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Full text of "Verhandlungen der Kaiserlich-Königlichen Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien"

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LIBRARY OF MARINE BIOLOGICAL LABORATORY 


WOODS HOLE, MASS. 


LOANED BY AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY 


Verhandlungen 


der kaiserlich-königlichen 


zoologisch-botanischen Gesellschaft 
in Wien. 
Herausgegeben von der Gesellschaft, 


Redigirt von Anton Handlirsch, 


k. u. k. Custos-Adjunct am naturhistorischen Hofmuseum. 


Jahrgang 1901. 


LI. Band. 


Mit 7 Tafeln und 49 Figuren im Texte. 


Wien, 1901. 
Für das In- und Ausland besorgt durch A. Hölder, k. und k. Hof- und Universitäts-Buchhändler. 


Druck von Adolf Holzhausen, 
k. und k. Hof- und Universitäts-Buchdrucker in Wien. 


Adresse der Redaction: Wien, I., Wollzeile 12. 


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Bericht 


über die 
ausserordentliche General-Versammlung 


am 11. Jänner 1901. 


Der Vorsitzende, Vice-Präsident Dr. Emil v. Marenzeller, er- 
öffnete die Versammlung mit der Mittheilung, dass der bisherige 
Präsident Herr Dr. Richard Drasche Freiherr v. Wartimberg 
aus Rücksicht auf seine Gesundheit gezwungen sei, aus dem Prä- 
sidium zu scheiden. 

Die Versammlung bekundete ihr Bedauern durch Erheben von 
den Sitzen und votirte zugleich den Dank für das Wohlwollen und 
Interesse, welches Herr Baron Drasche während seiner Präsident- 
schaft dem Vereine entgegengebracht und neuerdings durch die 
Widmung von 2000 Kronen zur Erweiterung unserer Publications- 
thätigkeit bewiesen hat. 


Hierauf wurde Herr 


Prof. Dr. Richard Ritter v. Wettstein, 


Direetor des botanischen Gartens und Museums der k. k. Universität, 
zum Präsidenten gewählt. 
Die Wahl erfolgte auf Antrag Dr. Rebel’s durch Acclamation. 


Zum Schlusse hielt Herr Dr. Heinr. Joseph einen Vortrag 
„Ueber die Centrosomen der thierischen Zellen“. 


Z.B. Ges. Bd. LI. 1 


2 Versammlung der Section für Zoologie am 14. December 1900. 


Section für Zoologie. 


Versammlung am 14. December 1900. 
Vorsitzender: Herr Prof. Dr. K. Grobben. 


Zunächst hält Herr Prof. Grobben dem verstorbenen Schrift- 
führer der „Section für Zoologie“ den folgenden Nachruf: 


„Hochgeehrte Versammlung! 


Es obliegt mir zunächst, hier des jüngst verstorbenen Mit- 
gliedes der zoologisch-botanischen Gesellschaft, des Herrn Dr. Theo- 
dor Adensamer, zu gedenken, der uns vor wenigen Wochen durch 
den Tod entrissen wurde. Adensamer ist uns Allen ein treuer 
Freund gewesen. Er hat sich mit voller Hingebung seinem Fache, 
der Zoologie, gewidmet und in demselben sowohl auf anatomischem 
Gebiete als auch auf jenem der Systematik eine Anzahl Arbeiten 
publieirt. Ein Leiden, dessen Weiterentwicklung leider eine Hoffnung 
auf Genesung ausschloss, hat ihn in jungen Jahren dahingerafft. 
Wir werden Theodor Adensamer ein freundliches Andenken 
bewahren, wie er uns auch stets freundlich gesinnt war. Ich fordere 
Sie auf, sich zum Ausdrucke unserer aufrichtigen Trauer über das 
Hinscheiden Theodor Adensamer’s von den Sitzen zu erheben.“ 


Hierauf demonstrirt Herr Prof. Pfurtscheller eine Anzahl 
neuer, von ihm selbst künstlerisch ausgeführter Wandtafeln, welche 
hauptsächlich dem zoologischen Unterrichte an Mittelschulen zur 
Grundlage dienen sollen. 


Sodann hält Herr Docent Dr. Fr. Werner seinen angekündigten 
Vortrag: „Ueber convergente Anpassung bei Reptilien“ (mit 
Demonstrationen). 


Zum Schlusse spricht Herr Präparator A. Haffner „Ueber 
Artverschiedenheiten des braunen Bären“. 


Zum Schriftführer der Section wurde nunmehr Herr Dr. Rud. 
Sturany gewählt. 


Versammlung der Section für Botanik am 21. December 1900. 3 


XL. Bericht der Section für Botanik. 


Versammlung am 21. December 1900. 


Vorsitzender: Herr Dr. Fridolin Krasser. 


Herr Louis Keller legt eine Anzahl von Herbarpflanzen vor, 
welche vom Vortragenden heuer in Kärnten gesammelt wurden (siehe 
diese „Verhandlungen“, Bd. L, S. 121) und von denen einige für 
Kärnten neu sind. 


Ferner erstattet Herr L. Keller folgenden Bericht: 


Prof. Ascherson und Magnus führen in ihrer Arbeit in diesen „Verhand- 
lungen“, Jahrg. 1891, 8. 677, Vaceinium Myrtillus L. var. leucocarpum 
Dumort. an und bemerken, dass diese Varietät seit zwei Jahrhunderten wohl 
bekannt, jedoch erst zu Anfang des letztverflossenen Decenniums häufiger genannt 
wurde. In dieser Schrift wird dargethan, dass man anfänglich diese Abänderung 
einem Pilze zuschrieb, der diese Früchte befallen soll. Diese Behauptungen 
wurden aber durch Prof. Ascherson als irrthümlich zurückgewiesen. 


Zu den in dieser Arbeit aufgeführten zahlreichen Standorten füge ich für 
Kärnten drei neue Standorte hinzu. Bis jetzt wurde die var. leucocarpum in 
Kärnten bei St. Lorenzen, in Reichenau, Bleiburg, Prävali und Schwarzenbach 
gefunden. 

In den Ferien 1900 fand ich diese Varietät in der Nähe des Lamprecht- 
bauern bei Mauthen, auf der Poliniggwiese (obere Missoria) bei Mauthen und 
im Walde oberhalb St. Jacob im Lesachthale, an allen drei Standorten häufig. 

In Mauthen werden die weissfrüchtigen Heidelbeeren zum Einsieden ge- 
sammelt. Hier schreibt man dem Genuss dieser Beeren eine „beruhigende“ 
Wirkung zu. Worin diese besteht, ist mir nicht bekannt. 


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Orobanche flava Mart. schmarotzt auf Petasites niveus, P. offieinalis, P. albus, 
Tussilago farfara. Hofrath v. Kerner gibt auch Adenostyles alpina als 
Nährpflanze an. 

Bis jetzt wurde O. flava in unserer Reichshälfte aus Tirol, Salzburg, 
Steiermark, Ober- und Niederösterreich, Görz und Schlesien bekannt. 

Im August 1900 fand ich nun ©. flava in einem Exemplare unweit 
der unteren Valentinalpe nächst Mauthen, so dass sie dadurch für Kärnten 
neu erscheint. 

1* 


4 Versammlung der Section für Botanik am 21. December 1900. 


Orobanche lucorum A. Br. Unter den Nährpflanzen, auf welchen diese Orobanche 
vorkommt, ist nach Prof. v. Beck zu nennen: Berberis vulgaris, Rubus 
caesius und R. fruticosus. 

Im August 1900 fand ich eine Orobanche, die sich bei näherer 
Untersuchung als Orobanche lucorum erwies. In der ganzen Umgebung 
derselben war aber weder Berberis noch Rubus zu finden. Diese Orobanche 
stand in Mitte der Blätter von Petasites albus, was mich veranlasste, 
einige Male diese Stelle zu besichtigen. Leider konnte ich beim Ausheben 
der vier Exemplare die Wirthspflanze nicht erreichen. Ich führte daher 
zwei Herren, die diese obgenannten Nährpflanzen kennen, an Ort und 
Stelle, um sie als Zeugen anführen zu können und um auch mich selbst 
nochmals zu überzeugen. 

Es geht daraus hervor, dass Orobanche lucorum ausser auf den nach 
v. Beck angeführten Nährpflanzen auch auf Petasites albus vorkommt. 


Die auf Petasites albus schmarotzende O. lucorum wurde von mir 
in der Thalsperre bei Mauthen (ca. 740 m) gefunden. ” 
Campanula Scheuchzeri Vill., floris alba. Auf Wiesen der Mauthneralpe bei 
Mauthen, selten. 
Gentiana asclepiadea L., floris alba. Am Plöckenweg bei Mauthen, selten. 
Asplenium Triehomanes L. f. fwrcatum. Auf Mauern unweit St. Jacob im 
Lesachthale. 


Abnorme Bildungen zeigen: 


Geum rivale L. Oberhalb rosettenartiger, hochstehender Laubblätter breitet sich 
rings um den Stengel eine Blüthe aus mit 8—12 Kronblättern, die in 
einen langen Nagel zusammengezogen und am Rande gekerbt oder 
schwächer und stärker eingeschnitten sind; auch Filamente sind zu 
beobachten. Darüber erhebt sich ein Stengel mit einer regelmässigen 
Blüthe. Darunter zeigen sich einige kronblattartige Anhängsel von der- 
selben Farbe der Blüthe. Noch ist zu bemerken, dass bei einem Exemplare 
die Kelchblätter an der Basis sehr breit sind. 

Gefunden wurde diese Abnormität am Wege von der unteren Valentin- 
alpe zur Plöcken. 

Orchis suaveolens Koch. Die Blüthen sind gleichsam in zwei Absätzen angeordnet, 
so dass 3—4 Blüthen schopfartig über eine grössere Anzahl solcher hinaus- 
ragen und dazwischen eine blüthenlose Spindel erscheint. 

Auf Wiesen der Mussen gegen den Schatzbühel bei Kötschach. 


Späte Blüthezeit erscheint bei: 


Cypripedilum Calceolus L. Am 7. August in einer Höhe von ca. 1500 m unweit 
eines Schneefeldes auf dem Gamsboden zwischen der Mauthneralpe und 
dem Mooskofel sechs Exemplare. 

Anemone alpina L. Am 7. August ebendort. 


Versammlung der Section für Botanik am 21. December 1900. 5 


Von tiefen Standorten sind zu erwähnen: 


Sawifraga Hostii Tausch., Geranium macrorrkizum L. In der Thalsperre bei 
Mauthen, 750 m. Erstere auf Felsen, letztere auf humöser Stellen. 
Scrophularia Hoppiü Koch mit Geranium macrorrhizum L., Galium ochroleucum 

Wolf, Chondrilla prenanthoides etc. In riesiger Menge im Geschiebe des 
Valentinbaches hinter Mauthen, 730 m. 
Lamium Orvala L. In der Valentinklamm bei Mauthen, 750 m, häufig. 


Erwähnenswerth sind ferner: 


Gentiana Carpatica Wettst. Auf der Missoria bei Mauthen, südlich von dem 
von mir vor einem Jahre aufgefundenen Standort, ist diese Gentiana 
massenhaft verbreitet und dürfte sich aller Wahrscheinlichkeit nach bis in 
die italienischen Gebirge erstrecken. — Auf Wiesen der Mauthneralpe bei 
Mauthen, ca. 1500 m. 

Gentiana amtecedens Wettst. Einen Monat früher als Gentiana Carpatica auf 
der oberwähnten Stelle, häufig, ca. 1000 m. 

Gentiana calycina (Koch). Bei der oberen Valentinalpe nächst Mauthen, häufig, 
ca. 1600 m. 

Festuca aurea Lam. Wird in der ganzen Gegend zur Abgrenzung der Grund- 
stücke auf den Alpen statt der Grenzsteine in Linien gesetzt. 

Thalietrum galioides.. Rund um Mauthen bis nach Würflach in riesiger Menge 
anzutreffen, verschwindet allmälig gegen Kötschach und Mandorf, tritt am 
Gailbergsattel nur sporadisch auf und ist um Ober-Drauburg selten. 

Gentiana punctata L. Dürfte auf der Mautneralpe und auf den umliegenden 
Alpen infolge der hinter Mauthen befindlichen Enzianbrennerei bald aus- 
gerottet werden. Nur in wenigen Exemplaren noch daselbst angetroffen. 

Gentiana lutea. Nur in sehr wenigen Exemplaren in der Nähe von Mauthen 
und den der Plöcken anliegenden Berge zu treffen. 

Cirsium heterophyllum All. Beide Formen in wenigen Exemplaren an sumpfigen 
Stellen der Mauthneralpe zu finden. 

Asplenium Germanicum Weis. So häufig diese um Ober-Drauburg auftritt, so 
selten im oberen Gailthale, auf dem Wege von Mauthen ins Lesachthal 
und in der Klamm bei Kirchbach. 

Bupleurum petraeum L. Tritt hier im Gebiete ganz einzeln auf und ist selten; 
bei der unteren Valentinalpe auf einem freiliegenden Felsblocke. 

Sempervivum acuminatum Schott. Auf der Mauthneralpe, sehr selten, ca. 1400 m, 
auf Felsen. 

Eriophorum vaginatum L. An einer einzigen Stelle der Mauthneralpe, nicht häufig. 

Dianthus barbatus L. Eine eigenthümliche Schattenform am Waldrande unter- 
halb der Mauthneralpe. 


Zum Schlusse der Ferien fand ich: 


Verbascum Juratzkae Rechinger (Oesterr. botan. Zeitschr., 1891, S. 338). Bei 
Flitschl nächst Tarvis an der die Schlitza übersetzenden Brücke, sehr selten. 


6 Versammlung der Section für Botanik am 21. December 1900. 


Von Dr. Rechinger bei Tarvis (Kärnten) und in der Prein (Nieder- 
österreich) an einigen Standorten aufgefunden. 
Neilreich erwähnt in der „Flora von Niederösterreich“ den Eich- 
kogel bei Giesshübel. Damit sind alle bis jetzt bekannten Fundorte erschöpft. 
Gentiana pilosa Wettst. Zwischen Raibl und dem Predil sehr häufig, wie auch in 
der Schlitzaschlucht bei Tarvis, nicht häufig. 


Herr Dr. R. Wagner demonstrirte eine Anzahl von Arten der 
Gattung Convolvulus aus dem Herbare der Wiener Universität. 


Zum Schlusse legte Herr Dr. Fridolin Krasser die neue 
Literatur vor. 


XAVIL u. XAVII. Bericht der Section für Kryptogamenkunde, 


Versammlung am 23. November 1900. 
Vorsitzender: Herr Dr. Alexander Zahlbruckner. 


Herr Dr. Fr. Krasser verliest den für die Versammlung be- 
stimmten Vortrag des erkrankten Herrn Seetions-Öhefs Dr. R. Lorenz 
Ritter v. Liburnau: „Ueber Aegagropila Sauteri“ und demon- 
strirt lebendes und getrocknetes Material. 


Hierauf bespricht Herr Dr. Rudolf Wagner „Wachsthums- 
hemmungen, hervorgerufen durch Neectria“. 


Schliesslich legt Herr Josef Brunnthaler zwei für Nieder- 
österreich neue Pilze vor, und zwar Dasyscypha strobilicola 
Bäumler, auf Zapfen von Pinus montana vom Grünschacher (Rax- 
alpe), Juni 1899, und Phyllactinia Berberidis Palla, in der Prein 
im October 1900 gesammelt, beides zweiter bekannter Standort. 


*+ 


Versammlung am 28. December 1900. 
Vorsitzender: Herr Carl Mayerhofer. 


Herr Dr. Rudolf Wagner spricht „Ueber das Vorkommen 
eines Stylus dorsalis bei Frullania“. 


Versammlung der Seetion für Kryptogamenkunde am 28. December 1900. 7 


Hierauf spricht Herr Josef Brunnthaler „Ueber Porphyra 
auf japanischen Märkten“ und legt die in Japan als Nahrungs- 
mittel verwendeten, Asakusa-nori genannten, ca. 2 dm? grossen 
Blätter vor, welche aus zerhakten jungen Pflanzen von Porphyra 
tenera Kjellmann bestehen. 

Das vorgelegte Material wurde seinerzeit von Grunow in 
Japan auf Märkten gekauft. 


Section für Lepidopterologie. 


Versammlung am 4. Jänner 1901. 
Vorsitzender: Herr Dr. H. Rebel. 


Der Vorsitzende begrüsst die zahlreich erschienenen Sections- 
mitglieder und berichtet sodann über die dem Abschlusse ent- 
gegengehende Neubearbeitung des Kataloges der paläarktischen 
Lepidopteren, welche die lange Unterbrechung in den Sections- 
Versammlungen veranlasst hat. 


Anknüpfend an seine Mittheilungen über die Katalogsarbeit 
gedenkt Dr. Rebel auch in eingehender Weise des am 13. October 
in Luzern verstorbenen allbekannten Altmeisters der Lepidoptero- 
logie, Dr. O. Staudinger. 

Desgleichen wird des am 4. Jänner 1900 erfolgten Todes des 
Vereinsmitgliedes Herrn Heinrich Gross in Steyr gedacht, dessen 
werthvolle Sammlung ins Ausland kam, wogegen wenigstens sein 
literarischer Nachlass in den Jahresberichten des Wiener Entomo- 
logischen Vereines zur Veröffentlichung gelangen wird. 

Die Anwesenden bekunden ihre Theilnahme an dem Tode Dr. 
Staudinger’s und Heinr. Gross’ durch Erheben von den Sitzen. 


Hierauf spricht Herr Egon Galvagni über seine vorjährigen 
Lepidopteren-Ausbeuten in der weiteren Umgebung von Triest und 
Nordtirol. In ersterer Beziehung ist das Vorkommen von Gonepteryx 
Oleopatra L. auf der Insel Arbe (Norddalmatien), sowie jenes von 


8 Versammlung der Section für Lepidopterologie am 4. Jänner 1901. 


Biston Graecarius Stgr. bei Triest (Op@ina) bemerkenswerth. Der Vor- 
sitzende bemerkt nachträglich, dass diese viel bleichere und schwächer 
gezeichnete Graecarius-Form aus Istrien von Dr. Staudinger in 
der neuen Katalogsauflage als var. Istrianus abgetrennt wurde. 


Ueber die interessante Ausbeute aus Nordtirol wird im aus- 
ständigen December-Heft unserer Vereinsschriften ein faunistischer 
Beitrag von Galvagni veröffentlicht werden. 


Schliesslich spricht Herr Dr. H. Rebel über die Beziehung 
der Lepidopteren zu den Blüthenpflanzen und gibt eine allgemeine 
Einleitung in die Blüthenbiologie. 


Ueber einige Cenlaurea-Arten. 
Von 


Dr. August v. Hayek. 


(Eingelaufen am 10. December 1900.) 


1. Centaurea Tatarica L. f. Der Name Centaurea Tatarica L. f. 
gilt jetzt allgemein als ein Synonym zu C. orientalis L., und auch im „Index 
Kewensis“ finden wir diese Ansicht vertreten, da wir dort nur die lakonische Aus- 
kunft: „= C. orientalis L.“ erhalten. Es wäre aber denn doch sonderbar, wenn 
Linn& der Sohn im Supplement zu den Werken seines Vaters eine von diesem 
bereits beschriebene und in dessen Werken enthaltene Art als neu beschrieben 
hätte. Dies, sowie der Umstand, dass wir auch bei Willdenow noch ©. orientalis 
und (©. Tatarica als getrennte Arten behandelt finden, bewog mich, die Geschichte 
dieser Pflanzen näher zu untersuchen. 

Centaurea Tatarica finden wir das erste Mal beschrieben in Linne fil,, 
„Supplem. plant. Syst. veget.“ (1781) auf p. 383, und zwar mit folgenden Worten: 

„Centaurea calycibus eiliatis, folüis pinnatis: pinnis lanceolatis indivisis. 

Habitat in Sibiria. 9. 

Flores et calyces omnino Ü. Scabiosae. Folia prima lato-lanceolata, in- 
divisa, integerrima, reliqua pinnatifida: laciniis minime sublobatis.* 

Diese Beschreibung sagt uns freilich nicht viel mehr, als dass wir es mit 
einer mit C©. scabiosa L. verwandten Art zu thun haben. Synonyme führt Linne 
fil. keine an, und wir sind in Ermangelung von Original-Exemplaren des Autors 
im besten Falle auf Herbar-Exemplare seiner Zeitgenossen gewiesen. 

Ziehen wir Willdenow’s Herbar zu Rathe, so finden wir darin allerdings 
C. Tatarica in mehreren Exemplaren enthalten. Eines dieser Exemplare dürfte 


Ueber einige Centaurea -Arten. 9 


zu ©. Salonitana Vis. gehören, die übrigen drei gehören aber zweifellos zu jener 
Pflanze, die wir heute für (©. orientalis L. halten. 

Dieser Befund ist gewiss sehr sonderbar. Entweder deuten wir heute 
Linne’s ©. orientalis falsch oder Willdenow hat die Pflanze verkannt, oder 
endlich, C. Tatarica L. f. und C. orientalis L. sind thatsächlich ein und dasselbe. 

Die erste der erwähnten Möglichkeiten ist wohl ausgeschlossen. Linne 
sagt von seiner Centaurea orientalis unter Anderem:') 


„Differt a ©. scabiosa non tantum Corolla sulphurea, sed praecipue Calyce, 
cuius foliola terminata squama ovata, ferruginea, eiliata, eilüs longitudine ipsius 
squamae, pectinatis . . .*, und diese Worte passen thatsächlich auf gar keine 
andere Centaurea-Art, als auf die, welche wir auch heute unter C. orientalıs 
verstehen und die unter Anderem in der Flora exsiec. Austro-Hung. sub Nr. 656, 
in Läng und Szovits’ Herb. Ruth. sub Nr. 26 und in Callier’s Iter Tauric. 
II. sub Nr. 128 ausgegeben wurde. 

Wenn wir die ©. „Tatarica“ in Willdenow’s Herbar mit der Beschrei- 
bung Linn&’s d. J. vergleichen, fällt uns auch sofort auf, dass sie zu dieser 
Merkmal für Merkmal nicht passt. Die Köpfchen haben zwar eine entfernte 
Aehnlichkeit mit denen der C. scabiosa, sind aber absolut nicht „omnino“ ihnen 
gleich, die unteren Blätter sind nicht ungetheilt, die oberen zeigen keine un- 
getheilten oder schwach gelappten Abschnitte. Vergleichen wir die Pflanze hin- 
gegen mit der Beschreibung, die Willdenow von ©. Tatarica gibt, so liegen 
freilich die Verhältnisse anders. Willdenow hat nämlich die Beschreibung 
Linne’s vollständig geändert, ?) so dass sie jetzt allerdings auf ©. orientalis passt, 
und fügt Linn&’s Diagnose als Synonym bei, stets in seiner Beschreibung die 
ihm von Linne unrichtig wiedergegeben scheinenden Merkmale hervorhebend. 


So viel steht also fest, dass Willdenow unter Centaurea Tatarica eine 
andere Art verstanden hat als Linne& fil., und dass ©. Tatarica Willd. allerdings 
mit C. orientalis L. identisch ist. 

Willdenow beschreibt aber auch eine Centaurea orientalis, und es ist 
doch kaum anzunehmen, dass er dieselbe Art zwei Seiten später nochmals be- 
schrieben hätte. Allerdings fällt uns auf, dass er auch die von Linne& gegebene 
Beschreibung der C. orientalis vollständig umgestossen hat und eine neue Diagnose 
dieser Art gibt,?) die von der des ursprünglichen Autors in erheblichen Punkten 
abweicht. 

Schlagen wir in Willdenow’s Herbar nach, so finden wir darin unter 
dem Namen Ü. orientalis mehrere Exemplare einer Pflanze, die mit der (€. orien- 
talis Linne’s allerdings gar keine Aehnlichkeit zeigt und sich kurz folgender- 
massen charakterisiren lässt: Stempel ein- bis wenigköpfig. Grundständige Blätter 
verkehrt-eiförmig, grob gezähnt, untere Stengelblätter unterbrochen gefiedert, 
mit eiförmigen, schwach buchtig gezähnten Abschnitten, obere fiederspaltig mit 


1) Spec. plant., ed. I, p. 913. 
2) Spec. plant., III, p. 2297. 
3) Spec. plant., III, p. 2299. 


10 August v. Hayek. 


breit linealeu, stumpfen, kurz stachelspitzen Lappen; oberste lanzettlich, stumpf, 
stachelspitzig. Köpfchen eikugelig, ziemlich gross, Hüllschuppen an der Spitze 
mit einem dreieckigen, beiderseits schmal herablaufenden, braunen, kämmig ge- 
fransten Anhängsel, die Fransen länger als die Breite des dunkeln Randes, die 
Endfranse schwach dornig. Blüthenfarbe nicht mehr deutlich erkennbar, wahr- 
scheinlich gelb. 

Ich kann diese Pflanze mit keiner der jetzt bekannten Centaurea-Arten 
identifieiren. Sie gehört in die Verwandtschaft der Centaurea scabiosa L. und 
dürfte am ehesten noch sich der von Ledebour?) als ©. scabiosa var. apiculata 
bezeichneten Pflanze nähern. Eines der in Willdenow’s Herbar enthaltenen 
Exemplare ist von Sprengel als „CO. Theiantha“ bezeichnet, es ist daher dieser 
Name als Synonym zu vorliegender Art und nicht zu Ü. orientalis zu ziehen. 


Hervorzuheben ist nun aber, dass die von Willdenow für (©. orientalis 
gehaltene Pflanze Punkt für Punkt mit der Beschreibung übereinstimmt, die 
Linne fil. von der (©. Tatarica gibt. Hier sind die Köpfchen wirklich (wenig- 
stens nach der Auffassung der damaligen Zeit) „omnino Centaureae Scabiosae*, 
die grundständigen Blätter sind „lato-lanceolata, indivisa“, die stengelständigen 
wirklich „pinnatifida, laciniis minime sublobatis“; und es kann keinem Zweifel 
unterliegen, dass wir hier dieselbe Pflanze vorliegen haben, die Linne fil. bei 
der Aufstellung seiner ©. Tatarica vor Augen hatte. 

Willdenow scheint demnach offenbar C. orientalis und ©. Tatarica mit 
einander verwechselt zu haben, und ist die Nomenclatur dieser Arten dahin richtig 
zu stellen, dass ©. Tatarica Willd. (1800) thatsächlich mit C. orientalis L. 
synonym ist, während C. Tatarica L. f. = (. orientalis Willd., non L. eine 
hiervon weit verschiedene Art darstellt. 


9, Centaurea alba L. In Italien, der südlichen Schweiz und im öster- 
reichischen Küstenlande findet sich häufig eine Centaurea-Art, welche die Autoren 
bald als ©. alba L., bald als ©. splendens L. bezeichnen. Diejenigen, welche 
den Namen (. alba vorziehen, stützen sich vor Allem auf die Angabe Linn&'s,?) 
dass die Hüllschuppen bei dieser Art „mucronatae“ seien, während sie bei C. 
splendens ausdrücklich als „obtusae“ bezeichnet werden; diejenigen aber, die den 
letzteren Namen anwenden, begründen dies damit, dass die Beschreibung der 
Blattform und die Verbreitungsangaben nur bei Linne’s C. splendens zu dieser 
Art passen. 

Welche von beiden Parteien recht hat, ist schwer zu entscheiden. 

Die Beschreibung von Linne&’s (C. splendens passt ganz vorzüglich auf 
eine dritte Pflanze, nämlich ©. margaritacea Ten., doch könnte von den von 
Linn& angeführten Standorten höchstens „Sibiria“, allerdings in etwas erwei- 
tertem Sinne, auf diese Art bezogen werden, während sich die Angaben „Helvetia, 
Hispania“ (?) und sämmtliche Synonyme auf die oben erwähnte Art, die man 
am zweckmässigsten als C. leucolepis DC. bezeichnet, beziehen. 


») Flora Rossica, II, p. 701. 
2) Spec. plant., ed. I, p. 914. 


Ueber einige Centaurea-Arten. 11 


Centaurea splendens L. stellt also eine Mischart vor, die aus C. marga- 
ritacea Ten. und C. leucolepis DC. zusammengesetzt ist. 

Was ist aber Centaurea alba L.? Um diesbezüglich zu einer Klärung zu 
kommen, müssen wir vor Allem die Beschreibung Linne@’s genau studiren. 


Linne sagt: „Centaurea (alba) calyeibus squamosis mucronatis, folüis 
pinnato dentalis. 

Jacea calyculis argenteis minor Tournef., Inst. 444. 

Jacea alba Tabern., Ic. 153. 

Stoebe calyculis argenteis minor Bauh., Pin. 273. 

Habitat in Hispania.“ 

Die Diagnose Linne’s würde nun allerdings auf (©. leucolepis DC. so 
ziemlich passen, wenn wir auch den Ausdruck „folia pinnato-dentata“ als zum, 
Mindesten nicht glücklich gewählt bezeichnen müssen. Die Citate aus Tourne- 
fort und Bauhin geben uns keine weiteren Aufschlüsse, die Abbildung 
Tabernaemontanus’ ist zu roh, um ein endgiltiges Urtheil fällen zu können, 
könnte aber ganz gut auf (©. leucolepis DC. bezogen werden. Viel wichtiger ist 
die Angabe: „Habitat in Hispania“, da es sehr zweifelhaft ist, ob ©. leucolepis 
DC. thatsächlich in Spanien vorkommt. Weitere Aufschlüsse finden wir jedoch 
bei Linne selbst. Er sagt nämlich weiter: „Caulis panieulatus, angulatus. 
Folia linearia, pinnato-dentata, acuminata: superiora tantum dentata; suprema 
linearia, simplicissima. Calyces terminales, ovati, parvi, sguamis membranaceis, 
lasis, mucronatis.“ 

Auch in der zweiten Ausgabe der „Species plantarum“* finden wir auf 
p- 1293 dieselben Bemerkungen, nur finden wir dort noch den Zusatz: „Affinis 
nimium jaceae“, und als letzte Eigenschaft der Hüllschuppen: „nivers“. 

Aus dieser ziemlich ausführlichen Beschreibung können wir entnehmen, 
dass Linne eine Pflanze vorliegen hatte, die einfach fiederspaltige untere und 
gezähnte obere Blätter, sowie weisse, trockenhäutige Hüllschuppen hatte und im 
Allgemeinen der Centaurea jacea L. nicht unähnlich sah. Diese Angaben allein 
beweisen uns schon, dass wir es mit einer anderen Pflanze zu thun haben, als 
mit der oben erwähnten C. leucolepis DC., denn diese hat doppelt fiederspaltige 
untere und einfach fiederspaltige obere Blätter, wie sie Linne auch seiner (©. 
splendens zuschreibt, und ist mit C©. jacea zwar nahe verwandt, hat aber habi- 
tuell doch wohl keine grosse Aehnlichkeit mit ihr. 

Einen weiteren Anhaltspunkt zur Klärung seiner Art gibt uns Linn& durch 
die Verbreitungsangabe „Spanien“. Nach Angabe der Autoren findet sich aller- 
dings in Spanien wie im ganzen Mediterrangebiet die (©. „splendens“ oder „alba“ 
vor, und auch Willkomm und Lange!) führen ausser dieser keine andere 
Oentaurea-Art, die in Betracht gezogen werden könnte, an. Zahlreiche von mir 
gesehene Exemplare haben mich jedoch überzeugt, dass die in Spanien vor- 
kommende Pflanze von der der Apenninen- und der Balkanhalbinsel verschieden 
ist. Die spanische Pflanze zeichnet sich durch geringere Verzweigung, verlängerte 


!) Prodr. Fl. Hisp., II, p. 166. 


12 August v. Hayek. 


Aeste und wenig getheilte Blätter aus und erinnert im Habitus schon weit mehr 
an (©. jacea L., respective einige mit letzterer nahe verwandter Arten, die ge- 
meiniglich als ©. amara bezeichnet werden, so z. B. ©. Gaudini B. R. Diese 
Pflanze stimmt auch in allen Punkten mit der Beschreibung, die Linne von 
der ©. alba gibt, überein, bis auf das eine Merkmal, dass nämlich die Hüll- 
schuppen der in Spanien vorkommenden Pflanze stets einen braunen Mittelfleck 
zeigen, also nicht „niveae* sind. Doch erwähnen Willkomm und Lange, dass 
in Spanien angeblich auch Formen mit schneeweissen Hüllschuppen vorkommen 
sollen, obwohl sie selbst solche nicht gesehen haben. Es wäre nun wohl nicht 
unmöglich, dass Linn& zufällig ein solches Exemplar mit weisser Hülle erhalten 
und nach diesem die Beschreibung entworfen hätte, da es ja nach dem eben 
Gesagten nicht unwahrscheinlich scheint, dass er unter Centaurea alba diese in 
Spanien verbreitete, von den neueren Autoren nicht von ©. leucolepis DC. unter- 
schiedene Art gemeint hatte. 

Zur Gewissheit wurde mir diese Vermuthung jedoch, als ich durch die 
Freundlichkeit des Herrn Dagan-Jackson, Secretärs der Linnean Society in 
London, eine Photographie des Original-Exemplares der Centaurea alba aus 
Linne’s Herbar erhielt. Dieses Bild stellt eine Pflanze dar, die mit (©. leu- 
colepis DC. gar keine Aehnlichkeit hat, wohl aber mit der in Spanien verbrei- 
teten C. alba Willk. et Lge. die grösste Uebereinstimmung zeigt. So weit sich 
aus der photographischen Reproduction entnehmen lässt, sind die Hüllkelche an 
dieser Pflanze auch nicht schneeweiss, sondern dunkler gefärbt, so dass das einzige 
Merkmal, das gegen die Identifieirung beider Pflanzen sprechen würde, hinfällig 
wird. Wir werden also in Hinkunft die spanische ©. splendens, welche von 
Bourgeau in seinen „Plantes d’Espagne, 1863* unter Nr. 2526 ausgegeben 
worden ist, als Centaurea alba L. zu bezeichnen haben, während die Pflanze 
Italiens und Istriens C. leucolepis DC. zu heissen hat, der Name (©. splendens L. 
endlich, wenn man ihn nicht gänzlich fallen lassen will, nur auf ©. margaritacea 
Ten. Anwendung finden kann. 

3. Centaurea Fischeri Willd. Aus der Verwandtschaft der Centaurea 
montana L. wurden von Willdenow eine Anzahl neuer Arten beschrieben, die 
zum Theile von den neueren Autoren nicht richtig gedeutet worden sind. Zu 
diesen Arten gehört auch die Centaurea Fischeri Willd., Enum. plant. Hort. reg. 
Berol., Suppl., p. 61 (1873), welche meist für identisch mit C. awillarıs Willd. 
gehalten wird. Zur Verbreitung dieser Ansicht hat vor Allem Brittinger viel 
beigetragen, welcher die bei Steyr vorkommende (©. axillaris Willd. in zahlreichen 
Exemplaren unter dem Namen C. Fischeri versandt hat. 

Willdenow’s a.a. O. gegebene Beschreibung ist allerdings wenig geeignet, 
zur richtigen Deutung der Art beizutragen, doch gibt er in dem wenige Jahre 
später erschienenen Werke „Hortus Berolinensis“ eine so treffliche Abbildung 
dieser Pflanze, dass man sofort erkennen kann, dass (©. Fischeri eine sowohl von 
C. montana L. als von C. axillaris Willd. verschiedene Art darstellt. In Willde- 
now’s Herbar finden wir ©. Fischeri unter dem Namen (©. chlorantha eingereiht, 
doch trägt ein Exemplar auch die Bezeichnung €. Fischeri. Diese Pflanze zeichnet 


Ueber einige Oentaurea-Arten. 13 


sich durch grosse, spinnwebig behaarte, lanzettliche, kurz herablaufende Blätter 
und breit schwarzrandige, lang schneeweiss gefranste Anhängsel aus und stellt 
genau dieselbe Pflanze dar, wie die aus dem Caucasus stammende Centaurea 
„montana“, wie ich sie in zahlreichen Herbaren gesehen habe. Von C. montana 
unterscheidet sich diese Pflanze durch den breiteren schwarzen Rand der Hüll- 
schuppen, weisse und bedeutend längere Fransen derselben und schmälere Blätter, 
von ©. awillaris Willd. und deren Verwandten hinwieder durch die spinnwebig- 
flockigen, nicht filzigen, längeren und grösseren, breiter herablaufenden Blätter und 
den ebenfalls breiteren Rand der Hüllschuppen. ©. Fischeri Willd. dürfte die sie 
im Caucasus vertretende Parallelform der C. montana der Alpen und der ©. mollis 
der Karpathen darstellen. Von ihr nur durch die blassgelben Blüthen zu unter- 
scheiden ist ©. ochroleuca Willd., welche De Candolle ganz überflüssiger Weise 
in albida umgetauft hat. Ob diese letztere eine von C. Fischeri specifisch ver-' 
schiedene Pflanze oder nur eine Farbenspielart derselben ist, könnte wohl nur 
durch Beobachtung der Pflanze an ihrem Standorte entschieden werden. 


4. Centaurea atrata Willd. Eine weitere, den heutigen Phytographen 
unbekannte Pflanze ist auch die von Willdenow in den „Species plantarum“, 
III, p. 2290 beschriebene Centaurea atrata. Allerdings trifft hier Willdenow 
selbst die Schuld, da er, wie bei fast allen von ihm gegebenen Beschreibungen 
von Centaurea-Arten, das Hauptgewicht auf die Blattform legte und die Be- 
schaffenheit des Hüllkelches nur nebenbei erwähnte. 


Wir finden über Centaurea atrata folgende Angaben: 


„Centaurea calycibus serratis sphacelatis folüis sessilibus glabris dentatis. 
COyanus orientalis folio virescente dentato flore magno Tournef., Cor. 31. 
Habitat in Armenva. 

Caulis digitalis vel spithameus. Folia sesquipollicaria amguste lanceo- 
lata remote dentata fere Erysimi repandi, sessilia nec decurrentia viridia glabra, 
iuniora margine lanuginosa. Calycis squamae atrae dentibus miveis. Corollae 
ceoeruleae. Similis C. montanae sed folia tantum sessilia dentata. W.“ 


Diese Beschreibung ist nun allerdings nicht in allen Punkten mit Willde- 
now’s Original-Exemplar in dessen Herbar übereinstimmend, vor Allem sind die 
Blätter nicht grün, sondern mehr minder graufilzig. Nichtsdestoweniger kann 
man erkennen, dass das allerdings recht schlecht präparirte Herbar-Exemplar 
ihm zum Vorbild der obigen Beschreibung gedient hat, da kleine Einzelheiten, 
wie Grösse, Blattform ete., aufs Genaueste übereinstimmen. Die Vaterlandsangabe 
„Armenia“, die Angabe „Calyeis squamae atrae dentibus niveis. Corollae coerw- 
leae. Similis C. montanae ...* schliessen jeden Zweifel aus, dass Willdenow’s 
©. atrata mit Centaurea cana Sm., welche sich unter dem Namen (. atrata in 
seinem Herbare findet, identisch ist. 


14 Vietor Apfelbeck. 


Drei neue Höhlenkäfer aus Bosnien. 
Von 


Vietor Apfelbeck, 


Custos am k. k. Landesmuseum in Sarajevo. 


(Eingelaufen am 20. December 1900.) 


1. Pholeuonopsis nov. gen. [go4Edov (Pholeuon), @ı (Aussehen).] 

Augen fehlend; Kopf viel schmäler als der Halsschild, dieser deutlich 
schmäler als die Basis der Flügeldecken, Hinterecken des Halsschildes die Schultern 
freilassend. Beine mässig lang, die Vorderschenkel nicht vollständig unter dem 
Halsschilde einlegbar. Fühler kurz, verhältnissmässig kräftig und theilweise 
verdickt. Flügeldeckennaht bis gegen die Spitze vertieft, Nahtstreifen fehlend; 
Flügeldecken das Pygidium überragend, an der Spitze einzeln abgerundet. 

Der Gattung Pholeuon infolge des kleinen Kopfes, des kurzen ersten 
Fühlergliedes und des bei directer Ansicht von oben bis weit gegen die Spitze 
sichtbaren Seitenrandes der Flügeldecken nahestehend, durch den breiten, queren 
Halsschild, welcher zwar deutlich, aber nur wenig schmäler ist als die Flügel- 
decken, die kürzeren Beine und kurzen, kräftigen, theilweise verdickten Fühler 
wesentlich differirend. Durch die letzteren drei Merkmale nähert sich die neue 
Gattung Pholeuonopsis zum Theile der Gattung Bathyscia. 


Pholeuonopsis Ganglbaueri novV. spec. 

Röthlich-gelbbraun, ziemlich kurz und nicht sehr dicht, etwas abstehend 
behaart, flach gewölbt. Kopf viel schmäler als der Halsschild, bis zum Vorder- 
rande des Clypeus beiläufig so lang als hinten breit, ziemlich dicht, fein und 
seicht punktirt, im Grunde fein chagrinirt. Halsschild breiter als lang, wenig, 
aber deutlich schmäler als die Flügeldecken an der Basis, der Vorderrand zwei- 
buchtig (vor den Vorderwinkeln eingezogen), die Vorderecken breit verrundet, bis 
über das erste Drittel der Länge ausgebaucht, dann zur Basis leicht ausgeschweift 
verengt, die Hinterecken scharf spitzwinkelig und etwas nach aussen gerichtet, 
wodurch die grösste Breite des Halsschildes an der Basis entsteht, ziemlich flach, 
die Seiten vollständig gerandet, von der Mitte an durch eine seichte Längsfurche 
abgesetzt und geschwungen, äusserst fein und dicht punktirt. Flügeldecken 
länglich-eiförmig, beiläufig doppelt so lang als breit, in der Mitte am breitesten, 
nach vorne und hinten allmälig und wenig verengt, dicht und kräftig punktirt, 
mit obtusen, stumpfwinkeligen Schultern, fein gerandet, der Seitenrand nicht 
aufgebogen. Fühler kurz und verhältnissmässig dick, beiläufig nur halb so lang 
als der Körper, das erste Glied kurz und dick, kaum länger als breit, das zweite 
fast doppelt so lang als das erste und um die Hälfte länger als das dritte, das 
7.,9., 10. und 11. vergrössert und gegen die Spitze stark verdickt, das achte sehr 
klein, rundlich, halb so gross als das erste. Vordertarsen viergliedrig (9?). Der 
Mesosternalkiel vorne zahnförmig erhoben. — Länge 3°5 mm. 


Drei neue Höhlenkäfer aus Bosnien. 15 


Von Herrn Ingenieur Neumann in einer kleinen Höhle bei Olovo (Süd- 
bosnien) in einem Exemplare aufgefunden und dem Landesmuseum in Sarajevo 
in zuvorkommendster Weise als Geschenk überlassen. 

Meinem lieben Freunde und Collegen Herrn Custos L. Ganglbauer 
gewidmet. 

2. Antroherpon stenocephalum novV. Spec. 

Infolge des im hinteren Drittel sehr stark und ringsum eingeschnürten 
Halsschildes mit A. Hoermanni und pygmaeum verwandt, von allen Antro- 
herpon-Arten durch den langen Kopf, welcher länger als der Halsschild ist, und 
kürzeren, mitunter stumpfen Mesosternalfortsatz, von A. Hoermanni ausserdem 
noch durch die geringe Grösse und im Ganzen schmälere Gestalt, von A. pyg- 
maeum, dem es am nächsten steht, noch durch die schräg niederliegende, viel 
dichtere und kürzere Behaarung und viel feinere und dichtere Punktirung der 
Flügeldecken, längeren, vorne vor der Einschnürung wesentlich schmäleren Hals- 
schild leicht zu unterscheiden. 

Kopf im Grunde fein chagrinirt und mit einzelnen feinen, zerstreuten 
Punkten versehen, zwischen den Fühlerwurzeln mit einer seichten, mulden- 
förmigen Vertiefung, lang gestreckt, etwas länger und etwas breiter als der Hals- 
schild, vorne am breitesten, nach hinten allmälig und leicht verschmälert. Hals- 
schild fein chagrinirt, lang gestreckt, fast dreimal so lang als vorne breit, am 
Beginne des hinteren Drittels ringsum eingeschnürt. Flügeldecken mässig dicht 
und fein punktirt, mit kurzer, schräg niederliegender Behaarung. Fühler den 
Körper überragend, das zweite Glied etwas kürzer als das erste, das dritte fast 
2!/,mal so lang als das zweite und fast um die Hälfte länger als das vierte, die 
übrigen (5—11) an Länge wenig verschieden, das 7., 9. und 10. an der Spitze 
verdickt. Mesosternum zwischen den Mittelhüften in eine kurze, mitunter stumpfe 
Spitze ausgezogen.') — Länge 4°5—5 mm. 

In den Höhlen bei Olovo (Südbosnien). 

3. Bathyscia (s. str.) Neumanni nov. Spec. 

Erstes Fühlerglied eirca um !/, kürzer als das zweite, Flügeldecken ohne 
Nahtstreifen, schwach querrissig, Seitenrand des Halsschildes bei seitlicher An- 
sicht fast geradlinig, Mesosternalkiel vorne hoch erhoben, fast senkrecht zum 
Mesosternum abfallend und nicht über das Metasternum verlängert. 

Mit Bathyscia narentina und Dorotkana verwandt, von beiden durch 
flacheren, schmäleren, mehr gleichbreiten Körperbau, anders geformte Flügel- 
decken, den deutlich abgesetzten, etwas aufgebogenen Seitenrand derselben, längere 
Behaarung, von B. narentina ausserdem noch durch geringere Grösse, viel un- 
deutlicher querrissige Sculptur der Flügeldecken, von B. Dorotkana hingegen 
durch bedeutendere Grösse und dickere Fühler, namentlich dickere, gedrungenere 
äussere Glieder derselben wesentlich differirend. 


ı) Bei den übrigen bekannten Antroherpon-Arten ist das Mesosternum zwischen den Mittel- 
hüften nach hinten in einen + langen dornartigen Fortsatz verlängert. Bei A. pygmaeum reicht dieser 
Fortsatz fast bis zur Mitte der Mittelhüften, während er bei A. ceylindricolle bis zu zwei Dritteln 
und bei A. Hoermanni und Ganglbaueri fast bis zur Spitze der Mittelhüften reicht, 


16 Vietor Apfelbeck. Drei neue Höhlenkäfer aus Bosnien. 


Die Flügeldecken sind nicht wie bei den beiden verglichenen Arten von 
der Basis gegen die Spitze allmälig und stark verengt, sondern vor der Mitte 
am breitesten und zur Spitze und Basis allmälig und schwach verengt, wo- 
durch die Flügeldecken eine ganz andere, + gleichbreite Gestalt zeigen. 

Vordertarsen des 5’, namentlich Glied 1 und 2, mässig, aber deutlich 
erweitert. — Länge 2'5 mm. 

In einer kleinen Höhle bei Podromanja (Südost-Bosnien) von Herrn Inge- 
nieur Neumann in mehreren Exemplaren aufgefunden. 


Beitrag zur Kenntniss der Höhlensilphiden. 


Von 


stud. phil. Jos. Müller 


in Graz. 
(Mit Tafel I.) 


(Eingelaufen am 4. Jänner 1901.) 


Vor Allem gebe ich die Beschreibung einer neuen Gattung, die im Sep- 
tember 1900 von mir und meinem Freunde Peter Novak in dalmatinischen 
Höhlen entdeckt wurde: 

Spelaeobates nov. gen. 

Caput prothorace haud vel vix angustius; antennae in ultima terlia parte 
capitis insertae. 

Prothorax lateribus marginatus; prosternum dimidio postico longitudi- 
naliter carinatum, margine posteriore in medio haud inciso. 

Mesothorax episternis cum epimeris in unum confusis, a mesosterno 
dimidio postico sutura separatis; mesosternum carina longitudinali instructum, 
processu intercoxzali marginem anteriorem metasterni haud attingente. 

Femora media et postica basin versus sat fortiter, ad apicem minus evi- 
denter dilatata, in media parte attenuata; tarsi antiei in mare et femina 
4-artieulati. 

Der Kopf augenlos, gestreckt, ungefähr von der Breite des Halsschildes. 
Die Insertionsstellen der Fühler befinden sich im hinteren Drittel des Kopfes; 
vor denselben ist die Stirne seitlich durch zwei nach vorne divergirende, die 
innere Basalecke der Mandibeln erreichende Nahtlinien abgegrenzt. Die Fühler- 
gruben sind wohl entwickelt und innen und hinten durch eine scharfe Kante 
begrenzt, die knapp an der Innenseite der Fühlerwurzeln verläuft und sich nach 
vorne in die die Stirne seitlich einschliessende Nahtlinie verflacht (Taf. I, Fig. 1). 
Der Clypeus wird von der Stirne durch eine Naht getrennt, die zwischen den 
Wurzeln der Mandibeln gelegen ist und einen nach vorne concaven Bogen bildet. 


Beitrag zur Kenntniss der Höhlensilphiden. 17 


Die Unterseite des Kopfes ist auf der hinteren Hälfte quer eingedrückt, die 
Kehlnähte convergiren von der Basis des Kopfes gegen die Mitte, wo sie einander 
am meisten genähert sind. — Die ersten zwei Fühlerglieder sind ungefähr gleich 
lang und gleich diek, dicker und kürzer als die darauffolgenden; das siebente, 
neunte und zehnte Glied sind an der Spitze mehr oder minder stark knotig ver- 
diekt. — Die Mundtheile (Taf. I, Fig. 2—5) sind im Wesentlichen wie bei 
Leptoderus, Astagobius und Propus, die ich diesbezüglich untersuchen konnte, 
gebaut. Die quere Oberlippe ist am Vorderrande seicht ausgebuchtet, an ihren 
freien Rändern von einem Hautsaume umgeben. Dieser Hautsaum ist vorne am 
breitesten und winkelig eingeschnitten, an den Seiten der Oberlippe viel schmäler 
und setzt sich eine Strecke weit nach hinten am Seitenrande des Clypeus fort. 
Auf der Oberlippe selbst befindet sich eine Reihe von langen Borsten, die in 
einer nach vorne eoncaven Bogenlinie angeordnet sind; ausserdem finden wir eine 
Anzahl von kürzeren Borsten. Die Mandibeln sind an der Spitze mit zwei ziem- 
lich starken, nach innen gerichteten Zähnen bewaffnet, zwischen welchen zwei 
oder drei viel kleinere Zähnehen angedeutet sind; am Innenrande sind sie aus- 
geschnitten und auf der vorderen Hälfte dicht bewimpert, auf der hinteren 
Hälfte mit einem Hautsaum versehen; der Basalrand ist mehrfach gelappt und 
eingeschnitten. Die Innenlade der Maxillen besitzt am Innenrande einen Haut- 
saum, der in der apicalen Hälfte bewimpert ist; dicht oberhalb der Wimpern 
befinden sich einige sehr schmale, nach innen gerichtete Zähnchen. Die Aussen- 
lade der Maxillen überragt die Innenlade ziemlich weit und ist im vorderen 
Theile sehr fein und dicht büschelförmig behaart. Die Maxillartaster sind wenig 
länger als die Aussenlade der Maxillen; ihr erstes Glied sehr klein, das zweite 
schlank und gekrümmt, das dritte gegen die Spitze keulig verdickt, das vierte 
konisch zugespitzt. Das Kinn ist trapezförmig, die häutige Zunge am Vorder- 
rande winkelig eingeschnitten und dadurch zweilappig; die Ränder dieses Ein- 
schnittes sind aussen schmal, gegen die Mitte breit, sehr dicht behaart, so dass 
die betreffende Stelle dunkel gefärbt erscheint. Die Lippentaster sind ziemlich 
kurz und umgeben seitlich die häutige Zunge. 

Halsschild mässig gewölbt, an den Seiten vollständig gerandet. Schildchen 
breit, quer dreieckig, jedoch oft vom Hinterrande des Halsschildes grösstentheils 
überdeckt. Die Flügeldecken das Pygidium mehr oder minder freilassend. 

Der grösste Theil der Länge des Prosternums wird von den Vorderhüften 
eingenommen, so dass der vor und hinter denselben befindliche Theil des Pro- 
sternums viel kürzer als der grösste Querdurchmesser der Vorderhüften ist. Das 
Prosternum ist auf der hinteren Hälfte scharf gekielt, am Hinterrande in der 
Mitte ohne Einschnitt. Die Mittelbrust besitzt am Vorderrande eine durch eine 
Ringkante abgesetzte, nicht sehr schmale Partie, die in den Basaltheil des Hals- 
schildes hineinpasst. Das Mesosternum ist von einem medianen Längskiel durch- 
zogen; die Epimeren sind mit den Episternen vollständig ver- 
schmolzen, vom Mesosternum durch eine hinten deutliche, in der vorderen 
Hälfte erlöschende Naht getrennt, die vom Aussenrande der mittleren Hüfthöhlen 
fast gegen die Mitte des Vorderrandes der Mittelbrust gerichtet ist; dadurch 

Z. B. Ges. Bd. LI, 2 


18 Jos. Müller. 


erscheint das Mesosternum auf ein annähernd dreieckiges, verhältnissmässig kleines, 
in der Mittellinie gekieltes Feld redueirt (Taf. I, Fig. 6). Der Intereoxalfortsatz 
des Mesosternums ist spitzig nach hinten ausgezogen, erreicht aber den Vorder- 
rand des Metasternums nicht. 

Die Vorderschenkel gerade, ziemlich breit und mässig lang, gegen ihre 
Basis schwach verdickt. Die Mittelschenkel sind länger, an der Basis am breite- 
sten, gegen die Mitte verschmälert, an der Spitze wieder schwach verdickt. Die 
Hinterschenkel ähnlich den Mittelschenkeln gebaut, nur sind sie noch länger, 
gegen die Mitte stärker verschmälert, gegen die Spitze deutlicher verdickt; ent- 
sprechend der Körperwölbung sind sie nach aufwärts gekrümmt. Die Vorder- 
schienen sind nach aussen gebogen, die Mittel- und Hinterschienen ziemlich 
gerade. Die Vordertarsen in beiden Geschlechtern nur viergliedrig, 
beim g' einfach oder etwas erweitert; die Mittel- und Hintertarsen fünfgliedrig. 

Die chitinösen Theile der männlichen Copulationsorgane erscheinen bei 
Betrachtung von oben bilateral symmetrisch, bei seitlicher Ansicht nach unten 
gekrümmt. Der Penis besteht aus einem im basalen Theile schwächer chitini- 
sirten und bei seitlicher Betrachtung schräg abgestutzten Chitinrohr, welches den 
Ductus ejaculatorius enthält. Die sogenannten Parameren!) sind zwei lang- 
gestreckte paarige Stücke an den Seiten des Penis; in ihrem basalen Theile sind 
sie sehr stark erweitert und ventral mit einander verschmolzen, während sie auf 
der dorsalen Seite zwar einander sehr genähert, jedoch nicht direct verbunden 
sind. Auf diese Weise bilden die Parameren an ihrer Basis einen fast geschlossenen, 
kragenartigen Ring, der den Penis umgibt, jedoch keineswegs mit demselben fest 
verbunden ist (Taf. I, Fig. 7 und 9). 


Die Gattung Spelaeobates gehört wegen des schmalen Halsschildes, der 
ungefähr so breit als der Kopf ist, in die Nähe von Antroherpon, Leptoderus, 
Astagobius, Propus und Protobracharthron, und zwar steht sie der Gattung 
Propus am nächsten. Von allen diesen Gattungen unterscheidet sie sich haupt- 
sächlich durch die in beiden Geschlechtern nur viergliedrigen Vordertarsen und 
den Bau der Pleuraltheile der Mittelbrust; ausserdem lässt sie sich von den 
einzelnen eben angeführten Gattungen noch durch eine Anzahl von Merkmalen 
unterscheiden, die aus der Beschreibung ersichtlich sind. Charakteristisch ist 
auch die verhältnissmässig geringe Grösse der beiden mir bisher bekannt ge- 
wordenen Spelaeobates-Arten,; sie werden höchstens 28mm lang. Die nächst 
verwandten Gattungen umfassen dagegen Arten von 4°5—7 mm Länge. 

In Bezug auf die Pleuraltheile der Mittelbrust möchte ich noch Folgendes 
erwähnen. Ganglbauer?) sagt, dass bei den Silphiden „die Epimeren der 
Mittelbrust®?) stets deutlich von den Episternen gesondert sind“. Die Gattung 


ı) Vergl. ©. Verhoeff, „Vergleichende Untersuchungen über die Abdominalsegmente und 
die Copulationsorgane der männlichen Coleoptera“ in der Deutschen Entom. Zeitschr., 1893, 8. 113—170. 

2) Die Käfer von Mitteleuropa, Bd. III, S. 69. 

®) Ganglbauer spricht zwar an dieser Stelle von den Episternen und Epimeren der „Hinter- 
brust“; dies ist aber sicher ein Schreibfehler, es sind hier die Episternen und Epimeren der Mittel- 
brust gemeint. 


Beitrag zur Kenntniss der Höhlensilphiden. 19 


Spelaeobates zeigt uns. aber, dass dies nicht vollkommen richtig ist, denn bei 
ihr sind die Epimeren der Mittelbrust mit den Episternen vollständig verschmolzen. 
In dieser Hinsicht bildet aber Spelaeobates nicht die einzige Ausnahme; denn 
auch bei Apholeuonus nudus ist die die Epimeren der Mittelbrust von den Epi- 
sternen trennende Naht fast spurlos verschwunden. 

Spelaeobates Novaki nov. spec. (Taf. I, Fig. 1—7.) 

Brunneo-flavescens, supra pilis subdepressis dense vestitus; subtus solum- 
modo metathorace abdomineque pilosis; capite latitudine sua fere duplo longiore, 
dimidio basali confertissime punctulato, pone frontem subdepresso; prothorace 
latitudine sua sesqui longiore, viw perspicue dense punctulato, ante medium 
modice rotundato-ampliato, basin versus angustato et leviter emargınato ; elytris 
subovatis, sat dense punctulatis; carina mesosternali haud dentata. 

d. Tarsorum anticorum articeulo primo delatato. 

Long. 25—2'8 mm. 

Patria: Dalmatia, Isola grossa, Eso. 

Braungelb, die Stirne, der Scheitel, der Halsschild und die Hinterbrust 
ziemlich kurz und mässig dicht, die Flügeldecken und das Abdomen etwas länger 
und dichter, schräg niederliegend behaart. Die ganze Oberseite im Grunde 
mikroskopisch chagrinirt, ausserdem mehr oder minder dicht punktirt; die Unter- 
seite grösstentheils dicht genetzt. Der Kopf etwa zweimal so lang als breit, vorne 
ziemlich spärlich, auf der hinteren Hälfte äusserst dicht und fein punktirt, zwischen 
den Fühlerwurzeln sehr schwach eingedrückt. Die Kehlnähte sind nur auf der 
hinteren Hälfte des Kopfes deutlich sichtbar. Die Fühler sind kürzer als der Körper, 
ziemlich dicht abstehend behaart, ausserdem, hauptsächlich an den Endgliedern, 
mit längeren Haaren besetzt; die ersten zwei Glieder sind ziemlich 
gleich lang und dick, die zunächst folgenden länger und schmäler; das 
dritte Glied viel länger als das vierte, das achte einfach, erheblich kürzer als 
die folgenden, das 7., 9. und 10. Glied an der Spitze ziemlich stark knotig ver- 
diekt; das Endglied vor der Spitze nur schwach verdickt, jedoch durchschnittlich 
breiter als die vorhergehenden Glieder. Die Maxillartaster (Taf. I, Fig. 4) die 
Aussenlade der Maxillen nur wenig überragend; das erste Glied etwa so lang als 
breit, das zweite viel länger, das dritte so lang als das zweite, das vierte erheblich 
kürzer. Das erste Glied der Labialtaster (Taf. I, Fig. 5) 1!/amal so lang als breit, 
das zweite kürzer und etwas schmäler, das Endglied länger, aber noch schmäler 
als das zweite. Der Halsschild 1!/;mal so lang als breit, kürzer als der Kopf, 
noch feiner als der hintere Theil des letzteren, kaum sichtbar punktirt; seitlich 
im vorderen Drittel mässig stark gerundet erweitert, nach hinten schwach 
ausgeschweift verengt. Die Flügeldecken in der Mitte fast 2!/,mal so breit 
als der Halsschild, daselbst mässig gerundet, gegen die Basis und Spitze in sehr 
flachem Bogen verengt, an der Spitze einzeln abgerundet und das Pygidium 
nicht vollständig bedeekend; die Epipleuren durch eine sehr feine Linie abgesetzt. 
Die Punktirung der Flügeldecken deutlich stärker und weitläufiger als die des 
Halsschildes und schon bei mässig starker Lupenvergrösserung sichtbar. Die 
den vorderen Theil der Mittelbrust absetzende feine Kante verläuft auf der 

2*+ 


20 Jos. Müller. 


Unterseite dem Vorderrande der Mittelbrust der ganzen Länge nach, auch 
in der Mitte, ziemlich parallel (Taf. I, Fig. 6). Der Mesosternalkiel ist 
ungezähnt. Die Beine sind sehr fein behaart. Das erste Glied der Vorder- 
tarsen ist beim 5 erweitert (Taf. I, Fig. 1); es erreicht ungefähr die 
doppelte Breite der folgenden Glieder, während es beim @ nur so breit als das 
zweite und dritte Glied ist. Der Penis ist dort, wo er von den Parameren ring- 
förmig umfasst wird, von unten her eingeknickt, von dieser Stelle bis zur 
Spitze fast: gerade; von oben gesehen (Taf. I, Fig. 7) erscheint er an der Basis 
am breitesten, gegen die Spitze ganz allmälig verschmälert. 

Bis jetzt sind mir zwei Fundorte dieser Art bekannt: die erst vor einigen 
Jahren bekannt gewordene, sehr grosse Höhle „Strasna pedina“ auf der „Isola 
grossa“ und eine kleinere Höhle bei „Eso piecolo“* auf der Insel „Eso*. Beide 
Inseln befinden sich in Nord-Dalmatien. 


Speleobates pharensis nov. Spet. 

Similis Sp. Novaki; differt capite, prothorace elytrisque latioribus; carina 
mesosternali ante coxas medias processu dentiformi retroverso armata; tarsis 
antieis in mare haud dilatatis. — Long. 26—2'8 mm. 

Patria: Dalmatia, Insula Pharia (= Lesina). 

Der vorigen Art sehr ähnlich, jedoch durch folgende Merkmale ver- 
schieden. Die Körperform im Allgemeinen robuster; der Kopf, der Halsschild 
und die Flügeldecken merklich breiter, die Schenkel etwas dicker. Die apicale 
Verdickung des 7., 9. und 10. Fühlergliedes etwas schwächer, das Endglied fast 
der ganzen Länge nach so breit als die verdickte Spitze der vorletzten Glieder. 
Die den vorderen Theil der Mittelbrust absetzende feine Kante ist auf der Unter- 
seite dem Vorderrande der Mittelbrust parallel bis auf die Mitte, wo sie nach 
hinten spitzig ausgezogen ist. Der Mesosternalkiel ist erheblich 
stärker entwickelt als bei der vorigen Art und bricht knapp vor den 
Mittelhüften plötzlich ab, so dass er bei seitlicher Ansicht als ein 
sehr breiter, nach hinten gerichteter, zahnartiger Vorsprung er- 
scheint. Der Intercoxalfortsatz des Mesosternums ist etwas kürzer als bei Sp. 
Novaki. Die Vordertarsen sind bei beiden Geschlechtern nicht er- 
weitert. Der Penis ist ziemlich gleichmässig nach unten gebogen; 
die Stelle der stärksten Krümmung befindet sich ungefähr in der Mitte. Von 
oben gesehen (Taf. I, Fig. 9) erscheint der Penis an der Spitze etwas erweitert. 
Die Parameren sind etwas anders gestaltet als bei der vorigen Art, was aus den 
Fig. 7 und 9 ersichtlich ist. 

In einer kleinen, eine halbe Stunde nördlich von Lesina gelegenen Höhle 
nit faulendem Fleisch geködert. Ebenda auch die Bathyscia Lesinae Reitt. 


Nun möchte ich Einiges über den äusseren Bau der Höhlensilphiden und 
deren verwandtschaftliche Beziehungen zu den freilebenden Formen erwähnen. 
Die Höhlensilphiden bilden eine natürliche Gruppe, deren Repräsentanten 
zwar durch secundäre Anpassungen sehr verschiedenartig und einige sehr merk- 


Beitrag zur Kenntniss der Höhlensilphiden. 21 


würdig gestaltet sind, aber bei genauer vergleichender Betrachtung ihrer Organi- 
sation auf das Deutlichste erkennen lassen, dass sie sämmtlich von einer oder 
von wenigen, dann aber entschieden sehr nahe verwandten, freilebenden Formen 
abstammen. Die Anpassung dieser Vorfahren der heutigen Höhlensilvhiden an 
die unterirdische Lebensweise hat wohl sicher an verschiedenen Stellen separat 
stattgefunden. Manche derselben haben sich mehr, andere dagegen weniger an 
das Höhlenleben angepasst, und dadurch erklärt sich die Verschiedenheit der ein- 
zelnen zu der in Rede stehenden Gruppe gehörigen Formen. Ob nun die an das 
Höhlenleben am wenigsten accommodirten Formen etwa erst seit verhältnissmässig 
kürzerer Zeit in unterirdische Räume gerathen sind und deshalb in ihrem Bau 
noch wenig verändert wurden, oder ob dieselben auch so lange wie die an die 
unterirdische Lebensweise am besten angepassten Formen ihr Dasein in Höhlen 
zugebracht haben, aber aus anderen Gründen wenig modifieirt wurden, das ist 
nicht so leicht zu beantworten. Vielleicht ist bei einigen Formen das erstere, 
bei anderen das letztere der Fall gewesen. 

Als die am wenigsten an das Höhlenleben accommodirten Formen sind 
jedenfalls die Bathyscien anzusehen. Diese sind noch jetzt lebenden Silphiden 
ziemlich nahe verwandt, wobei in erster Linie einige Gattungen der Cholevint 
(im Sinne von Ganglbauer) in Betracht zu ziehen sind. Eine Eigenschaft, die 
wir sowohl bei den Höhlensilphiden als auch bei den Cholevini ganz allgemein 
vorfinden, ist die schwache Entwicklung des achten Fühlergliedes im 
Verhältniss zu den einschliessenden Gliedern. Das achte Fühlerglied ist stets 
kürzer und schmäler als das 7., 9. und 10; oder wenn es eine ansehnlichere 
Länge erlangt, so ist es doch wenigstens ziemlich schmal, während die ein- 
schliessenden Glieder irgendwie verdickt sind. 


Auch die Randkante des Scheitels, die wir bei den Cholevini wohl ausge- 
bildet antreffen und wodurch bei dieser Gruppe ein enger Anschluss des Kopfes 
an den Vorderrand des Halsschildes ermöglicht wird, fehlt bei den Höhlen- 
silphiden nicht gänzlich; ich habe bei Bathyscia bosnica, B. Khevenhuelleri und 
sogar bei Troglophyes Govoyi einen deutlichen Rest der Scheitelrandkante beob- 
achtet und bin überzeugt, dass sich ein solcher auch bei anderen Formen vor- 
finden wird.!) Wir sehen also, dass in dieser Beziehung die Höhlensilphiden von 
den Cholevini nur graduell abweichen. 


Wenn die Randkante des Scheitels bei den Höhlensilphiden nur noch rudi- 
mentär erhalten ist oder gänzlich verschwindet und daher ein enger Anschluss 
des Kopfes an den Vorderrand des Halsschildes fehlt, so hängt das wohl innig 
zusammen mit der unterirdischen Lebensweise dieser Thiere. An Stelle der ver- 
loren gegangenen Augen sind andere Sinne geschärft worden, und zwar haupt- 
sächlich der Tastsinn. Mit der grösseren Ausbildung des Tastsinnes geht aber 
Hand in Hand die Vervollkommnung der Beweglichkeit der einzelnen 
Körpertheile; dadurch wird das Tasten jedenfalls erleichtert. Dieses Bedürfniss 


!) Diese rudimentäre Randkante ist nur dann deutlich sichtbar, wenn man den Kopf aus 
dem Halsschilde etwas herauszieht. 


22 Jos. Müller. 


einer möglichst freien Beweglichkeit der einzelnen Körpertheile hat nun bei den 
Höhlensilphiden die Rückbildung der Scheitelrandkante herbeigeführt, wodurch 
der enge Anschluss des Kopfes an den Vorderrand des Halsschildes aufgehoben 
und die Beweglichkeit des Kopfes nicht unbedeutend befördert worden ist. 


Analoge, ebenfalls durch die Vervollkommnung des Tastsinnes und das da- 
mit zusammenhängende erhöhte Beweglichkeitsbedürfniss herbeigeführte Modifi- 
cationen haben sich auch am Halsschilde vollzogen. Während der Halsschild 
einer Bathyseia noch mit sehr breiter Basis sich an die Mittelbrust und die 
Flügeldecken anschliesst, sehen wir, dass er sich bei anderen Formen der Höhlen- 
silphiden allmälig in die Länge streckt, wobei der an die Mittelbrust angrenzende 
basale Theil immer schmäler und schmäler wird; schliesslich gelangen wir so zu 
der Halsschildform eines Leptoderus, eines Antroherpon. Dadurch, dass die 
Breite der Ansatzstelle des Halsschildes an die Mittelbrust abnimmt, wird die 
Beweglichkeit desselben entsprechend grösser. Bei Antroherpon wird die Beweg- 
lichkeit des Halsschildes ausserdem noch dadurch erhöht, dass die Mittelbrust 
vorne eine halsartig abgesetzte Verlängerung besitzt, mit welcher die Halsschild- 
basis gelenkig verbunden ist. 


Lange Fühler und Extremitäten sind für das Tastvermögen ebenfalls von 
Wichtigkeit. Es ist daher leicht begreiflich, warum bei den Höhlensilphiden die 
Fühler und Extremitäten die Tendenz haben, sich in die Länge zu strecken; die 
grösste Länge erreichen sie bei Antroherpon und ähnlichen Formen. 


Wir sehen also, dass jene Merkmale, die das eigenthümliche Aussehen 
der an die unterirdische Lebensweise am besten accommodirten Höhlensilphiden 
(Antroherpon, Leptoderus ete.) in erster Linie bedingen, nämlich die bedeutende 
Länge der Fühler und Extremitäten und die langgestreckte, gegen die Basis ver- 
engte Gestalt des Halsschildes, eine Folge der Verkümmerung der Augen und der 
dadurch herbeigeführten Vervollkommnung des Tastsinnes sind. 


Trotz der grossen habituellen Verschiedenheit, die zwischen einer Bathyseia 
und einer Leptoderus-ähnlichen Form thatsächlich besteht, ist es doch nicht 
recht möglich, die Höhlensilphiden in einzelne scharf begrenzte Abtheilungen zu 
zerlegen, da noch jetzt eine ganze Reihe von intermediären Formen existirt, die 
den Uebergang zwischen den beiden genannten Extremen allmälig und gleich- 
mässig vermitteln. Dies hat schon Ganglbauer?) erkannt und sich daher be- 
gnügt, die einzelnen Gattungen abzugrenzen. Dasselbe hat auch Seidlitz in 
seiner Fauna transsylv., p. 77—78 gethan. Reitter hat dagegen mehrmals ver- 
sucht, die Höhlensilphiden in untergeordnete Gruppen zu zerlegen. 


In den Bestimmungstabellen der Necrophaga®?) theilt Reitter die Höhlen- 
silphiden („Bathysciae“) in zwei Sectionen ein: 


') Die Käfer von Mitteleuropa, Bd. III, 1899, S. 76. 
2) Verh. des naturf. Ver. in Brünn, Bd. XXIII, 1885, 8. 8. 


Beitrag zur Kenntniss der Höhlensilphiden. 23 


I. Körper schlank, Halsschild in oder vor der Mitte am breitesten, langgestreckt 
oder ziemlich quadratisch, mit die Schultern nicht umfassenden Hinter- 
winken Murtal RR a en stagz Sunlheptoderites 


II. Körper gedrungen, Halsschild breit, von der Basis nach vorne verengt, immer 
breiter als lang, mit spitzigen, die Schultern umfassenden Hinterwinkeln ; 
Vorderrand höchstens halb so breit als der Hinterrand . . Bathyseites 


In die zweite Section werden die Gattungen Spelaeochlamys, Aphaobius 
und Bathyscia gestellt; in die erste alle übrigen bis dahin bekannt gewordenen 
Gattungen. 

Ein Jahr darauf hat Reitter einen „Beitrag zur Systematik der Grotten- 
silphiden“?) geliefert, wo er dieselben in drei Abtheilungen zerlegt: 


I. Alle Schenkel lang und dünn und alle weit über die Seiten des Körpers 
hinwegragend, die vordersten nicht unter den Halsschild einlegbar. (Körper 
schlank, Halsschild in oder vor der Mitte am breitesten, schmäler als die 
Flügeldecken, die Seiten vor den Hinterwinkeln ausgebuchtet.) 


a) Ein normales Schildchen ist nicht vorhanden. (Erstes Fühlerglied viel 


kürzer als das zweite, Halsschild sehr lang und schmal.) 
1. Abth. Leptoderites. 


b) Schildchen deutlich vorhanden. (Erstes Fühlerglied selten kürzer als das 
zweite, Halsschild nicht länger als breit. Oberseite fein behaart.) 
2. Abth. Pholeuones. 


II. Schenkel abgeflacht, den Seitenrand des Körpers sehr wenig überragend, die 
Vorderschenkel kürzer, robust, in eine Aushöhlung der Halsschildunterseite 
— gegen die Hinterwinkel zu — einlegbar. (Körper gedrungen, Halsschild 
breit, meist von der Basis nach vorne verengt, mit spitzigen, die Schultern 
umfassenden Hinterwinkeln.) 3. Abth. Bathyseites. 


Zu den Leptoderites werden die Gattungen Leptoderus, Astagobius und 
Propus gestellt; zu den Bathyscites die Gattungen Spelaeochlamys, Aphaobius, 
Bathyscia und auch Perrinia, die in der früher erwähnten Bestimmungstabelle 
der Necrophaga zu den Leptoderites gestellt wurde; die Pholeuones umfassen 
die übrigen Gattungen. 

Es hat hier Reitter selbst eingesehen, dass die von ihm in den Bestim- 
mungstabellen der Necrophaga angeführten Gruppenmerkmale, nämlich die Form 
des Körpers und des Halsschildes, nicht recht verwendet werden können, um die 
Höhlensilphiden in einzelne Abtheilungen zu zerlegen, und daher diese Merkmale 
nur in Klammern erwähnt. In Bezug auf die Form des Körpers und des 
Halsschildes weichen die einzelnen Glieder der Höhlensilphidenreihe von den 
zunächst stehenden ziemlich gleichmässig ab; will man daher die Höhlensilphiden 
lediglich nach der Form des Körpers und des Halsschildes in zwei Gruppen 


!) Wiener Entom. Zeitg., V, 1886, S. 313—316. 


24 Jos. Müller. 


zerlegen, so kann man die Grenze mit fast gleicher Berechtigung zwischen zwei 
beliebigen Gattungen ziehen. Dass aber eine derartige Eintheilung als sehr will- 
kürlich bezeichnet werden muss, ist selbstverständlich. 


Aber auch nach den von Reitter in seinem „Beitrag zur Systematik der 
Höhlensilphiden“ hervorgehobenen Merkmalen lassen sich die Höhlensilphiden 
in scharf begrenzte, natürliche Gruppen nicht zerlegen. Denn es nimmt, von den 
Bathyscien angefangen, die Länge der Schenkel ganz allmälig zu, und anderer- 
seits nimmt die Fähigkeit, die Vorderschenkel in Aushöhlungen der Halsschild- 
unterseite einzulegen, allmälig und nicht sprungweise ab, da derartige Aus- 
höhlungen auch bei Formen sich vorfinden, die von Reitter zu den Pholeuones 
gestellt werden; nur ist bei diesen der Halsschild schmäler oder an den Seiten 
hinten ausgerandet, so dass die Spitze der Vorderschenkel über die Halsschild- 
seiten mehr oder weniger hinwegragt. Der Halsschild wird aber auch nicht 
sprungweise schmäler; es geht vielmehr die kurze und gedrungene Gestalt einer 
Bathyscia mit breitem Halsschild und vollkommen einlegbaren Vorderschenkeln 
ganz allmälig in schlankere Formen über, bei denen der Halsschild sehmäler 
wird, die Vorderschenkel zuerst nur sehr wenig, dann immer mehr und mehr 
über die Halsschildseiten hinwegragen und gleichzeitig auch die übrigen Extremi- 
täten länger werden. Schliesslich gelangen wir so zu der Gestalt eines Zepto- 
derus, eines Antroherpon. 


Was das Schildchen anbelangt, so wurde Reitter selbst später darauf 
aufmerksam, dass ein normales Schildehen den Leptoderites nicht fehlt; nur 
kann es manchmal bei Propus von dem Hinterrande des Halsschildes über- 
deckt sein.!) 

Später gab Reitter in seinen „Bemerkungen und Berichtigungen zu den 
Clavicornen in der Fauna baltica, 2. Aufl, und Fauna transsylvannia von Dr. 
G. Seidlitz“?) noch eine Eintheilung der Höhlensilphiden. Reitter unterscheidet 
hier im Ganzen vier Gruppen, indem er die Gruppe, welche er in seinem „Bei- 
trag zur Systematik der Grottensilphiden“* durch den Besitz von langen und 
dünnen Schenkeln etc. charakterisirt, nicht mehr in zwei, sondern in drei Ab- 
theilungen zerlegt: 


Mesosternum ungekielt . ‚u ale sah . Leptoderini 
(Hierher: Antroherpon, Leptoderus.) 
Mesosternum gekielt. 
Erstes Fühlerglied viel kürzer als das zweite . . . . . Pholeuones 
(Hierher: Astagobius, Propus, Protobracharthron, Apholeuonus, 


Spelaeodromus, Apropeus, Pholeuon.) 
Erstes Fühlerglied kaum kürzer als das zweite . . . . . . Oriotini 
(Hierher: Trocharanis, Antrocharis, Isereus, Cytodromus, Hexaurus, 
Diaprysius, Oriotus, Drimeotus.) 


!) Siehe Ganglbaner, 1. c., 8. 84. 
*) Deutsche Entom. Zeitschr., 1889, 8. 289—318. 


Beitrag zur Kenntniss der Höhlensilphiden. 25 


Im Gegensatze zu diesen drei Abtheilungen wird die vierte Abtheilung 
gestellt: Bathyseites. 
(Hierher: Spelaeochlamys, Perrinia, Aphaobius, Bathyscia.) 


Wie bereits Ganglbauer erwähnt hat,!) ist das Mesosternum von Lepto- 
derus nicht vollkommen ungekielt; es lässt vielmehr eine stumpfe mediane Längs- 
kante erkennen, die bei günstiger Beleuchtung deutlich hervortritt. Bei einem 
meiner wenigen Exemplare von ZLeptoderus ist diese Längskante auf der hinteren 
Hälfte sogar deutlich kielförmig erhaben. Andererseits ist der Mesosternalkiel von 
Astagobius sehr schwach entwickelt, so dass in dieser Beziehung zwischen Asta- 
gobius und Leptoderus kein wesentlicher Unterschied besteht. Es sei noch bemerkt, 
dass auch am Mesosternum von Antroherpon zuweilen eine mediane Längskante 
angedeutet ist. Die Ausbildung des Mesosternalkieles liefert also lange nicht so 
wichtige Unterschiede, wie es Reitter meint, und es ist auf Grund dieser Unter- 
schiede nicht möglich, eine scharfe Grenze zwischen zwei Abtheilungen der Höhlen- 
silphiden zu ziehen. 


Ebenso wenig kann die Länge der ersten zwei Fühlerglieder als Gruppen- 
merkmal verwendet werden, denn man müsste sonst den eben neu beschrievenen 
Spelaeobates, bei dem die zwei ersten Fühlerglieder ungefähr gleich lang sind, zu 
den Oriotini stellen, während er gewiss der Gattung Propus am nächsten steht. 


Wir sehen also, dass die von Reitter charakterisirten Gruppen der Höhlen- 
silphiden in keinem Falle derartig scharfe Grenzen besitzen, wie sie für die Unter- 
scheidung von Gattungsgruppen erforderlich sind. Warum es Reitter nicht 
gelungen ist, eine befriedigende systematische Gruppeneintheilung der Höhlen- 
silphiden aufzustellen, ist leicht begreiflich, wenn man daran festhält, dass die 
Höhlensilphiden eine einheitliche Formenreihe bilden, die nirgends eine oder 
mehrere grössere Lücken aufweist, wo man die Grenzen zwischen zwei oder 
mehreren Abtheilungen dieser Formenreihe ziehen könnte. Die kleineren Lücken, 
die sich vorfinden, reichen eben hin, um die einzelnen Gattungen abzugrenzen. 


Was nun den Umfang der einzelnen Gattungen anbelangt, so muss ich 
mich darauf beschränken, Einiges über die dem Leptoderus zunächst stehenden 
Formen mitzutheilen; um auf alle übrigen Gattungen einzugehen, fehlt es mir 
sowohl an Material als auch an Zeit. 


Ganglbauer?) vertheilt die Leptoderus-ähnlichen Formen auf fünf 
Gattungen: Antroherpon, Leptoderus, Astagobius, Propus und Protobracharthron. 
Es erscheint mir aber nicht nothwendig, Astagobius als eine selbstständige 
Gattung von Leptoderus zu trennen, und zwar aus folgenden Gründen. 


Astagobius wurde von Leptoderus hauptsächlich wegen der Ausbildung 
eines medianen Längskieles am Mesosternum getrennt. Dass aber in dieser Hin- 
sicht kein wesentlicher Unterschied besteht, habe ich schon früher erwähnt. Der 
Unterschied in der Form der Schenkel ist nicht so gross, wie er bisher all- 

1)1.0., 9.8. 

2) 1.c., 8. 76-77. 


26 Jos. Müller. 


gemein angegeben wurde. Man hat die Schenkel von Leptoderus als gegen die 
Spitze verdickt beschrieben, während man die von Astagobius als „gleich breit“ 
bezeichnete. Nun sind aber durchaus nicht alle Schenkel von Astagobius voll- 
kommen gleich breit; die Hinterschenkel sind an ihrer Basis deutlich schmäler 
als an der Spitze, und auch an den Mittelschenkeln kann man zuweilen dies er- 
kennen, jedoch nicht so deutlich. Was nun das Vorhandensein oder Fehlen einer 
feinen Randlinie im hinteren Theile der Halsschildseiten betrifft, so möchte ich 
diesem Merkmale doch nicht generischen Werth beimessen und erinnere nur an 
die nahe verwandte Gattung Antroherpon, bei der ebenfalls die Seiten des Hals- 
schildes hinten fein gerandet sein können oder nicht. Alle übrigen Unter- 
scheidungsmerkmale (Form des Kopfes, des Halsschildes, der Flügeldecken, Er- 
weiterung der männlichen Vordertarsen ete.) sind zwar gute Artcharaktere, reichen 
aber gewiss nicht hin, um zwei selbstständige Gattungen abzugrenzen. Ich halte 
es daher für natürlicher, Leptoderus und Astagobius als Subgenera einer und 
derselben Gattung zu betrachten. 

Derselben Ansicht bin ich bezüglich der bisher üblichen Trennung von 
Propus und Protobracharthron als eigene Gattungen. Die meisten für Proto- 
bracharthron charakteristischen Merkmale, wie gedrungenere Gestalt, kürzeren 
Kopf und Halsschild, kürzeres erstes Fühlerglied, spärlichere Behaarung der 
Flügeldecken u. a., haben wohl einen specifischen, keineswegs aber einen gene- 
rischen Werth. Bezüglich der bei männlichen Propus erweiterten, bei männlichen 
Protobracharthron dagegen einfachen Vordertarsen sei bemerkt, dass dieser Unter- 
schied von grösserer Bedeutung wäre, wenn nur Propus Ganglbaueri existiren 
würde, dessen Z' durch stark erweiterte Vordertarsen gekennzeichnet sind; wir 
kennen aber auch den Propus sericeus, der im männlichen Geschlechte nur sehr 
schwach erweiterte Vordertarsen besitzt und sich daher in dieser Hinsicht sehr 
dem Protobracharthron Reitteri nähert. Ich möchte hier noch darauf aufmerksam 
machen, dass auch bei der Gattung Spelaeobates die eine der bisher bekannten 
Arten einfache, die andere erweiterte Vordertarsen im männlichen Geschlechte 
besitzt, obwohl diese beiden Arten einander sehr nahe stehen. Nur zwei Merk- 
male sind scharf und unvermittelt: Protobracharthron besitzt am Hinterrande 
des Prosternums einen kleinen medianen Einschnitt, am Mesosternalkiel einen 
kleinen zahnförmigen Vorsprung; bei Propus fehlt der genannte Einschnitt und 
der Mesosternalkiel ist ungezähnt. Einen analogen Unterschied im Baue des Meso- 
sternalkieles finden wir wieder bei Spelaeobates, dessen eine Art einen einfachen, 
die andere einen zahnartig erweiterten Mesosternalkiel besitzt. Da im Uebrigen 
Propus und Protobracharthron eine ganze Anzahl von wichtigen Merkmalen ge- 
meinsam haben, so scheint es mir doch nicht angezeigt, nur auf Grund der 
zwei letztgenannten Unterschiede Propus und Protobracharthron generisch zu 
trennen und ich glaube, dass es vollkommen hinreicht, wenn man dieselben als 
Subgenera einer einzigen Gattung betrachtet. 

Die dem Leptoderus zunächst stehenden Formen lassen sich also nach 
meiner Ansicht in vier Gattungen unterbringen: Antroherpon, ‚Leptoderus, 
Propus und Spelaeobates. Diese sind dadurch ausgezeichnet, dass der Hals- 


Beitrag zur Kenntniss der Höhlensilphiden. 27 


schild ungefähr so breit als der Kopf ist und der Mesosternalfort- 
satz den Vorderrand des Metasternums nicht erreicht.) 

Im Nachstehenden gebe ich eine kurze Beschreibung der vier genannten 
Gattungen und der dazu gehörigen Untergattungen und Arten. 


Beschreibung der Gattungen. 


Genus Antroherpon. 


Fühlerinsertion im hinteren Drittel oder Viertel des Kopfes. Fühlergruben 
nicht oder kaum ausgebildet. Das erste Fühlerglied etwas dicker als die folgen- 
den, meist erheblich länger als das zweite, dieses viel kürzer als alle folgenden 
Glieder; das 8. und 11. Glied einfach, das 7., 9. und 10. an der Spitze sehr 
schwach verdickt. ö 

Halsschild an den Seiten nicht oder nur auf der hinteren Hälfte sehr 
fein gerandet, von den Flügeldecken durch eine kurze, halsartige Verlängerung 
der Mittelbrust etwas abgerückt. 

Der hinter den Vorderhüften befindliche Theil des Prosternums ist länger 
als der grösste Querdurchmesser der Vorderhüften und mit einer breiten Längs- 
rinne versehen, die hinten von einem mehr oder minder deutlichen, medianen 
Längskiel durchzogen wird. Der Hinterrand des Prosternums in der Mitte nicht 
eingeschnitten. 

Mesosternum ungekielt; der Mesosternalfortsatz kurz und abgerundet (A. 
stenocephalum), oder spitzig nach hinten zwischen den Mittelhüften verlängert. 

Die Episternen der Mittelbrust sind sowohl vom Mesosternum als auch 
von den Epimeren durch Nähte getrennt, die allerdings manchmal etwas un- 
deutlich hervortreten. (Nur bei A. Hoermanni sind die Episternen mit dem 
Mesosternum grösstentheils verschmolzen.) Die Epimeren der Mittelbrust sind 
nur hinten deutlich sichtbar, und zwar bei A. stenocephalum und cylindricolle 
in sehr geringer, bei A. pygmaeum, Ganglbaueri und Hoermanni in etwas 
grösserer Ausdehnung. 

Die Schenkel gegen ihre Wurzel mehr oder minder verdickt. Die Vorder- 
tarsen beim @ viergliedrig, beim ' fünfgliedrig und einfach. 


Genus Leptoderus. 


Fühlerinsertion ungefähr in der Mitte des Kopfes. Fühlergruben wohl 
ausgebildet. Das erste Fühlerglied etwas dieker als die folgenden, viel kürzer 
als das zweite, dieses länger als das dritte; das achte Glied fast gar nicht, das 
7., 9. und 10. an der Spitze, das Endglied vor der Spitze ziemlich stark verdickt, 

Halsschild an den Seiten nicht oder nur hinten fein gerandet, von den 
Flügeldecken nicht abgerückt. 


ı) Bei allen übrigen Höhlensilphiden, die ich untersucht habe (darunter auch Apholeuonus 
nudus) erreicht der Mesosternalfortsatz den Vorderrand des Metasternums oder 
überragt sogar denselben und erstreckt sich am Metasternum eine Strecke weit nach hinten. 


28 Jos. Müller. 


Das Prosternum hinter den Vorderhüften länger als der grösste Querdurch- 
messer derselben, in der Mittellinie höchstens mit einer flachen Längsvertiefung, 
am Hinterrande in der Mitte mit einem kleinen, länglichen Einschnitt. 

Mesosternum sehr schwach gekielt oder nur mit Spuren eines Längskieles; 
der Mesosternalfortsatz zugespitzt und nach hinten zwischen den Mittelhüften 
ziemlich weit verlängert. 

Die Episternen der Mittelbrust sind mit dem Mesosternum verschmolzen, 
dagegen von den Epimeren durch eine deutliche Naht getrennt. Die Epimeren 
vom Hinterrande der Mittelbrust bis zur Basalecke der Flügeldecken sichtbar; 
hinten sind sie ziemlich breit, nach vorne mehr oder minder verschmälert. 

Sämmtliche Schenkel oder nur die Hinterschenkel gegen die Spitze ver- 
dickt. Die Vordertarsen beim 9 viergliedrig; beim 95' fünfgliedrig, einfach oder 
sehr schwach erweitert. 


Genus Spelaeobates. 


Fühlerinsertion im hinteren Drittel des Kopfes. Fühlergruben wohl ent- 
wickelt. Die ersten zwei Fühlerglieder ungefähr gleich lang und gleich dick, die 
darauf folgenden länger und schmäler; das achte Glied einfach, das 7., 9. und 
10. an der Spitze knotig verdickt. 

Halsschild an den Seiten vollständig gerandet, von den Flügeldecken nicht 
abgerückt. 

Prosternum hinter den Vorderhüften kürzer als der grösste Querdurch- 
messer derselben, in der Mittellinie gekielt, am Hinterrande ohne Einschnitt. 

Mesosternum gekielt; der Mesosternalfortsatz nach hinten spitzig aus- 
gezogen. 

Die Episternen der Mittelbrust vom Mesosternum durch eine hinten deut- 
liche, nur vorne undeutliche Naht gesondert, die vom Aussenrande der mittleren 
Hüfthöhlen fast gegen die Mitte des Vorderrandes des Mesosternums gerichtet 
ist; dadurch erscheint das Mesosternum auf ein verhältnissmässig kleines, drei- 
eckiges, der Länge nach gekieltes Feld redueirt (Taf. I, Fig. 6). Die Epimeren 
der Mittelbrust sind mit den Episternen vollkommen verschmolzen. 

Die Vorderschenkel gegen ihre Basis etwas verdickt; die Mittel-, aber noch 
deutlicher die Hinterschenkel gegen die Basis stärker, gegen die Spitze schwächer 
verdickt, dazwischen etwas verschmälert. Die Vordertarsen bei beiden Geschlechtern 
nur viergliedrig; beim g' einfach oder das erste Glied erweitert. 


Genus Propus. 


Fühlerinsertion etwas hinter der Mitte des Kopfes. Das erste Fühlerglied 
etwas dieker als die folgenden, kürzer als das zweite, dieses fast so lang oder 
etwas länger als das dritte; das achte Glied nicht oder nur sehr wenig, das 7., 
9. und 10. an der Spitze deutlich verdickt. 

Halsschild an den Seiten der ganzen Länge nach gerandet, von der Basis 
der Flügeldecken nicht abgerückt. 


rn ee ee 


Beitrag zur Kenntniss der Höhlensilphiden. 29 


Der hinter den Vorderhüften befindliche Theil des Prosternums kürzer als 
der grösste Querdurchmesser derselben, in der Medianlinie gekielt, am Hinter- 
rande in der Mitte ohne oder nur mit einem kleinen Einschnitt (Pr. Reitteri). 

Mesosternum gekielt; der Mesosternalfortsatz nach hinten spitzig aus- 
gezogen. 

Die Episternen der Mittelbrust sind von den Epimeren vollständig, vom 
Mesosternum durch eine hinten sehr deutliche, im vorderen Viertel oder Fünftel 
erlöschende Naht getrennt. Die Epimeren vom Hinterrande des Mesosternums 
bis zur Basalecke der Flügeldecken deutlich sichtbar, von hinten nach vorne ziem- 
lich stark verschmälert (Taf. I, Fig. 8). 

Sämmtliche Schenkel gegen die Wurzel verdickt. Die Vordertarsen beim 
Q viergliedrig; beim &' fünfgliedrig, einfach oder mehr oder minder stark er- 
weitert. 


Beschreibung der Untergattungen und Arten. 


Genus Antroherpon. 


Ausser den vier in Ganglbauer’s Werk „Die Käfer von Mitteleuropa“ 
enthaltenen Antroherpon-Arten hat Herr Apfelbeck noch eine fünfte Art ent- 
deckt (A. stenocephalum). Diese neue Art ist insoferne sehr interessant, als bei 
ihr das Mesosternum nach hinten nur einen sehr kurzen, breit abgerundeten 
Fortsatz besitzt, während bei allen übrigen Höhlensilphiden dieser Fortsatz spitzig 
ausgezogen ist und mehr oder minder weit nach hinten zwischen den Mittel- 
hüften reicht. Ich halte es daher für gerechtfertigt, wenn ich für diese Art eine 
eigene Untergattung gründe. 


I. Mesosternum nach hinten in einen sehr kurzen und breiten, abgerundeten 
Lappen vorgezogen (Kopf länger als der Halsschild. Körperform sehr 
schlank und graeil. Erstes Fühlerglied nur sehr wenig länger als das 
Zweite. m. WC, © 2.20... Bubgen. nov. Eumecosoma m. 


Kopf sehr eo etwas länger und breiter als der Hals- 
schild, an der Wurzel der Maxillen am breitesten, zwischen den Fühler- 
wurzeln seicht eingedrückt, überall deutlich chagrinirt. Das letzte Glied 
der Maxillartaster so lang als das vorletzte. Die Fühler etwas länger 
als der Körper, das zweite Glied fast halb so lang als das dritte, das 
achte Glied so lang als das neunte. Der Halsschild sehr gestreckt, 
2!/g,mal so lang als im vorderen Drittel breit, am Anfang des hinteren 
Drittels ringsum eingeschnürt, überall sehr fein chagrinirt. Flügel- 
decken ziemlich dicht punktirt und kurz, schräg niederliegend 
behaart. — Länge 45 mm. Südbosnien. A. stenocephalum Apfelb. 

II. Mesosternum nach hinten zwischen den Mittelhüften in einen mehr oder 
weniger langen, spitzigen Fortsatz ausgezogen (Kopf ungefähr so lang als 
der Halsschild. Körperform etwas robuster. Erstes Fühlerglied erheblich 
länger als das zweite). . . . 2... Nubgen. Antroherpon Ss. str. 


30 


a) 


Jos. Müller. 


Kopf und Halsschild (bei mässig starker Lupenvergrösserung) fast 
vollkommen glatt, nur der Scheitel mit einigen deutlicher erkennbaren 
Punkten. Der Kopf etwa doppelt so lang als breit, an der Maxillar- 
wurzel am breitesten, indem sich hier ein kleiner zähnchenartiger Vor- 
sprung!) befindet. Der Eindruck zwischen den Fühlerwurzeln ziemlich 
seicht. Das dritte Fühlerglied 2!/;mal so lang als das zweite, das achte 
Fühlerglied erheblich kürzer als die folgenden. Das Endglied der Maxillar- 
taster viel kürzer als das vorletzte. Der Halsschild etwa doppelt so 
breit als lang, vorne gerundet erweitert, hinter der Mitte ringsum stark 
eingeschnürt, daher auch die Rückenfläche daselbst quer eingedrückt. 
Flügeldecken grob und weitläufig punktirt, mit abstehenden, ziem- 
lich langen Haaren besetzt. Im Bau des Mesosternalfortsatzes 
nähert sich diese Art etwas dem A. stenocephalum, indem dieser Fort- 
satz zwar spitzig nach hinten ausgezogen ist, aber doch nicht so lang wie 
bei den folgenden Arten wird. — Länge 45 mm. Megara petina in der 
Preslica planina bei Konjica (Bosnien) . . A. pygmaeum Apfelb. 


Der Kopf ebenso wie der Halsschild sehr fein chagrinirt, auf der 
Stirne und auf dem Clypeus ziemlich stark zerstreut punktirt, ungefähr 
zweimal so lang als breit, zwischen den Fühlerwurzeln quer abgeflacht, 
diese Abflachung in der Mitte schwach grübchenartig vertieft. Das dritte 
Fühlerglied fast viermal so lang als das zweite, das achte Glied so lang 
als das neunte, etwas länger als das 10. und 11. Das Endglied der 
Maxillartaster kürzer als das vorletzte. Der Halsschild etwa zweimal 
so breit als lang, in der vorderen Hälfte stark gerundet erweitert, hinten 
ringsum eingeschnürt, daher auch die Rückenfläche daselbst quer 
eingedrückt. Flügeldecken ziemlich dicht punktirt, mit schräg 
niederliegenden kurzen Haaren besetzt. — Länge 6 mm. Insur- 
gentenhöhle bei Krbljina (Bosnien) . . . A. Hoermanni Apfelb. 


Kopf doppelt so lang als breit, etwas breiter als der Halsschild, 
ebenso wie dieser fein chagrinirt und ausserdem mit zerstreuten Punkten 
besetzt, zwischen den Fühlerwurzeln ziemlich stark eingedrückt. Das 
letzte Glied der Maxillartaster erheblich kürzer als das vorletzte. Das 
dritte Fühlerglied 2'!/;mal so lang als das zweite, das achte etwas kürzer 
als das neunte und viel kürzer als das Endglied. Der Halsschild doppelt 
so lang als breit, hinten nicht ringsum eingeschnürt, sondern 
nur an den Seiten nach hinten flach ausgebuchtet verengt. Flügeldecken 
ziemlich grob und dicht punktirt, kurz und schräg niederliegend 
behaart. — Länge 55 mm. Novakova pedina bei Nevesinje (Hercego- 
VIBAA. x» 4. Ganglbaueri Apfelb. 

Kopf oatar so Ks a I breiter als der Halsschild, ebenso 
wie dieser deutlich chagrinirt, zwischen den Fühlerwurzeln mit einem 


Auch bei anderen Arten lässt sich dieser Vorsprung nachweisen, nur ist er schwächer 


entwickelt. 


Beitrag zur Kenntniss der Höhlensilphiden. 31 


bogenförmigen Quereindruck. Das Endglied der Maxillartaster fast so 
lang als das vorletzte. Das dritte Fühlerglied 3'1/;mal so lang als das 
zweite, das achte Glied etwas länger als das neunte. Der Halsschild 
fast 2!/;mal so lang als im vorderen Drittel breit, von da nach hinten 
schwach und gleichmässig, nicht ausgebuchtet verengt, seit- 
lich fast bis zum vorderen Drittel sehr fein gerandet. Flügeldecken 
nur im apicalen Theile sehr dicht, sonst mässig dicht und mässig stark 
punktirt, lang aufstehend, ziemlich spärlich behaart. — Länge 
55—6 mm. Höhle bei Golubovae (Südbosnien). 

A. cylindricolle Apfelb. 


Genus Leptoderus,. 


I. Sämmtliche Schenkel an ihrer Basis dünn, gegen die Spitze schwach keulig 
NerdsckbüN mil. «nd, 2.2... Nubgen. Leptoderus S. str. 


Oberseite kahl. Kopf fast doppelt so lang als breit, etwas breiter 
als der Halsschild, wie dieser glänzend glatt, nur auf dem Scheitel 
äusserst fein chagrinirt. Das erste Fühlerglied nur ein Viertel so lang 
als das zweite, das achte Glied so lang als das neunte. Halsschild fast 
dreimal so lang als breit, vorne gerundet erweitert, im hinteren Drittel 
ringsum eingeschnürt; seitlich ungerandet. Flügeldecken blasig an- 
geschwollen, fein chagrinirt, ausserdem fein und sehr weitläufig punktirt. 
Das Mesosternum meist mit einer schwachen Andeutung eines Längs- 


kieles. Die Vordertarsen des g' nicht erweitert. — Länge 6°5—7 mm. 
KrammIstrien®. . DU NEN FT Hohenwarte P. Schmidt 

II. Vorder- und Mittelschenkel ziemlich gleich breit, Hinterschenkel an ihrer 
Basis etwas schmäler als an der Spitze. . . .  Subgen. Astagobius 


Oberseite kahl. Kopf doppelt so lang als breit, kaum breiter als 
der Halsschild, ebenso wie dieser fein chagrinirt und mit zerstreuten, 
mässig starken Punkten besetzt. Das erste Fühlerglied ein Drittel so 
lang als das zweite, das achte Glied etwas kürzer als das neunte. Hals- 
schild doppelt so lang als breit, hinter der Mitte nur seitlich ausgeschweift 
verengt und in der basalen Hälfte an den Seiten fein gerandet. Die 
Flügeldecken erheblich weniger angeschwollen als bei der vorigen Art, 
sehr fein chagrinirt und zerstreut punktirt. Das Mesosternum mit einem 
schwachen Längskiel. Die Vordertarsen des Z' sehr schwach erweitert. 
— Länge 5—6 mm. Krain (Voleja jama), Croatien. 

L. angustatus F. Schmidt. 


Genus Spelaeobates. 


Hierher: Sp. Novaki und pharensis, die ich früher ausführlich be- 
schrieben habe. 


32 Jos. Müller. 


Genus Propus. 


I. Der Mesosternalkiel einfach. Der Hinterrand des Prosternums in der Mitte 
nicht eingeschnitten (Körperform schlanker, Fühler und Beine gestreckter; 
Kopf und Halsschild sparsam, aber deutlich, die Flügeldeeken dichter, 
schräg anliegend behaart.) . . . 2.2.2... Subgen. Propus Ss. str. 


Der Kopf fast doppelt so lang als breit, kaum so breit als der 
Halsschild, ebenso wie dieser fein chagrinirt und ausserdem zerstreut 
punktirt. Das zweite Fühlerglied 1'/,mal so lang als das erste, etwas 
kürzer als das dritte, das achte etwas kürzer als das neunte. Der Hals- 
schild kaum um ein Drittel länger als breit, hinter der Mitte schwach 
ausgebuchtet. Die Flügeldecken etwas feiner als bei Pr. sericeus punktirt, 
beim g’ etwas schmäler als beim 9 ; im Allgemeinen sind sie aber etwas 
gestreckter als bei Pr. sericeus und ihr Seitenrand ist von oben in 
grösserer Ausdehnung hinter der Basis sichtbar. Die Vordertarsen des 
d' sind ziemlich stark erweitert, ihr erstes Glied ist breiter als die Spitze 
der Schiene. — Länge 5—5°5 mm. Westbosnien (Glamo£). 

Pr. Ganglbaueri Apfelb.t) 

Der Kopf doppelt so lang als breit, von der Breite des Halsschildes, 
wie dieser fein chagrinirt und ausserdem zerstreut punktirt. Das zweite 
Fühlerglied 1'!/,mal so lang als das erste, etwas kürzer als das dritte; 
das achte Glied etwas kürzer als das neunte. Der Halsschild um ein 
Drittel länger als breit, hinter der Mitte schwach ausgebuchtet. Die 
Flügeldecken ziemlich dicht punktirt, ihr Seitenrand von oben nur un- 
mittelbar hinter der Basis sichtbar; beim ' etwas schmäler als beim 9. 
Die Vordertarsen des g' nur sehr schwach erweitert, das erste Glied 
schmäler als die Spitze der Schiene. — Länge 5—5°5 mm. Unterkrain, 
Groatien, Bosnien '.. „N. 2, Pr. serieeus E. Schmidt 


II. Der Mesosternalkiel ist vorne mit einem kleinen Zahn versehen. Am Hinter- 
rande des Prosternums befindet sich ein kleiner medianer Einschnitt. 
(Körperform gedrungener, Fühler und Beine kürzer, Kopf und Halsschild 
fast kahl, die Flügeldecken sehr kurz und fein behaart.) 

Subgen. Protobracharthron. 


Der Kopf fast 1'!/;mal so lang als breit, kaum so breit als der 
Halsschild, ebenso wie dieser fein chagrinirt und mit ziemlich groben 
Punkten zerstreut besetzt. Das zweite Fühlerglied doppelt so lang als 
das erste und etwas länger als das dritte; das achte Glied kürzer als 
das neunte. Der Halsschild nur wenig länger als breit, ungefähr in der 
Mitte am breitesten, dahinter schwach ausgebuchtet. Flügeldecken ziem- 
lich grob und dicht punktirt. Die Vordertarsen des ' nicht erweitert. 
— Länge 45 mm. Südbosnien (Kresevo) . . Pr. Reitteri Apfelb. 


') Diese Art steht dem Propus sericeus so nahe, dass es ganz überflüssig ist, für dieselbe 
eine eigene Untergattung („Parapropus“) zu gründen. 


- Verhandl. der k Ik. zool.bot Ges. Jaf.1. Jos. Müller: 
Band 111901. Beitr. ale dl Höhlensülphiden. 


N 


Q 
& 


Beitrag zur Kenntniss der Höhlensilphiden. 33 


Zum Schlusse sei es mir erlaubt, den Herren Custos L. Ganglbauer und 
Dr. H. Krauss, die mir einige seltene, mir fehlende Arten zur Ansicht mittheilten, 
meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. 


Erklärung der Abbildungen. 


Tafel I. 

Fig. 1—7. Spelaeobates Novaki. 

Fig. 1. Ein männliches Individuum. 

2. Oberlippe (br) und der vorderste Theil des Clypeus (cl); s Haut- 
saum, der die Oberlippe umgibt. Von den längeren, in einer 
Bogenlinie angeordneten Borsten sind nur die beiden äussersten’ 
eingezeichnet, von den übrigen sind nur die Porenpunkte zu 
sehen, aus denen die Borsten entspringen. 

Mandibel, an deren Basis die Endtheile zweier Muskeln zu sehen sind. 

Maxille; 2. . Innenlade, !. e. Aussenlade, p. m. Maxillartaster. 

Unterlippe; m Kinn, lg Zunge, p. l. Lippentaster. 

Mittelbrust von der Unterseite; st Mesosternum, eps Episternen, 
die mit den Epimeren (epm) verschmolzen sind, co die mittleren 
Hüfthöhlen, epl Epipleuren der Flügeldecken. 

„ 7. Die ehitinösen Theile des männlichen Copulationsorganes; » Penis, 
pa Parameren. 

Fig. 8. Mittelbrust von Propus sericeus; st Mesosternum, eps Episternen, 
epm Epimeren, co mittlere Hüfthöhlen, epl Epipleuren der Flügel- 
decken. 

„ 9. Die chitinösen Theile der männlichen Copulationsorgane von Spelaeo- 
bates pharensis; p Penis, pa Parameren. 


am 


ungen zur Nomenclatur der Campanula 
Hostii Baumgarten. 


Von 


J. Witasek. 


(Eingelaufen am 28. December 1900.) 


In Heft 9 des L. Bandes (Jahrg. 1900) dieser „Verhandlungen“, S. 465 
veröffentlicht Prof. v. Beck einen Artikel, in welchem er meinen Aufsatz über 
„Campanula Hostii Baumgarten und Campanula pseudolanceolata Pant.“!) einer 


!) Siehe diese „Verhandlungen“, Bd. L, S. 186. 
Z.B. Ges. Bd. LI. 3 


34 J. Witasek. 


sehr eingehenden Kritik unterzieht und seine Ansichten über denselben Gegenstand 
darlegt, welche in allen Punkten das gerade Gegentheil von den meinigen sind. 

Ich habe daher meine Arbeit einer nochmaligen Durchsicht unterzogen 
und die gemachten Schlüsse überprüft, komme aber den Behauptungen Prof. 
v. Beck’s damit nicht näher. 


Meine erste Publication über diesen Gegenstand war kurz und gedrängt 
gehalten; denn sie war nur die Wiedergabe eines mündlichen Vortrages, welchen 
ich in der Sitzung der Section für Botanik der k. k. zoologisch-botanischen Ge- 
sellschaft am 23. März 1900 gehalten hatte. Da der Gegenstand nicht von so 
besonderer Wichtigkeit ist, so vermied ich jede Weitschweifigkeit und beschränkte 
mich auf die Anführung des Nothwendigsten. Das konnte ich umso eher thun, 
als die besprochenen Pflanzen gleichzeitig demonstrirt wurden. Dadurch entstand 
aber eine Kürze des Beweisverfahrens, welches mir vielleicht als Mangel an 
Gründlichkeit ausgelegt wird. Um diesem Vorwurf zu begegnen und meine An- 
sichten sicherer zu stützen, sehe ich mich genöthigt, nochmals auf diesen Gegen- 
stand zurück zu kommen. 


Die Meinungsverschiedenheit erstreckt sich auf zwei Fragen: 


1. Ist die in Niederösterreich vorkommende Pflanze, welche von Prof. 
v. Beck als Campanula pseudolanceolata Pant. gedeutet wurde, wirklich mit 
der gleichnamigen Karpathenpflanze identisch ? 

2. Was ist unter Campanula Hostii Baumgarten zu verstehen ? 


Die erste Frage wird eine relativ verschiedene Beantwortung erfahren, je 
nach den Grundsätzen, von denen man bei der Artunterscheidung ausgeht; 
darüber sind die Meinungen eben verschieden. Die zweite Frage erheischt eine 
absolute, unzweideutige Antwort auf Grund eines überzeugenden Beweises. Ich 
will mich zuerst mit dieser letzteren beschäftigen und wende mich vor Allem 
gegen die Auffassung der Campanula Hostiü nach Beck. 


Nach dieser Auffassung gehörte ©. Hostii als Varietät in den Formenkreis 
der ©. rotundifolia. In Beck’s Flora von Niederösterreich (S. 1105) erscheint 
sie als var. e mit folgender Charakteristik: „Kelchzipfel aufrecht abstehend. 
Blätter schmal lineal, meist locker stehend.“ Diese Charakteristik wird durch den 
Schlüssel noch weiter ergänzt. Nach demselben erscheint die Pflanze mit lauter 
gestielten Blättern ausgestattet. Zu C. rotundifolia gelangt man nämlich mit 
Hilfe des Schlüssels auf zwei Wegen. Einmal von 18a; dazu ist ausdrücklich 
bemerkt: „Campanula rotundifolia «&—d“; das zweitemal über 19a und 20a. 
Dieser Weg führt also offenbar zur var. e, da keine andere Varietät mehr 
übrig ist. 

Unter 19a heisst es: „Untere Stengelblätter schmal lanzettlich, in einen 
langen, feinen Stiel verschmälert; die oberen lang und schmal lineal, auf- 
recht oder gekrümmt, am Grunde meist borstlich zusammengefaltet, 
gestielt; die obersten oft borstlich.* Die gesperrt gedruckten Bemerkungen sind 
auch bei Beck durch solchen Druck hervorgehoben, also geradezu wichtige Merk- 
male der ©. rotundifolia. Da aber var. «—6d bereits auf anderem Wege erreicht 


Bemerkungen zur Nomenclatur der Campanula Hostii Baumgarten. 35 


wurden, so sind die angeführten Merkmale jene, durch welche insbesondere C. 
Hostii von ähnlichen Campanula-Arten unterschieden werden kann. Auch bei 
©. Scheuchzeri (S. 1106) macht v. Beck darauf aufmerksam, dass sich die vielen 
Formen derselben von den oft ähnlichen der ©. rotundifolia „durch die nicht 
gestielten unteren Stengelblätter“ unterscheiden lassen. 

Die var. e Hostii Beck ist also genügend charakterisirt und vorzustellen 
als eine Pflanze mit schmal linealen Stengelblättern, von welchen alle, die unteren 
sogar lang und fein gestielt sind. 

Und nun vergleiche man dazu die Diagnose der ©. Hostii von Baum- 
garten,!) welcher sagt: „Foliis ommibus sessilibus.“ Wie soll ich diese beiden 
Beschreibungen zur Deckung bringen ? 

Wenn Jemand die Baumgarten’sche Originaldiagnose durchstudirt und 
die darnach construirte Pflanze nach dem von Beck gegebenen Schlüssel zu 
determiniren sucht, so kommt er, ohne irgendwo im Zweifel zu bleiben, ganz 
unfehlbar zu ©. pseudolanceolata. Denn nachdem er über die ferner stehenden 
Gruppen der ©. glomerata, Trachelium und patula hinweg gegangen ist, muss 
er sich in Nr. 15 für b entscheiden: „Kelchzipfel lang ... ., wenigstens halb so 
lang als die Blume“, da Baumgarten sagt: „lac. calyeinis ... cumque calyce 
tubum corollae aequantibus.“ 

Hierauf in Nr. 19 für b (gegenüber dem schon eitirten Passus a), da b 
lautet: „Alle oder nur die unteren Blätter lanzettlich lang zugespitzt, gegen den 
Grund zwar etwas verschmälert, aber nicht gestielt, flach; die oberen lanzettlich 
oder schmäler lineal-lanzettlich, am Grunde nicht borstlich eingerollt.* 

Endlich muss er sich in Nr. 21, wo auf den Blüthenstand Gewicht gelegt 
ist, für 21 b entscheiden, da in Baumgarten’s Diagnose der ©. Hostii steht: 
Camp. „caule superne ramoso ... pedunculis axillaribus terminalibusque 1- vel 
3-floris“, und damit ist er bei Campanula pseudolanceolata angelangt. 


Vergleicht man nun die hier etwas ausführlichere Diagnose mit der von 
Baumgarten, so stimmt freilich nicht Alles so vollkommen. Die Unterschiede 
sind folgende: 

Bei Beck heisst es: „Untere Stengelblätter breit lanzettlich*, „fein säge- 
zähnig“; „die oberen allmälig schmäler, lanzettlich, sägezähnig oder ganzrandig“. 

Bei Baumgarten hingegen: „Foluüs lineari-lanceolatıs, integerrimis.“ 
Wie ich dazukomme, auf diese Unterschiede kein Gewicht zu legen, sondern sie 
geradezu als begreiflich anzusehen, habe ich in meiner ersten Publication bereits 
dargethan. Ich basire dabei auf den thatsächlichen Beobachtungen, dass unsere 
niederösterreichische Pflanze in der Blattform nicht unerheblich schwankt und 
namentlich in den nördlichen Theilen des Verbreitungsgebietes häufig sehr schmale 
und auch völlig ganzrandige Blätter hat. Und da Alles, was Baumgarten über 
die Pflanze sagt, darauf schliessen lässt, dass er eine solche der (©. rotundifolia 
schon etwas genäherte Pflanze vor sich gehabt habe, so scheinen mir diese Unter- 
schiede der Diagnosen als selbstverständlich. 


ı) Enumeratio florae Transsilv., III, p. 342 (1816). 
3*+ 


36 J. Witasek. 


Ehe ich nun auf die Besprechung einiger anderer Autoren übergehe, 
möchte ich mir noch erlauben darauf aufmerksam zu machen, dass das Citat 
„C. consanguinea S. N. K., Anal. 8, z. Th.“, welches Beck als Synonym zu ©. 
Hostii stellt, wohl nur irrthümlich hierher gekommen sein mag; denn (©. con- 
sanguinea S. N.K. ist eine Form der ©. Scheuchzeri, wie ein im Herbar des 
Hofmuseums liegendes Original-Exemplar derselben erweist. Ich habe auch die im 
Haynald'schen Herbar erliegenden Schott’schen Originalien gesehen und das 
gleiche Urtheil darüber gewonnen. Auch die Diagnose gibt keinen Anhaltspunkt, 
dass man die Pflanze für eine Form der (©. rotundifolia halten könnte. Dass 
Schott zwei so deutlich verschiedene Pflanzen, wie ©. Hostii Beck (non Baumg.) 
und ©. Scheuchzeri Vill. in eine Art zusammengezogen hätte, ist bei den engen 
Grenzen, mit denen Schott seine Arten umschrieb, von vorneherein nicht wahr- 
scheinlich. 


In seinen kritischen Bemerkungen über meinen Aufsatz sagt Prof. v. Beck, 
dass er die ©. Hostii „nach der Beschreibung Host’s und nach dem Vorgange 
vieler anderer Autoren“ in den Formenkreis der C. rotundifolia stelle. Bezüglich 
der Beschreibung Host’s!) stützt er sich dabei auf folgende von diesem an- 
geführte Merkmale: „Radix multiceps*, ... . „folia subdenticulata uno alterove 
denticulo instructa*, ..... „superiora sunt longissima.“ 


Ich finde alle diese Merkmale mit ©. Hostii Baumg. (= (. pseudolanceolata 
Beck) vereinbar. In dem für die Flora exsiccata Austro-Hungarica bestimmten 
Materiale dieser Pflanze waren nicht wenige Exemplare, wo aus einem und dem- 
selben Wurzelstock 2—5 blühende Stengel entwickelt waren, ferner Pflanzen mit 
Blättern von 8&—9 cm Länge oder mit ganzrandigen Blättern, oder solchen, die 
bloss 1—3 Sägezähnchen auf beiden, wohl auch nur auf der einen Seite allein 
hatten. Warum sollen dann die obigen Merkmale nicht darauf anwendbar sein? 
Bei Sagorski und Schneider, Flora der Centralkarpathen, II, S. 369 ist €. 
pseudolanceolata Pant. selbst mit den Worten „Folüs subserratis vel integerrimis“ 
charakterisirt. Gewöhnlich ist freilich, namentlich bei den südlicheren Pflanzen, 
der Umfang der Blätter reichlicher und schön gleichmässig gesägt. Diese Sägung 
fehlt aber gerade bei den schmalblättrigen nördlicheren Formen meistens mehr 
oder weniger. Host hat übrigens, ohne dass ich dabei auf die Reihenfolge, die 
er in seiner „Flora“ anwendet, irgend welchen Werth legte, die ©. Hostii hübsch 
entfernt von C. rotundifolia gestellt; denn ©. rotundifolia ist Nr. 3, ©. 
Hostii Nr. 7. 


In Betreff der „anderen Autoren“, nach deren Vorgang sich Prof. v. Beck 
möglicherweise richtet, möchte ich zunächst auf Neilreich eingehen. 

Neilreich zieht thatsächlich in der Flora von Niederösterreich (S. 449) 
den Namen (©. Hostii als Synonym zu seiner var. d. multiflora der C. rotundifolia. 
Trotzdem sprechen wenige Autoren so deutlich für meine Auffassung, als gerade 
Neilreich. Der Artbegriff ist bei Neilreich bekanntlich ein sehr weiter, Um- 


!) Siehe Host, Flora Austriaca, p. 263 (1827). 


Bemerkungen zur Nomenelatur der Campanula Hostii Baumgarten. 31 


fasst doch seine C. rotundifolia auch die CO. pusilla Haenke und die ©. Scheuch- 
zeri Vill. Dass also die ©. Hostii gleichfalls dazu gezogen ist, hat gar nichts zu 
sagen. Sehen wir uns aber diese var. multiflora näher an. Eine genaue Be- 
schreibung der Blätter ist wohl nicht gegeben, wohl aber wird gesagt, dass die 
Pflanze eine üppiger entwickelte Form der var. y. vulgaris, mit längeren und 
schlafferen Blättern sei. Ferner wird dem Namen entsprechend auf den reicheren 
Blüthenstand, der als zusammengesetzte Traube oder Rispe beschrieben ist, be- 
sonderes Gewicht gelegt. Die dazu eitirte Abbildung in der Flora dan., Tab. 855 
erklärt Neilreich ausdrücklich als Uebergangsform zu var. y. Dieselbe stellt 
eine C. rotundifolia vor, bei welcher die unteren Blätter lanzettlich verbreitert, 
aber gestielt sind. Die Verbreitungsangabe lautet: „An schattigen Waldstellen 
der Berg- und Voralpenregion auf Sandstein, Kalk und Schiefer; häufig im 
Wienerwalde.*“ Man vergleiche hierzu das unten folgende Verzeichniss der von 
mir eingesehenen Pflanzen. 

Noch deutlicher ist Neilreich in der „Flora von Wien* (1868), S. 298. 
Hier umfasst die C. rotundifolia nur zwei Varietäten: «. minor und ß. major. 
Bei letzterer heisst es: „Stengel stärker, mehr aufrecht, bis 3’ hoch. Blätter 
länger, breiter. Traube zusammengesetzt, manchmal rispenförmig reichblüthig. 
In allen Theilen üppiger, sonst nicht der geringste Unterschied. ©. Hostii Baumg. 
(nach den in Host’s Garten stehenden Exemplaren).“ 

Die Diagnose ist so klar, dass ich darüber gar kein Wort zu verlieren 
brauche. Sie wird nun noch völlig besiegelt durch die hier höchst deutliche 
Verbreitungsangabe: „Die var. 3. in höheren Bergwäldern, besonders an Baum- 
wurzeln; in Wäldern bei Mauerbach, Gablitz; auf dem Anninger, Bodenberg, 
Eisernen Thor.* 

Kann man noch deutlicher sein? Gablitz führt Beck selbst als Standort 
der ©. pseudolanceolata an, das Eiserne Thor (Badener Lindkogel) gleichfalls, 
von Mauerbach habe ich die Pflanze gesehen (C. Hostii Baumg., Mauerbach bei 
Wien, leg. Kovats, Herbar des k. k. Hofmuseums). Dass die südlicheren Stand- 
orte fehlen, ist selbstverständlich, da die „Flora von Wien“ diesen Theil Nieder- 
österreichs nicht umfasst. Zur endlichen vollsten Bekräftigung, dass Neilreich 
unter ©. Hostii gewiss unsere hier in Frage stehende lanzettblättrige Form ver- 
standen hat, verweise ich auf Neilreich’s Herbar im k. k. Hofmuseum in Wien, 
in welchem eine solche unter dem Namen (. rotundifolia d. multiflora erliegt 
(Nr. 6324. Auf dem Eisernen Thor. 29. Juli 1835). Es ist zugleich ein sehr 
reichblüthiges Exemplar, wie es sich Neilreich offenbar als typisches Exemplar 
seiner var. d. multiflora eingelegt hatte. Dass Neilreich in seiner „Aufzählung 
der Gefässpflanzen von Ungarn und Slavonien* bei C. rotundifolia die ©. Hostiv 
erwähnt (S. 144) und die ©. rhomboidalis Wahlenb. (= C. pseudolanceolata Pant.) 
als eigene Art ausserdem anführt, ist belanglos. Es fällt mir auch nicht etwa 
ein, die von mir befürwortete Trennung dieser beiden Formen damit stützen zu 
wollen. Denn Neilreich gesteht selbst, dass er die in jener Aufzählung aufge- 
führten Pflanzen selbst gar nicht kenne. Sie ist nur eine Zusammenstellung alles 
dessen, was bis 1866 über die Flora von Ungarn in der Literatur zerstreut publi- 


33 J. Witasek. 


eirt worden war, und Neilreich lehnt die Verantwortung für die Richtigkeit 
der gemachten Angaben ab.') 

Mit Knapp'’s „Flora von Galizien“ hat es dieselbe Bewandtniss; er weist 
übrigens ©. Hostii Baumg. als Varietät der ©. rotundifolia ausdrücklich ab. Die 
siebenbürgischen Autoren können nicht gut in Betracht kommen; denn sie sagen 
selbst aus, dass sie die von Baumgarten für seine (©. Hostii gegebene Be- 
schreibung mit den von ihm angeführten Standorten im Lande nicht in Einklang 
bringen können. 


Schur bleibt nach seinem eigenen Zugeständniss?) mit der ©. Hostü 
Baumg. völlig im Unklaren und weist ihr zu verschiedenen Zeiten verschiedene 
Stellung an. Andrae zieht eine solche Schur’sche ©. Hostii zur ©. lanceolata 
(= C. pseudolanceolata Pant.).?) Simonkai scheidet den Namen aus der Flora 
von Siebenbürgen eigentlich aus, indem er ihn®) nur noch als Synonym zu einem 
jüngeren Namen, ©. dentata Schur, stellt, aber nur „ex locis natalibus, non ex 
herbario ejus“, wie er ausdrücklich bemerkt. 


