von südwestlich einfallendem Hauptdolomit überlagert wird.
Am Nordostabhang des Farrenauer Hochberges (1227 m) legt
sich der letztere völlig flach und trägt hier noch eine Kuppe von
oberem Dachsteinkalk. Auf dem Rücken südlich der Farrenauer Alpe
gegen den Kasberg stehen aber schon weiße, drusige, sandigkörnige
und daher petrographisch mit dem Wettersteindolomit dieser Gegend
übereinstimmende Dolomite an, welche weiter oben gebankt sind und.
dann, meist steil stehend, teilweise auch nach Norden einfallen,
was etwa dem Scheitel einer Falte entsprechen würde. Bei einer
über dem Wege liegenden Quelle beobachtet man auch dunkle,
mergelige, schieferige Kalke im Gehängschutt; jedenfalls hängt das
Auftreten dieser Quelle mitten im Dolomitgebiet von jener vielleicht
dislozierten Mergellage ab.
1910 Bericht vom 31. Mai, Georg Geyer. 195
Der folgende höhere Teil des zum Predigtstuhl, einer auffallenden
Felsnase, emporziehenden Rückens besteht wieder aus dem weißen,
löcherigen, hie und da steil nördlich einfallenden, schweren Dolomit,
der an der Baumgrenze mit hornsteinführenden Plattenkalken in Be-
rührung und wie es scheint auch in Wechsellagerung tritt. Uber dem
Predigtstuhl legen sich die Schichten aber völlig flach und man gelangt
alsbald in dünnplattigen, knollig höckerigen, von dunklen Hornstein-
wülsten durchzogenen Reiflinger Kalk, auf dem auch die Grünauer
Kasbergalpe gelegen ist. Von hier zur Südkante des Plateaus weiter-
schreitend sieht man unter dem typischen Reiflinger Kalk zunächst
dünnplattige, dunkelgraue Kalke mit erbsengroßen Hornsteinkügelchen,
dann aber dünnschichtige, schwarze Gutensteiner Kalke mit
Crinoiden und DBrachiopodenresten hervorkommen, welche, flach
nördlich einfallend, den scharfen Höhenrand des Spitzplaneck auf-
bauen und gegen Süden einen steil abbrechenden Schichtenkopf zeigen.
Dieselben Gutensteiner Kalke streichen nun ostwärts entlang dem
Rücken weiter und bilden, wie schon erwähnt, auf der Spitze des
Kasberges ein flaches Tonnengewölbe, dessen südlicher Flügel sich
über den Roßschopf gegen die Langschaidalpe hinabsenkt, wo aber-
mals die Auflagerung von hornsteinreichen Reiflinger Kalken nach-
gewiesen werden kann. Die zuletzt erwähnten Reiflinger Kalke jedoch
bilden schon die Basis jener Zone von Wettersteindolomit, welche
den Sockel der Prielgruppe abgibt.
Auch die östlich anschließende Schwalbenmauer, die Lanneralpe
und der Hochstein (1359 m) mit ihrem gegen Norden schroff ab-
brechenden Schichtkopf und den nach Süden neigenden Muschelkalk-
platten gehören jenem Südflügel an und tauchen ebenfalls mit Horn-
steinkalken unter den weißen Dolomit von Steyrling hinunter. Hier
mag erwähnt werden, daß in den Dolinen der oberen Lanneralpe
vielfach Übergänge des dünnschichtigen schwarzen Gutensteiner Kalkes
in einen sandigen Dolomit wahrgenommen werden konnten.
Außer an der eben beschriebenen Stelle am Rücken der
Farrenauer Alpe konnte aber auch an der Südwestabdachung des
Kasberges gegen die Hetzau ein Zug von weißem, dem Wetterstein-
dolomit ähnlichem und hier sogar auch diploporenführendem Dolomit
beobachtet werden, der als normaler Südflügel dem über-
kippten Nordflügel der supponierten, liegenden Falte entsprechen
würde. In dem bei Habernau mündenden Hetzaugraben gelangt man
nämlich längs des Straneckbaches aus dem am Abhang des Meisen-
berges östlich einfallenden Hauptdolomit alsbald in jenen weißen
Diploporendolomit und hierauf in der Gegend der Iserwiese in
schwärzlichen, hornsteinführenden Muschelkalk. Man passiert hier
demnach wie es scheint eine überkippte Schichtfolge, an die sich
innerhalb der Iserwiese am Rabenstein und Brunnkogel dieselbe
Schichtfolge, aber in normaler Reihenfolge: „Gutensteiner Kalk,
Reiflinger Kalk, Wettersteindolomit“ anschließt.
Auch diese Beobachtung spricht also dafür, daß am Kasberg
eine einseitig südwärts geneigte Falte vorliegt, die allerdings nicht
vollkommen ausgebildet oder erhalten ist, sondern zum Teil gegen
Norden überschoben wurde.
29*
196 Verhandlungen. | Nr. 7u.8
Gründung einer geologischen Kommission für Kroatien-
Slawonien.
Der Unterzeichnete beehrt sich hiermit anzuzeigen, daß für die
Königreiche Kroatien-Slawonien laut Erlaß der hohen kgl. kroa-
tisch-slawonisch-dalmatinischen Landesregierung vom 3. Juli 1909, -
Zahl III. A 2275 eine geologische Kommission für diese Länder mit
dem Sitze in Zagreb (Agram) kreiert wurde.
Die Tätigkeit dieser Kommission besteht in der Aufnahme und
Publikation einer „Geologischen Übersichtskarte Kroatien-Slawoniens“
im Maßstabe 1 : 75.000, wovon bereits 7 Blatt mit erläuterndem
kroatisch-deutschem Text veröffentlicht wurden. Des weiteren wird
auch die Aufnahme und Herausgabe einer „Agrogeologischen Über-
sichtskarte“* im Maßstabe 1 : 200.000 vorbereitet.
Agram, 28. April 1910.
Der Präsident der geologischen Kommission
für die Königreiche Kroatien-Slawonien:
Hofrat Prof. Dr. Gorjanovic-Kramberger.
Literaturnotizen.
M. Schlosser. Die Bären- oder Tischoferhöhle im
Kaisertal bei Kufstein. Unter Mitwirkung von F. Birkner
und H. Obermaier. Mit 5 Tafeln. Abhandlungen der kgl. bayr.
Akademie d. Wiss. II. Kl. Bd. XXIV. II. Abt. München 1909.
Die wissenschaftliche Ausgrabung dieser bereits vor zirka 50 Jahren von
Adolf Pichler oberflächlich angeschürften Höble fand im Auftrage des Kufsteiner
Vereines für Heimatskunde hauptsächlich im Jahre 1906 statt. Die dabei ge-
wonnenen reichen und vielfach interessanten Fund» haben jetzt in einem kleinen
Museum auf der Feste Geroldseck ihre Schaustellung gefunden.
Die vorliegende Arbeit bringt nun die wissenschaftlichen Ergebnisse dieser
von M. Schlosser mit ausgezeichneter Sorgfalt und reichem Wissen geleiteten
Ausgrabung.
Hier sollen nur die geologisch wichtigeren Angaben besprochen werden,
während bezüglich des paläontologischen und archäologischen Details auf das Werk
selbst verwiesen werden muß.
Die Höhle liegt im Hauptdolomit an der Nordflanke der vordersten Sparchen-
klamm in zirka 594 m Höhe, etwa 80 m über dem Kaiserbach und zirka 120 m
über dem Innniveau bei der Mündung dieses Baches.
Der Höhleninhalt besteht aus fünf verschiedenen Schichtgliedern, und zwar
von unten nach oben aus Höhlenlehm, grauem Letten und darüber aus Brand-
schicht, Steinchenschicht und Sinterschicht. Die letzteren drei Schichten lagern
nebeneinander, doch scheint die Brandschicht etwas älter als die Steinchenschicht
und diese älter als die Sinterschicht zu sein. Der Höhlenlehm ist die mächtigste
Schichtzone (bis zu 3 m) und besteht vorzüglich aus Verwitterungsprodukten der
lIöhlendecke. Er enthält an einer Stelle nahe seinem Liegenden eine Zone von
meist faustgroßen Geröllen aus Hauptdolomit (ein gekritztes Gerölle aus Wetter-
steinkalk), die wahrscheinlich vom Kaiserbach in die Höhle gefrachtet wurden,
Im Höhlenlehm wurden von Tierresteu nachgewiesen:
Ursus spelaeus Rangifer tarandus
Hyaena spelaea Cervus elaphus
Felis spelaea Ibex priscus (?)
Lupus vulgaris Capella rupricapra.
Vulpes vulgaris
1910 Bericht vom 31. Mai. M. Schlosser. 197
Der graue Letten, der direkt auf dem Höhlenlehm lagert, ist kein Ver-
witterungsgebilde der Höhlendecke, sondern ein Niederschlag aus schlammreichem
Wasser. Er erreicht nur eine Mächtiskeit von 10—20 em und ist vollkommen
fossilfrei. Nach Schlosser soll derselbe ein Absatz aus dem Schmelzwasser einer
Gletscherzunge sein, welche in der Würmeiszeit in den vorderen Teil der Höhle
eingedrungen war und diese nach außen vollständig absperrte.
Die Kulturschicht (Brandschicht) besteht neben Steinchen aus Anhäufungen
von Tongeschirrtrümmern, Kohlenstückchen, verkohltem Getreide und Tier- und
Menschenknochen.
Menschenreste sind selten, die Tierreste verteilen sich auf Rind, Schwein
und Schaf (häufig),. Ziege und Hund (sehr selten) sowie auf Edelhirseh (nur
wenige Knochen und abgesägte Geweilistücke). Vom Höhlenbären sind häufig
Knochen beigemengt, die aber aus dem llöhlenlehm stammen. Die wenigen
Artefakte sind Geschirrtrümmer, Knochengeräte und neolithische Steinwerkzeuge.
An einer Stelle lag ziemlich viel Bronze. Die Steinchenschicht wird aus einer
ungleichmächtigen "Anhäufung von‘ lockeren Hauptdolomitsteinchen gebildet und
stellt sich als Verwitterungsbildung der Höhlendecke dar.
Ihre normale Mächtigkeit beträgt 20—30 em.
In dieser Schichte sind massenhaft Menschenknochen aller Altersstadien
regellos mit Knochen von Schafen, Schweinen und Rindern vermengt. Schafreste
sind am häufigsten, selten solche von Hunden. Dagegen kommen Knochen von
Höhlenbären vor.
Tongeschirrtrümmer sind ziemlich häufig enthalten.
Die Sinterschicht ist auf den Hintergrund der Höhle beschränkt. Der Sinter
ist porös und hat nd: Beschaffenheit. Seine Bildung ‚scheint noch nicht
abgeschlossen.
Die im Sinter eingeschlossenen Knochen weisen auf ein geringes Alter hin.
Am häufigsten sind Knochen und Kiefer von. Menschen in allen Alters-
stadien. Spärlicher beteiligen sich Knochen von Schafen, Schweinen, Rindern und
Hunden. Außerdem sind noch Reste des Edelbirsches vorhanden.
Frei auf dem grauen Letten wurden Knochen von Schneehuhn gefunden.
Die Einschleppung dieser Schneehuhnknochen könnte möglicherweise in die
Magdalenienperiode fallen.
Die Entstehung der Höhle führt Schlosser anf Gesteinszerrüttung zwischen
Bruchflächen zurück, die sich oberhalb und im Hintergrund der Höhle schneiden.
Als der Kaiserbach sich bis zum Niveau dieser Zerrüttungszone eingesägt hatte,
erodierte er die Höhle aus.
. Mit der Freilegung des Hohlraumes begann im Inneren die Verwitterung
der mit reicher ‘Alpenvegetation überzogenen Höhlendecke, welche allmählich zur
Bildung des Höhlenlehms führte.
Chronologisch wichtig ist die Einschaltung der Geröllschiehte im Liegenden
des Höhlenlehms, welche ebenso wie letzterer in die Rißwürminterglazialzeit ver-
legt wird. Unter den Geröllen wurde ein gekritztes Geschiebe gefunden, das nach
Schlosser von einer Moräne der Rißeiszeit abstammen dürfte.
Wahrscheinlich schon vor Ablagerung der Geröllschicht wurde die Höhle
von Tieren, und zwar Hyänen besucht.
Später kamen Höhlenbären, Wölfe und Füchse. Einmal scheint ein Löwe
eingedrungen zu sein. Steinböcke, Gemsen und Rentiere wurden als Beutestücke
von den Bären hereingeschleppt.
In der Würmeiszeit wurde die Höhle vom Eis verschlossen und beim Ab-
schmelzen der graue Letten gebildet.
Jetzt konnte die Verwitterung in der Höhle wieder ihren Fortgang nehmen.
Spuren von Lebewesen fehlen nun bis zur neolithischen Zeit. In dieser und der
Bronzezeit wurde die Höhle von Menschen bewohnt.
Spuren aus der Eisenzeit und dem Mittelalter sind nicht vorhanden. Aus
der Mächtigkeit der durch Verwitterung der Höhlendecke entstandenen Höhlen-
schichten versucht nun Schlosser Zahlen für das absolute Alter dieser Schichten
und für die Vertiefung der Klamm des Kaiserbaches zu gewinnen.
Die Postglazialzeit (gemessen von der Steinchenschicht) wird zu 14 bis
20.000 Jahren, die Höhlenbärenzeit (gemessen am Höhlenlehm) zu 42—60.000 im
Minimum, zu 56—80.000 im Maximum geschätzt.
198 Verhandlungen. Nr. 7u.8
Da nun nach Schlosser zu Beginn der Ablagerung des Höhlenlehms der
Kaiserbach noch im Niveau der Höhle floß, heute aber in einer um 80 m tieferen
Klamm, so ergibt sich für diese Eintiefung eine Zeit zwischen 56—100.000 Jahren.
Die jährliche Vertiefung des Felsgrundes der Klamm schwankt also zwischen
1:43—0'8 mn.
Diese Einschätzung der Felserosion des Kaiserbaches beruht jedoch nach
der Einsicht des Referenten auf einer unrichtigen Voraussetzung.
Das Inntal war in der letzten Interglazialzeit bis weit über die Höhe der
Bärenhöhle hinauf von den Terrassensedimenten verschüttet.
Die Ablagerung des Höhlenlehms konnte also erst beginnen, nachdem der
Kaiserbach die Höhle wieder von dieser Zuschüttung befreit hatte. Die Einlagerung
der Bachgerölle beweist deshalb nicht, daß die Klamm damals noch nicht existierte,
sondern nur, daß der Bach im Niveau der Höhle floß.
Wir wissen aus dem Studium der Seitentäler des Inntales, daß die größeren
Klammen sicherlich schon vor der Ablagerung der Terrassensedimente wahrscbeinlich
sogar noch viel früher, bis zur heutigen Tiefe (manchmal darunter!) einge-
schnitten waren,
Ich verweise hier nur darauf, daß zum Beispiei in der Brandenbergerklamm,
im Alpbachtal, in der Stallenklamm, am Ausgang der Vomperklamm ... Terrassen-
schotter und Grundmoränen bis in den Grund der Schluchten hinabreichen.
Am Ausgang der Vomperklamm unterteuft der alte Schuttkegel (älter als
die Terrassensedimente) sogar das heutige Talniveau und die Grundmoränen der
älteren Eiszeit streichen nahe dem jetzigen Bachbett aus. Der Einschnitt der
vorderen Klammstücke war im Inntalgebiete wahrscheinlich
schon vorderälteren Vergletscherung so ziemlich biszurheutigen
Tiefe vorgeschritten. Das beweisen zum Beispiel auch die im heutigen Tal-
niveau ausstreichenden Reste von älteren Grundmoränen bei Innsbruck, Schwaz,
Vomp, Hopfgarten .... Die Verhältnisse liegen daher nicht so einfach wie
Schlosser angenommen hat und man kann die Aufschlüsse in der Bärenhöhle
nicht zur Bestimmung der Geschwindigkeit der Klammerosion des Kaiserbaches
verwenden.
Es handelt sich ja nur um die Wiederausräumung einer
schon früher vorhandenen Erosionsfurche.
Wir erkennen auch hier, daß die Terrassensedimente beim Herannahen der
letzten Vergletscherung bereits schon wieder tief erodiert waren, was ich früher
irrtümlich erst auf Rechnung der Eiserosion gesetzt habe.
Es fällt somit in die Rißwürminterglazialzeit nicht nur
Bildung und Erosion der Gehängebreccien, Bildung und Erosion
der Terrassensedimente, sondern auch noch die Bildung des
Höhlenlehms.
Es dürfte daher die Höhlenbärenzeit Schlossers nur einen kleinen Teil
dieser Interglazialzeit ausmachen.
Aus der inhaltreichen Schilderung des Fossilinhaltes sei noch hervorgehoben,
daß die Zahl der erwachsenen Bären, die durch Knochen vertreten sind, mehr
als 200 beträgt. Ebenso groß ist die Zahl der jungen Bären. Der Hund war von
der Größe des Bronzehundes, das Schaf gehörte einer ziegenförmigen Rasse an,
die Rinder wohl der Primigenius-Rasse, das Schwein war ein domestiziertes
europäisches Wildschwein.
Die archäologischen Objekte repräsentieren die jüngere Steinzeit und ältere
Bronzezeit. Durch die Bronzefunde ist bewiesen, daß in Nordtirol etwa 2000 Jahre
v. Chr. einheimisches Erz zu Bronze verarbeitet wurde.
Der wertvollen Arbeit sind fünf Tafeln beigefügt, von denen eine inter-
essante Knochen, die anderen die Höhlenlage und die Aufschlußarbeiten darstellen.
(0. Ampferer.)
Einsendungen für die Bibliothek.
Zusammengestellt von Dr. A. Matosch.
Einzelwerke und Separat-Abdrücke.
Eingelaufen vom 1. Jänner bis Ende März 1910.
Aecessions-Katalog. Sveriges offentliga
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Göteborg. XXI. 1906 u. XXII. 1907.
Genom C. Grönblad. Stockholm,
typ. P. A. Norstedt & Söner, 1907 —
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Verhandlungen,
INT 7 1108
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vodu. (Separat. aus: „Lidove Noviny“
Brünn, 14. Jänner 1910.) [Über die
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Jahn, J.J. Pfehled ütvarü geologickych.
(Separat. aus: „Pfiroda a Skola“.)
[Übersicht der geologischen Forma-
tionen.] Olmütz, typ. Kramär & Pro-
chäzka [1910]. 8°. 7 8. Gesch. d.
Autors. (16108. 8°.)
Jahn, J. J. Stavba Evropy. (Separat.
aus: :„Piiroda“; rod. VIII £isl. 1—3.)
[Der Bau Europas.] ‘Olmütz, typ.
Kramär & Prochäzka [1910]. 8°. 178.
mit 2 Textfig. u. 1 Taf. Gesch. (d.
Autors. : (16109: 8°.)
Jentzsch, A. Das Alter der Sam-
ländischen Braunkohlenformation und.
der Senftenberger Tertiärflora. (Se-:
parat. aus: Jahrbuch der Kg]. preuß.
geologischen Landesanstalt für 1908.
Bd. XXIX. Hft. 1.) Berliv, typ. A.
W. Schade, 1908. 8°. 4 S. (58—61).
Gesch. d. Autors. (16110. 8°.)
Jentzsch, A. Grosse Züge im geolo-
gischen Bau der Provinz Posen. (Se-
parat. aus: Deutsche Gesellschaft für
Kunst und Wissenschaft in Posen.
Zeitschrift der naturwissenschaftlichen
Abteilung. Jahrg. XV. Hft. 3—4.)
Posen, typ. Merzbach, 1908. 8°. 6 S.
Gesch. d. Autors. (16111 8°,)
Jentzsch, A. Über den Eiswind und
das Dünengebiet zwischen Warthe und
Netze. (Separat. aus: Zeitschrift der
Deutschen geologischen Gesellschaft.
Bd. LX. 1908. Monatsberichte Nr. 5.).
Berlin, typ. @. Schade, 1908. 8%. 4 8.
(120—123). Gesch. d. Autors.
(16112, 8.)
Jentzsch, A. Beziehungen zwischen
Geologie und Urgeschichte im deut-
schen Osten. (Separat. aus: Deutsche
Gesellschaft für Kunst und Wissen-
schaft in Posen. Zeitschrift der natur-
wissenschaftlichen Abteilung. - Jahrg.
XVI. Hft. 1-5.) Posen, typ. Merz-
bach, 1909. 8°, 12 8. Gesch. d. Autors.
(16113. 8°.)
1910
Jentzsch, A. Über die Nordostgrenze
der deutschen Kreide. (Separat. aus:
Zeitschrift der Deutsch. geologischen
Gesellschaft. Bd. LXI. 1909. Monats-
berichte Nr. 11.) Berlin, typ. G.
Schade, 1909. 8°. 5 S. (406-410).
Gesch. d.. Autors. (16114. 8°.)
John, €. v: Augengneise und verwandte
Gesteine aus dem oberen Vintschgau.
II. Chemischer Teil. Wien 1910. 8°.
Vide: Hammer, W. & C. v. John.
(16106. 8°.)
Katalog, Systematischer, der Bibliothek
der k. k. Technischen Hochschule in
Wien. Nachtrag I zu Heft 1—6.
Wien, typ. A. Holzhausen, 1910. 8°.
157 S. Gesch. d. Techn. Hochschule
(198. 8°. Bibl.)
Keetman, B. Über die Auffindung des
Joniums, einer neuen radioaktiven
Erde in Uranerzen. Dissertation. Ber-
lin, typ. G. Schade, 1909. 8°. 34 S.
mit 6 Textfig. Gesch. d. Universität
Berlin. (11995. 8°. Lab.)
Kober, L. Über die Tektonik der süd-
lichen Vorlagen des Schneeberges und
der Rax. (Separat. aus: Mitteilungen der
geologischen Gesellschaft in Wien.
Bd. II. 1909.) Wien, F. Deuticke,
1999. 8°. 0. S. (492-511) mit 1 Taf.
(XIX). Gesch. d. Autors. (16115. 8°.)
Koch, Ferd. Die geologischen Ver-
hältnisse des Kalvarienhügels von
. Tata. (Separat. aus: Földtani Köz-
löny. Bd. XXXIX. 1909.) Budapest, typ.
Franklin-Verein, 1909. 8%. 23 8.
(285—307) mit 1 Texifig. Gesch. d.
Herrn G. Geyer. (16116. 8°.)
Koch, Ferd. Beiträge zur Kenntnis der
. Gattung Tmoaegoceras. (Separat. aus:
. Földtani Közlöny. Bd. XXXIX. 1909.)
. Budapest, typ. Franklin-Verein, 1909.
8. 6 S. (808-313) mit 3 Textfig.
Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16117. 8°.)
Koch, Gust. Ad. Die Poeschl’sche Aus-
stellung auf dem 8. deutsch-österr.-
ungarischen Verbandstag für Binnen-
schiffahrt in Linz vom 23. bis
26. Juni 1909. Wien, typ. J. Wimmer,
1909. 4%. 7 S. Gesch. d. Autors.
(2914. 4°.)
Koch, 6ust. Ad. Die Trink wasser-Versor-
gung der Gemeinde Hinterbrühl ; geolo-
gisch begutachtet. Wien, Schworella &
Heick, 1909. 5°. 41 S. Gesch. d. Autors.
(16118. 8°.)
Koch, @ust. Ad. Die Wasserverhältnisse
. des Untergrundes von Matzendorf bei
Felixdorf und Umgebung; geologisch
Einsendungen für
die- Bibliothek. 201
begutachtet. Wien, typ. P, Gerin,
1909, 4°. 28 S. Gesch. d. Autors,
(2915. 4°.)
Koken, E. Das Diluvium von Gafsa
(Südtunesien) und seine prähistorischen
Einschlüsse. (Separat. aus: Neues
Jahrbuch für Mineralogie, Geologie...
Jahrg. 1909. Bd. Il.) Stuttgart, E.
Schweizerbart, 1909. 8°. 18 S. mit
5 Textfig. u. 6 Taf. Gesch. d. Herrn
G. Geyer. (er)
Koken, E. Diluvialstudien. (Separat-
aus: Neues Jahrbuch für Mineralogie»
Geologie... Jahrg, 1909. Bd. II)
Stuttgart. E. Schweizerbart, 1909. 8°.
34 8. (57—90) mit 12 Textfig. u.
3 Taf. (X—XIJ). Gesch. d. Herrn G.
Geyer. (16120. 8°.)
Kraefft, F. Über das Plankton in Ost-
und Nordsee und den Verbindungs-
gebieten, mit besonderer Berück-
sichtigung der Copepoden. Dissertation.
(Separat. aus: Wissenschaftliche
Meeresuntersuchungen. K. Kommis-
sion, Abteilung Kiel. Bd. XI.) Kiel], typ.
Schmidt & Klaunig, 1908. 4°. 79 S.
(31—107) mit 9 Textfig, 4 Blättern
Tabellen u. 1 Tafel: Gesch. d. Uni-
versität Kiel. (2916. 4°.)
Kramberger, Gorjanovic-, K. Der Un-
terkiefer der Eskimos (Grönländer)
als Träger primitiver Merkmale. (Se-
parat. aus: Sitzungsberichte der Kg].
preußischen Akademie der Wissen-
schaften. 1909. LII.) Berlin, typ.
Reichsdruckerei, 1909. 8°. 13 S8.
(1282—1294) mit 8 Textfig. u. 2 Taf.
(XV—XV)D. Gesch. d. Autors.
(16121. 8°.)
Krause, P. &. Über einen fossilführenden
Horizont im Hauptterrassendiluvium
des Nieder-Rheins. (Separat. aus:
Jahrbuch der kg]. preuß. geologischen
Landesanstalt für 1909. Bd. XXX.
Teil II. Hft. 1.) Berlin, typ. A. W.
Schade, 1909. 8°. 18 S. (91—108) mit
1 Taf. Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16122. 8°.)
Lissner, A. Zur Elementaranalyse von
tonbaltigen Kohlegesteinen. (Separat.
aus: Chemiker-Zeitung 1910. Nr. 5.)
Cöthen (Anhalt), ©. v. Halem, 1910.
8°. 6 8. Gesch. d. Prof. E. Donath
in Brünn. (11996. 8°. Lab.)
[Lörenthey, J.] A Peterväradi Hegyseg
(Frusca gora) kretaidöszaki (hiper-
- szenon) faunäja; irta Pethö, G.
Sajtö alä renderte es elöszöval ellätta.
Lörenthey, E., Budapest 1910. 4°.
Vide: Pethö, J. (2924. 4°.)
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 7 u. 8. Verhandlungen. 30
202
Manouschek, ©. Zur Kenntnis der
fossilen Kohlen. I. Zur Kenntnis der
Braunkohle. [Mitteilung aus dem
chemisch - technologischen Labora-
torium der Deutschen technischen
Hochschule in Brünn.] (Separat. aus:
„Braunkohle“. Jahrg. VIII. 1919.
Hft. 5.) Halle a. S., W. Knapp, 1909.
4°. 7 S. (72—79) mit 3 Textfig. (17
—19). Gesch. d. Prof. E.Donath in
Brünn. (3212. 4°. Lab.)
Martin, K. Über Rangifer tarandus aus
Niederland. (Separat. aus: Koninkl.
Akademie van wetenschappen te Am-
sterdam. Verslag van de gewone ver-
gaderingen; wis-en natuurkundige af-
deling. 27. Ncv. 1909.) Amsterdam,
J. Müller, 1909. 8°. 11 S. (422 —422)
mit 1 Taf. Gesch. d. Autors.
(16123. 8°.)
Merkle, H. Untersuchungen an Tin-
tinnodeen der ÖOst- und Nordsee.
Dissertation. (Separat. aus: Wissen-
schaftliche Meeresuntersuchupgen. K.
Kommission, Abteilung Kiel. Bd. XI.)
Kiel, typ. Schmidt & Klaunig, 1909.
4°. 48 S, (142—186) mit 2 Taf. (II—
III). Gesch. d. Universität Kiel.
(2917. 4°.)
Neumann, B. Die Metalle. Geschichte,
Vorkommen und Gewinnung nebst
ausführlicher Produktions- und Preis-
statistik. Halle a. S., W. Knapp, 1904.
8°. VIII—421 8. mit 26 Taf. Antiquar.
Kauf. (16099. 8°.)
Noväk, J. C. k. vrehni horni rada
Frantisek Babänek. (Nekrolog
in: Hornick@ a hutnick& Lisiy. Roc.
XI. 1910. Ci. 4.) Prag, typ. F. Vonky,
1910. 4°. 2 S. (61—62). Gesch. d.
Autors, (2918. 4°.)
Palaeontologia universalis. Ser. I.
Fasc. 4. (Taf. 126—16°). Berlin,
Gebr. Bornträger, 1909. 8°. Kauf.
(14260. 8°.)
Pethö, J. A Peterväradi Hegyseg
(Frusca gora): kretaidöszaki (hipers-
zenon-) faunäja. — Függelek: Pratz,
E. A korällok leiräsa. — Sajto alä
rendezte es elöszöval ellätta J.
Lörenthey. [Die oberkretazische
Fauna der Frusca gora. Mit Anhang:
Beschreibung der Korallen von E.
Pratz. Für den Druck eingerichtet
und mit einem Vorworte versehen von
L. Lörenthey.] Budapest, Kir.
Magyar Termeszettudomanyi Tärsulat,
1910. 4°. IV—331 S. mit 24 Taf.
Gesch. (2924. 4°.)
Verhandlungen.
Nr. 7u.8
[Petrascheck, W.] Bericht über seinen
Vortrag: Die Novelle zum Berggesetze
im Lichte österreichischer Kohlen-
geologie. (Separat. aus: Zeitschrift für
Volkswirtschaft, Sozialpolitik und
Verwaltung... Bd. XVIIL.) Wien u.
Leipzig, W. Braumüller, 1909. 8°,
3 S. (795—797). Gesch d. Autors,
(16124. 8°.)
Petrascheck, W. Ergebnisse von Boh-
rungen in der nordböhmischen Kreide.
(Separat. aus: Der Kohleninteressent.
1910. Nr. 2.) Teplitz-Schönau, typ.
C. Weigend, 1910. 8°. 4 S. Gesch. d.
Herrn G. Geyer. (16125. 8°.)
Petrascheck, W. Ergebnisse neuer Auf-
schlüsse im Randgebiete des gali-
zischen Karbons. — Die Forschungen
J. J. Jahns im Ostrau-Karwiner
Steinkohlenbecken. — Das Vorkommen
von Steinkohlengeröllen in einem
Karbonsandstein Galizien. — (Se-
parat. aus: Verhandlungen der k. k.
geolog. Reichsanstalt 1909. Nr. 16.)
Wien, typ. Brüder Hollinek, 1910. 8°.
21 S. (366—386) mit 3 Textfig.
Gesch. d. Autors. (16126. 8°.)
Purkyn&, C. v. Nastin geologickych
pomerü okoli Klabavy. (Separat. aus:
„Brdsky kraj“. Rokycany 1909.)
[Skizze der geologischen Verhältnisse
der Gegend von Klabawa.] Rokitzan,
typ. J. B. Zäpotocny, 1910. 8%. 88.
mit 3 Textfig. Gesch. d. Autors.
(16127. 8°.)
Purkyn&, C. v. Zpräva o diluvialni
sbirce mestskeho historick@ho musea
v Plzni. (Separat. aus d. Jahresberichte
des Histor. Museums in Pilsen 1910.)
[Bericht über die dilaviale Sammlung
des städtischen historischen Maseums
in Pilsen.] Pilsen, typ. J. R. Porta,
1910. 8°. 7 8. mit 1 Textfig. Gesch.
d. Autors. (16128. 8°.)
Rankin, @. A. The binary systems of
Alumina with Silica, Lime and
Magnesia. Washington 1909. 8°. Vide:
Shepherd, E.S.&G. A. Rankin.
(11997. 8°, Lab.)
Relazione della Commissione Reale
incaricata di designare le zone piü
adatte per la ricostruzione degli
abitati colpiti dal terremoto di 28 di-
cembre 1908 o da altri precedenti
e composta dei Signori: P. Blaserna,
presidente; C. Crema, segretario;
G. Alfani, A. Battelli, E. Caputo, R.
de Corn&, C. de Stefani, P. Marzolo,
L. Mazzuoli, L. Palazzo, A. Riceo,
G. B. Rizzo, T. Taramelli. Roma, typ.
V. Salviucci, 1969. 4°. TV—167 S. mit
1910
4 Textfig. u. 15 Taf. (I—XII; Vllbis,
VIIIbis, I|Xbis,) Gesch. (2925. 4°.)
Riecö, A., Camerana, E., Baratta, M. &
G. di Stefano. Il terremoto del
16 novembre 1894 in Calabria e
Sieilia. Relazione seientifica della
Commissione incaricata degli studi de
R. Governo. (Separat. aus: Annali
del R. Ufficio centrale meteorologico
e geodinamico. Ser. II. Vol. XIX.
Part. 1. 1897.) Roma, typ. G. Bertero
& Co., 1907. 4°. 4 Parts in I Vol.
(348 S. mit 14 Taf.) Gesch.
Enthält:
Dart... 1. Kıcco,
sismologica. 260 S.
Part. II. Camerana, E. Rela-
zione tecnica. 32 S.
Part. III. Baratta, M. Relazione
storica. 32. S.
Part. IV. DiStefano, G. Rela-
zione geologica. 24 S.
A. Relazione
(2926. 4°.)
Rollier, L. Polis glaciaires dans le
jura francais. (Separat. aus: Bulletin
de la Societ@ Belfortaine d’emulation.
Nr. 27.) Belfort, typ. Devillers, 1908.
8°. 7 S. mit 1 Taf. Gesch. d. Autors.
(16129. 8°.)
Rollier, L. Jacobella Lugeoni A. Jeannet
est un Paroniceras du lias superieur,
Remarqnes et observations nouvelles.
(Separat. aus: Archives des sciences
physiqnes et naturelles. Periode IV.
Tom. XXVII.)) Geneve, typ. Societe
generale de l’imprimerie, 1909. 8°.
8. S. Gesch. d. Autors. (16130. 8°.)
Rollier, L. Phyllogenie des prineipaux
genres d’Ammonoides de l’oolithiqne
(dogger) et de l’oxfordien. (Separat.
aus: Archives des sciences physiqnes et
naturelles. Periode IV. Tom. XX VIII.)
Geneve, typ. Soeiei@ generale d’impri-
merie, 1909. 8%. 13 S. ‘Gesch. d.
Autors. (16131. 8°.)
Rollier, L. Notes paleontologiques sur
les Nerinees du Cret-de l’Anneau,
pres Travers. (Separat. aus: Bulletin
de la Societe Neuchäteloise des
sciences naturelles. Tom. XXXV1I.)
Neuchatel, typ. Wolfrath & Sperle,
1969. 8°. 13 8. (37—49) mit 1 Taf.
Gesch. d. Autors. (16132. 8°.)
Rollier, L. Communications faites au
VIIIe Congres de l’Assoeiation Franc-
Comtoise. (Separat. aus: M&moires de
la Societ€ d’Emulation du Jura.)
Lons-le-Saunier, typ. L. Declume,
1909. 8°. 12 S. mit 2 Textfig. Gesch.
d. Autors, (16133, 8°.)
Einsendungen für die Bibliothek.
203
Schreiber, H. Die Moore Vorarlbergs
und des Fürstentums Liechtenstein in
naturwissenschaftlicher und tech-
nischer Beziehung. Staab, Deutsch-
österreichischer Moorverein, 1910. 4°,
VILI—177 S. mit 838 Textfig., 20 Taf.
u. 1 Karte. Gesch. d. Autors.
(2921. 8°.)
Shepherd, E. S. & 6. A. Rankin. The
binary systems of Alumina with
Silica, Lime aud Magnesia. With
optical study by F. E. Wrigbt.
(Separat. aus: American Journal of
science. Vol. XXVIII. October 1909.)
Warhington 1909. 8°. 41 S. (293—333)
mit 7 Textfig. Gesch. (11997. 8°. Lab.)
Simionesen, J. Le Jurassique de Dobro-
gea. (Separat. aus: Annales scienti-
fiques de l’Universite de Jassy.) Jassy,
typ. J. S. Jonesen, 1919, 8°. 18 8.
mit 6 Textfig. u. 3 Taf. Gesch. d.
Autors. (16134. 8°.)
Simioneseu, J. Studii geologice si pa-
leontologice din Dobrogea. II. Lamelli-
branchiatele, Gasteropodele, RBrachio-
podele si Echinodermele din päturile
iurasice dela Härsova. Mit franzö-
sischem Resume: Les Pelecypodes,
Gasteropodes, Brachiopodes et Echino-
dermes des couches jurassiques de
Härsova, Dobrogea. (Academia Ro-
mänäa. Publicatiunile fondului V.
Adamachi. Nr. XXV.) Bucuresti, typ.
C. Göbl, 1910. 8°. 109 S. (355 —465)
mit 17 Textfig. u. 7 Taf. Gesch. d.
Autors. (15590. 8°.)
Spitz, A. & 6. Dyhrenfurth. Zweiter
Vorbericht über ' die Tektonik der
zentralen Unterengadiner Dolomiten.
(Separat. aus: Anzeiger der kais.
Akademie der Wissenschaften. 1909.
Nr. XXIII.) Wien, typ. Staatsdruckerei,
190982737 82 Gesch. d. Herrn "G.
Geyer. (16135. 8°.)
Stefano, 6. di. Il terremoto Calabro-
Sieulo del 1894 in rapporto con la
tettonica e la costituzione del suolo.
[Roma 1907. 4°.) Vide: Riecö, A.,
Camerana, E, Baratta, M.&. G.
di Stefano. Il terremoto del 16 no-
vembre 1894 in Calabria e Sicilia.
Relazione scientifica. Part. IV.
2926. 4°.)
Stiny, J. Die Muren. Versuch einer
Monographie mit. besonderer Berück-
sichtigung der Verhältnisse in den
Tiroler Alpen. Innsbruck, Wagner,
1910. 8°. VIII—139 S. mit 34 Textfig.
Gesch, d. Autors. (16136. 8°.)
Taramelli, T. Relazione sull’ operato
della Sottocommissione incaricata di
30*
204
visitare i Juoghi del terremoto Calabro-
Siculo del: 28 dicembre 1908. [Roma
1909. 4°.] Vide: Relazione della
Commissione Reale incaricata di
designare le zone piü adatte per la
ricostruzione degli abitati colpiti dal
terremoto del 23 dicembre 1908,
Allegato A. (2925. 4°.)
Taramelli, T. Relazione sull’ esame di
saggi di fondo nello Stretto di Messina
ottenuti cogli scandagli esequiti dalla
R. Marina nel 1° trimestre 1909.
[Roma 1909. 4°.] Vide: Relazione
dellaCommissione Reale incari-
cata di designare le zone piü adatte
per la ricostruzione degli abitati
colpiti dal terremoto del 28 diecembre
1908. Allegato C. (2925. 4°.)
Tobler, A. Über das Vorkommen von
Kreide- und Carbonschichten in Süd-
west-Djambi, Sumatra. (Separat. aus:
Verslag van het mijnwezen in Neder-
landseh-Indie. 1906.) 'Batavia, typ.
Landsdruckerij, 1907. 8°. 8 S. mit
1 Kartenskizze. Gesch. d. Herrn
G. Geyer. (16157. 8°.)
Toula, F. Schichten mit Gervilleia (Perna)
Bouwei v. Hauer am Gaumannmüller-
kogel an der Weissenbacher Straße;
im Randgebirge der Wienerbucht.
-o{Beparat.. aus:. Jahrbuch .demk.!ik.
geolog. Reichsanstalt. 1909. Bd. LIX.
Hft. 2.) Wien, R. Lechner, 1909. 8°.
24 8. (383—406) mit 4 Textfig. u.
1 Taf. (XII). Gesch. d. Autors.
(16138. 8°.)
Toula, F. Diluviale Säugetierreste vom
Gesprengberg, Kronstadt in Sieben-
bürgen. (Separat. aus: Jahrbuch der
. k. ‚geolog. Reichsanstalt. 1909.
Bd. LIX. Hft. 3—4.) Wien, R. Lechner,
1909.8°, 40. 8. (575—614) mit 12 Texfig.
u.2 Taf. (XV—XV]). Gesch. d. Autors.
(16139. 8°.)
Uhlig, V. Geologisches aus dem Tatra-
gebirge. (Separat. aus: Mitteilungen
der geologischen Gesellschaft in Wien.
Bd. I. 1903.) Wien, F. Deuticke,
1908. 8°. 22 S. (343—364) mit 2 Textfig.
Gesch. d. Autors. (16140. 8°.)
Uhlig, V. Der Deckenbau der Ostalpen.
(Separat. aus: Mitteilungen der geo-
logischen Gesellschaft in Wien. Bd. II.
1909.) Wien, F. Deuticke, 1909. 8°.
30 8. (462—491) mit 1 Taf. (XVII).
Gesch. d. Autors. (16141. 8°.)
Uhlig, V. Die Tektonik der Ostalpen.
Vortrag, gehalten bei der 81. Versamm-
lung deutscher Naturforscher und Arzte
zu Salzburg am 23. September 1909.
(Separat. aus: Naturwissenschaftliche
Rundschau.) ‘Braunschweig, typ. F.
Verhandlungen,
Nr. Tu: 8
Vieweg & Sohn, 1909. 4°. 9 S. Gesch.
d. Autors. (2919. 4°.)
Uhlig, V. Ein österreichisches Meister-
werk. (Separat. aus: Österreichische
Rundschau.) Wien 1909. 8°. 10 8.
(105-114). Gesch. d. Autors. (16142. 8°.)
Vetters, H. Kleine Geologie Nieder-
österreichs. Erläuterungen zur geolo-
gischen Oleatenkarte im Maße 1:750000.
Wien, R. Lechner [1910]. 8°. 21 S.
mit 1 Tabelle u. 2 Karten. Gesch. d.
Verlegers. (16143. 8°.)
Waagen, L. Wo mündet die Reka?
(In: „Urania“. Jahrg. III. 1910. Nr. 8.)
Wien, C. Konegen, 1910. 4°. 3 8.
(118—120). Gesch. d. Autors. (2920, 4°.)
Walther, J. Über algonkische Sedimente.
(Separat. aus: Zeitschrift der Deutsch.
geolog. Gesellschaft. Bd. LX1. 1909.
Hft. 3.) Berlin, typ. J. F. Starcke, 1909.
8%. 23 8. (283—305) mit 6 Textfig.
Gesch. d. Herrn G.Geyer. (16144. 8°.)
Werner, &. Quantitative Messungen der
An- und Abklingung getrennter Phos-
phorescenzbanden. Dissertation. Kiel,
typ. Schmidt & Klaunig, 1907. 8°,
39 S. mit 7. Textfig. Gesch. d.. Uni-
versität Kiel. (11998. 8°. Lab.)
Wilckens, ©. Über die Existenz einer
höheren Überschiebungsdecke in der
sogenannten Sedimenthülle des Adula-
Deckmassivs, Graubünden. (Separat.
aus: Zeitschrift der Deutsch. geolog.
Geseilschaft. Bd. LXI. 1909. Monats-
berichte Nr. 11.) Berlin, typ. @.
Schade, 1909. 8°. 10 S. (455—464)
mit 2 Textfig. u. 1 Taf. Gesch. d.
Autors. (16145. 8°.)
Wilckens, 0. Zur Erinnerung an
Marcel Bertrand. (Separat. aus:
Centralblatt für Mineralogie, Geologie
und Palaeontologie. Jahrg. 1909.
Nr. 16.) Stuttgart, E. Schweizerbart,
1909. 8°. 3 8. ‚(499—501). Gesch. d.
Autors. (16146. 8°.)
Wilckens, 0. Die geologische, paläon-
tologische und petrographische Litera-
tur über Neuseeland bis zum Jahre 1907.
(Separat. aus: Neues Jahrbuch für
Mineralogie, Geologie und Paläonto-
logie. Jahrg. 1909. Bd. II.) Stuttgart,
E. Schweizerbart, 1909. 8°. 68 S,
(265— 332). Gesch. d. Autors. (16147. 8°.)
Zsigmond, R. Eghajlat. II. Resz.
Magyarorszäg Eghajlata. [Klima.
II. Teil. Das Klima Ungarns.) Buda-
pest, K. M. Termeszettudomänyi Tär-
sulat, 1909. 8%. IX—696 S. mit
93 Textfig. Gesch. .d. Kgl. Ungar.
Naturwiss. Gesellschaft. (16100. 8°.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
1910.
Bericht vom 1. Juli 1910.
Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: E. Tietze: Österreichs Eisenerz-Inventur,
— F. Bartonec: Über einen neuen Fundpunkt des marinen Miocäns im Sudetengebiete. —
Literaturnotizen: O. A. Welter, H. Meyer, H. Meyer und O. Welter.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt Ihrer Mittellungen verantwortlich.
Eingesendete Mitteilungen.
E. Tietze. Österreichs Eisenerz-Inventur.
Unter dem Titel Österreichs Eisenerz-Inventur wurde im Heft 4
der Zeitschrift für praktische Geologie (Jahrgang 1910, Seite 86 der
bergwirtschaftlichen Mitteilungen) ein Bericht veröffentlicht, der zwar
nichts über Eisenerze, wohl aber einen ebenso animosen als unberech-
tigten Angriff auf die k. k. geologische Reichsanstalt enthält. Im Hin-
blick auf die Stelle, an welcher dieser Bericht erschienen ist, darf
ich die betreffenden Anschuldigungen nicht mit Stillschweigen über-
gehen, so sehr es mir auch widerstrebt, mich in eine schließlich ganz
zwecklose Polemik mit Gegnern einzulassen, deren Anschauungen
offenbar aus einem völlig einseitigen Vorstellungskreise hervorgehen
und weniger von unparteiischen Erwägungen als von Stimmungen
beherrscht sind, deren UÜbelwollen also durch Argumente nicht wohl
beseitigt werden kann !).
Da der bewußte Bericht von den Lesern gleichzeitig als eine
allerdings weder glückliche noch geschickte Reklame für die vor etwa
zwei Jahren neu gegründete Wiener geologische Gesellschaft und die
an der Spitze derselben befindlichen Universitätskreise betrachtet
werden könnte, so sei gleich hier festgestellt, daß von dieser Seite jede
Verantwortung für den Streit abgelehnt wird, den der betreffende Be-
richterstatter mit seinen Anschuldigungen vom Zaune zu brechen
beabsichtigt. Gleich nach dem Bekanntwerden dieser Anwürfe erschien
der erste Schriftführer jener neuerdings unter dem Präsidium des
Herrn Professor Diener stehenden Gesellschaft Herr Professor Dr.
1) Eine im Wortlaut mit diesem Abwehr-Artikel übereinstimmende Zuschrift
habe ich an die Redaktion der Krahmannschen Zeitschrift für praktische Geologie
gerichtet. Es scheint mir‘jedoch wünschenswert, daß auch unsere speziellen Leser
von einer Kundgebung Notiz nehmen, welche auf die in gewissen Kreisen gegen-
über unserer Anstalt bestehende Mißgunst ein lehrreiches Streiflicht wirft.
K. k. genl. Reichsanstalt. 19109. Nr. 9. Verhandlungen. 31
206 Verhandlungen. Nr. 9
Fr. Ed. Suess bei mir, um sein Bedauern über die bewußte Publi-
kation auszusprechen und kurz darauf versicherte mir zu meiner
vesonderen Genugtuung Professor Diener noch persönlich, daß die
von ihm vertretene Gesellschaft sich niemals zur Beihilfe bei irgend-
welchen gegen unsere Anstalt gerichteten Bestrebungen würde miß-
brauchen lassen. Endlich erhielt ich unter dem Datum des 14. Juni l. J.
auch ein Schreiben des Herrn Professor Dr. Uhlig, der in seiner
Eigenschaft als früherer Präsident derselben Gesellschaft mir bekannt
gibt, daß die letztere „der betreffenden Einsendung durchaus und in
jeder Beziehung fernsteht“. Dieser Erklärung fügt der Genannte so-
dann noch freundliche Worte schmeichelhafter Anerkennung für unsere
Anstalt hinzu, deren Verdienste um die geologische Erforschung Oster-
reichs er bisher stets gern und bei jeder Gelegenheit betont habe.
Mit großer Freude habe ich alle diese Erklärungen zur Kenntnis
senommen, die dem Wunsche der Mitglieder unseres Instituts, ein
freundschaftliches Einvernehmen mit unseren Fachgenossen an der
Universität zu erhalten, in so ausgesprochener Weise entgegen-
kommen. Andrerseits schließt freilich der betreffende, von den
leitenden Kreisen der Wiener geologischen Gesellschaft dadurch
vollkommen mißbbilligte Aufsatz (der, wie die meisten, „bergwirtschaft-
lichen Mitteilungen“ der Krahmannschen Zeitschrift nicht mit einem
Autorennamen unterzeichnet ist) nach Form und Inhalt die Vermutung
aus, daß derselbe in der Berliner Redaktionsstube jener Zeitschrift
selbst entstanden ist. Seine Einsendung dürfte jedenfalls aus Österreich
erfolgt sein, denn sie kann nur von einer Seite herrühren, die mit
einer der anläßlich dieser Abwehr zu nennenden Persönlichkeiten
direkt oder indirekt in Kontakt gekommen ist. A
Gezeichnet mit einer Namensunterschrift ist in dem Bericht nur
ein als Anmerkung demselben beigegebener Brief des Herrn Berg-
hauptmann Canaval an Professor Uhlig, welcher Brief allerdings
schon durch den in ihm aufgebotenen Apparat von Zitaten und
historischen Auseinandersetzungen den Eindruck macht, daß er von
vornherein für eine seinerzeitige Veröffentlichung bestimmt war, wenn
er nicht nachträglich dafür hergerichtet wurde. Gezeichnet ist auch
die hierauf augenscheinlich im Auftrage des Herrn Professor Uhlig
von Professor Fr. E. Suess gegebene und ebenfalls abgedruckte
Antwort.
Da nun der anonyme Einsender des Berichtes diesen Brief-
wechsel bei seinem Angriff auf unsere Anstalt verwertet, so sei
zunächst kurz auf den Tatbestand verwiesen, der aus eben diesem
Briefwechsel hervorgeht und der zugleich das Wesentliche betrifft
von dem, was diesmal für unser Institut als belastend hingestellt wird.
Dieser Tatbestand ist folgender: Das Organisationskomitee des
internationalen Geologenkongresses in Stockholm wünscht eine
Schätzung der in Österreich noch verfügbaren Eisenerzmengen und
wendet sich in der Voraussetzung, dabei an die richtige Adresse zu
geraten, an einen Montanisten in hoher amtlicher Stellung, Herrn Berg-
hauptmann Canaval in Klagenfurt, von dem es offenbar annimmt, daß
demselben das durch die Bergbehörden zu sammelnde statistische
Material leicht zugänglich ist. Dieser Montanist hält sich aber betrefis
1910 Bericht vom 1. Juli, E, Tietze. 207
jener Aufforderung für inkompetent und glaubt dieselbe einem Forum
von Geologen unterbreiten zu sollen. Da er indessen, wie aus seinem
vom März 1908 datierten Schreiben an Professor Uhlig hervorgeht,
der geologischen Reichsanstalt bei „ihrer jetzigen Zusammensetzung“
die Lösung der betreffenden Aufgabe so wenig zutraut wie sich selbst,
überträgt er dieselbe der soeben gegründeten Wiener geologischen
Gesellschaft, von der er (augenscheinlich gemäß den bei der ersten
Versammlung des Vereins gehaltenen Reden) voraussetzt, daß daselbst
nicht bloß Probleme theoretischer Natur besprochen, sondern auch
„praktische* Geologie betrieben werden wird, und welcher er selbst
als Mitglied angehört. Er sieht sich zu diesem Schritt vielleicht auch
deshalb veranlaßt, weil ihm bekannt ist, daß die Gründung dieser
Gesellschaft unter materieller Beihilfe von Montan-Industriellen (spe-
ziell auch der wichtigsten Vertreter unserer Eisenindustrie) erfolgte
und weil er deshalb annehmen darf, daß diese Industriellen der
genannten Gesellschaft auf etwaige Anfragen besonders zuvorkom-
mende Auskünfte geben werden.
Diese Mandatsübertragung, gegen die sich an und für sich nichts
einwenden ließe, weil Herr Canaval das Recht hatte, mit seinem
Auftrage anzufangen was er wollte oder konnte, wird nun, wie bereits
-angedeutet, höchst auffallender Weise als Anlaß benützt, den augen-
scheinlich nicht zu unterdrückenden Groll gewisser Kreise gegen die
geologische Reichsanstalt zum Ausdruck zu bringen und zu betonen,
daß diese Anstalt den an sie zu stellenden Anforderungen nicht ent-
spreche.
Der anonyme Berichterstatter aber, der den Brief Canavals
und die daran geknüpfte Aktion der geologischen Gesellschaft mitteilt,
findet es „bezeichnend*, daB Universitätskreise sich um die
Eisenerz-Inventur Österreichs gekümmert haben und daß dies die
geologische Reichsanstalt unterließ, die indessen gar nicht auf-
gefordert wurde, in dieser Frage mitzuwirken.
Als ob die von Canaval absichtlich übergangene Anstalt sich
hierbei offiziell hätte aufdrängen können und als ob es in guter Ge-
sellschaft Sitte wäre, sich an eine von anderen für andere gedeckte
Tafel zu setzen, ohne eingeladen zu sein. Inoffiziell hat unsere Anstalt
aber trotzdem bei jener Inventur mitgearbeitet, denn der in dem
Bericht genannte Dr. Kossmat, der einen nicht unwesentlichen
Teil der (allerdings wie es scheint nicht sehr umfangreichen) Tätig-
keit bei der Abfassung des auf die Inventur bezüglichen Elaborats
übernommen hat, ist aktives Mitglied der geologischen Reichsanstalt
und hat jene Arbeit unter Zustimmung der Direktion der Anstalt ge-
leistet, wofür uns jetzt in so eigentümlicher Weise der Dank ab-
gestattet wird. Wenn also bei diesen Vorgängen etwas „bezeichnend“
ist, so ist es die Zwanglosigkeit, die man sich in diesem Falle ge-
statten zu dürfen geglaubt hat. Freilich will ich nicht verhehlen, daß
ich jene Zustimmung versagt haben würde, wenn mir der Wortlaut
des Canavalschen Briefes und die Art der damit zu verbindenden
Machenschaften bekannt gewesen wären, und auch Herr Dr. Kossmat
würde es sich wohl überlegt haben, in dieser Sache einen Finger zu
rühren, wenn er von diesem Wortlaut gewußt hätte, der, wie ich
31*
208 Verhandlungen. Nr. 9
von Professor Diener erfahre, auch den meisten Mitgliedern der
geologischen Gesellschaft selbst erst jetzt bekannt geworden ist.
Was aber das eigentliche Material an Daten betrifft, welches
der bewußten Inventur zugrunde gelegt wurde und welches den
Herren Kossmat, Uhlig und Bergrat Rotky nach Aussage des
anonymen Berichterstatters zu ihrer redaktionellen Arbeit bezüglich
zu der Abfassung einiger einleitenden Bemerkungen Anlaß bot, so
erfahren wir, daß dasselbe teilweise (bezüglich einzelner Gegenden)
durch Herrn Kretschmer beschafft wurde, dessen Publikationen in
den Druckschriften der geologischen Reichsanstalt ihn allerdings zur
Mitwirkung bei einer solchen Arbeit gleichsam prädestiniert erscheinen
ließen. Wir erfahren aber vor allem auch, daß jenes Material in erster
Linie (also wohl betreffs der wichtigsten Erzgebiete) durch die Alpine
Montangesellschaft und durch die Prager Eisenindustriegesellschaft bei-
gestellt wurde.
Sich an diese Gesellschaften zu wenden war auch ganz richtig
gehandelt, denn ohne den guten Willen jener industriellen Korpora-
tionen möchte es für Geologen, wie für daran unbeteiligte Montanisten
gleich schwer sein, einen klaren Einblick in die betreffenden Verhält-
nisse zu gewinnen, wie wenigstens für jeden Geschäftsmann leicht zu
verstehen ist, und woraus unter den obwaltenden Umständen auch
niemandem ein Vorwurf gemacht werden kann.
Aber wieso kommt Herr Canaval zu der Vorstellung, daß wir
die Adressen dieser Gesellschaften nicht ebenfalls hätten verwenden
können, deren freundschaftliches Verhältnis zu der Wiener geologischen
Gesellschaft ihrem Verkehr nach anderer Seite hin doch nicht not-
wendig Grenzen setzt und eine eventuelle Korrespondenz mit Staats-
anstalten wohl nicht ausschließt ?
Oder glaubt man vielleicht, daß die Geologen unserer Anstalt,
so absprechend man sich auch über deren Eignang zur Lösung prak-
tischer Fragen zu äußern für gut findet, es nicht ebenso gut wie
unsere Kollegen von der Universität fertig gebracht hätten, die paar
Anfragen zu entwerfen, welche an die genannten Korporationen ge-
richtet werden mußten. Oder denkt man am Ende gar, daß die auf
diese Anfragen erfolgte Selbsteinschätzung jener Korporationen nie-
driger und für den Vergleich der österreichischen Eisenerzvorräte mit
den schwedischen beschämender, also gewissermaßen unpatriotischer
ausgefallen wäre, wenn diese Antworten nicht an eine private Ge-
sellschaft, sondern an ein öffentliches Institut von amtlichem Charakter
gegeben worden wären ?
Wer übrigens sich den hochbedeutsamen Vortrag in die Er-
innerung ruft, den der Zentraldirektor der Prager Eisenindustriegesell-
schaft Herr Kestranek bei der letzten Wiener Versammlung des
Iron and Steel Institute gehalten hat (Journal of the I. a. St. Inst.
1907, vol. 75, pag. 10—24), wobei der Produktion von Roheisen in
Österreich für die Zukunft kein besonders günstiges Prognostikon
und beispielsweise die Erschöpfung gewisser böhmischer Erzlager in
relativ baldige Aussicht gestellt wird, der wird nicht annehmen, daß
derartige im vorliegenden Fall jedenfalls unsachliche Gesichtspunkte
das Verhalten jener Gesellschaften zu bestimmen vermögen, denn
1910 Bericht vom 1.,Juli: E. Tietze. 209
einerseits geht aus jenen Ausführungen Kestraneks hervor, daß
dabei eine Schönfärberei der auf: den vorliegenden Gegenstand bezüg-
lichen Verhältnisse keineswegs für nötig gehalten wurde und anderer-
seits kann man doch von vornherein sicher sein, daß für die Öffent-
lichkeit bestimmte Mitteilungen von jener Seite her gleichgelautet
haben würden, ob sie nun durch diese oder jene Mittelspersonen dem
Komitee in Stockholm zur Verfügung hätten gestellt werden sollen.
So lange der Wille zur Korrektheit der bei dieser Eventualität
in Betracht kommenden Geologen und sonstigen Faktoren nicht in
Zweifel gezogen wird, ist es jedenfalls unnötig, über jene Frage nach
den besseren Mittelspersonen sich in Vermutungen zu ergehen oder
gar zu ereifern, und das zeigt aufs deutlichste die Haltlosigkeit des
hierbei erhobenen Anwurfs, der ganz überflüssigerweise mit dem un-
überlegten Versuch verknüpft wurde, Zwietracht zwischen den Wiener
Geologen durch eine Gegenüberstellung der Reichsanstalt und der
betreffenden Universitätskreise zum Ausbruch kommen zu lassen.
Jene allgemeine Beschuldigung jedoch (wie es scheint, die fable
convenue gewisser Kreise), daß unsere Anstalt der Mitwirkung bei
praktischen Aufgaben aus dem Wege gehe, wie das in dem
Canavalschen Briefe wieder einmal verlautbart und ‘von dem
anonymen Berichterstatter wiederholt wird, ist schon bei früheren
Gelegenheiten so eingehend widerlegt worden, daß es sich nicht lohnt,
einen ausführlichen Beweis ihrer Grundlosigkeit hier nochmals vor-
zubringen. Wer sich die Mühe nimmt, unsere Publikationen durch-
zusehen, wird dabei teilweise schon durch die Titel derselben, bei
weiterem Einblick aber auch durch den Inhalt der Lokalbeschreibungen
darauf hingewiesen, daß wir jene Beschuldigungen nicht verdienen;
wer überdies die Jahresberichte der Direktion zur Hand nehmen will;
in welchen jedesmal eine ganze Reihe von Untersuchungen über die
verschiedensten Fragen aufgezählt werden, bei denen der Rat unserer
Geologen, soweit es eben die geologische Seite jener Fragen betraf,
eingeholt und gegeben wurde, der wird erst recht finden, daß die
praktische Geologie, unter welcher mancher freilich bloß eine ein-
seitige Förderung spezifisch-montanistischer Interessen versteht, bei
uns nicht zu kurz kommt.
Es giebt in jener Hinsicht, namentlich in Bezug ‘auf Anlässe
von größerer öffentlicher Bedeutung in der That wohl nur relativ
wenige Fälle, in denen man unsere Mitwirkung nicht in Anspruch
genommen hätte, und die Befürchtung des anonymen Einsenders, daß
infolge unseres Versagens Vieles „versäumt“ werden könnte, ent-
springt offenbar nur einer etwas ungeduldigen Nervosität oder der
UÜberschätzung einzelner ihm besonders am Herzen liegender Fragen:
In Ernstfällen (um diesen Ausdrück zu gebrauchen) hat man unsere
Adresse zumeist nicht übersehen und uns dann auch zum Eingreifen
bereit gefunden.
Daß wir aber dermalen auch noch a Ziele haben als die
unmittelbare Hilfeleistung bei den sogenannten praktischen Aufgaben
und daß die Erweiterung und Vertiefung .der Geologie als solcher
logischerweise ihrer Anwendung auf einzelne Fälle vorausgeht, daß
ferner eine unserer. Hauptaufgaben die Herstellung geologischer Karten
210 Verhandlungen. Nr. 9
ist, das sollte von keinem Urteilsfähigen vergessen werden. Diese
Karten liefern ja übrigens nicht bloß den Freunden wissenschaftlicher
Spekulation das Substrat für akademische Arbeiten, sondern bieten
vor allem aüch dem Praktiker eine unentbehrliche Grundlage zur
Beurteilung vieler für ihn wichtiger Verhältnisse.
Wer alle diese Umstände würdigt und unbefangen genug ist,
um zu verstehen, daß der Interessenkreis unseres Instituts ein sehr
vielgestaltiger ist und sein muß, und daß dieses Institut schon auf
Grund seiner Vergangenheit ein Recht hat, mehr sein zu wollen, als
ein bloßes Expertisenbureau, der wird die zeitweilig von gewissen
Stellen aus gegen uns erhobenen Vorwürfe gebührend einzuschätzen
wissen, zumal ihm das durch die unsachliche Begründung dieser Vor-
würfe in der Regel sehr leicht gemacht wird. Für diese Unsachlich-
keit liefert ja der diesmal in Rede stehende Fall wieder ein typisches
Beispiel.
Wer aber trotz eines Einblickes in unsere Wirksamkeit (und
ohne einen solchen Einblick sollte man hier nicht mitreden) sich von
der Willkürlichkeit gewisser meist nur ganz allgemein ausgesprochener
oder doch nur sehr unzulänglich gestützter Behauptungen nicht über-
zeugt, der will eben nicht überzeugt sein und mit dem ist es zweck-
los, sich in eine Diskussion einzulassen.
Jedenfalls sind die Grundsätze, die ich in dem von Herrn
Canaval erwähnten Jahresberichte (Verhandl. d. k.k. geol. R.-A. 1906,
Nr. 1) betrefis des Verhältnisses der Geologie zur Praxis und speziell
zur Montanistik auseinandergesetzt habe, derart, daß sie jeder wirk-
lich unbefangene Montanist billigen kann, der nicht unter Bankerott-
erklärung seines eigenen Faches vom Geologen gerade die Arbeit
verlangt, die er in erster Linie selbst zu leisten berufen ist. Diese
Grundsätze sind aber auch derart, daß sie jedem Vertreter der
Geologie genehm sein können und wenn ich am Schluß jener da-
maligen Auseinandersetzung einen näheren Kontakt der montanistischen
Tätigkeit in Österreich mit der geologischen nicht im Sinne des von
Canaval erwähnten Abgeordneten Pfaffinger durch Anstellung
von Montanisten an unserer Anstalt befürwortete, sondern die An-
stellung von Geologen bei den Bergämtern empfahl, so könnte das,
abgesehen von den sachlichen Umständen, die für diesen Vorschlag
sprechen, aus verschiedenen für jeden Kenner unserer Personal-
verhältnisse auf der Hand liegenden Gründen vor allem den zahl-
reichen Jüngern der Geologie an unseren Hochschulen nur recht sein.
Es sollte dies jedenfalls für viele ein Grund mehr sein, für die von
der Anstalt „in ihrer jetzigen Zusammensetzung“ verfolgten Prinzipien
einzutreten,
Ich hätte es deshalb gern gesehen, wenn Herr Professor Uhlig,
der ja überdies (ebenso wie Prof. F. E. Suess) ein ehemaliges Mit-
glied unserer Anstalt ist und bei dem wir daher eine alte Anhänglich-
keit an dieselbe voraussetzen dürfen, ein wenn auch nur kurzes Wort
der Abwehr gegen die sonderbare Motivierung des Canavalschen
Vorschlages schon bei Übernahme desselben durch die Wiener
geologische Gesellschaft gefunden hätte. Er hat freilich, wie ich aus
seinem letzten dankenswerten Schreiben an mich ersehe, nicht ge-
1910 Bericht vom 1, Juli, E. Tietze, 911
glaubt, daß die betreffende Korrespondenz ihres privaten Charakters
entkleidet werden würde, und es sei {ern von mir, ihm aus diesem
Irrtum einen schweren Vorwurf zu machen. Ein solches kurzes Wort
der rechtzeitigen Abwehr von seiner Seite hätte uns jedoch die Be-
schäftigung mit der heute in Rede stehenden Publikation wahrschein-
lich erspart.
Nun möchte ich mir schließlich noch einige Bemerkungen ge-
statten über die vor einigen Jahren gegen uns gerichtete Aktion des
Abgeordneten Pfaffinger, von welchem nicht allein in dem Briefe
Canavals, sondern auch in der erwähnten Einsendung gesprochen
wird und dessen vorzeitiges Ableben man, wie es scheint, nicht nur
aus allgemein menschlichen Gründen, sondern auch deshalb bedauer-
lich findet, weil die geologische Reichsanstalt dadurch um einen
Gegner ärmer wurde.
Dieser Abgeordnete, der in früheren Jahren, als er noch In-
haber eines einfachen Expertisen-Bureaus war, sich wiederholt Aus-
künfte bei uns geholt hat, vertrat dann später die Interessen gewisser
mächtiger Kohlenindustriellen. Von dem dadurch gegebenen Stand-
punkte aus war derselbe (und ich finde das menschlich begreiflich)
mit der Haltung nicht einverstanden, welche unsere Anstalt in der
Frage des Schutzes der Karlsbader Quellen gegen die Eingriffe des
nordböhmischen Kohlenbergbaues eingenommen hatte. In dieser gewiß
eminent „praktischen“ und die öffentlichen Interessen sehr nahe be-
rührenden Frage hatte die Anstalt durch eines ihrer Mitglieder, Herrn
Ingenieur Rosiwal, auf Grund einer Aufforderung der politischen Be-
hörde Untersuchungen vornehmen lassen, deren Ergebnisse nebst den
dagegen erhobenen Einwendungen und den sonstigen zahlreichen auf
den Gegenstand bezüglichen Äußerungen Ende 1902 der damals
bereits durch mich vertretenen Direktion des Instituts zur Meinungs-
abgabe vorgelegt wurden.
Da erschien Herr Pfaffinger bei mir und versuchte einen
Druck auf unsere Stellungnahme auszuüben, wobei er mir schließlich
nahelegte, die Anstalt für die Beurteilung der in Verhandlung stehenden
Angelegenheit als inkompetent zu erklären, wodurch natürlich nicht
bloß meine Meinungsabgabe entfallen wäre, sondern auch das Ergeb-
nis der Rosiwalschen Untersuchung aus dem Verfahren als ausge-
schaltet hätte betrachtet werden müssen. Ich lehnte es ab, auf den
Standpunkt Pfaffingers einzugehen, worauf derselbe unter dem
Ausdruck seines Bedauerns über die Anstalt mich verließ.
Ich durfte unter diesen Umständen nicht überrascht sein, als
dann etwas später, nämlich im Juni 1905, von Herrn Pfaffinger
in unserem Abgeordnetenhause jener Antrag eingebracht wurde, der
die Anstellung von Montanisten an unserer Anstalt bezweckte, deren
Reform erwünscht sei, weil, wie es hieß, den Geologen unseres In-
stituts die nötige Vorbildung für die Lösung praktischer Aufgaben
fehle. Ich wunderte mieh auch nicht, als in demselben Antrage aus-
drücklich verlangt wurde, die Behandlung aller Wasserfragen und
speziell den Quellenschutz gegen Bergbau ausschließlich jenen neu
anzustellenden Montanisten zu überweisen, wenn auch von Karlsbad
in-der Mötivierung des Antrages nicht die Rede war.
919 Verhandlungen. Nr. 9
Nachträglich darf ich aber wohl mit einer gewissen Genugtuung
hervorheben, daß inzwischen eine von unserer obersten montanistischen
Behörde eingesetzte Kommission betrefis der Frage des Zusammen-
hanges der Karlsbader Heilquellen mit den Warmmwassereinbrüchen in
den diesen Quellen benachbarten Kohlengruben zu einer prinzipiell ganz
ähnlichen Auffassung gelangte, wie sie seinerzeit von uns vertreten
worden war. Ich freue mich nicht minder, konstatieren zu können,
daß zwei in dem mit Canavals Brief verbundenen Bericht genannte
Mitglieder der Wiener geologischen Gesellschaft, nämlich die Herren
Rotky und Fr. Ed. Suess, sowie von Wiener Universitätskreisen
auch noch Hofrat Professor Ludwig der erwähnten Kommission an-
gehörten und daß dann später auch experimentell die Richtigkeit der
von diesen Herren in wesentlicher Übereinstimmung mit uns ausge-
sprochenen Ansicht erwiesen wurde, insofern, wie ich erfahre, die
Ergiebigkeit der nach unserer Meinung gefährdet gewesenen Heil-
quellen wieder zunahm, nachdem das Schöpfen aus der hier zunächst
in Betracht kommenden Grube eingestellt war.
Man mag aus diesem Beispiel ersehen, daß die Anforderungen,
die man an die sogenannte praktische Geologie stellt, je nach den
Wünschen dieser oder jener Kreise verschieden sind und daß unsere
Anstalt gut daran tut, ihre selbständige Auffassung des Begriffes
„praktisch“ beizubehalten.
Seit den 60 Jahren des Bestehens der geologischen Reichsanstalt
hat es an teils von Praktikern, teils von Theoretikern ausgehenden
Versuchen nicht gefehlt, die Organisation des Instituts bald in diesem,
bald in jenem Sinne als änderungsbedürftig hinzustellen. Immer aber
(und die Geschichte der Anstalt ist in diesem Sinne sehr lehrreich)
würden diese Versuche auf eine Einschränkung der Selbständigkeit
oder auf eine einseitige Ausnützung des Instituts für Sonderinteressen
hinausgelaufen sein, mag man das wie immer bemäntelt haben.
:Am Schluß meiner zur Erinnerung an jenes 60 jährige Bestehen
des Instituts gehaltenen Ansprache (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1909,
pag. 310) habe ich es bereits zu betonen für wünschenswert gehalten,
daß dieses Institut gerade auf Grund einer nach allen Seiten gewahrten
Unabhängigkeit sowohl der theoretischen Geologie am sichersten eine
zuverlässige Stütze abgeben, als auch den an uns herantretenden
praktischen Aufgaben am besten entsprechen wird. „In ihrer jetzigen
Zusammensetzung“ hat die Anstalt jedenfalls das Bestreben, diese
Unabhängigkeit trotz aller Anfechtungen zu behaupten und speziell
die Interessenten für praktische Fragen haben keine Ursache, dies
zu bedauern, wenn sie auf objektive Urteile Wert legen und dabei
sich klar machen, wie weit sie die Dienste eines wissenschaftlichen
Instituts in Anspruch zu nehmen berechtigt sind.
Stets wird man sich aber dabei vor Augen halten müssen, daß
die Geologie vor allem Geologie, das heißt Wissenschaft bleiben muß,
um dem Praktiker die Hilfe zu gewähren, die derselbe von der Wissen-
schaft erwartet. Die Geologie als solche und in ihren verschiedenen
Zweigen zu pflegen, heißt daher noch nicht etwas für die praktischen
Bedürfnisse der Allgemeinheit Uberflüssiges tun, wie das Herr
Canaval nach den einleitenden Bemerkungen seines Briefes anzu-
1910 Bericht vom 1. Juli. E. Tietze a. F. Bartonec. 213
nehmen scheint, in welchem derselbe übrigens auch zu der Vorstel-
lung gelangt, daß die Entwicklung der Anstalt aus dem ehemaligen
montanistischen Museum uns eine Art von Verpflichtung auferlege,
speziell für montanistische Interessen zu arbeiten. Wir wollen bezüg-
lich der letztgenannten Zumuthung aber nicht vergessen, daß die An-
wendung des geologischen Wissens auf die mit den praktischen Bedürf-
nissen zusammenhängenden Fragen bisweilen vor eine Kollision sich
entgegenstehender Interessen gestellt wird.
Daß man es dann nicht jedem recht machen kann, ist klar. Ich
gebe auch (rein prinzipiell gesprochen) zu, daß sich ein Geologe hier-
bei irren kann. Ich glaube aber andrerseits nicht, daß in solchen
Fällen ein Montanist für sich von vornherein den Vorzug der Unfehl-
barkeit in Anspruch zu nehmen berechtigt ist. Indessen beruht es
doch wohl auf einer seltsamen Voreingenommenheit, wenn Jemand
annimmt, daß die Urteile von Montanisten und Geologen (gleichviel
ob letztere der Universität oder anderen Kreisen angehören) sich
stets im Gegensatz zu einander befinden ‚müssen, wie gerade die
oben erwähnte prinzipielle Übereinstimmung der Meinungen unserer
Anstalt und der zum Schutz der Karlsbader Quellen berufenen Kom-
mission zeigt, deren Vorsitzender Herr Bergrat Rotky nicht etwa,
wie man nach der Stylisierung in dem gegen uns gerichteten Angriff
glauben könnte, ein Universitätskollege des Herrn Professor Suess,
sondern ein Montanist ist.
Die Hauptsache bleibt doch wohl, daß sich niemand für Partei-
zwecke ins Schlepptau nehmen läßt und das scheint mir besonders
bei einem Staatsinstitut wichtig zu sein.
Bergrat F. Bartonec. Über einen neuen Fundpunkt
des marinen Miocäns im Sudetengebiete.
Bei der Begehung des Südrandes meines Aufnahmsgebietes —
der Sektion Troppau—Ostrau — bin ich, zwecks Feststellung des
Kulmstreichens, auch etwas außerhalb der Grenzen gekommen.
| Auf einer Exkursion von Wigstadtl—Fulnek gegen Wagstadt
passierte ich die kleine mährische Enklave Neu-Würben, welche Ge-
meinde bereits auf das Blatt Freudental fällt.
Bei dem hübschen neuerbauten Schulhause fiel mir schon von
weitem eine lichtgraue Halde auf, welche eigentlich in diese Gegend
nicht paßte, da hier sonst nur Kulmschichten eventuell mit quartärer
Uberlagerung zu beobachten sind.
Bei näherer Besichtigung dieser Halde, welche aus einer
Brunnengrabung stammt, erkannte ich sofort, daß hier miocäne Tegel
vorliegen, welche sich auch als versteinerungsführend erwiesen haben.
Der Schulleiter von Neu-Würben, Herr Zapletal, hatte über-
. dies schon einige Versteinerungen gesammelt und hatte die Freund-
lichkeit, mir einen Teil zur Verfügung zu stellen.
Der Erhaltungszustand ist zwar ein sehr schlechter, doch lassen
sich außer Cidaris-Stacheln immerhin noch folgende Arten nach der
Untersuchung von Dr. H. Vetters bestimmen:
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910, Nr. 9. Verhandlungen, 3
iv
214 Verhandlungen. Nr. 9
Cassidaria eingulifera R. Hoern. u. Au. sp.
Fusus conf. Valencienesi (rat.
Leda sp.
Tellina sp.
Ostrea cochlear Poli (Deckelklappe).
Diese Reste würden auf marines Miocän hindeuten, welches man
hier — in einer Seehöhe von 475 m — kaum erwartet hätte.
Die Untersuchung der Mikrofauna bestätigt aber dieses. Nach
der freundlichen Mitteilung von Herrn Dr. F. Schubert sind im
Schlämmrückstand nebst vereinzelten Fischotolithen (Scopelus austriaeus
Kok,, Scopelus cf. Kokeni Pr,), Ostracoden und zahlreichen Seeigel-
stacheln Foraminiferen vorhanden, besonders:
Nodosaria hispida Orb. Uvigerina pygmaea Orb.
Dentalina filiformis var. elegans Orb. „ cf. tenuistriata Reuss
2 consobrina Orb. Bulimina pupoides Orb.
- elegantissima Orb, a buchiana Orb.
Marginulina hirsuta Orb, Bolivina punctata Orb.
Oristellaria inornata Orb. Olavulina communis Orb.
\ cultrata Montf, Truncatulina dutemplei Orb.
R calcar L. “ lobatula Walk. u. Jak,
Polymorphina oblonga var. austriaca Pullenia sphaeroides Orb.
Orb. (Grlobigerina bulloides Orb.
Polymorphina communis Orb.
Diese Fauna entspricht bezüglich der Absatztiefe des Alters am
nächsten der des Badener Tegels.
Es ist dieser neue Fundort eine glänzende Bestätigung des
durch Herrn Hofrat Dr. E. Tietze im Jahre 1395 beobachteten
Vorkommens bei Wigstadtl, wo gleichfalls bei einer Brunnengrabung
(Brauhaus) miocäne Tegel in einer ähnlichen Seehöhe beobachtet
wurden.
Ich muß hier aufrichtig gestehen, daß ich damals an dem
Wigstädtler Funde — als primäre Lagerstätte — gezweifelt habe,
da ringsherum, kaum 50—60 m davon, Kulmsandsteine zutage treten.
Der Schulbrunnen von Neu-Würben erreichte in diesem wasser-
undurchlässigen Material mit 20 »n Gesamttiefe das erwünschte
Wasser nicht und erlangte aus den obersten quartären Schichten kaum
etwas Sickerwasser. Es ist jedoch kein Zweifel, daß mit einem Nach-
teufen des Brunnens — bis in die Zwischenschieht von Kulm und
Jungtertiär — im Detritus des Kulmsandsteines — Wasser zu erreichen
sein wird. Der Kulmsandstein ist kaum 50 m südlich vom Brunnen
zutagetretend. Die Schichtung des Tegels konnte direkt nicht mehr
beobachtet werden, weil der Brunnen bereits mit Zementrohren aus-
gekleidet ist; nach Mitteilung des Herrn Schulleiters war eine ganz
horizontale Schichtung zu beobachten. Auf der Weiterreise gegen
Fulnek fiel mir in Gerlsdorf, und zwar im Schulgarten, ein abge-
schliffener rötlich-weißer Steinblock auf, welcher nach näherer Unter-
suchung sich als Granit — skandinavischen Ursprunges — präsentierte.
1910 Bericht vom 1. Juli. F. Bartonec, Weiter, Meyer, Meyer u. Welter. 215
Nach Mitteilung des Herrn Schulleiters wurden ähnliche erratische
Findlinge in dieser Gemeinde mehrfach beobachtet, und zwar ins-
besonders auf dem südlichen Gehänge von Waltersdorf gegen
Gerlsdorf.
Da erstere Gemeinde in mein Aufnahmsgebiet fällt, so werde
ich Gelegenheit haben, die Fundstätten näher festzustellen und auf
die Karte zu bringen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich die vor-
handenen Bleierzaufschlüsse zwischen diesen zwei Gemeinden be-
sichtigen.
Es ist immerhin interessant, daß die nordischen Blöcke weiter
über die Linie — nach Süden — reichen, als man früher ange-
nommen hatte,
Literaturnotizen.
O. A. Welter. Stratigraphie und Bau der Alpen
zwischen Hinterrhein und Safiental. Eclogae geol. Hel-
vetiae, Band X, 1909, pag. 804 — 851.
Hermann Meyer. Geologische Untersuchungen am
Nordostrande des Surettamassivs. Berichte d. naturf.
Gesell. i. Freiburg i. B. Bd. XVII, 1909, pag. 130— 177.
H. Meyer und O. Welter. Zur Geologie des süd-
lichen Graubünden. Monatsberichte. d. deutsch. geol. Gesellsch.
1910, Bd. 62, Nr. 1.
Steinmann hat zwei seiner Schüler dazu angeregt, das Gebiet beiderseits
des Hinterrheins zwischen Splügen und Reischen näher zu untersuchen. Es um-
faßt dieses die Splügener Kalkberge und die Bergkette des Piz Curver, Be-
reiche, welche sowohl wegen ihres Baues in dieser für das Verständnis der Alpen-
tektonik so wichtigen und auch viel umstrittenen Grenzregion von Ost- und West-
alpen als auch wegen der Frage nach dem Alter der Bündnerschiefer, bei deren
Beantwortung sich verschiedene Forscher besonders auf dieses Gebiet gestützt
haben, von hohem Interesse für den Alpengeologen sind.
Das Ergebnis der Untersuchungen liegt in obigen Arbeiten vor und besteht
im wesentlichen in der Eingliederung des Beobachteten in das von Steinmann
aufgestellte Deckenschema.
Als Basis des Deckenbaues erscheinen der Rofnaporphyr und die Bündner-
schiefer. In letzteren, und zwar in einem von Rothpletz als paläozoisch ange-
sprochenen Teile derselben fand Welter am Piz Beverin Belemniten, „die am
ehesten den Paxillosen nahezustehen scheinen“. Von dem Umfang, den die Bündner-
schiefer auf der Schweizer geologischen Karte (Bl. 14) haben, wurden verschiedene
Teile abgetrennt; für die anderen kommt Welter zum Schlusse, daß sie wahr-
scheinlich nicht paläozoisch sind, sondern zur Hauptsache dem Lias, Malm, der
Kreice und dem Tertiär zugereehnet werden müssen. Der Rofnaporphyr als öst-
lichster Teil des Tessinermassivs bildet die ursprüngliche Basis sowohl der Bündner-
schiefer als aller anderen Decken, ist also allen verschiedenen Faziesausbildungen
als unterstes Glied gemeinsam und älter als Trias; er bildet jetzt die Stirn einer
unter den lepontinischen Decken nach N gewanderten liegenden Falte.
Darüber liegen dann flach ausgebreitet die von Steinmann angegebenen
Decken: die Klippendecke, die Brecciendecke, die rhätische Decke — diese aber
nur östlich des Hinterrheins, westlich davon fehlt sie — und in Schollen die ost-
alpine Decke, welcher vor allem die eigentlichen Splügener Kalkberge angehören.
Gegenüber Steinmann liegt nur eine Abweichung vor: die nördliche Zone der
Klippendecke liegt hier unter der südlichen, während nach Steinmann im
Rhätikon- und Plessurgebirge dies umgekehrt der Fall ist.
32*
216 Verhandlungen. S Nr.'9
An der Westseite der Ourverkette streichen alle diese in nordsüdlichen
Zonen aus, die Schubflächen fallen flach gegen Osten ein. Das Streichen
ist nach Meyer aber vorwiegend NO, das Ausstreichen der Zonen entspricht also
nicht dem Schichtstreichen. Die beigegebenen schwach schematisierten Profile sind
aber alle OW gezogen. Die Decken liegen hier von kleineren Faltungen gewellt
regelmäßig übereinander, jede an der Basis ıit Rofnaporphyr. Im Gebiet westlich
des Hinterrheins sind die Decken aber großenteils in Schollen zerrissen, Brüche
durchschneiden sie und wenige Profile zeigen alle Decken übereinander. Die rhä-
tische Decke fehlt wie oben bemerkt, hier plötzlich ganz.
Die Schichtfolge in allen Decken beginnt mit Rhät: Dolomit, Raubwacke und
manchmal auch Gips, darüber folgen Kulkschiefer, die manchmal Belemniten ge-
liefert haben. Am Curverkamm treten in der untersten Zone (Zone der Marmore)
daneben quarzitische Gesteine auf..Meyer hält diese unterste Zone größtenteils
für Trias (ohne Fossilfund). An der untersten Zone beteiligt sich außerdem noch
ein weißer hochkristalliner Kalk (Marmor), in welchem Welter unbestimmbare
Korallen fand. In der Zone der Marmore des Curverkammes ist dieser Marmor auf
das innigste mit den anderen Kalken verfaltet und in einzelnen Lageu und Nestern
eingeschlossen. Er wird von beiden Autoren als Tithon angesprochen.
In die „obere Klippendecke“ wird ein polygenes Konglomerat, welches
Rothpletz zuerst aus den Splügener Kalkbergen als (belemnitenführendes) Lias-
konglomerat beschrieben hat, gestelit. Es transgrediertt am Curverkamm über
Rofnaporphyr. Das von Heim als Taspinit beschriebene Gestein ist eine Ausbil-
dungsform desselben. Die Autoren stellen dieses Konglomerat der Falknisbreccie
gleich und sprechen ihm tithonisches Alter zu. Bemerkenswert ist, daß es in den
Splügener Kalkbergen vorwiegend Gerölle enthält, welche genau allen den Ge-
steinsarten der Splügener Kalkberge entsprechen, wie dies auch Roth-
pletz schon beobachtet hat, der es als über die Trias und über die Bündner-
schiefer transgredierend beschreibt. Welter will aber trotzdem diese Gerölle nicht
von den Splügener Kalkbergen.ableiten, sondern versucht ihre Beschaffenheit da-
durch zu erklären, „daß diese Komponenten vielleicht aus Gebieten ostalpiner
Fazies stammten und dann nach ihrem Absatz im Meere durch gebirgsbildende
Vorgänge, welche sie ebenso erduldet haben, wie die Splügener Kalkberge, einen
ähnlichen petrographischen Habitus erlangt haben“. In der Brecciendecke fand
Meyer über der salinaren Trias auf Plaun la Potta durch Fossilfunde .be-
stimmten rhätischen Kalk neben verschiedenen altersunsicheren Schiefern und
als oberstes Glied eine grobe Breccie, die der „Falknisbreecie* oft sehr ähnlich
wird, sich von ihr aber durch den Mangel an Geröllen grünen Granites unterscheidet.
Einzelne Komponenten derselben enthalten Orbitulinen. Dies und die Funde von
Pentacrinen und Belemniten veranlassen Meyer, sie in die Kreide zu stellen.
Der rhätischen Decke werden die (fossilfreien) Schiefer, Sandsteine, Kalke
uud Dolomite des Piz Curver zugesprochen, welche im unteren Teile die als Leit-
fossil dienenden Ophiolite enthalten. Auch diese Zone wird noch von einem
Band von Rofnaporphyr und der Trias zugeschobenem kristallinem Kalk und gelbem
Dolomit unterlagert.
. Die ostalpine Decke wird vor allem durch die Splügener Kalkberge ver-
treten. Welter sieht die Auflagerungsflächen derselben auf den Bündnerschiefern
als eine Schubfläche an, wegen der Scholler von Falknisbreecie, welche er im
Norden und Westen und an einer Stelle im Süden (ober Splügen) am Rande der-
selben fand. Diese Schollen sind aber im Norden alle durch Schuttstreifen getrennt
von der Trias der Kalkberge. Im Westen und Norden liegt die Breccie auf Trias
(Rauhwacke), welche nach Welter aber in die „obere Klippendecke“ gehört, nicht zur.
„ostalpinen Trias“. Im Süden und Osten liegt die Trias der Kalkberge. teils auf
Büpdnerschiefer, teils auf Rauhwacke der „oberen Klippendecke“. Nur an der Süd-
seite des Weißhorns liegt nach Welters Karte und Profilen die Falknisbreccie
tatsächlieh unter der Trias (und über Bündnerschiefer). j
Auf eine stratigraphische Gliederung der Trias der Kalkberge, deren Gesteine
hochkristallin sind (Kalkmarmore, zuckerkörnige Dolomite, häufig auch Rauhwacken;
teilweise von ganz gleicher Art [mit Tonschieferfetzen] wie in den lepontinischen:
Decken), verzichtet Welter, und hält die von Rotlupletz aufgestellte für nicht
richtig. Welter fand als erster Diploporem vom Typus der Annulatae in den
dunklen Marmoren. Die. Trias ist zum Teil in SO oder SSO überkippte 'Falten
1910 Bericht vom 1. Juli. Welter, Meyer, Meyer u. Welter. 917
gelegt und enthält an mehreren Stellen kleine Schollen von Rofnaporphyr einge-
schlossen.
In Meyers Aufnahmsgebiet erscheint ostalpine Trias einerseits in der be-
kannten Dolomitkappe des Piz Toissa, anderseits wird der Rofnaporphyr von
einem ausgedehnten Bereich von triadischem Dolomit am Piz Gurschus — durch
Diploporenfunde Meyers bestimmt — im ursprünglichen Verbande über-
lagert und ein gleiches Verhalten traf Meyer weiter südlich (außerhalb des be-
arbeiteten Gebietes) am Averser Weißberg. Diese Trias wird am Piz Grisch von
Jurassischen (?) Schiefern überlagert und beide sind in gegen SO überkippte liegende
Falten zusammen mit dem Rofnaporphyr gelegt. Diese sehr bemerkenswerten Ver-
bandsverhältnisse von Diploporendolomit und Rofnaporphyr werden von Meyer
aber — da sie ja mit dem Deckenschema durchaus nicht in Einklang stehen —
in einem Nachtrag dahin umgedeutet, daß die „Zone der autochthonen Trias ost-
alpiner Habitus“ in eine „südliche (?!) Trias, zum Teil normales Han-
gendes des Rofnaporphyrs“ umgetauft wird.
Für die Einordnung des Schamsergebietes in den Deckenbau der Alpen
ergibt sich nach Welter und Meyer, daß im Gegensatz zu Ü. Schmidt die
Würzelzone der lepontinischen Decke nicht im Rheintal liegen kann, sondern süd-
lich des bearbeiteten Gebietes. Ferner, daß hier nicht, wie von anderen Teilen der
Schweiz angenommen wird, die helvetische direkt in die lepontinische Fazies über-
geht, sondern zwischen beide sich noch eine Bündnerschieferfazies einschiebt.
Der Arbeit von Welter ist eine geologische Karte im Maße 1: 50.000 bei-
gegeben, beide Arbeiten sind mit zahlreichen Profilen ausgestattet. Von Meyers
Gebiet steht die Pablikation der aufgenommenen Karte noch aus.
Welters Karte ist hauptsächlich eine tektonische. Die Farbenausschei-
dungen sind weniger nach petrographischen und stratigraphischen Gesichtspunkten,
sondern nach der theoretischen, tektonischen Grundlage gewählt; es werden also
zum Beispiel Rauhwacke und Dolomit der unteren Trias nicht einheitlich als solche
ausgeschieden, sondern in drei oder vier verschiedene Ausscheidungen zerteilt:
Trias der unteren, der oberen Klippendecke, der Breeciendecke ete., ebenso die
Juraablagerungen. Für den, welcher an das Deckenschema nicht glaubt, ver-
liert die Karte dadurch sehr an Klarheit, vor allem wird die Dauer ihrer Brauch-
barkeit vermindert. Denn jede Anderung in der Nummerierung und Gruppierung der
Decken — und eine solche ist bei einer derartigen Theorie unausbleiblich — macht
die Ausscheidungen unrichtig. Es muß daher bedauert werden, daß die sicherlich
große Mühe und Sorgfalt, welche an die Kartierung des Gebietes gewandt wurde,
in einer Form zum Ausdruck kommt, welche ihr von vornherein einen großen
Teil ihres Wertes raubt. Eine Detailkarte soll vor allem die exakte empi-
rische Grundlage einer solchen Abhandlung sein, welche für jeden Leser ein
sicheres Kriterium der daraus gezogenen Schlüsse bildet und in allem Wandel theo-
retischer Erklärung der dauernde Kern bleibt.
So leidet die Karte an denselben Gebrechen, welche dem theoretischen
Teile beider Arbeiten innewohnen. Die stratigraphischen und tektonischen Schlüsse
bewegen sich im Kreis herum: aus einem vorangenommenen — aber auch anderen-
orts auf ähnlichen Schlüssen basierenden — Deckenschema werden die größtenteils
keine bestimmbaren Fossile liefernden Schichten in Altersstufen geteilt und gruppiert
und aus den derart gewonnenen Profilen und Karten wieder die Bestätigung jenes
Schemas herausgelesen. Wenn man auf Welters Karte und Profile sieht, wie
jene stets gleichen Rauhwacken und Rhätdolomite in einzelnen Resten und Schollen
durch das hochgradig gestörte Gebiet regellos verstreut liegen, so ist die Frage
wohl berechtigt, welche Kriterien dem Autor es ermöglichen, diese Reste vonein-
ander zu unterscheiden. Sie ließen sich ebensogut anders zusammengruppieren.
Ein weißer Marmor wird dem Tithon zugesprochen, ohne jeden bestimmbaren
Fossilfund ; dabei ist derselbe so auf das allerengste mit ebenfalls fraglichen
Triasgesteinen verquickt, daß die „Feststellung“ eines jüngeren Alters gegenüber
letzteren auch nicht aus der Beobachtung, sondern eben wieder mit dem voran-
genommenen Schema gewonnen wird. Das auffälligste Beispiel ist aber wohl die
Trias des Piz Gurschus, welche ihrem Diploporendolomit zufolge zur ostalpinen
Trias gerechnet werden müßte dem Schema zuliebe aber in eine höchst fragwürdige
„südliche Trias“ sich verwandeln muß. Betrachtet man die Übersichtskarte bei
Meyer, so sieht man, daß diese die unmittelbare Fortsetzung der „Zone
der Marmore“ ist und tatsächlich setzen nach der vom Autor veröffentlichten Beob-
K. k. geal. Tteichsanstalt 1910. Nr. 9. Verhand!nngen, 33
218 Verhandlungen. Nr. 9
achtung C. Schmidts die Marmorbänder jener Zone in den Piz Gurschus über
und ein gleiches Verbandsverhältnis mit Diploporendolomit hat Meyer selbst am
Averser Weißberg gefunden. Trotzdem gilt hier die sonst gewohnte Schlußweise
nicht, weil es nicht in das vorher aufgestellte Deckenschema hineinpaßt. Es
liegt gar kein Grund vor, immer.die basale Rauhwacke von der „ostalpinen Trias“
abzutrennen und künstlich daraus eine Vertretung anderer 'Triasfazies, das heißt
andere Decken zu konstruieren, nachdem dieser Rauhwackenhorizont (mit Dolomit
und Gips) ja auch ein Charakteristikum der sicher ostalpinen Trias ist,
Es braucht kaum mehr auf den schon von anderer Seite als solchen gekenn-
zeichneten Kreisschluß mit den Ophiolithen der „rhätischen Decke“ hingewiesen zu
werden. Bemerkenswert ist aber, daß Welter selbst im Bündnersichiefer ober
Snfers echten Grünschiefer gefunden hat — wasnach Rothpletz übrigens keine
Neuigkeit ist — und aus der gemeinsamen Darstellung beider erfährt man, daß
also nicht nur die rhätische Decke, sondern auch die Bündnerschieferzone-
basische Eruptiven enthält, trotzdem sind für die Schiefer am Piz Curver die
Ophiolithe das Leitfossil.
Es wurde schon oben bemerkt, daß nach Meyers Darstellung geschlossen
werden kann, daß die Zone der „autochthonen Trias“ und jene der Marmore,
welche beide in ununterbrochener Fortsetzung das gemeinsame Hangende des
Rofnaporphyrs bilden, ein und dieselbe Zone sind. Anderseits muß der Diploporen-
dolomit des Piz Gurschus mit dem Splügener Kalkberg, welcher durch seine starke
Metamorphose der „Zone der Marmore“ sich annähert, gleichgestellt werden, wodurch
sich das tektonische Bild gänzlich umändert. Übereinstimmend zeigen das Tauri-
horn, Splügen und der Piz Grisch gegen SO überkippte Falten der Trias. Die
lalknisbreccie muß ihrer Geröllführung nach als Transgressionsbildung, einerseits
über Rofnaporphyr, anderseits über die Trias der Kalkberge aufgefaßt werden,
denn jene Erklärung Welters für die Geröllführung ist keiner vorurteilsfreien
Diskussion fähig.
Für die Tektonik der Curverkette ist die Wiederkehr des Rofnaporphyrs an
der Basis jeder Decke charakteristisch. Gerade diese Struktur spricht aber durchaus
nicht für Überfaltungsdecken, welche weit von Süden hergekommen sind.
Es ist zunächst sehr bemerkenswert, daß bei allen diesen Deckenprofilen
beiderseits des Rheins, immer nur die Schichtfolge vom ältesten bis zum jüngsten
Schichtglied, aber keine umgekehrte Wiederholung der ganzen oder eines Teiles
dieser Schichtfolge vorhanden ist, also keine liegenden Falten und keine
verquetschten Mittelschenkel, sondern echte ÜUberschiebungen, ty-
pische Schuppenstruktur „keine Andeutung einer Verfaltung, kein noch so
winziger Rest eines verkehrt liegenden Mittelschenkels, keine Schichtumbiegung,
sondern dachziegelartig einander überlagert“ (Welter). Es liegt eine
(von den Antoren vielleicht nicht beabsichtigte?) Weiterentwicklung der Decken-
theorie, beziehungsweise eine Rückkehr zu Schardt, gegenüber Lugeon, Ter-
mier, Heim und Anderen darin, daß eine derartige Sıruktur als charakteri-
stische Decken-Struktur bezeichnet wird. Die Wiederkehr des Rofnaporphyrs
spricht aber gewiß eher für einen lokalen Charakter jener Schuppenbildung,
denn das Massiv des Rofnaporphyrs endet ja am Südrand der dargestellten Auf-
nahmsgebiete und in dem fernen Süden, wo alle diese vier Fazies sich immer noch
auf Rofnaporphyr abgelagert haben sollen, ist ja längst keiner mehr da, sondern
ganz andere kristalline Gesteine und Massive. Die Falte oder der Vorschub des
Rofnaporphyrs selbst reicht ja auch nach den beiden Autoren wenig weit südwärts
und ist in ihrem schematischen Profil viel weiter gezeichnet als festgestellt werden.
kann, da die Quetschzone Splügenpaß—Splügen, welche offenbar zu dieser Kon-
struktion herhalten mußte, im Streichen geschnitten wird und kein Anhaltspunkt
vorliegt, sie weiter unter die Rofnamasse hinein zu ziehen,
Und wenn aus dem Schuppenbau des Curvörkammes ein Schluß auf die
Richtung der Bewegung gezogen werden soll, so kann dieser nur, wie Meyers
Profile zeigen, auf eine gegen West gerichtete Bewegung gezogen werden, wo-
für auch das nordsüdliche Ausstreichen der Zonen spricht. Das NO-
Streichen, stellenweise auch meridionale Streichen (nach Rothpletz sind die
Bündnerschiefer in NS streichende Falten gelegt), paßt wenig zu dem Nordschub,
ebensowenig die gegen S (SO) gerichteten überkippten Falten der Trias, für
welche die Deckentheoretiker den bequemen Ausdruck „Rückfaltung“ besitzen.
(W. Hammer.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3,
N sc E
BVS VNATIOE ED &
SR
Verhandlungen der k. k seolosischen Reichsanstalt.
Bericht vom 31. Juli 1910.
Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: !Maria M. Ogilvie-Gordon: Die Über”
schiebung am Gipfel des Sellamassivs in Südtirol. — C. de Stefani: Einige Mitteilungen
über die Tertiär- und Quartärschichten Dalmatiens. — R. J. Schubert: Noch einige Bemer-
kungen über das Tertiäir und Quartär Dalmatiens. — Guido Hradil: Petrographische
Notizen über einige Gesteine aus den Ötztaler Alpen. — Einsendungen für die
Bibliothek.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Eingesendete Mitteilungen.
Maria M. Ogilvie-Gordon, D.Se.Ph.D.F.L.S. Die Über-
schiebung am Gipfel des Sellamassivs in Südtirol.
Als ich im Sommer 1893 das Sellamassiv kartierte, hatte ich
die Karte der österreichischen geologischen Reichsanstalt, die von
dem verstorbenen Herrn von Mojsisovics!) herausgegeben war, bei
mir. Nach dieser Karte ist das Massiv zusammengesetzt aus einer
gleichförmigen Schichtfolge von Wengener und Cassianer Dolomit,
Raibler Schichten und Dachsteindolomit, und da die Schichtung nahezu
horizontal ist, so würde die Mächtigkeit der aufeinanderfolgenden
Horizonte an der Nord- und Westseite solchermaßen berechnet zirka
500 m Wengener und Cassianer Dolomit, zirka 100 m Raibler Schichten
und zirka 300 m Dachsteindolomit betragen, welch’ letzterer sich etwa
von Höhenkurve 2840— 3152 m, der Gipfelhöhe des Boe, erstrecken
würde. Nach der Karte von Mojsisovics scheinen die Wengener
und Cassianer Dolomithorizonte von West nach Ost in- gleichalterige
Wengener und Cassianer Tuffe überzugehen, so daß auf der Ostseite
des Sellamassivs nur noch an einigen Stellen Dolomit von nicht mehr
als 100 m Mächtigkeit vorhanden ist.
Statt dessen beobachtete ich eine Wiederholung von Schichten,
die ihren Ursprung in Überschiebungen hatte. Eine von diesen
streicht rings um das Massiv in den Horizonten aus, die Mojsisovics
als Wengener und Cassianer Dolomite kartiert hat, eine andere streicht
durch den Dachsteindolomit dicht unterhalb des Gipfels. Im Liegenden
der Gipfelüberschiebungsfläche fand ich fossilführende jurassische
1) E. Mojsisovics von Mojsvär, „Die Dolomitriffe von Südtirol und
fi J
Venetien“. Wien 1879.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 10. Verhandlungen. 34
220 Verhandlungen. Nr. 10
Schichten, deren Mächtigkeit gegen Osten rasch abnimmt infolge der
geneigten Schnittfläche. Diese Überschiebung hatte ich im Jahre 1894
bekanntgegeben !), ebenso wie einige Vertikalverwerfungen, welche
die Über- und Unterschiebungsmassen in NNO—SSW, N— SS DE W und
anderen Kichtungen durchsetzen. Das Streichen der Überschiebungs-
flächen habe ich als wechselnd zwischen den NNO—SSW und N—S-
Richtungen beschrieben, bei im allgemeinen östlichem Einfallen.
Indessen bemerkte ich eine Reihe von Komplikationen, die mir
durchaus nicht hinreichend erklärt schienen durch die Annahme einer
gewöhnlichen’ Überschiebung in einer einzigen bestimmten Richtung.
So fand ich allenthalben eine eigentümliche lokale Anhäufung von
Druckwirkungen, einen’ raschen Wechsel in der: Neigungsrichtung der
Überschiebungsfläche und in der Schichtmächtigkeit oder gar völliges
Verschwinden ‚bei gelegentlichen vertikalen Querbrüchen, alles Er-
scheinungen, die mir so seltsam vorkamen, daß ich mit der Ver-
öffentlichung meiner gesamten Beobachtungen zögerte, bis ich das
Gelände von neuem untersuchen konnte. Im Jahre 1894 wagte ich
nur anzudeuten, daß in der Gegend der Sella und von Buchenstein
bedeutende Überschiebungen im allgemeinen in Ost-Westrichtung statt-
gefunden haben, daß aber jede Hauptüberschiebungsebene von vielen
kleineren Störungen vertikaler und horizontaler Natur in verschiedenen
Richtungen begleitet sei und daß diese kleineren Begleitstörungen
oft mehr Druckwirkungen, ‚bedingt durch die Verschiedenartigkeit der
Gesteinsbeschaffenheit, aufweisen, als die Hauptschubmassen. Erst
im Jahre 1898 war es mir wieder möglich, in die Dolomiten zu reisen.
Ein leider nur kurzer Aufenthalt genügte aber doch, mich zu‘ über-
zeugen, daß meine tektonischen Beobachtungen, die ich im: Jahre.1893
gemacht hatte, in der Hauptsache doch richtig seien und zur, Ver-
öffentlichung drängten:
Emil Haug) war der einzige, der vor mir im Tara 1889
Schichtstörungen am Boegipfel beobachtet hat. Er bemerkte. „häufige
Biegungen und kleinere Brüche“ in den Dachsteinschichten nahe dem
Gipfel, doch sah .er die ganze Schichtfolge als normal an und über-
sah die jurassischen Schichten auf der Westseite des Gipfels.: Sein.
Hauptaugenmerk war auf die Neokomschichten nördlich des Boesgipfels
gerichtet, . die er mit einer basalen Breccie als dem Dachsteinkalk
auflagernd beschrieb. In jener Breccie sah er das Ergebnis der
Kreidetransgression,. durch welche der Jurakalk weggeführt worden
wär. Zu ‘dieser Auffassung war er gekommen, weil er den ‚liegenden
Jurakalk irrtümlich für Dachsteinkalk ‚nahm. Das Vorkommen juras-
sischer Schichten auf der Westseite und ihre Fortsetzung in den
sehr gestörten Schichten auf der. Nordseite des Gipfels wurden von
mir 1899 beschrieben ®). |
re IDEE N
1) Miss M. M. Ogilvie, „Coral in the Dolomites“. Geological Magazine,
Jan. u. Feb. 1894.
2) Emil Haug, „Die geologischen Verhältnisse der Neokomablagerungen
der Pnezalpe“. (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., Wien 1887.)
3) Mrs. M.M. Ogilvie- Gordon, „The Torsion-Structure of the Dolomites“.
Quart.. Journ. Geol. Soc. 1899, Bd. LV, London. (Pp. 605—7, Figs, 14,,15, 16,
18, 19 and Geological Map.) ö
1910 Bericht vom 31. Juli. Maria M. Ogilvie-Gordon. 221
Ich unterschied drei Haupthorizonte: @) grauen liassischen Kalk
mit Ammonitenresten, die der Aegoceras angulatum-Zone. angehören;
b) ziegelrote Mergel und Kalke mit zahlreichen Ammoniten, die aber
so schlecht erhalten waren, daß ich zu keiner Bestiinmung gelangte;
c) den obersten Kalk mit Haploceras Staeyzü; zusammen mit diesen
höheren Horizonten sah ich lokal hornsteinführende Mergel und Kalke,
die Haug den Neokomschichten der Puezalpe verglich. Da ich aber
keine Fossilien darin finden konnte, wagte ich nicht, sie von den
jurassischen Schichten abzutrennen.
‘In bezug auf die Gipfelüberschiebung beschrieb ich sie als eine
Fläche, die von Westen unterhalb der Boespitze und Cresta strenta
mit wenig Neigung gegen Osten durchzog, auf der der Dachstein-
dolomit des Gipfelrückens auflag, wie eine unabhängige Schubdecke
über schiefgeschnittenen Schichten des Dachsteindolomits und
jüngerer Horizonte. Ich schilderte, daß diese schiefgeneigte Bruch-
fläche sich rings um das Gipfelmassiv verfolgen läßt, daß sie sich
von der Westseite aus angefangen, nach Norden zur Eisseespitze,
wo sie mehr südwärts geneigt ist, ferner von dort über der Eissee-
terrasse im Osten, wo sie fast horizontal lagert, und schließlich um
die Südseite herum bis wieder zum Ausgangspunkte im Westen zieht.
Zwei Tatsachen schienen mir bei meiner ersten Untersuchung
des Bo&emassivs in Zusammenhang zu stehen: |
1. Das Vorkommen einer liegenden C-förmigen Faltung in den
unterschobenen jurassischen Schichten nahe der Eisseespitze, wobei
die Achse der Faltung ungefähr N—S gerichtet und der Kern der
Falte nach Ost und Südost eingesenkt ist.
2. Die Tatsache, daß der Dachsteindolomit an der Boespitze
von OÖ nach W und an der Eisseespitze scheinbar von S nach N,
beziehungsweise NW überschoben war.
Ich habe daher sorgfältig bei meinem wiederholten Besuch im
Jahre 1893 nach Beweisen gesucht, ob nicht auch der. Dachstein-
dolomit an dieser von Osten nach Westen liegenden Falte teilnimmt,
fand aber keine sichtbare Kontinuität zwischen dem Dachsteindolomit,
der an der Basis der Falte liegt, und dem daraufliegenden Dolomit.' Im
Gegenteil fand ich im Osten wie im Westen eine völlige Trennung
der Gipfelscholle von dem basalen Felsen des Hochplateaus vor. Ich
bemerkte, daß die überschobenen Schichten eine sattelförmige Biegung
zeigen und gab hierfür die Erklärung, daß diese Verbiegung in der
oberen Trias zu einer Zeit entstand, in der horizontaler Druck: am
stärksten in der Öst-Westrichtung war, während gleichzeitig auch
schwächere N—S-Druckrichtungen tätig waren; daß ferner die auf-
gebogenen Schichten gebrochen und überschoben wurden nicht allein
gerade nach westlicher Richtung, sondern mit einer wechselnden Ab-
lenkungskomponente gegen Norden, so daß die älteren Schichten
über der UÜberschiebungsfläiche und die darunterliegenden gestauten
‚Schichten Spannungen und Zerreißungen unterlagen, mit der Tendenz
zu merkwürdigen Verdrehungen und Verzerrungen, die differentiale
Verhältnisse in bezug auf die Überschiebungsebene aufwiesen.
Dabei machte ich darauf aufmerksam, daß auch die späteren
Brüche, die sowohl die über- wie unterliegenden Schollen durch-
34*
2929 Verhandlungen. Nr. 10
setzen, kein einfaches System bildeten, sondern bald konvergieren,
bald divergieren in einer Weise, die sich vereinigen ließe mit einer
Erklärung, die auf einem Interferenzsystem der Druckkräfte in der
Erdkruste beruht.
Die Zertrümmerung der Schichten und das Verschwinden ganzer
Horizonte wurden nach dieser Erklärung leicht verständlich als lokale
Deformierung in Verbindung mit der UÜberschiebungsstruktur. Die
gleiche Erscheinung findet sich auch bei den tieferliegenden Über-
schiebungsebenen in den tieferen Horizonten des Sellamassivs (Cassianer
und Wengener Schichten): „Merkwürdige Verschiedenheiten in der
Mächtigkeit der Schichten zeigten sich sowohl bei den Wengener
und Cassianer Schichten wie bei den jurassischen. Derartige Er-
scheinungen hatte man bisher primären Ursachen zugeschrieben —
Bodenunebenheiten während der Sedimentation, Korallbildung etc.
Aber diese speziellen, an der Sella beobachteten Vorkommnisse sind
verursacht durch verwickelte Schiebungen, infolge von Torsions-
bewegungen in der Erdkruste* (l. c. pag. 611 und 612).
Es scheint, daß wenige Geologen meinen Gebrauch des Wortes
Torsion gebilligt haben, auch nicht die Verwendung solcher Aus-
drücke wie „involute* und „evolute“ für Differentialbewegungen bei
diesen Uberschiebungen in den Dolomiten. Aber wenn man auch
meinen Versuch einer Erklärung der Erscheinungen außer acht läßt,
so sind heute meine Beobachtungen vom Jahre 1393 über die über-
schobene Lage des Dachsteindolomits des Boegipfels und das Vor-
handensein gefalteter und unterschobener jüngerer Schichten doch
bestätigt, und zwar von zwei Seiten.
1. Durch eine kurze Untersuchung der Gipfelregion im Jahre 1908
während eines gemeinsamen Besuches von Professor Rothpletz,
Herrn von Klebelsberg und mir.
2. Durch die letzte Publikation von Fräulein Marthe Furlani'),
welche begünstigt durch die inzwischen auf dem Hochplateau erbaute
Bamberger Hütte imstande war, während eines oder zweier Sommer
längere Zeit dort zu verweilen und genauere Beobachtungen zu
machen, als es in früheren Jahren möglich war, wo es noch keine
Alpenvereinshütte gab und ich jeden Morgen vom Fuße des Berges
aus ansteigen mußte. Fräulein Furlanis Schrift ist von großem
Interesse und bringt eine klare Darlegung ihrer Beobachtungen und
der Schlüsse, zu denen sie sich als berechtigt erachtet. Ich schätze
ihre Resultate nicht gering ein, aber in gewissen Punkten bin ich
anderer Meinung, sowohl auf Grund meiner früheren eigenen Beob-
achtungen als der späteren vom Jahre 1908.
Nebenstehende geologische Kartenskizze zeigt die geologischen
Beobachtungen, die im Jahre 1903 während zweier Tage von Herrn
Professor RothplJetz, Herrn von Klebelsberg und mir auf dem
Hochplateau gemacht wurden. Sie macht keinen Auspruch darauf, eine
detaillierte Aufnahme zu sein, die ja bei nur so kurzem Aufenthalt
nicht in Frage kommen kann, aber sie mag dazu dienen, den gegen-
!) Frl. Marthe Furlani, „Zur Tektonik der Sellagruppe in Gröden“.
Mitteil. d. geol. Ges, Wien II 1909, pp. 445—461, Taf. XVI, XV.
1910 Bericht vom 31. Juli. Maria M. Ogilvie-Gordon. 293
wärtigen Stand unserer Kenntnisse zu zeigen und die Verschiedenheit
einiger Anschauungen im Vergleich mit denen von Fräulein Furlani
zu erklären.
Wenn man diese Kartenskizze vergleicht mit meiner Grund-
skizze der Verbreitung der Gipfeldeckscholle (l. e. Fig. 10, 1599)
oder mit meiner geologischen Karte des Sellamassivs (l. c. Pl. XL,
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1: 16000
Geologische Skizze der Umgebung des Boegipfels.
1899), so ersieht man, daß in der späteren Kartenskizze die Über-
schiebungsmasse sich weiter südwärts erstreckt und Raibler Schichten
unterhalb des Dachsteindolomits des Gipfels und oberhalb des Dach-
steindolomits der Punta di Larsei einschließt. Diese Raibler Schichten
finden sich in der Höhe der 3000 m-Kurve, das ist etwa 350 m
über dem Vorkommen der Raibler Schichten auf dem Vallon oder
der östlichen Abdachung des Sellamassivs. Professor Rothpletz war
es, der die Myophoria Kefersteinii in den gelb verwitternden Felsen
294 Verhandlungen. Nr. 10
südlich des Gipfelrückens bemerkte und wir fanden dann eine weit-
reichende Oberflächenbedeckung von Raibler Schichten, die diskordant
dem unterschobenen und fast horizontalen Dachsteindolomit auflagern.
Wir fanden andere typische Fossilien und es zeigte sich, daß die
Raibler Schichten hier mergelig und nicht dolomitisiert waren im
Gegensatz zu den Raibler Schichten in niedrigerem Niveau in der
normalen Schichtfolge der Pordoispitze, wo dies in hohem Maße der
Fall ist. In bezug auf die Grenze der Gipfelüberschiebungsmasse im
Osten, Norden und Westen bestätigen die Ergebnisse unseres gemein-
samen Besuches die Umgrenzungslinien, die ich 1893 bei meiner
Aufnahme festsetzte. Von Fräulein Furlanis Aufnahme weichen sie
insofern ab, als sie die Eisseespitze und fast den ganzen Cresta strenta-
rücken als aus unterschobenen Schichten zusammengesetzt erklärt.
Fräulein Furlanis Skizze zeigt daher eine viel geringere Ausdehnung
der überschobenen Massen.
Ein anderes sehr wichtiges stratigraphisches Ergebnis unserer
gemeinsamen Kartierung von 1908 ist die definitive Feststellung der
Neokomschichten auf jurassischen Horizonten im Norden und Süden
der Eisseespitze. Diese Schichten enthalten mehrere typische Aptychen-
arten. ’
Fräulein Furlani behauptet dagegen, daß keine Neokom-
schichten mit Sicherheit identifiziert werden können. Die Annahme,
daß dieser Horizont in den „Fieckenmergeln“ des Tithon yertreten
sei, hält sie für höchst unwahrscheinlich.
In bezug auf die tektonischen Verhältnisse ist es unzweifelhaft
ven Wichtigkeit, die zwei neuen Tatsachen klargelegt zu haben,
nämlich das Vorkommen der Raibler Horizonte an der Basis der
Gipfelschubmasse und das Vorkommen von Neokom in den höchsten
Horizonten der Unterschiebungsmasse nördlich des Gipfels. Diese in
der normalen vertikalen Schichtfolge weit entfernten Horizonte finden
sich im Norden und Süden des Eisseeplateaus geographisch ganz nahe
beisammen in Verbindung mit derselben horizontalen Schubebene.
Ferner hat meine diesjährige veröffentlichte Untersuchung des
Langkofelmassivs !) gezeigt, daß die UÜberschiebungsebenen in den
tieferen Horizonten des Sellamassivs höchst wahrscheinlich sich in die
basalen UÜberschiebungsebenen des Langkofelmassivs fortsetzen. Die
Frage mag nun hinsichtlich der Schubmassen der Boespitze dahin
aufgeworfen werden, ob sie wirklich nur eine lokale Scholle, die an
die Sella gebunden ist, darstellt, oder ob man auch sie als Zeugen
einer weiteren Schubmasse deuten - darf, die einst eine viel größere
Ausdehnung hatte.
Der einzige Weg, um zu einer befriedigenden Erklärung zu ge-
langen, wird der sein, die anderen sogenannten isolierten Sedimentations-
becken auf den Hochterrassen der Gardenazza und des Fanesmassivs
einer erneuten gründlichen Untersuchung zu unterziehen.
Nach Fräulein Furlani sollen es keine Verwerfungen und eigent-
liche Überschiebungen, sondern nur eine Gipfelfaltung sein, welche
) Mrs. M. M. Ogilvie-Gordon, „The Thrust-Masses in the Western
Distriet of the Dolomites“ (Trans. Edin. Geo]. Soc. 1909-10).
1910 Bericht vom 31. Juli. Maria M. Ogilvie-Gordon, 225
die. so. lange übersehenen Jura- : und. Kreideschichten unter den
Dachsteindolomit gebracht haben. Die Faltung kam von Osten und
blieb auf das Gipfelplateau der Sella beschränkt, gleichwohl wurde
dabei der ganze Mittelschenkel (100 »n) und im Liegendschenkel der
graue Kalk (30 m) und stellenweise auch der ganze Dachsteindolomit
(300 m) des Hangendschenkels ausgewalzt. Wie eine so kurze, auf
engen Raum beschränkte Faltung so mächtige Kalk- und Dolomit-
massen vollständig auswalzen kann und wohin diese durch Aus-
walzung verdünnten Schichten gekommen sind, wird nicht erklärt.
Stratigraphische Feststellungen.
1. Die Trias über den Raibler Schichten besteht aus wohl-
sebanktem hellem Dolomit, der zwar häufig in Österreich als Dach-
steinkalk. bezeichnet wird, in Südtirol aber fast. stets Dolomit ist und
deshalb von manchen auch Hauptdolomit genannt wird. Fräulein
Furlani gebraucht nur den Namen Dachsteinkalk und hebt noch
besonders hervor (pag. 450), daß zwischen diesem und dem hangenden
grauen Kalk. ein dolomitischer Kalk von ganz geringer Mächtigkeit
liege. Es scheint so, als ob sie nur den Schlerndolomit (pag. 445 bis
446) als Dolomit gelten lassen wolle.
2..Über dem Dachsteindolomit liegen diekbankige graue, weiß-
liche und rötliche Kalke, die auf der Nord- und Westseite des Boe-
gipfels eine Mächtigkeit von etwa 30 » haben. Versteinerungen sind
selten, aber der Aegoceras angulatum und auch andere, Bruchstücke
weisen auf Lias hin. Darüber liegt eine rötliche Kalkbank, die erfüllt
ist mit Ammoniten. Die spezifische Bestimmung ist meistens un-
sicher, aber man kann doch erkennen, daß sie teils zu Aspidoceras,
teils zu Perisphinctes gehören und somit den Malm anzeigen. Fräulein
Furlani hat Aspidoceras acanthicum, Perisphinctes metamorphus und
Aptychus latus bestimmt, wodurch die Acanthicus-Zone bewiesen ist.
Die Stücke von Haploceras Stazyzii (Zeuschn), die ich in noch
höheren Schichten fand, zeigten das Tithon an und der 1903 gefundene
Holcostephanus in. hellem Kalk an der Cresta strenta verweist auf
Neocom. Dieser Holcostephanus hat Ahnlichkeit mit H. Astierianus,
unterscheidet sich jedoch von dieser Art durch die größere Feinheit
seiner Rippen und dadurch, daß sich gegen die Externseite noch
weitere Rippen einschalten. Dadurch dürfte es der Holcostephanus
polytroptychus Uhlig sein.
: Auf der Ostseite der Eisseescharte, am Ausläufer der Eissee-
spitze, liegen auf dem Dachsteindolomit hellfarbige zum Teil rötliche
Kalke, die Fräulein Furlani für ein Äquivalent der „grauen
Kalke“ hält.: Sie sind. nicht sehr mächtig und Haug hat sie 1837
für. Dachsteinkalk angesprochen. Versteinerungen sind darin ‚noch
nicht gefunden worden. Ebendort liegt darüber eine Breceienschicht
mit kleinen bis bohnengroßen, teils abgerollten, teils kantengerundeten
Stückchen eines hellen Dolomits und vielen kleinen Brauneisenerz-
körnern. Darüber folgen wenig mächtige rote Kalksteine und dann
weißliche, grünliche bis rötliche, dünnbankige bis schieferige Neocom-
kalke und Mergel mit Hornsteinausscheidungen. Schon 1887 hat
296 Verhandlungen. Nr. 10
Haug diese Schichten ins Neocom gestellt; Fräulein Furlani hielt
dies, wie oben erwähnt, nicht für wahrscheinlich.
Wir fanden jedoch eine Anzahl von Aptychen, unter denen sich
ein kleiner als Apfychus norieus Winkler, ein anderer als af. A.
seranonis bestimmen lieb.
An der Eisseespitze liegen somit über dem Daclhsteindolomit
helle und rote Kalke mit der eingeschalteten Breccie, die wahr-
scheinlich zum Jura gehören, und darüber Neocom.
3. Auf der im SO des Bo&gipfels sich ausbreitenden, geneigten
Plateaufläche der Punta di Larsei liegen gelblich-graue Mergel und
Kalke über dem Dachsteindolomit, der das weitausgedehnte Plateau
der Sellagruppe allerorten krönt und dem am Bo& selbst der eben
beschriebene Jurakalk aufgelagert ist. In einer Lumachelle, die aus
Muschelschalen und kleinen Oolithen besteht, steckt vorzüglich er-
halten die echte Myophoria Kefersteinii. Wir haben hier also Raibler
Schichten, die sich bis an den Dachsteindolomit, welcher als Kappe
der Sella aufgesetzt ist, heranziehen und anscheinend von demselben
überlagert werden. Auch auf der Nordseite des Boe, zwischen dem
Gipfel und der Jägerscharte, kommen dieselben am Ostgehänge etwa
60 m südöstlich von jener Scharte und etwas unterhalb derselben
zum Vorschein. Die Erosion hat dort den Dolomit soweit angenagt,
dab als seine Unterlage Gesteine hervorschauen, die petrographisch
mit den Raibler Schichten die größte Ahnlichkeit haben, so daß sie
als solche gelten können, obschon Versteinerungen darin nicht zu
finden waren.
Entgegen dem sicheren Ausspruche von Fräulein Furlani
(pag. 459), daB Raibler Schichten am Gipfelaufbau des Bo&e nicht
teilnehmen, ist dies somit doch der Fall, und damit wird ihre An-
nahme einer lokalen Überfaltungserscheinung als ungenügend erklärt.
Tektonische Verhältnisse.
Wie aus der beiliegenden Karte hervorgeht, ruht der Gipfel-
aufsatz des Sellamassivs auf Dachsteindolomit, der sich rings um den-
selben als ein weites Plateau ausdehnt, das von tiefen, zum Teil
Verwerfungsspalten folgenden Schluchten durchschnitten ist. Die
Erosion hat die ursprünglich fast ebene Oberfläche des Dachstein-
dolomits stark modelliert und in eine Art von Treppenlandschaft
umgewandelt, aus der vereinzelte Felstürme aufragen. Von den jüngeren
Jurasedimenten ist alles der Erosion zum Opfer gefallen mit Aus-
nahme derjenigen, welche dem Boegipfelaufsatz als Basis dienen.
Das Dachsteindolomitplateau fällt gegen außen meist mit steilen,
bis 300 m hohen Wänden in die Tiefe ab, an deren Fuß eine schräg
geböschte Terrasse vorspringt, die fast das ganze Massiv rings um-
gibt. Diese aus Raibler Schichten gebildete Terrasse ruht ihrerseits
auf dem Schlerndolomit, der, ähnlich wie der Dachsteindolomit, mit
steilen Wänden nach außen in die Tiefe absinkt.
In erstaunlichem Gegensatze zu dieser Einfachheit des Aufbaues
stehen die Schichtenverbiegungen von Jura und unterer Kreide des
Gipfelaufsatzes. Die unteren Jurabänke liegen zwar auf der West-
1910 Bericht vom 31. Juli. Maria M. Ogilvie-Gordon. 997
seite des Boe noch horizontal, aber alle oberen darüber sind so
stark gefaltet, daß dies selbst dem l'opographen Aegerter als
etwas Eigenartiges aufgefallen ist und er dieselben in der Felszeichnung
auf der Karte zum Ausdruck gebracht hat. An diesen zusammen-
gestauchten Mulden und Sätteln nimmt die darunterliegende Trias
aber nicht den geringsten Anteil. Sie ist offenbar den horizontalen
0
d
Me
Ian
———
2500 m | N
7: 76500
Profil durch den Boegipfel W—0O.
ce —= Neokomschiehten. — i = Juraschichten. — d = Dachsteindolomit.
” — Raibler Schichten. — s — Schlerndolomit.
Jaserscherte
3729
7:6400
Profil durch die Jägerscharte nördlich vom Boegipfel.
ce —= Neokomschichten. — i = Juraschichten. — d = Dachsteindolomit.
r —= Raibler Schichten.
Druckkräften nicht ausgesetzt gewesen, welche die Faltung hervor-
riefen und die entsprechend dem vorherrschenden Streichen und
Fallen, wie ich schon 1894 erklärt habe, eine ungefähr ost-westliche
Richtung gehabt haben müssen.
Es wurden somit diese jüngeren Jura- und Neocomsedimente,
die hier gleich unter der überschobenen Masse lagen, selber gegen
Westen hingeschoben und gleichzeitig zusammengestaucht, verzerrt
K.K. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 10. Verhandlungen, 35
228 Verhandlungen. Nr. 10
und zerrissen. Daraus erklärten sich einerseits die starken mecha-
nischen Störungen, die in den gefalteten Bänken in Form von Druck-
suturen, Kalzitgängen und sich kreuzenden Zerklüftungen auftreten
und auch den ungünstigen Erhaltungszustand der Versteinerungen
bedingen, anderseits die wechselnde Mächtigkeit der Jurakalke. An
der Eisseespitze zum Beispiel fehlen teils die liassischen Kalke ganz,
teils sind sie nur sehr schwach entwickelt. Die Ursache liegt offenbar
in Abscherungen und nicht in Auswalzungen, von denen keine An-
zeigen zu entdecken sind und die sich doch sicherlich in der Breccien-
lage an der Eisseescharte zu erkennen geben müßten, wenn sie über-
haupt vorhanden wären.
Diskordant auf diesen gefalteten Schichten liegen die Dachstein-
dolomite des Gipfelrückens. Ihre Bänke sind zwar nicht mehr horizontal
gelagert, wie die des basalen Triasgebirges, aber ihre Aufrichtung
und Faltung ist viel unbedeutender als die in den darunterliegenden
Jura- und Kreideschichten. Diese letzteren liegen zwischen dem basalen
und dem Deckgebirge wie ein Keil, der sich gegen Osten und Süden
zuspitzt, so daß dort schließlich das Deckgebirge unmittelbar dem
basalen Dolomit aufliegt.
Das gilt besonders für das Plateau von Larsei, wo die Raibler
Schichten den Dolomit überlagern, und für Punkt 2939 m im Osten
des Boegipfels, wo Dolomit auf Dolomit liegt. Auch auf der SW-Seite
der Eisseescharte an dem unter dem „Tisch“ vorspringenden Dolomit-
absatz in einer Höhe von ungefähr 2960 m liegt die Deckscholle auf
dem basalen Dolomit, aber zwischen beiden schaltet sich noch eine
schmale Lage ganz zerdrückten Neocommergels ein, der an seinen
deformierten Hornsteinknollen als solcher zu erkennen ist.
An allen anderen Stellen, wo überhaupt die Überschiebungsfläche
zu sehen ist, liegen der Dolomit, beziehungsweise die Raibler Schichten
direkt auf Jura, und nur an der Cresta strenta an zwei Plätzen, in
der Schlucht, die von der Jägerscharte nach Osten herabzieht und an
einer kleinen Stelle, nahe dem Gipfel der Eisseespitze, schiebt sich
noch etwas Neocom dazwischen ein.
Die Auflagerungsfläche der Gipfeltrias ist somit durchaus unab-
hängig von den Schichtlagen des basaien Gebirges und man kann in
ihr unmöglich einen ausgequetschten Zwischenschenkel erkennen.
Kleine Unregelmäßigkeiten sind, wie vorhin gesagt, durch eine Reihe
von jüngeren Verwerfungen bedingt, die sowohl das basale als auch
das Deckgebirge durchsetzen.
Diese jüngeren Verwerfungen hat Fräulein Furlani nicht ge-
sehen und sie stellt für zwei derselben die Existenzmöglichkeit sogar
ausdrücklich in Abrede. Dem gegenüber ist zu bemerken, daß die
drei an der Eisseespitze eines Beweises gar nicht bedürfen, weil sie
als solche unmittelbar zu sehen sind. Zwei davon, zwischen dem
Gipfel und Punkt 2984, haben allerdings keine sehr bedeutende
Sprunghöhe, aber man darf nicht vergessen, daß nicht nur die vertikale,
sondern auch die horizontale Schubweite in Betracht kommt, von
deren Größe wir im gegebenen Falle jedoch noch keine Kenntnis
haben. Die Verwerfung im Norden der Eisseespitze ist wichtig, weil
sie zugleich für die jetzige Verbreitung der Schubdecke die Nord-
1910 Bericht vom 31. Juli. Maria M. Ogilvie-Gordon. 299
begrenzung bildet. Auf ihrer gegen Süden geneigten Fläche ist die
Schubdecke samt ihrer Unterlage in die Tiefe gesunken, so daß Jura
und Kreide jetzt im Niveau des Dachsteindolomits liegen.
Eine vierte Verwerfung setzt jedenfalls quer über die Eissee-
scharte herüber und trennt die Eisseespitze von der Cresta strenta.
Die Spalte selbst ist freilich nicht zu sehen, weil auf der Scharte und
(resta strenla Fisseespilze
2800”
7: 12500
Profil durch die Cresta strenta und Eisseespitze.
ce — Neokomschichten. — @ = Juraschichten. — d = Dachsteindolomit.
ihren beiderseitigen Gehängen alles mit Schutt überdeckt ist. Die
Bemerkung Fräulein Furlanis (pag. 456), daß die Kalkbänke der
Cresta strenta sich ununterbrochen auf dem Nordhang der Eisseespitze
fortsetzen, steht mit den Tatsachen in Widerspruch. Der Dolomit der
Cresta strenta zieht sich bis zur Scharte vor und auf der anderen
Seite stehen Jura und Kreide des basalen Gebirges in gleichem Niveau
7:20500
Profil durch das Boemassiv N—SSO.
ce = Neokomschichten. — © — Juraschichten. -- d = Dachsteindolomit.
r — ltaibler Schichten. — s = Schlerndolomit.
an. Die durch die Erosion dort schon entfernte Dolomitdecke lag
jedenfalls erheblich höher als im Westen. Die Masse der Cresta strenta
ist also auf einer Verwerfung abgesunken.
Auch auf der Südseite des Boegipfels lassen sich zwei Verwer-
fungen sicher feststellen, die in vorstehender Figur dargestellt sind.
Sobald die Verwerfungen in den monotonen Dachsteindolomit eintreten,
35*
230 Verhandlungen. Nr. 10
erschwert sich ihr Auffinden sehr und es bleiben über den Verlauf
dieser zwei südlichsten Verwerfungen einige Zweifel bestehen.
Das hauptsächlichste Ergebnis der zweitägigen Begehung ist
also die Feststellung, daß auf dem Gipfel der Sella über Kreide,
Jura und Trias nochmals eine Lage von oberer Trias ruht und daß
die Auflagerungsfläche gegen Osten geneigt ist sowie, daß im süd-
lichen Teil dieser Decke die Raibler Schichten normal unter dem
Dachsteindolomit liegen.
©. de Stefani. Einige Mitteilungen über die Tertiär-
und Quartärschichten Dalmatiens.
Herr Dr. Schubert hat soeben in den Verhandlungen der k. k.
geol. Reichsanstalt mir die Ehre erwiesen, einige Bemerkungen zu
meiner Arbeit „G&eotectonique desdeuxversantsdel’Adria-
tique“* zu veröffentlichen.
Herr Dr. Schubert gelangt darin zu dem Schlusse, daß sich
in meiner Arbeit drei besonders schwerwiegende stratigraphische
Irrtümer befinden.
Ich will daher jetzt die Sache ganz kurz besprechen.
1. Das Alter der Schichten vom Monte Promina.
Ich fasse sie als Unteroligoeän auf, indem ich mich auf das
Vorkommen der Flora, der Molluskenarten und eines Amphitragalus
beziehe. Herr Dr. Schubert hält für Prominaschichten eine lange
Strecke von Schichten nördlich vom Monte Promina und nennt sie
Obereocän. Betreffs dieser Behauptung stehen unsere Ansichten in
Widerspruch. Ich habe bisher die Fauna des Monte Promina nicht
nördlich des Berges gefunden: es war nicht meine Absicht, eine
detaillierte geologische Karte von Dalmatien oder der Balkanhalbinsel
aufzunehmen. Deswegen, wenigstens für das Alter dieser
Schichten nördlich des Berges, habe ich die alte Gliederung Herrn
Dr. Schuberts und seiner Mitarbeiter beibehalten, solange sich
keine bessere bietet.
In der Tat sagte ich: „Man müsse wahrscheinlich“ für ober-
eocäne Schichten (aber nicht für Prominaschichten) den Lithothamnien-
kalk, die Mergel von Novigrad—Rodalijee und die Mergel von Li$ane
mit Nummulites perforata und zahlreichen Orthophragminen halten.
Diese, von Herrn Schubert unerwähnten, von mir selbst ge-
sammelten Fossilien sind nicht am Monte Promina zu finden.
Ebenso habe ich auf Grund zahlreicher, bisher nieht erwähnter
und im größten Teile des M. Promina, aber nicht in den Östroviea-
schichten vorkommender Mollusken die Möglichkeit hingestellt, daß
die Fauna von Smil&ic—Kasie eher ins Obereocän als ins Mitteleocän
gehöre. Herr Dr. Schubert selbst bestätigt, daß „ein großer Teil
der Mollusken und der übrigen Fossilreste aus jüngeren als mittel-
eoeänen Schichten bekannt ist“ und daß „man vielleicht schon ein
obereocänes Alter anzunehmen geneigt“ sein könnte. Herr Schubert
erwidert, daß die Gümbelia atacica und lentieularis für das Mitteleoeän:
1910 Bericht vom 31. Juli. ©. de Stefani. 231
Leitfossilien sind. Aber wenn man nicht das Ergebnis von Alb.
Heim (und für Dalmatien von mir selbst) annimmt, daß die Nummuliten
zum Teil nur Faziesfossilien sind, so kann man fragen, ob diese
Nummuliten nicht nur im Liegenden erscheinen. Ein endgültiges Urteil
wird man erst dann wagen dürfen, wenn die ganzen Faunen dieser
Lokalitäten, ferner die der zum größten Teile noch unsicheren
dalmatinischen Kosinaschichten monographisch bearbeitet sein werden.
2. Bezüglich der auch von mir selbst beobachteten Mergel mit
Olavulina Szaboi teile ich die Meinung, daß die Clavulina kein
Leitfossil ist!); aber ich habe die Mergel vielmehr für Obereocän
als — „pour des donnees stratigraphiques peut-ätre
insuffisantes“ — für Mitteleocän erklärt. Meine Zweifel sind
nicht ohne Grund, da die obengenannten Mergel bei Zara über dem
Perforatenkalk liegen; das Hangende aber an dem Meeresufer nicht
sichtbar ist. Bei Banjevac bilden dieselben das unmittelbar Innerste
der Mulde mit Perforatenkalk im Liegenden, aber nicht im Hangenden;
in keiner dieser zwei Lokalitäten kann man das Hangende sehen.
Also bleibt das stratigraphische Niveau der (Olavulina ein wenig
zweifelhaft.
3. Der dritte schwere Irrtum besteht darin, daß ich die Terra
rossa zum Teil für marin halte. In der Tat kann die Terra rossa,
in Dalmatien und anderswo. zum Beispiel in den toskanischen
Maremmen bei Orbetello und Talamone, längs der Küsten sich ab-
setzen, oder direkt durch oberflächliche untermeerische Zersetzung
der Kalksteine, oder sie wird auf dem Lande durch die kleinen
Bäche abgetragen. Daß sie nieht nur Landschnecken, sondern manch-
mal auch marine, auf natürliche Weise in sie gelangte Mollusken
und Foraminiferen enthält, kann man nicht leugnen. Wenn ich diese
Ablagerungen anstatt. als Postpliocenesup&rieur, Quaternaire,
recentes, tr&s recentes, als Pliocän oder Eocän gehalten hätte,
hätte mich Herr Dr. Schubert viel richtiger kritisieren können.
Zum Schlusse danke ich Herrn Dr. Schubert für seine Be-
merkungen, und wenn es nötig ist, habe ich ein persönliches In-
teresse, meine Beobachtungen zu verbessern. Aber wenn er schreibt,
daß „alle in meiner Arbeit daraus gezogenen Schlüsse falsch sind
zufolge dieser drei besonders schwerwiegenden stratigraphischen Irr-
tümer“, sollte er nur von „sehr schwachen Meinungsverschiedenheiten
sprechen“.
Ich will noch eine Anmerkung Herrn Dr. Schuberts?°) in dem
Referate über eine andere Arbeit (De Stefani und Martelli,
La serie eocenica di Arbe) berichtigen. Die lignit- und phyllit-
führenden Plattenmergel bei Arbe liegen nicht auf mitteleoeänem
Kalksandstein, sondern wechsellagern mit diesem, sind daher
nicht chronologisch unterscheidbar. Die widersprechende Auffassung
Dr. Schuberts kann nicht geteilt werden.
1) Die Clavulina kommt jm Obereocän des Vicentinischen und wahrscheinlich
im Mitteleocän des bononiensischen Apennin vor.
2) Vergl. diese Verhandlungen 1908, pag. 86.
232 Verhandlungen. Nr. 10
R. J. Schubert. Noch einige Bemerkungen über das
Tertiär und Quartär Dalmatiens.
Indem Herr Prof. Dr. ©. de Stefani zum Schlusse seiner vor-
stehenden Ausführungen betont, daß zwischen uns nur mehr „sehr
schwache Meinungsverschiedenheiten“ bestehen, scheint es mir, daß
auch er die Unhaltbarkeit seines Standpunktes einzusehen beginnt.
Wenn er die Schichten auf dem Monte Promina nun als unter-
oligocän auffaßt, so klingt dies freilich anders, als wenn er sie 1908
als „Miocene inferieur ou Oligoc&ne“ bezeichnete (l. ec. pag. 34) und
dieselben scharf vom Verbreitungsgebiete der übrigen „Promina-
schichten“ trennte, die er auf seiner Karte als eocän bezeichnete.
Nicht nur gegen die Altersdeutung nahm ich Stellung, sondern auch
gegen den Versuch, die Schichten des Monte Promina selbst als etwas
ganz exzeptionelles hinzustellen. Herr Prof. de Stefani möge nur
weitere Strecken in den Bereich seiner Untersuchungen ziehen und wird
gewiß auch betreffs der „Homogenität“ der Prominaschichten Dr. v.
Kerners und meinen Standpunkt akzeptieren. Er möge ferner die
Östrovieaschichten im Streichen über Benkovac nach Smilcic ver-
folgen, um sich vom typisch mitteleocänen Alter dieser Lokalität zu
überzeugen! Auch v. Kerners, G. Staches und meine Aus-
scheidungen von Kosinaschichten sind auf Grund ‚genauer Beobachtung
der Lagerungsverhältnisse, und zwar ihrer Überlagerung durch
mitteleocänen Hauptalveolinenkalk und sodann Hauptnummulitenkalk
sowie Unterlagerung von Oberkreide ausgeschieden und somit als
unzweifelhaft untereocän dargetan.
Nicht nur durch Unter-, sondern auch durch Überlagerung
von mitteleocänen Nummulitenschichten als auch nicht mehr „ein
wenig zweifelhaft“ nachgewiesen wurden von mir die dalmatinischen
Clavulina Szaboi-Mergel. An der Küste freilich fehlen die darüber-
liegenden Nummulitenschichten, da dort die an makroskopischen
Fossileinschlüssen armen Mergelkalke die jüngsten erhaltenen Schicht-
glieder sind; aber allseits weiter gegen das Innere (zum Beispiel
Zemunik, Murvica, Ljubat, Islam, Kasic, Smilie, Benkovac) sind die
fossilführenden Hangendschichten dieser COlavulina Szaboi-Mergel er-
halten und durch die Fossilführung noch als zweifellos mitteleocän
gekennzeichnet, worüber ich in den Verhandlungen und im Jahrbuch
der k. k. geol. Reichsanstalt wiederholt berichtete und worauf ich
Herrn Professor de Stefani verweisen muß, da ich hier nicht gut
wieder all diese Details reproduzieren kann. Freilich, wer nur einzelne
Lokalitäten besucht, dem vermögen manche Verhältnisse unklar zu
bleiben, die sich nach mehrjährigem genauem Studium eines größeren
Gebietes mit Leichtigkeit erkennen lassen!
Was schließlich Punkt 3 betrifft, so habe ich nicht sowohl
einen Irrtum Herrn Prof. de Stefanis in der Altersdeutung be-
hauptet, auch ganz und gar nicht lökale Zusammenschwemmungen von
Terra rossa geleugnet, sondern vielmehr vor allem seine Ausscheidung
der norddalmatinischen und istrischen, äolischen und fluviatilen Löß-
und Sandmassen als mariner Natur beanständet, da auf der Karte
1910 Bericht vom 31. Juli. R. J. Schubert u. Dr. G. Hradil. 233
durch Beifügung von einem Dutzend Signaturen (q Postplioc&ne marin
im Gegensatz zu !, Postpliocene lacustre) bei den betreffenden Löß-
vorkommen jeder Zweifel ausgeschlossen war.
Dr. Guido Hradil. Petrographische Notizen.über
einige Gesteine aus den Otztaler Alpen.
1. In dem Zuge Königskogel (3027 m) — Seeberspitz (2617 m)
— Rotmooskogel (3242 m) des Gurgler Hauptkammes erreichen die
Gesteine der Otztalermasse den höchsten Grad von Mannigfaltigkeit
in ihrer petrographischen Entwicklung. Namentlich sind es die gegen
den Gaisbergferner abstürzenden Gehänge der Granatenwand im N
und des Kirchenkogels im S, welche eine Fülle von Typen kristal-
liner Schiefer enthalten, wie sie in dieser Buntheit der Erscheinung
kaum an anderem Orte angetroffen wird, es wäre denn etwa an der
Südseite des St. Gotthard, wo die Gesteine der Tremolaschlucht
einen ähnlichen Grad von Abwechslung aufweisen. Insbesondere
sind es die verschiedenen Varietäten der Amphibolite und
Granatamphibolite, welche Beachtung verdienen. Bei meist
massigem, nahezu völlig richtungslosem Gefüge besitzen diese Ge-
steine granoblastische und häufig auch porphyroblastische Struktur.
Der herrschende Gemengteil ist ein Amphibol mit den optischen
Eigenschaften der gemeinen Hornblende. Der Pleochroismus derselben
zeigt nach
a = hellgrün
b — olivgrün
c— grün bis blaugrün,
was auf eine mögliche, isomorphe Beimischung des Glaukophanmole-
küls deutet. Die Absorption ist stets c=b > a, die Auslöschungs-
schiefe auf (010) betrug — 17°. Die Hornblende erscheint in Stengeln
und Säulen zumeist wohl ausgebildet, jedoch stets ohne terminale
Flächen; die Lagerung der einzelnen Kristallindividuen im Gesteins-
gefüge ist völlig unregelmäßig. Stellenweise sind dieselben poikilo-
blastisch durchwachsen von Plagioklaskörnern und Titanit, . des-
gleichen mit Ilmenitglimmer, der mit roten und nelkenbraunen
Tönen durchscheinend ist und sehr hohe Doppelbrechung zeigt.
Titanit ist im Gestein in außerordentlicher Menge vorhanden, sowohl
in großen, unregelmäßigen Stücken als auch in kleinen Körnern als
Einwachsung in der Hornblende. Von Feldspäten beteiligen sich
Orthoklas und Plagioklase an der Zusammensetzung eines äußerst
dichten, stellenweise fast kryptodiablastischen Gewebes, das bei Be-
trachtung mit sehr starken Vergrößerungssystemen auch noch Zoisit-
säulchen, teils unregelmäßig verstreut, teils zu sternförmigen Aggre-
gaten geschart, erkennen läßt, desgleichen farblose Glimmerschuppen
und vereinzelte Körner von Lawsonit. Der Zoisit erscheint überdies
auch noch in Form von größeren Individuen zwischen den Hornblenden
verstreut, Biotit in vereinzelten Blättern als Einwachsung in manchen
Hornblenden.
234 Verhandlungen. Nr. W
Die granatführienden Varietäten dieser Amphibolite
zeigen den geschilderten ähnliche strukturelle Verhältnisse. Der
Granat, schwach rötlich gefärbt, dürfte eine isomorphe Mischung von
Grossular, Almandin und Pyrop repräsentieren und erscheint meist
frei von kelyphitischen Hüllen. Der Pleochroismus der Hornblenden
ist hier:
a — hellgrün
b — olivgrün
c = deutlich blaugrün,
die Absorption auch hier c=b> a, die Auslöschungsschiefen auf
(010) meist — 119%. Die Beimischung des Glaukophanmoleküls scheint
auch hier in hohem Grade wahrscheinlich. Biotit erscheint stellen-
weise in paralleler Verwachsung mit Hornblende, stellenweise in iso-
lierten Blättern. Rutil ist in großer Menge vorhanden, überdies in
manchen Varietäten ziemlich viel Ilmenit mit schön entwickeltem
Leukoxenrand, sowie Pyrit und Magnetit. Auch die Rutile zeigen dann
jene Entmischungserscheinungen, welche zur Bildung solcher Leu-
koxenränder Anlaß geben, die Granate nur in vereinzelten Fällen die
bekannte, kryptodiablastische Kelyphitschale, aus Hornblende, Zoisit
(und Plagioklas?) bestehend. Plagioklase, mit Quarzkörnern gemischt,
treten auffallend zurück und verschwinden in den stark metamorpho-
sierten Varietäten fast vollständig. Auffallend ist in den meisten Ge-
steinen dieser Ortlichkeit das überaus reichliche Auftreten kalzitischer
Massen, die das ganze Grundgewebe durchsetzen und häufig auch
in die größeren Hornblendeindividuen hineindringen; sie zeigen stets
deutlich die vollkommene Spaltung nach R (1011), niemals jedoch die
charakteristische, polysynthetische Zwillingsbildung nach
— ; R (0112) (Dolomit ?)
Eine randliche Umwandlung der häufig stark zerfaserten Hornblenden
in Chlorit ist hie und da zu beobachten.
In einem Augitfels von gleicher Lokalität liegen Augitindi-
viduen von beträchtlicher Größe zu einem granoblastischen, richtungs-
los-massig struierten Gewebe vereinigt; außer der grünen Färbung
konnten mangels geeigneter Schnittlagen keine näher bestimmenden
optischen Eigenschaften von unterscheidendem Werte festgestellt
werden. Mit dem Augit in paralleler Verwachsung tritt hie und da
Biotit, mit braunen Farbentönen dichroitisch auf, vereinzelt kommen
Blätter desselben wohl auch isoliert im Gesteinsgewebe vor. In un-
gewöhnlicher Menge ist Rutil vorhanden, (Quarz nur in geringer Menge
in Form von Körnern. Orthoklas kommt in Individuen von beträcht-
licher Größe vor, die an Berührungsstellen mit Augit weitgehende
Umwandlungsvorgänge erkennen lassen. Diese Zonen bestehen aus
Örthoklassubstanz, die mit Augit innig verzahnt erscheint, aus Seri-
zitschüppchen in feinster Verteilung, Chloritaggregaten und kalzitischen
Massen; die Augite selbst zeigen in der Nähe solcher Umwandlungs-
nester außerordentlich reiche, poikiloblastische Durchwachsung mit
1910 Bericht vom 31. Juli. Dr. Guido Hradil. 235
den genannten Mineralien sowie überdies mit Rutilkörnern. Auch
Pistazitkörner und limonitische Massen sind in nicht unbeträchtlicher
Menge vorhanden, dagegen konnte Uralitisierung des Augits nirgends
beobachtet werden.
2. In der Nähe von Winkel südlich Huben führt der von den
Gehängen zwischen Lochkogel (3048 m) und Gamezwurt (3022 ın)
herabkommende Wildbach eine reiche Auslese der verschiedensten
Glimmerschiefer- und Gneißtypen herab; besonders auffallend ist ein
granatführender Glimmerschiefer (Muskowit—Biotit-
schiefer), der in einem fast ausschließlich aus Muskowit bestehenden
Grundgewebe schöne Porphyroblasten eines rötlichen Granates zeigt;
Plagioklase und Orthoklase, sämtlich stark umgewandelt, sind als
UÜbergemengteile vorhanden, desgleichen ein durch seine tiefdunkel-
grünen und olivengrünen Farben auffallender Biotit, der in völlig un-
regelmäßiger Lagerung schuppenförmig im Gestein verteilt ist. Auch
in poikiloblastischer Durchwachsung, ohne jegliche Orientierung, er-
scheint derselbe in den Feldspäten. Quarz bildet körnige Lagen
zwischen den Glimmern und überdies Ausheilungen von Spalten und
Klüften in den Granaten. Neben Körnern und Fragmenten von Mag-
netit, Ilmenitglimmer und Pistazit sind Disthene und Staurolithe als
Porphyroblasten im Gestein eingewachsen, das zufolge der geschil-
derten Mineralkombination als tonerdereicher Glimmer-
schiefer, wahrscheinlich sedimentogenen Ursprungs, zu be-
zeichnen ist.
3. Es möge hier auch noch die kurze Erwähnung Raum finden,
daß jener stark umgewandelte Dioritporphyrit, der in einem
gleichmäßig dichten Grundgewebe von Hornblende, Biotit, Feldspäten
und Rutilaggregaten sowie einzelnen Chloritblättern Einsprenglinge
eines in seinen Umgrenzungen noch erhaltenen jedoch gänzlich zu
Zoisit und Epidot umgewandelten Plagioklases führt, und der als Ge-
rölle in der Ötztalerache und im Inn schon wiederholt, so von
Pichler, Blaas, Lechleitner, erwähnt worden ist, in der er-
steren bis zu jener Stelle bestätigt werden konnte, wo die Karte
1: 50.000 des D. OÖ. A. V. südwestlich von Winterstall jene mit 1830 m
kotierte Brücke über die Venterache verzeichnet. Etwas oberhalb
dieser Brücke bildet der Bach ein Knie, welches der höchstgelegene
Punkt des Vorkommens jener Porphyritgerölle in der Ache ist. Das
Anstehende desselben dürfte demnach wahrscheinlich in den Gehängen
des Gampelskopfes zu suchen sein.
4. Beim Übergang von Huben im Ötztale über das Breitlehner-
Jöchl nach Planggeros im Pitztale trifft man im Abstieg unterhalb der
Hundsbach-Alm an der Stelle, wo der Steig einen vom Südgehänge
kommenden Wasserlauf kreuzt, dicht an letzterem ein Gestein an-
stehend, das durch seine dunkelgrüne Färbung und den hohen Grad
von Zersetzung auffällt. Die Textur erscheint schiefrig. U. d. M. beob-
“achtet man ein dünn-lagenförmiges Gewebe von Serizit, körnigem
Quarz, spärlich eingestreutem Orthoklas, Pistazit, Ilmenit und Mag-
netit. Der Pistazit erscheint außer im Grundgewebe auch noch in
Form größerer Kristalle und Kristallaggregate, welche stellenweise
nach Art von Einsprenglingen auftreten. Ein zwillingsgestreifter Pla-
K.k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 10. Verhandlungen. 36
236 Verhandlungen. Nr. 10
gioklas ist in vereinzelten Körnchen vorhanden. Ein Umstand, der
besondere Beachtung verdient, ist das Auftreten von Turmalin in
einigen Bruchstücken; er zeigt deutlichen Pleochroismus nach
O0 — blaugrau bis violett
E = fast farblos, schwach grünlich
und unverkennbar negativen optischen Charakter. Die Struktur des
Gesteins ist granoblastisch bis lepidoblastisch. Dem geschilderten
Mineralbestand zufolge ist das Gestein ein der obersten Zone der
Kalk-Natron-Feldspatgneiße zugehöriges Umwandlungsprodukt eines
wahrscheinlich basischen Eruptivgesteines und dürfte als Epidot-
phyllit zu bezeichnen sein.
5. In den Geröllen, welche der von den Östausläufern des
Falderkogels (3071 m) unweit Astlen zwischen Längenfeld und Huben
herabkommende Gottsgutzerbach führt, sowie in zahlreichen Muren
in diesem Teile des Talgehänges finden sich sehr wechselvolle Varie-
täten von Eklogiten und Zoisit-Amphiboliten, welche im
allgemeinen mit den gleichartigen Gesteinen vom Gamskogel und
Burgstein auf der Ostseite des Tales übereinstimmen. In der ein-
gehenden, monographischen Bearbeitung dieser Gesteine von den zwei
letztgenannten Lokalitäten, die L. Hezner!) durchgeführt hat, ist
der Untersuchung der Kelyphithüllen der Granate und Zoisite beson-
dere Aufmerksamkeit gewidmet worden und es gelang, diese Bildungen
als vorwiegend aus grüner Hornblende, Plagioklas und Magnetit be-
stehend zu erkennen. In teilweiser Ergänzung zu jenen Beobachtungen
möge hier mitgeteilt werden, daß bei einem „Kelyphitamphi-
bolit“ vom Falderkogel, aus einem der erwähnten Gerölle herrührend,
die den Granaten zugehörige Kelyphithülle andere Verhältnisse zeigt.
An die Granatsubstanz des Kernes schließt sich eine Zone feinster,
streng radial geordneter Fasern von kräftiger Lichtbrechung und sehr
niedriger Doppelbrechung; diese Fasern besitzen durchweg gleiche
optische Orientierung und zeigen in der Richtung der Faseraxe die
kleinste Elastizität c. Diesen Merkmalen zufolge ist das Mineral Zoisit.
Die Zwischenräume zwischen diesen Fasern sind mit einer mattgrau-
polarisierenden Substanz ausgefüllt, die wohl Plagioklas sein dürfte.
An diese Zone schließt sich nach außen eine deutlich erkennbare
Lage von grüner Hornblende, während Magnetitkörner in diesem
äußeren Teile der Kelyphithülle reichlich, jedoch völlig unregelmäßig,
verteilt erscheinen. Überdies scheint es, daß auch Pistazitkörnchen
stellenweise an der Bildung dieser Hüllen in nicht unbeträchtlicher
Menge beteiligt sind, worauf die hohe Lichtbrechung einzelner Körner
schließen läßt. Auch wurden im selben Gesteine auffallende Zwillings-
bildungen bei den rhombischen Pyroxenen beobachtet. Die diabla-
stischen bis kryptodiablastischen, an myrmekitische Bildungen erin-
nernden Verwachsungserscheinungen im Grundgewebe sind hervor-
stechende Merkmale dieser Vorkommnisse.
!) L. Hezner, Ein Beitrag zur Kenntnis der Eklogite nnd Amphibolite.
Tschermaks Min.-petrogr. Mitt. Bd. XXI], 5. u. 6 Heft.
Einsendungen für die Bibliothek.
Zusammengestellt von Dr. A. Matosch.
Einzelwerke und Separat-Abdrücke.
Eingelaufen vom‘1. April bis Ende Juni 1910.
Abel, ©. Kritische Untersuchungen über
die paläogenen Rhinocerotiden Euro-
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k. k. geolog. Reichsanstalt. Bd. XX.
Ilft. 3.) Wien. -R. Lechner, 1910. 4°,
52 8. mit 2 Taf. (2928. 4°.)
Agrogeologique Conference internatio-
nale. I. Budapest 1909. Comptes rendus.
Budapest 1909. 8°. Vide: Comptes
rendus. (16149. 8°.)
Anders, Emilie. GeologischeExkursionen
der naturhistorischen Fachgruppe des
Vereines „Volksheim“. I. Ernstbrunn
und Nodendorf,;; unter‘ Führung Dr.
H. Vetters. (In: „Das Wissen für
Alle“. Naturhistorische Beilage. Nr. 9.
- 1910.). Wien, H. Heller & .Cie.,, 1910.
8. 3 S. mit 2 Textfig. Gesch. d.
Autorin. (16151. 8°.)
Angerer, L. Geologie und Prähistorie
von Kremsmünster. (Separat. aus:
Programm des k. k. Obergymnasiums
der Benediktiner zu Kremsmünster.
LX für das Schuljahr 1910) Linz,
typ. Kath. Preßverein, 1910. 8°. 90 S.
mit 21 Textfig. :1 Titelbild, 1. geolog.
Karte. Gesch. d. Autors. - (16152. 8°.)
Boeke, H. E. Übersicht der Mineralogie,
Petrographie und Geologie der Kali-
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bergbaul. und industrielle Fachliteratur.
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Natur- und Heilkunde zu Bonn. Jahrg.
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mit 15 Textfig. Gesch. d. Autors.
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Aunual Issue VIII. 1910. London,
“ Harrison & Sons, 1910, 8°. VIII—-274$S;
- Kauf. (Bibl. 205. 8°.)
€omptes Rendus- de la premiere Con-
- ference internationale agrogeologigque,
publ:€ par l’Institut geologique du
royaume de Hongrie. Budapest, typ.
A. Fritz, 1909. 8°. 332 S. mit mehreren
Textfigs, und 1 Karte. Gesch. d. In-
‚stituts. (16149. 8°.)
[Darwin, Ch.]; Memorials of. Charles
Darwin. A collection of manuscripts, -
portraits, medal, books ..'to comme-
morate the centenary of his birth.and
the fiftieth. anniversary of the publi-
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Special Guide: Nr. 4.)' London, : typ.
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Calcutta, typ. Government ‚Printing,
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Dietrich, W. 0. Ensigervilleia, eine neue
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Autors... (16156. 8°.)
Dietrich, W. 0. Neue fossile -Cerviden-
reste aus Schwaben. (Separät. aus:
Jahreshefte des Vereines für vaterl.
Naturkunde in -Württemberg. Jahrg.
1910.) ‚Stuttgart, typ. C. Grüninger,
1910. 8°. 19 S. (318—336) mit 5 Text-
fig.und 1 Taf. (XII.) Gesch. d. Autors.
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an den. Randgebirgen des Drautales
östlich von Klagenfurt. (Separat. aus:
Verhandlungen der k. k. geolog..Reichs-
anstalt’1910, Nr. 4.) Wien, typ. Brüder
36*
238
Hollinek, 1910. 8°. 5 S. (119—123) mit
1 Textfig. Gesch. d. Autors. (16158, &°.)
Forchheimer, Ph. Uber den Einfluß des
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Mit geologischem Anhang von R,
Hörnes. Teplitz-Schönau, C. Weigend,
191074%, 16 S. Gesch. "d. Protsen:
Hörnes. (2930. 4°,)
Fraas, E. Chimäridenreste aus dem
oberen Lias von Holzmaden. (Separat.
aus: Jahreshefte des Vereines für
vater). Naturkunde in Württemberg.
Jahrg. 1910.) Stuttgart, typ. C. Grü-
ninger, 1910. 8%. 9 8. (55--63) mit
1 Taf. (III). Gesch. d. Autors. (76159, 8°.)
Fraas, E. Plesiosaurier aus dem oberen
Lias von Holzmaden. (Separat. aus:
Palaeontographica. Bd. LVIL) Stutt-
gart, E. Schweizerbart, 1910. 4°, 36 8.
(105—140) mit 11 Textfig. und 5 Taf.
(VI—X,) Gesch. d. Autors. (2931. 4°.)
Galdieri, A. Le terrazze orografiche
dell’ alto Picentino a nord-est di
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Sccietä geologica italiana. Vol. XXIX.
1910. Fasc. 1) Roma, typ. E. Cuggiani,
1910. 8°. 80 8. (37—116) mit 23 Text-
fig. Gesch. d. Autors. (16160. 8°.)
Götzinger, G@. Weitere geologische Be-
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des subbeskidischen Vorlandes in Ost-
schlesien. (Separat. aus: Verhand-
lungen der k. k. geolog. Reichsanstalt
1910. Nr. 3.) Wien, typ. Brüder Hol-
linek, 1910. 8". 21 S. (69—89) mit
7 Textfig. Gesch. d. Autors. (16161. 8°.)
Götzinger, G. Die ozeanographische
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schungsschiffes „Adria“. (Separat. aus:
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ıyp. A. Holzhausen, 1910. 8°. 21 8.
(196—216) mit 5 Texıfig. u. 1 Taf. (V.)
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Limnographie, 1908. (Separat. aus:
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Hydrobiologie und _Hydrographie.
Bd. 11. Ilft. 6.) Leipzig, W. Klinkhardt,
1910. 8°. 3 S. (207—209). Gesch. d.
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1909. 8°. XLV1]I—-346 S. mit 9 Tat.
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in Wien. Bd. II. 1909.) Wien, F.
Deuticke, 1909. 8°. 8 S. (384—391)
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Lepidoptera Phalaenae in the British
Museum. Vol. VIII. Noctuidae. (Aero-
nyctinae. 2. part.) London, Longmans &
Co., 1909. 8°. 1 Vol. Text (XIV—583 S,
mit 162 Textfig.) und 1 Vol. Atlas
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Haug, E. Traite de g&ologie. Part. II.
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Paris, A. Colin [1910]. 5°. Gesch. d.
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Bd. I. Lfg. 13. Leipzie, Veit & Co.,
1910. 8°. Kauf. (10798. 8°. Lab.)
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Wassereinbruches in den Marie-
Schacht II auf die Karlsbader Quellen“,
von Ph. Forchheimer. [Teplitz-
Schönau, 1910, 4°] Vide: Forch-
heimer, Ph. (2930. 4°.)
Hörnes, R. Der Einfluß von Erd-
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Graeffner & Kaminer. Jahrg. 1I.
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Verlagsanstalt, 1910. 4°. 9 S. (65— 73).
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mark. Jahrg. 1909. Bd. XI,VI.) Graz,
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Hydrosraphisches Zentralbureau im
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iv Wien. III. 1910.) Wien, F. Deuticke,
1910. 8°. 71 8. (214—284) mit 10 Text-
fie. Gesch. d. Autors. (16165. 8°.)
_Krafft, A. ve & C. Diener. Lower
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Hft. 4.) Prag, typ. C. Bellmann, 1910.
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1910. 8°. VI—302 S. (247—548) mit
30 Textfig. (59—88) u. 2 Taf. Kauf.
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[Lorenz, Th.] Nachruf an ihn; von 0.
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8°. 110 S. (104— 213) mit 19 Textfig.
4 Profiltafeln (VI—IX) u. 1 geolog.
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Neuse, R. Landeskunde von Frankreich.
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Göschen. 1910. 8°. 2 Bändchen (140 S.
mit 25 Textfig. u. 16 Taf.; 145 S. mit
15 Textfig. u. 16 Taf. u. 1 Karte.
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typ. G. Schade, 1909. 8°. 10 8. (291
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1910. 8°, 47 S. mit 1 Taf. Gesch. d.
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Berlin u. München, R. Oldenbourg,
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della Cairasca e la galleria elicoidale
di Varzo. 6 S. (265—260) mit 4 Textfig.
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(311—319) mit | Textfigur. (16178. 8°.)
Steinmann, @ Die Abstammung der
„Gattung Oppelia®* Waag. (Separat.
aus: Centralblatt für Mineralogie, Geo-
logie .. Jahrg. 1909. Nr. 21.) Stuttgart,
E. Schweizerbart, 1909. 8°. 6 8. (641—
6i6) mit 2 Textfig. Gesch. d. Autors.
! (16179, 8°.)
Steinmann, G. Über die Stellung und
das Alter des Hochstegenkalks. (Se-
parat. aus: Mitteilungen der Geolo-
gischen Gesellschaft in Wien. Bd. III.
1916.) Wien, F. Deuticke, 1910. 8°,
15 S. (285—299) mit 2 Textfig. Gesch.
d. Autors. (16180, 8°.)
Steinmann, &. Geologie und Paläon-
tologie an den deutschen Hochschulen.
(Separat. aus: Geologische Rundschau.
Bd. I, Hft. 1.) Leipzig, W. Engelmann,
1910. 8%. 8 8. (42—49). Gesch. d.
Autors. (16181 8°.)
Steinmann, 6. Zur Phylogenie der Dino-
saurier. Eine kritische Besprechung.
(Separat. aus: Zeitschrift für induk-
tive Abstammungs- und Vererbungs-
lehre. Bd. III, Hft. 1—2. 1910.) Berlin,
Gebr. Bornträger, 1910. 8°. 6 S. (98 —
108). Gesch. d. Autors. (16182 8°.)
Steinmann, G. Die geologischen Ver-
hältnisse der „Eolithen“-Lage von
Boncelles. Bonn, 1910. 8°. Vide: Bon-
net, R & G. Steinmann. Die
Eolithen des Oligozäns in Belgien. 2.
(16153. 8°.)
Till, A. Die fossilen Cephalopodenge-
bisse. III. Folge. (Separat. aus: Jahr-
buch der k. k. geologischen Reichs-
austalt. Bd. LIX. 1909. Hft. 2.) Wien,
R. Lechner, 1909. 8°. 20 S. (407-—426)
mit 1 Textfig. u. 1 Taf. (XIII). Gesch.
d. Autors. (15544. 8°.)
Till, A. Neues Material zur Ammoniten-
fauna des Kelloway von Villäny,
Ungarn. (Separat. aus: Verhandlungen
der k. k. geolog. Reichsanstalt. 1909,
Nr. 8.) Wien, typ. Brüder Hollinek,
1909. 8%. 5 8. (191-195). Gesch. d.
Autors.
Verhandlungen.
(16183 5.)
Nr. 10
Wernert, P. Die archäologischen Ein-
schlüsse der Lößstation Achenheim
im Elsaß. [Tübingen 1910. 8°] Vide:
Schmidt, R.R. & P. Wernert. (16777.8°,)
Wilckens, ©. Theodor Lorenz. Ein Nach-
ruf. (Separat. aus: Berichte des Nie-
derrheinischen geologischen Vereins.
1909.) Bonn, 1909. 8°. 8 S. (61—68)
mit einem Portrait Lorenz’. Gesch. d.
Autors. N (16184. 8°.)
Wilckens, 0. Uber Faltung im Adula-
gebirge, Graubünden. (Separat. aus:
Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geo-
logie.. Jahrg. 1910, Bd. I.) Stuttgart,
E. Schweizerbart, 1910. 8%. 12 8.
(79—90) mit 3 Textfig. u. 6 Taf. (VIII
— XIII). Gesch. d. Autors. (26185. 8°.)
Wilckens, 0. Die Alpen im Schlußbande
von Suess’ Antlitz der Erde. (Separat.
aus: Geologische Rundschau. Bd. I,
Hft. 1.) Leipzig, W. Engelmann, 1910.
8°. 6 8. (29—34). Gesch. d. Autors.
(16186. 8°.)
Wilckens, 0. Die begrabenen Goldseifen
von Victoria. (Separat. aus: Geolo-
gische Rundschau. Bd. I, Hft. 1.)
Leipzie, W. Engelmann, 1910. 8°. 38.
(39—41) mit 4 Textfig. Gesch. d.
Autors. (16187. 8°.)
Wolf, B. Höhlenforschungen in Monte-
negro. (Separat. aus: Mitteilungen für
Höhlenkunde. Jahrg. III, Hft. 1.) Graz,
Deutsche Vereinsdruckerei, 1910. 4°,
10 S. mit 2 Textfig. Gesch. d. Autors.
(2934. 4°.)
Zelizko, J. V. Die silurischen Ablage-
rungen im südwestlichen Teile Mittel-
böhmens und in den Östalpen. (Se-
parat. aus: Verhandlungen der k. kK.
geolog. Reichsanstalt. 1909. Nr. 16.)
Wien, typ. Brüder Hollinek, 1910. 8°.
4 8. (361—364) mit 1 Textfig. Gesch.
d. Autors. (16188. 8°.)
Zelizko, J. V. Ein eigenartiges Fossil
aus dem böhmischen Untersilur. (Se-
parat. aus: Centralblatt für Minera-
logie. , Geologie. Jahrg, 1910, Nr. 8.)
Stuttgart, E. Schweizerbart, 1910. 8°.
2S. (233—234) mit 1 Textfig. Gesch.
d. Autors. (16189. 8°.)
Zelizko, 3. V. N&kolik poznämek k ana-
logii vytvarneho um£ni palaeolithicke-
ho &loveka o nökterych, primitivnich
kmenü,. (Separat. aus: Casopis vlast.
spolku musejniho v Olomouei; &is.
106.) [Einige Bemerkungen zur Ana-
logie der bildenden Kunst des palaeo-
lithischen Menschen und einiger
primitiver Völker.] Olmütz, typ. Kra-
mar & Prochäzka, 1910. 8°. 7 S. mit
4 Taf. Gesch. d. Autors. (16190. 8°.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
Verhandlungen derk k © Reichsangtalt.
Bericht vom 31. Ausze 1310.
Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: FE v. Kerner: Der Eeslokirenn Bau des
Küstengebietes von Mandoler westlich von Trau. — H. Beck: Vorläufiger Bericht über Fossil-
funde in den Hüllgesteinen der Tithonklippe von Jassenitz bei Neutitschein.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Eingesendete Mitteilungen.
F. v. Kerner. Der geologische Bau des Küstenge-
bietes von Mandoler westlich von Traü.
Als Küstengebiet von Mandoler bezeichne ich den Westabschnitt
des Prälitoralrückens der longitudinalen Ingressionsküste zwischen
Spalato und Rogosnizza. Er ist im Gegensatz zum Mittelstücke dieses
Rückens, der Insel Bua, auf eine weite Strecke hin mit dem Fest-
lande verbunden und bezeichnet so im küstenmorphologischen Sinne
ein weniger weit vorgeschrittenes Stadium der Meeresinvasion als
seine östliche Fortsetzung. Die Buchten, welche seine Abschnürung
vom Festlandskörper anbahnen, sind das Valle Stupin (der innerste
Teil des Porto di Rogosnizza) im Westen, das Valle di Bossoglina im
Osten. Auf die geographischen Homologien, welche zwischen dem in
Rede stehenden Gebiete und der Insel Bua bestehen, habe ich bei
Besprechung dieser Insel hingewiesen !).
Das Küstengebiet von Mandoler bildet einen breiten Höhenzug,
welcher gegen N mit einem ziemlich gleichförmigen Gehänge abfällt,
gegen 3 aber mehrere Seitenrücken und Vorsprünge entsendet, so daß
die Tiefenzone längs seines Nordrandes einen fast geradlinigen Ver-
lauf nimmt, seine Südküste aber eine ungemein reiche Gliederung
erhält. Dieser Höhenzug besteht im wesentlichen aus drei ziemlich
steil gegen N bis NNO einfallenden Schuppen, an deren Aufbau obere
Kreide, Unter- und Mitteleocän in ihrer im norddalmatischen Küsten-
gebiete vorherrschenden Fazies Anteil nehmen.
Die nördliche dieser drei Schuppen umfaßt die Anhöhen östlich
von der Bucht von Rogosnizza, den breiten Rücken der Bazije nebst
den östlich anschließenden Kuppen bis zum Landvorsprunge nördlich
von der Punta Jelinac. Im Westabschnitte dieser Schuppe ist eine
!) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1899, pag. 299.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 11. Verhandlungen. 38
949 Verhandlungen. Nr.=3
Zunahme der (nördlichen) Schichtneigung in der Richtung gegen S
erkennbar, in ihrem Mittelstücke stellen sich die Schichten am südlichen
Schuppenrande vertikal, im Osten ist dagegen eine teilweise Zunahme
der Fallwinkel in nördlicher Richtung zu bemerken. Man kann derart
auch von einer Falte sprechen, bei welcher der Südflügel im Westen
gegen N geneigt, in der Mitte saiger gestellt ist und im Osten fehlt.
Diese Schuppe, beziehungsweise Falte besteht ganz aus Rudistenkalk.
Die mittlere der drei Schuppen umfaßt den Höhenzug des Batno
bis zur Terrainfurche, die sich von der Borovica Lokva bis über Sevid
hinaus verfolgen läßt, und den hohen Rücken des Monte Velo bis zu
seinen südlichsten Vorkuppen auf der Nordseite des Porto Mandoler.
Diese Schuppe fällt in ihrem westlichen und mittleren Teile mäßig
steil gegen NNO, in ihrem Östabschnitte steil gegen N ein. Bis zum
Batnorücken besteht sie ganz aus Rudistenkalk, weiter ostwärts treten
über diesem auch noch Milioliden-, Alveolinen- und Nummulitenkalke
auf und der kretazische Schuppenanteil läßt dort infolge der Ein-
schaltung einer Zone von Plattenkalk auch eine Dreigliederung zu.
Die südliche Schuppe umfaßt den Berg Movar, die östlich von ihm
gelegenen Landzungen im Süden der Terrainfurche von Sevid und
den Rücken Borasevica südlich von Mandoler. In der Westhälfte dieser
Schuppe ist ein Übergang aus mäßig steilem in sanftes NNO-Fallen
in der Richtung gegen S erkennbar. Ihre Osthälfte ist durchaus mäßig
bis ziemlich steil gegen N geneigt. Die nördliche Randzone dieser
Schuppe besteht ihrer ganzen Längserstreckung nach aus Eocän.
Dieses einfache tektonische Schema erfährt eine Anzahl von
Modifikationen, zu deren Erörterung die folgende geologische Gebiets-
beschreibung Gelegenheit gibt.
Nördliche Gebirgsschuppe.
Gegenüber vom Scoglio Kopara, an dessen NW-Seite die Ort-
. schaft Rogosnizza liegt, fallen die Rudistenkalke am Ostufer der nach
diesem Ort benannten Bucht durchschnittlich 40° steil gegen N ein.
In dem sehr eintönigen Gebiete, welches sich von hier gegen OÖ er-
streckt, dreht sich das Streichen in WNW--ONO, die Neigungswinkel
betragen im nördlichen Gebietsteile (Gegend von Tarasi) 20—30°, im
südlichen (Gegend von Banovi) 30—40°. Es herrscht hier allgemein
fossilreicher weißer körniger Radiolitenkalk vor. Im Bereiche des
östlich anschließenden Rückens Bazije erschwert sehr üppiger Wald-
wuchs die Erkennung der geologischen Verhältnisse. Am Nordabhange
trifft man 30—40° gegen N bis NNO einfallende grobkörnige Kalke,
weiter im Süden treten neben ihnen auch feinkörnige bis dichte Kalke
auf. Die stark felsige Gesteinszone, welche über die Rückenfläche
der Bazije zieht, scheint einer Zone steiler Schichtstellung zu ent-
sprechen. Am östlichen Ende des Bergrückens, in der Umgebung der
Stolibra Lokva ist steile Aufrichtung der Schichten klar erkennbar,
ebenso am Südfuße der Kuppen Rebaec und Vilar, welche in der öst-
lichen Fortsetzung der Bazije aufragen. Am Nordabhang zeigt sich auf
ersterer Kuppe 35° NO-Fallen, auf letzterer 30° N- bis NNW-Fallen
der Kalkbänke.
1910 Bericht vom 31. August. F. v. Kerner. 243
Am nördlichen Gehänge der Kuppe Oristjak, welche die Stelle
bezeichnet, wo in der südlich anstoßenden Schuppe das Eocän hervor-
tritt, ist unten 20° N-Fallen, höher oben flache Lagerung und längs
einer Verwerfung anstoßend daran 40° N-Fallen zu beobachten. Hier
herrscht ein sehr feinkörniger weißer, stellenweise plattiger Kalk mit
Radioliten und Ostreen vor. Der Rücken, in welchen sich die Kuppe
Oristjak gegen O fortsetzt, bezeichnet bis zur (auf der Karte unbe-
nannten, 228 m hohen) Kuppe östlich von Vlaka die Stirnzone des
auf das Eocän der Nachbarschuppe aufgeschobenen Kreidekalkes. Das
Endstück des Rückens, der Felskopf von Poljanak gehört bereits dem
Eocänzuge an. An dem von vielen Gräben durchfurchten Abhange,
welcher sich von diesem Rücken zur Bucht von Bossoglina hinabzieht,
sind die Kreidekalke 20—50° steil gegen N und weiter östlich gegen
NNO geneigt. Am Ufer unten kommen stellenweise etwas größere Fall-
winkel, 35—40° zur Messung.
Jenseits des Felskopfes von Poljanak wird die Wasserscheide
zwischen der Bucht von Bossoglina und dem Canale di Zirona durch
den Höhenzug des Monte Velo gebildet, welcher etwas südlicher ver-
läuft als der vorhin genannte Rücken. Auch die Grenze zwischen der
ersten und zweiten Schuppe erscheint nach S verschoben, aber in
geringerem Maße, so daß sie nunmehr nordwärts von dem Kamme
verläuft und dieser schon der zweiten Schuppe angehört. Am west-
lichen Ende des nach S verschobenen Stückes der Nordschuppe, das
ist östlich vom Felskopf von Poljanak, sind die Kalkschichten sehr
sanft, 10—15°, gegen NO geneigt; weiter ostwärts stellen sie sich,
2
zugleich mit der Rückkehr zu westöstlichem Streichen, wieder steiler.
Mittlere Gebirgsschuppe.
Auf der Ostseite der Bucht von Rogosnizza wird die Grenze
zwischen der ersten und zweiten Gebirgsscholle durch den Küsten-
einschnitt von Luka und das in seiner Fortsetzung verlaufende Tälchen
angezeigt. Die Kreidekalke fallen in jenem Einschnitte auf der Nord-
seite 25— 30°, auf der Südseite 50—55° steil gegen N. Weiter süd-
wärts mißt man an der Küste Fallwinkel von 30° und dann wieder 40°,
was eine zweite Verwerfung anzudeuten scheint. Ostwärts vom ge-
nannten Tälchen läßt sich die Grenze zwischen den beiden Gebirgs-
schuppen streckenweise schwer verfolgen, in dem der mittleren Schuppe
zuzurechnenden Gebiete herrscht durchweg 30—40° steile Schicht-
neigung gegen N bis NNO vor. Man trifft hier vorzugsweise dichten,
blaßgelblichen bis schmutzigweißen Kalk mit Kalzitadern und spär-
lichen Rudistenresten. Der Batno besteht aus 30—40° gegen N bis
NO, vorwiegend gegen NNO einfallenden Bänken eines dichten weißen,
von mit Kalzitkriställchen ausgefüllten Sprüngen durchzogenen Kalkes,
welcher stellenweise Foraminiferen, sowie Rudisten führt, zum großen
Teile aber ganz fossilleer erscheint. Manchenorts wird er mehr körnig,
auf der Gipfelkuppe sind auch spärliche dolomitische Einschaltungen
vorhanden.
Am Ostende des Batnorückens, in der Gegend Zelevo, erscheint
eingefaltet in Kreidekalk eine kleine Linse protocäner Schichten,
38*
944 Verhandlungen. Ne
welche steil gegen NNÖ einfallen. Gleich weiter ostwärts beginnt der
große Eocänzug südlich vom Oristjak. Dieser Zug repräsentiert zu-
gleich mit dem bei früherer Gelegenheit besprochenen !) Eocänzug von
Okrug (Insel Bua) eine besondere Erscheinungsform des Eocäns im
Bereich der norddalmatischen Küste. Das oberste Glied der alttertiären
Schichtserie, der Knollenmergel fehlt und der Hauptnummulitenkalk
zeigt eine außerordentlich mächtige Entwicklung, gegenüber welcher
die Mächtigkeit der Imperforatenkalke sehr zurücktritt, während sonst
der Alveolinenkalk allein schon eine breitere Zone als der Nummuliten-
kalk zu bilden pflegt. Das Fehlen des Knollenmergels ist jedoch nicht
als fazieller Unterschied zu deuten; es handelt sich da nur um völlige
Verquetschung dieses weicheren Schichtgliedes. Auffällig ist die Ver-
schiedenheit im Relief des Eocänterrains, welche durch die eben er-
wähnte Abweichung in der Gesteinsfolge bedingt wird. Es fehlt die
dem Knollenmergel folgende seichte Terrainfurche längs der markanten
Felsstufe, die dem aufgeschobenen Rudistenkalk entspricht; dagegen
kommt es innerhalb des Nummulitenkalkes, welcher hier nicht, wie
sonst, einen ziemlich schmalen Felswulst, sondern eine breite Zone
von Felsbuckeln bildet, zur Entwicklung kleiner Mulden.
Die Grenze des Nummulitenkalkes gegen den steil auf- oder
angeschobenen Rudistenkalk ist auf der Südseite des Oristjak sehr
scharf und deutlich erkennbar. sowohl am plötzlichen Wechsel der
Fossileinschlüsse als auch am unvermittelten Aneinanderstoßen ver-
schiedener Felsreliefs. An einer Stelle sieht man eine Bank mit zalıl-
reichen Rudistenresten unmittelbar an eine solche, die mit Nummuliten
dicht erfüllt ist, stoßen. Stellenweise schiebt sich jedoch an der
Störungslinie eine schmale Zone von Reibungsbreccien ein. Alveolinen-
und Miliolidenkalk zeigen die im ganzen Küstenland südlich von Sebe-
nico vorherrschende lithologische Ausbildung. Limnische Gastropoden
erscheinen nur auf eine schmale Zone an der Basis der Foraminiferen-
schichten beschränkt. Südwärts von der östlichen Nachbarkuppe des
Oristjak fehlt das Protocän vollständig und ruhen Alveolinenkalke,
zum Teil auch Nummuliten führende Kalke direkt auf Kreide, so zum
Beispiel bei der unteren Lokva südlich vom Oristjak. Weiter ostwärts,
in der Gegend, wo der Weg von Bossoglina nach Mandoler den Berg-
rücken überschreitet, ist aber plattiger oberer Foraminiferenkalk wieder
gut entwickelt. Das Einfallen ist hier 35° N.
Bei der oberen Lokva, nordöstlich von der vorgenannten, traf
ich tonige gelbgraue Kalksteine vom Habitus des Knollenmergels, je-
doch nicht anstehend; es ist aber kaum zu zweifeln, daß die dort
befindlichen Kulturen auf Mergelterrain stehen und auch die Lokva
dem Vorhandensein undurchlässigen Bodens ihr Dasein verdankt. Ost-
wärts vom vorerwähnten Wege wird der bis dahin ziemlich breite
Eoeänzug schmäler, der Nummulitenkalk baut von hier an eine mächtige
zerklüftete Felsmauer auf, welche sich über die Südseite der Kuppe
Vlaka hinzieht. Der Alveolinenkalk bildet zu Füßen dieser Mauer
eine gegen sie deutlich abgegrenzte Felszone. Der Miliolidenkalk
wird auch hier an seiner Basis nur von einer schmalen schnecken-
!) Verhandl, d. k. k. geol. R.-A. 1899, pag. 315.
1910 Bericht vom 31. August. F. v. Kerner. 245
führenden Schicht begleitet. Das generelle Einfallen ist in dieser
Gegend 30° N.
Am Felskopf von Poljanak keilt dann der Nummulitenkalk aus. Von
den tieferen Gliedern des Eocäns sind dort auch noch schmale Streifen
nachweisbar. Am Wege, der sich längs der Südseite des Felskopfes
oberhalb des Wurzelstückes des gegen Biskupija hinabführenden Grabens
hinzieht, sowie östlich vom Felskopfe steht nur weißer körniger Kreide-
kalk an. Am schmalen Pfade, welcher das Wurzelstück jenes Grabens
quert (nordöstlich vom Monte Velo), folgt unter diesem Kreidekalke
wieder eine sehr schmale Zone von grauem Protocänkalk, welcher
weißen zuckerkörnigen Bänken des obersten Rudistenkalkes aufruht.
Diese Stelle bezeichnet das Westende der gegen S verschobenen öst-
lichen Fortsetzung des eben beschriebenen Eocänzuges. Am Nordfuße
des Velo tritt in das Profil auch Alveolinenkalk ein und gleich weiter
ostwärts erscheint auch wieder Nummulitenkalk. Letzterer bildet eine
relativ breite Zone von Felsbuckeln längs der Nordseite des flachen
Rückens in der östlichen Fortsetzung des Velo und schließt eine
schmale Eluvialmulde ein. Die Bänder der tieferen Eocänkalke sind
in diesem Zuge sehr schmal. Die ganze alttertiäre Schichtfolge fällt
östlich vom Velo 60° steil unter den Kreidekalk der nördlichen Schuppe
ein. Der Neigungswinkel der Schubfläche ist demnach hier ein wesent-
lich größerer als bei der Überschiebung am Oristjak.
Der Zug des Nummulitenkalkes gelangt bei seinem Weiterstreichen
gegen O an das obere Ende der nördlichen Wurzel des Tälchens von
MaruSic, das sich am Ostabhang des Velorückens gegen das Meer
hinabsenkt. Er folgt hierauf dem Rücken, welcher den inneren Teil
des Tälchens von der Bucht von Bossoglina trennt, um nach erfolgter
Gabelung dieses Rückens sich durch den zwischen den beiden Gabelzinken
gelegenen Graben und Küsteneinschnitt hinabzusenken. Der Kalkzug
hebt sich auch hier als stark felsige Terrainzone von seiner Umgebung
deutlich ab. Die Imperforatenkalke durchqueren den nördlichen Ast
des Marusicer Tälchens und ziehen dann längs der Nordflanke dieses
letzteren zur Punta Jelinak. Die Hütten von Marusic liegen dicht
neben der Grenze zwischen Tertiär und Kreide; ich traf dort Kosina-
kalk mit großen Melaniden.
Im kleinen Küsteneinschnitte am Ende des Tälchens von Marusic
stelitt weißer körniger Kalk an, welcher viele Rudistenreste führt und
unter 25—50° gegen N einfällt. Gegen die Punta Jelinak zu nimmt
dieser Kalk bald die lithologischen Charaktere der oberen Grenz-
schichten der Kreide an und es folgt Miliolidenkalk mit 45—50° steilem
nördlichem Einfallen; derselbe geht rasch in Alveolinenkalk über. Die
Südseite der kleinen Bucht im Norden der Punta wird durch Haupt-
nummulitenkalk gebildet; die Nordseite durch Hornsteine führenden
Kalk, welcher an Stelle der bekannten Faunenelemente des soeben
genannten Kalkes die für die höheren Lagen des Nummulitenkalkes
- bezeichnenden kleinen Nummulitenformen einschließt. Gleich weiter
nordwärts wird der Hornsteinkalk durch fossilleere dolomitische Schichten
ersetzt, die schon der Kreide zugehören. Die Grenze ist scharf, zum
Teil durch Brecceien angezeigt. Die dolomitischen Schichten gehen
bald in kalkige über.
346 Verhandlungen. Nr. 11
Die Kreidekalke in der östlichen Fortsetzung des Batno, welche
das Liegende des im vorigen beschriebenen Eocänzuges bilden, sind
in der Gegend von Chiapalia (südlich vom Oristjak) 40—45° steil gegen
N geneigt. Weiter östlich, bei Biskupija fallen sie 50 —60° steil nach
dieser Richtung ein. Dieses steile Fallen hält auch im Bereich des
ganzen Rückens des Monte Velo an. Auf der Kuppe dieses Berges
(286 m), von welcher man einen wundervollen Blick auf die reichge-
gliederte Küste und die Inselvorlagen zwischen Punta Planka und
Spalato genießt, trifft man einen weißen körnigen, scherbig zersplitternden
Kalk, welcher 45° steil gegen NNO einfällt. Im östlichen Teil des
Velorückens herrschen weiße körnige Radiolitenkalke vor. Über
die Südabhänge des Monte Velo verläuft eine breite Zone von dünn-
plattigen Kaiken, denen bankige Kalke zwischengelagert sind. Diese
Plattenkalke beginnen schon westwärts der Bucht von Mandoler, auf
der Nordseite des Grabens, welcher sich von dieser Bucht gegen
Milos hinanzieht; sie queren dann den Fond der Bucht von Mandoler
und nehmen im der Gegend von Biskupija an Mächtigkeit zu. Ihre
obere Grenze verläuft etwas unterhalb des aussichtsreichen Höhen-
weges auf der Südseite des Velo und erreicht die Meeresküste an
dem Punkte, wo deren Verlaufsrichtung südlich ven der Punta Jelinak
aus SSW in WSW umbiegt. Diese Grenze ist landschaftlich deutlich
markiert, da die Hangendkalke eine zerklüftete Felsmauer aufbauen,
die Plattenkalke aber ein von vielen Gräben durchzogenes felsloses
Gehänge bilden. Die untere Grenze des Plattenkalkzuges zieht sich
über die breite Vorstufe am Südfuße des Velo hin und gelangt hinter
dem in der östlichen Fortsetzung dieser Stufe aufragenden Grat zur
kleinen Bucht, zu welcher der tief eingeschnittene Graben unterhalb
Pierov hinabführt. Im Bereiche dieser Plattenkalke tritt an die Stelle
des erwähnten steilen nördlichen Einfallens häufig Saigerstellung (lokal
auch Uberkippung) der Schichtmassen.
Die Küste ostwärts von der Bucht unter Pierov wird durch
vertikal gestellte, genau parallel zur Küstenlinie streichende dünn-
plattige Kalkschichten gebildet; dann folgt eine kleine Antiklinale:
steiles SSW- und NNO-Fallen, letzteres hält dann bis zur oberen
Grenze der Plattenkalkentwicklung an.
Die Plattenkalke auf der Südseite des Monte Velo stimmen in
ihrem Aussehen ganz mit jenen überein, welche den nördlichen Küsten-
saum der gegenüberliegenden Zironainsel aufbauen. Ihre Position
innerhalb des Rudistenkalkkomplexes ergibt sich aus der vereinigten
Betrachtung dieser beiden Vorkommnisse. Am Velo läßt es sich nicht
feststellen, wie hoch ihre untere Grenze über der Basis dieses Komplexes
liegt, da dort unter einer schmalen Zone von liegendem Rudistenkalk,
der noch nicht den untersten Partien dieses Kalkes entspricht, wieder
Eocän zutage tritt. Auf der Zironainsel, wo wieder zur Feststellung
des Abstandes der oberen Grenze des Plattenkalkes von der Basis
des Tertiärs kein Anhaltspunkt gegeben ist, liegt zwischen ihm und
den Chondrodonta-Schichten noch eine Zone von Rudistenkalk von
ungefähr derselben Breite wie jene, welche am Velo den Plattenkalk
überlagert. Das durchschnittliche Schichtfallen ist aber in jener liegenden
Zone weniger steil als am Velo, so daß sie einem Komplex von
nn
1910 Bericht vom 31. August. F. v. Kerner. 347
geringerer Mächtigkeit entspricht als die Hangendzone des dünn-
plattigen Kalkes. Letzterer stellt sich so als eine Faziesentwicklung
der tieferen Partien des mittleren Rudistenkalkes dar. Mit den Platten-
kalken, welche im Gebiete nordwärts vom Talzuge Rogosnizza—Bossog-
lina dem Rudistenkalk eingeschaltet sind, besteht keine fazielle Über-
einstimmung. Letztere sind meist weniger dünnspaltig, zum Teile dick-
plattig wie die plattige Fazies des Chamidenkalkes. Dagegen kommen
in den Plattenkalkzügen der Vilaja, besonders am Nordabhang der
Labisnica dünnspaltige lichte Kalke vor, welche mit jenen auf der
Südseite des Velo große Ahnlichkeit haben.
Der massige Rudistenkalk, welcher die Plattenkalke des Monte
Velo unterlagert, bildet die Mauerkrönung des sehr felsigen Steilhanges,
mit welchem die Terrasse am Südfuße des Velo zur Meeresküste ab-
fällt. Dieser Steilhang wird durch das Eocän der dritten Gebirgs-
schuppe aufgebaut; die krönende Felsmauer entspricht der Stirn der
Überschiebung. Die Lagerungsverhältnisse sind hier bei der undeut-
lichen Gesteinsschichtung nicht klar erkennbar. Es scheint, als ob hier
nicht sehr steiles nördliches Fallen vorhanden wäre.
Gegen Ost dacht die Terrasse unterhalb des Monte Velo zu einem
Felskar ab, das sich über einer Steilwand, zu deren Füßen große ab-
gestürzte Blöcke liegen, meerwärts öffnet. Zu beiden Seiten der Kar-
mündung erheben sich schroffe Grate aus steil gestelltem Kreidekalk.
Unterhalb des gegen West aufsteigenden Grates zieht sich der aus
eocänen Kalken aufgebaute Küstensaum hin, welcher den Eingang in
die Bucht von Mandoler nordwärts flankiert. Der östlich vom Rar sich
erhebende Grat fällt steil zu einer wild zerrissenen Küste ab, welche
genau westöstlich streicht und gegen die westlich benachbarte eocäne
Küstenstrecke etwas gegen N zurücktritt. Die Uferstelle mit den großen
Blöcken am Fuße der Felswand unterhalb des Kares liegt derart in
einem einspringenden Winkel der Küste. Hinter dem Felssporne, in
welchen der östlich vom Rar gelegene Grat ausläuft, befindet sich die
früher ‚erwähnte kleine Bucht unterhalb Pierov, deren Ufer von
quartären Breccien umsäumt wird, die den saigeren Plattenkalken
diskordant aufruhen.
Südliche Gebirgsschuppe, eocäner Anteil.
Die südliche der drei Gebirgsschuppen, welche das Küstengebiet
von Mandoler aufbauen, endet westwärts mit der dreilappigen Land-
zunge, welche südlich von der Bucht von Rogosnizza vorspringt. Diese
Landzunge ist als südwestlicher Eckpfeiler des norddalmatischen Fest-
landes zugleich Bestandteil der meridional’ verlaufenden Küste südlich
von Sebenico und wurde deshalb schon bei Gelegenheit der ausführ-
lichen Beschreibung dieser Küstenstrecke von mir abgehandelt'!). Es
sei hier auf jene Darstellung verwiesen und die folgende tektonische
Gebietsbeschreibung unmittelbar an sie angeschlossen.
Die Terrainfurche, in welche die Schlucht von Borovica über-
geht (siehe 1. c.), läßt sich ostwärts bis zum Südfuße des Batno hin
!) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1898, pag. 384.
248 Verhandlungen. Nr.
verfolgen. Sie entspricht der Zone von Knollenkalk und Knollenmergel
im Eocän der dritten Gebirgsschuppe. Die Felsstufe, von welcher sie
nordwärts begleitet wird, ist der Stirnrand des aufgeschobenen Kreide-
kalkes der mittleren Schuppe. Bei der Lokva zwischen Sevid und
Alpas sieht das Landschaftsbild ganz jenem bei der Lokva von Vrpolje
ähnlich (eines der am meisten charakteristischen Überschiebungs-
bilder im weiteren Umkreise von Sebenico). Ein Unterschied besteht
darin, daß die Neigung der Schubfläche bei Sevid viel steiler ist.
Die überhängende Wand der vorspringenden Felsstirn des Kreide-
kalkes fällt 60— 65° steil gegen N ein und ist mit Harnischen bedeckt.
Unmittelbar unter ihr sieht man Partien von verdrücktem Kalk und
stark verquetschtem Knollenmergel. der allmählich in solchen von
normalem Habitus übergeht. Südwärts der Lokva fallen die Mergel-
kalke 50—55° steil gegen N. Den Südrand der Terrainfurche begleiten
die typischen wulstförmigen Felsbildungen des Hauptnummulitenkalkes.
Der Alveolinenkalk, dessen Scherbenfelder sich von den Felswülsten
des Nummulitenkalkes im Landschaftsbilde deutlich abheben, baut,
40-—45° steil einfallend, die kahlen Kuppen südwestlich von Alpas
auf. An den drei weiter ostwärts folgenden Hügeln werden die Kuppen
aber noch von den untersten Schichtköpfen des Nummulitenkalkes
gebildet.
Die Zone des oberen Foraminiferenkalkes ist schmal. Die Grenze
des Eocäns gegen den liegenden Rudistenkalk streicht von der tief
eingeschnittenen Bucht von Borovica hinter dem Valle Kanice zum
Fond des Valle Manera hinüber und zieht sich dann hoch oberhalb
der Nordküste des Porto di Trau veechio weiter gegen Osten.
In der Gegend südlich vom Batno verschwindet der Knollen-
mergel und mit ihm die Terraineinsenkung längs der Überschiebungs-
stirn. Der Zug des Nummulitenkalkes, welcher nunmehr die Rolle
des jüngsten Schichtgliedes im unteren Flügel der Überschiebung über-
nimmt, verläuft über den Südwestfuß des steilen Hügels bei Juranovic
in die Gegend südlich von Basic. Am Wege längs der tiefen Terrain-
furche, welche südöstlich von diesem Dörfchen eingeschnitten ist, folgt
über 45° gegen N einfallendem oberstem Rudistenkalk bräunlicher
dünnbankiger Miliolidenkalk mit kleinen Echiniden, 50—55° steil, dann
selblicher fossilreicher Alveolinenkalk und dann Nummulitenkalk in
mächtiger Entwicklung. Derselbe bildet beiderseits jenes tiefen Terrain-
einschnittes große Felswülste. Bei den llütten von Basie steht wieder
Rudistenkalk an. Die Überschiebungslinie ist hier wie auch am Wege
unterhalb des Hügels östlich von Basic nicht deutlich markiert,
Südostwärts von diesem Hügel wird der Eocänzug schmäler. Er
quert den Graben, welcher die östliche Fortsetzung des tiefen Ein-
schnittes bei Basic bildet und zieht sich dann über die sanften Ab-
hänge am Nordfuße des Borasevica hin, um südwärts von den Häusern
von Vinjsce in die Bucht von Mandoler auszustreichen. Am Wege, der
um die Westseite der Borasevica herumbiegt, beobachtet man eine
lokale Einfaltung von Protocän im Kreidekalk nahe der Basis des in
Rede stehenden Zuges, in dessen untersten Partien sich auch hier
Auswitterungen kleiner Echiniden zeigen.
Südostwärts vom Pfarrhause, in welchem ich während der zur
1910 Bericht vom 31. August. F. v. Kerner. 249
Aufnahme des Gebietes verwendeten Woche liebenswürdige Gastfreund-
schaft genoß, sieht man an der gegen O gekehrten Uferstrecke weißen
Kalk mit spärlichen Splittern von Rudistenschalen, dann folgen eine
Reibungsbreecie, einige Riffehen von Nummuliten- und Alveolinenkalk,
hellbräunlicher Kalk mit wenigen Milioliden und dann weißer oberster
Rudistenkalk.
Auf der Ostseite der Bucht von Mandoler taucht der schmale
Tertiärzug wieder aus dem Meere hervor. Südwärts von den Fischer-
hütten unterhalb Biskupija gewahrt man genau östlich von der Stelle,
wo das Eocän am Westufer verschwindet, eine Einquetschung von
bräunlichem, dünnbankigem Protocänkalk zwischen weißen Kreidekalken.
Das Einfallen ist hier 60° N. Der vorspringendste Teil des kleinen
Küstenspornes südlich von Biskupija besteht aus weißem Kreidekalk mit
vielen Schalensplittern, auf der östlichen Uferseite quert man wieder
das schmale Band des Tertiärs, welches hier auch Alveolinen- und Num-
mulitenkalk enthält. Auch an der Störungslinie ist hier eingequetschter
Alveolinenkalk sichtbar. Die Schichten sind hier 70—80° steil aufge-
richtet. Der Fond der kleinen Bucht östlich vom vorerwähnten Landvor-
sprunge liegt schon im Kreidekalk des oberen Überschiebungsflügels.
Die beiden folgenden kleinen Buchten greifen weniger tief ein
und kommen so noch ins Tertiär zu liegen. Im Fond dieser Buchten
trifft man Alveolinenkalk, die Felsen dahinter bestehen aus Nummuliten-
kalk, ober welchem bald wieder oberster Rudistenkalk folgt. Das
Protocän streicht kurz vor den am meisten zurückliegenden Tferstellen
durch und der kleine Küstenvorsprung zwischen ihnen und der noch
kleinere westlich davon (und östlich von der bis in den hangenden Kreide-
kalk eingeschnittenen Bucht) bauen sich aus oberstem Rudistenkalk auf.
Die Schichten fallen hier 70° steil gegen N. Der kleine Ufersporn östlich
von den beiden vorigen erreicht nicht mehr die Basis des Tertiärs. Er
besteht aus Alveolinenkalk; gleich ostwärts von ihm tritt dann der
schroffe Felszug des Nummulitenkalkes an den Küstensaum heran.
Der Rudistenkalk oberhalb dieses Felszuges bildet hier nur eine
schmale Zone des Gehänges. Es folgt über ihm nochmals ein Streifen
von Protocän und dann erst die Felsmauer am Stufenabfalle unterhalb
des Monte Velo, welche dem Stirnrande der mittleren Gebirgsschuppe
entspricht. Es ist hier demnach eine sekundäre Schuppe eingefügt.
Dieses obere Protocän ist ein etwas mergeliger plattiger Kalk mit
vielen Süßwasserschnecken. Die sanft geneigte felslose Terrainzone
im oberen Teil des felsigen Steilhanges verdankt ihm ihre Entstehung.
Westwärts keilt dieselbe schon oberhalb der mittleren der drei kleinen
Buchten aus, welche nordwärts vom Eingange in den Porto Mandoler
vorhanden sind. Ostwärts tritt sie eine kurze Strecke vor jener Stelle
an das Meeresufer, wo dieses den vorhin erwähnten einspringenden
Winkel bildet. Das Einfallen ist im oberen Protocänzuge 40—45° N,
somit etwas weniger steil als im unteren Zuge.
Eine viel bedeutendere Abweichung von dem eingangs gegebenen
tektonischen Schema zeigt sich auf der Südseite der Bucht von Mandoler.
Es tritt dort in den Kreidekalken im Liegenden des schmalen Eocän-
zuges, welcher die eben genannte Bucht durchquert, nochmals Eocän
zutage und zwar in der Form eines mit der Spitze gegen W gekehrten
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 11. Verhandlungen. 39
950 Verhandlungen. Nr. 11
breiten Keiles, an dessen Nordsaum eine teilweise Aufschleppung der
Schichten stattfindet, so daß synklinale Lagerung Platz greift. Dieser
Eocänkeil besteht aus einem breiten Kern von Nummulitenkalk ‘und
schmalen randlichen Zügen von Imperforatenkalken. Folgt man dem
Wege, welcher von Vinjisce in südöstlicher Richtung am Nordabhang
der Kuppe bei Kovacisce hinaufführt, so gelangt man nach dem Anstieg
über den die Küstenzone aufbauenden Kreidekalk zu dessen obersten
Grenzbänken, über welchen Wackenkalke mit Bohnerz und eine schmale
Zone von Imperforatenkalken lagern. Dann quert man schief eine breite
Zone von Nummulitenkalk und oben, am Rande der kleinen Ebenheit
am Ostfuße des vorgenannten Hügels, sieht man wieder Alveolinen-
kalk, mergeligen Milioliden- und Echinidenkalk und eine Zone von
Bohnerz mit steilem nördlichem Einfallen aufeinander folgen. Westwärts
keilt der Nummulitenkalk des Faltenkernes eine kurze Strecke weit links
vom Wege aus, welcher von Vinjisce nach Kovaecisce hinaufführt; die
Protocänschichten enden gleich westlich von diesem Wege. Sie fallen
dort, von den obersten Grenzbänken des Kreidekalkes umsäumt, steil
gegen O und biegen dann gleich daneben in nördliche Fallrichtung um.
Das südliche Ufer des Porto Mandoler erreicht der Nordrand
des Tertiärkeiles gerade gegenüber jener Stelle, wo der Eocänzug
von Vinjisce auf der Nordseite des Porto wieder auftaucht. Der Milio-
lidenkalk wird dort (am Südufer) von 40° steil gegen SSW einfallendem
oberstem Kreidekalk unterlagert. Der Südrand des in Rede stehenden
Schichtkeiles tritt gegenüber der kleinen Bucht im Südosten von
Biskupija an das Ufer. Der Felssporn gegenüber jener Bucht besteht
aus steil gegen N einfallendem Nummulitenkalk, der flache, östlich
benachbarte Küstenvorsprung aus Miliolidenkalk und die dann folgende,
etwas zurückliegende Uferstrecke aus oberstem Rudistenkalk. : Der
wieder weiter vortretende Nordrand der Landspitze, in welche der
Höhenzug der Borasevica ausläuft, wird von 60° steil gegen N ge-
neigten Bänken eines gelblichen, fossilreichen Alveolinenkalkes gebildet.
Hinter ihm zieht der hellbräunliche, wohlgeschichtete Protocänkalk
mit seiner rostfarbigen unteren Grenzzone durch und an der Punta
Artatur, dem Östende der Landspitze, beginnt der weiße massige
Kreidekalk, welcher die sich von hier gegen SW zurückbiegende
Küstenstrecke mit der Punta Magnaremi aufbaut.
In der östlichen Fortsetzung der besprochenen Eoeänzüge be-
findet sich die Kette von Felsklippen, welche vor dem Eingang in den
Golf von Saldon (zwischen Punta Jelinace und Punta Okrug) von der
Küste bei Mandoler zur Insel Bua hinüber gespannt ist: die Cluda-
riffe, die Klippen von Pijavice und die drei kleinen Felseilande
Zaporinovac, Krajevac und Sta. Eufemia.
Die Gruppe der Cluda-Scoglien besteht aus einem größeren
mittleren Inselchen, zweien kleinen nordwestlich und westlich von ihm
aufragenden Klippen und zweien südöstlich von ihm befindlichen steilen
Riffen. Der große Cluda-Scoglio hat einen trapezförmigen Sockel, an
dessen Ecken sich vier Felsköpfe erheben, von denen der südwest-
liche der größte und höchste ist. Die größte Erstreckung des Inselchens
in westöstlicher Richtung beträgt 255 »n, in nordsüdlicher Richtung
375 m. Es besteht fast ganz aus Hauptnummulitenkalk, welcher stellen-
1910 Bericht vom 31. August. F, v. Kerner. 251
weise Hornsteinknollen führt, nur in der flachen Einbuchtung an der
westlichen Uferseite trifit man alveolinenführende Kalkbänke an.
Auf der Nordseite des Scoglio herrscht 25° NNO-Fallen vor. Im Bereiche
des nordöstlichen Kopfes dreht sich die Fallrichtung in ONO. Weiter-
hin werden auch die Fallwinkel steiler und an der östlichen Ufer-
seite sieht man große 40—50° steil gegen ONO geneigte Schichtflächen
von fossilreichem Hauptnummulitenkalk. An der Südwestspitze sind
die Lagerungsverhältnisse unklar. Es scheint, als ob dort infolge lokaler
Störungen westnordwestliches und südöstliches Einfallen vorhanden
wäre. Die kleine zweiköpfige Klippe nahe der Nordwestspitze des
großen Scoglio besteht aus steil gegen NNO einfallenden Bänken von
Hauptnummulitenkalk, desgleichen die noch kleinere Klippe, welche
275 m westlich vom Scoglio aufragt.
Der 320 m südöstlich vom großen Cluda-Scoglio aufragende
Riff ist in westöstlicher Richtung 350 m lang, in der dazu senkrechten
Richtung in der Mitte 100 m breit. Seine Südseite besteht aus wild
zerklüfteten Felsabstürzen, auch der östliche Teil seines Nordhanges
ist sehr felsig. Dieser Riff besteht aus Hauptnummulitenkalk (sehr
viel N complanata), welcher 40—60° steil im westlichen Teile des
Riffes gegen NO, im östlichen gegen NNO einfällt. Der in seiner öst-
lichen Fortsetzung gelegene, durch eine 70 m breite Lücke von ihm
getrennte schmale Riff hat eine westöstliche Erstreckung von 215 m.
Er fällt wie sein größerer westlicher Nachbar gegen 3 mit äußerst
schroffen Felsen ab und besteht aus 50° steil gegen NNO bis N vers
O geneigten dieken Bänken von Hauptnummulitenkalk. Die Gruppe
der Cluda-Scoglien läßt demnach eine Flexur im Schichtstreichen er-
kennen, eine Drehung aus dem im Gebiete herrschenden W—O-Streichen
in NNW-—SSO-Streichen und eine darauf folgende Zurückbiegung in
die erstere Streichungsrichtung.
Der 550 m ostwärts vom kleinen Cludanifie aufragende Scoglio
Galera ist ein nicht über die Brandungszone reichender und darum
ganz vegetationsloser kleiner Riff aus 50° gegen N zu OÖ einfallendem
Nummulitenkalk. Das Schichtstreichen kreuzt hier unter sehr spitzem
Winkel die Längsachse des Riffes, welche genau W—0O streicht. Nord-
ostwärts vom Scoglio Galera befinden sich die Scoglii Pijavice,
welche eine aus drei Gliedern bestehende von WNW nach OSO ver-
laufende Reihe bilden. Sie bauen sich wie die Scoglii Cluda aus
Nummulitenkalk auf. Am westlichen Scoglio, welcher aus zwei durch
eine schmale Landbrücke verbundenen Felskuppen besteht, zeigen
sich sehr wechselnde Lagerungsverhältnisse. Auf seinem kleineren nord-
westlichen Teile ist 50—60° steiles NNO-Fallen deutlich erkennbar.
Auf der Landbrücke und auf der Südwestseite der größeren südöst-
lichen Felsmasse läßt sich gleichfalls diese Fallriehtung und Schicht-
neigung feststellen. Auf der Nordseite des südöstlichen Scoglienteiles
scheinen die Schichten aber gegen NNW und auf dessen Südostseite
gegen SO und S einzufallen.
Am mittleren Scoglio Pijavice sind die Lagerungsverhältnisse
auch nicht ganz klar erkennbar. Es sieht so aus, als ob ‚Saigerstellung vor-
handen wäre, es dürfte sich aber doch nur um etwa 50° steiles Ein-
fallen gegen NNO handeln. Dasselbe gilt betreffs der Lagerungsverhält-
39*
252 Verhandlungen. Nr. 11
nisse am östlichen Scoglio, welcher eine kleine vegetationslose Klippe ist,
deren Felsoberfläche durch die Brandung furchtbar zernagt erscheint.
Der östliche Teil der Scoglienkette zwischen der Küste von
Mandoler und der Insel Bua wird durch die Scoglien Zaporinovac,
Krajevac und Sta. Eufemia gebildet. Während sich die Cludariffe und
die Klippen von Pijavice vor den Eingang in den Golf von Saldon
stellen, erheben sich die vorgenannten drei Felsinselchen bereits gegen-
über der Südküste des westlichsten Teiles von Bua. Sie bilden nicht
die östliche Fortsetzung der Scoglien Cluda und Pijavice, sondern
Glieder einer besonderen, etwas weiter nordwärts verlaufenden Insel-
reihe. Der Scoglio Zaporinovac ist ein kleiner Riff aus 60—70°
steil gegen NNO einfallendem Nummulitenkalk, welcher stellenweise
Hornsteinknollen führt. Der 475 m östlich von ihm aufragende Scoglio
Krajevac ist ein in westöstlicher Richtung 440 m langes und in
nordsüdlicher Richtung 125 m breites Inselchen mit jähen Felsab-
stürzen auf der Südseite und ziemlich steilen steinigen Nordabhängen.
Dieser Scoglio baut sich aus einer sehr stark reduzierten eocänen
Schichtfolge auf. Die Südabstürze und die Kammregion bestehen aus
50—60° steil gegen N geneigten Bänken von Nummulitenkalk, welcher
ziemlich viele Hornsteine enthält und in der streichenden Fortsetzung
des Nummulitenkalkes des Scoglio Zaporinovac liegt. Uber den oberen
Teil des Nordgehänges verläuft ein schmales Band von steil gestelltem
Alveolinenkalk, über den unteren Teil dieses Gehänges eine schmale
Zone von saiger stehendem Miliolidenkalk mit rötlichen, Süßwasser-
schnecken führenden Kalkbänken an seiner Basis. Am Nordufer unten
tritt noch die Unterlage des Eocäns, der rein weiße oberste Rudistenkalk
zutage. Derselbe erstreckt sich aber nur über den mittleren Teil des Nord-
ufers, an den Seitenteilen desselben streichen die Imperforatenkalke aus.
Die Isola Sta. Eufemia, der östlichste und größte der hier
zu beschreibenden Scoglien, hat die Form eines mit der Spitze gegen
W gekehrten schmalen gleichschenkeligen Dreieckes. Die der Grund-
linie desselben entsprechende Ostküste ist 375 m lang, die der
Dreieckshöhe entsprechende W—O-Erstreckung des Inselchens beträgt
1140 m. Seine Westspitze ist 340 m von der Östspitze des Scoglio
Krajevac entfernt; der Abstand seiner Nordspitze vom nächstliegenden
Punkt der Insel Bua (dem Küstensporne westlich von Labadusa) mißt
220 m. Die Kammlinie verläuft auch bei diesem Scoglio nahe dem
Südufer, so daß das Südgehänge viel steiler als die Nordabdachung ist.
Die Sta. Eufemia-Insel besteht zur einen Hälfte aus Eocän, zur
anderen aus Rudistenkalk. Der steile felsige Südabhang baut sich aus
40° steil gegen N fallendem, fossilreichem und Hornsteine führendem
Hauptnummulitenkalk auf. Über den drei Kuppen tragenden Insel-
rücken verläuft eine schmale Zone von Alveolinenkalk, an den sich
nordwärts Miliolidenkalk anschließt. Letzterer steht bei westöstlichem
Streichen saiger, so daß innerhalb der Zone des Alveolinenkalkes eine
Aufsteilung der Schichten stattfinden muß. Eine kaum mehr als einen
halben Meter dicke Bank von rötlichem Cosinakalk schließt die eocäne
Schichtfolge gegen unten zu ab. Die Bank streicht einerseits an der
Ecke zwischen der West- und Nordküste, anderseits in der Mitte
der Ostküste aus. Die obere Grenzzone der Kreideschichten zeigt die
1910 Bericht vom 31. August. F. v. Kerner. 253
bekannte rein weiße Farbe, subkristalline Struktur und lochrige Be-
schaffenheit, dann folgen körnige weiße, dichte blaßgelbliche und
plattige, ein wenig mergelige Kalke. An der Nordküste trifft man
kleine Anhäufungen von Strandgeröllen und flach gescheuerte Schicht-
köpfe von saiger stehenden Kalkbänken.
Die Beziehungen der Eocänschichten auf den hier beschriebenen
Scoglien zu den Eocänzügen beiderseits des Porto Mandoler sind
nicht mit voller Sicherheit festzustellen. Die Seoglien Cluda und Pijavice
gehören vermutlich der verbreiterten Fortsetzung des Kernes von
Nummulitenkalk in jener Einfaltung an, welche am Abhange südlich
von der Bucht von Mandoler auskeilt. Es wäre aber auch möglich,
daß der schmale Faltensattel,. welcher durch die Kreidekalke an der
Nordseite des Porto Mandoler dargestellt wird, ostwärts auskeilt und
die beiden eben genannten Scogliengruppen einer durch die Ver-
einigung der Nummulitenkalkzüge nord- und südwärts von Mandoler
hervorgegangenen breiten Zone von Nummulitenkalk angehören. Das
erwähnte Vorkommen von Alveolinen führenden Schichten in der Mitte
des Westufers des großen Cluda-Scoglios würde zugunsten dieser
Auffassung sprechen; es wäre als das Ende des gegen Ost auskeilenden
Faltensattels zu deuten.
Der Eoeänzug der Scoglien Zaporinovac, Krajevac und Sta. Eufemia
dürfte einem an der Störungslinie nördlich vom Porto Mandoler allmählich
hervorkommenden Mittelflügel entsprechen und so mit dem Übergange
einer Überschiebung in eine Falte i in genetischem Zusammenhange stehen.
Südliche @ebirgsschuppe, kretazischer Anteil.
Der kretazische Anteil der dritten Gebirgsschuppe baut die großen
Landzungen auf, welche die Küste nordwärts vom Canale di Zirona
zu einer der reichstgegliederten in Dalmatien machen. Ostwärts von
der Punta Planka springt die in den Turski Bok auslaufende Land-
zunge von Ganice weit vor. Sie wird durch zwei von West und
Ost eindringende kleine Buchten in ein steil aufragendes Wurzelstück
und ein flach gewölbtes Endstück abgeteilt. Man trifft hier gelbliche
bis hellbräunliche dichte Kalke, weiße körnige Kalke mit Rudisten-
resten, weiße Kalke, die ganz aus Schalensplitterchen bestehen und
hellgraue Dolomite in mehrfachem Wechsel an. Längs der Westküste
des flachen äußeren Teiles der Landzunge beobachtet man in der
Richtung von N nach $S eine Änderung des Schichtfallens aus 55° NNO
über 20° NO in 10° ONO. An der dann folgenden, gegen SSW ge-
kehrten Uferstrecke ist wieder 30— 40" steiles nordnordöstliches Ein-
fallen zu konstatieren. Am Turski Bok fallen die Kalkbänke 15°
NNO; an der anschließenden, fast geradlinigen Küste, an welcher
große Anhäufungen von Strandgeröllen vorhanden sind, sieht man weit-
hin verfolgbare Schichtköpfe von 20—30% gegen NNO geneigten
Bänken. An der Ostküste des äußeren Teiles der Landzunge von
Ganice herrscht 30° NNO-Fallen vor, in der nordwärts folgenden
kleinen Bucht ist das Einfallen ein wenig steiler, 40°, auf der Ost-
seite des Wurzelstückes der Landzunge wieder etwas sanfter, 20 —25°.
Die östlich vom Valle Barbestica gelegene Landzunge ist
954 Verhandlungen. Nr. 11
in ihrer Mitte zu einem schmalen Isthmus eingeschnürt und gabelt
sich dann in zwei Küstensporne, von denen der größere westliche in
die Punta Ostrica ausläuft. Das steil aufragende Wurzelstück
dieser Landzunge besteht aus mäßig steil gegen NNO einfallenden
Schichten. Am Isthmus beobachtet man 15° NNO- bis N-Fallen, auf
der Westseite des Endstückes der Landzunge ist 25—30° NO, mehr
gegen die Punta Ostrica zu 150 ONO- bis O-Fallen sichtbar. Die Punta
selbst baut sich aus dichten, gelblichen und weißen, körnigen dick-
bankigen Rudistenkalken auf, welche unter Winkeln von 15—20° gegen
NO verflächen und dem Vorgebirge die Gestalt einer hochstufigen Fels-
treppe verleihen. Ostwärts von der Punta ist 300 NNO-Fallen zu seben.
Der östliche Küstensporn zeigt einen schönen treppenförmigen Aufbau
aus 15° sanft gegen NNO geneigten blaßgelblichen Kalkbänken, welche
stellenweise sehr reich an Radiolitenresten sind. Der kleine Felsriff
Skoljic, welcher östlich von diesem Küstensporne aufragt, setzt sich
gleichfalls aus sanft nach NNO einschießenden Kalkbänken zusammen.
Jenseits des Porto di Traü vecchio befindet sich die breite Halb-
insel von Covice. Eine halbkreisförmige Einbuchtung an ihrer
Südküste, das Valle Ramaskica, trennt eine schmälere gegen
SSW gerichtete von einer breiteren gegen S vorspringenden Land-
zunge. Die inneren Teile dieser Halbinsel sind mit dichten Maechien-
gestrüppen bedeckt, so daß man über die geologische Struktur nur
an den Küsten Aufschlüsse erhält. An der Westküste der Halbinsel
beobachtet man 10—15° NNO-Fallen. Dieselben Lagerungsverhältnisse
zeigen sich im Bereiche der westlichen Landzunge, welche in die
Punta Radinasica ausläuft.
Auch der in der westlichen Fortsetzung dieser Landzunge auf-
ragende Scoglio Mirara besteht aus 15° nach N vers OÖ geneigten
dickbankigen Kalken mit dolomitischen Zwischenlagen. Auf den Kalken
sieht man viele Durchschnitte von Rudistenschalen sich weiß von
bräunlichem Gruude abheben. An der Punta Kiovica fallen die
Schichten 35—40° steil nach NNO. Auf der Ostseite der Halbinsel
von Covice erscheint die Einförmigkeit der Lagerungsverhältnisse
durch einen Faltenaufwurf unterbrochen. Auf 30° NNO-Fallen folgt
in der kleinen, der Punta Voluja gegenüber liegenden Bucht
30—50° SSW-Fallen, dann westlich vom Eingang in den Porto. Lub-
leva schwebende Lagerung und auf der Westseite dieses Hafens
wieder 20° nördliches Einfallen. Im Gegensatze zur vorherrschenden
Regelmäßigkeit der Schichtlage zu beiden Seiten des Valle Barbestica
und des Porto di Traü veechio sind die Schichten auf der Ostseite
der Halbinsel von Covice großenteils zerworfen und lokal gestört.
Die Felsbänder an der Steilküste zwischen dem Porto Lubleva und
dem Porto Voluja bauen sich aus den Schichtköpfen von 30 —40° steil
gegen N einschießenden Kalkbänken auf. Die vorherrschenden Gesteins-
typen an den Küsten der Halbinsel von Covice sind weißliche und gelb-
liche zum Teil dolomitische Kalke mit Rudisten, daneben kommen auch
körnige Kalke und Schalengruskalke vor. Eine allgemein durchführbare
Gliederung des Kalkkomplexes läßt sich aber auf diese lithologischen
Unterschiede hin nicht vornehmen. Eine faunistische Gliederung schließt
sich bei der schlechten Erhaltungsart der Rudisten vollständig aus.
1910 Bericht vom 31. August. F. v. Kerner. 355
In der östlich von der Bucht von Lubleva befindlichen Küsten-
region trifft man wieder sehr einförmige tektonische Verhältnisse an.
Es herrscht daselbst 40° steiles Einfallen gegen NNO vor. Am kleinen
Rücken, der sich von Kovacisce zur Punta Magnaremi hinauszieht und
in der Bucht südlich von diesem Rücken ist 50—55° steiles Schicht-
fallen zu bemerken. Gegen Süden fällt. der breite Höhenzug der
Borasevica mit steilen Hängen zum Canale di Zirona ab, im mittleren
Teile seiner Nordabdachung entwickeln sich drei kleine Gräben, die sich
zu einem Taleinschnitt vereinigen, an dessen Mündung, unweit des
Südufers der Bucht von Mandoler, die schon seit vielen Jahren ver-
lassene Hartungsche Asphaltgrube liegt.
An den Wänden derselben sieht man teils harte subkristalline
Kalke, teils körnige mürbe Kalke, die zum Teile auch frei von
Bitumen, zum Teile aber mehr oder minder stark mit Asphalt durch-
tränkt erscheinen. Die bitumenfreien Kalke sind rein weiß, die
bitumenhältigen außen teils weißlich gebleicht, teils grau, im Bruche
dunkelgrau bis braun, aus ihren Ritzen und Fugen erscheint das
Erdpech an vielen Stellen in dicken Tropfen hervorgedrungen. Eine
deutlich erkennbare Wechsellagerung der verschiedenen in der Grube
aufgeschlossenen Gesteine ist nicht vorhanden.
Eine genaue Beschreibung des Vorkommens gedenke ich zugleich
mit der Beschreibung mehrerer anderer dalmatischer Asphaltfund-
stätten, die ich anläßlich meiner Aufnahmen zu sehen Gelegenheit
hatte, ein andermal zu geben.
440 m ostsüdöstlich von der Punta Artatur, in welche der Höhen-
zug der Borasevica ausläuft, erhebt sich der Scoglio Mandoler.
Er ist ein flaches in NW—SO-Richtung in die Länge gezogenes
Inselchen, das aus körnigem, schneeweißem Kreidekalk besteht. Das
Schichtfallen ist an seinem Nordwestende 35° NO, an den übrigen
Uferstellen beobachtet man 40° N, das generelle Schichtfallen in dem
Küstenrücken, in dessen Fortsetzung der kleine Scoglio liegt.
Der im vorigen beschriebenen Küste liegt eine Anzahl kleiner
Inselchen und Klippen vor. Diejenigen unter ihnen, welche derselben
tektonischen Zone angehören wie die Festlandsküste selbst, beziehungs-
weise nicht südlicher liegen als die vorspringendsten Punkte dieser
letzteren, sind bereits besprochen worden. Es sind dies die kleine
Klippe Scoljie östlich von der Punta Ostrica, der Scoglio Mirara west-
lich von der Punta RadinaSica und der Scoglio Mandoler im Osten
der Punta Artatur. Südwärts von der fast geraden WNW-—-OSO
streichenden Linie, welche die Vorgebirge Planka, Turski Bok, Ostrica,
Radinasica und Kiovica verbindet, erheben sich noch sechs Scoglien,
welche zwar nicht eine Reihe bilden, aber doch in eine der Küste
parallele schmale Zone zu liegen kommen. Es sind dies der große
Scoglio Archangelo, einer der größten des ganzen Gebietes, die zwei
Scoglien Muljica im Westen, die beiden Scoglien Kozmac im Osten
des erstgenannten und der isoliert aufragende Scoglio Murvica.
Der 1190 m südwestlich von der Punta Östrica gelegene Scoglio
Muljica piccola ist eine kleine vegetationslose Felsklippe aus
40—45° gegen N einfallendem Rudistenkalk, dessen Bänke sehr
zerklüftet und durch die Brandung äußerst stark zernagt sind.
256 Verhandlungen. Nr. 11
Der 720 m südöstlich vom vorigen und 630 m westlich vom
Scoglio Archangelo aufragende Scoglio Muljica grande ist eine
Felsmasse von elliptischem Umrisse mit flacher Oberseite und allseits
ziemlich steil abfallenden Rändern. Seine größte Längserstreckung in
WNW--OSO-Richtung beträgt 200 m, seine Breite ungefähr halb so
viel. Dieser Scoglio besteht aus bräunlichen Kalken mit sehr zahlreichen
und großen Längs- und Querschnitten von Radioliten. An seiner Süd-
ostseite fallen die Schichten 50° steil gegen NNO, an der Südwest-
seite sanft nach dieser Richtung ein; längs der Nordseite des Scoglio
ist dagegen steiles Verflächen gegen SW und SSW erkennbar, in der
Mitte der Nordküste auch 60° steiles Einfallen gegen W. Dieser
Scoglio stellt so den Rest einer zerbrochenen Synklinale dar.
Der Scoglio St. Archangelo ist ein bogenförmiger, seine
Konvexität gegen S kehrender hoher Rücken, der sich in westlicher
Richtung verschmälert. Die geradlinige Entfernung seiner West- und
Ostspitze mißt 1225 m, seine mittlere Breite ist in der Osthälfte 430 m,
in der Westhälfte 290 m. Beim Anblick dieses Scoglio von Osten kann
man eine mittlere Zone mit ziemlich steil gestellten Schichten und zwei
seitliche Zonen, in welchen die Felsbänder sanft gegen N abdachen,
unterscheiden. An der dem Seoglio Mirara gegenüberliegenden Nord-
ostecke der kleinen Insel verflächen die Rudistenkalke 25° nach N.
Weiter westwärts ist am Nordufer zunächst etwas steileres Fallen
gegen NNO, dann aber am Nordfuße der Hauptkuppe und im Fond
der flachen Einbuchtung des Nordufers söhlige Lagerung und sehr
flaches nördliches Einfallen, endlich am Nordfuße der westlichsten
Inselkuppe 15° NNO-Fallen zu beobachten.
Die Zone der mittelsteil gestellten Schichten zieht sich über
die Hauptkuppe des Scoglio auf die Südseite der westlichen Kuppe
hinüber. Die hoch aufragende Hauptkuppe besteht aus 30—50° steil
gegen NW einschießenden bräunlichen dichten Kalken, neben denen
auch hier weiße körnige Kalksteine vertreten sind. Auf dem westlichen
Vorbaue der Hauptkuppe trifft man 50° steiles NNW-Fallen an und
dann sieht man die steil gestellten Schichtköpfe schief über den Hang
zur Küste hinabziehen.
Die westlichste Kuppe der Erzengelinsel gehört noch der Zone
der sanft gegen N verflichenden Schichten an. Gleich südlich von
ihr beginnt längs einer Störungslinie das mittelsteile Schichtfallen. An
der Westseite dieser Kuppe scheinen aber auch lokale Unregelmäßig-
keiten und Störungen der Lagerung aufzutreten. An der Südostecke
der Insel fallen die Kalke 20° sanft gegen N; die von ihnen gebildeten
Felsbänder lassen sich gegen den Südabfall der Hauptkuppe hin ver-
folgen. An dem der Einbuchtung des Nordufers gegenüberliegenden
Vorsprunge der Südküste sind die Kalkbänke unter Winkeln von 15
bis 200 gegen N bis NNW geneigt. Dieses sanfte Fallen hält dann bis
dahin an, wo die Zone steiler Schichtstellung die südwestliche Ufer-
strecke erreicht. Der Scoglio St. Archangelo erweist sich dergestalt als
eine nach Süd überkippte Knickfalte, deren Schenkel an den gebor-
stenen Knickungsstellen zum Teile gegeneinander verschoben sind.
Der 240 m südlich von der Punta Radinasica und 375 m östlich
vom Scoglio St. Archangelo gelegene Scoglio Kozmae mali hat
1910 Bericht vom 31. August. F. v. Kerner und Dr. H. Beck. 957
einen ungefähr kreisförmigen Umriß bei 110 m Durchmesserlänge. In
der Region der Kuppe dieses Scoglio ist 25° NO-Fallen zu beobachten.
An seiner West- und Nordwestseite verflächen die Kalkbänke unter
30% gegen ONO, an der Ostseite sind die Lagerungsverhältnisse nicht
klar erkennbar; es dürfte dort steiles Einfallen gegen SSO vorhanden
sein, das auf der Südseite in Saigerstellung überzugehen scheint. Diese
Verhältnisse weisen auf eine schiefe verquetschte Mulde hin.
Der durch eine 80 m breite Wasserstraße vom eben genannten
Inselchen getrennte, südöstlich von ihm gelegene Scoglio Kozmac
veli hat den Umriß einer Ellipse, deren große Achse in N—S-Richtung
verläuft und ungefähr 280 m mißt, während die kurze Achse 150 m
Länge aufweist. An der Südküste dieses Inselchens schießen dolomitische
Schichten unter weiße Kalke sanft gegen NNO bis NO ein. An der
Ostseite ist zunächst ein Einfallen nach derselben Richtung unter
Winkeln von 20—25° deutlich erkennbar, weiter nordwärts trifft man
dagegen an der Ostküste sehr steiles Einfallen gegen S bis SSO.
Auch an der Nordseite des Scoglio ist diese Lagerungsweise anzu-
treffen. Zwischen den sanft nach NO und den steil nach 3 geneigten
Schichten scheint sich eine Zone mit Saigerstellung einzuschieben. Die
gegen W abdachenden Felsflächen am Westufer sind vielleicht durch
schiefe Klüftung in W—O streichenden, vertikal gestellten Schichten
bedingt. Unter dieser Annahme stellt sich der in Rede stehende
Scoglio als ein Synklinalfächer dar. Sollte das westliche Finfallen am
Westufer aber nicht ein bloß scheinbares, sondern ein wirkliches sein,
ergäbe sich jedoch für diesen Scoglio ein sehr komplizierter Aufbau.
Der 830 m südlich von der Punta Kiovica aufragende Scoglio
Murvica ist ein niedriges Felsinselchen von ungefähr kreisförmigem
Umrisse. Er besteht aus 20—25° gegen N bis NNO einfallenden bräun-
lichen Kalken mit Zwischenlagen von weißen dolomitischen Kalken
und grauen sandigen Dolomiten. Auf den Schichtflächen der gut
gebankten Kalke sieht man viele weiß ausgewitterte Rudistenreste.
Gleichwie auf den anderen Scoglien und Küstenpunkten trifft man auch
hier auf Klüften große durch Eisenoxydhydrat gelblich gefärbte Kalkspat-
drusen sowie rostfarbige Krusten von tonigem oder sandigem Brauneisen-
stein, ferner Brececien mit ziegelroter Kittmasse, in welcher da und dort
auch Knochensplitter und Bruchstücke von Zähnen eingebettet sind.
Dr. Heinrich Beck. Vorläufiger Bericht über Fossil-
funde in den Hüllgesteinen der Tithonklippe von Jas-
senitz bei Neutitschein.
Die Tithonkalkklippe von Jassenitz liegt am Westrand des ge-
schlossenen beskidischen Unterkreidegebirges, südlich der Stadt
Neutitschein, und etwa 2 km nördlich vom Rande des Betschtales bei
Mezenowitz, nordwestlich von Wall.-Meseritsch. Im Norden, Osten und
Süden umschließen Neokomgesteine (Wernsdorfer-, Ellgother- und
Grodischter-Schichten mit zahlreichen Pikrit- und Teschenitintrusionen)
das Riff und seine Hüllgesteine, welch’ letztere in unmittelbarem Zu-
sammenhang mit den nulliporenführenden Sandsteinen von Visoka und
Perna, die am Westrand des Neokoms in großer Ausdehnung zutage
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 11, Verhandlungen, 40
958 Verhandlungen. Nr. 11
treten, zu stehen scheinen. In der Fortsetzung der Sandsteine von
Visoka und Perna südlich des Betschtales (Strazberg bei Chorin) fand
sich in Gesellschaft von Nulliporen ein Nummulit, wodurch das tertiäre
Alter wenigstens für diese isolierte Partie‘ sichergestellt erscheint.
Wegen der petrographischen Gleichartigkeit "wurden auch die
Sandsteine von Perna-—Visoka iv "Übereinstimmung mit älteren Autoren
als alttertiär angesprochen, ‘ebenso die Hüllgesteine der Jassenitzer
Tithonklippe.
Bei einer gemeinsam mit Dr. Vetters in die Gegend von Jas-
senitz im August d. J. unternommenen Exkursion wurde jedoch in der
Klippenhülle eine große Anzahl von zum Teil gut erhaltenen Fossilien
gefunden, die ein tertiäres Alter der eigentlichen Hüllgesteine als frag-
lich erscheinen lassen. Die Fundstelle ist räumlich sehr beschränkt.
Fossilführende Sandsteine fanden sich nur auf einem kleinen Hügel am
Zakfiby-Bach, unmittelbar südlich gegenüber der Klippe, sowie in
einigen kleinen Steinbrüchen und -Gruben südwestlich neben der Klippe.
Das Gestein ist ein harter Kalksandstein von grauer und bräunlich-
grauer Färbung, der regelmäßig in dicken Bänken gelagert ist.
Durch Aufnahme von bald gröberem, bald feinerem Quarzsand
gehen die Kalksandsteine stellenweise in Quarzsandsteine mit kalkigem
Bindemittel über, wie sie anderseits in der nächsten Nachbarschaft
der Klippe durch zahlreich eingestreute kleinere und größere, wenig
abgerollte Kalkbrocken und -Splitter den Charakter einer Strandbreecie
annehmen. Häufig schalten sieh dunkelgraue mergelig-tonige Zwischen-
lagen zwischen die Sandsteinbänke ein. Die allgemeine Neigung der
Hüllschiehten ist ziemlich steil gegen Süd bis Ostsüdost gerichtet. Im
Anstehenden wurden nur wenig Fossilien gefunden, um so mehr in den
angewitterten Lesesteinen.
Das Auffallendste ist der große Reichtum einzelner Sandsteine
an Echinodermenfragmenten, unter denen besonders schön erhaltene,
sternförmige Pentacrinus-Stielglieder vorherrschen. Daneben er-
scheinen auch kreisrunde Stielglieder von wesentlich kleineren
Dimensionen.
Einzelne der Lesesteine bestehen fast ganz aus Crinoidenstiel-
gliedern. Spärlich erscheinen daneben andere Echinodermen Skelett-
teile (Cidaridenstacheln).
Vielfach kommen auch Bruchstücke von Bivalven vor, besonders
von Ostreen; erkennbar sind Schalenfragmente einer Alectryonia,
ebenso kleine Pectiniden.
Ferner finden sich in dem Crinoidensandstein Fragmente von
Brachiopodenschalen (?). Eines derselben ist mit einiger Berechtigung als
Dorsalklappe einer Terebratula zu deuten. Ziemlich häufig sind Bryozo&n-
kolonien, seltener Korallen. Nulliporen sind nur spärlich vertreten.
Unmittelbar aus der Klippe stammen mehrere Brachiopoden, die
in einem brecciösen Gesteinsstück in Gesellschaft der oben genannten
Fossile als selbständige Einschlüsse gefunden wurden. Ob sie abgerollt
sind, ist nicht zu erkennen.
Das Ergebnis der paläontologischen Bearbeitung der aus der
Jassenitzer Klippenhülle gesammelten Versteinerungen wird in einer
der nächsten Nummern dieser Verhandlungen publiziert werden.
Verlag der k.k. geolog. Reichsanstalt, wien 1m. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder E Bollinek, Wien 11I. Erdbergstraße 3.
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Verhandlungen der k. k Seolosischen Reichsanstalt
Bericht vom 30. September 1910.
Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: Dr. A. Matoseh: Einreihung in die VII, Rangs-
klasse. — Prof. F. Kossmat: Einreihung in die VIII. Rangsklasse. — Eingesendete Mit-
teilungen: F.v. Kerner: Klimatogenetische Betrachtungen zu W. D. Mattnews Hypothetical
outlines of the continents in tertiary times. — Literaturnotizen: Geologische Übersichts-
karte von Bosnien und Herzegowina. Il. Sechstelblatt.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Vorgänge an der Anstalt.
Seine Exzellenz der Minister für Kultus und Unterricht hat mit
dem Erlasse vom 8. September 1910, Zahl 36973, den Bibliothekar
der k. k. geologischen Reichsanstalt, kaiserlichen Rat Dr. Anton
Matosch, ad personam in die siebente Rangsklasse der Staatsbeamten
eingereiht.
Seine Exzellenz der Minister für Kultus und Unterricht hat mit
dem Erlasse vom 9. September 1910, Zahl 36972, den Adjunkten der
k. k. geologischen Reichsanstalt, tit. außerordentlichen Universitäts-
professor Dr. Franz Kossmat, ad personam in die achte Rangsklasse
der Staatsbeamten eingereiht.
Eingesendete Mitteilungen.
Fritz v. Kerner. Klimatogenetische Betrachtungen
zu W. D. Matthews Hypothetical outlines of tthe conti-
nents in tertiary times.
Aus verschiedenen Gründen hat man bekanntlich angenommen,
daß das nordatlantische Festland in der älteren Tertiärzeit noch
bestand. Sofern auch — wie vermutet wurde — Nordamerika und
Ostasien zusammenhingen, stand das arktische Meeresbecken der
Eocänzeit nur mit einem Ozean, dem indischen, über Westsibirien in
offener Verbindung. Unter der Voraussetzung, daß der auf diesem
Wege dem Nordpolargebiete zugeflossene laue Strom keine größere
thermische Anomalie hervorrief als sie heute die Golfstromtrift er-
zeugt, mußte man auf eine rein geographische Erklärung der hoch-
nordischen Funde von Tertiärpflanzen — selbst wenn man diese für
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 12. Verhandlungen. 41
260 Verhandlungen. Nr. 12
paläogen ansalı — verzichten, denn die Annahme, daß diese Pflanzen
bedeutend tiefere Wintertemperaturen ertrugen als Heer meinte —
eine Annahme, unter welcher nach Semper die besagten Pflanzen
auch bei einem dem heutigen analogen Solarklima auf großen Land-
flächen wachsen konnten — ist selbst schon ein zwar nicht klimato-
logischer, aber biologischer hypothetischer Hilfsfaktor. So sah man
denn um die Jahrhundertwende Hypothesen über vermindert gewesene
Wärmeausstrahlung und Hypothesen über Polverschiebungen als
Lösungsmittel des thermalen Problems der Tertiärzeit bevorzugt,
worauf dann noch Hypothesen über Krustenwanderungen auftauchten,
die nur das Vorkommen pflanzenführender Schichten im hohen
Norden, aber nicht zugleich ein mildes arktisches Klima zu erklären
suchten.
Vor vier Jahren wurde nun die nordatlantische Landbrücke
der Eocänzeit durch Lapparent!) und vor ihm schon durch
Matthew?) abgebrochen. Letzterer nimmt für das nordatlantische
Gebiet der mittleren Eocänzeit eine in allen Grundlinien mit der
heutigen übereinstimmende Gestalt an und läßt überdies Ostasien und
Nordamerika durch einen die Behringsstraße an Breite weit über-
treffenden Meereskanal getrennt sein. Seine Rekonstruktion der mittel-
eocänen Meere und Festländer regt dazu an, das paläothermale Pro-
blem wiederum im Sinne der alten Anschauungen von Wallace,
welche Woeikof als klimatologisch zulässig erklärt hat, zu unter-
suchen. Nach Matthew zeigen die untereocänen Säugetierfaunen
Nordamerikas und Europas noch gemeinsame Arten, dann entwickeln
sie sich aber nach verschiedener Richtung weiter und es erfolgen
weder Faunenmischungen noch Wanderungen bis zum Ende der
Eocänzeit. Das Vorkommen mitteleocäner amerikanischer Säugetiere
in Europa war auf mangelhaft erhaltene und nicht sicher bestimm-
bare Knochenreste hin angenommen worden und es handelte sich
hier auch nicht um mitteleocäne, sondern um untereocäne Typen.
Diese Feststellungen beweisen, daß Nordamerika und Europa
in der mittleren Eocänzeit getrennt waren. Dies würde aber nur
einen Durchstich der nordatlantischen Landbrücke, wie ihn Koss-
mat?) zwischen Island und Schottland vorgenommen hat, recht-
fertigen. Für die Wiederherstellung des nordatlantischen Ozeans in
seinen heutigen Umrissen findet sich bei Matthew keine spezielle
Begründung, so daß sich nicht erkennen läßt, ob dieselbe nur auf
Grund des für seine Rekonstruktionen im allgemeinen leitend ge-
wesenen Prinzipes geschah, die Küstenlinien — soweit die geologische
Forschung nicht einen abweichenden Verlauf derselben mit Sicherheit
ergibt — den heutigen analog zu ziehen.
Mir möchte es scheinen, als wenn die Beweise für einen Fort-
bestand der Nordatlantis bis ins Tertiär keine zwingenden wären, da
gewisse, in der Paläogeographie übliche Schlüsse im nordatlantischen
!) Traite de Geologie. Paris 1906.
?) IIypothetical outlines of the continents in tertiary times. Bull. of the
Amer. Mus. of Nat. Hist. XXII. New York 1906. Matthews Rekonstruktionen
stammen 'aber schon aus 1903.
®) Paläogeographie, Leipzig 1908.
1910 Bericht vom 30. September, F. v. Kerner. 261
Gebiete wegen dessen besonderer physischer Beschatfenheit mit
weniger Berechtigung als anderswo gezogen werden können, Es be-
trifft dies zunächst das Fehlen mariner Eocänablagerungen an den
Küsten des nördlichsten Atlantik. Solche Ablagerungen würden bei
der geologischen Struktur der in Betracht kommenden Länder nicht
als eingequetschte Muldenkerne, sondern als Auflagerungen auf den
alten Massen oder als 'randliche Anlagerungen an dieselben in Er-
scheinung treten. Im letzteren Falle könnte es wohl sein, daß sie
der Wucht der Brandung schon ganz zum Opfer gefallen wären, selbst
wenn sie durch Decken von Ergußgesteinen geschützt waren. Kapitän
Thomal!) sagt von den Orkney-Inseln: „Während der fürchterlichen
Stürme des Winters ... geht alle Unterscheidung zwischen Luft und
Wasser verloren .... Das Wasser steigt an den felsigen Küsten in
Schaum verwandelt einige hundert Fuß empor, Felsen von mehreren
Tonnen an Gewicht werden gehoben und das Gebrüll der Brandung
ist auf 50—40 km zu hören.“ Zumindest kann das Fehlen von marinem
Eocän an den Küsten des nördlichsten Atlantik für eine alttertiäre
Nordatlantis nicht so beweisend sein, wie etwa das Fehlen von marinem
Pliocän an den Küsten der nördlichen Adria für ein jungtertiäres
nordadriatisches Festland. Man wird bei paläogeographischen Schlüssen
aus dem Fehlen von marinen Tertiärablagerungen an den Küsten
eines Meeres auch die mittlere Zyklonentiefe, beziehungsweise Sturm-
und Brandungsstärke in dem betreffenden Meere zu berücksichtigen
haben.
Das Vorkommen einer gleichartigen Tertiärflora auf den Inseln
und Randgebieten des nördlichsten atlantischen Ozeans wäre nur
dann ein sicherer Beweis der alttertiären Nordatlantis, wenn es sich
um Pflanzen handeln würde, die nur in einem reinen Kontinental-
klima ihre Existenzbedingungen hätten finden können. Es gibt auch
heute Inselgruppen mit gleichartiger Flora und es wäre in einer
kommenden Epoche nicht berechtigt, aus den versteinerten Resten
dieser Flora den Schluß zu ziehen, daß jene Inseln auch noch in der
Jetztzeit zusammengehangen hätten. Die Inseln und Festlandsküsten,
welche unter dem Einflusse der Golftrift stehen, haben ein in vieler
Hinsicht übereinstimmendes Klima und erscheinen so zur Bewahrung
einer gleichartigen Flora geeignet; dagegen treten in einiger Ent-
fernung vom atlantischen Ozean (Ostengland, Schweden) schon Klimate
mit kontinentalem Einschlag auf. Vom phytoklimatologischen Stand-
punkte aus ließe sich so eher im Falle, daß die nordatlantischen
Tertiärfloren verschiedenartig wären. der Schluß ziehen, daß diesel-
ben auf einem großen Kontinente wuchsen, denn man hätte sich die
Nordatlantis ja als ein Land mit wechselvollem Relief (etwa wie
Großbritannien) zu denken, innerhalb dessen größere klimatische
Unterschiede zur Entwicklung kamen. (Tiefländer können, wie das
Beispiel Westsibiriens zeigt, allerdings auch in der subarktischen
Zone bei großer Ausdehnung sehr gleichartige klimatische Verhält-
nisse aufweisen.) Die von der geographischen Breite abhängigen
Wärmeunterschiede sind in der Einflußsphäre der Golfstromtrift
1) Tides of the Orkneys. Deutsches Zitat in Hanns Klimatologie.
41*
262 Verhandlungen. Nr. 12
gering, würden aber auf einem nordatlantischen Festland groß sein,
so daß auch aus diesem Grunde eine Gleichartigkeit der Tertiär-
floren eher für maritime als für kontinentale Verhältnisse im nord-
atlantischen Gebiete zur Tertiärzeit spricht.
Es liegt mir fern, mich der Erkenntnis zu verschließen, daß
manches sehr zugunsten eines neuerdings von R. F. Scharff!) ver-
teidigten Fortbestandes der nordatlantischen Landbrücke bis in relativ
junge Vergangenheit spricht, so vor allem die weite Ausbreitung
gleichartiger Basaltformationen im nordatlantischen Gebiete und die
Tiefenverhältnisse des Nordatlantik; es möchte mir nur scheinen, daß
die aus dem Studium der marinen und pflanzenführenden Schichten
seschöpften Beweise für die alttertiäre Nordatlantis keine so über-
zeugenden seien, daß Matthews Rekonstruktion von vornherein
als eine außerhalb des Bereiches der Möglichkeit gelegene betrachtet
werden müßte. Sofern dies angenommen werden kann, verlohnt es
sich, die klimatologischen Konsequenzen dieser Rekonstruktion zu
ziehen.
Durch gleichzeitiges Eindringen der Golfstromtrift und eines
westsibirischen Stromes in das arktische Becken würde sich das
Klima auf der atlantischen Seite der Polarkalotte günstiger gestalten
als es heute ist. Semper?) hat zwar die Ansicht ausgesprochen, daß
eine Vermehrung der Warmwasserzufuhr zum Polarmeere nur eine
Gebietserweiterung, aber nicht auch eine Steigerung der jetzigen
thermischen Anomalie zur Folge hätte; daß auch beim Eindringen
mehrerer Triften bestenfalls im ganzen arktischen Gebiete jene
Wintertemperaturen herrschen würden, welche man jetzt westlich
von Spitzbergen trifft. Dieser Ansicht kann ich aber nicht beipflichten.
Man darf in der thermischen Wirkung der Golfstromtrift nicht
einen Gesamtbetrag von gelieferter Wärme sehen, sondern nur einen
Restbetrag von Wärme, welcher nach Abzug der vom übrigen Polar-
gebiet ausgehenden Erkältung übrigbleibt. Beim Eindringen einer
zweiten Trift in das arktische Becken würde sich darum die thermische
Wirkung der Golfstromtrift erhöhen, weil nun das Areal, von welchem
aus ihre Abkühlung stattfände, um den vom zweiten Strom beherrschten
Teil des Polargebietes vermindert wäre. Uberdies würde beim Vor-
handensein einer zweiten Trift der rückläufige Strom zur Linken
der ersteren weniger kalt sein und diese etwas wärmer in das Polar-
gebiet eintreten. Die thermische Gesamtwirkung zweier
Triften wäre sonach größer als die Summe der ther-
mischen Wirkungen jeder einzelnen derselben. Ich will
es versuchen, dies im folgenden näher zu zeigen.
Betrachtet man die Jännertemperatur in 80° Nordbreite, so
zeigt es sich, daß dieselbe ober Nordamerika und Asien in ungefähr
derselben Tiefe liest, auf der atlantischen Seite der Polarkalotte
!) On the evidences of a former landbridge between Northern Europa and
North Amerika. Pr. R. Ir. Ac. XXVIII 1909. Daselbst auch eine reiche Literatur-
zusammenstellung über die nordatlantische Landbrücke.
?) Das paläothermale Problem. Zeitschr. d. Deutsch-geolog. Gesellsch. 1896.
1910 Bericht vom 30. September, F. v. Kerner. 263
aber einen steilen, ziemlich symmetrischen Wellenberg bildet, dessen
Scheitel auf 10° EL. fällt. Wegen der nordöstlichen Verlaufsrichtung
der Golfstromtrift kann man diesen Scheitel als der Mitte des Wasser-
weges zwischen Grönland und Norwegen gegenüberliegend ansehen
und sonach die Jännertemperatur eines Punktes in 80° Breite als
Funktion seiner Lagebeziehung zu der in 700 Breite vorhandenen
Offuung des subarktischen Festlandsringes darstellen. Die Wärme-
zufuhr erfolgt allerdings nur auf dem östlichsten Viertel dieser Off-
nung; sofern eine für paläoklimatologische Zwecke dienliche Formel
gefunden werden soll, erscheint es aber passender, die ganze Breite
der Ofinung einzuführen, da nur diese für frühere Perioden als
„bekannt“ gelten kann.
Als klimatisches Problem der Jetztzeit hätte eine analytische
Darstellung der Wintertemperatur in 80° N auch den in der Asymmetrie
des vorgenannten Wellenberges zum Ausdruck kommenden Einfluß
der Land- und Wasserverteilung innerhalb der Polarkalotte zu beachten.
Bei einer paläoklimatologischen Studie kann dieser Einfluß nicht
leicht berücksichtigt werden, da die Konfiguration des arktischen
Gebietes in der geologischen Vorzeit fast ganz unbekannt ist. Als
Grundlage für die Rechnung kommen dann die arithmetischen Mittel
der Jännertemperaturen auf je zwei von 10° FE gleich weit abstehenden
Meridianen in Betracht.
Man kann zunächst die Jännertemperatur auf jedem zehnten
Meridian in 800 N, t = aw—bk setzen, worin « den erwärmenden
Einfluß eines zehn Längengrade breiten, gegen das Weltmeer offenen
meerbedeckten Bogenstückes, % den erkaltenden Einfluß eines ebenso
breiten, gegen die subarktischen Ozeane abgeschlossenen (meer- oder
landbedeckten) Bogens des 70. Parallelkreises bezeichnet und a und
b zwei von der Lagebeziehung des betreffenden Meridians zu diesen
Bogenstücken abhängige Variable sind. Zur Ermittlung der Werte von
a diente mir die auf empirischem Wege erhaltene Relation
N
>39
abstände vom Meridian (5°, 15° ... 350) folgende Relativzahlen:
92 77 63 49 36 25 16) 7 2
Setzt man den mittleren thermischen Einfluß eines 10° breiten Bogen-
stückes approximativ gleich dem für die Mitte dieses Bogens geltenden,
so ist für den Scheitelpunkt der Temperaturkurve « = 2(0°92 + 077)
— 3:38, und, da 2% (x) = 7'32, b — 3'94. Die maximale Temperatur
in 10 EL. ist nach Spitaler!) — 163, die mittlere Temperatur auf
dem vom Golfstrom völlig unbeeinflußten pazifischen Kreisbogen bestimmt
sich nach derselben Quelle zu — 366. Man erhält so zunächst aus
den Gleichungen — 163 = 3:38 w — 3°94 k und — 366 = — 7:32 k
die Werte v= 10 und k=5°0.
Die Gleichung t=a — 5 b läßt sich, da b = 732 — u, einfacher
schreiben: t—= 6a — 36'6. Behufs genauerer Auswertung der Kon-
% %+2 cos vers #). Sie ergibt für um 10° wachsende Winkel-
!) Die Wärmeverteilung auf der Erdoberfläche. Denkschr. d. kaiserl. Akad.
d. Wissensch. LI. Bd.
264 Verhandlungen, Nr. 12
stanten habe ich für die arithmetischen Mittel der Jännertemperaturen
je zweier gleich weit von 10% EL. abstehender Meridiane die zu-
gehörigen Werte von « bestimmt. Es ergab sich für X= 10% E + 100
a= 2X 0:92 + 0:77.+063 = 3:24, für % = 10° E + 20°
a = 092 + 077 + 0:63 + 0:49 = 2:81 usw.
Aus zwölf Bedingungsgleichungen erhielt ich so die Werte w+ k=6'l
und K= — 3".
Die folgende Tabelle enthält einen Vergleich der nach der Formel
t = 6'1a — 37'1 berechneten und der beobachteten Temperaturen.
r | om |1® + 10 | 10 m + 20 | 10° mE 0° |
beobachtet. . — 16°3 — 175 — 193 — 22:8 |
ı berechnet — 16:5 — 17:3 — 20:0 — 23:8
I
7 | 100 E + 40° | 10° E + 50° | ı0° E + 60° | 10° 2 + 700
n U iee F k
beobachtet. . 5 — 277 — 30:7 a7 | aD
berechnet . . — 26°5 — 295 — 320 | — 3541
h | 10° E + 800 | 10° E + 90° | 10° E4100° | 10° E+110
= 7 Be re
beobachtet. .| — 35:7 — 364 870. | JB
berechnet |
— 356 | — 366 — 370 — 3
Auf der Karte des Mitteleocän von Matthew erscheint die
Polarregion außer auf dem Bogenstücke von 20° W bis 20° E auch
auf dem Bogen von 50—80°% E gegen das Weltmeer offen. Nimmt
man zunächst an, daß die Wärmezufuhr auf diesem zweiten Wege
jener zwischen Grönland und Europa analog wäre und letztere der
heutigen entspräche, so wird — unter der Annahme, daß die west-
sibirische Trift nach ihrem Eintritte in das Polarbecken eine nörd-
liche Richtung beibehalten würde — für 10° E
= 109 @X92+2X17+36+25+15)— 414, für 10% E + 10 wird
r 2 al (2X 92 177 #63 +49 +36 +25) = 4-34 usw.
Es ergeben sich dann für den Ostquadranten des atlantischen
Halbbogens folgende Jännertemperaturen in 80° N (ft) und Temperatur-
zunahmen gegen die Jetztzeit (d).
| \ oo nn 10° E | 90° E
| g00 E | 40° E | 50° E
t |-1ss rs “el Je TE — 20:0
la | 25 15 | 107! 1390| 16; 100 14:0
| r
1910 Bericht vom 30. September, F. v. Kerner. 265
Für den 75. Parallelkreis erhielt ich auf Grund der Relation
+ x :
a=.(2 sin #8+3—35 cos 2 »#), welche die Relativzalılen
99 94 s4 ui 55 39 24 1l 3
zur Bestimmung der Variablen « ergibt, aus elf Bedingungsgleichungen
die Formel {=7«— 361 und mittels derselben nachstehende Jänner-
temperaturen (t) als kombinierte Wirkung einer zwischen 20° W und
20° E und einer zwischen 50° und 80° E in das Polarmeer ein-
dringenden Trift:
| 10° E | 20° Z ; E mE |
ze | 8 | +10
Um auch für den 85. Parallelkreis eine analoge Rechnung
durchzuführen, habe ich aus dem Polarkärtchen auf Taf. II des
meteorologischen Atlas von Hann die mittleren Wintertemperaturen
für diesen Breitenkreis bestimmt. Dieselben können — da in der
arktischen Zone das Minimum erst im Februar oder März eintritt —
als Ersatz für die (nicht vorliegenden) Jännertemperaturen gelten.
Mit Hilfe der Relation x = 2 (2 sin +1 — cos 29), welche die
Relativzahlen
BB une are 6 An wo):
40° E | 50° E | 60° E
— 11'3 7
|
+31 —23 | — 6
er on
zur Bestimmung von «a liefert, gewann ich die Gleichung {=1'6@ — 36°5
und durch Auflösung derselben für die entsprechenden Werte von «a
folgende Jännertemperaturen (2):
TI o jwr|2s EZIEZIEZITZIEZIEZT
| |
* a ol-am| arı — 26:5 | — 26:4 | — 266 | — 2772| — 281 ® =
| ! | | i
Man kann den unter dem Einflusse der Golftrift stehenden Ver-
lauf der Jännertemperatur auf dem atlantischen Bogen des 80°. Paral-
lels auch durch eine Sinuskurve darstellen, die Konstanten derselben
für den Verlauf über der angenommenen zweiten Trift entsprechend
ändern und dann die kombinierte thermische Wirkung beider Triften
durch Superposition der Kurven bestimmen. Eine befriedigende Wieder-
gabe der beobachteten Werte erzielte ich durch die Gleichung
= —263+98 sin y—2'4 cos?y, in welcher 1-5? ist und y=
270° dem Meridian 80° WW entspricht. Die mit dieser Formel
berechneten Temperaturen sind im folgenden mit: den gemessenen
zusammengestellt:
266 Verhandlungen. Nr. 12
| \ | 10 E |10 E+ 10° | 10° # + 20° | 10° E + 30
| beobachtet . — 163 — 175 — 193 — 198
berechnet . . — 165 Bar 9) 20 198 — 23:2
10° E + 40° | 10° E + 50° | 10° E + 60° | 10° E + 70°
a
|
| beobachtet. . | — A — 30:7 | -- 32:7 — 340
| berechnet — 269 — 504 | — 3530 — 348
h | B+ 80° | 10 E + 00
>
beobachtet. . — 35°7 — 36°4 |
| berechnet — 35'8 — 361 |
I
Um die Temperaturen zu erhalten, welche unter den früher
gemachten Voraussetzungen eine 30 Längengrade breite Öffnung des
Arktik gegen das Weltmeer in 80° N erzeugen würde, sind die Kon-
R { \ g j 3
stanten des zweiten und dritten Gliedes der obigen Formel mit 18
zu multiplizieren und für das erste Glied der Wert —361+49Y3
einzusetzen und die so gewonnene Gleichung t= — 27:6 + 85 sin y
— 21 cos? y für um v3 —1'15, beziehungsweise 11'550 oder 11033‘
fortschreitende Winkel aufzulösen. Es ergeben sich dann folgende
Jännertemperaturen in 80° N zu beiden Seiten des die Mitte der
Wasserstraße durchschneidenden Meridians (!).
\ | ) + 10° 1420 | 1430
A | 191 — 201 — 22:8 | — 264
\ | 1.4 400 We 50: 1-4 600 | I + 70°
| SP u + +
era] NUR, " — 30:0 32:9 — 34.9 | _ 358
Für Matthews Rekonstruktion der westsibirischen Meeres-
straße ist 2=65° E und erhält man für die Meridiane im atlantischen
Östquadranten folgende Werte:
x | 0° | 10%
|
|
| 8, I- 355
20° E | 30° E | 40° E 50° E | 60° E | 70° E 80° E
— 194 | — 194 |— 21°3 |
| -- 21:3
— nr — 284 | — 216
1910 Bericht vom 30. September, F. v. Kerner. 967
Die unter gleichzeitiger Einwirkung der atlantischen und west-
er 5 ns . r Are
sibirischen Trift entstehenden Jännertemperaturen in 80° N, T=
361 +2-+ t‘ sind alsdann:
6 °E| mE |auR|
>= —— rer —
|
— 137 | — 1683| 20:0
lo Jwez 30° E | 40° E | 50° E
20° E
h
m
|
| | TI
| — 188 | — 5. |— 13:0 | — 121
| Iren
a | —121
| |
Setzt man, was mir indessen nicht empfehlenswert erscheint,
innerhalb gewisser Grenzen aber vielleicht zulässig ist, die Temperatur-
erhöhungen proportional der Breite der Öffnungen. in dem um die
Polarregion gelegten Festlandsringe (die durch die westsibirische Trift
erzeugte positive Anomalie also — °/, der durch die Golftrift her-
vorgerufenen), so erhält man als kombinierte thermische Wirkung
beider Triften folgende Zahlenwerte:
1.0 BULAERE:
-
500 E | 60° 2 | z0° E | 80° &
30° E li 10° E
— 122 | — 105 | — 101 | — 11°0| — 12:9 | — 157 | — 18'3
e. |- 151 & Sl
Für den 75. Parallelkreis erhielt ich mittels der einfachen
Relation t = — 228 + 132 sin y als kombinierte Triftwirkung fol-
gende Temperaturerhöhungen nach den zwei eben angegebenen
Bestimmungsweisen:
70° E | 80° E |
x | 0° | 108 | 20°& | 30°.& | a0 E | 50° K | 60° E
e..|-99|-53|—-ı2|+18|430| 4295| 02 | 47 |- 108.
|*- | 79 —33 +01 +19 | +20 02 | —31| 76 |- 128
Für den 85°. Breitenkreis ergab die Formel = — 330 +3 siny
nachstehende Werte:
| 00 | 1° E | 20° &
t. .|-2#6|- 282 | 9270
FR .|- 2390 — 2978| — 271
30° E | 40° E | 50° 8 | 6 E-
790 E| 80° E
288
295]
26:
— 26°5
— 25'9
— 26:5
— 261
— 268
— 26:9 27:8
— 276| — 28°5
Aus allem ergibt sich, daßdiethermische Wirkung
einer in das arktische Gebiet eindringenden Trift bei
Koexistenz einer zweiten, auf derselben Seite der
Polarkalotte einströmenden Trift größer wäre als sie
ohne dieselbe ist. Betreffs des Ausmaßes der Temperaturerhöhung
stimmen die erhaltenen Werte zum Teil nicht überein, da ein ver-
schieden 'rasches seitliches Ausklingen der thermischen. Anomalie
vorausgesetzt wurde. Die Temperaturerhöhungen, welche innerhalb
des jetzt vom Golfstrome beeinflußten Polargebietes bei gleichzeitigem
Eindringen ' eines thermisch analogen indischen Stromes eintreten
würden, sind nach den angewendeten Bestimmungsarten:
K. k. geol, Reichsanstalt. 1910. Nr. 12. Verhandlungen. 49
968 Verhaudlungen. Nr.: 12
| .y 75° | 80" | 850
MB IWwe) d 2 yo Wade D d.1:. die
2 | | | |
10m m 7zD. | „47 67 47 HET 1:8 22
DDEHa 1029. 1.78:8: 1.1081 67 43° | .68 2:9 3:0 29
|30E|| 145 | 132 | 133 91 79 | 99 3:5 39 | ‚35
40R | 167: ı70 | 160 [175 | 116 | 123 41 46 40
| |
Will man auf Grund der gewonnenen Ergebnisse zur Schätzung
jener Wintertemperaturen schreiten, welche bei Annahme von Matthews
Rekonstruktion unter einem dem heutigen analogen Solarklima im
arktischen Gebiete. zur mittleren Eoeänzeit herrschen konnten, so
muß. vorerst entschieden werden, ob der Golfstrom der: Eocänzeit
auf dem Wege durch die mittleren Breiten in derselben Weise wie
jetzt abgekühlt wurde, ob die Abkühlung, welche der indische Strom
erfuhr, jener des Golfstromes gleich war, ob der Golfstrom der
Eocänzeit die Tropen mit seiner heutigen Anfangstemperatur verließ
und ob die Anfangstemperatur des indischen Stromes jener des Golf-
stromes gleichkam.
Die Abkühlung des Golfstromes wäre nur als wenig geringer als
die heutige anzunehmen. Da sich weder die kombinierte thermische
Wirkung der Golfstromtrift und westsibirischen Trift, noch auch die
überhaupt nicht bedeutende Wärmewirkung einer durch die erweiterte
Behringsstraße gegangenen lauen Trift auf den Archipel nördlich von
Nordamerika erstrecken würde, wäre eine aus der: Davisstraße in
den Atlantik gelangende Polarströmung auch bei Matthews Re-
konstruktion des Mitteleocäns von niedriger Temperatur. Der indische
Strom hätte dagegen keine solche Abkühlung erfahren wie sie der
Golfstrom durch den Labradorstrom erleidet. Um die durch ihn als-
dann bewirkte Erwärmung zu ermitteln, muß man die Temperatur
zu bestimmen suchen, mit welcher der Golfstrom ohne vorherige
Abkühlung durch den Labradorstrom den Polarkreis überschreiten
würde.
Rechnungen über den Wärmeinhalt des Golfstromes sind be-
kanntlich schon wiederholt und auf verschiedener Basis ausgeführt
worden. Seine Abkühlung durch den Labradorstrom ließe sich in
erster Annäherung aus einer Formel: (—«)v.b +t'v’b'= Twb+ v'b‘)
erhalten, in welcher £ die Temperatur, v die Geschwindigkeit und b
die Breite des vereinigten Florida- und Antillenstromes, #’v'b‘ die
entsprechenden Werte beim Labradorstrom bezeichnen und 7 die
Oberflächentemperatur der Golfstromtrift in 661/,°0 N bedeutet. Nach
dem Atlas der Deutschen Seewarte (2. Aufl.) nr nach dem Hand-
buche von Boguslawski-Krümmel (II. Bd., 1, Aufl.) kann. man
am 30. Parallel, welchen .die beiden erstgenannten Ströme ungefähr
rechtwinklig durchschneiden, ihre Breite zu. 120 und 840 km, ihre
Geschwindigkeit zu 60 und 18 Seemeilen und ihre Durchschnitts-
temperatur zu 21'1° im Februar, zu 22'9° im Mittel aus November,
Februar und Mai annehmen. Für den Labradorstrom ergibt sich als
1910 Bericht vom 30, September, F, v. Kerner. 369
Breite etwa 300 kmt), als Geschwindigkeit 12. Seemeilen und :als
Temperatur 0—1°. Die durchschnittliche Wassertemperatur in 65° N
ist zwischen Island und Norwegen im Februar 4'8, im Mittel aus
November, Februar und Mai 5°6, in der von der Golftrift eingenom-
menen Östhälfte dieser Wasserstraße 5°8, beziehungsweise 6'7. Die
Beteiligung des Labradorstromes am Zustandekommen letzterer End-
temperatur würde aber durch das Produkt v’b' zu gering in Rech-
nung gestellt. Die abkühlende Wirkung eines Eisberges ist .jedenfalls
viel größer als die einer 0° messenden Wassermasse vom Areale der
mittleren Querschnittsfläche des Eisberges und von jener Tiefen-
erstreckung, bis zu welcher die Wassertemperatur die Luftwärme
beeinflußt. Da nun in einem Teile des Jahres zahlreiche Eisberge
aus der Davisstraße triften, wird es nicht zu hoch gegriffen sein,
wenn man ihre abkühlende Wirkung jener des Kaltwasserstromes
gleichsetzt und den Wert von b‘ in der Formel verdoppelt. Man er-
hält dann aus (229—x) 62 = 67 X 32 für x den Wert 140 und
für die Temperatur, mit welcher die Golftrift ohne Abkühlung durch
den Labradorstrom..den Polarkreis überschreiten würde 89°. Für den
Februar allein bekommt man die Werte 134 und 77. Aus beiden
Auflösungen ergibt sich übereinstimmend, daß die Golfstromtrift mit,
%/s ihrer jetzigen Wärme in den Arktik einträte. Mit dieser Zahl ist
sonach die Konstante des positiven Gliedes der Gleichung ti =
aw—bk zu multiplizieren, wenn man die thermische Wirkung einer
sich in mittleren Breiten nicht durch Eisberge abkühlenden Trift von
der Anfangstemperatur des Golfstromes erhalten will.
Der Umstand, daß die eben durchgeführte Wertbestimmung
auf ‘die Trifttemperatur in 65° N gestützt wurde (die Isothermen-
karten des Nordatlantik. im Atlas der Deutschen Seewarte reichen:
nur bis zu diesem Parallel), die eingangs aufgestellte Formel aber
auf die Wärmewirkung der Golfstromtrift in 70° bezogen ist, spielt
als Fehler keine Rolle, da ja die Temperaturerhöhung der Golttrift
nur als Relativzahl im die Formel eintritt. Desgleichen ist es ziem-
lich. belanglos, daß, obschon bei Aufstellung der Formel t= aw—bk
die ganze Ofinung in dem um das arktische Gebiet gelegten Fest-
landsringe als Wärmequelle angenommen wurde, in der. letzten
Rechnung doch nur die, Temperatur und Temperaturerhöhung im öst-
lichsten Viertel dieser Offnung in Betracht gezogen wurde. Führt man
die Rechnung für die ganze Wasserstraße zwischen Island und Nor-
wegen durch, .so ändert dies am Resultat nichts, da sich dann unter
den vorigen Bedingungen als Abkühlung der Golftrift ohne Einfluß
des Labradorstromes 15°5 und 147 (im Februar) und als End-
temperatur 7'4 und 64 ergibt und diese Werte sich zu den jetzigen
auch wie 4:3 verhalten. Da man nun für die Wasserstraße zwischen
Grönland und Island eine mittlere Wassertemperatur von 0° an-
nehmen kann, bleibt die Relativzahl der durch Ausschaltung des
!) Der Labradorstrom nimmt auf älteren Strömungskarten die Hälfte, auf
späteren Darstellungen ungefähr ein Drittel und in der neuen Karte im Atlas der
Deutschen Seewarte (1902) nur etwas über ein Viertel der zwischen Domino Run
und Cap Farewell zirka 960 km breiten Davisstraße ein.
42F
270 i Verhändlungen. Nr. 12
Läbradorstromes bedingten 'Temperaturerhöhung in 65° N unver-
ändert,: ob man die ganze Öffnung des Arktik gegen den Atlantik
oder nur deren östlichstes Viertel in Betracht zieht. Was in 650 N
betrefis der: Wassersiraßen rechts und links von Island gilt, darf
mit !nur ‘geringer Einschränkung in 70° N auch als für die meer-
bedeckten Bogenstücke ost- und westwärts vom Nullmeridian gültig
angesehen werden.
Am 75. Parallel, für welchen die eingangs aufgestellte Tem-
peraturformel: in ihrer ersten Schreibart t = 3'25a—3'75b lautet, er-
hältıman für X = 0°:
1= | W444 B9+ 2141639) | türa= 10m:
100
1= | @X 99494489 +1 65439424) 7 486) | usw.
100
' Die jähistempera welche durch kombinierte Wirkung
eines dem heutigen analog abgekühlten Golfstromes und eines nicht
in analoger Weise abgekühlten indischen Stromes im atlantischen
ÖOstquadranten auftreten würden, sind dann:
It en] on
| 60° E
80 LE
5-4 | 3:8 | 0:8 En
3:6 | 53
Am 80. und 85. Parallel ist der konstante Faktor des negativen
Gliedes der Gleichung etwas zu verkleinern. Die Summe der Kälte-
wirkungen, welche von den über dem subarktischen Festlandsringe
gelegenen Meridiansektoren ausgeht, muß für die Zirkumpolarregion
abnehmen,. wenn in der peripheren arktischen Zone die Temperatur
über der Ringöffnung wächst, weil mit einer Steigerung der thermischen
Anomalie zugleich eine seitliche Verbreiterung derselben einhergeht.
Wenn man diese Breitenzunahme der Temperatursteigerung proportional
setzt, erhält man dann mit Rücksicht auf das Größenverhältnis der
polaren 5°-Zonen eine Verringerung der Konstante K um ein Zehntel
ihres Wertes. Die für = 80° sich ergebenden Jännertemperaturen.
sind sodann:
»
Unior so | Ki | 20° E | 3008 | aur | 50H | 60° | vorm | a0
Fosleet |
ol ie vg 124 67
Bit
= 9:9 % — 87 en | — 95 | — 99 108 e
| |
‘+ Für den 85. Breitenkreis liefert die Rechnung folgende Werte:
EERZIEZIETIETT
50° E | 60° E
70° E | 80’ E |
Inh}: 3
nes : aa -as|- 20 a me) — 23:4
| = 248
1910 Bericht vom 30. September. F. v. Kerner. 97]
Daß die ermittelten Zunahmen der Luftwärme in der arktischen
Region zum Teil etwas größer sind, als die supponierte Temperatur-
zunahme der indischen Trift — die erhöhten Lufttemperaturen selbst
bleiben noch weit niedriger als die angenommene höhere Triftwärme
— schließt keinen Widerspruch in sich. Die lauen Triften bringen
ja nicht die arktischen Lufttemperaturen als solche ; letztere sind das
Ergebnis einer Wechselwirkung zwischen den in der Polarregion. vor-
handenen erkältenden Einflüssen und der erwärmenden Kraft der
Triften.
Die Frage, ob die Anfangstemperatur und Stärke des eocänen
Golfstromes bei Annahme von Matthews Rekonstruktion. der
heutigen gleich gewesen wäre, läßt sich im großen und ganzen mit
ja beantworten. Allerdings fehlt auf jener Rekonstruktion die Enge
zwischen Florida und Kuba, welche jetzt einen auf der Erde einzig
dastehenden Fall von Stromstärke bedingt. Der Floridastrom ist aber
— wie Krümmel durch eine einfache Rechnung gezeigt hat — an
der Erzeugung der nordatlantischen Wärmeanomalie in weniger als
21/,mal so geringem Maße beteiligt als der Antillenstrom. So darf
man auch annehmen, daß die Einbuße an Geschwindigkeit, welche
der eocäne Strom an der SO-Küste von Nordamerika infolge der
anderen Küstengestaltung erlitten hätte, durch die ihm aus derselben
Ursache erwachsene Verbreiterung ungefähr wettgemacht worden
wäre. Die zwei Lücken in der westlichen Umrandung des amerika-
nischen Mittelmeeres würden keine nennenswerten Stromablenkungen
zum Pazifik verursacht haben. Die Land- und Wasserverteilung auf
der Südhalbkugel ist bei Matthew der heutigen sehr ähnlich, so
daß auch die aus jener Verteilung sich herleitende Wärmequelle des
Golfstromes im Eocän nicht minder reichlich als in der Gegenwart
geflossen wäre. Natürlich fällt mit der Annahme, daß auch im Tertiär
große Mengen warmen Wassers aus den südlichen Tropen in die
nördlichen hinübergetrieben worden seien, die Möglichkeit hinweg,
auch ein mildes antarktisches Tertiärklima durch Warmwasserheizung
zu erklären.
Sehr schwierig scheint die Beantwortung der Frage, ob der
indische Strom mit derselben Temperatur und Stärke wie der Golf-
strom in die mittleren Breiten eingetreten sei. Eine auf die fauni-
stischen Verhältnisse gestützte wertvolle Untersuchung der Strömungs-
vorgänge im altweltlichen Mittelmeer der Eocänzeit verdanken wir
bekanntlich Semper. Hier sollen auch diese Vorgänge vom rein
geographischen Gesichtspunkte aus und nur insoweit betrachtet werden,
als dies für die Frage des arktischen Klimas jener Zeit von Belang
ist. Man darf annehmen, daß der nördliche Indie auch in der Eocän-
zeit ein Gebiet mit jahreszeitlich wechselnder Stromrichtung war,
wenn auch das alttertiäre Asien einen nicht so kräftigen Monsun wie
das viel größere heutige Eurasien zu erzeugen. vermochte. Während
des Nordwinters würde in einem Nordindie von der von Matthew
für das Mitteleocän gezeichneten Gestalt eine kräftige Passattrift
gegen die NO-Küste von Afrika geströmt sein und sich dort in einen
schwächeren gegen S und in einen stärkeren gegen N ausweichenden
Ast gespalten haben. Letzterer wäre zum Teil um die Nordostspitze
972 Verhandlungen. Nr. '12
von Afrika herum in das Mittelmeer geflossen, zum Teil aber gegen
den Eingang der breiten westsibirischen Straße hingedrängt worden
und hätte in dieser unter der Herrschaft einer zwischen den winter-
lichen Luftdruckmaximis über Nordeuropa: und Nordasien ständig ent-
wickelten 'Zyklone rechts von der rückkehrenden Polarströmung seinen-
Weg in den Arktik zurückgelegt. Während des Nordsommers würde
eine SW-Monsuntrift; direkt zum Eingang der westsibirischen Straße
gelangt sein und dann unter allerdings weniger‘ günstigen "Wind-
verhältnissen als im Winter ihren Weg weiter nach Norden gefunden.
haben.
Zufluß von südtropischem Ozeanwasser wäre bei der angenom-’
menen Verteilung von Land und Meer auch für den indischen” Strom
eine wichtige Wärmequelle gewesen. In seinem engeren Entwicklungs-
gebiete würden aber die Bedingungen für eine hohe Erwärmung:
etwas weniger günstige gewesen sein als im mehr umschlossenen:
amerikanischen Mittelmeere. Längs der Nordseite des zentralen-
Mittelmeeres rücklaufende Strömungen würden .eine allerdings mäßige
Abkühlung. bewirkt haben, für welche sich beim Antillenstrome kein’
Analogon gefunden hätte. Ein eventueller Minderbetrag an Anfangs-:
temperatur wäre aber durch den Umstand ausgeglichen worden, daß:
der indische Strom bis zum Polarkreise einen viel weniger ‘weiten:
Weg zurückzulegen hatte als der Golfstrom.. In der subtropischen,
Zone erleidet Ozeanwasser, welches auf demselben ‚Parallelkreis:
weiterfließt, allerdings keinen merklichen Wärmeverlust; in der Sub-
arktis wird jedoch ein Strom, welcher abwechselnd meridional und
zonal, beziehungsweise diagonal fließend in höhere Breiten gelangt,
sich mehr abkühlen als ein solcher, der direkt nordwärts fließt. :
Der durch die westsibirische Straße links von. der lauen Trift,
zurückgeflossene Polarstrom kommt hier als besondere Kältequelle:
nicht mehr. in Betracht. Seine abkühlende Wirkung ist in den
berechneten Wärmegraden schon insofern berücksichtigt, als bei Auf-
stellung der Formeln bereits die unter dem Einflusse des: Ostgrön-
landstromes von der Golftrift noch ausgeübte thermische Wirkung zu-
grunde gelegt wurde. Zahlenwerte für das Verhältnis der Anfangs-
temperatur und Stärke des indischen Stromes zu jener des ver-:
einigten Florida- und Antillenstromes zu finden, würde schwierig sein;
man wird sich mit der Annahme begnügen, daß der indische Strom:
der mittleren Eocänzeit eine wenigstens ebenso kräftige Wille peu
wie der Golfstrom sein konnte.
In diesem Falle wären die zuletzt mitgeteilten Temperaium
werte als die Jännertemperaturen anzusehen, welche unter Annahme
von Matthews Rekonstruktion und bei Ausschluß jedes hypothetischen
Hilfsfaktors in der mittleren Eoeänzeit herrschten, vorausgesetzt, daß
die gewonnenen Formeln bis zu jenen Grenzen. Geltung haben, bis
zu welchen sie benützt wurden. Diese Voraussetzung erscheint statt-
haft, wenn auch zugegeben werden mag, daß die Anwendung der
Formel für den 75. Parallel bis hart an die für sie zulässige Grenze
sing. Die für diesen Parallel erhaltenen Temperaturen sind allerdings
sehr hoch, doch ist es klar, daß jede auf einem kleinen Bogenstücke
des 70. Parallels erfolgende Steigerung der Wärmezufuhr sich in der
1910 Bericht vom 30, September. F. v. Kerner. 273
näheren Nachbarschaft in weit höherem Maße geltend machen müßte,
als in den weiter entfernten Teilen des Polargebietes.
Die Konzentration der Wärmesteigerung auf ein relativ kleines
Gebiet ist ein charakteristisches Merkmal der berechneten Temperatur-
verteilung. Die nordwärts von Ostasien und Nordamerika gelegenen
Polarregionen würden von der Temperäturerhöhung kaum betroffen.
Die’ Wärmezufuhr durch die erweiterte Behringsstraße würde, in 75°
eine ‚Jännertemperatur von — 292, in 80° eine solche von — 81:5
und in 85° eine solche von — 347° erzeugen. Eine Verschärfung der
jetzt bestehenden Wärmekontraste in der Polarregion würde sehr
wohl möglich sein. Es wäre unberechtigt, anzunehmen, daß die für
den 75. "Parallel bestimmten relativ hohen Wärmegrade innerhalb
einer zum Teil ihre heutige Kälte (—36'0%) aufweisenden Polar-
kalotte. überhaupt nicht bestehen könnten. Solange an einem Orte
ein stetiger und starker Zufluß von Wärme und Kälte stattfindet,
kommt es zu keiner Ausgleichung der Gegensätze. Die Folge einer
Steigerung der winterlichen Wärmeanomalie im Meere nordwärts von
Europa-wäre eine Vertiefung der Zyklonen und eine Zunahme der
Bewölkung und der Niederschläge in der kalten Jahreszeit.
Die berechnete Temperaturverteilung gilt zunächst für eine der
heutigen ähnliche Konfiguration des arktischen Gebietes. Das Areal
der positiven Wärmeanomalie greift aber allseits über den auch im
Winter offen bleibenden Teil des arktischen Ozeans hinaus. Da sich
nun schneebedeckte, zum Teil vergletscherte Bergländer und schnee-
bedetkte, zugefrorene Meere thermisch analog verhalten, kann man
die Ausdehnung der Anomalie in dem Gebiete rings um den offen
bleibenden Meeresteil als von der Land- und Wasserverteilung in
diesem umgebenden Gebiete ziemlich unabhängig ansehen.
Zugunsten dieser Ansicht läßt sich geltend machen, daß der
durch die Golftrift bedingte Wellenberg der Jännertemperatur auf
dem 80. Parallel viel weniger asymmetrisch ist als auf dem 75. Parallel,
obschon in beiden Breiten zwischen links und rechts vom Meridian,
auf welchen der Wellenscheitel fällt, dieselbe Verschiedenheit der
Konfiguration, links Land (Grönland), rechts Meer (Barends See) vor-
handen ist.
Bei der von Matthew für das Mitteleocän angenommenen
Konfiguration würde: die Jännerisotherme von 0°, welche jetzt in
15° E bis 700 N hinaufreicht, in 10° E in 731/,, in 200 E in 761/,°
und in 30° Z in 77° verlaufen. Würde das Polargebiet vorwiegend
meerbedeckt sein, so wären bei dieser Isothermenlage die Grenzen
des im Winter nicht zufrierenden Meeres im Bereiche der Barends
See um soviel über diese Breiten polwärts hinausgerückt, als sie
jetzt nördlich vom 70. Parallelkreis liegen. Durch die Vergrößerung
des nicht zufrierenden Teiles des arktischen Ozeans würde: zugleich
ein Teilbetrag der sommerlichen Insolation die jetzt zum Auftauen der
Eismassen verbraucht wird, zur Erhöhung der Sommerwärme frei werden.
. Die Küsten Spitzbergens würden eisfrei bleiben, die Gebirge
dieses Landes aber noch Gletscher tragen. Im Bereiche der nördlichen
Umrandung des durch die beiden Triften erwärmten Meeres träten
sröße Gletscher bis an die Küste heran.
274 Verhandlungen. Nr. 12
Jänner-Isothermen im Nordpolargebiete zur mittleren Eocänzeit.
Links oben: Zum Vergleiche Jänner-Isothermen zur Jetztzeit.
Rechts oben: Jänner-Isothermen unter Voraussetzung von Matthews Re-
konstruktion (1906) und bei Ausschluß jedes hypothetischen Hilfsfaktors.
Links unten: Jänner-Isothermen unter Voraussetzung von Kossmats Rekon-
struktion (1908) und bei Annahme einer Verminderung des Transmissionskoeffizienten
für die Wärmeausstrahlung, durch welche die Temperatur an der Erdoberfläche um
10° erhöht würde.
Rechts unten: Jänner-Isothermen unter Voraussetzung von Kossmats Re-
konstruktion und bei“Annahme einer Polverschiebung um 15° in 20° WL.
Die abwechselnd gestrichelte und punktierte Linie bezeichnet die 0° Isotherme
Die gestrichelte Linie. . .. .... SEE I { Vargil08 A
Die dicke ausgezogene Linie. . -.... PR El) „
Die-punktierte Linie)"; | U NIEREN TE ee ae‘ n
Die dünnen ausgezogenen Linien bezeichnen die intermediären Isothermen — 5°,
: — 15° usw.
Die Peripherie der Diagramme entspricht dem 70. Parallelkreise, die innere Kreis-
linie dem 80. Parallel.
Die verdickten Bogenstücke des äußeren Kreises entsprechen den in 70°, vor-
handenen offenen Verbindungen des arktischen Meeresbeckens mit dem Weltozean.
1910 Bericht vom 30; September. F. v. Kerner. 275
Die Einzeicbnung der jetzigen Festlandsverteilung hat in dem rechts oben stehenden
und in den beiden unteren Diagrammen selbstverständlich nicht den Sinn einer
paläogeographischen Rekonstruktion und dient nur zur leichteren Orientierung über
die Lagebeziehnug der Isothermen zu den nördlichsten Fundstellen tertiärer Pflanzen.
Das links oben stehende Diagramm ist mit Hilfe des Kärtehens der Winter-
Isothermen auf Tafel Il in Hanns Atlas der Meteorologie gezeichnet, in welchem
die Isothermen von 0° ab von 4 zu 4° gezogen sind. Nach Hann können' jene
Linien in der inneren Polarregion als Jänner-Isothermen gelten.
Die beim links unten stehenden Diagramm angenommene Änderung des Solar-
klimas- entspricht ungefähr jener, welche nach der (nicht allgemein geteilten) An-
sicht von Arrhenius durch eine Verdreifachung des CO,-Gehaltes der Luft er-
zeugt würde. Vermindert man die Werte der Isothermen dieses Diagrammes um
10°, so zeigt sich, welch’ niedrige arktische Wintertemperaturen bei Bestand einer
nordatlantischen Landbrücke beim heutigen Solarklima herrschen würden.
Die beim rechts unten stehenden Diagramm angenommene Polverschiebung' ist
größer als die von Neumayr (10°) supponierte und in einen westlicheren Meridian-
kreis verlegt (bei Neumayr im Meridian von Ferro).
Würde das Polargebiet vorwiegend landbedeckt sein, Grönland
mit Spitzbergen und dieses mit Franz-Josefs-Land zusammenhängen
und nur die Südhälfte der Barends See und des europäischen .Nord-
meeres zur Aufnahme der Golftrift und der westsibirischen Trift ver-
fügbar sein, so wäre das so eingeengte Meeresbecken relativ sehr
warm. Da seine Küsten ringsum eisfrei blieben, fände keine Abküh-
lung.durch Eisberge statt, die rücklaufenden Ströme wären -wärmer
und die Triften träten selbst noch weniger abgekühlt in das Polar-
gebiet ein. In den Gebirgen am Nordrand eines solchen Meeres
fänden sich aber noch Gletscher. Jenseits der Küstengebirge. kämen
aber kontinentale Klimate mit warmen Sommern und nordwärts rasch
absinkenden Wintertemperaturen zur Entwicklung.
Die Frage, inwieweit die gewonnenen Resultate zu einer natür-
lichen . Erklärung der tertiären arktischen Pflanzenfunde beitragen
können, lohnt sich in dem Falle zu untersuchen, wenn die Möglich-
keit besteht, daß wenigstens ein Teil jener Funde von mittel- oder
obereocänem Alter wäre. Semper kam bei kritischer Betrachtung
der Altersfrage der arktischen Tertiärfloren zu dem Schlusse, daß
zwar die von Gardener für ein eocänes Alter derselben vorge-
brachten Beweise auf schwachen Füßen stünden, daß sich aber doch
einiges anführen lasse, was gegen die von Heer vorgenommene
Altersbestimmung als miocän spreche und daß für die älteren Tertiär-
floren des Polargebietes ein unteroligocänes bis eocänes Alter ange-
nommen werden könnte.
Untersucht man nun, inwieweit an den nördlichsten Fundstellen
tertiärer Pflanzen die Wintertemperaturen durch die’ hier vorgenom-
menen Berechnungen gegenüber jenen erhöht würden, welche Semper
unter Anlehnung an Kokens Rekonstruktion annahm, so ergibt sich
in betreff Spitzbergens ein bemerkenswertes Resultat. Die Jänner-
temperatur in der Gegend des Eisfjordes (zirka 78° N, 150 E) bestimmt
sich nach den vorigen Tabellen zu — 5°5°; — 6°0° hat man als Minimum
der Temperatur betrachtet, welches die Spitzbergenschen Tertiär-
pflanzen unter der Annahme ertrugen, daß sie dasselbe Wärme-
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910, Nr. 12. Verhandlungen. 43
276 Verhandlungen. Nr. 12
bedürfnis hatten wie ihre nächsten jetzt lebenden Verwandten. Dieses
Minimum erscheint durch den berechneten Wert allerdings noch nicht
erreicht, da im hohen Norden die tiefsten Temperaturen erst im
Februar oder März eintreten. Das von Semper für das Wachstum
jener Pflanzen ohne hypothetische Hilfsfaktoren aufgestellte Postulat,
daß jene Pflanzen „bedeutend tiefere“ Wintertemperaturen ertrugen
als Heer annahm, würde aber doch in Wegfall kommen (voraus-
gesetzt, daß sie von eocänem Alter wären).
Die Jännertemperatur —5'50 bezöge sich zunächst auf ein
insulares Spitzbergen, sie könnte aber auch für ein kontinentales
Spitzbergen Geltung haben, dessen Südküste nicht weit südlich vom
Kap Lookout läge, denn in einem Meere von der vorhin erwähnten
räumlichen Beschränkung würden noch etwas höhere Temperaturen
auftreten als die berechneten und es könnte dann, wenn auch die
Winterkälte in einem arktischen Kontinent nordwärts rasch zunähme,
in 78° doch noch eine Jännertemperatur von —6° herrschen. Die
Sommertemperaturen würden in einem Kontinent, der sich von der
Bäreninsel oder vom Südkap Spitzbergens bis über den Pol hinüber
auf die pazifische Seite des arktischen Gebietes erstreckt hätte, hoch
genug gewesen sein, um das Wachstum der an den Ufern des Eis-
fjordes gefundenen Tertiärpflanzen zu gestatten. In einem durch zwei
laue Triften von der angenommenen Wärmeführung umspülten Spitz-
bergen wären die Sommer aber zu kühl gewesen, um das Blühen
und Früchtereifen baumartiger Gewächse zuzulassen. Die Möglichkeit,
daß die hochnordischen Tertiärfloren in einem ozeanischen Polar-
klima gediehen, hat Woeikof!) an die Bedingung geknüpft, daß
„von den tropischen Teilen aller drei Ozeane so mächtige warme
Strömungen in das nördliche Polargebiet eintraten, wie von Wallace
vermutet wurde“. In diesem Falle wäre nach Woeikofs Ansicht im
ganzen arktischen Ozean oder wenigstens im größten Teile desselben
die Eisbildung unterblieben und es wäre die sommerliche Insolation
statt — wie jetzt — ganz zur Eisschmelze verbraucht zu werden,
ganz zur Erwärmung der polaren Festländer und Meere verfügbar
gewesen. Bei der Heizung des Arktik durch bloß zwei auf der atlan-
tischen Seite der Polarkalotte eindringende laue Triften, welche nicht
oder nur wenig stärker wären als die heutige Golftrift, würde sich
dagegen ein großer Teil der pazifischen Kalottenseite im Winter mit
Eis bedeckt haben und dies hätte auch für die atlantische Seite sehr
kühle Sommer bedingt.
Bei Ausschluß einer sehr starken, durch eine breite Straße in das
Polargebiet eindringenden pazifischen Trift ist es auch unmöglich, für
Grinnelland europäische Wintertemperaturen anzunehmen. Nach den
hier vorgenommenen Berechnungen würden sich die Jännertempera-
turen auf dem 80. Parallel in 70° W kaum über ihren jetzigen
Betrag erheben, da dieser Meridian außerhalb der thermischen Ein-
flußsphäre des indischen und des schwachen pazifischen Stromes liegt
1) Gletscher und Eiszeiten in ihrem Verhältnisse zum Klima. Zeitschr. d.
Ges. f. Erdkunde. Berlin 1881.
1910 Bericht vom 30. September, F. v. Kerner. 277
und nur noch von dem letzten westlichen Ausklingen der Wärme-
wirkung -des Golfstromes tangiert wird.
Man kann allerdings — noch im Rahmen der paläogeographischen
Annahmen — mit Verhältnissen rechnen, durch welche die Jänner-
temperatur in Grinnelland erhöht würde. Man könnte an die Möglich
keit denken, daß auch der Golfstrom der Eoeänzeit wie der indische
Strom nicht durch Eisberge abgekühlt wurde und daß die Konfiguration
nördlich von Westsibirien so beschaffen war, daß die indische Trift
eine Ablenkung nach NW erfuhr. In diesem Falle wäre die Golftrift
sanz in die Grönlandsee gedrängt worden und hätte sich die ther-
mische Anomalie westwärts verschoben. Zwingende Beweise für oder
wider eine eocäne Landverbindung zwischen Labrador und Grönland
liegen nicht vor; die Rekonstruktion erscheint dort durch die für
das nordatlantische Gebiet allgemein geltenden Anschauungen diktiert.
Diejenigen, welche in diesem Gebiete eine möglichst große, in Land-
verlusten bestandene Umgestaltung in möglichst junge Vorzeit zu
verlegen suchen, lassen Labrador und Grönland im Eocän verbunden
sein; Matthew, welcher — soweit die geologische Forschung nicht
eine von der jetzigen abweichende Festlandsverteilung nachweist —
für das Eocän schon die Grundlinien des heutigen FErdbildes annimmt,
läßt die genannten beiden Länder getrennt sein. Es scheint nun
allerdings sehr inkonsequent, sich in betreff des Atlantik an Matthew,
betreffs der Davisstraße an Koken und Kossmat anzuschließen.
Würde es sich darum handeln, das wahrscheinlichste Erdbild
einer geologischen Epoche zu ermitteln, so könnte dies wohl nur so
geschehen, daß man sich für eine der vorliegenden Rekonstruktionen
entscheidet, nicht aber so, daB man von jeder derselben ein Teilstück
akzeptiert. Im vorliegenden Falle handelt es sich aber nicht um die
wahrscheinlichste, sondern um die für das Polarklima günstigste Re-
konstruktion unter den im Bereiche der Möglichkeit gelegenen. Gewiß
gehören die Bestandteile einer paläogeographischen Rekonstruktion
innig zusammen, sie stehen aber doch nicht in so engem Kausalnexus,
wie etwa die Bedingungen einer mathematischen Relation, wo das
Bestehen der einen den Bestand der anderen ausschließt und um-
gekehrt.
Unter der Annahme, daß in der Eoeänzeit auch die Golftrift
mit *%, ihrer jetzigen Wärme den Arktik erreichte und daß das
Maximum der thermischen Wirkung bei ihr im Nullmeridian, bei der
indischen Trift in 45° E eintrat, hat man fürX% = 0
1
= JE (AX92+2X 7 +5 (49 + 36 + 25) — esa| usw.
und es ergeben sich für 2 = 80° N nachstehende Jännertemperaturen
im atlantischen Westquadranten, denen die unter der ursprünglichen
Annahme berechneten (f‘) zum Vergleiche Bet sind:
BUERZEIZEIZEDZENZ 30° | 20m | 10m.
SPeTe Terme ven ge
" 3356 3401| 320 | 2 228-185 — 146,
43*
I em |
278 Verhandlungen. Nr. 12
Für Grinnelland, das noch nordwärts vom SO. Parallel liegt,
erhielte man so — 31°0.
Für dieses Land vermögen aber auch die zurzeit favorisierten
Klimahypothesen keine mitteleuropäischen Wintertemperaturen zu er-
klären. Frech!) nimmt denn auch für das Eocän außer einem erhöhten
ÖOs-Gehalte der Luft noch eine Polverlagerung an und jene, welche
von ‘einem die winternächtliche Ausstrahlung vermindernden 'Hilfs-
faktor absehen, müssen zu einer Polverschiebung greifen, die den
Höchstbetrag derjenigen übersteigt, die nach dem Urteil der Geo-
pbysiker mechanisch möglich wäre. Die Kohlensäurehypothese ergibt
bei-Annahme eines gegen den jetzigen verdreifachten CO,-Gehaltes
der Luft für: 820 N 76° W eine Jännertemperatur von — 28:5°%. Nach
Polverschiebungen um 10 und 15° würden dort Jännertemperaturen
von —30'3:und — 26'3°% herrschen.
Während die Kohlensäurehypothese eine allgemeine Temperatur-
erhöhung ‚annimmt, kann die Polverschiebungshypothese auch erklären,
warum ‚jene Erscheinungen, die auf eine im Vergleich zu heute sehr
gesteigerte Luftwärme hinweisen, besonders auf der atlantischen Seite
der Polarkalotte und in Europa sichtbar sind. Ganz dasselbe vermag
aber auch die geographische Klimahypothese — gestützt auf
Matthews Rekonstruktion — zu leisten. Im atlantischen Polar-
gebiete würden sich — wie. hier ausführlich gezeigt wurde — die
Wintertemperaturen sehr erhöhen. Aber auch das mittlere und
südliche Europa bekäme ein sehr warmes und sehr feuchtes Klima.
Es würden ihm ja die großen, im Raume zwischen Afrika und Vorder-
indien stark erwärmten Wassermassen auf kürzestem Wege zu-
strömen. Der von mir hier für die hohen Breiten bewiesene Satz,
daß die kombinierte thermische Wirkung zweier Ströme größer wäre
als die Summe. der Wirkungen jedes einzelnen derselben, hätte bei
großer Landentwicklung auch noch in mittleren Breiten Geltung, ‘da
auch in diesen das Festland im Winter noch temperaturerniedrigend
wirkt. Die Hochländer Vorderasiens wirken jetzt im Winter für ihre
südliche und "westliche Umgebung zum Teil wie eine Kältequelle.
Wäre.an ihrer-Stelle noch indischer Ozean, so müßte sich das Winter-
klima Südeuropas günstiger gestalten. Dagegen träten in Nordamerika
und Ostasien, da Matthew die Umrisse dieser Länder den heutigen
sehr ähnlich zeichnet, keine bemerkenswerten Abweichungen von den
heutigen klimatischen Verhältnissen auf. Das Klima des östlichen
Uniongebietes würde sich zufolge des tieferen Eindringens des mexi-
kanischen Golfes etwas weniger exzessiv gestalten.