Von anderen Autoren, welche die ©. Hostii überhaupt bringen, wäre [da 
Host,°) De Candolle,®) Reichenbach’) sie als selbstständige Art aufführen, 
und zwar stets mit Beschreibungen, welche ganz unzweideutig C. pseudolanceolata 
Beck erkennen lassen] nur noch Koch in Betracht zu ziehen. Dieser führt?) 
unter zahlreichen anderen Varietäten der C. rotundifolia auch eine var. lancifolia 
an, zu welcher er ©. Hostii Baumg. als Synonym stellt. Da Koch auch (©. hirta 
Schultz (in Beiträge z. Flora d. Pfalz, S. 23) dazu eitirt und die Standorte Bitsch 
und Weissenburg nennt, von welchen mir die Pflanze bekannt ist, so wurde ich 
dadurch belehrt, dass Koch mit dem Namen (. lancifolia eine Pflanze bezeichnet, 
welche thatsächlich der ©. Hostii Baumg. sehr nahe steht und eigentlich die 
Vertreterin derselben in Südwestdeutschland ist. Schon Koch weist auf die Ver- 
wandtschaft dieser Pflanze mit ©. lanceolata Lap. hin. Bei Grenier et Godron?) 
erscheint sie unter dem älteren Synonym C. Baumgarteni Becker als eigene Art 
mit ausführlicher und sehr klarer Beschreibung und unter abermaligem Hinweis 
auf die Beziehungen zu (©. lanceolata Lap. Dass in manchen Landes- und Local- 
floren, wie in Duftschmied’s „Flora von Öber-Oesterreich*,!%) ©. Hostü als 
Varietät der C. rotundifolia, und zwar in ähnlicher Weise wie in Beck ’s „Flora 


ı) Vergl. das Vorwort zu Neilreich's „Aufzählung der Gefässpflanzen von Ungarn und 
Slavonien*“. 

2) Schur, Enumeratio plant. Transs., p. 445 (1866). 

») Andrae in Beiträge zur Kenntniss der Flora des südlichen Banates etc. in Botan. Zeit., 
1855, S. 327. 

*) Simonkai, Enumeratio florae Transs., p. 386 (1886). 

s) Host, Flora Austriaca, I, p. 263 (1827). 

%) De Candolle, Monogr. d. Camp., p. 277 (1830). 

?) Reichenbach, Flora Germ. excurs., p. 299 (1830—1832). 

®) Koch und Mertens, Deutschlands Flora, II, S. 154 (1326), sowie Koch’s Synopsis 
der deutschen und Schweizer Flora, S. 1267 (1891). 

°) Flore de France, II, p. 414 (1850). 

10) III, S. 6 (1883). 


Bemerkungen zur Nomenclatur der Campanula Hostii Baumgarten. 39 


von Niederösterreich“ aufgefasst ist, erklärt sich leicht daraus, dass dieselben 
zum grössten Theile nach dem Muster der Neilreich’schen „Flora von Nieder- 
österreich“ gearbeitet sind. Die Anwendung der von diesem gebrauchten Nomen- 
elatur führte aber bei Formen und Arten, welche — wie ©. Hostii — ausserhalb 
Niederösterreichs nicht vorkommen, leicht zu solchen Irrthümern. 


Es ist aus diesen Ausführungen zu ersehen, dass die Auffassung, welche 
Prof. v. Beck von der €. Hostii hat, in der Literatur durchaus nicht eine so 
sehr verbreitete ist, und dass ich mit der meinigen nicht allein stehe. Mit Rück- 
sicht auf diese zahlreichen Belege aus der Literatur, sowie mit Rücksicht auf die 
in meiner ersten Abhandlung (l. e., S. 189) bereits hervorgehobenen bezeichnenden 
Stellen der Originaldiagnose von Baumgarten glaube ich mit voller Sicherheit 
bewiesen zu haben, dass ©. Hostii Baumg. dasselbe ist, was Prof. v. Beck in 
seiner „Flora von Niederösterreich“. als ©. pseudolanceolata bezeichnet. 

Ich komme nun zur Erledigung der ersten von den beiden anfänglich 
aufgestellten Fragen. 


In Beantwortung derselben möchte ich zuerst auf einen Umstand ver- 
weisen: ©. pseudolanceolata Pant. in den Karpathen ist vornehmlich eine Pflanze 
der Hochgebirge. Bei Sagorski und Schneider lesen wir folgende Bemerkung: 
„In der Knieholzregion und etwas unter derselben.“ Auch auf den Etiquetten 
der Exsiccaten findet man nicht selten ähnliche Angaben. Bei uns hingegen ist 
von einem Hinaufsteigen dieser Pflanze in höhere Regionen nichts bekannt. Sie 
ist in der subalpinen und montanen Region verbreitet und geht selbst bis in die 
Niederungen herab. (Man vergleiche das unten folgende Verzeichniss der Stand- 
orte.) Thatsächlich macht schon habituell unsere ©. Hostii Baumg. mit ihrer 
üppigen Laub- und Blüthenentwicklung und ihrem schlafferen Laub mehr den 
Eindruck einer subalpinen Pflanze. 


Ehe ich aber jetzt auf die Besprechung der einzelnen zu erledigenden 
Punkte eingehe, muss ich mich gegen den Vorwurf verwahren, dass ich nur ein 
kärgliches Material eingesehen hätte. Schon die mehreren Hunderte von Pflanzen, 
welche für die „Flora exsiccata“ bestimmt sind, geben gewiss ein gutes Bild von 
dem Charakter einer Pflanze, und es kann von einem kärglichen Material nicht 
mehr die Rede sein. Ausserdem aber habe ich noch eine Reihe anderer Exem- 
plare von C©. Hostii eingesehen. Ich gebe nachfolgend ein Verzeichniss derselben 
und füge auch die auf den Original-Etiquetten vorgefundenen Speciesnamen bei. 
Man beachte, wie oft hier von den Sammlern die Pflanze in meinem Sinne deter- 
minirt wurde (d.i. als ©. Hostii Baumg. oder als C. rotundifolia var. multiflora, 
respective var. major Neilreich). 


©. rotundifolia var. B. grandiflora oder var. y. multiflora. Auf der Lilienfelder 
Alpe, sehr häufig. (Ohne Angabe des Sammlers, Herbar der zool.-bot. Ges.) 

C. lanceolata Lap. St. Poelten, in pratis subalpinis Reisalpe, 1000 m. (Hackel, 
Herbar Haläcsy.) 

C. lancifolia Koch. Austria inf. ad Gutenstein, 10./VII. 1887. (Richter, Herbar 
des Hofmuseums.) 


40 J. Witasek. 


©. lanceolata Lap. In monte Mariahilferberg prope Gutenstein, 5./VII. 1885. 
(Richter in F. Schultz, Herb. norm., Cent. 21, Herbar des Hofmuseums.) 

CO. pseudolanceolata Beck. Gutenstein, 1897 (leg. Kempny, Herbar des Hof- 
museums). 

©. lanceolata Lap. Am Mariahilferberg bei Gutenstein, 5. Juli 1885. (Haläcsy, 
Herbar Haläcsy.) 

C. rotundifolia L. d. multiflora Neilreich. Ad ripas Schwarza prope Reichenau, 
August 1876. (Haläcsy, Herbar Haläcsy.) 

C. Scheuchzeri. Hochschwaben. (Hölzl, Herbar des Hofmuseums.) 

©. Hostii Baumg. In locis graminosis aprieis montis „Hoher Lindkogel* prope 
Baden, 870 m, solo cale., 7./VIII. 1891. (Tscherning in Baenitz, Herb. 
Europ. — Herbar des Hofmuseums, Herbar Haläecsy.) 

C. rotundifolia «. major. Sooser Lindkogel bei Baden. (Pernhoffer, Herbar 
Haläcsy, Herbar Rechinger.) 

Nr. 6324. ©. rotundifolia d. multiflora. Auf dem Eisernen Thor, 29. Juli 1835. 
(Herbar Neilreich im k. k. Hofmuseum.) 

Nr. 6323. Am Knoppberg, 27. August 1837. (Herbar Neilreich.) 

©. Hostii Baumg. Am Eisernen T'hor bei Baden, September 1854. (Petter, 
Herbar Rechinger.) 

Campanula .... Ad sylvarum margines prope Baden, VII. 1883. (Beck, Her- 
bar des botanischen Museums der Universität Wien.) 

C. pseudolanceolata Beck. Wald am Abhange des Eisernen Thores gegen das 
Weichselthal bei Baden, 22. Juli 1893. (Hayek, Herbar Hayek.) 

C. rotundifolia „var. major oder auch lancifolia“. An Felsen im Helenenthale 
zu Baden. Am Bingange in den Mardergraben, Juni bis October 1887. 
(Reber, Herbar des Hofmuseums; p. p.) 

©. Hostii Baumg. Hütteldorf. (Dolliner, Herbar der zool.-bot. Ges.) 

©. Hostii Baumg. Wien. (Dolliner, Herbar der zool.-bot. Ges.) 

C. Hostii Baumg. Waldränder bei Pressbaum, 15. August 1888. (Rechinger, 
Herbar Rechinger; Uebergangsform.) 

C. Hostii Baumg. Mauerbach bei Wien. (Kovats, Herbar des Hofmuseums.) 

C. salieifolia Host, corrigirt auf ©. Hostii. (Herbar des Hofmuseums.) 


Das Material, welches mir von Campanula pseudolanceolata Pant. aus den 
Karpathen zur Einsicht vorlag, ist folgendes: 


In monte Chocs ad Lucki. (Borbäs, Herbar des Hofmuseums; Fritze, Herbar 
Haläcsy; Scherffel, Herbar der zool.-bot. Ges.) 

An oberer Nadelholzgrenze und im Knieholz an schattigen, feuchten, erdigen 
Stellen des Chod bei Lucki; Dolomit (leg. ?, Herbar der zool.-bot. Ges.). 

In der Umgebung des Czorber Sees, 28. Juli 1893. (Scherffel, Herbar des Hof- 
museums, Herbar der zool.-bot. Ges.) 

In der Krummholzregion am Krivan. (Haussknecht, Herbar Haläcsy.) 

In Waldungen am Fusse des Krivan. (Scherffel, Herbar des Hofmuseums.) 

In pratis subalpinis Tatra, Juli 1864. (Scherffel, Herbar der zool.-bot. Ges.) 


Bemerkungen zur Nomenclatur der Campanula Hostii Baumgarten. 41 


Bergwiesen am Passe Stureez. (Richter, Herbar der zool.-bot. Ges.) 

Fatra Bistrow-Thal, Juli 1872. (Fritze, Herbar der zool.-bot. Ges.) 

Auf der Pulonina Dziurowy Zolob, Samborer Karpathen, 4. August 1891. (Wotosz- 
ezak, Herbar des Hofmuseums.) 

Auf Wiesen bei Podletz an der Lomnica, Ost-Karpathen, 710 m, 12. Juli 1889. 
(Wodoszezak, Herbar des botanischen Museums der Universität Wien.) 


In dieser Aufzählung sind nur jene Exsiceaten enthalten, welche ich bereits 
vor meiner ersten Publication gesehen hatte. 

Ich habe mich also durchaus nicht auf die für die Flora exsiceata Austro- 
Hungarica bestimmten Sammlungen allein gestützt, sondern in Augenschein ge- 
nommen, was mir zugänglich war. Wenn Prof. v. Beck sagt, ich hätte meine 
Behauptungen auf die nicht veröffentlichte Beschreibung, welche Pantocsek den 
Exsiccaten beigelegt hatte, gestützt, so kann ich diese Darstellung nicht gelten. 
lassen; denn ich habe auf das angezogene Manuscript ein einziges Mal vergleichs- 
weise hingewiesen, ohne irgend welche Schlüsse daraus zu ziehen. Dass ich auf 
Sagorski und Schneider, Flora der Centralkarpathen, nicht eingegangen bin, 
geschah deshalb, weil die Beschreibung dort gar nicht so ausführlich ist, dass 
ich sie bei dieser Unterscheidung mit Nutzen hätte verwerthen können. Uebrigens 
finde ich nicht, dass mir diese Beschreibung widerspricht. Denn wenn bei Sa- 
gorski und Schneider!) steht: „O'1—0'35 m hoch“ und ich sage: „Sie erreicht 
gewöhnlich nur eine Höhe von 25—30 cm“, so finde ich das eine sehr erfreu- 
liche Uebereinstimmung. Und was den Blüthenstand anbelangt, so steht doch 
auch bei Sagorski und Schneider „rarius racemoso paniculatis, ramulis 
inferioribus 2—3floris“, wobei zwischen „paniculatis“ und „ramulis“ kein Strich- 
punkt, sondern nur ein Beistrich steht, was nicht ganz ohne Einfluss auf den 
Sinn bleibt. Ich fasse jene Darstellung nämlich so auf, dass nur in diesem 
selteneren Falle der traubig-rispigen Verzweigung die unteren Aestchen zwei- bis 
dreiblüthig sind. Setzt man aber, wie Prof. v. Beck es gethan hat, nach „pani- 
eulatis* einen Strichpunkt, so findet hier eine schärfere Trennung statt, und der 
letzte Passus müsste auf alle, auch auf die vorher beschriebenen blüthenärmeren 
Infloreseenzen bezogen werden. Wenn nun durch Sagorski und Schneider 
das Extrem des reichsten Blüthenstandes als traubig-rispig mit unteren zwei- 
bis dreiblüthigen Aestehen beschrieben wird, so kann ich dies noch immer arm- 
blüthig nennen gegenüber den extrem reichblüthigen Exemplaren der ©. Hostis 
mit 50—60 Blüthen und mehr. — Mit der Angabe Andrae’s, „Der Stengel trägt 
1—5 gegipfelte Blüthen, selten mehr“, bin ich vollends zufrieden. Ich behaupte 
ja gar nicht, dass die Pflanze immer nur ein- oder zweiblüthig sein müsse, ich 
weiss sehr gut, dass mitunter sogar rispige Verzweigungen vorkommen. In dem 
Herbar der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft liegt ein ganz ungewöhnlich 
üppiges Exemplar mit sehr vielen Blüthen. Aber es macht auch ganz den Ein- 
druck einer anormalen Entwicklung, indem aus den Achseln der untersten Stengel- 
blätter lange blüthentragende Seitenzweige entspringen, eine Verästelung, wie sie 


1) l.c., II, S. 369. 
Z.B. Ges. Bd. LI. 3r*+ 


43 J. Witasek. 


weder für C. pseudolanceolata Pant., noch für ©. Hostii Baumg. normal ist, wie 
ich sie jedoch auch schon bei anderen Arten der Gattung, z. B. C. rotundifolia, 
bei abnormer Entwicklung beobachtet habe. 

Zwischen solehen höchst nahe verwandten Formen, welche nur durch 
graduelle Unterschiede von einander abweichen, müssen wohl Uebergangsformen 
vorkommen; ich habe das auch gar nicht verschwiegen, sondern darauf hin- 
gewiesen, dass die Pflanzen in allen angegebenen Merkmalen varüiren. Es liegt nur 
der Durchschnitt derselben hier mehr nach der einen, dort mehr nach der anderen 
Seite. Dadurch aber bekommt die eine Pflanze im Allgemeinen einen anderen 
Charakter als die andere, der zum Aufsuchen passender Unterscheidungsmerkmale 
auffordert. Das beste Merkmal glaubte ich in der Form und Grösse der Blätter 
gefunden zu haben. Ich weiss und habe es ausdrücklich betont, dass auch diese 
Merkmale nicht ganz constant sind, aber ich fand, dass gerade das eine von 
beiden noch Stand hält, wo das andere nicht mehr zutrifft. Prof. v. Beck 
erklärt nun, dass er die von mir angegebene Blattform bei keinem Exemplar ge- 
funden hätte. Ich frage mich, wie dies möglich sei, da sie bei den Pflanzen der 
subalpinen Region Niederösterreichs selten fehlt. Die Durchsicht meines Materials 
zeigte mir, dass häufig die Blätter, nachdem sie sich vom Grunde her rasch er- 
weitert und etwa im unteren Drittel ihre grösste Breite erreicht haben, diese 
selbe Breite bis gegen die Mitte hin beibehalten, so dass sie sehr wohl auch in 
der Mitte noch ihre grösste Breite haben. Aber es ist die Abnahme der Breite 
nach beiden Seiten eine verschiedene. Zum Beweise gebe ich hier einige Masse 
von Blättern, welche ich sorgfältigst gemessen habe. 


An einem Exemplar von Gutenstein (leg. Richter, Herbar des botanischen 
Museums der Universität Berlin): 


Gesammtlänge des Blattes 6 cm. 


Breite in 1cm Höhe vom Grund . . . . 16mm, 
n n 2 ” n n n 16 n 
n n 3 n n n n 15 n 
N n 4 n n n n 14 n 
n n b) n ” n n >" 5 ? 4 5 n 


oder, ein höherstehendes Blatt: 
Gesammtlänge 4°8 cm. 


Breite in 1cm Höhe vom Grund . . . .. 10mm, 
n n 2 n n n n 8 n 
n n 5) n n ” n 6 n 
n n 4 n ”» n n 3 n 


An einem Exemplar vom Mariahilferberg bei Gutenstein (leg. Kerner, 
Flora exsiccata Austro-Hungarica): 
Gesammtlänge des Blattes 6 cm. 


Breite in 15cm Höhe vom Grund . . . . 13mm, 
rn n 2 n n n n . . . . 13 n 


Bemerkungen zur Nomenclatur der Campanula Hostii Baumgarten. 43 


Breite in 3cm Höhe vom Grund . . . . 12 mm, 
” ” 4 ” ” ” ” ” - ° = g n 

Gesammtlänge des Blattes 8 cm. 

Breite in 2cm Höhe vom Grund . . . . 18mm, 
a a H = Os Ya ua ya] 


An einem Exemplar mit der Standortsangabe „Hochschwaben“ (leg. Hölzl], 
Herbar des k. k. Hofmuseums): 


Gesammtlänge des Blattes 5°5 cm. 


Breite in 1 cm Höhe vom Grund . . . . Tmm, 
n ” 2 ” ” ” ” lot ” 
” ” 25 ” ” ” ” ae eg 8 n 
” ” 4 ” ” ” ” rs enge 5 ” 


An einem Exemplar von Mauerbach bei Wien (leg. Kovats, Herbar des 
k. k. Hofmuseums) finden sich neben fast linealen Blättern solche von den fol- 
genden Dimensionen: 


Gesammtlänge des Blattes 62 cm. 


Breite in 1 cm Höhe vom Grund . . . . 55mm, 
” n 15 n n ” ” = . = s 8 b] 
n n 3 n n n ” u 3 4 e XL n 
N N 4 n n n ” a = 3 Q 6 n 


An einem Exemplar vom „Hohen Lindkogel* (Tscherning in Baenitz, 
Herb. Europ.; Herbar des k. k. Hofmuseums) finden sich neben rein lanzettlichen 
Blättern solche von den folgenden Dimensionen: 


Gesammtlänge des Blattes 7'2 cm. 


Breite in Icm Höhe vom Grund . . . ...8mm, 
br] n 2 n ” N n . e; ®. Ü 12 n 
0 35 enlde 5 “ ER Em > 
IE ER N n 5 RE Unllehr 


Ich glaube deshalb nicht, dass sich alle Blätter dieser Pflanzen in eine 
der obigen Schablonen fügen müssen und hätte diese kleinlichen Messungen gar 
nicht vorgenommen, wenn nicht Prof. v. Beck das Vorkommen solcher Formen 
so absolut negirt hätte. Dass es Pflanzen darunter gibt mit rein lanzettlichen 
Blättern, habe ich gewusst und es auch ausdrücklich hervorgehoben. Viel mehr 
als durch diese Verschiedenheit der Blattform wird der Habitus indess durch die 
reichere Entfaltung des Laubes beeinflusst, da Blätter von 8 und 9cm Länge 
gar keine Seltenheit sind. Dass es auch Exemplare gibt, bei denen die Blätter 
einmal „kaum 4 cm“ lang sind, glaube ich gerne; vielleicht gibt es auch einmal 
irgendwo eines mit nur 2cm langen Blättern, aber das macht doch gewiss nicht 
den Charakter dieser Pflanze aus. Zur thatsächlichen Berichtigung muss ich 
hier übrigens noch bemerken, dass ich bei der Charakterisirung der Campanula 
pseudolanceolata Pant. gesagt habe: „... . mit lanzettlichen Blättern, von denen 


44 J. Witasek. Bemerkungen zur Nomenclatur der Campanula Hostii Baumgarten. 


das grösste gewöhnlich 2—3 cm lang ist.“ Das ist nicht gleichbedeutend mit 
der Wiedergabe dieses Satzes durch Prof. v. Beck: „mit lanzettlichen, höchstens 
2—3 cm langen Blättern.“ Denn nach dieser letzteren Darstellung erscheint das 
angegebene Mass als die Maximaldimension, welche die Blätter dieser Pflanze 
überhaupt erreichen können, während ich nur sagen wollte, dass unter den ver- 
schieden grossen Blättern eines und desselben Stengels das längste am häufigsten 
die angegebene Länge von 2—3 cm erreicht, hiermit also ein Durchschnittsmass 
gebracht habe. 

Prof. v. Beck hat ausdrücklich zugegeben, dass die niederösterreichische 
Pflanze in der Regel höher wird als die Karpathenpflanze, er hat stillschweigend 
zugegeben, dass ihre Blätter in der Regel länger und breiter sind, er wird auch 
zugeben, dass ihr Blüthenstand in der Regel üppiger und reichlicher verästelt 
ist, als bei der Karpathenpflanze, wenngleich alle diese Merkmale, wie es das 
Schicksal gradueller Unterscheidungsmerkmale ist, nicht auf jedes Exemplar an- 
wendbar sind. Der Gesammtcharakter der Pflanze wird aber dadurch in einer 
von dem Charakter der Karpathenpflanze abweichenden Richtung beeinflusst, 
welchen Umstand ich zur Grundlage der Unterscheidung genommen habe. 


Referate. 


Rouy, 6. et Camus, E. &. Flore de France ou description des plantes 
qui eroissent spontanement en France, en Corse et en Alsace- 
Lorraine, Tome VI. Paris, Juin 1900. 


Die neue, gross angelegte Flora von Frankreich, welche G. Rouy zuerst 
in Verbindung mit J. Foucaud, dann allein herausgab, hat nun in Camus 
einen neuen Mitarbeiter gewonnen. Der vorliegende sechste Band behandelt eine 
sehr schwierige Familie, die der Rosaceen. 489 Seiten sind dieser Familie 
(mit Einschluss der Amygdaleen, aber mit Ausschluss der Pomaceen) gewidmet. 


Schon bei der Gattung Prunus zeigt sich, wie weit die Verfasser in Detail- 
studien gehen: sie fassen Prunus domestica L. und P. insititia L. nebst der 
dazwischen stehenden P. ambigua Rouy et Camus unter dem Namen Prunus 
sativa Rouy et Camus zusammen, unterscheiden aber von P. domestica vier, von 
P. ambigua sieben, von P. insititia sogar 16 Formen, von denen einige wieder in 
Unterformen zerfallen. Eine ähnliche Zergliederung erfährt Prunus spinosa L. 
(14 Formen, darunter eine mit sieben Unterformen; ferner die Subspec. Prunus 
fruticans Weihe mit vier Formen und zwei „Subvarietäten“). Ob eine derartige 
Häufung von „petites especes“ innerhalb der grossen Hauptarten in der Form, 
wie sie von den französischen Botanikern gegenwärtig betrieben wird, wissen- 
schaftlich zu billigen ist, darüber möchte sich Referent hier lieber nicht aus- 
sprechen. 

Im Verhältniss zu dieser Formenzerspaltung erscheint die Gattung Rubus, 
die ja thatsächlich unendlich formenreich ist, relativ klar und einfach dar- 


Referate. 45 


gestellt. Die Gattung ist von N. Boulay bearbeitet, der in der Unterscheidung 
der Formen nicht wesentlich weiter geht, als wir es von neueren deutschen und 
österreichischen Autoren gewohnt sind. Die echten Brombeeren (Seet. Kubatus 
Focke) werden nach P. J. Mueller in Suberecti, Silvatiei, Discolores, Sipectabiles, 
Glandulosi und Triviales gruppirt; die drei ersten Abtheilungen bilden die 
„Homalacanthi“, die anderen die „Heteracanthi“. Auffallend sind die zahlreichen 
Bastarde, von denen wohl nicht wenige bezüglich ihres hybriden Ursprunges 
zweifelhaft sein dürften. 

Wie man heute noch die Gattung Spiraesa im Linne’schen Umfange 
beibehalten kann, ist dem Referenten unbegreiflich. Man braucht Aruneus und 
Filipendula nur genau anzusehen, so kann man sie unmöglich für nahe verwandt 
mit den strauchigen Spiraea-Arten halten! Das Beispiel beweist, wie schwer 
eingewurzelte Bezeichnungen, auch wenn sie ganz unhaltbar sind, auszumerzen 
sind! Eine Spiraea Ulmaria var. excelsa Neilreich gibt es nicht: „excelsa“ ist 
Druckfehler für „concolor“. 

Einen günstigen Eindruck macht die Bearbeitung der Gattung Potentilla; 
hier rechtfertigt der Formenreichthum die Aufstellung zahlreicher Untertypen. 
Nur die Einreihung der Potentilla recta L. als „Form“ der P. hirta L. ist wohl 
kaum zu rechtfertigen. Die Namen Potentilla verna L. und opaca L. werden 
im Sinne Koch’s gebraucht — das ist vielleicht Geschmackssache. 

Die Gattung Rosa hat Rouy bearbeitet. Auch hier fällt, wie bei Rubus, 
die grosse Zahl von Hybriden auf; einzelne derselben, wie z. B. Rosa Polliniana 
Spreng. (arvensis X Gallica), zerfallen wieder in zahlreiche (in diesem Falle 11) 
Varietäten. Nicht billigen kann Referent, dass Rouy zu allen Formen, welche 
Andere als Arten beschrieben haben, sich selbst als Autor eitirt, wenn er die be- 
treffende Art zur „Varietät* degradirt, wie das z. B. bei den meisten Varietäten 
der eben erwähnten R. Polliniana Spreng. der Fall ist. Statt zu schreiben: 
„n. fasciceuliflora Nob.; R. fasciculiflora Boullu*, wäre es doch viel einfacher: 
„n. fasciculiflora (Boullu pro specie)* zu setzen. Rosa glauca Vill., montana 
Chaix, Chavini Rap., abietina Gren., stylosa Desv., Pouzini Tratt. und „canina 
(L. emend.) Rouy“ werden zu einer einzigen, ganz monströsen Art: Rosa com- 
munis Rouy verschmolzen. Diese Art zerfällt in die eben erwähnten sieben Sub- 
species, welche gegen 300 Formen enthalten. In ähnlicher Weise werden Rosa 
agrestis Savi, Serafinii Viv., micrantha Sm. et Sow., elliptica Tausch, rubiginosa 
(L.) Fries und Sicula Tratt. zu einer neuen Rosa viscaria Rouy zusammen- 
gezogen, die gleichfalls sehr zahlreiche Formen umfasst. Man kann die schein- 
bare Einfachheit der auf diese Formen führenden Bestimmungsschlüssel nur 
bewundern —, aber wer kann ohne Vergleichsmaterial eine Rose überhaupt 
bestimmen ? 

Die Gattung Alchimilla hat Camus mit Anlehnung an Buser bearbeitet. 
Auch hier begegnen wir den vielen „Nob.“*, namentlich an Stelle des Namens 
Buser, dem doch eigentlich die Kenntniss der meisten Einzelformen zu danken 
ist. Ja sogar die Untergattungen Kualchimilla und Aphanes tragen den Autor- 
namen Camus! 


46 Referate. 


Wenn auch im Vorstehenden Manches nicht sehr günstig besprochen wurde, 
so muss doch am Schlusse die Gesammtleistung Rouy’s und seiner Mitarbeiter 
als eine bewunderungswürdige und sehr dankenswerthe hervorgehoben werden. 
Wer würde es heute wagen, z. B. die Rosaceen Oesterreichs oder Deutschlands 
in ähnlicher Weise bis in die feinsten Details durchzuarbeiten? Wenn solche 
Arbeiten überhaupt von Einzelnen gemacht werden sollen, so bleibt kein anderer 
Weg als ein grosser Zug durch das Ganze und eine relative Oberflächlichkeit in 
den Details. Es ist dann sehr leicht, aus solchen Werken Einzelnes tadelnd 
herauszugreifen — und wo ist ein Werk, an dem man das nicht könnte? Damit 
soll allerdings nicht gesagt werden, dass alle oben erwähnten Mängel unver- 
meidlich gewesen wären. Und namentlich die Einwendungen, die sich gegen die 
gesammte Darstellungsmethode kehren, bleiben unbedingt bestehen. 

Trotz alledem ist es lebhaft zu wünschen, dass das grosse Werk, welches 
bis jetzt in sechs Bänden die Familien von den Ranunculaceen bis inclusive Rosa- 
ceen (nach dem De Candolle’schen System) enthält, möglichst rasch bis zum 
Schlusse — von dem es noch sehr weit entfernt ist — fortschreiten möge. Wir 
werden dann eine umfassende Darstellung der französischen Phanerogamenflora 
besitzen, wie sie in gleich detaillirter Ausführung kein anderes Reich der Erde 
aufzuweisen hat! Fritsch. 


Zahlbruckner, A. Plantae Pentherianae. Aufzählung der von Dr. A. 
Penther und in seinem Auftrage von P. Krook in Südafrika gesammelten 
Pflanzen. Pars I. (Annalen des k. k. naturhistorischen Hofmuseums, Bd. XV, 
Heft 1.) 


Die vorliegende Bearbeitung beginnt mit den Pilzen, welehe P. Hennings 
bearbeitete; die vier Arten sind durchwegs neu: Puceinia Krookiü Henn., Epichloe 
Zahlbruckneriana Henn. (diese abgebildet), Pestalozzia Zahlbruckneriana Henn., 
Dimerosporium Gymnosporiae Henn. Die von F. Krasser bestimmten Pterido- 
phyten ergaben zwei neue Arten: Asplenium multiforme Krass. (Taf. I) und 
Nephrodium Pentheri Krass. (Taf. II). 


Von den Monocotylen liegen bearbeitet vor: Aponogetonaceae und Junca- 
ginaceae (von Zahlbruckner), COyperaceae (Krasser), Restiaceae (Masters), 
Eriocaulaceae und Commelinaceae (Zahlbruckner), Juncaceae (Buchenau), 
Liliaceae, Haemodoraceae, Amaryllidaceae, Dioscoreaceae, Musaceae (Zahl- 
bruckner). Neue Arten sind: Thamnochortus Bachmanni Mast., Kniphofia 
Krooki Zahlbr., Notosceptrum brachystachyum Zahlbr. (Taf. III), Bulbinella 
punctulata Zahlbr., Chlorophytum stamineum Zahlbr. (mit Abbildung), Chloro- 
phytum Krookianum Zahlbr. (mit Abbildung), Dipcadi megalanthum Zahlbr., 
Ornithogalum Pentheri Zahlbr. (mit Abbildung), Cyanella Pentheri Zahlbr., 
Brunswigia Insizwae Zahlbr. i 

Unter den Dieotylen hat Zahlbruckner selbst folgende Familien be- 
arbeitet: Salicaceae, Moraceae, Urticaceae, Samtalaceae, Grubbiaceae, Phyto- 
laccaceae, Aizoaceae, Capparidaceae, Meliaceae, Oxalidaceae (Oxalis Pentheri n. 
sp., Taf. IV), Callitrichaceae, Anacardiaceae (Rhus Pentheri n. sp.), Celastraceae, 


Referate. 47 


Balsaminaceae, Rhamnaceae (mit C. v. Keissler), Sterculiaceae, Ochnaceae, 
Guttiferae, Heteropysidaceae, Combretaceae, Plumbaginaceae, Salvadoraceae, 
Logamniaceae, Apocynaceae, Solanaceae, Bignoniaceae, Pedaliaceae, Valerianaceae, 
Dipsaceae. Bearbeitungen anderer Autoren liegen folgende vor: von P. van 
Tieghem Loranthaceae; von C. Rechinger Polygonaceae (Polygonum Krasseri 
n.sp.); von ©. v. Keissler Crassulaceae (Crassula mucronata n. sp., mit Ab- 
bildung), Vitaceae, Elatinaceae (Bergia Pentheriana n. sp.), Thymelaeaceae, 
Lythraceae; von A.v. Hayek Polygalaceae (Polygala fallax n. sp., P. imbricata 
n. sp., P. Zahlbruckneri n. sp.); von F. Pax Euphorbiaceae (Cluytia Krookii n. 
sp., ©. glauca n. sp., Euphorbia matabelensis n. sp., letztere mit Abbildung); von 
L. Radlkofer Sapotaceae, von E. Gilg Gentianaceae; von R. Schlechter 
Asclepiadaceae; von C. Fritsch Gesneriaceae (Streptocarpus Pentherianus n. 
sp.); von G. Lindau Acanthaceae. 


Selbstverständlich finden sich auch mehrfach kritische und nomenclatorische 
Bemerkungen. Auch sind verschiedene neue Varietäten und Formen aufgestellt, 
sowie einige Umtaufungen vorgenommen worden. Die meisten Bearbeiter haben 
auch gewissenhaft die Quellen eitirt, aus denen die Speciesnamen und deren 
wichtigere Synonyme herrühren. 

Eine Einleitung oder ein allgemeiner Theil ist nicht vorhanden; wahr- 
scheinlich folgt derselbe später. Aus den Standortsangaben ist zu entnehmen, 
dass die Reise Penther’s sich vom Cap aus über Natal bis in die Burenstaaten 
erstreckte. Fritsch. 


Schumann, K. und Lauterbach, K. Die Flora der deutschen Schutz- 
gebiete in der Südsee. Mit einer Karte des Gebietes und 22 Tafeln, sowie 
einer Doppeltafel in Steindruck. Leipzig, Verlag von Gebrüder Borntraeger, 
1901. 


In einem starken Bande von über 600 Seiten liegt eine Aufzählung der 
im genannten Gebiete bisher beobachteten Arten vor. Dasselbe entspricht im 
Wesentlichen den jetzigen politischen Grenzen und umfasst ausser dem „Kaiser 
Wilhelmsland* genannten nordöstlichen Viertel von Neu-Guinea den Bismarck- 
Archipel mit den Hauptinseln Neu-Britannien und Neu-Irland (die seinerzeit 
unnöthiger Weise in Neu-Pommern, beziehungsweise Neu-Mecklenburg umgetauft 
wurden), Neu-Hannover und die Admiralitäts-Inseln; ferner begreift es die west- 
liche Hälfte der Salamons-Inseln, die Marschalls-Inseln, die Carolinen, Palau- 
Inseln, Maskarenen und Ladronen. Da erst kürzlich Reinecke die Pflanzen 
der Samoa-Inseln aufgezählt hat („Vegetation und Flora der Samoa-Inseln* in 
Engler’s Botan. Jahrb., XXII und XXV), so wurde auf die Aufnahme dieser 
Gruppe verzichtet. Pflanzengeographisch bildet das Gebiet einen Theil der papua- 
sischen Provinz des Monsun-Gebietes im Sinne von Warburg und Engler, 
während die Marschalls-Inseln, die Carolinen u. s. w. in die melanesische Provinz 
derselben Autoren fallen. 

Der Aufzählung wird eine Geschichte der botanischen Erforschung des 
Gebietes vorausgeschickt, die mit dem 1. Jänner 1700 beginnt, dem Tage, an 


48 Referate. 


welchem William Dampier von Timor kommend die Küste Neu-Guineas betrat. 
Von den späteren Forschungsreisenden, beziehungsweise Bearbeitern der Flora 
ist zunächst Otto v. Kotzebue zu erwähnen, dem als Botaniker Adalbert v. 
Chamisso!) beigegeben war; ausser Dr. Eschscholtz befand sich noch der 
Däne Wormskjold bei der Expedition. Bald darauf folgten Gaudichand 
(Voyage de l’Uranie et Physicienne, Paris, 1826), Dumont d’Urville (Voyage 
au Pole du Sud sur les Corvettes l’„Astrolabe“ et la „Zel&e*. Plantes phanero- 
games par Hombron et Jacquinot. Paris, 1841—1854), Barcley (ef. Bentham, 
Voyage of the „Sulphur“, London, 1844), Blume, Miquel, dann Ferdinand v. 
Müller, dessen „Descriptive Notes on Papuan Plants“, I—IX, seit 1875 er- 
schienen, Scheffer, der die von Teysmann im nordwestlichen Neu-Guinea 
gesammelten Arten aufzählt („Enumeration des plantes de la Nouvelle-Guinee“ 
in Annales du Jardin de Buitenzorg, I, 1, 1876), Beccari, dessen „Malesia“ in- 
folge der Entziehung der früher von der italienischen Regierung gewährten Sub- 
vention seit 1890 nicht weiter erscheinen kann. Im Jahre 1875 besuchte die 
„Gazelle“ namentlich den Bismarck-Archipel; als Botaniker war dabei Neu- 
mann thätig, bearbeitet wurden die pflanzengeographischen Beziehungen durch 
Engler, die allgemeinen Vegetationsverhältnisse von Studer. Die Ausbeute der 
„Challenger“-Expedition war nicht sehr ergiebig; sie wurde von Hemsley be- 
arbeitet. In neuester Zeit wären Hollrung, Warburg und Lauterbach in 
erster Linie zu nennen; der letztgenannte Autor hat über 3000 Nummern von 
seinen Reisen mitgebracht. 

Die Zahl der Arten ist auf über 2200 angewachsen; „von ihnen sind über 
400 noch nicht bekannt gewesen oder sind wenigstens erst auf Grund der hier 
bearbeiteten Sammlungen veröffentlicht worden. Neue Gattungen wurden von 
den Siphonogamen 14 aufgestellt. Die Arten vertheilen sich folgendermassen auf 
die Hauptgruppen des Pflanzenreiches: Algen 222, Pilze (einschliesslich Flechten) 
226, Moose 200, Pteridophyten 155, Gymnospermen 12, Monocotyledonen 393, 
Archichlamydeen 674, Metachlamydeen 326*. 

Erwähnung mag die Thatsache finden, dass von 62 im Gebiete vorkom- 
menden Arten der Gattung Ficus 35, also mehr als die Hälfte, neu sind. 

Die typographische Ausstattung des Werkes ist eine sehr gute; weniger 
kann man das von den Tafeln behaupten. Die Pflanzenabbildungen sind sehr 
brauchbar, stehen aber bezüglich der Zeichnung weit zurück hinter dem, was 
sich mit Lithographie zum Ausdruck bringen lässt; man vergleiche damit die 
gewandten und lebensvollen Zeichnungen d’Apreval’s in den kürzlich in 
Brüssel erschienenen „Plantae Thonnerianae*. Wagner. 


1) Chamisso, Plantae Romanzoffianae in Linnaea, I, p. 1sq. 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. 49 


Materialien zu einer Monographie betreffend die 
Erscheinungen der Transpiration der Pflanzen. 
Von 


Dr. Alfred Burgerstein. 
Ill. Theil. 


(Eingelaufen am 10. Jänner 1901.) 


Einleitung. 


Meine in den „Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft 
in Wien“ veröffentlichten „Materialien zu einer Monographie betreffend 
die Erscheinungen der Transpiration der Pflanzen“, deren erster Theil 
1887, deren zweiter Theil 1889 erschienen ist, haben so vielfache Anerkennung 
gefunden,?!) dass ich mich entschloss, als Fortsetzung den vorliegenden dritten 
Theil zu bearbeiten. Derselbe umfasst ein Resume der vom Juli 1889 bis De- 
.cember 1900 erschienenen Arbeiten, deren Zahl gerade nicht gering ist, und die 
ich nahezu alle im Original eingesehen habe. Die nach den Autornamen in 
eckigen Klammern stehenden Zahlen [1—354] beziehen sich auf jene Nummer, 
unter welcher die betreffende Abhandlung in dem chronologisch geordneten 
Literaturverzeichniss der drei Theile der „Materialien“ angeführt ist. Von periodi- 
schen Zeitschriften, welche Referate der in Betracht kommenden Arbeiten ent- 
halten, habe ich diesmal blos die Botanische Zeitung (B. Z.), den Botanischen 
Jahresbericht (B. J.) und das Botanische Centralblatt (B. ©. Bl.) berücksichtigt. 


Mit dem Abschluss dieses dritten Theiles ist die Transpirationsliteratur 
des ganzen 18. und 19. Jahrhunderts zusammengetragen, kritisch excerpirt und 
übersichtlich geordnet. 


!) Vergl. z.B. Verschaffelt [263]: „Wij verzenden den lezer naar de bibliographie, die 
zeer volledig door Burgerstein gegeven wordt. Het ware in alle geval een belangrijk en loonend 
werk, der invloed van verscheidene, niet schadelijke gassen en dampen op de transpiratie te onder- 
zoeken.* — Bessy and Woods [266]: „Free use has been made for the admirable papers by A. 
Burgerstein, modestly called by him ‚Materialien etc.‘. They contain excellent summaries of 242 
papers upon transpiration* etc. — Woods [286]: „Burgerstein’s papers make a most valuable 
contribution to the literature of transpiration and are invaluable to one, who desires to make a criti- 
cal study of the subject.“ — Stahl [293]: „... die schon überreiche Transpirationsliteratur, die in 
Burgerstein einen verdienstvollen Monographen gefunden hat.* — Wollny [294]: „... eine vor- 
zügliche Zusammenstellung der Literatur bei A. Burgerstein.“ — Stenström [305]: „Für die 
Orientirung in der weitläufigen Transpirationsliteratur leistet ausgezeichnete Dienste Burgerstein’s 
„Materialien ete.‘* — Pfeffer verweist in seiner Pflanzenphysiologie (II. Aufl., Bd. I, S, 216—262) 
wiederholt auf meine „Materialien“. 

Z. B. Ges. Bd. LI. 4 


248. 


249. 


252. 


254. 


Alfred Burgerstein. 


I. Literatur. 


. Areschoug T. W. €C., Der Einfluss des Klimas auf die Organisation der 


Pflanzen, insbesondere auf die anatomische Structur der Blattorgane 
(Engler, Bot. Jahrb., Bd. II, 1882, S. 511). — [Ref.: B. C. Bl., XII (1882), 
150.] 


;. Stahl E., Ueber den Einfluss des sonnigen und schattigen Standortes auf 


die Ausbildung der Laubblätter (Jenaische Zeitschr. für Naturwissenschaft, 
Bd. XVI, Jena, 1883, 8. 162). — [Ref.: B. J., XI (1883), 425. — B. C. Bl, 
XIV, 1883, 37.] 


. Vaizey J. R., The Transpiration of the sporophore of the musei (Annal. 


of Botany, Vol. I, 1887, Nr. 1). 

Alessandri P. E., Studi sulla evaporazione comparata dell’ acqua, del 
suole e di piante erbacee (L’ Italia agricola, Vol. XX, Milano, 1888, p. 378). 
— [Ref.: B. J., XVI (1888), 74.) 

Ebert 0., Ueber das Pallisadenparenehym. — Einfluss der Transpiration 
und Assimilation ete. (Ber. Deutsch. botan. Gesellsch., Bd. VI, Berlin, 1888, 
S. 360, 371). — [Ref.: B. J., XVI (1888), 88.] 


. Hintz R., Ueber den mechanischen Bau des Blattrandes mit Berücksichti- 


gung einiger Anpassungserscheinungen zur Verminderung der localen Ver- 
dunstung (Abh. d. kais. Leopold.-Carol. Akad. d. Naturf., Bd. LIV, 1889, 
S. 93). — [Ref.: B. C. Bl., XLII (1890), 50.] 


. Keller R., Die Transpiration der Pflanzen und ihre Abhängigkeit von 


äusseren Bedingungen (Biol. Centralbl., Bd. IX, 1889, S. 449). — [Ref.: B. 
C. Bl., XLIII, 1839, 299.] 

Bonnier @., Influence des hautes altitudes sur les fonetions des vegetaux 
(Compt.-rend. de l’Acad. des Sc. Paris, Vol. CXI, 1890, II, p. 377). — [Ref.: 
B. C. Bl., XLV, 1891, 380.) 


3. Curtel @., Recherches physiologiques sur la transpiration et l’assimilation 


pendant les nuits norvegiennes (Rev. gen. de Botanique, Vol. II, 1890, p. 7). 
— [Ref.: B. C. Bl., XLII, 1890, 82.] 

Jumelle H., Influence comparee des anaesthetiques sur l’assimilation et 
la transpiration chlorophylliennes (Compt.-rend. de l’Acad. des Sc. Paris, 
Vol. CXI, 1890, II, p. 461). — [Ref.: B. J., XVIII (1890), 6. — B. C. Bl, 
Beiheft, 1891, 35.) 


. Jumelle H., Influence des anaesthötiques sur la transpiration des vege- 


taux (Rev. g&n. de Botanique, Vol. II, 1890, p. 417). — [Ref.: B. J., XVII 
(1890), 6.) 


. Klebahn H., Die Transpiration der Pflanzen („Humboldt“, 1890, S. 186). 


— [Ref.: B. J., XVIII (1890), 6.) 


. Leist K., Ueber den Einfluss des alpinen Standortes auf die Ausbildung 


der Laubblätter (Mitth. d. naturf. Gesellsch. in Bern, 1890, S. 159). — [Ref.: 
B. C. bl., XLII, 1890, 118.) 
Mae Millan C., Anaestheties and transpiration (The Bot. Gazette, 1890, p. 28). 


259. 


260. 


261. 


262. 


263. 


264. 


265. 


266. 


267. 


268. 


269. 


270. 


271. 


272. 


273. 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. 51 


Palladin W., Transpiration als Ursache der Formänderung etiolirter Pflanzen 
(Ber. Deutsch. botan. Gesellsch., Bd. VIII, 1890, S. 364). — [Ref.: B. J., XVIII 
(1890), 16.] 
Schimper A. F. W., Ueber Schutzmittel des Laubes gegen Transpiration, 
besonders in der Flora Javas (Monatsber. d. kgl. preuss. Akad. der Wissensch. 
in Berlin, Bd. XL, 1890, S. 1045). — [Ref.: B. C. Bl, XLV, 1891, 53. — 
B. J., XVIII (1890), 29.] 
Verschaffelt Ed. en Jul., De transpiratie der planten in Koolzuurvrije 
lucht (Botanisch Jaarboek uitgegeven door het kruidkundig genootschap 
„Dodonaea“ te Gent, II. Jaarg., 1890, p. 305). — [Ref.: B. J., XVIII (1890), 
6. — B. C. Bl, XLHO, 1890, 373.] 
Wiesner J., Ueber das Saftperiderm (Oesterr. botan. Zeitschr., Bd. XL, 
1890, S. 107). — [Ref.: B. J., XVIII (1890), 621. — B. C. Bl., XLIV, 1890, 87.] 
Aloi A., Relazioni esistenti tra la traspiratione delle piante terrestri ed il’ 
movimento delle cellule stomatiche. Ricerche originali. (Catania, Rizzo, 
1891.) — [Ref.: B. C. Bl., Beiheft, 1892, 107.] 
Aloi A., Sulla traspiratione cuticolare e stomatica delle piante terrestri. 
(Catania, Rizzo, 1891.) 
Bessey E. and Woods A., Transpiration, or the loss of water from plants 
(Proc. of the American Assoc. for the advancement of science, read 1891; 
Salem [Mass.], Vol. XL, 1892, p. 305). — [Ref.: B. J., XIX (1891), 1.] 
Jumelle H., Nouvelles recherches sur l’assimilation et la transpiration 
chlorophylliennes (Rev. gen. de Botanique, Vol. III, 1891, p. 241). — [Ref.: 
B. C. Bl., XLIX, 1892, 139.] 
Räthay E., Ueber eine merkwürdige, durch den Blitz an Vitis vinifera 
hervorgerufene Erscheinung (Denkschr. d. kais. Akad. d. Wissensch. in Wien, 
mathem.-naturw. Cl., Bd. LVIII, 1891). 
Rennoux C. @., Theorie nouvelle du phenomene de la rosee, ou röle de la 
transpiration vegetale dans la production de la rosee (Rev. scientifique du 
Bourbonnais et du centre de la France, 1891). 
Aubert M., Recherches physiologiques sur les plantes grasses. I. Acides 
organiques, turgescence et transpiration des plantes grasses. (Paris, Masson, 
1892.) 
Aubert M., Recherches sur la turgescence et la transpiration des plantes 
grasses (Ann. se. nat. Bot., Ser. 7, Vol. XVI, 1892, p. 1). — [Ref.: B. J., 
XXI (1893), 14.] 
Böhm J., Transpiration gebrühter Sprosse (Ber. Deutsch. botan. Gesellsch., 
Bd. X, 1892, S. 622). — [Ref.: B. J., XX (1892), 85. — B. C. Bl., Beiheft, 
1893, 195.] 
Curtel @., Recherches sur les variations de la transpiration de la fleur 
pendant son developpement (Compt.-rend. de l’Acad. des Sc. Paris, Vol. CXIV, 
1892, p. 847). — [Ref.: B. Z., LI, 1893, 36. — B. C. Bl., LI, 1892, 159.] 
G6neau de Lamartiöre L., Sur la respiration, la transpiration et le poids 
sec des feuilles developpees au soleil et a l’ombre (Compt.-rend. de l’Acad. 
4* 


276. 


277. 


279. 


280. 


282. 


283. 


284. 


285. 


286. 


Alfred Burgerstein. 


des Sc. Paris, Vol. CXV, 1892, p. 521). — [Ref.: B. Z., LI, 1893, 130. — 
B. J., XX (1892), 96; XXI (1893), 26. — B. C. Bl., LIII, 1893, 148.] 


. Geneau de Lamartiere L., Recherches physiologiques sur les feuilles de- 


veloppees a l’ombre et au soleil. VI. Transpiration (Rev. gen. de Botanique, 
Vol. IV, 1892, p. 529). — [Ref.: B. C. Bl., LIV, 1893, 19.] 


. Haberlandt 6., Anatomisch-physiologische Untersuchungen über das 


tropische Laubblatt (Sitzungsber. der kais. Akad. der Wissensch. in Wien, 
mathem.-naturw. Cl., Bd. CI, 1892, 8. 785). — [Ref.: B. J., XX (1892), 85. 
— B.C. Bl., LIV, 1893, 170.) 

Müller H., Die Transpirationsgrösse der Pflanzen als Massstab ihrer Anbau- 
fähigkeit (Mittheil. der Thurgauischen naturforsch. Gesellsch., Frauenfeld, 
1892). — [Ref.: B. J., XX (1892), 86. — B. C. Bl., LIV, 1893, 347.] 
Prunet A., Sur les modifications de l’absorption et de la transpiration qui 
surviennent dans les plantes atteintes par la gelee (Compt.-rend. de l’Acad. 
des Se. Paris, Vol. CXV, 1892, p. 964). — [Ref.: B. Z., LI, 1893, 198. — 
B. J., XXI (1893), 15. — B. C. Bl., Beiheft, 1893, 195.] 


. Wagner A., Zur Kenntniss des Blattbaues der Alpenpflanzen und dessen 


biologischer Bedeutung (Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wissensch. in Wien, 
mathem.-naturw. Cl., Bd. CI, 1892, S. 487). — [B. C. Bl., LI, 1892, 141.] 
Wieler A., Das Bluten der Pflanzen (Beitr. zur Biologie der Pflanzen, 
herausg. von Cohn, Bd. VI, 1892, 8. 1). — [Ref.: B. J., XX (1892), 84. — 
B. C. Bl., LV, 1893, 178.] 

Wiesbauer J., Schutz der Pflanzen gegen übermässige Verdunstung („Natur 
und Offenbarung“, Bd. XXXVIII, Münster, 1892, S. 227). — [Ref.: B. J., 
XX (1892) 86.] 


. Zoebl A. und Mikosch C., Die Funetionen der Grannen der Gerstenähre 


(Sitzungsber. der kais. Akad. d. Wissensch. in Wien, mathem.-naturw. Cl., 
Bd. CI, 1892, S. 1033). — [Ref.: B. J., XX (1892), 86. — B. C. Bl, LIV, 
1895, 240.] 

Coupin H., Sur la dessication naturelle des graines (Compt.-rend. de l’Acad. 
des Se. Paris, Vol. CXVII, 1893, II, p. 1111). — [Ref.: B. Z,, LI, 1895, 
112. — B. J., XXII (1894), 220.) 

Daniel L., De la transpiration dans la greffe herbacde (Compt.-rend. de 
l’Acad. des Sc. Paris, Vol. CXVI, 1893, I, p. 763). — [Ref.: B. Z., LII, 1894, 
37. — B. J., XXI (1893), 48. — B. C. Bl., LV, 1893, 206.] 

Schneider A., Influence of anaesthetics on plant transpiration (The Bot. 
Gazette, Vol. XVIII, 1893, p. 56). — [Ref.: B. J., XXI (1893), 15.] 

Stahl E., Regenfall und Blattgestalt (Ann. du jardin bot. de Buitenzorg, 
Vol. XI, 1893, p. 98). — [Ref.: B. J., XXI (1893), 49. — B. C. Bl, LV, 
1893, 209.) 

Woods A., Some recent investigations on the evaporation of water from 
plants (The Bot. Gazette, Vol. XVIII, 1893, p. 304). — [Ref.: B. J., XXI] 
(1893), 15.] 


287. 


288. 


289. 


2. 


291. 


292. 


293. 


294. 


29. 


296. 


297. 


298. 


299. 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. 53 


Altenkirch &., Beiträge über die Verdunstungs-Schutzeinrichtungen in der 
trockenen Geröllflora Sachsens (Engler, Botan. Jahrb., Vol. XVIII, 1894, 
S. 354). — [Ref.: B. J., XXII (1894), 250.] 

Haberlandt @., Ueber Wasser ausscheidende und absorbirende Organe des 
tropischen Laubblattes (Ber. d. 66. Vers. deutscher Naturf. u. Aerzte in Wien, 
1894). — [Ref.: B. J., XXII (1894), 456. — B.C. Bl., LX, 1894, 166.] 
Haberlandt &., Ueber Bau und Function der Hydathoden (Ber. Deutsch. 
botan. Gesellsch., Bd. XII, 1894, S. 367). — [Ref.: B. J., XXII (1894), 470. 
— B. C.Bl., LXIV, 1895, 344.] 

Haberlandt 6., Anatomisch-physiologische Untersuchungen über das tro- 
pische Laubblatt. II. Ueber Wasser secernirende und absorbirende Organe 
(I. Abth.) (Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wissensch. in Wien, mathem.-naturw. 
Cl., Bd. CIII, 1894, S. 489). — [Ref.: B. J., XXII (1894), 470; XXIII (1895), 
95. — B. C. Bl., LXV, 27.] 

Lesage P., Etudes sur les variations des palissades dans les feuilles. — 
Concordance entre une augmentation du tissu palissadique et un exces de 
transpiration ete. (Bull. Soc. scientifigque et medicale de l’Ouest, Rennes, 
Vol. III, 1894, p. 89). 

Lesage P., Sur les rapports des palissades dans les feuilles avec la transpi- 
ration (Compt.-rend. de l’Acad. des Sc. Paris, Vol. CXVIII, 1894, p. 255). — 
[Ref.: B. Z., LIII, 1895, 139. — B. J., XXII (1894), 220. — B. C. Bl., LX, 
1894, 344.] 

Stahl E., Einige Versuche über Transpiration und Assimilation (Botan. 
Zeitung, Bd. LII, 1894, S. 117). — [Ref.: B. J., XXII (1894), 219. — B. 
C. Bl., LXII, 1895, 171.] 

Wollny E., Untersuchungen über den Einfluss der Lichtfarbe auf das 
Productionsvermögen und die Transpiration der Pflanzen (Forsch. a. d. Ge- 
biete der Agrieulturphysik, Bd. XVII, 1894, S. 317). — [Ref.: B. J., XXI 
(1894), 229. — B. C. Bl., LX, 1894, 216.] 

Aloi A., Influenza dell’ umiditäa del suolo sulla traspiratione delle piante 
terrestri (Atti dell’acad. Givenia di science nat. Catania, Ser. 4, Vol. VII, 
1894). — [Ref.: B. J., XXIII (1895), 34.] 

Aloi A., Influenza dell’ umiditä del suole sul movimento delle cellule sto- 
matiche (Il naturalista siciliano, Vol. XIV, Palermo, 1894— 1895). — [Ref.: 
B. C. Bl., XXIII (1895), 34.] 

Ebert 0., Einwirkung innerer und äusserer Bedingungen auf die Transpi- 
ration der Pflanzen („Prometheus“, Bd. VI, 1895, S. 70). — [Ref.: B. J., 
XXIII (1895), 12.] 

Ebert 0., Die Transpiration der Pflanzen („Prometheus“, Bd. VI, 1895, 
S. 513.) 

Haberlandt &., Anatomisch-physiologische Untersuchungen über das tro- 
pische Laubblatt. II. Ueber Wasser secernirende und absorbirende Organe 
(II. Abth.) (Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wissensch. in Wien, mathem.-naturw. 
Cl., Bd. CIV, 1895, S. 55). — [Ref.: B. J., XX (1894), 470.] 


54 


300. 


301. 


302. 


303. 


304. 


305. 


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308. 


310. 


»ll. 


312. 


313. 


Alfred Burgerstein. 


Kröber E., Ist die Transpirationsgrösse der Pflanzen ein Masstab für 
ihre Anbaufähigkeit? (Landw. Jahrb., Bd. XXIV, 1895, S. 503.) — [Ref.: 
B. €. Bl., Beiheft, 1896, 330.] 

Nestler A., Kritische Untersuchungen über die sogenannten Wasserspalten 
(Abh. d. kais. Leopold.-Carol. Akad. d. Naturf., Bd. LXIV, 1895, S. 139). — 
[Ref.: B. C. Bl., LXIII, 1895, 75.] 

Poljanee L., Ueber die Transpiration der Kartoffel (Oesterr. botan. 
Zeitschr., Bd. XLV, 1895, S. 369). — [Ref.: B. J., XXIII (1895), 12. — B. 
C. Bl., LXV, 1896, 390.] 

Roth E., Ueber einige Schutzeinrichtungen der Pflanzen gegen über- 
mässige Verdunstung (Sammilg. Vorträge von R. Virchow und W. Watten- 
bach. N. F., 10. Ser., 218. Heft, Hamburg, 1895). — [Ref.: B. C. Bl., Bei- 
heft, 1896, 256.] 

Stahl E., Ueber die Bedeutung des Pflanzenschlafes (Ber. Deutsch. botan. 
Gesellsch., Bd. XIII, 1895, S. 182). — [Ref.: B. J., XXIH, 1895, 27. — B. 
C. Bl, LXVI, 1896, 63.) 

Stenström K. 0. E., Ueber das Vorkommen derselben Arten in verschie- 
denen Klimaten, an verschiedenen Standorten, mit besonderer Berück- 
siehtigung der xerophil ausgebildeten Pflanzen (Flora, Bd. LXXX, 1895, 
S. 117). — [Ref.: B. J., XXIII (1895), 33. — B. C. Bl., LXIV, Beiheft, 
1895, 350.] 

Woods A., Recording apparatus for the study of transpiration of plants 
(The Bot. Gazette, Vol. XX, 1895, p. 473). — [Ref.: B. J., XXIII (1895), 12.] 


. Borzi A., Aparechi indrofori di aleune xerofile della flora mediterranea 


(N. Giornale Bot. Ital., Vol. III, 1896, p. 80). — [Ref.: B. J., XXIV (1896), 57.] 
Ebert 0., Die Transpiration der Pflanzen als Massstab ihrer Anbaufähig- 
keit („Prometheus“, Bd. VII, 1896, S. 746). 

Nestler A., Untersuchungen über die Ausscheidung von Wassertropfen an 
den Blättern (Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wissensch. in Wien, math.-naturw. 
Cl., Bd. CV, 1896, S. 521). — [Ref.: B. J., XXIV (1896), 57. — B. C. Bl, 
LXIX, 1897, 243.] 

Nestler A., Ueber das Ausscheiden von tropfbar flüssigem Wasser an 
Blättern (Ber. der botan. Sect. der 68. Vers. deutsch. Naturf. und Aerzte, 
Frankfurt a. M., 1896). — [Ref.: B. J., XXIV (1896), 58. — B. C. Bl, 
LXVIII, 1896, 170.] 

Schellenberg H. C., Beiträge zur Kenntniss vom Bau und Functionen 
der Spaltöffnungen (Botan. Zeitg., Bd. LIV, 1896, S. 170). — [Ref.: B. J., 
XXIV (1896), 66. — B. C. Bl., LXXI, 1897, 68.] 

Schostakowitsch W. B., Ueber die Schutzanpassungen der Knospen 
sibirischer Baum- und Straucharten (Mittheil. der ostsibir. Abth. d. russisch, 
Geogr. Gesellsch., Bd. XXVI, Irkutsk, 1896). — [Ref.: B. C. Bl., Bd. LXX, 
1897, 208.) 

Woods A., Researches on transpiration and assimilation (The Bot. Gazette, 
Vol. XXI, 1896, p. 26). 


314. 


315. 


316. 


317. 


818. 


321. 


322. 


323. 


324. 


325. 


326. 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. 1)) 


Areschoug F. W. C., Ueber die physiologischen Leistungen und die Ent- 
wicklung des Grundgewebes des Blattes. Lund, 1897. — [Ref.: B. J., XXV 
(1897), 448.] 

Burgerstein A., Ueber die Transpirationsgrösse von Pflanzen feuchter 
Tropengebiete (Ber. Deutsch. botan. Gesellsch., Bd. XV, 1897, 8. 154). — 
[Ref.: B. Z., LVI, 1898, 101. — B. J., XXV (1897), 77. — B. C. Bl, LXXI, 
1897, 1738.] 

Dixon H., Note of the röle of osmosis in transpiration (Read before the 
R. Irish Acad. 1896; Proceed. R. I. A. Dublin, Ser. 3, Vol. III, p. 767; ferner 
in Notes from the Botan. school of Trinity Coll. Dublin, 1897, p. 35). — 
[Ref.: B. Z., LIV, 1896, 284. — B. J., XXIV (1896), 57. — B. C. Bl, 
Beiheft, 1897, 421.] 

Dixon H., On the osmotie pressure in the cells of leaves (Read before the 
R. Irish Acad. Dublin, 1896; Proceed. R. I. A. Dublin, Ser. 4, Vol. III, p. 61; 
ferner in Notes from the Botan. school of Trinity Coll. Dublin, 1897). — 
[Ref.: B. J., XXV (1897), 78.] 

Giltay E., Vergleichende Studien über die Stärke der Transpiration in 
den Tropen und im mitteleuropäischen Klima (Jahrb. f. wissensch. Botan., 
Bd. XXX, 1897, S. 615). — [Ref.: B. Z., LVI, 1898, 101. — B.J., XXV 
(1897), 76. — B. C. Bl., LXXIV, 1898, 212.] 


. Goebel K., Laboratoriumsnotizen (Flora, Bd. LXXXIIL, 1897, S. 75). — 


[Ref.: B. J., XXV (1897), 76.] 


. Goebel K., Ueber die biologische Bedeutung der Blatthöhlen von Tozzia 


und Lathraea (Flora, Bd. LXXXII, 1887, S. 444). — [Ref.: B. Z,, LVI, 
1898, 97. — B. J., XXV (1897), 76.] 

Haberlandt 6., Zur Kenntniss der Hydathoden (Jahrb. f. wissensch. Botan., 
Bd. XXX, 1897, S. 511). — [Ref.: B. Z., LVI, 1898, 97. — B. C. Bl., LXXI 
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Koorders S. H., Ueber die Blüthenknospen-Hydathoden einiger tropischer 
Pflanzen (Inaug.-Diss., Bonn; E. J. Brill, Leyden, 1897). — [Ref.: B. Z., 
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Mae Dougal D. T., A convenient potometer (The Bot. Gazette, Vol. XXIV, 
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Vetenskaps Akad. Förhandl., Stockholm, 1897, p. 531). — [Ref.: B. Z., LVI, 
1898, 327. — B. J., XXV (1897), 103. — B. C. Bl., LXXV, 1898, 241.] 
Wiesner J., Untersuchungen über die mechanische Wirkung des Regens 
auf die Pflanze (Ann. du jard. bot. de Buitenzorg, Vol. XIV, 1397, p. 277). 
— [Ref.: B. J., XXV (1897), 106. — B. C. Bl., LXX, 1897, 364.] 


329. 


390. 


331. 


392. 


339. 


394. 


334 a. 


335. 


336. 


397. 


338. 


339. 


340. 


Alfred Burgerstein. 


. Bessey Ch., Some considerations upon the funetions of stomata (Science, 


N. ser., Vol. VII, 1898, p. 13). 


8. Copeland E., A new self registering transpiration machine (The Bot. 


Gazette, Vol. XXVI, Chicago, 1898, II, p. 343). — [Ref.: B. J., XXVI (1898), 
572.] 

Darwin Fr., Observations on stomata by a new method (Proc. of the 
Cambridge Philos. society, Vol. IX, 1898, p. 308). — [Ref.: B. C. Bl., 
LXXVI, 1899. 30.] 
Dixon H., On the effects of stimulative and anaesthetie gases on transpira- 
tion (Read before the R. Irish Acad., 1898; Proceed. R. I. A. Dublin, Ser. 3, 
Vol. IV, p. 618; ferner in Notes from the Botan. school of Trinity Coll. 
Dublin, Nr. 3, 1898, p. 97). — [Ref.: B. J., XXV (1897), 78. — B. C. Bl, 
LXXVI, 1898, 135.] 

Dixon H., Transpiration into a saturated atmosphere (Proceed. R. I. A. 
Dublin, Ser. 3, Vol. IV, p. 627; ferner in Notes from the Botan. school of 
Trinity Coll. Dublin, Nr. 3, 1898, p. 106). — [Ref.: B. J., XXV (1897), 78. 
— B. €. Bl., LXXVI, 1898, 135.] 
Giltay E., Die Transpiration in den Tropen und in Mitteleuropa, II (Jahrb. 
f. wissensch. Botan., Bd. XXXII. 1898, S. 477). — [Ref.: B. Z., LVII, 1899, 
232. — B. J., XXVI (1898), 571.] 
Haberlandt 6., Ueber die Grösse der Transpiration im feuchten Tropen- 
klima (Pringsh., Jahrb. f. wissensch. Botan., Bd. XXXI, 1898, S. 273). — 
[Ref.: B. Z., LVI, 1898, 102. — B. C. Bl., LXXIV, 1898, 213.] 
Haberlandt &., Bemerkungen zur Abhandlung von Otto Spanjer: „Unter- 
suchungen über die Wasserapparate der Gefässpflanzen“ (B. Z., Bd. LVI, 
1898, 8. 177). 

Haberlandt 6., „Erwiderung“* (ebenda, S. 315). 
Leavitt R., A psychrometer applicable to the study of transpiration (Americ. 
Journ. of Se., Ser. 4, Vol. V, New Haven, 1898, p. 440). — [Ref.: B. J., 
XXVI (1898), 572.] 
Meyer Arthur, Kritische Besprechungen von @. Haberlandt’s Bemer- 
kungen zur Abhandlung von Otto Spanjer (B. Z., Bd. LVI, 1898, 8. 241). 
Spanjer 0., Untersuchungen über die Wasserapparate der Gefässpflanzen 
(B. Z., Bd. LVI, 1898, 8. 35). 
Weinrowsky P., Untersuchungen über die Scheitelöffnungen bei Wasser- 
pflanzen (Fünfstück, Beitr. zur wissensch. Botanik, 1898). — [Ref.: B. J., 
XXVI (1898), 574.] 
Wollny E., Untersuchungen über die Verdunstung und das Productions- 
vermögen der Culturpflanzen bei verschiedenem Feuchtigkeitsgehalt der 
Luft (Wollny, Forsch. a. d. Gebiete der Agriculturphysik, Bd. XX, 1898, 
S. 528). — [Ref.: B. J., XXVI (1898), 604.] 

Ferruzza 6., Sulla traspiratione di aleune „Palme e succolenti“. Ricerche 
sperimentali (Contribuzioni alla Biologia ale, Vol. II, Fase. 3, 1899, 


p- 211). 


341. 


342. 


343. 


344. 


345. 


346. 


347. 


348. 


349. 


390. 


351. 


352. 


358. 


394. 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. 57 


Haberlandt @., „Erwiderung“* (contra Giltay) (Pringsh., Jahrb. f. 
wissensch. Botan., Bd. XXXIII, 1899, S. 166). — [Ref.: B. Z., LVII, 1899, 
232. — B. J., XXVI (1899), 572.] 

Kusano 8., Studien über die Transpiration immergrüner Bäume im Winter 
in Mitteljapan (Arb. des Botan. Instit. der kais. Akad. Tokio). — [Ref.: B. 
C. Bl., LXXX, 1899, 171.] 

Minden M., Beiträge zur anatomischen und physiologischen Kenntniss 
Wasser secernirender Organe (Biblioth. Botan., herausg. von Luerssen und 
Frank, Heft 46, 1899). — [Ref.: B. Z., LVU, 1899, 232.] 

Nabokich A., Ueber die Function der Luftwurzeln (Botan. Centralbl. von 
Uhlworm, Bd. LXXX, 1899, 8. 331). — [Ref.: B. Z., LVII, 1900, 105.] 
Nestler A., Zur Kenntniss der Wasserausscheidung an den Blättern von 
Phaseolus multiflorus und Boehmeria (Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wissensch. - 
in Wien, math.-naturw. Cl., Bd. CVIII, 1899, S. 690). — [Ref.: B. Z., LVIII, 
1900, 191.] 

Nestler A., Die Secrettropfen an den Laubblättern von Phaseolus multi- 
florus und der Malvaceen (Ber. Deutsch. botan. Gesellsch., Bd. XVII, 1899, 
S. 332). — [Ref.: B. Z., LVIIL, 1900, 191. — B. €. Bl., LXXXL, 1900, 177.] 
Giltay E., Die Transpiration in den Tropen und in Mitteleuropa, III. 
(Pringsh., Jahrb. f. wissensch. Botan., Bd. XXXIV, 1900, 8. 405.) 
Giltay E., Nochmals über Transpiration in den Tropen und in Mittel- 
europa (Botan. Centralbl., Beiheft IX, 1900). 

Keller R., Die Wasserverdunstung der Pflanzen (Mittheil. d. naturf. 
Gesellsch. in Winterthur, II, 1900). 

Maxwell W., Bodenausdunstung und Pflanzentranspiration (Landw. Vers.- 
Stat. v. Nobbe, Bd. LI, 1900). — [Ref.: B. C. Bl., Beiheft IX 1900, 175.] 
Rosenberg 0., Ueber die Transpiration mehrjähriger Blätter (Meddelanden 
fram Stockholms Högskola, Nr. 201. Gftversigt af kongl. Svenska Akad. 
Förhandl., 1900). 

Keeble F. W., The hanging foliage of certain tropical trees (Annal. of 
Botany, Vol. IX, 1895, p. 59). — [Ref.: B. J., XXIII (1895), 31.] 

Kny L., Ueber die Aufnahme tropfbar-füssigen Wassers durch winterlich 
entlaubte Zweige von Holzgewächsen (Ber. Deutsch. botan. Gesellsch., 
Bd. XIII, 1895, S. 361). — [Ref.: B. J., XXIH (1895), 11. — B. C. Bl., 
LXVI, 1896, 125.] 

Anderson Al. P., On a new registering balance (Minnesota Botanical 
studies, Vol. I, 1894—1898). 


II. Methode der Untersuchung. 


In meinen „Materialien“ (II. Theil) habe ich betont, dass die einfachste 


und beste Methode, die Transpirationsgrösse zahlenmässig festzustellen, die der 
directen Wägung ist, und dass es — insbesondere bei Versuchen mit abge- 
schnittenen Pflanzentheilen — nicht angeht, die Menge des aufgenommenen 


58 Alfred Burgerstein. 


Wassers für die des abgegebenen zu substituiren. Dies hat neuerdings Kröber 
[300] bestätigt. Derselbe ermittelte für beblätterte Zweige von Aselepias in- 
carnata einerseits die durch die Schnittfläche aufgenommene, andererseits die 
durch die transpirirenden Theile abgegebene Wassermenge innerhalb 2!/, Tagen. 
Die Wägungen fanden sechsmal in je 24 Stunden statt. Aus der von Kröber 
mitgetheilten Tabelle lassen sich folgende Zahlenwerthe (in cm?) berechnen: 


Absorption Transpiration 


9b 15 a. m. bis 6% 25 p. m. 11:30 12:80 + 15, 
6} 25 p.m. „ 9 50 a. m. 8:05 648 — 9% 
gnSlra ame wir m me 11:30 11:80 + 05, 
Ten 'nRm. m. 72 25.%.m. 767 521 — 246. 


Man sieht, dass zwischen dem Gang der Absorption und dem der Transpiration 
keine Parallelität besteht, sondern dass bei Tage die Wasserabgabe die Wasser- 
aufnahme überwiegt, während bei der Nacht mehr Wasser aufgenommen als ab- 
gegeben wurde. 

Ich habe dieses Versuchsergebniss mit Rücksicht auf eine von Müller- 
(Thurgau) [276] geäusserte irrige Ansicht angeführt. 

Behufs Ermittlung der Empfindlichkeit verschiedener Obstbaumsorten gegen 
Trockenheit befestigte der genannte Forscher (Müller) abgeschnittene Zweige 
von Birn- und Apfelsorten an dem kürzeren Schenkel einer U-förmig gebogenen, 
mit Wasser gefüllten Glasröhre. „Um möglichst exacte Resultate zu erzielen“, 
stand das obere Ende des langen Schenkels mit einem mit Wasser gefüllten 
Erlenmayer’schen Glaskolben in Verbindung, so dass es möglich wurde, den 
Wasserstand im langen Schenkel während der ganzen Versuchsdauer auf gleicher 
Höhe zu erhalten. Wenn aber Müller-(Thurgau) bemerkt: „Die Gewichtsab- 
nahme der Wasserflasche (des Glaskolbens) gibt genau die Menge des in der 
betreffenden Zeit durch die Blätter verdunsteten Wassers an“, so ist das ein 
Irrthum, denn thatsächlich konnte durch diese Versuchsanstellung sehr genau 
die Menge des durch die Schnittfläche der Zweige aufgenommenen (zum Theile 
eingepressten) Wassers, aber keineswegs genau die Menge des von den transpi- 
rirenden Theilen abgegebenen Wassers erhalten werden. Auch Curtel [253] 
spricht bei Mittheilung seiner Versuche (vgl. Cap. VIII) immer von „transpiration“, 
obwohl er die Wasseraufnahme gemessen hat. 

Was die Verwendung abgeschnittener Zweige oder einzelner abgetrennter 
Blätter betrifft, so habe ich schon in meinen „Materialien“ (II. Th., S.405) darauf 
hingewiesen, dass man nur dann befriedigende Resultate erhalten kann, wenn es 
sich um relative Werthe handelt und die Versuchsdauer kurz ist, unter Um- 
ständen eine Stunde nicht übersteigt. Als Beleg führe ich aus der neueren 
Literatur an: Nach Beobachtungen von Wiesner [eit. 315] betrug bei einer 
bewurzelten Ficus elastica-Pflanze die durchschnittlich stündige Wasserabgabe 
in sechs aufeinander folgenden Tagen in Milligramm: 97, 93, 111, 86, 98, 85. Da- 
gegen betrug der durchschnittlich stündliche Wasserverlust eines abgeschnittenen 
und mit der Schnittfläche in Wasser stehenden Fieus-Blattes: 39, 32, 25, 22, 20 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. 59 


19 mg. Bei Versuchen, die ich [315] mit Aucuba japonica ausführte, betrug 
die 24stündige Transpiration einer normalen, eingetopften Pflanze in sechs auf- 
einander folgenden Tagen pro 100 cm? Blattspreitenoberfläche: 482, 520, 524, 610, 
585, 601 mg. Dem gegenüber verlor ein mit der Schnittfläche in Wasser stehendes 
Blatt: 304, 215, 144, 65, 62, 5l mg. Die „Transpiration“ war also in diesem Falle 
unter nahezu denselben äusseren Bedingungen am ersten Tage sechsmal so gross 
als am sechsten. 

Ferruzza [340] verglich (mit Hilfe der Stahl’schen Kobaltprobe) die 
Transpirationsgrösse eines vom Pflanzenstock abgetrennten Blattes mit jener 
eines Blattes derselben Dimension, das mit der ganzen Pflanze im organischen 
Zusammenhang war und constatirte unzweifelhaft, dass abgelöste Blätter weniger 
transpiriren als an der Pflanze befindliche. Richtig bemerkt Ferruzza, dass 
mit dem Abtrennen eines Blattes in diesem zwar keine anatomische, wohl aber 
eine physiologische Veränderung eintritt. Ich füge noch bei, dass sobald bei einem 
abgetrennten Blatte infolge ungenügender Suction der Wassergehalt abnimmt, 
die Spaltöffnungen sich zu schliessen beginnen. 

Giltay [348] verglich die Transpirationsgrösse von Roggenpflanzen, die 
als Topfpflanzen verwendet wurden, mit solchen, deren Wurzeln nach Heraus- 
nahme aus der Topferde und Abspülung der anhaftenden Erdtheilchen in mit 
Wasser gefüllte Glaseylinder tauchten. Töpfe und Glascylinder standen in ent- 
sprechend verschlossenen Zinkbehältern. Die Transpiration wurde durch Wägung 
ermittelt. Fünf Versuchsreihen von der Dauer je einer Woche ergaben, dass die 
im Boden wurzelnden Pflanzen stärker transpirirten als jene, deren Wurzeln 
sich im Wasser befanden. Das Transpirationsverhältniss war während des Tages 
27:13, während der Nacht 19:12; die Pflanzen mit Bodenwurzeln blieben 
während der ganzen Versuchszeit frisch, ihre Wasserabgabe wurde von der Witte- 
rung deutlich beeinflusst; auf die Transpiration der Exemplare mit den Wasser- 
wurzeln hatte die Witterung nur geringen Einfluss, die Wasserabgabe nahm von 
Tag zu Tag ab. 

Eine neue Methode, die es gestattet, bei einem Blatte (oder einem anderen 
Pflanzentheile) rasch festzustellen, ob eine starke oder nur schwache Transpiration 
vorhanden ist, wie sich die relative Transpirationsgrösse der beiden Blattseiten 
verhält, und die auch das Geöffnet- und besonders das Geschlossensein der Spalt- 
öffnungen bis zu einem gewissen Grade der Genauigkeit anzeigt, ist Stahl’s 
Kobaltprobe [293]. Streifen schwedischen Filterpapieres werden mit einer 
2—5°/,igen wässerigen Lösung von Kobaltehlorür imbibirt, an der Luft ge- 
trocknet und im Exsiecator aufbewahrt, in welchem sie eine intensiv blaue Farbe 
annehmen. Wird dann ein Streifen auf ein Pflanzenblatt gelegt, rasch mit einem 
dünnen Glas- oder Glimmerplättehen bedeckt, das man durch kleine Haftklam- 
mern festhalten kann, so lässt sich aus der Geschwindigkeit der Verfärbung des 
Papiers (in liehtrosa) ein Schluss auf die Grösse der Wasserabgabe ziehen. 

Stahl’s Methode lässt sich, wie ich mich überzeugt habe, bei einiger 
Uebung — das Kobaltpapier ist nämlich für Feuchtigkeit sehr empfindlich — 
zur Entscheidung gewisser Transpirationsfragen vortheilhaft verwenden. That- 


60 Alfred Burgerstein, 


sächlich bedienten sich Schellenberg [311], Rosenberg [325, 351] und 
Ferruzza [340] bei ihren Transpirationsversuchen des Kobaltpapieres. 

Woods [306] hat einen selbstregistrirenden, elektromagnetischen Transpi- 
rationsapparat construirt, abgebildet und beschrieben. 

Mac Dougal [323] ersann ein „Potometer“, das eine wesentliche Ver- 
besserung des Kohl’schen Apparates sein soll. Der Erfinder berichtet über eine 
mit diesem Potometer ausgeführte Versuchsreihe, durch welche die Transpiration 
eines Fuchsia-Zweiges ermittelt wurde. 

Franeis Darwin [329] verwendete, um aus der Grösse der Wasserabgabe 
Erfahrungen über den jeweiligen Zustand der Spaltöffnungen zu sammeln, ein 
eigenes Hygrometer, an welchem eine als Zeiger verwendete Borste auf einer 
Papierscala die relative Transpirationsgrösse anzeigt. Steht z. B. der Zeiger auf 
50°, so ist die Wasserausgabe sehr gross; bei 30° mässig, bei 10° sehr gering. 

Leavitt [335] beschrieb ein besonders construirtes Psychrometer, mit 
Hilfe dessen nach der Methode der Thaupunkt-Bestimmung ein Schluss auf die 
transpirirte Wasserdampfmenge gezogen werden kann. Als Beispiel führt Leavitt 
eine Beobachtungsreihe an, die er mit einer jungen (eben die Schlafbewegung 
ausführenden) Bohnentopfpflanze gemacht hat. Vier Minuten nach Verdunke- 
lung der Pflanze zeigte sich die Verminderung der Transpiration durch Aenderung 
des Thaupunktes an. 

Von Copeland [328] wurde ein selbstregistrirender Transpirations- 
apparat zusammengestellt und dessen Construction in Wort und Bild veröffent- 
licht. Um eine fixe Rolle geht eine Schnur, an deren einem Ende das die Versuchs- 
pflanze enthaltende (verschlossene) Gefäss, an dem anderen Ende als Gleichgewicht 
ein Areometer hängt. Die Achse dieser Rolle greift in die einer zweiten, an 
deren Umfang an einer Schnur ein horizontal stehender Zeiger befestigt ist, der 
einen um seine Achse drehbaren, an der Oberfläche berussten Cylinder berührt. 

Anderson [354] hat eine selbstregistrirende, durch Elektromagnetismus 
automatisch arbeitende Transpirationswage componirt. Die evaporirte Wasser- 
menge wird durch Chlorcaleium absorbirt, dessen Gewichtszuwachs die Wage und 
mit dieser den Registrirapparat in Bewegung setzt. Die genaue Beschreibung 
und Abbildung wolle im Originale nachgesehen werden. 

Von Pfeffer (Pflanzenphysiologie, II. Aufl., Bd. I, S. 224) wird ein Transpi- 
rationsapparat von Marey eitirt (Methode graphique, 1878, p. 161). Die Be- 
schreibung desselben konnte ich leider im Originaltexte nicht einsehen. 

Im Wiener pflanzenphysiologischen Universitätsinstitut befindet sich eine 
selbstregistrirend eingerichtete Transpirationswage von Richard freres in 
Paris. Es ist im Wesentlichen eine Balancewage; auf die Wagschale A kommt 
die Versuchspflanze und wird auf der Wagschale B durch Gewichte äquilibrirt. 
Hebt sich infolge Wasserabgabe der Pflanze die Schale A, so sinkt gleichzeitig 
die Schale B. Durch eine mit dieser verbundenen Hebelvorrichtung bewegt sich 
ein horizontaler Zeiger, der einen um seine Längsachse (mittelst eines Uhrwerkes) 
rotirenden Messingeylinder tangirt; um die Peripherie des letzteren wird ein 
carrirtes Papier, wie es z. B. bei Thermographen benützt wird, befestigt. 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. 61 


III. Intercellulare und epidermoidale Transpiration. 


-Die genannten Ausdrücke rühren von Wiesner her; sie sind jedenfalls 
bezeichnender und correcter als die Hoehnel’schen Bezeichnungen: „stomatäre“ 
und „eutieuläre“ Transpiration (vgl. hierüber diese „Materialien“, II. Theil, S. 401). 

Aloi [264] unterscheidet zwischen „Transpiration* und „Exhalition“. 
Die erstere ist die Wasserabgabe durch die Stomata lebender Pflanzentheile und 
eine physiologische Function; die Exhalition dagegen ist ein physikalischer Process; 
zu ihr gehört nach Aloi die cuticulare Verdunstung, sowie auch die Wasser- 
abgabe todter Pflanzentheile. Nach Aloi kann man also nur von einer stomatären 
Transpiration und einer cuticularen Exhalition sprechen. Diese Unterscheidung 
ist aber schon deshalb nicht möglich, weil auch bei lebenden Pflanzentheilen von 
einer „euticularen“, respective epidermoidalen Transpiration gesprochen werden _ 
muss, die nach Schellenberg [311] bei Blättern, welche keine oder nur wenige 
funetionirende Spaltöffnungen haben, nicht so gering ist, als man gewöhnlich 
annimmt. 

Zahlreiche Beobachtungen über den Zustand der Spaltöffnungen unter 
bestimmten Verhältnissen und damit indireet über intercellulare Transpiration 
wurden von Stahl [293] mittelst der Kobaltprobe gemacht. Wir möchten die 
folgenden Ergebnisse hervorheben: Bei Landpflanzen, die keinen Wassermangel 
leiden, tritt die epidermoidale Transpiration gegenüber der intercellularen (stoma- 
tären) vollständig in den Hintergrund. Bei hypostomatischen Blättern wird bei 
günstigen Transpirationsbedingungen das Kobaltpapier an der Blattunterseite 
schon nach wenigen Secunden verfärbt, das der Oberseite anliegende Papier oft 
erst nach Stunden. Blätter mit nicht verschliessbaren Spaltöffnungen röthen bis 
zum völligen Eintrocknen rasch das (wiederholt erneuerte) Kobaltpapier. Bei 
Tradescantia, Pharbitis, Pelargonium, Tropaeolum ete. schliessen sich die Spalten 
in dunstgesättigtem Raume nicht, wenn auch der Wasserverlust der Blätter zu 
deren Erschlaffung führt. Sobald aber die welken Blätter in trockene Luft ge- 
bracht werden, sind die Spaltöffnungen in kurzer Zeit geschlossen. Da die Spalt- 
öffnungen sich am weitesten bei Besonnung und grosser Luftfeuchtigkeit öffnen, 
so ergibt sich daraus das paradox klingende Resultat, dass ein hoher Feuchtigkeits- 
gehalt der Luft die Wasserdampfabgabe von Pflanzen unter Umständen begünstigen 
kann. Diese Bedingungen finden sich besonders im feucht-warmen Tropengebiete. 
Dies stimmt auch mit den von Wiesner [127] aufgefundenen Beziehungen 
zwischen Licht und Transpiration, nach denen die Transpiration insolirter 
Pflanzen auch bei hoher Luftfeuchtigkeit bedeutende Werthe erreichen kann. 
Uebereinstimmend mit den Beobachtungen von Leitgeb und Schwendener, 
nach denen bei den Blättern zahlreicher wintergrüner Gewächse die Stomata im 
Winter geschlossen sind, ergab die Kobaltprobe den völligen Verschluss der 
Stomata bei Taxus, Buxus, Mahonia, Hedera. Betreffs der im Herbste sich ver- 
färbenden Blätter zeigten Kobaltprobe und Mikroskop, dass an den gelben und 
rothen Blättern, respective Blattstellen die Spaltöffnungen geschlossen, an den 
grünen hingegen offen waren. 


62 Alfred Burgerstein, 


Aloi [295] und Ferruzza [340] bestätigten die Beobachtung von Leit- 
geb, dass die Transpirationssteigerung im Lichte mit der Erweiterung der Spalt- 
öffnungen correspondirt, dass sich aber im Lichte die Spalten nur dann öffnen, 
wenn die Pflanze genügende Bodenfeuchtigkeit findet. 


Bereits Garreau [38] und Unger [64] hatten festgestellt, dass zwischen 
der relativen Transpirationsgrösse und der Spaltöffnungszahl beider Blattseiten 
keine Proportionalität besteht. Dasselbe fanden Rosenberg [325] bezüglich der 
Halophyten (Kobaltmethode) und Ferruzza [340] bezüglich verschiedener Suceu- 
lenten und Palmen. 


Franeis Darwin [329] construirte ein (schon erwähntes) Hygrometer, 
mittelst dessen er aus dem Grade der Feuchtigkeitsabgabe seitens der Blätter 
auf den Zustand ihrer Spaltöffnungen schliessen konnte. Er fand unter Anderem, 
dass bei typischen Landpflanzen ein gewisser Grad des nächtlichen Verschlusses 
allgemein, bei Wasser- und Sumpfpflanzen dagegen nicht vorhanden ist. Die 
Beobachtung von Schellenberg, dass in CO,-freier Luft die Stomata geschlossen 
bleiben, vermochte Darwin nicht zu bestätigen, wohl aber war die von Stahl 
[293], später auch von Schellenberg [311] constatirte Thatsache, dass sich an 
einem abgeschnittenen Blatte, sobald es zu welken beginnt, die Stomata schliessen, 
auch mit dem Hygroskop nachweisbar. 


Die Bedeutung der Transpiration für den Transport der Nähr- 
salze wird meines Wissens nur von drei Autoren nicht anerkannt. Auf die Be- 
hauptung von Reinitzer [187], dass die Transpiration ein „nothwendiges Uebel“ 
und für die Pflanze „ganz und gar werthlos ist“, habe ich, ebenso wie auf die 
Lehre Haberlandt’s [275], dass der Transport der Bodennährstoffe durch 
osmotische Kräfte erfolgt, bereits geantwortet [315]. Das Unlogische der Con- 
clusion von Volkens (Die Flora der ägyptisch-arabischen Wüste, Berlin, 1887), 
dass, weil die submesen Gewächse nicht zu transpiriren brauchen, es auch unwahr- 
scheinlich sein muss, dass die Transpiration für die anderen Pflanzen eine Lebens- 
bedingung sei, hat Stenström [305] durch ein treffendes Beispiel dargethan. 


IV. Transpiration der Blätter. 


a) Sonnen- und Schattenblätter. 


Stahl [246] machte die Beobachtung, dass bei unseren Laubbäumen die 
Blätter an sonnigen Standorten dicker und kleiner sind als an schattigen. Bei 
Sambueus ist das Sonnenblatt fast doppelt, bei Fagus fast dreimal so dick als 
das Schattenblatt. Ferner fand Stahl mit Anwendung der Methode von Unger 
[64], dass die Intercellularen bei Sonnenblättern einen kleineren Raum einnehmen 
als bei Schattenblättern, z. B. bei Sambucus 16°/, gegen 26°/,, bei Fagus 19°), 
gegen 29°/, des Blattvolums. Die Schattenblätter sind also dünner und reicher 
an Intercellularen; daraus erklärt Stahl die Beobachtung von Hoehnel [166], 
dass unter sonst gleichen Bedingungen Schattenblätter viel mehr transpiriren 
als Sonnenblätter. 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. 63 


Dufour (Ann. se. nat., Ser. 7, Vol. V, 1887) eultivirte eine Reihe von 
Pflanzen: Circaea lutetiana, Faba vulgaris, Lupinus albus, Helianthus lacti- 
florus, Solidago canadensis etc. in der Sonne, beziehungsweise im Schatten. 
Alle Versuche ergaben das übereinstimmende Resultat, dass die Blätter in der 
Sonne grösser und dicker werden als im Schatten. Zu demselben Resultate ge- 
langte Pick (Botan. Centralbl., Bd. 11, 1882, S. 445): „Die Schattenblätter bleiben 
gegenüber den insolirten Blättern nach allen Dimensionen in ihrem Wachsthum 
zurück.“ Nach Vesque (Ann. sc. nat., Ser. 6, Vol. XII, 1881) bewirkt der 
combinirte Einfluss von Licht und Trockenheit ein Diekerwerden der Blattspreiten, 
und nach Bonnier [252] wächst die Blattdicke (im Allgemeinen) mit der Zu- 
nahme der Höhe. 

Geneau [274] verglich die Stärke der Gewebeausbildung bei Sonnen- und 
Schattenblättern derselben Pflanzenart oder desselben Individuums. Beispiels- 
weise betrug die Schichtdicke bei Mirabilis Jalappa in Theilstrichen des Mikro- 
meters (a 0'005 mm): Obere Epidermis, Sonne 7, Schatten 5; Palissadenschichte, 
S. 27, Sch. 20; Couche dense non palissadique, S. 23, Sch. 0; Schwammparenchym, 
S. 23, Sch. 16; untere Epidermis, S. 7, Sch.4; Gesammtdicke des Blattes: 
Sonne 87, Schatten 45. Analoge Detailbestimmungen wurden auch bei anderen 
Pflanzenarten gemacht und ein gleichsinniges Resultat erhalten. Das Verhältniss 
der Blattdicke der Sonnenblätter zu jener der Schattenblätter war bei Berberis 
vulgaris 61:39, bei Quercus pedunculata 34:20, bei Fagus silvatica 30:15, 
bei Taxus baccata 136:92 etc. 

Es ergab sich ferner [273], dass die Schattenblätter viel weniger Trocken- 
substanz enthalten als die Sonnenblätter. 

Geneau [274] ermittelte nun, und zwar nach sechs verschiedenen Me- 
thoden, die Grösse der Transpiration von in der Sonne, respective im Schatten 
zur Entwicklung gekommenen Individuen. Zu den Versuchen dienten theils ganze 
(bewurzelte) Pflanzen, theils abgetrennte Sprosse der oben genannten Arten; ausser- 
dem Solanum nigrum, Ampelopsis hederacea, Salix rosmarinifolia u. a. Alle 
sechs Methoden lieferten das übereinstimmende Resultat, dass unter sonst gleichen 
Bedingungen und bei Reduction auf gleiche Blattfläche die Sonnenblätter mehr 
transpirirten als die Schattenblätter. 

Die Versuchspflanzen waren belichtet. Um den eventuellen Einfluss der 
grösseren Chlorophylimenge der Sonnenblätter auszuschliessen, wurde eine Be- 
stimmung mit Fagus-Zweigen gemacht, die während der Versuchszeit im Dunkeln 
standen. Die Transpiration wurde durch Wägung direct gemessen. Es ergab sich 
dasselbe Resultat. 

Bei einer dritten Serie von Versuchen [273] wurden beblätterte Zweige 
ohne Trennung von der Mutterpflanze in eine Glasglocke eingeschlossen und die 
Transpiration durch die Gewichtszunahme einer gewogenen Chlorealeiummenge 
bestimmt. Das Verhältniss der Transpiration von Sonnen- und Schattenblättern, 
bezogen auf dieselbe Oberfläche, war z. B. bei Carpinus 33:23, bei Fagus 32:24, 
bei Taxus 26:9. Es-ergab sich also immer dasselbe Resultat, dass — im strieten 


64 Alfred Burgerstein. 


(Gegensatze zu Hoehnel — Sonnenblätter unter gleichen äusseren Bedingungen 
stärker transpiriren als Schattenblätter. 

Geneau dehnte seine Experimente auch auf andere physiologische Pro- 
cesse aus. Das Gesammtergebniss war: Die Strucetur der Sonnenblätter 
vermehrt die Activität der Transpiration, der Respiration und der 
Assimilation. 

Fassen wir zusammen: Dass die in der Sonne zur Entwicklung kommenden 
Blätter dicker werden als die im Schatten erwachsenen derselben Pflanze, darin 
stimmen alle Beobachter überein. Was dagegen die Flächenentwicklung betrifft, 
so sind nach Stahl die Sonnenblätter kleiner, nach Dufour und Pick grösser 
als die Schattenblätter. 


b) Ein- und mehrjährige Blätter. 


Bei Versuchen, die Rosenberg [351] an abgeschnittenen diesjährigen 
und vorjährigen Blättern von Ledum palustre, Andromeda polifolia, Oxy- 
coccos palustris, Vaccinium Vitis Idaea mit Anwendung der Kobaltprobe aus- 
führte, zeigten die diesjährigen Blätter bald eine bedeutende Abnahme der 
Wasseremission, während die vorjährigen das Kobaltpapier immer noch ver- 
färbten. Wesentlich dasselbe Resultat ergab sich für Viburnum Tinus, Pitto- 
sporum Tobira, Rhus scoparia, während die Kobaltprobe bei Evonymus japonica 
und Laurus nobilis eine länger andauernde Wasserabgabe der diesjährigen Blätter 
gegenüber den vorjährigen zeigte. Bei einer an Viburnum Tinus gemachten 
Beobachtung betrug die (durch Wägung ermittelte) Wasserabgabe pro Stunde und 
100 em? der diesjährigen Blätter 0'038 g, die der vorjährigen 0'086g. Rosen- 
berg eitirt eine Arbeit von Lalanne (Recherches sur les caracteres anatomiques 
des feuilles persistantes des Dicotyledones, Bordeaux, 1891), aus der hervorgeht, 
dass mit zunehmendem Alter des Blattes bisweilen bedeutende anatomische Ver- 
änderungen vor sich gehen, die nicht ohne Einfluss auf die Transpirationsgrösse 
sein können. 


e) Grüne und rothe Blätter. 


Räthay [267] machte die interessante Beobachtung, dass roth gewor- 
dene Blätter von Vitis vinifera viel langsamer Wasser verlieren als 
grüne Blätter. Eine entgipfelte und geringelte Lotte wurde von der Ringel- 
stelle aus in nahezu zwei gleiche Stücke getheilt, von denen das obere ebenso 
viele rothe, als das untere grüne Blätter trug. Beide Stücke wurden zwischen 
Löschpapier eingelegt und in einem ungeheizten Zimmer aufbewahrt. Nach drei 
Tagen waren die grünen Blätter trocken, die rothen sahen noch recht frisch aus; 
bei ersteren war der Wassergehalt von 64°5°/, auf 12'45°/,, bei letzteren von 63°8 
auf 41'46°/, gesunken. Bei einem zweiten Versuche wurden die Hälften einer 
ähnlichen Lotte in einem geheizten Zimmer auf einem Tisch frei aufgelegt. 
Nach drei Tagen war der Wassergehalt der mittlerweile vertrockneten grünen 
Blätter von 69'22°/, auf 11'4°/, gesunken, dagegen jener der rothen Blätter, die 
ein noch ziemlich frisches Aussehen zeigten, von 65'85°/, auf nur 44'630. 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. 65 


In Buitenzorg (Java) hat Wiesner [eit. in 315] unter anderen Versuchen 
auch solehe über den Einfluss des Lichtes auf die Transpiration angestellt. Ich 
werde auf dieselben später zurückkommen; einen dieser Versuche muss ich aber 
an dieser Stelle mittheilen. Ein rothes (jüngeres) und ein grünes (älteres) Blatt 
von Amherstia nobilis standen mit dem Stiel in je einem mit Wasser gefüllten 
und entsprechend verschlossenen Glaseylinder. Die Transpiration betrug bei freier 
Exposition pro Stunde und 100g Lebendgewicht in Gramm: 

Rothes Blatt Grünes Blatt 


Sonne vollständig bedeckt . . . . . 188 2:56 
Sonne als Scheibe sichtbar . . . . . 240 5:33 
Sonne vollkommen unbedeckt . . . . >11 844 


Dieses Resultat bestätigt also die von Räthay gemachte (in Fachkreisen fast 
unbekannte) Beobachtung, dass grüne Blätter unter sonst gleichen äusseren Be- 
dingungen viel stärker transpiriren als rothe Blätter desselben Pflanzenstockes. 
Dies ist verständlich, wenn man bedenkt, dass rothe Blätter wenig Chlorophyll 
enthalten und dass nach den Untersuchungen von Wiesner [127] gerade die 
vom Chlorophyll absorbirten Lichtstrahlen auf die Transpiration im Lichte be- 
sonders wirksam sind. Ausserdem folgt aus Beobachtungen von Stahl [293], 
dass die Spaltöffnungen bei abgeschnittenen rothen Blättern sich früher oder 
besser schliessen als bei grünen. 


V. Pallisadengewebe. 


Die Beziehungen des Blattmesophylis, speciell des Pallisadengewebes 
zur Transpiration bildeten den Gegenstand mehrerer Abhandlungen. Da ich 
im II. Theile der „Materialien“ auf diesen Punkt keine Rücksicht genommen 
habe, es aber hier nachtragen will, so muss ich auch einige ältere Arbeiten 
anführen. 

Nachdem schon Thomas (Jahrb. f. wissensch. Botan., Bd. IV, 1865) ge- 
funden hatte, dass das Pallisadengewebe sich nur oder vorzugsweise an der Licht- 
seite der Blätter entwickelt, beobachtete Stahl (Botan. Zeitg., 1880, ferner [246]) 
an den Blättern unserer Laubbäume, dass sonnige Standorte eine stärkere Ent- 
wicklung des Pallisadenparenchyms, insbesondere die Bildung langer und schmaler 
Zellen, schattige Standorte eine stärkere Entwicklung des Schwammparenchyms 
bedingen. Stahl hat die Ansicht ausgesprochen, dass die Pallisaden die für starke, 
die Schwammzellen die für geringere Lichtintensitäten angemesseneren Zell- 
formen sind. 

Zu demselben Resultate kamen Pick, Grosglik und Dufour. 

Pick (Botan. Centralbl., Bd. XI, 1882) sprach sich auf Grund einschlägiger 
Beobachtungen dahin aus, dass die Pallisadenform der assimilirenden Zellen den 
meisten Pflanzen erblich überkommen sei und dass stärkere Beleuchtung deren 
Entwicklung begünstigt. Dass die Intensität des einfallenden Lichtes die Palli- 
sadenentwicklung direct fördert, ergibt sich daraus, dass bei Pflanzen, die be- 
fähigt sind, ihre Assimilationsorgane vertikal zu stellen, durch stärkere Beleuchtung 

Z. B. Ges. Bd. LI. 5 


66 Alfred Burgerstein. 


auf der einen oder der anderen Seite der Assimilationsorgane die Bildung von 
Pallisadengewebe hervorgerufen wird. 

Grosglik, der die Entwicklungsgeschichte des Mesophylis der (anfangs 
vertikal, später horizontal stehenden) Blätter von Hucalyptus globulus und anderer 
Pflanzen verfolgt hat (Botan. Centralbl., Bd. XX, 1884), bestätigt, dass das Licht 
das Auftreten des Pallisadenparenchyms direct verursacht und dessen Aus- 
bildung fördert. 

Dufour (Ann. se. nat., Ser. 7, Vol. V, 1887) eultivirte Pflanzen (Circaea, 
Helianthus, Faba, Fragaria, Ligustrum ete.) in der Sonne und im Schatten. 
Das Ergebniss war im Wesentlichen dasselbe: „Le tissu en pallisade est beaucoup 
plus developpe au soleil qu’a l’ombre.“ 

Da die intercellulare Transpiration im Schwammparenchym leichter und 
rascher erfolgt als im Pallisadenparenchym, so ist es wahrscheinlich, dass die 
stärkere Entwicklung des Pallisadenparenchyms auf Kosten des Schwammparen- 
chyms im Lichte auf Verminderung der Transpiration hinzielt. Diesen Gedanken 
hat Areschoug [245] ausgesprochen, und beigefügt, dass vielleicht die Wasser- 
verdunstung von Blättern mit mächtigem Pallisadengewebe auch durch die Fähig- 
keit dieses Gewebes begrenzt werde, „infolge seines Reichthums an Chlorophyll 
Wärme zu absorbiren und dadurch das unterliegende transpiratorische Gewebe 
gegen die Wärme, die das directe Sonnenlicht den Blättern zuführt, zu schützen“. 

Ebert [249], der die Blattstrucetur bei Magnolia acuminata, Tropaeolum 
maius, Chelidonium maius und Helianthus annuus vergleichend untersuchte, 
konnte keinen Unterschied zwischen Sonnenblättern und Schattenblättern finden; 
in beiden Fällen waren gleich viele Pallisaden- und Schwammzellreihen aus- 
gebildet. 

Dasselbe war der Fall bei einem im Lichte und einem im Dunkel zur 
Entwicklung gekommenen Spross von Clematis integrifolia, Phlox paniculata 
und Tropaeolum maius. Ebert hat dadurch die Ueberzeugung gewonnen, dass 
das Licht auf die Pallisadenbildung keinen — wenigstens nennenswerthen — 
Einfluss hat, dass „das Licht niemals im Stande ist, Pallisadenparenchym selbst- 
ständig hervorzurufen“. Mit Rücksicht auf die Beobachtungen von Stahl, Pick, 
Grosglik und Dufour müssen die Angaben von Ebert wohl mit Vorsicht auf- 
genommen werden. Derselbe Autor eultivirte ferner Trropaeolum in a) trockenem 
Boden und trockener Luft, b) feuchtem Boden und trockener Luft, c) feuchtem 
Boden und feuchter Luft, weiters eine Hydrolea spinosa zuerst in einer sehr 
feuchten Atmosphäre (im „Aquarium“), dann in trockener Luft. Auf Grund ver- 
gleichender Untersuchungen des Mesophylis stimmt Ebert der Ansicht von 
Areschoug bei, dass das Schwammparenchym das eigentliche transpiratorische 
Gewebe sei, das im feuchten Klima eine stärkere Ausbildung erfährt. Dagegen 
bezeichnet Ebert die Annahme von Areschoug [245], dass, wenn durch an- 
dauerndes intensives Licht die Transpiration sich in einer für die Pflanze nach- 
theiligen Weise steigern würde, diese Pallisaden ausbildet und dadurch die 
Verdunstungsgrösse moderirt, als nicht richtig. „Nicht, wo wenig transpirirt 
werden soll, findet man Pallisadenzellen stark ausgeprägt, sondern immer dort, 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. 67 


wo stark assimilirt und zu gleicher Zeit stark transpirirt wird.“ Da man wohl 
annehmen muss, dass ein im Schatten zur Entwicklung kommendes Blatt nicht 
so stark assimiliren und transpiriren wird, wie ein direct insolirtes, so ist nicht 
einzusehen, warum das Schattenblatt (nach Ebert) genau ebenso viele Pallisaden- 
und Schwammzellreihen ausbilden soll, wie das Sonnenblatt. 

Ebert’s Beweise für seine Ansicht — bemerkt Stenström [305] — geben 
zu berechtigten Anmerkungen Anlass. Denn aus seinen Culturversuchen mit 
Tropaeolum etc. erfährt man nichts darüber, wie sich die Pallisaden unter den 
verschiedenen Bedingungen in Bezug auf ihre Längenentwicklung verhielten. 
Bezüglich der Hydrolea erfährt man nichts darüber, ob in dem Raum mit 
der trockenen Atmosphäre die Lichtverhältnisse dieselben waren, wie in dem 
„Aquarium“ ete. Ebert ’s Lehre, dass Pallisadenbildung durch dasZusammenwirken 
von starker Assimilation und Transpiration hervorgerufen werde, wäre erst dann 
berechtigt, wenn er gezeigt hätte, dass die Pallisadenbildung bei starker Assimi- 
lation und gleichzeitig schwacher Transpiration, ebenso auch bei schwacher Assimi- 
lation und gleichzeitig starker Transpiration (alles bei derselben Beleuchtung) 
unterbleibt. Ebert’s Versuche zeigen nur, dass sich die Pflanze in trockener 
Luft durch Verdickung der Cuticula und durch engeren Anschluss der Pallisaden 
einen Transpirationsschutz verschafft, der aber mit der Assimilation nichts zu 
thun hat. 

Treffend zeigt Areschoug die Haltlosigkeit der Ebert’schen Behauptung 
von den Bedingungen der Pallisadenbildung durch folgendes Beispiel: Vergleicht 
man etwa Helianthus und Buxus, so ist kein Zweifel, dass die gleiche Blätter- 
masse in derselben Zeit bei Helianthus eine weit grössere Menge organischer 
Substanz erzeugt, als bei Buxus; dennoch haben Buxus-Blätter ein weit mächtigeres 
und dichteres Pallisadengewebe als Helianthus. Areschoug hätte noch beifügen 
können, dass dieselbe Blattfläche von Helianthus zweifelsohne stärker transpirirt 
als bei Buxus. Selbstverständlich fällt es Areschoug nicht ein, die Bedeutung 
der Pallisaden als Assimilationszellen zu verkennen. 

Der Auffassung Areschoug’s von dem Einfluss des Pallisadenparenchyms 
auf die Transpiration hält Haberlandt entgegen (Physiol. Pflanzenanatomie, 
1896), dass auch in diesem Gewebe Intercellularen vorhanden sein können, eine 
Thatsache, die, wie Haberlandt behauptet, Areschoug entgangen sein soll. 
Aber schon lange vor Haberlandt’s Entdeckung hat Areschoug in einer 
grösseren Arbeit über die Anatomie des Blattes (Jemförande undersökningar öfver 
bladets anatomia, Lund, 1878) dieselbe Beobachtung für eine grössere Anzahl 
von Pflanzen mitgetheilt. 

Die von Haberlandt angeführte Thatsache, dass Wüstenpflanzen häufig 
ein lockeres Pallisadengewebe haben, ist auch keine Widerlegung der Ansicht von 
Areschoug, da auch die Wüstenpflanzen wenigstens während der feuchten Jahres- 
zeit Transpiration nöthig haben, und ein lockeres Pallisadengewebe nicht ein so 
ausgesprochenes Transpirationsgewebe darstellt, wie es das Schwammparenchym ist. 

Der Hauptsatz Areschoug’s ist folgender: „Was das Pallisadengewebe 
anbelangt, das meiner Ansicht nach ein vorzugsweise assimilatorisches Gewebe 

5* 


68 Alfred Burgerstein. 


ist, so habe ich nachzuweisen gesucht, dass dessen stärkere oder schwächere Ent- 
wicklung inclusive Dichtigkeit mit der stärkeren oder schwächeren Beleuchtung, 
sowie der grösseren oder geringeren Feuchtigkeit des Bodens wie der Luft im 
engsten Zusammenhange steht.“ Eine Stütze der Ansicht Areschoug’s ergaben 
die Beobachtungen von Vesque, Lothelier, Mer, Costantin und Alten- 
kirch. 

Vesque (Ann. sc. nat. Bot., Ser. 6, Vol. XII, 1881, p. 167) hat sich nach 
den Befunden des Mesophylis von in trockener, beziehungsweise in feuchter Luft 
bei gleicher Beleuchtung erzogenen Erbsenpflanzen dahin ausgesprochen, dass in- 
folge der verstärkten Transpiration im Lichte und in trockener Luft sich das 
Pallisadengewebe stärker entwickelt, sei es durch Vermehrung der Lagen, sei es 
durch Verlängerung der Pallisadenzellen. — Lothelier (Rev. gen. de Botanique, 
Vol. V, 1893) eultivirte Pflanzen (Berberis, Crataegus) theils in gewöhnlicher 
Luft, theils in einer sehr feuchten Atmosphäre. Im letzteren Falle war (unter 
sonst gleichen Verhältnissen) das Pallisadengewebe stark redueirt oder vollständig 
verschwunden. — Mer (Bull. Soc. bot. de France, Vol. XXX, 1883) erzog Bohnen- 
pflanzen: a) bei reichlicher, b) bei sehr spärlicher Arrosion des Bodens. Im ersten 
Falle waren die Pallisadenzellen kegelförmig, unten von einander abstehend, das 
Schwammparenchym hatte grosse Lacunen; im zweiten Falle waren die Pallisaden 
eylindrisch, dieht aneinander schliessend, das Schwammparenchym zeigte fast 
keine Lacunen. — Costantin (Ann. se. nat., Ser. 7, Vol. III, 1894) verglich die 
Structur der Blätter von Stratiotes, Alisma, Ranunculus aquatilis, die unter 
Wasser gewachsen waren, mit solchen, die sich in der Luft gebildet hatten. Die 
Wasserblätter waren „par la reduction ou meme la disparition complete du tissu 
en pallisade* charakterisirt. — Bonnier (Compt.-rend. de l’Acad. des sc. Paris, 
Vol. CXVII, 1890) verglich je zwei Individuen derselben Art, von denen das eine 
von Spitzbergen oder von Jan Mayen, das andere von einem alpinen Standort 
stammte. Die alpinen Pflanzen hatten Pallisaden, die arktischen aber ein fast 
lacunäres Gewebe, das Bonnier der feuchten Atmosphäre im arktischen Gebiete 
zuschreibt. 

Bezüglich des Einflusses der Höhenlage auf die Entwicklung der 
Pallisaden und die Transpirationsgrösse kamen Bonnier und Leist zu gerade 
entgegengesetzten Resultaten. Bonnier [252] experimentirte u. A. in eigens ein- 
gerichteten Laboratorien in Chamounix und in Cadeac (Pyrenäen). Die Versuchs- 
pflanzen standen in hermetisch verschlossenen Töpfen, die Transpiration wurde 
durch Wägung ermittelt. Bonnier fand, dass insolirte Pflanzen in bedeutenden 
Höhen stärker transpiriren als in der Ebene; im Dunkeln war dagegen die 
Wasserabgabe der Pflanzen am alpinen Standort fast gleich oder sogar geringer 
als die der Pflanzen in tieferen Höhenlagen. Bonnier’s sorgfältige anatomische 
Untersuchungen ergaben: In bedeutenden Höhen werden die Blätter im Allge- 
meinen dicker, das Pallisadengewebe entwickelt sich stärker und wird chlorophyll- 
reicher als bei denselben Arten in der Ebene. 

Hingegen hat Leist [257] angeblich gefunden, dass in bedeutenden Höhen 
die Blätter dünner werden und sich das Pallisadengewebe schwächer entwickelt. 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. 69 


Entweder haben nach Leist die alpinen Blätter weniger Pallisadenzellagen als 
Blätter derselben Art in der Ebene (bisweilen gar keine, wie Arten von Solda- 
nella), oder wenn die Zahl der Zellagen nicht differirt, so haben die alpinen 
Formen kürzere und weitere Pallisaden. Leist kommt zu dem Ergebniss, dass 
die Sonnenblätter alpiner Standorte in der Regel mit den Schattenblättern der 
Ebene übereinstimmen. (Und die alpinen Schattenblätter?) Da ferner Versuche 
mit Saxifraga cervifolia lehrten, dass bei stark verminderter Transpiration eine 
geringere Ausbildung der Pallisaden erfolgt, dass die Verlängerung der Pallisaden 
und die Vermehrung ihrer Lagen durch stärkere Transpiration herbeigeführt 
wird, und daher die Alpenpflanzen gegenüber den Pflanzen der Ebene eine geringere 
Transpiration haben müssen, und zwar „auf bekannte Thatsachen gestützt“, in- 
folge „grosser Luftfeuchtigkeit und sehr grosser Bodenfeuchtigkeit*. 

Ich kann mich der Motivirung von Leist nicht anschliessen. Was zunächst 
die Bodenfeuchtigkeit betrifft, so ist dieselbe im Alpengebiet nach meinen eigenen 
Erfahrungen sehr verschieden. So wie es Orte oder Gegenden gibt, in denen der 
Boden fortwährend sehr feucht ist, so gibt es auch solche Reviere, in denen 
während eines grossen Theiles der Vegetationszeit eine ziemliche Bodentrockenheit 
herrscht. Auch die grosse Luftfeuchtigkeit ist im Alpengebiete nicht überall und 
immer vorhanden. Ich stütze mich auch auf „bekannte Thatsachen* und kann 
diesbezüglich keinen besseren Gewährsmann anführen, als den Meteorologen Julius 
Hann. Derselbe sagt in seiner „Klimatologie“, S. 177: „Das Charakteristische 
der Feuchtigkeitsverhältnisse grösserer Gebirgshöhen ist der raschere Wechsel 
und die grösseren Extreme derselben. Volle Sättigung der Luft mit Wasser- 
dampf, auf dem Boden aufliegende Wolken wechseln häufig mit grosser Luft- 
trockenheit.“ Ferner: „Die Evaporationskraft des Hochgebirgsklima darf 
deshalb nicht nach der relativen Feuchtigkeit allein beurtheilt werden, der ver- 
minderte Luftdruck ermöglicht eine viel raschere Verbreitung der gebildeten 
Wasserdämpfe, also eine Beschleunigung der Verdunstung. Dazu kommt dann 
auch noch die zeitweilig während schöner Witterung herrschende grosse Luft- 
trockenheit.“ 

Wagner [278] findet, dass die Blätter der Alpenpflanzen keine so durch- 
greifenden Schutzanpassungen zeigen, wie solche starke Transpiration hervor- 
zurufen pflegt. Aus dem Umstande, dass bei herabgesetzter Transpiration die 
Blätter der Alpenpflanzen nicht nur keine Reduction, sondern selbst eine Steige- 
rung der Pallisadenbildung zeigen, hat Wagner die Ueberzeugung gewonnen, 
dass nicht die Transpiration, sondern die Assimilation in erster Linie den Bau 
des Mesophylls beherrsche, „in der Weise, dass Zahl und Grösse der Pallisaden 
nur von den Assimilationsverhältnissen, die Intercellularbildung auch von den 
Transpirationsverhältnissen abhängig ist“. 

Eine eingehende, kritische Beleuchtung der Versuchsergebnisse, Ansichten 
und Deductionen von Bonnier, Leist und Wagner hat Stenström [305] 
gegeben. 

Lesage [292] verglich zwei Culturen von Bohnen; die eine stand unter 
dem normalen Luftdruck der Ebene, bei der anderen wurde die Luft in der 


70 Alfred Burgerstein. 


Umgebung der Pflanze wiederholt verdünnt. Nach Verlauf eines Monats waren 
in den Blättern, die unter dem geringeren Luftdruck entstanden, mehr Pallisaden 
entwickelt als in den Blättern der anderen Cultur. 


Lesage [291, 292] fasst die Ergebnisse der französischen Forscher bezüg- 
lich der Pallisaden zusammen: Das Pallisadengewebe entwickelt sich: 1. im Lichte 
mehr als im Schatten (Vesque, Lothelier); 2. in trockener Luft mehr als in 
feuchter (Dufour); 3. in den Luftblättern der Wasserpflanzen mehr als in den 
submersen (Costantin); 4. bei geringerem Luftdruck mehr als bei höherem 
(Lesage); 5. in trockenem Boden mehr als in feuchtem (Mer); 6. in salzigem 
Boden mehr als in gewöhnlichem (Lesage); 7. bei mangelhafter Wurzelentwick- 
lung in schlechtem Boden mehr als bei reichlicher Wurzelbildung in nahrhaftem 
Boden. 

Das Pallisadengewebe entwickelt sich somit stärker, wenn die äusseren 
Bedingungen für die Transpiration günstig sind (Nr. 1—4) oder wenn 
die Wasserabsorption erschwert ist (Nr. 5—7). Man muss daher an- 
nehmen — schliesst Lesage — dass das Pallisadengewebe der Blätter einer der 
Apparate ist, „qu’emploie la plante pour se proteger contre une trop grande 
transpiration“. 


VI. Transpiration der Halophyten. 


Schimper [260] hat darauf aufmerksam gemacht, dass die Halophyten 
der indo-malayischen Strandflora vielfach xerophbytische Eigenthümlichkeiten be- 
sitzen, wie Isolateralität, Suceulenz, kleine Blätter und Intercellularen, Wachs- 
überzüge. Es ist nun auffallend, dass viele von diesen Halophyten in einem durch- 
nässten Boden wachsen, also gleichsam hydrophile Xerophyten sind. Nach der 
Ansicht Schimper’s beruht der Vortheil der herabgesetzten Transpiration der 
Halophyten in der Vorbeugung zu grosser, die Assimilation schädigender An- 
häufung des Chlornatriums. Ich glaube aber, dass diese Theorie nicht ganz zu- 
treffend ist, denn die verminderte Transpiration könnte zwar eine die Pflanze 
schädigende Anhäufung des Chlornatriums verzögern, allein — insbesonders gilt 
dies für Gewächse mit mehrjährigen Blättern — nicht aufhalten. 


Um einen Einblick in die Transpirationsverhältnisse der Halophyten zu 
bekommen, verwendete Stahl [293] Topfeulturen von Sagina, Kakile und Plan- 
tago maritima, Chenopodium und Triglochin maritimum, Aster Tripolium, Sal- 
sola Soda ete., deren Blätter an sonnigen Tagen abgeschnitten und der Kobalt- 
probe unterzogen wurden. „Mein Erstaunen wuchs — sagt Stahl —, als es sich 
bald herausstellte, dass alle mir zur Verfügung stehenden Halophyten das wieder- 
holt erneuerte Kobaltpapier ohne Unterlass zu verfärben fortfuhren, und zwar 
wie bei gewöhnlichen Sumpfpflanzen, die ihre Stomata nicht zu schliessen ver- 
mögen, bis zum völligen Eintrocknen, welches entsprechend der saftigen Be- 
schaffenheit dieser Pflanzen, sowie ihres Salzgehaltes halber langsamer als bei 
jenen sich einstellte.* Die mikroskopische Untersuchung der welkenden Halo- 
pbytenblätter ergab, dass bei allen die Spaltöffnungen mehr weniger weit geöffnet 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. 71 


waren. Da also die Halophyten des Spaltenverschlusses — eines der wichtigsten 
Schutzmittel gegen starke Wasserabgabe — entbehren, so mussten sie sich nach 
Stahl’s Ansicht anderweitig xerophytisch ausbilden. 

Rosenberg [325] wiederholte die Versuche von Stahl, und zwar nicht 
nur wie dieser im Laboratorium, sondern auch im Freien. In letzterer Bezie- 
hung wurden etwa 250 Beobachtungen an der Küste von Gotland, bei Oeresund 
und an der schwedischen Westküste (mit Anwendung der Kobaltprobe) gemacht, 
die — im Gegensatze zu Stahl’s Befunden — ergaben, dass die Halophyten 
das Vermögen des Spaltenverschlusses besitzen, und dass sich die Transpiration 
bei abgeschnittenen Blättern bald vermindert und früher oder später fast ganz 
aufhört. Besonders ergab sich dies für Alsine peploides, Glaucium flavum, La- 
thyrus maritimus und Seirpus maritimus. An einem sonnigen Tage abgeschnittene 
und sofort der Kobaltprobe unterzogene Blätter von Triglochin maritimum 
‘schlossen sehr bald ihre Stomata, während Stahl angibt, dass sie bis zum Ver- 
welken des Blattes offen bleiben. 

Von 17 Halophyten, bei deren Blättern Rosenberg die relative Transpi- 
ration der Ober- und Unterseite prüfte, gaben sieben vorwiegend durch die Ober- 
seite und nur zwei vorwiegend durch die Unterseite Wasser ab; bei den acht 
übrigen war die Transpiration oberseits und unterseits fast gleich stark. Die 
gleichzeitige mikroskopische Untersuchung lehrte, dass sich diese Verschiedenheit 
in der Transpiration der beiden Blattseiten aus der Grösse, Zahl und Verthei- 
lung der Spaltöffnungen nicht erklären lasse. 


Gelegentlich brieflieher Mittheilungen erfuhr ich von Prof. Stahl einige 
von ihm noch nicht publieirte Beobachtungen bezüglich Aster Tripolium, aus 
denen mir hervorzugehen scheint, dass erweiterte Studien der Transpirations- 
verhältnisse der Halophyten manche der bisherigen Ergebnisse modifieiren würden. 


VII. Transpiration der Succulenten. 


Eine ausführliche Abhandlung widmete Aubert [269] den Transpirations- 
erscheinungen der Succeulenten. Aus seinen chemisch-analytischen Unter- 
suchungen heben wir hervor: Der Zellsaft der Crassulaceen enthält Apfelsäure, 
Spuren von Weinsäure und bisweilen Tannin; die Mesembryanthemen führen 
reichlich Oxalsäure, die Cacteen enthalten Apfelsäure, Weinsäure, dann haupt- 
sächlich Gummi und Schleim. Vergleichende Verdunstungsbestimmungen lehrten 
ferner, dass aus 0'2—0'4°/,igen Lösungen von organischen Säuren, Gummi und 
Albumin die Evaporation geringer war, als bei reinem Wasser. 

Zu den Transpirationsversuchen dienten Blätter verschiedener Succulenten. 
Es wurde bei den verschiedenalterigen Blättern einer Pflanze die Acidität des 
Zellsaftes, bei denen eines gleichen Sprosses die Transpiration (der Gewichts- 
verlust) ermittelt. Die Blätter befanden sich hierbei in einem durch H, SO, 
trocken erhaltenen Raume (schwach diffuses Licht). Die schwächste Transpi- 
ration zeigten die Cacteen; manche Crassulaceen und Mesembryanthemen mit 
sehr dünner Cutieula verloren mehr Wasser als gewisse Nicht-Suceulenten mit 


"DD, Alfred Burgerstein. 


dicker Cutieula (Hedera, Picea ete.). Pereskia aculeata« mit dünner Cuticula 
transpirirte fast so stark wie Epheu; andere Cacteen mit dieker Cutieula 10- bis 
20 mal schwächer. Für verschiedene Cacteen wurde gefunden, dass junge Blätter 
stärker transpiriren als ältere, vollkommen erwachsene desselben Individuums. 

Zur Verlangsamung der Wasserabgabe der Suceulenten tragen nach 
Aubert bei: «) organische Säuren, gummöse und schleimige Zellinhaltsstoffe, 
b) die geringe Öberflächenentwicklung, c) die geringe Wurzelentwieklung, d) der 
Chlorophylimangel in den tieferen Parenchymschichten, e) bisweilen starke 
Cutieula. 

Ferruzza [340] bestätigte (für Kleinia, Epiphyllum, Cotyledon, Eche- 
veria, Crassula, Sempervivum, Aloe, Gasteria) die bekannte geringe Transpi- 
ration der Suceulenten. Derselbe Autor fand auch, dass Palmen (Corypha 
australis, Livistona, Erythea) ziemlich stark, „con una certa energia* transpiriren 
und daher ein grosses Wasserbedürfniss haben, was auch im Allgemeinen mit der 
gärtnerischen Erfahrung übereinstimmt. Die Versuche wurden mit der Stahl- 
schen Kobaltmethode und sehr sorgfältig ausgeführt. 


VIII. Einfluss des Lichtes auf die Transpiration. 


Durch die im letzten Decennium ausgeführten Versuche wurde der lange 
bekannte Einfluss des Lichtes auf die Transpiration bestätigt. 


Curtel [253] benützte eine Reise durch Norwegen, um auf der Poststation 
Kongsvold auf dem Dovrefield (900 m Seehöhe) einige Versuche über Transpi- 
ration und Assimilation auszuführen. Zu den Transpirationsversuchen diente ein 
U-förmig gebogenes Rohr; in dem einen Schenkel war (luftdicht) eine bewurzelte 
Roggenpflanze befestigt (Wurzeln im Rohr, Blätter in der Luft), der andere 
Schenkel stand mit einer horizontalen, englumigen Glasröhre in Verbindung; 
diese, sowie das U-Rohr waren mit Wasser gefüllt. Aus der Verkürzung der 
Wassersäule in der englumigen Glasröhre wurde auf die Grösse der „Transpi- 
ration“ geschlossen. Die Versuche fanden während zweier norwegischer Sommer- 
nächte (30.—31. Juli, 31. Juli bis 1. August) statt. Die Transpiration (recte Wasser- 
aufnahme) nahm ziemlich gleichförmig mit dem Sinken der Sonne ab; das 
Minimum stellte sich von 10 Uhr Abends bis nach Mitternacht ein; um 12%; Uhr 
Nachts (Rückkehr der Sonne) nahm die Transpiration wieder continuirlich zu. 
Die Temperatur schwankte von — 25 bis + 114°, die Feuchtigkeit der Luft 
von 68—100°/,. Auch das Minimum der Assimilation correspondirte mit dem 
Minimum der Helligkeit. Die Kürze der Vegetationszeit wird also dadurch com- 
pensirt, dass Assimilation und Transpiration fast ohne Unterbrechung Tag und 
„Nacht“ vor sich gehen. 

Aloi [263] verschloss einzelne Blätter von Topfpflanzen (ohne Abtrennung) 
in Glasröhren, die gleichzeitig eine gewogene Menge von Chlorcaleium enthielten. 
Bei anderen Versuchsreihen wurden ganze Topfpflanzen (mit luftdicht ver- 
schlossenen Töpfen) verwendet. In diesen Fällen betrug beispielsweise pro 100 em? 
Oberfläche die Transpirationsgrösse in Milligramm: 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. 13 


Dunkel diffus Sonne 
Achyranthes Lindeni . . . . 80 150 390 
Inashflonentängsss are 95 113 2119 
Lilium dahuricum  .: . . .2...864 452 1369 


Auch Ferruzza [340] constatirte bei seinen Versuchen mit Succulenten 
und Palmen (mittelst der Kobaltprobe), dass die Transpiration im direeten Lichte 
ausnahmslos höher war als im Schatten. 

Woods [306] benützte einen eigenen (von ihm abgebildeten und be- 
schriebenen) elektromagnetisch registrirenden Apparat, mit dem er den Gang 
der Transpiration innerhalb 24 Stunden ermittelte. Bei einer Fuchsia war die 
Wasserabgabe im direeten Sonnenlichte zehnmal so gross, als wenn die directen 
Strahlen durch einen vorgestellten Schirm abgehalten wurden. 

Haberlandt [275] hat in den botanischen Gärten von Buitenzorg und ' 
Graz viele Transpirationsbestimmungen mit abgeschnittenen beblätterten Zweigen 
und Blättern bei direeter Insolation ausgeführt. Unter Anderem sagt der ge- 
nannte Forscher: Wenn man vorher beschattete Pflanzentheile plötzlich bei hoher 
Temperatur in directem Sonnenlichte transpiriren lässt, so erhält man häufig in 
den ersten 10—30 Minuten bedeutend höhere Transpirationszahlen als später, 
„wenn sich der transpirirende Pflanzentheil der geänderten Beleuchtungsintensität 
bereits angepasst hat“. Dazu wäre nur zu bemerken, dass ein abgeschnittener 
Zweig (oder ein abgetrenntes Blatt) und ein noch an der bewurzelten Pflanze 
befindlicher Spross zwei in anatomischer, aber nicht in physiologischer Beziehung 
gleiche Pflanzentheile sind. Bei einem mit der Schnittfläche in Wasser stehenden 
Zweige (oder gar Blatt) überwiegt im direeten Sonnenlichte bei gleichzeitig hoher 
Temperatur die Wasserabgabe so sehr die Wasseraufnahme, dass sich der Wasser- 
gehalt des Sprosses (Blattes) continuirlich vermindert. Dieser Umstand, verbunden 
mit dem Sinken des Turgors im Blattparenchym und der Verengerung der Spalt- 
öffnungen bei relativer Lufttrockenheit, bewirkt eine Depression der Transpi- 
ration. Von einer Anpassung eines langsam absterbenden Pflanzentheiles, wie 
einen solehen z. B. ein mit dem Blattstiel in Wasser, mit der Lamina in heisser 
und trockener Luft befindliches Aesculus-Blatt (Haberlandt) darstellt, kann 
man doch wohl nicht sprechen. 

Ueber die Licht-Transpirationsversuche von Stahl, Giltay, Wiesner 
vergl. Cap. XI. Nach Beobachtungen von Stahl [293] war die Transpiration 
einer Freus-Topfpflanze in der Sonne 102mal stärker als an der Hinterwand eines 
nach Norden gelegenen Zimmers; nach Haberlandt war die Transpiration eines 
Ficus-Blattes (in Buitenzorg) in einer „sonnigen Vormittagsstunde* blos 12 mal 
grösser als in einer Nachmittags- oder Nachtstunde. 

Um den schon mehrfach geprüften Einfluss der Lichtfarbe auf die 
Grösse der Transpiration kennen zu lernen, stellte Wollny [294] Versuche an. 
In grösseren glasirten, mit humosem Kalksand gefüllten Blumentöpfen wurden 
durch Aussaat „dichte Grasdecken“ hergestellt. Von sechs ausgewählten Gras- 
decken betrug das Verhältniss der Transpirationsgrösse für je zwei Töpfe: 
100 : 802: 798 oder etwa 5:4:4. 


74 Alfred Burgerstein. 


Dann kamen je zwei Töpfe unter Kästen, die an auf einer freien Fläche 
des Versuchsfeldes stehenden Tischen standen. Die Vorderwand, sowie die Flanken- 
wände der Kästen bestanden aus färbigen Gläsern; die Hinterwand bildete ein 
Leinenvorhang. Die Gläser liessen folgende Lichtantheile durch: a) (roth) A—C; 
b) (gelb) A—F/s; c) (blau) D!,—H. 

Die Töpfe wurden täglich einmal gewogen; durch tägliches Giessen wurde 
der Wassergehalt des Bodens ziemlich gleich erhalten. Die Gewichtsverluste ver- 
hielten sich nach 13 Tagen: roth : gelb : blau = 100 : 96°4 : 70°0. 

Nun musste bei den Gewichtsverlusten noch die während der Versuchszeit 
unter dem verschiedenen Lichteinfluss producirte ungleiche Menge organischer 
Substanz in Rechnung gezogen werden. Durch Division der Verhältnisszahlen 
der Verdunstung durch die (vom Verfasser schon an anderen Versuchsreihen er- 
mittelten) Verhältnisszahlen der producirten Trockensubstanz für dieselben Licht- 
farben ergab sich die Proportion: roth : gelb : blau = 100 : 38°3 : 115'7. Berück- 
sichtigt man noch, dass die unter Roth stehenden Pflanzen von vornherein mehr 
Wasser abgaben (5:4:4), so würden sich mit Einbeziehung dieser Zahlen folgende 
relative Transpirationsgrössen ergeben: roth : gelb : blau = 100 : 48 : 1447. 

Die Transpiration war also, bezogen auf die Production gleicher Menge 
von Trockensubstanz, im blauen Lichte stärker als im rothen, in diesem wieder 
etwa doppelt so gross als im gelben. Dies stimmt mit den Versuchsergebnissen 
von Wiesner [127], Comes [149, 165, 172], Hellriegel [198], Henslow [229]. 


IX. Einfluss der Temperatur und Feuchtigkeit. 


Der schon lange bekannte Einfluss der Lufttemperatur auf die Transpi- 
ration wurde durch neue Versuche von Aloi [263] bestätigt. Er verschloss ein 
mit der bewurzelten Pflanze in Verbindung bleibendes Blatt luftdicht in einem 
Glaseylinder; dieser war geneigt und enthielt ein in derselben Richtung laufendes 
Rohr, durch welches kaltes oder warmes Wasser durchgeleitet werden konnte, so 
dass es möglich war, die Temperatur in der Umgebung des Blattes fast constant 
zu erhalten. Ausserdem enthielt der Glascylinder eine gewogene Menge von 
Chlorcaleium zur Bestimmung der evaporirten Wassermenge. Es betrug z. B. für 
Amaryllis Belladonna die Transpiration (V) pro cm? Fläche in Milligramm: 


Anchtabsehluss ., © 1'149 0, v5: T = 3870, Veen 
Difküses Lacht  .' . DTEI129V,V =8l;T = 397 Vu ee 
Dıreetö:Bome , TEE IT, Ve Tas Te 4270, Don 


Aus den zwei ersten Reihen ergab sich auch der die Transpiration fördernde 
Einfluss des diffusen Lichtes. 


Nach Prunet [277] transpirirte ein mit der Schnittfläche in Wasser 
stehender vierblätteriger Weinspross, im Dunkelzimmer 1m vor einer Gasflamme 
stehend, im Mittel 17 mg pro Viertelstunde. Er wurde dann durch rasche Ver- 
dunstung von Aether zum Gefrieren gebracht; nach dem Aufthauen betrug die 
Wasserabgabe in den aufeinander folgenden Viertelstunden: 108, 87, 76, 54, 46, 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. 75 


39, 34, 31, in Summa 475 mg, während ein nicht abgekühlter Vergleichsspross 
unter denselben Bedingungen blos 132 mg an Gewicht verlor. Die beträchtlich 
grössere Wasserabgabe gefrorener Pflanzentheile nach dem Aufthauen (nach 
Prunet eine Evaporation, nicht Transpiration) wurde schon lange, besonders 
von Mohl [37] constatirt und erklärt. Eine zweite Versuchsreihe von Prunet 
mit Birnbaumzweigen hat keinen Werth. 

Ueber den Einfluss der Luftfeuchtigkeit auf die Transpiration liegen 
neuere Versuche von Aloi [263] vor. Sie wurden von ihm in ähnlicher Weise 
wie die Lichtversuche gemacht. Die Cylinder enthielten entweder „gewöhn- 
liche* oder eine durch Chlorealeium und Schwefelsäure getrocknete Luft. Die 
Transpiration betrug z. B. bei Amaryllis Belladonna pro 100 cm? Oberfläche in 
a) gewöhnlicher, b) trockener Luft: 


Lichtabsehlus_ . . . . a) 35mg, b) 65 mg. 
Diituses- Dicht 0 0022 56 „ 12075 
Ditecven Sonnen 36l „ 1337 


Die Versuche, welche indes vielleicht nicht exact waren, da psychrometrische 
Angaben fehlen, bestätigen den alten Erfahrungssatz, dass relative Luft- 
trockenheit die Transpiration erhöht. 

Auch Wollny [339] bestätigt. dass die Verdunstung mit dem sogenannten 
Sättigungsdefieit der Luft zunimmt, findet aber, dass die Transpiration in einem 
engeren Verhältniss wächst, als der reciproke Werth der Luftfeuchtigkeit, was sich 
daraus erklären lasse, dass sich in trockener Luft die Pflanzen „mit Schutzein- 
richtungen verschiedener Art gegen zu starke Verdunstung versehen“. 

Ueber den Einfluss der Bodenfeuchtigkeit stellte Aloi [263] viele 
Versuche an, welche ergaben, dass die Transpiration bei einer „umidita normale“ 
geringer war, als in einem „terreno molto umido“. Sollen Licht, Wärme, Luft- 
feuchtigkeit auf die Spaltöffnungszellen und somit indirect auf die intercellulare 
Transpiration einwirken, so ist nach Aloi [295, 296] eine genügende Boden- 
feuchtigkeit nothwendig; denn fehlt diese, so bleiben die Stomata geschlossen. 

“ Zu demselben Ergebniss kam Ferruzza [340]. Dass vermehrte Boden- 
feuchtigkeit die Transpiration erhöht, hatte schon Hales experimentell festgestellt. 

Nach Stenström [305] kann angenommen werden, dass — extreme Fälle 
abgerechnet — das Verhältniss Ta T für dieselbe Pflanze einen annähernd 
constanten Werth hat, in welcher Formel B die Bodenfeuchtigkeit, Z die Luft- 
feuchtigkeit und 7 die Transpiration bedeutet. 

Ferruzza beobachtete [340], dass durch Erschütterungen der Pflanze 
ihre Transpiration „sensibilimente* erhöht wird (vergl. Mater., II. Th., S. 442). 


X. Anaesthetica, Kohlensäure. 


Dixon [330] bestimmte mittelst eines eigenen Apparates die Transpirations- 
grösse von Zweigen (Syringa, Oytisus Laburnum) und gleichzeitig die Evapo- 
ration einer freien Wasserfläche in Luft und in verschiedenen Gasen. Hierbei 


76 Alfred Burgerstein. 


ergaben sich im Mittel a) für die Transpirationsgrösse der Zweige, b) für die 
Verdunstungsgrösse des Wassers folgende Zahlen: Sauerstoff a) 136, b) 104; 
Kohlensäure a) 87, b) 89; Aether a) 82, b) 81; Chloroform a) 66!/,, b) 59; hier- 
bei ist der für atmosphärische Luft erhaltene Werth gleich 100 gesetzt. Es wird 
mithin in Kohlensäure, Aether und Chloroform die Transpiration ungefähr in 
demselben Masse deprimirt, wie die Verdampfung einer freien Wasserfläche; in 
einer Sauerstoffatmosphäre wird hingegen die Transpiration erheblich gesteigert. 
Dixon glaubt daraus schliessen zu müssen, dass die Transpiration grüner Pflanzen- 
theile nicht ein einfacher physikalischer, sondern ein vitaler Process sei. (Ueber 
unvermeidliche Fehler, z. B. die verschiedene Diffusionsgeschwindigkeit der Gase 
je nach ihrem specifischen Gewichte, vergl. Botan. Centralbl., Bd. 76, S. 135.) 

Zu einem gerade entgegengesetzten Resultate gelangte Woods [286]. 
Wurden kleine, in Töpfen gepflanzte Mnium-Rasen mit Aether anästhesirt und 
dann in gewöhnliche Luft gebracht, so rollten sich die Blätter ein und begannen 
zu vertrocknen, nicht nur im Sonnenlichte, sondern auch im diffusen Lichte und 
im Finstern, während die nicht narcotisirten Vergleichspflanzen durch den Wasser- 
verlust nur sehr leicht affieirt wurden. Die anästhesirten Moose erwiesen sich nach 
Beendigung des Versuches noch als lebend. Im Lichte wie im Dunklen wächst 
also der Wasserverlust, wenn die Activität des Protoplasmas abnimmt. Die Transpi- 
ration ist somit nach Woods keine physiologische Function des Plasmas, sondern 
„Ihe transpiration is nothing more than evaporation“. 

Man weiss seit den Versuchen von Claude Bernard, dass Anästhetica, 
wie Aether oder Chloroform, der Pflanze in convenablen Mengen gegeben, die 
Kohlensäurezerlegung sistiren. 

Aus Versuchen von Jumelle [254, 255] geht hervor, dass gleichzeitig die 
Transpiration verstärkt wird. Derselbe experimentirte mit Blättern von Quercus, 
Ostrya, Fagus, Solanum tuberosum. Für jeden Fall wurde die Aetherdosis be- 
stimmt, welche die Assimilation sistirt, ohne die Pflanze zu tödten. Auf dasselbe 
Trockengewicht bezogen, war die Transpiration der ätherisirten Blätter im Lichte 
viel grösser, im Finstern dagegen kleiner als die der nicht ätherisirten Blätter. 
Indem durch die Aetherisirung die Assimilation im Lichte sistirt wird, kommt 
nach Jumelle die ganze Energie der vom Chlorophyll absorbirten Lichtstrahlen 
der Transpiration zugute. 

In einer zweiten Abhandlung theilt Jumelle [255] neue Versuche mit. 
Zwei in Nährstofflösung gezogene Lupinen wurden so adjustirt, dass sowohl die 
Wasseraufnahme als auch die Wasserabgabe gemessen werden konnte. Die 
Pflanzen standen unter grossen Glasglocken. Unter die Glocke I (Pflanze mit 
sechs Blättern) wurde täglich Kohlensäure eingeleitet; in der Glocke II (Pflanze 
mit vier Blättern) wurde die Kohlensäure der durchaspirirten Luft mittelst Kali- 
lauge absorbirt. Während der fünftägigen Versuchsdauer hatte Pflanze I (mit 
CO,) 8g Wasser absorbirt und 8g evaporirt; Pflanze II (ohne CO,) hatte trotz 
der kleineren Blattoberfläche 20 absorbirt und 19'25 g verdunstet. Analoge 
Resultate ergaben Rieinus und Liquwidambar. Andere, mit Lupinenkeimlingen 
gemachte Versuche lehrten, dass in einer 5—9°/, CO, enthaltenden Luft, also bei 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. N 


erhöhten Assimilationsbedingungen, die Transpiration im Sonnenlichte kleiner 
war, als in normaler Luft. 

Nach Jumelle kann die Retardirung der Transpiration chlorophyllhältiger 
Pflanzen bei erhöhter Assimilationsthätigkeit und die Steigerung der Transpi- 
ration bei gehemmter Assimilation nur so erklärt werden, dass in 
letzterem Falle jene Lichtantheile, die im Dienste der Kohlensäurezerlegung 
stehen, für die Transpiration disponibel werden, während bei gesteigerter Assimi- 
lation ein Theil der sonst der Transpiration zugute kommenden Lichtstrahlen 
zur Kohlensäurezerlegung verwendet wird. 

E. und J. Verschaffelt [261] waren von den Versuchsergebnissen 
Jumelle’s nicht befriedigt. Gegen die Exactheit derselben machen sie unter 
Anderem den Umstand geltend, dass die zur Absorption der Kohlensäure ver- 
wendete Kalilauge einen Einfluss auf die Wasserabgabe seitens der Pflanzen ' 
nehmen konnte; Verschaffelt hielten es deshalb für geboten, eigene Unter- 
suchungen anzustellen. Sie aspirirten zu dem Zwecke mittelst eines eigenen, in 
der Originalabhandlung abgebildeten und beschriebenen Apparates einen trockenen, 
kohlensäurehältigen, beziehungsweise kohlensäurefreien Luftstrom über die Ver- 
suchspflanzen (Citrus, Aucuba, Cinnamomum), deren transpirirende Theile in 
Glaseylindern luftdicht verschlossen waren und deren Wurzeln in Nährstofl- 
lösungen vegetirten; liessen dann den von der Pflanze exhalirten Wasserdunst 
durch Chlorcaleium absorbiren und ermittelten durch die Gewichtszunahme des 
letzteren die Transpirationsgrösse. Es ergab sich, dass sowohl im Lichte wie 
auch im Dunklen die Transpiration in kohlensäurefreier Luft grössere Werthe 
erreichte, als in kohlensäurehältiger Atmosphäre. 

Die kritischen Bemerkungen und Ergebnisse Verschaffelt's veranlassten 
Jumelle [266] zu Gegenbemerkungen und zu neuen Versuchen. Bezüglich be- 
lichteter Pflanzen stimmen die Resultate Verschaffelt’s mit denen Jumelle’s 
überein. Was aber die verdunkelten Exemplare betrifft, so macht Jumelle 
darauf aufmerksam, dass die von Verschaffelts für kohlensäurefreie und 
kohlensäurehältige Luft gewonnenen Transpirationszahlen innerhalb so enger 
Grenzen liegen, wie sie „Beobachtungsfehler“, die bei physiologischen Versuchen 
unvermeidlich sind, ergeben. 

Bei Wiederholung der Versuche verwendete Jumelle Barytwasser statt 
Kalilauge. Er nahm zwei gleich grosse, von schwarzem Papier umhüllte Glas- 
glocken; unter jeder wurde ein beblätterter Zweig und eine Schale mit gewogener 
concentrirter Schwefelsäure aufgestellt. Ausserdem befand sich unter der Glocke B, 
in die kohlensäurefreie Luft eingeleitet wurde, ein Gefäss mit Barytwasser (be- 
hufs Absorbirung der durch die Athmung gebildeten Kohlensäure); unter der 
Glocke A, deren Luft 7—8°/, Kohlensäure enthielt, als Aequivalent des Baryt- 
wassers ein gleiches Gefäss mit gleich viel destillirtem Wasser. Die Zulässigkeit 
der Verwendung einerseits von Barytwasser, andererseits von reinem Wasser wurde 
durch einen Vorversuch dargethan. 

I. Dunkel. Osmanthus ilieifolius. Das Transpirationsverhältniss beider 
Zweige war: in gewöhnlicher Luft und freier Exposition 1: 1'15; unter den 


18 Alfred Burgerstein. 


Glocken A:B=1:1'10 im ersten und 1:1'13 im zweiten Versuch. Ein gleiches 
Resultat ergab ein analoger Versuch mit Ligustrum sinense. 


II. Licht. Ruscus aculeatus. Das Transpirationsverhältniss der beiden 
Zweige war in gewöhnlicher Luft: 1:1°66; unter den Glocken A:B = 1:09. 
— Ilex aquifolium, 1:1'37; unter den Glocken A: B = 1:0'88. 


III. Chlorophyllfreie Pflanzen. Licht. Clitocybe rivulosa. Transpi- 
rationsverhältniss 1:1'12; unter den Glocken A: B = 1:1'10. Dasselbe Resultat 
gleiche Quotienten) lieferten analoge Versuche mit weissen Blüthen von Hya- 
einthus orientalis und Dianthus Caryophyllus. 


Da somit neuerdings gefunden wurde, dass grüne Blätter in kohlensäure- 
freier Luft, also bei sistirter Kohlensäure-Assimilation, die Transpiration im Lichte 
erhöhen, während bei Lichtabschluss der Kohlensäuregehalt der Luft keinen con- 
statirbaren Einfluss auf die Transpirationsgrösse ausübt, da es sich ferner heraus- 
stellte, dass chlorophyllfreie Pflanzentheile bei Anwesenheit und bei Abwesenheit 
von Kohlensäure gleiche Wassermengen transpiriren, mögen sie belichtet oder 
nicht belichtet sein, so hält Jumelle den schon früher ausgesprochenen Satz 
für bestätigt, dass belichtete grüne Pflanzentheile in kohlensäurefreier Luft des- 
halb eine erhöhte Verdunstungsthätigkeit erfahren, weil wegen sistirter Assimi- 
lation die ganze Energie der vom Chlorophyll absorbirten Lichtstrahlen in den 
Dienst der Transpiration tritt. 


Nach Versuchen von Schneider [284] mit ganzen Pflanzen und mit 
Blattabschnitten von Solanum tuberosum im Finstern, im diffusen Licht, im 
vollen Sonnenlichte, sowie unter Einwirkung von Sonnenstrahlen bestimmter 
Brechbarkeit, retardirt Aether die Transpiration unter allen Bedingungen. Eine 
erhöhte Wasserdampfabgabe bei anästhesirten Pflanzen erfolgt nach Schneider 
nur dann, wenn die Gewebe durch das Anästhetikon getödtet wurden, in 
welchem Falle man es aber mit Evaporation und nicht mit Transpiration zu 
thun hat. 

Eine eingehende Kritik der Schneider ’schen Versuche gab Woods [286]. 
Vor Allem bemerkt derselbe, dass sich Schneider einer Täuschung hingab in 
der Einbildung, dass die durch die Wurzeln aufgenommene Wassermenge auch 
das Transpirationsquantum repräsentirt. Schneider bediente sich nämlich eines 
„Modified and improved Kohl transpiration apparatus“ (vergl. Mater., II. Th., 
S. 91). „This apparatus gives very delicate results“ — glaubt Schneider. 

Während sich ferner Jumelle jedesmal besondere Mühe gab, die Aether- 
menge zu finden, durch welche die Assimilation sistirt, die Pflanze aber nicht 
getödtet wurde, gebrauchte Schneider diese Vorsicht nicht. „I took no special 
notice of the amount of anaesthetie used, because I soon found, that the effect 
was the same independent (?) of the quantity used.“ Auch die Behauptung 
Schneider’s, dass sich Jumelle mit Verschaffelt bezüglich der Wirkung 
des Aethers auf die Transpiration in eine Controverse eingelassen hat, ist un- 
richtig, da Verschaffelt’s den Einfluss des Kohlensäuregehalts der Luft und 
nicht den des Aethers auf die Transpiration geprüft haben. 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. 79 


XI. Transpiration im feucht-warmen Tropengebiete. 


Ueber die Transpirationsgrösse der Pflanzen im heiss-feuchten Tropenklima 
in ihrem Verhältnisse zu jener der Flora Mitteleuropas hat sich zuerst Haber- 
landt [275] auf Grund von experimentellen Beobachtungen, die er in den botani- 
sehen Gärten zu Buitenzorg und zu Graz gemacht hat, bestimmter ausgesprochen. 
Zur Ermittlung der Transpirationsgrösse bediente sich Haberlandt in Buiten- 
zorg theils abgeschnittener beblätterter Sprosse, theils einzelner Blätter. Die 
unteren Enden dieser Pflanzentheile tauchten mit der Schnittfläche in mit Wasser 
gefüllte Glascylinder, die möglichst luftdicht verschlossen wurden. Die Versuchs- 
objecte standen auf einem freien Platz vor dem Laboratorium unter einem all- 
seits offenen Zelt, dessen mattes Glasdach mit Schlinggewächsen bekleidet war. 
„Vor direeter Insolation und vor Benetzung durch Regen waren sie 
vollkommen geschützt.“ Die Transpirationsverluste wurden während zweier 
oder dreier Tage täglich zweimal (gewöhnlich um 7 Uhr Früh und 3 Uhr Nach- 
mittag) ermittelt. Aus den erhaltenen Gewichtsdifferenzen wurde die Transpi- 
rationsgrösse für 24 Stunden, ferner für eine „sonnige Vormittagsstunde“* (welche 
die Versuchspflanzen nie hatten), ferner für eine „Nachmittags- Nachtstunde“ 
(stündlicher Durchschnitt für die Zeit von 3—5 Uhr Nachmittags bis 7 Uhr 
Früh) berechnet und einheitlich auf 1dm? Spreitenfläche, sowie auch auf 1 
Blatt-Frischgewicht reducirt. Von den verwendeten 17 Pflanzenarten verloren 
pro Tag und 1dm? Blattfläche neun weniger als 1g, sechs zwischen 1—2g, und 
nur zwei transpirirten stärker, nämlich Phoenix sp. (2:69) und Acalypha tri- 
color (325 9). Pro 24 Stunden und 1g Blattgewicht verloren von 15 Arten 11 
weniger als 0'5 g, drei zwischen 0'5—1g, Acalypha 1'8 g. 

Haberlandt theilt weiter in dieser Abhandlung [275] die von ihm nach 
gleicher Methode in Graz ermittelten Transpirationszahlen für mehrere dortige 
Holzpflanzen, wie Aesculus, Syringa, Acer, Corylus, Cornus mit. Zweige dieser 
Gewächse verloren im August (Temp. 21—30° C, r. F. 49—80°/,) pro Tag und 
dm? Blattfläche 1'37—5'97 g an Gewicht. Anschliessend reprodueirt Haberlandt 
die von N. J. ©. Müller [139] für verschiedene einheimische Holzarten berech- 
neten Transpirationswerthe, die sich pro Tag und dm? Blattfläche zwischen 
2:42—7'96 9 bewegen, und kommt zu dem folgenden Schlusse: „Im Durch- 
schnitt bleibt also die Transpiration in einem feucht-warmen 
Tropenklima mindestens um das Zwei- bis Dreifache hinter den 
Transpirationsgrössen, wie siein unserem Klima gewöhnlich sind, 
zurück. Dieses Ergebniss war ja im Grunde genommen vorauszusehen.“ 

Haberlandt kommt dann auf die „noch immer sehr verbreitete Annahme“ 
zu sprechen, dass der „Transpirationsstrom“ als Vehikel der Nährsalze für die 
Ernährung der grünen Landpflanze von massgebender Bedeutung sei. Dies könne 
nicht schlagender widerlegt werden, als durch die Thatsache, dass die Vegetation 
im feucht-warmen Tropenklima bei üppigem Wachsthum und hoher Assimilation 
doch nur eine geringe Wasserabgabe leistet. Dass aber letzteres nicht der Fall 
ist, wird sich später zeigen. 


80 Alfred Burgerstein. 


Dieser Ansicht, dass die Transpiration in den feucht-warmen Gebieten 
Westjavas (von Haberlandt auf die feuchten Tropengebiete überhaupt ausge- 
dehnt) mindestens 2—3 mal geringer sei als die in Mitteleuropa, sind zuerst 
Stahl, dann Wiesner, Burgerstein, Giltay und Stenström wirksam ent- 
gegengetreten. Uebrigens hat sich Haberlandt selbst widerlegt, wie mehrfach 
aus seinen Angaben hervorgeht. 

Stahl [293] sprach sich dahin aus, dass für die in Wäldern oder an 
sonstigen sehr schattigen Orten wachsenden Pflanzen die Haberlandt’sche An- 
nahme zutreffend sein oder noch hinter der Wirklichkeit zurückstehen kann. 
Was dagegen die der Sonne ausgesetzten Tropenpflanzen betrifft, so lassen es 
die (von Stahl in derselben Abhandlung mitgetheilten) Erfahrungen wahr- 
scheinlich erscheinen, dass ihre Verdunstungsgrösse von Haberlandt viel zu 
gering angeschlagen wird. Die gefundenen relativ geringen Verdunstungsgrössen 
erklären sich, wie Stahl richtig bemerkt, aus der Versuchsanstellung. Die Ver- 
suchspflanzen Haberlandt’s wurden eben dem directen Sonnenlichte, „welches 
ja gerade in der feuchten Tropenluft (wegen des hohen Wassergehaltes von Luft 
und Boden) seine transpirationssteigernde Wirkung am stärksten zur Geltung 
bringen muss“, gar nicht ausgesetzt. 

Als Gegenschrift zu der Abhandlung von Haberlandt [275] erschienen 
gleichzeitig Giltay’s [318] „Vergleichende (und kritische) Studien über die Stärke 
der Transpiration in den Tropen und im mitteleuropäischen Klima“, sowie meine 
kritischen Bemerkungen [315] zu Haberlandt’s Versuchen. Auf beide Gegen- 
schriften folgte eine Replik seitens Haberlandt’s [333]. Auf die Giltay be- 
treffenden Stellen jener Replik veröffentlichte dieser [332] eine Duplik, auf diese 
dann Haberlandt [341] eine „Erwiderung“ und auf letztere wiederum Giltay 
[347, 348] zwei Gegenerwiderungen. Ich selbst benütze diese Gelegenheit hier, 
um auf die mich betreffenden Stellen in Haberlandt’s Replik zu antworten. 
Wir lassen Giltay beginnen. Zunächst erhebt auch er Bedenken gegen die 
Versuchsanstellung von Haberlandt und wendet mit Recht hauptsächlich 
Dreierlei ein: 1. Da die Buitenzorger und Grazer Versuchspflanzen vor Inso- 
lation und Beregnung geschützt waren, so frägt es sich, in. wie weit die 
mögliche Verschiedenheit in der Stärke dieser Factoren an beiden Orten die 
Transpiration beeinflusst hätten. 2. Wurde hier und dort mit ganz verschie- 
denen Pflanzen experimentirt. 3. Wurden nur abgeschnittene Zweige und 
Blätter verwendet. 

Giltay [318] beschäftigt sich dann mit dem Klima von Java. Haber- 
landt fand die Luftfeuchtigkeit in Buitenzorg (December, Jänner) zwischen 
70-97 °/o. „Zwei Drittheile des Tages hindurch war die Luft im Freien fast 
dampfgesättigt.“ Aber Giltay weist auf Grund eines statistischen Materials 
nach, dass es im feucht-warmen Klima Westjavas auch Gegenden gibt, in denen 
die Feuchtigkeit bei Weitem nicht so hohe Werthe hat, als Haberlandt meint. 
Giltay selbst constatirte, was Buitenzorg betrifft, a) vom 18. October bis 28. No- 
vember eine relative Luftfeuchtigkeit von 36—95°/, und als Mittelwerth von 
24 Beobachtungen um die Mittagszeit (für eine Periode, in der es häufig regnete) 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. 81 


56°/,; b) vor dem Laboratoriumsgebäude des Berggartens Tjibodas, „des ewig 
feuchten Waldes“, (vom 1.—12. December) 79—98°/,, im Walde selbst 95—100°/o. 
Giltay theilt auch die Feuchtigkeitsverhältnisse von Batavia mit. 


Von den Transpirationsversuchen Giltay’s verdienen insbesondere 
jene Beachtung, die mit Topfpflanzen von Helianthus annwus (dieselbe Varie- 
tät) einerseits in Buitenzorg, andererseits in Wageningen (Holland) gemacht 
wurden. Die Töpfe standen in hermetisch schliessenden Zinkumhüllungen und 
waren frei auf dem Platze vor dem Laboratoriumsgebäude Buitenzorgs (bezie- 
hungsweise im botanischen Garten von Wageningen) aufgestellt. Vor Erwärmung 
durch Insolation waren die Zinkumhüllungen geschützt. Bei einigen Versuchen 
in Buitenzorg standen die Pflanzen unter einem Glasdach, das aber nicht von 
Schlingpflanzen umkleidet war. Es betrug nun die Transpiration an den einzelnen 
Tagen im Mittel pro Stunde und dm? der Blattfläche in Gramm: 


Bautenzors, ım, Freien.) . zoo 200 00, Dora, 
S unter dem Glasdach . . . . ....04 —08, 
Tjibodas, vor dem Laboratoriumsgebäude . . . 0'02—1'5, 
is ImeWaldens ie oe re 02120521, 
Wageningen, 23, /V__—1A./VI. . .. ..,. . » 027-170. 


In Wageningen war das Wetter im Allgemeinen trocken, hell und warm. 

Das Mittel aller Beobachtungen mit Helianthus, die an ganzen Tagen 
angestellt wurden, gab nun für Buitenzorg und für Wageningen dieselbe Zahl, 
nämlich 0'6g9 pro Stunde und 0'5 dm? Oberfläche + 0°5 dm? Unterfläche der 
Blätter. Für den Standort in Tjibodas ergab sich 0'39 g. 

Auch die mit anderen Pflanzen, z. B. Acalypha trieolor, Pterocarpus saxa- 
tilis, Cedrela serrulata, Ficus elastica in Buitenzorg gemachten Versuche ergaben 
viel höhere Transpirationswerthe, als Haberlandt gefunden hat. Der Schluss- 
satz Giltay’s lautet: „Ich kann also nicht anders, als meiner Meinung Ausdruck 
zu geben, dass wirklich die Transpiration in den Tropen nicht so gering ist, als 
man (i.e. Haberlandt) geglaubt hat, annehmen zu müssen.“ 

Auch die Hypothese Haberlandt’s, dass die Gleichzeitigkeit des üppigen 
Wachsthums und der geringen Transpiration ein schwerwiegendes Argument 
gegen die Bedeutung des Transpirationsstromes für den Transport der Boden- 
nährstoffe sei, wird von Giltay angefochten. 

In seiner Replik macht Haberlandt [333] gegen Giltay die Bemerkung, 
dass man die für Batavia ermittelten Feuchtigkeitsverhältnisse nicht für Buiten- 
zorg gelten lassen kann, da Batavia ein trockeneres Klima hat; trotzdem gibt 
Haberlandt zu, dass die mittlere relative Feuchtigkeit in Batavia während der 
Hauptvegetationszeit 84°8°/, beträgt. Haberlandt vergleicht dann die Feuchtig- 
keitsverhältnisse in Buitenzorg mit denen in Graz, hält es aber — und dies ist 
bezeichnend — „wirklich für überflüssig, darauf noch näher einzugehen“. 

Darauf eitirt Giltay [332] eine Stelle aus Haberlandt’s „Tropenreise“ 
(S. 115): „Die zahlreichen Transpirationsversuche, welche ich im Buitenzorger 
botanischen Garten anstellte, haben zu dem Ergebniss geführt, dass die Transpi- 

Z. B. Ges. Bd. LI. 6 


32 Alfred Burgerstein. 


ration der Gewächse in dem feucht-warmen Klima Westjavas mindestens 
um das 2—3fache geringer ist, als bei Pflanzen, die in unserem mitteleuro- 
päischen Klima gedeihen.“ Ganz willkürlich wird also von Haberlandt das 
klimatische Verhältniss Buitenzorgs auf Westjava im Allgemeinen übertragen. 
Deshalb war Giltay im Recht, darauf aufmerksam zu machen, dass es in West- 
java noch andere Klimate gibt, als dasjenige Buitenzorgs, welches fast eine Aus- 
nahmsstellung in Bezug auf die jährliche Regenmenge einnimmt. 

Haberlandt sagt weiter: „Ich kann daher in den Schlussergebnissen der 
Giltay’schen Versuche nicht nur keine Widerlegung meiner Ansicht betreffs der 
geringen Transpiration im feuchten Tropenklima finden, sondern muss be- 
tonen, dass jenes Ergebniss vielmehr zu Gunsten meiner Ansicht spricht (!!). In 
Tjibodas fand Giltay eine Transpiration von blos 0'39 g, also ansehnlich weniger 
als in Wageningen.“ 

Giltay findet es nun sonderbar — und darin werden ihm Alle bei- 
stimmen —, wie Haberlandt dazukommt, die Ergebnisse in Tjibodas geradezu 
als Typus für das feuchte Tropenklima hinzustellen. Tjibodas liegt doch in 
ca. 1500 m Höhe, hat kühles Klima, eine relative Feuchtigkeit von 80—98°/, 
(während der Giltay’schen Versuche im Mittel 92°/,). Es ist daher für den 
Vergleich der Transpirationsverhältnisse Westjavas und Mitteleuropas unstatt- 
haft, für ersteres Tjibodas zu substituiren. 

Dann bemängelt es Haberlandt, dass Giltay seine Transpirationsversuche 
in Wageningen nicht im Hochsommer, sondern im Mai bis Juni ausführte. Im 
Juli und August hätte er — so glaubt Haberlandt — zweifellos höhere Re- 
sultate erhalten. 

Giltay [332] theilt nun Transpirationsversuche mit, die er mit Helianthus 
zu Wageningen zwischen dem 14. Juli bis 24. Juli — also im Hochsommer — 
angestellt hat. Für den Juni waren die Mittelwerthe 051 g und 0'589, für Juli 
0°57 und 0'619; diese Zahlen weichen also von dem früher erhaltenen Werthe 
0°6 nicht wesentlich ab. Giltay bemerkt dazu ganz richtig, dass ja diese Zahlen 
keine constanten sind, denn in einem anderen Juli hätte er statt 0°6, ganz gut 
05 oder 0'7 erhalten können. Einen richtigen Einblick in die thatsächlichen 
und daher allenfalls vergleichbaren Transpirationsverhältnisse könnte man doch 
nur durch jahrelang fortgesetzte Beobachtungen mit zahlreichen Pflanzen ge- 
winnen. 

Haberlandt wirft Giltay ferner vor, dass er seine Helianthus-Versuche 
in Wageningen gemacht hat, welches nicht zum mitteleuropäischen, sondern zum 
atlantischen Klima gehört. Um nun die volle Wahrheit über die Transpirations- 
verhältnisse von Helianthus im mitteleuropäischen Klima ans Licht zu 
bringen, theilt Haberlandt erstens eine Versuchsreihe von Unger und zweitens 
eine Anzahl eigener Versuche mit. 

Der Unger’sche Helianthus annuus stand an einem schattigen Ort 
des Wiener Botanischen Gartens und wurde vom 23. Juni bis zum 8. Juli (1853) 
täglich gewogen. Die Blattoberfläche betrug am Beginn des Versuches 229 cm?, 
am Ende 319 cm? Legt man der Berechnung eine mittlere Flächenausdehnung 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. 83 


von 274 cm? zugrunde, „so ergibt sich aus den von Unger ermittelten Daten 
ein Transpirationsverlust von 084g pro Stunde und dm?“, was gegenüber dem 
von Giltay für Buitenzorg und für Wageningen ermittelten Werthe (0'6) „eine 
ansehnlich stärkere Transpiration bedeutet“. Darnach hätte der Unger ’sche 
Helianthus im Wiener Schatten viel mehr transpirirt als der Giltay’sche 
Helianthus in der Sonne Wageningens. Giltay hat dieses Räthsel leicht gelöst. 
Unger gibt, wie schon bemerkt, an, die Pflanze habe zu Anfang des Versuches 
acht entwickelte Blätter mit 229 cm? „Fläche* gehabt. Haberlandt hat 
nun geglaubt, dass dies die ganze Blattoberfläche (Oberseite + Unterseite) sei, 
und Giltay fordert Haberlandt auf, einen Helianthus annuus zu suchen, 
dessen acht entwickelte Blätter eine Gesammtoberfläche von 229 cm? hätten. 
(Ein einzelnes Blatt würde dann durchschnittlich eine Flächenausdehnung von 
nur 14°3cm? haben!) Da somit die in Rechnung genommene’ transpirirende 
Oberfläche: 274%xX 2 = 548cm? betrug, so ergibt sich für die Transpirations- 
grösse der Schattenpflanze Unger’s 0'429, welcher Werth dem von Giltay 
für die Sonnenpflanze gewonnenen (0°60 g) nicht widerspricht. 

Haberlandt theilt nun, da ihm die Unger’schen und Giltay’schen 
Helianthus-Pflanzen „zu jung“ waren, drei Versuchsreihen mit, die er in Graz 
mit „fast ausgewachsenen“ Pflanzen durchgeführt hat. Die betreffenden Freiland- 
pflanzen wurden in Töpfe verpflanzt, diese in entsprechend verschlossene Zink- 
blechgefässe verschlossen und im botanischen Garten so aufgestellt, dass sie (an 
sonnigen Tagen) bis gegen 5 Uhr Nachmittags direetes Sonnenlicht empfangen 
konnten. In der Nacht und während des Regens standen sie unter Dach. Die 
Transpiration betrug pro Stunde und dm? Blattfläche bei den drei Pflanzen: 
I. 073g, II. 0'719, III. 075g, im Mittel 073g. Die Transpiration war also 
immer noch nach Haberlandt „ansehnlich mehr“, als die der Giltay’schen 
Pflanzen in Buitenzorg und Wageningen. 

Allein in Wirklichkeit ist der Unterschied blos 0'13, und kürzt man (con- 
form mit Giltay) auf eine Decimale (die zweite ist ja ohnehin nicht verbürgt), 
so redueirt sich die „ansehnliche Differenz“ auf 0'7—0'6 = 0'1g. Kann man 
also vielleicht sagen, die Transpiration war in Mitteleuropa mindestens 2—3 mal 
grösser als im „feucht-warmen Tropengebiet“ ? 

Was endlich den „Transpirationsstrom“ betrifft, so sagt Haberlandt in 
seiner Replik, dass alle Autoren (also auch Giltay) gegen seine (Haberlandt’s) 
Ansicht aufgetreten sind und sich damit zugleich als Anhänger der Lehre von 
der hervorragenden Bedeutung des Transpirationsstromes für den Transport der 
Bodennährstoffe zu erkennen geben. Darauf erwidert Giltay: „Es ist dieser 
Ausspruch wieder ein Beweis, wie oberflächlich Haberlandt meine Schrift ge- 
lesen hat“, und bespricht neuerdings den Gegenstand für den Fall, als seine 
früheren Auseinandersetzungen nicht verstanden worden wären. 

Wie bedeutend die Transpiration in Buitenzorg sein kann, geht aus den 
nachfolgenden, an Ort und Stelle gemachten Beobachtungen Wiesner’s [326] 
hervor. Derselbe liess (zum Zweck Studiums der Regenwirkungen) gesunde 
Pflanzen von Coleus, Adianthum, Jatropha, Mimosa eintopfen und die Töpfe 

6* 


“ 


34 Alfred Burgerstein. 


im Boden eingraben. Die Pflanzen hielten sich gut. Der 29. December war 
ein vollkommen regenfreier Tag, der Vormittag war sonnig und am Mittag war 
die Sonne vollkommen unbedeckt. An diesem Tage gingen alle Versuchspflanzen 
(welche an demselben Tage auch nicht begossen wurden) durch Verdorren zu 
Grunde. Eine zweite Versuchsreihe mit denselben Pflanzen begann am 30. De- 
cember; sie hielten sich sehr gut bis zum 16. Jänner, einem regenlosen, zum Theile 
sonnigen Tage, an welchem alle Versuchspflanzen den Zustand des höchsten 
Welkens darboten, Adianthum aber vollkommen vertrocknete. 

„Ich führe“, sagt Wiesner, „dies besonders an, weil noch immer die 
Meinung verbreitet ist (wohl nur bei Haberlandt), dass im heiss-feuchten 
Tropengebiete die Transpiration sehr gering ist. Die angeführte Beobachtung 
lehrt aber, welch’ enorme Transpiration selbst bei der hohen Luftfeuchtigkeit in 
den Tropen sich einstellen kann, und sich immer einstellt, wenn die Organe in- 
solirt sind. Man denkt bei der Beurtheilung der Transpirationsverhältnisse der 
Pflanze des heiss-feuchten Tropengebietes gewöhnlich nur an die dort herrschende, 
zumeist enorm hohe Luftfeuchtigkeit und übersieht die von mir schon seit langer 
Zeit constatirte Steigerung der Verdunstung grüner Pflanzentheile im Lichte in- 
folge Umsetzung des in das Chlorophyll einstrahlenden Lichtes in Wärme.“ 

Diese Beobachtungen Wiesner’s habe ich in meiner Gegenschrift an- 
geführt. Haberlandt erwidert in der Replik: „Lässt sich daraus auch nur die 
geringste Folgerung betreffs der Grösse der Transpiration unter normalen Ver- 
hältnissen an den natürlichen Standorten der betreffenden Pflanzen ableiten ? 
Ebenso gut könnte Burgerstein eine vor Nässe triefende Hymenophyllacee aus 
dem Urwalde heraus in die Sonne stellen, sie noch dazu recht trocken halten 
und aus ihrem Verdorren den Schluss ableiten, dass auch die Hymenophyllaceen 
enorm stark transpiriren können.“ 

Gewiss würde ich das sagen, aber auch beifügen, dass ein solches Experi- 
ment gar keinen Werth hätte, weil eben die Transpiration einer derartigen 
Hymenophyllacee an ihrem natürlichen Standorte nur sehr gering sein kann, 
und dieselbe an sonnigen Standorten, an denen so viele Tropenpflanzen 
vorzüglich gedeihen, ehestens zu Grunde gehen müsste. 

Ich habe dann [315] mit Angabe der Licht-Temperatur- und Feuchtig- 
keitsverhältnisse zwei Versuchsreihen (Transpirationsbestimmungen) angeführt, 
die Wiesner in Buitenzorg mit bewurzelten Reispflanzen ausgeführt hat; 
ferner je eine Versuchsreihe mit Blättern von Amherstia nobilis, die ebendort von 
Wiesner und von Figdor gemacht wurden. Die beiden Autoren haben mir 
ihre Beobachtungen freundlichst zur Publication überlassen. Aus denselben geht 
der mächtige Einfluss der Insolation bei gleichzeitig grosser Luft- 
feuchtigkeit auf die Transpiration hervor. Hätte daher Haberlandt seine 
Versuche anders gemacht (bewurzelte Pflanzen, freie Exposition, längere Versuchs- 
dauer), so wäre er zu anderen, der Wahrheit näher stehenden Resultaten ge- 
kommen. 

Wenn mir Haberlandt vorwirft, dass ich die von Wiesner-Figdor 
ermittelten Transpirationsgrössen mit den von Haberlandt in Buitenzorg fest- 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. tels) 


gestellten verglichen habe, statt dass ich, „was allein richtig gewesen wäre, die 
Transpirationsgrösse besonnter Pflanzen in unserem Klima herangezogen hätte“, 
so bemerke ich, dass es sich mir ja gar nicht darum handelte, festzustellen, um 
wie viel die Transpiration in Mitteleuropa grösser oder kleiner ist, als im heiss- 
feuchten Tropengebiete, sondern dass ich nur darauf hinweisen wollte, dass die 
von Haberlandt berechneten Zahlen mit Rücksicht auf seine Versuchs- 
anstellung eine richtige Vorstellung von den thatsächlichen Transpirations- 
verhältnissen im heiss-feuchten Tropengebiete zu geben nicht im Stande sind. 
Ich habe insbesondere darauf hingewiesen, dass eine hohe relative Luftfeuchtig- 
keit bei verdunkelten oder beschatteten Pflanzen (z. B. unter einem matten und 
mit Schlinggewächsen bedeckten Glasdach) die Transpiration bedeutend depri- 
miren kann, dass aber dieselbe hohe Luftfeuchtigkeit für insolirte 
Pflanzen von sehr untergeordneter Bedeutung ist. Das hat Haber-. 
landt nicht abgeleugnet, ebenso wie er nicht behaupten könnte, dass es unmög- 
lich ist, in einer Waschküche bei einer Luftfeuchtigkeit von 100°/, Wasser zum 
Sieden (und Verdampfen) zu bringen. 

Die Heranziehung besonnter Pflanzen ist nicht meine, sondern wäre die 
Aufgabe Haberlandt’s gewesen; er hätte dann wahrscheinlich nicht gefunden, 
dass die Transpiration in Buitenzorg mindestens 2—3 mal schwächer ist als in Graz. 

Haberlandt erwidert gegenüber Stahl, Giltay und mir, „er habe bei 
seinen Versuchen in erster Linie an die Laubblätter im tropischen Urwald ge- 
dacht“. Wenn das wahr ist, warum hat er es nicht gleich gesagt, und warum 
spricht er dann bei Zusammenfassung seiner Resultate vom „feucht-warmen 
Klima Westjavas“, oder noch allgemeiner vom „feucht-warmen Tropenklima“? 
Bestehen denn die feucht-warmen Tropengegenden aus lauter Urwäldern ? 

Haberlandt bespricht dann die Reisversuche Wiesner’s und wirft mir 
vor, dass ich den thatsächlichen Transpirationsverlust innerhalb der einzelnen 
Zeiträume nicht angegeben habe. Darauf bemerke ich, dass dies erstens über- 
flüssig ist, und zweitens, dass sich aus den von mir mitgetheilten Daten die 
gewünschten Werthe sofort leicht berechnen lassen. Wenn z. B. in meiner Tabelle 
angegeben ist, dass während der Versuchszeit von 7% 20’ a. m. bis 10% 10’ a. m. 
die Transpiration pro Stunde 7°45 g betrug, so ergibt sich nach der Proportion: 
60°:170’ = 745g: x, dass x, i. e. der Transpirationsverlust innerhalb des Zeit- 
raumes 21'119 war. 

Zum Vergleiche der Wiesner’schen Reisversuche in Buitenzorg stellte 
Haberlandt ähnliche Versuche mit fünf Reispflanzen im Grazer botanischen 
Garten an. Die Lebendgewichte der transpirirenden Theile betrugen: 0'35, 0°75, 
1'86, 3:10, 339 g; die pro Stunde und 100g berechneten Wasserverluste waren: 
1771, 106°7, 52:6, 477, 58°4 9. 

Vergleichen wir nun die Resultate von Wiesner und Haberlandt: Für 
Wiesner’s Reispflanze A berechnete sich die Transpiration in der Sonne pro 
Stunde und 100g Lebendgewicht (der transpirirenden Theile) auf 49:16 g; für 
die Reispflanze B bei der ersten Sonnenexposition auf 82'089, bei der zweiten 
auf 47649. Dieser Unterschied (82 und 47) ist allerdings, wie Haberlandt 


86 Alfred Burgerstein. 


richtig bemerkt, auffallend. Allein eliminiren wir die Zahl 82:08, da in ihr 
möglicherweise irgend ein Versehen während des Versuches involvirt sein kann 
(ihre Beibehaltung würde ja ohnedies zu Ungunsten Haberlandt’s in die Wage 
fallen), so ergibt sich als Mittel zwischen 49'16 und 47'649 der Werth von 48°4 g 
als durchschnittliche Transpirationsgrösse der Wiesner’schen Reispflanzen in 
Buitenzorg pro Stunde und 100 g Lebendgewicht bei direeter Insolation. 


Ziehen wir nun aus den Haberlandt’schen Berechnungen das Mittel 
der drei älteren Reispflanzen, denn nur diese sind den Wiesner’schen Ergeb- 
nissen gegenüberstellbar, so resultirt ein Werth von (52°6 + 477 +584):3 = 
529 g, der von der Wiesner’schen Zahl (48°4) wenig differirt. Die meteoro- 
logischen Factoren waren: 

Haberlandt: T. = 18°5—22°3° C.; rel. Feucht. 45—56°/o. 
Wiesner: T. = 255—285°C.; rel. Feucht. 72—73°;.. 


Es ergibt sich daher für Reispflanzen in Buitenzorg bei höherer Luft- 
temperatur und gleichzeitig hoher Luftfeuchtigkeit nahezu derselbe Transpi- 
rationswerth wie in Graz bei niedrigerer Temperatur und Feuchtigkeit, also 
wesentlich dasselbe Resultat, welches Giltay bezüglich Helianthus gefunden hatte. 


Haberlandt führt dann neue Versuche mit Gramineenhalmen und be- 
blätterten Zweigen einheimischer Laubhölzer des Grazer botanischen Gartens an. 
Ich gehe weiter nicht darauf ein, da es keinen Sinn hat, die Transpiration z. B. 
einer epiphytischen Orchidee in Buitenzorg mit der eines Haselstrauches in Graz 
zu vergleichen. 

In seiner ersten Abhandlung gibt Haberlandt [275] an, dass bei den 
Gewächsen des javanischen Flachlandes „so häufig Einrichtungen vorhanden sind, 
welche auf Transpirationsschutz im weitesten Sinne des Wortes hindeuten“. Aber 
welchen Zweck sollen so viele Schutzeinrichtungen haben für Pflanzen, welche 
mindestens 2—3mal weniger transpiriren als die Gewächse Mitteleuropas und 
selbst im Falle einer ebenso grossen Wasserausgabe wie in Mitteleuropa das 
Defieit aus dem wasserreichen Boden leicht ersetzen können? Darauf antwortet 
Haberlandt: „Wenn auch die Gesammttranspiration relativ gering ist, so er- 
reicht doch die Transpiration in den wenigen, sonnigen Vormittagsstunden 
namentlich bei direeter Insolation so beträchtliche Werthe, dass die Gefahr des 
Welkens (trotz der Schutzeinrichtungen) sehr nahe gerückt ist.“ Ferner schreibt 
Haberlandt in seiner „Tropenreise* (S. 77): „Die Laubkronen waren stark ge- 
liehtet, einzelne Bäume gänzlich verdorrt (also nicht nur Hymenophyllaceen aus 
dem Urwald), die Stengel und Blätter der Epiphyten derart eingeschrumpft, dass 
ihre Wiederbelebung ausgeschlossen schien.“ — Wie man dann die Gesammt- 
transpiration feucht-warmer Tropengebiete so gering schätzen kann, weiss ich mir 
nicht zu erklären. Soll vielleicht die Qualität der in Buitenzorg unter dem 
Schutze des matten Glasdaches gemachten Versuche zu diesem Schlusse berechtigen ? 

Der fünfte Autor, der bis jetzt gegen Haberlandt auftrat, ist Sten- 
ström [305]. Es mag wohl fraglich sein, sagt Letzterer, ob man die Transpi- 
ration, vor Allem die tropische, nach einigen Versuchen, die im Schatten 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. 37 


geschehen sind, beurtheilen kann? Stenström eitirt dann verschiedene Stellen 
aus Haberlandt’s „Tropenreise“, aus denen hervorgeht, dass das tropische 
Laubblatt „vorzugsweise dem intensiven, tropischen Sonnenlichte angepasst zu 
sein scheint“. Es darf dann Niemand Wunder nehmen, fährt Stenström fort, 
dass die Transpiration im Schatten (darunter ist der Pavillon mit dem matten 
Glasdach gemeint) ein Minimum wird und sogar unvortheilhafter ausfällt, als 
bei Pflanzen in unserem Klima unter gleichen Verhältnissen; denn um das dick- 
wandige, langlebige tropische Laubblatt sozusagen wach zu rütteln, ist ein be- 
deutend stärkerer Impuls erforderlich, als bei unseren anders gebauten, kurzlebigen 
Laubblättern. Hätte Haberlandt die Transpiration tropischer Pflanzen mit der 
europäischer Gewächse mit sempervirenten statt mit abfallenden Blättern ver- 
glichen, so würden sich die Verhältnisse gewiss ganz anders gestaltet haben. 
Auch ist nach Stenström nicht zu vergessen, dass Buitenzorg einer der regen- . 
reichsten Orte ist, wozu noch kommt, dass Haberlandt die dortigen Transpi- 
rationsverhältnisse gerade während der Regenzeit „studirte“. 

Auf die Duplik von Giltay liess Haberlandt [341] die „Erwiderung“ 
folgen. Dieselbe beginnt mit folgenden Worten: „Auf die polemischen Aus- 
führungen E. Giltay’s habe ich, da durch dieselben die in meiner Arbeit „Ueber 
die Grösse der Transpiration im feuchten Tropenklima“ mitgetheilten That- 
sachen nicht die geringste Widerlegung erfahren haben, (?) nur wenig zu er- 
widern.* — Aber Giltay hat ja die Richtigkeit der von Haberlandt mit- 
getheilten „Thatsachen* gar nicht bestritten. Weder die Transpirationsgrössen 
der in Buitenzorg unter dem matten Glasdach aufgestellten Zweige und Blätter, 
noch jene der Grazer Pflanzen, noch auch die meteorologischen Angaben. Was 
aber Giltay (und Andere) eingewendet haben und was Haberlandt nicht 
widerlegt hat, war, dass man das Klima von Buitenzorg nicht mit dem Klima 
von ganz Westjava oder mit dem feucht-warmen Tropengebiete überhaupt iden- 
tifieiren kann, und dass die Versuche Haberlandt’s nach der ganzen Art ihrer 
Ausführung zu der strieten Behauptung, „dass die Transpiration in einem feucht- 
warmen Tropenklima mindestens um das Zwei- bis Dreifache hinter den Transpi- 
rationsgrössen, wie sie in unserem Klima gewöhnlich sind, zurückbleibt,“ nicht 
berechtigen. 

Auf die Aeusserung Haberlandt’s: „Bei der Grösse der Transpiration 
im feuchten Tropenklima und bei uns in Mitteleuropa handelt es sich zunächst 
nicht um theoretische Betrachtungen, sondern um die direeten Versuchs- 
resultate“, antwortet Giltay in seiner „Gegen-Erwiderung“ [348], dass 
Haberlandt diesbezüglich ganz Recht hat, dass es aber für die Brauchbarkeit 
der Resultate auch darauf ankommt, wie die Versuche ausgeführt werden. 

Dass aber die Haberlandt’schen Versuche in Buitenzorg eine richtige 
Vorstellung von den thatsächlichen Transpirationsverhältnissen im „feucht-warmen 
Tropengebiete“ zu geben nicht im Stande sind, wird Haberlandt jetzt schon 
vielleicht selbst empfinden. 

Haberlandt vertheidigt noch immer die Ansicht, dass die Transpiration 
im feucht-warmen Tropengebiete wegen der hohen relativen Luftfeuchtigkeit 


88 Alfred Burgerstein. 


gering sein müsse. Aber Giltay macht darauf aufmerksam, dass die Transpi- 
ration weniger durch die Luftfeuchtigkeit als vielmehr durch das Sättigungs- 
defieit der Luft beeinflusst werde, das bei der hohen Temperatur in den Tropen 
relativ gross ist. Haberlandt hat Giltay auch den Vorwurf gemacht, dass 
Letzterer bei Berechnung der Wasserdampf-Defieitzahlen für Paris und Batavia 
die Nachtzeit ausgeschaltet habe; dies wäre — meint Haberlandt — zulässig 
für die Tropen, „wo die Transpiration in der Nacht ganz oder fast ganz sistirt 
ist“ (l), nieht aber für Mitteleuropa. Giltay hat nun nachträglich auch für die 
Nachtzeit die Defieitzahlen berechnet und für Paris (1883—1892) 1'9, für Batavia 
(1886— 1895) 2°07 gefunden. Es fehlt also zu Batavia trotz der „enormen Luft- 
feuchtigkeit“ mehr an der Sättigung der Luft mit Wasser als in Paris. 

Wohl ganz irrelevant für die in Frage stehenden Transpirationsgrössen 
ist der folgende Einwand Haberlandt’s. Giltay fand, wie schon erwähnt, 
in Buitenzorg für Helianthus annuwus die Transpirationszahl von 0'6 g pro Stunde 
und dm? Blattfläche, Haberlandt in Graz 073g. Die Differenz wäre also 
013g. Giltay hat nun mit Vernachlässigung der zweiten Decimale die Differenz 
gleich 0'1 angenommen. Haberlandt fordert in seiner „Erwiderung“* die Ab- 
rundung nach oben, also 0'75, wodurch sich zwischen ihm (Graz) und Giltay 
(Buitenzorg) die „ansehnliche* Differenz von 0'15 g = 21°), ergibt. 

Aber es muss Jeder, der eine nur halbwegs grössere Zahl von Transpi- 
rationsversuchen gemacht hat, zugeben, dass es in diesem Falle ganz gleichgiltig 
ist, ob man 0'73 auf 0'70 oder auf 0'75 abrundet. Denn die Zahl 073 g ist keine 
constante, weil ein zweiter Versuch mit einem anderen Helianthus-Individuum 
oder in einer anderen Vegetationsperiode ebenso gut den Werth 0'6 oder 0'8 er- 
geben könnte. Wäre aber, um auf den Kern der Frage zu kommen, die Transpi- 
ration in Mitteleuropa mindestens 2—3 mal grösser als im feucht-warmen Tropen- 
gebiete, dann müsste der Transpirationsunterschied von Helianthus in Buitenzorg 
und in Graz, wie Giltay bemerkt, nicht 21, sondern 200—300°/, betragen. 
Ich glaube, dass, wenn etwas in der „Erwiderung“ zu Gunsten Haberlandt’s 
spricht, dies der Schlusssatz ist, in welchem Haberlandt erklärt, dass er sich 
mit Giltay in weitere Discussionen nicht einlasse. 

Zum Beweise, dass in Mitteleuropa auch Nachts eine ausgiebige Transpi- 
ration stattfinden kann, eitirt Gottlieb Haberlandt die Versuchsresultate seines 
Vaters (Friedrich Haberlandt) mit Getreidepflanzen, und zwar die Transpi- 
rationsgrösse pro dm? in einer Tagesstunde, einer Morgen-Abendstunde und einer 
Nachtstunde. Giltay findet [347], dass Gottlieb Haberlandt schlecht gerechnet 
und die Zahlen 5—6mal zu hoch angegeben habe. Ich habe deshalb aus den 
Öriginaltabellen Friedrich Haberlandt’s die sich für eine Tages-, respective 
Nachtstunde ergebenden Transpirationszahlen ausgerechnet, und bemerke, dass 
ich dieselben Zahlen bekam wie Giltay. 

Friedrich Haberlandt hat zu seinen Transpirationsversuchen Cerealien 
(Weizen, Roggen, Gerste, Hafer) verwendet, die aus dem Boden gehoben und 
nach vorsichtiger Reinigung der Wurzeln von der anhaftenden Erde mit diesen 
in mit Wasser gefüllte Glascylinder versenkt wurden. 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. 89 


Giltay hat nun zwei grössere Versuchsreihen mit Roggenpflanzen durch- 
geführt; die eine conform mit Fr. Haberlandt, die andere mit in Töpfen ein- 
gewurzelten Pflanzen. Glascylinder und Blumentöpfe waren noch in Zinktöpfen 
eingeschlossen, die vor Insolation geschützt waren. Der Transpirationsverlust 
wurde vom 23. Mai bis 9. Juli in fünf Versuchen von je einer Woche Dauer 
durch Wägung bestimmt. Es ergab sich, dass erstens die im Boden wurzelnden 
Pflanzen höhere Transpirationswerthe zeigten (1'08 gegen 052 für den Tag, 0'19 
gegen 0'12 für die Nacht) als die im Wasser wurzelnden Exemplare, und zweitens, 
dass die Transpiration bei den Pflanzen mit Bodenwurzeln während der ganzen 
Versuchsdauer mit dem Wetter auf- und abwärts ging, während bei den in Wasser 
gestellten Exemplaren die Verdunstung ziemlich regelmässig und constant abnahm, 
wie auch diese „Wasserpflanzen“ nicht dieselbe Frische bewahrten, wie die Topf- 
pflanzen. Giltay kommt daher zu der Ueberzeugung, dass aus dem Boden ge- . 
hobene und in Wasser gestellte Pflanzen für quantitative Transpirations- 
bestimmungen und eine längere Versuchsdauer nicht geeignet sind. 

Giltay vergleicht dann ‘die Resultate seiner Versuche (mit Topfpflanzen) 
mit den der Haberlandt’schen (beiderseits Roggen), woraus sich ergibt, dass 
Giltay bedeutend höhere Transpirationswerthe erhalten hat. Das Verhältniss 
der Tages- und Nachttranspiration war bei Friedrich Haberlandt wie 26:1; 
Giltay fand das Verhältniss gleich 57:1. 

Haberlandt [341] kommt dann noch einmal auf die Unger’sche Heli- 
anthus-Pflanze zu sprechen und will aus zwei Citaten aus Unger dedueiren, 
das Letzterer (mit 229 em?) die wirkliche Oberfläche, also das Flächenmass der 
Oberseite plus der Unterseite der Blätter in Rechnung nahm, während Giltay 
behauptet, dass Unger nur die Grösse der einfachen Blattfläche gemeint hat. 
Giltay [348] erwidert darauf, dass nach dem Wortlaut jener zwei Citate Haber- 
landt ebenso wie Giltay Recht haben kann. 

Liest man Unger’s Abhandlung genau durch, so weiss man wirklich nicht, 
was Unger unter den verschiedenen Ausdrücken: „Flächenausdehnung“, „Flächen- 
mass“, „Blattfläche*, „Oberfläche“ gemeint hat. Auffallend ist, dass Unger bei 
seiner präcisen Schreibweise wohl angibt (S. 195), dass man nach Abzeichnung 
des Blattrandes auf eine matte, in Quadratdeeimeter (soll vielleicht heissen Quadrat- 
centimeter) getheilten Glastafel „den Umriss und das damit verbundene Quadrat- 
mass der Blätter“ hat, dagegen nicht beifügt, dass man dieses Quadratmass mit 
zwei zu multiplieiren hat. Auch die Angabe Unger’s, dass die Helianthus- 
Pflanze „acht entwickelte Blätter mit 229 cm? Fläche besass“, spricht dafür, dass 
damit nur der Flächeninhalt und nicht die wirkliche Oberfläche gemeint ist. 
Uebrigens ist selbst in diesem Falle die Zahl 229 cm? eine auffallend kleine. Ich 
habe bei erwachsenen Helianthus-Pflanzen (im Herbste) Blattmessungen vor- 
genommen; die jüngsten Blätter bedeckten eine Fläche von durchschnittlich 
100 cm?, die älteren eine solche von 200 cm?, die ältesten und grössten von 300 em? 
pro Blatt! 

Schliesslich sei, um Missverständnissen vorzubeugen, noch einmal bemerkt, 
dass es sich den Autoren, die contra Haberlandt geschrieben haben, nicht 


90 Alfred Burgerstein. 


darum gehandelt hat, zu erfahren, um wie viel die Transpiration im feucht-warmen 
Tropenklima grösser oder kleiner ist als im mitteleuropäischen Klima, sondern 
lediglich darum, darzuthun, dass Haberlandt's Transpirationsversuche ihn zu 
den aus denselben gezogenen Schlüssen nicht berechtigten. Denn darin stimmen 
wohl Alle überein, dass es nicht angeht, die für ein paar Tage ermittelte 
Transpirationsgrösse von abgeschnittenen Zweigen oder Blättern 
einiger weniger Pflanzenarten für die thatsächliche Jahresleistung 
eines ganzen Vegetationsgebietes zu substituiren. 


XII. Verschiedene Transpirations-Beobachtungen: Orchideen- 

triebe, Pfropfreiser, Blüthenknospen, Gerstenähren, Samen, ge- 

brühte Sprosse, winterlich entlaubte Zweige, japanische Semper- 
virenten. 


Nabokich [344] bestimmte (durch Wägung) die Verdunstung und Wasser- 
einsaugung von Orchideentrieben, die mit ihren Luftwurzeln in mit Wasser 
gefüllte Gefässe tauchten. Während der fünftägigen Versuchszeit übertraf bei 
Dendrobium nobile, Cattleya Trianae, Oncidium altissimum die Wasseraufnahme 
die Transpiration auch an sonnigen Tagen. Wie Verfasser an Laelia anceps 
zeigte, erfolgen Aufsaugung und Verdunstung bis zu einem gewissen Grade unab- 
hängig von einander. 

Daniel [283] wollte die Transpiration von Pfropfreisern beobachten. 
Von einer Versuchsbohne stand «) eine in den Spalt gepfropfte Pflanze in freier 
Luft; 5) eine zweite unter einer Glasglocke; c) eine ungepfropfte Controlpflanze 
frei. Nach drei Tagen vertrocknete Pflanze a; bis dahin transpirirte die Control- 
pflanze etwa dreimal mehr als die gepfropfte, frei aufgestellte, und etwa sechsmal 
mehr als das gepfropfte, unter der Glocke stehende Exemplar. — Ein anderes 
Resultat ergab ein mit drei analog adjustirten Kohlpflanzen durchgeführter 
Versuch. 

Curtel [272] studirte die Transpiration von Blüthenknospen während 
ihrer Entfaltung. Abgeschnittene, langstielige Blüthenknospen von Galtonia 
candicans, Fuchsia coceinea, Anemone japonica wurden mit dem Blüthenstiele 
in mit Wasser gefüllte Fläschchen getaucht und deren Mündung luftdicht ver- 
schlossen. Die Pflanzen standen im diffusen Licht; die Transpiration wurde durch 
direete Wägung ermittelt und auf 1 g Lebendgewicht reducirt. Hier nur ein Bei- 
spiel: Wasserverlust bei Galtonia in Milligramm: Sehr junge Knospe 124, etwas 
ältere 70, noch grössere 36, sehr grosse 81, entfaltete Knospe 112. Die Transpi- 
ration ist bei sehr jungen Knospen intensiv, vermindert sich dann, um bei weiterer 
Knospenentwicklung bis zur Blüthenentfaltung zu steigen. Diese hohe Ver- 
dunstungsfähigkeit hält dann bis zum Tod der Blüthe an. 

Die mit begrannten und entgrannten Aehren von Hordeum distichum 
(nach der Methode der directen Wägung) ausgeführten Transpirationsversuche 
von Zoebel und Mikosch [281] ergaben folgende Resultate: 1. Die Grannen 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. 91 


der Aehre sind Transpirationsorgane; die normal begrannte Gerstenähre transpi- 
rirt unter gleichen Verhältnissen circa 4—5 mal mehr Wasser als die entgrannte. 
Die Transpiration der Gerstenähre verläuft ähnlich wie die der ganzen Pflanze 
mit einer Periedieität, auf welche insbesondere das Licht einen wesentlichen Ein- 
fluss ausübt. (Das Maximum liegt in den Vormittags-, das Minimum in den 
Abendstunden.) Der Antheil, den die Aehre an der Transpiration nimmt, ent- 
spricht zur Zeit ihrer Function etwa der Hälfte der Gesammttranspiration der 
Pflanze. Infolge der stärksten Transpiration zur Zeit des grössten Saftzuflusses 
kann angenommen werden, dass die Transpirationssteigerung der Grannen zur 
normalen Entwicklung der Frucht in Beziehung steht. 

Coupin [282] wollte zeigen, dass der allmälige Wasserverlust reifer, von 
der Mutterpflanze abgetrennter Samen nicht eine (physikalische) Evaporation, 
sondern eine (physiologische) Transpiration sei. Frische Phaseolus-Samen ver- : 
loren nämlich in einer mit Wasserdampf gesättigten Luft an Gewicht; der Ver- 
lust betrug in 124 Stunden 3'139 Wasser pro 100 Samen. Wurden aber vorher 
die Samen durch heissen Wasserdampf getödtet oder wurden sie chloroformirt, so 
gaben sie in derselben Zeit viel grössere Wassermengen ab als lebende und normale. 
Im Lichte verloren Samen rascher Wasser als im Dunkeln; das „Dessications- 
maximum“ erfolgte im Lichte nach 312 Stunden, im Dunkeln nach 476 Stunden. 

Es ist fraglich, ob der Versuchsraum 124 Stunden lang continuirlich mit 
Wasserdampf gesättigt war, umso mehr, als Coupin den Versuch nach dieser 
Zeit unterbrechen musste, weil die Samen sich anschickten zu keimen. Waren 
ferner im Licht und im Dunkeln Temperatur und Luftfeuchtigkeit gleich? Der 
Verfasser macht keine präcisen Angaben über die Versuchsmethode. 

Böhm [271] hat die Behauptung aufgestellt und zu begründen versucht, 
dass bei der Bewegung des Transpirationsstromes osmotische Saugung gar keine 
Rolle spielt. Einen „unanfechtbaren Beweis“ für seine Ansicht erblickt Böhm 
in der Thatsache, dass gebrühte Sprosse fortfahren, lebhaft Wasser aufzu- 
nehmen und abzugeben, wie sich aus einigen Versuchsreihen mit gebrühten und 
nicht gebrühten Zweigen von Laub- und Nadelhölzern ergab, bei denen die 
Tages- und Nachttranspiration ermittelt wurde. Die Sprosse wurden im heissen 
Wasser gebrüht, die der Coniferen (Abies pectinata, Pinus silvestris und Laricio) 
ausserdem, um die Wachsschichte von den Blättern zu entfernen, in Petroleum- 
äther gewaschen, worauf die „Transpiration eine enorme“ war. Bei den Versuchen 
mit Salix fragilis standen bewurzelte Stecklinge in 2°/,iger Sublimat-, 5°/, iger 
Oxalsäure, 10°/,iger Salpeterlösung; bei Acer campestre waren die Blätter des 
gebrühten Sprosses am dritten Tage „grösstentheils dürr; gleichwohl verdunstete 
dieser Spross noch am letzten (siebenten) Versuchstage intensiver als der Control- 
spross“ u. dgl. m. — Kurz diese ganzen Transpirationsversuche haben nach 
meiner Ansicht gar keinen Werth und sind gewiss nicht beweisend für die von. 
Böhm dogmatisch ausgesprochene — übrigens unrichtige — Behauptung, dass 
bei der Wasserbewegung in der Pflanze die Osmose gar keine Rolle spielt. 

Kny [353] hatte festgestellt, dass die abgeschnittenen Enden winterlich 
entlaubter Holzpflanzen nach Verschluss der Schnittfläche bei mehrtägigem Liegen 


92 Alfred Burgerstein. 


in einem kühlen Raume (Temp. 7—15° C.) erhebliche Mengen von Wasser ver- 
dunsten. Bei Syringa vulgaris, Fraxinus excelsior, Acer Pseudoplatanus und 
Ulmus scabra war der Verdunstungsverlust an Internodiumstücken verhältniss- 
mässig erheblich grösser als an Knospen. Bei Carpinus Betulus und Aesculus 
Hippocastanum war nur ein geringer Unterschied zwischen beiderlei Theilen 
bemerkbar. Bei den Knospen von Syringa, Fraxinus und Aesculus war der 
Wasserverlust deutlich grösser, wenn die unter ihnen befindlichen Blattnarben 
unbehindert verdunsten konnten, als wenn sie verkittet waren. Es ist also kein 
Zweifel, dass die einjährigen Zweige der entlaubten Holzgewächse während eines 
sehr trockenen Winters ziemliche Wassermengen durch Transpiration verlieren 
können, während die Saftzuleitung vom Stamme her minimal ist. Da aber Kny 
gleichzeitig constatirt hatte, das solche Zweige im Stande sind, tropfbar flüssiges 
Wasser von aussen (die Schnittfläche ausgeschlossen) aufzunehmen, so hat diese 
Aufnahmsfähigkeit zur Zeit eines längeren Winterregens oder der 
Schneeschmelze physiologische Bedeutung für die Pflanze. 


Um die Transpirationsgrösse immergrüner Pflanzen während der 
Wintermonate in Mitteljapan kennen zu lernen, stellte Kusano [342] im 
Winter 1898—1899 Beobachtungen in Tokio an. Die im Freien stehenden Topf- 
pflanzen (neun Laubhölzer und fünf Nadelhölzer) wurden täglich einmal gewogen. 
Das Verhältniss der Transpirationsgrösse der untersuchten Laub- und Nadelhölzer 
war gleich 2:1 bezogen auf gleiches Blatt-Frischgewicht, und gleich 15:1 
bezogen auf gleiches Blatt-Trockensubstanzgewicht. 

Vergleichende Bestimmungen über die Verdunstungsgrösse bebauter und 
unbebauter Bodenflächen wurden von Alessandri [248] und von Maxwell [350] 
ausgeführt. 


XIII. Schutz- und Förderungsmittel der Transpiration. 


Bekanntlich hat man zahlreiche, theils anatomische, theils physiologische 
Eigenthümlichkeiten der Pflanzen kennen gelernt, die als Schutzmittel gegen 
einen zu starken, die Pflanze schädigenden Wasserverlust angesehen werden 
müssen, oder die neben Transpirationsschutz noch anderen Zwecken dienen, wie 
zum Schutze gegen Chlorophylizerstörung im Sonnenlichte. In meinen „Mate- 
rialien“ habe ich viele solche Einrichtungen systematisch zusammengestellt 
(II. Th., S.454ff.). Seither wurde wieder Manches in dieser Riehtung veröffentlicht. 


Altenkirch [287] beschreibt die Flora der „Bosel“ (ein Granitfels des 
Spaargebirges südöstlich von Meissen). Auf diesem trockenen, von granitischem 
Gerölle und Sand bedeckten, im Hochsommer von den Sonnenstrahlen stark er- 
hitzten Hügel gedeiht eine reichhaltige Flora. Altenkirch verglich nun die 
Organisation verschiedener Boselpflanzen mit denselben oder mit verwandten 
Arten einer benachbarten Wiesentrift und fand folgende Schutzeinrichtungen 
gegen starken Wasserverlust der Boselpflanzen: a) anatomische Hilfsmittel: 
Starke Entwicklung der äusseren Epidermiswand und Cuticula, dichtere Haar- 
bekleidung, geringere Zahl und vertiefte Lage der Spaltöffnungen, Kleinheit der 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. 93 


Athemhöhlen, starke Entwicklung des Pallisadenparenchyms; b) chemischer 
Schutz im Zellsaft: Schleim, Gummi, Apfelsäure; c) starke Ausbildung der 
Wurzeln oder Rhizome zur Erreichung tieferer (feuchter) Bodenschichten; d) Be- 
schleunigung der Vegetationsperiode. 

Zur Bestimmung des Widerstandes gegen das Verwelken wurden Bosel- 
pflanzen (Euphorbia Oyparissias, Rumesx acetosella, Carex humilis, Centaurea 
pannonica, Peucedanum Cervicaria) mit entsprechenden, auf einer diesem Ge- 
röllabhange anliegenden Wiesentrift wachsenden Pflanzen (Euphorbia Cyparissias, 
Rumex acetosella, Carex spec. div., Centaurea jacea, Peucedanum Oreoselinum) 
verglichen. Die abgeschnittenen Pflanzen wurden nach Bestimmung des Frisch- 
gewichtes in einem nach Norden gelegenen Zimmer ausgebreitet; nach je 12 
Stunden wurde der Wasserverlust bestimmt. Hierbei ergab sich „die Ueberlegen- 
heit und Stärke der Boselpflanzen im Ausharren bei Wassernoth“. Das Verhältniss ' 
der Wasserabgabe zwischen Bosel- und Wiesentriftpflanzen betrug z. B. bei 
Euphorbia Cyparissias 1:15, bei Rumex acetosella 1:25. 

Aus den zahlreichen diesbezüglichen Beobachtungen von Stahl [246] 
führen wir einige an: Wächst Juniperus virginiana in sonniger Lage, so sind 
die Zweige mit kurzen anliegenden Blättern versehen. In schattigen Lagen 
oder an Zweigen, die im Inneren der Büsche stehen, treten sehr häufig Zweige 
mit nadelförmigen, abstehenden Blättern auf. Bei den fiederspaltigen Blättern 
vieler Compositen und Umbelliferen geht mit der grösseren Flächenentwicklung 
im Schatten die Ausbreitung der Fiedern in einer Ebene Hand in Hand. An 
sonnigen Abhängen sind die Blätter von Geranium sangwineum alle ungefähr 
vertikal gestellt. Im Schatten stellen sich die Blätter senkrecht zum Lichte. 
Die Blattlage bedingt überhaupt grosse Unterschiede in der Tracht 
der Sonnen- und Schattenpflanzen. (Auf die anatomischen Unterschiede 
im Bau der Sonnen- und Schattenblätter haben wir schon hingewiesen.) 

Schimper [260] theilt aus seinen biologischen Studien der javanischen 
Flora mit: „Hat man die obere Grenze der Nebelregion überschritten, so tritt 
man in kurzer Zeit aus einer Vegetation von ausgeprägt hygrophilem Charakter 
in eine solche, wo letztere ebenso ausgesprochen xerophil ist. Nicht der niederen 
Temperatur verdankt diese alpine Flora ihr höchst eigenartiges Gepräge, sondern 
den Schutzmitteln gegen Transpiration. Noch mehr xerophil ist der Charakter 
der Hochgebirgsvegetation im trockenen Ostjava. Beinahe alle Transpirations- 
schutzmittel sind hier zu finden, am seltensten (wegen des Fehlens der Suceulenten) 
die Ausbildung von Wassergewebe. Schimper trägt auch kein Bedenken, die 
Eigenthümlichkeiten der europäischen Hochgebirgsflora — geringe Grösse der 
alpinen Sträucher, mächtige Wurzelbildung, Dickblättrigkeit, Behaarung — ebenso 
wie die der javanischen auf die durch Luftverdünnung und stärkere Insolation 
bedingte grössere Transpiration und die dadurch erschwerte Wasserversorgung 
zurückzuführen. Auch die derbe Structur der Blätter unserer immergrünen 
Holzpflanzen, die man als Schutzmittel gegen Kälte auffasst, ist nach Schimper 
ein Schutzmittel gegen zu starke Transpiration wegen erschwerter Wasser- 
aufnahme. 


94 Alfred Burgerstein. 


Leist [257] und Bonnier [252] stimmen darin überein, dass die Aussen- 
wand und die Cuticula der Epidermiszellen der Alpenblätter stärker entwickelt 
sind als bei denselben Pflanzen der Ebene, und auch Wagner hat es für viele 
Fälle bestätigt. Stenström [305] erblickt darin einen specifischen alpinen 
Charakter, den er sich „als durch vermehrte Transpiration und gesteigertes Be- 
dürfniss nach Transpirationsschutz“ erklärt. 

Nach Rosenberg [351] sind die diesjährigen Blätter von Zedum palustre, 
Oxyecoccos palustris u. A. breit und flach, ihre Blattränder sind nur leicht 
zurückgebogen; die vorjährigen Blätter haben stark zurückgebogene, oft ein- 
gerollte Blattränder. „Da die Regulirung der Transpiration in den mehr- 
jährigen Blättern mit der Zeit gestört wird, sei es dadurch, dass die Spalt- 
öffnungszellen weniger empfindlich werden, sei es infolge anderer anatomischer 
Veränderungen, so wird die Gefahr gegen Austrocknung grösser. Durch die 
Einrollung wird der Transpirationsschutz wieder hergestellt“ (windstiller Raum). 

Hinz [250] hat in einer grösseren Arbeit die Schutzeinrichtungen 
des Blattrandes studirt, nicht nur in Hinsicht auf die localmechanischen Ver- 
stärkungen, sondern auch in Beziehung auf die Anpassung an andere Functionen, 
wie locale Wasserspeicherung und Verminderung der localen Verdunstung. 

Eine in tropischen Gegenden ziemlich verbreitete Erscheinung ist das 
Herabhängen der jungen, in Entfaltung begriffenen Blätter. Zur Prüfung der 
Frage, ob diese Lage eine Schutzeinrichtung gegen übermässige Transpiration 
darstelle, hat Stahl [285] Versuche mit Blättern von Ambherstia nobilis und 
Brownea coccinea ausgeführt, und gefunden, dass die ausgewachsenen Foliolen, 
die ihre bleibende Stellung bereits eingenommen hatten, bei Insolation rascher 
vertrockneten als die noch jugendlichen zarten Hängeblätter, „welche also 
offenbar eines besonderen Schutzes gegen die transpirationssteigernde Wirkung 
der Sonnenstrahlen nicht bedürfen“. Der Nutzen der Hängelage muss also 
ein anderer sein; Stahl betrachtet dieselbe als eine Anpassung an die starken 
Regengüsse der Tropen. „So lange die Blätter noch zart sind, können sie bei 
ihrer Hängelage von den fast immer vertikal niedergehenden Regentropfen nur 
unter sehr spitzen Winkeln getroffen werden. Die Aufrichtung erfolgt erst dann, 
wenn das ausgewachsene, fester gewordene Blatt besser im Stande ist, der 
Wucht des Regens zu trotzen.“ 

Die Ansicht von Stahl ist gewiss nicht zutreffend. Denn nach den über- 
raschenden experimentellen Versuchen von Wiesner [326] ist die mechanische 
Kraft auch des stärksten natürlichen Regens eine aAusserordentlich geringe. 
Gerade zarte Blätter, die frei beweglich sind, können einerseits infolge der 
(ziffermässig festgestellten) äusserst geringen lebendigen Kraft der sie treffen- 
den Regentropfen, andererseits infolge der enorm entwickelten Biegungs- 
elastieität viel heftigere Stösse, als sie der schwerste Regen auszuüben vermag, 
ohne Schaden ertragen. 

Im Gegensatze zu Stahl kam Keeble [352], der in Paradenya die Be- 
deutung der Hängeblätter insbesondere bei den Caesalpiniaceen studirt hat, 
zu dem Schlusse — ich entnehme dies einem Referate im „Botanischen Jahres- 


ee. ae 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. 95 


bericht* —, dass die hängende Stellung die jungen Blätter dieser Bäume vor 
der Zerstörung des Chlorophylls durch das directe Sonnenlicht, sowie 
gegen zu starke Transpiration schütze. Dies scheint mir auch richtig 
zu sein, wie denn auch in anderen Fällen die Profilstellung der Blätter für sie 
einen Chlorophyll- und Transpirationsschutz bei Insolation bildet. 

Die bei tropischen Gewächsen vorkommenden „Wasserkelche“ (vergl. 
Cap. XIV) sind nach Treub, Lagerheim und Koorders Schutzwmittel gegen 
Austrocknung der Blüthenknospen infolge starker Insolation. 

Den überwinternden Knospen der sibirischen Holzpflanzen (Rhodo- 
den drondahuricum, Crataegus sangwinea, Malus baccata, Lonicera caerulea, 
Betula alba) droht wegen der Schwierigkeit der Wasseraufnahme die Gefahr des 
Austrocknens. Schostakovitsch [312] findet nun Schutzanpassungen dieser 
Knospen, die analog jenen sind, welche bei Xerophyten die Transpiration herab- ' 
setzen. Diese Schutzeinriehtungen bestehen hauptsächlich in einer starken Ent- 
wicklung der Cuticula, dichter Behaarung, harzigen Ausscheidungen. 

Verschiedene Wüstenpflanzen scheiden ätherische Oele aus; sie schützen 
sich dadurch nach Volkens [232] vor zu starker Erwärmung und infolge dessen 
Wasserabgabe im Sonnenschein. Dagegen nimmt Dixon [330] an, dass die 
Dünste des ätherischen Oeles ähnlich wie Kohlensäure ete. durch Eindringen in 
die Intercellularen eine Verminderung der Transpiration herbeiführen. Einige 
von Dixon ausgeführte Versuche ergaben, dass durch die von Artemisia Absin- 
thium ausströmenden Dünste die Transpiration bei Zweigen von Syringa und 
Cytisus herabgesetzt wurde. 

Saftperiderm nennt Wiesner [262] ein direct aus dem Phellogen hervor- 
gehendes, aus lebenden (saftführenden) Zellen bestehendes Dauergewebe. Bei der 
Kartoffelknolle entsteht aus dem Phellogen zuerst Saftperiderm, aus diesem das 
todte Periderm. 

Ueber den Transpirationsschutz, den das Periderm den Kartoffel- 
knollen bietet, haben schon Nägeli [62] und Eder [111] Beobachtungen mit- 
getheilt, die aber infolge Fehlerquellen wenig Werth haben. Sorgfältige dies- 
bezügliche Bestimmungen wurden von Wiesner und von Poljanec gemacht. 

Nach Wiesner [262] gab eine Kartoffel (T. 15—18° C.; rel. F. 65—78°/,) 
in je 24 Stunden: 0'297, 021, 0'20, 0:18, 0'16, 0'16°/, ihres Gewichtes an Wasser 
ab. Eine blos mit Saftperiderm bedeckte Kartoffel von fast demselben Gewicht 
verlor unter gleichen äusseren Bedingungen: 1'535, 0°84, 042, 0'31, 0:29, 027 °/o 
Wasser, also bedeutend mehr. Der rasche Abfall der Transpirationsgrösse im 
zweiten Falle ist dadurch zu erklären, dass sich schon innerhalb 24—48 Stunden 
aus den peripheren Sehichten des Saftperiderms todtes Wandperiderm bildet. — 
Poljanec [302] berechnete das Verhältniss der Wasserabgabe für dieselbe Ober- 
fläche: Kartoffel mit ganzem Periderm, Kartoffel blos mit Saftperiderm, Kar- 
toffel ohne Periderm = 1:4: 200. 

Welchen Einfluss die eutinisirte Epidermis auf die Transpirations- 
grösse der Cacteen ausübt, ergab sich aus einer Beobachtung von Aubert 
[269, 270] mit einem halbirten Stammstück von Opuntia mazxıma. Jene Hälfte, 


96 Alfred Burgerstein. 


bei welcher die Epidermis (inclusive Hypoderm) abgezogen war, verlor per Quadrat- 
Centimeter in derselben Zeit 4°94mal mehr an Gewicht als die Hälfte mit in- 
tactem Hautgewebe. 

Nach Müller (Thurgau) [276] ist die durch die Transpiration hervor- 
gerufene Abkühlung der Pflanzen ein Schutzmittel gegen Sonnenbrand, 
wie sich aus der folgenden Beobachtung ergibt. Von zwei Weintrauben wurde 
je eine in ein Glasgefäss verschlossen; dann wurden die beiden Gefässe in einem 
Raum mit einer Temperatur von circa 45° ©. aufgestellt. In jenem Gefäss nun, 
in welchem die Luft fortwährend feucht erhalten wurde, zeigte die Traube am 
Ende des Versuches verbrannte Beeren, während die Traube in dem anderen 
Gefäss, in dem die Luft fortwährend mittelst Chlorcaleium trocken erhalten 
wurde, gesund blieb, offenbar deshalb, weil sie sich infolge lebhafter Verdunstung 
mehrere Grade unter die Temperatur des umgebenden Raumes abzukühlen ver- 
mochte. 


Borzi [307] bespricht die Wasseraufsaugung durch oberirdische 
Pfanzentheile, insbesonders durch die Innenseite der Blattscheiden der Caryo- 
phyllaceen und Umbelliferen. Bei manchen Gramineen, z. B. Phragmites com- 
munis, wird Wasser am Grunde der Blattspreite gesammelt, durch die Ligula 
filtrirt und von der Blattscheide absorbirt. 


Die Pflanzen besitzen aber nicht nur Einrichtungen zur Herabsetzung der 
Transpiration, sondern auch solche, die sich als Förderungsmittel der Ver- 
dunstung zweckmässig erweisen. 


Jungner hat darauf aufmerksam gemacht, dass in der Flora der regen- 
reichen Kamerungebirge Blätter mit in eine lange Spitze auslaufenden Spreiten 
häufig vorkommen, und constatirte, dass bei solchen Blättern während oder nach 
einem Regen die Wasserableitung und Trockenlegung der Spreite rascher erfolgt, 
als bei Blättern ohne eine derartige Spitze. 


Stahl [285] bestätigte durch eigene Beobachtungen, dass die „Träufel- 
spitze“ ein charakteristisches Merkmal der Pflanzen regenreicher Gegenden ist, 
und erkennt in der raschen Wasserableitung einen vierfachen Nutzen für die 
Pflanzen, darunter „Beförderung der Transpiration“. Bei der grossen Luft- 
feuchtigkeit regenreicher Tropengegenden müsste die Transpiration („welche eine 
hauptsächliche Bedingung der Aufnahme mineralischer Nährstoffe ist“) insbeson- 
dere bei den Pflanzen des schattigen Waldbodens sehr gering sein. Infolge der 
raschen Trockenlegung der Spreite kann die Transpiration besser vor sich gehen, 
als wenn die Blätter lange Zeit benetzt bleiben. Auch „können die dem Blatte 
zugeführten Wärmemengen, welche bei den nassen Blättern für die Verdunstung 
des aufliegenden Wassers verbraucht werden, an dem abgetrockneten Laube zur 
Verdampfung des Transpirationswassers Verwendung finden“. Gegen die Stahl- 
sche Auffassung von der Bedeutung der Träufelspitze hat Keeble [352] einge- 
wendet, dass nach seinen (Keeble’s) Erfahrungen diese Spitze an älteren Blättern, 
wo sie allein wirksam sein könnte, vertrocknet, während sie gerade zu einer 
Zeit am vollkommensten ausgebildet ist, wo sie noch nutzlos sein würde (?). 


nn ZT 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. 97 


Darwin hat die Ansicht ausgesprochen, dass die nycetitropischen 
Blattstellungen der Pflanze den Vortheil gewähren, die Spreiten vor nächt- 
licher Ausstrahlung und dadurch vor Abkühlung zu schützen, aber auch beige- 
fügt, dass diese Annahme nicht gelten kann für Pflanzen in warmen, frostfreien 
Gegenden. Stahl [304] hat nun die Ansicht geäussert, dass bei diesen Gewächsen 
die höhere Temperirung der schlafenden Blattspreiten, sowie der fehlende oder 
spärliche Thaubeschlag die Wasserabgabe begünstigt, und zwar sowohl 
während der Nacht selbst, als auch am Morgen, wenn die Blättehen wieder die 
Tagstellung angenommen haben. Denn während thaubedeckte Blätter, die von 
einer nahezu dampfgesättigten Atmosphäre umgeben sind, bei schwacher Zu- 
strahlung nur wenig zu transpiriren vermögen, können die trockenen oder doch 
rasch troeknenden Spreiten ungehindert Wasser abgeben. Nach Stahl steht 
also die Nachtstellung der Spreiten von Pflanzen warmer Klimate 
im Dienste der Transpiration. Sie ist besonders bei Pflanzen verbreitet, 
die sich gegen starke Insolation durch Profilstellung der Spreiten schützen 
(Oxalideen, Leguminosen), und es bildet die erleichterte Wasserdampfabgabe in 
den frühen Morgenstunden eine Compensation zu der tagsüber (durch die Profil- 
stellung bedingten) Herabsetzung der Transpiration. 


Im zweiten Capitel dieser Schrift habe ich über Versuche gesprochen, die 
Müller [276] mit Zweigen verschiedener Apfel- und Birnensorten gemacht hat, 
in der Meinung, dass sich aus der Grösse der Wasserabgabe ein Massstab für 
die „Anbaufähigkeit“ ergäbe. Es stellte sich heraus, dass die Apfelzweige per 
m? Blattfläche stärker transpirirten (eigentlich mehr Wasser aufnahmen) als die 
Birnzweige. Infolge dieses geringeren Schutzes der Apfelbäume gegen Transpi- 
rationsverlust ergäbe sich die grössere Empfindlichkeit der Apfelbäume gegen 
anhaltende Trockenheit. Es wären daher nach Müller in solchen Gegenden, in 
denen häufig warme Winde wehen, oder die arm an Niederschlägen sind, solche 
Obstsorten zu eultiviren, die durch ihre Blattbeschaffenheit gegen starke Transpi- 
ration geschützt sind. 

Kröber [300] hat darauf hingewiesen, dass die Versuche von Müller für 
die Praxis keinen Werth haben, dass man insbesondere über die Sortenauswahl 
von Obstbäumen für bestimmte Gegenden nicht belehrt wird. Denn 1. waren die 
Versuche zu wenig umfangreich und von zu kurzer Dauer; 2. wurden abgeschnittene 
Zweige verwendet; 3. wurde nicht die Menge des von den Blättern transpirirten, 
sondern die des durch die Schnittfläche aufgenommenen Wassers bestimmt. 

Ebert [308] hat noch auf die Anpassungsfähigkeit der Pflanzen an 
Klima und Boden aufmerksam gemacht, die Müller nicht in Betracht gezogen 
hat. Die Ermittlung dieses Factors hätte aber einen praktischen Werth. 


XIV. Liquide Wassersecretion, Hydathoden. 


Die Beobachtungen von Langer [169], nach denen eine striete Unter- 
scheidung zwischen „Luftspalten“ und „Wasserspalten“ deshalb nicht 
Z. B. Ges. Bd. LI. 7 


98 Alfred Burgerstein. 


durchführbar ist, da in morphologischer Beziehung beide Formen durch Ueber- 
gänge verbunden sind und Wasseraustritt in Tropfenform erfolgen kann, wurden 
durch Nestler [301] bestätigt und dahin erweitert, dass auch bezüglich der 
Contraetilität der Schliesszellen keine absoluten Unterschiede vorhanden sind und 
daher die Bezeichnung „Wasserspalte“ für ein jedes Stoma, welches liquide Seere- 
tion zeigt, gebraucht werden kann. Nach Minden’s Erfahrungen sind die 
Wasserspalten phylogenetisch von den Luftspalten abzuleiten. 

Nun findet liquide Wasserausscheidung auch durch eigenthümlich umge- 
wandelte Epidermiszellen, durch Triehome ete. statt. Der deshalb von Moll 
[177] vorgeschlagene Ausdruck „Emissarien*, worunter der Autor alle Aus- 
trittsstellen für Wasser versteht, ist jedoch nach der Ansicht von Haberlandt 
[290] zu unbestimmt, da er auf den morphologischen Charakter dieser Organe 
keine Rücksicht nimmt. Besser wäre, wie Haberlandt meint, der von Gar- 
diner [207] gebrauchte Ausdruck „Wasserdrüsen* (water glands). Auf die 
Gesammtheit der wasserausscheidenden Apparate ist aber die Bezeichnung Wasser- 
Drüsen nach Haberlandt deshalb nicht anwendbar, weil bei gewissen Pflanzen 
die Wasserausscheidung ein blosser Filtrationsvorgang ohne active Betheiligung 
lebender Zellen ist und weil es viele diesbezügliche Organe gibt, welche nicht 
nur der Ausscheidung, sondern auch der Absorption von Wasser dienen. Haber- 
landt schlägt deshalb als Passepartout den Ausdruck Hydathoden (als Pen- 
dant zu dem von Jost [Botan. Zeitg., 1887, S. 604] gewählten Ausdruck „Pneuma- 
thoden“) vor und unterscheidet folgende Arten derselben [299]: 

I. Hydathoden ohne direeten Anschluss an das Wasserleitungssystem: 
1. einzellige (umgewandelte Epidermiszellen), 2. mehrzellige (Trichome). 

II. Hydathoden mit direetem Anschluss an das Wasserleitungssystem: 
3. Hydathoden ohne Wasserspalten (Farrentypus), 4. Hydathoden mit Wasser- 
spalten, und zwar letztere a) mit Epithem, b) ohne Epithem. 

In physiologischer Hinsicht lassen sich zwei Kategorien von Hydathoden 
unterscheiden: Bei der Gruppe 4b und zum Theile auch 4a beruht die Secretion 
auf Druckfiltration; die Hydathoden sind die Stellen geringsten Filtrations- 
widerstandes. Bei den anderen Gruppen beruht die Wasseremission auf activer 
Betheiligung des Epithems. In der ersten Kategorie ist die Guttation eine 
Function des Wurzel-, respective Blutungsdruckes, bei den Pflanzen der zweiten 
Kategorie wird die zur Wasserausscheidung nothwendige Betriebskraft von den 
drüsig gebauten Hydathodenzellen geliefert. Sie entwickeln selbst die Pump- 
kraft, welche Wasser nach aussen presst, während der im Wasserleitungssystem 
herrschende Blutungsdruck auf die Hydathoden blos als „Reiz“ einwirkt, der sie 
veranlasst, einseitig Wasser auszupressen. 

Um zu beweisen, dass die Wassersecretion der zweiten Kategorie eine 
Function der Hydathoden sei, ging Haberlandt [289, 290, 299] in folgender 
Weise vor: Sprosse oder Blätter wurden am kurzen Arme eines U-förmigen, mit 
Wasser gefüllten Gefässes luftdicht verschlossen; hierauf wurde mittelst Queck- 
silberdruck (A = 15—40 cm) in möglichst feuchtem Raume Guttation veranlasst. 
War dieselbe constatirt, so wurden an einer Blatthälfte oder Blattseite nach 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. 99 


vorheriger Abtrocknung durch einmaliges rasches Bepinseln mit 0'1°/,iger alko- 
holischer Sublimatlösung die Hydathoden vergiftet, respective getödtet. Es trat 
dann an diesen Stellen keine Wasserausscheidung mehr auf, während gleichzeitig 
in der Regel eine mehr oder weniger starke Injection der Intercellularen erfolgte 
(Anamirta Cocculus, Phaseolus multiflorus, Polypodium aureum, Ficus spec.). 
In diesen Ergebnissen findet Haberlandt einen schlagenden Beweis dafür, 
dass die Secretion an die active Thätigkeit drüsig gebauter Organe gekettet ist. 

Dass die Hydathoden auch der Wasserabsorption dienen, wurde auf zweierlei 
Weise gezeigt: 1. infolge Gewichtsvermehrung (also Wasseraufnahme) vorher 
welker Blätter nach mehrstündiger Immersion (mit Ausschluss der Schnittfläche) 
und 2. durch Lebendfärbung der Drüsenhaare mit 0'0005°/,iger Methylenblau- 
lösung. Beispielsweise zeigte bei einem Primordialblatt von Phaseolus, welches 
24 Stunden lang in eine solche Lösung eingetaucht war, der Zellsaft in den . 
Drüsenhaaren blaue Färbung, während die gewöhnlichen Epidermis- und Schliess- 
zellen ganz ungefärbt blieben. Diese Hydathoden vermögen also das durch Regen 
oder Thau dargebotene Wasser aufzusaugen und den „übrigen Theilen* des Blattes 
zuzuführen. „So erweisen sich die beschriebenen Apparate der Laubblätter als 
wichtige Regulatoren des Wassergehaltes der Pflanze. Im feucht-warmen 
Tropengebiete, wo der Wurzel-, überhaupt der Blutungsdruck zweifelsohne hohe 
Werthe erreichen kann und wo ferner die Transpiration eine viel ungleichmässigere 
ist als bei uns, sind derartige Regulatoren sehr am Platze und gewiss auch sehr 
verbreitet.“ 

Einigermassen erschüttert wurde aber die Epithemtheorie Haberlandt’s 
durch seine Versuchsergebnisse mit F’uchsia [299]. Bei dieser Pflanze befindet 
sich an jedem Blattzahn eine Wasserspalte mit beweglichen Schliesszellen, unter 
denselben ein Epithem mit englumigen Intercellularen. In allen Fällen erfolgte 
hier sowohl bei eingewurzelten Topfpflanzen (Wurzeldruck) als bei abgeschnittenen 
Zweigen unter Quecksilberdruck nach Bepinselung der Blätter mit alkoholischer 
Sublimat- oder Jodlösung, nach Chloroformirung der Epitheme, im Zustande der 
Kälte- und der Wärmestarre die Seeretion von Wassertropfen. Haberlandt 
spricht deshalb die Ueberzeugung aus, dass bei Fuchsia die Wasserausscheidung 
trotz des wohleonditionirten Epithems auf Druckfiltration beruht. 

Es ist symptomatisch, dass alle Physiologen, die sich später mit diesem 
Gegenstande experimentell beschäftigt haben: Nestler, Minden, Spanjer, 
A. Meyr, Dixon, gezeigt haben, dass Haberlandt’s Hypothese von der Aectivi- 
tät der Hydathoden unrichtig sei. 

Nestler [309] stellte Versuche mit Pflanzen aus den Gattungen Bryo- 
phyllum, Ranunculus, Aucuba, Hibbertia, Oenothera, Tropaeolum, Mimulus, 
Cyclamen, Aquilegia, Eranthis, Helianthus an. Die Blätter der Versuchspflanzen, 
die alle Wasserspalten und ein beziehungsweise stark oder schwach entwickeltes 
Epithem besitzen, wurden mit 0'1°/,iger (auch mit 1°/,iger) alkoholischer 
Sublimatlösung bepinselt. Hierauf unter eine mit Wasser abgesperrte Glasglocke 
gebracht, secernirten die vergifteten Blätter ebenso fleissig wie die intacten, 
gleichgiltig, ob die Wasserimpression bei normal bewurzelten Exemplaren durch 

7* 


100 Alfred Burgerstein. 


den natürlichen Wurzeldruck oder bei abgeschnittenen Zweigen durch künst- 
lichen Quecksilberdruck erfolgte. Denselben Effect bewirkte die Einpressung einer 
5°/ ,igen Kupfervitriol- oder einer 5°/,igen Tanninlösung. Bei Pflanzen ohne 
Epitheme (Cineraria, Agapanthus umbellatus, Tradescantia viridis, Gramineen) 
ergab sich dasselbe. Kurz: „Ob ein scharf differenzirtes oder nur ein schwach 
ausgebildetes, oder gar kein Epithemgewebe vorhanden war, stets erwies sich in 
den untersuchten Fällen der Vorgang der Tropfenausscheidung als blosse Druck- 
filtration ohne active Betheiligung irgend eines Gewebes.“ Die 
Secretion findet auch bei niederer Temperatur statt. Nestler beobachtete bei 
einer nahezu constanten Temperatur von 3'5°C. (r. F. 97—98°/,) eontinuirlich 
starke Tropfenausscheidung bei Trropaeolum, Mimulus, Cineraria, Calla, Coleus ete. 
— In einer vor Kurzem erschienenen Arbeit theilt Nestler [345] Beobachtungen 
über die Wassersecretion bei Blättern von Boehmeria-Arten mit. Die Tropfen 
treten hier durch Wasserspalten aus, die auf kleinen, von Epithemgewebe aus- 
gefüllten Zellenhügeln liegen. Der Vorgang der Ausscheidung ist aber auch hier 
eine einfache Druckfiltration. 


M.v. Minden [343] hat bei zahlreichen Pflanzen eingehende anatomische , 


und physiologische Studien über die Orte der Wasserseeretion und über diese 
selbst gemacht. Was das Epithem betrifft, dem Haberlandt eine active Rolle 
bei der liquiden Wasserausscheidung zuschreibt, so lehrten die Versuche von 
Minden, dass dies nicht der Fall sei. Denn Vergiftungen mit alkoholischer 
Sublimat-, mit Kupfersulfat- und Eosinlösung, ebenso Chloroformirungsversuche 
konnten bei sonst gesunden Topf- oder Freilandspflanzen von Tropaeolum maius, 
Glaueium luteum, Papaver somniferum die Tropfenausscheidung weder hindern 
noch vermindern, ja die vergifteten Partien der Blätter von Tropaeolum (die 
nach Haberlandt ein Epithem mit grossartigen Zellkernen haben) zeigten 
sogar eine reichlichere Ausscheidung als die unvergifteten Secretionsstellen. „Aus 
allen Versuchen geht also hervor, dass auf die Intensität der Secretion das 
Epithem keinen merkbaren Einfluss hat.“ 

Aus der Beobachtung, dass bei Arten von Nicotiana, Statice und Glaux 
maritima die Secretion auch an abgeschnittenen Sprossen erfolgt, folgert Minden, 
dass die Hypothese von Haberlandt, dass der Wurzel-, respective Blutungs- 
druck auf die Hydathoden als Reiz wirkt, hinfällig wird, da (bei den genannten 
Pflanzen) die Secretion ohne Blutungs-, geschweige denn Wurzeldruck zustande 
kommt. 

Auf andere Versuchsergebnisse von Minden werden wir noch später 
zurückkommen; wir schalten hier nur noch ein, dass Minden in einem „Nach- 
trage“ bemerkt, dass ihm die Abhandlungen von Nestler, in denen dieser zu 
denselben Resultaten kam, erst nach Beendigung seiner (Minden’s) Arbeit be- 
kannt wurden. 

Eine gleichfalls gründliche Untersuchung über liquide Wasserausscheidung 
wurde von Spanjer [337] ausgeführt. Um zu entscheiden, ob das Epithem eine 
active Rolle bei diesem Processe spielt, wurden die Wasserausscheidungsapparate 
einer Reihe von Pflanzen in anatomischer und physiologischer Richtung unter- 


ee‘ 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. 101 


sucht. Auf den histologischen Theil der Abhandlung, in welchem auch einzelne 
von Haberlandt unrichtig oder ungenau angegebene Details richtig gestellt 
werden, gehen wir hier nicht ein und referiren nur über den experimentellen Theil. 
A. Nach Einpressung von Eosinlösung, rothem Blutlaugensalz, Kupfersulfat- 
lösung mittelst Quecksilberdruck zeigten die hierzu benützten Sprosse von Fruchsia, 
Primula, Sanguisorba, Tropaeolum, Phaseolus, Anamirta etc. die Tropfenaus- 
scheidung ebenso schön wie nach Einpressung von reinem Wasser. B. Nach 
Vergiftung einzelner Blattzähne bei Topfpflanzen mit 0'1°/,iger Sublimatlösung, 
3°/,iger Kupfersulfatlösung, 2°/, iger Cocainlösung, 5°/,iger Formalinlösung schieden 
Fuchsia, Primula und Tropaeolum im feuchten Raume an den vergifteten Stellen 
ebenso Wassertropfen aus, wie an den intacten Blattzähnen. Bei anderen Pflanzen, 
wie Sanguisorba, Anamirta, Alchemilla, Phaseolus (letztere beiden auch im 
Gartengrunde beobachtet), blieb nach Vergiftung der Blattzähne die Tropfen- . 
ausscheidung aus. Es zeigte sich aber, dass infolge der Vergiftung die Schliess- 
zellen der Wasserspalten collabirt und die Spalten geschlossen waren, und dass 
deshalb das durch den Wurzeldruck eingepresste Wasser statt nach aussen, nach 
innen in die Mesophyll-Intercellularen abgeschieden wurde. ©. Nach Vergiftung 
der Blattzähne (mit Sublimat, Cocain, Formalin) an Sprossstücken und nachheriger 
Wasserimpression stellte sich bei den Versuchspflanzen (Fuchsia, Primula, Tro- 
paeolum) reichliche Guttation ein. 

Aus diesen und anderen Beobachtungen Spanjer’s geht hervor, dass die 
Epitheme keine Wasserdrüsen sein können, dass die Epithemzellen bei der 
liquiden Wassersecretion nicht activ (in der Vorstellung Haberlandt's) 
betheiligt sind, endlich dass die Wasserspaltenapparate der 'Tropenpflanzen 
von denen der Pflanzen gemässigter Klimate nicht verschieden sind. 

In einer Replik meint Haberlandt [334], dass in der Arbeit Spanjer’s 
nicht eine wesentlich neue Thatsache mitgetheilt wird, und bespricht dann ein- 
zelne Punkte, in welchen die beiderseitigen Beobachtungen nicht überein- 
stimmen. 

Prof. Arthur Meyer [336], unter dessen Leitung die Arbeit Spanjer’s 
entstanden ist, hat daraufhin eine Duplik veröffentlicht, in welcher er Haber- 
landt räth, er möge die Angaben Spanjer’s, wenn er sie bezweifelt, durch eine 
Nachuntersuchung prüfen, und gleichzeitig einige Suppositionen Haberlandt’s 
richtig stellt. So z. B. war Spanjer’s Anamirta nicht, wie Haberlandt glaubt, 
„mehr oder minder krankhaft verändert“, sondern „völlig gesund und prächtig 
entwickelt“; die Schleimabsonderungen der einzelligen „Hydathoden“ dieser 
Pflanze waren nicht, wie Haberlandt glaubt, „minimal“, sondern „ganz kräftig“; 
bei den Phaseolus-Versuchen benützte Spanjer nicht blos, wie Haberlandt 
glaubt, „ältere“ Blätter, sondern auch jüngere. — Bei dieser Gelegenheit will 
ich einflechten, dass Haberlandt [333] bezüglich der Wiesner’schen Reispflanzen 
sich rundweg äusserte, Wiesner habe mit älteren, „offenbar bereits ausgewachsenen 
Pflanzen“ experimentirt, „was aus den mitgetheilten Lebendgewichten hervor- 
geht“, während mir Wiesner versicherte, dass er jüngere, noch nicht aus- 
gewachsene Exemplare verwendete. Das grössere Lebendgewicht lässt sich ja 


102 Alfred Burgerstein. 


ganz einfach daraus erklären, dass eine in Buitenzorg cultivirte Reispflanze ein 
grösseres Lebendgewicht besitzt, als eine gleichalterige, aber in Graz erzogene. 

Auf die „Kritischen Besprechungen“ von Meyer [336] folgte eine „Er- 
widerung“ seitens Haberlandt’s [334 a], auf welche aber Meyer nur mit wenig 
Worten reagirte. 

Weitere Untersuchungen werden gewiss mehr Klarheit in die Sache 
bringen; jedenfalls zeigt schon jetzt das künstliche Gebäude der Hydathoden 
bedenkliche Risse. 

Ein Gegenstand besonderer Untersuchung der liquiden Wassersecretion 
war Phaseolus multiflorus. Haberlandt [290] beobachtete bei dieser Pflanze 
die Fähigkeit einer reichlichen Tropfenausscheidung an der Unterseite, einer 
spärlichen an der Oberseite. Da nun an vorher mit sublimathältigem Alkohol 
vergifteten Blattpartien die Secretion (bei Anwendung von Quecksilberdruck) 
unterblieb, so findet Haberlandt darin wieder einen schlagenden Beweis, dass 
die Wasserausscheidung eine active Function der Hydathoden sei, als welche hier 
Drüsenhaare auftreten. 

Nestler [309] hat aber gefunden, dass die Sublimatbepinselung der Blatt- 
unterseite eine so weitgehende Vergiftung der ganzen Epidermis und theilweise 
auch des Schwammparenchyms zur Folge hat, dass die dadurch gehemmte 
Wasserausscheidung die active Thätigkeit der Haare nicht erklären kann. Indem 
ferner Nestler in den Phaseolus-Stengel eine 3°/,ige Kupfervitriollösung ein- 
presste, erschienen bald reichliche Tropfen von kupfersulfathältigem Wasser auf 
der Unterseite (spärlicher auf der Oberseite) der Blätter, insbesondere in den 
Winkeln der Blattnerven. Dass aber die Drüsenhaare eine Kupfersulfatlösung 
durch active Thätigkeit des Protoplasmas ausscheiden würden, ist gewiss nicht 
der Fall; es konnte auch in den Haaren keine Spur von Kupfer nachgewiesen 
werden. Diese Befunde wurden von Spanjer bestätigt. Letzterer sah bei directer 
mikroskopischer Beobachtung die Tropfen immer nur aus den Wasserspalten 


austreten, während Haberlandt und Nestler diesbezüglich zu einem negativen 


Resultate kamen. 

Nach Nestler [345] treten die Tropfen weder aus gewöhnlichen, noch 
aus besonderen Spaltöffnungen aus; sie liegen vorherrschend an den Kreuzungs- 
punkten der Nerven, bisweilen auch an solchen Stellen der Epidermis, an denen 
weder Spaltöffnungen, noch Drüsenhaare vorkommen. 

Dass bei der Feuerbohne Tropfenausscheidung auch bei völliger Aus- 
scheidung eines natürlichen oder künstlichen Druckes erfolgen kann, lehrten die 
Beobachtungen von Nestler und Spanjer, nach denen abgeschnittene und mit 
dem Stiel einfach ins Wasser gestellte Stengel oder Blätter (in sehr feuchtem 
Raume) starke Guttation produeirten. Nun fand Nestler [345, 346], dass das 
Secretwasser etwa 0°5°/, fester Bestandtheile, unter diesen vornehmlich doppelt- 
kohlensaures Kali enthält, welches beim Eintrocknen an der Luft zu einfach 
kohlensaurem Kali reducirt wird. Diese Substanz nimmt aber, in feuchter Atmo- 
sphäre liegend, begierig Wasser auf, wodurch auf den Blättern eine secundäre 
Tropfenbildung entstehen kann. 


A 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. 103 


Wie Phaseolus verhalten sich bezüglich der Secretionsfähigkeit der Blätter 
und der Natur der ausgeschiedenen Flüssigkeit die Malvaceen. Volkens [204] 
reihte diese zu jenen Pflanzen ein, die Wasserausscheidung in Tropfenform nicht 
aufweisen. Nestler [324, 346] zeigte aber, dass bei sehr vielen Malvaceen 
(Arten von Abutilon, Althaea, Hibiscus, Kitaibelia, Lavatara, Malope, Malva, 
Patava, Plagianthus) eine sehr reiche Wassersecretion stattfindet, die sowohl 
an intaeten Pflanzen als auch an abgetrennten Sprossen, und zwar vorherrschend 
an der morphologischen Unterseite der Blätter in Erscheinung tritt. 

Dixon [331] sprach sich bei seinen Versuchen, in denen er eine wässerige 
Eosinlösung durch die Schnittfläche beblätterter Zweige aufsteigen liess, dahin 
aus, dass die Saugwirkung nicht den etwa vorhandenen Hydathoden, sondern 
den Zellen, welche die Enden der Leitungsbahnen der Blätter begleiten, zuzu- 
schreiben sei, da auch bei Cheiranthus, wo Hydathoden fehlen, und bei ver- ' 
schiedenen Chrysanthemum-Arten, denen die randständigen Hydathoden abge- 
schnitten wurden, ein Aufstieg der Lösung bis in die letzten Nervenendigungen 
stattfand. 

Arthur Meyer [336] stellt sich die eventuelle Function des Epithems als 
Regulators der Wasserbewegung in anderer Weise vor als Haberlandt. Bei 
Steigerung des Turgors der Epithemzellen werden deren Intercellularen grösser 
und bieten dem Austritt des Wassers aus dem trachealen System ein geringeres 
Hinderniss; sinkt der Turgor infolge verstärkter Transpiration, so werden die 
Epithem-Intercellularen kleiner und der Durchtritt des Wassers wird erschwert 
oder fast ganz sistirt. Eine Stütze findet diese Hypothese durch die Beobachtung 
von Spanjer [337], der bei Primula obconica die Intercellularen des Epithems 
in turgorkräftigen Blättern viel grösser fand als in turgorschwachen. 

Sogenannte Wasserkelche (Wasserknospen) wurden zuerst von Treub bei 
Spathodea campanulata entdeckt und beschrieben. Später wurden wasserhaltige 
Kelche von Lagerheim bei Jochroma macrocalyx, von Gr. Kraus bei Par- 
mentiera cerifera und von Koorders, dem wir eine umfangreiche Abhandlung 
über Blüthenhydathoden verdanken [322], bei verschiedenen Bignoniaceen, Solana- 
ceen, Verbenaceen, Scrophulariaceen und Zingiberaceen gefunden. Die Wasser- 
ausscheidung beginnt in der Regel in einem sehr frühen Stadium der Blüthen- 
knospe und erreicht ihren Höhepunkt kurz bevor Androeceum und Gynaeceum 
fertig gebildet sind. Bei Clerodendron und Juanulloa parasitica reift noch die 
Frucht in einem Wasserbade. Als Secretionsstellen werden Trichomhydathoden 
angesehen, die Koorders bei verschiedenen Pflanzen näher beschreibt. 

Um zu ermitteln, ob die Wassersecretion eine active Function der Trichom- 
hydathoden sei, wurden von Koorders [322] bei Heterophragma adenophyllum 
und Kigelia pinnata Druckversuche ausgeführt. Trotz Steigerung der Queck- 
silberhöhe bis auf 70 cm gelang es nicht, eine verdünnte Methylviolettlösung in 
der Kelchröhre der lebenden Knospe zur Ausscheidung zu erhalten. Durch Lebend- 
färbungen mit Methylviolettlösung gelang es, den Inhalt der Trichomhydathoden 
zu färben, während die Epidermiszellen vollständig ungefärbt blieben. Diese Er- 
gebnisse deuten auf die Activität der Trichomhydathoden bei der Wassersecretion, 


104 Alfred Burgerstein. 


Offenbar haben wir es hier mit einer anderen Form der Seeretion zu thun, als 
bei den Laubblättern, wie denn auch das Kelehwasser mehrfach mit der in den 
Bechern von Nepenthes, Sarracenia und* Cephalotus ausgeschiedenen Flüssigkeit 
übereinstimmt. Bezüglich der biologischen Bedeutung der Secretion schliesst sich 
Koorders der Ansicht von Treub und Lagerheim an, die in dem eonstanten 
Vorkommen von Wasser im Innern der geschlossenen Blüthenknospen eine 
Schutzeinrichtung gegen Austrocknung infolge starker Insolation sehen. 

Die zahlreichen Drüsen in den Höhlen der Rhizomschuppen von La- 
thraea squamaria sind nach Haberlandt [321] wassersecernirende Organe. 
Es gelang ihm nämlich, bei Rhizomzweigen durch Anwendung von Quecksilber- 
druck eine reichliche Wasserausscheidung zu beobachten. Aus Druckversuchen 
mit Methylenblaulösung hält es Haberlandt für sehr wahrscheinlich, dass blos 
die Köpfehendrüsen Wasser ausscheiden, wogegen Goebel [320] aus anatomi- 
schen Gründen die Schilddrüsen als Secretionsorgane des Wassers anspricht. 

Es ist klar, dass auch hier die Hydathoden keine „active Pumpkraft* aus- 
üben. Die Wasserausscheidung erfolgt eben infolge des in der Wurzel der 
Wirthspflanze herrschenden Blutungsdruckes, mit der der Parasit organisch 
verbunden ist. 

Wieler [279] fasst den Ausdruck „Bluten der Pflanzen“ in einem weiten 
Umfange auf; er subsummirt darunter a) den Saftaustritt infolge Verletzung, 
b) die Tropfenausscheidung aus unverletzten Blättern (Guttation) und Pilzen und 
c) die Seeretion der Digestionsdrüsen. — Derselbe Autor hat ein Verzeichniss 
der bekannten guttirenden Pflanzen zusammengestellt, das bis auf Volkens [204] 
reicht und 63 Familien, 194 Gattungen und 289 Arten umfasst. 

Beiträge zur Kenntniss jener Pflanzen, deren unverletzte Blätter (bei er- 
höhtem Wurzeldruck und hoher Luftfeuchtigkeit) liquide Wasserseeretion zeigen, 
lieferten Spanjer [337] und Minden [343]. Ersterer beobachtete sie bei Arten 
von Dianthus, Silene, Arenaria, Datisca, Podophyllum, Orchis, Verbena, Lo- 
belia, Cardospermum, Hamamaelis, Hydrophyllum ete, Minden bei verschie- 
denen Borragineen, Solanaceen, Silenaceen, Portulaccaceen, Amaranthaceen, 
Hydrophyllaceen ete. Bis jetzt dürfte Guttation bei mindestens 380 Arten aus 
etwa 240 Gattungen bekannt sein. 