Die Nordküste des zentralen Mittelmeeres, durch das heutige
Mitteleuropa verlaufend, würde im Winter allerdings auch von kalten
Nordwinden bestrichen und im Innern der kleinen westeuropäischen
Landmassen könnten die Temperaturen gelegentlich bis auf Null
herabgehen; es wäre dies aber noch kein Hindernis für das Gedeihen
von Pflanzen, die heute nur in niedrigen Breiten leben, denn die
Winterminima der Temperatur sind ja ‚auch jetzt bis hart an die
1) Studien über das Klima der geologischen Vergangenheit. Zeitschr. d. Ges.
f. Erdkunde. Berlin 1902.
1910 Bericht vom 30. September. F. v. Kerner. 279
Grenzen der heißen Zone, wo schon eine Flora von tropischem
Habitus wächst, recht niedrig. UnvergeBlieh bleibt mir noch ein An-
blick, den ich vor Jahren nahe dem südlichen Wendekreise in 600 m
Seehöhe an einem bitterkälten (— 30°!) Junimorgen vor mir hatte:
Eine Gruppe hoher Attaleapalmen auf einer infolge starken Reifes
wie schneebedeckt aussehenden Wiese!
Aber: nicht bloß die thermische Meistbegünstigung Europas und
des europäischen Nordmeeres im Eocän, auch die allmähliche Ver-
minderung derselben im Laufe der Tertiärzeit läßt sich aus Matthews
Rekonstruktionen ebensogut ableiten wie mit Hilfe einer Pol-
verschiebung. Bei einer Festlandsverteilung, wie sie Matthew für
das mittlere Oligoeän annimmt, würden sich die klimatischen Ver-
hältnisse in Europa schon weniger günstig gestalten als die vor-
besprochenen. Das Meer zwischen Afrika und Indien erscheint
schmäler, das zentrale Mittelmeer viel größer; es müßte so eine
kleinere Masse vonin den Tropen stark erwärmtem Wasser ein größeres
außertropisches Becken heizen. Die Enge zwischen Asien und der
turkestanischen Insel würde — da sich den nordwärts drängenden
Wassermassen des Indie Gelegenheit zu einem Ausweichen nach
anderer Richtung böte — keinen so kräftigen Strom erzeugen, wie
ihn ‚jetzt die Enge zwischen Florida und Kuba hervorbringt. Durch
die westsibirische Straße würde dem Arktik weniger warmes Wasser
zufließen als :bei der eocänen Landverteilung und die kombinierte
Wirkung dieses Zuflusses und des Golfstromes fiele geringer aus, da
die asiatische Trift den 70. Parallel um 20 Längengrade weiter ost-
wärts als im eocänen Kartenbilde überschreitet.
Im Miocän erscheint das Mittelmeer vom indischen Ozean ab-
getrennt, aber noch größer als das heutige, und das arktische
Meeresbecken nur mehr mit dem Atlantischen Ozean in Verbindung.
‚Diese Anderungen ‘hätten eine weitere Abnahme der Winter-
temperaturen in Mittel- und Südeuropa und im atlantisch-arktischen
Gebiet zur Folge. Nordamerika und Ostasien erfahren dagegen naclı
Matthew im Laufe der Tertiärzeit nur eine mäßige Gestaltsverän-
derung. Es hätte sich so durch die von Matthew angenommenen
geographischen Umgestaltungen im Laufe des Tertiärs der Wärme-
überschuß in den Meridianen von Europa in ähnlicher Weise all-
mählich vermindert, wie wenn dieser Erdteil aus niedrigeren Breiten
langsam in höhere hinaufgerückt wäre.
Aber auch vorübergehende regionale ‚Temperaturzunahmen im
Laufe des gesamten Abkühlungsprozesses ließen sich durch geo-
graphische Veränderungen so gut oder besser wie mit Hilfe einer
unter Oszillationen erfolgten Polverlagerung erklären. So könnte die
Aufrichtung der Kettengebirge für die südlich oder westlich derselben
‚gelegenen Gebiete der Anlaß zu einer neuerlichen Milderung des
Winterklimas im Miocän gewesen sein.
Semper hat die für das Eocän aus thermischen Gründen an-
‚genommene 'Polverschiebung auch durch den faunistischen Nachweis
einer im zentralen Mittelmeere stattgehabten Ost— Westströmung, die
auf das Windregime der niedrigen Breiten hindeutet, gestützt. Bei
Matthews Rekonstruktion erscheint mir eine solche Stromrichtung
280 Verhandlungen. Nr. 12
auch ohne Breitenänderung denkbar. Die Nordostspitze des eocänen
Afrika liegt dort in 29° N (bei Kossmat in 27° N). Der Agulhas-
strom kommt heute noch um die in 34° S gelegene Südostspitze von
Afrika herum. Die Westwinde, welche dem ınediterranen Aste des
eocänen nordindischen Stromes entgegentraten, darf man für schwächer
halten als jene, gegen welche der Agulhasstrom anzukämpfen hat,
da die prozentische Meeresbedeckung in den mittleren Nordbreiten
im Eocän geringer war als sie jetzt in den mittleren Südbreiten ist.
Die Bewegungsenergie des eocänen Stromes kann man aber für etwas
größer ansehen als die des Angulhasstromes, da unter Verhältnissen,
wie sie jetzt auf der Südhalbkugel herrschen und sich nach Matthew
auch für das Eocän ergeben würden, der Südostpassat zum Teil
zur Verstärkung der nordhemisphärischen Ströme beiträgt.
Es ist so nicht klar einzusehen, warum nicht auch bei der
heutigen Pollage ein starker Ast der nordindischen Passattrift um die
Nordostspitze Afrikas herum in das zentrale Mittelmeer hätte ein-
biegen können. Die winterlichen Zyklonen wären im eocänen Mediterran-
meere, da es weniger landumringt war, vielleicht minder tief als jetzt
gewesen und die von Matthew in die Mitte dieses Meeres gelegte
Insel hätte durch Erzeugung lokaler Antizyklonen dem Auftreten
ständiger Westwinde im südlichen Meeresteile entgegengewirkt. Längs
der Nordküste des eocänen Mittelmeeres hätten rückläufige W—O-
Strömungen stattgefunden, obschon hier die Winde im Winter eher
einer entgegengesetzten Stromrichtung günstig waren; allein solche
rückläufige Strömungen hätte es auch bei einer niedrigeren Breiten-
lage gegeben zufolge des von den Luftdruckverhältnissen und von
der Erdrotation unabhängigen, von Krümmel experimentell bestätigten
Gesetzes der Ozeanmechanik,.. daß jede Strömung bereits den Keim
zur Entwicklung zweier geschlossener Stromkreise in sich birgt.
Im Vorjahre bot sich mir ein Anlaß, darauf hinzuweisen !), daB
die Konzentration des diluvialen Glazialphänomens auf die Nachbar-
länder des nördlichsten Atlantik keineswegs zur Annahme einer Pol-
verschiebung in der Richtung gegen Grönland zwinge; diesmal ver-
suchte ich zu zeigen, daß auch die Konzentration der alttertiären
Temperaturerhöhung auf die Meridiane von Europa auf andere Weise
als durch eine Polverschiebung in der Richtung gegen das Tschuktschen-
land erklärt werden könne. Freilich sind die Voraussetzungen, von
welchen ich bei diesem Versuche ausgehen mußte, nicht so gut
begründet als wie jene, auf die ich mich bei meinem vorjährigen
“Hinweise stützen konnte.
Die Frage, ob die Annahme einer zur heutigen analogen tertiären
Pollage wegen des Lichtbedürfnisses der Pflanzen möglich sei, ist hier
nicht der Platz zu untersuchen. Ergebnisse der experimentellen
Pflanzenphysiologie sprechen eher für eine Verneinung dieser Frage;
Heer glaubte sie mit Hinweis auf zwei Beispiele auch für immer-
grüne Gewächse bejahen zu dürfen. Man wird einwenden können, daß
diese Beispiele: das Uberwintern kultivierter Oleanderbäumchen in
') Sind Eiszeiten durch Polverschiebungen zu erklären? Diese Verhandl.
1909, Nr.'12.
1910 Bericht vom 30, September. F. v. Kerner. 281
finsteren Kellern und der Winterschlaf der Alpenrosen unter der
Schneedecke (die in hochgelegenen, schattigen und vor dem Föhn
geschützten Schluchten wohl ein mehrmonatliches ununterbrochenes
Dunkel schafft), nicht ganz beweisend seien und auch wieder der
Meinung sein können, daß dieser Einwand nicht voll berechtigt wäre.
Noch ein Moment läßt es fraglich erscheinen, ob Waldwuchs in
jenen hohen Breiten möglich war, in welchen man noch versteinerte
Blattreste von Bäumen findet: die Heftiskeit der Winterstürme. So-
lange sich nur ein Teil des Polargebietes relativ milder Winter-
temperaturen erfreut hätte, wäre die Zyklonenbildung eine sehr leb-
hafte gewesen. In einer ganz eisfreien Polarkalotte würden die Winter-
stürme weniger heftig sein. Allerdings gibt es in jedem Land von
wechselvollem Relief auch windgeschützte Lagen, in welchen baum-
artige Gewächse günstigere Existenzbedingungen finden.
Eine große Schwierigkeit erwächst der Ablehnung hypothetischer
Hilfsfaktoren außer durch die Funde auf Grinnelland auch durch die
Funde von Tertiärpflanzen in der antarktischen Region, Es wurde schon
erwähnt, daß die Heranziehung des Südostpassates als einer Energie-
quelle für die zur Heizung der nördlichen Polarregion dienenden
Meeresströme die Annahme eines milden antarktischen Klimas aus-
schließt.
Es fällt so selbst demjenigen, der sich von der bei den Geologen
üblichen Unterschätzung der terrestrischen Klimafaktoren fernhält,
sehr schwer, die geographische Hypothese bedingungslos zu vertreten.
Wohl aber scheint es mir unbedingt erforderlich, vor Heranziehung
von hypothetischen Hilfsfaktoren genau festzustellen, wieviel sich
durch Änderungen in der Verteilung von Land und Meer allein er-
klären läßt. In jedem halbwegs geordneten Privat- und Staatshaushalt
ist es Brauch, bevor man Anlehen aufnimmt, nachzusehen, wie groß
die verfügbaren Mittel sind. Dieses ökonomische Grundprinzip sollte
auch in der Paläoklimatologie befolgt werden. Diejenigen, welche ein
Universalmittel zur restlosen Auflösung aller paläoklimatologischen
Probleme gefunden zu haben vermeinen, sind bei der Anpreisung
der Vorzüge ihres Mittels gegenüber allen anderen rasch mit dem
Urteil fertig, daß die geographische Klimahypothese unzureichend sei.
Sie glauben ein übriges zu tun, wenn sie zugeben, daß Änderungen
in der Festlandsverteilung auf Klimaänderungen von nicht zu unter-
schätzendem Einflusse seien. Aber auch diejenigen, welche ohne Vor-
eingenommenheit für irgendeinen hypothetischen Hilfsfaktor an die
Lösung der großen Klimarätsel der geologischen Vergangenheit heran-
treten, pflegen sich über das Ausmaß der durch Änderungen in der
Konfiguration der Erdoberfläche möglichen Abweichungen von den
heutigen Klimaten zu wenig genau Rechenschaft zu geben.
Solange man sich bei den Betrachtungen über die Klimate der
Vorzeit in vagen Vermutungen über kältere und weniger kalte Welt-
räume und über eine heißere und minder heiße Sonne erging, war
es verzeihlich, sich auch betreffs der terrestrischen Ursachen der
Klimate mit verschwommenen Vorstellungen über abkühlende und
erwärmende Einflüsse von Land und Meer zu begnügen. Seitdem man
aber daranging, die Wärmesteigerungen und -Abnahmen, welche durch
282 Verhandlungen. Nr! 12
bestimmte. Änderungen der solarklimatischen Größen bedingt würden,
ziffermäßig festzustellen, ist es als ein großes Versäumnis zu bezeichnen,
wenn man nicht auch die thermischen Folgen von Umgestaltungen
der Erdoberfläche durch Zahlenwerte auszudrücken sucht.
Den thermischen Schlußfolgerungen aus einer Polverschiebung
könnte man geradezu den Charakter der Wissenschaftlichkeit ab-
sprechen, solange sie nicht unter genauer Rücksichtnahme auf dieim
gegebenen Falle möglichen terrestrischen Modifikationen des Klimas
gezogen wurden. Aus Polverschiebungen ergeben sich genau bestimmte
Anderungen der solarklimatischen Faktoren. Da nun aber das ter-
restrische Klima vom solaren sehr verschieden sein kann — ich er-
innere hier an zwei Aussprüche von Woeikof!): „Ich habe so viele
Tatsachen gebracht, welche die Unabhängigkeit der Lufttemperatur
von der an Ort und Stelle empfangenen Sonnenwärme zeigen, in
Fällen, wo andere mächtige Faktoren wirken ...“* und „Wer sich
Rechenschaft davon gibt, wie wenig die Wärme vieler Gegenden auf
unserer Erde der an Ort und Stelle empfangenen Sonnenwärme‘
entspricht ... .‘ — so ist es prinzipiell verfehlt, aus be-
stimmten Polverschiebungen auf bestimmte Tempe-
raturänderungen zu schließen. Im Vorjahre habe ich ge-
zeigt), daß die extremen Abweichungen von den mittleren Parallel-
kreistemperaturen so groß sein können wie die Differenzen zwischen
den Mitteltemperaturen zweier Breitengrade vom Winkelabstande der
für das Tertiär vermuteten Polverschiebung. Es ist ein Irrtum, sich
einzubilden, daß man einen Zahlenwert durch Addition einer be-
kannten Größe erhöht, wenn noch eine Unbekannte hinzuzufügen ist,
von: der man nicht weiß, ob sie ein positives oder negatives Vorzeichen
hat und nicht weiß, wie groß sie ist und nur weiß, daß sie möglicher-
weise so groß sein könnte wie die addierte bekannte Größe.
Beschränkt man sich auf das von den Geophysikern als zulässig
bezeichnete Maß von Verlagerungen der Erdpole, so ist sogar mit
der Möglichkeit zu rechnen, daß diese Unbekannte größer ist als die
hinzugefügte Bekannte und daß, falls sie ein negatives Vorzeichen hat,
das Ergebnis der Addition statt der gewünschten Temperaturerhöhung
noch eine Temperaturverminderung gegenüber der Jetztzeit darstellt.
Dasselbe kann sich bei Benützung der Kohlensäurehypothese ereignen,
wenn man über die gebräuchliche Annahme eines gegen jetzt verdrei-
fachten CO, Gehaltes der Luft nicht hinausgeht. Die mittlere Jänner-
temperatur in 78°N, 150E (Gegend des Eisfjord in Spitzbergen) wäre,
wenn nur eine westsibirische Trift unter den angenommenen Verhält-
nissen in das Polarmeer einträte, nach der eingangs abgeleiteten
Formel — 263. Die Benützung dieser Formel ist im vorliegenden
Falle ganz einwandfrei, da es sich hier nur um eine Interpolation,
nicht um eine Extrapolation handelt. Als jetzige Jännertemperatur
in jener Gegend ergibt sich — 137. Eine geographische Veränderung,
1) ]. c. pag. 38 und 52.
2) Die extremen thermischen Anomalien auf der Nordhemisphäre und ihre
Bedeutung für die Frage der geologischen Polverschiebungen. Meteorologische
Zeitschrift 1909, Oktoberheft.
1910 Bericht vom 30. September. F. v. Kerner. 283
der Bestand eines nordatlantischen Festlandes und der hiedurch be-
dingte Wegfall eines erwärmenden Einflusses des Golfstromes auf das
Polargebiet würde also eine Temperaturerniedrigung von 12°6° erzeugen.
Die Wärmezunahme infolge einer Polverschiebung um 10° im Meridian
165° W wäre 7°6, jene infolge einer Verdreifachung des atmosphä-
rischen Kohlensäuregehaltes 95. Es wird hier also die von den
hypothetischen Hilfsfaktoren erzeugte Wärmesteige-
rung durch die von einer geographischen Veränderung
abhängige Kältezunahme nicht einmal kompensiert
und das Resultat ist eine Temperaturerniedrigung um
50 und 3:19 gegenüber der Gegenwart. Selbst als kombi-
nierte Wirkung einer Polverschiebung von 15° und einer Verdrei-
fachung des CO,-Gehaltes der Luft würde sich bei Annahme einer
Nordatlantis als Jännertemperatur im mittleren Spitzbergen erst
— 430 ergeben, also erst soviel als bei Annahme von Matthews
Rekonstruktion ohne hypothetische Hilfsfaktoren. An der für die
Gegend des Eisfjord berechneten Wintertemperatur wäre auch dann
kaum etwas zu ändern, wenn man sich die Nordatlantis nur als
eine sehr schmale Landbrücke denkt. Das Meer auf der Nordseite
dieser Brücke bliebe kalt; der winterliche Luftdruck über diesem
Meere wäre zwar niedriger als jener über Grönland und Nordeuropa,
aber viel höher als jener über dem zentralen Mittelmeer und die
tiefen nordatlantischen Zyklonen würden gegen das letztere hinziehen
und so noch dem mittleren Europa, aber nicht dem Nordmeere warme
Luft vom Ozean zuführen.
Aus dem vorigen erhellt, daß eine bloße Beteuerung, den Ein-
Auß geographischer Veränderungen auf das Klima nicht unterschätzen
zu wollen, noch nicht vor der Gefahr schützt, ihn doch zu unter-
schätzen. Ziffermäßige Nachweise über die Temperaturänderungen,
welche durch Umgestaltungen der Meere und Festländer veranlaßt
würden, sind sonach eine unerläßliche Vorbedingung für einen Fort-
schritt in der Paläoklimatologie!). Daß solche Nachweise wegen der
bei ihnen nicht zu vermeidenden Vernachlässigungen und Verein-
fachungen und zum Teil auch willkürlichen Suppositionen keinen
Anspruch auf Genauigkeit erheben können, ist, wie in allen Fällen,
wo man komplizierte Wechselbeziehungen in der Natur in das Gewand
weniggliedriger Formeln zwängt, kein stichhältiger Einwand gegen
ihre Nützlichkeit. Durch zwei rohe Näherungswerte läßt sich das
Verhältnis zweier Größen zueinander immer noch viel besser aus-
drücken als durch die bloßen Worte: größer, stärker, wärmer u. dgl.
Auch durch den Umstand, daß die Linienziehungen der Paläo-
geographen sehr unsicher sind, kann das eben ausgesprochene Postulat
keine Einschränkung erfahren. Die Wärmeverteilung auf der Erd-
oberfläche in früheren Perioden wird allerdings solange zweifelhaft
bleiben, solange die Umrisse der alten Kontinente und Meere nicht
1) Solche ziffermäßige Nachweise könnten wohl mit Hilfe der von Madsen
aufgestellten Formeln erzielt werden. Die von mir vor Jahren für die Juraperiode
und für die Silur- und Devonperiode versuchte Anwendung der Forbesschen Formel
(Sitzungsber. d. Wiener Akad. d. Wiss, matlı.-nat. Kl. 1895 u. 1899) konnte nur
Mittelwerte für die Breitenkreise liefern.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 12. Verhandlungen. 44
984 Verhandlungen. ‘ Nr. 12
_
feststehen. Soweit sich aber begründete Annahmen über ein früheres
anderes Aussehen des Antlitzes der Erde machen lassen, müssen
diese als Erklärungsgründe für frühere, von den heutigen abweichende
Klimate voll und ganz ausgenützt werden, ehe man zu hypothetischen
Hilfsfaktoren greift.
Literaturnotizen.
Geologische Übersichtskarte von Bosnien und Herze-
gowina. II. Sechstelblatt: Tuzla.
Von diesem Kartenwerke, dessen große Bedeutung anläßlich des Erscheinens
des I. Sechstelblattes Sarajevo an dieser Stelle gewürdigt wurde (Verh. 1908, Nr. 11,
pag. 250 und 251), worauf hier verwiesen sei, ist nunmehr das zweite Sechstelblatt
erschienen. Es umfaßt den zwischen der Save und der unteren Drina gelegenen
nordöstlichen Teil Bosniens, westwärts bis zum Tale der Ukrina, südwärts bis Zepce
an der Bosna und bis zum Quellgebiete der Spre&a. Die Bezeichnung „Übersichts-
karte“ paßt eigentlich nur auf die Darstellungsweise der älteren Formationen, wo
in der Trias Kalk und Schiefer, im Paläozoikum Sandstein nebst Konglomerat,
Kalk, Phyllit, Gneiß und Quarzit unterschieden werden. Die kartographische Glie-
derung des jüngeren Mesozoikums und insbesondere jene des Tertiärs ist eine so
eingehende, wie man sie sonst auf geologischen Spezialkarten zu erwarten und zu
finden gewohnt ist, ohne daß jedoch das Kartenbild durch die Fülle des Gebotenen
an Klarheit und Übersichtlichkeit eine Einbuße erlitte. In der Kreideformation
sind Sandsteine und Konglomerate, Mergel mit Schiefertonen und Kalke der oberen
und unteren Kreide unterschieden, hierzu kommen die teilweise den Jura mitum-
fassenden Radiolarite, tuffıtischen Gesteine und Mergelkalke. Von den im Tertiär
vorgenommenen Unterscheidungen entfallen drei auf das Eocän, eine auf Oligocän,
zwei auf das binnenländische Oligomiocän, sechs auf marines Miocän und zwei auf
Pliocän. Von eruptiven und metamorphen Bildungen weist die Legende nicht weniger
als zehn Nummern auf. (Granit, Diorit, Diabas, MeJaphyr, Gabbro, Serpentin,
Granatamphibolit, Hornblendegesteine, Andesit und Andesittuff )
Die Aufnahme des auf der Karte dargestellten, ungefähr sieben Spezial-
kartenblätter umfassenden Gebietes ist zum allergrößten Teil ein Werk Katzers.
Teilweise konnte mitberücksichtigt werden eine Aufnahme der Gegend von Gjur-
gjevik des Oberbergkommissärs V. Lipold und eine Aufnahme der Gegend
zwischen Modri@ und Lukavica des em. Assistenten der geolog, Landesanstalt Ing.
W. Srajn. Die Ausarbeitung des Kartenblattes wurde ausschließlich durch den
hochverdienten Chef der bosnischen geologischen Landesanstalt besorgt.
(Kerner.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien Ill. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
Verhandlungen rk k a Reichsanstalt
Bericht vom 31. Oktober un
Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: A. Rzehak: Menilitschiefer di, der West-
seite der Pollauer Berge. — A. Rzehak: Der nordische Vielfraß im Brünner Löß. — F. Katzer:
Geologische Formationsumrißkarten von Bosnien und der Herzegowina auf der topographischen
Unterlage der Spezialkartenblätter 1:75.000. — Maria M. Ogilvie Gordon: Geologische
Profile vom Grödental und Schlern. — M. KiSpatic: Der Sand von der Insel Sansego (Susak)
und dessen Herkunft. — Literaturnotizen: W. Paulcke, W. Paulcke, W. Paulcke.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Eingesendete Mitteilungen.
Prof. A. Rzehak. Menilitschiefer auf der Westseite
der Pollauer Berge.
Von der Westseite der Pollauer Berge waren bisher bloß der
von mir entdeckte und in meiner Abhandlung über „Die Niemtschitzer
Schichten“ (Verhandl. d. naturf. Ver. in Brünn, XXXIV, 1895) beschrie-
bene braune Ton von Unter-Wisternitz sowie blaugraue Mergel und
Sandsteine, die ich dem „Auspitzer Mergel*, bezw. „Steinitzer Sand-
stein“ gleichgestellt habe, bekannt. Die für das karpathische Alttertiär
so überaus charakteristischen Menilitschiefer wurden zwar vor Jahr-
zehnten bei einer Schachtabteufung am Fuße des Turoldberges gefunden
(nähere Mitteilungen hierüber sind in meiner Abhandlung: „Die Tertiär-
formation in der Umgebung von Nikolsburg‘“, I. Teil, Zeitschr. d.
mähr. Landesmuseums, 1902, enthalten) und sollen nach einer Angabe
von Prof. OÖ. Abel (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1899, pag. 375)
auf der Ostseite des Turoldberges in Wechsellagerung mit weißem
Mergel und Sandstein zutage treten; von der Westseite der Pollauer
Berge kannte man dieses Gestein bisher nicht, obzwar sein dortiges
Auftreten unter der Voraussetzung, daß meine Altersbestimmung der
Mergel von Unter-Wisternitz sowie der Mergel und Sandsteine von
Pardorf richtig ist), als höchst wahrscheinlich anzunehmen war.
Gelegentlich einer Exkursion, die ich unmittelbar nach einem
ziemlich heftigen Regenguß unternommen hatte, gelang es mir, auch
1) Auf dem von Prof. O0. Abel entworfenen geologischen Kartenblatt
„Auspitz—Nikolsburg*“ ist die von mir vertretene Gliederung und Alters-
bestimmung des Paläogens akzeptiert worden.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 13. Verhandlungen. 45
286 , Verhandlungen. Nr. 13
auf der Westseite der Pollauer Berge anstehende Menilitschiefer
zu entdecken. Ich fand zunächst neben einem Fußsteig in den höher
gelegenen Partien der Weingärten zwischen Unter- und Ober-Wisternitz
große Stücke von typischem Menilitopal und noch etwas höher in dem
etwas eingeschnittenen,. gegen die „Klause“ zu führenden schlechten
Fahrweg auch die typischen, dünnplattigen, durch Verwitterung an der
Oberfläche weiß werdenden Menilitschiefer. Ich stand hier auf den
Schichtköpfen des Gesteins, welches offenbar nur ausnahmsweise durch
den vorhergegangenen Regenguß so deutlich bloßgelegt war. Die
Streichrichtung geht ungefähr von NE gegen SW, das Einfallen ist
ziemlich flach gegen SE gerichtet, also durchaus dem typischen
Lagerungsverhältnis am karpathischen Außenrand entsprechend. Der
Menilitschiefer tritt hier deutlich im Hangenden der braunen Mergel
auf, die ich seinerzeit bei Unter-Wisternitz entdeckt und mit dem
„Pausramer Mergel“ parallelisiert habe. Meine Deutung des nur höchst
mangelhaft aufgeschlossenen Unter-Wisternitzer Mergels — welcher
sich auch Prof. Dr. O. Abel auf dem von ihm aufgenommenen Karten-
blatt Auspitz—Nikolsburg angeschlossen hat — erfährt durch die
Konstatierung der Menilitschiefer in ihrem Hangenden jedenfalls eine
wichtige Stütze, denn auch an anderen Stellen fallen die Pausramer
Mergel in das Liegende der Menilitschiefer.
Aufder vom „Werner-Verein“ herausgegebenen, von F.Foetterle
bearbeiteten geologischen Karte von Mähren sind auf der Westseite
der Pollauer und Nikolsburger Juraberge bloß Miocänbildungen
eingetragen. Dies war wohl der Grund, daß die südmährischen Jura-
berge von E. Suess als außerhalb des Karpathenrandes
liegende, zum Vorlande der Alpen gehörige „sudetische
Spuren“ aufgefaßt wurden. Wie ich schon in meiner Abhandlung
über die „Niemtschitzer Schichten“ (Verhandl. d. naturf. Ver. in
Brünn, Bd. XXXIV, 1895) und später in der Schrift: „Die Tertiär-
formation. in der Umgebung von Nikolsburg in Mähren“ (Zeitschr. d.
mähr. Landesmuseums, III, 1903) nachgewiesen habe, sind unsere
Juraberge allseitig von alttertiären Ablagerungen umsäumt
und fallen daher in den Bereich der karpathischen Sandsteinzone.
Infolge des Absinkens an einer ungefähr nordsüdlich verlaufenden
Bruchlinie sind auf der Westseite der Juraberge nur verhältnismäßig
geringe Reste der Sandsteinzone erhalten geblieben; unter der Miocän-
decke dürfte sich dieselbe jedoch ungefähr bis an die Linie Znaim—
Mähr.-Ostrau, welche den älteren nordwestlichen Teil Mährens von
dem jüngeren südöstlichen scheidet, erstrecken. Die Fortsetzung der
alttertiären Ablagerungen von Auerschitz und Pausram, die zum Teil
sehr bedeutende Lagerungsstörungen aufweisen, fällt dem
Generalstreichen nach in das Gebiet westlich von den Pollau-
Nikolsburger Bergen, woselbst die orographisch sehr auffälligen Hügel-
züge von Unter-Tannowitz und Guldenfurt meiner Ansicht nach einen
alttertiären Kern bergen,
Prof. OÖ. Abel hat die südmährischen Juraberge in Anlehnung
an E. Suess als Horste aufgefaßt, die nicht als Bestandteile der
jungtertiären karpathischen Falten anzusehen sind (diese „Verhand-
lungen“, 1899, pag. 381). Das Auftreten von Menilitschiefer, Auspitzer
1910 Bericht vom 31. Oktober. A. Rzehak und Friedrich Katzer. 287
Mergel und miocänem Schlier (Aturienmergel von Bergen) hart am
Jurakalk ist ein Beweis dafür, daß letzterer erst verhältnismäßig spät
bloßgelegt wurde. Daß an dieser Bloßlegung außer der Denudation
nur Vertikalbewegungen beteiligt waren, ist schon deshalb nicht an-
zunehmen, weil die Menilitschiefer hier um mindestens 100 m höher
liegen als zum Beispiel bei Gr.-Niemtschitz und an vielen anderen
Orten des Karpathenrandes.
Prof. A. Rzehak. Der nordische Vielfraß im Brünner
Löß.
Mustelidenreste waren aus dem Brünner Löß bisher so gut wie
gar nicht bekannt. denn die von A. Makowsky in seiner Schrift
über den „Löß von Brünn und seine Einschlüsse an diluvialen Tieren
und Menschen“ (Verhandl. d. naturf. Ver. Brünn, Bd. XXVI, 1887)
erwähnten Reste des Dachses sind schon nach ihrem Frhaltungszustande
leicht als rezent oder subrezent zu erkennen.
In neuester Zeit sind unzweifelhaft diluviale, in typischem Löß
eingebettete Dachsreste in der fossilreichen Lößablagerung am Süd-
ostfuße des Roten Berges gefunden worden. Zu diesen Funden und
dem von mir schon im vorigen Jahre (1909) konstatierten Vorkommen
von Foetorius putorius gesellt sich nun ein dritter Mustelide, an dessen
diluvialem Alter kein Zweifel möglich ist. Es ist dies der nordische
Vielfraß, der bisher nur sehr selten und zumeist nur in spärlichen
Skelettresten im mährischen Löß (Przedmost) gefunden wurde. Ich
gewann kürzlich durch einen Arbeiter, den ich mit der ständigen
Aufsammlung der Fossilreste in der obenerwähnten Lößablagerung
betraut habe, einen nahezu vollständigen Schädel nebst dem dazu-
gehörigen Unterkiefer. Der Erhaltungszustand ist ein sehr guter, so daß
dieser Schädel jedenfalls zu den besten Vielfraßresten gehört, die
jemals im Diluvium Österreichs gefunden worden sind. Eine nähere
Beschreibung dieses Schädels sowie der sonstigen neuen Funde wird
an einer anderen Stelle gegeben werden.
Friedrich Katzer. Geologische Formationsumrib-
karten von Bosnien und der Herzegowina auf der topo-
sraphischen Unterlage der Spezialkartenblätter
#09, 75.000.
Die geologische Neukartierung Bosniens und der Herzegowina,
an welcher seit 11 Jahren gearbeitet wird, erfolgt in den montani-
stisch wichtigsten Gebieten des Landes im Katastralmaßstab 1 : 6250,
ferner in solchen Gegenden, wo es ebenfalls aus praktischen Gründen
auf eine detailliertere Aufuahme ankommt, i. M. 1: 25.000, sonst
aber, entsprechend dem Zwecke der ehetunlichen Schaffung einer
neuen geologischen Übersichtskarte des ganzen Landes, im Maßstab
1: 75.000. Diese verschiedenen topographischen Unterlagen bedingen
naturgemäß auch eine verschiedene Genauigkeit der geologischen Ein-
zeichnungen. Während in einzelnen Grundkarten die geologischen
45*
288 Verhandlungen. Nr. 13
Ausscheidungen teilweise so eingehend gegliedert und durchgearbeitet
erscheinen wie in Spezialkarten lange geologisch erforschter Länder,
bleiben sie in anderen Blättern mehr auf das wesentliche beschränkt
und zusammenfassend. R
Da es als Prinzip für die Ausarbeitung der geologischen Über-
sichtskarte Bosniens und der Herzegowina, die im Maßstab 1 : 200.000
zur Publikation gelangt), aufgestellt wurde, darin nur solche Aus-
scheidungen vorzunehmen, die im ganzen Lande gleichmäßig
durchgeführt werden können, ist es begreiflich, daß in dieser Karte
vielfach von der weiteren Gliederung selbst ganzer Formationsstock-
werke, zum Beispiel der mittleren und oberen Trias, die unter einer
Farbe zusammengefaßt sind, abgesehen werden mußte und daß ins-
besondere zahlreiche, teils praktisch, wie beispielsweise in der Zenica-
Sarajevoer Braunkohlenablagerung, jedenfalls aber wissenschaftlich
wichtige Einzelheiten nicht zur, Darstellung gebracht werden können.
Infolgedessen gelangen in der Übersichtskarte trotz der im Verhältnis
zum Maßstab relativ großen Anzahl von Ausscheidungen, die sie ent-
hält, weder die unter den hierländischen Verhältnissen oft äußerst an-
strengende, bei den Feldaufnahmen geleistete Arbeit, noch die erzielten
Ergebnisse vollständig genug zum Ausdruck.
Um aber die Früchte der großen, in den Manuskriptkarten nieder-
gelegten Arbeit dennoch der Allgemeinheit zugute kommen zu lassen,
ist mit Rücksicht auf die sehr bedeutenden, für die bescheidenen
Mittel unserer geologischen Landesanstalt dermalen unerschwinglichen
Kosten von im Farbendruck ausgeführten geologischen Karten, die
Herausgabe von Spezialkarten (1:75.000) mit aufgedruckten
Umrissen der geologischen Formationen beschlossen
worden. Diese auf starkem Papier gedruckten Karten, deren Terrain-
darstellung lichter als der Umrißaufdruck gehalten ist, so daß die
geologischen Einzeichnungen sehr deutlich hervortreten, sind durch
allen Ausscheidungen beigesetzte Buchstabenbezeichnungen zum
Selbstkolorieren eingerichtet und bieten nach meiner Mei-
nung einen brauchbaren Ersatz für in Chromodruck ausgeführte
Karten.
Vorläufig sind von diesen Formationsumriß-Spezialkartenblättern
zwei veröffentlicht worden, nämlich Z. 27, Kol. XIX „Tuzla“
und das östlich angrenzende Blatt Z. 27, Kol. XX „Janja“. Im Druck
befindet sich das an Tuzla westlich anstoßende Blatt Z. 27, Kol. XVII
„Gracanica-Tesanj“ und für die weitere Publikation werden zunächst
die Blätter „Sarajevo“ Z. 30, Kol. XIX und „Zenica-Vares“ Z. 29,
Kol. XVIII vorbereitet, worauf dann, sofern unser Versuch Anklang
findet, sukzessive die anderen bisher im Manuskript vorliegenden
Spezialkartenblätter Mittel-, Ost- und Nordbosniens folgen sollen.
Die Herausgabe erfolgt nicht etwa in der Reihenfolge, wie die
Blätter im Laufe der Zeit nacheinander aufgenommen wurden, sondern
!) Erschienen sind die Sechstelblätter: I „Sarajevo“ und II „Tuzla“, welche
ganz Mittel- und Ostvosnien von Jablanica a. d. Narenta, Travnik und Kobas a.
d. Save ostwärts bis zur Landesgrenze umfassen. Das III. Sechstelblatt „Banjaluka“
befindet sich in Vorbereitung.
1910 Bericht vom 31. Oktober. !"riedrich Katzer. 289
sie wird von praktischen Rücksiehten bestimmt. Daß das
von mir zuerst geologisch kartierte Spezialblatt „Tuzla“ auch als
erstes Formationsumrißblatt veröffentlicht wurde, hat seinen Grund
lediglich in der montanistischen und sonstigen praktischen Wichtigkeit
dieses Blattes, in dessen Bereiche mächtige Salz- und Kohlenlager
auftreten und wichtige Industrien betrieben werden. Und daß das erst
vor drei Jahren ausgeführte Blatt „Janja* gleich darauf folgt, beruht
auf ähnlichen Erwägungen.
Von den 64 Blättern, welche (abgesehen von geringfügigen
Zipfeln) ganz Bosnien und die Herzegowina umfassen, sind bis jetzt
24 vollkommen und 13 zum größeren Teil fertiggestellt
und in fast allen übrigen Blättern wurde mit der Aufnahme begonnen.
Wir sind danach in der Lage, 24, eventuell 37 Formationsumriß-
Spezialkartenblätter Bosniens und der Herzegowina nach Maßgabe
der Mittel in rascher Reihenfolge zur Ausgabe zu bringen.
Die Formationsumrißkarten bieten etliche Vorteile, die her-
vorgehoben sein mögen. Zunächst können sie natürlich wesentlich
billiger abgegeben werden als die mit beträchtlichen Herstellungs-
kosten belasteten Farbendruckkarten. Ferner ermöglichen sie die
Kolorierung mit Farben, Tinten oder Pastellstiften nach der inter-
nationalen, der österreichischen oder sonst einer beliebigen Skala,
die der individuellen Auffassung oder dem vorschwebenden Zweck
am besten entspricht; es braucht auch nicht die ganze Karte kolo-
riert zu werden, sondern eben nur der Abschnitt, welcher momentan
von hauptsächlichem Interesse ist, eventuell kann zur besseren Über-
sicht im ganzen Blatte nur dasjenige durch Farben herausgehoben
werden, worauf es vorzugsweise ankommt. Bei Exkursionen und geo-
logischen Spezialbegehungen dürften sich die Formationsumrißkarten
besonders nützlich erweisen, weil sie eventuelle Reambulierungen viel
leichter und übersichtlicher auszuführen gestatten als Farbendruck-
blätter, namentlich wenn man zugleich eine partiell kolorierte Karte
als Führkarte und ein nicht koloriertes Blatt für die Neueinzeich-
nungen nebeneinander im Felde benützt. Und da der Grenzverlauf
der Formationen und Stufen im Vordruck dauernd fixiert ist, entfallen
bei unseren Umrißbkarten auch manche von den Nachteilen der meisten
handkolorierten geologischen Karten anderer Anstalten, zum Beispiel
die Verschiebung der Grenzen durch den Zeichner, die Verwischung
der Grenzen durch Regentropfen oder durch unvorsichtiges Radieren
und dergleichen.
Auf den wissenschaftlichen Inhalt der beiden vorliegenden und
der später zur Ausgabe gelangenden Formationsumriß-Spezialkarten-
blätter gedenke ich bei anderer Gelegenheit näher einzugehen, da
die vorstehenden Zeilen lediglich den Zweck haben, die Fachgenossen
und Interessenten auf das Erscheinen der geologischen Formations-
umriß-Speziaikarten Bosniens aufmerksam zu machen. Es sei nur noch
erwähnt, daß das erste Blatt „Tuzla“ 33 und das zweite Blatt „Janja“
24 Unterscheidungen von sedimentären Schichtenstufen und Eruptiv-
gesteinen enthält.
290 Verhandlungen. Nr. 13
Maria M. Ogilvie-Gordon, Dr. Sc. Ph. Dr. F.L. S. Geolo-
sische Profile vom Grödental und Schlern.
Ich habe jetzt meine geologische Untersuchung des Schlern und
der Seiser Alpe abgeschlossen und dank dem Entgesenkommen der
k. k. geologischen Reichsanstalt wird die detaillierte Beschreibung
bei der nächsten passenden Gelegenheit im Jahrbuche veröffentlicht
werden. Es scheint mir aber von unmittelbarem Interesse zu sein, das
Fig 1
Ba W.N.W.
BURGSTAL P
SCHLERN GAMSTEIG 2515 m h BEER?
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Ansicht der Überschiebungsstruktur am Nordabhang des Schlern.
Maßstab: 1:29.500.
Wf = Werfener Schichten. — MD = Mendoladolomit. — Bu = Buchensteiner
Kalk. — AP = Augitporphyrit. — W = Wengener Schiefer, Tuffe, Tuffmergel etc.
mit Halobia Lommeli und Posidonomya Wengensis. — C = Üassianer Schichten:
(a) Tuffige Schiefer und Tuffe mit Pflanzenstengeln und einigen anderen Fossilien;
(b) harte graue Kalke und kalkige und tuffige Breccien, voll von typischen Bivalven und
Gastropoden; (c) Wechsel von Schiefern, Mergeln und Kalken, noch mit Mollusken-
formen, aber mehr Einschaltungen von „Cipitkalk“ mit Echinodermen und Korallen-
resten; (d) gut ausgeprägte Dolomitbänke mit dünneren Bändern von dunklem Tuft.
— SD = Schlerndolomit. — R = Raibler Sandsteine und kalkige Schichten. —
DD = Dachsteindolomit. — 7 = Schubflächen. — F, = Nord—Süd-Bruch durch
den Schlern. — F, = NW-—SO-Bruch durch den Burgstall.
Vorkommen von Cassianer Fossilien in Schichten, welche den Schlern-
dolomit des Schlern unterlagern, bekannt zu machen. Ich will darum
hier zwei Profile geben, welche durch das Gebiet im Norden des
Grödentales, gegenüber dem Langkofel gezogen sind. Dieselben dienen
zur Bekräftigung der Existenz einer Hauptschubfläche zwischen zwei
Gebirgsmassen, welche zwei verschiedene Triasfazies repräsentieren.
Fig. 1 bietet eine Ansicht der Nordseite des Schlern an ihrem
westlichen Ende, gesehen von der Seiser Alpe. Die Ansicht ist nach
1910 Bericht vom 31. Oktober. Maria.M. Oeilvie-Gordon. 991
dem Maßstabe gezeichnet, aber zugleich etwas landschaftlich gestaltet.
Ein wichtiger Schlüssel für das Verständnis des Baues dieses west-
lichen Endes des Schlern wurde mir dargeboten, als ich in diesem
Sommer sichere fossilführende Cassianer Kalke und Tufimergel kon-
kordant unter dem Schlerndolomit der Abstürze des Burgstall entdeckte.
Es wurde bisher immer angenommen, daß hier am westlichen Ende
keine Cassianer Schichten vorhanden seien und daß die Augitpor-
phyrite und Wengener Schichten unter dem Gamssteig auskeilen
innerhalb einer Riftormation von Dolomit desselben Alters. Aber es
ist hier eine normale Schichtfolge von den Buchensteiner Schichten
durch die Augitporphyrite, Wengener und Cassianer Schichten und
den Schlerndolomit bis zu den Raibler Schichten an der Burgstall-
terrasse vorhanden. In der Wengener und Cassianer Serie sind alle
paläontologischen Zonen vertreten (siehe Erläuterung zu Fig. 1) und
die harten grauen Kalke und Kalkbreccien, welche den Beginn der
oberen Cassianer Schichtgruppe bezeichnen, sind reich an den näm-
lichen Mollusken und an anderen Typen, welche man in den Pachy-
eardientuffen der Seiser Alpe gefunden hat.
Mysidiopter@ elongata Broili.
Mysidioptera incurvostriata v. Wöhrmann-Gümbel.
Mysidioptera angusticostata Broili.
Coelostylina similis Münst.
Decosmos macnlatus Klipst. var. Seisensis.
Einerinus varians Münst.
Enerinus Cassianus Laube.
Diese fossilführenden Schichten gehen nach oben hin über in
zwischengelagerte Cipitkalke, Mergel und Tuffe und dann in. Schlern-
dolomit, in dessen unteren Horizonten zwei gut markierte Bänder von
dunklen fossilleeren Tuffen vorhanden sind. Es sind das dieselben
wechsellagernden Tuff- und Dolomithorizonte, wie sie am Ochsenwald
unter der Schlernalpe steil nordwärts fallen. Die Tuffbänder werden
dieker und mehr unregelmäßig, sowie man dieselben ostwärts verfolgt
durch den Ochsenwald und den Mahlknecht gegen Fassa zu.
Aber die Schlerndolomithorizonte über und die Cassianer Hori-
zonte unter dieser zwischengelagerten Gruppe bleiben dieselben. Es
ist dort dann bloß eine lokale Verschiedenheit in der Dicke dieser
Bänder von tuffigem Material; aber selbst dort, wo diese am dünnsten
sind, erscheinen die oberen Cassianer Fossilien sehr reichlich in den
unterlagernden Kalken und unterhalb der gesamten Mächtigkeit des
Schlerndolomits im Burgstall.
Die Schichtfolge des Burgstall, welche die porphyritischen, kal-
kigen und tuffigen Wengener und Cassianer Schichten umfaßt, ist
auf eine dolomitische Fazies aufgeschoben, in welcher die Buchen-
steiner Schichten von geschichteten Dolomiten gefolgt sind, die wahr-
scheinlich das Alter der Wengener Schichten haben. Ein wichtiger
Zug im Gebirgsbau ist die Durchschneidung dieser Schubfläche durch
eine: spätere Fläche von sehr geringer Neigung, welche sich ohne
Unterbrechung von der aufgeschobenen Masse in die darunter liegende
Masse fortsetzt und die Neigung dieser Ebene ist gleich der früheren
Verhandlungen, Nr. 13
292
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1910 Bericht vom 31. Oktober. Maria M. Ogilvie-Gordon. 293
Fig. 2 und 3. Profile zur Erläuterung der Überschiebungsstruktur am Nordhange
des Grödentales gegenüber dem Langkofel.
Fig. 2 Maßstab: 1:25.000. — Fig. 3 Maßstab: 1:33.300.
Höhen in Metern.
Perm: @S — Grödener Sandstein. — BK = Bellerophonkalk.
Trias: Wf = Werfener Schichten. — MD —= Mendoladolomit. — Bu —= Oberer
Muschelkalk und Buchensteiner Schichten. — AP = Augitporphyrit. — Wg =
\Wengener Schiefer und T'ufte. — SD — Schlerndolomit. — 7, und 7, = Schub-
flächen. — f = spätere Brüche,
Ebene eine östliche. Ich verfolgte die Schubfläche südwärts und ost-
wärts durch den Schlern zum Fassatal und fand, daß die Porphyrite
und Tuffe auf der Südseite des Schlern die Quetschungszone zwischen
den überschobenen und den unterliegenden Massen einnehmen. Die
Details der Struktur werden in meiner ausführlichen Arbeit erörtert
werden.
Fig. 2 und 3 sind Profile, gezogen durch die Hügelgegend im
Norden des Grödentales und dienen zur Ergänzung der Geologie des
Langkofeldistrikts auf der Südseite dieses Tales. Die Hauptschub-
fläche ist hier unter dem Gipfel des Pitschberges aufgeschlossen. Ich
verfolgte sie nordwärts bis zu den kalkig-dolomitischen Felsmassen
des Seceda pik, welcher der westlichste Ausläufer der Geißler Spitzen
ist. Sogleich südlich vom Pitschberg ist der Aufschluß der Schubfläche
lokal gesenkt, infolge des Vallbach- und Schnatschalpebruches, aber
sie erscheint dann wieder in den Mendoladolomit- und Buchensteiner
Horizonten rings um die Basis der Schnatschalpe und setzt sich quer
durch das Grödental bis zum Gebiete des Langkofel fort.
Ich fand, daß wenn ich sie entweder nord- oder südwärts vom
Pitschberg verfolgte, die Basis des aufgeschobenen Gesteinskomplexes
durch jüngere Schichten als am Pitschberg gebildet wurde und beob-
achtete ein auswärts gerichtetes Schichtfallen sowohl gegen Norden
als gegen Süden. (Siehe Fig. 3.) Also repräsentieren die Werfener
Schichten am Gipfei des Pitschberges ein ostwestliches Gewölbe
innerhalb der aufgeschobenen Masse.
Eine andere niedrig liegende Schubfläche ist am Pitschberg in
den jüngeren Horizonten an den Ostabhängen vorhanden und bezeugt
die Aufeinanderhäufung von Schuppen innerhalb der aufgeschobenen
Masse. Auch diese Fläche setzt sich durch das Gebiet des Langkofels
hindurch fort.
Die unterlagernde Masse, welche die Sorasasalpe oder die
Westabhänge des Pitschberges aufbaut, ist durch einen widersinnigen
Bruch durchschnitten, welcher steil ostwärts geneigt ist. An seinem
Aufschlusse in dem Gran Roaberg sind die Werfener Schichten des
Östflügels in geringem Ausmaße über den Mendoladolomit des West-
flügels getrieben. In meiner geologischen Karte der beiden Seiten
des Grödentales ist die Gran Roaverwerfung dargestellt als die
nördliche Fortsetzung des N—S-Pozzaleverwurfes zwischen Langkofel
und Sellamassiv und zwischen dem Durongehänge und Rodellaberg
mit Absenkung auf der Westseite. Im Osten des Pitschberges durch-
zieht eine Serie von Staffelbrüchen die Aschkler- und Ineisaalpe, an
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 13. Verhandlungen. 46
294 Verhandlungen. Nr. 13
welchen die östlichen Flügel gesenkt sind. Es sind das die Fort-
setzungen derjenigen Brüche, welche ich schon beschrieben habe im
Sellamassiv, Grödenpaß und Gardenazzamassiv und ihre kartographische
Position wird aus meiner nächsten geologischen Karte dieses Gebietes
zu ersehen sein. Sie durchziehen die Dolomitmassen des Seceda und
der Geißler Spitzen im Norden der Aschkler- und Ineisaalpe.
Diese Profile bewahrheiten in guter Übereinstimmung die Deu-
tung, welche ich für den Langkofeldistrikt gegeben habe a) die nach
West gerichtete Überschiebung einer gefalteten Gebirgsmasse, welche
die Laven und Tuffe vom Alter der Wengener und Cassianer Schichten
umfaßt, 5) die Durchschneidung von älteren Schubflächen durch jüngere
Schubflächen und Verwerfungen, c) die Deformation der unterliegenden
Schubmassen durch Faltungen, Brüche und Cleavageflächen, welche
verschiedenen Drucksystemen entsprechen, in dieser Gegend einem
ost-westlichen und einem NNE—SSW gerichteten System.
Prof. M. KiSpatic. Der Sand von der Insel Sansego
(Susak) bei Lussin und dessen Herkunft.
Die der kroatischen und dalmatinischen Küste vorgelagerte
Inselreihe besteht aus Kalken wie die Küste selbst und beide zeigen uns
durchweg das Bild des Karstes. Wenn wir aber von der Insel Lussin
auf die kleine Insel Sansego (Susak) treten, so finden wir uns auf
einmal in eine fremde Welt versetzt, in eine Sandoase, von der
Stache sagt, es ist das „eine morphologische Sehenswürdigkeit und
ein halbes geologisches Rätsel und Wunder“. Und woher diese mäch-
tige Sandanhäufung, diese Sandinsel im Meere von Kalken? Diese
verlockende Frage hat viele Geologen !) beschäftigt und man versuchte
auf verschiedene Weise das Rätsel zu lösen. Man begnügste sich dabei
mit Spekulationen ohne wissenschaftliche Grundlage, nur Salmoj-
raghi machte dabei eine Ausnahme. Lorenz meinte, es waren hier
in der Pliocänzeit von untermeerischen Quellen aufgewirbelte Sand-
haufen, die dann über Meeresniveau gehoben sind, was G. Stache
nicht zugeben will, da der Sand doch aus einem älteren, entweder
auf oder unter dem oberen Rudistenkalk, welcher die Basis der Insel
Sansego und des Meeresbodens im weiten Umkreis bildet, ausgebrei-
teten mürben Sandstein oder losen Sandablagerung stammen müßte.
Bemerkenswert ist, was Stache weiter sagt: „Die ganze genau be-
kannte Schichtenfolge des Festland- und Inselgebietes der Küsten aber
bietet keinen Horizont, aus dessen Zerstörung und Umlage-
1) A. Fortis, Saggio d’osservazioni sopra l’isola di Cherso ed Ossero,
Venezia, 1771. — Lorenz, Skizzen aus der Bodulei, Petermanns Mitt. 1859. —
Marchesetti, Cenni geologici sull’ isola di Sansego, Bull. soc. adr. di sc, nat.
VII. Trieste 1882. — G. Leonardelli, Il Saldame, il Rego e la Terra di Punta
Merlera in Istria, Roma, 1884. — G. Stache, Verbreitung und Höhenlagen von
Äquivalenten der Sandablagerungen von Sansego. Verh. d.k.k. geol. R.-A., Wien
1888, 255. — Stache, Die liburnische Stufe und deren Grenzhorizonte, Abhand-
lungen d. k. k. geol. R.-A,, Wien XIII. 1889. 72. — F. Salmojraghi, Sull’
origine padana della sabbia "di Sansego nel Quarnero; R. Inst. Lomb. di sc. e lett.
Milano XI. 1907.
1910 Bericht vom 31. Oktober. Prof. M. Kispatic. 295
rung sich ein so gleichförmig feines Material in der
Mächtigkeit, wie es Sansego bietet, ableiten ließe.“
Wir werden sehen, daß es mir oelingen wird, den Beweis zu
erbringen, daß gerade in den Kalken eine genügende Menge von
gleichförmigem feinem Material vorhanden ist, um eine ähnliche Bildung
zu ermöglichen. — G. Leonardelli dachte, daß heiße, kieselreiche
Quellen den Sand hervorbrachten. Fortis, Marchesetti und
Stache glaubten, daß oberirdische Flüße des alten Quartärlandes
das sandige Material an den Mündungen zum Absatz brachten. Stache
dachte „an ein Zusammenwirken fluviatiler Absätze in weitgedehnten
Überschwemmungs- und Deltagebieten und nachträglicher äolischer
Umlagerung des Absatzmaterials oder zum Teil an eine rein sub-
aörische, dem Vorgang der Lößbildung verwandte Form der Material-
anhäufung“. Den Sand selbst und seine mineralogische Natur hat
niemand untersucht, es fehlte also jede wissenschaftliche Grundlage
zur Beurteilung und Vergleichung des Materials. Den richtigen Weg
hatSalmojraghi eingeschlagen, um zurLösung der Frage zu kommen.
Er untersuchte mikroskopisch die Bestandteile der Sande nicht nur
von Sansego, sondern auch von mehreren Punkten an dem östlichen
und westlichen Ufer der Adria (Almissa, Cherso, Triest, Isonzo, Po,
Ravenna, Porto S. Giorgio), um eine sichere Grundlage zur Beurteilung
und Lösung dieser Frage zu bekommen. Auf Grund dieser Unter-
suchungen kam Salmojraghi zu dem Schluß, daß der Sand von
Sansego seine Entstehung der Anschwemmung vom Po zu danken
hat. Der Po fließt durch ein ausgedehntes Gebiet von kristallinischen
Schiefern und der Sand im Po steht im Einklange mit diesem Ur-
sprung. Über das alte Adrialand brachte der Po den Sand bis zur
jetzigen Insel Sansego und nach Untersuchungen von Salmojraghi
sollen die Sande von der Insel Sansego mit jenen in der Poebene
vollkommen übereinstimmen. Die geologischen Schwierigkeiten müssen
natürlich vor dieser Tatsache schwinden. Leider sind aber die mikro-
skopischen Untersuchungen von Salmojraghi in einer Form gegeben,
daß man sich überhaupt kein Urteil über dieselben bilden kann.
Außer den Namen der vorkommenden Mineralien werden keine physio-
graphischen Eigenschaften angegeben. Ich kenne den Sand vom Po
nicht und kann nicht sagen, ob er mit dem von Sansego übereinstimmt,
das Verzeichnis der Mineralien von Sansego, nach meinen Unter-
suchurgen, deckt sich aber nicht vollkommen mit dem Verzeichnis von
Salmojraghi. Eine besondere (Gelegenheit veranlaßte mich, in
die Frage näher einzugehen und führte mich zu einem Resultate, das
die Frage über die Herkunft des Sandes von Sansego in ein ganz neues
Licht brachte. Ich glaube, daß mir im folgenden gelingen wird, nach-
zuweisen, daß
1. der Sand von derInselSansego (Susak) mit allen
seinen Bestandteilen aus den Kalken und Dolomiten
des Karstes stammt;
2. daß unterirdische Flüsse des Karstes nach Auf-
lösung des Kalkkarbonats die eingeschlossenen Mine-
ralien, meistens Quarz und Silikate, bei der untermee-
rischen Mündung nicht nur bei Sansego, sondern auch
46*
296 Verhandlungen. Nr!
an vielen anderen Stellen als Sand hervorbringen und
anhäufen.
Obwohl diese Erklärung ganz eigentümlich erscheint, so wird
sich doch zeigen, daß sie sehr einfach und natürlich ist. Wir werden
sehen, daß alle Mineralien des Sandes von Sansego in den Kalken
unseres Gebietes vorkommen und daß sie in jeder Hinsicht mit
ihnen übereinstimmen. Wir werden sehen, daß einige unter-
meerische Quellen vor unseren Augen denselben Sand hervor-
bringen und zuletzt, daß die terra rossa unseres Karstes haupt-
sächlich Mineralien ganz ähnlich jenen von Sansego
enthält.
Ich besuchte die Insel Sansego im Frühjahr 1910. Die Unter-
lage der Insel besteht aus lichtem Rudistenkalk. Wie auf einem Teller,
dessen Ränder selten einige Dezimeter über das Meeresniveau hervor-
ragen, steht eine Lage von Sand bis 90 m Höhe. Der graugelbliche
Sand zeigt steile Wände, indem er, wie es seiner physikalischen Natur
entspricht, lößartig abbröckelt, und ist durch tiefe Furchen von
Regenwasser zerschnitten, ruinenartige Taleinschnitte bildend. Das
pittoreske Bild wird durch terrassenförmig angelegte Weingärten noch
erhöht. Die Kalkunterlage habe ich außer am Rande der Insel nur
an einer Stelle in einer tiefen Furche unweit des unteren Dorfes
gesehen. Die Grundfläche der Insel beträgt etwa drei Quadratkilometer
mit 9 km Küstenentwicklung. Der Sand ist feinkörnig und ziemlich
gleichmäßig. Er zeigt keine Schichtung, nur die oberste Schicht,
die Kulturschicht ist porös, lößartig und enthält Land- und Süßwasser-
schnecken. An den Seitenwänden vorkommende Schnecken sind nur
in etwas härter gewordenen Krusten beim Hinunterfallen stecken ge-
blieben. Im Sande selbst sind keine Reste zu finden.
Ich habe den größten Teil der Insel begangen und von ver-
schiedenen Stellen und verschiedenen Tiefen Sand gesammelt und
mikroskopisch untersucht und einen nennenswerten Unterschied
nirgends gefunden. Indem der größere Teil der Mineralien im Sande
in sehr geringer Menge vorkommt und dazu dessen Körner und
Blättehen eine Größe zwischen 0°05 und 025 mm besitzen, so war
es nötig, bei der zeitraubenden Untersuchung mit großer Vergrößerung
das Material zu separieren. Ich nahm dazu eine Thouletsche Lösung
mit Sp. G. = 3'18. Die niedergefallenen Mineralien sowie die schwe-
benden wurden für sich gesammelt und bei der mehrmals wieder-
holten, gemessenen Verdünnung wurde dasselbe Verfahren durchge-
führt, so bekam ich jedesmal ein Material, in dem die einzelnen
Mineralien angereichert vorkommen. Bei mikroskopischer Untersuchung
fand ich im Sande folgende Mineralien:
1. Quarz ist der häufigste Bestandteil des Sandes; er besitzt
meist keine bestimmte Form; er ist farblos, aber auch grau, schwarz,
braun und rot durch Einschlüsse gefärbt. Hie und da führt er runde
oder rhomboedrische Einschlüsse von Karbonaten, was für Quarze in
den Kalken sehr charakteristisch ist.
2. Karbonate als Kalzit und Dolomit sind in großer Menge
vorhanden. Dolomitrhomboeder konnte man leicht als solche durch
ddas spezifische Gewicht erkennen.
1910 Bericht vom 31. Oktober. Prof, M. Kifpatic. 297
8. Feldspate sind durch eine größere Anzahl von Arten ver-
treten. Sie erscheinen immer in winzigen, unregelmäßigen Blättchen.
Die allergrößten messen 025 mm, gewöhnlich sinken sie tief unter
0:1 mm. Zwillinge sind selten, meist bei basischen Arten. Sauere Arten
führen hie und da eingeschlossene Säulchen von grünlicher Hornblende.
Meist sind sie einschlußfrei. Schöne Zwillinge bei einer Auslöschung
von 20° :219%, 16° :12° 170:17°, wobei « und y eine bedeutend
größere Lichtbrechung als Kanadabalsam besitzen, gehören der An-
desin-Labradoritreihe an. Feldspate, deren Brechungsexponent = =,
+ >, dann « < und y = dem des Kanadabalsams und kleine Aus-
löschungsschiefe besitzen, sind dem Oligoklas zuzuzählen. Die meisten
Feldspate haben kleinere Brechungsexponenten als Kanadabalsam, in-
dem sie aber weder Zwillingslamellen noch Spaltungsrisse besitzen.
so kann man nicht sagen, ob sie immer dem Albit angehören. Ein
einfaches Individuum zeigte in der Mitte des Gesichtsfeldes den Aus-
tritt der positiven Bisectrix und eine Auslöschung von 19°, « und y
kleiner als bei Kanadabalsam, gehört somit zu Albit.
Schön ausgebildete Mikrokline sind selten, kommen aber doch
vor; sie zeigen schöne Gitterstruktur und auf P symmetrische Aus-
löschung von 16°,
Das Vorkommen von monoklinem Feldspat ist nicht sicher fest-
zustellen.
4. Muskovit ist im Sande sehr verbreitet. Der Achsenwinkel
2 7=39°, 41°, 42°. Feinschuppige Aggregate von Serizit haben meist
eirunde Formen.
5. Phlogopit ist neben Muskovit immer vorhanden. Er ist
meist optisch einachsig oder der Achsenwinkel ist sehr klein, steigt aber
bis 27°. Er führt gewöhnlich viele Einschlüsse, die ihn trüb und un-
durchsichtig machen. Es sind dies meist winzige Rutilnadeln, manch-
mal auch schöne und große Kristalle und Zwillinge von Rutil. Manch-
mal finden sich auch eingeschlossene Hämatite.
6. Biotite im Sande sind gelbbraun, optisch ein- und zwei-
achsig. Ich habe gemessen 2 V = 14° und 2 V = 2".
7. Amphibolminerale sind im Sande stets vorhanden. Die
säulenförmigen Gestalten sind entweder farblos oder schwach grün,
grasgrün, tiefgrün bis braungrün. Pleochroismus ist bei grünen Formen
immer deutlich, 7 hat blaue Farbentöne, oft glaukophanähnlich. Alle
sind optisch negativ und die Auslöschungsschiefe klein, aber nie so
klein wie bei Glaukophan. Das spezifische Gewicht wächst mit der
Farbe.
8. Granate sind häufige Bestandteile des Sandes. Sie sind
gewöhnlich farblos, selten leicht rötlich. Brechungsvermögen sehr hoch.
Meist sind es Bruchstücke mit muscheligem Bruche, selten Kristalle,
die als zierliche, regelmäßige Rhombendodekaeder oder als plattge-
drückte Dodekaeder erscheinen. Manchmal führen sie rundliche oder
nadelförmige Einschlüsse, wahrscheinlich von Rutil.
9. Chlorit erscheint in winzigen, frisch aussehenden Blättchen,
welche grün, gelblichgrün oder graugrün gefärbt sind. Optisch ist er
einachsig und positiv.
398 Verhandlungen. Nr!
10. Epidot erscheint in winzigen, unregelmäßigen Körnern von
gelber oder grünlichgelber Farbe, auch farblos mit starker Licht-
brechung und Doppelbrechung.
1l. Klinozoisit kommt oft in Verbindung mit Epidot vor. Er ist
farblos, blaßgrün oder gelblich, besitzt schiefe Auslöschung, bläuliche
Polarisationsfarben und ist optisch positiv.
12. Zoisit. Tafelförmige Körner oder Säulen, farblos, mit starker
Lichtbrechung, schwacher Doppelbrechung, zweiachsig, positiv, Achsen-
winkel (2 F) gegen 34%, a > v, gehören wahrscheinlich dem Zoisit.
13. Disthen ist immer in einzelnen Blättehen vorhanden und
leicht zu erkennen. Unregelmäßige, farblose Blätter liegen auf der
Fläche M, nach der sie tafelförmig abgesondert sind; Spaltrisse nach P
und 7 sind oft vorhanden. Lichtbrechung stark, Doppelbrechung
gering; beinahe senkrecht auf M tritt die negative Bisectrix auf. Die
Achsenebene bildet mit 7 einen Winkel von 300—32°, Achsen-
winkel groß.
14. Staurolith scheint sehr selten zu sein. Ich fand eine
tafelförmige Säule mit starkem Pleochroismus: der Länge nach gelb-
braun, senkrecht dazu dunkelbraun. In der Mitte des Gesichtsfeldes
tritt eine optische Achse auf, der Achsenwinkel muß groß sein; optischer
Charakter ist positiv.
15. Turmalin ist sehr verbreitet. Manchmal findet man hemi-
morphe Kriställchen (005 mm), gewöhnlich sind es aber kurze Säulchen
mit geraden Terminalflächen. Pleochroismus stark; die Farbe des
ordentlichen Strahles ist blaß, braun, gelbbraun, dunkelbraun oder
dunkelblau ; die entsprechenden Farben nach e: farblos, grau, gelblich,
lichtgelb.
16. Titanit ist unter den schweren Mineralien des Sandes
stets vorhanden. Fr erscheint in unregelmäßigen Körnern von blaß-
grauer Farbe. Die Oberfläche erscheint wie parkettiert. Die Licht-
brechung und Doppelbrechung stark; optischer Charakter positiv; der
Achsenwinkel wurde mit Schraubenmikrometerokular auf 2 V = 28° ge-
messen. Die Dispersion sehr stark, p > v. In einem Titanitkorn wurden
eingeschlossene prismatische Kriställchen getroffen, die wahrscheinlich
dem Rutil angehören.
17. Korund wurde in den Kalken des kroatischen Karstes ge-
funden, und hier im Sande erscheint ein Mineral, manchmal in einer
Form, die an diejenige des Korundes in Kalken stark erinnert, so daß
es sehr wahrscheinlich ist, daß es dem Korund angehört. Es sind dies
knotenförmige, unregelmäßige Körner von etwa 0'05 mm, mit hoher
Lieht- und geringer Doppelbrechung. Die Einachsigkeit und negativer
optischer Charakter ist nicht besonders deutlich, aber sehr wahr-
scheinlich. Einmal fand ich in einem solchen Korn eine Menge win-
ziger, schwarzer Einschlüsse, wie sie im Korund in den Kalken vor-
kommen. Das Mineral kommt sehr selten vor.
18. Brookit muß äußerst selten sein, da nur ein einziges Korn
sefunden wurde. Das Korn (01 X 0:15 mn) liegt auf einer Fläche,
zu der parallel eine blätterige Absonderung zu sehen ist. Es hat
tiefgelbe Farbe, ist optisch zweiachsig, positiv und hat sehr starke
1910 Bericht vom 31. Oktober. Prof. M. Kispatie. 2099
Dispersion, % > v. Der Achsenwinkel, gemessen mit Schraubenmikro-
meterokular, bei angenommenem % = 2:56, beträgt 2 P = 21 30°.
19, Rutil ist ein sehr gewöhnlicher Gemengteil des Sandes.
Er kommt in Form von unregelmäßigen Körnern, in Kristallen von
verschiedener Schärfe und knie- und herzförmigen Zwillingen vor. Er
ist gewöhnlich rötlichgelb, aber auch manchmal bräunlich und dann
pleochroitisch (0 = gelblich, e = braungelb).
20. Zirkon ist reichlich vorhanden wie Rutil und hat gewöhnlich
dieselbe Größe. Erscheint meist in schön ausgebildeten Kristallen mit
scharfen Kanten, aber auch tonnenförmig mit abgerundeten Kanten
und Flächen. Oft sind die Kristalle schön zonar gebaut. Sie führen
oft blasenförmige Einschlüsse, manchmal auch mit beweglicher Libelle.
Winzige Zirkonkriställchen als Einschluß kommen auch vor.
21. Apatit kommt im Sande äußerst selten vor. Ich habe nur
zwei säulenförmige Kriställchen getroffen.
22. Limonit ist im Sande sehr reichlich vorhanden. Andere
Eisenerze habe ich nicht gefunden.
Außerdem sind im Sande noch einzelne Körner, die nicht be-
stimmbar waren, vermute darunter ein Mineral aus der Olivingruppe
(Monticelit) gesehen zu haben. Wenn wir dieses Mineralverzeichnis
mit demjenigen von Salmojraghi (siehe Tabelle) vergleichen, so
werden wir sehen, daß ich keine Pyroxene anführe, während nach
Salmojraghi dieselben häufig vorkommen. Ich habe aber keine
Spur weder von rhombischen noch von monoklinen Pyroxenen getroffen,
obwohl ich darauf meine volle Aufmerksamkeit richtete. Wie wir
gleich sehen werden, stimmen mit dieser Tatsache auch die Resultate
der Untersuchungen in den Kalken und in der terra rossa voll-
kommen überein. Weiter erwähnt Salmojraghi im Sande Serpentin,
ich habe aber von Serpentin keine Spur gesehen. Ob die Mineralien
im Sande von Sansego mit jenen vom Po übereinstimmen, kann ich
nicht beurteilen, will auch nicht diskutieren, ob ein Fluß aus einem
kristallinischen Gebiete so ein charakteristisches Gemenge von Mine-
ralien zusammenbringen kann, da ich den Boden der Tatsachen nicht
verlassen will. Wir haben hier, wie ich schon erwähnt habe, in den
Kalken das Muttergestein des Sandes zu suchen und werden es auch
leicht finden.
Vor etwa sechs Jahren hat Dr. Fr. Tucan, Kustos am mine-
ralogischen Museum in Agram, auf mein Anraten die Untersuchung
der Kalke des kroatischen Karstgebietes vorgenommen und eben zu
Ende geführt. Die Arbeit wird in deutscher Sprache unter dem Titel:
„Die Kalksteine und Dolomite des kroatischen Karst-
gebietes* in „Annales Geologiques de la peninsule bal-
kanique, Belgrade“ erscheinen. Da ich den Verlauf der ganzen
Arbeit mitangesehen habe, so sind mir die Resultate vollkommen be-
kannt und ich kann sie mit Kenntnis und Erlaubnis des Verfassers, so-
weit sie für uns Interesse haben, bekanntgeben.
Die Kalksteine des kroatischen Karstes aus der Karbon-, Trias-,
Jura-, Kreide- und Eocenformation führen überall unı immer in geringer
Menge eine Anzahl von Mineralien, die sicher keine Kontaktmineralien
sind, ziemlich gleichmäßig verteilt. Die vorkommenden Dolomite sind
300 Verhandlungen. Nr. BB
in dieser Hinsicht vollkommen gleich. Die vorkommenden Mineralien
stimmen der Art, Größe und dem ganzen Habitus nach überein mit jenen
im Sande von Sansego, so daß man die mikroskopischen Präparate
von Mineralien aus dem Sande mit jenen aus dem Kalk leicht ver-
wechseln kann. Es herrscht hier kein Unterschied. Die
Mineralien der Kalksteine sind in Kürze die folgenden;
Quarz, meist unregelmäßig, farblos, gefärbt; enthält Einschlüsse
von Karbonaten; Kristalle haben gezahnte Eindrücke von Kalk.
Feldspate als Mikrokline, Albite, Oligoklase und basischere
Plagioklase.
Die Glimmer sind als Muskovit, Serizit, Phlogopit und
Biotit entwickelt und enthalten dieselben Einschlüsse wie im Sande,
Die Amphibolmineralien sind in denselben farblosen, bläu-
lichen, grünen Arten vorhanden.
Granate sind meist farblos oder rötlich; Kristalle und
Bruchstücke.
Chlorite sind grünlich und gelblich; optisch positiv.
Epidote und Klinozoisite haben dasselbe Aussehen wie
im Sande. Ebenso ist es mit dem Zoisit.
Disthen hat dasselbe Aussehen und optische Eigenschaften
wie im Sande.
Staurolith ist sehr spärlich auch im Sande und hat ähnliche
Farben und Pleochroismus.
Turmaline kommen in denselben Formen und Farben vor.
Titanite erscheinen in Körnern; 2 P ist klein; p > v.
Korund wurde in Kalken sicher nachgewiesen; er kommt auch
in bläulichen Körnern vor.
Rutil kommt in derselben Farbe und Formenreihe vor.
Zirkon erscheint in scharfen und gewölbten .Kristallen und
ist oft zonar gebaut.
Apatit ist auch in den Kalken selten.
In den Kalken wurde außerdem gefunden: Gips, Anhydrit,
Pyrit und Hämatit. Daß diese Minerale im Sande fehlen, ist
leicht verständlich. Im Kalke wurde noch gefunden: Chloritoid,
Fluorit, Periklas und Koppit, aber äußerst selten, und es ist
nicht ausgeschlossen, daß man sie im Sande noch finden wird, da ein
Auffinden von Seltenheiten nur dem Zufall zu danken ist. Brookit
wurde in den Kalken nicht gefunden, was man vielleicht auch dem-
selben Grunde zuzuschreiben hat.
Der Vergleich der Mineralien im Sande und in den Kalken sagt
uns, daß der Sand aus den Kalken stammen kann. Wir haben aber
noch einen weiteren Beweis, der uns diese Herkunft noch wahr-
scheinlicher macht. Diesen Beweis finden wir in der terra rossa,
deren Erscheinung wohlbekannt, aber deren Natur und Entstehung
noch nicht erklärt ist. Wie bei dem Sande von Sansego, so haben bei
der Besprechung der terra rossa die Geologen die mineralische
Zusammensetzung immer beiseite gelassen und kamen nicht zur
sicheren Erklärung. Es war natürlich, daß Dr. Fr. Tucan bei der
Untersuchung der Kalke auch die terra rossa in den Bereich seiner
1910 Bericht vom 31. Oktober. Prof. M. Kispatic. 301
Studien, deren Resultate in Kürze veröttentlicht werden, zezogen hat.
Es wird hier der Beweis erbracht, daß die terra rossa aus den
Kalken entsteht und daß in derselben dieselben Mineralien wie in
Kalken vorkommen. Diese Mineralien sind nun vollkommen iden-
tisch mit jenen im Sande von Sansego. Die Mineralien der
terra rossa sind: Quarz, Muskovit, Serizit, Phlogopit,
Biotit, Mikroklin, Plagioklase, farblose, grüne, bläuliche, bräun-
liche Amphibole, farblose und rötliche Granate, Chlorite,
Epidote, Klinozoisite, Zoisite, Disthen, Turmaline,
Titanit, Apatit, Rutil, Zirkon, Periklas, Korund und
Limonit.
In der terra rossa selien wir, daß die Mineralien der Kalke
nach Entfernung des Kalkkarbonats unverändert zurückbleiben können
und es ist verständlich, daß dieselben noch leichter durch unter-
irdische Karstflüsse erhalten und fortgeführt werden können. Die
Herkunft der Sande von Sansego ist uns also durch die Mineralien
in den Kalken und der terra rossa in besseres Licht getreten.
Den Anstoß zu dieser kleinen Arbeit habe ich in einer Er-
scheinung. in der Bucht von Buccari (Bakar) erhalten. Hier
fand ich zugleich den besten Beweis, daß der Sand von Sansego aus
den Kalken stammt. Bei einem Aufenthalt in Porto Re (Kraljevica)
sah ich größere Segelschiffe, wie sie in der Bucht von Buccari
aus beträchtlicher Tiefe Quarzsand heraufbaggerten, um ihn zu Bau-
zwecken zu verkaufen. In unmittelbarer Nähe des Sandes be-
findet sich eine mächtige untermeerische Quelle, Cerno genannt.
Beim Nachdenken über die Herkunft des Sandes in einem Becken
aus Kalk erinnerte ich mich unwillkürlich an mineralogische Unter-
suchungen von Dr. Tudan über Kalke, und so kam mir der Gedanke,
daß der Sand aus den Kalken kommen kann. Der nächste Gedanke
führte mich an die Insel Sansego. Die Bucht von Bucecari hat
unzählige untermeerische Sübwasserquellen. Etwa fünf Minuten vom
Fischerdorf Buccarizza (Bakarac) gegen Buccari befinden sich
an mehreren Punkten dicht nebeneinander an der Küste kleine Süb-
wasserquellen. Anfangs ist das Meer seicht und man sieht das
strömende Süßwasser, aber bald senkt sich der Boden senkrecht
hinab und da verliert sich die Strömung. Das Süßwasser ist durch
das ganze Jahr vollkommen klar und rein und doch findet man an
der ersten stufenförmigen Vertiefung, wie ich später sah, im Meere
Quarzsand. Eines Tages fand ich an der beschriebenen Stelle,
Zminjac genannt, einen Mann in einer kleinen Barke, wie er mit
einer Hacke aus geringer Tiefe Quarzsand hervorholte. Jetzt war
mir alles klar. Der Sand in der Bucht von Buccari findet sich
nur in Verbindung mit Quellen, die das Wasser von unterirdischen
Karstflüssen haben. Ob hier in einer Minute oder in einer Stunde
ein Korn dazukommt, das ist für geologische Rechnung Nebensache.
Ich brauchte nur zu bestimmen, daß der Sand hier aus Mineralien, die
in Kalken vorkommen, besteht. Ich sammelte das notwendige Material
aus Öerno und Zminjac, fuhr nach Sansego und untersuchte mikro-
'skopisch das ganze Material. Die zeitraubende Arbeit der Trennung
von Mineralien mittels der Thouletschen Lösung sowie die Herstellung
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910, Nr. 13. Verhandlungen. 47
302 Verhandlungen. Nr. 19
von über 100 Präparaten führte mit besonderer Geschicklichkeit
Dr. Tucan aus.
# Die mikroskopische Untersuchung ergab, daß die Sande von
Cerno und Zminjac aus den Kalken stammen, wie wir im folgenden
ersehen.
Der Sand von Gerno führt Karbonate und zierliche Foramini-
feren, von denen Salmojraghi sagt, daß sie auch im Sande von
Sansego vorkommen. Im Sande von Üerno habe ich noch folgende
Mineralien gefunden:
Quarz wie im Kalke; prismatische Kristalle sind manchmal
voll von Karbonaten und die äußeren Umrisse wie gesägt von an-
srenzenden Kalkindividuen, ganz wie in den Kalksteinen.
Feldspate sind meist saure Plagioklase ohne Zwillings-
lamellen;vorkommende Zwillinge gehören dem Andesin an. Mikroklin
habe ich nicht getroffen. In Größe und Habitus sind die Feldspate
vollkommen denjenigen in den Kalken und im Sande von Sansego
ähnlich.
Muskovit führt oft zierliche Rutilnadeln als Einschluß; 2 V/ =
42° 30‘. Vorkommender Phlogopit ist voll von eingeschlossenem
Rutil. Biotit ist ein- und zweiachsig.
Amphibolmineralien sind auch hier farblos, grünlich mit
bläulichen Farben nach y; es kommen auch gelbbraune und tiefgrüne
Arten, sonst mit demselben Habitus vor.
Granate sind gewöhnlich farblos oder schwach rötlich, meist
in Form von scharfkantigen Bruchstücken.
Chlorit in grünen oder bläulichgrünen Blättchen; optisch
positiv; Achsenwinkel klein, aber unmeßbar.
Epidot meist gelb, oft verwachsen mit Klinozoisit.
Disthen kommt in farblosen, winzigen Blättchen nach M vor;
Auslöschungsschiefe 32°,
Turmalin ist verschieden gefärbt (gelb, braun, bläulich): er
führt manchmal Einschlüsse von Rutil.
Titanit kommt in unregelmäßigen Körnern von lichter Farbe
vor, ist optisch positiv, der Achsenwinkel nicht größer als 300; p >».
Kristallform wurde nur an einem einzigen Individuum gefunden.
Rutil kommt in unregelmäßigen Körnern, schönen, einfachen
Kristallen und Zwillingen vor. Ist gewöhnlich von gelber Farbe, wird
aber auch kastanienbraun.
Zirkon kommt in scharfen und tonnenförmigen gewölbten
Kristallen vor; zeigt oft schönen zonaren Bau und führt eingeschlossene
Zirkonkriställchen.
Ein lang ausgezogener Würfel eines isotropen Minerals mit
schwächerer Lichtbrechung als Kanadabalsam gehört wahrscheinlich
dem Fluorit an.
Von Eisenerzen findet man Hexaeder von Pyrit, Blätter
von Hämatit und Körner von Limonit.
Alle diese Mineralien kommen in den Kalken mit demselben
Habitus und in derselben Größe vor.
Im Sande von Zminjae finden wir fast alle diese Mineralien
mit demselben Habitus.
1910 Bericht vom 31. Oktuber. Prof. M. Kispatid. 303
Quarz in Zminjac führt oft scharfe Rhomboeder von
Karbonaten ; Kristalle haben oft zahnföürmige Eindrücke, wie sie auch
in den Kalken vorkommen. Von vielen Einschlüssen wird Quarz oft
braun, rot und schwarz. Feinkörnige Aggregate sind oft rot und braun
von Einschlüssen gefärbt; ganz dieselben Aggregate sind auch in den
Kalken zu finden,
Feldspate ohne Zwillingslamellen haben ähnliche Brechunes-
exponenten wie Kanadabalsam, aber auch bedeutend niedrigere und
höhere. Deutliche Plagioklase nähern sich der Andesin-Labradoritreihe.
Muskovite, Serizitaggregate und Biotite sind ganz
dieselben wie im Sande von Sanseeo. Bei Muskovit wurde einmal
gemessen 2 7 = 55,
Amphibolmineralien sind selten licht, * meist sind sie
dunkelgrün mit bläulichen Tönen nach Y, auch gelbbraun.
Granate in Bruchstücken sind farblos oder leicht fleischrot.
Chlorite kommen in grünen Blättchen vor und sind optisch
positiv.
Epidote sind von gelber Farbe, oft verbunden mit Klinozoisit.
Ein Bruchstück von gelber Farbe, hoher Lichtbrechung und
ziemlich starker Doppelbrechung, zweiachsig, mit Austritt einer
Achse, an der man den positiven optischen Charakter bestimmen
kann und Pleochroismus in graugelber und gelbbrauner Farbe, wird
wahrscheinlich dem Staurolith angehören.
Turmaline mit lichtgelben (e) und dunkelgelben (0) sowie mit
kastanienbraunen (e) und schwarzen (o) Farben sind nicht selten. Sie
führen oft eingeschlossene Rutilnädelchen.
Titanit hat graugelbe Farbe, ist optisch positiv, hat kleinen
Achsenwinkel; p >».
Ein tafelförmiges, eiförmiges Korn von graugelber Farbe zeigt
keinen deutlichen Pleochroismus; im konvergenten Licht sieht man
ein herrliches Bild eines zweiachsigen, positiven Minerals; die positive
Bisectrix ist ein wenig exzentrisch gelegen, so daß eine Achse
serade aus dem Gesichtsfeld austritt, während die andere Achse
nahe am Rande des Gesichtsfeldes stehen bleibt; eine nicht ganz
genaue Messung ergab 2 V=70°. Die Dispersion ist symmetrisch.
Nach dem allem könnte das Humit sein.
Rutile kommen in kiörnern und Kristallen vor. Die Farbe ist
gelb und kastanienbraun, wie auch bei jenen von Üerno.
Zirkone sind oft zonar gebaut, tonnenförmig und weiß getrübt.
Von Eisenerzen findet man Hexaeder von Pyrit, Blätter
von Hämatit und Körner von Limonit.
Disthen habe ich ‚nicht getroffen. Karbonate sind massenhaft,
wie auch im Sande von Üerno, vorhanden.
Durch die mikroskopischen Untersuchungen wurde also nach-
gewiesen, daß die Mineralien in den Kalksteinen und in der terra
rossa des kroatischen Karstes identisch sind mit jenen des Sandes
auf Sansego; wir haben weiter gesehen, daß unterirdische Karstflüsse
bei ihrer untermeerischen Mündung ganz dieselben Sande hervor-
47*
304 Verhandlungen. Nr. 13
Mineralien.
"RL 2 u.“ ITe x |
| | | Im Sande |
| |
im Kalk | 3 : A | von
im Sande | in der im Sande | im Sande | „
des kroa- | | Sansego
von 2 | terra von von SEE
nach
Sansego elken) | rossa | Öerno Zminjac
| Karstes | | er Salmoj-
| :
| | raghi
M
|
IL
| Quarz . .
Feldspate
Muskovit, Serizit
Phlogopit
Biotit
Amphibole . . .
| Rh. u. monokl. Pyro-
xene .. ||
Granate
Epidote
Chlorite .
Disthen |
Stauroliti .....|
‚Burmalın ee.
' Titanit |
Korund NE
Brodkiton, TRLNEA|
} Rutil |
Zirkon BER; |
Ana!
Fluorit Re -|
| Beriklas ..... .\
| Koppit. . |
444
Meere
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++
+++ +++
I a u
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Limonit : |
' Magnetit u. Ilmenit |
| Andalusit ..... |
(„Sillimanıt wis! cr. I —
| Ohlorteid, .. .o.... | —
| 'Serpentin ...5...| —
|
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a a a er a Be a u Eee er
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|
bringen, so daß es keinem Zweifel unterliegt, daß auch der Sand
von Sansego einem unterirdischen Karstfluß seine Entstehung zu ver-
danken hat. Die Kalke unseres Karstes enthalten durchschnittlich
etwas über 0°5°/, in Säure unlösliche Bestandteile, und wenn wir
dazu noch den Kalkgehalt!) des Sandes miteinrechnen, so können wir
sagen, daß zur Bildung des Sandes von Sansego eine hundertfache
Menge des Kalksteines aufgelöst werden müßte. Es ist dies eine
große Masse, aber unbedeutend, wenn man die große Menge von
Schlünden, Dolinen und Höhlen im Karste in Betracht zieht. Wenn
wir dies alles als festgestellt betrachten, so müssen wir zugeben,
daß eine solche Anhäufung von Sanden nur unter der Meeresoberfläche
stattfinden kann. Es muß also die Insel Sansego nach der Ablagerung
12) GC, v. Hauer hat an Proben von Stache in losen Sanden gefanden, daß
der Gehalt von CaCO, zwischen 19 und 30°,, MgCO, zwischen 4—10%,, Fe&0,
und A1,0, zw. 4—6°/,, SiO, zw. 54—77°/, variiert.
1910 Bericht vom 31. Oktober. Prof. M. Ki$pati& und W. Paulcke. 305
des Sandes aus dem Meere gehoben worden sein. Hiermit kommen
wir auf eine rein geologische Frage, die ich weiter nicht besprechen
will. Ich will nur dabei bemerken, daß ich auf einer kleinen Insel,
Brusnik (Melisela bei Lissa) Beweise gefunden habe, daß die Insel
in jüngster geologischer Epoche gehoben wurde. (Prilog poznavanju
vertikalnog gibanja jadranskog morskog dna, Rad jug. akademjje,
1896, 128; Beitrag zur Kenntnis der vertikalen Bewegung des
adriatischen Meeresbodens, Schriften der südslawischen Akademie.
Agram 1896, 128.) N
Auf vorstehender Seite gab ich eine tabellarische Übersicht von
‚vorkommenden (+) Mineralien im Sande von Sansego, in den Kalken
des kroatischen Karstes, in der terra rossa auf denselben sowie
in den Sanden von Cerno und Zminjac in der Bucht von Buccari, um
sie mit den Bestimmungen von Salmojraghi im Sande von Sansego
vergleichen zu können.
Agram, September 1910,
Literaturnotizen.
W. Paulcke Tertiär im Antirhätikon und die Be-
ziehungen der Bündner Decke zur Niesenflyschdecke
und der helvetischen Region. Zentralblatt f. Min., Geol. u. Pal.
Jahrgang 1910, Seite 540—548.
Dem Autor ist es nach langem Suchen gelungen, in dem von ihm früher
nur vermutungsweise ‘zum Tertiär gestellten obersten Teil der Bündner Schiefer
des Antirhätikon in einer quarzsandigen Breccie vom Piz Roz (an der Grenze von
Tirol und Engadin) einen Orbitoides, der sehr wahrscheinlich zur Gattung Ortho-
phragmina gehört, zu finden und damit nach des Autors Erachten das tertiäre
Alter dieses Schichtgliedes sicherzustellen. Es sei bemerkt, daß in der nächsten
Nummer dieser Verhandl. Dr. Schubert Einwände gegen diese Bestimmung vor-
bringen wird. F
Daran anknüpfend macht P. auf die große Ähnlichkeit der tertiären Gesteine
der „Niesenflyschdecke“ mit denen des Antirhätikon aufmerksam und vermutet, daß
am „Niesenflysch“ ebenso wie an den Bündner Schiefern des Antirhätikon neben dem
Tertiär auch mesozoische Schichten beteiligt sind. P. schlägt für beide den gemein-
samen Namen „Bündner Decke“ vor, welche in den Freiburger Alpen zwischen die
„helvetischen Decken“ und die „Klippendecke“ einzuschalten wäre.
‘ (W. Hammer.)
W. Paulcke. Alpiner Nephrit und die Nephritfrage.
Verhandl. d. naturwiss. Vereins. Karlsruhe, 23. Bd., 1910, S. 77—86.
Bei einer Exkursion, welche der Autor mit seinen Schülern in den Anti-
rhätikon unternahm, fand O. Welter im Serpentin der Alpe Id (Paznaun, Tirol) einen
Gang von Nephrit und einige Tage später entdeckte Paulcke am Kamm Flim-
spitz—Greitspitz (Grenze von Tirol und Unterengadin) eine Anzahl weiterer solcher
Gänge. Es ist dies das erste sicher festgestellte anstehende Vorkommen von Nephrit
in den Alpen. (Stapff hat früher im St. Gotthard ein Gestein gefunden, das ihn
an Nephrit erinnerte und Cossas Analyse desselben ist auch der eines Nephrits
sehr ähnlich, doch ist Sicheres über diesen Fund nicht mehr zu erfahren.) Der Nephrit
am Flimspitz tritt in schmalen Gängen im Serpentin auf; es bestehen aber nach
dem mikroskopischen Befund alle Übergänge von Serpentin bis zu echtem Nephrit.
Analysen stehen noch aus. Spezifisches Gewicht 2'9—3.
Nachdem schon durch die Auffindung anstehenden Nephrits in Deutschland
und im Apenuin die Hypothese von den neolithischen Handelsbeziehungen zwischen
Asien und Europa überflüssig geworden war zur Erklärung der in Europa ge-
306 Verhandlungen. Nr. 13
fundenen Nephritbeile ete., ist durch die Auffindung von Nephritgängen in den
Alpen auch für dieses engere Gebiet eine Herleitung jener prähistorischen Funde
aus anderen Ländern. unnötig. geworden. Zu der noch strittigen Frage der Ent-
stehung des Nephrits sind von den näheren Untersuchungen dieses interessanten
alpinen Vorkommens noch weggale Baobachtungen zu erwarten.
(W. Hammer.)
W. Paulcke Beitrag zur Geologie des „Unter-
engadiner Fensters“. Verhandl. des naturwiss. Vereins (in
Karlsruhe), 23. Bd., 8. 33—48. Mit 5 Tafeln u. Textbildern.
Nachdem Paulcke bereits 1904 in einer „vorläufigen Mitteilung“ (siehe
Referat in den Verh. 1904, pag. 329) die wichtigsten Ergebnisse seiner Unter-
suchungen im Antirhätikon veröffentlicht hat, legt er hier eine neue Zusam-
menfassung seiner in der Zwischenzeit fortgesetzten Studien in diesem Gebirgsteile
vor, welche einen Vortrag im naturwissenschaftlichen Verein zur Grundlage hat
und als Vorläufer einer umfassenden Abhandlung erscheint.
Während die Stratigraphie seit 1904 keine wesentliche Umänderung erfahren
hat, hat Paulcke in Hinsicht auf die Tektonik seine frühere Deutung fallen
gelassen und glaubt nunmehr in der Deckentheorie im Sinne Steinmanns die
beste Erklärung gefunden zu haben. Demnach unterscheidet Paulcke als tiefstes
Glied die „Bündner Decken“, aus dem mächtigen, ziemlich einförmigen Komplex
von Kalken und Tonschiefern bestehend, welche den größten Teil des „Fensters“
einnehmen, und aus Quarziten und Breccien, welche zum Teil durch Fossilfunde
als kretazisch (und tertiär?) sich erwiesen haben, zum anderen, größeren Teil von
Paulcke als jurassisch und triadisch angesprochen wurden; in ihnen treten
bereits basische Eruptiva auf (gepreßte Diabase). Darüber ein sehr wechselnd zu-
sammengesetzter Schichtkomplex aus Verrucano, Quarzit, Gips und Rauhwacke,
polygenem Konglomerat (Falknisbreccie ?) und verschiedenen Schiefern und Sand-
stein, in welchem Komplex der Autor ein Äquivalent der „Klippendecke“ vermutet,
welche vom Rhätikon bis zum Artirhätikon aber einen intensiven Fazieswechsel durch-
machen müßte. Die darüber folgende „Breeciendecke‘ ist deutlicher entwickelt, beson-
ders durch liassische, fossilreiche Crinoidenbreccien, daneben aber auch Quarzite und
Triasdolomit. Über ihr folgt, „wie das Schema es verlangt“, die „rhätische Decke“
in Gestalt verschiedener basischer Eruptivgesteine (Gabbro, Serpentin, Nephrit etc.),
wogegen Radiolarite in diesem Gebiete nicht entdeckt wurden. Den Abschluß
bildet: dann die „ostalpine Decke“, zu welcher die Gneise der Silvretta und
der Ötztaler Gruppe und die ihnen auflagernde Trias gehört sowie die Trias des,
Stammer (Hauptdolomit, Rhät) und verschiedene kleine Triasschollen.
Stellenweise sind ganze Decken oder Teile derselben ausgequetscht, so daß
vielfach „ostalpiner* Gneis direkt auf Flysch tieferer Decken liegt. Paulcke
unterscheidet zwischen regionaler und lokaler Tektonik als zwei Phasen der
Gebirgsbildung. Auf erstere, welche den Deckenbau schuf, folgt eine Periode der
Erosion, in welcher eine beträchtliche Abtragung der höheren Decken eintrat und
dadurch eine Entlastung der tieferen Teile. Das Fenster wurde schon nach der
ersten Phase geöffnet und bei der darauffolgenden zweiten Gebirgsbildungszeit fand
wahrscheinlich ein konzentrischer Schub gegen die Mitte des Fensters statt —
also ähnlich wie die tektonische Erklärung von 1904 — wodurch der periklinale
Bau noch mehr ausgebildet und Durchstechungen und Schuppungen hervorgerufen
wurden ; dadurch würde zum Beispiel die tiefe Einfaltung ostalpiner Trias in die
Bündner Decken zu erklären sein.
Eine Kritik der vorstehend skizzierten Anschauungen wird sich der Referent,
der mit der Kartieraug des Nordostteiles des „Fensters“ beschäftigt ist, an anderer
Stelle erlauben vorzubringen. (W. Hammer.)
Verlag den *. nr TE blehsanstalt, Wien III. Ehnunlorieyeängs 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
vr eh ii
? BE vs v Nıris
Verhandlungen der KK. seolosischen Reichsanstalt
Sitzung vom 22. November 1910.
Inhalt: Eingesendete engen: P aaler. Beitrag zur Frage des ober-
karbonischen Alters des Productus-Kalkes der Salt-Rauge. — Th. Fuchs: Anmerkung zu einer
Mitteilung Dr. Vetters über ein neues Hieroglyph aus dem Flysch von Capodistria. — K. Gor-
janovid-Kramberger: Homo Aurignacensis Hauseri in Krapina? — A. Rzehak: Eine kon-
ehylienführende Süßwasserschicht im Brünner Diluvium, — R. J. Schubert: Über Foramini-
feren und einen Fischotolithen aus dem fossilen Globigerinenschlamm von Neu-Guinea. —
R. J. Schubert: Über das „Tertiär im Antirhätikon*. — Vorträge: F. Kossmat: Das
tektonische Problem des nördlichen Karstes. — R. J. Schubert: Der geologische Bau des
kroatisch-dalmatinischen Grenzgebietes. — Literaturnotizen: A.Leon und F. Willheim,
K. Hinterlechner, P. Siepert.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mistallingen. verantwortlich.
Eingesendete Mitteilungen.
Paul Gröber. BeitragzurFragedesoberkarbonischen
Alters des Produwetus-Kalkes der Salt-Range.
Diener!) hat in seiner Beschreibung der Fauna des Bellero-
phonkalkes seinem Zweifel an der Richtigkeit der Tschernyschew-
schen ?) Einreihung des Productus-Kalkes der Salt-Range in das Ober-
karbon (beziehungsweise Artinsk) Ausdruck gegeben. Im folgenden
soll gezeigt werden, daß die von Tschernyschew zum Beweise
seiner Ansicht angeführten Arten diese Parallelisierung nicht recht-
fertigen können, wobei eine Begründung des permischen Alters des
Produetus-Kalkes als verfrüht unterlassen werden soll.
Die Parallelisierung Tschernyschews gründet sich vor allem
auf eine Reihe von Brachiopoden, über deren Verwendbarkeit zu
Folgerungen über Gleichaltrigkeit von Horizonten einiges beigetragen
werden möge.
Nicht verwendbar sind vor allem die zuerst aus dem Zechstein
bekannt gewordenen Formen:
Dielasma elongatum Schloth.
Spiriferina eristata Schloth. (in Rußland vom Cora-Horizont bis
zu den permischen Ablagerungen ’).
!) Kossmat und Diener, Die Bellerophonkalke von Oberkrain und ihre
Brachiopodenfauna. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1910, Bd. LX, pag. 307.
2) Tschernyschew, Die oberkarbonischen Brachiopoden des Ural und
Timan. M&m. Com. geol. Vol. XVI, Nr. 2, pag. 717 ft.
®) Tschernyschew, ]. c. pag. 355.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 14. Verhandlungen. 48
08 Verhandlungen. Nr. 14
Streptorhynchus pelargonatus Schloth.
Bis ins Perm hinein und weit vertikal verbreitet sind folgende
Formen:
Camarophoria superstes Vern., Schwagerinenkalk bis perm. Abl. !)
5 globulina Phill., Unterkarbon bis Perm 2).
Athyris pectinifera Sow., Unterkarbon bis Perm °).
e Royssiana Keys. = acutomarginalis Waag., Cora-Horizont
bis permische Abl.®).
Formen, die im Perm sehr nahe Verwandte (identische Formen ?)
besitzen, sind:
Dielasma truncatum Waag. Verw. (Dielasma cf. truncatum?).
Hemiptychina sublaevis Waag. Verw. (H. cf. sublaevis ®).
Hustedia remota Kichw. = grandicosta Waag. \ reichen bis zur
ö indica Waag. S Kungurstufe,
nächste Verwandte v. AH. Billingsi des Guadelupian ’).
Aulosteges Dalhousi Dav.®).
Zwar nicht bis zum jüngsten Perm bekannte, jedoch derartig
weit vertikal verbreitete Formen, daß an ihren Fund keine strati-
graphischen Folgerungen geknüpft werden können, sind:
Notothyris nucleolus Kut. = simplee Waag. Unterkarbon (Basch-
sugun, südl. Tien-schan) bis ins Artinsk [dazu kommt noch, daß
N. n. eng mit N. schuchertensis des Guadelupian ?) verwandt ist].
Spirifer striatus Mart. Unterkarbon bis Schwagerinenkalk.
e Marcoui Waag. Unterkarbon (Basch-sugun) bis Cora-
Horizont.
Spirifer (Martinia) semiplanus Waag. Unterkarbon (Basch-sugun)
bis Schwagerinenkalk.
Spirifer (Reticularia) elegantulus Waag. Unterkarbon (Tien-
schan) bis Schwagerinenkalk; im Guadelupian enge Verwandte !P)
(zudem von Tschernyschew als cf. elegant. bezeichnet).
Spirifer (Reticularia) lineata.
Ithipidomella Pecosii Marcou (meiner Ansicht nach — Abarten
von Äh. Michelini des Unterkarbons).
Productus Humboldti d’Orb. Unterkarbon (südl. Tiön-schan, Basch-
tschakma) bis Artinsk !!), nahe Verwandte oder ident. Formen im
Bellerophonkalk ??).
!) Tsechernyschew, l. c. pag. 354.
?) Davidson, Brit. Carb. Brach., Taf. 54, Fig. 23—25, 20—22.
°») Davidson, ]. c. Taf. 54, Fig. 8, 9.
%) Tehernyschew, ]. c. pag. 354. Es ist nicht sicher, ob Ath. Royssiana
und acutomarginalis übereinstimmen.
>) Kossmat und Diener, ]. c. pag. 305.
6) Ebda.
?) Girty, The Guadelup. Fauna, U. S. A. Geol. Surv. Profess. Pap. 58,
1908, pag. 392.
uriysl.c. pag.->218:
®) Girty, l. c. pag. 336.
10) Girty. ]. c. pag. 340.
1) Tschernyschew, ]. c. 359.
2) Kossmat u. Diener, ]. c- pag. 305.
1910 Sitzung vom 22. November, P. Gröber. 309
Ferner sind Dielasma itaitubense, Produetus Cora und lineatus
zunächst stratigraphisch bedeutungslos, wie ich früher gezeigt zu
haben glaube !).
Auch Spirifer fasciger kann nicht verwendet werden, da er der
zweifelhaften Gruppe des Spirifer striatus angehört.
Uber Notothyris Warthi, Spiriferina ornata Waag., Panderi Möll.
— nasuta Waag., Derbya regularis Waag., grandis Waag., Chonetes
BE ehensis Waag., trapezoidalis Waag. und „Marginifera“ typica var.
septentrionalis?) habe ich kein Urteil.
Es ist also sicher, daß von den 5l von Tschernyschew als
beweiskräftig für das oberkarbonische Alter des Productus-Kalkes an-
geführten 24 auszuscheiden haben. Es bleiben also 7 (8) Formen
übrig, die den 218 Brachiopoden des uralisch-timanischen Oberkarbons
und den 170 des Productus-Kalkes gegenüber gänzlich verschwinden.
Spiriferinen, Derbyen und Choneten finden sich reichlich noch im
Perm, so daß es nicht als ausgeschlossen betrachtet werden kann,
daß die genannten Formen noch in höheren Horizonten gefunden
werden. Der bya regularis und grandis müssen den Angaben Girty’s®)
entsprechend jedenfalls mit großer Vorsicht verwandt werden. Streng
genommen bleiben also nur noch 5 Spezies übrig und von diesen sind
die Choneten wohl noch in keiner Formation als stratigraphisch
wichtige Fossilien aufrecht zu erhalten gewesen.
NachTschernyschew entsprechen sich im Alter Omphalotrochus-
Horizont und unterer Produetus-Kalk. Die Fossilien, aus denen diese
Gleichaltrigkeit hervorgehen soll, sind folgende:
Dielasma truncatum, Hemiptychina sublaevis (Athyris Royssiana),
Hustedia remota, Spir iferina eristata, Spirifer striatus, fasciger, Marcowi
(Retieularia), lineatus, Streptorhynchus pelargonatus, Derbya regularis,
Ihipidomella „Pecosi“, Productus Cora, lineatus,
Nach obigem ist unter diesen auch nicht eine Form, die strati-
graphisch verwendbar ist.
Der Cora-Horizont entspricht nach Tschernyschew etwa dem
unteren Teil des mittleren Productus-Kalkes (Amb-beds). Die beiden
gemeinsamen Fossilien sind:
Spiriferina eristata, Spirifer fasciger, Marcoui, Marginifera typica
var. septentrionalis, die jedoch ohne Ausnahme nicht zuverlässig und
beweiskräftig sind.
Der Schwagerinenkalk wird von Tschernyschew etwa der
mittleren und der oberen Abteilung des mittleren Productus-Kalkes
gleichgesetzt; beiden gemeinsam sind:
1. Dielasma elong gatum, 2. itaitubense, 3. Hemiptychina, sublaevis,
4. Notothyris nucleolus, 5. Warthi, 6. Camarophoria superstes, 7. Athyris
pectinifera, 8. Hustedia remota, 9. indica, 10. Spiriferina cristata,
11. Panderi, 12. Spirifer fasciger (a| Ravana, b] Dieneri, e] tibetanus)
1) Karbon und Karbonfoss. d. nörd. u. zentr. Tien-schan. Kgl. bayer. Akad.
München, Abh., II. Kl., Bd. XXIV, Abt. II, pag. 343, 350.
2) Diese "Form ist recht zweifelhaft, da sie sich noch im Artinsk findet.
3) ]. c. pag. 170. „These species (Derbya grandis u. regularis) are of the
same general type as the Guadelupian ones, and, in fact, more or ten similar
species are found at Different horizons the world over.“
48*
310 Verhandlungen. Nr. 14
(Martinia), 15. semiplanus, 14. Streptorhynchus pelargonatus, 15. Derbya
ee 16. Chonetes morahensis, 17. Aulosteges dalhousii, 18. Prod.
Cora, 19. lineatus (d. cancriniformis), 20. Humboldti, 21. Marginifera
ypica var. septentrionalis.
Die eingeklammerten Fossilien sind aus der Dienerschen
Arbeit über Himalayan Fossils entnommen, gehören also nicht un-
mittelbar hierher.
Von den anderen sindee.r2, 3, 4, 7, 8, 9, 10,22, 13 aaa
18, 19, 20 unbrauchbar. Reichlich zweifelhaft sind: Der bya regulari is,
Chonetes morahensis und Marginifera typica var. septentrionalis, Es bleiben
also übrig: Notothyris Warthi, Camarophoria superstes, Spiriferina
Panderi; da aber Camarophoria superstes') noch in den permischen
Ablagerungen sich findet, so hat auch diese noch wegzufallen; Noto-
thıyris Warthi und Spiriferina Panderi sind demnach die einzigen
Fossilien, die als verwendbar übrigbleiben; bedenkt man nun, daß im
Schwagerinenkalk 194, in den mit diesem etwa gleichgesetzten
Schichten des Productus-Kalkes 91 Brachiopoden vorkommen und daß
beide Fossilien vielleicht noch einmal bei genauerer Kenntnis der
Karbon-Permschichten in größerer vertikaler Verbreitung nachgewiesen
werden, so kommt man dazu, auch diese Gleichsetzung für ungenügend
bewiesen zu halten.
Tschernyschew scheint bei seiner Ansicht vom karbonischen
Alter des Productus-Kalkes im wesentlichen von der Gleichsetzung
des Schwagerinenkalkes mit dem mittleren Productus-Kalk ausgegangen
zu sein, da in beiden sich die größte Zahl gleicher Fossilien findet.
3edenkt man aber, daß mittlerer Productus-Kalk und Schwagerinenkalk
die größte Masse der in den ganzen Serien gefundenen Fossilien ge-
liefert haben (Schwagerinenkalk 194 von 213 und Salt-Range, mittlerer
Producetus-Kalk 91 von 194), so erscheint es gar nicht verwunderlich,
daß aus diesen Schichten die meisten gleichen Formen stammen,
zumal diese sich zum größten Teil als niveauunbeständig nach-
weisen lassen.
Artinskablagerungen und oberer Productus-Kalk haben folgende
gemeinsame Fossilien:
Camarophoria superstes, globulina, Athyris pectinifera, Spiriferina
eristata, Spirifer fasciger, Productus Cora, lineatus (Marginifera) iypiea
var. septentrionalis, abgesehen davon, daß diese Formen mit einer
Ausnahme zu den uncharakteristischesten sehören, die wir oben als
unbrauchbar nachgewiesen haben, ist ihre Verbreitung im uralisch-
timanischen Oberkarbon und im Productus-Kalk eine derartige, daß
sie die Parallelisierung einer jeden Stufe beider Serien recht-
fertigen könnten.
Tschernyschew führt pag. 718 noch einige sehr ähnliche .
Fossilien aus den Serien beider Gebiete auf, die von Tscherny-
schew zwar nicht als unmittelbar beweisend, aber doch als wichtig
angesehen werden. Es fallen weg:
Spirifer alatus Schloth. > Spirifer Dieneri T'schern. (Spirifer alatus
ist Zechsteinform.)
) Tschernyschew, |. c. pag. 354.
1910 Sitzung vom 22. November. P. Gröber u. Th. Fuchs. 311
Productus spiralis Waag. > P, uralicus Tschern. (Ich habe P.
spiralis im Unterkarbon des nördl. Tiön-schan kennen gelernt !).
Productus aratus Waag. > P. transversalis Tschern. (Ich habe
ihn im Unterkarbon des südl. Tien-schan [Basch-sugun] gefunden).
Als zweifelhaft sind (vergl. oben) die Dielasmen, D. breviplicatum
> D. dubium und D. problematicum => D. timanicum anzusehen, ferner
Martinia elongata > M. applanata.
Ich möchte noch kurz erwähnen, daß unter den als den in Rede
stehenden Schichten gemeinsamen Korallen folgende stratigraphisch
unbenützbar sind:
Michelinia placenta (Salt-Range) > M. favosa (Schwag.-Hor.')|deide ietztere be-
Amplexus Abichi (Salt-Range) > M. coralloides (Schwag.-Hor.) A
naisien-Fossilien.
und Geinitzella columnaris Schloth. als Zechsteinform.
Es kann sonach geschlossen werden, daß die Einreihung der
Productus-Kalke in das Oberkarbon (bezw. Artinsk) als nicht genügend
begründet angesehen werden kann, soweit sie auf Brachiopoden basiert
ist. Über die übrigen Tierklassen sind noch keine Erörterungen
möglich, da sie noch nicht in ausreichendem Umfange bekannt ge-
worden sind.
Es darf nicht unerwähnt bleiben, daß sich zum Beispiel Zicht-
hofenia im Productus-Kalk durchweg gefunden hat, daß sie aber aus
dem russischen Oberkarbon bis jetzt wenigstens noch nicht bekannt
geworden ist und zu fehlen scheint. Ihr Nichtauftreten in Rußland
ließe sich vielleicht damit erklären, daß Hichthofenia an südliche
Klimate gebunden gewesen wäre; sie findet sich jedoch im Bellerophon-
kalk, der kaum einer südlichen Faziesprovinz zugerechnet werden
kann und fehlt in dem Oberkarbon der Ostalpen, wo sie erwartet
werden dürfte, wenn der Produetus-Kalk oberkarbonisch wäre.
ms Buchs. Anmerkung zZseeimer Mitteilung
Desiettersüber ein’neues Hiero@iyph aus dem Flysch
von Capodistria.
In Nr. 5 der Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt
vom laufenden Jahre findet sich pag. 151 eine kleine interessante
Mitteilung von Dr. Vetters über einen eigentümlich sternförmigen
Hieroglyphen aus dem Flysche von Capodistria und wird vom Verfasser
wahrscheinlich zu machen gesucht, daß die sternförmig gelagerten
Wülste dieses Hieroglyphen nichts anderes seien als Fäzes von
Anneliden.
Ich möchte nun im Anschluß daran nur auf einen kleinen Auf-
satz hinweisen, der im Jahre 1907 in den Verhandlungen der
k. k. Zool.-bot. Gesellschaft in Wien (pag. 267) unter dem Titel
„Ein Rätsel weniger“ erschienen ist und Herrn Professor
H. Morin in München zum Verfasser hat.
Dnlzcapar 37
312 Verhandlungen. Nr. 14
Prof. Morin schildert darin die Entstehung ganz ähnlich stern-
förmig gestellter Wülste, die er an der Meeresküste von Middenjava
auf Java zu beobachten Gelegenheit hatte. Diese eigentümlichen
Bildungen, die hier nach eingetretener Ebbe zu Tausenden auf der
trockengelegten Sandküste entstehen, werden hier aber nicht durch
einen Anneliden, sondern durch eine kleine Krabbe erzeugt und weist
der Verfasser auf die außerordentliche Ähnlichkeit hin, welche diese
Gebilde mit einem Hieroglyphen zeigen, der unter dem Namen
Asterosoma vradieiforme aus dem sächsischen Quadersandstein be-
schrieben wurde.
Anderseits hat aber Nathorst bereits vor langer Zeit gezeigt,
daB manche grabenden Anneliden rings um ihre Ausschlupföffnung
sternförmig gestellte Furchen erzeugen, die bei einem Abgusse stern-
förmig gestellte Reliefs hervorbringen müssen.
Ich muß immer wieder von neuem darauf hinweisen, daß es bei
der Beurteilung derartiger Vorkommnisse in erster Linie darauf an-
kommt, festzustellen, ob ein vorliegender Relief-Hieroglyph auf der
unteren oder auf der oberen Fläche einer Steinbank gefunden wird,
ob sein Material mit dem Material der unteren oder der oberen Bank
übereinstimmt.
Hieroglyphen, welche nach der Darstellung Vetters und
Morins entstehen, müssen auf der oberen Fläche einer Bank
sitzen und in ihrem Material mit dem Material dieser (unteren) Bank
übereinstimmen.
Hieroglyphen, die nach der Darstellung Nathorsts durch Ab-
guß von präexistierenden Furchen entstehen, müssen auf der unteren
Fläche einer Bank sitzen und ihrem Material nach mit dieser (oberen)
Bank übereinstimmen.
Hofrat Dr. Karl Gorjanovic-Kramberger. Homo Aurig-
nacensis Hauseri in Krapina?
In einer sehr wichtigen Studie, betitelt „Homo Aurignacensis
Hauseri, ein paläolithischer Skelettfund aus dem unteren
Aurignacien der Station Combe-Capelle bei Montferrand
(Perigord)“ von Klaatsch und Hauser!), macht mein sehr geehrter
Freund Klaatsch auch einige Bemerkungen betreffs einiger Krapina-
reste (pag. 338), die er als der Aurignacrasse angehörend betrachtet.
Ja er meint geradezu, imstande gewesen zu sein, auf Grund meiner
Tafeln des Werkes „Der diluviale Mensch aus Krapina in Kroatien“
(Wiesbaden 1906) anzugeben, „ob ein Neandertal- oder ein Aurignac-
knochen als Vorlage gedient hat.“ Hauptsächlich soll es ein Ramus-
fragment eines Krapina-Unterkiefers mit kleinem dritten Molaren sein,
der bierher gehören (Taf. V, Abb. 4) und welcher genau mit dem
Unterkiefer von Combe-Capelle übereinstimmen soll.
Die Tragweite dieses Ausspruches Klaatsch’ in Erwägung
ziehend, war es selbstverständlich mein erstes, den in Rede stehenden
Unterkieferast aus Krapina genau mit jenem des Fl. Aurignacensis
!) Prähistorische Zeitschrift 1910, Heft 5/4.
1910 Sitzung vom 22. November. Dr. K. Gorjanovic-Kramberger, :
vw.
er
ww
zu vergleichen. Sagt ja doch Klaatsch, daß eine erneute Durchsicht
des Originalmaterials (von Krapina) jetzt ein Postulat geworden sei.
Ich werde in der Folge recht gern eine komparative Durchsicht
aller fraglichen Krapinareste durchführen, um die von Klaatsch
aufgeworfene Behauptung einer definitiven Lösung zuzuführen. Zur-
zeit kann ich diese Untersuchungen freilich nur auf den genannten
Ramus beschränken, bis Klaatsch weitere Krapinaobjekte näher
genannt haben wird, die er als dem MH. Aurignacensis H. angehörend
betrachtet).
Doch bevor ich zur Erörterung des fraglichen Ramus übergehe,
muß ich noch einige Aussagen Klaatsch’ richtigstellen, respektive
näher beleuchten.
Auf pag. 336 der oben zitierten Studie drückt Klaatsch sein
Erstaunen darüber aus, daß ich in einer kurzen Mitteilung (über
Photographien des H. Aurignacensis, die mir Herr Hauser zur An-
sicht zusendete), den //omo Aurignacensis auf Grund gewisser Merk-
male noch dem Formenkreis des Homo primigenius zuteilte, denselben
Jedoch an die Grenze zwischen diesen und den rezenten Menschen
stellte, weil er eben mit so manchen Charakteren des rezenten
Menschen ausgestattet ist (Verhandlungen der k. k. geol. Reichsanstalt
Wien 1909, pag. 302, 305). Ich habe dabei bloß die Abbildungen
des Schädels und des Unterkiefers in Betracht gezogen. Letzterer
war es, und zwar seine eingeebnete Basis, die mich bewogen hat,
den Homo Aurignacensis noch in die Sphäre des H. primigenius hinein-
zuziehen. Doch war ich mir, wie gesagt, gleichzeitig seiner verschie-
denen rezenten Merkmale, die ich in genannter Schrift hervorgehoben
habe, wohl bewußt. Homo prinigenius hat man als einen Kollektivtypus
aufzufassen, also als einen Typus, der mit seinen Repräsentanten eine
Summe von Charakteren aufweist, welche zum Teil bezeichnend für ihn,
zum Teil aber auch an einigen rezenten Rassen verteilt sich vorfinden.
Ich unterscheide schon längere Zeit innerhalb des Formenkreises des
H. primigenius zwei Varietäten: FH. primigenius var. Spyensis m. und
H. primigenius var. Krapinensis m. Doch habe ich niemals alle dilu-
vialen Menschen in den Formenkreis des H. primigenius hineingezogen.
Ich habe ja den Lößmenschen aus Brünn als H. sapiens fossilis be-
zeichnet, und den Menschen aus Galley Hill?) für einen mit re-
zenten Charakteren ausgestatteten Menschen erklärt. Es kann sein,
daß diese letzteren Überreste einer und derselben Rasse angehören,
doch glaube ich nicht, daß dieser Rasse auch der MH. Aurignacensis
zuzuzählen ist.
Klaatsch sagt, ich hätte die Idee von der Existenz zweier
verschiedener Rassen fallen gelassen und gewisse dubiöse Stücke als
von Individuen jüngeren Alters herrührend betrachtet. Beide Aus-
sagen Klaatsch’ stimmen nicht. In meiner Studie „Der vordere
!) Bezüglich der Unterarm-, Becken- und eines Oberschenkelknochens sollen
noch eingehende Vergleiche gemacht werden. Was die Oberarm- und die Unter-
armknochen betrifft, so kann schon jetzt gesagt werden, daß sie denjenigen des
H. Aurignacensis wohl älıneln, aber mit diesen nicht identifiziert werden können
2) „Der diluviale Mensch von Krapina und sein Verhältnis zum Menschen
vom Neandertal und Spy.“ Biolog. Zentralblatt Bd. XXV, Nr. 23, 24.
314 Verhandlungen. Nr. 14
Unterkieferabschnitt des altdiluvialen Menschen ...*!) sehen wir auf
pag. 436 recht deutlich, daß ich noch immer jene zwei zuvor ge-
nannten Varietäten innerhalb der Art MH. primigenius unterscheide.
Ich habe überhaupt von allem Anfang an im Formenkreise des MH. pri-
migenius mehrere Rassen oder Varietäten vermutet.
Endlich muß ich ganz entschieden bestreiten, daß ich, wie
Klaatsch sagt, dubiöse Stücke als von Individuen jüngeren Alters
herrührend beschrieben hätte! Alle von mir in meiner Monographie
als von jugendlichen Individuen stammenden Skeletteile sind auch
solche. Ich werde dies, sobald Klaatsch die einzelnen Stücke nennt,
auch des näheren nachweisen.
Und nun zur Frage der Existenz des Homo Awrignacensis in
Krapina.
Dieselbe hat Klaatsch, wie gesagt, nach einer Reihe von
Skeletteilen des Menschen von Krapına zu begründen gesucht; vor-
nehmlich auf Grund jenes Ramus, den ich auf Taf. V, Abb. 4, abbildete.
Dieser Ast soll nach Klaatsch mit dem des H. Aurignacensis ganz
übereinstimmen.
Der fragliche Ramus des Krapina-Menschen gehört einem aus-
gewachsenen Individuum an. Am hinteren Körperteil dieses Unterkiefer-
fragments sehen wir noch die halbe Krone des NM, mit seiner ganzen
Wurzel. Dieser Überrest erlaubt uns die Schlußfolgerung, daß der
Ast einem im Bereiche des NM, relativ niederen Unterkiefer ange-
hörte. Die Höhe des Kieferkörpers beträgt nämlich beim M, 24:6 mm
ohne Zahn oder 325 mm mit dem M,. Der H. Aurignacensis hat
einen höheren Unterkieferkörper im Bereiche des M, = 370 mit
Zahn (nach Klaatsch) und dabei einen etwas niedereren Ramus (nach
dem Röntgenbild mit 695 [rechts] bestimmt). Ferner ist die geringste
Astbreite (beiläufig in der Mitte) beim H. Aurignacensis mit 38 mm
(nach dem Röntgenbild) größer als am Krapina-Ramus, wo dieselbe
35'2 mm beträgt. Überdies ist der vordere Astrand des Krapinaob-
jekts vorn ausgeschnitten und die Incisura mandibulae flacher als
beim FH. Aurignacensis. Endlich ist der Proc. coronoideus des Krapina-
astes einwärts gebogen, so auch dessen hintere Außenfläche ?).
Die besprochenen Verhältnisse werden uns am besten die nach-
folgenden Abbildungen erläutern. Es sei jedoch bemerkt, daß ich
hierzu die Röntgenbilder verwendete, da uns dieselben die natürlichen
Größen beider Äste darstellen, folglich auch die gegenseitigen Ver-
1) Zeitschrift für induktive Abstammungs- und Vererbungslehre. Bd. I, 1909.
2) In letzterer Beziehung möchte ich noch eines Astes aus Krapina Erwäh-
nung tun, welcher sich im übrigen ganz an den in Rede stehenden anschließt so
zwar, daß man ihn für den anderen Ast desselben Unterkiefers halten könnte. Doch
ist die Einbiegung der Außenfläche des Ramus eine so starke (zirka 150°), daß
die entsprechende innere Astfläche unter dem Foramen mandibulae eine tiefe Rinne
bildet. Dabei ist der Rand ober dem Angulus kurz zipfelartig ausgezogen und ein-
wärts umgeschlagen. Ich habe diesen Unterkieferast hier deshalb genannt, weil er
sonst ganz mit dem in Rede stehenden übereinstimmt und weil hierdurch die Ten-
denz nach einer Einbiegung der hinteren Ramusfläche, die bei unserem Objekt
angedeutet ist, hier auf das deutlichste zur Ausprägung gelangte.
1910 Sitzung vom 22. November. Dr. K. Gorjanovid-Kramberger. 315
Fig.1. Die beiden rechten Äste der Unterkiefer; —— des Krapina-Menschen-K,
un des H. Aurignacensis, nach Röntgenbildern. — M, der dritte Mahlzahn des
Krapiner mit Prismenwurzel und großer Pulpahöhle.
Fig, 2. Vordere Ansicht der Unterkieferäste: « des Krapiner, 5 des H. Aurigna=-
censis (letzterer nach einer Photographie des Herrn Hauser).
An beiden: © = Capitatum; p. e = Proe. coronoideus.
K, k, geol, Reichsanstalt. 1910. Nr. 14. Verhandlungen, 49
316 Verhandlungen. Nr. 14
hältnisse am besten zum Ausdruck bringen. Außerdem sieht man noch
in denselben den Bau der Wurzel des M,, was für unsere Betrach-
tungen von Wichtigkeit ist.
Die beiden Aste (Fig. 1) sind so zusammengestellt, diß sich die
oberen Kieferränder decken und die Kieferbasen parallel stehen. Es
ergeben sich da die bereits besprochenen Differenzen nämlich: der
Krapiner Unterkiefer hatte einen niedereren Körper, gleichzeitig aber
einen höheren Ast, welcher eine flachere Incisura mandibulae, einen
stärker ausgerandeten Vorderrand, ferner eine größere Neigung des
hinteren Astrandes (H. Aurignacensis = 114%; Krapinaast = 11750)
und einen größeren, mit einer Prismenwurzel versehenen M, aufweist.
Die hier namhaft gemachten Differenzen erlauben uns leicht, den
fraglichen Krapinaast von jenem des H. Aurignacensis zu unter-
scheiden. Doch gibt es noch weitere sehr gewichtige Momente, welche
gegen eine Identifizierung beider Unterkieferäste sprechen. Eines
dieser Momente liegt darin, daß sich der Krapinaast bezüglich
seiner Gestaltung direkt an die übrigen Rami des Homo primigenius
aus Krapina anschließt, zumal dem Ast des Krapina-I-Unterkiefers,
dann jenem des jugendlichen Ü-Kiefers als auch einer Reihe bloß
fragmentär erhaltener Aststücke.
Das andere, nicht minder wichtige Moment, welches unseren
in Rede stehenden Ast von jenem des MH. Aurignacensis. ganz beson-
ders unterscheidet liegt darin, daß unser Krapinarest in der noch
vorhandenen Kieferpartie den mit einer Prismawurzel behaf-
teten M, besitzt. Obwohl ich diesem letzteren Merkmal keinen
Rassen- oder Artscharakter (wie Adloff) zuschreibe, so ist doch dieses
Merkmal in der vorliegenden Frage von hervorragender Wichtigkeit,
weil sich unser Ast durch seinen so beschaffenen Mahlzahn direkt an
den Unterkiefer Krapina / anschließt, welch letzterer wiederum
zweifelsohne dem Homo primigenius var. Spyensis m. angehört. Auf
Grund desselben Merkmales und der bereits früher genannten mor-
phologischen Übereinstimmung reiht sich unser Ast auch dem jugend-
lichen Unterkiefer Krapina-C an. Ziehen wir ferner noch’ den Um-
stand in Betracht, daß kein einziger der Krapina-Unterkiefer bezüglich
der Beschaffenheit seiner vorderen Kieferplatte der Art H. Aurigna-
censis angehört, sondern uns drei von genannter Art differierende
Unterkiefertypen darstellen, so haben wir dadurch auch die Unmög-
lichkeit der Zuteilung unseres Krapinaastes zum FH. Aurignacensis
genügsam erwiesen.
Was aber die drei Unterkiefertypen aus Krapina betrifft, so
habe ich davon bereits zwei namhaft gemacht und sie als den H.
primigenius var. Spyensis m. und H. primigenius var. Krapinensis m.
bezeichnet. Letztere Varietät findet im Unterkiefer von Malarnaud
seinen ausgezeichnetsten Vertreter, zu welchem noch der Unterkiefer
von La Naulette zu rechnen wäre. Auch glaube ich nicht fehlzu-
gehen, weun ich in dieser letztgenannten Varietät eine kleinere und
zarter gebaute Rasse erblicke, die sich durch die Grazilität ihrer
Gliedmaßen usw. auszeichnet.
Den dritten Unterkiefertypus stellen uns die Krapina - Unter-
kieferfragmente D und F' mit abgerundeterer vorderer Kieferbasis dar.
1910 Sitzung vom 22. November. Dr. K. Gorjanovie-Kramberger, A. Rzehak. 317
Es lebten wohl in Krapina zwei oder auch drei Menschenrassen,
jedoch keine vom Typus des Homo Aurignacensis, sondern Menschen,
die demjenigen von Spy und Malarnaud entsprechen und dem Formen-
kreis des H. primigenius angehörten. Es wäre doch ganz merkwürdig,
daß beim relativ häufigen Vorkommen von Unterkiefern in Krapina
die Unterarm-, die Becken- und ein Oberschenkelknochen just einer
anderen Menschenart angehören sollten als die Unterkiefer und die
Oberarmknochen. Gerade dieser Umstand mahnt zur größten Vorsicht
und verlangt vorerst einen Vergleich mit Skeletteilen von Menschen,
wie es.jener von Malarnaud ist, durchzuführen, bevor man es wagen
kann, so dezidierte Schlüsse über das Vorhandensein des H. Aurigna-
censis in Krapina zu ziehen. Das vorliegende fossile Menschenmaterial
ist hierzu vorläufig noch nicht hinreichend. Anderseits ist es aber
mehr als wahrscheinlich, daß sämtliche Skelettreste aus Krapina auch
jenen Rassen angehörten, von welchen eben das Unterkiefermaterial
herrührt.
Prof. A.Rzehak. Einekonchylienführende Süßwasser-
sehieht im Brünner Diluvium.
Das sporadische Auftreten einzelner, räumlich meist sehr be-
schränkter Süßwasserablagerungen ist aus vielen Lößgebieten bekannt.
Auch im Brünner Löß habe ich schon vor vielen Jahren („Die pleisto-
cäne Konchylienfauna Mährens*, in den Verhandl. d. naturf. Ver. in
Brünn, Bd. XXIV, 1887) das Vorkommen von Limnaea truncatula
Müll. in einer unbedeutenden, sandigen, deutlich geschichteten Ab-
lagerung, die wohl auf einen kleinen, nur temporär bestehenden
Wassertümpel zurückzuführen ist, konstatiert; ausgedehntere, mäch-
tigere Süßwassergebilde waren jedoch — vom diluvialen Schotter
und Sand abgesehen — im Brünner Lößgebiet bisher nicht bekannt.
In neuester Zeit wurde an der Basis einer ungefähr 25 m
mächtigen Lößmasse, die im Kohnschen Ziegelschlag auf der Wiener-
gasse (Südostabhang des Roten Berges) abgebaut wird, eine stellen-
weise bis 2 m mächtige und derzeit auf eine Längserstreckung von
etwa 30 m verfolgbare Schicht eines grünlichgrauen, im trockenen
Zustande grauweißen, kalkreichen Lehmes aufgedeckt. Derselbe ist
ziemlich deutlich geschichtet, enthält häufig Mergelkonkretionen und
streifenförmig verteilte Ausscheidungen von rostgelbem Eisenhydroxyd.
Durch hie und da herausragende Schalen von Planorbis (zumeist
Pl. rotundatus Poir. und ‘Pl. marginatus Drap.) und Limnaea (zumeist
L. truncatula Müll.) gibt sich dieser Lehm sogleich als eine Süb-
wasserablagerung zu erkennen, Unter den sonstigen Süßwasserschnecken
ist Valvata macrostoma Steenb., die lebend in Mähren nicht mehr vor-
kommt, besonders hervorzuheben. Immerhin treten die Süßwasser-
formen gegen die landbewohnenden merklich zurück. Unter den letz-
teren sind namentlich Pupa-Arten in größerer Individuenzahl vor-
handen, besonders bemerkenswert ist die charakteristische, ausgestorbene
Pupa columella Benz. Häufig sind auch die feuchtigkeitsliebenden
Suceineen, unter welchen eine im Löß nicht vorkommende, auf-
fallend bauchige Form Erwähnung verdient, Von den übrigen Land-
49*
318 Verhandlungen. Nr.. 14
schnecken möchte ich nur Helix arbustorum L. var. alpestris L. Pf.
hervorheben, weil sie auch zu jenen Formen gehört, die in Mähren
bereits ausgestorben sind. Im ganzen sind mir aus dem in Rede
stehenden Lehm bis jetzt 20 Arten bekannt; eine eingehendere Be-
schreibung der interessanten Fauna wird an anderer Stelle gegeben
werden.
R. J. Schubert. Über Foraminiferen und einen
Fischotolithen aus dem fossilen Globigerinenschlamm
von Neu-Guinea.
In seiner Arbeit über den geologischen Bau von Kaiser Wihelms-
Land !) beschrieb P. St. Richarz S. V.D. u. a. auch einen bläulichen
Ton, welcher von P. Reiber auf der Expedition von der Missions-
station St. Anna im Berlinhafen ins Torricelligebirge in einer Höhe
von 10 m über dem Meeresniveau gefunden wurde. Herr Dr. Rudolf
Noth unterzog diese Probe im geologischen Institut der Universität
Wien einer mikroskopischen Untersuchung und bestimmte 20 Arten
von Foraminiferen, die ]. ec. pag. 469 angeführt sind.
Da ich nun seit einiger Zeit mit der Bearbeitung des reichen
mikrofaunistischen Tertiärmaterials der K. Sapperschen Expedition
nach Neu-Mecklenburg, Neu-Hannover und einigen benachbarten Inseln
des Bismarckarchipels und der Salomonen beschäftigt bin, deren
Ergebnisse im Laufe des nächsten Jahres in den Abhandlungen der
k. k. geolog. Reichsanstalt veröffentlicht werden, interessierte ich mich
begreiflicherweise für jene Tonproben des benachbarten Neu-Guinea.
Da fiel mir nun die Angabe auf, daß in jenem Sediment Globigerinen
und Dentalinen dominieren sollen, auch erkannte ich sofort in der
dort als neu beschriebenen Cristellaria pazifica die altbekannte Tief-
seeform Pulvinulina pauperata Parker und Jones. Ich bat Herrn
P. Richarz um Einsicht in jene Probe, verglich auch im geologischen
Institut der Universität die jenen Bestimmungen des Herrn Noth
zugrunde liegenden Foraminiferen und kann als Ergebnis meiner
Untersuchung und des Vergleiches mit der jungtertiären Foramini-
ferenfauna des Bismarckarchipels folgende Formen anführen, wobei
die mit einem * versehenen Formen für die Fauna von Neu-Guinea
neue Formen bedeuten:
*Lagena laevis Montagu.
In der äußeren Form der im Challenger-Berichte, Taf. LVI, Fig. 14,
abgebildeten Form entsprechend, nur mit einfacherer, kürzerer
Mündungsröhre; am aboralen Teile der Schale auch ganz kleine
Ansätze.
Auch im Globigerinen- und im Pteropodenmergel von Neu-
mecklenburg.
*Lagena marginata Walker und Boys.
Einige Exemplare, die infolge ihres scharf gekielten, sonst ein-
fachen Gehäuses nur auf diese Art bezogen werden können. Der
1!) Beilageband des Neuen Jahrbuch für Min. ete, XXIX, 1910, Stuttgart.
1910 Sitzung vom 22. November. R. J. Schubert. 319
Umriß ist bald rundlich, bald eiförmig, wie ja diesbezüglich diese
Art auch sonst variiert.
Auchim Globigerinen- und Pteropodenmergel von Neu-Mecklenburg.
*Lagena fimbriata Brady.
Von dieser interessanten in Neu-Mecklenburg nicht gefundenen
Art, die auch sonst fossil nicht gefunden wurde, fand ich in der in
Rede stehenden Probe zwei Exemplare, von denen das eine mit dem
im Challenger-Berichte, Taf. LX, Fig. 26. abgebildeten übereinstimmt,
das andere im Umriß mehr rundlich ist. Beide haben jedoch den
eharakteristischen Basalhohlsaum, und die an demselben erkennbare
Parallelriefung ist zwar feiv, doch deutlich.
*Lagena gracillima Seg.
Sehr selten; auch im Pteropodenmergel von Neu-Mecklenburg.
*Lagena hexagona Williamson.
Sehr selten und durch die eigentümliche Skalptur leicht zu
erkennen. Aus Neu-Mecklenburg kenne ich sie nicht, doch ist diese
Art sonst namentlich im Tertiär weit verbreitet.
*Lagena quadricostulata Reuss.
Sehr selten, durch das Vorhandensein von beiderseits je zwei
zarten Längsrippen gekennzeichnet. Eine nahe verwandte, wenn nicht
identische Form kommt auch vereinzelt im Globigerinensediment von
Neu-Mecklenburg vor.
* Nodosaria monilis Silv.
Ohne A. Silvestris weitgehende Synonymieansichten bezüglich
dieser Art teilen zu können, möchte ich die häufigste Nodosaride von
Neu-Guinea auf diese Art beziehen, da sie dieser am besten entspricht.
Ausführlicheres werde ich darüber in meiner Abhandlung über die
Foraminjferen von Neu Mecklenburg mitteilen, woselbst diese Form
gleichfalls häufig vorkommt.
Die Kammern der einzelnen rauh berippten Schälchen sind
meist eng aneinandergedrängt, bisweilen jedoch stark auseinanderge-
zogen, so daß sie dann an var. sublineata Brady von Nodosaria
hispida Orb. erinnern.
Manche Exemplare ähneln den völlig einreihigen Formen von
Sagrina virgula und es ist auch möglich, daß sie aus Sagrinen, d. h.
aus Formen mit einem Uvigerina-artigen Anfangsstadium hervorgingen.
*Nodosaria insecta Schwager.
Mehrere Dentalina-artig gekrümmte Exemplare entsprechen recht
gut dieser von Schwager aus Kar Nikobar beschriebenen Art. Sie
erinnert an Dentalina elegans Orb. und hat auch vermutlich in dieser
ihre nächste Verwandte.
Auch in den analogen Gesteinen Neu-Mecklenburgs kommt diese
Art vor.
320 Verhandlungen. Nr. 14
*Nodosaria arundinea Schwager,
Nur Fragmente einer auffallend langkammerigen Art, die wohl
nur auf arundinea Schiwag. bezogen werden können, um so mehr, als auch
die von Schwager abgebildeten charakteristischen Anfangskammer-
stücke vorkommen. Durch diese unterscheidet sich anscheinend
unsere Art von longiscata Orb., der sie jedoch sehr nahe steht.
Auch in den Globigerinensedimenten Neu-Mecklenburgs kommen
analoge Fragmente vor.
*Nodosaria subtertenuata Schwager.
Die spärlichen Exemplare stimmen gleich denen Neu-Mecklen-
burgs besser mit der von Brady im Challenger-Bericht gegebenen
Abbildung als mit der von Schwager mitgeteilten Abbildung überein.
*Nodosaria scalaris Batsch.
Ein verletztes und wieder regeneriertes Fragment, das nach der
Kammerausbildung und Berippung sich auf diese Art beziehen läßt,
die auch in den Globigerinenmergeln Neu-Mecklenburgs verbreitet ist.
*Nodosaria af. vertebralis Batsch.
Spärliche gerade Fragmente einer berippten Nodosarienart, die
am ähnlichsten der von A. Silvestri als N. gemina beschriebenen
Art ist, von der ja Silvestri selbst vermutet, daß sie wohl als
Abart von vertebralis aufzufassen sein könnte.
* Nodosaria cf. calomorpha Heuss.
Zwei Fragmente, die anscheinend auf diese Art zu beziehen
sind, die ich auch in Neu-Mecklenburg fand.
*Nodosaria (Dentalina) aff. communis Orb.
Einige Dentalinen erinnern an diese im Neogen weit verbreitete
Art, besitzen jedoch eine auffallend vorgezogene Mündung, wodurch
der Gehäusecharakter spitz wird und an mucronata Neugeb. erinnert.
*Nodosaria (Dentalina) filiformis Orb.
Selten und meist fragmentarisch.
Nodosaria (Dentalina) consobrina Orb.
Gleichfalls selten, sehr zart und meist nicht ganz erhalten.
*F'rondicularia tetragona Costa.
Ein einziges, aber sicher hierhergehöriges Fragment mit im
Anfang rundem (Nodosaria), später elliptischem (Frondieularia-)
Querschnitte.
Auch im Globigerinenmergel von Neu-Mecklenburg fand ich diese
Form gleichfalls selten.
*F'rondicularia inaequalis Costa var. costata Silo.
Nur schmäler als die von A. Silvestri 1898 beschriebene
Abart von inaegualis, aber sonst mit der charakteristischen Berippung
der Anfangskammern.
1910 Sitzung vom 22. November. R. J. Schubert. 391
In Neu-Guinea fand ich einige Fragmente dieser Abart, die
glatte Form fand ich auch im Globigerinenmergel des Bismarck-
archipels (Djaul).
*Frondicularia cf. alata Orb.
Ein Fragment einer auffallend breiten Frondieularia, die sich
vielleicht auf alata beziehen läßt.
*Marginulina aff. similis Orb.
Die Endkammer nimmt etwa die Hälfte des ganzen Gehäuses
ein, sonst erinnert diese Art am meisten an Marginulina similis Orb.
Das ganze Gehäuse ist etwas zugespitzt wie bei subtrigona Schwager,
die wohl in die nächste Verwandtschaft unserer Form gehören dürfte.
*Cristellaria cf. rotulata Lamarck.
Auch Cristellaria ist ganz spärlich vorhanden; Noth zitiert
eine Cristellaria orbieula Reuss, also eine Form aus der Verwandt-
schaft der rofulata L., auch ich fand ein vermutlich auf diese letztere
Art zu beziehendes, Exemplar, das mir jedoch bei der Untersuchung
in Verlust geriet.
*Dvigerina asperula CzjZek.
Nebst der typischen Form mit rauher, gekörnelter Oberfläche,
die auch in den Globigerinengesteinen des Bismarckarchipels weit
verbreitet ist, kommt in Neu-Guinea auch eine Abart vor, die sich
von der typischen Form dadurch unterscheidet, daß die Körnchen
der Oberfläche zu Reihen angeordnet sind. Obgleich nun dadurch
manche Exemplare an Uvigerina tenuwistriata erinnern, glaube ich
dennoch, diese gestreiften Exemplare nur als Abarten der asperula
auffassen zu sollen, etwa als var. striata.
* Bulimina buchiana Orb.
In typischer, bisweilen auch infolge zugespitzter Gestalt an
B. rostrata Br. erinnernder Ausbildung fand ich diese Art in einigen
Exemplaren. Sie ist durch die scharfen, über das Gehäuse ziehenden
Rippen leicht kenntlich und kommt auch in den Globigerinengesteinen
Neu-Mecklenburgs vor. ‚
*Bulimina inflata Seg.
Im österreichischen Neogen fand ich oft Buliminen, die gleich-
sam Zwischenformen zwischen B. buchiana und inflata darstellen, in-
dem die Rippen von buchiana in Zacken ausgezogen waren. Ich war
daher begreiflicherweise geneigt, injlata nur als Abänderung der
obenerwähnten Art aufzufassen. Die wenigen, übrigens auffallend
hyalinen Exemplare von injflata, die ich jedoch in der untersuchten
Probe von Neu-Guinea fand, lassen es jedoch verständlich scheinen,
warum Seguenza, Brady, Schwager u. a. B. inflata als eigene
Art beschrieben.
Im Tertiär des Bismarckarchipels fand ich inflata sehr selten,
auch kommt diese im europäischen Tertiär weitverbreitete Art im
Pliocän der Salomonen und Nikobaren vor.
399 Verhandlungen. Nr. 14
* Bulimina ovata Orb.
Auch diese Art ist auffallend hyalin erhalten und typisch aus-
gebildet. Diese sonst nicht seltene Art fand ich im Bismarck-
archipel nicht.
* Bulimina contraria Reuss.
Ein Exemplar einer Bulimina gehört dieser leicht kenntlichen,
interessanten Art an, die ich im Tertiär des Bismarckarchipels be-
sonders im Pteropodenmergel fand.
* Pleurostomella alternans Schwager.
Nicht gerade selten, aber meist in sehr kleinen zarten Exemplaren
vorhanden, und zwar von der bei dieser Art vorkommenden Ver-
änderlichkeit.
Auch in den Globigerinen- und Pteropodenmergeln des Bismarck-
archipels kommt diese Art nicht selten vor.
*Cassidulina cf. subglobosa Brady.
In mehreren Exemplaren, die zum Teil sehr frisch erhalten,
meist jedoch undurchsichtig sind. Typische Vertreter dieser Art sind
in manchen Globigerinengesteinen Neu-Mecklenburgs nicht selten
vorhanden.
*Olavulina communis Orb.
Sehr selten, wie auch in den analogen Gesteinen Neu-Mecklen-
burgs und der Salomonen. Vielleicht ist die Angabe von Hyperammina
elongata bei Noth auf diese Form zu beziehen, da ich Hyperamminen
bisher weder in Neu-Guinea noch im Tertiär des Bismarckarchipels
fand, während die agglutinierten Gehäuse von Cl. communis nament-
lich in fragmentarischem, nicht ganz gut erhaltenem Zustande an
Hyperamminen erinnern.
Verneuilina pygmaea Egger.
Einige Exemplare dieser kleinen, zierlichen Art, die ich im
Bismarckarchipel bisher nur vereinzelt fand und die auch aus den
analogen Tonen von Luzon (V. rotundata Karr.) von F. Karrer be-
schrieben wurde. Auch diese Art ist zum Teil sehr frisch erhalten.
* Textularia quadrilatera Schwager.
Diese sehr bezeichnende Art, die nicht leicht mit anderen Arten
verwechselt werden kann, fand ich in der untersuchten Probe in
mehreren Exemplaren, und zwar sowohl in der mikro- wie makro-
sphärischen Generation, Während die Gehäuse der letzteren sicher
vom Anfang an biserial angeordnete Kammern besitzen, glaubte ich
bei manchen der mikrosphärischen Formen einen spiralen Anfangsteil
wahrzunehmen, doch bin ich nicht ganz sicher, ob sich dies tatsäch-
lich so verhält, weshalb ich davon absehe, diese T'extularia schon Jetzt
als Spiroplecta zu bezeichnen.
Diese Art ist in Neu-Mecklenburg im Pteropodenmergel von
Sainabas häufig, in dem, nebenbei bemerkt, auch die gleiche Fisch-
1910 Sitzung vom 22. November. R. J. Schubert. 393
gattung (Scopelus) vorkommt, wie überhaupt der Globigerinenton von
Neu-Guinea mikrofaunistisch manche Anklänge an den erwähnten
Pteropodenmergel zeigt.
*Textularıa sp.
Zwei Jugendexemplare einer agglutinierten Form mit, so viel
sich beim Aufhellen in Glyzerin erkennen läßt, völlig zweireihig an-
geordneten Kammern und Textularia-Mündung. Entweder handelt es
sich um Jugendexemplare von Textularia gramen Orb. oder um
Trigenerina capreolus. Mit der von R. Nothals T. sagittula angeführten
Form sind diese Exemplare sicher nicht identisch. Jene als T. sayittula
bezeichnete Form ist wahrscheinlich eine Bolivina.
* Nonionina umbilicatula Mont.
Sehr selten, aber in typischen Exemplaren; auch im Pliocän
des Bismarckarchipels ist diese Form ähnlich vorhanden.
*Hastigerina pelagica Orb.
Gleichfalls sehr selten, wenigstens in sicher erkennbaren Exem-
plaren; auch im Pliocän des Bismarckarchipels.
*Pullenia obliqueloculata Parker und Jones.
Diese Art gehört zu den häufigsten Formen der untersuchten
Probe, wie dies auch in mehreren der analogen Gesteine Neu-
Mecklenburgs und der Salomonen der Fall ist. Manche Exemplare
sind noch ganz frisch erhalten, während einige Schälchen schon ganz
opak sind.
*Pullenia sphaeroides Orb.
Im auffallenden Gegensatz zu der soeben besprochenen, fossil
sonst seltenen Art ist diese im Neogen weit verbreitete Form hier
wie auch in den Globigerinengesteinen des Bismarckarchipels sehr
selten.
Globigerina bulloides Orb.
Die häufigste Form im Schlämmrückstande; sowohl in typischer
Ausbildung wie auch als var. triloba Kss,
*G@lobigerina conglobata Brady.
Auch häufig, wenn sie auch diesbezüglich der bulloides nachsteht.
Auch in den Globigerinengesteinen des Bismarckarchipels gehört diese
Art wie die nachfolgend angeführte zu der verbreitetsten Form.
*Globigerina sacculifera Brady.
Bis auf die letzte Kammer ähnelt diese Art sehr der bulloides.
Die letzte Kammer dagegen ist eigentümlich verlängert, doch nie so
wie bei digitata Brady. Ein in Textfigur 1 abgebildetes Exemplar
besitzt an dieser letzten Kammer auffallende Ausbuchtungen, welche
die Vermutung erwecken, daß es sich hier um den Beginn einer
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910, Nr. 14. Verhandlungen. 50
394 Verhandlungen. Nr. 14
Aus-, vielleicht Mißbildung handeln könnte, wie sie die von mir im
Globigerinenmergel von Siminis auf Djaul (Bismarckarchipel) in zahl-
reichen Exemplaren gefundene Globigerina fistulosa m. in erhöhtem
Figur 1. Globigerina sacculifera Br. var
Figur 2. Globigerina fistulosa n. sp.
Maßstabe besitzt (s. Textfig. 2); über diese werde ich dann in meiner
Arbeit über jene Gesteine ausführlich berichten.
(rlobigerina cretacea Orb. (oder suberetacea Chapman.)
Nicht selten, aber, wie mir scheint, in nicht ganz typischen
Exemplaren vorhanden; auch in den betreffenden Gesteinen des
Bismarckarchipels meist mehr oder minder häufig.
Orbulina universa Orb.
Seltener als in manchen Globigerinenabsätzen Neu-Mecklenburgs.
Nebst vollkommen umhüllenden Orbulinenschalen kommen auch bilobate
Formen vor, bei denen die Plasmazunahme der letzten Kammer nicht
sroß genug war, um alle vorhergehenden einzuhüllen. Diese von
Orbigny als Globigerina biloba beschriebenen und auch von Herrn
Noth als solche zitierten Exemplare stellen also eigentlich Mittel-
formen zwischen dem @Globigerina- und Orbulina-Stadium dar.
*Sphaeroidina dehiscens Parker und Jones.
Diese sonst seltene Art gehört zu den häufigsten Formen der
in Rede stehenden Probe, wo sie eine ähnliche Rolle spielt wie in
den ähnlichen Globigerinengesteinen des Bismarckarchipels. Sie ist
durch das eigentümliche Klaffen der Nähte und auch die groben
Poren leicht erkenntlich. Manche Exemplare dieser Art sehen auf-
fallend frisch aus.
*Sphaeroidina bulloides Orb.
Nur ganz vereinzelt, wie auch im Pliocän des Bismarckarchipels
meistens. Bezüglich ihres Vorkommens steht sie zu dehiscens in einem
ähnlichen Verhältnis wie Pullenia sphaeroides zu P. obliqueloculata.
Pulvinulina menardü Orb.
Nebst den Globigerinen, Pullenien und Sphaeroidinen ist diese
Art die häufigste Form der vorliegenden Probe, die durch ihre relative
Größe im Schlämmrückstande sofort in die Augen fällt. Auch in den
1910 Sitzung vom 22. November. R. J. Schubert, 325
meisten Globigerinengesteinen des Bismarckarchipels verhält es sich
ebenso oder ähnlich.
Sie ist meist typisch ausgebildet, wenigstens sofern man die
folgende Form als eigene Art auffaßt.
* Pulvinulina tumida Brady.
Diese lediglich durch das gebläht erscheinende Gehäuse von
menardii verschiedene Form tritt hier an Häufigkeit hinter menardi
bedeutend zurück. In manchen Globigerinenabsätzen des Bismarck-
archipels ist sie Jedoch weit häufiger.
* Pulvinulina micheliniana Orb.
Weit weniger häufig als menardii, doch immerhin nicht selten,
wie sie auch im Bismarckarchipel, namentlich in Pteropodenmergeln,
zu den bezeichnenderen Formen gehört.
Nebst zarten typischen Exemplaren kommen auch solche mit
weit dickeren Schalen vor.
*Pulvinulina elegans Orb.
Nur ein Exemplar, aber in der charakteristischen, nicht leicht
zu verkennenden Form. In Neu-Mecklenburg ist diese Art im Ptero-
podenmergel von Sainabas häufig.
*Pulvinulina pauperata Parker und Jones (= Üristellaria pazifica R.
Noth 1910).
Außer dem von Herrn Noth gefundenen Exemplar fand ich in
der untersuchten Probe noch einige weitere Stücke, wodurch ich
auch wie durch Besichtigung des Originalexemplares mit Sicherheit
die Identität von Noths „Üristellaria pazifica“ mit der Tiefseeform
Pulv. pauperata feststellte.
Auch in den Globigerinengesteinen des Bismarckarchipels kommt
diese Art vor; sie ist zwar dort gleichfalls nicht häufig, doch in
solchen Absätzen weit verbreitet.
*Truncatulina Wnellerstorfi Schwager.
In mehreren Exemplaren in typischer Ausbildung gefunden;
kommt auch in den Globigerinengesteinen Neu-Mecklenburgs vor.
Truncatulina Dutemplei Orb.
Sehr spärlich vertreten.
*Truncatulina aff. pygmaea Hantken.
Die von mir auf diese Art bezogenen Exemplare stimmen
wohl nicht ganz mit den von Hantken gegebenen Abbildungen über-
ein, gehören aber doch wohl sicher in die nächste Verwandtschaft
dieser Art. Die Spiralseite ist grob perforiert, die Umbilikalseite glatt.
*Rotalia Soldanü Orb.
Sehr selten; manche Exemplare der weit häufigeren Pulvinulina
micheliniana sind durch dickere Schale und gerundete Umrisse äußer-
lich dieser sonst im Neogen weit verbreiteten Art ähnlich.
50*
3926 Verhandlungen. Nr. 14
*Biloeulina depressa Orb. var. murrhyna Schwager.
Die runde Mündung wie die zwei Zacken des Basalrandes eines
Exemplares stimmen mit der Schwagerschen Abart (oder Art),
während andere Exemplare mehr an die typische depressa erinnern.
Auch in den Globigerinengesteinen des Bismarckarchipels kommt so-
wohl die typische depressa wie var. murrhyna vor.
* Biloculina depressa var. serrata brady.
Diese leicht kenntliche Abart fand ich in einem Exemplar.
* Miliolina cf. venusta Karrer.
Ein Exemplar läßt sich entweder auf diese Art oder auf M,
seminulum beziehen.
*Sigmoilina celata Costa.
Diese auch in den Globigerinengesteinen Neu-Mecklenburgs ver-
breitete Form ist in der untersuchten Probe, wenn auch nicht
häufig, so doch nicht gerade selten.
Die Originalstücke zu den Bestimmungen des Herrn Dr. Noth
konnte ich, da sie in Canadabalsam befestigt sind, nicht genau unter-
suchen; soweit jedoch nicht bereits im vorstehenden über seine Arten
Bemerkungen gemacht wurden, möchte ich noch bezüglich jener Liste
folgendes hinzufügen:
„Miliola inornata“ erinnerte mich mehr an Speroloculina robust«
Brady.
„Dentalina intermedia“ dürfte wohl in den iliformis-Kreis ge-
hören.
Als Sagrina virgula scheint die von mir als Nodosaria monilis
gedeutete Form bezeichnet worden zu sein.
„Globigerina regularis“ dürfte auf Sphaeroidina dehiscens zu
beziehen sein.
Für die anderen in jener Liste angeführten Arten fand ich
keine Formen, auf welche ich sie hätte beziehen können.
Und wenn auch weitere Untersuchungen reicheren Materials
jener Gegend zweifellos die Artenzahl vielleicht nicht unbeträchtlich
vermehren dürften, so sind doch die häufiger vorkommenden Fora-
miniferen in der vorstehenden Liste zumeist enthalten.
Danach ergibt sich ein Dominieren der die Hauptmasse aus-
machenden pelagischen Formen (und zwar Globigerinen, Pullenien,
Sphaeroidinen und gewisser Pulvinulinen) besonders der Menardii-
Gruppe und Zurücktreten der am Boden lebenden Arten, wenigstens
bezüglich der Individuenzahl, während bezüglich der Artenzahl die
benthonischen über die Planktonformen überwiegen,
Wir haben in diesem Globigerinenton von Neu-Guinea zweifel-
los ein fazielles Aquivalent jener Sedimente vor uns, die Ö©.Schwager
von den Nikobaren (Kar Nikobar), F. Karrer von den Philippinen
(Luzon), Guppy-Murray von den Salomonen beschrieben haben und
wie sie ähnlich auch im Bismarckarchipel eine weite Verbreitung be-
1910 Sitzung vom 22. November. R. J. Schubert. 327
sitzen. Ich werde mich daher in meiner obenerwähnten Arbeit auch
ausführlicher mit diesen Absätzen sowie über die Grenzen der mut-
maßlichen Absatztiefe beschäftigen, weshalb ich mich hier ganz
kurz fasse.
Bezüglich des Alters des weichen schlämmbaren Globigerinen-
sediments von Neu-Guinea glaube ich, daß es in Anbetracht des
völlig frischen Erhaltungszustandes mancher Foraminiferenschalen als
geologisch jüngstes der bisher bekannt gewordenen aufzufassen sein
dürfte, allerjüngstes Pliocän, wo nicht Pleistoeän, wie auch Herr Noth
zu demselben Resultat gelangte.
Die zum Teil zu sehr beträchtlichen Höhen (1100 m 1) gehobenen,
zum Teil auch zu harten Kalken verfestigten Globigerinensedimente
Neu-Mecklenburgs jedoch scheinen in der Hauptmasse wenigstens ent-
schieden älter, meist im Pliocän und zum Teile im Miocän abgesetzt
worden zu sein.
Nebst einigen nicht weiter deutbaren Scherben fand Herr Noth
in der Schlämmprobe, aus welcher die obenerwähnten Foraminiferen
stammen, auch den im folgenden beschriebenen Otolithen, den ich vor-
Fig. 3.
Ä& Et N NE os c
[7 , ) \ b
a
Otolith von Scopelus papuensis n. sp.
a = Innenseite, — b — Außenseite.
läufig papuensis nennen will. Er stammt, wie aus der beigefügten
Skizze ersichtlich ist, offenbar von einem Exemplar der Gattung
Scopelus. Der Sulcus acusticus wie auch die sonstigen Merkmale stimmen
im wesentlichen gut überein mit den Otolithen dieser in den Tief-
seeablagerungen des europäischen Neogens häufig vorhandenen Gattung
und am meisten mit dem selteneren Scopelus tenwis Schub., während die
meisten Scopeliden des österreichischen, deutschen, italienischen etc.
Neogens einer anderen Untergattung angehören.
Von den rezenten von mir untersuchten Arten stimmt mit der
Form von Neu-Guinea am besten Scopelus Benoiti überein, und zwar
so, daß die rezente Form, auf welche sich Scopelus papuensis be-
ziehen lassen wird, sich wohl sicher als sehr nahe mit dem mediter-
ranen Scopelus Benoiti verwandt ergeben wird.
Auch im Tertiär von Neu-Mecklenburg kommen Teleostieroto-
lithen vor, und zwar neben einigen Exemplaren von Küstenformen in
den vermutlich oligoeänen Operculinen-Mergeln von Umuddu besonders
Seopelus-Otolithen im jungneogenen Pteropodenmergel von Sainabas.
') K. Sapper, Neu-Mecklenburg, Geogr. Zeitschr. Leipzig, Bd. XV, 1909,
pag. 434,
328 Verhandlungen. Nr. 14
Die hier vorkommenden Otolithen gehören jedoch meist der Gruppe
des rezenten Scopelus Rafinesguii an und ich werde dieselben ge-
legentlich der Beschreibung der Foraminiferen des Bismarckarchipels
näher besprechen.
R. J. Schubert. Über das „Tertiär im Antirhätikon“,
Vor kurzem hat Herr W. Paulcke im Zentralbl. f. Miner.,
Geol. u. Paläont. 1910, Nr. 17, pag. 540, auf Grund eines Orbitoiden-
schliffes eine Abteilung der Antirhätikonschiefer als sicher tertiär,
mindestens obereocän—unteroligocän angesprochen.
Da nun diese Frage für die Stratigraphie und Tektonik des
Antirhätikons von großer Bedeutung ist, so möchte ich diese Behaup-
tung, ehe sie in die Literatur übergeht, in gewisser Beziehung richtig-
stellen. Von einem sicheren Nachweis von Tertiär kann nämlich
nach dem ]. c. reproduzierten Schliffbilde keine Rede sein. Sicher
ist nur, daß ein Orbitoides vorliegt, während eine sichere Entscheidung,
ob es sich um einen kretazischen oder alttertiären Orbitoides handelt,
mit Sicherheit lediglich auf Grund eines Aquatorialschliffes gefällt
werden könnte. Nur an diesem Schliff gewahrt man die für die Ortho-
phragminen charakteristische rektanguläre Gestalt der Mediankammern.
3ei Transversalschliffen dagegen, zumal bei nicht zentral geführten
wie der vorliegende, ist es unmöglich, kretazische Orbitoiden und
Orthophragminen stets mit Sicherheit zu unterscheiden und solch eine
diesbezüglich strittige Form stellt auch Herrn Paulckes Orbitoid
dar, von dem übrigens auch Douville, auf welchen sich Paulcke
bezieht, nur bezüglich der Zugehörigkeit zu Orbitoides sicher war.
Es ist also wohl möglich, daß ein Teil der Antirhätikon-
schiefer tertiär ist, keineswegs ist dies aber durch den bisherigen
Fund und die bisherige Untersuchung sicher nachgewiesen.
Vorträge.
F. Kossmat. Das tektonische Problem des nörd-
lichen Karstes.
Der Vortragende weist darauf hin, daß das nördliche Karst-
gebiet nicht jene charakteristischen langgestreckten Falten aufweist,
welche weiter südöstlich die adriatische Abdachung der dinarischen
Gebirge auszeichnen. Wir finden in diesen Gebieten vielmehr eine
sanz eigenartige Zerlegung in Schollen, welche sich häufig durch
transversal verlaufende Linien gegeneinander abgrenzen und tektonisch
eine gewisse Selbständigkeit zeigen. Auch in den angrenzenden
Teilen der Julischen Alpen ließ sich noch eine ähnliche Transversal-
sliederung nachweisen.
Im Anschluß an dieses Strukturbild werden die verschiedenen
Erklärungsmöglichkeiten besprochen. Der Vortragende, welcher ver-
schiedene dieser Fragen bereits in Comptes Rendus IX. Congr. geol.
Vienne 1903, pag. 507 ff. und in Verhandl. der k. k. geol. R.-A. 1909,
pag. 85 ff. erörtert hat, kommt zum Schlusse, daß die Tektonik des
nördlichen Karstes und seiner Nachbarregionen nicht auf „Faltendecken*
910 Sitzung vom 22. November. Kossmat, Schubert, Leon u. Willheim, 290
t oO Oür
zurückzuführen ist, sondern daß sie auf einer durch Wirkung ver-
schiedener Druckkräfte zustande gekommenen schollenartigen Zer-
stückelung und transversalen Zusammenschiebung des Gebirges beruht.
Es handelt sich um Erscheinungen, welche mit dem Zusammentreffen
der dinarischen und der alpinen Faltenrichtung im Kausalzusammen-
hange stehen.
Besprochen wird auch die Publikation von M. Limanowski:
Les grands charriages dans les Dinarides des environs d’Adelsberg
(Bull. Acad. Cracovie 1910), welche, größtenteils auf den vom Vor-
tragenden veröffentlichten Karten und Daten basierend, eine Deutung
nach den allgemein bekannten Regeln des für die Schweizer Kalk-
alpen aufgestellten Deckenschemas bringt.
Eine ausführliche Mitteilung über den Gegenstand des Vor-
trages wird im Jahrbuch der k. k. geol. R.-A. erfolgen.
R.J. Schubert. Der geologische Bau des kroatisch-
dalmatinischen Grenzgebietes.
Der Vortragende besprach an der Hand einer Übersichtskarte
dieses von F. Koch in Agram und ihm aufgenommenen Grenzgebietes
(im Maßstab 1:75.000) kurz dessen Bau. Aus diesem ergibt sich mit
Klarheit, daß die aus Werfener Schichten und Rauhwacken bestehenden
Kuppen des Kosovo und Petrovopoljes in dem von Dr. Kerner auf-
genommenen Kartenblatte Kistanje—DrniS nicht von fern herge-
schobene Schollen darstellen, wie man jetzt vielfach anzunehmen ge-
neigt ist, sondern Teile einer autochthonen Aufwölbung, wie schon
G. Stache annahm.
Ein ausführlicher Bericht wird demnächst in den Schriften der
Anstalt erscheinen.
Literaturnotizen.
A. Leon und F. Willheim. Über die Zerstörungenin
tunnelartig gelochten Gesteinen. 11. Mitteilung aus dem
mechanisch-technischen Laboratorium der k. k. Technischen Hochschule
in Wien. Österreichische Wochenschrift für den öffentlichen Baudienst.
Heft 44. Jahrg. 1910.
Mit dieser Arbeit nimmt in der Sache Tunnelbau der Ingenieur als Experimental-
physiker das Wort. Mehrere Arbeiten Leons über Spannungsverteilung in ge-
lochtem oder gekerbtem Material (vgl. die obgenannten Mitteilungen) machen ihn
zu solchen Experimenten besonders berufen, deren Ergebnisse mit der von den
Autoren geübten Kritik betrachtet eine anschauliche und exakte Grundlage auch
für manche Fragen der Tunnelgeologie werden können.
Rechtwinklige vierseitige Prismen aus Marmoren und anderen Kalken (durch-
schnittlich 16%X16%X7 cm) wurden mit verschiedenem Querschnitt gelocht und ein-
seitig bis zum Bruch belastet, Versuche unter allseitigem Druck in Aussicht ge-
stellt. Die ersten bei steigender Belastung auftretenden Erscheinungen sind Zug-
risse durch Decke und Sohle. Das Fehlen dieser Zugrisse in Stollen und Tunnels
ist den Verfassern ein direktes Anzeichen, „daß auch horizontale Druckkräfte im
Gebirge wirken“. Vielleicht wären derartige Widerstände gegen die horizontalen
Zugspannungen bei geeigneter Wahl der Form des Versuchskörpers (Basis sehr
groß im Verhältnis zur Höhe, große Bodenreibung) schon ohne eigenen seitlichen
330 Verhandlungen. Nr. 14
Umschluß zu zeigen, welchen dem Referenten im Gebirge die Massen außerhalb
des Bereiches der Spannungsstörung durch den Tunnel zu vertreten scheinen.
Als besonders günstiges Versuchsmaterial erwies sich Marmor, indem sich
die Verbreitung der Spannungen von hinlänglicher Größe durch Aufhellung und
„Fließfiguren* am Versuchskörper abbildete.
Durch Dünnschliffe von bekannter Orientierung zu den aufgetretenen
Spannungen wäre nach Ansicht des Ref. wohl eine petrographische Präzisierung
der z. B. durch Zugspannungen aufgehellten Zonen und damit ein Einblick möglich,
welcher Art von Kalzitflächen, Aufhellung und „Fließfiguren* zuzuschreiben sind,
vielleicht ein lehrreicher Vergleich mit den Fließfiguren der Metalle, in deren
Gefüge die neueren mikroskopisch-metallographischen Methoden schon viel Ein-
blick geben.
Die Ablenkung der Spannungen durch Textur des Materials wird von den
Verfassern erwähnt. Dem entspricht im großen die Veränderung des einfacheren
Spannungszustandes durch verschiedene Art und Anordnung des Gesteinsmaterials,
welches von dem Geologen, der von Arbeiten wie die referierte Notiz nimmt, gewiß
zweckdienlicher begutachtet werden könnte. (B. Sander.)
Dr. K. Hinterlechner. „Praktiska geologija“ (deutsch:
Praktische [Fragen aus der| Geologie. I. Teil.) Slovenski Trgovski
Vestnik. Laibach 1909 und 1910, mit 33 Abbild. im Text.
Der bis jetzt erschienene 1. Teil bezweckt, in gemeinverständlicher Weise
geschrieben, weitere Kreise mit geologischen, berg-, beziehungsweise hütten-
männischen, merkantilen und kaufmännischen Fragen bekanntzumachen. Damit soll
einerseits bei aussichtsreichen montanistischen Objekten über die ersten Schwierig-
keiten hinweggeholfen, anderseits vor unrentablen Operationen abgeraten, be-
ziehungsweise abgeschreckt werden.
Zunächst werden ganz allgemein gehaltene Definitionen über Mineralogie
und Geologie gegeben sowie einige Ratschläge, die der Laie berücksichtigen sollte,
bevor er noch in konkreten Fällen einen Geologen zur Intervention auffordert.
Weiters folgt einiges aus dem österreichischen Bergrecht mit spezieller
Berücksichtigung der Vorschriften des Schurfrechtes. Sodann:
Erläuterung der Begriffe Oxydations-, Zementations- und primäre Zone von
Erzlagerstätten; Variabilität des Metallgehaltes in den einzelnen Zonen und Hin-
weise auf die verschiedene Rentabilität bei Abbau derselben.
Zweck und Methoden des Schürfens (gewöhnliche Sch., Bohrungen, mag-
netische und elektrische Schürfungsweise).
Erläuterung der wichtigsten Momente betrefis der 'Tiefbohr-Schurfmethode
und der hauptsächlichen dabei zur Verwendung kommenden Apparate (mit Illu-
strationen); Angaben über die einzelnen Bohrsysteme im Hinblick auf ihre Ver-
wendbarkeit, Leistungsfähigkeit und die jeweiligen Investitionskosten für diverse
Garnituren. ö
Weitere Bestimmungen des österreichischen Berggesetzes, und zwar über die
Verleihung, Freifahrung, Grubenmaß, Grubenfeld und betreffs der nicht vorbehal-
tenen Minerale.
Allgemeines über die Aufbereitung.
Aufbereitungsmethoden im einzelnen.
Beschreibung der wichtigsten Aufbereitungsmaschinen.
Über Rentabilität und einige andere kaufmännische Fragen.
(R. J. Schubert.)
Siepert, Paul Dr. „Leitfaden der Mineralogie.“ Berlin
und München. R. Oldenbourg 1910. (52 Seiten.)
Der Autor schildert die wichtigsten Minerale, die er in Gruppen ordnet,
welche den verschiedenen Kristallsystemen entsprechen. Die letzten acht Seiten
des Büchleins sind eine sehr kurz gehaltene Petrographie. (Hinterlechner.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien Ill. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
Verhandlungen derk, k A © Reichsanstalt
Sitzung vom 6. Dezember 1910.
Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: F. v. Kerner: Über einige neue Erwer-
bungen von Karbonpflanzen für das Museum der geologischen Reichsanstalt. — F. v. Kerner:
Zur Kenntnis der dalmatinischen Eisenerze. — Vorträge: K. Hinterlechner: Über meta-
morphe Schiefer aus dem Eisengebirge in Böhmen. Mit chemischen Analysen von Conrad
v. John. -- Literaturnotizen: P. Vinassa de Regny, P. Vinassa de Regny, H.E.
Boeke, P. Groth.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Eingesendete Mitteilungen.
F. v. Kerner. Über einige neue Erwerbungen von
Karbonpflanzen für das Museum der geologischen
Reichsanstalt.
In der letzten Zeit sind an die geologische Reichsanstalt mehrere
kleine Suiten von Karbonpflanzen gelangt, welche einer Erwähnung
an dieser Stelle wert erscheinen.
Von Herrn H. Glatz, technischem Forstkontrollor in Plumenau,
Bezirk Proßnitz in Mähren, wurde im Vorjahre eine Kollektion von
Sandsteinplatten des Kulm mit Calamitenresten eingesandt. Die-
selben wurden — wie ein beigelegter Zettel besagt — „bei Fels-
sprengungen aus Anlaß eines Straßenbaues entlang des Haupttales
Plumenau—Stichovitz im Waldteil Tiergarten und Zlechov gefunden“,
Die Reste gehören -— soweit sie für eine nähere Beurteilung nicht
zu dürftig erhalten sind — alle dem für den Kulm bezeichnenden
Archaeocalamites radiatus Bgt. sp. an und bieten ein Bild der großen
Unterschiede, welche in bezug auf Länge der Internodien, Dicke
der Schäfte, Zahl und Breite der Rippen, Breite und Tiefe der
Rillen bei Stammstücken dieser Calamitenart vorkommen und von
der Stellung am Stamme, vom Entwicklungsstadium und zum Teil
wohl auch von individuellen Verschiedenheiten abhängen. Zu Studien
über den feineren Bau der Calamitenstämme bieten die Reste —
wie dies der Erhaltungszustand bei Einbettung in Sandstein fast stets
mit sich bringt — keine Gelegenheit.
“ Außer zahlreichen Flach- und Hohlabdrücken enthält die Sammlung
auch ein paar Steinkerne von seitlich zusammengedrückten Schäften.
Dieselben sind bei einer Länge von 2—3 dm 7 cm breit und von
ungefähr 20 Rillen durchzogen, so daß im Durchschnitte drei Rippen-
K.k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 15. Verhandlungen, 51
339 Verhandlungen. Nr. a
breiten auf 1 cm gehen. Das eine Stück trägt auf vier in Abständen
von einigen Zentimetern aufeinander folgenden Knotenlinien beiderseits
je zwei große, stark erhabene Astnarben. Auch auf dem zweiten
Schaftsteinkerne ist eine Anzahl solcher Narben vorhanden.
Außer den Calamitenresten weist die Sammlung ein 6 cm breites
und 8cm langes Stück einer Stammoberfläche auf, welches die als
Knorria imbricata Gein. bezeichnete und als subepidermaler Erhal-
tungszustand eines Lepidophytenstammes (im vorliegenden Falle wohl
von Lepidodendron Veltheimianum Stbg.) erkannte Skulptur zeigt.
Von Herrn Th. Baier in Pilsen erwarb das Museum eine Kollektion
von beblätterten Sphenophyllum-Stengeln mit ansitzenden Fruchtständen.
Letztere sind in verschiedenen Entwicklungs- und Erhaltungszuständen
vertreten, so daß ein gutes Gesamtbild über die Gestaltsverhältnisse
dieser Organe ‚geboten wird. Auf mehreren Gesteinsplatten sind junge,
noch unreife Ahren sichtbar; sie sind von schlanker Form, noch ge-
schlossen und zeigen stark nach aufwärts gebogene Sporophylle,
deren Spitzen sich dachziegelartig decken. Die Achse erscheint bei
diesen Resten durch vor sie zu liegen kommende Fruchtblättchen
großenteils verdeckt. Auf zwei Schieferplatten, von denen die eine
den Gegenabdruck der anderen zeigt, siebt man zwei dicht neben-
einander einem beblätterten Stengel aufsitzende, leicht gekrümmte
Blütenähren von 4 cm Länge und 6—8 mm Durchmesser und zwei
andere von gleichen Dimensionen, bei welchen die Anheftungsstellen
zum Teil durch Blättehen verdeckt sind.
Auf mehreren anderen kleineren Schieferplatten und -plättchen
finden sich Fruchtähren in verschieden weit geöffnetem Zustande.
Die Sporophylle kommen hier nicht mehr in Berührung mit den
superponierten des nächst höheren Wirtels und stehen von denselben
zirka Imm ab. Bei einer sehr weit geöffneten Ahre sind die Sporo-
phylle an ihrem Anfangsteile sogar etwas nach abwärts gebogen, wo-
durch die Blattspitzen (von denen allerdings nur einige erhalten sind)
noch mehr (etwa 2 mm) von einander abstehen.
Die Mehrzahl der Reste dieses Entwicklungsstadiums erscheinen
wie mediane Längsdurchschnitte durch Sphenoph yllum-Ähren. Man
sieht die dicke Spindel, deren kurze, fast quadratische Internodien
eine feine Berippung (meist 6 Rippen) erkennen lassen.
In vielen Sporophyliwirteln sind nur zwei einander gegenüber-
stehende Blättehen sichtbar und von dem dem Beschauer zugekehrten
Teil des Wirtels nur der Querseknitt der in die Sporophylle eindrin-
senden Leitbündel zu sehen. An einigen dieser Ähren liegen jedoch
auch Wirtelreste vor, welche die Achse des Fruchtstandes teilweise
bedecken. An der Außenseite der schmalen, lanzettlichen Sporophylle
ist ein medianer Strang erkennbar und manchmal auch noch eine feine
Streifung angedeutet.
Die Räume zwischen den Internodien und je zwei benachbarten
Blattwirteldurehschnitten sind bei den weit geöffneten Ähren manch-
mal ganz leer, manchmal mit sehr deformierten Örganresten erfüllt,
bezüglich welcher nicht zu zweifeln ist, daß man es mit Hüllen von
Sporangien, aus welchen die Sporen bereits ausgefallen sind, zu tun
Al
1910 Sitzung vom 6. Dezember. F, v. Kerner. 333
hat. Nur in einigen Blattachseln sind noch gefüllte Sporenträger in
Form kleiner Knötchen sichtbar.
Zwei Schieferstücke zeigen Fruchtstände im Stadium der Voll-
reife. Bei dem einen fehlt das Endstück der Ähre; der erhaltene
Teil ist 5 cm lang und 1 cm dick. Er enthält sehr zahlreiche ge-
füllte Sporenträger, welche teils als Knötchen hervorragen, teils
Hohlabdrücke in Form kleiner Grübchen hinterlassen haben. Infolge
von auch durch eine schwach S-förmige Achsenkrümmung angedeutete
Zerrungen, welche diese Fruchtähre erlitten hat, ist die Gruppierung
der Sporangien keine ganz regelmäßige, doch kann man in mehreren
Wirteln das Vorhandensein von zwei Sporangialkreisen deutlich er-
kennen. Die Zahl der auf den halben Wirtelumfang entfallenden
Sporangien ist 6. Ihre Oberfläche zeigt eine sehr zarte Körnelung.
Das andere Schieferstück enthält zwei einem sich gabelnden
Stengelende aufsitzende Ähren, bei welchen auch ein etwa 5 cm
langes Stück sichtbar, der oberste Teil aber in Gesteinsmasse ver-
borgen ist. Diese beiden Ähren zeigen in ihrem unteren Teile, etwa
2 cm über die Basis hinauf, dicht übereinander liegende Frucht-
blättehen und weiter oben, wo dieselben mehr auseinandertreten,
zahlreiche, noch mit Sporen gefüllte Sporenbehälter. Die Erhaltungs-
weise ist Jedoch bei diesen Resten minder günstig und die Gruppierungs-
art der Sporangien nicht klar zu sehen.
Außer ganzen Fruchtständen finden sich auch abgelöste Sporo-
phyliwirtel in Form verzerrter, mehr oder minder unvollständiger
Sternfiguren, sowie auch einzelne Sporophylle.
Unter den sehr zahlreichen Resten vegetativer Organe bemerkt
man zunächst plattgedrückte, kahle Stengel von 2 bis 6 mm Breite.
Bei den Internodien derselben schwankt das Verhältnis der Länge
zur Breite bei den schmäleren Stengeln zwischen 6:1 und 4:1, bei
den breiteren zwischen 4:1 und 2:1. Ein 8 mm breiter Stengelrest
hat fast quadratische Zwischenknotenstücke. Die Internodien zeigen
durchweg eine zarte Längsstreifung, aus welcher sich auf manchen
Stücken 6—12 feine Rippen deutlicher hervorheben.
Die in großer Zahl vorhandenen beblätterten Stengel, von denen
einige die vorhin beschriebenen Ähren tragen, sind sehr verschieden
gut erhalten. Bei mehreren sieht man bis zu fünf oder gar sechs
Keilblättchen der Wirtel in der Gesteinsfläche ausgebreitet. Bei der
Mehrzahl sind nur je zwei oder drei Blättchen jedes Wirtels sicht-
bar. Die Blättchen stehen in vielen Fällen ziemlich wenig vom
Stengel ab. Sie zeigen die Größen- und Formverhältnisse der Blatt-
organe von Sphenophyllum Schlotheimii Bgt. Die charakteristische
Nervatur ist bei den besser erhaltenen Resten gut erkennbar.
Durch Dr. Schubert wurde eine kleine Sammlung von Karbon-
pflanzen aus dem Velebit übermittelt. Dieselbe stammt von Raduö in
der Lika (Kroatien) und wurde gelegentlich der von den Herrn Grafen
Alfonso und Umberto Borelli (in Zara) dort ausgeführten Schür-
fungen auf Steinkohle gefunden. Die flözführenden Schichten lagern
in der Lika unter Kalken mit Fusulinen, Crinoiden und anderen
marinen Fossilien. Bei der Mehrzahl dieser Reste, welche in einem
kohligen Tonschiefer eingebettet sind, hat man es mit Sekundär-
51*
334 Verhandlungen. Nr. 15
segmenten eines Farnes aus der Gruppe der Cyathoides zu tun, und
zwar weist die dichtgedrängte Stellung, das meist rechtwinklige Ab-
stehen und die ein wenig schwankende, relativ bedeutende Länge
(über 10 mm) der Tertiärsegmente zunächst auf Scolecopteris cyathea
Schl. sp. hin. Für einige Fiedern käme auch Scolecopteris affinis Bgt. sp.
zum Vergleiche in Betracht, von welcher Brogniart selbst zweifelte,
ob sie nicht bloß eine Varietät seiner Pecopteris cyathea sei sowie
ferner Scolecopteris Candolleana Bgt. sp., die dieser Autor als eine
der eben genannten Art sehr nahestehende Art bezeichnete. Die
Nervatur ist bei diesen Farnresten nicht gut erhalten. Der bemerkens-
werteste derselben zeigt fünf parallel nebeneinander liegende Fiedern.
Von der dazugehörigen Hauptspindel ist aber nichts erhalten.
In zwei Bruchstücken ist ein Farn mit Pecopteris-Nervatur ver-
treten, dessen am Grunde verschmolzene Fiederchen so dicht gedrängt
stehende Nervillen zeigen, wie sie bei Alethopteris Serlii vorkommen.
Die Fiederchen sind aber kurz und zugerundet, ähnlich jenen von
Pecopteris Grandini und Pecopteris gigantea, so daß die Zugehörigkeit
zur vorgenannten Art nicht gesichert erscheint.
Gleichfalls in zwei Fragmenten liegt eine Pecopteris vor, für
welche wegen des sehr starken Hervortretens der fast stets unge-
teilten Nervillen P. arguta Bgt. zum Vergleiche in Betracht kommt.
Rechterseits des einen Fiederrestes, wo die Fiederchen auch in Form
und Größe diesem Farntypus entsprechen, gehen sie aber unter ziem-
lich spitzem Winkel von der Spindel ab, links und am anderen Reste,
wo sich ihr Abgangswinkel einem rechten nähert, sind sie breiter als
dem Arttypus entspricht.
In einer geringen Zahl von einzelnen Fiederchen ist ein Farn
aus der Gruppe der Diplazioides vertreten. Die Fiederchen sind bei
einer durchschnittlichen Breite von 6 mm teils gelappt, teils nur
gekerbt. Eines zeigt die charakteristische Diplazium-Nervation sehr
deutlich. Eine sichere Differentialdiagnose zwischen Diplazites emarginatus
Goepp. und FPecopteris unita BDgt. (Pecopteris longifolia Bgt. kommt
nicht in Betracht) läßt sich auf kleine Bruchstücke — wie sie hier
nur vorliegen — kaum gründen.
Ferner finden sich zwei Enden von Blattfiedern mit Neuropteris-
Nervatur. Der eine dieser Reste besitzt ein rhomboidales Endfiederchen
und jederseits vier mit der Entfernung vom ersten relativ rasch an
Größe zunehmende seitliche Fiederchen. Der Rest läßt einen Vergleich
mit Neuropteris heterophylla Bgt. zu.
Außerdem sind noch zu erwähnen ein mangelhaft erhaltener
Blattwirtel von Spenophyllum sp. und ein ziemlich gut erhaltener Rest
von Annularia stellata Schloth. = Ann. longifolia Bgt. Es ist ein etwa
1 dm langes Stengelstück mit sechs in Abständen von 11/,—2 cm auf-
einander folgenden Blattwirteln, in denen die Zahl der Blättchen
durchschnittlich 25 beträgt, die Länge der einzelnen Blättchen
zwischen 1'!/, und 3cm schwankt. Auf den Blättchen ist eine feine
Streifung erkennbar.
Die Scolecopteris, die beiden Pecopteriden, der Diplazites und
die Annularia weisen auf die sechste Karbonflora (Ottweiler Schichten)
hin. Die Neuropteris würde noch der fünften Flora angehören.
1910 Sitzung vom 6. Dezember. F, v. Kerner. 339
F. v. Kerner. Zur Kenntnis der dalmatinischen
Eisenerze.
Zur Ergänzung einer vor mehreren Jahren gebrachten Notiz, in
welcher die Epigenese des Brauneisenerzes von Kotlenice (Nordfuß
des Mosor) in Kürze erörtert wurde (Montan-Zeitung 1903), seien
hier noch die Gründe angeführt, welche für jenes Erz die Annahme
einer Syngenesis ausschließen, Der in der Nachbarschaft kleiner Erz-
nester, die sich als Hohlraumfüllungen zu erkennen geben, durch die
dankenswerten Bemühungen Herrn L. Miottos erschlossene Lager-
gang ist zwischen zwei Bänke einer homogenen Schichtmasse von
Rudistenkalk eingeschaltet. Würde es sich um ein sedimentäres Braun-
eisenerz handeln, so fänden sich im Liegenden die Anzeichen einer
stattgehabten Unterbrechung der marinen Schichtfolge, im Han-
genden die Zeichen einer später erfolgten Transgression; die Basis
des Erzlagers würde sich als eine einstige verkarstete Terrainoberfläche
zu erkennen geben, die hangende Kalkschichte würde (wegen Bei-
mengung oberflächlichen Verwitterungsstaubes des Erzkörpers) rot
gefärbt sein und einen brakischen Habitus aufweisen. Es wären Ver-
hältnisse zu erwarten, jenen ähnlich, welche man in Dalmatien an
der Grenze zwischen Kreide und Tertiär oft antrifit, wo Toneisen-
steine in unregelmäßige Vertiefungen der Oberfläche des Rudistenkalkes
eingelagert sind und von rötlich oder braun gefärbten Kalken über-
deckt werden, die brakische und in ihren tiefsten Lagen selbst lim-
nische Schneckenfaunen führen. Die Bildung eines oberkretazischen
Limonitflözes bei Kotlenice wäre, da Turon und Senon in Dalmatien
sonst überall marin entwickelt sind, a priori sehr unwahrscheinlich.
Die Untersuchung an Ort und Stelle zeigt, daß in der Tat auch dort
aus dem Rudistenmeere nie eine Insel aufgeragt hat.
Die Unmöglichkeit der Bildung eines Brauneisensteinflözes bei
Kontinuität der Meeresbedeckung in der oberen Kreidezeit braucht
nicht durch Hinweis auf geologische Lokalbefunde dargetan zu werden.
Die Seeerze stellen allerdings eine unter Wasser vor sich gegangene
Bildung von Eisenoxydhydrat dar. Ihre Entstehung ist aber an
besondere, nur in jenen Gebieten, wo Seeerze auftreten, realisierte
Bedingungen geknüpft. Eine Ausfällung von Eisenoxydhydrat am Grunde
eines zoogene Kalke bildenden Meeres wäre undenkbar.
In dem kaum zu erwägenden Falle, daß das Erzlager von Kot-
lenice durch submarine Einschwemmung der Zerfallsprodukte eines
auf einem benachbarten Lande gebildeten Erzkörpers entstanden wäre,
hätte man Rotfärbung der Liegend- und Hangendkalke zu erwarten
und müßte die Erzmasse von vielen Schlieren von erhärtetem Kalk-
schlamm durchzogen sein und wohl auch eine mikroklastische Struktur
aufweisen.
Gegen die Annahme, daß das Brauneisenerz von Kotlenice durch
Verwitterung aus einem Sideritlager entstanden sei, spricht zunächst
das Fehlen solcher Formverhältnisse des Erzkörpers, welche auf vor-
her stattgehabte Metasomatose hinweisen würden. Aber selbst wenn
es möglich gewesen wäre, daß sich ein Spateisensteinflöz in seiner
ursprünglichen Form hätte erhalten können, müßte diese eine andere
396 Verhandlungen. Nr. 15
sein als jene, welche das Limonitlager von Kotlenice zeigt. Wenn aus
einer wässerigen Lösung kohlensaurer Kalk und kohlensaures Eisen
getrennt zur Abscheidung gelangen, verhält es sich so, daß eine Zeit
lang die Bedingungen abwechselnd für die Fällung des ersteren und
letzteren Salzes günstiger sind; es fände sich dann zu beiden Seiten eines
Hauptflözes ein oftmaliger Wechsel von dünnen Kalk- und Erzlagen.
In Kotlenice tritt aber eine einzige dickere Erzschicht unvermittelt
zwischen dickbankigen Kalken auf. Die Entstehung durch Verwitterung
eines nicht ursprünglichen und erst durch Metasomatose gebildeten
Flinzlagers schließt sich ebenfalls im Hinblick auf diese Formver-
hältnisse des Erzkörpers aus, desgleichen die Entstehung durch direkte
Umwandlung von Kalk in Limonit, für welche jedoch schon die Vor-
bedingung (Einwirkung eisenchloridhältiger Wässer) nicht erfüllt war.
Es wäre rätselhaft, wieso diese Umwandlung nur eine einzelne Kalk-
steinbank betroffen und an den Grenzflächen derselben halt gemacht
hätte. Auch wäre im Falle einer solchen Bildungsweise die von der
feinkörnigen bis dichten Beschaffenheit des Rudistenkalkes sehr ab-
weichende, zum Teil kavernöse und blätterige Textur des Erzes
schwer verständlich. Der Umstand, daß in Kotlenice auch in der Tiefe
keine Spuren von Spateisenstein gefunden werden, würde an sich noch
nicht gegen eine Entstehung des dortigen Brauneisenerzes aus ersterem
Erze sprechen, da im höhlen- und klüftereichen Karste die Tagwässer weit
eindringen. Immerhin verdient es Erwähnung, daß das mineralogische
Lexikon von Zepharoviö überhaupt keine dalmatinische Fundstätte
von Siderit anführt; ja selbst unter den zahlreichen Mineralien, weiche
jüngst Fr. Tucan als mikroskopische Beimengungen der Karstkalke
und Dolomite und der Terra rossa nachwies!), fehlt der Spat-
eisenstein.
Das Vorhandensein eines einzigen Merkmales sedimentärer Lager-
stätten, das Eingeschlossensein des Erzkörpers zwischen zwei Gesteins-
bänken, kann angesichts der zahlreichen geologischen und chemischen
Momente, welche in Kotlenice gegen eine Syngenesis sprechen, für
eine solche nicht beweisend sein. Der Eifer, mit welchem von nicht
fachmännischer Seite an der Annahme einer sedimentären Enstehungs-
weise festgehalten wurde oder noch wird, entsprang wohl der Besorgnis,
daß die Deutung des Fisenerzvorkommens von Kotlenice als eines
epigenetischen Vorkommens die Bewertung desselben ungünstig beein-
flussen würde. Die Frage, ob eine syngenetische oder eine epigenetische
Lagerstätte wertvoller sei, läßt sich aber durchaus nicht allgemein im
ersteren Sinne beantworten und ist ihre Entscheidung von den geo-
logischen Verhältnissen abhängig. Was speziell Dalmatien betrifft, so
ist daselbst für ein Fisenerzlager eine sedimentäre Bildungsweise
keine günstige Empfehlung. Die Vorkommnisse an der Grenze zwischen
Kreide und Protocän sind minderwertig und bilden keine ausgedehnten
Flöze, sondern zerstreute, sehr wenig mächtige Linsen von geringem
Umfange. Noch unbedeutender sind die Vorkommen an der Grenze
des weißen ladinischen Kalkes gegen den grauen Kalk des Infralias
und jene an der Basis der neogenen Schichtserie.
!) Siehe Verhandl. 1910, Nr. 13, pag. 299—301.
1910 Sitzung vom 6. Dezember. Dr. K. Hinterlechner. 337
Vorträge.
Dr. Karl Hinterlechner. „Über metamorphe Schiefer
aus dem Eisengebirge in Böhmen. Mit chemischen
Analysen von Conrad von John.“
Auf Jdie Tatsache, daß im Territorium des sogenannten Eisen-
sebirges!) in Böhmen metamorphe Schiefer vorkommen, wies
bereits F. von Andrian hin?). Als Ursache der Umwandlung nahm
er Druck oder Emanationen heißer Quellen an. Trotz dieser Stellung-
nahme gebührt das Verdienst auf kontaktmetamorphe Prozesse in dem
vom Autor dieser Zeilen aufgenommenen Terrain (Spezialkartenblatt
Caslau und Chrudim, Zone 6, Kol. XIII) hingewiesen zu haben
erst J. Krejöf und R. Helmhacker?). Dies deshalb, weil die
F. von Andrianschen Angaben strenge genommen eigentlich auf
unser Nachbargebiet (Blatt Hohenmauth und Leitomischl, Zone 6,
Kol. XIV) Bezug nehmen, dessen metamorphe Schiefer jedoch mit
unseren gegenständlichen Gebilden nicht in jeder Hinsicht und ab-
solut identisch sein müssen, obschon die Möglichkeit vom Autor
dieser Zeilen unumwunden zugegeben wird. F. von Andrian
scheint nämlich zumindest zwischen gewissen alten Schiefern des
Ostens und des Westens (= unser Gebiet) des Eisengebirges einen künst-
lichen Gegensatz konstruiert zu haben.
Ohne in anderen Hinsichten die entsprechenden Konsequenzen
gezogen zu haben nahmen Krejci und Helmhacker bezüglich der
Metamorphose gewisser paläozoischer Sedimente wie folgt
Stellung (l. ec. pag. 102): „Die Ottrelithschiefer sind Kontaktmetamor-
phosen der schwarzen Tonschiefer*) mit Granit; die Metamorphose
reicht bis 1 km weit, in horizontaler Richtung gemessen, von der
Granitgrenze in die Tonschieferschichten hinein...“ — und „Der
Öttrelithphyllit übergeht in der Entfernung von mehr als
l km von der Granitgrenze allmählich in den schwarzen Ton-
schiefer.*
Welche Resultate die Neuaufnahme des Blattes Caslau und
Chrudim erzielt hat, wurde teils bereits mitgeteilt’), teils wird es
erst geschehen. Hier sollen vornehmlich folgende Bemerkungen strati-
1) Nach Krejci Gebirgszug zwischen Elbeteinitz und Vojnüv Möstec,
wo er in das böhm.-mähr. Grenzgebirge übergeht.
2) „Geologische Studien aus dem Chrudimer und Czaslauer Kreise.“ Jahr-
buch 1863, pag. 203 und 204. J
3) „Erläuterungen zur geologischen Karte des Eisengebirges (Zelezn& hory).“
Archiv der naturw. Landesdurchforschung von Böhmen. V. Bd., Nr. 1, Prag 1882.
*) Nach Krejei d, und d,. Das Krejöische Dd, deute ich als d, und um-
gekehrt sein Dd, für d,, wie aus den späteren Angaben erhellen wird.
5) „Über Eruptivgesteine aus dem Eisengebirge in Böhmen. 1. Geologisch-
petrographischer Teil von Dr. K. Hinterleehner; 2. Chemischer Teil von
C. v. John.“ Jabrb. der k. k. geolog. R.-A. 1909, Bd. 59 und das Referat des
Autors für den Jahresbericht pro 1908 des !Ierrn Hofrates Tietze in unseren
Verbandlungen. 1909, pag. 9.
338 Verhandlungen. Nr. 15
graphisch-tektonischer Natur Aufnahme finden, die indessen weder
territoriell noch gegenständlich als erschöpfend aufgefaßt werden
mögen. Das vollständige Elaborat bleibt einer späteren Zeit vor-
behalten.
Das Paläozoikum in dem von mir aufgenommenen Teile des
Eisengebirges ist hauptsächlich aus Grauwacken, Grauwackenkonglo-
meraten, Grauwackensandsteinen, Quarziten, Tonschiefern, Kalken,
lokal aus graphitführenden Gebilden, Diabasen, Diabastuften, Amphi-
boliten und schließlich aus metamorphen Schiefern aufgebaut.
In stratigraphischer Hinsicht schließe ich mich den Ansichten
J.J. Jahns!) an, der den lichten Kalk von Podol mit Korallen-
resten und Crinoiden als Aquivalent der Stufe F (fs) im mittel-
böhmischen Silur deutet. Das Liegende des genannten Horizontes
bildet en dunkler Kalk, den Jahn auf Grund von Funden von
Crinoiden, Orthoceren und Lobolithen als „Kalkstein der
Etage %“ ansprach; daneben können dunkle Schiefer (ebenfalls mit
Crinoiden) und graphitführende Schiefer konstatiert werden.
Ein weiterer Leithorizont sind licht- bis dunkelgraue Quarzite,
die stellenweise Scolithusröhrchen enthalten, welche bekanntlich
im mittelböhmischen Silur die d, oder Dräbover Quarzite charak-
terisieren. Zwischen den Gebilden der Etage E und den gegen-
ständlichen Quarziten findet man eine mächtige Serie dunkler
Schiefer, die wir — hier von J. J. Jahn teilweise abweichend —
im Hinblicke auf das Vorausgeschickte ganz allgemein für da +4 +5 er-
klären. Fossilien sind in diesen Schichten nicht zu finden gewesen.
Die unter den Dräbover Quarziten südlich Hermanmöstec
folgenden Gesteine sieht Jahn (l. ce. pag. 225) „als ein Analogon
des mittelböhmischen Kambriums an. Es sind dies: ein Quarzit-
bis Grauwackenkonglomerat, das mit dem TremoSnä-
Konglomerate des mittelböhmischen Kambriums übereinstimmt“.
„Weiter nach Norden hin folgen Grauwacken und Grauwacken-
sandsteine, die* nach Jahn „entschieden zum Präkambrium
zu zählen sind.“ Das Liegende des letzteren verhüllen Kreide-
sedimente. „Bei Vergleichung mit dem mittelböhmischen Silur fehlen
daher* nach Jahn in unserem Territorium die „Bande d, (da, ß, y)
und die Skrej-Jinecer Paradoxidesschiefer ?)* (l. c. pag. 225).
Speziell bezüglich der Bande d, verweise ich auf meine unten folgenden
Angaben. Hier genüge die Bemerkung, daß es J. J. Jahn, wie er
selbst sagt, an Zeit mangelte, um ausgedehntere und systematische
Studien im gegenständlichen Terrain betreiben gekonnt zu haben.
Außerdem spielt aber im Profil: Kalk-Podol— Hermanmöstec
noch eine transversale Horizontalverschiebung insoferne eine Rolle,
als die Bande d, dort fehlt und das Kambrium wie eine Kulisse
unmittelbar hinter die d,-Quarzite so eingeschoben auftritt, daß man
von diesem Bruche fast keine Ahnung hat, wenn man — wie es bei
Jahn der Fall war — nicht die nötige Zeit hat, um viel mehr als
!) „Die Silurformation im ‚östlichen Böhmen.“ Jahrbuch der k. k. geol. R.-A.
1898, 48, Band, pag. 207—230.
®) Nach J. J. Jahn eigentlich auch die Bande d,.
1910 Sitzung vom 6. Dezember. Dr. K. Hinterlechner. 339
bloß das eben angeführte Profil zu studieren!). Für den Nachweis
der Bande d, kommt nämlich die Lehne zwischen Zbyslavece und
Licomörice, also der westliche Steilrand des Eisengebirges gegen
die Oaslauer Ebene hin in Betracht.
Bei entsprechender Berücksichtigung der obigen, stratigraphischen
Fixpunkte resultiert aus den Beobachtungen im Felde folgendes hier
in groben Zügen skizzierte, tektonische Bild der Gegend
zwischen Kostelec (nördlich Kalk-Podol), südlicher Fuß der
Bucina (bei Podol) und Boukalka (westlich Podol). In dem gegen-
ständlichen Distrikte repräsentiert das ostböhmische Paläozoikum eine
nach Nord überkippte Mulde, welche vom f, bis zum d, eine ununter-
brochene Schichtserie aufweist. Gegen Nord liegt unter dem d,-Quarzite
das Kambrium scheinbar konkordant; im Südflügel sind dagegen die
Sedimente, die älter als das d, sein sollten, hier so gut wie ganz
abgetragen. Zumindest südsüdöstlich von Kalk-Podol hat man es
mit einem roten Granitgneise zu tun, der unmittelbar an die
d,-Quarzite herantritt und selbst ihr Liegendes d, berührt, wo das d,
bereits zerstört wurde oder sich zumindest nur durch Feldlesesteine
verriet, wie dies an der Straße Podol-Hrbokov (K. 534 und 548)
der Fall ist.
In der Gegend bei Kalk-Podol bildet der Konjepruser
Kalk (Ff,) das Muldenjüngste. Beiderseits (gegen Nord und Süd
flankiert ihn die Etage Z; letzteres vielleicht mit lokalen Unter-
brechungen, die in kausalem Zusammenhange mit nordsüdlichen und
ostwestlichen, zumeist ziemlich untergeordneten Störungen stehen.
Zumindest westlich vom Meridian von N ütie verläuft dann der oben-
erwähnte, untersilurische ds,-(Drabover)-Quarzit mehr oder weniger
konform mit der Grenze des unterdevonischen f,-Kalkes; dies als
ganz konstantes Band zumindest am südlichen Abhange der Bucina
bis Skoranov, wo übrigens auch sein Hangendes in metamorphem
Zustande zu Tage lag (Muldenüberkippung ). Zwischen dem d,-Quarzite
und der Kalkserie liegen die dunklen Schiefer d,+,+; und
graphitführende, ebenfalls schiefrige Gebilde. Die gegenständlichen,
dunklen Schiefer sind es, die uns hier später besonders interessieren
werden.
In der graphischen Horizontalprojektion schließen sich alle bisher
angeführten, silurischen Gebilde, abgesehen von gewissen Abweichungen,
die schon erwähnt wurden, wie d, südöstlich Kalk-Podol, zum Teile
auch d,, und die indessen für unsere Zwecke vorläufig ganz neben-
sächlicher Natur sind, in Form einer zwar unregelmäßigen, weil gegen
Ost in die Länge gezogenen Ellipse um den devonischen, hellen
Podoler Kalk.
Zwischen Althof, Skoranov und Kraskov verhüllen
dyasische Gebilde den Untergrund. Im Territorium von Podhrad,
Rudov und Zbyslavec kommt dagegen abermals der rote
Granitgneis wie am Südfuße der Bulina zum Vorscheine. Im
1) Dieses studierte Jahn ganz vornehmlich, wenn nicht sogar neben den
Podoler Kalken fast ausschließlich.
2) d,, wie wir später zeigen werden.
K. K. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 15. Verhandlungen. 52
340 Verhandlungen. Nr. 15
Walddistrikte nordwestlich Skoranov verhüllt eine quartäre Lehm-
decke den Untergrund; bei Zbyslavec wird indessen aus ihrem
Liegenden auf den Wiesen ein grauer Quarzit für Wegerhaltungs- und
für Bauzwecke ausgegraben. Daraus folgt in erster Linie, daß der d,-
Quarzit von Skoranov (vollkommen der dortigen, allgemeinen
Schichtenlagerung entsprechend) nord- und nordwestlich bei Zbys-
lavec wieder zum Vorscheine kommt. Die Gegend beim J. H. K. 527
nördlich Zbyslavec ist es übrigens, wo sich der ds-Quarzit des
südlichen mit dem gleichen Gebilde des nördlichen Muldenflügels
vereint. Nebenbei sei bemerkt, daß der nördliche d,-Quarzit-
horizont über Micov, SusSie bis westlich Tasovic hinstreicht,
wo er an der oben bereits angedeuteten Dislokation mehr als 1 km
südlicher als der Quarzit von der Bahnstrecke (n. K.-Podo|)
sein Ende findet. Die genauere Beschreibung der gegenständlichen
Dislokation sowie des Liegenden des d,-Quarzites im nördlichen
Muldenflügel sei einer späteren Zeit vorbehalten, da dieser Gegen-
stand mit der im Titel angedeuteten Frage nicht mehr unmittelbar
zusammenhängt.
Nordnordwestlich vom J. H. K. 527 (nördlich Zbyslavec) fand
ich zwar auch noch Lesesteine eines hellgrauen Quarzites, den man
als Fortsetzung des Drabover Quarzites auffassen kann; dies könnten
jedoch verschwemmte Reste des gegenständlichen Horizontes sein;
oder es sind autochthone, spärliche Relikte desselben, da er sich in
dieser Richtung auskeilt.
Das herrschende Gestein, welches das Liegende des d,-Quarzites
im Podhofaner Revier repräsentiert, ist ein schwarzer Tonschiefer,
der einerseits in der Richtung auf Zbyslavec zu streicht und in
nordöstlicher bis östlicher Richtung einfällt. Entsprechend der Lagerung
im nördlichen Muldenflügel streicht derselbe Tonschiefer bei
Jetonice ostwestlich mit entsprechendem, südlichen Verflächen. Der
in Rede stehende, schwarze Tönschiefer fällt also dem muldenförmigen
Baue entsprechend durchgehends unter die d,-Quarzite ein. Fossilien
wurden bis jetzt darin nicht gefunden. Mit Rücksicht auf die
Lagerung und die petrographischen Merkmale halte ich
indessen diese Gebilde für ein Äquivalent des d,, Horizontes, des
westböhmischen Kambriums, falls die J. Jahnsche Einteilung, von
der wir ausgingen, den Tatsachen gerecht wird, woran ich keinen
Grund zu zweifeln habe. In unseren weiteren Deduktionen sind
von kardinaler Wichtigkeit die Verhältnisse im Dreiecke Zleber-
Chvalovice, nördliche Umgebung von Licom&rice und des J. H.
K. 527 (nördlich Zbyslavee).
Die schwarzen Tonschiefer, die wir soeben für d,; erklärt haben,
werden hier von grauen Grauwacken unterteuft. In der „Skala“
K. 492 steht ein weißer bis hellgrauer Quarzit mit Anklängen an
Grauwackencharaktere an. Dasselbe Gestein findet man bei K 426 am
nördlichen Fuße der Skala; weiters östlich Kamen bily (Weißen-
stein) und selbst bei Dvür novy (Neuhof) ostnordöstlich Podhoran.
Beim Drainieren der südlichen, unmittelbaren Nachbarschaft des Novy
dvür stieß man nämlich ganz allgemein auf einen hellgrauen bis
weißen Quarzit, der, wenn nicht alle Anzeichen trügen, die nordwest-
1910 Sitzung vom 6. Dezember, Dr. K. Hinterlechner. 341
liche Fortsetzung des gegenständlichen Quarzites vorzustellen hat.
Das Liegende dieses Quarzites bildet abermals eine Grauwacke von
verschieden grauer Farbe und mit etwas variabler Quarzführung,
die indessen auch sehr groß werden kann. Im Tälchen nördlich
Licom£rice fand man einen schmalen Kalkhorizont der seinerzeit
abgebaut wurde. Westlich K. 426 fand ich diesen Kalk zwar nicht
mehr; dafür ist dort ein graphitischer Schiefer in einer
derartigen Position angetroffen worden, daß man ihn als sehr be-
nachbarten Horizont des Kalkes, wenn nicht als sein unmittelbares
Liegende auffassen kann. Dieses graphitische Gebilde wird
gegen West fortschreitend von einer hellen, fast quarzitischen
Grauwacke unterteuft. Die helle Farbe dieses Grauwackenhorizontes
macht zum Teile auch einer grauen Platz. Unter den Grauwacken
folgen gegen Liecom&@rice schwarze Tonschiefer.
Die ganze angegebene Schichtserie streicht nordsüdlich und
verflächt ziemlich steil östlich. Verfolgen wir sie dementsprechend
in südlicher Richtung, so findet man, daß dem Quarzite der Skala
beiTremoSnice eisenschüssige,quarzitisch-grauwacken-
artige Aquivalente entsprechen. Außerdem muß aber noch auf
folgendes hingewiesen werden. Dem Liegenden des vorn als dıy
angesprochenen Schichtkomplexes, den gegenständlichen Grauwacken
und Tonschiefern sind Diabase, Diabastuffe und amphiboliti-
sierte Diabase eingeschaltet. Suchen wir im Hinblicke auf diese
Tatsachen im westböhmischen Paläozoikum nach eventuellen Aqui-
valenten, so können wir sie wohl am ehesten in den d,3, den
Komorauer Schichten, erblicken. Ob die Tonschiefer unmittelbar
bei Licom£&rice wirklich den d,g oder schon älteren Gebilden an-
gehören, lasse ich dahingestellt; dabei lasse ich aber ebenso die Frage
offen, ob nicht diese Tonschiefer und noch irgendwelche Ge-
bilde, die bei Licomörice bereits die Kreide verhüllt, doch noch
zum d,, gehören.
Die im vorstehenden mit d,,, beziehungsweise d,5 verglichenen
Sedimente vom Westrande des Eisengebirges, also aus dem südlichen
Muldenflügel, haben ihre Aquivalente zum Teile wenigstens auch im
nördlichen, sofern sie nicht dort ebenfalls von Kreidesedimenten ver-
hüllt werden.
Bei Zbyslavec selbst findet man roten Granitgneis und
basischere Eruptiva. Das Paläozoikum vom westlichen Steilrande des
Eisengebirges verhüllt selbe also nicht ganz. Stellenweise fällt es nun
da gegen den Granit ein. Dieser Umstand könnte die Veranlassung
seip, im gegenständlichen Territorium an eine streichende Ver-
werfung oder an eine Transgression denken zu wollen. Zwin-
gende Notwendigkeit für eine derartige Annahme resultiert jedoch
aus den beobachteten Tatsachen keine. Eine derartige Annahme
ist im Gegenteile schon aus theoretischen Gründen als kontrovers zu
bezeichnen, falls man folgendes berücksichtigt.
Oben haben wir das in Rede stehende Paläozoikum des Eisen-
gebirges für eine Synklinale erklärt. Jede synklinale Faltung können
wir uns nahe, entlang der Muldenaxe theoretisch von einer
splitterigen Aufblätterung begleitet denken. Fast jeder
52*
342 Verhandlungen. Nr..1s
Versuch mit einem 0°5 bis 10 mm dicken Pappendeckel oder
einem anderen nicht zu elastischen Körper, den wir synklinal
stark verbiegen, bestätigt nämlich dies. Dabei bleibt das „Streichen“
ganz gesetzmäßig wie in der nicht aufgesplitterten Masse. Kommt
es nun in so einem Falle gleichzeitig mit dem Faltungsprozesse !)
der Schichten auch zu einer Eruption, so ergießt sich natürlicher-
weise das Magma in die entstandene Lücke und nach ent-
sprechender Zerstörung der Schieferhülle müssen sich beinahe genau
derartige oder zumindest ähnliche Verhältnisse konstatieren lassen
wie westlich Zbyslavec. Entsprechend meiner seinerzeitigen Stellung-
nahme sei übrigens bemerkt, daß der rote Granitgneis jünger ist
als jedes der vorhandenen Sedimente in unserem Anteile des Eisen-
gebirges?). Damit soll indessen die Existenz einer untergeord-
neten Transversalstörung bei Zleber Chvalovice nicht
ganz in Abrede gestellt werden, denn nur diese erklärt es, wie dort
unveränderter Tonschiefer neben dem roten Granitgneis vorkommen
kann), und gerade querverlaufende, kleine Verschiebungen sind ja
charakteristisch für unsere ganze, paläozoische Muldenzone.
Den nächsten, nördlichen Granitaufbruch fand ich westlich und
südlich Bumbalka (nordnordöstlich Podhoran). Sehr verbreitet
ist dieses Gestein im LitosSicer Reviere (am nördlichen Blatt-
rande).
* *
*
1. Metamorphes Untersilur aus der Bucina bei
Kalk-Podol. Aus den vorausgeschickten Angaben erhellt zur Ge-
nüge klar, das die Schiefer im Liegenden®) des Drabover Quarzites
und im Hangenden) des unterdevonischen Konjepruser Kalkes
(fs), beziehungsweise der Etage &, daß heißt jenen dunklen Schiefern,
aus denen die Bu&ina-Höhe (K. 602) hauptsächlich besteht, den
oberen Horizonten des Untersilurs angehören.
Wider Erwarten zeigen nun diese Schiefer, an verschiedenen
Stellen studiert, ganz verschiedene, äußere Merkmale.
ad Analyse I (pag. 345). Gestein aus der Gegend südlich von
Prachovice; vom westlichen Ausläufer der Butina und mithin aus
der Granitferne. Abstand der nächsten, nachgewiesenen Granite 2,
beziehungsweise 3 bis 4 km, auf der Oberfläche gemessen. Farbe dunkel-
grau bis (fast) schwarz; auf den Schichtfugen und Klüften mit Limonit
überzogen und deshalb braun. Struktur dünnschieferig, parallel zur
Schieferung (= Schichtung) leicht spaltbar; der Korngröße nach so
gut wie dicht, denn man erkennt mit freiem Auge zumindest im
Querbruche kaum etwas außer sporadische, glitzernde Stellen, die
man für einen Glimmer, Chlorit oder Chloritoid von vornherein er-
1) Autor, „Über Eruptivgesteine aus dem Eisengebirge in Böhmen“, pag. 232.
Dalzzcpag. 225 fr.
3) Autor, „Vorläufige Bemerkungen über die tektonischen Verhältnisse am
Südwestrande des Eisengebirges etc.“ Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1906,
pag. 408 ff.
*) Bei Berücksichtigung der Stratigraphie Hangendes der normalen Lage.
5) — Liegendes bei horizontaler Lage.
1910 Sitzung vom 6. Dezember. Dr. K. Hinterlechner. 343
klären darf. Auf frischen Längsflächen erzeugt dasselbe Element den
bekannten, phyllitischen Seidenglanz, durch den auch eine deutliche
Wellung der Oberfläche, phyllitische Fältelung, zumindest lokal zum
Ausdrucke kommt. Etwas besonders Beachtenswertes enthüllt auch
das Mikroskop nicht. Wesentliche Elemente sind sicher: Quarz; in
Form winzigster, selbst mikroskopisch nicht faßbarer Schüppchen lag
ein helles, farbloses, deutlich doppelbrechendes Glimmermineral
(Serizit) und ein dunkles Pigment, wohl eine Modifikation des Kohlen-
stoffes, vor; lokal wurde streifenweise Limonit beobachtet. Neben
dem Glimmer ist sicher auch ein stark licht-, aber schwach doppel-
brechendes. monotomes Alumosilikat vorhanden. Wegen seinem deutlich
erkennbaren Pleochroismus halte ich es für einen Ottrelith-
vertreter. Der Menge nach wage ich dieses Element nicht zu schätzen,
denn wegen der Kleinheit der Gebilde kann mau sie im gewöhnlichen
Lichte zu leicht mit dem Glimmer vereinigen, zwischen gekreuzten
Nicols werden sie aber oft derart dunkel, daß man sie von dem
dunklen Pigment nicht trennen kann. Schließlich wurde auch die
Gegenwart von Chlorit konstatiert. Finen Feldspat wage ich nicht
mit voller Bestimmtheit anzunehmen, obschon er wahrscheinlich auch
nicht fehlt.
Die chemische Natur des Gesteines wird hinlänglich durch die
Zahlenwerte der Analyse (I) illustriert, die auch den Mineralismus
deutlich erklären: viel Quarz (&0,), Serizit (K, O), Feldspat zu-
mindest nicht viel (Na, O und CaO); in einem aliquoten Teile des Glüh-
verlustes ist wohl auch das dunkle Pigment (Kohlenstoff) anzunehmen.
ad Analyse II (pag. 345). Anstehendes Material aus einer
kleinen Grube an der Straße südöstlich Kalk-Podol, beziehungs-
weise südwestlich von Citkov. In nächster Nähe des Granites. Auf
Grund der Lagerungsverhältnisse ist diese Felsart nach geologischer
Voraussicht genau oder zumindest beiläufig die östliche Fortsetzung
des unmittelbar voranstehend beschriebenen Gesteines.
Farbe schmutziggrau; heller wie Gestein sub I. Limonit wie
dort. Struktur dünnschieferig, auch leicht spaltbar. Mit freiem Auge
kann nur auf ein chloritisch-serizitisches Element diagnostiziert werden,
das wesentlich an der Gesteinszusammensetzung partizipiert.
U. d. M. erkennt man als wesentliche Elemente auch hier: viel
Quarz, ein helles bis blaßgrünliches, stark doppelbrechendes, schuppig
ausgebildetes, monotomes Silikat der Glimmerreihe (Serizit); nicht
sehr wenig eines ziemlich stark Licht-, allein sehr schwach doppel-
brechenden, zweiten, gleichgeformten Alumosilikates. Dieses dürfte
wohl der Ottrelith Helmhackers sein, denn dieses Element
verriet einen unverkennbaren Pleochroismus; die Farben schwankten
zwischen einem schmutzigen Grün, Graugrün, eventuell Saftgrün und
einem hellgelben Tone. Manchmal wird das Mineral auch farblos.
Winzige, aber sehr zahlreiche, doppelbrechende, allein zumeist fast
schwarze (wegen den dunklen Rändern als der Ursache der rand-
lichen Totalreflexion) Durchschnitte sind als Rutil aufzufassen. Ob
Chlorit in größerer Menge vorhanden ist, scheint zumindest sehr
zweifelhaft, wenn nicht ganz ausgeschlossen. Der Limonit bildet
ganz unregelmäßige Gebilde, allein man findet auch Formen, die die
344 Verhandlungen. Nr. 13
Annahme einer Pseudomorphose nach Pyrit zulassen. Durch das Eisen
werden die Glimmer-Ottrelithschuppen dunkler gefärbt und erwecken
auf den ersten Blick den Gedanken an Biotit.
Der Quarz bildet lokal Nester oder dünne Straten; die übrigen
Silikate Flasern. Im allgemeinen sind hier alle Elemente größer
als im korrespondierenden Gesteine sub I. Bezüglich des Feldspates
und der Analyse (sub II) überhaupt, verweise ich kurz auf die An-
gaben vorn sub I, denn das dort Gesagte gilt auch hier. Letzteres
mit Ausschluß der Angaben betreffs desGlühverlustes;
ein dunkles Pigment (O)fehlt ja hier ganz. Die TiO,-Menge
zeigt, wieviel Rutil vorhanden ist.
ad Analyse Ill. Westlicher Fuß der Bucina östlich Sko-
ranov; Blöcke (!) südlich K. 492. Die Situation dieses Fundes
ist also derart, daß man das Gestein sich ursprünglich fast vertikal
unter der Felsart sub 1 gelegen denken kann (= das unmitteibare
Hangende des d,-Quarzites); weil verrollt, findet man sie jedoch auch
in einem tieferen Niveau. Entfernung vom nächstliegenden, bekannten
Granitaufbruche nicht ganz 1 km.
Den beiden erstbeschriebenen Gebirgsarten sieht diese Felsart
auch nicht einmal beiläufig gleich, obschon die Farbe auch in diesem
Falle grau erscheint, die Schieferung deutlich ausgebildet ist und
auch ein gewisser Seidenglanz nicht geleugnet werden kann. Der
Quarz wird hier zumindest mit der Lupe nach seinem Fettglanze
leicht erkannt; bei den zahlreichen, hellen Schüppchen ist man zwar
noch im Zweifel, ob selbe dem hellen Glimmer oder einem anderen,
verwandten Elemente angehören. Dafür stechen indessen (besonders
auf angewitterten Flächen) bis 1X3 mm große Querschnitte mit folgen-
den Merkmalen in die Augen. Farbe dunkelgrau oder sehr dunkel-
grün; wegen einer sehr feinen Spaltbarkeit wie seidenglänzend;
Umrisse etwas unregelmäßig leistenförmig. Dies ist ein dunkler
Disthen.
U. d. M. verraten sich folgende Merkmale. Wesentliche
Elemente sind Quarz und zweierlei monotome Alumosilikate; der
Menge nach halten sich die beiden letzteren so gut wie das Gleich-
gewicht. Rutil liegt auch hier in winzig kleinen, aber zahlreichen
Querschnitten vor. Der Disthen ist im Schliffe auffallenderweise
seltener zu finden, als dies die Verhältnisse auf Anwitterungsflächen
erwarten lassen. Vom Plagioklas ist auch hier wenig vorhanden; die
Auslöschungsschiefen mit Bezug auf die Albit-Zwillingsgrenze waren
klein. Im Detail erkennt man noch folgendes. Die beiden erwähnten
monotomen, Alumosilikate lagen in Schuppen-, beziehungsweise Nadel-
oder Leistenform vor. Den Durchschnitten nach geurteilt sind sie
viel größer als in den Felsarten sub I oder II. Ihre verschiedene
Natur verrät sich nun durch folgende Merkmale. Beide sind ziemlich stark
lichtbrechend; das eine ist farblos und gleichzeitig stark doppel-
brechend, das andere dagegen deutlich pleochroitisch und schwach
doppelbrechend. Das farblose Element ist wohl ein heller Glimmer
(Muskovit-Serizit), das pleochroitische dagegen ein Vertreter der
Ottrelithgruppe. Die Farben des letzteren Gesteinselementes
sind diesbezüglich dieselben wie schon oben sub II angegeben wurde.
1910 Sitzung vom 6. Dezember. Dr. K. Hinterlechner. 345
Der Disthen lag in leistenförmigen Durchschnitten vor, Aus-
nahmslos war er polysynthetisch verzwillingt; im Innern und am
Rande wie „zerfressen“, weil besonders mit Quarzeinschlüssen erfüllt.
Diese waren lokal so geordnet, daß man die Schieferungsebene ganz
deutlich durch den Disthen durchziehen sah. Parallel zur Längs-
richtung der Leisten und jener der Zwillingslamellen verläuft ein
System von Spaltrissen von der Güte der prismatischen Pyroxen-
spaltbarkeit; quer lagen viel unregelmäßigere und bedeutend schlechter
ausgebildete Spaltrisse. Die Farbe ist im durchfallenden Lichte hell-
graublau bis hellgrau; zwischen diesen wechselt auch der Pleo-
chroismus, der beinahe als eine Art Absorptionsunterschied nach ver-
schiedenen Richtungen aufgefaßt werden kann. Die Doppelbrechung
ist schwach, das Brechungsvermögen dagegen stark (stark chagrinierte
Oberfläche).
Ein Eisenerz kommt im Schliffe (zumindest als nichtlimonitische
Bildung) gar nicht vor; also dasselbe Verhältnis wie sub I und II,
falls wir vom dortigen Limonit absehen.
Obiger Mineralismus des Gesteines steht auch mit der nach-
stehenden Analyse sub III in bestem Einklange.
Diese Verhältnisse ließen wegen der Nähe, beziehungsweise
Nachbarschaft des Granites, der den ganzen Süd- und Ostfuß der
Bu£lina einnimmt, von vornherein die Annahme zu, daß das Fehlen,
beziehungsweise Vorhandensein des Pigments und die höhere oder
niederere Kristallinität als Funktion der Entfernung vom Eruptivgesteine
zu deuten ist. Eine Schlußfolgerung, die in folgenden drei Analysen
eine hinreichend klare Bestätigung erfährt.
IE I DITE
P goes net
BIO WE ian aiie ...98°26 60:46 56:90
er eis ia 0°30 0:34 Spur
AL Eh een ana: 2304 20.34 24-40
BO ta hat an 388 463 394
OR: u: 1:3°29 2:89 5:00
GEO ae waret..093 0:60 0:50
MOORE akinasvenle .u,...0°96 1:00 1:35
Ken: 3000 399 386 38
NEO eat «un 094 085 1:10
Or + 027 0'32 0-31
Se A 0) | 0-10 0:00
Glühverlust'.. «=: ...5°00 4:30 4:04
Summe 1%. ,942, 10040 9969 101:27
Analysendiskussion. Sowohl die Kieselsäure, Tonerde als
auch das Eisenoxyd schwanken nur in den für Analysenresultate von
Sedimenten zulässigen Grenzen; dies trotz einer unverkennbaren
Spannung zwischen dem A/,0, der II. und III. Analyse. Das FeO der
I. und II. Analyse steht in bestem Einklange; die Menge sub III ist
etwas groß, allein man wolle bedenken, daß man es mit einem
Sedimente zu tun hat. Die Zahlenwerte für CaO, MgO und besonders
346 Verhandlungen. Nr
für die Alkalien lassen dagegen überhaupt gar nichts zu wünschen
übrig; man beachte besonders die Summe der Alkalien. Ersteres
gilt auch bezüglich der Phosphorsäure, des Schwefels und sogar betreffs
des Glühverlustes, falls auf diese Bezug genommen werden soll;
namentlich die Glühverluste vergleice man mit jenen der
IV.—V. Analyse (pag. 349).
Bezüglich des Drabover Quarzites sei nur folgendes kurz
bemerkt. In der Granitnähe (südwestlicher Fuß der Buöina) wurde
er hellbraun ausgebildet angetroffen. Ostnordöstlich Zbyslavec, be-
ziehungsweise westnordwestlich MicCov (s. K. 504) war er dagegen
grau gefärbt. Die erstere Modifikation ist u. d. M. wesentlich aus
Quarz aufgebaut gefunden worden, Limonit und Serizit sind
vorhanden, aber sehr wenig. Die Quarzkörner zeigen die Tendenz,
geradlinige oder schwach gebogene Konturen anzunehmen. Im un-
veränderten Materiale fehlt die geradlinige Begrenzung der Quarz-
körner und zwischen ihnen findet man zwar zahlreichere, allein dafür
auch dementsprechend kleinere Serizitgebilde. Limonit fehlt auch
bier nicht.
2. Metamorphe Schiefer vom westlichen Steilrande
des Eisengebirges zwischen Zleber-Chvalovice und
der Umgebung von Podhoran. Die charakteristischen Merkmale
der hierher gehörigen Felsarten kann man wie folgt zusammenfassen.
ad Analyse IVa und IVb. Das Gestein, welches etwa am
oberen Ende des unteren Drittels der Distanz (Luftlinie) J. H. Zleber
Chvalovice — westliches Ende des Dorfes Zbyslavec — auf der
Lehne anstehend gefunden wurde, ist verschieden grau gefärbt und
nahezu fast dicht bis sehr feinkörnig. An den analysierten Proben
war außer Quarz (lokal) und kleinen, glänzenden Schüppchen eines
Glimmers gar nichts zu sehen. Der Bruch war ausgesprochen splitterig.
An manchen anderen Proben aus derselben Gegend ist auf den Schicht-
flächen schon mit freiem Auge der Biotit sicher zu erkennen.
Schließlich sei bemerkt, daß am südlichen (südsüdöstlichen) Ende von
Chvalovice auch eine Gesteinsausbildung vorkommt, die bis hirse-
korngroße, runde, nach den schönen, glänzenden Spaltbiättchen er-
kennbare Feldspatdurchschnitte verrät; einmal fand ich sogar
einen linsengroßen und im Querbruche auch so geformten Querschnitt
dieses Minerals.
U.d.M. zeigen diese unanfechtbaren Sedimente folgende Merk-
male: Die größten und vor allen anderen auffallenden Gebilde sind
linsenförmig oder unregelmäßig knollig-kugelig begrenzte
Feldspatdurchschnitte. Das mikroskopische Bild davon deckt sich
vollkommen mit der Abbildung 4 oder 5 auf Tafel VII meiner
Deutschbroder Arbeit!). Ein großer Teil der Schnitte ist deutlich
polysynthetisch verzwillingt, also Plagioklas; alle sind es
jedoch nicht. Wegen ihrem so gut wie stets gleichen Brechungs-
quotienten muß indessen daraus noch kein wesentlicher Gegensatz
') ef. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1907, Bd. 57.
1910 Sitzung vom 6. Dezember. Dr. K. Hinterlechner. 347
gefolgert werden. Der Brechungsquotient des Feldspates ist überhaupt
nicht groß; im gewöhnlichen Lichte untersucht scheinen die Schliffe
an den Stellen, wo nicht kaolinisierte Schnitte vorlagen, wie löcherig
zu sein. Die symmetrische Auslöschungsschiefe mit Bezug auf die
Albit-Zwillingsgrenze wurde einmal mit + 5° und paar Minuten
bestimmt; groß war sie auch sonst nicht. In dieser Hinsicht dürfte
übrigens das Verhältnis der Na,O und CaO Mengen der beiden
Analysen IV a und 5 hinreichend deutlich sprechen, falls wir bemerken,
daß diese Elemente auf Grund der vorhandenen Mineralkombination
fast nur vom Plagioklas herstammen können. Vom Oligoklas dürfte
er demnach kaum viel verschieden sein.
Sonst erscheinen als größte Gebilde, obschon in sehr kleiner
Zahl, Turmalin und Granat. Der erstere ist unregelmäßig
oder geradlinig begrenzt; der letztere bildet ebenfalls unregelmäßige
Körner, aber auch Aggregate. Die Farbe desselben ist hell grauweiß
mit einem Stiche ins Rötliche. Lokal ist er ganz durchwachsen von
farblosen Elementen und sieht deshalb wie durchlocht aus.
Bezüglich der Größe bleiben die Quarzdurchschnitte hinter
den bisher genannten Mineralen weit zurück; im Hinblicke auf die
Menge ist er dagegen neben dem Feldspate als wesentlicher Gesteins-
bestandteil zu deuten.
Der Quarz tritt teils in streifenförmigen Aggregaten von der
Struktur der Quarzite auf oder er ist mit dem Glimmerminerale
ganz vermengt, wie in den Phylliten. Aus diesem glimmerig- (quarzig-)
chloritischen Gemenge bildet sich überhaupt eine Art_feinkörnige
bis dichte, graue „Grundmasse“, die selbst mikroskopisch nicht überall
faßbar ist undin der die voranstehend angeführten, größeren Elemente
eingebettet liegen.
Der Glimmer ist in der „Grundmasse* in zweifacher Weise
ausgebildet: als winzige, farblose, stark doppel- und lichtbrechende
Schüppchen (Serizit) undalsum etwas weniges größere, braune, deutlich
pleochroitische Gebilde (Biotit) von ebenfalls Schuppen-, beziehungs-
weise Nadelform; nur sind letztere auch hier sehr kurz. Ein schwach
doppelbrechendes, lokal beobachtetes, deutlich pleochroitisches, grünes,
monotomes Mineral von der Form kurzer, kleiner Nadeln oder Leistehen
hielt ich für Chloritoid.
Eine kohlige Substanz ist untergeordnet vorhanden und
streifenweise angeordnet.
Ganz vereinzelt fand man ein Erz (Magnetit?).
Das Gestein, zu dem die Analyse IV gehört, erscheint u. d. M.
zwar deutlich höher kristallin entwickelt, allein sonst ist es mit dem
unmittelbar voranstehend beschriebenen identisch. Unter höherer
Kristallinität seien größere Durchschnittsdimensionen aller Elemente
verstanden mit Ausschluß der linsenförmigen, beziehungsweise knollig-
kugeligen Feldspäte, also mit Ausschluß der ursprünglichen, kleinen
Gerölle.
Das mikroskopische Bild deckt sich fast ganz genau mit den
Bildern 3 und 6, Tafel VI, meiner mehrfach zitierten Deutschbroder
Arbeit.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 15. Verhandlungen. 53
348 Verhandlungen. Nr.215
ad Analyse V. Das Gestein wurde anstehend in einer frisch aus-
gehobenen Grube nördlich Podhoran, beziehungsweise fast östlich
von der dortigen K. 265 vorgefunden. Bis jetzt habe ich den nächsten
Granit etwa !/, km weit von dieser Stelle entfernt angetroffen. Die
Lagerungsverhältnisse (Streichen nördlich bis nordnordwestlich, Ver-
flächen östlich) sind derart, daß man behaupten kann: gegenständliche
Felsart ist die nördliche Fortsetzung des unmittelbar voranstehend
beschriebenen Gesteines.
Farbe grau (graubraun) mit Stich ins Graublaue; Struktur
dünnschieferig, feinkörnig. Auf den Schieferungsflächen erscheinen mehr
oder weniger zahlreiche Knoten; es sind dies vom Biotit umhüllte
Granatkörner. Auf den Schieferungsflächen glänzt das Gestein fast
metallisch und ist braun gefärbt wegen des zarten Biotitüberzuges;
der Querbruch ist ganz matt.
U. d. M. erweist sich das Gestein als aus Biotit, Feldspat
und Quarz als den wesentlichen Elementen zusammengesetzt. Straten-
weise tritt Muskovit mit Biotit parallel verwachsen auf; vom
Granat ist in den Schliffen weniger zu sehen als man auf Grund
der zahlreichen Knoten annehmen möchte. Sehr wenig ist von einem
Erze zu konstatieren (? Magnetit); noch weniger war von einem Titan-
säuremineral (Leukoxen) zu sehen. Die Form der einzelnen Elemente
ist mit Ausschluß. der Glimmer körnerartig; ganz allgemein zeigen
alle die Tendenz geradlinige oder schwach gebogene Grenzkonturen
anzunehmen.
Der Feldspat unterscheidet sich vom Quarze am besten durch
seine schwache Kaolinisierung. Dem optischen Verhalten nach ist er
zweierlei Art: gestreift und ungestreift. Zumindest ein Teil der un-
gestreiften Schnitte ist Orthoklas, denn die K, O-Menge kann fast
unmöglich ganz vom Glimmer verbraucht werden. Betreffs des
Plagioklases führt uns am sichersten folgende Überlegung an ein
Ziel. Das Na, O beteiligt sich bei obiger Mineralkombination so gut
wie nur am Aufbau des Plagioklases; vom Ca0 ist zwar etwas im
Granat zu suchen, allein der größere Teil beibt noch immer für
den Plagioklas reserviert. Faßt man nun das Verhältnis von Ca O und
Na, O ins Auge, so ergibt sich dafür in Ziffern der Wert 2:3. Dies
entspricht aber beiläufig (!) 525 Ca0:871 Na,O = Ab, : Ang, =
einem dem basischen Pole zumindest teilweise zugerückten Oligoklas.
Wäre im analysierten Pulver abnormal viel Granat vorhanden gewesen,
was sich indessen durch andere Merkmale hätte verraten sollen,
dann müßte freilich der Plagioklas etwas saurer sein. Mit obiger
Ableitung stimmt übrigens auch die symmetrische Auslöschungsschiefe
mit Bezug auf die Albitzwillingsgrenze + 5° sehr gut überein.
Hier erübrigt uns nun nur noch ein kurzer Hinweis auf die
Ausbildung der Gesteine, die zwischen den Lokalitäten vorkommen,
von denen die Gesteine herstammen, deren Analysen sub IVa und D,
beziehungsweise V angeführt erscheinen; hier handelt es sich also
kurz gesagt um das Verbindungsgestein, beziehungsweise -Horizont.
Gehen wir vom Granatknotenschiefer nördlich Podhofan
gegen Licome&rice, so bleiben zuerst die großen Granate aus,
ferner werden die Dimensionen der einzelnen Elemente auch. sonst
1910 Sitzung vom 6. Dezember. Dr. K. Hinterlechner. 349
kleiner, bis man es namentlich im Tale nördlich Liecom&rice mit
Gebilden zu tun hat, von denen man eigentlich nicht sagen kann, sie
wären Gneise oder Glimmerschiefer; allein ebensowenig passt
auf sie uneingeschränkt die Bezeichnung Grauwacke, obschon ich
Granatknotenschiefer mit sehr kleinen Granaten als Lesesteine auch
südlich Lieomerfice am Waldrande antraf. Zumindest bezüglich des
Gneischarakters könnten wir hier folgende Worte E. Tietzes ge-
brauchen: „Man würde Handstücke des Gesteines nicht gerade in
erster Linie jemandem zeigen, der wissen möchte, wieGn eis aussieht!).“
IVa. IVd. N N
P r. 0, emnet
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Glühverlust -. . 100 160 0:96 1:70
Summa . . . „10081 10054 99:66 99-63
Den voranstehenden Zahlenwerten der Analysen sub IVa, IVb
und V nur ein Wort zu dem Zwecke beifügen zu wollen, um die
Gleichheit der chemischen Natur der Substanzen sub
IVa und 5 mit jener sub V ableiten zu wollen, hieße beinahe die
Sprache der Zahlen abschwächen wollen!
Fassen wir den Gesamtkomplex der angeführten Tatsachen ins
Auge, so ergeben sich folgende Erkenntnisse. Mit der Annäherung an die
Granite beiPodhoran wird die beschriebene Schichtserie höher kristallin.
Liest die noch verhüllte Granitoberfläche unter den Schiefern in
zumindest beiläufig demselben Niveau, dann ist die Metamorphose in
der Streichrichtung der Schiefer auf eine größere Distanz
hin erfolgt als quer zu ihr. Entspräche die letztere Annahme nicht
den tatsächlichen Verhältnissen, dann folgt dagegen, daß der Granit
nördlich vom Quertälchen, nördlich Lieomöfice, sehr seicht unter
der derzeitigen Oberfläche vorkommen dürfte.
* *
*
An dieser Stelle angelangt seien unsnun noch ein paar Bemerkungen
retrospektiver Natur gestattet. In meiner „Geologische Verhältnisse
im Gebiete des Kartenblattes Deutschbrod (Zone 7, Kol. XIII)“ be-
!) E. Tietze, „Die geognostischen Verhältnisse der Gegend von Landskron
und Gewitsch.“ Jahrbuch d. k. k. geol. R.-A. 1901, pag. 656 auch Autor,
Blatt Deutschbrod, pag. 295.
53*
350 Verhandlungen. Nr. 15
titelten Arbeit!) publizierte?) ich eine Analyse eines Cordierit-
sneises von Wilhelmov bei Humpolec, die seinerzeit Herr
F. C. Eichleiter ausgeführt hat. Voranstehend reproduziere ich
selbe sub VI wobei ich gleichzeitig auf folgendes aus meiner obzitierten
Arbeit verweise.
Seite 336 sage ich, daß alle dortigen „Cordieritgneise aus
einer phyllitischen, beziehungsweise tonschieferartigen oder
zumindest dieser verwandten, ursprünglichen Substanz hervorgegangen
sein dürften“. Weiter heißt es: „heute will ich es vorläufig noch als
fraglich hinstellen, ob nicht auch meine Funde von Tonschiefern
bei Zleber Chvalovice°) im Gebiete des Kartenblattes Caslau
und Chrudim in demselben Sinne Zeugenschaft ablegen werden.
Diese Beobachtung wäre eventuell eine zweite Bestätigung unserer
Deduktion.“ Ich bemerke nun ausdrücklich, daß der gegenständliche
Fund etwas im Liegenden und kaum 1/, km von jener Stelle entfernt
gemacht wurde, wo ich zwei Jahre später die Gesteine fand, deren
Analysen vorn sub IVa und 5b angeführt erscheinen.
Sonst sagte ich auf pag. 338 der angeführten Publikation, „daß
die als Cordierit- und Biotitgneise aufgefaßten Felsarten ver-
mutlich teils aus Phylliten, teils aus Grauwacken, beziehungs-
weise aus phyllitähnlichen Grauwacken hervorgegangen sein
dürften“.
Die Schlußfolgerungen, welche ein Vergleich der Analyse VI mit
jenen sub IVa, IVb und V zur Folge hat, können wir nun im Hin-
blicke auf das Gesagte wohl kurz wie folgt zusammenfassen: Sedimente
jener chemischenNatur, wie sie unsere theoretischen Deduktionen
in der zitierten Arbeit als Postulat für die Bildung der Cordierit-
und Biotitgneise im Territorium des Blattes Deutschbrod ergaben,
finden wir westlich Zbyslavec im Gebiete des Kartenblattes
Caslau und Chrudim, und zwar mit einem derartigen (südlichen)
Streichen #), daß sie naturnotwendig ins Gebiet des Blattes Deutschbrod
eintreten müssen, ohne daß jedoch die analysierten Gesteine selbst
direkt zusammenhängen; diesbezüglich sprechen die Tatsachen fürs
Gegenteil.
Ferner sagte ich (l. ec. pag. 351): „Die Hoffnung, über diese
Frage) jemals etwas Genaueres zu erfahren, ist natürlicherweise zu-
mindest sehr gering, obschon ich sie für den Landstreifen am nörd-
lichen Blattrande °%) oder zumindest für einzelne Stellen desselben
doch noch nicht ganz aufgebe. Der Schlüssel zur Deutung dieses
Territoriums könnte nämlich möglicherweise im Gebiete des soge-
nannten Eisengebirges (Blatt Caslau und Chrudim) gefunden
1) Jahrbuch der k. k. geol. R.-A. 1907, Bd. 57, pag. 115—374.
2) Pag. 334 sub 1.
3) Autor, „Vorläufige Bemerkungen über die tektonischen Verhältnisse am
Südwestrande des Eisengebirges etc.“ Verhandl. d.k.k. geol. R.-A. 1906, pag. 408 ff.
*) Die beiden genannten Spezialkartenblätter stoßen mit ihrem nördlichen
(Deutschbrod), beziehungsweise südlichen Rande (OCaslau und Chrudim) unmittelbar
an einander. Das Schichtstreichen im Blatte Deutschbrod ist auch (fast) nordsüdlich.
5) Gemeint ist an der angegebenen Stelle die Altersfrage der Schiefer.
6) Blatt Deutschbrod.
1910 Sitzung vom 6. Dezember. Dr. K. Hinterlechner. 351
werden.“ In dieser Hinsicht erblicke ich nun im nachstehenden ein
ungemein wichtiges Moment.
Vorn wurde bereits darauf hingewiesen, daß den Grauwacken
der für d,3 erklärten Bande Kalke, graphitführende Schiefer
und quarzitische Gesteine konkordant eingeschaltet sind;
ebenso wurde dort die Existenz von Diabasen, Diabastuffen
und Amphiboliten konstatiert.
Einen Kalk fand ich im Tale nördlich Lieom&rice, südöstlich
K. 409; westlich K.426 beobachtete ich die helle, quarzitische Grauwacke,
im Hangenden davon den graphitführenden Schiefer !), der nach einer
Bestimmung meines Freundes F. ©. Eichleiter 3'24°/, Kohlenstoff
enthält. Nördlich bei Liecom&rice steht im dortigen dunklen Ton-
schiefer Diabas an; auf der Leline unterhalb Zbyslavec kommt
der Diabastuff und Amphibolit vor; ebendort wurde abermals ein
Kalklager angetroffen, ob dies eine Fortsetzung des erstgenannten ist
oder ob da ein zweites Lager desselben Horizontes vorliegt, ist fraglich.
Genau im Sinne des Streichens fortschreitend finden wir in der Gegend
beim Heh. K. 495 (ostnordöstlich Bestvin) wieder graphitfüh-
rende Gebilde, die nach F. C. Eichleiter 046, 1:18, 1'59, be-
ziehungsweise 2:55°/, © führen; im Graben unterhalb Javorka (öst-
lich Bestvin) tritt uns dagegen abermals ein Kalklager entgegen. Der
Kalk aus dem aufgelassenen Steinbruche westsüdwestlich Javorka ist
(noch deutlicher) wie jener aus dem Tale nördlich Licom&rice dünn-
geschichtet und weiß bis grau gefärbt. Parallel zur Schichtung verlaufen
durch ein Pigment dunkelgrau gefärbte Straten. Auf den Schichtfugen
sind dendritische Gebilde zu sehen. Zum Teile ist das Gestein leicht
in-dünne Platten spaltbar, ohne selbst Spuren einer Druckerscheinung
zu zeigen, teilweise ist es indessen ganz zerdrückt und bizarr ver-
bogen. Lokal fand ich darin Stellen, die dem freien Auge Crinoiden-
reste zu verraten schienen, allein im Schliffe waren selbe zumindest
bis jetzt nicht sicher nachweisbar. Beim Anhauchen riecht dieser Kalk
stark tonig.
Von Javorka bis Hranie (ostnordöstlich Novä ves —=Neues-
dorf nahe am Südrande des Kartenblattes Öaslau und Chrudim) habe
ich diesen Horizont nicht mehr nachweisen können, denn einerseits ist
die Schieferhülle des roten Granitgneises dort zerstört und anderseits
tritt die Kreide derart an den Steilrand heran, daß sie unmittelbar
an den Granit angrenzt. Bei Neuesdorf treten wir überdies in eine
transversal verlaufende Störungszone ein, die indessen keine besondere
Beachtung verdient, da sie ganz unbedeutend ist. Bereits
F. E Suess°) gibt nun hier Graphite bei Libitz und Hranitz
an (cf. unten), die ich bei der Neuaufnahme wieder gefunden habe.
Diese Funde repräsentieren die entsprechende südliche Fortsetzung
des weiter nordwestlichen Vorkommens. Bei Libitz treten wir ins
Gebiet des Kartenblattes Deutschbrod ein und betreffs dieses
Territoriums kann ich nun auf meine Angaben (l. c. pag. 262—284,
!) Analoge Gebilde kommen auch bei Semte$ vor; dem Streichen nach
wären selbe die normale Fortsetzung der Vorkommen bei Licomöfrice.
2) Bau und Bild der böhmischen Masse, pag. 32.
359 Verhandlungen. Nee
pag. 298— 302 und sonst) verweisen. Aus meinen bezüglichen Angaben
erhellt zur Genüge, daß der gegenständliche Graphithorizont
auch im Territorium des Blattes Deutschbrod die gleichen Charakter-
züge aufweist, denn auch hier wird er streckenweise von Kalken,
Kalksilikatfelsenn, Amphiboliten, Quarziten und über-
dies noch von Grauwacken begleitet. Meinen dereinstigen An-
gaben über die geologischen Verhältnisse im Gebiete der Karten-
blätter Iglau!), beziehungsweise Datschitz?) und Mährisch-
Budwitz vorgreifend, bemerke ich, daß der gegenständliche Graphit-
horizont auch in diese hineinreicht. Welche Verhältnisse weiter südlich
bis zur Donau anzunehmen sind, erhellt schließlich am besten aus
folgenden F. E. Suessschen Angaben im Werke „Bau und Bild ete.“
(pag. 32), wo es mit Rücksicht auf eine gewisse Graphitzone wörtlich
heißt: „. .... die eigentliche graphitische Gneiszone beginnt
erst nördlich der Donau zwischen Marbach und Aggsbach und
läßt sich von hier, mit mancherlei Ausbiegungen um die einge-
lagerten Kerne von Granulit- und Gföhlergneis, weit nach Norden
über Iglau (cf. oben) und bis über die böhmische Grenze
verfolgen.“ Wie wir es nachweisen konnten, so sagt derselbe Autor
hypothetisch weiter: „Die Graphitvorkommnisse von Libitz und
Hranitz“ (cf. oben!!) „bei Chot&bor am Innenrande des Eisenge-
birges dürften noch dieser Zone angehören.“
Auf Grund der voranstehenden Bemerkungen könnte man
möglicherweise den Schluß ableiten wollen, daß der gesamte Komplex
der kristallinen Schiefer aus dem Blatte Deutschbrod hiermit als
metamorphes Silur aufzufassen wäre. Demgegenüber sei jedoch aus-
drücklich folgendes hervorgehoben.
„Bedenken ?) wir, daB unsere Gneise“ *) ein „mehr oder weniger
gleich östlich einfallendes Schichtpaket darstellen, so müssen wir“ „zu-
geben, daß in einer derartigen Schichtserie doch die verschieden-
alterigsten“ „Bildungen vorkommen können“. Aus der Gleich-
heit der chemischen Natur allein folgt selbstverständlich noch
nicht die Altersgleichheit zweier Gebilde. „Ein nicht genug zu
verurteilendes Unternehmen wäre es deshalb, auf Grund unserer bis-
herigen Kenntnisse über das in Rede stehende Deutschbroder Gebiet
betrefis der Altersfrage der kristallinen Schiefer“ ganz allgemein „im
positiven Sinne Stellung zu nelımen“ 5). Daran ändert auch die Rolle
des oben angeführten Graphit-Kalk-Horizontes nichts, denn damit ist
erst ein ganz unbekannt wie breiter Horizont der kristallinen Schiefer
betreffs des Alters unserem Erkennen näher gerückt. Sicher ist nur,
daß aus diesen Gründen die althergebrachte, geologisch-dogmatische
Behauptung, als ob die kristallinen Schiefer im Bereiche der Spezial-
kartenblätter Caslau-Chrudim, Deutschbrod und Iglau (so-
wie auch Da&@ie-Mährisch-Budwitz und Kuttenberg-Kohl-
janoviec) archäische Gebilde wären, entschieden zurückgewiesen
1) Grenzt südlich an das Blatt Deutschbrod an.
2) Grenzt südlich an das Blatt Iglau an.
®) Deutschbroder Arbeit, pag. 343.
*) Im Blatte Deutschbrod.
5) Deutschbroder Arbeit, pag. 851.
1910 Sitzung vom 6. Dezember. Dr. K. Hinterlechner, P. Vinassa de Regny. 353
werden muß, und daß die gegenständliche Graphitzone silurischen
Alters ist, falls die stratigraphische Deutung der Sedimente im
Eisengebirge den Tatsachen entspricht, woran zu zweifeln ich keinen
Grund habe. Die Breite der gegenständlichen Zone ist Auffassungs-
sache,
Literaturnotizen.
P. Vinassa de Regny. Rilevamento geologico della
Tavoletta „Paluzza*. Boll. d. R. Comitato geologico d’Italia.
(Vol. XLI anno 1910.) Mit einer paläontologischen Tafel.
Die seit dem Erscheinen unseres geologischen Spezialkartenblattes SW-
Gruppe Nr. 71, Oberdrauburg und Mauthen auf der italienischen Südab-
dachung der karnischen Hauptkette im Gebiete des Tagliamento von seiten der
Herren P. Vinassa de Regny und M. Gortani durchgeführten ergebnis-
reichen, in zahlreichen geologischen und paläontologischen Arbeiten besprochenen
Detailforschungen sollen nun auch durch die geologische Kartierung der ent-
sprechenden Tavolette 1:50000 zu einem Abschlusse gebracht werden. Vorliegende
Mitteilung bespricht die Hauptzüge und Begründung der künftigen Ausscheidungen
innerhalb eines beiläufig die untere Hälfte des Südostviertels unseres Blattes um-
fassenden Terrainabschnittes in der Umgebung von Paluzza, Timan und Paularo.
Als älteste Schichtgruppen werden außer den Tonschiefer, Grauwacken
und Kalke umfassenden Silurbildungen im allgemeinen, zunächst als
Mittelsilur dem bekannten, von G. Stache entdeckten Vorkommen des kärnt-
nerischen Uggwagrabens entsprechende, dunkle, ockerige Tonschiefer und grün-
graue, kalkige Schiefer mit einer ausgesprochenen Caradocfauna, dann endlich das
typische Obersilur ausgeschieden. Letzteres wird wieder von Kalken und
Schiefern zusammengesetzt, wobei die bunten Orthocerenkalke oder Netzkalke zum
Teil als sich auskeilende Linsen innerhalb der seitlich durchreichenden Ton-
schieferentwicklung dargestellt werden. Verschiedene neue Vorkommen von Ober-
silurkalkzügen wurden im Bereiche des antiklinal gebauten Pizzo di Timau nach-
gewiesen. ;
Die ursprünglich von F. Frech als obersilurisch erkannten, später aber
von De Angelis ins Devon gestellten Kieselkorallenkalke am M. Lodin,
über welche Professor Vinassa schon früher eine besondere paläontologische
Arbeit (Palaeontographica Italica XIV. Pisa 1908) veröffentlicht hatte, werden nun
definitiv als obersilurisch angesehen.
Während Unter- und Mitteldevon bisher nur in der Ausbildung von über
dem Obersilur normal auflagernden Korallenkalken beobachtet wurden, weist der
Verfasser für die Gegend zwischen dem Pizzo und dem M. Avostano (Promos-
spitze östlich von Plöcken) eine Wechsellagerung der Oberdevonkalke mit Schieter-
Jagen nach, ein Verhältnis, das vom Referenten seinerzeit auf tektonische Kom-
plikationen zurückgeführt wurde. Unsere geologische Spezialkarte zeigt dort zwei
schmale Devonkalkzüge über Silurschiefern, deren richtige Deutung durch ein von
T. Taramelli entdecktes Graptolithenvorkommen (Vinassa de Regny in
Boll. Soc. geol. italiana Vol. XXV, pag. 225) bekräftigt erscheint.
Nicht bloß durch die Auffindung der Cuboides-Stufe des älteren Ober-
devons und durch den Nachweis, daß gewisse südlich des Plöckenpasses er-
scheinende, rosenrot gefärbte Netzkalke in die ClJymenien-Stufe zu stellen
sind, sondern auch durch genauere Verfolgung des ganzen Oberdevons wurde eine
wesentlich größere Verbreitung des letzteren auf dem Südabhang der Hauptkette
sichergestellt.
Von prinzipieller Bedeutung erscheint ein zwar räumlich beschränktes, aber
paläontologisch genau fixiertes Vorkommen von mitteldevonischem Korallenkalk,
das vom Autor nächst der Valpudiaalpe nördlich von Paluzza entdeckt wurde und
somit in jener viele Kilometer breiten Zone von Silurschiefern und Grauwacken
gelegen ist, die ursprünglich von F. Frech in ihrer Gänze dem Kulm zugewiesen
worden war. Wie der Autor hervorhebt, handelt es sich hier um eine Auflagerung
des devonischen Korallenkalkes über dem schwärzlichen Schiefer, so daß der
354 Verhandlungen. Nr.EID
letztere mindestens älter ist als das Mitteldevon. Wenn hier mehrfach, wie im
Obersilur und im Oberdevon, das Einsetzen von Schieferbildungen angenommen
wird, scheint eine schon von G. Stache hervorgehobene Möglichkeit neue Stützen
zu gewinnen. Stache schreibt nämlich (Zeitschr. d. Deutsch. geolog. Gesellsch.
Jahrg. 1834, pag. 224): „Es kann nicht in Abrede gestellt werden, daß die
mächtige, ins Devon reichende Korallenkalkfazies eine äquivalente Schiefer- und
Sandsteinfazies haben müsse und daß dieselbe streckenweise in einem Wechsel von
Kalk- und Schieferschichten vermittelt sein könne.“
Das Vorkommen von auflagernden Devonkalkrelikten über den frag-
lichen dunklen Tonschiefern erscheint nun kaum geeignet, die Auffassung zu
stützen, daß jene Schiefermassen als Ganzes eine abweichende Fazies der Korallen-
kalkriffe der karnischen Hauptkette darstellen. Für diesen letzteren Fall beweisend
wäre erst die regelmäßige Zwischenschaltung fossilführender Devonkalklinsen
innerhalb der einförmigen Tonschiefer und Grauwackenfazies, welche sich hier im
Süden der in einzelne paläontologisch wohl charakterisierte Stufen des unteren,
mittleren und oberen Devons gegliederten Kalkfazies ausbreitet.
Betrachtet man die in jenem südlichen Tonschieferzuge des Monte Dimon und
Monte Crostis, dann aber weiter westlich im Kamme der Steinwand mit den älteren
Silurschiefern eng verfalteten grünen und violetten oder kupferroten Diabastuffe,
Diabase und Mandelsteine, welche auf unseren Karten als „unbestimmten paläozoischen
Alters“ ausgeschieden worden sind, als zum älteren Paläozoikum gehörig, in das sie in
den anschließenden Nachbargebieten auch von F. Teller und F. Kossmat gestellt
werden, so ergäbe sich allerdings eine gewisse petrographische Analogie mit den
Schalsteinvorkommen eiuzelner Stufen des Rheinischen und des Grazer Devons.
P. Vinassa undM. Gortani stellen jene bunte, tuffige Reihe aber in das ältere
Perm, unmittelbar an die Basis des Grödener Sandsteins, von dem sie an vielen
Stellen transgressiv überlagert werden.
Die auffallende und überall leicht erkennbare Oberkarbontransgression
haben die Autoren in einer weit größeren Verbreitung nachzuweisen vermocht, als
auf unserem Kartenblatte zum Ausdrucke kommt. Wie aus dem von P. Vinassa
bereits 1906 veröffentlichten Übersichtskärtchen (Boll. Soc. geol. ital. XXV. pag. 227)
hervorgeht, nimmt die Oberkarbontransgression nicht nur auf dem Dimonzuge
einen breiten Raum ein, sondern reicht, wenn auch mit Unterbrechungen, bis zur
Forca Moreret in der Nähe der Capanna Marinelli, woselbst Referent seinerzeit
schwarze Kieselschiefer mit Monograptus sp. aufgefunden hatte. M. Gortani
(Boll. Soc. geol. ital. Vol. XXV, pag. 259) führt aus derselben Umgebung ober-
karbonische Pflanzenreste, wie Neurodontopteris auriculata Brgt. sp. und Cala-
mites Cistii Brgt. an.
Da aus der gleichen Zone von F. Frech Archäocalamitenreste, von
P. G. Krause (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1906, pag. 64) im Anstehenden
beobachtet Asterocalamites scrobiculatus (Schloth.) Zeiller und Stigmaria ficoides
(Sternb.) Brgt. namhaft gemacht werden, so lägen in der Sandstein- und Ton-
schieferregion jm Süden des devonischen Kellerwandzuges außer Silur und Ober-
karbon auch noch Kulm vor. Allem Anschein nach sind es jedoch dieselben
Calamitenreste, welche hier eine verschiedene Deutung erfahren haben, Wie ich
bereits in einem früheren Referat (Verhandl. 1906, pag. 240) hervorgehoben habe,
reicht anderseits weder die Deutung als Kulm, noch die Annahme, daß hier trans-
gredierendes Oberkarbon gleichzeitig über Kulmschiefer Devonkalk und Silurschiefer
hinweggreift hin, um das Erscheinen frappant ähnlicher Pflanzenreste im Silursockel
des Seekopfes am Wolayersee befriedigend zu erklären. Daraus mag entnommen
werden, daß von den Detailforschungen auf dem Südabhang der karnischen Haupt-
kette noch weitere Beiträge zur endgültigen Lösung dieser Frage erwartet werden
dürfen. Auch fällt es auf, daß die von P. Vinassa de Regny nachgewiesene west-
liche Fortsetzung des Oberkarbons insofern abweichend ausgebildet zu sein scheint,
als hier augenscheinlich die für das Oberkarbon der Kronalpe und Pizzulalpe so
charakteristischen weißen Quarzkonglomerat- und schwarzen Fusulinenkalkbänke
fehlen. Zur Erklärung dieser Tatsache könnte freilich angenommen werden, daß
hier nur die tieferen, etwa im Profil der Kronalpe schon oberhalb der Ofenhütte
nahe unter dem Garnitzen Sattel 1674 m der Spezialkarte fossilführenden Straten
des Oberkarbons erhalten blieben.
Ein wichtiger Abschnitt betrifft die bereits erwähnte, nördlich von Paularo
im Dimonzuge und in den Gebirgen von Valcalda eingefaltete, auf unserer Karte
1910 Sitzung vom 6, Dezember. P. Vinassa de Regny. 355
als „grüne oder violette Tonschiefer und Diabastuffe unbestimmt paläozoischen
Alters“ ausgeschiedene, von Grödener Sandstein bedeckte Schichtgruppe. Wie
schon seinerzeit von Taramelli, werden diese Schichten auch in der vor-
liegenden Arbeit als aus dem jüngsten Karbon in das ältere Perm reichende Ab-
lagerungen, also beiläufig als ein Aquivalent des Permkarbons, angesprochen.
Diese Auffassung stützt sich zunächst nur auf lokale Lagerungsverhältnisse.
Referent hat diese Bildungen mit G. Stache und F. Teller bisher stets für
altpaläozoisch gehalten, wofür unter anderem auch das Erscheinen von
Geröllen solcher bunter Gesteine in den Konglomeraten des
Oberkarbons der Alpe Pizzul, NO von Paularo, als maßgebend angesehen
(Erläuterungen d. geol. Spezialkarte SW-Gruppe Nr. 71, Oberdrauburg und Mauthen,
Wien 1901, pag. 22) wurde.
Seitdem durch M. Gortani bei Forni Alvoltri, also in einer Gegend, wo
dieselben Grüngesteine und Diabase ebenfalls entwickelt sind, im
Liegenden des Grödener Konglomerats typische Trogkofelkalke nachgewiesen
wurden, hält es umso schwerer, an eine Vertretung des Permkarbons durch die
fragliche tuffreiche Serie zu glauben.
Die Bemerkungen über die mittleren und jüngeren Permschichten beziehen
sich fast ausschließlich auf einige neue Vorkommen von Grödener Sandstein in
der Umgebung von Paluzza. Bezüglich des Werfener Schiefers auf den Gehängen
des M. Salinchiet wird das Vorherrschen kalkiger Bänke und das Zurücktreten
der bunten, glimmerreichen Schiefer in Form mehr untergeordneter Zwischenlagen,
also einer Entwicklung hervorgehoben, welche auch nördlich von Pontafel im
Vogelsbachgraben und auf der Reppwand am Gartnerkofel herrschend ist.
Nach Vinassa de Regny kann die Tektonik dieses Terrains als eine ver-
hältnismäßig einfache, in erster Linie auf Faltenbildung mit einzelnen, aus letz-
terer hervorgegangenen Störungen beruhende angesehen werden. (G. Geyer.)
P. Vinassa de Regny. Fossili ordoviciani nel nucleo
eentrale carnico. Atti d. Accad. gioenia di science naturali.
Catania 1910; mit drei Tafeln in 4°.
Gelegentlich der Detailuntersuchungen auf der italienischen Südabdachung
der Karnischen Alpen gelang es dem Verfasser an mehreren Stellen unter dem
graptolithenführenden Kieselschieferniveau, also an der Basis des Obersilurs, in
schwärzlichen, ockerigen, mit grüngrauen Kalkschiefern in Verbindung stehenden
Tonschiefern eine Caradocfauna aufzufinden, welche offenbar als ein Aquivalent
der von G. Stache zuerst entdeckten Untersilurfauna des Uggwagrabens im
kärntnerischen Kanaltale angesehen werden darf. Nachdem die betreffenden
Lokalitäteu im Bereich unseres im Druck erschienenen geologischen Spezialkarten-
blattes SW. Nr. 71, Oberdrauburg nnd Mauthen (Zone 19, Kol. VIII) gelegen
sind, mögen dieselben bier näher angeführt werden. Es sind dies die Umgebung
der Meledisalpe im oberen Chiarsotal nördlich von Paularo, eine Stelle am Wege
von der Forca Pizzul zur Lanzenalpe, also am Ostabhang des M. Pizzul, endlich
der Abhang südwestlich unter dem Chiadin di Lanza, der sich auf der nördlichen
Abdachung des M. Germula gegen den Lanzensattel erhebt. Wenngleich die
Schichtfolgen jener drei Fundorte nicht in allen Details übereinstimmen, indem
zum Beispiel am Ostabhang des’M. Pizzul und unterhalb des Chiadin die schwarzen
Kieselschiefer mit Rastrites fehlen, so steht doch die Position nahe unterhalb des
obersilurischen bunten Orthocerenkalkes für alle drei Vorkommen fest.
Die Fauna besteht aus einer Anzahl von Anthozoen, Crinoiden und Brachio-
poden. Unter den ersteren ist hauptsächlich die Gattung Monticulipora mit den
Untergattungen Monotrypa, Monotrypella, Heterotrypa, Callopora und Prasopora
in sechs durchweg neuen Arten vertreten. Außerdem erscheinen Striatopora,
Trematopora, Berenicea und Fenestella (Reteporina) ebenfalls in neu beschriebenen
Formen. Von Crinoiden werden die zuerst von F. A. Bather aufgestellten
Formen der Gattung Corylocrinus neu dargestellt und abgebildet. Unter den Brachio-
poden dominiert bei weitem das Genus Orthis Dalman mit 17 bereits bekannten
‚Arten, ferner die Gattungen Strophomena Blainv. und Leptaena Dalman mit fünf
alten Formen. Andere Brachiopoden wie Vertreter der Gattungen Rhynchonella,
Spirifer, Porambonites und Triplesia treten gegenüber jenem herrschenden Formen-
kreise ebenso stark zurück, wie die spärlich erscheinenden Zweischaler und
K Kk. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 15. Verhandlungen. 54
356 Verhandlungen. Nr.'15
Schnecken, wodurch die Übereinstimmung mit der oben erwähnten Caradoc-
fauna des Uggwagrabens um so stärker hervortritt.
Drei Quarttafeln mit klar zum Ausdruck kommenden Schliffbildern der Korallen-
vorkommen und deutlichen Wiedergaben der fein gerippten Brachiopodenschalen
dienen zur Illustration der paläontologischen Beschreibungen. (G. Geyer.)
Dr. H. E. Boeke. „Übersicht der Mineralogie, Petro-
graphie und Geologie der Kalisalz-Lagerstätten.“ 508.
Die vorliegende Arbeit ist eine kurze Darstellung der auf den im Titel an-
geführten Gebieten bisher gewonnenen Resultate. Die 1. Abteilung führt die
Salzmineralien in tabellarischer Anordnung auf mit den Daten ihrer chemischen
Zusammensetzung, Kristallklasse und Form, optischen Konstanten, Härte, speziell
Gewicht und Spaltbarkeit, nebst Literaturangaben. Die 2. Abteilung bespricht in
Kürze die Salzgesteine, die Trennung ihrer Gemengteile, ihre mikroskopische und
chemische Untersuchung, die graphische Darstellung der Analysenresultate, die
Nomenklatur der Salzgesteine, die geologisch-geographische Einteilung ihres Vor-
kommens und den Salzton. Der 3. Teil erörtert die Van’t Hoffschen Unter-
suchungen über die Entstehung der Salzgesteine, und die 4. Abteilung ist der
Geologie der Kalisalze gewidmet (geologische Entstehung und Verbreitung, Salz-
lagerstättengeologie und Tektonik). Durch die übersichtliche Darstellung ist das
Buch sehr empfehlenswert. (Hackl.)
P. Groth. Chemische Kristallographie. III Teil. Ali-
phatische und Hydroaromatische Kohlenstoffverbin-
dungen. Mit 648 Textfiguren. Leipzig, W. Engelmann 1910.
Nachdem 1906 der I., 1908 der II. Teil dieses groß angelegten Werkes er-
schienen sind, liegt nun bereits der III. Band vor, weleher zusammen mit einem
nachfolgenden IV. Bande die organischen Verbindungen behandelt. Der vor-
liegende Band behandelt die Substitutionsprodukte des Methans, Athans, Azetylens
und Atylens; Propans und Propylens, der Butane und Butylene, Pentane und
Pentene, Hexane, Heptane usw. der Paraffine und Olefine mit acht und mehr
Atomen C, ferner die Harnstofi- und llarnsäuregruppe und schließlich die
Hydrobenzolderivate und Terpene. Ein alphabetisches und ein Formelregister er-
leichtern die Benützung des Werkes. Für jede der Verbindungen werden die
chemische Formel. Kristallklasse, kristallographischen Elemente, die Formen, welche
durch zahlreiche Illustrationen veranschaulicht werden, die beobachteten und die
berechneten Kantenwinkel, optische und physikalische Konstanten angegeben. Mit
dem Abschluß dieser Bände erhalten Chemiker uud Kristallographen ein Werk,
das auf lange hinaus eine feste Basis dieses gauzen Forschungszweiges bilden wird.
(W. H.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Erdbergstraße 3.
Verhandlungen derk . A Reichsanstalt
Sitzung vom 20. Dezember 1910.
Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: B. Sander: Zur Systematik zentral-alpiner
Decken. — Vorträge: K. Hinterlechner: Vorlage des Spezialkartenblattes Iglau (Zone 8,
Kol. XIII). — G. B. Trener: Die Lagerungsverhältnisse und das Alter der Corno Alto-Eruptiv-
masse in der Adamellogruppe. — Literaturnotizen: J. Koenigsberger, J. Koenigs-
berger, J. Koenigsberger.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Eingesendete Mitteilungen.
B. Sander. Zur Systematik zentralalpiner Decken.
Dem 1909 von E. Suess!) und V. Uhlig?) vielfach im An-
schluß an Termier entworfenen System der Decken in den Zentral-
alpen sind jüngere Arbeiten zum Teil gefolgt®), zum Teil sind sie
davon abgewichen ). Dem Eingehen auf diese Arbeiten und auf Beob-
achtungen des Verfassers werden hier einige Bemerkungen voran-
gestellt.
Es gibt Gebiete, deren Bau aus übereinander geschobenen Lagen
klar wird zugleich mit der Erkenntnis der Reihenfolge, welche die
aufbauenden Schichten vor der zu analysierenden Komplikation ein-
nahmen. Diese Reihenfolge ist schon bei Einschaltung von Intrusiv-
lagern vor der zu analysierenden Faltung natürlich nicht mehr gleich-
bedeutend mit Altersfolge und wäre es noch weniger zum Beispiel in
dem möglichen Falle, daß zunächst sekundäre Faltungen einer Decken-
serie zur Analyse gelangen. Gebiete, in welchen Überschiebungen nur
auf Grund der prätektonischen Schichtfolge (meist Altersfolge) schon
vor dem „Siegeszug der Deckentheorie“ erkannt wurden, sind in den
1) Antlitz der Erde. III./2., pag. 167 ff.
2) Der Deckenbau in den Ostalpen. Mittlg. d. Geol. Ges. Wien 1909, II., Heft 4,
pag. 462.
3) U. Mohr, Zur Tektonik und Stratigraphie der Grauwackenzone zwischen
Schneeberg und Wechsel. (N.-Ö.) ebendort 1910, IIT., Heft 1 u. 2, pag. 104.
4) G. Steinmann, Über die Stellung und das Alter des Hochstegenkalkes,
ebendort 1910, III., pag. 285.
Mit den beiden letztgenannten Arbeiten konnte in einem im Juni 1910 der
k. Akademie der Wissenschaften in Wien vorgelegten demnächst erscheinenden
Bericht d. Verf. über die von ihr unterstützten Aufnahmen am Tauernwestende
nicht mehr gerechnet werden, weshalb hier darauf eingegangen wird.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 16. Verhandlungen.
a
ai
358 Verhandlungen. Nr. 16
Östalpen manchmal mit einer bei diesem Anlaß natürlichen Okkupation
älterer Ergebnisse als pais de nappes bezeichnet worden. Es ist
vielleicht förderlich, solches Deckenland, dessen tektonische Deutung
hauptsächlich durch eine Kritik der zugrunde gelegten Altersfolge be-
einflußbar wäre, von einem Deckenland zu unterscheiden, welches auf
Grund mehr oder weniger festgestellter Heteropie vor der Störung
gleichhorizontierter Fazies als ein System zweier oder mehrerer Decken
(oder Serien) bezeichnet wurde. Solche Decken gleichsam „höherer
Ordnung“ nennt man, wenn man in E. Suess’ und V. Uhligs Sinn vom
Deckenbau der Ostalpen spricht, und man kann also festhalten, wie
sehr die Entwicklung einer derartigen Theorie von der Kritik abhängt,
welche die Heteropie der Fazies erfährt. Neben den Faziesgegen-
sätzen steht freilich mitbeweisend das tektonische Detail an den
Grenzen der Faziesgebiete; man kann aber der Ansicht sein, daß
dieses allein derzeit vielfach keine ausreichende Stütze der Theorie
wäre und seinen Nachdruck erst damit erhält, daß es eben tektonisches
Detail von der Grenze zweier Faziesgebiete ist. Auf Faziesgegen-
sätze bauen sich die großen Theorien vom Deckenbau der Ostalpen
und deshalb gerät die Stratigraphie in eine neue vorwiegend kritisierende
Ära, sie wird in diesem Sinne wirklich „von neuen geologischen
Gesichtspunkten belebt“ (Uhlig). Ein Analogon dieser kritisierenden
Ara ergibt sich nun für den im kristallinen Areal aufnehmenden
Geologen. Inwiefern kann man innerhalb der kristallinen Schiefer
an der Hand ihrer Merkmale derzeit prätektonische Reihenfolgen auf-
stellen und gibt es hier zur Feststellung von Faziesheteropie brauch-
bare Merkmale? Wonach hat sich ein geologisch möglichst bedeut-
samer, das heißt für möglichst viele geologische Fragen brauchbare
Daten enthaltender Vergleich kristalliner und fossilfreier Areale zu
richten ?
Sämtliche Merkmale der Glieder derartiger Areale zerfallen in
zwei Gruppen, deren erste kleine, mit möglichst eng zu ziehenden
Grenzen alle Merkmale umfassen soll, welche schon vor der Meta-
morphose bestanden: manche Reliktstrukturen, Elementarbestand
(nur sofern man mit Rosenbusch, Becke, Grubenmannu.a.
keine Stoffzufuhr im Ausmaße Weinschenks und mancher Franzosen
annimmt) besonders bezeichnend und schnell erkennbar, kohlensaurer
Kalk in gewisser Menge und manche Kohlenstoffe.
Alle anderen Merkmale sind nach Grad und Art derzeit deutbar
als Ergebnisse von Bedingungen, welche 1. durch Verlegung des
Substrats in größere Erdrindentiefe, 2. durch aufsteigende Magmen,
3. durch verschiedenartige Umwandlung der bei Bewegung und Defor-
mation des Materials auftretenden Spannungen und endlich durch
manche Kombination der genannten drei Verhältnisse entstehen können,
wenn man, wie das bier geschehen muß, alle Theorien in Betracht
zieht. Wann und inwieweit kann eine prätektonische Entstehungsweise
solcher Eigenschaften angenommen werden? Es gibt solche Fälle.
Man wird zum Beispiel diese Frage um so mehr bejahen und zugleich
die Hypothese 3 um so mehr jeweils vorsichtig einschränken können,
je höher der Unterschied in bezug auf den Grad der Metamorphose
zwischen den Gliedern einer einheitlich beanspruchten Serie wird,
1910 Sitzung vom 20. Dezember, B. Sander. 359
und je ähnlicher das ursprüngliche Substrat der beiden verglichenen
Glieder der Serie vermutlich war: niemand würde an der Ausbildung
eines Granattonglimmerschiefers mit Reliktstrukturen vor dieser Faltung
zweifeln, wenn er ihn mit Ton verfaltet findet. Soweit die sekundären
Gesteinsmerkmale durch die Beanspruchung bei der Gebirgsbildung
entstanden sind, kann man sie im ass nsatz zu den prätektonischen
am einfachsten tektonische nennen. Sind diese Merkmale rupturelle
Gefügeveränderungen, so spricht man von Myloniten. Von einer
Klasse schieferiger Gesteine, welche tektonische Gemische und deren
chemische Eigenschaften also ebenfalls sekundär sind, läßt sich nach
der Meinung des Verf. erwarten, daß sich ihr manche Phyllite an-
gliedern werden. Ein Weg, um der Frage, ob es nichtrupturelle im
obigen Sinn tektonische Gesteinsgefüge gibt, exakt näher zu kommen,
wurde in dieser Zeitschrift früher angedeutet (Rücksicht auf die
Spannungstrajektorien in einfachen Deformationstypen).
In der oben begonnenen Überlegung entsteht weiter die Frage,
ob die metamorphosierenden Vorgänge 1 und 2 für die Analyse der
jüngsten Tektonik brauchbare Bikektonise h ausgebildete und eine der
Analyse zugrundelegbare prätektonische Schicehtfolge bezeichnende
Merkmale ausprägen, die Antwort lautet nicht unbedingt verneinend,
wenn man beachtet, daß die Frage des Tektonikers zunächst nicht
nach dem Alter der gefalteten Schichten, sondern nach ihrer Anordnung
vor der zu analysierenden Störung frägt, zum Beispiel wären die
durch einen metamorphosierenden Lakkoliten an einem präexistierenden
Deckensystenm erzeugten Charaktere für die Analyse etwaiger Störungen
nach der metamorphosierenden Intrusionsphase brauchbar. Die Brauch-
barkeit der nach 1 und 2 entstandenen sekundären Gesteinsmerkmale
hängt in erster Linie davon ab, ob ihre Ausprägung jeweils als eine
dieser Tektonik vorhergehende anzunehmen ist. Mehrere Gründe
und Stimmen sprechen für die Bejahung dieser Frage für die Zentral-
alpen, was die meisten Mineralneubildungen und die nichtrupturellen
Gefügecharaktere betrifft, vielleicht am anschaulichsten die Interferenzen
der letztgenannten mit Kataklasen, wobei nach Ansicht des Verf. zu
beachten ist, daß manche Kataklasstrukturen erst als solche erkannt
werden dürften. Aber auch für die Zentralalpen ist diese Frage
nicht soweit entschieden und durch die Unstetigkeit des Metamorphismus
nach 1 und 2 prinzipiell so kompliziert, daß diese Charaktere (zum
Beispiel die Tiefenstufencharaktere) kaum in vielen Fällen eine sozu-
sagen stratigraphische Verwendung und einen Rückschluß zum Beispiel
auf verkehrte Lagerung einer Serie gestatten. Es bleiben also, wenn
es sich um den Vergleich kristalliner fossilfreier Areale handelt,
welcher den zurzeit schwebender Fragen nach Art und Entstehungszeit
der sekundären Merkmale nicht vorgreifen, sondern vielmehr eine
Basis für deren Beantwortung werden will, und wenn es sich um den
Vergleich fossilloser metamorpher Gebiete handelt, welcher die Grund-
lage zur Feststellung eines Deckenbaues höherer Ordnung (im obigen
Sinn) werden soll, nur unangefochten primäre Merkmale zunächst als
Vergleichspunkte zu betonen und man kann sich zurzeit nur auf diesem
Wege einwandfrei Fragen nähern, wie zum Beispiel dieser: Wie weit
greift der auf deckentheoretischen Karten zum Ausdruck gebrachte
55*
360 Verhandlungen. Nr. 16
Gegensatz zwischen ostalpin und lepontinisch in das fossilfreie Halb-
und Ganzkristallin und wie weit ist derselbe sicher prätektonisch ?).
Die oben gestellten Forderungen scheinen fürs erste den ge-
suchten Vergleich fast unüberwindlich schwierig zu machen. Es erscheint
jedoch die entscheidende Erleichterung durch das Auftreten oft wieder-
kehrender Kombinationen zusammenhaltender Gruppen aus ver-
schieden metamorphen aberin ihren primären Eigenschaften paarweise (in
beiden verglichenen Gruppen) übereinstimmenden Gliedern. Deren Prüfung
durch Gesteinsanalysen ist die bei uns besonders durch die Becke-
Grubenmannsche Lehre von den kristallinen Schiefern angeregte
Aufgabe. Mitjedem übereinstimmenden Gliede solcher Gruppen wächst die
Wahrscheinlichkeit, daß man prätektonische Aquivalente in den Gruppen
vor sich habe und wird, wenn auch nie zur Gewißheit, so doch größer
als die der Annahme von Nichtäquivalenz und ist dieser also vor-
läufig vorzuziehen. Nicht selten tritt dazu eine Übereinstimmung in
den oft besonders auffälligen sekundären oder genetisch zweifelhaften
Merkmalen, welche direkt auf die Übereinstimmung im Elementarbestand
hinweisen, da sie nichts anderes sind als die Ergebnisse einer Reaktion
des Rohmaterials beider Gruppen auf gleiche physikalische Bedingungen.
Denn eine Mineralmetamorphose ohne Stoffzufuhr bildet in gewissen
Umrissen den Elementarbestand ab. Selbst daß der gleiche Vorgang
(unter 1, 2, 3 s. o.) für beide Gruppen diese Bedingungen geschaffen
habe, wird in vielen Fällen wahrscheinlicher als das Gegenteil.
Solche Gruppen festzustellen, das bildet die erste Aufgabe einer
geologischen Reambulierung der kristallinen Areale, sofern sie mit
der neueren Tektonik, für welche es sozusagen nichts Unmögliches gibt,
rechnen und eine Grundlage der Tektonik und der Metamorphismen-
lehre werden will.
Wie dies für den Westen der Tauern vom Verf. in dem erwähnten
Bericht versucht wurde, so könnte man im Osten durch eine genaue
Beachtung zusammenhaltender Gruppen eine Basis für die Prüfung
der Frage gewinnen, ob diese Gruppen bisher nur wegen ihres ver-
schiedenen Metamorphismus als verschiedene Formationen bezeichnet
wurden oder ob sie in irgendeinem, alsdann schärfer definierbaren Sinne
(zum Beispiel dem Weinschenks oder Beckes) äquivalente Fazies
seien. Schon G. Geyers Bemerkungen über die Murauer Alpen (siehe
die weiter unten zitierte Lit.), wo porpbyrische Gneise die Glimmer-
schiefer unterlagernd von Marmor in gleichbleibender Entfernung um-
säumt werden (3, pag. 111), die bituminösen Marmore von Hornblende-
schiefern eng begleitet (3, pag. 114), dieses geradezu bezeichnende,
!) Zu solchen Fragestellungen wird bemerkt, daß es freilich prinzipiell jedem
Deckentheoretiker überlassen bleiben mnß, in welchen Formationen des zu teilenden
Gebietes er die für die Teilung maßgebenden Faziesgegensätze (eventuell auch im
Fehlen einer Formation bestehend) sucht und hervorhebt: wie dies zum Beispiel
Steinmann andeutet, wenn er (l. c.) im Gegensatz zu E. Suess die Unterschiede
in der Triasentwicklung bei der Teilung von lepontinisch und ostalpin besonders
hervorheben möchte. Aber eben weil so große von Deckertheoretikern einander
gegenüber gestellte Gebiete fossilfrei und metamorph sind, muß man einen Stand-
punkt suchen, um deren Gegensatz jedenfalls auch im Auge zu behalten und wo-
möglich zu bewerten, da nur dies für den Deckentheoretiker das wahre Bild der
Sachlage hinlänglich deutlich erhält.
1910 Sitzung vom 20. Dezember. B. Sander. 361
im Kristallin so häufige Duo Marmor-Amphibolit, welches die übrigen
Mitglieder der Gruppe besonders beachten und vergleichen heißt, all
dies macht auf die Möglichkeit obiger Fragestellung für die genannten
Gebiete aufmerksam.
Auf der hier angedeuteten Basis wird nun ein Beitrag versucht
zum Stand der Frage, wie sich ostalpin und lepontinisch, beziehungs-
weise zentralalpin der Deckentheoretiker in den zentralen Ostalpen
derzeit unterscheidet.
Wenn man Mohrs Semmeringarbeit studiert, deren vielfach
dankenswert dargestelltes Detail dies erlaubt, so wird man als nächste
Ergänzung der Arbeit eine ausführlichere Antwort auf die Frage suchen,
wie sich die prätriadischen Glieder des ostalpinen Systems von denen
des zentralalpinen unterscheiden, schon weil prätriadische Faziesgegen-
sätze bei manchen Versuchen, die Ostalpen in Deckensysteme zu teilen,
keine unwichtige Rolle spielen; namentlich aber bei der Teilung der
Grauwackenzone, an welcher mitzuarbeiten in Mohrs Programm gehört.
Ferner läge dies im Interesse einer schnelleren Abschätzung, wie weit
der natürlich teilweise berechtigte Einfluß der Deckentheorie die Auf-
stellung der erwähnten Zweiteilung am Semmering bewirkte und in-
wiefern sich eine solche Gruppierung unabhängig vom tektonischen
Detail und dem tektonischen Vorurteil dem Beobachter aufdrängt. Wäre
dies zum Beispiel in geringem Maße der Fall und das tektonische
Detail verschieden deutbar, so wäre natürlich noch nicht die Brauch-
barkeit der Deckentektonik, welche Mohr am Semmering der „Bruch-
tektonik“ der Alten entgegenstellt, widerlegt, wohl aber eine für tek-
tonische Theorien besonders rätliche Umschreibung ihres Wertes für
bestimmte Gebiete gewonnen. Beistehend wird namentlich auch im Hin-
blicke auf die dann zu berührende Frage der Tuxer Grauwacken die
angedeutete Ergänzung auf Grund der von M ohr gegebenen Daten ver-
sucht, indem Mohrs Ostalpin und Zentralalpin derart verglichen wird,
daß Glieder nebeneinander zu stehen kommen, über deren Ver-
schiedenheit man zum Teil vielleicht weitere Angaben Mohrs erwarten,
übrigens aber die Ähnlichkeit mancher nebeneinander gestellter Glieder
beliebig bewerten und für Fragen des Metamorphismus im Auge be-
halten kann. Die Glieder der „zentralaipinen* Wechseldecke sind ge-
sperrt, die verglichenen Glieder aus der Hüllschieferserie des Esel-
berggranits in Parenthese gesetzt.
Ostalpin bei Mohr. Zentralalpin bei Mohr.
Verrucano. Quarzite.
Von den Werfener Schiefern nicht Von der Trias nicht trennbar Perm?
trennbar (pag. 116). Trias ?
Rötlich violette (pag. 116) bunte Quarz- Fazielle Übergänge der Quarzite in Kon-
konglomerate mit (seltenen) Brocken glomerate, welche rötlichviolette Quarze
kristailiner Schiefer. und Granit als Gerölle enthalten.
Durch Anreicherung mit Muskowit alle Serizitschieferfazies der Quarzitgruppe
Übergänge zu Serizitphyllit. (pag. 152, 153).
Einschaltung von Porphyrdecken Porphyroidlager eingeschaltet (pag. 155).
(pag, 137).
DRE
362
Innig damit zusammen gehört die
Silbersberggrauwackenzone.
Aus dem Verrucano geht allmählich
grauer Quarzphyllit mit (pag. 118, 128)
(kontemporär entstandencm Grünschiefer
hervor).
Verhandlungen. Nr. 16
Eine weite Verbreitung zeigen unter den
Quarziten die
Arkosen mit weißgebleichten Felaspaten,
charakteristisch für die Wechsel-
schiefer ist der häufig erkennbare
klastische Ursprung (179).
(Weniger metamorphe Hüllschiefer kön-
nen als Quarzphyllit bezeichnet werden
169.)
(Basische Lager, darunter Amphibolit-
Chloritschiefer der Hüllschiefer pag. 170.)
Albitchloritschiefer der Wechselserie
(pag. 179).
Die Arkosen enthalten (als Seltenheit)
größere Gerölle (pag. 153).
Haselnußgroße Quarzgerölle in Serizitfilz,
(Quarzkonglomerat des Glimmerschiefers
der Hüllschiefer pag. 172.)
Den Hauptanteil an der Zusammen-
setzung der Wechselschiefer haben
dunkle Tonschiefer bis typische Phyllite
(pag. 180), daneben Graphitschiefer (pag.
179) und Graphitphyllite (pag. 180).
Verhältnis der typ. Phyllite des Wech-
sels zu den Typen, die klastischen Ur-
sprung. erkennen lassen ?
Eisengraue und schwärzliche Quarzphyl-
lite (kohlige Substanz).
Die Phyllite wechseln mit Grauwacken
(pag. 122).
Blasseneckporphyroide der Grauwacken
(pag. 128).
Die Porphyroide der Quarzitgruppe
dürften vollständig einem wenig meta-
morphen Quarzporphyr entsprechen
(pag. 156).
Die Ubereinstimmung der ostalpinen prätriadischen Glieder
mit zentralalpinen scheint mir hier auffälliger als ihre Verschieden-
heit, eine ihrer heuristischen Bedeutung nach wohl ebenso hervor-
hebenswerte Sache wie die Verschiedenheit und sozusagen eine Über-
einstimmung in Charakteren, deren stratigraphische Irrelevanz, deren
zufälliges nichtäquivalentes Auftreten in jeweils so ähnlicher Ge-
sellschaft beträchtlich unwahrscheinlicher ist als die Zufälligkeit der
Unterschiede zwischen Mohrs Ostalpin und Zentralalpin von der Trias
abwärts. Bei der großen Bedeutung der Frage nach der Zerlegbarkeit
der Grauwackenzone muß um so mehr beachtet werden, ob sich eine
Teilung auf Faziesgegensätze stützen läßt zum Beispiel im Sinne von
E. Suess (Antlitz III./2., pag. 227), für welchen das limnische Karbon
ein Merkmal des lepontinischen Systems ist, in welchem „dafür“, daß
ihm die Serie Silur bis Unterkarbon fehlt, die versteinerungsführende
Reihe allenthalben mit Jimnischem Karbon beginnt.
Ausführlicheres über eine „Grauwackenzone® am Tauernwest-
ende ist im Druck; es soll hier einstweilen nur kurz behandelt werden,
inwiefern sich die Ergebnisse vom Tauernwestende mit denen Mohrs
am Semmering bis jetzt berühren. Welcher Gruppe Mohrs entsprechen
diese der lepontinischen Gruppe in E. Suess’ Deckenbaukarte der
Alpen (1II./2. Tafel) und in des Genannten und V. Uhligs Sinn
1910 Sitzung vom 20. Dezember. B. Sander. 363
dem zentralalpinen Fenster angehörigen Gesteine, welche in besonders
schöner Ausbildung eng verknüpft mit Hochstegenkalken den Nordrand
der Tuxergneise umsäumen ?
Die Antwort auf diese Frage muß natürlich genau so schwierig
sein wie die Trennung ostalpiner und zentralalpiner Grauwacken bei
Mohr; übrigens kommt für die Tuxer Grauwackenzone die Möglichkeit
tektonischer Vermischung ostalpiner Grauwacken und „zentralalpiner“
in Betracht und liegt eine Beteiligung der den Mohrschen (vom Esel-
berg) anscheinend zum Teil sehr ähnlichen Hüllschiefer der Tuxer-
gneise ebenfalls nahe. Hier sollen mit der Vorbemerkung, daß der
Verf. eine Trennung der Tuxer Grauwackenzone nach ostalpin und
zentralalpin (oder lepontinisch) ohne große Willkür für unmöglich
hält, die besonderen Anklänge der Tauerngrauwacken an die Grau-
wacken Mohrs und einige andere angedeutet werden.
Da wir alle wesentlichen Charaktere den ostalpinen und zentral-
alpinen Grauwacken Mohrs gemeinsam fanden, bleiben als spezielle
Anklänge an Mohrs Ostalpin und Zentralalpin nur unwesentlichere
Merkmale der Tuxer Grauwacken.
Merkmale der Tauerngrauwacken:
a) Gemeinsam mit Mohrs Ostalpin und Zentralalpin vom Semmering: Quarz-
konglomerat und Geröllfazies (auch kristalline Gerölle, vergl. auch Mohrs Hüll-
schiefer mit Qnarzkonglomerat) Serizitschieferfazies, Porpbyreinschaltunzen, Quarz-
phyllite mit Grünschiefer (vergl. Silber: berggranwacke pag. 118, Hüllschiefer
pag. 169, 170, Wechselgesteine 179), kohlige Phyllite (Silberberggrauwacke und
Wechsel, Begleitung der Quarzphyllite durch Grauwacken (vergl. Wechsel 179, 180).
b) Besondere Anklänge an Mo hrs Ostalpin: Eng mit Grauwacken verknüpfte
Bändermarmore zum Teil maenesitisiert, charakteristische Rostflecke (vermutlich
auch beiMohr hauptsächlich Karbonat? Vergl. unten), Ankerite (Sigmund nach
Mohrs Zitat).
e) Besondere Anklänge an Mohrs Zentralalpin: Grünliche Serizitschiefer
mit Gips, gewisse Porphyroide (die von Mohr, pag. 155, beschriebenen) Mohrs
Arkosen mit bleichen Feldspäten.
Man frägt sogleich, ob die Glieder mit b etwa, wie am Semmering
als ostalpin über die Glieder mit c gebreitet sind, welche alsdann
Mohrs Zentralalpin und E. Suess’ lepontinischer Gruppe im Sinne
der Fenstertheorie der Tauern entsprächen? Bis jetzt läßt sich am
Tauernwestende die Möglichkeit einer solchen Zweiteilung nicht
ersehen.
Was die Arkosen mit bleichen Feldspaten anlangt, so gehört
dieser für Tuxer Grauwacken und wie es scheintsauch für Mohrs
zentralalpine bezeichnende Gesteinstypus insofern auch den bis jetzt
als Ostalpin gedeuteten an, als er sich nach einer Begehung des
Verfassers auch am Aufbau des Roßbrand von Radstatt mitbeteiligt
und gleiche Typen nehmen an der Zusammensetzung der Serie des
Blassenecks teil, dessen Porphyroide zum Teil den Tuxer Porphyroiden
entsprechen.
In der schwierigen Frage nach der Teilbarkeit der Grauwacken-
gebilde spielt das limnische Karbon die oben erwähnte Rolle als lepon-
tinisches Merkmal bei E. Suess. Mohr möchte das Klammer Karbon
364 Verhandlungen. Nr. 16
(als „ostalpin“?) jedenfalls von den ostalpinen Grauwacken, dem
„Magnesitkarbon“ trennen (pag. 140), obwohl die Trennung im Felde
nicht immer möglich ist (vergl. pag. 121). Das erinnert an ähnliche
Schwierigkeiten in den westlichen Tauern. Gewiß besitzt das Nöß-
lacher Karbon auch abgesehen von den Fossilresten ein weniger
kristallines Gepräge als die eventuell als Äquivalente in Betracht
kommenden graphitisch-tonig-quarzitischen und konglomeratischen
Begleiter von Hochstegenmarmor unter und zwischen demselben
(welcher mit solchen Begleitern oft sehr an den Marmor im Sunk
erinnert); dennoch erscheint dem Verf. diese Aquivalenz wenigstens
in Betracht zu ziehen, welche einer Beteiligung des Graphitkarbons
am lepontinischen Fensterralimen zugleich mit anderen Gliedern der
Semmeringgrauwacken gleichkommen würde.
Welche Modifikationen für die Theorie des lepontinischen Fensters
erwachsen, ist schwer zu übersehen; aber wie dem Verf. scheint
namentlich eine bedeutende Ausdelinung lepontinischer Glieder der
Suessschen Karte gegen Osten zu gewärtigen.
Die Aufnahmen des Verf. am Tauernwestende zwischen Zentral-
gneis und ostalpinen Maulsergneisen haben den Eindruck, daß diese
beiden ganz verschieden seien, nicht gefestigt, die Aquivalenz des
Hangenden der beiden erwiesen. Man kann ferner sowohl im Inns-
brucker Quarzphyllit als im Quarzphyllit des Gadertales Typen der
Schieferhülle des Hochfeiler wiederfinden, nicht etwa nur „Quarz-
phyllit, der überall gleich aussieht“, sondern gewisse Einlagerungen,
auf welche jedermann angewiesen ist, der Schieferbezirke vergleichen
will (Quarzite mit und ohne Graphit, weiche, helle und schwarze
Granatphyllite). Viel wichtiger aber wird die durch eine mannigfaltige
Gruppe mehrfach für den Feldgeologen leicht konstatierbarer, höchst
auffälliger Typen bezeichnete Grenze der beiden oben erwähnten Gneis-
serien gegen oben. Auf Grund der neuen Aufnahme dieser Grenz-
gebilde durch den Verf. und einer kurzen Begehung der Kalkphyllite
bei Murau wurde folgende Stellungnahme zu G. Geyers wenig be-
achteten Aufnahmsergebnissen ) möglich. Die Beschreibung, welche
G. Geyer in 1 der unten zitierten Literatur von der Kalktonphyllit-
serie des Blattes Judenburg gibt, kann geradezu als Beschreibung
der oben erwähnten Grenzbildungen im Hangenden der Tauerngneise
(Zillertaler und Tuxer) und der Maulser Gneise gelten. Geyer führt
mit dankenswerter Präzision folgende Glieder und Merkmale aus
seiner Kalkphyllitserie an: 1. Vorherrschen von rhombo&edrischen
Karbonaten in fast sämtlichen Gliedern der Serie; 2. Entwicklung
aus dem „Granatglimmerschiefer“ ; 3. graphitische Schiefer; 4. kalk-
reiche grüne Schiefer mit rhomboe@drischem Karbonat; 5. weiße,
seidenartig glänzende Schiefer; 6. gelbe Quarzitschiefer stets als Be-
gleiter der Kalke (!); 7. „Gneise*“ mit rhombo&drischem Karbonat;
8. Quarzitschiefer mit Pseudomorphosen nach rhomboedrischem
Karbonat.
Unter diesen acht Merkmalen ist keines, welches nicht im er-
wähnten Grenzhorizont am Tauernwestende („Schieferhülle* genannt,
!) Ich selbst konnte diesen leider nicht in Vergleich ziehen.
1910 Sitzung vom 20. Dezember. B. Sander. 36:
Ü
wo es sich um das Hangende der Tauerngneise selbst handelt) nun-
mehr nachgewiesen wäre. Der Nachweis einiger besonders markanter
und für die Orientierung im Felde brauchbarer Typen (4, 5, 6, 7,8)
wird in der angekündigten Arbeit durch eingehende Darstellung ihrer
Verbreitung geführt werden. Hier wird nur darauf hingewiesen, daß
die Neuaufnahme des Tauernwestendes zusammengehalten mit
G. Geyers Schilderungen kaum einem Zweifel Raum läßt darüber,
daß die untere Schieferhülle der Tauerngneise jene mit den Gneisen
innig verknüpften Typen, deren Sekundärcharaktere im Greinerzuge
besonders auffällig und bekannt wurden, in der Geyerschen Kalkton-
phyllitserie des Blattes Judenburg und Murau wiederkehren als eine
Bestätigung der von G. Geyer bezüglich der Aquivalenz der Murauer
Kalkphyllite mit der „Schieferhülle“ vertretenen Meinung (3, pag. 116).
Man steht bei einer so weitgehenden Übereinstimmung in primären
und sekundären (vergl. das oben über die Bewertung der letzteren
Gesagte) Merkmalen vor der Entscheidung, ob man die Tauerngneise
als ostalpin oder die Geyerschen Kalkphyllite als lepontinisch (nach
E. Suess’ Karte) nehmen will oder sagen will, daß die erwähnte ge-
meinsame Serie für die Verschiedenheit von Ostalpin und Lepontin
irrelevant sei. Die Ergebnisse des Verf. am Tauernwestende weisen
dahin, daß sowohl über den Tauerngneisen als über den anderen
Gneisen und Glimmerschiefern eine gleich ausgebildete weder lepon-
tinische noch ostalpine Serie folgt, die Geyerschen Daten fügen
sich gut in diesen Rahmen und die nächste Frage wird vielfach lauten:
Was gehört zu dieser irrelevanten Serie und was bleibt nach ihrer
Umschreibung als spezifisch lepontinisch, das heißt faziell scharf
charakterisiert vom Fensterrahmen der westlichen Tauern übrig?
Diese Frage aber führt solange zu weit, als sich die Anpassungs-
fähigkeit alles wesentlichen an der Suessschen Theorie, an eventuell
neukonstatierte lepontinische Gebiete und damit die Aussicht auf eine
jedesmalige Wiedergeburt des E. Suessschen Begriffes vom Verf.
schon mangels des nötigen Kartenmaterials nicht überblicken läßt.
Bis dahin heißt die obige Frage: Wieviel von dem Hangenden der
Zillertaler und Tuxer Gneise ist in den Murauer und Judenburger
Phylliten vertreten.
Nachdem die beiderseitige Vertretung der oben angeführten
Typen angemerkt ist (auch Strahlsteinschiefer und bratschigen Kalk-
phyllit mit Graphit erwähnt Geyer 5, pag. 116 ff.), handelt es sich
zunächst um gewöhnlichen Kalkphyllit und Kalke der Hochstegenzone.
Die Kalkphyllite südlich und nördlich von Murau wurden vom Verf.
selbst in Vergleich gezogen unmittelbar nach zweimonatlichen Auf-
nahmen in den Kalkphylliten des Tauernwestendes des Ridnaun-
Ratschinges und Passeier und nachdem die Pyritschiefer des Tribulaun
und der Radstätter Tauern, welche ebenfalls Kalkphyllite enthalten,
besucht und in Betracht gezogen waren. Der Kalkphyllit von Murau ist
von den Kalkphylliten, die sich vom Hochfeiler bis zur Hochwilde
verfolgen lassen, nicht zu unterscheiden; er entspricht denselben in
jeder Nuance seiner Varietäten. Er enthält Bändermarmore zum Teil
dunkelgraue mit H,S und Pyrit, wie sie sich in der Hochstegenzone
des Tuxertales und anderwärts finden. Geyer erwähnt auch gelblichen
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 16. Verhandlungen. 56
366 Verhandluugen. Nräı6
Dolomit!); gelblicher Dolomit ist ein fast nie fehlender Begleiter der
Hochstegenmarmore.
Die Murauer Phyllite sind in der Schieferhülle der westlichen
Tauern, in deren Fortsetzung nach SW und über den Maulser Gneisen
vertreten. Geyer hat später (4) eine Zweiteilung der Kalktonphyllit-
serie vorgenommen: „Kalkphyllite im Liegenden und Quarzphyllite
im Hangenden bilden die Ausfüllung der Murauer Mulde“ (4, pag. 353).
Diese Quarzphyllite zeigen „nur zum geringen Teil den Typus des
Quarzphyllits“ (graue glänzende Tonschiefer) und liegen von unten
nach oben etwa so über dem Kalkphyllit: Graphitschiefer, Quarzit-
schiefer, Grünschiefer mit grauen Phylliten wechselnd (oft auch hier
mächtige Quarzite) herrschende graue Tonschiefer. Bekanntlich hat
F. Frech für die Brennergegend später ursprüngliche Überlagerung
des Kalkphyllits durch Quarzphyllit angenommen. Auf die Einwände,
welche sich gegen Frechs sehr einfache, aber noch sehr willkürliche
Teilung ergeben, wird demnächst eingegangen. Es ist jedoch nicht
unwahrscheinlich, daß die erwähnten Quarzphyllite Geyers einer
Gruppe entsprechen, welche am N-Rand der Tuxer Gneise tatsächlich
über den Aquivalenten der Geyerschen Kalkphyllite liegt, aber auf
Frechs Karte noch als Kalkphyllit erscheint. Von einer Übertragung
der Altersbestimmung der Murauer Phyllite auf ihre Aquivalente in
der Schieferhülle ete. wird hier abgesehen (Silur nach Geyer nach
Toulas Funden in Grebenzekalk).