Nach Goebel [319] zeigt Hlatostemma sessilis bei Cultur in feuchtem 
Raume reichliche Seeretion von Wassertropfen auf der Oberseite der Blätter. 

Leitgeb („Flora“, 68. Jahrg., 1885, S. 327) beobachtete bei unter Glas- 
glocken gehaltenen Exemplaren von Corsinia marchantioides in den die Archegon- 
stände führenden Grübchen des Thallus je einen Wassertropfen. Diese Wasser- 
immersion der eben empfängnissreifen Archegonien steht mit deren Befruchtung 
im engen Zusammenhang. 

M.v. Minden [343] hat die Organe der liquiden Secretion der Wasser- 
pflanzen entwicklungsgeschichtlich und physiologisch eingehend untersucht. Nach 
dem Orte des Wasseraustrittes unterscheidet er: 

A. Wasserpflanzen, bei denen die Seeretion nur aus der Apicalöffnung der 
Blätter erfolgt: Alisma, Damasonium, Aponogeton, Scheuchzeria etc. 


Er . 


Materialien zu einer Monographie der Transpiration. 105 


B. Wasserpflanzen, bei denen die Secretion sowohl durch die Apicalöffnung 
als auch durch Wasserspalten erfolgt: a) beide Austrittswege sind fast zu gleicher 
Zeit vorhanden (Heteranthera reniformis und zosterifolia, Eichhornia crassipes); 
b) anfangs sind Spaltöffnungen da, nach deren Zerstörung die Apicalöffnung 
zurückbleibt (Litorella, Hottonia, Callitriche ete.). 

©. Wasserpflanzen, bei denen nur Stomata gebildet werden (Ranunculus 
sceleratus, Pistia stratiotes etc.). 

Weinrovsky [338] hat nachgewiesen, dass die Scheitelöffnungen der 
Wasserpflanzen die Abflusstellen des in diesen Pflanzen eirculirenden Wasser- 
stromes darstellen. Er konnte experimentell feststellen, dass aus diesen Oeffnungen 
Wasser in Tropfenform heraustritt. 


XV. Einfluss der Transpiration auf die Formveränderung 
der Pflanze. 


Um den Einfluss der Transpiration auf die Ausbildung der Gewebe kennen 
zu lernen, eultivirte Kohl [230] Pflanzen bei verschiedenem Feuchtigkeitsgehalt 
der Luft. Die in feuchter Luft erwachsenen Individuen zeigten fast immer 
längere Internodien und Blattstiele und grössere, relativ dünne Blattspreiten. 
Tiefgreifend (und bis dahin weniger bekannt) waren die Aenderungen in der 
Ausbildung der Gewebe. Dieselben wurden nicht nur unter verschiedenen Transpi- 
rationsbedingungen der Quantität nach abgeändert, es wurden sogar neue Gewebe 
zur Ausbildung oder vorhandene Gewebe zum Wegfall gebracht. Auch Beobach- 
tungen in der freien Natur lehrten, wie bedeutend die Gewebeausbildung 
von der Stärke der Transpiration beeinflusst wird. 

Wiesner’s Experimentaluntersuchungen (Ber. d. Deutsch. Botan. Gesellsch., 
Bd. IX, 1891) ergaben, dass verschiedene Pflanzen mit Kurztrieben, beziehungs- 
weise mit grundständiger Blattrosette, z. B. Bursa pastoris und Sempervivum 
tectorum, in absolut feuchtem Raum bei starker Beleuchtung, also ohne jedes 
Etiolement, die Blattrosetten auflösen und neue, gut entwickelte Internodien aus- 
bilden. Wiesner weist daher auf die hohe Bedeutung der Transpiration für die 
Ausbildungsweise einiger bis jetzt bezüglich ihres Zustandekommens unerklärt 
gebliebener Vegetationsorgane hin. 

Palladin [259]') dedueirte: Diejenigen Lichtstrahlen (blau und violett), 
welche die Transpiration am meisten begünstigen, wirken am meisten hemmend 
auf das Wachsthum; folglich wirkt das Licht auf das Wachsthum der 
Pflanze zum grössten Theil dadurch, dass es die Transpiration ver- 
grössert und also die Schnelligkeit des Wachsthums hemmt. Palladin will 
das Etiolement durch das Verhältniss der Blatt- und Stengeltranspiration er- 
klären: Grüne Pflanzen transpiriren im Sonnenlichte fast alles Wasser durch die 


ı) Diese in den Berichten der Deutschen Botanischen Gesellschaft publieirte Arbeit hat 
wesentlich denselben Inhalt, wie (zusammengenommen) zwei Abhandlungen desselben Autors, die in 
den Arbeiten der Naturforschenden Gesellschaft zu Charkow (XXIII, 1889 und XXV, 1890) in russi- 
scher Sprache erschienen sind. (Vergl. B. C. Bl., XLV, 1891, 3. 279 und XLVII, 1891, S. 182.) 

Z. B. Ges. Bd. LI, TER 


106 Alfred Burgerstein. Materialien zu einer Monographie der Transpiration. 


Blätter; diese sind daher normal entwickelt; der Stengel erleidet dagegen einen 
gewissen Wassermangel und erhält dementsprechend kurze Internodien. „In 
einem dunklen Raum geht bei den etiolirten Pflanzen die Transpiration anders 
vor sich. Indem die grosse Oberfläche des Stengels das Wasser transpirirt, ent- 
zieht sie es den Blättern, welche aus Mangel an Wasser unentwickelt bleiben.“ 
— Dazu wäre Folgendes zu bemerken. Nehmen wir an, es sei bewiesen, dass 
bei normalen, belichteten Pflanzen immer die Internodien, und bei etiolirten, ver- 
dunkelten Pflanzen unter allen Umständen die Blätter Wassermangel leiden, so 
ist das Etiolement dadurch nicht erklärt. Denn wenn auch die langen, dicken 
Internodien etiolirter Dieotylen mehr Wasser verlieren als die im Wachsthum so 
auffallend zurückgebliebenen Blätter, so muss doch diese Formänderung erst 
während der Entwicklung der Dunkelsprosse entstehen. Uebrigens sagt Palla- 
din selbst, dass er nicht glaubt, dass sich dieser Einfluss des Lichtes auf das 
Wachsthum auf die Transpirationsänderung allein beschränkt, sondern dass ge- 
wiss eine viel complieirtere Abhängigkeit besteht. 

Dass selbst einfache Wachsthumsvorgänge complexe Erscheinungen sind, 
hat bereits Wiesner (Botan. Zeitg., 1889) mit Hinweis auf das „Gesetz von 
der mechanischen Coineidenz im Organismus“ betont. 


XVI. Compilatorisches. 


Mehrere Autoren haben einen kleineren oder grösseren Theil der in dem 
letzten Decennium erschienenen Transpirationsarbeiten inhaltlich zusammengefasst 
und mehrfach auch kritisch behandelt: Keller [251, 349], Klebahn [256], 
Bessey and Woods [265], Wiesbaur [280], Ebert [297, 298], Roth [303], 
Woods [313]. 


Druckfehlerberichtigung. In Heft 1, S. 62, 2.15 v. u. lies „submersen“, 
statt „submesen“. 


Neue Staphyliniden aus Centralasien. 


Von 


Dr. Max Bernhauer 


in Stockerau. 


(Eingelaufen am 4. Jänner 1901.) 


Die nachstehend angeführten neuen Arten wurden mit einziger Ausnahme 
der Atheta thinodromoides von Herrn Hans Leder im Altaigebirge an der Grenze 
von Sibirien und der Mongolei gesammelt, also ungefähr in derselben Gegend, 
aus welcher Eppelsheim in der Deutschen Entom. Zeitschr., Jahrg. 1893, S. 17 ff. 
eine Anzahl neuer, ebenfalls von Leder gesammelter Staphyliniden neubeschrieben 
hat, von welchen einige auch nunmehr wieder aufgefunden worden sind. Es 


Neue Staphyliniden aus Centralasien. 107 


kann somit vorliegende Arbeit als eine Fortsetzung des Eppelsheim’schen Auf- 
satzes vom Jahre 1893 angesehen werden. 


1. Ocalea pulcherrima nov. spec. 


In die murina-Gruppe gehörig und hier mit decumana Er. am nächsten 
verwandt, aber schon durch die hell rothbraunen Flügeldecken leicht kenntlich, 
welche von dem übrigen tiefschwarzen Körper sehr abstechen; ausserdem von 
decumana Er. noch durch breiteren, kürzeren Halsschild, kräftigere Punktirung 
u. s. w. abweichend. 

Tiefschwarz, die Flügeldecken, die schmalen Hinterränder der Hinterleibs- 
ringe und die Hinterleibsspitze rothbraun, die Wurzel der rostrothen Fühler, der 
Mund und die Beine röthlichgelb, wenig glänzend, fein und deutlich, mässig dicht . 
gelblich pubescent. Kopf quer rundlich, hinten mässig eingeschnürt, fein und 
mässig dicht punktirt, im Grunde äusserst fein chagrinirt, daher wenig glänzend, 
der Längsdurchmesser der Augen viel kürzer als die Schläfen, diese unten kräftig 
gerandet. Fühler schlank und ziemlich kräftig, ihr zweites und drittes Glied 
gleich lang, das vierte nicht quer, die folgenden etwas breiter werdend, die vor- 
letzten aber nur schwach quer, das Endglied so lang als die zwei vorhergehenden 
zusammengenommen. Halsschild um beiläufig ein Drittel breiter als lang, vor 
der Mitte am breitesten, nach rückwärts schwach verengt, mit in der Anlage 
deutlich stumpfen, an der Spitze verrundeten Hinterecken, in der Mittellinie 
deutlich gefurcht, mässig stark und dicht, deutlich gekörnt punktirt. Flügeldecken 
nur wenig länger als der Halsschild, sehr dicht und ziemlich kräftig gekörnt 
punktirt, innerhalb der Hinterecken am Hinterrande scharf ausgebuchtet. Hinter- 
leib gleichbreit, am Grunde der ersten vier vollkommen freiliegenden Dorsal- 
segmente ziemlich tief quer eingedrückt, in den Querfurchen ziemlich stark, sonst 
feiner, aber dicht, hinten etwas weitläufiger punktirt. — Länge 4 mm. 

Geschlechtsunterschiede treten an dem einzigen mir vorliegenden Thiere 
nicht auf. 


2. Ocyusa mirabilis nov. spec. 


Am nächsten mit Ocyusa (Eurylophus) grandiceps Sahlbg. verwandt, von 
dieser durch schmäleren Kopf und Halsschild, viel schlankere, längere Fühler 
und viel feiner und weitläufiger punktirte Flügeldecken verschieden. 


Tiefschwarz, nur die Knie und die Tarsen etwas lichter, matt glänzend, 
sehr fein und spärlich behaart. Kopf deutlich schmäler als der Halsschild, so 
lang als breit, rundlich, hinten ziemlich stark halsförmig abgeschnürt, im Grunde 
äusserst fein chagrinirt, daher nur matt glänzend, auf der Mitte der Scheibe 
fast unpunktirt, sonst sehr fein und wenig dicht punktirt. Die Augen ziemlich 
gross, ihr Längsdurchmesser so lang als die Schläfen hinter denselben. Fühler 
sehr lang und schlank, alle Glieder deutlich länger als breit, das dritte von dem 
zweiten an Länge kaum verschieden, das Endglied wenig länger als das vor- 
letzte. Halsschild nur wenig breiter als lang, an den Seiten vorne gerundet, 


108 Max Bernhauer. 


nach rückwärts ziemlich geradlinig, aber nur schwach verengt, die Ecken abge- 
rundet, ebenso wie der Kopf äusserst fein chagrinirt, daher matt glänzend, fast 
noch feiner als der Kopf und weitläufig punktirt, vor der Basis mit einem ziem- 
lich starken Quereindruck, in der Mittellinie undeutlich gefurcht. Die umge- 
schlagenen Seiten sind bei seitlicher Ansicht deutlich sichtbar. Flügeldecken viel 
länger als der Halsschild, viel stärker und dichter als der letztere, etwas rauh 
punktirt, im Grunde sehr fein netzartig gewirkt, mit mattem Glanze, am Hinter- 
rande innerhalb der Hinterwinkel deutlich ausgebuchtet. Hinterleib gleichbreit, 
an der Basis der vier ersten freiliegenden Dorsalsegmente stark quer eingedrückt, 
äusserst fein chagrinirt und ausserdem sehr fein und ziemlich weitläufig punktirt. 
— Länge 3'838 mm. 
Geschlechtsunterschiede treten nicht besonders hervor. — Zwei Stücke. 


3. Ocyusa grossa nov. spec. 


Der vorigen Art in Grösse, Farbe und Gestalt äusserst ähnlich, jedoch mit 
deutlich kürzeren Fühlern und viel kürzeren Flügeldecken; vielleicht nur eine 
brachyptere Form der mirabilis. Die vorletzten Fühlerglieder sind nicht länger 
als breit oder schwach quer, die Flügeldecken nicht oder kaum länger als der 
Halsschild. In allen anderen Körpertheilen ist die Aehnlichkeit eine so grosse, 
dass ich von einer weiteren Beschreibung absehen kann. 


4. Atheta (Oreostiba Ganglb.) oreophila nov. spec. 


Mit Atheta tibialis Heer nahe verwandt, mit ihr in der Grösse der Augen 
und der Kürze der Flügeldecken übereinstimmend, durch den breiteren Kopf, 
die stärkeren Fühler und die Geschlechtsauszeichnung des Z' aber leicht zu 
unterscheiden. 

Schwarz, wenig glänzend, die Spitze des Hinterleibes etwas heller, die 
Flügeldecken rothbraun, die Beine und die Wurzel der Fühler röthlichgelb. Kopf 
wenig schmäler als der Halsschild, rückwärts am breitesten, nach vorne deutlich 
verengt, matt glänzend, beim g' vorne zwischen den Augen eingedrückt, sehr 
fein und weitläufig, undeutlich punktirt, mit ziemlich kleinen Augen, die Schläfen 
hinter denselben deutlich länger als ihr Längsdurchmesser, unten nur ganz rück- 
wärts kurz gerandet. Fühler gegen die Spitze viel stärker verdickt als bei 
tibialis Heer, ihr ‘drittes Glied viel kürzer als das zweite, das vierte schwach, 
die folgenden allmälig stärker quer, die vorletzten ungefähr 1’/;mal so breit als 
lang, das Endglied etwas kürzer als die zwei vorhergehenden zusammengenommen. 
Halsschild so breit als die Flügeldecken, quer viereckig, nur um ein Drittel 
breiter als lang, die Seiten ziemlich gerade, nach rückwärts kaum verengt, äusserst 
fein chagrinirt, daher nur wenig glänzend, überall sehr fein und mässig dicht 
punktirt und fein behaart. Flügeldecken nicht länger als der Halsschild, deut- 
lich stärker und dichter als der Halsschild punktirt, matt glänzend, innerhalb der 
Hinterwinkel nicht ausgebuchtet, fein pubesecent. Abdomen nach hinten nicht 
verengt, an der Basis der drei ersten freiliegenden Dorsalsegmente deutlich quer 


Neue Staphyliniden aus Centralasien. 109 


eingedrückt, vorne fein und mässig dicht, hinten weitläufiger, am siebenten 
Dorsalsegmente spärlich punktirt, fast glatt. — Länge 2°2—2'5 mm. 


Beim g’ ist das achte Dorsalsegment vierzähnig, die seitlichen Zähne 
sind sehr stark entwickelt, aber an der Spitze stumpf. Es erscheint dadurch 
das achte Dorsalsegment halbkreisförmig ausgeschnitten. Am Grunde des Aus- 
schnittes befinden sich die zwei inneren, kleineren, an der Spitze abgerundeten 
Zähnchen. 


Beim ® das achte Dorsalsegment etwas gerundet abgestutzt, das sechste 
Bauchsegment etwas vorgezogen. 
Einige Stücke. 


5. Atheta (Dimetrota) altaica nov. spec. 


In der Körpergestalt, Färbung und der rauhen Punktirung des Vorder- 
körpers der Atheta subrugosa Kiesw. täuschend ähnlich, von ihr aber durch 
etwas stärkere Fühler, die viel dichtere Punktirung des Hinterleibes, sowie durch 
die Geschlechtsauszeichnung des ' verschieden. 


Schwarz, matt, die Flügeldecken schwarzbraun oder dunkelbraun, die Beine 
röthlichgelb mit dunkleren Schenkeln, der Vorderkörper mit leichtem Bronze- 
schimmer. Kopf viel schmäler als der Halsschild, breiter als lang, mässig fein 
und ziemlich dicht, rauh punktirt, im Grunde deutlich chagrinirt, mit ziemlich 
grossen Augen, deren Längsdurchmesser länger als die Schläfen sind. Fühler 
schlank, ihr drittes Glied deutlich länger als das zweite, gegen die Spitze ver- 
diekt, das vierte so lang als breit, die folgenden an Breite wenig zunehmend, 
die vorletzten Glieder schwach, aber deutlich quer, das Endglied fast so lang 
als die beiden vorhergehenden zusammengenommen. Halsschild deutlich schmäler 


- als die Flügeldecken, um die Hälfte breiter als lang, an den Seiten schwach 


gerundet, nach vorne und rückwärts nur sehr schwach verengt, überall sehr 
dieht und ziemlich kräftig rauhkörnig punktirt, in der Mittellinie sehr undeut- 
lich eingedrückt, an den Seiten mit einigen deutlichen Wimperhaaren. Flügel- 
decken um ein Drittel länger als der Halsschild, am Hinterrande innerhalb der 
Hintereecken nicht ausgebuchtet, äusserst dicht und ziemlich stark rauhkörnig 


| punktirt. Hinterleib nach rückwärts deutlich verengt, an der Basis der drei 


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ersten freiliegenden Dorsalsegmente quer eingedrückt, auf diesen drei Segmenten 
fein und sehr dicht, am sechsten (vierten freiliegenden) etwas weniger dicht, am 
siebenten spärlich punktirt, viel glänzender als der Vorderkörper. — Länge 
2:5—3 mm. 

Beim g' ist das achte Dorsalsegment hinten gerade abgestutzt und fein, 
aber sehr deutlich erenulirt, in den Hinterecken befindet sich je ein stärkeres 
Zähnchen, das sechste Ventralsegment wenig vorgezogen. 

Beim @ ist das achte Dorsalsegment flach gerundet, der sechste. Bauch- 
ring kaum vorgezogen. 

In mehreren Exemplaren gefangen. 


110 Max Bernhauer. 


6. Atheta (Dimetrota) allocera Epp. 
(Deutsche Entom. Zeitschr., 1893, S. 34). 


Diese Art wurde von Leder wieder aufgefunden und ist bestimmt eine 
gute. Die von Eppelsheim nach dem damals einzigen weiblichen typischen 
Stücke bekannt gegebenen Unterschiede zu pieipennis sind vollkommen constant. 
Dazu kommt noch die ganz andere Geschlechtsauszeichnung des 5’. Bei diesem 
ist nämlich der Hinterrand des siebenten Dorsalsegmentes deutlich erenulirt, die 
Eekzälmchen etwas stärker, das sechste Bauchsegment etwas vorgezogen. 


7. Atheta (Subgen. Homalota Rey) pachycera Epp. 
(Deutsche Entom. Zeitschr., 1893, S. 29). 


Diese Art wurde irrthümlicher Weise von Eppelsheim als Ziogluta be- 
schrieben. Gegen die Einreihung in das Subgen. Liogluta spricht schon der 
ganze Habitus, insbesondere aber die gegen die Spitze stark verdiekten Fühler, 
die sehr stark queren vorletzten Fühlerglieder, sowie die Breite des Halsschildes, 
welcher bei Liogluta höchstens um ein Drittel breiter als lang ist, während er 
bei pachycera Epp. um die Hälfte breiter als lang ist. 

Diese Art ist vielmehr meiner Ansicht nach nur in das Subgenus Homa- 
lota Rey zu stellen, in welches dieselbe infolge des gleichbreiten Körpers, der 
Fühler und der Halsschildbildung am natürlichsten passt; sie zeigt in dieser Unter- 
gattung am meisten Verwandtschaft mit ebenina Rey, von welcher sie aber schon 
allein durch die nunmehr bekannt gewordene Geschlechtsauszeichnung des g' 
leicht zu trennen ist. Herrn Hans Leder ist es nämlich gelungen, einige 
der schönen Art aufzufinden, und gebe ich hiermit eine Beschreibung der Ge- 
schlechtsauszeichnung. 

Beim 5’ besitzt das siebente Dorsalsegment in der Mitte des Hinterrandes 
zwei scharfe, durch eine bogenförmige breite Ausbuchtung getrennte Zähnchen. 
Am Grunde der Ausbuchtung befindet sich ein etwas kleineres, ebenfalls spitziges 
Zähnchen. Die Seiten des Segmentes sind jederseits von einem breiten, von den 
Mittelzähnchen durch einen Einschnitt getrennten, gegen die Spitze scharf spitzig 
verlaufenden Zahn begrenzt, welcher nach aussen und oben einen stark zahn- 
förmigen Vorsprung besitzt, wodurch die Seiten des Segmentes etwas ausgehöhlt 
erscheinen. Bei einem der 5’ fehlt der innerste kleinste Zahn, so dass die beiden 
Mittelzähne unmittelbar durch die bogenförmige Ausrandung vereinigt erscheinen. 

Beim ® ist das siebente Dorsalsegment hinten abgerundet, das sechste 
Bauchsegment nicht vorgezogen. 


8. Atheta (Xenota Rey) Lederi nov. spec. 


Durch die kurzen, den Halsschild an Länge kaum übertreffenden Flügel- 
decken und den nach vorne verschmälerten, nach rückwärts mehr oder weniger 
erweiterten Körper der Atheta myrmecobia Kr. ähnlich, aber durch viel schlankere, 


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Neue Staphyliniden aus Centralasien. 111 


längere Fühler, grösseren Kopf, die im Verhältnisse zum übrigen Körper hellen 
Flügeldecken und die fast doppelt so grosse Körpergestalt leicht zu unterscheiden. 

Schwarz, die Flügeldecken braungelb, die Wurzel der dunkelbraunen Fühler 
mehr oder minder bräunlichgelb, die Beine hellgelb. Kopf beträchtlich schmäler 
als der Halsschild, nach vorne etwas verengt, quer, deutlich, aber sehr fein und 
mässig dicht, in der Mitte viel weitläufiger punktirt, der Längsdurchmesser der 
Augen länger als die Schläfen, diese unten fast bis zur Mitte deutlich gerandet. 
Fühler ziemlich lang, dabei aber ziemlich kräftig, ihr drittes Glied so lang als 
das zweite, beim &' schwach verdickt, das vierte so lang als breit, die folgenden 
an Breite etwas zunehmend, die vorletzten beim g' schwach quer, beim 9 fast 
um die Hälfte breiter als lang, das Endglied fast so lang als die zwei vorher- 
gehenden zusammengenommen. Halsschild deutlich schmäler als die Flügeldecken, 
um die Hälfte breiter als lang, an den Seiten ziemlich gerade, nach hinten nicht, 
nach vorne meist etwas verengt, die Ecken stumpf verrundet, auf der Scheibe 
flacher als bei myrmecobia, mit schwacher, nach vorne erloschener Mittelfurche, 
seitlich mit einigen Wimperhaaren, überall sehr fein und mässig dicht punktirt, 
fein und spärlich grau behaart, wenig glänzend, die umgeschlagenen Seiten des 
Halsschildes bei seitlicher Ansicht deutlich sichtbar. Flügeldecken nicht oder 
kaum länger als der Halsschild, deutlich stärker und dichter als dieser punktirt, 
innerhalb der Hinterwinkel nicht ausgerandet, auf der Scheibe meist wie bei 
myrmecobia mit einem deutlichen Schrägeindrucke vor den Hinterecken. Hinter- 
leib nach hinten meist deutlich etwas erweitert, an der Basis des dritten bis 
fünften Dorsalsegmentes deutlich quer eingedrückt, fein und mässig dicht, am 
sechsten Segmente weitläufiger, am siebenten einzeln punktirt. — Länge 
3—9'4 mm. 

Beim g' ist das siebente Dorsalsegment fast gerade abgestutzt, das sechste 
Ventralsegment deutlich vorgezogen, an der Spitze gerundet. 

Beim ® ist das siebente Dorsalsegment in der Mitte schwach ausgebuchtet, 
das sechste Bauchsegment kaum vorgezogen. 

In Anzahl gefangen. 


9. Atheta (Metaxya) Bang-Haasi nov. spec. 


Ganz von der Farbe und ziemlich von der Gestalt der Atheta Brisouti 
Gemm. und von derselben durch viel kürzere Flügeldecken, viel feiner und un- 
bestimmter punktirte Flügeldecken und dichter punktirtes Abdomen abweichend. 


Schwarz, die Beine schmutzig röthlichgelb, die Schenkel dunkler, die 
Fühler ganz schwarz, Körper wenig glänzend, fein pubescent, mit vollkommen 
entwickelten Flügeln. Kopf viel schmäler als der Halsschild, breiter als lang, 
sehr fein und unbestimmt punktirt, mit ziemlich grossen Augen, deren Längs- 
durchmesser länger als die Schläfen ist, diese hinten deutlich gerandet. Fühler 
ziemlich schlank, das dritte Glied etwas kürzer als das zweite, das vierte länger 
als breit, die folgenden allmälig breiter, die vorletzten schwach quer, das Endglied 
so lang als die zwei vorhergehenden zusammengenommen. Halsschild deutlich 


112 Max Bernhauer. 


schmäler als die Flügeldecken, nur ungefähr um ein Drittel breiter als lang, an 
den Seiten nur wenig gerundet, nach vorne und rückwärts kaum verengt, mit 
abgerundeten Winkeln, äusserst fein und dicht, schwer sichtbar punktirt, wenig 
glänzend, in der Mittellinie ungefurcht. Flügeldecken wenig, kaum um ein 
Viertel länger als der Halsschild, sehr fein und sehr dieht punktirt, wenig glän- 
zend, am Hinterrande vor den Hinterwinkeln sehr sanft ausgeschweift. Hinter- 
leib gleichbreit, an der Basis des dritten bis fünften Dorsalsegmentes quer nieder- 
gedrückt, vorne ziemlich dicht und fein, besonders am sechsten Segmente viel 
dichter punktirt als bei Brisouti Gemm., am siebenten Segmente mit feinen 
Punkten weitläufig besetzt. — Länge 2:5 mm. 

Beim @ ist das siebente Dorsalsegment und das sechste Bauchsegment an 
der Spitze gerundet, letzteres nicht vorgezogen. 

Zwei weibliche Stücke. 


10. Atheta (Metaxya) difficulta nov. spec. 


Mit der vorigen Art vielleicht am nächsten verwandt, von derselben durch 
breiteren Kopf und Halsschild, stärker quere vorletzte Fühlerglieder, noch un- 
bestimmtere Punktirung und die ganz schwarzen Beine verschieden. Möglicher 
Weise ist diese Art, welche sich durch einen schwachen Erzschimmer auf dem 
Vorderkörper auszeichnet, in das Subgenus Dimetrota zu stellen, mit welchem 
sie die lose gegliederten Fühler gemein hat; bei den wenigen bisher bekannten 
Exemplaren ist jedoch der Hinterleib vollkommen gleichbreit, so dass ich den 
neuen Käfer in das Subgenus Metaxya verweisen musste. 


Einfärbig tiefschwarz, auf dem Vorderkörper mit schwachem Erzglanze, 
wenig glänzend, sehr fein und spärlich pubescent. Kopf wenig schmäler als der 
Halsschild, breiter als lang, sehr fein und unbestimmt punktirt, beim g’ mit 
einem breiten, hinten kurz gefurchten Eindrucke. Augen ziemlich klein, aber 
vorragend, ihr Längsdurchmesser fast kürzer als die Schläfen hinter denselben, 
diese hinten nur sehr kurz gerandet. Fühler mässig schlank, locker gegliedert, 
ihr drittes Glied so lang als das zweite, das vierte kugelig, so lang als breit, 
die folgenden allmälig breiter werdend, die vorletzten deutlich quer, nicht ganz 
um ein Drittel breiter als lang, das Endglied kleiner als die zwei vorhergehenden 
zusammengenommen. Halsschild deutlich schmäler als die Flügeldecken, um die 
Hälfte breiter als lang, mit sanft gerundeten Seiten, nach hinten nur sehr wenig 
verengt, äusserst fein und dicht, kaum sichtbar punktirt, ohne Andeutung einer 
Mittelfurche, gleichmässig sanft gewölbt. Flügeldecken um ein Drittel länger 
als der Halsschild, äusserst fein und sehr dicht, etwas weniger unbestimmt als 
der Halsschild punktirt, am Hinterrande vor den Hinterecken sehr sanft ausge- 
schweift. Hinterleib gleichbreit, am Grunde der drei ersten freiliegenden Dorsal- 
segmente quer eingedrückt, fein und ziemlich dicht, hinten viel weitläufiger 
punktirt. — Länge 2°5—2'7 mm. 

Beim Z ist das achte Dorsalsegment gerade abgestutzt, das sechste Ventral- 
segment stark vorgezogen, an der Spitze breit gerundet, 


Neue Staphyliniden aus Centralasien. 113 


Beim 9 ist das achte Dorsalsegment gerundet, das sechste Bauchsegment 
nicht vorgezogen. 


11. Atheta (Phylhygra) lioglutoides nov. spec. 


Fast doppelt so gross als Atheta palustris Kiesw., viel dunkler gefärbt, 
glänzender, auf dem Halsschild und den Flügeldecken viel stärker und weitläufiger 
punktirt. 

Schwarz, die Beine mit Ausnahme der pechbraunen Schenkel röthlichgelb, 
ziemlich glänzend, sehr fein und spärlich behaart. Kopf nur wenig schmäler als 
der Halsschild, sehr fein und unbestimmt punktirt, ziemlich glänzend, gleich- 
mässig gewölbt, breiter als lang, der Längsdurchmesser der Augen viel kürzer 
als die Schläfen, diese hinten deutlich gerandet. Fühler gegen die Spitze deut- 
lich verdickt, das dritte Glied kaum kürzer, aber schmäler als das zweite, das 
vierte deutlich, das fünfte schon stark quer, die folgenden allmälig breiter wer- 
dend, die vorletzten fast doppelt so breit als lang, das Endglied fast länger als 
die zwei vorhergehenden zusammengenommen. Halsschild deutlich schmäler als 
die Flügeldecken, um ein Drittel breiter als lang, an den Seiten ziemlich gerade, 
nach vorne kaum, nach hinten sehr wenig verengt, seitwärts schwach bewimpert, 
auf der Oberseite mässig fein und mässig dicht, deutlich rauh punktirt, in der 
Mittellinie mit sehr schwacher Andeutung einer Mittelfurche vor dem Schildchen, 
die umgeschlagenen Seiten bei seitlicher Ansicht deutlich sichtbar. Flügeldecken 
ungefähr um ein Drittel länger als der Halsschild, ebenso stark, aber viel dichter 
als der letztere, deutlich rauh punktirt, innerhalb der Hinterecken sanft ausge- 
buchtet. Hinterleib ziemlich gleichbreit, am Grunde der drei ersten freiliegenden 
Dorsalsegmente quer eingedrückt, sehr fein und weitläufig hinten einzeln punktirt. 
— Länge 3 mm. 

Es liegt mir nur ein einziges Stück vor, dessen Geschlecht ich infolge der 
schlechten Präparirung der Hinterleibsspitze nicht feststellen kann. 


12. Atheta (nov. subgen. Tachynota) thinodromoides Reitt. i. 1. n. sp. 


Das auf die neue Art aufgestellte Subgenus Tachynota steht dem Sub- 
genus Aloconota am nächsten, ist jedoch von demselben durch den Mangel der 
Geschlechtsauszeichnung am siebenten Dorsalsegmente des J', die Bildung der 
Hinterbrust und das eingedrückte sechste Dorsalsegment, von Hydrosmecta durch 
die gerandeten Schläfen und das nicht dicht punktirte siebente Dorsalsegment, 
sowie durch den Quereindruck am sechsten Segmente verschieden. Der Fortsatz 
der Mittelbrust ist kurz, rechteckig, zwischen die Mittelhüften kaum eintretend, 
diese weit getrennt. 

Die neue Art ist tief schwarz, die Beine pechbraun, bisweilen die Schienen 
heller, die Tarsen röthlichgelb, die Fühler an der Wurzel dunkelbraun bis braun- 
roth, gegen die Spitze rostroth bis bräunlichgelb, der ganze Körper matt glänzend, 


sehr fein, am Vorderkörper ziemlich dicht, am Hinterleib spärlich gelblichgrau 
behaart. 


Z.B. Ges. Bd. LI. fe) 


114 Max Bernhaner. 


Kopf gross, kaum schmäler als der Halsschild, quer, viel breiter als lang, 
äusserst fein, kaum sichtbar punktirt, matt glänzend, mit stark vorragenden 
grossen Augen, deren Längsdurchmesser länger als die Schläfen, diese unten 
rückwärts deutlich gerandet. Auf der Stirne zwischen den Augen befindet sich 
ein beim Q schwacher, beim g’ stärkerer Eindruck, welcher sich beim g' nach 
hinten in eine Längsfurche fortsetzt. Die Fühler sehr lang und schlank, den 
Hinterrand der Flügeldecken weit überragend, gegen die Spitze nicht verdickt, 
das dritte Glied länger als das zweite, sehr gestreckt, die mittleren mehr als 
doppelt so lang als breit, die vorletzten deutlich länger als breit, das Endglied 
etwas länger als das vorletzte. Halsschild viel schmäler als die Flügeldecken, 
kaum um ein Drittel breiter als lang, im vorderen Viertel am breitesten, von da 
nach rückwärts schwach, etwas ausgeschweift verengt, vor dem Schildehen mit 
einem deutlichen Eindruck, welcher sich beim Z' nach vorne in eine Mittelfurche 
fortsetzt, auf der Oberseite äusserst fein und sehr dicht punktirt, die Epipleuren 
von der Seite deutlich sichtbar. Flügeldecken fast um die Hälfte länger als der 
Halsschild, fast ebenso fein und äusserst dicht punktirt. Abdomen nach rückwärts 
schwach verengt, am Grunde des ersten bis vierten vollkommen freiliegenden 
(dritten bis sechsten) Dorsalsegmentes quer eingedrückt, vorne mässig fein und 
mässig dicht, am sechsten Segmente sehr weitläufig, am siebenten einzeln punk- 
tirt, im Grunde äusserst fein chagrinirt. — Länge 34mm (J') bis 45 mm (9). 

Beim 4‘ ist das achte Dorsalsegment in der Mitte deutlich ausgerandet, 
das sechste Ventralsegment dreieckig schmal vorgezogen, an der Spitze gerundet. 
Die Hinterbrust hufeisenförmig eingedrückt, in der Mitte des Eindruckes von 
zwei erhabenen Linien durchzogen. 

Beim @ ist das achte Dorsalsegment an der Spitze der ganzen Breite 
nach bogenförmig ausgeschnitten, das sechste Bauchsegment nicht vorgezogen. 

Die mir vorliegenden wenigen Stücke stammen von Aulie Ata in Turkestan, 


13. Phloeocharis gigantea noy. spec. 


Durch die tief schwarze Färbung und die Grösse leicht kenntlich. Von der 
Gestalt der Phloeocharis subtilissima Mannh., aber gut fünf- bis sechsmal grösser. 

Tief schwarz, nur die Flügeldecken etwas braun durchscheinend, die 
Schienen und Tarsen dunkel röthlichgelb, überall fein grau pubescent. Kopf viel 
schmäler als der Halsschild, sehr stark quer, hinten mässig eingeschnürt, fein 
und mässig dicht punktirt, mit ziemlich grossen Augen und kurzen Schläfen, die 
Fühler so lang als Kopf und Halsschild zusammengenommen, das dritte Glied 
fast länger als das zweite, die vorletzten schwach quer, das Endglied so lang als 
die zwei vorhergehenden zusammengenommen. Halsschild kaum schmäler als 
die Flügeldecken, etwas mehr als um ein Drittel breiter als lang, hinter der 
Mitte am breitesten, von da nach rückwärts wenig, nach vorne stärker in sanftem 
Bogen verengt, gewölbt, mässig fein und dicht rauh punktirt. Flügeldecken nur 
wenig länger als der Halsschild, fast feiner, aber viel diebter punktirt als der 
letztere, am Hinterrande innerhalb der Hinterecken deutlich schwach ausgerandet, 


Neue Staphyliniden aus Centralasien. 115 


Hinterleib ziemlich gleichbreit, an der Basis des dritten bis fünften (ersten bis 
dritten vollkommen freiliegenden) Segmentes quer eingedrückt, fein und dicht, 
hinten weniger dicht punktirt. — Länge 3 mm. 

Ein einziges Exemplar vom Altaigebirge. Vielleicht gehört diese Art 
einem neuen Genus an. 


Ueber die Dipterenfaunen, 


mit besonderer Berücksichtigung von Prof. G. Strobl’s 
Dipterenfauna von Bosnien, Hercegovina und Dalmatien. 


Von 


Josef Bischof. 


(Eingelaufen am 3. Jänner 1901.) 


Durch die Publieation: „Ueber die sogenannten Localfaunen* von Anton 
Handlirsch in diesen „Verhandlungen“ wurde ich angeregt, auch die faunisti- 
schen Arbeiten auf dem Gebiete der Dipterologie näher zu prüfen. Leider ist 
es mit diesen noch schlechter bestellt als mit den Faunen über andere Inseceten- 
ordnungen. Der Hauptfehler, warum die Faunen für den Fachmann fast gänz- 
lich unbrauchbar sind, ist meiner Ansicht nach der, dass die Verfasser derselben 
mit geringen Vorkenntnissen, mangelnder Literatur und nur spärlichem Materiale 
sofort an die schwierige Aufgabe gehen, die gesammten Dipteren eines Landes 
bearbeiten zu wollen. Jeder glaubt, in 1—2 Jahren sich die Formenkenntniss 
erworben zu haben, alle Arten richtig bestimmen zu können. Die Folge davon 
sind eine Unzahl neuer Arten, die wieder eingezogen werden müssen, eine Menge 
falsch bestimmter Arten und daher auch sehr viele Bemerkungen zu diesen, wo- 
durch der wirklich wissenschaftlich Arbeitende oft abgeschreckt wird, eine Gruppe 
zu bearbeiten. Sucht er sich mit vieler Mühe und Zeitvergeudung durch die 
Literatur durchzuarbeiten, so hat er nicht den geringsten Vortheil davon, da er 
ja schon vom Anfange an das Vorkommen der gewöhnlichen Arten in der Gegend, 
über welche die Fauna handelt, annehmen konnte, die interessanten Formen 
jedoch grösstentheils als falsch bestimmt auszuscheiden sind. Ignorirt man da- 
gegen diese Arbeiten, so fühlen sich die betreffenden Autoren beleidigt und man 
hat dann oft langwierige Zeitungspolemiken auszufechten. 

Dieser Fehler trifft bei der Fauna, die ich heute besprechen will, zwar 
nicht zu, da Herr Prof. Strobl schon lange sich mit Dipterologie beschäftigt, 
dafür hat dieselbe einen anderen, nicht minder erheblichen Fehler. Der Autor 
steht in dieser Arbeit auf dem strengsten conservativen Standpunkt, dass nur 
das Alte gut sei, das Neue aber abzulehnen ist. Darum bearbeitet er auch die 
Dipteren Bosniens, der Hercegovina und Dalmatiens nach Schiner’s „Fauna 

8*+ 


116 Josef Bischof. 


austriaca“, obne sich um den später erschienenen „Catalogus“ desselben Autors zu 
kümmern, und er geht ohne Verständniss über die seither erschienenen grund- 
legenden systematischen Arbeiten des Herrn Prof. Brauer hinweg, obwohl diese 
von allen anderen Dipterologen anerkannt wurden und auch schon einigemale 
mit geringen, unwesentlichen Aenderungen unter fremdem Namen erschienen. 
Dies geschieht jedoch nur bei solchen „umstürzlerischen“ Arbeiten, einige neuere 
Arbeiten wurden doch benützt, so die von Becker, Kowarz, Stein, Mik und 
Anderen, jedoch nur insoweit sie sich auf Arten beziehen. Gattungen wurden 
sehr wenig neuere aufgenommen, lieber wurden die alten, heterogene Formen 
enthaltenden Gattungen beibehalten. Schon aus diesem Grunde ist diese Fauna 
daher für den Fachmann unbrauchbar oder mindestens für die Benützung 
minderwertbig. 

Ein zweiter Fehler ist die Aufstellung der Varietäten, die der Autor be- 
sonders zu lieben scheint. Die geringsten Farbenunterschiede, ja sogar unaus- 
gefärbte, respective reife und als solche auch erkannte Stücke werden unter einem 
neuen Namen und dem Zusatze var. beschrieben. Das führt denn doch zu weit. 

Da hier jedoch nicht der Raum ist die einzelnen Fehler dieser Arbeit 
aufzuzäblen, will ich mich darauf beschränken, nur einige Stichproben zu geben 
und diese zu besprechen. Ich erkläre jedoch schon jetzt, dass diese ganze Be- 
sprechung nicht nur für die vorliegende Arbeit gilt, sondern dass sie so ziem- 
lich auf die meisten Dipterenfaunen, die in der letzten Zeit in Oesterreich er- 
schienen, passt. Herr Prof. Strobl möge daher meiner vollsten Hochschätzung 
seiner Person und seiner Fachkenntnisse überzeugt sein. Als jüngst erschienene 
Fauna habe ich mir seine Arbeit zur Basis meiner Ausführungen genommen. 

Sargus bipunctatus Scop. Für diese Art wurde von Loew in diesen 
„Verhandlungen“, V, 8. 131 die Gattung Chrysonotus aufgestellt, daher hätte 
sie hier berücksichtigt werden sollen. Heterogenes kann nicht vereinigt bleiben, 
auch wenn Schiner dies gethan hat. Schiner hat so viel geleistet, dass man 
beruhigt das bessere Neue, oder hier Aeltere, annehmen kann, ohne dem Ansehen 
dieses berühmten Dipterologen zu schaden. 

Actina tibialis gehört in die Gattung Chlorisops Rdi. 

Odontomyia viridula F. Rondani hat für diese Art die Gattung Oplo- 
donta errichtet, die auch in Brauer’s Zweiflügler des kais. Mus., II aufgenommen 
ist. Diese Arbeit ist jedoch ignorirt worden. 

Zu Hemerodromia monostigma muss ich bemerken, dass ich die Ansicht 
des Autors vollkommen theile. Ein Vergleich der Typen von monostigma und 
stigmatica hat ergeben, dass die Genitalien beider Arten gleich gebildet sind. 

Bei der Gattung Ardoptera stellt der Autor zwei haltlose Varietäten auf, 
nämlich nigrohalterata, mit schwarzen Schwingern, während die Stammform 
schwarzbraune Schwinger hat, und albohalterata, mit weissen Schwingern. 

Anthepiscopus Ribesii var. nigripes Strobl. Bei dieser Varietät erklärt der 
Autor, dass das von Becker beschriebene Z' wahrscheinlich noch unreif war. 
Trotzdem stellt er eine neue Varietät auf, nämlich die ausgefärbte Form. Dies ist 
zu weit gegangen. Unreife, männliche Formen sind bei den Odonaten doch ganz 


Ueber die Dipterenfaunen. 117 


anders gefärbt als reife, und doch wird es keinem ernsten Forscher einfallen, 
dieselben als Varietäten (sondern höchstens als Jugendformen) zu beschreiben. 
Warum die Dipterologen unreife Formen neu beschreiben sollen, ist mir unklar, 
und noch mehr, dass man sie neu benennen soll. Man kann doch nicht Alters- 
unterschiede, z. B. blonde und weisse Haare bei Jungen und Alten, als Varietäten 
des Menschengeschlechtes ansehen. 

Chilosia Schnabli Becker. Bei dieser Art stellt der Verfasser eine Varietät 
auf, die er jedoch zum Schlusse für eine Varietät von impressa Loew erklärt. 
Dieser Vorgang, abgesehen von der Aufstellung der Varietät überhaupt, ist unklar. 
Entweder die eine oder die andere Art. Meiner Ansicht nach hätte dies ja leicht 
festgestellt werden können, da Becker morphologische Merkmale zur Unter- 
scheidung der Arten festgestellt und durch seine zahlreichen Zeichnungen den 
Vergleich sehr erleichtert hat. Herr Prof. Strobl erklärt weiters bei der Ch. 
correcta, dass er bei dieser äusserst schwierigen Gattung (sie ist es nicht mehr, 
da ja eine auf morphologischen Merkmalen basirende, sehr gute Monographie 
vorhanden ist) keine neuen Arten aufstellen will. Durch seine Varietäten bringt 
er jedoch mehr Unklarheit in diese Gattung, als durch Aufstellung einer neuen 
Art, die man ja durch die genaue Beschreibung als solche oder als eine schon 
bekannte sofort erkennen würde. 

Bei Lathyrophthalmus sepuleralis L. zieht der Verfasser die Gattung 
Lathyrophthalmus Mik ein, da die Merkmale, auf denen sie basirt, nicht con- 
stant sind, und will den Namen höchstens als Sectionsnamen gelten lassen. Alle 
Stücke, die ich von sepulcralis bis jetzt zu sehen bekam, hatten die Merkmale 
der Gattung Lathyrophthalmus. Die zwei Stücke, die Herr Prof. Strobl in 
Radkersburg fing, haben diese vielleicht durch Eintrocknen verloren oder sie 
sind nicht so deutlich ausgeprägt wie bei allen anderen Stücken. Sollten jedoch 
die Merkmale nicht constant sein, so könnte Lathyrophthalmus auch nicht als 
Sectionsname verwendet werden, sondern müsste überhaupt fallen. 

Bei der XVIII. Familie: Oestridae sagt der Autor selbst, dass sie als 
Unterfamilie zu den Musciden gerechnet werden muss. Man sieht daraus, zu 
welcher vollständigen Verwirrung des Systems es führt, wenn man die vor- 
handenen Arbeiten in systematischer Richtung ignorirt und alle Arten nach der 
jedenfalls bequemeren Anordnung Schiner’s anführt, da ja Schiner’s Fauna 
austriaca das einzige vollständige Werk über die bis 1862, respective 1864 be- 
kannten österreichischen Dipteren ist. Da aber in den letzten 36 Jahren andere 
bessere Arbeiten auch erschienen, die ja Schiner in seinem Catalogus schon theil- 
weise benützt hat, so hätten doch diese dem Autor zur Vorlage dienen sollen, und 
nicht veraltete. Man muss doch endlich mit dem schlechten Alten brechen und 
das allgemein anerkannte Gute annehmen. Der Autor steht in dieser Hinsicht 
ganz allein auf seinem Standpunkte, keiner der neueren Autoren, ja selbst Schiner 
in späteren Jahren, benützt noch Schiner’s Dipterensystem, sondern alle das- 
jenige von Brauer. Solche bewusste Attentate auf die Systematik können nicht 
oft und nachdrücklichst genug zurückgewiesen werden. Es ist dies Pflicht eines 
jeden Forschers. 


118 Josef Bischof. 


Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch darauf hinweisen, dass die Cono- 
piden keine Familie, wie der Autor sie nennt, bilden, sondern nur eine Untergruppe 
der Muscaria holometopa. Im Uebrigen verweise ich auf das soeben Gesagte. 

Als XIX. Familie führt Prof. Strobl die Muscidae auf mit den Unter- 
abtheilungen Muscidae calypterae und acalypterae. Der Autor hätte hier ganz 
besonders von dieser Untertheilung absehen sollen, da ja doch bekannter Weise 
diese Theilung vollkommen unlogisch ist, denn eine Reihe Muscarien mit stark 
entwickelten Schüppchen, wie Platystoma, werden in die Abtheilung ohne 
Schüppchen gestellt. 

Die Note, die Herr Prof. Strobl dazu gibt, ist zu interessant, so dass ich 
sie hier wiederhole. 

„Nota: Anordnung und Nomenclatur gemäss dem Plane des ganzen Werkes 
— meist nach Schiner. Fast alle Arten wurden ausserdem nach Rnd. (Ron- 
dani, Prodr., III—VI) und B. B. = „Vorarbeiten zu einer Monographie der 
Muscaria schizometopa (excl. Anthomyidae)“, Bd. I, 1889, p. 69—180; II, 1891, 
p. 305—447; III, 1893, p. 89—240; IV, 1894, p. 537—624; V, 1894, p. 447—525, 
bearbeitet. I—IV erschienen in der Wiener Akademie der Wissenschaften, V in 
der zoologisch-botanischen Gesellschaft. Die in Rdi. und B. B. von Schiner’s 
Gattungen abgetrennten neu creirten Gattungen werden meist unter Klammern 
angeführt, womit ich aber nicht behaupten will, dass alle nur als Sectionsnamen 
zu betrachten seien. Für die verhältnissmässig geringe Zahl der bisher im Gebiete 
aufgefundenen Arten und Gattungen der Tachiniden schien es mir auch rathsam, 
die Schiner’sche Gruppirung beizubehalten.“ 

Herr Prof. Strobl erklärt in dieser Note in Einem, dass er die Tachinarien 
nach Rdi. und B. B. bestimmt hat (ich fasse das Wort „bearbeitet“ so auf), dass 
er die neu creirten Gattungen grösstentheils als solche anerkennt, dass er sie 
jedoch in dieser Arbeit nicht als solche anerkennen kann, weil nicht eine ge- 
nügende Anzahl Tachinarien aus Bosnien, Hercegovina und Dalmatien bekannt ist. 

Obwohl ich die Note oft durchlas, verstand ich sie nicht. Auch einige 
Herren, denen ich sie vorlas, konnten mir den Sinn derselben nicht enträthseln. 
Vielleicht ist ein Anderer glücklicher als ich und deutet diese Worte. 

Da ich den Sinn der Note nicht verstehe, muss ich mich an die Folgen 
derselben, an die Gruppirung der Muscaria schizometopa, halten. Da kommen 
natürlich sehr sonderbare Resultate heraus. Auf p. 598 ist eine Tachina grossa L. 
aufgeführt und auf p. 600 eine Tachina rustica. Die erstere gehört in die Sectio 
Tachina, die zweite in die Sectio Eutachina. Tachina sensu Strobl spectabilis 
Mg. ist keine Tachina, auch kein Eutachinid, sondern gehört in die Sectio Masi- 
cera. So geht es fort. Ein Blepharipod wird zu Tachina, eine Paramacronychia 
als Maeronychia, eine Metopia und Sphixapata als Miltogramma u. s. w. gestellt. 

Es wundert mich, dass Herr Prof. Strobl jedoch Gattungen wie Micro- 
tricha Mik, Glaucophana B. B., Admontia B. B., Dolichocolon B. B. etc. ange- 
nommen hat, und nicht wenigstens den Versuch unternahm, diese Gattungen in 
solche Schiner’s einzureihen. Vielleicht wäre es ihm gelungen, er hätte dann 
nicht von dem Plane des ganzen Werkes abgehen müssen. 


Ueber die Dipterenfaunen. 119 


Nach diesen allgemeinen Betrachtungen will ich einige specielle Punkte 
hervorheben. 

Euthera Manni Mik gehört nicht in die Gruppe Phasinae sensu Schin., 
sondern höchstens in die Rondani’s, der bekanntlich die beiden Gruppen Pha- 
sinae Sehin. und Gymnosominae Schin. vereinigte. Nach B. B., III eingereiht, 
wäre diese Schwierigkeit leicht behoben gewesen. 

Tachina B. B. muss es heissen, da Brauer-Bergenstamm früher als 
Wachtl den Gattungsnamen für die typische Form grossa L. verwendeten. 

Pokornya aberrans Str. kann unmöglich zur Gattung Micropalpus gestellt 
werden. Die Gründe dafür sind von B. B., III und V. z.-b. G., 1893 genügend 
erörtert. 

Sisyropa B.B. ist kein Subgenus, sondern eine gute Gattung; zu Exorista 
kann sie nicht gezogen werden. Die Bemerkung bei B. B., II: „zu vergleichen 
ist Parexorista“, wurde vom Autor als Grund genommen, Sisyropa zu einem ' 
Subgenus zu machen. 

Loewia brevifrons Rdi. soll einen langen, starken Aderanhang haben, 
„den kein Autor erwähnt“. Ueber 20 Stücke dieser Art habe ich untersucht und 
keinen Adernanhang gefunden. Auch die typischen Stücke zeigten keine Spur 
eines solchen. 

Hwypostena Schin., non Mg. muss es heissen. Ebenso ist die Art procera 
Schin., non Mg. Meigen’s Hypostena procera ist doch Melanota volvulus Mg., 
F., vide B. B., I. 

Syllegoptera Rdi. wird leider gemäss des ganzen Planes dieser Fauna 
wieder bei den Anthomyiden aufgezählt, obwohl diese Gattung zu den Phytoiden 
gehört und nicht, wie in der Anmerkung steht, zu den Dexinen. 

Auch bei den folgenden Familien und Gattungen ist noch eine reiche 
Anzahl von Varietäten aufgestellt und sind Arten in Gattungen belassen worden, 
die entschieden von diesen abgetrennt werden müssen. Da ich jedoch nur eine 
kleine Probe geben wollte, so genügt das bis jetzt Gezeigte vollkommen zur Be- 
kräftigung meiner im allgemeinen Theile ausgesprochenen Ansichten und Behaup- 
tungen. Es lag mir nur daran, die meiner Ansicht nach verkehrte Richtung zu 
zeigen, in der heute von vielen, selbst tüchtigen Autoren gearbeitet wird. Doch 
darüber ein andermal. 

Betrachten wir diese Fauna nach den drei Gesichtspunkten, die Herr 
A. Handlirsch in seinem Referate aufstellte, so finden wir: 

Dem ersten Punkte, ein natürlich begrenztes Gebiet, entspricht diese Arbeit 
so ziemlich (Karstgebiet). 

Dem zweiten und dritten Punkte aber, der Vollständigkeit und vollkommen 
einwandfreien Bestimmung wird diese Arbeit nicht gerecht, da das Gebiet noch 
zu wenig erforscht ist, die Arbeit demnach ein Beitrag zur Fauna ist, jedoch 
nicht eine Fauna, und man ferner mit dem alten Handbuche Schiner’s allein, 
ohne die neueren morphologischen Arbeiten, richtige Bestimmungen nur sehr 
schwer erzielen kann. 


120 Fr. Fr. Kohl. 


Zur Kenntnis der paläarktischen Diodontus -Arten. 
Von 


Franz Friedrich Kohl. 
(Mit Tafel II.) 


(Eingelaufen am 20. Jänner 1901.) 


An paläarktischen Arten wurden meines Wissens bisher beschrieben und 
bestehen derzeit zu Recht: 


D. minutus Fabrieius, Entom. syst., II, 1793, p. 302, Nr. 32 (= Pemphredon 
minutus Lepell., Encyel. meth. Ins., X, 1825, p. 48, Nr. 2, d', 9). 

D. tristis v. d. Linden, Nouv. mem. Acad. sc. Bruxelles, V, 1829, p. 76, Nr. 1, 
d, ® (= Diodontus pallipes Dahlbom, Hymen. Europ., I, 1845, p. 150, 
Nr. 151 et p. 506, Nr. 3, d', 9; Dahlbomi Thomson, Hymen. Scand., III, 

“= 1874, p. 194, Nr. 1, Z [non 21). 

D. luperus Shuckard (non Dahlbom, Hymen. Europ., I, 1845, p. 506, Nr. 5), 
Essay indig. Fossor. Hymen., 1837, p. 186, Nr. 2, 9, d'. 

D. Dahlbomii A. Morawitz, Bull. Acad. sc. St. Petersb., VII, 1864, p. 461, 
Nr. 44, 9, d (= D.tristis Dahlb. et D. medius Dahlb., Hymen. Europ., 
I, 1845, p. 249, Nr. 149; p. 250, Nr. 150; p. 506, Nr. 1 et 2). 

D. parvulus Radoszkowski, „Passaloecus parvulus“. — Fedtschenko, 
Turkestan Sphegid., 1877, p. 65, Nr. 1, 9, d'. 

D. punicus Ed. Andr6 (Gribodo in litt.), Spec. Hymen. Europ., III, P. 30, 
1888, p. 219, 9. 

D. Handlirschii Kohl, Verh. der k. k. zool.-bot. Ges. in Wien, XXXVIII, 1888, 
8.725, 9, d. 

D. ruficornis F. Morawitz, Horae soe. entom. Ross., XXIV, 1890, p. 612, J'. 

D. hyalipennis Kohl, Ann. des naturh. Hofmus. in Wien, VII, 1892, S. 204, ®. 

D. erassicornis Gribodo, Miscell. entomol., II, 1894, p. 23, Nr. 10, d'. 

D. punicus Gribodo, Miscell. entomol., II, 1894, p. 23, Nr. 11, g', @ (iden- 
tisch mit D. punicus Ed. Andre). 

D. brachycerus Kohl, Ann. des naturh. Hofmus. in Wien, XIII, 1898, 5.91, d,Q. 

D. Schmiedeknechtii Kohl, Ann. des naturh. Hofmus. in Wien, XIII, 1898, 
8. 92,0, 2- 


Die Beschreibung des D. erassicornis Gribodo aus Algier im Jahre 1894 
beschränkt sich auf eine dreizeilige Diagnose („Hymenopterorum novorum dia- 
gnoses praecursoriae*). Eine eingehendere Beschreibung der Art ist bisher 
nicht erfolgt. 

Die Angabe Gribodo’s: „Affinis D. minuto; differt antenmis valde ro- 
bustioribus et nonnihil brevioribus“ könnte die Vermuthung aufkommen lassen, 


En 


Zur Kenntnis der paläarktischen Diodontus -Arten. 191 


dass D. crassicornis möglicher Weise mit D. brachyeerus Kohl identisch sei; 
bei dieser Art sind aber zum Unterschiede von minutus die Schulterbeulen 
schwarz (S', 2); würde dieser Umstand auch bei crassicornis zutreffen, hätte 
Gribodo wohl Erwähnung davon gethan. Auch die Angabe „articulis .... im- 
maculatis* stimmt mit dem g' von brachycerus nicht, weil bei meinen Stücken 
dieser Art die Unterseite der Fühlergeissel rostfarben erscheint. Der Schluss der 
Diagnose: „dorsulo paullulum densius et crassius punctato, interstitüs politis, 
haud coriaceis. g.“ trifft nur in Betreff der Angabe der etwas kräftigeren 
Punktirung und der polirten Beschaffenheit des Dorsulum zu, nicht aber hin- 
sichtlich der Dichte der Punktirung. 


Mir ist nun eine andere Diodontus-Art bekannt, die gleichfalls dieke und 
kurze Fühler hat und insoweit besser mit der Diagnose des D. crassicornis über- 
einstimmt, als ihre Mandibeln gelb sind wie bei dem verglichenen D. minutus 
und auch die Punktirung des Dorsulum etwas dichter und kräftiger ist als bei 
D. minutus, während das Dorsulum im Ganzen glatt ist und glänzt. Aber auch 
diese Art, die das k. k. naturhistorische Hofmuseum in grösserer Anzahl aus 
Egypten und Tunis besitzt und Herr H. Friese von Ivizza kennt, unterscheidet 
sich durch die rostfarbene oder gelbe Unterseite der Fühlergeissel der Männchen. 
Ich bin nun nicht in der Lage, ein entscheidendes Wort darüber zu sprechen, 
ob sie doch mit crassicornis zusammenfällt, glaube aber der Sache mehr zu nützen, 
wenn ich sie unter Hinweis auf die Beziehungen zu crassicornis als neue Art 
genauer beschreibe. 


D. Friesei nov. spec. 

d, 9. Niger. Mandibulae fulvae, , aut luteae, g'. Flagellum subtus 
ferrugineum aut luteum. Tubercula humeralia flava. Alae cinereo-hyalınae. 
Frons et vertex subtilissime alutacea. Dorsulum nitidum. 

D. Flagelli articulus 2dus sesgui longior, quam apice crassior; 3Hus triente 
longior quam crassior. Dorsulum alutaceum, admodum sparse punctulatum. 

dg. Antennae cerassiusculae, articuli flagelli — ultimo excepto — haud 
longiores quam crassiores. Tarsus anticus paulum curvatus; intermedius in 
parte interiore vix curvatus, attamen ad trientem apicalem — non in monstroso 
modo (ut in D. minuto) dilatatus — subincrassatus. Tibiae et tarsı lutea; 
illae ex parte saepe brunnescentes; tibiae posticae ex magna parte plerumque 
fuscae. Dorsulum haud alutaceum, subdense punctulatum. 

Long. 35—6'5 mm (g' 35—5 mm, 9 5—6°5 mm). 

Schwarz. Gelb sind bei den Weibchen die Oberkiefer zum Theile, die 
Flügelschuppen, die Vorderseite der Vorderschienen. Röthlich lehmgelb sind (2) 
zum Theile die Mandibeln, die Flügelschuppen, manchmal auch mehr weniger 
die Schienen und Tarsen, welche indes bei manchen Stücken dunkel rothbraun 
oder sogar grösstentheils schwarzbraun sein können. 

Bei den Männchen sind gelb: Die Oberkiefer, die Schulterbeulen, mitunter 
die Flügelschuppen, die Vorderseite der Vorder- und Mittelschienen, die Basis der 
Hinterschienen, sowie sämmtliche Tarsen. 


122 Fr. Fr. Kohl. 


Die Veränderlichkeit in der Färbung der Beine ist bei den Männchen 
geringer als bei den Weibchen. Die Vorder- und Mittelschienen sind an der 
Hinterseite (Innenseite) braun. Unterseite der Fühlergeissel lehmgelb; Schaft 
schwarz. Flügel leicht gebräunt. 

Bei den Weibchen erscheint Kopf und Dorsulum unter dem Mikroskope 
bei etwa 100facher Vergrösserung sehr fein netzig gerunzelt („alutacea“), ersterer 
auf der Stirne und dem Scheitel sehr mässig dicht punktirt, letzteres meist nur 
ınit vereinzelten Pünktchen besetzt; bei D. minutus sind die Pünktchen auf dem 
Dorsulum doch weniger sparsam. 

Bei den Männchen ist der Kopf ebenfalls mikroskopisch netzartig gerunzelt, 
nicht aber das Dorsulum; dagegen erscheinen Kopf und Dorsulum sehr mässig 
dicht punktirt. Die Punkte sind sowohl bei Männchen als Weibchen unter einer 
Lupe mit zehnfacher Vergrösserung sichtbar, erscheinen aber sehr fein. 

Bei den Weibchen von Ivizza sind die Punkte auf dem Dorsulum zahl- 
reicher als bei den aegyptischen Stücken. 

Die beiden äusseren der drei Kopfschildzähne stehen bei den Weibchen 
beiweitem nicht so weit von einander ab, als je einer von dem benachbarten 
Netzauge. 

Die Fühler des Männchens sind verhältnissmässig kurz, die einzelnen 
Glieder der Geissel mit Ausnahme des letzten — übereinstimmend mit D. brachy- 
cerus und zum Unterschiede von minutus — ungefähr so lang als dick, aber 
gewiss nicht länger. Bei den Fühlern der Weibchen lässt sich kein Unterschied 
zwischen D. minutus F. und D. Friesei feststellen. 

Metatarsus der Vorderbeine bei den Männchen leicht von vorne nach hinten 
gekrümmt, aber nicht ganz in dem Masse wie bei minutus F. (5); der Meta- 
tarsus der Mittelbeine ist bei den Männchen nur ganz unbedeutend und nur von 
gewisser Seite ersichtlich gebogen und am Ende schwach verdickt (Taf. II, Fig. 10), 
bei weitem nicht die fast monströse Bildung zeigend wie das Männchen von D. 
minutus F. (Taf. II, Fig. 9). Bei dem sonst verwandten D. brevicornis K. sind 
der Metatarsus der Vorder- und Mittelbeine als regelmässig zu bezeichnen; das- 
selbe gilt von D. Schmiedeknechtü K. 

Eine schöne neue Art mit gelben Mandibeln sammelte Dr. OÖ. Schmiede- 
kneeht im vorigen Jahre in Palästina (bei Jericho). Diese besonders durch die 
Configuration der Schläfen ausgezeichnete Form sei an dieser Stelle be- 
schrieben: 

D. temporalis Kohl nov. spec. 

©. Niger. Mandibulae ex parte flavae. Tubercula humeralia nigra. Tarsi 
anteriores fulvi, postiei, nigro-fusci. Tibiae in basi rufo-fulvae, anticae ın parte 
anteriore fulvae. Alae brunescenti ad umbratae. Tempora lata forma eximia 
(Taf. II, Fig. 14). Clypei dentes laterales inter se late, id est evidenter plus 
distant, quam ab oculis (Fig. 11). Caput (imprimis frons) et dorsulum dense 
punctulata, inter puncta nec non striatata. Pleurae solito subtilius rugosae, 
Area pygidialis solito angustior (Fig. 13). 

Long. 8 mm. 


Zur Kenntnis der paläarktischen Diodontus -Arten. 123 


Von der Erscheinung des D. tristis v. d. L., Kopf aber etwas grösser. Die 
beiden äusseren Zähne des Kopfschildrandes (Taf. II, Fig. 11) stehen 
verhältnissmässig weit von einander, deutlich weiter als je einer 
vom benachbarten Netzauge. Die beiden Linien, welche man sich 
von den Seitenzähnen gegen die Mitte der Fühlerinsertionsbeulen 
gezogen denkt, convergiren sichtlich. Gesicht breit, Schläfen breit, 
von ungewohnter Configuration (Taf. II, Fig. 14). Die Längenverhältnisse 
der Geisselglieder sind ähnliche wie bei D. minutus F. Zweites Geisselglied um 
ein Drittel seiner Länge länger als am Ende dick. Kopf (besonders die Stirne) 
und das Dorsulum ziemlich dicht punktirt, zwischen den Punkten zeigen sich 
Runzelstreifehen. Bei D. tristis Q, dessen Punktirung etwas gröber ist, fehlen 
die Zwischenrunzeln; auch ist die Punktirung des Dorsulums bei diesem sparsam 
und keineswegs dicht zu nennen. Weniger grob als bei tristis ist auch die 
Runzelung der Mittelbruststückseiten und die Sculptur des Mittelsegmentes. 
Das obere Afterklappenfeld ist verhältnissmässig schmal (Taf. II, Fig. 13), 
schmäler als bei tristis. 


Oberkiefer zum Theile gelb. Schulterbeulen ungefleckt schwarz. 
Vorderschienen vorne lehmgelb, Vorder- und Mitteltarsen hell pechbraun wie die 
Basis der Schienen und die Sporne. Alles Uebrige am Körper ist schwarz, 
wenigstens bei dem einzigen vorhandenen Weibchen. Flügel graubraun getrübt. 

Die Type ist (gleich den Belegstücken zu D. Frriesei) Eigenthum des k. k. 
naturhistorischen Hofmuseums in Wien. 


Dem D. Friesei steht sehr nahe der D. parvulus Radoszk., den ich durch 
Autopsie kenne, da er mir seinerzeit von Radoszkowsky in zwei typischen 
Stücken (Z', 9) mitgetheilt wurde. Eine eingehendere Beschreibung dürfte sich 
empfehlen: 

D. parvulus Radoszk. (= „Passaloecus parvulus“ Radoszk.!). 

Niger. Mandibulae, tegulae et tubercula humeralia flava, tibiae tarsique 
flava, fulvo-variegata 2, aut flava nonnihil albescentia g'. Antennae fulvae; 
scapus marium flavus. Alae fere hyalinae. Caput (g', 2) mieroscopice aluta- 
ceum admodum sparse punctulatum. Dorsulum marium laeve, feminarum quam 
subtilissime alutaceum, utriusque generis punctulis fere microscopieis singulari- 
bus punctatum. Tarsus anticus et intermedius marium paullulum curvatus, 
intermedius ad apicem haud incrassatus. Flagelli articuli marium — ultimo 
excepto — haud longiores quam crassiores. 

Long. 3—4 mm (J' 3 mm, 9 35—4 mm). 

Ist die kleinste mir bekannte Art. Sie ähnelt nicht nur dem D. Friese:, 
sondern auch dem D. minutus; ersterem scheint sie nach der Beschaffenheit der 
Beine und Fühler des Männchens jedoch noch näher zu stehen. Von Friesei 
unterscheidet sich parvulus, abgesehen von der weit geringeren Grösse, 1. durch 
die lehmgelbe Fühlergeissel (Z, 9), durch den hellgelben Fühlerschaft der 
Männchen und den lehmgelben der Weibchen; 2. durch die mikroskopisch feine 
Netzrunzelung der Weibchen. Mit einer gewöhnlichen Lupenvergrösserung ist 


124 Fr. Fr. Kohl. 


diese nicht wahrnehmbar, bei 100facher Vergrösserung aber deutlich. Bei den 
Männchen ist das Dorsulum glatt, ohne Netzrunzelung, hierin mit Friesei über- 
einstimmend. Bei den Männchen und Weibchen zeigen sich auf dem Dorsulum 
bei 100facher Vergrösserung deutliche Punkte; sie stehen aber vereinzelt in noch 
weit geringerer Zahl als bei Friesei. 

Der Kopf (Gesicht, Schläfen, Scheitel) ist in beiden Geschlechtern mikro- 
skopisch fein netzrunzelig, bei den Männchen jedoch viel gröber als bei den 
Weibchen; ausser der Runzelung bemerkt man (bei 100facher Vergrösserung) 
zerstreute, indes deutliche Punkte. Diese sind jedoch immerhin noch so fein, 
dass sie bei 10facher Vergrösserung fast gar nicht und bei 45facher Vergrösse- 
rung nur sehr schwach zu Tage treten. 


Beim ® sind das zweite Geisselglied und wohl auch die folgenden acht 
etwa um ein Viertel ihrer Länge länger als dick. Die Glieder der männlichen 
Fühlergeissel sind zum Unterschiede von D. minutus F. eher kürzer als lang, 
mit Ausnahme des Endgliedes. Der Metatarsus der Vorderbeine beim Männchen 
des D. parvulus ist leicht gekrümmt, der der Mittelbeine fast gerade und zeigt 
nicht die in Taf. II, Fig. 10 ersichtliche Verdickung an der Endhälfte wie etwa 
Friesei. Die Krümmung ist, beiläufig bemerkt, nur von gewisser Seite her be- 
sehen ersichtlich. Beim Weibchen des D. parvulus ist das Endsegment rostroth 
(ob stets?). Die Beschaffenheit des Kopfschildes beim Weibchen kann ich nicht 
wahrnehmen, da er bei dem einzigen vorliegenden Stücke verschmiert ist. Flügel 
fast wasserhell. 

Im Thale Sarafschan, beim Flusse Jaxartes und in Ferghana. 

Dem D. parvulus scheint auch der D. ruficornis F. Morawitz aus Trans- 
kaspien sehr nahe zu stehen; möglicher Weise stellt er sich im Laufe der Zeit als 
Synonym heraus. Da Vielen die Zeitschrift „Horae soc. entomol. Rossicae*, wo 
er beschrieben erscheint, nicht leicht zugänglich ist, so mag hier eine Wieder- 
gabe der Originalbeschreibung gerechtfertigt sein. 


D. ruficornis F. Morawitz. 

„Niger, nitidus, dorsulo laevi, palpis, mandibulis, tegulis, geniculis tibüüs 
tarsisque flavis; antennis testaceis scapo flavo; segmento mediano supra sub- 
tiliter ruguloso, abdominis segmento ultimo ferrugineo. — Long. g' 4 mm. 

Sehr ähnlich D. minutus Fabr., bei diesem ist jedoch das Dorsulum zwar 
sehr fein, aber deutlich punktirt, die Fühler schwarz mit pechbraun gefärbter 
Unterseite der Geissel, die Schulterbeulen und ein Fleckchen auf den bräunlichen 
Flügelschuppen weisslich oder gelb, der Rücken des Mittelsegmentes gröber ge- 
runzelt und das letzte Abdominalsegment schwarz gefärbt. 

Bei Kasandshik am 28. April 1889 von A. v. Semenow gesammelt.“ 

Ueber die Beschaffenheit der Geisselglieder in Betreff ihrer Länge und 
die Bildung der Vorder- und Mitteltarsen erwähnt F. Morawitz leider nichts; 
auch nichts über die subtilere Seulptur des Kopfes; darum ist ein Entscheid in 
der Frage, ob D. parvulus und ruficornis von einander verschieden sind oder 
nicht, unmöglich. 


re u ee ef 


Zur Kenntnis der paläarktischen Diodontus-Arten. 125 


Unter dem grossen Materiale des D. minutus F., welches das k. k. natur- 
historische Hofmuseum in Wien besitzt, sind zwei Weibchen, die ich bei den 
obwaltenden Merkmalen als Vertreter einer neuen Art erkennen muss. 

Sie stammen aus Niederösterreich (Bisamberg bei Korneuburg, J. Kolazy 
leg. 3./VII. 1887 und Dornbach bei Wien, Rogenhofer leg. 1885). Sie sind 
grösser als die grösseren Stücke des D. minutus F., etwa von der Grösse 
des D. tristisv. d. L. Ich nenne sie: 

D. major Kohl nov. spee. 

@. Long. 7—7'5 mm. Mandibulae, calli humerales tegulaeque eitrina. 
Tibiae tarsique piceo-rufa; tibiae anticae — antice et intermediarum posterio- 
rumque basis flavae. (Tibiae nonnunquam ex parte infuscatae.) Caput et dor- 
sulum subtilissime alutacea; illud subdense (at quam in D. minuto densius) et 
distincte punctulatum; punctatura dorsuli dispersa et subtilior. Flagelli artieulus 
secundus crassitie swi apicis duplo longior, tertius dimidio longior quam crassior. 
Dentes marginales clypei, exteriores inter se fere tot distant quot ab oculis. 

Färbung und Zeichnung so ziemlich die des bekannten und verbreiteten 
minutus. 

Kopf mikroskopisch fein (100 fache Vergrösserung) netzrunzelig (nach Art 
der Flügeldecken der Käfergattung Oreina). Punktirung des Kopfes mässig 
dicht, noch unter zehnfacher Vergrösserung sehr deutlich und kräftig; 
bei minutus erscheinen die Punkte unter zehnfacher Vergrösserung nur mehr 
ganz winzig und auch in geringerer Zahl. 

In der Sculptur des Dorsulum ähnelt D. major dem minutus; es ist also die 
Grundseulptur wie die des Kopfes mikroskopisch feinrunzelig; aus ihr treten zer- 
streute Punkte heraus, die nur etwas deutlicher und kräftiger sind als bei minutus. 

Die beiden äusseren Kopfschildrandzähne stehen von einander fast so weit 
ab wie von dem Unterrande der Netzaugen. 

Die Geisselglieder sind bei major (2) gestreckter als bei minutus (9); 
das zweite ist z. B. zweimal so lang als an der dicksten Stelle dick, das dritte 
und vierte etwa um ein Drittel ihrer Länge länger als dick. Bei minutus (9) 
ist das zweite Geisselglied etwa 1!/;mal so lang als dick, das dritte und vierte 
kaum um ein Drittel ihrer Länge länger als dick. Das Pygidialfeld ist von der- 
selben Form und Beschaffenheit wie bei D. minutus F. 

Aus Niederösterreich (Oberweiden, 17./V.) besitzt das k. k. naturhistorische 
Hofmuseum zwei Männchen, die möglicher Weise zu den eben als major be- 
schriebenen Weibchen gehören. Diese Männchen vermag ich aber, abgesehen 
von der mikroskopischen Netzrunzelung des Dorsulum, von den Männchen des 
D. Friesei nicht zu unterscheiden. Die Bildung der Fühler und des Metatarsus 
der Männchen scheint mir wie bei Frriesei auszusehen. Einen Entscheid über 
die Artzugehörigkeit dieser Männchen wage ich noch nicht auszusprechen. 

D. Moricei Kohl nov. spec. 

Ist eine dem alpinen D. Handlirschit Kohl und D. minutus F. verwandte 
Art; sie wurde von D. Morice und Dr. OÖ. Schmiedeknecht in Aegypten (He- 
louan, Luxor, Adelen-Insel) in erklecklicher Anzahl gesammelt (d', 2). 


126 Fr. Fr. Kohl. 


Niger. Antennae nigrae solito longiores. Mandibulae, palpi, tubercula 
humeralia, alarum tequlae (ex parte) citrina (flava). 

2. Tibiae anticae rarius etiam intermediae in parte anteriore fulvescenti- 
flavae, omnes (ut posticae) in basi rufofulvae. Tarsi fuset. 

Dentes externi marginales clypei inter se tot circiter distant quot ab 
oculis. Caput (facies) mieroscopice alutaceum subrugulosum, insuper quam sub- 
tilissime subdense punctulatum. Flagelli articulus secundus duplo fere longior 
quam apice crassior, tertius et articuli insequentes — ultimo elongato excepto 
— sesqui longiores quam crassiores. Dorsulum microscopice quam subtilissime 
alutaceum, haud subrugulosum, subnitidum, fronte sparsius punctulatum. — 
Long. 5°5—6 mm. 

d. Tibiae anteriores et intermediae in parte antica — posticae in parte 
externa —, omnes in basi flavae. Tarsi flavo-fulvi apicem versus brunnescentes. 
Caput (facies) microscopice et densissime rugulosum inde opacum (in modo fere 
D. Handlirschü), insuper subdense ac quam subtilissime punctulatum. Flagel- 
lum solito longius; articuli — ultimo elongato excepto — sesqui eirciter lon- 
giores quam crassiores. Dorsulum mieroscopice subtilissime alutaceum, sub- 
nitidum, insuper capite sparsius punctulatum, haud subrugulosum. Tarsi 
graciles; metatarsi omnes forma solita, reeti, — Long. 45—5 mm. 

Durchschnittlich etwas grösser als D. minutus, aber von sehr ähnlicher 
Färbung. Nur sind die Fühler ganz schwarz, an der Unterseite also nicht rost- 
farben oder gelb. 

Die äusseren Kopfschildrandzähne der Weibchen stehen von einander 
ungefähr ebenso weit ab als von den Netzaugen. Der Kopf (Stirne) erscheint 
unter 100facher mikroskopischer Vergrösserung netzartig dicht gerunzelt, ziem- 
lich matt, überdies mit sehr zarten, bei zehnfacher Vergrösserung kaum mehr 
sichtbaren Pünktchen ziemlich dicht besetzt. Das zweite Geisselglied ist 
nahezu zweimal so lang als am Ende dick; die folgenden Glieder 
mit Ausnahme des letzten etwa 1'!/mal so lang als diek. Das Dorsu- 
lum ist sehr fein, mikroskopisch netzig sculpturirt (alutaceum), aber 
nieht runzelig gekörnt, etwas glänzend und sehr zart, bei zehnfacher Ver- 
grösserung kaum noch sichtbar punktirt; die Pünktchen stehen sparsamer als 
auf dem Gesichte. Pygidialfeld nicht verschmälert. 

Die Männchen haben auf dem Kopfe und dem Dorsulum eine ähnliche 
Sculptur. Die Stirne erscheint bei ihnen noch matter, fast so wie bei D. 
Handlirschii, infolge einer mikroskopisch feinen (100 fache Vergrösserung) dichten 
Runzelung, die aber nicht mehr netzig genannt werden kann; überdies ist 
der Kopf in mässiger Dichte punktirt; die Pünktchen sind unter zehnfacher 
Vergrösserung nur für ein geübtes Auge ersichtlich. 

Die Fühler sind in Uebereinstimmung mit D. Handlirschü ziemlich 
lang, länger als bei D. minutus; die einzelnen Geisselglieder, mit 
Ausnahme des ersten (Pedicellus) und des verlängerten letzten, 
etwa 1'!/;mal so lang als diek. Das Dorsulum glänzt ein wenig, erscheint 
aber unter 100facher Vergrösserung sehr zart netzig sculpturirt (alutaceum), 


te De a a a ce 


Zur Kenntnis der paläarktischen Diodontus-Arten. 127 


überdies zart punktirt; die Punkte stehen spärlicher als auf dem Gesichte, sind 
aber von derselben Feinheit. 

Die Tarsen sind schlank; der Metatarsus der Vorder- und Mittel- 
beine ist gestreckt und zum Unterschiede von D. minutus ohne Aus- 
zeichnung. — Dem trefflichen Forscher D. Morice zubenannt. 


Zum Schlusse seien noch für alle Jene, denen die Zeitschrift „Miscellanea 
entomologica“ (Vol. II, 1894, Nr. 10, 11) nicht zugänglich sein sollte, die ein- 
gangs erwähnten Diagnosen von D. erassicornis und punicus Gribodo wieder- 
gegeben: 

D. crassicornis Grib. — „Affinis D. minuto; differt antennis valde 
robustioribus et nonnihil brevioribus, articulis magis latis quam longis, immacu- 
latis; dorsulo paullulum densius et erassius punctato, interstitüs politis, haud 


coriaceis. 9. — Long. corp. mill. 45. — Hab. Constantina, Teniet-el-Haad 
(Algiria).* 
D. punicus Grib. — „D. medio et tristi valde affınis dignoseitur callis 


humeralibus eburneis; capite robustiori, labri margine magis rotundato pro- 
fundius emarginato; antennarum scapo minus incrassato; capite dorsuloque 
confertissime minutissime punctulatis; mesopleuris transversim strigosis; meta- 
noto crasse irregulariter subreticulato-rugoso; metapleuris tuberculis duabus 
validissimis acutissimis armatis; alis hyalinis. Q genubus tarsisque 4 anticis, 
tibüsque anterioribus antice ferruginescentibus; g' mandibulis, palpis, tibüis 
anterioribus antice, posterioribus basi, tarsısque anticis eburneis. — Long. corp. 
mill. 35—45. — Hab. Algiria et Tunisia (local. plur.).* 

Die erste Beschreibung des D. punicus (P) lieferte Ed. Andr& in Spee. 
Hymen. d’Europe, 1888, p. 219, und gibt dabei als Autor Gribodo an; offenbar 
hat Andre von Gribodo Stücke der Diodontus-Art zur Einsicht gehabt, welche 
Gribodo ohne Rücksichtnahme auf die Andre&’sche Beschreibung und ohne Citat 
im Jahre 1894 in den Miscell. entom., Vol. VII nochmals beschreibt, und zwar 
in beiden Geschlechtern. 

Strenge genommen muss Andre als Autor gelten, weil durch ihn die 
erste Bekanntgabe der Art erfolgt ist. Mir ist die Art nicht bekannt. Es wäre 
wünschenswerth, dass Gribodo auch über die Beschaffenheit des Metatarsus 
der Vorder- und Mittelbeine, das Längenverhältniss der Geisselglieder und das 
Abstandsverhältniss der äusseren Kopfschildzähne beim Weibchen etwas verlaut- 
baren würde — zur genaueren Charakterisirung der Art. 

Auch wäre es gut zu wissen, wie die Metatarsen bei D. crassicornis aussehen. 


Bestimmungstabelle paläarktischer Diodontus-Arten. 


I. Weibchen. 


Bliberkieier, mehr.weniger, gelb: )...,@shlilndtten sum ok Allen 
— .„,, Oberkiefer schwarz Soli Re rknteyL Stich 1 AOen 
2ssSchulterbeulensschwarziu fm aa ine Smsschnlestherbehnäliek. termine). 3 


e) 


128 Fr. Fr. Kohl. 
— . Schulterbeulen gelb oder weisslich. . . . 2 DE ARE 
3. Schläfen breit, von ungewöhnlicher Form (Taf. II, Fig. 14). Die äusseren 


Kopfschildzähne stehen von einander weiter ab als je eines vom unteren 
Netzaugenrande. Die beiden Linien, welche man sich von den Seitenzähnen- 
spitzen gegen die Mitte der Fühlerbeulen gezogen denkt, neigen sichtlich 
zusammen. Kopf und Mesonotum erscheinen bei 10facher Lupenvergrösserung 
ziemlich dicht punktirt; bei jenem erscheinen zwischen den Punkten Runzel- 
streifehen. Die Punkte sind deutlich, wenngleich bei dieser Vergrösserung 
nicht so grob als bei tristis. Zweites Geisselglied reichlich um ein Drittel 
seiner Länge länger als am Ende dick, die folgenden — das Endglied ab- 
gerechnet — etwa um ein Viertel ihrer Länge länger als dick. Pygidial- 
feld auffallend schmal (Taf. II, Fig. 13). Länge Smm. — Palästina 
Warichey.\. ats 2... D. temporalis Kohl nov. spec. 

. Schläfen von ohne Aussehen (Taf. II, Fig. 15). Die äusseren 
Kopfschildzähne stehen von einander weniger weit ab als je eines vom be- 
nachbarten Netzauge. Die beiden Linien, welche man sich von den Seiten- 
zähnenspitzen des Kopfschildes gegen die Mitte der Fühlerbeulen gezogen 
denkt, divergiren ein wenig. Kopf und Mesonotum erscheinen bei 10facher 
Lupenvergrösserung glatt und glänzend, mit ganz vereinzelten, kaum noch 
sichtbaren Pünktchen besetzt. Bei 100 facher Vergrösserung erscheint der 
Kopf, nicht aber das Mesonotum sehr zart netzig gerunzelt („alutaceum“*). 
Die vereinzelten Punkte treten bei dieser Vergrösserung kräftig hervor. 
Zweites Geisselglied kaum um ein Drittel seiner Länge länger als am Ende 
dick, das dritte und vierte Geisselglied kaum um ein Viertel ihrer Länge 
länger als dick, die folgenden kaum länger als dick, mit Ausnahme des End- 
gliedes. Pygidialfeld etwas schmäler als bei minutus Fabr., jedoch bei- 
weitem nicht so sehr als bei D. temporalis. Länge 45—5 mm. — Tunis, 
Oran (Schmiedeknecht) . . D. brachycerus Kohl 


. (2.) Fühler gelb. Schienen und en en gelb (weissgelb bis 


lehmgelb). Zweites Geisselglied etwa um ein Viertel seiner Länge länger 
als am Ende dick, 3.—5. Geisselglied kaum länger als dick. [Kopf und 
Mesonotum mikroskopisch (100fache Vergrösserung) fein netzartig gerunzelt 
(„alutacea“), mit zerstreuten Punkten; bei 10facher Vergrösserung erscheinen 
diese Theile glatt und glänzend, es sind nicht einmal mehr die Pünktchen 
recht ersichtlich. Länge 35—4 mm. — Turkestan.] 

D. parvulus Radoszk. (Passaloecus parvulus 

Radoszk. = ? ruficornis F. Mor.). 

Fübler schwarz, wenigstens die Geisel . - .. . 22 0. 0.. d 


. Kopf und Mesonotum glatt, glänzend, auch bei 100facher Vergrösserung 


ohne netzartige („alutacea“) Grundsculptur und nur mit vereinzelten, noch 


bei 10facher Vergrösserung leicht sichtbaren, wenn auch feinen Pünktchen 
besetzt. Die äusseren Kopfschildzähne stehen von einander nicht so weit ab 
wie von den Netzaugen. Das zweite Geisselglied und die nächstfolgenden 
(abgerechnet das Endglied) sind etwa um ein Drittel ihrer Länge länger als 


ee a 


TE 


Zur "Kenntnis der paläarktischen Diodontus-Arten. 129 


an der dieksten Stelle dick. Tarsen scherbengelb (fulwvi). Länge 5 mm. — 
Kaukasus!i(Baku) Aa, sa0% 20.2. D. hyalipennis Kohl 

. Kopf (Gesicht) und Monkey odez wenigstens einer dieser Theile mit 
einer bei 100facher Vergrösserung deutlich ersichtlichen netzartigen Grund- 
seulptur („alutacea“) . . 6 


. Nur der Kopf bei 100facher Morgen mit neannlger eh, 


überdies mässig dicht punktirt. Mesonotum glatt und glänzend und sparsam 
punktirt. Zweites Geisselglied etwa um ein Drittel seiner Länge länger als 
dick, die folgenden (mit Ausnahme des letzten) etwa um ein Viertel ihrer 
Länge. Abstand der äusseren Kopfschildzähne von einander geringer als ihr 
Abstand von den We Tarsen braunschwarz. Länge 5—6'’5 mm. — 


Egypten, Tunis. . . 20.20.20. D. Friesei Kohl nov. spec. 
. Kopf und We ne 100facher Vergrösserung mit netzartiger 
EenSenlotur u 7 


. Die netzige Runzelung de Eisichias (Kopfes) ae 100facher ee 


ist dicht, die Sculptur daher fast von körnigem, mattem Aussehen. 
Punktirung des Kopfes ziemlich dicht. Mesonotum von der gewöhnlichen 
mikroskopischen Netzrunzelung; die Pünktchen auf ihm sind zerstreut, bei 
10facher Vergrösserung nur noch für ein geübtes Auge wahrnehmbar. Zweites 
Geisselglied nahezu zweimal so lang als am Ende dick, die nächstfolgenden 
etwa um ein Drittel ihrer Länge länger als dick. Abstand der äusseren 
Kopfschildzähne von einander ungefähr so gross wie ihr Abstand von den 
Netzaugen. Tarsen schwarzbraun. Länge 5°5—6 mm. — Unter-Egypten. 
D. Moricei Kohl nov. spee. 

. Netzige Grundseulptur des Kopfes und Mesonotums gewöhnlich; sie er- 
gibt nirgends ein fast körniges Aussehen. Tarsen lehmgelb bis lehm- 
braun ynlle PR Re 


. Zweites Bereelgled fast zweimklhs so re älk, am om ie die folgenden 


mit Ausnahme des Endgliedes um ein Drittel ihrer Länge länger als dick. 
Abstand der äusseren Kopfschildzähne von einander nicht ganz so gross als 
ihr Abstand von den Netzaugen. Die Punktirung der Stirne (des Kopfes) ist 
ziemlich dicht, unter zehnfacher Vergrösserung sehr deutlich und kräftig. 
Punktirung des Mesonotum stark zerstreut und feiner als auf dem Kopfe. 
Länge 7—7'5 mm. — Niederösterreich . . . D. major Kohl nov. spec. 

. Zweites Geisselglied 1'/;mal so lang als am Ende dick, die folgenden 
mit Ausnahme des letzten kaum um ein Drittel ihrer Länge länger als dick. 
Abstand der äusseren Kopfschildrandzähne von einander ebenso gross wie ihr 
Abstand von den Netzaugen. Die Punktirung auf dem Kopfe ist mässig dicht, 
auf dem Mesonotum nur vorne mässig dicht, sonst mehr zerstreut. Pünktchen 
bei zehnfacher Vergrösserung noch ersichtlich, aber feiner als bei major. 
Länge 5—6 mm. — Europa, Nordafrika, Westasien . D. minutus Fabr. 


. (1.) Schienen schwarz, auch die Vorderseite der Vorderschienen [Mesonotum 


nicht mikroskopisch netzartig seulpturirt.] . . . .» BR SL ENTT EEE NO, 
. Schienen wenigstens zum Theile rost- oder nen REMRENN 10 4 109 2 
Z. B. Ges. Bd. LI. %) 


130 Fr. Fr. Kohl. 


10. 


11. 


12. 


Zweites Geisselglied (drittes Fühlerglied) 2!/;mal so lang als am Ende dick. 
Drittes Geisselglied um ein Drittel seiner Länge länger als dick. Schläfen 
zart nadelrissig gestrichelt neben der mikroskopischen Netzrunzelung 
und der Punktirung. Gesicht mikroskopisch körnig gerunzelt, matt, 
überdies (unter 100 facher Vergrösserung) nicht dicht punktirt; die Pünktchen 
sind unter zehnfacher Vergrösserung nur für ein geübtes Auge sichtbar. Meso- 
notum vorne dicht, auf der Scheibe zerstreut punktirt, ab und zu mit sehr 
zarten Längsrunzelchen. Seulptur des Mittelsegmentes und der Mittelbruststück- 
seiten nicht ungewöhnlich derb. Kopf und Thorax in ungewohnter 
Weise und relativ lang und abstehend zart graulich behaart. Die äusseren 
Kopfscehildrandzähne stehen von einander weit ab, etwas weiter als von den 
Netzaugen. Länge 5—7 mm. — Alpen Tirols. D. Handlirschiü Kohl. 
. Zweites Geisselglied reichlich um ein Drittel seiner Länge länger als 
am Ende dick, fast zweimal so lang als dick, drittes um ein Drittel seiner 
Länge länger als dick. Schläfen kräftig punktirt, glänzend und nicht zart 
nadelrissig sculpturirt. Gesicht glänzend, ziemlicht dicht punktirt; Punkte 
auf dem Kopfe bei zehnfacher Vergrösserung deutlich, relativ grob, gröber 
als bei Dahlbomii oder irgend einer anderen mir bekannten Art. Punkte auf 
dem Mesonotum vorne mässig dicht, auf der Scheibe mehr zerstreut, ebenso 
kräftig als auf dem Kopfe. Mesopleuren und Mittelsegment sehr grob ge- 
runzelt. Kopf und Thorax mangelhaft, kurz und in keiner Weise nennens- 
werth behaart. Die äusseren Kopfschildrandzähne stehen von einander etwa 
so weit ab als von den Netzaugen. Obere Afterklappe breiter als bei Hand- 
lirschü. Länge 6—8mm. — Europa . . . . D. tristis v. d. Lind. 
(9.) Schienen und Tarsen rostroth. Zweites Geisselglied nahezu zweimal so 
lang als am Ende dick, drittes und viertes etwa 1!/amal. Gesicht mikro- 
skopisch netzartig sculpturirt, überdies dicht punktirt; Punkte unter zehn- 
facher Vergrösserung sehr deutlich sichtbar, nicht ganz so kräftig als bei D. 
tristis. Mesonotum nicht netzartig sculpturirt, allenthalben mässig dicht 
punktirt; Punkte unter zehnfacher Vergrösserung deutlich, aber fein. Pygi- 
dialfeld (Taf. I, Fig. 12). Sn 7—9 mm. — Russland, Scandinavien, 
Deutschland . . . 2.20. D. Dahlbomiäi A. Moraw. 
. Vorderschienen Schw) vorne scherbengelb oder lehmbraun. Zweites 
Beiselplied höchstens 1'/;mal so lang als am Ende dick. Mesonotum mikro- 
skopisch netzartig sculpturirt (alutaceum) . . . RI 
Schienen mit Ausnahme der scherbengelben Hömersbite der Vorderschienen 
schwarz (ob stets?). Tarsen schwarz, seltener pechbraun. Zweites Geissel- 
glied 1!/;mal so lang als am Ende dick, drittes fast 1Y/;mal. Gesicht (Kopf) 
mikroskopisch netzartig sculpturirt, ziemlich glänzend; Punkte auf dem Ge- 
sichte bei zehnfacher Vergrösserung sehr deutlich, mässig dicht stehend, auf 
dem Scheitel und dem Hinterhaupte spärlicher. Punkte auf dem glänzenden 
Mesonotum ziemlich vereinzelt, vorne etwas häufiger, jedoch nicht dicht, 
deutlich (zehnfache na en 5—6'5 mm. — Europa, Nord- 
Alrika ts ana ph h 22. D. Zuperus Shuck. 


u ee 


Zur Kenntnis der paläarktischen Diodontus -Arten. 131 


. Schienen und Tarsen braun und scherbengelb; Vorderschienen vorne 
heller gelb. Zweites Geisselglied 1!/;mal so lang als am Ende dick, drittes 
reichlich 1!/;mal. Gesicht mikroskopisch netzartig seulpturirt und überdies 
punktirt; Pünktchen mässig dicht (auf den Schläfen und dem Hinterhaupte 
spärlicher), ungemein fein, unter zehnfacher Vergrösserung gerade noch 
sichtbar. Mesonotum mikroskopisch netzig seulpturirt, die Maschen gestreckt. 
Pünktchen auf dem Mesonotum spärlich und bei zehnfacher Vergrösserung 
noch ersichtlich. Schulterbeulen sehr häufig scherbengelb gefleckt. Länge 
55—65 mm. — Oran . . 2.202.202... D. Schmiedeknechtit Kohl 


II. Männchen. 


= Gherkiefer mehr, ;wenigen gelbfüsz < Zutat Kin Dem ae anal 2 
ülbenkıefer schwarzes 0E ala A ee T ed 7 
. Schulterbeulen schwarz. Unterseite der Geissel lehmgelb bis rostbraun. 
Geissel kurz, kräftig, die Glieder mit Ausnahme des Pedicellus und des End- 
gliedes eher etwas kürzer als dick. Kopf sehr undeutlich mikroskopisch netz- 
runzelig seulpturirt, Mesonotum glatt; beide glänzend und mässig dicht 
punktirt. Pünktchen sehr zart, bei zehnfacher Vergrösserung gerade noch 
wahrnehmbar. Metatarsus der Vorderbeine sehr sanft gebogen, der der Mittel- 
beine gestreckt. Länge 4—4°5 mm. — Oran, Tunis. 
D. brachycerus Kohl. 
. Schulterbeulen gelb . . . . hin 
ß Fühlergeissel ganz schwarz; sie ist len an en länger als bei 
D. minutus; die einzelnen Glieder (mit Ausnahme des Pedicellus und des 
Endgliedes) sind etwa um ein Drittel ihrer Länge länger als am Ende dick. 
Stirne (Gesicht) infolge einer mikroskopisch feinen (100fache Vergrösserung), 
sehr dichten Runzelung, die nicht netzartig („alutaceum“) genannt werden 
kann, matt, überdies mässig dicht punktirt. Die Punkte sind bei zehnfacher 
Vergrösserung nur für ein geübtes Auge ersichtlich. Dorsulum unter 100 facher 
Vergrösserung sehr zart netzig sculpturirt, überdies zart punktirt. Punkte. 
spärlicher als auf dem Gesichte, aber ebenso fein. Schienen gelb, an der 
Hinterseite mit schwarzbraunen Wischen. Tarsen schlanker als bei minutus, 
gelb, zum Theile braun (letzteres meist 1—2 Endglieder der vier vorderen 
und 3—4 Endglieder der hinteren). Länge 45—5 mm. — Unter-Egypten. 
D. Moricei Kohl nov. spec. 
. Fühlergeissel an der Unterseite gelb bis rostbraun . . . 4 
: Fühlerschaft gelb. Schulterbeulen gelblichweiss. Geisselglieder 0 10 Bit 
länger als dick; zweites ein wenig kürzer als am Ende dick. Kopf mikro- 
skopisch fein (100fache Vergrösserung) netzrunzelig („alutaceum“), sehr spär- 
lich punktirt. Punkte bei zehnfacher Vergrösserung kaum noch bemerkbar. 
Dorsulum glatt, ohne Netzrunzelung, mit vereinzelten Pünktchen, die bei 
zehnfacher Vergrösserung kaum sichtbar sind. Schienen hellgelb, Tarsen 
weisslich. Metatarsus der Vorderbeine in gewisser Richtung besehen sehr 
9* 


or 


2 Fr. Fr. Kohl. 


sanft gebogen, der der Mittelbeine fast gestreckt, ohne die Auszeichnung wie 
bei D. Friesei (Taf. II, Fig. 10). Länge 3mm. — Turkestan. 

D. parvulus Radoszk. (!) (= Passaloecus parvulus Radoszk.). 

. Füblerschaft schwarz. Metatarsus der Vorderbeine mehr weniger ge- 

krümmt, auch der der Mittelbeine; die ae ist nur von gewisser Seite 

her sichtbar (Taf. II, Fig. 9und 10) . . . . £ 2 re 


. Metatarsus der Mittelbeine am Enddrittel innen See Seal (Tat: I, 


Fig. 9). Geisselglieder ein klein wenig länger als dick, z. B. das zweite etwa 
um ein Viertel seiner Länge länger als dick. Kopf und Mesonotum mikro- 
skopisch (100 fache Vergrösserung) fein netzrunzelig („alutaceum“), in sehr 
mässiger Dichte punktirt; Pünktchen sehr zart, bei zehnfacher Vergrösserung 
noch sichtbar. Schienen und Tarsen gelb (zum Theile lehmgelb); Hinter- 
schienen häufig zum Theile gebräunt, auch die Endglieder der Tarsen ab und 
zu braun. Länge 3—5 mm. — Paläarktische Region. D. minutus Fahr. 

. Metatarsus der Mittelbeine am Enddrittel sanft erweitert (Taf. II, Fig. 10). 
Die Verdiekung ist nur von gewisser Seite her sichtbar. Geisselglieder 
2—10 ungefähr ebenso dick als lang. Kopf mikroskopisch netzartig sculpturirt 
(100 fache Vergrösserung). Stirne mässig dicht punktirt, ebenso das Mesonotum. 
Pünktchen sehr fein, bei zehnfacher Vergrösserung noch sichtbar . . . 6 


. Mesonotum nicht mikroskopisch netzrunzelig, glatt. Länge 3°5—5 mm. — 


Egypten . . . 2.20. D. Friesei Kohl 
. Mesonotum a kopisch er lc („alutaceum*). Länge 
a — Niederösterreich. . . . ....... D. major Kohl, ZZ? 


. Kopf mikroskopisch (100fache Vergrösserung) feinkörnig gerunzelt, 


überdies mit Pünktchen nicht dicht besetzt, matt. Runzelung bei zehnfacher 
Vergrösserung nicht ersichtlich. Kopf und Bruststück in ungewohnter 
Weise und relativ lang abstehend behaart. Haare zart, grauweiss. Meso- 
notum mikroskopisch netzig seulpturirt („alutaceum*), etwas glänzend, mässig 
punktirt. Pünktchen bei zehnfacher Vergrösserung noch deutlich, wenn auch 
sehr fein. Beine schwarz, Vorderschienen vorne scherbengelb. Zweites Geissel- 
glied fast 1!/;mal so lang als am Ende dick; das dritte Geisselglied ist um 


ein Drittel seiner Länge länger als dick. Länge 5—5'5 mm. — Hochalpen 
Ey yyı) RL) BR FR 20202. D. Handlirschii Kohl 

. Kopf anders ti, Behdarung von Kopf und Thorax kurz, ganz 
ig gar nicht auffällig . - . 8 


. Schulterbeulen gelb. Kopf relativ u bei alehen Yergrismei denn 


sichtbar punktirt; Punkte gedrängt; Seulptur des Gesichtes von körnigem 
Aussehen. Mesonotum nicht netzig seulpturirt (100fache Vergrösserung), 
grob punktirt; Punkte im Ganzen dicht stehend, jedoch mitten auf der 
Scheibe, die glänzt, weniger dicht als vorne. Schienen und Tarsen lehmgelb, 
die ersteren hinten mehr weniger gebräunt. Zweites und drittes Geisselglied 
je ungefähr um ein Drittel ihrer Länge länger als jedes am Ende dick, 
Länge 5—6mm. — Paläarktische Regin . . . D. tristis v. d. Lind. 

."Schulterböulen’schwarz ‘u, 1; aglualm, („vb SImelsieb 2a 


Verhandl. der k. k. zool.-bot. Ges., Taf. I. Fr. Fr. Kohl: 
Band LI, 1901. Z. Kennt. d. pal. Diodontus- Arten. 


Autor delin. 


n 


Zur Kenntnis der paläarktischen Diodontus -Arten. 133 


9. Punktirung des Kopfes gedrängt, auf der Stirne von körnigem Aussehen; 
im Ganzen viel feiner als bei tristis, wenngleich bei zehnfacher Vergrösserung 
deutlich. Mesonotum nicht mikroskopisch netzig seulpturirt, etwas glänzend, 
dicht, aber nicht gedrängt punktirt, Punkte bei zehnfacher Vergrösserung leicht 
sichtbar, aber viel feiner als bei tristis. Schienen und Tarsen, zum Theile 
auch das Analsegment scherbengelb (lehmfarben). Zweites Geisselglied etwa 
um ein Drittel der Länge länger als am Ende dick, das dritte fast um ein 
Drittel. Länge 6—7 mm. — Nord- und Mitteleuropa. 

D. Dahlbomüäi A. Moraw. 

— ... Kopf, abgesehen von der Punktirung, mikroskopisch netzrunzelig (100 fache 

Vergrösserung), Mesonotum nicht mikroskopisch netzig . . . ....10 

10. Kopf etwas glänzend, dicht punktirt; Punkte auf dem Gesichte stellenweise 

gedrängt, überall sehr deutlich (zehnfache Vergrösserung), feiner als bei tristis. 

Mesonotum glänzend, mässig dicht („subdense“) punktirt; Punkte fein, jedoch . 

bei zehnfacher Vergrösserung sehr deutlich. Schienen schwarz; Vorderschienen 

an der Vorderseite, sämmtliche aber an der Basis lehmgelb. Lehmgelb ist 

auch mehr weniger die Basis der vier Vordertarsen; das Uebrige der Tarsen 

ist braun. Zweites und drittes Geisselglied etwa je um ein Viertel ihrer 

Länge länger als am Ende dick. Länge 4—5 mm. — Paläarktische Region. 

D. luperus Shuckard. 

. Gesicht ziemlich dicht (Schläfen wenig dicht) punktirt, Pünktchen sehr 

fein, bei zehnfacher Vergrösserung gerade noch sichtbar. Mesonotum glänzend, 

mässig dicht punktirt, Pünktchen ebenso fein als auf dem Kopfe. Schienen 

und Tarsen scherbengelb; erstere an der Hinterseite geschwärzt. Endglieder 

der Tarsen mitunter gebräunt. Metatarsus der Mittelbeine sehr sanft ge- 

krümmt, ohne Verdiekung. Zweites und drittes Geisselglied je um ein Viertel 
ihrer Länge länger als am Ende dick. Länge 5—6 mm. — Oran. 

D. Schmiedeknechtii Kohl. 


Erklärung der Abbildungen. 
Tafel II. 


Fig. 1. Fühlergeisselstück von Diodontus minutus Fabr. dg'. 
RD. 4 R: 4 tristis v. d. Lind. d'. 
1418: x a N Dahlbomü Aug. Moraw. d'. 
rt e 5 x Moricei Kohl. g.. 
med: E . r Handlirschü Kohl. g'. 
u lıE 2 n > major Kohl. Z (?). 
BR. er n = luperus Shuck. d'. 
SEE: 5 4 Frisei Kohl. d'. 

„ 9. Mittelbeinstück von Dioden minutus Fabr. g'. 
810. H Frisei Kohl. d. 
„. Kontlchildgägenäl von Diodontus temporalis Kohl. 9. 


134 Fr. Fr. Kohl. Zur Kenntnis der paläarktischen Diodontus-Arten. 


Fig. 12. Ppygidialfeld von Diodontus tristis v. d. Lind. 9. 

13. 5 temporalis Kohl. 9. 

14. Sahläbunneicht von Diodontus temporalis Kohl. 9. 

15. £ tristis v.d. Lind. 9. 

16. Fühlergeisselstäck von Diodontus tristis v.d. Lind. 9. 
minutus Fahr. 9. 

luperus Shuck. 9. 
Handlirschü Kohl. 9. 
major Kohl. 9. 
Schmiedeknechtii Kohl. 2. 
Dahlbomii Aug. Moraw. 9. 


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Section für Lepidopterologie. 


Versammlung am 1. Februar 1901. 
Vorsitzender: Herr Dr. H. Rebel. 


Der Vorsitzende legt den zweiten Band von J. W. Tutt’s 
„British Lepidoptera“ (London, 1900) vor und hebt die Bedeutung 
dieser für die Bedürfnisse der meisten Lepidopterologen nur zu um- 
fangreich gehaltenen Publication hervor. 

Derselbe lässt sodann ein Bildniss Dr. Staudinger’s eireu- 
liren, welches von der Firma Friedländer & Sohn der neuen Katalogs- 
auflage beigegeben werden wird. Das sehr getreue Porträt ist nach 
einer am 70. Geburtstage Dr. Staudinger’s gemachten photo- 
graphischen Aufnahme in Lichtdruck ausgeführt. 

Dr. Rebel bespricht ferner eine in den Öccupationsländern 
auftretende montane Form von Colias Myrmidone Esp., welche 
den Namen „Dalcanica“ verdient und durch ihre bedeutendere 
Grösse, tieferes Colorit und das besonders häufige Auftreten der 
weissgefärbten weiblichen Form starke Anklänge an Colias Caucasica 
Stgr. (Olga Rom.) aufweist. Sämmtliche drei in Frage kommenden 
Colias-Formen werden im männlichen und dimorphen weiblichen 
Geschlechte vorgewiesen. 


Herr Otto Habich erwähnt unter Vorweisung des Exemplares 
den Fang von Cidaria Firmata Hb. var. Ulicata Rbr. in 


Versammlung der Section für Lepidopterologie am 1. Februar 1901. 135 


Mannersdorf (Niederösterreich) am 23. September v. J., welche 
Varietät, respective Aberration bisher in Niederösterreich nicht beob- 
achtet wurde. 

Herr Dr. C. Schima bemerkt, dass er ein noch schärfer ge- 
zeichnetes Exemplar derselben Varietät Tags vorher in Mödling 
gefangen habe. 


Herr Hauptmann Hirschke demonstrirt sodann ein auffallend 
deutlich gezeichnetes Exemplar von Dasypolia Templi Thnbg., welches 
er in Loffer erbeutet hatte. 


Herr F. Fleischmann erwähnt interessante Funde aus dem 
wenig besuchten Lungau (Salzburg), wie Erebia Arete F. und Zygaena. 
Ezxulans Hochen. mit beträchtlich erweiterten Flecken der Vorder- 
flügel im weiblichen Geschlechte. 


Schliesslich setzt Herr Dr. Rebel seine Mittheilungen aus 
dem Gebiete der Blüthenbiologie fort. 


XLI. Bericht der Section für Botanik. 


Versammlung am 18. Jänner 1901. 
Vorsitzender: Herr Dr. E. v. Haläcsy. 


Zu Beginn der Sitzung hält Herr Dr. A. v. Hayek unter Vor- 
lage zahlreicher Herbar-Exemplare einen Vortrag: „Die Eintheilung 
der Gattung Hieracium.“ 


Hieran schliesst sich ein Vortrag des Herrn Dr. R. Wagner: 
„Ueber die Familie der Bruniaceen.“* 


Ferner hält Herr Dr. F. Vierhapper einen Vortrag: „Ueber 
die Flora des Lungau.“ 


Schliesslich macht Herr E. Galvagni eine kurze Mittheilung 
über „Phänologische Beobachtungen im Spätherbste 1900 
in der Umgebung von Wien“. 


136 Gemeinsame Versammlung der Sectionen für Botanik und Kryptogamenkunde. 


XLIl. Bericht der Section für Botanik und XXIX. Bericht der 
Section für Kryptogamenkunde, 


Gemeinschaftliche Versammlung am 22. Februar 1901. 


Vorsitzender: Herr Custos Dr. A. Zahlbruckner. 


Herr Prof. Dr. R. v. Wettstein hält einen Vortrag unter dem 
Titel: „Ueber die Stellung einiger Sporozoen im Pflanzen- 
reiche.“ Der Vortragende weist auf die grossen Analogien hin, 
welche einzelne zu den Sporozoen unter die Protozoen gestellte 
Organismen, wie zum Beispiele der unter dem Namen Plasmodium 
Malariae bekannte Erreger der Malaria, mit den Volvocineen auf- 
weisen und erörtert dann die Gründe, welche die Abtrennung dieser 
Organismen von den Protozoen und deren Einfügung unter die 
Pilze als eine den Volvocineen parallele Reihe rechtfertigen würden. 


Referate. 


Rusby, H.H. The Botanical Origin of Coca Leaves. (The Druggists 
Cireular and Chemical Gazette, 1900, p. 220—223.) November 1900. 


Die Untersuchungen des Verfassers führten zu dem Resultate, dass zum 
Zwecke der Gewinnung des Cocains drei verschiedene Arten der Gattung Ery- 
throxylon verwendet werden. Die meisten Blätter, welche aus Bolivien, Peru, 
Brasilien, Venezuela und Argentinien in den Handel kommen, stammen allerdings 
von Erythroxylon Coca Lam. Hingegen werden auf dem New-Yorker Markte 
Erythrosylon-Blätter unter dem Namen „Truxillo leaves“ oder auch „Java leaves“ 
verkauft, welche einer zweiten Art der Gattung angehören. Burck nannte diese 
Erythroxylon Coca Spruceanum, Rusby nennt sie Erythroxylon Trusillense 
(da der Artname Spruceanum schon vergeben ist), vermuthet aber, dass sie 
mit Erythroxylon Hondense H. B.K. identisch ist. Eine dritte Art der Gattung, 
Erythroxylon Carthagenense Jacg. = Erythroxylon Coca Novo-Granatense 
Morris, wird in den britischen Colonien vielfach eultivirt und wurde ursprüng- 
lich aus Kew dorthin gebracht; auch die Blätter dieser Art werden in den eng- 
lischen Zeitschriften gewöhnlich als „Truxillo leaf* bezeichnet. 

16 Textabbildungen zeigen die Unterschiede der eben genannten drei 
Arten der Gattung Erythrosylon. Fritsch. 


Referate. 137 


Dalla Torre, K. W. v. und Sarnthein, Ludwig Graf v. Flora der ge- 
fürsteten Grafschaft Tirol, des Landes Vorarlberg und des 
Fürstenthumes Liechtenstein. Bd.I: Die Literatur der Flora von Tirol, 
Vorarlberg und Liechtenstein. (Innsbruck, Wagner’sche Universitäts- Buch- 
handlung, 1900, 8°%, XXV + 414 S. und eine Karte. Preis 12 Kr.) 


Vorliegender Band ist der erste des in sechs Bänden erscheinenden Werkes, 
und zwar sollen im zweiten Bande die Algen, im dritten die Pilze, im vierten 
die Flechten, im fünften die Moose und im sechsten die Gefässpflanzen (Pterido- 
phyten und Siphonogamen) bearbeitet werden. Jeder Band soll für sich ab- 
geschlossen sein. Die Literatur über das Gebiet ist im vorliegenden (ersten) 
Bande vereinigt und wird in den folgenden Bänden nur der Autor und die 
Nummer der Arbeit eitirt werden. Das Gesammtgebiet der Flora ist in 16 Be- 
zirke getheilt, und zwar: Vorarlberg und Liechtenstein; Lech- und Loisachgebiet; 
Oberinnthal; Innsbruck-Umgebung; Unterinnthal; Kitzbühel; Meran und Vintsch- . 
gau; Eisakgebiet; Pusterthal; Draugebiet; Nons- und Sulzberg; Bozen-Umgebung; 
Fassa, Fleims und Primör; Judicarien; Trient-Umgebung; Riva und Rovereto. 


Die Verfasser legen im Gegensatze zu anderen Autoren das Hauptgewicht 
auf die Literatur, wie weit mit Recht, werden die folgenden Bände zeigen. Es 
werden sich dadurch leider Ungleichmässigkeiten in der Arbeit zeigen, hervor- 
gerufen durch falsche Bestimmungen, welche nicht controlirbar sind. Unsichere 
Bestimmungen kommen unter den Phanerogamen oft genug vor, wie viel mehr 
noch bei Kryptogamen. Andererseits ist es für den Nichtspecialisten fast un- 
möglich, hier zu controliren, und kann sein Augenmerk nur auf genaues Zusammen- 
stellen des Vorhandenen gerichtet sein. Dass dies von den Verfassern geschieht, 
zeigt der vorliegende Band, der wohl die Literatur über den Gegenstand er- 
schöpfend darstellt; sind doch selbst die kleinsten Notizen in Tagesblättern be- 
rücksichtigt. Die Anordnung ist eine rein alphabetische, anonym erschienene 
Arbeiten sind chronologisch geordnet. Bei jedem Autor ist, so weit es eruirbar 
war, Geburts-, eventuell Todesdatum, eventuell kurze Berufsangabe beigesetzt, 
wodurch der Werth des Bandes als Nachschlagewerk sehr gewinnt. 


Das Register ist äusserst genau und detaillirt angelegt. Die Literatur- 
angaben reichen bis Ende 1898 und umfassen mehr als 2500 Titeln, während 
das ganze Manuscript aus ungefähr 300.000 Zetteln besteht. Den Verfassern, 
welche nach 20jähriger Arbeit die Früchte derselben der Oeffentlichkeit über- 
geben, gebührt die volle Anerkennung, und hoffen wir recht bald den zweiten 
Band, der uns den Beginn der eigentlichen Flora bringen soll, erscheinen zu 
sehen. Die Ausstattung durch die Verlagsbuchhandlung ist eine sehr gute. Das 
Werk wird Jedem, der sich mit der Flora Tirols beschäftigt, unentbehrlich werden. 

J. Brunnthaler. 


Müller-Hal., Dr. Carl. Genera Muscorum Frondosorum. Classes Schisto- 
carporum, Oleistocarporum, Stegocarporum compleetentia, exceptis Ortho- 
trichaceis et, Pleurocarpis. Gattungen und Gruppen der Laubmoose in 
historischer und systematischer Beziehung, sowie nach ihrer geographischen 


1 38 Referate. 


Verbreitung, unter Berücksichtigung der Arten. Mit einem Vorworte von 
Dr. Carl Schliephacke. (Leipzig, Eduard Kummer, 1901, 8°%, VI+474 S. 
Preis 12 Mark.) 


Als die Kunde kam, dass Carl Müller-Hal., der Altmeister der Bryologie, 
seine Augen für immer geschlossen habe, hat wohl mancher Bryolog bedauert, 
dass seine reichen Kenntnisse und Erfahrungen in keiner grösseren zusammen- 
fassenden Arbeit über das Gesammtgebiet verwerthet wurden. Umso freudiger 
ist es zu begrüssen, dass sich in seinem Nachlasse das vorliegende Werk fand, 
leider nur ein Torso. Ein Theil der Acrocarpen und die Pleurocarpen fehlen, 
das Vorhandene jedoch wird jedem Botaniker, der sich mit Laubmoosen genauer 
beschäftigt, ein sehr werthvoller Behelf sein. Der Autor hat damit gewisser- 
massen das Facit seines langen Studiums der Laubmoose veröffentlicht, und wenn 
auch mancher Bryologe mit dem Zusammenziehen von Gattungen zu Sectionen 
nicht ganz einverstanden sein mag, sind doch die Menge der mitgetheilten 
Einzelbeobachtungen, sowie seine systematischen und morphologischen Ansichten 
von grossem Werthe. 


Die Eintheilung des Werkes ist folgende: 


I. Classe: Schistocarpe, mit einer einzigen Gruppe, den Andreaeaceae. 
II. Classe: Cleistocarpi, mit den Bruchiaceae, Lorentziellaceae, Tristichiaceae, 
Phascaceae, Ephemeraceae und Voitiaceae. 
III. Classe: Stegocarpi. 
I. Unterelasse: Acrocarpt. 
I. Distichophylii, mit den Schistostegeae, Distichiaceae, Dre- 
panophylaceae und Fissidenteae. 
II. Polystichophylli, mit den Leucobryaceae, Sphagnaceae, 
Funarioideae (Untergruppen: Funariaceae und Splach- 
naceae), Gigaspermaceae, Mnioideae (Untergruppen: 
Mniaceae und Polytrichaceae), Bryaceae, Dicranaceae, 
Leptotrichaceae, Bartramioideae (Untergruppen: Meesea- 
ceae und Bartramiaceae), Calymperaceae, Eucalyptaceae 
und Pottiaceae. 


Hier bricht das Werk ab. 

Auffällig ist die Einschaltung der Sphagnaceae nach den Leucobryaceae, 
welche wohl nicht viel Anklang finden dürfte und nur durch die Stellung 
Müller’s als Systematiker, der sich mit entwicklungsgeschichtlichen Fragen 
nicht beschäftigte, erklärlich ist. Wir finden die Gruppen und Gattungen genau 
charakterisirt, mit Hinweisen auf die historische Entwicklung unserer Kenntnisse, 
dann die geographische Verbreitung und schliesslich die Angabe der Anzahl der 
Arten, eventuell kurze Aufzählungen derselben. 

Das Werk ist von Dr. Carl Schliephacke mit einer Einleitung versehen 
worden und durch die Verlagsbuchhandlung sehr gut ausgestattet. 

Carl Müller hat sich mit diesem seinen letzten Werke das schönste 
Denkmal gesetzt und ist nur zu bedauern, dass es unvollständig ist und wohl 


en Di 


Referate. | 39 


auch bleiben wird. Jedem Bryologen ist aber dennoch die Anschaffung des 
Werkes aufs Wärmste zu empfehlen. J. Brunnthaler. 


Minks, A. Beiträge zur Erweiterung der Flechtengattung Ompha- 
lodium. (Mem. de l’Herb. Boissier, Nr, 21, 1900, 8°, p. 81—94.) 

Minks erweitert die von Meyen und Flotow gegründete Gattung Ompha- 
lodium, welche sich von der Gattung Parmelia, deren thallodische und apo- 
theciale Merkmale sie theilt, durch das Vorhandensein eines Gomphus als Befesti- 
gungsmittel an die Unterlage unterscheidet, derart, dass er zu den zwei bekannten 
Arten noch Parmelia mutabilis Tayl. (= Parmelia hypoleia Nyl.), Lichen carti- 
lagineus Ach. und Lichen rubinus Vill. hinzufügt. Es umfasst demnach die 
Gattung Omphalodium fünf Arten, und zwar: O. Pisacomense Mey. et Flw., O. 
Hottentottum (Thbg.) Koerb. (Syn. O. Arizonicum Tuck.), O. mutabile (Tayl.) 
Mks., O. cartilagineum (Ach.) Mks. und O. rubinum (Vill.) Mks. In die letztere 
Art sind sowohl die hell-, wie auch die dunkelfrüchtigen Formen einbezogen, 
ferner sind als hierher gehörige Synonyme Squamaria peltata DC., Lecanora 
contractula Nyl. und Lecanora Thulensis genannt. Nach dem Lagerbaue lassen 
sich die fünf Arten der Gattung Omphalodium in zwei Gruppen gliedern; die 
drei ersten Arten in der oben angeführten Reihenfolge besitzen ein berindetes 
Lager, die zwei letzten entbehren einer Rinde. Eine Abtrennung der letzteren als 
eigene Gattung auf Grund des anatomischen Merkmales des Lagers hält Minks 
nicht für angezeigt. Dr. A. Zahlbruckner. 


Minks, A. Analysis der Flechtengattung Umbilicaria. Zugleich ein 
lichenologischer Beitrag zur Kenntniss der Entstehung und des Begriffes der 
naturwissenschaftlichen Art. (Mem. de l’Herb. Boissier, Nr. 22, 1900, 8°, 
11.2, 1 Taf.) 


In dieser Arbeit begründet Verfasser in eingehender Weise seine von den 
übrigen neueren Lichenologen abweichende Ansicht über die systematische Stel- 
lung der Gattung Umbilicaria. Diese Gattung (im Sinne Hoffmann’s, also 
einschliesslich der Genera Gyrophora und Agyrophora) verweist Minks nach 
dem Baue und der Entwicklung der Apothecien zu den Graphidaceae, wo sie, 
analog der Gattung Omphalodium innerhalb der Parmeliaceae, einen thallodisch 
hoch entwickelten, durch das Vorhandensein eines Gomphus ausgezeichneten Typus 
darstellt. 


Die Arten der Gattung Umbilicaria gruppirt Minks in folgender Weise: 


1. Artenkreis. Umbilicaria pustulata. 


A. U. pustulata (L.) Hoffm. 
1. Anhang. U. rubiginosa Pers. 
2. Y U. dietyiza Nyl. 
3: hr U. membranacea Laur. 
4. 5 U. glauca Stizbg. 
B. U. Pennsylvanica Hoffm. 


140 Referate. 


2. Artenkreis. Umbilicaria tessellata. 


U. tessellata Ach. 
U. reticulata Nyl. 
U. einerascens Nyl. 


au 


3. Artenkreis. Umbilicaria hyperborea. 


U. polyphylla Schrad. 
U. flocculosa Hoffm. 
U. hyperborea Hoffm. 
/. proboscidea Stenh. 
U. rugifera Nyl. 

U. ceylindrica Nyl. 


YBDBaub> 
SQ 


4. Artenkreis. Umbilicaria vellerea. 


U. grisea (Sw.). 
U. vellerea Nyl. 
l. Anhang. U. aprina Nyl. 
2. . U. dichroa Nyl. 
3. . U. calvescens Nyl. 
U. Dillenii Tuck. 
U. esculenta (Miyosh.). 
U. spodochroa Hofim. 
l. Anhang. U. angulata Tuck. (U. Semitensis Tuck.). 
2. 5 U. haplocarpa Nyl. 
F. U. lecanocarpoides Nyl. 
1. Anhang. U. virginis Schaer. 


ur 


Bon 


5. Artenkreis. Umbilicaria Muehlenbergi. 


U. polyrrhiza Stenh. 
U. Caroliniana Tuck. 
U. Muehlenbergii Tuck. 
U. erosa Hoffm. 
l. Anhang. U. sclerophylla Nyl. 
E. U. phaea Tuck. Dr. A. Zahlbruckner. 