Die Schwierigkeit, welche F. E. Suess und der Verf. bei der
Abgrenzung der triadischen Kalkphyllite von den übrigen Kalk-
phylliten des Tauernwestendes fand, wesentlich bestehend in der von
Frech und Uhlig bemerkten, bis zur Ununterscheidbarkeit gehenden
lithologischen Ähnlichkeit zwischen den Kalkphylliten der rhätischen
Pyritschiefer und dem Kalkphyllit der Schieferhülle, läßt sich zur-
zeit für das Tauernwestende noch nicht befriedigend beheben. Vielleicht
geht man derzeit bei Teilung und Vergleich dessen, was über den
Gneisen liegt, am besten von der Serie Greinerschiefer, Karbonat-
rhomboäder-Schiefer (und „Gneise“), sodann von Hochstegenkalken,
Porphyroiden und Grauwacken aus, für welche zwei am Tauernwestende
vermischte Gruppen man die Murauer Phyllite und Glieder der Grau-
wackenzone als geologisch besonders bedeutende Vergleichsobjekte
ins Auge faßt. Weiter aufwärts über diesen Serien liegen die Ver-
hältnisse nicht so einfach, wie sie Steinmann auf Grund seiner
Exkursionen am Brenner (l. ce.) skizzierte. Was in seinem Vennaer
Profil über dem „Gneis“ im Hangenden des Hochstegenkalkes (pag. 286)
folgt, die rhätische Decke (= dem Kalkphyllit der Früheren zum Teil;
nicht=Frechs Kalkphyllit) zeigt keine vom Liegenden „vollständig
abweichende Zusammensetzung“, sondern hat mit demselben einige
Typen gemeinsam: neben Kalkphylliten und Quarzphylliten, Quarzite,
selben Dolomit und weißen Marmor. Anderseits dürfte sich diese
Gruppe zum Teil namentlich, wo sie sich mit den Tarntaler Kalk-
phylliten, Lithodendronkalken, Dolomiten, Quarziten und Breccien
1) Die „Verhandlungen“: 1. 1890, pag. 199; 2. 1890, pag. 268; 3. 1891,
pag, 108; 4. 1891, pag. 352; 5. 1892, pag. 319; 6. 1893, pag. 406.
1910 - Sitzung vom 20. Dezember. B. Sander. 367
tektonisch mischt und im ganzen ein weniger kristallines Gefüge
zeigt, schon sehr der Pyritschiefergruppe U hligs nähern, über deren
Trennbarkeit von den Kalkphylliten man weitere Ergebnisse abzu-
warten hat.
Steinmann geht von einer „Unstimmigkeit“ aus, welche nach
seiner Meinung mit Recht als Einwurf gegen die Deckentheorie geltend
gemacht werden könnte, daß nämlich der Hochstegenkalk, ein mächtiges,
reines Kalkgebilde als Trias (Termier) in lepontinischen Decken (in
Steinmanns Sinn!) nieht auftreten darf, da gerade starke Reduktion
der Trias für die lepontinischen Systeme bezeichnend sei. Der Hoch-
stegenkalk wird: 1. als eigene Decke bezeichnet, 2. als Äquivalent
der Klippendecke, speziell des tithonischen Sulzfluhkalkes im Rhätikon.
Unter den für letzteres angeführten Gründen darf man wohl die land-
schaftliche Übereinstimmung und die "ithologische Parallele übergehen.
Denn wenn man bei letzterer mit Steinmann von der hochgradigen
Marmorisierung des Hochstegenkalkes absieht, bleibt noch zu bemerken,
daß der Hochstegenkalk keineswegs aus reinem, hellem Kalkstein
besteht. Beim nächsten Grund für 2 nämlich, daß man solche reine,
helle Kalke innerhalb des lepontinischen Deckensystems nur aus dem
Jura der Klippendecke kenne, wird, wie man sieht, das Vorhandensein
eines lepontinischen Deckensystems mit solcher Sicherheit vorausgesetzt,
daß es geradezu zur Bestimmung des Hochstegenkalkes verwendet
wird, welcher eben in diesem System nichts anderes sein kann als
Jura. Dem Problem „lepontinisches Fenster* wird dadurch nicht
sehr gedient. Freilich frägt Steinmann sogleich, ob im Sinne seiner
Hypothese zu erwartende Begleiter dieselbe stützen und findet im
Liegenden des Hochstegenkalkes zwischen diesem und den Tuxer
Arkosen gelbe Dolomite und Rauhwacken als Vertreter reduzierter
lepontinischer Trias (Röthidolomit) an der Basis der Graubündtner
Klippendecke. Die den Triasdolomit begleitenden schwarzen Quarzite
und Kieselschiefer entsprechen ebenso gefärbten Graubündtner Sand-
steinen. Über die Verbreitung des gelben Dolomits wird man im Auf-
nahmsbericht des Verf. ausführlicheres finden; hier sei angemerkt, daß
dieser Dolomit unter vielen anderen Fällen in dem von Steinmann
schematisiert gegebenen Saxalpenprofil über dem Hochstegenkalk als
Einlage in der beiSteinmann als Quarzphyllit und Gneis bezeichneten
Gruppe (Karbonatrhombo&@derschiefer und -Quarzit, Greiner Typen,
Porphyroid, Grauwackengneis und einer Serie von Quarzitbänken) liegen
(Hu'tnerbergalm). An diesem Profil wäre auch als etwas für Stein-
manns Überlegungen nicht Unwichtiges eine Rhätizitquarzitbank ein-
zufügen, welche zwischen hangendem Hochstegenkalk und Glimmer-
marmor im Liegenden dahinzieht. Solcher Rhätizitquarzit wird anderen-
orts von Steinmann als alt und kontaktmetamorph genommen. Der
Verf. hält sie für eine Fazies der schwarzen Kieselschiefer, welche
Steinmann mit lepontinischen Triasbegleitern gleichstellte (vergl.
oben). Aus der oben erwähnten Ergänzung zu Steinmanns Profil
und aus anderen Profilen ergibt sich eine enge Verknüpfung der Rhätizit-
schiefer mit den Hochstegenkalken, welche oben genannten Paralleie
Steinmanns einigermaßen entspricht, zugleich aber vor die Alter-
native stellt, den kontaktmetamorphen Charakter und das paläozoische
56*
368 Verhandlungen. Nr.!16
Alter der Rhätizitschiefer oder den Juracharakter des Hochstegen-
kalkes aufzugeben.
Eine hervorhebenswerte Argumentation Steinmanns schließt
aus der Tatsache, daß die grünen Gesteine der rhätischen Decke der
Tauern über den Hochstegenkalk nirgends durch denselben brechen,
auf deren mise en place durch Verfrachtung, was sich mit ähnlichen Vor-
stellungen E. Suess’ berührt. Wer dieser Argumentation folgt, übernimmt
durch ihreÜbertragung aufquergrifflose Lagerund Linsen von Amphiboliten
und Olivingesteinen in Hochkristallin weitgehende Konsequenzen, was
Bewegungsflächen in solchen Arealen betrifft.
Vorträge.
Dr. Karl Hinterlechner. „Vorlage des Spezialkarten-
blattes Iglau (Zone 8, WorXIll; 1:75.000).%
Das Spezialkartenblatt Iglau grenzt mit seinem nördlichen
Rande an das Kartenblatt Deutschbrod an, welches als Teil
unseres im Erscheinen begriffenen Kartenwerkes bereits zur Publi-
kation gelangt ist. Wegen des im allgemeinen nordsüdlichen Streichens
der Schiefer im Territorium des letzteren tritt der größte Teil der
dort bekannt gewordenen kristallinen Gebilde auch in den Bereich
des Blattes Iglau ein, wo selbe mit lokalen Ausnahmen in der
gleichen Richtung bis über seine südliche Grenze fortstreichen.
Detailliertere Angaben bezüglich des gegenständlichen Gebietes
werden in einer Arbeit, die für unser Jahrbuch vorbereitet wird, zur
Publikation gelangen; deshalb folgen hier nur die wichtigsten Re-
sultate der Neuaufnahme und noch diese nur auszugsweise.
Etwa die Hälfte des Gebietes der beiden westlichen Sektionen
nimmt der Zweiglimmergranit (mit lokal vorherrschendem
Biotit) ein, welcher von dem gleichen Gebilde aus dem Territorium
des Blattes Deutschbrod nur durch einen ganz schmalen Cor-
dieritgneis-Streifen bei Heist, nordnordwestlich Branschau,
getrennt erscheint. Die übrigen, granitischen Gesteine sind auf den
Bereich der östlichen Hälfte des Kartenblattes beschränkt und treten
in zwei größeren und zahlreichen kleineren Komplexen auf. Von den
beiden größeren, geologischen Körpern ist der eine als grob bis mittel-
körniger Pyroxen-Granitit mit wechselnden Mengen (sekundären)
Amphibols, und der andere als grobkörnig-porphyrischer Amphib.ol-
granitit zu bezeichnen. Das erstere Gestein tritt südöstlich Iglau
im Dreiecke Wiese, Gossau, Radonin auf, das zweite erscheint
dagegen am östlichen Blattrande, wo es von Cechtin fast bis zur
Stadt Polna reicht. Beide gegenständliche Granite werden von
aplitischen Randgebilden begleitet.
Auf die Existenz verschiedener Ganggesteine und von
Serpentin wurde nur kurz hingewiesen; desgleichen auf einzelne
untergeordnete Granitmodifikationen, sofern sie in die voranstehenden
Gruppen nicht ohne Zwang eingeordnet werden konnten.
Von den kristallinen Schiefer. nimmt der Cordieritgneis
nahezu das ganze Gebiet der beiden westlichen Sektionen ein, welches
1910 Sitzung vom 20. Dezember. Dr. K. Hinterlechner. 36°
der Zweiglimmergranit noch freiläßt. Außerdem ist er indessen auch
in der östlichen Blatthälfte nicht spärlich vertreten, denn man findet
ihn sowohl in der südöstlichen Ecke als auch in der weiteren Um-
gebung von Wiese und Kamenitz.
Den nach Abzug der bisher angegebenen Felsarten übrig-
bleibenden Rest der beiden östlichen Sektionen nimmt das als „Gneis
im allgemeinen“ bezeichnete Gestein ein, jedoch nicht ganz. Süd-
südöstlich Iglau, östlich von der Linie Pirnitz—Kn&Zic, zwischen
Polna und Klein-W&zZnitz sowie schließlich bei D.-Schützendorf
treten nämlich Gesteine auf, die vornehmlich oder auch fast aus-
schließlich nur aus Quarz bestehen und Feldspate und Glimmer nur
untergeordnet oder gar nicht verraten; es sind das Quarzite und
quarzitische Gneise, die manchmal fast mittel(grob)körnige
Struktur aufweisen. Eine davon gesonderte Behandlung verdient ein
Aplitgneis aus der Umgebung von Cichau a. d. Iglava.
Bei Misching und D.-Schützendorf wurden Quarz-
Sillimanit-Knollen gefunden, wie solche auch aus der östl.
Umgebung von Deutschbrod!) bekannt sind. Die Vorkommen im
Iglauer Blatte verraten eine derartige Situation, daß man sie als
einem und demselben Gneishorizonte angehörig auffassen kann, wie
die Gebilde im Territorium des Blattes Deutschbrod.
Im Gegensatze zu der alten Aufnahme von seiten unserer Anstalt
sind in den Gneisen namentlich in der östlichen Blatthälfte zahlreiche,
konkordant eingeschaltete Kalklager und Amphibolite konstatiert
worden. In ihren extremen Formen sind beiderlei Felsarten selbst-
verständlich gut unterscheidbar. Durch die Ausbildung von Kalk-
silikatgesteinen in beiden Reihen verliert jedoch dieser Gegen-
satz in häufigen Fällen fast seine ganze Schärfe im Felde.
Aus der Gruppe der kristallinen Einschaltungen im Gmneis-
territorium seien hier nur noch die graphitführenden Schiefer
erwähnt, die nach der chemischen Untersuchung, deren Durchführung
ich Herrn Reg.-Rat. C. v. John zu verdanken habe, in fünf Fällen
4:16, 520, 579, 6:10, beziehungsweise 9:10°%/, Kohlenstoff führen.
Der Graphit ist hier zum Teile als Flinz entwickelt, weshalb er
unter Umständen sehr leicht für Eisenglimmer gehalten werden
könnte.
In stratigraphischer Hinsicht habe ich bereits bewiesen), daß
der Graphithorizont (von Kamenitz) untersilurischen Alters ist. Wie
ich es teils auf Grund eigener Beobachtungen, teils auf Angaben
F. E. Suess mich berufend®), bemerkte, streicht dieser Horizont
aus dem Eisengebirge bis an die Donau. Bei dieser Längen-
ausdehnung von über 200 km wird der Graphithorizont zumindest ver-
mutlich von einem entsprechend breiten Streifen alters-
gleicher oder altersverwandter Gebilde begleitet. Für einen
1) Autor, „Geologische Verhältnisse im Gebiete des Kartenblattes Deutsch-
brod“ (Zone 7, Kol. XIII). Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1907, 57. Bd., pag. 238—248
und 339—352.
2) „Über metamorphe Schiefer aus dem Eisengebirge jn Böhmen. Mit chem.
Anal. von C. v. John.” Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1910, pag. 337—553.
?) „Bau und Bild der böhmischen Masse‘, pag. 32.
370 Verhandlungen. Nr.#B6
durch unseren Graphithorizont markierten Streifen des sogenannten,
moldanubischen Gebietes kommt mithin silurisches oder ein
davon nicht viel verschiedenes Alter in Betracht.
Ein besonderes Interesse verdienen in dem sonst so hoch
kristallin entwickelten Territorium des Iglauer Blattes gewisse, nicht-
metamorphe Gebilde, wie: ein blauschwarzer Tonschiefer aus der
Umgebung von Willenz und grauwackenartige Gesteine aus dem
Iglava-Tale bei Klein-Beranau und Umgebung sowie aus dem
Bereiche westlich von Polna.
Namentlich im Vierecke Iglau, Wiese, Polna und Stecken
sowie bei Stannern verhüllt der Lehm einen großen Teil des
Untergrundes. Im erstgenannten Vierecke sind dem Lehme ziemlich
zahlreiche Ganaquarzgerölle beigemischt; dasselbe gilt von den Lehm-
vorkommen von beiden Ufern der Iglava unterhalb Branzaus. Bei
gleichzeitiger Berücksichtigung gleicher Funde aus demBlatte Deutsch-
brod resultiert aus der Art: der Verteilung der Lehm-Schotter ein
alter Flußlauf, der (im DBlatte Deutschbrod) etwa die Richtung
Kleine Sazawa, Sazawa bis Deutschbrod, Schlapanka-B.
(und im Blatte Iglau) Gold Bach—Iglava innehatte. Da diese Linie
heutzutage die mitteleuropäische Wasserscheide quert, muß wohl
angenommen werden, daß letztere seinerzeit hier noch nicht existierte;
daraus wird eine posttertiäre Bewegung namentlich deshalb abge-
leitet, weil die Schotter sogar unmittelbar auf der Wasser-
scheide nachgewiesen wurden.
Außer dieser Bewegung äußerten sich gebirgsbildende Kräfte
noch an mehreren anderen Stellen, und zwar vornehmlich im
Iclava-Tale, beziehungsweise nicht besonders weit abseits davon.
Die genannte Talfurche ist zumindest zwischen dem südlichen Karten-
rande und der Umgebung von Bitovsice eine Störungszone; sie
stellt indessen eine ausgesprochene Dislokation nicht vor, sondern ist
mehr eine Quetschzone. Im teilweisen Gegensatze dazu verläuft in der
Gegend nördlich von GUichau eine ausgesprochene Querstörung gegen
Öechtin, ohne indessen dieses zu erreichen. Fast bestimmt setzt
dieser Bruch auch noch auf das rechte Iglava- Ufer über; ob er
die Gegend nördlich von Radonin noch erreicht, war nicht erweisbar.
Der Distrikt zwischen Cichau und Radonin wird nämlich noch
mindestens von einer weiteren Störung, wenn nicht von einer Störungs-
zone, die aus mehreren Linien besteht, betroffen; mit den bis jetzt
angegebenen kann man selbe bezüglich der Ausdehnung nicht im
entferntesten vergleichen.
Aus dem Territorium des südlich angrenzenden Kartenblattes
(Datschitz und Mährisch-Budwitz) oder möglicherweise gar aus jenem
des Kartenblattes Trebitsch und Kromau (Zone 9, Kol. XIV)
kommend verläuft diese Störungszone westlich Pribislavice, durch-
quert den Pyroxengranitit südwestlich Wiese in dessen Längs-
richtung (Zermalmungszonen) und läßt sich an der Bahnstrecke
nordnordöstlich Gossau und ostsüdöstlich Birnbaumhof durch
abnormale Lagerungsverhältnisse erkennen. Wie weit sie eventuell
noch nördlich Iglau fortstreicht, ist schwer exakt nachzuweisen, da
1910 Sitzung vom 20. Dezember. Dr. K. Hinterlechner. 3
=]
u
man es aus der Umgebung von Iglau bis an die nördliche Karten-
grenze mit einem geschlossenen Hochwalde zu tun hatte.
Alle bis jetzt angegebenen, beziehungsweise erst zu nennenden
Lokalitäten liegen an zwei gegen NNW sehr schwach divergierenden
ganz geraden Linien. Die eine davon scheint sich zumindest bis
Pollerskirchen (Blatt Deutschbrod) fortzusetzen, während die
andere das ebengenannte Blatt ganz durchquert, nördlich bei Vrbie in
das Blatt Caslau und Chrudim eintritt und sogar noch im .Blatte
Kuttenberg und Kohljanovie bis in die nächste Umgebung von
Kuttenberg fortstreicht. Denkt man sich die erstangegebene
Dislokation über Pollerskirchen gegen NNW fortgesetzt, so be-
kommt auch diese Linie eine zumindest scheinbare Fortsetzung im
Gebiete des Kartenblattes Kuttenberg-Kohljanovic, und zwar
bei Zbraslavice. Mehr folgt auch über diesen Gegenstand in der
ausführlichen Arbeit. Hier nur noch ein paar Worte bezüglich des
mutmaßlichen Alters der gegenständlichen Dislokationszone.
Im Blatte Ielau verlaufen die Strukturlinien mit Ausnahme der
nordöstlichen Ecke in fast nordsüdlicher Richtung. Dasselbe gilt bis
auf eine kleine Ausnahme im Blatte Deutsehbrod; hier schwenkt
nämlich das Streichen am Nordrande des Blattes mehr und mehr in
die nordwestliche Richtung um. In der nordwestlichen Ecke geht
es sogar durch ostwestliches Streichen in nordöstlich-südwestliches
über; es bildet sich ein gegen Süd geöffneter Bogen. Konform
diesem Bogen streichen dann die kristallinen Schiefer des weiter
nördlich gelegenen Gebietes bis über Caslau hinaus aus h 9 durch
h 6 nach h 3—4 bei entsprechend nördl. Verflächen. Dieser Schicht-
bogen (Caslauer Bogen) geht schon westlich vom Meridian von
Kuttenberg in einen neuen Bogen, den Zruter Bogen, ganz all-
mählich über, der jedoch seine konvexe Seite nicht wie der Caslauer
Rogen nach Nord sondern nach Süd gekehrt hat. In den Bereich des
Caslauer Bogens gehören nun auch die paläozoischen Sedimente des
Eisengebirges').
Außer den voranstehend angegebenen Störungen lassen die beiden
Bögen noch eine ganze Reihe weiterer Verschiebungen erkennen;
davon sind alle ausgesprochene Transversalstörungen. Im Caslauer
sowie auch im Zru&er Bogen gehören davon alle ein und demselben
Typus an, denn alle. stehen 1. auf der Tangente, die man zu jedem
Punkte des Bogens konstruieren kann, der jedesmal von der Störung
betroffen erscheint, senkrecht und 2. können alle mehr oder weniger
“deutlich als transversale Horizontalverschiebungen auf-
gefaßt werden. Im Eisengebirge queren nun diese Störungen gefal-
tetes Unterdevon bei Zugrundelegung der J. J. Jahnschen ?)
stratigraphischen Einteilung. Da die Krümmung im Caslauer Bogen
und die dortigen Transversalstörungen naturnotwendig gemeinsame
Ursachen haben müssen, denn kein Bogen kann transversal und
1) Autor, „Über metamorphe Schiefer aus dem Eisengebirge in Bölımen.“
Mit chem. Analysen von C. v. John. Verhandl. d. k. k. geol, R.-A. 1910,
. pag. 337—353.
2) „Die Silurformation im östlichen Böhmen.“ Jahrb. d. k. k. geol. R.-A.
1898, 48. Bd., pag. 207—230.
312 Verhandlungen. Nr. 16
senkrecht zur Bogentangente eher brechen als er überhaupt
gespannt wurde, und da ferner, wie gesagt, von diesen beiden Pro-
zessen bereits gefaltetes Devon in Mitleidenschaft gezogen erscheint,
deshalb folgt aus obigen Relationen, daß die transversalen Störungen
unmög,.ich älter als die erweisbar jüngsten Gebilde des
Bogens — in unserem Falle also das Unterdevon — sein können.
Ein gleiches Alter einiger Verschiebungen und der Bogenanlage ist
ebens® wahrscheinlich, wie es sicher ist, daß einzelne Brüche noch
viel jünger als Unterdevon sind; wir kennen ja zum Beispiel bei
Libie!) (im Blatte Deutschbrod) Kreidesedimente, die von einer
hierhergehörigen Querstörung betroffen werden.
jetreffs des Eisengebirges wurde seinerzeit in dem Sinne
Stellung genommen: „daß die Faltung nicht plötzlich stattgefunden
haben kann. Für beide Prozesse — Eruption und Faltung — die
sich Hand in Hand gehend abgespielt haben müssen, sind wir ge-
zwungen eine gewisse Dauer, eine geologische Evolution
anzunehmen“ ?). Dasselbe gilt nun wahrscheinlich auch 1. für die
Bögen östlich und westlich von Kuttenberg, 2. für die darin
auftretenden Störungen und anderweitigen, späteren Mitteilungen
vorgreifend, darf dasselbe 3. wohl auch gesagt werden betreffs der
Kuttenberger (Deutschbroder und Iglauer) erzführenden
Gangspaltensysteme?°), denn auch diese haben bekanntlich im
allgemeinen ein südnördliches Streichen bei sonst analogen Re-
lationen, wie die in Rede stehenden Brüche. Da die gegenständliche
Störungszone im Blatte Iglau ganz augenfällig mit den Störungen
bei Ruttenberg zusammenhängt, wird die Geltung der obigen
Deduktion auch auf die genannten Bewegungen im gleichen Sinne
übertragen und für jünger oder zumindest nicht älter als das
Unterdevon erklärt. Eine etappenweise Ausbildung der fast 100 km
langen Quetschzone ist nicht ausgeschlossen, so daß einzelne Teile
davon auch ein bedeutend jüngeres Alter haben könnten.
Bezüglich des Zweiglimmergranites aus dem Bereiche
des Kartenblattes Deutschbrod wurde seinerzeit gesagt®), dab er
jünger ist als die Schieferhülle. In dieser Hinsicht geben die Be-
obachtungen im Gebiete des Blattes Iglau keine Veranlassung zu
einer Revision der gegenständlichen, seinerzeitigen Deduktion. Im
Zusammenhange damit sei nun auf folgendes hier hingewiesen. Aus der
nordwestlichen Ecke des Blattes Iglau streichen die Schiefer-Gneise
in das östlich angrenzende Blatt Groß-Meseritsch, wo sie einen
gegen Nord geöffneten Bogen bilden, der im Blatte Policka und
Neustadtl direkt in die sogenannte Antiklinale von Svratka —
wohl ein gegen Süd geöffneter, den früheren hierhergehörigen
1) Autor, „Geologische Verhältnisse im Gebiete des Kartenblattes Deutsch-
brod (Zone 7, Kol. XIII).“ Jahrb. d.k. k. geol. R.-A. 1907, Bd. 57, pag. 314—315.
— „Erläuterungen zur geolog. Karte etec.“, Blatt Deutschbrod, pag. 53.
2) Autor, „Uber KEruptivgesteine aus dem Eisengebirge in Böhmen etc.“
Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1909, Bd. 59, pag. 232.
3) W. Göbel, „Kuttenberg*. Österr. Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenw. 1887,
pag. 251. Ferner: F. Katzer, „Der Kuttenberger Erzdistrikt“. Österr. Zeitschr. f.
Berg- u. Hüttenw. XLIV. Jahrg. 1896 (Separatum pag. 9).
#) L. c. pag. 318 ft.
1910 Sitzung vom 20. Dezember. Dr. G. B. Trener. 373
Gebilden analoger Bogen — übergeht. Die angeführten bogen-
förmigen Biegungen der Schiefer im ganzen, besprochenen Terrain
lassen nun auf eine enorme, gebirgsbildende Kraftent-
faltung in postdevonischer, allein prädyasischer Zeit (das Rot-
liegende im Eisengebirge liegt horizontal) schließen. Angenommen —
allein nicht zugegeben — daß der Zweiglimmergranit älter wäre als
diese ganze Bewegung, dann muß wohl die Frage erlaubt sein: Warum
zeigt der Zweiglimmergranit keine Spuren der skiz-
zierten Kraftentfaltung, während der Pyroxen-Granitit
auf die gebirgsbildende Kräfteäußerung sofort reagierte?
Dr. Gian Battista Trener. Die Lagerungsverhältnisse
und das Alter der Corno Alto-Eruptivmasse in der
Adamellogruppe. (Vorläufige Mitteilung.)
Bekanntlich wird die südliche Umrandung der Adamelloeruptiv-
masse von Perm und Trias, die nördliche aber hauptsächlich von
kristallinen Schiefern gebildet. Diese treten am Ostrand des Adamello
als Basis des permischen Schichtenkomplexes in der Gegend von
Val Breguzzo zutage und bilden einen NNO streichenden, etwa
5 km breiten Saum. Salomon hat sie Rendenaschiefer genannt. Ich bin
von der Zweckmäßigkeit dieses Lokalnamens wenig überzeugt, besonders
seitdem ich das Vorkommen von normalem Quarzphyllit als jüngstes
Glied der Serie südlich von Tione konstatieren konnte. Die Quarz-
phyllite werden aber nördäich von Tione von der JIudikarienlinie
abgeschnitten, so daß in der oberen Val Rendena das jüngste noch
vertretene Glied des Schichtenkomplexes die Glimmerschiefer sind.
Das Liegende der Glimmerschiefer wird von Feldspatglimmerschiefer
gebildet, von einem Übergangsgliede, welches von den nun folgenden
meist feinkörnigen Gneisen durch etwa 50—60 m mächtige Quarzite
getrennt wird.
In diesem Schichtenkomplex ist die Corno Alto- -Eruptivmasse
intrudiert.
Der Corno Alto bildet eine kleine erographisch mit dem Adamello
fast verschmolzene Gruppe. Im Norden von der touristisch wohlbekannten
Val diGenova, im OÖ von Val Rendena, im Süden von Val di
Borzago begrenzt, zeigt der Corno Alto einen massiven Bau, welcher
im starken Gegensatz zu dem zarten südlich gelegenen Gebirgsrücken
des Corno Basso steht und seine geologische Selbständigkeit hervor-
treten läßt.
Altere Aufnahmen. Der Corno Alto wurde schon zweimal
vor mir aufgenommen. Teller!) war der erste, welcher die Corno
Alto-Eruptivmasse von dem großen Adamellomassiv abtrennte. Er
zeichnete schon auf seiner für die damaligen Verhältnisse recht guten
Karte das zungenförmige Eindringen der Gneise in Val Seniciaga
ein und konstatierte die petrographische Selbständigkeit der Eruptiv-
masse, welche im Norden von der Tonalitgneiszone abgegrenzt wird.
!) F, Teller, Ueber porphyrische Eruptivgesteine aus den Tiroler Central-
alpen. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1886, pag. 717—723.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 16. Verhandlungen, 57
374 Verhandlungen. Nr. 16
Weniger detailliert ist die erst vor kurzem erschienene Karte
Salomons, welcher aber dafür eine Reihe von wertvollen Beobachtungen
mitteilen konnte und unter anderem die intrusive Natur dieser Eruptiv-
masse gegenüber der Schieferhülle außer Zweifel stellte !).
Die Aufnahme, welche ich im vorigen Sommer im Auftrage der
k. k. geol. Reichsanstalt planmäßig vornahm, wurde wegen des kompli-
zierten und sehr interessanten Baues dieser Gegend so ins Degail
durchgeführt, daß die betreffende Karte eventuell auch in dem Original-
maßstab 1:25.000 herausgegeben werden kann. Die Zahl der Aus-
scheidungen ist somit in diesem kleinen Kartenabschnitt auf zirka
30, also zirka um das Zehnfache gestiegen.
Dem Studium des Corno Alto und des angrenzenden Tonalit-
randes habe ich 45 Tage gewidmet, welche ich ununterbrochen unter
dem Zelt zugebracht habe. Ich führe das an, weil ich es als meine
Kollegialitätspflicht, gegenüber meinem Vorgänger Prof. W. Salomon,
betrachte, auf den großen Vorsprung hinzuweisen, welchen ich in
puncto Zeit und Wandertechnik vor ihm hatte.
Form der Intrusivmasse. Die Intrusivmasse des Corno Alto
hat nach der neuen Aufnahme nicht die charakteristische birnenförmige
Gestalt, welche sie auf der Salomonschen Karte zeigt. Es handelt
sich nämlich nicht um eine einzige, sondern um zwei Massen, deren
kleinere etwa Jer Spitze der birnenförmigen Figur Salomons ent-
spricht. Eine zirka 1 km breite Schieferpartie schiebt sich von Val
Rendena über Stablo dei Mortasi und Mte. Palette (2022) ‚zwischen
beide. Die größere werde ich Corno Alto-, die kleinere Sostino-
masse nennen. Die Grenzlinie der Corno Alto-Masse wurde auf der
neuen Karte am nordwestlichen Rande, das ist zwischen Mt. Palette
und Val Seniciaga, beinahe um einen Kilometer zurückgezogen. Außer-
dem dringt in die Corno Alto-Masse eine merkwürdige beulenförmige
Schieferzunge ein, welche von Pinzolo bis ins Herz der Gruppe dringt
und die zentrale Spitze des Corno Alto erreicht. Die nördliche Grenze
wurde ebenfalls verschoben, und zwar um zirka 1 km nach Norden.
Petrographische Beschaffenheit. Salomon hat den
drei Eruptivmassen des Corno Alto, des Mte. Sabbione und des
Nambino (bei Campiglio) einen Kollektivnamen gegeben und sie alle
als Sabbionediorit auf seiner Karte ausgeschieden. Ich werde aber
diese Bezeichnung vermeiden, weil ich nachweisen konnte, daß die
Corno AltoMasse magmatische Differentiationen aufweist und einen
sranitischen Kern besitzt, so daß die abgekürzte Benennung Sabbione-
diorit über die wirklichen petrographischen Verhältnisse des Corno
Alto, welcher die weitaus größte und wichtigste Eruptivmasse unter
den drei obgenannten ist, irreführen kann.
Die beigegebene Skizze (Fig. 1) illustriert zur Genüge die Form und
die magmatischen Differentiationen unserer Eruptivmasse. Die grob-
punktierte Zentralpartie besteht aus einem grobkörnigen granitischen
Gestein. Das Gestein ist sehr quarzreich, so daß die anderen Gemeng-
teile diesem Mineral gegenüber oft zurücktreten. Orthoklas bildet
ı) W. Salomon, Die Adamellogruppe. Abhandl. d. k. k. geol. R.-A., Bd. 31,
1908— 1910.
1910 Sitzung vom 20. Dezember. Dr. @. B. Trener. 375
einen wesentlichen Gemengteil, tritt aber gegenüber Plagioklas stark
zurück. Die Plagioklase sind schön zonar gebaut, haben eine albitische
Hülle und einen basischen Kern. Am Rand wird dieser Zentralkern weniger
grobkörnig und geht allmählich in die feinere Varietät über, welche
auf unserer Skizze die feinpunktierte Partie bildet. Quarz ist immer
reichlich vorhanden, tritt aber so wie der Orthoklas im Vergleich zum
Zentralkern zurück. In beiden Varietäten bildet Biotit das einzige
farbige Mineral; derselbe tritt aber gegenüber Quarz und Feldspat
Fig. 1.
any, Corns alte X-
DEE:
IN. Palone
Granodiorit Derselbe albgahe Derselbeo Rand- Tinallisch
gobkorng mil JStrukl. Dieril fk. miü]Strukl. facies Handfacies
so zurück, daß das Gestein immer die lichte typische Farbe ähnlicher
Granite hat. Die Corno Alto-Masse hat also einen granitischen Kern,
der allmählich in Quarzglimmerdiorit übergeht. Für die ganze Masse
als geologischer Körper würde am besten die Bestimmung als Grano-
diorit passen. Am Rande, welcher auf unserer Skizze ganz fein
punktiert ist, wird das Gestein etwas ärmer an dunklen Gemengteilen,
das Korn wird feiner, die Struktur nähert sich der granophyrischen.
Diese aplitisch-granophyrische Randbildung bildet aber eine bloß
10—20, höchstens 50 m breite Zone. Interessant und wegen der
57*
376 Verhandlungen. Nr. 116
geologischen Konsequenzen außerordentlich wichtig ist das, wenn auch
nur lokale, Auftreten von Hornblende in der äußersten Randzone.
Die kleine Eruptivmasse von Sostino zeigt in verjüngtem Maß-
stabe genau dasselbe Bild: wie die Hauptmasse; sogar die tonalitische
Randfazies (hornblendeführend) ist darin vertreten.
DieLagerungsverhältnisse. Die Lagerungsverhältnisse der
Corno alto- und Sostino-Massen sind sehr einfach, solange man wenig-
stens die großen Profile, wie sie bei 200—600 m hohem Aufschlusse
aufzunehmen sind, ins Auge faßt. Der stockförmige Bau tritt bei der
Betrachtung solcher Profile sehr deutlich vor. Es seien hier als Bei-
spiel angeführt die Profile des westlichen Absturzes des M. Palone
gegen Val Seniciaga, des Forcellin di Germenica und der Vallaccia,
des tiefen Tales, welches schluchtartig zwischen Mortaso und Strembo
in die Val Rendena mündet. Anders gestalten sich die Verhältnisse,
wenn man die Profile in Details studiert; da treten oft die größten
Komplikationen auf. Interessant ist in dieser Beziehung das Studium
der Grenzlinie bei den Laghi di Germenica, wo einige typische Rund-
höcker die schönsten Aufschlüsse für die Beobachtung der Detail-
verhältnisse zwischen Granodiorit und kristallinen Schiefern bieten.
Schieferzungen dringen hier in die Eruptivmasse ein, Schiefer-
schollen, große und kleine sind in ihr eingeschlossen, während schöne
Apophysen des Eruptivgesteins die Schieferhülle durchbrechen. Manche
dieser Apophysen lassen sich weit weg vom Rande verfolgen und
bilden dann die schönsten gemischten Gänge.
Diese Lagerungsverhältnisse weisen zweifellos auf die intrusive
Natur dieser Stöcke hin, welche außerdem von dem kontaktmeta-
morphen Gürtel der Schieferhülle bewiesen wird. Die Glimmerschiefer
sind in dichte körnige Hornfelsen umgewandelt, in dem Feldspat-
glimmerschiefer treten in der Nähe der Eruptivmasse große Andalu-
sitkristalle auf und sogar die Gneise zeigen unmittelbar am Kontakt
eine deutliche Umkristallisierung.
Es sei hier noch als ein interessantes Detail der Lagerungs-
verhältnisse erwähnt, daß die Schieferzunge, welche von Pinzolo aus
bis auf die Corno Alto-Spitze reicht, nicht etwa einfach als Rest einer
Schieferkruste erscheint. Die Schiefer sind nicht bloß auf dem Granit
gelagert, die Zunge bildet vielmehr einen Keil, der in die Eruptiv-
masse ziemlich tief (wieviel kann man genau nicht sagen) eindringt.
Wenn man an die petrographische Identität der zwei Grano-
dioritmassen von Öorno Alto und Sostino denkt, so entsteht unwill-
kürlich die Frage, ob die zwei Eruptivmassen miteinander unterirdisch
verbunden sind. Obwohl die Profile auf Grund gewaltiger Aufschlüsse
studiert werden können, so kann man dieser Frage keine positive Antwort
geben. Sowohl der südliche Rand der Corno Alto-Masse als auch der
nördliche Saum des Sostinostockes zeigen eine so steile bis vertikale
Kontaktfläche, daß eine Berührung beider erst in beträchtlicher Tiefe
unter dem Niveau des Tales denkbar wäre.
Das Alter der Granodioritmassen von Corno Alto
und Sostino. Unsere Intrusivmassen sind zweifelsohne jünger als
ihre Schieferhülle, und zwar noch jünger als ihr jüngstes Glied: die
1910 Sitzung vom 20. Dezember. Dr. G. B. Trener. ar
Glimmerschiefer. So viel geht schon aus den soeben geschilderten
Lagerungsverhältnissen hervor.
Viel interessanter und schwieriger wird aber die Frage nach
dem Alter, sobald die Adamellotonalitmasse bei der Diskussion heran-
gezogen wird.
Der Tonalit bildet nämlich den nördlichen Rand der Corno Alto-
Masse so daß der Gedanke nahe liest, die Lösung der Altersfrage
im Studium der gegenseitigen Verhältnisse beider Eruptivmassen zu
suchen. Aber schon die Karte Tellers deutet auf eine Schwierig-
keit, indem sie zeigt, daß der Tonalitrand in Val di Genova gneisig
ist. Trotzdem konnte man die Hoffnung hegen, wenigstens (eventuelle)
Tonalitapophysen in dem Granit noch deutlich zu erkennen,
Bei der neuen detaillierten Aufnahme stellte es sich aber
bald heraus, daß nicht nur der Tonalitrand, sondern auch der Saum
der Granodioritmasse des Corno Alto stark schieferig geworden ist.
Deswegen ist selbst die genaue geologische Abgrenzung des Grano-
diorits hier im Norden sehr schwierig. Ich habe schon bei der Be-
sprechüng der magmatischen Ditferentiationen der Eruptivmassen her-
vorgehoben, daß am Rand derselben lokal eine tonalitische, das heißt
hornblendeführende Fazies auftritt. Anderseits sei daran erinnert,
daß in dem stark gepreßten Tonalitgneis !) die typischen Hornblende-
säulen der Kataklase zum Opfer gefallen sind; außerdem gibt es am
Rande auch hornblendefreie Varietäten des Tonalits. Unter diesen
Umständen ist es wohl begreiflich, daß die Hoffnung, die Altersfrage
auf Grund der gegenseitigen Verhältnisse des Tonalits und des
Granodiorits zu bestimmen, schon im vorhinein sehr gering sein muß.
Und tatsächlich habe ich fast jede Hoffnung verloren, nachdem
die mühsame Begehung der Grenzregion, welche in dem außerordent-
lich steilen und schwer zu erkletternden Hang des U-förmigen Val
di Genova zu suchen ist, bisher zu keinem Erfolge führte.
Salomon hatte den Schlüssel zu dieser schwierigen Altersfrage
anderswo gefunden geglaubt °).
Auf dem Wege von Pinzolo nach Niaga und auf dem Fußsteig
von Campo nach Caladino fand er „in dem Diorit fremde Schollen
von Hornblendegesteinen, die zwar nicht dem typischen Kerntonalit,
wohl aber bestimmten anderen Varietäten, die im Tonalit gar nicht
selten große Massen zusammensetzen, außerordentlich ähneln, bezie-
hungsweise mit ihnen identisch sind“. Diese Schollen werden nun
nach Salomon „vom typischen Sabbionediorit umschlossen und von
Adern und Gängen durchsetzt, die teils dem echten Sabbionediorit
selbst angehören, teils etwas saurer und feinkörniger als dieser sind“.
Was die Deutung dieser Schollen betrifft, so können — immer
nach Prof. Salomon — nur drei Annahmen in Frage kommen:
„Entweder nämlich sind sie Urausscheidungen des Sabbionediorits
selbst oder sie rühren von dem Tonalitmassiv her und sind bei
!) Dr. 6. B. Trener, Geolog. Aufnahmen im nördlichen Abhang der
Presanellagruppe. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. Wien, 1906, pag. 485 —496.
2), W. Salomon, Die Adamellogruppe. Abhandl. d. kk. geol. R.-A., Bd. 31,
Heft 1 u. 2, 1908— 1910.
378 Verhandlungen. Nr. 16
der Intrusion des Sabbionediorits dem älteren Tonalit enirissen
worden oder endlich sie stammen von einem unbekannten, fremden,
unterirdisch verborgenen älteren Tiefengestein.“ „Am meisten dürfte
zurzeit die Annahme für sich haben, daß die Schollen dem Tonalit
entstammen. In diesem Falle wäre also der Tonalit älter
als der Sabbionediorit.“
Die Resultate der Detailaufnahme haben mich aber gerade zu
dem entgegengesetzten Schluß geführt. Ich konnte nämlich feststellen,
daß das von Salomon beschriebene Gestein nicht in
Form von Schollen, sondern von Gängen in dem Grano-
diorit des Corno Alto auftritt und folglich unbedingt jünger
als die Corno Alto-Eruptivmasse sein muß.
Ich muß aber gleich gestehen, daß auch ich in große Ver-
legenheit kam, als ich die Fundstellen am Wege nach Niaga und nach
Caladino zuerst besuchte. Ich fand wohl dieselben Gesteine, welche
von meinem geehrten Vorgänger beschrieben wurden, die Lagerungs-
verhältnisse schienen mir aber wegen Mangels an guten Aufschlüssen
durchaus nicht klar. Nur die petrographische Identität des höchst
charakteristischen Gesteines mit demjenigen, welches Salomon be-
schrieben hatte, schien mir außer Zweifel zu sein. Es waren wohl
dieselben „feinkörnigen Nadeldiorite* mit „unregelmäßigen Adern von
Sabbionediorit“, beziehungsweise „mit isoliert erscheinenden Feld-
spaten, die dem Sabbionediorit entstammen“, dieselben feinkörnigen
und grobkörnigen Varietäten „mit Hornblenden von 3—4 cm Länge“,
die vor mir lagen.
Zweifelhaft schien mir aber die Bestimmung des Feldspat-
gesteines als Sabbionediorit, weil dasselbe in der Regel sehr quarz-
arm bis quarzfrei ist, während das Kerngestein der Corno Alto-Masse,
welches in der Umgebung der Campo-Caladino-Fundstellen aufge-
schlossen ist, ein sehr quarzreicher Granodiorit ist. Doch dachte ich
an die Möglichkeit eines Resorptionsphänomens oder an eine lokale
Basizität der Eruptivmasse.
Noch auffallender war aber eine Beobachtung am Wege von
Pinzolo nach Niaga. Der Granodiorit ist dort nämlich sehr stark
sch'eferig geworden, so stark, daß er selbst im Handstück wie ein Gneis
ausschaut. Sowohl die Blöcke der Halde Salomons „am Wege von
Kote 1104 nach Niaga in etwa 1544 m Höhe“ als das anstehende
Gestein anderer Aufschlüsse der Umgebung, zeigen aber keine Spur von
einer parallelen Struktur. Obgleich ich wußte, daß Feldspat und Horn-
blende viel mehr widerstandsfähig sind als Quarz und Glimmer in
bezug auf kataklastische Parallelanordnung, so waren die dadurch
entstandenen Zweifel schon stark genug, um mich zu weiteren Unter-
suchungen anzuregen.
Ich widmete einige Tage einer detaillierten Aufnahme des zum
Teil stark bewaldeten Gebirgsstückes zwischen Caderzone, Lago di
Vacarsa, Corno Alto, Campo und Pinzolo. Ich fand das in Rede
stehende Gestein meistens in isolierten, kuppenförmigen Aufschlüssen
im Walde oder noch häufiger auf Blockhalden, es gelang mir uber
auch, mehrere Aufschlüsse zu sehen, wo die Verhältnisse zum Grano-
diorit deutlich genug sind, um das gangartige Auftreten des frag-
1910 Sitzung vom 20. Dezember. Dr. G. B. Trener. 319
lichen Gesteins außer Zweifel zu setzen. Fin Dutzend solcher Gänge
wurde auf der Karte -eingetragen. Zu erwähnen sind zwei große
Gänge, welche die Schieferzunge Pinzolo— Corno Alto begleiten
und die Spitze des Corno Alto beinahe erreichen. Besonders in-
teressant war aber die Konstatierung, daß diese Gänge nicht nur
im Corno Alto-Granodiorit vorkommen, sondern auch in seiner
Schieferhülle. Das besondere Interesse liegte darin, daß man an den
Gängen der Schiefer am besten ihre petrographische Natur studieren
kann. Jeder Zweifel sowohl über die Ganenatur als auch über die
Abgrenzung oder endlich über die mögliche Beeinflussung des Neben-
gesteins ist hier beseitigt. Es läßt sich so mit aller Bestimmtheit
feststellen. daß die fraglichen Gesteine nieht als Schollen im Grano-
diorit auftreten, sondern als prächtige, große, gemischte Gänge.
Ich gebe als Beispiel das Schema eines Ganges im Glimmer-
schiefer, welcher in der Lokalität Fontanazi zirka 100 m höher
als der Punkt, wo der Weg Caderzone-Niaga die Kote 1104 m passiert,
vorkommt. Dieser Gang ist selır gut aufgeschlossen, zirka 7 m mächtig und
zeigt nun das Schema 1-2-3-4-3-2-1. Mit Nr. 1, 1 sind also die Sal-
bänder, mit Nr. 4 der mittlere Teil bezeichnet. Die Salbänder 1, 1
sind mit dem Gestein, welches in geradezu verführerischer Weise fremde
Schollen eines feinkörnigen tonalitischen Gesteins im Quarzglimmer-
diorit, beziehungsweise in Glimmerdiorit nachahmen, identisch. Die fein-
körnigen dunklen Partien bilden die Basis des Gesteins, die grob-
körnigen feldspatreichen sind Ausscheidungen. Manchmal tritt aber
der umgekehrte Fall ein; es ist dann das dunkle feinkörnige Gestein,
welches von dem grobkörnigen umschlossen wird und als Ausscheidung
auftritt. Es fehlt auch nicht an Partien, welche im Handstück oder
selbst in einem Block die Iliusion einer Intrusion des grobkörnigen in
dem dunklen Gestein hervorrufen können. Die nun folgenden Salbänder
2, 2, bestehen in unserem Gange aus dem feinkörnigen dunklen Gestein,
welches manchen feinkörnigen basischen Ausscheidungen des Tonalits
so ähnlich ist, und isolierte mittelgroße Feldspate enthält. Aus einem fein-
körnigen Gestein mit höchst charakteristischen Hornblendenadeln (wohl
der „Nadeldiorit“ Salomons) besteht 3,3, während der mittlere Teil 4
mineralogisch identisch mit 3, 3 ist, nur sind die kleinen Hornblende-
nadeln zu schönen Prismen ausgewachsen, die einige mm dick und
1 bis mehrere cm lang sind. Der Übergang zwischen den verschiedenen
Gesteinstypen ist immer ein allmählicher; die gemischte Struktur des
Ganges ist offenbar durch chemische Spaltung eines und desselben
Magmas zu erklären.
Das beschriebene Schema paßt selbstverständlich nicht ganz
genau auf alle Gänge. Diejenigen, welche viel mächtiger sind, weisen
auch eine entsprechende Unregelmäßigkeit im Bau auf, die schmäleren
Gänge dagegen zeigen eine größere Regelmäßigkeit, aber eine geringere
Zahl von Ausscheidungen.
Aus dem Gesagten ziehe ich nun den Schluß, daß die Grano-
dioritmasse des Corno Alto keine fremden Schollen des Hornblende-
gesteins umschließt, sondern sie ist von Gängen dieses Gesteins
_ durchbrochen. Die Corno Alto-Eruptivmasse ist folglich nicht jünger,
sondern älter als das Hornblendesestein.
380 Verhandlungen. Nr. 16
Daß dieses mit dem Tonalit der Adamellozentralmasse nicht
identisch ist, möchte ich mit noch größerem Nachdruck als Salomon
behaupten. Weder der mittelkörnige basische Tonalit des südlichen
Teiles der Masse, den ich Re di Castello-Tonalit nenne, noch der mehr
grobkörnige saure Tonalit der nördlichen Partie der Adamellogruppe
läßt sich mit unserem Ganggestein vergleichen. Für eine hypothetische
Auffassung dieser Ganggesteine als Apophysen der Tonalitmasse hätten
wir also nicht einmal die petrographische Ahnlichkeit zur Stütze.
Salomon weist auf Varietäten des fraglichen Gesteins hin, die
er am Wege nach Niaga sammelte, und die zwar nicht dem typischen
Tonalit, wohl aber bestimmten anderen Tonalitvarietäten, die im
Adamellogebiet gar nicht selten große Massen zusammensetzen, ähneln.
Welche der Tonalitvarietäten aber, die er beschrieben hat, Nadeltonalit,
Riesentonalit oder Biancotonalit, damit gemeint ist, sagt er nicht.
Indessen kann ich aber bestätigen, daß in der Adamellomasse
Tonalitvarietäten als kleine Massen vorkommen, die eine gewisse
Ähnlichkeit mit unserem Gestein haben. So habe ich zum Beispiel i in
dem Casinellegebiet, das ich im vorigen Jahre aufgenommen habe !),
eine basische Masse gefunden, die fast ausschließlich aus großen
kurzen Hornblendesäulen zusammengesetzt ist und mit Salomons Be-
schreibung des Riesentonalits übereinstimmt. Diese Varietät wäre nun
petrographisch, wenigstens makroskopisch mit einzelnen Stücken unseres
Gesteins identisch. Aber nur mit einzelnen Stücken und zwar mit den
basischen, die aus dem mittleren Teil des oben erwähnten gemischten
Ganges beschrieben wurden. Die Massen als solche sind aber weder
geologisch noch petrographisch vergleichbar.
Erst in diesem Sommer, als ich die Aufnahme des Val di
Borzago in Angriff nahm, gelang es mir, am Südabhang der Cima
Fornace (2573 m) Gänge und Eruptivmassen aufzufinden, die nicht
nur im ganzen petrographisch mit den Corno Alto- Ganggesteinen
identisch sind, sondern auch in ihrem Auftreten als geologische Körper
in bezug auf Identität nichts zu wünschen übrig lassen.
Das Gebiet, wo diese Eruptivmassen vorkommen, liegt dicht am
Rande der Tonalitmasse selbst und ist jenes der Alpen Malga Pagarola,
Malga Persöch, Mga. Stablei. Bei der letztgenannten bildet das in
Rede stehende Eruptivgestein kleine und größere Gänge, darunter
einen sehr großen, der mehr als einen Kilometer lang, 100 m
und darüber breit ist. Bei Malga Persech kommt eine kleine Masse
vor, die zirka einen Kilometer im Durchmesser mißt. Die petro-
graphische Identität der kleinen Gänge mit dem großen und schließlich
mit der Masse selbst läßt sich durch alle möglichen Übergänge fest-
stellen. Sämtliche Gesteinsvarietäten der bewußten Corno Alto-Gang-
gesteine, also nicht etwa nur einzelne, kommen hier vor; in den
kleinen und mittleren Gängen sind sie gemischt als Salbänder; in
dem großen Gang und in der stockförmigen Masse sind sie als basische
Ausscheidungen oder magmatische Differentiationen vertreten. Die
Grundmasse des großen Ganges und des Stockes ist gerade von diesem
) Dr.G.B. Trener, Über das Alter der Adamelloeruptivmasse. Diese Ver-
handlungen 1910, Nr. 4, pag. 91—116.
1910 Sitzung vom 20. Dezember, Dr. @. B. Trener. 38]
basischen feinkörnigen oft nadeligen Tonalit, der im Corno Alto-Gebiet
als Salband der gemischten Gänge vorkommt und von Salomon für
Tonalitschollen gedeutet wurde, gebildet.
Die Wichtigkeit dieses Vorkommens in Val die Borzago besteht
darin, daß die Grenzlinie des Tonalits in unmittelbarer Nähe ist und
somit die Möglichkeit geboten wird, die gegenseitigen Lagerungsver-
hältnisse zu studieren.
Die Tonalitgrenzlinie, welche durch die Detailaufnahme manche
Berichtigungen erfahren hat, ist annähernd von den folgenden Punkten
fixiert: Sattel La Xocca 1988, Buchstabe » von Val Seniciaga
(Spezialkarte 1:75000), Spitze des M. Ospedale (2690 m), unbenannte
Gipfel 2520 und 2750, Malga Seniciaga di sopra 1943, Sattel
westlich von Cima Fornace 2573, Malga Perse&ch alta 1846,
Buchstabe ! von Pelugo (Coel di Pelugo).
An der Grenzlinie Rocca—Mte. Ospedale steht jener saure
mehr grobkörnige, durch spärliche, fast würfelförmige Hornblendesäulen
charakterisierte Tonalitan, den ich alsAdamellotonalit bezeichnet habe !).
Südlich von Mte. Ospedale besteht aber der Rand der Eruptivmasse
aus Re di Castello-Tonalit, das ist aus der basischeren feinkörnigeren
Varietät. Höchst auffallend ist der Umstand, daß die Grenze zwischen
dem Adamello mit dem Re di Castello-Tonalit durch eine Zone markiert
ist, wo der Re di Castello-Tonalit eine ausgesprochene parallele
Struktur hat, während bisher Tonalit mit paralleler Struktur, bzw.
Tonalitgneis bloß am äußersten Rand der Tonalitmasse konstatiert
worden war.
Bei Malga Persech alta kommen also drei verschiedene Eruptiv-
gesteine vor: der Re di Castello-Tonalit (ohne jede Spur von Parallel-
struktur), der kleine Stock von Hornblendegestein und schließlich ein
heller Granit, der in unzähligen Gängen und selbst in einer kleinen
stockförmigen Masse auftritt. Die gegenseitigen Verhältnisse dieser
drei auch in petrographischer Beziehung sehr verschiedenen Eruptiv-
massen sind hier bei Malga Persech sehr klar und deutlich. Der helle
Granit ist der jüngste, er durchbricht alles: Gmeise, Tonalit und
Hornblendegestein, er sendet in dieselben Gänge und enthält von
jedem auch massenhaft Einschlüsse. Es folgt nun in bezug auf Alter der
Tonalit: er sendet Apophysen in die Gneise und schließt Stücke derselben
ein. Knapp an der Grenzlinie, einige Meter oberhalb des Fußsteiges,
welcher von Malga Persech alta nach Coel di Pelugo in westlicher
Richtung direkt hinüberführt, ist der Re di Castello Tonalit im Kontakt
auch mit dem Hornblendegestein und sendet in das letzte mehrere
srößere und kleinere Apophysen, die sogar photographisch aufge-
nommen werden konnten. Es ist somit bewiesen, daß das Hornblende-
gestein das älteste Glied der hiesigen Eruptionsserie ist.
Dieser kleine Stock von Persäöch ist aber, wie es schon früher
betont wurde, in bezug auf sein geologisches Auftreten und seine
petrographische Beschaffenheit mit den großen und kleinen Gängen
der Alpe Pagarola identisch und alle zusammen sind den großen, fast
stockartigen und den kleinen gangartigen Vorkommnissen des Nachbar-
!) Trener, Über das Alter der Adameiloeruptivmasse. Verh. 1910, Nr. 4.
K. k. geol. Reichsanstalt 1910. Nr. 16. Verhandlungen. 58
382 Verhandlungen. Nr. 16
gebietes des Gorno Alto, ebenfalls petrographisch und geologisch,
durchaus gleich.
Ist das ein genügender Beweis für die Gleichalterigkeit beider
Gang-, bezw. Stockgruppen, so wäre auch bewiesen, daß die Corno Alto-
masse die allerälteste in dieser Eruptionsreihe ist.
Wir hätten also von dem ältesten Glied angefangen: 1. Grano-
diorit von Corno Alto, 2. Hornblendegestein, 3. Re di Castello-Tonalit,
4. Granit.
Welche Stelle dem Adamellotonalit gebührt, ist eine Frage, die
noch nicht spruchreif ist und deren Studium ich den nächsten Sommer
zu widmen hoffe.
An diese Reihe der Eruptivmassen schließt sich die Reihe der
zugehörigen Ganggefolgschaft. Die wird aber erst später zur Be-
sprechung kommen, und zwar nach der mikroskopischen Untersuchung.
Es sei hier nur vorübergehend erwähnt, daß in dem Corno Alto-Gebiet
die Zahl der Gänge überaus groß ist. Bisher habe ich auf dem kleinen
Gebiet nicht weniger als 110 Gänge auf die Karte eingetragen.
Literaturnotizen.
J. Koenigsberger. Geologische und mineralogische
Karte des östlichen Aaremassivs von Disentis bis zum
Spannort und
J. Koenigsberger. Erläuterungen zur geologischen
und mineralogischen KartedesAaremassivs. Freiburg i. B.
u. Leipzig, Speyer u. Kärner 1910.
J. Koenigsberger. Einige Folgerungen aus geolo-
sischen Beobachtungenim Aare-, Gotthard- und Tessiner
Massiv. Eclogae geol. Helvetiae, Vol. X, 1909, pag. 852—896.
Durch 15 Jahre hat J. Koenigsberger die genannten Zentralmassive,
besonders das Aaremassiv, studiert und lest nun für einen Teil dieses weiten
Bereiches die kartographische Darstellung seiner Beobachtungen vor. Als topo-
graphische Grundlage diente die Karte 1:50.000 des Schweizerischen Topographischen
Bureaus.
Nachdem auf manchen neueren alpinen Detailkarten das Streben herrscht,
mehr die subjektive Meinung des Autors, als das wirkliche geologische Bild zur
Darstellung zu bringen, muß es aufrichtig begrüßt werden, daß Koenigsberger
demgegenüber das Prinzip verfolgt, möglichst vollständig und objektiv das Beob-
achtete zur Darstellung zu bringen und dadurch der Karte einen dauernden Wert
für Geologen jeder Auffassung zu sichern; dementsprechend wurden auch in nach-
ahmenswerter Weise die Schichtgrenzen nur dort mit schwarzer Linie ausgezogen,
wo sie tatsächlich wahrnehmbar sind und beobachtet wurden, bei Übergängen der
Gesteine die Farben ohne schwarze Grenzlinie nebeneinander gesetzt und die nicht
beobachteten oder nicht wahrnehmbaren mit gestrichelter Linie abgegrenzt. Die
Karte dürfte die erste sein, auf welcher ein Teil einer zentralalpinen Intrusiv-
masse in diesem Maßstab und mit einem solchen Grade der Differenzierung dar-
gestellt ist (32 Ausscheidungen kristalliner Gesteine. größtenteils Gneise und
Eruptiva). Außerdem sind auch alle bedeutenderen Mineralfundorte eingetragen.
Klarheit und Übersichtlichkeit ist in hervorragendem Maße dadurch erreicht, daß die
Hauptgesteinskomplexe wit je einem Grundton und die weiteren Unterabteilungen
durch verschiedenartige farbige Aufdrucke bezeichnet sind.
Dem Alter nach werden unterschieden: Als älteste Schichten präkarbonische
Sedimente, umgewandelt in Serizitgneis und Serizitschiefer. Die in ihnen steckenden
prägranitischen Lagergänge von Dierit, Dioritaplit, Diabas, Gabbro und Peridotit sind
1910 Sitzung vom 20. Dezember. J. Koenigsberger. 385
größtenteils in Amphibolit umgewandelt. Die Umwandlung dieser präkarbonischen
Sehiehten wurde wahrscheinlich durch den Erstfelder Granit (Gneis) bewirkt. Dieauf
der Nordseite des Aaremassivs beobachtete Serie der Serizitgneise und Schiefer kehrt
auf dessen Südseite wieder, ist dort aber viel stärker metamorph und mehr mit
intrusivem Material vermengt. In ihr steckt auch der Kalisyenit des Piz Giuf. In
seiner Kontaktzone erscheint ein eigenartiger Paragneis, welcher bis zu 50 m lange
Linsen von derbem Quarz mit eingewachsenen Anhydritkristallen enthält und von
K,. auf eine Veränderung des primären Sediments durch Fumarolenwirkung zurück-
geführt wird. Ein Teil der südlichen Gneiszone entspricht Stapffs Urserengneis.
Die Serizitgneise der Nordseite werden von einem Streifen karbonischer Sedimente
(Konglomerate mit Seriziteneisgeröllen, Sandsteine, Qarzporphyre) durchzogen, der
teilweise von Resten der Juraformation begleitet wird. Die Intrusion des Aare-
granits selbst erfolgte im mittleren Karbon. Die Intrusivmasse entsendet längs
ihres ganzen Nordrandes einen dichten Saum von Apophysen granitporphyrischer
Beschaffenheit in die Serizitgneise, welche an diesem Rande kontaktmetamorph sind.
Im Innern der Intrusivmasse kommen eine aplitisch-dioritische Randfazies, im süd-
lichen Aaregranit eine Injektionsfazies, dann eine mechanisch-klastische Fazies (an
den Stellen, wo der Rand dem alpinen Streichen folgt) und Lamprophyr- und Peg-
"matitgänge zur Ausscheidung. Die Erläuterungen bringen sowohl von dem Aare-
granit als von mehreren anderen Gesteinen neue chemische Analysen. Besondere
Aufmerksamkeit bat der Verfasser den Mineralfundstätten zugewendet, an welchen
das bearbeitete Gebiet sehr reich ist, so daß nur die bedeutenderen in der Karte
verzeichnet werden konnten. In den Erläuterungen ist ein vollständiges Verzeichnis
der Mineralfundstätten, nach den Muttergesteinen geordnet, enthalten.
Der in dem Kapitel „Tektonik und geologische Geschichte des Aaremassivs“
der Erläuterungen dargelegte Gedankengang ist ausführlicher in der Abhandlung
von 1909 in den Eclogae auseinandergesetzt. Es seien aus dieser inhaltreichen
Arbeit nur einige Punkte hervorgehoben:
Das Vorkommen zahlreicher Konglomerate und Breccien in allen Teilen der
Formationsreihe zeigt die oftmalige Auf- und Niederbewegung an; das älteste
Konglomerat tritt im Hangenden des Erstfelder Gneises auf als Zeuge einer prä-
karbonen Hebung. Dann folgen die Konglomerate in Begleitung der karbonischen
Anthrazitflöze als zweite Hebung. Die dritte, stärkste ist durch die Intrusion des
Aaregranits angezeigt. Ihr entspricht hauptsächlich die Steilstellung der umgebenden
Gneise; im Zusammenhang mit ihr stehen Quarzporphyrergüsse, deren Zusammen-
hang mit dem Granit an einzelnen Stellen erhalten ist. Dann folgt eine langdauernde
Abrasion und Sedimentation, bis wieder zwischen Lias und Dogger eine partielle
Hebung erfolet (Konglomerate im Dogger). Schließlich tritt mit der Kreidezeit
eine neuerliche Hebung ein, der dann die jungtertiäre Alpenfaltung folgt. Bei dieser
wurden die ehemais horizontale Abrasionsfläche zu 25—35° Nordfallen aufgerichtet
und die kristallinen Schiefer steil gegen S umgekippt. Auf der schräggestellten
Abrasionsfläche ist dann die Sedimentdecke nach Norden abgeglitten und nur
stellenweise, zum Beispiel am Wendenjoch, blieben Teile zurück. Auch Sedimente,
die auf dem Innern des Aaremassivs und zwischen ihm und dem Gotthardmassiv
lagen, beteiligten sich an jener Bewegung. In diese Zeit fällt nach K. die Bildung
der Nagelfluhkonglomerate und der Molassesande.
Im Gotthard- und Tessiner Massiv enthalten die Sedimente an der Basis
der Trias bereits Gerölle der vom Granit metamorphosierten Schichten, die Granite
sind also prätriadisch und wahrscheinlich ebenso wie der Aaregranit jünger als
unteres Karbon. Bei der Alpenfaltung wurden diese Massive aneinandergerückt,
die dazwischenliegenden Sedimente an die Lakkolithe angepreßt und zum Teil
nach Norden weggeschoben.
Koenigsberger gibt in einer Tabelle einen Vergleich der Entstehungs-
zeiten einiger europäischer Tiefengesteine in gefalteten Gebirgsmassen mit alpinen
Eruptivmassen.
Für die Frage nach dem Alter der im behandelten Zentralmassiv eingeklemmten
Sedimentreste stehen nur wenige vollständige Profile zur Verfügung, unter welchen
besonders wertvoll jenes am Wendenjoch ist (das Profil ist auch in den Er-
läuterungen wiedergegeben). Man sieht hier den steil stehenden Erstfelder Gneis
mit dem ihn überlagernden ältesten Konglomerat und das Karbon oben abge-
schnitten von der Abrasionsfläche und diskordant, aber in primärem Verband darüber
Trias und Jura. Die geringmächtigen Sandsteine and Arkosen an der Basis der
58*
384 Verhandlungen. Nr. 16
Trias können nicht dem Verrucano des Rheinutales gleichgestellt werden; letzterer
ist „gotthardmassivisch“ und an die mesozoischen Sedimente des Aaremassivs heran-
und teilweise darübergeschoben. Die Auffaltung der prätriadischen Schichten hängt
mit der Intrusion des Aaregranits zusammen, die Auffaltung im Aaremassiv ist
nach Koenigsberger in der Hauptsache karbonisch, der variseischen Faltung
entsprechend und nicht posteocän. Posteocän ist nur noch eine schräge Hebung
und ein stärkerer Zusammenschub eingetreten.
An die Darstellung des Aaremassivs etc. knüpft Koenigsberger sehr
bemerkenswerte Überlegungen über die Metamorphose der Schiefer, worauf teil-
weise schon oben hingedeutet wurde. Er unterscheidet im Aaremassiv drei Meta-
morphosen: zuerst wurden durch die Intrusion von Graniten (Erstfelder Gneis)
die altpaläozoischen Sedimente kontaktmetamorph. Auch die Gerölle von
Glimmerschiefer ete, in den Schichten an der Basis der Trias im Gotthardmassiv
deuten nach K. auf alte Kontaktmetamorphose. Dann erfolgten im Karbon durch
die Granite neuerliche Kontaktwirkungen und eine dritte Umwandlung
erfolgte bei der tertiären Alpenfaltung durch Regionalmetamorphose und
Dynamometamorphose, Erstere faßtkoenigsbergeralsTeleintrusions-
metamorphose auf, das heißt allgemeine Durchwärmung und Durchtränkung
der Gesteine durch magmatische heiße Exhalationen von in großer Tiefe liegenden
Intrusionen, bei Pressung, beziehungsweise langsamer Verschiebung der Gesteine;
die Dynamometamorphose ist nach K. richtiger als Dislokationsthermo-
metamorphose zu bezeichnen, da ihre chemische Wirkung nur auf Temperatur-
steigerung, nicht auf Druck beruht infolge der Umsetzung der mechanischen
Arbeit durch Reibung in Wärme; dazu kommen dann noch mechanisch-klastische
Veränderungen.
Zum Schlusse seiner Abhandlung in den Eclogae gibt K. eine kritische
Darstellung der sogevannten Mulden von Urseren, Piora und Blegno, für deren
Mulderbau gar keine Anhaltspunkte vorliegen; für die Tektonik der autochtbonen
Sedimente der Zentralmassive ist die Diskontinuität charakteristisch.
(W. Hammer.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien Ill. Rasumofskygasse 23,
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25.
N 171.18,
Verhandlungen derk k Senlogischen Reichsanstalt
Schlußnummer.
Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: E. Girardi: ur des Ritterkreuzes des
Franz Josef- Ordens. — E. Tietze: Erwählung zum korrespondierenden Milgliede der Geolo-
gical Society of America. — Eingesendete Mitteilungen: J. Stiny: Perm bei Campill
(Gadertal). — F. v Kerner: Die Äquivalente der Carditaschichten im Gsebnitztale. — R. J.
Sehubert: Über das Vorkommen von Miogypsina und Lepidocyelina in pliocänen Globigerinen-
gesteinen des Bismarckarchipels. — G. B. Trener: Über eine Fossilienfundstelle in den
Acanthicus- Schichten bei Lavarone (Reisebericht). — Literaturnotizen: (RK. v. Zittel) F.
Broili. — Einsendungen für die Bibliothek: III. und IV. Quartal und Periodische
Schriften 1910. — Literaturverzeichnis für 19:0. — Register.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteliunuen verantwortlich.
Vorgänge an der Anstalt.
Seine k. u. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
Entschließung vom 26. Dezember 1910 dem Öberrechnungsrate im
Rechnungsdepartement des Ministeriums für Kultus und Unterricht
Ernst Girardi das Ritterkreuz des Franz Josef-Ordens allergnädigst
zu verleihen geruht.
Die Geological Society of America hat in ihrer Sitzung vom
27. Dezember 1910 den Direktor der k. k. Geologischen Reichsanstalt
Hofrat Dr. Emil Tietze zum korrespondierenden Mitgliede erwählt.
Eingesendete Mitteilungen.
Josef Stiny. Perm bei Campill (Gadertal).
AV. Klipstein') entdeckte am Eingange der Bronsaraschlucht
linksufrig einen hellgrauen, stark porösen Zellenkalk, den er mit den
Rauhkalken der Zechsteinformation Deutschlands verglich. Ein Stück
weiter oberhalb dieses kleinen, heute nicht mehr auffindbaren Auf-
schlusses fand der genannte Forscher „in einer kleinen Schlucht,
welche sich ungefähr in ein Drittel der Länge der Bronsaraschlucht
in die Coraja heraufzieht,* Gips „zwischen den unteren Seiser-
!) Klipstein, A. v., Beiträge zur geologiechen und topograpbischen
Kenntris der östlichen Alpen. Bd. II., 2. Abt, pag. 17 u. f. Gießen 1875. —
Siehe auch: Blaas, J. Geologischer Fübrer durch die Tiroler und Vorarlberger
Alpen. Innsbruck 1902.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 17 u. 18. Verhandlungen. 59
386 Verhandlungen Nr. 17u.18
schiehten schwach“ hervortretend. „Von der Mündung dieser Seiten-
schlucht aufwärts verschwinden eine geraume Strecke aufwärts in der
Hauptschlucht die Spuren von Gips, erscheinen jedoch etwas weiter
herauf von neuem und vermehren sich gegen das Ende derselben,
wurden jedoch von uns nicht mehr anstehend gefunden.“ (Klipstein
a. a. O., pag. 23, letzter Absatz.) Auf diese Beobaclıtung stützte
Mojsisovics!) seine Eintragung von Bellerophonschichten im unteren
Teile der Bronsaraschlucht in seine Dolomitenkarte. Bei einer Be-
sehung des Bronsarabachoberlaufes glückte es mir, die von Klipstein
erwähnten grauen Gipstone noch an mehreren Punkten der Schlucht
aufzufinden und sie fast bis zum steil aufragenden Talschlusse zu
verfolgen. Der letzte, am 23. Juli 1906 erfolgte verheerende Bach-
ausbruch hat nämlich ungeheure Mengen von Schutt aus dem Tale
hinausgewälzt und an vielen Stellen das Grundgestein der Ufer bloß-
gelegt. Da die neuentdeckten Aufschlüsse ihre Sichtbarkeit durch die
unablässig gegen das ausgefeste Bachbett vorrückenden Schuttmassen
wieder verlieren können, will ich sie im folgenden um so mehr kurz
beschreiben, als sie von einem ziemlich ausgedehnten Vorkommen
von oberstem Perm in der Nähe Campills Zeugnis ablegen.
Den Ausbiß von Zellenkalk am Schluchtausgange konnte ich
nirgends auffinden ; ebensowenig den Gipston „in der kleinen Schlucht“.
Dagegen legten die mit der Errichtung eines Uferschutzbaues westlich
von Mischi beschäftigten Arbeiter einen zähen, blaugrauen Ton bloß,
der viele Trümmer von Zellenkalk enthielt. Es hatte den Anschein,
als hätte man sich in unmittelbarer Nähe des Anstehenden befunden,
dessen Bruchstücke durch kleine Bodenbewegungen („Gekriech“) in
ihre jetzige Lage gebracht worden seien. Weiter bachaufwärts, in
etwa 1650 Meter Seehöhe entblößen einige Blattbrüche und ein Ufer-
anbruch den Gipston, dem schmälere und breitere Lagen überaus
feinkörnigen Gipses eingelagert sind. Gegen die in den Jahren 1908
und 1909 erbauten Talsperren zu bedecken mächtige Schutthüllen
die Lehnenfüße. Bloß an einer Stelle beißen linksufrig, etwa 30 m
über der Talsohle, sichere Seiserschichten aus. Erst ein gutes Stück
oberhalb des Stauwerkes tritt wieder Gipston zutage, diesmal aber am
rechten Bachufer inmitten einer ausgedehnten, frisch angebrochenen
Schutthalde. Gleich daneben ist er dann in einer ständig Wasser
führenden Seitenrunse sehr gut aufgeschlossen; die Mächtigkeit der
sichtbaren Schichtenwechselfolge von Gips und Ton übersteigt hier
30 m. Bemerkenswert ist die Neigung des Gipstones zur senkrechten
Zerklüftung während des Austrocknens; bei Durchfeuchtung wird er
ganz weich und fließt förmlich vom Hange ab, getrocknet erlangt er
eine ziemlich bedeutende Härte. Höher oben stehen bis fast zum
Kamme hinauf Werfener Schichten an, die sich im Runsengeschiebe
durch bezeichnende Versteinerungen, wie z. B. Pseudomonotis Clarai,
Myaeciten usw. verraten.
Zellenkalke scheinen an der Grenze der Seiser- gegen die tiefer
abwärts durch Gipston vertretenen Bellerophonschichten anzustehen,
!) Mojsisovics, E. v., Die Dolomitriffe von Südtirol und Venetien. Wien
1879, pag. 220, Anmerkung.
1910 Schlußnummer. Josef Stiny. 387
denn man findet sie in dem Seitengraben nicht selten als Geschiebe:
das Ausgehende ist jedoch durch Schutt verhüllt. Schreitet man im
Hauptbache weiter, so stößt man dort, wo zahlreiche Uferblaiken ins
Bett einhängen, wiederum auf Gipston, der, von da ab in sehr spitzem
Winkel gegen die Bachmitte streichend, den Bronsarabach in unge-
führ 1590 m Seehöhe überquert und an der Rippe zwischen den
beiden Hauptästen des Baches noch ein gutes Stück hinaufzieht.
Obwohl gewaltige Schuttmassen von den beiden steilen Fels-
wänden der Coraja und Bronsara herabziehen und den größten Teil
der Talmulde ausfüllen, so daß der Wildbach sich in einer engen,
schottererfüllten Rinne mit Gewalt den Weg erzwingen muß, lassen
doch die zahlreichen Aufschlüsse von Gipston, über deren Verteilung
das Kärtchen orientieren soll, deutlich erkennen, daß oberes Perm
im Bronsarabach sehr verbreitet ist. Seine Schichten fallen durch-
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1:33.000.
1 —= Schwemmkegel. — 2 — Schuttkegel und Schuttbalden. — 3 — Moränen-
schutt. — 4 — Mendoladolomit. — 5 = Virgloriakalk. — 6 = Werfener Schichten.
7 = Permausbisse.
weg bergeinwärts und scheinen den Kern eines Luftsattels zu bilden,
dessen Achse schwach talauswärts geneigt ist und dessen First
größtenteils bereits eine Beute der Erosion geworden ist. Nur der
steil und unvermittelt in hohen, fast senkrechten Wänden aufsteigende
Talschluß legt den überaus verwickelten Bau des von Blaiken über-
ragten Sattelfirstes bloß.
Bereits Klipstein (pag. 22 a. a. O.) hat seine Verwunderung
über die gequälte Fältelung der Schichten ausgedrückt und auf
Tafel I, Fig. 5 ein Bild der verworrenen Lagerung entworfen }).
Das reichliche Vorkommen versteinerungsleerer Gips-
tone bietet nicht allein topographisches Interesse,
!) In nächster Nähe der Bronsaraschlucht zieht die Villnößer Bruchlinie
vorüber; auf ihren Einfluß dürfte unter anderem die verworrene Schichtenkrümmung
zurückzuführen sein.
59*
388 Verhandlungen. Nr. 170.08
sondern erklärt auch die Wildheit der Murgänge des
3ronsarabaches und die eigenartige trogförmige Aus-
bildung des Tales im Gegensatze zu den klammartigen Formen
der Nachbartäler.
Als nämlich zur Zeit fortschreitender Eintalung die einschnei-
denden Wässer die Bellerophonschichten erreichten, erfuhr die rück-
schreitende Erosion eine plötzliche Belebung: die erweichten, unter
dem Drucke der hangenden Schichten stehenden Gipstone quollen aus,
und nachbrechend stürzten große Mengen von Werfener und Muschel-
kalkgesteinen in die Talfurche. Es sind dies Erscheinungen, wie sie
in den Dolomiten sonst nur den leicht aufweichbaren Wengener
Mergeln eigen sind (Irschara-Mure bei Pedratsches, Corwarer Kirchen-
mure etc. ete.).
Erst die Anhäufung gewaltiger Schuttmassen im Bachbette
konnte die zunehmende Eintiefung, Verlängerung und das gleich-
zeitige „Indiebreitewachsen* der Talmulde verlangsamen.
Als Ergebnis dieses Prozesses liest vor dem Beschauer ein
verhältnismäßig breites und sanft ansteigendes Tal, aus dem sich,
von mächtigen Flankenhalden umgürtet, rückwärts und zu beiden
Seiten Jähe Felsmauern herausheben, über welche die Seitenbäche
in hohen Wasserfällen herabstürzen. Den Eindruck der Trogform ver-
mitteln namentlich die nach oben konkav geschwungenen Profillinien
der Halden.
Besonders auf dem rechtsufrigen Talgehänge klettern die zu
Halden verschmolzenen Schuttkegel hoch an den Felswänden empor.
In Zeiten der Ruhe dringen die Schuttmassen immer weiter gegen
die Bachmitte vor und erhöhen ständig die Sohle, gelegentlich ein-
fallender Hochgewitter aber gräbt sich das Wasser gar tief in die
Kegelleiber und schleppt ungeheure Geschiebemengen hinaus auf den
Schwemmkegel.
Die Spitze des langgestreckten Schwemmkegels liegt ungefähr
in 1700 m Seehöhe. Beiderseits des Baches, am schönsten jedoch
am rechten Ufer sichtbar, erhebt sich hier eine ältere Flur (von
Prof. Hilber eingeführte und in seinen Vorlesungen oft gebrauchte
Bezeichnung für den ebeneren Teil einer „Bau-* oder „Grundstufe“.)
etwa 12 m über das heutige Bachbett. Steiler abfallend als die
jetzige Sohle, sinkt sie allmählich ab und verschwimmt einige hundert
Meter talabwärts mit dem jüngeren Kegelmantel zu einer einzigen
Schwemmflur. Sicherlich verdankt sie einem mächtigen, ziemlich
plötzlich erfolgten Wassertransport ihre Entstehung; denn nur wasser-
ärmere und dabei geschiebereichere Muren konnten sich unter einem
steileren Böschungswinkel ablagern als die heutigen. Tatsächlich
melden alte Chroniken furchtbare Wetterkatastrophen im Campilltale
aus den Jahren 1488 und 1757 (Staffler!). Der Wald, den die
höhere Flur trägt, ist bereits über 100 Jahre alt; vielleicht wäre
also die Entstehung der zweiten oberen Flur ins achtzehnte Jahr-
hundert zu versetzen. Die Reste einer dritten, etwa 25 m über der
heutigen Talsohle liegenden Flur sind nur am linken Ufer oberhalb
!) Staffler, Das deutsche Tirol und Vorarlberg. Bd. IT., 1874.
1910 Schlußnummer. Josef Stiny u. F, v. Kerner. 389
des Sperrenstaffels bis gegen den Talschluß hin sichtbar. Im Kärtchen
wurde eine im Schluchthintergrunde lagernde Schuttmasse als Moränen-
material ausgeschieden. Ob wirklich Glazialschutt vorliegt oder das
Lagerungsgebiet einer großen Materialbewegung vom Talschlusse her,
kann wohl mit Sicherheit nicht entschieden werden.
Daß die Schichten auf dem linken Bachufer bedeutend tiefer
liegen als die gleichen Horizonte des gegenüber liegenden Hanges,
kann durch Anlage des Taleinschnittes etwas nördlich der Sattelachse
erklärt werden !); vielleicht ist obendrein der eine Schenkel des Sattels
etwas gegen den anderen verworfen. Sehr bedeutend kann jedoch
der Betrag einer allfälligen gegenseitigen Verschiebung nicht sein,
wie aus der Lage der Gipstonaufschlüsse zueinander wohl hervorgeht.
F. v. Kerner. Die Äquivalente der Carditaschichten
im Gschnitztale.
Während es sonst meist zu geschehen pflegt, daß beim Vor-
schreiten der geologischen Kenntnis einer Gegend die Zahl der aus
derselben angeführten Schichtglieder wächst, trat im Stubaitale der
umgekehrte Fall ein. Während Pichler in seinem Aufsatze ?) über
die Trias des Stubai eine Vertretung aller Hauptglieder dieser For-
mation aufzeigte, beschränkt sich Frechs neue Darstellung?) der
Geologie des Brennergebietes auf die Anführung von Hauptdolomit
und Rhät. Als Frech in seiner ersten, die Geologie des Stubai be-
treffenden Mitteilung *) die Deutung der Stubaier Quarzsandsteine als
Buntsandstein und die Deutung der über ihnen folgenden dunklen
Kalke als Muschelkalk für fraglich nahm, das Vorkommen von
Carditaschichten an der Serlos aber noch zugab, sah sich Pichler
veranlaßt, seine eigene Auffassung zu verteidigen?) und weitere Be-
lege zu gunsten derselben zu bringen ®).
Frech zog dagegen in seiner zusammenfassenden Arbeit die
besagten Quarzsandsteine zum Karbon und ließ eine Vertretung der
karnischen Stufe nur mehr für den Nordabfall der Saile gelten,
welchernicht mehr dem Stubaitale zugehört. PiehlersCarditaschichten
im Stubai- und Gschnitztale erscheinen bei Frech als Einlagerungen
von Tonschiefer, kieselreichem Kalkschiefer und Pyritschiefer im
Hauptdolomit.
Nach Frech, welcher hier den Angaben von Volz und
Michael folgt, ist der Raibler Horizont am Nordabfalle der Saile
durch schwarze, tonige, von weißen Spatadern durchzogene Kalke mit
Resten von Crinoiden vertreten. Pichler erwähnte von dort als
1!) Dies nimmt bereits Richthofen an. Geognostische Beschreibung der
Umgebung von Predazzo usw., Gotha 1850.
2) Die Trias des Stubai. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1867. pag. 47—51.
3) Über den Gebirgsbau der Tiroler Zentralalpen. Wiss. Ergänzungshefte
zur Zeitschr. d. Deutsch u. Österr. Alpenvereines, II. Bd., 1. Heft. Innsbruck 1905.
*) Über ein neues Liasvorkommen in den Stubaier Alpen. Jahrb. d. k. k.
geol. R.-A. 1886, pag. 365 — 260.
5) Zur Geologie der Kalkgebirge südlich von Innsbruck. Verhandl. d. k. k.
geol. R.-A. 1837, pag. 45—47.
®) Zur Geologie von Tirol. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1890, pag. 90—94.
390 Verhandlungen. Nr. Faul8
unmittelbar Hangendes der dunklen Kalke von Volz und Michael
nicht bemerkte schwarze und graue, tonige milde Schiefer und be-
richtete von der Auffindung von Cardita« und Halobia in Schiefern
unter dem Pfriemes!). Bei einer Wanderung über den wohlbekannten
Sattel zwischen Saile und Ampferstein kann man nun sehen, daß
diese Schiefer derselbe Gesteinshorizont sind, welchen Frech als
oberste Tonschiefereinlagerung im Hauptdolomit der Saile anführt.
Die Schiefertone unter der Pfriemeswand sind grau mit einem
Stich ins Grünliche und Bräunliche und zerfallen in dünne Plättchen
mit feinschuppigen Spaltflächen. Ihr Verwitterungsprodukt ist ein
grauer Lehm, welcher sich stellenweise in Gestalt kleiner Schlamm-
ströme über die Halden breitet. Weiter ostwärts ist eine zweite Ent-
blößung sichtbar, wo mehr sandige Schiefer anstehen. Westwärts vom
ersten Aufschluße folgen zunächst Dolomitschutthalden, dann unterhalb
des Pfades zwei Aufrisse von dunklem Schiefer und hierauf wieder
Schutthalden. Jenseits des grasigen Rückens, welcher das Tal des
Geroldsbaches von dem des Wildenbaches trennt, stößt man auf einen
großen Lehmaufriß mit eingestreuten dunklen Schieferplättchen und
Stücken von dunkelgrauem Kalk und dann entlang dem Fuße der
Dolomitschrofen der Saile auf noch mehrere solche Aufrisse bis zum
Halsl, ober welchem sich auch noch eine Entblößung von zu Lehm
verwittertem Schiefertone zeigt. „Wenig oberhalb des Joches am
Halsel“ findet sich nach Frech?) die höchste der Einlagerungen von
Tonschiefer im Hauptdolomit der Saile.
Westwärts vom Halsl zieht sich die Einlagerung um die Abstürze
des Ampfersteins herum gegen den Fuß der Kalkkögel hin, von wo
schon Stotter?°) oberhalb der Schliggeralm das Vorkommen schwarzer
Kalkschiefer angibt, deren versuchte Verwendung als Dachschiefer
an der Beimengung von zum Teil verwittertem Eisenkiese scheiterte.
Diese Einlagerung von Schiefer bildet am Ampferstein die
Grenze zwischen zwei landschaftlich wohl unterscheidbaren Gebirgs-
teilen, einem Sockel aus rundlichen, übereinander aufsteigenden
Felsvorsprüngen und einem Aufsatze aus steilwandigen, eckigen
Felstürmen. Ein analoger Wechsel im Landschaftsbilde knüpft sich
an das Durchstreichen einer solchen Schiefereinlage im Bereiche der
Dolomitmasse der Serlos. Vom Unterbaue ragt hier aber wegen des
weiten Hinaufreichens des Schuttmantels nur mehr wenig hervor. In
dem Schieferbande der Serlos gelang es bekanntlich Pichler),
Cardita crenata aufzufinden.
Sehr deutlich ist der vorerwähnte landschaftliche Unterschied
zwischen dem Sockel und Oberbau des Dolomitgebirges im Gschnitz-
!) Beiträge zur Geognosie Tirols. Zeitschr. d. Ferdinandeums. Innsbruck
1859, pag. 225 u. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1890, pag. 92. Neue paläonto-
logische Belege für das karnische Alter der dunklen Kalke unter dem Pfriemes
wurden in letzterer Zeit von Sander erbracht.
2, Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1886, pag. 357.
3) Beiträge zur Geognosie Tirols. Aus dem Nachlasse Stotters veröffent-
licht von Pichler. Innsbruck 1859, pag. 69.
°) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1867, pag. 50.
1910 Schlußnummer. F, v, Kerner. 39|
tale erkennbar und die Grenze füllt auch dort mit einem durch-
streichenden Schieferbande zusammen.
Die kahlen, bleichen Dolomitzinnen der Ilmensäule und Taur-
säule ruhen auf einem Fußgestell aus übereinander aufsteigenden
blaßrötlichen Felsköpfen, deren Kuppen und Gesimse dichtes Krumm-
holz überwuchert; längs der Oberkante des Gestells zieht sich ein
Band von dunklen Schiefern hin. Auf der Südseite des Gschnitztales
erheben sich die Steilwände des Schönbergs und die Pyramide des
Taisspitz über einem durch tiefe Runste in Pfeiler zerschnittenen
Unterbaue und die Fußlinie des oberen Stockwerkes begleitet auch
hier ein Schieferzug, in welchem sich an einer Stelle ein Abdruck
von Cardita cfr. Guembeli fand.
Das Gesagte weist wohl darauf hin, daß das an der Grenze
zweier deutlich unterscheidbarer Stockwerke des Stubaier Dolomit-
gebirges verlaufende Schieferband den Raibler Horizont vertritt und
daß das untere jener Stockwerke dem Wettersteinkalke entspricht.
Schon Piehler gab auch petrographische Unterschiede zwischen
den zentralalpinen Ausbildungen des Wettersteindolomites und Haupt-
dolomites an; dieser ist muschelig brechend, grau von Farbe (jedoch
weiß anwitternd) und beim Anschlagen nach #4, 5 riechend, jener
zeigt splitterigen Bruch, weiße Farbe und einen reichlichen Kiesel-
gehalt. Pichler berichtete auch!) von der Auffindung der für den
Wettersteinkalk bezeichnenden „Spongien* im Dolomit bei Pleben
(nördlich Fulpmes).
Das Erscheinen von dunklen Tonschiefern in verschiedenen
Niveaux des Dolomitkomplexes, welches Frech dazu bestimmte °) diese
Schiefer durchweg als lokale Einlagerungen aufzufassen, war auch
schon Pichler bekannt?. Es schien Diesem aber kein Hindernis
dafür zu sein, speziell das an der Grenze der unteren und oberen
Dolomite durcehstreichende Schieferband für mehr als eine
bloße Einlagerung, für die Vertretung eines Horizontes anzusehen.
In Pichlers geognostischer Karte der Umgebung von Innsbruck
erscheinen die Carditaschichten in den Kämmen beiderseits des
mittleren Gschnitztales (seltsamerweise aber nieht auch im Kamme
nördlich des äußeren Stubaitales) als ununterbrochenes Grenzband
zwischen dem „oberen Alpenkalke“ und dem „unteren metamorphen
Lias* eingetragen. Diese Darstellung ging unverändert in Hauers
Übersichtskarte über, woselbst Raibler Schichten als Grenzband
zwischen „Hallstätter Schichten“ und „Dachsteinkalk und Kössener
Schiehten* eingezeichnet sind. Aufgabe der Neukartierung war es,
auch hier an Stelle des schematischen Bildes eine genaue Darstellung
zu Setzen,
Auf der Nordseite des Gschnitztales findet sich eine
schon von Frech) erwähnte Schieferlinse im unteren Nenisgraben.
Man sieht dort links vom Bache über einer Halde ein dunkles
1!) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1867, pag. 49.
2) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1886, pag. 357.
3) Beiträge etc. Zeitschr. d. Ferdinandeums 1859, pag. 225.
*) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1886, pag. 356.
399 Verhandlungen. Nr. 17 u.18
Schieferband zu Füßen klüftiger Kalkbänke hinanziehen. Die oberste
Schicht dieses Gesteinsbandes (zirka °/; m) ist ein tiefdunkelgrauer
dünnblätteriger Schieferton. Derselbe zerfällt zu einem weichen, grauen
Mulm, dessen Schuppen und Flocken durch eine zähflüssige Schmiere
von Eisenvitriol zusammengeklebt erscheinen und zum Teil mit
weißen, grauen und gelb gefärbten Ausblühungen von Alaun bedeckt
sind. Unter dieser Schicht folgt eine festere Lage (zirka 1 m) aus
plattigem Kalkschbiefer. Er zeigt sich im Bruche grau und von
Glimmerschüppchen durchsetzt, auf frischen Spaltflächen bräunlich,
matt schimmernd; seine offenen Kluftflächen weisen einen rostgelben
oder braunen, abfärbenden Belag von Eisenocker auf. Die unterste
Schicht ist ein dünnspaltiger, gußeisengrauer Tonschiefer (zirka 11/, m).
Unter diesem Schiefer sieht man in dem höher gelegenen Teile des
Aufschlusses eine Bank von dolomitischem Kalk, deren Oberkante,
gleich der Unterfläche des hangenden Kalkes, rostig verfärbt ist;
weiter abwärts erscheint diese Bank durch eine Schutthalde verdeckt.
Das Einfallen der Schiefer ist 25—50° gegen N bis NNW.
Gegenüber dem hier beschriebenen Aufschlusse sieht man an
der rechten Seite des Nenisgrabens dolomitischen Kalk gegen steil-
gestellte krystalline Schiefer an einer Verwerfung scharf abstoßen.
Auf der Seite des Schieferbandes liegt die Urgebirgsgrenze tiefer
und ist dort durch Trümmerwerk verhüllt. Die Verwitterung zu einer
schwarzen, erdigen Masse und das Vorkommen von UÜberzügen von
Eisenvitriol und Alaun erwähnt auch Stotter!) von den Schiefern
im Graben des Zeibaches auf der Nordwestseite der Serlos.
Das Durchstreichen eines hochgelegenen Schieferbandes an den
unzugänglichen Südabstürzen des Kirchdaches erhellt aus dem Vor-
kommen zahlreicher Trümmer von Tonschiefer, sandigem Kalkschiefer,
grauem Kalk und Oolith im Dolomitschutte der Runsen, die zwischen
den Felspfeilern des Gebirges hervorbrechen. Beim Einstiege in den
Bachrunst, der unterhalb der Scharte zwischen Ilm- und Taursäule
steil gegen Gschnitz hinabzieht, gewahrt man rechts vom Fuße der
Taursäule einen 8 »n mächtigen Schieferstreifen, dessen Fortsetzung
nach Süden durch ein schräges Rasenband bezeichnet wird.
Wendet man sich links zur grasigen Terrasse, die über den
jähen Felsabstürzen ober dem Gschnitzer Kirchlein entlang dem Fuße
(der mächtigen Schuttkegel unter den Südwänden der Ilmensäule gegen
West hinanzieht, so stößt man bald auf Brocken eines grauen, teils
plattig-mergeligen, teils löcherigen, rauhwackenähnlichen Gesteines und
auf Platten dunklen Schiefers. Beim weiteren Anstiege zeigen sich
Entblößungen von dünnblätterigem, schwarzem Schiefer und gelblich
anwitterndem, im erdigen Bruche grauem Mergel. Am oberen Ende
der grasigen Terrasse sieht man unterhalb eines tief in das Zinnen-
gewirre der Pinniser Schrofen eindringenden Kamines den Schiefer in
Felsstufen anstehen. Von da zieht sich derselbe, durch Aufrisse ange-
deutet, über einen grasigen Steilhang weiter und quert dann mehrere
Runste unter dem Westturme des Ilmspitz. Die vorspringenden Fels-
kulissen bestehen aus grobklüftigem Kalke, darüber folgt, 10 m mächtig,
!, Zeitschr. d. Ferdinandeums 1859, pag. 73.
1910 Schlußnummer, F. v. Kerner. 393
dünnplattiger Schiefer, einen grasigen Treppenabsatz bildend, und
über diesem türmt sich feinklüftigser Dolomit auf, zunächst in Wand-
stufen, dann in hohen Wänden. Neben schwarzen und rostfarbigen
Tonschiefern traf ich hier auch oolithische Einschaltungen.
Vor dem Westfuße der Ilmensäule verbreitert sich die grasige
Gehängstufe und zieht sich dann rasch gegen den Gipfelgrat hinan.
Der Kalk im Liegenden des Schieferbandes bildet hier am Stufen-
rande ober den Steilabstürzen flache, von seichten Schratten durch-
furchte Kuppen von lichtrötlichbrauner Farbe. In der Mittelzone der
begrasten Stufe sieht man große, schwarze Schieferplatten und Tafeln
herumliegen; zur Rechten ziehen sich weiße Schutthalden zu zer-
klüfteten Dolomitfelsen empor. Hier ist somit der Unterschied zwischen
den Liegend- und Hangendschichten des Schieferzuges in Farbe und
Verwitterungsart sehr auffallend und es wäre da ganz unzu-
treffend, von einer Schiefereinlagerung in einer einheitlichen
Dolomitmasse zu reden. Am Grate oben streicht der Schieferzug
gleich unter der Kuppe im Westen der Ilmensäule aus. Er ist dort
3 m mächtig und fällt 20° ONO. Auch hier sind die Liegend- und
Hangendschichten des Schieferbandes von verschiedener Beschaffenheit.
Die Schrefen unterhalb des Bandes, über welche man zur Scharte
östlich vom Kalkspitz absteigen kann, bestehen aus grauen, von einem
weitmaschigen Kluftnetze durchzogenen Kalksteinen, die Kuppe über
dem Schiefer baut sich aus hellgrauem, in kleine kantige Stücke
zerklüftendem Dolomit auf.
Auf der Nordseite des Gipfelgrates verschwindet das Schiefer-
band sogleich unter mächtigen Schuttmassen. Weiter ostwärts wurde
es von Pichler!) beim Abstiege von der Wasenwand ins Pinniser
Tal wieder angetroffen.
Auf der Südseite des Gschnitztales zeigt sich der erste
Aufschluß von schwarzen Pyritschiefern und dunkelgrauen Sandstein-
schiefern am Waldwege, welcher rechts vom Trunerbache zu den
Truner Mähdern hinaufführt. In Pichlers Profil?) durch den Truner-
graben sind diese Schiefer als „Carditaschichten in h 7 gegen S
fallend, wohl charakterisiert, etwa 15 Fuß mächtig“ angeführt. An
einer anderen Stelle?) kommt Pichler auf diesen Aufschluß mit
folgenden Worten zurück: „Die Schiefer zeigen hie und da Blättchen
von weißem Glimmer, auch die Knötchen finden sich an Stücken,
welche durch Aufnahme von Quarzsand völlig den Carditasandsteinen
gleichen, wie im Trunergraben.“ Kurz vor dem Aufschlusse zweigt
vom Wege ein Fußsteig ab, welcher zum Trunerbache hinabführt
und denselben zwischen zwei kleinen Wasserfällen auf einem Holz-
brückl überschreitet. Hier befindet sich in den Kalkfelsen rechts
vom Bache eine Einlagerung von dunklem, dünnplattigem, kieseligem
Tonschiefer, welcher 20—25° h 7—8 fällt. Man sieht den Schiefer
in zwei Zungen in der dolomitischen Kalkmasse auskeilen.
!) Beiträge zur Geognosie Tirols, pag. 229.
2) Beiträge etc. pag. 222.
®) Ibid. pag. 225.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 17 u. 18. Verhandlungen. 60
394 Verhandlungen. Nr. 170.18
Westwärts vom Trunerbache folgen mit üppiger Vegetation
bedeckte Schuttgehänge. In dem Bachrunst, welcher zwischen den
Steilwänden des Wildseck und Schönberg aus dem Schmurzer Fels-
kessel steil zum Gschnitztale hinabzieht, ist in etwa 1600 m Höhe
über vorspringenden Kalkfelsen eine 4 m» mächtige Schicht von dünn-
spaltigem, stahlgrauem, rostfleckigem Pyritschiefer aufgeschlossen,
welcher 15° in h 9 einfällt. In einer tiefer eingeschnittenen benach-
barten Runse ist dagegen nichts von solchem Schiefer zu bemerken.
Westwärts von hier reicht der Schuttmantel bis zur Schönberg-
wand hinan. Dann senkt sich seine obere Grenze rasch, so daß ein
Stück des die Steilwände tragenden Felsunterbaues sichtbar wird.
Beim Einstiege in die hier tief eingeschnittenen Schluchten trifft
man zunächst viele Platten von tonigen und sandigen Schiefern und
Oolithen, die duren ihre dunkle Farbe vom weißen Dolomitschutte
scharf abstechen und sieht dann höher oben ein dunkles Schieferband
fast söhlig durchstreichen. Die sandigen Kalkschiefer enthalten ziemlich
zahlreiche, jedoch nicht näher bestimmbare Auswitterungen von
kleinen Bivalven. Westwärts von diesen Schluchten springt an der
Ecke zwischen dem Gschnitztale und der Martarschlucht ein hoher
Felspfeiler vor, auf dessen begraster Kuppe das sagenumwobene
Wallfahrtskirchlein St. Magdalena steht (1660 m). Die Einschaltung
eines kleinen Wiesenbodens in die dolomitischen Felsabstürze ist
hier durch das Auftreten von Carditaschiefern veranlaßt. Sie sind
am Nordrande der Wiese aufgeschlossen. Der schon erwähnte Abdruck
von Cardita cfr. Gwembeli fand sich hier bei einem meiner Besuche
in einer Kalkschieferplatte neben dem Kirchlein. Auch dieser Aufschluß
war schon Pichler bekannt. Er schrieb !): „Am Magdalenenberg stößt
man zweifellos auf Sandsteine der Oarditaschichten.“
Gegenüber von St. Magdalena erhebt sich rechts vom Eingange
in die Martarschlucht gleichfalls ein hoher Felspfeiler, dessen Kuppe
aber mit dichter Vegetation bedeckt ist. Gleich hinter ihm stößt man
auf eine schöne Quelle, die an der Grenze zwischen sanft gegen
Stunde 13 verflächendem Dolomit und söhlig lagerndem, kieseligem
Tonschiefer hervorbricht und über die bemoosten Schichtköpfe des
letzteren abfließt, um weiter unten in einem Kalkrunst zu versiegen.
In einem westwärts folgenden großen Tobel, der sich nach oben und
hinten mit einer hohen Wand aus gelblichem, dolomitischem Bänder-
kalke abschließt, zeigt sich zu Füßen dieser Wand ein söhliges Band
von dunklem, dünnspaltigem Pyritschiefer. Im nächsten, durch eine
Felsrippe vom vorigen getrennten Tobel erscheint das Schieferband
durch einen Verwurf in zwei um viele Meter gegeneinander ver-
schobene Hälften geteilt. Im Winkel zwischen der Bruchlinie und
dem abgesunkenen Schieferbande tritt eine Quelle aus.
In einer weiter westwärts in den Nordabfall des Taisspitz ein-
gefurchten Runse sind die Schiefer 10 m mächtig aufgeschlossen.
Über zerklüftetem, grauem Kalke folgt zunächst (1 m) phyllitisch
glänzender milder Schiefer mit durch Fisenocker gelb gefärbten
!) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1887, pag. 45. Pichler erwähnt außer
Durchschnitten von Bivalven auch „Lithodendron“.
1910 Schlußnummer. F. v. Kerner u. R. J. Schubert. 395
Ausblühungen von Alaun, dann — die Hauptmasse des Zuges bildend
und 15° inh 3—4 einfallend — härterer, bräunlichgrauer, kalkiger
Tonschiefer und schließlich — die obersten 2 m bildend — mulmig
zerfallender, gußeisengrauer Schieferton mit roten, klebrigen Überzügen
von Eisenvitriol und weißen und schwefelgelb gefärbten Ausblühungen
von Alaun. Das Hangende ist weißer, klüftiger Dolomit.
Der nächste Schieferaufschluß zeigt sich in einem tief in die
Nordflanke des Taisspitz einschneidenden Bachrunste. Die an der
Ostwand bloßgelegten Schiefer stoßen an einer Längsverwerfung ab.
Der Runst entspricht einer klaffenden Querbruchspalte. Auf der
Westseite sind die Schiefer in mehrere gegeneinander verschobene
Schollen zerstückt. In den Runsen, welche die mit Krummholz dicht
bewachsenen unteren Nordabhänge des Hochtor durchschneiden, läßt
sich das Schieferband in gleicher Höhe weiter gegen West verfolgen.
Es erzeugt hier einen schwachen oberen Quellenhorizont an der aus
klüftigem Dolomit bestehenden Berglehne. In einer der Runsen, wo
der Schieferzug gut aufgeschlossen ist, sieht man zu unterst grauen,
kaikigen Tonschiefer mit Zwischenlagen von sehr hartem Sandstein-
schiefer, darüber eine Schicht von ganz zerweichtem Schiefermulm und
dann einen Wechsel härterer, dünnspaltiger und weicherer zerblätternder
Tonschiefer mit den schon erwähnten UÜberzügen und Ausblühungen.
Weiter westwärts sind dann keine Schieferaufschlüsse mehr
vorhanden. Die obere Begrenzungsfläche des gefalteten krystallinen
Grundgebirges steigt, wie im Norden, so auch im Süden von Gschnitz
gegen W allmählich an. Während aber im Norden auch die Schicht
der dunklen Pyritschiefer ein solches Ansteigen erkennen läßt und
deren Liegendkalke somit eine ungefähr gleiche Mächtigkeit beibe-
halten, liegen die dunklen Schiefer im Süden flach, so daß ihre
Kalkunterlage gegen W allmählich auskeilt.
Die Quellen, welche unterhalb des Zuges der Pyritschiefer an
der Grenze des Kalkes gegen den Glimmerschiefer entspringen, sind
viel stärker als die an jenen Schieferzug gebundenen. Da die petro-
graphische Beschaffenheit der Pyritschiefer einer Zurückhaltung der
in den sie überlagernden Dolomitkomplex eindringenden Wässer
günstig wäre, ist wohl anzunehmen, daß diese Schiefer infolge mehr-
facher Verwürfe und Zerstückelungen im Innern der Bergmasse des
Hochtorspitz keine zusammenhängende undurchlässige Schicht bilden.
Solche Diskontinuitäten sind hier wohl nicht auf eine ursprüngliche
Ablagerung in Linsen, sondern auf Verquetschungen zwischen den
einem starken Seitenschube ausgesetzt gewesenen Kalk- und Dolomit-
klötzen zurückzuführen.
R. J. Schubert. Über das Vorkommen von Miogypsina
und Lepidocyclina in pliocänen Globigerinengesteinen
des Bismarckarchipels.
Bekanntlich ist die Foraminiferengattung Miogypsina bisher nur
aus oligocänen und altmiocänen Sedimenten bekannt, die nach den
sonst dort vorkommenden Lepidocyclinen, Heterosteginen etc. keines-
falls als Absätze tiefen Meeres aufgefaßt werden können.
60*
396 Verhandlungen. NrRaueells
Um so mehr war ich daher begreiflicherweise überrascht, als ich
gelegentlich der Bearbeitung des von K. Sapper gesammelten neu-
mecklenburgischen Jungtertiärs in einem überwiegend aus Globigerinen,
Pulvinulina menardii-tumida, Sphaeroidina dehiscens, Pullenia oblique-
loculata etc, bestehenden offenbaren Tiefseeabsatze von Lagania
(aus vermutlich einigen tausend Metern Absatztiefe) zwei sehr kleine
(1’5 und 0:9 m im Durchmesser betragende), aber deutliche Miogypsina-
Exemplare fand. Selbstangefertigte Dünnschliffe ließen zweifellos eine
Lage Mediankammern erkennen mit runder, exzentrisch gelegener An-
fangskammer und spitzbogigen weiteren Kammern sowie beiderseits
dieser Medianlage gelegene Lateralkammern.
Die beiden Exemplare gehören zwei verschiedenen Formen an,
deren eine sich am nächsten an die oligomiocäne Miogypsina irregularis,
die zweite am nächsten an die damit zusammen vorkommende Mio-
gypsina complanata anschließt.
Fig. 2.
Fig. 1. Miogypsina laganiensis n. sp. Längsschliff 44 fach vergrößert.
Fig. 2. Miogypsina epigona n. sp. Längsschliff 47 fach vergrößert.
Eine direkte Identifizierung der beiden jungpliocänen Tiefsee-
miogypsinen mit den erwähnten beiden Arten scheint mir aber nicht
empfehlenswert ; immerhin scheint es sicher, daß sie winzige, im Pliocän
in die Tiefsee gedrängte Überbleibsel jener an der Wende des Alt-
und Jungtertiärs nicht nur in Europa, sondern auch im indoaustralischen
Archipel weitverbreiteten Formen sind. In der folgenden Liste habe
ich die der M. irregularis verwandte Form als M. laganiensis, die
andere als M. epigona angeführt.
Ein weiterer analoger Fall betrifft zwei Lepidocyclinenreste, die
ich in einem Globigerinengestein von Kapsu (Neu-Mecklenburg) fand,
das sich faziell ganz an jenes von Lagania schließt, nur daß es zu
hartem Kalk verfestigt ist, während das Globigerinensediment von
Lagania ein ganz lockeres, leicht schlämmbares Sediment darstellt.
Eine Mikrophotographie der median getroffenen Lepidocyelina von
Kapsu werde ich in meiner ausführlichen Arbeit über die fossilen
1910 Schlußnummer. R. J. Schubert. 397
Foraminiferen des Bismarckarchipels veröffentlichen; hier will ich mich
auf die Angabe beschränken, daß die größere nur etwa 1 mm betragende
Lepidocyelina von Kapsu eine makrosphärische Generation darstellt
und anscheinend als kümmerliches Relikt von Lep. tournoweri-artigen
Formen aufzufassen ist. Der zweite in dem erwähnten Globigerinen-
kalkdünnschliffe beobachtete Lepidocyclinenrest ist offenbar randlich
geführt und erlaubt keine weiteren Schlüsse.
Um über das Alter der die Miogypsina und Leptidocyelina-Reste
einschließenden Sedimente ein Urteil zu bekommen, gebe ich hier
eine Liste der wichtigsten darin vorkommenden Formen, wobei sh =
sehr häufig, h = häufig, s = selten, ss = sehr selten bedeuten.
In Lagania fand ich:
Rhabdammina cf. abyssorum M. S. ss
Spiroplecta annectens P. u. J. ss
Lagena alveolata Brady. ss
Nodosaria monilis Silv. s
F cf. pyrula Orb. s
2 hispida Orb. ss
s cf. equisetiformis Schwag. SS
abyssor um var. costulata n. SS
Dentalina cf. obliqua L. ss
n insecta Schw. SS
cf. consobrina Orb. ss
Vaginulina cf. legumen L. ss
Üvigerina asperula Ü2. ss
Sagrina af tessellata Br. ss
Bulimina buchiana Orb. ss
Pleurostomella subnodosa Rss. SS
ö alternans Schw.
Ellipsoglandulina labiata Schwag. ss
Cassidulina calabra Seg. SS
Gaudryina cf. subr rn Schw. ss
Hastigerina pelagica Orb.
Pullenia sphaeroides Orb ss
, obliqueloculata P. u. J. Ss
Globigerina bulloides Orb. sh
a conglobata Br. h
i sacculifera Br. h
„ inflata Orb. h
Orbulina universa Orb. h
Sphaeroidina dehiscens P. u. J. sh
n bulloides Orb.
Anomalina cf. grosserugosa (rümb. SS
Truncatulina Wullerstorfi Schwag. S
Pulvinulina menardü Orb. sh
a tumida Br. sh
pauperata 3 u. J. ss
favus Br.
umbonata Res, ss
398 Verhandlungen. Neltaells
Miogypsina laganiensis n. sp. SS
5 epigona n. sp. SS
Diloculina murrhyna Schwag. SS
Sigmoilina celata Costa. ss
Es handelt sich bei diesem Globigerinensediment von Lagania
zweifellos um einen Absatz, der mindestens faziell jenen durch Karrer
vor den Philippinen, Schwager von den Nikobaren, Guppy von
den Salomonen, Noth und mir vor kurzem von Neu-Guinea beschriebenen
Gesteinen gleicht. Das Alter derselben entspricht hauptsächlich dem
Pliocän, nur manche dürften vielleicht teilweise schon ins Quartär
reichen. Ganz analog sind auch die kürzlichst von F. Chapman be-
schriebenen rezenten Globigerinenabsätze, die der „Penguin“ aus
der Funafutitiefsee zu Tage förderte.
Altpliocän oder jungmiocän, aber jedenfalls jünger als die bisher
bekannt gewordenen Lepidocyclinengesteine sind dagegen wohl jene
bereits zu hartem Kalke verfestigten Globigerinenabsätze, die mir
aus Neu-Mecklenburg von verschiedenen Lokalitäten bekannt sind
und in denen die obenerwähnten kümmerlichen Lepidocyclinenreste
gefunden wurden.
In diesen Kalken dominieren gleichfalls Globigerinen, daneben
kommen auch Pulvinulinen (menardii-tumida, michelinian«a) vor, vereinzelt
auch verschiedene benthonische Foraminiferen, die sich meist auf auch in
den nicht verfestigten Globigerinenabsätzen beobachtete Formen be-
ziehen lassen.
An dieses sehr interessante Vorkommen von Miogypsinen und
Lepidocyclinen in der Tiefsee des australischen Jungtertiärs anschließend
möchte ich auf einen analogen, wenig bekannten Fall hinweisen:
nämlich auf Keramosphaera murrayi Brady. Diese wurde bekanntlich
vom „Challenger“ in der australischen Tiefsee (Diatomeenschlamm in
1950 Faden) in zwei sehr kleinen Exemplaren gefunden und seither,
soviel mir bekannt wurde, nie wieder. Dagegen wurde in der obersten
Kreide der österreichischen Küstenländer in „Bradya“ tergestina Stache
eine Form bekannt, die generisch mit Keramosphaera (welchem Namen
die Priorität gebührt) übereinstimmt. Während also die nur 25 mm
große Keramosphaera murrayi Br. jetzt nur mehr in der australischen
Tieisee äußerst selten vorkommt, ist die bedeutend größere (fast
10 mm erreichende) Keramosphaera tergestina Stache sp. in der istrisch-
dalmatinischen Kreide an manchen Punkten häufig (siehe diesbezüglich
G. Stache, Verh. d. k. k. geol. R.-A. 1905, pag. 100—1135), wenn
auch freilich bisher noch nicht als so kosmopolitisch bekannt wie die
Miogypsinen oder gar Lepidocyclinen.
Dr. Gian Battista Trener. Uber eine Fossilienfund-
stelle in den Acanthicus-Schichten bei Lavarone.
(Reisebericht.)
Die Acanthicus-Schichten sind in der Etschbucht und an
dem südlichen Rande des venetianischen Hochlandes durch petro-
graphische Beschaffenheit und Reichtum an Fossilien sehr gut
1910 Schlußnummer. Dr. G. B. Trener. 399
charakterisiert. Die Fossilien, meistens Ammoniten, sind aber ge-
wöhnlich schlecht erhalten, weil sie in der Regel aus den ober-
flächlichen verwitterten Platten stammen; Schale und feine Skulptur
sind unter solchen Umständen selbstverständlich von der Verwitterung
immer zerstört. Vom Herrn Beregingenieur Duschnitz freundlich
aufmerksam gemacht, konnte ich im verflossenen Herbst eine Samm-
lung besichtigen, welche nicht nur wegen der großen Zahl der Stücke,
sondern auch wegen der besonders guten Erhaltung einzelner Exemplare
als wertvoll zu bezeichnen ist. Der Besitzer und Sammler ist Herr
Eduard Lakom, k. u. k. Hauptmann im Geniestabe, mit dem ich,
dank dem liebenswürdigen Entgegenkommen des k. u. k. Festungs-
kommandos und der k. u. k. Geniedirektion in Trient in persönliche
Beziehung treten konnte.
Die Lokalität, wo das wertvolle paläontologische Material ge-
sammelt wurde, ist die Cima Campo (1551 m) auf dem Lavarone-
Hochplateau in der Nähe von Vezzena. Cima Campo liegt bereits
auf dem Blatt Sette Comuni, welches von mir im Jahre 1905 geologisch
aufgenommen wurde und druckfertig vorliegt.
In .der Umgebung von Vezzena sind die Acanthicus Schichten
sehr gut. entwickelt und verbreitet. Sie sind auch meistens außer-
ordentlich fossilreich, so daß man leicht in kurzer Zeit aus den ver-
witterten Platten des roten Kalkes Hunderte von Ammoniten sammeln
kann. Was oben über die Etschbucht und das venetianische Hoch-
land im allgemeinen gesagt wurde, hat aber auch hier leider seine
Giltigkeit und es war mir bisher nicht gelungen, unter Hunderten
Exemplaren ein einziges Stück mit Schale zu bekommen. Hauptmann
Lakom war aber in der Lage, durch Sprengungen ein weit besser
erhaltenes Material zu gewinnen. Bevor ich über seine Sammlung
eine der flüchtigen Besichtigung entsprechend kurze Notiz gebe, möge
daran erinnert werden, daß auch in geologischer Beziehung die
Fundstelle sehr interessant ist.
Es scheint nämlich hier die stratigraphische Serie nicht die
normale zu sein. Vor allem fällt das Ausbleiben des selcifero auf.
Auf die eigentümliche Verbreitung dieses Horizontes, der petro-
graphisch durch das Auftreten von roten und grünlichen kieseligen
Lagen charakterisiert ist und stratigraphisch ein konstantes Niveau
an der Basis der Acanthieus-Schichten bildet, habe ich schon in einer
früheren Arbeit !) hingewiesen. Es möge hier noch hinzugefügt werden,
daß der selcifero bei Fonzaso (Feltre) und auch nördlich von dieser
Ortschaft in Val Cismone sehr gut entwickelt ist. Im oberen Valsugana
verschwindet aber diese charakteristische Bildung und ist nur noch
bei Borgo in Val di Sella durch tonige, rote Aptychenschiefer ver-
treten. Der westlichste Punkt, wo ich noch den typischen selcifero
antraf, ist bei Malga Giogomalo nördlich von Selva (bei Grigno),
also noch am Rande des Sette Comuni-Plateau. Das Fehlen des
seleifero am Monte Campo ist also noch leicht zu erklären, wenn man
!) Dr. G. B. Trener, Über ein oberjurassisches Grundbreceienkonglomerat
in Judikarien (Ballino) und die pseudoliassische Breccie des Mt. Agaro in Valsu-
gana. — Verhand. d. k. k. geol. R.-A. 1909, Nr. 7, pag. 163 bis 178.
400 Verhandlungen. Nele
annehmen will, daß hier der Öberjura faziell schon der Etschbucht-
ausbildung angehört. Viel auffallender ist das Auftreten von einem
nur einige Meter mächtigen Komplex von gelben, tonigen, teilweise
feinblätterigen Schichten, welche zerdrückte, aber sonst gut erhaltene
Echinidenschalen enthalten. Diese gelben Schichten liegen auf weißen
Kalken, welche zum Oolith gehören dürften und werden nun von
den roten Acanthicus-Kalken überlagert. Auf der Spitze der Cima
Campo, an einer Stelle, welche jetzt ohne eine besondere Bewilligung
des k. u. k. Korpskommandos unzugänglich geworden ist, keilen aber
plötzlich die gelben Schichten rasch, das heißt in einer Entfernung
von kaum 5 bis 6 m aus und die roten Acanthicus-Schichten liegen
nun direkt auf den weißen Kalken. Die Grenzlinie zeigt sich an
dieser Stelle außerordentlich scharf. Deutliche Spuren einer Erosion
oder Abrasion der liegenden Schichten sind aber nicht zu konsta-
tieren, so daß man leider im Zweifel bleiben muß, ob das Auskeilen
durch eine Transgression der 4Acanthicus-Schichten zu erklären ist
oder nicht.
Immerhin hielt ich es der Mühe wert, mit Rücksicht auf die
jetzige Unzugänglichkeit der betreffenden Stelle die Profilverhältnisse,
solange ich sie noch frisch in Erinnerung habe, kurz zu beschreiben,
zumal, weil sie auf das noch immer aktuelle Problem der strati-
graphischen Lücken in der Etschbucht hinweisen.
Die roten Acanthiceus-Kalke beginnen an Cima Campo stellen-
weise mit einer Lumachelle, welche ausschließlich aus Belemniten
besteht; sie ist etwa 10 cm mächtig. Es folgen nun die mächtigen
roten Kalkbänke, welche das Lager der Ammonitenfauna darstellen.
An deren Basis, also oberhalb der Belemnitenlumachelle, schaltet
sich gewöhnlich eine bald nur einige Millimeter, bald mehrere Zenti-
meter dünne schwarze Lage ein, welche das Aussehen eines tuffigen
Produktes hat. Die mikroskopische Prüfung bestätigt indessen diese
Annahme nicht. Die Resultate einer summarischen chemischen
Prüfung deuten vielmehr auf einen Toneisenstein. Eine gleiche Zu-
sammensetzung haben die schwarzen Knollen, welche isoliert in
derselben Kalkbank zu sehen sind und, wenn man von der chemischen
Zusammensetzung absieht, an die Manganknollen erinnern.
Das Vorkommen von Toneisenstein auf dem Plateau wäre eine
willkommene Erklärung für das rätselhafte Vorkommen von großen
Mengen schwarzer Erzschlacken, welche an mehreren Stellen des
Lavaroneplateaus festgestellt wurden. Die Historiker hatten bisher
an einen Transport der Erze aus der Valsugana behufs Verhüttung
in dieser waldreichen Gegend gedacht. Dieser Annahme, die an und
für sich sehr gewagt ist, wird jede Grundlage entzogen, nachdem,
wie Herr Hauptmann Lakom mich aufmerksam machte, in der Nähe
von Cima Campo alte Stollen und Pingen konstatiert wurden.
Der Besichtigung der Sammlung Hauptmann Lakoms konnte
ich nur eine Stunde widmen, stellte aber mit Leichtigkeit fest, daß
die Ammoniten, welche in den roten Kalkbänken gesammelt wurden,
zweierlei Horizonten gehören, den Acanthicus-Schichten und dem
Tithon. Die Leitfossilien Aspidoceras acanthieus und Terebratula diphya
sind in mehreren Exemplaren vorhanden.
1910 Schlußnummer. Dr. G. B. Trener. 401
Leider war aber beim Sammeln eine Trennung fast unmöglich,
denn erstens sind die Acanthicus-Schichten und Tithon lithologisch
identisch und zweitens die Fossilien nicht in bestimmten Lagen oder
Taschen konzentriert, sondern kommen unregelmäßig zerstreut in dem
Gestein vor.
Neben dem Acanthieus konnte ich noch eine Reihe von Formen
erkennen, die zweifellos zu diesem Horizont gehören: Perisphinctes
acer, dann Formen, die, wenn ich mich gut entsinne, an A. pressulum,
Haynaldi und liparum erinnern.
Als fremdartig ist mir ein Stück aufgefallen, welches an Formen
eines tieferen Horizontes sich anschließen dürfte. Das Genus Peri-
sphinctes ist durch zahlreiche Formen vertreten. Zu erwähnen sind
zahlreiche schöne Bivalven und eine schöne Perna (?2) mit Schale,
welche ich selbst oft in Valsugana sammelte, aber immer ohne Schale.
Haifisch- und Lepidotus-Zähne sind wie sonst immer in den ober-
jurassischen Schichten der Etschbucht sehr zahlreich. Besonders zu
erwähnen ist eine J’osidonomya, welche aber nicht die alpina ist;
immerhin ist der Fund interessant, weil auch in dem selcifero der
Lombardei von Bettoni und jüngst auch von Principi am Mt. Tezio
bei Perugia Posidonomien gefunden wurden.
Das interessanteste Objekt der Sammlung sind aber die gut
erhaltenen Knochenreste eines großen Sauriers. Sie sind insofern
interessant, weil Knochen überhaupt sonst nie in den roten Ammo-
nitenkalken der Etschbucht gefunden wurden und weil der Fund ein
gewisses Licht über die noch offene Frage der bathometrischen Ver-
hältnisse der oberjurassischen Schichten dieser Gegend wirft.
Zu erwähnen sind schließlich noch einige schön polierte, faust-
sroße Gerölle, die aus den roten Kalken stammen und die ich für
Porphyritgerölle halte. Ihr Vorkommen ist nicht recht gut zu erklären,
obwohl ich Basalkonglomerate im oberen Jura der Etschbucht (bei
Ballino) gefunden und beschrieben habe und über ein ähnliches Vor-
kommnis bei Rovereto von Herrn Vizedirektor M. Vacek mündlich
informiert wurde.
Hauptmann Lakom hat eine ingeniöse Hypothese aufgestellt.
In Brehms Tierleben wird der Bericht eines Forschers wieder-
gegeben, der faustgroße Gesteine im Magen von Haifischen gefunden
hatte. Unsere Gerölle möchte er nun mit dieser Beobachtung in
Beziehung bringen.
Allerdings muß man hierzu bemerken, daß beide Gerölle einem
Porphyrit gehören und daß Porphyritgänge in der weiteren Umgebung
sehr verbreitet sind.
*
* *
Ich kann diesen kurzen Reisebericht nicht schließen, ohne Herrn
Geniehauptmann Lakom für seine außerordentliche Liebenswürdigkeit
meinen besten Dank auszusprechen.
Da er sich gern bereit erklärt hat, das gesamte Material für
weitere Studien unserer Anstalt zur Verfügung zu stellen, so wird
auch die erfolgreiche Mühe, die er sich für die Sammlung gegeben
hat, für die Wissenschaft weiter verwertet werden.
K, k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 17 u. 18, Verhandlungen. 61
403 Verhandlungen. Nr. 17 u.d3
Literaturnotizen.
Karl A. von Zittel.e Grundzüge der Paläontologie
(Paläozoologie). Neu bearbeitet von Dr. Ferdinand Broili, a. o. Pro-
fessor a. d. Universität in München. I. Abteilung: Invertebrata. Dritte,
verbesserte und vermehrte Auflage mit 1414 in den Text gedruckten
Abbildungen. München und Berlin. R. Oldenburg 1910.
Die dritte Auflage des trefflichen Lehrbuches von Zittel (von dem eb(nso
wie bei der zweiten Auflage bisher nur die wirbellosen Tiere erschienen sind) ist gegen-
über der zweiten Auflage im wesentlichen ziemlich unverändert geblieben. Man
könnte dies dem Neubearbeiter vielleicht zum Vorwurfe machen, da doch die
Systematik mancher Tierstämme durch neue Spezialarbeiten eine ganze Umstellung
verlange. Wären aber bei der Neuauflage alle diese oft sehr subjektiven Ansichten
voll zum Ausdrucke gekommen, so hätten wir wahrscheinlich ein Buch vor uns, das
kaum noch als das Zittelsche erkannt werden würde, das es doch mit Recht
sein soll.
Dr. Broili hat deshalb Veränderungen nur insoweit vorgenommen, als die
letzten paläontologischen Forschungen es ihm notwendig erscheinen ließen, ohne
dabei die Grundlagen des Werkes zu verlassen. Das paläontologische Material ist
aber in der letzten Zeit so angewachsen, daß es kaum ein einzelner völlig zu be-
herrschen imstande ist; es ist deshalb von großem Werte, daß neben Prof. Broili
noch die Ilerren Prof. Dr. Rothpletz, Prof. Dr. von Stromer, Professoi
Dr. M. Schlosser und Dr. Dacqu& durch ihre speziellen Fachkenntnisse bei
der Neubearbeitung behilflich waren.
Neuentdeckte charakteristische Merkmale einzelner Tierfamilien sowohl als
auch viele neuerrichtete Gattungen wurden aufgenommen; Organismen, deren
systematische Stellung bisher eine ganz unsichere war (wie zum Beispiel die der
Kokkolithen und Receptakuliten), wurden den letzten Forschungsergebnissen ent-
sprechend eingereiht.
Auf alle Einzelheiten hier einzugehen würde weit über den Rahmen dieser
Besprechung hinausgehen.
Das Buch ist nicht nur durch die systematische Aufzählung und durch die
prägnante, kurze Beschreibung der Gattungen ausgezeichnet, sondern es sind auch
die einleitenden, geologischen Abschnitte über den Bau, die Lebensweise
und Fortpflanzung sowie auch die Schlußartikel über die zeitliche und räumliche
Verbreitung der einzelnen Tierstämme oder Klassen sein besonderer Vorzug. Auch
hier bietet. die neue Auflage, so zum Beispiel bei den Tetracoralliern, wesentliche
Ergänzungen.
So stellen sich die Zittelschen Grundzüge der Paläontologie auch wieder
in der dritten Auflage als ein fast unentbehrliches Hilfsmittel für den Geologen dar.
(Dreger).
Einsendungen für die Bibliothek.
Zusammengestellt von Dr. A. Matosch.
Einzelwerke und Separat-Abdrücke.
Eingelaufen vom 1. Juli bis Ende September 1910.
Abel, 0. Erläuterungen zur geologischen
Karte... NW-Gruppe Nr. 85 Auspitz
und Nikolsburg. (Zone 10, Kol. XV
der Spezialkarte der Öster.-ungar.
Monarchie i. M. 1:75.000.) Wien,
R. Lechner. 1910. 8°. 40 S. mit der
Karte. (16192. 8°.)
Andrussov, N. Liste des travaux scienti-
fiques 1883—1909. [Kiew, 1910.] 8°.
30 S. Gesch. d. Autors. (16193, 8°.)
Ardan, A. Über Naphtene und Naphten-
säuren. Dissertation. Karlsruhe, typ.
F. Gutsch, 1910. 8°. 67 S. Gesch. d.
Techn. Hochschule in Karlsruhe.
(17000. 8°, Lah.)
Bassani, F. Sui fossili e sull’etä del
deposito di Castro dei Volsei in
provincia di Roma; miocene superiore.
(Separat. aus: Bollettino del R. Comitato
geologico d’Italia. Vol. XL. 1909.
Fasc. 4.) Roma, typ. G. Bertero e Co.,
1910. 10 S. (409-416) mit 1 Taf.
(XII). Gesch. d. Autors, (16194. 8°.)
Becke, F.Nekrolog: Ferdinand Löw.
(Separat. aus: Mitteilungen der geo-
logischen Gesellschaft in Wien. Bd. I.)
Wien, F. Deuticke, 1908. 8°. 3 S.
(372—374). Gesch. d. HerrnG. Geyer.
(16195. 8°.)
Becke, F. Glazialspuren in den öst-
lichen Hohen Tauern. (Separat. aus:
Zeitschrift für Gletscherkunde. Bd. III.
1909.) Berlin, Gebrüder Bornträger,
1999. 8°. 13 S. (202—214). Gesch. d,
Herrn G. Geyer. (16196. 8°.)
Becker, W. Zur Frage der Erdalkali-
peroxydbildung. Dissertation. Prag,
typ. A. Haase, 1909. 8°. 50 S. Gesch.
d. Techn. Hochschule in Karlsruhe.
(17001. 8°. Lab.)
Benedicks, C. & 0. Tenow. Einfache
Methode, sehr ausgedehnte Präparate
in polarisiertem Licht zu photo-
graphieren. (Seperat. aus: Bulletin of
the Geological Institute of Upsala.
Vol, IX.) Upsala, typ. Almgvist &
Wiksells, 1910. 8°. 3 S. (21—23) mit
2 Textfig. u. 1 Taf. Gesch. d. Institute.
(16197. 8°.)
Berwerth, F. Das Meteoreisen von
Quesa. (Separat. aus: Annalen des
k. k. naturhistorischen Hofmuseums,
Bd. XXIII.) Wien, A. Hölder, 1909.
8°. 21 S. (318—338) mit 2 Textfig. u.
4 Taf. (XIV—XVIJ), Gesch. d. Autors.
(17002. 8°. Lab.)
Berwerth, F. Oberflächenstudien an
Meteoriten. (Separat. aus: Tschermaks
mineralogische und petrographische
Mitteilungen. Bd. XXIX. Hft. 1—2.
1910.) Wien, A. Hölder, 1910. 8°.
12 S. Gesch. d. Autors.
(17003. 8°. Lab.)
Blaschke, F. Geologische Beobach-
tungen aus der Umgebung von
Leutschach bei Marburg. (Separat.
aus: Verhandlungen der k. k. geolog.
Reichsanstalt. 1910. Nr. 2). Wien,
typ. Brüder Hollinek, 1910. 8°. 6 8.
(51—56). Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16198. 8°.)
Catalogue, International of scientific
literature; published by the Royal
Society of London. H. Geology.
Annual Issue VIII. 1910. London,
Harrison & Sons, 1910. 8°. VIII—283 S.
Kauf. (203. 8°. Bibl.)
Choffat, P. Contribution ä la connaissance
du lias et du dogger de la region de
Thomar. (Separat. aus: Comunicacoes
du Service geologique du Portugal.
Tom. VII. 1908.) Lisbonne, typ. Aca-
demie royale, 1903. 8°. 28 S. (140--
167) mit 2 Textfig. Gesch. d. Prof.
F. Kossmat. (16199. 8°.)
61*
404
Darwin, Ch. Über den Bau und die
Verbreitung der Corallen-Riffe. Nach
der zweiten, durchgesehenen Ausgabe
aus dem Englischen übersetzt von
J. V. Carus. Stuttgart, E. Schweizer-
bart, 1876. 8°. XIV—-231 8. mit 6
Textfig. u. 3 Karten. Antiquar. Kauf.
(16261. 8°.)
Darwin, Ch. Geologische Beobachtungen
über die vulcanischen Inseln mit
kurzen Bemerkungen über die Geologie
von Australien und dem Cap der
guten Hoffnung. Nach der zweiten
Ausgabe aus dem Englischen über-
setzt von J. V. Carus. Stuttgart,
E. Schweizerbart, 1877. 8°. VIII—
176 S. mit 14 Textfig. u. 1 Karte.
Antiquar. Kauf. (16262. 8°.)
Darwin, Ch. Geologische Beobachtungen
über Süd-America, angestellt während
der Reise des „Beagle“ in den Jahren
1832—1836. Aus dem Englischen über-
setzt von J. V. Carus. Stuttgart,
E. Schweizerbart, 1878. 8°. X—400 S.
mit 24 Textfig., 5 Taf. und 1 Karte.
Beigegeben ist: Darwin, Ch.
Rleinere geologische Abhandlungen.
Aus dem Englischen übersetzt von
IV EaOarusIbid. Tezsesimayı
104°S. mit 14 Textfig. u. 1 Karte,
Antiquar. Kauf. (16263. 8°.)
Darwin, Ch. Kleinere geologische Ab-
handlungen. Aus dem Kinglischen
übersetzt von J. V. Carus. Stuttgart
1878. 8°. Vide: Darwin, Ch. Geolo-
gische Beobachtungen über Süd-
Amerika... Beigabe. (16263. 8°.)
Denckmann, A. Über das Nebengestein
der Ramsbecker Erzlagerstätten. (Se-
parat. aus: Jahrbuch der kg). preuß.
geolog. Landesanstalt für 1908. Bd.
XXIX. Teil II. Hft. 2). Berlin, typ.
A. W. Schade, 1908. 8°. 11 8. (243—
253). Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16200. 8°.)
Denckmann, A. R. Lepsius über Denck-
manns Silur im Kellerwalde, im Harze
und im Dillgebiete. Eine Entgegnung.
(Separat. aus: Zeitschrift der Deutsch.
geolog. Gesellschaft. Bd. LXII. 1910.
Monatsberichte Nr. 3.) Berlin, typ.
G. Schade, 1910. 8%. 7 S. (221—227).
Gesch. d. Autors. (16201. 3°.)
Deninger, K. Einige Bemerkungen über
die Stratigraphie der Molukken und
über denWert paläontologischer Alters-
bestimmungen überhaupt. (Separat.
aus: Neues Jahrbuch für Mineralogie,
Geologie... Jahrg. 1910. Bd. II.)
Stuttgart, E. Schweizerbart, 1910. 8°.
15 S. Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16202. 8°.)
Verhandlungen.
Nr. 170.518
Endell, K. Uber die chemische und
mineralogische Veränderung basischer
Eruptivgesteine bei der Zersetzung
unter Mooren. Dissertation. Stuttgart,
typ. C. Grüninger, 1910. 8°. 54 S.
mit 6 Textfig. u. 2 Taf. Gesch. d.
Universität Berlin. (16203. 8°.)
Fries, Th, Einige Beobachtungen über
postglaciale Regionenverschiebungen
im uördlichsten Schweden. (Separat.
aus: Bulletin of the Geological In-
stitute of Upsala. Vol. IX.) Upsala, typ.
Almgvist & Wiksells, 1910. 8°. 12 8.
(171—182) mit 3 Textfig. u. 1 Taf.
(VIII). Gesch. d. Institute.
(16204. 8°.)
Geyer, &. Aus den Kalkalpen zwischen
dem Steyr- und dem Almtale in Ober-
österreich. (Separat. aus: Verhand-
lungen der k. k. geolog. Reichsanstalt.
1910. Nr. 7—8.) Wien, typ. Brüder
Hollinek, 1910. 8°. 27 S. (169—195)
mit 2 Textfig. Gesch. d. Autors.
(16205, 8°.)
Götzinger, @. Die Bergstürze des Mai
1910 in der Umgebung von Scheibbs.
(Separat. aus: Mitteilungen der k. k.
geograph. Gesellschaft in Wien. 1910.
Hft. 7—8.) Wien, R. Lechner, 1910.
8°. 9 S. (417—425) mit 1 Textfig. u.
1 Taf. (XI). Gesch. d. Autors,
(16206. 8°.)
Götzinger, &. Bericht über die im
Jahre 1909 ausgeführten ozeano-
graphischen Untersuchungen entlang
der Westküste Istriens und über die
ozeanographische Ausrüstung des
Forschungsschiffes „Adria“. (Separat.
aus: Jahresbericht des Vereines zur
Förderung der naturwissenschaftlichen
Erforschung der Adria.) Linz, Ober-
österr. Buchdruckerei- und Verlags-
gesellschaft, 1910. 8°. 22 S. mit 10
Textfig. Gesch. d. Autors.
(16207. 8°.)
Guide to the Crustacea. Arachnida,
Onychophora and Myriopod«, exhibited
in the department of zoology, British
Museum. London, typ. W. Clowes &
Sons, 1910. 8°, 133 S. mit 90 Textfig.
Gesch. d. British Museum.
(16264. 8°.)
Guide to the British Vertebrates, ex-
hibited in the department of zoology,
British Museum. London, typ.W. Olowes
& Sons, 1910. 8°. VIII—122 S. mit
26 Textfig. Gesch. d. British Mu-
seum. (16265. 8°.)
1910
Hägg, R- Über relikte und fossile nörd-
liche Binnenmollusken in Schweden.
(Separat. aus: Bulletin of the Geo-
logical Institute of Upsala. Vol. IX.)
Upsala. typ. Almgvist & Wiksells,
1910. 8°. 10 S. (24—33). Gesch. d.
Institute. 7 (16208. 8°.)
Haidinger, W. Übersicht der Resultate
mineralogischer Forschungen im Jahre
1843. Erlangen, 1845. 8°. 150 S. mit
1 Taf. Antiquar. Kauf. (16266. 8°.)
Halle, Th. G. On quaternary deposits
and changes of level in Patagonia
and Tierra del Fuego. (Separat. aus:
Bulletin of the Geologica lInstitute of
Upsala. Vol. IX.) Upsala, typ. Alm-
qvist & Wiksells, 1910. 8°. 25 S. (93 —
117) mit 5 Textfig. u. 2 Taf. (V— VD.
Gesch. d. Institute. (16209. 8°.)
Halmai, B. Beiträge zur Kenntnis der
optischen Aktivität und der Entstehung
der Naphtene des Erdöls. Dissertation.
Karlsruhe, typ. G. Braun, 1909. 8°.
73 S. Gesch. d. Techn. Hochschule
in Karlsruhe. (17004. 8°. Lab.)
Hampson, 6. F. Catalogue of the Lepi-
doptera Phalaenae in the British
Museum. Vol IX. Noctuidae (Acro-
nyctinae.) London, Longmans & Co.,
1910. 8°. 1 Vol. Text (XV—552 S.
mit 247 Textfig.) und 1 Vol. Atlas
(Taf. OXXXVI—-CXLVII). Gesch. d.
British Museum. (12657. 8°.)
Hempel, H. Über Gasöle und Ölgas.
Dissertation. München, typ. R. Olden-
bourg, 1909. 8°, 91 S. mit 16 Textfig.,
2 Taf. u. 15 Tabellen. Gesch. d.
Techn. Hochschule in Karlsruhe.
(17005. 8°. Lab.)
Heritsch, F. Ein Jugendexemplar von
Trionyx Petersi R. Hoernes aus Schön-
egg bei Wies. (Separat. aus: Mit-
teilungen des naturwiss. Vereins für
Steiermark. Bd. XLVI. 1909.) Graz,
Deutsche Vereins-Druckerei, 1909. 8°.
8 S. (348—355) mit 1 Textfig. Gesch.
d. Herrn G. Geyer. (16210. 8°.)
WHeritsch, F. Bericht über die Exkursion
des geologischen Institutes der k. k.
Universität Graz in die östliche Schweiz
im Sommer 1909. (Separat. aus: Mit-
teilungen des naturwiss. Vereins für
Steiermark. Bd. XLVI. 1909.) Graz,
Deutsche Vereins-Druckerei, 1909. 8°.
6 S. (356-361). Gesch. d. Herrn
GeGeyer. (16211. 8°.)
Heritsch, F. Neue Aufschlüsse bei den
Murgletschermoränen von Judenburg.
(Separat. aus: Verhandlungen der
k. k. geolog. Reichsanstalt. 1909.
Nr, 15.) Wien, typ. Brüder Hollinek,
Einsendungen für die Bibliothek.
405
1909. 8%. 4 S. (347—350). Gesch. d.
Herrn G. Geyer. (16212. 8°.)
Hillebrand, W. F. Analyse der Silikat-
und Karbongesteine. Deutsche Aus-
gabe; unter der Mitwirkung des Ver-
fassers übersetzt und besorgt von
E. Wilke-Dörfurt. Zweite, stark
vermehrte Auflage der „Praktischen
Anleitung zur Analyse“ von W. F. Hil-
lebrand. Deutsch von E. Zschim-
mer. Leipzig, \W. Engelmann, 1910.
8°. XVI-258 S. mit 25 Textfig. Kauf.
(12000. 8”, Lab.)
Hinterlechner, K. Erläuterungen zur
geologischen Karte... NW-Gruppe
Nr. 51. Deutschbrod. (Zone 7,
Kol. XIII. der Spezialkarte der Osterr.-
ungar. Monarchie ji. M. 1:75000.)
Wien, R. Lechner, 19:0. 8%. 58 S.
mit der Karte. (16213. 8°.)
ilögbom, B. Einige Illustrationen zu
den geologischen Wirkungen des
Frostes auf Spitzbergen. (Separat. aus:
Bulletin of the Geological Institute
of Upsala. Vol. IX.) Upsala, typ.
Almgvist & Wiksells, 1910. 8°. 19 S.
(41—59) mit 8 Textfig. Gesch. d.
Institute. (16214. 8°.)
Högbom, A.G@. Uber einen Eisenmeteorit
von Muonionalusta im nördlichsten
Schweden. (Separat. aus: Bulletin of
the Geological Institnte of Upsala.
Vol. IX.) Upsala, typ. Almgvist &
Wiksell, 1910. 8°. 10 S. (229-233)
mit 1 Taf. (IX). Gesch. d. Institute.
(16215. 8°.)
Hösbom, A. & Precambrian geology
of Sweden. (Separat. aus: Bulletin
of the Geological Institute of Upsala.
Vol. IX.) Upsala, typ. Almgvist &
Wiksells, 1910. 8°. 89 S. (1—80) mit
20 Rextiir, u. 1 Taf. (N). Gesch. d.
Institute. (16216. 8°.)
Hösbom, A. @. Zur Petrographie von
Ornö Hufvud. (Separat. aus: Bulletin
of tlıe Geological Institute of Upsala.
Vol. X.) Upsala, typ. Almqvist &
Wiksells, 1910. 8°. 48 S. (149—196)
mit 16 Textfig. u. 2 Taf. (XI—XI]).
Gesch. d. Institute. (16217. 8°.)
Hoepen, E. C. N. van. De bouw van het
siluur van Gotland. Proefschrift. Delft,
typ. J. Waltman jun., 1910. 4%. X—
161.8. mit 14 Textig. u. 8 Taf.
Gesch. d. Techn. Hochschule in Delft.
(2938. 4°.)
Hofmann, C. Geologische Mitteilungen
über das P&eser Gebirge. [Nach einem
hinterlassenen Manuskript.] (Separat.
aus: Földtani Közlöny. Bd. XXXVL.
19,7.) Budapest, typ. Franklin-Verein,
406
1907. 8°. 7 8. (161—167). Gesch. d.
Herrn G. Geyer. (16218. 8°.)
Kilian, W. Un nouvel exemple de
phenomenes de convergence chez des
Ammonites; sur les origines du groupe
de !’Ammonites bicwrvatus Mich. (sous-
genre Saynella Kil.). Note. (Separat.
aus: Comptes rendus des seances de
l’Academie des sciences ; 17. janv. 1910.)
Paris, typ. Gauthier- Villars, 1910. 4°.
3 S. Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(2935. 2°.)
Kirby, W. F. A synonymic catalogue
of Orthoptera. Vol. III. [Saltatoria-
Part 2. Locustidae vel Acrididae.]
London, Longmans & Co., 1910. 8°.
X—674 S. Gesch. d. British Mu-
seum. (14863. 8°.)
Klonowski, S. Uber, die Manganat-
schmelze und die Überführung von
Kaliummanganat in Kaliumperman-
ganat auf elektrolytischem Wege.
Dissertation. Karlsruhe, typ. G. Braun,
1910. 8°. 128 S. Gesch. d. Techn.
Hochschule in Karlsruhe.
(17006. 8°. Lab.)
Koch, & A. Die Aktion gegen das
Matzendorfer Schöpfwerk der Stadt
Wien. (Separat. aus: Organ des
Verein der Bohrtechniker. Jahrg. XVIl.
Nr. 6.) Wien, Schworella & Heick,
1910. 8°. 16 S. Gesch. d. Herrn
G. Geyer. (16219. 8°.)
Kossmat, F. Palaeogeographie (Geolo-
gische Geschichte der Meere und Fest-
länder). [Sammlung Göschen. 406.]
Leipzig, G. J. Göschen, 1908. 8°.
136 S. mit 6 Karten. Gesch. d. Herrn
G. Geyer. (16267. 8°.)
Krause, P. 6. Einige Bemerkungen zur
Geologie von Eberswalde und zur
Eolithenfrage. (Separat. aus: Zeit-
schrift d. Deutsch. geolog. Gesellschaft,
Bd. LVIII. 1906. Monatsberichte Nr. 7.)
Berlin, typ. J. F. Starke, 1906. 8°.
13 S. (197—209). Gesch. d. Prof.
F. Kossmat. (16220, 8°.)
Laeroix, A. Contributions ä l’etude des
gneiss A pyroxene et des roches ä
wernerite. (Aus: Bulletin de la Soeiete
francaise de min@ralogie. Tom. XII.)
Paris, typ. Chaix, 1889. 8°. 282 S.
(83—364) mit 62 Textfig. u. 1 Taf.
Antiquar. Kauf. (16268. 8%)
Lambe, L. M. Palaeoniscid fishes from
the Albert shales of New Brunswick.
(Geological Survey of Canada. Contri-
butions to Canadian Palaeontology.
Vol. III, Part 5.) Ottawa, Government
Verhandlungen.
Nr. 17 u.18
Printing Bureau, 1910. 4°. 68 S. mit
11 Taf. Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(2936. 4°.)
Lehmann, ©. Das Kristallisations-
mikroskop und diedamit gemachten Ent-
deckungen, insbesondere die der flüssi-
geu Kristalle. [Festschrift zur Feier des
53. Geburtstages des Großherzogs
Friedrich von Baden, herausgeg.
von der großhzgl. Technischen Hoch-
schule Fridericiana.] Braunschweig
F. Vieweg & Sohn, 1910. 8°. VI—
112 S. mit 48 Abbildungen im Text
u. auf 1 Tafel. Gesch. ’d. Techn.
Hochschnle in Karlsruhe.
(17007. 8°. Lab.)
Leonhard, €. C. v. Lehrbuch der Geo-
gnosie und Geologie. Stuttgart, E.
Schweizerbart, 1835. 8°. XVI—869 S.
Gesch. d. Herrn Sirowatka.
(16269. 8°.)
Leriche, M. Les poissons oligocenes de
la Belgique. (Memoires du Musee
royale d’histoire naturelle Tom. V.
Annee 1910.) Bruxeiles, typ. Polleunis
& Ceuterick, 1910. 4°. 134 S. (230 —
363) mit 92 Textfig. u. 15 Taf. (XIIT
—XXVII). Gesch. d. Mus&e.
(2939. 4°.)
Limanowski, M. Les grands charriages
dans les Dinarides des environs
d’Adelsberg, Postojna. (Separat. aus:
Bulletin international de l’Academie
des sciences de Cracovie; classe
des sciences mathematiques et natu-
relles. Ser, A., juin 1910.) Cracovie,
typ. Universite, 1910. 8°. 14 S. (178—
191) mit 10 Textfig. u. 1 Taf. (II).
Gesch. d. Autors. (16221. 8°.)
[Löwl, F.] Nekrolog; von F. Becke.
Wien 1908. 8%. Vide: Becke, F.
(16195. 8°.)
Martin, F. Vier Oxydationsstufen des
Platins. Dissertation. Karlsruhe 1909.
8°. 63 8. Gesch. d. Techn. Hoch-
schule in Karlsruhe. (17008. 8°. Lab.)
Menzel, P. PHanzenreste aus dem
Posener Ton. (Separat. aus: Jahrbuch
der Kgl. preuß. geologischen Landes-
anstalt für 1910. Bd. XXXI. Teil I.
Hft. 1.) Berlin, typ. A. W. Schade,
1910. 8°. 19 S. (173—191) mit 4 Taf.
(XII—-XV). Gesch. d. Autors.
(16222. 8°,)
Morley, €. Catalogue of British Ayme
noptera of the family Chaleididae:
London, I.ongmans & Co., 1910. 8°.
VI—74 S. Gesch. d. British Mu-
seum. (16270, 8°.)
1910 Einsendungen für die Bibliothek. 407
Nathorst, A. @. Beiträge zur Geologie Prosser, Ch. $S. The anthracolithie on
der Bären-Insel, Spitzbergens und des upper paleozoic rocks of Kansas and
König-Karl-Landes. (Separat. aus: related regions. (Separat. aus: Journal
Bulletin of the Geological Institute of of geology. Vol. XVII. Nr. 2. 1910.)
Upsala. Vol. X.) Upsala, typ. Almgvist & Chicago, typ. University Press, 19 0.
Wiksells, 1910. 8°. 156 S. (261-416) 8°. 37 S. (125—161). Gesch. d. Herrn
mit 97 Textfig. u. 2 Taf, (XIV—XV). G. Geyer. (16229. 8°.)
Gesch. d. Institute. (16271. 8°.)
Nordenskjöld, J. Der Pegmatit von (Quensel, P. D. On the influence of the
Yıterby. (Separat. aus: Bulletin of the ice age on the continental watershed
Geological Institute of Upsala. Vol. iX.) of Patagonia. (Separat. aus: Bulletin
Upsala, typ. Almgvist & - Wiksells, of the Geological Institute of Upsala.
19:0. 8°. 46 8. (183— 228) mit 8 Texfiz. Vol. IX.) Upsala, typ. Almqvist &
Gesch. d. Institute. (16223. 8°.) Wiksells, 1910.8°. 33 S. (60 - 92) mit
Nowak, A. Über die barometrischen 10 Er 2 Tat AN ZIV).
ie : Gesch. d. itute, 230. 8°.
Ergiebigkeits - Schwankungen der Fender zrutute ae)
Quellen im allgemeinen. Prag 1830. \
8°. Vide: Sommer, A.&A. Nowak. Roth v. Telegd, L. Der Ostrand des
Siebenbürgischen Erzgebirges in der
Umgebung von Särd, Metesd, Ompoly-
preszäka, Rakatö und Gyulafeherıär,
- : Rn ; — Bericht über die geologische Detail-
an aufnahme im Jahre 1904. (Separat.
Bornträger 1910. 8°. Kauf. . : aus: Jahresberichte der Kgl. ungar.
L: ’ . . .
(14260. 80.) geolog. Anstalt für 1904.) Budapest,
Paulcke, W. Alpiner Nephrit und die a =
„Nephritfrage“. (Separat. aus: Ver- Here Geye 8: 16231. 8°.)
handlungen des naturwiss. Vereins in Bet \ TR
Karlsruhe. Bd. XXIIL) Karlsruhe, Rotl v. Telegd, L. Der Ostrand des
Über Ergiebigkeits-Schwankungen der
Quellen. II. (16247. 8°.)
typ. G. Braun, 1910. 8°, 10 $. (77— Siebenbürgischen Erzgebirges in der
86). Gesch. d. Herrn G. an Gegend von Poklos, Borberek, Karna
(16224. 8°.) und das am linken Marosufer an-
schließende Hügelland. — Bericht
Paulcke, W. Beitrag zur Geologie des R i ? e
- S x ber d l Detailauf:
„Unterengadiner Fensters“. (Separat. übenfdie? geologische Detailaufahme
een dlansen des naturwiss. im Jahre 1905. (Separat. aus: Jahres-
a Preanlerolie.- Bd XXI) bericht der Kgl. ungar. geolog. Anstalt
Karlsrube, typ. G. Braun, 1910. 80. I 1905.) Budapest, 'yp. Deu
16 S. (83-48) mit 3 Textfig. u. 5 I EZ):
Taf. Gesch. d. IIerru G. Geyer. Gesch. d. Herrn O. en 80.)
(16225. 8°) Roth v. Telegd, L. Rektifizierung des
Paulcke, W. Tertiär im Antirhätikon Miskolcer Profils. (Separat. aus:
und die Beziehungen der Bünäner Földtani Közlöny. Bd. XXXVIl. 1907.)
Decke zur Niesenflyschdecke und der Budapest, typ. Franklin-Verein. 1907.
helvetischen Region. (Separat. aus: 8°. 3 S. (185—185). Gesch. d. Herrn
Centralblatt für Mineralogie, Geologie G. Geyer. (16233. 8°.)
... Jahrg. 1910. Nr. 17.) Stuttgart,
E. Schweizerbart, 1910. 8°. 9 S.
(540—548) mit 2 Textfig. Gesch. d.
Roth v. Telegd, L. Noch einige Worte
zur Richtigstellung des Miskolcer
Profils. (Separat. aus: Földtani Közlöny.
” D 0
Herrn @. Geyer. (16226. 8°.) Bd. XXXVII. 1907.) Budapest, typ.
Paulcke, W. Fossilführender „Rhäti- Franklin-Verein, 1907. 8°. 2 8. (425—
dolomit“. (Separat. aus: Centralblatt 426.) Gesch. d. Herrn G. Geyer.
für Mineralogie, Geologie ... Jahrg. (16234. 8°.)
1910.) Stuttgart, E. Schweizerbart, Roth v. Telegd, L. Zur Verbreitung
1910. 8°. 4 S. Gesch. d. Herrn des Danien in Ungarn. (Separat. aus:
G. Geyer. (16227. 8°.) Földtani Közlöny. Bd. XXX VII. 1907.)
Philip, & On relics in the swedish Budapest, typ. Franklin- Verein, 1907.
fauna. (Separat. aus: Bulletin of the 8%. 4 S. (551—554). Gesch. d. Herrn
Geological Institute of Upsala. Vol. 1X.) G. Geyer. (16235. 8°.)
Upsala, typ. Almgvist & Wiksells, 1910. Roth v. Telegd, L. Geologischer Bau
8°. 178.(129—145). Gesch. d. Institute. des Siebenbürgischen Beckens in der
(16228. 8°.) Umgebung von Baläzsfalvya. — Bericht
408
über die geologische Detailaufnahme
im Jahre 1906. (Separat. aus: Jahres-
bericht der Kg]. ungar. geolog. An-
stalt für 1906.) Budapest, typ. Franklin-
Verein, 1903. 8°. 6 S. (145-150).
Gesch. d. Herrn &. Geyer.
(16236. 8°.)
Roth v. Telegd, L. Geologischer Bau
des Siebenbürgischen Beckens in der
Umgebung von Zsidve, Felsöbajom
und Asszonyfalva. — Bericht über
die geologische Detailaufnahme im
Jahre 1907. (Separat. aus: Jahres-
berichte der Kgl. ungar. geolog. An-
stalt für 1907.) Budapest, typ. Franklin-
Verein, 1909. 8°. 8 8. (105—112).
Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16237. 8°.)
Roth v. Telegd, L. Berieht über den
in Bucuresti abgehaltenen III. inter-
nationalen Petroleumkongreß. (Se-
parat. aus: Jahresbericht der Kol.
ungar. geolog. Austalt für 1907.)
Budapest, typ. Franklin-Verein, 1909.
8°. 11 S. (315—325). Gesch. d. Herrn
G. Geyer. (16238. 8°.)
Routala, ©. Uber die Bildung der
Naphtene im Erdöl. Dissertatioa.
Karlsruhe, typ. G. Braun, 1909. 8°.
112 S. Gesch. d. Techn. Ilochschule
in Karlsruhe. (17009. 8°. Lab.)
Samuelsson, G. Scottish peat mosses.
A contribution to the knowledge of
the late-quateruary vegetation and
elimate of North Western Europe.
(Separat. aus: Bulletin of the Geo-
logical Institute of Upsala. Vol. X.)
Upsala, typ. Almgvist & Wiksells,
1910. 8°. 64 S. (197—260) mit 10
Textfig. u. 1 Taf (XIII). Gesch. d.
Institute. (16239. 8°.)
Sars, G. 0. An account of the Crustacea
of Norway. Vol. V. Part XXIX— XXX.
Bergen, A. Cammermeyer, 1910. 8°.
Gesch. d. Bergen’ Museum.
f (12047. 8°.)
Schaffer, F. Uber. eine beim Umbaue
der Ferdinandsbrücke in Wien in den
Kongeriensanden angetroffene kon-
kretionäre Schicht. (Separat. aus:
Mitteilungen der geolog. Gesellschaft
in Wien. Bd. Ill. 1910.) Wien,
F. Deuticke, 1910. 8°. 5 S. (300-- 304)
mit 1 Textlie. Gesch. d. Herrn
G. Geyer. (16240. 8°.)
Schaffer, F. Zur Kenntnis der Miocän-
bildungen von Eggenburg (Nieder-
österreich). I. Die Bivalvenfauna von
Eggenburg. (Separat. aus: Sitzungs-
berichte der kais. Akademie der
Wissenschaften, math,-naturw. Klasse.
Verhandlungen.
Nr. 17 u. 18
Abtlg. I. Bd. CXIX. 1910.) Wien,
A. Hölder, 1910. 8°. 25 S. (249 - 273).
Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16241. 8°.)
Schmutzer, J. Bijdrage tot de kennis
der posteenomane hypoabyssische on
effusieve gesteenten van het westelijk
Müller-gebergte in Centraal-Borneo.
Proefschrift. Amsterdam, typ. ’t Kasteel
van Aenstel, 1910. 8°. X—213 8. mit
26 Textfig. u. 2 Taf. Gesch. d. Techn.
Hochsehule in Delft. (16272. 8°.)
Schubert, R. Erläuterungen zur geo-
logischen Karte .. . SW-Gruppe
Nr. 116. Medak-Sv. Rok. (Zone
28. Kol. XIII der Spezialkarte der
Österr. -ungar. Monarchiei.M. 1:75000,)
Wien, R. Lechner, 1910. 8°. 32 S. mit
der Karte. (16242. 8°.)
Schubert, R. Erläuterungen zur geolo-
gischen Karte... SW-Gruppe Nr. 18.
Novigrad-Benkovac, (Zone 29,
Kol. XIII der Spezialkarte der Österr.-
ungar. Monarchie i. M. 1:75000.)
Wien, R. Lechrer, 1910, 8°. 26 S. mit
der Karte. (16243. 8°.)
Schupp, W. Dissoziation des gas-
förmigen Schwefels und des Schwefel-
wasserstoffs. Dissertation. Bonn, typ.
C. Georgi, 1909. 8°. 63 8. mit 4
Textfig. u. 3 Taf. Gesch. d. Univer-
sität Kiel. (17010. 8°. Lab.)
Seidlitz, W. v. Der Aufbau des Ge-
birges in der Umgebung der Straß-
burger Hütte an der Scesaplana. (Se-
parat. aus: Festschrift zum 25jährigen
Bestehen der Sektion Straßburg i. E.
des Deutsch. n. österreich. Alpen-
vereins.) Straßburg i. E, 19:0. 8°,
24 8. (45—68) mit 7 Textfig., 9 Taf.
und einem geolog. Panorama. Gesch.
d. Herrn G. Geyer. (19244. 8°.)
Seidlitz, W. v. Sur les granites 6&crases
(mylonites) des Grisons, du Vorarlberg
et de l’Allgäu. Note. (Separat. aus:
Comptes rendus des seances de
l’Acad@mie des sciences; 11 avril 1910.)
Paris, typ. Gauthier-Villars, 1910. 4°.
3 8. Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(2937. 4°.)
Simionescu, J. Asupra cretaceului
superior din imprejurimile satului
Baschioi. Mit französischem Resume:
Note sur le neocretacee des environs
de Baschioi, Dobrogea. (Separat. aus:
Annarul Institutului geologice al Ro-
maniei. Anul III. Fasc. 1.) Bucuresti,
typ. C. Göbl, 1910. 8%. 11 S. mit 2
Textfig. Gesch. d. Autors.
(16245. 8°.)
Simionescu, J. Sur Vorigine des con-
glomerats verts du Tertiaire carpa-
1910
thique. (Separat. aus: Annuaire jub'-
laire de l’universite de Jassy.) Jassy,
typ. J. S. Joneseu, 1910. 8°. 5 S.
Gesch. d. Autors. (16246. 8°.)
Simioueseu, J. Studii geologice si
paleontologice din Dobrogea. 111. Fauna
triasica dela Desli-Caira. La Faune
triasique de Desli-Caira. — (Separat.
aus: Accademia Romänä. Publica-
tiunile fondului Vasile Adamachi.
Nr. XX VI.) Bucuresti, typ. Socec &Co.,
1910. 8°. 30 S. mit 26 Textfig. u. I
Taf. Gesch. d. Autors. (15590. &°.)
Sobral, J. M. On the contact features
of the Nordingrä massive. (Separat.
aus: Bulletin of the Geologica! In-
stitute of Upsala. Vol. IX.) Upsala,
typ. Almgvist & Wiksells, 1910. 8°.
11 8. (118—128) mit 1 Taf. (VI).
Gesch. d. Institute. (16248. 8°.)
Sommer, A. & A. Nowak. Über Er-
giebigkeits-Schwankungen der Quellen,
namentlich der Mineralquellen. I. Be-
richt über Messungen der Mineral-
quellen in Franzensbad bezüglich ihrer
Ergiebigkeit; von A. Sommer.
II. Über die barometrischen Ergiebig-
keits-Schwankungen der Quellen im
allgemeinen.; von A. Nowak. Prag,
C. Bellmann, 1880. 8°. 64 S. mit 1 Taf.
(16247. 8°.)
Spanier, E. Zur Kenntnis der Wirkung
des Schwefels auf Kohlenwasserstoffe
und des Schwefelgehaltes der Erdöle.
Dissertation. Berlin, typ. W. Pilz,
1910. 8°. 64 S. Gesch. d. Techn. Hoch-
schule in Karlsruhe. (77011. 8°. Lab.)
Staff, H.v. & R. Wedekind. Der ober-
karbone Foraminiferensapropelit Spitz-
bergens. (Separat. aus: Bulletin of
the Geological Institute of Upsala.
Vol. X.) Upsala, typ. Almgvist &
Wiksells, 1910. 8°. 43 S,. (81—123) mit
3 Taf. II—-IV). Gesch. d. Institute.
(16249, 8°.)
Steinmann, 6 Über gebundene Erz-
gänge in der Kordillere Südamerikas.
(Internationaler Kongreß Düsseldorf
1910. Abtle. IV. Vortrag Nr. 20.)
Düsseldorf 1910. 8°. 8 S. mit 5 Textfig.
Gesch. d. Autors. (16250. 8°.)
Tenow, ©. Einfache Methode, sehr aus-
gedehnte Präparate in polarisiertem
Licht zu photographieren. Upsala 1910.
8°%.Vide:Benedicks,0.&0.Teno w.
(16197. 8°.)
Tenow, 0. Über zwei neue Vorkommen
pyramidaler Calcite. (Separat. aus:
Bulletin of the Geological Institute of
Upsala. Vol. IX.) Upsala, typ. Alm-
K.k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 17 u. 18.
Einsendungen für die Bibliothek.
409
qvist & Wiksells, 1910. 8°. 20 S. (1—
20) mit 19 Textfig. Gesch. d. Institute.
(16251. 8°.)
Trauth, F. Ein Beitrag zur Kenntnis
des ostkarpathischen Grundgebirges.
(Separat. aus: Mitteilungen der geo-
logischen Gesellschaft in Wien. Bd. IIT.
1910.) Wien, F. Deuticke, 1910. 8°.
518. (58—103) mit 1 Taf. (V). Gesch.
d. Herrn G. Geyer. (16252. 8°.)
Trnka, R. Die physikalischen Eigen-
schaften des Bodens. Prag, typ.
A. Malır, 1909. 8°. 24 S. mit 3 Textfig.
Gesch. d. Prof. F. Kossmat.
(16253. 8°.)
Vetters, H. Die geologischen Verhält-
nisse der weiteren Umgebung Wiens
und Erläuterungen zur geologisch-
tektonischen Übersichtskarte des
Wiener Beckens und seiner Rand-
gebirge is. M. 1:100.000. Wien, Oster-
reichische Lehrmittel-Anstalt, 1910.
8°. X—106 S; mit 14 Textfig. u. 1
geolog. Karte. Gesch. d. Autors.
(16273. 8°.)
Warburg, E. On relies in the swedish
flora. (Separat. aus: Bulletin of the
Geological Institute of Upsala. Vo]. IX.)
Upsala, typ. Almqvist & Wiksells, 1910.
8°, 25 S. (146— 170). Gesch. d. Institute.
(16254. 8°.)
Wedekind, R. Der oberkarbone Fora-
miniferensapropelit Spitzbergens. Up-
sala 1910. 8%. Vide: Staff, H.v. &
R. Wedekind. (16249. 8°.)
Weidmann, F. €. Der Führer nach und
um Ischl. Zweite, vermehrte und ver-
besserte Auflage. Wien, €. Gerold,
1849. 8°. XXVI—550 S. Antiquar. Kauf.
(16274. 8°.)
Weinschenk, E. Anleitung zum Gebrauch
des Polarisationsmikroskops. 3. ver-
besserte Auflage. Freiburg. B., Herder,
1910. 8°. VIII—164 S. mit 167 Textfig.
Gesch. d. Verlegers. (17012. 8°. Lab.)
Werner, H. Über den Einfluß der
Wärme auf die optischen Eigen-
schaften von Adular und Sanidin.
Dissertation. Kiel, typ. Schmidt &
Klaunig, 1910. 8°. 63 8. mit 12 Text-
fig. Gesch. d. Universität. Kiel.
(17013. 8°. Lab.)
Wiman, €. Ein Paar Labyrintho-
dontenreste aus der Trias Spitz-
bergens. (Separat. aus: Bulletin of the
Geological Institute of Upsala. Vol. IX.)
Upsala, typ. Almgvist & Wiksells, 1910.
8°. 7 S. (34—40) mit 3 Textfig. u. 1
Taf. (II). Gesch. d. Institute.
6
Verhandlungen, 623
410 Verhandlungen. Nr. 17 u. 18
Wiman, C. Ichthyosaurier aus der Trias
Spitzbergens. (Separat. aus: Bulletin
of the Geological Institute of Upsala.
Vol. X.) Upsala, typ. Almgvist &
Wiksells, 1910. 8°. 25 S. (124—148)
mit 6 Textfig. u. 6 Taf. (V—-X).
Gesch. d. Institute. (16256. 8°.)
Wolokitin, A. Über die Stickoxyd-
bildung bei der Wasserstoffverbren-
nung. Dissertation. Karlsruhe, typ.
G. Braun, 1910. 8°. 60 8. mit 5 Text-
fig. u. 1 Taf. Gesch. d. Techn. Hoch-
schule in Karlsruhe.
(17014. 8°. Lab.)
Yabe, H. Zur Stratigraphie und Palä-
ontologie der oberen Kreide von
Hokkaido und Sachalin. (Separat. aus:
Zeitschrift der Deutsch. geolog. Ge-
sellschaft. Bd. LXI. 1909. Hft. 4.)
Berlin, typ. G. Schade, 190%. 8°.
43 S. (402—444) mit 4 Textfig. Gesch.
d. Herrn G. Geyer. (16257. 8°.)
Yabe, H. Bemerkungen über die Gattung
Raphidiopora Nicholson uno Foord.
(Separat. aus: Centralblatt für Mineralo-
gie, Geologie und Paläontologie. Jahrg.
1910. Nr. 1.) Stuttgart, BE. Schweizer-
bart, 1910. 58% 7 8. (4—10). Gesch.
d. Herrn G. Geyer. (16258. 8°.)
Zailer, V. Die Entstehungsgeschichte
der Moore im Flußgebiete der Enns.
(Separat. aus: Zeitschrift für Moor-
kultur und Torfverwertung. 1910
Hft. 3—4.) Wien, typ. K. Fromme,
1910. 8°. 83 S. mit 2 Textfig, 1 Karte
u. 10 Taf. Gesch. d. Autors.
(16259. 8°.)
Zelizko, J. V. Prvni välez Mamuta se
zachovalym chobotem. (Separat. aus:
asopis vlast. spolku musejniho v
Olomouci. Öisl. 107.) [Der erste
Maınmutfund mit erhaltenem Rüssel.]
Olmütz, typ. Kramaf & Prochäzka,
1910. 8%. 187 S. mit 2 Tarı (x
Gesch. d. Autors. (16260. 8°.)
Einsendungen für die Bibliothek.
Zusammengestellt von Dr. A. Matosch.
Einzelwerke und Separatabdrücke.
Eingelaufen vom 1. Oktober bis Ende Dezember 1910.
Andrews, Ch. W. A descriptive cata-
logue of the marine reptiles of the
Oxford clay; based on the Leeds
collection in the British Museum
Part. I. [Ichthyosaurs and Plesiosaurs.]
London, Longmans & Co., 1910. 4°.
XX1I1I—205 S. mit 1 Titelbild, 94 Text-
fig. u. 10 Taf. Gesch. d. British
Museum. 2940, 4°.)
Barre, 0. Larchiteeture du sol de la
France. Essai de g&ographie tectonique.
Paris, A. Colin, 1903. 8°. III—-393 S.
mit 189 Textfig. Kauf. (16275. 8°.)
Becke, F. Bericht über die Aufnahmen
am Nord- und Ostrand des Hochalm-
massivs. (Separat. aus: Sitzungs-
berichte der kais. Akademie der
Wissenschaften, math.- naturw. Klasse.
Abtlg. I., Bd. CXVII., 1908.) Wien,
A. Hölder, 1908. 8°. 34 S. (371—404)
mit 5 Textfig. u. 1 Taf. Gesch. d.
Herrn M. Vacek. (16284. 8°.)
Becke, F. Bericht über geologische und
petrographische Untersuchungen am
Ostrande des Hochalmkerns. (Separat.
aus: Sitzungsberichte der kais. Aka-
demie der Wissenschaften, math.-
naturw. Klasse. Abtlg. I. Bd. CXVIII.
1909.) Wien, A. Hölder, 1909. 8°.
28 S. (1045—1072) mit 4 Textfig.
Gesch. d. Herrn M. Vacek.
(16285. 8°.)
Becke, F. Die Entstehung des kristallinen
Gebirges. (Separat. aus: Verhand-
lungen der Gesellschaft deutscher
Naturforscher und Ärzte. 1909.) Leipzig,
F. C. W. Vogel, 1909. 8°. 16 S. mit
2 Textfig. Gesch. d. Herrn M. Vacek.
(16286. 8°.)
Beschreibung, Kurze, der kaiser].
Buschtehrader Steinkohlenwerke in
Böhmen. 1873. 27 geschriebene Seiten.
(162. 2°.)
Bock, H. Das Bärenloch bei Mixnitz.
(Aus: Mitteilungen für Höhlenkunde.,
Jahrg. I. 1908. Hft. 1.) Graz, Deutsche
Vereinsdruckerei, 1908. 4°. 5 S. (5—9)
mit 2 Textfig. Gesch. d. Autors.
(2942. 4°.)
Bock, H. Die Wetterlöcher auf dem
Schöckel bei Graz. (Aus: Mitteilungen
für Höhlenkunde. Jahrg. III. 1910.
Hft. 2.) Graz, Deutsche Vereins-
druckerei, 1910. 4°. 5 S. (3—7) mit
2 Textfig. Gesch. d. Autors.
(2943. 4°.)
Boule, M. Observations sur un Silex
taille du jura et sur la chronologie
de M. Penck. (Separat. aus: L’An-
thropologie. Tom.XIX.) Paris, Masson &
Co., 1908. 8°. 13 S. mit 1 Textfig.
Gesch. d. Prof. F. Kossmat.
(16287. 8°)
Boule, M. L’homme fossile de La Cha-
pelle-aux-Saints, Correze, (Separat.
aus: L’Anthropologie. Tom. XIX. 1908.)
Paris, Masson & Co., 1909. 8°. 7S.
(519—525) mit 3 Textfig. Gesch. d.
Prof. F. Kossmat. (16288, 8°.)
[Buschtehrader Steinkohlenwerke.]
Kurze Beschreibnng der kaiser].
Buschtehrader Steinkohlenwerke in
Böhmen. 1873. 2°. Vide: Beschrei-
bung. (162. 2°.)
Catalogue International of scientific
literature; published by the Royal
Society of London. K. Palaeonto-
logy. Annual Issue VIII. 1910.
London, Harrison & Sons, 1910. 8°.
VIII—274 S. Kauf. (204. 8°. Bibl.)
Conrad, V. Beschreibung des seismischen
Observatoriums der k. k. Zentral-
anstalt für Meteorologie und Geo-
dynamik in Wien. (Separat. aus: Mit-
teiluongen der Erdbeben - Kommission
der kais. Akademie der Wissenschaften,
62*
412
N. F. Nr. XXXIII.) Wien, A. Hölder,
1909. 8°. 28 S. mit 4 Textfig. Gesch.
d. Prof. F. Kossmat. (16289. 8°.)
Denckmann, A. Vorlage der Arbeit:
Neue Beobachtungen über die tek-
tonische Natur der Siegener Spat-
eisensteingänge. (Separat. aus: Be-
richte des niederösterreichischen geo-
logischen Vereins. 1909.) Bonn 1909.
8°. 4 S. (93—96). Gesch. d. Herrn
G. Geyer. (16290. 8°.)
Denekmann, A. Schlußwort zur Lep-
sius’schen Kellerwaldkritik. (Separat.
aus: Zeitschrift der” Deutsch. geolog.
Gesellschaft. Bd. LXII. 1910. Monats-
berichte Nr. 8—10.) Berlin, J. S.
Cottas Nachfolger, 1910. 8%. 4 S.
(601—604). Gesch. d. Autors.
(16291. 8°.)
[Deutsche geologische Gesellschaft.]
Die Klimaveränderungen in Deutsch-
land seit der letzten Eiszeit. Heraus-
gegeben und den Teilnehmern am
11. Internationalen geologischen Kon-
greß in Stockholm gewidmet von der
Deutch. geolog. Gesellschaft. Berlin
1910. 8°. Vide: Klimaverände-
rungen, Die... (16277. 8°.)
Diener, ©. Grundlinien der Struktur
der Ostalpen. (Separat. aus: Peter-
manns Geograph. Mitteilungen. 1899.
Hft. 9.) Gotha, J. Perthes, 1899. 4°.
11 S. mit 1 Textfig. Gesch. d. Herrn
M. Vacek. (2944. 4°.)
Diener, €. Die Bellerophonkalke von
Oberkrain und ihre Brachiopoden-
fauna. Wien 1910. 8°. Vide: Koss-
matt, F. & ©. Diener. (16319. 8°.)
Ekama, H. Rapport sur l’expedition
polaire neerlandaise qui a hiverne
dans la mer de Kara en 1882—83.
Utrecht 1910. 4°. Vide: Snellen, M.&
H. Ekama. (2941. 4°.)
[Expedition Polar N£erlandaise.] Rap-
port sur l’expedition polar n&er-
Jandaise qui a hiverne dans la mer de
Kara en 1832—83. Utrecht 1910. 4°,
Vide: Snellen. M. & HI. Ekama,
(2941. 4°.)
Favre, F. Sur la coexistence d’Oppelia
subradiata Sow. et d’Oppelia. aspi-
doides Opp. dans le Bajocien et dans
le Bathonien. (Separat. aus: Bulletin
de la Societe geologique de France,
1909.) Paris, typ. Le Bigot Freres,
1909. 8%. 2 8. (70—71). Gesch. d.
Herrn M. Vacek. (16292. 8°.)
Fraas, E. Geologische Streifzüge in
Ostafrika. Vortrag, gehalten am 10.
Verhandlungen.
Nr. 17 u.18
November 1909. 8°,
Herrn M. Vacek.
6 S. Gesch. d.
(16293. 8°.)
Geer, G. de. A geologieal excursion to
central Spitzbergen. [Guide de l’ex-
cursion au Spitzberg.] Stockholm, typ.
P. A. Norstedt & Söner, 1910. 8°,
238. mit 2 Textfig. u. 21 Taf. Gesch.
d. Frau Dr. Petrascheck.
(16294. 8°.)
Götzinger, 6. Die österreichisch-italie-
nische Konferenz zur Erforschung der
Adria in Venedig. (Separat. aus: In-
ternationale Revue der gesamten
Hydrobiologie und Hydrogeographie.
Bd. III. Hft. 3—4.) 4 8. (456 —459).
Gesch. d. Autors. (16295. 8°.)
Gortani, M. Appunti geologiei sull’ alta
valle del Tagliamento. Nota. (Separat.
aus: Atti del Congresso dei Naturalisti
italiani; Milano 1906.) Milano, typ.
degli Operai, 1907. 8°. 10 S. Gesch.
d. Herrn G. Geyer. (16296. 8°.)
Gortani, M. Osservazioni geologiche sui
terreni paleozoiei dell alta valle di
Gorto in Carnia. Nota. (Separat. aus:
Rendiconto della R. Accademia delle
scienze dell’ Istituto di Bologna. Anno
1909—1910.) Bologna, typ. Gamberini
e Parmeggiani, 1910. 8°. 10 S. Gesch.
d. Herrn G. Geyer, (16297. 8°.)
Groth, P. Chemische Krystallographie.
Teil 11T. Aliphatische und hydro-
aromatische Kohlenstoffverbindungen.
Leipzig, W. Engelmann, 1910. 8°.
IV—804 S. mit 648 Textfig. Gesch.
d. Verlegers. (7015. 8°. Lab.)
Grubenmann, U. Die kıistallinen Schie-
fer. Eine Darstellung der Erscheinun-
gen der Gesteinsmetamorphose und
ihrer Produkte. Zweite, neu bearbeitete
Auflage. Berlin, Gebr. Bornträger,
1910. 8°. X1I—298 8. mit 23 Textfig.
u. 12 Taf. Kauf. (7016. 8°. Lab.)
Habenicht, H. Spuren der Eiszeiten in
Norddeutschland und Versuch ihrer
Deutung. Gotha, typ. F. A. Perthes,
1910. 8°. 15 S. mit 1 Karte. Gesch. d.
Autors, { (16298. 8°.)
Heritsch, F. Über das Mürztaler Erd-
beben vom 1. Mai 1885. (Mitteilungen
der Erdbeben-Kommission der kais.
Akademie der Wissenschaften. N. F.
Nr. XXXIL) Wien, A. Hölder, 1908.
8°. 68 S. mit 1 Textfig. u. 3 Karten.
Gesch. d. Prof. F. Kossmat.
(16299. 8°.)
Herman, 0. Das Artefakt von Olonec
und was dazu gehört. Mit Nachträgen.
(Zum Teil Separatabdruck aus: Mit-
teilungen der anthropologischen Ge-
1910
sellschaft in Wien. Bd. XL. 1910.)
Budapest, typ. W. Hamburger, 1910.
8°. 13 S. mit 2 Taf. Gesch. d. Autors.
(16300. 8°.)
Hermann, A. Modern laboratory methods
in vertebrate palaeontology. (Separat.
aus: Bulletin of the American Mu-
seum of natural history. Vol. XXVI.
1909, Art. 23) New York [Cambridge,
Mass., typ. E. W. Wheeler] 1909. 8°,
49 S. (285—331) mit 18 Textfig. u.
6 Taf. (LII-LVII). Gesch. d. Herrn
M. Vacek. (16501. 8°.)
Hibsch, J. E. Versuch einer Gliederung
der Diluvialgebilde im nordböhmischen
Elbtale. (Separat. aus: Jahrbuch der
k. k. geolog. Reichsanstalt. Bd. XLIX.
1899. Hft. 4.) Wien, typ. Brüder
Hollinek, 1899. 8°. 8 S. (641- 648.)
(16302. 8°.)
Hinterlechner, K. & €. v. John. Über
metamorphe Schiefer aus dem Eisen-
gebirge in Böhmen; von K. Hinter-
lechner. Mit chemischen Analysen
von €. v. John. (Separat. aus: Ver-
handlungen der k. k. geolog. Reichs-
anstalt. 1910. Nr. 15) Wien, typ.
Brüder Hollinek, 1910. 8°. 17 S.;(337—
353.) Gesch. d. Autors. (16503. 8°.)
Hirschwald, J. Die Prüfung der natür-
lichen Bausteine auf ihre Wetter-
beständigkeit. (Separat. aus: Bau-
technische Gesteinsuntersuchungen
hrsg. v. J. Hirschwald. Jahrg. I.
1910. Hft. 1.) Berlin, Gebr. Born-
träger, 1910. 4°. 24 S. mit 24 Textfig.
u. 3 Taf. Gesch. d. Autors.
(16304. 8°.)
Hirschwald, J. Untersuchungen von
Baugesteinen für die Kenovations-
arbeiten am Kölner Dom. (Separat.
aus: Bautechnische Mitteilungen hrsg.
v. J. Hirschwald. Jahrg. I. 1910.
Hft. 1.) Berlin, Gebrüder Bornträger,
1910. 4°. 9S. (25—33) mit 7 Textfig.
(25—31.) Gesch. d. Autors.
(16305. 8°.)
Höfer, H. Beziehungen der theoretischen
und angewandten Wissenschaften.
Rede, gesprochen gelegentlich der Er-
öffnung der k k. Montanistischen
Hochschule in Leoben. Leoben, typ.
J. U. Prosl, 1910. 8°. 7 S. Gesch. a.
Autors. (16306, 8°.)
[Hoefer, H.] Zum Rücktritte H. Hoefers
vom Lehramte an der Leobner mon-
tanistischen Hochschule. Zeitungs-
artikel von S. Rieger. Graz 1910.
4°. Vide: Rieger, S. (2948. 4°.)
Hoernes, R. Das Erdbeben von Messina
am 28. December 1908. (Separat. aus:
Geologische Rundschau. Bd. I. Hft. 4.)
Einsendungen für die Bibliothek. 413
Leipzig, W. Engelmann, 1910. 8°,
7 S. (177—183.) Gesch. d. Autors,
(16307. 8°.)
Hoernes, R. Juveniles und vadoses
Wasser. (Separat. aus: Zeitschrift
für Balneologie. Hrsg. v. Graeffner &
Kaminer. Jahrg. III. 1910— 1911. Nr. 15
u. 16.) Berlin, typ. I. Simion Nach-
folger, 1910. 8°. 15 S. (410-417 u.
443—449.) Gesch. d. Autors.
(16308. 8°.)
Hofmann, A. & F. Katzer. Säugetier-
reste aus einigen Braunkohlenab-
lagerungen Bosniens und der Her-
zesowina; von H. Hofmann, Mit
Bemerkungen über die Lagerungs-
und Altersverhältnisse; v. F. Katzer.
(Separat. aus: Wissenschaftliche Mit-
teilungen aus Bosnien und der Her-
zegowina. Bd. XI. 1909.) Wien, A.
Holzhausen, 1909. 8°. 15 S. mit
3 Textfig. u. 3 Taf. (XL—XLIJ.)
Gesch. d. Prof. F. Kossmat.
(16309, 8°.)
Holst, N. 0. A few words concerning
swedish highland geology. Stockholm
1910. 8%. 3 S. mit 1 Textfig. Gesch.
d. Frau Dr. Petrascheck.
(16310, 8°.)
Hulth, J. M. Swedish arctic and ant-
arctic explorations 1758—1910. Biblio-
graphy. Part. I. (K. SvenskaVetenskaps-
akademiens Arsbok för är 1910, bi-
laga 2.) Upsala & Stockholm, typ.
Almgvist & Wiksells, 1910. 8°. 1488.
Gesch. d. Frau Dr. Petrascheck.
(16311. 8°.)
[Japan.] Mining in Japan, past and
present; 1909. [Japanese Exposition
in London. 1910.] 8°. Vide: Mining.
2 (16280. 8°.)
John, €. v. Über die chemische Zu-
sammensetzung einiger im Karawan-
kentunnel erbohrten Wässer. (Separat.
aus: Denkschriften der math.-naturw.
Klasse der kais. Akademie der Wis-
senschaften. Bd. LXXII.) Wien, A.
Hölder, 1910. 4°. 6 S. (251—256.)
Gesch. d. Autors. (2945. 4°.)
John, €. v. Über metamorphe Schiefer
aus dem Eisengebirge in Böhmen;
von K. Hinterlechner. Mit che-
mischen Analysen von C. v. John.
Wien 1910. 8°. Vide: Hinter-
Jlechner, RK. & C. v. John.
(16303. 8°.)
Katzer, F. [Säugetierreste aus einigen
Braunkohlenablagerungen Bosniens
und der Herzegowina, von A. Hof-
mann.] Mit Bemerkungen über die
414
Lagerungs- und Altersverhältnisse, von
F,. Katzer.. Wien 1909. 8°. Vide:
Hofmann, A. & F. Katzer.
(16309. 8°.)
Klimaveränderungen, Die, in Deutsch-
land seit der letzten Eiszeit. Heraus-
gegeben und den Teilnehmern am
11. Internationalen geologischen Kon-
greß in Stockholm gewidmet von der
Deutschen geologischen Gesellschaft.
(Separat. aus: Zeitschrift der Deutsch.
geolog. Gesellschaft. Bd. LXI. 1910.
Hft. 2.) Berlin, J. G. Cottas Nach-
folger, 1910. 8°. 212 S. (97—304.)
Gesch. d. Frau Dr. Petrascheck.
(16277. 8°.)
Knauer, J. Die tektonischen Störungs-
linien des Kesselberges. [Landeskund-
liche Forschungen, hrsg. v. d. Geograph.
Gesellschaft in München. Hft. 9.)
München, Th. Riedel, 1910. 8°. 25 S.
mit 2 Textfig, 2 Taf. u. 1 geolog.
Karte. Gesch. d. Autors. (16512. 8'.)
Koch, A. Geologisches Profil eines im
Jahre 1904 in Adäcs (Komitat Ileves)
niedergeteuften Rohrbrunnens. (Se-
parat. aus: Földtani Közlöny. Bd.
XXXVI. 1907.) Budapest, typ. Krank-
lin-Tärsulat, 1907. 8°. 4 S. (395—398).
Gesch. d. Prof. F. Kussmat.
(16313. 8°.)
Koch, A. Neue Beiträge zu dem Vor-
kommen von Trachytmaterial in den
alttertiären Ablagerungen des Buda-
pester Gebirges. (Separat. aus: Föld-
tani Közlöny. Bd. XXXVIII. 1908.)
Budapest, typ. Franklin-Tärsulat, 1908.
8°. 10 S. (373—382) mit 2 Textfig.
Gesch. d. Prof. F. Kossmat.
(16314. 8°.)
Kormos, Th. Zwei neue Gastropoden
aus dem ungarischen Pleistozän. (Se-
parat. aus: Földtani Közlöny. Bd.
XXXIX. 1909.) Budapest, typ. Franklin-
Tärsulat, 1909. 8°. 5 S. (95—99) mit
3 Textfig. Gesch. d. Prof. F. Koss-
mat. (16315. 8°.)
Kormos, Th. Campylaea ban.atica(Partsch)
Rm. und Melanella Holandıi Fer. im
Pleistozän Ungarns. (Separat. aus:
Földtani Közlöny. Bd. XXXIX. 1909.)
Budapest, typ. Franklin-Tärsulat, 1909.
8% 78. (204-210) mit 2 Texifig.
Gesch. d. Prof. F. Kossmat.
(16316. 8°.)
Kormos, Th. Die Spuren der pleisto-
zänen Urmenschen in Tata. Vor-
läufiger Bericht. (Separat. aus: Föld-
tani Közlöny. Bd. XXXIX. 1909.)
Budapest, typ. Franklin-Tärsulat, 1909.
8°, 3 8. (210—212) mit 1 Textfie.
Gesch. d. Prof. F.Kossmat.(16317,8°.)
Verhandlungen.
Ne Aw
Kormos, Th. Die geologische Vergangen-
heit und Gegenwart des Särretbeckens
im Komitat Fejer. (Separat. aus:
Resultate der wissenschaftl. Erfor-
schnng des Balatonsees. Bd. I. Teil 1.
Palaentolog. Anhang.) Budapest, typ.
V. Hornyanszky, 1909. 8°. 72 S. mit
34 Textfig. u. 2 Taf. Gesch. d. Prof.
F. Kossmat. (16318. 8°.)
Kossmat, F. & C. Diener. Die Bellero-
phonkalke von Oberkrain und ihre
Brachiopodenfauna. (Separat. aus!
Jahrbuch der k. k. geolog. Reichs-
anstalt. Bd. LX. 1910. Hft. 2.) Wien,
R. Lechner, 1910. 8°. 34 S. (277—310)
mit 6 Textfig. u. 2 Taf. (XIV—XV.)
Gesch. d. Prof. F. Kossmat.
(16319. 8°.)
Kranz, W. Bemerkungen zur 7. Auflage
der geologischen Übersichtskarte von
Württemberg, Baden, Elsaß usw.,
nebst Erläuterungen von C. Regel-
mann. (Separat. aus: Üentralblatt
für Mineralogie, Geologie. Jahrg. 1908.
Nr. 18—21.) Stuttgart, E. Schweizer-
bart, 1908. 8°. 34 S. mit 5 Textfig.
Gesch.d. Prof. F. Kossmat. (16320. 8°.)
Krischtafowitsch, N. J. Sur la derniere
periode glaciaire en Europe et dans
l’Amerique du nord en rapport avec la
guestion de Ja cause des periodes
glaciaires en general. (Separat. aus:
Bulletin de la Societe belge de ge-
ologie, de pal&eontologie. Tom. XXV.
1910. Proces-verbaux.) Bruxelles, typ.
Hayez, 1910. 8°. 14 8. (292 305.)
Gesch. d. Autors. (16321. 8°.)
Launay, L. De. Les r&eserves mondiales
en minerais de fer. Stockholm, P. A.
Norstedt & Söner, 1910. 8%, 9 8.
Gesch. d. Frau Dr. Petrascheck.
(16322. 8°.)
Launay, L. De. La geologie et richesses
min6rales de 1’Asıe. Historique in-
dustrie - production - avenir - metallo-
genie.... Paris, Ch. Beranger, 1911.
8°. 816 S. mit 82 Textfig. u. 10 Taf:
Gesch. d. Verlegers. (16278. 8°.)
Lautensach, H. Glazialmorphologische
Studien im Tessingebiet. Dissertation.
Dresden, typ. B. G. Teubner, 1910. 8°.
69 8. Gesch. d. Universität Berlin.
(16323. 8°.)
Lemoine, P. Sur la presence d’Asteries
dans le Portlandien superieur du pays
de Bray. (Separat. aus: Bulletin de
la Societ€ des Amis des sciences
naturelles de Rouen; 1907. sem. 2.)
Rouen, typ. Lecerf Fils, 1908. 8°. 3 8.
mit 1 Taf. Gesch. d. Prof. F. Kossmat.
(16324. 8°.)
1910 Einsendungen für die Bibliothek. 415
Lemoine, P. Observations faites sur le
tremblement de terre de Provence,
11 juin 1909. (Separat. aus: Bulletin
de la Societe philomatique de Paris.
Sen, X. Kom: L Nr. 3.1969) Paris,
typ: Deslis Freres, 1969. 8°. 34 S. mit
5 Textfig. Gesch. d. Prof. K. Koss-
mat. (16325. 8°.)
Lepsius, R. Notizen zur Geologie von
Deutschland. (Separat. aus: Notizblatt
des Vereines für Erdkunde und der
großh. geolog. Landesanstalt zu Darm-
stadt. Folge IV. Heft 29. 1908.)
Darmstadt, A. Bergsträsser, 1908. 8".
54 S. Gesch. d. Herrn M. Vacek.
(16326. 8°.)
Lethaea geognostica. Handbuch der
Erdgeschichte, redig. v. I. Frech.
II. Teil. Mesozoicum, Bd. III.
Kreide. Abtlg. I. Unterkreide (Palaeo-
eretacieum) von W. Kilian. Lfg. 2.
Stuttgart, E. Schweizerbart, 1910. 8°,
S 167-237 mit 12 Taf. Kauf.
(6516, 8°.)
Liebus, A. Die Bruchlinie des „Vostry“
im Bereiche der SW-Sektion des
Kartenblattes Zone 6, Kol. X und
ihre Umgebung. (Separat. aus: Jahr-
buch der k. k geolog. Reichsanstalt.
Bd. LX. :910. Hft. 1.) Wien, R. Lech-
ner, 1910. 8°. 16 S. (99—114) mit 1
Textfig. u. 1 geolog. Karte (Taf. V).
Gesch. d. Autors. (16327. 8°.)
Linstow, 0. v. Zwei Asteriden aus
märkischem Septarienton (Rupelton)
nebst einer Übersicht über die bisher
bekanntgewordenen tertiären Arten.
(Separat. aus : Jahrbuch der kgl preuß.
geologischen Landesanstalt für 1919.
Bd. XXX. Teil II. Aft. 1.) Berlin, typ.
A. W. Schade, 1909. 8°. 17 8. (47—
63) mit 1 Taf. (II). Gesch. d. Herrn
M. Vacek. (16328. 8°.)
Lucerna, R. Die Eiszeit auf Korsika
und das Verhalten der exogenen
Naturkräfte seit dem Ende der Dilu-
vialzeit. (Separat. aus: Abhandlungen
der k. k. geographischen Gesellschafs
in Wien. Bd. IX. 1910. Nr. 1.) Wien,
R. Lechner, 1910. 8°. VI—144 8. mit
36 Textfig. u. 13 Taf. Gesch. d. Autors.
(16279. 8°.)
Meyer, H. L. F. & 0. A. Welter. Zur
Geologie des südlichen Graubündens.
(Separat. aus: Zeitschrift der Deutsch.
geolog. Gesellschaft. Bd. LXII. 1910.
Monatsberichte Nr. 1.) Berlin. 7 S.
(65— 71) mit 3 Textfig. Gesch. d. Prof.
F. Kossmat. (16329. 8°.)
Michaelsen, H. Die Kalkpfannen des
östlichen Damaralar.des. Dissertation.
Berlin, typ. E. S. Mittler & Sohn,
1910. 4526 S. mit 7 Textfie, u. 1
Taf. Gesch. d. Universität Berlin.
(2946. 4°.)
Mining in Japan, past and present.
Published by the Bureau of mines,
Department of agrieulture and com-
merce of Japan. 1909. [London, Japa-
uese Exposition, 1910. 8%.] IV—322 S.
mit 7 Textie. u. 3 Tat. Gesch. d.
Japanischen Ausstellungs: Kommission
in London. (16280. 8°.)
Möhring, W. Der Zechstein am nörd-
lichen Rande des Rheinischen Schiefer-
gebirges. Dissertation. Berlin, typ. E.
Ebering, 1910. 8°. 66 S. Gesch. d.
Universität Berlin. (16330. 8°.)
Nathorst, A. @. Eine vorläufige Mit-
teilung von Prof. J. F. Pompeckj
über die Altersfrage der Juraablage-
rungen Spitzbergens. (Separat. aus:
Geologiska Föreningens Förhandlingar.
Bd. XXXII. 1910.) Stockholm, typ.
P. H. Norstedt & Söner, 1910. 8°.
9S.Gesch.d.FrauDr.Petrascheck.
(16331. 8°.)
Paulcke, W. Das Lichtbild im geolo-
gischen Unterricht und Vortrag. (Se-
parat. aus: Geologische Rundschau.
Bd. I. Hft. 4.) Leipzig, W. Engelmann,
1910. 8%, 8 S, (225—232). Gesch. d.
Prof. F. Kossmat. (16332. 8°.)
Philipp, H. Vorläufige Mitteilungen
über Resorptions- und Injektions-
erscheinungen im südlichen Schwarz-
wald. (Separat. aus: Centralblatt für
Mineralogie, Geologie. Jahrg. 1907.)
Stuttgart, E. Schweizerbart, 1907. 8°.
5 S. (76—80). Gesch. d. Prof. FE.
Kossmat. (16333. 8°.)
Philipp, H. Über Glazialerscheinungen
in der Rhön. (Separat. aus: Zeit-
schrift für Gletscherkunde. Bd. III.
1909.) Berlin, Gebr. Bornträger, 1909.
8°. 11 8. (286-296) mit 5 Textfig.
Gesch. d. Prof. F. Kossmat.
(16334. 8°.)
Pistl, 6. Die erste Schrift über den
„Kammerbühl.“ (Separat. aus: A. Johns
Monatsschrift für Volks- und Heimats-
kunde. Jahrg. XV. Hft. 1.) Eger, typ.
G. Adler, 1910. 4%. 6 8. Gesch. d.
Autors. (2947. 4°.)
Pompeckj, J. F. Zur Rasenpersistenz
der Ammoniten. (Separat. aus: Jahres-
bericht des niedersächsischen geolo-
gischen Vereins. (Geologische Ab-
teilung der naturhistorischen Gesell-
schaft zu Hannover] III 1910.)
Hannover, typ. W. Riemschneider,
416
1910. 8°. 23 8. (63—88). Gesch. d.
Prof. F. Kossmat. (16335. 8°.)
Pompeckj, J. F. Uber einen Fund von
Mosasaurier-Resten im Ober-Senon
von Haldem, (Separat. aus: Jahres-
bericht des niedersächsischen geolo-
gischen Vereins [Geologische Ab-
teilung der naturwissenschaftlichen
Gesellschaft zu Hannover] Ill. 1910.)
Hannover, typ. W. Riemschneider,
1910. 8°. 20 S. (122—140) mit 1 Taf.
(IV). Gesch. d. Prof. F. Kossmat.
(16336. 8°.)
Potonie, H. Abbildungen und Beschrei-
bungen fossiler Pflanzenreste. Heraus-
gegeben von der kgl. preuß. geolo-
gischen Landesanstalt. Lieferung VII.
Berlin, typ. A. W. Schade, 1910. 8°.
Gesch. d. kgl. preuß. geolog. Landes-
anstalt. (14217. 8°.)
Potonie, H. Die Entstehung der Stein-
kohle und der Kaustobiolithe über-
haupt (wie des Torfs, der Braunkohle,
des Petroleums usw.). Nach Vor-
lesungen, gehalten auf der Berg-
akademie und der Universität zu
Berlin. 5., sehr stark erweiterte Auf-
lage des Heftes: „Die Entstehung
der Steinkohle und verwandter Bil-
dungen einschließlich des Petroleums.“
Berlin, Gebrüder Bornträger, 1910. 8°.
X—225 S. mit 75 Textfig. Kauf.
(16281. 8°.)
Purkyn&, C. v. Mineralogicko-geologicke
sbirky m&stsk6ho historickeho musea
v Plzni. (Separat. aus: „Sbornik“ des
städtischen historischen Museums in
Pilsen. Jahrg. I. 1909) [Mineralogisch-
geologische Sammlungen des histori-
schen Museums in Pilsen]. Pilsen,
typ. J. R. Porta, 1909. 8°. 8 S. Gesch.
d. Autors. (16337. 8°.)
Rieger, S. Zum Rücktritt H. Hoefers
vom Lehramte an der Leobner mon-
tanistischen Hochschule. [Zeitungs-
artikel im „Grazer Tagblatt“ vom
21. Oktober 1910.] Graz, 1910. 4°,
Gesch. d. Dr. F. Teller. (2948. 4°.)
Rühl, A. Geomorphologische Studien
aus Catalonien. Dissertation. (Separat.
aus: Zeitschr. der Gesellschaft für Erd-
kunde zu Berlin. Jahrg. 1909. (Nr. 4-—
5.) Gesch. d. Prof. F. Kossmat.
(16338. 8°.)
Schaffer, F. X. Das Delta des norischen
Flusses. (Separat. aus: Mitteilungen
der geologischen Gesellschaft in Wien.
II. 1909.) Wien, F. Deuticke, 1909.
8°. 4 8. (235—238). Gesch. d. Prof.
F, Kossmat, (16339. 8°.)
Verhandlungen.
Nr. 17 u. 18
Schaffer, F. X. Der Erdbebengürtel der
Erce. (Separat. aus: Neues Jahrbuch
für Mineralogie, Geologie... Jahrg.
1909. Bd. I.) Stuttgart, E. Schweizer-
bart, 1909. 8°. 6 S. ('02—107) mit 1
Karte (Taf. XXIII). Gesch. d. Prof.
F. Kossmat. (16340. 8°.)
Schardt, H. Die Pierre des Marmettes und
die große Blockmoräne bei Monthey,
Kanton Wallis. (Separat. aus: Ver-
handlungen der schweiz. naturfor-
schenden Gesellschaft. Jahres-Ver-
sammlung 91. in Glarus, 1908. Bd. I.)
Aarau, R. Sauerländer & Co., 1908.
8°. 23° S. (189-210) mit 777 Tar.
Gesch. d. Prof. F. Kossmat.
(16341. 8°.)
Schardt, H. L’evolution tectonique des
nappes de recouvrement des Alpes. —
Les causes du plissement et des
chevauchements dans le Jura. — (Se-
parat. aus: Eclogae geologicae Hel-
vetiae. Tom. X. Nr. 4. 1908.) Lausanne,
G. Bridel & Co., 1908. 8°. 4 S. (484—
488). Gesch. d. Prof. F. Kossmat.
(16342. 8°.)
Schardt, H. Note sur l’origine des
sources vanclusienness de la Doux
(source de l’Areuse) et de la Noiraigne,
canton de Neuchatel, Suisse. (Separat.
aus: Bulletin de la Societe belge de
geologie, de pal&ontologie et d’hydro-
logie. Tom. XIX. 1905.) Bruxelles,
typ. Hayez, 1906. 8°. 12 S. (559—570)
mit 1 Textfig. u. 1 Taf. (XV).
Gesch. d. Prof. F. Kessmat.
(16343. 8°.)
Schellwien, E. Vorläufiger Bericht über
eine von Herrn F. Kossmat und
ihm im alpinen Bellerophonkalk auf-
gefundene neue Fauna. (Separat. aus:
Zeitschrift der Deutsch. geologischen
Gesellschaft. Bd. LVII. 1905. Monats-
berichte Nr. 9.) Berlin, typ. J. F.
Starcke, 1905. 8°. 3 S. (357—359).
Gesch. d. Prof. F. Kossmat.
(16344. 8°.)
Schlosser, M. Ausgrabungen und Höhlen-
studien im Gebiet des oberpfälzischen
und bayrischen Jura. (Separat. aus:
Correspondenzblatt der Deutschen
anthropologischen Gesellschaft. 1897.
Nr. 4—5.) Braunschweig 1897. 4°,
9 S. mit 2 Textfig. Gesch. d. Herrn
M. Vacek. (2949. 4°.)
Schubert, R. Der Clavulina-Szaböi-
horizont im oberen Val di Non, Süd-
tirol. (Separat. aus: Verhandlungen
der k. k. geolog. Reichsanstalt. 1900,
Nr. 3.) Wien, typ. Brüder Hollinek,
1900. 5°. 7 8. (79—85). Gesch. d.
Herrn M. Vacek, (16345, 8°.)
1910
Simionescu, J. Studii geologice si pale-
ontologice din Dobrogea. IV. Fauna
triasica din insula Popina. (Separat.
aus: Academia Romänä. Publicatiunile
fondului V. Adamachi. Nr. XXVII.)
Bucuresti, typ. C. Göbl, 1910. 8°. 30 S.
(295 —524) mit 27 Textfig. Gesch. d.
Autors. (12665. 8°.)
Snellen, M. & H. Ekama. Rapport sur
l’expedition polaire neerlandaise qui
a hiverne dans la mer de Kara en
1882—83. Utrecht, J. van Boekhoven,
1910. 4°. [X]—141— CVIII S. mit 12
Taf. Gesch. (2941. 4°.)
Spitz, A. Geologische Studien in den
zentral-karnischen Alpen. (Separat.
aus: Mitteilungen der geolog. Gesell-
schaft in Wien. Bd. II. 1909. Hft. 3.)
Wien, F. Deuticke, 1909. 8°%. 57 S.
(278—334) mit 2 Taf. (VIII-IX) u.
1 geolog. Karte. Gesch. d. Herrn M.
Vacek. (16346. 8°.)
Stauffer, €. R. The middle devonian
of Ohio. [Geological Survey of Obio.
Ser. IV. Bulletin 10.] Columbus, Ohio,
1910. 8°. 204 S. mit 17 Taf. Gesch,
d. Herrn .G. Geyer. (16232. 8°.)
Stefani, C.de. La]livellazione sul littorale
calabro-siculo fatta dopo il terremoto
del 1908. Nota. (Separat. aus: Bollettino
della Societä geologica italiana. Vol.
XXIX. 1910. Fasc. 2.) Roma, typ. F.
Cuggiani, 1910. 8%. 9 S. (223—231).
Gesch. d. Autors. (16347. 8°.)
Suess, F. E. Uber Gläser kosmischer
Herkunft. Vortrag, gehalten bei der
81. Versammlung Deutscher Natur-
forscher und Ärzte in Salzburg, am
23. September 1909. (Separat. aus:
Naturwissenschaftliche Rundschau.)
Braunschweig, typ. F. Vieweg & Sohn,
1909. 4°. 68. Gesch. d. Prof. F.Koss-
mat. (2950. 4°.)
Suess, F. E. Moravische Fenster. Vor-
läufige Mitteilung. (Separat. aus: An-
zeiger der kais. Akademie der Wissen-
schaften, math.-naturw. Klasse. 1910.
Nr. XXVI.) Wien, typ. Staatsdruckerei,
191028926. S. Gesch. d. Herrn G.
Geyer. (16348. 8°.)
Till, A. Die Ammonitenfauna des Kelloway
von Villäny, Ungarn. I. Abteilung.
Geologischer Teil. (Separat. aus: Bei-
träge zur Palaeontologie und Geologie
Österreich-Ungarns und des Orients.
Bd. XXIII.) Wien u. Leipzig, W. Brau-
müller, 1910. 4°. 25 S. (175—199).
Gesch. d. Autors. PISIZAN)
Toula, F. Neue Erfahrungen über den
geognostischen Aufbau der Erdober-
fläche. XII. 1907— 1909. (Separat. aus:
Geographisches Jahrb. Bd. XXXIII.)
Einsendungen für
die Bibliothek. 417
Gotha, J. Perthes, 1910. 8°. 110 S.
(205—314). Gesch. d. Autors,
(7864. 8°.)
Uhlig, V. Die Eisenerzvorräte Öster-
reichs. Text. (Separat. aus: The iron-
ore resources of the world. Vol. 1.
Text.) Stockholm, Generalstabens
litografiska Anstalt, 1910. 4°. 34 S.
(141—174) mit 1 Taf. Gesch. d. Autors,
(2952. #0..
Uhlig, V. Die Eisenerzvorräte ÖOster-
reichs. Atlas. (Separat. aus: The
iron-ore resources of the world. Atlas.)
Stockholm, Generalstabens litografiska
Anstalt, 1910. 2°. 7 Taf. (6—12). Gesch.
d. Autors. (2635 22.)
Uhlig, V. Die Fauna der Spiti-Schiefer
des Himalaya, ihr geologisches Alter
und ihre Weltstellung. (Separat. aus:
Denkschriften der math.- naturw.
lasse der kais. Akademie der Wissen-
schaften. Bd. LXXXV.) Wien, A.
Hölder, 1910. 4°. 79 S. (531—609).
Gesch. d. Autors. (2953: 22.)
Vinassa de Regny, P. Fauna dei
caleari con „Zhynchonella Megaera“
del passo di Volaia. (Separat. aus:
Bollettino della Societä geologica
italiana. Vol. XXVII. 1908. Fasc. 4.)
Roma, typ. F. Cuggiani, 1908. 8°. 46 S.
(547—592) mit 1 Textfig. u. ] Taf.
(XX) Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16349. 8°.)
Waagen, L. Die unterirdische Ent-
wässerung im Karst. (Separat. aus:
Geographische Zeitschrift, hrsg. v.
A. Hettner. Jahrg. XVI. Hit. 7.)
Leipzig, B. G. Teubner, 1910. 8°.
4 S. (398—401). Gesch. d. Prof. F.
Kossmat. (16350. 8°.)
Waagen, L. Die Lage der österreichi-
schen Geologen. (In: „Der Geologe“
hrsg. v. W. Guitzow. Jahrg. I. Nr. 2.)
Leipzig, M. Weg, 1910. 8°. 4 S. (17—
20) Gesch. d. Autors. (16351. 8°.)
[Wahnschaffe, F.| Die Klimaverände-
rungen in Deutschland während der
letzter Eiszeit. Herausgegeben und
den Teilnehmern am XI. Inter-
nationalen geologischen Kongreß in
Stockholm (August 1910) gewidmet
von der Deutschen geologischen Ge-
sellschaft. Berlin, 1910. 8°. Vide:
Klimaveränderungen, Die.
(16277. 8°.)
Washington, H. S. & F. E. Wright.
A feldspar from Linosa and the
existence of soda anorthite [Carnegie-
ite]. (Separat, aus: American Journal
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 17 u. 18. Verhandlungen. 63
418
of science. Val. XXIX. 1910.) New
Haven, 1910. 8°, 19 S. (52—70) mit
3 Textfig. Gesch. d. Herrn M. Vacek.
(16352. 8°.)
Weber, M. Über Diabas und Kerato-
phyr aus dem Fichtelgebirge. (Separat.
aus: Üentralblatt für Mineralogie,
Geologie. Jahrg. 1910. Nr. 2). Stutt-
gart, E. Schweizerbart, 1910. 8°%. 7®.
(37—43). Gesch. d. Herrn M. Vacek.
(16353. 8°.)
Weber, M. Studien an den Pfahl-
schiefern. (Separat. aus: Geogano-
stiche Jahreshefte. Jahrg. XXIII.
1910.) München, Piloty & Loehle,
8°. 11 S. mit 2 Taf. Gesch. d. Herrn
M. Vacek. (16354. 8°.)
Welter, 0. A. Über die Deutung des
Iberges bei Grund im Harze. (Separat.
aus: Sitzungsberichte der Niederrhein-
Gesellschaft für Natur- und Heil-
kunde zu Bonn 1910.) Bonn, 1910.
8°. 7 S. Gesch. d. Autors.
2 (16355. 8°.)
Welter, 0. A. Uber anstehenden Nephrit
in den Alpen. (Separat. aus: Verhand-
lungen des naturwiss. Vereins zu
Karlsruhe. Bd. XXIII.) Karlsruhe,
typ. G. Braun, 1910. 8°. 5 S. und Dis-
kussion. (1 8.). Gesch. d. Autors.
(16356. 8°.)
Welter, 0. A. Die Pharctronen aus dem
Essener Grünsand. (Separat. aus: Ver-
handlungen des naturhist. Vereins der
preuß. Rheinlaude und Westfalens.
Jahrg. LXVII. 1910.) Bonn 1910. 8°.
82 S. mit 12 Textfig. u. 3 Taf. Gesch.
d. Autors. (16357. 8°.)
Welter, 0. A. Zur Geologie des südlichen
Graubündens. Berlin 1910. 8°. Vide:
Meyer, H. L. F.& O0. A. Welter.
(16329. 8°.)
Wilekens, R. Palaeontologische Unter-
suchung triadischer Faunen aus der
Umgebung von Predazzo in Südtirol.
(Separat. aus: Verhandlungen des
Verhandlungen.
Nr. 17 ls
naturh. medizin. Vereins zu Heidel-
berg. N. F, Bd. X. Hft. 2.) Heidel-
berg, C. Winter, 1909. 8%. 15178:
(81—231) mit 10 Textfig. u. 4 Taf.
(IV—VII). Gesch. d. Herrn M. Vacek.
(16283. 8°.)
Woöjecik, K. Eine neue Entblößung von
Oolith im Eisenbahneinschnitte in
Balin bei Krakau. (Separat. aus:
Bulletin de l’Acad&mie des sciences de
Cracovie. Classe des sciences mathe-
matiques et naturelles; juillet 1909.)
Krakau, typ. Universität, 199. 8°,
12 8. (360—371) mit 4 Textfig.
Gesch. d. Herrn M. Vacek.
(16353. 8°.)
Wright, F. E. A feldspar from Linosa
and the existence of soda anorthite
(Carnegieite). Vide:e Washington,
H.S. &F. EB. Wright. (26352.8%)
Zailer, V. Das diluviale Torf- (Kohlen-)
lager im Talkessel von Hopfgarten,
Tirol. (Separat. aus: Zeitschrift für
Moorkultur und Torfverwertung. 1910.)
Staab 1910. 8°. 15 S. (267—281) mit
5 Textfig. u. 2 Taf. Gesch. d. Autors)
(16359. 8°.
Zimmermann, E. Kohlenkalk und Culm
des Velberter Sattels im Süden des
westfälischen Carbons. Dissertation.
(Separat. aus: Jahrbuch der kgl.
preuß. geologischen Landesanstalt, für
1909. Bd. XXX. Teil II.) Berlin, typ.
A. W, Schade, 1910. 8°. 68 S. mit
25 Textfig. Gesch. d. Universität
Berlin. (16360. 8°.)
Zittel, K. A. v. Grundzüge der Palä-
ontologie (Paläozoologie); neu be-
arbeitet von F. Broili. 3. verbesserte
und vermehrte Auflage. Abteilung I.
Invertebrata. München und Berlin.
R. Oldenburg, 1910. 8°. X—607 S. mit
1414 Textfig. Gesch. d. Verlegers.
(16276. 8°.)
1910
Einsendungen für die Bibliothek.
419
Periodische Schriften.
Eingelangt im Laufe des Jahres 1910.
Abbeville. Societe d’&mulation. Bul-
letintrimestral. Annee 1909, Nr. 3—4;
Annee 1910, Nr. 1—2. (182. 8°.)
Abbeville. Societ& d’emulation. M&moi-
res (Oktav-Fermat). Tom. XXI. (Ser.
IV. Tom. VI.) Part 2. 1909. (182.a. 8°.)
Adelaide. Royal Society of South
Australia. Memoirs. Vol. 1I. Part 2.
(249. 4°.)
Adelaide. Royal Society of South
Australia. Transactions and Pro-
ceedings and Report. Vol. XXXII.
1909. (183. 8°.)
Albany. New York State Museum.
Annual Report. (Oktav-Format.)
LXII. 1908. Vol. 1—3 u. Bulletin
Nr. 132—139 (134. 8°.)
Albany. New York State Museum. An-
nual Report. (Quart-Format.) LXII.
1908. Vol. 4. (252. 4°.)
Altenburg. Naturforschende Gesellschaft
des Osterlandes. Mitteilungen aus
dem Os»terlande. N. F. Bd. XIV. 1910.
(185. 8°.)
Amsterdam. Koninkl. Akademie van
wetenschappen. Jaarboek; voor
1909. (195. 8°.)
Amsterdam. Koninkl. Akademie van
wetenschappen (wis—en natuurkun-
dige afdeeling). Verhandelingen:
2. Seetie. Deel XV.Nr. 2. 1909; Deel
XVI. Nr. 1-3. 1910. (188. 8°.)
Amsterdam. Koninkl. Akademie van
wetenschappen (wis—en uatuurkun-
dige afdeeling). Verslag van de
gewone vergaderingen. Deel XVII.
Ged. 1—2. 1909—1910. (189. 8°.)
Amsterdam. Koninkl. Akademie van
wetenschappen (afdeelingLetterkunde).
Verhandelingen. N. R. Deel X.
Nr. 3.1909; Deel XI. Nr. 1—4. 1910.
(a. N. 776. 8°.)
Angers. Societe d’&tudes scientifiques.
Bulletin. N. S. Annee XXXVII.
1903. (196. 8°.)
Annaberg-Buchholz. Verein für Natur-
kunde. Bericht. XII. 1904—1909.
(197. 8°.)
Ann Arbor [Lansing]. Micligan Aca-
demy of science, Report. XI. 1909.
(778, 8°.)
Academy of science.
Vol. X. For 1907.
(783, 8°.)
Austin. Texas
Transactions.
Auxerre. Soeiete des sciences historiques
et naturelles de L’Yonne. Bulletin.
Vol. LXI. Annee 1907. (Ser. IV. Vol.
XI.) Sem. 2; Vol. LXII. Annde 1908.
(Ser. IV. Vol. XII.) Sem. 1. (201. 8°.)
Baltimore. Maryland Geological Survey.
Vol. VII. 1908; VIII. 1909. (713. 8°.)
Baltimore. Maryland Weather Service.
Vol. IH. 1910. (721. 8°.)
Baltimore. American chemical Journal.
Vol. XLIII. 1910. Nr. 1—5.
(151. 8°. Lab.)
Basel. Naturforschende Gesellschaft.
Verhandlungen. Bd. XX. Hft. 3.
1909; Bd. XXI. 1910. (204. 8°.)
Basel und Genf (Zürich). Schweizerische
paläontologische Gesellschaft. Ab-
handlungen.(Memoires dela Societe
pal&ontologique suisse.) Vol. XXXVI,
1909. BE)
Batavia [Amsterdam]. Jaarboek van
het mijnwezen in Nederlandsch Oost-
Indie. Jaarg. XXXVII. 1908. (581. 8°.)
Batavia [Amsterdam]. Koninkl. natuur-
kundige Vereeniging in Nederlandsch-
Indie. Natuurkundig Tijdschrift.
Deel LXIX. 1910. (205. 8°.)
Bergen. Museum. Aarbog. For 1909.
Heft 3; Aarsberetning for 1909.
(697. 8°.)
Berkeley. University of California. De-
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Vol. V. Nr. 233—30; Vol. VI. Nr. 1—2.
1910. (148. 8°.)
Berlin. König]. preußische Akademie der
Wissenschaften. Abbandlungen:
mathemat.-physikalische Klasse. 1909.
(4. 4°.)
Berlin. Königl. preußische Akademie
der Wissenschaften. Sitzungsbe-
richte. Jahrg. 1909. Nr. 40—53;
Jahrg. 1910. Nr. 1—39. (211, 8°.)
Berlin. Königl. preußische geologische
Landesanstalt. Abhandlungen.
Neue Folge. Heft 56, 58, 59, 62, 63.
1909— 1910. (7. 8°.)
Berlin. Königl. preußische geologische
Laudesanstalt. Atlas zu den Abhand-
lungen. N. F. Heft 59. 1909. (7. 4°.)
Berlin. Königl. preußische geologische
Landesanstalt. Erläuterungen zur
geologischen Spezialkarte von Preußen
und den Thüringischen Staaten.
63*
420
Lfg. 52. Grad 57. Nr. 29, 34, 35, 40,
41; Lfg. 103. Grad 33. Nr. 41, 46,
47, 52 und 58, 53; Lfg. 143. Grad 53.
Nr. 25,26, 31, 32; Lfg. 144. Grad 66.
NT014,2210,016,2201092: Zufe alas:
Grads2A NT 34,255, 40: feel:
Gradas7. a Neal, 7, 1850, Diesalzule
Grad 69. Nr. 22, 28, 29, 34, 35, 36,
(0.58%)
Berlin. Königl. preußische geologische
Landesanstalt. Jahrbuch. Bd.XXVII.
HeftsA:0 Bd. XXIX, Teil I2Hiezs;
Bd. XXX. Teil I. Hft. 1—2 und Teil II.
Hft. 1-2. — Register der Bände
I—XX. — Tätigkeitsbericht f. d. Jahr
1909 und Arbeitsplan f. d. Jahr 1910.
(ee}:)
Berlin. Deutsche geologische Gesell-
schaft. Zeitschrift. Bd. LXI. Ab-
handlungen. Hft. 4 und Monatsbe-
richte Nr. 8—12. 1909; Bd. LXI.
Abhandlungen. Hft. 1-—3 und Monats-
berichte Nr. 1—6. 1910. (ö. 8°.)
Berlin [Jena]. Geologische und palä-
ontologische Abhandlungen; hrsg.
v. E. Koken. Bd. XII. (N. F. VIII.)
jsbt 98 Bach SINE NEID) ER
1—4. 1910 (9. 22.)
Berlin. Zeitschrift für praktische
Geologie; hrsg. v. M. Krahmann.
Jahrg. XVII. 1910; Fortschritte
der praktischen Geologie. Bd. I.
1903 — 1909. (9. 8°.)
Berlin. Zeitschrift für Gletscher-
kunde; hrsg. v. E. Brückner.
Ba]V. Hit, 35; Bd. 'V. SHrBssl:
1910. (776. 8°.)
Berlin. Naturwissenschaftliche W o-
chenschrift; redig. v. H. Po-
tomie. Bd. XXV. (N. F. IX.) 1910.
(248. 49.)
Berlin. Deutsche chemische Gesellschaft.
Berichte. Jahrg. XLIII. 1910.
(152. 8°. Lab.)
Berlin. Deutsche chemische Gesellschaft.
Chemisches Zentralblatt. Jahrg.
LXXXL (Folge V. Jahrg. XIV.) 1910.
ld. 1-2. (180. 8°. Lab.)
Berlin. Gesellschaft für Erdkunde. Zeit-
schrift. N. S. Jahrg. 1910. (504. 8°.)
Berlin. Deutsche physikalische Gesell-
schaft. Verhandlungen. Jahrg. XI.
1910. (175. 8°. Lab.)
Berlin. Produktion der Bergwerke,
Salinen und Hütten des preußischen
Staates; im Jahre 1909. (6. 4°.)
Berlin. Tonindustrie-Zeitung.
Jahrg. XXXIV. 1910. (8. 4°.)
Berlin. Zeitschrift für das Berg-,
Hütten- und Salinenwesen im preußi-
schen Staate. Bd. LVII. Hft. 4. 1909;
Verhandlungen.
Nr. 17 u. 18
Bd. LVIII. Hft. 1—4, 1910, und statist.
fe. 123. 1910: 5. 4°,
Berlin. Naturae Novitates. Biblio-
graphie; hrsg. v. R. Friedländer
& Sohn. Jahrg. XXXII. 1910.
28295365)
Bern. Schweizerische naturforschende
Gesellschaft. Geologische Kommission.
Beiträge zur geologischen Karte der
Schweiz. Lfs. XXIV. 1910. (21. 42.)
Bern. Schweizerische naturforschende
Gesellschaft. Geologische Kommission.
Erläuterungen zur geolog. Karte
der Schweiz. Nr. 9 (Umgebung des
Hallwilersees und des oberen Sur-
und Winentales; Nr. 10 (Bürgenstock).
(738. 89.)
Bern. Schweizerische naturforschende
Gesellschaf. Verhandlungen.
92. Jahresversammlung in Lausanne.
1909. Bd. I-1. (442. 8°.)
Bern. Naturforschende Gesellschaft.
Mitteilungen. Aus dem Jahre 1909.
Nr. 1701—1739. (213. 8°.)
Besancon. Societe d’emulation du Doubs.
Me&moires. Ser. VIII. Vol. III. 1908.
(214. 8°.)
Bologna. R. Accademia delle scienze
dell’ Istituto. Memorie. Ser. VI.
Tom. VI. 1909. Fasc. 1—4. (167. 4°.)
Bologna. R. Accademia delle scienze
dell’ Istitato. Rendiconti. Nuova
Serie. Vol. XIII. 1908—1909. (217. 8°.)
Bonn. Naturhistorischer Verein der
preuß. Rheinlande und Westfalens.
Verhandlungen. Jahrg, LXVI.
Hft. 2.1909 und Sitzungsberichte.
1909. Hft. 2. (218. 8°.)
Bordeaux. Societ& Linneenne. Actes.
Vol. LXII. 1907—1908; LXIII. 1909.
(219. 8°.)
Boston. American Academy of arts and
sciences. Proceedings. Vol. XLIV.
Nr. 26; Vol. XLV. Nr. 2—20. 1909 —
1910. (225. 8°.)
Boston. Society of natural history. Occa-
sional Papers. Vol. VII. (Fauna of
New England). Nr. 11. 1909. (222. 8°.)
Boston. Society of natural history. Pro-
ceedings. Vol. XXXIV. Nr. 58.
1909 —1910. (221. 8°.)
Braunschweig. Verein für Naturwissen-
schaft. Jahresbericht. XVL f£.d.
Jahre 1907—1909. (226. 8°.)
Bregenz. Vorarlberger Museum-Verein.
Jahresbericht XLVI. f. d. Jahre
1908—1909. (227. 8°.)
Bremen. Naturwissenschaftlicher Verein.
Abhandlungen. Bd. XX. Hft. 1.
1910. (228. 8°.)
1910
Bremen. Geographische Gesellschaft.
Deutsche geographische Blätter. Bd.
XXXI. 1909. Hft. 4. (769. 8°.)
Breseia. Ateneo. Commentari. Per
)’anno 1909. SEEN. 225. 82.)
Breslau. Schlesische Gesellschaft für
vaterländische Kultur. Jahresbe-
richt. LXXXVII. 1909. (230. 8°.)
Brünn. Naturforschender Verein. Ver-
handlungen. Bd. XLVII. 1908.
232. 8°.)
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du travail. Administration des mines.
Service geologique de Belgique. Texte
explicatif du leve geologique de la
planchette. Nr. 102 (Uccle); 104
(Meldert et Tirlemont); 116 (Waterloo);
134 (Seraing et Chenee); 219 (Arlon
et Habay-La-Neuve). 1910. (791. 5°.)
Bruxelles. Acad&mie royale des sciences,
des lettres et des beaux arts de Bel-
gique Annuaire LXXVI. 1910.
(236. 8°.)
Bruxelles. Academie royale de Belgique.
Classe des sciences. Bulletin. 1909.
IND 219107 Nr. 1107 Tables
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XXXVI. 1896—1898. (234. 8°.)
Bruxelles. Acad&mie royale de Belgique.
Classe dessciences. Memoires. Ser II.
(Collection in 4°.) 'I’om. II. Fasc. 4—5;
Tom III. Fase. 1—2. 1910. (195. 3°.)
Bruxelles. Academie royale de Belgique.
Classe des sciences. M&moires. Ser.
II. (Collection in 8°.) Tom. II. Fasec.
6—8. 1910. (770. 8°.)
Bruxelles. Societe Belge de geologie,
de pal&ontologie et d’hydrologie. Bul-
letin. Me&moires. Tom. XXI1lI. Fase.
3—4. 1909; Tom. XXIV. Fasc. 1—2.
1910; Proces Verbaux. Annee XXIII.
Nr. 9— 10.1909. Annee XXIV. Nr. 1—7.
1910. (15. 8°.)
Bruxelles. Societ& royale belge de geo-
graphie. Bulletin. Annee XXXII].
Nr. 5-6. 1909; Annee XXXIV. Nr.
1—4. 1910. (509. 8°.)
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malacologique de Belgique. Annales.
Tom. XLIV. Anne&e 1909. (VE)
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domänyiErtesitö.(König]. ungarische
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matische und naturwissenschaftliche
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Köt. XXVIll. Füz. 1—5. 1910. (239. 8°.)
-Budapest. Magyar Tudomänyos Aka-
demia. Mathematikai es termeszettu-
domänyi Közlemenyek. (Königl.
ungar. Akademie der Wissenschaften
Einsendungen für die Bibliothek.
421
Mathematische und naturwissenschaft-
liche Mitteilungen.) Köt. XXX, Szäm.
6. 1910. (238. 8°.)
Budapest. Kgl. ungarische geologische
Anstalt. Erläuterungen zur geolog.
Spezialkarte der Länder der ungari-
schen Krone i. M. 1: 75.000. (Um-
gebung von Gyertyänliget (Kabola-
Polana). Blatt Zone 13. Kol. XXXI.
(19. 8°.)
Budapest. Magyar Kir. Földtani Intezet.
Evi Jelentese 1908-röl. (Königl.
ungar. geologische Anstalt. Jahres-
bericht für 1908.) (18. 8°.)
Budapest. Magyar Kir. Földtani Intezet.
Evkönyve. (Königl. ungar. geolo-
gische Anstalt. Jahrbuch.) Köt.
XVII. Füz.2. 1909; Köt. XVII. Füz.
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Budapest. Magyarhoni Földtani Tärsulat.
Földtani Közlöny. (Ungarische
geologische Gesellschaft. Geologische
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Termeszetrajci Osztälyainak Folyö-
irata.| Museum nationale hungaricum.
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(752. 8°.)
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wissenschaftiiche Berichte aus
Ungarn. Bd. XXV. 1907. (243. 8°.)
Budapest. Ungarische Montanindustrie
und Handelszeitung. Jahrg. XVI. 1910.
(256. 4°.)
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Ser. III. Tom. XI und XII. 1909—
1910. (217. 2.)
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Bukarest [Bueuresti]. Institutul geologie
al Romäniei. Anuarul. Vol. III.
Fasc. 1. 1910. (765. 8°.)
Bukarest [Bueuresti]. Societatea geo-
graficä romänä. Buletin. Anul
XXVII. Nr. 2.1907; XXIX. Nr. 1—2.
1908; XXX, Nr. 1. 1909. (510. 8°.)
Caen. Societ@ Linndenne de Normandie.
Bulletin. Ser. VI. Vol. I. Annee
1907. (250. 8°.)
Caen. Societe Linneenne de Normandie.
Memoires. Vol. XXIII. (Ser. TI.
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Memoirs. Vol. XXXVII Part 4.
1909; Vol. XXXVIII. 1910. (24. 8°.)
422
Caleutta. Geological Survey of India.
Palaeontologia Indica. Series
SV Vol ENTz 1; Vol SVEN;
Vol. VI. Nr. 2. 1909-1910. (117. 4°.)
Jaleutta. Geological Survey of India.
Records. Vol. XXXIX; Vol. XL.
Part 1-3. 1910. (25. 8°.)
Caleutta. Government of India. Meteo-
rological Department. Mounthly Wea-
ther Review. 1909. Nr. 9—12; 1910.
Nr. 1-8. (305. 4°.)
Caleutta. Government of India. Meteo-
rological Department. Indian Meteo-
rological Memoirs. Vol XX.
Part. 8; Vol. XXI. Part 1—22 1910.
(306. 4°.)
Caleutta. Government of India. Meteo-
rological Department. Report on
tlıe administration; in 1909— 1910.
(308. 4°.)
Cambridge. Harvard Coilege. Museum
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isl22, 7, i0, 19, 28, 38. 1908; Roc.
RSVNEE ES]. 4,29,10,17, 15, 23, 26,
27, 28, 29, 30, 40. 1909. (416. 8°.)
Prag. Ceskä Akademie Öis. Frantiäka
Josefa pro vedy, slovesnost a umeni.
V&stnik. (Böhmische Kaiser Franz
Josefs-Akademie für Wissenschaften,
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Mineralogie, Geologie und Paläonto-
logie; hrsg. v.M. Bauer, E.Koken,
Th. Liebisch. Jahrg. CII. 1909. Bd.1l.
Hft. 3; Jahrg. OIII. Bd. I; II. Hft. 1—2.
1910 und Beilagebd. XXIX. u. XXX.
1910. (113. 8%,)
Stuttgart. Centralblatt für Minera-
logie, Geologie und Paläontologie in
Verbindung mit dem „Neuen -Jahr-
buch“; hrsg. v.M. Bauer,E. Koken,
Th. Liebisch. Jahrg. 1910.
(113a. 8°.)
Stuttgart.Palaeontographica. Bei-
träge zur Naturgeschichte der Vorzeit;
hrsg. von E. Koken u. J. F. Pom-
Verhandlungen.
Nr. 17 u. 18
peckj. Bd. LVI. Lfg. 5—6, 1909; Bd.
LVII. Lfg. 1—5. 1910. (56. 4°.)
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Col. III. (Kaseda); Zone 6, Col. I.
(Iki); Col. IV. (Sudnada); Col. VII.
(Hiwasa); Zone 20, Col. XIII. (Aomori).
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Leipzig 1910. 140 S. Mit 9 Textfie. u.
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-Doelter, C. Das Radium und die Farben.
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Doelter, €. Die Elektrizitätsleitung in
Krystallen bei hohen Temperaturen.
Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wiss.,
math.-naturw. Cl. LXIX. Wien 1910.
S. 63. Mit 18 Textfig.
Verhandlungen.
Ne 7mal8
Doelter, ©. Über Umwandlung amorpher
Mineralkörper in krystalline. Tscherm.
Min. u. petr. Mitteil. XXVIII, Wien
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Doelter, €. Über blaues Steinsalz.
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Doelter, €. u. H. Sirk. Beitrag zur
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Wiss., math.-naturw. Cl., LXIX. Wien
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k. k. geolog. Reichsanst. 1910. S. 119 —
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den Jahren 1907—1909. Vide: John,
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Eisenerzvorräte Österreichs. Bericht
der Geologischen Gesellschaft in Wien
für den XI. Internationalen Geologen-
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der Prager Eisenindustrie-Gesellschaft,
der alpinen Montangesellschaft und
der Herren F.Kossmat,F.Kretsch-
mer u. V. Uhlig. Mitteil. d. Wiener
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Engelhardt, H. Tertiärpflanzen von
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Bedeutung der Wasserkräfte und ihr
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zur Verbreitung naturwissenschaftl.
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238
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Fauck, A. Ursprung, Aufsuchung und
Verwendung von Kohle und Petroleum.
Vortrag, geh. in der Fachgruppe d.
Berg- u. Hüttenmänner des Ine.- u.
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Felix, J. Über Hippuritenhorizonte in
den Gosauschichten der nordöstlichen
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Ficker, G. Leitfaden der Mineralogie
und Chemie für die vierte Klasse der
Gymnasien und Realgymnasien Oster
reichs. Vierte umgearbeitete Antlage,
nen 19107 21167 S: Mit 3 Taf. u.
125 Textfig.
Forchheimer, Ph. Uber den Einfluß
des Wassereinbruches in den Marie-
Schaclit II auf die Karlsbader Quellen.
Mit geologischem Anhang von R.
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Franzenau, A. Über ein neues Vor-
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lager der Erde und der Zeitpunkt
ihrer voraussichtlichen Erschöpfung.
„Glückauf“. 1910. S. 597—607, 633 —
641 u. 673—679. Bergwirt. Mitteil.
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Friedberg, W. v. Miocän in Szezerzec
bei Lemberg. Jahrb. d. k. k. geolog.
Reichsanst. 1910. LX. Bd. S. 163— 178.
Mit 8 Textfie.
Friedberg, W. v. Ergänzende Brmer-
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Targ in Galizien. Mitteil. d. Wiener
Geolog. Gesellsch. II. Wien 1909.
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Radiumbad zu St. Joachimstal in
Böhmen und die radioaktiven Wässer
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XI. Wien 1910. Nr. 245—247.
Fritsch, A. Miscellanea palaeontologica
II Mesozoica. Prag 1910. 26 S. Mit
10 Taf. und 6 Textfig.
Fuchs, Th. Anmerkung zu einer Mit-
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Hieroglyph aus dem Flysch von Capo-
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Reichsanst. 1910. S. 311—312.
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alten Bergbaue. Mitteil. d. Ges. f.
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Fugger, E.E Klammen und Schluchten
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Anlaß des 50-jähr. Best. d. Gesellsch.
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Mit 9 Textfig.
Furlani, Marthe.
Sellagruppe in
Wiener Geolog.
1909. 8. 445—461.
Textäfig.
Furlani, Marthe. Die Lemes-Schichten.
Ein Beitrag zur Kenntnis der Jura-
formation in Mitteldalmatien. Jahrb.
d. k. k. geolog. lieichsaust. 1910.
LX. Bd. S. 67—98. Mit 2 Taf. u. 1
Textfig.
Zur Tektonik der
Gröden. Mitteil. d.
Gesellsch. II. Wien
Mit 2 Taf. u. 4
Gaäl, St. v. Vorläufiger Bericht über
die Süßwasser- und Landschnecken-
fauna aus den südungarischen sar-
matischen Ablagerungen. Centralblatt
f. Min., Geol. u. Pal. 1910. Stuttgart
1910. $. 400-407. Mit 2 Textfig.
Gaäl, St. v. Fossilführendes Mittel-
miozän in der Gemarkung von Deva.
Földtani Közlöny. Supplement. XL.
Budapest 1919. S. 261—263. Mit 1
Textfig.
Gaäl, St. v. [Die sarmatische Schnecken-
fauna von Räkosd im Hunyader Ko-
mitat]. Magyarisch. Mag. k. Földt. Intez.
Evkönyve. XVIll. Budapest 1910.
S. 2—9#. Mit 4 Taf.
Gaäl, St. v. Neue Beiträge zur Ver-
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Partsch R, M. im Pleistozän. Földtari
Közlöny. Supplement. XL. Budapest
1910. S. 263—266.
Gäbert, €. Neue Aufschlüsse in böh-
mischen Kaolinlagerstätten. Zeitschr.
f. prakt. Geologie. XVII. Berlin 1909
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Gegenbauer, V. Chemische Untersuchung
des Meerwassers aus dem Hafen von
Lussinpiccolo und aus der Bucht von
Cigale. Tscherm. Min. u. petr. Mittel,
Wien 1910. S. 357— 360.
438
Gerhart, Hilda. Krystalltracht künst-
licher Barytkrystalle. Tscherm. Min.
u. petr. Mitteil. XXIX. Wien 1910.
Ss. 185—191.
Gesell, A. v. Ein altes ungarisches
Quecksilber-Grubenterrain in der Nähe
von DBeszterezebänya im Sohler
Komitat. Ungar. Montan - Industrie-
und Handels-Zeitung. XVI. Budapest
1910. Nr. 20.
Geyer, &. Aus den Kalkalpen zwischen
dem Steyr-- und dem Almtale in
Oberösterreich. Verhandl. d. k. k.
geolog. Reichsanst. 1910. S. 169—195.
Mit 1 Kartenskizze u. 1 Profil.
Görgey, R. Felix Cornu 7F. Oentral-
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S. 121—127. (Mit Verzeichnis der
Publikationen.)
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in Tirol. Tscherm. Min. u. petr. Mitteil.
XXVIII. Wien 1909. S. 334—346.
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der Salzlagerstätten. Tscherm. Min. u.
petr. Mitteil. XX1X. Wien 1910.
S. 148—153 und 192—210.
Gorjanovi6-Kramberger, K. Homo
Aurignacensis Hauseri in Krapina?
Verhandl. d. k.k. geolog. Reichsanst.
1910. S. 312—317. Mit 2 Textfig.
Gorjanovic-Kramberger, K., Chr.Baron
Steeb u. M. Melkus. Die geologischen
und hydrographischen Verhältnisse
der Therme „Stubicke Toplice* in
Kroatien und deren chemisch-physika-
lische Eigenschaften. Jahrb. d. k. k.
geolog. Reichsanst. 1910. LX. Bd.
S. 1—66. Mit 2 Taf. u. 6 Textfig.
Gorjanovic-Kramberger, K. Über eine
nene Valenciennensia aus dem Mostaısko
polje in der Herzegowina und über
Val. Krambergeri R. H. aus Taman.
Wiss. Mitteil. aus Bosnien und der
Herzegowina. XI. Wien 1909. S. 579 —
584. Mit 1 Taf.
Gortani, M. Osservazioni geologiche sui
terreni paleozoici dell alta valle di
Gorto in Carnia. Nota. Rendiconto
della R. Accademia delle scienze dell’
Istituto di Bologna. 1909—1910. Bo-
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Gothan, W. Untersuchungen über die
Entstehung der Lias-Steinkohlenflöze
bei Fünfkirchen. Sitzungsber. d. kgl.
preuß. Akad. d. Wiss. Berlin 1910.
15 S. mit 2 Textfig.
Götting, A. Das Kupferkiesvorkommen
imUntersulzbachtale des salzburgischen
Pinzgaus in Österreich. Montan-Zeitung.
XVII. Graz 1910. S. 41—44.
Götzinger, G. Weitere geologische Be-
obachtungen im Tertiär und Quartär
Verhandlungen.
Nralznels
des subbeskidischen Vorlandes in Ost-
schlesien. Verhandl. d. k. k. geolog.
Reichsanst. 1910. S. 69-90. Mit 7
Textfig.
Götzinger, @. Die ozeanographische
Ausrüstung des österreichischen For-
schungsschiffes „Adria“. Mitteil. d. k.k.
Geograph. Gesellsch. L!II. Wien 1910.
S. 196—216. Mit ] Taf. u. 5 Textfie.
Götzinger, G. Bericht über die im
Jahre 1909 ausgeführten ozeano-
graphischen Untersuchungen entlang
der Westküste Istriens und über die
ozeanographische Ausrüstung des
Forschungsschiffes „Adria“. Jahresber.
d. Ver. zur Förd. d. naturwiss. Er-
forschung der Adria. Wien 1910. Mit
10 Textfig.
Götzinger, &. Die Bergstürze des Mai
19)0 in der Umgebung von Scheibbs.
Mitteil. d. k. k. Geograph. Gesellsch.
LIII. Wien 1910. S. 417—425. Mit 1
Daraus lelexsbier
Götzinger, &@. Nachmessungen an einigen
Gletschern in den Ilohen Tauern.
Zeitschr. f. Gletscherkunde. IV. Berlin
1909. S. 300—303.
Grabein, P. Bodens: nkungen in Berg-
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1910 u. Montan-Zeitung 1910. S. 97 —
93, (Betrifft die Katastrophen von Raibl
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Granigg, B. Mitteilungen über die steier-
märkischen Kohlenvorkommen am Ost-
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Berg- u. Hüttenwesen. LVIII. Wien
1910. Nr. 32—45. Mit 1 Karte u. 13
Textfig.
Granigg, B. Montangeologische Mit-
teilungen aus dem Institut für Mine-
ralogie usw. an der montanistischen
Hochschule zu Leoben. Österr. Zeitschr.
f. Berg. u. Hüttenwesen. LVIII. Wien
1910. Nr, 534—36. Mit 5 Textfig.
Grengg, R. Der Diallag-Amphibolit des
mittleren INamptales. Tscherm. Min.
u. petr. Mitteil. XXIX. Wien 1910.
S. 1—42. Mit 4 Textfig.
Grubenmann, U. Die krystallinen
Schiefer. Zweite, neu bearbeitete Auf-
lage. Berlin 1910. 298 S. Mit 12 Taf.
u. 23 Textfig.
Grund, A. Beiträge zur Morphologie
des dinarischen Gebirges. Georgr.
Abhandl. IX. Heft 3. Leipzig u. Ber-
lin 1910. 226 S. Mit 3 Karten, 1 Taf.
u. 12 Textfig. (Das Schlußkapitel ent-
hält einen teilweisen Widerruf der
im Jahre 1903 aufgestellten Karst-
wasserbıypothese.)
Literaturverzeichnis
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im Karst. Mitteil. d. k. k. Geograph. Ge-
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Geolog. Gesellsch. II. Wien 1909.
S. 334— 391. Mit 5 Tex'fig.
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lungen in den Zlambachmergeln der
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Pal. u. Geo]. Österr.- Ung. u. d. Orients.
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Hahn, F. F. Geologie der Kammerker-
Sonntagshorngruppe. Jahrb. d. k. k.
geolog. Reichsanst. 1910. LX. Bd.
I. Teil. S. 311—420. Mit 2 Taf. u.
20 Textfig. II. Teil. S. 637— 712. Mit
1 geolog. Karte, 1 tekton. Übersichts-
karte. 2 Profiltaf. u. 16 Textfig.
Haiek, A. Diamant- und Stoßkern-
bohrung. Mont. Rundschau. Il. Wien
1910. S. 326— 327.
Halayäts, 6. [Der geologische Bau der
Umgebung von Vizakua.! Magyarisch.
Mag. k. F. I. Evi Jelent. 1908. Buda-
pest 1910. S. 71—80.
Halaväts, &. [Die Nceogenablagerungen
der Umgebungen von Budapest]. Ma-
eyarisch. Mag. k. Földt. Intez. Evkönyve.
XVII. Budapest 1910. S. 259—358.
Mit 5 Taf.
Halbfaß, W. Ergebnisse neuer simul-
taner Temperaturmessungen in einigen
tiefen Seen Europas. Peterm. Geogr.
Mitteil. 1910. II. S. 59—63. (Betrifft
Atter-, Grundel-, Wörther-, Garda-
und Bodensee.)
Hammer, W. Beiträge zur Geologie der
Sesvennagruppe. III. Über das Vor-
kommen von Trias und Jura im
unteren Rojental. Verhandl. d. k. k.
geolog. Reichsaust. 1910. S. 64—68.
Mit 2 Textfig.
Handlirschh A. Einige interessante
Kapitel der Paläo-Entomologie. Verh.
d. zoolog. bot. Ges. LX. Wien 1910.
S. 160—185. (Vortrag.)
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Niederschläge in Ungarn. Offizielle
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anstalt für Meteorologie und Erd-
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deutscher Text. Budapest 1909.
für das Jahr 1910. 439
Hegyfoky, J. Regenangaben aus Ungarn
für den Zeitraum 1851-—-1870. Jahrb.
der kgl. Ungar. leichsanstalt für
Meteorologie und Erdwmagnetismus.
XXXVII Magyarischer und deutscher
Text. Budapest 1909.
Heim, Ar. Neue Untersuchungen über
die Senonbildungen der östlichen
Schweizer Alpen. Vide: J. Böhm und
Ar. Heim.
Heritsch, Fr. Zur Kenntnis der ober-
steirischen Grauwackenzone. Central-
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Stuttgart 1910. S. (92—699.
Heritsch, Fr. Ein Jugendexemplar von
Trionyx Petersi R. aus Schönegg bei
Wies. Mitteil. d. naturwiss. Ver. f.
Steiermark. 46. Bd. Graz 1910. S. 3148 —
355. Mit 1 Textfig.
Heß, H. Tiefbohrungen am Hintereis
ferner 1909. Vide: Blümcke A. u.
H. Heß.
Heß, H. Tiefbohrungen am FHintereis-
ferner 1910. Vide: BlümckeA. u.
H. Heß.
Hibsch, J. E. Bemerkungen zur Frage
der Abhängigkeit vulkanischer Aus-
brüche von vorhandenen Spalten. Oen-
tralbl. f. Min., Geo]. u. Pal. Stuttgart
TI0ISNEERT.
Hilber, V. Gegenbemerkungen über
Terrassen und mittelsteirische Wan-
derblöcke. Zeitschr. f. Gletscherkunde.
IV. Berlin 1909. S. 71.
Hilber, V. Entstehung der quartären
Schotterterrassen im Umkreise der
Alpen. Zeitschr. f. Gletscherkunde.
IV. Berlin 1910. S. 304—305.
Hillebrand, E. Bericht über die in der
Szeletahöhle im Sommer des Jahres
1909 durchgeführten Ausgrabungen.
Földtani Közlöny. Supplement. XL.
Budapest 1910. 8. 681—692. Mit
5 Textflg.
Himmelbauer, A. Die Paragenesis der
Zeolithe aus den Melaphyren Süd-
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Univ. Wien. VIII. Wien 1910.
Himmelbauer, A. Neue Mineralvor-
kommen aus Niederösterreich. Cen-
tralbl. f. Min., Geo]. u. Pal. Stuttgart
1909.
Hinterlechner, K. (Praktische Geologie)
Slovenisch. I. Teil. Laibach 1910.
Mit 33 Textfig. _
Hinterlechner, K. Uber metamorphe
Schiefer aus dem Eisengebirge in
Böhmen. Mit chemischen Analysen
von Konrad v. John. Verhandl. d.
k. k. geol. Reichsanst. 1910. S. 337 —
353 (Vortrag,)
440
Hinterlechner, K.
geologischen Karte... NW-Gruppe
Nr. 51. Deutschbrod (Zone 7, Kol.
XIII der Spezialkarte der Österr.-
ungar. Monarchie. Wien 1910. 58 8.
Hinterlechner, K. Geologische Spezial-
karte der im Reichsrate vertretenen
Königreiche und Länder der Österr.-
ungar. Monarchie. Blatt: Deutschbrod.
Zone 7, Kol. XIII. NW-Gruppe Nr. 51.
1:75.000. Herausgegeben v. d. k. k.
geolog. Reichsanst. 9. Lieferung. Wien
1910.
Hinterlechner, K. Vorlage des Spezial-
kartenblattes Iglau. (Zone8, Kol. XIN).
Verhandl. d. k. k. geol. Reichsanst.
1910. S. 368—373.
Hlawatsch, C. Bemerkungen zum Ara-
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u. petr. Mitteil. XXVIII. Wien 1949.
Hoernes, M. Die palaeolithische Station
von Aggsbach in Niederösterreich
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Min., Geolog. u. Pal. 1910. Stuttgart
1910. S. 440 —441.
Hoernes, M. Natur- und Urgeschichte
des Menschen. Wien und Leipzig 1909.
2 Bd. 591 4608 S. Mit 27 Taf.,
35 Vollbildern und 11 Karten und
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Hörnes, R. Der Einfluß von Frd-
erschütterungen auf Quellen. Zeit-
schrift für Balneologie. IIf. Berlin
1910. S. 65—73.
Hoernes, R. Juveniles und vadoses
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III. Berlin 1910. 15 S.
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1910. S. 382—388.
Hörnes, R. Geologischer Anhang zur
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Wassereinbruches in den Marie-
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Vide: Forchheimer, Ph.
Höfer, H. Dr. Felix Cornu. Ein Nach-
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Hüttenw. LVIlI. Wien 1910. 8. 17—18.
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Verhandlungen.
Erläuterungen zur
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von R. Hörnes. Graz 1910. Vide:
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Földtani Közlöny. Supplement. XL.
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Hradil, @. Petrographische Notizen über
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Kormos, Th. Dandebardia (Libania)
Langi Pfr. in der pleistozänen Fauna
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1:75000. Herausgegeb. v. d. k. k.
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66*
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Taf. u. Textfie.
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Textfig.
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Fachgruppe der Berg- u. Hütten-
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der Kreide und über präkretazische
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Natur der Orlauer und der Michal-
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LVIII. Wien 1910. S. 327 —330. (Er-
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Priwoznik, E. Beit’ag zur Kenntnis der
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kommen in St. Joachimstal, Dognaczka
u. Oravitza.)
Purkyn&, €. v. Die Kaolinlager im
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310. Mit 3 Textfig.
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Gföhler Zentralgneises im n.-ö. Wald-
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B2uS8:
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für das Jahr 1910. 45]
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schen Reichsanstalt. — 7 — Todesanzeige. — Mt. — Eingesendete Mitteilung. —
V. = Vortrag. — R. B. = Reisebericht. — L. = Literaturnotiz,
A. Seite
Ampferer, O. Aus den Allgäuer und Lechtaler Alpen. V, Nr.2..... 58
B.
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gebiete., MisNne Om a ai
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schen Beskiden. V. Nr.5.. 132
» Vorläufiger Bericht über Fossilfunde in den "Hüllgesteinen
der a von Jassenitz bei Neutitschein. Mt.
Nr. ber . 257
Boeke, Dr. H. E. a en Meralosie, Peirographie, aa Geologie de
Kalisalz-Lagerstätten. 1% Nr: Alben. . 356
Böhm, J. und Heim Ar. Neue Untersuchungen über die Serronbillungen de
östlichen Schweizeralpen. L. Nr.6. ..... 167
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sonderer Berücksichtigung der Bergbaue Schwarz-
bach, Stuben und Mugrau. L. Nr.5 ....... 137
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Leutschach@bel Marburg, Mt. Nr. 22 vr
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on-the Tarntalerakopresme Dirol’21.. Nr. 2 59
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tales östlich. von Klagenfurt. V. Nr. A... ...... 119
F.
Furlani, M. Zur Tektonik der Sellagruppe in Gröden, L. Nr.3 ..... 90
Fuchs, Th. Anmerkung zu einer Mitteilung Dr. Vetters über ein neues
Hieroglyph aus dem Flysch von Capodistria. Mt. Nr. 14. . . 311
Fugger, E. Das Dientner Tal und seine alten Bergbaue. L. Nr.5 .. . .187
1910 Register, 455
@. Seite
Geyer, Georg. Aus den Kalkalpen zwischen dem Steyr- und dem Almtale
in Oberösterreich. Mt. Nr. 7u.8..... 169
Geologische Übersichtskarte m Su au und Herzegowina.
II. Sechstelblatt. L. Nr. u ER . 284
Girardi, Ernst. Verleihung des nr des Kranz or Orden
GERSAENLI IT 187, e . 385
Gorjanovic-Kramberger, Hofrat Dr. K. Homo enenncensis Helseni
in Krapina? Mt. Nr. 14 . . 312
Götzinger, Dr. Gustav. Weitere geologische Beobachtungen im Tertiär und
Quartär des subbeskidischen Vorlandes in Ost-
schlesien. V. Nr. Se. 30.)
Groth, P. Chemische Kristallographie. III. Teil. phalische und En
aromatische Kohlenstoffverbindungen. L. Nr. 15 . . . 356
Gröber, Paul. Beitrag zur Frage des oberkarbonischen Alters des 2 Ode
Kalkes der Salt-Range. Mt. Nr... ... 20.20. . 307
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Hauer, Julius Ritter v. +. Nr.3 ... s B 63
Hinterlechner, Dr. K. „Praktiika Beoloanas deukch: Praktikohe Eragon
aus der] Geologie. I. Teil.) L. Nr. 14 ... . .330
Über metamorphe Schiefer aus dem Eisenpebiige
in Böhmen. Mit chemischen Analysen von Con-
Daldev.on John aVSeNmERDERE 337
R Vorlage des ne Ba Zone 8,
KolA XII). V.oNT Ion : ß 368
Hlawatsch, C. Der Aragonit von Rohitsch. L. Nr. 2 . 62
2 Bemerkungen zum Aragonit von Rohitsch, Natrolith. und
Neptunit von San Benito. DEN ra 162
Hradil, Dr. Guido. Petrographische Notizen über einige Errne aus den
Ötztaler. Alpen. Mt, Non 0... 00002 24283
J.
JeZek, B. Beitrag zur Kenntnis des Whewellits. L. Nr.2... ee oh
z Zweiter Beitrag zur Kenntnis des Whewellits. L. Nr. 2. |
Über Hamlinit von Brasilien. L. N. 2 222 222222.2..061
Über Braunit von Minas Geraes. L. Nr. 2. 61
„O natrolithu ze San Benito County v Kalifornii“ (deutsch: Über
den Natrolith von San Benito County in Kalifornien). L. Nr.2 61
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gischen und hydrologischen Inhaltes, welche auf das Gebiet
der österreichisch- ungarischen Monarchie Bezug nehmen,
nebst Nachträgen zur Literatur des Jahres 1910. Nr. 17
undelörg.ge . 434
Der geologische Bau des Küstengebietes von ‘Mandoler west-
lich yon: Trau. Mt. Nr. wer, . 2... 0000 za
456 Verhandlungen. Nr. 17 u.18
Seite
Kerner, F. v. Kiimatogenetische Betrachtungen zu W. D. Matthews Hypo-
thetical outlines of the continents in tertiary times. Mt.
Nr TOgmye . 259
a Über einige neue Erwerbungen von “ Karbonpflanzen für das
Museum der geologischen Reichsanstalt. Mt. Nr. 15 . . . 331
" Zur Kenntnis der dalmatinischen Eisenerze. Mt. Nr. 15 . .335
„ Die Aquivalente der Carditaschichten im Gschnitztale. Mt.
Nrelzuglerr . 389
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„ Einige Folgerungen aus geologischen Beobachtungen
im Aare-, Gotthard- und Tessiner Massiv. L. Nr. 16. 382
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M.
Matosch, Dr. A. Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separat-
abdrücke, eingelaufen vom 1. Jänner bis Ende März 1910.
Nr EEE . 199
5 Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separat-
abdrücke, eingelaufen vom 1. April bis Ende Juni 1910.
N .. 287
5 Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separat-
abdrücke, en vom 1. Juli bis Ende September
1910. Nr. 17 u. 5 . 403
h Einsendungen für ale Bibliothek. Einzelwerke und Separat-
abdrücke, eingelaufen vom 1. Oktober bis Ende Dezember
1910 EN EEIZEnmlSEre .411
A Periodische Schriften, eingelangt üı im Laufe des Jahres 1910,
Nraizausplee 419
5 Einreihung in die vm. "Rangsklasse. "6. R-A. Nr. 12. . . 259
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a Fluorit und Baryt im Brünner Granitgebiet. "Mt. Nr. Bi‘
ne auf der Westseite der Pollauer Berge. Mt.
Nr. ne: ne ee
. Der ee Vielfraß | im , Brünner Löß. Mt. Nr. 13
n Eine konchylienführende Süßwasserschicht im Brünner
Diluvium. Mt. Nr. 14 s : er
S.
Sander, Bruno. Über neue geologische Forsch Sr Gebiete der Tarn-
taler Köpfe (Navistal, Tirol). Mt. Nr. 2
& Zur Systematik zentralalpiner De Mt. Nr. 16
Schlosser, M. Die Bären- oder Tischoferhöhle im Kaisertal bei Kufstein.
TaNrsTaN.Ls
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h; Dalmatiens. Mt. Nr. 10 .
E Über Foraminiferen und einen Fischotolithen "aus “dem
fossilen Globigerinenschlamm von Neu-Guinea. Mt. Nr. 14
5 Über das „Tertiär im Antirhätikon“. Mt. Nr. 14.
" Der geologische Bau des kroatisch-dalmatinischen Grenz-
gebietes. V. Nr. 14 ; i
> Über das Vorkommen von Miogypsina und Lepidoeyclina in
pliocänen ee des Bach),
Mi Nelaus 18 Di rer.
Siepert, Paul Dr. Leitfaden der Mineralogie. L. N
Slavik, F. „O nekterych barytech z karbonu ITS ee (deutsch: Über
457
Seite
einige Baryte aus dem Karbon von Kladno). L. Nr. 2 60
x „Drubä zpräva o whewellitu od Slan&ho* RE Zweite Mit-
teilung über den Whewellit von Schlan). L. Nr. 2. 61
Stefani, C. de. Einige Mitteilungen über die Tertiär- und Quartärschichten
Dalmatiens. Ni. Nr210r . 0 8610280
Stiny, Dr. J. Die Muren. L. Nr. : . 138
2 Perm bei Campill (as) Mt. Nr. 17 DB. . 385
Suess, F. E. Die Bildung der Karlsbader mlzr unter Wachstums-
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je
Tietze, E. Jahresbericht des Direktors der k. k. geologischen Reichsanstalt
KunEl90I EG AS NEII Deere N |
Österreichs Eisenerz-Inventur. Mt. Nr. 9 . . 205
Wahl zum korrespondierenden Mitgliede der Geological Society
of America. G. R.-A. Nr. 17 u. 18 Be, . 385
Trener, Dr. G. B. Über das Alter der Adamelloeruptivmasse. Mt. Nr. 2 91
r Die Lagerungsverhältnisse und das Alter der Corno
„. Alto-Eruptivmasse in der Adamellogruppe. V. Nr1l9m2373
2 Uber eine Fossilienfundstelle in den Acanthicus-Schichten
bei Lavarone. Mt. Nr. 17 u. 18 ae Esnere
K. k. geol. Reichsanstalt. 1910. Nr. 17 u. 18. Verhandlungen. 68
458 Verhandlungen. Nr. 17 w.!18
Y Seite
Vetters, Hermann. Kleine Geologie Niederösterreichs. L. Nr. 2. . 60
:) Über ein neues Hieroglyph aus dem Be von Capo-
distria a NE SNE DE. 1. 15 „131
Ei Über das Auftreten der Grunder Sohielten am \ Ostfuße
der Leiser Berge. Mt. Nr. 6. RN: a Aecı 1E0)
Vinassa de Regny, P. Rilevamento geologico della T Avolana „Paluzza*.
L.Neubesr... . . 353
R Fossili ordoviciani nel nei ee carnico. 1
Nr. 15 >. 4.6888
W.
Waagen, Dr. L. Über eine Zink- uud Bleilagerstätte im bulgarischen Balkan.
Nr: dee: a DE
A Die unterirdische Bhitwäskerung Istriens und die Wasser-
versorgung dieses Landes. Mt. Nee. a . 139
Welter, OÖ. A. Stratigraphie und Bau der Fr zwischen en Eu
Safıiental. L. Nr.9 ... ee ee SE
2.
Zittel, Karl A. v. Grundzüge der Paläontologie (Paläozoologie). L. Nr. 17 u.18 402
Zuber, Prof. Dr. Rudolf. Eine fossile Meduse aus dem Kreidefiysch der
ostgalizischen Karpathen. Mt. N. 2 ..... 57
Verlag der Sg = Fee Reishäänstalt, Wien ur. Baer 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien 1II. Steingasse 25.
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|
|
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1911.
VERHANDI UNGEN
DER
KAISERLICH-KÖN!GTICHEN
GEOLOSISCHEN REICHSANSTALT
Jahrgang 1911.
Nr. 1 bis 18 (Schluß).
Wien, 1911.
| Verlag der k. k. Geologischen R eichsanstalt.
1 ‚In re ne bei R. Lechner (Wilh. Müller), k&. m k. Hofbuchhandlung
I. Graben 31.
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1911,
VERHANDLUNGEN
DER
KAISERLICH-KÖNIGLICHEN
bEULÜGISLHEN NEICHSANSTALI
7:
RITIS—
Jahrgang 1911.
Nr. 1 bis 18 (Schluß).
Wien, 1911.
Verlag der k. k. Geologischen Reichsanstalt.
In Kommission bei R. Lechner (Wilh. Müller), k. u. k. Hofbuchhandlung
I. Graben 31.
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Verhandlungen derk, M a Reichsanstalt
Jahressitzung am 24. Jänner 1911.
Inhalt: Jahresbericht für 1910. Erstattet vom Direktor Dr. E. Tietze,
Jahresbericht für 1910.
Erstattet vom Direktor Dr. E. Tietze.
Sehr geehrte Herren!
Es gehört zu den Eigentümlichkeiten unserer öffentlichen Ver-
hältnisse, daß zumeist infolge der wechselnden parlamentarischen
Strömungen und der unsicheren Haltung der politischen Parteien auf
eine gewisse Stabilität in der Stellung unserer Minister nieht mit
Sicherheit gerechnet werden kann, so wünschenswert auch in der
Regel eine derartige Stabilität im Interesse der Verwaltung und des
Dienstes sein mag. Fast schien es, als ob das Ende des für meinen
diesmaligen Bericht in Betracht kommenden Jahres 1910 uns eine
neue und für uns speziell recht unliebsame Illustration der betreffenden
Verhältnisse bringen würde, da gelegentlich der zu jenem Zeitpunkte
erfolgten Demission des Gesamtministeriums auch der Herr Unterrichts-
minister Exzellenz Graf Stürgkh von seinem Amte zurückzutreten
im Begriffe war.
Wir hätten damit einen sehr wohlwollenden Vorgesetzten ver-
loren, der, so bescheiden auch unsere Stellung in der Zentrale des
Unterrichtsministeriums sein mag und so zeitraubende Fragen auch
andrerseits an dieses Ministerium herantreten, es nie unterlassen hat,
sich über unsere Bedürfnisse genau zu informieren und dem wir für
das verständnisvolle Interesse, welches er uns entgegenbringt, sehr
dankbar sein dürfen. Glücklicherweise haben sich die Befürchtungen,
denen wir uns eine Zeitlang hingaben, nicht erfüllt und Seine Ex-
zellenz hat bei der Neubildung des Ministeriums zufolge Allerhöchsten
Handschreibens vom 9. Jänner 1911 seinen Platz an der Spitze des
Unterrichtsministeriums wiederum eingenommen.
Auch sonst sind die Persönlichkeiten, welche mit der Vertretung
und Beurteilung unserer Angelegenheiten in dem genannten Ministe-
rium betraut sind, dieselben geblieben wie am Ende des Jahres 1909.
Das Referat über diese Angelegenheiten blieb in den bewährten
Händen sowohl Sr. Exzellenz des Herrn Sektionschefs C wiklinski, den
wir zu der Allerhöchsten VERFUDE der Würde eines Geheimen Rates
K. k. geol, Reichsanstalt. 1911. Nr, 1. Verhandlungen. 1
D) Verhandlungen. Nr.
beglückwünschen durften, als auch speziell des Herrn Ministerialrats
Ritter Rud. v. Pollack, in dem wir einen “aufrichtigen Freund
unserer Bestrebungen kennen gelernt haben.
Veränderungen innerhalb des systemisierten Status der Anstalt
haben sich im abgelaufenen Jahre ebenfalls nicht ergeben. Doch
darf ich hier der Rangserhöhungen gedenken, die einigen Mitgliedern
der Anstalt für ihre Person zuteil geworden sind. Unser verdienter
Bibliothekar Dr. Anton Matosch wurde ad personam in die VII.
und der Adjunkt Professor Dr. Kossmat ad personam in die VIII.
Rangsklasse der Staatsbeamten befördert. Man darf in diesen Beför-
derungen nicht bloß die Zuerkennung größerer Bezüge an die ge-
nannten Herren erblicken, sondern wohl auch einen Akt der Aner-
kennung lobenswerter Wirksamkeit und tätiger Pflichterfüllung. Eine
ähnliche Bedeutung hat auch die am Schluß des Jahres (am 26. Dezember)
erfolgte Allerhöchste Verleihung des Ritterkreuzes des Franz Josef-
Ordens an Herrn Oberrechnungsrat Girardi.
Von sonstigen Beweisen der Anerkennung unsrer Tätigkeit darf
ich vielleicht erwähnen, daß die Geological Society of America, deren
Sekretariat sich zurzeit in New-York befindet, in ihrer Sitzung vom
27. Dezember 1910 mir die Ehre erwiesen hat, mich zu ihrem korre-
spondierenden Mitgliede zu erwählen und zwar im Sinne der Be-
stimmung ihrer Statuten, in denen es heißt: Correspondents ‚shall be
persons distinguished for their attainments in geological science and
not resident in North America.
Unter den Veranstaltungen, an denen wir uns zu beteiligen Ge-
legenheit hatten, nimmt der in Stockholm in der Zeit vom 18. bis
25. August abgehaltene XI. internationale Geologenkongreß die erste
Stelle ein. Ich selbst war bei jenem Kongreß als offizieller Vertreter
unserer Regierung anwesend, in welcher Eigenschaft neben mir auch noch
Herr Universitätsprofessor Dr. Karl Diener fungierte. Sonst haben
sich speziell von unserer Anstalt noch die Herren Dr. Kossmat,
Dr. Hammer und Dr. Petrascheck zu der Versammlung in Stock-
holm begeben und haben die Genannten auch einige der wichtigsten
Exkursionen mitgemacht, welche das betreffende Organisationskomitee
vor und nach der Tagung vorbereitet hatte.
Mit Vergnügen nahmen wir von der Einladung Kenntnis, welche
an uns anläßlich der Schlußsteinlegung und Eröffnung des Neubaues
der montanistischen Hochschule in Leoben ergangen war. Bei der
hierauf bezüglichen am 22. Oktober stattgehabten Feier waren wir
durch Herrn Chefgeologen Georg Geyer (einen ehemaligen Leobener
Akademiker) sowie durch Herrn Dr. Petrascheck vertreten. Wir
freuen uns, daß die wichtige Lehranstalt, welcher ein großer Teil
der uns nahestehenden montanistischen Kreise die fachliche Aus-
bildung verdankt, nunmehr ein den modernen Anforderungen entspre-
chenderes Heim erhalten hat und wir wünschen derselben auch für die
Folge das beste Gedeihen.
Bei der am 27. Oktober in Salzburg stattgehabten 50jährigen
Jubelfeier des Salzburger Vereines für Landeskunde, mit dem wir
seit langer Zeit die freundlichsten Beziehungen unterhalten, konnten
wir uns leider nicht durch eines unserer Mitglieder vertreten lassen,
I r=
1911 Jahressitzung am 24, Jänner. Dr. E. Tietze. 3
sondern mußten uns begnügen, dem geehrten Verein unsere besten
Glückwünsche auf dem Drahtwege zu übermitteln.
Im Anschluß an die Aufzählung dieser Veranstaltungen will ich
übrigens nicht unterlassen zu erwähnen, daß wir unseren langjährigen
Korrespondenten Herrn Bergverwalter Josef Haberfelner in Lunz
am 2. Juli vorigen Jahres zu seinem 80. Geburtstage besonders be-
grüßt haben. Wir haben dem verdienten Mann, der namentlich durch
seine erfolgreiche Sammeltätigkeit (ich erinnere nur an die fossilen
Pflanzen der Lunzer Schichten, die eine Zierde unseres Museums
bilden) der Geologie unserer östlichsten Alpen genutzt hat, das
- Korrespondentendiplom erneuert und freuen uns, daß seine Verdienste,
über die wir an entsprechender Stelle berichtet haben, auch durch
eine Allerhöchste Auszeichnung (das goldene Verdienstkreuz mit der
Krone) eine besonders ehrenvolle Anerkennung gefunden haben.
Wie alljährlich obliegt mir nach der bei unseren Jahresberichten
herrschenden Gepflogenheit auch diesmal die traurige Pflicht, die
Namen der im Berichtsjahr verstorbenen Fachgenossen und Freunde,
bezüglich solcher Persönlichkeiten zu verlesen, die zu ihren Lebzeiten
mit uns in nähere Beziehung getreten sind. Soweit uns die betreffen-
den Todesfälle bekannt geworden sind, ergiebt sich folgende, leider
wieder ziemlich lange Liste.
Dr. Federico en Direktor des Nationalmuseums in
Santiago, Chile, 7 1%. Jänner.
Emil Krätochvil, em. Direktor der Karl Emilshütte der
böhm. Montangesellschaft, 7 17. Jänner in Prag im Alter von 62 Jahren.
Korrespondent der k. k. geologischen Reichsanstalt seit 1894.
Dr. Giovanni Omboni, Professor der Mineralogie und Geo-
logie an der Universität in Padua, rt 1. Februar im 81. "Lebensjahre.
Korrespondent der k. k. geologischen Reichsanstalt seit 1856.
Dr. Franz Ritter von Juraschek, k. k. Sektionschef und
Präsident der k.k. statist. Zentralkommission, in welcher Eigenschaft
er mit uns in amtliche Berührung kam, 7 7. Februar in Wien im
Alter von 61 Jahren.
Josef Schöffel, ehemals Reichsrats- und Landtagsabgeordneter
und Bürgermeister in Mödling, 7. Februar im 78. Lebensjahre. Korre-
spondent der k. k. geologischen Reichsanstalt seit 1865. Der Ver-
storbene, der seinerzeit energisch und mit Erfolg für die Erhaltung
des Wiener Waldes eintrat und sich dadurch ein großes Verdienst
um unsere Stadt erwarb, arbeitete am Beginn der 70er Jahre des
vorigen Jahrhunderts als Volontär in unserem Laboratorium.
Rev. G. F. Whidborne, Geologe und Paläontologe, 7 14. Fe-
bruar zu London, 64 Jahre alt.
Julius Ritter von Hauer, k. k. Hofrat, em. Professor an der
k.k. Montan-Hochschule in Leoben, + 18. Februar im Alter von 79 Jahren.
Korrespondent der k. k. geologischen Reichsanstalt seit 1863 }).
1) Siehe den von mir verfaßten Nachruf in den Verhandl. d. k. k. geol. R.-A,
1910, Nr. 3, pag. 63.
1*
4 Verhandlungen. Nr. 1
Franz Babänek, k. k. Oberbergrat i. P., 7 25. Februar in
Prag, Karolinental. Korrespondent der k. k. geologischen Reichsanstalt
seit 1869. f
Dr. Franz Stolba, Professor an der k. k. böhm. technischen
Hochschule in Prag, 7 4. April. Korrespondent der k. k. geologischen
Reichsanstalt seit 1894.
Rev. William H. Egerton, Mitglied der Geological Society
in London, f 11. März, 88 Jahre alt.
Dr. E. Philippi, Professor der Geologie an der Universität
Jena, 7 11. März in Assuan, Oberägypten, im Alter von 38 Jahren.
Se. Exzellenz Dr. Josef Alexander Freiherr von Helfert,
wirkl. Geheimer Rat, 7 in Wien am 16. März im 90. Lebensjahre.
Korrespondent der k. k. geologischen Reichsanstalt seit 1861. War
zu jener Zeit Unterrichtsminister und hatte als solcher, wie später
als langjähriger Vizepräsident der k. k. geographischen Gesellschaft
verschiedene Berührungen mit Mitgliedern der Anstalt.
Dr. Julien Jean Joseph Fraipont, Rektor und Professor
der Paläontologie an der Universität Lüttich, F 22. März in Lüttich
im Alter von 76 Jahren.
Professor Alexander Agassiz, Kurator des Museums für
vergl. Zoologie in Cambridge Mass. j an Bord des Dampfers „Adriatic“
am 28. März im Alter von 74 Jahren.
Philippe Thomas, bekannt durch seine geolog. und paläontol.
Arbeiten in Algier und Tunis, f im März, 67 Jahre alt.
William P. Blake, em. Professor der Geologie und Metal-
lurgie und Direktor der Bergakademie in Arizona, f im Mai im Alter
von 84 Jahren. Korrespondent der k. k. geologischen Reichsanstalt
seit 1857.
S. A. Stewart, Botaniker und Geologe, j 15. Juni zu Belfort,
84 Jahre alt.
Se. Exzellenz Dr. Stanislaus Ritter Madeyski von Poray,
wirkl. Geheimer Rat und k. k. Minister für Kultus und Unterricht
in den Jahren 1893—1895, 7 19. Juni in seiner Villa in Lussingrande
im 70. Lebensjahre.
Charles A. White, em. Staatsgeologe von Jowa und Mitglied _
der U. S. Geolog. Survey, 7 29. Juni in Washington im Alter von
85 Jahren. Korrespondent der k. k. geologischen Reichsanstalt seit 1871.
Professor Giovanni Schiaparelli, 7 3. Juli in Mailand im
Alter von 75 Jahren.
Dr. Otto Paul Lüdecke, Professor der Mineralogie an der
Universität Halle, 7 6. September in Friedrichroda im 60. Lebens-
jahre. Korrespondent der k. k. geologischen Reichsanstalt seit 1876,
Dr. Theobald Fischer, Professor der Geographie an der
Universität Marburg, bekannt durch seine Studien in den Mittelmeer-
ländern, jf 21. September im 65. Lebensjahre.
Dr. Felix Kreutz, k. k. Hofrat, emer. Professor der Mine-
ralogie an der jagiellonischen Universität in Krakau, f 22. September.
Korrespondent der k. k. geologischen Reichsanstalt seit 1870. Hat
‚seine wissenschaftliche Laufbahn an unserer Anstalt begonnen. Wir
verlieren in ihm einen lieben Freund.
1911 Jahressitzung am 24. Jänner. Dr. E. Tietze. H
Professor Dr. Oskar Boettger, Dozent der Geologie am
Senckenbergschen Institut in Frankfurt a. M., T 25. September im
66. Lebensjahre. Korrespondent der k. k. geologischen Reichsanstalt
seit 1869.
Karl Hödlmoser, k. u. k. Ministerialrat i. R., ehedem Vor-
stand der lithographischen Abteilung des k. u. k. Militärgeographischen
Instituts, 7 30. September in Wien im 65. Lebensjahre. War ein in
seiner Art höchst ausgezeichneter Fachmann und durch seine Stellung
in vielfacher Beziehung mit unserem Kartenwesen.
Adalbert Holy, Bergweıksdirektor und autor. Bergingenieur,
y 15. Oktober in Pilsen, 55 Jahre alt. Korrespondent der k. k. geo-
logischen Reichsanstalt seit 1900.
Ing. Anton Martinek, Direktor der Berg- und Hüttenwerke
und Domänen der priv. österr.-ungar. Staatseisenbahn-Gesellschaft, +
27. Oktober in Brioni im 60. Lebensjahre. Korrespondent der k. k. geo-
logischen Reichsanstalt seit 1909.
Dr. Robert Daublebsky von Sterneck, k.u.k. General-
major d. R., Mitglied der österr. Kommission der internationalen Erd-
messung und korresp. Mitglied der kais Akademie der Wissenschaften,
y in Wien am 2. November im 72. Lebensjahre. War namentlich durch
seine auf Schweremessung bezüglichen Studien sowohl in gevlogischen,
als auch in geographischen Kreisen bekannt. Von der k. k. geogr.
Gesellschaft, deren Vizepräsident er eine Zeitlang gewesen ist, war
er durch die Verleihung der Hauer-Medaille besonders ausgezeichnet
worden.
Rudolf Pfeiffer v. Inberg, k. k, Berghauptmann d. R.,
T 27, Dezember zu Wien im 72. Lebensjahre, Korrespondent unserer
Anstalt seit 13868. Der Verstorbene, mit dem ich seit mehr als
40 Jahren befreundet war, gehörte seinerzeit zu den unter Hauers
Direktion an die Anstalt zur Dienstleistung einberufenen Bergexpek-
tanten.
Obwohl die seit Neujahr eingetretenen Todesfälle erst für die
Liste des nächstjährigen Berichtes in Betracht kommen, will ich doch
am Schlusse dieser Aufzählung nicht unterlassen noch kurz auf die
neuesten Verluste hinzuweisen, die wir durch das Ableben zweier
verdienter alter Korrespondenten erlitten haben, des Herrn Buechich
in Lesina und des Herrn Oberbergrat Rücker, die beide am 11. Jänner
dieses Jahres mit Tod abgingen.
Wir wollen das Andenken aller dieser Todten ehren, indem wir
uns von unseren Sitzen erheben.
Geologische Aufnahmen und Untersuchungen im Felde.
Wie schon seit längerer Zeit waren auch im Jahre 1910 unsere
Arbeitskräfte der Hauptsache nach in V Sektionen geteilt. Nur in
einigen weiterhin näher zu bezeichnenden Spezialfällen arbeiteten
einige Herren außerhalb des Rahmens dieser Sektionen.
Als externer Mitarbeiter fungierte wie in den letzten Jahren
Professor Dr. Othenio Abel und auch Volontär Dr. Götzinger
6 Verhandlungen, Nr. 1
schloß sich wieder unseren Arbeiten an. Für ‚unser gewesenes Mit-
glied Prof. Dr. Franz Eduard Suess, dessen Aufnahmstätigkeit
im Bereich des Blattes Drosendorf (Zone 10, Kol. XIII) durch den
Abgang von der Anstalt unterbrochen wurde, hat es auf den Vorschlag
des Letztgenannten Fräulein Dr. Hilda Gerhart übernommen, die
betreffenden Studien fortzusetzen. Endlich gedenke ich noch der frei-
willigen und völlig unentlobnten Mitarbeiterschaft unseres verehrten
Korrespondenten Bergrates Bartonec.
In den folgenden Mitteilungen über die Arbeiten der einzelnen
Mitarbeiter habe ich in der für derartige Fälle üblichen Weise die
Diktion soweit als möglich dem Wortlaute der betreffenden, bei der
Direktion eingelangten Berichte angepaßt.
Die I. Sektion stand wieder unter dem Chefgeologen Prof. A.
Rosiwal. Als Sektionsgeologen gehörten ihr die Herren Dr. K.
Hinterlechner, Dr. Beck, Dr. W. Petrascheck und für einen
Teil seiner Aufnahmszeit auch Dr. R. Schubert an. Volontär Dr.
Götzinger und auch Dr. Hilda Gerhart waren ebenfalls dieser
Sektion zugeteilt worden.
Chefgeologe Prof. August Rosiwal setzte zunächst die Neu-
aufnahme des Blattes Marienbad und Tachau (Zone 6, Kol. VII)
fort. Anschließend an die früheren Arbeiten in der Umgebung von
Marienbad wurden nunmehr die südlich angrenzenden Gebiete, welche
den Westabfall des Tepler Hochlandes gegen die Kuttenplan-Tachauer
Niederung bilden, kartiert. Die diesjährigen Aufnahmsarbeiten er-
streckten sich auf die Umgebungen von Kuttenplan, Michelsberg, das
obere Amseltal, Plan und Bruck am Hammer bis an den Östrand
des Böhmerwaldes.
Die Ergebnisse dieser Aufnahme lassen sich dahin zusammenfassen,
daß die Schichtserie der kristallinen Schiefer in diesem Teile des
Tepler Hochlandes eine wesentlich mannigfaltigere Ausbildung zeigt,
als es die alte Aufnahme erwarten ließ, indem zahlreiche Zwischen-
lagerungen von Gneisen verschiedener Art die im Norden bei Marien-
bad herrschenden Amphibolite unterbrechen. Im Süden von Plan
konnte ein ausgebreitetes Gebiet der letzteren als eruptiv erkannt und
so wie der dort bislang angegebene „Syenit“ verschiedenen Typen
der Dioritfamilie angereiht werden, welche auch im Granitgebiete
der vorgenannten Niederung wiederholt aufbrechen.
Die Kontinuität der diluvialen Ablagerungen in der Depression
zwischen dem Tepler Hochlande und dem Böhmerwalde konnte nun-
mehr über eine Strecke von 25 Kilometern vom nördlichen Blattrande °
bei Altwasser—Königswart bis südlich von Bruck verfolgt werden.
Der restliche Teil der Aufnahmszeit wurde zu ergänzenden
Touren im Reichensteiner Gebirge verwendet (Blatt Jauernig und
Weidenau, Zone 4, Kol. XVI). Die Begehungen erstreckten sich auf
den nördlich. vom Jauerniger Tale gelegenen Gebirgsteil, insbesondere
in die Reviere von Ober-Gostitz und Weißwasser und entlang der
Kammregion längs der Reichsgrenze gegen die Grafschaft Glatz.
1911 Jahressitzung am 24. Jänner. Dr, E. Tietze. 7
Adjunkt Dr. Karl Hinterlechner verwendete zwei Monate
der ihm zugewiesenen Aufnahmszeit zur Arbeit in der I. Sektion.
Etwa sechs Wochen waren davon der Fortsetzung der Neuaufnahme
des Kartenblattes Kuttenberg und Kohljanovitz (Zone 6,
Kol. XH) gewidmet.
Aus arbeitstechnischen Gründen mußte unser Aufnahmsgeologe,
am Südrande des gegenständlichen Kartenblattes angelangt, auch einen
Landstreifen des Blattes Lede©@ und Wlaschim (Zone 7, Kol. XID
bereits heuer begehen.
In der restlichen Zeit wurden Revisionstouren im Bereiche des
Kartenblattes Iglau (Zone 8, Kol. XIII) unternommen.
Im. Blatte Kuttenberg bewegten sich die Aufnahmen des ab-
gelaufenen Sommers in den beiden südlichen Sektionen, wo eine
weitgehende Detaillierung des Kristallinikums in roten Granitgneis, in
sraue Gneise, Gneisglimmerschiefer, helle und dunkle Quarzite, graphit-
führende Gebilde und in zahlreiche Kalk-, beziehungsweise vornehmlich
Amphibolithorizonte durchgeführt wurde. In tektonischer Hinsicht er-
gab sich in dem ostwestlich streichenden Schieferkomplex eine ganze
Reihe von Transversalstörungen von mehr oder weniger nordsüdlicher
Streichungsrichtung.
Die Revisionstouren im Blatte Iglau hatten vornehmlich den
Zweck, gewisse Störungszonen lokal genauer festzustellen. Da darüber
bereits in unseren Sitzungsberichten einige Mitteilungen gemacht
wurden, entfällt hier das diesbezügliche genauere Referat; eine
ausführlichere Arbeit wird übrigens auch für das „Jahrbuch“ derzeit
vorbereitet.
Dr. Wilhelm Petrascheck konnte verschiedener Gründe
wegen die für die Aufnahmen präliminierte Zeit nur zu etwa zwei
Dritteln ausnützen. Dem Aufnahmsplane entsprechend wurde noch im
Frühjahre die Kartierung des Blattes Schönau bei Braunau zum
Abschluß gebracht. Neue Ergebnisse wurden dabei nicht erzielt. Es
konnten vielmehr nur ebenso wie im vorigen Jahre die Angaben der
ausgezeichneten Karte G. Bergs bestätigt werden, wobei einzelne
schon’ darin enthaltene Beobachtungen allenfalls etwas detaillierter
herausgearbeitet wurden.
In gleicher Weise wie in den früheren Jahren unternahm
Dr. Petrascheck einige kürzere Reisen in die Steinkohlenreviere
von Östrau-Karwin und Krakau, um sich über die neuen Aufschlüsse
daselbst am Laufenden zu halten und die dabei gewonnenen Beobach-
tungen zu verarbeiten. Uber eine Anzahl der betreffenden Resultate
wird im Jahrbuche ausführlich berichtet. (60. Bd., 4. Heft, pag.
779—814.)
Für das Kartenblatt Trautenau und Politz, dessen Aufnahme
im vorigen Jahre im wesentlichen beendet worden war, hatten sich
einige Revisionstouren als nötig erwiesen. Sie wurden zum Teil gemeinsam
mit Herrn Geheimrat Dr. E. Dathe aus Berlin, der in derselben
Gegend das preußische Gebiet bearbeitet, unternommen.
Sektionsgeologe ‘Dr. Richard Schubert arbeitete im Laufe
des Monates August und in der ersten Hälfte September vornehmlich
8 Verhandlungen. Nr. 1
in der Südwestsektion des Blattes Ung.-Hradisch, teilweise auch
in der Nordwestsektion.
Zunächst wurde der östliche Marchrand zwischen Napajedl und
Neudorf geologisch kartiert, der zum größten Teil aus Gesteinen besteht,
die bisher den oberen Hieroglyphense hichten zugerechnet wurden
und auf denen in wechselnder Mächtigkeit Löß lagert. Hervorzuheben
wäre in diesem Gebiete die Auffindung von Orbitoiden im Olschowetz-
tale und bei Zlamanetz.
Eine etwas größere: Abwechslung zeigt die Schiehtenfolge des
westlichen Marchrandes: neben den Hieroglyphenschichten finden sich
auch Marsgebirgs(Magura ?)sandstein, pliocäne Sande, Schotter und
Tone, Diluvialschotter und Löß.
Die Untersuchungen des Sektionsgeologen Dr. Heinrich Beck
erstreckten sich in diesem Sommer speziell auf die sogenannten Ma-
guraschichten, und zwar hauptsächlich auf das Gebirgsstück zwischen
den Tälern der RoZnauer und Wsetiner Betsch.
Leider führten diese Arbeiten vorläufig noch nicht zu dem er-
hofften Resultat, indem eine voll befriedigende Analyse der strati-
graphischen und tektonischen Verhältnisse dieses Gebirges nicht er-
zielt werden konnte. Die Fossilarmut und zum guten Teil die unge-
wöhnlich schlechten „Witterungsverhältnisse des vergangenen Sommers
sind als die hauptsächlichsten Ursachen dieses jedenfalls unverschul-
deten Mißerfolges zu betrachten.
Bisher wurde teils aus stratigraphischen Rücksichten, zum größeren
Teil aber auf Grund der faziellen Entwicklung eine Unterteilung der
Maguraschichten des Betschquellgebietes in mehrere Zonen als Kar-
tierungsgrundlage benützt. Der Ausdruck einer besondern wissenschaft-
lichen Erkenntnis ist diese Einteilung aber nach Dr. Becks eigenem
Urteil nicht, sie soll auch, wie er sagt, nichts anderes als einen vor-
läufigen Kartierungsbehelf liefern.
Doch möchte ich dazu bemerken, daß es wohl die einzig rich-
tige Methode ist, bei den Aufnahmen nicht voreilig bestimmte ab-
schließende Ansichten in die Sache hineinzutragen, sondern den
Gegenstand gleichsam aus sich heraus zu entwiekeln und vor allem
mehr das festzustellen, was man sehen kann, als was man auf Grund
vielleicht nicht immer einwandfreier Voraussetzungen zu glauben hat.
Die „besondere wissenschaftliche Erkenntnis“ hat sieh schon manch-
mal als Hindernis für die spätere Benützbarkeit von Arbeiten er-
wiesen, die es verschmähten, Tatsächliches in schlichter Art wieder-
zugeben. Namentlich bei den Karpathensandsteinen hat man stets gut
getan, jene höhere Erkenntnis nicht zu rasch anzustreben, und in
diesem Sinne scheint mir (rein prinzipiell gesprochen) der von Beck
in diesem Falle eingeschlagene Weg nicht ganz ungeeignet zur VOor-
läufigen Lösung der" ihm gestellten Aufgabe zu sein.
So wurde von dem Genannten als unmittelbare Überlagerung der
Istebner Schichten im Gebiete der Roänauer Betsch eine nummuliten-
führende, hauptsächlich von schieferigen Bildungen beherrschte Zone
ausgeschieden. Sie wird überlagert von einem weithin verfolgbaren
Komplex, in dem verschiedenartige Sandsteine und bezeichnende Kon-
slomerate die wichtigste Rolle spielen. Höchstwahrscheinlich ist auch
1911 Jahressitzung am 24. Jänner, Dr. E, Tietze. Q
diese Zone alttertiär. An ihrem Südrand liegt unmittelbar an der Grenze
gegen die nächstfolgende, hauptsächlich durch Wechsellagerung von
Sandsteinen und Schiefern charakterisierte Zone die bereits im Vörjahr
genannte ‚Fundstelle des Pachydiscus Neubergieus.
Die durch dieses Fossil ausgezeichneten Schichten zeigen gewisse
spezifische Merkmale bezüglich ihrer lithologischen Beschaffenheit,
mit Hilfe deren sie im Streichen gegen Westen eine Strecke weit
‚zu verfolgen sind. Aber entweder tauchen diese Senonschichten bald
wieder unter oder es ändert sich ihr lithologischer Charakter, : denn so-
-wohl gegen Osten wie auch jenseits des Betschtales gegen Westen
-ging unserem Aufnahmsgeologen ihre Spur verloren. Dagegen fanden sich
Schichten analoger Entwicklung in der Umgebung der Stadt Wsetin,
ebenso wie bei Bistritz am Hostein. Daß diese letztere Lokalität
‚ebenfalls sicher oberkretazisch ist, hat sich durch Fossilfunde (Rhyn-
‘chonella cfr. compressa) erwiesen. Für die Vorkommnisse bei Wsetin
steht der paläontologische Beweis noch aus;
Südlich von Wsetin .wurde eine vierte Zone in ‘den Magura-
‚schichten ausgeschieden, die zum größten Teil aus schieferigen Bil-
dungen besteht. Hier schließt sich längs der mährisch-ungarischen
Grenze die mächtige Antiklinale des Javornikgebirges an, deren Ge-
steine, von Paul wegen einer gewissen Ahnlichkeit mit den Istebner
Schichten als oberkretazisch angesprochen wurden. Die gegenwärtigen
Aufnahmen haben weder für noch gegen diese Auffassung Beweise
erbringen können.
Die genannten Zonen der Maguraschichten haben, wie Beck
glaubt, entsprechend ihrer faziellen Entwicklung verschiedene Tektonik.
Die erste, nördlichste, alttertiäre Zone ‚schließt sich unmittelbar
den Istebner Schichten an und fällt wie diese südlich:
' " Die zweite ist synklinal gebaut, am Nordrand wie am Südrand
tritt Senon zu Tage:
‘Die dritte‘ und vierte, welche durch stärkere Entwicklung der
Schiefer charakterisiert werden, sind in enge, isoklinale steile Falten
gelegt. Wahrscheinlich haben wir sie Sn ; Beck) als sekundär ge-
faltete Mulden anzusprechen.
Die Antiklinale des Javornikgebirges Koröshbndiert mit den Anti-
klinalen der Istebner- und Godulaschichten.
Volontär Dr. Güstav Götzinger setzte seine Rerisionsaif-
nahmen auf Blatt Freistadt i. Sehl.: (Zone 6, Kol. XIX) fort, so daß
das Blatt bis auf wenige Begehungen abgeschlossen werden konnte.
Zwischen Klein- und Groß-Kuntschitz wurde zum Teil in Gemeinschaft
mit-Dr: W. Petrascheck mitten im Schlierterrrain in einer Ent-
fernung‘ von etwa 5 km vom Karpathenrand ein tertiärer, aufge-
riechteter Sandstein mit Tegel wechsellagernd gefunden. Zahlreiche
neue erratische Vorkommnisse wurden kartiert, die Gliederung des
-Diluviums wurde in der früher bereits bei anderer Gelegenheit von
"Götzinger angegebenen Weise vorgenommen.
Die : Studien im Tertiär und Quartär führte der Genannte
-hierauf auf dem westlich anstoßenden Blatt Troppau (Zone 6,
„Kol: XVII) fort, wobei zwei Exkursionen in Gemeinschaft mit: Berg-
rat Bartonec gemacht wurden. Insbesondere das preußische Gebiet
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr, 1. Verhandlungen. 2
10 Verhandlungen. Nr. 1
zwischen Hultschin und Hruschau erwies sich sehr lehrreich in bezug
auf das Verständnis der Ereignisse, welche sich während und nach
der Vereisung in diesen Gegenden abgespielt haben. Hier fanden
sich auch die ersten. schön entwickelten Geschiebelehme, Moränen
'mit Stauchungserscheinungen (infolge Eispressung) und auch die ersten
gekritzten und geschrammten Geschiebe, alles Bildungen, die auf
Blatt Freistadt wegen der starken Verschwemmung durch die eis-
zeitlichen Schmelzwässer nur selten wahrgenommen werden konnten.
Nach dem diluvialen Profil bei Zabrech sind auch im Odergebiet Os-
zillationen des Eisrandes mit bedeutenden Änderungen des hydro-
graphischen Bildes wahrscheinlich, wie sie im Olsagebiet 1908 dar-
gestellt wurden. Dasselbe gilt für die Umgebung von Troppau, wo
im Diluvium mit der Trennung zwischen vorwiegend nordischen und
vorwiegend sudetischen Gebilden begonnen wurde. Nach dem Befund
bei Ottendorf, dessen Basaltvorkommen studiert wurde, ist dort ein
glazialer Stausee gewesen.
Was endlich die Arbeiten von Dr. Hilda Gerhart anlangt,
so wird die Genannte demnächst in einem besonderen Aufsatz das
Nötige darüber berichten.
Die II. Sektion stand wie in den Vorjahren unter der Leitung
des Herrn Vizedirektors. An ihren Arbeiten beteiligten sich wie bis-
her die Herren Dr. Hammer, Dr. Ampferer, Dr. Trener,
Dr. Ohnesorge und für einen Teil seiner Aufnahmszeit auch Dr.
v. Kerner.
Vizedirektor M. Vacek hat zunächt einige kleine Kontroll-
revisionen in Südtirol durchgeführt. Es handelte sich dabei um die
Überprüfung von einzelnen stratigraphischen Detailfragen in der Ge-
gend von Tione und Rovereto sowie im nördlichen Monte Baldo.
Sodann wurden einige restliche Ergänzungstouren in dem Grenz-
kamme zwischen Davos und Arosa einerseits und im Hauptkamme
des Rhätikon andrerseits absolviert, die im Vorjahre nicht mehr
erledigt werden konnten.
Die zweite Hälfte der Aufnahmszeit verwendete Vizedirektor
M. Vacek zur normalen Fortsetzung der Neuaufnahmenin
Vorarlberg. Diesbezüglich wurde im letzten Sommer in der Gegend
nördlich von Feldkirch, also von der Rheinseite her, mit der Neu-
kartierung des Vorarlberger Kreidegebietes auf dem Blatte
Hohenems (Zone 16, Kol. I) begonnen, welche Arbeit im nächsten
Sommer gegen den Begrenzer Wald hin fortgesetzt werden soll.
Sektionsgeologe Dr. W. Hammer widmete die heurige Auf-
nahmszeit vorwiegend der Weiterführung der Aufnahmen im Bereich
der Bündner Schiefer des Oberinntales. Von dem Standort
Pfunds aus wurden das untere Radurscheltal und die beider-
seitigen Bergkämme bis Finstermünz und bis zum Tösnertal sowie das
untere Stubental mit den Bergzügen zwischen ihm, dem Samnaun-
und dem Lafairschtal, kartiert. Nach einer längeren durch den Be-
such des Geologenkongresses in Stockholm verursachten Unterbrechung
wurden im Herbst die Aufnahmen im weiteren Umkreis von Pfunds
1911 Jahressitzung am 24. Jänner. Dr, E. Tietze. 11
fortgesetzt, dann wurde der österreichische Teil des Samnauntales
aufgenommen und schließlich von Prutz aus eine größere Zahl von
Örientierungstouren durch den ganzen NO-Teil des Bündnerschiefer-
gebietes durchgeführt.
Bei den Aufnahmen in den Bündnerschiefern gelang es durch
Auffindung und Verfolgung charakteristischer Breccienhorizonte einen
Anhalt für eine stratigraphische Gliederung auch der tieferen Teile
der betreffenden Schichtfolge zu gewinnen, welche sonst durch die
Gleichartigkeit des Gesteins, dabei aber doch vorkommende mehr-
fache Faziesschwankungen und infolge von Fossilmangel wenig Aus-
sicht auf den Erfolg eines solchen Versuchs bietet. Demnach dürfte
mindestens der größere Teil jener Gebilde (unter Heranziehung von
Fossilfunden im angrenzenden schweizerischen Gebiet) zum Mesozoikum,
und zwar besonders zur Kreide zu stellen sein. Am Nordrand des
Gebietes konnten der fossilführende Lias und die ihn begleitenden
Gesteine der Kreide aus dem schweizerischen Gebiet bis weit in das
Aufnahmsfeld hinein im Zusammenhang verfolgt werden, ebenso die
sogenannten „bunten“ Bündnerschiefer (Verrucano und untere Trias ?),
welche stets von Triasdolomit begleitet werden und besonders in der
Prutzer Gegend sich stark entfalten. Am Südrand konnten die kreta-
zischen Crinoidenbreccien, welche 1909 in der Gegend von Nauders
aufgefunden wurden, gegen NO über das Radurscheltal hin weiter
verfolgt werden und wurden dieselben auch in der Gegend von Prutz
(Fendleralpe) wieder beobachtet.
Außer den Aufnahmen in den Bündnerschiefern wurden noch
einige Ergänzungstouren in dem Bereich der kristallinen Schiefer bei
Nauders und im Langtauferertal sowie am Jaggl bei Graun ausgeführt.
Sektionsgeologe Dr. O0. Ampferer verwendete den größten
Teil seiner heurigen Feldarbeit zur Kartierung des südlichen Ab-
schnittes der Lechtaler Alpen zwischen Starkenbachtal im Osten
und Kaiserjoch im Westen (NW-Sektion des Blattes Landeck, Zone 17,
Kol. ID.
Zur Einzeichnung konnte bereits ein Abdruck der von Dr. Am-
pferer als vorzüglich gerähmten neuen Alpenvereinskarte 1: 25.000
von Ing. Agerter benützt werden, welche Karte jedoch erst im
Herbst 1911 erscheinen dürfte.
Zur Darstellung des hier ungewöhnlich reich gegliederten und
stark bewegten Gebirgsbaues “wurde eine neue kartographische Me-
thode eingeführt, welche gestattet, die feineren Strukturformen auch
noch innerhalb der einzelnen Formationen zu verfolgen.
Dieser geologischen Detailbearbeitung wurden vor allem die
Bereiche des Stanzkogels, der Vordersee-, Feuer- und Eisen Sp., die
ganze Parseier Sp.-Gruppe sowie das Zamerloch, das Medriol- und
Starkenbachtal unterworfen. Dabei ergaben sich fast allerorten größere
und kleinere Beiträge zur Richtigstellung des geologischen Kartenbildes.
Im Quarzphyllit wurden westlich der Dawinalpe ein langer Quar-
zitzug, östlich von Gries ein Diabaszug, nördlich von Tobadill ein
Verrucanostreifen entdeckt. Westlich vom Vordersee und nördlich der
Dawinalpe stehen größere Schollen fossilführenden Muschelkalkes an.
An den steilen Südabstürzen der Eisen-Sp. wurde eine Zone eines
2%
12 ' Verhandlungen. Nr.21
eigenartigen, stellenweise "ganz grobblockigen Konglomerates gefunden;
das in der Nähe der liassischen Manganschiefer auftritt.
Der mächtige Zug von Schiefern, Sandsteinen und Mergeln,
welche wahrscheinlich der Öberkreide änsehöneh und vom Kaiserjoch
zur Ansbaeherhütte ziehen, wird im Weiterstreichen an der Griesmutte-
Sp. von typischen Liasfleekenmergeln abgelöst, die gleich. östlich‘ den
Kern des ‘mächtigen Gewölbes der Parseier-Sp. bilden. '
Nördlich davon wurde ein Streifen der genannten Kreidegesteine
durchs Zamerloch bis ins Starkenbachtal- verfolgt.
Bei der Dawinalpe und nördlich von Grins sind selten groß-
artige Massen von Grundmoräne 'aufgestapelt.
'In dem nördlichen Teil der Lechtaler an wurden heuer nur
wenige Exkursionen gemacht.
“Auf der Rückreise von geologischen Studien im Bas chl All-
gäu wurden noch Begehungen in der Umgebung won Schattwald vor-
genommen. Dabei wurden an der Ostflanke des Zinken typische,
bunte,. exotische Porphyrgerölle in engster Verbindung mit fossil-
führendem Cenoman angetroffen. _Dieselben sind also nicht, allein auf
die Gosauschichten beschränkt,
Die letzten wurden verbraucht, um neu a
Aufschlüsse des. Straßenbaues am Gaichtpaß_ bei Repug und der
Mittenwalderbahn bei Innsbruck zu besichtigen.
Dr. 6. B. Trener setzte die Aufnahme der; Adsmelln,
gruppe‘fort. Der Granitstock des Corno.Alto wurde als Ausgangs-
punkt gewählt. Mit; Rücksicht auf den komplizierten Bau dieser Ge-
gend wurde das Gebiet so detailliert aufgenommen, daß.die betreffende
Karte eventuell auch im Maßstab 4 z25:000 herausgegeben.: werden
könnte. Über die bei der diesjährigen, ‚Aufnahme erzielten Resultate
hat Dr. Trener schon in einem Vortrag am 20. Dezember des vorigen
Jahres berichtet. (Vergl, Verhandlungen Nr. 16.) Am Schluß,'seiner Auf-
nahmstätigkeit widmete er noch einige Tage einer interessanten
Fossilienfundstelle des’ Mt. Campo bei Lavarone, über die ebenfalls
schon eine kurze Notiz erschienen ist.. (Vergl. Verhandlungen Nr. 18.)
‘Dr. Th. Ohnesorge machte mit Erlaubnis: der ‘Direktion zu-
nächst im Sommer zehn nicht in den Aufnahmsplan. aufgenommene
Touren zwecks Herstellung einer Karte der Umgebung (der Patscher-
koflkuppe :und der. Glungezer Spitze bei Innsbruck. Sodann "kartierte
er den zwischen Zell a. Ziller und Krimml, und zwar südlich. des
Gerlosbaches ‚gelegenen Abschnitt der ‚sogenannten. Kalkphyllitgruppe
(Bremerschiefer),. Es geschah dies zum Teil nur in dem ‘Umfang als
es für eine praktisehe und.riehtige Gliederung des Kalkphyllitanteiles
aufı Blatt Rattienb.erg (Zone 16, Kol. VI) und Zell am®See fZone
16, Kol.: VII) notwendig erschien. Daran ‚schlossen; sich Ergänzungs-
touren südlich der Salzach (Nordrand der Tauern auf: Blatt Zell am
See) und ‘(vom 25. September bis il. November) Aufnahmen des
Brixentaler Paläozoikums an.und zwar in der Umgebung von Fieber:
brunn. Es’ wurde hier das Gebiet des Trattenbachtales, des Pletzer- ‚und
oberen Schwarzachgrabens wie ein kleiner. Abschnitt zz von
Fieberbrunn: kartiert. = nsl 27.
19H Jahressitzung am 24;' Jänner, Dr. E. Tietze. 13
Sektionsgeologe F.' v.’Kerner wär mit; Aufnahmen im äußeren
Stubaitale beschäftigt. Im Gebiete der ‘Saite 'wurdei festgestellt, daß
die dunklen: Kalke am. Pfriemes /dasselbe Niveau einiiehmen ;wie der
obere Horizont der dunklen Pyritschiefer und daß (dieser Horizont im
Stubai und’ Gschnitz: stets mit der Grenze‘ zwischen‘ den für :den
Wettersteinkalk und Hauptdolomit | bezeichnenden &ebirgsfornien: zu-
sammenfällt.' Da in diesem Schieferhorizont an 'em paar Stellen in der
Tat Cardit«. gefunden wurde, isti.die Annahme: Eirechs, daß (die
Raibler Schichten westlich: vom Brenner ‚nur'am Nordfuße.:der Saile
en wieder durch die ältere Ansicht Pic'hlers:zw:ersetzen.
‚im ‚Gebiete. der: kristallinen Masse von Gleins, woselbst ‚Gneise,
se sahiefon und, Hornblendeschiefer ausgeschieden ‚wurden, , war
die’ bisherige völlig ‚abgedeckte. Darstellungsweise bei der. Detailauf-
nahme Be: die Eintragung glazialer Se hultanflagnspugen zu, verändern.
it: ji: - « nn»
} - 1732°7 fi, EHI N} er ;& s. 3
Die III. Sektion war mit der Fortführung der EN Auf-
nabmen: in Südsteiermark, Kärnten und Krain ‚betraut. ‚Sie bestand
im, verflossenen ‚Jahre. nur, aus dem Chefgeologen Dr; F, Teller
und dem Sektionsgeologen Bergrat Dr. J. Dreger, da ‚Prof, Koss-
m,at, der in. den “Varjahren dieser Sektion, ‚ebenfalls. zugeteilt war,
während der ganzen ihm, zur, Verfügung stehenden . ‚Aufnahmszeit im
Rahmen der IV-, Sektion tätig ‚war.
} ‚Chefgeologe Dr. F. Teller führte’ "Ergänzungs- "und Reyisioäs-
touren im Blatte Radmi annsdorf (Zone. 20, Kol. X) durch. Zunächst
wurde von Feistritz in der Wochein aus die Kartierung der, Lias-
bildungen ‚vervollständigt, welche am Südfuße der. Dachsteinkalke des
felavgebietes eine "sroße Verbreitung besitzen. Helle Oolithe, und
Crinoidenkalke’ mit Hierlatzbrachiopoden bilden das tiefste Glied der
Schichtfolge. In ihrem Hangenden wurde eine Zone von eisenschüs-
sigen Crinoidenbreceien und roten Knollenkalken mit Eisehsteinnieren
beobachtet, ‘welche “allerdings bereits zum ‘größten Teil.der Denu-
dation ' zum Opfer gefallen zu sein scheint. In diesem, Schichtkomplex
haben‘, wir wohl die primäre Lagerstätte der Wocheiner
Bohnerze zu suchen. Darüber folgen wieder lichte, grüngefleckte
durch muscheligen Bruch ausgezeichnete Kalke mit reicher Hornstein-
führung, welche nach’ oben in die dunklen, dütnschichtigen "Gesteine
der: ‚Fleckenmergelfazies des" Lias übergehen. -Die bunten, aptychen-
führenden Kalkschiefer, welche am der Südseite der ‚Wocheiner'Save
nächst dem- Ursprunge‘ der Feistritz als'Vertreter: oberjurassischer
Schichten nachge wiesen werden ‚kohhten, en an der Nordseite
des "Tales zu fehlen.
Die Liasablagerungen der rohen dla von 1 Mitterdorf nach
West eine schmale, in steil aufgerichtete Dachsteinkalkplatten ein-
gefaltete Synklinale; auf der Höhe der Hebatalpe nördlich des
Wochemer Sees’ besitzt: dieselbe kaum mehr als:150:m Breite.. Nach
derventgegengesetzten Richtung''öffnet sich diese Steilmulde, und: von
dem beiden weiter äuseinandertretenden Flügeln: ist der!nördliche auf
der: Linie :Mitterdorf+-Podjele—Koprivnik "deutlieh nach: Süd über-
kippt, so daß 'man.hier beim Anstiege ins’ höhere Gebirge eine in-
.}
14 Verhandlungen. Nr.il
vers gelagerte Schichtfolge durchquert. Mehrere scharfe Querdislo-
kationen komplizieren den Schichtenbau.
Einige Exkursionen in das nördlich anschließende Dachsteinkalk-
terrain führten zur Feststellung eines neuen Verbreitungsgebietes
anisischer Kalke und Dolomite, welche in dem Hochgebirgskamme
westlich des Vertatagrabens als Erosionsrest einer einst ausgedehn-
teren Schuppe auf wohlgeschichtetem Dachsteinkalk aufruhen. Es liegt
hier ein Gegenstück zu jener Scholle von Untertrias vor, die weiter
in Ost jenseits der tiefen Vertaöafurche auf den Dachsteinkalk des
Tosc-Kammes aufgeschoben erscheint.
Im August wurden von Mojstrana aus Ergänzungstouren im Ge-
biete des Kerma- und des Uratatales unternommen, der im September
noch erübrigende Teil der Aufnahmstage aber zu Begehungen an der
Südseite des Stou und zu Untersuchungen im Gebiete des Srednj vrh
sowie des Pakic- und Zelenicasattels verwendet. In beiden Gebieten
ergab sich Gelegenheit zu neuen, das Kartenbild vervollständigenden
Beobachtungen.
Bergrat Dr. Julius Dreger verwendete den größten Teil seiner
Zeit im diesjährigen Sommer für die Neuaufnahme des Blattes Rad-
kersburg und Luttenberg in Südsteiermark.
Obwohl nur sehr wenige Formationen an dem geologischen Auf-
bau dieses östlichsten Ausläufers der Windischen Bühel teilnehmen,
stellen sich der Kartierung bei der im allgemeinen einförmigen Aus-
bildung der Sedimente und bei der Seltenheit von Versteinerungen
in dem Bereich mancher Schichten Schwierigkeiten in den Weg, die
eine besonders genaue Begehung notwendig machen.
Die ältesten Bildungen gehören dem marinen Miocän an, welches
das letzte Auftauchen jenes Leithakalkzuges darstellt, der östlich von
Marburg mit dem Steinberg an der Drau beginnend bis südlich von
St. Leonhard streicht und dort von mergeligen miocänen Sandsteinen
begleitet wird, die in unserem Blatte nur noch in Spuren anzutreffen sind.
Die Hügel im Norden sind größtenteils aus sarmatischem Sand-
stein, Sand und Tegel zusammengesetzt, während im Süden, in der
Luttenberger Gegend, pliocäne Konglomerat-, Sand- und Schotter-
massen überwiegen.
Von größter Wichtigkeit sind die zahlreichen Kohlensäuerlinge,
die hier an der steirisch-ungarischen Grenze auftreten und wohl als
die letzten Anzeichen jener eruptiven Tätigkeit zu betrachten sind,
welcher die Trachyte und Basalte von Mühldorf, Gleichenberg,
Klöck usw. ihre Entstehung verdanken.
Im Herbste konnten 10 Tage zu Revisionstouren im Blatte
Völkermarkt in Kärnten verwendet werden.
Die IV. Sektion stand wieder unter der Leitung des Chef-
geologen Geyer. Ihr gehörten außerdem die Herren Prof. Dr. Koss-
mat, Dozent Dr. Vetters und als externer Mitarbeiter Prof. Othenio
Abel an. Für einen Teil seiner Zeit hatte auch Dr. Hinterlechner
den Auftrag, sich den Arbeiten dieser Sektion anzuschließen.
1911 Jahressitzung am 24. Jänner, Dr. E. Tietze. 15
Chefgeologe Georg Geyer beendete seine Aufnahme des Kalk-
alpenteiles auf dem Blatte Kirchdorf (Zone 14, Kol. X), dessen
Flyschgebiet und Glazialschottervorland durch Prof. O. Abel bear-
beitet worden waren. Zunächst kartierte der Genannte die nördliche
Vorkette zwischen dem Steyr- und dem Ennstale mit dem Rehboden
und dem Kruckenbrettlberge, wobei in den engen Jura- und Neokom-
falten mehrere in Flyschfazies ausgebildete Oberkreidekerne nach-
gewiesen werden konnten.
Anschließend an die vorjährigen Aufnahmen in der östlichen
Umgebung von Grünau an der Alm wurde sodann das zum Teil
auffallend flach gelagerte Hauptdolomitgebiet am linken Ufer der
Alm vom Absturz des Totengebirges angefangen bis zur Flyschgrenze
und westwärts bis an den Blattrand im Bereiche des ÖOffensees
untersucht. Dabei zeigte sich als Fortsetzung der aus dem Sengsen-
gebirge über die Kremsmauer bis auf den Windhagkogel streichenden
nördlichen Wettersteinkalkzone nach kurzer Unterbrechung im Alm-
tale ein vom Zwillingskogel bis über den Traunstein reichender,
ebenfalls südlich einfallender Zug von lichtem Diploporenkalk. Zwischen
der Schrattenau und dem Almtale konnte eine weit größere Ver-
breitung des mit Haselgebirg verknüpften, hier bis an die Flyschgrenze
reichenden Werfener Schiefers konstatiert werden. Bezeichnenderweise
enthalten auch die von O. Abel entlang dieser Strecke nachgewie-
senen Grundkonglomerate des Kreideflysches zahlreiche Gerölle aus
typischem rotem Werfener Schiefer.
Die im Vorjahre beobachtete, auf eine liegende Falte zurück-
geführte Überschiebung von Gutensteiner und Reiflinger Kalk des
Kasbergplateaus über dem Hauptdolomit des Almtales konnte in meh-
reren neuen Profilbegehungen weiter verfolgt und aufgeklärt werden.
Nach Süden taucht diese Muschelkalkfalte unter die Wetterstein-
(Ramsau-)Dolomite des Almsees hinab, über welchen in der Röll
Carditaschichten, dann aber mächtige Hauptdolomitmassen und schließ-
lich die den Nordabsturz des Totengebirges bildenden Dachsteinkalke
folgen. Gerade im Bereiche des Almsees werden die Wetterstein-
dolomite durch einen schmalen, sekundären Aufbruch von haselgebirg-
und gipsführendem Werfener Schiefer und eine gering mächtige Lage
von schwarzem Gutensteiner Kalk unterbrochen.
Bezüglich der diluvialen Schottermassen ist zu bemerken, daß
die Niederterrassenschotter nördlich von Habernau am Almsee aus
den Würmmoränen hervorgehen, während die Hochterrassenschotter des
Almtales erst weiter talaus bei Scharnstein an die entsprechenden
Rißmoränen angelehnt sind, aus deren Umschwemmung sie entstanden.
In den die Talbintergründe des Almsees und Offensees in großer
Mächtigkeit erfüllenden kreidigen Jungmoränen wurden nebst
Blöcken aus Dachsteinkalk auch große Blöcke einer älteren, glazialen,
weißen Kalkbreccie eingebettet aufgefunden, welche in ihrem Aussehen
an die Kremsmünsterer weiße Nagelfluh erinnert.
Professor Dr. ®©. Abel hat nunmehr in dankenswerter Weise
die Arbeit zum Abschluß gebracht, welche er vor seiner Berufung an
die Wiener Universität als ein im Verbande unseres Instituts stehender
Sektionsgeologe begonnen hatte. Er hat seine Aufnahme des Karten-
16 init I „:@ Verhandlungen: red Nrri
blattes Weels— Kremsmünster «(Zone ı 13,+.Kols»-X) beendet, in
welchem‘ noch in .der- DICH und NW- Fektlong mehrere Bagehungen not:
wendig wareni} „url ir j
©. Zar den wichtigeren‘ Es einlinsen oe De gehört die
Feststellung einer ausgebreiteten. und mächtigen Ablagerung; von
miocänen' Strandsanden;“ welche! stellenweise, wie zum Beispiel :nord-
westlich: von Wallern, fossilreich sind. Diese Sande. liegen nicht über
dem Schlier, sondern sind seine chronologischen Äquivalente und als
die Strandfaziesides Schliermgeres zu betrachten.“ \
Im ganzen Gebiete nördlich. der Traun nehmen die quartären
Schotter! nur: eine ganz untergeordnete ! Stellung in der Zusammen-
setzung des Bodens ein. Dagegen finden sich da und dort Denudations-
relikte hochgelegener Plioeänschotter, welche gleichen Alters zu sein
scheinen, : wie die ‚hochgelegenen Schotterfeldreste im Bereiche der
Schlierplatte ‘zwischen Eins im Westen, Donau im Ahrden: Ybbs Jm
Osten: und Westbahnstrecke im Süden. : Hilln
Sehr: vereinzelt sind Spuren von Oncophoraschichten über dem
:Schlier "angetroffen <wordeus.. 0; n:
7 Bei.einer mit‘ Herrn Chefgeölogen G. Geyer unkeraintue
Exkursion. auf den Kornstein; bei’ Scharnstein »im: Almtale »gelangte
Professor ©} Abel zu der Überzeugung, daß. die zu "einer ‘Riesen-
breccie verkitteten Schuttmassen auf den Kammhöhen nicht als Moränen
‚zu deuten sind, sondern als Reste eines großen N
van müssen. slmaigr
ii Der Bektionsgeologe' Dr, Eranz Klar t örwerdete in ‘diesem
5ähre die ganze Aufnahmszeit,. welche infolge..seiner Teilnahme an
-den Exkursionen des Stockholmer Geologenkongresses nur auf 75 Tage
‚ausgedehnt werden konnte, zu Begehungen : im, Blatte Wiemer-
Neustadt. Seine Arbeiten betrafen zunächsti;-den Bereich‘,des Trie-
'stingtales,“:wobei der "Ort: Weißenbach-: den : Ausgangspunkt; ‚bildete.
Wetschiedene Touren erstreekten sich vauch in: ale nördlich angren-
zende. Gegend von: Raisenmarkt. .o. : 19
‚Später wurden zur Ergänzung ‘der: orjührieen. Arbeiten noch
zahlreiche Touren:'im Gebiete: der Hohen: Wand, ‘des Miratates und
desi Unterbergzuges: ausgeführt, so daß nunmehr . die Neuaufnahme
der beiden westlichen Sektionen (des Blattes: Wiener-Nenstadigels
Öabgeschlossen: betrachtet werden kann...
's Den‘ letzten Teil‘ der Aufnahmszeit brachte ‚der Genhaite mit
-der:-Detailkartierung (des Gosauterrains der Neuen Welt zus: Die Aus-
scheidung: mehrerer 'stratigraphisch' wichtiger Unterabteilungen' dieser
‚mächtigen Kreideentwicklung 'erwies sich als gut durchführbar,ünd
‘zwar konnten: besonders folgende: Schichten . festgehälten: werden:
‘Grundkonglomerate, Rudistenbänke (äuf ‘der. Wandseite), die kohlen-
‚führende Schichtgruppe,:die'fossilreichen marinen Untersenonschichten,
die: obersenonen Orbitoidensandsteine“und Inoceramenmergel.Q; Die
beiden letzteren greifen in den isolierten Vorkommnissen südlich und
:westlich der Neuen Welt meist direkt. bis: auf die Triasunterlage über.
Sie überbrücken: am Ostende: des Gebirges äuch die Grenze. zwischen
dem: ;Werfener Zug. von. Höflein und den hellen ei ab?
-südlichen Plateauzone. s dsä
1911 Jahressitzung am’ 24. Jänner. Dr. E. Tietze. 17
Von großem Werte für die Arbeiten war das freundliche Ent-
gegenkommen der Leitung des Grünbacher Kohlenbergbaues, da im
ganzen südwestlichen Teil der Kreidemulde die Grubenaufschlüsse
eine für die Feststellung der Tektonik und Stratigraphie unentbehr-
liche Ergänzung des obertägigen geologischen Bildes liefern.
Was die Lagerung der Gosau nördlich des Gebietes der Hohen
Wand anbelangt. so ließ sich nachweisen, daß die aus sehr poly-
genem Material bestehenden unteren Konglomerate eines zusammen-
hängenden Gosaugebietes nicht nur auf verschiedenen, zum Komplex
der Wand gehörigen Schichtgliedern liegen, sondern auch auf die
Gesteine der von diesen überschobenen voralpinen Zone (Sturhemberg
und Dürre Wand) übergreifen. Die wichtige tektonische Grenze
zwischen den beiden genannten Gebirgsteilen war also im wesentlichen
durch die Faltungsperiode vor Ablagerung der oberen Kreide ge-
schaffen, ein Ergebnis, welches übrigens den Anschauungen der älteren
Beobachter, wie Bittner und Stur, entspricht.
Knapp ein Drittel seiner gesamten Aufnahmszeit verbrachte
Dr. Karl Hinterlechner im Bereiche des Kartenblattes Ybbs
(Zone 13, Kol. XII), wo er dessen kristallinen Anteil zu kartieren
hatte..Nach einigen orientierenden Touren in dem östlich unmittelbar
anstoßenden Territorium (Blatt St. Pölten, Zone 13, Kol. XII)
begann er mit der Aufnahme der nordöstlichen Sektion des eigenen
Kartierungsgebietes und erzielte dabei in 16 Arbeitstagen folgende
Resultate.
Das herrschende Gestein am linken Donauufer ist ein hell-
grauer, granatführender Granitgneis; außerdem kommen dort vor:
graue Gneise, Amphibolite und verwandte Felsarten. Dieses ganze
Kristallinikum wird auf den plateauartigen Anhöhen von jungen
Schottern, Sanden und von Löß zum Teil verhüllt.
Eine auffallende Verschiedenheit zeigt demgegenüber das rechte
Donaufer. Westlich vom Melkflusse ist bis oberhalb Manners-
dorf ein typischer Granulit ausgebildet; östlich davon steht da-
gegen ein sehr grobporphyrischer Granit an. Bei der Stadt
Melk wurde die im Nachbarblatte als „Diorit von Melk“ aus-
geschiedene Felsart konstatiert. Den porphyrischen Granit verhüllt
lokal derselbe graue Gneis, wie er auch am linken Donauufer
am nördlichen Blattrand vorkommt. In diesen wurden Kalke und als
eruptiv gedeutete Amphibolite vorgefunden. Einen Teil des Kristalli-
nikums verhüllen auch hier jüngere Gebilde.
In tektonischer Hinsicht wurden das Donautal (vorläufig) zwischen
Melk und der Gegend von Marbach und das Melktal zwischen
Melk und Mannersdorf als Bruchtäler angesprochen. Speziell
betreffs des Melktalbruckes wird bemerkt, daß seine Richtung
bei Nichtberücksichtigung der Hornerbucht fast ganz genau mit
dem nordwestlichen Rande des zusammenhängenden, tertiären Terri-
toriums von Krems bis Mähr.-Kromau zusammenfällt, welche
Linie, wie bereits aus der Hauerschen Karte ersichtlich, das süd-
liche Ende der Boskovitzer Furche trifft und entlang welcher
ersteren ferner eine Reihe granitischer Eruptionen stattgefunden hat.
Auffallend ist schließlich der parallele Verlauf des Melkerbruches
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 1. Verhandlungen. 3
18 Verhandlungen. Nr
und der besagten Linie mit beachtenswerten alpinen Brüchen;, ver-
wiesen sei hier schließlich auf die Tatsache, daß unsere Störungslinie
im Blatte Gaming und Mariazell ganz auffallend mit einer be-
achtenswerten Linie (Gresten—südöstl. Fuß des Prochenberges,
K. 1123) zusammenfällt. Über diesen Gegenstand erscheint übrigens
demnächst eine Mitteilung in unseren Verhandlungen, worin die nähere
Darlegung der betreffenden Annahmen gegeben werden soll.
Dr. Hermann Vetters verwendete die Hälfte seiner Aufnahms-
zeit zur Beendigung der geologischen Aufnahme des österreichischen
Anteiles des Kartenblattes Eisenstadt (Zone 14, Kol. XV) und zu
vergleichenden Studien im ungarischen Teil des Leithagebirges.
Trotz des anhaltend ungünstigen Wetters konnte die Aufnahme zum
Abschluß gebracht werden, so daß nur einige Reambulierungstouren
im Gebirge und im Flachlandgebiete noch einige Handbohrungen er-
übrigen, die wegen der noch nicht erfolgten Ernte im Sommer nicht
ausgeführt werden konnten.
Zu den in früheren Jahren über die in Rede stehende Gegend
schon gegebenen Mitteilungen ist hinzuzufügen, daß es durch das
Studium des in Ungarn gelegenen Gebietes des Sonnenberges ge-
lungen ist, die Stellung der eigentümlichen, oft geschieferten und
metamorphosierten und dann gneisähnlichen Arkosen, welche bei den
früheren Aufnahmen bereits als jüngeres Glied von dem kristallinen
Grundgebirge abgetrennt werden konnten, nachzuweisen. Sie stehen
nämlich mit den sogenannten Grauwackenquarziten des Lebzelter- und
Steinberges in engster Beziehung, so daß die Zusammengehörigkeit
beider Gebilde Herrn Dr. Vetters nicht mehr fraglich erscheint. Diese
Quarzite aber stimmen im petrographischen Habitus vollständig mit
den permischen oder untertriadischen Quarziten der Kleinen Kar-
pathen überein, mit denen überdies nach H.Becks Aufnahmen ganz
ähnliche, graue, oft geschieferte Arkosen gleichfalls vorkommen.
Auch für das Alter der sogenannten Grauwackenkalke wurden
sichere Anhaltspunkte gewonnen, da es gelang, aus den blauen Kalken
in dem großen Steinbruch bei Wimpassing eine größere Anzahl sehr
gut erhaltener Stielglieder von Encrinus lilüfformis zu erhalten, welche
das triadische Alter dieses Kalkes außer Frage stellen.
An anderen Punkten, zum Beispiel in den mehr geschieferten
Kalken am Hirschbühel wurden auch — allerdings nur undeutliche —
fünfseitige Crinoidenstielglieder, wahrscheinlich Pentacrinen, gefunden.
Es findet somit die schon alte Vermutung, daß diese sogenannten
Grauwackenkalke gleich den hochtatrischen Kalken der Kleinen Kar-
pathen und der Hauptmasse der Semmeringkalke mesozoischen Alters,
und zwar triadisch-liasischen Alters seien, eine Bestätigung.
Die Begehung der niedrigen Bodenschwelle zwischen dem Leitha-
gebirge und dem Nordsporn der Rosalia hat die Notwendigkeit er-
geben, die Quarzschotter, welche als verschieden mächtige Lage die
pontischen kohlenführenden Tegel und Sande überlagern, besonders
auszuscheiden, wie das bereits auf der alten Aufnahme CZijzeks
geschah, während sie Roth von Telegd mit den pontischen Sanden
und Schottern zusammenzog. Sie sind sicher jünger, altdiluvialen oder
jungpliocänen Alters.
1911 Jahressitzung am 24. Jänner. Dr. E. Tietze. 19
Der größte Teil des aufgenommenen Gebietes gehört übrigens
dem Steinfelde an (Gegend südlich der Linie Trumau—Reisenberg
und östlich Trumau—Zillingsdorf). Hier wurde versucht, die Gebiete,
welche eine stärkere Humusbedeckung und somit größere Fruchtbar-
keit besitzen, wenigstens beiläufig auszuscheiden, ferner die Moor-
und Sumpfböden, welche eine viel größere Ausdehnung besitzen als
die alte Karte angibt, genauer zu begrenzen, was jedoch noch eine
Anzahl von Versuchsbohrungen nötig macht, da die meisten Moore
drenagiert und künstlich trocken gelegt sind.
Schließlich wurden auch einige Touren im Kosaliagebiete des
Blattes Wr.-Neustadt unternommen.
Die V. Sektion, die sich mit den Arbeiten in unseren Küsten-
ländern befaßt, war wie in den Vorjahren zusammengesetzt aus dem
Chefgeologen v. Bukowski und den Sektionsgeologen v. Kerner,
Schubert und Waagen. Die Herren Kerner und Schubert
waren allerdings teilweise auch in dem Bereich anderer Sektionen
tätig, wie aus dem früher Gesagten hervorgeht.
Chefgeologe G. v. Bukowski hat von den 65 Tagen, während
welcher er heuer mit geologischen Untersuchungen in Süddalmatien
beschäftigt war, den größeren Teil dazu benützt, die Kartierungs-
arbeiten im Bereiche des Blattes Ragusa fortzusetzen, wobei ver-
schiedene Gegenden dieses in tektonischer Beziehung ein nicht
geringes Interesse bietenden Gebietes berührt wurden. Im Mai reiste
er sodann nach Spizza, wo noch nachträglich einige Touren unter-
nommen wurden, deren Zweck es war, gewisse für die Erläuterungen
der bereits erschienenen geologischen Detailkarte notwendige Infor-
mationen zu gewinnen und etliche photographische Aufnahmen der
geologisch wichtigsten Punkte zu machen. Die Rückreise erfolgte
über Bosnien und die Herzegowina.
Sektionsgeologe Dr. med. Fritz v. Kerner kartierte die Insel
Solta, die Zirona-Inseln und das gegenüberliegende Küstengebiet
von Mandoler. Da die Insel Bua schon bei Gelegenheit der Aufnahme
des Blattes Sebenico—Traü kartiert wurde, ist nunmehr die Auf-
nahme des Inselblattes Solta abgeschlossen.
Über den Faltenbau des Küstengebietes von Mandoler liegt
bereits in Verhandl. Nr. 11 des verflossenen Jahres ein ausführlicher
Bericht vor. Die Zirona-Inseln erwiesen sich als Reste eines flachen
Gewölbes von Rudistenkalken, denen eine Zone mit Chondrodonten
eingeschaltet ist. Die Insel Solta stellt gleichfalls eine Aufwölbung
von Kreidekalken dar. In deren Mantelzone konnten ein rudisten-
führendes Niveau, ein Niveau mit ungerippten Chondrodonten und ein
Niveau mit gerippten Chondrodonten unterschieden werden. Den
Gewölbekern bilden Kalke mit Gryphaeen.
Sektionsgeologe Dr. Richard Schubert kartierte in der zweiten
Hälfte April und im Laufe des Monates Mai hauptsächlich die Um-
gebungen von Zegar, Ervenik und Krupa im mittleren Dalmatien. Es
ist dies das Grenzgebiet zwischen dem Verbreitungsgebiet der inner-
dalmatinischen Kreide und dem mit Prominaschichten bedeckten Terrain.
3*
20 Verhandlungen. Nr.’@
Abgetrennt vom Hauptverbreitungsgebiete der Prominaschichten
konnten im Bereiche der Kreide noch mehrere (etwa 25) kleine ein-
gefaltete oder an Brüchen erhaltene Reste von Prominakonglomeraten
beobachtet werden, deren Altersdeutung durch die gefundenen Nummu-
liten und Alveolinen gesichert ist.
Hervorzuheben wäre ferner noch das Vorhandensein von neogenen
Süßwasserschichten und diluvialen Konglomeraten im Polje von Ervenik
und im Mokropolje.
Ende April wurden gemeinsam mit dem kroatischen Aufnahms-
geologen Kustos Ferdo Koch aus Agram einige Exkursionen im
kroatisch-dalmatinischen Grenzgebiete zwischen Degar— Zermanja und
Plavno ausgeführt, wobei die "geologische Kartierung dieses Grenz-
gebietes abgeschlossen werden konnte.
Dr. L. Waagen begann seine diesjährigen Arbeiten mit Be-
gehungen im Kartenblatte Pinguente—Volosca (Zone 24, Kol. X)
sowie im österreichischen Anteil des Kartenblattes Fiume-Delnice
(Zone 24, Kol. XI). Es geschah dies auf Ansuchen des Direktors der
kgl. ung. geol. Reichsanstalt, Prof. L. v. Löezy, damit es den unga-
rischen Geologen Dr. OÖ. Kadie, Dr. Th. Kormos und Dr. V. Vogl,
welche mit den Kartierungsarbeiten im ungarisch-kroatischen Küsten-
lande neu begannen, ermöglicht wäre, mit Dr. Waagen im Grenz-
gebiete gemeinsame Touren zu machen und so von diesem in ihr
Gebiet eingeführt zu werden.
Daran anschließend wurde von Dr. Waagen im Kartenblatte
Unie und Sansego (Zone 27, Kol. X) gearbeitet. Dort wurden die
Inseln Unie, Sansego, Canidole grande und Canidole piccolo aufge-
nommen. Nur der Besuch des entfernten Scoglio Galiola wurde von
dem ungünstigen, stürmischen Wetter verhindert.
Im Herbste setzte Dr. Waagen seine Kartierungsarbeiten im
Kartenblatte Mitterburg und Fianona (Zone 25, .Kol. X) fort,
die sich vorwiegend in der Gegend von Pedena bewegten. Der größte
Teil der Arbeitszeit wurde jedoch zu Studien in der Umgebung von
Pola auf dem Kartenblatte Pola und Lubenizze (Zone 26, Kol. X)
verwendet, da Dr. Waagen von der k. k. Statthalterei zu Triest
aufgefordert wurde, sich an der Aktion, welche zum Zwecke der
Wasserversorgung Polas durchgeführt wurde, zu beteiligen. Tatsäch-
lich gelang es dem genannten Geologen auch, auf Grund seiner Studien
nicht nur einige neue Punkte zur Gewinnung von Trinkwasser zu
fixieren, sondern besonders auch durch Bestimmung der Einflußsphäre
der einzelnen eventuellen Entnahmepunkte eine Minimaldistanz zwischen
denselben festzustellen und in weiterer Berücksichtigung dieses Ge-
sichtspunktes eine neutrale Zone zwischen dem Interessengebiete der
Stadtgemeinde und jenem der k. k. Kriegsmarine durchzuführen.
Schließlich muß ich hier noch einiger besonderer Arbeiten ge-
denken, welche zwar direkt mit unserer Aufnahmstätigkeit zusammen-
hängen, die jedoch außerhalb des Rahmens unserer fünf Sektionen aus-
geführt wurden, wie ich bereits am Eingange dieses Kapitels an-
deutete.
1911 Jahressitzung am 24. Jänner. Dr. E. Tietze. 2
Es ist uns aus der Bukowina die Anregung zugekommen, eine
Neuaufnahme dieses Landes zu beginnen, in welchem unsere Anstalt
seit 35 Jahren keine systematischen Untersuchungen mehr veranlaßt
hatte, weil eine allzugroße Zersplitterung unserer ohnehin über sehr
verschiedene Teile der Monarchie verteilten Arbeitskräfte nicht er-
wünscht schien, bevor nicht in einigen anderen schon länger der Neu-
bearbeitung harrenden Gebieten wenigstens eine gewisse Anzahl von
Kartenblättern in genauerer Ausführung hergestellt sein würden:
Es wurde nun Dr. Hermann Vetters ausersehen, im Sinne
jener Anregung sich mit der Geologie der Bukowina zu befassen und
im Hinblick auf die große Entfernung dieses Landes von den Arbeits-
gebieten der anderen Geologen, glaubte ich den Genannten für diesen
Fall selbständig vorgehen lassen zu sollen, ohne ihn hierbei’ einem
der Herrn Chefgeologen zu unterstellen. Für den zweiten Teil seiner
Aufnahmszeit schied deshalb Dr. Vetters aus dem Verbande der
IV. Sektion aus und unternahm zunächst die nöthigen Vorstudien für
die allerdings erst im nächsten Jahre tatsächlich zu beginnende Neu-
aufnahme der Bukowina. Vor Allem machte er gemeinsam mit Dr.
H. Beck einige Exkursionen in der bereits genauer studierten Kar-
pathensandsteinzone der mährisch-schlesischen Beskiden, und zwar in
der Gegend von Wall.-Meseritsch, Neutitschein, Bistritz am Hostein.
Insoferne nämlich Karpathensandsteine in der Bukowina eine große
Rolle spielen, schien es wünschenswert sich mit der Natur dieser
Gebilde in einigen neuerdings besser studierten Verbreitungsbezirken
derselben vertraut zu machen.
Die Orientierungstouren in der Bukowina selbst erstreckten sich
über alle drei Zonen der bukowinischen Karpathen, wobei über spe-
ziellen Wunsch der bukowinischen Landesregierung die mit praktischen
Interessen verbundenen Lokalitäten besonders berücksichtigt wurden.
So die Bergbaue in Jakobeni und Luisental, verschiedene Fundpunkte
von Braunkohlenspuren, die Zementmergel von Straza usw.
Gewisse Studien in der Gegend von Krasna und Koszezuya bei
Moldauisch-Banilla, welchen die Absicht zugrunde lag, jenes angebliche
Vorkommen von silurischen Tonschiefern mit Graptolithen, von denen
uns vor längerer Zeit eine Probe eingesendet worden ist, und die
schon Dr. Tausch vergeblich gesucht hatte, zu finden, hatten ein
negatives Ergebnis; an keiner der seiner Zeit bei der Einsendung ge-
nannten Örtlichkeiten konnte ein Graptolithenschiefer gefunden werden,
und es scheint mir in dieser Angelegenheit zwar sicher keine ab-
sichtliche Mystifikation, so doch ein Mißverständnis obzuwalten be-
züglich eine Verwechslung von Stücken aus der Lade eines Sammlers.
Eingehendere Studien wurden ferner in der Gegend von Pozo-
ritta und Kimpolung gemacht.
Ebenfalls selbständig arbeitete Herr Bergrat Franz Bartonec,
von dem ich früher sagte, daß er freiwillig uns seine Dienste zur
Verfügung gestellt hat. Schon seit einigen Jahren ist derselbe damit
beschäftigt, eine Detailaufnahme des Blattes Troppau (Zone 6,
Kol. XVIII) durchzuführen, in dessen Bereich, nämlich in Freiheitsau,
er seit einigen Jahren seinen Wohnsitz genommen hat.
29 ı Verhandlungen. Nr. 1
Diesmal. hat mir nun Herr Bartonec einen Bericht über seine
Wahrnehmungen eingesendet, so daß ich in der Lage bin, einiges über
diese Beobachtungen mitzuteilen, wenn ich auch auf eine vollständige
Wiedergabe der betreffenden, etwas umfangreichen Mitteilung hier
verzichten muß.
Herr Bartonec studierte besonders die Verhältnisse des Kulm
und des produktiven Karbon. In demjenigen Teil des Kartengebietes,
der von den in jener Gegend über weite Flächen verbreiteten Kulm-
bildungen eingenommen wird, fand er, daß die den Kulm Mährens
und Schlesiens sonst vielfach auszeichnenden Schiefer, die bekannt-
lich .oft als Dachschiefer Verwendung finden, bei Troppau sehr zurück-
treten und dort kaum 10 Prozent der Gesamtmasse des Kulm aus-
machen. Es wurde festgestellt, daß der letztere daselbst ganz vor-
wiegend aus Grauwackensandsteinen besteht. Gewisse Verschiedenheiten
in der Beschaffenheit der immerhin nicht völlig fehlenden Schiefer
hängen nach der Beobachtung unseres Gewährsmannes in erster Linie
mit dem tektonischen Verhalten der Ablagerung zusammen. Nur dort,
wo steile Schichtenstellung vorkommt, ist auf eine ausreichende Spalt-
barkeit des Schiefers zu rechnen. Bei flacherer Lagerung wird die
Beschaffenheit des Materials klotzig und ermangelt der leichten Spalt-
barkeit. Das Streichen der Kulmschichten findet ziemlich regelmäßig
in Stunde 2 bis 3 statt, während das Einfallen ein wechselndes ist.
Während Bartonec früher der von mir mit verschiedenen
Gründen vertretenen Ansicht zugetan war, daß das Ostrauer Kohlen-
gebirge und der Kulm sich diskordant zueinander verhalten, glaubt
er jetzt, daß eine Konkordanz dieser Bildungen mit Wahrscheinlich-
keit angenommen werden dürfe, was er auf Grund der östlichsten Auf-
schlüsse im Kohlengebirge bei Petrokowitz folgert. Eine genaue Grenze
zwischen Kulm und produktivem Karbon zu ziehen, sei schwierig und
man müsse sich mit der Konstatierung des ersten Kohlenflözes be-
gnügen. Es sieht aus, als hätte eine ununterbrochene Weiterentwick-
lung der Absätze in der Grenzregion der beiden Bildungen stattge-
funden. Doch dürfte in der Ostrauer Gegend eine Linie, gezogen von
Strzebowitz über Schönbrunn und Ober-Polanka nach Stiebnik, die
ungefähre Kulmgrenze andeuten, über welche hinaus im Nordwesten
kaum mehr Kohlenflöze anzutreffen sind.
Die Aufschlüsse in den angrenzenden Grubengebieten Preußisch-
Schlesiens haben dargetan, daß in der Nähe der liegendsten Flöze
eine intensive Pressung und Schichtenfaltung stattgefunden hat, welche
durch Verwerfungen kompliziert wurde, so daß die Identifizierung der
einzelnen Schichten erschwert wird. Viele anscheinend gesonderte
Flöze, welche man in Schächten oder Querschlägen antraf, haben sich
bei. der Weiterausrichtung als zu einem und demselben Flöz. gehörig
erwiesen, weiches infolge von Faltungen, Knickungen und Verwerfungen
nur wiederholt angetroffen wurde.
Durch diese Erkenntnis wird der. angenommene Flözreichtum,
bezüglich die Schichtenmächtigkeit des Karbons auch auf österrei-
chischer Seite eine Verminderung erfahren. Immerhin schätzt Bar-
tonec die Gesamtmächtigkeit des produktiven Karbons im Mulden-
tiefsten des Ostrauer Beckens noch auf zirka 4000 m, während die
1911 Jahressitzung am 24. Jänner. Dr. E. Tietze. 23
darin eingeschlossenen Kohlenflöze 2:6 Prozent der Gesamtmasse
bilden, in den Karwiner Schichten sogar über 10 Prozent.
Herr Bartonec kommt sodann in seiner Zuschrift auch auf
die Frage der Fortsetzung des Karbons unter den karpathischen
Flyschbildungen zu sprechen und sagt, daß er neuerdings über diese
Fortsetzung günstiger denke als früher. Er beruft sich dabei auf
einige neuere Bohrungen, von denen die eine in der Südostecke des
Bereiches des Kartenblattes Troppau—Ostrau in Rottimau bei 880 m
Tiefe das Karbon tatsächlich erreichte, während bekanntlich an einer
anderen Stelle (im Bereich des Blattes Neutitschein) bei Paskan das
Karbon schon in zirka 400 m Tiefe nachgewiesen wurde. Beides sind
allerdings Stellen, die noch ziemlich am Rande der Flyschbildungen
selegen sind, wo auch nach den älteren Anschauungen das Antreffen
karboner Absätze nicht unerwartet war, zumal ja ein solches An-
treffen selbst tiefer im Innern der Flyschverbreitung nach jenen älteren
Anschauungen als lokaler Zufallsfund nicht außer der Möglichkeit
liegt. Nach der Ansicht unseres geehrten Freundes hat eine ungleich-
mäßige Abrasion der Oberfläche des Karbons stattgefunden, was eben-
falls eine der älteren Auffassung nicht widersprechende Annahme wäre.
Bei der obengenannten Lokalität Rottimau hat Bartonec
auch Alttertiär mit Einschlüssen von Toneisensteinen konstatiert, ein
Vorkommen, welches ich allerdings bereits auf unserer älteren Auf-
nahme verzeichnet finde.
Die miocänen Schichten erreichen südlich Ostrau eine Mächtig-
keit von zirka 900 m und bestehen vorwiegend aus marinen Tegeln,
untergeordnet auch aus Sanden und mürben Sandsteinen. Stellenweise
gibt es an der Grenze von Karbon und Jungtertiär auch wasser-
führende Sande mit losen Sandsteinbrocken, ein Material, das aus
dem Zerreibsel des Karbon besteht und an vertieften Stellen der
Karbonoberfläche linsenförmig abgelagert wurde. Wenn ein solcher
Detritus durch unterirdische Baue angeschnitten wird, so gibt das
leicht Veranlassung zu Wasser- und Sandeinbrüchen in die Gruben-
räume. Nach Entleerung der betreffenden Wassermassen ist ein Nach-
schub_von Wasser und Sand allerdings nicht mehr zu fürchten, da
die plastische Tegeldecke über solchen Stellen nachsinkt. Diese un-
mittelbar über dem Kohlengebirge liegenden Sande sind übrigens
nicht mit gewissen jüngeren Sanden zu verwechseln, welche oberhalb
des Tegels — nahe der Erdoberfläche — abgelagert sind und nicht
in die Grubenbaue sich ergießen können, weil die plastische Tegel-
decke absolut wasserundurchlässig ist.
Daß die jungtertiären Schichten auch Gips einschließen, ist "all-
gemein bekannt; neue Punkte dieses Vorkommens sind. nicht ‚kon-
statiert worden.
Die auf das Blatt Troppau fallenden Basaltdurchbrüche haben
durch Feststellung einiger neuer Punkte bei Budischowitz eine kleine
Vermehrung erfahren.
In den Grubenbauen der Jaklowitzer Theresienzeche in Poln.-
Östrau sind die Basaltgänge mit seitlichen Intrusivlagern’ und Lak-
kolithen bis zu einer Tiefe von 600 m untersucht worden.
24 Verhandlungen. Nr: 1
Am Kontakt sind die Kohlen zu Koks umgewandelt, der Sand-
stein wurde verglast, während der Schiefer jaspisartig hartgebrannt
erscheint.
Das Quartär ist überall abgelagert und wäre es von Interesse, an-
zuführen, daß die nordischen Blöcke, welche auf älteren Karten nur
sporadisch eingezeichnet erscheinen, viel häufiger beobachtet wurden.
Es konnten sogar Andeutungen von Endmoränen konstatiert werden,
so zum Beispiel in der Nähe des Oppatales bei Martinau und Smol-
kau. Überhaupt geht die alte Linie der Vereisungsgrenze ziemlich
weit nach Süden, denn noch in der Gegend von Fulnek wurden Er-
ratika beobachtet, bei Rudischowitz liegen kleinere Brocken in einer
Seehöhe von 400 m.
Es: empfiehlt sich, auf den geologischen Karten nicht nur die ei-
genen Fundpunkte von erratischen Blöcken einzuzeichnen, sondern auch
diejenigen von früheren Beobachtern, weil diese Blöcke gern als
Schotter und Baumaterial verwendet werden, daher von der Erd-
oberfläche gänzlich verschwinden.
Die Aufnahme uud Kartierung des Blattes Troppau—Ostrau soll
demnächst zu Ende geführt werden. Doch spreche ich schon heute
unserem verehrten Freunde Bartonec für seine bisherige Mühe-
waltung unseren besten Dank aus. Bei der endgültigen Redaktion
des Blattes wird dann noch eine Berücksichtigung der inzwischen von
Dr. Götzinger in dem dortigen Quartär gemachten Beobachtungen
in Betracht kommen dürfen.
-
Wenn ich nun gemäß einer alten Gepflogenheit auch in diesem
Jahresbericht über die von unseren Fachgenossen in Böhmen und
Galizien im verflossenen Jahre ausgeführten Arbeiten noch einige
Mitteilungen geben will, so muß ich leider vorausschicken, daß spe-
ziell die Arbeiten des Komitees für die Landesdurchforschung von
Böhmen infolge des Ausbleibens der betreffenden Subvention diesmal
nicht wesentlich gefördert werden konnten. Unser geehrter Kollege
Professor Dr. Fritsch in Prag, dem ich sonst immer einige inter-
essante Daten über jene Arbeiten zu danken hatte, schreibt mir jetzt
nur von einigen zufälligen Funden, die in Böhmen gemacht wurden.
So wurden zum Beispiel in Moravi© bei Leitomischl durch den Lehrer
Flerina zwei riesige Flossen von Protosphyraena gefunden, eine
Bauchflosse von 40 cm und eine Brustflosse von 90 cm Länge. Prof.
Fritsch selbst machte einige Exkursionen in die Gegend von Neu-
Paka und arbeitete im übrigen an seinem kritischen illustrierten Ver-
‘zeichnisse der Petrefakten der Korycaner Schichten sowie an einer
Studie über die Permformation in Böhmen. Diese Arbeiten können
jedoch erst erscheinen, wenn die jetzige Stockung in der Flüssig-
machung von Geldmitteln seitens des Landes aufgehoben sein wird.
Dagegen soll demnächst der dritte der die Gastropoden umfassenden
Bände des Barrandeschen Werkes von Dr. Jaroslav Perner heraus-
gegeben werden.
Über den Stand der Arbeiten für die geologische Karte des
Böhmischen. Mittelgebirges und über sonstige geologische Arbeit in
1911 Jahressitzung am 24. Jänner. Dr. E. Tietze. 25
Nordböhmen während des Jahres 1910 hat uns wie gewöhnlich Pro-
fessor Dr. J. E. Hıbsch berichtet.
Im Jahre 1910 wurden durch den letztgenannten selbst die
notwendigen Revisionen im Gebiete des Blattes Leitmeritz der geo-
logischen Karte des Böhmischen Mittelgebirges durchgeführt und mit
der Bearbeitung des Gesteinsmaterials dieses Blattes begonnen.
Während des letzten Drittels des Monates September und der ersten
Tage des Monates Oktober wurde ein Teil des Blattes Lewin— Geltsch-
berg neu aufgenommen.
Blatt Wernstadt der genannten Karte ist nebst dem erläuternden
Text im verflossenen Jahre in Druck gegeben worden und wird im
Monate Jänner 1911 veröffentlicht.
Die geologische Abteilung des Aussiger Stadtmuseums entwickelt
sich unter der Leitung des Kustos Dr. Fritz Seemann recht günstig.
Herr Dr. Seemann hat im verflossenen Jahre auch mit den geolo-
gischen Aufnahmen der Umgebungen von Gartitz—Nollendorf nördlich
Aussig im Anschluß an die geologische Karte des Böhmischen Mittel-
gebirges begonnen.
Während in früheren Jahren mein nunmehr leider verstorbener
Freund Hofrat Kreutz sich der Berichterstattung über die von den
ealizischen Geologen ausgeführten Arbeiten unterzogen hätte, bin ich
diesmal vor allem dem Sekretär der physiographischen Kommission
der Krakauer Akademie der Wissenschaften, Herrn Professor W.
Kulezyäski für die zunächst folgenden Mitteilungen verpflichtet,
die sich auf einen großen Teil jener Arbeiten beziehen.
Im Auftrage der physiographischen Kommission arbeitete Pro-
fessor Dr. F. Wisniowski, zum Teil mit Dr. Rychlicki, im Ge-
biete des Blattes PrzemySl, wobei sich neues kartographisches Material
und ein neuer Punkt mit obersenonen Fossilien (Scaphites tenwistriatus)
vorgefunden hat, außerdem eine unerwartet weite Verbreitung der
erratischen Blöcke konstatiert wurde. Derselbe erstgenannte Geologe
konnte auch in der Gegend von Krakau das unterkarbonische Alter
der Schiefer von Miekinia feststellen. E
Dr. Rychlicki untersuchte die Kreideschichten von Rohatyn,
welche sich als Quadraten- und Granulatenkreide erwiesen haben. Er
hat auch im Auftrage des galizischen Landesausschusses die neue
Eisenbahnlinie Lemberg—Stojanöw geologisch untersucht und längs
derselben die Kreideschichten bei Kamionka Strumilowa als Mucro-
natenkreide, bei Radziechöw und Stojanöw als Quadraten- und Mucro-
natenkreide bestimmt.
Dr. W. Kuzniar beschäftigte sich mit dem Karstphänomen in
der Gruppe der Czerwone Wierchy in der Tatra. Er untersuchte
auch in Gemeinschaft mit Dr. E. Kiernik die Magurahöhle in der
Tatra, wobei Ausgrabungen zu unverhofften Resultaten führten. Weder
die Untersuchungen am Taglicht noch diejenigen in der Höhle konnten
jedoch beendet werden.
Herr W. Goettel beschäftigte sich mit den rhätischen Ab-
lagerungen der Tatra. Sein Hauptaugenmerk war auf ein genaues
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 1. Verhandlungen. 4
26 Verhandlungen. Nr.
Absuchen der verschiedenen petrographischen Horizonte auf Fossilien
gerichtet, desgleichen auf das genaue Messen der natürlichen Durch-
schnitte und Entblößungen. Als Endziel betrachtet er vor. allem die
Aufklärung des Verhältnisses dieser (rhätischen) Stufe zu den nächst
jüngeren und älteren Schichten, dann die Aufklärung ihres Schicksals
während der gebirgsbildenden tektonischen Vorgänge um erst auf
dieser breiten Grundlage den Vergleich mit gleichalterigen Bildungen
im alpin-karpathischen Bogen durchzuführen.
Herr B. Kropaczek war in den Karpathen südlich von Rzeszöw
beschäftigt. Es gelang ihm, viele Ergänzungen zur geologischen Karte
zu machen, mehrere zur Beurteilung des karpathischen Eocäns wich-
tige Profile und einige reiche Faunen in dieser Formation aufzufinden.
Dr. Ludomir v. Sawicki beschäftigte sich im Auftrage der
physiographischen Kommission mit der Fortsetzung seiner Seenstudien
in der Tatra, in deren Bereich auch morphogenetische Beobachtungen
fallen; außerdem studierte er die morphologischen Verhältnisse der
drei subkarpathischen Pforten von Krakau, Mährisch-Weißkirchen und
Preßburg und verwandte fünf Wochen auf morphogenetische und gla-
ziale Studien in der Umgebung der Bocche di Cattaro.
Dr. Z. Rozen verfolgte weiter die im Jahre 1907 auf Anlaß
und ursprünglich unter der Leitung des Herrn Prof. Dr. Moroze-
wicz unternommenen Studien betreffend die Eruptivgesteine der
mährisch-schlesischen Kreideformation. Diesmal besuchte er Bystrzyca,
Oldrzychowice und Niebory südlich von Teschen, Grodziec, Swieto-
szöwka, Jaworze (Ernsdorf), Miedzyrzecze (Kurzwald), Jasienice
(Heinzendorf), Na Zalesin, Rudzica (Riegersdorf), Wieszezat und Ko-
wale zu beiden Seiten der Bahnstrecke Skoezöw—Bielsk (Skotschau—
Bielitz) und Wolowiec, Domaslowice, Mistrzowice nördlich der Strecke
Cieszyn—Frydek (Teschen—Friedek). Statt der in diesen Ort-
schaften von Hohenegger angegebenen Teschenite konnten viel-
orts nur gelbe Tone festgestellt werden, die mit Eruptivgesteinen
keinen genetischen Zusammenhang zu haben scheinen. Die im äußersten
Süden von Friedek gelegenen Punkte, wie Czeladna und Malenowice,
dann Janowice und Lubno, wurden genau untersucht und in der Gegend
von Frenstat (Frankstadt) konnte in dem bei der St. Markuskapelle
neu angelegten Steinbruch ein besonders schöner Teschenit samt
mannigfaltigen sekundären Produkten gesammelt werden. Auch die
Untersuchungen bei Kozlowice, Na Peklach, Bordowice, VeZovice
(Wernsdorf), Zenklava (Senftleben), Stramberg, Libost (Liebisch) und
Weinhübel bei Pfibor (Freiberg) ergaben manch wichtige Resultate.
Am Jaklowetz bei Polnisch Ostrau wurde von H. Rozen der Theresien-
schacht befahren, um die dortigen Basaltgänge mit ihren zahlreichen
Apophysen zu studieren; dabei wurden schöne Exemplare von ver-
kokter Kohle wie auch sonstige Produkte dieser interessanten Kon-
taktmetamorphose gesammelt. Die Ansicht, welche die im Miocän
dort zutage tretenden Basaltkugeln eng an diese Gänge knüpft, muß
als höchst wahrscheinlich betrachtet werden.
Herr Al. Mazurek hat ein reiches paläontologisches Material aus
dem Senon in Kazimierz, Bochotnica und Nosilöw im Königreich Polen
zusammengebracht und ist mit der Bearbeitung desselben beschäftigt.
ar
1911 Jahressitzung am 24. Jänner. Dr. E. Tietze. 27
Außer durch Herrn Prof. Kulezyüski habe ich auch von
seiten des Herrn Prof. Dr. Rudolf Zuber in Lemberg einige inter-
essante Mitteilungen erhalten, welche zunächst einige im geologisch-
paläontologischen Institut der Universität Lemberg ausgeführte Arbeiten
der Herren Nowak und Rogala betreffend, sodann aber auch ge-
wisse im Dzieduszyckischen Museum vorgenommene Untersuchungen
sowie bedeutsame Forschungsreisen einiger polnischer Geologen zum
Gegenstand haben.
Herr Dr. J. Nowak hat eine größere tektonische Studie über
den Bau der Kalkalpen in Salzburg und im Salzkammergut vollendet.
Dieselbe wird demnächst in den Schriften der Krakauer Akademie
der Wissenschaften im Drucke erscheinen.
Herr Dr. W. Rogala setzte seine Studien über die podolische
Kreide weiter fort und veröffentlichte hierüber die Mitteilung „Über
die Kreidebildungen längs des nordpodolischen Steilrandes* im Lem-
berger „Kosmos“ (1910, Heft 10—12). Eine ausführliche Arbeit über
die gesamte Oberkreide Podoliens ist in Vorbereitung.
Außerdem hat Herr Dr. Rogala in dem Hügelzuge Roztocze
zwischen Lemberg und Rawa bisher ganz unbekannte Oligocänbildungen
entdeckt und hierüber eine vorläufige Mitteilung im „Bulletin“ der
Krakauer Akademie der Wissenschaften veröffentlicht.
Prof. Zuber selbst hat im Sommer 1910 im Auftrage einer
englischen Unternehmung eine mehrmonatliche Studienreise nach
Westafrika (Elfenbeinküste, Goldküste und Süd-Nigeria) unternommen
und die dortigen Bitumen- und Erdölvorkommen untersucht. Unter
den dort mitgebrachten Materialien verdient besonders ein fossilreicher
Kalkstein aus der Umgebung von Beyin (Goldküste) Erwähnung, dessen
kleine, aber sehr interessante Fauna (wahrscheinlich Oberkreide) von
Herrn Dr. Rogala näher bearbeitet wird.
In dem unter der Leitung des Schulrat Prof. Marian v. Lom-
nieki stehenden gräflichen Dzieduszycekischen Landesmuseum
wurden folgende geologisch-paläontologische Arbeiten ausgeführt,
respektive in Angriff genommen:
Prof. Dr. J.v. Siemiradzki bearbeitet eine reiche jurassische
Spongienfauna hauptsächlich aus den im Besitze des genannten Museums
befindlichen Zeuschnerschen Sammlungen.
Prof. Dr. W. v. Friedberg hat einen Teil der Gastropoden
des polnischen Miocäns bearbeitet und die ersten zwei Lieferungen
einer als größere Monographie angelegten Bearbeitung der im Museum
befindlichen Mollusken druckfertig gemacht.
Mit der Bearbeitung der berühmten diluvialen Funde aus Sta-
runia in Ostgalizien waren beschäftigt:
Herr Prof. Dr. E. Niezabitowski mit dem osteologischen
Teil; Herr Prof. Dr. H. Hoyer mit dem histologischen Teil des
Mammut und Rhinoceros; Herr Prof. Dr. M. Raciborski bearbeitet
die dortige fossile Flora; die Herren M. und J. bLomnicki haben
die Bearbeitung der dort aufgefundenen diluvialen Insekten und Mol-
lusken vollendet und die geologischen Verhältnisse der dortigen Dilu-
vialbildungen näher untersucht. Alle diese Arbeiten über die Staru-
4*
28 Verhandlungen. Nr
niaer Funde werden von der Musealleitung wahrscheinlich noch im
Laufe des Jahres 1911 im Drucke veröffentlicht werden.
Schließlich mag noch erwähnt werden, daß im verflossenen
Sommer eine größere Expedition nach der Primorskaja Oblast in der
Mandschurei unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. v. Dunikowski
stattgefunden hat. An dieser Expedition nahmen auch die Herren
Prof. Dr. E. v. Romer, Dr. Tokarski und Dr. Nowak teil
und es wurden Partien von Sichota Alin an der St. Olga-Bucht geo-
graphisch, geologisch und bergmännisch untersucht.
Endlich entnehme ich noch einem mir gelegentlich zugekommenen
Briefe des Herrn Dr. W. Ritter v. Kozinski, daß dieser im
Jahre 1910 die nordischen Glazialspuren des Bugtieilandes unter-
sucht und darüber eine vorläufige Mitteilung veröffentlicht hat (Über
Endmoränen und die diluviale Hydrographie des Bugtieflandes.
Bull. Ac. d. Sc. de Cracovie. Classe d. sc. mathem. et natur. Ser. A.
Juin 1910, pag. 247—255). Auf dem diesjährigen Geologenkongreß
in Stockholm hat derselbe in der quartärgeologischen Sektion einen
Vortrag über „Die periglaziale Fazies der mechanischen Verwitterung“
gehalten. Im Anschlusse an jeneu Kongreß unternahm er glazialgeo-
logische Exkursionen im mittleren und südlichen Schweden. Nachher
hat er eine Reise nach Littauen gemacht und eine Reihe von Dilu-
vialaufschlüssen längs der Njemenfurche besichtigt.
Reisen und Untersuchungen in besonderer Mission.
Schon am Eingange dieses Jahresberichtes habe ich des Um-
standes gedacht, daß ich selbst als Vertreter unserer Regierung an
der Tagung des Ende August in Stockholm abgehaltenen XI. inter-
nationalen Geologenkongresses teilgenommen habe. Auf nähere Einzel-
heiten darüber oder auf die Erwähnung der von mir in Verbindung
mit dieser Mission vorgenommenen, zum Teil sehr ausgedehnten Ex-
kursionen will ich indessen verzichten, zumal diese Exkursionen in der
Hauptsache nur als Urlaubsreisen zu gelten haben. Ich will an dieser
Stelle nur konstatieren. daß der Kongreß, der unter dem Allerhöchsten
Protektorut Sr. Majestät des Königs Gustav V. von Schweden stand
und der in Anwesenheit Sr. Majestät durch eine Ansprache Sr. kgl.
Hoheit des Kronprinzen Gustav Adolf von Schweden, als Ehren-
präsidenten eröffnet wurde, außerordentlich gut besucht war, und ich
will hervorheben, daß unsere schwedischen Fachgenossen unter der
Leitung des Kongreßpräsidenten Baron de Geer und des General-
sekretärs J. G. Andersson sich die möglichste Mühe gegeben haben,
ihre Gäste nicht allein freundlich aufzunehmen, sondern dieselben auch
mit den geologischen Eigentümlichkeiten ihres Vaterlandes in geeig-
neter Weise bekannt zu machen.
Auch das allerdings überreiche Programm der während der
Tagung gehaltenen Vorträge war gut zusammengestellt. Freilich war
es dem Einzelnen nicht möglich, allen diesen oft gleichzeitigen Dar-
bietungen vollkommen gerecht zu werden.
1911 Jahressitzung am 24. Jänner. Dr. E. Tietze. 29
Gelegentlich der von dem Kongreß veranstalteten Exkursionen
studierten die Herren Kossmat, Hammer und Petrascheck
vornehmlich die schwedischen Erzlagerstätten. Speziell Dr. Hammer
besichtigte außerdem auch das Überschiebungsgebiet am Tornatrask
und einige Olivinvorkommen in Sändmöre (Norwegen).
Während diese Reisen vorzugsweise wissenschaftlichen Ver-
gleichen galten, so fehlte es im verflossenen Jahre auch wieder nicht
an Untersuchungen, mit welchen unsere Herren in rein praktischem
Interesse betraut wurden.
Chefgeologe G. Geyer erstattete an die k. k. Eisenbahnbau-
direktion ein Gutachten über die Wasserverhältnisse des Tratten- und
Fallbaches bei Spital am Pyhrn im Hinblick auf einen angeblichen
Wasserentzug durch den Bosrucktunnel. Sodann fungierte derselbe
als Sachverständiger in Angelegenheit der städtischen Wasserleitung
in Villach, ferner bezüglich einer geplanten Erweiterung des Neu-
tores in Salzburg und schließlich bei Aufstellung eines Schutzrayons
für eine Gemeinde- und Schloßwasserleitung in Artstetten bei Pöchlarn.
Chefgeologe Prof. August Rosiwal begutachtete die für den
Abbau zur Verfügung stehende Ausdehnung der Zementmergellager
am Fuße des Sonntagsberges bei Waidhofen an der Ybbs anläßlich
einer geplanten Erweiterung der dortigen Zementfabrik.
Für den Gemeinderat der Stadt Znaim gab derselbe weiters ein
geologisches Gutachten über die durch eine Felsrutschung notwendig
gewordenen Felsberäumungsarbeiten im Stadtgebiete am nördlichen
Talgehänge des Thayaflusses ab.
Außerdem wurde er zum Zwecke von Untersuchungen behufs
Feststellung der für die Gewinnung vorhandenen Kubatur der
Sarmingsteiner Granitbrüche zu Rate gezogen und führte die
technische Qualitätsprüfung der dort gebrochenen Materialsorten durch.
Dr. Julius Dreger wurde von der Stadtgemeinde Liesing
wegen einer Bohrung auf Wasser zu Rate gezogen, das zur Anlage
einer Badeanstalt verwendet werden sollte. Die 150 m tiefe Bohrung
hatte ein günstiges Ergebnis, so daß jetzt an die Errichtung der er-
wähnten gemeinnützigen Anstalt geschritten wird.
Derselbe Geologe versah auch in der zweiten Hälfte Mai die Stelle
eines behördlichen Sachverständigen für Geologie neben einem solchen
für Hydrologie (Dr. A. Swarowsky) und einem montanistischen Ex-
perten (Dir, A. Rothleitner) bei einer kommissionellen Begehung
der Umgebung der Gemeinde Reiteresg bei Graz, welche darüber
Beschwerde führte, daß ihr durch den Zementbergbau des Kreuzecks
der Wasserzufluß geschmälert werde. Bei der diesbezüglich später
stattgehabten Verhandlung anfangs August wurde übrigens der damals
mit Urlaub nach Nordamerika verreiste Dr. Dreger durch Dr. H.
Vetters vertreten.
Ende des Jahres wurde Dr. Dreger auf Ersuchen des mäh-
‚rischen landeskulturtechnischen Amtes mit der Aufgabe betraut, jene
Ortlichkeiten im Ossatal bei Hotzenplotz in Schlesien zu begutachten,
an welchem die Staumauern für die dort in Aussicht genommenen
Talsperren errichtet werden sollen.
30 Verhandlungen. Nrt@l
Dr. Franz Kossmat führte auch während dieses Jahres in
privatem Auftrage mehrere montangeologische Untersuchungen in
Siebenbürgen aus, wo seine Intervention bei ähnlichen Anlässen schon
wiederholt in Anspruch genommen worden war. Die Arbeiten er-
streckten sich diesmal auf ein gut aufgeschlossenes Goldvorkommen
der Umgebung von Zalathna. ferner auf Beauxitlager im südlichen
Bihargebirge und auf die Überprüfung der umfangreichen neuen
Manganspataufschlüsse in dem Erzlager von Macskamezo.
Außerdem begutachtete Dr. Kossmat ein im Abbau befindliches
Vorkommen feuerfester Tone bei Thomigsdorf in Böhmen. In Ange-
legenheit der Festsetzung eines Schutzrayons für die Matzendorfer
Schöpfbrunnen der Gemeinde Wien, ferner in der Frage des Schutzes
der drei ärarischen Thermen in Baden wurde der Genannte gleich-
falls zu Rate gezogen.
Dr. W. Hammer erstattete für die Direktion der Elektrizitäts-
werke der Gemeinde Wien ein geologisches Gutachten über die
geplanten Wasserkraftanlagen in den südlichen Seitentälern des
Ennstales (Sölkertal, Schladmingertäler, Preuneggtal, Forstautal),
ferner ein Gutachten über die Rutschgefahr in einem Waldgehänge
bei Weyer in Oberösterreich.
Dr. O. Ampferer untersuchte im Auftrage der k. k. Eisen-
bahnbaudirektion im Frühsommer größere Geländestrecken entlang
der Wurzener und Wocheiner Save und der Save zwischen Aßling
und Wocheinersee einerseits und Zwischenwässern anderseits. Es
waren hierbei meist glazialgeologische Studien vorzunehmen.
Außerdem beschäftigte sich der Genannte im gleichen Auftrage
im Sommer mit geologischen Aufnahmen im vordersten Pitztal, an der
Sanna bei Landeck sowie an der Ill bei Nenzing. Es handelte sich
in allen diesen Fällen um Terrainuntersuchungen wegen der geplanten
Anlage elektrischer Kraftwerke.
Dr. Waagen wurde zunächst anläßlich von Brunnenbohrungen
in Wöllersdorf am Steinfelde und bei Hainburg an der Donau zu
Rate gezogen. Ferner erstattete derselbe ein Gutachten anläßlich der
Neufassung der militärärarischen Thermen des Engelbades und des
Sauerhofes in Baden bei Wien. Längeres Studium erforderte die
Begutachtung von Graphitvorkommnissen bei Stuben in Südböhmen
sowie einer Graphitlagerstätte in den Gemeinden Ronapatak und
Baradna im Gömörer Komitat (Ungarn). Den Sommerurlaub benützte
Dr. Waagen, um in Obersteiermark verschiedene Lagerstätten von
Masnesit, Spateisenstein und Braunkohle zu untersuchen und zu
studieren. Weiters gab ihm eine neuerliche Berufung desselben als
Experte nach Bulgarien Gelegenheit, sich über ein interessantes Vor-
kommen von Zink- und Kupfererzen daselbst zu äußern und endlich
wurde noch ein Maganerzvorkommen im Banat von demselben Geo-
logen begutachtet.
Dr. W. Petrascheck untersuchte einige Schürfungen auf
Eisenerze in Kärnten und begutachtete einige Tiefbohrungen, welche
im Fünfkirchener und im Rossitzer Steinkohlenreviere abgestoßen
worden waren. Außerdem nahm er über Einladung des k. k. Revier-
bergamtes Mähr.-Ostrau an den Erhebungen teil, welche zwecks
1911 Jahressitzung am 24. Jänner. Dr. E, Tietze. 3]
Errichtung eines Schutzrayons für die Trinkwasserleitung der Stadt-
gemeinde Mähr.-Ostrau gepflogen werden.
Dr. Th. Ohnesorge erstattete je ein Gutachten für die
Bezirkshauptmannschaften Schwaz und Zell am See. Gegenstand des
einen waren die gegenseitigen Beziehungen zweier Quellen bei Jenbach,
des anderen die Möglichkeit der Errichtung von Staumauern in den
Sulzbachtälern zwecks Gewinnung elektrischer Energie. E
Dr. Öhnesorge wurde weiters vom Hauptausschusse des D. u. ©.
Alpenvereines mit der Zustandebringung einer Sammlung charak-
teristischer und weit verbreiteter Gesteinsarten der Alpen für das
Alpine Museum zu München betraut.
Sektionsgeologe Dr. Heinrich Beck wurde im Herbst dieses
Jahres von der Stadtgemeinde Bielitz und dem Industriellenverband
von Bielitz- Biala zur Begutachtung einer Talsperrenanlage im
Kamitztal berufen. Desgleichen wurde er als geologischer Experte
für Talsperranlagen im Thayatal einer von der k. k. Bezirkshaupt-
mannschaft in Znaim einberufenen Kommission beigezogen. Außerdem
hatte er im Auftrage der k. k. Direktion für den Bau der Wasser-
straßen die Fundierung einer Sperrmauer im Odertal zu begutachten.
Endlich intervenierte derselbe auch in der Angelegenheit einer bei
Luhatschowitz in Mähren zu errichtenden Talsperre.
Dr. Hermann Vetters gab im Frühjahre für das Stadtbauamt
ein geologisches Gutachten über die bei der Fundierung der neuen
Ferdinandsbrücke angefahrenen Schichten ab. Ferner vertrat er, wie
bereits oben angedeutet, Herrn Bergrat Dr. Dreger als geologischer
Sachverständiger bei der von der Bezirkshauptmannschaft Graz ein-
berufenen kontradiktorischen Verhandlung in Reiteregg anläßlich eines
wasserrechtlichen Streitfalles zwischen den dortigen Gemeinden und
der Perlmoser Zementfabriks-Aktiengesellschaft.
Im Privatauftrage besichtigte er neuerdings das Braunkohlen-
terrain im oberen Neutrabecken sowie ein Braunkohlengebiet im
mittleren Bakony.
Schließlich gab er ein Gutachten über den neuangelegten Brunnen
in der Cakesfabrik Ch. Cabos ab und machte, da eine weitere Ver-
tiefung des in Flyschmergeln stehenden Brunnens wenig Aussicht auf
Erfolg hatte, zur Versorgung des Unternehmens mit Nutzwasser neue
Vorschläge.
Volontär Dr. G. Götzinger wurde bei der Anlage eines
Brunnens in Groß-Kuntschitz und von der Glasfabrik Scharff in
Gleiwitz bezüglich der Vorkommnisse von weißen Quarzsanden im
Oder-Weichselgebiet zu Rate gezogen.
Dr. Urban Schloenbach-Reisestipendienstiftung.
Mit dem vom Vorjahre erübrigten Rest eines Schloenbach-Stipen-
diums unternahm Dr. OÖ. Ampferer heuer in der zweiten Hälfte
Oktober eine zehntägige Reise ins bayrische Allgäu, hauptsächlich zum
Studium der Molassebildungen in der Wertachschlucht. Damit wurden
die Feldarbeiten für den Alpenquerschnitt abgeschlossen.
39 Verhandlungen. Nr.e1
Dr. Franz Kossmat und Dr. W. Petrascheck erhielten aus
der Schloenbach-Reisestiftung eine Subvention, welche es ihnen er-
möglichte, an der Tagung des internationalen Geologenkongresses in
Stockholm teilzunehmen und sich den früher bereits erwähnten Ex-
kursionen in die wichtigsten Bergwerksdistrikte des südlichen Schwedens
sowie Lapplands anzuschließen. Allerdings konnte mit dieser Subvention
leider nur ein Teil der betreffenden Reisekosten bestritten werden.
Ein kleines Stipendium wurde auch Herrn Dr. Götzinger be-
willigt, der dasselbe zu Studien im Quartär des österreichisch-preußi-
schen Grenzgebietes in Schlesien benützte.
Arbeiten im chemischen Laboratorium.
Im chemischen Laboratorium wurden wie immer wieder zahl-
reiche Untersuchungen von Kohlen, Erzen, Gesteinen etc. für Amter
und Privatpersonen ausgeführt.
In diesem Jahre wurden für solche Parteien 252 Proben unter-
sucht, welche sich auf 197 Einsender verteilten, wobei von 194 Ein-
sendern die entsprechenden amtlichen Taxen eingehoben wurden.
Die Proben, welche heuer zur Untersuchung, gelangten, waren
55 Kohlen, von welchen die Elementaranalyse und 38 Kohlen, von
welchen nur die Berthiersche Probe nebst Wasser- und Aschen-
bestimmung vorgenommen wurde, ferner 28 Graphite, 78 Erze,
13 Kalke. 1 Magnesit, 1 Mergel, 1 Gips, 1 Ton, 6 Sande, 1 Feld-
spat, 9 Gesteine, 2 Wässer, 3 Asphalte, 12 salzhaltige Bohrproben
und 3 diverse Materialien.
Über die in den Jahren 1907, 1908 und 1909 für praktische
Zwecke durchgeführten Untersuchungen wird in unserem Jahrbuche
(1910, Bd. 60, 4. Heft) eine Zusammenstellung mitgeteilt.
Mit der Durchführung dieser technischen Untersuchungen war
die Arbeitszeit unserer Herren Chemiker nahezu ausgefüllt. Außerdem
wurden aber auch noch einige Untersuchungen für speziell wissen-
schaftliche Zwecke vorgenommen, welche im folgenden erwähnt seien.
Der Vorstand des chemischen Laboratoriums, Herr Regierungsrat
C. v. John, führte chemische Analysen von Gesteinen aus dem Eisen-
gebirge in Böhmen, dem Aufnahmsgebiete des Herrn Dr. K. Hinter-
lechner, durch, über welche Gesteine eine Arbeit in unseren Ver-
handlungen erschienen ist. Ferner untersuchte er Gesteine aus dem
Aufnahmsgebiet des Herrn Dr. H. Beck, und zwar Pikrite und Pikrit-
porphyre von Freiberg und Wernsdorf in Mähren. Überdies führte er
die chemische Untersuchung mehrerer Manganspate und eines Rho-
donits von Macskamezö in Ungarn aus, welche Mineralien ihm von
Herrn Professor Dr. F. Kossmat übergeben wurden. _
Endlich untersuchte ‚er chemisch ein dem Serizit nahestehendes
Mineral von Köflach in Steiermark, welches er von Herrn Professor
Dr. A. Sigmund in Graz erhielt.
Der zweite Chemiker unseres Laboratoriums, Herr C. F. Eich:
leiter, begann eine vergleichende Studie über die chemische Zu-
sammensetzung einer Reihe von Stein- und Braunkohlen, die er der an
1911 Jahressitzung am 24, Jänner. Dr. E. Tietze. 33
verschiedenen Lokalitäten ausgeübten Sammeltätigkeit des Herrn Dr. W.
Petrascheck verdankt. Er untersuchte ferner mehrere Kohlen des
Östrauer Reviers, die ebenfalls der letztgenannte Herr Sektionsgeologe
aufgesammelt hatte. Ferner befaßte sich Herr Eichleiter mit der
chemischen Untersuchung mehrerer graphitführender Gesteine vom west-
lichen Steilrande des Eisengebirges (westlich Caslau) in Böhmen, welche
Herr Dr. K.Hinterlechner dortselbst vorgefunden hatte. Schließlich
nahm er die chemische Untersuchung eines interessanten Zinkerzes
aus Mexiko vor, welches Herr Dr. H. Vetters für die Sammlung
unserer Anstalt gewonnen hatte.
Herr Volontär Dr. O. Hackl beendete die im vorigen Jahre
begonnene Ausarbeitung einer neuen Methode der quantitativen Tren-
nung des Eisens vom Mangan, welche darauf beruht, daß Eisenoxydul-
salze in neutraler Lösung dureh Kaliumchlorat bei Gegenwart von
Zinkoxyd oxydiert und als basisches Ferrisulfat gefällt werden.
Weiters begann derselbe mit der chemischen Untersuchung von
kristallinischen Gesteinen aus der Umgebung von Marienbad in
Böhmen, welche Herr Chefgeologe Professor A. Rosiwal dortselbst
gesammelt hatte.
Herr Chefgeologe Professor A. Rosiwal nahm im Anschlusse
an seine Studien über die Zermalmungsfestigkeit der Minerale und
Gesteine vergleichende Untersuchungen über den Grad der Zermal-
mung verschiedener Straßenschotter-Materialien vor, welche bei der
tatsächlichen Benützung im Straßenkörper eintritt. Die vorhandenen
Versuchsreihen über die Zermalmungsfestigkeit wurden weiter ergänzt.
Außerdem beschäftigte sich der Genannte mit der Ermittlung eines Ver-
fahrens, welches die Erlangung eines genaueren Zahlenwertes für die
Korngröße der Gesteine bezweckt, um auch diese bei der technischen
Nutzanwendung in Betracht kommende Eigenschaft in präziserer Art
darstellen zu können.
Druckschriften und geologische Karten.
Vor den Abhandlungen sind im Laufe des verflossenen
Jahres 3 Hefte in Druck gelegt worden, und zwar:
O. Abel, Kritische Untersuchungen über die paläogenen Rhinocero-
tiden Europas. XX. Band, 3. Heft. (52 Seiten Text, 2 Tafeln.)
Ausgegeben im Mai 1910.
W. Salomon, Die Adamellogruppe, ein alpines Zentralmassiv und
seine Bedeutung für die Gebirgsbildung und unsere Kenntnis von
dem Mechanismus der Intrusionen. II. Teil: Quartär, Intrusiv-
gesteine. XXI. Band, 2. Heft. (168 Seiten Text, 3 Lichtdruck-
tafeln, 7 Zinkotypien.) Ausgegeben im November 1910 und
Dr. Franz X. Schaffer, Das Miocän von Eggenburg. I. Die Fauna.
Die Bivalven, bearbeitet von Fr. X. Schaffer und die Cirri-
pedier bearbeitet von G. de Alessandri. XXH. Band, 1. Heft.
(126 Seiten Text, 48 Lichtdrucktafeln, 12 Zinkotypien.) Aus-
gegeben im Dezember 1910. L
K. kE. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 1. Verhandlungen. 5
34 Verhandlungen. Nra
Im Druck befindet sich ferner die Abhandlung:
Dr. M. Salopek, Über die Cephalopodenfaunen der mittleren Trias
von. Süddalmatien und Montenegro. XVI. Band, 3. Heft. (Mit
3 Lichtdrucktafeln und 4 Zinkotypien.)
Von dem 60. Bande unseres Jahrbuches wurde im März das
erste, Mitte Juni das zweite und Ende September das dritte Heft
ausgegeben. Auch der Druck des vierten und letzten Heftes wurde
schon Mitte Dezember geschlossen, mit der Ausgabe desselben muß
jedoch bis zur Fertigstellung einer größeren Kartenbeilage noch zu-
gewartet werden. Der 60. Band hat einen Textumfang von 814 Seiten
und ist mit 31 Tafeln und 99 Zinkotypien im Texte ausgestattet.
Das erste Heft des 61. Bandes unseres Jahrbuches ist bereits
unter der Presse.
Von den Verhandlungen sind bis heute 15 Nummern aus-
gegeben worden. Diese und die in Vorbereitung befindlichen weiteren
Nummern enthalten außer Literaturreferaten Originalmitteilungen der
Herren: O0. Ampferer,.F. Bartonec, H. Beck, F, Blaschke,
J. Dreger, Th. Fuchs, G. Geyer, G. Götzinger, K. Gorja-
novic-Kramberger, P. Gröber, W. Hammer, K. Hinter-
lechner, G. Hradil, F. Katzer, F. v. Kerner, M. KiSpatig,
F. Kossmat, H. Leitmeier, M. Ogilvie-Gordon, W. Petra-
scheck, A. Rzehak, St. Richarz, B. Sander, R. J. Schubert,
C..de Stefani, E. Tietze, G. B Trener, H. vVerzzzs
L. Waagen, R. Zuber.
Die Schlußnummer 17/18 der Verhandlungen wird außer dem
Index ein von Dr. F. v. Kerner zusammengestelltes Verzeichnis der
im Jahre 1910 erschienenen Publikationen geologischen, montan-
geologischen, mineralogischen und paläontologischen Inhaltes bringen,
so weit dieselben auf Österreich-Ungarn bezug nehmen.
Von den Erläuterungen zur geologischen Spezial-
karte sind im Berichtsjahre vier Hefte zur Ausgabe gelangt, und
zwar:
Erläuterungen zum Blatte Medak—Sv. Rok (Zone 28, Kol. XII)
von Dr. R. J. Schubert {Kl.-8°%, 32 Seiten).
Erläuterungen zum Blatte Deutschbrod (Zone 7, Kol. XIII) von
Dr. K. Hinterlechner (Kl.-8°, 53 Seiten).
Erläuterungen zum Blatte Auspitz—Nikolsburg (Zone 10, Kol.XV)
von Prof. Dr. Othenio Abel (Kl.-8, 40 Seiten).
Erläuterungen zum Blatte Bischoflack—Idria (Zone 21, Kol. X)
von Dr. F. Kossmat (Kl.-8%, 101 Seiten).
Es liegen nun im Ganzen 32 Hefte solcher Erläuterungen vor.
Abhandlungen, Jahrbuch und Kartenerläuterungen
wurden wie bisher von Bergrat F. Teller, die Verhandlungen
von Dr. F. v. Kerner redigiert.
1911 Jahressitzung am 24. Jänner. Dr. E. Tietze. 35
Außerhalb -des Rahmens unserer Druckschriften wurden von
Mitgliedern der Anstalt noch die folgenden Arbeiten veröffentlicht:
Dr. K. Hinterlechner, „Iz geologije.“ Deutsch: Aus (dem Ge-
biete) der Geologie. (Fortsetzung.) Monatschrift „Slovan“, Laibach.
— „PraktiSka geologija.“ Deutsch: Praktische (Fragen aus der) Geo-
logie. (Fortsetzung.) Monatschrift „Slovenski trgovski vestnik“,
Laibach.
Dr. F. v. Kerner, Versuch einer indirekten Schätzung des Gesamt-
niederschlages auf der Nordhalbkugel. Meteorologische Zeitschrift.
1910. Juliheft.
Dr. F. Kossmat, Geologische Untersuchungen in den Erzdistrikten
des Vilajets Trapezunt. Mitt. d. geol. Ges. Wien 1910, S. 214—284.
Dr. W. Petrascheck, Ergebnisse von Bohrungen = der nördböh-
mischen Kreide. Der Kohleninteressent 1910, Nr.
— Der gegenwärtige Stand geologischer N in Österreich.
Österr. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1910, Seite 417—421.
— Über Diamantbohrungen. Daselbst Seite 351—353.
Dr. F. Teller, Geologie des Karawankentunnels. Mit 3 Tafeln und 29
Textfiguren. Denkschr. d. kais. Akad. d. Wissensch., math.-nat.
Klasse, LXXXIH. Band, Seite 1-—-108 [143— 250]. ‘Wien 1910.
Dr. E. Tietze, Österreichs Eisenerzinventur. Zeitschrift für prak-
tische Geologie 1910. Ist übereinstimmend mit dem gleichlautend
betitelten Artikel in unseren Verhandlungen 1910, Nr. 9.
Dr. G. B. Trener, I carboni fossili della Valsugana. In: Tridentum
Rivista di studi scientifici. Jahrg. XII. Heft 9—10.
— Il ponte naturale dell’ orco in Valsugana. Ibidem. XII. Heft 1—2.
Dr. H. Vetters, Die geologischen Verhältnisse der weiteren Um-
gebung Wiens, 117 Seiten mit 14 Textfiguren und einer Karte.
Schriften der österr. Lehrmittelanstalt.
Dr. L. Waagen, Wo mündet die Reka? „Urania“ Jahrg. III. 1910,
Seite 118—120.
— Die Errichtung eines Zentral- Bobrarchiväi „Berg- u. Hüttenmänn.
Ztg.“ 1910. Bd. LVIII, Seite 199— 201.
_ Die Zink- und Bleilagerstätte des Berges Jeremec bei Sakatnik
(Bulgarien). Zeitschr. f. prakt. Geologie, Berlin 1910, ann XV.
Seite 131—138.
— Karsthydrographie und Wasserversorgung in Istrien. Zeitschr. f.
prakt. Geologie, Berlin 1910, Jahrg. XVII. Seite 229—239 mit
1 Karte.
— Die unterirdische Entwässerung im Karst. Hettners Geograph.
Zeitschr. Jahrg. XVI. Leipzig 1910, Seite 398 —401.
— Die Lage der österreichischen Geologen. „Der Geologe“ I. 1910,
Seite 17—20,
dir Zelizko, Ein eigenartiges Fossil aus er böhmischen Unter-
silur. Zentralblatt für Min., Geolog. und Pal. Jahrg. 1910, Nr. 8,
Stuttgart.
— Zpräva 0 zvffene spodntho siluru u Plzence. Bericht über die
untersilurische Fauna bei Pilsenetz. Sbornfk des städt. histor.
Museum in Pilsen, Jahrg. I. 1910.
5*
36 Verhandlungen. N24
J. V. Zelfzko, Nekolik poznämek k analogii vytvarneho um&ni
palaeolithickeho clov&ka a n&kterych primitivnich kmenü. Einige
Bemerkungen zur Analogie der bildenden Kunst des paläolithi-
schen Menschen und einiger primitiver Völker. Casopis des vater-
länd. Musealvereines in Olmütz, Nr. 106, 1910.
— Prvnf nälez mamuta se zachovalym chobotem. Der erste Fund
von Mammut mit erhaltenem Rüssel. Ibid. Nr. 107, 1910.
— Skalnf ükryty pravöke zv&fe v PoSumavi. Felsenverstecke der ur-
zeitlichen Tiere im Böhmerwaldgebiete. Casopis der böhm. Tou-
risten. Jahrg. XXII. Prag 1910.
In bezug auf die Fortsetzung unseres geologischen Karten-
werkes habe ich folgendes mitzuteilen:
Von den im k. u. k. Militärgeographischen Institut in Ausfüh-
rung begriffenen Blättern der geologischen Spezialkarte im Maßstab
1:75.000 sind zur Jahreswende 4 Blätter in farbigem Probedruck
eingelangt, und zwar:
Brüsau—Gewitsch (Zone 7, Kol. XV)
Brünn (Zone 9, Kol. XV)
Nowytarg—Zakopane (Zone 8, Kol. XXI) und
Szezawnica—Alt-Lublau (Zone 8, Kol. XXI).
Im letzten Stadium der technischen Vorarbeiten für die Her-
stellung des Farbendruckes befinden sich ferner die Blätter:
Josefstadt—Nachod (Zone 4, Kol. XIV)
Weyer (Zone 14, Kol. XJ)
Glurns—Ortler (Zone 19, Kol. II)
Innsbruck—Achensee (Zone 16, Kol. V)
Zirl—Nassereit (Zone 16, Kol. IV)
Achenkirchen (Zone 15, Kol. V) und
Pago (Zone 28, Kol. XM).
Zur ersten Korrektur sind weiters eingelangt die Blätter:
Triest (Zone 23, Kol. IX) und
Görz—Gradisca (Zone 22, Kol. IX).
Für die in Aussicht stehenden nächsten Lieferungen des Karten-
werkes liegt also ein reiches und geologisch mannigfaltiges Material vor.
Die Redaktion des Kartenwerkes hat wie bisher Chefgeologe
Dr. F. Teller besorgt.
Museum und Sammlungen.
Zu dem Bericht über unser Museum übergehend kann ich zu-
nächst mitteilen, daß die neue Etikettierung der unter Glas aufge-
stellten Sammlungsobjekte ihren regelmäßigen Fortgang genommen
hat. Herr Musealassistent J. V. Zelfzko hat im verflossenen Sommer
diese Arbeiten in bezug auf die Schaukästen des XI. (Gosau-) Saales
durchgeführt.
1911 Jahressitzung am 24. Jänner. Dr. E. Tietze. 37
Zum Zwecke der Vervollständigung unserer Sammlungen wurde
Herr Zelizko im August nach Böhmen entsendet, wo er zunächst
das Untersilur von Pilsenetz besuchte, während er später die archäischen
Distrikte des Böhmerwaldes, namentlich die Gegend von Bergreichen-
stein und Wolin zum Gegenstand seiner Sammeltätigkeit machte. Herr
Dr. Hermann V etters sammelte auf Kosten des Musealfonds in den
Grunder Schichten von Nodendorf und Göbmannsberg bei Ernstbrunn
in Niederösterreich. Uber das Ergebnis dieser Aufsammlungen hat
Dr. Vetters in unseren Verhandlungen (1910, Nr. 6, pag. 140—165)
bereits ausführlich berichtet.
Mancherlei Zuwachs erhielten unsere Sammlungen auch in diesem
Jahre durch Geschenke.
Die Herren Prof. Dr. F. Kossmat, Dr. W. Hammer und
Dr. W. Petrascheck widmeten unserem Museum reiche und inter-
essante Suiten von Belegstücken, welche dieselben während der Teil-
nahme an den vom XI. Internationalen Geologenkongreß in Stockholm
veranstalteten geologischen Exkursionen in den Bergwerksdistrikten
von Lappland und Mittelschweden gesammelt haben. Es sind in diesen
Aufsammlungen vertreten: Die Fisenerzlagerstätten von Kirunavara
und Gellivare in Lappland, ferner jene von Dannemora, Norberg,
Persberg, Grängesberg, Floberget und Taberg in Mittelschweden,
ferner die Mauganvorkommnisse von Längban, die Kieslager von Falun
und die Blei- und Zinkerzlagerstätten von Sala und Ammeberg, ferner
die Lokalität Utö. Herr Dr. Petrascheck brachte überdies Gesteine
und Erzstufen aus dem Eruptivgebiet der Insel Alnö mit.
Herr Dr. L. Waagen widmete unserem Museum verschiedene
Stücke, nämlich Liasfossilien und Erze aus Bulgarien, Eisenerze und
Braunkohlen aus Obersteiermark und Graphite und Manganerze aus
Ungarn.
Außerdem kamen uns an Geschenken zu:
Von Herrn Grafen Gyula Esterhazy Gesteine und Erze
von Macskamezö, und zwar Belegstücke großen Formats, die besonders
geeignet sind, die dortigen Erzvorkommnisse zu illustrieren.
Von den Herren Grafen Alfonso und Umberto Borelli
in Zara eine Sammlung von Karbonpflanzen von Radu@ im kroatischen
Vellebit.
Von der Direktion der Witkowitzer Steinkohlenwerke
und von Herrn Ingenieur Ellinger Petrefaktensuiten aus den
marinen Einschaltungen der Ostrauer Schichten.
Von Herrn Emil Krieger in Wien eine Stufe von Samarskit
aus Madras in Indien.
Von Herrn Ingenieur Maurer-Löfflerin Graz phosphoreszierende
Galmei- und Bleierze vom Kulm bei Dellach im Drautal in Kärnten.
Von Herrn Ingenieur Pius Leban, Direktor der städtischen
Gas-. Elektrizitäts- und Wasserwerke in Pola eine Suite von Fossilien
aus dem oberen Kreidekalke der Umgebung von Pola.
Endlich haben verschiedene Bergbauunternehmungen und Private
uns wieder Suiten von Bohrproben überlassen. Es handelt sich um
98 Verhandlungen. Neal
Schurf- und Brunnenbohrungen «in Böhmen. Mähren, Schlesien, Galizien,
Niederösterreich und Tirol. Unser Dank wurde in jedem einzelnen
Falle den Spendern schon direkt zum Ausdrucke gebracht.
Kartensammlung.
Die Bereicherung, welche unsere Kartensammlung im Berichts-
jahre durch die Fortsetzung von Lieferungswerken sowie durch Einzel-
publikationen erfahren hat, ist aus dem nachfolgenden Verzeichnisse
ersichtlich. Der Zuwachs betrug im ganzen 192 Einzelblätter, von
welchen 107 Blätter auf geologische und montanistische, die übrigen
auf rein topographische Darstellungen entfallen; hierzu kommen noch
155 Kartenhefte (Folios) vom Geolog. Atlas d. Vereinigten Staaten
von Nordamerika. Im Speziellen erwähnen wir:
6 Blätter. Geologische Karte der Pilsener Mulde. Maßstab 1:30.000.
Von Cyrill Rytir Purkyne&. Pilsen 1910,
1 Blatt. Plan des Salzberges bei Alt-Aussee. Handzeichnung.
8 Blätter. Handzeichnungen des Hutmannes F. Gremlich aus den
Bergbaurevieren von Oberberg, Wasserberg, Kaisersberg, Königs-
berg, Kronprinz Ferdinandsberg, Erzherzogsberg, Mitterberg und
Steinberg der Salzlagerstätten von Hall in Tirol. (Aus den Jahren
1843 — 1850.)
1 Blatt. Massenlagerungskarte von Freischurf 2122 ex 1892 am
Stoder, Bezirk Gröbming, Steiermark. Von Horstig und
Graepel. (Handzeichnung.)
1 Biatt. Lagerungskarte von Ober-Längsdorf bis zum Mayer am
Steinkeller. Maßstab 1:8640. Von E. Horstig. (Handzeichnung.)
1 Blatt. Schurfbaue auf der Stoderalpe. Aufgenommen von E. Horstig
im Maßstab 1:200. 1894. (Handzeichnung.)
1 Blatt. Gröbminger Kohlenrevier. 1:14.400. Von Horstig und
Graepel. 1895. (Handzeichnung.)
1 Blatt. Geologische Aufnahmen der kgl. ungarischen geolo-
gischen Anstalt im Maßstab 1:75.000.
Zone 13, Kol. XXX, Gyertyänliget. Aufgenommen von Th.
Posewitz. Budapest 1906.
1 Blatt. Geologische Übersichtskarte von Bosnien-Herzego-
wina im Maßstab 1:200.000. 1I. Sechstelblatt, Tuzla. Von
Dr. F. Katzer. Herausgegeben von der bosn.-herzegow. Landes-
regierung. Sarajevo 1910.
2 Blätter. Geologische Spezialkarte von Bosnien und Her-
zegowina im Maßstab 1:75.000.
Zone 27, Kol. XIX, Doln.-Tuzla.
Zone 27, Kol. XX, Janja.
Aufgenommen von Dr. F. Katzer.
1911 Jahressitzung am 24. Jänner, Dr. E. Tietze. 39
33 Blätter. Geologische Karte von Preußen und den benachbarten
Bundesstaaten im Maßstab 1:25.000. Herausgegeben von der
kgl. preuß. geologischen Landesanstalt in Berlin.
52. Lieferung, Berlin 1908, mit den Blättern: Halle Süd,
Merseburg West, Landsberg bei Halle, Dierkau, Merse-
burg Ost.
103. Lieferung, Berlin 1909, mit den Blättern: Goßlerhausen,
Briesen, Bahrendorf, Schönsee, Gollub und Schewen.
143. Lieferung, Berlin 1909, mit den Blättern: Dortmund,
Witten, Kamen, Hörde.
144. Lieferung, Berlin 1909, mit den Blättern: Vettweiß, Erp,
Euskirchen, Sechtern, Rhembaeh.
155. Lieferung, Berlin 1910, mit den Blättern: Harburg,
Allermöhe, Hittfeld.
158. Lieferung, Berlin 1909, mit den Blättern: Quellendorf,
Raguhn, Gräfenhainichen.
171. Lieferung, Berlin 1910, mit den Blättern: Spahl, Klein-
sassen, Gersfeld, Hilders, Sondheim, Ostheim.
6 Blätter. Karte der nutzbaren Lagerstätten Deutschlands, Gruppe:
Preußen und benachbarte Bundesstaaten. Maßstab
1:200.000, bearbeitet von F. Schünemann, Berlin 1908.
Lieferung III mit den Blättern: Minden, Hannover, Detmold,
Göttingen.
1 Blatt. Geologische Übersichtskarte der Gegend von Scharnikau
(Prov. Posen) im Maßstab von 1:100.000. Bearbeitet von
'A. Jentzsch, Herausgegeben von der kgl. preuß. geol. Landes-
anstalt, Berlin 1909. Mit 2 Profilen u. agronomischer Übersicht
der Bodenarten.
1 Blatt. Geognostische Karte des Königreiches Bayern. V. Die
bayrische Rheinpfalz. III. Blatt: Kusel. Herausgegeben von der
geognostischen Abteilung des königl. bayr. Oberbergamtes München
.1910. Maßstab 1: 100.000.
2 Blätter. Geologische Spezialkarte des Königreiches Württemberg
im Maßstab 1:25.000, herausgegeben vom königl. württemb.
statistischen Landesamt.
Blatt Stammheim, 1893.
Blatt Schramberg, 1907.
“3 Blätter. Geologische Spezialkarte des Großherzogtums Baden
im Maßstab 1: 25.000.
Herausgegeben von der großherzoglich badischen geologischen
Landesanstalt.
Die Blätter: Heidelberg, Geisingen, Elzach.
1 Blatt. Geologische Karte der Gebirge nördlich von Interlaken
im Maßstab 1 :50.000. Aufgenommen von Paul Beck, 1905—1909.
1 Blatt. Geologische Karte des Burst (Sigriswilergrat) im Maßstab
1:20.000 mit 10 Profilen im Maßstab 1:40.000. Aufgenommen
von Paul Beck.
40 Verhandlungen. Nr. 1
2 Blätter. Geologische Karte des Hallwilersees und des oberen
Winen- und Surtales im Maßstab 1: 25.000. Aufgenommen
von Prof. Mühlberg 1900—1908. Mit einer Tafel Profile im
gleichen Maßstab.
1 Blatt. Geologische Karte der Pilatus— Bürgenstock—Rigi-
hochfluhkette. Aufgenommen von A. Buxtorf, 1905 — 1909.
Blatt II, Bürgenstock im Maßstab 1:25.000 mit Profilen im
gleichen Maßstab. Basel.
1 Blatt. Geologische Karte der Glarner Alpen im Maßstab
1:50.000. Aufgenommen von Jakob Oberholzer und Albert
Heim, 1900-1908.
13 Blätter. Geological Survey of England and Wales. Im Maß-
stab 1:63.360 die Blätter: Carmarthen (Drift and Solid), Melton-
Mowbray, Bodmin, dann die Blätter 33, 64 und 72 der neuen
Serie.
Im Maßstab 1:253.440 die Blätter 9 und 10, 11, 12, 13 und
part of 17, 15, 21 und 25.
1 Blatt. Bohrprofile aus dem südlichen Teil des Kohlenrevieres von
Derbyshire und Nottinghamshire.
1 Blatt. Geological Survey of Scotland. Geologische Karte von Arran
im Maßstab 1: 63.360.
2 Blätter. Geologische Aufnahme von Transvaal. Herausgegeben vom
Transvaal mines department. Blatt 5 Zeerust, Blatt 6 Mafeking.
8 Blätter. Geologische Karte von Victoria. Herausgegeben vom
Mining departement, Melbourne 1902. Maßstab 1: 506.880.
1 Blatt. Geologische Karte von Vietoria im Maßstab 1:1,013.760.
1 Blatt. Karte der Mineralvorkommnisse von Vietoria im Maßstab
1: 1,013.760.
9 Blätter. Imperial Geological Survey of Japan.
Geologische Karte im Maßstab 1:200.000, 3 Blätter: Zone 6,
Kol. IV; Zone 6, Kol. VII; Zone 20, Kol. XII.
Topographische Karten desselben Maßstabes, 4 Blätter: Zone 4,
Kol. IV; Zone 6, Kol. V; Zone 6, Kol. VII und Zone 12, Kol. IX.
Geologische und topographische Karten der Olfelder Japans.
Sektion IX, Olfeld Teradomare: 2 Blätter im Maßstab 1: 20.000.
78 Blätter. Topographische Karten der Vereinigten Staatenvon
Nordamerika in verschiedenen Maßstäben. Herausgegeben von
U. 8. Geological Survey in Washington.
3 Blätter. Topographische Karten von Alaska im Maßstab 1:250,000.
Geologie Atlas of the United States. Herausgegeben von
U. S. Geological Survey in Washington. 153 Folios mit je
einer topographischen und mehreren geologischen und ökonomischen
Karten und ein bis zwei Blättern mit geologischen Durchschnitten,
außerdem mit Tafeln, welche Gesteins- und geologische Land-
schaftsbilder zur Darstellung bringen.
Die durch Dr. H. Vetters und den Zeichner O. Lauf im
Vorjahre in Angriff genommene Neuordnung und Inventarisierung
unserer Kartensammlung wurde in diesem Jahre energisch fortgesetzt.
1911 Jahressitzung am 24. Jänner. Dr. E. Tietze. 41
Zunächst wurde die Revision und Ordnung unserer alten Original-
kartenblätter durchgeführt und für eine entsprechend würdige Auf-
stellung derselben gesorgt. Nach der vorgenommenen Zählung besitzt
die Anstalt:
Blätter: 1:144.000 589 Stück (ganz und teilweise koloriert),
davon außer den Originalien 278 Copien und zwar:
Böhmen . .... . 146 Stück (davon 93 Copien)
Mähren und Schlesien > 2,28 0:, Mn ur)
Oberiu. Niederösterreich... 47... zen DE: )
Salzburg . . a a, A ae 75)
Tirol und Vorarlberg Sau" OD, ; ' ) > A ta BEE)
Steiermark, Kärnten, Krain,
Küstenland samt ungar.
ER Lorala Tan ee LTE" EIER A 5)
Blauen en u En AND 24» SE NSS er
ES ee RR a Pe Pal BE N Aa
Kroatien, Slavonien und
DEU HTeTONZBe a > Le ST SEEIeR DIR)
Die obigen Gruppen decken sich mit den Gruppen der einst
offiziellen topographischen Karte 1:144.000.
Dazu kommen von Galizien und der Bukowina geologisch kolorierte
Blätter auf Grund der topographischen Karte im Maßstab 1:115.200
46 Stück, davon 6 Copien und von der alten Militärgrenze 15 Blätter
(3 Copien) auf Grund der Regimentskarten in verschiedenem Maß-
stabe.
Von den alten Meßtischblättern 1:28.000 (zum Teil handge-
zeichneter Pausen), auf Grund welcher die alten geologischen Auf-
nahmen stattfanden, liegen 1668 kolorierte Stücke im Archiv und zwar:
Böhmen . . a te!
Mähren und Schlesien EV er ()
Nieder- und Oberösterreich . . . . .. 274
Salzburg. . MW BT
Tirol und Vorarlberg AD
Srelermarle U TE In N
Kärnten une kram a» :80'0. , nr > HABOG
Küstenland®® Hr. SR Ameı... 29
GalzIenye a en > N?
Ungam . . Ihr. 409
Kroat. -Slavon. Militärgrenze Be RENTE:
Unkar. Kustenlanatı! . . . nn Bands 11
Die Originalaufnahmsblätter der neueren Aufnahme auf Grund
der Sektionskopien 1 :25.000 sind nur zum geringen Teil an das
Kartenarchiv abgeliefert. Es erliegen 393 Blätter entsprechend 126
Spezialkartenblättern 1 : 75.000. Sie verteilen sich auf die einzelnen
Länder folgendermaßen:
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 1. Verhandlungen. 6
42 Verhandlungen. Nr. 1
Böhmen . . 2... 2 Blätter von 2 Spezialkartenblättern
Mähren und Schlesien 64 u v2 x
Nieder- und Oberöster-
vaich Sl. ,, a u 15 3
Salzbureioer ie... | R En RER «-
Tirol 2 5 vr. =
Steiermark . . . ..28 h Be 2
Küstenand”..- . .gd2 = er L
Dalmatien . . ed, E ae 5) 3
Galizien. "Nr a n lt, 5
Ferner wurden von der geologischen Aufnahme der Militärgrenze,
welche nur zum Teil auf einen kleineren Maßstab (1: 144.000 oder
288.000 reduziert worden war, auf Grund der vorhandenen Meßtisch-
blätter 1: 28.800 Reduktionen auf die Spezialkartenblätter 1 : 75.000
ausgeführt. Mit den derzeit noch in Arbeit befindlichen Blättern
wird die Reihe der Blätter 1: 75.000 über dieses Gebiet — soweit
es noch seitens der geologischen Reichsanstalt aufgenommen worden
ist — vollständig sein.
Auch sonst mußte noch eine Anzahl von Blättern 1: 75,000,
welche sehr schadhaft und unleserlich geworden waren, neu ange-
fertigt werden.
Zugleich wurde mit der Revision und Katalogisierung der übrigen
Kartenbestände begonnen. Es umfaßt diese Sammlung außer den durch
Kauf, Tausch oder als Geschenke uns zugekommenen Karten von
Nichtmitgliedern der Anstalt, auch alle Karten, weiche außerhalb des
Rahmens unserer offiziellen Kartenaufnahme von Anstaltsmitgliedern
angefertigt worden sind.
Bei der Katalogisierung wurde nach Tunlichkeit jene Einteilung
beibehalten, welche Bergrat H. Wolf seinerzeit bei der ersten An-
lage eines Kataloges angewendet hatte, wobei die einzelnen geogra-
phischen Gruppen durch Zahlen, die Fachgruppen durch Buchstaben
bezeichnet wurden. Nur wird es notwendig sein, einige allzu um-
fassende Ländergruppen Wolfs zu teilen. Ferner erwies es sich als
vorteilhaft, die Grubenkarten und Schurfkarten (Massenlagerungskarten,
Gruppen d und e Wolfs) und die geologischen Karten mit den
geologischen Profilen (b und e Wolfs) in den gleichen Mappen zu-
sammenzulegen.
Geordnet wurden bisher die Karten von Böhmen, Mähren und
Schlesien (Gruppe IV) und von Galizien und Bukowina (Gruppe V).
Die Bestände sind von Böhmen, Mähren und Schlesien:
IVa. Topographische Karten . . . . 16 Inventars-Nr. 44 Bl.
IVb, c. Geologische Karten und Profile 2881 if 23h,
IVd, e. Grubenkarten, Schurfkarten usw. 145 S 4267,
Ivf. Technische Zeichnungen usw. . . . 13 A INTz,
INRREIdermen. „©. m 2.7". nun „ Bl,
1911 Jabressitzung am 24, Jänner, Dr. E. Tietze. 43
von Galizien und der Bukowina:
Va. Topographische Karten . . . . 5 Inventars-Nr. 16 Bl.
Vb, c. Geologische Karten und Profile 26 g 193,
vA..e Grubenkarten, Schurfkarten usw. . 24 E Al
vs. Technische Karten und Zeichnungen . 1 . ER
Zugleich damit wurde der alphabetische Zettelkatalog, geordnet
nach Autoren und Gebieten (beziehungsweise Orten), revidiert und
ergänzt.
Fehlend gegenüber dem alten Inventar erwiesen sich von
Gruppe IV: 11 Nr. 49 Blätter, von Gruppe V: 1 Nr. I Blatt.
Schließlich erscheint noch erwähnenswert, daß ein Exemplar des
großen Stadtplans von Wien, Maßstab 1 : 10.000, angekauft wurde,
auf dem jene Kanalstrecken, über welche im Archiv des Wiener
Stadtbauamtes geologische Profile erliegen, mit ihrer entsprechenden
Archivnummer eingetragen werden. Eine Abschrift des offiziellen
Verzeichnisses dieser Profile wurde bereits erworben.
Ich kann diesen Abschnitt nicht schließen, ohne unseren Zeichnern
(insbesondere Herrn Lauf), namentlich aber auch Herrn Dr. Vetters
einen ganz besonderen Dank auszusprechen für die Mühe, die sich
die Genannten bei ihren unsere Kartensammlung betreffenden Arbeiten
gegeben haben,
Bibliothek.
Herr kaiserlicher Rat Dr. Matosch machte mir über den gegen-
wärtigen Stand der Bibliothek die folgenden Angaben. Wir besitzen:
l. Einzelwerke und Separatabdrücke.
a) In der Hauptbibliotkek:
14.360 Oktav-Nummern — 15.850 Bände und Hefte
24 953 Quart- „ >— 3.470 ) $) »
163 Folio- „ = 325 » n D)
Zusammen 17. 476 Nummern — 19,645 Bände und Hefte.
Hiervon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1910: 310
Nummern mit 331 Bänden und Heften.
b) In der im chemischen Laboratorium aufgestellten Bibliothek:
2016 Oktav-Nummern — 2182 Bände und Hefte
212 Quart- 5 — BE 1 3
Zusammen 2223 Nummern — 2405 Bände und Hefte.
Hiervon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1910: 28 Nummern
mit 32 Bänden und Heften.
Der Gesamtbestand an Einzelwerken und Separatabdrücken
beträgt demnach: 19,704 Nummern mit 22.050 Bänden und Heften.
Hierzu kommen noch 279 Nummern bibliographischer Werke
(Hand- und Wörterbücher, Kataloge etc.).
6*
44 Verhandlungen. Nr. 1
ll. Periodische Zeitschriften.
a). Quartformat:
Neu zugewachsen 'sind’im Laufe des Jahres 1910: 2 Nummern.
Der Gesamtbestand der periodischen Quartschrifien beträgt jetzt:
315 Nummern mit 9365 Bänden und Heften.
„Hiervon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1910: 248 Hefte,
'b) Oktavformat:
Neu zugewachsen sind im Laufe des Jahres 1910: 6 Nummern.
. Der Gesamtbestand der periodischen Oktavschriften beträgt jetzt:
736 Nummern mit 30.636 Bänden und Heften.
Hiervon entfallen auf den Zuwachs des Jahres 1910: 860 Bände
und Hefte.
Der Gesamtbestand der Bibliothek an periodischen Schriften
umfaßt sonach: 1111 Nummern mit 40.001 Bänden und Heften.
Unsere Bibliothek erreichte demnach mit Abschluß des Jahres
1910.an Bänden und Heften die Zahl 62.051 gegenüber dem Stande
von 60.580 Bänden und Heften am Schlusse des Jahres 1909, was
einem Gesamtzuwachs von 1471 Bänden und Heften entspricht.
Administrativer Dienst.
‚ Zum Schlusse mögen wieder wie alljährlich einige nähere An-
gaben über unseren administrativen Dienst mitgeteilt werden.
Die Zahl der in dem Berichtsjahre 1910 protokollierten und
der Erledigung zugeführten Geschäftsstücke betrug diesmal 802. Wie
immer entfiel ein nicht unbeträchtlicher Teil der dabei zu leistenden
Arbeit auf mich selbst, doch wurde ich in wirksamer Weise hierbei
von verschiedenen Mitgliedern unserer Körperschaft unterstützt, unter
denen ich wieder besonders die Herren Vizedirektor Vacek,
Dr. ‘Teller, G. v. Bukowski und Oberrechnungsrat Girardi
erwähnen will. Überdies haben die Herren Chemiker wieder die
“ Mehrzahl der das Laboratorium betrefienden Akte. ausgefertigt.
Dr .Was unseren Tauschverkehr anlangt, so wurden einschließlich
“ einer Anzahl Freiexemplare abgegeben:
Verhandlungensce Br °° .. nt Erst Exp
Habrbuch „0.2 ZN
Abhandlungen (hierunter 213 Exemplare
‚des 3. Heftes des XX. Bandes) . : 241 „
Im Abonnement und in Kommission wurden bezogen:
Nerhandlungen. Mi mienmnuen WERT :1ödıEapl.
derhruchoiid, ea da neo un
Abhandlungen „ea span selbe br
1911 Jahressitzung am 24. Jänner. Dr. E. Tietze. 45
Im ganzen wurden hiernach
von'den 'Verhändlungen '.. . van 646 Expl:
von. demfdahrbuchs ... m. v6,
vwon*'den. Abhandlungen a... vr 293u hr,
abgesetzt.
Ein neuer Schriftentausch (Jahrbuch und Verhandlungen) wurde
mit der Montanistischen Rundschau in Wien eingeleitet.
An die k.k. Staatszentralkasse wurden als Erlös aus dem Ver-
kaufe von Publikationen, aus der Durchführung von chemischen Unter-
suchungen für Privatparteien sowie aus dem Verkaufe der im Farben-
druck. erschienenen geologischen Kartenblätter und der auf Bestellung
mit der Hand: kolorierten Kopien der älteren geologischen Aufnahmen
en ee er 8ER, 61.279:31
d. i. gegenüber den gleichartigen Einnahmen des Vor-
er anime. Wohn. AM... 10.979945
a ee ne 292-86
abgeführt. ’
Es betrugen nämlich die Einnahmen bei den
Druckschriften Karten Analysen
dahre 1910 . . . . „er KR 40276658 20865 K 5146 —
5 Brei . ee. 2534 10253905 . 590 —
und es ergibt sich sonach 1910
gegen 1909 eine Mehrein-
aahmervon .. „imma. „UK 1493-26
beziehungsweise eine Minderein-
Bevor, Al K 760
Die für 1910 bewilligten Kredite für unsere Anstalt waren die
folgenden:
Ezrsmteriorderlis . udieh so.» rn 217.58 —
wovon auf die ordentlichen Ausgaben . . „ 206.583’ —
auf die außerordentlichen Ausgaben. . . „11.000 —
entfielen.
Das letztgenannte Extraordinarium bezieht sich auf die Kosten
für die Herausgabe von Karten im Farbendruck. Daß übrigens die
betreffende Summe dem Farbendruck selbst keineswegs vollständig
zu gute kommt habe ich bei früheren Gelegenheiten schon dargelegt.
Wir würden im anderen Falle mehr Karten herausgeben können.
Von den ordentlichen Ausgaben nahmen die Personalbezüge, das
sind Gehalte, Aktivitätszulagen, Adjuten, Löhnungen und Remune-
rationen, 146.582 Kronen in Anspruch, während die Dotation für das
Museum 4000 Kronen, jene für die Bibliothek 2000 Kronen, jene für
das Laboratorium 2800 Kronen und jene für die Herstellung der
Abhandlungen, Verhandlungen und des Jahrbuches 17.500 Kronen
betrugen. An Reisekosten für die im Felde arbeitenden Geologen
waren 25.350 Kronen: präliminiert. Andere. Beträge entfielen wie
immer auf Regie nebst Kanzleiauslagen, Livree der Diener und der-
K k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 1. Verhandlungen. Ari
46 Verhandlungen. Nr. 1
gleichen. Das Erfordernis für die Erhaltung der Gebäude für welches
in früheren Jahren die Summe von 2400 Kronen präliminiert war. ist
diesmal in dem Gesamterfordernis nicht mehr enthalten, da der be-
treffende Budgetposten vom Jahre 1910 an vom Ministerium für
öffentliche Arbeiten übernommen wurde. Der Begriff Gebäudeerhaltung
wird nunmehr, um mich so auszudrücken, sehr eng gefaßt, so daß
manche Ausgaben, von denen wir angenommen hatten, daß sie auf
dieses Konto gehörten, nicht als dahin gehörig anerkannt wurden.
So mußten zum Beispiel die Kosten die heuer aus Anlaß der sehr
notwendigen Rekonstruktion der Herde des Laboratoriums aufliefen,
durch Inanspruchnahme anderer Dotationen gedeckt werden.
Die bei unserer Geschäftsgebarung nach dem Etatsgesetz herein-
zubringende Ersparung, der sogenannte Intercalar-Abstrich, belief sich
diesmal auf 2340 Kronen.
| Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinck, Wien IIl, Steingasse 25
Verhandlungen derk. k Pen > Reichsansta I.
Sitzung vom 7. Februar 1911.
Inhalt: Todesanzeige: + Gregor Bucchich. — Eingesendete en
Fr. Toula: Neptunus efr. Be N.-Edw. — A. Rzehak: Zur Kenntnis der Kalksilikathorn-
felse der Brünner Eruptivmasse. — R. v. Klebelsberg: Zur Geologie des unteren Marauner
Tals (Ulten, Südtirol). — Vorträge: H. M. Fuchs: Über eigenartige Fossilreste aus dem
Vöslauer Miocän. — Literaturnotizen: F. Katzer.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Todesanzeige.
7 Gregor Bucchich.
Am 11. Januar d. J. starb zu Lesina der um die naturwissen-
schaftliche Erforschung seiner Heimat hochverdiente Telegraphen-
amtsleiter d. R., Gregorio Bucchich, im Alter von 82 Jahren.
Seinem lebhaften Interesse für die Geologie war es zu danken, daß
schon zu einer Zeit, als viele Teile des festländischen Dalmatien
noch einer näheren geologischen Untersuchung harıten, über die
Insel Lesina eine Fülle wichtiger stratigraphischer Erkenntnisse ge-
wonnen waren. Mit rastlosem Eifer war der Dahingeschiedene be-
strebt, die reichen paläontologischen Schätze seines meerumrauschten
Heimatlandes zu heben und sich darum zu bemühen, daß denselben
eine fachwissenschaftliche Bearbeitung zuteil wurde. Wir erinnern
hier an die Fisch- und Saurierreste der unterkretazischen Platten-
kalke bei Verboska, welche von Bassani, Kramberger und Korn-
huber genau beschrieben wurden, an die Farn- und Koniferenreste
der gleichfalls zur unteren Kreide gestellten Kalkschichten in der
Bucht von Paria, welche Kerner untersuchte, an die Rudistenfaunen
der oberen Kreidekalke, über die Söhle berichtet hat, an die Korallen,
Echiniden, Bivalven und Schnecken des Nummulitenkalkes in der
näheren Umgebung der Stadt Lesina, deren Bestimmung zum Teil
Oppenheim übernahm, und an die Säugetierreste in den diluvialen
Breccien der Insel, deren Bearbeitung durch Woldrich erfolgte.
Durch die Unterstützung, welche Buechich auch allen auf die
Erforschung der rezenten Tier- und Pflanzenwelt seiner Heimat ge-
richteten Bestrebungen angedeihen ließ, wurde Lesina ein Anziehungs-
punkt für einige der hervorragendsten Männer auf dem Gebiete der
Zoologie und Botanik. Die Zoologen Steindachner, O. Schmidt,
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 2. Verhandlungen. 8
48 Verhandlungen. Nr. 2
OÖ. und R. Hertwig sowie Haeckel und der Botaniker Unger
fanden in Bucchich einen eifrigen Förderer ihrer Studien.
Ernst Haeckel sandte ihm seine Monographie über die Kalk-
schwämme mit der Widmung: „Meinem hochverehrten Freunde Herrn
Gregor Bucchich, dem verdienstvollen, unermüdlichen Eremiten
der Wissenschaft auf Lesina.* Bucchich war auch sehr tätig für
die Adriakommission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften
und größter Dank gebührt dem Dahingeschiedenen für die Ausdauer
und Sorgfalt, mit welcher er durch 42 Jahre auf Lesina den meteoro-
logischen Beobachtungsdienst versah. Seiner Wirksamkeit auf diesem
Gebiete war es zuzuschreiben, daß Lesina auch in bezug auf die
klimatologische Erforschung dem übrigen Dalmatien weit vorausgeeilt
ist, so daß Hann bei seinen Untersuchungen über die Regen-, Tempe-
ratur- und Luftdruckverhältnisse der österreichischen Küstenländer von
Lesina schon vieljährige Messungsreihen verwerten konnte, als vom
dalmatinischen Festlande erst spärliches Beobachtungsmaterial vorlag.
Eine öffentliche Anerkennung fanden Bucchichs große Ver-
dienste um die naturwissenschaftliche Erforschung Lesinas durch die
im Jahre 1888 erfolgte Verleihung des Ehrendoktorats der philo-
sophischen Fakultät der Universität Graz. Das Zeichen des Dankes,
welches unsere Zentralstelle den Gönnern und Förderern der Geologie
Österreichs verleiht, die Ernennung zum Korrespondenten der geo-
logischen Reichsanstalt, erhielt Bucchich schon im Jahre 1861.
Fünfzig Jahre lang stand so der nun Verblichene mit unserem Institute
in näherer Beziehung. Bis in sein hohes Alter wußte er sich ein
jugendfrisches Interesse für die geologischen Schätze seiner Heimat
zu bewahren. Noch vor wenigen Jahren bot ihm, dem mehr als
Siebzigjährigen, die Auffindung eines dicht mit Petrefakten erfüllten
großen Blockes von Eozänkalk unweit seines Heims Anlaß zur Ent-
faltung einer eifrigen Aufsammlungstätigkeit und zu Deutungsversuchen
der mit Sorgfalt ausgelösten Fossilreste. Wir betrauern inBucchich
einen sehr werktätigen Freund und Förderer unserer Wissenschaft
und werden ihm als solchem ein dankbares und ehrendes Andenken
bewahren. F. v. Kerner.
Eingesendete Mitteilungen.
Franz Toula. Neptunus cfr. granulatus M.-Edw. (Text-
illustration 1 u. 2.)
Einer meiner Zuhörer (Herr Rainer) brachte mir aus der
Gegend von Spielfeld in Steiermark den nur wenig zusammengedrückten
Cephalothorax einer Krabbe, die in einem ziemlich feinkörnigen, arm-
glimmerigen Sandstein mit reichlichem kalkigen Bindemittel von hell-
grauer Farbe eingeschlossen war.
Die Zugehörigkeit zu Neptunus ließ sich bald feststellen.
In Vergleich gebracht habe ich:
Neptunus granulatus M.- Edwards. (Hist. Crust. podophth. foss.
1861, pag. 115, Taf. III, Fig. 1 u. Taf. VII, Fig. 2. Original?von
Sassari.)
1911 Sitzung vom 7. Februar. Franz Toula. 49
Neptunus Monspeliensis M.- Edw. (Ebend. pag. 106, Taf. IV, Fig. 1
uelaf: V,.Fig;,1.)
Neptunus Suessi Bittner. (Brach. Vicent. Eocän. Denkschr. Wiener
Alerd. W. XXXIV, 1875, pas. 80, Taf. IV, Best)
Neptunus Radobojanus Bittner. (Tert. Brachyuren. Ebend. XLVIII,
1883, pag. 20, Taf. II, Fig. 1.)
Neptunus granulatus. (Ristori. Crost. Mioc. Atti Soc. Tose, Sc. Nat.
IX, 1888, pag. 215, Taf. IV, Fig. 5—11. Aus dem Museum zu Florenz.)
Neptunus Kochiü Bittn. (Decap. d. pann. Tert. Sb. d. Wiener
Abzzdı W.. CII, 1893, pas. 22, Taf. I, Fig.
Neptunus hungaricus Lörenthey. (Eocän. Decap. F. des ung. Tertiär.
Term. Füz. XXI, 1898, pag. 14, Taf. I, Fig. 1.)
Fig. 1.
Bittner hat in der Abhandlung über Neptunus Kochü auch
das Vorkommen von Neptunus cfr. granulatus M.-Edw. im Miocän von
Klausenburg (Siebenbürgen) erwähnt.
Ziemlich zweifellos ist die nahe Verwandtschaft des Spielfelder
Stückes mit Neptunus granulatus M.-Edw. Leider ist dessen Original-
stück recht unvollkommen erhalten, so daß sich die Vergleiche mit
Ristoris Original nicht voll überzeugend durchführen lassen, was
schon Bittner (1895) empfunden hat, der die Abbildung für „ein
wenig schematisch“ hält. Die Erhöhungen der Oberseite sind wohl
ähnlich, aber nicht vollkommen übereinstimmend mit dem Stücke
der Sammlung meiner Lehrkanzel, vor allem ist der Verlauf der
Furchen zum Teil ein anderer. So jene, welche Protogastricus und
Hepaticus scheidet. Auch die Regio cardis ist recht verschieden. Auf
der Unterseite erscheint bei M.-Edwards Abbildungen (Taf. III,
Fig. 1 A u. Taf. VII, Fig. 2 A) das Abdomen einfacher in seinem
Verlaufe als bei Ristoris (Taf. IV, Fig. 8), wenn auch die Ver-
schiedenheit beider Originalstücke auffallend genug ist.
8*
50 Verhandlungen. Nr. 2
Der Unterschied der anderen in Vergleich gebrachten Stücke
ist wesentlich größer, so daß die nahe Anschließung des Spielfelder
Stückes an Neptunus, granulatus vollberechtigt erscheint, wenn auch
keine vollkommene Übereinstimmung besteht.
Mein Exemplar ist etwas größer als das von Milne-Edwards
(Taf. III, Fig. 1) abgebildete, aber etwas weniger groß als das zweite
Stück (l. e. Taf. VII, Fig. 2). Leider sind an meinem Stücke die
randlichen Fortsätze an der Seite abgebrochen.
Die Stirnseite ist verhältnismäßig gut erhalten. Die vier mittleren
Randdornen sind fast gleich groß, die Abstände der seitlichen von den
mittleren nur wenig größer, die Orbitalregion ist recht gut kenntlich
erhalten, die darauffolgenden seitlichen Randdornen, sechs an der
Zahl, sind kräftig, die beiden äußersten sind nahe aneinandergerückt.
Die Spitzen sind beschädigt. Die Höcker der Cardialregion sind
kräftig und erinnern an jene bei Neptunus hungaricus Lörenthey
(Taf. I, Fig. 1a). Die Oberfläche ist gleichmäßig fein gekörnelt. Der
Hinterrand läßt eine scharfe Leiste erkennen.
Die Länge meines Stückes beträgt 43:3 mm. Die Breite des
Hinterrandes 212 mm.
Die Unterseite läßt die Branchiostegiten des umgeschlagenen
Cephalothorax und die breiten, äußeren Kieferfüße gut beobachten.
Das Sternum ist, bis auf die beiden äußersten Sterniten auf der
einen (rechten) Seite, recht wohl erhalten, Sowohl die Sterniten 3—7
als auch vier Episterniten, welche auf eine größte Breite von 32°5
schließen lassen, sind erhalten, sowie auch die Ansätze der Gangbeine.
Das Abdomen ist nicht sehr breit, von fast dreiseitigsem Umriß und
läuft nach vorn spitz zu, was auf ein männliches Individuum schließen
läßt. Die Außenränder der Sterniten 4 und 5 sind schön gerundet.
Die Länge des Sternums vom Vorderrande des zweiten Sterniten. bis
zum Hinterrande beträgt 36°7 mm.
1911 Sitzung vom 7. Februar. Prof. A. Rzehak. 51
Ich glaube das Stück von Spielfeld abbilden zu sollen, weil es
einige bis nun nicht zur Darstellung gebrachte Einzelheiten beob-
achten läßt und weil der neue Fundort, der im südeuropäischen
Miocän so weit verbreiteten Form, einer Erwähnung wert ist. Das
Originalstück befindet sich in der Sammlung meiner Lehrkanzel an
der k. k. Techn. Hochschule.
Prof. A. Rzehak. Zur Kenntnis der Kalksilikathorn-
felse der Brünner Eruptivmasse.
Die interessanten, zum erstenmal von F. E. Suess als „Kalk-
silikathornfelse*“ bezeichneten kontaktmetamorphen Gesteine der
Brünner Eruptivmasse wurden in neuester Zeit in ausgedehntem
Maße für den Bau der Straße von Schebetein (85 km westlich von
Brünn) nach Schwarzkirchen verwendet. Zu diesem Zwecke wurden
mehrere kleine Steinbrüche eröffnet, über welche ich an dieser Stelle
(Verhandl. 1910, Nr. 5, pag. 129 f.) bereits kurzen Bericht erstattet habe.
Da das Gebiet bewaldet ist und fast gar keine natürlichen Auf-
schlüsse besitzt, muß es überraschen, daß es den Unternehmern
des Straßenbaues gelungen ist, die räumlich immerhin ziemlich
beschränkten Vorkommnisse der zähen und zum Straßenbau gewiß
sehr geeigneten Kalksilikathornfelse unter der dicken Humusschicht
aufzufinden. Erklärlich wird dieser Umstand, wenn man annimmt, daß
diese Vorkommnisse in der Praxis schon seit längerer Zeit bekannt
gewesen sein dürften, wie dies tatsächlich der Fall zu sein scheint.
Ich fand nämlich unter den von W. Hruschka vor nahezu 90 Jahren
veröffentlichten mineralogischen Notizen („Vorkommen und Kristalli-
sation einiger mährischer Fossilien“; Mitteil. d. k. k. mähr.-schles.
Ges. zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde,
Brünn, 1825, pag. 7 f.) auch eine Angabe über das Vorkommen von
Idokras in der „Gegend von Schwarzkirchen“. Wenn auch die
Fundstätte nicht näher bezeichnet wird, so kann es doch nicht zweifel-
haft sein, daß dieselbe in dem von Schwarzkirchen nur etwa 1 km
entfernten Granitgebiete zu suchen ist; sowohl die von mir be-
schriebenen neuen Aufschlüsse als auch die schon von F. E. Suess
erwähnten Vorkommnisse bei dem Meierhofe „Kywalka* sind von
Schwarzkirchen bloß 3—4 km entfernt.
Nach W. Hruschka kommt der Vesuvian in der Gegend von
Schwarzkirchen „rötlichbraun, derb und selten kristallisiert“ vor, doch
beschreibt der Genannte auch sehr flächenreiche Kristalle und
Aggregate, die eine „stängliche Absonderung* zeigen. Aus den letzt-
erwähnten Vorkommnissen zog Hruschka den ganz zutreffenden
Schluß, „daß der Egeran nichts als ein stänglicher Idokras sey“.
Besonders bemerkenswert ist das, was W. Hruschka über
das Gestein, in welchem der Vesuvian gefunden wurde, mitteilt.
Er sagt: „Der Idokras ist hier in einer Gebirgsart eingewachsen,
die früher Urkalk gewesen zu sein scheint, jetzt aber
durch Verkieselung in Hornstein umgewandelt ist.
Auch ist Augit und kristallisierter Chlorit in dem Hornstein einge-
wachsen.“ Diese Beschreibung, welche dem Scharfsinne Hrus chkas,
52 Verhandlungen, Nri2
der von Beruf „bürgerlicher Töpfermeister“ war (in seinen mineralo-
gischen Notizen bezeichnet er sich selbst als solchen), alle Ehre
macht, beweist unzweifelhaft, daß der Vesuvian von Schwarzkirchen
unseren Kalksilikathornfelsen entstammt und daß die Eigentümlich-
keiten dieser Gesteine schon damals durch eine Metamorphose von
„Urkalkstein“ erklärt wurden.
Auch F. Kolenati hat ohne Zweifel die Kalksilikathornfelse
gekannt, dieselben jedoch ganz falsch gedeutet. Er erwähnt in seinem
Buche: „Die Mineralien Mährens und Österr.-Schlesiens* (Brünn
1854) das Vorkommen von körnigem und kristallisiertem Idokras im
„Quarzit* von Strutz und im „grünlichen, körnigen Quarzit“ von
Popuwek bei Strutz; gleichzeitig bezeichnet er den vermeintlichen
Quarzit als „Obergestein des Syenits“, womit er wohl ausdrücken
wollte, daß dieser „Quarzit“ mit dem genannten Eruptivgestein (Brünner
Granitit) in Zusammenhang steht.
Zwei Belegstücke der Kolenatischen Funde von Popuwek
(das Vorkommen von Strutz ist mit diesen wahrscheinlich identisch)
befinden sich in der Mineraliensammlung der k. k. deutschen tech-
nischen Hochschule in Brünn. Das Gestein, in welchem der Vesuvian
in Form von braunen, körnigen bis dichten Streifen und undeutlichen
Kristallen auftritt, ist kein Quarzit, sondern ein typischer Kalksilikat-
hornfels, wie er in ganz gleicher Ausbildung auch in den neuen Auf-
schlüssen zwischen Schebetein und Schwarzkirchen vorkommt. Herr
Prof. F. E. Suess hat in der Gegend westlich von Strutz ebenfalls
Kalksilikathornfelse konstatiert, führt jedoch unter den Gemengteilen
zwar braunen Granat, aber nicht auch Vesuvian an. Es kann indessen
keinem Zweifel unterliegen, daß das rotbraune Mineral der Kalk-
silikathornfelse von Popuwek und Schebetein— Schwarzkirchen wesentlich
Vesuvian ist. Es erweist sich stets als doppeltbrechend mit gerader
Auslöschung, schmilzt vor dem Lötrohr ziemlich leicht unter Schäumen
und bildet nicht selten parallelstreifige Aggregate, wie sie beim
Vesuvian als „Egeran“ bekannt sind. Überdies beobachtete ich einzelne
kleine Kristalle, die als Kombinationen von (110) (100) und (001) zu
erkennen sind, so daß an der Richtigkeit der alten Angaben Hruschkas
nicht gezweifelt werden kann. Es ist ja nicht unmöglich, daß der
eben Genannte die Vorkommnisse von Popuwek in dem bei Mineralien-
sammlern vielfach auch heute noch vorhandenen Streben nach tun-
lichster Geheimhaltung der Fundstätten ganz allgemein in die „Gegend
von Schwarzkirchen“ versetzte. Ich schließe dies daraus, daß J.Melion
in seinen Notizen „Über die Mineralien Mährens und Osterr.-Schlesiens“
(Mitteil. d. k. k. mähr.-schles. Ackerbauges. etc., 1855, pag. 76) bei
der Erwähnung der mährischen Idokrasvorkommnisse zu der Fund-
ortsbezeichnung „Popuwek“ in der Klammer die Bezeichnung „Schwarz-
kirchen“ hinzufügt. Makroskopischen Granat habe ich im Kalksilikat-
hornfels von Popuwek nicht beobachtet; daß jedoch dieses Mineral
in den neuen Aufschlüssen zwischen Schebetein und Schwarzkirchen
mitunter in ziemlich großen Kristallen vorkommt, habe ich schon in
meiner ersten Mitteilung über diese Aufschlüsse erwähnt. Allerdings
kommen auch beim Vesuvian Kombinationen von (110) und (101) vor,
welche tesserale Pseudosymmetrie besitzen und dem „Granato@der*
L
a7
w
=
1911 Sitzung vom 7. Februar. Prof. A. Rzehak.
(110) täuschend ähnlich sein können; der von mir (loc. eit. pag. 150)
erwähnte, von Dr. E. Burkart aufgefundene Kristall hat sich jedoch
auch bei der neuerdings vorgenommenen Untersuchung als Granat
erwiesen.
Die Kalksilikathornfelse von Popuwek sind insofern bemerkens-
wert, als sie inmitten der Brünner Eruptivmasse gelegen sind; eine
ähnliche Lage haben auch die Vorkommnisse von Womitz und Siluwka.
Die meisten dieser Vorkommnisse sind von gneisartigen Gesteinen
begleitet, die nach F. E. Suess als metamorphe paläozoische
Sedimente (zum Teil Kulmgrauwacke) gedeutet werden können
Bezüglich der lang bekannten Gneise von Mieltschan—Bratschitz läßt
es der genannte Forscher vorläufig unentschieden, ob sie ebenfalls
als „im Granitkontakt veränderte Sedimente von vermutlich paläo-
zoischem Alter“ aufzufassen sind (diese „Verhandlungen“, 1906, pag. 296).
In den neuen Aufschlüssen bei Schebetein—Schwarzkirchen
beobachtete ich eine so innige Verknüpfung der Hornfelse mit dem
feinschuppigen Biotitgneis, daß es mir ganz unzulässig erscheint, die
ersteren als metamorphe Devonkalksteine, die letzteren hingegen als
metamorphe Kulmgrauwacken oder Kulmschiefer aufzufassen. Diese
Verknüpfung deutet vielmehr auf die von tonreicheren Zwischenlagen
durchzogenen und von sandsteinähnlichen Sedimenten begleiteten,
höchstwahrscheinlich vordevonischen Kwietnitzakalksteine.
Gegen die Auffassung der Kalksilikathornfelse der Brünner
Eruptivmasse als metamorphe Devonkalksteine sprechen auch noch
folgende Gründe:
Am Westrande der Brünner Eruptivmasse treten sowohl nördlich
als auch südlich von dem Verbreitungsgebiete der Hornfelse unver-
änderte Devonkalke auf, und zwar zum Teil in einem oro-
graphisch viel tieferen Niveau als die Hornfelse, die zum Beispiel bei
Popuwek 429, bei Schwarzkirchen (südlich von der Waldparzelle
„Svinskä obora*) sogar 472 m Seehöhe erreichen. Die Devonkalk-
scholle von Lelekowitz (auf der westlich vom Orte sich erhebenden
Kuppe, Kote 397 der Generalstabskarte) liegt, ähnlich wie die Horn-
felse von Popuwek und Siluwka, mitten im Granitgebiet und zeigt
doch keine Spur einer Kontaktmetamorphose! Wenn
irgendwo, so müßten sich gerade hier solche Spuren nachweisen lassen,
wenn man annimmt, daß der granitische Batholith noch im glühend-
flüssigen Zustande mit dem Devonkalk in Berührung gekommen ist.
Es müßten sich auch gerade in dem nördlichen Teile der Brünner
Eruptivmasse die veränderten Schollen des in das Granitmagma
eingesunkenen Devonkalksteins vorfinden, während sie dort tatsächlich
fehlen oder wenigstens bis heute nicht bekannt sind. Die Devon-
kalkdecke der Brünner Eruptivmasse wurde eben bloß durch Denudation
entfernt und das Vorkommen von Lelekowitz ist ein Denudationsrest,
auf dessen Bedeutung für die Beurteilung des Alters der Brünner
Eruptivmasse schon vor vielen Jahren hingewiesen wurde.
Wenn auch die Grenzen zwischen Granit und Devonkalk am
Östrande der Brünner Fruptivmasse vorwiegend tektonische
Grenzen sind, so bleibt doch das gänzliche Fehlen von Kon-
takterscheinungen an dem sicher devonischen Kalkstein eine kaum
54 Verhandlungen. Nr. 2
zu erklärende Tatsache, wenn man ein postdevonisches Alter der
Brünner Granitintrusion annimmt.
Der Brünner Diabas ist im allgemeinen etwas jünger als der
Granitit, da er häufig Gänge in letzterem bildet. Die im Quarz-
konglomerat des Roten und Gelben Berges bei Brünn reichlich
eingestreuten Körner von titanhaltigem Eisenglanz habe ich in meiner
Abhandlung: „Über einige geologisch bemerkenswerte Mineralvor-
kommnisse Mährens“ (Verhandl. d. naturf. Vereins in Brünn, 48. Bd.,
1910, pag. 165) auf die Zerstörung von Diabas zurückgeführt und
zugleich nachgewiesen, daß sich Gerölle eines Eisenglanzkörner
führenden Diabasgesteins in dem Konglomerat des Haidenberges
(Hadyberg) vorfinden. Die erwähnten Konglomerate gelten als unter-
devonisch und die Einschlüsse von Eisenglanzkörnern, beziehungs-
weise von Diabasgeröllen deuten sonach auf ein wenigstens zum Teil
vordevonisches Alter der Brünner Diabasvorkommnisse. Die
Arkosen des Brünner Unterdevons enthalten kristallinisches Material,
welches ungezwungen auf den Granitit zurückgeführt werden kann.
Ohne Zweifel ist "dies meiner Überzeugung nach der Fall bei den
großen, deutlich sechsseitig begrenzten Biotitblättchen, die ich im
unterdevonischen Sandstein am rechten Schwarzaufer zwischen dem
Schreibwald und dem Roten Berge bei Brünn aufgefunden habe.
Das Auftreten der Kalksilikathornfelse im Brünner Granitit ist
kein Beweis für das postdevonische Alter des letzteren. Alles deutet
vielmehr darauf hin, daß es sich hier um kontaktmetamorphe Schollen
der Kalksteine der moravischen Zone handelt, deren Alter allerdings
bis jetzt nicht bekannt ist, die ich jedoch aus verschiedenen Gründen
(Schieferung, Einschlüsse von Quarzgeröllen, die bis nußgroß werden,
gänzliches Fehlen von Fossilien) für prädevonisch halte.
Auf alle Fälle ist es voreilig, wenn man das postdevonische
Alter des Brünner Granitits als eine unzweifelhafte Tatsache hinstellt,
wie dies in neuester Zeit H. Vetters in seinen Erläuterungen zur
seologisch-tektonischen Übersichtskarte des Wiener Beckens und seiner
Randgebirge getan hat.
R. v. Klebelsberg. Zur Geologie des unteren Ma-
rauner Tals (Ulten, Südtiro!).
Prof. Blaas hat vor einiger Zeit!) aufmerksam gemacht auf
ein merkwürdiges Vorkommen mesozoischer Gesteine im unteren
Marauner Tal, einem südlichen Zweige des Ultentals. Das Gebiet
liegt im engeren Bereich des Judikarienbruches, der hier ostseitig
den mächtigen Quarzporphyr der Laugenspitze in das Niveau der
westlichen Glimmerschiefer verwirft. Zwischen beiderlei Massen er-
scheint im Grunde des untersten Marauner Talabschnittes eine schmal
umgrenzte Partie mesozoischer Kalke, Dolomite und Schiefer auf-
geschlossen.
Die Lage ist folgende (vergl. die Kartenskizze Fig. 1): Gleich ober
der Mündung in die Falschauer (Ultner Bach) umfließt der Marauner
1) J. Blaas, Aus dem Marauner Tal. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1909.
1911 Sitzung vom 7. Februar. R. v. Klebelsberg. 55
Bach eine leicht vorspringende niedrige Bergnase an seinem rechten
Ufer, auf deren abgestufter Höhe der Hof Zeinegg liegt. Dieser
Vorsprung besteht zu äußerst aus grauen, dolomitischen Kalken ohne
deutliche Schichtung, daran anschließend NO bis NNO streichenden,
sehr steil SO einfallenden, stellenweise auch saigeren Schichten grau-
grüner, glimmeriger Ton- und Mergelschiefer; es ist ein dünnschichtiger,
wechselnder Komplex von härteren und mürben, bisweilen dunkel-
lettigen Lagen, in den örtlich höheren Teilen etwas in Unordnung
Fig. 1.
St. Pankraz
r
u) „se
ums)
ner /
& eG
N N ;
3) Zeinegg
2 4 Quarz Porphyr
Kıysl. Schiefer
F v Se WIN Kalke ı.d.
i A Streichrichfun
i ee EI Alluvivm
EM.
7 RR,
N Rastwies
Ss a
V V v
Yes ar
/ Mitterbad
Va
v
gebracht, gefältelt und verdrückt. In ihrem Streichen schneiden diese
Schiefer mit spitzem Winkel an dem nordsüdlich verlaufenden Bach-
bett ab, derart, daß letzteres talaufwärts immer neue Lagen an-
schneidet. Gegenüber von Zeinegg, am linken Bachufer, liegt zunächst
etwas Alluvialschutt, unmittelbar daneben aber, in sehr geringem
Abstand von den Mergelschiefern, steht der Glimmerschiefer der
westlichen Talseite an; und zwar reichen seine Aufschlüsse in den
Felspartien unterhalb der Mitterbader Fahrstraße ebenso tief wie die
der gegenüberliegenden Mergelschiefer, so daß ein seitliches An-
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 2. Verhandlungen. 9
-
56 Verhandlungen. Nr. 2
einandergrenzen der beiden Gesteinskomplexe offenbar ist. Die öst-
liche Begrenzung der Mergelschiefer ist nicht näher aufgeschlossen,
liegt aber wahrscheinlich nächst dem Zeinegghof, über welchen vorbei
man schon bald den Quarzporphyr zur Falschauer hinabziehen sieht.
Die ganze Lichtungsweite zwischen Zeinegg und dem Glimmerschiefer
des anderen Ufers beträgt etwa 200 m. Genauere Aufschlüsse über
die Lagerung der Mergelschiefer und Dolomite in bezug zum Glimmer-
schiefer und Porphyr fehlen also zunächst noch, sie erscheinen nur
topographisch zwischen letzteren beiden.
Geht man nun am Marauner Bach weiter aufwärts — die Mitter-
bader Straße bleibt am Glimmerschiefer — so sieht man oberhalb
den Porphyr der Ostseite allmählich näher an die Talmitte heran-
treten, während das unmittelbare rechte Ufer vorläufig noch in
ähnlichen Bildungen wie bei Zeinegg bleibt; dann aber kommen im
Bachbett lichtgrau angeschliffene Felsen zum Vorschein, welche sich
beim Anschlagen petrographisch als nicht einheitlich erweisen (siehe
unten), und hinter ihnen in einer kleinen Ausbuchtung intensiv rote
Letten und rote glimmerreiche Schiefer, spärlich auch lichte Sandsteine.
Wenige Schritte weiter übersetzt die ganze Serie mit einer leichten
Abschwenkung im Auftreten gegen SSW den lokal schwach umbiegenden
Bachlauf und hier — am rechten Ufer etwas erhöht liegt das Gehöft
Kalkgütl — finden sich die fraglichen Gesteine, auf eine Spanne
von kaum 20 m zusammengedrängt, im Verbande aufgeschlossen. So-
weit die Schichtung deutlich ist, streichen sie wie früher und stehen
durchaus sehr steil bis sajger mit unentschiedener Fallrichtung, bald
eher gegen NW, bald mehr nach SO. Die Reihenfolge von W nach
OÖ ist nachstehende (vergl. Profil Fig. 2):
a) breceiöser grauer Dolomit, ganz verwoben mit Kalkspatadern,
oberflächlich vom Bach weißlich angeschliffen ;
b) rötlicher Dolomit mit lichten, gelblichen oder graulichen
Flecken, hie und da im Verbande mit sehr dünnen Lagen intensiv
roten, blätterigen und glimmerführenden Mergelschiefers; äußerlich
ähnlich wie «a) licht angewittert;
c) graugiüne Glimmerkalke, ähnlich den Mergelschiefern von
Zeinegg, und grauliche Kalke;
d) harter, lichtgelber Dolomit;
e) dunkle, stellenweise etwas bituminöse Kalke mit Asphalt-
spiegeln, und unmittelbar angrenzend daran die Hauptmenge des
roten, glimmerigen, dünnschieferigen Gesteins.
Die Mächtigkeit aller dieser Gesteine zusammen beträgt hier,
wie gesagt, kaum 20 m, dabei sind sie sichtlich mechanisch beeinflußt
in der Richtung senkrecht zum Streichen, eng miteinander verquickt,
ohne scharfe, etwa flächige Grenze untereinander, und die roten
Schieferbildungen von ungefähr übereinstimmender Beschaffenheit
treten wiederholt auf. Den meisten Anteil an der Mächtigkeit des
Aufschlusses nimmt der graue, breceiöse Dolomit.
Auf 1m ostseitig von der Serie ist nun hier der Porphyr auf-
geschlossen mit plattiger Absonderung ungefähr in der Richtung des
Auftretens jener; und zwar nicht nur in topographisch höheren Lagen
als dieselbe, wie es bei Zeinegg der Fall ist, sondern neben ihr, so
u Zu u ee Dee ie ee
-
1911 Sitzung vom 7. Februar. R. v. Klebelsberg. 57
nämlich, daß der Porphyraufschluß tiefer hinabreicht, als die Kalke,
Dolomite ete. nach oben aufragen. Mit anderen Worten, man kann
an dieser Stelle sehen, daß Quarzporphyr und Kalkserie seitlich an-
einandergrenzen und nicht etwa eines das andere untergreift.
Fast ebenso nahe als auf der Ostseite die Porphyraufschlüsse
an die Kalkserie heranreichen, tun dies am linken Ufer des Baches
die Aufbrüche im Glimmerschiefer: der Bach passiert zwischen Porphyr
und Glimmerschiefer hier einen Engpaß im Kleinen, die median liegende
Kalkserie als Bett benützend. Der nächste Glimmerschieferaufschluß
stoßt fast unmittelbar an den grauen, breceiösen Dolomit an; und
wenn schon in minimal höherem Niveau, so empfängt man doch un-
willkürlich den Eindruck, daß auch der Glimmerschiefer, wie der
Porphyr, seitlich an der Kalkserie weiter in die Tiefe setzt; das ent-
a — Breceiöser, grauer Dolomit, reichlich mit Kalkspatadern durchsetzt, weißlich
anwitternd.. — 5 —= Rötlicher Dolomit mit lichten, gelblichen oder graulichen
Flecken, im Verband mit den roten werfenerartigen Schieferlagen. — ce = Grauliche
Glimmerkalke und Kalke. — d = Gelblicher Dolomit. — e = Dunkle, etwas
bituminöse Kalke mit Asphaltspiegeln, angrenzend daran die Hauptmenge der
roten, werfenerartigen Schiefer.
sprechende Grenzverhältnis hat sich übrigens schon bei Zeinegg
ergeben.
Die Bruchwände der Judikarienlinie klaffen also hier auf etwa
20 m auseinander und zwischen ihnen in die Spalte eingeklemmt er-
scheint die Kalkserie.
Letztere übersetzt, wie gesagt, hier den Bach und das Tal; auf
der kleinen linken Uferfläche verschwindet sie zwar für eine kurze
Strecke, aber ein paar Meter weiter drüben, wo das Gehänge rasch
zur Straße hinansteigt, tritt sie gleich wieder hervor und bildet einen
kleinen, überwachsenen Schrofen, knapp unterhalb der Straße. Wenn
schon nicht gerade unmittelbar daneben, so doch nur wenige Meter
seitlich, zum Teil in tieferer Lage übersetzt auch der Porphyr beim
Hof Rastwies das Tal, während er früher durchaus auf dessen Ost-
seite beschränkt war, und zieht hoch das westseitige Gehänge hinauf,
g*
58 Verhandlungen. Ne>
so daß das Marauner Tal von hier ab weiter aufwärts, soweit als es
in Betracht kommt, ganz im Porphyr liegt. Entsprechend tritt auf
der anderen Seite der Kalkserie der Glimmerschiefer, an den sich
bisher die Mitterbader Straße hielt, von der Talmitte zurück, seine
südliche Begrenzungslinie schneidet die Straße und steigt dann steil
den westseitigen Berghang hinauf; in derselben Richtung verschwindet,
wenigstens vorderhand, die Kalkserie.
Es hält sich also das Auftreten der Kalkserie genau an den
Verlauf der großen Bruchlinie; wo diese den Marauner Talgrund
verläßt und ins westliche Gehänge übergeht, tut dies auch jene; das
steht im Finklang mit der früheren Beobachtung, daß nämlich die
Kalkserie in der Bruchspalte lagert und nicht etwa wie durch das
Fenster einer überlagernden Decke dank der Erosion des Baches
zum Vorschein kommt.
Was nun die Beschaffenheit der einzelnen Gesteine der Kalk-
serie betrifft, so könnte man beim Vergleich mit der dinarischen
Trias Südosttirols (Dolomiten) geneigt sein, südalpinen Faziescharakter
dafür auszuschließen. Allein die judikarische südalpine Trias, die
ja doch für den Vergleich in erster Linie in Betracht kommt, zeigt
verschiedene Anknüpfungspunkte. Die spärlich auftretenden lichten
Sandsteine und die roten Letten passen sehr wohl in das System des
Grödner Sandsteins; die roten, glimmerführenden, dünnschichtigen bis
blätterigen Schiefer finden ihr Analogon in einzelnen Lagen der
Werfener Schichten, zum Beispiel des Mendelprofils ; ihrem wieder-
holten Auftreten innerhalb der Kalkserie nach zu urteilen ist deren
Schichtfolge keine einfache, regelmäßige; dunkle, bituminöse Kalke
der Art wie unter e) unseres Profils kommen im oberen Muschelkalk
der judikarischen Trias vor, zum Beispiel gleich südlich im Pescaratal,
während die von Lepsius!) und Vacek?) erwähnten permischen
Bildungen im Hangenden des Porphyrs bei Tregiovo (Nonsberg) wegen
ihrer Dünnschichtigkeit minder vergleichbar sind. Gelbliche Dolomite
wie unter d) werden aus dem karnischen Horizonte der Mendeltrias
angegeben, könnten übrigens wohl auch ohne Schwierigkeit aus dem
judikarischen Schlern- und Hauptdolomit bezogen werden; der graue,
brecciöse Dolomit zeigt Anklänge an den Zellendolomit im Sinne der
Beschreibung von Lepsius (stratigraphische Lage zwischen Werfener
Schichten und Muschelkalk), wie er gerade weiter südlich an der
Judikarienlinie in den an das Marauner Tal anschließenden -Gebieten
des Nonsberg (Pescaratal) reichlich entwickelt ist. Die graugrünen,
glimmerigen Mergel, Schiefer und Kalke, wie sie uns besonders bei
Zeinegg begegnet sind, würden in unteren Niveaus der Werfener
Schichten nicht überraschen; in Judikarien wurde für den petro-
graphisch entsprechenden Schichtkomplex, der dort unter den sicheren
Seisser Schichten mit Ps. Clarai liegt und in diese übergeht, durch
Funde kleiner Bellerophonten das triadische Alter fraglich gemacht.
So bleibt nur der rötliche, fleckige Dolomit, dessen Parallelisierung
!) R. Lepsius, Das westliche Südtirol, pag. 33.
2) M. Vacek, Über die geologischen Verhältnisse des Nonsberges. Verhandl.
d. k. k. geol. R.-A., 1894, pag. 432.
1911 Sitzung vom 7. Februar. R. v. Klebelsberg. 59
mit irgendeinem bekannten Gliede der südalpinen Trias vorläufig
Schwierigkeiten zu machen scheint; man findet zwar in den Dolomit-
massen des Mendelgebirgs häufig rötliche Partien, aber doch anderer
Art, ohne die charakteristische Fleckung; indessen bei der Beschränkt-
heit der ganzen Trias des Marauner Talgrundes, bei ihrer Zusammen-
pressung auf ein so gering mächtiges Schichtpaket, dürften derartige
Abweichungen wohl kaum besonders hoch zu bewerten sein und darf
man sich die erübrigenden Verschiedenheiten gegenüber der judika-
rischen Trias vielleicht als lokale Veränderungen infolge mechanischer
Beeinflussung denken. Durch Fossilien freilich ließen sich bisher
keinerlei Belege geben; für die Auffindung solcher stehen die Aussichten
schlecht, wegen des Mangels an losem Material; man hat fast nur
die durch den Bach angeschliffenen Schichtköpfe vor sich.
Nach dem ganzen Auftreten und der Lagerungsweise scheint es
mithin kaum zweifelhaft, daß das Vorkommnis einen in der Spalte
des Judikarienbruches zwischen Porphyr und kristallinem Schiefer ein-
geklemmten permomesozoischen Fetzen vorstellt; der petrographische
Charakter der vertretenen Gesteine spricht mit ziemlicher Sicherheit
für permotriadisches Alter und macht es nebst den allgemeinen geo-
logischen Verhältnissen der Gegend und dem übereinstimmenden
Streichen durchaus wahrscheinlich, daß es südalpine, judikarische
Trias ist!), wie sie weiter südlich normal über dem Porphyr auftritt.
Die Kalke, beziehungsweise Dolomite fanden früher technische
Verwertung, besonders der graue, breceiöse, und haben in der Oko-
nomie des Tales von altersher eine Rolle gespielt, wie der Hofname
Kalkgütl sagt.
In keinerlei Beziehung zu der geschilderten Kalkserie, glaube
ich, steht der Schiefer an der Mitterbader Quelle. Das Mitterbad
liegt etwa eine Viertelstunde südlich oberhalb Rastwies, also in dem
Abschnitte des Marauner Tals, wo bereits an beiden Seitengehängen
der Quarzporphyr herrscht. Noch eine Viertelstunde talein, mitten
in der Porphyrumgebung, kommt die stark eisenhaltige Quelle hervor
über einer durch Eisentuffverkitteten Gehängeschuttmasse von vorwiegend
Porphyrstücken; im Tuff reichlich Pflanzenspuren, Holzstruktur, Blatt-
abdrücke (unter anderem von Blättern der Buche, die derzeit am
Standort der Quelle fehlt). Indem diese Tuffbreccie durch Wasser-
grabungen einigermaßen beseitigt wurde, zeigte sich, daß die ergiebige
Quelle aus einem mürben, dünnschieferigen bis blätterigen, glänzenden,
feinschuppigen, schwärzlichgrauen, bisweilen etwas graphithaltigen Ton-
slimmerschiefer herauskommt, der auch in der Breccie vertreten ist, so-
wie in einem nördlich herabkommenden Graben und unten am Marauner
Bach spärlich zu Tage tritt. Seine Lagerung im Verhältnis zum Porphyr
erscheint zwar nicht unmittelbar aufgeschlossen, aber nachdem etwas
-höher am Gehänge schon bald der Porphyr ansteht, ist es sehr wahr-
-scheinlich, daß er in dessen Liegendes gehört und als solches hier,
sei es infolge von Unebenheiten der Porphyrbasis oder einer Störung
(kurz nördlich des Grabens reicht der Porphyr viel tiefer) zum Vor-
!) Diese Ansicht teilt (nach mündlicher Aussage) auch Herr Dr. W.Hammer
- auf Grund seiner Kenntnis des ganzen Gebietes.
60 Verhandlungen. \r. 2
schein kommt. Diese Lagerung des Schiefers unter dem Porphyr ist
um so wahrscheinlicher, als ein vergleichbares Gestein auch anderorts
an der Porphyrbasis vorkommt, nämlich im Ursprungsgebiet der Eisen-
quellen von Bad Froj im Villnöser Tal und dort sicher ins normale
Liegende des Porphyrs gehört; zwar ist dort das unmittelbare Quell-
gestein viel graphitischer und im Gegensatz zu Mitterbad außer-
ordentlich stark radioaktiv (vergl. Bamberger und Krüse, Sitzb.
d. Ak. d. Wiss., Wien 1910), aber daneben finden sich doch mehrfach
auch Varietäten, die von dem Mitterbader Schiefer im Handstück
nicht zu unterscheiden sind.
Vorträge.
Dr. H. M. Fuchs. Über eigenartige Fossilreste aus
dem Vöslauer Miocän.
Als Arzt ständig in Vöslau, sammle ich seit Jahren die Fossilien
des miocänen Badener Tegels, besonders die der Vöslauer Ziegel-
grube. Spezielle Aufmerksamkeit habe ich den Minutien zugewendet,
die in der von Hörnes beschriebenen Sandlinse im Vöslauer Ziegel-
werk zwischen blauem und gelbem Tegel in ungemein großer Anzahl
vorkommen. Abgesehen von einer Unzahl kleiner Gasteropoden und
Bivalven und vielleicht 5000—6000 Fischotolithen fand ich als relative
Seltenheit im ganzen vielleicht einige Dutzend kleine, braune,
glänzende, wie Häkchen oder Zähnchen aussehende Gebilde, die ich
mir nicht deuten konnte. Als ich sie Herrn Dr. Schubert, Sektions-
geologen der geologischen Reichsanstalt, zeigte, teilte er mir mit, daß
er die gleichen Fossilien als Cephalopodenkiefer aus Sardinien vom
Direktor des Museums in Cagliari, Herrn Dr. Lovisato, erhalten
habe. Meine direkte Anfrage beantwortete Herr Dr. Lovisato
dahin, daß dieselben in den schlierähnlichen Ablagerungen des sar-
dinischeu Miocäns ziemlich häufig seien und im Museum mit der
Bestimmung Zhyncholithes sp.? verwahrt würden. Da meine kleinen
Häkchen sowohl in Größe als in Gestalt unter sich gewisse nicht
unerhebliche Differenzen aufwiesen, wollte ich an rezentem Material
Vergleiche anstellen, ob diese Differenzen eventuell verwertbar seien,
um daraus die Zugehörigkeit zu verschiedenen Familien der Cephalo-
poden zu folgern. Ilerr Dr. Werner, Professor der Zoologie an der
Wiener Universität, stellte mir in liebenswürdigster Weise ein reiches
Material zur Verfügung, und konnte ich Kiefer aus sämtlichen
Cephalopodenfamilien zur Untersuchung bekommen. Zu unserer großen
Überraschung stellte es sich nun heraus, daß es sich, trotz gewisser
Ähnlichkeit bei oberflächlicher Betrachtung, bei meinen Fossilien über-
haupt nicht um Cephalopodenkiefer handeln könne. Sämtliche Herren,
denen ich weiterhin diese Häkchen in der Hoffnung auf eine sichere
Bestimmung zeigte, sind trotz der größten Divergenzen untereinander
in der Auffassung dieser Fossilien darin einig gewesen, daß man
Cephalopodenkiefer ausschließen könne. Denn bei allen Cephalopoden-
kiefern ist der eine an einer Schmalseite bis zur Spitze gespalten,
1911 Sitzung vom 7. Februar. Dr. H. M. Fuchs. 61
der andere hat an der Spitze einen kleinen, aber massiven Zalın,
während meine Häkchen nirgends die Spur einer Spalte zeigen und
außerdem hohl sind. Nach Fallenlassen dieser Bestimmung hatte ich
nun gar keinen Anhaltspunkt, meine Funde zu deuten. Herr Professor
Werner und Herr Dr. Schubert nahmen sich sehr freundlich
meiner Ratlosigkeit an und zeigten die Häkchen einer größeren
Anzahl von Fachgelebrten sowohl Zoologen als Paläontologen. Leider
hatte keiner ähnliches gesehen. Auch die deutsche zoologische Station in
Neapel schickte dieselben mit einem Fragezeichen zurück. Herr Profes-
sor Pfeffer in Hamburg, dem sie Professor Werner als speziellem
Cephalopodenkenner sandte, sprach die vage Vermutung aus, daß es
sich um Reste von Dekapodenpanzern handeln könne, doch sei ihm
ähnliches ebenfalls nicht zu Gesicht gekommen. In diesem Stadium
meiner Irrwege angelangt, wollte ich bereits meine Bestimmungs-
versuche als hoffnungslos aufgeben, als gerade durch die Anknüpfung
mit Hamburg meine Versuche, diese so unbekannten Fossilien zu
deuten, einen neuen Ansporn erhielten. Ganz unvermuteterweise
erhielt ich von Herrn Dr. Frucht, Assistent am Mineralogisch-
geologischen Institut in Hamburg, einen Brief, worin er mir mitteilte,
er habe nach Schlämmen einer größeren Menge miocänen Hamburger
Glimmertones ihm unbekannte Häkchen gefunden, und als er sie Herrn
Prof. Pfeffer mit der Bitte um Bestimmung zeigte, von diesem die
Nachricht erhalten, daß er die gleichen Fossilien vor einigen Monaten
von mir aus dem Badener Tegel erhalten habe, und fragte mich, ob
mir bereits eine Bestimmung geglückt sei. Nach Einsicht seiner
Häkchen war es sicher, daß sowohl die Hamburger als auch die
sardinischen und Vöslauer das Gleiche sein müssen. Bei der weiten
Verbreitung dieser Fossilien im marinen Miocän mußte ich annehmen,
daß ihre Bestimmung doch ein gewisses allgemeines Interesse haben
könne, und wandte mich daher noch einmal an die Zoologen des
Wiener Hofmuseums, die mich alle in liebenswürdigster Weise unter-
stützten. Wir zogen sämtliche Tierklassen in Betracht und die Mög-
lichkeit, ob diese Häkchen als Reste irgendeiner derselben ange-
sprochen werden könnten, um so eventuell per exclusionem zum Ziele
zu kommen. Es wurde wirklich an alles Mögliche gedacht — abge-
sehen von den niederen Tieren, unter denen speziell die Anneliden
länger in Frage kamen — auch an höhere, besonders Krallen von
Schildkröten und die diversen Fischzähne. Hier schien eine große
Ähnlichkeit mit den Hornzähnen von Cyelostomen zu bestehen, und
wurde, um darüber sicher zu sein, die histologische und chemische
Untersuchung als notwendig beschlossen. Herr Dr. Schaffer,
Professor der Histologie an der Wiener Universität, war so liebens-
würdig, sich dieser Aufgabe mit größter Sorgfalt zu unterziehen.
Daraus ist eine eigene, vollständige Arbeit geworden, von der ich
heute nur kurz die wichtigsten Ergebnisse referieren will.
Die Häkchen bestehen aus Chitin mit reichlicher Kalkeinlage.
Dieser Kalk ist depolarisiert, so daß die Annahme naheliegt, daß er
erst sekundär, pseudomorphotisch hineingekommen ist. Das Chitin ist
deutlich erhalten, und gibt heute noch zwei für Chitin wichtige
chemische Reaktionen.
69 Verhandlungen. Nr. 2
1. Nach Entkalkung bleibt der organische Rest nach Kochen
mit 10°/, Natronlauge unverändert als zusammenhängende Masse mit
fibrillärer Struktur.
2. Die Phenolenreaktion nach Professor Ebner. Wenn man die
entkalkten Schnitte mit absolutem Alkohol entwässert und dann
schweres Nelkenöl zusetzt, so dreht sich die Doppelbrechung um.
Nach Auswaschen des Nelkenöles kehrt die erste Doppelbrechung
wieder zurück. Diese Reaktion ist deswegen wichtig, weil sie ein
charakteristisches Unterscheidungsmerkmal zwischen Chitin- und Horn-
substanz bildet. Interessant daran ist wohl, daß sich aus dem Tertiär
heute noch organische Substanz erhalten hat. die heute noch beim
Kochen mit einer intensiv wirkenden Chemikalie, wie Natronlauge,
unverändert ihre Struktur behält.
Danach entfällt natürlich die Möglichkeit, daß es sich um irgend-
welche Dentin- oder Hornzähne handeln könne, ferner eine weitere,
die während dieser Untersuchung auftauchte, daß es vielleicht Häk-
chen der Fangarme von Onychotheutisarten sein könnten. Diese be-
stehen nämlich, wie Prof. Schaffer an rezentem Vergleichsmaterial
feststellen konnte, im Gegensatz zu den Cephalopodenkiefern nicht
aus Chitin, sondern einer hornartigen Substanz.
Nachdem ich nun über die vielen mißlungenen Deutungsver-
suche berichtet habe, lege ich hier die rätselhaften Häkchen vor.
(Abbildung zirka 10 mal vergrößert.) Dieselben sind mehrere
Millimeter hoch, von der Seite zusammengedrückt, an der Basis aus-
gehöhlt. Die Wände der Höhle sind relativ dick, jedenfalls bei weiteın
dicker als bei den rein chitinigen Cephalopodenkiefern. Die Ober-
fläche ist braun, glatt und glänzend. Wenn man sie von der Seite
betrachtet, so weist die eine Schmalseite eine gleichmäßige Konvex-
krümmung auf, während die andere eine schwach S-förmige Krümmung
zeigt, die aber bei den Häkchen verschieden ist. Während sie bei
den einen an der Spitze stark einspringt und dadurch das Häkchen
in eine scharfe Spitze ausgezogen ist (Abb. Fig. A, b), ist bei den
anderen der konkave Teil der S-förmigen Krümmung nur angedeutet,
so daß die Spitze viel stumpfer erscheint. (Abb. Fig. ©, D.) Es lassen
sich alle meine Häkchen entweder unter scharf- oder stumpfspitzige
einreihen, und scheinen zwischen diesen beiden Typen keine Über-
gänge zu bestehen. Manche der Häkchen scheinen schwach nach der
einen Breitseite gekrümmt, also etwas asymmetrisch zu sein. Die
Basis der Häkchen ist unregelmäßig begrenzt. Sie macht den Ein-
druck, als ob nicht alle Häkchen in ganz gleicher Entfernung von der
1911 Sitzung vom 7. Februar. Dr. H. M. Fuchs. 63
Spitze abgebrochen wären. Bei manchen der scharfspitzigen ist an
ihrer S-förmig gekrümmten Schmalseite ein langer, stark von der
Längsachse abweichender fast löffelförmiger Fortsatz — in ver-
schiedener Länge abgebrochen — vorhanden (Abb. Fig. BD, f). Auch
zu der anderen Schmalseite der scharfspitzigen und bei den stumpf-
spitzigen an beiden Seiten, besonders an der rein konvexen, sind
kürzere solche Fortsätze, die aber der Hauptsache nach so ziemlich
der Längsachse parallel sind, erhalten (Abb. D, p). Manche von den
Häkchen erscheinen an einzelnen Stellen, besonders an den Spitzen,
nicht glänzend, sondern matt, und unter der Lupe sieht man deutlich,
daß die Oberfläche nicht mehr glatt, sondern porös erscheint. Dies
läßt sich, glaube ich, ungezwungen als Verwitterungserscheinung auf-
fassen. Aber auch bei den guterhaltenen kommen an den Breitseiten
vereinzelte punktförmige Einziehungen vor, die nur unter der Lupe
zu sehen sind. Dieselben sind nicht bei allen vorhanden, nicht regel-
mäßig gestellt oder an bestimmte Stellen gebunden, meist nicht
zahlreich, und erscheint bei diesen auch in den Trichter der Ein-
ziehung hinein die Oberfläche glatt und glänzend. Wie weit die ein-
zelnen Häkchen in der Größe untereinander differieren, läßt sich
schwer sagen, da eben die Basis in verschiedener Entfernung von
der Spitze abgebrochen zu sein scheint. Doch macht es mir den
Eindruck, daß sie jedenfalls nicht um mehr als das Doppelte variieren.
Die Häkchen aus Sardinien und Hamburg stimmen in der Gestalt
auf das vollkommenste mit den Vöslauern überein. Nur ist ihr Er-
haltungszustand entschieden schlechter. Ihre Oberfläche ist überall
matt und rauh, so wie bei den Vöslauern nur an einzelnen, und dort
nur stellenweise. Der sardinische Fundort und der Hamburger weisen
auf Hoch- oder Tiefseefaunen hin, die Vöslauer Sandlinse enthält ein
Gemisch von Überresten dieser Faunen mit Strandtieren. An allen
drei Fundorten kommen die Häkchen vereint mit Ötolithen von
Scopeliden vor, wobei ich selbstverständlich vermeiden will, aus diesem
Zusammentreffen irgendeinen bestimmten Schluß zu ziehen. Eine
sichere Deutung dieser Häkchen ist mir bis heute absolut nicht ge-
lungen, obwohl sie Professor Schaffer noch einer Reihe auswärtiger,
mit ihm in Korrespondenz stehender Fachgelehrter zeigte, so daß sie
in den letzten Jahren auch in Göttingen, München, Brüssel und Paris
begutachtet wurden. In der allerletzten Zeit wurde ich aufmerksam
semacht, daß bei verschiedenen Krabben mit blattförmigen Scheren,
die Spitzen dieser Scheren besonders stark chitinig sind, und von
dem übrigen Scherenpanzer wesentlich abweichen, ebenso die Dornen
am Rückenschild, den Fühlern und den Füßen einer Anzahl Meer-
krebse, und zwar ist diese eigentümliche Beschaffenheit der Dornen
auf die Familie der Palinuriden beschränkt. Was ich aber davon
bisher im Hofmuseum gesehen habe, sieht doch wieder anders aus,
indem der bei weitem größte Teil dieser Scherenspitzen und Dornen
eine kegelförmige Gestalt hat, während es für meine Funde charak-
teristisch ist, daß sie sämtlich seitlich zusammengedrückt sind.
Dr. Pesta, der im Wiener Hofmuseum die Dekapoden bearbeitet,
versprach mir übrigens, diese Spur im Auge zu behalten. Aber ab-
gesehen von dieser Vermutung, daß es sich eventuell um solche Deka-
K.k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 2. Verhandlungen. 10
64 Verhandlungen. Nr
podenreste handeln könne, mußten bisher alle die vielen Deutungs-
versuche immer wieder als sicher falsch aufgegeben werden. Trotz-
dem also mein neuer Fund aus dem Vöslauer Miocän noch zu keiner
sicheren Bestimmung gelangt ist, glaubte ich doch denselben schon jetzt
in der Sitzung der geologischen Reichsanstalt demonstrieren zu dürfen.
Denn nachdem eine große Anzahl von Forschern, darunter viele be-
deutende Namen, diese Häkchen nicht kannten, kann die Ursache,
daß sie bis heute noch nicht bestimmt sind, nicht nur an meinem zu
geringen Wissen liegen und ich dachte, es sei daher das beste,
sie hier an der geologischen Zentralstelle Österreichs zu zeigen, um
vielleicht hier der richtigen Deutung nähergeführt zu werden.
Literaturnotizen.
Friedrich Katzer. Die EisenerzlagerstättenBosniens
und der Herzegowina. Ergänzter Sonderabdruck aus dem Berg-
und Hüttenmännischen Jahrbuch der k. k. montanistischen Hoch-
schulen zu Leoben und Pribram. 58. Bd., 1910, Wien, Manz’scher
Verlag. Mit einer Übersichtskarte und 52 Abbildungen im Text, 8°,
343 S.
Das vorliegende Werk Katzers ist von der bosnisch-herzegowinischen
Landesregierung aus Anlaß der Verhandlungen über die Eisenerzyorräte der
Erde dem XI. internationalen Geologenkongreß gewidmet. Es behandelt nicht
nur die größeren, für die bergwirtschaftliche Schätzung in Betracht kommenden
Lagerstätten, sondern gibt auch eine möglichst vollständige Zusammenstellung
der zahlreichen kleineren Vorkommnisse, so daß man in der Lage ist, einen
Überblick über die ziemlich mannigfaltigen, im Annexionsgebiet verbreiteten
Typen zu gewinnen. Es sei erwähnt, daß vom gleichen Autor im Jahre 1907 eine
ähnliche Zusammenstellung der „Fahlerz- und Quecksilberlagerstätten
Bosniens“ und 1909 eine solche über die .Schwefelkies- und Kupfer-
kieslagerstätten Bosniens und der Herzegowina“ (Berg- und
Hüttenmänn. Jahrb.) veröffentlicht wurde. Die wichtigsten Eisenerzdistrikte sind
im folgenden kurz erwähnt.
I. Das Sanagebiet in NW-Bosnien gehört der Hauptsache nach einer
paläozoischen Aufwölbung an, welche die Fortsetzung der bekannten Karbonregion
von Tergove in Kroatien bildet. Schon bei Novi und Blagaj unweit der bosnischen
Grenze finden sich in karbonischen, oft von Kalken begleiteten Schiefern und
Sandsteinen Sideritgänge, welche in der Regel auch Sulfide, wie Pyrit, Kupfer-
kies, Bleiglanz führen; die limonitische Oxydationszone ist überall entwickelt.
Im Japratale bei Blagaj, wo gewaltige Schlackenmengen (schätzungsweise zirka
500.000 Tonnen mit rund 50% Fe-Gehalt) als Spuren einer bedeutenden alten
Eisenindustrie zu finden sind, kennt man limonitische Gänge und Stöcke sowohl
in jungpaläozoischen als auch in triadischen Kalken, doch lassen die spärlichen
Aufschlüsse im allgemeinen keine nähere Beurteilung des Charakters der Vor-
kommnisse zu. .
Ein besonders bedeutender, NNO—SSW streichender Erzzug ist zwischen
Ljubia und Stari Majdan („alte Hüttenwerke“) entwickelt. Auch im Ljubiagebiete
handelt es sich vorwiegend um sekundär limonitisierte Siderite, welche begleitet
von geringen Sulfidmengen bedeutende Gänge (meist Lagergänge) im Karbon
bilden. In der Regel sind sie an die Nähe von Kalk gebunden, wobei der letztere
mitunter von ankeritischen und quarzigen Klüften durchschwärmt ist. Katzer
schätzt das Erzquantum des zirka 80) m langen und fast 300 m breiten Eisenerz-
gebietes von Ljubia auf zirka 5 Millionen Tonnen Limonit und Siderit. Weiter
südlich, in der Richtung gegen Stari Majdan, lassen sich auch echte metasomatische
Erzstöcke im karbonischen Kalk feststellen, so zum Beispiel im Drenovactale;
die Mineralgesellschaft ist die gleiche wie in den bisher erwähnten Lagerstätten.
Die noch zur Verfügung stehenden Erzmengen lassen sich im allgemeinen schwer
-
1911 Sitzung vom 7. Februar. Friedrich Katzer. 65
schätzen, da neuere Aufschließungsarbeiten nur in geringem Umfange vorge-
nommen wurden, doch steht fest, daß der Sanadistrikt zusammen mit dem später
zu erwähnenden Gebiet von Vare$ die bedeutendsten Eisenerzreserven Bosniens
enthält. Von den Heimischen wurden im allgemeinen nur die in ihren einfachen
Öfen leichter zu verhüttenden zelligen und ockerigen Limonite abgebaut, während
die glaskopfartigen dichteren Erze und die Siderite stehen blieben. Gegenwärtig
ist naturgemäß diese bis in prähistorische Zeit zurückreichende primitive Eisen-
industrie völlig im Erlöschen.
II. Die vorwiegend aus paläozoischen Sedimenten bestehende, von zahl-
reichen Eruptivgesteinen durchbrochene Aufwölbungsregion, welche im mittleren
Bosnien ungefähr aus der. Gegend von Klju@ über Varcar Vakuf gegen Konjica
verläuft und als bosnisches Erzgebirge bekannt ist, zeigt gleichfalls zahlreiche
Eisenerzvorkommnisse, deren montanistischer Wert allerdings nur in wenigen
Fällen ein bedeutender ist.
Zu nennen ist hier besonders der in paläozoischen, von Porphyr
durchbrochenen Schiefern aufsetzende, bis über 15 m mächtige Lagergang
von Sinjako. Er besteht im westlichen Teile vorwiegend aus reinem Siderit
(oberflächlich limonitisiert), gegen Osten aber nimmt er mehr und mehr Sulfide
auf, besonders Kupferkies, welcher bis in die letzte Zeit den Gegenstand eines
Bergbaues bildete,
An zahlreichen Stellen im bosnischen Erzgebirge gibt es Limonitvorkomm-
nisse, welche den „eisernen Hut“ verschiedener, oft durch Fahlerz- und Baryt-
führung ausgezeichneter Gänge darstellen und zum Teil aus >Sideriten, zum Teil
aus Pyriten entstanden sind. Hierher gehören zum Beispiel die Lagergänge an
der Grenze von Phyllit und jungpaläozoischem (permischem?) Kalk bei Fojnica.
Einem anderen Typus entsprechen die Lagerlinsen von Hämatit, welche
bei Dusina, W von Kre$evo innerhalb einer etwa 2 km langen Zone des von
Porphyroiden begleiteten Tonschiefers auftreten. Einzelne Hämatitnester er-
scheinen ferner im paläozoischen Kalk der Ze& planina und im Triaskalk des
Inacberges bei Kresevo. In beiden Fällen sind sie von Zinnober begleitet und
stellen gangartige, wohl in Zusammenhang mit den mesozoischen Porphyreruptionen
der betreffenden Gebiete durch Thermalwässer gebildete Ausscheidungen dar.
Von sehr großem theoretischen Interesse sind einige Magnetitlagerstätten
bei Jablanica nahe der Narenta und in der Gegend von Prozor. Sie bilden
schlierenartige, von Epidot begleitete Ausscheidungen in der Randzone von
Gabbrostöcken, welche die Trias durchbrechen und am Kontakt verändern.
Schwach goldhaltiger Pyrit, etwas Arsenkies und Chalkopyrit sind sowohl im
Eisenerz als auch besonders im Kalke der Kontaktregion eingesprengt.
Ill. Sehr hohes Interesse bietet der Distrikt von VareS, welcher wegen
seines Reichtums der Sitz der modernen Eisenindustrie Bosniens geworden ist
und 1909 zirka 1,500.000 q Erze (500.000 47 Roheisen) produzierte. Die Eisenerze
bestehen aus feinkörnigen Pelosideriten (Toneisensteinen) zusammen mit Hämatit
und sekundär durch Verwitterung gebildetem Limonit. Sie sind durch Verdrängung
von Triaskalk entstanden, bilden also metasomatische Lager und Stöcke.
S von Vare$ fand sich in eisenschüssigen Kalkschiefern der unteren Lager-
partie ein Abdruck von Voltzia heterophylla;, bei Borovica wurden in halbvererzten
Kalken nahe einem Hämatitvorkommen Muschelkalkammoniten entdeckt.
Katzer nimmt an, daß die Erzbringung auf Thermalwässer zurückzu-
führen ist, welche im Anschluß an die Eruptionsperiode der auch bei Vare$ ver-
breiteten Melaphyre auftraten. Die nicht seltene Durchäderung der Erze mit
Baryt spricht zugunsten dieser Anschauung.
Die erzführende Triasregion von Vare$ ist im Süden auf Kalkmergel des
Lias (mit Tmetoceras Katzeri Beck) aufgeschoben; merkwürdigerweise halten sich
die bedeutendsten Lagerpartien ziemlich an die Nähe dieser Grenze, was wohl
auf einen genetischen Zusammenhang beider Phänomene schließen läßt.
Katzer schätzt das aufgeschlossene Erzvermögen von Vares auf zirka
8 Millionen Tonnen, welcher Betrag von dem in Summa vorhandenen Quantum
wahrscheinlich bedeutend übertroffen werden dürfte. Der durchschnittliche Eisen-
gehalt beträgt bei den ungerösteten Pelosideriten etwa 40°/,; bei den Rot- und
Schwarzerzen aber mehr — in den besseren Qualitäten über 50°/,.
Bei Srednje in der Umgebung von Üevljanovid kommen in einem von
Werfener Aufbrüchen begleiteten Triasdolomit nahe der Grenzüberschiebung
10*
66 Verhandlungen. Nr. 2
gegen die auch hier vorhandenen Liasmergel zwei durch eine Störung getrennte
Lagerzonen von Hämatit vor, dessen über der Talsohle anstehendes Quantum
von Katzer auf zirka 1 Million Tonnen geschätzt wird. Das Vorkommen steht
genetisch jedenfalls den Vare$er Lagerstätten sehr nahe.
IV. Von untergeordnetem Interesse sind einige Lagerstätten in Nordost-
bosnien, deren basische, oft serpentinisierte Eruptivgesteine und Tuffite nicht
selten etwas Eisenerz führen. Zu erwähnen wäre hier eine eigentümliche, vielleicht
infolge tektonischer Vorgänge isolierte Hämatitscholle bei Tesanin, ferner eine
anscheinend magmatische Ausscheidung von Magnetit im Diabas bei Boroveci.
Ihre Mächtigkeit steigt bis 6 m, doch ist die streichende Ausdehnung gering,
V. Arm an Eisenerzen ist das östliche Bosnien; die dort bekannten Vor-
kommnisse verdienen im allgemeinen nur Erwähnung als Begleiter oder Oxydations-
produkte anderer Erze, zum Beispiel im eisernen Hut der Zn, Pb, Cu-führenden
Gänge von Fota.
Anhangweise sei bemerkt, daß in der Herzegowina bis jetzt Eisenerz-
lager von wirtschaftlicher Bedeutung nicht entdeckt sind. Die Hämatitausscheidungen
in den Permsandsteinen von Konjiea und die Limonitnester in den Kreidekalken
von Zubei spielen praktisch keine Rolle.
In den Schlußbemerkungen gibt Katzer eine Zusammenstellung der auf-
geschlossenen Eisenerzmengen Bosniens. Es entfallen nach seiner Schätzung auf:
Tonnen
Magneteisensteinewer er. K. ..00 300.000
Roteisensteine (hämatitische und turjitische
Erze) ne en ee 3,000 000
Brauneisensteine (limonitische Erze) ‚, , . 15,000.000
Spateisensteine (sideritische Erze) . . . . 4,000.000
22,300.000
In den noch nicht verritzten Teufen der Lagerstätten dürfte der Anteil
der Siderite ein wesentlich höherer sein als in den aufgeschlossenen Teilen.
Das gesamte Eisenerzvermögen Bosniens und der Herzegowina schätzt der Ver-
fasser auf mindestens 30—40 Millionen Tonnen.
Durchschnittsanalysen der Erze sind in ausreichender Zahl den Lagerstätten-
beschreibungen beigegeben. \ (Dr. Franz Koss mat.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25.
v DE: 3
SERIZEVS VUNTID:
ENT 7 FR
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Sitzung vom 21. Februar 1911.
Inhalt: Vorträge: G. Geyer: Über die Kalkslpen zwischen dem Almtal und dem
Traungebiet. — W. Hammer: Vorlage eines neuen Alpenquerschnittes. — Literatur-
notizen:H. Reinl.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Vorträge.
Georg Geyer. Über die Kalkalpen zwischen dem
Almtalund dem Traungebiet.
Anschließend an die Bearbeitung des Kalkalpenteiles im öst-
lichen !) und im zentralen?) Abschnitte des Blattes Kirchdorf
(Zone 14, Kol. X) in Oberösterreich wurde während des Sommers
1910 das Hauptdolomitterrain zwischen Scharnstein und dem Traun-
see einerseits und zwischen dem Almsee und Offensee anderseits neu
begangen. Dieses am linken Almufer gelegene und westwärts bis
zur Blattgrenze, also bis in die oberen Verzweigungen des Öffenseer
Weißenbachs, Rinnbachs, Karbachs und Lainaubachs reichende
Terrain wird im wesentlichen durch relativ flach gelagerte Haupt-
dolomitmassen gebildet, die im Süden durch eine breite Zone von
Wettersteindolomit unterlagert, im Norden aber entlang einer
Störungslinie von einem bis an die Flysengrenze vorspringenden Auf-
bruch älterer Triasgesteine abgetrennt werden.
Dadurch ergibt sich naturgemäß eine Gliederung in drei tek-
tonische Abschnitte, von denen der letzte nicht bloß durch seine
exzeptionelle Ausbildung und Lage — Werfener Schichten an der
Flyschgrenze — sondern auch durch die Zusammensetzung der Basis-
konglomerate des Kreideflysches ein besonderes Interesse bean-
spruchen darf.
!) G. Geyer, Aus den Umgebungen von Molln, Leonstein und Klaus im
Steyrtal. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1909, pag. 129—143.
2) Aus den Kalkalpen zwischen dem Steyr- und dem Almtal in Ober-
österreich. Ibid. 1910, pag. 169—195.
K._k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 3. Verhandlungen. 11
68 Verhandlungen. Nr. 3
1. Das Hauptdolomitgebiet im Westen des Almtales.
Innerhalb jener etwa 8 Kilometer breiten, zwischen Habernau
und Grünau vom Almtal durchquerten Hauptdolomitzone tritt nur im
Vorderen Rinnbachgraben (SW von Grünau) ein schon von den älteren
Karten verzeichneter, einseitiger und nicht unter den Lunzer Sand-
stein hinabreichender Aufbruch liegender Triasgesteine zutage.
Da auch die spärlichen Reste auflagernder jüngerer Schichten
nur einen bescheidenen Flächenraum einnehmen, so liegt hier ein
sehr einförmiges Hauptdolomitgebiet vor, das sich etwa mit den
monotonen Hauptdolomitstrichen der niederösterreichischen Kalkalpen
zwischen Mariazell, Rohr und Gutenstein vergleichen ließe. Während
jedoch innerhalb der letzteren die bekannte Schuppen- oder Dach-
ziegelstruktur, bestehend aus einer Wiederholung von einseitig nach
Süden oder Südosten neigenden Schollen, vorherrschend ist, treten uns
zwischen dem Almtal und dem Offenseegebiet auffallend flach ge-
lagerte, ja streckenweise völlig horizontal liegende oder aber gegen
Norden einfallende Hauptdolomitmassen entgegen, deren Liegendes
fast überall unter den Tal- oder Grabensohlen verborgen bleibt.
Namentlich ist es eine kilometerbreite, vom Schnellerplan
und Steinberg östlich gegen den Almdurchbruch und jenseits des
letzeren weiter bis in das Kasbergmassiv fortsetzende Zone, die sich
durch fast schwebende Lagerung auszeichnet. Diese flache Lagerung
kommt besonders deutlich zum Ausdruck in den Hangendresten
weißer Rhätkalke auf dem Rücken des Weißecks und des Stein-
bergs sowie auch in einer auf der Westabdachung des Hochtenns
zwischen den obersten Dolomitbänken eingeschalteten Linse von
norischem Plattenkalk, an deren Grenze entlang dem Unterrand des
Plateaus der Gegensatz zwischen dem verkarsteten Kalk und dem
minder durchlässigen Dolomitboden scharf ausgeprägt ist. Im Loch-
bachgraben und auf der Bäckerhöhe am Steinberg zeigen sich in den
rhätischen oberen Dachsteinkalken nicht selten ausgewitterte Durch-
schnitte größerer Megalodonten sowie zumeist basale Einschaltungen
dunkler kalkiger Mergel mit Muschelbreccien. Die hellgrauen Rhät-
kalke ziehen sich vom Plateau des Steinbergs und der Bäckerhütte
quer über den Lochbach und das Zwercheck gegen Nordwesten,
übersetzen dort das (Ebenseer) Riinnbachtal und tragen auf der
Nordlehne des letzteren noch einen Denudationsrest von rotem
Liaskalk.
Ähnliche Verhältnisse herrschen auch zwischen dem Hoch-
kogel und dem Traunsee. Auch hier lagert über dem Hauptdolomit
zunächst eine Wandstufe weißer Rhätkalke mit spärlichen Einschal-
tungen von Mergeln und Muschelbreecien, in deren Hangendem dann
der hellrote Liaskalk folgt. Im Nordwestabhang des Hochkogels gegen
die Mayralpe stehen die letzteren in Wänden an und bilden die
Wurzel eines über die Gosauschichten jenes Abhanges geschütteten,
bis zur Sohle des Lainautals hinabreichenden Bergsturzes.
Vom Gipfel des Hochkogels aber zieht die Platte aus weißem,
oberem Dachsteinkalk und lichtrotem Liaskalk entlang der scharfen
Südwestkante jenes Berges, die Gosaumulde des Eisenaubachs be-
1911 Sitzung vom 21. Februar. Georg Geyer. 69
grenzend, zum Hochlindach (909 m) hinüber, der sich nächst der Kar-
bachmühle schon am Ufer des Traunsees erhebt.
In dem gut aufgeschlossenen Profil längs des östlichen See-
ufers, das die kilometerweite Querverschiebung!) dieser Seespalte
deutlich zum Ausdruck bringt, erscheint südlich vom Hochlindach
noch ein zweiter, viel mächtigerer Zug von Dachsteinkalk und hell-
rotem Liaskalk in der gegen den Traunsee steil abstürzenden Masse
des Erlakogels und Spitzelsteins. Diese von Spatadern reich
durchwachsenen roten oder rot und weiß geflammten, in der Gegend
vielfach als Quaderstein verwendeten ia sind im allgemeinen
viel ärmer an Fossilresten als die meisten Hierlatzkalke und ent-
sprechen eher der Fazies roter Liaskalke auf dem Schieferstein im
Ennstal. (Vergl. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., Bd. 59, Wien 1909,
pag. 47.)
Es gelang mir nur an wenigen Stellen, außer Orinoidenstiel-
gliedern auch Brachiopodenreste aufzufinden, so nördlich von Rinn-
bach am Seeufer, woselbst weiße, rotgefleckte, fast ganz aus. einer
Anhäufung jugendlicher Schalen eines glatten, wohl mit Ter. punctata
So. identischen Brachiopoden bestehende Kalke am Fuße des Steil-
hanges aufgelesen wurden. In unseren älteren Aufsammlungen liegen
außerdem einige kleine Brachiopodensuiten vom Abhang des Spitzel-
steins unter der Alpe und vom Aufstieg zum Erlakogel, welche zumeist
aus Hierlatzformen bestehen.
Das Liegende der roten, bis auf die höchste Spitze des Erla-
kogeis hinaufreichenden Liaskalke bilden im Rinnbachtal weiße, dick-
bankige, große Megalodonten einschließende obere Dachsteinkalke
sowie auch plattige, wulstige Rhätkalke mit Mergelschieferlagen. An
der Straße in das Rinnbachtal sind die letzteren (etwa südlich unter-
halb der Mülleralpe) in großen, mit dicken verzweigten Wülsten
bedeckten Tafeln entblößt, zwischen denen bräunliche mürbe Mergel-
schieferlagen voller kohliger Pflanzenspreu eingeschaltet sind. Wie
mir mein verehrter Kollege Dr. F. v. Kerner mitteilt, sind unter
den besser erhaltenen Resten Bruchstücke von Zweigen und Zapfen-
schuppen einer Konifere aus der Gruppe der von Potonie als Volt-
ziopsis zusammengefaßten Reste zu erkennen.
Zur Begründung eines näheren Vergleiches speziell mit Chei-
rolepis ist der Erhaltungszustand jedoch zu ungünstig.
Außerdem zeigen sich Schaftfragmente von Zgquisetum und nicht
näher zu bestimmende Stengelfragmente.
Immerhin ist das massenhafte Erscheinen dieser Landpflanzen-
reste in Zwischenlagen der marinen Rhätkalke sehr bedeutsam, da
durch dieselben die Nähe eines rhätischen Festlandes erwiesen wird.
Thekosmilienstöcke in den rötlichgrauen Rhätkalken und die stets
wiederkehrenden tonigen Muschelscherbenkalke charakterisieren außer-
!) Auf diese Querstörung haben schon E. v. Mojsisovicsund U. Schloen-
bach (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1868, pag. 212), dann auch G. A. Koch
(Die geol. Verb. d. Umgebung v. Gmunden 1898, pag. 10, 19) ausdrücklich hinge-
_ wiesen. Wenn später diese Erscheinung als von einer Drehung im Streichen der
Kalkalpen abhängig bezeichnet worden ist, muß entgegnet werden, daß das beobach-
tete Streichen im Traunsteingebiet annähernd von Westen nach Osten gerichtet ist.
al
70 Verhandlungen. Nr. 3
dem diese den Hauptdolomit des inneren Rinnbachgrabens über-
lagernden Rhätgesteine.
Was nun das Hangende der Liaskalke des Erlakogels betrifft,
so erscheinen in der vom Gipfel über die Spitzsteinalpe gegen Rinn-
bach herabziehenden Mulde über den in hohen rötlichen Wänden ab-
stürzenden Kalken dunkelgraue, hornsteinführende und auch sonst
kieselreiche, dünngeplattete Mergelkalke, welche auf der Karte von
E. v. Mojsisoviecs (Blatt Gmunden) als Fleckenmergel ausge-
schieden und zwischen dem Liaskalk und Dachsteinkalk, das heißt
in einer Position eingetragen wurden, welche sonst den nordalpinen,
hauptsächlich mittleren und oberen Lias umfassenden Fleckenmergeln
nicht entspricht. Diese Hangendgesteine des Liaskalkes dürften wohl
jurassisch sein.
Am Südabhang des kleinen glazialen Rundhöckers in Rinn-
bach stehen noch dünnschichtige, zum Teil flaserige und dadurch
an die Diphyakalke von Mühlberg bei Waidhofen erinnernde rote
Crinoidenkalke anscheinend über der Hauptmasse der vielleicht
auch noch von braunen, jurassischenCrinoidengesteinen und Breceien-
kalken bedeckten, hellroten Liaskalke an. |
Die letzteren werden aber von noch jüngeren Absätzen, nämlich
von Gosaubildungen transgressiv überlagert und umhüllt, welche
auf den älteren Karten gar nicht ausgeschieden sind. In dem aufge-
lassenen Steinbruch am Seeufer nördlich von Rinnbach sind nämlich
über dem älteren Kalkuntergrund steil seewärts fallende, intensiv
rostbraune oder auch Jichtrote alkbreccien und darüber weiße,
rot geäderte Riffkalke mit Gastropodendurchschnitten (unter anderen
solche von Actäonellen ?) aufgeschlossen, deren Fazies und Lagerungs-
verhältnisse kaum eine andere Deutung zulassen, da die Unterlagerung
jener weißen, allerdings auch an Plassenkalk erinnernden Riffkalke
durch unverkennbare Gosaubreccien feststeht.
Die Gosauschichten desEisenaubachs mit ihren Actäonellen-
kalken und einem unabbauwürdigen, aber durch seltene Bernstein-
einschlüsse ausgezeichneten (G. A. Koch, loc. eit. pag. 23) Kohlen-
vorkommen sind schon lange bekannt!), dürfen aber nicht mit dem
von C. Ehrlich (Geognost. Wanderungen ete., Linz 1854, pag. 58)
erwähnten Gosauvorkommen in der KEisenau am Nordabhang des
Schafbergs verwechselt werden.
Der Eisenaubach mündet in den Karbachgraben und durch-
schneidet in seiner bis an den Fuß des Hochkogels emporreichenden
Quellmulde ostwestlich streichende und stark gefaltete Sandsteinbänke,
Mergelschiefer und tonige, graue Actäonellenkalke der Gosau, an
deren Basis bunt rot, gelb und weiß gefleckte Kalkbreccien auf dem
Trias- oder Jurauntergrunde übergreifend gelagert sind.
Von einigen kleineren Gosauvorkommen am Seeufer nördlich
der Karbachmühle und im oberen Teile des bei der Restauration
Eisenau mündenden Seitengrabens abgesehen, erscheinen diese
Schichten in beträchtlicher Ausdehnung noch am südlichen Gehänge
des Lainautals und reichen von der Mayralpe wieder bis an die
!) A. Boue&, M&moires geol. et pal&ont. Vol. I. Paris 1832, pag. 216.
1911 Sitzung vom 21. Februar. Georg Geyer. 71
hier aus rotem Liaskalk bestehenden Abfälle des Hochkosels hinan,
freilich oft verhüllt durch Moränen, Blockhalden und jüngere Schutt-
massen.
Il. Der Wettersteinkalkzug des Traunsteingebietes.
In einer früheren Mitteilung (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1910,
pag. 169) wurde der breiten, im Sengsengebirge und den Krems-
mauern nach Norden vorgeneigten, mit dem Windhagkogel bei Grünau
abschließenden Wettersteinkalkantiklinale ein dem Flyschrande ge-
näherter, mebrfach unterbrochener Parallelaufbruch gegenübergestellt,
welcher zuletzt am schattseitigen Abhang des Hochsalm bei Scharn-
stein emportaucht.
Diese beiden Züge von Wettersteinkalk endigen somit am
rechten Ufer des Almflusses und ihre streichende Fortsetzung gegen
Nordwesten trifft bereits das niedere Flyschgelände, das zwischen
Alm und Traunsee den Kalkbergen vorgelagert ist. Auch wurde in
derselben Publikation die Bedeutung einer das inneralpin gelegene
Windischgarstener Becken mit der Flyschgrenze bei Scharnstein ver-
bindenden Diagonalstörung neuerlich hervorgehoben, entlang deren
im Grünauer Becken, zum Teil durch Gosaugesteine verhüllt, ein
breiter Aufbruch von Untertrias mit Werfener Schichten
sowie mit Gutensteiner- und Reiflingerkalk zutage tritt.
Das Gebiet des Zwillingskogels, Steinecks und Traun-
steins, von dem jetzt die Rede sein soll, bildet nun jenseits des
Almtals die nordwestliche Fortsetzung jenes Aufbruches älterer Trias-
ablagerungen, welche sich hier immer höher herausheben, um
schließlich vor dem Traunsee an der großen Querstörung abzubrechen.
Im Süden wird der besprochene Aufbruch von Untertrias durch einen
weithin streichenden Verwurf vom Hauptdolomitgebiet des Almtals
geschieden. Schon nahe bei Grünau am Fuße des Zwillingskogels
beginnt die Störung als ein steilgestellter, den flach südlich neigenden
Hauptdolomit des Vorderrinnbachs von den nördlich einschießenden
Gutensteiner Kalken des Zwillingskogels trennender Bruch, der durch
die Südflanke des Berges in das Lainautal im Traungebiet weiter-
streicht und hier wieder von Gosauschichten verhüllt wird.
Der östliche Teil des Traunsteinstockes in weiterem Sinne ist
verhältnismäßig einfach gebaut und besteht aus einer flachen, zwischen
dem Zwillingskogel und dem jenseits des Hauergrabens gegenüber-
stehenden Steineck ausgespannten Mulde von Untertrias. Im Liegenden
der letzteren erscheint Haselgebirge führender Werfener Schiefer in
zwei Zügen an der Oberfläche. Einmal im tief eingeschnittenen
Hauergraben, wo abermals Gosaumergel und -Sandsteine eingebettet
sind. Das zweitemal aber weiter nördlich hart an der Flyschgrenze
als das normal Liegende der Steineckmulde, in Form eines breiten,
von den älteren Karten aber nur angedeuteten Zuges zwischen Traxen-
bichl im Almtal und dem Sattel von Schrattenau.
Dieser Werfener Schieferzug nimmt insofern
eine besondere tektonische Stellung ein, als derselbe
entlang einer Strecke von 4 Kilometern unmittelbar
bis an die Kreideflyschgrenze herantritt, woselbst an der
mo Verhandlungen. Nr
Basis der Inoceramenschichten und mit dem letzteren durch Über-
gänge aus grobem Sandstein verknüpft, ein mächtiges, zahlreiche
Gerölle von Werfener Schiefer einschließendes Konglomeratlager
hinzieht.
Ein vom Ameisplan im Süden über den Sattel von Schrattenau
nördlich zum Hochriedel gezogenes Profil vibt Aufschlüsse über das
Verhältnis der Kalkzone zur Flyschregion und zu der jene Gebiete
trennenden, auch hier den Charakter einer UÜberschiebung tragenden
Störung.
Die Flyschregion, in welcher östlich von Schrattenau ein klippen-
förmiges Vorkommen von roten, jurassischen Kieselkalken beobachtet
wurde, stößt nahe den Jagdhäusern von Schrattenau mit südlich
fallenden dunklen Mergeln und Sandsteinen unmittelbar an Werfener
Fig. 1.
steineck HochReilh Kornstein
| MaizmB.
K? = Kristallin. Grundgebirge? Cg = Grundkonglomerat des Kreide-
Wf = Werfener Schiefer. flysches.
Gu = Gutensteiner Kalk. If = Kreideflysch.
Rf = Reiflinger Kalk. Br — Glazialer Bergsturz.
WK = Wettersteinkalk.
Schichten, nämlich braune und rote glimmerreiche Sandsteinschiefer, in
denen Myophoria ovata Goldf. nachgewiesen werden konnte. Steigt man
von Schrattenau südwärts gegen den Ameisplan an, so erscheinen
über den Werfener Schichten flach gelagert der Reihe nach
dünnplattige schwarze, mit rauhen, schwärzlichen Dolomitbänken alter-
nierende Gutensteiner Kalke, grauer, dickplattiger und wulstiger
hornsteinführender Reiflinger Kalk, weißer Wetterstein-
kalk, reich an Diploporen, ein Band von Lunzer Sandstein
mit verkohlten Pflanzenresten und schließlich wird diese Serie auf
dem Ameisplan noch durch eine Kuppe aus typischem Haupt-
dolomit gekrönt; hier ist somit eine Orientierung über die gesamte
Schichtfolge dieses Abschnittes gegeben.
Unter den an der Zusammensetzung der Werfener Schichten
beteiligten Gesteinen, die sich von der Schrattenau östlich über einen
flachen Sattel hinüberziehen, den Rücken zwischen dem Matzing- und
dem Truckenbach aufbauen und schließlich an der Ausmündung des
1911 Sitzung vom 21. Februar. Georg Geyer. 713
letzteren bei Sölden am Ehrl unter den Rißmoränen verschwinden,
erscheinen neben den gewöhnlichen grauen, braunen und roten
slimmerigen Schiefern auch graugrüne Quarzite und vor allem hell
ziegelrote und blaßrote, dunkler gestreifte Sandstein-
Pikaitten,; welche, sichsin,;tihrer Auspnldune) der. Bunit-
sandsteinfazies nähern. Nach Westen hin konnten anstehende
Werfener Schichten nur eine kurze Strecke im Gebiet des Schratten-
bachs verfolgt werden, da westlich vom Schrattenausattel alsbald
eroße Bergsturzmassen am Fuße des Ameisplanes aufgehäuft sind.
In der breiten Senke zwischen dem Steineck und dem Zwillings-
kogel, innerhalb deren Hauergraben und Truckenbach eingeschnitten
sind, nehmen die schwarzen Gutensteiner Kalke und Dolomite einen
eroßen Raum ein; sie bilden nicht bloß die bis ins Almtal hinab-
reichenden Seitenrippen, wie den Hochreith und Rauhkogel, sondern
auch ringsherum das Fußgestelle des Zwillingskogels und reichen in
fast horizontaler Lagerung über den jenen Berg vom Steineck trennenden
Durchgangsattel im Ilintergrund des Hauergrabens bis in das jen-
seitige Lainautal hinüber. Dort neigen sie westlich unter die Talsohle
hinab und so vereinigen sich die auflagernden Wettersteinkalke des
Zwillingskogels und Steinecks in einem einheitlichen Zug, welcher
als mächtige, südlich einfallende Platte den Traunstein aufbaut.
In dem der Traunseespalte zugekehrten Westabsturz dieses
seine Umgebung mächtig beherrschenden Felsberges beobachtet man
am Mieswege abermals das Liegende des Wettersteinkalkes. Längs
jenes zum Teil künstlich ausgesprengten Felsensteiges, welcher von
Steiningers Kalkwerk nahe über dem Seeufer zur Lainaustiege führt,
gelangt man nämlich an südlich einfallende und zum Teil steil auf-
gerichtete dünnschichtige bis schieferige schwarze, weihgeäderte
Gutensteiner Kalke, über welchen dann weiter südlich der massige
Wettersteinkalk des Traunsteingrates folgt.
Der Westabsturz des letzteren zeigt aber noch weitere Kom-
plikationen, da nördlich, also scheinbar im Liegenden jenes Guten-
steiner Kalkes vom Mieswege und somit in der unteren Hälfte der
großen Felsmauer, noch eine breite Zone von Hauptdolomit hervor-
kommt, unterhalb deren in der Rettenbachwildnis abermals helle
Kalke und schließlich im großen Bruch von Steiningers Kalkwerk die
von G. A. Koch (loe. eit. Gmunden, pag. 10) erwähnten, weißädrigen,
schwarzgrauen, dolomitischen Gutensteiner Kalke erscheinen.
Aber auch Lunzer oder Carditaschichten scheinen im Westabsturz des
Traunsteins vertreten zu sein, wenn auch nur als schmales Band an
unzugänglichen Stellen. Im Schutt eines südlich des letzten bewohnten
Hauses (Försterhaus) aus den sehrofigen Dolomitgräben der Traun-
steinwand herunterkommmenden Wildbachgrabens finden sich nämlich
zahlreiche Stücke von typischem, feinkörnigem, grüngrauem, rostig an-
witterndem Lunzer Sandstein und von ocker- oder orangegelben, dolo-
mitischen Breccien, welche die Sandsteine der Carditaschichten meist
begleiten.
Der in der „Kaltenbachwildnis“ südlich vom Hoisen von tiefen
Schluchten durchsetzte und in bizarre Nadeln aufgelöste Haupt-
dolomitstreifen ziekt am südlichen Steilgehänge des Gschliefgrabens
74 Verhandlungen. Ner8
quer über den Gamsriesengraben zur Nordrippe des Traunsteins —
dem Kampriedel empor).
Der dem Traunsee und Gschliefsraben zugekehrte, großenteils
schon auf dem DBlatte Gmunden liegende Absturz des Traunsteins
zeigt also weitgehende Störungen, welche teils auf Überfaltung (mit
verkehrter Schichtfolge), teils auf Schuppenstruktur mit Wieder-
holungen der einseitig südwärts einfallenden Schichtenfolge beruhen.
Wie G. A. Koch (Gesch. d. Stadt Gmunden ete., pag. 10) hervor-
hebt, beteiligen sich an der im ganzen über dem Flysch des Gschlief-
grabens überschobenen älteren Schichtreihe des Traunsteins
außer Wettersteinkalk und Hauptdolomit noch Glieder der Jura-
formation vom Lias bis zu den Plassenkalken. Diese Schichten reichen
jedoch nicht mehr in das hier aufgenommene Terrain herein, da nur
die alleroberste Mulde des Gschliefgrabens, woselbst heute ausge-
breitete Rutschmassen das anstehende ältere Gebirge verdecken, dem
Blatte Kirchdorf angehört.
III. Die Flyschgrenze zwischen dem Almtale und dem Traunsee.
Im Almdurchbruch oberhalb Scharnstein, welcher selbst einer
Störung entspricht und woselbst zugleich die aus Südosten heran-
streichende Windischgarstener Diagonallinie im Vorlande ausmündet,
erleidet die Flyschgrenze insofern eine Unterbrechung, als die Kalk-
alpen am linken Ufer des Flußes um einige Kilometer zurückweichen.
Es ist eben darauf hingewiesen worden, daß das Triasgebiet westlich
der Alm mit seinen liegenden Werfener Schichten unmittelbar an den
Flysch herantritt und daß sich an dieser Grenze ein zuerst von Pro-
fessor O. Abel (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1909, pag. 18) aus-
geschiedenes, die Basis des Kreideflysches repräsentierendes Kon-
glomerat mit fremdartigen Geröllen hinzieht. (Fig. 1.)
Während der ganz analog situierte, weiter östlich am Fuße des
Schabenreitnersteines verlaufende konglomeratische Grenzzug
(vergl. OÖ. Abel in den Jahresberichten der Verhandlungen 1908 und
1909) vorwiegerd grobe Gerölle von rotem Granit und braunen oder
schmutziggrünen Porphyriten umschließt, gesellen sich hier im Westen
des Almflusses zu den oft riesigen, kugelig gerundeten Findlingen,
sehr häufig flache Gerölle von bläulichgrauem Granatenglimmerschiefer
und vor allem Geschiebe von typischem, rotem Werfener Schiefer. Die
Granitgerölle entsprechen nicht nur zum Teil vollkommen dem kata-
klastisch veränderten, flaserigen, rötlichen Granit des Buchdenkmals
im Pechgraben, sondern allen roten Graniten, die bisher als exotische
Blöcke zwischen dem Ybbstal und dem Traunsee aufgefunden worden
sind. Es wurde bereits einmal (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1909, Bd. 59,
pag. 84) hervorgehoben, daß genau dieselben roten Granite im ober-
österreichischen Anteil des böhmischen Massivs, und zwar auch in
ausgedehnten Massen vorkommen.
!) Die alte Karte gibt auf diesem den Laudachsee gegen Westen über-
ragend-n, tiefer unten mit Bergsturzblöcken übersäten Rücken im Hangenden des
Hauptdolomits noch Züge von Kössener Schichten und Lias an. Tatsächlich stößt
aber hier an den Hauptdolomit unmittelbar der Wettersteinkalk des Traunstein-
gipfels an, und zwar ohne trennendes Band von Carditaschichten.
1911 Sitzung vom 21. Februar. Georg Geyer. 75
Gleich hier sei bemerkt, daß noch weiter westlich an der Flysch-
grenze jenseits des Traunsees in den von Eb. Fugger entdeckten
und trefflich beschriebenen Kreideflyschkonglomeraten am Südabhange
des Kollmannsberges die eingestreuten exotischen Gerölle fast
ausschließlich aus wenig gerundeten, meist länglichen Geschieben von
Glimmerschiefer bestehen }).
Der die Werfener Schiefer zwischen Traxenbichl und der
Schrattenau an der Flyschgrenze begleitende und oft mächtig an-
schwellende Konglomeratzug streicht vom Gehöfte „Sölden am Ehrl“
an der unteren Ausmündung des Truckenbaches in den etwas höher
gelegenen Matzingbach empor, dann entlang dem diesen Graben
nördlich begleitenden Rücken gegen die Einsattlung zwischen dem
Kornstein und Ameisplan hinan.
Es ist nun überaus bezeichnend, daß dieses Konglomerat, wie
ich mich auf einer gemeinsam mit Prof. O. Abel unternommenen
Exkursion überzeugen konnte, im Matzinggraben zum großen Teil
aus Geröllen von Werfener Schiefer und rotem Quarzsandstein besteht,
neben welchen die Quarz-, Granit-, Gneis- und Glimmerschiefergerölle
geradezu zurücktreten. Aus dieser Erscheinung darf der Schluß
gezogen werden, daß jene gegen das Hangende durch Übergänge in
Form grober Sandsteine mit den Kreideflyschgesteinen verschweißten
Konglomerate ursprünglich an einem zum großen Teil aus Werfener
Schiefer, zum Teil aber auch aus kristallinischem Grundgebirge mit
rotem Granit, Gneis und Granatenglimmerschiefer bestehenden Ufer-
rande zur Ablagerung gelangten, ehe sie in nachkretazischen Faltungs-
phbasen vom Kalkalpenrande überschoben und in eine überkippte
Stellung gebracht wurden. Die kugelige oder eiförmige Gestalt der
ausgewitterten Granitgerölle kennzeichnet dieselben als Brandungs-
gerölle und die hier wie auch an anderen Orten der Flyschgrenze
mit eingeschlossenen Rollstücke von rotem, quarzitischem Sandstein
scheinen darauf hinzuweisen, daß unter den Werfener Schichten auch
Reste von Rotliegendem erhalten waren.
Ohne Zweifel ist dieses Vorkommen geeignet, jene Annahmen
zu entkräften, wonach dieses Kalkgebirge von ferneher als jüngere
Deckfalte über eine den Kreideflysch mit seinem Basalkonglomerat
und eventuellen Klippenresten umfassende ältere Decke vorgeschoben
worden wäre. An dieser einzigen Stelle des Nordrandes der Kalk-
alpen, wo Werfener Schichten kilometerweit an die Flyschzone an-
grenzen, ist nämlich das Grundkonglomerat der letzteren sowohl mit
den Werfener Schichten (durch seine Gerölle) als auch mit dem Kreide-
flysch (durch Ubergänge aus polygenen groben Sandsteinen) derart
1) Ich habe die Lokalität selbst besucht und dabei vor allem die Ein-
schaltung der fraglichen Konglomerate in typischen Kreideflyschgesteinen kon-
statieren können. Das Vorkommen befindet sich in einer Fallinie südlich unter
dem Gipfel des Kollmannsberges (963 m) etwa auf halber Höhe des Abhanges
gegen das Mühlbachtal, und zwar ungefähr halbwegs zwischen Unterberg und
Weidlinger der Spezialkarte. Man trifft die plattigen Kreidesandsteine und Kon-
glomerate in einer nördlich der Waldwiese „Brandleiten Überländ* im Wald ein-
gesenkten Bachschlucht.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 3. Verhandlungen. 12
76 Verhandlungen. Nr23
verknüpft, daß die Ablagerung des Kreideflysches nur an einem aus
jenen Werfener Schichten bestehenden Ufersaume erfolgt sein kann.
Das besprochene Grenzkonglomerat wurde namentlich auf Grund
der ausgewitterten, großen, roten Granitgerölle westlich bis über den
Laudachsee verfolgt, der noch ganz im Bereiche des Kreideflysches
gelegen ist, da fast rings um dessen Ufer anstehende Partien von
glimmerigem, grobem, kalkreichem Flyschsandstein hervortreten. Die
petrographische Beschaffenheit dieser am West-, Süd- und Ostufer
des Laudachsees beobachteten Sandsteine schließt wohl deren Ver-
wechslung mit Grestener Sandstein aus, zu welchem sie einmal durch
E. v, Mojsisovics und U. Schloenbach (Verhandl. d. k k.
geol. R.-A. 1868, pag. 215) auf Grund unsicherer Fossilbestimmungen
und einer vermeintlichen Analogie mit den Grestener Schichten des
Gschliefgrabens gestellt wurden.
Das Grenzkonglomerat verrät sich aber auch noch jenseits des
Kampriedels im Gschliefgraben, wo schon F. v. Hauer (Jahrb. d.
k. k. geol. R.-A. 1858, Bd. IX, pag. 117) ein „Urfelskonglomerat“ mit
rötlichem Granit beobachten konnte. Solche Riesengerölle von mit
dem Pechgrabengranit beim Buchdenkmal völlig übereinstimmenden,
rötlichen, etwas flaserigen Granit wurden auch nachträglich verfrachtet
und gelangten auf diese Art in die Gmundener Glazialschotter
(Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1904, pag. 376).
Gschliefgraben. Die westliche Fortsetzung der Flyschgrenze
jenseits des, wie erwähnt, bereits ganz auf Flyschboden gelegenen
und durch glaziale Schuttmassen abgedämmten Laudachsees gegen
den Gschliefgraben wird auf dem unteren Teil des Kampriedels und
im Schüpfelmoos durch eine Junge Kalkbreccie verdeckt. Diese von
Prof. OÖ. Abel (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1911, pag. 16) und mir
als Ablagerung eines eiszeitlichen, von den zerklüfteten Wänden des
Traunsteins und der Katzensteine niedergegangenen Bergsturzes an-
gesehene Breccie, von der noch weiter unten die Rede sein soll,
besteht ausschließlich aus Trümmern von Wettersteinkalk, und zwar
in allen Größen.
Die geologischen Verhältnisse des Gschliefgrabens wurden seit Lill
v. Lilienbach!) und A. Boue?°) wiederholt geschildert und erst 1903
neuerdings von E. Fugger (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1903, Bd. 53,
pag. 336) beschrieben. Eine detaillierte Darstellung dieser Verhältnisse
gab G. A. Koch m einem dem k. k. Ackerbauministerium (ddo.
26. Februar 1892) erstatteten Gutachten über eine projektierte Ver-
bauung des Gschliefgrabens. Auszugsweise sind die dort niedergelegten
Daten in dessen Arbeit über die geologischen Verhältnisse
der Umgebung von Gmunden (Sonderabdruck aus „Geschichte
der Stadt Gmunden“ von Dr. F. Krackowitzer, Gmunden 1898)
wiedergegeben.
1) Ein Durchschnitt aus den Alpen etc. Jahrb. f. Mineralogie etc. von
K. v. Leonhard und H. Bronn, Bd. ], Ileidelberg 1830, pag. 195, 198.
2) Notice sur les bords du lac du Traunsee en Haute-Autriche. Me&moires
geol. et paleont. Paris 1832, pag. 214.
—]
—)
1911 Sitzung vom 21. Februar, Georg Geyer.
Wie bereits den genannten Schriften zu entnehmen ist, lagern
über dem südlich einfallenden Kreideflysch des Grünbergs und
Hocheschirrbergs die weißgrauen und rotbraunen schieferigen Mergel
der Nierentaler Schichten auf, welche hauptsächlich den Raum
zwischen dem Lidringgraben und dem eigentlichen Gschliefgraben
einnehmen. E. Fugger (loc. eit. pag. 339) bringt ein Verzeichnis
der aus diesen der Senonstufe angehörigen Schichten bisher bekannt
gewordenen Fossilien, insofern dieselben im Gschliefgraben gefunden
wurden.
Über den bunten Nierentaler Mergeln folgt nun weiter südlich
im oberen trichterförmig erweiterten Teile des Gschliefgrabens das
bekannte Eocänvorkommen, dessen Gliederung schon A. Boue& er-
hoben hat; es bildet hier unter anderem einen aus dem Rutschterrain
aufragenden Rücken, die sogenannte „Rote Kirche“, und deren obere
rippenförmighervortretende Fortsetzung, welche durch Unterwaschungen,
Rutschungen und Nachstürze fortwährend ihre Gestalt welchselt.
Im Wesentlichen wird hier das Alttertiär durch eine nach
Süden einfallende Wechsellagerung von mürben, schwärzlichen Schiefer-
tonen oder grünlichgrauem, glaukonitischem Sandstein mit festen
Platten aus rotgelb verwitterndem Kalksandstein gebildet. Während
die ersteren nur einzelne Fossilien führen, meistens Austernschalen,
sind die letzteren von an der Oberfläche weiß auswitternden Nummu-
liten erfüllt, insbesondere in den obersten, durch zum Teil riesige
Formen ausgezeichneten Bänken. Die Fauna der Eoeänschichten des
Gschliefgrabens wird auch von E. Fugger (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A.,
53. Bd., 1903, pag. 399) kurz angeführt.
Mit dem kalkigen Nummulitensandstein erscheinen nach A. Boue&
und F. v. Hauer auch Toneisensteinkörner oder Bohnerz führende
Sandsteine, welche an die Kressenberger Vorkommen erinnern.
Außer den genannten Gesteinen fand ich lose Stücke eines
grünlichen buntscheckigen Kalksandsteins, genau von der Art, wie die
von mir an der Flyschgrenze bei Öd (zwischen Waidhofen und Großau)
konstatierten nummulitenführenden Focänsandsteine, dann aber auch
Blöcke eines mürben Konglomerats mit schon stark zersetzten Ge-
röllen von rotem Granit, Glimmerschiefer und anderen kristallinischen
Gesteinen; ob dieses Urgebirgskonglomerat, das schon F. v. Hauer
aufgefallen war, zum Alttertiär gehört, wie das ähnliche Konglomerat
von Konradsheim bei Waidhofen oder ob hier verschleppte und
stärker verwitterte Blöcke des kretazischen Flyschkonglomerats vor-
liegen, muß dahingestellt bleiben.
Durch die Wechsellagerung fester, gelber, kalkiger Sandstein-
tafeln mit weichen, dunklen Sandstein- und Mergelschieferlagen trägt
die Ablagerung bei der Roten Kirche den bezeichnenden Flysch-
charakter. Aber sie gleicht weit mehr dem istrischen Eoeänflysch
als dem Muntigler Kreideflysch und schon in dieser Beziehung ergibt
sich eine Stütze der von E. v. Mojsisoviecs?), G. A. Koch und
1) Verhand). d. k. k. geol. R.-A. 1891, pag. 3. Die ausschließlich dem
Muntigler Kreideflysch angehörigen Ablagerungen der Flyschzone zwischen Salz-
burg und Gmunden bilden nach diesem Autor wahrscheinlich ein beiläufiges
12%
78 Verhandlungen. Nr. 3
E. Fugger vertretenen Auffassung von der Einheitlichkeit und der
oberkretazischen Natur der von Salzburg über Gmunden ostwärts
streichenden Inoceramen führenden Flyschgesteine.
Der südliche Teil des Gschliefgrabens zwischen der Roten
Kirche und dem Fuße des Traunsteins wird gegenwärtig durch ausge-
delinte Rutschungen verhüllt, welche auf dem undurchlässigen Mergel-
boden talwärts gleiten und wohl auch durch die in jenem rückwärtigen
Teil des Kessels eingelagerten, nach langen Niederschlägen in schlamm-
artige Massen aufgeweichten Moränen genährt werden. Diese auf
dem Kampriedel von der glazialen Bergsturzbreccie gekrönten Moränen
der „Reißeten Schütt“ zeigten sich 1910 in hohen, nackten Anbrüchen,
aus welchen da und dort, oft 10—15 m unter der intakten Ober-
fläche, aus sandigeren Lagen mächtige Quellen hervorsprudelten.
Unter diesen Umständen ist es begreiflich, daß zeitweilig sowohl die
lehmigen Massen der Moränen, als auch die oberflächlich aufgeweichten
Eocän- und Nierentaler Mergel, in einen beweglichen Schlammstrom
verwandelt, mitsamt dem bedeckenden Wald im Gschliefgraben tiefer
wandern, bis die nach regenärmeren Zeiten wieder erfolgende Ein-
trocknung eine Verzögerung und endlich den Stillstand des sonst
kaum aufzuhaltenden Prozesses bewirken.
Die derzeitige große Ausdelinung dieses Rutschterrains zwischen
der Roten Kirche und dem Traunsteinabhang verhüllt heute wohl auch
die Aufschlüsse der von F.Simony und E. v. Mojsisovics in diesem
Graben nachgewiesenen Grestener Schichten und mittelliasischen
Fleckenmergel mit Harp. margaritatus Montf., von denen in unserem
Museum Proben aufbewahrt werden. Dagegen kann man in den
unteren Partien des Traunsteinhanges da und dort im Walde noch
einzelne Aufschlüsse von Sandstein und Mergel des Kreideflysches be-
obachten, die also auch noch südlich der Senon- und Eocänschichten
erscheinen und das Vorhandensein einer größeren, schon von G. A.
Koch in seinem erwähnten Gutachten angenommenen, mehrfach ge-
knickten Flyschsynklinale andeuten, innerhalb deren ein zusammen-
sefalteter Kern von Senon und Alttertiär eingeschlossen wäre.
Die Nierentaler Schichten reichen aus dem Lidringgraben bis
an den Rand des Schüpfelmoos- oder Rabmoossattels empor, wo sie
von der glazialen Kalkbreccie verhüllt werden, unter der aber weiter
südöstlich am Fahrwege zum Laudachsee noch einmal rote Senon-
mergel zum Vorschein kommen.
Gosauschichten von Grünau und Keferreit. Ganz nahe
der eben verfolgten Flyschgrenze tritt östlich von Schrattenau auf dem
Sattel gegen den vorgeschobenen Kornstein und von hier gegen die oberste
Mulde des Matzingbachs aus dem Kreideflysch ein klippenförmiges Vor-
kommen roter oberjurassischer Hornsteinkalke oder Kieselkalke zutage,
das etwa mit den bereits beschriebenen (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A.
1910, pag. 186) klippenförmigen Vorkommen von Jura und Unter-
Altersäquivalent der „auf die Fjorde der Kalkalpentäler beschränkten Gosau-
bildangen“.
In Verhandlungen 1892, pag. 4, werden die Konglomerate mit exotischen
Blöcken des Ziehberges (westl. Michldorf) als Flyschbildungen erwähnt, welche
entweder der Kreide oder dem Alttertiär angehören.
1911 Sitzung vom 21. Februar. Georg Geyer. 79
kreide östlich nahe von Scharnstein in Parallele gestellt werden
darf: ebensowenig als dort konnte hier im Matzinggraben eine Ver-
tretung der für die Waidhofener subalpine Zone bezeichnenden, eine
abweichende FaziesdesUallovien repräsentierenden, dunklen, schieferigen
Posidonomyenmergel wahrgenommen werden. Ein weiteres anscheinend
klippenförmiges Vorkommen dieser Grenzregion wird durch einen
dichten, muschelig brechenden, etwas kieseligen, weißen Merselkalk
gebildet, welcher noch am rechten (südlichen) Gehänge des Matzing-
bachgrabens ansteht. Derselbe darf als Neokom angesprochen werden,
da er auch im Dünnschliff durch zahlreiche Radiolariendurchschnitte
mit typischen Aptychenkalken der Unterkreide übereinstimmt.
Die eben besprochene Triasscholle des Traunsteins und Zwillings-
kogels bildet, wie bereits bemerkt, die nordwestliche Fortsetzung des
Untertriasaufbruches von Grünau, welcher im Norden durch
die mehrfach erwähnte Diagonalstörung Windischgarsten — Scharnstein
begrenzt wird.
Am Aufbau dieser aus Haselgebirge führenden Werfener
Schichten, Gutensteiner Kalk oder Dolomit und Reiflinger Kalk be-
stehenden, niederen Waldregion, welche von Grünau über Schindel-
bach bis zur Wasserbodenalpe verfolgt werden kann (Verhandl. d. k. K.
geol. R.-A. 1910, pag. 189—192), beteiligen sich außerdem auch noch
für das Alter jener Störung bezeichnende, kalkige und kieselige Sand-
steine der Oberkreide.
In dem angezogenen Bericht wurde schon hervorgehoben, daß
diese als Gosauschicehten ausgeschiedenen Absätze nach ihrem
petrographischen Habitus einen faziellen Übergang zwischen
den typischen Gosauschichten und dem Kreideflysch
markieren.
Die Bezeichnung als Gosauschichten erscheint nun auch dureh
weitere Fossilfunde gerechtfertigt, da es mir gelang, in den graugrünen
kieseligen Kalksandsteinen des Keferreitgrabens östlich von Schindl-
bach Einschlüsse von diekschaligen, glatten Östreen und Gastro-
podendurchschnitte nachzuweisen, welche letzteren wegen der fast
kreisförmigen Windungsquerschnitte wohl awf das Genus Omphalia
zurückzuführen sein dürften. Aus derselben Gegend stammen so-
wohl die foraminiferenführenden Sandsteine, von denen bereits (Ver-
handl. d. k. k. geol. R.-A. 1910, pag. 180) die Rede war, als auclhı
gröbere, fast schon als Konglomerate zu bezeichnende, polygene Sand-
steine mit Einschlüssen bunter Ralke.
Anderseits tritt hier eine Reihe von Gesteinstypen auf, welche
auch anderwärts im Kreideflysch häufig auftreten, zum Beispiel bläu-
lichweiße oder hellgraue, etwas kieselige Kalksandsteine mit tief
eingreifender, brauner, sandig rauher Verwitterungsrinde, ferner graue
diehte Kieselkalke mit seidenartig glänzenden, von einer feinen,
weißen Spathaut überzogenen Spaltflichen und einer bräunlich ange-
witterten Oberfläche, welche derart von tiefen Rissen durchfurcht
wird, daß sie von scharfen Zacken bewehrt erscheint, endlich auch
grünschwarze glaukonitische Kieselsandsteine mit muscheligem,
scharfrandigem Bruch.
80 Verhandlungen. Nr.
Dieselben Gesteine kommen ja auch in dem inneralpin gelegenen
Gosaubecken von Windischgarsten vor, wo sie zusammen
mit bleichgrauen, Helminthoiden und Chondriten führenden, schieferigen
Mergeln im Hangenden der Kalkkonglomerate und Rudistenkalke des
Wuhrbauerkogels beobachtet worden sind.
ß Es kann nicht geleugnet werden, daß das Vorkommen derartiger
Ubergangstypen zwischen den beckenausfüllenden Gosauschichten
und dem kretazischen Vorlandflysch jenen Gegensatz in der Fazies
bedeutend abschwächt, auf den sich die Annalıme einer weit-
reichenden Überfaltung des Außenflysches durch die Kalkalpen
sroßenteils stützt!
Hier mag auch noch darauf hingewiesen werden, daß in diesem
Gebirgsabschnitt vielfach als innerste Kerne der Synklinalen Oberkreide-
sandsteine zu beobachten sind, deren Gesteinsausbildung mit den be-
kannten Fließwülsten ete. viel mehr auf die Fazies des Kreide-
fiysches, als auf jene der Gosauschichten mit ihren charakteri-
stischen, bunten, polygenen Grundkonglomeraten und der leicht in die
Augen fallenden Fossilführung hinweist. Solche Kerne in den Jura-
Neokommulden konnten nachgewiesen werden am Kamme des Landes-
berges nördlich von Leonstein, im Dorngraben und auf der Nord-
schulter des Hochbuchberges SO von Grünburg a.d, Steyr, im Weyer-
meiergraben westlich über Trattenbach a. d. Enns, dann unterhalb
der Parnstalleralpe S von Micheldorf'), ja sogar noch viel weiter
südlich, am Nordabfall des Sengsengebirges zum Seeboden im Effents-
bach, SO von Klaus a. d. Steyr. Auch diese Vorkommen sind eher
geeignet, den Gegensatz zwischen Gosau und Kreideflysch zu ver-
wischen.
Nachträgliche Begehungen im Bereiche des Keferreitgrabens
östlich von Grünau haben das Übergreifen der hier durch spärliche
Fossilführung ausgezeichneten Gosausandstene von den Werfener
Schiefern auf Gutensteiner Kalke und endlich auch auf Reiflinger
Kalkterrain ergeben, über das sie sich entlang einer südlichen Vorstufe
des Gaissteines bis zur Keferreitalpe erstrecken und vielfach sumpfige
Waldböden bedingen. Die verwitterten und tief zersetzten, bläulich-
weißen Kalksandsteine liegen nun als rauhe, braune, glimmerführende
Sandsteinplatten in den hier herabkommenden Gräben. Da sich die
letzteren entlang dem Fuße der im Gaisstein gipfelnden Wetterstein-
kalkwände hinziehen, lag eine Verwechslung mit dem oft ähnlichen
Lunzer Sandstein nahe.
Schon in dem zitierten Bericht (Verhandl. d. k. k. geol. R.A.
1910, pag. 192) wurde auf einige Vorkommen von gelbgrauen, dunkel
durchflaserten, von Spatadern gekreuzten, muschelig brechenden, sehr
feinkörnigen Mergelkalken hingewiesen, welche zwar an ähnliche
Neokomgesteine erinnern und hinter der Mündung des Hollerbaches
(bei Grüh, O von Grünau) tatsächlich auch auf roten, jurassischen
Kieselkalken auflagern, aber sonst anscheinend eng mit der Ober-
kreide verknüpft sind.
!, Vergleiche das Profil der Kıemsmauer in Verhandl. d. k. k. geol. R.-A,
1910, pag. 177.
a
1911 Sitzung vom 21. Februar, Georg Geyer. Sl
Dieselben Gesteine fanden sieh nun auch westlich von Grünau
im Hauergraben, nämlich bei Kiesenberg, und an der Nordlehne
oberhalb „Hosenstricker“, wo sie mit plattigem, lichtgrauem Kalk-
sandstein erscheinen, ferner im Truckenbachgraben, teils über Guten-
steiner Kalk, teils auf dem Werfener Schiefer gelagert, so daß auch
hier ihre Zugehörigkeit zur transgredierenden Oberkreide angenommen
werden darf.
IV. Das Wetterstein- (Ramsau) Dolomitgebiet zwischen dem Almsee
und Offensee.
Im Straneckgraben, östlich von Habernau, taucht die in ihrer
Scheitelregion flach gelagerte und zum Teil auf Hauptdolomit über-
schobene Muschelkalkantiklinale des Kasbergs (Verhandl. d. k. k.
seol. R.-A. 1910, pag. 195— 195) unter eine breite Zone von massigem,
weißem Wettersteindolomit hinab, welche ihrerseits den Sockel des
Toten Gebirges abgibt, indem sie weiter südlich von den Cardita-
schichten im Nordabsturz jener ausgedehnten Masse von Dachsteinkalk
überlagert wird. Diese Wettersteindolomitzone erleidet aber eine Unter-
brechung durch einen medianen Aufbruch von Werfener Schichten;
südlich der am Ausfluß der Alm aus dem gleichnamigen See empor-
ragenden, massigen Dolomitklötze des Ameiskogels und Brandberges,
welche als glaziale Rundhöcker anzusehen sind, verläuft nämlich ein
für die ursprüngliche Anlage des Almseebeckens maßgebender Aufbruch
von Werfener Schiefer mit Haselgebirge und von schwärzlichem
Gutensteiner Kalk. Derselbe beginnt im Osten in der mit ausgebreiteten
Grundmoränen ausgekleideten Gegend von Buchschachen, streicht aus
der Einsattlung zwischen dem Brandberg und Hausberg zum östlichen
Seegestade hinab, erscheint jenseits des Sees am Fuße des Ameis-
kogels in spärlichen Aufschlüssen und tritt endlich im Weißeneck-
graben mit großen Massen von gipsführendem, blaugrünem Haselge-
birgston zutage, auch hier nur durch eine relativ geringmächtige
Stufe schwarzer Kalke und Dolomite vom weißen Ramsaudolomit
getrennt.
Weiter westlich verschwinden die Werfener Schiefer unter dem
Ramsaudolomit des Hochpfadsattels, scheinen aber jenseits im Offen-
seetal, allerdings meist hoch mit Schutt bedeckt, wieder nahe an die
Oberfläche zu kommen. Die Gipsvorkommen im Rinnerboden südlich
über dem Oftensee und einzelne Geschiebe von Werfener Schiefer,
die sich in den Moränen am östlichen Seeufer fanden, deuten
wenigstens darauf hin.
Die erwähnte breite Zone des durch seine massige Struktur,
seine lichte Farbe und ein sandig-drusiges, löcheriges Gefüge ausge-
zeichneten älteren Triasdolomits grenzt im Norden längs einer
markanten, zwischen dem Offensee und Habernau genau von Westen
nach Osten streichenden Linie gegen das oben geschilderte, flach ge-
lagerte Hauptdolomitgebiet des Steinberges.
Da diese Grenze westlich von Habernau nämlich in Untermoosau
und im Kaltengraben durch einen Zug von Lunzer Sandstein gebildet
wird, so könnte man auf eine normale Unterlagerung des Haupt-
dolomits durch den Wetterstein- oder Ramsaudolomit schließen, in
82 Verhandlungen. Nr
dessen Liegendem überdies im Dürrenbach (NW von Schwarzenbrunn)
der ältere Muschelkalk in Form von schwarzen Kalken und zum Teil
auch lichtgefärbten dünnplattigen Dolomiten zutage tritt.
Ein ähnliches Verhältnis der Unterlagerung des Ilauptdolomits
vom Steinberg durch die südlich anschließende, aus Wetterstein-
dolomit bestehende Zone zwischen Offen- und Almsee waltet auch
weiter westlich in der Senke der Grubenstube, wo wieder ein an-
stehender Lunzer Zug beide Dolomitgebiete scheidet. Allein es zeigt
sich keine direkte Verbindung dieser beiden Züge, obgleich sie genau
in dem gleichen Ostweststreichen liegen; diese Unterbrechung darf
nicht allein auf die dort eingelagerte Grundmoräne zurückgeführt
werden, da das Auftreten steil östlich einfallender blaugrauer Horn-
steinkalke (Reiflinger Kalk) gerade hart an jener Grenze im unteren
Teil des Moosaugrabens (östl. der Brunntalklause d. Spezialk.), so-
wie der Umstand, daß die Rhätplatte des Steinbergs fast bis zum
Moosausattel hinabreicht, auf tektonische Störungen weisen. Daß
diese vom Offensee ostwärts bis in die Habernau reichende Grenzzone
zwischen dem Hauptdolomit des Steinbergs und dem südlichen Wetter-
steindolomit mindestens durch lokal steile Schichtenstellung, UÜber-
kippung und wohl auch Dislokationen anderer Art betroffen wurde,
erscheint schon deshalb verständlich, weil sie ja in der unmittelbaren
westlichen Fortsetzung jener Bewegung liegt, die sich in der Über-
faltung und Aufschiebung des Kasberges manifestiert.
Das nebenstehende Profil quer durch den Untertriasaufbruch
von Grünau, die flachliegende Hauptdolomitregion des inneren Almtals,
die liegende und teilweise überschobene Falte des Kasbergs, den
Ramsaudolomit des Almsees mit seinem sekundären Aufbruch von
Werfener Schiefer, endlich mit den Carditascelichten am Nordabfall
des Totengebirges diene auch zur nachträglichen Illustrierung der
in den Verhandlungen 1910, pag. 193, besprochenen Lagerungsver-
hältnisse auf dem Kasbere.
Im Sommer 1910 vorgenommene Revisionsbegehungen haben dies-
bezüglich nur zu unwesentlichen Grenzkorrekturen geführt, ergaben
aber sonst eine Bestätigung der dort vertretenen Auffassung über
die Tektonik dieses Berges.
Die südliche Begrenzung des von Offensee über Almsee
in die Steyrling ziehenden Wettersteindolomitstreifens wird, wie schon
einmal (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1910, pag. 186) dargelegt
wurde, durch ein Band von Carditaschichten im Nordabsturz
der Prielgruppe gebildet. Dasselbe reicht im Schuttkar der Röll
südöstlich vom Almsee bis an die Talsohle herab, und zwar ziemlich
genau am Westfuß des auf der Spezialkarte mit 2070 m kotierten
Gipfels der zackigen Hetzaukögel. An dieser Stelle schlängelt sich ein
Pürschsteig vom ebenen Schuttboden in der felsigen rechten Tal-
flanke empor und überbrückt alsbald einen Graben, in welchem fol-
sender Aufschluß flach nach Süden einfallender Schichten bloßgelegt
ist. Uber dem nahezu massigen, weißen, unteren Dolomit lagern hier
die Carditaschichten in einer Mächtigkeit von 6—8 m auf,
darüber folgt, einige hundert Meter stark, zunächst grauer, wohl-
gebankter, bituminöser Hauptdolomit, dann erst der durch seine
83
Februar. Georg Geyer.
Sitzung vom 21.
1911
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13
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 3. Verhandlungen.
84 Verhandlungen. Nr. 3
mächtigen Tafeln gekennzeichnete, bis über den Plateaurand reichende
Dachsteinkalk.
Die Carditaschichten selbst lassen deulich eine Gliederung in
mehrere Unterstufen erkennen. Zunächst über dem unteren Dolomit
liegen schwärzliche, zum Teil sandige, glimmerige Schiefermergel.
Darüber folgt grünlichgrauer, rostig anwitternder, feinkörniger, dünn-
plattiger Sandstein. Endlich erscheinen bunte, rostgelb gescheckte
und schwarze Dolomitbreecien und Oolithkalk nach oben übergehend
in den Hauptdolomit. Diese Oolithe führen außer Echinodermenresten,
wie Örinoidenstielgliedern und Cidaritenkeulen, auch zahlreiche
Muschelscherben und größere Trümmer einer wohl mit Gervilliaea Bouei
v. Hau. sp. identischen Bivalve. Unschwer erkennt man in
dieser speziellen Schichtfolge die Gliederung der
Lunzer Schichten in Reingrabener Schiefer, Lunzer
Sandstein und Opponitzer Kalk wieder.
Das schmale, in allen Seitenkaren zurückweichende und sich
senkende, auf allen Zwischenrippen dagegen vorspringende und an-
steigende Band von Carditaschichten zieht sich, wie die Aufnahme
von E. v. Mojsisovics (Blatt Liezen der Spezialkarte) zeigt, vom
Nordabsturz des Kleinen Priels westwärts durch das Almseegebirge
bis an den Meridian des Offensees. Dort schneidet es an einer das
Tote Gebirge durchsetzenden Querstörung ab, jenseits deren gegen
Westen eine völlige Anderung in der Tektonik jenes Nordabsturzes
eintritt; der westlich anschließende Gebirgsflügel fällt nämlich nicht
mehr flach südlich ein, sondern zeigt eine große Hinabbeugung gegen
Norden, so daß selbst die auf dem Plateau aufruhenden roten Lias-
kalke bis nahe an die Sohle des Offenseer Grünberggrabens herunter-
gebogen sind.
V. Glazialbildungen im oberen Almtale.
Die glazialen Ablagerungen des Almtales, dessen alte Gletscher,
wie A. Penck und E. Brückner bemerken (Alpen im Eiszeitalter,
Bd. I, pag. 237), bis an den Alpenrand hinausreichten, wurden in
letzter Zeit, namentlich was die Vorlandschotter anbelangt, mehrfach
von OÖ. Abel (u. a. Jahresbericht in Verhandl. d. K. k. geol. R.-A.
1909, pag. 18) und P. Leonhard Angerer!) bearbeitet.
Hier soll nur von den Moränen und zugehörigen Schottern im
Innern des Alpengebäudes die Rede sein. Wie schon in dem zuerst
erwähnten Werke festgestellt wurde, geht südwestlich von Scharnstein
bei Handelsberg, dann aber auch noch weiter aufwärts bei Mörtel-
bauer die Hochterrasse des Plateaus von Matzing aus Riß-
moränen hervor, welche sich hier in Form niederer bewaldeter
Hügelreihen an den Fuß der westlichen Tallehne schmiegen. Nicht
selten trifft man dort freiliegende große Blöcke von Dachsteinkalk
voller Megalodonten, also eines Gesteines, das erst südlich des Alm-
ı) P. L. Angerer, Die Kremsmünsterer weiße Nagelfluh und der ältere
Deckenschotter. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1909, Bd. 59, pag. 23.
— Geologie und Prähistorie von Kremsmünster. Im Programm des k. k.
Obergymnasiums in Kremsmünster, LX, Linz 1910.
1911 Sitzung vom 21. Februar. Georg Geyer. s5
sees, im Absturz des Toten Gebirges in großen Massen anstehend,
vorkommt. Weiter talauf wurden nirgends mehr Spuren von Hoch-
terrassen angetroffen und die gestuften Schotterböden von Grünau
gehören durchweg der Niederterrasse an, die ihr Material von
ausgedehnten, an ihrer Basis (über dem wasserundurchlässigen älteren
Untergrund von Werfener Schiefer oder Gosauschichten) zu festen
Kalkbreccien versinterten Würmmoränen bezogen. Solche
Grundmoränen ziehen sich von Grünau durch eine Talmulde auf den
Sattel zwischen dem Scheiterwiedberg und dem vorgeschobenen Zucker-
hut, bedecken die beiderseitigen Vorstufen des Grünaubachtales bei
Schuller etc., breiten sich zum Teil noch in der Weite von Schindel-
bach aus und hinterlassen zahlreiche isolierte Reste in Vorder- und
Hinter-Rinnbach sowie im Auerbachtal am linken Ufer des Almtales.
Im Almtal selbst beobachtet man südlich von Grünau den allmählichen
Ubergang der Niederterrasse aus den zum Teil schon späteren Rück-
zugsstadien angehörigen Moränen, welche in der „Au“ und besonders
bei Habernau eine bezeichnete Drumlinlandschaft bilden, mit
zahlreichen, da und dort von der Straße angeschnittenen, oft fast
kegelförmigen Hügeln aus kalkiger, durch ein lichtes, kreidiges Binde-
mittel verkitteter Grundmoräne. Wie schon A. v. Böhm (Die alten
Gletscher der Enns und Steyr, Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., XXXV. Ba.
1885, pag. 468) hervorgehoben hat, gehen diese Bildungen von
Habernau an ganz allmählich in die den Hetzaugraben erfüllenden
jüngeren Moränen über, in welchen die beiden Ödseen einge-
bettet sind.
Sowohl im Auerbach westlich von Eystenau, als auch im “ruben-
bachgraben östlich vom Offensee beobachtet man eine Verzahnung
dieser jüngeren Moränen mit einem graugelben, deutlich gebänderten,
fluviatilen Lehm.
Als ein besonders ausgedehntes Gebiet kreidiger Jungmo-
ränen muß das zwischen dem Almsee und der Weißeneckklause
gelegene flache Waldterrain am Nordfuße des Nesseltalkogels im
Toten Gebirge bezeichnet werden. Hier fand ich an der neuen, zur
Weißeneckklause führenden Straße aufgeschlossen, in der Gletscher-
kreide eingebettete, große, halbgerundete, polierte und geschramnte
Blöcke von Dachsteinkalk, aber auch von einer weißlichen Kalkbreccie,
die sich hier schon auf sekundärer Lagerstätte be-
findet. Ähnliche Blöcke scheint G. v. Hauenschild (Verhandl.
d. k. k. geol. R.-A. 1870, pag. 61) in dem östlich benachbarten
Steyrlingtal beobachtet zu haben, da er von dort abgerollte Kon-
slomerate anführt, „deren Körner frischfarbig und teilweise poliert
sind und deren Zement aus feinen Lagen von kohlensaurem Kalk
besteht etc.“
Hier soll darauf hingewiesen werden, daß das Gestein dieser
Blöcke eine gewisse Ahnlichkeit mit der von P. L. Angerer (loc.
eit.) geschilderten Weißen Nagelfluh von Kremsmünster zur
Schau trägt. Übrigens werden Gerölle löcheriger Nagelfluh als Be-
standmassen der jüngsten Moränen schon in dem Werke über die
Alpen im Eiszeitalter (Bd. I., pag. 212) bei Besprechung des Traun-
gebietes erwähnt.
la:
86 Verhandlungen, Nr. 3
Wenn wir von jüngeren, höher gelegenen Moränenresten absehen,
welche sich durch das ganze Gebiet, so namentlich auf dem Kasberg-
plateau (Farrenau-Alpe) zerstreut finden, so wäre hier noch eine auf-
fallende, aus Trümmern jeglichen Kalibers, und zwar wohl aus-
schließlich aus an Diploporen reichem Wettersteinkalk bestehende,
weiße Riesenbreccie zu erwähnen, die sich zwischen dem
Gschliefgraben und dem Kornstein (SW von Scharnstein) an der
Fiyschgrenze, und zwar schon auf dem Flyschboden ausbreitet. (Ver-
gleiche Figur 1.) Die Struktur dieser löcherigen, von scharfkantigen
Komponenten zusammengesetzten, aus einem Haufwerk großer Blöcke
und aus feinem Grus bestehenden und daher leicht zu Kalkschutt
zerfallenden Breccie verleiht derselben den Charakter eines Sturz-
gebietes. Gelegentlich einer in Gesellschaft meines verehrten Freundes
Prof. OÖ. Abel unternommenen Begehung dieses unseres Grenzgebietes
einigten wir uns in der Auffassung, daß hier ein während der eis-
zeitlichen Schneebedeckung erfolgter Bergsturz von den zerklüfteten
Wänden des Ameisplanes, Katzensteins und Traunsteines vorliegt,
was mit der von A. Penck (Alpen im Eiszeitalter, ]., pag. 238) für
diese Gegend ermittelten glazialen Schneegrenze von YOO— 1000 m gut
in Einklang zu bringen ist.
E. v. Mojsisovies und U. Schloenbach, die in der bereits
erwähnten Publikation (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1868, pag. 212)
von ältere: Diluvium und von Schuttbildungen der Eiszeit aus der
Umgebung des Laudachsees sprechen, scheinen wohl zunächst an
Moränenreste gedacht zu haben, welche aus dieser Gegend denn auch
(Alpen im Eiszeitalter, ]., pag. 210) unter Annahme eines an den
Traunstein angelehnten Lokalgletschers signalisiert werden. Die mäch-
tigen Konglomeratbänke des Kampriedels über der Reißeten Schütt
am Scheitel des Gschliefgrabens werden auch von G. A. Koch (Geolog.
Verhältnisse der Umgebung von Gmunden, pag. 12) als diluvial be-
zeichnet.
Wenn somit hier die großen Massen lichter Kalkbreccien, welche
sich vom Laudachsee am Fuße des Steineckzuges bis über den Korn-
stein hinziehen, wo sie allerdings durch einen Streifen anstehenden
Gesteines von jenen Kalkwänden getrennt werden, als ein alter, auf
die eiszeitlichen Firnfelder niedergegangener Bergsturz aufgefaßt
werden, so bildet die Größe der auf dem östlichen Kornstein (Punkt
832 »n der Original-Aufnahms-Sektion 1:25.000) sichtbaren Kalkmauer
immerhin eine auffallende Erscheinung. Doch sprechen die beiden
Umstände, daß diese ringsum vom Kreideflysch unterlagerte Masse
weder eine deutliche Abgrenzung gegen die nachbarliche evidente
Sturzbreccie zeigt, noch außer dem allein vorhandenen Wetterstein-
kalk in ihrem Liegenden auch Spuren des in diesem Faziesbezirke
mächtig entwickelten schwarzen Muschelkalkes erkennen läßt, ent-
schieden gegen eine Deutung als klippenförmiges Vorkommen. Endlich
darf nicht vergessen werden, daß auch aus anderen Teilen der Kalk-
alpen ähnlich große, abnorm gelagerte Riesenblöcke bekannt sind,
deren Herkunft einzig und allein auf glaziale Bergstürze zurückge-
führt werden kann.
1911 Sitzung vom 21. Februar. W. Hammer u. H. Reinl. 87
W. Hammer. Vorlage eines neuen Alpenquer-
schnittes
Der Vortragende legte einen geologischen Querschnitt durch die
Östalpen vor, welchen er und Dr. Otto Ampferer im Laufe der
letzten Jahre untersucht haben. Er ist im Maße 1:75.000 gezeichnet
und verläuft vom Wertachtal in Oberbayern durch die Lechtaler
Alpen bis Pettneu an der Arlbergbahn, verquert dann die Fervall-
gruppe und das Unterengadin, weiterhin die Münstertaler Alpen
(Lischanna-Umbraii) und durchschneidet den westlichen Teil der Ortler-
gruppe bis zum Tonalepaß. Dann verläuft er quer durch die Ada-
mellogruppe bis zum Dosso alto (Trompiatal) und erreicht über Val
Sabbia das Ufer des Gardasees südlich Me Salö. Der Vortragende
gab dann eine eingehende Schilderung der Region zwischen Unter-
engadin und dem oberen Veltlin. Zwischen zwei gegen W stark kon-
vergierenden Dislokationslinien, deren eine durch "den Südrand des
Engadiner „Fensters“ und die Linie über den Stragliavitapaß, die
andere durch die Zebrulinie gebildet wird, hat eine gegen Westen
sich steigernde Absenkung stattgefunden: das Münstertaler Trias-
gebiet zwischen den kristallinen Massen der Silvretta und des Veltlin ;
in diesem Felde hat eine starke, westwärts gerichtete Gebirgs-
bewegung stattgefunden, welche die von Spitz und Dyrenfurth
zuerst erkannten großen, gegen Westen gerichteten Bogenfalten er-
zeuste. Über ihnen türmen sich die in "derselben Richtung vorge-
schobenen Schubmassen der Münstertaler und Ötztaler Alpen auf
(Hauptdolomitplatte der zentralen Münstertaler Alpen, Chazfora-, Ur-
tirolaüberschiebung, Ötztaler Westrandüberschiebung). Der Querschnitt
gelangt im Jahrbuch 1911 zur Veröffentlichung.
Literaturnotizen.
H. Reinl. Das Salzgebirge vonGrubachund Abtenau.
Österr. Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenwesen, LVIN. Jahrg., Wien 1910,
Nr. 15 und 16, pag. 209 und 225 (mit einer Tafel).
Der Verfasser berichtet über Detailuntersuchungen des Haselgebirges im
Bereiche des salzburgischen Lammertales und der östlichen Umgebung von
Golling, die er im Auftrage des k. k. Finanzministeriums zu den Zwecke ange-
stellt hatte, um eventuell neue Terrains für Soolengewinnung aufzufinden oder
zu erschürfen.
Fußend auf den älteren Aufnahmen und Darstellungen von E. v. Moj-
sisoviecs (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1869), A. Bittner (Verhandl. 1883 — 1884)
und den neueren Beobachtungen E. Fuggers (Jahrbuch 1905, Erläuterungen
1907) sowie der von dem letzteren redigierten geologischen Spezialkarte i. M.
1:75.000 (Hallein und Berchtesgaden, SW-Gruppe Nr. 18), hat der Genannte in
jenem Gebiete teils durch weitergehende Lokaluntersuchungen, teils durch eigene
Schürfungsarbeiten nicht nur die bereits bekannten Vorkommen näher studiert,
sondern auch neue Aufschlüsse von Gips und zumeist ausgelaugtem Haselgebirge
festgestellt. Diese Erfahrungen wurden in zwei, das Abtenauer Becken und die
Region von Scheflau bis Grubach umfassenden Kärtchen sowie in mehreren
Profilen niedergelegt; es ist leicht verständlich, daß die aufnehmenden Reichs-
geologen, die jenes wenig aufgeschlossene Terrain von Haselgebirge und Gips
zu kartieren hatten, ohne die Möglichkeit, sich mit Hilfe von Schurfarbeiten
künstliche Aufschlüsse zu verschaffen, über einzelne Grenzen im Unklaren bleiben
K.k, geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 3. Verhandlungen. 14
88 Verhandlungen. Nr. 3
konnten oder zu irrigen Grenzkombinationen geführt wurden, was auch von dem
Autor selbst hervorgehoben wird.
Als hauptsächliches stratigraphisches Ergebnis dieser Arbeit erscheint die
eingehende Begründung jener heute wohl allgemein anerkannten Auffassung,
wonach das nordalpine Haselgebirge den hangendsten Partien des Werfener
Schiefers angehört und vom Gutensteiner Kalk, respektive stellenweise vom
unteren Dolomit bedeckt wird. Der von Gipsadern und Knauern und von rotem
Anhydrit durchzogene, oft bläuliche oder grünliche und zumeist schichtungslose
Salzton trägt hier mitunter eine ausgebreitete Decke von Gips, dessen Gebiet
sich schon oberflächlich durch die bekannten trichterförmigen Einsenkungen verrät.
Über dem Haselgebirge mit dem Gips folgen dann die bei Annaberg Braun-
eisenerz führenden Rauchwacken als Basis des Muschelkalks. Es ist somit eine
ähnliche Schichtfolge, wie sie unter anderen auch beim Durchbruch des Bosruck-
tunnels beobachtet werden konnte. Die hie und da vorkommende, anscheinende
Unterteufung des Haselgebirges durch demselben zufallende jüngere Kalke erwies
sich nach dem Verfasser durchweg als lokale Erscheinung von beschränkter
Ausdehnung. In dieser Arbeit gelangt der Autor zu dem Schlusse, daß einige
Abschnitte des Terrains in salinarer Hinsicht zu weiteren Untersuchungen ein-
laden, indem hier möglicherweise unter einer schützenden Decke aus Gips oder
Kreidegesteinen noch unausgelaugtes Haselgebirge in einiger Mächtigkeit erhalten
sein könnte. Unter Berücksichtigung der Niveauverhältnisse, welche den abbau-
würdigen Stockwerken bestimmte Grenzen setzen, werden endlich als für Bohr-
versuche empfehlenswerte Punkte angeführt: das Plateau von Schorn, der flache
nördliche und westliche Fuß des Buchbergriedels bei Abtenau und das Gebiet
von Grubach, wo die Gipsdecke einen größeren Raum einnimmt, als dies die
geologische Spezialkarte zum Ausdruck bringt. In drei Profilen wird die Lagerung
des Salzgebirges und dessen Beziehungen zur Hauptmasse des Werfener Schiefers
im Liegenden und zum Muschelkalk im Hangenden dargestellt.
In einem nachträglichen, durch eine Karte im Maßstabe 1: 5000 und weitere
Profile erläuterten schriftlichen Bericht, in welchen unsere Anstalt durch freund-
liches Entgegenkommen von seiten des k. k. Finanzministeriums Einsicht zu
nehmen Gelegenheit fand, werden speziell die Verhältnisse in der näheren
Umgebung von Grubach noch mehr im Detail erörtert. Aus diesem Bericht
ergibt sich, daß südlich vom Weitenaubach, etwa zwischen den Gehöften Schön-
leiten und Aubauer, ein 3-4 Quadratkilometer umfassendes, wenig gestörtes
Untersuchungsfeld vorhanden ist, wo unter einer ausgebreiteten Gipsdecke voraus-
sichtlich noch salzführendes, wenn auch ziemlich tiefliegendes Haselgebirge er-
halten sein dürfte. Behufs Feststellung der Abbauwürdigkeit wird die Anlage
mehrerer Bohrlöcher empfohlen.
Der Verfasser führt die Entstehung der hier beobachteten Gipstrichter
auf Auslaugungsprozesse zurück, bei welchen die Feuchtigkeit bewahrende Ein-
wirkung von Moränenresten eine Rolle gespielt haben dürfte, da man am Grund
eines jeden solchen Trichters erratische Gerölle antreffen könne. (G. Geyer.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien Ill. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien Ill. Steingasse 25.
Verhandlungen derk k seolosischen Reichsanstalt
Sitzung vom 7. - März BSP
Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: Prof. R. r. Zu Bekegräche en an
aus Westafrika. — Vorträge: L. Waagen: Die hydrographischen Verhältnisse um Pola. —
Literaturnotizen: W. v. Seidlitz, Dr. Fr. Reinhold.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Eingesendete Mitteilungen.
Prof. Dr. Rudolf Zuber. Geologische Beobachtungen
aus Westafrika. (Mit 2 Abbildungen.)
Aufgefordert durch eine englische Gesellschaft habe ich im
Laufe des Sommers 1910 eine Studienreise nach Westafrika aus-
geführt.
Ich bin Mitte Juni von Liverpool abgereist und im September
nach Plymouth zurückgekommen, Im Laufe der Monate Juli und
August habe ich bedeutendere Partien der englischen Kolonien
Nigeria und Goldküste wie auch der französischen Elfenbeinküste
besichtigt, wobei meine Hauptausgangspunkte die an der Küste ge-
legenen Ortschaften Lagos, Accra, Secondi, Axim und Bonyere waren.
In das Innere bin ich nicht weit vorgedrungen (nur etwa 100 km),
indem ich meine Untersuchungen vorwiegend nur auf die an der
Küste auftretenden Bildungen beschränkte, und meine Hauptaufgabe
bestand in der Untersuchung der dort an mehreren Stellen vorkom-
menden bituminösen und erdölführenden Ablagerungen.
Die geologischen Untersuchungen und überhaupt das Reisen in
jenen Gegenden sind ungemein erschwert. Die Gegend ist fast überall
mit dichten Wäldern und Sümpfen bedeckt, das Klima im höchsten
Grade ungesund (Malaria, gelbes Fieber, Schlafkrankheit, Elephantiasis,
Guineawurm etc.), die Kommunikation nur auf größeren Flüssen und
Lagunen in Booten und kleinen Dampfern etwas leichter, sonst aber
nur zu Fuß oder in einem von den Eingeborenen getragenen „Hammock*“.
Während meiner Anwesenheit herrschte dort gerade die Regenzeit,
welche zwar die übermäßige Hitze etwas abkühlte, aber anderseits
durch die wiederholten Regengüsse und Uberschwemmungen alle
weiteren Exkursionen ungemein erschwerte und teilweise sogar ganz
unmöglich machte.
Ausgedehntere geologische Untersuchungen wurden in diesen
Gegenden bisher überhaupt noch nicht unternommen. Nur wenige
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 4. Verhandlungen. 15
90 Verhandlungen. Nr. 4
kleinere Beobachtungen verschiedener Forschungsreisender von vor-
wiegend nur sehr lokalem Charakter sind in der geologischen Literatur
hie und da zerstreut. Auch meine Untersuchungen hatten nur einen
derartig lokalen Charakter ohne die Möglichkeit einer zusammen-
fassenden kartographischen Bearbeitung. In der Folge erlaube ich
mir einige wichtigere Beobachtungen mitzuteilen.
I. Bituminöse Ablagerungen in Süd-Nigeria.
Etwa 90 km östlich von der Stadt Lagos mündet in die weite
und flache Lagune Leckie von Norden der Fluß Oni, an dessen Zu-
fluß Sasa etwa 15 km weiter gegen Norden mit schwarzer, pech-
artiger Substanz (Asphalt) imprägnierte Sand- und Sandsteinschichten
an der Oberfläche erscheinen. Ebensolche Aufbrüche erscheinen auch
noch weiter östlich in einigen anderen parallelen Tälern auf einer
Länge von etwa 75 km.
Diese Bitumenvorkommen gaben die Veranlassung zur Aus-
führung einer Reihe von Bohrungen, die auf Erdöl abzielten, bisher
jedoch keine befriedigenden Resultate geliefert haben.
Wenn wir hier von der sehr geraden und ebenen Meeresküste
nach Norden vorschreiten, sehen wir hier zuerst einen sehr flachen
sandigen Strand, der nur durch wenige fortwährend durch Seesand-
wälle abgedämmte Fluß- und Bachmündungen unterbrochen wird;
dann folgen ausgedehnte, mit Mangroven, Pandanen und Palmen be-
wachsene Sümpfe, hinter welchen sich eine lange Kette von flachen
Lagunen hinzieht, welche bereits in bedeutendem Maße ausgesüßt
sind, durch in dieselben einmündende Flüsse energisch verschlämmt
und durch die überaus üppige tropische Vegetation verwachsen
werden.
Hinter diesen Lagunen wird das Land mehr hügelig und ist
überall dicht bewaldet (am wertvollsten ist hier das Mahagonyholz).
Erst gegen 8S0—100 km nördlich von der Küste erheben sich
höhere Bergrücken, welche aus den ältesten Gesteinen dieses Teiles
von Afrika bestehen, das ist hauptsächlich aus Gneisen, die durch
zahlreiche Quarzitadern durchzogen werden. Am besten ist dieser
Gneis bei Abeokuta aufgeschlossen und sein Südrand wird auch weiter
gegen Osten in allen von Nord nach Süd laufenden Flüssen dadurch
gekennzeichnet, daß er in denselben Schwellen und Wasserfälle ver-
ursacht.
Dieser Gneisrand ist unzweifelhaft die ältere Seeküste, an
welche von Süden her jene von einer mächtigen, aus alternierenden
Ablagerungen von Sand, Sandstein, Konglomerat und Ton bestehende
bituminöse Formation anliegend erscheint.
Alles dies ist diskordant durch die mächtig entwickelte Laterit-
formation (diluvialer, roter, sandiger Lehm) oder durch rezente Sande
und Sümpfe bedeckt.
Das fast vollständige Fehlen von oberflächlichen Aufschlüssen
erlaubt keine genauere Untersuchung der bituminösen Formation, Es
war dies nur auf Grund der in diesem Gebiete ausgeführten Bohrungen
möglich.
1911 Sitzung vom 7. März. Dr. Rudolf Zuber. 9]
Nach einem sorgfältigen Vergleich dieser Bohrresultate ergab
es sich, daß die Schichten dieser Formation sehr flach gelagert sind,
ostwestlich verlaufen und schwach gegen Süd, das ist von jenem alten
Gneisrande gegen die heutige Seeküste zu einfallen.
Von oben nach unten war es möglich, folgende Schichtenkomplexe
auszuscheiden:
1. Seesande wechsellagernd mit bunten (rot, grau, schwarz etc.)
Tonen.
2. Ein Lager von schwarzem, grauem und braunem Ton (40 —60 m)
mit Blöcken älterer Gesteine, zahlreichen Pyritkonkretionen, ver-
kohlten Holzstücken, seltenen kleinen Schalen, Fischzähnen und
Fischschuppen etc.
3. Grober Sand und Sandstein mit Bitumen. Derselbe erscheint,
wie bereits oben erwähnt, nicht weit vom Gneisrande an der Ober-
fläche und wird in den Bohrlöchern gegen Süden zu immer tiefer
angefahren. Dieses Bitumen ist kein verdicktes Erdöl, sondern ent-
weder ein ganz fester Asphalt (sehr ähnlich demjenigen von Trinidad)
oder ein sehr dickes, halbflüssiges Bitumen von schwachem Geruch
und von nur sehr schwachen Gasen begleitet.
4. Sehr dicke Lager von Sanden, Sandsteinen und Konglomeraten
mit nur seltenen und schwachen Toneinschaltungen. Nach unten zu
werden immer häufigere und größere exotische Blöcke angetroffen,
unter welchen der Gneis, welcher unzweifelhaft die Unterlage der
ganzen Formation bildet, bei weitem vorwiegt. Diese Sande enthalten
sehr viel Wasser, welches oft warm ist. die Temperatur von 40° ©
erreicht und von brennbaren, geruchlosen Gasen begleitet wird. Dieses
Wasser ist nicht salzig, sondern nur schwach schwefelig und es bringt
Flocken eines halbfesten Bitumens mit sich.
Das geologische Alter dieser bituminösen Formation konnte
bereits vor mir von Parkinson!) annähernd bestimmt werden. Der-
selbe hat diese Bildungen weiter im Osten von Agbabu am Oluwa-
Flusse untersucht und dort zahlreiche und wohlerhaltene Versteinerungen
gesammelt. Ich wiederhole im nachfolgenden die darauf bezüglichen
Bemerkungen dieses Autors wörtlich.
„Mr. R. Bullen Newton, of the Natural History Museum, kindly
looked througlı the speeimens and found that Pholas, the well known
boring mollusk, and Cardium, the cockle, were the commonest forms.
He identified besides examples of Arca, ? Serobicularia, Pteria? Gari,
a Cupsidaria, and a Dentalium. The only gasteropod mentioned was
a small fusoid looking shell; lamellibranches, therefore, greatly
predominated, the fauna being rich in individuals, and on the whole
rather poor in species, though it should be remembered that but a
limited area was examined. Mr. Newton thinks the beds are probably
of Pliocene Age.
There can be but little doubt of the essential identity of
these deposits — clays and sandy clays — with those to the west-
ward in the country now being worked under the license of the
!) The Age of the bitumen bearing beds of Southern Nigeria. By John
Parkinson, M.A., F. G.S. — The Petroleum World. London. June 1910, P, 322.
15*
99 Verhandlungen. Nr. 4
Nigeria Bitumen Corporation; the great extent of the beds indicating
that the coast line of this part of Southern Nigeria, viz., the
Lagos Province, lay, at a period which, geologically speaking, is com-
paratively recent, some fifty miles to the north of the present position.
These Pliocene beds were doubtless deposited in shallow water.
The discovery of shales, containing many impressions of leaves, not
far of Epe, some sixty miles to the west of Agbabu, the rapid al-
ternation of arenaceous and aggillaceous beds of lentieular character,
and also the types of fossils found, strongly suggest that land was
not far off.“
Ich selbst habe keine Schichten mit Versteinerungen an der
Oberfläche gefunden. Nur aus einigen Bohrungen besitze ich wenige
sehr jung aussehende Schalen. Sonst kann ich alle obigen Bemer-
kungen Parkinsons nur bestätigen.
Wir haben hier demnach auf der Gneisunterlage eine sehr junge
(wahrscheinlich pliocäne) Strandformation von ausgesprochenem Flysch-
charakter, noch ohne tektonische Störungen, nur schwach gegen Süden
geneigt. Diese Formation enthält in einigen Partien bedeutendere
Mengen von pechartigem Bitumen.
Meine früheren Untersuchungen, besonders aus Zentral- und
Südamerika, führen mich zum Schlusse (welchen ich bei anderer Ge-
legenheit näher begründen werde), daß derartige junge Asphalt- und
Bitumenablagerungen, wie die oben beschriebenen und unter solchen
Bedingungen vorkommend, kein verdampftes Erdöl sind, von welchem
sie übrigens bedeutend verschieden sind, sondern eher als ein noch
nicht vollständig umgewandeltes organisches Material betrachtet
werden müssen, welches erst unter dem gebirgsbildenden und fal-
tenden Drucke in echtes flüssiges Erdöl und Erdölgase gespalten
werden könnte. Durch eine weiter fortschreitende Faltung können
dann größere Mengen des so gebildeten Erdöls und der Gase haupt-
sächlich an den Rücken der Antiklinalen angesammelt werden, was
übrigens in fast allen wichtigeren bekannten Erdölgebieten bestätigt wird.
Anderseits kann das in solchen Ablagerungen angesammelte
Erdöl in bedeutendem Maße oder vollständig von eindringendem
Wasser verdrängt werden, wenn dieser Vorgang durch entsprechende
Schichtenfaltung oder Isolierung durch bedeutendere undurchlässige
Bildungen nicht verhindert wird.
Es folgt aus den obigen Betrachtungen, daß selbst bedeutende
oberflächliche Asphalt- und Bitumenvorkommen noch keineswegs ein
Beweis sind, daß in der Nähe oder tiefer größere Erdölansammlungen
vorhanden sein müssen,
Die oben geschilderten Verhältnisse in Süd-Nigeria scheinen
diese Anschauungen zu bestätigen.
Es soll noch hinzugefügt werden, daß die tiefsten dort bisher
ausgeführten Bohrlöcher, Nr. 6 in Abuliyagba bis 650 m und Nr. 9
in Idakun bis 725 m, diese Formation noch nicht ganz durchteuft
haben. Jedoch nach den in diesen Bohrungen immer zahlreicher an-
getroffenen exotischen Gneisblöcken zu urteilen, erscheint es sehr
wahrscheinlich, daß die von Gneis bestehende Unterlage nicht mehr
sehr tief zu erwarten ist.
u A u
1911 Sitzung vom 7. März. Dr. Rudolf Zuber. 93
II. Secondi, Axim, Beyin.
Die gerade, ebene und flache Küste, welche von Nigeria gegen
Westen über Dahomey und Togoland zur Goldküste läuft und nur im
Delta des Volta-Flusses etwas nach Süden vorspringt, wird erst in der
Gegend des Cape Three Points zwischen Secondi und Axim etwas
mannigfaltiger und felsig.
Die steil abstürzenden, bei Secondi zum Vorschein kommenden
Felswände bestehen hauptsächlich aus einer charakteristischen Sand-
steinformation. Ebensolche Bildungen kommen auch an der Küste bei
Accra und Cape Coast vor.
Fig. 1.
Felsen von rotem Sandstein (Paläozoisch ?) und sandiger Strand westlich von Secondi
(Goldküste).
Die besten, durch einen Eisenbahneinschnitt erweiterten (von
Secondi führt eine Eisenbahn nach Norden nach Tarquah und Kumasi,
zusammen etwa 200 km) Aufschlüsse befinden sich am Westabhange
des Hügels, welcher in Secondi durch das Fort gekrönt ist.
Es sind dies fast horizontal gelagerte dicke Bänke eines roten
Sandsteins mit grauen, srünlichen und gelblichen Partien, mit tonigen
Einschaltungen und in grobe Konglomerate übergehend. Zum Teil
sind sie mürbe, zum Teil fester. In ihrer Masse weisen sie oft eine
Transversalschieferung und auf den Schichtflächen verschiedene Un-
94 Verhandlungen. Nr. 4
ebenheiten auf. Mit einem Worte ist dies eine typische Wüstenbildung,
welche selbst in den kleinsten Einzelheiten von unserem devonischen
Old Red nicht unterschieden werden kann. Ob man jedoch diesen
Sandsteinen ein devonisches oder anderes Alter zuschreiben kann,
das läßt sich natürlich nicht entscheiden, solange darin keine charak-
teristischen Versteinerungen gefunden werden. In jedem Falle ist dies
keine junge Bildung und höchstwahrscheinlich wird man sie als paläo-
zoisch betrachten müssen.
An einigen Stellen östlich von Secondi liegen über diesem Sand-
steine transgredierend rote und graue Schiefertone und Mergel mit
eingeschalteten hellen Sand- und Geröllschichten. Es sind dies jeden-
falls junge, vielleicht tertiäre Bildungen.
Alles wird wieder von der mächtigen diluvialen Lateritformation
bedeckt.
Weiter gegen Westen erscheinen immer zahlreichere felsige
Vorgebirge, Inselchen und unterseeische Klippen, die für die Seefahrt
sehr gefährlich sind und durch das Hervortreten zahlreicher und be-
deutender Intrusionen (Dykes) von alten Eruptivgesteinen vom Lande
aus in das Meer hinein verursacht werden.
Über diese Gesteine aus der Umgebung von Axim wurden
bereits von Gümbel!) und Gürich?) einige Mitteilungen gemacht.
Unter diesen Gesteinen überwiegt eine dunkle, feste, sich in
Blöcke absondernde Felsart vom Diabastypus.
Das alte Fort in Axim ist auf einer solchen Diabasklippe auf-
gebaut.
In einem anderen Felsen auf der östlichen Seite dieser Ort-
schaft kommen schmale Gänge von weißem Quarzit, von einem roten
granitartigen Gestein und zahlreiche Pyritausscheidungen vor.
Die von dort mitgebrachten Gesteine müssen noch eine nähere
petrographische Untersuchung erfahren, was ich mir für später vor-
behalte.
Der westliche Hügel von Axim ist an der Seeseite steil abge-
rissen und zeigt hier, ähnlich wie in Secondi, zuunterst rote, wahr-
scheinlich alte Sandsteine, darüber jüngere, nur schwach aufge-
schlossene, aber deutlich gestörte bunte Schiefertone, und alles durch
mächtig entwickelten Laterit bedeckt.
Die kleine Bucht, welche hier ziemlich tief einschneidet, ist
durch die von der Auswaschung dieses lateritischen Lehmes her-
kommende Trübung fast immer stark rot gefärbt und die Meeres-
wellen verschleppen und setzen dieses rote Sediment noch recht weit
von der Seeküste ab.
Westlich von Axim führt noch ein recht guter Weg bis an den
Ancobra-Fluß, indem er noch einige Hügel überschreitet, welche am
Meere in von diabasartigen Gesteinen bestehende felsige Vorgebirge
ausgehen. An der Ancobra in der Nähe ihrer Mündung (etwa 5 km
)) C. W. Gümbel, Beiträge zur Geologie der Goldküste in Afrika.
Sitzungsber. d. math.-physik. Kl. b. Akad. d. Wiss. München. XII. 1882, pag. 190.
2) G. Gürich, Beiträge zur Geologie von Westafrika. Zeitschr, d. Deutsch.
geol, Ges. XXXIX 18897, pag. 112—116.
1911 Sitzung vom 7. März. Dr. Rudolf Zuber. 95
westlich von Axim) enden diese und andere kristallinische Gesteine,
unter welchen noch stark zerfressene und zerklüftete eisenschüssige
und zum Teil goldhaltige Quarze hervorzuheben sind. Die Alluvionen
des Ancobra-Flusses sollen besonders weiter talaufwärts ziemlich viel
Gold enthalten.
Von der Ancobra-Mündung nach Westen erstreckt sich die flache,
vorwiegend sandige Küste ohne irgendwelche ältere Gesteinsaufbrüche.
Erst 40 m weiter fällt es in der Ortschaft Beyin auf, daß die Ruinen
des dortigen alten Forts fast ausschließlich aus einem grauen, mit
Muschelschalen erfüllten Kalkstein bestehen.
Da das zum Bau dieses Forts verwendete Material unmöglich
aus großer Entfernung stammen konnte, trachtete ich zu erfahren,
wo in dieser Gegend solche Kalksteine auftreten. Ich habe nur
erfahren, daß die Steinbrüche, welche dieses Material geliefert
haben, noch einige Kilometer weiter westlich bei der Ortschaft
Kangan gelegen waren, aber trotz vieler Bemühungen um die Pro-
tektion des schwarzen „Königs“ von Beyin, wurden wir zu diesen
in dichten Wäldern und Sümpfen verborgenen Stellen nicht zu-
gelassen.
Glücklicherweise gelang es mir aber mit der Hilfe eines ver-
trauten Negers, unmittelbar am Meere bei Kangan einen kleinen
AufschlußB aus dem Sande herauszugraben, wo dieser Kalkstein an
der Oberfläche erscheint, und hier habe ich einen Teil meines
Materials zu späterer Untersuchung mitgenommen. Ferner kommt
derselbe Kalkstein auch als exotisches Material auch weiter westlich
in Jüngeren Tonen und Sanden stellenweise recht ergiebig vor, woher,
wie auch aus den Ruinen des Forts von Beyin, noch mehr davon
gesammelt wurde.
Herr Dr. Adalbert Rogala hat es auf mein Ansuchen unter-
nommen, diese Sammlung näher zu bearbeiten. Die hauptsächlichen
bisherigen Resultate dieser Untersuchung werden am Ende dieses
Aufsatzes mitgeteilt werden.
III. Erdölvorkommen in der Goldküste.
Im westlichen Teile der Goldküste sind im Gebiete zwischen
Half Assinee, Beyin und dem Tano-Flusse mehrere Stellen bekannt,
wo Erdölausbisse und brennbare Gase auftreten. Die wichtigsten dieser
Vorkommen sind folgende:
1. Zwischen Stoepville (Topo) und Takinta einige natürliche
Tümpel mit Erdöl und schwachen Gasen. Ältere Bohrungen haben
hier auch tiefer Erdöl gefunden (in dem alten Bohrloche Nr. 1 bei
Takinta wurden Erdölspuren bis zu einer Tiefe von etwa 250 m
mehrmals angefahren).
2. Zwischen Takinta und dem Tano-Flusse.
3. Rings um die Lagune Domini zwischen Bokakreh und Bonyere
befinden sich ausgedehnte und zahlreiche von Gasen begleitete Erd-
ölausbisse. Im Bohrloch Nr. 1 in Bokakreh wurde in einer Tiefe von
etwa 20 m eine größere Menge eines flüssigen, ziemlich dicken,
96 Verhandlungen. Nr. 4
schwach fluorisierenden und charakteristisch riechenden Öles mit
Gasen angefahren. h
4. Nordöstlich von Tikwabo Aufschlüsse eines dicken Oles mit
Gasen.
Die erdölführende Formation, insofern sie aus den wenigen
natürlichen und künstlichen Aufschlüssen und den bisher ausgeführten
Bohrungen erkannt werden kann, ist in den höheren Terrainpartien
(die dicht bewaldeten Hügel erheben sich hier bis 60—80 m über
den Meeresspiegel) durch eine mächtige Lage von Laterit bedeckt,
unter welcher ich von oben nach unten folgende Schichtenserien
unterscheiden Konnte:
1. Bunte Tone (rot, bläulich, grau, schwarz und weiß) 8—10 m.
2. Vorwiegend Sande und mürbe Sandsteine, stellenweise mit
Erdöl, gewöhnlich mit Süßwasser überschwemmt, etwa 30 m.
3. Dunkler (schwarz oder grau) Ton mit sandigeren Partien,
mit sehr zahlreichen kleinen und großen Blöcken eines harten, mit
Muscheln erfüllten Kalksteins (es ist dies derselbe Kreidekalkstein,
den wir bei Beyin gesehen haben), mit Pyritkonkretionen, verkohlten
Pflanzenresten ete. Zusammen etwa 25—30 m.
4. Alternierende mächtige Ablagerungen von Sand, Sandstein und
dunklen Tonen, bisher nicht durchteuft.
Charakteristische Versteinerungen, welche erlauben würden,
das Alter dieser Formation näher zu bestimmen, habe ich leider nicht
gefunden. Dieselbe muß jedoch bedeutend jünger sein als die
oberste Kreide, zu welcher die oberwähnten Kalksteine gehören, da
die letzteren in dieser Erdölformation als exotische Blöcke auftreten,
und überdies spricht auch das allgemeine Aussehen dieser Bildungen
für ein wahrscheinlich jungtertiäres, das heißt miocänes oder sogar
pliocänes Alter.
Die Schichten dieser Formation sind im allgemeinen sehr flach
gelagert, aber sie weisen doch eine deutliche schwache Neigung gegen
Südwest auf, und außerdem ist es nicht ausgeschlossen, daß darin
auch die Anfänge von Faltungen vorkommen können, da diese ganze
Formation wie zwischen bedeutend ältere Gesteinsmassen eingepreßt
erscheint. So finden wir am Tano-Flusse, etwa 6 km nördlich von der
Landungsstelle Alenda Wharf, stark gestörte und steil emporgerichtete
kristallinische Schiefer (Phyllite) und Quarzite, welche unzweifelhaft
den nördlichen Rand der Erdölformation bilden; bei Kangan (östlich
von Bonyere und westlich von Beyin) sehen wir unmittelbar an der
Seeküste, also an der Südseite der Erdölformation, jene obenerwähnten
festen Kreidekalksteine und weiter im Osten an der Ancobra und bei
Axim die ebenfalls besprochenen alten kristallinischen Gesteine und
an dieselben geradezu angepreßt die jungen bunten Tone.
Es erscheint daher sehr wahrscheinlich, daß die Schichten der
erdölführenden Formation, welche über und zwischen jenen alten
Gesteinen wie zwischen Keilen eingelagert erscheinen, bereits eine
teilweise Faltung erlitten haben und infolgedessen können sie noch
solche Partien enthalten, in welchen bedeutendere Ol- und Gasmengen
angesammelt und gegen ein Verdrängen durch Wasser geschützt
bleiben konnten.
1911 Sitzung vom 7. März. Dr. Rudolf Zuber. 97
Weitere im Bereiche dieses Gebietes rationell angelegte und
geleitete Bohrungen werden wohl imstande sein, diese sowohl für die
W issenschaft wie auch für die Praxis wichtige Frage zu lösen.
IV. Bituminöse Ablagerungen bei Eboinda.
Auch in der französischen Kolonie der Elfenbeinküste treten
in der Nähe der Ortschaft Eboinda an der Nordseite der Lagune
Tendo an mehreren Stellen bituminöse Gesteine auf, auf deren Grund-
lage auch hier einige Schächte und Bohrungen ausgeführt wurden,
welche auf Erdöl abzielten, jedoch bisher ohne günstigen Frfolg ge-
blieben sind.
Etwas östlich vom Dorfe Eboinda erscheint am Lagunenufer
unmittelbar unter einer mächtigen diluvialen Lateritdecke ein von
braunem Bitumen durchaus durchtränkter Sandstein. Dieser Sand-
stein weist eine undeutliche Schichtung mit schwacher südwestlicher
Neigung auf.
Weiter nördlich wurde in den gegrabenen Probeschächten Nr. 5
und 7 ein ebensolcher mit Bitumen getränkter Sand und Sandstein
in einer Tiefe zwischen 15 und 27 m durchfahren, worunter ein Lager
folgte von einem knolligen, festen, eisenschüssigen, mergeligen oder
kieseligen Kalk neben harten sandigen Tonen mit sehr zahlreichen
Muscheln und anderen organischen Resten. Auch diese Ablagerung
ist mit pechartigem Bitumen durchtränkt. Die bisherigen von “Herrn
Dr. Rogala durchgeführten Untersuchungen haben ein oberkretazisches
Alter dieser Bildung nachgewiesen. Nirgends weiter in dieser Gegend
wurden diese Schichten aufgefunden. Die in den anderen Schächten
durchfahrenen Sande, Tone und Sandsteine sind davon ganz ver-
schieden und zeigen ein beträchtlich jüngeres Aussehen (vielleicht
Miocän oder noch jünger). Die Kreide scheint hier nur eine ganz
kleine, von jüngerem Tertiär umgebene Insel zu bilden.
Auch westlich vom Schachte Nr. 5 erscheint in der benachbarten
Schlucht ein fester, mit Bitumen imprägnierter Sandstein.
Die Bohrungen I, IV und VIII haben wechsellagernde Bänke
von hellen Sanden und Sandsteinen mit grauen, blauen, roten und
weißen Tonen, meistens mit starken Wasserzuflüssen durchteuft, und
nur im Bohrloche Nr. 4 (auf dem Hügel westlich vom Dorfe) wurde
angeblich in 395 m Tiefe eine Ölspur („oil show“) beobachtet.
Nirgends habe ich hier echtes flüssiges Erdöl gefunden und ich
glaube nicht, daß das hier vorkommende asphaltartige Bitumen ein
abgedampftes Erdöl sein könnte, sondern ich betrachte, ebenso wie
in Nigerien, diese pechartige Substanz eher als einen jungen bitumi-
nösen Stoff, welcher sich in leichtere flüssige und gasförmige Kohlen-
wasserstoffe noch nicht umzuwandeln vermochte.
V. Sedimentbildung an der Küste.
Im Jahre 1900 hatte ich Gelegenheit, die Sedimentationsbedin-
gungen auf flachen, tropischen Küsten, besonders im Orinocodelta
und auf der Insel Trinidad (Südamerika) zu studieren. Ein Resultat
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 4. Verhandlungen. 16
98 Verhandlungen. Nr. 4
dieser Untersuchungen war meine Arbeit „über die Entstehung des
Flysch* !).
Ich trachtete damals nachzuweisen, daß die verschiedenaltrigen,
in Flyschfazies ausgebildeten Formationen Bildungen sind, die eben
durch eine derartige Sedimentierung an flachen Meeresküsten in
feuchtem tropischem Klima unter Mitwirkung der dort einmündenden
Flüsse mit veränderlichem Wasserstande und bei üppiger Strand-
vegetation entstehen konnten. Solche ältere Flyschformationen sind
bekanntlich unter anderen der alpine Flysch, der Wiener Sandstein,
der Karpathensandstein, der apenninische Macigno und dergleichen.
Jetzt war es mir möglich, das Gebiet der analogen Beobach-
tungen an der guineischen Küste in Afrika erheblich zu erweitern
und ich erlaube mir nunmehr, die dort beobachteten Phänomene näher
zu beschreiben.
Fast die ganze guineische Küste von Sierra Leone angefangen
über Liberia, Elfenbeinküste, Goldküste, Togo, Dahomey, Nigeria bis
Kamerun, das ist auf einer Länge von etwa 2500 km, ist sehr eben
und flach. Aus dieser fast geradlinigen Küste springen gegen das
Meer hervor nur das große und flache Delta des Niger-Flusses, dann
das noch unbedeutende Delta des Volta, ferner einige felsige, aus
kristallinischen Gesteinen bestehende Vorgebirge, wie Cape Three
Points, Cape Palmas und bei Sierra Leone, und schließlich einige
kleine Sandsteinpartien (Accra, Cape Coast, Secondi). Außerhalb dieser
wenigen Stellen sehen wir hier überall nur ganz flach abgelagerte
Küstensande mit schlammigen Beimischungen, nur ab und zu durch
kleinere und größere Flüsse und Bäche unterbrochen, welche die
Landwässer dem Meere zuführen (Ancobra, Twin River und andere).
Nur in der Nähe jener felsigen Partien entstehen unter dem
Einflusse der Meereswellen bedeutendere Ansammlungen von gröberen
und feineren Geröllmassen, und außerhalb dieser Partien finden wir
überall und auf riesigen Strecken nur Sand und Schlamm.
Auf dieser ganzen langen Küste von Oberguinea besteht kein
einziger guter, natürlicher und entsprechend tiefer und geschützter
Seehafen.
Überall reicht der seichte, schlammige oder sandige Meeres-
grund weit in die See hinaus und die Schiffe müssen oft viele Kilo-
meter weit vom Strande vor Anker gehen, da sie erst dort Tiefen
von 30-40 m vorfinden.
Diese Litoralverhältnisse sind nur eine Folge der kombinierten
Akkumulationstätigkeit des Meeres und der in dasselbe einmündenden
Flüsse in Verbindung mit dem geologischen Bau und mit den klima-
tischen Verhältnissen.
Diese Umstände verdienen näher betrachtet zu werden.
Wie aus den früheren Arbeiten bekannt und wie dies zum Teil
auch schon oben bemerkt wurde, wird die Hauptgrundlage dieses
Teiles des afrikanischen Kontinents durch altkristallinische Gesteine,
1) Zeitschr. f. prakt. Geol. Berlin 1901, August, und ein späterer Nachtrag
„Zur Flyschentstehungsfrage“. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. Wien 1904, Nr. 8.
1911 Sitzung vom 7. März. Dr. Rudolf Zuber. 99
wie Phyllite, Quarzite, Gneise und alte Eruptivgesteine (Diabas und
dergleichen) gebildet.
Der südliche Rand dieser alten Kontinentalmasse erscheint im
Westen am Meere bei Freetown (Sierra Leone) und läßt sich gegen
Osten bis nach Kamerun!) in einer wechselnden Entfernung von
30—40 km nördlich vom heutigen Strande verfolgen, wobei jedoch
stellenweise felsige Ausläufer bis in das Meer hinausragen, wie wir
dies bereits an der Ancobra-Mündung, bei Axim etc. gesehen haben.
Südlich von diesem auch orographisch deutlich hervortretenden
Rande haben wir nur noch einige untergeordnete, ältere Aufbrüche,
wie die oben erwähnten roten Sandsteine (Devon?) bei Accra und
Secondi, und die Kreidekalke bei Beyin.
Das ganze übrige Gestade südlich von jenem kristallinischen
Rande wird durch flach gelagerte und vorwiegend schwach gegen Süd
geneigte junge Ablagerungen gebildet, welche einige hundert Meter
Mächtigkeit erreichen, aus Sanden, Sandsteinen, Konglomeraten und
bunten Tonen bestehen, stellenweise Erdöl und Bitumen enthalten
und wahrscheinlich miocän oder noch jünger sind.
Alles dies wird in den höher gelegenen hügeligen Partien durch
die mächtige Lateritformation (Diluvium) bedeckt, wogegen die tieferen
Strandgebiete durch die rezente, fluviatile, lagunäre und Meeres-
sedimentation eingenommen wird.
Das Klima dieser Küste (zwischen dem 4, und 8. Grad nördl. Breite)
ist ein typisch tropisches. Die Regenzeit dauert dort im Mittel von
April bis November, gewöhnlich mit einer kleinen Unterbrechung
im August. In dieser Zeit herrschen dort neben überaus heftigen
Regengüssen und Gewittern auch lange anhaltende Nebel und Regen,
welche sehr bedeutende Anschwellungen und Überschwemmungen
in den Flüssen hervorrufen. Von Dezember bis März dauert die
relativ trockene Jahreszeit, aber auch dann sind Regen und Nebel
keine Seltenheit, und die Atmosphäre ist immer mit Feuchtigkeit
geschwängert.
Die erste Folge eines solchen Klimas muß eine überaus üppige
Vegetation und eine äußerst intensive Verwitterung und Zersetzung
der Gesteine sein. So waren zum Beispiel am Tano-Flusse die in
ziemlich ansehnlichen Uferabstürzen aufgeschlossenen Phyllite so weit
verwittert und „verfault*, daß es mir kaum mit Mühe gelang, mir
einige zur Aufbewahrung geeignete Gesteinsmuster zu verschaflen.
Von jenem oberwähnten Zentralhochland läuft gegen das Meer,
also nach Süden zu, ein dichtes Netz von größeren und kleineren
Flüssen und Bächen herunter. Man kann sich leicht vorstellen, wie
das Wasser dieser Flüsse unter solchen klimatischen Verhältnissen
aussehen kann. Dasselbe ist immer trübe und schleppt geradezu
riesige Massen von mineralischem Schlamm wie auch von organischer,
vorwiegend pflanzlicher Substanz mit sich. Die Farbe der Trübung
und des Wassers ist gewöhnlich braun infolge der beträchtlichen
Beimischung von sich zersetzenden organischen Substanzen. Jedoch
') Vergl. Guillemain, Beiträge zur Geologie von Kamerun. Abh.d. preuß,
geol. Landesanst., Berlin 1909.
16*
100 Verhandlungen. Nr. 4
nach plötzlichen und gewaltigen Regengüssen tritt lokal oft eine
intensiv rote Färbung auf, welche durch den verwaschenen und
herabgespülten Laterit, dieses spezifisch tropische Verwitterungs-
produkt, verursacht wird.
Diese ganze riesige Sedimentmasse tragen diese Flüsse und
Bäche in das Meer hinein und hier beginnt deren Anhäufung unter
wieder ganz eigentümlichen Bedingungen.
Die ständig gegen das Land, also in unserem Falle gegen Nord
schlagenden Meereswogen halten die von den Flüssen hergebrachten
und von den Litoralfelsen abgeschlagenen gröberen Gesteinsfragmente,
wie Gerölle und Sande, in der höchsten Strandzone auf und bilden
daraus die bekannten und gleichmäßigen Strandwälle. Diese Strand-
wälle hemmen den Abfluß der Flüsse zum Meere immer mehr und
mehr und sie verursachen dann bei den größeren Flüssen entweder
die Bildung von oft sehr komplizierten Deltas, oder die Entstehung
von ausgedehnten und flachen Litorallagunen, welche nur eine er-
schwerte Verbindung mit dem Meere behalten.
Eine derartige Lagunenkette zieht sich vom Nigerdelta gegen
Westen bis über die Stadt Lagos hinaus in einer Länge von über
200 km.
Eine andere Lagunenreihe begleitet das im Entstehen begriffene
Delta des Volta und erstreckt sich längs der Küste auf beinahe 100 km.
Neben vielen kleineren folgt hier schließlich die größte La-
gunenserie dieser Küste, welche an der Westgrenze der Goldküste
beginnt und längs der Elfenbeinküste auf einer Länge von etwa
300 km zu verfolgen ist. Diese Lagunen umfassen die Mündungen der
Flüsse Tano, Bia, Komoe, Bandama und vieler kleinerer Wasserläufe.
Das Wasser dieser Lagunen ist bereits in beträchtlichem Grade
ausgesüßt. Nur dort noch, wohin die Meeresflut reicht (der Wasser-
standsunterschied der Gezeiten erreicht in diesen Gegenden die Höhe
von ungefähr 2m), und während der Trockenzeit, wenn die Flüsse
etwas weniger Süßwasser ins Meer tragen, erhöht sich der Salzgehalt
der Lagunen ein wenig und reicht auch etwas weiter stromaufwärts.
Die Ufer dieser Lagunen werden sofort von einer überaus
üppigen Vegetation und deren Grund von der fluviatilen Akkumulation
erobert. Dem Meere am nächsten und dort, wohin noch der Einfluß
des Salzwassers reicht, dort siedeln sich äußerst rasch auf den Sanden
Kokospalmen und im Schlamm Mangroven und Pandanen an, und
außerhalb der Grenzen des Salzwassers eine ungemein mannigfaltige
Süßwasser- und Landflora.
Die Flüsse bringen hier, wie bereits oben bemerkt, eine Menge
mineralischer Sedimente hinein und bilden zuerst unmittelbar bei der
Mündung, dann aber auch weiter davon ausgedehnte Sand- und
Schlammbänke, an welchen sich zuerst Schilf und Gräser, dann kleine
Büsche, schließlich große Bäume ansiedeln — und so wird die Bank
nach und nach zuerst in eine sumpfige Insel oder Halbinsel, dann
in dicht bewaldetes, festes Land verwandelt.
Die zuerst immer mit Wasser gefüllte Lagune verwandelt sich
mit der Zeit in einen verwachsenen Sumpf während der Trockenzeit
und füllt sich noch mit Wasser während der Überschwemmungen der
1911 Sitzung vom 7. März. Dr. Rudolf Zuber. 101
Regenzeit und zuletzt, wenn sich die Lage der Strandlinie nicht
verändert, verschwindet sie vollkommen und verwandelt sich in festes
Land. Die Flüsse, welche sie in dieser Weise verschlämmt haben.
müssen aber einen neuen Abfluß zum Meere finden und sie fangen
einen neuen Zyklus ihrer Tätigkeit an, welcher dahin ausgeht, wieder
ein neues Gebiet zugunsten des Festlandes zu gewinnen.
Es sind dies zwar bekannte und bereits mehrfach beschriebene
Vorgänge, aber selten treten sie so prägnant in allen Phasen ihrer
Entwicklung und auf so ausgedehntem Gebiete auf, wie an der
guineischen Küste. Man muß sie an Ort und Stelle sehen und stu-
dieren, um deren große geologische Bedeutung gehörig beurteilen
zu können.
Längere Zeit verweilte ich in der Nähe der kleinen, aber
charakteristischen Lagune Domini im westlichen Teile der Goldküste
zwischen den Negerdörfern Bonyere und Bokakreh. Gegen Norden
ist diese Lagune von dicht bewaldeten, bis 60 m ansteigenden Hügeln
umgeben, welche in ihrer tieferen Partie aus Tonen, Sanden und
Sandsteinen der wahrscheinlich jungtertiären Erdölformation, und oben
aus einer mächtigen Lateritdecke bestehen. Gegen das Meer (Süd)
zu ist sie durch einen sandigen Strandwall abgedämmt.
In diese Lagune münden mehrere kleine Flüßchen und Bäche,
welche dort besonders nach Regengüssen recht viel Schlamm und
immer sehr viel sich zersetzende organische Substanz hineintragen.
Der Wasserabfluß zum Meere ist durch jenen Strandwall sehr er-
schwert und bisweilen sogar gänzlich abgesperrt. Während meiner
Anwesenheit daselbst wurde die Verbindung der Lagune mit dem
Meere durch künstlichen Durchstich des Strandwalles teilweise er-
leichtert. Jede Flut wirft in die Lagune etwas Salzwasser hinein,
welches dann während der nächsten Ebbe wieder teilweise ausgesüßt
wird. Gegenwärtig ist das Lagunenwasser noch deutlich salzig, aber
ihre Aussüßung durch die einmündenden Bäche macht merkliche
Fortschritte.
Die Wassertiefe der Lagune ist sehr gering und überschreitet
wohl nirgends 1 m. An vielen Stellen ist sie so seicht, daß selbst die
sehr leichten und flachen kleinen Negerboote den Grund anlaufen
und auf den Schlammbänken sitzen bleiben.
In der dem Strandwalle und dem Meere zugewendeten Seite ist
der Lagunengrund mehr sandig, wogegen mehr landeinwärts nur ein
dicker schwarzer Schlamm abgesetzt wird, welcher viel Schwefel-
wasserstoff ausscheidet, da daselbst zahlreiche sowohl tierische wie
pflanzliche Organismenreste verfaulen. Die dem Meere näheren Sand-
bänke sind noch von zahlreichen Kolonien von großen Austern be-
deckt, aber es sind dies nur abgestorbene Schalen, da die Tiere
hier nicht mehr leben können. Im Schlamm befinden sich auch recht
zahlreiche Gehäuse von Meeresschnecken (Turritellen und andere),
aber die Tiere habe ich darin nicht mehr gefunden. Es sind dies
Überreste der Meeresfauna aus der Zeit, wo hier eine bessere Ver-
bindung mit dem offenen Meere bestand.
Die Ufer und die zahlreichen Bänke und Inseln werden durch
Mangroven und Pandanen üppig bewachsen und diese liefern den
102 Verhandlungen. Nr. 4
Sedimenten wohl sicher die größte Menge der in Zersetzung über-
gehenden organischen Substanz.
Das ins Meer abfließende Wasser ist dunkelbraun und übel-
riechend und noch weit draußen im Meere kann man diese braune
Färbung und den dicken gelben Schaum sehen, welcher von den
Mündungen dieser und anderer Lagunen aus durch die Meereswellen
weggetragen und wieder an anderen Stellen auf den flachen Strand
hinausgeworfen wird.
Natürlich wiederholen sich in den anderen größeren, hunderte
und tausende von Quadratkilometern bedeckenden Lagunen dieselben
Sedimentationsverhältnisse in bedeutend größerem Maßstabe.