Bayer 


Hue, A. M. Lichenes extra-europaei a pluribus collectioribus ad 
Museum Parisiensi missi. (Nouv. Archives du Museum d’hist natur., 
gme Serie, Vol. X [1898], p. 213—280; 4me Serie, Vol. I [1899], p. 27—220, 
Pl. I-VI; Vol. I, Fasc. 1 [1900], p. 49—122, Pl. 1—VI.) 

Abbe A.M. Hue, der durch seine grossen compilatorischen Arbeiten das 
Studium der Lichenen wesentlich gefördert hat, übergibt nunmehr eine umfang- 
reiche, auf eigenen Untersuchungen basirende Publication, deren bescheidener Titel 
ihre Wichtigkeit kaum ahnen lässt, der Oeffentlichkeit. Den Anlass des vorliegen- 


Referate. 141 


den werthvollen Beitrages zur Kenntniss der Flechten gab die Bestimmung des 
ungemein reichen Flechtenmaterials, welches aus allen Theilen der Welt dem 
Pariser Museum zugesendet wurde. Diese Bestimmungen publieirt nun Hue 
nicht in Form der üblichen Listen mit den Diagnosen der neuen Arten und 
Formen, er erweitert seine Aufzählung durch ausserordentlich genaue, auf dem 
modernen Standpunkte stehende und auf eine grosse Zahl von untersuchten 
Exemplaren aufgebaute Beschreibungen. Dadurch schuf der Verfasser ein in zwei- 
facher Hinsicht werthvolles lichenologisches Document; er übergibt denjenigen, 
die sich mit den Lichenen befassen, werthvolle Beschreibungen einer grossen 
Anzahl von Flechten und bringt einen bemerkenswerthen und wegen der vor- 
handenen Diagnosen controlirbaren Beitrag zur Flechtenflora verschiedener 
Gegenden. Wegen der ausführlichen Diagnosen wird die vorliegende Arbeit 
Hue’s jedem Lichenologen ein unentbehrliches Hilfsmittel für seine Studien 
bilden; denn von älteren, mehr die morphologischen Merkmale berücksichtigenden 
Beschreibungen fehlen uns für viele, selbst altbekannte Arten moderne, die ana- 
tomischen und chemischen Angaben umfassende Diagnosen. Allerdings liegen 
auch in dieser Beziehung vielfach in der neueren Literatur Angaben vor, doch 
zerstreut und nur mit einem grösseren Aufwand an Zeit und Mühe zusammen- 
tragbar. Was den Werth der Hue’schen Beschreibung erhöht, ist der Umstand, 
dass er am Pariser Museum in der Lage war, eine grosse Anzahl von Original- 
Exemplaren, insbesondere diejenigen Montagne’s und Nylander’s studiren zu 
können. Obwohl die Studie aussereuropäische Arten umfasst, ist sie auch für die- 
jenigen Flechtenforscher, die ihre Aufmerksamkeit nur den europäischen Lichenen 
zuwenden, von gleich grossem Werthe, da viele der aufgezählten Arten, so die- 
jenigen aus Nordamerika, China und Japan, auch Bürger der europäischen 
Flechtenflora sind. 

Der Stoff ist im Wesentlichen nach Nylander’s System angeordnet, aller- 
dings bedingten die genauen anatomischen Untersuchungen des Verfassers viel- 
fach eine Abänderung der Nylander’schen Anschauungen, insbesondere die 
Gattungsabgrenzung dieser Arten. Hue motivirt seine Auffassung der Gliederung 
in Tribus und Gattungen durch genaue Beschreibungen derselben. Der ausführ- 
lichen Speciesbeschreibung wurde bereits Erwähnung gethan; zu erwähnen sind 
ferner die genauen Literatureitate und die Angabe der Synonyme. Eine werth- 
volle Ergänzung des Textes bilden die prachtvollen, von Herincq gezeichneten 
Habitusbilder und die von Gomont ausgeführten, die anatomischen Details 
illustrirenden Zeichnungen. 

Der vorliegende Theil der Arbeit umfasst die Collemaceae und von der 
Familie der Lichenaceae die Coniocarpeae und Cyelocarpeae mit den Tribus 
Baeomyceae, Thamnolieae, Stereocauleae, Cladoniae, Usneae, Roccelleae, Rama- 
lineae, Cetrarieae, Alectorieae, Pseudophyscieae, Heterodeae, Evernieae, Par- 
melieae, Physcieae, Peltigereae und Umbilicarieae, also die Strauch- und Blatt- 
flechten. Es ist an dieser Stelle nicht möglich, auf die Fülle des Gebotenen 
näher einzugehen; nur Einiges, was weiteres Interesse in Anspruch zu nehinen 
geeignet erscheint, sei hier hervorgehoben. Die Section C'hlorea Nyl. der Gattung 


1 42 Referate. 


Evernia erhebt Hue zu einer eigenen Gattung, die er nach dem Vorschlage des 
Referenten Letharia nennt; er zieht hierher ausser anderen auch Letharia vul- 
pina, L. thamnodes und L. divaricata. Die Gattung Physcia im Sinne Ny- 
lander’s wird in vier Gattungen zerlegt, und zwar: Anaptychia, Theloschistes, 
Pseudophyscia und Physcia im engeren Sinne; massgebend für diese Gliederung 
ist der anatomische Bau des Lagers. Im Tribus der Peltigereae wird Nephroma 
mit Nephromium und Peltidea mit Peltigera vereint; Hue erachtet demnach 
in diesem Falle das in der Form der Gonidien gelegene Merkmal zur Abgrenzung 
von Gattungen nicht geeignet, ein Standpunkt, der sich bei den Pyrenocarpeae 
wohl als unhaltbar erweisen wird. Auch die Gattungen Gyrophora und Umbili- 
caria werden in eine zusammengezogen, wahrscheinlich in Anbetracht gewisser 
nordamerikanischer, den Uebergang vermittelnder Arten. Ramalina thrausta 
wird bei der Gattung Alectoria untergebracht, Evernia furfuracea bei diesem 
Genus belassen, die Gattung Anzia mit Parmelia vereinigt, die Gattungen Ce- 
traria und Platysma getrennt und bei verschiedenen Gruppen untergebracht. 
Alles Uebrige sei im Original nachgeschlagen. 

In Anbetracht der Wichtigkeit der Arbeit haben wir vor der Vollendung 
derselben sehon jetzt berichtet; die weiteren Fortsetzungen sollen nach ihrem 
Erscheinen besprochen werden. Dr. A. Zahlbruckner. 


Lamson-Seribner, F. Studies on American Grasses. — The North American 
Species of Chaetochloa. By F. Lamson-Scribner and Elmer D. Merrill. 
— A Revision of the North American Species of Bromus occurring north of 
Mexico. By Cornelius L. Shear. (U. S. Department of Agriculture, Division 
of Agrostology, Bulletin Nr. 21, 23. Washington, 1900.) 


Unter dem gemeinsamen Titel „Studies on American Grasses“ gibt der 
erste Gramineenkenner Nordamerikas, F. Lamson-Scribner, seit einiger Zeit 
in den Bulletins des „Department of Aerieulture* in Washington die Resultate der 
agrostologischen Untersuchungen des von ihm geleiteten Institutes heraus. Wenn 
hier über zwei dieser Abhandlungen Bericht erstattet wird, so geschieht dies, 
weil beide auch für die Kenntniss unserer europäischen Gramineen von Wichtig- 
keit sind. 

Die erste der oben genannten Arbeiten beschäftigt sich mit der Gattung 
Setaria Beauv., welche die nordamerikanischen Botaniker aus Prioritätsgründen 
Chaetochloa Seribn. nennen.t!) In der vorliegenden Abhandlung sind 28 Arten 
der Gattung beschrieben und die meisten derselben auch abgebildet. Unter den- 
selben befinden sich auch die uns wohlbekannten europäischen Arten Chaetochloa 
glauca (L.) Seribn. = Setaria glauca (L.) Beauv., Chaetochloa vertieillata (L.) 
Seribn. = Setaria vertieillata (L.) Beauv., COhaetochloa ambigua (Guss. sub 


!) Setaria Acharius (1798) ist eine Flechtengattung; und Beauvois selbst gebrauchte den 
Namen zuerst (1807) für eine Pennisetum-Art, erst später (1812) stellte er unsere „Setaria“-Arten 
in diese Gattung, die vorher als Panicum-Arten galten. Da jedoch die Flechtengattung „Setaria“ 
längst nicht mehr existirt, kann nach Ansicht des Referenten der Name Setaria für die bekannte 
Graminsen-Gattung ohne Bedenken beibehalten werden. 


Referate, 143 


Setaria) Sceribn. et Merrill, Chaetochloa viridis (L.) Seribn. = Setaria viridis (L.) 
Beauv., Chaetochloa Italica (L.) Seribn. = Setaria Italica (L.) Beauv. und 
Chaetochloa Italica Germanica (Mill.) Seribn. = Setaria Germanica (Mill.) 
Beauv. Alle diese Arten wurden aus Europa importirt, die vier ersten als Un- 
kräuter unabsichtlich, die zwei letzten als Culturgräser. 

Dem beschreibenden Theil geht ein Bestimmungsschlüssel voraus. Die 
Beschreibungen und Standortsangaben sind ausführlich; die Synonymie ist überall 
berücksichtigt. Als neue amerikanische Arten sind beschrieben: Chaetochloa 
gibbosa, hispida, leucopila, rigida, macrosperma und villosissima,. In Fussnoten 
werden zwei neue Arten aus Australien, C'haetochloa apiculata und Ch. Austra- 
liensis, beschrieben. 

Noch wichtiger für die Kenntniss der europäischen Gramineen ist die 
zweite Arbeit, welche sich mit der Gattung Bromus beschäftigt, und zwar des- 
halb, weil in dieser Gattung die Zahl der Europa und Nordamerika gemeinsamen ' 
Arten eine erheblich grössere ist und einige derselben schwierig zu unterscheiden 
sind. Die Bearbeitung, welche in ganz ähnlicher Weise wie jene der Gattung 
Chaetochloa durchgeführt ist, enthält 35 Arten, von denen aber nieht wenige in 
Unterarten gegliedert sind. Von europäischen Arten werden die folgenden behandelt: 
Bromus secalinus L., racemosus L. und racemosus commutatus (Schrad.), hordea- 
ceus L. (= mollis L.) mit hordeaceus intermedius (Guss.) und hordeaceus glabre- 
scens (Coss.), arvensis L., patulus M. et K., squarrosus L., scoparius L., Madri- 
tensis L., masimus Desf. und maximus Gussoni Parl., rubens L., sterilis L., 
tectorum L., ramosus Huds. (= asper Murr.), erectus Huds., inermis Leyss. 
Alle diese Arten wurden nach Angabe des Autors aus Europa eingeschleppt, 
einige derselben sind aber in Nordamerika schon weit verbreitet. 


Wie man aus der eben gegebenen Aufzählung sieht, sind unsere mittel- 
europäischen Bromus-Arten alle in Shear’s Arbeit behandelt, und da dieselben 
ausführlich beschrieben und recht gut abgebildet sind, so kann die vorliegende 
Bearbeitung auch für das Studium unserer heimischen Bromus-Arten bestens 
empfohlen werden. Fritsch. 


Notizen. 


Einer Zuschrift des Herrn Prof. Dr. K. Fritsch in Graz entnehmen wir 
nachstehende Mittheilung über das Vorkommen der Lonicera alpigena L. auf 
dem Anninger: 

„Im XXXIX. Bericht der Section für Botanik (in diesen „Verhandlungen‘, 
1900, S. 523) wird das Vorkommen von Lonicera alpigena L. auf dem Anninger 
(Eschenkogel) bei Mödling erwähnt und zu erklären versucht. Ich bin zufällig 
in der Lage, die Erklärung dieses Vorkommens zu geben. Die Pflanze stammt 
nämlich thatsächlich aus einem Alpengarten, der seinerzeit (1880) vom Verein 
der Naturfreunde in Mödling auf dem Eschenkogel angelegt worden war. Die 


144 Notizen. 


Anlage des Gartens erfolgte unter Leitung von Dr. J. Gaunersdorfer durch 
Zöglinge der Gärtnerschule ‚Elisabethinum‘ in Mödling. Der Garten erhielt sich 
dort zwei Jahre, wurde aber so oft vom Publicum zerstört und beschädigt, dass 
seine Weitererhaltung aufgegeben wurde. Von den damals angepflanzten Ge- 
wächsen sind, wie mir Dr. Gaunersdorfer brieflich mittheilt, heute nur noch 
‚Krummholz und Alpengeissblatt‘ erhalten.“ 


Die kaiserliche Akademie der Wissenschaften veranstaltet in diesem Jahre 
eine botanische Forschungsreise nach Brasilien, an welcher die Herren Prof. Dr. 
R. Ritter v. Wettstein und Dr. V. Schiffner als Botaniker, Dr. Fr. Ritter 
v. Kernerals Geograph, Meteorologe und Arzt theilnehmen. Öbergärtner Aug. 
Wiemann ist der Expedition als Gärtner zugetheilt. Die Abreise erfolgt im 
April nach San Paolo, von wo aus die Durchforschung der Sierra di Parana- 
piacaba unternommen werden soll. 


Das k. k. naturhistorische Hofmuseum in Wien ist neuerdings in den Be- 
sitz einer sehr werthvollen Privatsammlung gelangt. Es ist dies die welt- 
berühmte Orthopteren-Sammlung des Herrn Hofrathes Dr. C. v. Brunner, dessen 
Leistungen auf dem Gebiete der Orthopterologie allgemein bekannt sind. Ausser 


den zahllosen Typen Brunner’s enthält die Sammlung auch viele Original- „ 


Exemplare zu den Publicationen der meisten anderen Orthopterologen unserer 
Zeit. Wir beglückwünschen die Verwaltung des Hofmuseums zu diesem schönen 
Erfolge. er 

Herr Dr. Ed. Palla wurde zum ausserordentlichen Professor und Adjuncten 
an dem botanischen Institute der Universität Graz ernannt. 


Am 11. December 1900 starb in Liege der berühmte Neuropterologe 
Michel Edmond Baron de Selys-Longcehamps. Selys hat ein Alter von 
77 Jahren erreicht und war bis in die jüngste Zeit auf wissenschaftlichem Ge- 
biete thätig. Seine neuropterologischen Werke gehören zu den hervorragendsten 
Leistungen auf dem Felde der Entomologie. 


un 


n.. 


XXX. Bericht der Section für Kryptogamenkunde. 


Versammlung am 25. Jänner 1901. 
Vorsitzender: Herr Custos Dr. A. Zahlbruckner. 


Herr Primarius Dr. J. Lütkemüller spricht „Ueber Zell- 
haut und Porenapparate der Desmidiaceen“. 


Herr Dr. ©. Ritt. v. Keissler legt hierauf die neue Lite- 
ratur vor. 


Section für Zoologie. 


Versammlung am 8. Februar 1901. 
Vorsitzender: Herr Prof. Dr. C. Grobben. 


Herr Dr. Rudolf Stummer v. Traunfels aus Graz hielt über 
seine im Vorjahre nach dem Tiön-Schan in Asien unternommene 
Studienreise einen interessanten Vortrag und illustrirte denselben 
durch Vorlage von Karten und Photographien. 

In Erwartung einer zahlreichen Zuhörerschaft war von dem 
Vorsitzenden für den genannten Vortrag der grosse Hörsaal des 
zoologischen Universitäts-Instituts zur Verfügung gestellt worden. 


2. B. Ges. Bd. LI. 10 


146 Gottfr. Luze. 


Revision der europäischen und sibirischen Arten 
der Staphyliniden-Gattungen Tachyporus Grav. und 
Lamprinus Heer. 


Bearbeitet von 


Gottfr. Luze 


in Wien. 


(Eingelaufen am 20. Jänner 1901.) 


I. Genus Tachyporus Grav. 


Die Arten dieser Gattung sind vorne ziemlich breit gerundet, nach rück- 
wärts + keilförmig zulaufend. Der manchmal mächtig entwickelte Kopf (atriceps) 
ist bei normaler Lage bis an die grossen, flachen Augen in den Halsschild ein- 
gezogen. Letzterer ist hell (atriceps) oder grössentheils dunkel (hypnorum), ganz 
(atriceps) oder theilweise (hypnorum) glasig durchscheinend und trägt nahe den 
Rändern je vier eingestochene Punkte, in denen dunkle, abstehende Borsten 
wurzeln. Am Hinterrande sind die beiden mittleren Borstenpunkte weiter nach 
einwärts gerückt und meist grösser (obtusus) als die beiden seitlichen. Kopf 
und Halsschild erscheinen spiegelblank, der Hinterrand des letzteren legt sich 
flach über die vorderste Partie der Flügeldecken. 

Die Flügeldecken tragen schräg (von rückwärts) eingestochene Punkte, 
die manchmal sehr fein und seicht (scutellaris), mitunter ziemlich kräftig ein- 
gestochen (solutus), selten relativ grob erscheinen (corpulentus). Die Decken 
sind meist undieht mit hellen, kurzen, niederliegenden Härchen bekleidet (pusil- 
lus), manchmal mit längeren, gröberen Haaren ziemlich dicht bedeckt (pulchellus). 
Der Quere nach erscheinen sie depress (nitidulus) oder gewölbt (atriceps), selten 
hoch gewölbt (convexus). Nach den Seitengrenzen sind sie parallelseitig (nidi- 
dulus) oder in der Mitte schwach erweitert (pusillus), oder vom Grunde aus 
nach rückwärts verengt (formosus); letztere Eigenschaft tritt mitunter beim d’ 
deutlicher hervor als beim 9 (formosus). Die Decken sind oft merklich länger als 
der Halsschild (chrysomelius) oder ungefähr so lang als der Halsschild (abdomi- 
nalis), selten merklich kürzer als der letztere (ruficollis). 

Längs der Seitenkante jeder Decke findet man eine Reihe von Punkt- 
grübcehen, die in der vorderen Hälfte knapp an der Kante liegen, die folgenden 
sind etwas nach einwärts gerückt und das letzte der Reihe sitzt am Hinterrande 
der Decken, nahe den Aussenwinkeln derselben. 

Auf der Scheibe jeder Decke sind vier Längsreihen weit von einander ab- 
stehender Punkte sichtbar, die erste Reihe verläuft längs der Naht, die dritte 
innerhalb der Schultern. Die Reihen zeigen höchstens vier Punkte, in der 


Revision d. eur. u. sibir. Arten d. Staphyl.-Gatt. Tachyporus Grav. u. Lamprinus Heer. 147 


zweiten und vierten Reihe sind meist zwei Punkte sichtbar (pusillus). In diesen 
Punktgrübehen wurzeln dunkle, abstehende Börstehen. Die Anzahl dieser Punkte 
ist bei den einzelnen Arten wohl in Zahl und Anordnung verschieden, variirt 
aber auch innerhalb der Species, so dass dieses Merkmal zur Trennung der Arten 
nur unverlässliche Werthe gibt. 

Das Abdomen ist + keilförmig zugespitzt, das letzte Rückensegment beim 
&' abgerundet, das letzte Bauchsegment dreieckig ausgeschnitten, ausnahmsweise 
auch die Bauchringe 4 und 5 seicht ausgerandet (ruficollis), beim Q ist das 
letzte Rückensegment in vier borstentragende Zähne gespalten, von denen die 
mittleren meist nadelartig spitz erscheinen (pusillus) oder eine kräftige zwei- 
zinkige Gabel bilden (transversalis), die seitlichen sind breit und bei allen Arten 
am Ende + abgestumpft. Genannte Auszeichnungen erscheinen wohl bei ent- 
sprechender Vergrösserung für einzelne Arten recht charakteristisch, sind aber 
im Allgemeinen wegen ihrer Kleinheit zur Trennung der Arten nicht verwendbar. 
Die Segmente des Abdomens sind an der Basis + dicht und tief punktirt, der 
helle Saum ihrer Hinterränder trägt keine Punkte. Sind die Segmente tief in- 
einander geschoben, so erscheint das Abdomen völlig unpunktirt, ein Umstand, 
der leicht zu Täuschungen Anlass gibt. 

Von oben betrachtet ist das Abdomen scheinbar von einem wirren Borsten- 
kranze gesäumt, bei näherer Betrachtung erscheinen aber die Borsten in schöner 
Regelmässigkeit geordnet. Die Randborsten entspringen aus Punktgrübchen am 
äussersten Hinterrande der Bauchringe und liegen bei normaler Lage der Ringe 
in einer Ebene. Die Rückenringe tragen seitlich, näher dem Hinterrande als 
dem Seitenrande, eine in einer Geraden liegende Reihe von Punktgrübchen, in 
denen ebenfalls dunkle, in einer Ebene liegende Borsten wurzeln. Der siebente 
Rückenring trägt in der Linie, bis zu der er sich in den sechsten einschiebt, 
eine Querreihe von vier Borsten, überdies sind manchmal noch eine zweite und 
eine dritte Querreihe bemerkbar (hypnorum). Nahe den Hinterrändern der 
Bauehringe befinden sich ebenfalls Querreihen abstehender Borsten, die gegen 
das Körperende kräftiger erscheinen; ausser diesen sind noch kürzere, zerstreut 
stehende Börstchen sichtbar, an denen ein Prineip der Anordnung nicht wahr- 
nehmbar erscheint. 

Die gegen das Ende -+ gepressten Fühler sind meist schlank, gegen das 
Ende nur wenig verbreitert (pusillus) oder kürzer, gegen das Ende mehr ver- 
breitert (macropterus), selten stark verbreitert, fast keulig erscheinend (trans- 
versalis); das Endglied erscheint asymmetrisch eiförmig, gestreckt (chrysomelinus) 
oder kurz (mysticus). Die Kiefertaster sind häufig ganz gelbroth (chrysomelinus), 
oft aber ist das vorletzte Glied + gebräunt (pusillus); das letzte Glied ist 
pfriemenförmig, manchmal ziemlich lang vortretend (obtusus), meist aber kurz 
und wenig bemerkbar (transversalis). 

Die hellen Beine sind schlank, das vorletzte Tarsenglied ist auffallend 
klein, die Vorderschienen tragen an der Aussenseite mehrere hinter einander 
stehende Dorne, die Abschrägung am Vorderende ziert ein Dornenkamm. Die 
Mittelschienen tragen an der Aussenseite zwei hinter einander stehende Dornen- 

10* 


148 Gottfr. Luze. 


paare und gegen das obere Ende noch einen kürzeren Dorn; an der Innenseite 
sind feinere Dorne und Dornenpaare sichtbar. Die Hinterschienen tragen an der 
Aussenseite mehrere hinter einander stehende Dorne, an der Innenseite ebenfalls 
Einzeldorne und längere Haare dazwischen. Das Ende der Mittel- und Hinter- 
schienen ziert ein Borstenkranz und längere, nach Aussen und Innen ab- 
stehende Dorne. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares sind nur beim 9’ schwach (pusillus) 
oder in beiden Geschlechtern schwach erweitert (formosus), oder beim g' stark, 
beim 2 schwach erweitert (chrysomelinus) oder auch beim g' die Tarsen des 
ersten Beinpaares stark, die des zweiten schwach, beim Q die des ersten Bein- 
paares schwach erweitert (ruficollis). 

Unter dem Mikroskope?!) erscheinen Kopf und Halsschild fein und sehr 
zerstreut punktirt (chrysomelinus) oder aber mit kurzen, glänzenden Strichelchen 
undicht besetzt (pulchellus), bei zwei Arten ist der Halsschild überdies dicht und 
fein quer gerieft (transversalis, Ganglbaueri). Die Flügeldecken erscheinen 
zwischen den Punkten spiegelblank, ohne Grundsculptur (solutus) oder mit einer 
Grundseulptur, bestehend aus sehr feinen, dicht geordneten und quer verlaufen- 
den Riefen (obtusus), oder aus kräftiger hervortretenden, dicht gedrängten (pul- 
chellus) oder auch aus weitläufig und etwas wellig verlaufenden Riefen (austria- 
cus), oder vorne blank und gegen das Ende fein quer gerieft (formosus). Die 
Segmente des Abdomens erscheinen dicht und fein quer gerieft (ruficollis) oder 
fein und weitläufig quer gerieft (Sahlbergi), oder mit Ausnahme der fein wellig 
quer gerieften hellen Hinterränder der Segmente blank (corpulentus); die borsten- 
tragenden Punkte sind einfach (corpulentus) oder mit mehreren, strahlenförmig 
geordneten, glänzenden Strichelchen umgeben (macropterus). 

Die Grundseulptur ist für die einzelnen Arten constant und gibt oft das 
verlässlichste Merkmal zur Trennung ähnlicher Arten. 

Der siebente Rückenring zeigt einen aus dicht geordneten, parallelen 
Fiederchen gebildeten weissen Saum, der bei manchen Individuen nur theilweise 
vorhanden ist, welcher Umstand den Schluss auf Abnützung des Saumes durch 
Reinigung der Flügel an demselben zu gestatten scheint (Flügelbürste). 

Die Arten dieser Gattung findet man unter Laub und Moos, unter Steinen 
und moderndem Holze, im Compost, in trockenem Miste, im Detritus der Ge- 
wässer, an Gräsern und Blüthen, in der Ebene und im Gebirge, auch in der 
alpinen Region (atriceps), einige unter ihnen sind (nicht gesetzmässig) myrmeko- 
phil (macropterus).?) 


!) Die Untersuchungen geschahen mit einem von der Firma C, Reichert in Wien gelieferten, 
vorzüglichen Instrumente bei 120 facher Vergrösserung und mit Seitenbeleuchtung bei künst- 
lichem Lichte. 

2) Die nicht gesetzmässigen Myrmekophilen (im Sinne Wasmann's) stehen in keiner näheren 
Beziehung zur Ameise und sind auf Symbiose mit dieser nicht angewiesen. Sämmtliche bei Ameisen 
vorgefundene Tachyporus-Arten scheinen zu den geduldeten Besuchern zu gehören. Bei meiner Jagd 
nach Ameisenfreunden fand sich 7. nitidulus häufig unter Moos in Gesellschaft von Lasius fuligi- 
nosus Ltr., T. hypnorum ebendort, häufiger aber bei der unter Steinen bauenden Atta structor Ltr. 
und manchmal in stattlicher Anzahl. 


Revision d. eur. u. sibir. Arten d. Staphyl.-Gatt. Tachyporus Grav. u. Lamprinus Heer. 149 


Das reichhaltige Material, das mir zur Untersuchung geboten wurde, 
stammt von den Herren Entomologen Bernhauer, Breit, Ganglbauer, 
v. Heyden, Liemberger, Mandl, J. Sahlberg, U. Sahlberg, Schuster, 
Skalitzky, Spaeth, Spurny, v. Vogelsang und Wingelmüller. Für die 
freundliche Ueberlassung desselben zum Studium sei jedem Einzelnen wärmstens 
gedankt. 


Nachtrag 


zu dem Aufsatze: „Revision der europäischen und sibirischen Arten der Staphyli- 
niden-Gattung Tachinus Grav.* (in diesen „Verhandlungen“, Jahrg. 1900, Heft 9, 
S. 475). 


1. Zu Nr. 3, Tachinus basalis Er.: Am Schlusse bei „Fundort“ ist vor 
„(Minsk)“ das Wort „Polen“ einzuschieben. 

2. Zu Nr. 7, Tachinus rufipes De Geer: Der Autor selbst schrieb nach 
mir zugekommener Information seinen Namen „Degeer“. 

3. Zu Nr. 11: Das Männchen zu Tachinus bicuspidatus J. Sahlbg. 

dg: Mittelstück des achten Rückenringes seicht dreieckig ausgerandet, mit 
zwei breiten, lappigen Zähnen. 

Seitenstücke des achten Rückenringes abgestutzt, als winkelige Vorsprünge 
sichtbar. 

Fünfter Bauchring mässig breit ausgerandet, darüber mit einem schmalen 
Körnerbogen; über diesem ist das Segment kräftig eingedrückt. Dritter Bauch- 
ring in der Mitte schwach, aber deutlich, vierter Bauchring stärker niedergedrückt. 

Ein Exemplar von Herrn Sundman gefangen; es ist im Besitze des 
zoologischen Museums in Helsingfors. 

Länge 5°5 mm. — Fundort: Nordsibirien (Samarovo). 

4. Zu Nr. 37, Tachinus Bonvouloiri Pand.: Bei „Verbreitung“ ist noch 
anzuführen „Südtirol (Monte Baldo)*. 

5. In der Bestimmungstabelle ist S. 487 nach „6. var. marginicollis“ ein- 
zuschalten: „11. bicuspidatus“. 


” 


Bestimmungstabelle für die Arten des Genus Tachy- 
porus 6rav. 


1 Vorletztes Glied der Kiefertaster rothgelb . . -. . .» . . 0... 2. 2 
— Vorletztes Glied der Kiefertaster + braun!) . . E: 
2. Flügeldecken depress, mit deutlichem Fettglanze, Körper fine und schmal. 

1. nitidulus. 
— Flügeldeeken + gewölbt, Körper £ breit . . . . 2 2 2200.08 


1) Diesbezüglich zweifelhafte oder variable Arten sind in beiden Gegensätzen berücksichtigt. 
Die Namen in den Klammern beziehen sich auf nicht normal gefärbte Exemplare. 


150 Gottfr. Luze. 


Kopf and: Halssehild rothgelb’» .ıhr Sch mel REN EEE 
Kopf anders gefärbt . . . . ee ae EEE 

. Flügeldecken mit dunkler Oukrhinders an e“ Basis ul WET. a 
Flügeldecken ganz hell oder mit dunkler Seutellarmakel . .. .. . 14 

. Abdomen mit dunkler Zeichnung . . . .l SUR, 
— Abdomen wenigstens bis zum Ende des realen Be hell sahen 
. Die Punkte des Abdomens sind seicht eingestochen . . . . 34. (obtusus) 


Die Punkte des Abdomens sind kräftig eingestochen. 
30. var. caspius, 37. convexus. 


. Basis des Abdomens theilweise dunkel . . . 2. 2 2 2 2 en. 8 
Basis des Abdomens ganz hell . . . . nn. 34. obtusus 
. Die mittleren Segmente des Abdomens an den Einkrändern hell zn 
Die mittleren Segmente des Abdomens ganz hell . . . . Fa rag) 
. Siebentes Segment des Abdomens grösstentheils dunkel . . 86. Lederi 
Siebentes Segment des Abdomens ganz hell . . . . 80. var. caspius 
. Abdomen mit kräftig eingestochenen Punkten . . 30. var. decoratus 


Abdomen mit seicht eingestochenen Punkten. 31. laticollis, 35. Matthewsi. 


. Abdomen mit kräftig eingestochenen Punkten 30. formosus, 32. cuneus 


Abdomen mit seicht eingestochenen Punkten. 
19. (ruficollis immat.), 31. laticollis, 33. abdominalis. 


. Kopf und Halsschild ganz oder grösstentheils dunkel . . . . ... 13 
Kopf mit gelber Stirne, Halsschild mit dunkler Längsbinde 27. flavifrons 
Kopf schwarz, Halsschild ganz oder grösstentheils hell . . . . . . 16 

.. Flügeldecken grösstentheils dunkel . . . . .. >... eu os zunla 


Flügeldecken grösstentheils hell. 
2. (compressicornis), 21. tersus, 28. hypnorum. 


. Flügeldecken ohne Schultermakeln . . . . . . A 0 
Flügeldecken mit hellen Schultermakeln . . . . 98, var. armeniacus 
. Halsschild an den Hinterwinkeln ausgedehnt hell . . . 28. var. niger 


Halsschild am Hinterrande bis an die Hinterwinkel gleich breit hell gesäumt. 
4. corpulentus. 


. Flügeldecken mit einer dreieckigen, dunklen Seutellarmakel, sonst ganz hell 17 


Flügeldecken anders gezeichnet oder einfärbig . . en 


. Flügeldecken beiderseits der Nath mit relativ kräftig öingeRtonkene Punk 


29. solutus. 


Flügeldecken sehr seicht, fast erloschen punktirtt . . . 24. scutellaris 
. Flügeldecken ganz hell oder nur an den Seiten dunkel . . . . .. 19 
Flügeldecken anders gezeichnet . . . . ke, Fe 


. Kopf sehr gross, Flügeldecken nicht se nur wenig Ener als der Hals- 


SOnzld nn SE 0% . .. 20. atriceps 
Kopf normal, Flügeldecken Hg" enger be der Halsschild, 
2. (compressicornis), 22. jocosus, 23. var. immaculatus. 


). Eine dunkle, + hammerförmige Discalmakel communicirt mit dem Seiten- 


rande der Flügeldecken . . 2 2 222 22020..26. fascipennis 


Revision d. eur. u. sibir. Arten d. Staphyl.-Gatt. Tachyporus Grav. u. Lamprinus Heer. 151 


Flügeldecken anders gezeichnet . . . . ul 
. Halsschild mit einer dunklen Querbinde at ie deren Hälfte wenig- 
stens an den Vorderwinkeln ausgedehnt braun . . . 18. transversalis 
Halsschild ganz hell oder mit dunkler Discalmakell . . ..2..2...22 
. Flügeldecken mit einer dunklen Querbinde auf der vorderen Hälfte. . 23 
Flügeldecken anders gezeichnet . . . . 2 2 22.200. al 24 
. Flügeldecken weitläufig punktirt 2 Mogakt, Sananain 4 25. Reitteri 
Flügeldecken dicht punktirt. 
23. chrysomelinus (var.), 34. var. nitidicollis. 
. Die rothgelben Flügeldecken mit dreieckiger, dunkler Scutellarmakel und mit 
dunklen Seitenrändern . . . ........21.tersus, 23. chrysomelinus 
Hiugeldecken’ anders gezeichnet . . .n. 1 zNuui.2 en taoe Tu md 
ERingeldeeken: grösstentheils dunkelÜ#Iun1.° ur uBrWw NENNE 26 
Flügeldecken ganz oder grösstentheils hell. . . . . . N 
. Flügeldecken kürzer als der Halsschild . . . . nn. 9. ruficollis 
Flügeldecken so lang oder länger als der Halsschild. 
13. pulchellus, 20. atriceps. 
. Flügeldecken merklich länger als der Halsschild . . 18. (pulchellus) 
Flügeldecken kaum länger als der Halsschild . . . . . . 20. atriceps 
. Flügeldecken depress, mit deutlichem Fettglanze, Körper lang und schmal. 
1. nitidulus. 
Blügeldeeken =F° gewölbt, Körper = "breit! TI Era, 8 u) mel 29 
 Halssehild’ ganz’ oder grösstentheils hell . . . . ... 2.2... 80 
Halsschild ganz oder grösstentheils dunkel . . . . . a 
. Halsschild mit einer dunklen Querbinde auf der der Hälfte oder wenig- 
stens an den Vorderwinkeln ausgedehnt braun . . . 18. transversalis 
Halsschild mit einer dunklen Discalmakel oder ganz hell . . .... 81 
. Flügeldecken ganz oder grösstentheils hell. . . . 2 2 2 20202...82 
Flügeldecken ganz oder grösstentheils dunkel . . . . . er RES 
. Flügeldecken mit langer, schmaler Scutellarmakel und dunklen Seiten- 
Fandernem 500: DNB IATErSWS 
Flügeldecken ee: ae na ae a ET 
HRopr schwarzioder schwarzbraun ‚4.17 ud le) Semmee.ı. 2.34 
Kopf rothgelb . . . . he ls aunlex 
. Flügeldecken merklich Tanber a de Halsschilal 
13. pulchellus), 14. (Skalitzkyi), 22. jocosus. 
Flügeldecken kaum länger als der Halsschild. 
6. (austriacus), 16. mierocephalus, 17. mysticus. 
. Flügeldecken kaum länger als der Halsschild . . . . 2 2 20202...87 
Flügeldecken merklich länger als der Halsschild . . . . . Alk 
Kopf gelbröthn:; |. 5%: 5 ET ST 15. (duplex) 
Kopf schwarz oder Kchtehrahfädn. ons 18. helle? 14. Skalitzkyi 
. Halsschild ganz gelbroth . . . . rlEnlare: he IRRE 


Halsschild mit dunkler Sentellarmakol = 00 A se 38 


152 Gottfr. Luze. 


38. Flügeldecken und Abdomen relativ kräftig punktirt und behaart. 
5. imitator, 16. mierocephalus. 
— Flügeldecken und Abdomen fein punktirt und behaart. 
6. (austriacus), 7. (macropterus), 19. (ruficollis). 


39. Flügeldecken ganz oder grösstentheils hell . . . . 2 2 2 2.2.2... 40 
— Flügeldecken ganz oder grösstentheils dunkel . . . 2. 2 2 2.202.843 
40. Flügeldecken merklich länger als der Halsschild . . . . 2 2.2.2. 4 
— Flügeldecken kaum länger als der Halsschild . . . . . 6. (austriacus) 
41. Flügeldecken mit mattem Fettglanze . . . . . .....9 Ganglbaueri 
— Flügeldecken mit starkem Glanze . . . et 


42. Flügeldecken gelbbraun oder rothgelb mit eg Sika ae 
10. pusillus, 21. (tersus). 
— Flügeldecken rothbraun oder schwarzbraun. 
2. compressicornis, 8. (Bernhaueri), 11. (Sahlbergji). 
43. Abdomen viel dichter und stärker als die Decken punktirt . 12. italicus 
— Abdomen kaum dichter und stärker als die Decken punktirt . . . . 44 
44. Die Punktirung der Flügeldecken ist fein . . . Bi SEE 
— Die Punktirung der Flügeldecken ist relativ ka nn wen 
8. Bernhaueri. 
45. Hinterränder der Flügeldecken ausgedehnt hell, namentlich an den Aussen- 


wukelant ins . 46 
— Hinterränder der Flügeldecken ne ns nur ae aa unha 
heller . . . . ..... 3. nigrinus, 10. var. Satanas, 11. Sahlbergi 


46. Flügeldecken nicht oder nur wenig länger als der Halsschild. 

6. austriacus, 7. macropterus. 
— Flügeldecken beträchtlich länger als der Halsschild. 

10. pusillus), 13. (pulchellus). 


1. Tachyporus nitidulus!) Fab., Sp. Ins., I, 337. 


Fauv., F. g.-rh., 602. — Ganglb., K.M., I, 352. — J. Sahlbg,, E. 
F., 190. 

T. brunneus Fab., Ent. Syst., I, 2, 535; Er., Kf. M. Brand., I, 395, Gen. 
Staph., 241; Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., II, 427; Thoms., Skand. Col., III, 
152; Pand., Annal. Soc. Ent. Fr., 299; Rey, 232. — T. abdominalis Grav., 
Mier., 127. — T. flavicornis, nitidus Steph., Ill. Brit., V, 177. — T. angustatus 
Steph., ibid., 180. — T. gracilis, libens, brunneus Steph., ibid., 179. — T. thora- 
cicus, pyrrhoceras, pusillus Steph., ibid., 180. — T. scutellaris Boisd. Lac., Fn. 
Ent. Par., I, 517. — T. chloroticus Kol., Mel. Ent., III, 12. — T. faber Say, Trans. 
Am. Phil. Soe., IV, 468. — T. anticus Er., Gen. Staph., 235. — T. elegantulus 
Reiche, Ann. Soc. Ent. Fr., 1856, 360. 

Var. crux Epp., Deut. Ent. Zeitschr., 1892, 325. — Var. Spaethi m. 


ı) Crassicornis Mannerh. ist ein nitidulus mit hellen Decken und dunkler Scutellarmakel. 


Revision d. eur. u. sibir. Arten d. Staphyl.-Gatt. Tachyporus Grav. u. Lamprinus Heer. 153 

Im Habitus ziemlich constant, in der Färbung die variabelste Form. Kopf 
mässig gross, schwarz bis hellbraun. Halsschild schwach gewölbt, seitlich schwach 
gerundet erweitert, nach rückwärts wenig, nach vorne ziemlich stark verengt, 
etwas breiter als die Decken, einfärbig hell oder mit einer + ausgedehnten, 
braunen Discalmakel, oder mit Ausnahme der gegen die Hinterwinkel breiter 
werdenden braunen Seitenränder und des Hinterrandes schwarzbraun, die lichten 
Stellen glasig durchscheinend. 

Flügeldecken depress, parallelseitig, mit deutlichem Fettglanze, fein und 
ziemlich dicht, etwas rauh punktirt und ziemlich dicht hell behaart, ganz hell 
oder nur an den Seitenrändern dunkel, oder auch an der Naht + ausgedehnt 
braun; oder bis auf eine + ausgedehnte Schultermakel und die Hinterränder 
schwarzbraun; oder mit einer + einem Anker gleichenden dunklen Zeichnung, 
dessen Schaft an der Naht und dessen Haken an den Schultern liegen (var. 
crux Epp.; Turkestan, Taschkent). Eine ganz helle Form mit stark verkürzten 
Flügeldecken und mangelndem Hautsaume am siebenten Abdominalsegment ist 
var. Spaethi m. (Steiermark, Bachergebirge: Spaeth. — Niederösterreich, Pitten: 
Ganglbauer. — Umgebung von Wien: Luze). 


Abdomen ganz hell, meist aber dunkel, die Hinterränder der Segmente 
breit goldbraun gesäumt, wie die Decken punktirt und behaart. 


Vorletztes Glied der Kiefertaster rothgelb bis braun. Beine und Fühler 
röthlichgelb, letztere seitlich kräftig zusammengedrückt, die vorletzten Glieder 
so lang als breit, das Endglied mässig gestreckt eiförmig. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares beim Q einfach, beim 5’ ziemlich kräftig 
erweitert. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken vorne erloschen, rückwärts 
weitläufig und etwas wellig, das Abdomen sehr dicht und fein quer gerieft. 


Von dem oft ähnlich gefärbten tersus durch die flachen, fettglänzenden 
Flügeldecken und durch die Grundsculptur, von pusillus durch breiteren Hals- 
schild, durch die matt glänzenden, parallelseitigen Flügeldecken und durch das 
helle Abdomen verschieden. 


Länge 2—3 mm. — Verbreitung: Ueber den grössten Theil der paläark- 
tischen Region und über Nordamerika verbreitet. — Vorkommen: Unter Moos 
und Steinen, unter Laub und Geniste, im Detritus der Gewässer, auch bei 
Ameisen (Lasius fuliginosus, niger; Formica rufa). 


2. Tachyporus compressicornis noV. Spec. 


Kopf schwarz, Halsschild dunkel rothbraun, an den Seiten breit, am 
Hinterrande schmal hell rothbraun, an den hellen Stellen glasig durchscheinend, 
kräftig gewölbt, seitlich stark gerundet erweitert, nach rückwärts stark, nach 
vorne etwas stärker verengt, bedeutend breiter als die Decken. 


Flügeldecken rothbraun, an den Seitenrändern geschwärzt, an der Naht 
und an den Hinterrecken blutroth, 1'!/;mal so lang als der Halsschild, zusammen 


154 Gottfr. Luze. 


kaum breiter als lang, glänzend, mässig fein und ziemlich dicht punktirt, deutlich 
und ziemlich dicht grau behaart. 

Abdomen schwarz, die Hinterränder der Segmente breit goldbraun gesäumt, 
etwas feiner und weitläufiger als die Decken punktirt, siebentes Segment ganz 
hell und sehr weitläufig punktirt. 

Beine, Kiefertaster und Fühler rothbraun, letztere in der Aussenhälfte 
dunkler, die Glieder seitlich stark zusammengepresst, die vorletzten Glieder 
breiter als lang, das Endglied mässig gestreckt eiförmig, seitlich sehr stark 
zusammengepresst. . 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken kräftig und etwas unregel- 
mässig, das Abdomen sehr dicht und fein quer gerieft. 

In der Fühlerbildung und im Habitus an nitidulus erinnernd. Von dem- 
selben durch den grossen, seitlich stark gerundet erweiterten Halsschild, durch 
die glänzenden, gewölbteren Decken, durch die deutlichere Punktirung derselben, 
durch bedeutend kräftigere und dichtere Grundsculptur an denselben und durch 
die Färbung verschieden. 

Länge 25 mm. — Fundort: Caucasus; in der Steppe unter Steinen von 
Herrn Leder gefangen. Ein Z' und ein 9. 

Die Typen besitzt das k. k. naturhistorische Hofmuseum in Wien. 


3. Tachyporus nigrinus nov. Spee. 


Kopf und Halsschild schwarz, letzterer hoch gewölbt, seitlich schwach 
gerundet erweitert, nach rückwärts wenig, nach vorne stärker verengt, kaum 
breiter als die Decken, der Seitenrand, namentlich an den Hinterecken, breit 
rothbraun, der Hinterrand sehr schmal goldbraun gesäumt. 

Flügeldecken 1!/;mal so lang als der Halsschild, zusammen wenig breiter 
als lang, glänzend schwarz, die Hinterränder und die Aussenwinkel verschwommen 
rothbraun, fein und weitläufig punktirt und behaart. 

Abdomen schwarz, die Hinterränder der Segmente mässig breit dunkel 
goldbraun gesäumt, wie die Decken punktirt und behaart. 

Vorletztes Glied der Kiefertaster braun. Beine und Fühlerwurzel röthlich- 
gelb. Fühler lang und schlank, gelblichbraun, gegen das Ende sehr wenig ver- 
breitert, die vorletzten Glieder so lang als breit, das Endglied gestreckt eiförmig. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares beim ' schwach erweitert, @ unbekannt. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken zwischen den Punkten blank, 
das Abdomen sehr fein und weitläufig, etwas wellig gerieft, die Punkte mit 
kurzen, glänzenden, sternförmig geordneten Strichelchen umgeben. 

Von macropterus durch längere, schlankere Fühler, schmälere, gewölbtere 
Körperform, feinere, weitläufigere Punktirung und die Grundseulptur des Ab- 
domens, von corpulentus durch dunklen Mund, lange Fühler und Decken, durch 
bedeutend feinere Punktirung und durch die Färbung verschieden. 

Länge 3 mm. — Fundort: Russisches Centralasien, Provinz Sir Darja 
(Aulie-Ata). 

Die Type besitzt Herr kais. Rath Edm. Reitter. 


Revision d. eur. u. sibir. Arten d. Staphyl.-Gatt. Tachyporus Gray. u. Lamprinus Heer. 155 


4. Tachyporus corpulentus!) J. Sahlbg., En. Fenn., 188. 


Kopf mit Ausnahme des hellgelben Mundes und der Halsschild schwarz, 
letzterer kräftig gewölbt, seitlich schwach gerundet erweitert, nach rückwärts 
sehr schwach, nach vorne kräftig verengt, kaum breiter als die Decken, die 
Seitenränder und der Hinterrand schmal goldbraun gesäumt. 

Flügeldecken so lang oder um Geringes länger als der Halsschild, zusammen 
1!/amal so breit als lang, kräftig gewölbt, nach rückwärts in beiden Geschlechtern 
schwach verengt, schwarz, glänzend, Naht und Hinterränder goldbraun gesäumt 
oder nur an den Aussenecken heller, ziemlich kräftig und undicht, rauh punktirt 
und deutlich behaart. 

Abdomen schwarz, die Hinterränder der Segmente breit goldbraun gesäumt, 
wie die Decken punktirt und behaart. 

Fühler, Kiefertaster und Beine hell röthlichgelb, erstere gegen das Ende . 
+ gebräunt, kurz, den Hinterrand des Halsschildes kaum überragend, gegen 
das Ende mässig stark verbreitert, die vorletzten Glieder merklich breiter als 
lang, das Endglied kurz und breit eiförmig. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares beim ® einfach, beim g’ schwach 
erweitert. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken zwischen den Punkten blank, 
das Abdomen am hellen Saume der Segmente sehr fein und weitläufig quer 
gerieft, ohne sternförmig geordnete Strichelchen um die Punkte. 


Von macropterus durch hellgelben Mund, merklich kürzere Fühler, durch 
den schmalen hellen Seitenrand des Halsschildes, durch stärkere Punktirung und 
Behaarung und durch die Grundseulptur, von nigrinus durch den hellen Mund, 
kürzere Fühler, stärkere Punktirung und die Färbung verschieden. 

Länge 25—3 mm. — Verbreitung: Süd-Finland (J. Sahlberg, U. Sahl- 
berg), Böhmen, Königgrätz (Skalitzky), Nord-Ungarn (Reitter), Steiermark 
(Kahr).?2) — Vorkommen: Von U. Sahlberg ein @ bei Formica rufa ge- 
fangen, von den übrigen Exemplaren nichts Näheres bekannt. 


9 Tachyporus imitator noVv. Spec. 


Kopf schwarz, Halsschild rothgelb, auf der Scheibe + gebräunt, flach 
gewölbt, seitlich schwach gerundet erweitert, nach rückwärts sehr wenig, nach 
vorne ziemlich kräftig verengt, etwas breiter als die Decken, glasig durchscheinend. 

Flügeldecken wenig länger als der Halsschild, zusammen 1!/;mal so breit 
als lang, schwarzbraun, ein nach rückwärts ausgedehnter Fleck an den Schultern 


!) Diese Art wurde mit nanus Er. (Gen. Staph., 240) aus Pensylvanien indentificirt. Die 
Beschreibung desselben passt wohl mit Ausnahme der Angabe über die Länge der Flügeldecken (die 
— nebenbei bemerkt — für corpulentus zu gross angegeben wurde) auch auf corpulentus J. Sahlbg., 
die Identität beider ist aber trotzdem nicht sehr wahrscheinlich; Gewissheit hierüber würde nur ein 
Vergleich der Grundsculptur erbringen. 

2) Die Art scheint demnach über Nord- und Mitteleuropa verbreitet zu sein und ist sicherlich 
in diversen Sammlungen in Gesellschaft des macropterus zu finden. 


156 Gottfr. Luze. 


und die Hinterränder, besonders an den Aussenecken, bräunlichroth, ziemlich 
kräftig und dicht punktirt, ziemlich dicht und lang goldgelb behaart, mit 
mattem Glanze. 

Abdomen schwarzbraun, die Hinterränder der Segmente breit goldbraun 
gesäumt, wie die Decken punktirt und behaart. 

Vorletztes Glied der Kiefertaster braun. 

Beine und Fühler rothgelb, letztere in der Aussenhälfte gebräunt, schlank, 
gegen das Ende wenig verbreitert, die vorletzten Fühlerglieder schwach quer, 
das Endglied mässig gestreckt eiförmig. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares beim Q schwach, beim g' ziemlich 
kräftig erweitert. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken zwischen den Punkten mässig 
fein und weitläufig, das Abdomen sehr dicht und fein quer gerieft, die Punkte 
mit sternförmig geordneten, glänzenden Stricheln umgeben, in der Seulptur 
grosse Aehnlichkeit mit austriacus zeigend. 


Von macropterus durch flacheren, schmäleren Körper, durch kräftigere 
Fühler, kräftigere Punktirung, durch die Färbung, durch die Sculptur der Flügel- 
decken und die deutliche Behaarung, von pulchellus durch viel kürzere, stärker 
punktirte Decken und die weitläufige Grundsculptur an denselben verschieden. 

Länge 3 mm. — Fundort: Sibirien, Provinz Amur (Blagowjeschtschensk, 
90° n. Br.). 

Die Typen besitzt das k. k. naturhistorische Hofmuseum in Wien. 


6. Tachyporus austriacus noV. Spec. 


Kopf schwarz, Halsschild schwarzbraun, an den Seiten breit, am Vorder- 
und Hinterrand schmal gelbbraun gesäumt, an den lichten Stellen glasig durch- 
scheinend, flach gewölbt, seitlich schwach gerundet erweitert, nach rückwärts 
wenig, nach vorne stärker verengt, etwas breiter als die Decken, fast doppelt so 
breit als lang. 

Flügeldecken so lang als der Halsschild, zusammen 1?/;mal so breit als 
lang, schwarzbraun, an den Schultern + nach rückwärts ausgedehnt und die 
Hinterränder rothbraun, glänzend, fein punktirt und behaart. 

Abdomen schwarzbraun, die Hinterränder der Segmente breit goldbraun 
gesäumt, wie die Decken punktirt und behaart, die Punktirung gegen das Ende 
weitläufiger werdend. 

Vorletztes Glied der Kiefertaster braun. Beine und Fühler röthlichgelb, 
letztere in der Endhälfte + gebräunt, schlank, gegen das Ende sehr schwach 
verbreitert, die vorletzten Glieder etwas länger als breit, das Endglied mässig 
gestreckt eiförmig. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares beim ®@ nicht, beim g’ schwach er- 
weitert. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken vorne erloschen, gegen 
rückwärts sehr fein und undicht, das Abdomen dicht und fein quer gerieft. 


Revision d. eur. u. sibir. Arten d. Staphyl.-Gatt. Tachyporus Grav. u. Lamprinus Heer. 157 


Dem macropterus nahe stehend; von demselben durch flach gewölbten, 
breiteren Halsschild, kürzere, flachere Decken, durch die Grundseulptur derselben 
und durch längere, schlankere Fühler verschieden. 

Länge 25—83 mm. — Fundort: In der Umgebung von Wien an den Ufern 
der Donau gesammelt (Bernhauer, Luze, Schuster, Spaeth, Wingel- 
müller). 


7. Tachyporus macropterus Steph., Ill. Brit., V, 186. 


Fauv., F. g.-rh., 601. — Ganglb., K.M,., II, 352. 

T. dimidiatus Steph., ibid., 186. — T. scitulus Er., Kf. M. Brand., I, 395, 
Gen. Staph., 240; Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., 426; J. Sahlbg., E. F., 188; 
Thoms., Skand. Col., III, 151, IX, 300; Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 305; 
Rey, 227. — T. pusillus var. b) Gyll., Ins. Suec., II, 241; Zetterst., Faun. 
Lapp., I, 59; Sahlbg., Ins. Fenn., I, 291; Mannerh., Brachel., 60. 

Var. Abner Sauley, Ann. Soc. Ent. Fr., 1864, 635. 


Kopf und Halsschild schwarz, letzterer an den Seiten und am Hinter- 
rande bräunlichgelb, an den lichten Stellen glasig durchscheinend, mässig stark 
gewölbt, seitlich schwach gerundet erweitert, nach rückwärts sehr wenig, nach 
vorne bedeutend stärker verengt, wenig breiter als die Decken. 

Flügeldecken sehr wenig länger als der Halsschild, schwarz, die Hinter- 
ränder, namentlich an den Aussenecken, bräunlichgelb, fein und ziemlich weit- 
läufig punktirt, stark glänzend, fein und zerstreut behaart. 

Abdomen schwarz, die Hinterränder der Segmente breit goldbraun gesäumt, 
so fein wie die Decken, aber um Geringes dichter punktirt, stark glänzend, wie 
die Decken behaart. 

Vorletztes Glied der Kiefertaster braun. Beine und Fühlerwurzel röthlich- 
gelb, Fühler braun, gegen das Ende mässig verbreitert, die vorletzten Glieder 
schwach quer, das Endglied mässig gestreckt eiförmig. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares beim ® nicht, beim g' schwach erweitert. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken zwischen den Punkten blank, 
das Abdomen mässig dicht und fein quer gerieft. 

Var. Abner hat den hellen Hinterrand der Decken mit einer hellen 
Schultermakel durch ein + breites, helles Band verbunden (Eur. m.). 


Von pusillus durch kürzere, weniger schlanke Fühler, breiteren Halsschild, 
kürzere Decken und durch die Färbung, von austriacus durch kürzere, weniger 
schlanke Fühler, schmäleren, gewölbteren Halsschild, gewölbtere Decken und den 
Mangel der Grundseulptur an denselben, von Bernhaueri durch breitere Fühler, 
feinere Punktirung, geringere Grösse und ganz helle Beine, von corpulentus 
durch den dunklen Mund, längere Fühler, flachere, längere Decken und feinere 
Punktirung namentlich des Abdomens, von nigrinus durch kürzere Decken, 
breitere, flachere Körperform und kürzere, stärker verbreiterte Fühler verschieden. 

Länge 2—3 mm. — Vorkommen: Unter Laub, Moos und Geniste, auch 
bei Ameisen (Las. fuliginosus, M. laevinodis), bis an die Grenze der alpinen 


158 Gottfr. Luze. 


Region emporsteigend. — Verbreitung: Ueber den grössten Theil der paläarkti- 
schen Region verbreitet. 


S. Tachyporus Bernhaueri nov. spec. 


Kopf schwarz, Halsschild pechbraun, die Seitenränder breit, Vorder- und 
Hinterrand schmal rothbraun, kräftig gewölbt, seitlich schwach gerundet erweitert, 
nach rückwärts wenig, nach vorne kräftig verengt, die hellen Stellen glasig 
durchscheinend, kaum breiter als die Decken. 

Flügeldecken 1!/mal so lang als der Halsschild, zusammen wenig breiter 
als lang, rothbraun bis schwarzbraun, die Hinterränder und an den Schultern 
+ ausgedehnt heller, relativ kräftig und dicht punktirt, deutlich behaart. 

Abdomen schwarz, die Hinterränder der Segmente schmal dunkel gold- 
braun gesäumt, fein, merklich feiner und weitläufiger als die Decken punktirt. 

Vorletztes Glied der Kiefertaster braun. Die braunen Fühler an der Basis 
röthlichgelb, schlank, gegen das Ende schwach verbreitert, die vorletzten Glieder 
so lang als breit, das Endglied mässig gestreckt eiförmig. Beine rothbraun, 
Schenkel und Schienen der Hinterbeine auf der Innenseite dunkler. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares beim @ schwach, beim g’ ziemlich 
kräftig erweitert. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken zwischen den Punkten vorne 
glatt, gegen die Hinterecken fein und weitläufig wellig, das Abdomen sehr fein 
und undicht quer gerieft. 

Dem pusillus nahe stehend, von demselben aber durch breiteren Halsschild, 
stärker punktirte und behaarte Flügeldecken, feiner punktirtes Abdomen, dunklere 
Hinterbeine und durch die Grundseulptur an den Flügeldecken verschieden. 

Von Herrn Leder gefangen. 

Länge 2:5—3 mm. — Fundort: Nördliche Mongolei (Shangai), Sibirien 
(Quellgebiet des Irkut). 

Die Typen besitzen Herr Dr. Max Bernhauer und das k. k. natur- 
historische Hofmuseum in Wien. 


9. Tachyporus Ganglbaueri noV. Speec. 


Kopf und Halsschild schwarz, letzterer ziemlich kräftig gewölbt, seitlich 
mässig stark gerundet erweitert, nach rückwärts sehr wenig, nach vorne stark 
verengt, an den Seiten breit, am Hinterrande schmal rothbraun gesäumt, kaum 
breiter als die Decken. 

Flügeldecken 1'/;mal so lang als der Halsschild, zusammen 1!/,mal so 
breit als lang, in der Mitte schwach erweitert, bräunlichgelb, der Seitenrand und 
meist ein innerhalb der Schultern beginnender, bogig gegen die Nahtmitte ver- 
laufender Streifen pechbraun, dicht und fein, etwas rauh punktirt, fettglänzend. 

Abdomen schwarz, die Hinterränder der Segmente ziemlich schmal gold- 
braun gesäumt, wie die Decken punktirt. 

Das vorletzte Glied der Kiefertaster, die Schenkel sammt den Hüften + 
braun, Fühlerbasis, Schienen und Tarsen bräunlichgelb. Die braunen Fühler 


Revision d. eur. u. sibir. Arten d. Staphyl.-Gatt. Tachyporus Gray. u. Lamprinus Heer. 159 


schlank, gegen das Ende schwach verbreitert, die vorletzten Glieder etwas länger 
als breit, das Endglied gestreckt eiförmig. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares beim © schwach, beim ' ziemlich 
kräftig erweitert. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild zwischen den feinen, 
weitläufig geordneten Pünktchen sehr dicht und fein, die Decken viel kräftiger 
und das Abdomen sehr fein und dicht quer gerieft. 

Einem Riesen des pusillus ähnlich; von demselben durch breiteren, nach 
vorne viel mehr verengten Halsschild, durch flacher gewölbte, stärker punktirte, 
fettglänzende Decken, durch die Grundseulptur, durch Färbung und Grösse ver- 
schieden. 

Von Herrn Leder gefangen. 

Länge 3°5—3'75 mm. — Fundort: Ost-Sibirien (Quellgebiet des Irkut). 

Die Typen besitzt das k. k. naturhistorische Hofmuseum in Wien. 


10. Tachyporus pusillus Grav., Mon., 9. 


Er., Kf. M. Brand., I, 394; Gen. Staph., 239. — Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., 
II, 427. — Thoms., Skand. Col, III, 151. — Gyll. Ins. Suec., II, 241. — 
Zetterst., Faun. Lapp., I, 59. — Mannerh., Brachel., 60. — Sahlbg., Ins. 
Fenn., I, 291. — Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 300. — Faurv., F. g.-rh., 
602. — Rey, 229. — J. Sahlbg., E. F., 187. — Ganglb. K. M., II, 352. 

T. piceus Mäkl., Bull. Mosc., 1846, 174. 

Var. Satanas m. 


Kopf und Halsschild schwarz, letzterer an den Seiten breit, am Hinter- 
rande schmal gelbbraun gesäumt, ziemlich kräftig gewölbt, seitlich schwach 
gerundet erweitert, nach rückwärts kaum, nach vorne kräftig verengt, nicht 
breiter als die Decken, an den Hinterwinkeln glasig durchscheinend. 

Flügeldecken 1!/;mal so lang als der Halsschild, in der Mitte schwach 
gerundet erweitert, zusammen wenig breiter als lang, bräunlichgelb, der Seiten- 
rand schwarz bis schwärzlichbraun, öfters am Schildehen dunkel oder mit einem 
verwaschenen braunen Längsbande über die Scheiben, selten ganz dunkel, glän- 
zend, sehr fein und ziemlich dicht punktirt und fein behaart. 

Abdomen schwarz, die Hinterränder der Segmente schmal goldbraun ge- 
säumt, wie die Decken punktirt und behaart. Das dunkle Abdomen ist geradezu 
charakteristisch für diese sonst meist helle Art. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares beim ® einfach, beim g’ ziemlich 
schwach erweitert. 

Vorletztes Glied der Kiefertaster braun. Beine und Fühler bräunlichgelb, 
letztere schlank, gegen das Ende schwach verbreitert, die vorletzten Glieder so 
lang als breit, das Endglied mässig gestreckt eiförmig. 

Var. Satanas m. ist oberseits mit Ausnahme der Seitenränder des Hals- 
schildes ganz schwarz (Austria, Steyr: Wiesner). 


160 Gottfr. Luze. 


Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken vorne fast erloschen, gegen 
rückwärts wie das Abdomen dicht und fein quer gerieft. 

Von tersus durch schmäleren, dunkleren Halsschild, durch dichter punktirte, 
schwächer glänzende und deutlicher behaarte Flügeldecken und durch das dunkle 
Abdomen, von wmacropterus durch schmäleren Halsschild, längere, schwächer 
glänzende Decken, schlankere Fühler und dunkles Abdomen, von nitidulus durch 
gewölbte, glänzende, seitlich gerundet erweiterte Decken, schlankere Fühler und 
dunkles Abdomen verschieden. 

Länge 2—3 mm. — Verbreitung: Ueber Europa und das Mittelmeergebiet 
verbreitet; Caucasus. 


11. Tachyporus Sahlbergi nov. Spec. 


Kopf und Halsschild tief schwarz, letzterer an den Seitenrändern schwach 
röthlich durchscheinend, kräftig gewölbt, seitlich schwach gerundet erweitert, 
nach rückwärts wenig, nach vorne stark verengt, so breit als die Decken, mit 
starkem Glanze. ; 

Flügeldecken 1!/;mal so lang als der Halsschild, tief schwarz, an den 
Hinterecken schwach röthlich durchscheinend, merklich schwächer glänzend als 
der Halsschild, seitlich schwach gerundet erweitert, fein und undicht punktirt, 
fein behaart. 

Abdomen schwarz, die Hinterränder der Segmente schmal röthlich durch- 
scheinend, wie die Decken punktirt und behaart. 

Vorletztes Glied der Kiefertaster braun, Schenkel und Knie schwarzbraun, 
Schienen und Tarsen rothgelb, das letzte Tarsenglied des letzten Beinpaares 
bräunlich. 

Fühler schwarzbraun, an der Basis rothgelb, gestreckt, gegen das Ende 
schwach verbreitert, die vorletzten Glieder so lang als breit, das Endglied gestreckt 
eiförmig. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares beim 5’ schwach erweitert, Q unbekannt. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken zwischen den Punkten 
spiegelblank, das Abdomen fein und ziemlich weitläufig quer gerieft. 

Im Habitus dem pusillus sehr nahe stehend; von demselben durch etwas 
längere Decken, durch die Färbung und durch die Grundsculptur des Abdomens 
verschieden. 

Länge 25 mm. — Fundort: Turkestan (Dschilarik). Zwei g' von Herrn 
J. Sahlberg gefangen. 

Die Typen besitzt das Museum zoologicum in Helsingfors. 


12, Tachyporus italicus nov. Spec. 


Kopf schwarz, Halsschild schwarzbraun, der Seitenrand des letzteren sehr 
breit, der Hinterrand schmäler rothbraun, die lichten Stellen glasig durch- 
scheinend, kräftig gewölbt, seitlich sehr schwach gerundet erweitert, nach rück- 
wärts kaum, nach vorne kräftig verengt, so breit als die Decken. 


Revision d, eur, u. sibir, Arten d. Staphyl.-Gatt. Tachyporus Grav. u. Lamprinus Heer, 161 


Flügeldecken 1!/;mal so lang als der Halsschild, zusammen etwas breiter 
als lang, schwarzblau, die Naht schmal, die Hinterränder, namentlich an den 
Aussenecken, breit goldbraun gesäumt, fein und weitläufig punktirt, ziemlich 
dicht und kräftig goldbraun behaart. 

Abdomen schwarzblau, die Hinterränder der Segmente breit goldbraun 
gesäumt, wie die Decken behaart, doppelt so dicht und kräftig als die letzteren 
punktirt, die Punktirung des siebenten Segmentes eben so dicht und kräftig als 
die der vorhergehenden. 

Vorletztes Glied der Kiefertaster braun. 

Beine und Fühlerwurzel röthlichgelb, Fühler lang und schlank, braun, 
gegen das Ende wenig verdickt, die vorletzten Glieder etwas länger als breit, 
das Endglied gestreckt eiförmig. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken dicht und kräftig, das Ab- 
domen etwas stärker quer gerieft, die Punkte des letzteren mit glänzenden, . 
strahlenförmig geordneten Stricheln umgeben. 

In Seulptur, Behaarung und Färbung dem pulchellus nahe stehend; von 
demselben durch schlanke Fühler, viel dichtere und stärkere Punktirung des 
Abdomens, von pusillus, in dessen Gesellschaft er sich vorfand und dem er auch 
habituell am nächsten steht, durch die starke Punktirung des Abdomens, durch 
die Färbung und die Grundseulptur verschieden. Ein 9. 

Länge 3mm. — Fundort: Italien (v. Varendorff, Näheres unbekannt). 

Die Type besitzt das k. k. naturhistorische Hofmuseum in Wien. 


13. Tachyporus pulchellus Mannerh., Bull. Mosc., 1841, 82. 
J. Sahlbg., En. Fenn., 189. 


Kopf schwarz, Halsschild rothgelb, auf der Scheibe häufig gebräunt, selten 
grösstentheils schwarzbraun, ziemlich kräftig gewölbt, seitlich schwach gerundet 
erweitert, -nach rückwärts schwach, nach vorne etwas stärker verengt, glasig 
durchscheinend, wenig breiter als die Decken. 

Flügeldecken 1!/;mal so lang als der Halsschild, zusammen wenig breiter 
als lang, schwarzbraun mit bläulichem Schimmer, die Naht schmal, die Hinter- 
ränder, namentlich an den Aussenecken, und ein an die Schultern emporsteigendes, 
verschwommen begrenztes Band bräunlichroth, matt glänzend, fein und ziemlich 
dicht punktirt und behaart. Selten verbreitert sich das helle Band gegen die 
Naht, so dass die Decken grösstentheils hell erscheinen. 


Abdomen schwarzbraun mit bläulichem Schimmer, die Hinterränder der 
Segmente breit goldbraun gesäumt, wie die Decken punktirt und behaart. 


Vorletztes Glied der Kiefertaster bräunlich. Beine und Fühlerwurzel 
röthlichgelb, Fühler lang, gegen das Ende ziemlich kräftig verbreitert, die vor- 
letzten Glieder schwach quer, das Endglied mässig gestreckt eiförmig. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares beim © schwach, beim g' kräftiger 
erweitert. 

Z.B. Ges. Bd. LI. 11 


162 Gottfr. Luze. 


Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild mit kurzen glänzenden 
Stricheln weitläufig besetzt, die Deeken und das Abdomen zwischen den Punkten 
dicht und kräftig quer gerieft. 


Von atriceps und ruficollis durch die kräftig verbreiterten Fühler, kleineren 
Kopf, längere, matt glänzende, deutlich behaarte Decken und im männlichen 
Geschlechte durch die schwach erweiterten Tarsen des ersten Beinpaares, von 
transversalis durch merklich kürzere und weniger verdickte Fühler, relativ 
schmäleren Halsschild, längere Flügeldecken und durch breitere, robustere Gestalt 
verschieden. 


Länge 3mm. — Verbreitung: Ueber Skandinavien, das nördliche Russland 
und Nord-Sibirien verbreitet; auch aus Ost-Sibirien, Provinz Amur [Chabarowka,) 
47° n. Br.] bekannt. — Vorkommen: Bei Formica rufa (J. Sahlberg) gefunden. 


14. Tachyporus Skalitzkyi nov. Spec. 


Kopf schwarzbraun, Halsschild röthlichgelb, kräftig gewölbt, seitlich ziem- 
lich stark gerundet erweitert, nach vorne etwas stärker als nach rückwärts ver- 
engt, merklich breiter als die Decken, glasig durchscheinend. 

Flügeldecken 1!/;mal so lang als der Halsschild, zusammen kaum breiter 
als lang, schwarzbraun, der Hinterrand, namentlich an den Aussenecken, und ein 
zur Schulter emporsteigendes, verschwommen begrenztes Band bräunlichroth, 
schwach glänzend, fein und undicht punktirt, fein, aber deutlich behaart. 

Abdomen goldbraun, die vorderen Segmente an der Basis schwarzbraun, 
wie die Decken punktirt und behaart. 

Vorletztes Glied der Kiefertaster braun. Beine und Fühler röthlichgelb, 
letztere lang, gegen das Ende mässig stark verbreitert, die vorletzten Glieder 
etwas breiter als lang, das Endglied mässig gestreckt eiförmig. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares beim @ einfach, beim g' schwach er- 
weitert. 

Unter dem Mikroskope erscheint der Halsschild mit kurzen glänzenden 
Strichelchen weitläufig besetzt, die Decken mässig dicht, etwas unregelmässig, 
das Abdomen sehr fein und dicht quer gerieft. 


Diese Art ist ein pulchellus im Kleinen. Von Genanntem durch breiteren, 
seitlich stärker gerundet erweiterten Halsschild, gewölbtere, etwas weitläufiger 
punktirte, glänzendere Flügeldecken, durch helleres Abdomen, die Grundsculptur 
und die geringe Grösse verschieden. 

Länge 2 mm. — Fundort: Sibirien, am Flusse Ussuri (48° n. Br.). 

Nach mehreren, zumeist unreifen Exemplaren beschrieben. 

Die Typen besitzt Herr Hofrath Dr. Carl Skalitzky. 


ı) Die aus dem Südosten Sibiriens stammenden Exemplare unterscheiden sich von den 
europäischen und nordsibirischen Stücken durch merklich flachere Gestalt. Trotz der Ueberein- 
stimmung in Färbung und Sculptur wäre es nicht ausgeschlossen, dass man es mit einer selbst- 
ständigen Art zu thun hat; grösseres Material würde sicheren Aufschluss geben. 


Revision d. eur. u. sibir. Arten d. Staphyl.-Gatt. Tachyporus Grav. u. Lamprinus Heer. 163 


15. Tachyporus duplex nov. Speec. 


Kopf und Halsschild rothgelb, letzterer mässig stark gewölbt, seitlich 
schwach gerundet erweitert, nach rückwärts schwach, nach vorne bedeutend 
stärker verengt, glasig durchscheinend, sehr wenig breiter als die Decken. 

Flügeldecken 1!/;mal so lang als der Halsschild, zusammen wenig breiter 
als lang, rothbraun, an den Seitenrändern und auf den Scheiben + ausgedehnt 
braun, ziemlich fein und mässig dicht punktirt, fein und ziemlich dicht hell behaart. 

Abdomen schwarz, die Hinterränder der Segmente breit goldbraun ge- 
säumt, wie die Decken punktirt und behaart. 

Vorletztes Glied der Kiefertaster braun. Beine und das erste Glied der 
braunen Fühler röthlichgelb, letztere ziemlich schlank, gegen das Ende mässig 
verbreitert, die vorletzten Glieder schwach quer, das Endglied kurz eiförmig. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares beim ® einfach, beim g' kräftig erweitert. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken ziemlich kräftig, aber weit- 
läufig wellig, das Abdomen sehr dicht und fein quer gerieft. 

Von atriceps, in dessen Gesellschaft sich die Art vorfand, durch das dunkle 
vorletzte Glied der Kiefertaster und den bedeutend kleineren rothen Kopf, durch 
deutlichere Punktirung und Behaarung an Decken und Abdomen, stärkere und 
weitläufigere Sculptur der Flügeldecken und die breit hell gesäumten Hinter- 
ränder der Abdominalsegmente verschieden. 

Von Herrn Leder gefangen. 

Länge 25—3 mm. — Fundort: Sibirien (Quellgebiet des Irkut), nördliche 
Mongolei (Shangai). 

Die Typen besitzen das k. k. naturhistorische Hofmuseum in Wien und 
Herr kais. Rath Edm. Reitter. 


16. Tachyporus mierocephalus nov. Spec. 


Kopf schwarzbraun, Halsschild rothgelb, kräftig gewölbt, seitlich mässig 
stark gerundet erweitert, nach rückwärts wenig, nach vorne ziemlich stark ver- 
engt, breiter als die Decken, glasig durchscheinend. 

Flügeldecken so lang als der Halsschild, flach gewölbt, parallelseitig, zu- 
sammen 1!/,mal so breit als lang, rothgelb, auf den Scheiben und an den Seiten- 
rändern manchmal gebräunt, fein und ziemlich dicht punktirt und fein behaart. 

Abdomen schwarz, die Hinterränder der Segmente breit goldbraun ge- 
säumt, wie die Decken punktirt und behaart. 

Vorletztes Glied der Kiefertaster braun. Die Beine und die zwei ersten 
Glieder der braunen Fühler röthlichgelb, letztere schlank, gegen das Ende schwach 
verbreitert, die vorletzten Glieder so lang als breit, das Endglied kurz eiförmig. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares beim @ einfach, beim 5’ ziemlich kräftig 
erweitert. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken und das Abdomen zwischen 
den Punkten dicht und kräftig quer gerieft, merklich dichter und kräftiger als 
bei atriceps. 

lc 


164 Gottfr. Luze, 


Von atriceps leicht durch den merklich kleineren Kopf und das dunkle 
vorletzte Glied der Kiefertaster, matt glänzende, merklich dichter punktirte, flach 
gewölbte Decken und breit hell gesäumte Hinterränder der Abdominalsegmente, 
von duplex durch dunklen Kopf, schmälere und viel kürzere Flügeldecken, end- 
lich von beiden durch die Grundsculptur zu unterscheiden. 

Von Herrn Leder gefangen. 

Länge 2°5—3 mm. — Fundort: Sibirien (Quellgebiet des Irkut). 

Die Typen besitzen das k. k. naturhistorische Hofmuseum in Wien und 
Herr kais. Rath Edm. Reitter. 


17. Tachyporus mysticus noV. Spec. 


Kopf schwarz, Halsschild rothgelb, kräftig gewölbt, seitlich schwach ge- 
rundet erweitert, nach rückwärts schwach, nach vorne stärker verengt, nicht 
breiter als die Decken, glasig durchscheinend. 

Flügeldecken rothgelb, kaum länger als der Halsschild, zusammen 1!/4mal 
so breit als lang, glänzend, ziemlich kräftig und dicht punktirt, fein behaart. 

Abdomen schwarz, die Hinterränder der Segmente breit goldbraun gesäumt, 
wie die Decken punktirt und behaart. 

Vorletztes Glied der Kiefertaster braun. Beine und Fühler röthlichgelb, 
letztere gegen das Ende mässig stark verbreitert, die vorletzten Glieder deutlich 
quer, das Endglied kurz und breit eiförmig. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares beim @ einfach, beim ' kräftig erweitert. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken zwischen den Punkten kräftig, 
aber weitläufig wellig, das Abdomen sehr dicht und fein quer gerieft. 

In Grösse und Färbung mit myerocephalus übereinstimmend; von dem- 
selben durch die breiten, glänzenden und merklich feiner punktirten Flügeldecken 
und die geradezu contrastirende Grundsculptur derselben, von jocosus, dem er 
in der Sculptur ähnelt, durch merklich kürzere, flachere Flügeldecken, hellere 
Färbung und die weitläufigere, stärkere Grundseulptur der Decken verschieden. 

Von Herrn Leder gefangen. 

Länge 3 mm. — Fundort: Sibirien (Quellgebiet des Irkut). 

Die Typen besitzt das k. k. naturhistorische Hofmuseum in Wien. 


18. Tachyporus transversalis Grav., Mon., 8. 


Er., Kf.M. Brand., I, 395; Gen. Staph., 240. — Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., 
II, 426. — Thoms., Skand. Col., III, 151. — Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 301. 
— Fauv., F. g.-rh., 603. — Rey, 235. — Ganglb., K. M., II, 351. — J. Sahlbg,, 
E. F., 189. 

T. ruficollis Gyll., Ins. Suec., II, 240; Zetterst., Faun. Lapp., I, 58; 
Mannerh., Brachel., 59; Sahlbg., Ins. Fenn., I, 291. 


Kopf schwarz, Halsschild rothgelb, mit einem braunen Querbande auf der 
vorderen Hälfte, oder wenigstens an den Vorderwinkeln ausgedehnt braun, an 
den hellen Stellen glasig durchscheinend, kräftig gewölbt, seitlich schwach gerundet 


Revision d. eur. u. sibir. Arten d. Staphyl.-Gatt. Tachyporus Grav. u. Lamprinus Heer. 165 


erweitert, nach rückwärts wenig, nach vorne kräftig verengt, etwas breiter als 
die Decken. 

Flügeldecken so lang oder etwas länger als der Halsschild, zusammen 
1!/mal so breit als lang, ein breites Querband vorne schwarzbraun, ein schmäleres 
an den Hinterrändern rothgelb, daselbst glasig durchscheinend, matt glänzend, 
fein und ziemlich dicht punktirt und behaart. 

Abdomen schwarzbraun mit blauem Schimmer, die Hinterränder der 
Segmente breit rothbraun gesäumt, wie die Decken behaart, merklich dichter 
und kräftiger als die letzteren punktirt. 

Vorletztes Glied der Kiefertaster braun. Beine und Fühlerwurzel röthlich- 
gelb, Fühler braun, lang, gegen das Ende kräftig, fast keulig verbreitert, die 
vorletzten Glieder etwas breiter als lang, das Endglied mässig gestreckt eiförmig. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild sehr dicht und fein, die 
Decken und das Abdomen dicht und merklich kräftiger quer gerieft. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares beim @ nicht, bei g' schwach erweitert. 


Diese Art ist durch die Fühlerbildung und an normalen Exemplaren durch 
die Färbung, sowie durch die Riefung des Halsschildes sehr ausgezeichnet; nicht 
normal gefärbte Exemplare haben oft mit pulchellus grosse Aehnlichkeit. 

Länge 25 mm. — Verbreitung: Ueber Nord- und Mitteleuropa verbreitet. 
— Vorkommen: In nassem Moose, unter Geniste an Sümpfen und auf nassen 
Wiesen, in der Ebene und im Gebirge, daselbst hoch emporsteigend. 


19. Tachyporus ruficollis!) Grav., Mier., 128. 


Er., Gen. Staph., 239. — Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., 425. — Pand., 
Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 304. — Fauv., F. g.-rh., 600. — Rey, 235. — Ganglb., 
K.M.,II, 351. 

T. pisciformis Heer, Faun. Helv., I, 289. 


Kopf gross, schwarz, Halsschild rothgelb, selten mit bräunlicher Discal- 
makel, ziemlich kräftig gewölbt, seitlich schwach gerundet erweitert, nach rück- 
wärts schwach, nach vorne stärker verengt, breiter als die Decken, glasig durch- 
scheinend. 

Flügeldecken etwas kürzer als der Halsschild, zusammen 1?/;mal so breit 
als lang, flach gewölbt, schwarzbraun, die Hinterränder, insbesondere an den 
Aussenecken, breit rothbraun gesäumt, fein punktirt und behaart. 

Abdomen schwarzbraun, die Hinterränder der Segmente schmal braunroth 
gesäumt, wie die Decken punktirt und behaart. 

Beine, Kiefertaster und Fühler röthlichgelb, letztere schlank, gegen das 
Ende gebräunt, schwach verbreitert, die vorletzten Glieder so lang als breit, das 
Endglied mässig gestreckt eiförmig. 


1) T. ruficollis (immaturus) ist von abdominalis F. mit Sicherheit durch die kräftigen Seiten- 
borsten der Flügeldecken zu unterscheiden. — Var. posticus Först. (Verh. d. naturf. Ver. d. Rheinl., 
VI, 39) ist auf unreife Exemplare aufgestellt, hat daher keine Berechtigung. 


166 Gottfr. Luze. 


Die Tarsen des ersten Beinpaares beim Q schwach, beim Ö' die Tarsen 
des zweiten schwach, die des ersten Beinpaares sehr kräftig erweitert; vierter 
und fünfter Bauchring sind beim 5’ in der Mitte schwach ausgerandet. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken und das Abdomen zwischen 
den Punkten dicht und ziemlich kräftig quer gerieft. 

Von atriceps durch breiteren Halsschild, kürzere, flachere Decken, breitere, 
robustere Gestalt und etwas stärkere Grundsculptur, von pulchellus durch dünne 
Fühler, breiteren Halsschild, kurze, glänzende, fein behaarte Decken und die 
feinere Grundsculptur verschieden. 

Länge 3—3°5 mm. — Verbreitung: Mitteleuropa. — Vorkommen: Unter 
Moos und im modernden Holze, bis an die Grenze der alpinen Region empor- 
steigend. 


20. Tachyporus atriceps Steph., Ill. Brit., V, 181. 


Fauv., F. g.-rh., 599. — Ganglb., K.M., H, 351. 

T. humerosus Er., Gen. Staph., II, 238; Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., 424; 
Thoms., Skand. Col., IX, 300, X, 323; Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 303; 
J. Sahlbg., E.F., 189; Rey, 222. — T. lateralis Grav., Mier., 127. — T. rufi- 
collis Runde, Brach. Hal., 25. — T. quadriscopulatus Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 
1869, 304. — T. signifer Pand., Mem. Soc. Linn., Norm. XV, 1869, 32. — T. 
centrimaculatus!) J. Sahlbg., Not. Faun. Flor. Fenn., 1871, 420. 

Eine im Habitus und in der Färbung sehr variable Art. Kopf gross, 
schwarz, Halsschild gelbroth, kräftig gewölbt, seitlich schwach gerundet erweitert, 
nach rückwärts schwach, nach vorne etwas stärker verengt, glasig durchscheinend, 
nicht oder sehr wenig breiter als die Decken. 

Flügeldecken nicht oder wenig länger als der Halsschild, zusammen etwas 
breiter als lang, glänzend, fein punktirt und behaart, in der Normalform beim 
© schwach, beim ' kräftig nach hinten verengt, rothgelb bis schwarzblau, in 
letzterem Falle Naht und Hinterränder, namentlich an den Aussenecken der 
letzteren, rothbraun, manchmal ist nur ein rundlicher Fleck oder auch zwei auf 
jeder Scheibe, oder aber ein Längswisch dunkel. 

Abdomen schwarzblau, die Hinterränder der Segmente goldbraun gesäumt, 
wie die Decken punktirt und behaart. 

Beine, Kiefertaster und Fühler röthlichgelb, letztere gegen das Ende ge- 
bräunt, schwach verbreitert, die vorletzten Glieder so lang als breit, das Endglied 
mässig gestreckt eiförmig. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares beim © schwach, beim J' sehr kräftig, 
überdies auch die Tarsen des zweiten Beinpaares schwach erweitert. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Flügeldecken und das Abdomen 
zwischen den Punkten fein und dicht quer gerieft. 


‘) Derselbe ist durch den grossen Kopf, durch die im männlichen Geschlechte stark erwei- 
terten Tarsen des ersten und die schwach erweiterten Tarsen des zweiten Beinpaares, sowie durch 
die Sceulptur der Decken und des Abdomens hinlänglich als atriceps charakterisirt und identisch mit 
ignifer Pand., ist demnach irrthümlich als Varietät zu jocosus gestellt worden. 


Revision d. eur. u. sibir. Arten d. Staphyl.-Gatt. Tachyporus Grav. u. Lamprinus Heer. 167 


Die helle Form dieser Art ist dem jocosus sehr ähnlich. Von demselben 
durch grösseren Kopf, das merklich längere Endglied der Fühler, die Tarsen- 
bildung im männlichen Geschlechte, das dunkle siebente Abdominalsegment, so- 
wie durch die dichte Grundsculptur der Flügeldecken hinlänglich verschieden, 
Von chrysomelinus am leichtesten durch den merklich schmäleren, nach vorne 
und rückwärts ziemlich gleichmässig verengten Halsschild zu unterscheiden. 


Die dunklen Formen sind sowohl dem ruficollis wie auch dem pulchellus 
recht ähnlich. Von ruficollis durch schmäleren Halsschild, längere, gewölbtere 
Flügeldecken und im männlichen Geschlechte durch schwächer erweiterte Tarsen, 
von pulchellus durch grossen Kopf, dünne Fühler, einfärbigen Halsschild, kürzere, 
stark glänzende Decken und im männlichen Geschlechte durch bedeutend stärker 
erweiterte Tarsen verschieden. 


Länge 2—2'5 mm. — Verbreitung: Ueber den grössten Theil von Europa, 
über Algier und den Caucasus verbreitet, auch aus Central-Sibirien bekannt. — 
Vorkommen: Unter Steinen, im abgefallenen Laube, unter moderndem Holze, im 
Moose, auch bei Ameisen (Las. fuliginosus), bis in die alpine Region empor- 
steigend (Südtirol: Ganglbauer). 


21. Tachyporus tersus!) Er., Gen. Staph., 237. 


Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., II, 425. — Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 
301. — Fauv., F. g.-rh., 599. — Rey, 241. — Ganglb., K. M., II, 351. 


Kopf schwarz, Halsschild röthlichgelb, kräftig gewölbt, seitlich mässig 
stark gerundet erweitert, nach rückwärts wenig, nach vorne stärker verengt, 
etwas breiter als die Decken, glasig durchscheinend, oft mit einem braunen 
Längsbande über die Mitte. 


Flügeldecken 1!/,mal so lang als der Halsschild, etwas kürzer als zusammen 
breit, rothgelb, die Seitenränder schmal und fast der ganzen Länge nach, ferner 
eine schmale, dreieckige, meist über die halbe Deckenlänge ragende, gemein- 
schaftliche Scutellarmakel schwarz, sehr fein und zerstreut punktirt, beim d' 
schwach, beim 2 kaum nach rückwärts verengt, mit starkem Glanze. 


Abdomen schwarz, die Hinterränder der Segmente schmal goldbraun 
gesäumt, das siebente Segment manchmal grösstentheils hell. ' 

Vorletztes Glied der Kiefertaster bräunlich. Beine und Fühler röthlichgelb, 
letztere in der Aussenhälfte + gebräunt, ziemlich kräftig gegen das Ende ver- 
breitert, die vorletzten Glieder merklich breiter als lang, das Endglied mässig 
gestreckt eiförmig. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares beim ® schwach, beim g’ stärker erweitert. 


1) Crassicornis Mannerh., Bull. Mosc., 1844, I, 180, ist ein nitidulus mit hellen Decken und 
dunkler Scutellarmakel. In der Beschreibung des ersteren fehlt jede Angabe über den dunklen 
Seitenrand der Flügeldecken, den selbst blasse, also nicht voll verfärbte Exemplare des tersus besitzen. 
Diese Mannerheim sche Art wurde demnach — wie die vorliegende Type zeigt — irrthümlich mit 
tersus identifieirt. 


168 Gottfr. Luze. 


Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken ohne Grundseulptur, das 
Abdomen fein und dicht quer gerieft. 

Von nitidulus, dem er oft in Färbung und Grösse sehr ähnelt, durch die 
weniger zusammengepressten Fühler, die gewölbten, stark glänzenden Flügel- 
decken und die breitere Körpergestalt, von pusillus durch die kräftigen Fühler 
und die Färbung, von beiden durch den Mangel der Grundsculptur an den 
Flügeldecken verschieden. 

Länge 2—2°5 mm. — Fundort: Bisher aus Oesterreich, Deutschland, Frank- 
reich, aus den Pyrenäen, aus England und Finland bekannt. — Vorkommen: 
Unter Moos und verwesenden Pflanzenstoffen an Sümpfen und auf Wiesen, auch 
auf Dünen. 


22. Tachyporus jocosus!) Say, Trans. Am. Phil. Soe., IV, 466. 


J. Sahlbg., E. F., 185. 

T. ardwus Er., Gen. Staph., 237. 

Var. obscurellus Zetterst., Ins. Lapp., 54; Thoms., Skand. Col., II, 151 
(veresim.). 


Kopf schwarz, Halsschild rothgelb, kaum breiter als die Decken, kräftig 
gewölbt, seitlich schwach gerundet erweitert, nach rückwärts sehr wenig, nach 
vorne kräftig verengt, glasig durchscheinend. 

Flügeldecken 1'/;mal so lang als der Halsschild, etwas dunkler als letzterer, 
am Schildchen und an den Seitenrändern gegen die Hinterecken manchmal 
dunkler, glänzend, zusammen wenig breiter als lang, mässig fein und ziemlich 
dicht punktirt, fein, aber deutlich behaart. 

Abdomen schwarz, die vorderen Segmente schmäler, die hinteren breiter 
goldbraun gesäumt, wie die Decken punktirt und behaart. 

Beine, Kiefertaster und Fühlerwurzel röthlichgelb, die Fühler schlank, 
gegen das Ende gebräunt, schwach verbreitert, die vorletzten Glieder etwas quer, 
das Endglied mässig gestreckt eiförmig. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares beim ® einfach, beim Z' mässig stark 
erweitert. 

Var. obscurellus hat 4 geschwärzte Flügeldecken und dunklere Schenkel 
an den Hinterbeinen. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken zwischen den Punkten fein 
und weitläufig, etwas wellig, das Abdomen dicht und fein quer gerieft. 

Dem atriceps nahe stehend. Von demselben durch etwas kürzere, gegen 
das Ende mehr verbreiterte Fühler, das kurz eiförmige, breitere Endglied der- 
selben, längere, kräftiger punktirte Decken, breit hell gesäumtes siebentes 
Abdominalsegment, die Sculptur der Flügeldecken und im männlichen Geschlechte 


ı) Ob diese amerikanische Art thatsächlich mit der nordeuropäischen identisch ist, könnte 
nur eine Untersuchung authentischer Stücke bezüglich der Grundsculptur erweisen. Die vorliegenden 
amerikanischen, als jocosus bezeichneten Exemplare stimmen diesbezüglich mit der europäischen Art 
nicht überein. Herr Casey aus Washington theilt meinen Zweifel. 


Revision d. eur. u. sibir. Arten d. Staphyl.-Gatt. Tachyporus Grav. u. Lamprinus Heer. 169 


durch schwächer erweiterte Tarsen des ersten und einfache Tarsen des zweiten 
Beinpaares verschieden. 

Länge 3mm. — Verbreitung: Norwegen (am Strande des Meeres); in 
Finland (Lacus Inari) von J. Sahlberg und in Nord-Sibirien (Kuraika, Tunguska, 
Samarovo) von J. Sahlberg und Sundmann gefangen. 


23. Tachyporus chrysomelinus L., Syst. Nat., ed. X, 1758, 423. 


Er., Kf. M. Brand., I, 393, Gen. Staph., 235. — Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., 
H, 421. — Thoms., Skand. Col., III, 150. — Pand., Ann. Soe. Ent. Fr., 1869, 
305. — Fauv., F.g.-rh., 598. — Rey, 219. — Gyll., Ins. Suec., II, 236. — 
Zetterst., Faun. Lapp., I, 57. — Sahlbg., Ins. Fenn., 289. — Mannerh,, 
Brachel., 59. — Ganglb., K.M., II, 350. — J. Sahlbg., E. F., 186. 

T. melanocephalus Fab., Ent. Syst., I, 2, 534. — T. merdarius Marsh., 
Ent. Brit., 521. 

Var. maculicollis Lec., Proc. Ac. Sc. Phil., 1866, 374. — Var. congruens 
Epp., Deut. Ent. Zeitschr., 1893, 40. — Var. basalis Epp., ibid. — Var. immacu- 
latus m. 


Kopf schwarz, Halsschild rothgelb, kräftig gewölbt, seitlich mässig stark 
gerundet erweitert, nach rückwärts wenig, nach vorne kräftig verengt, bedeutend 
breiter als die Decken, glasig durchscheinend. 

Flügeldecken 1'/;mal so lang als der Halsschild, zusammen 1!/;mal so 
breit als lang, fein und seicht, mässig dicht punktirt, rothgelb, eine dreieckige 
Makel am Schildehen und die Seitenränder dunkel, selten ganz einfärbig. Beim 
&‘ erscheinen die Decken kaum stärker nach rückwärts verengt als beim 9. 

Abdomen schwarz, die Hinterränder der Segmente schmal goldbraun 
gesäumt, kaum dichter, aber etwas kräftiger als die Decken punktirt. Beine, 
Kiefertaster und die drei Basalglieder der Fühler röthlichgelb, letztere schlank, 
gegen das Ende schwach verbreitert, die vorletzten Glieder so lang als breit, das 
Endglied gestreckt eiförmig. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares beim @ schwach, beim g' kräftig erweitert. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken und das Abdomen dicht und 
fein quer gerieft. 

Var. maculicollis Lec. trägt eine braune Discalmakel auf dem Halsschilde 
(Ca.); var. congruens Epp. trägt eine braune Discalmakel auf dem Halsschilde 
und eine schwarzbraune, nicht scharf begrenzte Querbinde an der Basis der 
Decken (Sibirien, Quellgebiet des Irkut; nördliche Mongolei, Shangai); var. basalis 
Epp. trägt eine dunkle Querbinde an der Basis der Decken (Europa; Umgebung 
von Wien: Bartscht, Wingelmüller); var. immaculatus m. zeigt bei sonst 
normaler Färbung die Flügeldecken einfärbig gelbroth (Norwegen, am Strande 
des Meeres: Bergen, Krania, Skien). 

Von solutus durch schlanke Fühler und feine Punktirung, von scutellaris 
durch dichtere und kräftigere Punktirung und von beiden durch die Färbung 
verschieden. 


170 Gottfr. Luze. 


Länge 3—3’5 mm. — Verbreitung: Fast über die ganze paläarktische 
Region und über Nordamerika verbreitet. — Vorkommen: Unter Moos, Steinen 
und morschem Holze, im Detritus der Gewässer, in trockenem Miste, auf Blüthen, 
zuweilen bei Ameisen (Lasius fuliginosus, Formica rufa). 


24. Tachyporus scutellaris Rye, Ent. Ann., 1871, 32. 
T. pallidus Sharp, Cat. Brit. Col., 10, 872; J. Sahlbg., E. F., 187. 


Kopf schwarz, Halsschild röthlichgelb, kräftig gewölbt, seitlich mässig 
stark gerundet erweitert, nach rückwärts wenig, nach vorne stärker verengt, nur 
wenig breiter als die Decken, glasig durchscheinend. 

Flügeldecken 1!/mal so lang als der Halsschild, zusammen 1!/;mal so 
breit als lang, hell bräunlichgelb, ein dreieckiger, ausgedehnter Fleck am 
Schildehen schwarzbraun, äusserst seicht und weitläufig, fast erloschen punktirt, 
wie der Halsschild glasig durchscheinend, in beiden Geschlechtern gleichförmig 
nach rückwärts verengt. 

Abdomen schwarzbraun, die Hinterränder der Segmente breit goldbraun 
gesäumt, etwas deutlicher als die Decken punktirt. 

Beine, Kiefertaster und Fühler röthlichgelb, letztere gegen das Ende 
schwach verbreitert und etwas gebräunt, die vorletzten Glieder so lang als breit, 
das Endglied mässig gestreckt eiförmig. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares beim @ schwach, beim dj stärker er- 
weitert. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken mit feiner, fast erloschenen 
Grundsceulptur, das Abdomen in derselben Weise quer gerieft. 


Von solutus, mit dem diese Art von Herrn Fauvel indentifieirt wurde, 
ist dieselbe durch schlankere Fühler, schmäleren Halsschild, die Grundseulptur 
der viel feiner punktirten Flügeldecken, das helle Abdomen und die schmälere, 
flachere Gestalt hinlänglich verschieden. 


Von chrysomelinus, dem die Art am nächsten steht, durch kürzere Fühler, 
schmäleren Halsschild, weitläufiger punktirte Decken, helleres, merklich feiner 
punktirtes Abdomen, den stets fehlenden dunklen Seitenstreifen der Flügeldecken 
und die helle Färbung derselben verschieden. 

Von meinem Freunde Dr. Bernhauer und mir in den sumpfigen 
Niederungen der Donauauen um Wien wiederholt gefangen. 

Länge 2°5--3 mm. — Verbreitung: Die vorliegenden Exemplare stammen 
aus Schweden, Ungarn und Niederösterreich (Umgebung von Wien). Aus England 
bekannt und wahrscheinlich über das mittlere und nördliche Europa verbreitet. 


25. Tachyporus Reitteri nov. Spec. 


Kopf schwarz, Halsschild röthlichgelb, hoch gewölbt, seitlich kräftig ge- 
rundet erweitert, nach rückwärts wenig, nach vorne stärker verengt, etwas breiter 
als die Decken, glasig durchscheinend. 


Revision d. eur. u. sibir. Arten d. Staphyl.-Gatt. Tachyporus Grav. u. Lamprinus Heer. 171 


Flügeldecken 1!/;mal so lang als der Halsschild, rothgelb, an der Basis 
mit einer schwarzen, an der Naht ziemlich stark verschmälerten Querbinde, sehr 
seicht und zerstreut punktirt, zusammen 1'/,mal so breit als lang. 


Abdomen schwarzbraun, die Hinterränder der Segmente breit goldbraun 
gesäumt, mit dicht geordneten, ziemlich tief eingestochenen Punkten besetzt. 

Beine, Kiefertaster und die Basalhälfte der Fühler röthlichgelb, letztere 
schlank, gegen das Ende gebräunt und schwach verbreitert, die vorletzten Glieder 
etwas länger als breit, das Endglied gestreckt eiförmig. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares beim g' mässig stark erweitert. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken ohne Grundsculptur, das 
Abdomen äusserst fein, fast erloschen quer gerieft. 


Dem chrysomelinus nahe stehend. Von demselben durch die weitläufige, 
seichte Punktirung der Decken, die tiefere, kräftigere Punktirung des Abdomens, _ 
durch hellere Färbung und den starken Glanz der Decken, sowie den Mangel 
der Grundsculptur an denselben verschieden. 


Länge 35 mm. — Fundort: Russisches Central-Asien, Provinz Sir Darja 
(Aulie-Ata). 
Die Typen besitzt Herr kais. Rath Edm. Reitter. 


26. Tachyporus fascipennis Reitter, Rev. mens. Pet., 1883, 72. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz. Halsschild rothgelb mit brauner 
Discalmakel, ziemlich flach gewölbt, seitlich mässig stark gerundet erweitert, 
nach rückwärts schwach, nach vorne stärker verengt, 1?/‚mal so breit als lang, 
glasig durchscheinend. 


Flügeldecken wenig länger als der Halsschild, zusammen 1!/;mal so breit 
als lang, rothgelb, mit einer vom Seitenrande ausgehenden, in der Schulterhöhe 
eingeengten, schräg über die Scheibe gegen das Nahtende verlaufenden, schwarz- 
blauen, + hammerförmigen Discalmakel, fein und weitläufig punktirt, kurz und 
fein behaart. | 

Abdomen rothbraun, die vorderen Segmente an der Basis schwarzblau, 
merklich dichter und kräftiger als die Decken punktirt, die Punktirung gegen 
das Ende feiner und weitläufiger. 

Beine, Kiefertaster und Fühler röthlichgelb, letztere schlank, gegen das 
Ende schwach verbreitert, die vorletzten Glieder so lang als breit, das Endglied 
mässig gestreckt eiförmig. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares beim Q schwach, beim g' kräftiger er- 
weitert. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken und das Abdomen dicht und 
kräftig quer gerieft. 

Durch die breite, flach gewölbte Gestalt, die kurzen Decken und die Fär- 
bung derselben vor allen anderen Arten ausgezeichnet. 

Länge 35—4 mm. — Fundort: Caucasus (Elisabethpol, südlich von Tiflis). 


172 Gottfr. Luze. 


27. Tachyporus flavifrons nov. spec. 


Kopf mit Ausnahme der gelben Stirnpartie und des Mundes schwarz, Hals- 
schild ziemlich flach gewölbt, seitlich mässig stark gerundet erweitert, nach rück- 
wärts wenig, nach vorne kräftig verengt, etwas breiter als die Decken, gelbroth, 
mit einer breiten, nach vorne breiter werdenden, braunen Längsbinde, an den 
hellen Stellen glasig durchscheinend. 

Flügeldecken 1!/;mal so lang als der Halsschild, zusammen 1'/mal so 
breit als lang, rothgelb, an der Basis mit einer schwarzbraunen Querbinde, die 
an den Schultern am schmälsten ist und an der Naht ungefähr so weit nach 
rückwärts ragt, wie an den Seiten, mässig fein und ziemlich dicht punktirt. 

Abdomen schwarz, die Hinterränder der Segmente breit goldbraun ge- 
säumt, dichter und bedeutend kräftiger als die Decken punktirt. 

Beine, Kiefertaster und Fühler röthlichgelb, letztere in der Aussenhälfte 
bräunlich, schlank, gegen das Ende wenig verbreitert, die vorletzten Glieder so 
lang als breit, das Endglied gestreckt eiförmig. 

Unter dem Mikroskope erscheinen Decken und Abdomen zwischen den 
Punkten sehr fein und dicht quer gerieft. 

Dem obtusus zunächst stehend; von demselben durch flacher gewölbten 
Halsschild, kaum nach rückwärts verengte Flügeldecken, bedeutend dichter und 
tiefer punktirtes Abdomen und durch die Färbung verschieden. 

Von Herrn Leder gefangen. 

Länge 4 mm. — Fundort: Südwestliches Baikalgebiet (Quellgebiet des 
Irkut). 

Die Typen besitzen das k. k. naturhistorische Hofmuseum in Wien und 
Herr kais. Rath Edm. Reitter. 


28. Tachyporus hypnorum!') Fab., Syst. Ent., 266. 


Er., Kf. M. Brand., I, 394; Gen. Staph., 234. — Kraatz, Nat. Ins. 
Deutschl., I, 423. — Thoms., Skand. Col., III, 150. — Pand., Ann. Soc. Ent. 
Fr., 1869, 302. — Faur., F. g.-rh., 598. — Rey, 224. — Marsh., Ent. Brit., 
525. — Ganglb., K.M., I, 351. — J. Sahlbg., E. F., 186. 

T. marginatus Panz., Ent. Germ., 359. — T. minutus Fab., Ent. Syst., I, 
2, 535. — T. blattinus Schrank, En. Ins. Aust., 236. — T. conicus De Ville, 
Ent., I, 425. — T. collaris Steph., Il. Brit., V, 183. — T. erythropterus Steph., 
ibid., 184. 

Var. armeniacus Kol., Mel. Ent., III, 12. — Var. niger m. 


Kopf und Halsschild schwarz, letzterer seitlich mit einem röthlichgelben, 
nach rückwärts breiter werdenden Saume, daselbst glasig durchscheinend, kräftig 
gewölbt, seitlich mässig gerundet erweitert, nach rückwärts wenig, nach vorne 
stark verengt, wenig breiter als die Decken. 


1) Die var. meridionalis Fairm. und nigriceps Mannerh. (Brach., 59) sind auf unreife Exem- 
plare dieser Art aufgestellt, haben daher keine Berechtigung. 


Revision d. eur. u. sibir. Arten d. Staphyl.-Gatt. Tachyporus Grav, u. Lamprinus Heer, 173 


Flügeldecken 1!/;mal so lang als der Halsschild, rothgelb, ein gemein- 
schaftlicher, langgestreckter, dreieckiger Fleck am Schildchen und die Seiten- 
ränder fast der ganzen Länge nach schwarz, fein und mässig dieht punktirt, 
zusammen etwas breiter als lang, beim Z' und ® gleichförmig schwach nach 
rückwärts verengt. 

Abdomen schwarz, die Hinterränder der Segmente breit goldbraun gesäumt, 
etwas weitläufiger und kräftiger als die Decken punktirt. 

J Beine, Kiefertaster und Fühler röthlichgelb, letztere schlank, gegen das 
Ende schwach verbreitert, die vorletzten Glieder etwas länger als breit, das End- 
glied mässig gestreckt eiförmig. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares beim ® nicht, beim schwach erweitert. 

Unter dem Mikroskope erscheinen Decken und Abdomen sehr fein und 
dicht quer gerieft. 

Var. armeniacus Kol. hat grösstentheils dunkle Decken, der Hinterrand 
derselben und ein + ausgedehnter Schulterfleck erscheinen hell. 

Var. niger m. hat die Flügeldecken mit Ausnahme des Hinterrandes ganz 
dunkel (Caucasus: Leder). 

Länge 5—4 mm. — Verbreitung: Fast über die ganze paläarktische Region 
verbreitet. — Vorkommen: Unter Steinen und Moos, im Laube und im Detritus, 
auch bei verschiedenen Ameisenarten (Lasius fuliginosus, niger, Formica exsecta, 
Atta structor). 


29. Tachyporus solutus Er., Gen. Staph., 236. 


Thoms., Skand. Col., III, 150. — Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., II, 421. — 
Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 306. — Fauv., F. g.-rh., 597. — Rey, 217. 
— Ganglb. K.M., II, 350. 

Var. caucasicus Kol., Mel. Ent., III, 12. — Var. discus Reiche et Sauley, 
Ann. Soe. Ent. Fr., 1856, 359. 

Kopf schwarz, Halsschild röthlichgelb, kräftig gewölbt, seitlich mässig 
gerundet erweitert, nach rückwärts wenig, nach vorne stärker verengt, etwas 
breiter als die Decken, glasig durchscheinend. 

Flügeldecken rothgelb, wenig länger als der Halsschild, zusammen 1!/;mal 
so breit als lang, mit einer breiten dreieckigen, dunklen Scutellarmakel, beiderseits 
der Naht mit ziemlich kräftig eingestochenen, zerstreuten Punkten besetzt, gegen 
die Seitenränder fast erloschen punktirt, glasig durchscheinend. 

Abdomen schwarzblau, die Hinterränder der Segmente schmal goldbraun 
gesäumt, dichter, aber kaum stärker als die Decken längs der Naht, siebentes 
Segment so dicht und stark als die vorhergehenden punktirt. 

Beine, Kiefertaster und Fühler röthlichgelb, letztere in der Aussenhälfte 
+ gebräunt, gegen das Ende kräftig verbreitert, die vorletzten Glieder etwas 
quer, das Endglied gestreckt eiförmig. Die Tarsen des ersten Beinpaares sind 
bei den @ schwach, bei den Z' etwas stärker erweitert. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken ohne Grundseulptur, das 
Abdomen vorne fein und dicht, rückwärts etwas kräftiger quer gerieft. 


174 Gottfr. Luze. 


Var. caucasicus Kol. trägt ein breites schwarzbraunes Längsband über die 
Mitte des Halsschildes, dasselbe ist oft nach vorne und hinten verkürzt (Caucasus, 
Europa, häufiger im Süden; Wien: Luze, Mand)). 

Von chrysomelinus durch robusteren Körper, kräftige Fühler, die relativ 
kräftige Punktirung der Decken beiderseits der Naht und durch die Färbung, 
von scutellaris durch kräftige Fühler, die Punktirung der Decken, robusten Körper 
und den Mangel der Grundsculptur verschieden. 

Länge 3—4 mm. — Verbreitung: Ueber Europa, den Caucasus und das 
Mittelmeergebiet verbreitet. — Vorkommen: Unter Moos, Laub und Steinen, im 
Detritus der Gewässer, auch bei Ameisen. 


30. Tachyporus formosus Matth., Ent. Mag., V, 1838, 197. 


Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., II, 420. — Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 
307. — Faurv., F. g.-rh., 596. — Rey, 213. — Ganglb., K.M., I, 350. 

T. rufus Er., Gen. Staph., 233. — T. abdominalis Boisd. et Lec., Fn. Ent. 
Par., I, 516. — T. flavipes Mäkl., Bull. Mose., 1846, I, 173; J. Sahlbg,, E. 
F., 187. 

Var. caspius Motsch. — Var. decoratus m. 


Kopf und Halsschild gelbroth, letzterer kräftig gewölbt, seitlich mässig 
stark gerundet erweitert, nach rückwärts wenig, nach vorne stärker verengt, 
etwas breiter als die Decken, glasig durchscheinend. 

Flügeldecken nur wenig länger als der Halsschild, zusammen 1?/,mal so 
breit als lang, rothgelb, am Schildehen + ausgedehnt dunkel, fein und undicht 
punktirt, beim /' nach rückwärts merklich stärker als beim @ verengt. 

Abdomen schwarzblau, sechstes und siebentes Segment ganz hell, die vorher- 
gehenden an den Hinterrändern breit goldbraun gesäumt, die vorderen Segmente 
dicht und kräftig, das siebente Segment viel feiner und weitläufiger punktirt. 

Beine, Kiefertaster und Fühler röthlichgelb, letztere in der Aussenhälfte 
gebräunt, ziemlich schlank, gegen das Ende mässig stark verdickt, die vorletzten 
Glieder so lang als breit, das Endglied mässig gestreckt eiförmig. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares beim @ schwach, beim Z' nur wenig 
stärker erweitert. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken vorne blank, gegen die 
Hinterecken erloschen, das Abdomen sehr fein quer gerieft. 

Var. caspius Motsch. zeigt eine dunkle Querbinde an der Basis der Decken 
und der helle Saum der Segmente des Abdomens ist sehr verbreitert, so dass das 
Abdomen ganz oder mit Ausnahme des dritten und achten Segmentes hell er- 
scheint (Caspisches Meergebiet, Talischgebirge). 

Var. decoratus m. zeigt bei sonst ganz normaler Färbung eine breite, 
schwarzblaue Basalbinde an den Flügeldecken (Ungarn, Nagy-Mihaly, Dr. Chyzer). 

Von abdominalis, dem er nacb Habitus und Färbung sehr ähnlich ist, 
durch den breiten, robusten Körper, die feine Behaarung, die kräftige Punktirung 
des Abdomens und durch die Grundsculptur verschieden. 


Revision d, eur. u. sibir, Arten d. Staphyl.-Gatt. Tachyporus Grav. u, Lamprinus Heer, 175 


Länge 3°5—4 mm. — Verbreitung: Fast über ganz Europa und über das 
Caucasusgebiet verbreitet. — Vorkommen: Unter Laub und Moos, im Reisig, im 
Detritus der Gewässer, mitunter auch auf Blüthen. 


31. Tachyporus laticollis nov. Spec. 


Kopf und Halsschild rothgelb, letzterer mässig stark gewölbt, seitlich 
kräftig gerundet erweitert, nach rückwärts schwach, nach vorne stark verengt, 
bedeutend breiter als die Decken, glasig durchscheinend. 

Flügeldecken rothgelb, am Schildchen + ausgedehnt dunkel oder mit einer 
breiten, schwarzblauen Querbinde an der Basis, etwas länger als der Halsschild, 
nach rückwärts stark verengt, zusammen 1!/,mal so breit als lang, mässig fein 
und undicht punktirt und sehr fein behaart. 

Abdomen schwarzblau, die Hinterränder der Segmente breit goldbraun 
gesäumt, etwas kräftiger als die Decken punktirt, wie die letzteren behaart. 

Beine, Kiefertaster und Fühler rothgelb, letztere schlank, gegen das Ende 
schwach verbreitert, die vorletzten Glieder etwas länger als breit, das Endglied 
gestreckt eiförmig. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares beim 9 schwach, beim g' etwas stärker 
verbreitert. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken zwischen den Punkten 
spiegelblank, das Abdomen sehr fein und dicht quer gerieft. 


Dem formosus nahe stehend; von demselben durch schwächer gewölbten, 
seitlich stärker gerundeten, bedeutend breiteren Halsschild, stärker verengte, 
längere Flügeldecken, merklich seichtere Punktirung des Abdomens und durch 
geringere Grösse verschieden. 

Länge 3 mm. — Fundort: Caucasus (Landschaft Letschgum). 

Von Herrn Leder gefangen. 

Die Typen besitzt das k. k. naturhistorische Hofmuseum in Wien. 


32. Tachyporus cuneus noV. Spec. 


Kopf und Halsschild hell röthlichgelb, letzterer kräftig gewölbt, seitlich 
mässig stark gerundet erweitert, nach rückwärts sehr wenig, nach vorne stark 
verengt, breiter als die Decken, glasig durchscheinend. 


Flügeldecken 1!/mal so lang als der Halsschild, nach rückwärts stark 
verengt, zusammen 1!/,mal so breit als lang, stark glänzend, beiderseits der Naht 
mit relativ kräftig eingestochenen Punkten undicht besetzt, seitlich etwas dichter, 
aber fein, fast erloschen punktirt, röthlichgelb, am Schildchen in geringer Aus- 
dehnung schwärzlich. 

Abdomen schwarzblau, die Hinterränder der Segmente breit goldbraun 
gesäumt, siebentes und achtes Segment zum grössten Theile hell, mit ziemlich 
kräftig eingestochenen Punkten dicht besetzt. Decken und Abdomen bilden mit- 
einander einen regelrechten Keil. 


176 Gottfr. Luze, 


Beine, Kiefertaster und Fühler röthlichgelb, letztere ziemlich schlank, 
gegen das Ende etwas gebräunt, mässig verbreitert, die vorletzten Glieder so lang 
als breit, das Endglied gestreckt eiförmig. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares beim Z' kräftig erweitert, Q unbekannt. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken ohne Grundseulptur, das 
Abdomen fein und ziemlich dicht quer gerieft. 

Dem formosus nahe stehend; von demselben durch stärker verengte, 
kräftiger und viel weitläufiger punktirte Decken, hellere Färbung und geringere 
Grösse, sowie durch die mangelnde Sculptur an den Decken verschieden. 

Länge 3mm. — Fundort: Russisches Central-Asien, Provinz Sir Darja 
(Aulie-Ata). 

Die Typen besitzt Herr kais. Rath Edm. Reitter. 


33. Tachyporus abdominalis!) Fab., Spec. Ins., Suppl., 501. 


Er., Kf.M. Brand., I, 393; Gen. Staph., 233. — Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., 
II, 420. — Gyll., Ins. Suee., II, 238. — Zetterst., Faun. Lapp., I, 58. — 
Sahlbg., Ins. Fenn., I, 290. — Mannerh. Brachel., 59. — Ganglb.. K. M,, 
I, 350. — J. Sahlbg., E. F., 185. 


T. formosus Hochh., Bull. Mose., 1849, I, 83. — T. ruficeps Kraatz, Nat. 
Ins. Deutschl., II, 422; Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 305; Fauv., F. g.-rh., 
596; Rey, 216. — T. Erichsonis Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 305. 


Kopf und Halsschild gelbroth, letzterer kräftig gewölbt, seitlich mässig 
stark gerundet erweitert, nach rückwärts schwach, nach vorne stärker verengt, 
etwas breiter als die Decken, glasig durchscheinend. 

Flügeldecken so lang als der Halsschild, einfärbig gelbroth, zusammen 
1!/;mal so breit als lang, sehr fein und seicht punktirt. Beim Ö' sind die Decken 
nach rückwärts kaum stärker verengt als beim 9. 

Abdomen schwarzblau, die Hinterränder der Segmente breit goldbraun 
gesäumt, merklich kräftiger als die Decken, siebentes Segment nur wenig feiner 
und weitläufiger als das sechste punktirt. 

Beine, Kiefertaster und Fühler röthlichgelb, letztere schlank, gegen das 
Ende gebräunt, sehr schwach verbreitert, die vorletzten Glieder etwas länger als 
breit, das Endglied gestreckt eiförmig. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares schwach, beim Z’ und @ ziemlich gleich- 
förmig erweitert. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken mit feiner, dichter Grund- 
sculptur, das Abdomen in der ganzen Ausdehnung fein und dicht quer gerieft. 

In Habitus und Färbung dem formosus sehr nahe stehend; von demselben 
durch kürzere, dünnere Fühler, kleineren Kopf, schmäleren, weniger gewölbten Hals- 
schild, etwas flachere, weniger glänzende, merklich dichter und stärker behaarte 


ı) T. ruficollis (immaturus) ist durch die kräftigen Seitenborsten der Flügeldecken mit Sicher- 
heit von abdominalis zu unterscheiden. 


Revision d. eur. u. sibir. Arten d. Staphyl.-Gatt. Tachyporus Grav. u. Lamprinus Heer. 7 


Decken, durch bedeutend seichtere Punktirung des Abdomens, schmälere, schlankere 
Gestalt, geringere Grösse und durch die Grundseulptur der Flügeldecken ver- 
schieden. 

Länge 3—3°25 mm. — Ueber Nord- und Südeuropa verbreitet, auch aus 
dem Caucasus, aus Sibirien und aus der nördlichen Mongolei bekannt. — Vor- 
kommen: Unter verwesenden Pflanzenstoffen und bei Formica rufa (Wasmann). 


34. Tachyporus obtusus L., Syst. Nat., ed. I, 2, 684. 


Erichs., Gen. et Spec. Staph., 232. — Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., II, 
419. — Thoms., Skand. Col., III, 149. — Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 
806. — J. Sahlbg., E. F., 185. — Fauv., F. g.-rh., 595. — Rey, 211. — Fab,, 
Syst. Ent., 266. — Marsh., Ent. Brit., 520. — Ganglb. K.M., II, 349. 


T. analis Fab., Mant. Ins., I, 222; Grav., Mier., 129. — T. vernalis Müll., 
Zool. Prodr., 98. — T. melanurus Marsh., Ent. Brit., 525. 


Var. nitidicollis Steph., Ill. Brit., V, 184. — Var. sibirieus Motsch., Bull. 
Mose., 1860, 574. 


Kopf und Halsschild gelbroth, letzterer mässig stark gewölbt, seitlich 
ziemlich kräftig gerundet erweitert, nach rückwärts sehr wenig, nach vorne stark 
verengt, breiter als die Decken, glasig durchscheinend. 

Flügeldecken 1?/;mal so lang als der Halsschild, nach rückwärts schwach 
verengt, etwas kürzer als zusammen breit, gelbroth, an der Basis mit einer 
breiten, schwarzblauen Querbinde, die rückwärts ziemlich scharf und geradlinig 
begrenzt ist und an den Seitenrändern etwas verbreitert erscheint, ziemlich dicht 
und relativ kräftig punktirt. Bei den g' erscheinen die Decken kaum stärker 
nach rückwärts verengt als bei den 9. 

Abdomen rothgelb, siebentes und achtes Segment schwarzblau, merklich 
tiefer und dichter als die Decken punktirt, siebentes Segment kaum feiner und 
weitläufiger punktirt als die vorhergehenden. 

Beine, Kiefertaster und Fühler röthlichgelb, letztere gegen das Ende ge- 
bräunt, schlank, nur schwach verbreitert, die vorletzten Glieder etwas länger als 
breit, das Endglied gestreckt eiförmig. Die Tarsen des ersten Beinpaares beim 
© schwach, beim g' merklich stärker erweitert. 

Unter dem Mikroskope erscheinen Decken und Abdomen fein und dicht, 
die dunklen Segmente des letzteren deutlicher quer gerieft. 

Var. mitidicollis Steph. ist am Kopfe, auf der Scheibe des Halsschildes 
und am Abdomen + braun, und die dunkle Querbinde dehnt sich über den grössten 
Theil der Decken aus, ohne scharfe Grenze in die hellere Färbung übergehend 
(England, Schlesien: v. Bodemeyer). 

Diese Art ist durch die Färbung sehr gut charakterisirt und nicht leicht 
mit einer anderen zu verwechseln. 

Länge 35—4 mm. — Fast über ganz Europa und Sibirien verbreitet. — 
Vorkommen: Unter Moos und Steinen, im Detritus der Gewässer, unter Laub 

2Z.B. Ges. Bd. LI. 12 


178 Gottfr. Luze. 


und Compost, bisweilen in Gesellschaft von Ameisen, im Gebirge bis an die Grenze 
der alpinen Region emporsteigend. 


35. Tachyporus Matthewsi nov. Speec. 


Kopf und Halsschild rothgelb, letzterer schwach gewölbt, seitlich schwach 
gerundet erweitert, nach rückwärts wenig, nach vorne ziemlich stark verengt, 
kaum breiter als die Decken, glasig durchscheinend. 

Flügeldecken 1'!/;mal so lang als der Halsschild, zusammen 1!/;mal so 
breit als lang, mit einer gut begrenzten, pechschwarzen, an den Schultern ab- 
brechenden Basalbinde, die sich ungefähr über das erste Viertel erstreckt, stark 
glänzend, sehr fein und weitläufig, fast erloschen punktirt. 

Abdomen schwarz, die Segmente am Hinterrande breit goldbraun gesäumt, 
siebentes und achtes Segment zum grössten Theile hell, bedeutend dichter und 
kräftiger als die Decken punktirt. 

Beine, Kiefertaster und Fühler röthlichgelb, letztere schlank, gegen das 
Ende gebräunt. Die Tarsen des ersten Beinpaares beim Z' kräftig erweitert, 
Q unbekannt. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken ohne Grundseulptur, das 
Abdomen sehr fein, fast erloschen, am siebenten Segmente deutlich und dicht 
quer gerieft. 

Von Lederi durch bedeutend längere und weniger verengte, viel feiner 
und weitläufiger punktirte Decken und durch die Färbung, von formosus durch 
bedeutend feinere und weitläufigere Punktirung insbesondere des Abdomens, 
durch schmälere, schlankere Gestalt, die Färbung und durch den Mangel der 
Grundsculptur an den Decken verschieden. 

Länge 35 mm. — Fundort: Taschkent (Näheres unbekannt). 

Nach einem an den Fühlern defeeten Exemplare beschrieben. Die Type 
besitzt Herr kais. Rath Edm. Reitter. 


36. Tachyporus Lederi nov. spec. 


Kopf und Halsschild rothgelb, letzterer ziemlich kräftig gewölbt, seitlich 
schwach gerundet erweitert, nach rückwärts sehr schwach, nach vorne stärker 
verengt, glasig durchscheinend. 

Flügeldecken sehr wenig länger als der Halsschild, nach rückwärts stark 
verengt, zusammen 1’/;mal so breit als lang, rothgelb, an der Basis mit einer 
schwarzblauen, an den Schultern abbrechenden Querbinde, mit kräftig einge- 
stochenen Punkten undicht besetzt, die Punktirung an den Seiten der Decken 
bedeutend seichter. 

Abdomen roth, drittes Segment an der Basis, siebentes und achtes 
Segment ganz schwarzblau, dichter und kräftiger als die Decken punktirt, die 
Punktirung des siebenten Segmentes viel feiner und weitläufiger, achtes Segment 
noch feiner und zerstreuter als die vorhergehenden punktirt. 


Revision d. eur. u. sibir. Arten d. Staphyl.-Gatt. Tachyporus Grav. u. Lamprinus Heer. 17 9 


Beine, Kiefertaster und Fühler röthlichgelb, letztere gegen das Ende 
schwach verbreitert und gebräunt, die vorletzten Glieder schwach quer, das End- 
glied gestreckt eiförmig. 

Die Tarsen des ersten Beinpaares beim g' schwach erweitert, @ unbekannt. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken ohne Grundsculptur, das 
Abdomen sehr fein und dicht quer gerieft. 


In Grösse und Habitus mit Matthewsi m. übereinstimmend; von demselben 
durch kürzere, stärker verengte, bedeutend dichter und kräftiger punktirte Decken 
und durch die Färbung, von obtusus durch schmäleren, flacheren, nach vorne 
weniger verengten Halsschild, kürzere, merklich weitläufiger punktirte, stark 
glänzende Decken, tiefer eingestochene Punktirung des Abdomens, schmälere, 
schlankere Gestalt, die Färbung und durch den Mangel der Grundseulptur an den 
Decken verschieden. 

Von Herrn Leder gefangen. 

Länge 4 mm. — Fundort: Caucasus (Näheres unbekannt). 

Nach einem männlichen Exemplare beschrieben. Die Type besitzt Herr 
kais. Rath Edm. Reitter. 


37. Tachyporus convexus noV. Spec. 


Kopf und Halsschild rothgelb, letzterer kräftig gewölbt, seitlich schwach 
gerundet erweitert, nach rückwärts sehr schwach, nach vorne kräftig verengt, 
etwas breiter als die Decken, glasig durchscheinend. 

Flügeldecken 1'!/;mal so lang als der Halsschild, zusammen 1!/,mal so 
breit als lang, rothgelb, an der Basis mit einem gleichbreiten, schwarzblauen, 
über ?/; der Deckenlänge sich erstreckenden Querbande von scharfer Begrenzung, 
mässig dicht mit ziemlich kräftig eingestochenen Punkten besetzt, aussen viel 
feiner punktirt, nach rückwärts schwach verengt, kräftig gewölbt. 

Abdomen bräunlichroth, achtes Segment dunkel, merklich dichter und 
kräftiger als die Decken punktirt, die Punktirung gegen das Ende allmälig feiner 
und weitläufiger werdend. 

Beine, Kiefertaster und Fühler röthlichgelb, letztere gegen das Ende etwas 
gebräunt und mässig verbreitert, die vorletzten Glieder so lang als breit, das 
Endglied gestreckt eiförmig. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken zwischen den Punkten spiegel- 
blank, das Abdomen sehr dicht und fein quer gerieft. 


Von obtusus durch stärker gewölbten Halsschild, kürzere, gewölhtere 
Decken mit kräftigerer Punktirung und stärkerem Glanze, stärker punktirtes Ab- 
domen und durch die Färbung, von formosus durch etwas schmäleren Hals- 
schild, gewölbtere, stärker punktirte Decken und durch die Färbung, von beiden 
aber durch geringere Grösse verschieden. 

Nach einem von Herrn Leder gefangenen ® beschrieben. 

Länge 3 mm. — Caucasus (Michailowo am Suranynby). 

Das typische Exemplar besitzt das k. k. naturhistorische Hofmuseum in Wien. 

12* 


180 Gottfr. Luze. 


II. Genus Lamprinus') Heer. 


Vorbemerkung. 


Dr. Kraatz (Naturg. Ins. Deutschl., 419) stellte die Arten saginatus Grav. 
und haematopterus Kr. zu erythropterus Panz. (für den Heer die Gattung Lam- 
prinus gegründet hatte),) obwohl sie im Bau der Fühler recht verschiedene 
Eigenschaften aufweisen. Die Fühler genannter Arten sind lang, keulig, die breiten, 
kräftig zusammengepressten Glieder stark konisch, so dass die Längsgrenzen der 
Fühler sägezähnig erscheinen. Bei erythropterus hingegen sind die Fühler auf- 
fallend kurz, leicht spindelförmig, die dicht gedrängten, breit gedrückten Glieder 
sehr schwach konisch, so dass die Längsgrenzen der Fühler fast geradlinig er- 
scheinen. 

Ist schon die Fühlerbildung geeignet, Bedenken über die Zusammengehörig- 
keit dieser Arten wachzurufen, so schafft die mikroskopische Untersuchung der 
Mundtheile die Gewissheit, dass hier generische Unterschiede vorliegen. 

Nach der Bildung der Kiefertaster erscheinen die Arten mit langen Füh- 
lern als Mittelformen zwischen Tachyporus Grav. und Lamprinus Heer, indem 
das Längenverhältniss der Glieder auf Tachyporus, die gestreckte Form des 
dritten Gliedes aber auf Lamprinus weist. Während bei Lamprinus das dritte 
Glied der Kiefertaster doppelt so lang als das kurze zweite erscheint, ist es bei 
unseren Arten ungefähr 1?!/,mal so lang als das gestreckte zweite Glied. 

An den Lippentastern ist das erste Glied ungefähr doppelt so lang als das 
zweite, während bei Lamprinus das erste Glied nur unwesentlich länger als das 
zweite erscheint. 

In der Bildung von Maxillen und Zunge ist kein wesentlicher Unterschied 
wahrzunehmen und die Tarsen sind — wiewohl merklich gestreckter — wie bei 
Lamprinus gebaut. 

Als Mittelformen zwischen Tachyporus und Lamprinus vereinige ich die 
Arten saginatus Grav., Hammarstroemi m., nigricornis Gylih., haematopterus 
Kr. und pietus Fairm. zu der Gattung Lamprinodes m. und weise sie im Systeme 
zwischen die Gattungen Tachyporus Grav. und Lamprinus Heer, da sie charakte- 
ristische Eigenschaften beider Gattungen in sich vereinigen. 


Bestimmungstabelle für die Arten der &enera Lamprinus 
Heer und Lamprinodes m. 


1. Fühler keulig, lang, den Hinterrand des Halsschildes erreichend (A. Genus 
re: — — — 


ı) Die vier Arten haematopterus, erythropterus, saginatus und pictus sind „gesetzmässig myr- 
mekophil“. Höchst wahrscheinlich machen auch die übrigen Arten keine Ausnahme; Näheres darüber 
ist bisher nicht bekannt. Diese (im Sinne Wasmann's) gesetzmässigen Myrmekophilen sind auf 
Symbiose mit bestimmten Ameisenarten angewiesen und werden von letzteren feindlich verfolgt. 

2) Faun. Col, Helv., I, p. 286. 


Yu SEE 


Revision d. eur. u. sibir. Arten d. Staphyl.-Gatt. Tachyporus Grav. u. Lamprinus Heer. 181 


— Fühler schwach spindelförmig, kurz, kaum die Mitte der Halsschildlänge 


überragend (B. Genus Lamprinus Heer) . . . . .  1l.erythropterus 
2 Halssehuld®grösstentheilsidunkelsinnn aus heilchein al ae sata 
—  Halssehild ganz oder grösstentheils hell . . . 2. 2. 2 2 2222. 
3. Flügeldecken ganz oder grösstentheils hell . „cu. 2.220 .04 
Flügeldecken grösstentheils dunkel . . . . . Sr DICHES 


4. Fühler und Vorderbeine schwarzbraun, erstere gegen fie Spitze hell. 
3. Nigricornis. 


— Fühler und Beine rothgelb . . . . . 2... 4 haematopterus 
5. Flügeldecken merklich länger als der Halsschild Va RPEEginatus 
— Flügeldecken nicht länger als der Halsschild . . 2. Hammarstroemi 


A. Genus Lamprinodes m. 


Fühler keulig, den Hinterrand des Halsschildes 'erreichend, mit kurzen, 
konischen, breit gepressten Gliedern; erstes Glied der Lippentaster doppelt so 
lang als das zweite, drittes Glied der Kiefertaster 1!/;mal so lang als das zweite, 
Fuss kurz, horizontal breit gedrückt. 


1. Lamprinodes saginatus Grav., Mon., 6. 


Er., Kf. M. Brand., I, 393; Gen. Staph., 234. — Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., 
II, 429. — Thoms., Skand. Col., IH, 152. — Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 
298. — Faurv., F. g.-rh., 604. — Rey, 203. — J. Sahlbg., E. F., 190. — 
Ganglb., K.M., II, 353. 


Kopf schwarz, Halsschild gelbroth, letzterer kräftig gewölbt, seitlich mässig 
stark gerundet erweitert, nach rückwärts schwach, nach vorne kräftig verengt, 
glasig durchscheinend, etwas breiter als die Decken. 


Flügeldecken gelbroth, in der Umgebung des Schildchens meist gebräunt, 
etwas länger als der Halsschild, glänzend, fein und ziemlich dicht punktirt, fein 
gelblich behaart. 


Abdomen schwarz, die Hinterränder der Segmente ziemlich breit goldbraun 
_ gesäumt, etwas dichter und merklich stärker als die Decken punktirt, wie die 
letzteren behaart. 


| Beine, Kiefertaster und Fühler gelbbraun, letztere lang keulenförmig, die 
- vorletzten Glieder 1'/;mal so breit als lang, das hellere Endglied merklich kürzer 
als die beiden vorhergehenden Glieder zusammen. 


Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken fein und dicht, das Abdomen 
sehr fein und sehr dicht quer gerieft. 


Von dem ganz ähnlichen Hammarstroemi durch längere Flügeldecken, die 
Sculptur und die mehr ins Gelbe spielende Färbung derselben, von dem ganz 
_ ähnlich gefärbten Tachyporus solutus durch die keuligen Fühler und die be- 
deutend robustere Gestalt verschieden. 


182 Gottfr. Luze. 


Länge 4—5 mm. — Verbreitung: Mittel- und Nordeuropa. — Vorkommen: 
Bei Myrmica laevinodis Nyl., Myrmica rubra, ruginodis und scabrinodis Nyl., 
bei Formica rufa L. und bei Lasius fuliginosus Latr. (nach Wasmann). 


2. Lamprinodes Hammarstroemi nov. Speec. 


Kopf schwarz, Halsschild rothgelb, hoch gewölbt, seitlich mässig stark 
gerundet erweitert, nach rückwärts wenig, nach vorne kräftig verengt, etwas 
breiter als die Decken, glasig durchscheinend. 

Flügeldecken blutroth, kaum länger als der Halsschild, die Naht und die 
Umgebung des Schildchens schwarzbraun, fein punktirt und behaart, glänzend. 

Abdomen schwarz, die Hinterränder der Segmente ziemlich breit dunkel 
goldbraun gesäumt, dichter und bedeutend stärker als die Decken punktirt. 

Beine, Kiefertaster und Fühler rothbraun, die vorletzten Glieder 1'/;mal 
so breit als lang, das hellere Endglied nahezu so lang als die beiden vorher- 
gehenden zusammen. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken weitläufig, etwas wellig, das 
Abdomen sehr dicht und fein quer gerieft. 

Von Herrn Lector Rud. Hammarstroem 1 ® gefangen. 

Dem saginatus sehr nahe stehend; von demselben durch kürzere Decken, 
die ausgeprägt rothe Färbung derselben und durch bedeutend weitläufigere, 
stärkere Riefung der Flügeldecken verschieden. 

Länge 45 mm. — Fundort: Finland, Provinz Karelien, Tohmajaroi (60° 
nördl. Br.). 

Die Type besitzt das k. k. naturhistorische Hofmuseum in Wien. 


3. Lamprinodes nigricornis Gyll., Ins. Suec., IV, 469. 
Thoms., Skand. Col., III, 152. — Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 307. 


Kopf schwarz, Halsschild breit, schwarzbraun, an den Seiten roth. 

Flügeldecken rothgelb, das Schildchen und seine Umgebung schwarz. 

Abdomen schwarz mit hellen Hinterrändern der Segmente. 

Fühler schwarzbraun, gegen die Spitze rothbraun. 

Die beiden ersten Beinpaare schwarzbraun, das letzte Beinpaar, sowie 
sämmtliche Tarsen gelb. — In Schweden gefangen (Vestrogothia: Schönherr). 

Von Gestalt und Grösse des Tachyporus chrysomelinus L.; von demselben 
durch die Färbung der Fühler und Vorderbeine besonders verschieden (nach 
Gyll.). 

Thomson (Skand. Col., III, 152) stellte diese Art in das Genus Lamprinus. 


4. Lamprinodes haematopterus Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., II, 429. 


Fauv., F. g.-rh., 604. — Rey, 206. — Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 
298. — Ganglb., K.M., II, 353. 


Revision d. eur. u. sibir. Arten d. Staphyl.-Gatt. Tachyporus Grav. u. Lamprinus Heer. 183 


Kopf und Halsschild schwarz, letzterer an den Seiten und am Hinterrande, 
insbesondere an den Hinterecken ausgedehnt gelbroth, daselbst glasig durch- 
scheinend, kräftig gewölbt, seitlich mässig stark gerundet erweitert, nach rück- 
wärts schwach, nach vorne kräftig verengt, etwas breiter als die Decken. 

Flügeldecken blutroth, in der Umgebung des Schildchens + gebräunt, 
merklich länger als der Halsschild, stark glänzend, fein und undicht punktirt. 


Abdomen schwarz, die Hinterränder der Segmente breit goldbraun ge- 
säumt, etwas dichter und merklich kräftiger als die Decken punktirt. 


Beine, Kiefertaster und Fühler gelbbraun, letztere lang, keulenförmig, 
die vorletzten Glieder 1!/,mal so breit als lang, das Endglied merklich kürzer 
als die beiden vorhergehenden Glieder zusammen. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken spiegelblank, das Abdomen 
äusserst fein, fast erloschen quer gerieft. 


Von dem ähnlichen erythropterus durch die langen Fühler, den breiteren 
Halsschild und die längeren Decken, von dem ganz ähnlich gefärbten Tachy- 
porus hypnorum durch die Fühler, den hellen Seitenrand der kürzeren Flügel- 
decken und durch bedeutend robustere Gestalt verschieden. 


Länge 4—5 mm. — Verbreitung: Ueber Deutschland, Oesterreich und den 
Osten Frankreichs verbreitet. — Vorkommen: Bisher nur als Gast von Tapi- 
noma erraticum Latr. bekannt (nach Wasmann), 


5. Lamprinodes pictus Fairm., Ann. Fr., 1852, 71. 


L. Fairmairei Lepr., Ann. Fr., 1853, 685. — L. lucetuosus Fairm., Ann. 
Fr., 1855, 312. 


Kopf und Halsschild schwarz, letzterer an den Seiten und am Hinterrande, 
sowie an den Hinterecken etwas ausgedehnter gelb, kräftig gewölbt, seitlich 
schwach gerundet erweitert, nach rückwärts wenig, nach vorne ziemlich stark 
verengt, nicht breiter als die Decken, an den Vorderwinkeln dunkel. 


Flügeldecken merklich länger als der Halsschild, schwarz, an den Hinter- 
rändern mit + halbkreisförmigen, gelben, an der Naht mit einander in Ver- 
bindung stehenden Makeln, dicht und ziemlich kräftig punktirt, kurz und ziem- 
lieh dicht grau behaart. 
Abdomen schwarz, die Hinterränder der Segmente ziemlich breit gold- 
braun gesäumt, wie die Decken punktirt und behaart. 


| Beine, Kiefertaster und Fühler gelbbraun, letztere lang, keulenförmig, 
die vorletzten Glieder 1'!/,mal so breit als lang, das Endglied fast so lang als 
die beiden vorhergehenden Glieder zusammen. 
f Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken sehr fein und weitläufig, 
etwas wellig, das Abdomen fein und dicht, etwas wellig quer gerieft. 

Durch die Färbung der Flügeldecken vor allen anderen Arten ausge- 


- zeichnet. 


VRR 


r 


184 Gottfr. Luze. 


Länge 5—3°5 mm. — Verbreitung: Spanien, Algier, Sieilien, Italien und 
Caucasus. — Vorkommen: Bei Tapinoma nigerrimum Nyl. (verisimiliter, nach 
Wasmann). 


B. Genus Lamprinus Heer. 


Fühler leicht spindelförmig, kaum die Mitte der Halsschildlänge über- 
ragend, breit gedrückt, mit schwach konischen, dicht gedrängten Gliedern; erstes 
Glied der Lippentaster wenig länger als das zweite, drittes Glied der Kiefertaster 
doppelt so lang als das zweite, Fuss sehr kurz, horizontal breit gedrückt. 


1. Lamprinus erythropterus!) Panz., Faun. Germ., 27. 


Er., Gen. Staph., 234. — Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., II, 430. — Jacgq. 
Duval, Gen. Col. d’Eur., II, Pl. 9, Fig. 45. — Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 
297. — Fauv., F. g.-rh., 605. — Rey, 201. — Ganglb. K.M., II, 353. 

L. Lasserei Heer, Faun. Helv., I, 286. 


Kopf und Halsschild schwarz, letzterer an den Seitenrändern und am 
Hinterrande schmal, an den Hinterecken ausgedehnt rothbraun, kräftig gewölbt, 
seitlich schwach gerundet erweitert, nach rückwärts schwach, nach vorne stärker 
verengt, wenig breiter als die Decken. 

Flügeldecken roth, am Schildchen + ausgedehnt schwarzbraun, stark 
glänzend, fein und undicht punktirt, etwas länger als der Halsschild. 

Abdomen schwarz, die Hinterränder der Segmente ziemlich breit gold- 
braun gesäumt, kaum stärker, aber etwas dichter als die Decken punktirt. 

Beine, Kiefertaster und Fühler gelbbraun, letztere kurz, kaum über die 
Mitte der Halsschildlänge reichend, die vorletzten Glieder merklich breiter als 
lang, das Endglied fast so lang als die zwei vorhergehenden Glieder zusammen, 
so hell als die Basalglieder. 

Unter dem Mikroskope erscheinen die Decken blank, an den Hinterecken 
mit Spuren von Riefen, das Abdomen dicht und fein, etwas wellig gerieft. 

Durch die kurzen, schwach spindelförmigen, aus dicht gedrängten Gliedern 
bestehenden Fühler sehr ausgezeichnet und mit keiner Art von Lamprinodes m. 
zu verwechseln. 

Länge 35—4 mm. — Verbreitung: Mitteleuropa. — Vorkommen: Bei 
Tetramorium caespitum L. und bei Lasius brunneus Latr. (nach Wasmann). 


!) Diese Art scheint in der Umgebung von Wien die verbreitetste zu sein. Im verflossenen 
Sommer fing ich 10 Exemplare dieser Art, von saginatus vier, dagegen ist mir haematopterus noch 
niemals zu Gesicht gekommen. 


Revision d. eur. u. sibir. Arten d. Staphyl.-Gatt. Tachyporus Grav. u. Lamprinus Heer. 185 


Alphabetisches Verzeichniss 


der Arten, Varietäten und Synonymen der Gattungen Tachyporus Grav., 


Lamprinodes m. und Lamprinus Heer. 


Seite 
abdominalisF... 176 
abdominalis Bs.etLe. 174 
abdominalis Grav. . 152 


Abner Sauley. ........ ..197 
ORaSBE Se. 177 
analis Grav...... ilprı 
angustatus Steph. . .. 152 
anticus Er. ..... 152 
arduus Er. ..... 168 
armeniacus Kol... . 172 
atriceps Steph. . .. 166 
austriacus m. .. 156 
basalis Epp. ... . . 169 
Bernhaueri m. .. 158 
blattinus Schrank . . 172 
brunmneus F...... 152 
brunneus Steph....... 152 
caspius Motsch. ... . 174 
caucasicus Kol. . .... 173 
centrimaculatus J.Sg. 166 
chloroticus Kol... . 152 
chrysomelinus L. 169 
collaris Steph.. ... . 172 
compressicornis 
kn. N), „IE 153 
eongruens Epp. . . . 169 
conicus De Vill.... . 172 
convexus m... .. 179 


corpulentus J.Slg. 155 
erassicornis Mannh. 167 


ERRLNEDP: S: nac - 152 
CUMEWSTM, ia une 175 
decoratus m... ... 174 
dimidiatus Steph. . . 157 
discus Reiche .... 173 
duplex m. ..... 163 


elegantulus Reiche . 152 

Erichsonis Pand. . . 176 

erythropterus Pz. 184 
Z. B. Ges. Bd. LI. 


erythropterus Steph. 
TaberrBaya'.ıd. SR 
Fairmairei Lepr. ... 
fasceipennis Reitt. 
flavieornis Steph. . . 
flavifrons m.... 
flavipes Mäkl. ...... 
formosus Matth. 
formosus Hochh. .. 
Ganglbawueri m. 
gracilis Steph.. .. . 
haematopterusKr. 
Hammarstroemi 
TI). ne, EU: 
humerosus Er... .. 
hypnorum F.... 
imitator m...... 
immaculatus m. . 
stalticus'mi... . .„. 
Jocosus Say . 
Lasserei Heer ... 
lateralis Grav... 
laticollis m... 
Tewertm!.r.9 
libens Steph....... 
luctuosus Fairm. .. 
macropterus Stph. 
maculicollis Lec. . 
marginatus Panz.. . 
Matthewsim.. 
melanocephalus F. 
melanurus Marsh... 
merdarius Marsh. . . 
meridionalis Fairm. 
microcephalus m. 
minutus F. ..... =. - 
mysiicus Wm..... 
TRUGEN. 7 ee 
nigriceps Mannh. .. 


Seite 
172 
152 
183 
171 
152 
172 
174 


174 


176 


. 158 


152 
182 


182 
166 
172 
155 


„169 


160 


. 168 
. 184 
. 166 
Ars 


178 
152 
183 
157 


2169 


172 


is 
. 169 


177 
169 
172 
163 
172 
164 
172 
172 


Seite 
nigricornis Gyll.. 182 
nigrinus m..... 154 
nitidicollis Steph. ... 177 
nitidulus FE... .. 152 
nitidus Steph. ....... 152 
obscurellus Zett.. . .. 168 
obLusus 1.2, 2... 177 
pallidus Sharp. . . . 170 
piceus Mäkl....... 1598, 
pictus Fairm. ... 183 
pisciformis Heer .. 165 
posticus Först. ..... 169 
pulchellus Mann. . 161 
pusillus Grav.... 159 
pusillus Gyll. ..... 157 
pusillus Steph. .... 152 


pyrrhoceras Steph. . 152 
quadriscopulatus Pd. 166 


Merttern mir... 4140 
ruficeps Kr. ..... 176 
ruficollis Grav.. . 165 
ruficollis Gyll..... 164 
ruficollis Runde... 166 
ufpası Briaen an. nl 174 
saginatus Grav. . 181 
Sahlbergi m. ... 160 
Satanas m. ..... 159 
sertulus Er. 21. 2. 157 


scutellaris Bois.et Le. 152 
scutellaris Rye. . 170 
sibirieus Motsch. . . 177 


signifer Pand. .... 166 
Skalitzkyim.... 162 
SDaetht Mir. . 2: 152 
solutus Er. .. . ..173 
tersWS Er: 02. 167 


thoracicus Steph. ... 152 
transversalis Grv. 164 


vernalis Müll...... 177 
12** 


186 Franz Matouschek. 


Bryologisch-foristische Mittheilungen 
aus Oesterreich-Ungarn, der Schweiz, Montenegro, Bosnien 
und der Hercegovina. 


Von 


Franz Matouschek 
in Ung.-Hradisch. 


I.') 


(Eingelaufen am 10. Jänner 1901.) 


Es wurden benützt: Funde von Freih. v. Benz (Klagenfurt), von Dr. J. 
Murr (Trient), stud. phil. Hans Baer und P. Em. Scherer aus Tirol, von Prof. 
Jos. Blumrich (Bregenz) und Prof. P. Josef Rompel (Valkenburg) aus Vor- 
arlberg, von Dr. Arpad v. Degen (Budapest) aus Ungarn, Salzburg, Tirol und 
der Schweiz, von J. Wagner aus Ungarn (im Herbar Degen), von Oberlehrer 
A. Schierl (Auspitz) aus Ungarn und Bosnien, von A. Kneucker (Karlsruhe) 
aus Montenegro, der Hercegovina, Dalmatien und Bosnien, von Apotheker Jos. 
Paul (Mähr.-Schönberg) aus Istrien, von Dr. A. Ginzberger (Wien) aus Dal- 
matien, von Reg.-Rath G. v. Niessl (Brünn) aus Steiermark und Tirol (im 
Herbar Steidler), von Dr. ©. v. Keissler (Wien) aus Ober- und Niederöster- 
reich, von mir und Jos. Stadlmann (Linz) aus Oberösterreich. Ausserdem 
wurden die Herbarien Benz, J. v. Sterneck, Em. Steidler (Brünn), Schierl 
und einige alte Fascikel aus dem Wiener Universitätsherbar durchgesehen und 
namentlich Funde von Perktold, Wulfen (Lebermoose) und Fillion notirt. 

Für die geneigte Durchsicht des Materiales bin ich allen oben genannten 
Herren zum besten Danke verpflichtet. Ebenso spreche ich Herrn Joh. Breidler 
und Dr. Ernst Bauer für die Bestimmung einiger Moose den wärmsten Dank aus. 

Alle Funde wurden einer Revision unterzogen, die neuen Formen sind 
durch fetten Druck hervorgehoben. 

Im Uebrigen gilt alles in der Einleitung zum I. Theile Gesagte. Ueberdies 
sind folgende Abkürzungen angewendet worden: Sieb. — Siebenbürgen, Here. — 
Hercegovina, Mont. = Montenegro, W. U. — Wiener Universitätsherbar, H. B, = 
Herbar Benz. 

Die grosse Anzahl der gewöhnlicheren Funde wird anderwärts veröffent- 
licht werden. 


!) I, erschien in diesen „Verhandlungen“, Jahrg. L (1900), S. 219—254. 


Bryol.-florist. Mitth. aus Oesterr.-Ung., der Schweiz, Montenegro, Bosnien u. d. Herceg. 187 


I. Hepaticae. 


Riccia glauca L. — T. Wilten bei Innsbruck, im Stiftsgarten (Perktold, H. B.). 

Reboulia hemisphaerica (L.) Raddi. — T. Mauern und Inndamm bei Hall, steril 
(Murr, 1879, H. B.). — U. In valle Csernae ad thermas Herkulis, steril 
(Degen). 

Grimaldia barbifrons Bisch. — T. Spitzbühel bei der Mühlauer Klamm nächst 
Innsbruck, steril (Heufler, H. B.). 

Preissia commutata (Lindenb.) Nees. — T. ® bei einer Mühle in Varone nächst 
Riva (Rechinger, 1899). 

Metzgeria pubescens (Schrk.) Raddi. — T. Gluirsch gegen die Sillschlucht (Murr, 
1880, H. B.). — Schw. Rhaetia: Mons Muota prope Flims (Degen). — 
Nur steril. 

Aneura latifrons Lindenb. — O.-Oe. Auf Waldboden bei Schörfling nächst dem 
Attersee, steril (Keissler). 

Moerckia Blytii (Mörch) Brockm. — T. An feuchten Waldstellen bei Vill, steril 
(Murr, 1880, det. A. Sauter, H. B.). 

Sarcoscyphus emarginatus (Ehrh.) Spr. — T. Pfitscherthal: Wiener Hütte 
(ca. 2600 m), steril mit Bartramia ithyphylla; Finsterthalsee bei Kühtai, 
steril (Baer). 

Alicularia scalaris (Schr.) Corda. — T. Semelbach, Längenthal, steril (Perk- 
told, als Jungermannia rigidula Hüb.). 

Plagiochila interrupta (Nees) Dum. — T. Matschatsch (904 m) bei Bozen, steril 
(Heufler, H. B.). 

Scapania curta (Mart.) Dum. — T. Sillschluchten bei Innsbruck, steril (Perktold, 
Murr 1880, Benz im H. B.). Amraser Schlosspark, steril (Murr, 1880). 

S. undulata (L.) Dum. — T. Längenthal (Perktold, H. B.). Lisens, gegen den 
Ferner, 1700 m (Baer). — Nur steril. 

S. subalpina (Nees) Dum. — T. Gluirsch bei St. Sigmund nächst Innsbruck, 
steril (Perktold, als Jungermannia emarginata Ehrb., H. B.). 

S. aspera Bern. — V. Bregenz: Auf Nagelflue oberhalb der weissen Reute (Blum.). 
— T. Paschberg bei Innsbruck (Benz). — Steril. 

S. aequiloba (Schwg.) Dum. — T. Sillschlucht bei Innsbruck, steril (Perktold, 
Murr im H.B.). 

Diplophylleia obtusifolia (L.) Trev. — T. Bei Lans und Vill, steril (Murr, 
1880). Viller- und Iglerwald, steril (Perktold als Jungermannia saxı- 
cola, H. B.). — Kt. In silvis Zigguln, e. spor. (Wulfen). 

Aplozia sphaerocarpa (Hook.) Dum. — T. Sillschlucht bei Innsbruck, steril 
(Perktold, H.B.). Ebenda auf Lehm steril (Murr, H. B.). 

A. riparia (Tayl.) Dum. — V. Um Bregenz gemein und fruchtend (Blum.). 

A. lanceolata (L.) Dum. — Kt. Calvarienberg bei Klagenfurt, e. spor. (Wulfen). 

Jungermannia alpestris Schleich. — T. In Rasen von Dieranum congestum und 
Racomitrium lanuginosum am Birchkogel (2800 m) bei Kühtai, steril 
(Baer). 


188 Franz Matouschek. 


J. minuta Cr. — T. Praxmar, steril (Baer). 

Cephalozia bicuspidata L. (Dum.). — Kt. Sub Zigguln, e. spor., mit Georgia, 
e. fr. (Wulfen). — T. Mit Jung. ineisa und Sarcoscyphus Funckü beim 
Längenthaler Ferner und am Karljoch, e. fr. (Perktold, H. B.). 

©. connivens (Dicks.) Spr. — T. In Rasen von Bartramia pom. am Hochfeiler 
(Pfitscherthal), ca. 3000 m, steril (Baer). 

©. curvifolia (Dicks.) Dum. — V. Bregenz: „Weisse Reute*, e. spor. (Blum., 


1900). 
Anthelia Juratzkana (Limpr.) Trevis. — T. Karljoch, steril (Perktold). 
Lophocolea minor Nees. — T. Gramartboden am Höttingerberge ca. 900 m 


(Baer). Mühlau (Heufler) und an tuffigen Orten bei Vill (Murr, 1881). 
Weg von Wilten nach Amras und in den Sillschluchten (Murr, 1881). — 
Ueberall steril. 

Chiloscyphus polyanthus (L.) Corda var. pallescens (Ehrh.) Limpr. — T. Sill- 
schlucht bei Innsbruck, steril (Murr, 1881, H. B.). 

Bazzania triangularis (Schleich.) Lind. — T. Weg zum Glungezer, Längenthal 
(Perktold, auch als Jung. scutata). Lisens am Bache (Heufler, als 
Jung. attenuata, H. B.). — Steril. 

Trichocolea tomentella (Ehrh.) Dum. — Kt. Retro Zigguln und in den Heiligen- 
bluter und Rauriser Alpen (Wulfen), steril. 

Madotheca laevigata (Schrad.) Dum. — Schw. Seelisberg, in umbrosis, steril 
(Degen). 

Lejeunia echinata (Hook.) Tayl. — T. Innsbruck: Eingang in die Sillschlucht, 
steril (Murr, 1881, H. B.). 

L. cavifolia (Ehrh.) Lindbg. — V. Mit Metzgeria conjugata nächst der Weissen 
Reute bei Bregenz (Blum.). — T. Ratzes (Heufler, 1869, im H. B.). 
Sillschluchten, Villerberg, Paschberg bei Innsbruck (Murr, Benz). — 
Ueberall steril. 


II. Sphagnaceae. 


Sphagnum Gürgensohnii Russ. var. cristatum Russ. — G. Zupanie bei Stryj, 
steril (Lobarzewski, 1841, W. U.). 
Sph. Russowii Warnst. var. Girgensohnioides Russ. — T. Vennathal ober der 


Ochsenalpe am Fusse des Kraxentragers, auf Schieferboden, 2500 m, 
steril (Baer, 7./VIII. 1899, det. Bauer). 

Sph. acutifolium (Ehrh.) Russ. et Warnst. — T. Oberhalb Perfuchs bei Landeck 
in Tannenwäldern, 1200 m, steril (Baer). Mareit bei Sterzing, steril 
(Pfaff). — Kt. Egelsee bei Stockwinkel (Keissler). 

Sph. acutifolium (Ehrh.) Russ. et Warnst. var. rubrum (Brid.) Warnst. — T. 
Steril bei der Lisenseralpe gegen den Ferner (Baer, VI., 1900). 

Sph. qwinquefarium (Braith.) Warnst. — S. Bad Gastein, steril (P. Magnus). 
— Kt. St. Paul, e. fr. (Christen, 1871, Herbar des Braunauer Gymnas.). 
— 0.-Oe. Schörfling beim Attersee, in Fichtenwäldern, steril (Keissler). 


Bryol.-florist. Mitth. aus Oesterr.-Ung., der Schweiz, Montenegro, Bosnien u. d. Herceg. 159 


Sph. quinquefarium (Braith.) Warnst. var. roseum (Jur.) Warnst. — Schw. 
Lago Maggiore, steril (P. Magnus, det. Bauer). 


Sph. squarrosum Pers. var. semisquarrosum Russ. — G. Karpathen, steril 
(Lobarzewski, W.U.). 
Sph. compactum DC. — T. Nasser Wiesenboden unter dem Kraxentrager im 


Vennathale, steril (Baer, IV., 1899, det. Bauer). 
Sph. cymbifolium (Ehrh.) Lpr. — T. Volderthal, e. fr. (Benz, 1880). 


III. Bryineae. 


Mildeella bryoides (Dicks.) Limpr.!) — U. Comitat Pest: Puszta Peteri, ce. fr. 
mit Phascum cuspidatum (J. Wagner, 1896). 

Hymenostomum microstomum. — T. Höttingeralpe, 1500 m, e. fr. (Baer). 

Hymenostomum tortile. — 1. Ob&ina bei Triest (Sterneck). — D. Cattaro, auf . 
Felsen (Sterneck, 1899). Insel Brazza: Mulde zwischen Neresi und St. 
Pietro della Brazza, ca. 200m (Ginzberger, 1895). — Stets fertil. 

Gymnostomum rupestre. — T. Innsbrucker Umgebung (Kerner). — V. Bregenz: 
Schlucht am Gebhardsberge, mit Aplozia riparia, Berg Iselschlucht, ober- 
halb der „weissen Reute“, Mauern beim Gymnasium (Blum.). Fertil. — 
Schw. Zermatt, steril. Gornergletscher, e. fr. (Degen). 

Hymenostylium curvirostre. — T. Innsbrucker Umgebung (Kerner). Wegränder 
bei Amras (Murr, 1880, H. B.). Gluirsch (Benz, 1880). Kitzbühel, auf 
Nagelflue (Niessl). — Schw. Zermatt, Gornergletscher (Degen). — 
Stets fruchtend. 


Weisia viridula var. arenicola. — V. Lampertsweiler bei Lindau am Bodensee, 
mit Pleuridium alternifolium, e. fr. (Blum., Mai 1900). — Peristomzähne 
gespalten! 


Eucladium vertieillatum. — T. St. Nikolaus bei Ulten, steril (Murr). — Bos. 
Auf Kalkfelsen zwischen Jaice und Jezero, spärlich steril (Kneucker, 1900). 

Rhabdoweisia fugax. — T. Ried bei Sterzing, e. fr. (Benz). 

Oreas Martiana. — T. Hühnerspiel bei Gossensass, ce. fr. (Oborny). 

Oynodontium gracilescens. — T. Lanserköpfe bei Innsbruck (Murr, 1880; Baer, 
1900). Lisenserthal, 1600 m (Baer). — Stets fertil. 

Oynodontium strumiferum. — T. Patscherkofel—Heiligwasser, e. fr. (Baer, April 
1900). 

Oncophorus virens. — T. Blaser (2000 m), e. fr. (Baer). Iglerwald bei Inns- 
bruck, e. fr. (Benz, 1880). 

Oncophorus virens var. serratus. — T. Am letzteren Standorte mit Bryum 
pseudotriquetrum, steril (Benz, 1880). 

Dieranella squarrosa forma atra mihi. Pflanzen normal ausgebildet, aber 
schwarz. Die Exemplare bilden einen Uebergang zur var. frigida Lor. — 
T. Lisens, gegen den Fernerkogel, 1900 m, steril (Baer, 1900). 


1) Die Nomenclatur der folgenden Arten ist in Limpricht’s „Die Laubmoose ete.“ 
nachzusehen. 


190 Franz Matouschek. 


D. rufescens. — T. Kitzbühel, bei der Habsburg, ce. fr. (Niess]). 

D. cerviculata. — T. Innsbruck, ce. fr. (Kerner). 

Dieranum maius. — T. Kitzbühel, in schönen fruchtenden Rasen beim Schwarz- 
see (Niess]). 

D. scoparium. — Bos. Sarajevo: Berg Trebevid (Schierl). — D. Auf Kalk bei 
Njegusch nächst Cattaro, steril (Kneucker). 

D. Muehlenbeckü. — T. Häfelekar bei Innsbruck, 2300 m, steril (Baer). 

D. congestum. — T. Mit Racomitrium lanuginosum am Birkkogel (Selrain), 
ca. 2800 m, steril (Baer). 

D. Sauteri. — O.-Oe. Partenkirchen; Grosser Priel, ce. fr. (alte Funde in meinem 
Herbar). 

Dieranodontium longirostre. — Schw. Canton Zug, e. fr. (Bamberger). 

Leucobryum glaucum. — T. Kitzbühel, e. fr. (Niess]). 

Fissidens decipiens. — T. Mühlauerklamm bei Innsbruck, c. fr. (Baer). Kollern 
bei Bozen, c. fr. (Pfaff). — V. Ardetzenwald, in Tort. tortuosa-Rasen, 
steril (Feldk. Gymn.). Berg Isel bei Bregenz, steril (Blum.). 

Fissidens taxifolius. — I. Insel Lussin: Mons St. Giovanni, e. fr. (Paul). 

Seligeria pusilla. — V. „Fuchstobel* am Gebhardsberge zu Bregenz, auf Nagel- 
flue, e. fr. (Blum., März 1900). 

Ditrichum flexicaule. — T. Kitzbüheler Horn, ca. 1900 m, ce. fr. (Niessl). Pasch- 
berg bei Innsbruck, steril (Benz). Wenns im Pitzthale, 1000 m, steril 
(Baer). — Schw. Seelisberg, steril (Degen). — V. Fahrweg nach Fluh 
bei Bregenz, steril (Blum.). — S. Krimmlerfall, e. fr. (0. Reinhardt, 


1863, H. B.). 

D. flexicaule var. densum. — T. Fruchtend auf dem Höttingerberge, 1100 m 
(Baer). 

D. pallidum. — St. Graz, ce. fr. (Niessl, teste Jur.). 

D. glaucescens. — T. Sehr schön fruchtend in Felsritzen des Schiefers in den» 
Innsbrucker Sillschluchten, e. fr. (Baer, 20./II. 1897). 

Distichium capillaceum var. brevifolium. — Schw. Segnes-Pass bei Flims, c. fr. 
(Degen). 

Distichium inclinatum. — Schw. Gornergletscher bei Zermatt, ce. fr. (Degen, 
August 1895). 

Pottia intermedia. — U. Comitat Temes: Schlossberg bei Werschetz, ce. fr. 
(J. Wagner, 1895). 

Didymodon rubellus var. intermedius. — Schw. Zermatt, e. fr. (Degen). 


D. rigidulus. — T. Mühlau bei Innsbruck, auf Felsen (Benz, 1880). Kirchen- 
mauer zu Hötting; Höttingerberg (950 m), rechts der Volderer Brücke 
(Baer). Kitzbühel (Niessl). — V. Gebhardsberg bei Bregenz (Blum.). 
— St. Admont (Niessl, teste Jur.). — Stets fruchtend. 

D. spadiceus. — Schw. Andermatt, in rupestribus, steril (Degen). — Sieb. Auf 
Kalksinter bei Toplieza, ce. fr. (Demeter, 1886). 

Trichostomum viridiflavum. — D. Insel Meleda, mit Bryum torquescens, c. fr. 
(Ginzberger, 1895, det. Breidler). 


Bryol.-florist. Mitth. aus Oesterr.-Ung., der Schweiz, Montenegro, Bosnien u. d. Herceg. 191 


Tortella inclinata. — V. Achbett bei Kennelbach nächst Bregenz, e. fr. (Blum.). 

Barbula refleca. — V. Am vorigen Standorte, steril (Blum.). 

Barbula paludosa. — T. Innsbrucker Umgebung, e. fr. (Kerner). — V. Bregenz: 
Mauer beim Gymnasium, e. fr. (Blum.). — St. Wörschach, e. fr. (Niess]). 

Aloina rigida. — T. Innsbrucker Umgebung (Kerner). Brennerstrasse (Baer). 
— Immer fruchtend. 

Desmatodon latifolius. — T. Häfelekar bei Innsbruck (Kerner, Baer). Kühtai: 
Birchkogel, ca. 2000 m; Blaser, ea. 2000 m (Baer). — V. Dreischwestern- 


berg, 2100 m (Rompel). — Schw. Gornergletscher, Zermatt; in monte 
Niederbauen-Kulm ad Seelisberg, gemein (Degen, 1895). — Stets 
fruchtend. 

D. latifolius var. brevicaulis. — St. Bösenstein bei Rottenmann (Niess]). 


D. systilius. — T. Hohlweg bei Ried nächst Sterzing, nur 1030 m; Pfitscher- 
thal: Wienerhütte, 2600 m (Baer, 1900). — Fruchtend. 

Tortula montana. — V. Nagelfluefelsen am Wege von Bregenz zum Iselberge, 
steril (Blum.). — T. Oberhalb Perfuchs bei Landeck, 1000 m, c. fr. (Baer). 

Schistidium gracile. — T. Ried bei Sterzing, auf Schiefer (Baer). — Schw. 
In monte Muota prope Flims (Degen). 

Sch. gracile forma nigrescens. — S. Liechtensteinklamm bei St. Johann, e. fr. 
(Degen, 1896). 

Sch. confertum. — T. Suldenthal, e. fr., 2500 m (Pfaff). 

Grimmia sessitana. — T. Matscherthal, 2700 m, e. fr. (Pfaff). 

Grimmia pulvinata var. longipilosa. — 1. Ob£ina bei Triest (Sterneck). — D. 
Insel Brazza: Zwischen Neresi und St. Pietro (Ginzberger, 1895). — 
Mit Früchten. 

Coseinodon ceribrosus. — T. An der Sill bei Innsbruck (Rompel, 1893). Ahrn- 
thal und Silltunnel, Gräberbach (Baer). — Mit Früchten. 

Racomitrium sudeticum. — Schw. Seelisberg, steril (Degen). — St. Am Ossach- 
graben bei Judenburg, steril (H. W. Reichardt, 1861, W. U.). 

R. faseiculare. — T. Steril am Neunerkogl bei Kühtai (Baer). 


R. canescens var. ericoides. — Schw. Steril in monte Niederbauen-Kulm prope 
Seelisberg, 1900 m (Degen). 
Hedwigia albicans var. leucophaea. — T. Lanserkopf (Baer). Trins (Degen). 


— U. Visegrad; Cem. Heves: Mätra in monte Kekes (Degen). — Fertil. 

Amphoridium Mougeotü. — T. Kitzbühel, im Ehrenbachgraben, steril (Niessl). 
— Schw. Bergrün, steril (Dr. H. Graf, 1885). Oberengadin zwischen Silva 
Plana und Sils (auf Gneis), e. fr. (F. Fillion, 5./VIII. 1866). 

Ulota Drummondiü. — Schw. Seelisberg, in saxosis, ec. fr. (Degen). 

U. erispa. — T. Kitzbühel (Niessl). Planetzing bei Innsbruck (Murr). — O.-Oe. 
Weyregg, an Buchen (Keissler). — V. „Weisse Reute“ bei Bregenz und 
Achbett bei Kennelbach (Blum.). — Stets fruchtend. 

U. crispula. — T. Buchenstämme bei Mühlau nächst Innsbruck, ce. fr. (Baer). 

Orthotrichnum cupulatum. — T. Schroffensteinruine bei Landeck, 1100 m, ce. fr. 
(Baer). 


192 Franz Matouschek. 


oO 


stramineum. — V. „Weisse Reute* bei Bregenz, auf Birken; Achbett bei 
Kennelbach, ce. fr. (Blum.). 

OÖ. rupestre. — Schw. Zermatt, e. fr. (Degen). 

O. rupestre var. rupincola. — Schw. Val Rosetsch in Rhaetia, ce. fr., (Killias, 
1861). 

O. Sturmü. — Schw. Gornergletscher; Zermatt, fruchtend (Degen). 

O. leiocarpum. — \V. „Weisse Reute“ bei Bregenz, Iselberg, Fluh, Mehrerau 
(Blum.). — T. Kitzbühel, auf Ahorn und Esche (Niess]). — O.-Oe. Traxl- 
mayr, am Pfennigberge bei Linz, auf Eichen, !. (Stets mit Kapseln.) 

O. leiocarpum forma tirolica mihi. Haube mit gewundenen, 2—3zellreihigen 
papillösen Haaren reichlicher versehen als bei der Normalform; Peristom- 
zähne auch später nicht röthlichgelb, sondern hellgrau. Zwei Reihen von 
phaneroporen Spaltöffnungen in der Urnenmitte. — T. „Platte“ am oberen 
Wege von Landeck nach Fliess, 1100 m, auf Fraxinus excelsior (Baer, 
1900). 

O. Lyellü. — V. Bregenz: Fluh, auf Obstbäumen mit voriger Art (Blum., Mai 
1900). 

O. alpestre. — Schw. Zermatt, e. fr. (Degen). 

O. obtusifolium. — Schw. Rhaetia: Mayenfeld, e. fr. (Killias, 1862). — T. 
Kitzbühel, auf Pappeln, e. fr. (Niessl). Imst, auf Pappeln, e. fr. (Baer, 
Mai 1900). „Platte“ am Wege von Landeck nach Fliess, auf Prunus, c. fr. 
(Baer). 

Encalypta eiliata. — T. Innsbrucker Umgebung: Unterhalb des Sonnenburger 
Hügels (Baer). Ried bei Sterzing (Baer). — Schw. Eine robuste Form 
am Gornergletscher bei Zermatt (Degen). 

E. rhabdocarpa. — T. Kitzbühel (Niessl). — Schw. Rhaetia: Val fex (Killias, 
1862). Zermatt (mit var. pilifera) (Degen). — Immer mit Kapseln. 

E. apophysata. — Schw. Flimserstein bei Flims, e. fr. (Degen). 

Dissodon splachnoides. — Kt. Heiligenblut, e. fr. (C. Bartenstein, 1822). 

Tayloria serrata. — T. Mit Webera nutans fruchtend im Iglerwald bei Inns- 
bruck, auf Waldboden (Benz, August 1891). 

Splachnum sphaerieum. — T. Imst, e. fr.; Iglerwald bei Innsbruck, e. fr. (Benz). 
— St. Sulzkarhund im Gesäuse, 1500 m, e. fr. und J' (Steidler, 1900). 

Physcomitrium pyriforme. — U. Com. Pest: Puszta P£teri, e. fr. (J. Wagner, 
1396). 

Funaria mediterranea. — D. Cattaro, auf Felsen, e. fr. (Sterneck). 

Leptobryum pyriforme. — T. Kitzbühel (Niessl). Kranebitter Reichsforst bei 
Innsbruck (Baer). — Stets e. fr. 

Anomobryum filiforme. — T. Schlossberg bei Taufers, 1100 m, steril (Pfeffer, 
1862, H. B.). 

Webera acuminata. — T. Zwischen Dicranella an Waldwegen bei Kitzbühel, 
800 m, auf Kalk, e. fr. (Niessl, 1897). 

W. elongata. — T. Vetriolo (Pfaff). Paschberg bei Innsbruck (Benz, 1880). 

— Immer fruchtend. 


Bryol.-florist. Mitth. aus Oesterr.-Ung., der Schweiz, Montenegro, Bosnien u. d. Herceg. 193 


W. longicolla. — U. Zips, unterhalb des Drechslerhäuschens, ce. fr. (Finder? 
W. T.). 

W. eruda var. bicolor mihi. Rasen kräftig, Kapseln hochrückig, Oberseite 
derselben röthlichbraun, Unterseite lichtgelb (der Farbenunterschied ist 
auffallend). Die Blattrippe an der Spitze mitunter gegabelt. Diese Varietät 


ist eine Parallelform zur Varietät bicolor der Webera nutans. — Schw. 
Rhaetia: In rupestribus prope Flims (Degen, August 1896). 

W. nutans var. caespitosa. — Schw. Mit Hypnum palustre zu Seelisberg, ce. fr. 
(Degen). 

Mniobryum carneum. — T. An der Reichsstrasse bei Landeck, ce. fr. (Baer, 3./V. 
1900). 


M. albicans. — T. Alpe bei Schlüsselloch (Brenner), e. fr. (Pfaff). — Schw. 
Zermatt, Gornergletscher, ' (Degen, 1895). — V. In Philonotis-Rasen 
am Bregenzer Gebhardsberge, steril (Blum.). 


Bryum pendulum var. compactum. — T. Solsteinkette, ca. 2500 m, auf Kalk, 
e. fr. (Baer, August 1900). 
B. torquescens. — D. Insel Meleda, mit Trichostomum viridiflavum, e. fr. (Ginz- 


berger, 1895, det. Breidler). — I. Insel Lussin, am Monte St. Giovanni 
und am Strandwege bei Bocca falsa, mit Hymenostomum tortile, ce. fr. 
(Paul, Februar 1899). 

B. pallescens. — T. Blaser, 2000 m (Baer). Die Exemplare zeigen viele abnorme 
Büchsen. Aus der Mitte einer jeden ragt eine kleinere Büchse heraus. 
Padasterjoch bei Trins (Degen). — Schw. Zermatt; in jugo Segnes Pass 
prope Flims; Flimserstein prope Flims Rhaetiae (Degen). — Fruchtend. 

B. capillare var. meridionale. — I. Insel Lussin, am Wege nach Chiunschi, auf 
Steinen, e. fr. (Paul, Februar 1899). 

B. pallens. — V. Arlberg (Rompel). — T. Kitzbühel (Niessl). Glockenhof 
bei Hall (Th. Stapf). Amras, Sillschluchten, Paschberg (Benz, 1831). — 
St. Gesäuse bei Admont (Niessl). — Schw. Mons Niederbauen-Kulm ad 
Seelisberg (Degen). — Immer c. fr. 

Rhodobryum roseum. — T. Thaur bei Hall (unter dem Romedikirchl), ce. fr. 
(Th. Stapf, 1879). Innsbruck, ce. fr. (P. Scherer). „Geisterhütte“ bei 
Wilten, 800 m, steril (Baer). Kitzbühel, steril (Niess]). 

Mnium hornum. — T. Amraser Schlosspark, ce. fr. (Murr, 1880). — 0.-Oe. 
Auen bei Wels, c. fr. (! 1897). 

M. orthorrhjmehum. — T. Umgebung von Innsbruck: Kranebitter Alm, auf 
nassem Kalk, steril (Baer). — Schw. Zermatt; Gornergletscher, ce. fr. 
(Degen). 

M. Iycopodioides. — Schw. Zermatt, e. fr. (Degen). — S. C. fr. und in der 
Liechtensteinklamm (Degen, 1896). 

M. serratum. — T. Fruchtend zu Kitzbühel (Niess]). 

M. rostratum. — Bos. Steril am Berge Trebevi@ bei Sarajevo (Schierl). — 
Schw. Mons Muota prope Flims, e. fr. (Degen). — O.-Oe. Nächst dem 
Linzer Freinberge, c. fr. (!). 

Z.B. Ges. Bd. LI. 13 


194 Franz Matouschek. 


M. rostratum forma minor mihi. Rasen nur 1’5cm hoch, Seten zu 2—3, 
2—2'4 cm lang, von ungleicher Länge, Kapseln höchstens 2 mm lang, etwas 
bräunlich (Zwittrigkeit nachgewiesen). — Schw. An demselben Orte wie 
oben (Degen, 1897). 

M. Seligeri. — V. Gebhardsberg bei Bregenz, steril (Blum., September 1900). 

Amblyodon dealbatus. — Schw. Mit Hypnum falcatum am Gornergletscher und 
bei Zermatt, e. fr. (Degen, 29./VIII. 1895). 

Meesea trichodes. — T. Stubaier Alpen: Blaser, 2000 m, e. fr. (Baer). 

M. triquetra. — T. Padasterjoch bei Trins, e. fr. (Degen). — O.-Oe. Steril im 
Seeabflusse bei Lunz, in Polstern, 600 m (Keissler). 

Catascopium nigritum. — Schw. Gornergletscher bei Zermatt, schön fruchtend 
(Degen, 1895). 

Aulacomnium palustre var. fasciculare. — T. Padasterjoch bei Trins, steril (Degen). 

Bartramia Halleriana. — T. Schönlisens (Perktold). Kitzbühel (Niessl]). 
Niederndorf bei Kufstein (Lukasch). — Schw. Zermatt (Degen). — 
O.-Oe. Ebensee, Niederndorf bei Wels (Lukasch). — Mit Früchten. 

B. pomiformis var. erispa. — T. Wehr in der Sillschlucht nächst Innsbruck 
(Baer). Amraser Schlosspark, Paschberg, Husselhof (Benz, 1880). — 
Immer fruchtend. 

Plagiopus Oederi var. condensata. — T. Blaser, 2000 m; Häfelekar bei Inns- 
bruck, ca. 2300 m, e. fr. (Baer). 

Philonotis fontana var. falcata. — T. Patscherkofl, e. fr. (Murr, 1880). Vitriolo, 
e. fr. (Pfaff). Kitzbühel, e. fr. (Niess]). 

Timmia bavarica. — Schw. Zermatt, e. fr.; in monte Flimserstein prope Flims 
Rhaetiae, e. fr. (Degen). 

Oligotrichum hereynieum. — S. Zell am See (F Lukasch, 1898). — T. Solstein- 
kette bei Innsbruck, auf Kalk!! (Baer, 1900). — Stets fruchtend. 
Pogonatum aloides var. minimum. — T. Pitzthal: Wenns, auf Schiefer, e. fr. 

(Baer, Mai 1900). 

Polytrichum gracile. — V. Fruchtend um Feldkirch (Feldk. Gymn.). 

P. sexangulare. — T. Sillschluchten bei Innsbruck, e. fr. (Murr, H. B.). 

P. commume var. uliginosum. — 0.-Oe. Sumpfige Stellen bei Fallholz nächst 
dem Traunfalle (! 1897). — St. Irdning, ce. fr. (Niessl). 

P. perigoniale. — Kt. Falkenburger Moor bei Klagenfurt, 468 m, e. fr. (Ant. 
Wallnöfer, 1884). 

Buzxbaumia aphylla. — T. Hall: Judenstein, 904 m, e. fr. (Murr). 

B. indusiata. — Kr. Ober-Bärenthal bei Treffen, e. fr. (Müllner, 1858). 

Fontinalis antipyretica var. alpestris. — D. Felsen bei den Kerkawasserfällen, 
steril (Dr. Pavliesek, Juli 1894). 

F. graceilis. — T. Steril im Abflusse des Sees bei Lienz (Dr. A. Reyer, 1875). 

F. squamosa. — St. Aschbach prope Wegscheid, steril (Zahlbruckner). 

Leueodon sciuroides forma ramosa mihi. — U. In monte Csories ad thermas 
Herkulis 1899 (Degen), steril. Die secundären Stengeln sind nur an der 
Spitze (büschelförmig) verzweigt. 


er 


Bryol.-florist. Mitth. aus Oesterr.-Ung., der Schweiz, Montenegro, Bosnien u. d. Herceg. 195 


Antitrichia curtipendula. — O.-Oe. Auf Nagelflue selten und steril am Traun- 
falle (! 1897). — B. Sehr schön fruchtend in der Wimbachklamm bei 
Ramsau (Paul). 

Myurella julacea. — Schw. Zwischen Encalypta am Gornergletscher bei Zer- 
matt, steril (Degen). 

Leskea nervosa. — T. Höttingerberg und Höttinger Alpe, e. fr. auf Buchen; 
Blaser, 2000 m, steril (Baer). Kitzbühel, steril (Niessl). — Schw. Zer- 
matt: Gornergletscher, steril (Degen). 

L. catenulata. — T. Unter der Höttingeralpe (Baer). — Schw. Niederbauen- 
Kulm ad Seelisberg, 1900 m (Degen). — Immer steril. 

Anomodon longifolius. — V. Bregenz (Lukasch). — T. Oberhalb Perfuchs bei 
Landeck, 1100 m (Baer). — Steril. 

Pterigynandrum filiforme var. decipiens. — Schw. Zermatt: Gornergletscher, 
steril (Degen). 

Ptychodium plicatum. — T. Iglerwald bei Innsbruck, steril (Perktold als Ano- 
modon curtipendulus im H. B., comm. Strobl). In Rasen von Sazxifraga 
am Kitzbüheler Horn, steril (Niessl). — S. Schlossalpe bei Hofgastein, 
5000’ (Preuer, 1861). — Schw. In der forma julaceas Boulay am Seelis- 
berger Kulm bei Seelisberg, steril (Degen, Juli 1895). 

Pseudoleskea atrovirens var. brachyclados. — T. Stubai: Blaser, 2000 m, steril 
(Baer). 

Heterocladium squarrosulum. — T. Am Steinacherjoch an sandigen lichten Wald- 
stellen, e. fr., 5000’ (F. Fillion, 1868). 

Thuidium recognitum. — U. In valle Csernae ad thermas Hereulis und Comitat 
Heves: Mätra, in monte Kekes, e. fr. (Degen, 1898). 

Platygyrium repens. — O.-Oe. Linz: Auf Buchen bei Pulgern—Hohenstein, ca. 
430 m, ce. fr. (! September 1897). 

Oylindrothecium Schleicheri. — T. Iglerwald, ce. fr. (Perktold, H. B.). Sill- 
schlucht bei Innsbruck, e. fr. (auch Benz, 1830). 


Oylindrothecium concinnum. — T. Amras (Murr, 1880). Fliess bei Landeck, 
1100 m (Baer, Mai 1900). — Steril. 

Isothecium myurum var. scabridum. — T. Bei den Sillschluchten nächst Inns- 
bruck, steril (Benz, 1880). 

Isothecium myurum var. vermiculare. — T. Ebenda, ce. fr. (Benz, 1881). 

Homalothecium Philippeanum. — U. In monte Csories ad thermas Herkulis, 


e. fr. (Degen, 5./IX. 1899). — Mont. Zwischen Cettinje und dem National- 
denkmal, in Rasen von Hypnum molluscum, steril (Kneucker, 1900). — 
T. Höttingeralpe 1500 m, ce. fr. (Baer). — S. Um Salzburg, e. fr. (Sauter, 
als Hypnum flavescens, W. U.). 

Camptothecium lutescens var. fallax. — D. Bosanka bei Ragusa, ce. fr. (Dr. 
E. Weiss, 1867). 

©. nitens. — T. Wiesen bei Kitzbühel, 800 m, steril (Niess]). 

C. nitens var. involuta. — T. Höttingeralpe (1500 m), unter Pinus Pumilio, 
steril (Baer, 27./V. 1900). — Die Pflanze stimmt gut mit der Limpricht- 

13* 


196 Franz Matouschek. 


schen Beschreibung überein und fällt auf den ersten Blick durch den 
sonderbaren Habitus auf. — Neu für ganz Mitteleuropa. 

Brachythecium Mildeanum. — Bos. An der Bosnaquelle, steril (Schier]). 

B. salebrosum var. densum. — T. Fruchtend in der Gilfenklamm bei Sterzing 
(Pfaff). 

B. glareosum. — T. Fruchtend um Innsbruck (P. Scherer) und am Gramart- 
boden bei Hötting (Baer). 

B. rivulare. — V. Achufer bei Kennelbach, steril; Fuchstobel bei Bregenz, e. fr. 
(Blum.). — Bos. Zwischen Ilidze und der Bosnaquelle, steril (Kneucker, 
August 1900). 

Scleropodium purum. — T. Höttingerberg, steril (Baer). — V. Rappenloch, 
„Weisse Reute* bei Bregenz, Achbett bei Kennelbach, steril (Blum.). — D. 
Kalkfelsen zwischen Njegusch und Cattaro, steril (Kneucker). — U. 
Zwischen Mehadia und dem Herkulesbade, steril (Schierl, 1900). 


Eurhynchium strigosum. — T. Um Innsbruck (Scherer). Iglerwald (Benz, 
1880). — Fruchtend. 
E. eircinatum. — D. Insel Brazza: In einer Mulde bei Neresi, 300 m, steril 


(Ginzberger, 1895, det. Breidler). Kalkfelsen zwischen Stagno piecolo 
und Stagno grande auf Sabioncella, steril (Kneucker, 1900). — I. Abbazia: 
Kaiser Franz Josefs-Anlagen, auf Felsen, ce. fr. und Insel Lussin: Auf dem 
Monte Cornu, steril (Paul). — Bos. Zwischen Bad Ilidze und der Bosna- 
quelle, steril (Kneucker, 1900). 

E. meridionale. — I. Lussin: Berg Cornu, steril (Paul, 1899). 

E. velutinoides. — U. In valle Csernae supra thermas Herkulis, e. fr. (Degen). 

E. eirrosum. — T. Gschnitzthal, bei Wasserfällen auf Kalk, e. fr. (F. Fillion, 
September 1868). 

E. piliferum. — V. In schönen, sterilen Rasen beim Steinbruche am Gebhards- 
berge bei Bregenz (Blum., 1900). 

E. Swartzi. — V. Steinbruch am Kennelbache, steril (Blum.). 

Rhynchostegiella tenella. — I. Lussin: Oberer Weg zu Maria Annunciata, zwischen 
Steinen und auf dem Berge St. Giovanni, ce. fr. (Paul, Februar 1899). 


R. confertum. — 1. Lussin: Am Wege nach Chiunochi, am Fusse einer Olive, 
e. fr. (Paul). 
R. murale var. julaceum. — V. Schlucht beim Iselberge nächst Bregenz, ce. fr. 


(Blum, Mai 1900). 
R. rusciforme. — V. Unterer Fuchstobel bei Bregenz, steril (Blum.). — $t. 
Steinbrück, e. fr. (Kneucker). — Bos. Bosnaquelle, steril (Schier]). 


R. ruseiforme var. lutescens. — N.-Oe. Steril in schönen Rasen am Seeabflusse 
bei Lunz, auf Steinen (Keissler, 1900). 
Thamnium alopecurum. — Mont. Am Däinovoberge bei Cettinje, auf Kalk, 


800m (Kneucker, 1900). — O.-Oe. Wilheringer Strasse bei Linz, häufig 
(! 1897). — Steril. 

Plagiothecium undulatum. — S. Krimmler Wasserfälle, e. fr. (Lukasch, 1886). 
— T. Kitzbühel, z. B. Seidlalm, 1000 m, ce. fr. (Niessl]). 


Bryol.-florist. Mitth. aus Oesterr.-Ung., der Schweiz, Montenegro, Bosnien u. d. Herceg. 197 


P. pulchellum. — Schw. Berner Alpen, ce. fr. (Bamberger). 

P. depressum. — V. Unterer Fuchstobel und „Weisse Reute“ bei Bregenz, in 
dem Substrate fest angepressten sterilen Rasen (Blum., Oetober 1900). 

Amblystegium subtile. — V. Kennelbach (Blum.). — T. Ried bei Sterzing und 
am Höttingerberge bei Innsbruck, auf Buchen (Baer). — Mit Kapseln. 

A. filieinum. — Bos. Zwischen Brachythecium rivulare am rechten Vrbas-Ufer 
bei Jaice, steril (Kneucker). 

A. varıum. — T. Wilten—Amras, auf Mauern, e. fr. (Murr, H. B.). 

Hypnum Halleri. — T. Bei der Capelle im Ehrenbachgraben bei Kitzbühel 
(Niess]). Lechthal: Vor Steeg auf Kalk (Baer). — V. Arlberg, Drei- 
schwesternberg, 2100 m (Rompel). — S. Laidalpe bei Hofgastein (Preuer). 
— St. Felsen im Hartelsgraben im Gesäuse (Steidler, 1900). — Schw. 
Niederbauen-Kulm ad Seelisberg (Degen). — Immer fruchtend. 

H. chrysophyllum. — Mon. Däinovoberg bei Cettinje, auf Kalk, 800m (Kneucker).. 

— V. Achbett bei Kennelbach (Blum.). — Nur steril. 

. protensum. — T. Gschnitzthal und Trins, e. fr. (v. Kerner, W.U.). 

vernicosum. — T. Pitzthal bei Wenns, 1000 m, steril (Baer). 

. Wilson‘. — G. In uliginosis inter Jeziorki et Syezynam apud Chrzanowem, 
ce. fr. (Schliephacke, 16./VI. 1865). 

fluitans var. falcatum. T. Schwarzsee bei Kitzbühel, steril (Niessl]). 

. deeipiens. — T. Blaser (2000 m) in den Stubaieralpen, in schönen, sterilen 

Rasen (Baer). 

. commutatum. — U. Zwischen Mehadia und Herkulesbad, steril (Schier]). 
— DBos. Zwischen Jaice und Jezero, steril (Kneucker). — D. Felsen bei 
den Kerkafällen, steril (Dr. Pavliesek, 1894). — O.-Oe. Gmunden: Im Auf- 
stiege zum „Franzl im Holz“, ce. fr. (1898, !). — St. Liezen, c. fr. (Niessl). 
— T. Kitzbühel (Niessl). Wenns im Pitzthale (1000 m) und Sistrans, 
steril (Baer). Altenburg bei Kaltern nächst Bozen, steril (Pfaff). Poro 
bei Trient, auf Melaphyr, ce. fr. (Michael de Sardagna, W. U.). — V. 
„Weisse Reute“ bei Bregenz (Blum.). 

irrigatum. — N.-Oe. Im I. Theile fehlt der genauere Fundort: Seeabfluss 
zu Lunz, steril, 600m (Keissler). 

. incurvatum. — T. Bei den Sillschluchten nächst Innsbruck, c. fr. (Benz, 
1880). 

Lindbergiü. — Bos. Trebevi@berg bei Sarajevo, steril (Schier]). 

palustre var. subsphaericarpon. — Kt. Abfluss des Raibler Sees, c. fr. (Dr. 
Graef, 1884). — T. Innsbruck: Kirchebnergarten in der Sillgasse, steril 
(Benz, 1880). 

. palustre var. julaceum. — T. Padasterjoch bei Trins, e. fr. (Degen). 

. dilatatum. — T. Lisens (Selrain), am Gletscherbache, steril, 1700 m (Baer). 

. giganteum. — T. Bei Sterzing, steril (Pfaff). 

. sarmentosum. — T. Rosskogl bei Innsbruck, steril (v. Kerner). 

Hylocomium loreum. — Viller Weg bei Innsbruck, schön fruchtend (Graf Sarn- 
thein, W.U.). Kitzbühel: Seidlalpe, ca. 980 m, e. fr. (Niess]). 


ku NAÄhN 


Ruh 8 


NAAH 


198 Franz Matouschek. Bryologisch-foristische Mittheilungen aus Oesterr.-Ung. etc. 


H. rugosum. — T. Südseite des Lanserkopfes bei Innsbruck (Baer). — 0.-Oe. 
Oberhalb Steyregg und bei Ramsau beim Gmundener See (!). Königsweg 
bei Urfahr und Katzbach bei Linz auf einem Dache (Stadlmann). — 
Schw. Seelisberg: Niederbauen-Kulm (Degen). — Bos. Felsen an der 
Strasse bei „Da Riva“ nächst Sarajevo (Schierl). — Steril. 


Anmerkung. Im I. Theile (vgl. diese „Verhandlungen“, Jahrg. L, 1900, 
S. 219-254) sind einige unliebsame Druckfehler unterlaufen: Statt „Felsenau“ 
steht manchmal „Helsenau“, statt der Meereshöhe 2100 m (Dreischwesternberg 
in Vorarlberg) nur 2000 m; S. 236 bei Splachnum sphaericum soll statt „Albula- 
pass in der Schweiz“ stehen: „Albunapass bei Arlberg“; statt „Kennelbach“ wurde 
einige Male „Kemelbach“, statt „Amerlugen“ wurde „Amerlügen“ und statt 
„Amras“ auf den ersten Seiten „Ambras“ stehen gelassen. 


Ueber einige neue oder weniger bekannte europäische 
Muscaria schizometopa. 


Von 


Friedrich Hendel. 


(Eingelaufen am 12. Jänner 1901.) 


I. Ueber Lomacantha Rond., Pseudolomacantha nov. gen. und deren 
systematische Stellung. 


Dass diese Gattung wegen einer Verwechslung der Type Rondani’s von 
Lomacantha parra R. den Bearbeitern der „Muscaria schizometopa“ unbekannt 
war und die in den „Vorarbeiten“ erwähnte Gattung Lomatacantha R. (emend.), 
P. I, p. 98 und P. III, p. 124, zu Eggeria gehört, erwähnt Brauer in seinen 
„Nachträgen zu den Vorarbeiten etc.“ (Sitzungsber. der kais. Akad. der Wissensch. 
in Wien, Bd. CVII, S. 522) und gibt dort auch eine Beschreibung der wirklichen 
Type Rondani’s. 

Die einzige bis jetzt bekannte Art ist L. parra Rond. aus Parma (Italien). 

Im Sommer 1900 fing ich in Bisamberg bei Wien zwei Fliegen, von 
denen die eine sicher zu Lomacantha R. gestellt werden kann und mit den von 
Brauer, l. e., aus Niederösterreich erwähnten Exemplaren übereinstimmt, während 
die zweite blos verwandt mit dem Genus Lomacantha erscheint. 

Alle drei Arten zeigen folgende Merkmale: Augen behaart, Backen 
schmal, höchstens ?!/; der Augenhöhe, Vibrissen bis '/s oder !/, der Gesichtshöhe 
aufsteigend, apicale Schildchenborsten fehlend. 


Ueber einige neue oder weniger bekannte europäische Muscaria schizometopa. 199 


Parra Bond. und Braueri nov. spec. besitzen übrigens beide einen sehr 
starken und langen Randdorn am Flügel und platte Vordertarsen beim Weibchen. 


Die Arten unterscheiden sich in folgender Weise: 


A. (Lomacantha R.) Randdorn stark, Backen !/,—!/s der Augenhöhe, 
zweites Borstenglied nicht verlängert, Arista allmälig dünner wer- 
dend, Stirnborsten unten näher den Leisten als dem Auge, drei post- 
suturale Dorsocentralborsten, Hinterschienen ungleichborstig, Spitzen- 
querader gerade. 


I. Zweites Fühlerglied kürzer als die Hälfte des dritten, Taster schwarz, 
Vibrissen bis zur Hälfte des Gesichtes aufsteigend, Backen fast 1/; 
der Augenhöhe breit. Stirnborsten bis zur Aristawurzel herab- 
steigend N Di ehe. parra Rond. 

II. Zweites Fühlerglied ?/; des dritten lang, Taster braun, an der. 
Spitzenhälfte rothgelb, Vibrissen bis zum Drittel aufsteigend, 
Backen !/, der Augenhöhe breit. Stirnborsten kaum bis zum Ende 
des zweiten Fühlergliedes herabreichend. Braueri nov. spec. 


B. (Pseudolomacantha.) Randdorn rudimentär, Backen !/,; der Augenhöhe 
breit, Fühler deutlich über der Augenmitte sitzend, Stirnborsten 
unten näher dem Auge als den Leistenborsten, vier äussere Dorso- 
eentralborsten hinter der Quernaht, Hinterschienen gekämmt, Spitzen- 
querader wenig concaV . . 2.2.2... Ppectinata nov. spec. 


Lomacantha Braueri nov. spec. 9. 


Scheitel von Augenbreite, Augenränder von vorne gesehen nach abwärts 
fast parallel, Stirnstrieme schwarz, ?/;s so breit als die unter den Macrochaeten 
sehr spärlich behaarten Orbiten. Gesichtsrand im Profil convex und dann concav, 
indem die nackten Wangen von der mässig vorstehenden Stirne nach unten zu 
fast linear werden; Backen !/, der Augenhöhe breit, unten gerade, Kopfborsten 
alle ausserordentlich gross und kräftig, Stirnborsten einreihig, nicht ganz bis 
zum Ende des zweiten Fühlergliedes herabgehend, unten den Leisten genähert. 
Zwei Orbitalborsten, zwei Paare Scheitelborsten, das mittlere Paar nicht gekreuzt; 
Öcellarborsten stark, nach vorne gebogen; die ersten zwei Stirnborsten von oben, 
namentlich die zweite, stark und aufwärts gebogen. Circa sechs Borsten steigen 
auf den Vibrissenleisten bis !/; der Höhe auf. Vibrissen stark, gekreuzt, un- 
mittelbar neben dem Mundrande und in gleicher Höhe mit dem unteren 
Backenrande. 

Die schwarzen Fühler der Augenmitte gegenüber, fast unter derselben 
sitzend; drittes Fühlerglied 1!/,mal so lang wie das stark verlängerte zweite, 
Borste länger als die Fühler, allmälig dünner werdend, gebogen, deren zweites 
Glied deutlich sichtbar, jedoch nicht verlängert. 


3 postsuturale innere und äussere Dorsocentralborsten, 1 Intraalare vor 
und 3 hinter der Quernaht, 3 Sternopleuralborsten. 


200 Friedrich Hendel. 


6 Schildehenborsten am Rande; die zwei äussersten marginalen neben der 
Spitze sehr lang und stark, divergiren und reichen nach rückwärts bis über das 
zweite Abdominalsegment hinaus. 

Hinterleib kegelförmig wie bei Eutachina; erster und zweiter Ring mit 
zwei Borsten am Rande, dritter mit vollständiger Reihe; zweiter und dritter 
Ring mit zwei Discalmacrochaeten. Beine schwarz, ungemein lang und stark 
beborstet, wie überhaupt alle Borsten des Thieres von aussergewöhnlicher Länge 
und Stärke sind. Hinterschienen ungleichborstig. Vordertarsen des Q etwas 
erweitert und platt. Bauchsegmente ganz verdeckt. 

Flügel hyalin, Randdorn lang und stark, Spitzenquerader ganz gerade, 
Beugung stumpfwinkelig, weit vor der Flügelspitze mündend. Hintere Querader 
näher dem Winkel. Dritte Längsader nur am Grunde beborstet. 


Körper schwarz, dicht gelbgrau bestäubt. Rücken mit vier schwarzen 
Striemen, die mittleren linear, gehen etwas hinter die Quernaht; die seitlichen, 
an der Quernaht unterbrochen, sind doppelt so breit und gehen fast bis zum 
Schildehen, dieses ohne Roth, wie der Rücken bestäubt. Hinterleib: Erster Ring 
und Mittellinie matt schwarz, die übrigen Ringe am Hinterrande glänzend 
schwarz. 

Bisamberg bei Wien, September, auf Pastinaca sativa. — Kronstein und 
Weidlingau in Niederösterreich (Becher). 


Pseudolomacantha pectinata noV. spec. dJ'. 


Scheitel fast von Augenbreite, Augenränder von vorne gesehen nach ab- 
wärts fast parallel; Stirnstrieme schwarz, wenig schmäler als die unter den 
Borsten dicht behaarten Orbiten. Gesicht im Profile wie bei Lom. Braueri, 
Backen weniger als ein Sechstel der Augenhöhe breit, unten gerade. Stirnborsten 
einzeilig, nicht ganz bis zum Ende des zweiten Fühlergliedes herabreichend, 
unten dem Augenrande genähert. Orbitalborsten fehlen, zwei Paare Scheitel- 
borsten (cf) vorhanden, Ocellarborsten abgebrochen, Leistenborsten bis eirca ein 
Drittel aufsteigend; Vibrissen gekreuzt, stark, unmittelbar neben dem Mundrande 
und in gleicher Höhe mit dem unteren Backenrande. Taster schwarz. 


Die Fühler schwarz, deutlich über der Augenmitte inserirt. Drittes Fühler- 
glied etwas mehr als zweimal so lang wie das zweite, Borste bis über die Mitte 
verdickt und dann plötzlich dünner werdend, zweites Glied derselben dreimal so 
lang als breit. 

Hinter der Quernaht des Rückens 3 innere und 4 äussere Dorsocentral- 
borsten und 3 Intraalarborsten, 1 präsuturale Intraalare, 3 Sternopleuralborsten. 


6 Schildchenborsten am Rande; die zwei äussersten neben der Spitze 
reichen bis zum Hinterrande des zweiten Abdominalsegmentes. Subapieale un- 
deutlich. 

Hinterleib kegelförmig. Randmacrochaeten wie bei Lom. Braueri; die 
Discalmacrochaeten in der Mitte des zweiten und dritten Ringes stehen ungeordnet. 
Bauchsegmente unsichtbar. 


Ueber einige neue oder weniger bekannte europäische Muscaria schizometopa. 201 


Beine schwarz, Klauen des g' etwas länger als das letzte Tarsenglied; 
Hinterschienen aussen von oben bis unten mit gleichen und ziemlich langen 
Borsten gekämmt, in der Mitte der Reihe steht eine stärkere Macrochaete. 

Flügel graulich hyalin, Randdorn rudimentär, fehlend; Spitzenquerader 
etwas concav, weit vor der Flügelspitze mündend; sonst wie bei Lom. Braueri. 

Körper schwarz, schwach bläulichweiss bestäubt. Rücken mit vier gleich- 
breiten schwarzen Striemen, von denen die mittleren blos bis zur Quernaht 
gehen, die seitlichen dort unterbrochen sind. Schildchen schwarz. Hinterleib 
am 2.—4. Ringe mit Ausnahme der Mittellinie vorne weisslich bestäubt. 

Bisamberg bei Wien, August. 

Anmerkung. Braueri und pectinata haben bis zum Drittel der Gesichts- 
höhe aufsteigende Vibrissen, gehören also nicht mehr zu Myxexorista B. et B., 
II, S. 331,!) da bei dieser Gattung die Borsten mindestens bis zur Gesichtsmitte 
aufsteigen, sondern zu der Gruppe der Sectio Masicera B. et B. mit behaarten . 
Augen und fehlenden apicalen Schildehenborsten (Bavaria B. et B.). 

Trotz der behaarten Augen zeigen aber Lomacantha R. und Pseudo- 
lomacantha m. die nächsten Beziehungen zu den mit Dexodes machairopsis B. 
et B. zunächst verwandten Arten dieser Gattung Brauer-Bergenstamms, 
welche sich namentlich auf die aufsteigenden Vibrissen und das Fehlen der apicalen 
Schildehenborsten gründen. Die Augen dieser Dexodes-Species sind aber nackt 
oder höchstens pubescent, nie behaart. Besonders Pseudolomacantha pectinata m. 
hat im Habitus auffallende Aehnlichkeit mit Dexodes machairopsis B. et B., 
wozu noch die verlängerten Klauen des J', die gleiche Abdominalchaetotaxie und 
die doppelten Scheitelborsten des g'?) kommen. Sie unterscheidet sich aber leicht, 
abgesehen von der Augenbehaarung, der Scheitelbreite, der Aristaform, durch die 
unten geraden Backen, in deren Höhe auch die Vibrissen stehen, welch’ letztere 
bei Dexodes immer deutlich hinaufgerückt sind, und durch vier äussere Dorso- 
centralborsten. 

Mit Pseudolomacantha nahe verwandt ist auch Bavaria mirabilis B. et 
B., I, S.88; II, S. 114, und zwar durch Folgendes: Apicale Schildchenborsten 
fehlend, Leistenborsten circa !/; aufsteigend, Augen behaart; Vibrissen dicht 
am Mundrande, Fühlerborste bis zur Mitte dick, dann fein (Sectio Masicera). 
Abweichende Merkmale von Bavaria sind: Zweites Borstenglied kurz, Backen 
!/, der Augenhöhe, drittes Fühlerglied viermal so lang als das zweite, Backen 
etwas unter die Vibrissen herabgehend, Klauen des 5' nicht verlängert. 

Lecanipa patellifera Rond., III, p. 156 (B. et B., I, Taf. 3, Fig. 49) weist 
ebenfalls keine apicalen Schildchenborsten auf und scheint auch in der Kopf- 
bildung ähnlich (Sectio Phorocera B. et B.). 

Lomacantha Rond. erinnert durch die beim ® platten Vordertarsen und 
die aufsteigenden Vibrissen an die Gattung Aporomyia R., welche fast rudi- 


1) Conf. Zenillia R. D. (1830), p. 153; (1863) I, p. 471, mit Zibatrix als Type. — Ferner gehört 
zu Myxexorista B. et B. auch Nilea R. D. (1863), p. 275, mit innoxia R. D., wahrscheinlich = 
faura Rond. 

2) Vergleiche weiter unten die Anmerkung bei Dexodes murinus. 


202 Friedrich Hendel. 


mentäre, haardünne Kreuzborsten am Schildchen zeigt. Die Klauen des Z' sind 
aber kurz. — Argyrophylax B. et B. zeigt blos Randmacrochaeten und vier 
Sternopleuralborsten, sowie nackte Augen. 


II. Dexodes murinus (J') nov. spec. 


Scheitel ?/; eines Auges breit, Augenränder von vorne gesehen nach ab- 
wärts mässig divergirend, Augen nackt, Stirnstrieme schwarz, etwas schmäler als 
die in Längsreihen behaarten Orbiten; Gesicht im Profile gerade, Backen !/, der 
Augenhöhe breit, unten fast gerade; Vibrissen etwas über dem Mundrande stehend. 
Stirnborsten einreihig, mit einer Borste sogar unter die Aristawurzel und unten 
den Augen genähert auf die Wangen herabreichend. Orbitalborsten fehlend, ein 
Paar Scheitelborsten, die obersten zwei Paare der Stirnborsten stark und nach 
hinten gebogen. Leistenborsten !/, aufsteigend, Taster gegen das Ende etwas 
verdickt, rothgelb mit dunklerer Basis. 


Fühler schwarz, über der Augenmitte sitzend; drittes Fühlerglied viermal 
so lang wie das zweite. Arista lang, gerade und abstehend, kaum bis zur Mitte 
verdickt, zweites Glied derselben sehr kurz. 

Hinter der Quernaht des Rückens 3 innere und 4 äussere Dorsocentral- 
borsten und 3 Intraalarborsten, 1 präsuturale Intraalare, 4 Sternopleural- 
borsten. 

8 Schildehenborsten am Rande, die apicalen stark und gekreuzt, die 
nächststehenden marginalen lang und divergirend; zwei Subapicale stark und 
nach rückwärts gebogen. 

Hinterleib kegelförmig, erster Ring mit zwei, zweiter mit sechs, dritter 
mit einer Reihe von Randmacrochaeten; die Discalmacrochaeten sind deutlich 
kürzer und ungeordnet, sie gleichen verstärkten Haaren. 

Beine schwarz, Klauen und Pulvillen deutlich verlängert, Hinterschienen 
ungleichborstig. 

Flügel gelblich hyalin, an der Basis deutlich gelb, Randdorn rudimentär. 
Spitzenquerader fast gerade, ziemlich weit vor der Flügelspitze, dritte Längsader 
nur basal mit 2—3 Borsten. 

Rückenschild schwarz, blauweisslich bestäubt, mit vier schwarzen Längs- 
linien; Schildehen rothgelb, nur an der Basis schmal schwarz. Hinterleib ganz 
dicht und einfärbig gelblichgrau bestäubt, nur die Hinterränder bilden feine 
braune Linien. Seiten des Abdomens röthlich. Hypopyg eingezogen. 

Nabresina, an der Adria, August 1900. 


Anmerkung. Dexodes murinus unterscheidet sich von den bekannten 
Dexodes-Species durch die vier Sternopleuralborsten, welche blos noch 
interrupta R. Girsch., Entom. Nachr., 1899, S. 185, hat, den einfärbig mäuse- 
grauen Hinterleib und die etwas unter die Aristawurzel herabreichenden Stirn- 
borsten. Nach der Beschreibung zeigt einige Aehnlichkeit: Xylotachina ligni- 
perdae B. et B., II, S. 342. Diese Art besitzt aber eine platte, nicht vorstehende 
Stirne, je ein Paar starke Discalmacrochaeten und nicht unter die Arista herab- 


Ueber einige neue oder weniger bekannte europäische Muscaria schiozmetopa. 203 


reichende Stirnborsten. Ihre Chaetotaxie ist mir unbekannt. Dexodes interrupta 
R. Girsch. unterscheidet sich durch weniger herabreichende Stirnborsten, schwarzes 
Schildchen, andere Abdominalfärbung, bildet aber mit murinus m. eine eigene 
Gruppe, die sich durch vier Dorsocentral- und vier Sternopleuralborsten, sowie 
durch starke apicale Schildchenborsten von derjenigen des D. machairopsis B. 
et B. unterscheidet und sich dadurch Argyrophylax B. et B. nähert. 

Anschliessend möchte ich bemerken, dass mir Dexodes machairopsis B. 
et B. als Mischart erscheint. Unter den unbedingt in den Umfang der erwähnten 
Art gehörigen Individuen finden sich Männchen sowohl mit zwei Paaren als 
auch mit einem Paare Scheitelborsten, die auch in den, wenn überhaupt vor- 
handenen, immer feinen apicalen Schildehenborsten variiren, die gekreuzt und 
parallel sein können. Lophyromyia clausa B. et B., IV, S. 616 kommt hierbei 
nicht in Betracht. 


III. Allophorocera nov. gen. 


Die Stellung des Dexodes auripilus B. et B. bei dieser Gattung scheint 
mir nicht natürlich. Er ist vielmehr in die nächste Verwandtschaft der Gattung 
Paraphorocera B. et B., die eine gut begrenzte ist (Brauer, Girschner), zu 
bringen. 

Ich stelle hiefür die Gattung Allophorocera auf. 

Diagnose: Augen nackt oder höchstens pubescent, Leistenborsten bis zur 
Gesichtsmitte mehrreihig aufsteigend, mehrere gleich starke Vibrissen übereinander 
stehend. Scheitel beim 5’ und 9 breit, beide Geschlechter zwei Paare Scheitel- 
borsten, nur das @ zwei Orbitalborsten. Backen breit (!/; Augenhöhe) und wulstig, 
ebenso die Vibrissenleisten. Arista bis über die Mitte gleich stark verdickt, dann 
dünn; drittes Fühlerglied lang (viermal zweites), apicale Schildehenborsten ge- 
kreuzt, halb aufgerichtet, aber nach rückwärts gebogen, drei Sternopleuralborsten, 
Maerochaeten discal und marginal. Klauen des 5 so lang als das letzte Tarsen- 
glied. Hypopyg kugelig dick vortretend. 

Paraphorocera B. et B.!) ist im Habitus sehr ähnlich, hat schmälere 
Backen, vier Sternopleuralborsten, aufgerichtete, nach vorne gebogene apicale 
Schildehenborsten, runde Haarflecke am dritten männlichen Bauchringe, kürzere 
Klauen und längere Fühler. 

Allophorocera auripila B. et B. hat nach der Beschreibung verlängerte 
Klauen, ein kurzes zweites Borstenglied und eine graue Färbung mit den gewöhn- 
lichen Zeichnungen. Ich hielt daher meine Männchen vom Stilfserjoch in Tirol 
für eine neue Art (Paraphorocera Braueri i.1.), da die Klauen derselben nicht 
verlängert sind, das zweite Aristaglied 2—3mal so lang als breit und die 
Körperfärbung vorherrschend glänzend schwarz ist. Nach Ansicht der typischen 
Stücke im kais. Museum in Wien sah ich aber, dass meine Männchen mit denen 
von auripila übereinstimmen, obwohl bei letzteren das dritte Fühlerglied bei 
einigen Stücken unten eine Ecke aufweist, das zweite Aristaglied kürzer ist und 


1) Vergleiche weiter unten die dipterologische Anmerkung Nr. 12, 


204 Friedrich Hendel. 


der Aderanhang fehlt. Die 9 haben auf dem stärker bestäubten Rückenschild 
deutliche Längsstriemen und ein kurzes zweites Aristaglied. 

Ich lasse hier die Beschreibung eines J' als Ergänzung zu Brauer et 
Bergenstamm, 1. e., I, S. 316, folgen: Augen nackt, Scheitel ®/; des Auges 
breit, Augenränder von vorne gesehen nach unten ziemlich divergirend; Stirn- 
strieme dunkel rothbraun, so breit wie die Orbiten am Scheitel. Backen hinten 
herabgesenkt und unten stark beborstet. Stirne vorstehend, Wangen !/, des hori- 
zontalen Augendurchmessers breit. Hinterkopf hinter den Augen unten wulstig 
vortretend, greishaarig. Stirnborsten ungeordnet und den Leisten unten genähert 
bis zur Aristawurzel herabsteigend, die ersten drei oben stärker und nach auf- 
wärts gebogen. ÖOcellarborsten nach vorne gebogen, stark. Fühler schwarz, hoch 
über der Augenmitte inserirt. Drittes Fühlerglied am Aussen- und Innenrande 
convex, daher fast länglich-eiförmig. Arista fast gekniet, bis ?/; ihrer 
Länge verdickt, dann plötzlich haardünn; zweites Glied derselben dreimal so 
lang als breit. Taster dünn, eylindrisch, rothgelb. 

3 innere, 4 äussere Dorsocentralborsten, 3 Intraalare hinter, 1 vor der 
Naht. Erster und zweiter Abdominalring mit zwei Randmaerochaeten, dritter 
mit vollständiger Reihe; zweiter und dritter Ring mit mehreren Paaren unge- 
ordneter Discalmacrochaeten. 

Flügel glashell, erste Hinterrandzelle schmal offen, nicht weit vor der Flügel- 
spitze. Spitzenquerader concav, Beugung stumpfwinkelig; dieselbe trägt beider- 
seits schräg nach abwärts einen gleich langen Aderanhang. Hintere 
Querader ?/; von der kleinen entfernt. Beine schwarz, Schienen ungleichborstig. 
Körper glänzend schwarz, Schultern etwas weisslich bestäubt, von Längsstriemen 
des Rückens kaum eine Spur. Vorderränder des 2.—4. Segmentes mit Ausnahme 
der Mittellinie bis zur Segmenthälfte weisslich bestäubt. 


IV. Eupogona Rond., Atti Soc. It. Sc. Nat. di Milano, 1868, p. 588. — 
B. et »B., 1.05 78288: 


Die einzige Art (Masicera setifacies Rond., Prodr., IV, p. 30, 18) wird von 
tondani in der synoptischen Tabelle nicht mit erwähnt, kann daher leicht über- 
sehen werden. 

Die Fliege ist meines Wissens bis jetzt nur aus Italien (Parma, Ron- 
dani), der Schweiz (Meyer-Dür) und Ungarn (Thalhammer, Faun. Reg. 
Hung., Budap., 1899, p. 44, 14) bekannt. Hiezu kommt noch Niederösterreich: 
Bisamberg bei Wien, wo ich sie im September 1900 fing. 

Gezogen wurde sie von Rogenhofer, Wulp und Brischke (Schriften 
der naturf. Gesellsch. zu Danzig, 1885, Bd. VI, 8. 20, Tachina Papilionis) aus 
Papilio Machaon L.') 

Das Insect ähnelt, wie schon Brauer, der die Gattung zuerst ausführlich 
beschrieb und abbildete (l. c., Taf. I, Fig. 14, Z' und 9), erwähnt, im Habitus 


ı) Vergl. Brauer et Bergenstamm, 1. c., IV, 1894, S. 552. 


>, 


ei 


Ueber einige neue oder weniger bekannte europäische Muscaria schizometopa. 205 


sehr einer Miltogramma (Metopodia), besitzt aber keinen verengten Clypeus, 
keine Zinkenfalte, keine fein behaarten, sondern beborstete Wangen. 
Dadurch unterscheidet sie sich auch von C'haetomyia B. et B., von Chaetolyga 
Rond. und von Winthemyia R. D., von letzterer ferner durch drei Sternopleural- 
borsten. 

Apieale Schildehenborsten zart, gekreuzt, nach hinten gerichtet, 3 innere 
und äussere Dorsocentralborsten, 3 Intraalarborsten hinter, 1 vor der Naht. 
Erster und zweiter Abdominalring mit zwei Randmaerochaeten, dritter mit voll- 
ständiger Reihe. 

Hinterleib ausser der Längslinie einfärbig mäusegrau wie auch der ganze 
Körper. 

Die Hinterschienen sind bei meinem @ entschieden gewimpert zu nennen, 
denn ausser den Schienenenddornen und der stärkeren Mittelborste sind alle 
übrigen Borsten aussen von gleicher Länge. 

Ob der Bewimperung der Hinterschienen überhaupt ein so hoher syste- 
matischer Werth beizumessen ist? Ich fand sie oft bei einer Art und dann bei 
beiden Geschlechtern variirend. 

Dritte Längsader nur an der Basis mit 2—3 Borsten, mündet nicht weit 
vor der Flügelspitze. Hintere Querader eirca ?/; vom Cubitus der vierten Längs- 
ader entfernt. 


V. Parexorista tinetipennis (dj) nov. spec. 


? cornuta Zett., Dipt. Scand., III, p. 1121, 118. 


Scheitel !/; der Augenbreite, Augenränder von vorne gesehen nach unten 
wenig divergirend, Stirnstrieme schwarz, so breit wie die Orbiten, diese unter 
den Borsten ziemlich behaart, Stirne ziemlich vorstehend, Gesicht im Profile 
geradrandig, Wangen nach unten schmäler werdend, unten über die Backen mit 
wulstigem Rande vorstehend, Vibrissenleisten bis zu diesem Wulste mit wenigen 
Borsten besetzt; Backen !/s der Augenhöhe breit, unten gerade. Stirmborsten 
einreihig, den Leisten unten genähert, bis zur Borstenwurzel herabreichend; ein 
Paar aufrechte Scheitelborsten,!) erstes Stirnpaar oben stark, aufwärts gekrümmt. 
Chaetotaxie wie bei Parexorista überhaupt. Fühler schwarz und anliegend, 
deutlich über der Augenmitte sitzend, drittes Glied mehr als sechsmal so lang 
wie das zweite. Borste so lang wie die Fühler, fast bis zur Mitte verdickt; zweites 
Glied derselben kurz, nicht verlängert; die Wurzel der Borste sitzt auffallend 
weit an der Aussenseite des dritten Fühlergliedes, so dass dieses an der Basis 
im Profile über die Aristawurzel und die Verbindungsstelle mit dem zweiten 
Gliede convex vorragt, zumal auch das dritte Glied am Vorderrande schwach 
concav ist. Taster schwarz, eylindrisch. Drei Sternopleuralborsten. 


ı) Alle mir bekannten Parexoristen haben beim Q’ nur ein Paar Scheitelborsten. — Exorista 
(erinita Rond.) unterscheidet sich ausser den breiten Backen noch dadurch von Parexorista, dass sie 
beim Q zwei Paare Scheitelborsten aufweist, wie zum Bei ele auch die Männchen der Gattung 
Masicera sens. B. et B. und viele andere. 


206 Friedrich Hendel. 


Hinterleib kegelförmig. Maerochaeten marginal und diseal; erster und 
zweiter Ring mit einem Paare, dritter mit einer vollständigen Reihe von Rand- 
borsten, zweiter und dritter Ring mit zwei Paaren Discalborsten hintereinander. 
Beine schwarz, Hinterschienen unter gleich langen mit vielen längeren Borsten 
besetzt. 

Körper glänzend braunschwarz, Rücken spärlich weiss bestäubt, mit fünf 
schwarzen Längsstriemen, die äussersten breiter, die mittleren drei genähert und 
nur bis zur Naht reichend. Schildchen ohne Roth, glänzend; Abdomen am 
2.—4. Ring in der Vorderhälfte mit Ausnahme der Mittellinie weisschillernd. 

Flügel am Vorderrande und an den Längsadern intensiv gelblichbraun; 
dritte Längsader nur basal bedornt, Randdorn fehlend, Spitzenquerader stark 
concav nach der rechtwinkeligen Beugung. 

Bisamberg bei Wien, September, auf Gebüsch. 

Anmerkung. Nach der Synopsis der Arten in Brauer-Bergenstamm, 
II, S. 318, käme man auf mitis Mg., eine mir aus Niederösterreich wohl bekannte 
Art, deren drittes Fühlerglied viel kürzer ist und deren Wangen ganz oben etwas 
behaart sind. Nach Stein (Ent. Nachr., 1900, S. 15, Sep.) wäre diese Art iden- 
tisch mit Westermanni Zett., III, p. 1120, 117. Da aber Zetterstedt, 1. c., 
seiner Art ein sechsmal so langes drittes Fühlerglied als das zweite zuschreibt, 
so kann ich mich mit dieser Synonymie nicht einverstanden erklären (conf. auch 
Stein, Entom. Nachr., 1888, S. 214 und Mik, Wien. ent. Zeit., 1889, S. 166, nach 
dem sie mit temera Mg. zusammenfallen dürfte). Westermanni Zett. unterscheidet 
sich von oben beschriebener Art durch einen gelblichgrauen Hinterleib und blos 
vierstriemigen Thoraxrücken. Ein stark verlängertes drittes Fühlerglied besitzen 
noch linearicornis Zett., III, p. 1118, 115, 2 (drittes Fühlerglied viermal so lang 
wie das zweite, Rücken vierstriemig: nigra, subnitida), Bondsdorfi Zett., XIII, 
p. 6111, 117—118 (drittes Fühlerglied fünfmal so lang wie das zweite, Rücken 
vierstriemig, aber Schienen und Schildehen roth), cornuta Zett., III, p. 1121, 118 
(drittes Fühlerglied fünfmal so lang wie das zweite, Rücken fünfstriemig: nigra, 
subnitida) und spernenda Zett., III, p. 1122, 119, kaum von cornuta verschieden. 

Mit mitis Mg. verwandt und durch längeres drittes Fühlerglied aus- 
gezeichnet (viermal so lang als das zweite) ist magnicornis B. et B., II, S. 320, 
welche aber wie mitis einen viel breiteren Scheitel aufweist (?/;—?/s des Auges) 
und nach Brauer und Strobl (Dipt. v. Steiermark, 1894, S. 21) fraglich das 
d' von mitis ist. Die Fühlerlänge scheint überhaupt nicht blos nach dem Ge- 
schlechte allein variabel zu sein. 

Von allen angeführten Arten wäre blos die Beschreibung Zetterstedt’s 
seiner cornuta ohne viel Widerspruch passend. Da aber Zetterstedt die Borste 
biarticulata nennt und die auffallende Tingirung der Flügel nicht erwähnt, be- 
nenne ich die Art neu. 

Als eine Art, deren drittes Fühlerglied sechsmal so lang als das zweite 
ist, möchte ich noch die von Stein (Ent. Nachr., 1900) beschriebene heraclei Mg. 
erwähnen, zu welcher aber Meigen’s Beschreibung (IV, p. 339, 172) nicht stimmt 
(drittes Fühlerglied fast dreimal so lang wie das zweite). Sie zeigt ein rothes 


Ueber einige neue oder weniger bekannte europäische Muscaria schizometopa. 207 


Schildehen. Stein’s Beschreibung dieser Art stimmt fast vollkommen mit der 
von viwax Rond., Atti Soc. Sc. Nat. di Mil., XI, 1868, p. 38. Parma. 


VI. Blepharidea unguiculata (7) nov. spee. (? Pseudophorocera B. et B.). 


Scheitel ?/; der Augenbreite, Backen weniger als !/s der Augenhöhe, unten 
fast gerade; Vibrissen !/; der Höhe aufsteigend, Orbitalborsten fehlend, ein Paar 
Scheitelborsten;; drittes Fühlerglied schwarzbraun, dreimal so lang wie das zweite. 
Arista bis vor die Mitte verdickt, zweites Glied derselben so lang wie breit. 
Seehs Stirnborsten von der Fühlerwurzel an reichen deutlich unter die Arista- 
wurzel herab, unten doppelreihig, oben einfach. Die ersten zwei Stirnborsten 
stark, aufwärts gebogen. 

Blos drei innere und drei äussere Dorsocentralborsten (die anderen Arten 
zeigen vier äussere) hinter der Naht. Chaetotaxie sonst wie bei Bl. vulgaris Fall. ' 
(charakteristische Stellung der apicalen Schildchenborsten, drei Sternopleurale ete.). 

Taster und Schildehen durchscheinend rothgelb. Körperfärbung und Flügel 
sonst wie bei Bl. vulgaris Fall. Die Klauen sind aber länger als das letzte Tarsen- 
glied. Randdorn des Flügels klein, aber sichtbar, nicht ganz rudimentär wie 
bei Bl. vulgaris. Dritte Längsader nur basal bedornt. 

Liezen, Steiermark, August. 

Anmerkung. Vergleiche hiezu B. et B., I, S. 88 und 92; II, S. 338; III, 
S. 117 und 118, ferner Rondani, Prodr., I, p. 67, Note. Fraglich wäre auch die 
Varietät von Bl. vulgaris Fall, Meade, „Annotad list of British Tachinidae“ 
(Ent. Mont. Mag., 1891, p. 326: „the palpi are often testaceous at their ends“) 
hieher zu ziehen. 

Durch die entschieden verlängerten Klauen wird die Stellung dieser Art 
bei der Gruppe Blepharidea B. et B. (Rond.) eine isolirte, obwohl auch Subgen. 
Ceratochaeta B. et B. in beiden Geschlechtern etwas verlängerte Klauen zeigt. 


VII. Blepharidea (Anoxycampta Big. — Pseudoperichaeta B. et B.) hirta 
Big., Bull. Soc. ent. Fr., V, 10, p. XL. 


& (trotz der sehr kurzen Klauen und Pulvillen und der zwei Scheitel- 
borsten): Scheitel °/; des Auges breit, Stirnstrieme oben fast so breit wie der 
Scheitel, verjüngt sich nach vorne deutlich, roth; Orbitalborsten fehlen. 
Aeussere Stirnborstenreihe nur haarförmig und in der Mitte deutlich, 5—6 Stirn- 
borsten unter der Fühlerwurzel reichen deutlich unter die Arista herab; Backen 
ca. !/; der Augenhöhe breit, Fühler anliegend. 

Drittes Fühlerglied 5—6mal so lang wie das zweite, Borste bis zu ?Js 
verdickt, zweites Glied fast zweimal so lang wie breit. Taster schwarz, 
keulig. Schildehen am Rande roth. 

Körper wegen der dichten Bestäubung kaum glänzend, Abdomen seitlich 
durchscheinend roth. Beine schwarz. Hinterschienen aussen fast gleichmässig 
ziemlich dicht gewimpert, nicht mit den langen starken Borsten wie bei vulgaris 


208 Friedrich Hendel, 


Fall. unregelmässig besetzt. Vibrissen bis über die Hälfte des Gesichtes auf- 
steigend. 

Bisamberg, August. — Livland (Sintenis). 

Anmerkung. Brauer (Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wissensch. in Wien, 
1898, S. 505) stellte oben angeführte Synonymie nach der Type Bigot’s fest, 
mit der Ausnahme blos, dass er major B. et B. nur für „vielleicht gleich hirta 
Big.“ hält. Da aber die Höhe des Aufsteigens der Vibrissen namentlich bei den 
Blepharidea-Arten nicht allzu constant ist, glaube ich beide Arten für identisch 
halten zu müssen. Auch oben beschriebene forma rufoscutellata halte ich vor- 
läufig für speeifisch nicht verschieden, obgleich das zweite Aristaglied etwas 
verlängert, das Schildchen am Rande roth ist und die Hinterschienen gewimpert 
erscheinen. An. hirta wäre nach der Beschreibung Bigot’s allein nie zu er- 
kennen gewesen. 


VIII. Dipterologische Anmerkungen. 


1. Eurigaster Macq., sens. Rob.-Desv., Ann. Soc. entom. France, 1848, 
p. 435; Hist. nat., 1863, I, p. 595, deckt sich mit Pexopsis B. et B., I, S. 88. 

2. Catagonia nemestrina Egg., B. et B., II, S. 348 (non Meig.), ist 
das Männchen von Exorista aberrans Rond., Prodr., III, p. 147, 38 (Parexorista 
ead., B. et B., II, S. 324). 

Vergl. auch Girschner (Entom. Nachr., 1899, S. 178, 10). Die Art ist in 
Bisamberg nicht selten. 

Das / weicht im Habitus insoferne vom 9 ab, als sein Thorax glänzend 
und nicht so stark bestäubt ist als beim 9, bei dem die Längsstriemen bei 
weitem deutlicher sind. Die Taster des 2 sind keulig, die des Z' blos eylindrisch. 
Das Schildehen des letzteren ist gewöhnlich schwarz, doch kann der Rand auch 
+ roth sein, wie einige Exemplare beweisen. 5’ und % besitzen zwei Paare 
Scheitelborsten; apicale Schildchenborsten nach vorne gekrümmt, aufgerichtet; 
vier Sternopleuralborsten. 

3. Labidogaster!) forcipata Meig. unterscheidet sich durch den Be- 
sitz von drei Sternopleuralborsten von den anderen zwei von Brauer mit ihr 
vereinigten Subgenera Phaniomyia (biguttata Meig.) und Olairvillia (ocypte- 
rina S8.), welche blos zwei solche Borsten haben. Die Gattung Phania besitzt 
gar nur eine Sternopleurale. 

Das / von Clairvillia ocypterina S. kenne ich aus Bisamberg (August 
1898) und aus der kais. Sammlung (B. et B., III, Note 107). Es hat verlängerte 
Klauen und Pulvillen. 

d. Drittes Fühlerglied zweimal so lang als das zweite, Taster eylindrisch, 
Flügel auffallend heller als beim 9; Backen linear, unten fast ganz gerade, 
Vibrisse kaum etwas höher als der Backenunterrand. Fühlerwurzel deutlich über 


1) Labidogaster: Setae ocellares recurvatae, conf. Brauer, Sitzungsber. der kais. Akad. der 
Wissensch. in Wien, 1898, 8. 519. Ferner fehlen die inneren Dorsocentralborsten vor und hinter der 
Naht. Bei Olairvillia S. steht ferner die kleine Querader fast hinter der Mündung der ersten Längsader. 


Ueber einige neue oder weniger bekannte europäische Muscaria schizometopa. 209 


die Augenmitte hinaufgerückt. Zwei Paare Scheitelborsten, Scheitel ?/; der Augen- 
breite; Stirne von vorne gesehen fast parallel (biguttata Meig., g': Ein Paar 
Scheitelborsten, Scheitel !/; der Augenbreite, Augenränder von vorne gesehen 
nach unten stark divergirend und s-förmig geschwungen). 

Q@. Drittes Fühlerglied mit dem zweiten fast gleich lang, kaum länger; 
Taster keulig, wie bei den meisten Formen der Sectio Phania B. et B.; Flügel 
wie Schiner beschreibt. Backen schon von der Vibrisse an convex herabgehend, 
hinten schmal. Fühlerbasis der Augenmitte gegenüber. 

Die Verschiedenheit der Fühlerlänge und der Tasterform bei den Ge- 
schlechtern einer Art steht nicht vereinzelt da. Sollte das g’ dennoch einer 
anderen Art angehören, mag sie Jongeicornis heissen. 

4. Meigenia incana Fabr., coll. Zett., teste P. Stein — egens Egg., 
Verh. der k. k. zool.-bot. Ges. in Wien, 1861, 8.213; B. et B., II, S. 310 (? = muta- 
bilis Fall., Meig., IV, 8. 403, 285). Für diese Art stimmt das nicht mehr, was 
Rondani, Prodr., III, p. 111 von seiner Gattung Spylosia, die schon Schiner 
erkannte, sagt: „sceutellum apice setis duabus intermediüs erectis et non decus- 
satis.*“ Die apicalen Schildchenborsten sind wohl aufgerichtet und nach vorne 
gebogen, kreuzen sich aber ganz an der Spitze und bleiben nicht parallel, wie bei 
den anderen Arten. Der Scheitel des g’ ist ?/;—?/, des Auges breit (bei bisignata 
d' "la, bei floralis !/;) und trägt zwei Paare Scheitelborsten (die anderen Arten 
nur ein Paar). 

Hinterleib einfärbig mäusegrau (Z' und 2) mit schwarzen Wurzelpunkten 
an den Macrochaeten. Meine Exemplare (die Art ist in Bisamberg bei Wien nicht 
selten) zeigen aber alle nur (Z’ und ®) ein Paar Discalmacrochaeten auf jedem 
Ringe. 

Vier deutliche Sternopleuralborsten. Erste Hinterrandzelle bei einigen 
Stücken am Rande geschlossen. Die Pubescenz der Augen ist bei manchen Exem- 
plaren sehr deutlich. 

Auch die Fühlerwurzel sitzt bei egens Egg. hoch über der Augenmitte, 
während sie bei den anderen Arten der Mitte fast gegenüber steht. 

5. Myiocera ferina Fall., S. hat vier äussere Dorsocentralborsten und 
drei Intraalarborsten hinter der Naht, Myiocera carinifrons Fall., S. je eine 
Borste weniger. 

6. Frontina laeta Meig. und Roeselia antiqua Fall. zeigen an 
Stelle des gewöhnlichen Hypopleuralborstenfächers blos zwei einfache Borsten. 

7. Das g' von Erigone consobrina Meig. (Brauer, Sitzungsber. der 
kais. Akad. der Wissensch. in Wien, 1898, S. 534, 6) besitzt blos zwei Sterno- 
pleuralborsten, das 2 und beide Geschlechter von radium Fall. und connivens 
Zett. zum Beispiele drei solche Borsten. 

8. Myiospila meditabunda Fall. var. alpina (Stilfserjoch in Tirol): 
Vier Sternopleurale, wie forma genwina; Thorax und Schildehen glänzend schwarz, 
nur längs der Dorsocentralreihe schmale weissliche Binden. Hinterleib: Erster 
Ring fast ganz schwarz; die zwei Mittelfleeken des zweiten Ringes sehr breit, 
sie lassen seitlich nur schmälere Theile des Tergits frei, als sie breit sind; die- 

2.B. Ges. Bd. LI. 14 


210 Friedrich Hendel. 


jenigen des dritten Ringes sind schmäler. Flügel am Grunde mit intensiv schwarz- 
braun gesäumten Adern. (Vergl. E.Pokorny in diesen „Verhandlungen“, 1887, 
S. 382.) 

9. Für Parexorista confinis Fall. hat Robineau-Desvoidy (Hist. 
nat., 1863, I, p. 458) den Gattungsnamen Aplomyia gebraucht; Subgenus zu 
Parexorista B. et B.: Stirnborsten unter die Arista herabgehend, zweites Borsten- 
glied und drittes Fühlerglied verlängert; Macrochaeten des Abdomens nur mar- 
ginal, vier Sternopleuralborsten, Hinterschienen gekrümmt, Cubitus der vierten 
Längsader ohne Zinkenfalte. d': Ein Paar Scheitelborsten, apicale Schildchen- 
borsten gekreuzt, nach hinten gebogen. — Rondani stellte später (Atti Soc. Se. 
nat. di Mil., 1868, p. 583) die Art zu seiner Gattung Tricholyga. 

10. Gonia flaviceps Zett., Dipt. Scand., II, p. 1196 = interrupta Rond., 
Prodr., III, p. 32 = flaviceps Schin., F. A., I, p. 443 = ead. Kowarz, Wr. Ent. 
Zeit., VIL, S. 1. Gonia flaviceps Zett. hat schwärzliche Taster (nach Kowarz 
sogar schwarze) und besitzt keine Discalmacrochaeten am dritten Abdominalring. 
@. interrupta Bond. zeigt aber gelbe Taster und Discalmacrochaeten am dritten 
Segmente. 

Ein 5° (Hohe Salve, August, Tirol), welches vollkommen mehreren g' von 
@. flaviceps Zett. des kais. Museums in Wien gleicht, weist nun keine Discal- 
macrochaeten, dagegen gelbliche Taster auf, bildet also den Uebergang. Das 
Vorhandensein oder Fehlen von nicht paarigen Discalmacrochaeten am dritten 
Ringe ist bei Tochinarien ein wenig constantes Merkmal. Es bleibt also blos 
die Farbe der Taster. Da dieselbe von Kowarz schwarz, von Zetterstedt 
schwärzlich genannt wird, da sie bei meinen Stücken graugelb, bei Rondani 
„testaceus* ist, so scheint mir auch hier der Uebergang angedeutet. 

Den von mir erwähnten Männchen fehlen die weissen Randsäume am Ab- 
domen ganz, das Z' des Kowarz hatte schmale weissliche Hinterrandbinden, 
während dieselben bei anderen Stücken + breit sind. Auch das 5 des Zetter- 
stedt hatte einen einfärbig glänzend schwarzen Hinterleib: (Z', 9) nigra, nitida, 
in 2 vestigio vittarum albarum in thoracis antico et fasciarum 3 cinerascentium 
in abdomine. 

ll. Parexorista grossa B. et B., II, S. 323 ist eine echte Parexorista 
mit vorstehender Stirne, drei Sternopleuralborsten und kegelförmigem Abdomen. 
Sie kann daher nicht gleich sein Sisyropa glauca Meig., wie Stein, Entom, 
Nachr., 1900, S. 154, sagt. 

12. Masicera senilis Meig., VII, S. 241, 8 = Andrina senilis R.-D. 
(1863), I, p. 836, und ist nieht identisch mit der Art Rondani’s, daher auch 
Andrina R.-D. nicht als Synonym zu Paraphorocera zu ziehen ist. Senilis Meig. 
hat die dritte Längsader bis zur kleinen Querader beborstet und die erste Hinter- 
randzelle gestielt. Meigen stellte die Art nach Robineau-Desvoidy später 
zu seiner Gattung Clista. 

13. Avihospita Hend., Wr. Ent. Zeit., 1901, ist eine todtgeborne Gattung, 
da sie zu Protocalliphora Hough, Entom. News Philad., 1899, synonym ist. Die 
Ursache ist ein bedauerlicher bibliographischer Fehler meinerseits, — Herrn P. 


Ueber einige neue oder weniger bekannte europäische Muscaria schizometopa. 211 


Fr. Konow hat es gefallen, in Nr. 2 seiner jüngst ereirten Zeitschrift anlässlich 
eines Referates über meine Arbeit seiner ganz subjectiven Anschauung über 
Nomenclatur eine die Grenzen objecetiver Kritik überschreitende Bemerkung bei- 
zufügen, die ich für meine Person hiermit zurückweise. Bezüglich des ja wirk- 
lich schlecht gebildeten Namens „Avihospita* mag sich Herr Konow aus dem 
oben eitirten Grunde trösten. Den belehrenden Hinweis auf Mik’s Ansichten 
muss ich dankend ablehnen, da ich diese aus langem persönlichen Verkehre mit 
dem Verstorbenen selbst kenne, jedoch — wie ich auch unlängst in den Term&sz. 
Füzet., 1901 bemerkt habe — nicht immer mit ihnen übereinstimme. 


Eine neue Homopterenart aus Istrien. 
Von 


Dr. L. Melichar. 
(Mit zwei Abbildungen im Texte.) 


(Eingelaufen am 4. Februar 1901.) 


Zyginella Graeffei nov. spec. 


Körper gelbliehgrün. Scheitel, Pronotum und Schildchen gelblichgrün. 
Scheitel vorne stumpf abgerundet, um ein Viertel kürzer als das Pronotum, 
letzteres vorne bogig gewölbt, hinten gerade, glatt, glänzend. In der Mitte des 
Schildchens eine vertiefte Querlinie. Gesicht gelblichgrün, Augen schwarz. 
Flügeldeeken gelbliehgrün, im unteren Drittel meist hyalin, der Clavus bis 
auf seine Spitze zinnoberroth. Der Aussenrand der Deckflügel unterhalb der 
Wurzel beginnend bis zur Mitte schmal schwarz gesäumt, vom unteren Ende der 


Umsäumung führt eine schiefe schwarze Linie in das Corium. Vier Apicalzellen, 
die Apiealnerven braun gesäumt, der äussere Apicalnerv gegabelt, in der Mitte 
der dreieckigen Zelle nahe dem inneren Aste ein schwarzer Punkt. In der Mitte 
der äusseren Apicalzelle geht vom Bogenrande ein. schwarzer Strich fast bis zum 
gegabelten Apicalnerven und bildet einen falschen Quernerven. An dem äusseren 
Quernerven befindet sich eine grosse viereckige schwarze Makel. Flügel milchig- 
weiss, von weisslichen Nerven durchzogen. Hinterleib unten grünlichgelb, mit 
einer schwarzen Längsmakel in der Mitte, oben schwarz, die Rückensegmente 
schmal gelb gesäumt. Beine blassgrün, die Klauen braun. 
14* 


213 L. Melichar. Eine neue Homopterenart aus Istrien. 


d'. Genitalklappe fehlt. Genitalplatten schmal, nach hinten ver- 
schmälert, aneinandergeschlossen, das Ende aufwärts gebogen. Letztes Rücken- 
segment schwarz, dessen Seitenlappen nach hinten und unten verschmälert, stumpf 
zugespitzt, kürzer als die Genitalplatten. Afterröhre blassgelb. Länge 3'5 mm. 

Diese durch die Randmakeln der Flügeldecken gekennzeichnete Art wurde 
von meinem Freunde Dr. E. Graeffe, welcher um die Erforschung der Homo- 
pterenfauna des Istrianer Gebietes sich grosse Verdienste erworben hat, bei Triest 
(Proseco) auf einer Lichenenart entdeckt. - 


Die drei bekannten Arten sind nach der nachstehenden Tabelle leicht zu 
bestimmen: 

1. Auf den Flügeldecken ein am äusseren Quernerven anliegender grosser, fast 

viereckiger Randfleck. Länge 35 mm. Istrien . Z. Graeffei nov. spee. 

— Auf den Flügeldecken kein schwarzer Randfleck; in der äusseren Apicalzelle 

zwei nach innen convergirende schwarze Randstriche . . . . 2 

2. Stirne beim Z' einfarbig grün oder gelb, beim 9 dicht über den Fühlern 

eine von einem Auge zum anderen ziehende schwarze, etwas nach oben aus- 

gebogene Querlinie. Clypeus schwarz. Clavus der Flügeldecken zinnoberroth. 

Länge (J', 2) 35 mm. Niederösterreich . . . . . . Z. pulchra Löw 

— Stirne bei beiden Geschlechtern einfärbig grün oder gelb. Clypeus gelb. 3 
3. Clavus der Flügeldecken gelb. Länge 275 mm. Croatien. 

Z. albifrons Horv. 

— Clavus der Flügeldecken, Hinterrand des Pronotum und ein Mittelfleck roth. 

Groatiennus. onspasiullisı Idaisn a -ulaluın.) - Var erubescemarkiarn 


Baris Gudenusi nov. spec. 
Beschrieben von 


August Sehultze 


in Detmold. 


(Eingelaufen am 25. Jänner 1901.) 


In sectionem Baridis cuprirostris Fabr. pertinens, ab ommibus vero spe- 
ciebus propinquis statura peroblongo-ovali, valde differre videtur. 

Ovali-elongata, coeruleo-violacea, submitida, antennis pedibusque nigris. 
KRostro subtenw, 9 fere thoracis longitudine, aequabile curvato, supra subti- 
lissime et sparsim, ad latera densius et paulo seriatim ruguloso-punctato, g' 
brewiore, erassiore, lateribusque grossiore punctato, in utroque sexu Nigro, Sae- 
piusque in basi metallescente. Prothorace subconico, lateribus ad apicem pau- 
lulo curvatim coangustato, subtiliter et minus crebre, sat profunde pumnctato, 


„I 7 


Baris Gudenusi nov. spec. 2153 


linea laevi angustata. Elytris parum profunde striatis, strüs in basi evidenter 
punctulatis, interstitüs ommino yplanis, obsoletissime seriatim punctulatis et 
minime setulosis. — Long. 375 —4 mm. 

Var. purpurascens. Corpore purpureo. 

Von schön blauer Farbe und mässigem Glanze, am Nahtstreifen hin und 
wieder mit einem Stich ins Grünliche. Der ganze Körper lang elliptisch, derart, 
dass die Seiten des Halsschildes und der Decken fast in gleicher Flucht zusammen- 
fallen. Die Decken, deren Schulterecken, von oben gesehen, kaum hervorragen, 
haben an der Basis ihre grösste Breite und verengen sich von hier allmälig in 
sehr sanftem Bogen zur ziemlich breit verrundeten Spitze. Die Art unterscheidet 
sich daher allein schon durch ihre lang elliptische Gestalt von der linearen Form 
der übrigen nahe verwandten Arten. Der schwarze, an der Basis meist schwärz- 
lichgrün angeflogene Rüssel ist nackt, glänzend, beim 9 ziemlich dünn, schön 
gleichmässig gebogen, von gleicher Dicke, so lang als der Halsschild, aber sehr -» 
spärlich, an den Seiten etwas runzelig punktulirt, bei dem g’ deutlich kürzer, 
weniger gebogen, unterhalb der Fühlerinsertion etwas verdiekt und an den Seiten 
gröber punktulirt. Halsschild in sehr leichtem Bogen von der Basis zur Spitze 
verjüngt, die Seiten nach unten vollkommen verrundet und mässig dicht mit 
feinen Punkten bedeckt. Die Punkte klein, aber kräftiger als bei cuprirostris, 
dabei rund, tief und ringsherum scharf umschrieben; sie stehen seitwärts und 
zur Mitte dichter, hier eine schmale Linie freilassend. Dieselben sind auf der 
Unterseite etwas stärker, aber nirgendwo zusammenfliessend. 

Die schwarzblauen Streifen der Decken sind auf der vorderen Hälfte 
ziemlich kräftig und hier — wenigstens die inneren Streifen — im Grunde deut- 
lich punktulirt. Die ganz flachen Interstitien zeigen eine äusserst feine Reihe 
nackter Pünktchen, die nur weniger deutlich sind als bei cuprirostris. Beine 
schwarz, matt, kaum mit einem Anflug von Metallschimmer, ihre stabförmigen 
Schuppen sind deutlich feiner als bei den verwandten Arten. — Länge nur aus- 
nahmsweise unter 4 mm. 

Herr Spurny sammelte diese schöne Art, welche ich mir erlaube dem 
hochverdienten Freunde und Gönner der Entomologie, Herrn Reichsfreiherrn 
v. Gudenus, zuzueignen, in Mehrzahl auf dessen Besitzungen in der Umgebung 
von Ulrichskirchen bei Wien. Die Art ist zweifellos noch weiter, und zwar nach 
Ungarn verbreitet und wohl mit anderen Arten verwechselt, denn Herr Prof. 
Schuster fing heuer ein schön purpurrothes Stück dieser Art am Neusiedler 
See (var. purpurascens). 

Es mag daher zum Vergleiche eine kurze Charakteristik der in Betracht 
kommenden, mit Gudenusi verwandten europäischen Arten hier nochmals am 
Platze sein. 

Baris angusta Brulle (Brisout, Annal. Soc. entom. de Fr., Vol. X, 
Ser. 4, p. 299); violacea Boheman (Schönh., III, S. 708). Eine vielfach verkannte 
oder nicht gekannte Art. Von gleichfalls schön blauer Farbe und durch voll- 
kommen lineare Gestalt, seitwärts sehr dicht punktirten und hier behaarten 
Rüssel, durch fast viereckigen, dicht und grob punktirten, beiderseits behaarten 


214 August Schultze. 


Halsschild mit gleichfalls glatter Mittellinie, wie ferner durch kräftiger punktirt- 
gefurchte Deckenstreifen und viel deutlichere, mit ziemlich langen Haarschüppchen 
versehenen Punktreihen der Interstitien gekennzeichnet. Brust zwischen Vorder- 
und Mittelhüften und Unterseite der Vorderschenkel mit abstehenden Haar- 
börstehen. Mir nur aus Italien bekannt. (Siehe auch Reitter, Bestimmungs- 
Tabelle XXXIIL, S. 25 und 25 **.) 


Baris janthina Boheman (Schönh,, III, S. 708; Brisout, 1. e., 
Vol. X, Ser. 4, p. 300), von welcher ich nur Stücke aus Süd-Russland, der Dobru- 
tscha und von Mehadia (Schuster) kenne, ist gleichfalls schön blau, dabei 
schmäler und kleiner als angusta, und hin und wieder hinter der Mitte sogar 
ein wenig verbreitert. In der Punktirung des Halsschildes nähert sich dieselbe 
mehr der Gudenusi; doch auch hier ist der Halsschild seitwärts fast gerade und 
parallelseitig. Die Punktreihen der Deckeninterstitien sind gleichfalls so fein 
wie bei Gudenusi, zeigen aber eine deutlich wahrnehmbare, staubartige Be- 
schuppung. Beine schwarz, mit spärlicher, eingebetteter grauer Beschuppung. 


Baris cuprirostris Fbr. (Brisout, 1. ce., Vol. X, Ser. 4, p. 302). Diese 
in der Stammform grasgrüne, stark seidenglänzende, selten ins Kupfrige spielende 
(var. nitidula Dej.), in Sieilien oft lebhaft blaue Art (var. sicula Boheman) 
kommt in mancher Hinsicht der Gudenusi am nächsten; sie ist jedoch durch- 
schnittlich kleiner. Auch cuprirostris besitzt den nach vorne sich verjüngenden 
Halsschild, obwohl in noch mehr ausgesprochenem Grade, und ebenso die voll- 
kommen unbehaarte und unbeschuppte Oberseite. Dagegen sind auch bei ihr die 
Decken bis hinter der Mitte vollkommen parallelseitig; Rüssel kupfer- oder 
bronzefarben, die Beine bronzegrün und mit ganz weissen und stärkeren Schuppen- 
borsten besetzt. 