Betrachten wir jetzt das eigentliche Meeresufer.
Wie aus der obigen Darstellung ersichtlich, ist das Meer an
dieser ganzen Küste bis zu weiten Entfernungen sehr seicht. Die
100 Tiefenlinie ist von dem heutigen Strande überall 50 bis 100
und stellenweise noch mehr Kilometer entfernt, was im Litoralgebiet
eine mittlere Neigung des Meeresgrundes von I—2 m per Kilometer
ergibt. Es folgt daraus auch, daß nur der Wasserstandsunterschied
zwischen Ebbe und Flut, welcher, wie oben angegeben, hier etwa 2 m
beträgt, allein bewirkt, daß das Meer während der Ebbe um mehrere
hundert und stellenweise sogar um 2000 m vom Strande zurückweicht.
Nur in der Nähe der felsigen Vorgebirge, deren es nur wenige
gibt, bestehen etwas tiefere Buchten, welche langsam durch gröbere,
von den Strandfelsen abgebrochene und durch die Meereswellen be-
arbeiteten Schutt- und Geröllmassen ausgefüllt werden. Auf diesen
Geröllen wachsen an einigen Stellen (zum Beispiel bei Axim) recht
zahlreich buntfarbige traubige Kalkalgen, hauptsächlich Lithotamnien.
Einen weit überwiegenden Teil dieses Küstengebietes, oft auf
100 und mehr Kilometer ohne Abwechslung, bilden gröbere und
feinere Seesande. Diese sandigen Küstenpartien bilden während der
Ebbe den besten Kommunikationsweg jener Gegenden.
Abhängig von der näheren oder weiteren Umgebung (zum Bei-
spiel Strandfelsen, Flußmündungen und dergleichen) lassen sich auch
bier einige Verschiedenheiten in der Sedimentierung beobachten.
So finden wir zum Beispiel in der Nähe der Sandsteinfelsen
bei Acera und Secondi fast nur reinen, ziemlich groben Sand. Die
Meereswogen werfen hier verhältnismäßig nur nicht viel Muscheln
und Schneckengehäuse, bisweilen den Schulp eines Tintenfisches und
etwas Seetang an den Strand. An anderen Stellen zahlreicher an-
gesammelte Muschelschalen werden sehr rasch zerbrochen und zer-
rieben, so daß eine aus diesen Schalenpartikeln und Sand zusammen-
gesetzte Lumachelle entsteht.
Etwas anders sieht wieder die Sedimentierung an der Küsten-
strecke zwischen der Ancobra-Mündung und Beyin, das ist auf einer
Länge von etwa 40 km, aus.
Auf dieser ganzen Strecke haben wir einen sehr flachen und
sehr geraden Strand. Die Ebbe entblößt eine Litoralzone von 1km
und stellenweise noch mehr Breite. Die Flüsse Ancobra, Twin River
und zahlreiche kleinere Bäche tragen hier recht viel Trübung und
sehr viel organische Substanz dem Meere zu, wodurch die Wellen
1911 Sitzung vom 7. März. Dr. Rudolf Zuber. 103
braun gefärbt werden und der organische Detritus dann durch die
Wellen verschleppt und zusammen mit dem Sand und Schlamm längs
dem Strande hinausgeworfen wird.
In der höchsten Partie des Strandes setzt sich hier fast nur
reiner feiner Sand ab; nach unten aber zu kommt immer mehr dunkle
oder fast schwarze zerriebene mulmige Masse und sehr viel feiner
pflanzlicher Detritus zur Ablagerung, welcher im Sande eine feine
Schichtung oder Bänderung hervorruft. Während der Ebbe kann
man hier auf großen Flächen breitere oder schmale Wellenfurchen,
Fig. 2.
Sehr flacher sandig-schlammiger Strand (Flyschtypus) östlich von Beyin (Goldküste).
Spuren von Würmern, Krabben und anderen kriechenden und wühlenden
Organismen beobachten. Herausgeworfene Schalen von Schnecken,
Austern, Cardien, Pectiniten und anderen Muscheln findet man hier
verhältnismäßig weniger. Selten findet man Seesterne und flache
Seeigel, öfter große Quallen und Holoturien, welche bald sterben und
eintrocknen und dann auf der Sand- und Schlammoberfläche pro-
blematische Abdrücke hinterlassen, wenn auf diese bereits etwas ab-
getrocknete Fläche durch die zurückkehrende Flutwelle neue Sedimente
hergebracht werden.
Es soll hier noch ein Umstand hervorgehoben werden.
104 Verhandlungen. Nr. 4
Die Mündungen einiger Flüßchen in das Meer zeigen sehr deut-
liche Anzeichen einer Verjüngung, das ist sie schneiden sich senkrecht
in sehr junge Meeresablagerungen auf l »n und mehr ein. Es ent-
stehen auf diese Weise kleine Terrassen, welche heute über dem
höchsten Meeresstande liegen und doch aus durchaus horizontal ge-
schichteten und ganz rezenten Absätzen (vorwiegend Sanden) des-
selben Meeres bestehen und ebensolche ÖOrganismenreste enthalten,
wie sie heute in der nächsten Nachbarschaft, nur etwas unterhalb
eingebettet werden. Es sind dies unzweifelhafte Anzeichen einer
langsamen Hebung des Strandes.
Sehr junge (quartäre) gehobene Strandterrassen hat auch
Chautard!) weiter gegen Nordwest in der Umgebung des Cap Verde
(Senegal) beobachtet. Dieselben befinden sich dort in Höhen von 5,
15, 25 und sogar 45 m über dem heutigen Meeresspiegel.
Anderseits haben wir schon früher gesehen, daß die in Nigeria
an der Goldküste und Elfenbeinküste ausgeführten Bohrungen bis
zu mehreres hundert Metern in verhältnismäßig auch jungen (nicht
älter wie Miocän) Ablagerungen abgeteuft waren, welche aus Sanden,
Sandsteinen, Konglomeraten und Tonen bestehen, die unzweifelhaft
unter denselben Bedingungen abgesetzt wurden, wie die noch heute
an derselben Küste herrschenden.
Alles dies zusammen beweist unwiderleglich, daß bereits in
den jüngsten geologischen Epochen, das ist vom Jungtertiär an, in
diesen Gegenden sehr bedeutende Oszillationen der Strandlinie
stattfinden, und zwar sowohl in positiver wie auch in negativer
Richtung.
VI. Geologische Geschichte von West-Guinea.
Die alte Kontinentalmasse von Indoafrika oder Gondwana (Suess)
erstreckte sich unzweifelhaft noch sehr weit gegen West und Süd vom
heutigen Guinea, so daß die heute dort noch vorkommenden alt-
kristallinischen Gesteine nur noch einen kleinen nicht eingesunkenen
Überrest dieses ausgedehnten Kontinents darstellen.
Das Vorkommen der Überreste einer alten roten Sandstein-
bildung von ausgesprochenem Kontinental- und Wüstentypus in einigen
Partien der guineischen Küste beweist unzweifelhaft, daß zur Zeit
der Bildung dieser Formation (Paläozoikum ?) diese Stellen im Innern
eines ausgedehnten Kontinents gelegen sein mußten.
Die dem Alter nach nächsten Ablagerungen sind an der Küste
die oberkretazischen Kalke aus der Umgebung von Beyin und von
Eboinda. Es sind dies, wie wir gesehen haben, Kalksteine, Mergel
und Tone mit einer rein marinen Fauna von deutlichem Charakter
der indischen Kreide.
Das Vorhandensein dieser Kreidebildungen beweist, daß der
Einsturz des Golfs von Guinea entweder vor der Kreideperiode oder
am Anfange derselben stattgefunden haben mußte, und der indische
!) Jean Chautard, La faune de quelques plages soulevees des cötes du
Senegal et de la Mauritanie. Bull. Soc. geol. de France. IV. Ser. T. IX, 1909,
pag. 392—394.
1911 Sitzung vom 7. März. Dr. Rudolf Zuber. 105
Charakter der dort gefundenen Fauna weist auf eine Verbindung des
oberen Kreidemeeres von Guinea mit der großen und ausgedehnten
indo-mediterranen Kreidetransgression hin.
In der Tertiärzeit, und zwar wahrscheinlich in deren späterer
Abteilung (Miocän-Pliocän) beginnt an dieser Küste die Sedimentierung
eines flachen Strandes mit häufigen Oszillationen, mit Delta- und
Lagunenbildung und wahrscheinlich wiederholten Meeresüberflutungen.
Diese Sedimentation von ausgesprochenem Flyschcharakter dauert
noch gegenwärtig fort.
Die lokale Bildung von Bitumen und Erdöl ist unzweifelhaft im
Zusammenhange mit diesen Flyschsedimenten und ist wahrscheinlich
ein Produkt der langsamen und fortschreitenden Umwandlung der in
diesen Sedimenten angesammelten organischen Substanz, vorwiegend
pflanzlichen Ursprunges.
Gegenwärtig scheint sich die Küste von Guinea im Stadium
einer stufenweisen Hebung zu befinden.
Ich kann dem Eindrucke nicht widerstehen, daß ebensolche
klimatische und Sedimentationsbedingungen. wie sie heute an der
Küste von Guinea herrschen, während der Kreide- und Alttertiärzeit
längs dem nördlichen Rande der alpinkarpathischen Geosynklinale
bestanden haben müssen, wo damals die mächtigen Flyschablagerungen
mit lokalen Erdölansammlungen entstanden sind.
Eine eingehendere Bearbeitung der gesammelten Materiale wie
auch einiger oben berührten Probleme behalte ich mir für spätere
Arbeiten vor.
Anhang.
Herr Dr. Adalbert Rogala teilt mir folgende Resultate seiner
an meinem paläontologischen Material aus der Umgebung von Beyin,
Kangan, Bonyere und Bokakreh in der Goldküste und von Eboinda an
der Elfenbeinküste durchgeführten Untersuchungen mit:
„Die mir zu näherer Untersuchung anvertrauten paläontologischen
Materiale konnten noch nicht eingehend bearbeitet werden. Einige
Formen jedoch, welche ich unten anführe, konnten infolge ihres
guten Erhaltungszustandes genau bestimmt werden und beweisen, daß
die dieselben enthaltenden Gesteine von oberkretazischem Alter —
Maestrichtien sind.
Die festen, hell- oder dunkelgrauen, bisweilen braunen Kalk-
steine von Kangan und Beyin, weiche hie und da kleine Einspren-
gunge von Pyrit oder Limonit enthalten, sind»erfüllt mit den Schalen
der Muscheln:
Plicatula instabilis Stol.
Roudairia auressensis Cogq.
Oytherea Rohlfsi Quaas
Cardita Beaumonti D’Arch. (— C. libyca Zitt.)
Die beiden letzteren kommen massenhaft vor, obgleich auch die
zwei ersteren keineswegs selten sind.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 4. Verhandlungen. 17
106 Verhandlungen. Nr. 4
Die Gesteine von Bokakreh und Bonyere sind von den obigen
verschieden, da sie mehr kalkige Sandsteine oder Tone sind, die
ebenfalls mit Muscheln, aber bereits mit weniger gut erhaltenen, er-
füllt sind. Durch Ausfrieren und mehrfaches Auskochen mit Wasser
konnte ich unter anderen folgende ausscheiden:
Roudairia auressensis (og.
Oytherea Rohlfsi Quaas; die letztere bildet die Hauptmasse der
Versteinerungen.
Aus Bokakreh stammt noch ein Stück eines ebensolchen Kalk-
steines wie aus Kangan. Daselbst befindet sich:
Plicatula instabilis Stol. neben anderen vorläufig noch nicht
bestimmten Arten.
Die in Eboinda auftretenden, versteinerungsführenden Gesteine
erscheinen als sandige, eisenschüssige und mit Asphalt getränkte
Tone. Einige Partien sind kalkig und dann fest. Wegen dem Asphalt-
gehalt ist es sehr schwer, ihre Versteinerungen herauszubekommen.
Dieselben sind vorwiegend als Steinkerne nur einer Art erhalten:
Cardita Beaumonti d’Arch.
Es ist noch nicht möglich, das Vorkommen dieser Formen in
jeder Beziehung auszunützen; jedenfalls beweisen sie eine Analogie
der sie führenden Gebilde mit den gleichaltrigen Bildungen Nord-
afrikas.
Eine eingehende paläontologische Beschreibung der von Prof.
Zuber gesammelten Materiale wie auch die aus derselben zu
ziehenden stratigraphischen Schlüsse werden den Gegenstand einer
besonderen Abhandlung bilden.“
Vorträge.
Dr. Lukas Waagen. Die hydrographischen Verhält-
nussie, um Piola,
Im Herbste des vergangenen Jahres wurde ich von der k. k.
Statthalterei in Triest aufgefordert, an der Kommission, welche zwecks
Durchführung der neuen Wasserversorgung von Pola zusammengetreten
war, teilzunehmen. Dadurch war es mir möglich, mit Unterstützung
der beteiligten Gemeinde- und Marinefunktionäre nicht nur die hydro-
graphischen Verhältnisse jener Gegend genau zu studieren, sondern
auch die bisher gesammelten Daten und aufgezeichneten Beobach-
tungen einer Durchsicht zu unterziehen. Es wurden dadurch unsere
Erfahrungen über die Grundwasserverhältnisse im Karst in wesent-
lichen Punkten erweitert und vielfach richtiggestellt, wenn auch so
manche auffällige Erscheinungen noch keiner befriedigenden Lösung
zugeführt werden konnten.
Von den zahlreichen Resultaten dieses Studiums mögen nur
einige hier kurz Erwähnung finden: Außer dem Staugrundwasser, das
die Klüfte in dem verkarsteten Kalk erfüllt, gibt es dort auch Wasser
in geschlossenen unterirdischen Gerinnen. Die Grundwasserstände
lassen sich mittels Isohypsen auf weite Strecken verfolgen. Der Ein-
u
1911 Sitzung vom 7. März. Dr. Lukas Waagen und W. v. Seidlitz. 107
fluß des Meeres macht sich längs der Küste deutlich bemerkbar und
nimmt gegen das Landesinnere immer mehr ab usw.
Eine ausführliche Darstellung dieser Untersuchungen soll in der
„Zeitschrift für praktische Geologie“ noch in diesem Jahre erscheinen.
Literaturnotizen.
W. v. Seidlitz. Der Aufbau des Gebirgesin der Um-
sebung der Straßburger Hütte an der Scesaplana. Mit
7 Abbildungen, 9 Tafeln und einem geologischen Panorama. Straßburg
im Elsaß 1910. Festschrift zum 25 jährigen Bestehen der Sektion
Straßburg des D. u. OÖ. A.-V.
Der Festschrift der Sektion Straßburg des D. u. Ö. A.-V. ist als VIII. Ab-
schnitt eine kurze, übersichtliche, geologische Beschreibung der Scesaplana-Gruppe,
der höchsten Erhebung der Rätikonkette beigegeben.
Das Gebirge besteht hier hauptsächlich aus Gesteinen der Trias-Jura For-
mation, und zwar aus Hauptdolomit, Kössener Schichten, Dachsteinkalk, Adneter
Kalk, Allgäuschiefern, Hornsteinen und Aptychenkalken.
Als jüngste oberste Lagen folgen nun noch braune und graue schieferige
Schichten, die hellfarbig verwittern und zu oberst von einem bräunlich sandigen
Gestein überlagert werden. In den Schiefern sind Globigerinen eingeschlossen,
deren Alter, ob oberer Jura oder Kreide, noch unentschieden ist. Diese Schichten
finden sich an der Nordwestwand der Zimba Sp. (hier mit Crinoidenbreccien) an
den Valbopamähdern, im Täli im Sarotlatal, im Gebiete der Fluralpe und Schatten-
lagant bei Brand und am Nordrücken des Wildberges an der Scesaplana.
Batische Eruptivgesteine (Diabase, Diabasporphyrite, Serpentine) treten am
Südfuß beim Scesaplanahaus, an der Furka, am Sareiserjoch bei St. Rochus und
an der Palüdalpe auf.
Glaziale Schuttmassen sind besonders im Brandner- und Gamperdonatal
stark verbreitet.
Der Bau des Scesaplanastockes stellt sich als eine größere und eine kleinere
Mulde dar, deren Achsen Nordost— Südwest streichen und die gegen Nordwest ge-
öffnet und überkippt sind. Dieser Bauplan gilt aber nach W. v. Seidlitz nur
für den oberen Teil des Berges. Die Mulden selber werden nicht von den ent-
sprechenden älteren Schichten unterlagert, sondern es treten beim Scesaplanahaus,
an der großen Furka, am Sareiserjoch bei St. Rochus, an der Palüdalpe jüngere
Schichten unter dem oberen gefalteten Gebirgsstock hervor, die es wahrscheinlich
machen, daß diese in lokale Falten gepreßte Masse von einer weit stärkeren, aus
Süd-Südosten wirkenden Kraft über das jüngere Gebirge hingeschoben wurde.
.. Vier geologische Profile eriäutern das tfeinere Detail des oberen Faltenbaues.
Die Überschiebung der Scesaplanamasse wird aus der Unterlagerung durch jüngere
Schichten im Süden und Westen abgeleitet.
Es sind dies Schichten, welche weiter östlich die mächtigen Berge um die
Tilisuna- und Lindauerhütte bilden und die hier unter der Last der darüberge-
schobenen Scesaplana zu ganz dünnen Schichten zerpreßt sein sollen. Die „fremd-
artigen“ Gesteine im Untergrund der Scesaplana sind helle Jurakalke, Breccien
(großenteils Kreide) und jugendliche Eruptivgesteine (Serpentine, Ophikalzite,
Spillite und Diabasporphyrite). Mit letzteren treten fast immer schwärzliche und
grünliche Ölquarzite mit fettigglasigem Glanz auf.
Nach v. Seidlitz sollen nun diese Eruptivgesteine gewissermaßen als
Gleitmittel die Bewegung gewaltiger Gebirgsmassen, wenn nicht ermöglicht, so doch
jedenfalls gefördert haben. Nach seiner Vorstellung wäre die ganze Vorarlberger und
Liechtensteiner Triasmasse des Rätikons als ein zerstückeltes Schollenland an-
zusehen, dessen einzelne Schollenglieder teilweise dachziegelartig aufeinanderge-
schoben sind. An einigen Schollenrändern treten dann die fremdartigen und erup-
tiven Gesteine hervor, die an der Unterfläche dieser großen Schubmasse von Süden
her mitgezerrt wurden.
af
108 Verhandlungen. Nr. 4
Nach diesen Ausführungen beschreibt der Verfasser die wichtigeren geo-
logischen Erscheinungen, wie sie dem Bergwanderer an den verschiedenen Auf-
stiegen zur Scesaplana begegnen.
Den Abschluß bildet dann eine kurze Erläuterung für das Verständnis des
großen geologischen, kolorierten Panoramas des Scesaplanagipfels.
Das ganze Aussichtsfeld wird von drei Deckensystemen, dem ostalpinen,
lepontinischen und helvetischen eingenommen, deren Hauptschichtgruppen mit
verschiedenen Farben betont sind. So wird eine leichte Übersicht und rasche
Orientierung ermöglicht.
Da in der nächsten Zeit von demselben Verfasser eine eingehendere Arbeit
über dieses Gebirge zu erwarten ist, so darf man hoffen, darin auf manche Fragen,
so insbesondere für das Alter der jüngsten Schichten (Globigerinenschiefer), für
das Auftreten der „fremdartigen“ Gesteine und die große Überschiebung nähere
Angaben zu finden. (Otto Ampferer.)
Dr. Fr. Reinhold. „Pegmatit- und Aplitadern aus
den Liegendschiefern des Gföhler Zentralgneises im
niederösterreichischen Waldviertel.“ (Mit 8 Textfiguren
und 3 Tafeln) Tschermaks mineralog.-petrogr. Mitteilungen,
XXIX. Bd., 1910, pag. 43— 147.
Die Schiefergneise des niederösterreichischen Waldviertels (und nach Er-
fahrung des Referenten als Aufnahmsgeologe auch des weiter nördlich gelegenen
Territoriums der böhmischen Masse) werden an zahlreichen Stellen von aplitisch-
pegmatitischen Gebilden durchadert. Von diesen kann ein Teil unbedingt als In-
jektion (namentlich in den Amphiboliten und in verwandten Gesteinen) aufgefaßt
werden; bei einem anderen Teil konnte man (namentlich in den Gneisen) ver-
schiedener Meinung sein. Um diesbezügliche Fragen zu klären, unterzog sich der
Autor der Mühe, eine größere Anzahl von Adern von verschiedenen Punkten des
im Titei angezeigten Gebietes sehr eingehend in petrographischer Hinsicht zu
untersuchen, ihre Beziehungen zu der Natur des Nebengesteins zu- studieren und
schließlich das geologische Auftreten der Adern kennen zu lernen. Als Resultat
dieser Bemühungen ergaben sich folgende Erkenntnisse:
Die hellen Adern verlaufen teils parallel, teils quer zur Schieferung ; der
Struktur nach sind sie schieferig oder nicht, Schieferige Gebilde sind angeblich
nicht nach der Schieferung des Nebengesteins injiziert worden. Außer der Schiefe-
rung sind daran Fältelungen konstatiert worden, die nach Ansicht des Autors
vor, während oder nach der Schieferung erfolgt sein können.
Sehr auffallend ist die Mannigfaltigkeit des Mineralbestandes der Adern;
diesbezüglich sei indessen auf den Text selbst sowie auf die beigegebenen Tabellen
(pag. 130—142, beziehungsweise bis 144) kurz verwiesen.
In genetischer Hinsicht ergab sich, „daß wohl der größte Teil der in den
Liegendschiefern des Gföhler Gneises, speziell in den Schiefergneisen und Amphi-
boliten auftretenden Adern als Injektionen zu deuten sind“. „Unter den Adern,
welche parallel der Schichtung und Schieferung verlaufen, mag es natürlich
solche geben, deren Entstehung auf eine ursprüngliche Wechsellagerung
zurückzuführen ist; dieselben werden aber petrographisch und geologisch von den
Injektionsadern kaum auseinanderzuhalten sein.“
Die Injektionen darf man sich „wohl nicht lediglich als ein Eindringen
von granitischem Magma vorstellen, sondern als“ „pneumatolitische oder Thermal-
wirkungen“.
Die Substanz der Adern kann eine Substanzzufuhr aus dem Nebengestein
erfahren haben.
Die Strukturverhältnisse der Adern stehen oft in einem Verhältnisse zu
ihrer Breite. Dieselbe Ader kann in breiter Entwicklung gröberkörnig und hypi-
diomorph, an schmäleren Stellen aber feinkörnig und allotriomorph ausgebildet sein.
(Dr. Karl Hinterlechner.)
Verlag der k. &k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25.
1911.
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Verhandlungen der K.k. Soologischen Reichsanstalt,
Sitzung vom 21. März 4911.
Inhalt: Ein ee Mit ln : Dr. I. @e A art: Vorlinngs Mitteilung Aber
die Aufnahme des Kartenblattes Drosendorf. — F. v. Kerner: Die geologischen Verhältnisse
der Zirona-Inseln. — Vorträge: O. Ampferer: Über neue Methoden zur Verfeinerung
des geologischen Kartenbildes. — Literaturnotizen: A. Haas, Chr. Tarnuzzer und
U. Grubenmann, C. A. Haniel, I. Pontoppidan.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Eingesendete Mitteilungen.
Dr. Hilda Gerhart. Vorläufige Mitteilung über die
Aufnahme des Kartenblattes Drosendorf (Westhälfte).
Es war meine Absicht, im Verlaufe des Sommers 1910 das
sanze Südwestviertel des Kartenblattes aufzunehmen, doch konnte ich
der ungünstigen Witterungsverhältnisse halber das Vorhaben nur zum
Teil ausführen. Die Südostecke des mir zugewiesenen Gebietes sowie
die Umgebung von Puch muß noch begangen werden.
Nach den Mitteilungen des Herrn Prof. Franz E. Suess wird
die Südostecke bei Trabernreith und Wappoltenreith von moravischen
Gesteinen (Bittescher Gneis) und deren Glimmerschiefermantel gebildet.
Das ganze übrige Gebiet gehört zur moldanubischen Scholle.
Den bisherigen Untersuchungen nach zu urteilen, bilden hoch-
kristalline Schiefer sedimentärer Entstehung die Hauptmasse; nur
einzelne Züge lassen mit Rücksicht auf ihren petrographischen Habitus
auf Entstehung aus einem Eruptivgestein schließen, das heißt sie
sind Orthogneise. Es ist dies mit ziemlicher Sicherheit von einem
amphibolitartig aussehenden Gestein zu behaupten, welches in der
Kartierung von Lippold als „Syenit“ ausgeschieden ist und das den
N—S verlaufenden Höhenzug des Hohenstein, Häuselberg und Strahn-
berg (nördlich von Groß-Siegharts) bildet. Das Gestein ist geschiefert
(Streichen N 25 OÖ, Fallen 30 W) und zeigt unter dem Mikroskop
Kataklasstruktur. Der Mineralbestand ist in den hellen Bändern:
Quarz und Kalifeldspat in ziemlich gleicher Menge, in den dunklen
Partien: saurer Plaglioklas. wechselnde Mengen von Quarz und reichlich
hell- bis dunkelgrüner (im Dünnschliff) Pyroxen, der stellenweise
durch Hornblende vertreten ist. Granat, Apatit und Titanit sind als
Übergemengteile fast stets vorhanden. Zu den Orthogneisen gehört
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 5. Verhandlungen. 18
110 Verhandlungen. Nr. 5
ferner die große Granulitmasse, welche den Süden des Gebietes
beherrscht. Westlich von Wappoltenreith beginnend dehnt sich der
Granulit bis in die Nähe von Weinpolz im äußersten Westen des
Blattes aus. Je nördlicher man schreitet, desto mehr verschmälert
sich die Granulitmasse und keilt in der Nähe von Diemschlag aus.
Es finden sich in diesem Gestein Partien von dunklem und dichtem,
typischem, sehr frischem Pyroxengranulit (Trapp) zum Beispiel bei
Blumau und NW von Ellends, außerdem einige Serpentinstöcke zum
jeispiel wieder bei Blumau und der Sulzmühle, wie sie auch sonst
häufig als Begleiter des Granulits im Waldviertel auftreten.
Im übrigen ist das Gebiet, besonders im mittleren Teil, durch-
setzt von zahlreichen Gängen, deren Gesteinscharakter von dem der
Gänge in der Osthälfte des Kartenblattes abweicht. In der diesbezüg-
lichen Arbeit von Prof. F. Suess (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1908,
Nr. 17 u. 18) sind für die moldanubische Zone nur Schörlpegmatite
und Kersantitgänge erwähnt. In der Westhälfte findet sich zwar
ebenfalls Schörlpegmatit, besonders in der Nähe von Eibenstein; je
weiter man aber nach Westen kommt, desto seltener werden die
Pegmatitgänge und desto spärlicher ihr Gehalt an Turmalin. Dafür
aber tritt ein Gestein in den Vordergrund, das in grauer, deutlich
körniger Grundmasse Einsprenglinge von Feldspat, Biotit und wenig
Pyroxen enthält. Die diekprismatischen Feldspatindividuen werden bis
zu 3 cm lang und bestehen aus saurem Plagioklas und zersetztem
Kalifeldspat, die Glimmerplättchen werden selten über 1 cm breit,
treten aber stellenweise gehäuft als „Butzen“ auf. Die Grundmasse
ist ein feinkörniges Gemenge von Quarz und Kalifeldspat in ziemlich
gleicher Menge.
Man kann demnach das Gestein als augitführenden Granitit-
porphyr bezeichnen. Charakteristisch ist die kugelförmige Absonderung
beim Verwittern, welche beim Dorfe Modsiedl (nördlich Raabs) im
Anstehenden zu beobachten ist, während sie sich sonst dadurch
dokumentiert, daß die zahlreichen Lesesteine in den Feldern Ei- oder
Kugelform besitzen. Die mächtigste Partie dieses Gesteins bildet ein
zirka 10 m breiter Gang, welcher westlich von Raabs auffallend
seradlinig in nordöstlicher Richtung streicht und durch die Win-
dungen der Thayatäler mehrmals geschnitten wird, so daß sich wieder-
holt gute Aufschlüsse des Ganges vorfinden. Der sichtbare Beginn
desselben liegt am rechten Ufer der deutschen Thaya, 1!/, km südlich
Liebnitz, das Ende am linken Ufer der mährischen Thaya, im öst-
lichsten Winkel des zweiten oberhalb Raabs gelegenen Knies. Ein
zweiter, weniger breiter Gang streicht parallel !/; km südlich davon,
beginnt 1 km oberhalb Raabs am rechten Ufer der deutschen Thaya
und endet mutmaßlich mit dem erwähnten Aufschluß bei Modsiedl.
Leider ist es der fehlenden Aufschlüsse halber nicht möglich, den
Verlauf anderer Gänge zu fixieren. Daß ihrer noch eine ganze Menge
vorhanden ist, beweisen die zahlreichen Lesesteine in den Feldern
und Wäldern. Der östlichste Punkt, an dem ich vorläufig das Gestein
antraf, liegt südlich Zemmendorf, der westlichste und zugleich süd-
lichste südwärts Matzles am Westrande des Blattes, der nördlichste
unterhalb der Hadermühle an der mährischen Thaya.
1911 Sitzung vom 21. März. Dr. H. Gerhart u. F. v. Kerner. 111
Von aplitischen Gesteinen ist eine Art zu bemerken, welche
südlich Alberndorf in der Nachbarschaft eines Serpentinstockes auf-
tritt und in einzelnen Aufschlüssen bis in die Gegend von Aigen be-
obachtet werden konnte. Es ist ein hellrosa gefärbtes, unfrisches,
feinkörniges Gemenge von Quarz und Kalifeldspat mit spärlichen, sehr
feinen Hornblendenadeln und Quarz-, beziehungsweise Plagioklas-
einsprenglingen.
Ein weit gröberkörniges Ganggestein erscheint beim Dorfe Lindau
in der Straßenböschung. Quarz und Kalifeldspat bilden auch hier die
Grundmasse, doch tritt diese rücksichtlich ihrer Menge weit zurück
hinter den zahlreichen, prächtig zonar gebauten Plagioklaseinspreng-
lingen. Pyroxenkristalle treten ebenfalls, aber in geringer Menge, als
Einsprenglinge auf.
Von lamprophyrischen Gesteinen konnte ich einige schmale
Kersantitgänge auffinden und gelegentlich eines orientierenden Aus-
fluges in das nordwestliche Kartenviertel ein sehr eigenartiges grünes
Ganggestein, das nördlich Thureß in einer Schottergrube aufge-
schlossen ist. Es besteht der Hauptsache nach aus Kalifeldspat und
einer zum Teil umgewandelten arfwedsonitischen Hornblende. Titanit,
Pyroxen und Apatit sind in relativ reichlicher Menge vorhanden.
Was die Paragneise anbelangt, so sind zwei voneinander ver-
schiedene Typen zu unterscheiden:
Jener, welcher den größten Teil des Gebietes beherrscht, zeichnet
sich durch große Einheitlichkeit aus. Es ist ein violettbrauner, biotit-
reicher Plagioklasgneis mit mehr oder minder mächtigen Linsen
von Amphibolit und granatreichem, granulitartigem Gestein — der
„körnigflaserige Plagioklasgneis“ mit seinen bald glimmerreichen, bald
aplitartigen wechselnden Lagen, dessen Prof. Suess in der zitierten
Arbeit Erwähnung macht.
Der zweite Typus, von Prof. Suess kurz „Sedimentgneis“
genannt, zeichnet sich durch mächtige Kalkbänke aus, zwischen denen
eine bunte Reihe stark geschieferter und daher dünnplattiger, meist
ziemlich glimmerreicher Gesteine wechselt. Quarzit, Gneis, Glimmer-
schiefer, Amphibolit, Augitgneis, ferner ein Gestein, das ausschließlich
aus Quarz und Magnetit besteht, bilden streckenweise bloß je 1 cm
dicke Lagen, zwischen denen sich nicht selten Graphitlinsen und Kalke
mit Tremolit finden. Diese Sedimentgneise bilden einen Streifen, der
bei Tumritz beginnend über Reith und Zabernreith nordwärts zieht
und dabei ziemlich konstant NS streicht mit westlichem Fallen.
F. v. Kerner. Die geologischen Verhältnisse der
Zirona-Inseln.
Die Zirona-Inseln treten dem von Norden Kommenden als die
ersten Glieder der großen mitteldalmatischen Inselgruppe entgegen.
Sie liegen zwischen dem Küstengebiete von Mandoler, dem vorsprin-
sendsten Teile des Festlandes östlich von der Punta Planka und der
Insel Solta, die zusammen mit Brazza den großen nördlichen Inselzug
von Mitteldalmatien bildet.
18*
112 Verhandlungen. Nr. 5
Zirona grande ist eine Insel von sehr unregelmäßiger Gestalt.
Durch zwei Buchten, den Porto Giorgio und das Valle Solinska, von denen
die erstere von NW, die letztere von S her in den Inselkörper ein-
dringt, erfährt dieser eine Gliederung in ein verengtes Mittelstück
und in zwei Seitenteile. von denen der westliche die Form eines mit
seiner Spitze gegen WSW gekehrten Dreieckes aufweist, die östliche
den Umriß eines Halbkreises mit gegen NO gekehrtem Bogen hat.
Zirona piccola, genau westlich von der vorigen Insel gelegen, zeigt
die Form eines liegenden L, dessen ungleich lange Schenkel eine
gegen SW geöffnete Bucht umschließen.
Die Zirona-Inseln sind stehen gebliebene Stücke eines breiten,
sich gegen WNW abflachenden Gewölbes von oberen Kreideschichten.
Eine mittlere Zone derselben ist hier durch reichliches Vorkommen
radial gerippter Austern ausgezeichnet. Im Liegenden derselben er-
scheinen Kalke, die sehr spärliche Rudistenreste führen, im Wechsel
mit Dolomiten. Im Hangenden der Austernzone trifft man rudisten-
reiche Kalke, über denen als jüngstes, auf den Inseln vertretenes
Schichtglied lichte Plattenkalke folgen. Im nördlich benachbarten Fest-
landsgebiete lagert zwischen diesen letzteren und dem dort auch ver-
tretenen Eocän noch massiger Rudistenkaik, so daß man für die obere
Kreide beiderseits des Canale di Zirona nachstehende lokale Gliede-
rung (von oben nach unten) angeben kann:
Massiger Kalk mit Hippuriten und Radioliten
Fossilleerer Plattenkalk
Bankiger Kalk mit Radioliten
Kalk mit Chondrodonten
Fossilarmer Kalk im Wechsel mit Dolomit
Die durch die Austernzone umgrenzte Kernregion des Schicht-
gewölbes erstreckt sich über das verengte Mittelstück und die ihm
benachbarten Teile der beiden seitlichen Abschnitte von Zirona grande.
Zur Mantelregion der Falte gehören die übrigen Teile dieser Insel
und ganz Zirona piccola.
Am Westufer der Landzunge Teketa, die den Porto Giorgio
gegen N begrenzt, zeigt sich links von der Einfahrt in denselben zu-
nächst lichter diekbankiger Kalk, der unter 30° nach N fällt. Dann
schieben sich mehrere, je ein paar Meter breite Zwischenlagen von
gelblichem dünnspaltigem Plattenkalke ein. Bald gewinnt dieser in der
Schichtfolge die Oberhand und die Nordküste der Teketa wird auf
weite Strecken hin durch völlig ebene, 40—50° steil gegen N ab-
fallende Schichtflächen solchen Kalkes gebildet. Außer Plattenkalk
sind aber auch noch hier Einlagerungen von bankigen bräunlichen
und massigen weißen Kalken und von Schalengruskalken zu bemerken.
Die am meisten gegen N vortretenden felsigen Küstensporne
beiderseits der Mündung eines kleinen, mit Pyrethrumkulturen erfüllten
Grabens bestehen aus hellen lochrigen Kalksteinen. Es wäre möglich,
daß diese schon den Beginn der Hangendserie des Plattenkalkzuges
bezeichnen, da auf der nordwärts gegenüberliegenden Festlandsküste
die Zone von Plattenkalk ungefähr jene Mächtigkeit aufweist, welche
sich für den lithologisch mit ihm übereinstimmenden Gesteinszug auf
1911 Sitzung vom 21. März. F. v. Kerner. 113
Zirona ergibt, wenn die Kalke an dem vorerwähnten Küstensporne
nicht noch eine Einlage, sondern schon die Decke des Plattenkalk-
zuges sind.
Östlich von diesem Sporne, wo man — der Küste folgend —
wieder in sukzessive tiefere Partien des eben genannten Gesteins-
zuges gelangt, wird das Schichtfallen sehr steil, 60—70°. Die untere
Grenze des Plattenkalkzuges verläuft vom Westfuße der Teketa in
einem sehr flachen, gegen S konvexen Bogen längs des Südrandes
des Teketarückens und seiner Fortsetzung, der Rückenfläche von
Rusinovic, zu einem Punkte der Ostküste, welcher etwas südwärts
von der Küstenkerbe liegt, in die der nordöstlich vom Bukaj
(höchster Punkt von Zirona grande) gelegene Graben mündet. Auf
dem Höhenzuge oben zeigt sich eine ähnliche Zunahme der Schicht-
neigung von W gegen OÖ, wie unten längs der Küste. Man mißt auf
der Westkuppe der Teketa 40°, östlich von Rusinovie 60—70° steiles
nördliches Verflächen.
Die Liegendschichten des Plattenkalkes bauen die durch zwei
Wandstufen unterbrochenen Hänge nordwärts vom Porto Giorgio auf
sowie ferner die Nordhälfte des Bukaj, des höchsten Berges der
Insel. Die Einfallswinkel nehmen hier gegen S zu ab. Während sie
nahe der Plattenkalkbasis noch 40° betragen, ist an den Hängen
nordwärts vom Georgshafen und auf der ganz flachen Kuppe des
Bukaj ein nördliches Verflächen unter nur 25° zu konstatieren. An
der Küste am Ostfuße des Bukaj trifft man im Liegenden des dünn-
spaltigen Plattenkalkes zunächst weiße, dichte bis feinkörnige, dann
weiße subkristalline, zuckerkörnige und lochrige Kalke. An dem
Küstenvorsprunge, in den der vom Bukaj gegen OÖ abdachende Rücken
ausläuft, stehen lichtgraue Dolomite und weiße, mürbe, rudistenführende
Kalke an. Am nächsten Küstenvorsprunge beobachtet man schon
Chondrodonten.
Über die Art des Aufbaues der Austern führenden Gesteinszone
auf Groß-Zirona kann folgendes Detailprofil (von der Ostküste) eine
nähere Vorstellung geben:
Bank von weißem, körnigem Kalk.
Bank von hellgrauem Kalk mit vielen Uhondrodonten.
Schmale Zone von grauem Plattenkalk.
Kalkbank, reich an Rudisten und Ostreen.
Schmale Zone von grauem, plattigem Kalk.
Kalkbank, sehr reich an Chondrodonten.
Mehrere Bänke von weißem Kalk mit Rudisten und mit gerippten und
ungerippten Austern.
Dicke Bank von hellgrauem Kalk mit Rudisten und Chondrodonten.
Einige Bänke von hellgrauem Kalk ohne Fossilien.
Zwei Bänke von weißem Kalk mit sehr viel Ostreen.
Einige Bänke von hellgrauem, klüftigem Kalk ohne Petrefakten.
Bank von hellgrauem Kalk, dicht erfüllt von Chondrodonten usw.
Das Einfallen ist hier 25° NNO.
114 Verhandlungen. N5
Die lithologische Ausbildungsweise der Austernzone auf Zirona
ist demnach eine vorwiegend bankig-kalkige im Gegensatze zu der an
Plattenkalken und Dolomiten reichen Fazies der ein etwas tieferes
Niveau einnehmenden Ostreenschichten im Hangenden des cenomanen
Dolomites im mittleren Cetinagebiete und in der Zagorje.
Im Bereiche der flachen Kuppe des Bukaj zieht die obere
Grenze der Ostreenzone nahe südlich vom Triangulationspunkte
(177 m) vorbei. Am Wege von der Kuppe zum Orte Zirona hinab
trifft man helle bankige und graue plattige Katke nebst Dolomiten
mit vielen glattschaligen und radialgerippten Austern. Auf der Süd-
seite des Georgshafens traf ich dicht mit Chondrodonten erfüllte
Kalkbänke beiderseits der kleinen, in den Hafen vortretenden Land-
zunge, deren Front aus 35° gegen N einschießenden, noch zur
Hangendserie der Austernzone gehörigen lichten Kalksteinen besteht.
Westwärts von dieser Landzunge wendet sich die austernreiche Ge-
steinszone in großem Bogen gegen S und weiter gegen SSO, um in
die Landzunge westlich vom Valle Solinska auszustreichen. Mit schönen
Abdrücken von Chondrodontenschalen bedeckte Gesteinsbänke fand
ich am Südfuße des von einer kleinen Kapelle gekrönten Hügels bei
Süd-Rusinovic, am Wege südlich von Letilovie und im Wurzelgebiete
der eben genannten Landzunge. Diese Schalenabdrücke sehen bei der
Regelmäßigkeit ihrer Berippung oft fast wie in Stein gemeißelte
Palmettenornamente aus.
Auf Solta konnte ich beobachten, daß die ungerippten und
meist sehr langschaligen Austern fast überall an der oberen Grenze
und im Hangenden der mit radialgerippten Austern erfüllten Bänke
ihre Massenentfaltung haben und viel höher hinaufreichen als die
serippten Formen. Auf Zirona ist mir derartiges nicht im besonderen
aufgefallen. Es handelt sich hier wohl um regionale Unterschiede.
Die Hoffnung, mit Hilfe der Chondrodonten eine auf Grund der
Rudistenreste nicht erreichbare durchgreifende Gliederung der dal-
matinischen oberen Karstkreide zu erzielen, erscheint bei dem Um-
stande, daß die Ostreen in verschiedenen und nicht konstanten
Niveaux auftreten, sehr gering; für lokale Gliederungen können die
Austern führenden Schichten aber wohl Verwertung finden und bieten
dda naturgemäß ein weit größeres Interesse als die sonst noch zu Ab-
srenzungen innerhalb des Rudistenkalkes in Betracht kommenden
Plattenkalk- und Dolomitzonen.
Entsprechend dem bogenförmigen Verlaufe zeigt sich in der
Austernzone Groß-Zironas umlaufendes Streichen. Die Fallwinkel und
Richtungen sind: an der Ostküste der Insel 20° NNO, südlich von
der Bukajkuppe 20—30° N, am Südufer des Porto Giorgio 35° N,
bei Süd-RusinoviG NW—W, bei Letilovic und Starica 25° WSW und
an der Küste südöstlich von letzterem Weiler 15° SW.
In dem vom Bogen der Ostreenschichten umschlossenen schmalen
Mittelstücke der Insel zeigt sich ein wiederholter Wechsel von Kalk
und Dolomit. Besonders in der Talfurche, welche vom Georgshafen
zur Solinskabucht hinüberführt, sind dolomitische Einlagerungen zu
bemerken. Die Ufer der beiden Wurzelstücke des Valle Solinska
bauen sich dagegen ganz aus Kalken auf. Die Lagerung ist in diesem
1911 Sitzung vom 21. März. F. v. Kerner. 115)
Gebiete flach antiklinal. Vom Fond des Valle Solinska sieht man
lange Felsbänder, die Schichtköpfe sehr schwach gegen S geneister
Kalkbänke, gegen das Innere der Insel hinanziehen, gleich weiter
nordwärts liegen die Schichten söhlig und in der Talfurche gegen
Zirona zu fallen sie sanft gegen N ein. Auf den Anhöhen südlich
vom Fond des Porto Giorgio (bei Grabule) ist hemiperiklinales
Einfallen nach N, NW und W, auf der Westseite der Kuppe
Brkovo westliches Verflächen zu bemerken. An den Ufern der
westlichen Wurzel der Solinskabucht geht dasselbe in 15° sanftes
WSW-Fallen über. Am Wege, der vom Ort Zirona in den südwest-
lichen Inselteil hinausführt, sieht man zunächst wohlgeschichtete,
graue, fossilarme Rudistenkalke, dann zwei Dolomiteinschaltungen,
hierauf nochmals Kalke mit sehr spärlichen Rudistenresten, dann
stellen sich neben Radioliten auch glattschalige Austern und endlich
gerippte Austern ein.
Im Innern der Landzunge von Bassuzzo, welche die Solinska-
bucht ostwärts begrenzt, ist gleichfalls ein wiederholter Wechsel von
Kalk und Dolomit vorhanden. Das Schichtfallen ist in der südlich
vom Bukaj gelegenen Wurzelregion dieser Zunge ein nordnordöst-
liches. Weiter südwärts geht es in schwebende Lagerung über, dann
biegen sich die Bänke gegen SW hinab. Die Südküste der Landzunge
von Bassuzzo besteht aus gegen SW bis WSW einfallenden, gut
sebankten, hellgrauen, fossilleeren Kalken. Man sieht ausgedehnte
Felsschichtflächen unter Winkeln von 200 in das Meer abdachen.
Westwärts folgt eine Dolomitzone und die an diese sich anschließende
Uferstrecke ist eine typische exoklinale Längsküste aus 20— 25° gegen
SW geneigten Schichten.
Auf der Ostseite der Landzunge von Bassuzzo quert man die
tiefsten Kernschichten des Kreidekalkgewölbes der Insel. Es folgt
dort im Liegenden der Austernzone zunächst grauer Kalk mit Radio-
liten; 15—20° gegen N geneigt. Das Schichtfallen wird dann immer
flacher und es tritt völlig söhlige Lagerung ein. Das Gestein ist hier
ein hellgrauer, feinkörniger, zum Teile etwas streifiger Kalk ohne
makroskopische Einschlüsse. Kurz vorher quert man eine schmale
Zone von weißem, zuckerkörnigem Kalke. Dann vollzieht sich ein sehr
allmähliches Hinabbiegen der Schichten gegen SSO. Auch hier schalten
sich den schön gebankten grauen Kalken mit glatter Oberfläche
schmale Züge von undeutlich geschichteten weißen, rauhklüftigen
Kalken ein. An der Punta, welche den Übergang der Ostküste in
die Südküste des Landvorsprunges vermittelt, steht hellgrauer,
plattiger Dolomit und weißer, lochriger Kalk an. In den wollge-
schichteten Kalken, die man vorher passiert, finden sich spärliche
Rudistenreste.
Die EntblößBung des Faltenkernes von Zirona reicht demnach
höchstens bis an die Basis des Rudistenkalkes, während in dem
Faltenaufbruche von Solta auch noch Aquivalente des Chamidenkalkes
bloßgelest sind. Nach den am Festlande bestehenden Verhältnissen
würde die vorwiegend kalkige, zugleich aber hornsteinfreie Ausbildung
der liegendsten Gesteinspartien auf Zirona sogar darauf hinweisen, daß
hier die Basis des Rudistenkalkes noch nicht erreicht ist. Da aber
altz Verhandlungen. N
auf der nahen Soltainsel dieser Kalk nicht von Dolomit oder Horn-
steinkalk, sondern von fossilleeren, bräunlichen Kalken unterlagert ist,
wäre es immerhin möglich, daß die tiefsten Gesteinsbänke auf Zirona
schon den Übergang in jene fossilleere Kalkzone bezeichnen, welche
auf Solta die Aquivalente des Chamidenkalkes überlagert.
Der Ostküste Groß-Zironas sind zwei kleine Inselchen vorge-
lagert. Der nur 100 m von der Östspitze des Eilandes entfernte
Scoglio Krknas mali hat den Umriß eines Rhombus, dessen in
NW-—SO-Richtung gelegene große Diagonale 250 m mißt. Er bildet
in tektonischer Beziehung die direkte Fortsetzung des ihm gegen-
überliegenden Inselvorsprunges. An seinem Nordufer fallen die
Schichten 20—30° NO, auf seiner Südseite 20—25°0 NNO. Dichte,
körnige und dolomitische Kalke nehmen am Aufbaue dieses Scoglio
Anteil. Quer durch seinen mittleren Teil zieht eine hohe Schieht-
kopfstufe. Der submarine Verbindungsrücken mit der Zirona-Insel
reicht bei Ebbe fast bis an die Meeresoberfläche hinan.
Der 300 m südlich von der Ostspitze Zironas aufragende Scoglio
Krknas veli hat die Grundform eines mit seiner Achse NW—SO
orientierten Ovals von 500 m Länge und 220 m größter Breite. An
seiner Südwestseite traf ich ganz horizontal liegende Bänke von
dolomitischem Kalk. Uber diesen folgen Schichten reineren Kalkes,
die sich allmählich gegen S und SSO sanft hinabbiegen. Die in
Stufen ansteigende Südküste baut sich aus dolomitischen Schichten
auf. An der Südostseite des Inselchens, wo wieder kalkige Gesteins-
entwicklung herrschend wird, vollzieht sich eine rasche Drehung der
Einfallsrichtungen aus SSO in ONO und das Ostufer wird durch
sehr sanft nach dieser letzteren Richtung geneigte Kalkbänke gebildet.
Im nördlichen Teile des Scoglio trifft man Schichtkopfriffe, die ein
20% sanftes Verflächen gegen N zeigen und dieses geht auf der West-
seite allmählich wieder in schwebende Lagerung über. Krknas veli
ist derart ein Scoglio mit hemiperiklinaler Schichtlage und bezeichnet
die Region, wo der Kern des Gewölbes der Zirona-Inseln sich gegen
OÖ abzusenken beginnt. Der Gewölbescheitel erscheint gegen seine Um-
gebung etwas gesenkt und liegt im Bereiche der Wasserstraße, welche
den in Rede stehenden Scoglio von der Ostküste der Landzunge von
Bassuzzo trennt.
Der westliche Teil von Groß-Zirona wird durch eine von NW
her eindringende kleine Bucht, den Porto piecolo, in die Berg-
kuppe Kljebi und in die Hügelregion von Siran abgeteilt. Die Berg-
kuppe Kljebi (104 m) flankiert den Kingang in den Porto Giorgio
im Süden und bildet so den Gegenpfeiler zur nordwärts von diesem
Hafen zu gleicher Höhe aufsteigenden Teketa. Am Südufer des
äußeren Porto Giorgio fallen die Schichten 35° NNO. Die flache
felsige Kuppe des Kljebi baut sich aus 20—25° gegen NW, W und
SW einfallenden, teils kalkigen, teils dolomitischen Bänken auf. Auf
der Ostseite bilden diese ein Treppengehänge, unterhalb dessen fast
söhlig gelagerte und sanft gegen W geneigte Schichten folgen. Auf
der Westseite sieht man die Kalkbänke sich gegen W hinabbiegen.
Auch an der Küste zwischen dem Porto Giorgio und dem Porto
piccolo herrscht westliches Verflächen vor. Die häufigen Wechsel der
1911 Sitzung vom 21. März. F. v. Kerner. 117
Fallrichtung entsprechen der Lage des Kljebihügels in der Achsen-
region des Schichtgewölbes vor dem Scheitel des Bogens der Östreen-
schichten.
Die Hügelregion von Siran weist dagegen — indem sie
dem westlichen Flügel der Inselfalte angehört — sehr einförmige
Lagerungsverhältnisse auf. Es ist dort allgemein sanftes, westsüdwest-
liches Einfallen vorherrschend. Im Westen und Süden des Porto
piecolo trifft man rudistenreiche, körnige weiße Kalke, im Nordosten
der Sirankuppe auch dolomitische Einschaltungen. An den am meisten
gegen W vortretenden Küstenstrecken und in dem niedrigen, westlich
vom Siranhügel sich ausbreitenden Gelände herrschen helle, fein-
körnige Kalke vor, die nur stellenweise Rudistenreste führen. Die
südliche Randzone dieses westlichsten Inselteiles baut sich aus weiß-
lichen und hellbräunlichen Kalken auf, welche sehr reich an Radioliten
sind, deren Erhaltungsweise aber leider spezifische Bestimmungen
ausschließt. Besonders an den Südabhängen der Kuppe Siran und auf
der Ostseite des vom Südwestkap aufsteigenden Hügels sind manche
Gesteinsbänke mit Radiolitenkernen dicht erfüllt. Es handelt sich hier
vielleicht um jenen rudistenreichen Horizont, welchen ich auf der
Insel Solta im Komplex der Hangendschichten der Östreenzone an-
getroffen habe. An der Küste unterhalb der Sirankuppe trifft man
viele Krusten von Brauneisenstein, honiggelbe Kalzitdrusen und ocker-
selbe, sandigtonige Ausfüllungen der Kalkklüfte.
Die Lagerungsverhältnisse sind, wie bereits erwähnt, im west-
licehsten Teile Zironas sehr gleichförmige. Im besonderen seien hier
angeführt: Im flachen Gelände nordwestlich vom Siranhügel und an
der vorliegenden Küste 15—20° WSW-Fallen, an der Südwestspitze
der Insel 30° SW-Fallen und am Südfuße des Siran 250 WSW- bis
30° SW-Fallen.
Ein interessantes Phänomen ist an der Südwestspitze der Insel
zu beobachten. Vor einer unter 30° gegen SW abdachenden Kalkbank
ragen noch die Reste der nächsthöheren Bank in Form zweier
kleiner Klippen auf. Im einspringenden Winkel auf der NW-Seite der
westlichen dieser Klippen ist im Meeresniveau ein horizontaler Fels-
spalt sichtbar, _ wogegen sich an der Frontseite dieser Schichtkopf-
klippe keine Öffnungen und nur Auswaschungen zeigen. Aus jenem
Spalt vernimmt man in ungleichen Zwischenräumen ein Geräusch, das
bald durch die Ausdrücke des Schlürfens, Gurgelns und Glucksens
näher bezeichnet werden kann, bald aber sich ganz wie ein schweres
dyspno&tisches Stöhnen und orthopno6tisches Röcheln vernehmen
läßt. Es erscheint kaum zweifelhaft, daß hier Meerwasser eingesaugt
wird, obschon ich nicht bemerken konnte, daß leichte, in das Wasser
seworfene Körperchen mit Kraft in den Spalt hineingezogen würden.
Nach irgendwelchen Phänomenen, welche als Kompensation zu
diesem Aspirationsvorgange in Beziehung gebracht werden könnten,
suchte ich in den beiderseits anschließenden Küstenstrecken vergebens.
In Zirona hörte ich, daß die Erscheinung den Eingeborenen bekannt
sej, und zwar als die einzige dieser Art an den Küsten ihrer meer-
umspülten Heimat, konnte aber sonst nichts Näheres darüber in Er-
fahrung bringen. Ich selbst vernahm ein ähnliches, aber viel schwächeres
K. K. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr, 5. Verhandlungen. 19
118 Verhandlungen. Nr.5
Geräusch auch noch in der Bucht nordwärts vom Südwestkap der
Insel.
Aus dem Meere südwärts vom westlichen Teile Groß-Zironas
erheben sich zwei Inselchen, die Scoglien Orut und Makiaknar. Der
Scoglio Orut, einer der größten des Gebietes, ist ein flacher
Schild vom Umriß einer Ellipse, deren dinarisch streichende Längs-
achse 1100 »n und deren Querachse 450 m mißt. Der kürzeste Ab-
stand seines Nordufers von der Südküste Zironas beträgt 750 m. An
der Nordostseite dieses Scoglio verflächen die Schichten 350° SW. An
seiner Nordwestseite sind die Fallwinkel ein wenig größer, 40% an
der Südostspitze um ein geringes kleiner, 30°, auch ist dort die
Neigungsrichtung mehr eine westsüdwestliche. Den Hauptanteil am
Aufbaue dieses Inselchens nehmen gutgebankte, feinkörnige, helle
Kalke, die viele Radiolitenreste enthalten. Als Einschaltungen trifft
man, wie auf Zirona, besonders weiße, lochrige Kalke, Schalengrus-
kalke und Dolomite an, letztere besonders an der Nordwestseite. Auf
der Nordostseite des Scoglio Orut kommt eine typische diagonale
Stufenküste zur Entwicklung; die südwestliche Uferzone ist eine sehr
zerklüftete, sanft abdachende Felsfläche, aus der nur da und dort
deutliche Schichtköpfe aufragen.
Der 340 m von der Südostspitze des Scoglio Orut entfernte
Scoglio Makiaknar hat den Umriß einer Raute von 250 m Länge
und 140 m Breite. Er ist der Typus eines im Streichen in die Länge
gezogenen isoklinalen Scoglios und besteht aus 25° gegen WSW ge-
neigten Schichten. Vorherrschend ist auf ihm dichter, bräunlicher,
gut gebankter Kalk, die Mitte des Scoglio quert ein Zug von weißem,
stark lochrigem Kalke. Am Aufbau einer den Nordhang durchziehenden
Wandstufe nehmen auch dolomitische Schichten Anteil. Die beiden
eben beschriebenen Scoglien sind stehen gebliebene Teilstücke des
Westflügels der großen Falte, deren Kernzone dem südöstlichen Teil
von Groß-Zirona entspricht.
Völlig isoliert ragt zwischen den beiden Zirona-Inseln der
Scoglio Malta auf. Er ist eine kleine, nur wenig über das Meeres-
niveau sich erhebende Felsmasse aus 15° NW fallenden Schichten
und gehört sonach der Achsenregion des gegen NW abdachenden
zironischen Faltengewölbes an. Das herrschende Gestein ist ein heller,
dolomitischer Kalk, in welchem die Rudistenreste zum Teil stark
ausgewittert sind.
Zirona piccola ist ein vor Absenkung bewahrt gebliebenes Stück
der obersten Hülle des kretazischen Schichtgewölbes von Zirona
grande. Der in W—O-Richtung in die Länge gestreckte Inselteil fällt
ganz in den Bereich der Achsenregion der Falte, indem dort sanftes,
westliches bis nordwestliches Schichtfallen herrscht. Die gegen 8
vortretende Landmasse gehört dem Südflügel der Gewölbehülle an.
An der Punta Kuknara, der Spitze des verschmälerten End-
stückes einer aus der Ostküste von Klein-Zirona vorspringenden Land-
zunge, sieht man sehr sanft gegen W verflächende dicke Bänke eines
stark zerklüfteten lichten Kalkes. Auf der Südseite des schmalen
Zungenendes, woselbst große Anhäufungen von Strandgeröll vorhanden
1911 Sitzung vom 21. März. F. v. Kerner u. ©. Ampferer. 119
sind, läßt sich der Beginn einer Hinabbiegung der Schichten gegen
WSW und SW erkennen. Auf den Kalkbänken am Nordufer zeigen
sich große Mengen von Durchschnitten von Radioliten. Von der nörd-
lichen Abgliederungsstelle der Landzunge bis zur Punta Zelivisk,
der abgestumpften Nordostecke der Insel, sieht man feinkörnige,
hellbräunliche und weißliche Kalke sehr sanft gegen NW einfallen.
An der Punta ist eine Dolomiteinschaltung sichtbar. An der Nordküste
der Insel schwankt die Neigungsrichtung der stets unter Winkeln von
nur 5—10° verflächenden Kalkbänke zwischen N und W. Im Innern
der kleinen Insel und am Nordufer der Bucht von Vela Rina
herrscht westliches Einfallen vor.
Die Vela Glavica, der höchste Hügel des Eilandes, baut sich
aus sehr sanft gegen W einfallenden, diekbankigen Kalken auf. Die
Ostseite zeigt einen schön entwickelten Stufenbau. Auch die Südküste
der Vela Glavica gleicht einer regelmäßigen Felstreppe. Man sieht
hier Kalke und Dolomite in mehrmaligem Wechsel sehr sanft gegen
NNO verflächen. In der halbkreisförmigen Bucht, welche südwärts
von dem. Isthmus eingreift, der den eben genannten hohen Hügel
mit der ihm westlich vorgelagerten Mala Glavica verbindet, zeigt
sich ein prächtiges Bild einer diagonalen endoklinen Treppenküste.
An der äußersten Südspitze der Mala Glavica fallen hellbräunliche
Kalke, die reich an Durchschnitten von großen Rudisten sind, sanft
gegen WSW. Auf der Westseite der eben genannten Kuppe liegen
die Schichten ganz horizontal und hier entwickelt sich nun ein Fels-
treppenbild von solch’ idealer Regelmäßigkeit, wie es selbst mir, der
ich in bezug auf dalmatinische Küstenreliefs über reichste Erfahrungen
verfüge, früher noch nie zu Gesicht gekommen ist. Die Stufen dieser
gigantischen Steintreppe sind zirka 1 m hoch und stellenweise glaubt
man sich an die Flanken der Cheopspyramide versetzt. Auf der Nord-
seite der Mala Glavica verliert sich dann allmählich dieses in seiner
Art einzig dastehende Küstenbild und in der ostwärts folgenden Bucht
zeigt sich geröllbedeckter Strand.
An den Küsten des gegen S vorspringenden Inselteiles herrscht
gelblicher, feinkörniger bis dichter Kalk meistens vor, wogegen im
Norden auch körnige, weiße Kalke zu beobachten sind. Der dichte
Kalk enthält zum Teil zahlreiche Auswitterungen von Rudisten.
Dolomiteinschaltungen traf ich gleich ostwärts von Vela Rina und in
der Küstenkerbe südlich von der Punta Vanjska. Das Einfallen
ist am Westufer des südlichen Inselteiles 5—10° S bis SSW, an der
Südküste 15—20° SSW, an der Punta Vanjska 20° SW, dann wird
die Schichtneigung wieder geringer und an der südlichen Abgliederungs-
stelle der eingangs erwähnten östlichen Landzunge ist sehr sanftes
W-Fallen vorhanden.
Vorträge.
O. Ampferer. Über neue Methoden zur Verfeine-
rung des geologischen Kartenbildes.
Der Vortragende legt das erste Blatt der neuaufgenommenen
Karte der Lechtaler Alpen im Maße 1: 25.000 in zwei Darstellungsarten,
19%
120 Verhandlungen. Nr.03
der gewöhnlichen flächenhaften und der neuen linienhaften, vor und
vergleicht eingehender die Ausdrucksfähigkeiten dieser beiden
Methoden.
Während bei der alten Methode größere oder kleinere Schicht-
komplexe durch einheitliche Farbflächen abgebildet werden, versucht
die neue Methode alle Flächen in weit kleinere Elemente aufzulösen.
Solche natürliche kleinere Elemente sind bei den geschichteten
Gesteinen die einzelnen Schichtenlagen, bei den ungeschichteten
Sprünge, Klüfte, Absonderungen, Schlieren ... Es erscheinen auf einer
konsequent in dieser Art durchgeführten Karte keine Farbenflächen
mehr, sondern feine Wogen und Gitter von farbigen Linien.
Jede Formation wird durch ihre innere Struktur soweit als
irgend möglich ausgedrückt.
Das kann aber nur dann zu richtigen Bildern führen, wenn die
Schichtfugen, die Klüfte... auf der Karte entsprechend ihrer Pro-
jektion als Gehängeschnitte eingetragen werden.
Sind diese Eintragungen genügend reichlich und genau, was
bei Karten von kleinem Maßstab ausgeschlossen ist, so enthält die
Zeichnung alle wesentlichen Angaben der Struktur. Fallzeichen werden
dadurch ganz entbehrlich, weil ich aus dem Schnitt der geologischen
Linien mit den Terrainflächen fort und fort die Raumstellung ent-
nehmen kann.
Ich kann mir ja in gewissem Sinne die Linienzeichnung eines
Schichtkomplexes geradezu aus zahlreichen und miteinander verbundenen
Fallzeichen, aus den Fallzeichen seiner Schichtelemente entstanden
denken.
Der Reichtum der geologischen Angaben einer solchen Karte
übersteigt für dasselbe Gebiet vielmals den Inhalt einer nur flächen-
haft gezeichneten Karte.
Des weiteren wird dadurch die Präzision der Einzeichnungen
und damit die Kontrollfähigkeit bedeutend gefördert. Dagegen geht
ein guter Teil der gröberen Übersichtlichkeit verloren. Wie die Karte
aus genauer Feldarbeit langsam und zähe entstanden ist, so zwingt
sie den Beschauer auch zu sorgfältigerer Lesung.
Während auf den älteren Karten sich meistens Gebiete von
feinerem Detail und solche von großen ungegliederten Flächen schroff
gegenüberstehen, ist das bei der neuen Zeichnungsweise größtenteils
aufgehoben. Fossilreiche oder petrographisch ausgezeichnete Zonen
werden häufig in schmalen Farbbändern abgebildet, riesige Komplexe
gleichartiger Schichtbänke oder Massengesteine dagegen mit einer
summarischen Farbfläche dargestellt.
Das ist für eine große Reihe sehr verschiedener Fragen eine
ungerechte Behandlung, eine zu karge Beantwortung.
Durch die neue Zeichnungsart soll auch das reiche, vielfach
noch unbekannte Detail solcher „geologischen Oden“ zutage gebracht
werden. Es ist naheliegend, daß sich die besten Anwendungsgelegen-
heiten für solche Kartierungen im Hochgebirge oder in felsigen kahlen
Regionen finden. Das Gebiet der Lechtaler Alpen erscheint für die
Einführung dieser Arbeitsmethode in hohem Grade geeignet, wenn
sich der Autor auch nicht verhehlt, daß die Anforderungen dieser
Ve RE. Vo
1911 Sitzung vom 21. März. O. Ampferer u. A. Haas. 121
Aufnahmen vielfach über das Vermögen des einzelnen hinausgehen
dürften.
Zum Schlusse wurde noch darauf hingewiesen, wie viele Aufgaben
der geologischen Kartiernng sich in ausgezeichneter Weise mit den
modernen photogrammetrischen Methoden (Stereoautograph von v. Orell)
lösen lassen.
Ebenso ist die Photogrammetrie die höchste und entscheidende
Instanz für viele Probleme der Öberflächengestaltung. Ich erinnere
hier nur kurz zum Beispiel an die Fragen nach der Zahl und den
Ausmaßen der glazialen Taltröge.
In vielen Fällen dürfte es heute schon besser sein, statt auf oft
ungenügenden Karten, auf orientierten Photographien seine Eintragungen
vorzunehmen.
Besonders wertvoll wird dem Feldgeologen die Photogrammetrie
in unerforschten Gebieten oder bei Arbeiten in ganz großem Maßstab.
Als Grundlage für alle beim Vortrage vorgeführten Kartenarbeiten
wurde die neue von Ing. L. Aegerter bearbeitete Karte der Lech-
taler Alpen benützt, welche im Herbst 1911 erscheinen soll. Ihre helle
und sehr charakteristische Fels- und Gehängezeichnung ermöglichte
erst die Eintragung der feineren geologischen Strukturen.
Dieselbe wird vom Deutschen und Österreichischen Alpenverein
herausgegeben, dessen hilfreiche Erschließung der Hochalpen der
Vortragende mit Worten des Dankes zu ehren suchte.
Es besteht die Absicht, eine genauere Darlegung des hier nur
gestreiften Themas mit entsprechenden Abbildungen in unser Jahrbuch
einzufügen.
Literaturnotizen.
A. Haas. Zum geologischen Bau der Umgebung des
Formarinsees in den Lechtaler Alpen. Mit 6 Figuren im
Text. Mitteilungen der geologischen Gesellschaft Wien 1909, II. Bd.,
Heft 4.
Der Autor gibt hier eine kleine geologische Skizze mit einer Karte ca. 1: 75.000
und 5 Profilen in größerem Maßstabe, die manche Verbesserung gegenüber dem
alten Kartenbild jener Gegend enthalten.
Leider steht die Stratigraphie noch ganz auf dem Standpunkt der älteren
Forscher. So sind in dem Sammelbeutel der „Allgäuschichten* nicht nur die
Radiolarienschichten und Aptychenkalke, sondern wahrscheinlich auch noch
Kreidegesteine mitenthalten. Wenigstens habe ich vor drei Jahren bei meinen Auf-
nahmen in der Mulde des Spullersees, welche ja weiter in das Gebiet des For-
marinsees hinüberstreicht, Schiefer und Sandsteine mit Orbitulina concava entdecken
können.
Die Tektonik enthüllt manche interessante Einzelheit.
Auf der Karte sind durch ein Versehen bei der Drucklegung durchaus die
Bezeichnungen des roten Lias und der Kössener Schichten miteinander verwechselt
worden. Auf den Profilen ist die Bezeichnung richtig.
Ein weiteres Ausgreifen und Anschließen an die Tektonik der benachbarten
Gebiete war bei der engen Begrenzung dieses Aufnahmsfeldes nicht möglich.
(Otto Ampferer.)
122 Verhandlungen. Nr.08
Chr. Tarnuzzer und U. Grubenmann. Beiträge zur
Geologie des Unterengadin. Beiträge zur geologischen Karte
der Schweiz, neue Folge, XXIII. Lieferung, mit einer geologischen
Karte in 1:50.000, einer Profiltafel und 25 Textfiguren. Bern 1909
(ausgegeben 1911).
Das Unterengadin und der geologisch dazugehörige Teil des tirolischen
Öberinntales sind ein Gebiet, welches für die Deutung der Tektonik von ganz
Westtirol, Vorarlberg und Graubünden von weittragender Bedeutung und dessen
Neubearbeitung daher von allen Seiten in Angriff genommen worden ist. In Nr. 13
der Verhandl. 1910 konnte über die Untersuchungen Paulckes im nordwestlichen
Teil des Gebietes berichtet werden. Die Neuaufnahme des österreichischen Teiles
ist seitens der geol. Reichsanstalt im Gange und über den südwestlichen Teil des
Gebietes legen nun Tarnuzzer und Grubenmann ihre Ergebnisse in dem hier
referierten Buche vor. Chr. Tarnuzzer hat den ersten, geologischen Teil („das
Gebiet der Sedimente“) bearbeitet, Grubenmann den zweiten Teil, „die kristallinen
Gesteine“. Die Karte umfaßt die Blätter Ardez und Tarasp der schweizerischen
topographischen Karte, das heißt den Südwestteil des Bündnerschiefergebietes mit
kristalliner Umrandung und die Lischannagruppe. Bedauerlich ist, daß der West-,
beziehungsweise Südwestrand des Bündnerschiefergebietes nicht vollständig darge-
stellt wurde, indem gerade zwei besonders wichtige Teile der Grenze nicht mehr
dargestellt sind: das SW-Ende im Val Sampuoir und Plavna, welches außerhalb
des Kartenblattes fällt und die Westgreuze im Val Tuoi, welche nicht eingetragen
wurde.
Die schon so verschieden gedeuteten Bündnerschiefer des Unterengadin
teilt Tarnuzzer in zwei Abteilungen:
1. Engadinschiefer unbestimmten Alters (basales oder Bündnerschiefergebirge),
Quarz-, Ton-, Serizit- und Kalkphyllite, auch Kalkschiefer und Kalksandsteine,
versteinerungsleer oder wenigstens ohne Versteinerungen, „die sicher auf ein
liasisches oder jüngeres Alter deuten“. Zu ihnen gehören auch die von anderen
Autoren als „bunte“ oder „grüne“ Bündnerschiefer bezeichneten Gesteine, welche
Tarnuzzer nur als lokale und untergeordnete Abänderungen der grauen Schiefer
ansieht und auf der Karte nicht ausscheidet. Nur insoweit die grünen Schiefer
Derivate von basischen Eruptivgesteinen sind, werden sie als Intrusivgesteine
abgetrennt.
In den Engadinschiefern liegen die Gipse des Inntales, welche nach Tar-
nuzzer nicht auf die „bunten“ Bündnerschiefer beschränkt sind, sondern auch
in den grauen als linsenförmige Einschaltungen vorkommen. Er faßt dieselben als
lokale Umwandlungsprodukte aus den Engadinerschiefern auf (Vitriolisierung des
Pyritgehaltes), weil die Gipse Bruchstücke jener in großer Zahl enthalten. Bänke
von reinem Gips wechseln mit Schiefern und Schieferkonglomerat. Außerdem ent-
halten sie aber Stücke von Triasdolomit und Kalk, welehe Tarnuzzer als ein-
geschwemmt deutet und daraus folgert, daß die Gipse und infolgedessen auch die
Engadinschiefer, aus denen sie entstanden, spät- oder posttriadisch sind.
Ein Teil davon ist wahrscheinlich liasisch.
2. Obermesozoische Schiefer (Gesteine vindelizischer Fazies, Auf-
bruchzone), Kalke, Kalksandsteine und Breecien, besonders die höheren Teile des
Gebirges einnehmend. Sie sind „unzweifelhaft mesozoisch, zum Teil Lias und
jüngeren Gliedern des Mesozoikums angehörend“. Zu dieser Grappe stellt Tar-
nuzzer den durch seine Fossilfunde bekannten Lias von Samnaun und Fimbertal
(unterer Lias!), ferner Allgäuschiefer, welche auf der Karte zwischen Tuoi und
Val Tasna ausgeschieden wurden, und besonders Kalke und Kalksandsteine am Piz
Minschuns und den benachbarten Höhen, welche von Paulcke als Kreide und
Flysch gedeutet wurden. Sie enthalten Echinodermen, Bryozoen und Foraminiferen,
welche zwar nicht genau bestimmbar sind, nach Steinmanns Untersuchung der
Schliffe aber am ehesten auf Lias bezogen werden können, „während Paläozoikum,
!) Den Steinsbergkalk von Ardez selbst zählt Tarnuzzer merkwürdiger-
weise nicht dazu, sondern sieht in ihm „von den Höhen der rechten Innseite
durch Überschiebung und Ausquetschung herabgeglittene, verstürzte und ver-
brochene Reste“ der ostalpinen Decke in der Lischanna-Pisocgruppe.
m
‘
1911 Sitzung vom 21. März. Ohr. Tarnuzzer u. U. Grubenmann. 123
obere Kreide und Tertiär ausgeschlossen bleiben“. Paulcke hat in diesem
Schichtkomplex am P. Tasna Orbitulinen gefunden und kretazische und tertiäre
Breccien vom Minschun beschrieben. Während nach den Untersuchungen Paulckes
der Lias im Bündnerschiefergebiet auf den genannten fossilreichen Liaskalk von
Samnaun und den Steinusbergkalk beschränkt ist und der überwiegende Teil der
Bündnerschiefer der Kreide und dem Tertiär zufällt, nähert sich Tarnuzzer
mehr der alten Auffassung Theobalds, indem er dem größten Teil der gesamten
Schiefer liasisches Alter zuschreibt.
Eine feinere Gliederung dieser zwei großen Schiefergruppen, die nach Tar-
nuzzer sich vielfach nicht deutlich gegeneinander abgrenzen lassen, wird nicht
gegeben, doch wird eine solche für die Erklärung der Lagerungsverhältnisse und
der Stratigraphie notwendig sein und die Beobachtungen Paulckes zeigen, daß
eine solche mit Erfolg versucht werden kann.
Betreffs der Tektonik des Engadiner „Fensters“ schließt sich Tarnuzzer
der Auffassung von Steinmann und E. Suess an, ohne aber auf eine nähere
Abgrenzung einzelner Decken einzugehen und auch ohne eine Begründung und
Kritik jener Deutung gegenüber anderen Erklärungen zu geben.
Der Südrand des „Fensters“ wird nach Schiller — und ähnliches zeigen
die älteren Darstellungen — südlich von Schuls durch eine Gueiszone gebildet,
über welcher Serpentin und nochmals Bündnerschiefer und dann die Gneisbasis
der Lischannatrias liegt; nach Grubenmanns Untersuchung ist der untere
„Gneis“ nicht Gneis, sondern ein durch gabbro-peridotitische Intrusionen und Pneu-
matolyse in feldspatführende Glimmerguarzite und Gneisquarzit umgewandelter
Engadinerschiefer. Der obere Gneis an der Basis der Trias wird von Tarnuzzer
als Verrucano gedeutet. Östlich von Val Chazet setzt dann plötzlich in voller Breite die
echte Gneisbasis der Lischannatrias ein. Während die Frage, ob Gneig oder Verrucano
oder beides, in einer so stark gestörten Zone, wie es hier der Fall ist, und bei der
hier herrschenden Ausbildung des Verrucano sich immer schwer wird entscheiden
lassen (und an dieser Stelle auch von keiner weittragenden Bedeutung ist), so stellt
die Umdeutung der unteren Gneiszone eine bedeutende Anderung dar, doch möchte
hier die Frage erlaubt sein, ob das umgewandelte Gestein wirklich ursprünglich
Engadinerschiefer war und ob nicht (ganz oder teilweise) auch kristalline Schiefer
der Ötztaler Gneiszone von dieser Intrusion betroffen worden sein können. Das
Auftreten von Gneis und Granitschollen weiter westlich zwischen den Engadiner-
schiefern (Val Plavna, Chaposch) deutet darauf hin und zeigt gleichzeitig. daß
hier auch bei der Grubenmannschen Deutung eine Dislokationszone durchzieht.
Eine eingehende Beschreibung widmet Tarnuzzer der Lischannagruppe,
über welche 1904 und 1906 W. Schiller eine monographische Darstellung veröffent-
licht hat (siehe Referat in den Verhandl. 1904, Nr. 15 und 1906, Nr. 6). Tarnuzzers
Schilderung stimmt bei dem Lischannastock im engeren Sinne im wesentlichen
mit Schillers Darstellung überein, sowohl in stratigraphischer als tektonischer
Beziehung. Nur scheint Tarnuzzer die Liasbreceie durchwegs als Reibungsbreceie
aufzufassen, während sie nach Schillers (und auch des Referenten) Meinung
Transgressionsbreccie ist. Die Karte ist etwas vereinfacht und schematisiert gegen-
über jener von Schiller. Größere Differenzen ergeben sich in der Schalambert-
Ladgruppe. Bei der vielfach gleichen lithologischen Ausbildung der einzelnen
größtenteils fossilleeren Trias- und Juraschichten in einem so stark gestörten
Gebiet sind Verschiedenheiten in der Deutung hier sehr naheliegend, wie auch der
Referent aus eigener Anschauung bestätigen kann. Zum Beispiel zieht Tarnuzzer
den größeren Teil von Schillers Tithon zum Lias, im Val Torta auch zum
Muschelkalk. Dadurch wird natürlich die tektonische Erklärung auch geändert;
Tarnuzzer sieht hier einen weit einfacheren und regelmäßigeren Faltenbau als
Schiller, wobei er allerdings auch des öfteren, besonders an der Grenze gegen
die Gneisüberschiebung das Fehlen der Mittelschenkel oder Hangendschenkel kon-
statieren muß.
Sehr störend für den Leser wirkt es, daß besonders im Bereich der Bündner-
schiefer Text, Karte und Profiltafel mehrfach nicht in Übereinstimmung — manch-
mal in direktem Gegensatz — miteinander stehen, zum Beispiel bezüglich der
‚Lagerung der Schichten von P. Cotschen bis Clavigliadas, am SO-Rand des Tasna-
granits, im Val Plavna (Gneis von Val Arsas, Serpentin) und anderen Orten.
Fast die Hälfte des ersten Teiles umfaßt die morphologische Darstellung
des Gebietes. Es wird hier ein reichhaltiges Beobachtungsmaterial für allgemeine
124 Verhandlungen. Nr. 5
oder regionale Studien dieser Art geboten; Talbildung, Glazialablagerungen,
Terrassenbildungen, Seen und Quellen werden beschrieben. Besonders die letzt-
genannten bilden dank der zahlreichen wertvollen Mineralquellen (Tarasp-Schuls,
Val Sinestra) reichen Stoff.
Die „kristallinen Gesteine“ des Unterengadin haben in U. Gruben-
mann einen bewährten Untersucher gefunden. Besonders sei auf die sehr große
Zahl von chemischen Analysen hingewiesen, mit welchen der petrographische
Teil ausgestattet ist; sie wurden (mit wenigen Ausnahmen) von L. Hezner aus-
geführt und sind nach Osanns und der amerikanischen Methode zum Teil auch
nach Loewinson-Lessings Darstellungsweise berechnet. Den größten Teil der
petrographischen Untersuchungen nehmen naheliegenderweise die zahlreichen
interessanten Eruptivgesteine ein. Unter den Graniten ist besonders der Tasna-
granit vom geologischen Siandpunkt aus wichtig, welcher in altkristalline Schiefer
intrudiert ist. Er ist von Serizitphylliten großenteils überdeckt, welche Auf-
arbeitungsprodukte und Umwandlungen der quarzporphyrischen Randfazies des Granits
sind. Über ihnen liest am P. Minschuns eine polymikte Breccie oder Konglomerat
mit serizitphyllitischem Zement und darüber lagern dann die Kalkphyllite und
verwandten Gesteine. Unter den Ganggesteinen bieten jene am Rasassergrat (öster-
reichische Grenze), welche seinerzeit von Stache und John zum Tül schon be-
schrieben wurden, eine mannigfaltige Reihe, welche nach Grubenmann Diorit-
porphyrite, Vogesite und Quarzporphyre umfaßt. Besonders eingehend werden
dann die zahlreichen gabbrodioritischen Gesteine behandelt, welche die oben ge.
nannte Injektionszone südlich Schuls durchdringen. Es sind Biotit- und Horn
blendegabbros, die ihrer Typenformel nach gewissen Dioriten nahestehen. Die Grupp
der Peridotite ist daneben durch Hornblendite vertreten. Eine zweite einheitliche
Gruppe bilden die Diabase, Spilite und Variolite, welche, soweit sie im Karten-
gebiet vorkommen, von Grubenmann als intrusive Bildungen (Gänge und Lager)
aufgefaßt werden. Da der Chemismus dieser Gesteinsgruppe ein sehr einheitlicher
ist und sich den bisher aufgestellten Diabastypen nicht gut unterordnen läßt, schlägt
Grubenmann dafür einen neuen Diabastypus „Unterengadin“ mit der Formel
s5t5 a3 c2:5 fırs vor, der sich von dem sonst ähnlich formulierten Absarokittypus
Cache Creek Osanns durch die Natronvormacht unterscheidet, weil bei ibm
n = 8:4 ist. (W. Hammer.)
C. A. Haniel. Die geologischen Verhältnisse der
Südabdachung des Allgäuer Hauptkammes und seiuer
südlichen Seitenäste vom Rauhgern bis zum Wilden.
Mit 2 Textfiguren, 1 tektonischen Karte 1:75.000, 9 Profilen 1: 25.000
und 6 Photographien. Zeitschrift der Deutschen geol. Gesellschaft
1911, Bd. 63, Heft 1.
Die hier zu besprechende Arbeit ist auf Grund von sehr eingehenden Auf-
nahmen in den Jahren 1907, 1908, 1909 zustande gekommen.
Ich hatte im Herbst 1906 bereits einige kleine Teile dieses Gebietes kartiert,
als mich Herr Haniel ersuchte, ihm die weitere Kartierung zu überlassen. Da
mir in den benachbarten Lechtaler Alpen noch weite und beinahe gar nicht er-
forschte Arbeitsstreeken offen standen, so habe ich in der Folge meine Aufnahmen
dorthin verschoben und dieses Gebiet freigegeben. Die vorliegende Schrift bringt
nun die mehrfach interessanten Ergebnisse, welche Haniel dem gut aufge-
schlossenen Gebirge abzugewinnen wußte. Leider wird seine schöne Karte erst
später erscheinen, in die mir der Autor vor seiner Abreise nach Timor Einsicht
gewährte und deren Genauigkeit ich nur rückhaltlos anerkennen kann.
Der Schichtbestand umfaßt Rauhwacken (Raibler oder Arlbergschichten),
Hauptdoiomit, Plattenkalk, Kössener Schichten, unteren roten Lias, Liasflecken-
mergel, Aptychenschichten, Kreideflysch mit senonem Foraminiferenmergel, Gosau-
kreide (oberes Senon), Diluvium, Alluvium.
Ich sehe von den mehr bekannten Schichtgliedern ab und wende mich
gleich jenen zu, deren Stellung durch Haniel neu begründet wurde.
Über den Aptychenkalken liegt in der Gegend von Holzgau eine Folge von
weichen Mergeln, die von Haniel als Kreideflysch bezeichnet werden. In diesen
a ee
1911 Sitzung vom 21. März. C. A. Haniel u. H. Pontoppidan. 125
Mergeln sind dünnblätterige, leichte Mergel enthalten, die Kohlenpartikelchen und
Sehmitzen führen und deren Foraminiferenreichtum schon makroskopisch sich verrät.
Nach Bestimmungen von Dr. J. G. Egger kommen: Anomalia ammonoides
Reuss, Discorbina canaliculata Reuss,. Discorbina pertusa Marsson, Globigerina
aequilateris Brody, Globigerina cretaca D’Orbigny, Orbulinaria dulloides D’Orbigny,
Orbulinaria sphaerica Kaufmann, Orbulinaria ovalis Kaufmann darin vor. Danach
wären diese Mergel als Seewenmergel anzusprechen.
Vollständig getrennt von dieser unmittelbar bei Holzgau anstehenden Kreide:
mulde mit senonen Seewenmergeln hat Haniel am Schochenalpgrat einen Zug von
Gosaukreide entdeckt. Es ist in unseren Verhandlungen gleich nach diesem in-
teressanten Funde darüber berichtet worden.
An Fossilien sind nunmehr aus diesen Schichten Hippwrites 'Oppeli Doiw,,
Hippurites socialis Douv., Turritella Fittoniana Münst., Cerithium furcatum Zek.,
Cerithium (Pirenella) sociale Zek., Actaeon Blankenhorni Boehm, Saxispira trochleata
J. Bochm, Gryphea vesicularis Lam., Janira quadricostata Sow., Astarte similis
Münster, Astarte subsimilis Boehm?, Nucula subredempta Boehm?, Serpula sub-
torquata Münster, Leda Reussi (Gümbel\ Boehm? sowie Kragmente von Inoceramen,
T.amellibranchiaten und Gastropoden, Einzelnkorallen (Trochosmilia) sowie baum-
förmige, ästige Bryozoenstöcke bekannt.
Es handelt sich hier um eine junge Gosauablagerung, die etwa ins obere Senon
zu versetzen ist. Vielleicht stellt dieses bisher westlichste Gosauvorkommen sich als
Strandbildung zu den früher besprochenen senonen Foraminiferenmergeln dar.
An Grundmoränen ist das Lechtalgehänge ziemlich-arm, dagegen sind viele
kleinere Moränenwälle der Rückzugsstadien in den Karen und Taälhintergründen vor-
handen. Bei Hägerau liegt ein mächtiger Bergsturz, denHaniel für jungdiluvial erklärt.
Eine eingehende Beschreibung erfahren die komplizierten tektonischen Ver-
hältnisse. Während die Allgäuer Schubmasse eine ziemlich einfache Gestaltung
zeigt, erscheint die Lechtaler Schubmasse in mehrere kleinere Schubschuppen
zerspaltet. Haniel zerlegt das in seinem Aufnahmsbereich enthaltene Stück der
großen Lechtaler Schubmasse in vier kleinere Schuppen, die Allgäuer Hauptkamm-,
Ramstall-, Ellenbogener und Burkopfschuppe. Dieselven fallen alle steil gegen
Süden ein und sind von SOO her übereinander aufgeschoben. Die Längsstörungen
herrschen bei weitem vor, die Querstörungen sind meistens auf je eine Schuppe
beschränkt. Nur einzelne übersetzen die Länesstörungen und zeigen im Verein mit
der wellenförmig verbogenen Lechtaler Schubfläche, daß auch nach den großen
Schubbewegungen noch tektonische Einflüsse sich geltend machten. A
Bezüglich der von Mylius seinerzeit ausgesprochenen Vermutung über den
Zusammenhang der von ihm und der weiter ostwärts als Lechtaler Überschiebung
bezeichneteu Störung zeigt nun Haniel, daß dieser nicht existiert. Wie ich schon
bei der Besprechung der Arbeit von H. Mylius (Die geologischen Verhältnisse des
hinteren Bregenzer Waldes in den Quellgebieten der Breitach und der Bregenzer
Ache bis südlich zum Lech) in diesen Verhandlungen 1909, Nr. 8, angedeutet habe,
steht die von Mylius als Lechtaler Uberschiebung bezeichnete Störung mit einer
mehr südlichen Überschiebung in Verbindung, welche von Haniel nun als Rauh-
wackenüherschiebung bezeichnet wird. Die sogenannte Lechtaler Überschiebung
dürfte ihre Fortsetzung gegen Westen in einer der Überschiebungen des Aarhornes
besitzen.
Bei der Zusammenfassung seiner tektonischen Ergebnisse kommt auch
C. A. Haniel zu Schlüssen, die den Hauptvorstellungen Rothpletz’ über die
tektonische Bildung der Nordalpen entsprechen.
Eine fast horizontale, von Ost gegen West gerichtete Bewegung ist nach
Haniel nicht nur für die Allgäuer und Lechtaler Überschiebung, sondern auch
für die zahlreichen kleineren Schuppungen seines Gebietes charakteristisch.
(Otto Ampforer.)
Harald Pontoppidan. Die geologischen Verhältnisse
des Rappenalptales sowie der Bergkette zwischen
Breitach und Stillach. Mit einer geologischen Karte und einer
Profiltafel 1: 25.000. Geognostische Jahreshefte, München 1911, 24. Jahrg.
Der Verfasser legt hier seine in den Jahren 1908—1909 gewonnenen geo-
logischen Erfahrungen über das ‚oben bezeichnete Stück der Allgäuer Alpen vor.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 5. Verhandlungen. 0
126 Verhandlungen. Nr.5
Von dieser Mitteilung sind die Karte und die Profile das Wertvollste, wo-
gegen im stratigraphischen Teil nur wenig Neues geboten wird.
Die Schichtfolge besteht aus Iauptdolomit, Plattenkalk, Kössener Mergel,
oberen rbätischen Kalken, roten Liaskalken, Fleckenmergeln, Aptychenkalken.
In der Breitachklamm ist noch die Kreide des Bregenzerwaldes angeschnitten,
und zwar Schrattenkalk, Gaultgrünsand, Seewenkalk und Seewenmergel. Über den
senonen Seewenmeigeln liegt normal der Flysch, welcher eine gewaltige Mächtig-
keit erreicht.
Diluviale Ablagerungen haben eine sehr große Verbreitung.
Am ausgedehntesten ist die Moränenbedeckung auf dem flachen Hellrücken
westlich von Oberstdorf und auf der Talterrasse iin Walsertal bei Riezlern und
Mittelberg. In der Moräne an der Walser Schanze finden sich Gneis- und Granit-
blöcke und -gerölle. Pontoppidan glaubt, da in den Diluvialablagerungen des
Stillach-, Breitach- und Lechtales keine zentralalpinen Geschiebe vorhanden sind,
daß dieselben aus einem Flyschkonglomerat mit exotischen Blöcken stammen, deren
Anstebendes er im Warmatsgundertal vermutet.
Ich halte auch diese Deutung für die wahrscheinlichste, obwohl ich vor
einigen Jahren im obersten Lechtal, am Wege von der Dalaaserstaffel
herunter, gerade östlich von der Tannlegeralpe (1639 m), in unge-
fähr derselben Höhenlage zahlreiche zentralalpine Gerölle fand,
die nur durch Eis entweder über den Formarin- oder den Spullersee dorthin ge-
schleppt worden sein können.
Bemerkenswert ist, daß der viel tiefere und breitere Flexenpaß, wenigstens
nach meinen bisherigen Forschungen, nicht von zentralalpinem Eis überschritten
wurde.
: Am Eingang ins Warmatsgundertal konnten einige kleine Vorkommen von
sogenanntem Alpenmelaphyr kartiert werden. Dieselben liegen im Flyschterrain
und knapp am Rande der Allgäuer Schubmasse. In ihrer Nähe finden sich auch
Reste von Seewenschichten.
In der tektonischen Lokalbeschreibung wird zuerst das basale Gebirge
(Kreideflysch), dann die Allgäuer und Lechtaler Schubmasse besprochen.
Aus der beiliegenden Aufnalmskarte 1:25.000, einer tektonischen Über-
siebtskarte 1:75.000 und den gleichgefärbten Profilen tritt der typische Schuppen-
bau recht anschaulich hervor.
Die wesentlichsten Grundzüge desselben sind von Rothpletz in seinen
Alpenforschungen schon früher bekannt gemacht worden.
Pontoppidan schließt sich in der Gesamtdeutung seinem Lehrer an.
Die Karte stellt nun zwischen den früher veröffentlichten Blättern von
Schulze und Mylius eine Verbindung her und bildet zugleich eine nördliche
Fortsetzung des Aufnahmsfeldes von C. A. Haniel. (Otto Ampferer.)
Verlag der k. k. geolog. Keichsanstalt, wien IM. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III, Steingasse 25.
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2 IRTEYs varı
Verhandlungen der k. k. Seolosischen Reichsanstalt
Sitzung vom 4 April 19311.
Inhalt: Vorgänge an der Kastalt: ine Dr. Hermann Wweisers zum Rrd-
bebenreferenten für Niederösterreich. — Eingesendete Mitteilungen: E. Tietze: Zur
Frage des Vorkommens von Iserschichten im Osten des Schönhengstzuges. — Vorträge:
Dr. J. Dreger: Miocäne Brachiopoden aus Sardinien. — Literaturnotizen: J. Tuppi,
J. Niedzwiedzki, J. Niedzwiedzki, A. Spitz, A. Schmidt. — Einsendungen für
die Bibliothek.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Vorgänge an der Anstalt.
Herr Dr. Hermann Vetters hat mit diesem Jahre das Erd-
bebenreferat für Niederösterreich, mit welchem er von der Erdbeben-
kommission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften und von
der k. k. Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik betraut
wurde, übernommen. Das Referat hat bisher Prof. H. No&@ innegehabt.
Eingesendete Mitteilungen.
Dr. E. Tietze. Zur Frage des Vorkommens von Iser-
schichten im Osten des Schönhengstzuges.
Auf dem Blatte Landskron— Mährisch-Trübau, welches zur vierten,
im Jahre 1903 ausgegebenen Lieferung unserer geologischen gedruckten
Karten gehört, hatte ich im östlichen Teil des Blattes die Pläner-
bildungen der betreffenden Gegend als unteren turonen Pläner be-
zeichnet. Doch hatte ich bereits in meiner größeren Arbeit, welche
etwas früher unter dem Titel: Die geognostischen Verhältnisse der
Gegend von Landskron und Gewitsch erschien!) und in der das hier
in Betracht kommende Gebiet mitbehandelt wird, auf einige Partien
hingewiesen, welche mir als wahrscheinlich oder doch als möglicher-
weise zu den Iserschichten gehörig vorkamen. Diese Partien befinden
sich bei Triebendorf und bei Dittersdorf und ich überließ es der
weiteren Forschung, daselbst das Nähere festzustellen.
!) Jahrbuch d. k. k. geol. R.-A. für 1901, pag. [321] und [330] des 1902
erschienenen Separatabdruckes.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 6. Verhandlungen. 21
128 Verhandlungen. Nr. 6
Vor Kurzem hat nun Joh. Tuppy!) meine damalige Vermutung
bestätigen zu dürfen geglaubt und ist sogar noch über dieselbe hinaus-
gegangen, indem er das Vorkommen von Iserschichten für das Gebiet
östlich vom Schönhengst, bezüglich östlich der Boskowitzer Furche
nicht auf jene Partien beschränkt wissen will, sondern versucht, ein viel
größeres Areal daselbst als von Iserschichten bedeckt hinzustellen.
Er stützt sich dabei vielfach auf Petrefakten, welche abgesehen von
den meinerseits bereits erwähnten Punkten und einigen anderen
kleineren Aufschlüssen an den meisten Lokalitäten nur in losen Lese-
steinen gefunden wurden, wie ja bekanntlich in den böhmisch-mährischen
Gebieten der Geologe sehr oft genötigt ist, aus den auf den Ackern
herumliegenden Gesteinsbrocken sich über die Beschaffenheit der das
Gelände zusammensetzenden Bildungen Aufklärung zu verschaffen 2).
Da ich stets auf dem Standpunkt stand, daß selbst unsere
genauesten Karten, wie alle derartigen Arbeiten nur Vorarbeiten für
weitere Studien vorstellen, und da Herr Tuppy überdies in voll-
kommen korrekter Weise der von ihm benützten Vorarbeit gerecht
wird, so kann ich, soweit bloß mein persönliches Empfinden in Be-
tracht kommt, den Aufsatz Tuppys nur mit Vergnügen begrüßen.
Ich darf indessen die Bemerkung nicht unterdrücken, daB der
genannte Autor bei seinem Bestreben, den Iserschichten zu größerer
Geltung zu verhelfen, vielleicht doch etwas zu weit geht. Das zeigt
sich besonders bei seinem Versuch, sogar den roten Pläner, der bei
der HimmelschlußB genannten Lokalität vorkommt, den Iserschichten
zuzuweisen. Nach Petrascheck ist aber?) der rote Pläner „geradezu
charakteristisch für die tiefsten Bänke des Labiatus-Pläners sowie
für den cenomanen Pläner“ und diese Außerung eines Geologen, der
sich viel mit der sächsischen und böhmischen Kreide beschäftigt hat,
steht im direkten Gegensatz zu der Tuppyschen Auffassung. Für
cenoman haite ich den roten Pläner im Bereich des in Rede stehenden
Kartenblattes allerdings nicht, weil er in seinen Verbreitungsverhält-
nissen sich dem turonen Pläner anschließt, wie ich in der (unten Anm. 2)
zitierten, hierher gehörigen Kartenerläuterung hervorhob ®), aber jeden-
falls liegen die betreffenden Gesteine auch am Himmelschluß ganz
an der Basis der dort vorkommenden Plänerschichten. Selbst die
Versteinerungen, die Tuppy von dort anführt, sind abgesehen höchstens
von der Lima iserica (wenn diese Bestimmung als zweifellos gilt) nicht
durchweg für ein jüngeres Alter beweisend. Serpula socialis kommt
nach Geinitz) und Microbatia coronula nach Petrascheck auch
im Cenoman vor.
1) Über einige Reste der Iserschichten etc. Zeitschr. d. mähr. Landesmuseums,
Brünn 1910. Vergl. das Referat in dieser Nummer der Verhandlungen.
2) Vergl. hierzu beispielsweise die Anmerkung auf Seite 22 meiner Erläute-
rungen zum Kartenblatte Landskron — Mährisch - Trübau, Wien 1904, wo auch
speziell die Schwierigkeit einer genauen Abgrenzung des Verbreitungsbezirkes der
Iserschichten hervorgehoben wurde.
®) Jahrbuch d. k. k. geol. R.-A. 1905, pag. 404. S
*) L. c. pag. 20. Im übrigen wurde das Vorkommen des roten Pläners in
meiner größeren Abhandlung auf den Seiten [266] und [325] beschrieben.
5) Hier und bei den folgenden Zitaten von Geinitz beziehe ich mich auf
dessen bekanntes Werk über das Elbtalgebirge Sachsens in der Paläontographica.
, IL nu
—
1911 Sitzung vom 4. April. Dr. E. Tietze. 129
Überhaupt wird man von manchen der von dem genannten
Autor aus den vermeintlichen Iserschichten jenes Gebietes ange-
führten Arten sagen dürfen, daß sie für die Iserschichten nicht aus-
schließlich bezeichnend sind, mögen auch einige derselben gerade in
dem böhmisch-mährischen Grenzgebiet im oberen Turon nicht selten
sein. Turritella multistriata geht nach Geinitz vom Unterturon bis
ins Senon, Mutiella Ringmerensis findet sich nach Geinitz auch im
französischen Cenoman, Pinna decussata kommt nach Petrascheck
im Labiatus-Quader wie im Cenoman vor, wo sie auch schon von
Geinitz eekannt war, @Gervillia solenoides nennt Geinitz ebenfalls
aus dem Cenoman, Jnoceramus Brogniarti, obschon im allgemeinen
mehr auf ein jüngeres Lager deutend, kommt auch schon in den
den Mallnitzer Schichten entsprechenden unteren Drogniarti-Schichten
der sächsischen Kreide vor. Lima aspera gehört nach Geinitz ins
Cenoman. Vola quinquecostata geht nach Geinitz vom Cenoman bis
ins Senon. Vola quadricostata liegt zwar in Sachsen in jüngeren
Horizonten, ist aber nach Geinitz sonst auch sicher im Cenoman
zu finden. Pecten Dujardini ist nach Geinitz zwar für mitt-
leren und oberen Quader, bezüglich Pläner bezeichnend, kommt aber
nach Reuss!) auch im unteren Quader vor. Peeten decemcostatus
wird von Petrascheck aus Labiatus-Schichten angegeben, ebenso
Exogyra conica?), die auch nach Geinitz im unteren Pläner und
sogar im unteren Quader gefunden werden kann, während Exogyra
lateralis nach Geinitz vom unteren Quader bis ins Senon reicht.
Auch Ostrea semiplana kommt nach Geinitz bereits im Cenoman
vor, wenn sie auch in höhere Schichten hinaufreicht. Os/rea hippo-
podium wird von Geinitz aus dem Üenoman, Anomia subtruncata
von Petrascheck aus dem ZLabiatus-Pläner angeführt, obschon
nicht zu bestreiten ist, daß letztere Muschel bei Zwittau auch im
Calianassensandstein auftritt, den man als den Typus der Bildungen
zu betrachten hat, die in dem mährisch-böhmischen Grenzgebirge den
Iserschichten zugerechnet werden. Serpula gordialis kommt nach
Petrascheck im Cencman vor. Von dem als Mieraster cor anguinum
bestimmten Fossil sagt Tuppy selbst, daß es auch im unterturonen
Pläner bei Landskron auftritt und dieselbe Aussage macht er bezüg-
lich des Spongites sawonicus.
Aus dieser Zusammenstellung geht wenigstens soviel hervor, daß
es nicht leicht ist, die faunistischen Elemente der von Tuppy
untersuchten Bildungen ohne weiteres für feinere Schlußfolgerungen
über das Alter dieser Bildungen zu verwerten. Ähnliches gilt freilich
auch für andere Lokalitäten der böhmisch-mährischen Kreide. Hat
ja doch auch der in meiner Arbeit über Landskron und Gewitsch
erwähnte und zum Unterturon gestellte Pläner von Zohse einen Faunen-
charakter, der ihm einen etwas jüngeren Anstrich gibt, als er dem
!) Reuß, Versteinerungen der böhm. Kreideformation. Stuttgart 1845—46,
pag. 18.
2) Petrascheck, Dissertation über Faziesbildungen im Gebiet der säch-
sischen Kreide. Zeitschr. der Isis in Dresden 1899, 2. Heft. Die übrigen paläonto-
logischen Zitate nach diesem Autor beziehen sich au? dieselbe oder auf die vor-
zitierte Jahrbuchsarbeit.
21%
130 Verhandlungen. Nr. 6
tiefsten Turon zukommen würde. Er liegt aber direkt auf dem alten
Gebirge, und so hat auch Fritsch denselben nicht zu den Iser-
schichten, sondern sogar zu den Weißenberger Schichten gestellt,
wenn er ‚auch eine darauf bezügliche Versteinerungsliste seiner Arbeit
über die Iserschichten einverleibt hat. Man entschließt sich eben
schwer, eine selbständige Transgression der einzelnen Plänerhorizonte
über die jeweilig vorausgängigen Kreidebildungen ohne besonderen
Grund anzunehmen, abgesehen. natürlich von dem zweifellosen Über-
greifen des Pläners im allgemeinen über die sandigen und tonigen
Bildungen des Cenoman.
Die Unsicherheiten bei den Unterabteilungen der oberen Kreide
Böhmens sind nun einmal viel größer als bei anderen Formationsbe-
stimmungen, mit denen sich der Geologe in jenem Gebiete zu be-
fassen hat und deshalb sind von den 39 Ausscheidungen, welche das
Blatt Landskron aufweist, die meisten Grenzbestimmungen mit größerer
Genauigkeit erfolgt, als dies bei der gegenseitigen Abgrenzung der
Plänerstufen möglich war).
Ich habe auch nie ein Hehl daraus gemacht, daß nach meinem
allerdings rein subjektiven Dafürhalten die Unterabteilungen des Turon
und Senon vielleicht überhaupt nicht den Wert beanspruchen dürfen
wie etwa die Zenen des Lias. Jedenfalls lehrt uns die Geschichte
der darauf bezüglichen Literatur, daß die verschiedenen Autoren bei
der Überwindung der mit der genaueren Gliederung jener Bildungen
zusammenhängenden Schwierigkeiten weniger leicht zu einer defini-
tiven Übereinstimmung gelangt sind, als das in manchen anderen
Fällen geschehen konnte, wo es sich um Gliederungen und Parallelisie-
rungen handelte.
In jedem Fall ist es, wie schon angedeutet, gerade die böhmische
Kreide, die den Autoren, und zwar wohl hauptsächlich infolge eines
nieht leicht zu überblickenden Fazieswechsels ihre Aufgabe erschwerte.
Ist man ja doch beispielsweise bis heute nicht in der Lage, zu sagen,
ob die Teplitzer Schichten älter sind als die Iserschichten oder ob
das Umgekehrte der Fall ist, worauf ich in meiner Arbeit über die
Gegend von Landskron und Gewitsch speziell hingewiesen habe ?).
Ein gutes Beispiel dafür, wie leicht sich bei der Deutung jener
Bildungen Unstimmigkeiten ergeben können, bieten übrigens gerade
die diesmal besprochenen Ablagerungen. Wir haben das teilweise schon
bei Besprechung des roten Pläners vom Himmelschluß gesehen. Noch
mehr aber zeigt sich dies beim Pläner von Dittersdorf, der Herrn
Tuppy einen besonders großen Teil seiner angeblich für ein ober-
turones Alter beweiskräftigen Versteinerungen geliefert hat und den
ich selbst als möglicherweise den Iserschichten zugehörig erklärte.
Gerade diesen Pläner hielt Dr. Petrascheck für wahrscheinlich
cenoman, als derselbe seine Studie über die Zone des Actinocamax
plenus schrieb 3). Dem einen Autor erschienen die von mir dem Unter-
turon zugewiesenen Bildungen als zu jung, dem anderen als zu alt
!) Vergl. hierzu auch Seite [382] meiner größeren Abhandlung und die dort
in einer Anmerkung zitierten Stellen derselben Abhandlung.
?) Seite [209], [252] und [382] des Separatabdruckes.
3) Jahrb. geol. R.-A. 1905, pag. 419—420, wo auch Zohse besprochen wird.
1911 Sitzung vom 4. April. Dr. E, Tietze u. Dr. J. Dreger. 131
gedeutet, je nachdem der eine über ältere, der andere über jüngere
Bildungen schreibt. Da möchte man fast glauben, daß die Autoren
für das Feld ihrer jeweiligen Studien eine Art von Annexionsgelüste
verspüren, so daß bei der Beurteilung der betreffenden Resultate
auch ein psychologisches Moment in Betracht zu ziehen wäre.
Es ist jedenfalls ganz richtig, wenn Petrascheck in seiner
zuletzt erwähnten Arbeit darauf hinweist, es könne vorkommen, daß
zeitliche Aquivalente das einemal mit einer höheren, das anderemal
mit einer etwas tieferen Stufe der oberen Kreide verbunden werden
und wenn er sagt, daß dies vermieden werden sollte. Ob es aber
selbst dem besten Kenner der böhmischen Kreide jedesmal gelingen
wird, diesem Rate zu entsprechen, mag dahin gestellt bleiben.
Vorträge.
Dr. J. Dreger. Miocäne Brachiopoden aus Sardinien.
Schon vor längerer Zeit!) erhielten wir von Herrn Professor
Domenico Lovisato in Cagliari durch freundliche Vermittlung Herrn
Professors Eduard Suess einige Stücke eines Nulliporenkalkes mit
Exemplaren einer Lingula, welcher aus der Umgebung genannter
Stadt stammte und vollkommen mit unserem Leithakalk überein-
stimmt. Aber auch die Lingula erinneıt, wie schon Prof. Lovisato
meinte, ganz außerordentlich an die Lingula Suessi?), die im Leitha-
gebirge gefunden worden ist Wir ersuchten darum Herrn Professor
Lovisato, uns von seinem Fundorte womöglich mehr Exemplare zu
schicken und auch die Freundlichkeit zu haben, etwas über die
geologischen. Verhältnisse der Ablagerungen, in denen die Lingula in
Sardinien vorkommt, mitzuteilen.
Mit bekannter Liebenswürdickeit wurde unsere Bitte erfüllt, so
daß ein reichliches Material zur Untersuchung vorlag und auch
interessante Mitteilungen aus der Feder Prof. Lovisatos hier bei-
gefügt werden konnten.
Die Brachiopoden sind bekanntlich eine Tierklasse, die schon
in den ältesten fossilführenden Formationen angetroffen wird und die
sich in einzelnen Familien bis in die Gegenwart in Formen erhalten
hat, welche sich nur sehr wenig von ihren älteren und ältesten Vor-
fahren unterscheiden. Dies gilt neben den Diseiniden ganz besonders
von der Familie der Linguliden ?), die bereits in kambrischen
Schichten (in den Lingula flags in riesigen Massen) besonders in
England, Kanada und Skandinavien auftreten und in ziemlich ähn-
lichen Formen bis in die Gegenwart reichen, wo sie in den heißeren
Meeren an wenig tiefen Stellen angetroffen werden. Ebenso müssen
') Siehe Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1908, pag. 39.
2) Die tertiären Brachiopoden des Wiener Beckens von Dr. Julius Dreger.
Beiträge zur Paläontologie Österr.-Ung., VII. bd., 2. Heft, pag. 182, Taf. V,
Fig. 17, 18.
3) Lingulella ferruginea Salt aus den Tremadoeschichten von Wales gilt als
das älteste bekannte Fossil überhaupt, während ZLingula prima und L. antiqua
nach R. Owen die ältesten Vertreter des organischen Lebens in Amerika sind.
132 Verhandlungen. N1.76
auch unsere miocänen Lingulase Strandbewohner gewesen sein, da sie
sich in einem Gestein eingeschlossen finden, das aus den Trümmern
der Nulliporenriffe entstanden ist.
Lingula cf. Dregeri Andreae.
Die Lingula aus Cagliari zeigt große Übereinstimmung mit der
aus dem Leithakalke, welche von mir in den Beiträgen zur Paläon-
tologie Osterreich-Ungarns und des Orients (VII. Band, 2. Heft,
pag. 182, Taf. V, Fig. 17 und 18), Wien 1888, unter dem Namen
Lingula Suessi beschrieben und abgebildet worden ist. Im Jahre 1893
jedoch führte Direktor A. Andreae in den Mitteilungen der
Fig. 1.
Lingula cf. Dregeri Andreae.
a natürliche Größe. — 5b in etwa 27 facher Vergrößerung.
Großherz. Badischen Geologischen Landesanstalt, III. Bd., 1. Heft,
pag. 16, in dem Aufsatze: „Die Brachiopoden des Rhät von Malsch*
an, daß es schon eine ZL. Suessi Stoppani gebe, welche dieser aus
dem Rhät der Lombardei beschrieben habe und die später auch aus
dem deutschen Rhät angeführt werde. Andreae schlägt deshalb
vor, den Namen der Form aus dem Wiener Becken in L. Dregeri
umzuändern.
Obwohl diese Lingula in dem Leithakalke bei Austränk (oder
Maustrenk) bei Zistersdorf, Niederösterreich, und bei Loretto am
Leithagebirge nicht selten gefunden wurde, stand mir doch dank des
Entgegenkommens Prof. Lovisatos aus Sardinien nicht nur ein
viel reicheres, sondern auch ein viel besser erhaltenes Material zur
Verfügung. An einer Klappe waren auch die Eindrücke der Schließ-
muskel teilweise erhalten. Aber sowohl bei den Wiener als bei den
1911 Sitzung vom 4. April. Dr. J. Dreger. 133
sardinischen Exemplaren war der Stirnrand wegen seiner Zartheit
stets beschädigt, während der verhältnismäßig kräftige Wirbel fast
immer erhalten blieb.
Von unserer Form habe ich seinerzeit!) folgende Beschreibung
gegeben: „Die Schale ist dünn, hornig 2), gegen den Schnabel zuge-
spitzt und flach gewölbt. Vom Wirbel gegen den Stirnrand verlaufen
fünf konvergierende Rippen, eine in der Mitte und je zwei zu beiden
Seiten. Während diese Rippen nur mit der Lupe genau gesehen
werden können, bemerkt man die quer über die Schale streichenden
Anwachsstreifen, welche der Oberfläche ein schuppiges Aussehen
verleihen, beim bloßen Anblick. Letztere nehmen folgenden charak-
teristischen Verlauf. Von den Seitenrändern ausgehend konvergieren
n
>
Fig. 2.
TEEN an
L. ef. Dregeri Andreae.
Innenseite der Ventralklappe.
a natürliche Größe. — 5 in dreifacher Vergrößerung.
sie anfänglich nur schwach von diesen, verlaufen dann aber quer
über die Schale, immer symmetrisch zu beiden Seiten der Mittel-
rippe, bis zur ersten Rippe. Bis zur zweiten Rippe ist die Richtung
wieder eine der anfänglichen parallele, um dann bis zur Mitte wieder
quer zu streichen. Die Mittelrippe wird rechts und links von un-
bedeutenden Furchen begleitet. Das Schalenstück, welches die mitt-
leren Rippen enthält, ragt etwas hervor. An den mir vorgelegenen
Exemplaren fehlt die oberste Hornschicht größtenteils, wo dieselbe
aber. erhalten ist, erscheint die Anwachsstreifung nicht so deutlich;
auch erschwert sie durch ihren Glanz die Beobachtung.“
1) Loc. cit. pag. 182.
2) Besser: hornig-kalkig.
134 Verhandlungen, Nr. 6
Dazu möchte ich bemerken, daß die sandinischen Stücke diese
bezeichnende Querstreifung auch deutlich zeigen, daß aber die oberste
hernige, glänzende Schalenschichte, die im Gegensatze zu den Wiener
Formen meistens erhalten geblieben ist, diese Zeichnung nicht trägt,
sondern nur mit konzentrischen, gegen den Wirbel näher an-
einanderrückenden und zum Teil verschwindenden Streifen versehen
ist. Die fast bis zum Wirbel reichenden zarten Streifehen treten
auch auf der übrigen Schale stärker hervor als die dazwischen-
liegenden kürzeren.
Außerdem ist noch eine sehr feine Radialstreifung vorhanden.
Erst die unteren Schalenschichten lassen die Anwachsstreifung,
wie sie oben beschrieben wurde, erkennen; jedoch schimmert sie an
manchen Exemplaren durch die glänzende oberste hornige Schicht
öfters hindurch, wie es auch in der Zeichnung: Fig. 1b zum Aus-
drucke gebracht wurde. Von den erwähnten fünf konvergierenden
Rippen sind nur die drei mittleren angedeutet, während die zwei
seitlichen, die auch bei den Wiener Stücken nur an manchen und
nur sehr schwach hervortreten, an den sardinischen von mir nicht
bemerkt wurden. r
Bei einem einzigen Schalenstück (Fig. 2) einer Ventralklappe
konnten auf der Innenseite Eindrücke wahrgenommen werden, die
von den vorderen Schließmuskeln herrühren, während von anderen
Muskelansatzstellen nichts bemerkt werden konnte. Gut ausgeprägt
sind die gegen den Stirnrand zu konvergierenden Rillen, die zur
Anhaftung des Mantelsackes dienten.
Die, srößten mir vorliegenden Exemplare hatten etwa eine Länge
von 25 mm, eine größte Breite von 18 mm und eine Dicke von un-
seführ 4 mm.
Prof. D. Lovisato hatte, wie schon erwähnt, die Freund-
lichkeit, über die Fundstätte unserer Lingula folgenden Bericht zu
geben, den ich hier in deutscher Übersetzung wiedergebe, welche
ich der Liebenswürdigkeit unseres Kollegen Dr. G. B. Trener
verdanke.
„Die Lingula“, teilt Prof. Lovisato mit, „ist bisher nur in
der helvetischen Stufe !), und zwar ausschließlich in der Umgebung
von Cagliari gefunden worden.
Die Brachiopoden sind überhaupt im Tertiär der Insel Sardinien
selten; nur eine kleine Rhynchonella n. sp.?) wurde in zahlreichen
Exemplaren gefunden, während sie im Kambrium und Silur sehr häufig
vorkommen. "Aus diesen Formationen wurden von Bornemann vier
Spezies von Lingula aus Casalgrande und S. Pietro di Masua im
Fluminesischen gefunden und beschrieben; einige davon waren schon
von Meneghini erwähnt und beschrieben worden; dieser führt auch
eine Art aus Nebida an. e)
Ohne mich darüber zu äußern, ob die Gesteinsschichten, in
denen die paläozoischen Linguliden gefunden wurden, dem Kambrium
!) Der sowohl die Nulliporenkalke des nördlichen Apennin ale auch unser
Leithakalk angehören.
%) Die hier auch beschrieben und abgebildet wird. ı
1911 Sitzung vom 4. April. Dr. J. Dreger. 135
oder dem Silur angeh@ an, möchte ich nur erwähnen,- daß es mir
bisher nicht geglückt ist, ein einziges Stück dieser Gattung in einer
älteren Formation als der des mittleren Miocäns aufzufinden, obwohl
ja bekannt ist, daß die schöne Insel geologisch das vollständigste Stück
Italiens darstelit, da in ihr bis auf das Pliocän (das in diesem Lande
der Überraschungen vollständig fehlt!) alle Formationen vertreten
sind. Erst im mittleren Miocän tritt Zingula wieder in der unmittel-
baren Umgebung von Cagliari in Kalken auf, die ich mit Bestimmtheit
schon der helvetischen Stufe zugeschrieben habe.
Diese Stufe ist in Sardinien nicht nur sehr verbreitet, sondern
zeigt auch sehr verschiedene Faziesentwicklungen. In Cagliari und
einigen anderen Punkten der Insel, wie bei Sassari bis Porto Torres,
findet sich ein dichter Kalkstein (die pietra forte Lamarmoras),
welcher dem Leithakalke des Wiener Beckens entspricht, die jüngste
Ablagerung des wenig tiefen Meeres darstellt und als mächtige Decke
über dem mergeligen Kalkstein ausgebreitet ist. Dieser ist unter
dem Namen pietra cantone oder pietra da cantoni (Ecksteine der
Häuser) bekannt u:ıd wird, trotzdem er ein schlechtes Baumaterial
ist, wegen seiner häufigkeit auf der ganzen Insel verwendet. Er ent-
spricht namentlich der pietra leccese in Süditalien, dem calcare di
Malta und von anderen Orten am Mittelmeere 2).
Tatsächlich liegen die beiden Gesteinsarten deutlich über-
einander. Aber nicht überall, wo die zwei Kalke vorkommen, sehen
wir den dichten, homogenen Kalk von dem mergeligen scharf ge-
trennt. Meistens ist der obere Kalk (wie in der unten angeführten
Arbeit erwähnt wird) siebartig, zellig, grob und durchlöchert, manch-
mal mehr oder weniger kompakt, hier weich und zerreiblich, dort
hart, hier dicht erfüllt von Lithothamnien, dort davon völlig frei.
Eine andere Ausbildung des Kalkes ist außerordentlich reich an
makroskopischen Fossilien und geht entweder in eine Fazies über,
die Foraminiferen und Ichthyolithen enthält, oder in sehr harten
dichten Kalk oder in einen körnigen, leicht zerreiblichen, der fast
dem unteren mergeligen Kalk gleicht, auf dem alle diese Kalk-
varietäten ruhen.
Diese verschiedenen Ausbildungen des im allgemeinen kompakten,
außerordentlich harten, gleichartigen Kalkes pflegen die Steinarbeiter
mit dem Sammelnamen Tramezzario zu bezeichnen, einem Namen,
den ich schließlich für die weißen und gelblichen Kalke angenommen
habe, die nicht so reich an makroskopischen Fossilien sind, wie die
oberen Kalke, aber eine Tiefseefauna enthalten, welche von der Zone
der Tange in jene der Korallen übergeht.
Bei Is Mirrionis, jenseits der Piazza d’Armi in Cagliari, haben
wir zu unterscheiden: 1. den dichten Kalk; 2. den Tramezzario;
3. den Tram :zzario, der in den mergeligen Kalk übergeht, und 4. den
eigentlichen mergeligen Kalk. In den zwei erstgenannten habe ich
') II Piocene non existe nel sistema collinesco di Cagliari. Boll. del
R. Comit. Gec!. Ital. n. 5 e 6. Roma 1885.
2) Lovisato, Le calcaire grossier jaunätre di Piri del Lamarmora ed i
calcari di Cagliari come pietre da construzione. Cagliari. Tipa-litografia
Communale, 1901.
K.k. geol Reichsanstalt. 1911. Nr. 6. Verhandlungen. 22
136 Verhandlungen. Nr. 6
die größte Anzahl der Lingulae gefunden. Die ersten Exemplare
davon habe ich aus einem Felsvorsprunge eines dichten Kalkes er-
halten, der mehr als das andere Gestein der Umgebung der Ver-
witterung widerstand und einen weißen, kristallinischen, stellenweise
dolomitischen Kalk darstellt. Aus diesem stammen die meisten
Lingulae, die in der Nähe sonst auch in anderen weißen Kalken
vorkommen, während ich in anderen gleichalten Kalken der Umgebung
nur wenige Exemplare sammeln konnte. Einige habe ich in dem
Tramezzario des Liegenden sowie in dem des Buoncammino, der
Promenade Cagliaris, gefunden. Auch der Kalk des Vorgebirges
Sant Elia bei Cagliari hat mir einige Exemplare des seltenen Genus
Lingula geliefert. Vor allem muß ich aber zwei Stücke aus einem
dichten Kalke mit Fischresten und Terebrateln erwähnen, der das
Liegende eines mergeligen Kalkes mit Peeten cristatus aın Abhange
des Leuchtturmes bildet. Auch am S. Michele-Hügel (kaum eine Geh-
stunde weit von Cagliari) habe ich vier Exemplare in dem Tramezzario
und ein fünftes in dem mergeligen Tiefseekalk als einziges in diesem
Niveau gesammelt. Alles in allem dürften es mit den Bruchstücken
ungefähr 400 Exemplare der miocänen Lingula sein, die ich auf
der Insel gesammelt habe, wovon die größere Zahl von Is Mirrionis
jenseits der Piazza d’Armi von Cagliari hauptsächlich aus dem dolo-
mitischen Nulliporenkalk stammt, der auch reichlich Fischreste und
Pectenschalen enthält.
Ehynchonella Lovisati n. sp.
Wie schon oben, pag. 134, erwähnt, befand sich unter dem aus
Sardinien gesandten Material auch eine neue, bisher unbeschriebene
Rhynchonella, die von Prof. Lovisato aus einem weißen Sandstein,
der dem Grunderhorizonte angehören dürfte, in einem langen Ein-
schnitt in großer Anzahl gesammelt worden ist, der zwischen Cadreas
und Bonorva (Sassari) im nordwestlichen Sardinien gelegen ist.
Die kleine Brachiopode erreicht nur eine Länge und Breite
von etwa 2—5 mm und ist 1—2 mm dick.
Die kleine Schale ist fast kreisrund, während die große Klappe
dadurch, daß die Schnabelpartie mit der Stielöffnung hervortritt, eine
nach hinten verlängerte Gestalt zeigt. Im allgemeinen besitzt die
sardinische Spezies große Ähnlichkeit mit Ahynchonella discites?), die
ich von Möllersdorf (südlich von Wien) beschrieben habe und die
leider bisher nur in einem einzigen Exemplar gefunden worden ist.
Diese Ähnlichkeit gilt besonders von der äußeren Erscheinung, der
geringen Ausbuchtung der Ventralklappe am Stirnrand und der Ge-
staltung der Stielöffnung; während die Wiener Form jedoch durch
sehr zarte Radialstreifen am Rande der Schale verziert erscheint
und auf der kleinen Klappe vom Wirbel bis gegen die Mitte eine
schwache Furche verläuft, zeigt die sardinische eine ganz glatte
Schalenoberfläche.
ki De ernaten Brachiopoden des Wiener Beckens. Beiträge zur Paläontologie
Österr.-Ung. u. d. Orients, VII. Band, 2. Heft, 1888, pag. 183, Taf. V, Fig. 15.
1911 Sitzung vom 4. April. Dr. J. Dreger. 137
Unterhalb des Schnabels befindet sich die trapezförmige Öffnung
für den Stielmuskel, die wie bei Ah. diseites durch den Scheitel der
kleinen Klappe und durch ein Deltidium (diseretum) begrenzt wird.
Fig. 3. Fig. 4.
Fig. 3. Rhynchonella Lovisati n. sp.
a natürliche Größe. — b in 12 facher Vergrößerung.
Fig. 4. Rh. Lovisati n. sp. in 12facher Vergrößerung.
a von der Seite — b vom Stirnrand gesehen.
Unter den zahlreichen Stücken sind nur sehr wenige, welche
die ursprüngliche, glatte Oberfläche der Schalen zeigen; sie sind fast
durchweg mit sehr feinem, meist aus Kalkkörnchen bestehendem
Fig. 6.
Fig. 5 zeigt das Septum.
Fig. 6. Schnabelloch, durch Ätzung von der Kalkkruste befreit.
Sande überzogen, der sehr fest haftet und auch ihr Inneres derartig
ausfüllt, daß weder Muskeleindrücke noch Crura, Schloßzähnchen usw.
beobachtet werden konnten.
227
138 Verhandlungen. Nr. 6
Auch die zwei Deltidialleistehen, welche das Foramen zu beiden
Seiten begrenzen, sind fast stets derartig übersintert, daß man zu
der Anschauung kommen kann, diese oft symmetrisch angeordneten
flügelartigen Gebilde seitlich des Schnabelloches seien Teile der ur-
sprünglichen Schale. An jenen wenigen Exemplaren jedoch, an denen
diese Kalkkruste !) fehlt oder durch Atzung (Fig. 6) entfernt worden
ist, tritt das Deltidium deutlich in seiner Gestalt hervor.
Schleift man den Rücken der kleinen Klappe vorsichtig an, so
gewahrt man sehr bald in der Richtung vom Wirbel gegen den
Stirnrand eine dunkle Linie, die sich beim weiteren Schleifen beider-
seits verlängert, um dann aber plötzlich zu verschwinden. Daß diese
dunkle Linie von einem Septum herrührt, ist an einem Stücke zu
sehen, bei dem beim Schleifen ein Schalenstück und etwas von dem
Sande aus dem Innern der Conchylie herausfiel und so das Septum
deutlich zeigt.
Diese zierliche Phynchonella, welche ich mir nach ihrem Ent-
decker, dem eifrigen und verdienstvollen Erforscher der schönen
Insel Sardinien, zu nennen erlaubt habe, ist bisher an anderen Orten
nicht gefunden worden.
Literaturnotizen.
Johann Tuppy. Über einige RestederIserschichten
im Osten des Schönhengstzuges. Sonderabdruck aus der
Zeitschr. d. mähr. Landesmuseums, X. Bd., I. Heft, Brünn 1910.
Der Verfasser ist der Ansicht, daß im Osten des Schönhensstzuges an
verschiedenen Stellen Iserschichten vertreten sind. Als die betreffenden Lokalitäten
werden unter anderen genannt: Ranigsdorf, Gıiinau, Himmelsschluß, Rostitz, Ditters-
dorf, der Reichenauer Berg, Triebendorf. Die Liste der Arten von tierischen Ver-
steinerungen, auf welche die Altersdeutung basiert ist, erreicht die Zahl 53, wobei
allerdings zu bemerken ‚ist, daß die nur generisch oder vergleichsweise be-
stimmten Formen hier mitgezählt sind sowie daß von manchen Formen nur
einzelne Exemplare oder Bruchstücke gefunden werden konnten. Näheres über die
Arbeit gibt der unterzeichnete Referent in einer in ebendieser Nummer der Ver-
handlungen veröffentlichten selbständigen Erörterung. (E. Tietze.)
J. Niedzwiedzki. Neuere Aufschlüsse der Kalisalz-
lagerstätten in Kalusz. Zeitschrift „Kosmos“, Lemberg 1910,
Bd. 35, pag. 135. (In polnischer Sprache.)
Seit meinen im Jahrbuch der Reichsanstalt 1893 und 1896 auf Grund
eigener Anschauung gegebenen Mitteilungen über die ostgalizischen Vorkommnisse
von Kalisalzen dürfte nicht viel Neues über diesen Gegenstand erschienen sein.
Es ist deshalb sehr erfreulich, daß Professor Niedzwiedzki, dem wir bereits
im Jahre 1891 eine interessante Schrift über Kalusz verdanken konnten, eine An-
zahl von Angaben veröffentlicht, welche die durch neuere Aufschlüsse daselbst
gewonnenen Erfahrungen betreffen.
Der Verfasser berichtet zunächst, daß das Kainitlager in der dasselbe im
Streichen aufschließenden Strecke, dort, wo seine am weitesten nach NW aufge-
schlossenen Teile sich befinden, unter das Niveau der Strecke untertaucht, was
einem ähnlichen Verhältnis entsprechen könnte, wie ich es 1896 für das damalige
NW-Ende des Lagers im II. Horizont der Grube besprochen habe. Knickungen,
1) Bei Fig. 3 fehlt diese rechts vom Schnabelloch.
ee
1911 Sitzung vom 4. April. J. Niedzwiedzki. 139
bezüglich Biegungen des Streichens habe ich seinerzeit an verschiedenen Stellen
im Bereiche der karpathischen Bildungen nachgewiesen und dergleichen sind auch
im subkarpathischen Salzgebirge nicht auffällig.
Sodann wird von dem Autor die wichtige Beobachtung mitgeteilt, daß man
ebenfalls im NW-Teile der Grube, etwa 30 m unter dem Kainit, im I. und
II. Horizont ein Sylvinlager entdeckte, welches dem seit längerer Zeit im SO-Teile
der Grube bekannten Sylvinlager ähnlich, aber bedeutend schwächer ist. Seine
Ausdehnung ist dafür eine relativ große, denn es reicht von einem zirka 170 m
nordwestlich vom Schacht Nr. IV entfernten Punkte bis zum gegenwärtig äußersten
nordwestlichen Ende der Grube. Auffällig an diesem Lager wäre, wie ich bemerken
will, seine Stellung im scheinbaren Liegenden des Kainits, insofern das Sylvinlager
im Südosten der Grube dem Hangenden des Kainits angehört.
Sowohl Niedzwiedzki als ich selbst hatten seinerzeit empfohlen, im Han-
senden des zu jener Zeit aufgeschlossenen Kalisalzlagers durch Abteufen eines
Schachtes, beziehungsweise durch eine Bohrung eine Untersuchung über die eventuelle
Fortsetzung des Lagers gegen Südwesten hin vorzunehmen. Solche Arbeiten sind
inzwischen vorgenommen worden. Eine Bohrung von 400:80 m Tiefe und ganz in
der Nähe davon ein Schacht von 270 m Tiefe wurden in der Rich'ung des Schicht-
fallens 235 m vom Schacht Nr. 4 entfernt hergestellt. Man erreichte mit dem
Schacht zunächst die hangenden Gipstone, sodann bei 127 m den salzführenden
Ton. Inmitten desselben erschien in der Tiefe von 135—142 m Sylvinit, der als
die Fortsetzung des oberen südöstlichen Sylvinits angesprochen wurde. In der
Tiefe von 153 m jedoch wurde das Hauptkainitlager in seiner Einfallsverlängerung
angetroffen. Diese Tiefe entspricht genau der Voraussetzung, die seinerzeit in dieser
Hinsicht ausgesprochen wurde (vergl. Jahrb. 1893, pag. 106, resp. [18] meines
Aufsatzes). Die Mächtigkeit, die hier nur 3 m betrug, ist indessen wesentlich
geringer als ich damals vermutete und da überdies in der benachbarten Bohrung der
Kainit an der entsprechenden Stelle fehlt, scheinen Auskeilungen oder wenigstens
Verdrückungen des Lagers vorzukommen.
Das unter dem Kainit folgende Haselgebirge, welches ganz oder teilweise
der Bildung entsprechen dürfte, in der auf der Nordostseite der Grube sich die
Laugwerke befinden, ist hier zirka SO m mächtig. Im Liegenden desselben wurde
in der Tiefe von 237 bis 250 m auffallenderweise noch ein über 10 m starkes
Sylvinitlager gefunden. Sein Gehalt an Chlorkalium beträgt durchschnittlich 39
Prozent. Dieses Lager besteht aus einer Wechsellagerung dünner Schichten von
durch anderes Salz und verschiedene Beimengungen verunreinigtem Sylvinit und
durch Salzbeimengungen ausgezeichneter Tonlagen und hat in dem Haselgebirge,
welches uns die Laugwerke im NO der Grube aufgeschlossen haben, kein Äquivalent.
Darunter folgt wieder etwas Haselgebirge mit schwachem Sylvingehalt und
schließlich ein grünlicher, schwach salziger Schieferton mit Chlornatrium. In der
benachbarten Bohrung kam unter dem letzteren noch ein 130 m mächtiger, salz-
freier, stellenweise sandiger Ton vor, welcher Partien von Anhydrit enthielt.
Es zeigen sich also mancherlei Unregelmäßigkeiten bei diesem Vorkommen
von Kalisalzen. Das Auftreten des Sylvinits in der Tiefe erinnert vielleicht etwas
an die Verhältnisse von Turza wie)ka, die ich in meinem zweiten Aufsatz (1896)
beschrieben habe, insofern daselbst kalisalzführende Partien unterhalb eines kali-
freien Haselgebirges auftreten. Wenn einmal der Zusammenhang zwischen den
älteren und den neueren Aufschlüssen des Kaluszer Bergbaues hergestellt sein
wird, wird sich übrigens zeigen, ob und inwieweit hier besonders Störungen
vorliegen.
In jedem Falle haben die betreffenden Arbeiten die Vermutung bestätigt,
daß in der Gegend, wo sie vorgenommen wurden, das Vorkommen von Kalisalzen
noch kein Ende erreicht, weshalb ich ja auch ursprünglich eine Bohrung in dieser
Gegend für unnötig hielt und direkt mit der Abteufung eines Schachtes vorzu-
gchen empfahl. Immerhin soll nicht in Abrede gestellt werden, daß auch durch
die besprochene Bohrung eine Ergänzung unserer Kenntnis von den. in Betracht
kommenden Verhältnissen gewonnen wurde.
Seinerzeit hatte ich vorgeschlagen, in der Richtung des Verflächens in einer
noch größeren Entfernung weitere Versuche vorzunehmen. Da meine Vorschläge
für das Arar gemacht wurden und da in der in Frage kommenden Gegend ein
großer Teil der Grundstücke im Privatbesitz war, so erfolgten diese Vorschläge
natürlich nicht unabhängig von der Rücksichtnahme auf diese Besitzverhältnisse.
140 Verhandlungen. Nr. 6
Wie ich erfahre, hat sich ein Konsortium von Privaten, welches augenscheinlich
im Sinne eines etwas kühneren Vorgehens dieselbe Idee verfolgt, die ich damals
aussprach, von jener Rücksichtnahme durch Erwerbung von entsprechenden Grund-
stücken zu emanzipieren vermocht und eine neue Bohrung, die selbstverständlich
größere Tiefen aufsuchen maß, ist in Kalusz im Betriebe. Die Ergebnisse der-
selben werden vorläufig geheimgehalten, aber in jedem Falle wird die Zukunft
ergeben müssen, ob dabei abbauwürdige Kalisalze entdeckt wurden oder nicht.
Entweder wird produziert oder es wird die Arbeit eingestellt werden und beides
kann nicht unbemerkt geschehen. (E. Tietze.)
J. Niedzwiedzki. Über das Alter der westlich von
Przemysl entwickelten Schichten. In der polnischen Zeit-
schrift „Kosmos“, 35. Bd., Lemberg 1910.
Vor einigen Jahren hatte Dr. Wöjcik das unteroligocäne Alter gewisser
Bildungen unterhalb des Dorfes Kruhel Maly nachgewiesen, mit denen er aber
irrtümlich einen mächtigen Schichtenkomplex von Fukoidenmergeln und Inoceramen-
schichten verband, die bisher für kretaeisch galten. Ein zu der @ruppe des Zytoceras
Sacya Forb. gehöriger Ammonit, der an entscheidender Stelle gefunden wurde,
beweist aber definitiv die ältere Ansicht. (E. Tietze.)
A. Spitz. Der Höllensteinzug bei Wien. Mit einer geo-
logischen Karte 1:25.000, zwei Profiltafeln und 15 Textfiguren. Mit-
teilungen der Geologischen Gesellschaft in Wien, Bd. III, Heft 3, 1910.
Wir haben hier eine sowohl durch die Menge des durchdachten Beobachtungs-
materials als auch durch die hervorragende Sorgfalt der kartographischen Arbeit
ausgezeichnete Darstellung dieses knapp vor den Toren Wiens liegenden Gebietes
vor uns.
Der durch diese Arbeit festgelegte Fortschritt in unseren geologischen Er-
fahrungen über dieses interessante Stück der Alpen zeigt sich besonders klar bei
einem Vergleich der geologischen Spezialkarte der Umgebung von Wien (Blatt
Baden-Neulengbach) von Stur (1894) und der neuen Karte von A. Spitz.
Es ist indessen nicht nur der technische Teil dieser Aufnahmsarbeit, welcher
volle Anerkennung verdient, sondern fast noch mehr jene Gerechtigkeit und freie
Selbständigkeit im Urteil, die uns Schritt für Schritt bei der historischen Würdigung
der Arbeiten und Fehler der Vorgänger und bei allen stratigraphischen und tek-
tonischen Erwägungen entgegentritt.
Es kann nicht meine Aufgabe sein, hier näher auf das vielfältige strati-
graphische und tektonische Detail einzugehen, ich will nur kurz die wichtigeren
Ergebnisse erwähnen. Wer sich näher dafür interessiert, muß die inhaltsreiche
Arbeit selbst zur Ilfand nehmen.
Spitz gibt zuerst eine Übersicht der stratigraphischen Verhältnisse, welche
sich vor allem auf die reichen Fossilfunde seiner Vorgänger, insbesondere auf
Jene von Bittner, Stur und Toula stützt.
Aus dem vergleichenden Studium der stratigraphischen Charaktere zeigt
sich, daß die Faziesverteilung im allgemeinen von den tektonischen Linien abhängig
ist. „Der Höllensteinzug und seine westliche Fortsetzung zeichnen sich gegenüber
anderen Teilen der niederösterreichischen Kalkalpen durch Neigung zum ‚Unalpin-
werden‘ des Lias und der Gosau (Cenoman) aus. Vermöge dieser Eigentümlich
keiten und seiner Lage am Nordrande der Kalkalpen bildet er ein stratigraphisches
Bindeglied zwischen Kalk- und Klippenzone, in welch letzterer viele mesozoische
Sedimente eine gewisse Tendenz zeigen, flyschähnlich zu werden.
Vermöge seiner stratigraphischen Eigentümlichkeiten und seiner Lage am
Ostrande der Alpen stellt er faziell den Zusammenhang zwischen den nördlichen
Kalkalpen und der subtatrischen Zone der kleinen Karpathen, beziehungsweise
der Kerngebirge überhaupt dar.“
In der Beschreibung der tektonischen Erscheinungen gibt der Autor immer
zuerst eine allgemeine Übersicht und dann kleingedruckt eine Fülle von Detail-
beobachtungen nebst Angaben über die jeweils besten Aufschlüsse,
1911 Sitzung vom 4. April. A. Spitz u. Prof. Dr. Alois Schmitt. 141
Das ganze Gebiet umgreift Stücke der Flyschzone, Klippenzone und Kalk-
zone. Letztere wird von Spitz von N gegen Sin neun kleinere Elemente: Kiesel-
kalkzone, Randantiklinale, Liesingmulde, Höllensteinantiklinale, Flößlmulde, Teufel-
steipantiklinale, Gießhüblermulde, Brühlerantiklinale, Gosauzone, zerlegt.
Die allgemeinen tektonischen Ergebnisse werden hier in folgende Sätze zu-
sammengedrängt:
1. Die Falten des Höllensteinzuges (einschließlich der Antiklinale der Brühl)
sind in ihrer hauptsächlichen Anlage vor dem Absatz der Gosau gebildet worden.
2. Die Oberkreide lagerte sich auf ihren erodierten Rücken ab, wobei die
Regelmäßigkeit ihrer Absätze durch einzelne Klippen unterbrochen wurde.
3. im Tertiär erfolgten innerhalb der Kalkzone neuerdings Bewegungen.
Ihre Wirkung äußerte sich in unregelmäßigen lokalen Störungen im ganzen Be-
reiche des Höliensteinzuges und seiner Klippen infolge von Differenzialbewegungen.
Entlang ihrer ganzen Ausdehnung scheint nur die Brühlerantiklinale zu
neuem Leben erwacht zu sein.
4. Zur Frage der Überschiebung der Kalkzone auf die Flysch- und Klippenzone
können aus diesem Abschnitte keine entscheidenden Beobachtungen beige-
bracht werden. Klippen- und Kalkzone fallen zum größeren Teil gegen Nord;
die stratigraphische Verwandtschaft beider macht eine viefgreifende Trennung (ost-
alpin—lepontinisch) unwahrscheinlich.
Ich glaube, daß diese Ergebnisse mit den nötigen lokalen Einschränkungen
und Auslassungen eine Charakteristik des Verhältnisses dieser drei wichtigen
Zonen enthalten, welche für weite Bereiche der Nordalpen Geltung hat.
Der Arbeit ist eine schöne Karte 1:25.000 mit 15 fein durchgearbeiteten
Profilen beigeschlossen, wodurch man über alle wichtigeren Stellen soweit als
möglich genaue geologische Auskünfte erhält. Man hat nach der Lektüre dieser
Arbeit den lebhaften Wunsch, daß dieselbe noch in Form eines allgemein zu-
eänglichen geologischen Führers für den Höllensteinzug eine weitere
Verbreitung und Benützung erfahren möge. (Otto Ampferer.)
Prof. Dr. Alois Schmitt. Der Ursprung des Menschen
oder die gegenwärtigen Anschauungen über die Ab-
stammung des Menschen. Freiburg 1911, Herdersche Verlags-
buchhandlung.
Den Geologen berührt hauptsächlich das Kapitel „Die wirkliche Stammes-
geschichte des Menschen“ in diesem Buche, in dessen beiden Abschnitten: „Die
Funde von Südamerika“ und „Der fossile Mensch in Europa“ die geologisch-
paläontologischen Tatsachen, wenn auch ganz knapp umrissen, zusammengestellt
erscheinen. Diese kurze Skizze gibt ein recht gutes Bild von unseren gegenwärtigen
bezüglichen Kenntnissen, nur sollten Wendungen wie jene, daß der Schädel von
Galey-Hill „älter ist als der Neandertaler“ vermieden werden, da bekanntlich das
Alter des letzteren nicht feststeht.
Den weitaus größeren Teil des Buches nimmt jedoch das Kapitel über „Die
hypothetische Stammesgeschichte des Menschen“ ein, wie sie von den verschiedenen
Forschern aus dem heutigen Zustande der Tierwelt auf Grund der Anatomie und
Embryologie herausgelesen wird, und es mag auch für den Geologen von Interesse
sein, neben den ihm bekannten geologisch-paläontologischen Tatsachen jenes „Chaos
von Meinungen“ als Folie skizziert zu finden. (Dr. L. Waagen.)
Einsendungen für die Bibliothek.
Zusammengestellt von Dr. A. Matosch.
Einzelwerke und Separatabdrücke.
Eingelaufen vom 1. Jänner bis Ende März 1911.
Arschinow, W. Zur Geologie der Halb-
insel Krim. — Russischer Text mit
deutschem Resume: I. Über einen vul-
kanischen Tuff aus der Umgebung von
Balaklava. II. Uber Wanderblöcke aus
der Umgegend von Balaklava. Moskau,
Lithogaea, 1910. 8°. 16 S. Gesch. d.
Autors. Br (16362. 8°.)
Arschinow, W. Über die Verwendung
einer Glashalbkugel zu quantitativen
optischen Untersuchungen am Polari-
sationsmikroskope.(Separat. aus Groth’s
Zeitschrift für Krystallographie. Bd.
XLVIII. Heft 3.) Leipzig, W. Engel-
mann, 1910. 8%. 5 S. (225—229) mit
1 Textfig. Gesch. d. Autors. (16363. 8°.)
[Bock, H.] Verhandlungen über die
große Eishöhle [Dachstein-Riesenhöhle]
bei Obertraun im oberösterreichischen
Landtage. [Gutachten über deren Er-
schließung, von H. Bock.] Zeitungs-
artikel in: Mitteilungen für Höhlen-
kunde, hrsg. vom Verein für Höhlen-
kurde in Graz. Jahrg. IV. Heft 1.
Graz, typ. Deutsche Vereinsdruckerei,
1911. 4% 457 mit 17 Tat. Gesch.dl
Autors, (2954. #.)
Broili, F. Geologische und palaeontolo-
gische Resultate der Grothe’schen
Vorderasienexpedition 1906— 07. Aus:
Grothe, H. Meine Vorderasienexpedi-
tion 1906— 07.1. Die wissenschaftlichen
Ergebnisse. Leipzig, K. W. Hierse-
mann, 1910. 8%. LXX S. mit 3 Taf.
u. 1 Karte. Gesch. d. Autors.
(16364, $°,)
Brun, A. Recherches sur l’exhalaison
volcanique. Geneve, typ. A. Kündig,
1911. 4°. 277 S. mit 17 Textfig. u.
34 Taf. Kauf. (16416, 8°.)
Cora, &. Notizie sulla repubblica di Li-'
beria specialmente secondo i viaggi e
glistudi di J. Büttikofer. (Separat. aus:
„Cosmos“ di @. Cora. Ser. II. Vol. XI.
1891—92.) Torino, typ. V. Bona, 1892.
8°. 46 S. Gesch. d. Autors (16365. 8°.)
[Dachstein-Rieseneishöhle.] Verhand-
lungen über die große Eishöhle [Dach-
stein-Riesenhöhle] bei Obertraun im
oberösterreichischen Landtage. (Gut-
achten über deren Erschließung; von
H. Bock.) Graz 1911. 4°. Vide: Bock,H.
(2954. 4°.)
Gignoux, M. Les niveaux de cailloutis
et les terrasses des environs de Sainte-
Rambert-d’Albon (Drome) et de Beaure-
paire (Isere),. — Les terrains fluvio-
glaciaires de la Bievre et de la Basse-
Isere. — KEssai de coordination des
niveaux de cailloutis et des terrasses
du Bas-Dauphine. — Paris 1910, 4°.
Vide:. Kilian, W. & M. Gignoux.
(2955. 4°.)
Hammer, W. Beiträge zur Geologie der
Sesvennagruppe. III. Uber das Vor-
kommen von Trias und Jura im unteren
Rojental. (Separat. aus: Verhand-
lungen der k. k. geologischen Reichs-
anstalt. 1910. Nr. 2.) Wien, typ. Brüder
Hollinek, 1910. 8°. 5 S. (64-68) mit
2 Textfig. Gesch. d. Autors. (15696. $°.)
Hammer, W. Die Schichtfolge und der
Bau des Jaggl im oberen Vintschgau.
(Separat. aus: Jahrbuch d. k. k. geo-
logischen Reichsanstalt, Bd. LXI. Heft
1.) Wien, R. Lechner, 1911. 8°. 40 S.
mit 5 Textfig. u. 2 Tafeln. Gesch. d.
Autors. (16366. 8°.)
Hauthal, R. Büsserschnee [Nieve peni-
tente]. (Veröffentlichungen der Deut-
schen akademischen Vereinigung zu
Buenos Aires. Bd. I. Heft 5.) Buenos
Aires, G. v. Woerden & Comp., 1900.
8°. 27 S. mit 2 Taf. Gesch. d. Dr. C.
Schwippel. (16367. 8°.)
1911
Hibsch, J. E. Geologische Karte des
böhmischen Mittelgebirges. Blatt VI.
Wernstadt-Zinkenstein. Erläuterungen.
(Separat. aus: Tschermak’s mine-
ralogische und petrographische Mit-
teilungen; hrsg.v. F.Becke.Bd.XXIX.
Hft. 5.) Wien, A. Hölder, 1911. 8°.
58 S. mit 4 Textfig. u. 2 Taf. Kauf.
(16097. 8".)
Hilber, V. Geologie von Maria-Trost.
(Separat. aus: Mitteilungen des natur-
wissenschaftl. Vereines für Steier-
mark. Bd. XLVIl. 1910.) Graz, Deutsche
Vereinsdruckerei, 1911. 8°. 17 S. mit
2 Taf. Gesch. d. Autors. (16368. 8°.)
Hinterlechner, K. Vorlage des Spezial-
kartenblattes Iglau. [Zone 8, Kol. XIII,
1:75.00..] (Separat. aus: Verhand-
lungen der k. k. geolog. Reichsanstalt.
1910. Nr. 16.) Wien, typ. Brüder
Hollinek, 1910. 8°. 6 S. (368—373).
Gesch. d. Autors. (16369. 8°.)
Hoefer, H. Die Lage der österreichischen
Geologen. Erwiderung. (In: Auskunfts-
blatt „Der Geologe*; hrsg. v. W.
Quitzow. Nr. 3.) Leipziz, M. Weg,
1911. 8°. 1 S. (89). Gesch. d. Dr. W.
Petrascheck. (16370. 8°,)
Hörnes, R. Das Aussterben der Arten
und Gattungen sowie der größeren
Gruppen des Tier- und Pflanzen-
reiches. Festschrift der Universität
Graz für das Studienjahr 1910—11 aus
Anlaß der Wiederkelir des Jahres-
tages ihrer Vervollständigung. Graz,
Leuschner & Lubensky, 1911. 8°.
VII-255 S. Gesch. d. Verlegers.
(16417. 8°.)
Karrer, F. Die Mouumentalbauten in
Wien und ihre Baumaterialien. Vor-
trag, gehalten im Wissenschaftlichen
Club. (Separat. aus: Monatsblätter des
Wissenschaft]. Club. Nr.6 vom 15. März
1886.) Wien, A. Holzhausen, 1886. 8°.
11 S. Gesch. d. Dr. C. Schwippel.
(16371. 8°.)
Karrer, F. Die Baumaterialsammlung
des k. k. naturhistorischen Hof-
museums und ihre Bedeutung. Vortrag,
eehalten im Wissenschaftlichen Club.
(Separat. aus: Monatsblätter des Wis-
senschaftl. Club. Außerordentliche
Beilage zu Nr. 7 vom 15. April 1888.)
Wien, A. Holzhausen, 1888. 8°. 12 S.
Gesch. d. Dr. C. Schwippel.
(16372. 8°.)
Katzer, F. Die Eisenerzlagerstätten
Bosniens und der Herzegowina. (Er-
gänzter Sonderabdruck aus dem Berg-
und Hüttenmännischen Jahrbuche der
k.k. montanistischen Hochschulen zu
Einsendungen für die Bibliothek. 143
Leoben und Pfibram. Bd. LVIII. 1910.)
Wien, Manz, 1910. 8°. V--343 S. mit
52 Textfig, u. 1 Übersichtskarte.
Gesch. d. Autors. (16418. 8°.)
Kilian, W. & M. Gignoux. Les niveaux
de cailloutis et les terrasses des
environs de Saint-Rambert-d’Albon
(Dröme) et de Beaurepaire (Isere).
Note. — Les terrains fluvioglaciaires
de la Bievre et de la Basse-Isere.
Note. — Essai de coordination des
niveaux de cailloutis et des terrasses
du Bas-Dauphine. Note. — (Separat.
aus: Comptes rendus des seances de
l’Academie des sciences. Tom. CLI,
pag. 1023—1026, 1100—1103, 1329 —
1332.) Paris, typ. Gauthier-Villars,
1910. 4°. 13 S. Gesch. d. Autors.
(2955. 4°.)
Koch, 6. A. DasWelser Erdgas und dessen
rationellere Verwertung. (Separat.
aus: Allgemeine österreich. Chemiker-
und Techniker-Zeitung. Jahrg. XXIX.
1911. Nr. 3 vom 1. Februar.) Wien,
Schworella & Heick, 1911. 8°. 16 S.
Gesch. d. Autors. (16373. 8°.)
König, A. Die exotischen Gesteine vom
Waschberg bei Stockerau. (Separat.
aus: Tschermak’s mineralogische
und petrographische Mitteilungen.
Bd. XV.) Wien, A. Hölder, 1895. 8°.
15 S. (466—480). Gesch. d. Dr. C.
Schwippel. (16374. 8°.)
König, A. Ein neuer Fund von Squalodon
Ehrlichii in den Linzer Sanden. (Se-
parat. aus: Jahresbericht. des Vereines
Museum Franeisco-Carolinum. LXIX.)
Linz, typ. J. Wimmer, 1911. 8°. 13 S.
mit 1 Taf. Gesch. d. Autors.
(16375. 8°.)
Kremla, H. Untersuchung eines fossilen
Harzes aus der Umgebung von Kloster-
neuburg. (In: Programm und Jahres-
bericht der k. k. höheren Lehranstalt
für Wein- und Obstbau in Kloster-
neuburg 1902—1910). Wien, typ.
Staatsdruckerei, 1910.8°.38.(119— 121)
mit 1 Taf. Gesch. d. Dr. J. Dreger.
(16376. 8°.)
Makowsky, A. Über die Bouteillensteine
von Mähren und Böhmen. (Separat.
aus: Tschermak’s Mineralogische und
petrographische Mitteilungen. Bd. IV.)
Wien, A. Hölder, 1882. 8°. 8 S.
(43—50). Gesch.d. Dr.C.Schwippel.
(16377. 8°.)
Mercerat, A. Die fossilen Vögel Pata-
goniens. Ein Beitrag zur Entwicklungs-
geschichte der Stereornithes. (Ver-
öffentlichungen der Deutschen aka-
demischen Vereinigung zu Buenos
K. E. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 6. Verhandlungen. 93
144
Aires. Bd. I. Heft 1.) Buenos Aires,
G. v. Woerden & Co., 1899. 8°. 14 S.
Gesch. d. Dr. C. Schwippel.
(16378. 8°)
Merciai, @. Mutamenti avvenutti nella
configurazione del liturale tra Pisa e
Orbetello dal pliocene in poi. Pisa,
typ. Succ. FF. Nistri, 1910. 4°. 148
S. mit 15 Taf. u. 2 Karten. Gesch. d.
Autors. (2962. 4°.)
Noel, E. Note sur l’hydrogeologie Tuni-
sienne. (Separat. aus: Bulletin de la
Societe geologique de France. Ser. IV.
Tom. IX. 1909.) Paris, typ. Le Bigot
Freres, 1909. 8°. 29 S. (459—487) mit
3 Textfig. Gesch. d. Autors.
(16379. 8°.)
Noel, E. Sur l’hydrologie Tunisienne.
Note. (Separat. aus: Comptes rendus de
l’Academie des sciences; seance du
27. decembre 1909.) Paris, typ. Gau-
thier-Villars, 1909. 4°. 3 S. Gesch.
d. Autors. (2956. 4°.)
Noel, E. Une mission en Tunisie. (Se-
parat. aus: Revue industrielle de l’esr.)
Nancy, typ. P. Pierron, 1910. 8°. 38
S. mit 10 Textfig. Gesch. d. Autors.
(16580. 8°.)
Noel, E. Sur la surface libre d’une
nappe aquifere sur une prevision de
debit de source, Zaghouan. (Separat.
aus: Bulletin de la Societ€ des sciences
de Nancy.) Nancy, typ. Berger-Levrault
et Co., 1910. 8°. 33 S. mit 4 Textfig.
Gesch. d. Autors. (16381. 8°.)
Noel, E. Les infiltrations sur le massif
du Zaghouan, Tunisie. Note. (Separat.
aus: Comptes rendus de l’Academie
des sciences; seance du 20 juin 1910.)
Paris, typ. Gauthier-Villars, 1910. 4°.
3 S. Gesch. d. Autors. (2957. 4°.)
Nowak, J. Über den Bau der Kalkalpen
in Salzburg und im Salzkammergut.
(Separat. aus: Bulletin de l’Academie
des sciences de Cracovie. Classe des
sciences mathematiques et naturelles.
Ser. A. 1911. 'Nr. 2.) Cracovie, typ.
J. Filippowski, 1911. 8°. 56 8. (57—112)
mit 11 Textfig. u. 3 Taf. Gesch. d.
Autors. (16382. 8°.)
Palaeontologia universalis. Ser. III.
Fasc. 2. (Taf. 188-2075.) Berlin,
Gebr. Bornträger, 1910. 8°, Kauf.
(14260. 8°.)
Petrascheck,W. Poktady weglowe wzdtuz
przysziego Kanalı Dunaj—Wista; wy-
dala i wstepem zaopatrzyla „Liga po-
mocy przemyslowej“. (Polnische Über-
setzung Seiner in den „Mitteilungen
des Zentralvereines für Fluß- und
Verhandlungen. Nr. 6
Kanalschiffahrt in Österreich“ 1908,
Nr. 68, erschienenen Abhandlung: Die
Steinkohlenfelder am Donau-
Weichselkanal. Von der „Liga zur
Förderung der Industrie“ herausge-
geben.) Lemberg, typ. J. Ziembinski,
[911]. 8°. 13 S. mit 1 Karte. Gesch.
d. Autors. (16383. 8°.)
Polifka, S. Beitrag zur Kenntnis der
Fauna des Schlern-Doiomites. (Separat.
aus: Jahrbuch der k. k. geolog. Reichs-
anstalt. Bd. XXXVI. 1886. Hft. 4.)
Wien, A. Hölder, 1886. 8%. 12 S.
(595—606) mit 1 Taf. (VIII). Gesch.
d. Dr. C. Schwippel. (16384, 8°.)
Reyer, E. Über Deformation der Erd-
kruste, Gebirgsbildung. (Separat. aus:
Naturwissenschaftliche Wochenschrift.
Bd. VIII. Nr. 47.) Berlin, F. Dümmler,
1892. 4°. 4 S. (471—474) mit 12 Textfig.
Gesch. d. Dr. C. Schwippel.
(2958. 4°.)
Rothe, C. Die Bedeutung der Geologie
für den naturkundlichen Unterricht
und für die Erweiterung unseres
Weltbildes. (In: Zeitschrift für Lehr-
mittelwesen und pädagogische Lite-
ratur. Jahrg. V. Nr. 5.) Wien, A.
Pichlerss Witwe & Sohn, 1909. 8°,
5 S. (105—109). Gesch. d. Dr. C.
Schwippel. (16385. 8°.)
Rzelhak, A Das Kalksintervorkommen
am „Siklös* bei Leva in Ungarn.
(Separat. aus: Annales Musei nationalis
hungarici. III. 1905.) Budapest, typ.
Franklin-Tärsulat, 1905. 8°. 2 8.
(478—479). Gesch. d. Autors,
(16386. 8°.)
Rzehak, A. Das Alter des Unterkiefers
von Öchos. Eine Enutgegnung an
M.Kri2. (Separat. aus: Zeitschrift des
mährischen Landesmuseums. Bd. IX.
Hft. 2.) Brünn, typ. R. M. Rohrer,
1909. 8°. 37 8. (277—313). Gesch. d.
Autors. (16387. 8°.)
Rzehak, A. Über einige geologisch
bemerkenswerte Mineralvorkommanisse
Mährens. (Separat. aus: Verhandlungen
des naturforschenden Vereines in
Brünn, Bd. XLVIIL.) Brünn, typ. W.
Burkart, 1910. 8°. 32 8. (163—194)
mit 1 Textfig. Gesch. d. Autors.
(16388. 8°.)
Rzehak, A. Der Brünner Clymenien-
kalk. (Separat. aus: Zeitschrift des
mährischen Landesmuseums. Bd. X.
Hft. 2.) Brünn, typ. R. M. Rohrer,
1910. 8°. 68 S. (149-216) mit 3 Taf.
Gesch. d. Autors. (16389. 8°.)
Scalia, S. Il gruppo del Monte Judica.
(Separat. aus: Bollettino della Societä
1911
geologica italiana. Vol. XXVIII. 1909.
Fasc. 2.) Roma, typ. E. Cuggiani,
1909. 8°. 72 S. (269—340) mit 6
Textfig. u. 2 Taf. (VIII—-IX). Gesch.
d. Autors. (16390. 8°.)
Scalia, S. La fauna del trias superiore
del gruppo di Monte Jucica. (Separat.
aus: Atti dell’ Accademia Gioenia
di seienze naturali in Catania. Ser. V.
Vol. III.) Catania, typ. Galatola, 1910.
ANSSIESS mit Sn Dexitesaus sl Taf.
Gesch. d. Autors. (2961. #°.)
Schmidt, Rob. Rud. Die palaeo ithischen
Kulturen und die Klimaschwankungen
in Deutschland nach dem Maximum
der letzten Eiszeit. (Separat. aus:
Korrespondenz-Blatt der Deutschen
Gesellschaft für Anthropologie, Ethno-
logie und Urgeschichte. Jahrg. XLI.
Nr. 9—12. 1910.) Braunschweig, Fr.
Vieweg & Sohn, 1910. 8°. 3 S. Gesch.
d. Autors. (16391. 8°.)
Schmidt, Rob. Rud. Die spätpalaeo-
litbischen Bestattungen der Ofnet.
(Separat. aus: Zeitschrift „Mannus“.
Ergänzungsband I.) Würzburg. A.
Stuber, 1910. S°. 7 S mit I Taf.
Gesch. d. Autors. (16392. 8°.)
Sigmund, A. Neue Mineralfunde in
Steiermark und in Niederösterreich.
(Separat. aus: Mitteilungen des natur-
wissenschaftl. Vereines für Steiermark.
Jahrg. 1910. Bd. XLVil.) Graz,
Deutsche Vereinsdruckerei, 1911. 8°.
8 S. (137—144). Gesch. d. Autors.)
(16393. 8°.)
Simionesceu, J. Studii geologice si pa-
leontologice din Dobrogea. V. Fauna
triasica inferioarä din Dobrogea. (Se-
parat. aus: Academia Romänä. Publi-
eatiunile fondului Vasile Adamachi.
Nr. XXIX.) Rumänischer Text mit
französischem Resum@: La faune du
trias inferieur de Dobrogea. Bucuresti,
typ. C. Göbl, 1911. 8°. 17 S. mit 14
Textfig. Gesch. d. Autors. (15590. 8°.)
Spengler, E. Vorläufiger Bericht über
die Tektonik der Schafberggruppe.
(Separat. aus: Mitteilungen der Geo-
logischen Gesellschaft in Wien. Bd.
Ill. 1910.) Wien, F. Deuticke, 1910.
8%. 3 S. (478—480) Gesch. d. Herrn
G. Geyer. (16394. 8°.)
Steinmann, 6. Zur Phylogenie der Be-
lemnoidea. (Separat. aus: Zeitschrift
für induktive Abstammungs- und Ver-
erbungslehre. 1910. Bd. IV. Heft 2.)
Berlin, Gebr. Bornträger, 1910. 8°.
20 8. (103—122) mit 13 Textfig. Gesch.
d. Autors. (16395. 8.°)
Steinmann, G. Gebirgsbildung und
Massengesteine in der Kordillere Süd-
Einsendungen für die Bibliothek.
145
amerikas. (Separat. aus: Geologische
Rundschau. Bd. I. Heft 1—3.) Leipzig,
W. Engelmann, 1910. 8°. 23 S. (13— 35)
mit 11 Textfig. Gesch. d. Autors.
(16396. 8°.)
Steinmann, 6 Die 'kambrische Fauna
im Rahmen der organischen Gesamt-
entwicklung. (Separat. aus: Geolo-
gische Rundschau. Bd. I. Heft 5—6.)
Leipzig, W. Engelmann, 1910. 8°.
13 S. (69—8!). Gesch. d. Autors.
(16397. 8°.)
Stille, H. Die mitteldeutsche Rahmen-
faltung. Vortrag. (Separat. aus: Jahres-
bericht des niedersächsischen geolo-
gischen Vereines zu Hannover [Geo-
logische Abteilung der naturhist. Ge-
sellschaft zu Hannover]. III. 1910.)
Hannover, typ. W. kitiemschneider,
1910. 8°. 30 8. (141 - 170) mit 3 Text-
fig. u. 1 Taf. (V) Gesch. d. Herrn G.
G.eiyier. (16398. 8°.)
Stiny, J. Zur Erosionstheorie, (Separat.
aus: Mitteilungen des naturwissen-
schaftl. Vereins für Steiermark. Bd.
XLVII. 19i0.) Graz, Deutsche Ver-
eins-Druckerei, 1910. 8°. 6 S. (83—88)
Gesch. d. Autors. (16399. 8°.)
Stutzer, 0. Die wichtigsten Lagerstätten
der „Nicht-Erze“. Teil I. Graphit,
Diamant, Schwefel, Phosphat. Berlin,
Gebr. Bornträger, 1911. 8%. XV— 474
S. mit 108 Textfig. Kauf. (76419. 8°.)
Suess, E. Synthesis of the palaeogeo-
graphy of North America. (Separat.
aus: American Journal of science.
Ser. IV. Vol. XXXI. Nr. 182. February
1911.) New llaven, 1911. 8%. 88.
(101—108) Gesch. d. Autors.
(16400. 8°,)
Szajnocha, L. Das Erdölvorkommen in
Galizien im Lichte neuer Erfahrungen.
Vortrag, gehalten in der Sitzung der
Geologischen Gesellschaft in Wien am
13. Januar 1911. (Separat. aus: Zeit-
schrift „Petroleum“. Jahrg. VI. 1911.
Nr. 10.) Berlin-Wien, typ. Berliner
Druckerei- und Verlagsgesellschaft,
1911. 4°. 7 S. Gesch. d. Autors.
(2959. 4°.)
Tangl, A. Das Pettauerfeld und seine
Umrahmung. (In: Jahresbericht des
Kaiser Franz Josef -Gymnasiums in
Pettau. XVI. 1910.) Pettau 1910. 8°,
36 S. Gesch. d. Autors. (16401. 8°.)
Teller, F. Geologie des Karawanken-
tunnels. (Separat. aus: Denkschriften
der kais. Akademie der Wissenschaften;
math,-naturw. Klasse. Bd. LXXXII)
Wien, A. Hölder, 1910. 4°. 108 S.
(143—250) mit 29 Textfig. u. 3 Taf.
Gesch. d. Autors. (2963. 4°.)
23*
146
Jahresbericht der k. k. geo-
loeischen Reichsanstalt für 1909,
(Separat. aus: Verhandlungen der
k. k. geolog. Reichsanstalt. 1910.
Nr. 1.) Wien, R. Lechner, 1910. 8°,
42 S. Gesch. d. Autors. (16402. 8°.)
Tietze, E. Jahresbericht der k. k. geolo-
gischen Reichsanstalt für1910. (Separat.
aus: Verhandlungen der k. k. geolog.
Reichsanstalt. 1911. Nr. 1.) Wien,
R. Lechner, 1911. 8°. 46 S. Gesch.
d. Autors. (16403.. 8°.)
Trampler, R. Die Mazocha. (Separat.
aus: Jahresbericht der Wiedner Com-
munal-Oberrealschule. XXX VI.) Wien,
typ. C. Fischer, 1891. 8°. 61 S. mit
3 Textfig. u. 1 Taf. Gesch. d. Dr. C.
Schwippel. (16404. 8°.)
Trampler, R. Die Grotte von Schö-
schuwka in der „Mährischen Schweiz“.
(Separat. aus: Mitteilungen der Section
für Naturkunde des Österreichischen
Touristen-Club. Jahrg. IIl. Nr. 4. 1891.)
Wien, typ. Steyrermühl, 1891. 4°. 58.
(25—29). Gesch.d. Dr.C.Schwippel.
(2960. #0.)
Trampler, R. Eine wenig bekannte
Mazocha-Fahrt. (Separat. aus: Zeit-
schrift „Der Tonrist“.) Wien, ıyp. C.
Fischer, 1892. 8°. 16 S. mit 4 Text-
fig. Gesch. d. Dr. C. Schwippel.
(16405. 8°.)
Trampler, R. Die Eröffnung zweier
Dolinen. (Separat. aus: Mitteilungen
der k. k. Geographischen Gesellschafr.
Bd. XXXVI. 1893, Nr. 5.) Wien, R.
Lechner, 1893. 8°. 22 S. mit 4 Textfig.
Gesch. d. Dr. ©. Schwippel.
(16406. 8°.)
Trampler, R. Die mährischen Höhlen,
insbesondere die Tropfsteingrotte von
Schoschuwka. (Separat. aus: Zeit-
schrift „Gaea“. 1893.) Leipzig, typ.
O. Leiner, 1893. 8°. 15 S. mit 1 Taf.
Gesch. d. Dr. C. Schwippel. h
(16407. 8°.)
Trampler, R. In den dunklen Schoß
der Erde! Vortrag. (Separat. aus den
Mitteilungen und Vorträgen des fach-
technischen Club der Beamten und
Factoren der Hof- und Staatsdruckerei.)
Wien, typ. Staatsdruckerei, 1893. 8”.
18 S. mit 4 Textfig. Gesch. d. Dr. C.
Schwippel. (16408. 8°.)
Trener, &. B. Über ein oberjurassisches
Grundbreccienkonglomerat in Judi-
karien (Ballino) und die pseudoliassische
Breccie des Mte. Agaro in Valsugana.
Tietze, E.
Verhandlungen. Nx6
(Separat. aus: Verhandlungen der k.k.
geolog. Reichsanstalt. 1909. Nr. 7.)
Wien, typ. Brüder Hollinek, 1909. 8°.
17 8. (162—178) mit 4 Textfig. Gesch.
d. Autors. & (16409. 8°.)
Trener, 6. B. Uber das Alter der
Adamelloeruptivmasse. (Separat. aus:
Verhandlungen der k.k. geolog. Reichs-
anstalt. 1910. Nr. 4.) Wien. typ. Brüder
Hollinek, 1910. 8°. 25 S. (91—115)
mit 4 Textfig. Gesch. d. Autors.
(16410. 8°,)
Trener, G. B. Die Lagerungsverhält-
nisse und das Alter der Corno Alto-
Eruptivmasse und der Adamellogruppe.
Vorläufige Mitteilung. (Separat. aus:
Verhandlungen der k. k. geolog.
Reichsanstalt. 1910. Nr. 16.) Wien,
typ. Brüder Hollinek, 1910. 8°. 10 S.
(373—382) mit 1 Textfig. Gesch. d.
Autors, (16411. 8°.)
Verhandlungen über die große Eis-
höhle bei ÖObertraun im oberöster-
reichischen Landtage. [Gutachten über
deren Erschließung, von H. Bock.]
Graz 1911. 4°. Vide: Bock, H.
(2954. 4°.)
Wanner, J. Neues über die Perm-, Trias-
und Juraformation des indo -austra-
Jischen Archipels. (Separat. aus: Cen-
tralblatt für Mineralogie, Geologie...
Jahrg. 1910. Nr. 22.) Stuttgart, E.
Schweizerbart, 1910. 8°. 6S. (736— 741).
Gesch. d. Autors. (16412. 8°.)
Wanner, J. Über eine merkwürdige
Echiuodermenform aus dem Perm von
Timor. (Separat. aus: Zeitschrift für
induktive Abstammungs- und Ver-
erbungslehre. Bd. IV. 1910. Heft 2.)
Berlin, Gebr. Bornträger, 1910. 8°.
20 S. (123—142) mit 3 Textfig. u. 2
Taf. Gesch. d. Autors. (16413. 8°.)
Wolff, W. Die Lage der praktischen
Geologen in Preußen, (In: Auskunfts-
blatt „Der Geologe*, hrsg. v. W.
Guitzow. Nr. 3.) Leipzig, M. Weg, 1911.
8. 3 S. (35—37). Gesch. d. Dr. W.
Petrascheck. (16414. 8°.)
Zelizko, J. V. Neue Pteropoden des
älteren Paläozoikums Mittelböhmens.
(Separat. aus: Jahrbuch d. k. k. geolog.
Reichsanstalt. Bd. LXI. 1911. Heft 1.)
Wien, R. Lechner, 1911. 8%. 12 S.
(41—52) mit 2 Taf. (III—IV). Gesch.
d. Autors. (16415. 8°.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien Ill. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25.
Verhandlungen der k. k mn Reichsanstalt,
Bericht vom 1. Mai Br
Inhalt: Brent ielungen: F. FE. Hahn: Zur Geologie der Berge des
oberen Saalachtales. — H. Vetters: Die Trafoiachlinie. Ein Beitrag zur Tektonik der nord-
steirischen Grauwackenzone. — Literaturnotizen: R. Hoernes.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Eingesendete Mitteilungen.
F. Felix Hahn (München). Zur Geologie der Berge des
oberen Saalachtales.
Da die Veröffentlichung meiner letzten, auf die Berge beiderseits
der Saalach zwischen Lofer und den Diesbacher Hohlwegen sich er-
streckenden Aufnahmen, die unter Zugrundelegung der Karte 1:25.000
des k. k. militärgeographischen Instituts vornehmlich im Jahre 1910
erfolgten, leider erhebliche Verzögerung erfahren wird, möchte ich
einige hauptsächliche Ergebnisse derselben hier kurz zusammenstellen.
Das neu zur Kartierung gekommene Gebiet schließt sich unmittel-
bar an jenesin der früheren Arbeit des Autors über der Kammerker-
Sonntagshorngruppe !) behandelte an, ein Zusammenschluß, der sowohl
in stratigraphischer wie tektonischer Hinsicht von Bedeutung ist.
Denn das damals Gewonnene liefert den Schlüssel für das neu unter-
suchte Gebirge und umgekehrt erweitert und vertieft die genaue
Kenntnis zahlreicher Punkte des südlichen Gebietes das Verständnis
für das nördliche.
Ein wichtigeres Ergebnis der älteren Arbeit lag in der Er-
kenntnis, daß die mannigfaltige fazielle Differenzierung (bayrische,
Übergangs-, Berchtesgadner, Hallstätter Fazies der Trias) sich auf
zwei tektonische Einheiten großen Ausmaßes verteilt, deren eine (die
Berchtesgadner Schubmasse) durch flache Überschiebung auf
die andere (das bayrische basale Gebirge) zu liegen kommt.
Der überschiebende Teil beherbergt am mittleren Saalachlauf Ge-
steinsreihen vor allem reiner Berchtesgadner und Hallstätter Ent-
wicklung, daneben jedoch auch Mischtypen wie lichtbunten karnischen
Dolomit, Loferer Schichten und Lerchkoglkalk, von denen nur die
erstgenannten dortselbst in inniger Sedimentationsverkeilung standen.
!) Jahrbuch der k. k. geol. R.-A. Wien, 1910, 60. Band, Heft 2 und 4.
K. k, geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 7. Verhandlungen. 24
148 Verhandlungen. Ne
Im bayrischen basalen Gebirge machte sich eine Umwandlung von der
normalen oberbayrischen Reihe (Wettersteinkalk, Raibler, Hauptdolomit,
Kössener etc.) zu einer den Berchtesgadner Verhältnissen genäherten
(mitteltriassischer bis unternorischer Dolomit, norischer und zum Teil
rhätischer Dachsteinkalk) fühlbar.
Das neubearbeitete Gebiet unterliegt nun folgendem Gesetz:
die Trias der Unterlage gleicht bereits vollkommen der
Berchtesgadner Serie, so daß sie seinerzeit Böse mit Recht
in den Berchtesgadner Faziesbezirk einreihen mußte; auf Werfener
und meist dolomitischem Muschelkalk an der Südseite des Leoganger
Steinbergs und des Steinernen Meeres liegen in recht wechselnder
Mächtigkeit helle ladinische Dolomite (typischer Ramsaudolomit mit
Fossilresten im Schüttachgraben), darauf nur westlich der Saalach
noch kenntlich eine gegen Ost verschwindende Partie schwarzer
karnischer Dolomite mit spärlichen Raibler Einlagen, im Umkreis des
Wimbachtales von schwarzen geringmächtigen Reingrabener Schiefern
ersetzt. Darüber bauen sich westlich der Saalach noch 400 bis
500 m mächtige unternorische Dolomite (früher öfters fälschlich als
Ramsaudolomit bezeichnet, so beiderseits der Schüttachgräben, im
Loferertal, am großen Palfelhorn usf.), sodann etwa gleichmächtige, gut-
gebankte obernorische Dachsteinkalke des Loferer Steinbergtyps
auf, in deren Hangendem ähnliche, durch bunte lettige Schmitzen und
Bänder gekennzeichnete Kalke mir an vielen Punkten (Gipfel des
Vorderen Ochsenhornes, Paß Luftenstein, Fußstein, Schärtenspitz)
schon echte rhätische Fossilien’ wie Avicula contorta, Spüriferina unei-
nata lieferten.
Die Ausbildung der Deckentrias führt zur Scheidung einer
Vorzone (Hochkranz, Gerhardstein, Kirchentaler Rauhenberg, Scheffs-
noter Au ; nach Norden Fortsetzungim Lerchkogel, Gföllhörndl, Dietrichs-
horn, Tälernalprücken) von einer Hauptzone mit Hunds- und Perhorn-
masse als Ausläufer der eigentlichen Reiteralm; erstere ist nicht so
sehr durch Gesteine der Hallstätter Entwicklung als besonders
durch mächtiges Auftreten von Loferer Schichten, eine den
Zlambachschichten entsprechende Mergelfazies der oberen Trias
und Dachsteinkalken des Lerchkogltyps, deren Basis
mit den Loferer Schichten in Wechsellagerung steht, ausgezeichnet.
Eine ganz besonders wichtige Stellung nimmt hier der lichtbunte
karnische Dolomit ein, der am Rauhenberg, Gerhardstein (hier von
Ramsaudolomit unterlagert) und Hochkranz das normale Liegende der
Loferer Schichten bildet, an der Scheffsnoter Brücke jedoch sich noch-
mals wie so oft flußabwärts mit karnischen Hallstätter Kalken verzahnt,
in dem Vorzug des Reiteralmkalkes vom Wieserer Köpfl zu den Auer
Wiesen hinwieder aufs deutlichste von diesem ungestört überlagert wird.
Die Hauptzone der Schubmasse ist durch die einfache Reihe
von Werfenen Reichenhaller Dolomit (nicht überall mehr entwickelt),
Ramsaudolomit, der hier seine bedeutendste Mächtigkeit erreicht, und
an der Basis dolomitischem Dachsteinkalk des Reiteralmtyps mit
Ausfall von Raibler Spuren gekennzeichnet.
Zu dieser Aneinanderpassung triassischer Faziesdifferenzen in
Basis und Decke steht die Verbreitung jüngerer Ablagerungen in
149
Felix Hahn.
F.
Bericht vom 1. Mai.
1911
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24*
150 Verhandlungen. Nr.7
schroffem Gegensatz. Die bayrische Trias ist stets von Lias in Gestalt
roten und grauen, brachiopodenreichen Hierlatzkalkes, von roten
Ammonitenkalken oder hellen Kieselkalken, dann einer mächtigen
Serie schwarzer Mergel- und Kieselkalke des oberen Lias und unteren
Doggers (?) (Vertretung der Allgäuschiefer mit Cephalopoden) über-
deckt, dem etwas Radiolarit, graue Oberalmer Hornsteinkalke oder
bunte Aptychenschichten und sehr mächtiges Neokom aufliegen. Dagegen
trägt die Decke nur kümmerliche Reste von Liashierlatz, erst auf
dem Plateau der Reiteralm selbst lagern bedeutungsvolle, fossilreiche
Zeugen der Transgression des Gosaumeeres.
Dertektonische EinzelbauistnichtdurchTeildecken,
sondern durch rasch auftauchende und rasch wieder sich zerschlagende
Schuppung charakterisiert.
Inder Unterlage sind solche Flächen ganz vorzüglich rings
um die Deckinsel des Kirchentaler Rauhenberges, dann in dem monu-
mentalen Liniensystem der Bindalm-, Hundstod- und Kematen, ,brüche“
(Aufschub der Wätzmann- und Hochkaltermasse gegen SW bei 40 bis
60° NO geneigter Gleitbahn auf die Großmuldenform des östlichen
Saalachgebiets), schließlich nicht minder klar in kleinen Schuppen-
keilen am Gerhardstein erschlossen. In der Decke dagegen zeigt
sich entsprechend der teilweise recht zutreffenden Beobachtung Haugs
eine Neigung zu partieller Eigenbewegung auf den Ramsaudolomit
durchschneidenden Flächen, so daß häufig auch schon der heute sicht-
bare Kontakt von W erfener und Ramsaudolomit als tektonisch bedingt
zur Kartierung kommen muß.
Esliegttrotzalledemkein@Grund vor, aneineeigene
Salz- und Dachsteindecke zu glauben, nirgends fanden sich
ja hier zwischen Werfener und Dolomit fremdartige Einschiebsel, etwa,
wie nach Haug zu erwarten wäre, Hallstätter Reste, die ich vielmehr
als unzweifelhaft normale linsenförmige Einlagerung
mit dolomitischer Randzone nahe unter der ursprünglichen Über-
lagerungsfläche des Dachsteinkalkes auf dem Ramsaudolomit in letz-
terem, also im höchstwahrscheinlich karnischen Niveau an einigen
Stellen in der Hundsalmmasse neu auffinden konnte; an der Südseite
der Schubklötze der Reiteralm und des Lattengebirges ist ferner die
normale Auflagerung der mittleren Trias auf die untere unbestreitbar
vorhanden; in den öfters noch gut erkennbaren Reichenhaller Dolo-
miten besitzt auch der untere Teil des Muschelkalkes offenbar seine
ursprüngliche Vertretung.
Auch Vorzone und Hauptzone können nicht als
selbständige Teildecken gelten. Die Sedimentreihen beider
zeigen trotz all ihrer Verschiedenheiten vor allem in dem äußerst
bedeutsamen lichtbunten hornsteinführenden karnischen Dolomit ein
recht charakteristisches Gestein, eine deutliche gegenseitige Absatz-
verzahnung. Es ist mir sodann kein Profil bekannt geworden, wo die
Vorzone in ihrer wahren, recht bedeutenden Mächtigkeit zwischen
bayrischer und Berchtesgadner Decke flach eingeschaltet wäre, vielmehr
liegen die fremden Gesteine beider Zonen stets gleicherweise auf
Jura und Neokom der Unterlage. Wo endlich beide Zonen heute
1911 Berieht vom 1. Mai. F. Felix Hahn u. H. Vetters. 151
noch sichtbar miteinander in Kontakt kommen), da kann man sich
stets mühelos von dem Vorhandensein steiler An- und Aufpressung,
auch gelegentlicher Schuppung, nie von einer der Hauptschubbewegung
entsprechenden Deckenbildung, überzeugen. (Fig. 1.)
Basis wie Decke zeigen nur ruhige Eigenfaltung. Die
Unterlage wird von einer einzigen, der oberen Saalach parallelen, das
heißt in 'südöstlicher Richtung streichenden Großmuldung beherrscht,
als deren begrenzende Borde Loferer und Leoganger Steinberg einer-
seits, die Hochkaltermasse anderseits gelten müssen; ihre nach Süd
mählich ansteigende Achse kommt am Seehorn wundervoll erschlossen
zum Ausstrich. Ein Blick auf die Karte zeigt, daß das basale Neokom
von Kirchental und Strohwolln, in dem so überraschenden Fenster der
Almwaldalm, wie jenes der Loferer Gegend nur als Fortsetzung des
Muldentiefsten dieser Großform zu gelten hat und denkt man sich
den störenden Riegel der steil aufgerichteten Grubhörndlscholle (Aus-
wirkung sekundär anpressender Kräfte) wieder versenkt, so verfließen
die Synklinen des Unkenbachs und jene des oberen Saalachtals zu
einem großartigen Schollenbau.
Unvollkommene Sattelwellen des Loferer und Leoganger Stein-
berges finden in jener der Hochkalter- und Watzmanngruppe ihr
Gegenstück, es kommt ihnen jedoch kaum irgend größere Bedeutung
zu wie die eben noch erkennbaren flachen Ein- und Aufbiegungen
am Gerhardstein und Hundshorn in der Decke.
In starkem Gegensatz zu diesen ruhigen, weitgreifenden Falten-
formen steht dagegen die intensive Faltenverquälung, die allerorts
höherer Jura und Neokom der Basis aufweisen; die Verhältnisse rings
um die heute noch erhaltenen Deckinseln, die stets von derlei Klein-
faltungsgewirr umbrandet sind, zeigen deutlich die einzig richtige
Erklärung auf: der Überschiebungsvorgang selbst muß diese keines-
wegs tiefgreifenden, auf die obersten, sich von ihrer Unterlage ab-
lösenden Schichten beschränkten Knetwellungen erzeugt haben.
Hermann Vetters. Die „Trofaiachlinie“ Ein Beitrag
zur Tektonik der nordsteirischen Grauwackenzone.
Der im Palten- und Liesingtal in großer Breite entwickelte Zug
oberkarboner Graphit-, Serizit-, Chloritschiefer mit eingeschalteten
Kalkzügen, dessen Alter seit dem Fund einer Schatzlarer Flora im
Graphitschiefer des Preßnitzgrabens sichergestellt ist), läßt sich
bekanntlich in gleicher Ausbildung ununterbrochen über St. Michael
nach Leoben und dann am linken Mur- und Mürzufer über Bruck,
Kaltbach und Frauenberg bis in den Graschnitzgraben verfolgen, wo
er fast geradlinig in SO—NW -Richtung am Gneis der Sonnleiten
abschneidet.
!) Vielerorts zwischen Unken und Lofer, vergl. Kammerker— Sonntagshorn-
. gruppe II.
2) D. Stur, Funde von Pflanzen der Schatzlarer Schichten am Nordrande
der Zentralkette der nordöstlichen Alpen. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., 33. Bd.,
1883, pag. 189.
152 Verhandlungen. Near
Anderseits streicht aus dem Seimmeringgebiete, wo im Wagner-
graben bei Klamm gleichfalls Pflanzenreste der Schatzlarer Schichten
gefunden wurden !), ein schmaler, aber kontinuierlicher Zug karboner
Schiefer, Sandsteine und Kalke über Prein, Sitzbühel, Kapellenkogel,
Arzbach, Greuteck, Dürrsteinkogel und Sattlerkogel bei Veitsch, wo
im Kalke marine Karbonfossilien gefunden wurden 2), Pretalgraben
und -Alpe, Mühlberg, am Südrande des Aflenzer Tertiärbeckens,
Thörl, Kulmspitze, St. Kathrein und Obertal bis zum Kohlsattel und
Hohenberg am westlichen Kletschachkamme, Hier endet er in ähn-
licher Weise unvermittelt gegen die phyllitischen Schiefer im Sattel
des Himbergerecks und Laintales, wie der südliche Zug im Grasch-
nitzgraben.
Wiederholt wurde schon auf diese auffallende Tatsache hinge-
wiesen. Zuletzt kürzlich von F. Heritsch?), welcher, ohne sich
ganz bestimmt auszusprechen, diese zwei Karbonzüge zwei verschiedenen
Decken zuzuordnen scheint. Der Karbonzug des Mur- und Mürztales
wird samt den Kalken zwischen Kapfenberg, Einöd und Parschlag,
welche, von den Semmeringkalken unterschieden, „als ein wenigstens
tektonisch dem Karbon angehöriges Glied“ angesehen werden, ins
Liegende des Kletschachgneises gestellt. Aus dem Umstande, daß
der nördliche Karbonzug (im Hangenden des Kletschachgneises) nicht
weiter nach Südwest fortstreicht, die im Hangenden des Karbons
auftretenden phyllitischen Schiefer mit Quarzporphyroiden — die
Blasseneckserie — weiter nach Westen ins Liesing- und Paltental
fortsetzen, glaubt schließlich Heritsch den Beweis für die von ihm
1908, zunächst ohne nähere Beweisgründe, vorgenommene Abtrennung
dieser Schieferserie als selbständige Decke gegenüber dem graphi-
tischen Karbon erblicken zu Können.
Heritsch’ Auffassung über die tektonische Stellung des Mürz-
taler Karbonzuges erscheint mir jedoch unrichtig und dürfte sich
samt den weiteren Schlußfolgerungen als unhaltbar erweisen.
Was das Ende der beiden soweit hin verfolgbaren Karbonzüge
betrifft, hat M. Vacek*), dem wir eine sehr genaue und detaillierte
Karte dieser Gegend verdanken, ausdrücklich darauf hingewiesen,
daB das plötzliche Aufhören im Graschnitztal und am Kletschach-
kamme nur ein scheinbares ist, daß sich vielmehr der Karbonzug
„in einigen Resten, die sich in der Gegend von Kapfenberg und am
) F. Toula, Beiträge zur Kenntnis der Grauwackenzone der nordöstlichen
Alpen. Verhandl, d. k. k. geol. R.-A. 1877, pag. 241. Geologische Untersuchungen in
der Grauwackenzone. Denkschr. d. Akad. d. Wissensch., "math.-nat. Kl., L. Bd.,
1885. Exkursionsführer, IX. Geol. Kongr., Wien 1903.
°) M. Kooh, Mitteilungen über einen Fundpunkt von einer Unterkarbon-
fauna in der Grauwackenzone der Nordalpen. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges.,
XLV., 1893, pag. 294, erklärt sie für Unterkarbon. M. Vacek, Bemerkungen
über das Magnesitvorkommen am Sattlerkogel und der Veitsch. Verhandl. d. k.
k. geol. R.-A. 1893, pag. 401 für Oberkarbon. a
®, F. Heritsch, Zur Kenntnis der Tektonik der Grauwackenzone im Mürz-
tal. Zentralblatt für Mineralogie, Geologie usw. 1911, Nr. 3 und 4.
*) Uber die geologischen Verhältnisse des Flußgebietes der unteren Mürz,
Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1886, pag, 461.
1911 Bericht vom 1. Mai. H. Vetters. 93
Eingange des Tragößtales finden, entlang der nördlichen Grenze der
Quarzphyllitzunge fortsetzt, eine deutliche Verbindung herstellend zu
dem zweiten langen Karbonzuge*.
Außerdem verzeichnet Vaceks Karte einen schmalen Gneis-
zug, der vom Höhkogel (906 m) beim Graschnitztal in WSW-Richtung
längs des linken Mürzufers über den Panzerberg (681 m) zum Kapfen-
berger Schloßberg zieht und dann den O—W gerichteten Riegel des
Emberges bis Schörgendorf bildet. Somit besteht eine weitere Ver-
bindung zwischen der Rennfeldmasse (Sonnleiten) und der Kletschach-
masse. Zu dem generellen SW—NO-Streichen, welches diese beiden
Massen besitzen, steht das morphologische und geologische O—W-
Streichen dieses Verbindungsriegels im auffallenden Gegensatze.
Diese Erscheinung brachte mich auf die Vermutung, daß in dieser
Gegend eine OÖ—W gerichtete Störung bestehe, welche die ursprüng-
lich zusammenhängenden Züge des Rennfelds und Kletschachs samt
dem auflagernden Karbon zerrissen hat, daß daher auch die „Quarz-
phyllitgesteine im Hangenden beider Karbonzüge einander gleichzu-
stellen seien“. Eine Reihe weiterer geologischer und morphologischer
Erscheinungen, welche schon aus der geologischen Karte herauszu-
lesen sind, zum Beispiel die Anlage der Teertiärbuchten, Bachläufe usw.,
bestärkte die Vermutung.
Ich benutzte daher die günstige Frühjahrszeit, die Frage noch
im Gelände zu prüfen. Leider konnte ich anderer Arbeiten halber
nicht soviel Zeit darauf verwenden, um auch alle im weiteren damit
zusammenhängenden Fragen zu studieren.
So konnte zum Beispiel über das gegenseitige Verhältnis zwischen
Karbon und den verschiedenen Vorkommen phyllitischer Schiefer, die
M. Vacek sämtlich seiner Quarzphyllitgruppe zurechnet, nur an
einigen Punkten Beobachtungen gesammelt werden. Der vorliegenden
Arbeit kommt daher der Charakter einer vorläufigen Mitteilung zu.
Jedoch haben diese Begehungen im Gebiete von Kapfenberg, des
Kotz- und Kletschachgrabens und der sie begleitenden Höhen bis in
die Leobener Gegend genügend Beobachtungsmaterial für das Vor-
handensein einer O—W-Störung gegeben, welche gerad-
linig aus der Gegend von Kapfenberg, längs des Em-
berges in den oberen Kotzgraben, Kletschachgraben
ad dann weiter durchs Laintal im das Tertiärbecken
von Trofaiach verläuft, und die ich nach dem letzteren Ort
als „Trofaiachlinie“ bezeichne.
Bedeutend erleichtert wurde mir diese Studie außer durch die
oben genannte genaue geologische Karte, besonders dadurch, daß
Herr Vizedirektor M. Vacek die Freundlichkeit hatte, mir seine
Originalaufnahmsblätter 1:25.000 zu leihen, wofür ich hiermit ihm
verbindlichst danke.
Auf dem beigegebenen UÜbersichtskärtchen, das nach der geo-
logischen Aufnahme M. Vaceks entworfen wurde, habe ich aus dem
obigen Grunde die Gruppe der „Quarzphyllite“ mit wenig Änderungen
im gleichen Ausmaß ausgeschieden, nur die einzelnen, mitten im
Karbonzuge des Liesing- und Murtales ausgeschiedenen „Inseln“ von
”
154 Verhandlungen. Nr2%
Quarzphyllit mit dem Karbon vereinigt, wobei ich der Ansicht Sturs!),
Heritsch’?) u. a. folgte. Besonders wurde der im Liegenden auf-
tretende, vielleicht schon zum Karbon gehörige Zug des Rannach-
konglomerats samt dem unmittelbar damit vorkommenden Phyllit und
Serizitquarzit (des sogenannten Weißsteins) verzeichnet 3).
Am deutlichsten ist die Natur der Störungslinie längs der ganz
geradlinig verlaufenden Grenze zwischen den Gneisen des Kletschach-
kammes und den Phylliten, Grauwacken usw. der südlichen Berg-
gruppen Himbergereck, Penggen, Lammerkogel und Madereck zu
studieren.
Die feinschichtigen Gneise mit einzelnen Pegmatiteinschaltungen
streichen am Kletschachkogel und am Abhang zur Kletschachalm
(zwischen Kotz- und Kletschachgraben) normal NO—SW mit mittel-
steilem bis steilem NW-Fallen. ‘Auf ihnen liegt am Kohlsattel
und Hohenberg die aus Graphitphylliten, weißen Kalken und Quarz-
konglomerat zusammengesetzte Karbonserie, welche gleichfalls NW
fällt, zum Beispiel am Ostabhang des Hohenberges maß ich in den
grauen Bänderkalken 45° N 30 W-Fallen.
Konglomerat steht auf der Kuppe unmittelbar westlich des Koll-
sattels (1314 m), wo Vaceks Karte eine kleine Gneispartie verzeichnet,
an, fällt flach (15%) gegen OÖ 30 N und ist durch saigere N 20 0-5 20
W-Klüfte in schroffe Pfeiler zerlegt. Das Gestein zeigt in einer dunklen
Quarz- und Phyllitgrundmasse meist bis eigroße weiße Quarzgerölle
eingebettet. Das ganze Gestein ist stark gestreckt und von Quarz-
adern durchsetzt, die Gerölle vielfach ausgewalzt. Es wechselt mit
dünnschichtigen Lagen, die einem kristallinen Schiefer oft nicht un-
ähnlich sehen.
An der Grenze zwischen dem Kletschachgneis und Karbon
scheinen untergeordnete Störungen (Pressungen) stattgefunden zu
haben. Der schmale Karbonkalkzug, welcher nur in einzelnen Frag-
menten erhalten dem Gneis unmittelbar anlagert, ist am Kohlsattel
vollständig zertrümmert und breceiös. Der Kalk bildet hier am Ab-
hang eine kurze Mauer, streicht bei ganz steiler Stellung NNO—SSW.
Auf eine untergeordnete parallele (NNO—SSW) Störung geht
wohl die kleine, gleichfalls ganz brecciöse Nalkpartie zurück, die ich
am Kletschachkamm im Sattel nach 1397 m westlich des Hauptgipfels
fand. Vielleicht hängt sie mit der kleinen Kalkpartie zusammen,
welche Vacek in dem südeerichteten Karbonvorsprung im Graben
östlich Tullers zeichnet. Daß zahlreiche kleine Verwerfungen den
einheitlichen Karbonzug durchsetzen, ist keine merkwürdige Er-
scheinung und auch sonst vielfach, zum Beispiel am Emberge zu
beobachten.
!) D. Stur, l. c. Jahrb. d. k. k. geol. R. A., 33. Bd., 1883, pag. 190.
?) Heritsch, Sitzungsber. d. Akad. d. Wisseusch. Wien, CXVI, 1. 1907,
pag. 1717.
3) Nach M. Vacek, Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1890, pag. 18. gehören
diese zur Quarzphyllitgruppe; das Rannachkonglomerat stellt das Basalglied der
Quarzphyllitserie dar.
1911 Bericht vom 1. Mai. H. Vetters. 155
An der Südlehne des Hohenberges ziehen die karbonen Schiefer
und Kalke weiter talwärts. Beim Abstiege fand ich zwischen der
Ötzlar und Pöstenalm SO fallend Graphitschiefer, westlich der
letzteren Alm noch Kalke und beim weiteren steilen Abstieg bis zu
dem Gehöft östlich von Edlinger schwarze Phyllite, mittelsteil NO
fallend. Die Karbonserie scheint also bis ins Laintal zu reichen und
das normale ND—SW-Streichen gegen unsere Störungslinie umzubiegen.
Im östlichen Teile des Kletschachkammes ändert sich das
normale NO—SW-Streichen des Gneises (am Kotzegg maß ich ONO-
Fallen flach bis mittelsteil) und am östlichsten Teil, oberhalb der
Kotzenalm ist das Streichen durchweg ONO—WSW, das Fallen bei
dem Sattel südwärts, weiter oberhalb nordwärts gerichtet Außerdem
sind hier zahlreiche Quetschzonen zu beobachten und: in einer dieser
saigeren WSW-Klüfte fand ich eingekneteten Graphitschiefer.
Im oberen Kletschachgraben und im Sattel (1194 m) sind keine
guten Aufschlüsse zu finden. Die von Vacek am südwestlichen Ab-
hange des Grabens bei den ehemaligen Gehöften Tirtl und Stuben-
rauch eingezeichneten Karbonschiefer sind infolge der starken Bewal-
dung nur in Spuren zu sehen. Den Nordabhang des Tales bedecken
mächtige Schutthalden von Gneisblöcken. Das Streichen der Kletschach-
gneise ändert sich ähnlich wie am Ostende auch hier. An der Rück-
fallkuppe über dem Kohlsattel streichen die Biotit-Hornblendegneise
ONO—WSW.
Die Gneise des Kletschachkammes scheinen gegen die Störungs-
linie gleichfalls (wie das Karbon des Hohenberges) im Streichen um-
zubiegen. Ich maß im Seitental westlich der Häusergruppe oberhalb
785 m (vor dem ehemaligen Gehöfte Schwaiger) NNW—SSO Streichen
bei flachem WSW-Fallen.
Zahlreich und für das Vorhandensein einer Störungszone über-
zeusend sind die Aufschlüsse im oberen Kotzgraben und bei
Sittental. Die an der Kotzalm (oberhalb Sittental) anstehende Karbon-
partie zeigt starke Zertrümmerung des dolomitischen Karbonkalkes
und Verknetung des Kalkes und Graphitschiefers. Die Karbonschiefer
streichen vom Sattel in den Graben hinab; am Bachknie stehen, steil
gestellt, O—W streichend, Phyllite und Graphitschiefer an und ihre
Fortsetzung ist bei den Gehöften am Südabhange des Grabens zu
finden, wo neben Schiefern beim Gehöfte Weiß auch Kalk und bei
der Kapelle vor Moser eine kleine Magnesitpartie ansteht.
Im Tale selbst sieht man stark zersetzten und serizitisierten
Gneis und Graphitschiefer, dann Serizitschiefer, Kalk und Quarz, alles
vielfach zusammengepreßt und geknetet, so daß die ganzen Gesteine
im Tale den Eindruck einer Reibungs- und Verknetungsbreccie machen.
Zum Beispiel trifft man gegenüber dem Gehöfte Hübler, im Bach
steil gestellt, NO streichend, Gneis mit einzelnen Pegmatitlagen im
Wechsel mit graphitischen Schiefern und unmittelbar am Ufer einen
srößeren, stark zerdrückten Gneisblock eingepreßt in NW-—SO
streichendem Graphitschiefer (Fig. 1). Unmittelbar folgt talaufwärts
wieder Gneis steil WSW fallend. Und etwas talabwärts von dieser
Stelle steht stark zerdrückter Gneis mit 800 NNO-Fallen und steilen
O—W-Klüften an.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 7. Verhandlungen. 25
156 Verhandlungen. Nr. 7
Talaufwärts sehen wir unweit davon die früher SW fallenden
Gneise NW und WNW flach einfallen und wieder Trümmergestein
von Graphitschiefer, Quarz, Kalk usw. Nach der Kapelle und dem
Magnesitvorkommen unterhalb Moser zeigt ein Aufschluß am rechten
Ufer im Bachbette ungefähr 40° und steiler westwärts fallend: Graphit-
schiefer mit einem eingeschlossenen Kalkblock, Serizitschiefer, Graphit-
schiefer, Grauwackenschiefer. Am bewaldeten Abhang unter dem Ge-
höfte Moser steht Gneis mit ziemlich mächtigem, vollständig zu kleinen,
eckigen Bruchstückchen zerträmmerten Quarz an und dann, ohne daß
die gegenseitige Lagerung sich näher erkennen ließe, verwitterter
Gneis, zertrümmerter Quarz, Graphitschiefer mit graugrünem, flach-
lagerndem Ton, wohl ein Umlagerungsprodukt der verschiedenen
Schiefer. Bei der Brücke unter dem Gehöfte Dittmayer fand ich eine
ausgesprochene Reibungsbreceie, die im Handstücke selbst, Gneis,
Fig. 1.
Aufschluß im Kotzgraben.
a — Gneis. — b —= Karboner Graphitschiefer.
dolomitischen Kalk und Graphitschiefer von einer glatten, mit dem
Graphit polierten Harnischfläche durchsetzt, zeigt. Und weiter auf-
wärts ist fort wechselnd mehr oder weniger stark serizitisierter Gneis,
Graphitschiefer, Grauwackenschiefer, dann wieder Kalk und Graphit-
schiefer verknetet zu finden. Das Streichen ist im allgemeinen N—S.
Das Fallen wechselt und konnte zum Beispiel unterhalb des Gehöftes
Peißer flach westwärts, oberhalb steil ostwärts bestimmt werden.
Auch östlich des Kotzalmsattels sind ähnliche Erscheinungen
zu beobachten. Die Graphitschiefer streichen über die Wiesen von
Sittental, dann längs des Waldrandes bis Stegg hinab und man sieht
nicht nur den Gneis am Ausläufer bei Stegg von zahlreichen Brüchen
durchsetzt, sondern trifft unterhalb des Hohlweges wieder Kalk und
Graphitschiefer ineinander verknetet.
Alle diese Erscheinungen machen es zur Genüge klar, daß wir
es hier mit einer Störungszone, nicht mit einer einfachen Anlagerung
des Karbons an den Gneis und Phyllit zu tun haben. Besonders
1911 Bericht vom 1. Mai. H. Vetters. 157
auffällig sind in diesem Teile die Schleppungserscheinungen und das
ähnliche Umbiegen der Gmeisschichten zu N—S-Streichen wie im
Kletschachgraben.
Eine Strecke weit ist zwischen Stegg und Schörgental der Karbon-
(und Gneis-)zug durch den Ausläufer des Parschlager Tertiärbeckens
unterbrochen. Unmittelbar östlich von Stegg ist an der Straße eine
kleine klippenartig aus dem Tertiär aufragende Kalkpartie durch einen
kleinen Steinbruch aufgeschlossen. Der undeutlich geschichtete Kalk
zeigt steile Klüfte mit Rutschstreifen in W 30 N—O 30 S, dann N—S
und NNO—SSW-Richtung. Im oberen Teil war eine kleine Partie
ganz zertrümmerten Gneises zu bemerken, ohne daß genau festzu-
Fig. 2.
Aufschluß im Hohlwege bei Schörgendorf.
K = Karbonkalk. — Sch = Graphitschiefer.
stellen war, ob es sich — wie mir scheint — um eine eingequetschte
Partie handelt.
Zwischen Schörgendorf und Kapfenberg erhebt sich als deutliches
Verbindungsglied zwischen dem Kletschachkamme und Kapfenberger
Schloßberg der Emberg, ein O—W streichender Gneisrücken, der
am Kamme und seiner Südseite karbone Kalke und Schiefer trägt.
Von einem Untertauchen des Karbons unter den Gneis, wie die oben
zitierte Auffassung Heritsch’ annimmt, konnte ich nirgends eine Spur
finden. Auf Geieregg (Punkt 750 ın) lagern mit 40° W-Fallen die kar-
bonischen Phyllite auf dem Gneis deutlich auf. Der Kalk am Gipfel
(917 m) des Emberges bildet lokal eine kleine Mulde, indem am steilen
Nordabfall die unten dunkleren, dünnschichtigen Kalke 55° S 10 W, die
oben helleren Kalke flach (25° S fallen und auf der Südseite 45°
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1911 Bericht vom 1 Mai. H, Vetters. 159
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——---- Bruchlinien u. Überschaebimgev —- ———. Doftuiachlinie/Blattoerschlebung)
m Gebiete der Mürz, Mur und Liesing.
fr Vacek und A. Bittner. (Vereinfacht.)
1
160 Verhandlungen. Nr
NO-Fallen zu sehen ist. Weiter ostwärts ist das Fallen ebenfalls
flach südwärts. Eine größere Störung ist zwischen Gneis und Karbon
des Emberges nicht zu beobachten. Die Fortsetzung unserer großen
West— Ost gerichteten Störungen springt hier auf die Nordseite des
Emberges über und bildet die Südgrenze des Parschlager Tertiärbeckens
gegen den Gmneisriegel. Spuren von graphitischen Karbonschiefern
sind auch hier auf der Nordseite, zum Beispiel im Graben beim
Anstieg von Schörgendorf zum Zechner, dann nebst Rauchwacken östlich
der Emberghäuser zu finden.
Anzeichen von untergeordneten Störungen in Ost— West-Richtung
fehlen auch im Emberg nicht ganz. So fand ich im Hohlweg von den
südlichen Emberghäusern nach Schörgendorf ein wenig (zirka 3 m)
mächtiges ganz zerdrücktes Kalkband steil gestellt OSO—WNW
streichend, eingequetscht zwischen Graphitschiefern, die oberhalb
mittelsteil NNO, am Kontakte saiger, unterhalb steil SSO fallen. (Fig. 2.)
Ferner ist der Gneis an seinem Ostende bei Kapfenberg stark
zertrümmert, serizitisiert und von W—O gerichteten Klüften und Zer-
trümmerungszonen durchsetzt. Dieselbe Erscheinung zeigt am anderen
Mürzufer der Westabsturz des Schloßberges, wo man längs des ganzen
Weges zum Gehöfte Kehrer O—W bis ONO—WSW streichende saigere
oder steil südwärts fallende Klüfte, kleine Falten beobachtet und der
Gneis gleichfalls stark druckverändert und serizitisiert ist.
Auch die Nordgrenze des Karbonschiefers vom Kehrer scheint,
entsprechend dem Graben, mit einer O—W-Kluft zu verlaufen.
Während unsere große W—O-Störung hauptsächlich die Nord-
grenze bildet, sonst W —O-Störungen nur eine geringe Rolle im Gebiete
des Emberges spielen, zerlegen zahlreiche kleine Störungen schräg
dazu besonders in NO—SW-Richtung das Karbon des Emberges in ein-
zelne Schollen. Besonders deutlich sieht man dies an dem Kalkbande
in der östlichen Fortsetzung des Gipfels an den Felsen, die oberhalb
und östlich des Jörg am Eck zum Mürzknie hinabziehen. Durch eine
Reihe von kleinen Störungen in NNO-Richtung ist das Kalkband
kulissenartig zerlegt. Zum Beispiele steht an dem Wege zum Geieregg,
unmittelbar ober dem Gehöfte, Kalk mit 20° S-Fallen an, am Kamme
aber Schiefer, während den Felsen rechts wieder NO fallender Kalk
aufbaut. Dieselbe Erscheinung zeigt das tiefere Kalkband, das an der
Südlehne oberhalb Arndorfs zwischen Graphitschiefern zutage tritt.
Unter der westlich vom Jörg am Eck sich hinabziehenden Wiese zeigt
dieses Band ONO-Streichen und mittleres SSO-Fallen, westlich davon,
bei dem Gebüsch, springt dagegen der Kalk mit NNO-Streichen und
WNW-Fallen ein Stück nach Norden vor. Hinter dem Gehöfte am
Graben, der nach Berndorf führt, steht zunächst mit SO-Fallen Graphit-
schiefer, dann wieder unser Kalk mit undeutlichen Crinoidenresten
25° SO fallend an. Beide Stellen entsprechen kleinen, NO verlaufenden
Störungen, die mit den Verschiebungen des höheren Bandes korre-
spondieren. Von gleichgerichteten Störungen (NO—SW) scheinen öst-
lich davon die Karbonpartie, die Vaceks Karte mit SW-Fallen bei
Diemlach verzeichnet und ihre weitere Fortsetzung die Karbonpartien
beim Kehrer, südlich und östlich vom Kapfenberger Schloßberg begrenzt
und kulissenartig nach Norden gegeneinander verschoben zu sein. Auch
1911 Bericht vom 1. Mai. H. Vetters. 161
die Anlage des Mürzdurchbruches kann mit solchen NO—SW Störungen
an dieser Stelle im Zusamenhang stehen.
Auch in dem Karbonzug von Bruck über Frauenberg zum
Graschnitzgraben konnten mehrere solche Störungen beobachtet
werden. Der weiter westlich einfache Verlauf der einzelnen Kalk-
züge scheint durch solche kleine Störungen vielfach kompliziert
zu sein. Doch diesem Gebiete konnte nur wenig Zeit gewidmet
werden und ich beschränke mich auf die Angabe der gemachten
Beobachtungen.
Das Gebiet zwischen dem Karbonvorkommen beim Schloßberg
und Kaltbach nehmen neben phyllitschen Gesteinen vorwiegend lichte
Serizitschiefer, daneben dunklere grünliche Schiefer und Grauwacken-
schiefer ein. Sie streichen vorwiegend W—O mit flachem S-, seltener
SSO-Fallen. Oberhaib des Gehöftes Steiner sieht man sie deutlich
den Graphitschiefer überlagern, welcher mit einem eingeschalteten
Kalkbande die Abhänge des Kaltbachtales bilden. Desgleichen am
Riegel zwischen Steiner und Hiesbauer, wie man besonders deutlich
an dem Grünschiefer oberhalb des Sattels vor dem Hiesbauer sieht.
Die karbonen Schiefer und Kalke fallen unten steil, oben flacher deutlich
nach Nord.
Östlich des Hiesbauer schneidet mit einer kleinen Partie flach
NNW fallenden Kalkes das Karbon an einer NO—SW-Kluft ab.
Zunächst folgt eine schmale Partie dünnplattigen, leicht serizitischen,
mit winzigen Feldspaten vermischten Quarzites, vielleicht ein Gegen-
stück zu den weiter westlich im Liegenden des Karbons auftretenden
Quarzitschiefern. Dann folgen anfänglich stark zertrümmert und wenig
typisch serizitisierte Gneise, welche generell ONO—WSW streichen
und flach NNW fallen.
Ebenso schneiden im Diesberggraben die ganz flach (15° N 30 W-
Fallen) gelagerten karbonen Kalke mit einer saigeren SW—NO (genau
W 355) Kluft gegen den NW fallenden Gneis ab, vermutlich die un-
mittelbare Fortsetzung der früheren Störung.
Gegen das Ende des Karbons im Graschnitzgraben komplizierten
sich die Verhältnisse. Gegenüber der weiter westlich vorherrschenden
SW-—NO- und W—O-Richtung des Streichens zeigt sich hier vielfach
NNW-—SSO- und NW—SO-Streichen. So fallen die nach dem obersten
Kalk im Diesberggraben folgenden Graphitphyllite flach gegen NO bis
OÖ, dann folgt beim Umbiegen des Grabens in die Östrichtung ein
NW--SO streichendes, gegen SW mittelsteil fallendes Kalkband, das
in Spuren noch bei den Häusern im Sattel zwischen dem Reh- und
Höhkogel zu finden ist. Durch einen weiteren Schieferzug getrennt
erscheint an der Mündung ins Graschnitztal ein neuer paralleler Kalk-
zug mit mittelsteilem SW- und SSW-Fallen. Er streicht am linken
Ufer ein Stück talabwärts, tritt hier beim Wirtshause auch auf das
rechte Ufer über und ist talaufwärts bis zur Wegbiegung nach Osten
zu verfolgen, wo er unter Graphitschiefer untertaucht. Ein neuer
Kalkzug, der weiter talaufwärts wieder erscheint, streicht wieder
normal NNO--SSW und fällt steil nach N 35 W; aber auch er scheint
weiter östlich umzubiegen, da ich im Bach in gefälteltem dünnschichtigem
Kalke NNW-Streichen bei steilem W 30 S-Fallen maß.
162 Verhandlungen. Nr
Somit scheinen im Gebiete des Graschnitzgrabens die von SW
herstreichenden Karbonzüge nach Norden und Nordwesten umzu-
schwenken. Außerdem.sind im Graschnitzgraben allenthalben in den
Kalken steile N—S-Klüfte zu beobachten. Uber die Natur der Ost-
grenze zwischen Karbon und Gneis konnte ich keine sicheren Beobach-
tungen machen. Nach Vaceks Darstellung scheint sie wenigstens
zum Teil ein NW—SO-Bruch zu bilden.
Nebenbei erwähnen will ich, daß ich an der Grenze oberhalb
des Schrocknabaches denselben plattigen, bisweilen etwas glimmerigen
Quarzit wie hinter dem Hiesbauer fand und daß Serizitquarzit und ganz
geschieferte und serizitisierte Arkose westlich des Gehöftes Hinter-
lammer, oberhalb der Mühle an der Grenze auftreten. Die Arkose
erinnert an gewisse Varietäten des Konglomerates im Rannachgraben.
Nach diesen Beobachtungen und der kartographischen Darstellung
M. Vaceks schwenkt der Karbonzug von Bruck am Frauenberg an
ihrem Ostende gegen Nordwesten um und scheint in gleicher Weise
wie es Vacek vom Gneis des Höhkogels, Panzerberg und Schloßberg
zeichnet, eine starke Sigmoide gegen Westen zu bilden. Durch die
isolierten, von untergeordneten Querbrüchen zerlegten Karbonvor-
kommen am Tannberg, Schloßberg und Diemlachkogel wird die Ver-
bindung zum generell WNW streichende Karbonzuge des Emberges
hergestellt. Somit stellt das Gebiet östlich der Mürz, abgesehen von
den vielen Störungen, im großen eine Mulde dar, in deren Mitte die
phyllitischen Gesteine des Diemlach-Angerwald-Rehkogels liegen.
Der O—W gerichtete nördliche Schenkel, welcher die Ver-
bindung zu dem wieder NO—SW streichenden Kletschach—Floning,
beziehungsweise Karbonzuge Obertal—St. Kathrein usw. bildet, ist
aber, wie wir bereits an den Aufschlüssen im Kotzgraben. etc. gesehen
haben, weiter westlich zerrissen. Die Störungszone des Kotz-
grabens, Kletschachgrabens! entspricht .einer: Biarr
verschiebung, anderdasnördliche Blattum mindestens
12km nach Westen (oder umgekehrt, das südliche nach Osten)
verschoben wurde.
Ungezwungen läßt sich die Störungslinie weiter nach Westen
durchs Laintal in das Tertiärbecken von: Trofaiach verfolgen. Schon
die lang und schmal nach O gegen unsere Störungszone auslaufende
Form des Beckens verrät die Abhängigkeit seiner Anlage von der
Störungslinie.
Längs des steil abfallenden Nordrandes der Friesingwand und
des Kulmberges zieht sie anscheinend am Nordwestrande des Phyllit-
und Karbongebietes des Feitscher Waldes weiter und bildet schließlich
die Südgrenze des Reiting.
Deutlich zeigen die Lagerungsverhältnisse im Liesingtal zwischen
Kammern und Mautern, daß die Silurtafel des Reiting im Süden durch
eine Störung. abgeschnitten sein muß. Mit mäßigem. Südostfallen
streichen die Silur-Devonkalke und Silurschiefer vom Gößeck über
die Gfäller Wand bis ins Liesingtal, ohne daß sie auf der Südseite
eine Fortsetzung fänden. Hier steht mit ganz anderem Streichen und
Fallen die Karbonserie des Kraubathecks, Klagkogels und Speikbühels
1911 Bericht vom 1. Mai. H. Vetters. 163
an, welche sich gegen Nordost, also schräg zum Einfallen der Reiting-
tafel neigen.
Die Kalkplatte des Reiting liegt auf jener Serie phyllitischer
Schiefer mit Porphyroiden auf, welche über dem Karbon von Mauthern,
Kallwang und Wald lagert und als Blasseneckserie bezeichnet werden
soll. Ihr Alter ist noch fraglich, Im Semmeringgebiete wird die gleiche
Schichtfolge von Mohr!) als oberkarbonisch angesehen, am Erzberge hat
sie Redlich? 2) für permisch erklärt. Übereinstimmend wird sie jedoch
von den meisten Geologen als jungpaläozoisch angesehen. Der aus
älterem Silur-Unterdevonkalk bestehende Reiting, unter dem noch im
Kaisertal eine kleine Partie Werfener Schiefer gefunden wurde 3), stellt
daher mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit eine Überschiebungsmasse dar.
Suchen wir nach einer Fortsetzung der Reitingtafel im Süden
unserer Störungslinie, so finden wir bei St. Peter Silur-Devonkalke
und darunter silurische Schiefer an der Friesingwand im Jesuiter-
Wald, am Kulmberg und an dem kleinen Fels (713 m) zwischen Vordern-
bergerbach und Wolkersdorf, dann am Bärenkogel bei Donawitz.
Daß die steile Nordseite den Eindruck eines Abbruches macht,
wurde bereits gesagt. Am wahrscheinlichsten macht jedoch die Ver-
mutung, daß diese Silurkalkberge die Fortsetzung der Reitingtafel
seien, der Umstand, daß sie um fast das gleiche Stück östlich vom
Reiting liegen (12km) wie das Karbon des Emberges von dem des
westlichen Rletschachkammes.
Der Silur-Devonkalk von St. Peterliegt wie der Kalk vom
Reiting im Westen zwischen St. Peter und Donawitz auf phyllitischen
Gesteinen, welche als die Fortsetzung des Traidersberger Phyllit ins
Hangende des Karbons zu stehen kommen.
Im Osten allerdings überragen sie die gleichen Phyllite des west-
lichen Trastalberg-Ausläufers und des Knappenberges, welche daher
höher als sie zu lagern scheinen. Diese streichen am Trastalkamm
NW-—SO mit SW-Fallen. Doch macht die Grenze zwischen Kalk und
Phyllit im Gebiete des Finken- und Tollinggraben den Eindruck eines
Bruches. Zahlreiche parallele NW-—SO- Verwerfungen, die ich im
unteren Tolling ggraben beobachtete (zum Beispiel im Steinbruch unter
Ortner, wo sie saiger bis steil SW geneigt sind und Rutschstreifen mit
Neigung nach N zeigen, bei Schichtfallen 250 S 30 O), machen die
Annahme noch wahrscheinlicher. Aus dem Absinken an NW—SO-
Brüchen erklärt sich auch die auffallend tiefe Lage, welche das Silur-
Devon hier einnimmt. Ob Brüche dieser Richtung auch noch weiter
im Norden vorhanden sind und die Zerstückelung der Silur-Devonkalk-
tafel im Vordernberger Gebiete bedingen, habe ich nicht untersuchen
können, möchte mir aber wahrscheinlich dünken.
Ferner durchsetzen das Silur-Devonkalkgebiet von St. Peter und
Donawitz große Brüche, welche der nördlichen Grenzstörung unserer
!) Zur Tektonik und Stratigraphie der Grauwackenzone zwischen Schneeberg
und Wechsel. Mitt. d. geol. Ges. Wien, III. 1910, pag. 136.
2) Erzlagerstätten von Dobschau und ihre Beziehungen zu den gleichalterigen
‚Vorkommen der Ostalpen. Zeitschr. f. prakt. Geologie 1908, pag. 270.
EB Ascher, Über ein neues Vorkommen von Werfener Schiefer in. der
Grauwackenzone der Ostalpen. Mitt. d. geol. Ges. Wien I. 1908.
K.K. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 7. Verhandlungen, 36
164 Verhandlungen. Nes7
Trofaiachlinie parallel ziehen. Der größte und auffälligste zieht längs
des Nordwestrandes des Bärenkogels. An ihm ist die nördliche Kalk-
masse des Tollinggrabens abgesunken und er bedingt die nach Südost
vorspringende Zunge des Tertiärs ober dem Tollinggraben. Dieselbe
Verwerfung hat der Bergbau des Tollinggrabens im Franz- und Theodora-
stollen nachgewiesen, wo das Nordflötz mit dem hangenden Schiefer-
ton um zirka 30 m abgesunken ist),
Möglicherweise stehen auch die kleinen Miocänvorkommen, welche
die Karte im oberen Tollinggrabens und südöstlich der Friesingwand,
beim Schwaiger und Haller verzeichnet, mit solchen Parallelbrüchen
im Zusammenhang. Sicher ist aber der Südostrand des Seegraben-
tertiärs eine solche Störungslinie, wie schon Gleichs und Höfers
Profile zeigen.
Interessanter Weise zeigt ein ähnliches Verhalten wie das Karbon
(und der liegende Gneis) der Mürztaler Alpen auch das Süd west-
ende des Semmeringkalkes. Bekanntlich zieht parallel dem
Karbonzuge Greuteeck—Veitsch—St. Kathrein vom Ostabhang (Lerch-
kogel 1231 m), des Roßkogels ein schmaler Zug von Semmeringkalk
über das Veitschtal, Mehlstüblberg, Zeller-, Riegl- und Hohenberg zum
Abhang des Herzogsberg, dann in einzelnen Partien bis zum Pfaffeneck
bei St. Marein.
Dieser Zug, welcher im Veitschgraben unter 65° steil nach Nord
einfällt, lagert auf dem grobkörnigen Granitgneis des rechten Mürz-
talufers und senkt sich wieder unter die dünnschichtigen Phyllitgneise
von Veitsch?). Er teilt somit die Mürztaler Gneismasse der Länge
nach in zwei Teile und Heritsch?°) sieht in diesen beiden Teilen
zwei Decken, die er mit Mohrs Kirchberger Uberfalte (Eselsberg—
Granitgneis) und Taschenberg-Teildecke zu vergleichen sucht. Ob mit
Recht, vermag ich nicht zu entscheiden. Für unsere Frage ist dies
übrigens gleich.
‚Anderer Meinung wie Heritsch bin ich bezüglich der Kalke
zwischen Einöd, Parschlag und Kapfenberg, die unmittelbar in der
streichenden Fortsetzung des Kalkzuges vom Pfaffeneck liegen und die
ich deshalb — trotz der kategorischen, aber unbegründeten Negierung
Heritsch" — auch als die Fortsetzung des Semmeringkalkes
ansehe. Petrographisch besteht durchaus keine Schwierigkeit, diese
Kalke, welche auch Vacek auf seiner Karte den Semmeringkalken
gleichstellte, damit zu vereinigen. Ihre tektonische Position ist eine
ähnliche. Sie fallen im Törlgraben deutlich mittelsteil unter den
Gneis des Ponegkogels nach Norden ein und unter ihnen kommen im
Törlgraben und Rettengraben helle, muskovitreiche Quarzphyllite zum
Vorschein. Sie den Quarzphylliten der Hülle der Eselsberggneis-
!) Josef Gleich, Karte des Braunkohlenrevieres von Leoben. 1880. —
H. Höfer, Das Miocänbeken von Leoben. Führer zum IX. Geologenkongreß.
Wien 1903.
?, Vergl. das Profil in F. Toula, Geol. Untersuchungen in der Grauwacken-
zone der nordöstl. Alpen. Denkschr. der k. Akad. d. Wissensch. Wien L. 1885,
Fig. 37.
°) Zentralbl. f. Min. 1911, pag. 92 und 115.
1911 Bericht vom 1. Mai. H. Vetters. 165
granite zu vergleichen. liegt nahe, doch habe ich darüber zu wenig
eigene Anschauung.
Gleichsinnig fallen die Kalke an der Rettenwand und beim operen
Gamsbauer rechts ober dem Rettengraben, wobei sich hier noch eine
kleine Partie von gelblichem und rötlichem Quarzit unmittelbar über dem
Kalk östlich des Gehöftes und beim Abstieg zum Rettengraben heller
Serizitquarzitschiefer einschaltet. Diese Partie ließe sich mit den
Semmeringquarziten und Serizitschiefern vergleichen.
Zugleich hat sich aber das Streichen und Fallen der Kalke
gedreht, an der Steilwand im Törltale maß ich noch 45° N 15 W-Fallen,
im Rettengraben 25° NW und der Kalk beim Gamsbauern fällt bereits
65° W 15 N, der Quarzit 32° N 15 W und die Serizitschiefer 40° W 30N.
Das Streichen dreht sich dann in der Fortsetzung der Kalkpartie über
den Leingraben zu der Kuppe nördlich der Emberghäuser !) noch
weiter, denn im Graben südlich oberhalb Winkel ist das Streichen
der gebankten hellen bis blauen Kalke deutlich NW—SO und am
Riegel nördlich Emberg das Fallen 45° O 20 N.
Die Kalke führen somit eine deutliche Drehung im Streichen
aus und scheinen sich an das W— O-Streichen des südlich gelegenen
Emberges anzupassen.
Die kleinen Vorkommen von Semmeringkalk und Quarzit im
Stanzertal bei Edelsdorf, Fladenbach oberhalb Stanz und im Froschnitz-
graben, welche Vacek angibt, stellen eine, wenn auch vielfach unter-
brochene Verbindung zu dem größeren Quarzitvorkommen des Weber-
kogels und Fischbacher Waldes mit den Kalkvorkommen bei Fischbach
und Ober-Dissau her.
HBeritsch hat diese Vorkommen in letzter Zeit neu be-
schrieben. Die Lagerungsverhältnisse sind zu unklar, um einen
sicheren Schluß auf ihr Verhältnis zu den Gneisen des Rennfeldes,
Sauernkogels usw. zu ziehen. Heritsch nimmt ein Untertauchen
der Wechselgesteine mit den darauflagernden Quarziten und Sem-
meringkalk gegen Süden an. Ohne mich darüber äußern zu wollen,
da ich diese Vorkommen aus eigener Anschauung nicht kenne, will
ich nur bemerken, daß das Umschwenken des Streichens in den
Kalken von Einöd und Parschlag tatsächlich auf eine Verbindung
dieser Vorkommen mit dem schmalen Zug von Semmeringkalk, Roß-
kogel—Pfaffeneck zu deuten scheint und in den Kalken von Einöd die
Umbiegungsstelle aus dem NO—SW-Streichen zu der OÖstrichtung zu
liegen scheinen. Bei der Annahme einer solchen Verbindung erhalten
wir dasselbe Bild einer großen Sigmoide mit zerrissenem ostwestlichem
Mittelschenkel, wie wir sie für den Karbonzug mit Sicherheit erkannt
haben.
Kehren wir zur Trofaiachlinie zurück. Über das Alter dieser
Störung läßt sich folgendes sagen. Sie ist nach der großen Faltung
durch die die einzelnen Schichtpakete der Grauwackenzone überein-
andergeschoben wurden, gebildet, und wahrscheinlich älter als die
1) Diesen Punkt verzeichnet auch Vacek; in den Gräben läßt sich aber
der Kalk kontinuierlich bis zum Leingraben verfolgen.
26*
166 Verhandlungen. Nr. it
Ablagerungen des Tertiärs in den einzelnen Becken. Sie zerschneidet
einerseits die verschiedenen Südwest— Nordost streichenden, nach
Nordwest sich senkenden übereinandergeschobenen Formationsserien und
erscheint anderseits maßgebend für die Form und Anlage der Tertiär-
becken von Trofaiach und Parschlag. Da man heute geneigt ist, die
sroße Faltung der Inneren Alpen ins Vorcenoman zu verlegen, so bleibt
für unsere Trofaiachlinie die Annahme eines jungkretazischen oder
alttertiiren Alters übrig. Doch können Störungen auch noch in
jüngerer Zeit an dieser Linie fortgedauert haben. An dem parallelen
Bruche des Tollinggrabens sehen wir noch die kohlenführenden Miozän-
ablagerungen verworfen.
Durch solche jüngere Bewegungen ist das Silur von St. Peter in
seine jetzige tiefe Lagerung gekommen. Die spätere Senkung des
Trofaiachbeckens, zu deren Annahme K. Oestreich!) aus anderen
Gründen kommt, könnte ebenfalls mit diesen jungen Bewegungen
zusammenhängen.
Morphologisch tritt die Trofaiachstörung auf der Linie von
Kapfenberg bis Trofaiach deutlich hervor. So in der steilen Nord-
seite des Emberges zugleich der Südgrenze des Parschlag— St. Martiner
Tertiärbeckens, sowie die tiefe Furche des Laintals im östlichen Tro-
faiachbecken. Ein auffallender Zug in der Landschaft sind ferner die
tief eingeschnittenen Oberläufe des Kletschachgrabens und Kotzgrabens
(Untertal), die durch niedere Sättel getrennt werden. Der Sattel
beim Liebling hat eine absolute Höhe von 1194 m gegen 1360 m der
nächsten Kuppe im Norden, 1260 m und 1277 m im Süden; der Sattel
zwischen den beiden Gräben beim Hinterdecker 1022 m gegen 1126 m
im Süden und 1225 m an der Rückfallkuppe des hier 1429 m hohen
Kletschachkammes. Der Sattel der Kotzalm bleibt unter 800 »n, während
die nächsten Rückfallkuppen nördlich und südlich 912, beziehungs-
weise 880 m Höhe aufweisen. Oestreich?) hat bereits auf diese
auffallende Tiefenfurche, die er als ein nördliches Nebental zur Mürz-
und Murfurche ansprach, hingewiesen, aber auch betont, daß tertiäre
Flußablagerungen darin fehlen. Ob tatsächlich hier ein tertiärer
Flußlauf vorhanden war, scheint mir fraglich. Die tiefen und überaus
steilen Gräben sind sicher sehr jugendlicher Entstehung und ihr Ein-
schneiden ist durch das Vorhandensein der Zerträmmerungszone be-
günstigt worden. Wie so häufig in den Alpen, zeigt sich auch hier die
morphologische Eigentümlichkeit, daß die großen Störungszonen von
keinem einheitlichen Wasserlauf durchströmt werden, sondern für Teil-
strecken mehrere Flüsse maßgebend waren. Das schon wiederholt betonte
rechtwinkelige Umbiegen des Ketschach- und Klotzbaches beruht auf
der Kombination von tektonischem und Erosionstal.
Besonders zu begründen wäre es noch, warum im vorangehenden
die Trofaiachlinie als-eine Blattverschiebung ange-
sprochen wurde, längs der in O—W-Richtung Bewegungen statt-
gefunden haben. Zunächst liegt die Vermutung nahe, es handle sich
!) K. Oestreich, Ein alpines Längstal zur Tertiärzeit. Jahrb. d. k. k.
geol. R.-A. XLIX. 1899, pag. 200.
2), L. c. pag. 182 und 191.
1911 Bericht vom 1. Mai. H. Vetters. 167
hier um einen O—W-Bruch, dessen Südflügel abgesunken ist, was bei
dem generellen NW-Fallen das Bild einer Blattverschiebung vortäuscht.
Gegen diese Ansicht, welche auch meine erste Annahme war, sprechen
eine Reihe von Tatsachen.
So das Verhalten des Karbons und Gneis östlich von Kapfenberg,
das Umbiegen der Karbonzüge vor dem Graschnitztal, der schmale
O—W gerichtete Gneisriegel vom Schloßberg und Emberg mit dem
darauf lagernden Karbon und das auch sonst im Kletschachsüdrand
mehrfach beobachtete Umbiegen des Streichens der Gmneise.
In gleicher Weise spricht das in dem Semmeringkalk von
Einöd beobachtete Umschwenken des Streichens aus der NO—SW-
Richtung zur SO-Richtung dafür, daß es sich bei den Störungen dieses
Gebietes nicht nur um ein Absinken handelt, sondern ein sygmoidales
Umschwenken aller Züge aus der SW- in die WO-Richtung mit gleich-
zeitiger Verschmälerung und teilweiser Zerreißung des WO-Schenkels
stattfand.
Am wenigsten vereinbar mit der Annahme eines einfachen Bruches
ist das Verhalten der Reitingtafel Wäre die südliche Fortsetzung
der Kalke des Reiting an einem Bruche abgesunken, so müßte seine
Fortsetzung, wenn wir das Silur-Unterdevon als eine schüsselförmig
flach auflagernde Decke ansehen, eben wieder im Süden liegen; wenn
wir aber auf die SO-Neigung der Tafel das Hauptgewicht legen,
dann müßte bei einfachem Absinken seine Fortsetzung westlich zu
finden sein. Keines von beiden ist tatsächlich der Fall; die einzigen
Kalkvorkommen, welche wir als seine Fortsetzung ansehen können,
sind die östlich gelegenen Silur-Devonkalke von St. Peter und Dona-
witz. Also muß tatsächlich eine OW-Bewegung statt-
sefunden haben.
Eine andere mögliche Auffassung, welche den jetzt gebräuch-
lichen Anschauungen mehr entgegenkommt, wäre noch die folgende : Die
Karbonablagerungen des Leoben— Bruck— Frauenberger Zuges tauchen
gegen NW unter die jüngeren Phyllite des Himbergerecks—Maderrecks
unter, um an der Kletschach—Kotzgrabenlinie neuerdings emporzu-
tauchen, sich über den Kletschachgneis zu wölben und an seiner Nord-
westseite wieder normal unterzutauchen. Dabei bildet der Kletschach-
gneis eine Decke, deren Achse am Kohlsattel nach Westen und Süd-
westen sich senkt, im Osten sich hebt, so daß die gleichfalls in der-
selben Richtung sich senkende tiefere Decke des Semmering-Mesozoikums
bei Kapfenberg darunter hervortaucht. Für diese Annahme, welche
ebenfalls das Verhalten der Einöder Kalke sowie das Umschwenken
des Karbons und Gneises bei Kapfenberg und östlich davon erklären
kann, scheint noch weiter das an mehreren Punkten (Himbergereck,
Kletschachgraben unter der Umbiegungsstelle, Hochwiesen oberhalb
des Kotzgrabens) beobachtete S-, beziehungsweise, SW- und SO-Fallen
der Plyyllite zu sprechen.
Aber abgesehen davon, daß man auch bei der Annahme eines
solchen Deckenbaues mit sozusagen teleskopartig ineinandergesteckten
Decken, Auswalzung und Zertrümmerung des mittleren (auftauchenden)
Schenkels annehmen muß, um den oben geschilderten Beobachtungs-
168 Verhandlungen. Nr,
tatsachen gerecht zu werden, also mit anderen Worten gesagt, eben-
falls eine Störungszone, ist ein so ganz geradliniger Verlauf dieses
Mittelschenkels, der ganz unabhängig von der Höhenlage des oro-
graphischen Anschnittes genau O-W über Sättel und tiefe Gräben
hinwegzieht, bei dem generellen NO—SW-Steichen der Decken höchst
auffällig. Fände tatsächlich ein solches Wiederauftauchen des Karbons
(wie es das S-Fallen der Phyllite im nördlichen Himbergereck—Mader-
eckzug anzudeuten scheint) statt, oder was dasselbe ist, ein Unter-
tauchen des Kletschachgneises unter das Karbon und die Quarz-
phyllite, so sollte man in den tiefen Einschnitten und den nach S
gerichteten Tälern ein südliches Vorspringen des Gneises beobachten
können, kein geradliniges Abschneiden. Die Störungszone muß auf jeden
Fall ganz steil stehen.
Unmotiviert bleibt das Fortstreichen der Störungszone nach
Westen. Ganz unerklärlich sind aber schließlich die Verhältnisse, unter
denen die Reitingtafel im Liesingtal abschneidet und ihre wahrschein-
liche Fortsetzung. Nochmals sei da auf die auffallende Erscheinung
verwiesen, daß das Silur-Devon von St. Peter um das gleiche Stück
östlich des Reiting liegt wie das Karbon von Kapfenberg von dem
des Kletschach.
Alle diese Umstände veranlassen mich, die Tro-
faiachstörung als eine wahre Blattverschiebung anzu-
sehen.
Durch diese Erkenntnis vereinfacht sich das tektonische Bild
der Mürztaler und Murtaler Grauwackenzone nicht unwesentlich, wir
haben hier nunmehr nur einen Zug von Karbon und der Phyllit-
Porphyroid-Serie, nur eine Überschiebungsmasse des Silur-Devonkalkes.
Abnormal überlagern die Silur-Devonkalke des Reiting-Reichenstein-
Polster usw. bis zum Neumarkter Zug die sogenannte Blasseneckserie,
ferner die Gneise des Kletschach - Floning - Schereralpe - Traiseck die
Semmeringkalke, während das Verhältnis zwischen den Gneisen
und Karbon, Karbon und Blasseneckserie noch nicht vollständig
sicher steht.
Unabhängig, ob man in den Lagerungsverhältnissen der Mürz-
taler und Eisenerzer Alpen einen Deckenbau mit allgemeiner S—N-
Überfaltung oder, was mir persönlich ansprechender erscheint, einen
Schuppen- und Deckenbau durch Zusammenpressung und Über-
schiebung gegen Süden, beziehungsweise Südost erblicken will, läßt
(die Annahme der Trofaiachlinie als Blattverschiebung die komplizierten
Verhältnisse der Mürztaler Grauwackenzone bedeutend einfacher
und natürlicher erscheinen.
Eine solche nicht unbedeutende OW-Bewegung quer zu dem
NO gerichteten allgemeinen Gebirgsstreichen ist allerdings eine recht
auffallende Erscheinung, welche für die geltenden Ansichten über
die Faltungsbewegungen unserer Alpen etwas Befremdendes hat. Man
ist im allgemeinen nicht geneigt, Bewegungen in der Längsrichtung
des Gebirgsstreichens oder im spitzen Winkel dazu anzunehmen.
1911 Bericht vom 1. Mai. H. Vetters. 169
A. Rotlipletz!), welcher zuerst für die Westgrenze der Ost-
alpen eine solche große Bewegung angenommen hat, fand starken
Widerspruch und blieb lange Zeit ganz alleinstehend. Doch die
neuesten Untersuchungen von G. Dührnfurt und A. Spitz?) in
den Unterengadiner Dolomiten von W. Hammer?) in den Münstertaler
und Ötztaler Alpen haben uns gezeigt, daß tatsächlich am Westrande
der Ostalpen solche W-gerichtete Bewegungen eine große Rolle
spielten. Nun finden wir ein — wie ich dargelegt zu haben glaube —
sicheres Beispiel aus dem Innern der Zentralalpen selbst!
Über die weitere Fortsetzung der Trofaiachlinie nach
Westen konnten noch keine Studien gemacht werden und nach den
geologischen Karten allein lassen sich darüber nur Vermutungen aus-
sprechen. Da das Karbon des Liesingtales bei Mautern eine auffallende
Verschmälerung zeigt *), könnte man versucht sein, unsere Störungslinie
hier weiter in die Gneismasse der Sekkauer Alpen, ungefähr parallel
der Phyllit- und Gneisgrenze d>r Karte zu ziehen. Sollte sich dies
bewahrheiten, dann könnte im weiteren durch sie die an ihrem Süd-
westrand auffällig geradlinig begrenzte Gneismasse des Bösenstein
gegenüber dem Gmeiszuge des Geiersteins und Geierkogels ver-
schoben sein. Weiter westlich fehlt noch jeder Anhaltspunkt für die
Fortsetzung unserer Störungslinie, etwa gegen den Nordrand der
Schladminger Masse oder den Ramsaubruch.
Anhangsweise sei hier noch einer zweiten, O—W verlaufenden
Störung gedacht, welche den Südrand des Sekkauer Tertiär-
beckens bildet und im Peridotitgebiet von Kraubath 5) zu finden ist.
An ihr liegt der Sauerbrunn von St. Marein.
Dr. W. Sehmidt in Leoben, welcher vor kurzem das .Gebiet
von Kraubath eingehend untersuchte, stellte mir darüber folgende
Mitteilung zur Verfügung:
„Über Kraubath mache ich mir folgende Vorstellung: Die Nord-
grenze ist zum größten Teil noch der ursprüngliche Kontakt des
Peridotits an den Gneis; dies bezeigen schon die Kontaktstücke
(Anthophyllit), welche am Ostende der Gelsen und an der Abzweigungs-
stelle des Tanzmeistergrabens von der Löbming gefunden wurden.
Nur an einigen Stellen scheinen auch Bewegungen an der Nordseite
stattgefunden zu haben, wie das Vorkommen von Antigorit beweist.
Die schönste Fundstelle wurde meines Wissens von Dr. Cornu ge-
funden, etwa 400 Schritte nördlich von der Teilung des Sommer- und
1) Foeslorisähe Alpenforschungen. München 1900—1908. I. Das Grenzgebiet
zwischen Ost- und Westalpen und die rhätische Überschiebung. 1900. II. Aus-
dehnung und Herkunft der rhätischen Schubmasse. 1905.
2) G. Dührnfurt und A. Spitz, Zweiter Vorbericht über die Tektonik
der zentralen Unterengadiner Dolomiten. Akadem. Anz. 1909.
>) W. Hammer, Sitzung d. k. k. geol. R.-A. v. 21. Februar 1911. Ver-
handl. 191], Nr. 3.
2) Vorausgesetzt, daß die Quarzphyllite vom Nordostabbang des Geier-
. kogels und Griessteins ganz oder größtenteils schon zum Karbon gebören, wie
Heritsch annimmt.
5) Die wichtigste Literatur ist im Exkursionsführer d. IX. Geologenkongresses,
V. Exk. v. K. A. Redlich gegeben,
170 Verhandlungen. Nr. 7
Wintergrabens. Dort stürzt der Bach in einem 3m hohen Fall über
einen schön geschieferten Antigoritfelsen.
Die Südgrenze halte ich dagegen wegen des außerordentlich
mächtigen Antigorits dort auf der ganzen Länge von Preg bis zur
Lobming für tektonisch. Man findet dort auf 300-400 m von der
Grenze keinen anderen, nicht gepreßten Serpentin.“
Es kann jedoch nach den wenigen noch vorliegenden Daten
nicht gesagt werden, welcher Natur die Störung hier ist, ob eine
Verschiebung oder, was von Haus aus das wahrscheinlichere ist, ein
einfacher Bruch.
Eine weitere parallele, O—W laufende Störung begrenzt das
Tertiär von Knittelfeld!) und bildet auf der ganzen Länge von
dem Murdurchbruch bis zum Pölsbach die Nordgrenze des Judenburger
Beckens. Sie scheint dann weiter über den Pölshals mit seinem
Sauerbrunn ins Murtal bei St. Georgen zu streichen. Über die Natur
dieser Störungslinie und ihren eventuellen weiteren Verlauf vermag
ich gleichfalls nichts Bestimmtes zu sagen.
Wenn hier dennoch einige Worte über das Gebiet weiter
westlich, das ich nur zum geringen Teil aus eigener Anschauung
kenne, hinzugefügt werden, so handelt es sich gewissermaßen um
eine Anregung, die komplizierten tektonischen Verhältnisse dieses
Teiles der Zentralalpen vom Gesichtspunkt einer anderen Anschauung
aus zu betrachten. Wohl bewußt, damit rein spekulative Arbeit zu
verrichten, glaube ich es dennoch tun zu können, ohne Gefahr zu
laufen, daß dann auch meine übrigen, oben gegebenen Mitteilungen
ähnlich beurteilt werden, da ich ja selbst von vorn weg die folgenden
rein persönlichen Vermutungen als solche bezeichne.
Nach der Darstellung von G. Geyer?) streichen die Glimmer-
schiefer der Niederen Tauern generell NW—SO und setzen sich in
den Seetaler Alpen fort. Ebenso bildet nach M. Vacek?°) die Schlad-
minger Masse ein NW—SO streichendes Gewölbe. In der Gegend
von St. Georgen—Unzmarkt und in der morphologisch auffälligen
Tiefenzone Oberwölz—Schöder—Krakauertal, das ist in der unmittel-
baren Fortsetzung des Bruches Knittelfeld—Pölshals, herrscht aber
ausnahmslos O—W Streichen und ebenso am Südrande des Schlad-
minger Massivs. Vacek erklärt diese Erscheinung durch die Senkung
der Gewölbeachse gegen SO. Es ließe sich aber auch denken, daß
die Umschwenkungen des Streichens, welche auch die meridional
streichenden Schiefer des Königstuhlmassivs in der Gegend von Tams-
weg mitmachen, auf tektonischen Ursachen beruht.
ı) Vergl. K. Oestreich, Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., 49, L., 1899, pag. 180.
?) G. Geyer, Über die tektonische Fortsetzung der Niederen Tauern. Ver-
handl. d. k. k. geol. R.-A 1890, pag. 268. — Bericht über die geol. Aufnahme d.
Sp.-Kartenblaties Murau. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1891, pag. 108. — Bericht
über die geol. Aufnahme im Gebiete der kristallinen Schiefer von Judenburg, Neu-
markt und Obdach. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1890, pag. 99.
®) M. Vacek, Die Schladminger Gneismasse. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A.
1893, pag. 382. — Über den neuesten Stand der geol. Kenntnisse der Radstädter
Tauern. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1901, pag. 370. — Über die geolog. Ver-
hältnisse der Rottenmanner Tauern. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1884, pag. 390.
1911 Bericht vom 1. Mai. H. Vetters. 171
Geyer!) hat ferner gezeigt, daß die Grenze zwischen den
Granatglimmerschiefern des letztgenannten Massivs und den Hüll-
schiefern der Hochalmmasse, richtiger gesagt den ihrer Natur nach
nicht ganz sichergestellten Katschbergschiefern ?), einer N—S laufen-
den Störung, und zwar einer nach W ansteigenden Überschiebung ent-
spricht (Katschberglinie F. Beckes) und ihre Fortsetzung in der
Überschiebung des Gurpetschecks gesucht. V. Uhlig?°) hat dagegen
ihre Fortsetzung nach NO über Mauterndorf und Lessach in den Kon-
takt zwischen den Granatglimmerschiefer und Schladminger Massiv
verlegt. Der weitere Verlauf dieses Kontakts über Schöder, dann um
das Schladminger Massiv herum nach NW kann aber keinesfalls als
Fortsetzung einer Überschiebungslinie angesehen werden, da nach
Geier*) und Dölter’) ein allmählicher Ubergang zwischen Gneis
und Glimmerschiefer stattfindet.
Sollte dagegen tatsächlich in der Zone des O—W - Streichens
zwischen Tamsweg und ÖOber-Wölz das abweichende Streichen auf
tektonische Ursachen zurückgehen, dann erhalten wir eine zweite
lange Störungslinie, parallel unserer Trofaiachlinie, welche die Katsch-
berglinie schneidet.
Dann drängte sich natürlich die Frage auf, haben auch an dieser
Störung O — W-Bewegungen stattgefunden? Ist vielleicht das Schlad-
minger Massiv, von dem, wie Vacek betonte und Uhlig neuerdings
zugibt, auch die Serizitschiefer und Quarzite der Radstädter Tauern
nicht zu trennen sind, nach W überschoben? Spielte vielleicht bei
einer allgemeinen W-Bewegung das Hochalmmassiv die Rolle eines
stauenden Hindernisses, so daß an der Katschberglinie nur eine
geringere Überschiebung zustandekam, während nördlich davon eine
größere Überschiebung nach W stattfand? Sind die komplizierten
Faltungen, welche die Radstädter Decken nach Prof. Uhligs Profilen
zeigen, durch eine spätere Umfaltung zustande gekommen? Eine Fülle
von neuen Fragen. Sie führen uns zu weit im Gebiete der Hypothese,
um sie weiter zu verfolgen, zumal sie mit unserem Untersuchungs-
gebiet nicht weiter zusammenhängen.
Kehren wir daher nach diesem weiteren Exkurs in das Gebiet
der oststeirischen Grauwackenzone zurück, um die früher ausführlich
beschriebenen Beobachtungen und gewonnenen Ergebnisse in folgenden
Worten kurz zusammenzufassen:
Die Zentralalpen, die im Gebiete der Mürz, Mur
und Liesing in einem nach N offenen Bogen von NW nach NO
streichen (dem „Nordsteirischen Gneisbogen* Vaceks)und aus mehreren
1) G. Geyer, Reisebericht über die geol. Aufnahme im Lungau. Verhandl.
d. k. k. geol. R.-A. 1892, pag. 319. — Vorlage des Blattes St. Michael. Verhandl.
d.k. k. geol. R.-A. 1893, pag. 49.
2) FE, Becke, Bericht über die Aufnahme des Nord- und Ostrandes des
Hochalmmassivs. Sitzungsbericht d. Akad. d. Wissensch., 117. B., Wien 1908.
°3) V. Uhlig, Zweiter Bericht iiber geotektonische Untersuchungen in den
Radstätter Tauern. Sitzungsbericht d. Akad. d. Wissensch., Wien, 117. B. 1908.
4) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1893, pag. 49.
5) C, Dölter, Das kristalline Schiefergebirge der Niederen Tauern. Mitteil.
d. naturw. Ver. f. Steiermark. Jhg. 1897, Graz 1898.
K. k. gcol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 7. Verhandlungen. 97
172 Verhandlungen. Nr. 7
übereinandergeschobenen, gegen die konvexe Seite des Bogens an-
steigenden Schichtpaketen (Schuppen oder Decken) bestehen, werden
durch eine geradlinig von Kapfenberg über Trofaiach
nach Kammern O—W verlaufende Störung zerschnitten,
längs der eine W-Verschiebung des nördlichen Blattes
stattgefunden hat.
Literaturnotizen.
R. Hoernes. Das AussterbenderArtenund Gattungen
sowie der größeren Gruppen des Tier- und Pflanzen-
reiches. Festschrift der k. k. Karl-Franzens-Universität in Graz für
das Studienjahr 1910/11 aus Anlaß der Wiederkehr des Jahrestages
ihrer Vervollständigung. Graz. Leuschner & Lubensky 1911. 255 Seiten.
Nach einem historischen Überblick über die Entwicklung der Ansichten
über ausgestorbene Lebewesen folgen ausführliche Besprechungen von Brocchis
Ansicht über die beschränkte Lebensdauer der Arten und Vitalismus, Copes
Lehre von der Nichtspezialisierung, Rosas Gesetz der fortschreitenden reduzierten
Variation, Deperets Gesetze der Paläontologie und schließlich von Stein-
manns Lehre von der Persistenz der Rassen.
Bekanntlich hat G. Steinmann ein Aussterben von Tieren und Pflanzen
im großen geradezu in Abrede gestellt und behauptet, daß natürliche Ur-
sachen nur in sehr bescheidenem Maße die Mannigfaltigkeit des organischen
Lebens reduziert hätten, nur der Mensch habe seit seinem ersten Auftreten
namentlich unter der höheren Tierwelt größere Vernichtungen verursacht.
Dagegen wendet sich nun der Verfasser, indem er bezüglich der Beurteilung
von Steinmanns Ansichten über die geologischen Grundlagen der Abstammungs-
lehre sich in der Hauptsache dem Urteil E. Kokens anschließt: auch der Ver-
fasser erkennt an, daß manche Ansichten Steinmanns, die von den landläufigen
Anschauungen abweichen, bis zu einem gewissen Grade berechtigt oder wenigstens
einer genauen Überprüfung wert sind. Dies sei der Fall zum Beispiel bezüglich der
Triasammoniten, die nach Steinmann am Ende der Trias keineswegs zum größten
Teil aussterben, auch bezüglich anderer Mollusken und Korallen. In anderen Fällen
dagegen hält er Steinmanns Ansichten für gänzlich irrig, wie bezüglich der Ab-
stammung. der Meersäuger von Meersauriern, wo er sich O. Abels Ideen anschließt,
oder der Caeteen von Sigillarien, die ihm kaum wahrscheinlich scheint.
Das verhältnismäßig rasche Verschwinden einer großen Anzahl stattlicher
Diluvialtiere führe Steinmann mit Recht auf die vernichtende Tätigkeit des
Menschen zurück, aber das Aussterben zugleich zahlreicherer tertiärer Säuger
müsse durch Faktoren herbeigeführt worden sein, welche Steinmann vergebens
in ihrer Wirksamkeit herabzusetzen suche, nämlich durch äußere (geologische
und klimatische Veränderungen) und innere (ererbte) Ursachen.
Unter den ersteren wird besonders zwischen plötzlichen lokalen Ver-
änderungen unterschieden, welche nur das Aussterben von Formen mit beschränkter
Verbreitung herbeiführen können und zwischen langsamen, weitverbreiteten Ver-
änderungen, welche weit ausgedehntere Wirkungen auf die Umbildung, beziehungs-
weise das Erlöschen von Lebewesen haben können.
In Übereinstimmung mit Cope, Rosa, Deperet u.a. sieht jedoch Ver-
fasser die Ursache des Aussterbens der Arten, Gattungen und größeren Gruppen
nur zum Teil in äußeren Ursachen, zum Teil jedoch in den aussterbenden
Organismen selbst, indem allzusehr spezialisierte Formen, deren Anpassungsfähig-
keit schließlich vollkommen aufgehoben ist und die nicht imstande sind, geänderten
Lebensbedingungen Widerstand zu leisten, zugrunde gehen müssen.
Wenn auch das vorliegende Buch, wie Verfasser selbst in der Vorrede be-
merkt, nicht ausschließlich Neues bringt, so stellt es doch eine für weitere Kreise
wertvolle Zusammenfassung einer reichen, auf das Problem des Aussterbens der
Arten und Gattungen bezüglichen Literatur dar. (R. J. Schubert.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25.
P X N: N
Ss
Verhandlungen der ischen Reichsanstalt.
Bericht vom 31. Mai 1911.
Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: Ernennung von H. Beck und H. Vetters zu
Assistenten ad pers. — Eingesendete Mitteilungen: 6. Götzinger: Die Sedimentierung
der Lunzer Seen. — Literaturnotizen: F. Schafarzik.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlioh.
Vorgänge an der Anstalt.
Se. Exzellenz der Minister für Kultus und Unterricht hat mit
Erlaß vom 4. Mai 1911, Z. 19777, die Praktikanten Dr. H. Beck
und Dr. H. Vetters ad personam zu Assistenten der k. k. geolo-
gischen Reichsanstalt vom 1. Juli 1911 an ernannt.
Eingesendete Mitteilungen.
« Dr. Gustav Götzinger. DieSedimentierung der Lunzer
Seen.
Vor fünf Jahren wurde dem Verfasser von seiten der von
Dr. Karl Kupelwieser neu gegründeten und von ihm tatkräftigst
geförderten Biologischen Station in Lunz die hydrographische
Aufnahme der drei Lunzer Seen zugewiesen. Die in der Folge ausgeführten
Arbeiten umfaßten aber nicht allein die eigentliche Hydrographie, von
welcher Disziplin in erster Linie die Schaffung der wichtigsten Vor-
arbeiten für die eigentlichen biologischen Studien zu erwarten war —
so wurden die Wasserstands-, Wasserhaushalt-, Temperatur-, Strö-
mungs-, Eis- und optischen Verhältnisse studiert; es mußte der Ver-
fasser auch eine kartographische Neuaufnahme der Seen vornehmen,
woraus ebenso wie aus den entsprechenden morphologischen Be-
obachtungen die morphologischen Verhältnisse der Seen und ihres
Einzugsgebietes erschlossen werden konnten, womit die Frage der
Entstehung der Seen im Zusammenhang steht. Das Studium der
Morphologie hatte wieder eine geologische Aufnahme des Einzugsge-
bietes der Seen zur Voraussetzung.
Aus dem im Laufe der letzten fünf Jahre gesammelten, be-
trächtlich angewachsenen Beobachtungsmaterial, dessen Verarbeitung
im Laufe dieses und des nächsten Jahres in zwei Teilen an anderer
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 8. Verhandlungen. 98
174 Verhandlungen. Nr. 8
Stelle!) erscheinen soll, sei hier im Sinne des am 4. April ge-
haltenen Vortrages das Thema der Sedimentierungder Lunzer
Seen herausgehoben.
I. Genetische Bemerkungen.
Zur allgemeinen Orientierung sei bemerkt, daß die drei Seen
stufenförmig sich im Hirsch- (Seebachtal) anordnen; der Obersee
hat eine Höhe von 1113 m, ein Areal von 0'08 km?, eine Tiefe von
etwas über 15 »n bei Niederwasserstand; der Mittersee liegt in einer
Höhe von 765 m mit einem Areal von 0'025 km?, mit einer Tiefe
von 2—5 m, je nach dem Wasserstand; der Untersee ist der größte
der Seen, 0'638 km?, in einer Seehöhe von 608 m gelegen, mit einer
Tiefe von fast 34 m, auf Niedrigwasserstand bezogen. Vor Be-
sprechung der Sedimentierungsformen der Seen ist es wichtig zu
wissen, daß die Seen geologisch sehr junge Bildungen darstellen.
Der Unter- und Obersee stellen Wasseransammlungen in Felsbecken
dar, die ihre heutige Form erst durch die Erosion des letzteiszeit-
lichen Gletschers erhalten haben. Der Obersee ist vollends in eine
mehrfache undulierte, mit mehreren Kolken versehene Felswanne ein-
gesenkt, ebenso wie auch der Untersee nicht etwa durch Moränen
gestaut wird, die sich erst knapp vor Lunz selbst finden; auch er
erfüllt eine in den Fels erodierte Wanne, deren Längserstreckung
in einer gewissen Abhängigkeit von dem Streichen der weichen
Lunzer Sandsteine und Schiefer steht. Der Mittersee ist, wie schon
an anderer Stelle ausgeführt wurde ?), etwas komplexer Entstehung.
Die von ihm bedeckte glaziale Felswanne wurde nach dem Rückzug
des Eises verschottert und nahe dem Nordende durch einen Berg-
sturz und eine Schutthalde überschüttet, so daß der Mittersee als
ein Stausee zu betrachten ist. Jedenfalls ist aber auch er erst in der
Postglazialzeit entstanden. Alle zu besprechenden Sedimente gehören
demnach durchaus nur der Postglazialzeit an.
Die drei Seen haben nach dem Schwinden des Eises aus dem
Tal, wenn wir hier zunächst von dersubaquatischen Sedimen-
tierung absehen, auch supraaquatisch durch Verlandung
eine Einbuße in ihrer Ausdehnung erfahren. Am augenfälligsten ist sie
beim Obersee; wie schon die Figur 1 lehrt, erstreckte sich derselbe
weiter gegen S und SO, er hatte damals ein Areal von 0:14 km?, im
Vergleich zum heutigen (0:08 km?) also um 0'06 km? größer. Die
ganze Fläche zwischen der heutigen und der alten Umrißlinie ist von
einem Moor eingenommen, das randlich schwimmt, während es weiter
gegen S und SO schon festes „Land“ geworden ist. Nur ein großes
Loch ist im südlichen Teil in diesem Moor ausgespart geblieben,
weil hier eine tiefe Stelle von 6 m vorliegt. Sicher wächst das Moor
noch heute fort, insbesondere haben wir beobachtet, daß es sich jetzt
!) Internationale Revue der gesamten Hydrobiologie und Hydrograpbie.
Supplementhefte. Verlag Dr. Werner Klinkhardt, Leipzig.
?2) Der Lunzer Mittersee, ein Grundwassersee in den niederösterreichischen
Kalkalpen. Internationale Revue d. ges. Hydrobiol. und Hydrogr. 1908. I. Band,
S. 1551.
1911 Bericht vom 31. Mai. G. Götzinger. 175
an die, nur im äußersten NO aus einem kleinen Felsbuckel bestehende
Insel ansetzt und weiter in der Richtung nach SW wächst. Eine
Zone von Polamogeton, die jetzt einen Keil in der Richtung nach
SW erstreckt, wird die Verlandung durch Vermoorung sehr befördern.
Da die Umrisse des Moores in Anbetracht des raschen Wachstums
sich im Laufe weniger Jahre und sicher von Jahrzehnten geändert haben
werden, wurde die Vermessung so genau durchgeführt, damit bei
uni
m 7)
I N
Karte des
LUNZER OBERSEES
Aufgenommen
D* Gustav Götzinger
Fig. 1.
Maßstab: 1:5000.
einer Neuvermessung der Moorumrisse der Betrag der vegeta-
tiven Verlandung seit der Aufnahme vom Jahre 1908 ersehen
werden kann.
Im Gegensatz zum OÖbersee erfolgt beim Untersee die Ver-
‘landung durch Zufuhr von Schotter und Sand durch den in den See
mündenden Seebach. Beim Obersee ist diese Art der fluviatilen
Verlandung nicht vorhanden; die schwachen Zuflüsse, welche in
28*
176 Verhandlungen. Nr. 8
das Gebiet des Sees im S eintreten, bringen sehr wenig Schotter
und verschwinden im Moor. Die O vom Untersee gelegene Schotter-
fläche ist dagegen offenbar in der letzten Zeit von dem Seebach auf-
geschottert worden; die flächenhafte Aufschüttung wurde gefördert
durch die mehrfachen Verzweigungen des Seebaches, der auch heute
noch an zwei freilich schon stark regulierten Stellen in den See
mündet: im sogenannten Kanal und im eigentlichen Einfluß. (Vgl. Karte
pag. 177.) Von der Geschwindigkeit der Verlandung durch Schotter-
akkumulation im östlichen Teil des Sees zeugt am besten der Um-
stand, daß der heute vom See zirka 600 m entfernte Seehof, die alte
Karthause, im XVII. Jahrhundert hart am See gelegen ist.
Wenden wirunsnun derSedimentierung, vorallem im Unter-
see zu, da hier die Sedimentierungserscheinungen typisch sind, wie
überhaupt auch dieser See den Typus eines normalen Alpenflußsees
darbietet. Man kann drei Hauptfazies des Bodens unterscheiden:
die Schotter-, Sand- und Schlammfazies, von welchen aber nament-
lich die Sandfazies aus den unten zu besprechenden Gründen sehr
zurücktritt.
Die Entnahme der Bodensedimente erfolgte zum Teil schon bei
der Lotungsarbeit im Untersee, die im Winter vom Eis aus entlang
von bestimmten Profilen !) (es waren im ganzen 20) vorgenommen
wurde, da dann die kartographische Fixierung des Lotungspunktes
(auf der Karte durch Punkte bezeichnet) und der Bodenprobe ganz
genau ermöglicht war, während die kartographische Fixierung des
Lotungspunktes im Sommer von einem der Abtrift stark ausgesetzten
Boot ungenau ist. Der zähe Schlamm blieb meist schon an dem
Lotgewicht der Richterschen Lotmaschine haften, sonst wurde der
bekannte Forelsche Schlammtrichter verwendet?) und später die
Schlammproben mittels einer in den Seeboden durch ein Schwerge-
wicht eingerammten Schlammröhre (von der Firma Altmann in Berlin)
entnommen. Zur Gewinnung von Proben des Sandes und des Schotters
genügten diese Trichter und Röhren nicht, es konstruierte dafür
Dr. Ruttner, der stellvertretende Direktor der biologischen Station
Lunz, einen eigenen zangenartigen Bodengreifer, der nach dem ähn-
lichen Prinzip eingerichtet ist wie der bekannte Bodengreifer des
Fürsten von Monaco. Er besteht aus zwei Halbzylindern, die von
einander abstehend, also geöffnet, hinuntergelassen werden; trifft
der Bodengreifer am Grunde auf, so wird ein Querstift gelockert, der
die beiden Arme der zwei Halbzylinder beim Hinunterlassen aus-
einanderhält und diese klappen zusammen, so daß die Bodenprobe
eingeschlossen wird. Dieser Bodengreifer hat sich auch sehr bewährt,
um Proben der Vegetation, die bis zu einer Tiefe von etwa 12 m
nach den Untersuchungen der Biologen den Seeboden bedeckt, her-
aufzuholen. Bei Aufnahme der Bodenfazieskarte haben wir mit ihm
!) Es sind 15 Profile durch jeden 100. Punkt des Längsprofils vom Seebach
im O zum Bootschupfen beim Ausfluß im W und außerdem das 1260. Profil und
4 schiefe Profile im mittleren Teil des Sees.
2) Vgl. F. A. Forel, Le Leman. Monographie limnologique. Lausanne
I. Bd. 1902.
Bericht vom 31. Mai. H. Götzinger. lt
1911
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178 Verhandlungen. Nr. 8
durchaus mit gutem Erfolg gearbeitet. Nur wenn felsiger Grund an-
stand, brachte diese Bodenzange nichts herauf.
Die drei Bodenfazies haben im See verschiedene regionale Ver-
breitung und der verschiedenen Ausbreitung entspricht auch bei
jeder Fazies eine spezifische Sedimentierungsform. Die
Schotterfazies nimmt den schmalen östlichen Streifen des Untersees
ein, während der überwiegende Teil von Schlamm eingenommen ist.
Es liegt in der Natur der Sache, daß die Fazies des durch den See-
bach aufgeschütteten Schotters ungleichmäßig im Gegensatz zur gleich-
mäßigen Schlammdecke am Boden ausgebreitet ist. Sonst findet sich
nur noch etwas Schotter oder besser Schutt am Südufer, wo er aus
den aus Schutthalden bestehenden Gehängen ausgewaschen ist; auch
zwischen dem Seebach und dem Kanal kommen am Boden Schotter
vor, die aus den benachbarten Alluvialschottern ausgewaschen sind.
Die auf der Bodenkarte vorgenommene Unterscheidung zwischen
Delta- und Strandschotter ist danach verständlich (vgl. pag. 177).
Der vom Seebach aufgeschüttete Schotter überwiegt unter
der Schotterfazies bei weitem im See. Er nimmt den Abfall des
östlichen Seegehänges ein und gibt sich nach dem Verlauf der Iso-
bathen sogar noch bis etwa 10m Tiefe zu erkennen. Der Schotter
stammt vom Seebach, der das Material bei Hochwasser in den See
schiebt und dort auch ablagert. Da die Mündung des Seebaches selbst
schon im Laufe der letzten Jahre mehrfach variiert, so verändert
sich damit auch die Ablagerungsstelle des Schotters im See. Während
heute noch ein frisches Schotterdelta vor der Mündung des See-
baches weiter aufgeschüttet wird, können wir nördlich und insbe-
sondere südlich davon alte Schotterdeltas erkennen, die heute nicht
mehr überschüttet werden, und die stark mit Vegetation bedeckt
sind, so mit Chara und der erst seit wenigen Jahren (seit 1904)
eingewanderten!) Elodes canadensis, die jetzt im See überall
wuchert und daher mit Recht Seepest genannt wird. Dieses alte
Schotterdelta ist auch sonst, wo die Vegetation fehlt, stark über-
krustet infolge der Kalkausscheidung bei der Assimilationstätigkeit
der Vegetation und durch Organismen. Nach dem Verlauf der Iso-
bathen im östlichen Teil des Sees sind im ganzen drei Deltas deut-
lich zu erkennen. Das gegenwärtige Delta wurde auch in den letzten
Jahren einmal außer Funktion gesetzt, indem der Seebach bei dem
Hochwasser 1906 eine gewaltige Schotterbarre vor seine Mündung
schüttete. Der Bach fiel damals nach rechts über, wo etwas frischer
Schotter über den alten Schotterkegel aufgehäuft wurde. Solche Ver-
legungen der Bachmündung, wie sie heute erfolgen, mußten natürlich
auch schon früher geschehen sein, als der Seebach noch nicht reguliert
war. Infolge dieser häufigen Verlegungen wurde aber auch die Auf-
schüttung des Schotters an mehreren Stellen ermöglicht. Wegen der
lokalen Aufschüttung der Geschiebe des Schotterdeltas, deren Größe
durchschnittlich etwa 10 cm beträgt, sind selbstverständlich bei
1!) K. v. Keißler, Verh. d. Zool.-botan. Ges. Wien 1900. Vgl. auch R,
Woltereck, Mitteil. a. d. Biologischen Station Lunz. Biolog. Zentralblatt XXVT,
pag. 466 f.
1911 Bericht vom 31. Mai. G. Götzinger. 179
diesem Sediment die Mächtigkeiten stellenweise sehr groß, um seewärts
gleich sehr abzunehmen.
Das in den See hinausgebaute Delta bietet in seiner Form den
Typus der Seedeltas. Die subaquatische Böschung ist bis 13 m 33°
geneigt; die Böschung ist so steil, daß große Steine von selbst über
dieselbe hinabkollern, wie ich mich durch Versuche überzeugen konnte.
Würde dieses Delta fossil sein, wenn wir uns so ausdrücken können,
würde es als geologischer Aufschluß erscheinen, so würde es eine
Wechsellagerung von gröberen und feineren Schottern aufweisen, die
alle gleichmäßig im mittleren Teil nach W, randlich nach NW, resp.
SW einfallen würden. Diese schräge subaquatische Deltaschichtung
wird aber gegen oben hin gegen die Wasseroberfläche durch fast
horizontale Schichtung abgeschnitten. Hier auf der Deltaterrasse fließt
eben der Seebach noch wie auf dem Land, wie auch die dachziegel-
artige Anordnung der Geschiebe lehrt. Am Ende der Deltaterrasse
stürzt er erst in die Tiefe des Sees — fast das ganze Jahr wegen
der Dichtedifferenzen zwischen Seebach- und Seewasser, wie auch
aus den Temperaturmessungen erhellt — und er läßt hier sein Ge-
schiebe über die Deltaböschung fallen. Es werden daher die Geschiebe
in immer neuen Kegelmantelflächen abgelagert werden, je weiter der
Seebach auf der Deltaterrasse in den See hinaus vordringt.
Die Sandfaziesfehlt dem Untersee fast vollständig; die
Schotterfazies setzt sich fast direkt von der Schlamm-
fazies ab ohne Einschaltung einer eigentlichen reinen
Sandfazies!). Das ist ein sehr merkwürdiges Verhalten, das aber in
folgendem seine Erklärung findet. Bei Niedrigwasser führt der Seebach
nur wenig Sand und vorwiegend Schlamm als Trübung und dieses Sand-
material wird gleich über dem Deltakegel zwischen den Schottern auf-
gefangen. Der Sand aber, den der Seebach neben Geschieben bei Hoch-
wasser führt, wird auch nicht weit vom Delta abgelagert werden können,
da der sandführende Bach sich nicht oberflächlich über den See ergießt,
sich nicht deckenartig über dem See ausbreitet, sondern auch in die
Tiefe stürzt, wobei die Transportkraft des Seebaches beim Unter-
tauchen unter das Seewasser rasch gelähmt wird. Mag der Seebach
bei seinem Eintritt in den See mit noch so starker Strömung fließen,
sobald er die Deltaterrasse verläßt, ist er wegen seiner im Frühjahr
und Sommer im Vergleich zum See kälteren Temperatur und wegen
des dadurch und durch die Führung der suspendierten Teilchen ver-
ursachten größeren spezifischen Gewichtes gezwungen, in die Tiefe
des Sees zu tauchen, was sich an der Oberfläche deutlich durch
zahlreiche Trichterbildungen zu erkennen gibt?), während in geringer
Entfernung davon das Wasser schon ganz ruhig ist. Vergleichende
thermometrische Messungen bestätigten dieses Verhältnis sehr klar.
Bei dieser Stauwirkung von Seebach- und Seewasser wird alles grobe
und sandige Material niedergeschlagen und nur der feinere Schlamm
dem Seewasser als Trübung mitgeteilt. In der Regel wird dann bei
'!) Wie unten erwähnt wird, enthält dieser „Sand“ prozentuell viel mehr
Schlammteilchen als Sandkörner.
2) Sie sind besonders vom Genfer- und Bodensee bekannt.
180 Verhandlungen. Nr. 8
einem nächsten starken Hochwasser, das ja ebenso wie bei einem
Wildbachkegel auch hier die größten Massenanhäufungen verursacht,
die mit etwas Sand vermengte Feinschotterschicht des Niedrigwassers
von dem größeren Geschiebe des Hochwassers begraben, so daß der
Gegensatz zwischen der Schotterfazies der Deltaböschung und der
Schlammfazies des Seebodens nur noch vergrößert wird. Infolge
des Weiterwachsens des Deltas entwickelt sich das eigentümliche
Verhältnis, daß der Schotterkegel auf der Schlammfläche
darauf sitzt!); Übergänge zwischen Schotter- und Schlammfazies
sind kaum vorhanden.
Die den Seeboden fast vollständig bedeckende Schlamm-
fazies können wir in mehrere Fazies unterteilen, die sich am besten
jedoch unter die drei Sedimentformen unterordnen lassen:
Uferbank, Seehalde und Schweb. Unter letzterem verstehen
wir die zentrale Aufschüttungsfläche des Schlammes, die fast hori-
zontal ist und bei den großen Alpenseen, zum Beispiel am Genfer-
und Bodensee, sehr schön entwickelt ist, wo sie auch Schweb genannt
wird. Wir haben daher den Ausdruck für die horizontale Aufschüt-
tungsfläche auch des Untersees übertragen, wo, wie die Lotungskarte
lehrt, in der mittleren Region des Sees sich der Boden auf eine Ent-
fernung von über 800 m in der Längsachse des Sees gleichmäßig
zwischen 30—33'70 m hält (s. Karte pag. 177).
Diese dreiSedimentierungsformen weisen große Unter-
schiede in bezug auf ihren morphologischen, petrogra-
phischen undchemischen Charakter auf, wie unten gezeigt
wird. Natürlich sind auch deren hypsometrische Verhältnisse ver-
schieden.
Bevor wir jeden dieser drei Faziesbezirke besprechen, seien
die Komponenten des eigentlichen Seeschlammes er-
örtert. Er ist das Sediment aus der allgemeinen Trübung des See-
wassers, die sich aus den mineralischen und organischen Substanzen
zusammensetzt. Die mineralische Komponente stammt in erster Linie
beim Untersee vom Seebach, zum geringen Teil auch von den Ufern,
die von den Wellen bespült werden, zum geringsten Teil vom Wind.
Als organische Bestandmassen sind zu nennen: das Zoo- und Phyto-
plankton, ferner die durch den Wind und den Seebach in den See
gebrachten pflanzlichen Bestandteile, wie Blätter, Humus, Pflanzen-
moder, Nadeln u. dgl. und organisch entstandene mineralische Be-
standteile, wie der Kalkschlamm, der aus der Zerreibung der Schalen
von Schnecken an den Flachufern sich bildet. Beim Untersee domi-
nieren die mineralischen, beim Obersee die organischen Bestand-
massen in der Trübung des Seewassers; als die Hauptquelle der
Versorgung des Wassers mit Trübung ist beim Untersee der Seebach
zu bezeichnen, während die Zuführung von Sinkstoffen durch Wir-
kung der Wellen nur eine zeitweilige ist; diese sozusagen per-
!) Diese starke Belastung des Schlammes von seiten des Deltas wird daber
an manchen Stellen ein Aufquetschen des schlammigen Untergrundes am Rande
des Deltas zur Folge haben können, wenn wir auch bisher durch die Lotungen
eine aufgequetschte, „gefaltete* Zone vor dem Schotterdelta noch nicht nachge-
wiesen haben.
1911 Bericht vom 31. Mai. G. Götzinger. 181
manente Zuführung von Sinkstoffen, die durch den Seebach verursacht
wird, ist maßgebend für die allgemeine Trübung des Seewassers, die
wieder dessen Durchsichtigkeit beeinflußt.
I. Uferbank. Die Sedimentierung in Ufernähe, in der Form der
Uferbank findet in folgender Weise statt: die Wellen, die im Unter-
see vorwiegend durch den SW—W-Wind erzeugt werden, schlagen an
das Ufer und untergraben dieses, so daß ein Kliff entsteht, wie es uns
am N- und S-Gehänge des Sees zuweilen entgegentritt. Es wird da-
durch eine Erosionsplattform geschaffen, besonders wenn ein weiches
Gestein, wie am Nordufer der Lunzer Sandstein oder, wie am Ost-
ufer, wenig widerstehende Alluvialschotter anstehen. Die Wellen be-
laden sich dabei mit dem feinen Detritus, sie rühren auch den Strand
Fig. 3.
A B €
0 4) 50 60 70 0102
ALLE N eu
—— Schotter, Steine, Fels
A
Uferbankprofile nach Dr. Ruttners Messungen.
Längenmaßstab: 1:3000. — Tiefenmaßstab: 1: 1000.
4. Im III. Querprofil Südufer. — B. Uferbank bei IX. Südufer.
C. Uferbank bei VII. Nordufer.
auf und nehmen die feinen Bestandteile als Trübung mit sich fort.
Die rücklaufende Bewegung der Wellen, der „Sog“, führt diese
feinen Bestandteile in Suspension fort!). So lange das Wasserprofil eng
ist, das heißt, die Wassertiefe gering ist, die Wellen also den Boden
noch aufrühren können, wird nichts abgelagert, und die Wasserbe-
wegung ist hinreichend stark, um die feineren Bestandteile schwe-
bend zu halten; sobald aber das Wasserprofil beim Übergang von der
litoralen in die tiefere pelagische Region des Sees größer wird, min-
dert sich die Wasserbewegung, die Sinkstoffe können nicht mehr
schwebend erhalten bleiben, sie werden sedimentiert, und zwar
ebenso wie bei dem Delta unter dem Neigungswinkel loser Auf-
schüttungen, also gleichfalls in Form von Deltaschichtung,
nur mit dem Unterschied, daß dort das Schottermaterial durchaus
überwiegt, während hier selbst das sandige Material zurücktritt. Es
1) F. A. Forel, Handbuch der Seenkunde, pag. 30.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 8. Verhandlungen. 29
182 Verhandlungen. Nr. 8
ist naturgemäß, daß die Aufschüttung am Knick zwischen der Ufer-
bank und der Seehalde seewärts um so mehr vorschreiten wird, je
mehr feines Material die Sogströmung liefert, was also vor allem
von der Gesteinsbeschaffenheit des Ufers abhängt. Der Untersee
bietet dafür einige sehr lehrreiche Beispiele. Wir geben hier einige
Beispiele nach Dr. Ruttners Messungen (vgl. Figur 3). Das Nord-
ufer ist im westlichen Teil aus Opponitzer Kalk, sonst durchaus aus
Lunzer Sandstein zusammengesetzt. Das letztere Gestein wird leicht
durch die Brandung zerstört, so daß sich hier eine breitere Erosions-
terrasse ausbilden kann, als im harten Opponitzer Kalk, der der
Zerreibung in hohem Maße widersteht. Nach unseren, von Eis aus
vorgenommenen Lotungen, beträgt die Breite der Uferbank am Nord-
ufer im Bereiche der Lunzer Sandsteine sicher über 40 m (vgl. Karte
pag. 177), während die Bank vor dem Opponitzer Kalk ganz aufhört.
Wegen dieser engen Abhängigkeit zwischen der Uferbankentwicklung
und Gesteinsbeschaffenheit setzt die Uferbank am Untersee wiederholt
aus. An dem mit Ausnahme der Umgebung des Seereit, wo Lunzer
Sandstein und Moränen anstehen, aus Reiflinger Kalken bestehenden
Südufer, fehlt sie fast vollständig; nur auf der Ostseite der kap-
artigen Vorsprünge beim IX. und IV. Querprofil stellt sie sich ein.
Sie ist hier wohl im Schutze der Kaps, im Lee des herrschenden
Windes abgelagert, also in einem stillen Winkel, in welchem sich die
durch die Wellenbewegung des herrschenden Westwindes getrübten
Wasserschichten ihrer Sinkstoffe entledigen können.
Die Sedimentform der Uferbank liegt, wie sich nach den
Lotungen herausstellt, verschieden tief unter Mittelwasserstand. Im
OÖ und SO-Teil reicht sie 1—1!/, m Tiefe, dagegen im S-Teil im
Schutze der Kaps und am Nordufer bloß !/;—1 m. Da der Westwind
die herrschende Windrichtung ist, hat das Ostufer höhere Wellen
als das Südufer, zumal im Lee der Kaps. Die Beziehung zwischen
der Tiefe der Uferbank und der Wellengröße ist daher eine offen-
kundige.
Würde uns die durch die Lotungen erschlossene Sedimentform
„fossil“ erhalten sein, würde namentlich bezüglich der Struktur (Delta-
schichtung) des Schlammes eine Analogie mit dem Schotterdelta be-
stehen. Es fehlen aber der Uferbank die horizontalen Schichten der
Deltaterrasse, weil sie sofort der Abrasion durch die Wellen zum Opfer
fallen würden, da die Uferbank auch bei niedrigem Wasserstand stets
unter Wasser sich befindet. Beim Delta wie bei der Schlammbank
läßt sich aus der Höhe des „Ausgehenden“ der mit Deltaschichtung
abgesetzten Schichten auf die Spiegelhöhe der Wasseransammlung
schließen zur Zeit, als jene die Sedimentierung verursachte 1),
Nur ist zur Schlammbankhöhe dabei ein mehr oder minder un-
bedeutender Betrag dazuzuzählen, der, wie erwähnt, von der Größe
der durchschnittlichen Wellen abhängig ist; er ist an Stellen, welche
sich eines besonderen Wind- und Wellenschutzes erfreuen, minimal.
Eigentümlicherweise besteht die Uferbank des Untersees an
!) Darauf hat wohl zuerst Grove Karl Gilbert in seinem monumentalen
Werke Lake Bonneville aufmerksam gemacht.
1911 Bericht vom 31. Mai. G, Götzinger. 183
ihrer Oberfläche nicht aus dem Zerreibsel des am Ufer anstehenden
Gesteins, sondern zum überwiegenden Teil aus einem sandigen kreidigen
Kalkschlamm, in dem zahlreiche Schneckenschalen, meist deren De-
tritus, stecken. Dieser Kalkschlamm ist organischer Entstehung: er
wird von den Kalkschnecken und Algen ausgeschieden, wie er auch
aus der Zerreibung der Schalen entsteht. Die Oberfläche des
Uferbanksediments ist also organogener Natur; wegen
der überreichen Kalklieferung durch die Organismen tritt der lokale
Schlamm, aus der Zerreibung des Ufergesteins gebildet, zurück. Dieses
organogene Sediment sitzt erst der durch die Wellenwirkung ge-
schaffenen Erosionsplattform auf, die aus dem anstehenden Gestein
jedenfalls besteht und in der obigen Weise zu erklären ist.
U. Schweb. Während man auf die große Rolle der Uferbank
als der litoralen Fazies bei der Sedimentierung von Seebecken bisher
wohl wenig aufmerksam gemacht hat, ist die zentrale Aufschüttungs-
fläche (vgl. die folgenden Profile pag. 194), die Schwebfläche, all-
gemein als die typische lakustrine Sedimentierungsform bezeichnet
worden. Ja, dies ging so weit, daß ziemlich horizontale Aufschüttungs-
flächen überhaupt zuweilen als Zeugen von alten Seebecken ange-
sprochen wurden, ohne dabei zu bedenken, daß auch ganz flache, am
Land abgesetzte Schotter- oder Sandkegel eine alte Schwebfläche
morphologisch vortäuschen können.
Die Schwebfläche unterscheidet sich genetisch von der Ufer-
bank dadurch, daß sie die Sedimentierungsform der Trübung
des Seewassers darstellt, die durch den Seebach in den See
gerät, während die Uferbank aus den durch die Wellenwirkung
vom Nachbarufer und vom Strand dem Seewasser mitgeteilten
Sinkstoffen sedimentiert wird. Es hängt also die Schweb-
beschaffenheit vom Seebach, die der Uferbank von dem
Ufergestein und vom Strand ab. Nun beteiligen sich an der
Bildung der Uferbankoberfläche im Untersee besonders Kalk-
schnecken. Während so die Uferbank des Untersees aus einem oft
sandig sich anfühlenden, gröberkörnigen, weißlichgrauen, kreidigen
Kalkschlamm besteht, stellt der Schweb einen sehr zähen, außer-
ordentlich feinkörnigen, sehr tonigen braungrauen Schlamm dar. Dieser
petrographische Unterschied in den beiden Fazies wird auch erhärtet
durch die von dem Chemiker der biologischen Station, von Dr. Guido
Mulley vorgenommenen Analysen. (Siehe die Tabelle pag. 184.)
Während nämlich die beiden Uferbänke, die sich untereinander
gleich verhielten, gleichgültig, ob sie, wie am Nordufer, im Bereich
der Lunzer Sandsteine und Opponitzer Kalke oder, wie am Siüdufer,
im Bereich der Reiflinger Kalke liegen, wie die Tabelle lehrt, durch
den hohen Kalkgehalt (infolge der organogenen Kalklieferung), ge-
ringen Kieselsäure-, geringen Magnesia-, geringen F'e&,O0,- und geringen
Al,0,-Gehalt charakterisiert sind, ist beim Schlamm des Schweb der
Kalkgehalt gering, dagegen sind alle anderen Elemente sehr groß,
so besonders der Kieselsäuregehalt (jedenfalls unter dem Einfluß der
planktonischen Diatomeen), der Al,O,-Gehalt und, was mir sehr charak-
teristisch erscheint, der MgO-Gehalt. Durch den Seebach, der zwischen
29*
184 Verhandlıngen. Nr. 8
Schlammanalysen von Dr. G. Mulley !).
TE = — |
| Metern Si0, CaO|MgO F«,0, 41,0, 41,0, Fe,0,|
| Untersee. |
Uferbank, Nordufer. | 1 423 |5194 | 107 | — — |....2:00 |
Uferbank, Südufer . 1 | #18 [5189 | 084 — | — 2:68
Nahe Einfluß (zirka | | |
150m vom Ostufer) | 26 2377 | 2147 5°89 3:93 |13°84 =
Schweb (Seemitte) .|, 338 27:94 [17-50 | 5-91 | 690 |11:97 ai
Nahe Seende (Seereit) | 16 13423 11228 | 641 | 10:37 17:99 —
| Obersee.
Schlammuferbank 1 | 1828 1,26 | 030 | — _ 682
Zwischen Insel und | | |
BRUSTUD Ar) RAT, | 7 |29:36 | 429 | 0:97 |15°29 | 529 —
Schweb, tiefster Kolk | 15 5625 | 875 | 1:37 | 22:54 | 625 =
dem Mittersee und Untersee dolomitische Kalke, beim Mühlberg
sicher Dolomit durchfließt, gelangt viel MgO in den See und damit
in den Schwebschlamm, so daß also die Schwebzusammensetzung ab-
hängig ist von den durch den Seebach hereingebrachten Substanzen,
während die die Sedimentierung der Uferbank verursachenden Wellen
an beiden Ufern an magnesiaarmen Gesteinen erodieren. So haben
wir durch den verschiedenen Chemismus beider Faziesgebiete ihre
verschiedene Genese (Seebach und Strand) bestätigt.
Auch bezüglich der Konsistenz scheint ein Unterschied zwischen
Uferbank- und Schwebschlamm obzuwalten. Der Schlamm der Ufer-
bank ist an der Oberfläche fest gepreßt unter dem Einflusse der
Wellenwirkung, innen aber weich, so daß hier eine Art von schlam-
migem „Schwimmsand“ entwickelt ist, während der Schlamm des
Schweb gerade in den tieferen Schichten sehr kompakt ist und die
oberste Schlammschicht ganz locker erscheint. Es ist jedenfalls die
Schicht, die sich eben erst sedimentiert. Das verschiedene Verhalten
bezüglich der Konsistenz ist wohl mit auch in der verschiedenen
petrographischen Beschaffenheit begründet, indem der Uferbank-
schlamm aus gröberem sandigem Kalkschlamm, der Schweb aus einem
sehr bindigen Ton besteht.
Der Schweb ist das Ergebnis der ruhigen Sedimenta-
tion. Sie erfolgt hier auf die Fläche ziemlich gleichmäßig, weil jede
einzelne Wassersäule für sich ihre Trübung mehr oder minder: vertikal
sedimentiert. Das ist natürlich nicht im strengsten Sinne zu verstehen,
wie es nur möglich wäre bei einer völligen Strömungslosigkeit des
Sees. Strömungen sind auch im See vorhanden, nur sind sie im Ver-
gleich zur Wassermasse unbedeutend. Jede einzelne Wassersäule
sedimentiert ihre durch den Seebach in den See gebrachte und durch
Wellengang und Strömungen über das ganze Seewasser mitgeteilte
£ !) Hier sind nur die von den obersten Schlammschichten zusammengestellt.
Mit der Schlammröhre wurden bis 25 cm mächtige Proben gewonnen, deren mittlere
und unterste Partie gleichfalls analysiert wurde.
1911 Bericht vom 31. Mai. G. Götzinger. 185
Trübung auf den Boden. Da ist einleuchtend, daB die mächtigere
Wassersäule zu gleicher Zeit mehr Sinkstoffe niederschlagen wird,
als die weniger mächtige Wassersäule in geringerer Tiefe. Würde
das Felsrelief des Sees schwach unduliert sein, so würde über einer
tieferen Rinne in der gleichen Zeit etwas mehr sedimentiert werden
als über einer Schwelle. Wie die schematische Zeichnung (Fig. 4)
lehrt, wird dann jede neu sedimentierte Schicht die vorhergehende
und damit das Erosionsrelief immer weniger nachahmen, bis eine nur
ganz wenig undulierte schlammige Aufschüttungsfläche entsteht. Nun
sehen wir aber bei der Schwebfläche auch diese Undulationen ganz
vernichtet (vgl. die Lotungsprofile); hat die Sedimentierung schon
seit längerer Zeit gewirkt oder liefert sie jährlich starke Beträge,
so ist die Schwebfläche typisch entwickelt, das heißt ganz eben. Diese
Horizontalität bildet sich aus der undulierten Schlammoberfläche
wohl durch das Abgehen von Rutsch- und langsamen Gleitbewegungen in
dem lockeren Schlamm aus. Die gleichmäßige Ausbreitung des lockeren
Schlammes wird jedenfalls auch gefördert durch die im Herbst bis
Fig. 4.
Schema der Entstehung der Schwebfläche.
auf den Grund reichenden Windströmungen !) und wohl auch durch
die als Seiches bekannten Schaukelbewegungen des Seewassers, die
im Gegensatz zur oberflächlichen Wellenbewegung die ganzen Wasser-
massen in Bewegung bringen können. Der Einfluß der Einströmung
des Seebaches auf die Ausgleichung des Sediments am Boden des
Untersees ist aber wohl überhaupt nur im östlichen Teil von Be-
deutung.
Da die Menge der trübenden Substanzen, die sich im Schweb
niederschlagen, von der Wasserführung des Zuflusses abhängt, muß
die Sedimentierung des Schwebs nach Jahren und auch nach Jahres-
!) Die Strömungen reichen im Herbst bis auf den Grund des Sees, weil
dann das Wasser bei Homothermie gleiche Dichte hat und ein starker Wind an
der Oberfläche eine ihm entgegengesetzte Strömung in der Tiefe verursachen muß.
Im Sommer werden die tiefen Schichten in der Mitte des Sees nicht durch Wind-
strömungen beeinflußt, weil sich dann das tiefere kältere, daher dichtere Wasser
in einer deutlichen „Sprungschicht“* gegen das obere wärmere, daher leichtere
Wasser abgrenzt und dieses leichte Wasser nicht in eine Gegenströmung im
Bereich des dichteren kälteren Wassers gezwungen werden kann. Die durch Wind
verursachte Gegenströmung hält sich dann auch im Sommer noch innerhalb der
wärmeren leichteren, daher leichter beweglichen Wasserpartien oberhalb der
Sprungschicht.
186 Verhandlungen. Nr. 8
zeiten verschieden erfolgen. Bei starker Wasserführung wird der
Seebach viel mehr Sinkstoffe dem Seewasser zuführen; die Nieder-
wasserzeiten, besonders im Herbst und Winter, bringen dagegen sehr
wenig trübende Sinkstoffe in den See. Die meiste Trübung gelangt
also im Frühjahre nach der Schneeschmelze und im Hochsommer zur
Hauptregenzeit und zur Zeit der starken Wolkenbrüche in das See-
wasser. Wird dann die Frage, daß zur Zeit der größten Sink-
stofflieferungauch die größte Sinkstoffsedimentierung
eintritt, in bejahendem Sinne beantwortet, so können wir sagen, daß
der Schwebschlamm quantitativ fast nur aus Frühjahrs-
und Sommerschichten besteht.
Um sowohl den jährlichen wie den jahreszeitlichen
Betrag der Sedimentierung im Bereich des Schweb zu messen,
haben wir nach der Methode von Albert Heim im Untersee Schlamm-
kasten versenkt. Auf die hierbei gewonnenen praktischen Erfahrungen
aufmerksam zu machen, können wir uns hier versagen. Nach Hebung
des Schlammkastens ließen wir den Schlamm in einem Gefäße ruhig
absetzen, worauf das sedimentierte Volumen von Dr. Ruttner ge-
messen wurde.
Aus dem Schlammvolumen und der Auffangfläche des Schlamm-
kastens ergibt sich durch Division die Schlammhöhe. Ein Schlamm-
kasten lag über dem Schweb des Untersees vom 31./XII. 1907 bis
2./VII. 1909 in über 33 m Tiefe. Es sedimentierten sich in dieser
Zeit 350 cm? im nassen Zustand; das gibt bei einer Auffangfläche
des Schlammkastens von 2500 cm? (50 cm Länge und 50 cm Breite),
eine Sedimentation von 1’4 mm pro 1!/, Jahre, also rund 1 mm pro
Jahr. Hierauf lag der Schlammkasten an derselben Stelle vom 10./IX.
1909 bis zum 14./X11. 1909; er ergab 66 cm?, das heißt in den 65
Tagen seiner Exposition 0:26 mm Schlammniederschlag. Dieser letztere
Betrag würde, auf ein Jahr umgerechnet, 1’46 mm ausmachen, also
einen ähnlichen Betrag wie 1908/09 unter der Voraussetzung, daß
der Niederschlag ganz gleichmäßig erfolgt, was aber, wie die fol-
genden Messungen ergaben, nicht zutrifft !).
In den ersten sieben Monaten 1910 schlugen sich nieder:
Über dem Schweb 80 + 285 cm? — 365 cm? (Auffangfläche 2500 cm?).
Dabei ist zu bedenken, daß die Sommersedimentation, wie wir noch
sehen werden, schon fast vorbei war; schätzen wir den Rest derselben
und die herbstliche auf etwa 70—80 cm?, eher 80 cm?, nach Analogie
mit dem Herbst 1909, so erhalten wir einen Betrag von rund 450 cm?
auf 2500 cm? Auffangfläche pro 1910. Das würde 1'8 mm Gesamt-
sedimentation ausmachen. Das Jahr 1910 lieferte also etwas mehr
Sediment als 1908. Immerhin differieren die Werte nicht sehr.
Der jährliche Betrag der Sedimentierung im Schweb
ist danach trotzdem ein recht geringer, wenn wir die Sedi-
!) Die 65 Tage der Exposition des Schlammkastens fallen zum größten Teil
in den Herbst, der wegen der Niederwasserstandsverhältnisse des Seebaches wenig
Trübung dem Seewasser verleiht. Immerhin war Ende September 1909 ebenso- wie
am 11. Oktober Hochwasser, so daß der erhaltene Wert der Sedimentierung etwa
einen mittleren durchschnittlichen Betrag darstellt.
1911 Bericht vom 31. Mai. G. Götzinger. 187
mentierungswerte dagegen halten, die bei den Beobachtungen mit
Schlammkasten in zahlreichen Schweizer Seen gewonnen wurden !).
Daß die Sedimentierung im Untersee so gering ist, hat vor
allem darin seine Ursache, daß das Einzugsgebiet des Sees im Ver-
gleich zu seinem Areal nicht groß ist und der Seebach meist eine
geringe Wasser- und daher Schlammführung hat. Es verhält sich hier
das Seeareal zum Areal des Einzugsgebietes etwa wie 06 kim? : 24 km?,
also 1:40. Dabei ist noeh zu bedenken, daß nur höchst selten das
wirkliche Einzugsgebiet des Sees, was die Zuführung von Sinkstoffen
anlangt, über dem Mittersee hinaufreicht. Nur bei besonders starkem
Hochwasser erhält der Mittersee einen oberflächlichen Zufluß vom
Obersee her, sonst besteht nur eine unterirdische Verbindung zwischen
Ober- und Mittersee, da der Ausfluß des Obersees mehrfach im Fels
und im Schotter verschwindet und nur sein im Schotter filtriertes
Wasser als Grundwasser in dem Mitterseeboden in zahlreichen Quellen
hervortritt. Der Mittersee hat als Quellsee natürlich ein sehr reines
Wasser, der ihm entquellende Seebach wird also erst auf dem
kurzen Wege zum Untersee von den Ufern und aus seinem Bach-
bett etwas Trübung aufnehmen können. Auch die Zuflüsse des See-
baches zwischen Mitter- und Untersee sind, wie der Schreier- und
Lochbach sowie der Bach vom „Kazim“ (Mühlgraben) Karstquell-
bäche. Sie führen daher sehr wenig Trübung in den Seebach hinein.
So stammt also eigentlich die meiste im Unterseeschweb sedimentierte
Trübung aus einem noch geringeren Einzugsgebiet, nämlich vom
Mittersee abwärts, so daß sich Seeareal zum Areal des EFinzugs-
gebietes gar nur mehr wie 0°6 km?: 13 km?, also rund 1:20 verhält.
1) Ausführlich behandelt in A. Heim, Der Schlammabsatz am Grunde des
Vierwaldstättersees. Geol. Nachlese Nr. 10, in: Vierteljahrsschr. d. Naturforsch. Ges.
Zürich, 1910, XLV, pag. 164 ff. und in den Brücknerschen Berichten der FluB-
kommission der Schweiz. Naturforsch. Ges. in den Verh. d. genannten Gesellschaft,
sowie Zschokke, Bericht der Hydrolog. Kommission f. d. Jahr 1908/9. Actes de
la Soc. helv. des Sc. nat. Lausanne 1909.
Vierwaldstättersee:
Sedimentierungshöhe:;
12./4. 1897— 7./4. 1898 (Urnersee) ... 150 mm einiähr
12./4. 1897— 7./4. 1898 (Muottabecken) 75—80 mm
1901/2. (Urnersee) ... 820 mm | aeenchlich, infolge Sınoz
8./4. 1902—14./3. 1903 (Urnersee) ... . 3:5 mm
8./4. 1902—14./3. 1903 (Muottabecken) 5'0 mm j fast ein Jahr
Öschinensee:
Sedimentierungshöhe :
23801901 29./102 1901. 2 2... 15 mm 2 Monate (Groll)
23./5. 1904—28./10. 1904 ......... 10—1lmm kaum !/, Jahr
Brienzersee:
Sedimentierungshöhe:
Frübjahr 1908—5. Dez. 1908 20 mm
® : fWinterminimum der Sedimentation
11. Dez. 1908—4. Mai 1909 2 mm \ Ver Unterseh.
188 Verhandlungen. Nr. 8
Immerhin würde der Untersee in ca. 18000 Jahren zugeschüttet sein,
wenn wir den Betrag von 1 mm pro Jahr als Durchschnittswert an-
nehmen und von der eine viel raschere Vernichtung des Sees ver-
ursachenden Verschotterung absehen würden, ebenso von der all-
mählichen Setzung des naß sedimentierten Schlammniederschlages
infolge des Druckes der sukzessive darauf gelagerten Schichten.
Um die jahreszeitlichen Unterschiede im Betrag
der Sedimentierung zahlenmäßig erweisen zu können, haben wir
die Schlammkasten mehrmals in einem Jahre gehoben. Die folgende
Tabelle gibt die gewonnenen Zahlen nach Dr. Ruttners Volumetrie-
rungen wieder:
a = |
Eger
Dauer der s|= 2 SS
en oO E=)
| Exposition des ||Tage Ort 2|lgssı 3:| @ Bemerkungen
| 25° 90 3 =
Schlammkastens lee 2s| 8
= beig<-) d>
O 3 =
n < un
—n En Z — - ‘= ste
| wegen zweier
10./9.—14./12. \ Ken, in 3 Hochwässer wahr-
1909 (Herbst) / nu ee 66 ,| 2500 | 026 scheinlich über-
normal für Herbst.