In Mittel- und Südeuropa, auch in Algier verbreitet, aber, wie es scheint, 
mehr dem Westen angehörend. Oesterreichische Stücke sind mir zwar bisher 
nicht bekannt, aber zweifellos schon aufgefunden worden, da die „Faun. reg. 
Hungariae“, 1896, das Vorkommen dieser Art in den angrenzenden nördlichen 
Comitaten nachweist. 


Baris prasina Boheman (Brisout, 1. e., Vol. X, Ser. 4, p. 301; 
Schönh., III, S. 706). In den Mittelmeerländern verbreitet. In der Stammform 
wie cuprirostris grasgrün, selten mit bläulichem Schimmer; sie besitzt ebenfalls 
einen mehr oder weniger konisch geformten Halsschild, aber mit geraden Seiten. 
Die Punktirung des Halsschildes ist deutlich gröber als bei G@udenusi, ebenso die 
Seulptur der Decken; aber auch hier sind die Seiten bis hinter der Mitte linear. 
Die Punktreihen der Interstitien zeigen dieselben langen Haarschüppchen wie bei 
angusta Brulle. Beine schwarzgrün oder kupferig, mit ziemlich dichter, stab- 
oder keulenförmiger weisser Beschuppung. 

Baris squamipes Faust (Deutsche Ent. Zeit., 1888, S. 45; Reitter 
l. e., S. 24). Von der schmalen Gestalt und Farbe der janthina, nur ist der 
Halsschild nach vorne leicht konisch verjüngt. Die Punktirung des letzteren 
oben etwa so dicht wie bei Gudenusi, die Punkte jedoch fast verloschen und 


Baris Gudenusi nov. spec. 215 


zumeist mit niederliegenden, sehr feinen Haarschüppchen besetzt, die Sculptur 
des Halsschildes unten an den Seiten dagegen schräg runzelig, und hierdurch die 
Art am sichersten gekennzeichnet. Punktreihen der Deckeninterstitien so fein 
wie bei janthina, aber mit etwas längeren Haarschüppchen. 

Beine länger als bei allen anderen erwähnten Arten, insbesondere die 
Hinterschenkel schmal und gleichbreit und mit dicken, zur Spitze etwas ver- 
breiterten weissen Schuppen dicht besetzt. 

Diese bisher nur aus Transcaspien bekannte Art dürfte sich möglicher 
Weise auch in Südost-Russland und Transcaucasien vorfinden. 


Beitrag zur Hymenopteren-Fauna von Süd-Istrien. 
Von 
August Schletterer. 


(Eingelaufen am 20. Jänner 1901.) 


Folgendes Verzeichniss istrianischer Hymenopteren bildet einen Nachtrag 
zu meinen Programmaufsätzen „Zur Hymenopteren-Fauna von Süd-Istrien“ 
(IV. Jahresbericht des k.k. Staatsgymnasiums zu Pola, 1894) und „Zur Bienen- 
fauna des südlichen Istrien* (V. Jahresbericht des k. k. Staatsgymnasiums zu 
Pola, 1895). 

Das Materiale dazu sammelte ich während der Jahre 1896 und 1897; es 
enthält eine Anzahl für die Gegend von Pola noch nicht festgestellter Arten. 
Diese sollen bei dem Umstande, dass ich wohl nie mehr längeren Aufenthalt in 
Istrien zu nehmen veranlasst sein werde, allein die Grundlage des kleinen Auf- 
satzes bilden. 

Die Hymenopteren-Fauna von Süd-Istrien weist nunmehr 554 Arten auf, 
die 151 verschiedenen Gattungen angehören. Selbstverständlich wird im Laufe der 
Zeit in dieser dem paläarktisch-mediterranen Gebiete angehörenden Gegend noch 
eine Zahl von Formen beobachtet werden, welche die der jetzt nachgewiesenen 
hoch übertrifft. 

Für gewährte Unterstützung sei gedankt den Herren Pastor Fr. Konow 
in Teschendorf, Dr. J. Kriechbaumer in München, sowie meinen Freunden 
H. Friese in Jena, A. Handlirsch, Custos-Adjuncet am k. k. naturhistorischen 
Hofmuseum in Wien und Fr. Kohl, Custos ebendort. 


Gen. Halictus Latr. 


H. lombardicus Friese. Weibchen ziemlich häufigim Juni auf Paliurus australis 
und Melilotus officinalis. 

H. obscuratus F. Mor. Männchen und Weibchen häufig vom 15.—30. April auf 
Erica arborea und Thymus dalmaticus. 


216 August Schletterer. 


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3. 


H. 


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rubieundus Christ. Mehrere Weibchen am 20. Juni auf Helichrysum angusti- 
folium und am 24. Juni auf Sonchus asper. 

smeathmanellus Kerby. Einige Weibchen in den ersten Tagen des Juli auf 
Verbena vulgaris und Galium verum. 

vulpinus Nyl. Vom 15. September bis 20. October sammelte ich zahlreiche 
Männchen auf Lepidium graminifolium. 


Gen. Andrena Latr. 


. curvungula Thoms. Einige Männchen am 20. Mai auf Malva silvestris, drei 


Weibchen am 9. Juni auf Cistus villosus und Specularia speculum. 


. elegans Gir. Zwei Männchen am 1. Juni auf Thymus Ohamaedrys. 
. Hattorfiana Fabr. Im Juni mehrmals auf Scabiosa gramuntia und Ligustrum 


vulgare, meist im Kaiserwalde. 


. Zugubris Lepel. Mehrere Weibchen vom 15. Mai bis 10. Juni auf Thymus 


dalmaticus. 


. nitida Foure. Zwei Weibchen am 18. April auf Erica arborea. 
. truncatilabris F. Mor. Ein Weibchen am 8. Juni auf Cistus monspeliensis. 
. atrata Friese. Männchen und Weibchen im April und Mai auf Hieracium, 


Taraxacum officinale und Brassica oleracea. 


Gen. Ceratina Latr. 


. Dallatorreana Fries. Einige Stücke, und zwar Männchen und Weibchen um 


die Mitte des Juni auf Cistus villosus, Ranunculus und Helianthemum 
vulgare. 
Gen. Eucera Latr. 


. caspica F. Mor. Zwei Männchen am 15. April auf Erica arborea. 
. interrupta Bär. Drei Weibchen am 12. Juni auf Vicia varia. 


Gen. Podalirius Latr. 


albigenus Lep. Mehrmals, d. i. vom 8.—14. Juli auf Myrtus communis, und 
zwar Weibchen. 
parietinus Fabr. Ein Weibchen am 5. Juli auf Teuerium Chamaedris. 


P. retusus var. lituratus Lep. Einige Weibchen am 15. Juni auf Salvia celandestina. 


O. 


«en. Osmia Latr. 
notata Fabr. = melanogastra Spin. Zwei Weibchen im Juni. 


O. laevifrons F.Mor. Männchen und Weibchen am 7. und 17. Juni auf Doryenium 


herbaceum. 
Gen. Megachile Latr. 


M. centicularis L. Ein Männchen im Juni auf Stachys recta. 
M. melanopyga A. Costa. Mehrere Weibehen am 12. Juli auf Teuerium Polium. 
MM. pilicrus F. Mor. Ein Männchen im Juni auf Ononis antiquorum. 


ee SA 


Br 


Beitrag zur Hymenopteren-Fauna von Süd-Istrien. 2A 


Gen. Anthidium Fabr. 


4A. affıne F. Mor. Männchen und Weibchen nicht selten im Juni und Anfangs 
Juli auf Ononis antiquorum. 
Gen. Epeolus Latr. 


E. tristis Smith. Männchen und Weibchen vom 25. Juni bis 15. Juli mehrmals 
auf Teuerium Chamaedris und Thymus Chamaedris. 


Gen. Melecta Latr. 
M. armata Panz. Ein Männchen am 29. Juni auf Lychnis vespertina bei 
Fort Daniele. 
Gen. Nomada Fahr. 


N. furcata Panz. Einige Weibchen am 10. Mai auf Thymus dalmatieus. 
N. Mephisto Schmiedekn. Zwei Weibchen am 21. Mai auf Thymus dalmatieus. 
N. mutabilis F. Mor. Mehrere Weibchen am 1. Juni auf grasigen Wegen. 


«en. Stelis Latr. 
St. aterrima Latr. Ein Männchen am 11. Juni auf einem grasigen Mauerabhang. 


Gen. Sirex L. 
5. gigas L. Männchen und Weibchen nicht selten im ganzen Mai und in der 
ersten Junihälfte. 


Gen. Macrocephus Konow. 
M. Satyrus Panz. Ein Weibchen am 25. Mai. 


Gen. Monoplopus Konow. 


M. Idolon Rossi. In der ersten Junihälfte auf Oenanthe fistulosa, Orlaya grandi- 
flora und Sinapis arvensis, und zwar Männchen und einige Weibchen, auch 
auf Orepis neglecta. 


Gen. Rhadinoceraea Konow. 
R. fulviventris Scop. = thoracica Taschenb. Einige Weibchen am 14. Juni auf 
Paliurus australis. 


Gen. Arge Schrank (= Hylotoma Latr.). 


A. atrata Forst. Zwei Weibchen am 21. Juni auf Paliurus australis. 


Gen. Athalia Leach. 
A. Capreae Schrank var. liberta Illig. Ein Weibehen am 16. Juni auf Gras. 


Gen. Amasis Leach. 


A. crassicornis Rossi. Männchen und Weibchen in der ersten Junihälfte ziemlich 
selten auf Ranunculus Ülyrieus und Crepis neglecta. 


218 August Schletterer. 


Gen. Emphytus Llig. 

FE. melanarius Klug. Weibchen; selten in der ersten Junihälfte auf Paliurus 
australis. 

Gen. Macrophya Dahlb. 

M. albieineta Schrank. Männchen und Weibchen nicht selten vom 20. Mai bis 
30. Juni auf Hecken von Paliurus australis, Sambucus Ebulus und Rubus 
caesius. 

M. crassula Klug. Männchen und Weibchen öfters im Juni auf Strassenhecken 
von Paliurus, Rubus, Phillyrea, Sambucus ebulus ete. 


Gen. Tenthredopsis Costa. 


T. litterata Geoftr. = Thomsoni Konow. Ein Weibchen am 1. Juli auf Paliurus 
australis. 

T. tristis Steph. var. austriaca Konow. Am 5. und 8. Juni auf Paliurus australis; 
selten. 


T. Andrei Konow (= gynandromorpha Andre). Zwei Weibehen am 27. April 
auf Thymus dalmaticus. 


Gen. Methoca Latr. 
M. ichneumonides Latr. Ein Männchen. 


Gen. Rhynchium Spin. 
Rh. oculatum Fabr. Ein Weibchen. 


Gen. Odynerus Latr. 


O. xanthomelas (Leionotus) H. Schäff. Nicht selten, und zwar Männchen und 
Weibchen. 

O. dentisgquamma (Leionotus) Thoms. Einige Weibchen am 10. Juli auf Doryc- 
nium herbaceum und am 12. Juli auf Teuerium Polium. 

O. interruptus (Hoplopus) Brull. Diese schöne Wespe sammelte ich vom 7. Juni 
bis 15. Juli in beiden Geschlechtern häufig auf Fusswegen, mitunter auf 
Doryenium herbaceum und Paliurus australis. 

O. (Leptochilus) modestus Soss. Männchen und Weibchen mitunter im Juni auf 
Dorycenium herbaceum. 


Gen. Psen Latr. 
P. Schenckii Tourn. Zwei Weibchen am 24. Juni auf Paliurus australis. 


Gen. Nysson Latr. 
N. dimidiatus Jur. Mehrere Männchen und Weibchen im Juni. 


Gen. Gorytes Latr. 
@G. foveolatus Handl. Ein Männchen im Juni. 


Beitrag zur Hymenopteren-Fauna von Süd-Istrien. 219 


Gen. Trypoxylon Fahr. 
T. scutatum Chevr. Einige Männchen und Weibchen am 29. Juni und 1. Juli 


auf Paliurus australis. 
T. attenuatum Smith. Zwei Männchen am 3. Juli auf Paliurus australis. 


Gen. Philanthus Fabr. 


P. triangulum Fabr. Männchen und Weibchen vom 15. September bis 12. October 
auf Eryngium amethistinum und Daucus carota. 


Gen. Cerceris Latr. 
C. capitata Smith. Ein Männchen am 13. Juni auf Paliurus australis. 


Gen. Crabro Fabr. 


C. fuseitarsus H. Schäff. Zwei Weibehen in den ersten Tagen des Juli auf 
Paliurus australis. 


Gen. Pompilus Fabr. 
P. retusus A. Costa. Ein Weibchen am 10. Mai auf Evonymus japomicus. 


Gen. Myrmosa Latr. 


M. cognata A. Costa. Mehrere Männchen und Weibchen am 20. Juni auf Paliurus 
australis und am 4. Juli auf Rasen. 


Gen. Evania Fahr. 


E. minuta Oliv. Männchen und Weibchen am 25. Juni im Kaiserwalde auf 
Blättern. 
Gen. Aulacus Jur. 


A. Patrati Serv. Ein Männchen am 10. Juli auf Evonymus japonieus. 


Gen. Gasteruption Latr. 


G. Sowae Sehlett. nov. spee. Caput polito-nitidum; margo oceipt- 
talis posticus evidenter reflexus et foveola unica in medio sita. Genae flagelli 
articulo primo breviores. Flagelli articulus secundus quam primus in mare 
primo sesqui, in femina primo duplo longior, tertius longitudine aequalis primo 
unacum secundo. 

Collum breve. Mesonotum grosse rugosum et in rugis punctatum. Terebra 
longitudine corporis totius. Nigrum, abdomen in medio rufum. 

Longum 17—20 mm. 

Kopf glatt und glänzend. Hinterkopf mehr halbkugelig als kegelförmig. 
Kopfhinterrand hoch kragenartig aufgestülpt und braun durchscheinend, an 
seinem Hinterrande befindet sich oben in der Mitte eine grubenartige Vertiefung. 
Wangen kürzer als das erste Geisselglied, aber sehr deutlich entwickelt. Abstand 
der hinteren Nebenaugen von den Netzaugen gleich dem ersten Geisselgliede, 
ihr gegenseitiger Abstand ein wenig grösser. Zweites Geisselglied beim Männchen 


» 


220 August Schletterer. Beitrag zur Hymenopteren-Fauna von Süd-Istrien. 


1’/smal so lang wie das erste, beim Weibchen doppelt so lang, drittes Geissel- 
glied beim Männchen und Weibchen so lang wie das erste und zweite zusammen. 

Hals kurz. Vorderrücken mit deutlich vorspringenden Schultereeken. Mittel- 
rücken grob gerunzelt und in den Runzeln mit groben Punkten; die Runzeln 
bilden in der Mitte mitunter eine Querstreifung. Schildchen seichter runzelig 
und von einer tiefen Kerblinie umgeben. Mittelsegment grob netzartig punktirt 
gerunzelt. Hinterhüften mässig grob und unregelmässig gerunzelt. Legeröhre 
des Weibchens so lang wie der ganze Körper, Klappen schwarz mit hellen Enden. 

Körperfärbung schwarz, Hinterleib in der Mitte rothbraun. Hinterbeine 
mit Ausnahme des röthlichen Oberschenkelgrundes schwarz, die anderen Beine 
grösstentheils rostroth. 

Diese Art steht am nächsten dem @. pedemontanum, mit welchem ich diese 
Thiere anfangs bei oberflächlicher Betrachtung auch verwechselt habe. Ihr Haupt- 
unterschied liegt in der bedeutenderen Grösse, in der Form des Hinterkopfes, 
der weniger verschmälert ist als bei @. pedemontanum und am Kragen nur ein 
Grübchen aufweist, während @. pedemontanum neben dem mittleren Grübchen 
noch zwei Seitengrübchen besitzt. Die Wangen sind bei diesem ein wenig kleiner, 
d. h. der untere Augenrand ist von der Oberkieferbasis weniger weit entfernt. 
Die Körperfärbung ist im Allgemeinen wie bei @. pedemontanum, die vier mittleren 
und vorderen Schenkel und Schienen sind röthlichbraun, während die Hinter- 
beine fast ganz schwarz sind und im Gegensatze zu @. pedemontanum keinen 
weissen Ring an der Schienenbasis zeigen. 

Nicht häufig. Ich fing Männchen und Weibchen auf Paliurus australis 
und Doryenium herbaceum von Ende Mai bis Mitte Juli. 

Diese Art ist eine der grössten europäischen Arten. Ich benenne sie nach 
meinem Freunde und Mitsammler Prof. Theodor v. Sowa in Prag. — Die Typen 
(1 d, 39) stecken in der Sammlung des k. k. naturhistorischen Hofmuseums 
in Wien. 

Gen. Holopyga Dahlb. 
H. fervida Fabr. Ein Männchen und zwei Weibchen am 30. Juni auf Hecken. 


Gen. Chrysogona Först. 
Ch. pumila Klug. Ein Weibchen am 10. Juni. 


Gen. Hedychridium Latr. 


H. nobile Seop. Ein Weibchen am 5. Juni auf Paliurus australis. 
H. sulphuratum Ab. Ein Männchen am 21. Juni auf Paliurus australis. 


Gen. Chrysis Lim. 
Ch. Grohmanni Dahlb. Ein Weibehen Mitte Juni auf Orlaya grandiflora. 
Ch. scutellaris Dahlb. Um Ende Mai auf Tordylium apulum. 
Ch. 6-dentata Christ. Am 10. Juni auf Paliurus australis. 


we 


Referate. 2 21 


Referate. 


Heimerl, A. Monographie der Nyetaginaceen, I. (Bougainvillea, Phaeo- 
ptilum, Collignonia.) (Denkschr. d. kais. Akad. d. Wissensch. in Wien, math.- 
naturw. Cl., Bd. 70, 1900, 42 S., 2 Taf. 4°.) 


Verfasser behandelt von den vier Tribus der Unterfamilie der Mirabileen 
sehr eingehend in monographischer Bearbeitung die Bougainvwilleinae und Col- 
lignoniinae. 

Die Gattungen Bougainvillea und Phaeoptilum, welche den Bougain- 
villeinae angehören, sowie die Gattung Collignonia, welche die Collignoniinae 
repräsentirt, werden nicht nur eingehend systematisch, sondern auch ihrem 
morphologischen Aufbaue nach behandelt. Von den vom Verfasser unterschiedenen 
zehn Bougainvillea-Arten sind drei und zwei Varietäten neu. 

Für den praktischen Gebrauch hat Heimerl auch einen analytischen 
Schlüssel zur Bestimmung der Arten beigegeben. 

Die bisher nur mangelhaft bekannte und nur eine Art umfassende Gattung 
Phaeoptilum erfährt in dieser Monographie eine sehr genaue Bearbeitung, indem 
sowohl unsere Kenntnisse bezüglich des Blüthenbaues ergänzt, als auch eine 
Uebersicht der bis jetzt bekannten Abänderungen, unter diesen eine neue Varietät, 
gegeben wird. 

Die monographische Bearbeitung der Gattung Collignonia ergab drei neue 
Arten, so dass die Artenzahl der Gattung nun auf sieben gestiegen ist. 

Die neuen Arten und Varietäten der hier besprochenen Monographie 
sind folgende: 

Bougainvillea glabra Choisy, emend. var. a) typica, var. b) graciliflora, 
var. c) brachycarpa; B. stipitata Griseb., emend. var. a) Grisebachiana, var. 
b) longispinosa, var. c) Kuntzeana; B. modesta nov. spec., B. Malmeana nov. 
spec., B. berberidifolia nov. spec. Von Phaeoptilum spinosum Radlkof. unter- 
scheidet Heimerl die Varietäten a) typica, b) intercedens, ec) chloroptila. — 
Von den Collignonia-Arten und Varietäten sind neu: CO. ovalifolia, C. glomerata 
Griseb., var. b) boliviana, endlich ©. acutifolia. 

Exsiccaten unter Angabe der Colleetionsnummern werden in ausgiebiger 
Weise eitirt. Von den beiden schönen Tafeln behandelt I Bougainvillea, II die 
Formenreihe von Phaeoptilum. Dr. Carl Rechinger (Wien). 


 Wettstein, R.v. Descendenztheoretische Untersuchungen. I. Unter- 
suchungen über den Saison-Dimorphismus im Pflanzenreiche. 
(Denkschr. der kais. Akad. der Wissensch. in Wien, mathem.-naturw. Cl., 
Bd. LXX, 1900.) 


Durch seine monographischen Studien über die Gattungen Gentiana und 
Euphrasia wurde die Aufmerksamkeit des Verfassers auf eine Erscheinung ge- 
lenkt, welche er als Saison-Dimorphismus bezeichnet. Sie besteht darin, dass 
zahlreiche Arten dieser Gattungen eine Gliederung in je eine frühblühende und 


2 22 Referate. 


eine spätblühende Unterart zeigen. Die frühblühenden Arten sind wenig oder 
gar nicht verzweigt, haben relativ lange Internodien und stumpfe Stengelblätter; 
die spätblühenden Arten sind reichlich verzweigt, haben kurze Internodien und 
spitze Stengelblätter. Die Erklärung für diese Erscheinung findet Wettstein 
in dem Mähen der Wiesen; die frühblühenden Arten fruchten vor dem Mähen, 
die spätblühenden blühen erst nach dem Mähen. Selbstverständlich muss bei der 
Entstehung dieser Formen die Selection eine Rolle gespielt haben. 


Ausser den Gattungen Gentiana und Euphrasia war es auch noch die 
Gattung Alectorolophus, welche schon in der ersten Abhandlung Wettstein’s über 
diesen Gegenstand!) als saisondimorph bezeichnet wurde. Seither wurden noch 
ähnliche Fälle bei Zriglochin (von Buchenau) und bei Odontites (von einem 
Schüler Wettstein’s) constatirt. In der vorliegenden Abhandlung finden wir nun 
eine ganze Reihe neuer Fälle von Saison-Dimorphismus angeführt, die sich auf die 
Gattungen Orthantha, Melampyrum, Ononis, Galium und Campanula beziehen. 
Es sind beispielsweise saisondimorph: Orthantha lutea (L.) Kern., Melampyrum 
grandiflorum Kern. und nemorosum L., Ononis spinosa L., Galium verum L. 
und Campanula glomerata L. 


Aber nicht nur diese neuen Fälle von Saison-Dimorphismus werden in der 
vorliegenden Arbeit besprochen, sondern auch zu den bereits früher bekannten 
Fällen werden wichtige Ergänzungen mitgetheilt. Solche Ergänzungen ergaben 
sich insbesondere durch die Berücksichtigung eines zuerst von Murbeck ein- 
geführten neuen Gesichtspunktes. Dieser Autor fand nämlich, dass bei Alectoro- 
lophus neben den saisondimorphen Thalformen auch ungegliederte Gebirgs- 
formen existiren, deren Erklärung sich von selbst ergibt, da eben die klimatischen 
Verhältnisse der Hochgebirge mit ihrer kurzen Vegetationsperiode eine Gliederung 
in frühblühende und spätblühende Arten nicht zulassen. Diese Erscheinung ist 
nicht auf Alectorolophus beschränkt, sondern sie zeigt sich auch sehr schön bei 
Gentiana-Arten. 

Aus den zusammenfassenden theoretischen Erörterungen, mit welchen die 
Arbeit schliesst, können hier nur einige wichtigere Sätze Platz finden. Es hat sich 
ergeben, dass — wie schon erwähnt wurde — im Hochgebirge keine saison- 
dimorphen Arten existiren; dasselbe gilt von der arktischen Flora. Die Er- 
scheinung des Saison-Dimorphismus ist also auf die Niederungen und die Berg- 
region gemässigter klimatischer Gebiete beschränkt. Die frühblühenden Arten 
sind stets Bewohner von Wiesen oder Aeckern, während bei den spätblühenden 
Arten dies oft nicht der Fall ist. Was die Erklärung der Erscheinung anbelangt, 
so fasst Wettstein selbst dieselbe in folgende Sätze zusammen: „Der Saison- 
Dimorphismus ist im Pflanzenreiche ein specieller Fall der Neu- 
bildung von Arten, bei welchem in Anknüpfung an Formverän- 
derungeninfolge directer Anpassung an standortliche Verhältnisse, 
sowie infolge zufälliger Variation, durch Zuchtwahl es zu einer 


ı) Wettstein, Der Saison-Dimorphismus als Ausgangspunkt für die Bildung neuer Arten 
im Pflanzenreiche. Berichte der Deutschen botan. Gesellsch., Bd. XIII, 8. 303 (1895). 


Referate. 2 2 3 


Fixirung derneuen Formen kommt. Der directen Anpassung, respec- 
tive individuellen Variation (Heterogenesis) fällt hierbei die Neu- 
schaffung der Formen, der Selection die Fixirung und schärfere Aus- 
prägung derselben durch Ausscheidung des Unzweckmässigen zu.“ 


Der Abhandlung sind sechs Lichtdrucktafeln beigegeben, welche photo- 
graphische Reproductionen von Herbar-Exemplaren saisondimorpher Arten der 
Gattungen Gentiana, Odontites, Orthantha, Melampyrum, Galium, Ononis und 
Campanula bringen. 

Fritsch. 


Christ, H. Die Farnkräuter der Schweiz. Beiträge zur Kryptogamenflora 
der Schweiz, Bd. I, Heft 2. Bonn, 1900. 


Auf diese Publication soll hier, obwohl sie in erster Linie nur die Flora 
der Schweiz betrifft, speciell aufmerksam gemacht werden, da sie für Jeden, der‘ 
sich für die Systematik unserer europäischen Farne interessirt, von grosser 
Wichtigkeit ist. Ja noch mehr, sie ist auch für jeden Systematiker, der sich nicht 
speciell mit Farnen beschäftigt, von Bedeutung, da im allgemeinen Theile, nament- 
lich in den Capiteln: „Taxinomische Einheiten“, „Varietät und Standort“, „Sub- 
species in geographischer Beziehung“, „Hybridation und hybridogene Species“, 
„Auswahl und Einfluss der Standorte. — Anpassungen“ u. s. w., verschiedene 
hochwichtige allgemeinere Fragen besprochen werden. 


Auf Einzelheiten des speciellen Theiles kann hier nicht eingegangen werden. 
Es sei nur hervorgehoben, dass derselbe die Beschreibungen zahlreicher inter- 
essanter Varietäten und Bastarde enthält, dass über nicht wenige Formen neue 
Ansichten ausgesprochen werden, sowie dass 23 Textabbildungen seltenere Formen, 
namentlich solche hybriden Ursprunges, darstellen. Die bei den einzelnen Arten 
mit grosser Sorgfalt zusammengestellten Verbreitungsangaben erstrecken sich auf 
die ganze Erdoberfläche. 

Fritsch. 


Coiney, Aug. de. Ecloga quinta plantarum Hispanicarum seu Icones 
stirpium elapsis annis per Hispaniaslectarum. Paris (Masson & Cie.), 
1901. Avec 14 planch. lithogr. 


Der fünfte Theil dieses schönen Werkes!) enthält die Beschreibungen und 
Abbildungen folgender neuer spanischer Pflanzen: Reseda luteola L. var. partıta 
Coiney, Medicago omonidea Coiney, Trifolium carteiense Coiney, Centaurea 
Rouyi Coiney, Centaurea setabensis Coincy, Aster hispanicus Coiney, Bonarosiqa 
hispanica Coiney, Linaria proxima Coiney, Linaria intricata Coiney, Globu- 
laria oscensis Coiney, Atriplex rosea L. var. ilicifolia Coiney, Juniperus thuri- 
fera L. var. gallica Coiney (ausserdem des Vergleiches halber Juniperus sabina L. 
und Juniperus thurifera L.) und Gastridium oblongum Coincy. 

Dr. A. Zahlbruckner. 


1) Siehe diese „Verhandlungen“, Jahrg. 1896, S. 98 und Jahrg. 1897, S. 430. 


224 Referate. 


Lindau, @. Hilfsbuch für das Sammeln parasitischer Pilze, mit Be- 
rücksichtigung der Nährpflanzen Deutschlands, Oesterreich-Ungarns, Belgiens, 
der Schweiz und der Niederlande, nebst einem Anhange über die Thier- 
parasiten. Berlin (Gebr. Borntraeger), 1901. 8°. 


Das vorliegende Buch, welches eine Zusammenstellung der Nährpflanzen 
mit ihren parasitischen Pilzen enthält, stellt es sich in erster Linie zur Aufgabe, 
das Sammeln dieser Gruppe der Zellkryptogamen zu erleichtern. Die Anordnung 
des Stoffes ist entsprechend den praktischen Zwecken des Büchleins eine einfache 
und übersichtliche; es werden die Nährpflanzen (so weit es die Phanerogamen 
betrifft, nach Garke’scher Nomenclatur) alphabetisch aufgezählt, durch fetten 
Druck hervorgehoben und bei jeder Art die auf ihr parasitirenden Pilze aufge- 
zählt. Die angeführten parasitischen Pilze beschränken sich ausschliesslich auf 
Formen, welche lebende Gewebe der Nährpflanzen befallen, deren Parasitismus 
somit bewiesen ist; dementsprechend werden Pilze aus den Gruppen der Chytri- 
diaceen, Peronosporaceen, Ustilagineen, Uredineen, Exobasidiaceen und Exoasceen 
angeführt, hingegen die Zygomyceten und Carpoasceen nur theilweise berück- 
sichtigt und die Fungi imperfeeti (mit Ausnahme der auf Flechten lebenden 
Arten) gänzlich vernachlässigt. Die Grundlage der Zusammenstellung lieferten 
in erster Linie die grossen einschlägigen Werke von Winter, A. Fischer und 
Schröter und die Arbeiten der in neuerer Zeit auf diesem Gebiete thätigen 
Mykologen. Das berücksichtigte Gebiet umfasst Deutschland, Oesterreich-Ungarn 
(mit Ausschluss der Balkanprovinzen), Belgien, die Schweiz und die Niederlande. 
Es unterliegt keinem Zweifel, dass die vorliegende Zusammenstellung sich als 
ein praktisches „Hilfsbuch“ bewähren wird, und sie sei. hiermit Jedem, der sich 
mit dem Sammeln parasitischer Pilze befasst oder sich die mykologische Durch- 
forschung eines Gebietes zur Aufgabe gestellt hat, bestens empfohlen. 

Dr. A. Zahlbruckner. 


Bericht 


über die 
‘ordentliche General-Versammlung 
am 1. März 1901. 


Der Vorsitzende, Präsident Prof. R. v. Wettstein, constatirt 
die Anwesenheit von über 50 Mitgliedern und eröffnet die Ver- 
sammlung mit folgender Ansprache: 


Verehrte Versammlung! 


Indem ich daran gehe, die Berichterstattung über das abgelaufene Gesell- 
schaftsjahr mit wenigen Worten einzuleiten, drängt es mich, zunächst hier in 
einem grösseren Kreise von Mitgliedern meinen Dank auszusprechen für das Ver- 
trauen, welches mir die Gesellschaft durch die Wahl zu ihrem Präsidenten aus- 
gedrückt hat. Es drängt mich, die Versicherung abzugeben, dass ich, indem ich 
diese Wahl annahm, erklären wollte, dass ich gerne bereit bin, meine bescheidenen 
Kräfte in den Dienst der Gesellschaft zu stellen, dass ich dahin streben werde, 
im Vereine mit den übrigen Funetionären in socialer Hinsicht die Gesellschaft 
als das zu erhalten, was sie mit Recht geworden ist, nämlich als Sammelpunkt 
aller für Botanik und Zoologie sich interessirenden Personen Oesterreichs, dass 
ich bestrebt sein werde, in wissenschaftlicher Hinsicht nicht blos die 
Gesellschaft auf den bewährten bisher betretenen Wegen weiter zu führen, son- 
dern auch durch rechtzeitige Wahrnehmung der Forderungen der Zeit sie in den 
Dienst neuer Aufgaben zu stellen. 

Ich benütze gerne diese Gelegenheit, um meines hochverehrten Herrn 
Vorgängers, des Herrn Baron Drasche, zu gedenken, der durch sechs Jahre 
das Präsidium unserer Gesellschaft führte und der noch gelegentlich seines aus 
Gesundheitsrücksichten nothwendig gewordenen Rücktrittes durch eine hoch- 
herzige Spende sein Interesse für unsere Gesellschaft bekundete. Die Plenar- 
versammlung hat schon bei einem früheren Anlasse ihren Dank hiefür ausge- 
sprochen, und ein Antrag, der heute Ihnen unterbreitet werden wird, soll die 
Anregung enthalten, in feierlicher Weise die Dankbarkeit der Gesellschaft ihrem 
ehemaligen Präsidenten gegenüber zu bekunden. 

Z. B. Ges. Bd. LI. 15 


226 Bericht über die General-Versammlung am 1. März 1801. 


Das vergangene Gesellschaftsjahr war, wie Sie aus den Berichten unserer 
Herren Funetionäre entnehmen werden, ein Jahr ruhiger und erfolgreicher 
Thätigkeit. Was den Stand unserer Mitglieder anbelangt, so müssen wir 
leider einen kleinen Rückgang constatiren, indem einem vorjährigen Mitglieder- 
stande von 550 zahlenden Mitgliedern ein momentaner von 523 gegenüber steht. 
Wir müssen mit Befriedigung constatiren, dass nicht ein Mangel in unserer 
Organisation oder ein begangener Fehler diesen Rückgang verursachte, sondern 
dass derselbe ein Ausdruck der bei allen Vereinen naturgemäss vorkommenden 
Fluctuationen im Stande der Mitglieder ist, aber er nöthigt mich zu dem Appelle 
an alle Mitglieder und Freunde unserer Gesellschaft, durch Werbung neuer Mit- 
glieder für einen Ersatz dieses Ausfalles zu sorgen. Besonders betrübend ist der 
Verlust jener Mitglieder, die uns der Tod entriss. Es sind dies die Herren: 
Heinr. Gross, Adalb. Viertel, Hugo Zukal, Nicolaus Dumba, Ernst Kern- 
stock, Carl Neufellner, Eduard Formänek, Emerich Räthay, Josef Mik, 
Franz Reiss, Theodor Adensamer, Hans Satter und Frau Natalie Schloss. 

Ich bitte die Versammlung, durch Erheben von den Sitzen in üblicher 
Weise das Andenken an die Verstorbenen zu ehren. 

Es wird gewiss keine Missdeutung erfahren, wenn ich einzelner der Ver- 
storbenen, die unserer Gesellschaft besonders nahe standen, ausführlicher gedenke. 
Ich nenne die drei Botaniker Kernstock, Räthay und Zukal, die um die 
Erforschung relativ nieder organisirter Pflanzengruppen, besonders der Pilze und 
Flechten, sich hervorragende Verdienste erwarben, welche eine Reihe werthvoller 
Arbeiten in unseren Gesellschaftsschriften veröffentlichten und von denen die 
beiden Letzterwähnten oftmals uns durch anregende Vorträge erfreuten. Ich 
nenne Schulrath Prof. Mik, der als wissenschaftlicher Fachmann und Schulmann 
allgemeinster Anerkennung sich erfreute, den ein Heer von Männern als seinen 
ehemaligen Lehrer verehrt und der lange Zeit in eifrigster Weise an den Arbeiten 
unseres Ausschusses sich betheiligte. Ich nenne schliesslich Nicolaus Dumba, in 
dem nicht nur wir, sondern das ganze geistige Leben Oesterreichs einen Mann 
verlor, der in der Förderung von Kunst und Wissenschaft einen Ausdruck idealer 
Lebensauffassung sah. 

Unsere Gesellschaft steht momentan unter dem Eindrucke der bevor- 
stehenden festlichen Begehung ihres fünfzigjährigen Bestandes. Die 
Vorbereitungen für das Fest sind abgeschlossen und wir geben uns der Hoffnung 
hin, dass das vollkommene Gelingen dieses Festes nicht blos in uns Allen die 
Befriedigung über das bisher Geleistete und über die Anerkennung unserer 
Leistungen durch weitere Kreise hervorrufen wird, sondern dass wir aus dem 
Verlaufe dieses Festes die Ermunterung schöpfen werden, mit frischer Kraft und 
klarer Erfassung unserer Aufgaben in ein neues Halbjahrhundert einzutreten. 

Als ein Zeichen dieser Auffassungsweise wollen Sie es ansehen, wenn wir 
daran gehen, vom heurigen Jahre ab neben unserer altbewährten Publication, 
den „Verhandlungen“, eine zweite fortlaufende Publication herauszugeben, 
welche Gelegenheit zur Veröffentlichung grösserer zusammenfassender Arbeiten 
bieten soll. Herr Seeretär A. Handlirsch, der sich um das Zustandekommen 


Bericht über die General-Versammlung am 1. März 1901. 297 


dieses neuen Unternehmens besondere Verdienste erworben hat, wird wohl die 
Freundlichkeit haben, Ihnen Näheres über dasselbe mitzutheilen. 

Wollen wir hoffen, dass schon die nächste Jahresversammlung uns Gelegen- 
heit gibt, über weitere neue Unternehmungen unserer Gesellschaft zu berichten. 


Bericht des Secretärs Herrn Anton Handlirsch. 


Der 50. Band unserer „Verhandlungen“ umfasst über 600 Seiten mit drei 
Tafeln und 72 Textfiguren und enthält, abgesehen von den 12 Sitzungsberichten, 
36 Arbeiten zoologischen und 21 botanischen Inhaltes. Von den zoologischen 
Arbeiten bezieht sich je eine auf Bryozoen (Remes), Crustaceen (Steuer) und 
Reptilien (Werner), während alle anderen entomologische Themen behandeln. 
Die Coleopterologie ist durch Arbeiten von Bernhauer, Born, Ganglbauer, . 
Krauss, Luze, Müller, Pic, Sahlberg und Spaeth vertreten, die Lepido- 
pterologie durch einige Beiträge von Galvagni, Frh. v. Hormuzaki, Rebel 
und Fr. Wagner. Neuropterologische Arbeiten verdanken wir Kempny, di- 
pterologische Hendel und Baron Osten-Sacken, hemipterologische und hymeno- 
pterologische A. Handlirsch. 

Einige Beiträge zur Morphologie der Pflanzen lieferte Rud. Wagner; 
Brunnthaler und v. Keissler vertraten die Planktonkunde, Strasser und 
Magnus die Mykologie, Warnstorf und Matouschek die Bryologie, Lütke- 
müller die Algologie. Systematisch-floristische Beiträge über Phanerogamen 
verdanken wir dem Fräulein Witasek und den Herren v. Beck, Fritsch, Keller, 
Ronniger, Teyber, Zahlbruckner. 

Ein Vergleich des letzten Bandes mit seinen Vorgängern ergibt mehrere 
erfreuliche Thatsachen; wir sehen z. B., dass sich nunmehr auch in Oesterreich 
die Damen der Scientia amabilis zuwenden, wir sehen ferner, dass eine Richtung, 
welche sich in der letzten Zeit von der zoologisch-botanischen Gesellschaft mehr - 
und mehr ferngehalten hat, uns nunmehr wieder zahlreiche Beiträge liefert. 
Es ist dies die Entomologie und speciell die Coleopterologie, und ich glaube nicht 
fehlzugehen, wenn ich diese erfreuliche Thatsache als einen Erfolg der Sections- 
bildung und der Publicationsordnung bezeichne. 

In den Sectionen fanden junge Kräfte die nöthige Anregung und Unter- 
stützung, die es ihnen ermöglichte, in kurzer Zeit so schöne Resultate zu erzielen, 
wie sie in mehreren Arbeiten unseres letzten Bandes niedergelegt sind. 

Unsere „Verhandlungen“ erscheinen nunmehr seit sechs Jahren in der 
gleichen Form. Die Vortheile, welche diese Publicationsweise mit sich bringt, 
bestehen in erster Linie in der Möglichkeit, kleinere Arbeiten rasch erscheinen 
zu lassen, ferner in der grossen Verbreitung unserer Zeitschrift, die eine Auflage 
aufzuweisen hat, wie wenige naturwissenschaftliche Zeitschriften, und endlich in 


der Vielseitigkeit des Inhaltes. 


y 


je. 


Mit Recht wurde dagegen von mehreren Seiten der Einwand erhoben, es 
sei unmöglich, bei uns grössere monographische Arbeiten zu publieiren. Um nun 
15* 


228 Bericht über die General -Versammlung am 1. März 1901. 


auch diesem Uebelstande zu steuern, hat der Ausschuss, wie Sie aus der Ansprache 
unseres Präsidenten entnommen haben, den Beschluss gefasst, ein zweites Organ 
zu gründen, dessen Zweck es sein wird, ausschliesslich grössere, zusammenfassende, 
den Rahmen unserer „Verhandlungen“ übersteigende Arbeiten aufzunehmen. 
Das Organ wird den Titel „Abhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesell- 
schaft“ führen und in zwanglosen Heften in Lexikon-Octavformat im Verlage 
von Hölder erscheinen. Jedes Heft wird nur eine Arbeit enthalten, so dass 
auch hier ein möglichst rasches Erscheinen gesichert ist. Die bescheidenen Mittel, 
welche der Gesellschaft zur Verfügung stehen, gestatten es leider nicht, diese 
neue Zeitschrift allen Mitgliedern unter Beibehaltung des gegenwärtigen Mitglieds- 
beitrages unentgeltlich zuzuwenden, doch sind wir in der Lage, jedes Heft mit 
25°/, Nachlass vom Ladenpreise an Mitglieder abzugeben. Autoren erhalten 
30 Frei-Exemplare ihrer Arbeiten und nach Bedarf auch ein grösseres Quantum 
zu ermässigtem Preise. 

Die bisherigen Publieationen erscheinen selbstverständlich ungeschmälert 
weiter und wir werden uns bemühen, auch hier allen gerechten Wünschen der 
Mitglieder zu entsprechen. Schliesslich möchte ich noch hervorheben, dass die 
Schaffung dieser zweiten grösseren Publication auch auf unseren Schriftentausch 
günstig einwirken wird. 

In der Ueberzeugung, dass die Gründung dieser neuen Publicationen ge- 
eignet sein dürfte, das Ansehen des Vereines und dessen Stellung in der wissen- 
schaftlichen Welt zu heben, bitte ich Sie, dem Unternehmen Ihr Wohlwollen 
zuzuwenden. 


Bericht des Secretärs Herrn Dr. Fr. Krasser. 


Es obliegt mir in erster Linie an dieser Stelle Ihnen zu berichten, dass 
auch im abgelaufenen Jahre eine grosse Zahl von zoologischen und botanischen 
Lehrmitteln an verschiedene Lehranstalten zur Abgabe bereit gestellt wurden. 
Es dürfte Sie interessiren zu erfahren, dass seit Gründung unserer Gesellschaft 
— also im Verlaufe von 50 Jahren — weit über eine halbe Million zoologischer 
und botanischer Objecte abgegeben wurden. 

Im abgelaufenen Jahre haben insbesonders die Herren Egon Galvagni 
und Metzger, sowie die Herren Dr. v. Haläcsy und Dr. Ostermeyer er- 
wünschte Lehrmittel gespendet. 

Von der k. k. zoologischen Station in Triest erhalten wir im Tausche 
gegen unsere „Verhandlungen“ marine Objeete für unsere Schulsammlungen. 

Für die Zusammenstellung, Adjustirung und Vertheilung sind wir den 
Herren A. Handlirsch und Dr. Fr. Ostermeyer auch heuer zu besonderem 
Danke verpflichtet. 

Ich möchte die Gelegenheit ergreifen, um die geehrten Anwesenden zu 
bitten, im heurigen Jahre unsere Lehrmittelvorräthe möglichst reich zu bedenken. 

Auch die Vereinssammlungen haben im abgelaufenen Jahre einige 
Bereicherung erfahren. Dr. Arnold (München) spendete Lichenen-Exsieeaten, 


Bericht über die General-Versammlung am 1. März 1901. 299 


das botanische Institut der Wiener Universität Lieferungen der „Flora 
exsiceata Austro-Hungarica“. 

Welche Thätigkeit die Seetionen entfaltet haben, das brauche ich nicht 
weiter auszuführen. Sie sind darüber durch die in den „Verhandlungen“ er- 
scheinenden Berichte informirt. 

Von den sonstigen Unternehmungen der Gesellschaft wären die am 24. Mai 
in den kaiserlichen Thiergarten bei Lainz unternommene Excursion, sowie der im 
November von der Gesellschaft im Festsaale des Oesterreichischen Ingenieur- 
und Architekten-Vereines veranstaltete Vortrag des Afrikaforschers Herrn 
C. 6. Schillings „Ueber das Thierleben in Aequatorial-Ostafrika“ besonders 
hervorzuheben. 

Sr. Maj. Oberst-Jägermeisteramt und Herrn Gutsbesitzer Schillings 
in Gürzenich gebührt der verbindlichste Dank der Gesellschaft und ich stelle 
daher den Antrag, die General-Versammlung möge allen Förderern der Unter-‘ 
nehmungen, über welche ich hier zu referiren die Ehre hatte, den Dank votiren. 


Bericht des Rechnungsführers Herrn Josef Kaufmann. 
Einnahmen pro 1900: 


Jahresbeiträge mit Einschluss der Mehrzahlungen und Eintritts- 


baxenı von zusaınmen,K 802.87... 2 ne en an RK. 2.302.90 
Subventionen . . . 22 
Vergütung des h. n.-ö. ee Bir hit alkudinine 

im Landhaus . . . ET TEENS An Dr Br NS 
Zins für den vermietheten wohne VIERTE Ber ER RE 840. — 
Verkauf von Druckschriften und Druck-Ersätze. . . 2 2 20209 617.27 
Interessen von Werthpapieren und Sparcasseeinlagen . . 2. „ 819.68 
Emnalhmertim Annoncen?" 4 ns ne Dash kennshe Tamıal (onennermn 35 .— 
Porto-Ersätze. . . . SAN DE EEE 5 AUER EE N E E. 28.70 
Sonstige Ersätze und Dirahrmend WERE PEN EEE EITLESSSRERERNEE 1293 
Für den Wohnungsfond angekaufte 200 K Wiener 

Verkehrsanleihe und 400 fl. Notenrente . . K 1.000. — 

Summa . . K 15.246 ..48 
Be Baarem und \7=,7. 7°, 2R9721.0005 >= 


in Werthpapieren; und mit reden de am 
Schlusse des Jahres 1899 verbliebenen Cassa- 
TESGESEVOR, Der a EP ARTE ER N 20140007, 26292 


im Ganzen . . K 15.000.— K 21.359. 40 


Ausgaben pro 1900: 
FE nuneldes: Kanzlistenen rau. 1.18 Spk so uimdloleunt ZUR ATS 
Quartiergeld des Kanzlisten . : Du 180 ea, es 360. — 
Versicherungsprämie für den Ranzlisten ee ee A AR 101.04 


230 Bericht über die General-Versammlung am 1. März 1901. 


Remunerationen und Neujahrsgelder 94.— 
Gebühren -Aequivalent . ; 21.06 
Miethzins vom Mai 1900 bis Mai 1901 . hr 2 4.200 . — 
Versicherungsprämie für Bibliothek, Herbar, Möbel ei s 73.70 

Beheizung, Beleuchtung und Instandhaltung der Gesallschafis: 
localitäten AO ER ba tar 336 . 72 
Kanzleierfordernisse 258 . 82 
Porto- und rpelschülnen 582.50 
Erforderniss für das Museum 11.86 
Büchereinkauf ’ 766.31 
Buchbinderarbeit für die Biioitek,. . 878.66 

Ankauf von 400 fl. Notenrente und 200 K nen Ver kehrinnlenh 
für den Wohnungsfond 980.03 
Entlohnung für Referate . 104. — 
Sonstige Auslagen 116. 

Herausgabe von Dee 
Für den Band L der oc Druck und 

broren) Al me a. ee ie er 
Diustraionen.: Wa . ae een im. 28 
Summa K 15.385 .54 


Hiernach verblieb am Schlusse des abgelaufenen Jahres 1900 ein Cassarest 


von K 5973.86 in Baarem und K 15.000.— in Werthpapieren; 


trag ist grösstentheils bei der Ersten österreichischen Sparcassa hinterlegt. 


Die Werthpapiere bestehen aus: 


1 einh. Silberrente vom 1. Juli 1868 zu 50 fl. 

5 einh. Silberrenten vom 1. Juli 1868 a 100 Al. 

2 einh. Silberrenten vom 1. October 1868 a 100 fl. 

10 einh. Notenrenten vom 1. August 1868 a 100 fi. 

l einh. Notenrente vom 1. November 1868 zu 1000 fl. 
25 einh. Notenrenten vom 1. November 1868 a 100 fl. 


1 vierpere. ungarische Kronenrente vom 1. December 1892 zu 200 Kr. 


2 vierpere. ungarische Kronenrenten vom 1. December 1892 a 100 Kr. 


20 vierpere. Wiener Verkehrsanleihe vom 31. März 1894 a 200 Kr. 
I Rudolfslos zu 10 fl. 
1 Clarylos zu 40 fi. 


Verzeichniss 
der im Jahre 1900 der Gesellschaft gewährten 
Subventionen: 


Von Sr. k. u. k. Apostolischen Majestät dem Kaiser Franz Josef I. 
„ Ihren k. und k. Hoheiten den durchlauchtigsten Herren Erz- 
herzogen: 


ersterer Be- 


K 400.— 


a ee 7 


Bericht über die General-Versammlung am 1. März 1901. 231 


TosesIearlAarestao oe RER A re 100 
Rainer. a ei a Ei  Zung 565100 
DT en en ll oe LINE. — 
PEN EIKE I ee 1.27) 2 5 ER ee [0107 5-— 
Von Sr. Majestät dem Könige von Baiern . . To -na wchles 80. — 
Von Sr. kgl. Hoheit dem Herzoge von aan Ab jiee elhlar HAUT 
Vom hohen k.k. Ministerium für Cultus und Unterricht . . . . „..600.— 
Vom löbl. Gemeinderathe der Stadt Wien . . . 2.2.2.2.20.09.1000. — 
Verzeichniss 


der für das Jahr 1900 geleisteten höheren Jahresbeiträge von 14 K aufwärts. 


Vom hohen k.k. Ackerbau-Ministerium . . 2. 2 22020000. K 50.— 
Von den P.T. Herren: 

Drasche Freih. v. Wartimberg, Dr. Richard . . . . > 2 9%.200.— 

Liechtenstein, regierender Fürst Johann von, Dirchlauehn „era 50 

Bartsch Franz... en. Senet Am Iaomainn A000 — 

Steindachner, Hofrath Dr. rez® AL » 24.— 


Dumba kolame) Kinsky, Fürst Rerdnend, Dirchaueh, Nedw a 
Carl, Rothschild, Albert Freiherr v., tage 5} 


Fürst Adolf Josef, Durchlaucht, je Aue: A a de 
Bachinger August, Frau Draskovic, Gräfin Maeh JUNE EMSIUHGR — 
Schnabl, Dr. Johann, Ziekendrath, Dr. Ernst, je. . . ale! 
Arnold, Dr. Ferd., Berg, Dr. Carlos, Evers Georg, Maenderr 

Ernst, ost EranzeA® Wioicker De MER je Er Ar 


Bericht des Bibliothek-Comites. 
(Erstattet durch Herrn Josef Brunnthaler.) 


Die Verwaltung der Bibliothek wurde im laufenden Jahre von den Herren 
J. Brunnthaler, Dr. C. Rechinger und Dr. A. Zahlbruckner besorgt. 


Der Zuwachs der Bibliothek betrug im Jahre 1900: 


Periodische Schriften 330 Nummern, davon 306 Nummern durch 
Tausch, 19 Nummern dureh Kauf und 5 Nummern als Geschenk. 

Einzelwerke und Sonderabdrücke 133 Nummern, davon 40 Nummern 
durch Tausch, 85 Nummern durch Geschenk und 8 Nummern durch Kauf. 

Der Gesammtzuwachs beträgt sonach 463 Nummern. 


Die als Geschenk eingelaufener Nummern wurden bereits in den „Verhand- 
lungen“ ausgewiesen. Das Bibliothek-Comite spricht an dieser Stelle den Spendern 
wiederholt den Dank für die Zuwendungen aus. 


232 Bericht über die General-Versammlung am 1. März 1901. 


Gebahrungs-Ausweis der Ornithologischen Section 


über die dem Comite für ornithologische Beobachtungsstationen für das Jahr 1900 
gewährten Subventionen. 
Einnahmen: 


Sparbuch-Saldo am 31. December 1899 . . . 2 2 2 2.2... K 888.18 
Baargeld-Saldo am 31. December 1899 . . . . TI TE 
Subvention vom k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht + .,.2 DR 
Subvention vom k. k. Ackerbau-Ministerium 230, nl, — 
Zinsen von den bei der Unionbank deponirten Beilagen ee 
Summa . . K 2866.30 
Ausgaben: 

Kanzleierfordernissee . . - 2 0 0 00 m nn 
Drucksorten, ‘Formulare ete. '. . 1... PUT ED 
Porto, Marken und Stempel . . . „2 2. za EST SE EEE 
BSehrsfdeitung ’. : ,....,... Dial AU rd HE W..7 Do 
Reisesubvention . . . ns and Te. al mhanalsst El 
Diener, Schreiber und Diverses ee ZEN 
Summa . . K 1033.18 

Uebersicht. 
Ueberschuss im Sparbuche Ende 1900... . ...2 2.2.2020... K 1432.52 
Zınsen 'bis«31:. December, 1900, 4 una 7 ae Wa ER na ee 
BRATRESE Ze Sn cute A Tr she Er N Be ah ih Baur Baar in era 1 EEE dee EZ 
Saldo am 31. December 1900 . . K 1878.38 


Dr. L. v. Lorenz, 


Obmann der Ornithologischen Section und Leiter 
der Beobachtungsstationen. 


Hierauf verliest Seeretär Dr. Fr. Krasser im Auftrage des 
mit der Nominirung von Candidaten für die anlässlich des Jubiläums 
vorzunehmende Wahl von Ehrenmitgliedern betrauten Comites die 
Namen jener Personen, deren Wahl von diesem Comite empfohlen 
wird. — Es werden nachfolgende Herren vorgeschlagen: 


Mit Rücksicht auf ihre Verdienste um die Naturwissenschaften überhaupt: 
Se. Hoheit Albert I., Fürst von Monaco. 
Eduard Suess. 
Mit Rücksicht auf ihre Verdienste um die Zoologie oder Botanik: 


Agassiz — Cambridge. Bonnier — Paris. 
Ascherson — Berlin. Bütschli — Heidelberg. 
Van Beneden — Liege. | Carus — Leipzig. 


BE EPRERE. 


Bericht über die General-Versammlung am 1. März 1901. 233 


Chun — Leipzig. Möbius — Berlin. 
Delpino — Neapel. Pfeffer — Leipzig. 
Drude — Dresden. Schulze — Berlin. 
Gegenbauer — Heidelberg. Schwendener — Berlin. 
Engler — Berlin. Strasburger — Bonn. 
Haeckel — Jena. Treub — Buitenzorg. 
Kowalewsky — Petersburg. De Vries — Amsterdam. 
Lankester — London. Wallace — Parkstone. 
Nawaschin — Kiew. Warming — Kopenhagen. 


Mit Rücksicht auf’ihre Verdienste um den Verein: 


Chimani Ernst — Wien. Kerner Josef — Salzburg. 
Drasche Freih. v. Wartimberg — | Kornhuber Andreas — Pressburg. 
Wien. Mayr Gustav — Wien. 


Heller Camillo — Innsbruck. 


Auf Antrag Prof. Grobben’s wird diese Liste ohne Debatte 
genehmigt und beschlossen, die Publication der Wahl in der Fest- 
sitzung vorzunehmen. 


Auf Antrag des Herrn Dr. Hockauf wird den Functionären 
der Dank für ihre Thätigkeit votirt. 


Herr Dr. R. Wagner überreicht schriftlich einen von 21 Mit- 
gliedern gefertigten Antrag, wonach sich der Ausschuss noch vor der 
Feier des Jubiläums durch Cooptation von vier Mitgliedern zu er- 
gänzen habe. Dieser Antrag wird dem Ausschusse zugewiesen. 


Hierauf hielt Herr Dr. H. Rebel einen durch Demonstrationen 
erläuterten Vortrag über ein blüthenbiologisches Thema und über 
einen interessanten Fall von Mimicry. 


Zum Schlusse sprach Herr Dr. Fr. Werner über Schlangen- 
gifte, mit besonderer Rücksicht auf deren Wirkung auf Schlangen. 


Z. B. Ges. Bd. LI. 15** 


234 


Bericht über die General-Versammlung am 1. März 1901. 


Neu eingetretene Mitglieder. 


BT. 


Herr Zellich, Josef, k.u.k. Hauptmann, Wien, 
III., Arsenal, Object 16 . Bin: 
Frl. Klammerth, Arnoldine, Bürgerschul- 
Lehrerin, Wien, III., Custozzagasse 12 
Herr Bachofen v. Echt, August, k. u. k. Ober- 
Lieutenant, Wien, XIX., Eroicagasse 7 
Zoologische Station in Triest . 
Frl. Handlirsch, Rosina, Wien, IV., sat 
gasse 9 ? META IE 57°; 
Herr Junk, W., Buchhändler, Berlin, N. W.5 
* Hinghofen Hermann, stud. phil., Wien, 
VIII./1, Florianigasse 50 ur: 
Frau Lampa, a Wien, IX., Brünnlbadg. 10 
Herr Lysholm, B., Dr. med., Tronkhient 
Weismayr, Dr. Alexander Ritt. v., Privat- 
Docent, Director der Heilanstalt Alland 
bei Baden 
„ Nagel, Sigmund, wien j De 
Hoffmann, Dr. Adolf, Wien, I., Hoher 
Markt 11. 
„ Zederbauer, ch ul ne en) 
IT, Bonnweg 14 ; ..... 
„ Krauss, Dr. Herm., Marburg, Te 3 
Rogenhofer, Alois, stud. phil, Wien, 
VIIL., Josephstädterstrasse 19. . . . 
Rogenhofer, Emanuel, stud. phil., Wien, 
VIII., Josephstädterstrasse 19 


n 


Wien, 


„ Pabisch, Heinrich, cand. phil., 
VI./1, Windmühlgasse 45 31; 

»„ Kronfeld, Dr. Moriz, Redacteur des 
„Fremdenblatt“, Wien 


Vorgeschlagen durch: 


J. Kaufmann, Dr. Spaeth. 
Prof. G. Mayr, A. Handlirsch. 


Das Secretariat. 
Das Secretariat. 


A. Handlirsch, J. Kaufmann. 
Dr. E. v. Marenzeller, Dr. Krasser. 


Dr. ©. Bauer, Prof. v. Wettstein. 


Dr. R.Wagner, Dr. Zahlbruckner. 
M. Bernhauer, J. Kaufmann. 


3. Dörfler, Dr. A. v. Hayek. 
Das Secretariat. 
Das Secretariat. 


J. Brunnthaler, Dr. C. Rechinger. 
Das Secretariat. 


Das Secretariat. 
Das Secretariat. 
Dr. F. Krasser, Dr. Ginzberger. 


Das Secretariat. 


Ausgeschiedene Mitglieder. 


Platz, Graf Josef. 
Hochstetter, Dr. Ferdinand. 
Friedrich, Dr. Adolf. 

Rey, Dr. E. (Leipzig). 
Schrötter, Dr. Hermann. 
Panzner Hubert. 


Janda Georg. 
Zeller Fritz. 
Chyzer Cornel. 
Vogl, Dr. August. 
Forst-Lehranstalt Weisswasser. 
| Staats-Oberrealschule im XVIII. Bezirk. 


Bericht über die General-Versammlung am 1. März 1901. 235 


Hruby v. Göleny. Kayser N. 
Communal-Unterrealschule Dornbirn. Bieber Carl. 

Kmet Andreas. Teuchmann Franz. 

Fuchs, Dr. Johann. Nagl Ferdinand. 

Pallisch Carl. Schopf Adolf. 

Kubes P. Bischöfliches Knabenseminar in Linz. 
Rieder Anton. Staatsgymnasium in Salzburg. 
Naufock Albert. Vetter, Dr. Adalbert. 
Bachofen v. Echt, Adolf. Franz, Dr. Carl. 

Hoernes Hermann. Chimani, Dr. Otto. 
Massopust Hugo. Ober-Gymnasium in Temesvar. 


Bericht 


über die 
Feier des ö0jährigen Bestandes der k. k, zool,-botan. Gesellschaft 
am 30. März 1901. 


In Anwesenheit vieler Ehrengäste, Vertreter von auswärtigen 
und inländischen Vereinen und Corporationen, sowie zahlreicher 
Gesellschafts-Mitglieder eröffnete der Präsident Prof. Dr. Richard 
Ritt. v. Wettstein um 12 Uhr Mittags in dem reich geschmückten 
grossen Saale des Oesterreichischen Ingenieur- und Architekten- 
Vereines die 

Fest-Versammlung. 


Mit der Vertretung des durchlauchtigsten Protectors, Seiner 
kaiserlichen und königlichen Hoheit Erzherzog Rainer, war Se. Ex- 
cellenz Graf Orsini-Rosenberg betraut. 

Von Ehrengästen und Vertretern waren erschienen: Se. 
Exe. Minister für Cultus und Unterricht Dr. v. Hartel, Se. Exc. 
Statthalter Graf Erich Kielmansegg, Sections-Chef Oser in Ver- 
tretung des hohen Ackerbau-Ministeriums, Se. Exe. Landmarschall 
Baron Gudenus, Vice-Bürgermeister Dr. Neumayer in Vertretung 
des Bürgermeisters, Hofrath Friebeis in Vertretung des Polizei- 


+ 


236 Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 


Präsidenten, Prof. Dr. Ed. Suess als Präsident der kais. Akademie 
der Wissenschaften, Hofrath Prof. Dr. Jul. Wiesner als Vertreter 
der Wiener Universität, Prof. Dr. Dav. Müller als Decan der philo- 
sophischen Facultät, die Professoren Dr. C. Wilhelm, L. Adametz 
und Sig. Fuchs als Vertreter der Hochschule für Bodeneultur, Hof- 
rath Dr. Fr. Steindachner als Intendant des k. k. naturhistorischen 
Hofmuseums, Ober-Bergrath Tietze als Vertreter der k. k. geologi- 
schen Reichsanstalt, Dr. Stan. Kostlivy als Vertreter der k. k. 
Centralanstalt für Meteorologie; ferner: Prof. Dr. Ascherson (Bota- 


nischer Verein der Provinz Brandenburg), Prof. Dr. Becke (Gesell- 


schaft zur Förderung deutscher Kunst und Wissenschaft in Prag), 
Freih. v. Berg (Reichs-Forstverein), Prof. Dr. Fr. Berwerth (Verein 
für siebenbürgische Landeskunde in Hermannstadt), Dr. Aug. v. 
Böhm (Verein zur naturhistorischen Erforschung des Orients), Prof. 
Dr. Fr. Brauer (Russische entomologische Gesellschaft), Hofrath 
C. Brunner v. Wattenwyl (Naturforschende Gesellschaft in Bern 
und Anthropologische Gesellschaft), Prof. Dr. A. Burgerstein (k. k. 
Gartenbau-Gesellschaft), Prof. Dr. Osear Drude (Naturforschende 
Gesellschaft „Isis“ in Dresden), Hofrath Dr. J. M. Eder (Chemisch- 
physikalische Gesellschaft), Dr. Endlicher (Apotheker-Club), Em. 
Friedrich (Apotheker-Verein), Prof. Dr. €. Fritsch (Naturwissen- 
schaftlicher Verein für Steiermark), General-Seeretär Dr. Gallina 
(Geographische Gesellschaft), Hofrath Gianellia, Herr Alfr. Haffner 
(Erster Oesterreichischer Geflügelzucht-Verein), Hofrath Hann (Acea- 
demia di Seienee di Modena), Hofrath Dr. Richard Hasenöhrl 
(Geographische Gesellschaft), Prof. Dr. Berth. Hatschek (Deutsche 
Zoologische Gesellschaft), Dr. H. Heger (Oesterreichische Pharma- 
ceutische Gesellschaft), Dr. A. Jendi@ (Naturwissenschaftlicher 
Verein an der Universität Wien), Stud. phil. Paul Kammerer (Verein 
für Aquarien „Lotus“), kgl. Rath Felix Karrer (Wissenschaftlicher 
Club), Custos Ernst Kittel (Section für Naturkunde des Oesterr. 
Touristen-Club), Seetions-Chef J. Lorenz v. Liburnau, Hofgarten- 
Inspector Maly (Gartenbau-Gesellschaft), Dr. Mayer (Verein für 
niederösterreichische Landeskunde), Dr. Alfr. Nag] (Verein für Landes- 
kunde), Ferd. Neumann (Apothekerverein), Oberst v. Öbermayer 
(Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse), Prof. Dr. 
R. Paltauf (Gesellschaft der Aerzte), Prof. Dr. A. Penk, Öber- 


er yon 


Bericht über die Feier des 50 jährigen Bestandes der Gesellschaft. 237 


Inspeetor Joh. Prinz (Wiener Entomologischer Verein), Custos Andr. 
Reischek (Museum Franeisco-Carolinum in Linz), Prof. Dr. A. 
Reuss (Gesellschaft der Aerzte), Al. Sicher (Wiener Entomologischer 
Verein), Hofrath Prof. Toula, Prof. Dr. Uhlig (Naturwissenschaft- 
licher Verein „Lotos“ in Prag), Hofrath Freih. v. Waltenhofen 
(kgl. böhmische Gesellschaft der Wissenschaften in Prag), Hofrath 
Freih. v. Weckbecker, Hofrath Dr. Th. Ritt. v. Weinzierl (k. k. 
Landwirthschafts-Gesellschaft), Ober-Forstrath Ed. Zieglbauer (k.k. 
Forst- und Domänen-Direction). 


Von auswärtigen Mitgliedern hatten sich unter anderen ein- 
gefunden: Dr. F. J. Babor (Prag), Prof. Dr. G. v. Beck (Prag), 
Prof. Dr. C. Fritsch (Graz), Prof. E. Hackel (St. Pölten), Dr. Jos. 
Pantocsek (Pressburg). 


Der Präsident begrüsste die Versammlung mit folgender 
Ansprache: 


Hochansehnliche Versammlung! 


Wenn ich mir erlaube, im Namen des Präsidiums unserer Gesellschaft die 
heutige Fest-Versammlung zu eröffnen, so geschieht es mit dem Ausdrucke der 
Dankbarkeit für Ihr Erscheinen und für das dadurch bekundete Interesse für 
unsere Vereinigung. Es gereicht mir zur besonderen Ehre, im Namen und Auf- 
trage unseres Ausschusses zu begrüssen Se. Excellenz den Herrn Vertreter unseres 
erlauchten Protectors, Sr. k. u. k. Hoheit des Herrn Erzherzogs Rainer, die Ver- 
treter hoher Behörden, deren Urtheil für uns massgebend ist und auf deren 
Billigung wir hoffen, die Vertreter unserer lieben Heimatstadt Wien, die Vertreter 
so zahlreicher gelehrter Corporationen, von denen manche die Mühen weiter 
Reisen nicht scheuten, um uns durch ihr Erscheinen zu beehren, hervorragende 
Gelehrte und Freunde unserer Gesellschaft, nicht in letzter Linie die treuen 
Mitglieder und Mitarbeiter derselben. Gestatten Sie, dass ich an den Beginn 
meiner Ausführungen die Mittheilung setze, dass das Präsidium unserer Gesell- 
schaft gestern der Ehre theilhaftig wurde, von Sr. Majestät dem Kaiser in 
Audienz empfangen zu werden. Se. Majestät geruhten bei diesem Anlasse in 
huldvollster und anerkennendster Weise sich über die Leistungen der Gesellschaft 
zu äussern und den Dank des Präsidiums für die Förderung, welche die Gesell- 
schaft Sr. Majestät zu verdanken hat, entgegen zu nehmen. 

Ihre k. u. k. Hoheiten die Erzherzoge Franz Ferdinand, Otto, Josef, 
Friedrich und Eugen haben dem Präsidium zur Kenntniss gebracht, dass sie 
verhindert sind, der Festfeier beizuwohnen und Glückwünsche für das fernere 
Gedeihen der Gesellschaft entbieten. 


238 Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 


Unser erlauchter Protector, Se. k.u.k. Hoheit Herr Erzherzog Rainer, 
hat an den Präsidenten der Gesellschaft in huldvollster Weise folgendes Schreiben 
gerichtet: 


Lieber Doctor Ritter v. Wettstein! 


Die k.k. zoologisch-botanische Gesellschaft begeht am 1. April 1901 ihr 
fünfzigjähriges Jubiläum. 

Ich bedauere, dass Meine ferne Abwesenheit Mich hindert, der bei diesem 
Anlasse stattfindenden feierlichen Sitzung persönlich beizuwohnen, und Mir nur 
diesen Weg gestattet, um Ihnen, Herr Präsident, und den Herren Mitgliedern 
der Gesellschaft Meine innigsten, wärmsten Glückwünsche zum Ausdrucke zu 
bringen. 

Die Gesellschaft kann mit stolzer Befriedigung auf ihre hervorragend er- 
spriessliche Thätigkeit zurückblicken, denn die von ihr inmitten schwerer Kämpfe 
errungenen siegreichen Erfolge haben zu einer zeitgemässen und zielbewussten 
Entwicklung der naturwissenschaftlichen Lehren und somit zu einem sicheren 
Fortschritte der von ihr eifrig gepflogenen erforschenden Studien beständig und 
wirksam beigetragen. 

Möge es der Gesellschaft, deren Wirken eine rühmliche Seite in der Ge- 
schichte der österreichischen Wissenschaft bildet, gegönnt sein, bleibend und 
glänzend zu gedeihen, damit die Erwartungen der Gegenwart Erfüllungen der 
Zukunft werden. 

Mit diesem Wunsche und in dieser Hoffnung grüsse Ich Sie, Herr Präsi- 
dent, und sämmtliche Ihre Collegen herzlichst und zeichne 


Ihr ergebener 


Cannes, den 25. März 1901. 
Erzherzog Rainer. 


Die Feier ihres fünfzigjährigen Bestandes ist für jede freie Vereinigung 
ein bedeutungsvolles und mit Recht festlich begangenes Ereigniss. In besonders 
gehobener Stimmung darf die k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft diesen Fest- 
tag begehen; feiert sie ihn doch in dem Bewusstsein, dass der hinter ihr liegende 
Zeitraum auch nicht die kürzeste Periode des Niederganges oder des Ausruhens 
aufzuweisen hat, sondern dass er eine Epoche ruhiger, aber stetiger und erfolg- 
reicher Fortentwicklung und Ausgestaltung war; feiert sie ihn doch in der 
Ueberzeugung, dass das verflossene Halbjahrhundert einen Aufschwung der Wissen- 
schaften, denen die Gesellschaft dient, mit sich brachte, wie er in der Geschichte 
der Wissenschaften überhaupt beispiellos dasteht. 


Es wäre verlockend, in einem Rückblicke heute hier die Entwicklung der 
Zoologie und Botanik in den letzten fünfzig Jahren zu schildern und zu unter- 
suchen, in welchem Masse sich unsere Gesellschaft an der Ausgestaltung dieser 
Disciplinen betheiligte oder ihr zu folgen vermochte. Ich kann dieser Ver- 
suchung nicht folgen; wir glaubten dieser Aufgabe in viel vollkommenerer Weise 
gerecht zu werden durch Herausgabe einer Festschrift, welche jene Entwick- 


Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 239 


lung schildert und entweder bereits in Ihren Händen ist oder demnächst in Ihre 
Hände gelangt. 

Ein Blick in diese Festschrift wird zeigen, dass es wahrlich keine Ueber- 
treibung ist, wenn wir die letzten fünfzig Jahre als eine Blüthezeit der Natur- 
wissenschaften bezeichnen; wenn wir sagen, dass speciell Oesterreich in diesem 
Zeitraume wacker mitgearbeitet hat an dem Ruhme und den Erfolgen der deut- 
schen Wissenschaft überhaupt. 

Eine Durchsicht unserer Festschrift wird sich auch sonst in mehrfacher 
Hinsicht lehrreich gestalten. Gestatten Sie, dass ich in Hinblick auf den heu- 
tigen Tag nur einzelner gewonnener Eindrücke gedenke. 

Mächtig drängt sich die Ueberzeugung auf, dass nur Dasjenige zum Neu- 
baue unserer Wissenschaft beigetragen hat, was auf umfassender Beobachtung 
und ausreichender experimenteller Prüfung beruhte. Wir sehen, wie so manche 
durch geistige Schärfe und logischen Aufbau blendende Lehre in diesem Zeit- . 
raume auftauchte, Anerkennung fand, aber bald wieder spurlos verschwand, wenn 
sie auf jenen Voraussetzungen nicht beruhte. 

Wir sehen, wie nöthig es ist, wohl zu unterscheiden zwischen der auf 
exacter Basis allmälig fortschreitenden, die Grenzen naturwissenschaftlichen Er- 
kennens überhaupt wohl beachtenden Naturwissenschaft und der oft blendenden 
und bestechenden, auf momentane Effecte und Erfolge hinarbeitenden Behand- 
lungsweise naturwissenschaftlicher Fragen. Gerade eine Gesellschaft, wie die 
unsere, hat das Recht, bei einem derartigen Anlasse nachdrücklichst auf die 
Nothwendigkeit dieser Unterscheidung hinzuweisen, da sie mit in erster Linie 
die Folgen einer beabsichtigten oder nicht beabsichtigten Verwechslung jener 
Richtungen zu fühlen hat. Wenn wir heute hie und da eine Abnahme der Werth- 
schätzung der Naturwissenschaften, geringeres Verständniss für ihre Bedeutung 
und Bedürfnisse treffen, so ist dies gewiss zum Theile auf die Nichtbeachtung 
jenes Unterschiedes zurückzuführen. 

Noch etwas Anderes lehrt uns die Geschichte unserer Wissenschaft. Wir 
sehen, wie Zeiten politischer oder socialer Unruhe und Unsicherheit naturgemäss 
hemmend und störend in den Fortgang der Wissenschaften eingreifen, dass aber 
das Streben nach Erkenntniss des Wahren, das Bedürfniss nach Antheilnahme 
an den grossen Aufgaben der Zeit im Culturmenschen zu mächtig ist, als dass 
es für die Dauer zurückgedrängt werden könnte. 

Beide Erkenntnisse müssen uns mit Vertrauen in die Zukunft erfüllen; 
wir dürfen zuversichtlich hoffen, dass nach Ablauf eines weiteren Halbjahr- 
hundertes nicht nur unsere Gesellschaft, sondern die wissenschaftliche Welt 
Oesterreichs überhaupt wieder mit Befriedigung auf den verflossenen Zeitraum 
zurückblicken kann. 

Vom Standpunkte unserer Gesellschaft ist die Erfüllung noch einer Vor- 
aussetzung unbedingt nöthig. 

Das Wesen einer freien wissenschaftlichen Vereinigung, welche, wie die 
unsere, weder materielle Vortheile, noch Befriedigung des Ehrgeizes zu bieten 
vermag, beruht auf der idealen Auffassung der Pflichten des Einzelnen. 


240 Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 


Dieser Auffassung verdankt unsere Gesellschaft ihre Gründung, ihre Entwick- 
lung, ihre Erfolge. Nur der, der Einblick darin hat, welch’ hohen Grad idealer 
Gesinnung eine länger währende Betheiligung an den Arbeiten einer solchen 
Gesellschaft voraussetzt, der weiss, welches Pflichtgefühl dazu gehört, um bei- 
spielsweise — die Mitglieder unserer Gesellschaft wissen, auf wen ich damit 
anspiele — durch zwanzig Jahre eine viele Tausende von Bänden umfassende, 
stark benützte Bibliothek zu verwalten, oder um — Sie wissen, wessen Person 
ich damit andeute — durch dreiundzwanzig Jahre das nicht immer dankbare 
Amt eines Casseverwalters zu versehen, oder um jahrein jahraus umfangreiche 
und werthvolle Sammlungen für Lehranstalten sachgemäss aufzustellen; nur wer 
dies weiss und sieht, wie in hunderten anderer naturwissenschaftlicher Gesell- 
schaften sich derselbe Idealismus bethätigt, der kann es so ganz ermessen, wie 
frevelhaft es ist, von einer Schädigung des Idealismus durch die Naturwissen- 
schaften zu sprechen. 

Dass dieser Idealismus uns erhalten bleibe, das ist die früher erwähnte 
Voraussetzung und darum gestatten Sie, dass ich bei diesem feierlichen Anlasse 
mit dem Danke an Jene, die sich bisher opferwillig in den Dienst unserer Ge- 
sellschaft stellten, den Appell an unsere Mitglieder, speciell an die Jugend ver- 
binde, stets festzuhalten an dem Idealismus, ohne den wahrer wissenschaftlicher 
Fortschritt nicht denkbar ist. 


Noch zu manch’ anderen Betrachtungen regt ein Rückblick auf die Ge- 
schichte unserer Gesellschaft an; die vorgezeichnete Tagesordnung drängt mich 
zur Kürze und ich möchte mir darum gestatten, sofort in Erledigung derselben 
einige Anträge, respective Beschlüsse unserer Gesellschaft zu Ihrer Kenntniss zu 
bringen. 

Zunächst ist es uns ein Bedürfniss, an dem heutigen Tage den Gefühlen 
innigster Dankbarkeit der erlauchten Person unseres Herrn Protectors gegen- 
über Ausdruck zu geben. Durch nahezu vierzig Jahre steht Se. k. u. k. Hoheit 
Herr Erzherzog Rainer als Protector an der Spitze unserer Gesellschaft. Mit 
stets gleichbleibendem Wohlwollen und gnädiger Gesinnung hat er die Thätig- 
keit unserer Gesellschaft verfolgt und gefördert. Lebhaft bedauern wir, dass 
es uns heute versagt ist, uns unter seinem Vorsitze zu versammeln, und darum 
kann gewiss ein Antrag, den unser Ausschuss durch mich Ihnen vorlegt, auf 
Ihren Beifall rechnen, der dahin geht, es sei folgendes Huldigungstelegramm an 
Se.k. u.k. Hoheit nach Cannes abzusenden: 


„Die Festversammlung anlässlich des fünfzigjährigen Jubiläums der k. k. 
zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien gedenkt in innigster Dankbarkeit 
und Ergebenheit der gnädigen Förderung, welche die Gesellschaft gleichwie alle 
anderen wissenschaftlichen Corporationen und Unternehmungen unserer Heimat 
Euer k. u.k. Hoheit verdankt, und bittet Eure Hoheit, diesen Ausdruck dank- 
barer Gesinnung huldvollst entgegen zu nehmen.“ 

Weiter glaubt die Gesellschaft, den Anlass ihres Jubiläums dazu benützen 
zu dürfen, um einer Reihe von Persönlichkeiten durch Wahl zu Ehrenmitgliedern 


Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 241 


ihre Hochachtung und Werthschätzung auszudrücken. Die letzte ordentliche 
General-Versammlung hat in diesem Sinne zu Ehrenmitgliedern gewählt: 


A. Im Hinblicke auf ihre Verdienste um die Naturwissenschaften über- 
haupt: 
Se. Hoheit Albert IL, Fürst von Monaco, Prof. Dr. Ed. Suess. 


B. Mit Rücksicht auf hervorragende Leistungen auf dem Gebiete der 
Zoologie und Botanik: 


Alex. Agassiz (Cambridge), Paul Ascherson (Berlin), Van Beneden 
(Liege), Gaston Bonnier (Paris), OÖ. Bütschli (Heidelberg), Jul. Viet. Carus 
(Leipzig), K. Chun (Leipzig), Fred. Delpino (Neapel), Osk. Drude (Dresden), 
K. G@Gegenbauer (Heidelberg), Ad. Engler (Berlin), Ernst Haeckel (Jena), 
Alex. Kowalewsky (Petersburg), Edw. R. Lankester (London), Serg. Nawa- 
schin (Kiew), K. Möbius (Berlin), W. Pfeffer (Leipzig), F. Wilh. Schulze 
(Berlin), Sim. Schwendener (Berlin), Ed. Strasburger (Bonn), Melch. Treub 
(Buitenzorg), Hugo de Vries (Amsterdam), Alfr. Russel Wallace (Parkstone), 
Eugenius Warming (Kopenhagen). 

C. In dankbarer Anerkennung der Verdienste um die Gesellschaft, ins- 
besondere um deren Gründung: 


Ernst Chimani, Richard Freiherrn Drasche v. Wartimberg, Camill 
Heller, Josef Kerner, Andr. Kornhuber, Gustav Mayr. 


Es gereicht mir zur besonderen Ehre, eine Reihe dieser neuen Ehren- 
mitglieder hier persönlich begrüssen zu können, so Herrn Prof. Dr. Ed. Suess, 
den wir als führenden Geist auf dem Gebiete der Naturforschung überhaupt 
verehren, Herrn Prof. Dr. P. Ascherson (Berlin), den besten Kenner der Flora 
Europas, Herrn Hofrath Prof. Dr. Osk. Drude (Dresden), den bedeutendsten 
Pflanzengeographen. Aus der kleinen Zahl der Gründer unserer Gesellschaft 
begrüsse ich herzlichst kais. Rath Prof. Dr. G. Mayr und General-Stabsarzt Dr. 


Ernst Chimani, die heute nicht blos als geschätzte Gäste, sondern selbst als 


Jubilare unter uns weilen und aus diesem Anlasse unsere herzlichsten Glück- 
wünsche und unseren Dank entgegennehmen wollen. Hofrath J. Kerner in Salz- 
burg, Prof. Dr. ©. Heller und Hofrath Prof. Andreas Kornhuber haben in 
herzlichen Zuschriften ihren seit fünfzig Jahren gleich gebliebenen Sympathien 


B; für die Gesellschaft Ausdruck verliehen. 


Hierauf ergriff Se. Excellenz Unterrichtsminister Dr. v. Hartel 


£ ‚das Wort: 


Meine hochverehrten Herren! 


Wir stehen gegenwärtig unter dem Zeichen der Jubiläen; fast kein Monat 


_ kommt, der uns nicht eine solche Feier brächte. Die fünfzigjährigen überwiegen 


_ an Zahl und haben für uns Oesterreicher eine ganz besondere, ich möchte sagen, 
_ patriotisch-gemüthliche Bedeutung. Denn sie erinnern uns an den hoffnungs- 


Z.B. Ges. Bd. LI. 16 


242 Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 


reichen Frühling des neugebornen Staates, der nach einem langen Winterschlafe 
des gesammten geistigen Lebens in unserem Vaterlande frisch einsetzte, sie ge- 
mahnen an die schaffensfrohe Zeit, da man daranging, das lange brach gelegene 
Feld culturellen Lebens neu zu bestellen und eine Fülle köstlicher Saatkörner 
in seinen Boden senkte. Solch’ eulturelle Saat bedarf langer sorglicher Pflege, 
um in die Halme zu schiessen. Man kann da nicht nach Jahren rechnen, son- 
dern nach Menschenaltern, und darum sind solche Jubiläumstage ein berech- 
tigter und willkommener Anlass, sich zu besinnen, was an Arbeit geleistet worden 
ist, die Früchte zu überschauen, die zuhauf gebracht worden sind, und sich 
ihrer zu freuen. 

Und Sie, meine Herren, dürfen, ohne ruhmredig zu scheinen, reichster 
Erfolge sich erfreuen. Ihre Gesellschaft hat sich mit ihrer Gründung eine grosse 
Aufgabe gestellt, die sie in zielbewusster Arbeit zu erreichen gewusst. Diese 
Aufgabe bezog sich auf die floristische und faunistische Erforschung Nieder- 
österreichs und der übrigen österreichischen Provinzen und wurde durch eine 
gross angelegte Organisation zu erreichen gesucht. 

Sie haben in den Dienst ihrer Aufgabe nicht blos die vorhandenen Fach- 
männer gestellt, sondern indem Sie Sinn und Begeisterung für diese herrlichen 
Diseiplinen in weiteste Kreise trugen, aus allen Schichten der Bevölkerung Mit- 
arbeiter gewonnen und selbst den Dilettanten zu einem nützlichen Werkzeuge 
auszubilden verstanden; Beamte, Advocaten, Lehrer der mittleren und niederen 
Schulen sind hilfsbereite Mitarbeiter geworden, und nicht Professoren nur und 
Fachgelehrte finden wir in Ihrem Präsidium vertreten, sondern gar manche 
Persönlichkeit aus anderen Ständen, welche durch liebevolle und ehrliche Mit- 
arbeit sich einen geachteten Namen in speciellen Theilen Ihres „Forschungs- 
gebietes erworben haben. 

Allerdings gereichte es Ihrer Gesellschaft zu einem nicht geringen Vor- 
theile, dass zugleich mit ihrer Gründung eine Reform des höheren und mittleren 
Schulwesens, später auch des niederen einherging, eine Reform, welche in einer 
ganz anderen Weise wie ehedem, auf streng wissenschaftlicher Grundlage die 
Pflege der Naturwissenschaften förderte und eine von Jahr zu Jahr wachsende 
Zahl trefflicher Fachmänner ihren Zwecken zur Verfügung stellte. 

Was Sie aber von der Schule auf solche Weise empfingen, haben Sie dieser 
reichlich wiedergegeben; Sie haben unsere mittleren und niederen Schulen mit 
einem reichen, genau determinirten Demonstrationsmateriale unentgeltlich aus- 
gestattet und einzelne Lehrersammlungen weit über den schulmässigen Bedarf 
mit Collectionen bereichert, die den betreffenden Fachlehrern reiche Anregung 
zu eigener Forschung und Sammlungsthätigkeit geboten haben. Sie haben aber 
durch Ihre gesammte Thätigkeit auch die Arbeit der Hochschulen vielfach ge- 
fördert und durch Ihre Mitglieder und durch Ihre wissenschaftliche Bethätigung 
jene fruchtbare Verbindung hergestellt zwischen den staatlichen Hochschulen 
und den grossen Sammlungen der Hofinstitute, auf welcher der heutige hoch- 
erfreuliche Stand der naturwissenschaftlichen Diseiplinen in Oesterreich fest ge- 
gründet ist. 


Pr 


Be Per zze 


Bericht über die Feier des 50 jährigen Bestandes der Gesellschaft. 243 


Nehmen Sie aus meinem Munde den herzlichsten Dank für diese Ihre 
vielverzweigten Leistungen entgegen, den ich Ihnen im Namen der Unterrichts- 
verwaltung auszusprechen mir gestatte, und mit welchem ich die aufrichtigsten 
Wünsche für Ihr weiteres Wirken und Gedeihen verbinde. 


Sections-Chef Oser im Namen des Ackerbauministers und 
Excellenz Baron Gudenus als Landmarschall begrüssten den Verein 
in warmen Worten. Der Vertreter Niederösterreichs sprach in seiner 
Rede den Wunsch aus, die Gesellschaft möge ihren Einfluss auch 
in Bezug auf die Erhaltung der heimischen Flora und Fauna geltend 
machen. 


Vice- Bürgermeister Dr. Jos. Neumayer hielt folgende An- 
sprache: 
Hochansehnliche Versammlung! 


Auch ich fühle mich als Vertreter der Haupt- und Residenzstadt Wien 
und des Bürgermeisters berufen und verpflichtet und es drängt mich hierzu von 
ganzem Herzen, Ihrer Gesellschaft, die auf eine so reiche, langjährige und schöne 
Thätigkeit zurückblickt, an diesem heutigen Tage den Ausdruck dankbarster Ver- 
ehrung zu übermitteln. Es ist ja die zoologisch-botanische Gesellschaft, welcher 
es durch reichliche Gewährung von Lehrmitteln gelungen ist, den Unterricht in 
den Volksschulen, Bürgerschulen und Mittelschulen, welch’ letztere ja auch eine 
lange Zeit der Verwaltung der Stadt Wien unterstanden, zu befruchten. 


Ich fühle mich daher gerade am heutigen Tage verpflichtet, in Vertretung 
der gesammten Bevölkerung von Wien den Wunsch auszusprechen, dass die 
Thätigkeit der zoologisch-botanischen Gesellschaft auch in Hinkunft, wie bisher, 
in immer reichlicherem Masse wachse und gedeihe zum Wohle unserer Vaterstadt 
Wien und unseres gesammten Vaterlandes Oesterreich! 


Hierauf ergriff der Präsident der kais. Akademie der Wissen- 
schaften, Prof. Dr. Eduard Suess, das Wort: 


Die kais. Akademie der Wissenschaften hat mich bevollmächtigt und 
beauftragt, am heutigen Tage der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft ihre 
herzlichen Grüsse darzubringen und ihre Glückwünsche in Anbetracht der grossen 
Menge fruchtbarer Arbeit, welche sie im Laufe eines halben Jahrhunderts 
geleistet. 


Und was ist aus der biologischen Wissenschaft, aus der biologischen For- 
schung im Verlaufe eines halben Jahrhunderts geworden? Meine Erinnerung 
trägt mich zurück bis in die Zeit des Beginnes dieser verehrten Gesellschaft. 
Ihre Seele von damals war Frauenfeld, er war von Haus aus Mautheinnehmer 

16* 


244 Bericht über die Feier des 50 jährigen Bestandes der Gesellschaft. 


an einer Strasse, sein Fachgenosse und Begleiter auf der „Novara®, Zelebor, 
ein Strumpfwirker aus Oedenburg. Der grosse Zoologe Schlegel, welcher später 
als Direetor an das Museum in Leyden berufen wurde, war Klempnergeselle, der 
grosse Ichthyologe Heckel, welcher eine solche Geschicklichkeit besessen, dass 
man behauptete, er habe zwei rechte Hände, war Landwirth. Bei so grossen 
Erfolgen von Autodidacten konnte man auf die grössten Erfolge im Allgemeinen 
rechnen, und dennoch ist man fast berechtigt zu sagen, dass in den ersten Jahren 
der Bildung dieser verehrten Gesellschaft die biologische Wissenschaft nichts 
Anderes war, als ein Haufwerk vereinzelter Kenntnisse, und erst sieben Jahre 
nach der Gründung geschah es, dass die Anschauungen der wissenschaftlichen 
Kreise der Menschheit erweitert, dass die Menschheit bereichert wurde durch 
das Erscheinen jenes wunderbaren Werkes, welches den Namen Darwin in die 
Unsterblichkeit emporgetragen hat. 


Nicht auf einmal hat die neue Lehre hier in Oesterreich Wurzel gefasst, 
sondern wie es sorgsame Prüfung verlangt, schrittweise und nach und nach. 
Neue Zweifel, neue Fragen, aber auch neue Begeisterung wurden in den Kreis 
der Forscher getragen, bis unser grosser Rokitansky hier in Wien das Wort 
prägte von der Solidarität alles Lebens. 


So, meine Herren, haben sich nach und nach unsere Anschauungen er- 
weitert, so sind nach und nach unsere Ideen von der Grösse unserer eigenen 
Aufgaben gewachsen, die Wurzeln aber dieser grossen Synthese sind immer ge- 
legen gewesen in jenen Werkstätten geistiger Arbeit, in welchen die Thatsachen 
gesichtet und sichergestellt werden, und eine solche ruhmreiche Werkstätte ist 
diese k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft; darum erhalten Sie heute von Nah 
und Fern Glückwünsche und Grüsse und das ist auch der Grund, warum die 
kais. Akademie der Wissenschaften Ihnen heute dankerfüllt ihre Grüsse entbietet. 


Dann sprach Hofrath Prof. Dr. Jul. Wiesner als Vertreter der 
Wiener Universität: 


Die Universität Wien hat mir den ehrenvollen Auftrag gegeben, anläss- 
lich des fünfzigjährigen Jubiläums der k.k. zoologisch-botanischen Gesellschaft 
dieselbe zu begrüssen und zu beglückwünschen. 

Die wissenschaftlichen Verdienste dieser zoologisch-botanischen Gesellschaft 
sind bekannt und im Allgemeinen heute schon von Seiten des Herrn Unter- 
richtsministers dargelegt worden und sie werden wohl im Einzelnen von Fach- 
männern eingehend dargelegt werden. Meine specielle Aufgabe ist es, die 
Beziehungen, die zwischen der Universität und der zoologisch-botanischen Ge- 
sellschaft bestehen und bestanden, in einigen Worten auszudrücken. 

Alle Professoren, Zoologen und Botaniker, welche im Laufe der letzten 
fünfzig Jahre an der Wiener Universität gewirkt haben, sind Mitglieder der 
zoologisch-botanischen Gesellschaft gewesen, haben werkthätigen Antheil ge- 
nommen an allen Arbeiten und, wenn ich nicht irre, sind vielleicht alle mit 


Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 245 


wenigen Ausnahmen in der Leitung der Gesellschaft thätig gewesen und hatten 
so Gelegenheit, Einiges zur Weiterentwicklung und Förderung der Gesellschaft 
beizutragen. 

Die Universität ist sehr erfreut, dass ein Professor unserer Hochschule 
im Festjahre der zoologisch-botanischen Gesellschaft an der Spitze derselben 
steht, und dankbar erinnert sich die Universität am heutigen Tage des kostbaren 
Geschenkes, welches die zoologisch-botanische Gesellschaft vor einigen Jahren 
der Universität dargebracht hat, nämlich der Büste von Endlicher, dem grossen 
Endlicher, dessen Licht von Wien aus über die ganze Welt sich verbreitete, 
eine Büste, die von Künstlerhand geschaffen, eine fortwährende Zierde der Ar- 
caden unserer Universität bilden wird, zu gleicher Zeit aber auch ein Erinne- 
rungszeichen, welches die freundliche und — ich darf auch sagen — dankbare 
Gesinnung der zoologisch-botanischen Gesellschaft gegenüber unserer Alma mater 
bezeugt. 

Im Namen der Universität habe ich der Gesellschaft die herzlichsten 
Glückwünsche auszudrücken, möge sie weiter blühen und gedeihen zum allge- 
meinen Nutzen, zur Freude und Ehre ihrer engeren Heimat: Wien, Oesterreich! 


Als Intendant des k. k. naturhistorischen Hofmuseums über- 
reichte Hofrath Dr. Fr. Steindachner eine Adresse mit folgender 
Ansprache: 


Es gereicht mir zu ganz besonderer Freude und Genugthuung, der zoolo- 
gisch-botanischen Gesellschaft im Namen des naturhistorischen Hofmuseums zur 
Feier des fünfzigjährigen Bestandes herzliche und innige Glückwünsche darzu- 
bringen und auszusprechen. 


Die Beziehungen, welche seit dem Bestande zwischen der zoologisch- 
botanischen Gesellschaft und dem naturhistorischen Hofmuseum existirten, waren 
wohl die innigsten, die man sich überhaupt denken kann. Zum Theile gegründet 
von Mitgliedern des naturhistorischen Hofmuseums, respective des damaligen 
Hofcabinetes, fand die zoologisch-botanische Gesellschaft einen mächtigen Stütz- 
punkt im naturhistorischen Hofmuseum und andererseits das naturhistorische 
Hofmuseum Entgegenkommen und Unterstützung von Seite der Mitglieder der 
zoologisch-botanischen Gesellschaft. 


Sowie es die eine der Aufgaben unseres Museums ist, in erster Linie die 
Fauna und Flora unserer eigentlichen Heimat bis ins Detail genau und voll- 
ständig kennen zu lernen, ebenso hat es auch die zoologisch-botanische Gesell- 
schaft als eine ihrer Hauptaufgaben betrachtet, unser grosses Vaterland wissen- 
schaftlich zu erforschen. In diesem Streben traten selbstverständlich das Museum, 
sowie die zoologisch-botanische Gesellschaft in immerwährende und innige Be- 
ziehungen zu einander und es ist wünschenswerth, dass dieses freundschaftliche 
Verhältniss auch im zweiten Säculum dieser Gesellschaft im Interesse beider 
Institute fortdauern möge. 


246 Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 


Die Adresse lautet: 


An das geehrte Präsidium der k. k. zoologisch-botanischen 
Gesellschaft in Wien! 


Mit freudiger Genugthuung erfülle ich heute die angenehme Pflicht, der 
k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft zur Feier ihres fünfzigjährigen Bestandes 
die aufrichtigsten Glückwünsche im Namen des meiner Leitung anvertrauten 
k. k. naturhistorischen Hofmuseums auszusprechen. Ist doch kaum ein anderes 
Institut unserer weiten Monarchie durch seine Vergangenheit und die vielfach 
gemeinsame Arbeitsrichtung inniger mit der zoologisch-botanischen Gesellschaft 
verbunden als das k. k. naturhistorische Hofmuseum! Der abgelaufene Zeitraum 
eines halben Jahrhunderts hat auch oftmals Veranlassung gegeben, dass die Ge- 
sellschaft als Gesammtheit oder in ihren einzelnen Mitgliedern mit den ent- 
sprechenden Abtheilungen des Hofmuseums in enge Berührung trat, und dass 
— getreu dem Wahlspruche unseres Allerhöchsten Monarchen — mit vereinten 
Kräften wissenschaftliche Fragen zur Anregung gelangten oder an deren Lösung 
gearbeitet wurde. Die reichen Sammlungen des Hofmuseums, sowie ein grosser 
Theil des Inhaltes der vorliegenden stattlichen fünfzig Bände der zoologisch- 
botanischen „Verhandlungen“, auf welche die Gesellschaft mit Stolz zurückblicken 
kann, enthalten unwiderlegliche Beweise für gemeinsam Geleistetes. 

Ein Zeichen innigster Beziehung ist es auch, dass seit Gründung der Ge- ° 
sellschaft ein grosser Theil ihrer Vorstandsmitglieder dem Beamtenkörper des 
Hofmuseums angehört hat, und dass aus deren Mitte mit wenigen Ausnahmen 
auch die geschäftsführenden Secretäre hervorgegangen sind. 

Und wie es bisher war, möge es auch in Zukunft bleiben: Hand in Hand 
möge auch in der zweiten Hälfte ihres ersten Säculums die zoologisch-botani- 
sche Gesellschaft mit dem naturwissenschaftlichen Institute des Allerhöchsten 
Kaiserhauses gehen, zum beiderseitigen Nutzen und Gedeihen und zum Wohle 
der Wissenschaft ! 

Steindachner. 


Es sprachen ferner: 
Prof. Dr. ©. Wilhelm für die Hochschule für Bodeneultur: 


Hochgeehrte Versammlung! 


Als Sprecher der hier anwesenden Vertreter der Hochschule für Boden- 
eultur habe ich im Namen dieser Hochschule die zoologisch-botanische Gesell- 
schaft anlässlich ihrer heutigen Feier herzlich zu begrüssen und zu beglück- 
wünschen. 

Aus der wichtigen Stellung, welche die Zoologie und Botanik unter den 
wissenschaftlichen Grundlagen der Land- und Forstwirthschaft einnehmen, ent- 
springt die lebhafte Sympathie unserer Hochschule für die zoologisch-botanische 
Gesellschaft, ihr Wirken und ihre idealen Ziele. Und mir, als bescheidenem 


Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 247 


Mitgliede der Gesellschaft, ist es eine ganz besondere Freude, derselben heute 
im Namen aller Collegen unserer Hochschule für Bodeneultur anlässlich dieser 
Feier ein warmes vivat, crescat, floreat zuzurufen. 


Vicedirector Ober-Bergrath Tietze als Leiter der k. k. geolo- 
gischen Reichsanstalt: 


Mit der Empfindung aufrichtiger Freude begrüsse ich als Vertreter der 
Geologischen Reichsanstalt im Namen dieses Institutes die zoologisch- 
botanische Gesellschaft zur Feier ihres fünfzigjährigen Bestandes. 

Die beiden grossen Zweige der Naturwissenschaft, welche nunmehr ein 
halbes Jahrhundert hindurch von Ihnen gepflegt und zu reicher Entwicklung 
gebracht worden sind, stehen in so inniger Berührung mit dem Gebiete unserer 
Forschung, dass sich daraus allein schon das lebhafte Interesse ergibt, welches 
wir für die Bestrebungen und die Wohlfahrt Ihres Vereines haben. 

Ich möchte aber am heutigen Tage noch eines anderen Umstandes ge- 
denken. Aus der Initiative derselben Männer, deren Wirksamkeit zur Gründung 
unserer eigenen Anstalt den ersten Impuls gegeben, ist etwas später die Grün- 
dung der zoologisch-botanischen Gesellschaft hervorgegangen. Der heute bereits 
als Gründer Ihres Vereines genannte Frauenfeld war jedenfalls der eifrigsten 
einer unter den Männern, die als „Freunde der Naturwissenschaft“, wie sie sich 
nannten, in der zweiten Hälfte der Vierzigerjahre des vorigen Jahrhunderts eine 
grosse Wirksamkeit zur Belebung aller naturwissenschaftlichen Bestrebungen in 
Oesterreich entfalteten, und in den ersten Mitgliederlisten Ihres Vereines finden 
sich auch die Namen vieler von den ersten Mitgliedern der Geologischen Reichs- 
anstalt, wie Heidinger, Hauer, Fötterle und Graf Marschall. 

Es weist also die Geschichte Ihrer Gesellschaft und die Geschichte unseres 
Institutes in einem gewissen Sinne auf eine Art ursprünglicher Wurzel zurück 
und das ist jedenfalls ein weiterer Grund, weshalb wir uns veranlasst fühlen, 
Ihrer Gesellschaft am heutigen Festtage unsere Sympathie auszusprechen. 

Ich schliesse mit dem Wunsche, es möge diese Gesellschaft, welche mit 
ihrer Wirksamkeit einen so wichtigen Platz im wissenschaftlichen Leben ein- 
nimmt, diesen Platz auch in aller Zukunft behaupten und möge sie weiter segens- 
reich fortwirken für das Gedeihen der Wissenschaft und zu Ehren der öster- 
reichischen Naturforscher! 


Der Sprecher überreichte eine dem Sinne nach gleichlautende, 
schön ausgestattete Adresse. 


Der Decan der philosophischen Facultät an der Wiener Uni- 
versität, Prof. Dr. Dav. Müller: 


Wenn ich das Wort im Namen der philosophischen Facultät er- 
greife, so möchte ich darauf hinweisen, dass ich hier als Doppelwesen stehe, als 


248 Bericht über die Feier des 50,jährigen Bestandes der Gesellschaft. 


Vertreter der Geistesrichtung und der naturwissenschaftlichen Richtung, welche 
beiden Richtungen allein in unserer Facultät vereinigt sind. 

Von der einen Seite, von der Seite der Geisteswissenschaften, sehen wir mit 
Neid auf die Feier, welche hier begangen wird, wir sehen, dass hier eine Ge- 
sellschaft eine Feier begeht, welche durch 50 Jahre gearbeitet und experimen- 
tirt, gesammelt und conservirt hat und, wie unser Herr Präsident richtig 
hervorgehoben hat, aus der Summe dieser Sammlungen, aus der Summe dieser 
Elemente festgestellt hat, dass nicht blos der Geist, nicht die funkelnden Ge- 
danken es sind, auf welchen der dauernde Fortschritt der Menschheit beruht, 
sondern die auf streng naturwissenschaftlicher Basis gewonnenen Resultate. 

Von diesem Standpunkte sehen wir mit einem gewissen Neide auf die 
Naturwissenschaften hin. Andererseits sind wir aber nicht so ganz verlassen und 
so ganz isolirt, die Geisteswissenschaften legen auch oft ihre Proben ab, und die 
Entdeckungen, welche auf den verschiedensten Gebieten gemacht werden, sind 
auch eine Probe auf die Arbeit, welche die geistigen Wissenschaften vollbringen. 

Aber gerade dadurch, dass unsere Facultät ein Doppelwesen ist, dass sie 
aus zwei Theilen besteht, aus der Naturforschung und den Geisteswissen- 
schaften, dadurch lernen beide Theile von einander. Wir Vertreter der Geistes- 
wissenschaften haben stets mit offenem Auge beobachtet, was die Naturwissen- 
schaft geleistet hat, wir haben ihre Methoden auf unser Gebiet übertragen und 
wir dürfen sagen, dass sich die Geisteswissenschaften seither naturwissenschaft- 
lich gestaltet haben. 

Von diesem Standpunkte danken wir Ihrer Gesellschaft, die stets als Muster 
galt und weiter als Muster gelten wird. 


Prof. Dr. Ed. Suess (als Vertreter der American Philosophical 
Society in Philadelphia): 


Die American Philosophical Society in Philadelphia, im Jahre 1769 ge- 
gründet, unter dem Vorsitze eines der edelsten Menschen, welche unsere Erde 
jemals getragen hat, Benjamin Franklin’s, und heute noch eine der hervor- 
ragendsten Zierden im geistigen Leben dieses mächtig aufstrebenden Staats- 
lebens, hat mich beauftragt, der geehrten zoologisch-botanischen Gesellschaft ein 
Schreiben des Glückwunsches zu überreichen und bei dieser Gelegenheit hier zu 
erwähnen, dass die Wissenschaft Verschiedenheiten der Nationalitäten, Verschieden- 
heiten der Menschen nicht anerkennt und dass auch der Ocean keine Grenze 
sein kann für die wissenschaftlichen Aufgaben, denen Alle nachstreben. 


Das Schreiben lautet: 


The American Philosophical Society held at Philadelphia for Promoting 
Useful Knowledge presents greetings and heartiest congratulations to the Imperial 
Royal Zoologieo-Botanical Society of Vienna on the occasion of its Jubilee. 

As fellow eitizens in the community of learning, that recognizes no sepa- 
ration of distance or distinetion of race, we rejoice with you in the fifty years 


| 
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Bericht über die Feier des 50 jährigen Bestandes der Gesellschaft. 249 


of persistent and profitable work that has been yours. As we take note of the 
contributions to the assured facts of science that your Society has sent forth 
to the world in its official publications, we gather no faint assurance that with 
inereasing years your labors will grow and the fruits of them multiply to the 
enlargement of science and the enrichment of the world. 


Philadelphia, March 1, 1901. 
J. Minis Hays, Fred Fraley, 


Secretary. President. 


Hierauf sprachen Hofrath Steindachner im Auftrage der 
Soeiete zoologique de France und Hofrath Hann für die Reale Acca- 
demia di science, lettere ed arti in Modena. 


Prof. Dr. Fr. Brauer überreichte im Auftrage der Russischen 
Entomologischen Gesellschaft folgendes Schreiben: 


An den Ausschuss der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft 
in Wien. 


Am 17./30. März des Jahres werden 50 Jahre verflossen sein, seit die 
k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft ihre fruchtbringende wissenschaftliche 
Thätigkeit begonnen hat. Im Laufe dieses halben Säculums hat sie durch ihre 
Veröffentlichungen zu einer namhaften Bereicherung der biologischen Wissen- 
schaften beigetragen und insbesondere eine Reihe von Arbeiten aus dem Gebiete 
der Entomologie geliefert, welche zu dem Bedeutendsten gezählt werden müssen, 
was in neuerer Zeit in dieser Wissenschaft geleistet worden ist. 

Die grosse Zahl hochwichtiger Arbeiten über die Systematik, Morphologie 
und Biologie der Insecten aus der Feder von so verdienten Entomologen wie 
Brauer, Brunner v. Wattenwyl, Handlirsch, Horväth, Kohl, Loew, 
Mayr, Mik, Rebel, Redtenbacher, Reitter, Rogenhofer u. A. m., haben 
die „Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft“ zu einer Zeit- 
schrift gestempelt, welche dem Entomologen unentbehrlich geworden ist. 


Die Russische Entomologische Gesellschaft entbietet der k. k. zoologisch- 
botanischen Gesellschaft zu deren bevorstehendem Jubiläum ihre aufrichtigsten 
und wärmsten Glückwünsche; möge sie stets blühen und gedeihen zum Besten 
der Wissenschaft und der Entomologie im Speciellen. 


Der II. Schriftführer: Der Präsident: 
N. v. Adelung. P. v. Semenow. 


Hofrath Dr. €. Brunner v. Wattenwyl begrüsste die Gesell- 
schaft im Namen der Naturforschenden Gesellschaft in Bern. 


250 Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 


Dann sprach Prof. Dr. B. Hatschek im Auftrage der Deutschen 
zoologischen Gesellschaft: 


Die Deutsche Zoologische Gesellschaft rechnet es sich zur Ehre an, dem 
Jubilirenden Vereine an dem heutigen Tage ihre Glückwünsche aussprechen zu 
dürfen. Ich bin durch den derzeitigen Präsidenten der Deutschen Zoologischen 
Gesellschaft, Geheimrath Prof. Ludwig in Bonn, beauftragt, dies hier zum Aus- 
drucke zu bringen. 

Die Deutsche Zoologische Gesellschaft fühlt sich dem jubilirenden Vereine 
nahe verwandt, der durch seine Thätigkeit die Naturforschung in die weitesten 
Kreise trägt und der den Ursprung und die nie versiegende Quelle aller Natur- 
forschung hegt und pflegt, das ist die Liebe zur Natur in ihrer unendlichen 
Mannigfaltigkeit und Fülle. 

Die Deutsche Zoologische Gesellschaft als jüngerer Verein, der kaum erst 
zehn Jahre besteht, beglückwünscht den jubilirenden Verein, der auf eine fünfzig- 
jährige Wirksamkeit zurückblicken kann. Möge die zoologisch-botanische Ge- 
sellschaft fortdauern in unermüdlicher Schaffensfreudigkeit, stets sich verjüngend 
und lebensfrisch wie ihr Vorbild, die Natur selbst. 


Prof. Paul Ascherson überreichte eine kunstvoll ausgeführte 
Adresse mit folgender Ansprache: 


Der Botanische Verein der Provinz Brandenburg ist allerdings jünger als 
die zoologisch-botanische Gesellschaft, aber nur um acht Jahre, und er verfolgt 
im verbündeten und stammverwandten Nachbarreiche einigermassen ähnliche 
Tendenzen, wenn auch in bedeutend bescheidenerem Rahmen; wir pflegen ja nur 
Botanik und vorzugsweise Floristik. Das hindert aber nicht, dass wir zur älteren 
und grösseren Schwester mit aufrichtiger Dankbarkeit und Verehrung aufblicken, 
und ich empfinde es als eine besondere Gunst, dass es mir vergönnt ist, die 
Wünsche, welche unser Verein für die verwandte Gesellschaft hegt, in Form 
einer Adresse zu überbringen. 

Es sei mir gestattet, bei dieser Gelegenheit auch meinen innig gefühlten 
Dank auszusprechen für die hohe Ehre, die mir widerfahren ist, von dieser ver- 
ehrten Gesellschaft zum Ehrenmitgliede ernannt zu werden. 

Meine Beziehungen zu Ihrem Vereine sind alt und mannigfaltig. Ich 
habe noch den Gründer Ihrer Gesellschaft, Frauenfeld, persönlich gekannt und 
er war Bindeglied zwischen mir und dem unvergesslichen Orientreisenden Ko- 
tschy. Ich erinnere mich an die freundliche Aufnahme, die ich bei Kerner in 
Innsbruck, in Wien und in seinem unvergleichlichen Tusculum in Tirol gefunden, 
und ich bin wissenschaftlich mit ihm in innige Beziehungen getreten. Nun ist 
sein Scepter in die würdigen Hände unseres hochverehrten Präsidenten, des 
Collegen Wettstein übergegangen und ich hoffe, dass die Beziehungen meiner 
Person zu Ihrem Vereine, so lange mir noch gegönnt sein wird zu wirken, auch 
im zweiten Säculum innige und fruchtbare sein werden. 


Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 251 


Die Adresse lautet: 


Der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien entbietet der 
Botanische Verein der Provinz Brandenburg 


zu dem Jubeltage des fünfzigjährigen Bestehens die wärmsten und aufrichtigsten 
Glückwünsche. 

Vereint durch das gemeinsame hohe Ziel, naturwissenschaftliche Erkennt- 
niss zu fördern und in weitere Kreise zu tragen, hat die jüngere der beiden 
Körperschaften nunmehr seit vier Decennien in ihrer älteren Schwester ein Vor- 
bild echter Wissenschaftlichkeit gesehen, ein Muster unermüdlichen, von reich- 
stem Erfolge gekrönten Schaffens, dem nachzueifern sie versuchte. 

Möge das Band, welches beide Vereine umschlingt und welches seinen 
äusseren Ausdruck im Schriftentausche, seinen inneren in wechselseitig sich be- 
fruchtender und mehrender Erkenntniss der organischen Welt findet, für alle 
Zukunft geknüpft sein. 

Möge die k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft weiter blühen, wachsen 
und gedeihen und in gleichem Sinne wie bisher dazu beitragen, die Nebel zu 
zerstreuen, in welche die Natur ihre Geheimnisse einzuhüllen liebt. 

Dies ist der Wunsch des 


Botanischen Vereines der Provinz Brandenburg. 


Der Vorstand: 


Paul Ascherson. Georg Volkens. Carl Schumann. 
Emil Koehne. Ernst Gilg. 
Arthur Weisse. Theodor Loesener. Willy Retzdorff. 


Prof. Oscar Drude überreicht mit einer kurzen, sehr warm 
gehaltenen Ansprache folgende kunstvoll ausgestattete Adresse: 


Der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft zu Wien entbietet bei der 
fünfzigsten Wiederkehr ihres Gründungstages herzlichsten Gruss und Glückwunsch 
die naturwissenschaftliche Gesellschaft „Isis“ zu Dresden. 


Prof. Dr. J. Deichmüller, Prof. Dr. F. Förster, 


z. Zt. Secretär. z. Zt. 1. Vorsitzender. 


Ein halbes Jahrhundert lang durch Schriftentausch mit Ihnen verbunden, 
erhielt durch Sie unsere nur 16 Jahre ältere Gesellschaft die vielseitigste An- 
regung und Belehrung, insbesondere über Fauna und Flora Oesterreichs und der 
von österreichischen Forschern bereisten Länder. 

Das in Ihrer Gesellschaft kräftig treibende Leben konnte jeder anderen, 
nach gleichen Zielen strebenden Gesellschaft zum Muster dienen, wie die Er- 
forschung der organischen Reiche im weiten Umkreise der Heimat anzugreifen 
und durchzuführen sei. Zahlreichen Mitgliedern und vielen in österreichischen 


252 Bericht über die Feier des 50 jährigen Bestandes der Gesellschaft. 


Landen zerstreuten Lehranstalten haben Sie ideelle und materielle Unterstützung 
zur eigenen Forschung gewährt. 

Werthvolle Arbeiten füllen die lange Reihe der Bände Ihrer „Verhand- 
lungen“. In fast tausendfacher Anzahl gelangt jeder Band derselben zur Ver- 
theilung an Mitglieder und Bibliotheken. Zahlreiche Einzelwerke haben Sie zum 
Drucke gebracht, die nicht nur der Feder berufsmässiger Forscher entstammen, 
sondern vielfach auch solche Männer zu Verfassern haben, die in tief eingewur- 
zelter Liebe zur organischen Natur ihrer Entschleierung die Mussestunden eines 
ganz anderartigen Berufslebens weihen. 

Dieser segensreiche Geist freier Vereinigung ernster Männer in den mannig- 
faltigsten Lebensstellungen zu gemeinsamer Arbeit, auf den bereits bei der 
Jubelfeier des Jahres 1876 Ihr damaliger fürstlicher Präsident rühmend hinwies, 
ist seit Ihrer Gründung nie aus Ihrer Gesellschaft gewichen; er möge Ihnen 
auch in Zukunft treu bleiben! Gerade in dieser Beziehung, sowie dadurch, dass 
auch Sie Ihre Forschungsarbeiten zunächst dem Vaterlande widmen, fühlt sich 
die Gesellschaft „Isis“ Ihnen eng verbunden. 

Der beste Beweis dafür, wie reich sich Ihre Thätigkeit entwickelte, liegt 
darin, dass, entsprechend der immer weiter greifenden Specialisirung der Natur- 
wissenschaften, die Zahl Ihrer Sectionen von zwei auf sechs stieg, und eine 
weitere, zoologische und botanische Interessen gleichmässig umfassende Section 
für Planktonforschung im Entstehen ist. 

Diese Fortschritte sind zugleich ein Ehrenzeugniss für die arbeitsfreudigen 
Männer, die an leitender Stelle das Werk der ehrwürdigen Gründer Ihrer Ge- 
sellschaft verständnissvoll weiterführen. Mögen solche Führer Ihnen in Zukunft 
dauernd beschieden sein. 

Niemals mögen Ihnen auch fördernde Gönner fehlen, wie die es waren, 
die am Anfange Ihrer Wirksamkeit Räume für Ihre Sammlungen bereit stellten 
und Ihr wissenschaftliches Rüstzeug vermehren halfen. 

Seien Sie überzeugt, dass die „Isis* alle Lebensäusserungen Ihrer Gesell- 
schaft dauernd mit wärmstem Interesse verfolgt und würdigt. Bringen diese 
uns doch erwünschte Kunde, wie freudig mit alljährlich verjüngten Kräften in 
dem Brennpunkte deutsch-österreichischen Culturlebens an der Donau die organi- 
sche Naturforschung blüht und gedeiht. 

Dresden, 30. März 1901. 


Für die zoologische Section: Für die botanische Section: 
Prof. Dr. H. Nitsche. Prof. Dr. Oscar Drude. 


Prof. Dr. Fr. Becke sprach als Vertreter der Gesellschaft zur 
Förderung deutscher Wissenschaft und Cultur in Prag: 


Hochgeehrte Fest-Versammlung! 


Es ist mir die ehrenvolle Aufgabe zutheil geworden, im Namen der Ge- 
sellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft und Cultur in Prag 


Bericht über die Feier des 50 jährigen Bestandes der Gesellschaft. 253 


der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft herzliche Grüsse zum heutigen Fest- 
tage zu überbringen. 

Hochgeehrter Herr Präsident! Sie selbst waren Zeuge der schweren Ver- 
hältnisse, unter denen unsere Gesellschaft ihrer dankbaren Aufgabe nachgestrebt 
hat, für das wackere deutschböhmische Volk und seine Culturbestrebungen einen 
festen Rückhalt und einen Concentrirungspunkt zu bieten. Sie, Herr Präsident, 
sind auch Zeuge der rastlosen Arbeit und echt deutschen Beharrlichkeit, mit der 
wir gemeinsam diesem hohen Ziele nachgestrebt haben, und Ihrer eigenen Wirk- 
samkeit in diesem Vereine verdanken wir es, wenn die Prager Förderungsgesell- 
schaft manche tüchtige Arbeit unterstützen konnte, die speciell dem Gebiete 
angehört, welches die zoologisch-botanische Gesellschaft in Wien seit 50 Jahren 
in so ruhmvoller Weise bearbeitet. So ist die Prager Förderungsgesellschaft, 
welche mich heute in diesen Kreis als ihren Vertreter entsendet, hier nicht un- 
bekannt, und so gesellen sich zu den gemeinsamen wissenschaftlichen Bestrebungen 
die mannigfachsten und innigsten persönlichen Beziehungen. 

Dass dieser lebhafte Wechsel von idealen und persönlichen Beziehungen ' 
zwischen den Prager deutschen wissenschaftlichen Kreisen und den gleichen 
Kreisen Wiens auch in dem kommenden Hemisäculum und Jahrhundert erhalten 
bleibe, das soll ich als Wunsch der Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissen- 
schaft und Cultur in Prag an diesem Festtage zum Ausdrucke bringen. 


Prof. Dr. Vietor Uhlig für den Verein „Lotos“ in Prag: 


Hochverehrte Versammlung! 


Die hohen Verdienste der zoologisch-botanischen Gesellschaft um die Natur- 
wissenschaft und die vaterländische Cultur sind heute von so vielen und so mass- 
gebenden Rednern gebührend gepriesen worden, dass eine einzelne Stimme, auch 
wenn sie im Namen einer Vereinigung abgegeben wird, dieses Lob nicht mehr 
steigern kann. Was aber der Deutsche naturwissenschaftlich-medieini- 
sche Verein „Lotos“ in Prag an diesem Tage zum Ausdrucke bringen möchte, 
sind nicht nur die gebührende und dankbare Erinnerung der wissenschaftlichen 
Leistungen der zoologisch-botanischen Gesellschaft, sondern auch die herzliche 
Sympathie und die freundlichsten Glückwünsche. 

Die zoologisch-botanische Gesellschaft blickt auf 50 Jahre wissenschaft- 
licher Thätigkeit und Entwicklung zurück; diese lange Zeit hat auch der Verein 
„Lotos“ zurückgelegt, denselben hohen Zielen zustrebend, wenn auch mit viel 
geringeren Mitteln und unter grösseren Hemmnissen, denn auch der Verein 
„Lotos“, dessen Gründung in das Jahr 1848 fällt, gehört zu den älteren Mit- 
schwestern der zoologisch- botanischen Gesellschaft. Schon im ersten Bande der 
Abhandlungen der zoologisch-botanischen Gesellschaft wird auf den Schriften- 
tausch mit dem Vereine „Lotos“ hingewiesen. Mit den Schriften haben wir aber 
nicht nur die Errungenschaften wissenschaftlicher Arbeit, sondern auch herzliche 
Sympathie getauscht, und diese Sympathie möchte unser Verein heute besonders 
herzlich und warm zum Ausdrucke bringen. Ich schätze mich glücklich, dass 


254 Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 


mir die Ehre zutheil wurde, der Dolmetsch dieser Gefühle zu sein und zugleich 
‚herzliche Glückwünsche für das fernere Blühen und Gedeihen Ihres Vereines 
überbringen zu können. 


Hofrath Freih. v. Waltenhofen überbrachte die Glückwünsche 
der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften in Prag. 


Hierauf überreichte Prof. Dr. C. Fritsch folgendes Glück- 
wunschschreiben des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark: 


Hochansehnliche Gesellschaft! 


Als nach den politischen Stürmen des Jahres 1848 nach und nach eine 
Beruhigung der Bevölkerung eintrat, da zeigte sich der geistige Aufschwung in 
der Gründung zahlreicher wissenschaftlicher und geselliger Vereine. Unter den 
naturwissenschaftlichen Vereinen, welche damals in Oesterreich und speciell in 
Wien entstanden, war der zoologisch-botanische Verein der erste. Aus relativ 
bescheidenen Anfängen entwickelte sich derselbe rasch zu ansehnlicher Bedeutung 
und verwandelte sich bald in die k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft, deren 
Name heute in allen Ländern unserer Erde einen guten Klang hat. Es ist daher 
begreiflich, dass zur Feier des fünfzigjährigen Jubiläums der Gesellschaft von so 
vielen Seiten mündliche und schriftliche Glückwünsche einlaufen, da alle anderen 
Vereine, welche ähnliche Zwecke verfolgen, dem Gefühle ihrer Freude Ausdruck 
verleihen wollen. So erlaubt sich denn auch der Naturwissenschaftliche Verein 
für Steiermark in Graz die hochansehnliche Gesellschaft zu ihrem Jubelfeste herz- 
lichst zu beglückwünschen und zugleich der Erwartung Ausdruck zu geben, es 
mögen die freundschaftlichen Beziehungen, welche ihn mit der verehrlichen Ge- 
sellschaft verbinden, auch in Zukunft aufrecht erhalten bleiben. 

Graz, am 30. März 1901. 


Für den Naturwissenschaftlichen Verein für Steiermark: 


Hermann Br. Guttenberg, Prof. Dr. Z. Hepperger, 


k. k. Hofrath, Vereinssecretär. Vereinspräsident. 


Prof. Dr. Fr. Berwerth sprach als Vertreter des Vereines für 
Siebenbürgische Landeskunde in Hermannstadt: 


Im Auftrage des Vereines für Siebenbürgische Landeskunde in Hermann- 
stadt überbringe ich der zoologisch-botanischen Gesellschaft zur heutigen Jubel- 
feier herzinnige Grüsse und Glückwünsche. Unsere Vereine sind Schöpfungen 
aus jenen Tagen, als der allgemeine Aufschwung geistigen Lebens in unserem 
damals noch ungetheilten Vaterlande ideal gesinnte Männer zum gemeinsamen 
Thun zusammengeführt hat. Mehr als 50 Jahre haben beide Vereine durch 
Schriftenaustausch und persönliche Beziehungen freundschaftlichen Verkehr ge- 
pflogen und es ist daher der Wunsch des Vereines für Siebenbürgische Landes- 
kunde, dass diese Beziehungen auch in aller Zukunft fortbestehen bleiben. Ich 


DET ER REN 


1. re be 


Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 255 


kann den Wunsch mit der Versicherung bekräftigen, dass unser Verein alle seine 
Kräfte daran setzen wird, für alle Zeit durch die Bande deutscher Wissenschaft 
mit Ihnen in Verbindung zu bleiben. 


Custos A. Reischek begrüsste den Verein als Vertreter des 
Museums Franeisco-Carolinum in Linz. 