14./12.—2./4. | | Schweb in :
1910 (Winter) j > \ Seemitte Ben 80 | na | =
2./4.—3./8. 1910
(Frühjahr und | 9 nike 1 33| 285 | 2500 | 114 2
Sommer) | |
14./12. 1909 bis | Nuleere c |
25.73. 1910 102 ) nahe Ns a9) an gz4 "
\ 86 | 2500
(Winter) J BE Ende |
25./3.—3./8. Seereit
1910 (Früblahr || 99 |) nahe 16 [00 El 116 | x.
und Sommer) R Ende rn |
I |
Deutlich ist daraus die Hauptsedimentierung im Frühjahr und
Sommer zu ersehen, wenn die Zahlen vom Schweb einander gegen-
übergestellt werden; der Kasten nahe dem See-Ende zeigte analoge
Werte. Während der drei fast gleichen Expositionszeiten (von rund
100 Tagen) wurden also ganz verschiedene Werte an derselben Stelle
sedimentiert. Die Sedimentation im Frühjahr und im
Sommer ist sicher viermal größer als im Winter, da wir
die Sedimentation des Winters allein auf höchstens 60 cm? veran-
schlagen können !).
Darauf, daß die jahreszeitlichen Unterschiede in der Sedi-
mentierung große sein müssen, indem der Hauptanteil der Sedimentierung
auf das Frühjahr und den Sommer fällt, deutet auch das verschiedene
!) In dem Betrag von 80 cm? vom 14./12. 1909—2./4. 1910 ist auch schon
das Sediment des Beginnes der Schneeschmelze enthalten.
1911 Bericht vom 31. Mai. G. Götzinger. 189
Verhalten der Durchsichtigkeit des Wassers, die ja vor allem bedingt
ist durch den Gehalt an suspendierten Bestandteilen. Je geringer die
Durchsichtigkeit, also je größer die Trübung, um so rascher wird die
Sedimentierung unter sonst gleichen Umständen erfolgen, um so größer
wird die Sedimenthöhe sein. Die Durchsichtigkeit variiert im Unter-
see sehr; die Trübung ist am größten im Frühjahr und im Sommer,
um dann allmählich abzunehmen. Eine recht gute und einfache Me-
thode der Bestimmung der Durchsichtigkeit (Transparenz) ist die
Versenkung der bekannten weißen Secchi-Scheibe, deren Ver-
schwinden für das Auge an einer in Meter geteilten Schnur abge-
lesen wird. Die folgende Tabelle zeigt deutlich, wie die Tiefe, bei
welcher die weiße Scheibe eben verschwindet, die Sichttiefe, im
Frühjahr und im Sommer bei Hochwasser gering ist, während sie bei
Niedrigwasser im Herbst und im Winter groß wird. Die verschiedene
Sichttiefe ist direkt ein Maß der verschiedenen Trübung des See-
wassers durch die suspendierten Bestandteile.
Jahreszeitliche Änderungen der Siehttiefe im Untersee.
1906 1907
Datum Meter Datum Meter
5a 5.” en
DON SS RN an. ALMELLE ID) —_
6a rirkart0 m
— DW nd
= 1. #5, 6
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Pillweanpz- Ne. 11 11.10. . . . zirka 12
20./10. ENT: —
2./11. zirka 10—11 =
srl: ; 10 —
Aullliigancns 12% 10 =
aa If N; 12 ae ©) ı 11
= SM 10:5
ar 23./12. er. 11
ı) Je nach dem Eintritt und Charakter des Hochwassers stellt sich die
Minderung der Sichttiefe im Frübjahr verschieden ein.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 8, Verhandlungen. 30
190 Verhandlungen. Nr. 8
Die innige Beziehung, die zwischen der Sichttiefe (Durchsich-
tigkeit) und dem Wasserstand des Sees, der Wasserführung des Zu-
lusses und daher der Menge der Zuführung der trübenden Bestand-
teile besteht, wird graphisch in der erwähnten Zusammenfassung an
anderer Stelle gegeben werden !).
Einige Beobachtungen lehren nun, daß im Frühsommer, wenn
eine starke Sinkstofflieferung herrscht, auch eine rasche Ausfällung
des Sediments stattfindet, so daß sich die Sichttiefe rasch ver-
srößert. Jedenfalls waren im Herbst stets schon große Sichttiefen
anzutreffen, was zur Genüge beweist, daß die im ersten Halbjahr in
den See gebrachte Trübung rasch sich sedimentiert hat.
Diese rasche Ausfällung des Sediments ist wohl auch
mit bedingt durch die Verringerung der Dichte des Wassers in-
folge Temperaturerhöhung im Sommer. Nur so lange wird
sich Trübung im Wasser halten, als die trübenden Teilchen die gleiche
Dichte mit dem Wasser haben. Vermindert sich die Dichte des Wassers
zum Beispiel durch Temperaturerhöhung, so werden die Bestandteile
relativ schwerer und müssen daher zu Boden sinken. Mit zunehmender
Erwärmung wird die Dichte des Wassers immer geringer, wie die
folgende Tabelle nach Kohlrausch, Prakt. Physik 1896, lehrt, daher
wird die Ausfällung zunehmen, ja sogar in beschleunigter Weise,
da die Dichtedifferenzen des Wassers bei einer Erwärmung nur um 1°
um so mehr wachsen, je weiter die Temperatur des Wassers von 4°,
der Temperatur des Dichtigkeitsmaximums abweicht ?).
Wassertemperatur Dichte | Differenz
er c 1 Een \ | — 0,000.008
110 0.999.640 | Bi
I a) om
|
25° C | 0,997.070 \ — 0,000.260
| 26° C | 0,996.810 |
!) Da die Menge der Trübung bekanntlich auch die optischen Verhältnisse,
vor allem die Farbe bestimmt, indem trübe Seen mit geringer Sichttiefe grün,
wenig getrübtes Material enthaltende Seen mit großer Sichttiefe blau erscheinen,
so besteht auch zwischen der Farbe der Seen und der Geschwindigkeit der
Sedimentierung und der Sedimenthöhe unter sonst gleichen Umständen eine deut-
liche Relation; die blauen Seen werden demnach in der gleichen Zeit weniger
sedimentiert werden als die grünen Seen, es sind die ersteren die persistenteren.
?) Das hat besonders M. Groll, Der Öschinensee, Berner geogr. Ges. 1904,
pag. 49 f., betont.
1911 Bericht vom 31. Mai. G. Götzinger. 191
Enthält zum Beispiel ein Wasser im Untersee von 15° (häufige
Julitemperatur an der Oberfläche) eine bestimmte Menge Trübung und
erwärmt sich dieses in rascher Zeit um 1, so ist die Dichte des Wassers
um 0:000150 kleiner geworden, so daß damit sofort ein großer Teil der
suspendierten Bestandteile niedergeschlagen werden muß. Wegen dieser
großen Dichtedifferenzen schon bei geringen Temperaturunterschieden
im Sommer wird daher bei Erwärmung eine rasche Ausfällung ein-
treten, was die Beobachtungen mit der weißen Scheibe ergaben (Zu-
nahmen der Sichttiefe von 3 auf 6 m). Im Herbst und Winter wird
dagegen die Ausfällung der Trübung verlangsamt, obgleich überhaupt
wenig Trübung im See vorhanden ist; denn bei der sukzessiven Ab-
kühlung des Wassers zum Beispiel von 8% auf 4° unter dem Einfluß
der vertikalen Konvektionsströmungen sind die Temperatursprünge
von Tag zu Tag geringe und es nimmt die Temperatur des Wassers
gleichmäßig ab, so daß sich die Dichte ganz allmählich vergrößert,
mithin immer mehr Trübungsmaterial in die Suspension aufgenommen
werden könnte, ohne sedimentiert zu werden. Bei maximaler Dichte
(bei 4°) könnte daher das Wasser theoretisch die meisten Sinkstoffe
suspendiert halten, da dann selbst schwerere Bestandteile mit dem
Wasser die gleiche Dichte hätten. Die kleinen Erwärmungen im Herbst
tragen jedenfalls auch zur Ausfällung nicht bei, da die Dichtediffe-
renzen zwischen einem Wasser von 4° und von 4—8° noch nicht
große sind; erst darüber hinaus nehmen sie zu (vgl. Tabelle). Wegen
der im Herbst zurücktretenden Ausfällung fehlen auch die Schwan-
kungen in der Sichttiefe, wenn wir von den gelegentlichen durch
Hochwasser bewirkten Veränderungen der Sichttiefe absehen, ja wegen
der fehlenden Ausfällung nimmt die Sichttiefe nicht mehr be-
deutend zu (vgl. die obigen Zahlen auf pag. 189). Die Sedimen-
tierung ist also im Herbst und Winter auf ein Minimum
reduziert, Hochwasser sind eine Seltenheit und die ausfällende
Wirkung der Temperatur hört auf. Erst die rasche Erwärmung des
Wassers im April belebt wieder die Ausfällung der Trübung des See-
wassers. So lange also die Temperatur eine steigende ist, so lange
dauert auch die ausfällende Wirkung; das ist demnach an der Ober-
fläche bis in den August, in der Tiefe bis in den September hinein
der Fall. So verbindet sich also im Frühjahr und im Sommer
zugleich mit derstarken Zuführungvon trübenden Stoffen
auch die Möglichkeit der raschen Ausfällung der Trübung
infolge der Steigerung der Temperatur.
Aus all dem folgt zur Genüge, daß die Sedimentierung im Unter-
see hauptsächlich im Frühjahr und im Sommer stattfindet. Die Schichten
des ersten Halbjahres müssen mächtiger, jedenfalls auch weniger
feinkörnig sein als die Winterschichten. Würde die Sedimentation
im Untersee jährlich größere Beträge liefern, könnte demnach
aus einem Schlammprofil auf die einzelnen Jahresringe geschlossen
werden. Daraus könnte man weiter die Dauer der Postglazialzeit be-
rechnen.
Die Tatsache der sommerlichen und frühjährlichen Sedimen-
tierung im Untersee erklärt auch, daß das Sediment ein klastisches
ist, kein chemisches. Durch die ausgezeichneten Untersuchungen von
30*
192 Verhandlungen. Nr. 8
E. Uetrecht!), die Messungen der Menge des gelösten und suspen-
dierten Materials in der Rhone oberhalb des Genfer Sees wissen wir,
daß dieser Fluß im Sommer fast nur suspendierte mineralische
Teilchen führt, während die gelösten Bestandteile im Winterhalbjahr
überwiegen. Der Gehalt an gelösten Bestandteilen verhält sich gerade
umgekehrt zu dem der suspendierten. Die Verhältnisse an der Rhone
können wir ohne weiteres für den Lunzer Seebach übertragen, wenn
sich auch das Maximum der Wasserführung und damit die Führung
an suspendierten Bestandteilen etwas gegenüber der Rhone verfrüht
und wenn auch beim Seebach das suspendierte Material über das
gelöste nicht in der Weise überwiegen wird wie bei der Rhone, die
aus den Gletschergebieten im Sommer enorme trübende Massen
erhält.
Die Sedimentierung des Schlammes erreicht auch regional
im See verschiedene Werte: es ist ohne weiteres klar, daß sie
mit zunehmender Entfernung von dem die Trübung hereinbringenden
Seebach abnimmt. Dies lehren sehr deutlich die drei Schlammkasten,
die an drei verschiedenen Stellen im Untersee versenkt wurden:
10./9 —14./12. 1909 . nahe Einfluß 22 264 | 2500 | 1'056
| Dauer der Exposition
| des Om
Schlammkastens
Tiefe
Schlammvolumen
cm?
Auffangfläche des
Kastens cm?
Sedimenthöhe mm
Pro Jahr mm
Sr
&
D7}
10./9.—14./12. 1909 . Schweb 33 | 66 | 2500 |0:264 | 148
10./9.—14./12. 1909 . vor See-Ende 18 210 | 2500 10:84 | 472
(Seereit)
Die Messung beim Seereit paßt nicht herein; denn die ver-
mehrte Sedimentierung daselbst erklärt sich durch die große Nähe
einer Uferbank, an welcher die Wellen anschlagen, so daß hier lokal
mehr Trübung vom Ufer aus aufbereitet wird). Dagegen zeigte es
sich ganz klar, daß über dem Schweb in der gleichen Zeit etwa
nur der vierte Teil von der Schlammenge nahe dem Ein-
fluB unterhalb des Deltas sedimentiert wird. Die Verschieden-
heiten im Schlammabsatz stehen auch im Einklang mit der zuweilen
!) Die Ablation der Rhone in ihrem Walliser Einzugsgebiet. Dissertation.
Bern 1906.
2) In den ersten sieben Monaten 1910 betrug dagegen die Sedimentation
über dem Schweb nnd nahe dem See-Ende fast gleich viel (Schweb 365 cm®, nahe
See-Ende [Seereit] 376 cm? auf 2500 cm? Auffangflache). Theor-tisch sollte die Sedi-
mentation nahe dem See-Eude kleiner sein als in der Mitte des Sees (Schweb), weil
die meiste durch den Seebach gebrachte Trübung ausgefällt sein sollte; dafür wird
viel Schlamm lokal von der Uferbank zugeführt.
1911 Bericht vom 31, Mai. G. Götzinger. 193
beobachteten regionalen Verschiedenheit) in der Sichttiefe des See-
wassers: gleich nach einem Hochwasser maßen wir nahe dem Einfluß
eine um 1—2 m, selbst 4 m geringere Sichttiefe als sonst im See
selbst. Dieser Mehrbetrag der Trübung in der Nähe des Seebach-
einflusses, der sich in der Verringerung der Sichttiefe äußert, führt
auch bei jedem Hochwasser zu vermehrter Sedimentierung; nur wenn
die Hochwasserzeit länger dauert und starke Winde und Strömungen
eine rasche Durchmischung des Wassers im OÖ und W ermöglichen,
hören die regionalen Unterschiede in der Trübung, respektive in der
Sichttiefe auf, da die Trübung gleichmäßig über den ganzen See aus-
gebreitet wird.
Daß die Sedimentierung in der Postglazialzeit im östlichen Teil
des Sees größer ist als im W, erhellt schon aus dem Bodenrelief.
Die Zuschüttung des elazialen Erosionsreliefs ist im östlichen Teil
viel weiter gediehen als im W, wie sogar nach dem Verlauf der
Isobathen zu ersehen ist (vgl. die Karte). Sie verlaufen im OÖ rund,
im W fast eckig; es verrät sich die Skulptur der Erosionswanne im
W viel mehr als im O. Die Querprofile zeigen dies ebenfalls: im OÖ
bis zur Mitte des Sees ist schon überall ein typischer Schweb vor-
handen, im W dagegen ist er nicht mehr zusammenhängend, nicht
einmal mehr sehr eben, die Sedimentierung schreitet erst gegen W
hin vor (vgl. die umstehenden Lotungsprofile).
Hier seien noch die Verschiedenheiten im Chemismus
des Schlammes in der Längsachse des Sees gestreift. Wie
pag. 184 zeigt, liegen drei Schlammstiche vor. Wir entnehmen aus
den Zahlen eine deutliche Abnahme des CaO- und eine Zunahme des
SiOg-, F&%0;- und Al,O,-Gehaltes vom Einfluß gegen das See-Ende
hin. Sehr charakteristisch ist die Abnahme des Kalkes, weil die Zu-
führung des Kalkes durch den Seebach erfolgt. Dagegen zeigt die
Zunahme des F'&,0,-Gehaltes, daß der Eisengehalt nicht durch den See-
bach in den See geführt wird. Wenn wir, Uferbank und Schweb
gegenüberstellend, zwischen litoraler und pelagischer Fazies auch in
Hinsicht auf den Chemismus unterscheiden können, so stellt sich im
Längsprofil des Sees heraus, daß das Sediment nach dem Chemismus
gegen den Seeausfluß hin immer pelagischer wird.
II. Seehalde. Wenden wir uns dem letzten Faziesbezirk des
Untersees zu, der Seehalde. Wir verstehen darunter die Schlamm-
ablagerung auf der geneigten Böschung der Seewanne. Es wird erwähnt
werden, daß es nur wenige Stellen gibt, wo die Seehalde aussetzt,
wo keine Sedimentierung infolge Hervortretens von Fels stattfand. Da
die Seehalde die Verbindung zwischen der Uferbank und dem Schweb
darstellt, ist sie bezüglich ihrer Entstehung komplexer Natur. Ein
Teil ihres Schlammes stammt von der Uferbank, über deren Abfall
er zur Seehalde abrutscht, ein anderer Teil des Schlammes aber
stammt ebenso wie beim Schweb von der allgemeinen Trübung des
Seewassers, die im Seebach ihre Hauptquelle hat. Nach den Lotungs-
!) Das einschlägige Beobachtungsmaterial seit 1906 kann hier nicht gegeben
werden.
Verhandlungen. Nr. 8
194
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Bericht vom 31. Mai. @. Götzinger. 195
1911
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196 ... Verhandlungen, Nr. 8
profilen verläuft die Seehalde glatt, um gegen unten sich mit der
Schwebfläche allmählich zu verflößen. Der obere Teil der See-
halde ist von Vegetation (Chara, Elodea, Fontinalis in absteigender
Folge) bedeckt. Was die Mächtigkeitsverhältnisse der Halde an-
langt, so ist theoretisch zu erwarten, daß sie dort am mächtigsten
ist, wo sie an eine breite, aufgeschüttete, weit in den See hinaus-
geschobene Uferbank angrenzt, die noch weiter in den See wächst.
Da aber auch der Schlamm der Seehalde bei sehr steiler Böschung
Rutschungen aufweisen dürfte, wird sich ein gewisser stationärer Zu-
stand entwickeln: je mehr von der Uferbank durch Rutschungen der
Seehalde tributär wird, um so mehr wird an den Gehängen der Halde
zum Schweb abrutschen. Seehalde und Uferbank stehen demnach in
einem gewissen Konnex; wo eime Uferbank entwickelt ist, dort fehlt
auch die Seehalde nicht, wo dagegen wegen des harten Gesteins, wie
bei der Steinbauernhöhe (Opponitzer Kalk), die Uferbank fehlt, ist
die Seehalde schwach ausgebildet.
Die Seehalde als „geologischer Aufschluß“ wird sich in mancher
Beziehung von der Uferbank unterscheiden. Haben die Schlamm-
schichten bei der letzteren die steile Deltaschichtung, so ist der
Schlamm der Seehalde konform auf der erodierten Felsböschung der
Wanne abgelagert, der Lagerungswinkel des Schlammes der Seehalde
wird daher meist geringer sein als der der Deltaschichtung der Ufer- _
bank. Der Schweb ist also die einzige limnische Fazies mit
horizontaler Schichtung, alle anderen Sedimentformen des Sees
haben mehr oder minder schräge Schichtung. Wegen der häufig ab-
gehenden Rutschungen, auf die mit Recht Arnold Heim!) hingewiesen
hat, werden die Schichten der Halde gestaucht und gefaltet erscheinen
können; es werden auch zuweilen infolge von Rutschungen gewulstete
Oberflächen der Halde angetroffen werden, wenngleich wir bisher durch
die Lotungen dergleichen nicht angetroffen haben. Freilich werden
diese gewulsteten Oberflächen von den normal geschichteten Schlamm-
ablagerungen der Seehalde wieder begraben sein. Arnold Heim hat
mit Recht sogar auf die Eventualität der Auffindung von gefalteten
Haldenschichten zwischen sonst nur normal geschichteten Schlamm-
ablagerungen hingewiesen.
Nach Erörterung der Sedimentierung im Untersee, die in typischen °
Formen stattfindet, seien kurz die Verhältnisse am Obersee behan-
delt (über die des Mittersees a. a. O. pag. 154 ff.). Er bietet zum Unter-
see in vieler Hinsicht ein gegensätzliches Verhalten. Wenn wir seinen
Boden betrachten, fällt der Mangel eines Schotterdeltas auf. Die Zu-
flüsse im südlichen Teil erreichen nämlich den See nicht direkt, da
sie schon im Moor verschwinden (vgl. Karte pag. 175). (Die Zuflüsse
von OÖ und NW her sind aber kurze Quellbäche, die keinen Schotter
transportieren.) In den alten, großen Obersee, wie er auf der Karte
durch die äußersten Umrisse gegeben ist, mündeten aber die beiden
Bäche von S her; hier ist daher jedenfalls ein altes Schotterdelta
1) Über recente und fossile subaquatische Rutschungen nnd deren litholo-
gische Bedeutung. N. Jahrb. f. Min., Geol., Pal. Jahrg. 1908, Bd. II, pag. 186 ff.
1911 Bericht vom 31. Mai. G. Götzinger. 197
vorhanden, an das sich der trockene Schotterkegel südlich davon
anschließt; es ist aber begraben unter der Decke des seither an-
gewachsenen Moores.
Das Sediment des Obersees ist bis auf wenige noch nicht sedi-
mentierte felsige Stellen, so nahe den Triangulationspunkten 5 und 4,
durchausnur vonSchlamm gebildet, der deutlich m zwei Fazies entgegen-
tritt. Der flockige braunrote Schlamm setzt die zahlreichen Uferbänke,
ein zäher, toniger, ziegelroter Schlamm den Schweb der tiefen Kolke
zusammen. Der Schlamm des kleinen Schwebs in dem Kolk nahe dem
Ausfluß bildet ein Übergangsgebilde zwischen den beiden Fazies. Die
das Wasser trübenden Substanzen sind beim Obersee im Gegensatz
zum Untersee mehr organische als mineralische. Vor allem ist das
Plankton im Oberseewasser reicher entfaltet als im Unterseewasser ;
durch Wind und Wellengang werden außerdem Moorteilchen abge-
rissen und über den ganzen See gebreitet; ferner sind im Seewasser
gelöste füärbende Humussubstanzen vorhanden, die unter Mitwirkung
von Sauerstoff und Eisenoxyd langsam ausgefällt werden!) und dem
Wasser die rotbraune Färbung zum Teil verleihen. So ist die Trübung
eine im See fast habituelle, zumal die Zufuhr von mineralischen Be-
standteilen durch die Zuflüsse fehlt und auch die Aufbereitung von
Schlamm durch die Wellenwirkung an den aus Juracrinoidenkalk zu-
sammengesetzten Ufern stark zurücktritt, obgleich dieses Gestein
stellenweise zu rotem Ton verwittert ist.
Immerhin sind die Sedimentformen der Uferbänke wie beim
Untersee auf die Wellenwirkung zurückzuführen. Sie sind hier im
Gegensatz zum Untersee nicht so zusammenhängend; sie setzen sich
an den Schwellen zwischen den Kolken an und wachsen allmählich
gegen die tieferen Stellen vor. Am größten ist die Uferbank zwischen
dem Hauptkolk, dem Kolk beim Ausfluß, zwischen der Insel und
dem Nordufer; aber auch die anderen Kolke sind durch flache,
schlammige Uferbänke voneinander getrennt.
Die Tiefe der Uferbank beträgt ähnlich wie beim Untersee
1—11/, m bei Niedrig- bis Mittelwasserstand; sie hält sich gleich-
mäßig in dieser Tiefe am Nordufer wie SW von der Insel. Sie
wird hier, wie dort, durch die vom Wind erzeugten Wellen hervor-
gerufen, der zwar selten ist, dann aber zuweilen als heftiger Fall-
wind entgegentritt.
Der Schweb ist trotz der ungünstigen morphologischen Ver-
hältnisse des Bodens mit seinen Kolken doch in jedem einzelnen
Becken vorhanden, natürlich in verschiedener Tiefe und in verschie-
denem Ausmaß. Nach dem Ergebnis der Lotungen ist zum Beispiel
der Boden des größten Kolkes heute ganz tischeben sedimentiert;
die Lotungskarte gibt eine gleichmäßige Tiefe von 15°15 m an; diese
Ebene setzt sich gegen SW noch etwa 50 m weiter fort, wo die
Tiefe über 145 m beträgt. Ebenso hat der Schweb in dem Kolk vor
dem Ausfluß eine deutliche Entwicklung.
!) W. Spring, Sur le röle des compos£s ferriques et des matieres humique
dans la coloration de l’eau. Arch. d. Scienc. physiques nat. V/5 Geneve 1898.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 8. Verhandlungen. 3]
198 Verhandlungen. NrES8
Wie beim Untersee differieren auch beim Obersee der Schlamm
der Uferbank und des Schweb bedeutend (vgl. Tabelle oben pag. 184).
Wie die Zahlen von Dr. G. Mulley lehren, ist die Uferbank wieder
durch einen großen Kalkgehalt infolge der kalkabsondernden Tätigkeit
der Organismen (insbesondere Schnecken), dagegen geringen SiO,-,
sehr geringen MgyO-, geringen F&0,- und Al,0;-Gehalt ausgezeichnet.
Im Schweb überwiegt wieder der Si0,-, auch der MgO-, während
der Kalkgehalt gering ist. Der Tonerdegehalt ist höher und insbe-
sondere der von F&0, quantitativ außerordentlich reich vorhanden.
Der Schlamm des Loches vor dem Ausfluß steht bezüglich seines
Chemismus in der Mitte zwischen den beiden Typen, sein hoher SiO-,,
Fe,0;- und MgO-Gehalt, ebenso sein trotz unbedeutender Entfernung
vom Ufer außerordentlich geringer Kalkgehalt läßt auch ihn trotz
der geringen Ablagerungstiefe (er wurde nicht einmal aus der Haupt-
tiefe von 8°5, sondern nur aus 7 m Tiefe entnommen) nach seinem
Chemismus zu den „pelagischen Sedimenten“ des Untersees in
Analogie treten.
Wenn wir kurz die Schlammanalysen des Unter- und Ober-
sees einander gegenüberstellen, so weist der Oberseeschlamm den
größten Si0,- (36) und Fe&O,-Gehalt (23) überhaupt, dagegen den
geringsten Kalkgehalt (bloß 4) und geringsten Magnesiagehalt
(nur 0'3) auf, der Unterseeschlamm dagegen den geringsten SiO,-
und geringsten Fe&,O0,- und Al,O,- (Uferbank), dagegen den größten
Kalkgehalt in der Uferbank, ebenso den größten Magnesia- und größten
Tonerdegehalt (bis 18) auf.
Seeschlammanalysen liegen insbesondere von Schweizer Forschern,
so F.E. Bourcart!) und J. Zender?), vor. Es kann hier nicht in
eine Diskussion der dortigen Werte im Vergleich mit denen der
Lunzer Seen eingegangen werden. Es sei nur bemerkt, daß der Ober-
seeschlamm sehr dem des Lago Maggiore ähnelt, der sich durch
seinen auffallend hohen Si0,- (62:31), sehr geringen (aO- (3:18),
sehr hohen F'&0;- (25°36) und Al,O,- (1797) Gehalt von den an-
deren Schweizer und italienischen Seen unterscheidet.
Die biologischen Arbeiten werden manches zur Aufklärung bei-
tragen, insbesondere über die Anreicherung von 8:0, durch die
Tätigkeit der Diatomeen. Der ansehnliche Fe, O,-Gehalt des Obersee-
schlammes erklärt sich aus dem großen Eisengehalt des Obersee-
wassers, der wieder von dem sehr eisenschüssigen roten Ton der
Juracrinoidenkalke herstammt. Wie die chemischen Untersuchungen
von Mulley und Wittmann gezeigt haben, hält sich das eisen-
haltige Wasser meist in größerer Tiefe, daher bleibt auch der hohe
Eisengehalt auf den Schlamm der tieferen Partien des Sees mit Aus-
schluß der Uferbank beschränkt. Der sehr geringe Kalkgehalt des
Schwebschlammes des Obersees ist verständlich, weil die mechanische
Zuführung von mineralischem Kalk infolge des fehlenden Zuflusses
ı), F. E. Bourcart, Les laes alpins suisses, etude chimique et, physique.
Genf 1906 und in den Archives des Scienc. phys. nat. Geneve XVII, 1904,
pag. 612.
2) J. Zender, Sur la composition chimique de l’eau et vases des grands
lacs de la Suisse. These, Univ, Geneve 1908.
1911 Bericht vom 31. Mai. G. Götzinger. 199
fehlt, wie anderseits der sehr geringe Magnesiagehalt im Einklang
steht mit der Abwesenheit der Dolomite in der nächsten Umgebung
des Obersees.
Über die Geschwindigkeit der Sedimentierung im Obersee
werden die Messungen des Absatzes in dem am 7./9. 1909 in dem
tiefsten Kolk versenkten, bisher noch nicht gehobenen Schlammkasten
Aufschluß geben.
Die Sedimentierung findet im Obersee wahrscheinlich viel rascher
als im Untersee statt, schon weil die Trübung eine größere ist. Be-
trägt doch die Sichttiefe im Obersee bloß 3! —5 m, sie ist durchaus
geringer als im Untersee, trotzdem der letztere von einem Zufluß
ständig gespeist wird. Auch deshalb wird die Sedimentierung im
Obersee eine raschere sein, weil ein starker Ausfluß, der die Trübung
wieder zum Teil aus dem See herausreißt, dem See fehlt, während
beim Untersee der wasserreiche Ausfluß sicher einen starken Zug auf
die Wassermassen ausübt und daher trübende Substanzen herausführt,
bevor sie sich noch am Seeboden niedergeschlagen haben.
Die jahreszeitlichen Schwankungen in der Sichttiefe sind beim
Obersee ganz unbedeutend, was mit dem Fehlen eines direkten
stärkeren Zuflusses mit seinen Schwankungen in der Wasserführung
übereinstimmt. Daher wird auch die Sedimentierung nicht die jahres-
zeitlichen großen Unterschiede aufweisen können wie beim Untersee
mit seiner Frübjahrs- und Sommersedimentation; sie dürfte, wenn-
gleich wir dies vorderhand noch nicht mit Schlammkastenmessungen
erweisen können, im Jahre mehr gleichmäßig stattfinden. Doch ist
der ausfällende Einfluß der Temperatur vermutlich größer als im
Untersee, zumal sich die Oberflächenschichten des Obersees im Hoch-
sommer wegen des nur höchst selten stärkeren Wellenganges und
wesen der Abwesenheit eines starken Abflusses!) und wohl auch
wegen der infolge der größeren Meereshöhe erhöhten Insolation stets
mehr erwärmen (über 20°) als im J/ntersee.
Das Fehlen eines Zuflusses, der wie der Seebach beim Unter-
see mit seinen Schwankungen in der Wasserführung auch die Zu-
führung von verschieden großen Bestandteilen in die Trübung des
Seewassers verursachen würde, erklärt auch die Gleichmäßigkeit
des Kornes des feinen Schwebschlammes im Obersee.
Nach einer Bestimmung des prozentuellen Verhältnisses der
Korngrößen — die Methode wird später ausführlicher behandelt —
ist die Verteilung des Kornes im Oberseeschwebschlamm die folgende:
Korngröße Prozent der Probe
DDmmına 0 >
Oinma.. a.
klemer as Ol’mm v2. .
99:8
!) Der Abfluß ist manchmal unterirdisch ; sonst besteht er in einem kleinen
Bächlein, das nach einem Lauf von wenigen Metern im klüftigen Kalk ver-
schwindet.
31
200 Verhandlungen. Nr. 8
1I. Die Bodenfazieskarte des Untersees.
(Vergl. pag. 177.)
Im April 1911 haben wir versucht, eine Bodenkarte des Unter-
sees zu entwerfen, die zur Feststellung der Bodenfaziesgebiete führte.
Es wurden im ganzen 90 Bodenproben gesammelt, die in Tuben auf-
bewahrt und dann miteinander verglichen wurden. Bei der Entnahme
der Bodenproben bewährte sich der von Dr. Ruttner konstruierte
Schlammgreifer außerordentlich.
Nur wenige Stellen des Untersees sind überhaupt noch nicht
sedimentiert, was in der Übersteilheit der felsigen Böschungen, die
eine Sedimentierung nicht zuläßt, ihre Ursache hat: so am NW-Ufer
unter der Steinbauernhöhe, wo der harte, eine steile Felswand auch
oberflächlich bildende Opponitzerkalk (vgl. geol. Karte Z. 14, Kol. XJ,
Gaming-Maria-Zell) die Nordböschung des Sees bildet und bei
ruhigem See als Wand deutlich sich zu erkennen gibt!); ferner am
Südufer zwischen Punkt 1260 bis IX. Vom Seereit gegen SO gehend
verlassen wir bei 1260 die weichen Lunzer Sandsteine und gelangen
in den Reiflinger Kalk, der hier subaquatisch in ein Blockwerk von
Steinen aufgelöst ist. Weitere nicht sedimentierte Stellen trafen wir
am Südufer bei VII und zwischen VI bis beinahe III an. Daselbst
reicht die schlammlose Fläche bis nahe 25 m. Unterhalb der nicht
sedimentierten Stellen ist das Sediment meist gröber und enthält
wohl infolge Abrutschungen über die felsigen Böschungen Sand und
Schlamm mit Schnecken, wie er die Uferbank charakterisiert, so
zum Beispiel zwischen XIII und XIV in 22:5 m Tiefe oder bei VI
am Südufer in 17 m Tiefe.
Bezüglich der getroffenen Ausscheidungen der Bodenfazies sei
auf die Erklärung verwiesen. Natürlich sind die Grenzen derselben
nicht absolut feststehend, trotz der 90 Bodenprobenentnahmen. Es ist
bei dieser Seebodenkarte ebenso wie bei einer anderen geologischen
Karte: Je mehr Proben genommen sind, um so genauer werden die
Grenzlinien gezogen werden können.
Unsere Karte läßt deutlich die Verbreitung der Schotter-
fazies erkennen. Das dritte Schottergebiet vor dem „linken Über-
fall“ ist wegen der Außeraktionssetzung des Baches viel kleiner. Damit
stimmt auch die Verbreitung der Sandfazies, die sich konzentrisch
um die aktiven Schotterdeltas legt, während sie beim linken Überfall
schon vom feinen Schlamm begraben zu sein scheint. Bemerkenswert
ist das Fehlen der Sandfazies vor dem Kanal, durch den ein Hoch-
wasser selten passiert.
Die Sedimente der Uferbank bieten selbst mannigfache Unter-
schiede. Wir können zwischen der eigentlichen Kalksand- und
Kalkschlammfazies, die auf den Uferbänken bei weitem
dominiert, und der regional etwas zurücktretenden Fazies des braunen,
!) Sie setzt sich im Streichen des Schichtkopfes vom Punkt XII hart bei
1260 vorbei weiter gegen SW unterhalb der Uferbank zwischen XIV und XII
fort. Vor dieser Uferbank habe ich in 9m Tiefe nur eckige und schwach gerundete
Steine mit dem Bodengreifer erhalten, zwischen XI und XII aber in 10 m Tiefe
schon Schlamm.
1911 Bericht vom 31. Mai. G. Götzinger. 201
phytogenen Schlammes, der zuweilen wegen des großen Ge-
haltes an pflanzlichem Detritus ganz schwarz aussieht, unterscheiden.
Das kalkige Uferbanksediment treffen wir in der größten Ausdehnung
am Nordufer etwa vom XI. bis zum IV. Querprofil an. Es ist in der
Nähe der Boothütte am feinsten; wir haben hier einen blaugrauen,
feinsandigen Schlamm, der als Kreide bezeichnet werden kann,
heraufgeholt. Gegen Westen hin wird sie deutlich gröber, so beim
X. Querprofil, wo wir von einem „schlammigen Muschelsand“ (es ist
aber Gastropodendetritus) sprechen könnten. Noch weiter gegen West,
schon beim XI. Querprofil, ist die Sedimentation des schlammigen
Sandes geringer, es treten hier zwischen dem schlammigen Sand
schon schwachgerundete Steine, das Ergebnis der Abrasion, auf, um
im XII. Querprofil vollends zu überwiegen. Wie sich Übergänge voll-
ziehen zwischen „Muschelschlamm“ zum „Muschelsand“, so ist auch
die kartographische Abgrenzung des Muschelsandes gegen den Strand-
schotter schwer. Es muß hier die auffallende Tatsache registriert
werden, daß diese Steine fast durchaus aus Kalk bestehen, trotzdem
am Ufer hier der Lunzer Sandstein ansteht. Die Steine sind jeden-
falls den den Lunzer Sandstein hier bedeckenden Schutthalden des
Opponitzer Kalkes entnommen, sie bleiben an dieser Stelle liegen,
während das Zerreibsel des weichen Lunzer Sandsteines gleich wieder
von den Wellen weggetragen wird.
Eine zweite Lokalität mit kreideartigem, schlammigem Sand mit
sehr feinem Korn befindet sich auf der Uferbank zwischen dem XIII. und
XIV. Querprofil, SW von der Steinbauernhöhe. Am Südufer haben wir
auf den Uferbänken drei Vorkommnisse von zoogenem Schlamm und
Sand beobachtet: so auf der kleinen Uferbank beim Seereit SO vom
Punkt XIV, über der Uferbank bei IX und über der großen Uferbank
zwischen IV. bis II. Querprofil. Dabei weisen alle diese Uferbänke ein
viel gröberes Korn als das Nordufer auf, am gröbsten ist der Sand
BER. 4...
Den Ubergang zur anderen Fazies der Uferbank, zum braunen
phytogenen Schlamm, bildet der Schlamm der kleinen Uferbank
zwischen dem XIII. und XIV. Querprofil am Südufer, wo die Schnecken-
schalen stark zurücktreten, dafür aber reichlicher pflanzlicher De-
tritus sich einstellt. Mit dem Zurücktreten der zoogenen Komponente
ist die Farbe des Sediments nicht mehr blaugrau, sondern braun.
Ja, zwischen Punkt II und III am Nordufer haben wir einen schwarzen
Schlamm von der Uferbank heraufgebracht, in dem Schneckenschalen
wohl noch vereinzelt vorkommen, aber der pflanzliche Detritus durch-
aus den Hauptbestandteil bildet. Den braunen, jedenfalls kalkärmeren
Uferbankschlamm treffen wir dann insbesondere an der Mündung des
Kanals und in der SO-Ecke des Sees.
Der Abfall der Uferbank zur Seehalde zeigte sich im obersten
Teil vorwiegend zoogen, von etwa 4 m fast durchaus vorwiegend
phytogen, da wir in den Chara- und Elodea-Gürtel eingetreten sind.
Die hellgraue Färbung änderte sich damit in eine bräunliche. Im
Bereich starker Vegetationsbedeckung reicht der phytogene Schlamm
zum Beispiel nahe dem Ausfluß bis in 10 m Tiefe. Nahe II am N-Ufer
fand ich einen schwarzen Schlamm in noch 8 m Tiefe.
209 Verhandlungen, Nr. 8
Während das Sediment der Uferbank je nach dem Überwiegen
der zoogenen und phytogenen Komponente lokale Variationen aufweist,
sind die übrigen tieferen Sedimente schon durchaus gleichmäßig, was
insbesondere vom ganz feinen Schwebschlamm gilt, der von der Tiefe
von etwa 25 m abwärts den Seeboden bedeckt. Der Schlamm der
Seehalde weist auch geringere Unterschiede auf als das Uferbank-
sediment. Im allgemeinen herrscht hier ein bräunlicher, seltener
grauer Schlamm vor, der in der Nähe der Uferbank öfter sandig
infolge Beimengung des zoogenen Sandes — daher die Signatur des
„sandigen Schlammes“ !) — wird, um gegen unten hin unmerklich in
den Schwebschlamm überzugehen. Aus letzterem Verhalten kann ge-
schlossen werden, daß auch der untere Teil der Seehalde das Sedi-
mentierungsergebnis der allgemeinen Trübung des Seewassers dar-
stellt, während er im oberen Teil in geringerer Tiefe feinsandige
Bestandteile von den Uferbänken erhält, und zwar einerseits durch
die Wirkung des „Sog“ der Wellen, wobei das Korn des sandigen
Schlammes mit Zunahme der Tiefe immer feiner wird ?), anderseits
auch durch Rutschungen, In größerer Tiefe haben wir sandige Lagen
an einigen sehr bemerkenswerten Stellen des Sees gefunden: so nahe
dem Nordufer bei Punkt IX in 27 m Tiefe und nahe dem Südufer
unterhalb der Uferbank des IX. Querprofils in 19 m Tiefe. An
ersterer Lokalität brachte der Schlammgreifer mit einem oberflächlich
braunen Schlamm auch einen feinsandigen grauen Schlamm zutage,
der die tieferen Schichten unter dem braunen Schlamm bildet und
der seiner Provenienz nach nur von der kalkig-schlammigen Uferbank
am Nordufer herrühren kann. Da die Ablagerung dieses grauen Kalk-
schlammes in der Entfernung von zirka 120 m von der Uferbank
nicht mehr recht durch die Wirkung der Sogströmung erklärt werden
kann, da der Sog schon in geringer Entfernung vom Ufer seine
Trübung ablagern muß, so denken wir hier an eine subaquatische
Rutschung, die den feinsandigen Schlamm der Uferbank bis in
größere Seetiefen gebracht hat. So würde sich auch die eigen-
tümliche und ganz auffallende Ausbauchung der Isobathe von 30 m
durch eine am Seeboden aufgelagerte Zunge einer flachen Rutschung
erklären. An der zweiten Lokalität, NO vom Punkt IX am Südufer,
liegt in 19 m Tiefe ein Gemisch von Schlamm und „Muschelsand*“
vor; auch da würden wir die Zuführung von Muschelsand in diese
große Tiefe durch Abrutschung von der Uferbank her deuten. Die
fortgesetzten Beobachtungen dürften jedenfalls zur Klärung der Ver-
breitung der subaquatischen Rutschungen im See beitragen 3). Sie sind
1) Wo der „Muschelschlamm“ auf der Uferbank vorkommt, dort fehlt auch
zumeist im oberen Teil der Seehalde die Fazies des „sandigen Schlammes“. Eine
Ausnahme macht bloß die Partie bei III Nordufer, wo der sandige Schlamm am
Abfall auftritt; am Flachufer ist hier vermutlich die „Muschelsand“-Fazies von
dem phytogenen Schlamm bedeckt.
2) Zum Beispiel ist der Schlamm unterhalb der Steinbauernhöhe zwischen dem
XI. und XII. Querprofil in 10 m Tiefe etwas gröber als der aus 19 m Tiefe bei
Punkt IX am Südufer, trotzdem an letzterer Lokalität überhaupt die gröbste Ufer-
bank angetroffen wurde.
3) So führt der Schlamm der nördlichen Seehalde zwischen XI und XI in
10 m Tiefe noch Muschelschalen, ebenso in 8 m Tiefe etwa im X. Querprofil am
1911 Bericht vom 31. Mai. G. Götzinger. 203
deshalb von Bedeutung, weil durch sie Faziesbildungen der
Ufernähe oder der Uferbank in die nächste Nähe von
der pelagischen Fazies, dem Sediment des Schweb gebracht
werden können.
Daß aber an vielen Stellen in der Seehalde noch primäre, durch
keinerlei Rutschungen verschleierte Verhältnisse vorliegen, zeigen zum
Beispiel die Vorkommnisse eines ganz schwebartigen braunen Schlammes
im VI. Querprofil in nur 14 m Tiefe, dem trotz einer nur kurzen
Entfernung von 50 m von der Uferbank eine Einschwemmung von
Schneckenschalendetritus fehlt oder unterhalb der Steinbauernhöhe
im X1I. Querprofil in 22 m Tiefe, wo trotz der kurzen Entfernung
von nur 40 m vom Ufer Sand fehlt.
Besonders interessant sind die Sedimente der östlichen
Seeböschung. Die Karte pag. 204 zeigt, eine wie geringe Fläche die
Schotter- und Sandablagerungen einnehmen. Feinkörniger Sand lagert
nur unmittelbar unter dem Schotterdelta vor dem Haupteinfluß, 70 m
von der Mündung !), und unter dem Delta des rechten Überfalls des
Seebaches, 6070 ın von der Mündung entfernt. Sonst ist alles im
östlichen Teil etwa bis zum Ill. Querprofil von einem feinsandigen
Schlamm eingenommen, der gegen W unmerklich in den Schweb-
schlamm übergeht. Jener läßt schon bei makroskopischer Betrachtung
Verschiedenheiten des Korns erkennen, so daß man kartographisch
hauptsächlich drei Fazies unterscheiden kann: von O nach W fort-
schreitend unterhalb der Sandfazies eine etwa 100 m breite Zone
sandigen Schlammes, deren Sandkörner man ganz deutlich erkennt,
dann eine zweite feinsandigen Schlammes und eine äußere dritte eines
außerordentlich feinsandigen Schlammes, dessen Sandkörner kaum
mehr mit der Hand fühlbar sind. Wie die Karte zeigt, reichen alle
diese Zonen NW bis W vom Seebach in größere Tiefen als im
äußersten NO und SO des Sees, woraus der Einfluß des Seebaches
klar hervorgeht. Der Verlauf der Grenzen der Fazies, zwischen denen
man ganz gut Linien gleicher mittlerer Korngröße in dem sandigen
Schlamm ziehen könnte, zeigt vor dem Mayergraben und im SO starke
Ausbauchungen. Daraus folgt namentlich, daß die Lieferung von Sand
in den See durch den Mayergraben sehr unbedeutend ist, da schon in
einer Entfernung von 40 m von seiner Mündung ein ganz feiner
Schlamm vorkommt. Der Schlamm in 100 m Entfernung zeigt schon
die charakteristischen Eigenschaften des Schwebs, wie er erst 200 m
W vom Seebach auftritt. Ferner liegt in einer Entfernung von etwa
70 m vom linken Überfall des Seebaches schon ein ganz feinsandiger
Schlamm, wie er vor dem Seebach erst in 200 m Entfernung er-
scheint. Damit stimmt überein, daß der linksseitige Überfall des See-
baches außer Funktion gesetzt ist. Auch das vor seiner Mündwg
befindliche Delta ist, wie erwähnt, schon ganz außer Aktion gesetzt.
Der sandige Schlamm hat 130 m NW von der Seebachmündung das-
Nordufer. Auch bei VIII am Südufer liegt eine Rutschung des Schneckenschlammes
in 10 m Tiefe vor.
!) Da das Delta hier bis ca. 50 m entfernt von der Seebachmündung reicht,
so bleibt für die Sandfazies nur eine maximale Breite von 20 m.
204 Verhandlungen. Nr. 8
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Fig. 7. Bodenfazieskarte der östlichen Seeregion. Maßstab: 1:4000.
(Signaturen wie auf Karte pag. 177).
1911 Bericht vom 31. Mai. G. Götzinger. 205
selbe Korn wie eine Stelle nur etwas über 50 m SW vom Einfluß,
woraus deutlich erhellt, daß der Seebach heute seine WNW-Richtung
auch subaquatisch beim Fließen in die Tiefe des Sees beibehält.
Als sehr charakteristische Einschaltung, besonders der Bodenfazies
des feinsandigen und sandigen Schlammes ist der Pflanzenmulm
zu erwähnen, der aus Detritus von Pflanzen, insbesondere Blättern
besteht und gegen O hin immer gröber wird, wo wir in der Nähe
der heutigen Seebachmündung sogar ganze Lager von Blättern, Holz-
stücken, Ästen und dergleichen treffen. Manchmal kommen auch
im Schlamm Reste der aquatischen Flora vor, so von Chara und
KElodea, und Fontinalis-Stücke habe ich sogar noch aus 23 m Tiefe in
150 m Entfernung vom Seebach gefunden. Da Fontinalis nach den
Beobachtungen von Dr. Ruttner aber nur bis 12 m Tiefe wegen des
darunter fehlenden Lichtgeuusses reicht, ist diese Pflanze bis zu dieser
Tiefe nur durch den am Boden fließenden Seebach gebracht worden,
so daß damit die unterseeische Einströmung des Seebaches am Boden
oder nahe demselben im See erwiesen ist. Die mulmigen Partien
des Sehlammes beschränken sich im großen auf das
Mündungsgebiet desSeebaches, während wir vor der Mündung
des Baches vom Schlegelberg und des Mayergrabens nur unbedeutende
Mulmlager gefunden haben. Mulm im Schlamm haben wir NW von
der Seebachmündung noch in 230 m Entfernung davon, SW davon
noch in fast 200 m Entfernung beobachtet.
Wie erwähnt, ist der Übergang von dem außerordentlich fein-
sandigen Schlamm des östlichen Teiles des Seebodens in den feinen
Schwebschlamm zwischen dem III. und IV. Querprotil vollzogen. Von
hier bis nahe zum See-Ende haben wir am Boden immer den
gleichen, sehr feinen, zähen graubraunen Schlamm des Schweb
angetroften.
Der Übergang in den Schweb vollzieht sich derart, daß nicht
nur die feinsandigen Bestandteile, sondern auch die phytogenen Kom-
ponenten zurücktreten. Das gilt sowohl in einem Quer- wie Längsprofil
durch den Untersee. Die flockige Struktur des Schlammes der unteren
Teile der Seehalde, die eine Folge der phytogenen Beimengungen ist,
hört auf; mineralische tonige Bestandteile werden überwiegend. Damit
wird aus dem braunen Schlamm der Halde der zähe graubraune des
Schweb. Besonders an den beiden Endgehängen des Sees (im W und OÖ)
sehen wir vom Schweb ansteigend den Schlamm immer dunkler werden
infolge der Einschwemmung von pflanzlichem Detritus.
Zum Schluß seien noch einige Zahlenreihen angegeben, aus
denen das Verhalten der Korngröße der Bestandteile
verschiedener Bodenproben ersehen werden mag. Eine be-
stimmte Menge der Bodenprobe wurde durch Siebe von folgenden
Maschenweiten durchgespült: 1'5 mm, 08, 0:5—0:6, 0°2, 01 mm; auch
der durch letzteres durchlaufende Schlamm wurde aufgefangen. Um
nun zu bestimmen, in welchem volumetrischen Verhältnis zueinander
die Korngrößen bei den verschiedenen Bodenproben stehen, wurde
die Methode mittels Zentrifugierung in graduierten Gläschen
K.k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 8. Verhandlungen. 32
206 Verhandlungen. Nr. 8
(Ablesung auf !/;n em?) angewendet, auf die der Verfasser an der Bio-
logischen Station in Lunz durch die ausgezeichneten Resultate, die
Dr. Ruttner damit bei quantitativen Planktonuntersuchungen erzielte,
aufmerksam wurde. Ein bestimmtes Quantum der Bodenprobe wurde
5 Minuten zentrifugiert, so daß das Volumen nach der eingetretenen
Verdichtung!) abgelesen werden konnte; die Probe wurde hierauf.
durch die fünf Siebe geschlämmt und die in den Sieben gebliebenen
Mengen 5 Minuten zur Volumsbestimmung zentrifugiert. Die Schlamm-
menge, die das Sieb mit 0-1 mm Maschenweite noch passierte, war
zumeist zu groß, um in den nur 15 cm? fassenden Zentrifugengläschen
gemessen zu werden. Daher wurde sie in einem Wasserquantum von
meist 100 cm? in einem Meßglas suspendiert erhalten und davon
10 cm? in das Zentrifugengläschen mittels einer Pipette gegeben. Der
erhaltene Wert in Kubikzentimetern nach Zentrifugierung war natür-
lich dann zu verzelhnfachen.
Die Zahlen der Tabelle pag. 207 sind lehrreich. Vor allem zeigt
sich, was zunächst überrascht, daß die Hauptmasse des Schlammes und
selbst „Sandes“ aus Bestandteilen zusammengesetzt ist, die kleiner
sind als 0'1- mm. Je größer der Anteil dieser kleinsten Partikel au dem
Gesamtvolumen ist, um so schwebartiger ist der Schlamm, um so mehr
treten sonst die gröberen Bestandteile in den Hintergrund. Das feinste
Sediment ist der Oberseeschlamm mit 98%, des feinsten Korns. Dagegen
erscheineu speziell verschiedene Partien der Seelialde verhältnismi iBie
srob, wie aus den Zahlen ersichtlich ist. Das feinste Sediment felılt
aber auch da nicht.
Bemerkenswert ist ferner, daß beiden meisten Sedimenten
eine Sortierung nach Korngrößen derart eingetreten ist,
daß von einer bestimmten Maximalgröße des Kornsan
die Prozentzahlen der immer feineren Korne stetig zu-
nehmen. Nur bei der Seehalde, zum Beispiel bei Probe 88 und 74
finden wir Korngrößen von 0'2 mm in der Mehrheit der Prozente
als die von 0'1 mm, trotzdem wieder die Hauptmasse kleiner als
O1 mm ist. Es zeigt dies, daß bei der Sedimentation der Seehalde
die Sortierung nach den Kornegrößen eine verminderte ist; wird doch
häufig aurch Rutschungen gröberes Material dem feinen Schlamm
zugeführt. Dieser anderseits ziemlich gleiche prozentuelle Anteil an
verschiedenen Korngrößen spricht wieder für die kombinierte
Entstehung der Seehalde (zum Beispiel bei 74) im Grenzgebiet der
pelagischen und litoralen Region.
Die auf der Bodenfazieskarte ausgeschiedenen Typen sind nach
diesen Zahlen stets durch ein gegebenes Verhältnis der Prozentzalılen
der Korngrößen charakterisiert: Der „Sand“ zum Beispiel enthält
Bestandteile von über 1 mm, zahlreiche bis 02 mm, während die
feinsten Teilchen (< O'1 mm) prozentuell im Vergleich zu anderen
!) Die Methode, die Bodenproben in Meßgläsern absetzen zu lassen und
dann die einzelnen gesiebten Volumina neuerdings in Meßgläsern sedimentieren
zu lassen und danach zu bestimmen, ist viel zeitraubender.
Götzinger.
(7.
Bericht vom 31. Mai.
1911
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32#
208 Verhandlungen. Nr. 8
Proben zurücktreten. Beim sandigen Schlamm ändert sich das Ver-
hältnis zugunsten der feineren Partikel usw. Besonders unterscheidet
sich der zoogene Sand vom zoogenen und phytogenen Schlamm. Je
nach der Häufigkeit von größeren Schneckenschalen in ersterem
variiert der Prozentanteil der über 0°5 mm messenden Teile.
Literaturnotizen.
F. Schafarzik. Uber die Eisenerzvorräte und das
ErdgasinUngarnsowieüberdieKkohlenschätzeBosniens.
Földt. Közl. XLI (1911), Heft 3—4, pae. 1-25
In diesem Eröffnungsvortrag der am 8. Februar 1911 abgehaltenen General-
versammlung der ungarischen geologischen Gesellschaft knüpft der Präsident dieser
Gesellschaft zunächst an einen Überblick über die Eisenerzvorräte der einzelnen
Staaten nach den Daten des Stockholmer Kongresses Bemerkungen über die Eisen-
erze Ungarns. Nach den Schätzungen von Loczy und Papp finden sich im Reiche
der ungarischen Krone lediglich 33 Mill. £ tatsächlich aufgeschlossene, 78 Mill. ? an-
zuhoffende Eisenerze und erwa 32 Mill. eisenhältige Gesteine. Da diese Kisenerze
in einigen Dezenrien aufgezehrt sein werden, wird die mögliche Beschränkung des
Erzexports aus Ungarn gefordert und mindestens jener von rohen oder bloß ge-
rösteten Erzen.
Weit erfreulicher und noch mehr versprechend sind die Erfolge, welche
Bohrungen im Klausenburger Komitat auf Kalisalze im Neogen von Siebenbürgen
erzielten. Bezüglich der Kalisalze führten dieselben zwar zu keinem befriedigenden
Resultat, dagegen wurden bei Kissärmäs enorme Mengen von Methangas erbohrt,
die durch Wochen, ja Monate hindurch in unverminderter Stärke von täglich
900.000 m? entströmen (besonders aus-einer Tiefe von 302 m). Weitere Bohrungen
stehen bevor und von ihnen dürfte es abhängen, ob der anfänglich recht phantastisch
erscheinende Plan realisiert werden wird, das Särmäser Naturgas nach Budapest zu
leiten und als Ersatz des heute aus Steinkohlen erzeugten Leuchtgases zu ver-
wenden, wovon Budapest 1911 täglich 300.000 m? bedarf. Das Erdgas wurde von
der ungarischen Regierung im Herbst vergangenen Jahres wie die aufzufindenden
Kalisalze und das Petroleum als Reichsmonopol erklärt.
Staatseigentum ist auch die Kohle in Bosnien, welche im dritten Abschnitte
behandelt wird. Steinkohle fehlt wohl, doch wird Bosnien in bezug auf Braunkohle
als eines der reichsten Länder Europas bezeichnet. Die hauptsächlichsten Kohlen-
flöze befinden sich bekanntlich im Oligocän, die pliocänen Lignite sind von weit
geringerer Bedeutung.
Verf. schließt, indem er den reichen bosnischen Kohlenschatz als wertvolle
Kohlenreserve des großen ungarischen Alföldes vetrachtet. (R. J. Schubert.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien Ill. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25.
Verhandlungen derk, k er Reichsansal.
Bericht vom 30. Juni 1911.
Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: Beförderung Dr. K. Hinterlechners in die
VIII. Rangsklasse ad pers. — Todesanzeige: 7 Vietor Uhlig. — Eingesendete Mit-
teilungen: M. M. Ogilvie-Gordon: Über Lavadiskordanzen und Konglomeratbildungen
in den Dolomiten Südtirols. — Literaturnotizen: Fr. Tucan, J. W.H. Adam.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Vorgänge an der Anstalt.
Seine Exzellenz der Minister für Kultus und Unterricht hat mit
Erlaß vom 31. Mai 1911, Zahl 21.359, den Adjunkten der k. k. geo-
logischen Reichsanstalt Dr. Karl Hinterlechner ad personam in
die VIII. Rangsklasse befördert mit der Gültigkeit vom 1. Juli 1911 an.
Todesanzeige.
Viktor Uhlig +.
In der Nacht vor dem Pfingstsonntage, am 4. Juni, ist in
Karlsbad Prof. Viktor Uhlig von einem schweren inneren Leiden
vom Tod erlöst worden.
Eine hohe Summe von Kenntnissen, eine Fülle geologischer
Regsamkeit, eine gewaltige, weitausgreifende Arbeitskraft wurde hier
jJäh und schroff den Mitstrebenden entrissen.
Viktor Uhlig wurde im Jahre 1857 zu Karlshütte in Schlesien
als Sohn eines Albrechtschen Bergbeamten geboren und trug so die
Neigung zu geologischer Forschung schon als Familienerbe in sich.
Seine Studien vollendete er an der Wiener Universität, wo insbe-
sondere Neumayr und Suess für die Richtung seines Forschungs-
weges entscheidend wurden.
Erst als Assistent von Prof. Neumayr, dann als Mitglied der
k. k. geol. Reichsanstalt entfaltete er eine reiche und vielseitige
geologische Tätigkeit.
Einerseits paläontologisch-faunistische Untersuchungen, anderseits
die im Auftrage der Reichsanstalt vollführten Feldaufnahmen in den
Karpathen und in Westgalizien gaben ihm große Aufgaben, deren
Lösungen oder Lösungsversuche nicht nur ein reiches Wissen, eine
feingebildete Kombinationsgabe, sondern auch eine geklärte und
lebhafte Darstellungsweise bewiesen.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 9. Verhandlungen. 35
910 Verhandlungen. Nr.9
Vom Jahre 1883 bis 1591 gehörte Uhlig dem Verband unserer
Anstalt als eines der fähigsten und tatkräftigsten Mitglieder an, das
trotz dieser kurzen Zeit eine Anzahl wichtiger Arbeiten in den
Schriften dieses Instituts der Wissenschaft übermittelte.
Im Jahre 1891 folgte Uhlig einer Berufung als Professor für
Mineralogie und Geologie an die deutsche Technische Hochschule in
Prag. Im Jahre 1900 übernahm er dann die Lehrkanzel für Paläon-
tologie in Wien und 1901 jene für Geologie, von welcher eben sein
verehrter Lehrer, der Altmeister der österreichischen Geologie, Prof.
E. Suess, zurückgetreten war.
Der große Wunsch seines Lebens, eine Zentralstelle der modernen
Geologie zu schaffen, ein Institut von internationaler Bedeutung zu
leiten, insbesondere aber eine größere Schülerschar zu sammeln und
zu tätiger Mitwirkung an der geologischen Forschung hinauszusenden,
war nunmehr erfüllt.
Leider hat ein herbes Geschick ihm seine Schaffenszeit allzufrüh
begrenzt und ihn mitten aus dem lebendigsten Schaffen herausgerissen,
das ihn allsosehr erfüllte, daß er keine Zeit fand, seine Gesundheit
zu schonen, und noch in letzter Zeit die Krankheit lediglich als ein
Hindernis am Weiterarbeiten empfand.
Uhlig hat die Ergebnisse seines arbeitsvollen Lebens in einer
großen Reihe von wissenschaftlichen Abhandlungen niedergelegt, von
denen die wichtigsten anfaugs in den Publikationen unserer Anstalt,:
später dann vorzüglich in jenen der Akademie erschienen sind.
Geboren auf den Vorhöhen der Karpathen, ist dieses gewaltige
Gebirge während seiner ganzen Schaffenszeit nie mehr aus dem Ge-
sichtskreise seines Interesses gewichen.
Uhlig hat uns ausgezeichnete Darstellungen von der Geologie
dieses Gebirges gegeben, als dessen Haupterforscher und bester Kenner
er gegolten hat.
Neben diesen mit ausgedehnten Feldaufnahmen verbundenen
Karpathenstudien waren es vor allem die eintönige Sandstein- und
die interessante Klippenzone, deren Kenntnis von Uhlig wesentlich
erweitert wurde.
Bis zum Geologenkongreß in Wien im Jahre 1903 hatte Uhlig
an der Wurzelständigkeit der Karpathen festgehalten und. noch auf
der Konereßexkursion gegen die Umdeutung von Lugeon verteidigt,
Die eingehende Beschäftigung mit der neuen Überfaltungslehre,
Bereisungen Her entscheidenden Stellen in der Schweiz sowie die
Aussprache mit den bedeutendsten Vertretern des Nappismus haben
ihn aber bald selbst zu einem eifrigen Anhänger der neuen Lehre
umgewandelt. Mit der ihm eigenen Elastizität und Energie warf sich
nun Uhlig auf die Prüfung und Anwendung dieser Tektonik für die,
ÖOstalpen und die Karpathen.
Es gelang ihm, einen großen Kreis von Schülern für diese neue
Auffassung des Gebirgsbaues zu begeistern. Weite Exkursionen
wurden in die Alpen und in die Karpathen veranstaltet, auf denen
Uhlig in echt kameradschaftlicher Weise alle Mühen und Freuden
von Marsch und Rast mit seinen jungen Begleitern teilte.
1911 Bericht vom 30. Juni. Viktor Uhlig f. 211
Hier ergab sich reiche Gelegenheit, neue Aufgaben zu stellen,
die Schüler dafür zu interessieren und die Fragen im Sinne der
neuen Lehre in Angriff zu nehmen.
Viele Gebiete der Ostalpen wurden so neuen Untersuchungen
unterworfen.
Als großartigstes Arbeitsfeld aber entwickelte sich die von
Uhlig und Becke gemeinsam mit ihren Schülern begonnene Detail-
aufnahme der Radstädter Tauern, deren Vollendung Uhlig leider
nicht mehr erleben sollte.
Waren es so in den letzten Jahren vorzüglich geotektonische
Forschungen, welche Uhlig und sein Institut beschäftigten, so traten
daneben praktische und paläontologische Arbeiten nie zurück. „Wir
verdanken ihm viele Beiträge zur Kenntnis der Faunen von Jura-
und Kreideschichten, unter denen die große, erst kürzlich abge-
schlossene Beschreibung der Spitischiefer besonders reichhaltig und
wertvoll ist.
Zahlreichen Fragen der praktischen Geologie ist Uhlig fort
und fort nachgegangen. In letzter Zeit hat er sich noch mit dem
Schutze der Karlsbader Thermen, der Zusammenstellung der Eisen-
erzvorräte Österreichs für den Geologenkongreß in Stockholm 1910
und mit den Rutschungen an der Hohen Warte in Wien eingehend
abgegeben.
Seinem Drang nach Organisation der geologischen Interessen
entsprang auch die im Jahre 1907 erfolgte Gründung der Wiener
Geologischen Gesellschaft, deren erster Präsident er gewesen und
für welche er eine so lebhafte Werbetätigkeit entfaltete, daß dieser
Verein in kurzer Zeit zu bedeutender Größe gelangte.
Eine Menge von Anregungen und Vorträgen hat er im Rahmen
dieses Vereines gegeben.
Sein letzter Vortrag behandelte die Klippenzone der Nordalpen
im Allgäu, welche er auf der vorjährigen Alpenexkursion kennen
gelernt hatte und mit der pieninischen Klippenzone der Karpathen
in Vergleich zu bringen versuchte.
Zahlreiche Referate, populäre Aufsätze und Vorträge sind aus
seinem Eifer für die Verbreitung geologischer Kenntnisse entstanden.
Von ihm wurde auch die Neuauflage des ausgezeichneten Lehrbuches
der Erdgeschichte von M. Neumayr besorgt und in dem großen
Werke „Bau und Bild Österreichs“ eine klare Darstellung der
Karpathen beigesteuert.
Seinem reichen Arbeitsleben haben auch äußere Anerkennungen
nicht gefehlt.
Im Jahre 1901 wurde Uhlig zum wirklichen Mitgliede der
Akademie ernannt. Die Ungarische Geologische Gesellschaft ehrte ihn
als Karpathenforscher durch Verleihung der Szabo-Medaille, die Leo-
poldinisch - Karolinische Akademie durch Überreichung der goldenen
Cothenius-Medaille. Sein höchster Stolz aber war, seine Stelle als
Nachfolger von E. Suess zu erfüllen.
Wenn jener von der Intensität und Weite seiner monumentalen
Lebensarbeit einsam umklammerte Denker durch seine Werke alle
gegenwärtige Geologie beeinflußte, so versuchte Uhlig, dem solches
33*
212 Verhandlungen. Nr. 9
Schaffen unzugänglich war, durch rastlosen Eifer, engsten Zusammen-
schluß mit den Schülern und nimmermüde Anteilnahme an allen
modernen Bewegungen seiner Wissenschaft einen Ersatz zu bilden.
Diesem Streben entsprang jenes an modernen Großbetrieb er-
innernde Institutsleben, das nicht nur den Leiter, sondern auch alle
Schüler in steter, gespannter Tätigkeit erhielt.
Arbeit auf Arbeit wurde in Angriff genommen und überall war
Uhlig mit Rat und Tat beteiligt, überall legte er sein Wissen, seine
Erfahrung, seine Energie hinzu.
Die Kraft und Elastizität, mit welcher er sich immer wieder
neue Gebiete zueigen machte und sie zu beherrschen strebte, war
bewunderungswert.
Er hat mit seinem Lebensgute nicht gespart und auf die meisten
Bequemlichkeiten verzichtet, die ihm sein Stand so leicht hätte ge-
währen können.
Arbeit war sein Anteil, diehtgeschlossene Arbeit, nur mit kleinen
Pausen der Erholung, welche ihm gerade die Erschöpfung befahl.
Gegeißelt von Ehrgeiz, gab es für ihn kein Stillstehen, keine
Rücksicht auf Langsamere oder Andersgewillte. Was der raschen
Erledigung wissenschaftlicher Probleme nach seiner Meinung irgend
im Wege stand, war ihm hinderlich und darum verhaßt.
Eine gute Menschenkenntnis und gewandte Lebensformen halfen
ihm, sich Mitarbeiter und Mitkämpfer für die neuen Ideen zu
erwerben.
Der Mensch galt ihm nur durch die Arbeit, welche er ver-
richtete.
So brauste sein Leben dahin wie ein Bergbach, der plötzlich
in einer dunklen Spalte verschwindet.
Wir aber wissen, daß mit ihm eine mächtige Wissenskraft er-
loschen ist, welche noch manche Gabe der Erkenntnis ins Helle
hätte bringen können und deren Andenken auf dem hohen Sockel
ernster Lebensarbeit bestehen bleibt. (Otto Ampferer.)
Eingesendete Mitteilungen.
M. M. Ogilvie-Gordon. Über Lavadiskordanzen und
Konglomeratbildungen in den Dolomiten Südtirols.
In meiner letzten Arbeit, betitelt „Die Schubmassen im west-
lichen Teil der Dolomiten“, lenkte ich die Aufmerksamkeit haupt-
sächlich auf die Schichtdiskordanzen, welche ich nachträglichen Schub-
bewegungen in der Erdrinde zuschrieb. Nur in Kürze wurden auch
die ursprünglichen Diskordanzen berührt, welche mit dem Vordringen
und den oberflächlichen Ergüssen der Augitporphyrite während der
mittleren Trias verbunden sind. Dabei wurde ein Vergleich zwischen
den groben Lava- und Kalkkonglomeraten im oberen Grödental und
jenen im Fassatal und Buffauregebiet angestellt.
1911 Bericht vom 30. Juni. M. M. Ogilvie-Gordon. 213
Die Ostabhänge des Fassatales.
Die inkonforme Lagerung der Augitporphyritlaven und Tuffe
gegenüber verschiedenen Horizonten der Trias sind aus der weiter unten
(Seite 215) folgenden Profilreihe ersichtlich. Fig. 3a und 35 schneiden
in Ostwestrichtung durch die Berghänge, welche zwischen Fontanazza
und Campestrin gegen das Fassatal abfallen. Die Basis der Lava greift
mit schwacher ursprünglicher Diskordanz über die unteren Horizonte
der Werfener Schichten, welche Werfener Konglomerate, dünnbankige
rötliche oder grünliche Mergel und mergelige Kalke mit Pflanzen-
resten umfassen; stellenweise ist am Kontakt eine dünne Breccien-
lage aus Kalk und Lava vorhanden. Wo noch über den mergeligen
Kalken einige höhere Bänke des Myophorienkalkes erhalten sind,
Fig. 1.
O.
BuFFAURE
FassatHaı
1300m T Ve
Profil durch das Fassatal bei Campestrin.
Maßstab: 1:25.000.
S —= Schubfläche. — d = Lokale Diskordanzen. — f = Verwerfung. — B=
Bellerophonkalk — Wf = Werfener Schichten. — Mk = Mendolakalk. —
B == Buchensteiner Schichten. — g = Gänge. — C und T = Konglomerate und
Tuffe. — AP = Augitporphyrit, Lava und Tuff.
haben diese unmittelbar am Kontakt mit der Augitporphyritlava ein
zertrümmertes Aussehen. Die ganze Schichtfolge der Fontanazzahänge
ist sattelförmig aufgebogen und streicht N 55° O.
Gegenüber Campestrin werden die Schichten von einem ostwest-
liehen Bruch durchsehnitten und die Basis des Hauptlavalagers ist
um beiläufig 100 m gehoben, wobei zwischen ihm und den Werfener
Schichten Kalk in einer Mächtigkeit von 60—80 m liegt. Im Profil
öc, welches unmittelbar südlich von Campestrin gezogen ist, geht die
Lava ungleichförmig über den Kalk hinweg; ein Lagergang durch-
dringt die obersten Werfener Schichten und hat sie vollständig zer-
trümmert.
Die Werfener Schichten unterhalb des Lagerganges sind die
grauen und rötlichen oder grünlichen Mergel mit zwischengelagertem
214 Verhandlungen. Nr. 9
mergeligem Kalk; es fehlt also ein Teil des höheren dickbankigen
Myophoria-Horizonts und der oolithischen Schichten (zwischen diesen
Kalken und der Basis des Mendoladolomits). Ihr. Platz wird ein-
genommen von dem Lagergang und eingeschlossenen Trümmern der
fehlenden Schichten.
Profil 3d liegt weiter südlich und zeigt den Mendoladolomit
durchzogen von einem schmalen Gang, welchen ich zusammenhängend
von dem mächtigeren Lager in den oberen Werfener Schichten bis
zu dem die Kalke überlagernden Augitporphyrit und Tuff verfolgte,
Fig. 2.
'e) Cıanp pı Fozza
2l4lın
W
Fassa THAL,
1540 m,
1022m,
Profil durch Ciamp di Pozza, südlich von Mazzin.
Maßstab 1:16.000.
Wf = Werfener Schichten. — Mk — Mendolakalk. — P — Lava mit vielen
Finschlüssen von Werfener Schichten. — C = Lavakonglomerate mit vielen
Kalkeinschlüssen. -- K = Kalke zwischen den Lavakonglomeraten. — Tu = Tufte.
— AP — Augitporphyrit.
Dieser und andere ähnliche Porphyritgänge, welche mitten in den
kalkigen Schichten stecken, haben oft das Aussehen von eingelagerten
Tuffen, Tuffbreceien oder Tuffkonglomeraten, aber sie verlaufen quer
durch die Schichtbänke. Die Kalke entsprechen dem Mendolahorizont
und möglicherweise auch noch dem oberen Muschelkalk. An manchen
Stellen trifft man zusammenhängende Massen von Evinospongienknollen,
welche für die Kalklager in den unteren Horizonten der Costabella-
kette nahe dem Monzoni so charakteristisch sind. Die obersten Lagen
sind in der Regel konglomeratisch. Die dünnschichtigen Tuffe über
dem Kalk sind hier ungefähr 25—30 m mächtig und werden. über-
lagert von Augitporphyritlava mit Zellen- und „Block*-Struktur.
1911 Bericht vom 30. Juni. M. M. Ogilvie-Gordon. 215
Die Kalkfelsen südlich des Abaciaprofils zeigen gegen das Tal
eine imposante Wand, aber ostwärts gegen die Berge bilden sie nur
mehr einen Keil zwischen den Porphyriten, welche sich über und
unter diesen ausbreiten. Die Schichten streichen hier NO—SW, mit
mäßigem Fallen, 15°, gegen O; tiefer unten am Gehänge fallen sie
steil westlich ein, aber die untersten Partien der Kuppe sind nicht
aufgeschlossen.
Ein geologisches Profil quer über das Fassatal zeigt Fig. 1; an
beiden Seiten ist die ganze Schichtfolge zu einem O—W streichenden
Sattel aufgebogen.
Gegenüber Mazzin trifft man eine weitere O—W verlaufende
Bruchlinie mit Absinken des Nordflügels; die Schichten fallen sowohl
Bin. 3.
ABacıa
Profilreihe durch die unteren Abhänge des Buffaure-Massivs gegen das Fassatal.
Maßstab 1:14.600.
Fig. 3a und Fig. 35 zwischen Fontanazza und Campestrin. Laven diskordant auf
Werfener Schichten (Wf). Fig. 3c und 3d zwischen Campestrin und Mazzin-
Laven diskordant auf Mendolakalk (Mk). — C = Konglomerate. — P — Porphyrit.
— tu = Tuffe. — AP — Augitporphyrit. — d — Diskordanz,
von Nord als auch von Süd gegen dieselbe ein. Südlich Mazzin er-
scheinen zwei Kalklager an Stelle des einen und sind durch Lava
und Konglomerat voneinander getrennt. Das Konglomerat setzt sich
aus großen und kleinen, unvoılkommen gerundeten Stücken von Kalk
zusammen und nur gelegentlich finden sich auch Porphyritbruchstücke.
Diese sind stark zersetzt und erfüllt von Kalzit und sekundären
Bildungen in Adern und Nestern.
» Der Kalk über diesem Konglomerat zeigt Schichtflächen, welche
einen Winkel von ungefähr 30° mit der oberen Grenzfläche des Kon-
glomerats einschließen. An der Grenzfläche selbst zeigt sich Um-
wandlung des Kalkes und eine gewisse feine Breccienstruktur zu-
nächst dem Kontakt. Das Konglomerat zwischen den beiden Kalk-
lagern ist also offenbar in seinem Ursprung auf die Zertrümmerung
216 Verhandlungen. Nr. 9
des Kalkes während des Eindringens des Porphyrits zurückzuführen.
Die Hauptdiskordanzfläche zwischen derLava und den
Kalken ist hier begleitet von Zwischenschaltungen
zwischen den Schichten. Über dem oberen Kalk- oder Breccien-
lager folgt ein deutlicher gebanktes Porphyrit- und Kalkkonglomerat,
darüber kommt Tuff und dann die Hauptporpbyritdecke.
Unter den Kalklagern zieht hier noch immer ein tieferer Gang
von Porphyrit durch, der reichlich untermischt ist mit Fragmenten
der oberen Werfener Schichten und an einer Stelle sogar eine un-
versehrt erhaltene Scholle von Werfener Mergeln einschließt. Der
die letzteren umhüllende Porphyrit ist stellenweise dicht, anderenorts
blasig und schlackig. Diese Porphyrit- und Werfener Zone liegt auf
einem vorragenden Mendolakalkfels, welcher zusammen mit der
darunterliegenden Werfener Schichtengruppe eine vollständige und
ununterbrochene Schichtfolge darstellt (Fig. 2). Druckschieferung und
starke Blätterung sind in dem Werfener und Porphyritkonglomerat
entwickelt und eine horizontale Zerreißungsfläche schneidet ungefähr
bei der 1600 m Höhenlinie über ihnen durch. Die Gesteine zunächst
dieser Dislokationsfläche sind zermalmt, ihre Oberfläche ist hoch-
gradig geglättet und verruschelt. Diese Dislokation ist leicht aufzu-
finden, da sie dicht an dem einzigen Steig in diesem Teil des Berges
auftritt. Hier besteht ferner eine deutliche Inkonformität der ganzen
oberen, durch Auftreten von Breccien ausgezeichneten Serie und der
darunterliegenden Gruppe, in welcher die Werfener Schichten und
der Mendolakalk nicht zertrümmert sind. Ich habe in meiner früheren
Arbeit diese Inkonformität als eine Hauptschubfläche gedeutet, die-
selbe, welche an der westlichen oder Monte Donna-Seite des Tales
unter der oberen Gruppe von Werfener und mitteltriadischen Schichten .
erscheint.
Die nächsten Aufschlüsse an dem Rücken zeigen eine noch
größere Mächtigkeit der porphyritischen und kalkigen Breccien und
Konglomerate; der Kalk der höheren Schichtgruppe bildet bloß Bänke
in dem Konglomerat.
Die untersten Lagen des Konglomerats enthalten so viele ge-
rundete Blöcke, daß man den Eindruck erhält, die oberen Werfener
Konglomerate seien hier von dem Magma intrudiert, zerträmmert
und zusammen mit Stücken anderer Horizonte wieder verkittet worden.
Sie unterscheiden sich von dem ursprünglichen Charakter der oberen
Werfener Konglomerate dadurch, daß sie viele große Einschlüsse aus
zusammenhängenden Schollen der über den Werfener Konglomeraten
folgenden roten Mergel und Tonschiefer enthalten. Diese Einschlüsse
sind oft ganz zackig und weisen dort und da scharfe Schichtränder
auf in strengem Gegensatz zu den gerundeten Dolomit- und Kalk-
stücken, welche auch in "dem Konglomerat stecken, aber von den
Komponenten der Werfener Konglomerate in normaler Folge abzu-
leiten sein dürften. Die kleineren Einschlüsse sind sowohl stumpf-
kantig als gerundet und darunter befinden sich Lavabruchstücke in
allen Größen.
Über ihnen folgen grobe Konglomerate der kalkigen und por-
phyritischen Art, welche eine unebene Schichtung mit unregelmäßigen
1911 Bericht vom 30. Juni. M. M. Ogilvie-Gordon. Sl]
Bänken von 0 5—1 mn Dicke erkennen lassen. Es sind auch Anzeichen
einer Schichtgruppierung in den Konglomeraten vorhanden. Die zwei
gut gekennzeichneten Gruppen sind jede 25—30 m mächtig und zeigen
einen Wechsel von Schichten mit größeren und solchen mit kleineren
Einschlüssen. Über ihnen folgen ein geringmächtiges Tufflager und
dann wieder zwei Zonen von Konglomerat mit 15—20 m Mächtigkeit.
Die Beobachtungen an diesen Hängen lassen also darauf schließen,
daß wiederholte vulkanische Ausbrüche stattfanden,
welche die Werfener Schichten und die Kalke in ihrer
nächsten Nähe aufrissen, während in den Zwischen-
pausen eine rohe Ablagerung der Bruchstücke erfolgte.
Die horizontale Störungsfläche bei Mazzin ist gelegentlich an
den Hängen innerhalb der Konglomeratfolge in ungefähr 1560 m Höhe
aufgeschlossen. Auf dem ganzen Hang sind es die Breccien mit vor-
waltenden Werfener Fragmenten, welche ungleichförmig auf dem
Mendoladolomit der unteren Schichtgruppe liegen und diese Breccien
gehen gegenüber dem Dorf Perra zusammenhängend über in fossil-
führende Werfener Mergel und Kalke, welche noch reichlich von
porphyritischen Adern durchzogen, aber weniger zertrümmert sind als
an der Nordseite.
Nahe bei Perra sind die Berghänge dichter bewaldet und von
Rutschungen durchzogen, aber in der Runse des Jumelabaches kann
man wieder sehen, daß die Serie von wechselnden Breccien und
Kalken inkonform auf Mendoladolomit aufruht.
In den unteren Teilen des Mendoladolomits nahe den Werfener
Schichten steckt ein kleiner Gang. Die ganze Schichtfolge ist scharf
knieförmig abgebogen, mit steilem Abfall gegen N und sanftem Ge-
fälle nach S. Mit diesem Fallwinkel sinken die Schichten ins Nicolotal
hinab und die südliche Fortsetzung des Buffaureprofils ist am Col
del Larsch, südlich des Nicolobaches, gut aufgeschlossen. Hier biegt
sich die ganze Schichtfolge auf, um in die Contrin- und Monzonialp-
Antiklinale überzugehen.
Eine gut ausgeprägte Bruchfläche ist an dem nordfallenden
Flügel der Monzonialp-Antiklinale vorhanden. Sie ist nordwärts geneigt
und grenzt die Laven und Konglomerate des Col del Larsch mit ihrer
diskordanten und zertrümmerten Unterlage von Kalk und Werfener
Schichten gegen die Hauptmasse der Werfener Schichten, Mendola-
und höheren triadischen Horizonte ab, welche die Monzonialpe auf-
bauen und sich nach OÖ und W weiter ausdehnen. Lager und Gänge
von Porphyrit liegen in der Monzonitrias, aber der charakteristische
Zug, welcher sie von dem Gebiet des Col del Larsch und Buffaure
unterscheidet, besteht darin, daß die mitteltriadischen Lavaergüsse
und Tuffe entweder dünner sind als jene des Vallaciamassivs oder
ganz fehlen; man kennt sie daher als „kalkige* Fazies der Dolo-
mitentrias.
Ich habe früher die Bruchfläche an dem Nordabhang der Mon-
zonialpe als eine Hauptschubfläche gedeutet und sie gegen O über
die Contrinalpe unterhalb Sasso di Rocca und Varos weiter verfolgt.
(„Monzoni und Fassa“, Trans. Edin. Geol. Soe. 1902—1903, Tafel XV,
Fig. 2 und geol. Karte.)
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 9. Verhandlungen. 34
918 Verhandlungen. Nr. 9
Die Südhänge des Buffaure.
Das Val Roseal und der Sasso di Rocca oder Südabhang des
Buffauremassivs zeigen eine steilfallende Kontakt- und Diskordanz-
fläche, an deren Nordseite Laven und Tuff, gelegentlich mit großen
Kalkeinschlüssen, anstehen, während der Südflügel von Kalkschichten
gebildet wird. Fig. 4b ist ein Profil unmittelbar östlich von Val Roseal
und nördlich vom Nicolotal und zeigt eine Umwandlungszone zwischen
der Lava und den steilfallenden Kalken; der Kalk ist am Kontakt
leicht breceiös und enthält unregelmäßige Nester und Adern von
serpentinischem und stark zersetztem eruptivem Material. Von der
Lava ziehen sich in den Kalk nur sehr feine Adern, von denen
manche 2—3 m weit im Kalk verfolgt werden können.
Fig. 4.
2454 m
A
S, My
SCH 7 Zu
AP E TR SZAHNR li
HR:
1Boom
Oben (a) Profil durch den Sasso di Rocca (Südabhang). — Maßstab: 1:16.000.
Unten (5) Profil unmittelbar östlich von Val Roseal (Südabhang des Buffaure).
C —= Kontaktzone an der Diskordanz im Val Roseal. — d = Diskordanz am
Sasso di Rocca. — 5 — Schubebene unter Sasso di Rocca. — g — Kleine Gänge.
— Wf = Öbere Werfener Schichten — N = Naticella costata-Horizonte. —
r = rote Mergel. — m = Mergelkalke. — M = Mendolakalk. — K —= Kalke,
zwischenlagernd den Eruptivgesteinen. — P und T —= Porphyrit und Tuff. —
AP = Augitporphyrit.
Die Werfener Schichten enthalten mächtigere Gänge und Lager
und diese zusammen mit den durchdrungenen Mergeln und mergeligen
Kalken haben Quetschung und Zerreibung erlitten, welche wahr-
scheinlich im Zusammenhang mit dem NNO—SSW-Flexurbruch des
Val Roseal steht. Die Schichten streichen N 75° W und sind auf-
gewölbt mit steilem Nordfallen von 55—60° und Südfallen von 20— 30°,
Wenn man dem Streifen gegen O folgt, sieht man größere Flächen
der Lava- und Tuffazies übergehen in die Kalke der Kontaktzone;
schließlich erreicht man in einer Entfernung von weniger als 2 km
1911 Bericht vom 30. Juni. M, M. Ogilvie-Gordon. 219
das vollständige Profil des Sasso di Rocca (Fig. 4a). Die Porphyrite
besitzen hier ein geschichtetes tuffartiges Aussehen und dies ist noch
mehr der Fall an den Nordhängen des Sasso di Rocca. Es scheint,
daB sie an den Kalken sich aufgestaut haben, sie gelegentlich über-
strömten und zu anderen Zeiten mitten in sie eindrangen und sie zer-
trümmerten.
Das allgemeine Streichen der Kalkschichten, welche das Haupt-
lager unter dem Sasso di Rocca bilden, ist N 65° O mit 30° Nord-
fallen.
Der Bruch in Fig. 4a ist ein NNO—SSW verlaufender Flexur-
bruch parallel jenem im Val Roseal und wie dieser mit Absinken
des Westflügels verbunden. Östlich der Bruchlinie sind über dem
Mendoladolomit die Werfener Mergel unterhalb der Kalkserie des
Sasso die Rocca und ein vulkanisches Gestein erhalten geblieben und
ich deutete dies als eine UÜberschiebung, entsprechend dem Durch-
streichen der Hauptschubfläche. Hier liegt also, ebenso wie
im Fassatal, die Schubfläche unter der Zone des dis-
kordanten Verbandes und der Vermischung vonkalkiger
mit vulkanischer Fazies.
Die Westseite der Mendoladolomitfelsen nahe der NNO—SSW-
Verwerfung bildet eine senkrechte Wand, welche horizontal gefurcht
und fein gestreift und geglättet ist, mit vollständig wagrechtem Ver-
lauf der Furchen und Streifen. An der furchigen Oberfläche beobachtet
man kleine Reste von Werfener Schichten von der Westseite des
Bruches, welche fest in die Höhlungen hineingevreßt sind. Diese
furchige und striemige Oberfläche ist ein deutliches Zeichen einer
horizontalen Bewegung entlang der Bruchfläche.
Die ganze Schichtfolge biegt sich dann wieder steil in die Höhe,
wie am Col del Larsch, zur Antiklinale der Contrinalpe, welche die
Fortsetzung jener der Monzonialpe ist; hier tritt eine Drehung des
Streichens zur ONÖ-WSW-Richtung ein. Über den Werfener Schichten
folgen Tuffe und Laven mit diskordantem Streichen und Fallen und
stoßen mit steilem NO-Fallen gegen den senkrecht stehenden Mendola-
dolomit. Diese Dislokation halte ich für dieselbe Schubfläche wie
jene unter dem Sasso di Rocca, sie ist hier aber steil geneigt wie
am Nordabhang der Monzonialpe.
Über den aufgeschobenen Werfener Schichten folgt dann die
Sasso di Rocca-Serie mit Tuff, Lava und Kalkbreccien. Sie ist weiter
östlich am Varoskamm aufgeschlossen und setzt sich quer über das
Contrintal fort. Sie bildet hier einen Teil des Schubkeiles über dem
zur Contrin-Antikline gehörigen Mendoladolomit und unterhalb der
Vornel Schuppe.
Einzelne Intrusionen von Porphyrit in dem Sasso di Rocca und
Varoskamm durchdringen die älteren Laven und Tuffe.
Die Osthänge des Buffaure,
An den östlichen Hängen, bei der Greppa (Fig. 5), gleichen die
Verhältnisse an der Basis der Laven und Tuffe mehr denen an den
Westhängen zwischen Campestrin und Campitello.
» ei
220 Verhandlungen. Nr. 9
Die Lava über dem Breccienhorizont ist ein locker gefügter
Porphyrit, oft mit Mandelsteinstruktur; er enthält sehr viel Plagioklas
sowie Augit und wird überlagert von schwarz anwitternden Tuffen,
welche uneben geschichtet sind und Auswürflinge verschiedener
Größenkategorien einschließen. Unter den Einschlüssen finden sich
auch Stücke älterer Laven. In den höheren Horizonten sind die
zwischengelagerten Tuffe äußerst feinkörnig, aschenartig und enthalten
lagenweise Pflanzenreste. Es folgen grobschlackige Tuffe und über
diesen baut der feinkörnige Augitporphyrit den Gipfel der La
Greppa auf.
Fig. 5.
1600m
-
Profil durch die Abhänge der La Greppa ober Alba. Maßstab: 1:16.000.
Wf = Werfener Schichten. — Mk = Mendoladolomit und kalkige Horizonte. —
S —= Schubebene. — d — Diskordanz an der Basis des Augitporphyrits (AP)
und der vulkanischen Tuffe (£«) und Laven. — 9 —= Gänge.
Bei der Beschreibung der Osthänge in der oben angeführten
Arbeit („Monzoni und Fassa“, 1. c. pag. 90) schrieb ich:
„Der Mendoladolomit ist an manchen Stellen ein kompakter
Klotz, an anderen eine zertrümmerte Masse. Kleine und große Blöcke
des Mendoladolomits sowie der oberen Werfener Schichten sind ein-
geschlossen in dem porphyritischen Eruptivgestein.“
„Der Porphyrit ist als schwebender Gang zwischen den Schicht-
flächen und an den Ebenen der Differentialbewegungen empor-
gedrungen. Die feinen Adern des Eruptivgesteins, welche sich in dem
von Scherungsflächen durchsetzten Sedimentgestein verästeln, haben
keine deutlich porphyritische Struktur, sondern sind feinkörnig, blasig
1911 Bericht vom 30. Juni. M. M, Ogilvie-Gordon. 221
und oft grünliche Pseudotuffe. Sie können aber gleichzeitig auch bis
zu dickeren Strömen mit deutlich porphyritischer Struktur verfolgt
werden.“
In dieser früheren Abhandlung schloß ich, verleitet durch die
Diskordanzen an der Basis der Laven, irrtümlicherweise, daß die
Porphyrite des Buffaure größtenteils posttriadische Intrusionen seien,
welche sich zwischen die Wengener, Cassianer Schichten und die
ältere Trias eindrängen. Nachträglich fand ich die pflanzenführenden
Tuffe und Wengener Schiefer konkordant wechsellagernd mit den
Laven, wie auf dem Profil von La Greppa ersichtlich ist, und er-
kannte auch im Detail ihre Übereinstimmung mit der Wengener
Schichtfolge des Sellapasses und der Pozzalahänge.
Gleichwohl zeigt meine frühere Karte des Gebietes rund um
die Peripherie des Buffauremassivs das Ausstreichen der Kontaktzone
zwischen Lava und Kalk, welche nach obiger Deutung eine alte mittel-
triadische Faziesgrenze ist. Und ebenso zeigt sie auch den Ausbiß
der Hauptschubfläche in den tieferen Horizonten über die Contrin-
und Monzonialpe und weiterhin am Monte Donna und der Dociongruppe,
westlich des Fassatales.
Ich hoffe, meine frühere Karte des Monzoni- und Fassagebietes
im kommenden Sommer zu revidieren und besondere Aufmerksam-
keit darauf zu richten, in welcher Weise die mitteltriadischen Dis-
kordanzflächen und die Übergangsbildungen der vulkanischen Fazies
von den späteren Brüchen und Überschiebungen durehschnitten werden.
Es ist eines der Probleme dieses Gebietes, die alten Transgressions-
flächen und Brüche auseinanderzuhalten von jenen, welche mit den
späteren Gebirgsbewegungen verbunden waren.
Als charakteristische Züge der (oben gegebenen) Profile können
hervorgehoben werden:
a) Rascher Wechsel der lokalen Diskordanzen an der Basis der
vulkanischen Serie.
b) Starke Verteilung des Magmas zwischen die sedimentäre
Schichtreihe.
c) Die Auseinanderreißung der Schichten und Einschließung
großer und kleiner Bruchstücke in der Lava.
d) Während des Stillstandes der vulkanischen Tätigkeit einer-
seits lokale Anhäufung der zertrüämmerten Massen in Form von groben
Konglomeraten auf einem von Brüchen durchzogenen unregelmäßigen
submarinen Boden, anderseits zur selben Zeit Ablagerung von feinen
Breccien, Tuffen, Tuffsandsteinen oder Kalken.
e) Gelegentliches Übergreifen der einen Fazies über die andere.
F) Die Aufstauung vulkanischer Massen gegen die kalkige Fazies
zur Zeit des Fortschreitens der Eruptionstätigkeit und die Diskordanz
in der Schichtung der benachbarten Fazies.
Indem Buchensteiner Tal (Enneberg) Di Varda zeigen die
Aufschlüsse, geradeso wie in dem Buffauregebiet, daß die basalen
groben Konglomerate nicht regelmäßig über einem bestimmten ein-
zelnen Horizont der Schichtfolge sich ausbreiten, sondern daß sie
nach unten in verschiedene Horizonte der älteren Trias übergehen.
K. K. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 9. Verhandlungen. 35
999 Verhandlungen. Nr. 9
Porphyritisches Material in Form von Lagergängen und Adern durch-
zieht die letzteren.
Im Seisseralpengebiet ist eine lokale Diskordanz zwischen
der Reihe der älteren Tuffbreccien, tuffigem gebändertem Schiefer
und Kalk gegenüber dem darüberliegenden massigen Lager von Augit-
porphyrit vorhanden.
Aberdeen, Februar 1911.
Literaturnotizen.
Fr. Tucan. Die Oberflächenformen bei Karbonat-
gesteinen in Karstgebieten. (Zentralbl. f. Min., Geol. u. Pal.
1911, 343—350, 8 Textfig.)
Verfasser beschreibt ausführlich den eigenartigen Kontrast zwischen den
Erosionsformen der Kalk- und Dolomitgebiete: die Karrenbildung der Kalke und
die rauhsandig erscheinende Oberfläche der Dolomite.
Daß diese Erosion hauptsächlich chemischer Natur ist (was wohl jetzt all-
gemein angenommen wird), beweist er durch Versuche, indem in Salz- oder
Salpetersäure gelegte Stücke von Kalkstein oder Dolomit ganz analoge Öber-
flächentormen erhielten, wie dies bei der Verwitterung geschieht.
Verfasser betont jedoch auch, daß nicht sowohl die chemische Ver-
schiedenheit diese so verschiedenen Verwitterungsformen erzeuge, als vielmehr in
erster Reihe die verschiedene Struktur; denn die zuckerkörnigen Dolomite bestehen
nicht aus verzahnten Kristallindividuen wie die Kalksteine, sondern aus mehr oder
weniger geradlinig begrenzten, einander nicht allseitig berührenden Dolomitspat-
individuen, die infolgedessen bei der chemischen Auflösung nicht kompakt bleiben,
sondern auf der Oberfläche zu feinem Sande zerfallen. (R. J. Schubert.)
J. W. H. Adam. Weltkarte der Erzlagerstätten.
(Kartogr. Anstalt Freytag und Berndt, Wien 1911.)
Außer auf einer Hauptkarte sind auch auf drei Nebenkärtchen (Mittel-Europa,
Mittel-Deutschland, Südschweden und Südnorwegen) die wichtigsten Erzvorkommen
dargestellt. Durch verschiedene Farben sind Gold, Silber, Zink und Blei, Kupfer.
Antimon, Quecksilber, Nickel und Kobalt, Chrom, Eisen, Mangan und Zinn be-
zeichnet, außerdem durch verschiedene Signaturen (Kreis, Halbkreis, Quadrat etc.)
der Charakter des betreffenden Erzvorkommens als magmatische Ausscheidung,
Sediment, Gang, Imprägnation, metasomatische Verdrängung, Kontaktlagerstätte
oder Seifen.
Schließlich ist den Erzyorkommen auch noch eine symbolisch ausgedrückte
kurze, mineralogisch-petrographische Beschreibung angefügt, und zwar der Erze,
der nichtmetallischen Begleitmineralien und der geologischen Umgebung, wodurch
die Übersichtlichkeit und Brauchbarkeit dieser Karte bedeutend gehoben wurde,
Bedauerlich scheint nur das Fehlen mancher Erzvorkommnisse, die einer Aufnahme
wert gewesen wären, wo doch auch ab und zu Vorkommen von geringerer Be-
deutung zur Darstellung gelangten. (R. J. Schubert.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25.
Verhandlungen der k K. Seolosischen Reichsanstalt.
Bericht vom 31. Juli 1911.
Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: E. Tietze: Erwählung zum korrespondierenden
Mitgliede der Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. — Eingesendete Mit-
teilungen: Dr. R. Lucerna: Der eiszeitliche Bodentalgletscher in den Karawanken. —
Carl Renz: Über die Entwicklung des Mittellias in Griechenland. — Literaturnotizen:
Dr. G. Lincek. — Einsendungen für die Bibliothek.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
= =
Vorgänge an der Anstalt.
Der Direktor der geologischen Reichsanstalt, Hofrat Dr. E.
Tietze, wurde von der Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften zu
Göttingen am 15. Juli d. J. zum korrespondierenden Mitglied in der
mathematisch-physikalischen Klasse gewählt.
Eingesendete Mitteilungen.
Dr. R. Lucerna. Der eiszeitliche Bodentalgletscher
in den Karawanken. (Mit zwei Zinkotypien.)
Bekanntlich zog der rechte Rand des eiszeitlichen Draugletschers
dem Nordabfall der Karawanken entlang bis über das Vellachtal hinaus.
Seiner gewaltigen, vornehmlich aus den Hohen Tauern stammenden
Eismasse gegenüber vermochten die Karawanken selbst auf ihrer
Nordseite nur unbedeutende Gletscher, ihrer Größenordnung nach
heutigen ostalpinen Talgletschern vergleichbar, entgegenzustellen. Be-
obachtungen, welche im Gebiete der Petzen !) und der Vellach ?) wie in
den westlicheren Tälern der Gebirgskette ?) gesammelt worden sind,
lassen hier ein größeres Untersuchungsgebiet erkennen, in welchem
die Frage, wie weit sich die Lokalgletscher der Karawanken dem
Draueise genähert haben, beziehungsweise dieses in die Karawanken-
täler eingedrungen ist, festzustellen bleibt.
.*!) Lucerna, Gletscherspuren in den Steiner Alpen. Geogr. Jahresbericht
aus Österreich. IV. Jahrgang, 1906, pag. 46.
Pl. c> par. 36 ff.
®2) Penek und Brückner, Die Alpen im Eiszeitalter. Leipzig 1909,
pag. 1094 ff.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 10. Verhandlungen. 36
”
294 Verhandlungen. Nr. 10
Unter diesen Gletschern sind die an die beiden höchsten Er-
hebungen der Kette geknüpften, die das Bären- und Bodental er-
füllten, die größten und beginne ich meine Untersuchungen über die
eiszeitlichen und nacheiszeitlichen Erscheinungen der Gebirgskette,
zu deren Vornahme mir die Direktion der k. k. geologischen Reichs-
anstalt in dankenswertester Weise die Originalaufnahmsblätter zur
Verfügung gestellt hat, wohl mit dem ausgedehntesten derselben, der
das Bodental durchmaß.
An Breite bis 900 m anschwellend, endete der Bodentalgletscher
6 km lang im Süden von Windisch-Bleiberg dort, wo das Quertal in
das Längstal umschwenkt. Was außerhalb bis Unterbergen am Singer-
berg an Moränen liegt, ist wohl nach seiner Gesteinszusammensetzung
ausschließlich dem Draugletscher zuzuweisen.
Innerhalb seines Wirkungsgebietes hat der Bodentalgletscher
zweierlei zurückgelassen, sein in festem Fels ausgeschürftes Gletscher-
tal und seine gegen das Ende an Mächtigkeit zunehmenden, aus
Moränen und Stauschottern bestehenden Aufschüttungen. Nicht minder
eindrucksvoll als die glazialen Aufschüttungen ist das Trogtal des
Gletschers, dessen Verquerung durch einen Teil der komplizierten
Schichtserie der Karawanken zu starker postglazialer Zerstörung an
den widerstandsschwächeren Stellen des Schichtbaues Anlaß bot.
Betrachtet man den prächtigen Talschluß des Bodentales, die
500—600 m hohen nördlichen Felsabbrüche der Vertaca (2180 m), so
wird man an demselben über den in durchschnittlich 1600 m Höhe
befindlichen Spitzen der Schuttkegel folgendes gewahr. Man sieht
einen dunklen, von der Schlucht der Zeleniza weg alle Felspfeiler
und Wandeinbuchtungen umlaufenden 100—150 m hohen, gelegentlich
auf die Hälfte einschrumpfenden Wandgürtel, welcher eben von der
Stelle an, wo der Westgrat der Vertaca zum gleichnamigen Sattel
rascher zu sinken beginnt, ansteigt und schräg auf die Kontur des
Vertacasattels trifft. Dieser Wandgürtel ist ein Steilabsatz, der oben
von einer ausspringenden Kante begrenzt wird, über der sich ein
Felsgehänge zunächst geringerer Böschung erhebt. In diesem wird
man bei einiger Vertrautheit mit der Oroplastik der Firnregion un-
schwer die Nischen von durch kleine Felsgürtel eingefaßten Firnkehlen
erkennen können, welche, wie jener, zu den Merkmalen einer dereinst
verfirnt gewesenen Felsumrahmung gehören. Der genannte Wandgürtel
ist ein geradezu integrierender Bestandteil der Karregion und wurde
als Karwand bezeichnet. Ihr oberer Rand fällt in aktiven Gletscher-
gebieten mit der Randkluftlinie zusammen, welche in eigenartigen
Bögen das Firnbecken meist geschlossen umläuft und dort, wo sie
den Grat quert, eine nachträgliche Lücke in der Felsumrahmung
beweist.
Es ist kaum ein Zweifel, daß die eiszeitliche Randkluft im Nord-
gehänge der Vertaca, das ist jene Stelle, wo festgefrorene Firnkehlen
des Lawinengehänges abrissen, um in die Firn- und Eisbewegung ein-
bezogen zu werden, dort lag, wo sich heute die ausspringende Fels-
kante befindet.
Die Höhe und frische Erhaltung des Wandgürtels schließt aus,
daß man dieses das Firnbecken umlaufende Formelement mit etwas
1911 Bericht vom 31. Juli. Dr. R. Lucerna. 225
anderem parallelisieren könnte als mit der Haupttrogwand des Tales;
es umfaßte das Firnbecken ähnlich, wie diese den Gletscher.
Es liegt kein Grund vor, anzunehmen, daß die Eintiefung eines
glazialen Firnbeckens bei gleicher Exposition irgendwo eine Unter-
brechung erleidet. Ist also eine Karwandlücke, wie am Vertadasattel,
vorhanden, so ist diese wohl auf spätere Eingriffe zurückzuführen. In
der Tat liegt der Sattel nahe der Stelle, wo sich die benachbarten
Firnbeckenflügel des Boden- und Bärentales berühren. Solche Stellen
sind meist schwache Punkte des Felsrahmens und durch lokale Fällung
der Grate bezeichnet. Auch hier befindet sich ein Sattel im Norden
der Bjelsica. Dazu kommt, daß von Süden her ein Firnbecken (1712 m)
zwischen Hochstuhl und Vertaca sich ausspannte und im Vertaöasattel
und seinen Nachbarn postglaziale Bresche in den Felsrahmen legte.
Daß die Demolierung der Grate hier noch umfangreichere Dimen-
sionen annahm, dafür gibt folgendes einen Anhalt. Es ist Regel, daß
die Karwand mit der Gratlinie steigt und fällt, hier dagegen steigt
die Karwand dort, wo diese fällt. Beide treffen im Vertadasattel zu-
sammen. Da sich nun die Gratlinie genau zu jener Stelle, zu welcher
sie nach dem Verlaufe der Karwand ansteigen sollte, neigt, ist diese
Stelle ein Punkt vehementer Kammzerstörung und es ist kaum zu-
viel gesagt, daß früher in der Verknotung mehrerer Kämme ein Stou
und Vertaca überhöhender Gipfel lag, der, in der Verschneidung dreier
Firnbecken befindlich, bis auf seine Wurzeln abgetragen und in eine
Sattellandschaft umgewandelt wurde. Im Sockel des abgetragenen
Gipfels, dessen Umkränzungsgipfel, Stou, Vertada, BjelSica sich er-
halten haben, liegt, ein Zeugnis des vertikalen Wasserabzuges, eine
Doline. Ursprünglich hohe, dann unter dem Einfluß von Zerstörungs-
prozessen in Einsenkungen umgewandelte Kammverknotungen sind in
ehemaligen Vereisungsgebieten nicht allzuselten; ein zweites vortreff-
liches Beispiel beobachtete ich am Monte Cinto in Korsika.
Die Vertata bildet die in den Stadialzeiten schluchtkannelierte
und in Pfeiler aufgelöste Rückwandung der Würm- und Rißeiszeit
mit Karwänden und Zuschüttungsflächen; in den Günzhorizont reicht
sie nicht mehr empor wie die ihrer Lage nach vorgeschobenen Köpfe
Rjauca der Spk. (1789 m) und 1884 m im Ausläufer des Kozjak. An
diese Köpfe knüpfen die Flügel des Felsrahmens der Vertaca in zwei
stratigraphisch und glaziologisch bedingten Sätteln an.
Die von der Vertaca ausgehenden Troggehänge haben in den
einander zugekehrten Abfällen dieser Köpfe ihre Spuren zurück-
gelassen. Am deutlichsten unterschneidet der Würmtrog links in be-
waldeten Anschnitten, rechts in einer Felswandreihe, unter der Rjauca
der Spk. sichtbar, die Bergmassen. Uber seiner Kante liegen hier
wie dort vorgeschobene hochgelegene, bis 1350 und 1460 m reichende
Kare und es ist möglich, daß auf ihren Rändern kleine postglaziale
Moränen sitzen. Weiters schneidet der Würmtrog von jüngeren
Schluchten nicht zu tief durchrissen, moränenbekleidet an der linken
Talseite unter der Ogrisalpe und über dem Bodner bis zur Seiten-
mulde von SoSele durch, bewaldet und felsarm, meist mit relativer
Höhe von 100-120 m über der heutigen Talsohle. Rechts läuft er
in einen Sporn der Rjaucawand vor, erscheint dann, unterbrochen
36*
926 Verhandlungen. Nr. 10
von einer postglazialen Schlucht, aus der ein gleichalter großer Schutt-
kegel der Bühlzeit in das verlassene Gletschertal eindringt und deren
Verzweigungen einen einseitig durch vorgeschobene Felswände der
Rjauca umrahmten Karboden, an dessen Mündung rechts Moränen-
massen abgesetzt erscheinen, bis auf einen Mittelriedel zerschnitten.
Außerhalb dieses Rjauca-Nordkares erscheint der Trog scharf in iso-
lierter Felswand im SE des Bodner und zieht in scharf markierter
Reihe von Gehängeanschnitten in den Gehängepfeilern beiderseits
Perhauc, wie gegenüber Repitz kenntlich, bis vor Bukovnig. Hierbei
beschreibt der Würmtrog etwas ober Bodner eine Stufe, die der
heutige Talboden in sehr abgeschwächtem Maße durch eine Strecke
stärkeren Gefälles wiederholt.
Über dem Würmtrog weicht das Gehänge, weit stärker ab-
getragen als der Würmtrog und zum Teil östlich vom Bodner in ein
Sekundärgehänge umgewandelt zurück. Sehr schön ist ober doppelter
Kehlung des Würmtroges der Bogenschnitt des Rißtroges im Ostabfall
des Gipfels, 1884 m, entwickelt; man sieht seine Kante in Pfeiler-
köpfen unter der Schutterrasse der Kosmatica angedeutet und seine
vielleicht mit Moränen verkleideten Hänge unter dem Veliki rob bis
zu seiner Endkuppe, 1241 »n, ziehen. Rechterseits erscheint seine ver-
witterte Steilwand südöstlich vom Bodner, dann zieht sein Rand mit
dem Nordrande von Perhauc zusammenfallend über die Pfeiler des
Warant zum Geißrücken, dem bogenförmigen Gratende zwischen Boden-
und Loibltal, mit erniedrigter Lehne. Nur von den höchsten Kamm-
partien mit Ausschluß der Vertaca kann ein Aufragen in das Günz-
relief vorausgesetzt werden, dahin dürfte, wie auch die im Zelenizatal
gewonnene Argumentation weist, die Plattform auf der Rjauca und
der oberste Teil der Köpfe, 1834 m, und die von ihnen ausgehenden
Kammlinien, wie Kosmatica, Veliki rob gehören. Der größte Teil des
Talraumes, der höher als das weiträumigere, weniger vergletschert
gewesene und tiefer eingeschnittene Loibltal liegt, ist mittel- und
jungglazial mit Nachwirkungen aus postglazialer Zeit.
Der Aufschüttungskörper des Bodentales, vornehm-
lich die Talsohle einnehmend und in zahlreichen Spitzen in die Ge-
hänge eindringend, ist nicht minder zusammengesetzter Bauart. Bis
auf wahrscheinlich geringe Reste der Rißzeit und die weit merklicheren
Aufschüttungen der postglazialen Stadien stammen die losen Massen
namentlich im unteren Talabschnitt aus der Würmeiszeit.
Ein Gürtel von grobkörnig bis feingrusig struierten Schutthalden
zieht unter den Wänden der Vertaca von der Bjel$ica bis zur Zeleniza
(2027 m). Er ist nicht einheitlich gebaut, sondern setzt sich aus drei
Haldensystemen, verschieden an Größe und Aussehen, zusammen. Die
obersten hellen, dem rezenten Abtrag entsprechenden Halden bleiben
in einem grau angewitterten Haldenmantel stecken, von dessen unterem
Saume dunkelgrüne Krummholzinseln über den mittleren Halden-
rücken spitz emporwachsen. Das sind die Gschnitzhalden, soweit sie
nicht vom Abtrag der Daunzeit, den grauen verwitterten Halden über-
schüttet sind.
Man hat den Eindruck, daß im Querprofil zwischen Kozjak und
Rjauca der Spk. das Bodental eine Felsstufe hat, welche der zwischen
1911 Bericht vom 31. Juli. Dr, RB. Lucerna. 297
1200 und 1300 m gelegene Blockmoränenkörper der Bühlzeit verhüllt.
Von hier zieht die Talbodenausfüllungsterrasse der Bühlzeit, durch-
zogen von einer selbst zur Zeit der Schneeschmelze von wenig Wasser
durchrieselten Furche unter leichten Gefällsschwankungen über Bodner
in den stark versumpften Grund des ersten Zungenbeckens.. Vom
Bodner zieht eine Trockenfurche, die, wie Abstufungen im Rasen
lehren, in der Gschnitz- und Daunzeit vom Wasser durchflossen war,
gegen jenen zirka 230 m talabwärts befindlichen, mit kristallklarem
Wasser gefüllten Teich, in dem das Grundwasser des Tales nach der
Bühlzeit, gesammelt an der Oberfläche erscheint.
Schon am Schuttkegel vom Rjaucakar erscheinen Würmmoränen,
die als zirka 20 m hoher Moränensaum besonders beiderseits des
Bodners bemerkbar talauswärts ziehen und sich 700 m nordnordöstlich
von Perhauec zur ersten Würmendmoränengruppe schließen. Es gibt
deren noch drei bis vier, wenn man die äußersten Wälle der ersten
Gruppe von dieser trennt. Rechts beginnt ein kleiner Wall, dann
folgen zwei weitere, heute entholzte, bis zum Bache in 10 m Höhe
über dem Talboden. Ihr Seitenstück bildet auch auf der linken Tal-
seite den Zungenrand, der vom äußersten Stande der Würmeiszeit
um fast 2 km zurückbleibt, ab. Von der Außenseite der Moräne lösen
sich zwei neuerdings in die Talrichtung einschwenkende, dem Bach
entlang bis vor Repitz reichende Wälle los, die die Neigung, des
Gletschers schmale Zunge vorzuschieben, bekunden. Der äußere dieser
Wälle ist von einem mächtigen Schuttkegel, der schließlich in die
Trockenfurche zwischen Wall und Hang gegen die Terrasse von
Bukovnig ausläuft, zum Teil überwältigt und in die Kuppenreihe
zwischen den Holzsägen und. dem Försterhaus aufgelöst. Erst.in der
folgenden Schlucht liegt beim aufgelassenen Elektrizitätswerk neuer-
dings ein Endmoränenwall. Demgegenüber ist auf der linken Tal-
seite das ganze zum Teil bewaldete Plateau im Norden von Repitz,
das erst gegen das Tal von Windisch-Bleiberg abbricht, eine Serie
von zum Teil charakteristische Sporne entsendenden Moränenwällen,
die auf mächtigem Schottersockel aufruhen. Der äußerste Wall endet,
ostwärts umgebogen, in zirka 990 m Höhe vor den südlichsten Bauern-
häusern von Windisch-Bleiberg.
Dieser Wall dürfte die Maximalausdehnung des Bodentalgletschers
anzeigen, der eine Maximaltiefe von über 120 m erreichte. Das läßt
die aus drei Wällen aufgebaute Ufermoräne von SoSele erkennen,
deren Höhe genau mit dem Trogrande der rechten Talseite korre-
spondiert. Sie sperrt in zirka 1170—1180 m Höhe die Mulde unter
dem Veliki rob ab und ist wahrscheinlich künstlich gebuckelt durch
Haufen von schon in alter Zeit zusammengetragenen, seither mOooSs-
überwachsenen Lesesteinen. Triadische Kalke, grüne Porphyre, Sand-
steine formieren die in drei zum Teil durch Furchen voneinander
getrennten Stufen abfallenden Wälle, welche um die Ecke von Sosele
biegend sich stufenförmig senken. Der oberste der Wälle mit dem
Gehöfte Lausegger verlängert die linke Talschranke, an 20 m gegen
die Terrassen des Bleiberger Grabens abfallend. Die übrigen schwenken
mit den tieferen in drei Zonen geordnet, deren Zwischenräume, viel-
leicht .einst von Weihern erfüllt, später durch die Ausläufer des
228 Verhandlungen. Nr. 10
Schuttkegels von OStine sukzessive gefüllt worden sind, in das Mo-
ränenplateau von Repitz ein, in dessen Basis das Anstehende beim
Elektrizitätswerke lokal in 12 m über dem Bach erscheint. Ähnlich
sind an der rechten Talseite die höheren Würmmoränen mit Spuren
von Verbauungsschuttkegeln vor dem Graben und vor der Heiligen
Wand und der Kote 1394 m entwickelt; sie bilden noch eine Kehre
im Hang unter dem Warant.
Da die Rißlehnen durch Einzugstrichter jüngerer Schluchten ver-
ändert sind, ist die Verstürzung ihrer Moränen wahrscheinlich. Trotz-
dem wären die glatt angewachsenen Lehnen zum Beispiel über SoSelc
wie die Ablagerung im Rißtrog über „Bodner“ in Erwägung zu ziehen.
Fig. 1.
Meeresspiegel
Längsprofil durch das Bodental.
Maßstab: 1:75.000.
1 Vertata 2180 m. — 2 Rezente, Daun- und Gschnitzschutthalden. — 3 Bühl-
moränen. — 4 Stadialschotter. — 5 Rißtrogrand. — 6 Würmtrogrand. — 7 Würm-
moränen. — 8 Stauschotter der Würmeiszeit. — 9 Windisch-Bleiberg.
Verbauung des Bleiberger Grabens.
Daß die Moränen des Bodentales auf einem Schotterplateau
liegen, hat seine Ursache in dem Stau, den der das Loibltal sperrende
Draugletscher auf die Schotterabfuhr des Bodentalgebietes übte. Ein
ausgezeichnetes Beispiel der Talverbauung ist das Niederterrassen-
system von Windisch-Bleiberg. Sie sind nicht durch den Bodental-
gletscher gestaut, sondern gleichfalls mit dessen Schottern durch den
Draugletscher. Zuerst durch eine seichte Furche von der äußersten
Endmoräne getrennt, fallen die Flächen des Verbauungskörpers an
vier Kanten zum heutigen Rinnsal, das gegen den Konfluenzsporn
mit dem Bodental rasch an Tiefe gewinnt. Die spärlichen Aufschlüsse
zeigen um Windisch-Bleiberg, im Konfluenzsporn wie in der ganzen
rechten Tallehne bis nahe zum Ausgang, eine fast horizontale Schich-
tung, so daß an eine Seeablagerung nicht gedacht werden kann. In
der Talkonfluenz springt, der Hauptmoräne entsprechend, eine scharfe
Terrassenecke, 55 m, über Tal vor. Genau in derselben Höhe verläuft
an der rechten Talseite eine am rechten Moränenflügel beginnende
Terrasse äußerst regelmäßig unter ımerklichem Gefälle zum Tal-
ausgang. Die dreieckige prismatische Erosionslücke ist mit Schluß
der Würmeiszeit und in den Stadialzeiten angelegt worden. Die
1911 Bericht vom 31. Juli. Dr. R. Lucerna. 229
zweite Terrassenstaffel, einem niedrigeren Eisstande des Draugletschers „
entsprechend, liegt mit den Gehöften Bukovnig und jenen südlich
von Windisch-Bleiberg 20 m tiefer. Auch auf der linken Talseite
bildet die Verbauungsterrasse die bevorzugte Stätte der Wiesen- und
Feldkultur.
Kurz vor der Talstufe, mit der das Bodenlängstal in das Loibltal
abbricht, endet die Verbauung. Zwischen den Sägen hat sich noch
10 m über dem Bach eine Scholle des nach Art kalkiger Nieder-
terrassen leicht verfestigten Verbauungskörpers, gleichfalls fast hori-
zontal geschichtet, erhalten.
Da3 die Verbauung nicht weiter reicht, hängt irgendwie mit der
Wildheit der Szenerie im Gebiete der Talmündung zusammen. Von
gut gewählten Übersichtspunkten wird man sich kaum des Eindruckes
entschlagen können, daß hier ein Fremdkörper in den Talgau vor-
Fig. 2.
Längsschnitt des unteren Bodentales bis zur Zapotnizakapelle.
Maßstab: 1:25.000 mit zweifacher Überhöhung.
1 Stände des Bodentalgletschers. — 2 und 3 Moränen des Bodentalgletschers. —
4 Einschnitt des Bleibergtales. — 5 Stauschotter mit oberer und unterer Kante. —
6 Zunge des Draugletschers. — 7 Höhlengang des Bodenbaches.
gedrungen. Ober der Zapotnizakapelle steigt ein lokal unterhöhltes
Felsgehänge bis zu 1020 m im Südgehänge des nebenbei erwähnt einen
ausgezeichneten, von Tregkanten unterschnittenen Rundbuckelberg
repräsentierenden Loibler Grintovez (1292 m) an; von hier fällt die
Kante talaufwärts und wo sie sich der Talsohle nähert, steigt, symme-
trisch zu ihr angeordnet, ein kleiner Moränenrücken gegen das Gehöft
Poschniker an. Dabei zeigt sich der Nordabfall des Talspornes durch-
aus troggekehlt. Eine genaue Untersuchung ergab auf dem Wege zum
genannten Gehöfte den Fund von zwei faustgroßen und einem kleinen
Serpentingeschiebe, was die Vermutung, ein Lappen des Draugletschers
habe durch das untere Loibltal ins unterste Bodental gereicht, zur
Gewißheit erhebt (Fig. 2). Ist doch der kleine Loibl ein Moränen-
sattel des Draugletschers, als dieser sich aus dem Bodentale bereits
zurückgezogen, finden sich doch an der Loiblstraße mehrfach Moränen-
reste mit gekritzten Geschieben und anschließenden verfestigten Ver-
230 Verhandlungen. Nr. 10
„ bauungsschottern, trägt doch das Ostgehänge des Singerberges den
trotz Durchschluchtung, Wandabbruch, Abbröckeln von Schuttlialden
und Abbrechen eines trümmerreichen Bergsturzes nicht unkenntlich
gemachten Umschliff des Draugletschers, dessen Trogkante aus dem
Rosentale hier südwärts einschwenkt. Dazu kommt die Wiederholung
des Gesagten in einer höheren Etage zu beiden Seiten des Loibler
Grintovez, der gegen Norden einen höheren, gegen Süden einen
tieferen Würmknick aufweist und von einer talaufwärts sich unter
15—20° senkenden Felszone mit dem höchsten Punkte in zirka
1360 m Höhe flankiert wird. Der Sattel unter dem Grintovez wie
die talaufwärts sich senkende Lehne, auf der ein Blockkörper zu
ruhen scheint, dürfte wohl in eine frühere Eiszeit fallen, in deren
Staubildung ich einen winzigen Konglomeratschollenrest auf dem Aus-
läufer ober Poschniker bei 979 m Höhe setzen möchte. Ergänzend
sei eine dritte Felszone unter dem Gipfel des Singerberges erwähnt,
die nur in einzelnen aus dem Walde ragenden Felsriffen noch er-
halten ist und die Merkmale einer weit älteren Lehne trägt. Auch
das Nordwestgehänge des Harloue mit einem Wandgürtel bei 1000 m,
einer mittleren Lehne und einer unteren Zone frischer Tobelanrisse
läßt sich mit dem Gesagten vereinigen.
Es spricht also viel dafür, daß die übereinander geschichteten
eiszeitlichen Trogausstülpungen den Ausgang des Bodentales nach-
einander versperrten.
Schwieriger ist die Frage zu beantworten, wie der AbflußB der
Schmelzwässer der Karawankentäler erfolgte. Daß die unterirdische
Entwässerung eine gewisse Rolle spielte, scheint angesichts der an
Schichtfugen geknüpften Speilöcher im Loibltal sicher. Welche Be-
deutung allerdings die zahlreichen Wandöffnungen im Gipfelkamme
des Harlouc in der Nordwand der Kote 1512 m haben, die die Ver-
mutung einer durch Stau bedingten hochgelegenen Entwässerung nahe-
legen, ist heute noch zu wenig untersucht. Doch macht die Situation
an der Teufelsbrücke wahrscheinlich, daß der Bodenbach als Höhlen-
fluß ins Loibltal trat. Er wäre dann unter dem Eis in einen Höhlen-
gang geflossen und hätte im Loibltal die Richtung erst nach Süden
genommen, da die ursprüngliche Abflußrichtung über den kleinen
Loibl verlegt war. Das Höhlendach müßte dann postglazial ein-
gebrochen sein.
Zu dieser Annahme führt ein erhaltener Höhlenrest am Tschauko-
fall. Der Zugang zu diesem Fall führt durch ein geräumiges Höhlen-
tor, an dessen Südwand in einiger Höhe ein sich rasch verengendes
Speiloch mündet. Der dünne Teil des Höhlendaches am Berggehänge
ist eingestürzt. Es ist wohl etwas Schutt vorhanden, aber größere
Trümmer fehlen der steilen Böschung wegen wie im Bachbett, wo
deren Entfernung durch beträchtliche Wasserkraft verständlich ist.
Der Bodenbach überwindet hier die Talstufe in zwei Fällen,
die beide neben der aktiven Rinne ein um ein Viertel der Bachbreite
größeres Gerinne besitzen. Darüber folgen unter Verbreiterung des
Gerinnes auf das Dreifache ältere Auswaschungsformen, die heute
stets über Wasser liegen und über verwitterte Kalke in Abbruch-
flächen überzugehen scheinen. Namentlich am Teufelsfall scheinen
1911 Bericht vom 31. Juli. Dr, R. Lucerna. >31
auch die Reste eines höheren Felsbeckens, das die stürzenden Wasser-
massen ausgehöhlt, erhalten zu sein. Am Tschaukofall zeigt ein
Speiloech in der Felswand, aus dem ein Wasserstrahl neben dem
Hauptfall niedergeht, die partielle Fortdauer einer unterirdischen Ent-
wässerung an.
Loibltal.
Der Felskopf am kleinen Loibl, ein durch den Bodenbach ab-
geschnittenes Ende des Talmündungsspornes, trägt gleich seiner Fort-
setzung das Steilgehänge des früheren Gletscherufers, das sich nördlich
vom Deutschen Peter zur Talsoble senkt. Somit sind die Bedingungen
der Talsperre im Loibltal dieselben wie im Bodental, nur daß der
Verbauungskörper hier mehr in den Hintergrund des Tales gedrängt
ist, nahe an das Ende des von der Zeleniza kommenden kurzen Tal-
gletschers.
Der kleine Gletscher der Zeleniza (2027 m) erreichte nur die
bescheidene Länge von knapp 3 km; trotzdem breitete er seine Mo-
ränen über ein Drittel seines Laufes und ließ eine kleine Glazial-
landschaft mit allen Attributen einer solchen zurück.
Die äußere Moräne ruht nahe dem kalkigen Felssporn, der den
Zeleniza- und Loiblgraben trennt, mit wenig deutlich gekritzten Ge-
schieben dem Verbauungsschotter auf, der sich hier in alle unver-
gletschert gewesenen Gräben hineinzieht. Es ist die zweite Stufe des
Verbauungskörpers, die im Bodental durch das Gehöft Bukovnig be-
zeichnet ist. Südlich am Ausgang des Grabens der Plesnovecalpe er-
hebt sich 40 m über der Grabensohle die höhere Etage, die scharf-
kantig wie im Bodental am Talsporn östlich von Ridouec entwickelt
ist. Die Grabensohle konvergiert talaufwärts stark mit der Auf-
schüttungskante, wie dies bei Verbauungskörpern häufig ist, die oberste
helle Schichte von zirka 10 m Mächtigkeit mit welliger Oberfläche ist
Endmoräne des Grabengletschers. Vielleicht findet sich die äußerste
Moräne des Zelenizagletschers im Vorsprunge des Gehöftes Strach,
dessen wellige Kammlinie und glatter Rasenhang sich an die unweit
endende Trogwand des Haupttales anschließen würde. Im Graben
selbst bilden mehrere Moränenanrisse mit gut gekritzten Geschieben
den Übergang zu den innersten Moränenwällen oberhalb der Köhlerei.
Bis hierher erstreckt sich die häufig aufgeschlossene, fast horizontal ge-
schichtete und verfestigte Staumasse, die auch den Graben östlich der
Rjauca der Spk. bis zur Moränenanlagerung erfüllt und in die die
jüngeren Moränen eingelagert sind!). Der bis 120 m tiefe, gut er-
haltene Würmtrog setzt sich‘ nach markanter Stufe im Gebiete der
Köhlerei im unteren Tal in Gehängeanschnitten fort, läuft aber über
dem Sattel 1640 m offen aus, ebenso wie die älteren, namentlich in
der Nordflanke erhaltenen Tröge, deren Sohlenrest beim Rißtrog in ein
1) Es ist eine ganz typische Sache im Bodental wie im Zelenizagraben, daß
die jüngste Abteilung der Würmmoränen nicht die Staumasse, gleich den älteren
krönen, sondern im Talgrunde liegen, der in die Staumasse eingeschnitten ist,
weshalb sie, nachdem der Draugletscher sich vom Loibltal zurückgezogen hatte,
abgelagert worden und mit dem Wörthersee- oder Villacher Endmoränenkranze
harmonieren dürften.
K.k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 10. Verhandlungen, 37
939 Verhandlungen. Nr. 10
Obeliskengehänge umgewandelt ist. In den oberen Talkessel ist scharf
umrandet der sich nach abwärts verjüngende Bühltrog eingesenkt.
Auch das übrige Zelenizagehänge trägt bis über die Pakicalpe hinaus
glaziales Gepräge, erst dann stellen sich die fluviatilen Kamm- und
Talgehänge um den Loiblpaß ein.
Carl Renz. Über die Entwicklung des Mittellias
in Griechenland.
Während fossilführender Oberlias im ganzen Ionischen Fazies-
gebiet (Südwest-Albanien, Epirus, Akarnanien, Ionische Inseln!) eine
sroße Verbreitung besitzt, ist der paläontologische Nachweis des
Mittellias bis jetzt nur auf wenige lokalisierte Vorkommen beschränkt.
Verhältnismäßig häufig sind noch Brachiopoden der Aspasia-Fauna,
die bisweilen in den oberen Partien der unter dem Oberlias lagernden
lichten Kalkmassen gefunden werden, zum Beispiel auf Korfu, auf
Kephallenia und in Epirus ?).
Auf Leukas stellt sich im gleichen stratigraphischen Niveau
eine Brachiopodenlage ein, deren Aussehen an Geröllbreccien der
Flachsee erinnert.
Die genauere Untersuchung dieser Bildungen steht noch aus.
An einem Punkte, nämlich in der Korfu gegenüberliegenden
Phtelia-Bucht, habe ich im Liegenden des Oberlias auch einige
Ammoniten von mittelliassischem Gepräge aufgesammelt, wie Höldoceras
Algovianum Oppel, Arietites Juliae Bon, Rhacophyllites lariensis Menegh.
Die Schichten, aus denen diese Arten stammen, gleichen in struk-
tureller Hinsicht dem Oberlias.
Die kalkige Brachiopodenfazies des Mittellias wurde schon ein-
sehend beschrieben, ich erinnere hier unter anderem an meine aus-
führliche Darstellung in meiner im Jahrb. d. k.k. geol. R.-A. 1910, Bd. 60,
Heft 3, erschienenen größeren stratigraphischen Arbeit; ich kann mich
daher hier mit diesem einfachen Hinweis begnügen.
Neuerdings ist es nun gelungen, die Zone des Amaltheus spinatus,
das heißt also die oberste Zone des Mittellias durch Feststellung ihres
Zonenfossils selbst auszuscheiden.
Es handelt sich hierbei um dünngeschichtete, hellgelbe oder
gelbgraue Kalke, auf deren Schichtflächen sich zusammengedrückte
Exemplare des Amaltheus spinatus Brug. erkennen lassen, und zwar
fanden sich diese Bildungen bis jetzt an einigen Aufschlüssen des
akarnanischen Festlandes (Xeromeros) und der Insel Korfu.
In Akarnanien habe ich die Kalke mit Amaltheus spinatus in
einem vom Gipfel des Hypsili Koryphi bis zum Paß zwischen Varnakas
und Komboti gezogenen Profil festgestellt. (Siehe Profil.)
1. Die Gipfelpyramide des Hypsili Koryphi, die den höchsten
Punkt (1591 m) des westlichen Akarnaniens darstellt, besteht aus
weißen, dickgebankten Kalken, die von Gyroporellen durchsetzt sind.
!) Exkl. Kythera.
2) Die mittelliassischen Vorkommen in Inner-Epirus wurden von A. Phi-
lippson in der Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. 1894, Bd. 46, pag. 116 beschrieben
1911 Bericht vom 31. Juli. Carl Renz. 233
Diese Kalke gehören der obertriadischen Kalkentwicklung der Ionischen
Zone an, die ich in meinen früheren Publikationen kurzweg als „Dach-
steinkalke“ bezeichnet habe.
Mit der Bezeichnung „Dachsteinkalk“ will ich lediglich auf die
fazielle Ähnlichkeit dieser obertriadischen Kalkentwickluug Griechen-
lands und der Ostalpen anspielen und damit keineswegs zum Aus-
druck bringen, daß sich die beiden Bildungen nun auch in strati-
graphischer Hinsicht gerade decken müssen.
Die hellen obertriadischen Kalkmassen der Ionischen Zone
werden wohl im Gegenteil höher, und zwar bis zum mittleren Lias
hinaufreichen, wie ich ebenfalls schon verschiedentlich hervorhob.
Unter dem Oberlias, beziehungsweise oberen Mittellias der Apenninen
lagern zum Teil ähnliche Kalkmassen. An manchen Punkten. führt
»
NS Ayustl Korypalib
elle, Joch
artakas und Komboti
Normalprofil vom Hypsili Koryphigipfel bis zum Paß zwischen Varnakas und
Komboti.
4 x Ischiomata.
diese obertriadische Kalkentwicklung des Ionischen Faziesgebietes auch
Megalodonten oder Korallen. Genauer gefaßt könnte man also bei den
weitverbreiteten Gyroporellenkalken von der Gyroporellenfazies der
griechischen Dachsteinkalke sprechen.
Bei den Gyroporellen handelt es sich in der Hauptsache wohl
um Gyroporella vesiculifer« Gümb. und Gyroporella aequalis Gümbel.
Die Erhaltung in dem meist schon etwas kristallin gewordenen Kalk
läßt die feineren Details der Struktur nicht mehr oder nur undeut-
lich hervortreten.
2. Petrographisch gleiche Kalke setzen dann den ganzen steilen
Südhang des Hypsili Korypbi zusammen bis kurz vor der Einkerbung
des Sella-Joches, dessen Entstehung auf die leichtere Erodierbarkeit
der dort anstehenden weicheren Bildungen zurückzuführen ist.
Einzelne kleine Partien bestehen lediglich aus weißen Posidonien-
schalen. Die nicht herauszulösenden Schalen gehören ihrem Niveau
entsprechend voraussichtlich zu Posidonia Janus Menegh.
37*
934 Verhandlungen, Nr. 10
3. Die weißen Kalkbänke nehmen nach oben hin zunächst etwas
gelblichen, in Knollen abgesonderten Hornstein auf.
An der oberen Grenze werden die Kalke selbst gelblicb und
zeigen eine etwas brecciöse Struktur.
4. Darüber folgen gelbliche Kalkschiefer und graugelbe, dünne,
etwas tonhaltige Kalkplatten. Nach oben hin schließen die mit den
gelben Kalkschiefern wechselnden hellgrauen, plattigen Kalke auch
dunkelgraue Hornsteinnieren ein. Die Kalkplatten und Kalkschiefer
enthalten zusammengepreßte Ammoniten und auf ihrer Oberfläche auch
Ammonitenabdrücke. Die Art der Erhaltung ist ja nun einer Bestimmung
der Fossilien keineswegs günstig. Die besten meiner Proben konnten
jedoch, und zwar mit hinreichender Sicherheit, mit Amaltheus spinatus
Brug. identifiziert werden. Ich kann für diese Bestimmung, abgesehen
davon, daß auch die Lagerungsverhältnisse damit im Einklang stehen,
um so mehr eintreten, als mir von Portugal ein genau gleich erhaltenes
selbstgesammeltes Vergleichsmaterial vorliegt.
Die Handstücke aus dem griechischen und portugiesischen obersten
Mittellias sind sich zum Verwechseln ähnlich. Amaltheus spinatus
Brug. bezeichnet, wie gesagt, die oberste Zone des mittleren Lias.
Er wird auch von Meneghini aus dem Medolo Italiens beschrieben.
5. Zwischen diese Schiefer schalten sich dann beim Joch Sella
selbst auch schwarze Hornsteinbänkchen ein. Die gelben Schiefer-
zwischenlagen werden hier auch tonig. Die durch Wechsellagerung
verbundenen Schiefer und Hornsteinschichten nehmen außerdem etwas
dickere kalkige Lagen auf.
Die vorwiegenden schwarzen, meist geschieferten, etwas Ton und
Kalk enthaltenden Kiesellagen verwittern gelb. Die Kiesellagen werden
teilweise auch durch schiefrige Tonschichten voneinander getrennt.
Sämtliche Fazieselemente enthalten in reichlicher Menge die
kleine und charakteristische Posidonia Bronni Voltz. Die unter 5 ver-
einigten Posidonien führenden Bildungen gehören also bereits dem
Oberlias an.
Die geringere Härte dieser oberliassischen Sedimente gab, wie
gesagt, die Veranlassung zur Einkerbung des Sella-Joches. Das Ein-
fallen der Schichten ist im Durchschnitt nach Südosten gerichtet.
Der Umfang der Schichtenfolge von 4—5 beträgt schätzungsweise 30 m.
6. Weiter aufwärts wiegen die grauen, dickeren Kalklagen vor,
dazwischen finden sich jedoch ebenfalls Einschaltungen von schwarzen
und grauen Hornsteinlagen. Nach oben zu gewinnen die Hornstein-
lagen die Oberhand, um in den in der Ionischen Zone so weitver-
breiteten Posidonien führenden Hornsteinplattenkomplex des obersten
Bajocien und Bathonien überzugehen. Von der Obergrenze von 5 ab
bis zum Einsetzen des eigentlichen Hornsteinplattenkomplexes beträgt
die Mächtigkeit etwa 30 m.
Die Hornsteinlagen sind meist grau gefärbt, sie verwittern zu
einem gelben, splittrigen Gesteinsgrus.
Die Hornsteinplatten sind auch hier mit den üblichen platt-
gedrückten Posidonien bedeckt. Man kann verschiedene Typen unter-
scheiden; es liegen im wesentlichen die Spezies Posidonia alpina Gras.,
wie sie Gemmellaro aus Sizilien abbildet, und die feiner gestreiften
1911 Bericht vom 31. Juli. Carl Renz. 235
Schalen der Posidonia Buchi Roemer vor. Daneben wurden auch die
recht vielgestaltigen Formen der Pos/’donia ornata Quenst. und bisweilen
die länglichen Umrisse der Posidonia Parkinsoni Quenstedt beobachtet.
Es fragt sich nur, ob Posidonia ornata nicht besser noch in den
Variationskreis der Posidonia alpina mit einzubeziehen wäre.
Zwischen den Posidonien ist öfters auch ein Aptychus oder Rhyn-
choteuthis eingestreut.
Die petrographische und faunistische Ausbildung bleibt sich
daher auch hier, wie überall im Ionischen Faziesgebiet, gleich.
Wie ich an zwei Aufschlüssen auf Korfu und in Epirus nach-
wies, beginnen die reinen Posidonien-Hornsteinplattenkomplexe dort
über den Kalken mit Siephanoceras Humphriesianum, also mit der Zone
der Parkinsonia Parlinsoni,. Es ist aber leicht möglich, daß die Unter-
grenze dieser Hornsteinplattenentwicklung in dem weiten geographi-
schen Verbreitungsgebiet dieser Bildungen etwas oszilliert, das heißt,
daß ihr Beginn in vertikaler Richtung je etwas später oder früher
einsetzt.
In Akarnanien wurde in petrographisch gleichen Hornsteinen und
zwar im Osten des Dorfes Zavista, auch eine Lage angetroffen, die
vollständig aus verkieselten Aptychen zusammengesetzt ist. Man unter-
scheidet vorzugsweise die Typen der A. lamellosi und lati.
In Anbetracht dessen, daß man die Hornsteinplattenfazies wohl
mit Recht als Tiefseebildung ansprechen darf, könnte sie natürlich
auch bei einer verhältnismäßig geringen Mächtigkeit!) doch einen
beträchtlichen stratigraphischen Umfang einnehmen und also auch noch
Anteile des Malms in sich vereinigen °).
In unserem Profil geht die reine Hornsteinplattenentwicklung
nach oben zu, wie überall in der Ionischen Zone, durch Aufnahme
von eingeschalteten hellen Plattenkalken, Kalkschiefern und tonigen
Schiefern (beziehungsweise schiefrigen Tonschichten) in einen Komplex
dieser Fazieselemente über, indem die einzelnen Glieder in reger Auf-
einanderfolge abwechseln (8).
Bisweilen, wie im vorliegenden Profil bei der Lokalität ISchiomata,
herrschen auch die Hornsteine wieder etwas vor (8a). Wir bezeichneten
diese Bildungen der Kürze wegen nach einem charakteristischen Vor-
kommen auf Korfu mit dem zusammenfassenden Namen „Vigläskalke“.
Diese Bildungen sind recht fossilarm; nur selten begegnet man
einmal einem Ammonitenabdruck: etwas häufiger trifft man Halobien-
ähnliche Zweischaler (Aulacomyella problematica Furlani). Verhältnis-
mäßig häufig treten Aptychen auf, wie Aptychus lamellosus Park.,
Aptychus punctatus Voltz, Aptychus Beyrichi Oppel, Aptychus latus
Oppel, Aptychus laevis Quenst., Aptychus obliquus Quenst. u. a.
Es handelt sich demnach auch hier um Jie für den Malm der
Alpen bezeichnende Aptychenfazies. Die Zonengliederung ist daher
hier noch im Rückstand ; die Vigläskalk-intwicklung reicht aber jeden-
!) Die reine Hornsteinplattenentwicklung dürfte im Durchschnitt 30—40 m
mächtig sein.
2) Ich ziehe die Dogger-Malmgrenze zwischen der Bathstufe und der Kello-
waystufe.
236 Verhandlungen. Nr. 10
falls noch in die Kreide hinauf. Darüber folgen die grauen Rudisten-
kalke (9) und die hellen, mehr plattigen Nummulitenkalke (10), die
am Paß zwischen Varnakas und Komboti vom Flysch (11) überlagert
werden.
Aus dem skizzierten Profil geht klar hervor, daB Lagerungs-
verhältnisse und paläontologischer Befund in erfreulichem Einklang
stehen und daß sich die Ergebnisse mit den Feststellungen in anderen
Juraterritorien zu einem übereinstimmenden Bilde vereinigen.
Die Kalke mit Amaltheus spinatus Brug. habe ich ferner noch
auf Korfu festgestellt, und zwar bei Strinilla.
Da sich, wie bereits erwähnt, die Oberliasentwicklung am Hypsili
Koryphi vollständig der des Kurkuli auf Korfu anschließt und hier an
der Basis der oberliassischen Posidonienschiefer ähnliche Kalke, wie
dort auftreten, so ist das Vorkommen des Amaltheus spinatus wohl auch
noch am Kurkuli und in der Liaszone Riliatika— Vasilika zu erwarten.
Bei Strinilla liegen nun die dünnschichtigen, hellgelblichen Kalke
mit Amaltheus spinatus unter den roten, tonigen Knollenkalken und
Mergeln, die das verbreitetste Sediment des Oberlias der Ionischen
Zone darstellen. ,
In Wirklichkeit liegen die mittelliassischen Bildungen in der
Liaszone Hochtal der Panagia-Kapelle—Strinilla—Betaliatal ete. über
dem Oberlias, da sie hier im Liegendschenkel einer nach Westen
liegenden Falte auftreten.
Die Feststellung der Kalke mit Amaltheus spinatus im konkor-
danten Liegenden der roten, tonigen Knollenkalke und Mergel des
ÖOberlias ist — abgesehen davon, daß derartige mittelliassische
Bildungen überhaupt zum erstenmal aus Griechenland bekannt werden
— auch insofern wichtig, als sie einen Anhaltspunkt zur Beurteilung
der petrographischen Beschaffenheit der roten Oberliasbildungen ab-
geben.
Mit ihrer knolligen Struktur erinnern die ammonitenreichen
roten, gelblichen, grauen oder auch gefleckten mergeligen Kalke des
Ionischen Oberlias äußerlich etwas an Geröllbreceien. Ich habe daher
in früheren Abhandlungen beiläufig bemerkt, daß in dem weiten geo-
graphischen Verbreitungsgebiet des griechischen Oberlias das Auf-
treten dieser Formation da und dort mit kleineren Transgressionen
oder transgressiven Erscheinungen ohne Diskordanz verbunden sein
könnte. An den genauer untersuchten Profilen war dies jedoch nicht
der Fall.
Nach der Feststellung der Kalke mit Amaltheus spinatus im kon-
kordanten Liegenden der roten konkretionären Oberliasbildungen muB
der Gedanke an eine Transgression erst recht ausgeschaltet werden.
Die knolligen Schichten des Oberlias ruhen ferner, zum Beispiel
im Paläospitaprofil auf Korfu, unmittelbar den schwarzen Posidonien-
schiefern auf, sie beginnen hier also etwas später.
Die schwarzen Posidonienschiefer und Posidonienhornsteine können
auch sonst auf Korfu, in Epirus und in Akarnanien vollständig oder
zum Teil an ihre Stelle rücken.
Die Ammoniten des griechischen Oberlias sind durchweg als
zum Teil korrodierte Steinkerne erhalten; unter den Tausenden von
1911 Bericht vom 31. Juli, Carl Renz. 237
Stücken, die ich in Händen gehabt, befindet sich kein einziges Schalen-
exemplar. Den Ammoniten ist zuweilen auch ein Brachiopode mit
meist etwas einseitig korrodierter Schale beigemengt.
Mehrfach wurden auch Ammoniten mit Aptychus aus dem Innern
der Knollenkalke herausgeschlagen; der Aptychus war tadellos er-
halten, die Oberfläche des Ammoniten total korrodiert.
Auch nach der Art der Erhaltung der sie einschließenden Fossilien
glaube ich daher die knolligen Kalke des griechischen Oberlias noch
am ersten mit faziell ähnlichen Kalken des Paläozoikums (Kramenzel-
kalke des rheinischen Devons) und des Mesozoikums (zum Beispiel
des Ammonitico rosso) vergleichen zu dürfen.
Früher hatte man jene Knollenkalke als eine in der Strandzone
entstandene Geröllbildung aufgefaßt.
Heute führt man diese eigenartige Faziesbeschaffenheit auf die
Auflösung der niedersinkenden Kalkschalen der Fossilien, beziehungs-
weise deren kalkigen Füllmasse durch das kohlensäurehaltige Wasser
der größeren Meerestiefen zurück. Die Kalkknollen der konkretionären
Schichten dürften daher mehr oder minder stark korrodierte Reste
verkalkter Ammoniten und sonstiger Fossilien darstellen.
Soweit die Kalkschalen bereits ganz oder teilweise durch ein
nichtkalkiges Sediment, also in der Regel durch tonige Substanzen,
bedeckt oder eingehüllt waren, blieben sie von dem chemischen Auf-
lösungsprozeß verschont.
Die dünnen, aus reinem Kalk bestehenden Gehäuse der Ammo-
niten wurden dementsprechend auch rascher zerstört, als die stärkeren
und widerstandsfähigeren Brachiopodenschalen; in vorliegendem Falle
sind die Ammonitenschalen sämtlich gelöst worden.
Bei den Bildungen des unteren Doggers kehrt dieselbe Er-
scheinung wieder. Die Annahme ihrer Entstehung in einer tieferen
Meeresregion ist auch infolge ihrer Zwischenlagerung zwischen Horn-
steinplatten gerechtfertigt. In nur ganz geringer Höhendifferenz folgen
über jenen konkretionären Bildungen die Posidonienhornsteinplatten
des oberen Doggers, die ja wohl der Tiefenzone des Radiolarien-
schlammes entsprechen dürften.
In der Argolis habe ich gleichfalls den Oberlias nachgewiesen,
der sich hier in fazieller, wie in faunistischer Hinsicht vollkommen dem
ÖOberlias der Ionischen Zone anschließt. Es dürfte demnach auch
hier noch die Auffindung von paläontologisch fixiertem Mittellias zu
gewärtigen sein. Ebenso zeigt auch die Obertrias- Entwicklung (weiße
Megalodonten und Korallen führende Kalke) der Argolis und der
Ionischen Zone viele übereinstimmende Züge.
Ergänzend sei noch bemerkt, daß sich in den oberliassischen
Schiefern auch öfters Lagen mit kleinen, glatten, ziemlich kugeligen
Zweischalern finden, so in dem Profil am Südhang des Hypsili Koryphi,
bei Mixafendi und südöstlich Vustri, dann aber auch an den Auf-
schlüssen der Insel Korfu (am Kurkuli, in den Liaszonen von Sinies,
Perithia und Riliatika etc.).
Diese Lagen treten, soweit ich bis jetzt erkennen konnte, be-
sonders in den höheren Partien der oberliassischen Posidonienschichten
238 Verhandlungen. Nr. 10
auf, sie kommen übrigens auch in den roten tonigen Kalken des
Oberlias vor.
Ich habe hierbei anfangs an Nuculata oder aber auch an
Jugendformen von Astarte gedacht, da ja in den gleichen Schichten
auch Astarten auftreten könnten.
Ohne Kenntnis des Schlosses und inneren Schalenrandes ist
eine Unterscheidung der Posidonia Bronni von gewissen, sehr ähnlich
berippten Astarten sehr erschwert. Dies trifft namentlich für die in
den kalkreicheren und kieseligen Lagen erhaltenen, konzentrisch ge-
rippten Schalen zu.
Nach neuerem, besser erhaltenem Material aus Korfu nehme
ich heute an, daß es sich bei den besagten kleinen Bivalven um
Jugendexemplare der Fseudomonotis substriata Münster handeln
dürfte,
Handstücke mit dieser gleichfalls gesellig lebenden Art aus
Franken, die im Breslauer Museum liegen, zeigen wenigstens eine
große Übereinstimmung.
In Anbetracht der Kleinheit der aus Griechenland mitgebrachten
Formen und des Fehlens von größeren längsgerippten Schalen der
Pseudomonotis substriata ist eine solche Bestimmung naturgemäß
immer mehr dem subjektiven Empfinden des Beschauers anheim-
gestellt.
Eine Anderung in der Altersbestimmung wird hierdurch nicht
hervorgerufen.
Diese kleinen Zweischaler kommen, ebenso wie Posidonia Bronni,
auf Korfu, in Epirus und in Akarnanien in zahlreichen Gesteins-
varietäten vor, nämlich in. gelben oder grauen, meist etwas kalk-
haltigen Tonschiefern, in schwarzen Schiefern und Schiefertonen und
schwarzen kalkhaltigen Schiefern, in Bänken von dunklem bis grauem
Mergelkalk oder in dünnschichtigen hellgrauen und gelblichen Kalk-
lagen, vor allem aber auch in schwarzen, braun, grau bis gelb ver-
witternden dünnen Hornsteinschichten. Die Kiesellagen können auch
etwas Kalk und Ton enthalten und eine schieferige Struktur an-
nehmen.
Öfters, so bei Muzina in Epirus, wurde auch ein gelbes, leichtes,
poröses Posidonien führendes Kieselgestein (Posidonia Bronni) beob-
achtet, bei dem der Kalk ausgelaugt ist und das im Aussehen an
geschichtete Backsteinkalke erinnert.
Zum Schlusse seien noch einige Worte über die westgriechischen
Faltungen beigefügt.
Die Faltung der westgriechischen Gebirge und die Decken-
bildung fand in der Zeit zwischen den letzten Absätzen des Flysches
und den ältesten Niederschlägen des hellenischen Miocäns statt, also
wohl im Oligocän. Die Schubmassen könnten nun bereits schon in
jener Zeit mit ihrer Unterlage weitergefaltet worden sein. Anderseits
machen sich jedoch in einigen Gebieten Westgriechenlands auch
Anzeichen einer pliocänen Faltung geltend.
1911 Bericht vom 31. Juli. Dr. G. Linck. 339
Literaturnotizen.
Dr. G.Linck. Fortschritte der Mineralogie, Kristal-
lographie und Petrographie. Herausgegeben im Auftrage der
Deutschen Mineralogischen Gesellschaft. I. Band mit 53 Abbildungen.
290 Seiten. Gustav Fischer, Jena 1911.
Das Niveau populärer Schriften bedeutend überragend, sind die vorliegenden
„Fortschritte“ „den weiteren Kreisen“ bestimmt. Dessenungeachtet, beziehungs-
weise eben deshalb dürften wir jedoch kaum fehlgehen, falls wir annehmen, daß
auch der Fachmann gar nicht selten danach greifen wird. Letzteres namentlich
dann, wenn er sich über ein Nachbargebiet seines Spezialfaches wird rasch
orientieren wollen. Dabei werden ihm besonders wertvolle Dienste die Literatur-
zusammenstellungen leisten, die den meisten Abschnitten beigegeben sind und die
ihn, wenn schon nicht erschöpfend orientieren, doch in der jedesmal gewünschten
Richtung weiter leiten werden, um zu einem klaren Bilde des jeweiligen Standes
des ins Auge gefaßten Spezialfaches zu gelangen.
Daß man über die nachstehend zu erwähnenden Referate an dieser Stelle
nicht Einzelheiten vorzubringen in der Lage ist, kann als Selbstverständlichkeit
vorausgesetzt werden, falls man den Reichtum des Dargebotenen überblickt. Dem
Berichte über die Hauptversammlung des Vereines in Königsberg i. Pr. 1910 folgt
zuerst R. Brauns Referat: „Die Vorschriften der Prüfungsordnungen für Mine-
ralogie mit Geologie, Chemie und verwandte Fächer und die Vorschläge der Unter-
richtskommission‘. Daran schließen sich die streng wissenschaftlichen Berichte,
und zwar:
1. H. Baumhauer, „@eometrische Kristallographie. Über das Gesetz von
der Komplikation und die Entwicklung der Kristallflächen in flächenreichen Zonen“
(pag. 21-37); N
2. 0: Mügge, „Über die Zwillingsbildung der Kristalle“ (pag. 38-67);
3. F. Becke, „Über die Ausbildung der Zwillingskristalle* (pag. 68—85);
4. A. Ritzel, „Die Kristallisations- und Auflösungsgeschwindigkeit“ (pag.
86— 98) ;
5. R. Marc, „Die Phasenregel und ihre Anwendung auf mineralogische
Fragen“ (pag. 99—128);
6. K. Brauns, „Die Ursachen der Färbung dilut gefärbter Mineralien und
der Einfluß von Radiumstrahlen auf die Färbung“ (pag. 129—140);
7. A. Bergeat, „Die genetische Deutung der nord- und mittelschwedischen
Eisenerzlagerstätten in der Literatur der letzten Jahre“ (pag. 141—158);
8. A. Schwantke, „Neue Mineralien“ (pag. 159— 180);
9. F. Rinne, „Salzpetrographbie und Metallographie im Dienste der Eruptiv-
gesteinskunde“ (pag. 181—220);
10. F. Becke, „Fortschritte auf dem Gebiete der Metamorphose“ (pag.
1l. F. Berwerth, „Fortschritte in der Meteoritenkunde seit 1900° (pag.
257— 284);
Das Schlußkapitel, aus der Feder H. E. Boekes, ist gewidmet dem ver-
storbenen Chemiker J. H. van ’t Hoff. Es enthält eine Würdigung seiner Be-
deutung für Mineralogie und Geologie (pag. 285—290).
(Dr. K. Hinterlechner.)
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 10. Verhandlungen. 38
Einsendungen für die Bibliothek.
Zusammengestellt von Dr. A. Matosch.
Einzelwerke und Separatabdrücke.
Eingelaufen vom 1. April bis Ende Juni 1911.
Allen, E. T. & J. K. Clement. Die
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aus: Zeitschrift für anorganische
Chemie. Bd. LXVIII. 1910.) Hamburg
und Leipzig, L. Voss, 1910. 8°. 21 S.
(317—337) mit 5 Textfig. Gesch.
r (17020. 8°. Lab.)
Allen, E. T. & J. Johnston. Die genaue
Bestimmung von Schwefel in Pyrit
und Markasit. (Separat. aus: Zeit-
schrift für anorganische Chemie. Bd.
XLVIII. 1910.) Hamburg und Leipzig,
L. Voss, 1910. 8°. 20. S. (102—121).
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Bd. II. 1909. Hft. 1.) Wien, F. Deuticke,
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de la Bohöme. Partie I. Recherches
paleontologiques, Continuation e&ditee
par le Musee Bohä@me. Vol. IV.
Gasteropodes par J. Perner.
Tom. III. Texte et Planches 176—247.
Prag, typ. Ch. Bellmann Soe., 1911.
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3 Textfig. Gesch. d. Autors.
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Th. Steinkopff, 1911. 8°. Kauf.
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IeBrochazka, 1911. 8%°57°8S. mit
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Geisenheimer. Ein weiterer Beitrag zur
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4°. 58. (173—177) mit 2 Textfig u.
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(Separat. aus: Verhandlungen der k.k.
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Wien, A. Hölder, 1886. 8°. 8 S.
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Vide: Stille, H. (2967. 4°.)
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Übertragung aus dem im Mai 1910
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8°. 110 8. (279-386) mit 5 Taf.
(XU—XVI]). Gesch. d. Autors.
(16436, 8°.)
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und seine Ränder. (In: Jahresbericht
der Staats-Oberrealschule zu Klagen-
furt. XXV. 1882.) Klagenfurt, typ.
J. R. Bertschinger, 1882. 8°. 46 S. mit
1 geolog. Kartenskizze. Gesch.
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sellschaft in Wien, am 22. März 1908.
(Aus: Mitteilungen der Geolog. Ge-
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F. Deuticke, 1908. 8°. 8 S. (151—158).
(16438. 8°.)
38*
242
Heim, Arnold. [Geologische Charakter-
bilder, hrsg. v. H. Stille. Hft.6.] Nord-
west-Grönlands Gneisgebirge. Berlin
1911. 4°. Vide: Stille, IH. (2967. 4°.)
Heim, Arnold. [Geologische Charakter-
bilder, hrsg. v. H. Stille. Hft. 7.]
West-Grönlands Basalt- und Sedi-
mentgebirge. Berlin, 1911. 4°. Vide:
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stiania, typ. Grundahl & Sohn, 1910.)
8°. 26 S. Gesch. d. Autors.
(16439. 8°.)
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gischen Gesellschaft am 6. Feber 1911.
(Separat. aus: Mitteilungen aus der
Höhlenforschungskommission der Un-
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Hft. 1.) Budapest 1911. 8°. 9 S. (212—
920). Gesch. d. Autors. (16440. 8°.)
Hilber, V. Das Alter der steirischen
Braunkoblen. (Separat. aus: Mitteilun-
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Hintze, C. Handbuch der Mineralogie.
Bd. I. Lfg. 14. Leipzie, Veit & Co.,
1911. 8°. Kauf. (10798. 8°. Lab.)
Hlawatsch, C. Über den Stolzit und ein
neues Mineral „Raspit“ von Broken-
hill. (Separat. aus: Annalen des k. k.
naturhistorischen Hofmuseums. Bd.XIl.
Hft. 1) Wien, A. Hölder, 1897. 8°,
9 S. (833—41) mit 2 Textfig. u. 1 Taf.
Tausch. (16442. 8°.)
Hoernes, R. Pereiraia Gervaisii Vez.
von Ivandol bei St. Bartelmae in Unter-
krain. (Separat. aus: Annalen des k. k.
naturhistorischen Hofmuseums. Bd. X.
Hft. 1.) Wien, A. Hölder, 1895. 8°.
16 S. mit 2 Textfig. u.2 Taf. Tausch.
(16443. 8°.)
Hoernes, R. Altere und neuere An-
sichten über Verlegungen der Erd-
achse. Vortrag, gehalten in der Ver-
sammlung vom 2. Mai 1908. (Aus:
Mitteilungen der Geologischen Gesell-
schaft in Wien. Bd. I. 1908. Hft. 3.)
Wien, F. Deuticke, 1908. 8°. 44 S.
(159— 202). Gesch. (16444. 8°.)
Hotz, W. Die Magnetiterzlagerstätten
von Vaspatak im Komitat Hunyad,
Ungarn. (Aus: Mitteilungen der Geo-
logischen Gesellschaft in Wien. Bd. ll.
1909. Hft. 1.) Wien, F. Deuticke, 1909.
8°. 56 S. (25—80) mit 9 Textfig. und
2 Taf. Gesch. (16445, 8°.)
Verhandlungen.
Nr. 10
Hussak, E. Mineralogische- Notizen aus
Brasilien: Über einen neuen Chondrit-
fall, nahe Überaba in Minas-Geraes;
über Nephrit von Baytinga in Bahia
und über Hamlinit aus diamant-
fübrenden Sanden von Diamantina,
Minas-Geraes. (Separat. aus: Annalen
desk.k.naturhistorischen Hofmuseums.
Bd. XIX.) Wien, A. Hölder, 1904. 8°,
11 S. (85—95). Tausch. (16446. 8°.)
Iron ore Resources of the world. An
inguiry made upon the initiative of
the Executive Committee of the XI.
International Geological Congress,
Stockholm 1910, with the assistance
of Geological Surveys and Mining
Geoloeists of different countries, edited
by the General Secretary of the
Congress [J. G. Andersson]. Text.
Stockholm, typ. Centraltryckeriet
[1910]. 4°. 2 Vol. [LXXIX— 1068 S.]
mit 142 Texıfig, u. 22 Taf. Gesch. d.
k. k. Arbeitsministeriums. (2965. 4°.)
Iron ore Resources of the world...
Atlas. Stockholm, Generalstabeus
Litografiska Anstalt [1910]. 2°. 43 Taf.
Gesch. d. k. k. Arbeitsministeriums.
(164. 2°.)
Jannasch, P. Praktischer Leitfaden der
Gewichtsanalyse. 2., vermehrte und
verbesserte Auflage. Leipzig, Veit &Co.,
1904. 8°. XVI—450 8. mit 59 Textfig.
Kauf. (17017. 8°. Lab.)
Johnston, J. Die genaue Bestimmung
von Schwefel in Pyrit und Markasit.
Hamburg u. Leipzig 1910. 8°. Vide:
Allen, E T. & J. Johnston.
(17021. 8°.)
Kilian, W. & P. Reboul. [Geologische
Charakterbilder, hrsg. v.H.Stille. Hft.
4.] Morphologie des Alpes frangaises.
Fasc. I. Chaines subalpines. Berlin
1910. 4°. Vide: Stille, H. (2967. 4°.)
Klinekowstroem, €. Graf v. Biblio-
graphie der Wünschelrute. Mit einer
Einleitung von E. Aigner: Der
gegenwärtige Stand der Wünschel-
ruten-Forschung. München, V. Schön-
huth Nachf., 1911. 8°. 146 S. Gesch.
d. Verlegers. (16447. 8°.)
Kober, L. Vorläufiger Bericht über eine
geologische Exkursion in den nörd-
lichen Taurus. (Separat. aus: Anzeiger
der kais. Akademie der Wissen-
schaften ; math.-naturw. Klasse. Jahrg.
XLVIH. 1910. Nr. 20.) Wien, typ.
Staatsdruckerei,1910.8°%.28. (369-370).
Gesch. d. Autors. (16448. 8°.)
1911
Kober, L. Bericht über eine geologische
Reise in Mittelsyrien und im nörd-
lichen Taurus. (Separat. aus: Mit-
teilungen der Geologischen Gesellschaft
in Wien. Bd. III. 1910. Hft. 4.) Wien,
F. Deuticke, 1910. 8°. 3 S. (500-502).
Gesch. d. Autors. (16449. 8°.)
Kober, L. Untersuchungen über den
Aufbau der Voralpen am Rande des
Wiener Beckens. (Separat. aus: Mit-
teilungen der Geologischen Gesellschaft
in Wien. Bd. 1V. Hft. 1. 1911.) Wien,
F. Deuticke, 1911. 8°. 54 S. (63—116)
mit 4 Taf. (II-V). Gesch. d. Autors.
(16450. 8°.)
Kober, L.Vorbericht über die Forschungs-
reise in dem nördlichen Hedschas. (Se-
parat. aus: Anzeiger der kais. Aka-
demie der Wissenschaften; math.-
naturw. Klasse. Jahrg. XLVIII. 1911.
Nr. 13.) Wien, typ. Staatsdruckerei,
1911. 8°. 4 S. Gesch. d. Autors.
ni (16451. 8°.)
Koerber, F. Uber das Meteor vom
15. Oktober 1859. Separat. aus: An-
nalen des k, k. naturhistorischen Hof-
museums. Bd. V.) Wien, A. Hölder,
1890. 8°. 16 S. (463— 478). Tausch.
{ (17027. 8°. Lab.)
Köchlin, R. Über ein neues Euklas-
Vorkommen aus den österreichischen
Tauern. (Separat. aus: Annalen des
k. k. naturbistorischen Hofmuseunns.
Bd. I.) Wien, A. Hölder, 1886. 8°.
12 S. (237—248) mit 1 Taf. (XXI).
Tausch. f } (16452. 8°.)
Köchlin, R. Uber Phosgenit und ein
mutmaßlich neues Mineral vom Laurion.
(Separat. aus: Annalen des k. k. natur-
historischen Hofmuseums. Bd. II.)
Wien, A. Hölder, 1837. 8°. 6 S. (185 —
190) mit 3 Textfig. Tausch. (16453. 3°.)
Köchlin, R.Über Simonyit- und Glauberit-
krystalle von Hallstatt. (Separat. aus:
Annalen des k. k. naturhistorischen
Hofmuseums. Bd. XV. Hft. 1.) Wien,
A. Hölder, 1900. 8°. 8 S. (103-110)
mit 1 Taf. (V). Tausch. (16454, 8°.)
Köchlin, R. Über Glauberit vom Dürn-
berge bei Hallein. (Separat. aus:
Annalen des k. k. naturbistorischen
Hoftmuseums. Bd. XV. Hft. 2.) Wien,
A. Hölder, 1900. 8°. 4 S. (149-152)
mit 1 Textfig. Tausch. (16455. 8°.)
Koechlin, R. Mineralogisches Taschen-
buch der Wiener mineralogischen Ge-
sellschaft 1911. Redigiert von A. R.
v. Loehr, unter Mitwirkung von
F. Becke, R. Koechlin, ©. Rotky.
Wien, 1911. 8°. Vide: Mineralo-
gisches Taschenbuch.
(17018. 8°. Lab.)
Einsendungen für die Bibliothek.
243
Kossmat, F. Geologie des Idrianer
Quecksilberbergbaues. (Separat. aus:
Jahrbuch der k. k. geolog. Reichs-
anstalt. Bd. LXI. 1911. Hft. 2.) Wien,
Rt. Lechner, 1911. 8°. 45 S. (339 — 384)
mit 7 Textfig. u. 2 Taf. (XXVI—
XXVII. Gesch. d. Autors.
(16456. 8°.)
Larsen, E. S. Quarz als geologisches
Thermometer. Hamburg u. Leipzig,
1910 ass Side: Wrieht, EB) BR.
& E. S. Larsen. (17034. 8°. Lab.)
Linek, @. Über das Krystallgefüge des
Meteoreisens. (Separat. aus: Annalen
desk.k.naturhistorischen Hofmuseums.
Bd. VIII. Hft. 1.) Wien, A. Hölder,
1893. 8°. 5 S. (113—117) mit 1 Textfig.
Tausch. (17028. 8°. Lab.)
Linck, @. Der Meteorit (Chondrit) von
Meuselbach in Thüringen. (Separat.
aus: Annalen desk.k. naturhistorischen
Hofmuseums. Bd. XIII. Hft. 2—3).
Wien, A. Hölder, 1899. 8°. 12 S.
(103—114) mit 2 Taf. (IV —V). Tausch.
(17029. 8°. Lab.)
Lissner, A. Zur chemischen Charak-
teristik der Hangendgesteine von Braun-
und Steinkohlen. (Separat. aus: Oster-
reichische Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen. 1910. Nr. 41—46.) Wien,
Manz. 1911. 8. 55 S. Gesch. d.
Prof. E. Donath. (17030. 8°. Lab.)
Loehr, A.R. v. Mineralogisches Taschen-
buch der Wiener mineralogischen Ge-
sellschaft 1911. Redigiert unter Mit-
wirkung von F. Becke, R. Koechlin,
O. Rotky. Wien 1911. 8°. Vide: Mine-
ralogisches Taschenbuch.
(17018. 8°. Lab.)
Loukaschewitsch, J. Sur le mecanisme
de l’ecorce terrestre et l’origine des
continents. St. Petersbourg, Imprimerie
„Russo-Francgaise*. 1911. 8°. 61 S. mit
9 Textfig. Gesch. d. Autors.
(16457. 8°.)
Manson, M. The evolution of elimatas.
Revised enlarged and reprinted from
the American Geologist. Minneapolis,
Franklin Printing Company [s. a.] 8°.
86 S. mit 5 Textfig. u. 2 Taf. Gesch.
d. Dr. C. Schwippel. (16458. 8°.)
Mineralogisches Taschenbuch der
Wiener Mineralogischen Gesellschaft
1911. Redigiert von A. R. von Loehr
unter Mitwirkung der HerrenF.Becke,
R. Koechlin, O0. Rotky. Wien, typ.
F. Jasper, 1911. 8°. 192 S. mit 2 Porträts.
Gesch. d. Dr. W. Petrascheck.
(17018. 8°, Lab.)
244
Niedäwiedzki, J. Nowsze odsloniecia
2loza soli potasowych w Kaluszu.
(Separat. aus: „Kosmos“. XXXV.
1910.) [Neuere Aufschlüsse der Kali-
salzlagerstätte in Kalusz.] Lwöw, typ.
J. Zwigıkow, 1910. 8°. 4 $. (135—138).
Gesch. d. Autors. (16459, &°.)
Niedzwiedzki, J. O wieku warstw
wystepujacych na zachodnie) stronie
Przemysla. (Separat. aus: „IKosmos“.
XXXV. 1910.) [Sur l’age des couches
developpees A l’ouest de la ville de
Przemysl.] Lwöw, typ. J. Zwiazkow,
1910. 8°. 5 S. (737—791). Gesch. d.
Autors. (16460. 8°.)
Niedzwiedzki, J. Zur Kenntnis der
jüngeren Tertiärbildungen in der nörd-
lichen Bukowina. (Separat. aus: Bul-
letin de l’Academie des sciences de
Cracovie. Ser. A. Sciences math6-
matiques. 1910.) Cracovie, Imprimerie
de l’Universite, 1911. 8°. 13 S. (609—
621.) Gesch. d. Autors. (16461. 8°.)
Niessl, 6. v. Über das Meteor vom
22. April 1888. (Separat. aus: Annalen
desk.k.naturhistorischen Hofmuseums.
Bd. IV.) Wien, A. Hölder, 1889. 8°.
26 8. (61—86). Tausch.
(17031. 8°. Lab.)
Nopesa, F. Baron. Weitere Beiträge
zur Geologie Nordalbaniens. (Separat.
aus: Mitteilungen der Geologischen
Gesellschaft in Wien. Bd. 1. 1908.
Hft. 1—2). Wien, F. Deuticke, 1908.
8°. 838. (103-110) mit 2 Taf. (II—II]).
Gesch. (16462. 8°)
Nopesa, F. Baron. Zur Stratigraphie
und Tektonik des Vilajets Skutari in
Nordalbanien. (Separat. aus: Jahrbuch
der k. k. geolog. Reichsanstalt. Bd. LXT.
1911. Hft. 2.) Wien, R. Lechner, 1911.
8°. 56 8. (229—284) mit 7 Textäig..
1 Übersichtskarte und 12 Taf. (XII—
XXIV). Gesch. d. Autors. (16463. 8°.)
Obermaier, H. Das geologische Alter
des Menschengeschlechtes. (Aus: Mit-
teillungen der Geologischen Gesell-
schaft in Wien. Bd. I. 1908. Hft. 3.)
Wien, F. Deuticke, 1908. 8°. 33 8
(290—322). Gesch. (16464. 8°.)
0’Harra, C. €. The badland formations
of the Black Hills region. [South
Dakota school of mines. Bulletin
Nr. 9.]| Rapid City, 1910. 8°. 152 S.
mit 20 Textfig. u. 50 Taf. Gesch. d.
Autors, (16420. 8°.)
Petrascheek, W. Beziehungen zwischen
Flötzfolge und Eigenschaften der
Kohle im Ostrau-Karwiner Reviere.
Verhandlungen.
Nr. 10
(In: Montanistische Rundschau. Jahrg.
III. Nr. 11. 1911.) Wien-Berlin, typ.
F. Jasper, 1911. 4°. 11 S. (482—492)
mit 3 Texıfig. Gesch. d. Autors.
(2969. 4°.)
Pfundstein, M. Bericht über die Ex-
kursion nach Zillingsdorf. Wien 1910.
8°. Vide: Vettere, H. Geologische
Exkursionen in der UmgebungWiens, II.
(16478. 8°.)
Philippi, E. [Geologische Charakter-
bilder, hrsg. v. H. Stille. Hft. 1.]
Eisberge und Inlandeis in der Ant-
arktis. Berlins 1910. 4°. Vide:
Stille, H. (2967. 4°.)
Rankin, 6. A. Die binären Systeme
von Tonerde und Kieselsäure, Kalk
und Magnesia. Hamburg u. Leipzig,
1910. 8°. Vide: Shepherd, E.S.&
G. A. Rankin. (17032. 8°. Lab.)
Rimann, E. Der geologische Bau des
Isergebirges und seines nördlichen
Vorlandes. (Separat. aus: Jahrbuch
der kgl. preuß. geolog. Landesanstalt
für 1910. Bd. XXXI. Teil I. Hft. 2.)
Berlin, typ. A. W. Schade, 1910. 8°.
52 S. (482-533) mit 1 Textfig. u. 1
geolog. Übersichtskarte (Taf. XX VIII).
Gesch. d. Autors. (16465. 8°.)
Rotky, 0. Mineralogisches Taschenbuch
der Wiener mineralogischen Gesell-
schaft 1911. Redigiert von A. R. v.
Loehr, unter Mitwirkung von F. Becke,
R. Koechliu, ©. Rotky. Wien 1911. 8°.
Vide:MineralogischesTaschen-
buch. (17018 8°, Lab.)
Rzehak, A. Die Foraminiferen des
kieseligen Kalkes von Nieder-Holla-
brunn und des Melettamergels der
Umgebung von Bruderndorf in Nieder-
österreich. (Separat. aus: Annalen
des k. k. naturhistorischen Hof-
museums. Ba. III.) Wien, A. Hölder,
1588. 8°. 14 S. (257—270) mit 1 Taf.
(XJ). Tausch. (16466. 8°.)
Rzehak, A. Das „Idol“ aus dem Brünner
Löss. (Separat. aus: Zeitschrift des
Deutschen Vereines für die Geschichte
Mährens und Schlesiens. Jahrg. XV.)
Brünn, typ. R. M. Rohrer, 1911. 8°.
11 S. (124--134) mit 1 Taf, Gesch.
d. Autors. (16467. 8°.)
Salomon, W. Die Adamellogruppe. Teil
II. Quartär ; Intrusivgesteine. (Separat.
aus: Abhandlungen der k. k. geolog.
Reichsanstalt. Bd. XXI. Hft. 2.) Wien,
R. Lechner, 1910. 4°. VI—169 S.
(435—603) mit 7 Textfig. u. 3 Taf.
(IX—X]). (2885. 4°.)
1911
Salopek, M. Über die Cephalopoden-
faunen der mittleren Trias in Süd-
dalmatien und Montenegro. (Separat.
aus: Abhandlungen der k. k. geolog.
teichsanstalt. Bd. XVI. Hft. 3.) Wien,
R. Lechner, 1911. 4%. 44 S. mit 4
Textfig. u. 3 Taf. (2970. 4°,)
Sars, 6. 0. An account of the Crustacea
of Norway. Vol. V. Copepoda Hapac-
ticoida.. Part. 31—32. Supplement
(continued). Bergen, A. Cammermeyer,
1911. 8°. 28 S. (369—396) mit 16 Taf.
(XI—XXVI). Gesch. d. Bergen Mu-
seum. (12047. 8°.)
Sawicki, L. R. v. Die jüngeren Krusten-
bewegungen in den Karpathen. (Aus:
Mitteilungen der Geologischen Gesell-
schaft in Wien. Bd. II. 1909. Hft. 1.)
Wien, F. Deuticke, 1909. 8°. 37 S.
(81—117). Gesch. (16468. 8°.)
Schafarzik, F. Detaillierte Mitteilungen
über die auf dem Gebiete des un-
garischen Reiches befindlichen Stein-
brücke. Vom Verfasser revidierte
Übertragung aus dem magyarischen
Original. Herausgegeben von der kgl.
ungarischen geologischenReichsanstalt.
Budapest, typ. Frauklin-Verein, 1909.
8%. 544 S. Gesch. d. ungar. geolog.
Reichsanstalt. (16421. 8°.)
Schaffer, F. Das Miocän von Eggen-
burg. Die Fauna der ersten Medi-
terranstufe des Wiener Beckens und
die geologischen Verhältnisse der Um-
gebung des Manhartsberges in Nieder-
österreich. (Separat. aus: Abhandlungen
der k. k. geolog. Reichsanstalt. Bd.
XXII. Hft. 1.) Wien, R. Lechner, 1910.
4°, 126 S. mit 12 Textfis. und 48 Taf.
(2966. 4°.)
Schiffner, € Uranmineralien in Sachsen.
Freiburg i. Sa., typ. H. Köhler, 1911.
8°. 20 S. mit 1 Taf. (II). Gesch. d.
Autors. (16469. 8°.)
Schläffer, R. Bericht über die Exkursion
auf den Bisamberg und nach Stetten.
Wien, 1910. 8°. Vide: Vetters, H.
Geologische Exkursionen in der Um-
gebung Wiens. I. (16478. 8°.)
Shepherd, E. Ss. & 6. A. Rankin. Die
binären Systeme von Tonerde mit
Kieselsäure, Kalk und Magnesia. (Se-
parat. aus: Zeitschrift für unorganische
Chemie. Bd. LXVIII. 1910.) Hamburg
u. Leipzig, L. Voss, 1910. 8°. 51 S.
(370—420) mit 7 Textfig. Gesch.
(17032. 8°. Lab.)
Simony, 0. Photographische Aufnahmen
auf den Canarischen Inseln. (Separat.
aus: Annalen desk.k.naturhistorischen
Einsendungen für die Bibliothek.
245
Hofmuseums. Bd. XVI. Hft. 1.) Wien,
A. Hölder, 1901. 8°. 27 S. (36--62).
Tausch. M (16470. 8°.)
Stelzner, A. W. Über die Isolierung
von Foraminiferen aus dem Badener
Tegel mit Hilfe von Jodidlösung. (Se-
parat. aus: Annalen des k. k. natur-
historischen Hofmuseums. Bd. V.)
Wien, A. Hölder, 1890. 8°. 5 S. (15—19).
Tausch. (16471. 8°.)
Stille, H. Geologische Charakterbilder,
Heft 1—7. Berlin, Gebr. Bornträger,
1910—1911. 4°. Tausch.
Enthält:
Hft. 1. Eisberge und Inlandeis in
der Antarktis; vouE. Philippi. Ibid.
1910. 6 Taf.
Hft. 2. Große erratische, Blöcke im
‚norddeutschen Flachlande; von F.
Wahnschaffe. Ibid. 1910. 6 Taf.
Hft. 3. Das Karstphänomen; von A.
Grund. Ibid. 1910. 6 Taf.
Hft 4. Morphologie des Alpes fran-
caises; par W. Kilianet PP. Reboul.
Fasc. 1. Chaines subalpines. Ibid. 1910.
7. Ta
Hft. 5. Morphologische Bilder von
der nördlichen Adria und von Istrien ;
von G. Götzinger. Ibid. 1911. 6 Taf.
Hit. 6. Nordwest-Grönlands Gneis-
gebirge; von Arn. Heim. Ibid. 1911.
6 Taf.
Hft. 7. West-Grönlands Basalt- und
Sedimentgebirge; von Arn. Heim. Ibid.
1911. 8 Taf. (2967. 4°.)
Stille, W. Das Aufsteigen des Salz-
gebirges. Vortrag, gehalten auf der
I. Kalihauptversammlung zu Halber-
stadt am 1. Oktober 1910. (Separat.
aus: Zeitschrift für praktische Geo-
Kot, dla IE En)
Berlin, J. Springer, 1911. 8°. 9 S.
(91—99) mit 5 Textfig. Gesch. d.
Autors. (16472. 8°.)
Stiny, J. Perm bei Campill, Gadertal.
(Separat. aus: Verhandlungen der k. k.
geolog. Reichsanstalt. 1910. Nr. 17—
18.) Wien, typ. Brüder Hollinek, 1910.
8°. 5 S. (385—389) mit 1 Textfig.
Gesch. d. Autors. (16473. 8°.)
Stiny, J. Die Talstufe von Mareit. (Se-
parat. aus: Mitteilungen der k. k. geo-
graphischen Gesellschaft in Wien.
Bd. LIV. Hft. 3.) Wien, R. Lechner,
1911. 8°. 13 8.(114—126) mit 3 Textfig.
Gesch. d. Autors. (16474. 8°.)
Trabert, W. Lehrbuch der kosmischen
Physik. Leipzig u. Berlin, B. G. Teub-
ner, 1911. 8%. X—662 S. mit 149
Textfig. u. 1 Tat. Kauf. (16422. 8°.)
246
Trauth, F. Zur Tektonik der subalpinen
Grestener Schichten Österreichs. (Se-
parat. aus: Mitteilungen der Geolo-
gischen Gesellschaft in Wien. Ba. I.
1908. Hft. 1—2.) Wien, F. Deuticke,
1908. 8%. 24 S. (112—134) mit 4 Taf.
(IV—VII). Gesch. (16475. 8°,)
Trener, 6. B. Über eine Fossilienfänd-
stelle in den Acanthicus- Schichten bei
Lavarone. Reisebericht. (Separat. aus:
Verhandlungen der k.k. geolog. Reichs-
anstalt. 1910. Nr. 17—18.) Wien, typ.
Brüder Hollinek, 1910. 8°, 4 S. (399
—401) mit 1 Taf. Gesch. d. Autors,
(16476. 8°.)
Uhlig, V. Die karpathische Sandstein-
zone und ihr Verhältnis zum sudeti-
schen Karbongebiet. (Separat. aus:
Mitteilungen der Geologischen Gesell-
schaft in Wien. Bd. I. 1908. IIft. 1—2.)
Wien, F. Deuticke, 1908. 8°. 35 8.
(36—70) mit 1 Taf. Gesch.
(16477. 8°.)
Veiters, H. Geologische Exkursionen
in der Umgebung Wiens. [Unter seiner
Führung veranstaltet vom Geologie-
Kurs des „Volksheim“]:
I. Exkursion auf den Bisamberg
und nach Stetten. Bericht von R.
Schläffer. (Separat. aus: Zeitschrift
für Schul-Geographie. Jahrg. XXXII.
Hit. 7.) Wien, A. Hölder, 1910. 8°.
7 8. (173—179) mit 2 Textfig. Gesch.
d. Autors.
II. Exkursion nach Zillingsdorf.
Bericht von M. Pfundstein. (Se-
parat. aus: Zeitschrift für Schul-
Geographie. Jahrg. XXXII. Hft. 8.)
Ibid. 1910. 8°. 6 S. (225-230) mit 1
Textfig. Gesch. d. Autors. (16478. 8°.)
Verhandlungen.
Nr. 10
Waagen, L. Grundwasser im Karst.
(Separat. aus: Mitteilungen der Geo-
graph. Gesellschaft in Wien. 1911.
. Hft. 5.) Wien, R. Lechner, 1911. 8°.
16 S. (258— 273). Gesch. d. Autors.
(16479. 8°.)
Wahnschaffe, F. [Geologische Charakter-
bilder, hrsg. v. H. Stille. Hft. 2.]
Große erratische Blöcke im nord-
deutschen Flachlande. Berlin 1910. 4°.
Vide: Stille, H. (2967. 4°.)
Weinschenk, E. Uber einige Bestand-
teile des Meteoreisens von Magura.
(Separat. aus: Annalen des k. k.
naturhistorischen Hofmuseums. Bd. IV.)
Wien, A. Hölder, 1889. 8°. 9 S. (93—
101). Tausch. (17033. 8°. Lab.)
Weinzettl, V. Gastropoda Cesk&ho kfido-
veho ütvaru. (Separat. aus: Palaeonto-
graphica Bohemiae. VIII.) [Gastropo-
den der böhmischen Kreideformation.]
Prag, typ. A. Wiesner, 1910. 4°. 56 S.
mit 5 Taf. Gesch. d. Autors.
(2971. 4°.)
Wright, F. E.& E. S. Larsen. Quarz
als geologisches Thermometer. (Sepa-
rat. aus: Zeitschrift für anorganische
Chemie. Bd. LXVIII. 1910.) Hamburg
u. Leipzig, L. Voss, 1910. 8%. 32 S.
(333—369) mit 1 Textfig. Gesch.
(17034. 8°. Lab.)
Zittel, K. A. v. Grundzüge der Paläonto-
logie (Paläozoologie); neu bearbeitet
von, E. Broili, E. Koken, M.
Schlosser. Il. Abteilung. Vertebrata.
Zweite, vermehrte und verbesserte
Auflage. München u. Berlin, R. Olden-
bourg, 1911. 8°. VII—598 S. mit 749
Textfig. Gesch. d. Verlegers.
(16276. 8°.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25.
Verhandlungen derk, k Pe Reichsanstalt
Bericht vom 31. August 1911.
Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: J. Ulbing: Verleihung des silbernen Verdienst-
kreuzes. — Dr. A. Spitz: Aufnahme als Volontär an der K. k. geol. Reichsanstalt. — Der
80. Geburtstag Eduard Suess’. — Todesanzeige: + Dr. Karl Schwippel. — Ein-
gesendete Mitteilungen: R. Grengg und F. Witek: Ablagerungen der Congerienstufe
zwischen Kröpfgraben und Saugraben bei Perchtoldsdorf. — €. Hlawatsch: Über einige
Mineralien der Pegmatitgänge im Gneise von Ebersdorf bei Pöchlarn. — Literaturnotizen:
R. Lepsius, A. Grund.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittellungen verantwortlich.
Vorgänge an der Anstalt.
Seine k. u. K. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
Entschließung vom 1. August 1911 dem Amtsdiener der k. k. geologi-
schen Reichsanstalt, Johann Ulbing, das Silberne Verdienst-
kreuz allergnädigst zu verleihen geruht.
Seine Exzellenz der Minister für Kultus und Unterricht hat mit
Zuschrift vom 25. Juli 1911 (Z. 28.375) die Aufnahme des Dr. Al-
brecht Spitz als Volontär an der k. k. geologischen Reichsanstalt
bewilligt.
Der 80. Geburtstag Eduard Suess’.
Eduard Suess hat am 20. August d. J. sein 80. Lebensjahr
vollendet. Er hielt sich an diesem Tage auf seiner Besitzung in Marz
(Märczfalva) im Komitat Sopron (Ödenburg) auf. Uberaus zahlreiche
Gratulationen wurden dem derzeitigen Nestor der österreichischen
Geologen dorthin gesendet. Die Glückwunschadresse unserer Anstalt
hatte den folgenden Wortlaut:
Hochverehrter Herr Professor!
Den Tag, an welchem Sie auf ein 80 jähriges Leben überreich an
Arbeit und reich an Anerkennung und Erfolgen zurückblicken, darf
die k. k. geologische Reichsanstalt nicht vorübergehen lassen, ohne
Sie auf das wärmste dazu zu beglückwünschen, daß Ihnen ein gütiges
Geschick erlaubt, jenen Rückblick mit der Befriedigung vorzunehmen,
K.K. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 11. Verhandlungen. 39
248 Verhandlungen. Nr
welche mit dem Bewußtsein eines unablässigen Strebens nach hohen
Zielen verbunden ist.
Der Name Eduard Suess ist ein weithin leuchtender, dessen
Glanz nicht bloß auf die Fachkreise beschränkt bleibt. Sie werden
deshalb am heutigen Tage von sehr verschiedenen Seiten her Kund-
gebungen der Sympathie erhalten. Naturgemäß werden es aber zum
großen Teil Geologen sein, welche Ihrer an diesem Tage mit Hoch-
achtung und Verehrung gedenken, und zwar Geologen in allen Gegenden
der zivilisierten Welt. weil Ihre geologischen Arbeiten im Laufe der
Jahre mehr und mehr einen weitumfassenden und universellen Cha-
rakter angenommen haben, so daß Sie schließlich versuchen konnten,
ein Gesamtbild vom geologischen Bau unseres Planeten zu entwerfen
und sogar über dessen Grenzen hinaus Ihre Methoden der geologischen
Auffassung zu erproben.
Wir Geologen der Reichsanstalt jedoch haben jedenfalls einen
besonderen Grund, uns der Schar jener Gratulanten anzuschließen, denn
uns verbindet mit Ihnen als engeres Band das spezielle Interesse für
den Boden Österreichs, den zu erforschen wir berufen sind, dem aber
auch Sie ein gutes Stück Arbeit gewidmet und für den Sie bei aller
Universalität stets und bis heute "eine nicht zu verkennende Vorliebe
gezeigt haben, wenn auch Ihre wichtigen, darauf bezüglichen Arbeiten
der ersten Periode Ihres Schaffens angehören. Ihr Anteil an den uns
näher berührenden Aufgaben ist jedenfalls ein großer gewesen. Es
genügt Ihr klassisches Werk über den Boden von Wien, Ihre Unter-
suchungen zum Zwecke der Wasserversorgung von Wien, Ihre Studien
über die Erdbeben Niederösterreichs oder endlich Ihre allerdings
bereits die allgemeinen Probleme der Gebirgsbildung behandelnden,
aber doch an die heimischen Verhältnisse vielfach anknüpfenden
Darlegungen über die Entstehung der Alpen zu erwähnen, um sich
in Erinnerung zu rufen, daß die Wurzeln Ihrer Tätigkeit in demselben
Gebiete zu suchen sind, welches das hauptsächliche Feld auch unserer
Wirksamkeit bildet.
Die Beziehungen zwischen Ihnen und uns sind aber auch deshalb
engere, weil ein großer Teil unseres wissenschaftlichen Personals durch
Ihre Lehrtätigkeit herangebildet wurde und unter dem Einfluß Ihrer’
mächtig anregenden Persönlichkeit eine hohe Meinung von der Be-
deutung einer Wissenschaft gewonnen hat, für deren über die Bedürf-
nisse der Praxis weit hinausreichenden Ziele Sie Ihren Jüngern einen
großen Ausblick eröffnet haben, während Sie gleichzeitig, wie das zum
Beispiel in Ihren Werken über die Herkunft der Edelmetalle geschah,
den Beweis lieferten, daß die Beschäftigung mit den schwierigsten
theoretischen Problemen der Erdgeschichte den Geologen nicht abzu-
halten braucht, sich in das Studium von Fragen der angewandten
Wissenschaft zu vertiefen.
So wünschen wir denn, es möge Ihnen gegönnt sein, der ferneren
Entwicklung unseres Faches, dem Sie so vielfache und mannigfaltige
Impulse gegeben haben, noch lange nicht allein als geistesfrischer Zu-
schauer, sondern auch selbsttätig zu folgen und wir bitten Sie, der
geologischen Reichsanstalt, an deren Arbeiten Sie sogar einmal, am
Anfang Ihrer Laufbahn, vorübergehend teilgenommen haben und in
1911 Bericht vom 31. August. E. Suess’. 249
deren Schriften verschiedene wichtige Mitteilungen von Ihnen ver-
öffentlicht wurden, das Interesse zu bewahren, welches den ange-
deuteten Beziehungen entspricht und dessen Wert wir hoch einschätzen.
In größter Verehrung und Ergebenheit
für die Mitglieder der k. k. geologischen Reichanstalt
der Direktor
Wien, 20. August 1911. E. Tietze.
Mit Erlaubnis des Jubilars geben wir im Folgenden auch das
Antwortschreiben desselben wieder. Die darin enthaltenen Daten
dürften als hochinteressanter Beitrag zur Geschichte der österreichischen
Geologie nicht allein für uns von Wert sein.
Marz (Märezfalva), 25. August 1911.
Hochgeehrter Herr Hofrat!
Verehrter Herr und Freund!
Die prächtige Adresse, welche Sie und die Ihnen unterstehende
k. k. geologische Reichsanstalt aus Anlaß meines 80. Geburtstages an
mich zu richten die Güte hatten, weckt in mir nicht nur innigsten
Dank, sondern auch tiefliegende Erinnerungen.
Meine erste Publikation war eine anonym im Jahre 1849 (oder
1850) erschienene geologisch-mineralogische Skizze von Karlsbad. Sie
ist in einem Fremdenführer enthalten, der mehrere Auflagen erlebt
hat. Bald darauf veröffentlichte ich einige kleine Notizen in den
Verhandlungen der Freunde der Naturwissenschaften und in den
4°-Abhandlungen dieses Vereines meine größere Arbeit über böhmische
Graptolithen.
Im Jahre 1851, vor sechzig Jahren, hielt ich in der k. k. geo-
logischen Reichsanstalt drei Vorträge über Klassifikation der Brachio-
poden und übergab ich der Akademie eine Schrift über Terebratula
diphya. Mit diesem Jahre beginnen meine mir so lehrreichen Be-
ziehungen zur k. k. geologischen Reichsanstalt nicht nur auf paläonto-
logischem Gebiete, sondern auch durch Arbeiten im Felde.
Ich durfte 1852 Fr. Foetterle an den unvollendeten Sem-
mering-Tunnel und Fr. v. Hauer nach Neuberg begleiten und wurde
dann mit Wolf der Sektion F. v. Hauers zwischen Passau und Linz
zugeteilt. Als 1853 F. v. Hauer die Ausarbeitung eines Alpenprofils
unternahm, übergab er mir das Dachsteingebirge und dort erwachten
Fragen in mir, die mich bis heute bewegen.
Unterdessen hatte ich die Stelle am k. Hofmuseum erlangt. Ich
war aber glücklich, F. v. Hauer noch bei der Aufstellung der Schicht-
folge der Ostalpen im neuen Sammlungslokal (der Reichsanstalt) zur
Seite stehen zu dürfen.
So sind meine ersten Schritte auf einer Bahn gemacht worden,
die mir heute so viele Zeichen des Wohlwollens und der Ehrung
bringt. Mit innigstem Danke gedenke ich nun der beiden Namen
W. Haidinger und F. v. Hauer. Diese Männer haben mir, als
392
950 Verhandlungen. Nr: 349
es noch keine Lehrkanzel für Geologie gab, in dem Verein der
Freunde der Naturwissenschaften, dann in der k. k. geologischen
Reichsanstalt diese Bahn eröffnet. Die Einberufung von Montanisten
zu einem höheren Unterricht in Geologie, die Berufung nicht weniger
meiner Assistenten und Hörer an die k. k. geologische Reichsanstalt,
dann der Strom neuer Erfahrungen, den Jahr für Jahr die Schriften der
k. k. geologischen Reichsanstalt brachten, sind mir auch nach meinem
Übertritt an die Universität neue und weitere Bande persönlicher Art
und geistige Anregungen gewesen.
Indem ich nun diese Adresse lese, richtet sich vor mir die
summierte Dankeschuld zweier voller Lebensalter auf und meine
Feder ist im Laufe der Jahrzehnte zu stumpf geworden, um solcher
Schuld in Worten auch nur einigermaßen gerecht zu werden. Um aber
doch irgendein sichtbares Zeichen meiner tiefen Verpflichtung zu geben,
bitte ich um die Erlaubnis, den Abdruck eines Bildnisses übersenden
zu dürfen, welches mein ältester Sohn eigentlich nur für den engeren
Familienkreis anfertigen ließ. Es ist der Volontär von 1851, der um
freundliche Aufnahme bittet.
In vorzüglicher Hochachtung, verehrter Herr Hofrat, Ihr herzlichst
verbundener
E. Suess.
Wir haben das hier erwähnte, uns in so liebenswürdiger Weise
zugestellte Bildnis mit bestem Danke in Empfang genommen und
werden dasselbe zur Erinnerung für uns und für Spätere an einem
auch den Besuchern der Anstalt zugänglichen Orte bewahren.
Todesanzeige.
Am 19. Juli d. J. starb in Wien, hochbetagt, der langjährige
Korrespondent und treue Freund unserer Anstalt
Dr. Karl Schwippel, k. k. Schulrat i. P.
Am 4. Juni 1821 als Sohn eines Fürst Schwarzenbergschen Wirt-
schaftsbeamten in Prag geboren, absolvierte er daselbst die Gymnasial-
studien und bezog sodann, auf Wunsch seines Vaters, das dortige
Polytechnikum. Seine ausgesprochene Vorliebe für die damals neu
auflebenden naturwissenschaftlichen Studien sowie die Neigung zum
Lehrberufe bestimmten ihn jedoch, die technische Laufbahn zu verlassen
und die Universität Prag zu beziehen, woselbst er 1849 den Doktorgrad
erlangte. Als Supplent an das Gymnasium der Theresianischen Aka-
demie berufen, setzte Dr. Schwippel seine naturwissenschaftlichen
Studien an der Wiener Universität fort und legte hier (1852) die
Lehramtsprüfung aus Naturgeschichte und Physik ab. Als Professor
wirkte er sodann an den Gymnasien zu Olmütz und Brünn, wurde
1869 zum Direktor des Gymnasiums in Znaim ernannt, 1871 in gleicher
Eigenschaft nach Brünn versetzt und zum k. k. Schulrat ernannt.
Seit 1882 auf eigenes Ansuchen und mit Allerhöchster Anerkennung
in den Ruhestand getreten, wählte Schulrat Schwippel Wien zu
1911 Bericht vom 31. August. K. Schwippel. 251
seinem Domizil und nahm hier regen Anteil an allen naturwissen-
schaftlichen Bestrebungen. Das eifrigste Interesse brachte er aber
insbesondere der Geologie entgegen, die ihn schon in jüngeren Jahren
beschäftigte und deren Fortschritte er bis in sein höchstes Alter mit
lebhafter Anteilnahme verfolgte.
Wie sich aus den vorstehenden, uns von kompetenter Seite zu-
gänglich gemachten Angaben ersehen läßt, zählte Schulrat Schwippel
mit zu den Ersten, welche nach der Thunschen Reorganisation des
Gymnasialunterrichtes für das neu eingeführte naturwissenschaftliche
Fach die qualifizierte Vorbildung besaßen. Er war daher auch geeignet,
die in unserem Vaterlande seit 1348 frisch erwachte Neigung zur natur-
wissenschaftlichen Forschung zu fördern, so als Sekretär des „Natur-
forschenden Vereins in Brünn“, so später als wiederholt gewählter
Vizepräsident des „Werner-Vereins“. Aus dieser Zeit stammen auch
seine ersten geologischen Arbeiten:
Die geognostischen Verhältnisse von Lettowitz, 1862.
Das Rossitz-Oslawaner Steinkohlengebiet, 1864.
Die meisten geologischen Aufsätze K. Schwippels stammen
aber aus späterer Zeit, zumal, da er als quieszierter Schulmann seine
Muße freiwillig in den Dienst der Wissenschaft zu stellen bestrebt
war. Wie nach seinem Lebensgange begreiflich, sind diese späteren
Schriften vorwiegend in didaktisch-pädagogischer Absicht geschrieben,
daher gemeinverständlicher Art, zumeist vom Gepräge eines gewissen-
haften Referats:
Die Geognosie und ihre praktische Bedeutung, Znaim 1870.
Übersicht der geognostischen Verhältnisse Brünns, 1882.
Die geologischen Verhältnisse der Umgebung Wiens, 1883.
Die Ostalpen, Wien 1884.
Ältere und neuere Anschauungen über Vulkane und Erdbeben mit Rücksicht auf
Gebirgsbildung, Gaea XXIII, 1887.
Die Paläontologie als selbständige Wissenschaft, ibid. XXV, 1889.
Die ersten Anfänge geologischer Untersuchungen bis zum XVIII. Jahrhundert. ibid.
XXVI, 1890.
Die geologischen Formationen, ibid. XXVI, 1890.
Die Geologen und Paläontologen in der ersten Hälfte des XIX. Jahrhundertts,
ibid. XXVII, 1891.
Geologie und Paläontologie in der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts, ibid.
XXVIII, 1892.
Vorkommen und Produktion der Kohle in Österreich-Ungarn, Sekt. f. Naturk. d.
Tour.-Klub, 1894.
Die Torfmoore in Österreich-Ungarn, ibid. 1895.
Magnesitvorkommen im Stübmingtal bei Turnau, ibid. 1896.
Der Boden von Wien, ibid. 1902.
Die Erdrinde. Grundlinien der Geologie für Studierende. Wien, 1897.
K. Schwippel war unser Korrespondent seit 1865 und in den
Räumen unseres Instituts stets gerne gesehen. Gelegentlich seines
90. Geburtstages konnten wir ihm durch Erneuerung des Korrespon-
dentendiploms noch eine kleine Freude bereiten. Wenn auch sein
Gesundheitszustand damals schon kein ganz günstiger mehr war, so
259 Verhandlungen. Nr. 11
hätte doch Niemand erwartet, daß er jenen Tag nur um einige Wochen
überleben sollte. Dem freundlichen alten Herrn werden die Mitglieder
der geologischen Reichsanstalt jedenfalls ein ehrendes Andenken be-
wahren. (M. Vacek.)
Eingesendete Mitteilungen.
R. Grengg und F. Witek. Ablagerungen der Con-
gerienstufe zwischen Kröpfgraben und Saugraben bei
Perchtoldsdorf, N.-Ö. (Mit 4 Textillustrationen.)
Zwischen Kröpfgraben und Saugraben, knapp unterhalb der
Schichtenlinie 300, befindet sich eine seit langen Jahren in Betrieb
stehende Sandgrube. Sie findet Erwähnung in der Arbeit von Hofrat
Toula (Geologische Exkursionen im Gebiete des Liesing- und des
Mödlingbaches!) mit den Worten: „Zwischen Kröpfgraben und Sau-
graben befindet sich ein Aufschluß in einem feinkörnigen, gelben
Sande mit Schotterlagen, die ganz leicht (unter 7°) gegen O ein-
fallen. Unter der Humusschicht liegt röscher, aus scharfkantigen
Körnchen bestehender Quarzsand, darunter Schotter mit einer Sand-
einlagerung, feinkörniger gelblicher Sand, eine feine Schotterlage und
in der Tiefe wieder gelber Sand. Von Fossilresten leider keine Spur,
so daß die genauere Altersbestimmung dieser wohl jungneogenen Ab-
lagerung offen bleiben muß.“ (Durch eine kleine Skizze, Fig. 14, ist
das Gesagte dortselbst illustriert.)
In den letzten Jahren ist durch regeren Betrieb eine Reihe
neuer Aufschlüsse in der Sandgrube geschaffen worden, welche auch
einige Fossilien lieferten, die eine genauere Altersbestimmung er-
lauben; außerdem sind die Lagerungsverhältnisse jetzt ziemlich klar
zu ersehen, so daß eine kurze, zusammenfassende Beschreibung dieser
Lokalität nicht unnütz erscheint.
Der Grundriß der Sandgrube ist ungefähr quadratisch (Seiten-
länge zirka 80 m); das nordwestliche Eck ist durch eine 9—10 m
hohe, unregelmäßige, in größere Klötze zerrissene Wand des anste-
henden Sonnbergaolomits gebildet. Die Nordgrenze ist gleichfalls scharf
ausgeprägt durch eine kesselförmige Einbuchtung in.den Dolomit und
eine daran anschließende bis 5 m hohe Wand von Sand mit darüber-
liegendem Lehm und Humus. Nach Osten zu ist die Grube offen und
schließt an die Wiesen an, die sanft östlich nach der Verlängerung
der Lohnsteinstraße abfallen; im Süden bildet die Hyrtlallee die Ab-
grenzung. — Zwei Drittel der Sandgrube sind von Schutt und Acker-
boden bereits bedeckt.
Abbau findet gegenwärtig an der Nordwand und gegen die
Hyrtlallee zu statt, es wird aber voraussichtlich die jetzige Begren-
zung auf Kosten der Wiesen im Osten noch erweitert werden. _
Fig. 1 möge die geschilderte Situation veranschaulichen. Uber
die Niveauverhältnisse können die daselbst eingestellten, ziemlich
!) Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt 1905, Bd. 55, pag. 292.
1911 Bericht vom 31. August. R. Grengg und F. Witek. 253
genau ermittelten Koten orientieren. Der aus Dolomit bestehende
Boden der Sandgrube fällt im allgemeinen mäßig gegen Osten.
Darlegung der geologischen Verhältnisse:
Aufschluß I gegen die Hyrtlallee zu gelegen (Fig. 1 und 2).
Während bei Stelle Ia die dem Sand eingeschalteten Schotter-
lagen sanft gegen O einfallen, findet man bei Annäherung an I Ein-
V
= ru?
Hırtl -A Wee en —— ze:
Situationsplan.
fallen bis 20° nach SSO. Was die Schichtenfolge anbelangt (vergl.
Fig. 2), so liegt zu oberst unter der Humusschichte (1) eine Kalksand-
steinbank (2); ihre Mächtigkeit bei I beträgt bis 50 cm, gegen Ia
zu wird diese Schicht durch starke Abwitterung undeutlich und ist
oberflächlich abgetragen. Diese Kalkbank enthält zahlreiche kleinere
Sandsteingerölle der nahen Gosau, die Farbe des Gesteins ist je nach
dem Grade der Verwitterung gelbbraun oder graublau (bei «a), die
Liegendpartie b von Schicht 2 ist stark zersetzt und mürbe. In der
Kalkbank 2 fanden sich einige Schalen von Congeria cf., ferner ein
Schalenrest, den wir für Cardium conjugens halten, sowie zwei gelb-
rote Pflasterzähne von Phyllodus.
954 Verhandlungen. Nr. ds
Die nächste Schicht 3 des Liegenden ist ein grauweißer, erdiger
Kalkstein. Die Mächtigkeit beträgt 15—20 cm. Zahlreiche, zum Teil
kohlige Reste von Pflanzenwurzeln, in deren Umgebung die Farbe der
Schicht 3 weiß geworden ist, sind derselben eingebettet. (Wahrschein-
lich sind es rezente Wurzeln, die seitlich eingedrungen sind.) Zwischen
3 und 5 liegt eine schmale Lage zermürbten Kalksandsteins (4), völlig
2b gleichend, die sich gegen die Stelle Ia zu verliert.
Schichtglied 5 besteht aus feinem, gelbem bis gelbbraunem Sand.
Gegen das Liegende zu sowie gegen Ia wird das Material gröber
Fig. 2.
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Aufschluß I (bei Betrachtung in SW-Richtung).
und geht gegen die Schotterlage 6 stellenweise in mürben Kalk-
sandstein (ähnlich dem bei 4) über. (In Fig. 2 durch Schraffieren an-
gedeutet.)
Von Schicht 6 bis 13 reicht der gelbe Quarzsand, wie er in
der beschriebenen Grube allenthalben anzutreffen ist; in denselben
sind schmale Schotterlagen eingeschaltet, und zwar bedeutet in Fig. 2
7 Grobsand mit Schotter, 8 groben Sand, 9 Feinschotter mit gröberem
Sand, 10 gleichfalls Feinschotter mit Sand, 11 Sand mit Schotter (15 cm
starke Lage); zwischen Schicht 8 und 11 sind dem gelben Quarzsand
1911 Bericht vom 31. August, R. Grengg und F. Witek. 255
auch Gosaugeschiebe eingestreut. Bei 12 ist der Sand verfestigt und
deutet auf die Nähe des Dolomits (13), der an einer Stelle auch sicht-
bar wird.
Aufschluß bei II (Fig. 1 und 3).
Zurzeit ist hier Folgendes zu beobachten. Auf Dolomit auf-
ruhend eine 1—1'50 m mächtige Schicht von gelbem Sand, darüber bis
2:50 m gelbbrauner Lehm, darauf eine Lage roten Lehms (bis 30 cm)
und schließlich Humus (bis zirka SO cm und mehr). Denkt man sich
die durch Abgraben entstandene Wand um zirka 2 m nach Süden
parallel vorgeschoben, also jenes Stadium wieder hergestellt, wie es
etwa vor zwei Jahren bestand, so nimmt der gelbe Sand eine Mäch-
tigkeit von über 3 m an, während der Lehm bloß eine schwache Hangend-
schicht bildet — es keilt sich somit augenscheinlich der Sand gegen
Norden zu ziemlich rasch aus.
Das Liegende an Stelle II ist Sonnbergdolomit, seine Ober-
fläche ist flachhöckerig und senkt sich.gegen Osten. Er hat eine
schwarzgraue bis braunviolette Farbe, ist stark zersetzt und zerfällt
bei gelindem Druck zu feinem Sand, welcher stark bituminös riecht.
Die chemische Untersuchung einer möglichst homogenen Partie (ohne
die weißen Kalkadern) hatte folgendes Ergebnis:
Prozent
Babos er nn. ee Ar
OO eisen u A 48,0
Organ. Verbindung?) (Bitumen etc.) . . 82
NrHOb:unlöslichu®.”. .. wer 70:3
1006
Die dem Dolomit aufruhenden Partien des gelben Sandes sind
bis zu mehreren Dezimetern durch Kalk fest gebunden und können als
weicher Sandstein bezeichnet werden. An Stelle V (Fig. 1) sind die
verfestigten Sande bis 1 m mächtig und geben die Grenze an, bis zu
welcher beim Abbau in die Tiefe gegangen wurde. An dieser Stelle V
fanden sich in ihnen spärlich Fossilien von schlechtem Erhaltungszu-
stand, und zwar ein Steinkern einer Melanopsis (wahrscheinlich M. Mar-
tiniana), mehrere Steinkerne einer kleinen Schnecke (möglicherweise
Melanopsis pygmaea), ein Abdruck des gleichen Cardiums, wie es bei
Stelle I im Kalksandstein 2 gefunden wurde, ein Steinkern von Con-
geria cf, und einige dick mit festgebackenem Sand umkrustete Röhrchen,
wahrscheinlich Pflanzenreste. Der so verfestigte Sand zieht sich auf
Sprüngen und Klüften tief in den Dolomit hinein und gibt dadurch ein
Mittel, auch an Stellen, wo die Sandbedeckung längst abgetragen ist,
auf ihr ehemaliges Vorhandensein zu schließen.
Der gelbe Sand vom Hauptaufschlusse II besteht aus feinen,
eckigen und rundlichen Körnern und Splittern von Quarz und etwas
ı) Die den bituminösen Geruch bedingende organische Substanz entweicht
bei schwacher Rotglut unter lebhaftem Knistern und Sprühen.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 11. Verhandlungen. 40
256 Verhandlungen. Nr. 11
Glimmer, er ist kalkreich und enthält tonige Substanz beigemischt.
Eine nähere Untersuchung desselben wurde folgendermassen ausge-
führt: 7°79 g einer guten Durchschnittsprobe (bei 110° C getrocknet),
wurden mit verdünnter Salzsäure zersetzt, 3:39 g (also 43°%/,), gingen
dabei in Lösung (die Gegenwart von Karbonaten, vorwiegend des Kalks,
zeigte sich durch heftiges Aufbrausen beim Zusatz der Salzsäure); die
so erhaltene Lösung war schwach eisenhaltig und reich an Kalk. Der
in Salzsäure unlösliche Rückstand zeigte sowohl nach dem Trocknen
bei110° als auch nach längerem Glühen das gleiche Gewicht von 4:40 g;
die Farbe wurde durchs Glühen rotgrau. (Dieselbe Farbenänderung
zeigt auch der unzersetzte Sand nach dem GlJühen.)
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”
©
DARTFEGET u
G FF
Aufschluß II (nach einer in NW-Richtung aufgenommenen Photographie).
Dem Sand sind schmale Lagen von gröberem Sand mit Schotter
eingeschaltet, deren eine sanft gegen O geneigt, sich beinahe durch
die ganze Wand II verfolgen läßt.
Die den Quarzsanden eingeschalteten Geschiebe sind wohl-
gerundet, haben eine Größe bis zu mehreren Zentimetern, bestehen
vorwiegend aus Gosausandstein, daneben auch aus Hornstein, dichtem
Kalk und Dolomit. Diese Geschiebe finden sich nicht bloß in den
Lagen, sondern auch sonst vereinzelt dem Sand eingestreut neben
kleinen, weißen Kalkkonkretionen, die zum Teil Fossilienreste an-
deuten.
Die Grenze des Sandes gegen den Lehm des Hangenden ist
eine deutliche, verläuft aber ziemlich unregelmäßig. Sie hat wohl im
allgemeinen schwache Neigung gegen OÖ, dazu tritt aber das besonders
bei A (Fig. 3 u. 4) deutliche Emfallen und mähliche Auskeilen nach N
1911 Bericht vom 31. August. R. Grengg und F. Witek. 257
unter den Lehm; auch sonst ragen einzelne größere Partien des
Sandes terrassenartig in den hangenden Lehm (zum Beispiel bei B,
Fig. 3). An der Grenze Sand-Lehm sind grober Sand mit meist
wenig gerundeten Geschieben und größeren eckigen Brocken angehäuft
(besonders an Stelle A). Die Brocken bestehen aus jenem Kalksand-
steine, der bei Aufschluß I als Hangendschicht des Sandes besprochen
wurde (Fig. 2, 9, zum Teil auch aus dem durch Verfestigung des
Sandes entstandenen mürben Material sowie vereinzelt aus Dolomit,
der auch sonst nebst Gosausandstein das Material der Geschiebe aus-
macht. Diese Trümmer der Hangendschichte der Sande weisen darauf
hin, daß mit Beginn der Lehmablagerung eine teilweise Zerstörung und
ein Wegtransport der Congerienschichten erfolgt ist.
Der Lehm!) selbst ist graubraun (wenn vollständig trocken
lichtgelbbraun), etwas sandig bis steinig, ziemlich kompakt und un-
deutlich grobblätterig horizontal abgesondert; größere Dolomitbrocken
sind ihm eingelagert, gegen das Liegende zu zeigt er vereinzelt in
ihn hineinziehende wie hineingeschwemmte Partien des gelben
Sandes. Gegen den Humus zu geht er rasch in braunrot gefärbten,
etwas fettigen Lehm über; solche braunrot gefärbte Partien finden
sich in schmalen Fetzen auch sonst (besonders bei A, Fig. 3) dem
Lehm regellos eingelagert. Das Alter des Lehms ließ sich als
diluvial bestimmen; er führt zahlreiche Gehäuse und Gehäusebruch-
stücke der Lößschnecken Helix hispida, Suceinea oblonga; ferner
fanden sich in ihm ein 23 cm langes Fragment eines Hirschgeweihes
von 4cm Durchmesser sowie ein größerer, schlecht erhaltener Knochen-
rest (Rippe?). Die Mächtigkeit der Lehmschicht kann zurzeit mit
bis 25 m angegeben werden. (Derselbe Lehm findet sich in einem
ganz neuen, kleinen Aufschluß etwas weiter aufwärts im Kröpfgraben,
an der rechten Talseite; auch hier zeigt seine rotbraune Grenz -
schicht gegen den Humus leichtes Einfallen nach O, gegen das
Liegende zu aber ist er erfüllt von großen Blöcken des anstehenden
Sonnbergdolomits.) Ein direktes Aufruhen des diluvialen Lehms auf
dem Dolomit kann übrigens an Stelle IIla (Fig. 1) beobachtet werden,
wo der Dolomit den Sand durchsetzt. Allem Anscheine nach ist der
Lehm von den benachbarten Berghöhen herabgeschwemmt worden und
hat dabei einen Teil der Congeriensande ausgewaschen und dann
überdeckt.
Durch die noch übrigen vorhandenen Aufschlüsse erfährt das
bis jetzt Dargelegte nur wenige Ergänzung.
An Stelle III (Fig. 1) liegt oben am Rande des kleinen Kessels
(der wahrscheinlich durch Steinbrucharbeit erst geschaffen wurde)
eine kleinere Partie gelben Sandes, der sich tief in den stark zer-
klüfteten Dolomit hineinzieht. Aufschluß IV (Fig. 1) zeigt einen stehen-
gebliebenen Rest eines vormals größeren Sandkörpers, die Klüfte und
Sprünge des dort anstehenden Dolomits zeigen verfestigten gelben
Sand; auch am ausgewaschenen Fahrweg neben der Hyrtlallee läßt
1) Durch Schlämmen des Lehms wurde ein nach dem Trocknen vollständig
dem Löß gleiches Produkt erhalten; die durch den Schlämmprozeß entfernten
eckigen Steinchen und Sandkörner bestehen vorwiegend aus Dolomit.
40*
258 Verhandlungen. Nr. 11
sich noch ein beträchtliches Stück aufwärts (westlich Punkt VII, Fig. 1)
verfestigter Sand im und am Dolomit beobachten, aus dem man auf
die ehemalige Ausdehnung der Sandbedeckung bis dorthin schließen
kann ; stellenweise ist übrigens dieselbe auf dem stark verwachsenen
Hang VI noch anstehend sichtbar. An Stelle VII, zirka 40 m west-
lich von I, kann im stark ausgewaschenen alten Fahrweg der Kalk-
sandsteinaufschluß von I noch beobachtet werden,“ wenige Schritte
davon westlich kommen aber schon die verfestigten Sande des Lie-
genden zutage. Was die weitere Ausdehnung der Congerienschichten
betrifft, so können sie südlich der Hyrtlallee nicht mehr beobachtet
werden; sicher erstreckt sich Sand und Lehm nach O gegen die Ver-
Jängerung der Lohnsteinstraße. Das Vorkommen der charakteristischen
Sandsteingeschiebe auf den dortigen Wiesenwegen sowie das sanft
gegen Osten fallende, nicht den sonstigen Heidecharakter zeigende
Gelände scheinen auch dafür zu sprechen.
SOFERN
= reger: Sur se znust
I . enarenne
nt nen
aus ,\
„eo.
„>:
Profil I nach II (Süd—Nord).
1 = Humus. — 2 = Kalksandstein. — 3 — gelber Quarzsand mit Schotterlagen.
— 3a — verfestigter gelber Sand. — 4 = Dolomit. — 5 = diluvialer Lehm.
Zusammengefaßt ergibt sich somit Folgendes (vergl. Fig. 4):
Auf einer Art Terrasse im Sonnbergdolomit, deren Nordwest-
grenze ein ziemlich jäher Niveauabfall von Kote 300 auf zirka 290
bildet und die sanft gegen Osten und Südosten abfällt, liegt gelber
Quarzsand mit eingeschalteten Lagen von Sandsteinschotter. Während
im Zentrum der Sandgrube die Schotterschichten ein leichtes Ein-
fallen von zirka 7—10°% gegen O zeigen und hier die Mächtigkeit der
Sandschichte früher über 53 m betragen hat, keilt sie gegen 8
augenscheinlich aus und zeigen dort die in ziemlich regelmäßigen
Abständen von 30—40 cm dem Sand eingeschalteten Schotterlagen
ein Einfallen von ungefähr 20% gegen SSO. Allem Anscheine nach
ist diese Neigung von 20° eine ursprüngliche. Zieht man das Material
der Ablagerung in Betracht, gelben, etwas tonigen kalkreichen Quarz-
sand mit spärlichen Glimmerschüppchen, dazwischen eingelagert wohl-
gerundeten Sandsteinschotter, so hat der Gedanke, diese Ablage-
rungen der Congerienstufe als Deltabildung eines aus dem Sandstein-
gebiete der nahen Gosauformation herabkommenden Flusses zu deuten,
vieles für sich.
Im Süden sind die Hangendschichten der Sande Kalksandstein,
seine Schichten zeigen gleichfalls SSO Einfallen, das gegen Stelle Ia,
also gegen Nord, in sanftes Einfallen nach Ost übergeht. Dieser
Kalksandstein ließ sich als zur Congerienstufe gehörig bestimmen. —
Der gelbe Quarzsand ist gegen den Dolomit zu verfestigt und führt
1911 Bericht vom 31. August.:R. Grengg u. F. Witek, ©. Hlawatsch. 259
gleichfalls spärlich Fossilien der pontischen Stufe; : der Dolomit des
Liegenden selbst ist reich an Bitumen und stark zersetzt. Die Sand-
ablagerungen sind, bevor man sie zwecks Sandgewinnung weitestgehend
abgebaut und zerstückt hat, in diluvialer Zeit in ihrem nördlichen
Teil stark abgetragen und mit Lehm zugedeckt worden,
Lehrkanzel für Min. u. Geol. d.k. k. Techn. Hochschule in Wien,
im Juli 1911.
C. Hlawatsch. Über einige Mineralien der Pegmatit-
gänge im Gneise von Ebersdorf bei Pöchlarn, N.-O.
Vor längerer Zeit hat Herr Dr. B. Jobstmann in Blöcken an
der neuen Bahnstrecke Krems—Grein Pegmatitadern im mittelkörnigen
Gneis gefunden, in denen ein blaues, fasriges Mineral im Orthoklas
auftrat, das nach seinen physikalischen Eigenschaften: D.—= 3'335,
ziemlich starker Licht- und Doppelbrechung, sehr starkem Pleo-
chroismus: & (= Längsrichtung der Fasern) tiefblau, =} fast. farblos
— als Dumortierit bestimmt wurde). Das Anstehende des Stückes
blieb unbekannt. Bei einer Absuchung der Bahnstrecke zwischen
Emmersdorf und Weitenegg fand sich ein weiterer Block, dessen Haupt-
gestein jedoch ein dem Granulit näherstehender, etwas granatführender
Gneis war. Ein ähnlicher Gneis fand sich hinter der Ruine Weitenegg
an der Bahnstrecke aufgeschlossen, er war von zahlreichen, turmalin-
führenden Pegmatitgängen durchzogen. Es war wahrscheinlich, daß
der Dumortierit aus der Nachbarkeit dieses Aufschlusses stamme, daß
aber der Gang selbst bereits gänzlich abgebrochen oder verstürzt sei.
Eingezogene Erkundigungen ergaben aber, daß in den Steinbrüchen
zwischen Kleinpöchlarn und Ebersdorf ebenfalls „blaugefleckte Lassen“
gefunden worden seien. Verf. besuchte darum Anfang Juli mit Herrn
Dr. Jobstmann diesen Steinbruch und fand auch wirklich unter
älteren Blöcken einen solchen Gang mit Dumortierit, der aber im
Gegensatze zu den früher gefundenen auch Büscheln von braunem
Turmalin enthielt. Der vorkommende Dumortierit war stellenweise
violett statt blau. Anstehend konnte auch diesmal der Gang selbst
nicht gefunden werden; wie die im Steinbruche beschäftigten Leute
angaben, war die Stelle, der genannter Block entstammte, verstürzt.
In der Nähe derselben wurde aber ein anderer Gang von ziemlicher
Mächtigkeit (etwa 2-3 dm) gefunden, der sich ebenfalls durch tonerde-
reiche Mineralien auszeichnete. Diese sollen im folgenden besprochen
werden.
Auf der Strecke zwischen Pöchlarn und Emmersdorf wechseln
mächtige Amphibolitlager wiederholt mit noch mächtigeren Gneis- und
Granulitmassen. Während aber Amphibolit, dessen Lager meist steiles,
westliches Fallen besitzen, trotz der starken granitischen Infiltrationen
in der Nähe des Kontakts mit dem Gneise ziemlich scharf von diesem
getrennt ist und öfters Schollen in dem letzteren bildet, ist die Grenze
!) Vergl. Mitteilungen der Wiener mineralog. Gesellsch. Nr. 54, Sitzung vom
6. Februar 1911. i
260 Verhandlungen. Nr. 11
zwischen Gneis und Granulit meist unscharf und es gibt, wie schon
oben angedeutet, Übergänge zwischen beiden. Die Granulitmassen
bilden saigere Schlieren oder Gänge im Gneis. Der Gneis selbst zeigt
mittelkörnige, schiefrig bis flasrige Textur, bisweilen mit erkennbarer
Faltung, und granoblastische Struktur, die Gemengteile sind, namentlich
der Quarz, verzahnt. Wesentlich sind Quarz, Orthoklas mit den von
Reinhold!) beschriebenen, linealartigen Albiteinlagerungen, welche
mit (001) (P) 76° bilden, wobei & im stumpfen Winkel liegt, Plagioklas
(Andesin-Oligoklas mit zirka 23°, An: In Schnitten annähernd « 5—9°
Auslöschung, ß =oder < als » des Quarzes, deutlich opt.—, die häufigen,
myrmekitischen Zapfen und Zonen zeigen namentlich am Rande :
zwischen 1 und 2, doch ist dieses Verhältnis des Stengelvolumens zum
Feldspat nicht sicher festzustellen, da bald feinere, bald gröbere
Stengel auftreten) und brauner Biotit.
Diesen Gneis durchqueren nun zahlreiche pegmatitische Gänge,
welche zumeist W—O streichen und unter zirka 40° nach Nord fallen,
Sie führen meist Orthoklas, wenig Plagioklas, Quarz, Muskovit, etwas
dunkelbraunen Biotit und Turmalin, letzteren mitunter in mehreren
cm Länge und mehr als !/, cm Dieke, begrenzt von m (1010), a (1120),
r (1011) und o (0221) (Bezeichnung nach Dana). Der oben erwähnte,
grobkörnige Gang zeigte wenig oder keinen Turmalin, aber außer den
wesentlichen Gemengteilen: Quarz, Orthoklas, Oligoklas-Andesin von
den gleichen Eigenschaften wie die entsprechenden Minerale des
Gneises — makroskopische, ziemlich zahlreiche graugrüne Körner und
undeutliche Kristalle von gänzlich pinitisiertem Cordierit, ganz frische,
hellrosa Körner und Stengel von Andalusit (« in der Richtung der
Spaltrisse, rosa, B=y fast farblos; die Beobachtungen konnten nur
an Spaltstückchen gemacht werden, da im Schliffe selbst der Andalusit
nicht getroffen war), dunkelbraunen Biotit (Achsenwinkel schwankend,
zwischen 0O—29°, an zwei deutlich zweiachsigen Blättchen wurde mittels
Mikrometerokular 2 #=26° und 29° gefunden), Muskovit, Nadeln von
Sillimannit; dünne Häute zwischen den Gemengteilen wurden von
Pyrit gebildet.
Im Innern eines pinitähnlichen Aggregats wurde noch ein unbe-
stimmtes Mineral beobachtet: dasselbe zeigte starken Zonenbau und
einen groben, schief in den Schnitt einfallenden Spaltriß, | welchem
die Auslöschung im großen und ganzen erfolgte, wenn sie auch in den
äußeren Zonen etwas davon abwich. Die Lichtbrechung war wenig
verschieden von Canada-Balsam, die Farbe etwas gelblich. Die zentralen
Partien zeigten sehr kleinen Achsenwinkel um 7, im Schliff waren
eine Achse und die Bissectrix zu beobachten, 2 E dürfte zirka 60°
betragen. Gegen die äußeren Zonen zu verschwanden sowohl Achse
wie Bissectrix aus dem Gesichtsfelde. Die Achsenebene lag ungefähr
senkrecht zu der Trasse des Spaltrisses.. Mit Ausnahme der Licht-
brechung, die auch für Prehnit zu niedrig war, würden diese Eigen-
schaften für Klinozoisit stimmen. Ein zweiter Schnitt konnte nicht
gefunden werden. ‚
!) Tsechermaks miner.-petrogr. Mitteil. 29, 1911, 124,
1911 Bericht vom 31. August. ©. Hlawatsch und R. Lepsius. 261
Diese Mineralien sind nun allerdings von Niederösterreich bereits
bekannt, von Cordierit gibt Sigmund (Die Minerale Niederösterreichs,
Wien 1909) wohl nur das Auftreten im Cordieritgneis von Zwettl
ohne Beschreibung von Pinitisierung und ohne Angabe, ob er auch
makroskopisch erkennbar ist, an; Andalusit nennt das genannte Werk
im Pegmatit (Schriftgranit) von Felling, ferner in Sillimannit umge-
wandelte Säulen im Glimmerschiefer von Schönau bei Zwettl.
Eigentümlich ist jedenfalls das Auftreten von drei verschiedenen
Tonerdesilikaten: Sillimannit, Andalusit und Dumortierit in granit-
pegmatitischen Gängen, die keinerlei Einwirkung der Dynamometa-
morphose zeigen. Man wäre versucht, anzunehmen, daß hier eine nach-
trägliche Neubildung aus den Bestandteilen eines tonerdereichen,
kristallinen Schiefers, der vom Gmneise umschlossen wurde, in den
Spalten vor sich ging. Tatsächlich finden sich im Granulite nicht selten
stark schiefrige oder flasrige, glimmerreiche Fetzen.
Wie die Gleichheit der Eigenschaft der Feldspate in Gneis und
Pegmatitgang andeutet, ist sicher eine wesentliche Verschiedenheit
in der Substanz von Gneis und Pegmatit, wenn man vom Biotit absieht,
nicht vorhanden. Vielleicht ist auch der Cordierit auf Kosten des
Biotits gebildet worden.
Literaturnotizen.
R. Lepsius. Die Einheit und die Ursachen der dilu-
vialen Eiszeit in den Alpen. Mit 12 Profilen im Text. Ab-
handlungen der Großh. Hessischen Geologischen Landesanstalt zu
Darmstadt. V. Bd., Heft 1, Darmstadt 1910.
Als Reaktion auf die von Penck und Brückner wohl allzu reich und
allzu künstlich verästelte Glazialgeschichte drängt sich jetzt eine entgegengesetzte
Strömung mehr hervor, welche mit allen Mitteln strebt, sämtliche glazialen und
interglazialen Ablagerungen als Gebilde einer einzigen Eiszeit hinzustellen.
Geinitz hat diesen Standpunkt für Norddeutschland schon lange vertreten.
Ihm schloß sich Lepsius im II. Bd. seiner Geologie von Deutschland an und in
der vorliegenden Schrift macht dieser Autor nun den Versuch, auch die alpinen
Eiszeiten nach diesem einfachen Schema zu beschneiden. Die Aufgabe, welche
sich Lepsius gestellt hat, besteht in der Beantwortung der Frage, ob die für Nord-
europa von ihm angenommenen Ursachen der Vereisung in gleicher Weise auch
für die Alpen passen und ob nicht auch hier drei hauptsächliche Perioden vor-
handen seien:
a) Die boreale, in welcher die Gletscher von den überhöhten Gebirgen bis
zur weitesten Verbreitung vorrückten;
b) die atlantische, die erste Rückzugsperiode;
c) die skandinavische oder hier alpine, die zweite Rückzugsperiode.
Der Autor befindet sich in der glücklichen Lage, auch in den Alpen nur
Bestätigungen seiner Ideen zu finden, indem es ihm auf Grund seiner Beobach-
tungen gelingt, die glazialen und sogenannten interglazialen Erscheinungen im Be-
reiche der Alpen auf eine einheitliche Vereisung und das Vorrücken und Rück-
schreiten der Gletscher auf tektonische Ursachen zurückzuführen.
Wie in Nordeuropa, so sollen auch in den Alpen die Gletscher während der
Diluvialzeit nur einmal in ihre Vorländer hinabgestiegen sein, nur einmal sich in
die Zentralketten zurückgezogen haben.
962 Verhandlungen. Nr, 11
Die Schneegrenze soll zur diluvialen Eiszeit nicht tiefer als heute gewesen
sein, dagegen sollen sich die Alpen und ihre Vorländer ebenso wie ganz Europa
in einem höheren Niveau über dem Ozean und damit in einem kälteren Klima
befunden haben. Durch etappenweise Absenkungen wurde dann der Rückzug der
Eismassen herbeigeführt. Um nun diese Behauptungen zu stützen, beschreibt der
Verfasser seine Beobachtungen über Schweizer Schotterfelder, sogenannte inter-
glaziale Ablagerungen, Achenschwankung und Bühlstadium, Entstehung der alpinen
Randseen, über Schneegrenzen und Löß.
Für die Schotterfelder kommt er zu dem Ergebnis, daß die älteren und
jüngeren Deckenschotter sowie die älteren Hochterrassenschotter einer Eiszeit zu-
gehören, und zwar der borealen Periode der weiter vordringenden Gletscher. Es
sind fluvioglaziale Absätze, welche nacheinander folgten, getrennt voneinander durch
Erosionseinschnitte, welche direkt an den Flüssen und Schmelzwassern der
Gletscher, indirekt durch tektonische Bewegungen erzeugt wurden. Das Alpenge-
birge und der europäische Kontinent stiegen absolut höher an, die oberrheinische
Tiefebene und die Donautiefebene sanken relativ tiefer ab. Beide Bewegungen
erfolgten in gewissen Etappen. Während der ersten Rückzugsperiode, der atlan-
tischen, wurden ebenfalls Hochterrassenschotter gebildet. Diese sind jedoch jünger
als diejenigen Hochterrassenschotter, welche von den am weitesten vorgestoßenen
Gletschern der Haupteiszeit in der borealen Periode überflutet wurden. r
Interglaziale Ablagerungen sind im Bereiche der Alpen keine vorhanden.
Die Schieferkohlen von Utznach, Dürnten und Wetzikon sollen in unmittelbarer
Nähe des Rhein-Linthgletschers, und zwar vor der Haupteiszeit abgelagert sein.
Auch die etwas jüngere Flora von Güntenstall entstammt der nächsten Nähe des
Eises,. Nach R. Lepsius besaß Europa im Eiszeitalter ein kontizentales, keiu
ozeanisches Klima. Die Flora der Dryastone gehört der letzten Rückzugsperiode
der Alpengletscher an. Es sind supramoränale fluviatillakustre Ablagerungen in
der Moränenlandschaft der letzten Rückzugsperiode.
Da die Gletscher noch jetzt an manchen Stellen bis in die Waldregionen
herabsteigen, so können die sogenannten Interglazialzeiten der Alpen nicht auf
fossile Pflanzenlager begründet werden, die irgendwo zwischen glazialen Schottern
oder Moränen liegen.
Die Ablagerungen von Utznach-Dürnten und von Güntenstall sind nach
Lepsius vortreffliche Beispiele von Ablagerunger, welche im Vorstoß und im
Rückzugsstadium von diluvialen Gletschern abgesetzt wurden. Es sind keine inter-
glazialen Gebilde im alten Sinne dieses Wortes, sondern Absätze im Oszillations-
bereiche des Rhein-Linthgletschers. Die berühmte Höttinger Breccie wird von
Lepsius ebenso wie der Kreidemergel in der Borlezzaschlucht am Iseosee in die
Pliocänzeit zurückverlegt.
Die Beweisführung ist in beiden Fällen außerordentlich einfach. An der
Hand eines alten, aus A. Pencks „Die Vergletscherung der deutschen Alpen“ 1882
entnommenen Profils zeigt uns Lepsius, daß am Gehänge nördlich von Innsbruck
zwei Gehängebreccien, eine obere weiße und eine untere rote vorkommen. Nur
die rote Breccie kommt mit GlJazialablagerungen in Berührung, die weiße dagegen
nicht. Nur in der weißen Breceie ist die bekannte pontische Flora gefunden
worden. Da sich nun nach Lepsius Gehängeschutt an diesen Bergen jederzeit
und überall gebildet haben kann, ist kein Beweis vorhanden, daß die beiden Brec-
cien gleichaltrig sind. Die weiße Breccie ist angeblich weder über- noch unter-
lagert von Moränen, sie enthält keine erratischen Blöcke noch irgendwelchen
glazialen Schutt, sie kommt überhaupt in keinen Kontakt mit Moränen. Aus der
Lagerung ist also kein Beweis weder für ein glaziales noch interglaziales Alter
der weißen Breccie zu entnehmen. Die Pflanzen aber weisen auf ein milderes Klima
hin, das etwa dem heutigen an den pontischen Gebirgsabhängen entspricht.
Würde man nun für die Höttinger Breccie ein interglaziales Alter annehmen, so
wäre es unverständlich, wie eine pontische Flora, die doch zuerst durch eine Eis-
zeit von der Höttingeralm vertrieben worden wäre, plötzlich nach derselben wieder
hier erscheinen konnte. Das angezeigte wärmere Klima kann nach Lepsius nur
der präglazialen, also pliocänen Zeit zugewiesen werden. Einen direkten Beweis
für das pliocäne Alter der Höttinger Flora findet der Autor in den geologisch
ganz klaren Profilen der pflanzenführenden Schichten am Iseosee, in denen die-
selbe pontische Flora wie in der weißen Höttinger Breccie liegt.
1911 Bericht vom 21, August. R. Lepsius. 263
Das Interglazial der Borlezzaschlucht bei Sellere und Pianico. ist von
Baltzer am eingehendsten beschrieben worden. Lepsius gibt ebenfalls eine
ziemlich ausführliche Schilderung mit drei Profilen.
Nach seiner Darstellung wird die weiße Seekreide der Borlezzaschlucht
nirgends von einer Moräne unterlagert. Sie liegt direkt dem Grundgebirge auf
und wird von Grundmoränen überlagert. In ihr findet sich neben reichen Diatomeen
eine Flora mit Rhododendron ponticum. Diese weiße Seekreide (Marna bianca)
ist nur im oberen Teil der Borlezzaschlucht vorhanden, während im unteren Teil
glaziale Tone und Moränen eingelagert sind. Die hier zwischen Moränen einge-
schalteten grauen Bändertone, welche Baltzer für Aquivalente der Seekreide
hält, sind nach Lepsius davon weit verschieden. Die meisten Diatomeenmergel
sind chemisch und mikroskopisch typische Süßwasserkreide, die glazialen Geschiebe-
mergel dagegen wechsellagern ganz unregelmäßig mit groben Quarzsanden und
Geröllagen und führen viele Geschiebe. Die Flora der Seekreide stimmt nun mit
jener aus der weißen Böttinger Breccie überein und wird von Lepsius als wahr-
scheinlich oberpliocän bezeichnet.
Die Achenschwankung und das Bühlstadium Pencks werden von Lepsius
geradezu als Beispiele für die Unsicherheit der bisherigen Einteilungen des strati-
graphischen Schemas des Eiszeitalters angeführt. Die Entstehung der Inntalterrassen
aus der Verlandung eines durch den Zillertalgletscher gestauten Sees von über
40 km® Inhalt weist Lepsius zurück, weil der Zillertalgletscher nie einen so un-
geheuren Wasserdruck hätte aushalten können.
Ebenso erscheint es ihm mechanisch unmöglich, daß der Bühlgletscher
einerseits oberhalb Kufstein (487 m) enden und gleichzeitig am Fernpaß und See-
felder Sattel bis 1600—1800 m emporklettern soll. Er rechnet alle Moränen und
erratischen Blöcke an diesen Pässen und nordwärts davon der einen großen Über-
flutung in der Eiszeit zu. Des weiteren ist er der Ansicht, daß man nicht ohne
weiteres die Schotterbildungen der verschiedenen Talsysteme als gleichzeitige
Bildungen auffassen dürfe. Die sogenannten Hochterrassen des Aargaues und des
Inntales brauchen nicht gleichzeitig entstanden zu sein.
Ganz ablehnend äußert sich Lepsius gegen die Lehre von der Glazialerosion.
Die Frage nach der Entstehung der alpinen Randseen ist für Lepsius
gleich mit der Frage, wie dieselben aufgestaut wurden. Er denkt dabei, ebenso
wie Heim und Baltzer, daß die betreffenden Talstrecken bei der Absenkung
des Alpenkörpers zur jungdiluvialen Zeit ertranken, weil die Vorländer und die
nächst vorliegenden Gebirge weniger tief absanken als der Alpenrand. Diese Ab-
senkung soll erst in jüngster Diluvialzeit erfolgt sein und vielleicht noch jetzt
andauern. Im besonderen werden Iseosee und Gardasee in die Diskussion herein-
gezogen.
Charakteristisch sind die einzelnen Aussprüche, mit welchen die Glazial-
erosion abgetan wird: „Härtere Körper, die Gesteine, können nicht
durch weichere Körper, das Eis, durchgeschnitten werden; man
zersägt die Granite mit Schmirge), aber nicht mit Butter.“ Nach
diesem Satze wäre zum Beispiel auch keine Erosion durch Wasser möglich.
Noch merkwürdigere Ansichten äußert der Verfasser bei der Besprechung
des Gardasees. Er schreibt:
„Als der Sarcagletscher am Monte Nota und am Monte Baldo seine
erratischen Blöcke in Höhen bis zu 800 m über dem Seespiegel absetzte, konnte
er mit seiner Unterfläche unmöglich auf einer mehrere hundert Meter tiefen
Wassermasse schwimmen; das ist physikalisch unmöglich. Der Gletscher konnte
aber auch das Wasser des Sees nicht aus seiner Tiefe herausdrücken — das
ist ebenfalls physikalisch unmöglich, da das Eis leichter ist als Wasser und also
wie in dem arktischen und antarktischen Meere auf dem Wasser schwimmen
müßte. Die Auskolkung der Seetiefe durch den Sarcagletscher ist aus denselben
Gründen ausgeschlossen: falls der Gletscher im festen Gebirge eine Tiefe erodieren
könnte — was ich leugne, wie ich wiederholt hervorgehoben habe — aber ange-
nommen, der Sarcagletscher hätte wirklich begonnen, sich hier eine Taltiefe
auszukolken, so müßte sich diese Taltiefe ja sofort mit Wasser füllen und den
Gletscher an die Oberfläche seiner Seetiefe heben, wodurch dann der Gletscher
jede ihm etwa innewohnende erodierende Kraft verloren hätte...
Kein Gletscher der Welt fließt geschlossen ins Meer, kein Gletscher ver-
drängt das Wasser eines Sees, sondern er schwimmt zerstückt auf der Wasser-
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 11. Verhandlungen. 41
264 Verhandlungen. Nr. 11
fläche. Der Grund hierfür ist ein physikalischer: Das Gletschereis ist an sich
und außerdem durch die vielen Luftblasen, die es enthält, leichter als Wasser:
sein spezifisches Gewicht ist bei 0° in den Alpen 0'86 bis 091°, je nachdem es
Luftblasen in größerer oder geringerer Menge enthält.
Die auf dem See schwimmenden Eisberge und Eisstücke hätten keinen
Druck ausüben können auf die Bergflächen und hätten nicht die an so vielen
Stellen über dem Gardasee sichtbaren Gletscherschliffe erzeugen können. Noch
viel weniger hätte ein im Wasser schwimmender Eisberg größere Schollen fort-
schieben können wie die Scholle von Scaglia, welche bei Torri über Tithon vom
Sarcagletscher fortgeschoben und mit Moränenmaterial verknetet wurde. Die
Auskolkung der oberitalienischen Seen durch die diluvialen Gletscher ist also
aus physikalischen und mechanischen Gründen unmöglich. Es bleibt demnach
meiner Ansicht nach nur die eine Erklärung der Seetiefen übrig: es sind er-
trunkene Flußtäler, ertrunken in der jungdiluvialen, oder wie ich sie genannt
habe, in der skandinavischen Periode des Diluviums.“
Ich begnüge mich, diese Äußerungen einfach hervorzuheben und halte eine
Kritik derselben für überflüssig.
Den Berechnungen der Schneegrenzen für die verschiedenen Phasen der
Eiszeit, wie sie von Penck und Brückner vielfach ausgeführt wurden, erkennt
Lepsius nur geringen Wert zu. Er glaubt jedoch, dieselben vielleicht in dem
Sinne verwenden zu können, daß uns die Differenzen der Schneegrenzen einen
ungefähren Anhalt geben, wie viel höher im Eiszeitalter die Alpen über dem
Meere standen als jetzt.
Wenn also das Maximum der Differenz der früheren und der jetzigen Schnee-
grenzen (nach Penck und Brückner) zirka 1250 »n betragen soll, so würde das
heißen, daß die Alpen in der borealen Eisperiode um zirka 1250 m höher standen
als heute.
Die Abnahme der Vergletscherung in den Alpen von Westen gegen Osten
bringt Lepsius mit der Abnahme der Höhenlage in Verbindung. Die regionalen
tektonischen Bewegungen dürften auch in der Eiszeit in den Westalpen stärker
gewesen sein als in den Ostalpen.
Die Lößgebiete dehnen sich im nördlichen Vorlande der Alpen hauptsächlich
nördlich der Jungmoränenlandschaft aus, und zwar nur auf den Hochterrassen,
nie auf den Niederterrassen. Danach läßt sich bestimmen, daß der Löß nach der
borealen, während der atlantischen und vor der skandinavischen Periode entstanden
ist. Nur in dieser Periode wurden einerseits durch den Rückzug der Eismassen
weite Schotter- und Moränenflächen entblößt und anderseits begünstigte ein kon-
tinentales Klima die Steppenbildung. Die Lößsteppen sollen nicht ohne Regen
gewesen sein, sondern etwa 30—40cm jährliche Niederschläge bekommen haben.
Beim letzten Rückzug der Gletscher in der skandinavischen Zeit konnte kein Löß
gebildet werden, da das Klima bereits ozeanisch geworden war. Auf der Südseite
der Alpen fehlt der Löß, dort war in der atlantischen Periode kein hochgelegenes
Vorland vorhanden.
Zum Schlusse der Abhandlung gibt der Verfasser noch eine übersichtliche
Zusammenstellung seiner Meinungen und eine Tabelle seiner Glazialgeschichte.
Daneben werden noch Bemerkungen über den prähistorischen Menschen einge-
schaltet. Nach Lepsius sind sämtliche prähistorischen menschlichen Ansiedlungen
in der Schweiz jünger als die große Vergletscherung. Sie scheiden sich in zwei
Kulturen nach verschiedenen Zeiten, der paläolithischen (atlantische Periode) und
der neolithischen (skandinavischen) Periode. Der paläolithische Mensch soll von
Westen her, von der versunkenen Atlantis, der neolithische von Osten, aus Asien
her, gekommen sein. Die Dauer der Eiszeit schätzt Lepsius wesentlich geringer
als Penck und Brückner. Die skandinavische Periode würde etwa 7000— 10.000
Jahre vor unsere Zeit zurückreichen.
Die hier besprochene Schrift von R. Lepsius fordert in mehr als einer
Hinsicht auf, gegen dieselbe Stellung zu nehmen.
Sie hat vom Anfang bis zum Ende lediglich den Charakter einer Umdeutung,
sie vermag sich nirgends auf neue, noch unbekannte Tatsachen zu stützen, sie
bietet keine Bereicherung an Beobachtungsmaterial, sie greift nur schon längst
bekannte und viel genauer beschriebene Erscheinungen heraus, um so sie einer
von vornherein bereits feststehenden Idee dienstbar zu machen. Das Recht zur
Umdeutung und freien Kombination der gegebenen wissenschaftlichen Beobachtungen
1911 Bericht vom 31. August. R. Lepsius. 26
ort
steht freilich jedem offen, entscheidend ist nur die Art und Weise, wie davon
Gebrauch gemacht wird.
Das Buch enthält eine Reihe von sehr angreifbaren Stellen — zwei sind im
vorigen zitiert worden. Von den Darlegungen, die einer ernsteren Widerlegung
wert erscheinen, will ich mich aber bei meiner Kritik nur mit jenen Angaben be-
schäftigen, die dem Bereiche des Inntales entnommen sind, mit dessen glazialen
und interglazialen Ablagerungen ich seit dem Jahre 1896 fort und fort zu tun hatte.
Da ist zunächst die Höttinger Breccie.
In dieser Frage zeigt Lepsius, daß ihm die ganze neuere geologische
Literatur dieses Gebildes unbekaunt geblieben ist, oder daß er über dieselbe zu
schweigen für gut findet. Er glaubt, die Angelegenheit dadurch lösen zu können,
daß er das alte Märchen von der Verschiedenheit der oberen weißen und unteren
roten Breccie noch einmal vorerzählt.
Diese Frage wurde von mir und W. Hammer bereits bei der Kartierung
des südlichen Teiles des Karwendelgebirges im Maße 1:25.000 in den Jahren
1896—97 erledigt, indem gezeigt wurde, daß es nur Fazies einer und derselben
großen Schutthalde sind. Ebenso ist die Behauptung unrichtig, daß die weiße Breccie
keine erratischen Geschiebe enthalte und nirgends mit Moränen in Berührung komme.
Ich verweise hier, abgesehen von älteren Angaben von Penck und Blaas, auf
meine Arbeit über die Gehängebreceien im Jahrbuch der k. k. geol. R.-A., Wien
1907, Bd. 57, 4. Heft. In dieser Arbeit wurden von mir auch noch weitere Be-
weise für die interglaziale Stellung der Höttinger Breccie auf Grund von neuen
Aufschlüssen beigebracht.
Eine ähnliche Nichtberücksichtigung der neueren Glazialgeologie tritt des
weiteren bei den EKrörterungen über Achenschwankung und Bühlstadium zutage.
Lepsius bemüht sich hier, in allgemeinen Erwägungen das zu sagen, was
schon vorher in exakter Weise und sehr ausführlich bewiesen worden ist.
Ich habe in mehreren Abhandlungen das Tatsachenmaterial vorgelegt,
welches zwingt, von einer Entstehung der Inntalterrassen im Stausee des Ziller-
talgletschers abzusehen und welches die Nichtexistenz des Büklstadiums im Inntal
verbürgt. Daß sich im Inntal nicht nur die Gehängebreccien, sondern auch die
mächtigen Inntalterrassen als zwischen zwei Vergletscherungen eingeschaltete Er-
scheinungen herausgestellt haben, ist dem Autor ebenfalls unbekannt geblieben.
In meinen letzten Arbeiten über die Entstehung der Inntalterrassen (Zeit-
schrift für Gletscherkunde, III. Bd., 1908, Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1908,
Nr. 4) ist auch bereits darauf hingewiesen, daß sich die Bildung dieser großen
Talverschüttung am leichtesten durch den Einfluß von tektonischeun Bewegungen,
durch ungleichmäßige Niveauverschiebungen erklären läßt.
Ich habe mich damals ausdrücklich gegen eine Verallgemeinerung dieser
Hypothese ausgesprochen, eine Umdeutung des vorliegenden Materials ohne neue
präzisere Beobachtungen und kartographische Aufnahmen abgewiesen und war
seitdem bemüht, solche Untersuchungen in verschiedenen Flußgebieten anzustellen.
Lepsius bringt nun ohne Scheu eine Umdeutung der gesamten Glazial-
stratigraphie auf tektonischem Wege, die in ihrer gar zu einfachen Auffassung dem
gewiß berechtigten Gedanken an tektonische Mitarbeit bei den Glazialvorgängen
nur zum Schaden gereichen kann.
In einer so einseitigen Weise sind die Glazialereignisse in den Alpen nicht
zu erklären, wenn ich auch nach meinen Forschungen glaube, daß nicht mehr als
zwei Vergletscherungen nachweisbar sind.
Zwei Vergletscherungen habe ich aber an sehr vielen und weit auseinander-
liegenden Stellen unzweideutig erkennen können. Tektonische Bewegungen spielen
auch nach meiner Überzeugung eine wichtige und bisher zu wenig beachtete
Rolle bei dem Wechselspiei der Vergletscherungen und jenem der großen Auf-
schüttungen und Erosionen. Das stärkere Betonen der geologischen Anschauungs-
weise gegenüber der ausschließlich klimatischen und geographischen ist jedenfalls
ganz berechtigt.
Wir sind in der Glazialstratigraphie heute noch lange nicht bei abschließenden
Urteilen angelangt, gar viele und genaue Arbeit ist dazy, noch nötig und wenn
Lepsius seine Ideen nicht als eine Lehre, sondern als 'eine Anregung gegeben
hätte, so wäre ihr Wert richtiger zu bemessen gewesen.
(Otto Ampferer.)
41*
966 Verhandlungen, N£IBI
A. Grund. Beiträge zur Morphologie desDinarischen
Gebirges. Geographische Abhandlungen. Leipzig 1910.
Von dieser Arbeit soll hier nur insoweit Notiz genommen werden, als sie
das auch für den Geologen wichtige Thema der Karsthydrographie berührt. Das
betreffende Kapitel ist eine Verteidigung der vom Verfasser im Jahre 1903 auf-
gestellten Karstwasserhypothese gegen die auf sie seither erfolgten Angriffe. In
einem Punkte bekennt Grund ein, sich geirrt zu haben. Die Behauptung, daß
das zirkulierende und in seinen Niveauständen veränderliche Karstwasser von einem
stagnierenden Grundwasser unterlagert sei, wird gänzlich zurückgenommen. Anderen
Einwänden gegenüber wird erklärt, daß sie nur einer mißverständlichen Auslegung
der Worte des Autors entsprungen seien. Das Vorkommen durchgängiger Höhlen-
flüsse ist mit der Karstwasserhypothese vereinbar und nicht als Beweis gegen sie
anzuführen. Dasselbe soll betreff3 des Fließens von Kluftwasseradern über dem
Grundwasserniveau gelten. Auch die Meinung, daß Grund die Möglichkeit positiver .
Ergebnisse von Färbeversuchen leugne, beruht auf einem Mißverständnis. Die von
Hydrotechnikern und Höhlenforschern beobachtete Zusammenhangslosigkeit der
Karstwasseradern lehnt Verfasser als Beweis gegen seine Hypothese damit ab.
daß er erklärt, der „einheitliche Karstwasserspiegel“ sei nur eine „abstrakt-
theoretische Aufstellung“ gewesen, und zugibt, daß dieser Spiegel in Wirklichkeit
viele Störungen und Zerreißungen erleide. In besonderen Abschnitten wendet sich
der Autor gegen die Einwürfe v. Knebels, daß er das Ausmaß der Karstwasser-
schwankungen sehr überschätze und daß die Karstwasserhypothese mit der Ver-
breitungsweise der Quellen nicht vereinbar sei. Des weiteren bekämpft er Katzers
Lehre von den geschlossenen Karstgerinnen und am Schlusse sucht er jene Argu-
‚mente gegen seine Hypothese zu entkräften, welche Katzer aus den Erscheinungen
der Poljenüberschwemmung abgeleitet hat. Bezüglich eines Falles gibt er aber zu,
daß er einen „ernsthaften“ Einwand gegen seine Hypothese begründen könnte.
(Kerner.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25.
Verhandlungen der k Pi Reichganstlt
Bericht vom 30. September 1911.
Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: Ernennung Dr. F.Kossmats zum Professor an
der Technischen Hochschule in Graz. — Eingesendete Mitteilungen: R. Hoernes:
Gerölle und Geschiebe. — F. Heritsch: Die Trofaiachlinie.e — H. Mohr: Bemerkungen zu
St. Richarz’ „Die Umgebung von Aspang am Wechsel (Niederösterreich)“. — Literatur-
notizen: A. v. Böhm, Zittel K. A. v., J. J. Jahn.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt Ihrer Mittellungen verantwortlich.
Vorgänge an der Anstalt.
Seine k. u. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
Entschließung vom 21. September 1911 den Adjunkten der k.k.
geologischen Reichsanstalt und mit dem Titel eines Extraordinarius
bekleideten Privatdozenten der Universität Wien Dr. Franz Kossmat
zum ordentlichen Professor für Mineralogie und Geologie an der tech-
nischen Hochschule in Graz Allerenädigst zu ernennen geruht.
Eingesendete Mitteilungen.
Rudolf Hoernes. Gerölle und Geschiebe.
In einer kürzlich veröffentlichten Mitteilung über die von ihm
in der Libyschen Wüste genauer beobachtete Bildung von Wind-
kantern betont Johannes Walther wie mir scheint mit vollem Recht
am Eingang seiner Darlegungen, daß zwar in der Paläontologie das
Prinzip der Priorität bei der Namengebung streng durchgeführt
wird, daß man hingegen auf dem Gebiete der allgemeinen Geologie
in der Anwendung der Termini techniei sehr weitherzig gewesen
sei. Mit Recht sagt Walther: „Namen, welche in der Literatur für
bestimmte Erscheinungen von dem einen Autor angewandt worden
‚sind, wurden von anderen oftmals in abweichendem Sinne gebraucht
oder durch neue Namen ersetzt, und manche Diskussionen über Fragen
der allgemeinen Geologie würden wesentlich vereinfacht sein, wenn
. eine streng durchgeführte Terminologie nach den in den systematischen
Wissenschaften geltenden Regeln auch hier Anwendung gefunden
hätte“ 1%. Er meint, daß sich dieser Gedanke jedem aufdrängen müsse,
ı) J. Walther, Über die Bildung von Windkantern in der Libyschen Wüste,
Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft, 1911, Monatsberichte Nr. 7,
pag. 410.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 12. Verhandlungen. 49
968 Verhandlungen. Nr. 12
der die umfangreiche Literatur überschaue, in der von „Geröllen“
und „Geschieben“ die Rede ist und bemerkt: „Das Wasser rollt und
das Eis schiebt. In folgerichtiger Anwendung kann man .daher alle
vom Wasser geformten und verfrachteten Gesteinsstücke nur als Ge-
rölle, alle vom Eis transportierten Bruchstücke aber als Geschiebe
bezeichnen“. Diese Unterscheidung nach dem Medium, in welchem
die Bewegung und Formgebung stattfindet, ist allerdings bei vielen
Geologen üblich. Man könnte für sie allenfalls die Definition geltend
machen, die Hermann Credner im petrographischen Teil seiner
„Elemente der Geologie“ bei Besprechung der losen Haufwerke oder
Akkumulate gibt: „Gerölle sind gerundete, regellos übereinander-
gehäufte Gesteinsbruchstücke. Erratische Blöcke oder Ge-
schiebe, zuweilen nur wenig abgerundete, kopf- bis weit über meter-
große Fragmente der verschiedenartigsten Gesteine sind durch Gletscher
von ihrem Ursprungsorte an ihre jetzige Fundstelle transportiert worden
und zeigen deshalb nicht selten Gletscherschliffe und Schrammen“ ?).
Credner gebraucht die Worte Gerölle und Geschiebe aber auch in
anderem Sinne. So spricht er bei Erörterung der Erdpyramiden, als
deren ausgezeichnetstes Beispiel er die im Glazialschutt von Bozen
gebildeten anführt, von lockeren, lehmig-sandigen Schuttanhäufungen,
welche größere Gesteinsfragmente und Gerölle umfassen ?), während
er bei Besprechung des Transportes und der Absätze von seiten
fließender Wässer ausführt, daß unter normalen Verhältnissen nur
Sand und Schlamm von den Gebirgsbächen treibend und schwebend
fortgeführt, die größeren Geschiebe hingegen auf ihrem Boden
fortgerollt werden). Er spricht dann von dem besonders großen
Geschiebetransport bei hohem Wasserstand, von der Geschiebe-
menge der Reuß, des Rheins, der Ache und der Donau; dann aber
wieder von dem Absatz der „Gerölle“ bei geringerer Stromgeschwindig-
keit und von der Erhöhung des Strombettes durch Flüsse, welche
sroße „Geröllmengen“ mit sich führen. Credner gebraucht also
die Ausdrücke Gerölle und Geschiebe für größere, durch fließendes
Wasser bewegte und durch längeren Transport geformte Gesteins-
stücke als vollkommen gleichwertig. Dasselbe ist merkwürdiger-
weise auch bei Emanuel Kayser der Fall. Er sagt*): „Die von den
Bächen und Flüssen mitgeführten harten Stoffe werden je nach ihrer
Größe und Schwere entweder schwebend fortgetragen oder auf dem
Boden des Flußbettes fortgeschoben. Man bezeichnet die Festkörper
der ersteren Art als schwebende Teile, die der letzteren als
Gerölle oder Geschiebe“ und spricht dann bei Erörterung der
zur Fortbewegung nötigen Strömungsgeschwindigkeiten von bohnen-
großen, dann von 1!/, kg schweren Geschieben, später von der gegen-
seitigen Scheuerung der „Rollstücke“, von der Abnahme der Größe der
Gerölle und Geschiebe und gebraucht genau so wie Credner die
beiden Worte als vollkommen gleichwertig und gleichbedeutend. Er
1) H. Credner, Elemente der Geologie, 9. Auflage, 1902, pag. 266.
2) H. Credner, a. a. O. pag. 130.
®) H. Credner, a. a. O. pag. 132.
*) E. Kayser, Lehrbuch der allgemeinen Geologie, 3. Auflage, 1909,
pag. 385. e
1911 Bericht vom 30. September. Rudolf Hoernes, 269
sagt 1) z. B.: „Bei Flüssen, die große Geröllmassen mit sich führen,
bewirkt die fortwährende Ablagerung von Geschieben eine beständige
Erhöhung des Flußbettes.“
Gewiß wäre es zweckmäßig, den beiden Ausdrücken Geschiebe
und Gerölle eine bestimmte Bedeutung zuzuweisen und sie fortan
nur in dieser zu gebrauchen; es scheint mir aber fraglich, ob der
diesbezüglich von Johannes Walther gemachte Vorschlag so leicht
zur allgemeinen Annahme gelangen könnte. Zunächst ist der Satz,
von dem er ausgeht: „Das Wasser rollt und das Eis schiebt“,
nur teilweise richtig. Die rollende Bewegung durch das Wasser ist
eine normalerweise an die Küsten des Meeres und der größeren
Binnenseen gebundene Erscheinung, die an Flüssen und Strömen
nicht in gleicher Weise zu beobachten ist. Die Brandungswellen rollen
tatsächlich die Gesteinstrümmer und erzeugen durch ihre Abnützung
jene kugeligen oder walzenförmigen Körper, welche für marine Schotter
so bezeichnend sind. Das fließende Wasser hingegen trägt feinere
Gesteinsteilchen in der Trübung schwebend fort und schiebt das
sröbere Material auf dem Grund des Flußbettes talwärts. Rollende
Bewegung tritt nur ausnahmsweise ein, so bei Murgängen, wo die
Stoßkraft der ungeheuren, in Bewegung gesetzten Massen hoch an-
gewachsen ist, überdies der Unterschied zwischen dem Eigengewicht
der mitgewälzten Felsblöcke und des transportierenden Mediums ein
sehr geringer sein wird, da dieses Medium eben ein Gemisch von
Wasser und reichlich beigemengtem festem Material geworden ist.
Treffend sagt Josef Stiny: „Je mehr die Menge des mitgeführten
Geschiebes im Gerinne anschwillt, desto größer wird die innere
Reibung eines solchen Gemisches von Wasser und Material, bis sich
schließlich von einer gewissen Grenze ab nicht mehr eine Hochflut,
sondern eine zähflüssige Masse, aus Wasser, Erde, Sand, Schotter,
Blöcken und Holz in buntem Durcheinander bestehend, einem Lava-
strom gleich zu Tale wälzt; die geänderte Bewegungsart entspricht an-
nähernd derjenigen zähflüssiger Massen, an die Stelle eines geschiebe-
reichen Hochwassers tritt eine echte Mure“ 2). Da die Bewegung bei Mur-
gängen nur durch kurze Zeit und auf einer relativ kurzen Wegstrecke
erfolgt, wird die durch sie verursachte Umformung des Materials
keine so charakteristischen Formen erzeugen können wie das Spiel
der Brandungswellen, welche die Gesteinstrümmer immer von neuem
in Angriff nehmen, oder der lange Transport durch fließendes Wasser,
Es wurde oben gesagt, daß das letztere normalerweise größere
Gesteinsstücke nur auf dem Boden des Flußbettes fortschiebt. Da-
durch erhalten die Flußgeschiebe ihre charakteristische keilförmige,
abgeflachte Form im Gegensatz zu der kugel- oder walzenförmigen
der Meeresgerölle. Nur ausnahmsweise, an Stromschnellen und Wasser-
fällen, entstehen durch rasch bewegtes, fließendes oder geradezu herab-
stürzendes Wasser kugelige Abnützungsformen, die bekannten „Reib-
steine“ der Riesentöpfe und Gletschermühlen, eine Ausnahme, welche
durch die Seltenheit und Eigenart ihres Vorkommens die Regel be-
2) E, Kayser, a. a. O. pag. 391.
2) J. Stiny, Die Muren, 1910, pag. 2.
42*
70 Verhandlungen. Nr: 12
stätigt, daB Flußgeschiebe und Meeresgerölle schon -in ihrer ‘Form
die Art ihrer Entstehung verraten. Die Bildung der mehr oder minder
kugelige Gestalt aufweisenden Reibsteine durch die strudelnde. Wir-
kung des Wassers ist hinlänglich bekannt, so daß ich wohl bei ihr
nicht länger zu verweilen brauche, ebensowenig bei der Tatsache,
daß die Bildung von Riesentöpfen sowohl an Wasserfällen — im
trockenen Sommer des Jahres 1857 konnten zahlreiche Strudellöcher
an den Felsplatten des Rheinfalles bei Schaffhausen wahrgenommen
werden — wie an Stromschnellen — ein ausgezeichnetes Beispiel
bietet das alte Bett des Imatra in Finnland dar — wie durch das
Schmelzwasser der Gletscher auf der Unterlage derselben — ich er-
innere an die bekannten Riesentöpfe des Gletschergartens von Luzern —
stattfindet; wohl aber möchte ich bemerken, daß, wie J. Stiny erst
vor kurzem gezeigt hat, die Bildung solcher Erosionskessel nicht aus-
schließlich an harte, widerstandsfähige Gesteine gebunden ist, sondern
auch in weicherem Material zustande kommen kann, wofür er Bei-
spiele aus dem miocänen Tegel Mittelsteiermarks anführt !). Das Bohr-
und Schleifmaterial liefert in dem von Stiny erörterten Beispiel
freilich nicht der Tegel selbst, sondern die von der Höhe des Sammel-
gebietes herabgeschleppten Kiese und Sande, auch erreichen die von
ihm geschilderten Miniaturriesentöpfe bald nur wenige Zentimeter
Tiefe, bald sind sie mehrere Dezimeter tief in den Tegel eingesenkt.
Stiny benützt die von ihm gemachte Beobachtung, um auf sie
gestützt der von E. Geinitz als „Evorsion‘ bezeichneten Aus-
strudelung und Auswirblung wenigstens in Bachabschnitten mit stärkerer
und wechselnder Sohlenneigung eine größere Wirkung zuzuschreiben
als der gewöhnlichen schleifenden Erosion durch die mitgeführten
Geschiebe, welche sich mehr oder weniger auf Flußstrecken mit
schwächerem und gleichmäßigem Gefälle beschränke. Das mag bis
zu einem gewissen Grade richtig sein; doch erklärt die ungleich
größere Ausdehnung der Flußstrecken mit geringerem und gleich-
mäßigerem Gefälle leicht die enorme Menge der in fluviatilen Ab-
lagerungen angehäuften Geschiebe im Gegensatz zu den nur an ein-
zelnen Stellen zu treffenden, vergleichsweise seltenen Reibsteinen.
Die österreichischen Geologen haben den Unterschied der Formen,
welche die Brandung des Meeres und der Transport durch fließendes
Wasser den Gesteinsbruchstücken aufprägen, seit langem richtig erkannt.
So machte A. v. Morlot in einer Versammlung der Freunde der
Naturwissenschaften in Wien am 15. März 1850 bei Besprechung der
Aufeinanderfolge der Schichten in einer Ziegelgrube bei der Matzleins-
dorferlinie auf eine Ablagerung von Quarzgeschieben aufmerksam,
deren Form diejenige von Flußgeschieben und nicht von Meeres-
geschieben sei, wie er an einem vorgelegten herzförmigen Stein zeigte ?).
Eduard Suess erörterte 1862 den Unterschied von Geschieben und
Geröllen bei Besprechung der fluviatilen Natur des Belvedereschotters
1) J. Stiny, Zur Erosionstheorie. Mitteilungen des naturwissenschaftlichen
Vereines für Steiermark, Bd. 47, 1911, pag. 83. =
®) Haidingers Berichte über die Mitteilungen von Freunden der Natur-
wissenschaften in Wien, Bd. VII, 1851, pag. 112.
1911 Bericht vom 30."September. Rudolf Hoernes. Earl
in treffender Weise: ‚Vergleicht man eine größere Anzahl solcher
Geschiebe, so bemerkt man leicht, daß sie sich mehr oder minder
einer und derselben typischen Form nähern, indem sie fast ohne
Ausnahme nach dereinen Seitehinkeilförmigzugeschärft
sind. Diese Gestalt, unterscheidet eben Geschiebe von Geröllen:
sie wird hervorgebracht, indem Steine am Grunde eines fließenden
Wassers durch die Strömung fortgeschoben werden. . Gerollte
Steine, welche z. B. am Meeresstrande von der Brandung auf und ab
bewegt worden sind, haben nie eine keilförmige, sondern eine gleich-
mäßig ovale oder zylindrische Grundform. In der Schottergrube nächst
dem Marxer Friedhofe bemerkt man eine Schotterbank, in welcher
alle diese keilförmigen Geschiebe, in einfacher Reihe liegend, sich in
schräger, etwa nach NW geneigter Richtung knapp aneinanderschließen,
so die Wirkung einer aus NW kommenden Strömung unmittelbar
verratend !).
Übereinstimmend habe ich in der von mir nach des Verfassers
Tod besorgten vierten Auflage von Gustav Leonhards „Grundzügen
der Geognosie und Geologie“, 1339, den Unterschied zwischen Ge-
röllen und Geschieben in der Auffassung von E. Suess festgehalten,
während G. Leonhard in der dritten Auflage seines Werkes, 1874,
noch Gerölle und Geschiebe als vollkommen gleichwertige Dinge be-
handelt hatte ?), ebenso wie vor Jahren Karl Cäsar von Leonhard?).
Ich. unterschied: „Geschiebe. Durch die Tätigkeit des fließenden
Wassers talwärts geführte Gesteinsfragmente werden ihrer Ecken und
Kanten beraubt, geglättet — der Fortbewegung auf dem Grunde der
Gewässer entsprechend ist die Gestalt der meisten Geschiebe eine ab-
geflacht eiförmige. Gerölle: Die Brandung des Meeres zertrümmert die
Uferfelsen, zerkleinert die Felsblöcke und erzeugt durch die wiederholte
rollende Bewegung den Geschieben ähnliche, allseitig gerundete, meist
nicht abgeflachte Gerölle‘‘*). In ähnlicher Weise faßt auch Franz
Toula den Unterschied zwischen Geröllen und Geschieben auf, nur
legt er nicht auf die Entstehungsart, sondern auf die Form der Ge-
steinsbruchstücke das Hauptgewicht und bezeichnet deshalb auch an
Stromschnellen gebildete Körper als Gerölle. Er schreibt: „Gerölle
sind Gesteinsstücke von kugeliger, walzenförmiger oder zylindrischer
Form. Sie bilden sich hauptsächlich am Meeresstrande durch die
rollende Bewegung in der Brandung, aber auch in rasch fließenden
Gewässern. Geschiebe sind flache Gesteinsstücke mit abgerundeten
Kanten, welche ihre eigentümliche keilförmige Gestalt der schiebenden
Fortbewegung in ‚Flußbetten verdanken“ ).: Auch Ferdinand Löwl
äußert sich bei Besprechung der klastischen Gesteine in ähnlicher
Weise: :,,Die Bruchstücke, ‚die von Wasserläufen entführt werden,
!) E. Suess, Der Boden der Stadt Wien, 1882, pag. 64 und 65.
I G. Leonhard, Grundzüge der Geognosie und Geologie, 3. Auflage, 1874,
ag. ;
gr Se K. C. v. Leonhard, Lehrbuch der Geognosie und Geologie, 1835,
pag. 76 und 270.
*#) G. Leonhard, Grundzüge der Geognosie und Geologie. Vierte, durch
R. Hoernes besorgte Auflage, 1889, pag. 104.
°) F. Toula, Lehrbuch.der Geologie, 1900, pag. 146.
272 Verhandlungen. Nr: 12
stoßen vorerst ihre Kanten ab und gehen allmählich infolge der Reibung
am Bette und aneinander aus grobem Schotter in flache, linsenförmige
Geschiebe über. Wo das Gefälle so tief erniedrigt wird, daß die
Stoßkraft des Wassers nicht mehr hinreicht, den Sohlenschutt weiter-
zubringen, wird nur noch der Rückstand der zerriebenen Geschiebe,
der aus Quarzkörnern bestehende Sand fortgerollt. Die feinsten Zer-
fallstoffe aber treiben als Flußtrübe dahin. Die Scheuersteine, die
das Gletschereis in der Grundmoräne zuschleift, zeigen im Gegensatze
zu den Flußgeschieben bald ebene, bald bauchige, aber immer als
unregelmäßige Facetten angelegte Schlifflächen mit wirr durcheinander-
laufenden Kritzen und Schrammen in der Politur. Im großen ist die
ungeseigerte Vermengung der Scheuersteine mit grusigem und tonigem
Zerreibsel bezeichnend. Die von der Brandung bearbeiteten Strand-
gerölle unterscheiden sich von allen Geschieben durch ihre kugel-,
ei- oder walzenförmige Abrollung‘‘ }),
Die hier dargelegten übereinstimmenden Ansichten decken sich
mit der wie mir scheint wohlbegründeten Erörterung über die Fort-
bewegung des Geschiebes an der Sohle des Flußbettes, welche Josef
Ritter Lorenz von Liburnau mit folgenden Worten gibt: ‚Die Fort-
bewegung der Gesteinstrümmer am Grunde ist nicht eine wälzende
sondern eine schiebende, wobei die Stücke zugleich wagrecht im
Kreise herumgedreht werden, dabei reibt sich also jedes Stück
(mit Ausnahme der obersten und der untersten Lage) an einem
oberen und einem unteren und bei der horizontalen Drehung
reiben sich auch die Kanten seitlich ab. Daher kommt es, daß der
Detritus in Flüssen nach längerem Laufe vorwiegend flachrundliche
Formen annimmt, die ihn vom Strandgerölle des Meeres ebenso wie
vom Gebirgs- und Gletscherschutt unterscheiden“ 2). Lorenz v.Liburnau
erörtert aber auch die ausnahmsweise Fortbewegung großer Stein-
blöcke, die nicht stetig fortgeschoben werden können, sondern absatz-
weise fortgewälzt werden. Er sagt: „Wenn ein Steinblock dem Strom,
an dessen Grund er liegt, eine Fläche entgegenkehrt, die ziemlich
breit und noch mehr hoch ist, wobei das darüber hinfließende
Wasser an der dem Strom abgekehrten Seite des Blockes eine
kleine Kaskade bildet, greift diese durch ihr Auftreffen auf den
Boden den letzteren, wenn er aus loserem Material besteht,
an und höhlt eine Grube aus, der Block verliert an der Vorderseite
seine Unterstützung und kippt um die Kante in die Grube hinein.
Nach einiger Zeit wiederholt sich dieser Vorgang und so wälzt sich
der Stein mit mehr oder weniger Unterbrechungen vorwärts. Aber
auch ohne Unterwaschung kann eine besonders heftige Strömung Stein-
blöcke, die durch ihre jeweilig stromaufwärts gekehrten Flächen dem
Wasser viele Angriffspunkte darbieten und so liegen, daß sie um die
stromabwärts gekehrte Kante nicht allzuschwer gedreht werden, ruck-
weise fortwälzen, so oft nämlich die Strömung hoch anschwillt, während
bei Niederwasser diese Bewegung unterbleibt‘“°). Ich habe diese
!) F. Löw], Geologie, 1906, pag. 38 und 39. :
2) J. Lorenz v. Liburnau, Die geologischen Verhältnisse von Grund und
Boden, 1888, pag. 95 und 96. -
®) J. Lorenz v. Liburnau, a. a. O. pag. 97.
1911 Berieht vom 30. September, Rudolf Hoernes. 273
Ausführungen wörtlich wiedergegeben, um zu zeigen, daß eine erste
Autorität auf dem Gebiete des Wasserbaues wie Lorenz v. Liburnau
mit Recht von der zuletzt erörterten, wälzenden Fortbewegung von
Gesteinstrümmern sagt, daß sie bei den Veränderungen, die durch
fließendes Wasser im Zusammenhang mit der Gestaltung der Erd-
oberfläche herbeigeführt werden, weniger in Betracht kommt und im
Gegensatz hierzu den Transport des auf dem Grunde fortgeschobenen
und des in der Trübung schwebenden Materials als die wichtigsten
Transportarten bezeichnet !!).
Allerdings ist, wie ich anzuführen mich verpflichtet erachte, von
ersten Autoritäten auf dem Gebiete der Geographie und Geologie
auch die gegenteilige Meinung ausgesprochen worden. So sagt Eduard
Brückner: ‚Die Bewegung des Geschiebes ist ein Fortrollen unter
dem Stoß des Wassers“ ?). Die Ausdrücke Gerölle und Geschiebe
gebraucht er dabei als vollkommen gleichwertig: „An der Sohle des
Flußbettes wandert das Geschiebe oder Geröll abwärts.“
Brückner verwendet aber auch den Ausdruck Geschiebe für
-die durch die Brandung des Meeres erzeugten und geformten Gesteins-
bruchstücke. Er sagt bei Erörterung der Abrasion: „Die in den Fels
-eingenagte Strandterrasse (Plattform) selbst erleidet durch die Ge-
schiebemassen, die von der Brandung hin und her bewegt werden,
eine Korrosion und erniedrigt sich, je mehr die Brandung das Kliff
zurückdrängt®). Ausführlich und in scharfem Gegensatz zu Lorenz
v. Liburnau äußert sich Albrecht Penck: „Der Transport der Fluß-
geschiebe geschieht im allgemeinen durch Fortrollen und ein Fort-
schieben kommt viel seltener vor. Das Fortrollen erfolgt entweder
massenhaft oder einzeln. Im ersteren Fall ist das gesamte Ge-
schiebe der Fußsohle in Bewegung, man hört die einzelnen Roll-
steine unablässig aneinanderschlagen und so wandert ein förmlicher
mit Wasser imprägnierter Geröllstrom, welcher nach den von Pesta-
lozzi mitgeteilten Beobachtungen vom Rhein bei Ragaz und der
Birsig in Basel eine Tiefe von über 3m haben kann. Ein solcher
Massentransport groben Gerölles scheint nur in Gebirgsflüssen, und
zwar nur bei Hochwasser vorzukommen, während feinere sandige
Bestandteile weit häufiger in Form von „Wolken“ transportiert
werden. Gewöhnlich geschieht der Transport des Flußgeschiebes stoß-
und ruckweise. Es stößt das Wasser auf die Breitseite der Gerölle,
‘so daß sie um ihre Längsachse gedreht werden und eine Strecke
weit laufen“). Und weiterhin sagt Penck: „Die Geröllbewegung er-
folgt stets langsamer als die des Wassers; nach Blackwells
Untersuchungen kann im großen und ganzen das Produkt aus dem
spezifischen Gewicht und der Geschwindigkeit der Gerölle gleich der
Wassergeschwindigkeit gesetzt werden. Es sind die Bewegungsgrößen des
Wassers und seiner Geschiebe einander gleich. Jedoch geschieht der
1) J. Lorenz v. Liburnau, a. a. O. pag. 98.
2) Hann, Hochstetter, Pokorny, Allgemeine Erdkunde, 5., neu bear-
beitete Auflage von J. Hann, E. Brückner und A. Kirchhoff, 1896, II.,
pag. 219.
°») E. Brückner, a. a. O. pag.. 260.
*) A. Penck, Morphologie der Erdoberfläche, I. Teil, 1894, pag. 284.
974 Verhandlungen. Nr. 12
Geschiebetransport nie kontinuierlich, sondern ruckweise, derart, daß
von der stromaufwärts gerichteten Seite der Bank die Gerölle los-
gelöst und auf dieselbe hinaufgerollt werden. Über die Bank gebracht,
lagern sie sich in ruhigem Wasser dachziegelähnlich, gegen die Strom-
richtung fallend, ab“ !). Die hier von Penck geschilderten Vorgänge
mögen stellenweise beim Geschiebetransport der Flüsse tatsächlich
eintreten, die Regel stellen sie aber gewiß nicht dar, sonst würden
die Flußgeschiebe sicher nicht die ihnen eigentümliche abgeflachte,
keilförmige Gestalt besitzen, die Morlot und Suess im Gegensatz
zu der kugeligen oder walzenförmigen der Meeresgerölle betonten.
Walther ist freilich der Meinung, daß die Gestaltung der vom
Wasser bewegten Gesteinsbruchstücke lediglich von der Beschaffen-
heit des Gesteinsmaterials abhängt. Er sagt: „Dickbankige und massige
Gesteine bilden oft eirunde bis kugelrunde Gerölle; dünnschichtige
und schiefrige Felsarten’ neigen zur Bildung von flachen Scheiben
mit gerundetem Rand?). Demgegenüber möchte ich bemerken, daß
die charakteristischen Gestalten der Meeresgerölle und Flußgeschiebe
gerade an einem harten oder doch ziemlich widerstandsfähigen ein-
heitlichen Material, wie z. B. an Quarz, mesozoischen Kalken u. dgl.
in ausgezeichneter Weise zu beobachten sind. Wenn man also, wie
Walther wünscht und wie es auch mir angesichts des verwirrenden,
widerspruchsvollen Gebrauches der Worte Gerölle und Geschiebe
in der bisherigen Literatur zweckmäßig scheint, die beiden Bezeich-
nungen fortan in eindeutiger, bestimmter Weise gebrauchen will,
scheint es mir geraten, den Ausdruck Gerölle ausschließlich für die
von den Brandungswellen erzeugten kugeligen, eiförmigen oder walzen-
artig gestalteten Gesteinsbruchstücke anzuwenden, das Wort Ge-
schiebe aber für die von den Flüssen durch den Transport an der
Sohle ihres Bettes eigenartig geformten, keilförmigen Psepholithe zu
gebrauchen — in jenem Sinne also, wie dies von Eduard Suess
schon 1862 geschah.
Dr. Franz Heritsch. Die „Trofaiachlinie“,
In der in diesen Verhandlungen (1911, Nr. 7) erschienenen,
durch die beigegebene Karte und die prägnanten Detailbeobachtungen
sehr wertvollen Studie von H. Vetters wird an den großen
Zügen des Baues der steirischen Grauwackenzone nicht gerüttelt;
dafür wird der Versuch unternommen, die schwierig zu deutenden
Verhältnisse in der Gegend von Bruck durch die Einführung einer
Querstörung, der Trofaiachlinie, zu erklären, also in einer Weise zu
erklären, die mich zwingt, der Frage näher zu treten, ob man nicht
auf eine andere Art den vorliegenden Verhältnissen Rechnung tragen
könnte. Ich habe mich in den letzten Jahren bemüht, den Bau der
nordsteirischen Grauwackenzone darzustellen?) und muß, um eine
1) A. Penck, a. a. O. pag. 286.
2) J. Walther, a. a. O. pag. 411.
3) F. Heritsch, Anzeiger der kais. Akademie. 21. III. 1907. — Mitteilungen
des Naturwissensch, Vereines f. Steiermark. 1907, pag. 21. — Sitzungsbericht der
1911 Bericht vom 30. September. Dr. Franz Heritsch. 275
Grundlage für die folgenden Auseinandersetzungen zu haben, die
Hauptsachen erörtern. Ich habe ausgeführt, daß zwischen dem pflanzen-
führenden Oberkarbon und den mannisfaltigen Schiefern, Sandsteinen
Grauwacken usw. im Liesing- und Paltental kein Altersunterschied
von größerer Bedeutung vorliegt, sondern daß beide Bildungen, also
die „Quarzphyllitgruppe“ und das Karbon auf das engste miteinander
verknüpft sind; Gesteine der Quarzphyllitgruppe treten im Pflanzen-
karbon auf und umgekehrt; es ist daher nicht nur an der strati-
graphischen, sondern auch an der tektonischen Zusammengehörigkeit
nicht zu zweifeln. Die ganze Serie liegt den Gneisen und Graniten
der Rottenmanner und Seckauer Tauern, der Glein- und Hochalpe
und den Hornblendegneisen des Rennfeldes in der Weise auf, daß
entweder Konglomerate (das von M. Vacek entdeckte Ramsachkon-
glomerat) oder Quarzite und Quarzitschiefer (der sogenannte Weiß-
stein) in den liegenden Teilen auftreten; es ist ein normaler Kontakt.
Vielfach treten im Karbon, und zwar zumeist in dem durch die Graphit-
schiefer und Konglomerate charakterisierten Pflanzenkarbon weithin-
streichende Kalkzüge auf (Liesingtal, Murtal zwischen St. Michael
und Bruck). Daß man in dem ganzen Komplex nicht eine normale
Folge, sondern eine durch Faltung und vielleicht auch durch Schuppung
vervielfachte Serie vor sich hat, zeigt die Beobachtung und die be-
deutende Mächtigkeit.
Über der gegen Nordosten untersinkenden Karbonserie erscheint
am Kamm zwischen Paltental und Johnsbach jene durch die sauren
porphyrischen Ergußgesteine charakterisierte Gruppe, die ich Blassen-
eckserie genannt habe; wie eine ungeheure Platte legt sich diese Ge-
steinsreihe auf das Karbon und sinkt gegen Nordosten sowie dieses
unter. Die Blasseneckserie wird von erzführendem Silurdevonkalk
überschoben; unter diesem und über den tieferen Grauwackengesteinen
liegt das von E.Ascher entdeckte Vorkommen von Werfener Schichten
am Südfuß des Reiting. Ich habe ausgeführt, daß der erzführende
Kalk des Zuges des Zeiritzkampel—Treffneralpe nochmals von einer
höheren Schuppe von Blasseneckerserie überschoben wird und daß
darauf nochmals eine in Rudimenten erhaltene erzführende Decke
liegt, welche die nördlichen Kalkalpen trägt. Da sich nun der
Schuppenkomplex Blasseneckserie — erzführender Kalk gleichmäßig
‚aus dem Paltental bis zum Semmering fortsetzt, während unter ihm
im Mürztal neue tektonische Elemente (Gneis) erscheinen, da sich also
der oben erwähnte Schuppenkomplex ganz unabhängig vom Karbon des
Liesing-Paltentales und auch des Mürztales erweist, so ist damit Grund
‘genug vorhanden, ihn tektonisch vom Karbon abzutrennen, was ja
durch die fremdartige Stellung des erzführenden Kalkes allein schon
bedingt wäre.
Das Karbon des Liesingtales läßt sich bis in den Graschitzgraben
verfolgen, wo es, wie es nach Vaceks Darstellung sehr wahrscheinlich
kais. Akademie der Wiss., mathem -naturw. Kl. Bd. 116, Abt. I. 1907, pag. 1717.
— Ebenda, Bd. 118, Abt. I. 1909, pag. 115. — Ebenda, Bd. 120, Abt. I, 1911,
pag. 95. — Zentralblatt für Min., Geol. u. Pal. 1910,.pag. 692. — Ebenda, 1911,
pag. 90. — Mitteilungen des Naturwissensch. Vereines für Steiermark. 1910, pag.
102. — Ebenda 1910, pag 108.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 12. Verhandlungen. 43
276 Verhandlungen. Nr. 12
ist, an einem Bruch (NW—SO) abschneidet. Da die Phyllite etc. des
Traidersberges und des Veitscher Waldes nach den im Paltentale
gewonnenen Erfahrungen in das Karbon zu stellen sind, so liegt
kein Grund vor, ihrer Fortsetzung im Himbergereck und Madereck
eine Sonderstellung zuzuerkennen; man wird sie analog den Phylliten
im Paltental mit dem Karbon in engste Verbindung bringen müssen;
zwischen ihnen und dem Gneis des Kletschachkogels erscheint, wie
Vaceks Karte zeigt, eine Reihe von Vorkommnissen vom Typus
des Pflanzenkarbons, welche scheinbar in Verbindung mit jenem ebenso
ausgebildeten Karbonzug stehen, der über St. Kathrein, Törl, Veitsch
und Kapellen ins Semmeringgebiet zieht. Unter diesem letzteren
Karbonzug erscheint vom Kletschachkogel an bis in die Gegend von
Mürzzuschlag ziehend Gneis, welcher den oberen Teil der Mürztaler
Gneismasse bildet.
Ich habe auseinandergesetzt, daß unter diesem Gneis zentral-
alpines Mesozoikum, dann Granit und Gneis, der untere Teil der
Mürztaler Masse, liegt und daß diese durch ein Band von Semmering-
mesozoikum von den kristallinen Schiefern des Stuhleck-Teufelstein
getrennt wird; diese letztgenannten Schiefer sinken von einem oft
unterbrochenen Band von zentralalpinem Mesozoikum umgeben, im
Stanzertal unter die Gneise des Rennfeldes; so daß hier also das
sogenannte lepontinische Fenster des Semmering seinen Abschluß
findet. Wir sehen also folgende Verhältnisse: Die zentralalpinen
Gesteine sinken im Mürztal im Norden unter den Kletschachgneis,
im Westen unter den Gneis des Rennfeldes; beide Gneise tragen
Karbon. Der untere Gneiszug endet im Stanzertal, der obere beginnt
am Kletschachkogel. Ich erkläre die Lagerung in der Weise, daß der
Kletschachgneis und das Karbon eine höhere Schuppe darstellt, daß
man also in dem Profil Hochalpe—Niklasdorf—Kletschachkogel—
St. Kathrein ‘zwei große Schuppen aufeinander hat, nämlich die Gneise
der Hochalpe mit dem unteren Karbonzug Paltental—Liesingtal—
St. Michael—Leoben— Bruck) und den Kletschachgneis mit dem oberen
Karbonzug) (Kohlsattel—St. Kathrein—Törl—Veitsch). Geradeso wie
der eine Gneiszug im Streichen gegen Westen am Kletschachkogel
endet, so endet der andere im Streichen gegen Osten im Stanzertal.
Die beiden großen Schuppen treten alternierend auf.
Es fragt sich nun, was sich aus den Beobachtungen im Kontakt-
gebiete zwischen dem Kletschachgneis und dem tieferen Karbon für
diese Auffassung ergibt. Da geben die Ausführungen H. Vetters
vorzüglichen Aufschluß. Daß an der Grenzlinie starke Störungen und
Pressungen stattgefunden haben, führt Vetters genauestens aus;
Zertrümmerung des Karbonkalkes, Verknetung des Kalkes mit Graphit-
schiefer, Verknetung von Gneis und Karbon, Reibungsbreccien sprechen
dafür. Von großer Wichtigkeit sind die Angaben Vetters, daß an
mehreren Stellen der Gneis im Kotzgraben NW-, WNW- oder NNO-
Fallen aufweist; dies zeigt, daß der Gneis dem Karbon gegenüber
das Hangende darstellt, also auf das Karbon überschoben ist. Sollte
der bei Stegg klippenartig aufragende Kalk mit dem im oberen Teil
des Steinbruches zu bemerkenden ganz zertrümmerten Gneis sich
nicht auch in diese Auffassung einreihen lassen? Hier ist der Karbon-
1911 Bericht vom 30. September, Dr. Franz Heritsch, DER
kalk überschoben? Warum soll es, wie Vetters meint, nur eine
„eingequetschte Partie* sein? Vetters und meine Auffassung berühren
sich darin, daß nach beiden eine starke Störungszone vorliegt; er
sieht ihre Erklärung in einer Querverschiebung, „Trofaiachlinie“, ich
glaube, daß analog dem ganzen, auch von Vetters nicht angezweifelten
Baul der Grauwackenzone, eine Uberschiebung vorliegt. Vetters
schsießt aus der Umbiegung des Karbonzuges von Bruck im Gebiete
de Graschnitzgrabens, daß das Gebiet östlich der Mürz im großen eine
Mulde darstelle, in deren Mitte die phyllitischen Gesteine des Diemlach-
Angerwald-, Rehkogels liegen, ein Schluß, der mir in Anbetracht der
doch im ganzen isoklinalen Lagerung nicht begründet erscheint; ich sehe
in dem ganzen von Bruck östlich liegenden und sich an die Rennfeld-
gneise anlegenden Karbon nichts anderes als eine gegen Norden oder
Nordwesten — abgesehen von allen lokalen Störungen oder Beugungen
— einfallende Gesteinsserie, welche in ihrem Fallen dieselbe Richtung
einhält wie das Karbon des Kotzgrabens und Kletschachgrabens. Daher
lehne ich auch die Blattverschiebung, welche Vetters annimmt, ab
und ziehe meine Erklärung (Überschiebung) vor.
Vetters hat auch versucht, seine Störungslinie im Streichen
weiter zu verfolgen; es läßt sich gegen seine Trofaiachlinie sehr viel
einwenden, hauptsächlich immer das eine, daß seine Deutung wenigstens
sehr gesucht ist. So zum Beispiel soll das Becken von Trofaiach
in seiner Anlage die Abhängigkeit von der Störungslinie zeigen; die
nach O schmal auslaufende Form soll durch die: Trofaiachlinie bedingt
sein. Da müßte man ungezählte ähnliche Formen — im übrigen hier
eine reine Erosionsform — auch auf solche Linien zurückführen. Warum
soll die Silurtafel des Reiting durch eine Störung abgeschnitten sein ?
Da müßte man am Südrand der nördlichen Kalkalpen auch eine Unzahl
von Störungen annehmen. Bezüglich des Kalkes von St. Peter ob
Leoben, der in Vetters Ausführungen eine bedeutende Rolle spielt,
möchte ich nur zu bedenken geben, daß es noch keine ausgemachte
Sache ist, daß es sich wirklich um Silurkalk handelt. Anbei noch
eine kleine Richtigstellung. Vetters spricht davon, daB am Emberg
von einem Untertauchen des Karbons unter den Gneis, „wie die oben
zitierte Auffassung von Heritsch annimmt“, keine Spur zu finden
sei. Davon habe ich auch nie etwas erwähnt, sondern nur von einem
Untertauchen des Karbons unter den Kletschachgneis gesprochen, was
ja, wie die Ausführungen Vetters zeigen, auch stattfindet. Den Em-
berggneis halte ich, ohne daß ich ihn in jener von Vetters angezogenen
Publikation erwähnt habe, für einen Schubfetzen. Jene Kalke von Einöd,
welche Vetters, Vacek folgend, zum Semmeringmesozoikum stellt,
würden dann, wenn es sich wirklich um solches handeln sollte, nicht
anders als im Sinne des Deckenbaues und analog der ganzen Tektonik
des Mürztales aufzufassen sein, als daß man in ihnen ein Fenster sähe.
Vetters hat seine angenommene Störung eine Blattverschiebung
genannt. Von einer solchen muß man verlangen, daß beide Flügel
gleich sind, ferner daß sie nicht plötzlich erlischt. Die folgende
Gegenüberstellung wird zeigen, daß das bei der von Vetters be-
schriebenen Störung nicht der Fall ist; folgende Zonen weisen die
nach Vetters am Blatt verschobenen Flügel auf.
43%
978 Verhandlungen. Nr.! 12
Südflügel. Nordflügel.
Hornblendegneise des Rennfeldes. Kletschachgneis.
Karbon von Bruck; Phyllit. Karbon von Törl ete.
Phyllite des Madereckes. Phyllite
Blasseneckserie.
Es ist festzustellen, daß die Gneise des Rennfeldes und die
Kletschachgneise schwer in Übereinstimmung zu bringen sind. Ferner
fehlt dem Südflügel die Blasseneckserie. Ein gewichtiger Einwand
gegen die von Vetters angenommene Störung ist im Liesingtal zu
suchen. Es müßte ja das NW-—SE streichende Karbon zwischen
Mautern und Kammern von der Störung betroffen worden und wenigstens
um einige Kilometer — Vetters nimmt für die Gegend von Bruck
eine Verschiebung von wenigstens 12km an — verschoben sein.
Gerade aber die Vaceksche Karte, deren Wiedergabe Vetters
Ausführungen beigegeben ist, zeigt, daß das Karbon ganz unbeirrt
weiterstreicht, ohne auch nur die Spur einer das Streichen querenden
Störung zu zeigen. Überdies kenne ich die fragliche Gegend sehr
genau und weiß, daß zum Beispiel die Kalkzüge mit einer geradezu
mathematischen Genauigkeit durch das Liesingtal herabstreichen,
weithin sichtbar durch Schrofen und Reihen von kleinen Wänden;
eine Verschiebung um hundert Meter wäre in diesem Terrain leicht
schon von fern festzustellen.
Daß der „Trofaiachlinie“ die realen Existenzbedingungen fehlen,
zeigt, abgesehen von allem anderen, der Umstand, daß sie im Liesingtal,
wo sie doch ihrer Natur nach als Blattverschiebung noch vorhanden sein
sollte, fehlt. Es würde mich sehr freuen, wenn — trotz dieser kleinen
Differenz — Vetters an der Aufhellung der Details des Baues der
Grauwackenzone im Mürztal mithelfen würde; von mir und mehreren
anderen Grazer Geologen ist eine eingehende Beschäftigung mit dieser
Aufgabe geplant und zum Teil bereits in Angriff genommen.
Graz, Geologisches Institut der k. k. Universität; im August 1911.
Dr. H. Mohr. Bemerkungen zu St. Richarz’ „Die Um-
gebung von Aspang am Wechsel (Niederösterreich)*.
Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1911, Ba. 61, 2. H.
Im Jahre 1908 hat Richarz eine Arbeit verfaßt!), welche die
Metamorphose der Gesteine in den Kl. Karpathen auf die Kontakt-
wirkung des eindringenden Granitmagmas zurückführt. Dieses Prinzip
wurde gleichsinnig auf die Region des Rosaliengebirges und des
Wechsels übertragen, indem er 1. e.?) sagt: „Der Granit bildet ein
großes Massiv, welches bei Kirchberg im Feistritztal angeschnitten
ist und sich wahrscheinlich unter den Wechsel erstreckt, das östlich
von Aspang die Gebirgsrücken zusammensetzt und seine Ausläufer
in die Schiefer sendet bis nach Kirchschlag., — — — Durch dieses
ı) P. St. Richarz, Der südl. Teil der Kl. Karpathen und die Hainburger
Berge. Jahrb. d. k. k. geol. R{-A. 1908, pag: 1—48.
2) Pag. 45.
1911 Bericht vom 30. September. Dr. H. Mohr. 2379
Granitmassiv und seine Ausläufer wurden die ursprünglichen Ton-
schiefer teils in Gneis (Wechselgneis), teils in Glimmerschiefer um-
gewandelt.“
Und pag. 47], e. lesen wir: „Man sieht — — —, wie
vom Hochwechsel nach W die Albitgneise allmählich
in Glimmerschiefer und diese ebenso allmählich in
Phyllite übergehen, so daß sich auch hier im Wechsel
eine Abnahme der Metamorphose mit der Entfernung
vom Granit konstatieren läßt, — — —“
Diese Ausführungen kommentierte ich!) dahin, daß Richarz
im Wechselgneis den ersten, im Glimmerschiefer aber den zweiten
Kontaktgrad des eindringenden Granits erkenne ?). Neuerdings wird
wohl dieser Kommentar von Richarz als seinen Anschauungen nicht
gerecht werdend hingestellt).
Es ist mir dann in der zitierten Arbeit des Jahres 1910) ge-
lungen, den Nachweis zu erbringen, daß das Kirchberger Gebirgs-
system („Kernserie“) mit seinem Granit und seinen Hüllschiefern
durch eine mächtige tektonische Kluft vom Wechselgneis getrennt ist.
Diese Störungszone hatte, wie das Richarz selbst konstatiert,
in der Umgebung von Aspang weitgehende Überschiebungen des
ersteren kristallinen Schieferkomplexes auf die Wechsel- (Albit-) gneise
zur Folge. Solche Verschiebungen machen es äußerst unwahrscheinlich,
daß ehedem die Nähe des Kirchberger Granits auch für die Meta-
morphose der Wechselserie (Albitgneis) verantwortlich gemacht
werden könnte, wie R. anzunehmen geneigt ist. Und Albitgneise von
der Beschaffenheit jener der Wechselserie sind im Kontakt des
Granits der Kernserie mit den Hüllschiefern nicht nachweisbar.
Folglich — schloß ich — sei die Annahme Richarz’, der Wechsel-
gneis sei ein Kontaktprodukt des Kirchberger Granits, eine unzu-
treffende.
Eine neuere Arbeit Richar z’°) beschäftigt sich nun mit dem
Nachweise eines Albitgneises in der Kernserie, der mit dem Albit-
gneis der Wechselserie in Parallele gestellt werden könnte.
Richarz glaubt einen solchen gefunden zu haben, sein Albit-
gneis erster Art wird als solcher erkannt und als genetisches Ver-
gleichsobjekt namhaft gemacht (pag. 322). Das Vorkommen dieses
Albitgneises wird in einem Profil Aspang—Kulma genau fixiert und
ist ohne sonderliche Schwierigkeiten auffindbar.
Für die Genetik des Wechsel- (Albit-) gneises wie für die ganze
Richarzsche Beweisführung wäre es nun überaus wertvoll, wenn
ı) H. Mohr, Zur Tektonik und Stratigraphie der Grauwackenzone zwischen
Schneeberg und Wechsel (N.-Ö.). Mitteil. d. geol. Ges. i. W. 1910, III. Bd.,
pag. 183.
2) Auch in einem Vorberichte (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1910, Nr. 4)
lese ich: „Die Schieferhülle des Granits setzt sich zusammen aus Albitgneis und
Glimmerschiefer. Ersterer, dem Granit sich unmittelbar anschließend etc. .. .*
(pag. 118).
s) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1911, pag. 285.
*) Zur Tektonik u. Stratigraphie ete.
5) P. St. Richarz, Die Umgebung von ze am Wechsel, Jahrb..d. k. k;
geol. R.-A. 1911, pag. 285—338.
280 Verhandlungen. Nr. 12
der beschriebene Albitgneis erster Art an der bezeichneten Stelle
anstehend gefunden werden könnte.
Dies ist jedoch keineswegs der Fall, was übrigens bereits die
unentschiedene Punktierung der Fundstellen in Richarz’ Profil an-
zudeuten augenscheinlich beabsichtigt. Man findet dort in einem
sandigen Lehm Gesteinsbrocken von überwiegendem Glimmerschiefer,
der Albit führen mag, aber auch Porphyrgranit und Amphibolit, selten
etwas Rundung zeigend. Diese Ablagerungsart läßt sich auf der Höhe
des ganzen Kulmakogels beobachten. Es ist — wenn auch für den
weniger Eingeweihten die schwierige Erkennbarkeit zugegeben
werden mag — doch sicheres Süßwassertertiär und vorwiegend fluvia-
tiler Herkunft: ein Zeuge jenes alten Flusses, der einst aus der
Richtung von Kirchberg über das „Weiße Kreuz“ bei Krumbach
dem pannonischen Süßwassersee zuströmte.. Man erkennt ganz
deutlich bei näherem Zusehen, wie die beiden Fundpunkte des Albit-
gneises erster Art in normalem Zusammenhange mit der Schotter-
bedeckung des Kulmariegels stehen und wie sie nur zwei Lappen
darstellen, welche das Übergreifen der Schotter über die Straße
andeuten. Und damit ja kein Zweifel über die Natur dieser Ab-
lagerungen aufkommen könne, so stellt sich im Liegenden noch ein
schwaches Kohlenflöz ein, das bereits CzjZek!) bekannt war und
auf welches keine 80 bis 100 Schritte oberhalb ein Stollen ange-
schlagen wurde.
Dieser Albitgneisfund in der Kernserie ist also keineswegs
beweiskräftig. Denn die Möglichkeit, daß diese Gesteinsbrocken
eventuell aus der Wechselserie selbst stammen, kann nicht ganz und
gar von der Hand gewiesen werden. Finen eluvialen Ursprung der-
selben halte ich jedenfalls für ausgeschlossen.
Da nun ein derartiger beweiskräftiger Albitgneis nach Richarz
nur von dieser einzigen Stelle bekannt ist, so halte ich es für angezeigt,
die Berechtigung meines Ausspruches: „Der Granit zeigt weder an
seinem Hangend- noch an seinem Liegendkontakt Gesteine, die sich
im entferntesten mit den Albitgneisen des Wechsels vergleichen
ließen“ 2), hier neuerdings und ausdrücklich zu betonen.
Richarz’ Arbeit hat meines Erachtens durch ihren negativen
Effekt die Beweise nur vermehren geholfen, daß ein Albitgneis sedi-
mentärer Herkunft, gekennzeichnet durch die helizitische Struktur und
das porphyroblastische Auftreten des reinen Natronfeldspates, der Kern-
serie gänzlich mangle.
Neben diesem die Kardinaltendenz der ganzen Arbeit em-
pfindlich berührenden Irrtum fallen andere Mängel, auf deren voll-
zählige Anführung ich verzichte, weitaus weniger ins Gewicht. Her-
vorgehoben mag aber werden, daß ich die Ausscheidung von „Hüll-
schiefer* im Rayon zwischen 'Kulma und dem Trommelschlägergraben
an Stelle von Süßwassertertiär in der beigeschlossenen Übersichts-
karte für unangebracht halte, eben wegen der nachweislichen Braun-
ı) J. CzjZek, Das Rosaliengebirge und der Wechsel in Niederösterreich.
Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1854, Bd. V, pag. 527.
2) Mitteil. d. geol. Ges. i. W. 1910, pag. 183.
1911 Bericht vom 30. September. Dr, H. Mohr u. A. v. Böhm. 281
kohlenfunde. Notwendig wird es auch sein, diese „Detailuntersuchung*,
welche meinen „mehr großzügigen“ Arbeiten gegenübergestellt wird,
durch eine Anzahl von Vorkommnissen der „Semmeringquarzitgruppe“
zu ergänzen. Wichtig dünken mir insbesondere zwei Vorkommen im
oberen Trommelschlägergraben, welche meiner Ansicht nach durch
allmähliche Übergänge klar erkennen lassen, daß der von Richarz
als Sedimentbildung beschriebene Quarzitschiefer des Kulmariegels ein
stark ruinierter Porphyr ist. Das Auftreten von Biotit, welcher dem
sedimentären Quarzit sonst gänzlich mangelt, hätte schon Verdacht
erregen sollen.
Das Lagerungsverhältnis des „Quarzits* ist übrigens überein-
stimmend mit dessen geologischer Unterlage in dem Profil durch Kulma
vollständig verkannt worden.
Endlich dünken mir die Merkmale der Gesteinsstruktur allein
nicht gewichtig genug, um ein Gestein, das aus Oligoklas, Amphibol
und Biotit zusammengesetzt ist und keine Spur eines Augits erkennen
läßt, als Diabas zu bezeichnen.
Druckfehlerberichtigung.
In der vorigen Nummer (11) ist in dem Bericht über den 80. Geburtstag von
E. Suess ein sinnstörender Druckfehler stehen geblieben. Auf Seite 248, Zeile 11
von unten soll es statt „Herkunft der Edelmetalle“ richtig heißen „Zukunft der
Edelmetalle“.
Literaturnotizen.
August v. Böhm. Abplattung und Gebirgsbildung.
Leipzig und Wien 1910 (Franz Deuticke). 83 Seiten mit 3 Textfig.
An der Hand mathematischer und physikalischer Formeln wird vom Ver-
fasser gezeigt, daß die Gezeitenbremsung eine stetige Verlangsamung der Erdrotation
bedingt, die wieder eine Verminderung der Fliehkraft und dadurch einerseits
eine Verringerung der Abplattung und anderseits eine Kontraktion der Erde nach
sich zieht. Die durch diese Kontraktion bewirkte Verkleinerung der Erdoberfläche
ist viel bedeutender als jene, welche aus der Annäherung des Erdsphäroides an
die Kugelgestalt geometrisch resultiert. Noch bedeutender ist die durch die Abküh-
lung verursachte Kontraktion, mit. welcher eine sehr geringe Zunahme der Ab-
plattung verbunden ist, die gegenüber der aus obigen Gründen eintretenden Ver-
ringerung derselben nicht ins Gewicht &ällt.
Die dem Äquator näher gelegenen Teile der Erdoberfläche und Erdkruste
werden bei der Verringerung der Abplattung dem Erdmittelpunkt genähert, die
dem Pole näher gelegenen Teile von ihm entfernt. Die. Massen mittlerer und
höherer Breiten müssen ausweichen und sich in radialer Richtung strecken, um
die Annäherung der Massen niedriger Breiten an das Zentrum zu gestatten,
Es handelt sich aber nicht nur um eine Senkung der tropischen und um eine
Hebung der polaren Gebiete, sondern beide Bewegungen haben außer der zentri-
petalen, beziehungsweise zentrifugalen — also vertikalen oder streng genommen
radialen — auch eine horizontale oder tangentiale Komponente. Die äquatoriale
Senkung kann nur dadurch erfolgen, daß die Teilchen der Erdkruste die polwärts
angrenzenden Teilchen polwärts verdrängen. Die Hebung der polaren Massen beruht
282 Verhandlungen. Nr. 12
auf einer Ausquetschung, die unter dem Drucke der sinkenden äquatorialen Massen
vor sich geht. Dabei werden auch diese Teilchen polwärts verschoben. . In der
Gegend, wo sich die alte und die neue Oberfläche durchschneiden, erfolgt die
Verschiebung in vorwiegend tangentialer Richtung. Das Maximum des tangentialen
Druckes wird halbwegs zwischen Gleicher und Pol erreicht.
Ägquatoriale Senkung und polare Hebung verbunden mit Verschiebung gegen
den Pol sind nach den Darlegungen des Autors Vorgänge, welche die ganze Erd-
masse bis zum Mittelpunkte betreffen. Am leichtesten und raschesten folgt jeder
Abplattungsverringerung das Meer, schwerer folgt die feste Kruste, viel schwerer
noch folgen die unter hohem Drucke stehenden Massen der Tiefe, am schwersten
und langsamsten die Kernteile der Erde. Die Senkung und Hebung der Kruste
geht aber dann rascher vor sich als jene des Meeresspiegels, weil die Kräfte, die
sie bewirken, aufgesammelt werden. Der in sehr großen Zeiträumen erfolgende
Wechsel negativer und positiver Strandverschiebungen am Äquator mit gleichzeitigen
positiven und negativen Phasen um die Pole entspricht nach des Verfassers Ansicht
vollkommen seiner Hypothese. Auch in der Langsamkeit der Transgressionen und
in der Raschheit der Regressionen in den mittleren und höheren Nordbreiten
erblickt Verfasser eine Bestätigung seiner Ansicht. Die langsame Transgression
entspricht der allmählich und stetig mit der Abplattungsverringerung erfolgenden
Hebung des Meeresspiegels gegen die Pole, die rasch verlaufende negative Be-
wegung der anastrophisch nachfolgenden Hebung der Kruste. Das zentrale Mittel-
meer befand sich in jener Zone, in welcher die durch die Verminderung der Ab-
plattung bedingte Bewegung fast ausschließlich tangential erfolgte. Die Erdkruste kann
— sagt der Verfasser — in den äquatorialen Gegenden nicht sinken, solange nicht auch
in der Tiefe eine Senkung Platz greift. Die Kruste ist früher bereit, ihre Gestalt der
aufgelaufenen Vermehrung der Schwere anzupassen als die stark komprimierten Massen
im Innern. Sie wird sich zunächst wenigstens oberflächlich den geänderten Ver-
‘hältnissen der Schwere anzupassen suchen, ihre äquatorialen Partien werden sich
polwärts strecken, dabei werden Faltungen und Überschiebungen entstehen, besonders
in den Zonen zwischen 35 und 55°, welche auch den beiden Erdbebengürteln
der Erde entsprechen. Da der Umfang der Zonen polwärts geringer wird, wird
es beim Gleiten der Kruste auch zu lokalen und regionalen Faltungen und Über-
schiebungen quer zur meridionalen Richtung kommen. Die für die Entstehung der
Alpen jetzt versuchte Deutung: Überschiebungen in meridionaler Richtung mit
nachfolgender Überschiebung in dazu senkrechter Richtung fügt sich so gut in den
Rahmen der Abplattungshypothese ein. Als Resultat des Zusammenwirkens meridio-
naler und zonaler Pressungen können Gebirge jeglicher Richtung des Faltenwurfes
und auch Bogenfalten entstehen.
Wir sind hier großenteils wörtlich den Darlegungen des Autors gefolgt. Da
er gewiß bestrebt war, sich überall der passendsten Ausdrucksweise zu bedienen,
hätte es keinen nützlichen Zweck haben können, das von ihm Gesagte mit anderen
Worten wiederzugeben. Die von August v. Böhm vorgetragene Lehre ist geophysi-
kalisch wohl viel besser begründet, als andere Hypothesen über Gebirgsbildung und
Strandverschiebung, bei ihrer Anwendung zur Erklärung der tektonischen Phäno-
mene erscheint sie aber nicht auf allen Linien siegreich. Bezüglich zweier Pnnkte
gibt v. Böhm selbst zu, daß seine Hypothese versagt. Sie vermag es nicht zu
erklären, warum die Gebirgsbildung auf der Nordhalbkugel in älteren Zeiten haupt-
sächlich in höheren Breiten erfolgte und den Ort ihrer Tätigkeit allmählich immer
weiter nach Süden verlegt hat. Hier weiß sich der Autor nur den Trost, daß
„bezüglich dieser Frage auch alle anderen Theorien im Stiche lassen“. Der zweite
1911 Bericht vom 30. September. A. v. Böhm. 283
von ihm selbst aber nur als scheinbar berechtigt erklärte Einwand besteht darin,
daß die asiatischen Faltengebirge für einen Druck vom Norden her sprechen, wo-
gegen nach der Abplattungshypothese der primäre Gebirgsschub auf der ganzen
Erde polwärts erfolgt sein müßte.
Über diese Schwierigkeit soll der Umstand hinweghelfen, daß wir „in allen
diesen Fällen niemals die Richtung der absoluten, sondern nur die der relativen
Verschiebung bestimmen können“. Gegen Süden gerichtete Überschiebungen wären
so auf gegen Nord gerichtete Unterschiebungen zurückzuleiten. Auch soll „besonderer
Verhältnisse wegen“ manchenorts eine entgegengesetzte Verschiebung erfolgt sein
können.
Wenn man den ganzen Faltenwurf und Schuppenpanzer der Erde im Lichte
der Abplattungshypothese betrachten würde, so fände man wohl, daß die Sache
noch an manchen anderen Stellen nicht gut stimmt. Um für die höheren und
niedrigen Breiten nur je ein Beispiel anzuführen: Die große flache skandinavische
Überschiebung fügt sich schwer der Forderung, daß in höheren Breiten die Resul-
tierende des Weges der Krustenteilchen eine große zentrifugale, aber nur eine
kleine tangentiale Komponente habe und der meridionale Faltenbau der Kolumbia-
nischen Anden ist schwer verständlich, wenn quer zum Meridian gerichteter Druck
eine Folge der polwärts stattfindenden Verkleinerung der Zonenareale sein soll,
da diese Arealabnahme in der Nähe des Äquators noch sehr klein ist.
Nach dem Vortrage seiner eigenen Lehre wendet sich der Verfasser einer
Besprechung der Abkühlungshypothese zu und weist auf die verschiedenen Mängel
derselben hin. Auch die Verhältnisse auf den uns benachbarten Himmelskörpern
sprechen zugunsten der Abplattungs- und zu ungunsten der Kontraktionshypothese.
Die Erde hat, da sie als der an Masse weit größere Himmelskörper auf den Mond
eine viel stärkere Gezeitenbremsung ausübte, als dieser auf sie, den Mond schon
längst seiner selbständigen Rotation beraubt. Der größeren Gezeitenreibung am
Mond entspricht die relativ größere Mächtigkeit der Mondkettengebirge. Mars
entbehrt dagegen der Gebirge, da seine beiden Monde viel zu klein sind, als daß
sie auf ihn eine ähnlich große Gezeitenbremsung wie die vom Mond auf die Erde
ausgeübte, hätten erzeugen können.
Die Abplattungsverminderung erfolgte nach den mathematischen Darlegungen
.des Autors in kosmischen Urzeiten unvergleichlich schneller als in der geologischen
Vergangenheit und in dieser sukzessive langsamer mit Annäherung an die Gegen-
wart. Die morphologischen Veränderungen vollzogen sich früher rascher, die
Meeres- und Luftströmungen waren stärker, die klimatischen Gegensätze dement-
sprechend geringer und auch das Leben war, indem es sich den jeweiligen Verhält-
nissen in der anorganischen Natur anpaßt, vordem rascher und kräftiger als jetzt.
Außer wichtigen Anregungen, welche der Geotektoniker aus v. Böhms
Hypothese schöpfen kann, bringt sie so auch dem Paläobiologen und Paläo-
klimatologen interessante Gesichtspunkte. Sie wirkt — gleich anderen, auf physi-
kalischer Grundlage gewonnenen Erkenntnissen — dämpfend auf das manchmal
vorhandene Bestreben, in geologischer Zeitschätzung jeden schon aufgestellten
Rekord womöglich noch zu schlagen; zugleich bedeutet sie ein Argument mehr
gegen die Polverschiebungshypothese, die sich mit ihr nicht verträgt. In einem
rascher rotierenden und stärker abgeplatteten Erdballe wären die Bedingungen für
größere Achsenverlagerungen wohl noch ungünstiger gewesen als heute. Die Freunde
der Annahme von großen Krustenwanderungen ohne Lageänderung der Erdachse
werden aber vielleicht den von v. Böhm vertretenen Standpunkt, daß die Erdum-
drehung auch noch in geologischer Vorzeit (nicht bloß. in kosmischen Urzeiten)
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 12. Verhandlungen. 44
984 Verhandlungen. Nr. 12
um ein bedeutendes rascher war, für sich verwerten wollen. Bei schnellerer
Rotation wären die Bedingungen für ein Zurückbleiben der Kruste gegenüber dem
Kern vielleicht günstiger gewesen als jetzt. Erwähnt sei noch, daß A. v. Böhm für
die Annahme, daß bei Verringerung der Erdabplattung tangentialer Druck entsteht,
welcher Gebirgsbildung bewirken kann, nicht die Priorität in Anspruch nimmt.
Diese Annahme ist schon von W. B. Taylor im Jahre 1885 gemacht worden,
damals aber ganz ohne mathematische Begründung. Diese nachgeholt und exakt
durchgeführt zu haben, ist das große Verdienst v. Böhms. Auf sie einzugehen
wäre hier aber nicht der Platz. (Kerner.)
Zittel K. A. v. Grundzüge der Paläontologie (Paläo-
zoologie). Neu bearbeitet von F. Broili, E. Koken und
M. Schlosser. I. Abteilung Vertebrata, 1911, Verl. v. R. Oldenbourg.
Im Gegensatz zur I. Abteilung wurden in der vorliegenden II. Abteilung
nur die Reptilien und Amphibien von Broili bearbeitet, während die Fische von
E. Koken, die Vögel und Säugetiere von M. Schlosser einer Neubearbeitung
unterzogen wurden. Diese Arbeitsteilung, die auch bei den Wirbellosen von Vorteil
gewesen wäre, kann nur mit größter Freude begrüßt werden.
Schon die Heranziehung so bewährter Fachmänner wie Koken und
Schlosser genügt, um die Überzeugung zu verschaffen, daß dieser Band ganz
den Ergebnissen der neuesten Forschungen entsprechend umgestaltet ist, wie dies
auch eine nähere Durchsicht und ein Vergleich mit der früheren Auflage er-
kennen läßt.
Dabei ist die für die Zittelschen „Grundzüge“ so bezeichnende, so überaus
klare und übersichtliche Darstellungsweise auch in dieser Neubearbeitung bei-
behalten, das Illustrationsmaterial nicht nur beträchtlich vermehrt, sondern auch
in vieler Hinsicht verbessert worden. (R. J. Schubert.)
J. .J. Jahn. „OÖ vychodoceskem siluru a devons>
(Deutsch: Über das ostböhmische Silur und Devon.)
(Priroda a Skola; Mährisch-Ostrau.)
Ein kurzer Bericht über geologische Studien in der Umgebung von Kalk-
Podol und Herman-Mö£stec.
Gewisse dunkle glimmerführende Quarzite aus dem Tale bei Citkov faßt
der Autor als Äquivalente der westböhmischen d,-Schichten auf.
In den schwarzen, tonigen und graphitischen Schiefern, die Jahn schon
früher als Graptolithenschiefer deutete, fand er nun Graptolithe (Monograptus
cf. priodon Br.). alle sonstigen Fossilfunde beziehen sich auf e,8 und e,. Für die
Existenz von e,ß hält der Autor als besonders beweisend den Fund von Scypho-
erinus excavatus Schloth. sp. p., var, Schlotheimi Waag. et Jahn.
Betreffs der Tektonik schließt sich Jahn den vom Referenten in diesem
Organ (1910, pag. 339) vertretenen Ansichten völlig an.
(Dr. K. Hinterlechner.)
Verlag der k. k. geolog. keichsanstalt, Wien Ill. Raswuviskygasse 20.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25.
Verhandlungen der k. k I Reichsanstalt
Bericht vom 1. Oktober 1911.
Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: A. Spitz: Gedanken über Fehtomikene Tücken
— Literaturnotizen: J. G. Richert. — Einsendungen für die Bibliothek.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Eingesendete Mitteilungen.
Albrecht Spitz. Gedanken über tektonische Lücken.
Die folgenden Zeilen wurden durch Aufnahmen im Engadin ange-
regt, welche ich in Gemeinschaft mit G. Dyhrenfurth seit mehreren
Jahren betreibe. Beim Versuche, mir über die Entstehung mancher
der merkwürdig unvollständigen Profile Rechenschaft zu geben, kam
ich zu der Anschauung der „Gleitbretter“, mechanischer Einheiten,
die eine vom ursprünglichen Faltenbau ganz unabhängige Bewegung
erlauben und schließlich zu dessen vollständiger Auflösung führen
können. Dabei erkenne ich den Schicht- als Bewegungsflächen eine
sroße Rolle zu; alles folgende gilt daher selbstverständlich nur für
wohlgeschichtete Serien.
Es sei hier ausdrücklich bemerkt, daß die nachstehenden Über-
legungen weder auf Vollständigkeit noch auf Neuheit Anspruch machen.
So mancher Feldgeologe mag sich ähnliches gedacht haben und vieles
ist gewiß auch in der unübersehbaren tektonischen Literatur enthalten ;
ich habe davon nur herangezogen, was mir gerade besonders nahe
liegt. Zweck dieser Zeilen ist vielmehr, auf den bisher wenig be-
achteten Dislokationstypus der Gleitbretter hinzuweisen, einige sche-
matische Entstehungsmöglichkeiten zusammenzustellen und zu einer
Diskussion anzuregen; namentlich wäre es zu begrüßen, wenn man
mit physikalischen Methoden an die Untersuchung solcher Fragen
heranträte, da man auf geologischem Wege bisher nicht einmal über
die mechanischen Grundbegriffe Klarheit zu erlangen vermochte.
R.
Betrachten wir irgend ein stark gestörtes alpines Profil: gewöhnlich
fehlt der Mittelschenkel (zum Beispiel in der helvetischen Region); oder
es herrscht Schuppenstruktur, die sich im wesentlichen auf denselben
Bauplan zurückführen läßt. Ist einmal an einer anderen Stelle eine
Lücke vorhanden, so sagt man: diese Schicht ist „verquetscht“ und
K.k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 13. Verhandlungen. 45
286 Verhandlungen. Nr. 13
rekonstruiert eine lokal etwas gestörte Falte, ohne viel danach zu
fragen, wohin die fehlenden Schichten gekommen sind. Und doch
führt diese Frage zur Einsicht, wie sehr Faltenschema und namentlich
Ausquetschung in ihren Wirkungen überschätzt werden). Mit diesen
beiden Faktoren allein kann man der so überaus mannigfaltigen Er-
scheinungsform der Lücken nicht ohne mechanische Ungeheuerlich-
keiten gerecht werden. Wir wollen uns daher zunächst die Frage
stellen: Auf welche Weise kannin einer konkordanten
Schichtfolge ein Glied verloren gehen? und dabei der Voll-
ständigkeit halber auch die geläufigen Fälle kurz besprechen:
1. Ausquetschung.
Wird eine (relativ) plastische Schicht zwischen zwei starren Massen
lokal stärker gepreßt, so weicht sie an die Stellen geringeren Drucks
aus; an der Druckstelle erfolgt Verdünnung, die bis zum vollständigen
Verschwinden führen kann, in der Nachbarschaft aber notwendiger-
weise Anschoppung), verbunden mit Aufwölbung (Abstauung) der
hangenden starren Schicht. Diese Anschoppung wird sich je nach
der Plastizität der weicheren Schicht in Stauungsfältelung, in An-
wanderung auf Ruschel- oder Bruchflächen ?) oder in bloßer Verdickung
äußern. Zu einer Summierung solcher lokalen Druckkräfte scheint
es auch in stark gestörten Gebieten nicht zu kommen, da man sonst
die weicheren Schichten lediglich in Form isolierter Linsen von unge-
heurer Mächtigkeit antreffen müßte. Die Wirkung der Ausquetschung
ist also nur eine lokale. Beispiele im Felde sind die so überaus häufigen
Mächtigkeitsschwankungen. Als Ausquetschung durch bloße Belastung
faßt ©. Diener‘) die Störungen in den Sockelschichten der süd-
tiroler Dolomitstöcke auf. Hierher gehört auch die vollständige A b-
quetschung (etranglement) einer Falte, wie sie neuerdings A. Bux-
torf®) im der Weißensteinkette (Jura) annimmt. Die Bedeutung der
Schichtflächen bei diesen Bewegungen liegt auf der Hand.
2. Streckung, Zerrung, Plättung (&tirement, lamination).
a) Wird eine starre Masse über eine weichere, (relativ) ruhende
Unterlage bewegt, so quillt diese an der Stirn der Überschiebung be-
ständig auf®). Infolge des Vorwärtswanderns der Belastung entsteht
!) Auch Rothpletz stellte diese Frage bei seiner Kritik der Auswalzung
von Mittelschenkeln.
2) Wo eine solche fehlt, kann man also nicht mehr von Ausquetschung reden.
®) Erstere bei schiefrigen, letztere bei spröden Gesteinen, welche unter Druck
zerspringen. ce
#) Vergleiche Bau und Bild Österreichs, pag. 548.
5) Beiträge z. geolog. Karte d. Schweiz. N. F. 21, Profile auf pag. 93.
%) Unter Umständen kann sich die Schubmasse an diesem Hindernisse stauen,
mit ihm verfalten, Stücke davon abreißen und mitschleppen (vielleicht läßt sich
die Scholle von Couches rouges an der Basis der Breche du Chablais der Pte. de
Cananeen [nach der Darstellung von F. Jaccard, Bull. soc. Vaudoise des sciences
natur. v. 43, 1907] als derartige Schleppscholle erklären) ; oder es kann die Bewegung
dadurch gänzlich zum Stillstand gebracht werden. Als ein Beispiel dieser Art,
wenn auch noch durch andere Vorgänge kompliziert, fasse ich die Verzahnung
von Kristallin der Chazforä- und Dolomit der Braulioscholle am Monte Forcola
1911 Bericht vom 1. Oktober. Albrecht Spitz. 287
eine ziemlich regelmäßige Verdünnung der Unterlage. Unregelmäßige
Gewichtsverteilung in der Schubmasse führt in der Unterlage zur
Abquetschung von Linsen, welche bei fortgesetzter Bewegung je nach
den Reibungsverhältnissen entweder en place oder durch Mitschleifen
gänzlich plattgedrückt, in letzterem Falle auch zerrissen werden können
(basale Schleppschollen).
Das Wesen dieses Vorganges liegt in der Verbindung von vorwärts
wandernder Ausquetschung mit gleichsinnig wirkender Walzung durch
die Schubmasse, wodurch die basale Schicht auf eine größere Fläche
ausgedehnt wird. Hier treten noch zu den mechanischen Wirkungen
der Ausquetschung jene der Streckung !) hinzu. Ein Beispiel ist viel-
leicht die gänzlich zerfetzte Trias an der Basis der Prealpes romandes,
die offenbar als Gleitschicht diente.
b) Ist die Reibung zwischen der Schubmasse und einer starren
Basisschicht lokal größer als im Liegenden der letzteren, so wird die
Schubfläche hierher verlegt, die basale Schicht gezerrt, bis sie zerreißt
und so selbst gewissermaßen zum tiefsten Glied der Schubmasse wird.
Ist die Basis eine liegende Falte, so kann sie durch die darüber hin-
weggehende Schubmasse (Traineau ecraseur Termiers) vollkommen
plattgedrückt und zerrissen werden. Ein Beispiel ist vielleicht die
Griesstockdecke bei Heim?). Auch bei diesen Bewegungen ist die
Bedeutung der Schichtflächen offenkundig.
3. Auswalzung des Mittelschenkels.
Sie ist eigentlich nur ein besonders wichtiger Spezialfall der
Streckung unter Belastung (= Walzung).
a) Nach Heim entsteht eine Verwalzung des Mittelschenkels
in einer schiefen Falte dadurch, daß Mulden- und Antiklinalkern in
entgegengesetzter Richtung bewegt werden. Die Punkte «a und 5
(Fig. 1, Schema 1) wandern dabei in der Richtung des Pfeils in den
Mittelschenkel, wodurch Sattel und Mulde auf ihrer eigenen Stirn
„fortrollen“; doch ist der Betrag des gesamten Vorschubes größer
als der Materialzuwachs des Mittelschenkels, welcher daher gezerrt
wird. Dieses Schema ist nur auf eine vereinzelte Falte anwend-
bar. Angesichts eines regelmäßigen Bündels schiefer Falten drängt
sich nämlich der Zweifel auf, ob hier — von der tiefsten Falte ab-
gesehen — überhaupt muldenwärts gerichtete Kräfte in Wirksamkeit
treten können, da die Falten bei Zusammenpressung doch nur in der
in den Engadiner Dolomiten auf, worüber an anderer Stelle berichtet werden soll;
vorläufig vergleiche O0. Schlagintweit, Geologische Untersuchungen in den
Bergen zwischen Livigno, Bormio und Santa Maria im Münstertal, Zeitschr. d.
D. G. G. 1908, Profil 7 u. pag. 256.
1) Streckstreifen senkrecht auf das Streichen. Solche im Streichen (zum
Beispiel in den Tauern) lassen sich vielleicht durch die Bogenform der Decken allein
erklären (vergleiche auch Arnold Heim, Säntisgebirge, pag. 493). Kann man das
gelegentliche Zusammenvorkommen von Fältelung und Streckung (zum Beispiel im
Verrucano des Münstertals) als geplättete Kleinfältelung erklären ?
Streckung ohne Belastung (Zerrung) ist theoretisch bei manchen Gleit-
bewegungen und Biegungen (vergleiche die alten „Aufbrüche“) zu erwarten.
2) Albert Heim, Die vermeintliche „Gewölbeumbiegung“ des Nordflügels der
Glarner Doppelfalte. Vierteljahrschrift d. Züricher naturforsch. Ges. 1907, Tafel 5.
45*
288 Verhandlungen. Nr. 13
Richtung des freien Raumes, also sattelwärts, wachsen können
(Poussee au vide) !). Ebenso ist es fraglich, ob ein neuer Sattel erst
dann entstehen kann, wenn der nächstältere sein Wachstum vollständig
eingestellt hat. Gibt man die Möglichkeit gleichzeitigen Wachstums
der Sättel zu?),, so kann man nicht mehr von einem Fortrollen der
Antiklinalen sprechen, da ja die Sättel dabei gewissermaßen ihre
eigenen Mulden aufzehren müßten®). Die größte Höhe der Sättel bei
gleichzeitigem Wachstum ist vielmehr (von Verdünnungen natürlich
abgesehen) erreicht, wenn die Schenkel vollkommen parallel stehen
(= !/; des ursprünglichen Ablagerungsraumes); die Falten sind dann
ausgereift. Sollen die Sättel darüber hinaus wachsen, so müssen
Zerreißungen der Schenkel eintreten (vergleiche 3, Falle), und zwar
ist in diesem Falle keiner der beiden Schenkel durch die Natur der
Bewegung vor dem anderen besonders bevorzugt.
Fig. 1.
——
GREIZ
.
ED 0
Einige Beispiele liegender Falten.
b) Anders in einer schiefen Falte, die von vornherein stark un-
symmetrisch (flexurartig) angelegt ist. Hier werden sich die Bewegungs-
differenzen zwischen andrängendem und ruhendem Land in dem kurzen
Mittelschenkel besonders stark konzentrieren und ihn daner leicht
zerreißen. Ein Fortrollen findet dann nicht mehr statt®), der Anti-
klinalteil bewegt sich über den Muldenteil und Punkt « behält seine
Lage auf der Gewölbebiegung stets bei.
1) Bei Verknetung zweier tektonisch getrennter Massen können natürlich
Unterschiebungen, beziehungsweise unregelmäßige Stauchungen stattfinden.
2) Wozu das Vorkommen von Lücken im hangenden Mittelschenkel einer
Antiklinale zwingt. Vergl. 3, Fall ce und Fig. 2.
°) Spitz gepreßte Sättel können überhaupt nicht rollen.
*) Trifft eine Schubmasse an ihrer Stirn auf ein Hindernis, das sie nicht mit-
zuschleppen vermag, so kann sie sich darau stauen, bis sie sich faltenförmig
darüber wälzt (Drehfalte, Suess).
1911 Bericht vom 1. Oktober. Albrecht Spitz. 289
Die mechanische Wirkung dieser Bewegung ist von jener der
Streckung (unter Belastung) nicht wesentlich verschieden. Auch hier
werden die betroffenen Schichten auf eine größere Fläche ausgedehnt.
Die Schichtflächen dienen dabei in hohem Maße als Gleit- und Be-
wegungsflächen.
Beispiele von Falten mit verwalzten Mittelschenkeln, die sich
nicht auch als Drehfalten !) deuten ließen, sind in den Alpen seltener
als man annehmen möchte. Gewöhnlich führt man die Glarner Über-
NW. Fig. 2. so,
FdAstras
2340 m
2160 m —
0o000900o
90000
Aristall FVErragand Musehtelkalk
|
|
I
Wetersteindolomut Raibler-Schichterv Jahutt
3 Profile durch die Piz d’Astrasgruppe im Unterengadin.
Maßstab: 1:25.000.
schiebungen an, doch hat bekanntlich Rothpletz ihre Faltennatur
bestritten. Ich gebe daher hier ein Profil aus den Engadiner Dolomiten,
an dem die Entstehung der Auswalzung (1) aus einer liegenden Falte (3)
klar ersichtlich ist. Beispiele von Verdünnungen des Mittelschenkels
bieten in großartiger Regelmäßigkeit die Falten des Säntis dar (Heim).
c) Wie schon unter a angedeutet, kann bei gleichzeitigem Wachs-
tum mehrerer Sättel auch der hangende Mittelschenkel einer
!) Vergl. pag. 283, Anmerkung 4 und pag. 294.
290 Verhandlungen. Nr. 13
Antiklinale (zwischen ihr und der nächsthöheren Mulde) zerrissen
werden („lag“ der Engländer). Ein schönes Beispiel bietet die Piz
d’Astrasgruppe !) im Engadin (Fig. 2, Profil 3).
d) Wiederholt sich in einer Schar parallel gepreßter Falten die
Verwalzung des Mittelschenkels entweder nach Schema 3 a, 5b oder
wohl auch nach 3 c, so entsteht Schuppenstruktur (Suess), wie
sie zum Beispiel Bittner aus den niederösterreichischen Kalkalpen
beschrieben hat. Dieser sowie der theoretisch mögliche Fall,
e) daß durch starken VorstoB der Antiklinalen beide Mittel-
schenkel teilweise verwalzt werden (Fig. 1, Schema 2), führt uns all-
mählich zu den
4. Gleitungen.
Die unter Ausquetschung und Auswalzung aufgezählten Phänomene
sind zum größten Teil wohlbekannt und unter dem Einflusse der
Deckentheorie hat sich die Aufmerksamkeit auch mehr als bisher auf
die Streckung gerichtet; allen drei Bewegungsarten ist Verdünnung,
den beiden letzteren auch Ausdehnung der betroffenen Schichten auf
eine größere Fläche gemeinsam. Zwischen reduzierten und intakten
Schichtgruppen besteht ein tiefgreifender mechanischer Unterschied.
Im Gegensatz hiezu hatten sich die nunmehr zu besprechenden
Bewegungen bisher nicht; der allgemeinen Beliebtheit zu erfreuen);
Verdünnung und Ausdehnung spielen hier eine nebensächliche Rolle,
die fehlenden Schichten sind selbständig gewandert, so daß die Frage
nach ihrem Verbleib erhöhte Bedeutung gewinnt. Reduzierte und
intakte Schichtgruppen sind mechanisch gleichwertig.
a) Betrachten wir einmal enggepreßte Falten, wie sie in den
Alpen so häufig sind. Fig. 1, Schema 4, stellt eine Antikline dar,
deren Schenkel noch nicht vollkommen parallel, deren Umbiegungen
aber spitz gepreßt sind. Jede Schicht a, b... kommt mit ihrem
Gegenflügel a‘, b' ... in der Achse der Falte auf eine längere Strecke
zur Berührung. Um den Betrag dieser Strecke ist jede Schicht von
der nächstälteren abgeglitten. In den Kern der Falte können be-
liebig viel ältere Schichten eintreten.
Die in Fig. 1, Schema 3, dargestellte Falte zeigt vollkommen
parallele Schenkel; die Schicht e kommt in der Achse der Falte auf
eine große Strecke mit sich selbst zur Berührung. Altere Schichten
können nicht mehr in den Kern der Falte eintreten, das ganze Schicht-
paket a—c ist von ihnen abgestaut worden und kann sich selbständig
falten (Faltungsstockwerke Ampferers, siehe pag. 292). Die Schicht-
fläche zwischen c und den älteren Schichten wird zur Gleitfläche °);
ı) Für die Annahme einer Unterschiebung der Mulden liegt auch hier kein
Anlaß vor.
2) Einer der wenigen Geologen, welche die Bedeutung solcher Bewegungen
klar ausgesprochen haben, ist W. Schiller. Er hat für Gleitungen von jüngeren
über ältere Schichten den Namen „Übergleitung“ vorgeschlagen. (Berichte der
Freiburger naturf. Ges. 1904, Lischannagruppe, pag. 40); ich habe ihn jedoch hier
nicht verwendet, da bei der pag. 293 versuchten Klassifikation der Gleitbewegungen
das relative Alter von Decke und Basis gegenstandslos ist.
®) Die Bedeutung der Schicht- als Gleitflächen bei Faltungen hat schon
Heim betont. Daß bei enggepreßten tiefen Falten gewöhnlich keine Charnieren
zu sehen sind, erklärt sich daraus, daß in Fällen des Schemas 4 spitz gepreßte
1911 Bericht vom 1. Oktober. Albrecht Spitz. 291
auf ihr vollzieht sich der gesamte Betrag der Verschiebung, der sich
in ersterem Falle auf alle älteren Schichten gleichmäßig verteilte.
b) Unterbrechen wir unseren Gedankengang einen Augenblick.
Sowohl in Schema 4 als auch 3') der Fig. 1 sind Flächen vor-
handen, welche genau in die Richtung der Bewegung fallen. Es ist
somit die Möglichkeit gegeben, daß die Bewegung die durch die
Zusammenknickung ohnedies verminderte Festigkeit der Umbiegungen
überwindet und die Falten in der Achse zerreißen °) (Fig. 1, Schema 5).
Es ist klar, daß hierdurch der bisherige Charakter der Bewegung
vollkommen verändert wird, da aus Teilen sowohl der Mulden als
auch der Antiklinalen neue tektonische Einheiten gebildet
werden.
c) Wird ein konkordantes Schichtenpaket in der Richtung seiner
Schichtflächen bewegt, so können diese ebenfalls zu Verschiebungs-
flächen werden und es entstehen, etwa durch die Unterschiede in
der Gesteinsbeschaffenheit bestimmt — aber nicht auf sie beschränkt
— auch hier ganz ähnliche, neue mechanische Einheiten. Die Ge-
schwindigkeit jeder einzelnen von ihnen hängt ab von den lokalen
Belastungs- und Reibungsverhältnissen.
d) Aber erst dann wird jede Einheit vollkommene Selbständigkeit
erlangen, wenn sie nicht nur nach oben und unten, sondern auch nach
seitwärts abgegrenzt ist. Das kann auf verschiedene Weise geschehen:
in Schema 5 (Fig. 1) zum Beispiel durch selbständige Bewegung
irgendeines beliebigen (gestrichelten) Schichtpakets (wie eben unter c
auseinandergesetzt wurde); oder durch Entstehung von Trennungs-
flächen quer auf die Schichtung, sei es infolge von Ausquetschung
oder von Streckung®). Fortgesetzte Bewegung einer derart zerlegten
Masse wird zu einem ähnlichen Resultat führen wie ein ins Gleiten
geratener Stoß von Brettern: einige eilen voran, andere bleiben zurück,
wieder andere verändern, lokalen Verhältnissen gehorchend, ihre
Geschwindigkeit und tauschen miteinander die Plätze wie in einem
Spiele gemischter Karten, bis schließlich die ursprüngliche Ordnung
vollständig verwischt ist.
5. Für jede solche, durch zwei annähernd parallele Verschiebungs-
(= Gleit-Jflächen *) abgegrenzte mechanische Einheit möchte ich den
Namen
Gleitbrett
vorschlagen °); allseits abgegrenzte kann man freie Gleitbretter
nennen. Sie vermögen das Fehlen ganzer Schichtpakete auf aus-
Umbiegungen leicht übersehen werden, im Falle 3 aber ein zufälliger Aufschluß
öfter die ausgedehnte Region paralleler Schichten (Schnittlinie im Schema 3) als
die beschränkte der Wölbung anschneiden wird,
!) Namentlich wenn auch hier die Umbiegung spitz gepreßt ist.
2) Da ja eine weitere Bewegung im Sinne der Sättel hier ohne Zerreißungen
nicht mehr möglich ist (vergl. pag. 238) und die Mittelschenkel nicht mehr durch
die Natur der Bewegung zum Zerreißen prädisponiert sind.
°®) „Tektonische Linsen“. Auch Erosion und Hebung an Brüchen können
freie Euden schaffen.
4) Die natürlich auch Quetsch-, Zerr- oder Walzflächen sein können!
®) Dieser Name soll keine Stellungnahme zugunsten der Gleithypothese sein,
sondern bloß die Bewegung zwischen Gleitflächen ausdrücken.
992 Verhandlungen. Nr. 13
gedehnte Strecken hin zu erklären, ohne daß man — und auch das nicht
immer — zu mehr als lokaler Wirkung der verdünnenden Faktoren
Zuflucht nehmen muß!). Sie können aus faltenden Bewegungen her-
vorgehen, beziehungsweise reife Faltung ablösen, verändern
aber im allgemeinen ihren Charakter vollständig und heben schließlich
jede Art von Regelmäßigkeit auf. Eine Ausnahme machen hierin nur
die Fälle 3d und e, bei denen der Charakter von Mulden und Sätteln
erhalten bleibt; hier werden die Gleitflächen durch Auswalzung ge-
schaffen. 3d wurde, seiner Bedeutung gemäß, schon früh unter dem
Namen „Schuppenstruktur“ hervorgehoben; für 3e (Schema 2 der
Fig. 1) fehlt ein Name, doch dürfte dieser Fall in der Natur kaum
von Bedeutung sein.
6. Rückblickend und zusammenfassend könuen wir die be-
sprochenen Fälle nochmals in veränderter Ordnung, und zwar nach
der Art der erzeugenden Kräfte gruppieren:
I. Die erzeugenden Kräfte wirken normalauf die Schicht-
Hachen!, % .» . . . Ausquetschung, Abquetschung.
II. die Enden Kräfte wirken in der Richtung der
Schichtflächen:
l. verdünnend
a) durch Zerrung (= Streckung ohne Belastung) [Gewölbe-
biegungen];
b) durch Walzung (= Streckung unter Belastung) [Plättung,
Auswalzung von Mittelschenkeln].
bloß schiebend %2. . . ... Gleitung (Gleitbreiter:
IS)
1.
1. a) Da in allen unter I besprochenen Fällen die Gleitflächen
aus Schichtflächen hervorgehen, so werden sie im allgemeinen sowohl
untereinander als auch zur Schichtung der einzelnen Gleitbretter
parallel sein. Doch zeigt zum Beispiel Profil 1 auf Fig. 2 deutlich,
wie sich an einer durch Auswalzung entstandenen Gleitfläche Diskor-
danzen entwickeln können.
b) Lokale Widerstände an einer konkordanten Gleitfläche können
zu Zerrungen und Stauungen und damit gleichfalls zu Diskordanzen
führen.
c) Faltungen erzeugen bei jedem Gesteinswechsel infolge von
Differentialbewegungen ebenfalls Diskordanzen; es enstehen Faltungs-
stockwerke?) im kleinen. Dieser Fall ist sehr häufig. Jedes solche
Faltungsstockwerk ist oben und unten von einer Abstauungsfläche
begrenzt und kann daher selbst zu einem Gleitbrett werden.
!) Als bewegende Kraft wird man sich auch hier, wie bei Fall 2, häufig einen
traineau Ecraseur vorstellen dürfen‘; doch ist seine Wirkung in diesem Falle eben eine
andere. In ihrem Endeffekt hat Gleitbrettstruktur im allgemeinen geringere Mächtig-
keit des betroffenen Packets als Ganzes und Ausdehnung auf eine größere Fläche
mit den verdünnenden Faktoren gemeinsam. Ähnliche Vorgänge bezeichnet Arnold
Heim als „Ausschichten“ (Säntisgebirge, pag. 483).
?) Vergl. OÖ. Ampferer, Jahrb. d. k k. geol..R.-A. 1906, pag. 585.
PX I
1911 Bericht vom 1. Oktober. Albrecht Spitz. 293
Auffallend ist, daß in den Alpen trotz der großen Verbreitung
parallel gepreßter Falten doch Faltungsstockwerke im Großen nicht
häufig zu sein scheinen. In der helvetischen Region zum Beispiel
zeigen alle Schichten vom Gneis bis zum Flysch denselben einheit-
lichen Zug der Faltung. Diese muß daher entweder nach Schema 4
(Fig. 1) oder nach einem beständigen Wechsel von 3 und 4 vor sich
gegangen sein.
d) Wir können also eine ganze Reihe von schiebenden und
gleitenden Bewegungen zusammenfassen, bei denen die Bewegungs-
flächen ihrerEntstehungnachkonkordantzurSchichtung,
Diskordanzen dahersekundärer Natur sind (plakogene
Bewegungen !), und zwar:
Faltenüberschiebungen (mit ausgewalztem Mittelschenkel); sie
erzeugen Überfaltungsdecken;
ferner gleitende Bewegungen, bei denen eine Masse einseitig
über die (relativ) ruhende Basis bewegt wird. Sie erzeugen Ab-
sehiebungs- oder Abgleitungsdecken?);
endlich selbständige Faltung von Stockwerken an Ort und Stelle,
Abstauungsdecken’).
2. Dieser Gruppe gegenüber stehen die Abscherungsdecken
(kerogene Decken)*). Ihr Wesen scheint mir darin zu liegen, daß
ihre Begrenzungsflächen ihrer Enstehung nach diskordant,
Konkordanzen daher sekundärer Natur°) sind. Sie können
auf verschiedene Weise entstehen: N
a) Durch diskordante Sprünge, auf denen Überschiebungen er-
folgen („UÜbersprünge“), eine Ansicht, die Rothpletz seit vielen
Jahren mit aller Entschiedenheit vertritt und die Suess neuerdings
in Form der „listrischen Flächen“ aufgenommen hat. Man kann
sich allerdings schwer erklären, auf welche Weise lange gerade
Sprünge in spitzem Winkel zur Schichtung entstehen sollen, ohne durch
sie abgelenkt zu werden ®); aber nach gewissen Profilen, zum Beispiel
1) Von zAa&, zos ebene Fläche, Steintafel, Schichtfläche.
2) Als Abschiebungsdecke wäre nach der Vorstellung von L. Kober (Mitt.
d. geol. Ges. Wien, 1909, pag. 492) die voralpine Serie der niederösterreichischen
Kalkalpen (unter dem Einflusse der hochalpinen und Hallstätter Serie) zu bezeichnen,
ebenso der Jura in der Auffassung von Buxtorf (vergl. unten); als Beispiel einer
Abgleitungsdecke wären die Prealpes romandes nach der ursprünglichen Vorstellung
von Schardt zu nennen. Älinliche theoretische Vorstellungen haben Reyer und
Ampferer entwickelt.
3) Ein schönes Beispiel bei Arn. Heim, Mon. d, Churfirsten-Mattstockgruppe,
Beiträge z.‘geol. Karte d. Schweiz, N. F. 20, Profil pag. 16—17. Die Falte des Sichel-
kamm ist in den härteren Gesteinen des Urgon-Neokom und des Malm-Lias deutlich
ausgeprägt, während die weichen Valangemergel alle Spannungen durch Verdickung,
beziehungsweise Verdünnung ausgleichen und ungefaltet bleiben; sie trennen also
zwei Stockwerke. — Vergl. auch Wähner, Sonnwendjoch, wo der Malm an den
engen Falten des tieferen Jura nicht beteiligt zu sein scheint (pag. 162).
*) Von zetpw, ich schere.
°) Die Nomenklatur ist noch keineswegs geklärt. Buxtorfs „Abscherungs-
decke“ im Jura zum Beispiel ist nach der hier gebrauchten Bezeichnung eine Ab-
schiebungs- oder Abgleitungsdecke, wenn der Untergrund nicht gefaltet ist; sonst
wäre sie als Abstauungsdecke zu bezeichnen (Faltungsstock werke!).
®) Ihre Erklärung durch Rothpletz als Drucksprünge im Sinne von
Daubr&e trifit nur auf ungeschichtete Massen zu!
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 13. Verhandlungen. 46
394 Verhandlungen. Nr. 13
im westfälischen Kohlenrevier, ist an ihrer Existenz kaum zu
zweifeln.
b) Der von Mühlberg betonte Fall der Erosionsüberschiebung
kann gleichfalls zur Entstehung von diskordanten Sprüngen führen,
doch zeigt die Ausführung dieses Gedankens durch Rothpletz!)
deutlich, daß hier auch Gleitungen längs der Schichtflächen eine Rolle
spielen können.
c) Mehr von lokaler Bedeutung sind die Untergrundstauungen
(Rothpletz), wenn eine Schubmasse an ihrer Basis Hindernisse
(etwa infolge alter Erosionsflächen) diskordant abreißt.
Bei allen diskordanten UÜberschiebungen sind natürlich die Be-
dingungen für die Bildung von Myloniten besonders günstig!
3. a) Da wir im Felde meist nur Fragmente von Überschie-
bungen vor uns haben, so wird ihre Zugehörigkeit nicht immer ein-
wandfrei festzustellen sein; man wird sich daher vielfach mit der
Klassifizierung von konkordanten und diskordanten Überschiebungen
begnügen müssen. Dies um so mehr, als nach der Vorstellung von
Mühlberg, Rothpletz, Suess und anderen durch Einschleppung
an der Stirn von Scherungsdecken Drehfalten erzeugt werden
können, welche sich von Faltendecken mit verwalztem Mittelschenkel
nur in günstigen Fällen unterscheiden lassen.
b) Ahnlich wie bei den Decken?) wird auch bei dem vielfach
kombinierten Typus der Gleitbretter, der sowohl durch kerogene wie
durch plakogene Bewegungen entstehen kann, mit einer Klassifizierung
in konkordante und diskordante Gleitbretter häufig das Mögliche
erreicht sein.
Il.
Das über Gleitbretter Gesagte sollen uns einige Beispiele ver-
anschaulichen.
l. Ich bitte den Leser, die trefflichen „Untersuchungen im
Ober-Engadin zwischen Albulapaß und Livigno“ von K. Zoeppritz
(Berichte der Freiburger naturf. Ges. 1906), speziell die Karte auf-
zuschlagen. Vom Verrucano bis zum Malm herrscht hier vollkommene,
lückenlose Konkordanz ). Untenstehend gebe ich daraus ein Profil
(von oben nach unten) über den P. Vaüglia und den P. Mezaun
zum Inn (OSO—WNW). Alle Schichten fallen konkordant und mittel-
steil bis flach gegen OSO. Was wir hier zunächst sehen, ist die
Zerlegung der ganzen Masse in sieben Gleitbretter die zum Teil
durch ganz beträchtliche Lücken getrennt sind. Der Faltenbau ist
*) Geotektonische Probleme, Fig. 40.
®) Der Unterschied zwischen Decken im weiteren Sinne und Gleitbrettern ist
nicht scharf; man mag ihn außer in der bedeutenderen Größe und streichenden
Ausdehnung der Decken (seitliche freie Euden bei Gleitbrettern!) vor allem darin
suchen, daß die Decke nur mit einer, das Gleitbrett hingegen mit zwei gleichzeitig
in Wirksamkeit tretenden Gleitflächen verknüpft ist. Durch Überlagerung einer
Decke von seiten einer anderen kann also erstere den Charakter eines Gleitbrettes
erwerben (vergl. II, 1 c).
®) Dogger ist noch nicht nachgewiesen. — Zwischen Triasdolomit und Lias
habe ich keine Lücke angenommen, da das Rhät schwer zu erkennen und wohl
meist zum lias gezogen ist.
1911 Bericht vom 1. Oktober. Albrecht Spitz. 295
noch recht gut zu erkennen, er läßt sich auf vier Sättel und drei
Mulden zurückführen, deren mittlere völlig zusammengeklappt, mit
spitzer Charniere den Malm einschließt.
|
Gneis (P. Vaüglia)
Triasdolomit E
Synkline Lias | (Corn) 6
Triasdolomit
Gneis 5
Wettersteindolomit
Baibler Schichten \ (P. Mezaun) 4
Hauptdolomit
Lias von minimaler Mächtigkeit —————
Synkline Malm (mit Charniere)
Antikline
u
Antikline
Lias
| Hauptdolomit 3
Antikline Raibler Schichten
| Wettersteindolomit
Synkline Lias a 2
Antikline ° Gneis (Inn) 1
Schreitet man vom Inn gegen NW vor (vergl. die Karte!), so
verschwinden allmählich die Gleitbretter 2, 3, 4 ohne Charnieren an
einer langen Linie, so daß Gneis 1 mit Gneis 5 in Berührung tritt;
die Gleitbretter werden gegen N „frei“ (durch Scherung?). In ähn-
licher Weise wird Gleitbrett 6 gegen N und S frei.
Was nun die Lücken anbelangt, so lassen sich jene zwischen 3
und 7 gewiß auch durch Ausquetschung, Zerrung und Auswalzung (des
liegenden Mittelschenkels) allein erklären. Nicht so bei 1—3. Hier
scheinen mir die fehlenden Schichten in Form echter Gleitbretter
selbständig gewandert zu sein, genau so wie es bei weiterer Bewegung
die Einheiten 1—7 auch heute noch täten. Die fehlenden Schichten
sind also den in diesem Profile vorhandenen Gleitbrettern mechanisch
vollkommen gleichwertig.
Ganz ähnlich wie Gleitbrett 6 am Corn findet man auch süd-
östlich davon zwei lange, schmale Bretter von Dolomit an beiden
Enden frei im Gneis stecken. Auch den Fetzen von Liasschiefer im
Granit des Albulatunnels (Zoeppritz, pag. 15) erkläre ich mir
als Rest einer zusammengeklappten Mulde (wie Zoeppritz eine
solche in der Nähe nachwies), deren Schenkel als Gleitbretter weg-
gewandert sind.
2. In noch viel großartigerer Weise sehen wir dieselbe Erschei-
nung am Murtiröl bei Scanfs (Fig. 3, nach Zoeppritz im
wesentlichen kopiert). Es ist klar, daß wir hier nicht etwa Schuppen,
sondern Gleitbretter — und zwar gleich 17! — vor uns haben. Diese
Zahl ist wahrscheinlich noch zu niedrig gegriffen, da die hiebei
gemachte Annahme, daß der „Triasdolomit“ die gesamte Trias umfaßt,
den Tatsachen kaum entsprechen dürfte!). Obwohl sich im großen
ı) Das Rhät dürfte auch hier im Lias enthalten sein. — Einige Trennungs-
flächen bedürfen der Erläuterung: Zwischen 3 und 4 schaltet sich nach kurzen
46*
296 Verhandlungen. Nr. 13
und ganzen noch die Reste von zwei Liassynklinalen zwischen drei
Antiklinalen erkennen lassen, so wäre es hier noch viel weniger am
Platze, die Lücken bloß durch Ausquetschung, Streckung und Aus-
walzung zu erklären, wenn auch die Beteiligung dieser Faktoren
durchaus nicht geleugnet werden soll.
Ein Beispiel soll das erläutern: Verfolgt man auf Zoeppritz’
Karte das Gleitbrett 4 nach Osten, so sieht man, daß es mit einem
schmalen Sporn von Rauhwacke und Verrucano zwischen dem Lias
von 5 und 6 unter das Tal sinkt. Eine Ausquetschung des harten
Triasdolomits zwischen den Verrucano- und Liasschiefern kann natürlich
nicht stattgefunden haben, abgesehen davon, daß der Dolomit im ganzen
Bereiche des Murtiröl nirgends angeschoppt ist. ®
Fig. 3.
,
Alurtiröl
F- Trupeltaom
Formecane UntereRamiwacht Zetasaaiormit as Pilen:
Arustall
Profil durch den Murtiröl bei Scanfs im Oberengadin, nach Zoeppritz.
Maßstab: 1: 50.000.
Bei der Annahme von Streckung sollte man erwarten, daß sich
die Wirkung nur auf die unmittelbare Basis der (höchsten) Gneismasse
des P. Suter—P. Vaüglia (17) erstreckte; sie geht aber in gleicher Weise
durch den ganzen Murtiröl. Und was für eine riesige Masse müßte
die Rolle eines traineau &craseur gespielt haben, wenn man die ganze,
heute noch zirka 4000 m mächtige Murtirölzone bloß als ihre zerfetzte
Basalschicht ansehen wollte!)
Auswalzung endlich kann das sprunghafte Verschwinden des
Dolomits im Liegenden (und auch im Hangenden) des Verrucano auf
eine Erstreckung von kaum 1%km nicht erklären, da ja ihr Effekt ent-
weder gleichmäßige Verdünnung oder Zerreißung in sehr gering
mächtige Linsen sein müßte,
Strecken mehrmals Malm ein; desgleichen wird die Trias zwischen 10 und 11
weiterhin dnrch Malm abgelöst. Der Verrucano zwischen 16 und 17 verschwindet
schon nach ein paar Schritten.
?) In diesem Falle müßte die Streckung gleiche Schichtgruppen in gleicher
Weise betreffen und es wäre nicht verständlich, weshalb zum Beispiel der Trias-
dolomit in 4 vorhanden ist, unmittelbar darüber, in 5 und 7 aber vollständig fehlt!
1911 Bericht vom 1. Oktober, Albrecht Spitz, 297
Als beste Lösung erscheint mir folgende: Der Dolomit 4, unser
Verrucano, der Gneis 5 (und ein entsprechender Gneis am Ostende)
sowie ein über den beiden letzteren auftretender Dolomit 5a gehören
zusammen und bilden den Rest einer sekundären Antikline im Lias
3—6. Sie ist in ebenso viele freie Gleitbretter als hier aufgezählt
zerlegt. Der Kern ist stellenweise weiter vorgewandert als Teile
der Schenkel und so kommt es, daß der Gneis im Dolomit steckt
und der Verrucano wie ein Keil durch den Dolomit hindurch und
z ischen die Schichten des Lias eindringt; wären diese wenigen
Meter Verrucano lokal zerrissen, so lägen beide Systeme von Lias voll-
kommen konkordant aufeinander, ohne die geringste Spur einer Störung
erkennen zu lassen! Doch ist auch, wie schon oben (pag. 295 An-
merkung) erwähnt, der Kontakt von 4 und 3 anormal.
in ähnlicher Weise erkläre ich mir auch den Gneiskeil 7 im
Lias und manche andere Lücke; ja man ist angesichts der über-
wältigenden Einheitlichkeit des Dislokationstyps am Murtiröl fast
versucht, diese Erklärung zu verallgemeinern und den verdünnenden
Faktoren bloß eine sekundäre Bedeutung (Entstehung der freien Enden)
zuzugestehen. Dabei will ich das Vorhandensein eines traineau Eecraseur
nicht ausschließen, betrachte ihn hier aber weniger als streckende
denn als bewegende und schiebende Kraft; in diesem Sinne mag auch
jedes Gleitbrett auf seine Nachbarn wirken. Aber auch wer der hier
skizzierten Anschauung über die Entstehung der Lücken nicht zu-
stimmt, wird sich kaum des Eindrucks erwehren können, daß die
heute noch am Murtiröl vorhandenen Gleitbretter bei weiterer Be-
wegung (von den Erosionseinschnitten sei abgesehen) zur Entstehung
von Lücken in der geschilderten Art führen würden.
3. In größter Ausdehnung finden wir Gleitbrettstruktur in der
durch die Arbeiten von Lorenz, Hoek und Seidlitz genauer
bekannten Graubündner Aufbruchszone. Hier ist die Zer-
legung stellenweise so weitgehend, daß sich keine Gesetzmäßigkeit
mehr erkennen läßt, die ganze Zone vielmehr, wie Hoek sagt, einem
„aus losen Blättern gemischten Kartenspiele“ gleicht. Diese Worte
geben denselben Eindruck wieder, wie der von mir gebrauchte Ver-
gleich mit einem Stoß von Brettern. Hier mag der ostalpine traineau
ecraseur auch wirklich verdünnend gewirkt haben.
4. Die Entstehung der Lücken vermögen wir am Beispiel der
Braulioüberschiebung recht gut zu überblicken. Gehen wir
vom Profil 2 der Fig. 4 aus:
Über den kristallinen Schiefern des Münstertals baut sich die
Trias vom Verrucano bis zum Hauptdolomit!) vollständig konkordant?)
auf, bedeckt von einer ebenfalls konkordanten Kappe von Kristallin.
In V. Muranza schneidet jedoch eine von Schlagintweit entdeckte
und von Hammer bestätigte Verschiebungsfläche zwischen basalem
Gneis und Trias durch, so zwar, daß die steilgestellten Raibler
1) Das Alter dieses Dolomits ist bestimmt durch seine Verknüpfung mit
Kalkschiefern der Trias-Rhätgrenze weiter im W (Monte Praveder-Dössradond).
2) Der Diabas des P. Lad ist keine Einfaltung des Grundgebirges (Schlag-
intweit), sondern ein Lager in den Raibler Schichten, wie an anderer Stelle
näher ausgeführt werden soll.
Nr. 13
A % ey Kumeel. EFERESS
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Idel tanıone
PROFIL & Eschumliraider.
Ale. lolena
Pd Runs Fhad,
MT. Murder
CRLT
Er
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Verhandlungen,
Tralotertal Jt. Haria\
4 etwas vereinfachte Profile durch die Braulioüberschiebung (Profil 1 nach Hammer, unter Hinweglassung des Schuttes).
Maßstab: 1:1C0.009,
Der Quarzpbyllit am Nordfuße des P. Lad inmitten des Gneises wurde mit der Signatur des Verrucano bezeichnet, um ihn als jüngere
Zwischenlage hervorzuheben.
Links ist Süden, rechts Norden und zwar verlauft Profil 1 von SO nach NW, 2 und 3 von SSW nach NNO und 4 von
SW nach NO. Der horizontale schwarze Strich unter 1 und 2 bedeutet die Höhe von 1400, unter 3 und 4 von 2000 m.
298
1911 Bericht vom 1. Oktober. Albrecht Spitz. 299
Schichten des P. Lad an den Schichtköpfen von gleichfalls steil S
fallendem Granitgneis abstoßen. Gegen den P. Umbrail zu legen sich
zwar Trias und Muranzagneis konkordant, aber zwischen beiden fehlt
die ganze ältere Trias mit dem Verrucano. Es fragt sich nun, welcher
Art die Bewegung an dieser Fläche war und wohin die fehlenden
Schichten gekommen sind.
In unserem Profil fällt die vollkommene Analogie zwischen dem
Bau des Muranzagneises und der Masse des P. Umbrail—P. Lad auf;
beide bilden eine Mulde mit steilem Nord- und flacherem Südflügel,
beide sind aber gegeneinander etwas verschoben. Richten wir diese
Bewegung aus, bis der südfallende Flügel des Muranzagneises in die
Fortsetzung des ebenso fallenden Gneises im Münstertal!) kommt,
so ersehen wir daraus, daß der Muranzagneis gegenüber der Trias
(relativ) um einige Kilometer gegen S vorgeschoben worden ist. Aber
auch im ausgerichteten Profil kommen unter dem Umbrail noch immer
Raibler Schichten mit Gneis in Berührung. Die fehlende Untertrias
kann hier unmöglich verquetscht, gestreckt oder verwalzt worden
sein, wie aus dem diskordanten Verlauf der Gleitfläche unter dem
P. Lad unabweislich hervorgeht, wenn man nicht zu ganz unwahr-
scheinlichen Konstruktionen greifen will. Sie muß also, noch von einer
zweiten Gleitfläche begrenzt, als echtes Gleitbrett weggewandert sein.
Auch auf die Frage: Wohin? glaube ich antworten zu können.
Verfolgen wir zu diesem Zwecke die Braulioüberschiebung weiter
gegen W, wobei wir uns von der Streichlinie der Umbrailgruppe immer
mehr gegen S entfernen. Der Gneis von V. Muranza dünnt in
V. Forcola ziemlich plötzlich aus und man möchte meinen, aus der
UÜberschiebung sei eine liegende Falte geworden. Das ist aber un-
richtig, denn ein von Schlagintweit entdeckter Keil von Gneis
(und dieser ist nicht der einzige) mitten im Dolomit des Monte Solena
{Profil 3) beweist, daß hier die scheinbar einheitlichen Raibler Schichten
durch Gleitflächen zerlegt sind. Noch weiter westlich, am Monte
Cornacchia, sind auch diese verschwunden und es liest der Haupt-
dolomit direkt auf Rhät, jedoch mit einer scharfen Diskordanz ?).
Erst zirka 17 km westlich der V. Forcola und zirka 8 km südlich der
Streichlinie des Umbrail treffen wir wieder ältere Schichten (Profil 4).
Man sieht hier einige Falten und Fetzen von gut erkennbarer älterer
Trias mit einigen Vorkommnissen von Gneis, die ihrer geringen Aus-
dehnung wegen wohl eher den Namen von Linsen als Gleitbrettern
verdienen. Diese ganze von Zoeppritz entdeckte Masse liegt nicht
auf dem Hauptdolomit der Corna dei Cavalli, wie Schlagintweit
annahm, sondern geht deutlich in ihn hinein und ihre Fortsetzung
läßt sich als scharfe Diskordanzlinie bis V. del Cantone verfolgen, wo
sie unter das Tal sinkt. Hier finden wir also jene älteren Schichten, die
im Profil des Umbrail und Solena fehlen und dieses Beispiel berechtigt
uns, sie auch dort im Süden zu suchen. Die Linsen von Gneis in den
Profilen 3 und 4 lassen übrigens vermuten, daß auch die große Masse
1) Dieses Fallen beherrscht die ganze Südseite des unteren Münstertals.
?) Sie wurde zuerst von S. Franchi entdeckt, der mir freundlichst davon
Mitteilung machte.
300 Verhandlungen. Nr. 13
des Muranzagneises nicht mehr mechanisch einheitlich, sondern durch
Gleitflächen zerlegt ist und vielleicht ist das kleine Gleitbrett von
Triasdolomit, das südlich des P. Umbrail mitten im Gneis steckt,
nicht als eigene Mulde, sondern als Rest der vorgeschobenen Unter-
trias zu betrachten, die zwischen die Gleitflächen des Gmneises
geraten ist!),. Der mächtige untere Hauptdolomit der Corna dei
Cavalli scheint dafür zu sprechen, daß die UÜberschiebung aus einer
Falte hervorging, womit auch ihre große Länge harmonieren würde.
Sein merkwürdiges Verhältnis zum Lias ist nur lokal, wenige Kilometer
östlich und westlich sind er und die Untertrias verschwunden und der
obere Hauptdolomit liegt konkordant auf dem Lias — scheinbar eine
unbedeutende Überschiebung; doch noch an ihrem Westende (V. Torta
bei Cinuskel im Engadin) erkennt man, daß der Lias ohne Einschaltung
von Rhät und ohne Umbiegung, als echtes Gleitbrett zwischen diesem
und jenem Hauptdolomit endigt, der ihm als Basis diente.
Wir sehen also hier eine Serie, die derart zerlegt ist, daß die
ältere Trias des hangenden Flügels mit einzelnen Resten von Gneis
stärker gegen S bewegt wurde als der Gneiskern und dieser wieder
stärker als der hangende Hauptdolomit; die relative Bewegung dieser
drei Gleitbretter bleibt giltig, ob man nun die Schubmassen von N
oder von S herleitet. Die Position der Lücken ist eine zufällige:
fehlende (Lücken) und vorhandene Gleitbretter sind
mechanisch gleichwertig!
Noch etwas anderes lehrt uns das Umbrailprofil: die konkordante
Schichtfolge auf seiner Nordseite scheint vollkommen lückenlos zu
sein und doch ist das eine Täuschung. Verfolgen wir nämlich
den Kontakt von Hauptdolomit und Raibler Schichten weiter gegen
W nach V. Mora hinein, so ergibt sich bald aus der Einschaltung
von rhätischen Kalkschiefern in seiner nächsten Nähe?), daß wir es
hier nur mit dem obersten Teil des so mächtigen Hauptdolomits zu
tun haben. Auch hier halte ich eine Wanderung des fehlenden Teiles
in Form eines Gleitbrettes für wahrscheinlicher als jede andere Lösung,
denn am P. Umbrail selbst ist der Dolomit nicht einheitlich; durch
seine ganze Südwand zieht ein langes Band von Raibler Schichten,
das gegen N ohne Spur einer Umbiegung keilförmig in ihm ver-
schwindet.
Die Ursache dieser Bewegungen glaube ich in der kristallinen
Decke des P. Chazforä—P. Lad sehen zu dürfen. Im ganzen unteren
Münstertal liegen die dazu gehörigen Deckschollen vorwiegend auf
Gliedern der tieferen Trias und auch unser Profil 2 zeigt in seinem
nördlichen Teile, daß sie stellenweise direkt den Raibler Schichten
aufliegen, ja sogar keilförmig in sie eindringen. Es liegt nun nahe
anzunehmen, daß der Hauptdolomit durch diese Schubmasse von seiner
Basis ab- und gegen S vorgeschoben wurde, wobei er einzelne Teile
der Raibler Schichten mitnahm (Basis des P. Umbrail!) und selbst in
Gleitbretter zerlegt wurde. Eine Bestätigung glaube ich in unserem
1) Eine Vermutung, die zuerst Herr Dr. Hammer gesprächsweise zu mir
äußerte.
°) Vergl. pag. 297, Anmerkung 1.
1911 Bericht vom 1. Oktober, Albrecht Spitz. 301
Profil 1 zu sehen!,. Wie Hammer?) gezeigt hat, entspricht die
Trias von V. Schais jener des P. Lad und die Scholle am Fallasch-
joch der Platte des P. Umbrail. Denkt man sich aber letztere im
Profil 2 noch weiter nach Süden vorgeschoben, so stoßen schließlich
Chazforä- und Muranzagneis zusammen und das Profil gleicht jenem
durch das Fallaschjoch. Ahnlich lassen sich die meisten übrigen
Gleitbretter des Ciavalatschkammes deuten.
Man sieht also, wie vorsichtig man bei Beurteilung konkordanter
Schichtfolgen sein muß. Auch in unseren früheren Beispielen konnte
man sich davon überzeugen. Am P. Mezaun (vergl. Zoeppritz’ Karte!)
folgt aus dem Verhältnis des Verrucano an der Basis von Gleitbrett 3
zum Lias von 2, daß entweder zwischen Verrucano und Gneis, oder
zwischen Verrucano und Wetterstein- (+ Muschelkalk-) dolomit eine be-
deutende Lücke durchgehen muß. Und in ähnlicher Weise kann man
am Östende des Gleitbrettes 4 am Murtiröl aus der Karte entnehmen,
daB zwischen dem Lias 3 und 6 und dem Hauptdolomit 4 trotz des
zwischengeschalteten Rhäts je eine Trennungsfläche vorhanden sein
muß. wenn nicht beide gar mitten durch den Dolomit hindurchgehen!
Wir pflegen eben Lücken erst dann zu registrieren,
wenn eine vollständige geologische Etage fehlt und über-
sehen jene Fälle, wo sich die Lücke nur auf einen Teil der Etage
erstreckt (wie zum Beispiel beim Hauptdolomit des P. Lad) oder
gleichaltrige Schichten ganz zufällig aufeinander zu liegen kommen.
Die Zerlegung in kleinere: mechanische Einheiten als es die Falten
sind, ist eben viel häufiger als man für gewöhnlich anzunehmen ge-
neigt ist, da die Schichtflächen in vielen Fällen natür-
liche Trennungsflächen darstellen, welche iin die Rich-
tung der Bewegung fallen; ja, streng genommen, kann man
sagen: Es gibt in tangential dislozierten Gebieten wohl konkordante
und stratigraphisch ?) vollständige Profile, es gibt aber vielleicht über-
haupt keine normalen Kontakte; denn bei solchen Bewe-
gungen dürfte tatsächlich kaum eine Schicht auf der anderen ge-
blieben sein!
Schließlich sei noch auf den merkwürdig gemischten Charakter
der Gleitfläche an der Basis des Umbrail aufmerksam gemacht, die
zuerst den Schichtflächen folgt und dann zu einem Scherungssprung
wird. Ein schönes diskordantes Gleitbrett, über dessen Entstehung ich
aber nichts auszusagen vermag, zeigt auch Profil 3 am Monte Solena.
Weitere Beispiele diskordanter Gleitbretter haben W. Hammer vom
Endkopf (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1911) und W. Schiller aus der
Lischannagruppe beschrieben, in welch letzterer zwischen überschobenem
Gneis und basalem Hauptdolomit der ursprünglich transgressive Lias
sich als prachtvolles diskordantes Gleitbrett fortbewegt hat (Berichte
der Freiburger naturforsch. Gesellschaft 1904, namentlich Fig. 14 auf
pag. 65).
!) Von anderen Tatsachen in V. Mora und der Ofengegend ganz abgesehen.
2) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1908, pag. 192.
®) Im weiteren Sinne.
K.K. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 13. Verhandlungen. 47
302 Verhandlungen. Nr. 13
IV.
Diese Beispiele ließen sich leicht noch um einige vermehren !).
Es sei nur noch auf eines aus dem schottischen Hochlande hinge-
wiesen (E. B. Bailey, Recumbent folds in the schists of the Scottish
Highlands, mit Karte und Profilen, Quart. Journ. 1910, v. 66,
pag. 586). Mehr als das stratigraphische Schema dieser Schiefer
mit ihren keltischen Namen, von dem unbekannt ist, ob man es von
oben nfch unten oder umgekehrt zu lesen hat, interessiert uns das
Vorhandensein zahlreicher liegender Falten mit vielen konkordanten
Überschiebungsflächen. Und wenn man auch aus dem eben genannten
Grunde nicht weiß, was Antikline und was Synkline ist, so kommt
doch auf jeden Fall ein Teil dieser Flächen in den hangenden
Schenkel von Antiklinaien zu liegen. Es ist nun für mich be-
sonders erfreulich, daß Bailey in Schottland zu ganz ähnlichen
Gesichtspunkten gekommen ist, wie ich in den Alpen, wenn
er vielleicht auch nicht so weit geht. Zum Beleg einige Beispiele:
Die Engländer pflegen Verschiebungsflächen im liegenden Schenkel
einer Antikline thrust, im Hangenden lag zu nennen. Bailey
faßt (pag. 594) beide unter slide = Gleitfläche zusammen, Ferner
(pag. 601): It seems probable too, that in almost every case sliding
has not been confined to a single isolated plane, but rather has been
distributed over a host of close-set parallel planes. — Pag. 603 ist
die Rede von einer „thrust* und einer „lag“ zu beiden Seiten der
„Appin Core“: It is obvious, then, that the two slides are complementary,
and that they combine to give to the Appin Core increased freedom of
advance, or relative advance, into the heart of the other sedimentary
masses, which lie above it, below it and in front of it... . pag. 617:
In fact, the cores of many of the recumbent folds have been squeezed
forward so that they have virtually reacted as intrusive masses.
Diese Arbeit ist aber auch deshalb so interessant, weil sie —
im Gegensatz zu älteren schottischen Profilen — die vollständige
Analogie des Dislokationstyps zwischen diesem Teil des kaledonischen
Gebirges und manchen Regionen der Alpen erkennen läßt. Dieses
kaum zu entwirrende Bild von langen Decken, die mit ihren Über-
schiebungsflächen wieder kompliziert gefaltet sind, ruft Uhligs Pro-
file durch die Radstädter Tauern ins Gedächtnis. Ja ich kann mich
von diesen und etwa Termiers Brianconaisprofilen abgesehen, kaum
eines alpinen Detailprofils entsinnen, das so sehr die Vorstellung einer
gleitenden viskosen Masse erweckt, die sich wie ein Teig vorwärts
bewegt, sich an allen möglichen Hindernissen staut, bis sie diese schlieb-
lich überflutet und weiterfließt 2).
!) Natürlich findet man auch in den Alpen außerhalb Graubündens genug
Beispiele. Vergl. die „Übergleitungen“ von Plassenkalk und Oberalmschichten im
Salzkammergut (E. Spengler, Die Schafberggruppe. Mitt. d. Wiener geol. Ges. 1911,
pag. 247, 263) oder Kossmats Deutung der Lagerungsverhältnisse in den Gruben
von Idria (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1911, Profil pag. 372 und 375).
2) Daß Baileys Profile in den wesentlichsten Zügen auf Beobachtungen
beruhen, kann man aus einem Vergleich mit der sorgfältigen Karte und den
Angaben im Text entnehmen.
1911 Bericht vom 1. Oktober. Albrecht Spitz und J. G. Richter. 303
So verlockend es ist, diese und andere Beobachtungen !) im
Sinne der Reyer-Schardt-Ampfererschen Ideen ?) eines wurzel-
losen Abgleitens zu deuten, so stehen diesem Versuche unleugbar
auch schwere Bedenken entgegen. Bleiben wir bei dem helvetisch-
präalpinen Deckengebiet als bestbekanntem Beispiele: Abgleitungs-
decken bedürfen einer „Vortiefe“. Wie kommen die helvetischen
Decken aber auf die Höhe des Aaarmassivs hinauf? Wir müßten denn
annehmen, daß das Verhältnis von Aarmassiv, helvetischer Wurzel-
region und Vorland erst durch nachträgliche Faltungen verändert
worden sei; damit betreten wir aber wieder das Gebiet der Hypo-
these. Und von welcher Unterlage sollten kristalline Decken, wie
man sie im Simplongebiet zu zeichnen pflegt, abgeglitten sein? Ich
glaube, daß wir trotz der großen Bedeutung gleitender Bewegungen
für die Bildung von Überdeckungen damit allein nicht auskommen.
Trotz dieser Einwürfe ist es erstaunlich, daß Ampferers ge-
dankenreiche Arbeit so geringe Beachtung gefunden hat; und ich
möchte zum Schlusse dankbar der Anregung gedenken, die ich aus
ihr geschöpft habe.
Literaturnotizen.
J. G. Richert. Die Grundwasser, mit besonderer
Berücksichtigung der Grundwasser Schwedens. München
und Berlin, R. Oldenbourg, 1911. 106 Seiten mit 69 Figuren und
11 Tafeln.
Eine durch zahlreiche Skizzen und Diagramme erläuterte klare Darstellung
der wichtigsten Lehren der Hydrologie. Nach einer übersichtiichen Besprechung
der verschiedenen Arten von Grundwasserströmen folgt eine praktische Anleitung
zu bydrologischen Untersuchungen mit Entwicklung der Formeln für die Berechnung
der Geschwindigkeit und Wassermenge bei freien Strömen mit freiem und auf-
gestautem Spiegel und bei artesischen Strömen. Anschließend daran werden die
Methoden der in neuerer Zeit bei unzureichender natürlicher Grundwasserzufuhr
wiederholt mit Erfolg versuchten künstlichen Erhöhung der Ergiebigkeit von
Grundwasserströmen und der Veredlung von ÖOberflächenwasser in Grundwasser
eingehend erörtert.
Der zweite Teil des Buches behandelt im besonderen die Grundwasserver-
hältnisse Schwedens, wobei über mehrere vom Verfasser dort ausgeführte hydro-
logische Untersuchungen näher berichtet wird. (Kerner.)
1) Vergleiche besonders die Angaben von Arbenz und Staub über das
Fehlen helvetischer Wurzeln am Hinterrhein! (Vierteljahrschrift d. naturf. Ges.
Zürich 1910.)
®2) Vergl. O0. Ampferer, Über das Bewegungsbild von Faltengebirgen.
Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1906.
47*
Einsendungen für die Bibliothek.
Zusammengestellt von Dr. A. Matosch.
Einzelwerke und Separatabdrücke.
Eingelaufen vom 1. Juli bis Ende September 1911.
Arlt, H. Die geologischen Verhältnisse
der östlichen Ruhpoldinger Berge mit
Rauschberg und Sonntagshorn. (Se-
parat. aus: Landeskundliche For-
schungen, hrsg. v. der Geographischen
Gesellschaft in München, Hft. 12.)
München, Th. Riedel, 1911. 8%. VI—
50 S. mit 18 Textfig. u. 1 Karte. Ge-
schenk d. Autors. (16480. 8°.)
Becke, F. Die Entstehung des krystal-
linen Gebirges. (Separat. aus: Ver-
handlungen der Gesellschaft deutscher
Naturforscher und Arzte. 1909.) Leip-
zie,.B.nG.W. Vogel, 1909. 8%. 1698.
mit 2 Textfig. Gesch. a. Autors.
(16481. 8°.)
Becke, F. Ausbildung der Zwillinge
trikliner Feldspate. (Separat. aus:
Tschermaks mineralog. und petro-
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Wien, A. Hölder, 1910. 8% 528:
(445 —449). Gesch. d. Autors.
(17035. 8°. Lab.)
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der Metamorphose. (Separat. aus:
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Wien, A. Hölder, 1911. 8%. 17 ®.
(31—47) mit 1 Textfig. u. 1 Taf. Ge-
schenk d. Autors. (17037. 8°. Lab.)
Boulenger, &. A. Catalogue of the fresh-
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Annual Jssue IX. 1911. London,
Harrison & Sons, 1911. 8°. VIII—386 S.
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8%. 2 S. (672—675). Gesch. d. Autors.
(16486. 8°.)
Denekmann, A. Zur Geologie des
Müsener Horstes. Zweite Mitteilung.
(Separat. aus: Zeitschrift der Deutsch.
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Monatsberichte Nr. 12.) Berlin, typ.
G. Schade, 1911. 8°. 6 S. (724—729)
mit 4 Textfig. Gesch. d. Autors.
(16487. 8°.)
Dimitresceu, A. &h. Die untere Donau
zwischen Turnul-Severin und Braila.
Geomorphologische Betrachtungen. Dis-
sertation. Berlin, typ. G. Schade, 1911.
8%. 56 S. mit 9 Textfig. u. 1 geolog.
Kartenskizze. Gesch. d. Universität
Berlin. (16488. 8°.)
Dreger, J. Miocäne Brachiopoden aus
Sardinien. (Separat. aus: Verhand-
lungen der k. k. geolog. Reichsanstalt.
1911. Nr. 6.) Wien, typ. Brüder
Hollinek, 1911. 8°. 8 S. (131—138)
mit 6 Textfig. Gesch. d. Autors.
(16489. 8°.)
Fraas, E. Die Tertiärbildungen am Alb-
rand in der Ulmer Gegend. (Separat.
aus: Jahreshefte des Vereines für
vaterländ. Naturkunde in Württem-
berg. Jahrg. 1,XVII. 1911.) Stuttgart,
typ. C. Grüninger, 1911. 8°. 14 S.
(535—548) mit 3 Textfig. Gesch. d.
Autors. (16490. 8°.)
Fraas, E. Embryonaler Ichthyosaurus
mit Hautbekleidung. (Separat. aus:
Jahreshefte des Vereines für vater-
länd. Naturkunde in Württemberg.
Jahrg. LXVII. 1911.) Wien, typ. A.
Holzhausen, 1911. 8°. 8 8. (480— -487)
mit 5 Textfig. Gesch. d. Autors.
(16491. 8°.)
Fraas, E. Eine rezente Kerunia-Bildung.
(Separat. aus: Verhandlungen der k. k
zoologisch-botanischen Gesellschaft in
Wien. Jahrg. 1911.) Wien, typ. A.
Holzhausen, 1911. 8°. 8S. mit 5 Text-
fig. Gesch. d. Autors. (16492. 8°.)
Frit, A. [Studien im Gebiete der böh-
mischen Kreideformation. Ergänzung
zu Bd.]1.] Illustriertes Verzeichnis der
Petrefacten der cenomanen Korycaner
Schichten. (Aus: Archiv für die natur-
wissenschaft]. Landesdurchforschung
von Böhmen. Bd. XV. Nr. 1.) Prag,
F. Rivnad, 1911. 8°. 101 8. mit 419
Texıfig. Gesch. d. Autors. (16493. 8°.)
Einsendungen für die Bibliothek.
305
Ginzberger, A. Bericht über seine im
Mai und Juni 1911 zur Erforschung
der Land-Flora und Fauna der süd-
dalmatinischen Scoglien und kleineren
Inseln unternommenen Reise. (Separat.
aus: Anzeiger der kais, Akademie der
Wissenschaften: math.-naturw. Klasse.
Jahrg. 1911. Nr. 16.) Wien, typ. Staats-
druckerei, KODIEMEITE BES Geschid.
Autors. (16494. 8°.)
Ginzberger, A. Fünf Tage auf Öster-
reichs fernsten Eilanden. Ein Beitrag
zur Landeskunde von Pelagosa. Mit
Landschafts- und Vegetationsbildern
nach Photographien von E. Galvazni.
(Separat. aus: „Adria“. Jahre. III.)
Triest [typ. R. Kiesel in Salzburg],
1911. 4°. 23 S. mit 12 Textfig. Gesch.
d. Autors. 29722 42.)
Götzinger, &. Die Sedimentierung der
Lunzer Seen. (Separat. aus: Verhand-
lungen der k. k. geolog. Reichsanstalt.
1911. Nr. 8.) Wien, typ. Brüder
Hollinek, 1911. 8°. 36 S. (173—208)
mit 7 Textfig. Gesch. d. Autors.
(16495. 8°.)
Hampson, 6. F. Catalogue of the Lepi-
doptera Phalaenae in the British
Museum. Vol. X. Noctuidae (Erastri-
anae). London, Longmans & Co.,
1910. 8%. 1 Vol. Text (XIX—829 S.
mit 214 Textfig) u. 1 Vol. Atlas
(Taf. CXLVIII—-CLXXII). Gesch, d.
British Museum. (12657. 8°.)
Hassinger, H. Das Südende der eis-
zeitlichen nordischen Vergletscherung
in Mitteleuropa. (Separat. aus: Mit-
teilungen der k. k. geographischen
Gesellschaft in Wien. Bd. LIV. 1911.
Hft. 5.) Wien, typ. A. Holzhausen,
1911. 8%. 9 S. (281—289). Gesch. d.
Autors. (16496. 8°.)
Hatch, F. H. On the past, present and
future of the goldmining industry of
the Witwatersrand, Transvaal. (Se-
parat. aus: Minutes of Proceedings of
the Institution of Civil Engineers.
Vol. CLXXXVI. Session 1900—1911.
Part. IV.) London, typ. W. Clowes &
Sons, 1911. 8%. 30 S. mit 1 Taf. Ge-
schenk d. Autors. (16497. 8°.)
Henglein, M. Kristallographische Bei-
träge zur Kenntnis der Schwerspäte
des Freiberger Bergreviers. Habili-
tationsschrift. (Separat. aus: Neues
Jahrbuch für Mineralogie, Geologie..
Beilage-Bd. XXXII.) Stuttgart, E.
Schweizerbart, 1911. 8°. 30 S. (71—
100) mit 6 Textfig. u. 1 Taf. (IV).
Gesch. d. Techn. Hochschule Karls-
ruhe. (17038. 8°. Lab.)
306
Hobbs, W. H. Repeating patterns in the
relief and in the structure of the land.
(Separat. aus: Bulletin of the Geolo-
gical Society of America. Vol. XXI.)
New York 1911. 8°, 54 S. (123—176)
mit 44 Textfig. u. 7 Taf. (VII—-XIUI).
Gesch. d. Autors. (16498. 8°.)
Hoehne, E. Stratigraphie und Tektonik
der Asse und ihres östlichen Aus-
läufers, des Heeseberges bei Jerxheim.
Dissertation. (Separat. aus: Jahrbuch
der kgl. preuss. geologischen Landes-
anstalt für 1911. 1.) Berlin, typ. A.
W. Schade. 1911. 8°. 109 S. mit 4
Textfig. Gesch. d. Universität
Berlin. (16499. 8°.)
Hoffmann, Marcus. Beiträge zur Kennt-
nis der analytischen Chemie des Zians,
Antimons und Arsens. Dissertation.
Berlin, typ. E. Ebering, 1911. 8°.
54 S, Gesch. d. Universität Ber-
lin. (17039. 8°. Lab.)
Katzer, F. Geologische Formationsum-
rißkarten von Bosnien und Herzego-
wina auf der topographischen Unter-
lage der Spezialkartenblätter 1:75.000.
(Separat. aus: Verhandlungen d.k.k.
geolog. Reichsanstalt. 1910. Nr. 13.)
Wien, typ. Brüder Hollinek, 1910. 8°,
3 S. (287—289). Gesch. d. Autors.
(16500. 8°.)
Katzer, F. Gabbrogesteine in Bosnien.
(Separat. aus: Tschermaks mineralog.
und petrograph. Mitteilungen. Bd.
XXIX. Hft. 5.) Wien, A. Hölder, 1910.
8°. 1 S. Gesch. d. Autors. (16501. 8°.)
Katzer, F. Die Steinkohlenvorkommen
Südbrasiliens. (Separat. aus: Öster-
reichische Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen. 1911. Nr. 15.) Wien,
Manz, 1911. 8°. 20 S. mit 2 Textfig.
Gesch. d. Autors. (16502. 8°.)
Katzer, F. Poechit, ein Manganeisenerz
von VareS in Bosnien. (Separat. aus:
Österreichische Zeitschrift für Berg-
und Hüttenwesen. 1911. Nr. 17.) Wien,
Manz, 1911. 8°. 11 S. Gesch. d. Autors.
(16503, 8°.)
Kerner y. Marilaun, F. Untersuchungen
über die Schneegrenze im Gebiete des
mittleren Inntales, (Separat. aus:
Denkschriften der math.-naturw.Klasse
der kais. Akademie der Wissenschaften.
Bd. LIV.) Wien, typ. Staatsdruckerei,
1887. 4°. 62 S. mit 11 Textfig. u. ı Taf.
Gesch. d. Autors, (2973. 4°.)
Kerner v. Marilaun, F. Die letzte Ver-
gletscherung der COentral-Alpen im
Norden des Brenner. (Separat. aus:
Mitteilungen der k, k. geographischen
Gesellschaft in Wien. Bd. XXXIU.
Verhandlungen.
Nr. 13
1890. Hft. 5—6.) Wien, R. Lechner,
1890. 8°. 26 S. (307—332) mit 4 Taf.
(XX— XXI). Gesch. d. Autors.
(16504. 8°.)
Kerner v. Marilaun, F. Die Anderung
der Bodentemperatur mit der Expo-
sition. (Separat. aus: Sitzungsberichte
der kais. Akademie der Wissenschaften ;
math.-naturw. Klasse. Abtlg. Ila. Bd.C.
1891.) Wien, F. Tempsky, 1891. 8°.
26 S. mit 2 Taf. Gesch. d. Autors.
(16505. 8°,)
Kerner v. Marilaun, F. Die Verschie-
bungen der Wasserscheide im Wipptale
während der Eiszeit. (Separat. aus:
Sitzungsberichte der kais. Akademie
der Wissenschaften; math.- naturw.
Klasse. Abtlg. I. Bd. C. 1891.) Wien,
F. Tempsky, 1891. 8°. 16 8. (448—463)
mit 2 Taf. Gesch. d. Autors. (16506. 8°.)
Kerner v. Marilaun, F. Die Föhnmauer,
eine meteorologische Erscheinung der
Centralalpen. (Separat. aus : Zeitschrift
des Deutschen und österreichischen
Alpenvereines. 1892.) Berlin 1892. 8°.
16 S. Gesch. d. Autors. (16507. 8°.)
Kerner, F. v. Das Glacialerraticum im
Wipptalgebiete. (Separat. aus: Ver-
handlungen der k. k. geolog. Reichs-
anstalt. 1894. Nr. 11.) Wien, typ.
Brüder Hollinek, 1894. 8°. 12 S. (257
— 268) mit 1 Tabelle. Gesch. d. Autors.
(16508. 8°.)
Kerner, F. v. bericht über eine Studien-
reise in mehrere alpine Carbongebiete.
(Separat. aus: Verhandlungen d.k. K.
geolog. Reichsanstalt. 1895. Nr. 12.)
Wien, typ. Brüder Hollinek, 1895. 8°.
7 S. (324—330). Gesch. d. Autors.
(16509, 8°.)
Kerner, F. v. Zur Kenntnis des täg-
lichen Ganges der Luftfeuchtigkeit in
den Thälern der Centralalpen. (Se-
parat. aus: Meteorologische Zeitschrift.
1895. Hft. 2.) Braunschweig, F. Vie-
weg & Sohn, 1895. 8°. 10 8. (45—54).
Gesch. d. Autors. (16510. 8°.)
Kerner, F. v. Das mittlere Kerkathal.
(Separat. aus: Mitteilungen der k. k.
geographischen Gesellschaft in Wien.
Bd. XL. 1897. Hft. 11—12.) Teschen,
typ. K. Prochaska, 1897. 8°. 17 8. mit
6 Taf. Gesch. d. Autors. (16511. 8°.)
Kerner, F. v. Die theoretische Tempe-
raturverteilung auf Prof. Frechs
Weltkarten der altpalaeozoischen Zeit.
(Separat. aus: Sitzungsberichte der
kais. Akademie der Wissenschaften;
math.-naturw. Klasse. Abtlg. IIa. Bd.
CVıll. 1899.) Wien, typ. Staats-
druckerei, 1899, 8°. 4 S. (220—223).
Gesch. d. Autors. (16512. 3°.)
1911
Kerner, F. v. Begleitworte zur Demon-
stration eines Florenbildes des alpinen
Carbon. (Separat. aus: Verhandlungen
der k. k. geolog. Reichsanstalt. 1902.
Nr. 4.) Wien, typ. Brüder Hollinek,
1904. 8°. 3 S. (125—127). Gesch. d.
Autors. (16513. 8°.)
Kerner, F. v. Die Grotte von Kotlenice
am Nordfuße der Mosor planina.
(Separat. aus: Mitteilungen der k. k.
geographischen Gesellschaft in Wien.
Bd. XLVIII. 1905. Hft. 4—5.) Wien,
typ. A. Holzhausen, 1905. 8°. 11 8.
(220—230) mit 2 Textfig. Gesch. d.
Autors. (16514. 8°.)
Kerner, F. v. Thermoisodromen. Ver-
such einer kartographischen Dar-
stellung des jährlichen Ganges der
Lufttemperatur. (Separat aus: Abhand-
lungen der k. k. geographischen Ge-
sellschaft in Wien. Bd. VI. 1905. Nr. 3.)
Wien, R. Lechner, 1905. 8°. 30 S. mit
2 Taf. Gesch. d. Autors. (16515, 8°.)
Kerner, F. v. Über die Abnahme der
Quellentemperatur mit der Höhe. (Se-
parat. aus: Meteorologische Zeitschrift.
1905. Hft. 4.) Braunschweig, F. Vieweg
& Sohn, 1905. 8°. 6 S. (159—164).
Gesch. d. Autors. (16516. 8°.)
Kerner, F. v. Zur Kenntnis der Tem-
peratur der Alpenbäche. (Separat. ans:
Meteorologische Zeitschrift. 1905. Hft.
6.) Braunschweig, F. Vieweg & Sohn,
1905. 8°. 8 S. (241—248). Gesch. d.
Autors. (16517. 8°.)
Kerner, F. v. Bemerkung zu „C. Burck-
hardt: Sur le climat de l’epoque
jurassique.“ (Separat. aus: Verhand-
lungen der k. k. geolog. Reichsanstalt.
1907. Nr. 6.) Wien, typ. Brüder Hol-
linek, 1907. 8°. 5 S. (382—386). Ge-
schenk d. Autors. (16518. 8°.)
Kerner, F. v. Revision der zonaren
Niederschlagsverteilung. (Separat. aus:
Mitteilungen der k. k. geographischen
Gesellschaft in Wien. Bd. L. 1907.
Hit. 2--3.) Wien, typ. A. Holzhausen,
1907. 8°. 26 S. (139—164). Gesch. d.
Autors. (16519. S°.)
Kerner v. Marilaun, F. Untersuchungen
über die Veränderlichkeit der jähr-
lichen Niederschlagsperiode im Gebiete
zwischen der Donau und nördlichen
Adria. (Separat. aus: Denkschriften
der math.-naturw. Klasse der kais.
Akademie der Wissenschaften. Bd.
LXXXIV.) Wien, A. Hölder, 1908.)
4°. 588. (53—110). Gesch. d. Autors.
(2974. 4°.)
Kerner, F. v. Die extremen thermischen
Anomalien auf der Nordhemisphäre
und ihre Bedeutung für die Frage der
Einsendungen für die Bibliothek. 307
geologischen Polverschiebungen. (Se-
parat. aus: Meteorologische Zeitschrift.
1909. Hft. 10.) Braunschweig, F. Vie-
weg & Sohn, 1909. 8°. 8 S. (447—454).
Gesch. d. Autors. (16520. 8°.)
Kerner, F. v. Aufnahmsbericht aus dem
mittleren Gschnitztale. (Separat. aus:
Verhandlungen der k.k. geolog. Reichs-
anstalt. 1909. Nr. 12.) Wien, typ.
Brüder Hollinek, 1909. 8°. 8 S. (257
— 264). Gesch. d. Autors. (16521. 8°.)
Kerner, F. v. Sind Eiszeiten durch Pol-
verschiebungen zu erklären? Bemer-
kungen zu W. Eckardts „Klima-
problem“. (Separat. aus: Verhand-
lungen der k. k. geolog. Reichsanstalt.
1909. Nr. 12.) Wien, typ. Brüder
Hollinek, 1909. 8°. 12 S. (264—275).
Gesch. d. Autors. (16522. 8°.)
Kerner, F. v. Der geologische Bau des
Küstengebietes von Mandoler, westlich
von Traü. (Separat. aus: Verband-
lungen der k. k. geolog. Reichsanstalt.
1910. Nr. 11.) Wien, typ. Brüder
Hollinek, 1911. 8°. 17 S. (241—257).
Gesch. d. Autors. (16523. 8°.)
Kerner, F. v. Klimatogenetische Be-
trachtungen zu W. D. Matthews
Hypothetical outlines of the continents
in tertiary times. (Separat. aus: Ver-
handlungen der k. k. geolog. Reichs-
anstalt. 1910. Nr. 12.) Wien, typ.
Brüder Hollinek, 1910. 8°. 26 S. (259
— 284). Gesch. d. Autors. (16524. 8°.)
Kerner, F. v. Über einige neue Er-
werbungen von Karbonpflanzen für
das Museum der geologischen Reichs-
anstalt. (Separat. aus: Verhandlungen
der k. k. geolog. Reichsanstalt. 1910.
Nr. 15.) Wien, typ. Brüder Hollinek,
1910. 8°. 4 S. (331—334). Gesch. d.
Autors. (16525. 5°.)
Kerner, F. v. Zur Kenntnis der dal-
matinischen Eisenerze. (Separaf. aus:
Verhandlungen der k. k. geolog.
Reichsanstalt. 1910. Nr. 15.) Wien,
typ. Brüder Hollinek, 1910. 8°. 28.
(335— 336). Gesch. d.Autors. (16526. 8°.)
Kerner, F. v. Die Aequivalente der
Carditaschichten im Gschnitztale. (Se-
parat. aus: Verhandlungen der k. k.
geolog. Reichsanstalt. 1910. Nr. 17
u. 18.) Wien, typ- Brüder Hollinek,
1910. 8°. 7 8. (389-395). Gesch. d.
Autors. (16527. 8°.)
Kerner, F. v. Versuch einer indirekten
Schätzung des Gesamtniederschlages
auf der Nordhalbkugel. (Separat. aus:
Meteorologische Zeitschrift. 1910.
Hft.7.) Braunschweig, F.Vieweg & Sohn,
1910. 8°. 7. S. (307—313). Gesch. d.
Autors, (16528. 8°.)
308
Kerner, F. v. Das paläoklimatische
Problem. (Separat. aus: Mitteilungen
der geologischen Gesellschaft in Wien.
Bd. IV. 1911. Hft. 2.) Wien, F. Deu-
tieke, 1911. 8°%.. 25 S.. (276-304).
Gesch. d. Autors. (16529. 8°,)
Kerner, F. v. Die geologischen Ver-
hältnisse der Zirona-Inseln. (Separat.
aus: Verhandlungen der k. k. geolog.
Reichsanstalt. 1911. Nr. 5.) Wien, typ.
Brüder Hollinek, 1911. 8°. 9 S. (111—
119). Gesch. d. Autore. (16530. 8°,)
Kerner v. Marilaun, F. Die Quarz-
phyllite in den Rhätschichten des
mittleren Gschnitztales. (Separat. aus:
Jahrbuch der k. k. geolog. Reichs-
anstalt. Bd. LXI. 1911. Hft. 3—4.)
Wien, R. Lechner, 1911. 8°. 68 S.
(385—452) mit 12 Textfig. Gesch. d.
Autors. (16531. 8°.)
Kober, L. Über Bau und Oberflächenform
der östlichen Kalkalpen.A.Geologischer
Teil. (Separat. aus: Mitteilungen des
naturwissenschaftlichen Vereines an
der Universität Wien. Jahrg. IX. 1911.
Nr. 5.) Wien, typ. @. Gistel & Co.,
1911. 8°. 12 S. (73—84). Gesch. des
Autors. (16532. 8°.)
Kraiss, A. Der Warburger Sattel, seine
Baustörungen und die vulkanischen
Durchbrüche, Dissertation. (Separat.
aus: Jahrbuch der kgl. preuss. geo-
logischen Landesanstalt für 1910. I.)
Berlin, typ. A. W. Schade, 1911.
8°. 45 8. Gesch. d. Universität
Berlin. (16533, 8°.)
Lalıner, 6. Der geologische Aufbau
Oberösterreichs, Nach einem in Linz
1910 von H. Vetters abgehaltenen
Universitätskurs zusammengefaßt. Linz
1911. 4°. Vide: Vetters, H.
(2976. 4°.)
Little, ©. H. The mineral condition of
the cealcium carbonate in fossil shells.
London 1911. 8°. Vide: Cole, G. A.
J.& O0. H. Little. (16485. 8°.)
Maxted, E. B. Über die Nitride von
Eisen, Nickel und Kobalt. -— Über
das Bleicoulometer. — Dissertation.
Berlin, typ.. E. Ebering, 1911. 8°.
50 S. mit 12 Textfig. Gesch. d. Uni-
versität Berlin. (17040. 8°, Lab.)
Miethke, W. Kadmiumkarbonat. Disser-
tation. Berlin, typ. E. Ebering, 1911.
8°. 63 S. mit 6 Textfig. Gesch. d.
Universität Berlin.
(17041. 8°. Lab.)
Misuri, A. Sopra un nuovo Trionichide
dell’ arenaria miocenica del Bellunese
(Trionyx bellunensis Dal Piaz in sch.)
Verhandlungen.
Nr. 13
Perugia, typ. V. Bartelli & Co., 1911.
4°. 11 S. mit 2 Taf. Gesch. d. Autors.
(2975. 4°.)
Nowak, J. SpostrzeZenia nad rozmiesz-
ezeniem kredy mukronatowej i kwa-
dratowej na zachodniem Podolu. [Zur
Kenntnis der Verteilung der Mucrona-
ten- und der Quadratenkreide in
Westpodolien.| (Separat. aus: Kosmos;
roez. XXXVI, zesz. 3—6. 1911.) Pol-
nischer Text mit deutschem Kesume.
Lwöw, typ. J. Zwiazkow, 1911. 8°.
7 8. (480—486) mit 1 Textfig. Gesch.
d. Autors. (16534, 8°.)
Nowak, J. Untersuchungen über die
Cephalopoden der oberen Kreide in
Polen. Teil II. Die Skaphiten. (Separat.
aus: Bulletin de l’Academie des scien-
ces de Oracovie. Serie B. Sciences
naturelles; juillet 1911.) Krakau, typ.
J. Filipowski, 1911. 8°. 42 8. (547—
588) mit 19 Textfig.u.2 Taf. XXXII—
XXXIII). Gesch. d. Autors. (16535. 8°.)
Olsson-Seffer, P. Genesis and develop-
ment of sand formations on marine
coasts. The sand-strand flora of marine
coasts.[AugustanaLibrary Publications
Nr. 7.] Rock Island, Ill., typ. Augu-
stana, 1910. 8°. 184 S. mit 1 Titelbild
u. 16 Textfig. Gesch. d. Augustana.
(16557, 8°.)
Pietsch, W. Das Abflußgebiet des Nil.
Dissertation. Berlin, typ. E. Ebering,
1911. 8°. 114 S. mit 5 Taf. Gesch. d.
Universität Berlin, (16536, 8°.)
Remes, M. Einleitung zu F. Trauths
Die oberkretazische Korallenfauna von
Klogsdorf in Mähren. Brünn 1911. 8°.
Vide: Trauth, F. (16559. 8°.)
Richert, J. &. Die Grundwasser mit
besondererBerücksichtigung derGrund-
wasser Schwedens. München u. Berlin,
B. Oldenbourg, 1911. 8°. 106 8. mit
69 Textfig. u. 11 Taf. Gesch. d. Ver-
legers. (16558. 8°.)
Rzelıak, A. Mährische Barytvorkomm-
nisse und ihre Genesis. (Separat. aus:
Zeitschrift des mährischen Landes-
museums. Bd. XI.) Brünn, typ. R. M.
Rohrer, 1911. 8%. 50 8. (9—58) mit
2 Textfig. Gesch. d. Museums.
(16537. 8°.)
Schafarzik, F. Über die geologischen
Verhältnisse der Umgebung von Furdia
und Nemet-Gladna sowie der Gegend
westlich von Nadräg. -— Bericht über
1911
die im Jahre 1901 im westl. Teile der
Pojäna-Ruszka ausgeführte geologische
Detailaufnahme. (Separat. aus: Jahres-
bericht der kgl. ungar. geolog. Anstalt
für 1901) Budapest, typ. Franklin-
Verein, 1903. 8°. 9 S. (110-118).
Gesch. d. Autors. (16538. 8°.)
Schafarzik, F. Romän-Gladna hörnye-
kenek geologiai viszonyai. (Separat.
aus: Különlenyomat a magyar kir.
földtani intezet 1902; Evi jelenteseböl.)
Budapest, typ. Franklin- Tarsulat, 1908.
8°. 5 S. (90—94). Gesch. d. Autors.
(16539. 8°.)
Schafarzik, F. Über einen Mastodon-
fund in Temerest, Kom. Krass6-Szöreny.
(Separat. aus: Földtani Közlöny. Bd.
XXXIV. 1904.) Budapest, typ. Frank-
lin-Verein, 1904. 8°. 2 S. (185— 186).
Gesch. d. Autors. (16540. 8°.)
Schafarzik, F. Über die geologischen
Verhältnisse der Umgebung von Lun-
käny und Pojen, sowie des Kornye-
thales bei Nadräg. — Bericht über die
geologische Detailaufnahme im Jahre
1903. (Separat. aus: Jahresbericht der
kgl. ungar. geolog. Anstalt für 1903.)
Budapest, typ. Franklin-Verein, 1905.
8°. 14 S. (125—138). Gesch. d. Autors.
E (16541. 8°.)
Schafarzik, F. Uber die geologischen
Verhältnisse von Forasest und Toomest
im Komitat Krassö-Szöreny. — Bericht
über die geologische Detailaufnahme
im Sommer 1904. (Separat. aus: Jahres-
bericht der kgl. ungar. geolog Anstalt
für 1904.) Budapest, typ. Franklin-
Verein, 1906. 8°. 78. (141—147).
Gesch. d. Autors. (16542. 8°.)
Schafarzik, F. Daten zur genaueren
Kenntnis des Szepes-Gömörer Erz-
gebirges. (Separat. aus: Mathematische
und naturwissenschaftliche Berichte
aus Ungarn. Bd. XXIII. 1905. Hft. 3.)
Leipzig, B. G. Teubner, 1906. 8°. 40 S.
(225—264) mit 8 Textfig. Gesch. d.
Autors. (16543. 8°.)
Schafarzik, F. Über die geologischen
Verhältnisse des SW-lichen Pojäna—
Ruszkagebirges im Komitate Krässo-
Szöreny. — Bericht über die geolo-
gische Detailaufnahme im Jahre 1905.
(Separat. aus: Jahresbericht der kgl.
ungar. geolog. Anstalt für 1905.)
Budapest, typ. Franklin-Verein, 1907.
8°. 14 S. (98— 111). Gesch. d. Autors.
(16544. 8°.)
Schafarzik, F. Die geologischen Ver-
hältnisse der Umgebung von Ruszka-
bänya. — Bericht über die geolo-
gische Detailaufnahıme im Jahre 1906.
(Separat. aus: Jahresbericht der kgl.
Einsendungen für die Bibliothek.
309
ungar. geolog. Anstalt für 1908.)
Budapest, typ. Franklin-Vereiu, 1908.
8°. 13 S. (111—123). Gesch. d. Autors.
(16545. 8°,)
Schafarzik, F. Molybdänit von Nadap
im Komitate Fejer. — Fluorit von
Nadap. (Separat. aus: Földtani Köz-
löny. Bd. XXX VIII. 1908.) Budapest,
typ, Franklin-Verein, 1908. 8°. 3 S.
(657—659). Gesch. d. Autors.
(16546. 8°.)
Schafarzik, F. Über die geologischen
Verhältnisse der Umgebung von Nyires-
falva und Vaspatak im Komitat
Hunyad. — Bericht über die Detail-
aufnahme im Jahre 1907. (Separat.
aus: ‚Jahresbericht der kgl. ungar.
geologischen Reichsanstalt für 1907.)
Budapest, typ. Franklin-Verein, 1909.
8°. 14 S. (77—90). Gesch. d. Autors.
. (16547. 8°.)
Schafarzik, F. Az 1908. deczember 28-
iki messzinai földrengesröl es valöszinü
okarol. (Separat. aus: Terme6szettudo-
mänyi Közlöny. Füz. 475.) Budapesr,
typ. Pesti Lloyd-Tärsulat, 1909. 8°.
15 S. mit 7 Textfig. Gesch. d. Autors.
(16549. 8°.)
Schafarzik, F. Auszug aus seinem in
der Uugarischen geologischen Gesell-
schaft gehaltenen Vortrage: Über die
Erdbebenkatastrophe vom 28. Dezember
1908 in Messina. (Separat. aus: Föld-
tani Közlöny. Bd. XXXIX. 1909.)
Budapest, typ. Franklin-Verein, 1909.
8°. 2 5. (128—129). Gesch. d. Autors.
(16549. 8°.)
Schafarzik, F. Petrographische Be-
schreibung der älteren Eruptivgesteine
sowie einiger Sedimente aus dem Ba-
konyer Waldgebirge. (Separat. aus
dem Werke: „Resultate der wissen-
schaftl. Erforschung des Balatorsees‘.
Bd.I, Teil 1. Petrogr. Anhang.) Buda-
pest, typ. V. Hornyänszky, 1909. 8°.
16 S. Gesch. d. Autors. (16550. 8°.)
Schafarzik, F. Über die Eisenerzvorräte
und das Erdgas in Ungarn, sowie
über die Kohlenschätze Bosniens. (Se-
parat. aus: Földtani Közlöny. Bd. XLI.
1911. Hft. 3—4.) Budapest, typ.
Franklin-Verein, 1911. 8°. 25 S. Ge-
schenk d. Autors. (16551. 8°.)
Stahl, A. Die Verbreitung der Kaolin-
lagerstätten in Deutschland. Disser-
tation. Berlin, typ. H. Blanke, 1911.
8°. 73 8. Gesch. d. Universität
Berlin. (16552. 8°.)
Tammann, 6. Über die natürliche und
künstliche Brandzone der Meteoreisen
und das Verhalten der „Neumannschen
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 13. Verhandlungen. 48
310
Linien® im erhitzten Kamacit. Wien
1911. 8%. Vide: Berwerth, F. und
G. Tammann. (17037. 8°. Lab.)
Thanel, H. Bericht über die Exkursion
nach Wiesen und ins Rosaliengebirge.
Wien 1910. 8°. Vide: Vetters, H.
Geologische Exkursionen in der Um-
gebung Wiens. Ill. (16478. 8°.)
Thibaut, R. Die spezifische Wärme ver-
schiedener Gase und Dämpfe. Disser-
tation. Berlin, typ. W. R. Saling & Co.,
1910. 8°. 62 S. mit 7 Textfig. u. 1 Taf.
Gesch. d. Universität Berlin.
(17042. 8°. Lab.)
Toth, J. Chemische Analyse der Trink-
wässer Ungarns. [Publikationen der
kgl. Ungar. geolog. Reichsanstalt.]
Budapest, typ. A. Fritz, 1911. 8%.
336 S. mit 1 Karte. Gesch. d. kg].
Ungar. geolog. Reichsanstalt.
(17044. 8°, Lab.)
Toula, F. Neptunus cfr. granulatus
M.-Edw. (Separat. aus Verhandlungen
der k. k. geolog. Reichsanstalt 1911.
Nr. 2.) Wien, typ. Brüder Hollinek,
1911. 8°. 4 S. (48—51) mit 2 Textfig.
Gesch. d. Autors. (16553. 8°.)
Toula, F. Die Diluvialterrasse zwischen
Hirt und Zwischenwässern in Kärnten.
(Separat. aus: Jahrbuch der k. k.
geolog. Reichsanstalt. Bd. LXI. 1911.
Hft. 2.) Wien, R. Lechner, 1911. 8°.
12 S. (203—21:) mit 2 Textfg. u.
3 Taf. (VII-IX). Gesch. d. Autors.
(16554. 8°.)
Toula, F. Die gefalteten Quarzitphyllite
von Hirt bei Friesach in Kärnten.
(Separat. aus: Jahrbuch der k. k.
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23.
Verhandlungen.
Nr. 13
geolog. Reichsanstalt. Bd. LXI. 1911.
Hft. 2.) Wien, R. Lechner, 1911. 8°.
14 8.: (215—228) mit 2 Textfie. u.
2 Taf. (X—X|). Gesch. d. Autors.
- (16555. 8°.)
Trauth, F. Die oberkretazische Korallen-
fauna von Klogsdorf in Mähren.
Eingeleitet von M RemeS$. (Separat.
aus: Zeitschrift des mährischen
Landesmuseums. Bd. XT.) Brünn, typ.
R. M. Rohrer, 1911. 8°. 104 S. mit
8 Textfig. und 4 Taf. Gesch. d. Autors.
(16559. 8°.)
Vetters, H. Geologische Exkursionen in
der Umgebung Wiens. [Unter seiner
Führung veranstaltet vom Geologie-
Kurs des „Volksheim“.] III. Exkursion
nach Wiesen und ins Rosaliengebirge ;
berichtet von H. Thanel. (Separat.
aus: Zeitschrift für Schul-Geographie.
Jahrg. XXXII. Hft. 11.) Wien, A.
Hölder, 1910. 8°. 5 S. (321—325).
Gesch. d. Autors. (16478. 8°.)
Vetters, H. Der geologische Aufbau
Oberösterreichs. Nach seinem in Linz
1910 abgehaltenen Universitäts-Kurse
zusammengefaßt von G. Lahner.
(In: Unterhaltungsbeilage der Linzer
Tages-Post. Nr. 8, 9, 10. 1911.) Linz,
J. Wimmer, 1911. 4°. 14 Spalten mit
7 Textfig. Gesch. d. Autors,
(2976. 4°.)
Weinheber, M. Über das Tellur und
einige seiner Komplexverbindungen.
Dissertation. Berlin, typ. C. Siebert,
1911. 8°. 42 S. Gesch. d. Univer-
sität Berlin. (17043. 8°, Lab.)
er ee.)
Gesellsehafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steihgasse- 2.
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Bericht vom 31. Oktober 1911.
Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: F. Teller: Verleihung des Offizierskreuzes
des Franz Joseph-Ordens. — G. Götzinger: Gestattung der Annahme des Ritterkreuzes des
Kgl. ital. St. Mauritius- und Lazarus-Ordens. — Eingesendete Mitteilungen: G. v. Bu-
kowski: Tithon in dem Gebiete des Blattes Budua und in den angrenzenden Teilen des
Blattes Cattaro. — F. v. Kerner: Mitteilung über die Quellentemperaturen im oberen Cetina-
tale. — Literaturnotizen: W. Penck, E. Heine.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Vorgänge an der Anstalt.
Seine k. u. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
Entschließung vom 3. Oktober d. J. dem Chefgeologen der k. k. Geo-
logischen Reichsanstalt Bergrat Dr. Friedrich Teller das Offiziers-
kreuz des Franz Joseph-Ordens Allergnädigst zu verleihen geruht.
Seine k. u. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
Entschließung vom 29. September d. J. Allergnädigst zu gestatten
geruht, daß der Assistent am Geographischen Institut der Universität
in Wien und Volontär an der k. k. Geologischen Reichsanstalt
Dr. Gustav Götzinger das Ritterkreuz des königlich italienischen
St. Mauritius- und Lazarus-Ordens annehmen und tragen dürfe.
Eingesendete Mitteilungen.
Gejza v. Bukowski. Tithonin dem Gebiete desBlattes
Budua und in den angrenzenden Teilen des Blattes
Cattaro.
Als es mir im Jahre 1907 gelungen war, in Spizza und in Süd-
pastrovicchio Beweise für die Existenz des Tithons unter den dort
über verschiedene Glieder der Trias transgredierenden jungmeso-
zoischen Bildungen zu erbringen, ist es klar geworden, daß das Tithon
auch im Gebiete des Blattes Budua eine nicht geringe Rolle spielen
muß. Schon damals konnte im Hinblick einerseits auf die vollkommene
Gleichheit der lithologischen Merkmale, anderseits auf die analogen
Lagerungsverhältnisse mit Sicherheit angenommen werden, daß der
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 14. Verhandlungen. 49
312 Verhandlungen. Nr. 14
größte Teil der in dem Buduaner Distrikt westlich von der Landschaft
Pastroviechio stark verbreiteten Oolithkalke und Kalkbreccien, welche
auf der geologischen Detailkarte insgesamt als oberkretazisch bezeichnet
wurden, dem Tithon angehöre. Manche Gründe sprachen überdies
noch dafür, daß auch einzelnen Zügen der roten, hornsteinreichen,
als obertriadisch ausgeschiedenen Kalke dasselbe Alter zukomme, daß
es sich also hier in gewissen Fällen um die Aptychenkalkfazies des
Tithons handle.
Die Neubegehung der betreffenden Region, welche von mir heuer
im Früjahr bei Gelegenheit der Aufnahmen und Reambulierungen im
Bereiche des Blattes Cattaro durchgeführt wurde, hat nun diese Ver-
mutung vollauf bestätigt. Im nachfolgenden sollen die diesbezüg-
lichen Untersuchungsresultate kurz zusammengefaßt werden. Um den
Berichtigungen größeren Nachdruck zu verleihen, habe ich es zweck-
mäßig gefunden, meinen heutigen Darlegungen einige Profile beizu-
fügen, und zwar darunter auch Teile solcher, die von mir bereits im
Exkursionsführer des IX. Internationalen Geologenkongresses in Wien
veröffentlicht worden sind. Von der Beigabe einer geologischen
Kartenskizze wurde vorderhand Umgang genommen, aber es besteht
die Absicht, den geologischen Bau des westlichen Drittels des von
dem Blatte Budua umfaßten Terrains später zusammen mit jenem des
angrenzenden Gebirgsabschnittes vom Blatte Cattaro noch einmal in
dem Maßstabe 1:25.000 kartographisch zur Darstellung zu bringen.
Zum Ausgangspunkte unserer Betrachtungen wählen wir die
westliche Umrandung der Buduaner Ebene. Von den beiden Er-
hebungen, welche auf dieser Strecke dominieren, lassen wir jedoch die
südliche, den im wesentlichen aus karnischen Hallstätter Kalken auf-
gebauten Spas, und außerdem auch die sich nördlich daran anschließende
Flysch- und Muschelkalkzone vorläufig beiseite. Die Schilderung der hier
herrschenden tektonischen Verhältnisse wird erst im Zusammenhange
mit der geologischen Beschreibung der Zupa erfolgen, und so wenden
wir uns gleich der nördlichen Bergmasse, der Dubovica, zu.
Einen großen Teil der Dubovica, zumal ihres westlichen Abfalles,
nehmen nach Nordnordwest, mithin etwas schief zur Längsachse dieses
breiten Rückens streichende graue, hornsteinreiche Hallstätter Kalke
der karnischen Stufe ein. Sie sind in der Gegend, wo das Profil
gezogen ist, über den jungeocänen Flysch geschoben und fallen ebenso
wie die Unterlage regelmäßig gegen das Gebirge, im großen ganzen
nach Ostnordost bis Nordost ein.
Auf den karnischen Absätzen liegt dann transgredierend das
Tithon, zunächst ein sehr mächtiger Komplex von oolithischen Kalk-
breccien, grauen Oolithkalken und von Hornsteinen mit hin und wieder
dazwischen eingestreuten Tuffbänkchen und darüber rote dichte Kalke,
die Aptychenkalkfazies des Tithons. Die ursprüngliche Diskordanz
erscheint daselbst gleichwie in den anderen Faltenfragmenten, die
noch zur Besprechung gelangen werden, nicht immer deutlich aus-
geprägt, manchmal sogar ganz verwischt. Uber die tiefere Schichten-
reihe wäre noch zu bemerken, daß dieselbe im östlichen Teile der
Dubovica durch das starke Vorwalten der mit Jaspissen untermischten
Hornsteine sehr auffällt, denen sich die Oolithkalke und oolithischen
1911 Bericht vom 31. Oktober. G, v. Bukowski. 313
Kalkbreccien vielfach nur in der Form von einzelnen Bänken ziemlich
selten einschalten. Nicht unerwähnt dürfen auch die kleinen Schnüre
von Mangankarbonat bleiben, welche da und dort, speziell an der
Grenze gegen das Hangendglied, zu beobachten sind.
Über den roten Tithonkalken der Dubovica folgt zum Schluße
jungeocäner Flysch. Von oberkretazischen Ablagerungen, die sonst
öfter noch dazwischen aufzutreten pflegen, fehlt bei Podostrog jede Spur.
Die in gewisser Beziehung wichtige Frage, ob man es hier im
ganzen mit dem inneren Schenkel einer Antiklinale oder mit dem
äußeren Flügel einer Synklinale zu tun hat, läßt sich, da gerade das
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3 = Muschelkalk. Sandig-mergelige Ausbildung. — 5 — Muschelkalk. Kalkige
Ausbildung. — 6 — Wengener und Cassianer Schichten. — 7 — Karnische Hall-
stätter Kalke und Dolomite nebst Hornsteinen. — 8 — Norischer Korallenriff-
kalk und Dolomit und norische Hallstätter Kalke. — 9 = Obolithische Kalk-
brececien, Oolithkalke und Hornsteine des Tithons. — 10 — Hornsteinreiche Ap-
tycherkalkfazies des Tithons. — 11 = Kalkbreecien und Kalke der Oberkreide.
— 12 = Jungeocäner Flysch. — 13 — Gehängeschutt.
Maßstab: 1:25.000.
benachbarte Terrain im Cattarenser Blatte noch nicht genau erforscht
ist, nicht sicher beantworten. Die Sedimente dieses Faltenbruch-
stückes schneiden an der Buduaner Ebene plötzlich ab und ihre süd-
östliche Fortsetzung kommt nirgends mehr zutage, bleibt vollends
verborgen unter den Alluvien der Mahinska Rjeka und weiter unter
dem Spiegel der Adria.
An die eben besprochene Schuppe reiht sich nun höher gegen
Nordost als nächste Schubmasse, durch den langen, über Podostrog
sich ziehenden Bruch getrennt, der, wie gleich bemerkt werden soll,
mit der später zu beschreibenden Koslun-Störung keineswegs identi-
fiziert werden darf, ein im Nordwesten bei Pobori geschlossenes, stark
zusammengepreßtes und teilweise verbrochenes Gewölbe an. Wir
wollen diesen liegenden Sattel im folgenden kurzweg das Duleticer
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Verhandlungen. Nr. 14
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316 Verhandlungen, Nr. 14
Gewölbe nennen. Dasselbe besteht zuunterst aus dem Muschelkalk,
der den Kern bildet und sich konstant in der sandig-mergeligen Fazies
mit häufig eingestreuten Kalklinsen entwickelt zeigt, dann aus den
Wengener und Cassianer Schichten, aus karnischen, nicht mehr voll-
ständig erhaltenen Hallstätter Kalken und aus dem auf die letzteren
übergreifenden Tithon, das gerade so wie auf der Dubovica in ein
älteres, durch Oolithkalke und oolithische Kalkbreceien mit Hornsteinen
repräsentiertes Glied und in einen wesentlich verschiedenen jüngeren
Komplex, den der roten dichten Aptychenkalke, zerfällt. Nördlich
von Duletic, am Wege zwischen Lapcic und Zecevo selo klebt auf
den roten Tithonkalken noch ein kleiner Lappen von oberkretazischem
Rudistenkalk; im übrigen ruht aber in der besagten Gegend auf dem
Tithon unmittelbar der jungeocäne Flysch., Nach den Verhältnissen
zu urteilen, die sich hier der Beobachtung darbieten, kann wohl kein
Zweifel darüber obwalten, daß die in Süddalmatien zum Absatze
gelangte Oberkreide auf manchen Strecken vor der obereocänen Zeit
wieder fast ganz denudiert worden ist.
In dem westlichen Abschnitte des Duleticer Sattels ziehen sich
die beiden Tithonglieder von Markovici angefangen, bei konstant
bleibendem Einfallen gegen das Gebirge, zunächst ziemlich weit nach
Nordwest. In der Gegend von Zecevo selo biegen sie sodann, eine
rasche Schwenkung über West und Südwest vollführend, in die süd-
liche Richtung um, stellen sich bei Pribilovic senkrecht auf und nach
einer nochmaligen, jetzt aber weniger scharfen Wendung nehmen sie
endlich zwischen Podostrog und Duletic wieder das frühere südöstliche
Streichen und das nordöstliche Verflächen an. Diesem Zuge, der im
Relief als ein hufeisenförmiger Gebirgswall ungemein stark hervortritt,
gehört unter anderem der durch einen scharfen Grat ausgezeichnete,
felsige Ostrogrücken an.
Anknüpfend daran sei kurz bemerkt, daß bei Zecevo selo eine
schmale Aufwölbungszone der roten Tithonkalke gegen Norden abzweigt,
in welcher die Schichten mehr oder minder verknittert erscheinen,
und daß die von Stanjevic!) durch Lipold im Jahre 1859 in den
Verhandlungen der k. k. geol. Reichsanstalt, pag. 25—26 beschrie-
benen roten Mergel und Kalke mit COrinoiden und Aptychus lamellosus
einen Teil des eben genannten Streifens bilden.
Während der Flysch bloß in dem oberen Antiklinalschenkel zu
beobachten ist und schon vor Pobori unter dem Gehängeschutt an
den ihn abschneidenden Bruchstörungen verschwindet, gleicht der
Verlauf der karnischen Hallstätter Kalke im großen und ganzen jenem
des auf ihnen lastenden Tithons. Einigermaßen anders verhalten sich
dagegen in dieser Beziehung die Wengen-Oassianer Schichten. Wir
sehen dieselben in dem Hangendflügel normal fortstreichen; sie machen
auch die Umbiegung bei Zecevo selo und Pribilovic in voller Über-
einstimmung mit den Tithonablagerungen durch, verlieren sich aber,
!) Darf nicht verwechselt werden, wie das schon geschehen ist, mit Stojano-
vie, einem Ort in der Braiter Landschaft. Der Name des einstigen Klosters
Stanjevic, das auch militärischen Zwecken als befestigte Kaserne gedient hat und
das heute völlig verfallen als Ruine dasteht, findet sich auf keiner Karte verzeichnet.
1911 Bericht vom 31. Oktober. G, v. Bukowski. 317
kurz nachdem sie wieder die südöstliche Streichricehtung gewonnen
haben, in dem Liegendflügel gänzlich, so daß bereits vor dem OÖstrog
und dann weiter gegen den Koslun zu der Muschelkalk unmittelbar
mit den karnischen Kalken, stellenweise sogar mit dem tieferen Tithon-
. gliede in Berührung tritt.
Es zeigt sich, daß die Antiklinale beiläufig in ihrer Achse von
einem Längsbruche durchsetzt wird, der jedoch, wie besonders betont
werden muß, den äußeren Rand derselben im Nordwesten nicht über-
schreitet. An dieser Störungslinie sind in dem südwestlichen Schenkel
die Wengen-Cassianer Schichten vollständig, die karnischen Hallstätter
Kalke und der Muschelkalk zum Teil verbrochen und verquetscht und
Koslun-Rücken Uvanoviei
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3 — Muschelkalk. Sandig-mergelige Ausbildung. — 6 — Wengener und Cassianer
Schichten. — 7 — Karnische Hallstätter Kalke und Dolomite nebst Hornsteinen.
— 9 —= Obolithische Kalkbrecceien, Oolithkalke und Hornsteine des Tithons. —
10 = Hornsteinreiche Aptychenkalkfazies des Tithons. — 12 —= Jungeocäner
Flysch — 13 — Gehängeschutt. — 14 — Ensiatitporphyrit. Erstarrungsgestein
der Wengener Schichten.
Maßstab: 1: 25.000,
der noch obertags liegende Muschelkalk erscheint auf die bei einer
solchen Zusammenpressung des Gewölbes offenbar etwas abgesunkenen
tithonischen und obertriadischen Sedimente des Östrogzuges hinauf-
geschoben. Südwestlich von Duletic erfolgt außerdem eine wahrschein-
lich mit Zersplitterung verbundene Ablenkung des sonst geradlinig
verlaufenden Bruches, die sich in gewissen, die räumliche Verteilung
der Schichtgruppen betreffenden Unregelmäßigkeiten äußert.
Daß der Ostrogrücken nach sehr kurzer Unterbrechung durch
die große, vom Maini vrh abgehende Mure in der nordöstlichen llälfte
des Koslun seine Fortsetzung findet, daß also die letztgenannte
Region nichts anderes als das südöstliche Endstück des unweit Boreta
ins Meer ausstreichenden Liegendflügels der Duleticer Antiklinale ist,
erhellt schon während einer ganz flüchtigen Umschau im Terrain und
318 Verhandlungen. Nr. 14
nicht minder klar aus der Karte. Karnische Hallstätter Kalke, darüber
transgredierend hornsteinführende Oolithkalke und oolithische Kalk-
breccien des Tithons und dann teils roter, teils weißer tithonischer
Aptychenkalk bilden hier wie im Ostrog die nach Südwest überkippte
Schichtenserie. An sie schließt sich aber im KoSlun noch ein schmales
Band dazugehörigen alttertiären Flysches an.
Was die Tektonik anbelangt, so herrschen daselbst die gleichen
Verhältnisse wie in dem vorhin geschilderten Abschnitte. Als eine
kleine Abweichung, die aber keinen wesentlichen Unterschied bedeutet,
wäre nur anzuführen, daß an dem Längsbruche, welcher die Antiklinale
in ihrer Mitte durchschneidet und das Verschwinden der Wengen-
Cassianer Schichten von der Oberfläche auf der Liegendseite zur Folge
hat, unter dem auf die obertriadischen Kalke aufgeschobenen Muschel-
kalke an einer Stelle, bei Boreta, das Oberkarbon zum Vorschein
kommt. Zu den karnischen Sedimenten sind, wie heuer durch Fossilien-
funde festgestellt werden konnte, unter anderem auch die auf der
geologischen Detailkarte von mir dem Muschelkalk zugewiesenen horn-
steinreichen Kalke des schmalen, bis an die Straße reichenden Streifens
östlich von Boreta zu zählen. Endlich sei die Aufmerksamkeit auf
die große Deutlichkeit gelenkt, mit welcher sich in dem uns eben
beschäftigenden Gebiete die Erscheinung ausprägt, daß der Absatz
des Tithons auf einem stark modellierten Relief der obertriadischen
Bildungen stattgefunden hat.
Der Bau der südwestlichen Hälfte des Koslun ist bis zu einem
gewissen Grade ähnlich dem der nordöstlichen Hälfte. Auch da treten
uns, wenn wir von innen nach außen fortschreiten, karnische Hall-
stätter Kalke, dann Oolithe und oolithische Kalkbreccien als erstes
und rote Aptychenkalke mit Hornsteinen als zweites Glied des Tithons
entgegen, doch sind hier die Schichten nicht überkippt; sie fallen im
allgemeinen steil nach Südwest oder Westsüdwest ein, nur am Rande
gegen die Buduaner Ebene begegnen wir bei dem obersten Teile der
Oolithe und oolithischen Brececien sowie. bei den dichten, roten
Tithonkalken ostnordöstlichem Verflächen. Man kann sich sehr leicht
überzeugen, daß auf dieser Linie eine Bruchstörung verläuft, an der
wohl in engem Zusammenhange mit den gegen die See zu erfolgten
staffelförmigen Schollensenkungen ein Streifen der steil aufgerichteten
Sedimentserie einfach umgelegt wurde. Die dadurch entstandene
Kluft erscheint von einer konglomeratischen Ablagerung unbestimmten
Alters. ausgefüllt, deren Gerölle, überhaupt deren Gesamtmaterial,
von den darunterliegenden tithonischen Gesteinen herrühren.
Die Grenze gegen das Duleticer Gewölbe bildet ein Bruch, der,
wie in den meisten anderen aus diesem Terrain bekannt gewordenen
Fällen, von einer Schubbewegung der hinter ihm aufgetürmten Massen
begleitet gewesen sein dürfte.
Es frägt sich nun, wo die südwestliche Hälfte des Koslun mit
dem Zavala, vom tektonischen Standpunkt aus betrachtet, eingereiht
werden soll.
Am nächsten liegt wohl der Gedanke, daß man es daselbst mit
dem Gegenflügel des Faltenfragments der Dubovica zu tun hat. Dem
widerspricht jedoch einigermaßen der Umstand, daß zwischen der
1911 Bericht vom 31. Oktober. @. v. Bukowski. 319
Dubovica und dem Koslun in der lithologischen Entwicklung des unteren
Tithongliedes nicht unerhebliche Unterschiede bestehen. Während
auf der Dubovica die Hornsteine und Kieseloolithe weitaus vorherrschen,
zu mächtigen geschlossenen Komplexen anwachsen, treten in dem
Koslungebiete diese Gesteine den Breccien und Oolithkalken gegenüber
ungeheuer stark zurück und spielen sie im allgemeinen eine unter-
geordnete Rolle. Außerdem sei noch erwähnt, daß die am Koslun
nicht wenig auffallende Einschaltung eines ziemlich weichen, in großer
Menge kleine Gerölle führenden Mergels, welche ganz und gar an
den demselben Niveau angehörenden Tithonzug unterhalb des Medjed
in Spizza erinnert, auf der Dubovica zu fehlen scheint. Deshalb glaube
’ [2 5
er... = Sfraxnica
Zavala „ar ——
4
1 — Marines Oberkarbon. Auernigschichten. — 2 — Werfener Schichten. — 3 —
Muschelkalk. Sandig - mergelige Ausbildung. — 6 — Wengener und Cassianer
Sehichten. — 7 = Karnische Hallstätter Kalke und Dolomite nebst Hornsteinen.
— 9 —= Oblithische Kalkbreceien, Oolithkalke und Hornsteine des Tithons. —
10 = Hornsteinreiche Aptychenkalkfazies des Tithons. — 12 — Jungeocäner
Flysch. — 13 = Gehängeschutt. — 14 — Enstatitporphyrit. Erstarrungsgestein
der Wengener Schichten.
Maßstab: 1:25.000.
ich der Ansicht hinneigen zu können, daß der in Rede stehende Teil
des KoSlun der Überrest einer Falte sei, von der sich weiter nord-
westlich obertags keine Spur mehr vorfindet und deren Fortsetzung
in der genannten Richtung zwischen der Dubovica-Schuppe und dem
Duleticer Sattel hindurchstreichen müßte.
Nach den Ergebnissen der neuesten Untersuchungen über das
Alter der den Östrogrücken aufbauenden Sedimente leuchtet es von
selbst ein, daß die kleine Deckscholle in dem Flyschterrain von
Podostrog nicht aus karnischen Hallstätter Kalken und Oberkreide,
sondern aus den zwei Fazies des Tithons zusammengesetzt ist. Durch
die letzte Besichtigung derselben wurde in der Tat auch die volle
Gewißheit darüber erlangt.
K, k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 14. Verhandlungen. 50
320 Verhandlungen. Nr. 14
Kehren wir jetzt zu dem Hangendflügel der Duleticer Antiklinale,
von dem wir zuvor bloß die Strecke zwischen Pobori und Markovie
näher kennen gelernt hatten, zurück.
Jenseits der großen Mure ziehen sich die Wengener und die
Cassianer Schichten, von einer sehr kurzen Unterbrechung bei Ivano-
vici abgesehen, kontinuierlich über Mahini kratnji (Mauzie) und die
Straznica nach Beöic und Rafaelovic. Hier biegen sie allmählich aus
der südöstlichen in die südwestliche Richtung um und streichen sie
dann in die See hinaus. Das gleiche gilt von den karnischen Hall-
stätter Kalken, jedoch mit dem Unterschiede, daß diese Absätze auf
längerer Erstreckung und öfter unterbrochen erscheinen. Zwischen
Markovie und Ivanovici löst sich der obertriadische Gesteinszug in
drei kleine isolierte Reste von relativ sehr geringer Dicke auf.
Besonders stark fällt natürlich demgegenüber der vollständige Mangel
des bei Markovi@ noch mächtigen Tithons im Hangenden der karnischen
Kalke auf. Wenn wir nach der Ursache der besagten Erscheinung
forschen, kommen wir zu der Überzeugung, daß dieselbe keineswegs
nur auf tektonische Vorgänge zurückgeführt werden kann. Letztere
dürften allerdings nicht ganz außer Spiel gewesen sein, der Haupt-
sache nach muß man aber annehmen, daß in dem Gebiete, welchem
heute der Abschnitt des Duleticer Sattels von Markovie bis Rafaelovic
und noch weiter südlich darüber hinaus entspricht, das Tithon durch
die vorobereocäne Denudation zum Schwinden gebracht wurde. Wir
sehen überdies, daß an einigen Punkten die Abtragung auch tiefer
gegriffen hat, und finden daher Strecken, wo das oberste Glied, der
Flysch, statt auf den karnischen Bildungen, unmittelbar auf den
Wengen-Cassianer Schichten oder auf dem Noritporphyrit liegt.
Das sich von da weiter nordöstlich ausdehnende Bergterrain
bietet in seinem Baue nichts dar, was nicht schon früher von mir
beschrieben worden wäre oder was eine Korrektur erheischen würde.
Um Wiederholungen zu vermeiden, verweise ich also diesbezüglich
auf meine Darlegungen in dem Exkursionsführer des IX. Internationalen
Geologenkongresses in Wien und wende ich mich wieder der Grenz-
region der Blätter Budua und Cattaro zu.
Bei Pobori wird der obereocäne Flysch, welcher entlang dem
Weg gegen Sv. Ilija streicht, von roten Aptychenkalken sowie roten
Hornsteinen des Tithons überlagert und auf den letztgenannten Ab-
sätzen türmen sich dann höher das ältere oolithisch-breceiöse Glied
des Tithons und endlich graue karnische Hallstätter Kalke auf. Dieser
gegen Südwest überkippte Schichtenkomplex setzt den felsigen Rücken
zusammen, der von der Sv. Giorgjo-Kapelle gekrönt wird, und stellt
den oberen Schenkel der sich nordostwärts normal an das Duleticer
Gewölbe anschließenden schiefen Synklinale dar.
Von dem Kern der nächstfolgenden, liegenden Antiklinale,
die sich im nördlichen Pastroviechio unter den anderen Sätteln da-
durch stark bemerkbar macht, daß in ihrer Achse an mehreren
Punkten das Oberkarbon zutage tritt, ragen zwischen Pobori und
Lapeie aus dem Gehängeschutt neben dem aufgepreßten Hallstätter
Kalk des vorhin erwähnten Muldenflügels nur der Muschelkalk und
die Werfener Schichten in räumlich sehr beschränkten Trümmern
1911 Bericht vom 31. Oktober. G. v. Bukowski. 321
empor. Der größte Teil des Kernes erscheint somit an den hier
durchziehenden Bruchstörungen verdrückt. Außerdem blieb noch von
dem Hangendflügel der besagten Antiklinale nordöstlich von Duletiö
ein gutes Stück obertags erhalten. Es ist das die Erhebung, an deren
Südabhange die Kapelle Sv. Ilija steht. Auf den obereocänen Flysch
des Duleticer Gewölbes sind daselbst aufgeschoben zuerst graue
karnische Hallstätter Kalke mit den über sie greifenden Kalkbreccien
und Oolithkalken des Tithons. Auf dem älteren, in seiner Mächtigkeit
stark reduzierten Tithongliede ruht dann ohne Dazwischentreten der
Aptychenkalke, welche während der unterkretazischen Periode ganz
denudiert worden sein dürften, oberkretazischer, sich zum Teil als
eine Strandbreccie erweisender Rudistenkalk und den Schluß bildet
der jungeocäne Flysch.
An der Bergkuppe von Sv. Ilija lassen sich, wie man also sieht,
die obertithonische, die mit dem Schiosi-Horizont beginnende ober-
kretazische und die obereocäne Transgression sowie die Anzeichen
der denselben vorangegangenen Denudationen ebenso bequem studieren
wie in Spizza. Ein gewisses Interesse mag daneben auch das etwas
srößere Ausmaß der Überschiebung erwecken. Es zeigt sich deutlich,
daß die zuletzt behandelte Sedimentmasse bei ihrem Vordringen von
der Bruchfläche bis zum Flysch des Duleticer Sattels beiläufig über
zwei in die Tiefe gedrückte und verquetschte Falten hinübergeglitten ist.
Noch weiter in der Richtung, aus der die Schubkraft während
der posteocänen Dislokationsperiode wirkte, fortschreitend, treffen
wir jene Schuppe an, welche in wenig sich ändernder Zusammen-
setzung als das Fragment eines einzigen Faltenflügels durch das
ganze Blatt Budua und durch Südpastroviechio bis in die Landschaft
Police östlich von Novoselje, wo sie auf montenegrinisches Gebiet über-
tritt, verfolgt werden kann. Sie ist auf verschiedene Stücke des vor
ihr staffelförmig abgesessenen, äußeren Schuppenterrains gelegt und
besteht von unten nach oben aus grauen, mit Hornsteinen abwechselnden
karnischen Hallstätter Kalken, aus oolithischen, Kieselknollen ent-
haltenden Kalkbreecien und Oolithkalken des Tithons, aus Strand-
breccien und grauen, splittrig brechenden Rudistenkalken der Ober-
kreide und aus jungeocänem Flysch.
Heute sollen nur über den jungmesozoischen Schichtenkomplex,
welcher, wie gesagt, Teile des Tithons und der Oberkreide umfaßt,
einige Bemerkungen gemacht werden. Wie man weiß, wurde dieser
Komplex seinerzeit von mir auf dem Blatte Budua der geologischen
Detailkarte von Süddalmatien ganz der Oberkreide zugewiesen. In An-
betracht dessen, daß sich hier die Grenze zwischen den tithonischen
und den oberkretazischen Sedimenten wegen der sehr großen Ahn-
lichkeit der lithologischen Entwicklung nichts weniger als scharf ausprägt,
zumal da vielfach Kalkbreecien unmittelbar auf Kalkbreccien folgen
und mit Rücksicht darauf, daß in dem oberen Teil an zahlreichen
Stellen Rudisten, zumal Radioliten, gefunden wurden, während unten
das Tithon damals noch keine Spur eines Fossils geliefert hat, erscheint
dies auch begreiflich. Zu der Erkenntnis, daß mitten durch den in
Rede stehenden, scheinbar eine einheitliche Schichtgruppe bildenden
Komplex eine wichtige Transgressions- und Diskordanzlinie hindurch-
50*
399 Verhandlungen. Nr. 14
läuft, hat erst die Entdeckung von Ellipsactinien in den oolithischen
Kalkbreceien und Oolithkalken bei Katun und bei der Ortschaft Brdo
westlich von Novoselje geführt.
Ich will noch hinzufügen, dab es anderseits wieder an gewissen
Punkten des obbezeichneten Zuges insofern nicht gar so schwer fällt,
das Tithon von der Oberkreide zu trennen, als sich mitunter an der
Grenze die leicht unterscheidbare Aptychenkalkfazies einstellt. Die
hierher zu rechnenden dichten, öfter etwas kieseligen Platten- und
Schieferkalke mit den ihnen eingeschalteten Hornsteinen sind von
mir schon in den Erläuterungen zum Blatte Budua pag. 55—56
erwähnt worden. Es handelt sich dabei aber stets nur um sehr gering-
mächtige, kartographisch nicht ausscheidbare Vorkommnisse.
Die bereits in anderen Aufsätzen von mir geschilderte mächtige
Schubmasse der norischen Hallstätter Kalke und des norischen Korallen-
riffkalkes und Dolomits endlich, welche über die von ihr losgelösten
älteren Glieder fortbewegt wurde und in dem Gebiete der Blätter
Budua und Spizza die innerste Schuppe bildet, gehört, da ihr das
Tithon fehlt, eigentlich nicht mehr in den Kreis der heutigen Erörte-
rungen. Sie wird später bei nächster Gelegenheit ausführlicher zur
Sprache kommen.
Fritz v. Kerner. Mitteilung über die Quellentem-
peraturen im oberen COetinatale.
Meine diesjährigen Aufnahmen führten mich in die an großen
Karstquellen reichste Gegend von Mitteldalmatien, in das obere
Cetinatal.
Bei der Bedeutung, welche die Feststellung der thermischen
Verhältnisse für die Kenntnis der Quellengenese besitzt, schien es
mir angezeigt, zunächst eine vollständige Reihe von möglichst gleich-
zeitigen und dem Jahresmittel möglichst nahe kommenden Quellen-
temperaturen jener Gegend zu gewinnen. Es wurden zu dem Zwecke
in der Zeit vom 16. bis 21. Juni alle Cetinaquellen bis einschließlich
des Kosinac (bei Han) gemessen. Eine Zusammendrängung der Mes-
sungen auf einen noch kürzeren Zeitraum war wegen der schweren
Zugänglichkeit eines Teiles jener Quellen und weil noch Neogen-
studien mitlaufen sollten, nicht erreichbar. Zu einer Einbeziehung
der Quellen von Otok, Ruda und Grab bot sich leider nicht mehr
Gelegenheit, doch lagen mir für diese Quellen Temperaturablesungen
vor, die ich im Jahre 1906 anläßlich der geologischen Aufnahme des
Ostrandes des Sinjsko polje in der zweiten Junihälfte vorgenommen
hatte. Während dieser Zeit dürfte bei der Mehrzahl der perennieren-
den Quellen des Üetinagebietes die mittlere Jahrestemperatur über-
schritten werden.
Der jährliche Wärmegang im Oberlaufe der Cetina ist aus den
in den Jahrbüchern des hydrographischen Zentralbureaus mitgeteilten,
bisnun die Jahrgänge 1897 bis 1906 umfassenden Flußtemperatur-
beobachtungen zu Koljane zu ersehen. Durch harmonische Analyse
erhielt ich für diesen Wärmegang aus den zehnjährigen Monatsmitteln
die Gleichung:
1911 Bericht vom 31. Oktober. F. v. Kerner. 323
t= 99 + 4.650 sin (30 x + 2550 16°) + 1146
sin (60 © + 350 3‘) + 0'465 sin (90 x + 2550 28‘)
aus welcher sich für den Termin des Mediums der 19. Mai ergibt.
Unter der Annahme, daß sich die Phasenzeiten der Quellbachtem-
peraturen gegen jene der Temperatur des Hauptflusses um einen Monat
verspäten, ist dann der Eintritt des Janresmittels der ersteren Tem-
peraturen in der Zeit vom 15. bis 25. Juni zu erwarten. In diese
Zeit fällt auch der durchschnittliche Termin des Mediums bei den
von Hallmann aus Mittelitalien bekannt gemachten Quellen !).
Bei jenen Karstquellen, welche im Sommer ganz versiegen —
und es befinden sich auch unter «den größeren Cetinaquellen einige
solche — kann man von einem Jahresmittel der Temperatur nicht
sprechen. Diese Quellen wären bei einer Betrachtung der mittleren
Wärmeverhältnisse vielleicht ganz auszuschließen. Will man sie aber
mit in Rechnung ziehen, so empfiehlt es sich, auch bei ihnen jene
Temperatur zu messen, welche sie zur Eintrittszeit des Mediums der
Dauerquellen zeigen, denn es wäre unstatthaft, ihre Mittelwärme
während der Periode ihres Fließens mit dem Jahresmittel der Tem-
peratur der Dauerquellen zu vergleichen, zugleich aber auch un-
passend, auch bei den Dauerquellen nur das Wärmemittel aus Früh-
ling, Herbst und Winter in Betracht zu ziehen.
Meine Messungen der Üetinaquellen ergaben thermometrische
Befunde, welche auf ein Vorkommen getrennter Kluftwasserströmungen
hinweisen und so in karsthydrologischer Beziehung von Interesse sind.
Die vom 19. bis 21. Juni vorgenommenen Messungen der großen
Quellen, welche zwischen Dabar (bei Ribariec) und Han der Cetina
linkerseits zufließen, ergaben folgende Temperaturen:
DerevorHauptquelle. un. . da a NERUFgZ4
Baksseitise"Nebenquellen?. . . . ÜBgEru m ‚NE 0790.9:24
Bear znotrok: Hanptquelle ..:. . > ip. naar AO
linksseitige Quellen. . . . 20 PER RN © 17.0
Quellen nahe der Schluchtmündung De 4 2.338
Quellen. westlich von Zasiok. - . mn 9-40 bis 9:56
Quellen westlich von Suvaca . . „2.0... ...924 bis 9-46
enielle- östlich von,Suvaca:.. . > Se u, 888
ee welken’oberer. ı. . . .. ol .58:96 bis! 9°22
een Rd ma nee. RE rl, 171 9:00
Besen nrelos Hauptquelle- » . . sen... 9°06
Bsie Quelle 0. 2... 0 . ©... 9:02
1) Bei Ausschluß der erst in der zweiten Julihälfte das Jahresmittel über-
schreitenden Aqua Pia und mit Ausschluß der erst um Ende August ihre Mittel-
‚temperatur erreichenden Aqua S. Giorgio ergibt sich als mittlerer Termin des
Mediums der 14. Jani, bei Ausschluß der letzteren Quelle allein der 18. Juni und
bei Einbezug derselben der 28. Juni. Der Durchschnittswert dieser drei Termine
ist der 20. Juni.
324 Verhandlungen. NH
ern reloslHauptgquelliie re 2 in en N REDE
Teentsseitige Nebenquelles a: a as ne 1 ee ae
PoracassHauptquelle rer a 22
linkssertise Nebenquelleue ee Er nr ee SEHR
VeilscRnmin: Hauptquellee ar en N. a
Bnellenhinter Lovrie Se en as N
Quelle östlich "von Muster 27 ai... nu 5 re
Mali Rumin: Hauptquelle Be ar 0. 2 RI SE RMEBDEE
rechtsseitige. Nebenquelleaee 777. u. 72 Mr ee
Kosimnae: Hauptquelle . er rn. 1 RESET ee
rechtsseitige Quellen . . . Ha Ra 8:84
Quellen vor der Schluchtmündung N A 8:82 bis 8:90
Angesichts der Vorherrschaft geringer, nur wenige Zehntelgrade
betragender Temperaturdifferenzen muß der Unterschied von vier
Graden zwischen der Temperatur der Hauptquelle des Rumin und
jener seiner Nachbarquellen als ein höchst auffälliger bezeichnet
werden. Mit seiner Erklärung möchte ich mich hier noch nicht be-
fassen. Erörterungen über die möglichen Ursachen eines Phänomens
erscheinen dann am Platze, wenn die Summe dessen, was sich durch
Beobachtung feststellen läßt bereits erschöpft ist, ohne daß eine völlige
Klarlegung des Sachverhaltes erreicht wäre.
Im vorliegenden Falle wird man aber noch durch Messungen
einer Beantwortung der Frage nähertreten können, ob es sich beim
Veli Rıumin um einen „echten“ Höhlenfluß handelt. Er wird dann
eine größere jährliche Wärmeschwankung als seine Nachbarquellen,
eine Verfrühung der Temperaturextreme, vielleicht auch eine kleine
tägliche Wärmeänderung zeigen. Uber den Zusammenhang des Veli
Rumin mit bestimmten Schluckschlünden des Livanjsko Polje Ver-
mutungen zu äußern, wäre überflüssig und voreilig, nachdem ja Färbe-
versuche zu diesbezüglichen Feststellungen verhelfen könnten. Nur
über die thermischen Bedingungen eines den mittleren Prolog queren-
den Höhlenflusses von der Stärke des Veli Rumin seien hier einige
Bemerkungen gestattet.
Das Flüßchen Suica im Duvanjsko Polje hat am Kovaci Ponor
(840 m) nach zehnjährigen Messungen eine mittlere Junitemperatur
von 16:80 [Maximum 21:6 (1904), Minimum 155° (1899 und 1907)].
Unter der Voraussetzung, daß sich die Flüßchen des Livanjsko Polje
in thermischer Beziehung dem vorigen analog verhalten, würde als
mittlere Junitemperatur derselben wegen der um 140 m geringeren
Höhenlage etwa 17°50 anzunehmen sein. Bis zu diesem Wärmegrade
könnte die mittlere Temperatur eines am linken Ufer der oberen
Cetina ausbrechenden Höhlenflusses als Folge einer im Livanjsko Polje
stattgehabten obertägigen Erwärmung angesehen werden. Eine höhere
Temperatur wäre auf Rechnung der inneren Erdwärme zu setzen,
eine‘ tiefere auf das Hinzutreten von kühlen Sickerwässern aus den
Hochflächen des Prolog zu beziehen. Eine ziftermäßige Betrachtung
der thermischen Verhältnisse in geschlossenen Karstgerinnen könnte
mit Hilfe der Koenigsbergerschen Formel betreffend den ab-
1911 Bericht vom 31. Oktober. F. v. Kerner. 325
kühlenden EinfluB von Wasserquellen auf Tunneltemperaturen !) ver-
sucht werden. Es wäre dies freilich ein Versuch ohne Gewähr des
Gelingens, da jene Formel auf Grund anderer als der im Karst vor-
handenen Bedingungen entwickelt wurde und so zunächst für andere
als die dort gegebenen Verhältnisse paßt. Zudem handelt es sich bei
einem solchen von uns anzustellenden Versuche zum Teil um Grenz-
fälle, und für solche kann man von Interpolationsformeln im allgemeinen
keine einwandfreien Resultate erwarten. Überdies lassen sich einige
Größen, welche in jene Formel als Bekannte einzusetzen sind, für
unseren Versuch nur ungenau abschätzen. Es gilt dies zunächst von
der Menge der Sekundenliter der in den Tunnel einfließenden Quellen.
Für den Veli Rumin liegen bisher nur von seiten des hydrographischen
Zentralbureaus erhobene Zahlenwerte der sekundlichen Abflußmenge
für den tiefsten Wasserstand, für das jährliche Niederwasser und für
das zehnmonatliche Betriebswasser vor? An der Cetina bei Trilj
ist dagegen im Jahre 1907 auch die sekundliche Abflußmenge für die
einzelnen Monate gemessen worden °). Hiernach war dieselbe im Juni
ungefähr gleich der mittleren des Jahres und viermal so groß als zur
Zeit des Niederwassers vor Beginn der Herbstregen. Dies ergibt für
den großen Rumin — da dessen sekundliche Abflußmenge bei Nieder-
wasser zu 2 m? gefunden wurde — 8000 skl. als möglichen Wert für
Juni. Es wurden nun folgende zwei Annahmen gemacht.
A. Eintritt der gesamten Wassermasse am NO-Ende des (14 km
langen) Höhlenganges. Für diesen extremen Fall bekäme man
8000 /5 ,5 I\ 1
300 nt) (;)
0'86 —= (388
als Ausdruck für den Faktor, mit welchem der thermische Gradient
für die Mitte des Höhlenganges zu multiplizieren wäre. Für 1 km
Abstand vom SW-Ende des Ganges wäre der Exponent
BL. ic
267 X 5:33 X (a
und der vorige Faktor = 0'664.
B. Eintritt der Wassermasse in sechs gleich starken, in 2, 4 und
6 km Abstand von den beiden Portalen eintretenden Quellen. In
diesem Falle würde ‚der obige Faktor für die Mitte des Höhlenganges
den Wert 0-354 annehmen, für 1 km Abstand vom Südwestportal würde
er 0'464 sein.
Man erhielte so bei Annahme einer geothermischen Tiefenstufe
von 28 m als normal für gutleitenden Kalk *) abnorm gesteigerte Werte
!) J. Koenigsberger, Versuche über primäre und sekundäre Beeinflussung
der normalen geothermischen Tiefenstufe. Eclogae geologicae Helvet. Vol. X,
Nr. 4. Dezember 1908, pag. 523.
2) Österreichischer Wasserkraftkataster. Heft 1, Blatt 21 u. 22. Wien 1909.
®) Jahrbuch des k.k. hydrograph. Zentralbureaus. XV, pag. 52. Wien 1910.
*) Koenigsberger nimmt diesen Wert für den Kalk des Boßruck an
(l. e. pag. 522). Bei Annahme einer Tiefenstufe von 33 m für Kalkstein (l. e. pag. 512)
erhält man in unserem Falle 86 und 94 m.
336 Verhandlungen. Nr. 14
derselben von 72 und 79 m. Als mittlere Bodentemperatur auf der
zwischen 1000 und 1200 m hoch gelegenen Rückenfläche des Prolog
nordöstlich von den Ruminquellen ergibt sich nach der von mir aus
den Junitemperaturen der Quellen an der Südflauke der Kamesnica
abgeleiteten Formel !)
z = 13:00: I RZ 0:03 72
t = 816 oder rund 8°.
Verlegt man die Fläche der indifferenten Temperatur in eine
Tiefe von 25 m, so bekäme man — ohne Rücksicht auf die aus
der Gebirgserhebung erwachsende Vergrößerung der geothermischen
Tiefenstufe — die Werte 160 und 15'3° als Temperatur in der Mitte
eines vom SW-Rande des Livanjsko Polje (700 m) quer durch den
Prolog zu den Ruminquellen (300 m) absteigenden geraden Höhlenganges.
Da für den Karstkalk schon die normale geothermische Tiefen-
stufe etwas größer als die oben angenommene sein dürfte und der
Größenzuwachs dieser Stufe infolge der Gebirgserhebung auch einige
Meter ausmachen müßte ?), so könnten vorige Zahlenwerte vielleicht
noch etwas zu hoch sein.
Jene Werte würden besagen, daß bei den im Juni vorhandenen
Temperaturen und Abflußmengen, welche ungefähr den mittleren
Zuständen des Jahres entsprechen, am SW-Rande des Livanjsko Polje
verschlucktes Flußwasser bei seinem unterirdischen Laufe zur Cetina
keine Temperaturerhöhung infolge der inneren Erdwärme erführe. In
der Koenigsbergerschen Formel betreffend den abkühlenden Ein-
fluß von Quellen auf Tunneltemperaturen erscheint die Quellentemperatur
nicht in Rechnung gezogen. Es ist dies ein Fingerzeig dafür, daß das
naturgemäße Anwendungsgebiet jener Formel sich über solche Fälle
erstreckt, in welchen die Quellentemperaturen jenen analog sind, die
in den der Formel zugrunde gelegten Fällen herrschen. Da nun die
thermischen Bedingungen im Innern eines Karstgebirges von jenen
im Innern eines Alpenkammes abweichen mögen, ist obiges Rechnungs-
resultat nur mit Reserve aufzunehmen °).
Außer dem abweichenden thermischen Verhalten spricht auch
der anläßlich der Wärmemessung bemerkte Unterschied in der Be-
schaffenheit des Wassers und in der Erscheinungsform des Wasser-
austrittes dafür, daB der Veli Rumin von anderer Entstehung sei als
!) F. v. Kerner, Abnahme der Bodentemperatur mit der Seehöhe im
Prologgebirge in Dalmatien. Meteorologische Zeitschrift 1906, Septemberheft.
:) Von einer Berechnung dieses Zuwachses nach der Koenigsbergerschen
Methode wurde abgesehen, da die morphologischen Verhältnisse hierfür nicht günstig
schienen. Die Höhendifferenz der beiden Portale beträgt in unserem Falle ungefähr
halb so viel als die mittlere Überlastung und diese ist sehr asymmetrisch. Der
Scheitel ist dem NO-Portale sehr genähert. Für die mittlere Profillinie eines parallel
zur „Tunnelachse* gezogenen 1'5 km breiten Terrainstreifens erhielt ich die
Gleichung:
h = 6615 sin «a — 1461 sin 2 a -+ 1265 sin 3 a
— 433 sin 4a + 338 sin5 «— 150 sin 6...
®) Die Ansicht, „daß in Karsthöhlen die geothermische Tiefenstufe bis zum
Grundwasser hinab gestört ist“, vertritt auch A. Grund, Beiträge zur Morphologie
des Dinarischen Gebirges. Geogr. Abhandl. IX., Heft 3, pag. 157.
1911 Bericht vom 31. Oktober. F. v. Kerner. 397
seine Nachbarquellen. Das Wasser der llauptquelle des großen Rumin
war getrübt und von schmutziggrünlicher Farbe; die großen anderen
Quellbäche waren teils völlig klar, teils nur eine Spur von Trübung
zeigend und wiesen einen Stich ins Stahlblaue auf. Auch schien es
mir, daß das Wasser des Veli Rumin ein wenig nach Erde und
pflanzlichem Detritus schmeckte, wogegen die benachbarten Quell-
wässer sehr wohlschmeckend waren. Die Nachbarquellen des großen
Rumin brausen mit Wucht aus Felsklüften und Blockmassen heraus
und zeigen so trotz ihrer ungeheuren Mächtigkeit doch eine Form-
verwandtschaft mit großen Quellen der Kalkalpen. Selbst die gewaltige
Peruca läßt sich noch diesem Quellentypus anreihen. Im Fond der
Schlucht des Veli Rumin quillt dagegen eine große Wassermasse
unter Pulsationen von unten herauf. Ein analoger Unterschied der
Quellformen zeigt sich im Felskessel von Ruda, wo aus den Trümmer-
halden unterhalb der Nordwände ein klarer Wildbach hervorbricht,
in der engen Schlucht im Osten aber ein kleiner Quellteich liegt,
dessen Spiegel in heftig wallender Bewegung begriffen ist. Ohne
Vorbringung anderer als der genannten Beweismittel wäre man aber
wohl noch nicht berechtigt, die große Ruminquelle als den Ausbruchs-
ort eines den Prolog querenden echten Höhlenflusses anzusehen.
Der konstatierte thermometrische Befund hat aber schon an sich,
unabhängig und losgelöst von der Frage, wie er zu deuten ist, ein
karsthydrologisches interesse. Er weist darauf hin, daß auch unter
lithologischen Verhältnissen, welche für die Entwicklung eines zu-
sammenhängenden Kluftnetzes günstig schienen, voneinander getrennte
unterirdische Gerinne vorkommen können. In dem wohl sehr unwahr-
scheinlichen Falle, daß die hohe Temperatur des Veli Rumin durch
einen unweit seiner Quelle im Gebirgsinnern vorhandenen, Wärme
produzierenden Herd oder durch Zufluß von Thermalwasser bedingt
wäre, könnte man erwarten, daß die positive Wärmeanomalie beider-
seits allmählich ausklinge. Im Osten zeigt nun allerdings der weiter
entfernte Kozinac eine niedrigere Temperatur als der benachbarte
Mali Rumin, im Westen ist aber die dem großen Rumin nahe gelegene
Quelle bei Musteric kühler als die weit abliegende Peruca.
Die Annahme, daß die hohe Temperatur des Veli Rumin daher
stamme, daß er vor seinem Zutagetreten einen viel geringeren Zufluß
von kühlem Sickerwasser erhalte als seine Nachbarquellen, wäre
nur zulässig, wenn sie mit Bezug auf kurz vor den Austrittsorten der
Kluftwässer erfolgende Zutritte von Sickerwasser gemacht würde. Bei
tief im Innern des Gebirges stattfindenden Zusickerungen müßten
sich, wenn das Wurzelgeflecht des Veli Rumin bis zur Quelle hin
beiderseits mit den Nachbarnetzen in Verbindung stünde, die aus
ungleicher Kältezufuhr erwachsenen Temperaturdifferenzen grobenteils
ausgleichen. Nun erscheint die Temperatur der aufgezählten Cetina-
quellen im Vergleich zur Bodenwärme auf den Hochflächen des Prolog
niedrig. Letztere ist — nach den Quellentemperaturen auf der Südseite
der Kamesnica zu schließen — im Frühsommer zwischen 7 und 8°
gelegen und sie kann auch kaum tiefer sein, da sie in den viel
nördlicher gelegenen Tiroler- und Schweizeralpen in gleicher Höhe
zwischen 6 und 7° beträgt. Die relative Kälte der Cetinaquellen
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 14. Verhandlungen. 51
328 Verhandlungen. Nr. 14
deutet so darauf hin, daß ihre Wurzelgeflechte vorwiegend von aus
hohen mittleren Teilen des Prolog stammenden Sickerwässern ge-
speist werden. Große Unterschiede in der Zufuhr von Sickerwässern
aus den tieferen südwestlichen Gebirgsabhängen wären so zur Er-
klärung der in Rede stehenden Temperaturdifierenz ganz ungeeignet,
da solche Wässer selbst schon eine höhere Wärme hätten als die
Cetinaquellen. Zahlreiche in den Gegenden von Verlieca, Mud, Sinj
und Trilj von mir gemessene Frühsommertemperaturen von Schieht-
quellen in der Zone zwischen 300 und 600 m lagen zwischen 11 und
14°. Allerdings darf man die Junitemperaturen der Quellen am Gebirgs-
fuße nicht mit den gleichzeitigen Bodentemperaturen auf den Gebirgs-
höhen in Beziehung bringen. Aber mit je kühleren und jahreszeitlich
weiter zurückliegenden Bodentemperaturen der unteren Gehänge man
sie vergleicht, desto länger wird der Zeitraum, welchen man für die
Abwärtsbewegung der Sickerwässer voraussetzt und desto größer der
Wärmezuwachs, den man ihnen auf diesem Wege zubilligen muß.
Denn die Annahme, daß in den Kluftnetzen der Karstgebirge bis tief
hinab keine (oder nur eine geringe) Temperaturzunahme stattfindet,
ist ja an die Vorstellung geknüpft, daß die Abwärtsbewegung der
Sickerwässer relativ rasch erfolgt. Wegen der relativ hohen Temperatur
der erst nahe den Quellorten zusitzenden Wässer ginge es auch nicht
an, im ersterwähnten unwahrscheinlichen Falle das Fehlen eines
beiderseitigen Ausklingens der Hyperthermie auf ungleiche Abkühlung
durch solche Wässer zurückzuführen.
Falls die hohe Temperatur des Veli Rumin von einer schon im
Livanjsko Polje stattgehabten obertägigen Erwärmung stammt, ist ein
allgemeiner Zusammenhang der Kluftnetze aus folgenden Gründen
auszuschließen. Über den “täglichen Wärmegang fließender Gewässer
in Mitteldalmatien liegen Messungen vor, die ich im Juni 1905 und
1906 am Jadro und an der Cetina bei Trilj gemacht habe. Letztere
ergaben, da die für die Vornahme der Messung verfügbar gewesenen
zwei Tage (Pfingstfeiertage 1905) trüb waren, nur Amplituden von
1:10 und 2'26%° Bei den unter ungestörtem Einflusse der Insolation
und Radiation gestandenen Messungen am Jadro!) fand ich in zu-
nehmenden Entfernungen von der Jadroquelle als Amplitude an der
Oberfläche 1:32, 2:62, 300 und 3'460 und an der Jadromündung als
Amplitude an der Oberfläche und in !/,; und 1m Tiefe 33, 29 und
350%. Da den Messungen der Öetinaquellen im Prologg ;ebiete regnerische
Tage vorausgegangen waren, kann die damals in den Flüßchen des
Livnoer Poljes erreichte tägliche Wärmeschwankung kaum mehr als
4 bis 5° betragen haben. Es ist nun als ausgeschlossen zu betrachten,
daß sich eine solche Amplitude quer durch den Prolog hätte unver-
mindert fortpflanzen können und daß der konstatierte Wärmeunter-
schied zwischen dem Veli Rumin und seinen Nachbarquellen etwa
einer Tagesschwankung der Temperatur des Ploucaflüßchens enisprach. Es
!) F.v. Kerner, Messung der täglichen Temperaturbewegung in einem
Küstenflusse des Karstes in Dalmatien. Meteorologische Zeitschrift 1905, Februar-
heft, und Tägliche Periode der Temperaturschichtung an der Mündung des Jadro-
flusses in Dalmatien. Meteorologische Zeitschrift 1906, Oktoberheft.
1911 Bericht vom 31. Oktober, F. v. Kerner. 329
wäre dabei vorausgesetzt, daß ein wenig verzweigter Höhlenfluß vor-
handen ist, der mit den Wurzelgeflechten seiner Nachbarquellen nur
schmale Verbindungen besitzt, so daß das in diesen Quellen austretende
Flußwasser um die halbe Dauer der diurnen Wärmewelle (bzw. um
einen Betrag — dieser halben Länge + der einfachen oder mehrfachen
ganzen Wellenlänge) gegen den Hauptausfluß verspätet ist. Falls sich
das am SW-Rande des Livanjsko Polje verschwindende Flußwasser in
ein breites, vielverzweigtes Adergeflecht aufgelöst gegen die NO-Seite
des Cetinatales hinbewegen würde, wiese es dort an einer bestimmten
Stelle wohl überhaupt nicht die größtmögliche Temperaturdifferenz
gegen beiderseits nahe benachbarte Quellen auf.
In Übereinstimmung mit dem thermischen Verhalten wies auch
ein hydrographischer Befund auf das Getrenntsein benachbarter Kluft-
wasserstränge hin. Das wenig über dem Niveau der Oetina in einem
Felsenzirkus sich entwickelnde Bachbett östlich von Musteric (in
welches kurz vor seiner Mündung in die Cetina die oben als „Quelle
östlich von Musteric* bezeichnete Quelle eintritt) lag zur Gänze
trocken, wogegen in einer Entfernung von ein paar hundert Metern hoch
über dem Niveau der Cetina und des Veli Rumin der oben als „Quelle
bei Lovric“ bezeichnete Quellbach !) mit Wucht und in großer Stärke
hervorschoß.
Das Terrain, aus welchem die Ruminquellen kommen, besteht
aus einer mittelsteil gegen SO einfallenden, gutgebankten Schicht-
masse von unterem Kreidekalk. Eine mit Bivalvendurchschnitten, wie
sie in diesem Kalke strichweise erscheinen, dicht erfüllte Bank traf
ich knapp vor dem Ausfallstor des Quellbaches von Lovric. Dolomitische
Einschaltungen zeigen sich auf der Plateaustufe oberhalb der Rumin-
quellen nicht. Erst höher oben sieht man an dem Berggehänge eine
Dolomitzone hinstreichen. Vor den Steilabfall des unteren Kreidekalkes
legen sich diskordant neogene Süßwasserschichten. Solche Vorlagen
können, wo sie mergelig sind, eine mäßige Stauung des Wassers in
den hinter ihnen befindlichen Klüften bedingen. Die Gestaltung der
Kluftnetze bleibt von ihnen unberührt.
Man hat es so im Gebiete der Ruminquellen mit einem Falle
zu tun, in welchem bei völligem Fehlen von Barren und Scheide-
wänden aus Dolomit oder Mergel innerhalb des zu allgemeiner Zer-
klüftung disponiert scheinenden Kalkes eine Trennung benachbarter
Kluftwasserstränge vorhanden ist.
Falls der Quelltopf des Veli Rumin mit einem der Schlucklöcher
des Livanjsko Polje in direkter Verbindung stünde, hätte man sich
dieselbe aber doch wohl nicht wie einen impermeablen Schlauch zu
denken. Nur im Falle, daß wegen des abnorm schlechten Wetters,
welches im verflossenen Frühling in den Dinarischen Alpen herrschte,
die Junitemperatur der Gewässer des Livanjsko Polje sehr tief war,
könnte die gemessene Temperatur des großen Rumin vielleicht dem
1) Von einem Müller in Lovric wurde mir dieser in den Veli Rumin mündende
Quellbach als Mali Rumin bezeichnet, wogegen nach der Generalstabskarte der 1 km
talauswärts vom Veli Rumin in die Cetina mündende Quellbach jenen Namen trägt.
Der Quellbach bei Lovri@c soll nach jenem Gewährsmanne in der zweiten Juli-
hälfte versiegen.
Die
330 Verhandlungen. Nr. 14
(infolge der Gebirgsdurchquerung) abgeflachten Morgenminimum der
Wasserwärme an einem der Ponore jenes Poljes entsprochen haben.
Da die mittlere Wassertemperatur in fest geschlossenen Gerinnen —
sofern sie durch die Erdwärme nicht erhöht würde — zumindest
gleich bleiben müßte, könnte eine Verminderung derselben nur auf die
abkühlende Wirkung von Sickerwässern bezogen werden. Wenn nun
der Höhlengang nach oben zu feine Kluftverbindungen hätte, die den
Weg für die Kältezufuhr bilden würden, so wäre es nicht einzusehen,
warum er nicht auch seitwärts solche besitzen sollte. Ein reichlicher
Wasseraustausch mit benachbarten Kanälen fände aber wegen Ver-
schmierung der feinen Klüfte mit Schlamm und Lehm wohl nicht statt.
Der Bestand offener Verbindungen mit den Kanälen der Nachbarschaft
wäre aber aus den oben genannten Gründen bei der großen konstatierten
Temperaturdifferenz auszuschließen. R
Es wäre dann auch nicht vollauf berechtigt, die Ähnlichkeit der
(uellentemperaturen vom Kresevo bis zur Peruca als Beweis für ein
in großer Ausdehnung zusammenhängendes Kluftwassernetz anzusehen.
Es könnte wohl sein, daß zwei benachbarte Quellen wegen vorwiegender
Speisung mit Sickerwasser aus gleich hohen Gebirgsteilen und ähnlich
temperiertem Zufluß von verschiedenen Ponoren her ungefähr gleiche
Wärme hätten. Ihre Wurzelgeflechte brauchten deswegen nicht not-
wendig miteinander in Verbindung zu stehen.
Die am 16. und 17. Juni vorgenommenen Messungen der großen
Quellen im Umkreise des Cetinsko Polje und auf der Ostseite des
Talbeckens von Koljane ergaben folgende Temperaturen:
Quellen bei Kotlusa: Quelle aus der Höhle . . . . 70%
Quelle südlich vom Dot. Fr Ener 7:
Quellen: beim Dorfen. rer 11: 06 bis 11°38
Vukoyicquellen: südlicher... 22 An Er
mittlere: ....,. . > Me... 2.00. 2.2
nördliche südl. Ast en u. en EEE
nördliche,.nördl.. Ast ern 7.2 2 me EEE
Cetinaur sprung: Quellterchee 7 Te a EEE
Quelle im Graben nördlich vom Teich te A EE
Höhlenquelle gegenüber von Cetnice .- . . 2. 2.2... 804
Radonino: Hauptquelle ee ne
rechtsseitige Nebenquellemee ı. 7, We nn vo
Dragovice: Hauptquelle gr v2 2 ART
linksseitige Quellen . @ n .0. 2. 0202 2 &6b DEmS
rechtsseitige Quellen pre. u. ll
Auch diese Reihe zeigt einen sehr bemerkenswerten thermischen
Befund. Hier handelt es sich allerdings nur um das nahe Beisammen-
liegen einer relativ warmen und einer kühlen Karstquelle, nicht, wie
beim Rumin, um die Einschaltung einer relativ warmen zwischen zwei
kühle Quellen, und der Wärmeunterschied beträgt nicht ganz drei
Grade; angesichts der Vorherrschaft viel geringerer Temperatur-
differenzen ist aber auch obiger Unterschied als ein auffallender zu
1911 Bericht vom 31. Oktober. F. v. Kerner. 331
bezeichnen. Das den Westrand des Cetinsko Polje bildende Gestein
ist sehr fossilreicher oberer Kreidekalk (mit Radioliten und Chondro-
donten). Er fällt bei KotluSa sehr steil, bei der südlichen Vukovie-
quelle mäßig steil gegen SSW bis SW ein. Die auf eine Trennung
benachbarter Kluftwasserstränge hinweisende Temperaturdifferenz findet
sich somit auch hier unter lithologischen Verhältnissen, welche der
Bildung eines zusammenhängenden Kluftnetzes günstig schienen. Der
große Wärmeunterschied zwischen den nördlichen und südlichen Quellen
auf der Westseite des Cetinsko Polje ist darauf zurückzuführen, daß
erstere aus dem hochgelegenen Gebiete der Dinara, letztere aus der
Einsattlung von Kievo (Wasserscheide zwischen Kerka und Cetina)
und aus den Vorbergen des Koziak gespeist werden.
Die Quellen an den Rändern des Cetinsko Polje hatte ich schon
Ende Mai (am 25.) gemessen. Die Höhlenquelle gegenüber von Üetnice
zeigte damals 7:96 (— 0:08), der Quellteich der Cetina 832
(— 0:08), die nördliche Vukovidquelle 8:10 (— 0'534) und 8:06
(— 036), die mittlere Vukovicquelle 8:82 (— 0:20). Die weiter
südlich gelegenen Quellen wiesen dagegen folgende Temperaturen auf:
Südliche Vukovicquelle 12:20 (+ 0:42), die Quellen bei Kotlusa 11'583
(+ 0:52) bis 11:80 (+ 042), die Quelle südlich von diesem Dorfe 11:18
(+ 0:40). Die Quellen des Oetinsko Polje zeigten demnach auch eine
verschiedene Wärmeänderung, die kühlen nördlichen einen schwachen
Temperaturanstieg, die relativ warmen südlichen einen Temperatur-
abfall. Letzterer weist auf Sammelgebiete von geringer Vertikaler-
streekung hin, in welchen sich auch aperiodische Schwankungen der
Luftwärme und Besonnung geltend machen. Durch den beobachteten
ungleichen Wärmegang tritt die genetische Verschiedenheit der nörd-
lichen und südlichen Quellen des ÜOetinsko Polje noch deutlicher her-
vor als durch ihre Temperaturdifferenz. Der Umstand, daß hier zwischen
zwei benachbarten Karstquellen ein großer Wärmeunterschied zu
verschiedenen Zeiten nachgewiesen wurde, spricht auch dagegen, dab
man solche Unterschiede als bloß kurzdauernde Folge einer rasch
vorübergehenden Ursache ansehen könnte.
Talabwärts vom Cetinsko Polje ist das rechte Ufer der Cetina
an größeren Karstquellen arm. Von den Quellen bei Verlieca zeigten
am 15. Juni der Tränkbrunnen an der Straße nach Civljane 11:62,
die Quelle unterhalb der griechischen Kirche 12-08, die Cesmaquelle
11’20 und die Quelle ZduZ 1070. Die Quellen bei Ribaric hatten am
18. Juni zwischen 1022 und 10'60 und die Quellen bei der Mühle
11), km talauswärts von Ribaric 10:20 bis 1040.
Vergleicht man die im vorigen angeführten Quellentemperaturen
mit den Höhen der Gebirgsabschnitte, an deren Fuß die Quellen
entspringen, so zeigt sich eine einfache mittlere Beziehung und eine
größere Abweichung von derselben in mehreren Ausnahmsfällen. Für
die großen Karstquellen zur Linken des oberen Cetinatales habe ich
für die Beziehung zwischen der Juni-, bzw. mittleren Jahrestemperatur
und der mittleren höchsten Erhebung ihres plateauförmigen Hinter-
landes (die in Hektometern aus der Spezialkarte abgeleitet wurde)
den einfachen Ausdruck
t= 12:40 — 025 h
332 Verhandlungen. Nr. 14
gefunden. Die nach dieser Formel berechneten Werte (f) kommen den
gemessenen (?‘) sehr nahe.
h t D.
VCemter . ....:. Me 8:13 3:00
Badonmo . . . . . 6:60 8:25 8:20
Dragoyice -» . . . . emlao 870 8:60
Peruca und Majden vrelo 13'85 8:94 9:00
Kresevo, .... 2. "Bee 9:03 u)
Der Dabar potok, bei welchem h denselben Wert wie beim
Kresevo hat, erscheint hiernach als etwas zu warm. Vielleicht ist
seinem Wurzelgeflechte mehr warmes Flußwasser aus dem Livanjsko
Polje beigemengt. Von den Ruminquellen, für welche h = 1140, ist
nach der vorigen Formel der Mali Rumin normal warm t = 9:50,
t = 9:46 (so daß die mit Einbeziehung dieser Quelle erhaltene Formel
t = 12 20 - 0'237 h mit der vorigen gleiche Werte liefert), die Quelle
von Lovrie ist um 0'5 zu kalt, der Veli Rumin um 3°45 zu warm.
Der Kozinac, für welchen = 11'50, erscheint um 0'7 zu kalt. Es
weist dies darauf hin, daß diese Quelle aus höheren, südöstlich von
der Vaganj-Depression gelegenen Gebirgsteilen gespeist wird. (Bei
Einsetzung der Temperatur des Kozinac ergibt die Formel für
h = 14:24.)
Zieht man auch Quellen am rechten Ufer der Cetina in Betracht,
so erhält man die Gleichung £ = 12:90—0'227 h, welche nachstehende
Werte liefert:
t t'
Südl, Vukoyicquelle Ber. 11-64 11:80
Quelle ZAuZr.....: nn =. 10:70
Quelle südl. von Ribarie . . . 990 10:20
Kreseno.... |... ‚2 9ulh 9-25
Beruca u. 1... A. 0:00 9.00
Dragovice . . . E88 8:60
Badonmo.. .. .: : AEEL 18:30 8:20
Gemic®. . . 0:2 E32 8:00
Die mittlere Vukovicquelle ist hiernach um 2:62 zu kalt. Ihre
Temperatur weist auf ein im Gebiete der Dinara zu suchendes
Hinterland von 1408 Plateauhöhe, während die Durchschnittshöhe
des Karstplateaus östlich von Kievo (für welche die Temperatur der
südlichen Vukovicquelle fast normal ist) nur 455 beträgt. Die Quelle
ZduzZ erscheint von fast normaler Wärme, sofern als ihr Hinterland
die Lemes-Depression (Mittelhöhe = 7'55) betrachtet wird; käme sie
aus dem Plateau des Sovro (West-Svilaja), woselbst A = 11'00, wäre
für sie nach der obigen Formel t = 985.
Vieler weiterer Messungen und rechnerischer Versuche auf
variierter Basis würde es bedürfen, um festzustellen, ob man in
Fällen, wo tektonische Studien keine Klarheit schaffen, auf dem hier
kurz angedeuteten Wege zu Schlüssen über die Lage der Ursprungs-
gebiete von Karstquellen gelangen könnte.
1911 Bericht vom 31. Oktober, W. Penck. 333
Literaturnotizen.
Walther Penck. Der geologische Bau des Gebirges
von Predazzo. Mit 10 Textfiguren, 9 Profilen und 1 Karte. Neues
Jahrb. f. Min., Geol. u. Paläont. XXXIl. Beil.-Bd., pag. 239—382, 1911.
Der Verfasser hat es unternommen, dieses so vielfach umgeackerte Feld
einer neuerlichen Bearbeitung in geologischer Hinsicht zu unterziehen.
Eine Darstellung der Erforschungsgeschichte von Predazzo leitet den Leser
gut in die zu behandelnden Fragen ein. Daran schließt sich eine sorgfältige Einzel-
beschreibung in der Form eines „geologischen Führers“, wobei aber nicht nur,
wie bei den anderen Büchern dieses Namens, der Leser zu einer Auswahl charak-
teristischer Aufschlüsse geleitet wird, sondern alle erreichbaren Aufschlüsse der
Gegend genau beschrieben, viele neue Beobachtungen eingeflochten und ältere
Angaben bestätigt und genauer festgelegt werden.
Die Altersfolge der Eruptivgesteine, welche W. Penck nach seinen Unter-
suchungen aufstellt, schließt sich in den meisten Punkten jener Rombergs an.
Neu ist daran die Einreihung der Syenite und der Tinguaitporphyrgänge.
Die ältesten Glieder der Reihe sind die triadischen Plagioklasaugitporphyrite,
als Vulkanschlotausfüllung erstarrt (Mt. Mulat), und die zugehörigen Melaphyre
als Laven. Am Mt. Agnello ist der Übergang zwischen beiden erschlossen. Tufte
und eine Gefolgschaft von Gängen begleiten sie.
Darauf folgt als erste der jüngeren Intrusionen der Monzonit
mit seinen Spaltungsprodukten: dem Pyroxenit und den Quarzmonzoniten, welche
als Nachschübe auftreten. Das letzte Glied dieser Intrasionsphase sind die Mon-
zonitaplite, welche auf den Monzonit beschränkt sind. Penck bestätigt hier Rom-
bergs Beobachtung von Monzonitapophysen im Porphyrit und fügt neue Belege hinzu.
Die an einer Verwerfungabgesunkene und dann vom Monzonit metamorphosierte Scholle
von Dolomit mit Porphyritgang bei Mezzavalle weist auf einen beträchtlichen
Zwischenraum zwischen dem Auftreten der beiden Eruptivgesteine; das Tiefenäqui-
valent des Ergußgesteins ist also erst bedeutend später intrudiert. Als eine eigene
spätere Intrusionsphase folgen den Monzoniten dann die Syenite und ihre Gang-
gefolgschaft, die Syenitaplite, Bostonite. Lokal beschränkt tritt Nephelinsyenit auf
und die entsprechenden porphyrischen und aplitischen Ganggesteine. Dieser Gruppe
schließt Penck nun auch die Tinguaitporphyrgänge an, von dem Umstand ausgehend,
daß solche Gänge nirgends in den Granit eindringen. Der Granit ist das jüngste
Tiefengestein, mit pegmatitischen und aplitischen Gängen. Den Beschluß der ganzen
Reihe bilden dann die Gänge von Camptonit und Monchiquit. Die Alterseinreihung
der Nephelingesteine ist nicht ganz sicher zu treffen. Ihre Aplite durchbrechen den
Syenit und anderseits werden sie von Camptonit durchsetzt: dieselben Altersgrenzen
wie für den Granit. Der Altersunterschied ist also wahrscheinlich gering.
Die Hauptgesteinstypen sind ringförmig verteilt mit senkrechten oder steil
gegen innen einfallenden Kontaktflächen; den Kern bildet die Porphyritmasse des
Mulat. Penck vergleicht diesen Porphyritstock mit der Lavasäule, welche im Krater
des Kilauea die Erdoberfläche erreicht. Die ruhig, ohne größere Explosionen auf-
und absteigende Lavasäule würde im Erstarrungsfalle ein ähnliches Gebilde wie
jener darstellen. Bei Predazzo hat aber ein starkes Überfließen der Laven statt-
gefunden, beim Kilauea fehlt dies bisher. Die Tiefengesteine drangen an den Spalten
empor, welche sich zwischen der erstarrten Vulkanschlotfüllung und der Umgebung
bildeten, so daß der Monzonitring die äußere Grenze des Vulkanschlotes angäbe;
dementsprechend käme dem alten Krater von Predazzo ein Durchmesser von 4zu 5 km
zu (der Kilauea mißt 3X 5 km). Die Entstehung jener Spalten leitet Penck aus dem
Festigkeitsunterschied zwischen Vulkanpfropf und Umgebung bei der Gebirgs-
bildung ab, wobei er annimmt, daß dadurch der Zusammenhang zwischen beiden
gelockert wurde und der teilweise des Haltes beraubte Pfropf sich senkte, während
die umgebenden Schichten sich ihm nachsenkten, entsprechend der rings um den
Mulat beobachteten zentripetalen Neigung der Schollen. Da eine Faltung doch
mit einer Zusammenpressung der Schichten verbunden ist, scheint es aber dem
Referenten unwahrscheinlich, daß dabei der Pfropf — trotz Zerreissung der Ver-
bindung mit der Umgebung — eine zum Absinken führende Lockerung seines
Haltes erfährt, zudem die Neigung der Schollen gegen den Vulkan sehon zur Zeit
seiner Aktivität eingetreten sein kann.
334 Verhandlungen. Nr: 2
Da die Entstehung der Randspalten, an welchen die Tiefengesteine auf-
drangen, in der oben angegebenen Weise mit der Gebirgsbildung in Zusammenhang
gebracht wird und eine solche in diesem Teil der Südalpen (nach der Eruption
der Laven) erst im 'Tertiär eintrat, so folgert Penck daraus ein tertiäres Alter der
Tiefengesteine und ihrer Gänge in Predazzo. — Der Arbeit ist eine Karte im Maße
1: 25.000 beigegeben, welche eine gute Übersicht über die Verteilung der Massen
bietet und reicher an Detail ist als die früheren Karten des Gebietes. (W.Hammer.)
E. Heine. Die praktische Bodenuntersuchung.
Eine Anleitung zur Untersuchung, Beurteilung und Verbesserung der
3öden mit besonderer Rücksicht auf die Bodenarten Norddeutschlands.
Bibliothek für naturw. Praxis, hrsg. von W. Wächter. Verlag Gebr.
Borntraeger. Berlin 1911.
Das treffliche Buch ist von einem Praktiker geschrieben, der besonders über
die Beziehungen zwischen Bodenbeschaffenheit und Päanzenwelt Erfahrungen be-
sitzt. Das Buch wird in manchen Leserkreisen besonders deshalb willkommen sein,
weil es nicht nur Beispiele bringt, wie die flachwurzelnden landwirtschaftlichen
Kulturpflanzen in vielfacher Abhängigkeit vom Boden stehen, sondern auch wie
die Bodeneigenschaften der Kultur mit Wald- und namentlich Obstbäumen förder-
lich und hemmend sind. Die Diktion ist stets leicht faßlich und entspricht also
durchaus den Anforderungen einer handlichen Anleitung für weitere Kreise. Die
zahlreichen Winke zur richtigen Beobachtung, Untersuchung und Beurteilung des
Bodens, verknüpft mit den Hinweisen auf mancherlei einschlägige Experimente,
beleben die Darstellungsweise außerordentlich. Klar können wir aus dem Buche
die Überzeugung des Verfassers herauslesen, daß eine einseitige Untersuchung des
Bodens nach einem bestimmten Gesichtspunkt z. B. Chemismus nicht genügt, um
daraus bodenkundliche Schlüsse bezüglich der Bodennutzung zu ziehen und daß
die, wenn auch noch so eingehende Untersuchung weniger Bodenarten in einem
größeren Gebiet nicht hinreicht, da die Aufstellung von wenigen Typen des Bodens
zu oft nur wenige Schlüsse gestattet auf die allgemeine Beschaffenheit und Kultur
des Bodens. Gerade die zahlreichen Übergangstypen müssen studiert werden, wo-
bei die bodenkundliche Aufnahme der geologischen Grundlage nicht entraten kann.
Der Verfasser nimmt speziell auf norddeutsche Bodenarten Bezug, was nicht nur
in der Angliederung eines eigenen zweiten Teiles (Bodenarten Norddeutschlands) zum
Ausdruck gelangt; auch der erste allgemeine Teil hat die Bodenarten des norddeutschen
Flachlandes im Auge. Nach einer allgemeinen Darlegung der strukturellen, physi-
kalischen und chemischen Eigenschaften des Bodens werden die Methoden der Unter-
suchung dieser Eigenschaften präzis entwickelt; die Bedeutung der mechanischen
Analyse (verschiedene Methoden des Schlämmverfahrens) wird betont, da aus den
makroskopischen Eigenschaften der Textur, Korngröße usw., zahlreiche andere z, B.
des Chemismus, des „Bodenklimas“ (Wasserführung und Temperatur) zum Teil schon
erschlossen werden können. Das Kapitel: chemische Untersuchung erschöpft vom
Standpunkt des Praktikers alle in Betracht kommenden Methoden ; natürlich werden
vorwiegend solche Untersuchungen behandelt, die mit dem möglichst geringen Auf-
wand an Apparaten zu bewerkstelligen sind. Gut sind die Beziehungen zwischen
Bodenbeschaffenheit und Vegetation, resp. Bodennutzung herausgearbeitet, wobei Vor-
schläge für die Verbesserung des Bodens bezüglich seiner Struktur, seiner hydro-
graphischen Verhältnisse und seiner chemischen Zusammensetzung gebracht werden.
Im zweiten Teil liefert der Verfasser eine spezielle Beschreibung der Boden-
arten von Norddeutschland, sich auf die Erkenntnisse der geologischen Landes-
aufnahme Preußens stützeud. Immer wieder wird die spezifische Bodenkultur und
spezifische Vegetation bei den einzelnen Bodentypen angemerkt. Eine kurze Ent-
wicklungsgeschichte von Norddeutschland während und nach der Eiszeit wird ge-
bracht. Zum Schlusse weist der Verfasser auf die Wichtigkeit der geologisch-agro-
nomischen Landesaufnahme von Preußen hin. Willkommen ist die Beigabe eines
Ausschnittes aus einer Bodenkarte und eines Verzeichnisses der zur Bodenunter-
suchung erforderlichen Apparate und Gerätschaften. Das Buch verzichtet auf die
Anführung von Literatur im einzelnen und beschränkt sich auf die Nennung von
einigen allgemeinen bodenkundlichen Werken und Abhandlungen in deutscher Sprache.
Wenn schon auf die fremdländische reiche Literatur verzichtet wird, so wären doch
in der deutschen Bibliographie die geologisch bodenkundlichen Arbeiten z. B. von
Senft, von Lorenz, Milch, Vageler u.a. nachzutragen. (Dr. 6. Götzinger.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien lll. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25.
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FARTBYS N
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S
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Sitzung vom 28. November 1911.
Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: W. Petrascheck: Ernennung zum Adjunkten
der k. K. geolog. Reichsanstalt. — Todesanzeige:J.R. Lorenz von Liburnauf. — Ein-
gesendete Mitteilungen: B. Sander: Zum Vergleich zwischen Tuxer und Prättigauer
Serien. — Vorträge: F. v. Kerner: Einfluß geologischer Verhältnisse auf die Quellentempe-
raturen in der Tribulaungruppe. — Literaturnotizen: W.Graf zu Leiningen.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Vorgänge an der Anstalt.
Seine Exzellenz der Minister für Kultus und Unterricht hat mit
dem Erlasse vom 22. November, Zahl 45417, den Assistenten der
k. k. geologischen Reichsanstalt Dr. Wilhelm Petrascheck zum
Adjunkten dieser Anstalt ernannt.
Todesanzeige.
J. R. Lorenz v. Liburnau f.
Wir beklagen das Ableben eines unserer ältesten Freunde,
dessen Namen wir seit 1859 in der Liste unserer Korrespondenten
führten. Am Montag, den 13. November verschied Dr. Josef Roman
Ritter Lorenz von Liburnau in seinem beinahe vollendeten
86. Lebensjahre.
Geboren am 26. November 1825 zu Linz, woselbst er auch das
Gymnasium besuchte, studierte er an den Universitäten in Wien und
Graz, und zwar an der ersteren die Rechte und nach Beendigung der
juridischen Studien an der zweitgenannten Naturwissenschaften. In
Graz machte er sodann das Doktorat der Philosophie und wandte
sich zuerst der Laufbahn eines Schulmannes zu. Als Gymnasiallehrer
in Salzburg und Fiume beschäftigte er sich neben seiner amtlichen
Tätigkeit mit Arbeiten über verschiedene naturwissenschaftliche Themata,
zu denen er die Anregung in der näheren oder weiteren Umgebung
seines jeweiligen Aufenthaltsortes fand.
Da diese Arbeiten teilweise Verhältnisse betrafen, welche mit’
der Land- und Forstwirtschaft in enger Beziehung stehen, wie ins-'
K.k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 15. Verhandlungen. 52
386 Verhandlungen. Nr. 15
besondere der Fall war bei gewissen Untersuchungen über Torfmoore,
versumpfte Talstrecken oder über die Bewaldung bezüglich Wiederauf-
forstung des Karstes, so erklärt es sich, daß man in den hierbei
interessierten Kreisen auf ihn aufmerksam wurde. Bereits im Jahre
1861 führte das zu seiner Berufung in das damalige Ministerium für
Handel und Vo:kswirtschaft und dann zu seinem Eintritt in das später
(1868) errichtete Ackerbauministerium, als das betreffende Departement
des Handelsministeriums dem Ackerbauministerium bei dessen Gründung
zugewiesen wurde.
Bis zum Jahre 1892, in welchem Lorenz mit dem Titel eines
Sektionschefs in den Ruhestand trat, nachdem er schon 1873 zum
Hofrat ernannt worden war, entwickelte derselbe als Ministerialbeamter
eine rege Tätigkeit, welche hauptsächlich dem in seinen Wirkungskreis
fallenden Unterrichtswesen bezüglich der wissenschaftlichen Förderung
von Land- und Forstwirtschaft galt. Die forstlichen Versuchsanstalten
in Mariabrunn und Görz. die landwirtschaftliche Schule in Mödling
sowie die Weinbauschule in Klosterneuburg sind seiner Initiative zu
sroßem Dank verpflichtet und insbesondere muß die, man darf sagen
führende Rolle erwähnt werden, welche er bei der Gründung der
hiesigen Hochschule für Bodenkultur spielte.
Seine organisatorische und administrative Tätigkeit hinderte ihn
aber nicht, sich auch literarisch zu beschäftigen. Interessant sind in
dieser Hinsicht zunächst seine bodenkundlichen Arbeiten. Bereits im
Jahre 1866 verfaßte er eine Schrift über die Bodenkulturverhältnisse
Österreichs, welche er dann 1868 in erweiterter Form herausgab.
Er versuchte auch (1868) Grundsätze aufzustellen für die Herstellung
landwirtschaftlicher Bodenkarten. Dabei legte er besonderen Wert
auf die Unterscheidung von Bodenarten mit „nachschaffendem“ von
solchen mit nicht „nachschaffendem“ Untergrund und hat in einer zu
dieser Arbeit gehörigen Beilage durch seine Darstellung der Gegend
von St. Florian in Oberösterreich ein Beispiel für die Anwendung eines
Teiles dieser Grundsätze geliefert. Mit Heinrich Wolf zusammen
verfertigte er sogar eine Übersichtskarte der Bodenverhältnisse
Österreichs, die sich allerdings im wesentlichen als eine ins Petro-
graphische übersetzte geologische Karte auf Grund unserer älteren
Aufnahmen darstellte, aber immerhin als anregender Versuch gelten
konnte. Die Geologie schien ihm jedenfalls eine für die Bedürfnisse
der Land- und Forstwirte sehr bedeutsame Wissenschaft zu sein,
weshalb. er auch ein diesen Bedürfnissen angepaßtes Lehrbuch (1883)
über die geologischen Verhältnisse von Grund und Boden verfaßte.
Doch war er sich wohl bewußt, daß nicht bloß die geologisch-
petrographische Unterlage des Bodens, sondern auch andere Be-
ziehungen für die Land- und Forstwirtschaft von Bedeutung sind.
Sein Lehrbuch der Klimatologie für Land- und Forstwirte (1874) und
seine. Abhandlung über Wald, Klima und Wasser (1878) geben unter
anderem davon Zeugnis. Endlich wurde er auch durch die statistischen
Tatsachen, mit denen er durch das ihm im Ministerium übertragene
Referat bekannt wurde, zu Publikationen angeregt, und so veröffent-
lichte.er z.B., und zwar gleichsam als Muster für analoge Arbeiten, eine
Statistik der Bodenproduktion einiger Gebirgsabschnitte Österreichs.
1911 Sitzung vom 28. November. J. R. Lorenz v. Liburnan. 337
Auch gab er einen Atlas der Urproduktion Österreichs heraus, ein
weiterer Beweis des Bestrebens, die ihm zur Verfügung stehenden
Daten nicht unverwertet zu lassen.
Außer derartigen Betätigungen folgte er übrigens noch anderen
wissenschaftlichen Neigungen, die mit seinen bisher angedeuteten
Interessen nicht in ganz direkter Beziehung standen, sondern vorwaltend
physikalisch-geographische, hydrographische und biologische Fragen
betrafen. Zumeist handelte es sich dabei um Forschungsgebiete, die
um die betreffende Zeit von anderen Bevbachtern, namentlich in
Österreich wenig kultiviert wurden und für die er größere Anteil-
nahme zu erwecken wünschte.
Durch seinen Aufenthalt in Fiume war er auf die eigentüm-
lichen Wasserverhältnisse des Küstenlandes aufmerksam geworden
und hatte andrerseits ein lebhaftes Interesse für das Meer gewonnen.
Seine Mitteilungen über submarine Süßwasserquellen am österrei-
ehischen Litorale, über unterirdisch versinkendes Meerwasser (1866),
sowie über die Verbreitung der Organismen im Quarnero (1563) geben
unter anderem für dieses Interesse Zeugnis. Im Zusammenhange damit
stehen auch seine Brackwasserstudien an den adriatischen Küsten (1866),
denen übrigens analoge Studien an der Elbmündung (1863) voran-
gegangen waren. Er verfaßte auch Instruktionen zu den Beobach-
tungen über Temperaturen und Salzgehalt des Meeres für die öster-
reichischen Beobachtungsstationen an der Adria (1868). |
Derartige Beschäftigungen führten ihn dann unschwer auf ver-
wandte hydrologische Gebiete, wie auf das Studium von Flüssen und
Binnenseen. Im Jahre 1890 gab er eine Schrift über die Donau und
ihre Ablagerungen heraus. Es war dies der Vorläufer von den um-
fangreichen „Donaustudien“, die später in den Mitteilungen der hiesigen
k. k. geographischen Gesellschaft erschienen. Besonders zu erwähnen
ist hier dann voch seine Arbeit über den Hallstätter See (1898), wobei
die verschiedensten physikalischen und biologischen Verhältnisse dieses
Wasserbeckens auf Grund selbständiger Untersuchungen betrachtet
wurden. Die Erwähnung eines Aufsatzes über die Beurteilung des
Fahrwassers in ungeregelten Flüssen und eines Artikels über auto-
matische Hochwasserwarnungen wäre hier anzuschließen. In der
letzten Zeit beschäftigte sich Lorenz auch mit den auf die Färbung
des Wassers von Flüssen und Seen bezüglichen Fragen. Ein Abschluß
dieser Untersuchungen wurde jedoch nicht mehr erreicht.
Unter den sonstigen "Arbeiten des Verstorbenen gedenken wir
zunächst einiger speziell geologischer, nämlich seiner in unserem
Jahrbuch (1859) veröffentlichten geologischen Rekognoszierungen im
liburnischen Karste und seiner in unseren Verhandlungen (1881)
gegebenen Notiz über Terra rossa sowie eines in den Sitzungsberichten
der Wiener Akademie (1856, 22. Bd.) erschienenen Artikels über
die Entstehung der Hausrucker Kohlenlager. Nicht uninteressant
sind auch gewisse Untersuchungen (1890) über Temperatur und
Feuchtigkeit der Luft unter, in und über den Baumkronen des Waldes
und im Freiland. Endlich seien noch die kleineren Mitteilungen über
fossile Fukoiden (1890) und über die Schotterbildungen am See von
Gmunden erwähnt (1902) sowie eine landschaftliche Schilderung von
59*
338 Verhandlungen Nr. 18
Istrien, welche dem ‚Werke des Kronprinzen Rudolf „Österreich-
Ungarn in Wort und Bild“ einverleibt ist.
Die hier kurz erwähnten Veröffentlichungen mögen genügen, um
eine Vorstellung von der vielseitigen literarischen Tätigkeit des Ver-
blichenen zu vermitteln Eine vollständige und genaue Aufzählung der
an den verschiedensten Stellen abgedruckten Mitteilungen zu geben, die
hier genannt werden könnten, liegt nicht in meiner Absicht, zumal ich
erfahre, daß Herr Professor Brückner in den Mitteilungen der
k. k. geographischen Gesellschaft demnächst eine ausführlichere Dar-
stellung des wissenschaftlichen Wirkens von Lorenz zu bringen be-
absichtigt, welche wahrscheinlich von einem vollständigen Verzeichnis
der betreffenden Veröffentlichungen begleitet sein wird.
Die ausgedehnte Wirksamkeit von Lorenz würde aber allzu
unvollkommen gekennzeichnet sein, wenn ich zu erwähnen unterließe,
daß derselbe sehr tätig an dem wissenschaftlichen Vereinsleben in
Wien teileenommen hat. Der Adriaverein, die meteorologische Gesell-
schaft, als deren Präsident er eine Zeitlang fungierte und vor allem
die geograpliische Gesellschaft, deren Vizepräsident er durch lange
Jahre hindurch war und die ihn bis zu seinem Tode in der Liste ihrer
Ausschußmitglieder führte, zählten ihn zu ihren verdienstvollsten Mit-
gliedern. Seine von allem phantasievollen Schwung abgekehrte Denk-
weise mag manchem nüchtern vorgekommen sein, aber gerade sein
klarer Verstand und seine präzise Auffassung der zur Beratung ge-
langenden Gegenstände machten seine Mitwirkung stets wertvoll.
Hervorgehoben soll hier schließlich noch werden, daß Lorenz
seinerzeit auch zu den Lehrern weiland Seiner kaiserlichen Hoheit
des Kronprinzen Rudolf gehörte.
Mannigfache Auszeichnungen und die Erhebung in den Ritter-
stand waren der sichtbare Ausdruck für die Anerkennung seiner
Verdienste.
Bis zu seinem 80. Lebensjahre war Lorenz von lebendigster
Geistesfrische und er feierte um diese Zeit auch noch in einer für dieses
Alter seltenen Rüstigkeit das Fest der goldenen Hochzeit mit seiner
ihm erst vor etwa anderthalb Jahren im Tode vorausgegangenen hoch-
geachteten, weil durch vortreffliche Eigenschaften ausgezeichneten
Gemahlin. In den letzten 51/, Jahren war er freilich durch Lähmung
an das Krankenbett gefesselt. Er nahm aber noch lebhaft an allen Vor-
gängen Anteil und sprach gern mit alten Freunden über wissenschaftliche
und Vereinsangelegenheiten. Zeitweise, namentlich in der ersten Zeit
seiner Krankheit, befaßte er sich sogar noch mit allerhand Plänen
über zu unternehmende Arbeiten.
Zu der Ausführung solcher Pläne sollte es allerdings nicht mehr
kommen. Ein sanfter Tod setzte allen weiteren Wünschen und Be-
strebungen und einem. Leben ein Ende, dessen Ergebnisse nach jeder
Richtung reichlich genug ausgefallen sind, um dasselbe als ein nach
Maßgabe aller Umstände wohl ausgenütztes bezeichnen zu können.
FE. Tietze.
1911 Sitzung vom 28. November. B. Sander. 339
Eingesendete Mitteilungen.
B. Sander. Zum Vergleich zwischen Tuxer und
Prättigauer Serien.
Nachdem früher!) vom Verfasser in der Kalkphyllitgruppe des
Tauernwestendes paläozoische Glieder zum Teil in sicher tektonischer
Kalkphyllit- zum Teil in kristalloblastischer Kalkglimmerschieferfazies
unterschieden und mit Gliedern der Grauwackenzone verglichen worden
waren, wurde anläßlich einer Herbstreise in das Prättigau darauf ge-
achtet, ob sich gewisse andere, ebenfalls der Tuxer Kalkphyllitzone
tektonisch beigemischte Glieder in fossilführenden Serien des süd-
lichen Rhätikon wiedererkennen ließen. Im Vordergrund des Interesses
standen dabei die polygenen Breccien der Tuxer Voralpen, um so mehr,
als ein Hinweis?) auf die bedeutende Ausdehnung solcher Gebilde
und ihr zum Teil wenigstens posttriadisches Alter bei einem Versuche
Steinmanns?), die Tauernserien zu gliedern, noch unberücksichtigt
geblieben war und dieser Autor einen Unterschied zwischen Tauern-
und Graubündener Serien feststellte, welcher im Fehlen brecciöser
Entwicklung in ersteren bestanden hätte. Weiterhin schien ein direkter
Vergleich mancher Kalkphyllitglieder der Tuxer Zone (Lias Pichlers,
Rhät Rothpletz’, Pyritschiefer Frechs) mit Prättigauer Flysch er-
wünscht, nicht zuletzt als Richtschnur für weitere systematische Durch-
suchung der Tuxer Gebilde im Schliff. Und zum wenigsten eine solche
Richtschnur für die Suche nach Mikrofossilien in der Tuxer Zone hat
sich in der Tat für den Verfasser ergeben durch auffällige Anklänge
mikrobreceiöser Tuxer Einschaltungen an Lorenz’ Kreideflysch
mit Tristelbreecie (Masura-Falknis) und durch den Knötchenschiefern
Seidlitz’ (zwischen Luzein und Pany) und seinen äußerlich davon nicht
unterscheidbaren Globigerinenschiefern (Fenster in der Gruben bei
St. Antönien) ähnliche Tuxer Schiefer. Von letzteren Dingen soll
später erst, wenn die Beschaffung der nötigen Schliffe möglich wird,
die Rede sein und für jetzt das Vorhandensein der Graubündener
Breceiendecken-Glieder Steinmanns in den Tuxer Voralpen und
das Fragliche ihrer tektonischen Stellung daselbst den Inhalt der
folgenden Mitteilung ausmachen.
Bei den Begehungen in Graubünden hatte ich mich einer guten
Führung durch die Monographien von Lorenz*t) (Guscha-Falknis-
Seewis) Seidlitz°) (Antöniertal—Tilisunasee) und A. Rothpletz’®)
geologischen Führer (Cotschna) zu erfreuen.
t) 1910. Denkschrift. der Akad. und diese Verhandlungen Nr. 16.
2) Diese Verhandlungen 1910, Nr. 2.
3) G. Steinmann, Über die Stellung und das Alter des Hochstegenkalkes.
Mitteilungen d. Geol. Gesellsch., Wien 1919, 1I. Heft 4, pag. 285. Hierzu vergleiche
auch Welters Referat im Neuen Jahrb, f. Mineral., Geolog. usw. 1910, 2, pag. 424.
*%) Th. Lorenz, Untersuchungen auf dem Grenzgebiet zwischen ostalpiner
und helvetischer Fazies II. Der südl. Rhätikon. Berichte der Naturforscher-Gesell-
schaft zu Freiburg i. B. Bd. XII. 1902.
5) Dr. W.v. Seidlitz, Geologische Untersuchungen im östlichen Rhätikon.
Dieselben Berichte. Bd. XVI. 1906. 5
%) A. Rothpletz, Das Gebiet der zwei großen rhätischen Überschiebungen
zwischen Bodensee und dem Engadin. Sammlung geologischer Führer X. Alpen I.
Berlin, bei Bornträger 1902.
340 Verhandlungen. Nr. 15
Die Vermutung, daß die Breceiendecke des südlichen Rhätikon
in den Tuxer Voralpen stratigraphisch vertreten sei, stützt sich auf
die außerordentliche lithologische Ähnlichkeit der Breccien und darauf,
daß sie dieselben Begleiter haben. Zunächst drängten sich bezüglich
der Breccien selbst folgende Vergleiche besonders auf.
Was die lithologische Ausbildung anlangt, finde ich namentlich
Grafmarter Breccie ident mit Tilisunasee-Breccie, sehr ähnlich mit
Cotschna-Breccie. Alle drei sind stark verquarzt und enthalten dichten
hellgrauen Dolomit, dichten dunklen Dolomit, dunkle hornsteinartige
Gebilde, okerig anwitternden Dolomit, ähnlich dem die Tristelbreccie
öfters bezeichnenden. Cotschna-Breccie und Grafmarter Breccie haben
noch einen kristallinen hellgrauen Dolomit gemeinsam; die Cotschna-
Breceie führt mehr kristalline Komponenten als die anderen genannten.
Eine äußerst silikatreiche, durch gemeinsame Komponenten einen litho-
logischen Übergang zu Verrucano bildende Breccie von der Cotschna
gleicht ununterscheidbar einer Ausbildung am Eiskarspitz, welche
letztes Jahr in diesen Verhandlungen !) angemerkt wurde. Die Tilisuna-
Breccie enthält mehr Kalk als die vom Grafmarter.
Die Begleiter der polygenen Breccien spielen bei unserem Ver-
gleich eine nicht außeracht zu lassende Rolle. So finde ich z. B. die
nach einer freundlichen mündlichen Mitteilung Herrn A. P. Youngs
durch Hämatit rotgefärbten Schiefer der Tarntaler Kögel (z. B. unter
dem Reckner Serpentin gegen Navis) unter den Quartenschiefern mit
Radiolarit Rothpletz’ (l. ec. pag. 117) an der Cotschna bei Klosters
wieder; hier wie dort in Gesellschaft von Verrucano und polygener
Breccie (bezüglich dieser siehe oben). Ferner verdient wenigstens
angemerkt zu werden, daß die karbonischen Eisendolomite F. E. Suess’
in den Tuxer Voralpen in ununterscheidbar gleicher lithologischer
Ausbildung als Begleiter, oder, wie es mir schien, als Teile von
Rothpletz’ Rötidolomit der Cotschna vorkommen ?).
An der Cotschna finden wir neben Verrucano, welcher ganz dem
bekannten roten Südtiroler Verrucano gleicht, dieselben weißen permo-
triadischen Quarzite, wie in der Tuxer Zone, und von Rothpletz
als Liasschiefer bezeichnete Kalkphyllite, welche mit ihren kleinen
brecciösen Linsen niemand von den Kalkphylliten unterscheiden kann,
welche Adolf Pichler vor so langer Zeit im Gebiet Tarntal-Tux-
Schmirn Lias nannte. Man sieht am Gipfelbau des Falkvis die (nach
Lorenz tithonischen) Falknisbreceien ganz nach Art der Breceien
zwischen Hippold und Kalkwand (Tux), aber viel ungestörter mit
Lettenschiefern wechseln mit identen bräunlichen Glanzschiefern; und
man hat, von der Masura her den Falknis ersteigend, als weiteren
Begleiter Lorenz’ „Kreideflysch‘ — Kalkpbyllite mit Tristelbreecien
R 1910, Nr. 2. Die dort wenigstens als Möglichkeit noch in Betracht gezogene
gänzlich endogen- tektonische Entstehung der Tarntaler Breccie glaube ich nach
Auffindung mehrerer konglomeratischer Typen ausschalten zu können. Auch für
die Mischtypen Verrucano-Tarntaler Breccie kommt die Möglichkeit sedimentärer
Aufarbeitung des Verrucano in Betracht.
2) Es wurde vom Verfasser bereits andernorts (Denkschrift der Akad. ]. c.) auf
einiges hingewiesen, was einen Vergleich der karbonischen (?) Eisendolomite Mit
dem permischen (?) Schwazer Dolomit ins Auge fassen heißt.
1911 Sitzung vom 28. November. B. Sander. 341
durehschritten und sich dabei an einzelne Einschaltungen in den
Tuxer Kalkphylliten erinnert !).
Die vollkommenste Wiederkehr der Tarntaler Serie aber trifft
man bei einer Begehung des Profils St. Antönien—Tilisunasee. Man
findet letzternorts Serpentin mit brecciösem Triasdolomit wie in den
Tarntalern. Dazu die, wie oben ausgeführt, von der Naviser Breceie
am Grafmarter nicht unterscheidbare polygene Breccie in Gesellschaft
typischen Tarntaler Kalkphyllits und weiter den Diorit des Seehorns,
welchen ich makroskopisch der markanten Amphibolitgruppe Sarntaler
Weißhorn (Maulserzone), Tuxerjoch, Patscherkofel vorläufig anreihe. An
beiden erstgenannten Lokalitäten treten diese auffälligen Amphibolite
als Nachbarn von breceiösem Kalkphyllit und Triasdolomit auf (Seiter-
bergtal bei Sterzing und Tuxerjoch — Hintertux) und wenn man noch die
Hypothese bedenken will, daß vielleicht die Sailekalke einmal auch
ihrem Gegenüber, dem Patscherkofel, auflagen, so wäre dazu anzu-
merken, daß alsdann auch die Patscherkofel-Amphibolite die Nachbarn
breceiöser Gebilde (polygene Breccie des Kreitergrabens an der Saile)
und von demselben Dolomit wie am Hohen Nopf in Hinterschmirn
(= unterer Tribulaundolomit = Gschößwand bei Mayerhofen, wahr-
scheinlich = Pfitscher Dolomit) begleitet gewesen wären; denn auch
diesen sehr bezeichnenden Dolomit finden wir an der Sailebasis (Kreiter-
graben, Mutterer Alm).
Einer Erörterung der Frage nach der tektonischen Stellung der
oben angedeuteten stratigraphischen Aquivalente von Steinmanns
Breceiendecke im Rhätikon muß der Wichtigkeit des von Steinmann
neu angeregten Themas entsprechend eine kurze Notiz über die Ab-
weichungen meiner bisherigen Erfahrungen von seiner Seriensystematik
vorausgehen ; wobei ich mich an die oben erwähnte Arbeit und Welters
Referat halte, dessen Tabelle man ]. e. vergleichen muß,
Offenbar soll die als „Schema (Ref.)* bezeichnete Tabelle zeigen,
daß im Tauernfenster manche Decken mit entsprechend ausgebildeten
Gliedern wie in Graubünden aufeinanderfolgen; oder mit anderen
Worten, was sub „Tauernfenster* in der Tabelle aufgezählt ist, soll
doch wohl die Reihenfolge der Decken am Tauernfenster sein: und
Welter hat nicht nur darauf hinweisen wollen, daB es im Tauern-
fenster stratigraphische Aquivalente der Graubündner Serien-
glieder überhaupt gibt? Ichrechne demgemäß mit Welters Vermutung,
daß.Quarznetzmarmor die Stellung einer oberen Klippendecke am Tauern-
westend einnehme. Nun wäre es für jemanden, der am Tauernwestend
nur solange sucht, bis er eine obere Klippendecke (obere Hochstegen-
decke) gefunden hat, unschwierig, eine solche zu finden, und zwar in
besserer Form: denn als Quarznetzmarmor, nämlich in Form einer der
manchmal mehrfachen Wiederholungen des Hochstegenkalkes. Der Quarz-
1) Zur weiteren Bearbeitung dieser Frage bedarf es eines gewissen Aufwandes
an. Schliffen, welcher derzeit nocb nicht zur Verfügung. steht. Wegen der letztes
Jahr vermerkten Anklänge der Kalk- und Lettenschiefer aus der. Tarntaler und
Tuxer Zone an die Pyritschiefergruppe Uhligs in den Radstätter Tauern möchte
ich auch eine besondere Achtsamkeit auf die Beteiligung brecciöser bis mikro-
breceiöser und Mikrofauna führender Einschaltungen an der erwähnten Radstätter
Gruppe für keine verlorene Mühe halten.
-
342 Verhandlungen. Nr. 15
netzmarmor aber ist als eine in erster Linie für die Basis des Hoch-
stegenkalkes bezeichnende Bildung aus seiner tektonischen Stellung
in Welters Tabelle als Vertreter einer oberen Klippendecke zu
streichen. Steinmann selbst bat sich übrigens damit begnügt, an-
merkungsweise lithologische Analoga zum Quarznetzmarmor aus dem
Falknistithon zu erwähnen. Trotz dieser Ähnlichkeit, welche ich
nach Befunden zwischen Guscha und Luziensteig und am Falknis-
gipfel zugebe und welcher die Quarzknollen und -spindeln (kristallinen
Hornsteinen wohl entsprechend) im Hochstegenkalk und seine Anklänge
an belemnitenführenden Radstätter Tauernjura sowie neuere Funde
brecceiöser Begleiter (kahler Wandkopf, Saxalpe) angereiht seien,
gelange ich im Hinblick auf die Anklänge des Tuxer Marmors und
seiner graphitisch konglomeratischen Begleiter (vergl. diese Verhand-
lungen 1910, Nr. 16) an Sunkkarbon derzeit noch nicht zu einer Ent-
scheidung.
Was Steinmanns Vergleich dieser Marmore mit Sulzfluhtithon
anlangt, so finde ich nach Begehung der Sulzfluhhalden keine Ahn-
lichkeit dieser Fazies mit Hochstegenkalk und vermißte dort namentlich
die so häufige graphitische Dunkelfärbung des Tuxer Marmors, nach
ihrem Auftreten in Lagen wohl ein primäres, wenigstens aber ein
prätektonisch erworbenes Merkmal.
Die einzelnen Blöcke gelber, dolomitischer Marmore und Rauh-
wacken, welche Steinmann in Gesellschaft des Hochstegenmarmors
fand, können meines Erachtens nichts anderes als Pfitscher Dolomit sein.
der ja den Tuxer Marmor fast stets begleitet: unter demselben, in dem-
selben eingefaltet, über und in den hangenden Kalkphylliten wieder-
kehrend. Dieser Pfitscher Dolomit ist, wie früher bereits !) ausgeführt,
weder für den hochkristallinen Mantel des Hochfeiler, noch für die Hülle
des Tuxer Gneisastes mit ihren Porphyroiden und Konglomeraten, noch
für die Kalkphyllite, noch für Telferweißen-Tribulaun-Gschößwand-Saile-
basis charakteristisch, sondern allen genannten gemeinsam. Das ist der-
zeit wohl sicherer als seine Gleichstellung mit dem (an der Cotschna
unähnlichen) Rötidolomit und für unser Schema insofern von Belang, als
die „Untere ostalpine Decke“ dieses Glied gemeinsam hat mit allen
übrigen „Decken“ am Tauernwestende, das heißt mit der Breccien-
decke, mit der rhätischen Decke und mit der Klippendecke und
deren Unterschiede verwischen hilft.
Wir haben damit die Beantwortung der ersten Frage begonnen,
welche wir an das Steinmann-Weltersche Schema anschließen,
nämlich der Frage: Gibt es am Tauernwestende übereinanderliegende
Serien, welche sich in ihren Gliedern so unterscheiden, wie dies
bezüglich der Graubündner Serie (Klippendecke, Brecciendecke,
rhätische Decke) angenommen wird? Und wir haben diese Frage bezüglich
des Pfitscher Dolomits als Serienmerkmal bereits verneint. Ehe wir
sie aber weiter verfolgen, ist zu bedenken, daß man dabei von vorn-
herein mit der Möglichkeit einer bedeutenden Komplikation einer als
Decke zusammengefaßten und durch gewisse Glieder charakterisierbaren
Serie zu rechnen hat: mit der Möglichkeit vielfacher Wiederholungen
1) Denkschrift d. Akad. |. c.
1911 Sitzung vom 28. November, B, Sander. 343
in dieser ‚Decke, wofür die für unser Gebiet z. B. noch nicht hin-
länglich vorurteilslose Bezeichnung Teildecken besteht.
Durch die Aufteilung einer Decke in Teillecken könnte manchmal
unter Umständen sogar ihr Deckencharakter nachträglich wieder fraglich
werden; jedenfalls aber wird unsere Anschauung vom Mechanismus
des Vorganges wesentlich berührt: eine bezüglich ihrer Mechanik
oft nicht leicht erfaßliche Bewegung wird in zusammenwirkende Teil-
bewegungen aufgelöst. Hier frägt es sich aber nicht,ob wirklich über
einer Hochstegendecke am Brenner immer gleich die rhätische Decke
liege, sondern ich lasse, wo sich erstere mehrfach wiederholt, einmal
die Hochstegen„decke* geteilt sein und behalte weiteres einer Dar-
stellung der Tektonik der fraglichen Gebiete vor. Dann stellt sich
die Frage so: Lassen sich bei der Auffassung der am Tauernwestende
nachgewiesenen Komplikationen!) als Teildecken, Teildeckengruppen
unterscheiden, deren charakteristische Glieder sie voneinander unter-
scheiden nnd im Sinne des genannten Welterschen Schemas Stein-
manns Bündnerdecken an die Seite stellen lassen. Dies ist nun, wie
die fortschreitende Analyse mehr und mehr ergibt, in einem. geringen
Grade der Fall und es haben die in dem zitierten Profil meines ersten
Akademieberichtes als Hauptzone der Phyllite und Hauptzone der
Grauwacken zusammengefaßten Gruppen noch einige, schwer auffindbare
gemeinsame Einschaltungen aufgewiesen, welche von hier aus von
Interesse sind.
Durchschreiten wir der Kürze halber das der Arbeit in den
Denkschriften beigegebene Übersichtsprofil von den Tuxer Gneisen
gegen Nord?) und behalten wir dabei Steinmann-Welters Schema
im Auge.
Man sieht im Profil etwas von der Komplikation dieser Zone,
an welcher in östlicheren Schnitten (Krierkar) am Nordrand der Gneise
entspringende, nach Nord überschlagene, nach NW gerichtete Über-
faltungen (auch der Gneise selbst) auch mit erhaltenem „Wurzel“-
Scharnier beteiligt sind; so daß der Auffassung dieser Komplikation
als Teildecken hier wenigstens nichts im Wege steht).
Wie steht es aber mit dem Material dieser Serie und ihren
Anklängen an die zu erwartende RKlippendecke, deren Glieder wir im
Schema aufgezählt finden? In unserer Serie finden wir *) wie ein Karten-
spiel, aber mit vielfachen Wiederholungen und ohne im Streichen
konstante Folge gemischt:
1. Hochkristallin: Knollengneise (Zentralgneise), karbonat-
reiche Gneise cf. umkristallisierten Grauwacken, Greiner Glimmer-
schiefer (Amphibol, Rhätizit, Ankerit, Kalzit, Graphit), Quarzit,
Glimmermarmor (Tuxer Marmor) und (Pfitscher-\Dolomit. Im ganzen
vermutlich Karbon bis Mesozoikum (Trias, Jura?).
1) Denkschriften d. Akad. ]. c. (siehe Profil).
2) Eine ausführliche Darstellung des Baues dieser Zone ist in Vorbereitung.
3) Vgl. auch das ].c. beigegebene Bild der liegenden Falten der Schöber-
spitzen.
#) Vgl. die zwei zit. Arbeiten d. Verf.
K. k. geol. Reichsaustalt. 1914. Nr. 15. Verhandlungen. 58
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1911 Sitzung vom:28. November, B. Sander. 345
2. Weniger oder nicht umkristallisiert:
Konglomerate, Tonschiefer und Sandsteine mit Graphit (Karbon ?),
Porphyroide, Arkosen, Quarzite (Permokarbon ?, ef. Verrucano und
steirische Grauwackenzone, polygene Breecien (jünger als Trias?).
3. Kalkphyllit- und Quarzphyllitfazies, Spuren von Kalkbreccien,
Rauhwacken, Weißhorn-Amphibolit, Grünschiefer, Mikrobreccien.
Bezüglich 1 ist es wahrscheinlich, daß es (z. T. prätektonisch-)
metamorphe Fazies von 2 enthält !).
Man ersieht aus dieser Aufzählung und Welters Tabelle ohne
weiteres, daß lie „Parallelisierung Graubündens mit dem Tanernfenster“
noch nicht „vollzogen“ ist, sondern mancher Weiterarbeit an beiden Orten
bedarf; derzeit ist unsere Serie mit der Bündner Klippendecke noch
nicht parallelisiert.
Wir gelangen im Übersichtsprofil (l. e.) zur Hauptzone der
Phyllite, in Welters Tabelle zur Brecciendecke, welche nach der-
selben im Tauernfenster nicht entwickelt wäre. Es wäre also zunächst
die Tuxer „Hauptzone der Phyllite“ auf ihre Eigenschaften als rhätische
Decke zu prüfen. Ihre Komplikation halte ich für nicht geringer
als die der eben besprochenen Liegendserie, ein Nachweis von
Scharnieren ist bisher nicht gelungen, ihre Glieder sind vielfach nach-
weislich umgefaltet und tektonisch phyllitisiert zum Teil Beckesche
Diaphthorite, das heißt. etwa Mylonite kristalliner Schiefer. Diese
Serie enthält (wenn auch nicht alles gerade in unserem Schnitt), soweit
ihre: besonders schwierige, noch nicht abgeschlossene Analyse bisher
gelangt ist, mylonitische Albitphyllite mit Helizitstruktur, vom Typus
der Schieferhülle am Hochfeiler. Dem Verf. ist deren Charakter als
verschleppte prätektonisch metamorphe Schieferhülle wahrscheinlich.
Ferner Kalkphyllite, kalkfreie Glanzschiefer bis Quarzphyllite, Pfitscher
Dolomit, Grünschiefer, Magnesit, Quarzit, Diese Serie mischt sich
(vgl. Profil ]. e.) allmählich mit den Tarntaler Gebilden durch tek-
tonische Einschaltung von deren Quarziten und Breccien. Als Alter
ihrer Glieder dürfte mit einiger Wahrscheinlichkeit Karbon bis Meso-
zoikum angenommen werden. Ob sie eher der rhätischen oder der
Brectiendecke angehört, sei vorläufig Kennern der beiden zu ver-
muten überlassen, da ich die Schamser Schichtfolge nicht kenne.
Jedenfalls aber treten, und damit schließt dieser Vergleich, die
der Brecciendecke am Tilisunasee so ähnlichen Gebilde, daß ich davon
ausgehend eine stratigraphische Vertretung der Brececiendecke in den
Tuxer Alpen annehme, als Glieder einer über der fraglichen rhätischen
Decke liegenden Gruppe auf und ordnen sich nicht in das Stein-
mann-Weltersche Schema, nach welchem wir sie über der
Klippendecke gesucht hätten.
Und was nun endlich die tektonische Stellung der polygenen
Breceien betrifft, über welche erst nach Abschluß der Ohnesorge-
schen (Gerlos) und Hartmannschen (Tarntaler Kögel) Untersuchungen
das letzte Wort zu sagen sein wird, so sei hier noch ein Profil beigefügt,
welches einige wichtige Daten enthält.
1) Vgl. Denkschriften 1. c. Tabelle.
B3*
346 Verhandlungen. Nr. 15
Man trifft, von Süden der Kalkwand entgegensteigend die große
Serie der Kalkpbyllite und Glanzschiefer mit Einschaltungen von Tarn-
taler Dolomit und Quarzit (siehe weiter westlich im Geierspitzprofil l. c.).
Darüber betreten wir die (normale?) Schichtfolge der Kalkwand. Die
polyzenen Breccien liegen hier zwischen Verrucano und Breceien-
dolomit, in Gesellschaft sattbraun und dunkelgelb mit Glimmer-
schmitzen anwitternder Mergelschiefer!) bis Kalke und dunkler
Lettenschiefer.
Verrucano, polygene Breccie und pyritführenden Glanzschiefer
(ef. Sailebasis!) treffen wir sodann nördlich vom Torjoch in der schon
einmal beschriebenen Weise ineinandergestaucht und -gefaltet und
noch weiter nördlich auf dem Breceiendolomit; unter letzterem aber
die normale (?) Folge der Kalkwand bis zum Verrucano. Die Grenze’
zwischen Kalkphyllit und dem darüberliegenden Quarzphyllit fälit
(siehe Profil), wie aus der Neuaufnahme hervorgeht, sehr flach gegen
Norden.
Was die tektonische Deutung dieses Schnittes anlangt, so scheinen
wir die zwei starken Stauungen (nördlich vom Torjoch und am Hippold)
schon auf Grund der eingezeichneten Linien, welche ganz einfach
Gleiches verbinden, ersichtlich genug; ebenso die auch von F. E.
Sueß angenommene Bewegungsrichtung gegen Nord. Im übrigen
aber stehen wir folgenden Fragen gegenüber.
F. E. Sueß hat angenommen, daß die Tarntaler Gebilde primär
sowohl auf Kalkphyllit als auf Quarzphyllit liegen. Neben dieser
derzeit für unseren Schnitt, namentlich vor Publikation der Tarn-
taler und Gerloser Profile noch keineswegs ausschaltbaren Deutung,
besteht die Möglichkeit, daß dıe Tarntaler Gebilde zur Kalkphyllit-
serie gehören und auf den Quarzphyllit überfaltet liegen. Auch in
letzterem Falle aber erwachsen für die Auffassung der polygenen
Brececien (cf. Breceiendecke Steinmanns) als Bestandteile des
Tauernfensters Schwierigkeiten. Insofern als wir, etwa mit E. Sueß,
auch hier eine nach der Deckenbildung erfolgte UÜberfaltung des
Lepontinums über den ostalpinen Quarzphyllitrahmen des Tauernfensters
annehmen müßten. Diese letztere Hypothese aber scheint denı Verf.
gegenwärtig noch mehr bloßer Ausweg als durch direkte Hinweise stützbar
und die schnelle Anwendung prinzipiell bedenklich. Denn man geht dabei
vielleicht allzuleicht über die Tatsache hinweg, daß manche Gebilde
des Brennermesozoikums, statt einer Hauptserie als Deckenglieder ein-
geschaltet zu bleiben, sowohl dem Lepontinum als dem Ostalpinum
(im bisherigen Sinne) aufliegen.
Diese Tatsache ist vielleicht auch das Auffallendste an Ter-
miers Tribulaunquerschnitten und der Ausgangspunkt für eine Revision
der über die tektonische Stellung dieser Gruppe bisher geäußerten
Ansichten.
!) Gauz dieselben Gebilde liegen bei Mauls zwischen Verrucano und Maulser
Dolomit. Vielleicht sind manche polygenen Breccien die tiefsten Vertreter der
Trias (?).
1911 Sitzung vom 28. November. Fritz v. Kerner. 347
Vorträge.
Fritz v. Kerner. Einfluß geologischer Verhältnisse
auf die Quellentemperaturen in der Tribulaungruppe.
Für die einzelnen Arten von Quellen eines Gebirges läßt sich
die Temperatur meist nicht als stetige Funktion der Seehöhe und
Exposition darstellen. An eine bestimmte Schichtgrenze gebundene
Quellen treten bei flacher Lagerung nur in einer bestimmten Höhe
auf; in gefaltetem Terrain erscheinen sie dagegen, wie auch an
Längsstörungen geknüpfte Quellen, oft auf die zum Schichtstreichen
normalen Richtungen der Windrose beschränkt. Auch manche Arten
von Schuttquellen, zum Beispiel Karschuttquellen, sind nur bestimmten
Gehängezonen eigen. Geologischen Studien über Quellenthermik ist
so, da eine Gesamtlösung der Aufgabe, die Anderung der Quellen-
wärme mit der Exposition nnd Seehöhe in ihrer Abhängigkeit von
Grund und Boden darzustellen, unerreichbar scheint, das Ziel enger
gesteckt. Man muß den Einfluß der Exposition und Seehöhe auszu-
schalten suchen und danach trachten, für einzelne Gehängerichtungen
und Höhenlagen ein möglichst vollständiges Bild der geologisch be-
dingten Unterschiede der Quellenwärme zu gewinnen. Bei Beschränkung
auf einzelne Höhenlagen erreicht man auch eine Elimination des nicht
unbedeutenden Einflusses der Bodenbedeckung auf die Quellenwärme.
Der Umstand, daß es in den Alpentälern an tieferen Gehängen fast nur
Quellen mit waldbedecktem, in den höheren Lagen nur Quellen mit
waldlosem Sammelgebiete gibt, bedingt es, daß man durch Zusammen-
stellung beider ohnedies kein reines Bild des Einflusses der Seehöhe
auf die Quellenwärme gewinnt.
Ich habe im verflossenen Sommer eine quellenthermische Unter-
suchung der vorgenannten Art in meinem Aufnahmsgebiete westlich
vom Brenner durchgeführt. Als hierfür am meisten geeignet, wählte
ich die Südflanke des Gschnitztales, wo auf engem Raume in bezug
auf Quellengenesis eine größere Mannigfaltigkeit besteht als in irgend-
einem der benachbarten Täler. Der Aufbau des Gebietes: ein Sockel
aus kristallinem Schiefer mit aufgesetzten, von Pyritschiefer durch-
zogenen Schollen von Dolomit und darüber gebreiteten Decken von
Kalk- und Quarzphyllit und Quarzkonglomerat bedingt das Vorkommen
sehr verschiedener Gesteinsquellen und bei der Art, wie dieser viel-
stöckige Bau durch glaziale und postglaziale Ausräumung und -Auf-
schüttung gestaltet wurde, tritt auch eine Fülle von Schuttquellen-
formen auf.
Versuchsanordnung.
Exposition der Quellen. Es empfahl sich, die Unter-
suchung nicht auf die Quellen mit genau nördlicher Lage zu be-
schränken, sondern auf alle im Nordquadranten der Windrose liegenden
auszudehnen. Das Einzugsgebiet kaun auch bei genau nördlich expo-
vierten Quellen zum Teil nach einer zu Nord benachbarten Richtung
geneigt sein und umgekehrt bei Quellen an NW- und NO-Hängen
teilweise genau gegen Mitternacht sehen. Es kann auch sein, daß
besonderer Reliefverhältnisse wegen ein nicht genau nordwärts geneigter
348 Verhandlungen. Nr! 15
Hang die wenigste Sonnenstrahlung empfängt oder sich an ihm größere
Schneemassen sammeln als am Nordhang, die für den Boden zwar im
Winter einen besseren Kälteschutz, im Frühling aber eine reichlichere
Kältezufuhr bedeuten. Es sind so Umstände vorhanden, die es
bedingen können, daß Quellentemperaturen auf kleine . Expositions-
unterschiede noch nicht reagieren, so daß man besser von der Quellen-
temperatur auf einem Sektor der Windrose als von der Quellenwärme
an einer Exposition sprechen kann. Einzelne Azimute in Betracht zu
ziehen, erscheint bei Studien über Bodentemperaturen am Platze.
Dort hat man es in der Hand, die Stelle für das zu versenkende
Thermometer so zu wählen, daß in dessen Angabe die einer be-
stimmten Exposition (und Inklination) entsprechende Bodenwärme rein
zum Ausdrucke kommt. Während in geophysikalischer Hinsicht auch
zunächst die Kenntnis solcher Werte angestrebt wird, ist es für geo-
logische und pflanzengeographische Zwecke überhaupt vorteilhafter,
Boden- und Quellentemperaturen für Sektoren der Windrose statt für
einzelne Azimute zu ermitteln. Der im ersteren Falle erhaltene Wert
hat für größere zusammenhängende Flächen Geltung, während sich
der für eine einzelne Exposition gewonnene nur auf zerstreute: Ge-
hängeparzellen, die genau in der betreffenden Windrichtung liegen,
bezieht. Vereinigt man mit den Quellen der Nordseite auch noch jene
der NW- und NO Seite, so delint man die Mittelbildung ‚allerdings
über mehr als einen Quadranten der Windrose aus, da ja zum Beispiel
bei einer Quelle der NW-Seite das Einzugsgebiet zum Teil, gegen
WNW exponiert sein kann. Man greift daun wohl über jenen Kreis-
bogen hinaus, innerhalb dessen die Quellentemperaturen auf Expo-
sitionsunterschiede noch nicht reagieren und erhält einen höheren
Temperaturwert als man für den Nordquadranten allein bekommen
würde. Bei einer Feststellung der Expositionsamplitude der Quellen-
temperatur würde dies einen kleinen Fehler bedingen; in unserem
Falle könnte dieses Hinausgreifen nur dann von störendem Einflusse
werden, wenn die Quellen der unterschiedenen, genetischen Typen
über den Nordquadranten in sehr verschiedener Weise verteilt sind
oder wenn diese Typen nur durch einzelne Quellen Vertretung finden,
die innerhalb des Nordquadranten eine sehr ungleiche Lage haben.
Die Wahl des Nordquadranten der Windrose war für eine Unter-
suchung wie die von mir vorgenommene auch insofern passend, als
dort wegen der größeren Bergfeuchtigkeit die Gefahr geringer ist,
einen Teil der vorhandenen Quellen wegen ihres Versiegens im Spät-
sommer für die Messung zu verlieren. Dieser Vorteil kam gerade
im verflossenen, ungewöhnlich trockenen Sommer zur Geltung. Nur
eine kleine Zahl von Quellen entzog sich durch ihr Verschwinden
einer Messung bis in den Herbst hinein, wogegen an den gegenüber-
liegenden Hängen schon vielenorts Wassermangel eintrat.
Seehöhe der Quellen. Zur Bestimmung der.Seehöhe der
Quellen fanden bei allen Temperaturmessungen auch Aneroidablesungen
statt, aus denen sich mit einer für das benützte Instrument von mir
schon früher ermittelten Tabelle aus den Druckdifferenzen gegen zwei
Talstationen die Höhenunterschiede gegen dieselben ergaben. Zur‘
Messung von Druckdifferenzen gegen Höhenstationen bot. sich nur
1911 Sitzung vom 28. November. Fritz v. Kerner. 349
selten Gelegenheit, da quellengeologische Exkursionen meist nicht bis
zu Sätteln oder Gipfeln führen und auf Gehängepunkte bezügliche
Koten in den Aufnahmsblättern äußerst spärlich sind. Die gewonnenen
Höhenzahlen (je drei für eine Quelle) stimmten bei manchen Quellen
unter sich gut überein, bei anderen hielten sich die Differenzen
in mäßigen Grenzen, bei einigen erreichten sie aber 50 m und etwas
darüber.
Als durchschnittliche mittlere Abweichung ergab sich 13°3 m, was
bei drei Messungen einem durchschnittlichen wahrscheinlichen Fehler
des Mittels von + 7’l m entspricht. Die erhaltenen Höhen konnten
so im Allgemeinen als bis auf 20 m genau betrachtet werden; ich
habe sie aber zunächst nur auf Dekameter abgerundet und den
Umstand, daß sie weniger genau sind, bei ihrer Verwertung ent-
sprechend , berücksichtigt (siehe unten).
Für jene Quellen, die in der Nachbarschaft markanter Stellen
des Gebirgsreliefs liegen, konnten bis auf 10 oder 20 m abgerundete
Höhenzahlen auch aus den Aufnahmsblättern entnommen werden.
Da die Isohypsenzeichnung dieser Blätter auf relativ wenige baro-
metrisch bestimmte Fixpunkte basiert ist, dürften die wahrschein-
lichen Fehler der so gefundenen Quellenhöhen den Fehlern der nach
dem ersten Verfahren bestimmten Höhen kaum nachstehen. Als
mittlere Differenz der aneroidisch bestimmten Höhen gegen die aus
der Isohypsenkarte erhaltenen ergab sich bei 52 Quellen — 10°5 m.
Auffallend große Differenzen, bis über 50 m, zeigten sich bei einigen
hochgelegenen Quellen.
Bei der Vertretung des Standpunktes, daß für die thermische
Bewertung einer Quelle die mittlere Exposition ihres Einzugsgebietes
von größerem Belange sei als die Exposition der Quelle selbst, könnte
man zur Ansicht neigen, daß für jene Bewertung auch die mittlere
Seehöhe des Einzugsgebietes mehr in Betracht komme als die Höhe
des Quellortes. Die mittlere Höhe ließe sich aber für das Sammelgebiet
einer Quelle wohl noch schwerer einwandfrei feststellen oder auch nur
schätzen als die mittlere Exposition. Auch könnte hier, da diese Mittel-
höhe fast stets über die Höhe der Quelle zu liegen käme, keine Kompen-
sation entgegengesetzter Abweichungen Platz greifen wie betreffs der
Exposition. Der Vorteil, einen im Prinzip besser begründeten Wert
zu erhalten, würde so durch den Nachteil einer sehr mangelhaften
Ermittlungsmöglichkeit desselben mehr als aufgewogen. Dagegen wird
man den Umstand, daß sich in den Temperaturen absteigender Gebirgs-
quellen die mittleren Bodentemperaturen eines höheren Niveaus als
desjenigen der Quelle widerspiegeln, in Betracht zu ziehen haben,
wenn man die Temperaturen solcher Quellen mit den Angaben von
neben ihnen versenkten Erdbodenthermometern vergleicht.
Die Ausschaltung des Einflusses der Seehöhe erfolgte bei den
vorzunehmenden Betrachtungen in der Weise, daß die Temperaturen
der in eine Zone von 20 m Breite fallenden Quellen unverändert
belassen wurden und jene der in die beiderseitigen Nachbarzönen
von gleicher Breite fallenden Quellen eine Korrektion um + 01°
erfuhren. Diese Korrektion war etwas größer als die für den Ge-
samtdurehschnitt erhaltene Wärmeänderung pro 20 m im Betrage von
350 Verhandlungen. Nr. 15
0:08° (entsprechend einer Anderung um 1° pro 250 m). Der noch
verbleibende Fehler einer so korrigierten Temperatur sollte dann
0°1° nicht übersteigen !).
Temperatur der Quellen. Die von mir erzielten Tempe-
raturnachweise bestanden für jede in Betracht gezogene Quelle in
drei Messungen, von denen die erste zwischen dem 25. Juli und
3. August, die zweite zwischen dem 28. August und 2. September,
die dritte zwischen dem 25. und 30. September stattfand. Die Diffe-
renzen zwischen je zweien dieser Messungen waren im Durchschnitte
groß genug, um eine Reduktion der Temperaturen auf gleiche und
gleich weit abstehende Termine (30. Juli, 30. August, 30. September)
notwendig zu machen. Sie waren aber nicht so groß, daß die Frage
nach der Reduktionsmethode besondere Wichtigkeit erlangt hätte.
Extrapolationen durch Kurvenziehungen aus freier Hand wären, auch
wenn sie das Richtige treffen konnten, bei bloß drei Fixpunkten will-
kürlich gewesen. Durch Verlängerung der zwei benachbarte Fix-
punkte verbindenden Geraden erhielt ich bestimmte und — da es
sich nur um kurze Verlängerungen handelte — auch noch zulässige
Werte.
Die zeitliche Verteilung der drei Messungen (welche in ihrer
Vornahme während einer spätsommerlichen geologischen Aufnahms-
kampagne begründet war) schloß es aus, jenen Temperaturwert zu
erhalten, dessen Kenntnis meist das Hauptziel aller Beobachtungen
von Boden-, Luft- und Wassertemperaturen ist: das Jahresmittel.
Denn die Bestimmung dieses Mittels aus nur wenigen Messungen setzt
voraus — wie die von meinem seligen Vater in Tirol durchgeführten
Studien ergaben — daß die Messungen teils zu einer früheren, teils
zu einer späteren Jahreszeit erfolgen als zwischen Ende Juli und
Ende September ?).
Es kamen so für den Vergleich nur folgende Größen in Betracht:
der Ausdruck (ft + %, + 1,):3 als Durchsehnittswert der Quellen-
temperatur für die Zeit von Mitte Juli bis Mitte Oktober, eventuell
auch der Ausdruck (4, + 2%, + t3):4 als Mittel der Monate August
und September und die für einen bestimmten Termin innerhalb dieses
Zeitraumes sich ergebende Temperatur, und zwar am besten die für
dessen Mitte geltende.
Die Bestimmung der Mittelwärme für einen längeren Zeitraum
aus wenigen äquidistanten Messungen ist nur korrekt, wenn die Wärme-
änderung gleichsinnig und ungefähr gleichmäßig erfolgt. Bei einem
Drittel der gemessenen Quellen war aber die Temperatur zu Ende
September schon tiefer als jene zu Ende August und bei mehreren
Quellen blieb der Temperaturanstieg im September gegen jenen im
!) Wenn zum Beispiel der wirkliche Wert einer zu 1560 »n bestimmten
Qnellenhöhe, derzufolge die betreffende Quelle — als in der Zone zwischen 1560 und
1540 m gelegen — noch für die Reduktion auf das Mittelniveau der Zone won
1520 bis 1540 m in Betracht kam, 1570 m betrug, so entsprach die Temperatur-
korrektion von O'l° ungefähr dem halben Betrage der erforderlichen.
®2) Siehe Fritz v. Kerner, Untersuchungen über die Abnahme der Qnellen-
temperatur mit der Höhe im Gebiete der mittleren Donau und im Gebiete des Inn.
Sitzuogsber. d. Akad. d; Wiss. Math.-nat. Klasse. CXII., TIa, Mai 1903, pag. 88.
1911 Sitzung vom 28. November, Fritz v. Kerner. 351
August so zurück, daß auch auf eine Überschreitung oder Erreichung
des Maximums gegen Ende September zu schließen war. Für diese
und die vorigen Fälle ergab jene Mittelbildung einen zu. kleinen
Wert; die graphische Extrapolation bot aber für die Gewinnung
eines richtigen Mittels auch keine Gewähr, da sie sich — weil
nur drei Fixpunkte aus der Scheitelregion der Kurve vorlagen —
nicht einwandfrei vornehmen lieb. Durchsehnittswerte aus den
drei Messungen waren so keine genau vergleichbaren Größen und als
solche weniger geeignet, für die geplante Untersuchung als Grundlage
zu dienen. Bei der Temperaturbestimmung für den Grenzpunkt zwischen
Sommer und Herbst machte sich dagegen die Unsicherheit über die
Gestalt des Kurvenscheitels kaum mehr störend fühlbar, da hier die
Messungen 'auf einen nur um O bis + 2 Tage (in einigen Fällen um.
— 3 Tage) abstehenden Termin zu reduzieren waren. Das arith-
metische Mittel der so aus den Differenzen gegen Ende Juli und Ende
September erhaltenen Temperaturen war ein ganz einwandfreier Wert.
Außer den Temperaturen selbst können noch die Schwankungen
und der Gang der Quellenwärme den Gegenstand einer vergleichenden
Betrachtung bilden. Eine: solche scheint allerdings, sofern sie sich
nicht auf das ganze Jahr bezieht, nur wenig lohnend. Der Gang der
Temperatur in der Jahreszeit ihres Höchststandes ist immerhin für sich
eines Vergleiches wert. In unserem Falle konnte es sich nur darum
handeln, die im August und September erfolgten Wärmeänderungen
in bezug auf Richtung und Größe zu vergleichen.
Die Zahl der in die Untersuchung einbezogenen Quellen betrug
ungefähr hundert. Ausgeschlossen blieben alle oberflächlichen Sicker-
und Rieselwässer, wie sie besonders im Bereiche des Quarzphyllites häufig
sind. Zunächst maßgebend für die Aufstellung der Liste war das
Bestreben, möglichst viele geologische Quelltypen vertreten zu haben.
In zweiter Linie kam der Wunsch zur Geltung, die Zahl der für eine
Messungsreihe nötigen Tage nach Tunlichkeit einzuschränken. Es
blieben so einige Quellen außerhalb der Betrachtung, die — ohne
alleinige Vertreter besonderer Quelltypen zu sein — nur mit großem
Mehraufwande an Zeit erreichbar gewesen wären.
Quellentemperaturen zu Ende des Sommers.
Bei der Ordnung der Quellen nach der Seehöhe zeigte sich ein
häufigeres Vorkommen derselben in bestimmten Zonen, dem meist:
auch eine reichere Vertretung von Quelltypen entsprach, so daß sich
die Mittelhöhen dieser Zonen als Vergleichsniveaus darboten.
Das unterste Niveau, für welches sich am Südabhange des
Gschnitztales ein thermischer Vergleich von Quellen verschiedener
Entstehungsart mit Erfolg anstellen "akt, befindet sich noch innerhalb
der Waldregion in ungefähr 1500 m Höhe.
Man trifft da zunächst am Gehänge östlich vom Valzamgr aben einige
Quellen aus Quarzphyllit. In etwas höherem Niveau (zirka 1570 m)
tritt dicht am Wege, welcher diesem Graben folgt, am Fuße: einer!
großen Blockhalde von Quarzkonglomeraf über .Karbonschiefer. eine
Quelle aus. Beim steilen Anstiege zur Schmürzalpe kommt man in! etwa’
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 15. Verhandlungen. 54
352 Verhandlungen. Nr. 15
1550 m Höhe an einem (Quellchen vorbei, das der Einschaltung von
Pyritschiefer in die Dolomitmassen des Wildseck seine Entstehung
dankt. Zwei reiche Quellen entspringen, etwa 1560 m hoch, an der
Grenze des Urgebirges gegen den aufruhenden dolomitischen Kalk
am oberen Ende der von ihrem Abwasser durchrauschten Schlucht
am Steilgehänge südlich von der Gschnitzer Kirche. Von den vielen
Quellen, die am rechten Ufer des Sondesbaches hervorbrechen, reihen
sich die zwei sehr starken untersten in die Höhenzone der früher
genannten ein. Diese Quellen treten am Fuße mächtiger Kalk- und
Dolomitschutthalden aus, die den kristallinen Schiefern der östlichen
Trogwand des Sondestales vorliegen und von den diesen Schiefern
aufgesetzten Dolomitmassen stammen. Dann liegen noch in derselben
Zone mehrere Quellen im Talkessel von Lapones, die am Fuße eines
flachen Muhrkegels über älteren, an einer Böschung abgeschnittenen
fluviatilen Schichten austreten, sowie eine reiche Quelle, die gleich
höher oben am Gehänge aus Glimmerschiefer entspringt.
Nach Vornahme der früher erwähnten Höhenreduktion und Mittel-
bildung aus zusammengehörigen Quellen ergibt sich für das Niveau
von 1530 m nachstehende Vergleichstabelle (Temperaturen auf Zehntel-
grade abgerundet):
Quelle an der Grenze von Gneis und dolomitischem Kalk
Grundwasserquellen am Fuße von Dolomitschutthalden
Quelle an der Grenze von Pyritschiefer und Hauptdolomit mit
Schuttvorlage ; a MAR
Gehängequelle aus Glimmerschiefer
Gehängequellen aus Quarzphyllit
Quelle am Fuße eines Muhrkegels aus kristallinem Material
Quelle am Fuße einer Blockhalde von Quarzkonglomerat
oOw
SPIFEEIER
ITS 3
Eine zweite Zone mit genetisch verschiedenartigen Quellen läßt
sich nicht weit oberhalb der vorigen feststellen. In etwa 1620 m Höhe
brieht am linken Ufer des Martarbaches eine mächtige Quelle aus
dolomitischem Gehängeschutt hervor. Am Nordabsturze des Teisspitz
entspringen in etwas höherem Niveau (etwa 1660 m) drei Quellchen
an der Grenze der Carditaschiefer gegen den Hauptdolomit. Der-
selben Entstehungsart, aber durch die Durchquerung einer Schutt-
vorlage von den vorigen verschieden, sind mehrere Quellen am Steil-
abhange unterhalb der Hochtorscharte in etwa 1680 m Höhe.
Von den Quellen im Sondestale reihen sich hier jene ein, welche
gegenüber dem im Mittelstücke dieses Tales stehenden Schuttwalle
-dieht am Bache entspringen. Von den Quellen des kristallinen Schiefer-
gebirges ist hier der mächtige Ursprung des Grübelbaches anzuführen,
welcher in etwa 1660 m Höhe am unteren Ende eines mit grobem
Blockschutte erfüllten Kares liegt. Als auf das Niveau von 1650 m redu-
zierte Temperaturen erhält man:
Quellen an der Grenze von Pyritschiefer und Hauptdolomit . 30
Grundwasserquellen am Fuße von Dolomitschutthalden . . . 34
Karschuttquelle im kristallinen Schiefergebiete . . . 2... .8'8
1911 Sitzung vom 28. November, Fritz v, Kerner. 353
Quellen an der Grenze von Pyritschiefer und Hauptdolomit mit
Schuttvorlage . . Kanada. vr A
Quelle aus dolomitischem Gehängeschutt 0 a ME En ES. |
Zu einer dritten Vergleichsreihe verbinden sich die Quellen in
der untersten alpinen Region. Hierher gehört zunächst die obere der
aus den Blockhalden von Quarzkonglomerat im Valzamgraben aus-
tretenden Quellen. Im Martartale trifft man in etwa gleicher Höhe
(zirka 1780 m) mehrere Quellchen, die an der Felsbarre unterhalb
des Roßgrubenkars aus Schichtfugen flachgelagerten Dolomites kommen
und zum Teil noch durch Schuttvorlagen hindurchdringen. Etwas tiefer
(ca 1720 m) liegen die Quellen, welche im hintersten Sondestale
am Fuße der Moränenwälle des Daunstadiums austreten und ein
Quellchen, das am Südhange des Talkessels von Lapones aus Glimmer-
schiefer entspringt.
Die thermischen Unterschiede sind — wie folgende Zusammen-
stellung zeigt — in dieser auf 1750 m reduzierten Reihe groß:
Quellen am Fuße von Oberflächenmoränen aus dolomitischem Material 2°5
Gehängequelle aus Glimmerschiefer . . . A URTTETUISS
Quellen aus Sehichtfugen flachgelagerten Dolomits ERLERNT A
Quelle am Fuße einer Blockhalde von Quarzkonglomerat . . . 65
Thermisch gleichfalls sehr differente Quellen von anderer Genese
als die vorigen lassen sich auf das Niveau von 1880 m reduzieren.
Es sind Gehängequellen aus Quarzphyllit im oberen Valzamgraben ;
dann eine Quelle, die am unteren Rande einer seichten Mulde unterhalb
der Martaralpe aus Dolomitschutt quillt, und zwei starke Quellen, die am
Fuße der den Nordabsturz des Gschnitzer Tribulaun umgürtenden
Schutthalden an der Grenze gegen das Urgebirge entspringen, ferner
von Vorkommnissen innerhalb des letzteren eine kleine Quelle, die
am Nordfuße des „Schnabele* genannten Grates aus einer Felskluft
sprudelt und eine Gruppe von Quellen, die im flachen Schuttboden des
Kühberges (unterhalb des Pflerscher Pinggels) aufgehen. Letztere,
sowie die obere der zwei Quellen unterhalb des Tribulaun liegen
etwa 1900 m hoch; für die Quelle unter dem Schnabele erhielt ich
1850 m, für die übrigen hier genannten 1870 m als mutmaßliche Höhe.
Quellen an der Grenze von Urgebirge und auflagernden Dolomit-
schutthalden : 0 A. . .. 1.0
Kluftquelle aus Glimmerschiefer . . . . . Zr. © 072%
Gehängequelle aus Quarzphyllit en =... 128
Quelle aus dolomitischem Gehängeschutt Bee... 4:6
Quellen aus flachem Sehuttboden im kristallinen Schiefergebiet 63
Bezüglich der zuletzt genannten Quellen sei bemerkt, daß sie
relativ stark sind und auch zu Ende der Trockenperiode des ver-
flossenen Sommers keine auffällige Abnahme zeigten. Bei schwachen
Rieselwässern wären Spätsommertemperaturen von 6° und darüber
allerdings auch in der alpinen Region nichts Ungewohntes.
Dieselbe Bemerkung über die Stärke ist in betreff jener Wasser-
austritte zu machen, welche die Reihe der zahlreichen um das Niveau
54”
954 - Verhandlungen. ' Nr.:45
von 2000 m herum liegenden Quellen eröffnen. Es sind dies Quellen,
die im oberen Valmariz am Fuße einer Blockhalde von Quarzkon-
glomerat austreten. Vor dieser Halde breiten sich phiyllitische Schutt-
massen aus, denen weiter talabwärts an einer Böschung viele Quellchen
entfließen. In ungefähr gleicher Höhe liegen noch im Quarzphyllit-
gebirge der linksseitige Ursprung des Valzambaches und der Quellen-
horizont im hintersten Trunergraben.
Im Martartale gehören derselben Zone an: der Quellenhorizont am
unteren Ende der Willgrube, welcher an der Basis der dieses Kar
erfüllenden Moränen des Daunstadiums liegt (etwa 2000 m) und die Quellen
in der Roßgrube (zwischen 1990 und 2020 m), von denen einige in der
alten Schuttbedeckung dieses einstigen Gletscherbodens austreten, andere
am Fuße der rezenten Halden unterhalb der Muttenwand entspringen. Bei
diesen Schuttquellen im Martartale fungiert der flachgelagerte Dolomit
als wasserstauende Unterlage, während er, wo ihn Pyritschiefer oder
Glimmerschiefer unterteuft, das wasserführende Gestein ist, eine
Doppelrolle, die bei der Relativität des Begriffes der Durchlässigkeit
nichts Unverständliches an sich hat. Endlich gehören dieser genetisch
manniefaltigen Reihe noch die Quellen an, welche am Fuße der post-
slazialen Schuttwälle unterhalb der Schneetalscharte zwischen 1960 »n
und 1980 m unmittelbar über dem Urgebirgssockel hervorbrechen.
Die Reduktion auf das mittlere Niveau von 1990 m ergibt nach-
stehende Temperaturen:
Quellen an der Grenze von Urgebirge und auflagerndem dolo-
mitischem Moränenschutt . . . I
Quellen an der Grenze von Dolomit und. auflagerndem dolo-
mitischem Moränenschutt 5 1
Quellen am Fuße von Dolomitschutthalden 0
Quellen aus Quarzphyllit . . Be
Quellen aus flachem Schuttboden im Dolomitgebiete en
Karschuttquellen im Quarzphyllitgebiete . PR S
Quellen am Fuße eines Blockwerkes von Quarzkonglomerat .. 52
Von den höchstgelegenen Quellen des Gebietes lassen sich fol-
sende in Vergleich bringen: Im innersten Trunergraben eine reiche
Quelle, die in etwa 2100 m Höhe unterhalb der aus Trümmern von
Eisendolomit. bestehenden Moränenwälle der hinteren Ochsengrube
ausbricht und ein noch um 50 m höheres Quellchen, das in der
vorderen Ochsengrube aus Quarzphyllitschutt hervordringt; dann die
in hohen schutterfüllten Mulden des Dolomittgebirges gelegenen Ur-
sprünge des Wildgruben- und Roßgrubenbaches, der beiden Wurzeln
des Martarbaches (2160 und 2100 m) und endlich eine starke Quelle,
die in etwa 2130 m Höhe am unteren Ende des Kares zwischen
Schnabele und Gamsschrofen hoch oberhalb des Kühberges entspringt.
Die Reduktion auf das mittlere Niveau von 2130 m ergibt:
Quelle aus Dolomitschutt . . . 1:7
Quelle am Fuße von Oberflächenneränen. aus dolomitischem und ;
kalkphyllitischem Material . . sn} ERuN e
Karschuttquelle im kristallinen Schiefergebiete en (0, >)...
u aus Quarzphyllitschutt? =:9% u), up." ep DER
1911 Sitzung vom 28. November, Fritz v. Kerner. 355
Uberblickt man die im vorigen ‚für sechs Höhenlagen. ge-
gebenen Temperaturvergleiche, so zeigen sich gewisse durchgreifende
Erscheinungen. Zu den kältesten Quellem zählen jene an der Grenze
des: kristallinen Grundgebirges gegen auflagernden .Dolomit und von
diesem stammende Schuttmassen glazialen und subrezenten Alters.
Die höchsten, wohl durch die Wärme der untersten Luftschicht mit-
beeinflußten Wärmegrade wiesen die Quellen aus blockig zerfallenden
Quarzkonglomeraten und Sandsteinen auf. Die Quellen aus Quarzphyllit
und kristallinen Schiefern nehmen — ausgenommen die sehr -ober-
flächlichen — in thermischer Beziehung eine Mittelstellung ein; die
Quellen im Dolomitgebiete verhalten sich sehr verschieden.
Abnahme der Quellentemper aturen mit der Höhe im Sommer.
Die Sommertemperatur einer. Quelle hängt zunächst von: der
Wärmeleitfähigkeit des Bodens und von. der mittleren Tiefenlage
ihres Wurzelgeflechtes ab. Letztere kann bei derselben Entstehungs-
art sehr ungleich sein; besonders bei Schuttquellen sind diesbezüglich
große Unterschiede möglich. Die verschiedenen Quelltypen treten
so nicht mit charakteristischen, sondern mit zum Teil akzessorischen
Temperaturen in die Vergleichsreihen ein, was die Bedeutung dieser
Reihen schmälert. Bis zu einem gewissen Grade ist aber die mittlere
Tiefenlage des Adernetzes auch von der Art der Quelle abhängig,
so daß es unstatthaft wäre, die (Quellentemperaturen auf gleiche
mittlere Tiefen reduzieren zu wollen, ganz abgesehen davon, daß sich
das kaum ausführen ließe. Es macht sich so, um das Akzessorische
der Quellentemperaturen auszuschalten und mittlere Verhältnisse zu
erkennen, doch der Wunsch geltend, für jene Quelltypen, die nicht
an bestimmte Höhen gebunden sind, ausgeglichene Verlaufslinien fest-
zulegen. Als solche von der Höhe unabhängige Typen kamen in
Betracht die in geringer Tiefe wurzelnden Gehängequellen in Quarz-
phyllit und in kristallinen Schiefern, die Quellen aus tieferen Klüften
des kristallinen Gebirges und die Grundwasserquellen am Fuße von
Dolomitschutthalden. Für drei dieser vier Typen lagen mir auch Ver-
treter aus der Zone zwischen 1500 m und 1200 m vor. Außerdem
konnte noch für die Quellen am Fuße glazialer Karschuttfüllungen
im Dolomitgebiete und für die hochgelegenen Quellen an der Urgebirgs-
‚grenze der Temperaturverlauf für die alpine Region ausgeglichen werden.
Die Gruppierung der Quellen wies allgemein auf eine einfache
Temperaturabnahme in arithmetischer Progression hin, konform dem
Verhalten, welches ich bei den von meinem Vater in Zentraltirol ge-
messenen Quellen für die mittlere a gefunden hatte !).
Die erhaltenen Gleichungen sind:
I. Gehängequellen aus kristallinen Schiefern . = 10:80 — 0°40 h
Il, Gehängequellen aus Quarzphyllit ... .. ..2=1026 — 040.)
nz
?
II. Quellen am Fuße von Dolomitschutthalden . £= 10:18 — 040 A
IV. Kluftquellen aus kristallinen Schiefern .. = .9:03 — 034; h
!) 1. e. pag. 64.
356 Verhandinngen. Nr. 15
V, Quellen am Fuße dolomitischer Oberflächen-
moränen der Postdiluvialzeit ... ...... t= 800 — 0:31 h
VI. Quellen an derGrenze von kristallinen Schiefern
gegen auflagernden Dolomitschutt ...... t= 7:34 — 0:33 h
Die Gleichungen I bis IV sind für Werte von 4 > 12:5, V und IV
nur für Werte von h > 175 aufzulösen.
Daß sich für die Typen I und II bei wenig differenter Anfangs-
temperatur dieselbe Wärmeänderung (1° pro 250 m) ergibt, entspricht
bei der Analogie der Verhältnisse der zu hegen gewesenen Erwartung.
Die Übereinstimmung mit dem genetisch ganz verschiedenen Typus HI
erscheint als eine zufällige; daß bei den Quellen dieses Typus die
Temperaturabnahme mit der Höhe rascher erfolgt als bei jenen der
Typen V und VI konnte dagegen erwartet werden, ebenso die raschere
Abnahme bei I im Vergleich zu IV.
Zum Vergleiche seien hier noch die Werte angeführt, welche
sich für £ und A ergeben, wenn man die vorigen Formeln für k = 20:00
(Hektometer) und für ? = 2'0 auflöst:
Il INT, Ill. IV. N, VI.
0.8280 1, AR 4 2:25.,5130 75104
h... 22:00 20'065 2045 2070 1940 17:70
Temperaturgang der Quellen im Sommer.
Betrefis des Wärmeganges konnte, da — wie erwähnt — je
drei Temperaturmessungen im Verlaufe des dritten Jahresviertels
stattfanden, ein Vergleich der Quellen auf Grund folgender Relationen
erfolgen:
l... 4 <<, (lo —h)<(a — bh)
LT ann, ty <bo <t, (tg — bh) > (ty — bo)
1... .4,<su 6 —4)>@—-h)
IV ...4ı sb. —-4)<@ 5)
Den Verlaufstypus I (Wärmezunahme im September rascher als
im August) zeigten die Quellen an der Urgebirgsgrenze unterhalb der
Schneetalscharte (a), jene am Fuße der Daunmoränen im hintersten
Sondestal (b) und eine der Quellen am unteren Ende der Wildgrube.
Einen ungefähr gleichmäßigen Anstieg (f, — t}) = (tz — t,) wiesen die
zwei untersten Schutthaldenquellen rechts vom Sondesbach (c) und
die Quellen bei Lapones (d) auf. Ich gebe einige Beispiele:
&... 133 1401807 e..,395 200.209
a... 119 130 ES0r.:7461, 470
bi... 241 248.268 70... 516 550073
Gangtypus l1I (Wärmezunahme im September langsamer als im August)
war zu beobachten bei den Kluftquellen (a) und Karschuttquellen (b)
im kristallinen Schiefergebiete, bei den Quellen an der Oberkante
des Kristallins unterhalb der Nordwand des Tribulaun (ce), dann
bei der Mehrzahl der Quellen aus Dolomitschutthalden im Sondestal
1911 Sitzung vom 28. November. Fritz v. Kerner. 357
(d), bei den Karschuttquellen im Dolomitgebiete unterhalb des Mutten-
joches (e) sowie auch bei der Mehrzahl der Quellen im Quarzphyllit (f).
Folgende Beispiele mögen genügen:
0.2.2269 218 2834 e. . aaa, 3:59
61510 73:6% 3,80 3:90 'e.. Si202:4271,2:81
b..% 220 3:84: 9892 f. . was 1025 473
e! 516235 1778,-1:80 ı f. ai 245 2:48
dal al 440 F. 2:96 2:96
Der Typus III des Wärmeganges (Temperaturabnahme im Sep-
tember langsamer als die Zunahme im August) fand sich bei der
Mehrzahl der zu verschiedenen Typen gehörigen Quellen im Dolomit-
gebiete des Martartales («). Eine symmetrische Gestalt (, — 4) = —
(3 — t5) zeigte die Wärmekurve bei einigen Schuttquellen im Sondes-
tal (db). Zum Beispiel:
a... 449 467 459 a...365 401 3°96
a... 384 448 423 b... 318 3-40 3-18
Den Verlaufstypus IV (Wärmeabnahme im September rascher
als die Zunahme im August) wiesen die Quellen an der Grenze von
Pyritschiefer gege”, den Hauptdolomit auf (a) auch jene mit Schuttvor-
lage (b), ferner die Quellen aus Blockhalden von Quarzkonglomerat (c)
und die sehr oberflächlich wurzelnden Quellen aus Glimmerschiefer (d)
(am Kühberg) und aus Quarzphyllit (e).
Von Beispielen seien angeführt:
272297 3007281 c.. el 598 931
B3..361,) 333.305 d. W624, 514
b2..400 405 348 e.. Diaz 5427 4:83
Die Verteilungsart der verschiedenen Quelltypen auf diese vier
Formen des spätsommerlichen Wärmeganges läßt erkennen, daß für die
Sommertemperatur alpiner Quellen außer der Wärmeleitfähigkeit des
Bodens auch die Durchlässigkeit desselben sozusagen als „Kälteleit-
fähigkeit* maßgebend ist. Käme nur die Wärmeleitfähigkeit in Betracht,
so wäre im allgemeinen für Quellen mit tiefliegendem Adernetze Gang-
typus II, für solche, die in geringer Tiefe wurzeln, Gangtypus III
zu erwarten. Eine Steigerung der Wärmezunahme gegen den Herbst
hin kann nicht die sehr verspätete Wirkung des rascheren Wachsens
der Insolation im Vorfrühling sein, da zu dieser Zeit das ganze
Gebiet mit Schnee bedeckt ist, und nur die Deutung zulassen, daß
bei den Quellen mit dem Gangtypus I die Ende-Julitemperatur noch
durch eingedrungene Schmelzwässer von Winterschnee stark herab-
gedrückt war. Anderseits ist das Phänomen, daß die Quellen an der
Grenze von Pyritschiefer und Dolomit — obschon sie zu den in
tieferen Bodenschichten sich entwickelnden gehören und für ihre
Höhenlage niedrige Sommertemperaturen zeigen — in betreff des
sommerlichen Wärmeganges oberflächlich wurzelnden Quellen gleichen,
daraus abzuleiten, daß bei diesen Quellen wegen der Klüftigkeit des
Dolomits die Ende-Septembertemperatur schon durch die Schmelz-
398 Veraandlungen. Nr. 15
wässer der gleich nach Mitte September eingetretenen Neuschneefälle
beeinflußt war, r{
Von einem Vergleiche der Anderungen der Quellentemperaturen
(von Ende Juli bis Ende September) mußte abgesehen werden, da
sich dieselben teils auf einen Temperaturaustieg, teils auf einen
Temperaturabfall bezogen und somit als heterogene Größen gar nicht
vergleichbar waren.
Wärmedifferenzen zwischen 1 und 2° zeigten die Quellen aus
Quarzkonglomerat und die sehr oberflächlich in Glimmerschiefer,
Quarzphyllit und Dolomitschutt wurzeinden. Bei den Quellen mit
geringerer Wärmeänderung (bei der Hälfte der gemessenen blieb sie
unter 0'30°) ergab sich keine nähere Beziehung mehr zwischen der
Größe ‚derselben und dem Quelltypus.
Literaturnotizen.
Dr. W. Graf zu Leiningen. Bleichsand und Ortstein.
Eine bodenkundliche Monographie. Abh. d. Naturhist, Ges,
Nürnberg, XIX. Bd., 1911, pag. 1—45, 1 Tafel.
Verf. gibt einen klaren 'Überbliek über den gegenwärtigen Stand unseres
Wissens über diese beiden Bodenarten, der um so dankenswerter ist, als er zur
näheren Beachtung des Ortsteins in Österreich anregen dürfte, wo er nach den
Erfahrungen des Verf. besonders in dem Silikatgesteingebiete der Alpen viel mehr
verbreitet ist, als bisher bekannt wurde.
Wenn auch der größere Teil der Ausführungen. mehr für den Bodenforscher
als den Geologen berechnet ist, hat doch auch der letztere großes Interesse an
der Ortstein- und der damit in Zusammenhang stehenden Bleichsandbildung, da sich
aus diesem in der Gegenwart vollziehenden Prozeß manche Schlüsse auf die Ent-
stehung gewisser Sandsteine früherer Erdperioden ziehen lassen werden.
(R. J. Schubert.)
Verlag ‘der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien Ill. Rasumofskygasse 28. Ma: FE
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III, 'Steingasse 25.
1911.
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Sitzung vom 5. Dezember 1911.
Inhalt: Eingesendete Mitteilungen: P. L. Angerer: Die Wiederauffindung der
von den Schweden im Jahre 1645 zu Krems in Niederösterreich ausgegrabenen Mammutknochen
in der Stiftssammlung zu Kremsmünster. — A. Till: Über einige neue Rhyncholithen. —
Vorträge: K. Hinterlechner: Geologische Mitteilungen über ostböhmische Graphite und
ihre stratigraphische Bedeutung für einen Teil des kristallinen Territoriums der böhmischen
Masse. — O. Hackl, Chemischer Beitrag zur Frage der Bildung natürlicher Schwefelwässer
und Säuerlinge. — Literaturnotizen: A. Liebus, K. Beutler.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Eingesendete Mitteilungen.
P. Leonhard Angerer. Die Wiederauffindung der
von den Schweden im Jahre 1645 zu Krems in Nieder-
österreich ausgegrabenen Mammutknochenin der Stifts-
sammlung von Kremsmünster.
MerianiTheatrum Europaeum berichtet im V. Bande 934:
Im Jahre 1645 hätten die Schweden zu Krems in Österreich „ober
dem Berg in der Laimstetten..... eine Retirada mit Werken“ angelegt,
hätten „im Graben ungefähr 53—4 Klafter tief unter der Erden...
einen ungeheuren, großen Riesen-Körper gefunden“, ... viele Glieder
seien ganz herausgebracht, „verführet, hin und wieder in Antiquaria
verehret, auch nach Schweden und Polen verschicket worden, also,
daß das wenigste außer einem Schulterblatt, zwei der aller-
hintersten samt einem Stockzahn... in Krems verblieben,
so oben am Berg in der Jesuitenkirche behalten und gezeiget werden“.
Schon P. Laurentius Doberschitz (7 1799) und P. Sieg-
mund Fellöcker (Geschichte der Sternwarte... Kremsmünster,
Gymn. Prosr. 1864, 30) haben die Vermutung ausgesprochen, daß
unter den sechs Mammutknochen, welche um 1770 durch den Han-
delsmann Meyer in Krems nach Kremsmünster gebracht worden
waren, auch die drei Mammutknochen aus der Jesuitenkirche seien.
Professor Dr. O. Abel hat vor kurzem den einen „Stock-
zahn“ in unserer Sammlung mit dem durch Kupferstich im Theatrum
Europaeum abgebildeten verglichen und die Identität beider sehr
wahrscheinlich gefunden. Allerdings muß dabei beachtet werden, daß
eine Zeichnung nicht die Genauigkeit eines photographischen Bildes
haben kann und daß seit der Drucklegung des Theatrum Europaeum
K.k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 16. Verhandlungen. 55
360 Verhandlungen. Nr. 16
im Jahre 1651 dem gebrechlichen Objekt allerlei Beschädigung
widerfahren ist.
Ich wollte auch die Gewichtsangaben des Buches zur
Bestätigung der Ansicht Professor Abels verwenden und wog die
drei Stücke. Der lose „Stockzahn“ hat 628 Gramm, der linke Unter-
kieferrest mit den zwei „allerhintersten“ Zähnen 5500 Gramm, das
Schulterblatt allein 1600 Gramm, mit Fragmenten, die vielleicht dazu-
gehören, 2450 Gramm. Das Theatrum Europaeum gibt das Gewicht
des losen „Stockzahnes“ im Text mit 5 Pfunden, auf dem Bilde da-
‚gegen mit „8!/, Unzen Medizinalgewicht oder !/, Pfund“ an. 81/,
Unzen bedeutet nach deutschem Apothekergewicht 256 Gramm, nach
österreichischem 2975 Gramm, '/ Pfund 280 Gramm, 5 Pfund
2800 Gramm. Die Angaben des Buches stimmen demnach mit dem
heutigen Gewichte des losen Zahnes nicht, aber auch untereinander
sind die Angaben im Theatrum Europaeum nicht vereinbar. Zudem
kann ein Zahn, wie er im Theatrum Europaeum in „wahrhafter Größe“
abgebildet ist, weder '!/;, noch 5 Pfund Gewicht haben. Der Verfasser
J. P. Lotichius dürfte ihm vorliegende Mitteilungen ohne Nach-
prüfung in sein Buch aufgenommen haben. Der Umstand, daß das
heutige Gewicht des Zahnes mit den Angaben im Theatrum Europaeum
nicht übereinstimmt, vermag darum die Wahrscheinlichkeit der
Identität nicht zu vermindern.
Auch die beiden anderen Skelettstücke, die „zwei der aller-
hintersten* Backenzähne im linken Unterkiefer und das
„Schulterblatt, in welchem das Grüblein oder Pfanne so groß,
daB es eine Kartaunenkugel wohl fassen mag“, sind darum mit
Stücken unserer Sammlung, die seit Ausgang des 18. Jahr-
hunderts unter dieser Bezeichnung aufbewahrt wurden, wahr-
scheinlich auch identisch. Professor O. Abel hat übrigens
im Jahre 1905 das angebliche Schulterblatt als Becken-
knochen bestimmt.
Die drei anderen „Mammutknochen aus Krems“ in unserer
Sammlung dürften um 1770, „als Herr Meyer einen Keller graben
ließ“, gefunden worden sein, wie der alte Mineralienkatalog von
P. Erenbert Richter (1782—95) berichtet.
Dr. Alfred Till. Über einige neue Rhyncholithen!').
Über freundlichen Auftrag des Herrn Professors M. Kilian
erhielt ich vom geologischen Institut der Universität Grenoble
neuerdings eine größere Anzahl von Rhyncholithen, die größtenteils aus
dem Neokom und oberen Jura der Basses Alpes stamınen.
Neu sind folgende Arten:
!) Vergl. die Arbeiten des Verfassers: Die Cephalopodengebisse aus dem
schlesischen Neokom, Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1906. Die fossilen Cephalo-
podengebisse I., II. und III. Folge in den Jahrbüchern der k.k. geol. R.-A. 1907,
1908 und 1909 und Über fossile Cephalopodengebisse in Verhandlungen der k. k.
zoolog.-botan. Gesellschaft 1909.
1911 Sitzung vom 5. Dezember, Dr. Alfred Til). 361
A. Nautilusschnäbel.
Untergattung: Nautilus s. str.
Nautilus (Bhyncholithes Lurensis n. sp.)
Die ähnlichste unter den bekannten Formen dürfte Nautilus
(Ichyncholithes Grayensis) n. nom., das ist Bee de Nautile in Pictet
et Compiche, St. Croix, Taf. LIX, Fig. 8 sein; man vergl. Till,
Cephalopodengebisse, Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., Wien 1907, pag. 553.
Fig. 1.
Nautilus (Bhyncholithes Lurensis n, sp.).
Charakteristisch ist die eigentümliche Skulptur der Unterseite
in Form eines flachen, an den Rändern steil abfallenden Wulstes,
dessen Umriß genau demjenigen der Unterseite entspricht; da auch
vom Rh. Grayensis die Skulptur der Unterseite bekannt, aber anders
entwickelt ist, stellt sich die vorliegende Form als eine neue Art dar.
1 Exemplar, aus dem oberen Aptien von Carniol, Montagne
de Lure (Basses Alpes).
B. Nicht-Nautilusschnäbel.
Gattung: Hadrocheilus.
1. Hadrocheilus Vauclusensis n. sp.
Diese Art ähnelt am meisten dem Hadrocheilus hamatoides (Till,
Cephalopodengebisse, Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1909, pag. 414), ist
von diesem durch den robusteren Bau, insbesondere durch den
stumpferen Scheitel und, die geringere laterale Kompression unter-
schieden. Eine große Ahnlichkeit besteht auch mit Hadrocheilus
Hadrocheilus Vauclusensis n. sp.
55*
369 Verhandlungen. Nr. 16
Teschenensis (vergl. Till, Cephalopodengebisse, Jahrb. d. k. K. geol.
R.-A. 1906, pag. 106 und ebenda 1907, pag. 569), von diesem ist die
neue Art durch die Skulptur der Unterseite und die stärkere Wöl-
bung der Dorsalkante abtrennbar; letzteres Merkmal dient auch zur
Unterscheidung von dem viel flacheren Hadrocheilus Valanginiensis
(Till, Ceph. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1907, pag. 577).
2 Exemplare aus den Mergeln des Aptien, Vaucluse.
2. Hadrocheilus Alpinus n. sp.
Die neue Art ist charakterisiert durch eine verhältnismäßig
flache Gesamtform, deutlich seitlich eingedrückte Kapuze (daher konkav
verlaufende Seitenkanten), deutlich abgebogenen Scheitel, gut ge-
krümmte Dorsalkante und konvex verlaufende Basalleiste.
Durch letztere unterscheidet sich H. Alpinus von dem nächst-
ähnlichen Hadrocheilus Berriasiensis (Till, Ceph. Jahrb. d. k. k. geol.
R.-A. 1909, pag. 413); durch die Scheitelkrümmung und die Kom-
Fig. 3.
Hadrocheilus Alpinus n. sp.
pression der Kapuze von Hadrocheilus asper (Till, Ceph. Jahrb. d.
k.k. geol. R.-A. 1909, pag. 421); durch die geringe Höhe und deut-
lichere Kompression der Kapuze von Hadrocheilus costatus (Till,
Ceph. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1907, pag. 574).
Ein kleineres Exemplar des A. Alpinus weist eine schwache
Dorsalschwiele auf, die wohl für die Art charakteristisch sein dürfte;
sie ist beim größeren (abgebildeten) Stück korrodiert.
2 Exemplare, Neokom der Basses Alpes.
Gattung: Akidocheilus.
1. Akidocheilus elongatus n. sp.
Diese Form bildet eine gut charakterisierte neue Art; von dem
nächstähnlichen Akidocheilus transiens (Till, Ceph. Jahrb. d. k. k. geol.
R.-A. 1907, pag. 637) unterscheidet sie sich durch die viel schmälere,
Fig. 4.
Akidocheilus elongatus n. sp.
1011 Sitzung vom 5. Dezember. Dr. Alfred Till. 363
schlanke Gesamtform und die von der Naht bis zum Scheitel deutlich
entwickelte Dorsalschwiele. Charakteristisch ist auch der breite Doppel-
wulst an der Unterseite und der Verlauf der Dorsalkante (geradlinig
mit scharf abgebogenem Scheitel).
1 Exemplar, Neokom der Basses Alpes.
2. Alidocheilus grassus n. Sp.
Die neue Art ist gekennzeichnet durch ihre besonders dicke,
an Gattung Hadrocheilus erinnernde Gesamtform und durch eine starke
Scheitelspitze (im Gegensatze zu der gewöhnlich nadelig dünnen Spitze
Fig. 5.
| a»
Akidocheilus grassus n. Sp.
der übrigen Akidocheilus-Arten). Der tiefe Ausschnitt der Kapuze und
die langen Lappen derselben, die Skulptur des Schaftes und der Unter-
seite deuten an, daß die Art zu Akidocheilus zu stellen ist.
Es ist bisher keine Form bekannt, mit der A. grassus verwech-
selt werden könnte.
1 Exemplar, Jura der Basses Alpes.
Neuerdings liegt mir eine große Suite von Unterkiefer-
stücken des triadischen Temnocheilus (Conchorhynchus) vor, die ich
einer freundlichen Zusendung aus dem Museum der Sencken-
bergschen Naturforschenden Gesellschaft zu Frank-
furt a. M. verdanke.
Überall ist die zopfartige Ornamentierung des Mittelstückes
mehr oder minder deutlich zu beobachten, ohne daß in deren Form
sichere Unterscheidungen möglich wären. Die Ornamentierung scheint
nicht eine bloß spielerische, sondern eine zweckmäßige zu sein und
größerer Festigkeit des Kiefers gedient zu haben.
Aus derselben Kollektion liegt mir ein Nautilus vor, der noch
einen allerdings stark fragmentarischen Rhyncholithen augenscheinlich
in situ enthält; er steckt in der Füllmasse der Nautilusschale, ganz
nahe beim Sipho. Um eine zufällige Einlagerung dürfte es sich hierbei
kaum handeln, da schon wiederholt Rhyncholithen vom „Nautilus-
typus“ innerhalb der Nautilusschalen gefunden wurden, wie unter
anderem bei Buckland und im Cephalopodenkatalog des britischen
Museums erwähnt wird.
Ich bin diesmal in der Lage, meiner Monographie zwei Beispieie
alttertiärer Rhyncholithen einzufügen:
In einer neuen Publikation, der Dissertationsarbeit eines
Herrn Prof. Dr. Joan Popescu-Voitesti (eingereicht der Pariser
Universität 1910: Contributions & l’etude stratigraphique du nummu-
364 Verhandlungen. Nr.
litique de la depression Getique, pag. 97) ist ein Arhyncholithes Albesti
beschrieben und abgebildet, wobei meine zahlreichen, auf viele hunderte
Exemplare sich stützenden Arbeiten über diese Fossilgruppe gänzlich
unbeachtet gelassen sind und auf Grund des einzigen, noch dazu sehr
fragmentarischen Exemplares neue Termmi eingeführt werden. Ob-
gleich die am meisten charakteristische Ansicht (von oben) nicht ge-
geben und das Abgebildete fehlerhaft rekonstruiert ist, läßt sich doch
mit Sicherheit sagen, daß es sich um ein Oberkieferstück eines
Nautilus handelt. Will man trotz der ungenügenden Beschreibung und
Abbildung einen Namen beibehalten, so wäre das Fossil Nautilus
(Rhyncholithes Albestii P.-V.) zu nennen; es stammt aus dem
Mitteleocän des westlichen Rumänien. In der zitierten Arbeit
werden keinerlei Nautilusarten oder sonstige Cephalopoden angeführt,
weshalb über die Spezieszugehörigkeit keine Vermutung ausgesprochen
werden kann.
Eine Fußnote der genannten Publikation verweist auf einen
anderen eocänen Rhyncholithen, den Oppenheim (Palaeonto-
graphica XXX. 1906, Taf. XVII, Fig. 24a—c) mit Recht für das
Oberkieferstück eines Nautilus hält. Er ist gut beschrieben und
trefflich abgebildet, eignet sich daher zur Anführung unter eigenem
Namen, er möge für fernere Vergleiche: Nautilus (Bhyncholithes
Oppenheimi n. sp.) heißen. Er stammt aus der unteren Mokattam-
stufe des ägyptischen Alttertiärs.
Beide Rhyncholithen sind, wie Popescu-Voitesti mit Recht
angibt, einander sehr ähnlich, jedoch nicht gleichartig. Die Ähnlich-
keit erstreckt sich auf die gleiche, beträchtliche absolute Größe und
die Skulptur der Unterseite. Da und dort ist nämlich ein im mittleren
Teile eingeschnürter, gegen den Scheitel und das Schaftende hin
verdickter Basalwulst vorhanden, ein charakteristisches Merkmal zur
Unterscheidung von allen bisher bekannten Nautilusschnäbeln. Der
Unterschied zwischen beiden genannten Arten besteht darin, daB Rh.
Oppenheimi einen relativ schmäleren und längeren Schaft und eine relativ
kürzere und breitere Kapuze (und in Übereinstimmung damit auch
einen kleineren Profilkrümmungswinkel und größeren Scheitelwinkel)
aufweist als Rh. Albestii. Der einspringende Winkel an der Naht des
Rh. Oppenheimi (l. ce. Fig. 245), der Popescu-Voitesti zu seiner
unrichtigen Rekonstruktion veranlaßte, ist, wie sich dies bei einem
Vergleich mit der Profilansicht eines beliebigen Nautilusschnabels
(zum Beispiel meine Arbeit im Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., Wien 1908,
Taf. XIX, Fig. 20c—23c) von selbst ergibt, durch Verbruch ent-
standen und ergänzt zu denken.
Besonderes paläontologisches Interesse hat der von Oppenheim
abgebildete Unterkiefer (l. ce. Fig. 25) eines — wahrscheinlich
desselben — Nautilus (N. Mokattamensis?), der nach meiner Nomen-
klatur Nautilus (Conchorhynchus Oppenheimi n. sp.) zu nennen wäre.
Er ist meinem Nautilus (Conchorhynchus obtusus) aus dem schlesischen
Grodischter Sandstein (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1906, pag. 121,
Taf. IV, Fig. 25—28 und Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1908, pag. 576
und 577) im wesentlichen sehr ähnlich und beweist wie dieser für
einen Teil des Körpers eine morphologische Gleichheit der neokomen
1911 Sitzung vom 5. Dezember. Dr. A. Till u. Dr. Karl Hinterlechner. 365
und eocänen Nautilen und eine Verschiedenheit von den triadischen
einerseits und den rezenten anderseits.
©. Oppenheimi und €. obtusws bilden morphologisch geradezu
einen Übergang zwischen den Conchorhynchen der Trias (vergl. meine
Arbeit im Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1908, Taf. XX, Fig. 30) und
dem Unterkiefer des rezenten Nautilus (vergl. meine Arbeit im Jahrb.
d. k. k. geol. R.-A. 1906, Taf. V, Fig. 66), insofern zwar noch eine
kalkige Mittelleiste vorhanden ist, diese aber nicht mehr die zopfartige
Skulptur (Stützleisten) besitzt. Es ist dies um so mehr bemerkenswert,
als die kalkigen Oberkieferstücke (Rhyncholithen) der eocänen
und kretazischen, ja sogar schon der jurassischen Nautilen
keinerlei auffallenden Unterschied von dem Rhyncholithen des
rezenten Nautilus pompilius aufweisen.
Aus der Grenobler Sammlung liegen mir diesmal noch von
schon bekannten Rhyncholithenarten (Nicht-Nautilusschnäbeln) vor:
Hadrocheilus Bevousensis (kleineres Exemplar als Jahrb. 1909, Taf. XIII,
Fig. 8) 1 Exemp).
Hadrocheilus depressus (besser erhaltenes Exemplar als Jahrb. 1907,
Taf. XII, Fig. 16) 1 Exempl.
Hadrocheilus sp. ind. affin. H. asper (Jahrb. 1909, Taf. XIII, Fig. 3
und 4) 1 Exempl.
Hadrocheilus sp. ind. affin. H. Valanginiensis (Jahrb. 1907, Taf. XL,
Fig. 3) 1 Exempl.
Leptocheilus Geyeri (Jahrb. 1907, Taf. XIII, Fig. 29) 5 Exempl.
“ sp. ind. 1 Exempl.
Akidocheilus regularis (Jahrb. 1907, Taf. XIII, Fig. 15) 2 Exempl.
a ambiguus (Jahrb. 1907, Textfig. 3) 2 Exempl.
Gonatocheilus Brunneri Oost. (Jahrb. 1907, Taf. XIII, Fig. 9 und 10)
13 Exempl., darunter ein winzig kleines Jugendexemplar, das
neuerdings zeigt, wie die Form des Rhyncholithen während des
Wachstums auffallend konstant bleibt.
Gonatocheilus sp. ind. 1 Exempl.
Sämtliche Stücke aus dem Neokom der Basses Alpes.
Und aus dem Jura der Basses Alpes:
Akidocheilus sp. ind. affin. A. levigatus (Jahrb. 1907, Taf. XIII, Fig. 13,
und 1908, Taf. XX, Fig. 4).
Vorträge.
Dr. Karl Hinterlechner. Geologische Mitteilungen
über ostböhmische Graphite und ihre stratigraphische
Bedeutung für einen Teildeskristallinen Territoriums
der böhmischen Masse.
Im ‚abgelaufenen Sommer (1911) hatte der Autor die Aufgabe,
die Kartierung des Blattes Kuttenberg und Kohljanovitz
(Zone 6, Kol. XII) nach Tunlichkeit zu fördern. Das Resultat der
366 Verhandlungen, Nr. 16
gegenständlichen Arbeit ist die Neuaufnahme eines großen Teiles der
südwestlichen Sektion ?).
Die vorliegenden Zeilen repräsentieren eigentlich nur ein etwas
detaillierteres Vortragsreferat, da die ausführlichere Arbeit in unserem
Jahrbuche zur Publikation gelangen soll.
Vom geologischen Standpunkt läßt das Territorium der südwest-
lichen Sektion folgende Vierteilung zu:
a) Verbreitungsgebiet des roten Granitgneises;
b) diegranitischen Felsarten der äußersten, südwestlichen
Ecke (w. vom Meridian von Divisov);
c) die Schieferzone und
d) das Perm bei Divisov.
a) Die roten Granitgneise reichen in dieses Gebiet aus dem
Territorium von Maleschau—Kuttenberg, wo sie ihrerseits
eine Fortsetzung der Granitgneise des sogenannten Eisengebirges?)
und teilweise des benachbarten Landgebietes repräsentieren. Diese
Felsart wurde eigentlich nur als nördliches Grenzgebiet der südlich
von der Linie (beiläufig !) Ratia) e—Replice folgenden Schieferzone
angeführt, ohne daß darauf weiter eingegangen worden wäre.
b) Die granitischen Felsarten der äußersten, südwestlichen Ecke
des Kartenblattes (westlich vom Meridian von DiviSov) lassen sich
folgendermassen petrographisch unterscheiden:
1. grauer, biotitreicher Granitit;
2. roter, biotitreicher Granitit;
3. heller, bedeutend biotitärmerer Granitit als es jener
sub 1 ist, und
4. aplitische Gebilde.
Diese Trennung (der Granite) beruht vornehmlich auf dem
srößeren oder geringeren Biotitgehalte, beziehungsweise auf der roten
oder weißen bis grauen Feldspatfärbung. In geologischer Hinsicht
setzen sich indessen einer derartigen Unterscheidung infolge der Aus-
bildung von Zwischenformen manche Schwierigkeiten entgegen.
Die aplitischen Gebilde können verschieden gedeutet werden:
als Gangspaltenfüllungen, oder (zumindest lokal) als eine Art apli-
tischer Randfazies, oder auch als biotitärmere Modifikation der sub 3
angeführten Felsart.
Alle vier Gesteinsarten sind örtlich ungemein stark zerdrückt, was
sich makroskopisch durch das Auftreten zahlreicher Rutschflächen,
Haarrisse und durch den leichten Zerfall in scharfkantige Bruchstücke
kundgibt. Phänomene, die mit einer aus der Gegend von Rataje
über Sternberg (an der Sazawa) gegen Divisov und weiter süd-
südwestlich verlaufenden Quetschzone (Sternberger Bruch) in ur-
sächlichem Zusammenhange stehen.
ı) Für die Begehungen waren etwa 30 Reisetage verwendet worden, da die
übrige Zeit für Arbeiten anderwärts benötigt wurde. (cf. Jahresbericht der Direktion
in den „Verhandlungen 1912.)
®, K. Hinterlechner und C. v. John, „Über Eruptivgesteine aus dem
Eisengebirge in Böhmen“. Jahrbuch d. k. k. geol. R.-A. 1909, pag. 128.
1911 Sitzung vom 5. Dezember. Dr. Karl Hinterlechner. 367
c) Der Sternberger Bruch ist übrigens auch jene Linie, entlang
der dieSchieferzone ein Jähes Ende wenigstens zwischen Bilkoviec,
Divisov, westlich Sternberg und zumindest noch südwestlich
Rataje findet.
Als Hauptgestein der Schieferzone ist der Schiefergneis
anzusehen; im allgemeinen demnach eine (ziemlich) biotitreiche, klein
bis mittelkörnige, in frischem Zustande braune bis graubraune,
schieferige Felsart.
Sehen wir von dem Sternberger Bruch und von allen
übrigen, analog verlaufenden Störungszonen !) ab, dann können wir das
gegenständliche Gestein, weil es aus Stunde 9 (im Westen) durch h 8
und 7 in die fast streng ostwestliche Streichrichtung übergeht,
kurz als westlichen Flügel des seinerzeit von mir als Zrucer Bogen
bezeichneten, tektonischen Elements auffassen. Der letztere setzt sich
bekanntlich (l. e. pag. 371) unvermittelt in den Caslauer Bogen
fort, dessen weitere Fortsetzung, wie auch schon (ebendort) angegeben
wurde, im Gebiete der Kartenblätter Deutschbrod?°), Iglau, be-
ziehungsweise Datschitz und Mährisch-Budwitz°®), ja noch
weiter — sogar an der Donau?) — zu suchen ist. Bezüglich der
detaillierteren, petrographischen Merkmale berufe ich mich deshalb
hier kurz und allgemein auf die Angaben in meiner zitierten Deutsch-
broder Arbeit und auf die „Erläuterungen“ zum genannten Blatte.
Speziell hebe ich nur die Tatsache hervor, daß der Gneis aus meinem
heurigen Aufnahmsgebiete lokal graphitführend ist.
Als konkordante Einschaltungen treten im Schiefergneis auf:
1. Quarzite, und zwar dunkle und helle; die letzteren können klein
bis (mittel)grobkörnig werden, wodurch sie demnach eigentlich den
Charakter echter Quarzite verlieren. Sie gehen in einen eigentümlichen
Typus von Quarzkonglomeraten über, der durch gelegentliches Auf-
treten von dunklen Glimmerschuppen und manchmal von Feldspat
eine gewisse (mineralische) Ähnlichkeit mit manchen, sehr quarzreichen
Pegmatiten erkennen läßt.
Der dunkle Quarzit verdankt seine Farbe stets einem bald größeren,
bald kleineren Gehalt an kleinen Graphitschuppen.
2. Eine weitere Gruppe konkordanter Einschaltungen repräsentieren
die Kalke und Amphibolite, die in ihrer typischen Ausbildung
selbstverständlich sehr leicht auseinandergehalten werden können.
Nicht so, wenn es sich um gewisse Zwischenformen, die Kalksilikat-
felse, handelt.
Während der Kalk in seiner extrem reinen Form zumindest
örtlich fast schneeweißen, kristallinen Marmor repräsentieren kann,
nimmt er sonst (lokal) Quarz, dann Titanit, einen hellgrünen
1) K. Hinterlechner, „Vorlage des Spezialkartenblattes Iglau (Zone 8,
Kol. XIII; 1:75.000).“ Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1910, pag. 371.
2) K. Hinterlechner, „Geologische Verhältnisse im Gebiete des Karten-
blattes Deutschbrod (Zone 7, Kol. XIII).“ Jahrbuch d. k. k. geol. R.-A. 1907,
pag. 115—374.
3) K. Hinterlechner, „Über metamorphe Schiefer aus dem Eisengebirge
in Böhmen. Mit chemischen Analysen von Conrad v. John“ Verhandl. d. k.k.
geol. R.-A. 1910, pag. 352.
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 16. Verhandlungen, 56
368 Verhandlungen. Nr. 16
Pyroxen und dunkelgrünen Amphibol auf. Dies in verschiedenen
Mengen. Dadurch entstehen jene Gemenge kalkführender Silikate, die
zu den Amphiboliten mit etwas Pyroxen und mit oder auch ohne
Kalkkarbonat hinüberführen. Durch das sehr starke Prävalieren
der Hornblende entstehen auf diesem Wege örtlich Gesteine, die als
Amphibolite angesprochen werden müssen, obschon sie manchmal
bei sehr gutem Erhaltungszustande sogar noch makroskopisch erkenn-
baren Kalk führen. (Lebhaftes Aufbrausen mit kalter, verdünnter I/Cl;
allein dies nicht etwa auf Klüften.)
3. Gruppe der graphitischen Gesteine im allgemeinen.
Hier müssen wir zweierlei Beobachtungsmöglichkeiten auseinander-
halten: a) obertags und 5) in den Gruben der „Gewerkschaft
Ostböhmische Graphitwerke!) in Psäf“.
Obertags trifft man graphitische Gesteine als graphitführende
Schiefergneise und als dunkle Quarzite an, wie sie bereits
oben Erwähnung finden. In den graphitführenden Schiefergneisen
kann der Graphit ganz unregelmäßig verstreut — also wie jedes andere
Mineral, zum Beispiel Glimmer — oder stratenweise angereichert auf-
treten. In letzterem Falle entstehen dunkelgrau gefärbte Gesteinsfolien
von matt-erdigem Habitus. Ihre Lagerung ist wie im benachbarten Gneise.
Die Mächtigkeit überschreitet meines Wissens in den natürlichen
Aufschlüssen nur ein paar Zentimeter. Wo sie viel größer zu sein scheint,
liegen trügerische Verhältnisse vor. Manchmal (zum Beispiel knapp süd-
westlich beiBilkovic) sind erwiesenermaßen wenigstens drei (vielleicht
indessen noch mehr) einzeln kaum ein paar Zentimeter mächtige graphi-
tische Gesteinsfolien knapp nebeneinander dem Schiefergneis eingelagert.
Infolge der Verwitterung kommt jedoch da scheinbar nur eine
graphitische Schichte vor, die durch die Ortsveränderung des graphi-
tischen Pigments bedeutend mächtiger erscheint, als es in Wirklichkeit
alle dortigen Straten zusammen sind. Auf diese Weise kommen örtlich
scheinbar fast 4 dm bis 05 m mächtige, graphitführende Horizonte zur
Ausbildung.
Die leichte Verwitterungsmöglichkeit bringt es mit sich, daß
derartige Verhältnisse auf den Feldern und im Walde, sofern hier
überhaupt etwas zu sehen ist, der Beobachtung so gut wie ganz ent-
zogen sind. Diesbezüglich ist man deshalb fast ausschließlich auf die
Wegeinschnitte (Hohlwege) angewiesen. Fast umgekehrt verhält es
sich mit dem dunklen — weil graphitführenden — Quarzite. Seine
schwere Verwitterbarkeit verursacht es, daß sich die schon durch
tektonische Prozesse in verschieden große (und deshalb auch in relativ
recht kleine) Elemente zergliederten Straten sehr lange und deutlich
durch die herumliegenden und am Rande der Felder zusammen-
getragenen Lesesteine verraten (Anhöhen zwischen Radonice und der
Sazawa). Die Funde auf und an den Wegen kommen deshalb —
. falls nicht direkt anstehend angetroffen — hier gar nicht in Betracht;
es ist zu leicht möglich, daß das gegenständliche Gestein als Weg-
erhaltungsmaterial hingebracht wurde.
ı) Der Besitz umfaßt acht einfache Grubenmasse in der Gemeinde Psäf (bei
Käcov a. d. Sazawa.
1911 Sitzung vom 5. Dezember. Dr. Karl Hinterlechner. 369
Die Zahl der verschieden ausgebildeten, mir bis jetzt bekannten,
Graphit in größerer oder geringerer Menge verratenden, allein ober-
tags nie bauwürdig erscheinenden Straten ist rund 30; in der bei-
gegebenen Kartenskizze sind diese demnach nur schematisch ver-
zeichnet.
In den Gruben tritt der Graphit einerseits in gleicher Weise
auf wie obertags; anderseits bildet er indessen auch Linsen von
sogenanntem dichtem Graphit, die im Schiefergneis liegen, und von
graphitführendenQuarziten begleitet werden.Diesenlentikulären Gebilden,
die übrigens ebenso wie ihre Umgebung deutliche Spuren tektonischer
Prozesse (Harnische, Gleitflächen) aufweisen, geht der dortige Bergbau
nach. Detailliertere Angaben können bezüglich der Verhältnisse in der
Grube deshalb nicht gemacht werden, weil die Kenntnis derselben
von der Unternehmung — deren ‘freundlichem Entgegenkommen ich
die Erlaubnis der Befahrung verdanke — als kaufmännisches Ge-
heimnis behandelt wird.
Betreffs der Relationen zwischen den Kalken und Kalk-
silikatfelsen einerseits und den graphitischen Gesteinen anderseits
sei schließlich bemerkt, daß erstere zwei Gruppen im Graphitgebiete,
dessen Verbreitung nach meinen bisherigen Erfahrungen vornehmlich
auf dem linken Sazaw aufer zu suchen ist, zwar ganz sicher mehrfach
konstatiert wurden; besonders reichlich kommt indessen namentlich
der Kalk hier nicht vor. Er bildet nur einzelne und verhältnismäßig
recht kleine Linsen. Die Art und Weise, wie er auftritt, erinnert
mich unwillkürlich recht lebhaft an gewisse silurische Kalke vom
westlichen Rande des sogenannten Eisengebirges!). (1. Im Tälchen
nördlich Licomö&rice, wo auch kohlenstofführende Gebilde und quarzi-
tische Gesteine vorkommen; 2.beiZbyslavecund3. östlich Bestvin.)
d) Perm von Divisov. Dasselbe bildet einen nordsüdlich
gestreckten, etwa 2 m langen und knapp nördlich bei Divisov etwa
l km breiten Lappen; gegen Nord wird er bedeutend schmäler
(zirka 200 m). Sein unmittelbares Liegende ist der rote, biotit-
reiche Granit, von dem das Perm manchmal sogar nicht leicht
geschieden werden kann. Nur im Osten tritt an dieses Sediment der
Biotitgneis mit seinen Interpositionen derart heran, daB man an-
nehmen kann, derselbe läge zum Teil auch noch unter dem per-
mischen Gebilde.
Seiner Natur nach sind diese Sedimente rotgefärbte, kleinkörnige
Sandsteine beziehungsweise Arkosensandsteine, in denen örtlich Gerölle
wie Granite, Hornblendegesteine und Gangquarz zu finden sind; vor-
nehmlich ist darunter der rote Granit vertreten, wie er in der Nach-
barschaft auch anstehend vorkommt.
Das in Rede stehende Perm liegt unmittelbar an der Stern-
berger Dislokation, weshalb es nicht absolut ausgeschlossen ist, daß
die Form seiner Grenzelemente mit dieser in kausalem Zusammen-
hange stehen könnte.
1) K. Hinterlechner, „Über metamorphe Schieferetc.“, pag. 441 und 359.
56*
370 Verhandlungen. Nr. 16
Im zweiten, dem geologisch-synthetischen Teile seines Vortrages
stellte der Autor gewisse, größtenteils bereits aus der Literatur be-
kannte Graphitvorkommen zusammen. Dabei ergaben sich folgende
Gruppen und Deduktionen:
a) moldanubische Zone;
b) Krumau-Taborer Zone;
c) das Graphitgebiet an der mittleren Sazawa;
d) die Vorkommen im sogenannten Eisengebirge, und
e) die Gruppe graphitischer Gesteine aus dem Saarer Bogen.
a) Als moldanubische Graphitzone wurde jene „graphit-
reiche Gneiszone“ angesprochen, die nördlich der Donau zwischen
Marbach und Aggsbach beginnt und von hier weit nach Norden
verfolgt werden kann. Während jedoch manche Forscher die gegen-
ständliche Zone als nur bis Libitz und Hranitz bei Chot&bof
reichend annehmen, vertritt der Autor dieser Zeilen die seinerzeit
von ihm bereits publizierte!) Ansicht, daß sich dieselbe Graphitzone
auch noch ins Territorium des Eisengebirges fortsetzt und dort mit
einem Teil des ostböhmischen Paläozoikums (Silur) identisch ist.
b) Aus der Krumau-Taborer Zone sind Graphite und
graphitische Gesteine vor allem aus der weiteren und näheren Um-
gebung von Krumau selbst hinlänglich bekannt.
Nach F.Hochstetter)streichen die bezüglichen Schichtglieder
vom Olschbache (beziehungsweise der oberen Moldau) bei n.
Verflächen fast bis zur Moldau s. Krumau ostwestlich. Ungefähr
im Meridian von Krumau schwenken sie dann bekanntlich in die
nördliche Richtung mit westlichem Verflächen um. Speziell in der
Gegend ostnordöstlich und n. ö. von Krumau können wir nun nach
Hochstetter zwei Momente unterscheiden: «) die Fortsetzung
seiner Gneise mit den Kalkeinlagerungen, die er noch südsüdwest-
lich von Budweis etwa nordsüdlich streichen läßt, und b) seine
eigentliche Graphitzone, die (l. ec. laut Zeichnung auf Tafel II.)
südlich Budweis ostnordöstlich bis nordöstlich streicht und ent-
sprechend westlich, beziehungsweise nördlich einfällt.
Nach Hochstetters Zeichnung besteht zwischen den Graphiten
der Krumauer nordöstlichen Umgebung zumindest scheinbar kein
unmittelbarer Zusammenhang mit jenen aus dem Territorium west-
lich vonBudweis und beiNetolitz. Der letztgenannte Distrikt sollte
nach Hochstetter vielleicht eigentlich in Beziehung stehen zu
dem (Graphit-) Gebiete bei Prachatitz, Christianberg, Berg-
reichenstein, Schüttenhofen und dem Gelände an der mittleren
und unteren Votava: HorazZdovic, Katowitz und Strakoniz.
Beachtenswert sind demgegenüber Untersuchungen neueren
Datums.
!) „Über metamorphe Schiefer ete.* und „Vorlage des Spezialkartenblattes
Iglau etc.“,
2) Ferd. Hochstetter, „Geognostische Studien aus dem Böhmerwalde“.
Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1854.
.
1911 Sitzung vom 5. Dezember. Dr. Karl Hinterlechner. 371
L. v. Tausch!) besprach seinerzeit die Graphitvorkommnisse in
Kollowitz bei Budweis, wobei er sagte:
„Westlich von Kollowitz befindet sich ein ausgedehntes
Granulitvorkommen, welches in der Literatur als Granulit-
gebiet des Planskerwaldes bekannt ist. Nach unseren älteren
geologischen Karten wird dasselbe allseits von Gneisen umrandet?).
In der südlichen Partie dieser Gneise treten die bekannten Graphit-
vorkommnisse von Schwarzbach und Krumau auf, welche nach
der Karte ein westöstliches Streichen zeigen, das erst an der Südost-
ecke des Granulits in ein nordöstliches und dann in ein nörd-
liches überzugehen scheint.“ Auf Grund eigener Beobachtungen
bemerkt v. Tausch: „daß auch aın Ostrande des Granulitgebietes
Gneise auftreten, die der Hauptsache nach als Biotitgneis be-
zeichnet werden müssen, und weiter, daß Graphitausbisse in Bach-
rissen in der nächsten Umgebung von Kollowitz und Groschum
konstatiert werden konnten“; überdies war Graphit auch durch
einen Schacht in Kollowitz aufgeschlossen worden.
O0. Bilharz?) vertritt die Ansicht, daß die Graphitvorkommen
von Schwarzbach, Stuben und Krumau „am Rande des Gra-
nulitstockes des Plansker Gebirges vorbei eine rein nörd-
liche Richtung“ einschlagen und „sich bis in die Gegend von
Netolitz ausdehnen“.
Im gleichen Sinne nimmt O. Stutzer*) mit den Worten Stellung:
„In der nördlichen Fortsetzung der Schwarzbach—Krumauer
Vorkommen liegen die flözartigen Graphitlagerstätten der Umgebung
von Budweis, die sich etwa 20 km nordwestlich dieses Ortes in dem
7 km westlich von Negoti@?) gelegenen Dorfe Kollowitz kon-
zentrieren.“
Netolitz liegt nahe am südwestlichen Rande des Budweis—
Protiwiner Tertiärbeckens. Am nordöstlichen Rande derselben
Sedimente tritt nun der dortige Gneis mit nahezu nordsüdlichem oder
zumindest mit nordnordöstlichem Streichen auf. Deshalb nehme ich
an, daß sich die Gneise der Umgebung von Netolitz unter dem
Tertiärbecken auch noch weiter gegen Nord fortsetzen. Letzteres über
Moldauthein und Bernarditz, so daß sie mit dem angegebenen
Streichen die Grenze des mittelböhmischen Granits auf der Strecke
Tabor— Mühlhausen erreichen. Eine Deutung, die bereits auch
!) „Über ein ausgedehnteres Graphitvorkommen nächst Kollowitz bei Budweis
in Südböhmen.“ Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1898, pag. 182.
?) Bezüglich der genaueren Daten wird ]. c. auf die Arbeit von Dr. E. Wein-
schenk: Zur Kenntnis der Graphitlagerstätten“ verwiesen. Abhandl. d. math.
phys. Klasse d. kgl. bayr. Akad. d. Wiss. XIX. Bd., II. Abt. 1899, München.
®) „Das Vorkommen von Graphit in Böhmen, insbesondere am Ostrande des
südlichen Böhmerwaldes.“ Zeitschrift für prakt. Geologie. XII. Jahrgang 1904,
pag. 324.
4) „Die wichtigsten Lagerstätten der ‚Nicht-Erze‘.“ Berlin. Bornträger 1911.
5) Dürfte wohl richtig heißen: in dem etwa 5 km südsüdöstlich von Netolitz
gelegenen Dorfe Kollowitz konzentrieren, denn ein Negotid existiert an der
angegebenen Stelle gar nicht. (Of. Spezialkarte Protiwin und Prachatitz Zone 9,
Kol. X.)
312 Verhandlungen. Nr.
F. E. Suesst) mit folgenden Worten zum Ausdrucke gebracht hat:
„Die Gneise des schmalen Rückens zwischen den beiden Ebenen von
Budweis und von Wittingau stellen die Fortsetzung der ab-
wechslungsreichen Gneisgebilde der Krumauer Gegend dar (l. ce.
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pag. 41)“ und ferner „das Auftreten von Graphitgneisen bei
Bernarditz undan anderen Punkten sowie von kristallinischen
Kalken an der Luänic deutet darauf hin, daß man es nur mit der
!) Bau und Bild.
1911 Sitzung vom 5. Dezember. Dr. Karl Hinterlechner. 373
nordöstlich streichenden Fortsetzung der Gneise von Moldauthein
und Budweis zu tun hat* (l. c. pag. 42).
Ob auf dem Granit bei Tabor noch welche Spuren der ur-
sprünglichen Schieferhülle zu finden sein werden, muß späteren Be-
obachtungen an Ort und Stelle überlassen werden. So gut wie sicher
scheint es mir jedoch, daß die Gneise bei Borotin nur eine nörd-
liche Fortsetzung jener von Bernarditz vorstellen. Besonders be-
achtenswert ist die Tatsache, daß nach Stur!) in diesem Schiefer-
sebiete zahlreiche und oft mächtige Einlagerungen von Quarzit-
schiefer, und daneben auch häufig kristallinische, körnige Kalke
und Graphitschiefer vorkommen.
Nach den Aufzeichnungen in seinen Originalaufnahmsblättern ?)
streichen nämlich die Schiefer im Lokalitätendreieck Borotin,
Wotitz und (Gegend östlich von) Sedletz — von gewissen Ab-
weichungen abgesehen — etwa nach Stunde 2-3, um weiter ostwärts
teilweise ein generell ostwestliches Streichen zu verraten. Auf Grund
der Sturschen Einzeichnungen halte ich mich deshalb für berechtigt,
in der Gegend bei Milc@in (n. Tabor) ein bogenförmiges, tektonisches
Element anzunehmen. Aus den Sturschen Angaben folgt nun im
weiteren folgendes, Da der gegen Ost streichende Schieferkomplex
aus dem Distrikt nördlich von Tabor in der Gegend südöstlich von
Unter-Kralowitz und Patzau wieder nordöstliches Streichen
mit entsprechendem, nördlichem Verflächen aufweist, repräsentiert der
Gneiskomplex zwischen Wotitz und Mil£in (vielleicht sogar Tabor)
im Westen und Unter-Kralowitz und Patzau oder wenigstens
Cechtitz im Osten nichts anderes als die südliche Partie des ganz
konform mit diesen Verhältnissen gebauten Zruter Bogens. In
diesem Falle wären aber dann die Sturschen Quarzite und graphi-
tischen Gesteine eigentlich nur die bogenförmige Fortsetzung des
eingangs geologisch analysierten, westlichen Teiles des ZruGer Bogens
bei Sternberg a. d. Saz,, Divisov und Käcov beziehungsweise
Psäf. Mit anderen Worten ergibt sich daraus, daß die nördlichen Aus-
läufer der Krumau— Taborer Graphitzone nur die Fortsetzung des
eingangs zergliederten Graphitgebietes von der mittleren Sazawa
vorstellen. Unterbrechungen des direkten Zusammenhanges sind von
vornherein nur dort zu erwarten, wo die Schieferhülle der Granite
bereits ganz zerstört worden ist, wie zum Beispiel in meinem eigenen
Aufnahmsgebiete bei Divisov und südwestlich davon, wie in der Ge-
gend nördlich von Wotic, wo diesen gleiche oder zumindest analoge
Verhältnisse zu erwarten sind.
Nach Stur?) kommt in der seichten Bucht des Granitrandes
zwischen Wotice und Borotin ein eigentümliches Phyllitgestein
vor, das sich stratenweise von seinem dortigen, schieferigen Biotit-
gneis gar nicht unterscheiden lasse, und das deshalb angeblich von
dem letzteren nur in ziemlich willkürlicher Weise abgetrennt werden
könne. Vielleicht gehört in diese Gruppe auch ein Gneis, den
ı) D. Stur, „Die Umgebung von Tabor (Wotitz, Tabor, Jung-Woschitz,
Patzau, Pilgram und Öechtitz).“ Jahrh. d. k. k. geol. R.-A. 1858, pag. 661.
2) cf. auch 1. c. pag. 666—667.
®) L. c. pag. 680.
374 Verhandlungen. Nr. 16
Stur (l. e., pag. 673) aus der Gegend von Jung-Woschitz mit
folgenden Worten erwähnt: „Der Gneis bietet ein fremdartiges Aus-
sehen, ist schmutziggrün, von erdigem Ansehen und enthält nebst
den gewöhnlichen Bestandteilen eine grüne, matte, erdige Masse bei-
gemengt.*“ Die Lagerung ist ganz unregelmäßig. Ich führe dies
deshalb an, weil man sonst aus diesen Sturschen Angaben eventuell
eine Verschiedenheit der Gmeise aus meinem Aufnahmsgebiet und
zumindest aus der Gegend zwischen Wotie und Borotin ableiten
könnte, obschon mit Unrecht.
Im Vorausgehenden wurde bereits von der Sternberger Dis-
lokationszone Erwähnung getan. Dieselbe gehört ganz in die
Kategorie der Brüche, wie sie auch sonst die Kuttenberger Sig-
moide (Zruier Caslauer Bogen!) zusammen ins Auge gefaßt) queren.
Speziell sei noch jene Störungszone hervorgehoben, die aus der Gegend
von Kuttenberg-Zbraslavice zwischen Sv&tla und Deutsch-
brod, dann östlich von Iglau in die Gegend südöstlich von Okrisko
streicht. In der Nähe dieser letzteren fand ich nämlich bei Replitz,
südöstlich von Zbraslavice, Biotitgneise völlig zu dunklen, ton-
schieferartigen Massen zermalmt. Diese Tatsache kann nun
in folgender Weise mit den Verhältnissen zwischen Wotie und
Borotin in Relation gebracht werden. Denken wir uns die Stern-
berger Dislokationszone schnurgerade gegen Südwest fort-
gesetzt (cf. Kartenskizze), so kommen wir genau in die Gegend
zwischen Wotic und Borotin, also ins Gebiet der phyllitartigen
Felsarten. Analoge Verhältnisse bestehen ferner zwischen der Gegend
bei Jung-Woschitz und einer Dislokationszone, die anderSazawa
nordwestlich von Käcov und im Distrikt zwischen Otruby, Vra-
nice und Käcoves von mir gefunden wurde. Dieser ganze Komplex
von Tatsachen führt mich deshalb zum Schlusse, daß die sogenannten
Sturschen Phyllite und’ ‚fremdartiges Aussehen:
zeigenden Gneise nichts anderes als zerdrückte, ursprünglich
normal ausgebildet gewesene Schiefergneise sind. “
Eine Schlußfolgerung, zu der ich mich namentlich deshalb
berechtigt fühle, weil F. v. Andrian?) (l. e. pag. 160) zumindest
teilweise auch aus meinem Aufnahmsgebiet unter dem Namen der
„Gneisphyllite“ Gesteine erwähnt, deren Habitus ganz ohne Gewalt
und nur im voranstehenden Sinne gedeutet werden kann, beziehungs-
weise gedeutet werden muß (Kataklase, Harnische ete.). F.v.Andrian
fand hierhergehörige Felsarten „hauptsächlich in der Gegend von
Stepanov, Zdisläwitz bis gegen Wla$im, ferner bei Hammer-
stadt und im nördlichen Teil des Gneisgebietes bei Sternberg“.
Besonders beachtenswert erscheint mir indessen auch folgende
v. Andriansche Angabe. „Eine kleinere Partie der ‚Gneispyllites,
eingelagert im grauen Gneise, ist in einem kleinen Seitental des
Wostrower Wassers bei Kotau&ov?°) aufgeschlossen.“
ı) Hinterlechner, „Vorlage des Spezialkartenblattes Iglau etc.“.
2) „Beiträge zur Geologie des Kaufimer und Taborer Kreises in Böhmen.“
Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1863, pag. 155—182.
>) Südsüdöstlich Zbraslavice und fast südlich von Replice, von dem es
etwa 3 km entfernt ist.
1911 Sitzung vom 5. Dezember. Dr. Karl Hinterlechner. 375
Die Gegend von St&epanov, Zdislavie. bis gegen WlaSim
korrespondiert mit Quetschzonen, die aus dem Distrikt westlich von
Käcov südwärts streichen. Bei Hammerstadt habe ich schon im
Vorjahre eine über den Fiolnik gegen Süd streichende, gleiche
Zone nachgewiesen. Bei Sternberg haben wir die Sternberger
Dislokation. Die Kotauiover Verhältnisse sind indessen schon
gar nichts anderes als eine zeitlich vorausgeschickte Bestätigung der
von mir bei Replice gefundenen Verhältnisse.
Nach all dem Angegebenen wäre demnach ein Gegensatz zwischen
den Gneisen der Gegend von Borotin—Wotic einerseits und denen
aus dem Graphitgebiete an der mittleren Sazawa ander-
seits nur ein künstlicher. Noch mehr! Obige Tatsachen bestätigen es
geradezu, daß das ganze gegenständliche Territorium von vollkommen
gleichen petrographischen, weil auch gleichen tektonischen Momenten
beherrscht wird. N
c) Das Graphitgebiet vom Mittellaufe der Sazawa
umfaßt vornehmlich die graphitischen Gesteine des Zrucer Bogens.
Da dieser allmählich in den Gaslauer Bogen übergeht, werden
gewisse Funde aus dem Zwischenschenkel beider auch noch hierher-
gestellt.
Die südöstliche Ecke des Blattes Kuttenberg und Kohl-
janovie habe ich noch nicht (ganz) begangen. Darauf ist das auf-
fallende Schmälerwerden der gegenständlichen Zone in den Meridianen
von Pilgram und Humpolec einerseits zurückzuführen ; anderseits
ist die Schieferhülle des roten Granitgneises manchenorts bereits
zerstört, und schließlich verhüllen hier und namentlich auch im Gebiete
des Caslauer Bogens jüngere Gebilde (Kreide und Quartär) den
kristallinen Untergrund.
Der nordöstlichste Fund graphitischer Gesteine wurde bis jetzt
in der in Rede stehenden Zone südöstlich MaleSov oder genauer ost-
südöstlich von Oumonin, beziehungsweise westsüdwestlich von Lhota-
Növa — von jeder dieser zwei Lokalitäten etwas über 1 km entfernt —
gemacht. Bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Hauerschen Karte
und der hier beifolgenden geologisch-tektonischen Skizze resultiert
nun daraus folgendes.
Die Caslauer Ebene wird von der Doubrava, von der Cäs-
lavka und vom Klejnar-Bache durchfurcht. Die Relationen zwischen
diesen Wasserläufen sind derartig, daß man mit Recht nur von einer Tal-
depression sprechen darf, deren rechtes Ufer vom Eisengebirge, das
linke dagegen vom Gelände südwestlich von der Linie Gol& Jenikov—
Caslau—Kuttenberg gebildet wird. Mit dem Funde bei Oumonin—
Lhota—Nö6va erreicht demnach die Graphitzone der mitt-
leren Sazawa das linke Ufer dieses Tales, während am rechten
Ufer kohlenstoffhaltige Gesteine (vielleicht sind einige davon
auch direkt als Graphite anzusprechen) im Eisengebirge derart
entgegenstreichen, daß die Annahme des einstigen, unvermittelten
Zusammenhanges entschieden angenommen werden darf, falls man sich
dazu nicht geradezu bemüßigt sieht. Daraus ergibt sich demnach,
daß die graphitischen Gesteine der Zruö—Üaslauer Bögen die
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 16. Verhandlungen. 57
arg Verhandlungen. Nr. 16
direkte Fortsetzung der analogen, beziehungsweise homologen Gebilde
aus dem Territorium des Eisengebirges repräsentieren.
d) Graphite und kohlenstoffhaltige Gesteine aus
dem Gebiete des Eisengebirges. Hier werden zwei Territorien
unterschieden: «) die kohlenstoffhaltigen Gebilde der westlichen
(steilen) Lehne und ß) aus dem Innern des sogenannten Eisen-
gebirges.
#) Die erstere Zone bilden die nach F. C. Eichleiter 0'46,
1-18, 1:59, 2:55, beziehungsweise 3'24°/, C-führenden, teilweise noch
ganz unveränderten, silurischen Sedimente aus der Gegend
von Liecomerice!) und von Bestvin.
Bosonders beachtenswert sind auch die in ihrer Nachbarschaft
auftretenden Kalke (bei Lieomerice, Zbyslavec und unterhalb
Javorka bei Bestvin; cf. vorne pag. 369). Speziell das Vorkommen
von Jaworka ist aus folgenden Gründen interessant.
Ich selbst fand (l. e. pag. 351) darin Stellen, die dem freien Auge
Crinoidenreste zu verraten schienen, allein im Schliffe waren selbe
zumindest bis jetzt nicht sicher nachweisbar. Meinem Freunde R.
J. Schubert habe ich dagegen folgendes Untersuchungsresultat gewisser
Durchschnitte aus einem Schliffe dieses Kalkes zu verdanken. „Die
langgestreckten Gebilde mit rundlichem Querschnitte, in deren Mitte
sich ein dem Nährkanal mancher Crinoidenstiele analoge, dunkle Partie
befindet, scheint mir nach Erwägung verschiedener Möglichkeiten
wohl nur organischer Entstehung zu sein. Protozoen (Foramini-
feren oder Radiolarien) sind so gut wie ausgeschlossen, ebenso
anscheinend Echinodermen oder Siphoneen. Meiner Ansicht nach
könnte es sich entweder um umkristallisierte Nadeln von Silico-
spongien (und zwar Monactinelliden) handeln, die ja seit dem
Oberkambrium bekannt sind, oder um von kieseligen Lösungen aus-
gefüllte Wurmröhren (analog den in D-d, lokal häufigen Scolithus-
röhrchen); wahrscheinlicher ist aber das erstere.“
Diese Zone kohlenstoffhaltiger Sedimente ist es,
welche, wie vorn angedeutet, einerseits mit der molda-
nubischen Graphitzone und anderseitsmitdem Graphit-
gebietea.d. mittleren Sazawa zusammenhängt und dem-
nach ein Bindeglied zwischen beiden repräsentiert.
£) Im Innern des sogenannten Eisengebirges haben wir
zweierlei Funde zu unterscheiden: 1. gewisse, graphitführende
Quarzite, die ich südlich und südsüdöstlich von Kalk-Podol, be-
ziehungsweise Sec: beim MH. Oustupky, südlich Prose& und
Positka — also mitten im Gebiete des roten Granitgneises
als letzten Rest der einstigen Schieferhülle vorfand, und 2. kohlen-
stoffhaltige Gebilde aus der nächsten Umgebung von Kalk-
Podol selbst.
) Hinterlechner, „Über metamorphe Schiefer aus dem Eisengebirge etc.*,
pag. 351. — Loc. eit. spreche ich diese Gebilde kurz als graphitführend an.
Ob wir da berechtigt sind, bereits von einem Graphit zu sprechen, ist derzeit
eigentlich noch fraglich. Diese Angelegenheit sollen erst im Gange befindliche
Untersuchungen klären. Bishin wolle man die in Rede stehenden Sedimente nur
allgemein als kohlenstofführend auffassen.
1911 Sitzung vom 5. Dezember. Dr. Karl Hinterlechner. 377
Die voranstehend sub x und $ angeführten Gebilde gehören
menschlichem Erkennen nach ganz bestimmt zwei, höchstwahr-
scheinlich drei, möglicherweise aber sogar fünf stratigraphisch
verschiedenen Horizonten des ostböhmischen Paläozoikumsan.
Auf Grund der Lagerungsverhältnisse dürfen wir annehmen, daß
die Fortsetzung der graphitischen Gesteine subß, Punkt l einst zumindest
teilweise in der Gegend westlich vom Meridian von Kreuzberg und
östlich jenes von Borau vorhanden gewesen ist. Heute sind im be-
züglichen Gebiete!) außer Kreidesedimenten vorherrschend bis aus-
schließlich eruptive Gebilde vorhanden. Das geschlossene Gneisterri-
torium, mit fast NS-Streichen, kommt erst etwas südlicher, also östlich,
nordöstlich und südöstlich von Pribyslau vor. Gerade diese Schiefer-
komplexe sind es aber, die östlich und besonders südöstlich von Pri-
byslau überdie östliche Grenze der Blätter Deutschbrod und Iglau
ins Gebiet der Kartenblätter Groß-Meseritsch (Zone 8, Kol. XIV)
und Poliöcka—Neustadtl (Zone 7, Kol. XIV) einschwenken, um
zwischen Pribyslau, Groß-Meseritsch, Bystritz, Policka,
etwa Skuö und Hlinsko die Neustadtler Sigmoide (-Saarer
Bogen + Bogen von Syratka°) zu bilden. Im westlichen und im mittleren
Schenkel dieser Sigmoide hat nun A. Rosiwal wieder graphitische
Gesteine nachgewiesen °). Die Vorkommen aus seinem Aufnahmsgebiete
fasse ich
e) als graphitische Gesteine aus dem Saarer Bogen
zusammen und deute selbe nach obigem als die Fortsetzung der
Gneise aus dem Blatte Deutschbrod und demnach auch der Sedimente
aus dem sogenannten Eisengebirge.
An der Hand der Manuskriptkarte des in Rede stehenden Ge-
bietes, deren Gebrauch Herr Professor A. Rosiwal bei Abfassung
dieses Berichtes freundlichst gestattete, und wofür ich ihm bestens
danke, müssen wir hergehörige Gesteine speziell an folgenden Lokali-
täten annehmen: 1. an mehreren Stellen in der näheren und weiteren
Umgebung von Saar selbst; unter diesem Titel fasse ich noch Funde
zusammen, die bis 10km von Saar entfernt sind; 2. südlich von
Neustadtl; 3. bei Bystritz und 4. bei Heraletz und südlich
davon.
*
* *
Wie es schon mehrfach bemerkt wurde, ist das Graphitterritorium
am Westrande des Eisengebirges nur als nördlichst gelegener
Teil der moldanubischen Graphitzone zu deuten. Überblicken wir die
hier sonst angeführten Momente, so folgt aus diesen ferner, daß 1. die
Eisengebirgszone mit dem Schieferkomplex der Neustadtler,
!) Hinterlechner, „Geologische Verhältnisse im Gebiete des Kartenblattes
Deutschbrod (Zone 7, Kol. XIII).“ Jahrb. d. k. k. geol, R.-A. 1907.
— „Erläuterungen etc.* zu Blatt Deutschbrod (NW-Gruppe Nr. 51) und
Karte selbst. 1910.
2) Mein Bogen von Svratka ist identisch mit dem von Rosiwal ein-
geführten und von F. E. Suess später auch noch gebrauchten Terminus „Anti-
klinale von Syvratka“.
®) A. Rosiwal, „Aus dem kristallinischen Gebiete des Oberlaufes der
Schwarzawa“. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1894, pag. 349.
DE
378 Verhandlungen. "Nr! 16
dann 2. aber auch mit jenem der Kuttenberger Sigmoide als
geologisch äquivalent aufzufassen ist. Die Fortsetzung des westlichen
Endes der Graphitzone von der mittleren Sazawa ist im
Taborer Graphitgebiete zu suchen, das seinerseits die nördliche
Fortsetzung des Krumauer Territoriums vorstellen soll. Gewissen
Unsicherheiten der gebrauchten Literatur Rechnung tragend, wäre es
indessen vielleicht angezeigt, das Taborer Gebiet vorläufig ganz all-
gemein als die nördliche Fortsetzung eines graphitführenden Schiefer-
zuges anzusprechen, der aus dem Territorium der oberen Moldau
kommt. Die Lösung dieser Frage bleibt späteren Untersuchungen vor-
behalten. Die Graphitzone von der mittleren Sazawa bildet dem-
nach mit dem Graphitgebiete vonder oberen Moldau im Westen und
mit der moldanubischen Zone im Osten ein großes, gegen Süden
geöffnetes, tektonisches Element, denböhmischen Graphitbogen,
der zwischen Krumau und Pisek vielleicht sigmoidal verbogen ist.
In den bezüglichen Schiefern des Eisengebirges ist der Kohlen-
stoff ganz bestimmt organischen Ursprunges. Alle geo-
logisch äquivalenten Gebilde müssen es in den in Rede stehenden
Gebieten deshalb auch sein; zumindest gibt es jedoch keinen wissen-
schaftlich zwingenden Grund im besprochenen Territorium irgendwo
ohne unanfechtbaren Beweis einen anderen als den organischen Ur-
sprung des Kohlenstoffes anzunehmen.
Die kohlenstofführenden Sedimente des Eisengebirges sind nach-
weislich paläozoischen Alters; dasselbe leite ich auch für alle
übrigen Gebilde ab, die mit den ersteren in dem vorn beleuchteten
Verhältnisse stehen. Die Frage, ob man es durchgehends nur mit
einem vergneisten Silur zu tun habe, weil ja den korrespondierenden
Sedimenten im Eisengebirge dieses Alter zukommt, lasse ich
offen, und betone dies ausdrücklich, denn die vergneisten Schiefer
des ganzen böhmischen Graphitgürtels repräsentieren zweifelsohne
ein ganzes System von eng aneinandergepreßten Mulden und Sätteln.
Unter diesen Verhältnissen können selbstverständlich bis (einschließlich)
zum Devon mehr oder weniger verschiedenalterige Gebilde neben-
einander vorkommen, ohne selbe derzeit voneinander trennen zu können.
Aus eben diesem Grunde schließe ich auch ein lokal — allein nur
lokal(!) — auftretendes älteres Gestein neben dem vergneisten
Paläozoikum keineswegs ganz aus. Im Hinblick auf die vorgebrachten
Tatsachen muß indessen von nun an für jede derartige Behauptung
ein zwingender Beweis verlangt werden.
Ein Blick auf die beigegebene Kartenskizze zeigt es, daß der
Graphitgürtel den böhmischen, paläozoischen Bogen auf seiner
konkaven, also inneren Seite wiederholt. Die Neustadtler Sig-
moide kann dagegen, wie gesagt, geradezu als die Fortsetzung des
paläozoischen Schieferkomplexes des Eisengebirges gelten.
So wie sich das böhmische Paläozoikum unter die Kreidesedimente
nordwärts fortsetzt!), ebenso sind wir nach dem Angeführten berech-
1) J. J. Jahn, „Basalttuffbreceie mit silurischen Fossilien in Ostböhmen.“
Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1896 und die dort pag. 458 angegebene Literatur.
(Krejöi und E. Suess.) — Cf. die beigegebene Kartenskizze: Semtin bei
Pardupitz.
1911 Sitzung vom 5. Dezember. Dr. Karl Hinterlechner. 379
tigt, nun eine Fortsetzung desselben gegen das Innere des Bogens
anzunehmen. Letzteres nur mit dem Unterschiede, daß die paläozoische
Unterlage der Kreide, soviel bekannt wurde, verhältnismäßig unver-
ändert geblieben ist, während die jüngeren Granite im Innern des
Graphitgürtels die alten Sedimente in kontaktmetamorphem Sinn umge-
wandelt haben. Nichtveränderte Reste sind nur noch lokal vorhanden.
(Pfibyslau, verschiedene Stellen im Gebiete des Kartenblattes Iglau.)
Betreffs des Faltungsprozesses der derzeit vergneisten Schiefer
haben wir uns eine Evolution vorzustellen, die wenigstens zwei
Phasen !) annehmen läßt: «) die eigentliche Faltung, also die Bildung
eines Systems von Syn- und Antiklinalen, und d) die spätere bogen-
förmige, beziehungsweise die sigmoidale Verbiegung dieses Falten-
systems (sub «). Der letztere Prozeß wurde zumindest vornehmlich
von Eruptionen begleitet. Für beide Phasen sind dagegen tektonische
Ereignisse wahrscheinlich und für die zweite (sub 5) sogar nachweisbar
vorhanden. Eine Evolution wird auch für die Störungen angenommen,
die quer zu den verschiedenen Bogenteilen verlaufen. Es ist nicht
ausgeschlossen, daß man es noch mit sehr jungen hierhergehörigen
Phänomenen zu tun hat.
Ohne den erst zu erwartenden Publikationen A. Rosiwals vor-
greifen zu wollen, möchte ich betrefis der Neustadtler Sigmoide
nur kurz folgendes bemerken. Denken wir uns ein Buch (ohne Ein-
band) oder den entblößten Arm an irgendeiner scharfen Kante an-
gesetzt und quer zur Kante (unter Druck) bewegt. Die der Kante
zunächst gelegene Partie wird dadurch aufgeschürft und in mehr oder
weniger eng aneinanderliegende Falten gelegt. Weiter abseits von
der Kante gelegene Partien müssen dabei nicht in Mitleidenschaft
gezogen werden. Experimentiert man mit dem entblößten Arme, so
kommt es natürlich auch zur Blutung. — Die scharfe Kante kann
durch eine entsprechend rauhe Fläche ersetzt gedacht werden,
sofern diese eine hinreichende Reibung zuläßt. Für die theoretische
Deduktion ist nämlich außer der wirkenden Kraft eigentlich nur noch
die Reibung wesentlich notwendig. Diese Vorstellung scheint mir die
Verhältnisse der Neustadtler Sigmoide im folgenden Sinne zu
erklären. Die nördlich der Donau und östlich der böhmischen Masse,
im allgemeinen nördlich und nordwestlich vordringenden alpino-karpa-
thischen Falten haben in einem gewissen Moment der bogenförmigen
Umbiegung unseres böhmischen Gneispaketes (cf. voranstehend sub b)
einen Teil der bereits nordsüdlich streichenden Schieferfalten auf-
geschürft und in eigentümliche, horizontale Falten gelegt: die Neu-
stadtler Sigmoide; erstere haben also mit Bezug auf die Schiefer
wie eine scharfe Kante oder rauhe Fläche (unter Druck) gewirkt. Der
Blutung am Arme entsprächen hier verschiedene Eruptionen am öst-
lichen Rande der böhmischen Masse.
Gar nicht unrichtig wäre übrigens vielleicht auch die etwas
modifizierte Vorstellung, daß die westlichen Teile des karpathischen
1) K. Hinterlechner, „O ruläch vychododeskych“ (Deutsch: Über ost-
böhmische Gneise). Vestnik IV, sjezdu &eskych pfirodozpyteüv a l&karü v Praze
(Prag) 1908, pag. 241.
380 Verhandlungen. Nr. 16
Bogens auf die östlichen Partien der böhmischen Masse so ähnlich
eingewirkt haben, wie etwa ein breiter Eisbrecher auf den Rand
einer ursprünglich einheitlichen Eisdecke, die er in Schollen zer-
gliedert, von denen dann die eine oder die andere unter irgend-
welche benachbarte mehr oder weniger geschoben wird. Infolge des
Druckes, der von den alpino-karpathischen Falten schon lange vor dem
Tertiär — noch vor dem Perm (Evolution des Systems) — ausgehend
gedacht wird, kann es also lokal auch zu kleinen Überschiebungen
gekommen sein; ähnlich wie ein Fuß am Rand eines Teppichs even-
tuell unter diesen geraten kann, ohne daß der Teppich über den
Fuß oder gar über den ganzen Organismus, zu dem der Fuß
gehört, geschoben worden wäre. Die vorn angedeutete Bildungsmöglich-
keit der Neustadtler Sigmoide wird davon nicht tangiert.
Dr. Oskar Hackl. Chemischer Beitrag zur Frage der
Bildung natürlicher Schwefelwässer und Säuerlinge.
Gelegentlich der Vorarbeiten zur Herausgabe des neuen „Öster-
reichischen Bäderbuches“ von Herrn kaiserl. Rat Dr. Diem,
dessen geologischen Teil Herr Dr. R. Schubert bearbeitet, ergab
sich eine Reihe von Fragen, welche mir vorgelegt wurden, da deren
Beantwortung dem Geologen große Schwierigkeiten bereitet, wenn er
nicht auch gründliche chemische Kenntnisse hat.
Es handelt sich u. a. darum, ob die Entstehung von Schwefel-
wässern vom chemischen Standpunkt auf Veränderungen von Gips
und Pyrit zurückgeführt werden könne, eine Möglichkeit, die von
manchen Geologen geleugnet wird, ferner um die Entstehung der
Kohlensäure; ich muß jedoch bezüglich der ersten Frage gleich be-
merken, daß die chemischen Tatsachen der Annahme einer solchen
Entstehung nicht nur nicht widerstreiten, sondern direkt auf dieselbe
hinführen, da solche Umwandlungen schon öfter von zuverlässigen
Chemikern festgestellt wurden und auch in der Technik eine Rolle
spielen, also zu den erwiesenen Tatsachen gehören. Ob aber die zu
diesen Vorgängen notwendigen Bedingungen in den speziellen Fällen,
um die es sich handelt, auch bei Prozessen im Erdinnern mit Be-
rechtigung angenommen werden können, so daß keine allgemein
dagegen sprechende geologische Tatsache vorliegen dürfte, ist eine
Frage, welche der Chemiker nicht beantworten kann und deshalb
wieder dem Geologen zu überlassen ist; so daß, obwohl die folgenden
Ausführungen größtenteils einfach Anführungen von Tatsachen sind,
es sich bei deren Übertragung auf geologisches Gebiet wegen der
Unmöglichkeit direkter Beobachtung und Untersuchung von Reaktionen
im Erdinnern immer nur um Hypothesen von mehr oder weniger
wahrscheinlicher Richtigkeit handeln kann.
Es ist schon öfter. beobachtet worden (von Kastner, Dö-
bereiner, Henry, Bischof, Bastick u. a., siehe hierüber zum
Beispiel Gmelin-Kraut, Handbuch d. anorg. Chemie, 6 Aufl.,
1. Bd., 2. Abteil,, pag. 211—212), daß Gipslösungen, Gips oder
Alkalisulfat enthaltende natürliche und auch künstlich "zusammen-
gesetzte Wässer, welche auch organische Substanzen enthalten, schon
1911 Sitzung vom 5. Dezember. Dr. Oskar Hackl. 381
in der Kälte nach längerer Zeit (Wochen bis Jahre) Schwefelwasser-
stoff entwickeln, vielleicht durch Einwirkung der bei der Oxydation
der organischen Substanz entstandenen Kohlensäure auf durch Re-
duktion gebildetes Sulfid; jedoch ist bei diesen Vorgängen- nicht
über allen Zweifel sichergestellt, daß der Schwefelwasserstoff. nicht
durch Zersetzung schwefelhaltiger organischer Substanz entstand.
Organische Substanzen (besonders Kohle) reduzieren in der
Hitze schwefelsaure Alkalien und Erdalkalien zu Schwefelmetallen,
welche in Wasser löslich sind, wie zum Beispiel Schwefelnatrium,
oder durch Auslaugung mit Wasser infolge hydrolytischer Dissoziation
in lösliches Hydrosulfid, eventuell auch Hydroxyd und Schwefelwasser-
stoff verwandelt werden (dies ist besonders bei durch solche Re-
duktion aus Gips entstandenem Schwefelkalzium der Fall), aus
welchem Sulfid oder Hydrosulfid (beziehungsweise dessen Lösung)
durch Kohlensäure oder kohlensäurehaltiges Wasser Schwefelwasser-
stoff in Freiheit gesetzt wird; hierbei brauche ich bloß auf die -tech-
nische Chlorbaryum- und Barytsalze-Erzeugung aus Schwerspat, die
Schwefelnatrium-Erzeugung und den Leblane-Sodaprozeß zu verweisen,
welche Verfahren auf der trockenen Reduktion von Baryum-, respektive
Natriumsulfat durch Kohle in der Hitze beruhen und auf eine Sulfid-
bildung hinauslaufen. Es handelt sich hier ja überhaupt nur darum,
die tatsächlichen Entstehungsarten von löslichen Metallsulfiden oder
Hydrosulfiden oder solchen unlöslichen Schwefelverbindungen zu
zeigen, welche durch kohlensäurehaltige Wässer unter Schwefel-
wasserstoff-Entwicklung zersetzt werden, denn wenn auch nicht direkt
Schwefelwasserstoff gebildet wird, so genügt die Entstehung obiger
Sulfide, da ja aus diesen durch Säuren (Kohlensäure und kohlensäure-
haltige Wässer) Schwefelwasserstoff entwickelt wird. Vorher seien
einige tatsächliche Bildungsarten von Schwefelwasserstoff erwähnt,
welche hier in Betracht kämen:
1. Aus nasecierendem Wasserstoff und Schwefel bei gewöhnlicher
Temperatur.
2. Aus Stangenschwefel, besonders feuchtem und auch ge-
fälltem Schwefel beim Erhitzen. Wenn Schwefeldampf und Wasser-
dampf über glühende poröse Substanzen streichen (zum Beispiel über
Bimsstein oder Kieselsäure ; wahrscheinlich können auch die Gesteine
diese Kontaktwirkung ausüben, doch wurden hierüber meines Wissens
noch keine Untersuchungen ausgeführt).
Aus schmelzendem Schwefel und Wasserdampf. Beim Erhitzen
von Schwefel und Wasser unter Druck, -aber auch schon bei gewöhn-
lichem Druck. Meine eigenen Versuche zeigten, daß, wenn man
reines, destilliertes Wasser hierzu verwendet, bei gewöhnlichem
Druck kein Schwefelwasserstoff entsteht, wohl aber bei Anwendung
von schwefelwasserstoffreiem Wasserleitungswasser ; es ist deshalb
anzunehmen, daß es sich hierbei nicht um eine direkte Reaktion
zwischen H,0 und S handelt, sondern entweder um eine Reduktion
von Sulfaten oder um eine Kontaktwirkung, welche durch bestimmte
Salze ausgeübt wird. (Die umgekehrte Reaktion tritt, allerdings unter
Mitwirkung des Luftsauerstoffes, bei der Abscheidung von Schwefel aus
Schwefelwasserstoffwasser ein.) Beim Einleiten von Schwefeldampf in
382 Verhandlungen. Nr.:16
Wasser; wird hierbei mit reinem Schwefel und reinem Wasser
gearbeitet, so entsteht kein Schwefelwasserstoff.
3. Beim Kochen von Schwefel mit Schwefelalkalien und Wasser.
4. Aus vielen Schwefelmetallen durch verdünnte Säuren.
5. Beim Faulen oder Erhitzen schwefelhaltiger organischer Sub-
stanzen allein oder mit Schwefel.
6. Aus Wasserdampf und vielen glühenden Schwefelmetallen.
Als Spezialfall von 4. sei die Einwirkung von feuchtem Kohlen-
säuregas auf durch trockene Reduktion entstandenes Schwefelbaryum
in mäßiger Hitze erwähnt, wobei kohlensaures Baryum und Schwefel-
wasserstoff entsteht, welche Umsetzung auch in Lösung erfolgt und
beim Schwefelkalzium, respektive gelöst@m Kalziumhydrosulfid ähnlich
vor sich geht; darauf beruhen ja mehrere Verfahren zur technischen
Herstellung von Atzbaryt, weil Baryumkarbonat beim Glühen im
Dampfstrom die Kohlensäure abgibt. Auch die Zersetzung der Soda-
rückstände (welche 40—60°/, Kalziumsulfid enthalten) beim Liegen
auf der Halde geht nach ähnlichen Reaktionen vor sich:
SH
»H0,
Kalziumsulfhydrat, welches weiter zersetzt wird:
Ca< 04 + HR0= Ca(OlM), + 1,8,
welcher Schwefelwasserstoff nach folgender Reaktion mit Kalzium-
sulfhydrat Kalziumhydrosulfid bildet:
y 2.8
Ca SoH
welches unter Schwefelwasserstoffentwicklung weiter umgewandelt wird:
Ca(SH), +2 H,0 = Ca(OH), +2 H5S,
also zu Kalziumhydroxyd, welches durch Kohlensäureaufnahme in Kar-
bonat übergeht und das Schwefelkalzium auch durch Einwirkung von
Kohlensäure und Sauerstoff, respektive Wasser oder von Schwefel-
wasserstoff allein nach folgenden Reaktionen Schwefel, Schwefelwasser-
stoff oder Kalziumhydrosulfid bilden kann:
CaSs+C09,+0= (al; + S,
Ca 8 + CO, + H,O = Ca0O9; =E H3S,
CaS+ HS = Ca(SH),.
Es sei auch auf die Aufarbeitung der Sodarückstände zwecks
Wiedergewinnung des in ihnen vorhandenen Schwefels nach der Me-
thode von ÖOhance hingewiesen, welcher Prozeß in folgenden Phasen
verläuft:
CaS + H,0 = Ca
Sr HsS a Ca(SH)s In H30,
CaSs-+ H,O == CO, — CaUO; + H,S
CaS + H,S= Ca(SH),
Ca(SH), + H,O + 00, Tuz CaU Oz + 2 H, S.
1911 Sitzung vom 5. Dezember. Dr. Oskar Hackl. 383
Dies würde auch erklären, warum die Schwefelquellen oft viel
Kalk enthalten: bei der Schwefelwasserstoffbildung nach obiger Reaktion
entsteht kohlensaurer Kalk, der durch kohlensäurehaltiges Wasser als
Hydrokarbonat gelöst wird (CaUO, + H,O +00, = Ca[HCO;]).
Da die Herleitung der Bildung von Schwefelwasserstoff aus
Schwefelmetallen zur Frage der Entstehung dieser letzteren führt, so
seien nun deren hier in Betracht kommende Bildungsarten angeführt:
1. Durch Erhitzen der Metalle mit Schwefel; Glühen von Metall-
oxyden mit Schwefel.
2. Erhitzen vieler Metalle, Metalloxyde und Metallsalze mit
Schwefel und Wasser unter Druck.
3. Aus schwefelsauren Salzen durch Wasserstoff oder organische
Substanzen (besonders Kohle) in der Glühhitze.
Besonders der letzte Fall ist hier hauptsächlich in Erwägung
zu ziehen, da die hierzu nötigen Bedingungen sehr leicht im Erd-
innern vorhanden sein können, speziell der Gips zur Reduktion keiner
sehr hohen Temperatur bedarf, und auf diese Art lösliche, respektive
unlösliche Schwefelverbindungen entstehen, welche durch Wasser und
Kohlensäure die oben angeführten Umänderungen erleiden. Die Ent-
stehung der hiebei mitwirkenden Kohlensäure kann aus eben diesem
Reduktionsprozeß abgeleitet werden, da der Kohlenstoff der organischen
Substanz, falls diese nicht im entsprechenden Überschuß ist, durch
den Sauerstoff des Sulfats zu Kohlensäure oxydiert wird, bei UÜber-
schuß jedoch ganz oder teilweise zu Kohlenmonoxyd, gemäß den
Gleichungen:
CaS0O, +2C=(aS+2CO,
CaSs0, +4C=CaS+4C0.
Schwefelsaurer Kalk wird auch durch Schwefel bei 450° unter
Bildung von schwefliger Säure zu Sulfid reduziert, ebenso kohlen-
saurer Kalk unter Bildung von Kohlensäure; nun sind aber die Gips-
vorkommnisse oft von Schwefel begleitet, aus welcher Tatsache sich
zwanglos eine Schwefelkalzium- und weiters Schwefelwasserstoffbildung
ergibt; der hierbei vorhandene Schwefel kann aus Schwefelwasserstoff
(eventuell solchen enthaltende Wässer), aus Schwefelkalzium direkt
(CaS+ 00, +0=(a0O0, + 5) oder aus Pyrit entstanden sein und
durch heißes Wasser langsam ohne vorherige Gipsreduktion teilweise
in Schwefelwasserstoff umgewandelt werden. Da übrigens Kalzium-
sulfat bei. höherer Temperatur auch etwas Schwefelsäure abgibt, so
könnte auch dieser Vorgang als Ursache der Zersetzung sulfidhaltiger
Wässer unter Entwicklung von Schwefelwasserstoff angenommen werden.
Schwefelkalzium entsteht auch beim Glühen von Kalziumsulfat mit
Eisen, auch beim Glühen von Gips im Kohlenmonoxydstrom oder
feuchtem Wasserstoff, oder Wasserdampf, der vorher über glühende
Kohlen strich. Es gibt beim Glühen in Wasserdampf Atzkalk und
Schwefelwasserstoff; mit großen Mengen heißen Wassers ausgelaugt,
gibt es Kalziumsulfhydratlösung und Kalziumhydroxyd (welches durch
Kohlensäure in Karbonat oder Hydrokarbonat überführt wird) wobei
sich fortwährend Schwefelwasserstoff entwickelt; durch sehr viel
Wasser wird Schwefelkalzium allmählich völlig zu Hydroxyd und
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 16. Verhandlungen. 58
384 Verhandlungen. Nr. 16
Schwefelwasserstoff zersetzt. Kohlensäurehaltige Wässer zersetzen
dann auch das Sulfhydrat unter Schwefelwasserstoffbildung. Die hier-
bei wirkende Kohlensäure kann, wie schon erwähnt, aus dem ange-
nommenen Reduktionsvorgang hergeleitet werden und ist ja’ auch in
Schwefelwässern nachgewiesen.
Was die Entstehungsmöglichkeit von Schwefelwasserstoff aus
Pyrit betrifft, so ist vor allem die Tatsache anzuführen, daß Pyrit in
der Hitze einen Teil Schwefel abgibt, welcher durch heißes Wasser,
besonders unter Druck in Schwefelwasserstoff überführt wird. Er-
steres Verhalten wurde schon mehrfach zur technischen Schwefel-
gewinnung benützt, aber wieder aufgegeben, weil nicht die Hälfte des
Schwefels gewonnen wird, da bei dieser Spaltung nicht Einfach-
schwefeleisen entsteht, sondern ein dem Magnetkies ähnliches Pro-
dukt von der beiläufigen Zusammensetzung /'e,S- und in den Schwefel
Arsen aus dem Pyrit mit übergeht. Daß der hierbei entstehende
Rückstand nicht Einfach-Schwefeleisen ist, geht auch daraus hervor,
daß durch Säure nur ein Teil des in ihm enthaltenen Schwefels als
Schwefelwasserstoff frei wird. Da überdies auch andere Schwefel-
metalle, zum Beispiel Bleiglanz, beim Erhitzen einen Teil ihres
Schwefels abgeben, so wäre vielleicht auch hierauf Rücksicht zu
nehmen.
Bezüglich der Frage der Entstehung der Kohlensäure kommen
vom chemischen Standpunkt hauptsächlich folgende Bildungsarten in
Betracht:
1. Beim Verbrennen kohlenstoffhaltiger Substanzen in Luft)
oder Sauerstoff; auch bei der Fäulnis organischer Substanzen.
2. Aus kohlenstoffhaltigen Körpern und sauerstoffabgebenden
Substanzen bei gewöhnlicher oder höherer Temperatur, zum Beispiel
beim Glühen von Kohle im Wasserdampf, Erhitzen von Kohle mit
Metalloxyden, salpetersauren Salzen, Braunstein, schwefelsauren
Salzen (Gips, Schwerspat) etc.
3. Aus kohlensauren Salzen durch Säuren); u. a. ist eine
Entstehungsmöglichkeit freier Säure die Verwitterung von. Pyrit,
Bildung von Ferrisulfat, welches beim Erhitzen Schwefelsäure abgibt.
Durch Silikate wird beim Zusammenschmelzen mit manchen Karbonaten
(Soda, Pottasche, Bleikarbonat) aus diesen Kohlensäure frei. 2
4. Durch Glühen der Karbonate !) (mit Ausnahme der kohlensauren
fixen Alkalien), zum Beispiel kohlensaurer Kalk, Magnesit, Mangan-
karbonat. Viel leichter als beim Glühen für sich allein geben beim
Erhitzen im Wasserdampf die Kohlensäure ab: Kalzium-, Strontium-,
Baryumkarbonat und Dolomit. |
Es sei ausdrücklich bemerkt, daß die Annahme vulkanischer
Entstehung von Kohlensäure und Schwefelwasserstoff den genetischen
Möglichkeiten und Annahmen, welche aus den in dieser Arbeit ge-
machten Angaben abgezogen werden, nur scheinbar widerstreitet,
da auch eine Gasexhalation nur eine Folge von chemischen Reaktionen
!) Dieses Verfahren wird auch technisch zur Kohlensäuregewinnung an-
gewendet.
1911 Sitzung vom 5. Dezember. Dr. Oskar Hackl u. A. Liebus. 385
sein kann, auch im Vulkan Kohlensäure und Schwefelwasserstoft
einmal als Reaktionsprodukte nach chemischen Prinzipien, Möglich-
keiten und Tatsachen entstanden sein müssen. Die Annahme vulka-
nischer Entstehung ist also kein Lösungsversuch des genetischen
Problems, respektive darf nicht als solcher gemeint und aufgefaßt
werden, da sie gar nicht die Frage nach der Bildungsart, sondern
nur die nach dem Ort der Entstehung und dem Weg, welchen die
betreffenden Substanzen zurückgelegt haben, zu beantworten sucht.
- Die angeführten Tatsachen dürften wohl vielen Chemikern be-
kannt sein, wurden aber im Hinblick auf die mir vorgelegte Frage
deshalb zusammengestellt, um dem Geologen Verhältnisse vor Augen
zu führen, welche geeignet erscheinen, weit eher zur Lösung mancher
Probleme beizutragen als Hypothesen, welche oft genug nur wieder
aus anderen Hypothesen abgeleitet sind.
Literaturnotizen.
A. Liebus. Die Foraminiferenfauna der mittel-
eocänen Mergel von Norddalmatien. (Sitzungsber. Ak. Wiss,
Wien 1911, CXX, pag. 865--956, 3 Tafeln.)
Während bisher die Kleinforaminiferenfauna der mitteleocänen Mergel
Dalmatiens nur von einigen wenigen Örtlichkeiten näher untersucht war, hat sich
Verfasser der mühsamen Arbeit unterzogen, 35 vom Ref. gelegentlich dessen
geologischer Kartierung in Norddalmatien gesammelte Mergelproben genau durch-
zuarbeiten. Die vorliegende Arbeit enthält den ausführlichen Bericht darüber, dem
vom Verfasser sehr gut gezeichnete Abbildungen beigegeben sind, außerdem ein
der Übersichtlichkeit halber sehr dankenswertes Kärtchen von Norddalmatien
mit den eingetragenen Fundpunkten.
Die Lokalitäten, die auch kurz geologisch charakterisiert sind, umfassen:
4 Proben von Ljubaß, je eine von Grgurica, Smokovi6, Viduk, Vrhe, Prkos, Korlat,
Gorica, 7 von Benkovac, je zwei von der Ruine Rapelica und von ÖOstrovica, je
eine von Krucine, Miranje, Miranjska jaruga, Quelle Bielobrieg, Kolarine, Crkvina,
Quelle Tocak, Svi sveti, Velim, Grabovci, Mrdakovica, Scardona und Velistak,
also das ganze Eocängebiet Norddalmatiens von der Kerka an.
Außer Nummuliten und ÖOrbitoiden, die nur in 5 Proben von Benkovac
gefunden wurden, konnte Verf. nicht weniger als 230 Arten von Foraminiferen
nachweisen, während bisher aus diesen Schichten nicht viel mehr als der vierte
Teil dieser Zabl bekannt war.
Unter den gefundenen Formen ist vor allem der große Prozentsatz von
kieseligen benthonischen Formen bemerkenswert, der sich weniger in der Arten-
als in der Individuenzahl kundgibt. In manchen Proben sind Planktonformen zahl-
reich, zum Beispiel in der Probe von VeliStak derart, daß die Globigerinen (und
zwar @. bulloides), abgesehen von den nur in wenigen Exemplaren auftretenden
Formen, den Hauptbestandteil des Schlämmrückstandes bilden. Die übrigen Formen
sind zumeist Tiefenformen, Küstenformen (Miliolideen und Spiroloculinen) treten
derart zurück, daß die nur Kleinforaminiferen enthaltenden mitteleocänen Mergel
Dalmatiens ausgesprochene Tiefenabsätze darstellen.
Beachtenswert ist das Vorkommen von wohl zweifellos rezenten Foramini-
feren in einigen Proben, von denen diejenigen in den Proben von „Kapelica“,
Crkvina und Scardona infolge ihrer Meeresnähe nicht befremden, die von Korlat
und ÖOstrovica jedoch ihrer relativ weiten Entfernung vom Meere (mindestens
10—14 km) recht auffällig sind und vom Verf. wohl mit Recht durch Windtransport
erklärt werden.
Im paläontologischen Teil sind 65 Formen näher besprochen, als neu
Lagena striata var. alata nov., Cristellaria tricarinella var. striata n., Bolivina
punctata var, semistriata n., Bifarina Adelae n. sp., Haplophragmium Andraei n. sp.
58*
386 Verhandlungen. Nr. 16
und Cymbalopora radiata var. minima n. beschrieben, ferner wird eine ausführliche
Beschreibung und Abbildung der bisher nur in Listen angeführten Gaudryina
dalmatina Schubert gegeben.
Eine ausführliche Besprechung ist der in diesen Schichten vorkommenden
Olavulina Szabdi gewidmet, jener so lange Zeit irrtümlich als Leitform für Unter-
oligocän gedeuteten Foraminifere, die jedoch mindestens in Dalmatien und auch
in Ungarn zweifellos im Mitteleocän vorkommtt und in eigentlich spezifisch kaum
unterscheidbaren Formen bis in die Gegenwart reicht. (R. J. Schubert.)
Dr. Karl Beutler. Paläontologisch-stratigraphische
und zoologisch-systematische Literatur über marine
Foraminiferen, fossil und rezent bis Ende .910. München
1911. Im Selbstverlage des Verf.
Bei der immer mehr anschwellenden Literatur über fossile Protozoen muß es
als ein sehr dankenswertes Unternehmen bezeichnet werden, daß Veıf. die ganze
bisherige Literatur in einer leicht käuflichen Übersicht zusammenzufassen suchte.
Der erste Abschnitt enthält fast 4000 Arbeiten zumeist über fossil erhaltungsfähige
Formen, die nach Autoren alphabetisch geordnet sind; der Wert dieses Verzeich-
nisses ist noch besonders dadurch gesteigert, daß durch Beifügung von Zeichen
die wichtigen Arbeiten, in denen Arten beschrieben sind, ferner jene, in denen
sich nur Listen finden und welche über Foraminiferender jetzigen Meere
handeln, kenntlich gemacht sind.
Im II. Teile ist daun diese Literatur nach geologischen Formationen
und Ländern gegliedert, auch die wichtigsten Arbeiten über Morphologie,
Physiologie, Struktur, Systematik, Nomenklatur, Phylogenie,
Bibliographie, Geographische Verbreitung, Kataloge und Geolo-
gische Führer sowie Einführungsarbeiten namhaft gemacht.
(R. J. Schubert.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien IH. Rasumofskygasse 23.
PR
Gesellschafts-Buchdruckerei Bruuer Hollinek, Wien Ill. Steingasse 25
Verhandlungen derk k re Reichsanstal.
Sitzung vom 19. Dezember 1911.
Inhalt: Vorgänge an der Anstalt: C. John v. Johnesberg: Versetzung in an
bleibenden Ruhestand. — Eingesendete Mittei lu F. Katzer: Die geologischen
Ergebnisse von J Cvijic’ Forschungen in Mazedonien, Altserbien und einigen benachbarten
Gebieten der Balkanhalbinsel. — Vorträge: R. J. Schubert: Überdie Thermen und Mineral-
quellen Österreichs. -- Literaturnotizen: ©. F. Parona.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mittellungen verantwortlich.
Vorgänge an der Anstalt.
Laut Erlaß des k. k. Ministeriums für Kultus und Unterricht
vom 18. Dezember 1911, Z. 52.381 haben Seine k. u. k. Apostolische
Majestät mit Allerhöchster Entschließung vom 23. November 1911 die
erbetene Versetzung des mit dem Titel eines Regierungsrates be-
kleideten Vorstandes des chemischen Laboratoriums der k. k. geo-
logischen Reichsanstalt Conrad John Edlen von Johnesberg
in den bleibenden Ruhestand huldvollst zu genehmigen geruht.
Eingesendete Mitteilungen.
Friedr. Katzer. Die geologischen Ergebnisse von
J. Cviji® Forschungen in Mazedonien, Altserbien und
einigen benachbarten Gebieten der Balkanhalbinsel.
Unter den literarischen Erscheinungen, die am glänzenden Fort-
schritt teilhaben, welchen die geologische Kenntnis der Balkanhalbinsel
in den letzten Jahren zu verzeichnen hat, nimmt das in den fol-
genden Zeilen näher zu besprechende Werk des bekannten Belgrader
Geographen, Prof. Jovan ÜUvijic, eine erste Stelle ein. Es betrifft
wesentlich das Gebiet von der bulgarischen und serbischen Grenze
südwärts bis Chalkidike und Thessalien, welches noch vor einem
Jahrzehnt zu den in geologischer Beziehung am wenigsten be-
kannten Abschnitten der Balkanhalbinsel gezählt werden mußte.
Cvijie hat seit 1898 dieses Gebiet wiederholt bereist in der Absicht,
vorerst Mazedonien und Altserbien geologisch und morphologisch zu
erforschen, welche Studien er dann auch auf einige benachbarte Teile
der Türkei ausdehnte und durch ethnographische und anthropogeo-
K.K. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 17. Verhandlungen. 59
388 Verhandlungen. Nr. 17
graphische Beobachtungen ergänzte. Ungefähr zu gleicher Zeit, als
Cvijie seine Forschungen begann, hat auch K, Oestreich einen
namhaften Teil des gleichen Gebietes bereist und hat über seine
Ergebnisse einen eingehenden Bericht veröffentlicht !), welcher als
sehr bemerkenswerter Fortschritt der geologischen Kenntnis Maze-
doniens bewertet werden muß, wenn er heute auch durch das Werk
von Cvijic in vielen Stücken überholt erscheint. Hierauf soll hier
indessen nicht weiter eingegangen, sondern lediglich über den ge&o-
logischen Inhalt von Ovijids großer Arbeit referiert werden 2).
Zunächst sei bemerkt, daß das Originalwerk in serbischer
Sprache in den Schriften der Belgrader Akademie schon im Jahre
1906 in zwei Foliobänden (von zusammen 688 Seiten) veröffentlicht
wurde. Kürzlich ist ebendort der dritte Band erschienen. Auf
diesen wird hier vorderhand nicht Bezug genommen, sondern seine
eingehende Würdigung soll bei späterer Gelegenheit erfolgen®). Als
erläuternde Beilagen zu den beiden ersten Bänden sind der mit
serbischer und französischer Legende versehene, von Cvijic einige
Jahre früher (1903) veröffentlichte geologische Atlas Mazedoniens und
Altserbiens sowie der Atlas der Seen von Mazedonien, Altserbien und
Epirus (1902) zu betrachten. Die Karten und Profile der in einen Teil
zusammengefaßten deutschen Ausgabe sind nun keine einfachen
Kopien dieser älteren Darstellungen, sondern zeigen einige Ver-
schiedenheiten, die hervorgehoben zu werden verdienen, weil sie
die sorgfältigere Durcharbeitung der deutschen Veröffentlichung be-
weisen. Die ursprüngliche geologische Karte von Mazedonien und Alt-
serbien im Atlas vom Jahre 1903 ist im Maßstabe 1:500.000 ausgeführt
und zeigt 23 Ausscheidungen; die Beilage zur deutschen Ausgabe im
Maßstab 1: 750.000 weist nur 20 Ausscheidungen auf, weil in ihr die
früher getrennten älteren und jüngeren kristallinischen Schiefer sowie
das marine und Binnenlandneogen zusammengezogen erscheinen und
die in Bulgarien gelegenen Juraausscheidungen entfallen, da die neuere
Karte nur bis zur bulgarischen Grenze koloriert ist.
Hiervon abgesehen, enthält die Karte der deutschen Ausgabe
mehrere sachliche Anderungen gegenüber dem serbischen
Original, welche die ganze Auffassung des geologischen Aufbaues
mancher Gegenden wesentlich beeinflussen.
Dies gilt vor allem von dem Gebiete nördlich vom Ljuma- und
Sargebirge bis gegen Mitrovica und über die Mokra Gora hinaus,
welches in der serbischen Karte von Kreideflysch, jetzt aber von
paläozoischen Schichten eingenommen erscheint.
!) Beiträge zur Geomorphologie Mazedoniens. Abhandl. d. k. k. Geograph,
Gesellsch. in Wien, IV., 1902, Nr. 1.
?) Grandlinien der Geographie und Geologie von Mazedonien und Altserbien
nebst Beobachtungen in Thrazien, Thessalien, Epirus und Nordalbanien. I. Teil,
(Mit 21 Bildern auf 16 Tafeln, 2 Karten, 15 Profilen auf einer Tafel und 46 Skizzen
im Text.) Ergänzungsheft Nr. 162 zu „Petermanns Mitteilungen“. Gotha, Justus
Perthes, 1908.
®) Dieser III. Bd., mit 71 Profilen und Skizzen im Text, 5 Karten und
19 Tafeln, umfaßt im serb. Original pag. 689 bis 1272. Eine Anzeige darüber wird
demnächst in Petermanns Geograph. Mitteilungen erscheinen.
1911 Sitzung vom 19. Dezember. F, Katzer. 389
SW von Prizren ist in der neueren Karte ein ausgedehntes
Kreidekalkgebiet vorhanden, umfassend das Pastrik-, Koritnik- und
Ljumagebirge und das Westgelände des Schwarzen Drim. In der alten
Karte sind die beiden erstggenannten Gebirgszüge als mesozoischer
(vornehmlich triadischer) Kalk und Dolomit, das ganze übrige Terrain
aber als Kreideflysch ausgeschieden.
Südlich von Prizren sind in der neuen Karte drei auf paläo-
zoischen Schichten auflagernde Schollen mesozoischer Kalke
und Dolomite eingezeichnet, wo in der alten Karte nur eine Scholle
paläozoischer Schichten, rundum von Kreideflysch umgeben, vor-
handen ist.
In der Umgebung von Istip wird das ganze Gebirge im Osten und
Süden der Stadt, welches in der älteren Karte (und in den Profilen) als
Trachyt ausgeschieden worden war, jetzt als Granit kartiert und im
Kucajevo, W von Istip, erscheinen Gneis- und Granitmassen, umgeben
von ausgedehnten, bis gegen Veles sich hinziehenden, paläogenen
Ablagerungen, deren Terrain in der älteren Karte zum Neogen gezählt
worden war, dessen Erstreckung im Ovle Polje zwischen Sv. Nikola
und Istip infolgedessen gegen früher jetzt stark eingeengt erscheint.
Die Stadt Veles liegt in der älteren Karte auf einer Insel von
mesozoischem Kalk, jetzt aber auf paläozoischen Schichten ;
das Neogen SW von der Stadt erscheint jetzt viel ausgedehnter als
früher, ebenso das Neogen westlich von Kavadarce im Becken von
Negotin, wo in der älteren Karte einige Inseln von Paläogen aus-
geschieden waren, die jetzt weggelassen, beziehungsweise zum Neogen
einbezogen sind.
Nordöstlich von Pazar gegen Cigarevo und Karasuli sowie im
Säden des Amatovosees ist jetzt in namhafter Erstreckung Neogen
eingezeichnet, wo früher nur Diluvium vorhanden war. Das gleiche
gilt vom Ostgestade des Golfes von Saloniki und auch N von Prilep
erscheint jetzt etwas Neogen, wo früher nur Aluvium verzeichnet war.
Das in der älteren Karte kristallinischen Kalken zugewiesene Gebiet
westlich vom Polozki Manastir (SO von Prilep) wird jetzt als pa-
läozoisch kartiert.
Schließlich wäre zu © vijic’ geologischer Karte noch zu bemerken,
daß an der bulgarischen Grenze einige Unstimmigkeiten mit der
bulgarischen Darstellung der betreffenden Gegenden bestehen,
namentlich im Dospadgebirge (NO von Nevrokop), welches Cvijie
als aus trachytoiden Gesteinen aufgebaut auffaßt, während es in
Bulgarien als Granitmassiv betrachtet wird).
Auch in den Profilen, deren Anzahl (15) und Reihenfolge auf
dem einen Beilagenblatt der deutschen Ausgabe die gleiche ist, wie
auf den drei Blättern des, serbischen geologischen Atlas vom Jahre
1903, erscheinen einige Anderungen durchgeführt, welche zumeist
eine bestimmtere tektonische Vorstellung dokumentieren, als sie den
älteren Profilen zu entnehmen war. So sind nun im Becken von
Usküb, dann in der Ebene von Saloniki bei Gumendze und im Becken
2) Vgl. G. Zlatarskis von G. Bontscheff vollendete und herausge-
gebene geologische Karte Bulgariens im Maßstab 1:300.000, Blatt 2: Pestera. 1910.
598
390 Verhandlungen. Neal
von Djevdjelija Uberschiebungen ausgeprägt, wo die älteren Profile
nur eine diskordante Auflagerung der jüngeren Schichten auf der
älteren Unterlage zeigten. Im älteren Profil vom Vardar nach Istip
ist die paläogene Ebene von Tikves von zahlreichen Verwürfen
durchsetzt, im neuen nicht. In mehreren Profilen, wo früher einfache
diskordante Beckenausfüllungen gezeichnet waren, erscheinen die
Becken (zum Beispiel von Meglen, Monastir, Resen, Ochrid) jetzt als
von Brüchen begrenzte Senkungsfelder, was den tatsächlichen Ver-
hältnissen besser zu entsprechen scheint. Hingegen ist der ältere
Durchschnitt durch das Becken von Ochrid bezüglich des Gneisauf-
bruches von Ljubaniste und bezüglich der Serpentindurchbrüche ver-
ständlicher als das neue Profil. Ferner würde die im neuen Profil
13 auf dem Jelenin Hissar erscheinende, über Neogenmergeln liegende
Scholle paläozoischer Kalke, sofern überhaupt eine Überschiebung
vorliegt, eine andere tektonische Darstellung erheischen als eine Reihe
paralleler Brüche. Ich erwähne dies alles nur deshalb, um die
Anderung der Auffassung, welche Cvijic seit 1903 bis 1908 vorzu-
nehmen sich veranlaßt sah und welche die deutsche Ausgabe in ge-
wissem Sinne über das serbische Original seines Mazedonienwerkes
erheben, vorweg hervortreten zu lassen.
In textlicher Beziehung folgt die deutsche Ausgabe dem serbischen
Original ziemlich wörtlich, jedoch sind zwei größere Partien ausge-
schaltet worden, nämlich die kartometrischen Daten von R. Dedinac
(pag. 59—100) und die eingehende Darstellung eines anscheinend
pliocänen Flußtales im Süden des Balkans (pag. 571—628), welche
Cvijie inzwischen an anderem Orte veröffentlicht hat!). Auf die
einleitenden Abschnitte des Werkes, welche die von Cvijie (und
seinen Schülern ?) ausgeführten Forschungsreisen und die geographische
Lage und Oberflächengestaltung des dargestellten Gebietes behandeln,
soll in diesem, lediglich dem geologischen Inhalt des Werkes
geltenden Referat nicht weiter eingegangen werden, aber hervor-
gehoben sei, daß namentlich der letztere, die geographischen Be-
ziehungen der Balkanhalbinsel und ihrer Länder, die Hauptverkehrslinien,
die Umgrenzung und Orographie von Mazedonien und Altserbien
sowie die Kulturzonen erörternde Abschnitt in vieler Beziehung originell
und außerordentlich instruktiv ist.
Die geologischen Beobachtungen werden in Cvijie
Werke weder systematisch, was in einer vorzugsweise geographischen
Arbeit ohnehin kaum tunlich gewesen wäre, noch in der Reihenfolge
der ausgeführten Reiserouten, die hauptsächlich in den Umgebungen
von Ferisovic, Kacanik, Usküb (Skoplje), Kumanovo, Kratovo, Veles,
Istip, Prilep, Monastir, Voden, Saloniki und Serres ein ziemlich eng-
maschiges Netz bilden, dargelegt, sondern sie sind eingegliedert in
die Schilderung größerer geographischer Einheiten, wie Becken, Tal-
züge, Gebirge, Gebirgsgruppen und Landschaften, was zwar den Vorteil
!) Abhandl. der Geograph. Gesellsch. in Wien. VII. Bd., Nr. 3, 1909.
2) Die Routenkarte im „Geoloski atlas Makedonie“ etc. vom Jahre 1903 zeigt
auch den Anteil von Oviji@ Schülern: P.Jankovic und V.Petkovi6 an den
Bereisungen.
1911 Sitzung vom 19. Dezember, F. Katzer. 391
hat, den Zusammenhang des geologischen Aufbaues mit dem geo-
graphischen Charakter der einzelnen Gegenden deutlich hervortreten
zu lassen, aber den Nachteil, daß dadurch der Überblick über das
geologisch Zusammengehörige erschwert wird. Die Fülle der
mitgeteilten Einzelbeobachtungen ist groß und darin
liegst vom geologischen Staudpunkt der Hauptwert des
Werkes, selbst wenn manche Auffassung und Deutung einer späteren
Überprüfung nicht standhalten sollte. Es sei auch gleich bemerkt,
daß einigemal der Text sich mit der Darstellung der Karte nicht in
befriedigender Übereinstimmung befindet, was wohl zum Teil durch
den kleinen Maßstab der Karte bewirkt sein mag, aber bei Benützung
des Werkes beachtet werden muB.
Es ist natürlich unmöglich, im Rahmen eines Referats den
gesamten geologischen Inhalt des Werkes auszuschöpfen; wir müssen
uns vielmer begnügen, Ovijie Darlegungen folgend, lediglich die nach
unserer Meinung wichtigsten Beobachtungen und die für
Cvijic’ Auffassung des geologischen Aufbaues des von ihm durch-
forschten Gebietes bezeichnenden Schlußfolgerungen heraus-
zuheben !). Von den Beobachtungstatsachen abgesehen, wird man auch
bezüglich der meisten Erklärungsversuche und Annahmen die Auf-
fassung des Verfassers teilen können, doch gibt es auch einiges, was
auf allgemeine Zustimmung nicht rechnen kann. Dies gilt namentlich
von der immer wiederkehrenden Annahme zahlreicher, von gleich-
zeitigenHebungen benachbarter Rumpfflächen begleiteter Schollen-
einbrüche sowie von der bis zur Finseitigkeit übertriebenen An-
schauung, daß die Scholleneinsinkungen an Verwerfungen die alleinige
Ursache aller Eruptionsvorgänge seien. Nur durch tektonische
Vertikalbewegungen will Cvijic große Magmaergüsse bewirkt
werden lassen. Deshalb fehlen angeblich in Faltengebirgen bedeutende
Eruptivmassen oder sie stellen sich nur dort ein, wo innerhalb des
Faltengebirges Schollensenkungen erfolgten, wie dies zum Beispiel für
die Eruptivmasse von Viskar-Ljulin in Bulgarien gilt, die sich an ein
1) Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß die Korrektur namentlich der ersten
Hälfte des Werkes stellenweise die Sorgfalt vermissen läßt, welche sonst Ver-
öffentlichungen der berühmten Verlagsanstalt auszeichnet. So zum Beispiel sind
die Textfiguren 2 auf pag. 74 und 4 auf pag. 80 nicht richtig eingestellt und das
Kärtchen Fig. 14 auf pag. 230 verleitet ohne Orientierungsvermerk zu Irrtümern,
weil es mit Nord nach unten gewendet ist. — In sprachlicher Beziehung wären
namentlich zahlreiche petrographische Angaben, die mitunter jedem Deutungsver-
such widerstehen, zu revidieren gewesen. Absonderlichkeiten, wie die folgenden,
hätten sicherlich vermieden werden können: „Der erwähnte Glimmerschiefer ist
ein klastisches, einfaches Aggregat“ (pag. 61); — „Mosaik, gebildet von ausge-
waschenen Körnern Quarz und Kaliglimmer“ (gemeint ist anscheinend lediglich
Korrosion der Umrisse der Körner!); — „das Quarzit“ — „verblichener Biotit“
(pag. 62); — „trockener Überrest des Wassers“ (anstatt Abdampfrückstand,
pag. 75); — „Marmorarten, die von grauer Marmormasse, ein Gemenge von Quarz
und Kalkstein sind“ (pag. 77); — „Eruptivenmasse* (pag. 117, 118 usw.); —
„Serpentin von unsichtbaren Bestandteilen“ (pag. 227); — „Diese beiden Feld-
spatarten umfassen Schüppchen von Magnesiaglimmer und sind von rundlichen
Körnern zernagten Quarzes durchlöchert“ (pag; 244); und vieles andere. — Möge
dieser Hinweis bewirken, daß die zu erhoffende deutsche Ausgabe des III. Bandes von
Cvijie' wiehtigem Werke nicht wieder durch derartige sprachliche Unachtsam-
keiten beeinträchtigt werde
399 Verhandlungen. Nr. 17
Senkungsfeld zwischen gefalteten Sedimentzonen knüpft oder für die
minder ansehnlichen Magmaergüsse, die innerhalb der ostserbischen
Gebirgsfalten am Umbug aus der nordwestlichen Richtung in die ost-
westliche Richtung in der Regel auftreten. In Konsequenz dieser Auf-
fassung wird überall in Mazedonien und Altserbien, wo immer eine
Eruptivmasse vorhanden ist oder eine Therme auftritt, auch gleich
eine Verwerfung angenommen, wodurch mitunter Zusammenhänge
konstruiert werden, die nur eben noch hypothetische Möglichkeiten
darstellen. Dies fällt um so mehr auf, als Cvijie einige Eruptiv-
stöcke als Lakkolithe auffaßt, ohne aber anscheinend zuzugestehen,
daß sich Lakkolithe völligunabhängig von Schollenverschie-
bungen bilden können. Bemerkenswert ist auch, daß Cvijie die
Spalten, mit welchen er alle jungen Eruptivmassen Altserbiens und
Mazedoniens in Verbindung bringt, schon am Ende der Kreidezeit
und im Eocän sich zu bilden beginnen läßt, welcher Vorgang weiterhin
seine Fortsetzung gefunden habe und am intensivsten gegen Schluß
des Oligocäns gewesen sei, aber vielfach noch bis ins Diluvium anhielt.
Zu den jüngsten Eruptivgesteinen Altserbiens und Mazedoniens
zählt Cvijid auch gewisse Granite. Ich bezweifle, daß es sich da
wirklich um echte Granite handelt, sondern möchte glauben, daß,
wie in ähnlichen bosnischen Fällen, Granodazite vorliegen. Die
kargen petrographischen Beschreibungen unterstützen trotz ihrer
Unzulänglichkeit diese Deutung.
Diese allgemeinen Bemerkungen vorausgeschickt, wollen wir nun
aus Cvijic' inhaltreichen Schilderungen das geologisch Wich-
tigste zusammenstellen. Seine Darlegungen beginnen mit der Umgebung
von Usküb und schreiten von dort nach Süden und Südosten bis zum
thessalischen Olymp und zum Golf von Orfani vor.
Usküb (Skoplje) liegt in einem Becken, welches nach seiner
Oberflächenplastik in zwei Teile geschieden werden kann: den nörd-
lichen hügeligen, welcher in eine Nische des Karadagh oder Crna
Goragebirges eingreift und den Cvijic daher als Üsküber Crna
Gora bezeichnet, und den südlichen ebenen und sumpfigen, der
Blato oder Blatija genannt wird. Die Gebirge, welche das Becken
einschließen, bestehen im Norden (Crna Gora) hauptsächlich aus
jüngeren kristallinischen Schiefern, im Westen und Süden, wo sich die
Gletscherkare tragende Jakupica — von Oestreich irrig Begova
senannt — zu 2530 m Seehöhe erhebt, aus vorwiegend paläozoischen
Schiefern und mesozoischen Kalken und Dolomiten, im Osten aus
jungen Eruptivgesteinen. Das Becken selbst wird eingenommen von
tertiären, zumeist von Diluvium und Alluvium bedeckten Ablagerungen.
Die kristallinischen Schiefer sind am stärksten gefaltet, minder die
anscheinend triadischen Dolomite sowie die verkarsteten Kreidekalke
des Breznicaplateaus SW von Usküb und noch weniger die eocänen
oder oligocänen Nummuliten- und Orbitoidenkalke bei den Dörfern
SopiSte und Solna S von Usküb. Das Jungtertiär, zumeist wohl Binnen- ,
laudmiocän, wahrscheinlich aber auch Pliocän, wie schon Burger-
stein annahm, zeigt nur am Südrande des Beckens intensive Störungen,
in der Mitte liegt es fast schwebend. Cvijid nimmt daher an, daß
am Ende des Neogen oder im Diluvium die Hauptsenkung des Beckens
1911 Sitzung vom 19. Dezember. F. Katzer. 393
längs seiner alten Verwerfungen (eine überflüssige Annahme! Ref.)
stattfand, zugleich mit einer bedeutenden Hebung der Rumpfflächen
der Crna Gora, der Jakupica und des Karsijak (Höhenzug auf der
rechten Vardarseite S von Usküb), welche Hebung die Zertalung dieser
Gebirge einleitete. _
Im Becken von Usküb treffen sich zwei Talzüge: der eine des Amsel-
feldes (Kosovo) und des Lepenactlusses (unterhalb dessen Einmün-
dung in den Vardar Usküb liegt), welcher dem dinarischen Streichen
SO—NW entspricht; und der zweite von Presevo-Kumanovo, welcher
eine meridionale Richtung einhält. Diese letztere Tiefenlinie
ist von besonderer Bedeutung: sie ist ein Teil der zentralen
Hauptverwerfungszone der Balkanhalbinsel, wejche in
Serbien das Moravatal, in Mazedonien das Vardartal bis Saloniki
begleitet und dann weiter nach Südosten gegen Santorin zieht, während
sie sich nordwärts in das ungarische Tiefland fortsetzt. Es ist die
Zone der zahlreichsten Senkungsfelder der Balkan-
halbinsel und des Hauptzuges jungeruptiver, vorzugsSs-
weise trachytischer Massenergüsse, welche im Rudnik-
gebirge in Serbien beginnen und sich dann in südlicher Richtung über
den Kopaonik und die Gebirge von Vranja, Kratovo, Morichovo, Djev-
djelija und Voden bis zur Senke von Saloniki verfolgen lassen. Es ist
auch die Zone der meisten Thermen und Erzgänge. Ein
zweiter analoger, jedoch westöstlicher Zug junger Ergußgesteine
begleitet die Südseite des Balkan in Bulgarien von der Ljuljin planina
über die Srednja Gora bis Burgas. Cvijie hält es für zweifellos,
daß diese beiden Züge von Fruptivmassen jene Gebiete der Balkan-
halbinsel bezeichnen, in welchen „im Oligoneogen die stärksten senk-
rechten tektonischen Bewegungen stattfanden“.
Zu dem meridionalen Verwerfungssystem gehört nach CvijJic
auch die Hauptspalte der 31° bis 44° © warmen Thermen von Kat-
lanovo, welche am Südostrande des Beckens von Usküb, knapp am
rechten Ufer der P£inja, aus dichtem (paläozoischem) Kalk entspringen,
sowie die Austrittsspalte der 88° C heißen Schwefelquelle Vranjska
Banja.
In der südlichen Partie des Talzuges Presevo-Kumanovo, genannt
Duga Njiva, liegt auf kristallinischen Kalken und Schiefern, die mit
jenen des Karadagh von Usküb in Verbindung stehen, Binnenland-
neogen, bedeckt von diluvialen Schottern und Lehmen. Im Osten
wird der Talzug vom Plateau von Nagoricino begrenzt, dessen Grund-
gebirge ebenfalls von kristallinischen Schiefern, Kalk und Marmor
gebildet wird, auf welchem eine Reihe von Platten von Basalt (nach
Zujovid Olivin-Leueitit) aufgesetzt sind. Dieser Basalt hat sich
nach Cvijic am Ende des Neogens oder im Quartärbeginn längs
einer meridionalen Verwerfung ergossen. Es sind keine Kraterformen
vorhanden, außer vielleicht beim Kloster Zabel, wo einige Basalt-
kuppen in der Form eines Kraters angeordnet sind, auf dessen Grunde
das Kloster liegt.
Die meridionale Richtung des Talzuges von PreSevo-Kumanovo
steht nach Cvijic mit Hebungen und Senkungen oligoneogenen Alters
in Verbindung, und zwar sei der östliche, vom Rujangebirge gebildete
394 Verhandlungen. Nr. 17
Rand längs meridionaler Verwerfungen abgesunken, die westliche Urna
Gora (Karadagh) aber gehoben worden. Das Auftreten von trachy-
tischen Gesteinen bei den Dörfern Sopot und Samoljiea nimmt Cvijic
als Beweis des Vorhandenseins der supponierten Verwerfungen an und
die Senkung des Rujanflügels hält er durch die 800 bis 900 m be-
tragende Höhendifferenz zwischen ihm und dem Karadagh, da beide
aus den gleichen kristallinischen Gesteinen bestehen, für ausreichend
begründet.
Östlich von der Peinja beginnt bei Mlado-Nagoricino ein aus-
gedehntes, in ostwestlicher Richtung 40 bis 50 km langes, in südnörd-
licher rund 30 km breites Eruptivgebiet, welches wohl nächst
den Trachytergüssen des Rhodopemassivs das größte jungeruptive
Gebirge der Balkanhalbinsel ist. Es besteht wesentlich aus Andesiten
und verwandten Gesteinen mit zugehörigen Tuffen. Der
Abschnitt zwischen der P&inja und der aus dem Osogovgebirge an der
bulgarischen Grenze kommenden Kriva Reka gliedert sich in zwei
Teile: den größeren westlichen, genannt Sredorek und den kleineren
östlichen, genannt Sracin (in der Karte irrig Stracin), die beide im
Norden von dem alten kristallinischen Kozjakgebirge begrenzt
werden, welches Cvijic für eine stark abgetragene gehobene Rumpf-
fläche erklärt. Der südliche Abschnitt, in der weiteren Umgebung
von Kratovo und Zletovo, bildet eine eigene Gebirgsgruppe, die durch
teilweise gut erhaltene Kraterformen ausgezeichnet ist, wie
den aus Rhyolith- und Dazittuffen bestehenden Randkrater von Kra-
tovo, zwei wahrscheinliche Krater im Biotit-Augitandesit beim Dorfe
Sopsko Rudare, den halbzerstörten, völlig dem Zentralkrater des
Atna gleichenden Andesitkrater von Lesnovo und die aus magnetitreichen
Tuff- und Lavalagen bestehenden beiden Kuppen Volujak und Dra&
beim Dorfe Plesince, die trotz der teilweisen Zerrüttung lebhaft an
die älteren parasitären Atnakrater erinnern sollen. Die Eruptionen
im Gebiete von Kratovo-Zletovo sind nach Cvijic in verschie-
denen Zeiten von derKreide bis ins Diluvium erfolgt und
er glaubt, daß die alten Spalten sich nach der Anordnung der Kegel
erkennen lassen und eine ziemlich ostwestliche, etwas nach NO
abgelenkte Richtung einhalten. Das gleiche Streichen zeigen die
namentlich bei Kratovo (Silber, Blei) und im Flußgebiete der Ru-
darska Reka bei Zletovo auftretenden Erzgänge (Blei, Mangan,
Eisen !. Die jüngeren Hauptspalten sind fast südnördlich und
außerdem gibt es noch Nebenspalten verschiedener anderer Richtungen.
Auf allen seien Magmaergüsse erfolgt, die — vorausgesetzt, daß die
petrographischen Bestimmungen zutreffen (vergleiche oben!) — von
recht verschiedener Beschaffenheit sind. Die Basalte von NagoriCino,
von welchen es merkwürdig ist, daß sie keine Kegel, sondern zumeist
Decken bilden, betrachtet Cvijie, wie erwähnt, für die jüngsten
(diluvialen?) Gesteine; noch jünger vielleicht sollen die obersten
schichtigen Andesittuffe des Dugi Hrid sein, die „in ihrem Aussehen
') Über die in Cviji6’ Werke erwähnten nutzbaren Lagerstätten
habe ich in der „Österr. Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen“, 1909, Nr. 39,
berichtet.
1911 Sitzung vom 19. Dezember. F. Katzer. 395
von alter vulkanischer Asche und ebensolchem vulkanischen Sande
an der Ätna und dem Vesuv nicht zu unterscheiden sind.“ Im all-
gemeinen älter, und zwar hauptsächlich jungoligoeän, seien die mehr
massigen Andesite, Dazite mit Propylit und Rhyolithe. Bei Makres und
am Bukovacgipfel, auf dessen Südseite ein mächtiger Bleiglanzgang
aufsetzt, vorkommender Granit und Pegmatit sowie in der Nähe
des Klosters Sv. Pantelija bei Rudare auftretender Porphyr und
Porphyrtuff müßten nach Cvijic’ allerdings etwas unbestimmten
Angaben darüber eigentlich Jünger sein, denn diese Gesteine sollen
zwischen Andesittuffe und Andesitströme „eingeschlossen“ sein, was
wohl besagen will, daß sie die Andesite durchbrechen. Auf eine
gewisse Zusammengehörigkeit der angeblichen Porphyre mit den jung-
eruptiven Massengesteinen deutet auch der Umstand, daß unterhalb
Sv. Pantelija kristallinische Schiefer von Andesit- und Porphyrgängen
durchsetzt und am Kontakt stark metamorphosiert werden.
Die schwierige Rekonstruktion der Krater hat CGvijic auf
Grund des Vergleiches mit den vulkanischen Gebieten Italiens ver-
sucht. Viele Kegel werden als Stratovulkane mit periklinaler An-
ordnung von Lavaströmen, Asche und Lapilli gedeutet. Auf Solfataren-
tätigkeit führt Cvijic die Entstehung der mächtigen Schwefelgänge
auf der SW-Seite der Korija und PleSsincee und an der Vrla Draka
im Tale der PoviSnica zurück.
An dieses große Eruptivgebiet schließt sich im Süden die Senke
des Ovde Polje und seiner Ausläufer an, worauf noch weiter süd-
lich, vom Ovöe Polje durch die höheren Landschaften von Istip und
Veles getrennt, die Poljen an der Lakavica und von Tikves
(Kavadarce) folgen. Cvijic faßt alle diese Poljen zusammen mit dem
Becken von Usküb als in der Hauptverwerfungszone der Balkanhalb-
insel gelegenen alten Graben auf, der nordwärts über die Klamm
von Kacanik in das Amselfeld (Kosovo Polje) und südwärts im Vardar-
gebiete bis Saloniki fortsetze. Allein weder die Karte und die Profile,
noch der Text liefern zwingende Beweise für den tatsächlichen Be-
stand eines einheitlichen tektonischen Grabens, so daß
diese Vorstellung Cvijic’ jedenfalls noch eine nähere Begründung
erheischt. Cvijic glaubt, die erste Anlage dieses „großen zentralen
Grabens der Balkanhalbinsel“ müßte alt sein, weil die in den Poljen
vorhandenen Ablagerungen von Binnenlandneogen zum großen Teil
schwebend lagern. Auch auf dem Andesit der nordöstlichen Umran-
dung des Ovte Polje liegt das Neogen horizontal, so daß der von
den Andesitergüssen begleitete Einbruch des Polje vor dem Neogen
erfolgt sein müsse, ja Cvijic hält es sogar für möglich, daß der
Graben schon vor dem Paläogen bestanden und dieses,
welches um Istip und südöstlich von Veles große Erstreckungen ein-
nimmt, sich darin abgelagert haben könnte. Das Paläogen ge-
hört vorzugsweise den mitteloligocänen Castell Gombertoschichten an,
doch ist es nach den, von P.S. Pavlovic durchgeführten Fossilien-
bestimmungen möglich, daß namentlich im Bregalnica- und Azmak-
gebiete auch Priabona- und ältere Eocänschichten vertreten sein
könnten. Da nun die Cast. Gombertoschichten in Schollen zerlegt und
verworfen sind, so müssen die Haupteinbrüche zwischen Mitteloligocän
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911, Nr. 17. Verhandlungen. 60
396 Verhandlungen. Nr. 17
und Neogen, also am Ende des Oligocän erfolgt sein. Dann
erst hätten sich in dem großen „Graben“ neogene (pliocäne?)
Seen gebildet, von welchen jener des OvGe Polje bis ins Quartär
bestand, so daß erst seit seinem im Diluvium erfolgten Abfluß die
Zertalung der Beckenmitte beginnen konnte. Die Neogenschichten
im Becken von Usküb und im Ovce Polje hält Cvijie für Ablage-
rungen eines einzigen ursprünglichen Sees. Da gegenwärtig aber
das Ovte Polje 100 bis 160 m höher liegt als das Becken von Usküb,
so nimmt er an, daß entweder das Ovie Polje um diese Stufenhöhe
an Verwerfungen gehoben oder aber das Becken von Usküb um eben-
soviel in die Tiefe verworfen worden sei. Einen Beweis für das
gleiche Alter des Neogens in den beiden Becken bringt Cvijic
jedoch nicht bei, so daß die Annahme des ursprünglichen Zusammen-
hanges der Becken vorläufig noch recht unsicher ist, was natürlich
auch von den daran geknüpften Schlußfolgerungen gilt. Die suppo-
nierte tektonische Trennung der beiden Becken verlegt Cvijie in
den Quartärbeginn. Die Klammen der Pöinja, des Vardar, der
Rudnicka Reka usw. seien später entstanden; hingegen sei das Tal
der Lakavica, in welchem Binnenlandneogen auftritt, von der Tres-
kavacklamm abwärts, schon vor dem Neogen vorhanden gewesen.
Cvijie hält eben (nach meiner Meinung mit Unrecht) daran fest,
daß die Binnenlandneogenablagerungen in ihrer jetzigen Lage und
in ihrem heutigen Umfang den Seen entsprechen, in welchen sie
entstanden sind.
In die Zeit des Haupteinbruches der Poljen, also in das Ende
des Oligocän, verlegt Cvijic auch den Ausbruch der Granit-
massen des Bogoslovacberges im Ku&ajevogebirge und
der Gegend von Istip, deren Eruption eben durch die jung-
oligocänen tektonischen Vorgänge bewirkt worden sei. Am Bogoslovac
sieht man „Granit durch mitteloligocäne Sandsteine und Tonkalke
gedrungen, die infolgedessen stark metamorphosiert, von bläulicher
und roter Farbe, stellenweise gebacken (gesintert? Ref.) erscheinen“.
Es handelt sich um einen Granitlakkolithen, der nur bei Delisince
mit kristallinischen Schiefern und Marmor, sonst aber rundum mit
mitteloligoeänen Schichten in Berührung stehe und Jjungoligocänen
Alters sein müsse, weil benachbarte neogene Ablagerungen nicht
metamorphosiert seien und die mitteloligocänen Schichten keine Granit-
geschiebe enthalten. Etwas weniger bestimmt äußert sich Ovijie
über das Alter des Granits von Istip, welcher, rundum von -paläogenen
Schichten umhüllt, ebenfalls den Eindruck eines durch Erosion teil-
weise bloßgelegten Lakkolithen macht. Da das Paläogen stark meta-
morphosiert ist, muß der Granit jünger sein und dürfte wahrscheinlich
ebenso dem Oberoligocän angehören wie jener vom Bogoslovac.
Ich möchte glauben, wie ich schon oben bemerkte, daß nicht echter
Granit, sondern Granodazit vorliegt. Die Bregalnica ist in den
Lakkolithen eingefurcht. Unterhalb Istip kommen auf ihrem rechten
Ufer fünf Schwefelthermen (50° C) zutage. Sie entspringen dem frag-
lichen Granit, „der in Quarzit übergeht“. Die eigentliche, 54—55° C
warme Therme von Istip, das Kezevica genannte Neubad, befindet
sich aber flußabwärts am Ausgang der Bregalnicaklamm. Diese Therme
1911 Sitzung vom 19. Dezember. F. Katzer. 397
entspringt auf einer NW—SO, fast senkrecht zur ersteren Quellen-
reihe verlaufenden Kluft.
Cvijie läßt in seinem Werke dem Abschnitt über die Gegend
von Istip die Schilderung der an das Ovte Polje östlich angrenzenden
Gebiete folgen. Da er aber zum großen „zentralen Graben der Balkan-
halbinsel“, wie oben bemerkt wurde, auch die südlich vom ÖOvce
Polje gelegenen Gebiete von Veles (Köprülü) und TikveS einbezieht,
so wollen wir der Übersichtlichkeit wegen über das geologisch
Wichtige, was er hierüber mitteilt, gleich hier anschließend refe-
rieren.
Das Ovce Polje hängt südwestlich durch die Erweiterung des
Vardartales bei BaSino Selo mit dem von den Flüssen Topolka, Babuna
und Izvoreica durchströmten Becken der Hasgegend zusammen.
Dieses wird im Süden und Südosten durch das kristallinische Babuna-
gebirge und den vorzugsweise dem Paläozoikum angehörigen Berg-
zug: Kozjak, Popadija und Klepa von der ausgedehnten Niederung
Prilep-Monastir und von dem Becken des Rajäc getrennt,
welches den westlichsten Ausläufer des großen Beckens von
TikvesS bildet. Zwischen der Senke von Prilep und dem Rajactal
erhebt sich der breite Sattel von Pletvar. Den in allen drei genannten
Becken auftretenden Neogenbildungen schreibt Cvijic@ pliocänes
Alter zu (paläontologische Belege fehlen!) und nimmt an, daß in
dem einstmals ein einziger See gewesenen Becken von Usküp, Ovde
Polje und Has, die Wasseroberfläche sukzessive eingeschrumpft sei,
wobei sich die Wasserbedeckung im Hasbecken am längsten
erhalten habe, weil es zwischen höheren Gebirgen liegt, wo mehr
Niederschläge fallen und es auch wasserreichere Zuflüsse erhielt.
Deshalb sei der Hassee möglicherweise erst am Ende des
Diluviums oder noch später trocken geworden. Das Becken
wird hauptsächlich von mächtigen, bis gegen Veles anhaltenden Sand-
und Schotterablagerungen eingenommen, die nach Cvijic Annahme
eher diluvialen als pliocänen Alters sein müßten.
Die Neogenbecken am RajecfluB und von Tikves sind nach
Cvijic lange Zeit ebenfalls ein einziger See gewesen, weil die
Liegendstufe des Pliocäns(?) in beiden Beckenteilen petrographisch
gleich entwickelt ist, nämlich aus Konglomeraten und Sanden besteht,
die zum Teil durch Kalksinter verzementiert sind. Der Seeabschnitt
von Tikves sei aber früher abgeflossen, oder doch vom Rajacsee ab-
getrennt worden, weshalb auch in diesem letzteren, namentlich ober-
halb des beim Dorfe Faris tief in ihn hineinragenden Gebirgsriegels,
der aus flyschartigen, aber vom Paläozoikum schwer zu trennenden
Gesteinen aufgebaut ist, das jüngere Pliocän einen eigenen petro-
graphischen Charakter annehmen konnte. Es besteht im Hangenden
der Sande aus eisenschüssigen Kalktuffen und darüberlagernden
Süßwasserkalken von zusammen über 100 m Mächtigkeit. In diese
fast horizontalen, nur selten etwas geneigten Schichten hat sich der
Rajacfluß sein kahonartiges, 50—60, stellenweise bis gegen 100 m
tiefes Tal eingefurcht und dabei auch den Grundgebirgsriegel von
FariS durchschnitten. Wenn auch das Rajacbecken länger unter Wasser-
bedeckung stand als das Tikvesbecken, so erfolgte seine Trocken-
60*
398 Verhandlungen. Nr en
legung etwa gegen Ende des Neogens doch viel früher als der Abfluß
des Hassees.
Das diese Becken umgebende Gebirge SundSO von Veles
sowie auch der Pletvarsattel bestehen vorzugsweise aus meta-
morphen halbkristallinischen Gesteinen mit aufgelagerten flyschartigen
Bildungen und jungpaläogenen Ablagerungen. Bezüglich der ersteren,
speziell jener der Vardarklamm von Veles, die im Habitus zwar
gewissen paläozoischen Schichten der Balkanhalbinsel gleichen und
daher auch als paläozoisch kartiert wurden, spricht Cvijie die, wie
mir scheint, sehr begründete Vermutung aus, daß sie wenigstens zum
Teil mesozoisch sein könnten. Weniger plausibel ist der weitere
Hinweis Ovijie, dab sie vielleicht ortsfremd sein und aus dem
Treskagebiet (SW von Üsküb) über die paläozoische Masse
der Jakupica hierher überschoben worden sein könnten.
Das Paläogen auf der Südseite des Ovte Polje,
namentlich im Azmaktale und im Vardartale unterhalb der Babuna-
mündung. ist von besonderem Interesse. Im Azmakgebiet im Vorlande
des Kutajevogebirges, beziehungsweise des Granitlakkolithen des
Bogoslovac, herrschen vorzugsweise jungpaläogene Sandsteine mit
fossilreichen Mergeleinschaltungen. Aus diesen Schichten zwischen dem
Krivi Do und dem Wachtturm beim Dorfe Hadrifakli stammen einige
wenige, von P. Oppenheim bestimmte Fossilien (Gombertoschichten).
Eine reichere Ausbeute an Versteinerungen wurde im Azmaktale
zwischen den Dörfern Oosolar und Jagmurlar gemacht. Nach den Be-
stimmungen von P. S. Pavlovie handelt es sich um Arten der
Gomberto-, Priabona- und eventuell noch tieferer Eocänschichten. Im
Vardartale bilden das Liegende des Paläogens bei der Presveta an
der Babunamündung etwa 120 m mächtige, nach SW einfallende, grobe
Konglomerate, die Cvijic als das Delta des paläogenen Vorläufers
des Babunaflusses deutet. Auf diesem Konglomerat liegen bläuliche,
mürbe, eisenschüssige, rot verwitternde Sandsteine, grünlicher Mergel-
kalk und Ton, graue tonige Schiefersandsteine und gelbliche Glimmer-
sandsteine, welchen Nester von teilweise mergeligem Korallenkalk
eingeschaltet sind. Hieraus gewann Cvijic in der Strecke von der
Presveta zum Uzun-Bair zahlreiche Fossilien, die P. Oppenheim
als typischen Priabonaschichten (in seiner Fassung) angehörig be-
stimmte !), weshalb Ovijie die ganze Schichtenreihe zum Oligocän
stellt. Sie liegt auf dem stark gefalteten Grundgebirge diskordant
auf und ist selbst, gestört, aber weniger durch Faltung als durch
Verwerfungen und Überschiebungen. Es bestand somit in dieser Gegend
vor der Oligocänzeit schon ein Faltengebirge. Von diesem kam im
Obereocän, zu Beginn des Priabonien, der Fluß herab, welcher das
paläogene Delta an der Babunamündung ablagerte, was aber nicht
möglich gewesen wäre, wenn die Senke von Tikve$ nicht schon damals
') Vergl. P. Oppenheim, Neue Beiträge zur Geologie und Paläontologie
der Balkanhalbinsel. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 58, 1906, pag. 109, insbesondere
pag. 149 ff. — Cvijid gibt pag. 196 ein (leider durch zahlreiche Druckfehler ver-
unstaltetes) Verzeichnis der bei der Presveta gesammelten Versteinerungen, das
aber nicht alle Arten enthält, welche von Oppenheim (der die Lokalität Pre&ista
nennt) in seiner Arbeit namhaft gemacht werden.
1911 Sitzung vom 19. Dezember. F. Katzer. 399
wenigstens zum Teil bestanden hätte. Cvijiec sieht hierin den Beweis
dafür, daß die Scholleneinbrüche dieses Gebietes schon vor dem
Oligocän begannen und sich dann weiter bis zur Ablagerung des
Neogen in den Becken von Tikves, Rajac und Has fortsetzten.
Wenn wir uns nun dem Landstrich östlich vom Ovte
Polje zuwenden, so gelangen wir zunächst am Bregalnicaflusse auf-
wärts in das Einbruchbecken von Kocane, welches teils von
kristallinischemGebirge, teils von paläogenen Ablagerungen
und von Andesit umrandet wird. Da sowohl bei Kocane vom Stara-
flusse bis zum Dorfe Orizar, als am gegenüberliegenden Poljenrande
unter der Plackovica Geschiebemassen auftreten, ergibt sich
daraus, daß das Becken in eine Erosionsfläche eingesenkt ist, die
Cvijic mit den Verebnungsflächen an den bosnisch-herzegowinischen
Poljen vergleicht, ohne sich aber über ihr Alter näher zu äußern.
Die kristallinischen Schiefer sind meist stark gestört und steil auf-
gerichtet und das darauf in Schollen zwischen höheren Graten dis-
kordant lagernde, vornehmlich aus mergeligen Korallenkalken mit
grünlichen und rötlichen Eruptivtuffen im Hangenden bestehende
Paläogen ist ebenfalls mehr oder weniger gestört. Daß es wesentlich
vom Alter der Gombertoschichten ist, wurde durch P. Oppenheims
Bestimmungen der beim Dorfe Bela von Cvijid@ gesammelten Fauna
erwiesen !), Bemerkenswert ist, daß im Gelände vom Hügel Orae bis
Bela auf dem Oligocän zahlreiche Basaltgeschiebe verstreut gefunden
werden, welche es wahrscheinlich machen, daß hier irgendwo Basalt
ansteht. NO von Kodane, am Rande des Beckens, bricht aus Andesit
die Schwefeltherme Kodanska Banja auf einer nordöstlich streichenden
Kluft hervor. In dieser Richtung erstreckte sich auch das große Erd-
beben vom Jahre 1904, unter welchem das Dorf Banja viel mehr
gelitten hat, als die sonstigen Ortschaften dieser Gegend.
Südöstlich vom Becken von Kocane erheben sich die Gebirge
von MaleS, welche sich von hier bis zur bulgarischen Grenze er-
strecken. Sie sind von verschiedener orographischer Beschaffenheit
und führen verschiedene Namen. Die wichtigsten sind die Obozna
mit dem Golak, die Mamutlija und die Pla&kovica. Sie bestehen
wesentlich aus kristallinischen Schiefern und Granit und „zeichnen
sich durch eine ausgedehnte, gehobene alte Rumpffläche aus“, in
welche an der oberen Bregalnica zwei kleine Becken: Males und
Pijanac eingesenkt sind. In der Obozna sind die im allgemeinen süd-
nördlich streichenden kristallinischen Schiefer stark gestört und Peg-
matite sind hier weit verbreitet. Die Mamutlija ist eine wesentlich
aus Gneis aufgebaute. etwas tiefere Rumpffläche als die Obozna und
Plackovica. Die letztere besteht ebenfalls hauptsächlich aus kristal-
linischen Schiefern, die beim Dorfe RakliSte kristallinische Kalke
eingeschaltet enthalten, und nur im östlichen Teil aus Granit. Die
Becken von MaleS und Pijanac lassen sich nach ihrer Plastik
1) Vergl. Zentralblatt f. Mineralogie etc. 1902, pag. 276. — Die Angabe
Oppenheims, daß eine Anzahl der Fossilien von Orizare stamme, beruht auf
einem Irrtum, da Cvijic ausdrücklich betont, daß um dieses Dorfherum nirgends
oligocäne Schichten auftreten.
400 Verhandlungen. Nr.
in drei Partien gliedern: die kristallinischen Rumpfflächen, in welche
sie eingesenkt sind, das sandige Neogen, welches sie in Plattenform
ausfüllt und die ebene alluviale Beckensohle.
Nördlich und nordwestlich vom Pijanac erhebt sich das bulgarische
Grenzgebirge Osogov, eine der größten Gebirgsgruppen der Balkan-
halbinsel. Es besteht wesentlich aus Gneis, Hornblendeschiefern und
älteren Phylliten, die stellenweise von jungen Eruptivgesteinen
(Zlatarski bezeichnet sie in Bulgarien als Quarzporphyr!)
durchbrochen werden. Auch jüngere Phyllite sind vorhanden, die
vielleicht paläozoisch sind. In dem Gebirge wurde in früheren Zeiten
lebhafter Bergbau auf Gold, Silber, Kupfer, Blei und Eisen betrieben ;
die bulgarische Seite des hohen Rujan scheint besonders erzreich
zu sein. f
Südlich von der Plackovica und dem kristallinischen OgraZden-
gebirge erscheint, zwischen diese und das Plaus- und das Belasiea-
gebirge eingesenkt, eine Reihe im Zusammenhang stehender Becken.
Das westlichste und nördlichste davonistdas Becken vonRadoviste,
woran sich dann südöstlich, beziehungsweise östlich anschließen: die
Becken von Strumica, von Petri@ und von Melnik. Dieses
letztere wird fast ganz von Neogenablagerungen eingenommen und im
Becken von Radoviste bildet das Neogen wenigstens schmale Rand-
zonen. In den Becken von Strumica und Petric hingegen fehlt es
nach P. Jankovicd gänzlich und es finden sich darin bloß diluviale
Ablagerungen. Deshalb nimmt Jankovic an, daß die Entstehung
dieser beidenBecken wahrscheinlich postneogensei. Sie
sind aber keine bloßen Erosionsgebilde, sondern sind tektonischen
Ursprungs und stehen im Zusammenhang mit der großen ostwestlichen
Verwerfung, welche den Belasicakamm im Norden begrenzt. An dieser
Bruchlinie liegt auch die anscheinend stärkste Thermalquelle
Mazedoniens, nämlich die 750 © heiße Schwefeltherme Banja
unter der Tece basa-Kuppe, die aus biotitreichem, von Aplitadern
durchschwärmten Amphibolschiefer entspringt. Hornblendegesteine sind
in diesem Gebiete unter den kristallinischen Schiefern überhaupt vor-
herrschend. Aus ihnen besteht in der Hauptsache auch der westliche
Ausläufer der Belasica, welcher PlauS heißt (und nicht Blagusa
planina, unter welchem Namen er zuweilen gemeint ist), wo aber
auch kristallinische Kalke recht verbreitet sind.
Das östlich von der Struma, zwischen ihr und der Mesta, auf-
ragende Piringebirge (türkisch Perimdagh) wurde ebenfalls von
P. Jankovic erforscht. Es bildet ein wichtiges Glied der Rhodope-
masse, des ältesten Gebirgssystems der Balkanhalbinsel, und besteht
in seinem, im Jel-Tepe (Hirschenberg) zu 2681 m Seehöhe ansteigenden
höchsten Abschnitt aus Granit, dem kristallinische Schiefer und auf
der Ostseite kristallinische Kalke angelagert sind. Cvijic bezeichnet
den Pirin als einen fast S—N streichenden, von den Senkungsfeldern
der Struma und der Mesta begrenzten Horst. Auf seiner Nordost-
seite war dieses Gebirge überaus stark vergletschert und gla-
ziale Ablagerungen sind bis in das Mestatal verbreitet. Die Quell-
bäche der Mesta vereinigen sich in einem geräumigen Becken, ge-
nannt Razlog. Obwohl ausgefüllt mit fluvioglazialen Schottern, soll
1911 Sitzung vom 19, Dezember. F. Katzer. 401
es ein tektonisches Senkungsfeld sein und durch die gleichen Ver-
werfungen, wie dieses Becken, sei auch das weiter südlich gelegene,
von neogenen Ablagerungen eingenommene, ebenfalls von der Mesta
durchströmte Polje von Nevrokop vorgezeichnet worden. Diese
Annahme Cvijic’ erscheint aber insofern wenig überzeugend, als
gerade in diesem Polje sich sehr bedeutende postneogone Störungen
dadurch dokumentieren, daß auf seiner Westseite die Neogenschichten
gleich steil aufgerichtet sind, wie die kristallinischen Schiefer. Es
liegt somit zweifellos eine etwa im Diluvium erfolgte Einsenkung der
Neogenscholle von Nevrokop in die archäische Unterlage vor, aber
der Umfang des ursprünglichen Neogenbeckens braucht
durchaus nicht durch die Mestabrüche vorgezeichnet
sewesen zu sein.
Von besonderem Interesse sind Cvijie’ Mitteilungen über das
bisher wenig bekannte große Gebiet im Süden von Tikves, in welchem
die beiden Becken von Morichovo und von Meglen gelegen
sind. Morichovo, dessen durchschnittliche Seehöhe 1000 m beträgt,
ist das höchstgelegene Becken Mazedoniens und Altserbiens. Es
zieht vom Poloski Manastir (Kloster) am Crnaflusse aufwärts gegen
Südwesten bis zur Klamm Sko£ivirska Klisura, welche in die große
Senke von Monastir (Bitolj) hınüberführt. Es ist ein Senkungsfeld,
jedoch ohne ebenen Boden, sondern nur mit unregelmäßigen Tal-
weitungen zwischen breiten Rücken und Kuppen, etwa vergleichbar
der montenegrinisch-herzegowinischen Grenzlandschaft Povrs. Es wird
rundum umgeben von höheren Gebirgen, worunter die Selacka
Planina westlich und die Gebirge von Morichovo -Meglen
östlich von der Crna die wichtigsten sind. Die letzteren umfassen
einige sehr ansehnliche Bergrücken und Grate, so im Süden das Nice-
massiv (in der Karte NidZe) mit dem 2525 m hohen Kajmak-Calan !)
und weiter nordöstlich den Dobropoljegipfel (zirka 1700 m), den
Kozuf und die Dudica (2180 m). Das ganze Gebirge von Morichovo-
Meglen wird auf allen Seiten von Brüchen begrenzt und ist somit
nach Cvijic als ein Horst aufzufassen, der zu den größten Gebirgs-
massen des mittleren Teiles der Balkanhalbinsel gehört. Er wird
ringsum von Becken umgeben: im Westen von der großen Senke von
Monastir, im Norden von den Becken von Tikves und Rajac, im Osten
von der Klamm und den Becken des Vardars und im Süden vom
Saridjol und dem Becken von Meglen. In seiner Mitte aber ist das
Senkungsfeld Morichovo eingetieft. In dessen oberem (südlichem) Ab-
schnitt) herrschen nach Griesbach und Oestreich vorzugsweise
sranatführende Glimmerschiefer und Gneis, die auch die Selacka
planina und das Nicemassiv aufbauen. Der untere (nördliche) Ab-
schnitt besteht fast nur aus Schiefern mit Einlagerungen von Marmor
und Dolomit, die für paläozoisch gehalten werden, ferner aus
bunten Schiefern und dichten Kalken, die möglicherweise zum Teil
triadisch, hauptsächlich aber kretazisch sind, wie insbesondere
!) In der geologischen Karte findet man zumeist andere (allerdings unbe-
nannte) Höhen eingetragen als im Text angeführt werden. Diese letzteren stimmen
größtenteils mit den Koten der österreichischen Karte (1:200.000) überein.
402 Verhandlungen. Nr. 17
auch die Kalke des Kozuf und der Dudica, in welchen Oestreich
Radiolithen fand. Im Quellgebiete der Blascica, des vom KozZuf kom-
menden wasserreichsten Zuflusses der CUrna, sind intensiv gefaltete
Tonschiefer und körnige Kalke verbreitet, in welchen am Abstieg vom
Preslap-Sattel zum Dorfe Rozden, in dessen Nähe sich der bekannte
ArsenerzbergbauAlschar befindet, ein mächtiger Serpentingang
(?Cvijie sagt: Ader) aufsetzt. Diese Schichtenreihe kann paläozoisch
oder mesozoisch sein. Unmittelbar bei Rozden (nach der Karte ober-
halb, nach dem Text unterhalb) ist eine Binnenlandneogenablagerung
von geringem Umfang vorhanden, von welcher Cvijic annimmt, daß
sie sich in einem kleinen See gebildet habe, welcher im Diluvium
abfloß. Sehr weit verbreitet sind sowohl im mittleren Morichovo, wo
sie ein Plateau bilden und in zahlreichen SW-—-NO streichenden
Gängen auftreten, als im östlichen Randgebirge jungeruptive Massen-
gesteine, hauptsächlich wohl Andesite (Ovijic erwähnt Propylit und
Propylittuff), die jünger als die Kreidekalke des Kozuf, die von ihnen
durchbrochen werden, aber älter als das Neogen von Tikves sind, an
dessen Konglomeraten sich reichlich Gerölle dieser Gesteine beteiligen.
Die scharfen kegelförmigen Bergformen, besonders bei Alschar,
sprechen für jüngeres Alter der Massenergüsse, die zwei Hauptver-
breitungsgebiete besitzen: jenes von Morichovo im Südwesten und jenes
von Vita@ im Nordosten. Die Gänge zwischen RoZden und Zborsko
sind zum ersteren zu zählen. Bei Alschar durchbrechen sie paläo-
zoischen Dolomit und am Kontakt treten zumeist die Arsenerze (Re-
algar, Auripigment) und Antimonit auf.
Im Südosten stürzt das Gebirge von Morichovo-Meglen in steilen
Wänden zum Becken von Meglen (türkisch Karadzova) ab. Im
Osten wird dasselbe von den Ausläufern des Pajak-Gebirges und
im Süden von dem hauptsächlich aus Rhyolithtuffen bestehenden Ge-
birge des BozadZi-burun begrenzt, welches zwar niedriger und
von Tälern durchbrochen ist, aber doch mit den hohen nördlichen
Gebirgen zusammen das Becken so vollkommen umschließt, daß es
schwer zugänglich ist und daher bis vor kurzem kaum dem Namen
nach bekannt war. Seine mittlere Seehöhe beträgt etwa 150 m und
es scheint nur mit diluvialen und alluvialen Ablagerungen erfüllt zu
sein, die an den Beckenrändern aus Schotter, in der mittleren Ebene
aber aus Sand und Silt bestehen. Diese übrigens ausgezeichnet be-
wässerten und von mildem mediterranem Klima begünstigte Partie
des Beckens ist ungemein fruchtbar und wird so intensiv bewirtschaftet,
daß zwei, ja selbst drei Fechsungen im Jahr erzielt werden. In der
südlichen Umrandung des Polje, besonders beim Dorfe Lukavac, treten
auch kalkige Schiefer, Hornsteinkalke und glimmerige Sandsteine auf,
die von Rhyolith- und Serpentingängen durchbrochen werden und der
Kreide angehören dürften. Näher bei Voden sind metamorphe Da-
muritschiefer, Talkschiefer und kristallinische Kalke in den östlichen
Ausläufern des Nice herrschend.
Das im Osten des Polje von Meglen sich erhebende Pajak-
sebirge, um dessen gleich hier anschließend zu gedenken, wurde
von P. Jankovic untersucht. Es besteht aus zwei, durch das angeb-
lich durch eine meridionale Verwerfung prädisponierte Tal des Gra-
1911 Sitzung vom 19. Dezember. F. Katzer. 403
moSka- oder Racevicaflüßchens voneinander getrennten, fast süd-
nördlich streichenden Graten. Der westliche, unmittelbar an das
Meglenbecken angrenzende, ist der Pajak im engeren Sinne, der
östliche, bis 1500 m hohe heißt Gandad. Sie vereinigen sich im
Norden etwa beim Dorfe Livade und lösen sich in eine Anzahl nie-
driger Gebirgsplatten auf. Im ganzen Gebirge sind im großen ganzen
NO—SW, also spitzwinklig zur Gebirgsrichtung streichende jüngere
kristallinische Schiefer mit Einlagerungen kristallinischer Kalke bei
weitem vorherrschend. An mehreren Orten setzen darin chromit-
führende Serpentinzüge auf (die in der Karte leider nicht angedeutet
erscheinen). Bemerkenswert ist die weite Verbreitung dunkler „Flysch-
kalke“ im eigentlichen Pajak, zumal in seinen höheren Partien.
Das vorzugsweise kristallinische Gebiet zwischen dem Pajak im
Südwesten und dem Plaus im Nordosten bietet namentlich in seinem
vom Vardar durchströmten Abschnitt zwischen Tikves und der Senke
von Saloniki viel geologisch Beachtenswertes.
Nach dem Austritt aus dem Becken von Tikves gelangt der
Vardar in die beiläufig 19 km lange Klamm Demir-Kapija, die
hauptsächlich in jüngere kristallinische Schiefer (Amphibolite und
Phyllite) eingefurcht ist, welche von andesitischen Gängen (das Ge-
stein von Veternik wird als „andesitischer Amphiboltrachyt* bezeichnet)
und oberhalb des Dorfes Gradac von einem Pegmatitstock durch-
brochen werden. (In der geologischen Karte befindet sich ein kleiner
Granitstock unterhalb Gradac eingezeichnet.) Im wesentlichen bilden
die kristallinischen Schiefer eine SW—-NÖ streichende Antiklinale, auf
deren nordwestlichem Flügel eine Kalkmasse aufgesetzt ist. Auf das
felsige Stück der Vardarklamm in diesem Kalk wird im Volksgebrauch
die Benennung Demir-Kapija beschränkt. Der dichte bläuliche Kalk
enthält Spuren von Fossilien und dürfte der Kreide angehören.
Aus der Demir-Kapija tritt der Vardar in das Becken Boj-
mija ein und durchströmt weiter südlich das Becken von Djev-
djelija. Diese beiden, zwischen die waldigen Ausläufer des Gebirges
von Morichovo-Meglen im Westen und die Vorberge des Plaus und
der Bjelasica im Osten eingeschlossenen Becken hängen zusammen.
In keinem von beiden fand Cvijic Neogenablagerungen ; ihr ebener
Boden wird von Sandschichten gebildet, die teils diluvial sein können,
teils rezent sind. Im höheren Gelände rings um die Becken herrscht
nebst untergeordnetem Phyllit und mächtigen kristallinischen Kalken
vorzugsweise Gneis, der wiederholt von Granit sowie jüngeren Erup-
tivgesteinen durchbrochen wird. Cvijie teilt darüber Einzelheiten
mit, bezüglich welcher aber bedauerlicherweise die mangelhafte
topographische Unterlage der geologischen Karte völlig im Stich läßt.
Sie werden, wie auch viele andere Angaben in Cvijiö’ Werke,
erst verständlich, wenn man die ganz ausgezeichnete österreichische
Generalkarte von Mitteleuropa im Maßstab 1:200.000 zu Hilfe nimmt,
Sehr charakteristisch für das Becken von Djevdjelija sind aus
der Ebene einzeln aufragende kegelförmige Kuppen, die Hrid ge-
nannt werden. Der dicht bei der Eisenbahnstation sich erhebende
Djevdjelijski Hrid bestelit aus Quarzepidotschiefer mit eingesprengtem
Kupferkies. Ahnliche, stellenweise von Kupfer- und Eisenerzadern
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 17. Verhandlungen. 61
404 Verhandlungen, Nr. #17
durchzogene, offenbar auf Kontaktmetamorphose zurückzuführende
Gesteine sind in der Umgebung von Djevdjelija überhaupt recht ver-
breitet. In der Beckenebene treten zahlreiche Thermalquellen auf,
die leider meist verwildert sind. Zwei davon, zwischen den Dörfern
Mrzence und Negorce, sind 38° und 45° C warm und sollen Schwefel-
und Arsenquellen sein. Alle diese Thermen liegen auf einer SSO bis
NNW streichenden Linie, welche der von R, Hoernes gelegentlich
seiner Studien über das Erdbeben von Saloniki im Jahre 1904 er-
mittelten Verwerfung von Djevdjelija entspricht. Wiewohl sich das
Becken von Djevdjelija an diese Bruchlinie knüpft, ist es nach
Cvijic aber doch nicht tektonischen, sondern erosiven Ur-
sprunges, im Gegensatz zum Bojmijabecken, welches durch die
Verwerfungen an seinem Nordrande tektonisch veranlagt zu sein scheint.
Die südliche Umrandung des Beckens von Djevdjelija wird
von einem Granit- und Gabbromassiv gebildet, dem sich im
Süden gegen die Ebene von Saloniki zu Hornblendeschiefer an-
schließen, die zusammen mit dem Massengestein eine Rumpffläche
bilden, in welche der Vardar eine gegen 10 km lange, mäßig tiefe
Klamm, die Ciganska Klisura, eingeschnitten hat. Die Amphi-
bolitschichten streichen ziemlich parallel zum Vardar fast südnördlich
und sind gefaltet. Uber ihr Verhalten zu den Massengesteinen sagt
Cviji@ wörtlich: „Der Gabbro kommt zuerst als Ganggestein im
Amphibolit vor, sodann herrscht er mit dem Granit vor und aus ihnen
bestehen die Gehänge der oberen Partie der Ciganska Klisura bis
zum Becken von Djevdjelija.* Es setzen darin öfters Pyritadern auf.
„Schließlich treten in ihnen hier und da auch Abhänge (!) eines jungen
Eruptivgesteines und Eruptivtuffes auf.“
Bei der Eisenbahnstation Gumendie tritt der Vardar aus der
Ciganska Klisura heraus in die Kampagna von Saloniki, die
zunächst mit der Ausbuchtung von Karsuli entlang des Vardar beginnt
und dann erst sich zu der großen Ebene von Saloniki ausweitet.
Diese wird im Westen vom Gebirge von Niausta mit dem 1900 m
hohen Kara Tas, im Osten vom Hortaögebirge (Hortac dagh 1080 m,
Kotos 1200 m) begrenzt. in ihrer Mitte ungefähr liegt der See Je-
nidze oder (nach Cvijic, welcher durchweg die slawischen Namen
anwendet.) Pazarsko Jezero, dessen Wasserfläche nur 4m über
dem Meer liegt und zu welchem die Kampagna von Saloniki von
allen Seiten abfällt. Auch gegen Süden steigt das Terrain von diesem,
inmitten eines ausgedehnten Torfmoores gelegenen See um etwa Am
an, ehe es sich definitiv zum Golf von Saloniki herabsenkt. Der da-
durch erzeugte flache Wall ist nach Cvijid durch die Vereinigung
der alten Schuttkegel des Vardars einerseits und der Bistrica ander-
seits entstanden, so daß der See von Pazar genetisch als durch
Schuttkegel abgedämmt erscheint.
Die eingehenden Darlegungen Cvijic’ über die Kampagna
von Saloniki und ihre Nachbargebiete sind vorwiegend morphologischer
Natur und können hier trotz des hohen Interesses, welches sie bieten,
nur flüchtig berührt werden. In geologischer Hinsicht gehört der
allergrößte Teil der Kampagna dem Quartär an, wobei aber eine
Trennung von Diluvium und Alluvium vielfach schwer möglich ist.
1911 Sitzung vom 19. Dezember. F. Katzer. 405
Die Unterlage des Quartärs wird in der mittleren Zone, zumal im
nördlichen Abschnitt der Kampagna, von neogenen Binnenland-
ablagerungen gebildet, die am linken Ufer des Vardar von Ama-
tovo südwärts ziehen und westlich vom Fluße das plateauartige Ge-
lände entlang des höheren Gebirges von Karasuli südwärts bis Postol
(Alakilise) und Pazar (JenidZe Vardar) und westwärts bis gegen Nedir
einnehmen. Auch südlich von der Bistrica sind in der Umgebung des
Azanasklosters Tertiärablagerungen entwickelt. Das Neogen besteht
namentlich im nördlichen Verbreitungsgebiet aus Süßwasserkalken und
Tonen, durchsetzt von Sand- und Schotterlagen, die Cvijic mit den
petrographisch gleichen Ablagerungen in den Poljen von Rajac und
Has identifiziert und für pliocän erklärt. Eine Strecke westlich
von Postol und im Türkenviertel von Pazar treten Thermalquellen
auf, welche nach Cviji@ die nördliche Randverwerfung der Kam-
pagna bezeichnen.
Im Westen wird die Umrandung der Kampagna von Kalktuff-
terrassen und von einer von Vrtokop bei Vodena südwärts bis
Ber (Karaferia) anhaltenden breiten mächtigen Geröllzone begleitet,
die wohl zumeist alten diluvialen Schuttkegeln entspricht, teilweise
aber auch jünger sein dürfte. In Tiefen von einigen Metern pflegen
die Gerölle durch Kalkbindemittel in feste Konglomerate versintert
zu sein, die ihrer Mächtigkeit nach stellenweise unter das Niveau
des heutigen Meeres hinabzureichen scheinen. Die Geröllmassen
lagern in der Strecke von Vrtokop bis Niausta (Njegus) auf Rhyolith
und Rhyolithtuff, welche Gesteine häufig in der Form südnörd-
lich streichender Platten aus den Schuttkegeln herausragen. Der-
gleichen vulkanische Tuffe sind westwärts bis in die Umgebung von
Voden verbreitet und nordwärts erstrecken sie sich, bei Überwiegen
der mit ihnen verknüpften Massengesteine bis in den Bozadzi-burun.
Cvijie sieht in der auf einer südnördlichen Zone erfolgten
Eruption dieser jungen (diluvialen?) Massengesteine einen deutlichen
Beweis des Vorhandenseins von Absenkungsbrüchen am westlichen
Rande der Kampagna und deutet an, daß die ungeheuren Tra-
vertinbildungen dieses Gebietes, welche zu den größten der
Welt gehören, in einem ursächlichen Zusammenhang mit den vul-
kanischen Vorgängen stehen könnten, obwohl es allerdings, zum Bei-
spiel bei Ber, auch Kalktuffablagerungen gibt, für welche ein der-
artiger Zusammenhang kaum anzunehmen ist.
Diese Kalksinter von Ber, welche auf einem wahrscheinlich
der Kreide zugehörigen, WNW--OSO streichenden, S einfallenden
System von grünen quarzigen Schiefern und Plattenkalken aufliegen,
sind sehr mächtig und ausgedehnt, da sie vom Fluß Ana-dere mehr
als 45 km weit bis zur Bistrica reichen. Sie bilden vier Terrassen
in einer Gesamthöhe von ungefähr 290 m.
Weiter nördlich sind bedeutende Travertinbildungen bei
Njegus vorhanden. Aus der im wesentlichen aus Kalk aufgebauten
Durla, die sich westlich oberhalb der Stadt erhebt, kommt in einer
Klamm der Arabicafluß herab. Bei Njegus zerfasert er sich in zahl-
reiche Wasserfäden, die in Kaskaden über die Travertinmassen herab-
stürzen. Diese bilden ebenfalls vier Terrassen von zusammen etwa
61*
406 Verhandlungen. Nr. 17
280 m Höhe. An der Sohle der von oben gezählt dritten Terrasse
sehen die Sinter in festen Süßwasserkalk über. Die unterste Ter-
rasse steht im Verbande mit Flyschbildungen, in welchen Serpentin
aufsetzt, der nebst Magnesit und Asbest auch Chromit führt, welcher
bergmännisch gewonnen wird.
Noch weiter nördlich bei Voden treten dann die groß-
artigsten Travertinbildungen Südmazedoniens auf.
Entlang des Flusses Voda zieht von Vrtokop ein schmaler Ausläufer
der Kampagna von Saloniki westwärts zur Stadt Voden hinauf. Hier
wird das Tal im Norden vom Bozad#i-burun und im Süden vom
Koprenaplateau eingeengt, die wesentlich aus Rhyolith und Rhyolith-
tuffen aufgebaut sind. Der Hintergrund des Tales wird von einem
hohen Querriegel abgeschlossen, auf welchem Voden an der Stelle
des alten Edessa, einer der wichtigsten Städte an der von den Römern
nach der Eroberung Mazedoniens angelegten berühmten Via Egnatia
liegt. Der Riegel besteht aus Kalktuff, welcher auf konglomeratigen
Rhyolithtuffen auflagert und drei Terrassen bildet, deren oberste
80 bis 90 m, die beiden unteren je 40 m hoch sind. Über diese Ter-
rassen rieselt das Wasser des in unzählige Arme, Rinnsel und Wasser-
fälle aufgelösten Vodaflusses und durchzieht in zahlreichen Rinnen
die ganze Stadt. Der Travertin ist vielfach von Höhlen und Grotten
durchzogen, die teils primär schon bei der Sinterausscheidung ent-
standen, teils sekundär durch Wasserläufe ausgehöhlt worden sind, wie
insbesondere die Budljeva Petina. Auch jetzt durchziehen die han-
senden Sinterpartien viele unterirdische Wassergerinne.
Oberhalb Voden weitet sich das Vodatal etwas aus. Es bestand
hier nach historischen Angaben im 14. Jahrhundert ein See, während
in noch früheren Zeiten der Vodafluß unterirdisch unter der Feste
von Voden durchgeflossen und erst an der zweiten Terrasse im soge-
nannten Lug zutage getreten ist. Die beiderseitigen Tallehnen be-
stehen aus einer flyschartigen, NW—SO streichenden, NO einfallenden
Wechselfolge von Schiefern, Sandsteinen und Kalken, in welchen
Oestreich Radiolithen fand, so daß dieser Schichtenreihe Kreide-
alter zugeschrieben werden darf. Darauf liegt beim Dorfe Vladovo
abermals eine größere Travertinablagerung, in welcher drei Terrassen
unterschieden werden können, die, von oben gezählt, 30, 70 und 20 m
hoch sind.
Flußaufwärts von Vladovo gelangt man in den zeitweilig über-
schwemmten und im tiefsten Abschnitt vermoorten Kessel von
Nisia und Gugovo, in welchem die Voda ihren Ursprung hat. Von
hier abwärts ist das Vodatal ein von Querverwerfungen, mit welchen
die Travertinterrassenbildung im Zusammenhang zu stehen scheint,
durchsetztes Erosionstal ohne tektonische Veranlagung und auch
das Becken von Gugovo hält Ovijid, im Gegensatz zu Oestreich,
nicht für ein tektonisches Senkungsfeld, sondern lediglich für ein durch
eine Kalktuffbarre abgedämmtes Seitental des ehemaligen Abflusses
des Sees von Ostrovo. Rundum herrschen in NS oder NW—SO streichende
Falten zusammengeschobene Kreideschichten, hauptsächlich ver-
karstete Hippuritenkalke, über die hinweg der Ostrovosee mit der
Vodarinne bei der Bahnstation Vladovo durch ein totes Tal verbunden
1911 Sitzung vom 19. Dezember. F. Katzer. 407
ist, durch welches einstmals der Abfluß des Sees stattfand. Es zerfiel
hernach in drei Teile, von welchen der erste, vom See bis zur Wasser-
scheide beim Muharem Han, nunmehr zum See, der zweite, vom Han
zur Voda, aber in entgegengesetzter Richtung geneigt ist, während der
dritte die heutige Voda selbst ist, die allem Anscheine nach einen
wesentlichen Teil der unterirdischen Abflüsse des Ostrovosees auf-
nimmt.
Auf das im Süden des Vodatales bis zur Bistrica in meridionaler
Richtung sich erstreckende hohe Gebirge von Niausta, welches
griechisch Vermijon oros genannt wird, überträgt Cvijic den
Gipfelnamen Karatas. Nach der geologischen Beschreibung dieses
Gebirges, welches Cvijie auf Grund einer Verquerung gibt, kommen
unter den Hippuritenkalken des Westabfalles quarzige, hie und da
von Serpentin durchbrochene Schiefer zutage, die er mit den kristal-
linischen Schiefern des Olympos identifiziert. Die Kammpartie und
die ganze östliche Abdachung des Gebirges besteht aber aus flysch-
artigen Bildungen mit Einlagerungen von dunklen Gaprotinenkalken
und lichten Hippuritenkalken. Es dürfte untereundobere Kreide
vorliegen, deren Schichten stark gefaltet sind, wobei die Falten stets
SO—NW, also schräg zur Gebirgsrichtung streichen. In seiner Gesamt-
heit erscheint der Karatas als Horst zwischen den Senkungsfeldern
von Saloniki und Saridjol und stellt eine Rumpffläche vor, die von
tiefen Klammen zertalt ist. Die Brüche, an welchen die Absinkung
der Kampagna von Saloniki erfolgte, sind spätneogenen oder diluvialen
Alters; bezüglich der westlichen Randbrüche des Horstes mangelt es
noch an ausreichenden Beobachtungen.
Ehe wir uns der östlichen Umrandung des Senkungsfeldes von
Saloniki zuwenden, sei noch auf eine bemerkenswerte Eigenschaft aller
von Westen in die Kampagna eintretenden Flüsse hingewiesen, näm-
lich darauf, daß ihre alten Schuttkegel stets auf ihrer linken Seite
zurückbleiben, daß sich also die Flusse nach rechtsverschoben
haben. Dies ist besonders auffallend bei der Meglesnica und bei der
Bistrica, die beim Dorfe Gida plötzlich aus der nordöstlichen Richtung
nach SO umschwenkt und auch ihr Delta nachweislich von Ost nach
West verlegt hat. Cvijic erachtet es als unzweifelhaft, daß diese
Erscheinung durch die anhaltenden nordwestlichen Winde ver-
ursacht sei. Allein der Vardar hat sich ebenfalls von Ost nach
West nach rechts verschoben, was Cvijie wieder auf von Nord-
osten blasende Winde zurückführen möchte; — beides Erklärungen,
die schwerlich allgemeine Zustimmung finden dürften.
Am Ostrande der Kampagna von Saloniki liegen auf der linken
Seite des Vardar östlich von Karasuli die Seen Ard%#an (RZansko
Jezero) und Amatovo, die in regenreichen Zeiten zusammenhängen
und mit dem nördlich gelegenen See Dojransko Jezero dadurch
in hydrographischem Zusammenhang stehen, daß letzterer durch den
Djolajafluß mit dem ArdZan verbunden ist. Der Amatovosee hat einen
schwachen AbflußB zum Vardar. Weiter südöstlich, auf der rechten
Seite des Galikflusses, liegt an der Grenze zwischen der neogenen
und diluvialen Platte und den höher ansteigenden Abhängen des
Hortac, aber schon im Flysch, der von Seesand und Quarzgeschieben
408 Verhandlungen. Nr. 17
bedeckt ist, ein kleiner zusammengeschrumpfter See, der Tuzludjol,
auch Hadzidjol, Soleno oder Gor£ivo Jezero genannt wird und trübes -
Wasser von unangenehmem, aber nicht salzigem Geschmack besitzt.
Alle diese Seen, welche von einem dickschichtigen, schwammig-
porösen Süßwasserkalk umgeben sind, den Ovijic für dilu-
vial hält, befinden sich am Fuße der niederen Rumpffläche, welche
das Senkungsfeld von Saloniki im Nordosten begrenzt und in ihrer
Haupterstreckung Ravna genannt wird. Sie besteht aus gefalteten
jüngerenkristallinischenSchiefern undauskretazischen
Flyschgesteinen, denen sich am Westrande, gegen den Vardar
zu, horizontale Schichten von Binnenlandneogen anlagern. Gegen
die Senke des Amatovosees wird die Ravna durch einen Verwurf be-
grenzt, auf welchem die Schwefelquelle Smrdeznik (Kokardza) liegt.
Im Osten wird sie von den hohen Horsten ebenfalls durch einen Bruch
getrennt, auf welchem die indifferente Therme Banja entspringt, uud
auch in der Mitte scheint sie von einer Verwerfung durchsetzt zu
sein. Diese Störungen dürften nach Cvijic älter sein als die Haupt-
brüche der Senke von Saloniki und des Agäischen Meeres. Tuzludjol
gehört zur Ravna und in gewissem Sinne auch der NO von Djev-
djelijagelegene Dojransee. Erliegt im Kristallinischen, nach O vijie’
Auffassung in einer Grabenversenkung, deren Randverwerfungen
zur Gruppe der Brüche von Serres gehören. In diesem Becken gibt
es keine Neogen-, sondern nur Quartärablagerungen; es kann daher
auch erst im Diluvium entstanden sein. Das Dojranbecken war
damals ein großer See, der einen Abfluß in den riesigen pleistocänen
See von Serres hatte, von welchem die jetzigen Strumaseen nur un-
bedeutende Überreste sind.
Die Ravna sowie das ganze Terrain im Nordosten von Saloniki
scheinen zur gleichen Zeit wie Mittel- und Nordmazedonien, nämlich
im Oligocän, von heftigen tektonischen Störungen heimgesucht worden
zu sein. Hernach unterlag das Gebiet bis zum Ende der Neogenzeit
der Erosion und es wurde eine Verebnungsfläche hergestellt, welche
am Ende des Neogen oder im Diluvium von neuerlichen, hauptsäch-
lich randlichen Brüchen und Schollenverschiebungen betroffen wurde,
wodurch die weitere Erosion der Rumpffläche ermöglicht wurde.
Die Umrandung der Kampagna von Saloniki südöstlich von der
Ravna wird vom Hortaögebirge gebildet, welches, beiderseits von
Brüchen begrenzt, die Senkungsfelder von Saloniki und Langaca von-
einander trennt. Es streicht in seinem Hauptteil NW—SO und wendet
sich nur im Süden, wo es mit den Mademohorijabergen der Halb-
insel Chalkidike zusammenhängt, mehr nach Osten. Es besteht wesent-
lich aus jüngeren kristallinischen Schiefern, Amphibolit, Chloritschiefer,
Phyllit, die häufig von Quarzgängen durchsetzt werden und mit den
Schiefern des Pelion in Thessalien petrographisch übereinstimmen.
Oberhalb des Dorfes Pajzanovo (Kireökoj) treten in den Schiefern
Einlagerungen von Marmor auf, die sich weiter südostwärts gegen
Vasilika zu erstrecken scheinen.
Auf der Nordostseite des Horta& liegt das große Becken von
Langaca-Besik, welches Cviji@ als tektonischen Graben
auffaßt, weil seine Ränder das Schichtenstreichen schräg schneiden
1911 Sitzung vom 19. Dezember. F. Katzer. 409
und die Südseite von jüngeren, die Nordseite aber von älteren kri-
stallinischen Schiefern gebildet wird, ferner auch Thermen (Kokar-
Ldze, bei Langaca und bei DZuma) auf Längsverwerfungen hinweisen.
In dem Graben, dessen Boden mit Seesand bedeckt ist, liegen die
beiden abflußlosen Seen von Langaca und Besik. Allein noch in
jüngster geologischer Vergangenheit war das ganze Becken ein
einziger See, den Cvijic mit dem klassischen Namen Bolbe
belegt. Dieser See hatte einen Abfluß zum Golf von Orfani durch
die (von Jankovic untersuchte) etwa 4 km lange Klamm Rende-
bogas, welche jetzt von der Besikseite von einem Schuttkegel ver-
scehüttet ist, während in der Klamm selbst aus Quellen ein kleiner
Bach entsteht, der mit starkem Gefälle dem Golf von ÖOrfani
zueilt.
Die Hortacmasse wird aber auch von einer Verwerfung in der
Richtung Saloniki-Derven verquert, von welcher Cvijic annimmt,
daß sie gegen SW durch den Golf von Saloniki fortsetze
und den Ostrand des Olymps begleite. Der Dervensattel
ist ein altes, jetzt trockenes Flußtal, eingeschnitten in die
grünen kristallinischen quarzigen Schiefer des Gradoborrückens und
ausgefüllt mit tonigen Sand- und Schotterablagerungen. Nach Süden
senkt es sich rasch in den Einschnitt des Flüßchens von Pajzan,
welches sich an der Westperipherie von Saloniki ins Meer ergießt.
Das Dervental ist nach Cvijic älter als der Bolbesee und soll schon
vor dem Einbruch des Langaca-Besik-Grabens bestanden haben, be-
ziehungsweise neogenen Alters sein. Hingegen ist der große Schutt-
kegel des sehr schotterreichen Pajzan-Flüßchens jungdiluvial und
rezent. Er setzt sich unterseeisch in den Golf von Saloniki etwa 2 km
weit fort, worin Cvijic einen Beweis tektonischer Senkungen
sieht, welche das Vordringen des Meeres nach Norden er-
möglichten. Die großen Quarzblöcke, mit welchen beide Talseiten
des Flüßchens besät sind, hält Cvijie nicht für herbeigefrachtet,
sondern für an Ort und Stelle ausgewitterte Quarzgangstücke.
Im Süden des Senkungsfeldes von Saloniki erheben sich die
Pierischen Gebirge, die vorzugsweise aus älteren kristallinischen
Schiefern bestehen. Cvijic faßt sie als alte Rumpffläche auf, die
gehoben ist und schief geneigt unter das Neogen des Mavroneribeckens
hinabsinkt. Es sind die Vorberge des thessalischen Olymps,
der südlich vom Mavronerital zu gewaltiger Höhe (2973 m) an-
steigt. Dieser riesigen Gebirgsmasse, mit welcher von den Küsten-
gebirgen Europas nur der AÄtna verglichen werden kann, widmet
Cvijid einen eingehenden Abschnitt, der zwar viel beachtenswerte
geologische Angaben enthält, aber zugleich zeigt, daß der Olymp
geologisch doch erst eigentlich zu erforschen ist.
Das Olympgebirge wird durch tiefe Talzüge in der Reihenfolge
von Nord nach Süd in drei Partien gegliedert: den Hocholymp
(der selbst wieder durch den Enepevs in zwei Massen geschieden
wird: den Profiti Iljja und den Magulis) zwischen dem Mavroneri-
und dem Zijanatal; den Niederen Olymp (Kato Olymbos), in
welchem sich der Nezerossee befindet, zwischen dem Zijana- und dem
Salamvriatal: und schließlich den Kisavos, die alte Ossa, südlich
410 Verhandlungen. Neal
vom letzteren Fluß, beziehungsweise südlich von der von ihm durch-
strömten altberühmten Tempeklamm.
Die alten kristallinischen Schiefer: Gneise, Glimmer-
schiefer, Amphibolit, mit Einschlüssen von Marmorlinsen, setzen aus
den Pierischen Gebirgen südwärts nur auf der Westseite des Hoch-
olymps fort, wo sie die vom Mavroneri und vom Itoflusse einge-
schlossenen Gebirgsrücken des Vurgar und des Surdan aufbauen,
deren Grate aus Marmor bestehen. Im Kato-Olymp fehlen anscheinend
die alten kristallinischen Schiefer gänzlich; sehr verbreitet sind
aber, besonders auch im südwestlichen Vorlande des Gebirges (wo
sie beim Dorfe Dereli Serpentin mit Chromit einschließen!) jüngere,
grüne kristallinische Schiefer, die ebenfalls stellenweise
Kalkeinschaltungen enthalten. Im Kisavos sind diese jüngeren kristal-
linischen Schiefer auf den Westfuß des Gebirges beschränkt.
Uber diese beiderlei kristallinischen Schiefer, deren relatives
Alter freilich noch ein offenes Problem ist, legt sich im ganzen
Olympgebirge eine äußerst mächtige (nach Neumayr 3000 m)
Schichtenreihe, die hauptsächlich aus hochmetamorphosierten
Kalken und Dolomiten besteht, welche früher für archäisch
gehalten, von Cvijic aber für mesozoisch, vielleicht zum beträcht-
lichen Teil kretazisch angesehen werden. Das Liegende dieser
Kalke und Dolomite bildet eine wenig mächtige Reihe von schieferigen
Gesteinen, die am ÖOstfuße des Gebirges ein Band bilden. An der
Leftokarija und bei Litochori sind darin Serpentine und Serpentin-
schiefer nebst plattigen Hornsteinkalken und flyschartigen Schiefern
herrschend. Mit dieser Schichtenreihe vereinigt nun Cvijid eine
schieferige Gesteinsserie von ganz anderem Charakter, die
weiter nordwestlich bei Vrondos und Miljas im Liegenden der meta-
morphosierten Kalke, welche bei Miljas übrigens nur Einlagerungen
in den Schiefern bilden, entwickelt ist. Bei Vrondos sind es „grün-
liche und weißliche, stark kalkhaltige, metamorphosierte Phyllite und
Fruchtschiefer“(!), die WNW streichen und NON einfallen; bei
Miljas sind es Serizit- und Fruchtschiefer(!) von veränderlicher
Lagerung und mit mannigfaltigen Fältelungen. Vorausgesetzt, daB diese
petrographischen Angaben Cviji@’ richtig sind, dann liegt hier offen-
bar eine kontaktmetamorphe Tonschieferreihe vor, die
sich entweder an ein noch unbekanntes Massiv eines Tiefengesteines
anlagert, oder aber einen Lakkolithen verhüllt und sicher nicht
mitdenSerpentinschiefernvonLitochoriusw.identisch
ist. Infolgedessen erheischen Cvijic’ Anschauungen über die geo-
logische Beschaffenheit zumindest des nördlichen Abschnittes des
Olymps eine Überprüfung, zumal es den Anschein hat, daß es sich
dort nicht um eine mesozoische, sondern um eine paläozoische
Schichtenreihe handelt, deren Verhältnis zu den möglicherweise
doch mesozoischen fiyschartigen Schiefern der südlicheren Gebirgs-
erstreckung erst zu ermitteln wäre. Dadurch müßte natürlich auch
die Frage, ob und in welcher Ausdehnung im Olymp Überschiebungen
bestehen, die mit den Serpentin einschließenden grünen Schiefern in
einen Zusammenhang zu bringen wären, wesentlich beeinflußt werden.
Jedenfalls hat Cvijid sehr recht, wenn er selbst betont, daß die
1911 Sitzung vom 19. Dezember. F. Katzer. 411
tektonisch komplizierten geologischen Verhältnisse des Olymps nur
durch weitere eingehende Studien werden aufgeklärt werden können.
Von wichtigen Einzeibeobachtungen, welche Cvijic darlegt,
seien einige verzeichnet.
Die Gipfelpartie des Olymps erhebt sich über eine alte Rumpf-
fläche, die Cvijie für gehoben ansieht. Sie stürzt namentlich zum
Agäischen Meer mit steilen Gehängen ab und wird hier von einigen
tiefen Flußbklammen durchbrochen und von gewaltigen schuttkegel-
artigen Konglomerat- und Schottermassen umsäumt. Die Gipfelpartie
des Olymps besteht aus blauschwarzen dünnschichtigen bis schieferigen
Kalken, die eine sanft gewölbte Antiklinale bilden, deren Aufwölbung
Cvijic für sehr jung hält. Damit dürfte die schwache Gliederung
des Olymphochrückens zusammenhängen, die ihn auffallend von alpinen
Hochgebirgsformen unterscheidet. Nur oberhalb der wenigen Gletscher-
kare, diein beiläufig 2400 m Seehöhe liegen, gibt es einige zackige Gipfel,
Die Vergletscherung des Olymps war nach Cvijic relativ
gerin gfügie: die Flüsse Kurudere, Vrondos und Enepevs ent-
springen unterhalb von Karen, in welchen sich oft das ganze Jahr
hindurch Firnflecken erhalten. Die meisten anderen Flüsse, von deren
Klammen die emporgehobene und gewölbte Rumpffläche durehschnitten
wird, reichen aber mit ihrem Ursprung nicht bis zur Karregion hinauf.
Ob unter den Schottermassen, welche teils den Ealkhochrücken des
Olymps umgeben, teils in den Flußtälern auftreten, sich glazialer oder
fluvioglazialer Schutt befindet, konnte Cviji@ nicht feststellen. Er
hält es übrigens nur in wenigen Fällen, wie zum Beispiel im Tale
der Dravica, für wahrscheinlich, daß dort Moränenschotter lagert. Der
Nezerossee, durch welchen die Grenze zwischen den grünen kristal-
linischen Schiefern und den mesozoischen(?) Kalken hindurchgeht,
ist nach Cvijic sicher nicht glazialen Ursprunges, sondern ist ein
teilweise in ein Torfmoor umgewandelter Karstsee, an dessen tiefster
Stelle der Sage nach eine Quelle aufströmen soll, der aber auch von
Bächen gespeist wird. An seinem Nordwestrande befinden sich Schlund-
löcher, die früher und gelegentlich wohl auch jetzt den See unter-
irdisch entwässerten. Das Nezerosbecken hält Cvijic für ein reines
Erosionsgebilde, dadurch entstanden, daß die obere, im kristal-
linischen Schiefer verzweigte Ursprungspartie eines ehemaligen Flusses
durch den Karstprozeß an der Kalkgrenze zu einem Schlundfluß wurde,
durch dessen erosive Tätigkeit sich das Seebecken ausgestaltete.
Beim Nezerossee, wie im ganzen Olymp, ist das herrschende
Schiehtstreichen O—W, ausnahmsweise kommt aber auch NW—SO-
Streichen vor. Die südnördliche Richtung der Hauptmasse des Olymps ist
durch Brüche, welche das Schichtstreichen quer abschneiden, bedingt,
deren Bildung Cvijic in das Oligomiocän verlegt, also in die
Zeit, welche der Überflutung des östlichen Vorlandes des Olymps
durch das Jungmiocäne Meer voranging. Ablagerungen dieses
Meeres befinden sich in beträchtlicher Ausdehnung am Unterlauf des
Mavroneri, wo sie sich östlich von Milja diskordant unmittelbar an
das Grundgebirge der nördlichen Olympausläufer anlagern. Dieser
Teil des großen sarmatischen Golfes, der sich über die Halbinsel
Chalkidike bis zum Olymp erstreckte, wurde im Pliocän ausgesüßt. Der so
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 17. Verhandlungen. 623
412 Verhandlungen. Nr. 17
entstandene brackische See umfaßte auch die Kampagna von Saloniki.
Er war nur von einem niedrigen Rumpfflächengebirge umgeben, so
daß in ihn nicht viel und keine groben Sedimente zugeführt werden
konnten. Seine Sedimente sind daher nur feine Sande, sandige Tone
und Süßwasserkalke. Erst im Diluvium oder später fanden energische
tektonische Vorgänge statt: es entstand das neue Becken des Golfes
von Saloniki und der benachbarten Teile des Agäischen Meeres und
dadurch zugleich die relative Erhebung des Olymps. Infolge des
dadurch bedingten großen Höhenunterschiedes zwischen der oberen
und unteren Erosionsbasis mußte nach Cvijic eine überaus lebhafte
Erosion einsetzen, welche am Ostfuße des Olymps zu einer ganz
enormen Schotteranhäufung führte. Diese, nach Cvijic’ Auffassung
diluviale und postdiluviale Schotterzone, deren schönste
Aufschlüsse sich bei Vrondos und im Tale des Enepevs beim Dorfe
Litochori befinden, beginnt beim Kap von Platamon und erstreckt sich
nordwärts 60 km weit bis Vrondos und Kunduroica, bei einer Breite
von 5-6 km und einer Mächtigkeit von 260—300 m. Sie besteht aus
Konglomeratbänken, die stellenweise von locker verzementierten Sand-
und Schotterschichten durchschossen werden. Da die Konglomerate
nicht nur stellenweise gegen den Olymp zu einfallen, sondern
auch flach gefaltet und von Verwerfungen durchsetzt sind,
von welchen eine in die Fortsetzung eines der Hauptbrüche des Olymps
fällt, und da an den Verwerfungen auch bedeutende Abgleitungen
von Konglomeratschollen stattfanden, so erhält man den Eindruck, daß
Cvijie das Alter zumindest der die Basis von schuttkegelartigen
Schottermassen bildenden Konglomeratschichten doch vielleicht zu
hoch angesetzt hat und daß diese Konglomerate nicht, wie Cviji6 an-
nimmt, diluvial, sondern tertiär sein könnten, wodurch dann natürlich
die Ausführungen Cvijic’ über den nicht fluvioglazialen Ursprung
der Schuttmassen die entsprechende Einschränkung erfahren müßten.
Dessenungeachtet mag es trotzdem richtig sein, daß im Olymp, „die
unbedeutende Vergletscherung verschwindet im Vergleich zur starken
Erosion, die infolge der ägäischen Senkung und Hebung im Diluvium
und später stattfand“ und daß „auch der Einfluß des nassen eiszeit-
lichen Klimas im Vergleich mit den viel wirksameren Vorgängen der
Hebung und Senkung im Olymp verschwindend gering‘ gewesen sein
dürfte. Falls indessen doch alle Konglomerate diluvial oder jünger
sein sollten, dann müssen die sie durchsetzenden Staffelbrüche erst
in jüngster geologischer Vergangenheit erfolgt sein, be-
ziehungsweise der Gegenwart angehören, was allerdings mit
manchen anderen tektonischen Erscheinungen auf der Balkanhalbinsel
durchaus im Einklang stehen würde, aber doch einer Überprüfung
wert erscheint.
Vom thessalischen Olymp kehren wir nun zurück in das Gebiet
des Dojransees.
In östlicher und südöstlicher Richtung schließt sich an das Dojran-
becken eine gegen 170 km lange Reihe von Talzügen und
Senkungsfeldern an, die bis an die Mesta heranreichen. Es sind:
der Talzug von Poroj, das Becken von Serres mit dem
Tachinosee, der Talzug der Andzista und die Senke von
1911 Sitzung vom 19. Dezember, F. Katzer. 4153
Drama. Auf der Nordseite des Talzuges von Poroj erhebt sich das
Belasicagebirge, bestehend — wie schon oben erwähnt — aus
kristallinischen Schiefern, in welchen Granit und Serpentin aufsetzen.
Letzterer bildet den höchsten Gipfel (1800 m) des Gebirges. Die
Belasica ist nach Cvijic eine flexurartig gehobene alte Rumpffläche,
die unter die Schuttkegel von Poroj untertaucht. Die südliche Be-
grenzung des Talzuges wird von der KruS$a und dem Karadash
gebildet, in welchen beiden Gebirgen magnetitreiche Glimmerschiefer
das herrschende Gestein sind. Sie werden von Gneis unterlagert und
von Amphibolit und phyllitischen Schiefern bedeckt. Der ausgewitterte
Magnetit wurde ehemals in Seifen verwaschen und zur Eisenerzeugung
verwendet. Das überwiegende Schichtstreichen ist SW—NO (selten
O—W) bei südöstlichem Einfallen. Der Boden des Talzuges von Poroj,
welcher sich von Osten und Westen gegen die Mitte zur bekannten
Talwasserscheide Dova-Tepe (zwischen Vardar und Struma) erhebt,
wird von diluvialen und rezenten Schuttmassen eingenommen, die
bei weitem größer und mächtiger auf der Belasica- als auf der KruSa-
seite sind.
Im Südosten schließt sich an den Karadagh der sanftgewölbte
Besik an, welcher den ganzen Raum zwischen dem Becken von
Serres, dem Ajvasilbecken und dem Golf von Orfani einnimmt und
ein altes Rumpfgebirge vorstellt. Die westliche Partie desselben
besteht aus Granit, Gneis und Glimmerschiefer. Zwischen den Dörfern
Lahana und Negovan setzt im Gneis dichter Gabbro auf. Im öst-
lichen Abschnitt des Besik herrscht Gneis, der an vielen Stellen von
Granit durchbrochen wird, ferner Amphibolit, Glimmerschiefer und
Quarzit mit Marmoreinlagerungen. An die kristallinischen Gesteine
. lagert sich im Osten Neogen an.
Die kristallinischen Schiefer des Besiks streichen NW--SO oder
O—W und von Djuvezna (N vom Ajvasilsee) bis zum Becken von Serres
hat Cvijic neun Hauptfalten beobachtet, was aber in der Physio-
gnomie des Gebirges ebensowenig zum Ausdruck gelangt wie die
Eruptivmassen, die darin aufsetzen. Denn über alle Gesteine zieht
eine gleichmäßige, zwischen Nigrita und Suho zu etwa 1000 m Seehöhe
aufgewölbte, sonst 500—600 m hohe Abebnungsfläche hinweg,
die einst mit der Kru$a und dem Karadagh, vielleicht auch mit der
Belasica zusammen, eine einzige Rumpffläche bildete, von
welcher Cvijic, annimmt daß sie vorzugsweise durch Flußerosion
sich ausgebildet habe. Ebenso wie diese Gebirge sind auch das
Plateau von Kukus und die Ravna, welche mit dem Besik flexurartig ver-
bunden ist, nach der Faltung eingeebnet worden. Diese große,
im Zusammenhang gewesene Verebnungsfläche erlitt jedoch im Oligo-
miocän, sodann am Schlusse des Neogens und im Quartär verschieden-
artige Dislokationen, wodurch die heutigen orographischen Scheidungen
bewirkt wurden. Wenn nun auch die subaerische Abtragung nach
Cvijic das Hauptagens der ausgedehnten Verebnung war, so hält er
es doch für möglich, daß ein Teil der Ravna und der südöstliche
Abschnitt des Be$ik eine Abrasionsfläche des Sarmatischen
Meg£res sein könnten, da Sarmaticum im Becken von Serres und
auf der Kassandra erwiesenerweise und am Fuße des Olymps bei
62*
414 Verhandlungen. Nez
Katarina wahrscheinlich (vgl. oben) vorhanden ist und ferner von Neu-
mayr auch die roten Tone auf Chalkidike und im Ajvasilbecken,
die in gleicher Ausbildung auf der Ravna vorkommen, für sarmatisch
gehalten werden.
Die Mitteilungen, welche Cvijic über diesarmatischen Ab-
lagerungenamNord- und am Südrande des Beckens von
Serres macht, sind von besonderem Interesse, weil sie unsere
Kenntnisse von der Verbreitung sarmatischer Bildungen auf der süd-
lichen Balkanhalbinsel, wo sie bisher nur von Chalkidike und den
Dardanellen sicher bekannt waren, wesentlich erweitern.
Auf der Nordseite des Beckens erstreckt sich Jungtertiär von
der Rupelklamm südostwärts in das AndZistatal und breitet sich von
Serres nordwärts entlang des Öajflusses golfförmig aus. Dieser Caj-
golf, wie ihn Üvijie nennt, ist von den hohen kristallinischen Ge-
birgen: AlibotusS, Sarlija und Sminjica umrandet, in welchen Gneis
vorherrscht, der häufig von (angeblichem!) Granit durchbrochen
wird, welcher so reich an Magnetit ist, daß dieses Eisenerz aus
dem Verwitterungsgrus durch Wascharbeit auch gegenwärtig
noch gewonnen wird (von den Gebirgsbewohnern Mrvaci und Rupci).
Recht verbreitet ist auch kristallinischer Kalk, der besonders
in der Sminjica Mächtigkeiten bis zu 300 m erreicht und die Gipfel-
partien auch der anderen genannten Gebirge bildet (was aus Cviji@
Karte nicht zu entnehmen ist). Das Tertiär des Öajgolfes besteht unten
aus Konglomerat, darüber gelbem Sand, gelblichem und bläulichem
sandigen Ton, grobkörnigem mürben Sandstein, gelblichem Kalk mit
Modiola- und Cardium-Steinkernen und festem Mergelkalk. Der
Cardiumkalk dürfte sarmatisch sein. Für gleich alt mit ihm
betrachtet Ovijic die Tertiärschichten des Jelenin Hissar, eines
Hügels unmittelbar oberhalb Serres. Hier liegt unten mürber gelb-
licher Sandstein, darüber grobbankiges Konglomerat mit Anzeichen
starker Pressung, dann eine Wechselfolge von Sandstein und Kon-
glomerat mit einer Kalkeinschaltung.
Am Südrande des Beckens von Serres treten sarmatische Schichten
bei JeZova auf. Sie bestehen hier nach Cvijic von unten nach
aufwärts aus mürbem tonigen Sandstein, bläulichem Ton und grün-
lichem tonigen Kalk, welche beiden letzteren Schichten nebst Foramini-
feren Ostrea cf. gingensis führen. Darüber folgt gelblicher Mergel und
Sandstein, dann gelblicher Kalk mit Steinkernen von Cardium, Modiola,
Cerithium, Tapes und anderen Arten, nebst Bi- und Triloculinen.
In Stücken aus den höchsten Lagen dieses Kalkes erkannte
S. Brusina: Limnocardium, Dreissensia und ein fragliches Sphaerium,
so daß diese Lagen schon den pliocänen Öongerienschichten
angehören könnten. Hingegen weiter südöstlich zwischen Jenikej und
Andzista wird das Sarmaticum mit zahlreichen Cerithien (darunter
Oer, rubiginosum) und Ostrea cf. gingenssis direkt von rezenten Meeres-
sanden mit ägäischer Fauna bedeckt.
Sehr bemerkenswert ist, daß auf dem Jelenin Hissar die sar-
matischen Schichten von einer 20—30 m mächtigen Scholle von kri-
stallinischem Kalk überlagert werden, den Cvijic als sicher
wurzellos und vom Ostrand des Cajgolfes aus einer Entfernung
1911 Sitzung vom 19. Dezember. F. Katzer. 415
von mindestens 4km hierher überschoben ansieht. Er hält ihn
für echt kristallinisch, erwähnt aber, daß er vielleicht auch
eocän sein könnte, da in Thrazien, besonders bei Balukkej und Ortaköi,
FeredZik und Dimotika gleichartige Kalke nach Viquesnel Nummu-
lten führen und sicher paläogen sind. Jedenfalls liege aber am
Hissar eine Überschiebung vor.
Der Golf um die Caj und das Becken von Serres hätten nach
Cvijic im wesentlichen schon vor der Ablagerung des Sar-
maticums bestanden. Die tektonischen Senkungsvorgänge setzten
sieh aber während und nach der sarmatischen Zeit fort, was stets
zu einer Belebung der Erosion Anlaß gab, auf welche die Konglomerat-
und Schottermassen hinweisen. Außer Brüchen und Senkungen haben
aber auch Überschiebungen des kristallinischen Grundgebirges über
das Jungtertiär stattgefunden, denn nur so seien die Schollenreste
von kristallinischem Kalk im Cajgolf und das Hissarprofil zu erklären.
Die junge Ausfüllung des Beckens von Serres besteht aus Sand-
stein, dann Schottern, die oft zu Konglomeraten verfestigt sind, aus
Sanden und untergeordneten Süßwasserkalken. Diese Ablagerungen
sind wohl zumeist diluvial und rezent, wie insbesondere in der
unmittelbaren Umrandung des Tachinosees, wo sie bis 40 m mächtig
sind; zum Teil dürften sie aber vielleicht tertiären Alters sein,
wie ja zwischen dem Tachinosee und Porna sowie bei Ziljahovo tat-
sächlich Süßwasserneogen entwickelt ist. Die Unterlage desselben
bildet im Andiistagebiet weißer verkarsteter Marmor, in welchen die
Dramatica eine Klamm eingeschnitten hat. Die Steilheit des Prnar-
gehänges im Süden des Talzuges von AndZista weist auf einen hier
durchziehenden Bruch hin.
Die Struma, welche das Becken von Serres durchströmt, hat
von der bulgarischen Grenze bei Dzumaja bis zum Eintritt in
das Becken einen meridionalen Lauf, welcher durch Verwerfun-
gen vorgezeichnet ist, deren Bestand Oviji@ auf Grund der
zahlreichen Thermen für erwiesen erachtet. In keinem anderen Fluß-
tale der Balkanhalbinsel sind nämlich Thermen, zumeist Schwefel-
quellen, in solcher Anzahl vorhanden, wie im Strumatal. In der
Rupelklamm liegen die Schwefeltherme Banja von Demirhissar foder
ValoviSte (zirka 46° C) sowie einige andere Thermen von geringerer
Temperatur ; weiter aufwärts folgt dann die Schwefeltherme Marikosti-
novo (zirka 56° C), unterhalb Novo Selo die Schwefelquelle Banja
von GradeSnica und bei Simitlija mehrere Schwefelthermen von
51 bis 58° C. Diese Thermen wurden durch das große mazedonische
Erdbeben vom 4. April 1904 beeinflußt und R. Hoernes konstatierte
den zur Struma parallelen meridionalen Verlauf der Hauptschütterlinie.
Das östlich vom Andzitistatalzug gelegene Becken von
Drama wird im Norden vom 1854 m hohen Bozdagh begrenzt,
der wesentlich aus stark verkarstetem kristallinischen Kalk besteht
(Bozdagh - hohles, durchlöchertes Gebirge). Vom Golf von Kavalla
wird das Dramabecken durch das Simvolongebirge geschieden, welches
aus Gneis mit nur wenigen Einlagerungen von kristallinischem Kalk
aufgebaut ist. Die Gneisschichten streichen bei südwestlichem Ein-
fallen SO—NW, die Achse des Gebirges hingegen streicht NO—SW.
416 Verhandlungen. Nr 47
Diese orographische Richtung ist durch Verwerfungen be-
stimmt. Zwischen Kavalla und der hohen Steilinsel Thasos liegt ein
Senkungsgebiet. Um Buk bestand ein pliocäner oder vielleicht pleisto-
cäner See, dessen alter, zumeist von Augengneis gebildeter Boden
Jetzt infolge der lebhaften Erosion der Mesta stark zertalt erscheint.
Die neogenen und pleistocänen tektonischen Vorgänge scheinen
auf der Nordseite des Beckens von Serres und der sich östlich an-
schließenden Senken stärker gewesen zu sein, als auf der Südseite.
Nach dem Rückzug des sarmatischen Meeres scheint das Becken ein
Brack- und Süßwassersee gewesen zu sein, es wurde in jüngster
geologischer Zeit aber wieder mindestens partiell vom Meer
überflutet, wie die rezenten Marinbildungen bei Zdravik und
Tolos beweisen, die ungefähr 40 m über dem heutigen Ägäischen Meer
liegen. Analoge, seit dem Diluvium erfolgte negative Strandverschie-
bungen wurden von Neumayr und Euglish.an den Dardanellen er-
mittelt, doch können diese nach Cvijiecnur lokaleErscheinungen
gewesen sein, die durch keine ausgedehnten Festlandsschwankungen,
sondern durch die Hebung bloß einzelner Schollen bewirkt
wurden. Das ergibt sich unter anderem daraus, daß zum Beispiel
die Kampagna von Saloniki, entgegen der verbreiteten Annahme, daß
dieselbe ein durch Flußsedimente ausgefüllter Abschnitt des ehe-
maligen Ägäischen Meeres sei, nach Cvijie@ überhaupt niemals vom
Meer bedeckt war, welches daraus somit auch gar nicht verdrängt
zu werden brauchte, sondern daß im Gegenteil der heutige Golf von
Saloniki lediglich einen durch die im Diluvium besonders intensiven
tektonischen Vorgänge unterdas Meer untergetauchten Teil
des großen altquartären Binnenlandsees von Saloniki
darstellt.
Es ist nun von Interesse, daß nach Ovijic’ Darlegungen die
in den Golf von Saloniki einmündenden Flüsse, insbesondere der Vardar
und die Bistrica, schon vor den pfeistocänen tektonischen Verände-
rungen in der gleichen südlichen Richtung geflossen seien,
wie heutigentags. Alle diese Flüsse gelangen in die Kampagna
von Saloniki durch Klammen, die zumeist in alte antezendente Täler
oder in alte Erosionsflächen eingefurcht sind und ihre Entstehungs-
ursache in der Belebung der Erosion infolge der jungdiluvialen und
rezenten Scholleneinbrüche haben. Die unterseeischen Deltas des
Vardars und der Bistrica befinden sich so weit im Meere, daß es
wahrscheinlich wird, daß die einstmaligen Unterläufe dieser Flüsse
versenkt worden sind. Ovijic hält es für möglich, daß die genannten
Flüsse und der Galik in dem eingebrochenen Abschnitt der Kampagna
von Saloniki vereinigt gewesen sein und einen einzigen Strom gebildet
haben könnten. Auf die unmittelbar vor und während der Eiszeit im
ägäischen Gebiete stattgefundenen tektonischen Vorgänge und die
dadurch bewirkte erhöhte rückschreitende Erosion der Flüsse führt
Cvijid auch die Ausbildung des auffallenden ellbogenförmigen Laufes
der Velika oder Treska, der Crna Reka, der Bistrica und Salamvria
zurück, deren merkwürdige spitzwinkelige Talrichtung durch die Ver-
einigung zweier oder mehrerer, ursprünglich verschiedenen benach-
barten Stromgebieten angehöriger Wasserläufe erklärt wird.
1911 Sitzung vom 19. Dezember. F, Katzer. 417
Die letzten Abschnitte von © viji@’ inhaltsreichem und äußerst an-
regendem Werke sind gewissermaßen anhangsweise dem Bosporus
und den Dardanellen gewidmet und greifen zum Teil auch auf
kleinasiatisches Gebiet hinüber. Von den mancherlei Anschauungen
über die Entstehung dieser merkwürdigen Meerengen erachtet Ovijie
(in Übereinstimmung mit Philippson, Andrussow, English und
anderen) die Erosionshypothese als unzweifelhaft festgestellt und
allein zulässig. Sowohl der Bosporus als die Dardanellen sind unter
dasMeeruntergetauchte TalstückeeinesgroßenFlusses,
welcher die Gewässer eines beträchtlichen Teiles des heutigen balkani-
schen und kleinasiatischen Festlandes bald nach dem Rückzug des Sarma-
tischen Meeres zu sammeln begann und welcher in einem ursprüng-
lich breiten, später sich schluchtartig vertiefenden Erosionstal das im
Pliocän vorhanden gewesene nordägäische Festland in der Rich-
tung vom heutigen Schwarzen Meer her durchströmte). Alle geologischen
Beobachtungen zwingen nämlich nach Cvijie zur Annahme, daß im
Plioceän das Mediterrane Meer nur etwa bis zur Insel Rhodos ?), bis
Athen und Megara reichte, weiter nördlich aber Festland bestand.
Dieses war von zum Teil brackischen Binnenlandseen bedeckt
(deren Ablagerungen Spratts „Levantinischer Stufe“ entsprechen).
Namentlich das heutige Marmarameer war ein solches Binnenland-
becken, welches schon im Unterpliocän vorgezeichnet und im Ober-
pliocän ein selbständiger brackischer See mit pontischen Verhält-
nissen gewesen sei. Diese Annahme Cvijid’ widerspricht der Auf-
fassung von Andrussow und English, denen der Umstand, daß
bei Gallipoli, am Nordeingang der Dardanellen, oberpliocäne Tschanda-
schichten von rein kaspischem Typus auftreten, ein Beweis dafür zu
sein scheint, daß das große pontisch-kaspische Pliocänbecken von
Rußland bis an die Dardanellen herangereicht habe. Cvijic hält diese
Auffassung aber deshalb für unwahrscheinlich, weil sich die Tschanda-
schichten bei Gallipoli auf unbedeutende Erstreckungen beschränken,
sonst aber noch nirgends, weder am Bosporus, noch auf der Thra-
zischen Halbinsel ermittelt worden seien, was auf ihre isolierte lokale
Entstehung hinweise.
Der Bosporus wird im Norden von trachytischen Gesteinen,
sonst aber durchweg von devonischen (und silurischen ?) Schichten
eingeschlossen. Bei Pera streichen die altpaläozoischen Schiefer und
Kalke NNO—SSW. Zwischen der Stenja und Stambul biegt das
Streichen nach Osten um. Das Einfallen ist wechselnd, meist steil,
bei Stambul oft kopfständig. Cvijic hält diese alte Faltung für vor-
permisch. Hernach blieb die Thrazische Halbinsel Festland bis ins
!) Neuestens vertritt R. Hoernes (Sitzungsber. d. kais. Akademie d. Wiss.,
Wien, Bd. CXX, 1. Abt., pag. 1087) lebhaft die entgegengesetzte Anschauung,
nämlich daß der Fluß, welcher die Bosporusrinne schuf, nicht vom Schwarzen
Meer zum Mittelländischen, sondern umgekehrt von diesem zu jenem, also in
südwest-nordöstlicher Richtung, geflossen sei.
2) Cvijid hält es für sehr wahrscheinlich, daß der levantinische Fluß-
schotter auf Rlıodos nicht, wie G. v. Bukowski annahm, das Delta eines aus
Kleinasien kommenden Flusses, sondern eine Ablagerung oder das Delta des plio-
cänen ägäischen Stromes sein könnte.
418 Verhandlungen. Nr: 49
Eocän, dessen Meerestransgression stellenweise, wie bei Ke$an, Tekfur,
Kurudagh, von Süßwasserablagerungen eingeleitet wird. Im Oligocän
und Altmiocän scheint das Gebiet wieder Festland gewesen zu sein,
vom jungmiocänen Sarmatischen Meer wurde es aber, zum Unter-
schied vom größten Teil des mazedonischen Festlandes, in beträcht-
lichem Ausmaß bedeckt, da sich aus den weitverbreiteten Ab-
lagerungen ergibt, daß ein Golf des Sarmatischen Meeres von Süd-
rußland über den Bosporus und die Dardanellen bis zum thessalischen
Olymp reichte. Bei Makriköi, südlich von Stambul, sollen (nach von
Hochstetter paludinenführende) Süßwasserschichten auf sarma-
tischen Kalken liegen, was aber wohl nicht sicher ist, weil in den
Dardanellen gleichartige Ablagerungen zweifellos das Liegende des
Sarmaticums bilden.
Die völlig eingeebnete Erosionsfläche, auf welcher Pera liegt,
steigt vom Marmarameer nordwärts zum höchsten Gipfel des Belgrader
Waldes (N von Konstantinopel, 223m) um etwa 100m an. Der
Belgrader Wald bildet einen breiten Rücken, der nach Kleinasien
fortstreicht und eine nach der Hebung der Perafläche ohne Ver-
werfung entstandene Aufwölbung vorstellt. Die Perafläche
wird aber auch von Monadnocks überragt. Ein solcher ist die
Camlid2a, ein aus hartem Quarzit bestehender Berg auf der asia-
tischen Seite des Bosporus. Südöstlich von ihm erheben sich mehrere
ähnliche Quarzitgipfel, die Inselberge des Ajazma, die aber etwa 200 m
höher sind als die CamlidZa und von Cvijid für Monadnocks einer
älteren Erosionsfläche, als es die Perafläche ist, betrachtet werden.
Er stellt mit ihnen ferner die Prinzeninseln in physiographische
Parallele, welche wesentlich aus Devongesteinen bestehen, die auf
der kleinen Insel Prinkipi Eisenerzausscheidungen enthalten. Im
westlichen Abschnitt des Belgrader Waldes herrschen altpaläozoische
Schichten, im Osten trachytische Massengesteine; zwischen beiden
besteht aber keine Tiefenlinie, da eben beide zusammen eine einzige
alte Erosionsfläche bilden. Die Schotter und Sande, welche sich
darauf vorfinden und welche von v. Hochstetter mit den Belvedere-
schottern parallelisiert, von Tschichatschew aber für Eluvium
angesehen wurden, hält Cvijic für Anzeichen alter (pliocäner?) Fluß-
talböden. Die ganze thrazische Rumpffläche wurde am Ende des
Pliocäns und im Diluvium gehoben und aufgewölbt. Das
gleiche gilt von der ihr entsprechenden bythynischen Rumpffläche
auf der Südseite des Marmarameeres, um den bithynischen Olymp,
die ebenfalls im Quartärbeginn, nach Ablagerung der levantinischen
Schichten, längs ostwestlich streichender Brüche und Flexuren dis-
loziert wurde, welchen Dislozierungen gegenüber die in diesem Ge-
biete herrschenden südnördlichen Talrichtungen antezedent seien.
Auch an den Dardanellen erkennt man die Fortsetzung der
alten Pera-Erosionsfläche, welche hier durch breite Wölbungen und
Senkungen gewellt erscheint. Die Steillehnen der Dardanellen bestehen
unten aus (nach English tortonisch-helvetischen) Süßwasserschichten
und darüber aus sarmatischen Ablagerungen, welche stellenweise, zum
Beispiel am Tekfur und Kurudagh, aber auch Kalke und Sandsteine
des Paläogen zum Liegenden haben. Einige Kilometer oberhalb Canak
1911 Sitzung vom 19. Dezember. F. Katzer und R. J. Schubert. 419
tritt ein von Tuffen, Breceien und Konglomeraten begleitetes trachy-
tisches Eruptivgestein (im Profil Fig. 45 ist es als Andesit be-
zeichnet) auf, an welches sich sarmatische weiße Mergel, die zuweilen
Gips einschließen, ungestört an- und auflagern. Es kann also nicht,
wie früher angenommen wurde, pliocänen, sondern muß vorsarma
tischen Alters sein. Die postsarmatische FErosionsfläche, in welche
sich das breite Flußtal des Vorläufers der Dardanellen einzutiefen
begonnen hatte, wurde wahrscheinlich gegen Schluß der Pliocänzeit
emporgehoben und disloziert, wodurch die Belebung der Erosion,
welche zur Ausfurchung des kanhonartigen Dardanellentales führte.
bewirkt wurde. Die weiterhin während des Diluviums andauernden
tektonischen Vorgänge führten zum Einbruch des nordägäischen Fest-
landes und zur Untertauchung des Dardanellentales unter den Meeres-
spiegel, ganz analog, wie es beim Bosporus und dem Goldenen Horn,
welches, wie schon Philippson und Sokolow angenommen hatten.
auch nach Cvijie lediglich als Erosionstal der vereinigten Flüsse
Catane und Alibeisu zu betrachten ist, ebenfalls vor sich ging. So
wurden die einstigen Flußtäler zu Meerengen.
Bedeutende Landhebungen, die wesentlich durch flexurartige
Aufwölbungen bewirkt worden seien, scheinen nach Cvijic in den
ägäischen Küstengebieten und längs der bulgarisch-thrazischen Küste
des Schwarzen Meeres eine allgemeine Erscheinung zu sein. Sie sind
hauptsächlich im älteren und mittleren Diluvium, und zwar an ver-
schiedenen Stellen in ungleicher Weise erfolgt. Die Dislozierung der
thrazisch-bithynischen Rumpffläche und des Olymps geht nach Cvijie
dem glazialen Klima voran oder fällt mit ihm zusammen und deshalb
habe die Vergletscherung jene höchsten Partien des thessalischen
sowohl als des kleinasiatischen Olymps ergreifen können, die über
die Höhe der glazialen Schneelinie emporgehoben waren. Mir will
hingegen scheinen, daß die Olympvergletscherung, analog wie die
Hauptvergletscherung der dinarischen Gebirge, die nach meiner
Meinung in die Zeit vor dem Einbruch der nördlichen Adria fällt,
gleicherweise vor den Einbruch der nördlichen Agäis zu
verlegen wäre und daß sie durch die klimatischen Verhältnisse des
großen nordägäisch-bithynisch-balkanischen Festlandes ebenso bedingt
oder doch wesentlich beeinflußt worden sein mußte, wie es bezüglich
der auf dem dinarisch-nordadriatischen Festland vor dem Einbruch
der Adria bestandenen ausgedehnten Vergletscherung anzunehmen ist.
Der Einbruch der Ägäis hatte den Rückgang der Vergletscherung
des Olymps zur Folge.
Vorträge.
R. J. Schubert. Über die Thermen und Mineral-
quellen Österreichs.
Der Vortragende sprach über die Heilquellen Österreichs, und
zwar besonders über ıhr geologisches Vorkommen.
Die Kochsalzquellen treten im Bereiche der neogenen
Salzformation Galiziens und der Bukowina zutage, oder im Bereiche
K. k. geol, Reichsanstalt. 1911. Nr. 17. Verhandlungen. 63
420 Verhandlungen. Nr.d47
des alt- oder permotriadischen Haselgebirges von Oberösterreich,
Salzburg, Steiermark und Tirol, auch von Kärnten.
Die jod- und bromhaltigen Kochsalzquellen wurden zum
srößten Teil im miocänen Schlier Oberösterreichs und Sehlesiens
erschrotet, sind auch in Galizien in diesen Schichten vorhanden;
die südostmährischen und westgalizischen jodhältigen Säuerlinge und
Solquellen stammen aus Eocänsandsteinen, denen marine Salztone ein-
gelagert sind. Jodhältig sind ferner manche aus sarmatischen Schichten
(Niederösterreichs und Steiermarks) entspringende Salzwässer, auch
Schwefelquellen und Säuerlinge.
Die Bitterwässer Österreichs erhalten ihren Salzgehalt nur:
zum geringen Teil aus Mutterlaugensalzen der neogenen Salzformation
(Galizien); die nordwestböhmischen Bitterwässer entstehen durch Aus-
laugung oligocäner Bittersalzmergel (mit zersetztem Basalt) und bitter-
salzführendem Schwemmland; die südmährischen entstehen durch Aus-
laugung etwa altersgleicher, aber mariner Mergel, wie auch das in der
Fortsetzung dieser Zone am Außenrande des Flysch zwischen Austerlitz
und Gr. Seelowitz bei Laa a. d. Thaya (Niederösterreich) bekannte
Bitterwasser. Aus altmiocänem Andesittuff und mesozoischem Dolomit
resultiert das Bitterwasser von Kassasse (westlich Cilli), aus pyritim-
prägnierten, zum Teil dolomitischen Plänern der Oberkreide jenes von
Kobilitz in Ostböhmen und einige andere Wässer dieser Gegend. Auf
mesozoische Gipsstöcke und Dolomite sind die Tiroler Bitterwässer
zurückzuführen, auf altpaläozoische Dolomite und Pyrite die an Sulfaten
und Magnesia reichen Wässer Mittelböhmens.
Gelegentlich der Besprechung der Schwefelwässer wurde
hervorgehoben, daß bei keinem der österreichischen Vorkommen eine
Juvenile Entstehung des Schwefelwasserstoffes (als solfatarische Ex-
halation) auch nur wahrscheinlich sei. Sämtliche Schwefelwässer Öster-
reichs lassen sich vielmehr ungezwungen aus der Zersetzung von
Schwefel, Sulfaten und Sulfiden erklären !), und zwar: ‚aus Schwefel-
und Gipslagern neogenen Alters jene von Galizien; aus alttriadischen
Gipsstöcken die Schwefeltherme von Baden und viele alpine Schwefel-
wässer; aus pyrit- und gipshältigen sarmatischen Schichten kommen die
Schwefelquellen von Deutsch-Altenburg, Meidling, Vöslau und des March-
beckens, aus Fiyschgesteinen jene Südmährens, Vorarlbergs und der
Küstenländer; aus Kupferkies in permischen Brandschiefern die von
Forstbad, vielleicht auch Libnitsch; aus Pyriten und anderen sulfidischen
Erzmassen auch vermutlich mehrere Schwefelquellen im Bereiche
kristallinischer Gesteine von Nordmähren, Kärnten und Tirol. Die
küstenländischen und dalmatinischen Schwefelthermen (Monfalcone,
San Stefano, Spalato) erwecken auch die Vermutung an die Möglich-
keit, daß ihr Schwefelwasserstoffgehalt aus Zersetzung kretazischer
schwefelhaltiger Asphalte entstehen könnte.
Aus Eisen- und Arsenkiesen stammen schließlich auch die vitriol-
und arsenhaltigenEisenwässer Tirols; von weit geringerer Bedeutung
') 8. diesbezüglich Dr. O0. Hackl, Chemischer Beitrag zur Frage der Bildung
natürlicher Schwefelwässer und Säuerlinge, diese Verh. 1911, pag. 380.
1911 Sitzung vom 19. Dezember. R. J. Schubert. 42]
sind die „Eisenwässer* im Bereiche von Graniten und die an der
Basis der oft eisenschüssigen ostböhmisch-nordmährischen Kreidesand-
steine austretenden „eisenhaltigen“ Quellwässer.
Bei Besprechung der Sauerwässer wurde auf die 1908
durch R. Lep.sius erfolgte Anzweiflung der Juvenilität der Kohlen-
säure hingewiesen und die Wahrscheinlichkeit, daß die Kohlensäure
aus in der Tiefe lagernden Karbonatmassen stammt, besonders manchen
karpathischen Säuerlingen zugesprochen. Die meisten Säuerlinge und
Kohlensäureexhalationen Österreichs stehen unzweifelhaft in innigem
Zusammenhang mit jungtertiären, ja sogar zum Teil vielleicht noch
quartären Basalt-, Andesit- und Trachyteruptionen (zum Beispiel jene
Nordwestböhmens, der Sudeten, südostmährischen, Bukowinaer, zum
Teil auch galizischen Karpathen, Mittel- und Südsteiermarks, zum
Teil auch Kärntens). Wenn es nun auch, wie erwähnt, bei manchen
Säuerlinggruppen wahrscheinlich oder möglich scheint, daß der (O,-
Gehalt aus Karbonatmassen stammt und durch die in solchen jungen
Eruptivgebieten in geringerer Tiefe vorhandene Hitze frei wird,
stellen sich einer solchen Auffassung doch gerade für das reichste
Säuerlingsgebiet Österreichs, nämlich des nordwestlichen Böhmens,
beträchtliche Schwierigkeiten entgegen. Denn hier kennt man keinerlei
größere Karbonatmassen und die Aunahme von Lepsius, die Karls-
bader Granitplatte sei über ein altpaläozoisches Schiefer- und Kalk-
gebirge überschoben, entbehrt bis jetzt jedes Beweises.
Zum Schlusse wurden dann die wichtigsten bisherigen Versuche
zur Erklärung der Thermen kurz besprochen. Die Annahme von der
Juvenilität der heißen Quellen durch E. Suess kann wenigstens in
ihrer Fassung von 1902 als unmöglich beiseite gelassen werden, da
durch A. Bruns langjährige Forschungen der minimale primäre
Wassergehalt des vulkanischen Magmas als erwiesen gelten kann;
und auch die 1909 erfolgte Anderung in der Auffassung der juvenilen
Wässer scheint kaum mit den Tatsachen vereinbar. Ebenso stellen
sich Gautiers Destillationshypothese wichtige Einwände entgegen,
so ließen sich die Karlsbader Thermen (unter Zugrundelegung einer
Ergiebigkeit von 2200 lit. min.) durch Destillation von 1 km? Granit
nur 22—25 Jahre speisen, so daß wir bei Annahme der Gautierschen
Ansicht weit größere Senkungsvorgänge annehmen müßten, als in
geschichtlicher Zeit stattgefunden haben können. Am plausibelsten
erscheint die Annahme, die Lepsius zur Erklärung der heißen salz-
armen Quellen 1908 aussprach, daß auch diese in der Tiefe sehr
reich an gelösten Stoffen sind, doch nur solange, als sie unter hohem
hydrostatischen Druck überhitzt, nicht verdampfen können. Sobald
sie aber in solche Höhen gelangen, daß sie den Druck überwinden
können, verdampfen sie, wobei die gelösten Substanzen abgeschieden
werden; die Dämpfe werden dann schließlich kondensiert und treten
dann als heiße oder warme Quellen zutage. Diese Annahme, die be-
sonders mit dem Vorkommen von Erz- und Silikatgängen im Bereiche
größerer Thermalgebiete gut im Einklang steht, scheint jedoch nicht
nur die indifferenten, sondern auch die an Fixbestandteilen reicheren
heißen Quellen gut zu erklären. Es ist wohl sicher kein Zufall, daß die
indifferenten Quellen Österreichs in unzersetzten Silikatgesteinen zutage
63*
492 Verhandlungen. Nr. 17
treten oder wo diese von geringeren Massen weniger leicht löslicher
Schichtgesteine bedeckt sind.
Wo die heißen Wässer jedoch durch zahlreiche Kohlensäure-
exhalationen und Säuerlinge stark zersetzte Gesteine zu passieren
haben wie in Karlsbad, kann der reiche Gehalt an (in diesem Falle
„granitischen“) Fixbestandteilen nicht befremden. Die Herkunft des
Wassers kann auch bei Karlsbad, wie schon G. Laube annahm, nur
atmosphärisch sein.
Sofern heiße Wässer an Sulfaten oder Sulfiden reichere Boden-
partien passieren müssen, ist in noch höherem Maße als bei Ein-
wirkung von kalten oder lauen Wässern eine Entwicklung von Schwefel-
wasserstoff und somit die Entstehung von Schwefelthermen unver-
meidlich.
Ausführliche geologische Angaben über die Mineral- und Warm-
quellen Österreichs wurden vom Vortragenden in dem „Österreichischen
Bäderbuch“ niedergelegt, das vom kaiserl. Rat Dr. Diem herausge-
geben und 1912 oder spätestens 1913 erscheinen wird.
Literaturnotizen.
©. F. Parona. La fauna coralligena. del’ Gretageo
dei Monti d’Ocre nel Abruzzo aquilano. Unter Mitarbeit
von C.. Crema und P. L Prever (Mem. per servire a.:desc. d.
carta geol. d’ Italia V [1], 1909. 242 S. 28 Tafeln).
Das Gebiet des Monte d’Ocre ist hauptsächlich aus oberkretazischen Ge-
steinen (mit Bauxitnestern) aufgebaut, denen gegenüber Tertiärgesteine sehr zurück-
treten. Aus diesen vorwiegend dem Cenoman und Turon angehörigen Gesteinen
(mit Lagen von Chondrodonta Joannae) wird in vorliegender Arbeit von den Ver-
tassern eine sehr reiche Fauna beschrieben, die infolge mancher Übereinstimmung des
untersuchten Gebietes mit der innerdalmatinischen Kreide auch für diese von Be-
deutung ist.
Die (fünf) Orbitolinen und die sehr zahlreichen Korallen wurden von P. L.
Prever, die Hydrozoen und Mollusken (Nerineen, Chamiden, Rudisten etc.) von
0. F. Parona bearbeitet, der geologische und morphologische Abschnitt stammt
von C. Crema. Im ganzen sind 278 Arten beschrieben und abgebildet.
(R. J. Schubert.)
Verlag der k. k. geolog. Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23.
Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25.
Verhandlungen Ai k a nReichsanstalt
Sehlußnnrmpszu
Inhalt: Literaturnotizen: B. Een J. J. a — Einsendungen für die
Bibliothek: IV. Quartal und Periodische Schriften 1911. — Literaturverzeichnis
für 1911. — Register.
NB. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen verantwortlich.
Literaturnotizen.
B. Sander. Geologische Studien am Westende der
Hohen Tauern. (Erster Bericht.) Denkschriften der math.-naturwiss.
Klasse der kaiserl. Akademie der Wissenschaften. LXXII. Wien 1911.
60 S. Mit 4 Tafeln und 17 Textfig.
Die Analyse bisher einheitlich kartierter Komplexe möglichst weit zu
treiben, bezeichnet der Verf. im Vorwort als das für seine Studien leitend ge-
wesene Prinzip und als das vielleicht einzige, welches am Tauern-Westende gegen-
über der großzügigen Behandlung des Gebietes durch die erfahrensten Petro-
graphen, Stratigraphen und Tektoniker Erfolg versprach. Die Arbeit bringt dem-
entsprechend eine sehr große Fülle von Details, jedes in seiner Art wichtig und
bedeutsam, so daß es schwer fällt, über sie einen Bericht zu erstatten, der, ohne
sich auf eine kurze Erwähnung der Hauptergebnisse zu beschränken, es doch auch
meidet, sich unter Preisgabe “aller Übersichtlichkeit in die Aufzählung von Ein-
zelheiten zu vertiefen. Es werden der Reihe nach besprochen:
I. Kalke und Dolomite. Die Bezeichnung Hochstegenkalk möchte
Verf. ob ihrer Mehrdeutigkeit lieber nicht verwenden. Für die hochkristallinen,
meist dunkelgrauen, H,S-kältigen, petrographisch gleichmäßig ausgebildeten Kalke
der Hochstegenzone wird der Name Tuxer Marmor gewählt. Derselbe Marmor
erscheint auch im Hangenden des Granits der Rensenspitze (östlich von Mauls)
von Gängen desselben intrudiert und steht dort zu den ostalpinen Phyllitgneisen
in demselben Verhältnisse, wie die Hochstegenzone zum Zentralgneis. Als Begleiter
des Tuxer Marmors zeigen sich im Tuxer- und Brennergebiete dünngebänderte
Kalke; in der Umrandung der Hochfeilergneise fehlen sie. Analoge Bänderkalke
finden sich im Liegenden der Maulser Trias, mit Crinoidenspuren führenden dunklen
Kalklagen eng verbunden. In den Tarntaler Bergen führen dünnplattige Einlagen
ähnlicher Kalke kleine Pentacrinusglieder.
Für die petrographisch einheitliche Gruppe der lichten, feinzuckerkörnigen
Dolomite wird’ der Name Pfitscher Dolomit gewählt. Über sein Verhältnis zum
Tuxer Marmor, den er im Gebiete von Tux begleitet, ließ sich nur feststellen, daß
er über der tiefsten Marmorlage auftritt. Unbestimmbare Fossilspuren führt er am
Wolfendorn und an der Kalkwand am Brenner. Dieser Dolomit ist wie der Tuxer
Maımor und Bänderkalk fließend deformiert und stellt sich hierdurch in Gegensatz
zu dunklen, weiß anwitternden Dolomiten des Gebietes von Tux und Schmirn und
der Gegend von Mauls, wo dieselben Kalkalgen führen, Der spätig struierte, grell-
rot anrostende Eisendolomit erscheint, ein Niveau zwischen Quarzphyllit und Kalk-
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911, Nr. 18. Verhandlungen. 64
4924 Verhandlungen. Nr. 18
phyllit in gewissen Grenzen einhaltend, in beiden Gesteinen. Einen feinkörnigen,
eisenschwarzen Dolomit fand Verf. als Komponente in der Tarntaler Breccie und
in der mylonitischen Zone zwischen dem Tuxer Marmor und dem Liegendquarzit
am Grünberge bei Maierhofen. Letzterer Dolomit stimmt mit einem vom Naviser
Pentacrinuskalk nicht trennbaren braunen Dolomit überein.
Il. Glanzschiefer. Das Alter derselben zwischen Karbon und Trias
bleibt unbestimmt. Dunkle, matte bis lebhaft glänzende Tonschiefer finden sich in
Gesellschaft von Quarziten und Dolomitbreecien im Liegenden der Tarntaler Dolo-
mite und zusammen mit Quarzitgrauwacken als Hülle der Kalke und Dolomite am
Brenner. Die Rhätizitschiefer des Wolfendorn wurden als eine Fazies der unter
dem Pfltscher Dolomit liegenden Glanzschiefer erkannt. Granatführende Glanzschiefer
fand Verf, in der Tonschieferhülle des Hochfeiler und der Sengeser Schieferkuppel.:
III. Quarzite. IV’. Grauwacken, Verrucano. V. Knollengneise.
Allgemein erkennbar ist ein enger Anschluß der weißen Quarzite an triadische und
Kalkphyllitkalke, der bis zu Wechsellagerungen führen kann, und eine nahe, bis
zu Übergängen führende Beziehung der Quarzite zu den Grauwacken und Wacken-
gneisen. Wo der Quarzit zwischen Zentralgneis und Hochstegenkalk auftritt, folgt
er in der Tektonik letzterem. Im Tarntaler Gebiete liegt er diskordant auf Quarz-
phyllit. Als ein gesichertes Resultat seiner Studien bezeichnet Verf. die Gleich-
stellbarkeit der Tuxer und Tarntaler Grauwacken. Im Süden des untersuchten
Gebietes trifft man an Stelle der Grauwacken höher kristalline quarzphyllitische
Gesteine, in der Hülle der Maulser Trias finden sich aber die porphyroiden Tuxer
Wackengneise wieder.
Betrefis der Knollengneise, Konglomeratgneise und Geröllgneise will es Verf.
noch unentschieden lassen, wie weit es sich da um sedimentäre oder tektonische
Gerölle oder um vhemisch-mechanisch abgeänderte Aquivalente von „Gneisaugen*
handelt. Die Geröllgneise sind zum Teil von den Tuxer Grauwacken nicht zu
trennen. In der Tuxer Zone wird es auch unmöglich, zwischen Geröllgneis und
Örthozentralgneis eine sichere Grenze zu ziehen. Psammitische und psephitische,
zum Teil aber auch kristalline Gesteine wurden vom Verf. um den ganzen West-
flügel der Tauern herum als einander unzweifelhaft entsprechende Bildungen nach-
gewiesen und es wurde von ihm der Versuch gemacht, „äußere“ konglomeratische,
oft serizitisierte Quarzfeldspat-Psammite und -Psephite von den „inneren“ Knollen-
gneisen zu trennen. In ein bestimmtes Niveau zwischen Zentralgneis und Hüllkalk
konnten letztere aber nicht eingeordnet werden.
VI. Grünschiefer, Serpentin, Talk und VII. Amphibolite. Be-
treffs der Grünschiefer kam Verf. zu dem Ergebnisse, daß sie zur Unterscheidung
von Quarz- und Kalkphyllit als Horizonte im Sinne von Frechs Karte nicht ver-
wertbar sind, da die für den „Quarzphyllit“ Freehs im Süden bezeichnenden
Grünschiefertypen dem „Kalkphyllit“ im Norden der Gneise nicht fehlen. Die be-
zeichnendsten Minerale der Grünschiefer sind Chlorit und Epidot. Talkschiefer
wurde nirgends ohne benachbarten Serpentiun gefunden, oft beteiligt sich ein
Grünschiefer an der Kombination. Bezüglich der Amphibolite, welche in einer
dioritähnlichen Varietät mit großen, verschieden orientierten Hornblenden und in
einer dunklen, feingewebten Abart vorkommen, ist ihre Kombination mit Kalk als
Regel bemerkenswert.
VIll. Kalkphyllit und Quarzphyllit. Die Frage, ob verschiedene
Formationen zu Kalkphyllit metamorphosiert auftreten können oder ob es eine
bestimmte, sogar vom (uarzphyllit trennbare Kalkphyllitformation gibt, vermochte
der Verf. noch nicht bestimmt zu beantworten. Besser dünkt es ihm, mit
F, E. Suess einen triadischen Kalkphyllit neben dem paläozoischen anzuerkennen.
Für den Tarntaler Kalkphyllit ist feineres kristallines Korn einigermaßen bezeichnend
und seine Tracht erscheint in besonders deutlicher Weise durch grobmechanische
Einflüsse besimmt; doch erwies es sich als undurchführbar, ihn vom übrigen
Kalkphyllit zu trennen. Letzterer ist mit den Tuxer Wacken und mit dem Tuxer
Marmor durch Übergänge und Wechsellagerungen verbunden.
Betreffs der Quarzphyllite waren des Verf. Studien insofern einschränkend,
als mehrere der bisher versuchten Unterscheidungen als unbegründet erkannt
1911 Schlußnummer. B, Sander. 425
wurden. Ostwärts der Brennerlinie sind nach Sander die Tuxer und Tarntaler
Quarzpbhyllite von den „klassischen“ des Vikartales nicht trennbar, und die westlich
vom Brenner von Frech vorgenommene strenge Scheidung zwischen Karbon-
phyllit und älterem Quarzphyllit sowie zwischen letzterem und dem Stubaier
Glimmerschiefer ıst wenig gerechtfertigt. Betrefis der Frage, ab sich der Kalk-
phyllit stratigraphisch unter oder über den Quarzphyllit einstellen lasse, ergab die
Neuaufnahme, daß beide Typen in petrographischem Sinne nicht gegeneinander
horizontierbar sind.
IX. Augengneise und X. Greinerschiefer. Für die schon von
Stache und Teller als bedeutsam erkannten Augengneise erwies sich eine
Horizontbestimmung als möglich. Sie erscheinen zwischen den höheren porphyroiden
Lagen der Tauerngneise und den tieferen Quarzphylliten und nehmen so etwa das-
selbe Niveau ein wie die Augengneise des Vintschgau, so daß die von Hammer
für letztere vermutete Ergußdeckennatur auch für die Augengneise des Tauern-
Westendes in Frage kommt. Für die von Becke im Passeier wieder erkannten,
petrographisch höchst mannigfaltigen Greinerschiefer ergab die Neuaufnahme eine
weite Verbreitung im Ridnaun, wodurch — da diese Schiefer typische Schiefer-
hüllengesteine sind — Staches und Tellers Auffassung der Kalkphyllite der
südlichen Otztaler Alpen als Aquivalente der Schieferhülle eine Bestätigung erfuhr,
XI. Zentralgneise. Verf. hält an einer Scheidung von Granitgneis und
Lagengneis fest, ohne ihr jedoch die Bedeutung einer scharfen Trennung im Sinne
der Lakkolithentheorie beizumessen. Ein diskordanter Kontakt zwischen beiden
Typen war nirgends sicher nachzuweisen. Aus Granitgneis bestehen der Ölperer
und Fußstein. Bezüglich des Schrammacher bleibt es unentschieden, welchem
(neistypus er zugehört. Als Haupttypus des Lagengneises bezeichnet Verf. nach
Ausscheidung der Porphyr-, Aplit- und Konglomeratgneise einen mittelkörnigen
Flasergneis mit zahlreichen Biotitschieferlagen. Aplite treten als Randzone, als
Lager und als Gänge, aber nicht als Stöcke auf. Die Aplitlager bilden, wo sie ge-
faltet sind, mit ihren Liegend- und Hangendgneisen eine tektonische Einheit, wo-
durch alle Faltungen als jünger im Vergleich zur Apliteinschaltung gekennzeichnet
sind. Als Gänge treten Aplite in allen Zentralgneisen, auch in Aplitgneisen, be-
sonders in Porpbyrgneisen auf, aber nicht in den Geröll- und Wackengneisen der
Schieferhülle.
In den allgemeinen Bemerkungen am Schlusse seiner wichtigen Arbeit bespricht
Verf. zunächst das in den Phylliten zu beobachtende Vorkommen von unter sich
und mit der Schieferung und Lagenstruktur der Phyllite parallelen Horizonten mit
Quarzlinsen und -Knauern und mit Linsen von Marmor und Dolomit. Diese Hori-
zonte sind entweder als Schubflächen mit tektonischen Einschaltungen oder als
Flächen, in welchen primäre, mechanisch heterogene Lagen das Ausweichen des
Systems normal auf einen Druck nur durch Zerreißen markiert haben, zu deuten
und für die Tektonik von größter Wichtigkeit. Betreffs des Charakters der unteren
Schieferhülle neigt Verf. zu der Ansicht, daß sie als eine tektonisch komplexe und
gegen die Gneise verschobene aufzufassen sei, daß sie aber nicht die Gneise als
eigene Decke überschritten habe. Gegenüber der von Becke vertretenen Ansicht,
daß an der Grenzfläche von Zentralgneis und Schieferhülle Intrusionskontakt vor-
liege, weist Verf. darauf hin, daß in den Quarziten, Arkosen, Marmoren nnd Dolo-
miten der unteren Schieferhülle der Tuxer- und Hochfeilergneise nirgends Intrusionen
gefunden wurden (im Gegensatze zu den Verhältnissen östlich von Mauls), so daß
die Annahme eines Primärkontakts nur unter der Voraussetzung haltbar sei, daß
das Magma nur den Porphyrgneis spröde, den Quarzit, Marmor und Dolomit aber
plastisch vorgefunden habe.
Anlangend die Deckenfrage führten Sanders Studien zu der Erkenntnis,
daß die von Termier gezogene Grenze zwischen Wurzeln und Decken in der
axialen Zone durch keinen Unterschied in der Struktur zu begründen ist und daß
sich der fazielle Gegensatz zwischen Lepontinum und Ostalpinum zu verwischen
beginnt, daß die Gemeinsamkeit der Kalkmarmore, Dolomite, Quarzite und Grün-
schiefer auf ostalpinem und lepontinischem Boden, im Wurzel- und Deckenland auch
durch die Annahme weitgehender Ineinanderfaltung der beiden Deckensysteme
derzeit nicht zu umschreiben ist. (Kerner.)
64*
426 Verhandlungen. Nr. 18
J. J. Jahn. Geologisch-tektonische Übersichtskarte
von Mähren und Schlesien. (Der ungarische Teil von Sektions-
geologen Dr. H. Beck.) 1:300.000%. 1911. In Kommission bei
A. Hölder, Wien.
Vor einigen Jahren (1907) wurde an dieser Stelle auf eine in Prag er-
schienene „Geologische Übersichtskarte von Böhmen, Mähren und Schlesien“ hin-
gewiesen, die allerdings in keiner Weise als entsprechend bezeichnet werden konnte.
Besonders fiel an dieser Karte bezüglich Mährens die ungenügende Berück-
sichtigung der von der k. k, geol. Reichsanstalt in Farbdruck herausgegebenen
neuen geologischen Spezialkarte auf; und diese Mängel veranlaßten wohl den Ver-
fasser zur Zusammenstellung einer neuen geologischen Übersichtskarte von Mähren
und Schlesien.
Die in den geologischen Karten der k. k. geol. Reichsanstalt zum Ausdruck
gebrachten Ergebnisse der Anstaltsaufnahmstätigkeit sind hier erfreulicherweise in
ausgiebigster Weise benützt worden, und dies wurde auch vom Verfasser (Geolog.
Zentralblatt. Bd. 17, pag. 132) wie Verleger (bei Besprechung dieser Karte auf der
3. Umschlagseite von Tschermaks Min. u. petrogr. Mitt. 1911. Verlag Hölder) in
Anzeigen dieser Karte anerkannt. Leider geschah dies nicht auch auf der Karte
selbst, die ja allein dem großen Publikum zu Gesicht kommt und nun, wie der
Referent aus eigener Erfahrung weiß, durch das Fehlen eines solchen Hinweises
geeignet ist, nicht als Ergebnis der Aufnahmstätigkeit einer ganzen Körperschaft,
sondern als Ergebnis der Forschungen eines Einzelnen zu erscheinen.
Daß es für den Verfasser einer geologischen Übersichtskarte keineswegs un-
möglich oder auch zur schwierig ist, seinen geologischen Grundlagen auch auf der
Karte selbst durch Anführung derselben gerecht zu werden, beweist eine ganze
Anzahl solcher Karten, zum Beispiel: Hauer, Geologische Übersichtskarte der
österr.-ung. Monarchie, F. Noe, Geologische Übersichtskarte der Alpen, Blaas,
Geologische Übersichtskarte von Tirol und Vorarlberg, Salomon, Geologische
Karte der Adamellogruppe u. a.
Was die Anlage und Ausführung der Jahnschen Karte anbelangt, so kann
diese, abgesehen von einigen kleineren Mängeln, im ganzen als sehr nübsch be-
zeichnet werden; besonders stellt sie die technische Ausführung, Farbenwahl und
stratigraphische Zusammenfassung weit über die oben erwähnte Übersichtskarte
von Absolon und Jaros.
Bedauern weckt jedoch der Umstand, daß der Kopf der Karte einen so
großen Teil Ostböhmens verdeckt, der als speziellstes Arbeitsgebiet des Verfassers
ein weit größeres Interesse geboten hätte, als die Rinbeziehung des großenteils auf
Grund älterer Aufnahmen dargestellten ungarischen Grenzgebietes.
(R. J. Schubert.)
Einsendungen für die Bibliothek.
Zusammengestellt von Dr, A. Matosch.
Einzelwerke und Separatabdrücke.
Eingelaufen vom 1. Oktober bis Ende Dezember 1911.
Abel, 0. Die Vorfahren der Vögel und
ihre Lebensweise. (Separat. aus: Ver-
handlungen der zoolog.-botanischen
Gesellschaft in Wien. Bd. LXI 1911.)
Wien, typ. A. Holzhausen, 1911. 8°.
45 S. (144—191) mit 7 Textfig. Gesch.
d. Herrn G. Geyer. (16562. 8°.)
Accessions-Katalog. Sveriges oftent-
liga Bibliotek . Stockholm, Upsala,
Lund, Göteborg, 24—25. 1909— 1910.
Utgifven af kungl. Biblioteket genom
E. W. Dahlgren, C. Grönland,
E., Haverman. Stockholm, typ. P.
A. Norstedt & Söner, 1911. 8°. 617 S.
Gesch. d. kgl. Bibliothek zu Stockholm.
: (46. 8°. Bibl.)
Arschinow, W. Uber zwei Feldspate
aus dem Ural. Moskau, Lithogaea,
1911. 8°. 12 S. russischer und deut-
scher Text. Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16563. 8°.)
Bibliothekskatalog der mineralogisch-
petrographischen Abteilung des k. k.
Naturhistorischen Hofmuseums. Nach
dem Stande vom 31. Dezember 1909;
samt Nachtrag bis 31. Dezember 1910.
Wien 1911. 8°. Vide:Hlawatsch, C.
(210. 8°. Bibl.)
Blaas, J. Geologischer Begleiter auf
den Innsbrucker Lokalbahuen. Inns-
bruck, H. Schwick, 1911. 8°. 67 S.
mit 4 Textfig. u. 1 Titelbild. Gesch.
d. Autors. (16560. 8°.)
Blaschke, F. Zur Tithonfauna von
Stramberg in Mähren. (Separat. aus:
Annalen des k. k. Naturhistorischen
Hofmuseums. Bd. XXV.) Wien, A.
Hölder, 1911. 8°. 180 S. (143—222)
mit 6 Taf. Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16564. 8°.)
Böse, E. Excursions & Chavarillo, Santa
Maria Tatetla, Veracruz et Orizaba.
(Separat. aus: Guide des excursions
du X, Congres geologique inter-
national. Mexico 1906. 11. Excursion
de l’est.) Mexico 1906. 8°. 11 S. mit
1 Taf. Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16565. 5°.)
Böse, E. Exkursions aux mines de
soufre de la Sierra de Banderas. (Separat.
aus: Guide des exeursions du X.
Congres geologique international. Me-
xico 1906. XIX. Excursion du nord.)
Mexico 1906. 8°. 11 S. mit 2 Textfig.
Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16566. 8°.)
Böse, E. Excursion au Cerro de Muleros
pres Ciudad Juärez. (Separat. aus:
Guide des excursions du X. Congres
geologique international, Mexico 1906.
XX,. Excursion du nord.) Mexico
1906. 8%. 24 S. mit 1 geolog. Karte u.
5 Taf. Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16567. 8°.)
Böse, E. Excursion dans les environs
de Parras, (Separat. aus: Guide des
excursions du X. Congres geologique
international, Mexico 1906. XXIII.
Excursion du nord.) Mexico 1906. 8°.
16 S. mit 1 geolog. Karte u. 5 Taf.
Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16568. 8.)
Böse, E. Excursions dans les environs
de Monterrey et Saltillo.. (Separat.
aus: Guide des excursions du X.
Congres geologique international, Me-
xico 1906. XXIX. Excursion du nord.)
Mexico 1906. 8°. 17 S. mit 3 Taf.
Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16569. 8°.)
Böse, E. De San Luis Potosi a Tampico.
(Separat. aus: Guide des excursions
du X. Congres geologique international,
Mexico 1906. XXX. Excursion du
nord.) Mexico 1906. 8°. 16 S. mit 6
Textfig. Gesch. d. Herru G. Geyer.
(16570. 8°.)
428
Böse, E. Excursions ä l’Isthme de Te-
huantepec. (Separat. aus: Guide des
excursions des X. Öongres geologique
international, Mexico 1906. XXXI.)
Mexico, 1906. 8°. 40 S. mit 1 Taf.
Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16571. 8°.)
Bukowski, 6. v. Tithon im Gebiete
des Blattes Budua und in den an-
grenzenden Teilen des Blattes Cattaro.
(Separat. aus: Verhandlungen der k.k.
geolog. Reichsanstalt. 1911. Nr. 14.)
Wien, typ. Brüder Hollinek, 1911. 8°,
12 8. (311— 322) mit 5 Textfig. Gesch.
d. Autors. (16572. 8°.)
Canaval, R. Die Erzgänge von Dechant
und Ladelnig in der Teichl in Kärnten.
(Separat. aus: „Carintbia“. Ila. 1908,
1909 u. 1910.) Klagenfurt, typ. F. v.
Kleinmayr, 1910. 8°. 56 S. mit I Karte.
Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16573. 8°.)
Christensen, A. Seismologische Studien
im Gebiete der Ostalpen. Dissertation.
Leipzig, W. Engelmann, 1911. 8°.
105 S. mit 5 Textfig. Gesch. d. Herrn
G. Geyer. (16574. 8°.)
Dal Piaz, & Sulla Fauna liasica delle
Tranze di Sospirolo. Parte I. (Separat.
aus: Memoires de la Societe pale-
ontologique suisse. Vol. XXXIIl.)
Geneve, typ. W. Kündig & Fils, 1907.
A648. mit 11 Textfig. u. 3 Mat.
Gesch. d. geolog. Instituts d. Uni-
versität Padova. (2977. 4°.)
Dal Piaz, 6. Giovanni Omboni.
Cennri necrologici. (Separat. aus:
Bollettino della Societä geologica ita-
liana. Vol. XXIX. Fasc. 3—4. 1910.)
Roma, typ. F. Cuggiani, 1910. 8°.
11 8. (XCVI—CVI) mit einem Porträt
Ombonis. Gesch. des geolog. Instituts
d. Universität Padova. (16575. 8°.)
Daly, R. A. Magmatic differentiation in
Hawaii. (Separat. aus: Journal of
geology. Vol. XIX. Nr. 4.) Chicago,
University Press, 1911. 8%. 28 8.
(239—316) mit 1 Textfig. Gesch. d.
Autors. (16576. 8°.)
Daly, R. A. The nature of volcanie
action. (Separat. aus: Proceedings of
the American Academy of arts and
sciences. Vol. XLVII. Nr. 3.) Boston,
1911. 8°. 76 S, (47—112) mit 15 Text-
fig. u. 5 Taf. Gesch. d. Autors.
(16577. 8°.)
Denckmann, A Kurze Mitteilung über
den paläontologischen Inhalt des Ober-
silurs im Kellerwalde. (Separat. aus:
Zeitschrift der Deutsch. geolog. Ge-
Verhandlungen.
Nil
sellschaft. Bd. LXII. 1910. Monats-
berichte Nr. 12.) Berlin, typ. G. Schade,
1911. 8°. 2 S. (672—673). Gesch. d.
Herrn G. Geyer. (16578. 8°.)
Denckmann, A. Zur Geologie des
Müsener Horstes. Zweite Mitteilung.
(Separat. aus: Zeitschrift der Deutsch.
geolog. Gesellschaft. Bd. LXIT. 1910,
Monatsberichte Nr. 12.) Berlin, typ.
G. Schade, 1910. 8°. 6 S. (724—729)
mit 4 Textfig. Gesch. d. Herrn G.
Geyer. (16579. 8°.)
Doelter, €. Handbuch der Mineral-
chemie. Bud. I. Hft. 2—4 (Bog. 11—40).
Dresden, Th. Steinkopft, 1911. 8°,
Kauf. (17019. 8°. Lab.)
Donath, E. Was ist Steinkohle? (Separat.
aus: Oesterreichische Chemiker-Zeitung.
1911. Nr. 24.) Wien, typ. Ferd. Brück
& Söhne, 1911. 8°, 13 S. 2 Exem-
plare. Gesch. d. Autors. (16580. 8°.)
Fabiani, R. Sulla presenza della fauna
Luteziana del Gazzo di Zovencedo in
un’ altra localitäA dei Colli Berieci.
(Separat. aus: Atti dell’ Accademia
scientifica veneto - trentino - istriana;
classe I, anno IV. 1907. Fasc. 1.) Pa-
dova, typ. P. Prosperini, 1907. 8°. .
12 S. Gesch. d. geolog. Instituts d.
Universität Padova. (16581. 8°.)
Fabiani, R. Carta delle permeabilitä
delle rocce del bacino dell’ Agno e
brevi note illustrative. (Separat. aus:
Pubblicazione dell’ Ufhieio idrografico
dell R. Magistrato alle acque. Nr, 6.)
Venezia, typ. C. Ferrari, 1909. 8°.
8S. mit 1 Karte. Gesch. d. geolog.
Instituts d. Universität Padova.
(16582. 8°.)
Fabiani, R. Nuovi giacimenti a Lepi-
docyclina elephantina nel Vicentino e
osservazioni sui cosidetti strati di
Schio. (Separat. aus: Atti del R. Isti-
tuto Veneto di science, lettere ed
arti. Tom. LXVIII. Part. 2.) Venezia,
typ. C. Herrari, 1909. 2sorgssn
(821—828). Gesch. d. geolog. Instituts
d. Universität Padova. (16583. 8°.)
Fabiani, R. Di una nuova specie di
Phlyctenodes (Phl. Dalpiazi) dell’
oligocene dei Berici. (Separat. aus:
Bollettino del Museo eivico di Vicenza.
Vol. I. Fasc. 3—4.) Vicenza, typ. G.
Rumor, 1911. 8%. 6 S. mit 1 Taf.
Gesch. d. geolog. Instituts d. Uni-
versität Padova. (16584. 8°.)
Fabiani, R. La sezione di storia na-
turale del Museo civico di Vicenza.
Notizie e piano di riordinamento.
(Separat. aus: Bollettino del Museo
eivico di Vicenza. Vol. I. Fase, 3—4.
1911
1910.) Vicenza, typ. G. Rumor, 1911.
8°. 11S. mit 2 Textfig. Gesch. d.
geolog. Instituts d. Universität Padova.
(16585. 8°.)
Festschrift zur 25. internationalen
Wander-Versammlung -der Bohr-Inge-
nieure und Bohrtechniker in Budapest
1911. Wien, typ. G. Nedwid, 1911.
4°, 136 S. mit zahlreichen Abbil-
dungen im Text. Gesch. d. Vereines
der Bohrtechniker. (2954. 4°.)
Frech, F. & C. Renz. Neue Triasfunde
auf Hydra und in der Argolis. (Separat.
aus: Neues Jahrbuch für Mineralogie,
Geologie. Beil.-Bd. XXV.) Stuttgart,
E. Schweizerbart, 1908. 8%. 24 S.
(443—466) mit 7 Textfig. u. 4 Taf.
(XVY—XVIIN. Gesch. d. Herrn G@.
Geyer. (16586. 8°.)
Früh, J. Über die 39 jährige Tätigkeit
der Schweiz. Erdbebenkonmission,
inklusive Erdbebenwarte. (Separat.
aus: Verhandlungen der Schweiz.
naturforschenden Gesellschaft in Solo-
thurn 1911.) Geneve, Societe generale
d’imprimerie, 1911. 8°. 24 S. mit 7
Textfig. u. 1 Taf. Gesch. d. Autors.
(16587. 8°.)
Geyer, &. Erläuterungen zur geologischen
Karte. SW-Gruppe Nr. 12, Weyer.
(Zone 14, Kol. XI der Spezialkarte
der Österr.-ungar. Monarchie im MaB-
stabe 1: 75.000.) Wien, R. Lechner,
1911. 8°. 60 S. Gesch. d. Autors.
(16588. 8°.)
Geyer, @. Die karnische Hauptkette
der Südalpen. (Separat. aus: Geolo-
gische Charakterbilder. Hrsg. v. H.
Stille. Hft. 9.) Berlin, Gebr. Born-
träger, 1911. 4°. 6 Taf. und 10 S.
Text. Gesch. d. Autors. (2978. 4°.)
Götzinger, G. Die erste gemeinsame
italienisch-österreichische Terminfahrt
in der gesamten Adria Februar— März
1911. (Separat. aus: Internationale
Revue der gesamten Hydrobiologie
und Hydrographie. Bd. IV. Hft. 1—2.)
Leipzig, W. Klinckhardt, 1911. 8°.
4 S. (237—240). Gesch. d. Autors.
(16589. 8°.)
Gortani, M. Escursioni sui monti della
Valcalda. (Separat. aus: Giornale „In
Aa larlr Nr: 1.) Udine, typ. G.
B. Doretti, 1911. 8°. 7 S. mit 1 Text-
fig. u. 1 Taf. Gesch. d. Herrn G.
Geyer. (16590. 8°.)
Gortani, M. Rilevamento geologico della
Valcalda, Alpi Carniche. (Separat
aus: Bollettino del R. Comitato geo-
logico d’Italiaa Vol. XLI. 1910.
Fasc. 4.) Roma, typ. Societa Editrice
Kinsendungen für die Bibliothek.
429
1911. 8°. 20 S. mit 1 Taf.
Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16591. 8°.)
Laziale,
(XIII).
Halaväts, &. v. Der geologische Auf-
bau der Umgebung von Vizakna.
Bericht über die geolog. Detailauf-
nahme im Jahre 1908. (Separat. aus:
Jahresbericht der kgl. ungar. geolo-
gischen Reichsanstalt für 1908.) Buda-
pest, typ. Franklin-Verein, 1911. 8°.
11 S. (77—87) mit 1 Textfig. Gesch.
d, Autors. (16592. 8°.)
Handlirsch, A. Contributions to Cana-
dian Palaeontology. Vol. II. Canadian
fossil Inseets. 5. Insects from the
tertiary lake deposits of the southern
interior of British Columbia, collected
by L. M. J,ambe, in 1906. (Separat.
aus: Canada Geological Survey. Me-
moir Nr. 12. P.) Ottawa, Gov. Prin-
ting Bureau, 1910. 8°. VII— 37.
(93—129) mit 36 Textfig. Gesch. d.
Herrn G. Geyer. (16593. 8°.)
Hlawatsch, €. Bibliothekskatalog der
mineralogisch - petrographischen Ab-
teilung des k. k. Naturhistorischen
Hofmuseums. Nach dem Stande vom
31. Dezember 1909 im Auftrage der
Direktion bearbeitet. Samt Nachtrag
bis 31. Dezember 1910. Wien. A.
Hölder, 1911. 8°. IV—334 S. Gesch.
d. Hofmuseums. (210. 8°. Bibl.)
Hoernes, R. Die Bedeutung der Paläon-
tologie für die Erdgeschichte. (Separat.
aus: „Scientia“. Bd. X. Jahr 5 [1911],
XX-—4.) Bologna, N. Zanichelli, 1911.
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Jezek, B. Uber Hamlinit von Brasilien.
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XIJI. 1908.) Prag, A. Wiesner, 1908.
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de Boheme. XIII. 1908.) Prag, A.
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des Whewellits. (Separat. aus: Bulletin
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de l’Acade@mie des sciences de Boh@me.,
XIV. 1909.) Prag, A. Wiesner, 1909.
8. 5 8. mit 3 Textfig. Gesch. d.
Autors. (16599. 8°.)
Jezek, B. O natrolithu ze San Benito
County v Kaliforni. (Separat., aus:
Rozpravy eske Academie Cisara
FrantiSka Josefa pro vedy, slovesnost
a um£ni; roc XVIIl.; tfid. Il., &is. 26.)
Prag, A. Wiesner, 1909. 8°. 6 35. mit
4 Textfig. Gesch. .d. Autors.
(16600. 8°.)
Jezek, B. Whewellit von Bruch bei Dux.
(Separat. aus: Bulletin international
de l’Academie des sciences de Boh@me.
XV]. 1911.) Prag, A. Wiesner, 1911.
SE Nas mir 1 Textiorrm ERar
Gesch. d. Autors. (16601. 8°.)
Jezek, B. & J. Woldfich. Beitrag zur
Lösung der Tektitfrage. (Separat. aus:
Bulletin international de l’Acad&emie
des sciences de Boh@me. XV. 1910.)
Prag, A. Wiesner, 1910. 8°%. 14 8.
mit 1 Taf. Gesch. d. Autors.
(16602. 8°.)
Knett, J. Über Abstimmungserschei-
nungen, besonders an Mineralqaellen.
(Separat. aus: Jubiläums-Festausgabe
der „Internationalen Mineralquellen-
Zeitung“ in Wien, vom 10. Juli 1909.)
Wien, 1909. 4°. 11 S. mit 21 Textfig.
Gesch. d. Autors. (2979. 4°.)
Knett, J. [Erdbebenreferat für das Jahr
1908.] Deutsche Gebiete von Böhmen.
(Separat. aus: Allgemeiner Bericht
und Chronik der in Österreich be-
obachteten Erdbeben; hrsg. v. d. k.k.
Zentralanstalt für Meteorologie und
Geodynamik. Nr. V.) Wien, Gerold &
Sohn, 1910. 8°. 40 S. (183-222).
Gesch. d. Autors. (16603. 8°.)
Knett, J. Beiträge zur Geologie von
Böhmen. I. Über das Alter der Pfahl-
quarz - Bildungen im westlichen
Böhmen. (Separat. aus: „Lotos“.
Bd. LIX. Nr. 8. 1911.) Prag, typ.
C. Bellmann, 1911. 8%. 9S. (267—275)
mit 2 Textfig. Gesch. d. Autors. ..
(16604. 8°.)
König, F. Fossilrekonstraktionen. Be-
merkungen zu einer Reihe ‚plastischer
‘ Habitusbilder fossiler Wirbeltiere.
Mit Begleitworten zu den Modellen
von ©. Abel, E Fraas und M.
Schlosser. München, E. Dultz &Co.,
Verhandlungen. Nr. 18
1911. 8°. 70 S. mit 10 Taf. Gesch. d.
Herrn G. Geyer. (16605. 8°.)
Koenigsberger, J. Studien an Vulkanen.
(Separat. aus: Berichte der natur-
forschenden Gesellschaft zu Freiburg
1. Br. "Bd. » XVII. u1909 SEA)
Freiburg i. Br., typ. C. A. Wagner,
1910. 8°. 14 S. (43—56) mit 1 Text-
fig. u. 1 Taf. Gesch. d. Autors.
(16606. 8°.)
Kossmat, F. Der küstenländische Hoch-
karst und seine tektonische Stellung.
(Separat. aus: Verhandlungen der k.k.
geolog. Reichsanstalt. 1909. Nr. 4—5.)
Wien, typ. Brüder Hollinek, 1909.
8%. 40 8. (85—124) mit 3 Textfig.
Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16607. S°.)
Kossmat, F. Erläuterungen zur geolo-
gischen Karte. SW-Gruppe Nr. 91.
Bischoflack und Idria (Zone 21,
Kol. X der Spezialkarte der Osterr.-
ungar. Monarchie im Maßstabhe
1:75.000). Wien, R. Lechner, 1910.
8°. 101 S. mit der Karte. (16608. 8°.)
Krause, P. 6. Über Oser in Ostpreußen.
(Separat. aus: Jahrbuch der kael.
preuß. geologischen Landesanstalt für
1911. Bd. XXX. Teil ssrtze)
Berlin, typ. A. W. Schade, 1911. 8°.
6 S. (76—91) mit 1 Textfig. u. 1 Taf.
(IV). Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16609. 8°.)
Krause, P. @. Uber unteren Lias von
Borneo. (Separat. aus: Sammlungen
des geologischen Reichs-Museums in
Leiden. Ser. I. Bd. IX.) Leiden, E. J.
Brill, 1911. 8% 7 S. (77—83) mit
1.Taf.. (VII). Gesch. d.-Herınst-
Geyer. (16610. 8°.)
Krause, P. & Über Wellenfurchen im
linksrheinischen Unterdevon. (Separat.
aus: Zeitschrift der Deutsch. geolog.
Gesellschaft. Bd. LXIIL. 1911. Monats-
berichte Nr. 4.) Berlin, typ. G. Schade,
1911. 8°. 7 S. (196—202) mit 3 Textfig.
Gesch. d. Herrn G@. Geyer.
(16611. 8°.)
Kretschmer, F. Uber die Kontaktmeta-
morphose am unterdevonischen Diabas
zu Karlsbrunn im Hochgesenke. (Se-
parat. aus: Zeitschrift des mährischen
Landesmuseums. Bd. XI.) Brünn, typ.
R. M. Rohrer, 1911. 8°. 208. (59 —78)
mit 1 Textfig. Gesch. d. Autors.
(16612. 8&°.)
Kretschmer, F. Über den Chrysoberyli
von Marschendorf und. seine DBe-
gleiter, (Separat. aus: Tschermak’s
Mineralogische und petrographische
Mitteilungen. Bd. XXX. Hft. 1-2.
1911
1911.) Wien, A. Hölder, 1911. 8°.
19 S. (85—103) mit 12 Textfig. Gesch.
d. Autors. (16613. 8°.)
Kretschmer, F. Zur Kenntnis des
Epidot und Albit von Zöptau. (Separat.
aus: Tschermak’s Mineralogische und
petrographische Mitteilungen. Bd.XXNX.
Hft. 1—2. 1911.) ‘Wien, A. Hölder,
1911. 8°. 14 S. (\04—117) mit 2 Text-
fig. Gesch. d. Autors. (16614. 8°.)
Lambe, L. M. On Arctotherium from
the pleistocene of Yukon. (Separat.
aus: The Ottawa Naturalist. Vol. XXV.
Nr. 2. 1911.) Ottawa 1911. 8°. 6 8.
(21—26) mit 3 Taf. Gesch. d. Herrn
G. Geyer. (16615. 8°.)
Lambe, L. M. Insects from the tertiary
lake deposits of the southern interior
of British Columbia, collected in 1906.
Described byA.Handlirsch. Ottawa
1910. 8°. Vide: Handlirsch, A.
(16593. 8°.)
Liebus, A. Die Foraminiferenfauna der
mittelmiocänen Mergel von Nord-
dalmatien. (Separat. aus: Sitzungs-
berichte der kais. Akademie der
Wissenschaften; math.-naturw. Klasse.
Abtlg. I. Bd. CXX. 1911.) Wien, A.
Hölder, 1911. 8°. 92 S. (865 — 956) mit
6 Textfig. u. 3 Taf. Gesch. d. Autors.
(16616. 8°.)
Löezy, L.v. Über die Petroleumgebiete
Rumäniens im ‚Vergleich mit dem
neogenen Becken Siebenbürgens. (Se-
parat. aus: Földtani Közlöny. Bd. XLI.
1911.) Budapest, typ. Franklin-Verein,
1911. 8°. 37 S. (470—506) mit 12
Textfig. (27—38). Gesch. d. Herrn G.
Geyer. (16617. 8°.)
[Lunz.] Die biologische Station Lunz,
Niederösterreich. Prag, typ. C. Bell-
mandı [1911]. 5°. 15 S. mit mehreren
Abbildungen im Text u. 1 Karte.
Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16618. 8°.)
Meyer, F. Neubestimmung des Ver-
hältnisses der Molekulargewichte von
Kaliumchlorat und Kaliumchlorid.
Dissertation. Berlin, E. Ebering, 1911.
8%. 43 8. mit 5 Taf. Gesch. d. Uni-
versität Berlin. (17045. 8°, Lab.)
Mocker, F. Der Granit von Maissan.
(Separat.aus: Tschermak’s Minera-
logische und petrographische Mit-
teilungen. Bd. XXIX. Hft. 4. 1910.)
Wien, A. Hölder, 1910. 8°. 19 S.
(334—352) mit 1 Kartenskizze. Gesch.
d. Herrn G. Geyer. (16619, 8°.)
[Moore.] Nachweis der Moore in Nieder-
österreich, Oberösterreich, Steiermark,
Einsendungen für die Bibliothek.
431
Kärnten, Krain, Tirol und Mähren.
Im Auftrage des Ackerbauministeriums
herausgegeben von der k. k. Land-
wirtschaftlich - chemischen Versuchs-
station in Wien. Wien 1911. 8°, Vide:
Versuchsstation, Landwirt-
schaftlich-chemische. (16645. 8°.)
Neubauer, €. Daten zur Kenntvis der
Silikatschmelzlösungen. (Separat. aus:
Földtani Közlöny. Bd. XLI. 1911.)
Budapest, typ. Franklin-Verein, 1911.
8°. 9 S. (197—205). Gesch. d. Herrn
6. Geyer. (17046. 8°. Lab.)
[Omboni, &.] Cenni necrologiei del G.
Dal Piaz. Roma 1910. 8°. Vide: Dal
Bia27,@ (16575. 8°.)
Pauleke, W. Tertiärfossilien aus der
Niesenzone der Freiburger Alpen.
(Separat. aus: Jahresbericht und Mit-
teilungen des oberrhein. geologischen
Vereines. N. F. Bd. I. Hft. 2. 1911.)
Karlsruhe, typ. J. Lang, 1911. 8°.
1S. (55) Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16620. 8°.)
Paulcke, W. Kurze Mitteilungen über
tektonische Experimente. (Separat.
aus: Jahresbericht und Mitteilungen
des oberrhein. geologischen Vereines.
N. F. Bd. I. Hft. 2) Karlsruhe, typ.
J. Lang, 1911. 8°. 11 S. (56—66) mit
1 Textfig. u. 2 Taf. Gesch. d. Herrn
G. Geyer. (16621. 8°.)
Paulsen, E. Beitrag zur Kenntnis der
Harze. Dissertation. Kiel, typ. H.
Fienecke, 1910. 8°. 62 S. Gesch. d.
Universität Kiel. (16622. 8°.)
Pompeckj, J. F. Die zoogeographischen
Beziehungen zwischen den Jurameeren
Nordwest- und Süddeutschlands. (Se-
parat. aus: Jahresbericht des nieder-
sächs. geologischen Vereines. I. 1908.)
Hannover, typ. W. Riemschneider,
1908. 8°. 28. (10—11). Gesch. d.
Herrn G. Geyer. (16623. 8°.)
Pompeckj, J. F. Die Meere der Vorzeit.
Rede zur Feier des Geburtstages Seiner
Majestät des Kaisers und Königs am
27. Januar 1909. Göttingen, typ. W. F.
Kaestner, 1909. 8°. 21 8. Gesch. d.
Herrn G. Geyer. (16624. 8°.)
Pompeckj, J. F. Gegen Steinmanns
Geologische Grundlagen der Ab-
stammungslehre. (Separat. aus: Jahres-
bericht des niedersächs. geologischen
Vereines. III. 1910.) Hannover, typ.
W. Riemschneider, 1910. 8°. 40 8.
Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16625. 8°.)
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 18. Verhandlungen. 65
432
Puls, E. Vergleichende Untersuchungen
über Flußdichte. Dissertation. Ham-
burg, typ. J. H. Lührs, 1910. 8°. 408.
mit 1 Taf. Gesch. d. Universität Kiel.
(16626. 8°.)
Renz, €. Über die mesozoische For-
mationsgruppe der südwestlichen
Balkanhalbinsel. (Separat. aus: Neues
Jahrbuch für Mineralogie, Geologie.
Beilage - Band XXI.) Stuttgart, E.
Schweizerbart, 1905. 8°. 89 S. (213—
301) mit 1 Textfig. u. 4 Taf. (X—XII]).
Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16627. 8°.)
Renz, C. Trias und Jura in der Argolis.
(Separat. aus: Zeitschrift der Deutsch.
geolog. Gesellschaft. Bd. LVIII. 1906.)
Berlin, typ. J. F. Starcke, 1906. 8°.
16 S. (379—394) u. Nachtrag, 2 S.,
mit 4 Textfig. u. 1 Taf. (XIX). Gesch.
d. Herrn G. Geyer. (16625. 8°.)
Renz, C. Zur Kreide- und Eocän-Ent-
wicklung Griechenlands. (Separat. aus:
Centralblatt für Mineralogie, Geologie.
Jahrg. 1906. Nr. 17.) Stuttgart, E.
Schweizerbart, 1906. 8°. 98. (541—549)
mit 2 Textfig.. Gesch. d. Herrn @.
Geyer. (16629. 8°.)
Renz, C. Le Trias fossilifere en Grece
moyenne et septentrionale. -— Le
Jurassigue en Albanie meridionale et
in Argolide. (Separat. aus: Bulletin
de la Socidet6 geologique de France.
Ser. IV. Tom. VII. 1907.) Paris, typ.
Le Bigot Freres, 1907. 8°. 3 S. (380;
384—385). Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16630. 8°.)
Renz, C. Sur les preuves de l’existence
du Carbonifere et du Trias dans
’Attique. (Separat. aus: Bulletin de
la Societe geologique de France. Ser.
IV. Tom. VIII. 1908.) Paris, typ. Le
Bigot Fröres, 1908. 8°. 5 8. (519523).
Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16631. 8°.)
Renz, €. Neue Triasfunde auf Hydra
und in der Argolis. Stuttgart, 1908.
8°, Vide: Frech, F. & C. Renz.
(16586. 8°,)
Renz, C. Der Nachweis von Lias in der
Argolis. (Separat. aus: Zeitschrift der
Deutsch. geolog. Gesellschaft. Bd.
LXI. 1909. Hft. 2.) Berlin, typ. @.
Schade, 1909. 8°. 28 5. (202— 229) mit
2 Textfig,. u. 1 Taf. (IV). Gesch. d.
Herrn G. Geyer. (16632. 8°.)
Renz, €. Die Geologie Griechenlands’
I. Teil. Stratigraphische Unter-
suchungen im griechischen Mesozoi-
kum und Paläozoikum. (Separat. aus:
Jahrbuch der k. k. geolog. Reichs-
Verhandlungen.
Nr. 18
anstalt. Bd. LX. 1910. Hft. 3.) Wien,
R. Lechner, 1910. 8°. 216 S. (421—636)
mit 38 Textfig. u. 5 Taf. (X VIII—XXIJI),
Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16561. 8°.)
[Rossi, M. St. de.] Onoranze alla me-
moria di M. St. de Rossi in Rocca di
Papa, 30. agosto 1910. (Separat. aus:
Bollettino della Societä Seismologica
Italiana. Vol. XV. Fasc, 1-3. 1911.)
Modena, typ. Soliani, 1911. 8°. 16 S.
mit einem Porträt Rossis u. 1 Taf.
Gesch. d. Societä Seism. Ital,
(16633. 8°.)
Sander, B. Zur: Systematik zentral-
alpiner Decken. (Separat. aus: Ver-
handlungen der k. k. geolog. Reichs-
anstalt. 1910. Nr. 16.) Wien, typ.
Brüder Hollinek, 1910. 8%. 12 8.
(357 — 368). Gesch. d. Herrn &. Geyer.
(16634, 8°.)
Schafarzik, F. Über die wichtigsten,
Mineralstoffe und Wasserschätze ent-
haltenden geologischen Horizonte in
Ungarn. Vortrag, gehalten zu Buda-
pest am Eröffinungstage der XXV.
Wanderversammlung des Internatio-
nalen Bohringenieur- und Bohrtech-
niker-Vereines. (Separat. aus: Allge-
meine österr, Chemiker- und Tech-
niker-Zeitung. Beilage: Organ des
„Vereins der Bohrtechniker“. Wien,
typ. @. Nedwid, 1911. 4°. 78. mit
9 Textfig. Gesch. d. Autors.
(2980. 4°.)
Schubert, R. Die fossilen Foramini-
feren des Bismarckarchipels ‘und
einiger anderer angrenzender Inseln.
(Separat. aus: Abhandlungen der k.k.
geolog. Reichsanstalt. Bd. XX. Hft. 4.)
Wien, R. Lechner, 1911. 4°. 130 S.
mit 17 Textfig. u._6 Taf. (2985. 4°.)
Sehmer, Th. Die Eisenerzversorgung
Europas. Dissertation. Kiel, typ.
Lippert & Co., 1911. 8%. XI—48 8.
Geschenk d. Universität Kiel.
(16635. 8°.)
Sigmund, A. Die mineralogische Ab-
teilung. (Separat. aus: Das steier-
märkische Landesmuseum und seine
Sammlungen.) Graz, typ. Leykam,
1911. 4°. 26 8. (171—196) mit 1 Titel-
bild, 6 Porträts u. 4 Taf. Gesch. d.
Autors. (2981. 4°.)
Spengler, E. Zur Tektonik von Sparber-
horn und Katergebirge im Salzkammer-
gute. (Separat. aus: Centralblatt für
Mineralogie, Geologie. . Jahrg. 1911.
Nr. 22.) Stuttgart, E. Schweizerbart,
1911. 8°. 4 S. (701—704). Gesch. d.
Herrn G. Geyer. (16636. 8°.)
1911
Steinmann, &. Die Abstammungslehre.
Was sie bieten kann und was sie
bietet. Vortrag, gehalten in der Ver-
sammlung deutscher Naturforscher und
Arzte in Karlsruhe am 27. September
1911. Leipzig, W. Engelmann, 1911.
8°. 17 S. Gesch. d. Autors. (16637. 8°.)
Steinmann, @. Die Geologie an der
Wiener Universität in den letzten
50 Jahren. Ein Blatt des Glück-
wunsches und des Gedächtnisses. (Se-
parat. aus: Geologische Rundschau.
Bd. II. Hft. 5—6.) Leipzie, W. Engel-
mann, 1911. 8°. 5 S. (367—371) mit
2 Porträts (Taf. V—VI). Gesch. d.
. Autors. « (16638. 8°.)
Steuer, A. Uber den Wert ständiger
Bodenwasser - Beobachtungen für
wissenschaftichee und praktische
Zwecke und die Einrichtung eines
ständigen Beobachtungsdienstes im
Großherzogtum Hessen. (Separat. aus:
Abhandlungen der großhzgl. hessi-
schen geologischen Landesanstalt.
Bd. V. Hft. 2.) Darmstadt, typ. L. C.
Wittich, 1911. 8°. 54 S. (137—190)
mit 4 Taf. Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16639. 8°.)
Termier, P. Sur le tectonique de l’ile
d@’Elbe. (Separat. aus: Bulletin de la
Societe geologique de France. Ser. IV.
Tom. X.. 1910.) Paris, typ. Protat
Freres,.1910. 8°. 27 S. (134—160) mit
4 Textfig. u. 1 Taf. (V). Gesch. d.
Herrn G. Geyer. (16640. 8°.)
Termier, P. Les problemes .de la
geologie tectonique dans la Medi-
terranee oceidentale. Conference. (Se-
parat. aus: Revue generale des
sciences, 30 mars 1911.) Paris, A.
Gollin, "1911. 8%, 33 S. Gesch. d.
Herrn G. Geyer. (16641. 8°.)
Till, A. Die Ammonitenfauna des Kello-
way von Villäny. I. und II. Abteilung.
(Separat. aus: Beiträge zur Paläonto-
logie u. Geologie Österreich-Ungarns u.
des Orients. Bd. XXIII u. XXIV.) Wien
u. Leipzig, W. Braumüller, 1910— 1911.
4°. Gesch. d. Autors. Enthält: Abtlg.
I. Geologischer Teil. Ibid. 1910. 25 S.
. (Beitr. XXIII, pag. 175—197). Abtlg.
“ HI. Paläontologischer Teil. Ibid. 1910 —
1911. 728. mit 12 Taf. (Beitr. XXIII,
pag. 251—272 u. Taf. XVI—XIX und
Beitr. XXTV, pag. 1—49 n. Taf. I-VIII).
(2986. 4°.)
Toni, A. de. Studio mineralogico della
sabbia della Piave. (Separat. aus:
Pubblieazione dell’ Ufficio idrografico
' del Magistrato alle acque. Nr. 12.)
Einsendungen für die Bibliothek.
433
Venezia, typ. C. Ferrari, 1910. 8%
8 S. mit 1 Textfig. Gesch. d. geolog.
Instituts d. Universität Padova.
(16642. 8°.)
Toni, A. de. Escursioni geologiche all’
isola d’Elba e alla regione marmifera
delle Alpi Apuane (dal 4 all’ 11
maggio 1910). Padova, typ. G. B.
Randi, 1911. 8°. 11 S. mit 4 Textfig.
Gesch. d. geolog. Instituts d. Universität
Padova. (16643. 8°.)
Toni, A.de. La fauna liasica in Vedanu,
Belluno. Parte I. Brachiopodi. (Se-
parat. aus: Memoires de la Societe
paleontologique suisse. Vol. XXX VII.)
Geneve, tvp. A. Kündig, 1911. 4°,
30 S. mit 1 Taf. Gesch. d. geolog.
Instituts d. Universität Padova.
(2982. 4°.)
Toula, F. Paläontologische Mitteilungen
aus den Sammlungen von Kronstadt
in Siebenbürgen. (Separat. aus: Ab-
handlungen der k. k. geolog. Reichs-
anstalt.e. Bd. XX. Hit. 5.) Wien, R.
Lechner, 1911. 4°. 49 S. mit 4 Textfig.
u. 5 Taf. (2983. 4°.)
Uhlig, V. Die Erdsenkungen der Hohen
Warte im Jahre 1909. (Separat. aus:
Mitteilungen der Geologischen Ge-
sellschaft in Wien. Bd. III. 1910.)
Wien, F. Deuticke, 1910. 8°. 43 S.
mit 4 Taf. Gesch. d. Herrn G. Geyer.
(16644. 8°.)
Versuchsstation, Landwirtschaftlich-
chemische. Nachweis der Moore in
Niederösterreich,Oberösterreich,Steier-
mark, Kärnten, Krain, Tirol und
Mähren. Im Auftrage des Ackerbau-
ministeriums herausgegeben. Wien u.
Leipzig, W. Frick, 1911. 8°. XII—
109 S. Gesch. d. Ackerbauministeriums.
(16645. 8°.)
Vetters, H. Stratigraphie, Palaeontolo-
gie und Palaeogeographie. (Separat.
aus: „Der moderne Erdkundeunter-
richt“, hrsg. v. K. C. Rothe und E.
Weyrich.) Leipzig u. Wien, F. Deuticke,
1911. 8%. 42 S. (111—152) mit 75
Textfig. Gesch. d. Autors. (16646. 8°.)
Wilckens, ©. Über mesozoische Fal-
tungen in den tertiären Kettenge-
birgen Europas. (Separat. aus: „Geolo-
gische Rundschau“. Bd. II. Hft. 5—6.)
Leipzig, W. Engelmann, 1911. 8°.
13 S. (251—263). Gesch. d. Autors.
(16647. 8°.)
Wilckens, 0. Wo liegen in den Alpen
die Wurzeln - der Überschiebungs-
decken? (Separat. aus: Geologische
65*
454
Rundsehau. Bd. II. IIft.5—6.) Leipzig,
W. Engelmann, 1911. 8%. 17 8.
(314-330) mit 2 Textfig. Gesch. d.
Autors. & (16648. 8°.)
Wilckens, O0. Uber das Aussterben
großer Tiergruppen im Laufe der
Erdgeschichte. Öffentliche Rede, in
der Aula der Universität zu Jena ge-
halten. (Separat. aus: Natarwissen-
schaftliche Wochenschrift, hrsg. v.
H.Potonie N.F. Bd. X. Nr. 45.
1911.) Jena, G. Fischer, 1911. 8°.
23 S. Gesch. d. Autors. (16649. 8°.)
Winkler, A. Über den Aufbau und das
Alter der Tuffitkuppe „Homolka“ bei
Prischow, Bezirk Pilsen. (Separat. aus:
Mitteilungen der Geologischen Gesell-
schaft in Wien. Bd. IV. 1911.) Wien.
11 8. (311—321) mit 1 Textfig. u. 1 Taf.
(XI). Gesch. d. Autors. (16650. 8°.)
Verhandlungen.
Nr. 18
Woldrich, J. Beitrag zur Lösung der
Tektitfrage. Prag 1910. 8°. Vide:
Jezek, B. & J. Woldrich.
(16602. 8°.)
Zelizko, J. V. Vyskyt arsenopyritu u
Volyne. (Separat. aus: Hornick& a
hutnick@ Listy. 1911.) [Das Arseno-
pyritvorkommen bei Wolin.] Prag
1911. 8°. 2 S. Gesch. d. Autors.
(16651. 8°.)
© ’
Zelizko, J. V. Zajimave zbytky crinoi-
dü ze spodniho siluru od Ejpovic.
(Separat. aus: Sbornik möstskeho histor.
musea v Plzni. II. 1911.) [Interessante
Crinoidenreste aus dem Untersilur
von Eipowitz.] Pilsen, typ. J. R.
Porta, 1911. 8°. 3 8. mit I Texthg.
Gesch. d. Autors. (16652. 8°.)
Periodische Schriften.
Eingelangt im Laufe des Jahres 1911.
Aarau. Aargauische naturforschende Ge-
sellschaft. Mitteilungen. Hft. XI.
(Festschrift zur Feier des 100jähr.
Bestandes.) 1911. (181. 8°.)
Abbeville. Societe d’emulation. Bul-
letintrimestral. Annee 1910, Nr. 3—4;
Annee 1911, Nr. 1—2. (182. 8°.)
Adelaide. Royal Society of South
Australia. Transactions and Pro-
ceedings and Report. Vol. XXXIV.
1910. (183. 8°.)
Albanys New York State Museum.
Bulletin Nr. 14)—144. 1910.
(184. 8°.)
Amsterdam. Koninkl. Akademie van
wetenschappen. Jaarboek; voor
1910. (195. 8°.)
Amsterdam. Koninkl. Akademie van
wetenschappen (wis—en natuurkun-
dige afdeeling). Verhandelingen:
1. Seetie. Deel X. Nr. 2; Deel XI.
Nr. 1—2. 1911. (VSzERS2)
Amsterdam. Koninkl. Akademie van
wetenschappen (wis—en natuurkun-
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36, 40, 41; Lfg. 151. Grad 23. Nr. 8,
9, 14, 15; Lfg. 152. Grad 55. Nr. 2,
8, 14; Lfg. 154. Grad 38. Nr. 36.
Grad 39. Nr. 25, 31; Lfe. 156. Grad 25.
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Berlin. Deutsche geologische Gesell-
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Berlin [Jena]. Geologische und palä-
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Berlin. Zeitschrift für praktische
Geologie; hrsg. v. M. Krahmann.
Jahrg. XIX. 1911. (9. 8°.)
Berlin. Zeitschrift für Gletscher-
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Hft. 1—2. 1911. (776, 8°.)
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Budapest. Magyar 'Tudomänyos Aka-
demia. Mathematikai es termeszettu-
domänyi Közlemenyek. (Königl.
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Wien. K.k.naturhistorischesHofmuseum.
Annalen. Bd.XXIV. Nr. 3—4. 1910;
Bd. XXV. Nr.1—2. 1911. (481. 8°.)
Wien. Niederösterreichischer Gewerbe-
verein. Wochenschrift. Jahrg,
LXX1I. 1911. (91. 4°.)
Wien. Österreichische Kommission für
die Internationale Gradmessung. Ver-
handlungen. Protokoll über die
am 4. Dez. 1909 und am 7. Juni 1910
abgehaltenen Sitzungen. (790. 8°,)
K. k. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 18. Verhandlungen. 67
448
Wien. Österreichisches Handels-
Journal. Jahrg. XLVI. 1911.
8 (338. 4°.)
Wien. Österreichischer Ingenieur- und
Architekten-Verein. Zeitschrift.
Jahrg _ LXIIT. 1911. (70. 4°.)
Wien. Österreichisch-ungarische Mon-
tan- and Metallindustrie-
Zeitung. Jahrg. XLV. 1911.
(83. 49.)
Wien. K. k. statistische Zentralkom-
mission. Österreichische Sta-
tistik. Bd. LXXXVII.: Hft. 3; Bd.
RRIIRT EI. 35, Ba RC. Biezle
Abtlg. 1-2; Bd. XCI. Hft. 2.
x (339. 4°.)
Wien. Österreichischer Touristenklub.
Österreichische Touristenzei-
tung. Bd. XXXI. 1911. (84. 4°.)
Wien. Österreichischer Touristenklub.
Mitteilungen der Sektion für Na-
turkunde. Jahrg. XXIII. 1911. (85. 4°.)
Wien. Österreichische Zeit-
schrift für Berg- und Hüttenwesen.
Jahrg. LIX. 1911. (86. 4°.)
Wien. Reichsgesetzblatt für die im
Reichsrate vertretenen Königreiche
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Wien. K. u. k. technisches Militärkomitee.
Mitteilungen über Gegenstände des
Artillerie-undGeniewesens. Jahrg.1911.
(a. N. 301. 8°.)
Wien. Urania. Illustrierte populär-
wissenschaftliche Wochenschrift. Organ
des Volksbildung-Institutes Urania.
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Wien. Verein zur Verbreitung natur-
wissenschaftl. Kenntnisse. Schriften.
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Wien. Verein für Landeskunde von
Niederösterreich. Monatsblatt.
Jahrg. VIII. 1909. Nr. 13—24; Jahrg.
IX. 1910. Nr. 1—12. (578. 8°.)
Wien. Verein für Landeskunde von
Niederösterreich. Jahrbuch, redig.
von A. Mayer. N. F, VIII. 1908;
IX. 1910. (757. 8°.)
Wien. Verein für Landeskunde von
Niederösterreich. Topographie von
Niederösterreich. Bd. VI. Schlußheft;
Bd. VII. Hft. 1—6. 1908— 1910.
(88. 4°.)
Wien. Wiener Zeitung. Jahrg. 1911.
(254. 4°.)
Wien. Wissenschaftlicher Klub. Jahres-
bericht. XXXV. 1910—1911.
(484. 8°,)
Wien. Wissenschaftlicher Klub.Monats-
blätter. Jahrg. XXXII. Nr. 4—12.
1911. (485. 8°.)
Verhandlungen.
Nr. 18
Wien. K. k. Zoologisch-botanische Ge-
sellschaft. Abhandlungen. Bd.VI.
Hft. 2-3. 1911. (735. 8°.)
Wien. K. k. Zoologisch-botanische Ge-
sellschaft. Verhandlungen. Bd.
LXI. 1911. Hft. 1—8. (140. 8°.)
Wien und München. Deutscher und
Österreichischer Alpenverein. Mit-
teilungen. Jahrg. 1911. (231. 4°.)
Wien und München. Deutscher und
Österreichischer Alpenverein. Zeit-
schrift. Bd. XLII. 1911. (574. 8°.)
Wiesbaden. Nassauischer Verein für
Naturkunde Jahrbücher. Jahrg.
LXIV. 1911. (487. 8°.)
Würzburg. Physikalisch - medizinische
Gesellschaft. Sitzungsberichte.
Jahrg. 1910. Nr. 1—5; Jahrg. 1911.
Nr. 17. (491. 8°,)
Würzburg. Physikalisch - medizinische
Gesellschaft. Verhandlungen. N.
F. Bd. XLI. Nr. 1-7. 1911. (489. 8°.)
Zagreb. Jugoslavenska-Akademija zna-
nosti i umjetnost. Rad. (Agram.
Südslawische Akademie der Wissen-
schaften und Künste. Publikationen.)
Knjiga. 183—187. 1910—1911 u. Popis
publicacijja od God. 1867—1911!.
(492. 8°.)
Zagreb. Jugoslavenska Akademjja zna-
nostiiumjetnosti. Ljetopis.(Agram.
Südslawische Akademie der Wissen-
schaften und Künste, Geschichte der-
selben.) God. 1910. (493. 8°.)
Zagreb. Geolosko Povjerenstvo za
Kraljevine Hrvatsku-Slavoniju. Vi-
jesti; uredio Gorjanovid-Kram-
berger. [Agram. Geologische Kom-
mission der Königreiche Kroatien-
Slavonien. Berichte; redig. v. Gor-
janovic-Kramberger.] Kroati-
scher und deutscher Text. God. I;
für das Jahr 1910. (801. 8.)
Zagreb. Hrvatsko Prirodozlovno DruStvo.
Glasnik. [Agram. Societas scien-
tiarum naturalium croatica.] God. XXI.
Pol. 1—2. 1910; God. XXIII. Svez.
1—?. 1911. (497. 8°.)
Zagreb. Hrvatsko arheologiSko Drustvo.
Vjesnik. [Agram. Kroatische archäo-
logische Gesellschaft. Nachrichten.]
N.S.Svesk. XT. 1910—1911. (496. 8°.)
Zürich. Schweizerische naturforschende
Gesellschaft. Neue Denkschriften.
Bd. XLV.u. XLV1.1910 u. 1911. (93. 4°.)
Zürich. Naturforschende Gesellschaft.
Vierteljahrsschrift. Jahrg. LV.
1910. Hft. 3—4. (499. 8°,)
Zwiekau. Verein f. Naturkunde. Jahres-
bericht. XXXVIL.—XXXIX. 1906—
1909. (500. 8°.)
Verzeichnis
der im Jahre 1911 erschienenen Arbeiten geologischen, paläontologischen, minera-
logischen, montangeologischen und hydrologischen Inhaltes, welche auf das Gebiet
der österreichisch-ungarischen Monarchie Bezug nehmen, nebst Nachträgen zur
Literatur des Jahres 1910.
Zusammengestellt von Dr. F. v. Kerner.
Abel, ©. Grundzüge der Palaeobiologie
der Wirbeltiere. Stuttgart 1911. 724 S.
Mit 470 Textfig.
Abel, 0. Allgemeine Geologie. Bau und
Geschichte der Erde und ihres Lebens.
Wien 1911. Mit 6 col. Taf. u. 146 Fig.
Abel, ©. Die Vorfahren der Vögel und
ihre Lebensweise. Verhandlungen der
zoolog.- botanischen Gesellschaft in
Wien. LX]. Wien 1911. S. 144—191.
Mit‘ 7 Textfig.
Absolon, K. Die Punkwa- u. Katharinen-
höhle in Mähren. Brünn 1911. 55 S.
Adam, J. W.H. Weltkarte der Erzlager-
stätten. Wien 1911.
Aisner, A. Hallstadt, Ein Kulturbild aus
prähistorischer Zeit. München 1911.
232 S. Mit 8 Taf. (1 Kap.: Geolo-
gisches. 7. Kap. Der prähistorische
Bergbaubetrieb.)
Allgemeiner Bericht und Chronik der
im Jahre 1909 in Österreich beob-
achteten Erdbeben. Herausgegeben von
der k. k. Zentralanst. für Meteorologie
und Geodynamik. Wien 1911.
Ampferer, 0. u. W. Hammer. Geologi-
scher Querschnitt durch die Ostalpen
vom Allgäu zum Gardasee. Jahrb. d.
k. k. geolog. Reichsanst. Bd. LXI.
Hft. 4. Wien 1911. S. 531—710. Mit
3 Taf. u. 50 Textifig.
Ampferer, 0. Über neue Methoden zur
Verfeinerung des geologischen Karten-
bildes. Verhandl. d. k. k. geol. Reichs-
anst. 1911. S. 119—121 und Zeitschr.
f. prakt. Geol. XIX. Berlin 1911. S. 287.
Ampferer. ©. Viktor Uhlig fr. Verhandl.
d. k. k. geolog. Reichsanst. 1911.
S. 209— 212.
Ampferer. 0. Erdrelief und Tetraeder-
bypothese. Peterm. Geogr. Mitteil.
- LVII. Gotha 1911. S. 305.
Andr6e, Th. Die Mitwirkung von Geo-
logen bei Konstatierung von Kohlen-
funden in Bohrlöchern. Österr. Zeitschr.
f. Berg- u. Hüttenw. 1911. S. 53 u. 54.
(Erwiderung auf W. Petraschecks
Aufsatz in „Der Kohleninteressent“.)
19%
Angerer, H. Beobachtungen am Paster-
zengletscher im Sommer 1910. „Carin-
thia* CI. Klagenfurt 1911. S. 57—62.
Angerer, L. Die Wiederauffindung der
von den Schweden im Jahre 1645 zu
Krems in Niederösterreich ausge-
grabenen Mammutknochen in der
Stiftssammlung von Kremsmünster.
Verhandl. d. k. k. geolog. Reichsanst.
1911. S. 359 und 360.
Arlt, H. Die geologischen Verhältnisse
der östlichen Ruhpoldinger Berge mit
Rauschberg und Sonntagshorn. Landes-
kundliche Forschungen. Hrsg. von
der Geographischen Gesellschaft in
München. Hft. 12. München 1911.
VI-—50 S. Mit 18 Textfig. u. 1 Karte,
Arthaber, 6. v. Die Trias von Albanien.
Beitr. z. Pal. u. Geol. Österr.-Ung. u.
d. Orients. XXIV. S. 169—277. Mit
8 Taf. u. 10 Textfig. (Nimmt mehrfach
auf die südalpine Trias Bezug.)
Ballenegger, R. Notices sur le trem-
blement de terre a Kecskemet. Földt.
Közl. XLI. Budapest 1911. S. 669— 674.
Mit 1 Taf. u. 3 Textfig.
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Hypothesen über die Entstehung des
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Bather, F. A. Ordovican Cystidea from
the Carnic Alps. Rivist. Ital. Pal.
XVI. 1910. S. 38—54.
678
450
Baumgärtel, B. Eruptive Quarzgänge in
derUmgebung der vogtländisch-westerz-
gebirgischen Granitmassive. Zeitschr.
d. Deutsch. Geol. Gesellsch. LXII.
Berlin 1911. S. 175—239. Mit 5 Taf.
u. 3 Textfig.
Beck. H. Die tektonischen Verhältnisse
der beskidischen Oberkreideablagerun-
gen im nordöstlichen Mähren. Jahrb.
d. k. k. geolog. Reichsanst. Bd. LXI.
Hft. 3 u. 4. Wien 1911. S. 711—780.
Beck, H. (Geologisch-Tektonische Über-
sichtskarte von Mähren und Schlesien.)
Siehe: Jahn, J. J. Geologisch-Tek-
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und Schlesien.
Becke, F. Ausbildung der Zwillinge trik-
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Hft. 5. Wien 1910. S. 445 —449,
Becke, F. Fortschritte auf dem Gebiete
der Metamorphose. Fortschritte der
Mineralogie, Kristallographie und Pe-
trographie. Hrsg. von G. Linck. Bd. I.
Jena 1911. S. 221—256.
Becke, F. Das spezifische Gewicht der
Tiefengesteine. Sitzungsberichte der
kais. Akademie der Wissenschaften ;
math.-naturw. Klasse. Abtlg.T. Bd. OXX.
Wien 1911. S. 265—301. Mit 2 Textfig.
Bekier, E. u. L. Bruner. (Die Menge
des in den Kalisalzen von Kalusz ent-
haltenen Radium.) Polnisch mit franzö-
sischem Resume. „Kosmos.“ XXXVI.
Lemberg 1911. S. 747—753.
Bericht über die Exkursionen der Wr.
mineralog. Ges. nach Weißenkirchen
u. Spitz u. nach Zillingsdorf. Tscherm.
Min. u. Petr. Mitteil. XXX. Wien 1911.
S. 315—317.
Bericht über die Resultate der bisher
zur Erforschung der Erdgasvorkommen
des Siebenbürger Beckens vorge-
nommenen Untersuchungen. Heraus-
gegeb. vom königl. ung. Finanzmini-
sterium. Budapest 1911. 84 8. Mit
1 Taf., 1 Karte u. 14 Textfig.
Berwerth, F. Fortschritte in der Me-
teoritenkunde seit 1900. Fortschritte
der Mineralogie. Kristallographie und
Petrographie. Hrsg. von G. Linck.
Bd. I. Jena 1911. S. 257 —284.
Berwerth, F. u. 6. Tammann. Über
die natürliche und künstliche Brand-
zone der Meteoreisen und das Ver-
halten der „Neumannschen Linien“
im erhitzten Kamacit. Sitzungsberichte
der kais. Akademie der Wissenschaften;
math.-naturw Klasse. Abtlg.I. Bd. CXX.
Wien 1911. S. 31—47. Mit 1 Textfig.
ul Tat
Verhandlungen.
Nr. 18
Beutler, K. Paläontologisch-stratigra-
phische und zoologisch-systematische
Literatur über marine Foraminiferen,
fossil und rezent bis Ende 1910. Mün-
chen 1911.
Bibliothekskatalog der mineralogisch-
petrographischen Abteilung des k. k.
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dem Stande vom 31. Dezember 1909;
samt Nachtrag bis 31. Dezember 1910.
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königl. ung. Aerar in der Gemarkung
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Resultate der bisher zur Erforschung
der Erdgasvorkommen des Sieben-
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Der Franz Josef-Stollen in Bleiberg.
Österr. Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenw.
LIX. Wien 1911. S. 411—413.
Dietl, A. Die alten Marienbader Mineral-
quellen in Jonentabellen dargestellt.
Siehe: Zörkendorfer, C. und A.
Diet.
Dietz, Dr. Die Bekämpfung der Gruben-
temperatur. Österr. Zeitschr. f. Berg-
u. "Hüttenw. " LIX. Wien 1911.
S. 429 —431.
Diskussion über den Artikel des Berg-
rates Mlädek: „Der Zusammenhang
der westlichen mit der östlichen Flöz-
gruppe des Ostrau—Karwiner Stein-
kohlenreviers und die Orlauer Störung
im Lichte der neueren Aufschlüsse.“
Montan. Rundschau. III. Wien—Berlin
1911. S. 278—282 und 492—499.
Doelter, €. Über die elektrische Leit-
fähigkeit und das Verhalten des Dia-
manten bei hohen Temperaturen.
Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss., math.
nat. Kl. OXX. Wien 1911. S. 49—72.
Mit 6 Textfig.
Doelter, C. Die Einwirkung von Ka-
thodenstrahlen auf einige Mineralien
und die Natur der Mineralfärbungen.
Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss.,
math..nat. Kl. CXX. Wien 1911.
S. 73—92.
Doelter, €. Über das Verhalten des
Diamanten bei hohen Temperaturen.
Tseherm. Min. u. Petr. Mitteil. XXX.
Wien 1911. S. 135 —140. (Vortragsbe-
richt.)
Doelter, €. Über die Ursachen der
Färbung des klauen Steinsalzes.
Tscherm. Min. u. Petr. Mitteil. XXX.
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Doelter, C. Handbuch der Mineral-
chemie. Bd. I. 2. Lief. Dresden 1911.
S. 121—320. R
Donath, E. Was ist Steinkohle? Oster-
reichische Chemiker - Zeitung. 1911.
Wien 1911. 13 S.
Durchschlag des Franz Josef-Stollens
in Bleiberg (1894—1910). Montan.
Rundschau. Ill. Wien-Berlin 1911.
S. 809—817, 853—859 u. 920—923.
Mit 1 Textfig.
452 Verhandlungen. Nr. 18
Dyduch, T. (Geologie von Tarnow und
Umgebung.) Polnisch. Programm d.
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für das Schuljahr 1910/11. 43 S.
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Siehe: Rozlozsnik, P. und K.
Emszt.
Emszt, K. Die Springquelle bei Ipolyn-
yitra. Földt. Közl. XLI. Budapest 1911.
S. 797-—802. Mit 3. Textfig.
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Kenntnis der Tertiärflora Bosniens.)
Kroatisch. Wissenschaftl. Mitteil. aus
Bosnien und der Herzegowina. XII.
Wien 1910. S. 141—172. Mit 6 Taf.
Endrös, A. Zur Tiefe des Mondsees und
der Periodendauer seiner einknotigen
Seiche. Peterm. Georgr. Mitteil. LVII.
Gotha 1911. S. 205.
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Moldauebene zwischen Prag und dem
böhmischen Mittelgebirge. (Disser-
tation.) Berlin 1911. 57 8. u. Geogr.
Jahresber. aus Österreich. IX. Wien
1911. Mit 2 Taf. u. 2 Textfig.
Erdgasbohrungen in Särmäs. Montan.
Zeitung. XVIII. Graz 1911. S. 121.
Evers, A. Das Grenzgebirge von der
Elbe bis zur Oder (Fortsetzung). Pro-
gramm des Staatsgymn. in Ottakring
für das Schuljahr 1910/11. 20 S.
Fauck, A. Die Frage der Urlagerstätten
des Erdöles. Vortrag geh. am 16. Jänner
1911 im Ing.- u. Architektenverein.
Montan-Zeitung. XVIII. Graz 1911.
S. 84 u. 85.
Feier des 600jährigen Bestandes des
Salzbergbaues in Hallstatt. Österr.
Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenw. LIX.
Wien 1911. S. 595—597 u. Ung. Mont.-,
Industrie- u. Handels-Ztg. XVII.
Budapest 1911. Nr. 18.
Festschrift zur 25. internationalen
Wander-Versammlung der Bohr-Inge-
nieure und Bohrtechniker in Budapest
1911. Wien 1911. 136 S. Mit zahl-
reichen Abbildungen im Text.
Flecken, J. Uber das Konstatieren der
Kohle in Tiefbohrungen. Ungar. Mon-
tan-, Industrie- und Handels: Zeitung
XVII. Budapest 1911. Nr. I u. 2.
Forenbacher, A. (Die Insel I,agosta. Eine
pflanzengeographische Studie.) Kroa-
tisch mit deutschem Auszuge. Rad.
Jugoslav. Akad. IL. Agram 1911. S.
47—122. (Enthält ein geographisches
u. geologisches Kapite].)
Forenbacher, A. (Die Entwicklung der
europäischen Flora vom Tertiär bis
heute.) Kroatisch. Glasnik Hrvat, priro-
doslov. druStva, XXIl. Agram 1910.
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Umgebung.) Kroatisch. Agram 1910.
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und dıluvialen Sedimenten in und auf
den silurischen Kieselschiefern zwischen
Kojetic und Lobkovic. Sitzber. d. kg].
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Frie, A. [Studien im Gebiete der böh-
mischen Kreideformation. Ergänzung
zu Bd. 1.) Illustriertes Verzeichnis der
Petrefacten der cenomanen Korycaner
Schichten. Archiv für die naturwissen-
schaftl. Landesdurchforschung von
Böhmen. Bd. XV. Nr. 1. Prag 1911.
101 S. mit 419 Textfig.
Friedberg, W. (Miocän in Europa und
die jetzigen Versuche der Einteilung
des Miocäns von Polen. I. Teil.) Pol-
nisch, mit kurzer deutscher Inhalts-
übersicht. „Kosmos“. XXXVI. Lem-
berg 1911.
Friedberg, W. (Miocän in Karaezynow
bei Lemberg.) Polnisch mit dentscher
Zusammenfassung. „Kosmos.“ XXXVI
Lemberg 1911. S. 500-511. Mit 3
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u. Pal. 1911. Stuttgart 1911. S. 603—
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Zentralbl. f. Min., Geol. u. Pal. 1911.
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tortue (Clemmys Mehelyi n. sp.) du
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Mit 2 Taf.
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Wien 1911. S. 339—384. Mit 2 Taf.
u. 7 Textfig.
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antiquitatis mit deutlichen Spuren
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f. Min., Geol. u. Pal. 1911. Stuttgart
1911. S. 19—21. Mit 1 Textfig. (Be-
trifft Vorkommen aus dem Elblöß Nord-
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Kowatsch, A. Das Scheibbser Erdbeben
vom 17. Juli 1876. Mitteil. d. Erdbeben-
Kommission d. kaiserl. Akad. d. Wiss.
XL. Wien 1911. 54 S. Mit 3 Taf.
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Mitteil. d. naturwiss. Ver. f. Steiermark.
IIIL. (1910.) Graz 1911. S. 268— 277.
Kowatsch, A. Das Innthaler Mittelge-
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Steiermark. IIIL. (1910.) Graz 1911.
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Kretschmer, Fr. Das metamorphe Diorit-
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geolog. Reichsanst. Bd. LXI. Hft. 1.
Wien 1911. S. 53-180. Mit 1 Taf.
und 3 Textfig. _
Kretschmer, F. Über den Chrysoberyll
von Marschendorf und seine Begleiter.
Tschermaks mineralog. u. petrograph.
Mitteil. XXX. Wien 1911. S. 85—103.
Mit 12 Textfig.
68*
458
Kretschmer, F. Zur Kenntnis des Epidot
und Albit von Zöptau. Tschermaks
mineralog.u. petrograph. Mitteil. XXX.
Wien 1911. S. 104—117. Mit 2 Textfig.
Kretschmer, F. Über die Kontaktmeta-
morphose am unterdevonischen Diabas
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Brünn 1911. S. 59—78. Mit 1 Textfig.
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u. M. Krmpotic.
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wertung von Erzlagerstätten. II. Aufl.
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lagerstätten und die Zukunft des
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Flora des Ostrau—Karwiner Kohlen-
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membranaceus. Denkschr. d. Akad. d.
Wiss. Math. nat. Kl. LXXXV. Wien
1910. S. 83—89. Mit 1 Taf. u.
5 Textfig.
Kucan, Fr. u. M. Krmpotic. (Arbeiten
aus dem mineralog. petrograph. Mu-
seum in Agram. Mikroklinmikropertit
von Pakra.) Kroatisch. Glasnik Hrvat.
prirodoslov. Drustva. XXIII. Agram
1911. S. 104—107.
Kuäniar, V. (Uber einige problematische
Fossilien des Karpathenflysch.) Polnisch
mit französischem Resume. „Kosmos.“
XXXVI Lemberg 1911. S. 517—524.
Mit 1 Taf.
Kuiniar, V. (Über die Transgressivität
der Nummalitenformation in der Tatra.)
Polnisch. „Kosmos.“ XXX VI. Lemberg
1911. S. 783—798. (Polemik gegen
M. Limanowski.)
Kuiniar, V. (Einige Bemerkungen über
unser Diluvium.) Polnisch. „Kosmos.“
XXXVI. Lemberg 1911. S. 848. (Vor-
tragsanzeige.)
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österreichs. Nach einem in Linz 1910
von H. Vetters abgehaltenen Uni-
versitätskurs zusammengefaßt. Linz
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stätte „Schneeberg“ in Tirol. Zeitschr.
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316— 320.
Verhandlungen. Nr. 18
Lazarevic, M. Erwiderung auf die Be-
merkungen B. Graniggs zu vor-
stehendem Artikel. Zeitschr. f. prakt.
Geol. XIX. Berlin 1911. S. 468 u. 469.
Lazarski, T. (Uber die Radioaktivi-
tät unserer Heilquellen.) Polnisch.
Denkschr. d. balneolog. Kongresses
in Lemberg im Oktober 1910. Lem-
berg 1910. _
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Zentralgranit. Zentralbl. f. Min., Geol.
u. Pal. 1911. Stuttgart 1911. S. 727 —
731.
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Ortstein. Eine bodenkundliche Mono-
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Nürnberg. XIX. Nürnberg 1911. S. 1—
45. Mit 1 Taf.
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zur Petrographie der kristallinen Um-
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Hft. 3. S. 453—472. Mit 1 Taf. u. 2
Textfig.
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Alpen. Abhandl. d. Großh. Hess. Geo.
Landesaustalt. V. Hft. 1. Darmstadt
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mitteleocänen Mergel v. Norddalmatien.
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math.-nat. Kl. CXX. Wien 1911. S.
865— 956. Mit 3 Taf.
Liebus, A. Uber seine geologischen Auf-
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LVIII. Prag 1910. S. 114. (Vortrags-
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der Umgebung von Prag. Sammle.
gemeinnütz. Vorträge. Nr. 393—39.
Prag 1911. S. 81—134.
Limanowski, M. Coupes geologiques par
le grand pli couche des Montagnes
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vall6e de la Sucha Woda et la vallee
Chochotowska (Tatra). Anzeig. d.
Akad. d. Wiss. in Krakau. 1911. S.
279—291. Mit 14 Textfig. u. 1 Taf.
Limanowski, M. (Antwort an Herrn
W.Kuzniar, betreffend die Tektonik
der Klippen und die eocäne Trans-
gression.) Polnisch. „Kosmos.“ XXXVI.
Lemberg 1911. 8. 799.
1911
Löezy, L. v. Über die Petroleumgebiete
Rumäniens im Vergleich mit dem neo-
genen Becken Siebenbürgens. Földt.
Közl. XLI. Budapest 1911. S. 470 —
505. Mit 12 Textfig.
Loehr, A. v. Minerale von Golling.
Tscherm. Min. u. Petr. Mitteil. XXX.
Wien 1911. S. 318. (Vortragsanzeige.)
Loehr, A. v. Mineralogisches Taschen-
buch der Wiener mineralogischen Ge-
sellschaft für 1911. Wien 1911. 192 S.
Mit 2 Porträts.
Löw, M. Über einen Pyrit von Bosnien.
Földt. Közl. XLI. Budapest 1911. S.
190—192. Mit 3 Textfig.
Löw, M. Einige seltene Mineralien aus
den Gruben von Vaskö (Komitat
Krassöszöreny). Földt. Közl. XLI.
Budapest 1911. S. 811-815. Mit
3 Textfig.
Löwy, H. Systematische Erforschung
des Erdinnern mittels elektrischer
Wellen. (Vortrag geh. am 27. April
1911 in der Fachgruppe für Elektro-
technik. Zeitschr. d. österr. Ing.- u.
Arch.-Ver. LXIII. Wien 1911. S. 807
u. 808. (Vortragsbericht), u. Österr.
Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenwesen. LIX.
Wien 1911. S. 623—627, 642—644 u.
663—664. Mit 5 Textfig. (Nimmt auf
das Erzgebiet von Prfibram Bezug.)
Lowag, J. Der Gold- und Silberbergbau
Österreichisch-Schlesiens. (Fortsetzung
und Schluß.) Montan-Zeitung. XVII.
Graz 1911. S. 2—4.
Loziiski, W. v. Über Dislokationszonen
im Kreidegebiete des nordöstlichen
Galizien. Mitteil d. Wiener geolog. Ges.
IV. Wien 1911. S. 143—155. Mit 1
Kartenskizze. _
Lozinski, W. v. Über die Lage und die
Ausbreitung des nordeuropäischen dilu-
vialen Inlandeises. Neues Jahrb. f.
Min., Geol. u. Pal. 1911. Stuttgart 1911.
S. 30—47.
Lozinski, W. v. Die periglaziale Fazies
der mechanischen Verwitterung. Natur-
wiss. Wochenschr. X. Berlin 1911.
S. 641—647. Mit 2 Textfig.
Lozinski, W. v. (Riesengebirge und
Tatra.) Polnisch. Jahresber. d. Tatra-
vereines. XXXI. Krakau 1910. S.
84—93. Mit 6 Textfig.
Lucerna, R. Der eiszeitliche Bodental-
gletscher in den Karawanken. Verhandl.
d.k.k. geol. Reichsaust. 1911. S. 223—
232. Mit 2 Textfig.
Lucerna, R. Die Trogfrage. Zeitschr. f.
Gletscherkunde. V. Berlin 1911. S.
356—371. Mit 3 Textfir.
Literaturverzeiehnis für das Jahr 1911.
459
Lukas, @. A. Das Klima der Steiermark.
Graz 1911. 39 S. Jahresb. d. Staats-
Realschule.
Maderspach, L. Ortud, ein alter Queck-
silberbergbau in Ungarn. Österr. Zeit-
schrift f. Berg- u. Hüttenwesen. LIX.
Wien 1911. S. 33—35.
Marek, R. Die Niederschlagshöhe im
Murgebiete. Mitteil. d. naturwiss. Ver.
f. Steiermark. IIIL. (1910.) Graz 1911.
S. 114—119.
Marinelli, 0. Materiali per lo studio
dei ghiacciai. I ghiaceiai delle alpi
venete. Riv. geogr. ital. Florenz 1910.
Nele
Marinelli, 0. Brevi note sopra i
ghiaeciai del Trentino. „Tridentum.“
XII. Trient 1910. Fasc, HI—IV.
Marinelli, ©. Prime ricerche sui
ghiacciai del gruppo di Brenta.
„Tridentum.“ Riv. d. stud. scientif.
XIII. Trient 1911. S. 311—313.
Mauritz, B. Die Zeolithe des Gabbro
vom Juc-Bache bei Szvinica (Komitat
Krass6-Szöreny). Ungarn. Földt. Közl.
XLI. Budapest 1911. S. 193—196.
Mayr, M. Morphologie des Böhmer-
waldes. Landeskundl. Forsch. Herausg.
v. d. Geogr. Ges. in München. VIN.
München 1910. 123 S. Mit 3 Karten
u. 5 Taf.
Merhart, @. v. Neue Funde aus der
Trias der Bukowina. Mitteil. d. Wiener
Geol. Ges. III. Wien 1910. S. 5233—531.
Merz, A. Hydrographische Untersuchun-
gen im Golfe von Triest Denkschr.
d. kaiserl. Akad. d. Wiss., math.-nat.
Kl. LXXXVII. Wien 1911. Mit 1 Karte.
Michel, H. Bericht über die mineralo-
gisch-petrographische Exkursion des
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das nordwestliche Böhmen. Mitteil. d.
naturwiss. Ver. a. d. Univ. Wien. VIII.
Wien 1910. S. 65--74 u. 97—103.
Mileh, L. Über die Beziehungen des
Riesengebirgsgranits(„Granitit“)zu dem
ihn im Süden begleitenden „Granit“-
zuge. Zentralbl. f. Min., Geol. u. Pal.
1911. Stuttgart 1911. S. 197— 205.
Mitteilungen aus den Fachsitzungen der
Ungar. geol. Ges. Földt. Közl. XLI.
Budapest 1911. S. 206—211, 514—517,
706 u. 707.
Mlädek, E. Der Zusammenhang der
westlichen mit der östlichen Flözgruppe
des Ostrau-Karwiner Steinkohlenre-
vieres und die Orlauer Störung im
Lichte der neueren Aufschlüsse. Vor-
trag, geh. am 7. Dez. 1910 im berg- u.
hüttenmännischen Verein in Mährisch-
460 Verhandlungen. Nr: 18
Ostrau. Österr. Zeitschr. f. Berg- u.
Hüttenwesen. LIX. Wien 1911. 8.
106—113, 121—126, 137—141 u.
156— 159.
Mohr, H. Bemerkungen zu St. Richarz’
„Die Umgebung von Aspang am
Wechsel“ (Niederösterreich). Verhandl.
d. k. k. geolog. Reichsanst. 1911.
S. 278—281.
Mohr, H. Über einen alten Goldbergbau
auf der Schiedalpe bei Fusch (Salz-
burg). Montan. Rundschau. III. Wien-
Berlin 1911. S. 334—326. Mit 1 Textfig.
Mohr, H. Was lehrt uns das Breitenauer
Karbonvorkommen ? Mitteil. d. Wiener
geolog. Ges. IV. Wien 1911. 5. 305—
310.
Mohr, H. Eine geologisch-mineralogische
Lokalsammlung im städtischen Museum
zu Wiener-Neustadt. Tscherm. Min. u.
Petr. Mitteile XXX. Wien 1911.
S. 320—321.
[Moore.] Nachweis der Moore in Nieder-
österreich, Oberösterreich, Steiermark,
Kärnten, Krain, Tirol und Mähren.
Im Auftrage des Ackerbauministeriums
herausgegeben von der k. k. Land-
wirtschaftlich - chemischen Versuchs-
station in Wien. Wien 1911. 8°. Vide:
Versuchsstation, Landwirt-
schaftlich-chemische.
Mügge, 0. Über die Mikrostruktur des
Magnetit und verwandter Glieder der
Spinellgruppe und ihre Beziehungen
zum Eisenoxyd. Neues Jahrb. f. Min.,
Geol. u. Pal. XXXII. Beil.-Bd. Stutt-
gart. 1911. $. 491—534. Mit 6 Taf. u.
3 Textfig. (Betrifft auch Vorkommen
aus dem Zillertal u. aus Morawicza.)
Müller, F. Die Kohlenflöze in der Mo-
lasse bei Bregrenz. Siehe Schmidt,
C. u. F. Müller.
Müllner, A. Die Innerberger Eisen-
hammerwerke im 16. u. 17. Jahrhun-
dert. Vortrag, geh. in d. Fachgruppe
d. Berg- u. Hüttenmänner am 9. Nov.
1911. Zeitschr. d. Österr. Ing.- u. Arch.-
Vereines. LXIII. Wien 1911. S. 748.
(Vortragsanzeige.)
Noszky, E. Über die Eruptivgesteine des
Mätragebirges. Földt. Közl. XLl. Buda-
pest 1911. S. 207 u. 208. (Vortrags-
bericht.)
Noth, R. Das Erdölvorkommen in Galizien
im Lichte neuer Erfahrungen. (Auszug
aus dem von Dr. Szajnocha über
dieses Thema in d. Wiener geol. Ge-
sellsch. geh. Vortrage.) Ungar. Montan-,
Industrie- u. Handels-Zeitung. XVII.
Budapest 1911. Nr. 4,
Nowak, J. (Zur Kenntnis der Verteilung
der Mucronaten- und der Quadraten-
kreide in Westpodolien.) Polnisch mit
deutschem Resume. „Kosmos“; Bd.
XXXVIl Hft. 3—6. Lemberg 1911.
S. 480—486. Mit 1 Textfig.
Nowak. J. Untersuchungen über die
Oephalopoden der oberen Kreide in
Polen. Teil II. Die Skaphiten. Anzeiger
der Akademie der Wissenschaften in
Krakau Juli 1911. S. 547—588. Mit
19 Textlig. u. 2 Taf.
Novak, J. (Ergänzungen zur Kenntnis
der posttertiären Mollusken der
böhmischen Masse.) Tschechisch mit
französischem Resume. Anzeig. d.
naturwiss. Klubs in Proßnitz. XII.
Proßnitz 1910. S. 203—217.
Nyäry, A. Besprechung der Höhle von
Felfalu. Földt. Közl. XLI. Budapest
1911. S. 708 —712.
0. A. v. Die Rieseneishöhle bei Ober-
traun im Dachsteingebiete. „Urania.“
IV. Wien 1911. S. 329—331. Mit
2 Textfig.
Österreichischer Wasserkraftkataster.
Herausgegeb. v. Hydrographischen Zen-
tralbureau. Hft. 2u.3. Wien 1911.
Ogilvie-Gordon, Maria. Über Lavadis-
kordanzen und Konglomeratbildungen
in den Dolomiten Südtirols. Verhandl.
d. k. k. geolog. Reichsanst. 1911.
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Olszewski, St. (Die galizische Petroleum-
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Polnisch. „Nafta.“ XVIII. Lemberg
1910. S. 317—20, 333—36, 349—52,
365—68. _
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der Umgebung von Böhmisch-Kubitzen.)
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16. Febr. 1911 in der Fachgruppe der
Berg- u. Hüttenmänner. Zeitschr. d.
Österr. Ing.- u. Arch.-Vereines. LXIII.
Wien 1911. 8.44. (Vortragsanzeige) und
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und die Erzführung der Bergwerke
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Vacek, M. Dr. Karl Schwippel, k.k.
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geolog. Reichsanst. 1911. S. 250 - 252.
69*
466
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gischen Karte der im Reichsrate ver-
tretenen Königreiche und Länder der
Österr. ungar. Monarchie. SW-Gruppe
Nr. 88. Blatt Trient. Zone 21, Kol. IV
der Spezialkarte der Österr.-ungar.
Monarchie im Maßstabe 1: 75,000.
Wien 1911. 104 S.
Vacek, M. Erläuterungen zur geolo-
gischen Karte ... SW-Gruppe Nr. 96.
Blatt Rovereto— Riva. Zone 22, Kol. IV
der Spezialkarte der Österr.-ungar.
Monarchie im Maßstabe 1: 75.000.
Wien 1911. 100 S.
Vacek, M. u. W. Hammer. Erläuterungen
zur geologischen Karte... SW-Gruppe
Nr. 79. Blatt Cles. Zone 20, Kol. IV
der Spezialkarte der Osterr.-ungar.
Monarchie im Maßstabe 1: 75.000.
Wien 1911. 104 S.
Vadäsz, M. E. Petrefakten der Barr&öme-
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mit 7 Textfig.
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Mit 75 Textfig.
Vetters, H. Die „Trofaiachlinie“. Ein
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Mit 1 Kärtchen u. 2 Textfig.
Verhandlungen.
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(Vortragsanzeige.)
Waagen, L. Die hydrographischen Ver-
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geol. Reichsanst. 1911. S. 106. (Vor-
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Waagen, L. Grundwasser im Karst.
Mitteil. d. k. k. geogr. Ges. LIV. Wien
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Waagen, L. Erläuterungen zur geolo-
gischen Karte... SW-Gruppe Nr. 112.
Blatt Cherso und Arbe. Zone 26,
Kol. XI der Spezialkarte der Österr.-
ungar. Monarchie im Maßstabe
1: 75.000. Wien 1911. 24 S.
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810. Mit 1 Karte u. 2 Textfig.
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Register.
Erklärung der Abkürzungen: G. R.-A. —= Vorgänge an der k. k. geologi-
schen Reichsanstalt. — 7 —= Todesanzeige. — Mt. — Eingesendete Mitteilung. —
V. = Vortrag. — R. B. = Reisebericht. — L. = Literaturnotiz.
A.
Seite
Adam, J. W. H. Weltkarte der Erzlagerstätten. L. Nr. 9... ......222
Ampferer, O. Über neue Methoden Eu a nerung des en
Kartenbildes. V. Nr. Ds 119
Angerer, P. Leonhard. Die ren der von a Schweden im
Jahre 1645 zu Krems in Niederösterreich aus-
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B.
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rezent bis Ende 1910.22 Nr.216. . Rn ....386
Böhm, August v. Abplattung und Gebirgsbildung. L. Nr. 2 ..... ie 28
Buechhieh,#@Gregor. r. Nr. 2°... ee. 47
Bukowski, Gejza v. Tithon in dem Gebiete des Blattes Budua und in den
angrenzenden Teilen des Blattes Cattaro. Mt. Nr. 14. 311
D.
Dier-80. Geburtstag Eduard Suess%.@. Br AN Tale 247
Dreger, Dr. J. Miocäne Brachiopoden aus Sardinien. V. Nr. 6 r 131
F.
Fuchs, Dr. H. M. Über eigenartige Fossilreste aus dem Vöslauer Miocän.
V. Nr.2..% 20 005, A Sa, a 60
6.
Gerhart, Dr. Hilda. Vorläufige Mitteilung über die Aufnahme des Karten-
blattes Drosendorf (Westhälfte). Mt. Nr.5 ..... 109
Geyer, Georg. Über die Kalkalpen zwischen dem Almtal und dem Traun-
gebiet. V. Nr. 3. ae N a 67
Götzinger, Dr. Gustav. Die nn. der Lunzer Seen. Mt. Nr. 8. . 173
n Gestattung der Annahme des Ritterkreuzes des Kg].
ital. St. Maurizius- und Lazarus-Ordens. G. R.-A.
Nr. 14.20.00 00 ee u. a
1911 Register. 469
Seite
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Mit. Nee TREE RO 252
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GER -ASNEI dr, . 209
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EeNrglat 22a . 426
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N er
K.
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Nr enes R 64
Die geologischen Ergebnisse von J. Crijie Forschungen
in Mazedonien, Aliserbien und einigen benachbarten Ge-
bieten der Balkanhalbinsel. Mt. NesIT Sr te ae . 887
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tale. Mt. Nr. 14 . . . 322
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in der Tribulaungruppe. V. Nr. 15 . .. . 347
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102 Graz.,.@., RAS NrA O2 9
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borenzyv. Miburnau, J. R. tr. Nr. Tome ae rk Pe 335
Lucerna, Dr. R. Der eiszeitliche Be in den Karawanken.
Mt. "Ne: 10 Fe: ESSEN 223
Matosch, Dr. A. Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separat-
abdrücke, eingelaufen vom 1. Jänner bis Ende März 1911.
Nr. 6. 200.0. ober... 2.10 oe 142
n Einsendungen für die Bibliothek. Einzelwerke und Separat-
abdrücke, eingelaufen vom 1. April bis Ende Juni 1911.
Nr. "10... 20000 a, 3 . 2410
F Einsendungen für die Bibliothek. Bee und ee
abdrücke, eingelaufen vom 1. Juli bis Ende September
1911..Nr. 13:2. So ET. sel. erste Se 304
5 Einsendungen für die Bibliothek. Hinsehrerke und Separat-
abdrücke, eingelaufen vom 1. Oktober bis Ende Dezember
1911. Nr. 180 2 ee ee 427
n Periodische Schr Ur im Dans dea Jahres 1911.
Nr 1811.....0 A NE A 0 ed
Mohr, Dr. H. Bemerkungen zu St. Richarz’ „Die ee von Koran
am Wechsel (Niederösterreich).“ Mt. Nr. 12. ..... 218
N.
Niedzwiedzki, J. ar A der a 2 nfahteı in Kalusz.
„.Nr.-6 . Sen. en. o 138
A De das Alter der en von Przkihyil entwickelten
Schichten. L. Nr. > . 140
0.
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in den Dolomiten Südtirols. Mt. Nr. 9. .... 212
RP.
Penck, Walther. Der geologische Bau des Gebirges von Predazzo. L. Nr. 14 . 333
Petrascheck, W. Ernennung zum Adjunkten der k.k. Er Reichs-
anstalt.!G. R.-AUUNreIDeer . 335
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sowie der Bergkette zwischen Breitach und Still-
ach. Lt Ned Ss) - en. . . 125
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Eluttesans.der, Scesaplanas I NnAs ee 107
Sitz As Der’ Höllensteinzug bei Wien, DIN. 62 u vo nn mmanuen 140
Aufnahme als Volontär an der k.k. en Beicneansalt.
GEBRANNT ER EA ee DAT
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1%
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INTER 7 a 1 A EN. ee 311
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für 1910. G. R.-A. Nr. Be 5 1
= Zur Frage des Vorkommen: von Terschichten im "Osten, des
Schönlenostzuger Mt“ Ne. 6.7. 127
E Erwählung zum ie Mitgliede der Kgl. Gesellschaft
der Wissenschaften zu Göttingen. G. R.-A. Nr. 10......223
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U.
Balder VaktOr ER NRO n 235 ı BEaE SE Be 2: +1, SE NR er, 209
Ulbing, J. Verleihung des An Verden G. R.- N Nele 2477
K. K. geol. Reichsanstalt. 1911. Nr. 18. Verhandlungen. 70
472 Verhandlungen. Nr IS
Vie gar
Seite
Vetters, Dr. Hermann. Ernennung zum Erdbebenreferenten für Nieder-
Österreich. GRsEACENT. 6.1. 2m 197
Die Trofaiachlinie. Ein Beitrag zur Tektonik der
nordsteirischen Grauwackenzone. Mt. Nr. 7 . . 151
5 Ernennung zum Assistenten ad pers. G. R.-A. Nr. 8 S br 3 ja
13 e
W. a
Waagen, Dr. Lukas. Die hydrographischen Verhältnisse um Pola. V. Nr. 4 a
E43
2. a.
Zittel, K. A. v. Grundzüge der Paläontologie (Paläozoologie). L. Nr.12. .
Zuber, Prof. Dr. Rudolf. Geologische Beobachtungen aus Westafrika. Mt. Nr. 4 -
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