Hofrath Hasenöhrl überreichte folgendes Schreiben der k. k. 
geographischen Gesellschaft in Wien: 


An das geehrte Präsidium der k. k. zoologisch-botanischen 
Gesellschaft in Wien. 


Als die zoologisch-botanische Gesellschaft vor einem Vierteljahrhundert 
das Fest ihres 25jährigen Bestandes feierte, beglückwünschte auch der damalige 
Präsident der k. k. geographischen Gesellschaft Dr. v. Hochstetter die mit 
uns „durch die Solidarität des angestrebten Endzieles“, sowie durch „vielfache 
andere Beziehungen enge verbundene“ jubilirende Schwestergesellschaft auf das 
herzlichste und rief derselben ein freudiges Vivat, floreat, erescat zu. 

Und wahrlich, dieser aufrichtige Wunsch hat sich erfüllt. Die k. k. zoolo- 
gisch-botanische Gesellschaft hat in den weiteren 25 Jahren ihres Strebens und 
Wirkens neue Erfolge erzielt, die sich denen der früheren Zeit würdig anschliessen, 
und sie hat nicht aufgehört, einen wichtigen Mittelpunkt abzugeben für die 
Kreise, die sich in Wien und in Oesterreich überhaupt mit den von ihr ge- 
pflegten Fächern beschäftigen, einen Mittelpunkt, der um so bedeutsamer war, 
als die Namen vieler der Forscher, die sich an den Arbeiten dieses Vereins 
betheiligten, weit über die Grenzen Oesterreichs hinaus bekannt sind. Ihre 
Publicationen bilden auf diese Weise einen werthvollen Bestandtheil der natur- 
wissenschaftlichen Literatur und eine reiche Quelle der Belehrung für Forscher 
sowohl, wie für zahlreiche Freunde der Naturkunde. Die Gesellschaft hat aber 
auch in nicht geringem Grade sich noch besondere patriotische Verdienste er- 
worben durch die reichliche Dotirung von Schulsammlungen mit Objeeten für 
den naturwissenschaftlichen Anschauungsunterricht. 

Alle diese Bestrebungen sind von der k. k. geographischen Gesellschaft 
stets mit regstem Interesse verfolgt worden. 

In treuer Anhänglichkeit an die altbefreundete Corporation begrüsst des- 
halb das Präsidium der k. k. geographischen Gesellschaft die geehrte zoologisch- 
botanische Gesellschaft auch zu ihrem heutigen Jubelfeste, und wie vor 25 Jahren 
so fügen wir auch heute unserer Begrüssung aus vollem Herzen die besten 
Wünsche bei für das fernere Gedeihen dieses Vereines und für weitere Erfolge 
desselben auf allen Gebieten seiner reichen Thätigkeit. 

Wien, 30. März 1901. 


Das Präsidium der k. k. geographischen Gesellschaft. 


Der General-Secretär: Der Präsident: 
Dr. Ernst Gallina. Dr. Emil Tietze. 


956 Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 


Prof. Dr. A. Reuss sprach als Vertreter der k. k. Gesellschaft 
der Aerzte: 


Die k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien entbietet durch mich 
und Collegen Paltauf ihrer um 14 Jahre jüngeren Schwester, der k. k. 
zoologisch-botanischen Gesellschaft, Gruss und sendet ihre Glückwünsche zum 
heutigen Festtage. 


Ich sage Schwester, denn die Beziehungen zwischen der Mediein einerseits 
und Zoologie und Botanik andererseits sind ja stets innig geschwisterliche ge- 
wesen. Ein grosser Theil Derjenigen, welche sich in freien Stunden mit Zoologie 
und Botanik beschäftigten, waren ja von altersher Aerzte, und viele von diesen 
haben ihr Fach bei Seite gelassen und sind Fachmänner auf den Gebieten der 
Zoologie oder Botanik geworden. 


Ausser diesen persönlichen, indireeten Beziehungen gibt es aber sehr viele 
direetere Beziehungen, Beziehungen, welche sich in den letzten Jahren bedeutend 
vermehrt und vertieft haben. Den Arzt interessirt heutzutage die Zoologie nicht 
blos deshalb, weil eine Anzahl von Thieren auf dem Menschen als Schmarotzer 
vorkommt oder weil er aus dem Thierreiche eine Anzahl von Heilmitteln be- 
zieht, es interessirt ihn die Botanik nicht blos deshalb, weil ein grosser Theil 
seines Heilsehatzes dem Pflanzenreiche seinen Ursprung verdankt, zahlreiche 
Mittel, welche er benützt und zahlreiche verderbliche Gifte, deren Wirkung er 
zu bekämpfen hat, es interessirt den Arzt heutzutage die Biologie, es interessiren 
ihn die physiologischen Vorgänge in Thieren und Pflanzen, Vorgänge, welche 
ja nur ein Spiegelbild derselben Processe im menschlichen Organismus sind, und 
die vergleichende Anatomie ist es ja eigentlich, welche der menschlichen Anatomie, 
wenn ich so sagen darf, Leben eingehaucht hat. Die grössten Errungenschaften der 
letzten Decennien verdankt die Mediein gerade der Botanik, die Erkenntniss, dass 
pflanzliche Organismen es sind, welche als Erreger von biochemischen Processen, 
als Erreger von zahlreichen Krankheiten wirken. Durch diese Erkenntniss wurde 
der Weg gezeigt, auf welchem wir, wenn auch das Ziel noch nicht erreicht ist, 
die Mittel zur Bekämpfung dieser Krankheiten zu suchen haben, und so kommt 
es, dass eigentlich jeder Arzt heutzutage ein Stück Botaniker sein muss. Die 
Mediein wird deshalb immer ein Erstarken der botanischen und zoologischen 
Wissenschaft als ein Erstarken eines Bundesgenossen betrachten, und die k. k. 
Gesellschaft der Aerzte in Wien wird daher mit grossem Interesse und Genug- 
thuung die Bestrebungen der zoologisch-botanischen Gesellschaft verfolgen, welche 
so viele Erfolge gerade auf dem Gebiete dieser Wissenschaften aufzuweisen hat. 


Ich beglückwünsche daher im Namen der Gesellschaft der Aerzte in Wien 
die zoologisch-botanische Gesellschaft zu ihren Erfolgen und wünsche ihr auch 
für die zweite Hälfte des Jahrhunderts bestes Gedeihen! 


Namens der k. k. Gartenbau-Gesellschaft überreichte Prof. Dr. 
Alfred Burgerstein folgende Adresse: 


Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 957 


Hochgeehrtes Präsidium! 


Die Feier des fünfzigjährigen Bestandes der k. k. zoologisch-botanischen 
Gesellschaft gibt der gefertigten k. k. Gartenbau-Gesellschaft die willkommene 
Gelegenheit, ihren geehrten Schwesterverein herzlichst zu beglückwünschen. 


Mit berechtigtem Stolze kann die zoologisch-botanische Gesellschaft an 
diesem Festtage auf ihre so lange und erfolgreiche Wirksamkeit zurückblicken. 
Eine ungeheuere Summe geistiger Arbeit, eine Fülle und Fundgrube vielfach 
mühevoller Untersuchungen und wichtiger Thatsachen auf zoologischem und 
botanischem Gebiete, eine fast unübersehbare Menge von Beobachtungen über 
die systematische Stellung und geographische Verbreitung der organischen Natur- 
producte sind in den 50 stattlichen Bänden der „Verhandlungen“ und den 
anderen werthvollen Publicationen der Gesellschaft als bleibende Zeugen ihrer 
Bethätigung enthalten. 

Anerkennenswerthe Verdienste hat sich die Gesellschaft auch durch die 
vieljährige, unentgeltliche Betheiligung der Schulen mit Lehrmitteln erworben. 

Möge die k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft fernerhin blühen und 
gedeihen zur Förderung naturwissenschaftlicher Forschung, zu eigenem Ruhme, 
zur Ehre des Vaterlandes. 


Wien, im März 1901. 
Für die k. k. Gartenbau-Gesellschaft in Wien: 


Der Vicepräsident: Der Generalsecretär: Der Präsident: 


Monteecuceoli. Dr. A. Burgerstein. J. Graf Harrach. 


Hierauf sprach Oberst v. Obermeyer im Auftrage des Ver- 
eines zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien: 


Der Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kennt- 
nisse in Wien hat mich beauftragt, die zoologisch-botanische Gesellschaft an 
diesem Tage auf das Herzlichste zu begrüssen. 

Unser Verein stammt aus dem Ende der Fünfzigerjahre und hat im Laufe 
der Zeiten sehr häufig die Unterstützung der Mitglieder der zoologisch-botanischen 
Gesellschaft genossen und seine Zwecke sind dadurch aufs Glänzendste gefördert 
worden. 

Indem wir für diese uns zutheil gewordene Unterstützung danken und die 
Bitte anknüpfen, dass diese uns auch fürderhin zugewendet werde, wünschen wir 
der zoologisch-botanischen Gesellschaft bestes Gedeihen. 


Als Vertreter des Vereines für Landeskunde von Niederöster- 
reich überreichte Herr Dr. Ant. Mayer eine kunstvoll ausgeführte 
Adresse: 

Z. B. Ges. Bd. LI. 17 


258 Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 


An die k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft in Wien. 


Sehr geehrtes Präsidium! 


Mit wahrer Freude begrüsst der Verein für Landeskunde von Niederöster- 
reich die k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft zu ihrer 50jährigen Jubelfeier 
und verbindet damit die herzlichsten Glückwünsche für eine gleich erfolgreiche, 
die Ehre ÖOesterreichs, das allgemeine Beste gleich fördernde Wirksamkeit in 
weiteren 50 Jahren. 

Möge der freundliche Verkehr, welcher schon lange zwischen beiden 
Vereinen, insoweit er die heimatliche Forschung, die Verbreitung der Kenntniss 
Niederösterreichs in weiteren Kreisen betrifft, auch fernerhin erhalten bleiben. 


Wien, am 12. März 1901. 


Ernst Graf Hoyos-Sprinzenstein, 
Präsident 
Dr. Alfred Nagl, Dr. Anton Mayer, 


Vice-Präsident Secretär 


des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich. 


Für den Wissenschaftlichen Club sprach kgl. Rath Felix 
Karrer: 
Hochgeehrte Versammlung! 


Der Ausschuss des Wissenschaftlichen Club hat mich mit der ehrenvollen 
Aufgabe betraut, diese Gesellschaft bei der Feier anlässlich des 50jährigen Be- 
standes der zoologisch-botanischen Gesellschaft zu vertreten. 

Im Vorjahre war es die k. k. geologische Reichsanstalt, welcher wir Glück- 
wünsche zum 50jährigen Bestande zu übergeben hatten, und heute ist es die 
zoologisch-botanische Gesellschaft. So oft es sich um die Ausgestaltung der 
naturwissenschaftlichen Bestrebungen in Oesterreich handelt, tritt ein Name 
immer in den Vordergrund, der Name Wilhelm v. Heidinger. Die Erinnerung 
an ihn ergreift mich jedesmal, wenn ich die sieben Bände der „Mittheilungen 
von Freunden der Naturwissenschaften“ betrachte. Es ist dies das Handexemplar 
aus Heidinger’s Nachlasse, und jeder Band enthält auf der ersten Seite die 
Initialen W. H. von seiner eigenen Hand geschrieben und auf dem siebenten 
und letzten Bande hat Heidinger eigenhändig das Datum 7. December 1851 
eingetragen. Es ist dies das Gründungsjahr des botanisch-zoologischen Vereines, 
welcher gerade aus dem „Verein der Freunde der Naturwissenschaft in Oester- 
reich“ entstanden ist. Mit welcher Freude würde Heidinger an der Feier 
Antheil nehmen, an welcher wir heute mitzugeniessen das Glück haben. 

Gestatten Sie mir, im Namen des Wissenschaftlichen Clubs Ihnen zu Ihren 
Erfolgen die herzlichsten Glückwünsche zu überbringen. Ihr Verein darf stolz 
auf sein Wirken zurückblicken, welches ihm für alle Zeit den Dank und die 
Anerkennung der ganzen gebildeten Welt sichert. 


Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 259 


Für die Anthropologische Gesellschaft sprach Hofrath Dr. C. 
Brunner v. Wattenwyl: 


Die Anthropologische Gesellschaft befasst sich zwar nur mit einer einzigen 
Species aus der reichen Fülle organischer Wesen, allein die Entwicklungsgesetze 
sind für alle die gleichen, von der einfachen Alge, dem kleinsten Insecte bis 
zum Homo sapiens. Wir haben die Ansicht überwunden, dass der Mensch eine 
Ausnahmsstellung einnimmt, und wir vindieiren ihm nur das Recht und die 
Pflicht, vermöge seines entwickelten Intellectes die Gesetze der Natur zu erforschen. 

Deshalb begrüsst die Anthropologische Gesellschaft mit aufrichtiger Ver- 
ehrung die Thätigkeit der zoologisch-botanischen Gesellschaft, welche uns die für 
unsere Forschung massgebenden Gesetze liefert, und im Namen der Anthropolo- 
gischen Gesellschaft überbringe ich die aufrichtigsten Glückwünsche zur Feier 
des heutigen Tages. 


Custos Ernst Kittl sprach als Vertreter der Section für Natur-. 
kunde des Oesterreichischen Touristen-Club. 


Hierauf sprach Viee-Director Dr. Stan. Kostliwy: 


Ich habe am heutigen Tage die Ehre, nicht nur die Oesterreichische 
Gesellschaft für Meteorologie zu vertreten, sondern auch in Verhinderung 
des Herrn Directors die Central-Anstalt für Meteorologie und Erd- 
magnetismus. Beide Gesellschaften begrüssen am heutigen Tage die k. k. 
zoologisch-botanische Gesellschaft und beglückwünschen sie zu ihrer erfolgreichen 
und ruhmvollen Thätigkeit während ihres 50jährigen Bestandes, umso mehr, als 
sehr enge und vielfach innige Beziehungen zwischen der Meteorologie und den 
Bestrebungen der zoologisch-botanischen Gesellschaft sich ergeben, und ausserdem, 
weil in das Wiegenjahr der zoologisch-botanischen Gesellschaft auch die Ent- 
stehung der Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus fällt. Ich er- 
laube mir im Namen der Gesellschaft und der Central-Anstalt der zoologisch- 
botanischen Gesellschaft die besten Glückwünsche darzubringen und ihr auch für 
die Zukunft das schönste Gedeihen zu wünschen. 


Im Auftrage der Gesellschaft zur Förderung der naturhistori- 
schen Erforschung des Orients in Wien sprach deren Secretär Dr. 
Aug. v. Böhm: 


Mit Freude habe ich die ehrenvolle Aufgabe übernommen, die k. k. zoolo- 
gisch-botanische Gesellschaft im Namen des Vereines für naturhistorische 
Erforschung des Orients herzlich zu begrüssen. 

Die k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft blickt auf ein halbes Jahr- 
hundert erfolgreicher Thätigkeit zurück und ist unter den bestehenden natur- 


wissenschaftlichen Vereinigungerf Wiens die älteste; die Gesellschaft, in deren 
105 


260 Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 


Namen ich zu sprechen die Ehre habe, war bis vor wenigen Tagen der jüngste 
naturwissenschaftliche Verein in Wien und zählt erst wenige Jahre ihres Be- 
stehens. Deshalb und in Anbetracht der vielen gleichen Zwecke blicken wir zu 
Ihrer Gesellschaft wie zu einer Mutter empor, und entsprechend unseren wenig 
entwickelten Kräften sind wir bestrebt, die wissenschaftliche Liebe, die Sie im 
Allgemeinen pflegen, auf einem räumlich eng begrenzten Gebiete zu verfolgen. 


Das schöne Verhältniss, das zwischen beiden Gesellschaften besteht, kommt 
auch dadurch zum Ausdrucke, dass die Leitung unserer Gesellschaft so ziemlich 
denselben berufenen Händen anvertraut ist, die Ihrer Gesellschaft zu Erfolg und 
Ansehen verholfen haben. Mögen diese innigen Beziehungen stets erhalten bleiben, 
und möge die k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft auch weiterhin blühen, 
wachsen und gedeihen und die schönsten Früchte zeitigen! 


Zum Schlusse sprach Herr Paul Kammerer für den Verein 


„Lotus“: 
Hochverehrte Versammlung! 


Wenn ein so junger und noch unberühmter Verein wie der „Lotus“ mit in 
die Reihe der Gratulanten tritt, so bedarf dies einiger Worte der Erklärung. 

Obsehon ein Verein für Aquarien- und Terrarienkunde naturgemäss mehr 
Amateure zu seinen Mitgliedern zählt, als Gelehrte und solche, die es werden 
wollen, bestehen doch innige Beziehungen zwischen jenem und einer streng 
wissenschaftlichen Gesellschaft; einerseits nämlich zeigt sich hier wie auf allen 
Gebieten die Erscheinung, dass die Dilettanten mit Verehrung zu den wirklichen, 
berufsmässigen Fachleuten emporblieken und sich ihnen zu nähern suchen; 
andererseits ist aber speciell der Aquarien- und Terrarienpfleger auch in der Lage, 
der Naturwissenschaft einige nicht unwesentliche Handlangerdienste zu leisten. 
Dem Zoologen und Botaniker z. B. gibt er Mittel und Wege in die Hand, das 
für manche Untersuchungen schwer entbehrliche lebende Material möglichst 
lange und in durchaus ungeschwächtem, unentstelltem Zustand aufzubewahren. 
Dass aber lebende Organismen thatsächlich für viele wissenschaftliche Zwecke 
weitaus am geeignetsten sind, bedarf wohl keiner besonderen Bekräftigung. — 
Selbstständig forsehend geht die Aquarien- und Terrarienkunde vor, wenn 
sie, gestützt auf sorgfältige, an den animalischen und vegetabilischen Pfleglingen 
gemachte Beobachtungen, manchen dunklen Punkt in deren Lebensgeschichte 
aufklärt. Ich erinnere nur an die Wechselbeziehungen zwischen Thier- und 
Pflanzenreich, deren Entdeckung in einem Aquarium erfolgte. 

Von diesen Gesichtspunkten aus fühlt sich der Verein „Lotus“ wahlver- 
wandt mit der hochberühmten zoologisch-botanischen Gesellschaft; in diesem 
Sinne bringt er ihr den Ausdruck seiner Bewunderung dar für ihre Leistungen 
in der Vergangenheit und Gegenwart und seine herzlichsten Glückwünsche für 
ein weiteres, glanzvolles Gedeihen in der Zukunft! 


Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 261 


Auf schriftlichem oder telegraphischem Wege haben folgende 
Corporationen und Fachgenossen an unserer Jubelfeier theil- 
genommen: 


Die kgl. schwedische Academie der Wissenschaften in Stock- 
holm (Telegramm): 


Die kgl. schwedische Akademie der Wissenschaften widmet der verehrten 
Gesellschaft ihre tiefe Huldiguug wegen hervorragendster Verdienste um ihre 
Wissenschaften während ihres fünfzigjährigen Bestandes. — Retzius, Präsident. 
Lindhagen, Secretär. 


Die „Reale accademia dei Lincei* in Rom (Telegramm): 


La Reale accademia Lincei associasi cordialmente giubileo cotesta insigne 
socjieta augurandole lunga prospera vita per il bene della scienza. — Blaserna, 
vicepresidente. 


Die „Academie Royale des Sciences, des Lettres, et des Beaux- 
Arts de Belgique“ in Brüssel: 


A Monsieur le Professeur Dr- Richard Wettstein Ritter v. Westersheim, 
President de la Societe Imperiale et Royale Zoologieo-botanique de Vienne. 


Bruxelles, le 27 Fevrier 1901. 


Monsieur le President! 


Les importantes contributions dont la Societe Imperiale et Royale Zoolo- 
gico-botanique de Vienne a enrichi, depuis sa fondation, les sciences qu’Elle eul- 
tive avec tant de superiorite, la place honorable et distinguee qu’Elle oecupe dans 
Vensemble des Institutions qui ont pour objet l’etude de la zoologie et de la 
botanique, ces deux branches si remarquables des sciences naturelles, ne sauraient 
que susciter les @eloges et l’admiration du monde savant. 

Aussi c’est avec le plus sincere et le plus cordial sentiment que l’Aca- 
demie Royale des Sciences, des Lettres, et des Beaux-Arts de Belgique, salue le 
Cinquantenaire de la Societe que Vous presidez avec tant de competence et de 
distinction. 

C'est avec le möme sentiment quelle s’associe d’esprit et de c@ur aux 
felieitations que la Societe Imperiale et Royale Zoologico-botanique recoit en cette 
memorable eirconstance. 

Ces sentiments, que je suis heureux de pouvoir vous exprimer au nom de 
l’Academie Royale de Belgique, seront, comme celle-ci l’espere, un sincere et 
puissant encouragement, pour Votre Association, A continuer a poursuivre, avec 
la plus sereine confiance la voie que vous vous &tes si heureusement tracee, il ya 
un demi-siecle deja, dans l’etude de la zoologie et de la botanique. 


262 Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 


Veuillez agreer, Monsieur le President, l’expression de mes sentiments les 
plus distingues. 
Le Seeretaire perpetuel de l’Academie: 
Le chevalier Edmond Marchal. 


Die „Academie imperiale des Sciences“ in St. Petersburg 
(Telegramm): 

L’Academie imperiale des Sciences felieite la Societe pour son brillant 
jubile einquantenaire et lui souhaite cordialement de longues anndes d’existence 


et d’aussi @clatants succes seientifiques. — Le Secretaire perpetuel academieien: 
N. Doubrovine. 


Die kgl. preussische Akademie der Wissenschaften (Tele- 
gramm): 

Die kgl. preussische Akademie der Wissenschaften beehrt sich, der k. k. 
zoologisch-botanischen Gesellschaft zur Feier des fünfzigjährigen Bestandes, mit 
bestem Danke für die freundliche Einladung, ihre aufrichtigen Glückwünsche 
darzubringen. — Im Auftrage: Waldeyer, vorsitzender Secretär. 

Die „Koninklijke Akademie van Wetenschappen“ in Amsterdam. 


Die „Reale Accademia delle Scienze fisiche e matematiche* 
in Neapel: 


Illmo Sigr Presidente della k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft 
di Vienna. 
Napoli, 6 Febbraio 1901. 
La Reale Accademia di Scienze fisiche e matematiche di Napoli porge il 
saluto bene augurante alla I. R. Societäa zoologieo-botanica di Vienna, che sta 
per celebrare il cinquantesimo anniversario della sua vita gloriosa, e prega la 
S. V. Illmo di rappresentarla alla cerimonia solenne. 


Con perfetta osservanza 
Il Presidente: 


Alfredo Capelli. 


Die „Magyar Tudomänjos Akad&mia*“ in Budapest. 
Die „Academy of Science of St. Louis“. 


Das kgl. zoologische Museum in Berlin (Adresse): 


Der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft 
in Wien 
senden zur Feier ihres 50jährigen Bestandes die Unterzeichneten herzliche Glück- 


wünsche aus dem Zoologischen Museum der Hauptstadt des Deutschen 
Reiches. 


Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 263 


Die k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft hat in den 50 Jahrgängen 
ihrer „Verhandlungen“ zahlreiche werthvolle faunistische Arbeiten veröffentlicht, 
welche vielen Abtheilungsverwaltern unseres Museums beim Bestimmen und 
Ordnen wichtige Dienste leisteten. 

In dankbarer Anerkennung dieser Förderung der Zoologie wünschen wir 
der k. k. zoologisch -botanischen Gesellschaft eine weitere arbeitsfrohe und 
ergebnissreiche Thätigkeit. 

Berlin, den 23. März 1901. 


Möbius. v. Martens. Hilgendorf. Reichenow. 
Kolbe. Weltner. Tornier. Matschie. 
Ant. Collin. Fr. Dahl. M. Meissner. Th. Kublgatz. 
Müggenburg. Thiele. Enderlein. Obst. 

Hartmeyer. 


Der kais. botanische Garten in St. Petersburg (Telegramm): 

Zur fünfzigjährigen Jubelfeier gratulirt bestens der kais. botanische Garten 
in St. Petersburg, innigst wünschend fernere ebenso erfolgreiche Thätigkeit. — 
Director Fischer v. Waldheim. 

Die Direetion des Naturhistorischen Museums zu Hamburg 
(Telegramm). 

Die Naturforschende Gesellschaft Graubündens. 

Die „Societä italiana di Scienze naturali* in Mailand. 

Die Medieinisch-naturwissenschaftliche Gesellschaft zu Jena. 

Der Siebenbürger Verein für Naturwissenschaften in Hermann- 
stadt (Telegramm). 

Die Götheburgische Gesellschaft der Wissenschaften (Tele- 


gramm): 

Mirifice de scientiis naturalibus meritae et merenti omnia fausta felicia 
precatur societas scientiarum et litterarum gothoburgensis. — Soederblom, 
Vissing. 


Der Naturforschende Verein zu Riga (Telegramm). 
Der Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg. 
Die Naturforschende Gesellschaft in Görlitz. 
Die „Societä dei naturalisti e matematici* in Modena: 
Illme Signor Prof. Dott. Richard Wettstein Ritter v. Westersheim, 
Presidente della „K. k. zoologisch-botanische Gesellschaft in Wien“. 
Modena, 24 Marzo 1901. 


La Soecieta dei Naturalisti e Matematieci di Modena gratulandosi delle feste 
giubilari che la Zoologisch-botanische Gesellschaft di Vienna celebrera il 30 Marzo 


264 Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 


corrente, augura che la vita scientifica della medesima continui lungamente pros- 
pera e rigogliosa. 

Adempiuto a questo simpatico dovere, ringrazio del gentile invito ricevuto 
ed ho l’onore di parteeiparle che abbiamo pregato il Consigliere Aulico Dott. 
Ernesto Ludwig, Professore dell’ Universitä di Vienna e nostro Socio Onorario 
a rappresentare la nostra Societa alla riunione festiva suddetta. 

Ho l' onore di rassegnarle i sentimenti del mio distinto ossequio. 

Il Segretario: Il Presidente: 

Luigi Picaglia. Dante Vantranelli. 


(Anm. Prof. Ludwig war leider verhindert, persönlich zu erscheinen.) 


Die Deutsche botanische Gesellschaft mit einer kunstvoll aus- 
geführten Adresse: 


Der k.k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, 


welche während eines halben Jahrhunderts die Bedingungen und Erscheinungs- 
formen des organischen Lebens in rastloser Thätigkeit erfolgreich erforscht und 
besonders die Kenntniss der reichen Flora und Fauna ihrer schönen Heimat 
wesentlich gefördert hat, sendet zum Jubelfeste des 50jährigen Bestehens die 
herzlichsten Wünsche für weiteres fröhliches Gedeihen. 


Berlin, den 27. März 1901. 


Die Deutsche botanische Gesellschaft. 
S. Schwendener, L. Kny, 


z. Z. Präsident. z. Z. Vorsitzender 
der wissenschaftlichen Sitzungen. 


Die Naturforschende Gesellschaft bei der Universität Dorpat 
(Telegramm): 

Die kais. Moskauer Gesellschaft der Naturforscher (Telegramm): 

Die kais. Moskauer Gesellschaft der Naturforscher übersendet der zoo- 
logisch-botanischen Gesellschaft zum fünfzigjährigen Jubiläum die herzlichsten 
Festgrüsse und wünscht ihr für die Zukunft weitere Erfolge. — Oumoff, Präsident. 

Der Naturwissenschaftliche Verein in Hamburg (Telegramm). 

Der Deutsche Seefischerei-Verein (Telegramm). 

Die Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur mit 
einer kunstvoll ausgestatteten Adresse: 


An die k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft in Wien. 


Der Tag, an dem die k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft in Wien die 
50jährige Wiederkehr ihrer Gründung festlich begeht, kann nicht vorübergehen 


Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 265 


ohne herzliche Antheilnahme von Seiten der Schlesischen Gesellschaft für vater- 
ländische Cultur. Sowie diese den Mittelpunkt bildet für die wissenschaftlichen 
Bestrebungen unserer Provinz, so hat auch in Wien die jüngere Schwesteranstalt 
in gleicher Weise es verstanden, während der 50 Jahre ihres Bestehens die biolo- 
gischen Wissenschaften in ergiebigster Weise zu fördern. Sie knüpft nicht nur 
das Band um die Forscher, welchen die Pflege der Naturkunde ihrer Heimat 
am Herzen liegt, sondern verbreitet auch Licht weit über die Grenzen Oester- 
reichs hinaus. Die ersten wissenschaftlichen Kräfte Wiens haben jederzeit gern 
ihr Können der zoologisch-botanischen Gesellschaft gewidmet. So kann die 
zoologisch-botanische Gesellschaft mit berechtigtem Stolze auf die Erfolge blicken, 
die sie vor 50 Jahren von einem harmonischen Zusammenwirken aller Zweige 
biologischer Forschung für die Wissenschaft erhoffte, wenn sie erwägt, in welchem 
Umfange durch ihre rastlose Thätigkeit die morphologisch-systematische und 
pflanzengeographische Richtung in der Botanik und Zoologie gefördert wurde. 
Unsere Gesellschaft aber, deren eine Section dieselben Ziele verfolgt, theilt diese 
Freude über die Werthsehätzung der Fülle von wissenschaftlicher Arbeit, welche‘ 
die zoologisch-botanische Gesellschaft in den ersten 50 Jahren ihres Bestehens 
vollendet hat; sie bringt ihr die herzlichsten Glückwünsche dar in der auf- 
richtigen Ueberzeugung, dass der 30. März d. J. für die k. k. zoologisch-botanische 
Gesellschaft in Wien den Beginn einer erfreulichen Weiterentwicklung und 
ferneren Blüthe bedeutet. 


Breslau, den 30. März 1901. 


Das Präsidium 
der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur: 


Förester. G. Bender. Ponfieck. 19, mA 


Die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft zu Frank- 
furt a. M. mit folgender Adresse: 


An das Präsidium der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien. 


Hochgeehrte Herren! 


An Ihrer Feier k. Sonnabend den 30. d. M., an der Sie auf das fünfzig- 
jährige Bestehen Ihrer zoologisch-botanischen Gesellschaft zurückschauen, möchte 
die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft nicht unter den Gratulanten 
fehlen. 

Sie hat mich darum beauftragt, Ihnen ihre herzlichen Wünsche zu diesem 
Ehrentage darzubringen. Gerne komme ich diesem Auftrage nach; kann ich ja 
nur wünschen, dass die wissenschaftliche Thätigkeit, die Sie im verflossenen 
Halbjahrhundert in immer wachsender Weise entfaltet haben, sich ebenso in 
der Zukunft zum Segen der Mitglieder und zur Förderung der Wissenschaft be- 
währen möge. 


266 Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 


Seien Sie versichert, dass unsere Gesellschaft das fernere Blühen ihrer 
Schwesteranstalt stets mit wärmster Sympathie begleiten werde. 


In ausgezeichneter Hochachtung 
Frankfurt a. M., den 28. März 1901. 


Der I. Director der Senckenb. Naturf. Gesellschaft: 
Oberlehrer J. Blum. 


Die kgl. ungarische naturwissenschaftliche Gesellschaft in 
Budapest mit folgender Adresse: 


An die hochlöbliche k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft, dem Herrn Präsi- 
denten Prof. Dr. Richard Ritter v. Wettstein in Wien. 


Die kgl. ungarische naturwissenschaftliche Gesellschaft in Budapest beehrt 
sich zum Feste des halbhundertjährigen Bestehens der k. k. zoologisch-botanischen 
Gesellschaft in Wien ihre aufrichtigsten Glückwünsche darzubringen. 

Die erspriessliche Thätigkeit auf dem Gebiete der naturhistorischen For- 
schung während des verflossenen halben Jahrhunderts, die Förderung des natur- 
wissenschaftlichen Wissens, die Erforschung der österreichischen Lande sind uns 
wohlbekannte Verdienste der zoologisch-botanischen Gesellschaft und deren 
Würdigung erhebt unsere Seele; die in den „Verhandlungen“ erschienenen Dar- 
legungen aber von A. v. Kerner, von G. Mayr und Anderen, die unsern heimat- 
lichen Boden, unsere Flora und Fauna behandeln und in der wissenschaftlichen 
Welt bekannt machen, erfüllen uns mit Pietät und wir zollen der zoologisch- 
botanischen Gesellschaft begeistert Anerkennung für ihre Vergangenheit, entbieten 
aus vollem Herzen einen Festgruss ihrer Gegenwart und drücken unsere besten 
Glückwünsche für ihre Zukunft aus. 

Möge die k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft über materielle und geistige 
Mittel verfügen, um den Bedürfnissen, welche das unerschöpfliche Forschen er- 
heischt, entsprechen und die erhabenen Aspirationen, welche der Gesellschaft als 
reine Ideale immerdar vorschwebten, realisiren zu können. 


Budapest, aus der am 20. Februar 1901 abgehaltenen Sitzung der kgl. 
ungarischen naturwissenschaftlichen Gesellschaft. 
Prof. J. Paszlavszky, Dr. V. Wartha, 


Secretär. Präsident. 


Die Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin mit 
folgender Adresse: 


Der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien sendet zur Feier 
ihres 50jährigen Bestandes die Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin 
die herzlichsten Glückwünsche. 

Die Mitglieder der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft haben nicht 
blos sich durch persönlichen Verkehr in ihren Versammlungen die Ergebnisse 


Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 267 


der Durchforschung ihres schönen Landes mitgetheilt, sondern auch weiteren 
Kreisen durch den Druck ihrer „Verhandlungen“ reiche Belehrungen in den 
Gebieten der Zoologie, Botanik und Geologie, besonders aber über die Flora und 
Fauna der reichgegliederten österreichischen Monarchie gespendet und dadurch 
in vielen reichsdeutschen Naturforschern und Naturfreunden, welche in den 
herrlichen Alpenländern Erholung suchen, auch den ästhetischen (Genuss der- 
selben in hohem Grade vertieft. 

In den 50 Jahrgängen der „Verhandlungen“ glänzen die Namen zahl- 
reicher gefeierter österreichischer Naturforscher. 

Wir sind der Ueberzeugung, dass sich diesen in den kommenden Jahr- 
zehnten noch viele für ihre Wissenschaft begeisterte arbeitsfreudige Nachfolger 
anschliessen werden und rufen dazu der hochverehrten Schwestergesellschaft 
unser Glückauf! zu. 

Als Festgabe bitten wir die 11 letzten Jahrgänge unserer Sitzungsberichte 
freundlich annehmen zu wollen. 


Berlin, den 19. März 1901. 


Der Vorstand der Naturforschenden Gesellschaft zu Berlin: 


K. Möbius, h. t. Director. L. Kny. v. Martens. P. Ascherson. 
Schwendener. Waldeyer. F.E. Schulze. Hilgendorf. 
Bartels. L. Wittmack. Nehring. Branco. 


Der Naturwissenschaftliche Verein für Schleswig-Holstein 
in Kiel: 
An die k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft in Wien. 


Kiel, den 25. März 1901. 


Ihre Gesellschaft sieht am 30. d. M. auf eine 50jährige Wirksamkeit 
zurück, in welcher sie, geführt von hervorragenden Gelehrten und belebt durch 
zahlreiche über die österreichisch-ungarische Monarchie und das Ausland ver- 
streute Mitglieder, die Pflege zweier naturwissenschaftlicher Diseiplinen mit einem 
Erfolge hat ausüben können, welcher seinen Ausdruck durch eine stattliche 
Reihe von Sitzungsberichten und wissenschaftlich werthvollen Abhandlungen ge- 
funden hat. 

Unser um fünf Jahre jüngerer Verein, welcher sich eine ähnliche Aufgabe 
gestellt hat und mit Ihnen über die Erfolge Ihrer Gesellschaft erfreut ist, be- 
ehrt sich, derselben zu der Feier des 50jährigen Jubiläums seine besten Glück- 
wünsche für das weitere Blühen und Gedeihen zu übersenden. 


Der Vorstand des Naturwissenschaftlichen 
Vereines für Schleswig-Holstein: 


L. Weber. 


268 Bericht über die Feier des 50 jährigen Bestandes der Gesellschaft. 


Die Asiatie Society of Bengal in Caleutta: 


Caleutta, 20th February 1901. 
From, 
His Honour Sir John Woodburn, k. e. s. I., m. a., 


President of the Asiatie Society of Bengal. 
To, 
The President, 


k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft, Vienna, 


Sir! 

I have the honour on behalf of the Asiatie Society of Bengal to tender 
to the President and Members of the k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft, 
Wien, the most cordial congratulations of this Society on the auspieious event 
which your Society is about to celebrate, namely the 50th Anniversary of its 
foundation and I am further direeted to express a hope that the friendly rela- 
tions that have existed for thirty-one years between the k. k. zoologisch-botanische 
Gesellschaft and the Asiatie Society of Bengal may continue unimpaired. 

I have the honour to be, Sir, Your most obedient servant, 


Woodburn, 


President, Asiatic Society of Bengal. 


Die Gesellschaft der Naturforscher an der kais. Universität 
Charkow. 
Die Smithsonian Institution in Washington: 


The Seeretary of the Smithsonian Institution presents his compliments to 
the Administration of the k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft and tenders his 
congratulations upon the occasion of the Jubilee of the Organisation, and an ex- 
pression of his appreeiation of the important contributions made to the know- 
ledge of Natural History by the Society, during the fifty years of its existence. 

Washington, 4. February 1901. 


Das Institut Egyptien in Cairo: 


L’Institut Egyptien adresse ses plus cordiales felieitations a la Soeiete 
imperiale et royale Zoologique et Botanique a l’Occasion de la celebration du 
Jubile du einquantenaire de sa fondation. 

Le soussigne est charge de remercier la Societe et son honorable Presi- 
dent du gracieux avis regu et d’exprimer les sinceres regrets des membres de 
Y’Institut Egyptien de ne pouvoir partieiper ä la Scance du 30 mars 1901, autre- 
ment que de caur et en faisant des veux pour la prosperite de la Soeiete im- 
periale et royale Zoologique et Botanique. 

Le Caire, le 1er Fevrier 1901. 

Le seeretaire general: 
J. C. Aristide Gavillot. 


Bericht über die Feier des 50 jährigen Bestandes der Gesellschaft. 269 


Die Direetion des Orto botanico in Padua. 
Das Nova Seotian Institute of Science in Halifax. 
Das Museo Nacional de Buenos-Aires. 


Die kgl. ungarische geologische Anstalt in Budapest: 


An das hochlöbl. Präsidium der k. k. zoologisch-botanischen 
Gesellschaft in Wien. 


Indem die unterzeichnete Direction den Empfang der freundlichst über- 
sendeten Einladung zu der am 30. März 1. J. abzuhaltenden Jubiläums - Sitzung 
hiermit bestätigt, erlaubt sie sich im Namen der kgl. ungarischen geolo- 
gischen Anstalt der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft zu ihrer während 
eines 50jährigen Bestandes entwickelten vielseitigen, segensreichen Thätigkeit 
ihre aufrichtigen Glückwünsche darzubringen, woran sie die Ueberzeugung knüpft, 
dass diese Wirksamkeit auch in Hinkunft die gleiche segenbringende bleiben wird. 

Mit dem aufrichtigsten Wunsche zum ferneren Blühen und Gedeihen der 
jubilirenden Gesellschaft 


Budapest, am 20. März 1901. 


Die Direction der kgl. ungarischen geologischen Anstalt. 
Joh. Böckh, 


kgl. ungar. Sectionsrath, Director. 


Die Societ& nationale des Sciences naturelles et math@matiques 
de Cherbourg: 


Monsieur le President de la Societe imperiale et royale Zoologieo-botanique 
de Vienne! 


J’ai Y’honneur, au nom de la Societe nationale des sciences naturelles et 
mathematiques de Cherbourg, d’adresser l’expression de ses sentiments les plus 
chaleureux et devoues a son illustre seur la Societe imperiale et royale Zoolo- 
gico-botanique de Vienne, ä& l’oecasion du 50° anniversaire de sa fondation. Et 
ces sentiments de bonne eonfraternit& seientifique sont d’autant plus vifs, que nos 
deux Soeietes sont contemporaines; car c'est cette m&me annde que la Societe 
des sciences de Cherbourg, que j’ai fondee en 1851, atteindra aussi la 50° annee 
de son existenee. Que la Societe imperiale et royale Zoologieo-botanique de Vienne 
veuille done bien agreer ’hommage sineere de tous nos desirs pour sa prosperite 
constante, et la continuation de nos relations amicales. 


Le Directeur de la Soeiete: 
Aug. Le Jolis, 


Ritter des k. k. Franz Josefs-Ordens, Inhaber der grossen 
goldenen Medaille „Literis et artibus“ ete. 


270 Bericht über die Feier des 50 jährigen Bestandes der Gesellschaft. 


Die Gesellschaft für Natur und Heilkunde in Dresden. 
Die Ungarische geologische Gesellschaft: 


An das hochlöbl. Präsidium der k. k. zoologisch-botanischen 
Gesellschaft in Wien. 

Im Namen und Auftrage des Ausschusses der Ungarischen geolo- 
gischen Gesellschaft beehren sich die Unterfertigten, den Empfang der freund- 
lichst übersendeten Einladung zu der am 30. März 1. J. abzuhaltenden Jubiläums- 
Sitzung bestätigend, der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien zur 
Feier ihres 50jährigen Bestandes ihre aufrichtigen Glückwünsche darzubringen. 

Zu gleicher Zeit, wie die jubilirende Gesellschaft, ins Leben gerufen, ver- 
folgte und verfolgt die Ungarische geologische Gesellschaft ähnliche Zwecke und 
Ziele, und indem sie die bisherige segensreiche Wirksamkeit der k. k. zoologisch- 
botanischen Gesellschaft voll anerkennt und würdigt, ist sie überzeugt, dass 
diese Wirksamkeit auch hinfür die gleiche segenbringende bleiben wird. 

Mit dem herzlichen Wunsche zu fernerem Blühen und Gedeihen der 
Gesellschaft 

Budapest, am 21. März 1901. 

Dr. M. v. Pälfy, L. Roth v. Telegd, 
Secretär Präsident 


der Ungarischen geologischen Gesellschaft. 


Die Geologieal Society in London. 

Die Physikalisch-ökonomische Gesellschaft in Königsberg. 
Der Offenbacher Verein für Naturkunde. 

Der Naturwissenschaftliche Verein in Regensburg. 

Der Verein für schlesische Insectenkunde zu Breslau. 
Die Nederlandsche entomologische Vereeniging. 


- 


Die Botanische Gesellschaft zu Regenshurg: 


Der sehr verehrlichen k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft 
zu Wien 


beehrt sich die kgl. botanische Gesellschaft zu Regensburg, der es leider nicht 
möglich ist, sich bei der festlichen Jubiläums-Sitzung anlässlich des 50Jjährigen 
Bestandes Ihrer Gesellschaft vertreten zu lassen, auf diesem Wege die herzlichsten 
Glückwünsche zu übermitteln. 

Möge die k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft, welcher ihre hervor- 
ragenden Leistungen in den wichtigsten Diseiplinen der Naturwissenschaften für 
alle Zeiten eine ausgezeichnete Stellung in der Gelehrtenwelt gesichert haben, 
auch in Zukunft, als Leuchte der Wissenschaft und Hort naturwissenschaftlicher 
Bestrebungen, eine sichere Führerin auf dem Gebiete naturwissenschaftlicher 
Forschung und Erkenntniss bleiben. 


Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 271. 


Möge aber auch das Band, das unsere Gesellschaften verknüpft, sich immer 
enger schlingen zu gemeinsamem Vorwärtsschreiten nach dem Ziele, das beide 
vom Anfang an vereinte. 

Regensburg, den 25. März 1901. 


In vorzüglicher Hochachtung ergebenste 
kgl. botanische Gesellschaft zu Regensburg. 


Franz Petzi, Hofrath Dr. Fürnrohr, 

Schriftführer. z. Z. Vorstand. 

Die Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu 
Giessen (Telegramm). 

Der Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung in Ham- 
burg (Telegramm). 

Der Naturhistorische Verein für Rheinland und Westfalen. 
(Telegramm). 

Die Physikalisch-medieinische Societät in Erlangen (Telegramm). 

Der Naturwissenschaftliche Verein in Bremen (Telegramm). 

Die kgl. Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen (Tele- 
gramm). 

Die Naturforschende Gesellschaft in Danzig (Telegramm). 

Die Technische Hochschule in Brünn (Telegramm). 

Der Naturwissenschaftlich-medieinische Verein in Innsbruck 
mit folgender Adresse: 


' Löbl. k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft in Wien. 


Mit aufrichtiger Freude sprieht der Naturwissenschaftlich-medi- 
einische Verein in Innsbruck der löbl. k. k. zoologisch-botanischen Gesell- 
schaft in Wien anlässlich ihres 50jährigen Jubelfestes seine herzlichen Glück- 
wünsche und seine innigste Sympathie aus. 

Möge es der verehrten Gesellschaft auch im neuen Jahrhunderte vergönnt 
sein, pfadsuchend und bahnbrechend den naturwissenschaftlichen Vereinigungen 
Oesterreichs voranzuschreiten. 


Innsbruck, 30. März 1901. 


Für den naturwissenschaftlich-medieinischen Verein: 


Prof. J. Zschuber, Prof. Dr. G. Pommer, 
z. Z. Schriftführer. z. 7. Vorstand. 

Prof. Dr. Joh. Loos, Prof. Dr. Ig. Klemene&ic, 
z. 4. Schriftführer. z. Z. Vorstand-Stellvertreter. 


Prof. Dr. K. W. Dalla-Torre, 


z. 4. Cassier. 


bO 
1 
189) 


Bericht über die Feier des 50 jährigen Bestandes der Gesellschaft. 


Das „Museo eivico di Storia naturale“ in Triest: 


Sr. Hochwohlg. Herrn Prof. Dr. R. v. Wettstein, Präsident der k. k. zoologisch- 
botanischen Gesellschaft in Wien. 


Hochgeehrter Herr Präsident! 


Da es mir leider unmöglich ist, an der Fest-Versammlung anlässlich des 
50jährigen Bestandes der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft persönlich 
theilzunehmen, erlaube ich mir, derselben in meinem und im Namen unseres 
naturhistorischen Museums die wärmsten Glückwünsche zu senden. Das Jubiläum, 
das heute die zoologisch-botanische Gesellschaft begeht, ist ein Fest aller Natur- 
freunde in Oesterreich, die mit stolzer Genugthuung auf die grosse, in einem 
halben Jahrhundert vollzogene Arbeit zurückblicken können. Möge sie noch 
weitere ungezählte Jahre fortblühen und auf die wissenschaftliche Entwicklung 
unseres Landes ebenso mächtig und fruchtbringend einwirken. 


Triest, den 30. März 1901. 


Mit den Ausdrücken meiner vorzüglichen Hochachtung 


ergebenster 
Dr. Marchesetti. 


Die Mährische Museums-Gesellschaft. 
Das Wiener medieinische Doetoren-Üollegium. 


Die Oesterreichische pharmaceutische Gesellschaft: 


An die verehrliche k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft 
in Wien. 


Im Namen der Oesterreichischen pharmaceutischen Gesellschaft beehren 


wir uns, der für die Wissenschaft so segensreich wirkenden k. k. zoologisch-botani- 
schen Gesellschaft zu ihrem heutigen Jubeltage des 50jährigen Bestandes die 
herzlichsten Glückwünsche darzubringen. Die Pharmacie, welche die Aufgabe 
hat, der leidenden Menschheit die Heilmittel zu verabreichen, verdankt speeciell 
der Botanik so ausserordentlich viel, dass sie an dem heutigen Tage unter den 
Gratulanten nicht fehlen darf. Schon seit den ältesten Zeiten war es ja be- 
sonders die Pflanzenwelt, welche dem Arzneischatze unzählige Mittel lieferte, 
Schmerzen zu lindern und zu heilen. Zwar ist in dieser Beziehung seit Theo- 
phrastus Paracelsus der Botanik in der Chemie eine gewaltige Nebenbuhlerin 
erwachsen; aber gerade das abgelaufene Jahrhundert hat eine Vereinigung der 
beiden Wissenschaften zu gemeinsamem Wirken herbeigeführt, indem es gelang, 
aus zahlreichen Pflanzen auf chemischem Wege die wirksamen Substanzen: 
Alkaloide, Glykoside u. dgl. zu isoliren und so Heilmittel zu gewinnen, welche 
für die Mediein von ganz ausserordentlichem Werthe wurden. Wenn auch heute 
die Mehrzahl der Heilpflanzen aus fernen Ländern zu uns gebracht werden, so 
liefert doch auch die engere Heimat zahlreiche pharmaceutische Droguen, und die 


” 


Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 273 


Erforschung der österreichischen Flora, in welcher die k. k. zoologisch-botanische 
Gesellschaft eine ihrer Hauptaufgaben erblickt, dient somit auch der Pharmaeie, 
die dazu berufen erscheint, nicht nur exotische Droguen, sondern auch heimische 
Pflanzen dem Heilschatze zuzuführen und die Heilkräfte zu erforschen, welche in 
so mancher Pflanze der Heimat gleich Dornröschen noch unerkannt schlummern, 
um dann auf Grund dieser Erkenntnisse die wirksamen Stoffe zu isoliren. 

Möge es der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft, welche auf dem Ge- 
biete der Erforschung der heimatlichen Flora in den 50 Jahren ihres Bestandes 
schon so Bedeutendes geleistet hat, beschieden sein, noch recht lange in gleicher 
Weise erspriesslich zu wirken nicht nur zur Förderung der Wissenschaft, sondern 
auch zum Heile der Menschheit. 


Wien, 30. März 1901. 


Für die Oesterreichische pharmaceutische Gesellschaft: 


Dr. Hans Heger, A. Kremel, 


Secretär. Vice-Präsident. 


Die k. k. Gartenbau-Gesellschaft in Steiermark. 
Die Direetion des Naturhistorischen Landesmuseums von 
Kärnten. 


Der Naturforschende Verein in Brünn: 


An die hochgeehrte k.k. zoologisch-botanische Gesellschaft 
in Wien. 


Es war vor 50 Jahren, als einige ausgezeichnete Botaniker und Zoologen, 
sowie mehrere eifrige Freunde dieser Wissenschaften zur Gründung des „Zoo- 
logisch-botanischen Vereines“ in Wien zusammentraten, welcher, rasch und herr- 
lich aufblühend, nach einigen Jahren die Bezeichnung „K.k. zoologisch-botanische 
Gesellschaft“ annahm. 

Was diese Vereinigung im Verlaufe eines halben Jahrhunderts Bedeutendes 
gewirkt und geschaffen, ist durch ihre eigenen Veröffentlichungen nicht erschöpft, 
denn sie lieferte überdies nach allen Seiten Keime neuer Verbindungen und selbst- 
ständiger Bestrebungen, an deren Erfolgen sie sich auch reichlichen Antheil 
zuzuschreiben berechtigt ist. 

Der Naturforschende Verein in Brünn begrüsst daher die hochgeschätzte 
Gesellschaft an diesem schönen und bereits für das Wirken zweier Generationen 
ehrenvollen Erinnerungstage in aufrichtiger Freude mit den herzlichsten 
Wünschen: Möge sie in gleich edler, ernster, von jedem trügerischen Scheine 
weit entfernten Haltung, wie bisher, blühen und gedeihen bis in die fernsten 
Zeiten ! 

Brünn, am 25. März 1901. 

Im Auftrage des Vereines: 


G. v. Niessl, 


erster Secretär. 
Z.B. Ges. Bd. LI. 18 


274 Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 


Die Polnische Naturforscher-Gesellschaft Copernieus in Lemberg. 
Die Custodie des k. k. botanischen Gartens in Salzburg. 
Die Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. 


Der Naturwissenschaftliche Verein an der Universität in Wien: 


An das hochlöbl. Präsidium der k. k. zoologisch-botanischen 
Gesellschaft in Wien. 

Anlässlich der 50jährigen Jubelfeier der hochlöbl. k. k. zoologisch-botani- 
schen Gesellschaft gestattet sich der Naturwissenschaftliche Verein an der Univer- 
sität Wien, geziemend seine Glückwünsche darzubringen. 

Wir rechnen es uns zur besonderen Ehre, unseren hochverehrten Gründer 
an der Spitze der jubilirenden Gesellschaft zu sehen, und verleihen der freudigen 
Hoffnung Ausdruck, dass die Gesellschaft auch fernerhin stets unter den ersten 
genannt werden möge, wenn wissenschaftliche Vereinigungen, sei es in welchem 
Lande, in welchem Erdtheile immer aufgezählt werden. 


Für den Ausschuss: 


Dr. A. Jen&id, Dr. P. Hlawatsch, 
f. d. dz. Schriftführer. f. d. dz. Obmann. 


Der Verein der Naturhistoriker in Innsbruck (Telegramm): 


Der Akademische Verein der Naturhistoriker in Innsbruck nimmt an der 
Feier Ihres 50. Wiegenfestes den herzlichsten Antheil und wünscht der an wissen- 
schaftlichen Erfolgen so reichen Gesellschaft das beste weitere Gedeihen. — 
ERW. 

Der Naturwissenschaftliche Verein in Troppau (Telegramm). 

Die Direetion des Landesmuseums in Sarajevo (Telegramm): 


Zur 50jährigen Jubelfeier entbietet das bosnisch-hereegovinische Landes- 
museum der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft die allerherzlichsten Glück- 
wünsche. Es möge derselben beschieden sein, auf dem eingeschlagenen Wege 
wissenschaftlicher Forschung wie bisher fortzuschreiten und die höchsten Ziele 
ihres Strebens zu erreichen. — Die Direction des Landesmuseums. 


Der Central-Ausschuss des deutschen und österreichischen 
Alpenvereines (Telegramm). 

Die Gesellschaft für Physiokratie in Böhmen (Telegramm). 

Die „Societaä adriatica di seienze naturali“ in Triest (Tele- 
gramm): 

Durch 50 Jahre hindurch unausgesetzt forschend und fördernd, hat sich 
die zoologisch-botanische Gesellschaft einen Ehrenplatz in der naturwissenschaft- 


lichen Führung rühmlichst erobert. Zur heutigen Feier gratulirt freudig die 
Societä adriatica di scienze naturali di Trieste. — Valle, Secretär. 


Bericht über die Feier des 50 jährigen Bestandes der Gesellschaft. 275 


Die Herren Prof. Dr. Guido Adler in Prag, Dr. Bauer, Pau- 
singer und Hinghofer in Czernowitz (Telegramm). 


Herr J.S. Bäumler in Pressburg mit folgendem Schreiben : 


Hochgeehrtes Präsidium der k. k. zoologisch-botanischen 
Gesellschaft in Wien. 


Zu dem schönen Feste des 50jährigen Bestehens der k. k. zoologisch- 
botanischen Gesellschaft — deren Mitglied zu sein ich seit 24 Jahren die Ehre 
habe — erlaube ich mir die herzlichste Gratulation darzubringen. 

Die Gesellschaft wird wie im ersten Halbjahrhundert sicher auch im 
kommenden eine Quelle der wahren naturwissenschaftlichen Forschung auf allen 
Gebieten sein, dafür bürgt das edle Ziel und die in besten Händen befindliche 
Leitung. 

Mit dem Ausdrucke der vorzüglichsten Hochachtung verbleibe ich des 
hochgeehrten Präsidiums 

ergebenster 


Pressburg, am 29. März 1901. 
J. S. Bäumler. 


Herr Theod. Becker in Tenerife. 

Herr Prof. Dr. Carl Berg in Buenos-Aires. 

Die Herren Beyrer, Blumentritt, Brehm, Busson, Cori, 
Furlani, Galvagni, Janda, Lachmann, Mascha, Muller, 
Pintner, Poche, Scharfetter, Steuer, Urban, Zavrel von der 
zoologischen Station in Triest (Telegramm). 

Herr Prof. E. Bormann in Pontafel. 


Herr Prof. Sp. Brusina in Agram mit folgender Zuschrift: 
Löbl. k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft in Wien. 


Der Unterfertigte bedauert aufrichtig, an der schönen Feier des 50 jährigen 
Bestandes der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft nicht persönlich theil- 
nehmen zu können, und dies nicht nur darum, weil derselbe seit dem Jahre 1863 
ununterbrochen die Ehre hat, zu den Mitgliedern der Gesellschaft zu gehören, 
sondern noch mehr deshalb, weil nicht nur die Wiener Universität und nicht nur 
das Hofmuseum, sondern verhältnissmässig noch mehr die Zusammenkünfte in 
den Localitäten der löbl. zoologisch-botanischen Gesellschaft am meisten und 
ganz besonders zu seiner Ausbildung und zur Bekräftigung seiner Liebe zu den 
Naturwissenschaften beigetragen haben. Nie wird der Unterfertigte die liebevolle, 
damals schon fast collegiale Aufnahme vergessen, welche er noch als Student 
gefunden hat. Dort hat er seine unvergesslichen Lehrer Kner, Reichardt, 
Reuss, dort hat er jene ausgezeichneten Männer, wie Frauenfeld, Hoernes, 
Pelzeln, Rogenhofer, Zelebor u. s. w. getroffen, mit welchen er immer 

18* 


276 Bericht über die Feier des 50 jährigen Bestandes der Gesellschaft. 


im Verkehr geblieben ist. Am Josefsplatze und in der Herrengasse hat der 
Unterzeichnete alles das gelernt, was ihm später zugute gekommen ist, als er in 
Agram nach 33jährigem Arbeiten und Ringen ein zoologisches National-Museum 
vom Grunde aus geschaffen hat, welches dem Inhalte nach jedenfalls das vierte 
der gesammten Monarchie ist, was sich hoffentlich bald besser zeigen wird, da 
die kgl. ceroatische Landesregierung sich anschickt, dem Museum ein neues, 
würdiges Heim zu errichten. 
Die k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft vivat, creseat, floreat. 


Agram, am 29. März 1901. 
Brusina. 


Herr Prof. Dr. OÖ. Bütschli in Baden-Baden. 

Herr Prof. J. Viet. Carus in Leipzig. 

Herr Prof. C. Chun in Leipzig (Telegramm): 

Mögen die nächsten 50 den vergangenen sich würdig anreihen. — 
Carl Chun. 

Herr Prof. F. Czapek in Prag. 

Herr Baron Richard Drasche in Monte Carlo (Telegramm). 

Herr Jos. Freyn in Smichow (Telegramm). 

Frau Rosa Gerold (Telegramm aus Pola): 


Am Wege nach Korfu, von der Adria rufe ich Euch zu, ein Hoch dem 
botanischen Verein, o könnte ich doch mit ihm sein! 


Herr Prof. A. Giard in Paris mit folgender Zuschrift: 
Wimereux (Pas de Calais), 27 Mars 1901. 
Monsieur le Seceretaire! 


Avec tous les amies de la Zoologie et de la Botanique je suis heureux 
d’envoyer mes felieitations les plus cordiales a la k. k. zoologisch-botanische Ge- 
sellschaft, a l’oceasion de son cinquantenaire. J’y joins tous mes vaux pour que 
cette Soeiete dont le passe est si brillant nous donne longtemps encore des tra- 
vaux dignes de ceux qui ont et publies depuis un demi-siecle dans les „Ver- 
handlungen“. 

Veuillez agreer, Monsieur le Secretaire, pour vous et pour tous vos Col- 
legues l’expression de mes sentiments les plus distingues. 


A. Giard 
de l'Institut, Professeur ä la Sorbonne, 
Ancien President de la Societe entomologique de France 
et de la Societ6 de Biologie. 


Herr Baurath Th. Ritter v. Goldschmidt in Wien. 
Herr P. Graebner in Grosslichterfelde (Telegramm). 


Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. rl 


Herr Dr. E. Graeffe in Triest (Telegramm). 
Herr Prof. Dr. Haberlandt in Graz. 
Herr Prof. Camill Heller in Innsbruck. 


Herr Major Lucas v. Heyden in Frankfurt a. M. mit fol- 


sendem Schreiben: 
Frankfurt a.M., Bockenheim, 11. März 1901. 


Löbl. k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft in Wien. 


50 Jahre sind vergangen, seitdem die zoologisch-botanische Gesellschaft in 
Wien ihr segensreiches Wirken zur Förderung und weiteren Ausbreitung der 
Naturwissenschaft begonnen; wie sehr dieselbe ihr Ziel verfolgt und in welchem 
hohen Grade sie demselben nach menschlichem Vermögen nahe gekommen ist, 
dies genügend zu beurtheilen kann nicht ein einzelner Mensch, sondern die 
Leistungen der Jubilargesellschaft sind mit goldenen Lettern in der Geschichte -» 
der Gesammtnaturwissenschaft eingetragen. 

Ich selbst aber bin der k. k. zoologisch - botanischen Gesellschaft in Wien 
zum grössten Danke verpflichtet, indem ich in den 35 Jahren, während welchen 
ich die Ehre hatte, der Gesellschaft als auswärtiges Mitglied anzugehören (meine 
Ernennung erfolgte 31. März 1866), nicht nur durch die zahlreichen aus- 
gezeichneten Veröffentlichungen die weitgehendste Förderung meiner eigenen 
Studien fand, sondern mir auch die Gelegenheit geboten war, mit den nam- 
haftesten österreichischen Entomologen in engsten wissenschaftlichen und Freund- 
schaftsverkehr zu treten. Ich nenne hier nur die Namen: Julius v. Bergen- 
stamm, Friedrich Brauer, Carl Claus, Graf Ferrari, Georg v. Frauenfeld, 
Clemens Hampe, Julius Lederer, Josef Mann, Ludwig Redtenbacher, Alois 
Rogenhofer, Rudolf Schiner und Rudolf Türk. 

Der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien wünscht auch für 
die weiteren Decennien ein fortgesetztes Blühen und Gedeihen zum Segen und 
Frommen der Naturwissenschaft ihr 


dankbar ergebenes Mitglied 


Lucas v. Heyden, 


kgl. preuss. Major a. D., 
Doctor philosophiae honoris causa Bonnensis jubilatus. 


Herr Hugo H. Hitschmann in Wien. 

Herr Prof. Dr. Ant. R.v. Jaworowski in Lemberg (Telegramm). 

Herr Dr. E. OÖ. Imhof in Windisch-Aargau mit einer kunst- 
voll ausgestatteten Adresse. 

Herr Hofrath Jos. Kerner in Salzburg. 

Herr Prof. Dr. G. Koch in Wien. 


278 Bericht über die Feier des 50 jährigen Bestandes der Gesellschaft. 


Herr Hofrath Andreas Kornhuber in Pressburg. 
Herr Gottl. Marktanner in Graz (Telegramm). 

Herr Prof. H. Moliseh in Prag (Telegramm). 

Herr Dr. Sergius Nawaschin in Kiew. 

Herr Dr. O. Niekerl in Prag (Telegramm). 

Herr Prof. Dr. Joh. Palacky in Prag (Telegramm). 
Herr Prof. Dr. W. Pfeffer in Leipzig. 

Herr Prof. Fr. Eilh. Schulze in Berlin (Telegramm). 
Herr Prof. Dr. Robert Sieger in Wien. 

Herr Direetor Dr. G. Stache in Messina (Telegramm). 


Herr Vietor Ritter Tschusi zu Schmidhoffen mit folgender 
Zuschrift: 
Löbl. k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft. 


Als altes Mitglied und ehemaliger Ausschussrath der löbl. Gesellschaft 
kann ich es mir nicht versagen, derselben, wenn auch nur aus der Ferne, meine 
herzlichsten Glückwünsche zur Feier ihres 50jährigen Bestehens darzubringen. 


Neben dem Wunsche zum heutigen Tage und dem für das fernere Gedeihen 
der löbl. Gesellschaft möchte ich gleichzeitig in Erinnerung der Anregungen, die 
ich bei meinem im jugendlichen Alter erfolgten Eintritte in selbe in dieser em- 
pfangen, die bleibende und bestimmende fürs Leben waren, meinem Danke am 
heutigen Tage Ausdruck geben. 


Villa Tännenhof bei Hallein, 29. März 1901. 
Mit vorzüglicher Hochachtung 
ganz ergebener 


Victor R. v. Tschusi zu Schmidhoffen, 


Herausgeber des „Ornithologischen Jahrbuches*, 


Herr Dr. Al. Valenta in Laibach. 

Herr Prof. E. Van Beneden in Liege. 

Die Herren Wittmack, Kny, Simon, Kolkwitz, Werner, 
Magnus in Berlin (Telegramm). 

Herr Prof. Dr. Eugenius Warming in Kopenhagen. 

Herr Prof. Dr. Eust. Woloszezak in Lemberg. 

Herr Prof. Dr. M. Woronin in St. Petersburg (Telegramm): 

Zum 50jährigen Jubiläum der hochgeehrten Gesellschaft sende ich nebst 


meinem Willkommen die innigsten Wünsche für weiteres Gedeihen ihrer höchst 
nützlichen wissenschaftlichen Thätigkeit. — Woronin. 


Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 279 


Herr Prof. Perceval Wright in Dublin: 


My best wishes for a successful Meeting; it seems impossible to exagerate 
the importance of the work done by the Society during its first Fifty years. — 
E. Perceval Whrigt, M.D., Prof. of Botany in the University of Dublin. 


Um !/,8 Uhr Abends fand im grossen Saale des „Hotel Conti- 
nental“ ein 
Festmahl 


statt, an welchem folgende Herren theilnahmen: Dr. OÖ. Abel, Dr. 
TanNscherson, Carl Aust, Dr. J. E: Babor, Dr. @. v. Beck, Dr. 
Fr. Becke, Dr. Fr. Berwerth, J. Bischof, Dr. A. v. Böhm, H. 
Braun, Dr. A. Brauneis, Dr. C. Brunner v. Wattenwyl, Jos. 
Brunnthaler, Dr. Alfr. Burgerstein, Rich. Brauer, Fr. Ritt. v. 
Cischini, Ign. Dörfler, Dr. Osc. Drude, Franz Deutike, Dr. C. 
Fritsch, Dr. W. Figdor, Dr. Th. Fuchs, Dr. G. Gayer, Dr. Aug. 
Ginzberger, Dr. Carl Grobben, Dr. A. Günner, Alfr. Haffner, 
Otto Habich, E. Hackel, Dr. E. v. Haläcsy, A. Handlirsch, Dr. 
B. Hatschek, Dr. Aug. v. Hayek, H. Hirschke, Dr. J. Hockauf, 
Jul. v. Hungerbyehler, Alfr. R. v. Hölder, Dr. Al. Jen£ic, Dr. 
F. Jodl, Paul Kammerer, Felix Karrer, Jos. Kaufmann, Dr. 
C. v. Keissler, Dr. Fr. Kerner, Dr. Fr. Krasser, Fr. Kohl, Ca). 
Komers, G. A. Künstler, C. Langer, Dr. C. Linsbauer, Dr. L. 
v. Lorenz, Dr. Joh. Lütkemüller, Dr. E. v. Marenzeller, Dr. Ant. 
Mayer, C. Mayerhofer, Dr. Gust. Mayr, Dr. L. Melichar, Dr. D. 
H. Müller, M. F. Müllner, Alb. v. Obermeyer, Dr. Fr. Öster- 
meyer, Dr. Rich. Paltauf, Dr. A. Penk, Dr. P. Pfurtscheller, 
E. Preissmann, Dr. Stan. Provazek, Dr. C. Rechinger, Dr. M. 
Reich, Andr. Reischek, Dr. A. Reuss, Alois und Eman. Rogen- 
hofer, Carl Ronniger, Dr. Aug. Rossival, Dr. Ed. Schiff, Alois 
Sicher, Fr. Siebenrock, Dr. Öse. Simony, Dr. Fr. Spaeth, Dr. 
Fr. Steindachner, Dr. R. Sturany, Dr. E. Tietze, Dr. Er. Tscher- 
‘ mak, Dr. A. F. Tscherning, Franz Vogel, Dr. Fr. Vierhapper, 
Dr. R. Wagner, Dr. Rud. Walz, Dr. Rich. v. Wettstein, Dr. Jul. 


280 Bericht über die Feier des 50jährigen Bestandes der Gesellschaft. 


Wiesner, Dr. ©. Wilhelm, Dr. Alex. Zahlbruckner, Em. Zeder- 
bauer und 10 Vertreter der Presse. 


Der Präsident Prof. Ritt. v. Wettstein erhob sich zu einem 
Toaste, der in ein dreimaliges Hoch auf Seine Majestät ausklang, 
in welches die Versammlung mit Begeisterung einstimmte. Hierauf 
intonirte die Capelle die Volkshymne. 

Prof. Ose. Drude erhob sein Glas auf das Wohl und fernere 
Gedeihen der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft. 

Hofrath Prof. J. Wiesner brachte einen Toast auf die aus- 
wärtigen Gäste und speciell auf die Ehrenmitglieder Drude und 
Ascherson aus. 

Prof. Dr. G. v. Beck gedachte in längerer Rede der gegen- 
wärtigen und früheren Funetionäre der Gesellschaft. 

Hierauf erhob sich Prof. Ose. Simony zu einem Toast auf 
das Zusammenwirken der exaeten und beobachtenden Naturwissen- 
schaften. 

Hofrath v. Brunner und Prof. Hatschek tranken auf das 
Wohl des Präsidenten und auf eine glückliche Rückkehr desselben 
von der brasilianischen Expedition. 

Prof. P. Ascherson erwiderte auf die Rede des Herrn Hof- 
rathes Wiesner. 

Vice-Präsident Dr. Ostermeyer gedachte unserer Mitarbeiter 
an der Festschrift und an den Publicationen überhaupt; in erster 
Linie der Firmen Alfred Hölder und Adolf Holzhausen. 

Hofrath Fr. Steindachner gedachte in längerer Rede der 
Jugend und Vice-Präsident E. v. Marenzeller der Stadt Wien. 

Bis lange nach Mitternacht blieben die Mitglieder in regem 
Verkehre und animirtester Stimmung vereint und noch manche 
launige Rede entfesselte lebhaften Beifall. 


Beitrag zur Kenntniss der Orthopteren Deutsch-Südwestafrikas. 281 


Beitrag zur Kenntniss der Orthopteren Deutsch- 
Südwestafrikas. 
Von 


Dr. Hermann A. Krauss 


in Tübingen. 


(Eingelaufen am 26. Februar 1901.) 


Obgleich über die Orthopteren-Fauna des jetzigen Deutsch-Südwestafrikas 
(des ehemaligen Damara- oder Herero- und Gross-Nama-Landes) schon zwei 
wichtige Arbeiten vorliegen, von denen die eine auf Grund der Sammlungen 
G. de Vylder’s in Damara und Ovambo und J. C. Andersson’s in Damara von 
C. Stäl!) herrührt und 85 Arten umfasst, während die andere 19 von W. Belck 
im Damara-Lande gesammelte Arten enthält und F. Karsch?) zum Verfasser 
hat, dürfte das folgende Artenverzeichniss doch von Interesse sein, da es die 
Arbeiten der Genannten bezüglich der vorkommenden Arten, sowie durch biolo- 
gische Mittheilungen über einzelne Arten zu ergänzen im Stande ist und somit 
einen weiteren Vorläufer zur endgiltigen Kenntniss der Orthopteren-Fauna dieses 
Landes darstellt. 


Die hier aufgeführten Orthopteren wurden im Jahre 1894 von Dr. Ludwig 
Sander in Berlin, der zum Zwecke bacteriologischer Untersuchungen der süd- 
afrikanischen Pferdeseuche sich im Winter 1895—1894 nach Deutsch-Südwest- 
afrika begeben hatte, in den Monaten Februar bis Mai daselbst gesammelt und 
dem k. Naturaliencabinet zu Stuttgart als Geschenk übergeben. Der freundlichen 
Vermittlung des Vorstandes dieses Museums, Herrn Prof. Dr. C. Lampert, habe 
ich es zu danken, dass mir diese Sammlung zur Bearbeitung überlassen wurde. 


Herr Dr. Sander stellte mir über seine Reise, über die Fundplätze und 
das Vorkommen der T'hiere, sowie über die Witterungsverhältnisse während der 
Reise ausführliche Notizen zur Verfügung, denen ich Folgendes entnehme: Die 
Reise ins Inland nahm ihren Anfang in Walfischbai (26. Jänner 1894) und ging 
entlang des Khan-riviers über Ameib, Etiro im Quellgebiete dieses Flusses, Oma- 
pyu, Omaruru (Okozondye), Osombinya, Okahandya nach Windhoek, von wo aus 
kürzere Ausflüge in die Umgebung unternommen wurden. 


Haupt-Sammelstationen auf der Reise waren: 
Ameib, verlassene Missionsstation, an einer Quelle am Fusse des Bokke- 
bergs (Erongomassiv) gelegen (5. Februar). 


1) C. Stäl, Bidrag till södra Afrikas Orthopter-fauna in: Oefv. K. Vetensk.-Akad. Förh., 
Stockholm, 1876, p. 29—75. 
2) F.Karsch, Verzeichniss der von Herrn Waldemar Belck 1885 im Damara-La e gesam- 
melten Orthopteren in: Entom. Nachr., Berlin, 13. Jahrg., 1857, S. 39—16. 
2. B. Ges. Bd. LI. 18*+* 


282 H. A. Krauss. 


Omaruru (Okozondye) am Ufer des gleichnamigen Flusses, woselbst das 
Flussbett und der Missionsgarten einen günstigen Sammelplatz für Insecten dar- 
boten (7.—18. Februar). Beginn der Regenzeit. 

Okahandya im weiten Flussthale des Okahandya-riviers (Okahandya- 
swakop) gelegen. Volle Regenzeit. 

Windhoek in reich mit Buschwerk und Bäumen bestandenem Thale. 
In der Umgebung heisse Quellen (bis 84° C.) und Moräste. Das an einem Sumpfe 
gelegene dortige Commissariatsgebäude bot in seiner Umgebung ergiebige Sammel- 
plätze, namentlich aber wurde der 15 m hohe Thurm desselben für den Nacht- 
fang an der Lampe ausgiebig benützt. Volle Regenzeit und deren Ende. 

Die Witterungsverhältnisse während der Reise waren für das Insecten- 
sammeln insofern nicht günstig, als die Regenzeit im Jahre 1894 ausserordentlich 
spät einsetzte. Während in anderen Jahren häufig schon im December reichliche 
Regenschauer niedergehen und der Jänner sicher guten Regen bringt, war dies- 
mal noch bis Anfang Februar selbst im Osten und Norden der Colonie kein Regen 
gefallen. Infolge dessen war im Jänner und Februar das Inseetenleben noch wenig 
entwickelt und der Sammelerfolg ein geringer. Daher kam es auch, dass z. B. 
auf der Reise von Walfischbai bis Ameib keine Orthopteren gefunden wurden. 
Ürst von Omaruru an, wo es um den 7. Februar regnete, wurden sie häufiger beob- 
achtet. Die Regenzeit hielt bis Anfang April an, und zwar so, dass Regenperioden 
von mehreren Tagen mit Trockenperioden von ein bis zwei Wochen wechselten. 

Trotz der Regenzeit fiel das infolge grosser Trockenheit der Luft überaus 
rasche Trocknen der gesammelten Inseeten auf, was für die Erhaltung derselben 
sehr wichtig war, aber rasches Präpariren nöthig machte. Als besondere 
Schwierigkeit für den Insectensammler hebt Dr. Sander den Transport der 
Sammlung auf den Öchsenwagen hervor, wo während der Fahrt Alles in un- 
glaublichster Weise durcheinander gerüttelt und geschüttelt wird. 

Von den 34 Arten der Sammlung sind 19 schon von Stäl und Karsch 
aufgezählt worden, 6 Arten sind überhaupt neu, während die 9 übrigen aus dem 
Gebiete von Deutsch-Südwestafrika bisher nicht bekannt waren. Sie sind mit 
einem Sternchen bezeichnet! 


Systematisches Verzeichniss. 


Fam. Blattidae. 


Periplaneta Burm. 


1. *P. americana (L.). 
Fundort: Windhoek, im Commissariatsgebäude. 


Derocalymma Burm., Sauss. 


2. D. stigmosa novV. Spec. 
d. Elongata, glabra, mitida, nigro-castanea. Caput grosse punctatum, 
fronte inter ocellos valde distantes, ochraceos, leviter impressa. Oculi fulve- 


Beitrag zur Kenntniss der Orthopteren Deutsch-Südwestafrikas. 233 


scentes, masximi, subreniformes, supra fere contigwi. Antennae fuscae, basti 
luride ferrugineae. Palpi ochracei. Pronotum semiorbiculare, convexum, antice 
arcuatim productum et caput totum obtegens, nitidum, profunde impresso- 
punctatum, rugosum, praesertim ad margines granulatum, supra caput leviter 
eucullatum ibidemque. carinula mediana instructum, dein plagis nonnullis poli- 
tis, deplanato-prominentibus obsitum, utrinque impressum, margine amtice acuto, 
lateraliter subreflexo, postice incrassato et sulco intramarginali instructo; lateri- 
bus inferioribus pronoti incrassatis, punctatis, bicostatis, costa interna postice in 
spinam producta, tuberculo ferrugineo extrorsum et retrorsum apposito. Meso- 
notum punctatum. Metanotum impunctatum. Elytra alaeque apicem abdominis 
valde superantes. Elytra elongata, a basi usque ad tertiam partem apicalem 
sensim dilatata, dein parum angustata, apice rotundata, basi coriacea, seriatim 
punctata, nigro-castanea, margine antico ferrugineo, dein subpellucida, umbrina, 
venis fuscescentibus. Pedes fusco-ferruginei, femoribus posterioribus circa medium 
unispinosis, tibüs supra biseriatim spinosis. Abdomen lateraliter fuligineum, parte 
mediana supra fulvescente, infra ferruginea. Lamina supraanalis lata, postice - 
rotundata, margine ochroleuco. Üerci elongati, ochroleuei. Lamina subgenitalis 
castanea, asymmetrica, ad dextrum vergens, fossa stylifera dextra profundiore 
quam sinistra, margine postico rotundato, ochroleuco. Styli ochroleuei. 


6% 
Longitudo corporis. -. . 2... 20mm, 
= PIONDIE, 1. dd En ee 
Latitudo = ren ON 
Longitudo._elytrorum - ...2.....2.820., 
Latitudo n NET ed ONE 


Fundort: Windhoek, Nachts an die Lampe angeflogen. Ende März, 
Anfang April. 

Ausgezeichnet durch die Form und Sculptur des Pronotums, sowie die 
Asymmetrie der männlichen Subgenitalplatte, die bisher weder bei den Arten von 
Derocalymma, noch bei denen verwandter Genera beobachtet worden ist. 

Ob die neue Art vielleicht mit Derocalymma granulata Sauss. et Zehnt.,') 
die nur im weiblichen Geschlechte bekannt ist, zusammenfällt, ist bei der Kürze 
der Diagnose: „Oculi subeontigui. Pronotum granulatum, praesertim ad margines, 
suleis intramarginalibus obsoletis, marginibus lateralibus supra haud tumidis“, 
dem Fehlen der Grössenangaben, sowie des Fundortes unmöglich zu entscheiden. 


Fam. Mantidae. 


Gonypeta Sauss. 


3. @. noctivaga noV. Spec. 
dg. Luride ochracea, fusco-maculata et punctata. Caput summum 


teretiusculum, obtusum, levissime arcuatum. Oculi magni, ovordei, nigro-mar- 


ı) H. de Saussure et L. Zehntner in: Revue Suisse de Zoologie etc., Geneve, Tom. 3, 
p. 29 (1895). 


284 H. A. Krauss. 


morati. Ocelli approximati, magni, prominentes, colore melleo. Scutellum faciale 
transversum, supra obtuse angulatum, basi ferrugineum, apice nigrum. Palpi 
ochracei, nigro-annulati. Antennae ochraceae. Pronotum fusco-marmoratum, 
margine laterali nigro-maculato et granulis nonnullis instructo, rhomboidale, 
ante sulcum transversum fornicatum et wulrinque carinula obliqua, arcuata, 
nigro-maculata instructum, pone suleum carina longitudinali obsoleta et utrinque 
carinula transversa, granulata praeditum. Elytra apicem versus dilatata, sub- 
pellueida, inter venas longitudinales maculis fuligineis nubilata, venis longi- 
tudinalibus ipsis fusco-strigosis. Alae pellucidae, venis longitudinalibus partim 
fusco-strigosis, apicem versus inter venas infumatae. Femora antica margine 
supero et infero leviter arcuato, intus macula magna basali, nigra, nitida in- 
signia. Tibiae anticae margine externo spinulis 9—10 armato. Pedes intermediüt 
et postiei graciles, fusco-conspersi. Lamina supraanalis obtuse triangularis. 
Lamina subgenitalis trapezoidea, lateribus rotundatis, retrorsum angustata, 
postice truncata. 


d 
Longitudo corporis. . . » .2.....26mm, 
e DINO ran ren be A 
e ehjtrarum nn oa 
L femorum posticorum . . © „ 
4 tibiarum posticarum YORE 


Fundort: Windhoek, ein /' Abends an die Lampe geflogen (7. März), wo 
es auf andere Inseeten sodann Jagd machte. 

Hat mit Humbertiella perloides Sauss. vom Senegal in Gestalt und Färbung 
grosse Aehnlichkeit, unterscheidet sich aber sofort durch die ganz andere Form 
des Pronotums. Ausgezeichnet durch den schwarzen, lackartig glänzenden Fleck 
an der Basis der Innenseite des vorderen Femur. 


Dystacta Sauss. 


4. D. alticeps (Schaum) (paradoxa Sauss.). 

Fundort: Windhoek, ein j', das Abends an die Lampe flog (7. März). 

Die Vergleichung einiger Z' und eines ?, die ich vor Jahren vornehmen 
konnte, ergab mit Bestimmtheit, dass Mantis alticeps Schaum!) nicht nur in das 
Genus Dystacta zu stellen sei, wie dies auch Stäl schon vermuthete, sondern 
geradezu das Q von Dystacta paradoxa Sauss.?) sei, trotz der grossen Verschieden- 
heit beider. Namentlich ein Umstand ist es, der ihre Zusammengehörigkeit zur 
Gewissheit macht, nämlich die übereinstimmende Fleckenzeichnung des Pro- 
sternums, auf welche für Dystacta paradoxa Stäl zuerst aufmerksam machte. 
Zunächst hinter der Vorderhüfte findet sich ein schwarzbrauner Querstreif, an 


!) H.Schaum in: W. Peters, Reise nach Mossambique; Zoologie: V. Orthoptera, S. 113, 
Taf. 7, Fig. 4 (9) (1862). j 

2) H.de Saussure, Melanges orthopt. Suppl. au 3. Fasc., p. 447 (1871) et 4. Fasc., p. 80, 
Pl.8, Fig. 16 (J') (1872). 


” 


Beitrag zur Kenntniss der Orthopteren Deutsch-Südwestafrikas. 2835 


den sich unmittelbar ein gelblicher, schwarz geränderter Querfleck von fast halb- 
mondförmiger Form anschliesst. Der Vorderrand desselben ist convex, der Hinter- 
rand leicht coneav. Wiederum an diesen Querfleck anschliessend kommt ein 
grösserer, scheibenförmiger, graubrauner Fleck, dessen Hinterrand von einem 
scharfen, schwarzen Saum eingefasst ist. Diese merkwürdige Zeichnung nun ist 
bei den beiden bisher getrennten Arten in vollkommen gleicher Weise vorhanden 
und lässt ihre Zusammengehörigkeit mit aller Bestimmtheit aussprechen. 

Bezüglich der Charakteristik des Genus Dystacta bei Stäl') ist noch zu 
bemerken, dass „caput summum subito subtruncatum, haud elevatum“ nur auf 
den Kopf des 5’ passt, für den des Q müsste es dagegen heissen: Caput summum 
arcuatim elevatum. Sein Dystacta nahestehendes Genus Chroicoptera (nur das 
®© bekannt) unterscheidet er davon hauptsächlich durch den bogig erhobenen 
Kopfgipfel im Gegensatze zu dem abgestutzten des ersteren. Nachdem nun aber 
auch bei dem @ von Dystacta der bogige Kopfgipfel festgestellt ist, dürfte Chror- 
coptera mit Dystacta zusammenfallen. 

Stäl erwähnt, dass bei dem einzigen ihm vorliegenden J' der erste Ulnar- 
ast der rechten Elytre gegabelt sei, während dieser Ast linkerseits einfach ver- 
laufe. Eine solche Asymmetrie des Geäders der Elytren scheint bei dieser Art 
häufiger vorzukommen. Bei einem g' zeigte sich die Gabelung des genannten 
Astes nicht auf der rechten, sondern auf der linken Elytre, bei einem 9 ist die 
Gabelung hinwiederum rechtsseitig, während der linke erste Ulnarast ungetheilt 
verläuft, bei einem weiteren Z' dagegen sind die Rami ulnares primi beiderseits 
gegabelt. 

Die Art ist in Südafrika weit verbreitet. W. Peters traf sie in Mocam- 
bique, E. Holub im Leschumo-Thale nahe der Sambesi-Tschobe-Mündung Abends 
beim Feuer (Jänner), sowie im westlichen Oranje-Freistaat bei Oliphantfontein 
zwischen Gras und Zuphorbia-Gebüsch (März). Saussure gibt als Vaterland das 
Capland an und Stäl das Damara-Land, beide nach der Sammlung Brunner’s. 


Antistia Stal. 


5. A. maculipennis Stal. 
Fundort: Okahandya, 1 Z' im Missionshaus Abends bei der Lampe ge- 
fangen (März). 
Tenodera Burm. 
6. *T, superstitiosa (F.). 
Fundort nicht angegeben. 
Südafrika, Küste von Mocambique, ausserdem auf den ostindischen Inseln. 


Hoplocorypha Stal. 
7. H. macra Stäl. 
Fundort: Windhoek, 1 g' Abends bei der Lampe (7. März). 


ı) C. Stäl, Systema Mantodeorum in: Bih. till Svenska Akad. Handl., Bd. 4, Nr. 10 
p. 26 (1877). 


’ 


286 H. A. Krauss. 


Empusa Illig. 
8. * E. fronticornis (Stell) (binotata Serv.). 
Fundort: Okahandya, im hohen Grase beim Missionshaus (23. Februar). 
Bisher nur aus dem Caplande bekannt. 


Fam. Acridiidae. 
Acrida L. (Truxalis F.). 


9. A. nasuta L. (turrita Stäl). 
Fundort: Okahandya, im Grase am Flussufer (Februar). 
Die 5' schnarren beim Aufliegen. 


Pachytylus Fieb. 


10. P. suleicollis Stäl. 

Fundort: Omaruru, ', $ aus einem wandernden Schwarm (14. Februar); 
junge Larven auf dem Wege von Omaruru nach Okahandya (20. Februar); 
Windhoek, letztes Nymphenstadium (11. April). 

Die jungen Larven sind im Anfang fast schwarz, später lichtgrün ge- 
zeichnet, im zweiten und dritten Stadium werden sie schmutzig schwefelgelb, 
im vierten und fünften Stadium fast leuchtend hell orange und heissen dann 
„rooie-batjes“ (Rothröcke). 

Die ersten fliegenden Schwärme erschienen meist an ziemlich windstillen 
sonnigen Tagen stets kurz vor oder nach den ersten Regenfällen des Jahres aus 
südwestlicher Richtung. Sie sind ungefähr so dicht wie lockeres Schneegestöber. 
Viele Individuen fliegen in Copula. Auch später kamen noch Schwärme von 
ähnlicher Beschaffenheit. Die Eingeborenen fangen grosse Mengen ein und 
benützen sie geröstet als Nahrung. 


Acrotylus Fieb. 


11. A. patrudis (Sturm). 
Fundort: Omaruru, Mitte Februar. 


Sphingonotus Fieb. 
12. S. seabriceulus Stal (scabriuseulus Sauss.). 
Fundort: Omaruru, am südlichen Flussufer auf dürren, mit spärlichem 
Grase und Buschwerk besetzten felsigen Anhöhen (7. Februar). Fliegt behende. 
Auch das /', das Stäl nicht kannte, stimmt trefflich mit seiner Beschrei- 
bung der Art überein. Die Dimensionen sind: 


(0% 
Longitudo corporis . ». » ......., 19mm 
3 DRORDU ES RER |. 
a eljirorum wa: 2. 
n femorum posticorum . . 10 „ 


Beitrag zur Kenntniss der Orthopteren Deutsch-Südwestafrikas. 287 


Pyrgomorpha Serv. 


13. P. sanderi noV. Spec. 

2. Prasina, pilis albidis obsita. Caput granulatum. Frons parum 
sinuata. Occiput carinula mediana nulla, tubereulis retroocularibus parvis, 
haud seriatim dispositis. Antennae breves, ceylindricae, basi haud dilatatae. 
Pronotum dense granulatum, postice in angulum subreetum, apice obtusum pro- 
ductum, carina mediana vix distincta, carinis lateralibus pone medium tantum 
expressis, rotundatis, tubereulis majoribus haud obsitis; lobis lateralibus postice 
sinuatis, margine inferiore levissime rotundato, tuberculis albidis dense obsito, 
angulo postico subacuto. Prosternum incrassatum, medio parum e«xsertum. 
Elytra prasina, abdomine breviora, latiuscula, lanceolata, apice subacuta. Alae 
elytris multo breviores, totae purpureae. Femora postica extus granosa. Tibiae 
posticae spina apicali externa nulla. Abdomen glabrum, dorso concolore. 


8) 
Longitudo corporis . - -» -» . .. 27mm. 
& antennarum . . “6, 
x MEONOEE . „Alm Saar 
” ehrtrotumr ar u rl 
4 femorum posticorum . . 11 „ 


Fundort: Ameib, an einem Quelltümpel im Grase (5. Februar). Die Farbe 
im Leben entspricht dem „Schweinfurter Grün“. 
Zu Ehren ihres Entdeckers, des Herrn Dr. Ludwig Sander benannt. 


Der vom Senegal bis Deutsch-Südwestafrika verbreiteten Pyrgomorpha 
granulata Stäl nahestehend, aber von ihr leicht durch die Bildung des Pronotums, 
sowie die vollständig purpurrothen Unterflügel zu unterscheiden. 


Zonocerus Stal. 


14. Z. elegans (Thunb.). 

Fundort: Omaruru, an feuchten Plätzen im dichten Grase des Flussbettes, 
auch zwischen Omapyu und Omaruru. Erwachsen und im Nymphenstadium im 
Februar. Bewegt sich ziemlich langsam. 

Die meisten Exemplare gehören der Form mit abgekürzten Flugorganen 
(f. brachyptera Stäl) an. 


Phymateus Thunb. 


15. P. baccatus Stäl. 

Fundorte: Omaruru, erwachsen und im Nymphenstadium Mitte Februar; 
Okahandya; Windhoek. Soll gelegentlich in Gärten Schaden verursachen. 

16. * P. aegrotus Gerst. 

Fundort: Nicht näher bezeichnet (J)). 

Bisher aus dem Kaffernland, dem Somaliland und aus Abessinien bekannt. 


288 H. A. Krauss. 


Petasia Serv. 


17. P. spumans (Thunb.). 

Fundorte: Omaruru, im Gebüsch auf Kalkgerölle; Osombinya. Lässt 
beim Ergreifen einen jodäbnlich riechenden, braunen Saft aus den Gelenken 
treten, der auf der Haut rothbraune Flecken verursacht und von den Eingebornen 
als giftig sehr gefürchtet wird. 


Xiphicera Latr., Stal. 


185. #_X, (Hoplolopha) dromadaria Sauss. 

Fundort: Windhoek, im Dornbuschfeld der Kalkberge, JS, 2. 

Aus dem Caplande und aus Transvaal bekannt. 

19. X, sabulosa Stäl. 

Fundort: Omaruru, am Südufer auf Kalkgerölle zwischen Gebüsch eine 
weibliche Nymphe (10. Februar). 


Spathosternum Krauss. 


20. 8. nigrotaeniatum (Stal). 
Fundort: Okahandya, im Grase am Flussbett (26. Februar). 


Acridium Geoffr. 


21. A. tataricum (L.). 
Fundort: Windhoek, Ende Mai. Tritt auch in Schwärmen auf. 


Orbillus Stäl. 


22. O. namnaqua NOV. Spec. 

Ochraceo-olivaceus, atrovirente-variegatus. Caput sparsim impresso- 
punctatum. Fastigium vertieis rotundatim productum, triangulariter impressum 
et grosse punclatum. Frons carinis exceptis atrovirens. Genae vilta infraocu- 
lari atrovirente signatae. Occiput vitta mediana triangulari, retrorsum dilatata 
vittisque postocularibus atrovirentibus notatum. Antennae nigrae. Pronotum 
eylindrieum, grosse et dense varioloso-punctatum, subreticulatum, carinula 
mediana nitida, sed vix elevata et maculis nonnullis laevibus, impressis, atro- 
virentibus, basi loborum lateralium inter sulcos instructum. Pleurae ochraceae, 
dense impresso-punctatae, subreticulatae, atrovirente-marginatae. Elytra fulve- 
scentia, apicem abdominis superantia (5), vel abdomine breviora. Alae dilute 
testaceae. Femora tibiaeque anticae extus vitta castanea signatae. KFemora 
postica ochracea, utrinque, carinis exceptis, atrovirentia. Tibiae posticae atro- 
virentes, albo-pilosae, supra fulvescentes, condylo ochraceo, spinis apice nigris. 
Lamina supraanalis £' triangularis, obtusa, convexa, sulco mediano basali et 
impressionibus longitudinalibus lateralibus instructa. Lamina subgenitalis Z' 
subtrigona, obtusa, dense albo-pilosa. Valvulae ovipositoris ochraceae, apice 
fuscescentes. 


; 


Beitrag zur Kenntniss der Orthopteren Deutsch-Südwestafrikas. 289 


0% 8 
Longitudo corporis . .» 2... 2283, 33—34 mm. 
“ DEONODIME.NE.. WIEN. AN; MED. 5 
R elytrorum . ...... 17-18, 21—22 ,„ 
n femorum posticorum 12, 15—16 „ 


Fundort: Windhoek. 

Steht Orbillus cylindricollis (Schaum)!) aus Mocambique und Deutsch- 
Ostafrika (Tanga bis Magila, Dar-es-Salam) am nächsten, unterscheidet sich aber 
von ihm durch dunklere Färbung, das Fehlen eines schwärzlichblauen, langen, 
dreieckigen Mittelfleckes auf dem Pronotum, kürzere und breitere Elytren, sowie 
die blass scherbenfarbigen Hinterflügel. 

Herr Prof. Dr. Karsch in Berlin, dem ich die neue Art zur Vergleichung 
mit der Type Schaum’s im Berliner Museum einsandte, hatte die Freundlich- 
keit, mich namentlich auf die Unterschiede bezüglich der Elytren aufmerksam 
zu machen. Nach ihm ist ein Pärchen der neuen Art im Berliner Museum aus 
„Ostafrika* (Kärger) vorhanden. 


Catantops Schaum. 


23. ©. solitarius Karsch. 

Fundort: Windhoek (1 9). 

Diese Art wurde von Karsch?) nur ganz kurz diagnostieirt, weshalb eine 
genauere Beschreibung derselben wünschenswerth erscheint. Dass mir dies möglich 
wurde, verdanke ich der grossen Gefälligkeit des Herrn Dr. Kuhlgatz am 
Berliner Museum, der mir eine Anzahl Exemplare von verschiedenen Fundorten 
zur Untersuchung übersandte. Die Beschreibung würde darnach lauten: 

Supra ochraceus, vel griseo-ochraceus, vel umbrinus, infra flavescens, 
vitta laterali obligua, ab oculis supra lobos laterales pronoti et pleuras usque 
ad coxas posteriores continuata umbrina vel castanea, flavo-lmbata decoratus. 
Caput impresso-punctatum. Costa frontalis eirca ocellum concava wel plana, 
margine supraantennali cum margine superiore fossae antennalis nigro-limbato. 
Sutura elypeo-frontalis utringue nigro-maculata. Fastigium vertieis triangu- 
lariter subimpressum, impressione dense punctata. Pronotum dense impresso- 
punctatum, exceptis maculis nonnullis laevissimis basin et marginem inferiorem 
loborum lateralium inter sulcos occupantibus, carina mediana obsoleta. Pro- 
sternum processu tumido, obtuso, rotundato, basin versus parum angustato in- 
structum. Partes meso- et metasternales suturis in fundo fusco- vel nigro- 
eoloratis sejunctae, lobis mesosternalibus distantibus, metasternalibus g' conti- 
guis, 2 fere contigwis. Blytra in parte anteriore vel tota fuliginea, vel fuligineo- 
adspersa, macula basali marginis antici flava, area postica isabellina vel ochracea. 
Alae hyalinae vel flavae, apicem versus semper infumatae. Pedes antici vitta 

1) Podlocerus cylindricollis Schaum in: W. Peters, Reise nach Mossambique; Zoologie, 
V. Orthoptera, S. 132, Taf. 7A, Fig. 3, Q' (err. 2!) (1862). 

2) F. Karsch in: Entom. Nachr., Berlin, 26. Jahrg., 1900, S. 280. 

Z.B. Ges. Bd, LI. 19 


290 H. A. Krauss. 


externa angusta nigra, a basi femorum usque ad tarsorum ungques, hie vel illie 
obsolescente, perducta, intermedü vitta interna eodem modo signati. Femora 
postica extus macula nigra, orbieulari, fere in centro areae medianae posita 
valde insignia, area externa inferiore vitta nigra vel fusca, cum macula nigra 
condyloidea externa late confluente repleta, intus flavescentia, nigro-quadri- 
maculata (interdum maculis tribus anterioribus inter se confluentibus), macula 
basali maculisque duabus sequentibus orbicularibus, carinam internam supe- 
riorem transgredientibus, macula quarta condyloidea subtus cum macula condy- 
loidea externa conjuncta. Tibiae posticae flavescentes vel nigro-fuscae, basi, 
macula flavescente orbiculari condyloidea excepta, nigrae, dein annulo lato 
flavescente cinctae annulisque duobus latis, nigro-fuscis, supra obsolescentibus, 
ante medium et apicem versus positis notatae, spinis apice nigris, externis extus 
fere totis nigris, in margine externo 9, in margine interno 10 armatae. Tarsi 
postiei longitudinaliter nigro-vittati. Cerci S' ceylindriei, introrsum curvati, 
apice obtusi. Lamina supraanalis 5‘ subtriangularis, retrorsum angustata, 
carına media, ante medium canaliculata instructa, utringue late longitudinaliter 
sulcata. Lamina subgenitalis 5' brevis, conica, obtusa. 


ei Q 

Longitudo corporis . » ....21, 25—30 mm. 
n DTONDR Ban! 6—7/ ,„ 
£ elytrorum. rn 1.17, 22—24 5 
n femorum posticorum . . 12, 14—-16 5 


Vorkommen: Njassaland: Milanji, Delagoa-Bai, Capland (v. Charpen- 
tier'sche Sammlung), Pondoland (Bachmann) (sämmtliche Fundorte im Museum 
für Naturkunde zu Berlin vertreten), Deutsch-Südwestafrika: Windhoek (Sander). 


Eine durch die eigenthümliche schwarze Zeichnung der Hinterschenkel 
sehr ausgezeichnete Art. Ganz besonders hervorzuheben ist der schwarze Mittel- 
fleek an ihrer Aussenseite und sodann die meist schwarze, die Area externa in- 
ferior von der Basis bis zum Condylus ausfüllende Längsbinde. 

Das aus Windhoek vorliegende einzige Exemplar (P) ist ganz frisch ent- 
wickelt und noch nicht völlig ausgefärbt. Auf gelblichweissem Grunde hebt 
sich bei ihm die schwarze Zeichnung besonders scharf ab; das schräge Seitenband 
ist nicht schwarzbraun, sondern gelblichgrün mit schwarzer Umrandung, der 
Hinterrand des Pronotums und das Analfeld der Elytren sind blass purpur- 
roth gefärbt. 

Die allgemeine Färbung ändert, wohl häufig auch nach dem Alter, stark 
ab und geht von gelblichbraun und graubraun bis zu dunkelbraun über. Die 
Unterflügel sind entweder wasserhell oder vollständig gelb (Delagoa-Bai, Windhoek). 


24. #*C, melanostietus Schaum. 

Fundort: Windhoek. 

Eine der am weitestverbreiteten afrikanischen Catantops-Arten. Von 
Senegambien, Sierra Leone, Guinea, Usambara, Sansibar, Mocambique, von der 
Delagoa-Bai und vom Capland bisher bekannt. 


Beitrag zur Kenntniss der Orthopteren Deutsch-Südwestafrikas. 291 


25. ©. debilis nov. Spec. 

9. C. melanosticto Schaum valde affınis differt statura minore, macula 
fusca loborum lateralium pronoti usque ad marginem inferiorem extensa, ely- 
tris alisque abdomine multo brevioribus, femoribus posticis in area ewterna 
mediana macula nigra tantum unica apicem versus posita et in carina externa 
inferiore punctis nigris instructis. 


> 
Longitudo corporis = 2. 2... 25 mm. 
5 PONTE OR 
h ELUEEORUM lo 
5 femorum posticorum . . 115 „ 


Fundort: Omaruru, Mitte Februar. 

Abgesehen von den gekürzten Flugorganen ist diese Art hauptsächlich 
durch das Fehlen des schrägen schwarzen Flecks, der bei ©. melanosticetus etwas 
vor der Mitte der Aussenseite der Hinterschenkel steht, sowie durch die schwarzen 
Punkte auf dem äusseren unteren Seitenkiel derselben, die bei melanostietus 
fehlen, ausgezeichnet. Auch das Herabreichen des dunklen Fleckes auf den 
Seitenlappen des Pronotums bis zum Hinterrande ist auffallend und kann als 
weiterer Unterschied beider Arten angeführt werden, indem ja bei melanostietus 
dieser Fleck schon weit vor dem hellen Unterrande mit scharfem Rande endigt. 


Euprepocnemis Fieb. 


26. E. ambigua Stäl. 
Fundort: Windhoek, auf einer Hochfläche, Anfangs Mai. 


Fam. Locustidae. 


Rhegmatopoda Brunner. 


27. R. leptocerca (Stal). 
Fundort: Windhoek (J'). 


Melidia Stal. 


28. M. brunneri Stäl. 
Fundort: Windhoek, 2 5’ Abends bei der Lampe gefangen (7. März). 


Da das g' dieser Art bisher unbekannt geblieben, so ergänze ich die 
Diagnosen Stäl’s!) und Brunner’s?) für dieses Geschlecht: 

d'. Flytra in parte apicali campi tympanalis venulis transversis paral- 
lelıs instructa, campo tympanali sinistro basi fulvescente, fusco-maculato, campo 
tympanali dextro pellucido, speculo suborbiculari. Segmentum anale produetum, 
margine postico subrecto, in medio levissime rotundatim emarginato. Cerci 


1) C. Stäl in: Oefv.K. Vetensk.-Akad. Förh., Stockholm, 1876, p. 60. 
2) C. Brunner v. Wattenwyl, Monographie der Phaneropteriden, S. 217. Wien, 1878. 


192 


292 H. A. Krauss. 


longi, incurvi, teretes, basi crassiusculi, retrorsum attenuati, apice acuti. 
Lamina subgenitalis valde elongata, in processum longum, levissime sursum cur- 
vatum, apice profunde bifurcatum producta, stylis nullis. 


0% 
Longitudo corporis . . 2... 15 mm. 
E pronot il Arupg 
4 elgtrorums. schnee 2drng 
Latitudo elytrorum in medio . . Bay 


Longitudo femorum posticorum . 16—17 „ 


Die mir vorliegenden Z' stimmen so gut mit den Genus- und Species- 
Charakteren von Melidia brumneri überein, dass ein Zweifel über ihre Einreihung 
nicht möglich ist. Die Färbung des 5 ist dieselbe wie beim 9 und auch „die 
tief gespaltene Subgenitalplatte des Q“* findet sich beim Z', aber in bedeutender 
Verstärkung, wieder. 


Eurycorypha Stal. 


29. E. euspidata nov. Spec. 

cd. Laete viridis. Frons impunctata. Pronotum supra planum, rugu- 
losum, costis lateralibus antice et postice levissime divergentibus, margine antico 
sinuato. Elytra requlariter oblongo-ovalia, alis breviora. Femora antica et 
intermedia subtus in margine antico trispinulosa, postica subtus in wtroque 
margine 3—6spinulosa. Tibiae anticae supra subsulcatae. Segmentum anale 
fornicatum, retrorsum horizontaliter porrectum, in medio profunde impressum, 
postice emarginatum et subbilobum, lobis rotundatis. Cerci longiores, sensim 
incurvi, ante apicem subito attenuati, retrorsum curvati et cuspidati, cuspide 
leviter ascendente, apice fusca. Lamina subgenitalis tricarinata, postice emargi- 
nata, stylis brevissimis instructa. 


0% 
Longitudo corporis . . . . . 18—20 mm. 
PIONOW. 8. NE Tr 5 - 
x elytrorum =... ;.,30—32.:% 
Latitudo elytrorum in medo . 9-10 „ 


Longitudo femorum posticorum . 13—14 „ 


Fundort: Okahandya (Februar), Windhoek (März), beidemale beim Nacht- 


fang an der Lampe. 
Mit E. prasinata Stäl von Madagascar und ? Port Natal am nächsten 


verwandt, aber durch die Form der Cerei leicht von ihr, sowie von den übrigen 
Arten zu unterscheiden. 


Mataeus Karsch. 
30. #*M. orientalis Karsch. 


Fundort: Windhoek (9). 
Bisher von Usambara, vom Tanganika-See und von Sansibar bekannt. 


Der Fundort Bihe in Angola ist fraglich. 


Beitrag zur Kenntniss der Orthopteren Deutsch-Südwestafrikas. 293 


Acanthoplus Stal. 
8l. A. longipes (Charp.). 
Fundort: Omapyu (Larve am 20. Februar), Windhoek (erwachsen im 
April und Mai in Menge angetroffen). Findet sich im dichten Dorngebüsch und 
zirpt beim Ergreifen sehr laut. Holländisch heisst er: „Dikpens* (= Diekbauch). 


Fam. Gryllidae. 


Gryllus L. 

32. #G. afer Sauss. 

Fundort: Windhoek, &' Abends an der Lampe gefangen (März). 

Von Mocambique, von der Algoa-Bai (Capland) und von Madagaskar 
bekannt. 

Brachytrupes Serv. 

33. B. membranaceus (Drury). 

Fundort: Omaruru (g', 2, 18. Februar). Allgemein verbreitet, lebt in 
Erdhöhlen zwischen den Wurzeln der Büsche und macht sich besonders in feucht- 
warmen Nächten (Regennächte ausgeschlossen) durch sein ohrbetäubendes Zirpen 
sehr bemerklich. In der eigentlichen Wüste nicht vorhanden. 


Tridactylus Latr. 
34. *T. fasciatus Guer. 
Fundort: Omaruru, im Flussbett. 
In Afrika verbreitet. 


Die coloniebildenden Dinobryon-Arten. 
(Subgenus: Eudinobryon Lauterhborn.) 


Von 


Josef Brunnthaler. 
(Mit 5 Abbildungen im Texte.) 


(Eingelaufen am 26. März 1901.) 


. Schon längere Zeit mit der Bearbeitung der Gattung Dinobryon, Sectio 
Eudinobryon beschäftigt, ist mir Lemmermann durch Veröffentlichung der 
Resultate seiner Studien in den „Berichten der Deutschen botanischen Gesell- 
schaft“, Bd. XVIII, 1900, S. 500—524, Taf. XVIII und XIX, zuvorgekommen. 

Wenn ich nichtsdestoweniger die eigenen Resultate im Folgenden publi- 
eire, geschieht dies einerseits, weil ich mit den Ansichten Lemmermann’s in 
Manchem nicht übereinstimme, andererseits durch die Freundlichkeit des Herrn 


294 Josef Brunnthaler. 


Dr. ©. E. Imhof in die angenehme Lage versetzt bin, Originalzeichnungen der 
von ihm beschriebenen Species veröffentlichen und so authentische Abbildungen 
derselben liefern zu können. 

Ich spreche Herrn Dr. O. E. Imhof hiefür meinen wärmsten Dank aus. 

Ferner bin ich Herrn Director E. A. Birge (Madison, U. S. A.) für Ueber- 
sendung von Material aus amerikanischen Seen, wie auch Herrn Dr. K. M. Le- 
vander (Helsingfors) für Proben von Dinobryon pellueidum sehr verbunden. 
Lemmermann’s neue Arten und Varietäten wurden mir leider vom Autor nicht 
zur Verfügung gestellt und stütze ich mich daher nur auf seine Publicationen. 

Die Gattung Dinobryon (im Umfange der jetzigen Section Eudinobryon) 
hat ihre Stellung im System oft gewechselt, indem fast jeder Bearbeiter eine 
andere Gruppirung vornahm. Es dürfte von Interesse sein, diese Wandlungen in 
Kürze zu zeigen. \ 

Die erste Art unserer Gattung wurde von Ehrenberg (4.) im Jahre 1831 
(1832) beschrieben und in seinem System wie folgt untergebracht: 


Enterodela, darmführende Magenthiere. 

I. Abtheilung: einmündige. 

Anopisthia. 2. Ordnung: gepanzerte. 
Gattung XXIII. Vaginicola Lamarck. 
4. V.? socialis. 

Er fügt folgende Bemerkung hinzu: „Man könnte vorläufig den Namen 
Dinobryon für dasselbe aufbewahren. Die letztere Form verlangt nothwendig 
eine eigene Gattung.“ 

In seiner nächsten, diesen Gegenstand betreffenden Arbeit (5.) ist bereits 
Dinobryon, novum genus, Dinobryina, nova familia, angeführt und eine zweite 
Art: Sertularia, wird beschrieben. 

Das im Jahre 1836 erschienene Werk von Ehrenberg: „Die Infusions- 
thierchen als vollkommene Organismen“ (6.) zeigt folgende systematische Stel- 
lung für unsere Gattung: 


Polygastrica (Magenthiere). 
Anentera (Darmlose). 
Gymnica (Fusslose). 
7. Familie: Dinobryina (= gepanzerte Astasien). 

Gattung: Dinobryon (2 Arten: D. sociale und D. Sertularia). 

Dujardin (3.) stellt Dinobryon als VII. Familie zu seinen Infusoires 
asymme6triques und fügt D. petiolatum als neue Art hinzu. 

Perty (24.) hat folgende Eintheilung gewählt: 


Subregnum: Archezoa. 
Classis: Infusoria. 
II. Phytozoidia. 
Sectio I: Filigera. 
Familie Dinobryina. 
Gattung Dinobryon (S. 178). 


Die coloniebildenden Dinobryon -Arten. 2395 


Bei Pritchard (25.) enthält die Gruppe der Phytozoa die Familien: 
Monadina, Hydromorina, Cryptomonadina, Volwocina, Vibrionia und Astasiaea ; 
die Dinobryina sind p. 546 anhangsweise aufgeführt. 

Stein (29.) bringt Dinobryon in der III. Abtheilung, den Flagellaten, 
als 6. Familie und bildet stipitatum und Sertularia (Taf. XII) ab. 

Kent (15.) bringt eine ganz verschiedene Anordnung: 

Order VI. Flagellata- Eustomata. 
Sect. B. Eustomata-Dimastiga. 
Fam. V. Chrysomonadidae Kent. 
XI. Dinobryon. 
Bütschli’s (1.) Anordnung zeigt wieder eine Abweichung: 
Classe: Mastigophora. 
1. Ordnung: Flagellata. 
1. Unterordnung: Monadina Bütschli. 
5. Familie. Heteromonadina Bütschli. 
ce. Unterfamilie Dinobryinae. 

Klebs (16.) hat eine weitere Modification vorgeschlagen und zeigt sein 

System, so weit es unsere Gattung betrifft, folgende Gruppirung: 


Abth. 5. Chromomonadina (Stein emend.). 
B. Chrysomonadina loricata. 
Gattungen: Chrysococcus, Dinobryon und Chrysopyis. 

Lemmermann (21.) stellt die Gattungen Hyalobryon, Dinobryon, Dino- 
bryopsis und Epipyxis als 11. Familie in die Ordnung Phaeozoosporinae der 
Phaeophyceae und damit zu den Algen. 

Senn (28.) hat in der neuesten Arbeit, welche die Stellung unserer 
Gattung betrifft, dieselbe unter den Flagellaten wie folgt untergebracht: 


Ordnung: Chrysomonadineae. 

Familie: III. Ochromonadaceae, die Gattungen Ochromonas, Oyclonewis, 
Dinobryon (mit Epipysis und Dinobryopsis), Hyalobryon und Uro- 
glena enthaltend. 

Bei Lemmermann (20.) hat die Gattung Dinobryon drei Untergattungen: 
Epipyais, Dinobryopsis und Eudinobryon, eine Stellung, welche Lauterborn 
schon seinerzeit (Zeitschr. für wissensch. Zool., Bd. LXV, S. 380) für Epipywis 
und Dinobryon (im seitherigen Sinne) vorgeschlagen hat. 

Im Nachfolgenden bespreche ich die Arten der Subgattung Hudinobryon 
und führe alle Arten und Varietäten an, ohne Rücksicht darauf, ob sich die 
Ansichten Lemmermann’s und meine eigenen decken oder nicht. 

Ich beschränke mich darauf, die Gestalt des Gehäuses und die Form der 
Colonie anzuführen, und lasse die Resultate meiner sonstigen Untersuchungen 
einstweilen ganz unberührt. 

Die bisher bekannten Arten und Varietäten der Untergattung Dinobryon 
lassen sich in drei Reihen unterbringen, welche jedoch Uebergänge zeigen: 


296 Josef Brunnthaler. 


1. Reihe: D. Sertularia mit D. Sertularia var. alpinum, D. thyrsoi- 
deum, D. protuberans, D. eylindrieum und D. eylindrieum 
var. palustre. 

2. Reihe: D. divergens mit var. pediforme, var. Schauinslandiüi und 
var. angulatum. 

3. Reihe: D. stipitatum mit D. stipitatum var. americanum, var. 
lacustris, var. bavaricum, var. elongatum, D. sociale und D. 
pellueidum. 


Genaues Studium von Dinobryon-Arten während verschiedener Jahres- 


zeiten kann uns erst lehren, was nur Saisonform und was constant ist. 


Bevor ich zur Besprechung der einzelnen Species und Varietäten übergehe, 


gebe ich den Versuch eines Bestimmungsschlüssels zum leichteren Auffinden 


derselben. 
Bestimmungsschlüssel. 

1. Colonien im Meere . . . 2.2... 17. D. pellucesdum 
— dColonien im Süsswasser en im Brackwasser) .. .2 SE 
2 Gehanse sy mmetrischH |, A TON, 9, ER 2 EN MS er 
— Gehäuse asymmetrisch . . . . un... ©: 
3. Gehäuse vasenförmig, nicht in einen Stiel enliugant BB Er u#. 4 
Gehäuse kegelförmig, mit und ohne Verlängerung, mit und ohne Anke 
undulirt:odernichbilii Edi. „Bubouzsusetguh at Lahr 5 
4. Gehäuse kurz, vasenförmig . . 4.103 1. D. Sa 


Gehäuse länger und schlanker er im ehe), 
2. D. Sertularia var. alpinum. 


. Gehäuse kegelförmig, ohne Ausbauchung, ohne Undulation . . . .. 6 


Gehäuse kegelförmig, mit Ausbauchung, ohne Undulation . . . 2.7 
Gehäuse kegelförmig, mit schwacher Ausbauchung, Wand undulirt. 
14. D. stipitatum var. bavaricum. 


. Gehäuse kurz kegelförmig . . . . ... ne DDR 
Gehäuse lang kegelförmig.. . . . 15. D. Ser var. elongatum 
. Gehäuse mit dem Fusstheil in das Lumen des vorhergehenden Gehäuses 


hineinragend, 80—86 «u lang . . ...... 1. D. stepitatum 
Gehäuse wie voriges, Ausbauchung NT 30—39 u lang. 

12. D. stipitatum var. americanum. 

Gehäuse mit dem Fusstheil nur an der Mündung des vorhergehenden be- 


festigt on. en 5 18 WD’stipitatum var. lacusatrıs 
} Golonien ‚büschig.’ Juin), vs. ua dmaman „BED No. 0 Mr 
Colonien sperrig . . . . N EEE 


. Gehäuse vasenförmig, Vase Einbaeail a A nichung sonen dem Ende, 


die Contouren der übereinander stehenden Gehäuse eine Schlangenlinie 
Bildand Be eis:lr. ..2..2..2008..D. thyrsoideum 

Gehäuse vasenförmig, er einer Beikliahen Ausstülpung am Endkegel. 
4. D. protuberans. 


Die coloniebildenden Dinodbryon -Arten. 297 


— Gehäuse lang eylindrisch, Ausbauchung schwach, Endkegel schief aufgesetzt. 
5. D. eylindrieum. 
10. Gehäuse lang Tape schwach ausgebaucht, Endkegel kurz, schief auf- 
gesetzt =... . 00.20. 06».D. eylindricum var. palustre 
— Gehäuse in der Mitte eine mehr oder weniger vorspringende Ecke zeigend, 
Wand undulirt oder nicht, Endkegel schief aufgesetzt .. .. . 1 

11. Gehäuse nicht undulirt. Colonie schwach sperrig. 
10. D. divergens var. angulatum. 


— Gehäuse mit mehr oder weniger undulirten Seitenwändn . . . . . 12 
12. Gehäuse vorne schwach undulirt, an der Uebergangsstelle in den Endkegel 
undulirt oder nicht, 35—47 u lang . . . .... 7. D. divergens 


— Gehäuse deutlich undulirt, 60—66 « lang. 
9. D. divergens var. Schauinslandii. 
— Gehäuse vorne schwach undulirt, an der Ansatzstelle des Endkegels einer- 
seits eine Ausstülpung zeigend . . 8. D. divergens var. pediforme 


1. Dinobryon Sertularia Ehrenb. 


Ehrenb., Abh. Akad. Berlin, 1833, S. 280. — Infusionsthierchen, 1836, 
S. 124, Taf. VIII, Fig. 8. 

Lemmerm., Ber. d. D. bot. Ges, XVIII, 1900, S. 514, Taf. XVIII, 
Eis 9 10. 

Gehäuse meist hyalin und glatt, manchmal gelblich und granulirt, vasen- 
förmig, Mündung etwas erweitert, Hinterende meist gerade, zuweilen schwach 
schief zugespitzt, bis 47 « lang; grösste Breite 13 «, 
unterhalb der Mündung 10—11 «. 

Verbreitung: Europa, Amerika, Grönland, 

Molokai (Lemmermann); Süss- und Brackwasser. 


2. Dinobryon Sertularia Ehrenb. var. alpi- 
num Imhof (Fig. 1). 


Imhof, Zool. Anzeiger, 1887, S. 39 (nomen 
nudum). — Jahresber. d. Naturf. Ges. Grau- 
bündens, Bd. XXX, 1887, S. 136. 

Lemmerm., Ber. d. D. bot. Ges., XVIII, 1900, 
S. 514. 


Gehäuse in den hinteren zwei Dritttheilen 
flaschenförmig, vorderes Drittel etwas eingeschnürt, 
an der Mündung etwas erweitert, 44—64 « lang, 10 « 
an der weitesten Stelle breit. 

Die kleinsten Exemplare stammen vom höchsten 
Standorte (Imhof: Pass Tempesta, 2500 m). \ 

Die vorliegende Zeichnung (von Imhof) zeigt 
uns, dass wir es hier mit einer Form von Sertularia Fig. 1 


298 Josef Brunnthaler. 


zu thun haben, welche etwas grösser und schlanker als die Stammform ist; 
deren Berechtigung ist jedoch nicht über allen Zweifel erhaben. 

Vorkommen: Alpenseen (z. B. Poschiavo, 962 m, Viola, 2163 m, Lago Nero, 
2222 m, Lago Bianco, 2230 m, Croceta, 2307 m, Tempesta, 2500 m). 


3. Dinobryon thyrsoideum Chodat. 


Chodat, Bull. de l’Herb. Boiss., Vol. V, 1897, 
p. 120 et 307, Fig. 3 (p. 305). 

Lemmerm., Ber. d. D. bot. Ges., XVIII, 1900, 
S. 514, Taf. XVIII, Fig. 11, sub D. Sertu- 
laria var. thyrsoideum (Chodat) Lemmerm. 


Gehäuse kaum länger als breit, vasenförmig, 
an der Basis scharf kegelförmig, Mündung etwas 
erweitert, 30—40 «u lang, 10—12 « breit. 

Das Gehäuse ist meist asymmetrisch gebaut, 
auf der einen Seite die Ausbauchung näher dem 
unteren Ende zeigend; die Contouren der über- 
einander sitzenden Gehäuse eine regelmässige 
Sehlangenlinie bildend, wodurch das merkwürdige 
Aussehen zustande kommt. Die Art ist auch durch 
den gedrungenen Bau der Gehäuse ausgezeichnet. 

Vorkommen: Deutschland, Oesterreich, Croa- 
tien, Schweiz, Frankreich und Schweden. 


4. Dinobryon protuberans Lemmerm. 


Lemmerm., Abh. des Nat. Ver. in Bremen, 
Bd. XVI, S. 343, Taf. I, Fig. 7—9. — Ber. 
d.D. bot. Ges., XVIII, 1900, S.514, Taf. XVIII, 
Fig. 12—16. 

„Gehäuse unregelmässig, im vorderen Theile 
eylindrisch, in der Mitte etwas angeschwollen, an 
der Mündung erweitert, kurz vor derselben leicht 
eingeschnürt, im hinteren Theile allmälig verjüngt, 
seitlich mit einer kurzen Ausstülpung versehen. Bei 
einer Drehung von 90 Grad erscheinen die Gehäuse 
lang vasenförmig mit allmälig verjüngten Enden. 

Colonien dicht buschförmig. Tochtergehäuse 
mit der regelmässig ausgebildeten Wand des End- 

Fig. 2. kegels der Wandung des Muttergehäuses anliegend, 
mit der seitlichen Ausstülpung an die gegenüber 
liegende Wand stossend. Länge des Gehäuses 37”—40 u, Breite in der Mitte 7—10 «, 
an der Mündung 10—11 «, kurz unterhalb derselben 7 «.* (Lemmermann.) 
Vorkommen: Brandenburg, Schlesien, Neuseeland. 


Die coloniebildenden Dinobryon -Arten. 299 


5. Dinobryon eylindrieum Imhof (Fig. 2). 


Imhof, Zool. Anzeiger, 1883, S. 656 (nomen nudum). — Jahresber. d. Naturf. 
Ges. Graubündens, Bd. XXX, 1887, 8. 136. 
Lemmerm., Ber. d. D. bot. Ges., XVIII, 1900, S. 516, Taf. XIX, Fig. 1—5. 


Gehäuse vorne ein langer Cylinder (40—79 « lang, 10—12 « breit), Mün- 
dung etwas erweitert, hinterer Theil schief kegelförmig, 20—40 « lang. 

Ansicht bei !/; Drehung lebhaft an D. Sertularia erinnernd, mit gleich- 
mässig sich verjüngendem Ende. 

Colonien locker buschförmig, nicht sehr zahlreich. 

Vorkommen: Deutschland, Schweiz, Schweden. 

Die Abbildungen Lemmermann's zeigen eine zu grosse Breite im Ver- 
hältniss zur Länge. 

Die vorliegende Zeichnung ist von Imhof. 


6. Dinobryon eylindricum Imhof var. palustre Lemmerm. 


Lemmerm., Forschungsber. Plön, VIII, S. 73, Fig. 5—6. — Ber. d. D. bot. 
Ges., XVIII, 1900, S. 306 und 516, Taf. XVIII, Fig. 23; Taf. XIX, 
Fig. 6—8. 

„Gehäuse wie bei der typischen Form, um 45—60 Grad gedreht lang 
vasenförmig, mit kurzer Endspitze, 49—68 « lang, 8 « breit, an der Mündung 
11 «, kurz unterhalb derselben 7 « breit. Colonien sehr sperrig.* (Lemmerm.) 

Vorkommen: Sachsen, Holstein. 

Zeigt im Bau der Colonie Anklänge an divergens, ohne jedoch eine eckige 
Contour der Wandung zu besitzen. Ich fasse alle mit einer mehr oder weniger 
deutlichen derartigen Wandung versehenen Dinobryon in eine Gruppe zusammen, 
wohl wissend, dass eine wirklich richtige natürliche Gruppirung heute noch 
nicht möglich ist. 


7. Dinobryon divergens Imhof. 


Imhof, Jahresber. d. Naturf. Ges. Graubündens, Bd. XXX, 1887, 8. 134—135. 

D. Sertularia var. divergens (Imhof) Zach., Forschungsber. Plön, I, S. 41. 

D. Sertularia var. undulatum Seligo, Ueber einige Flagellaten des Süss- 

wassers, S. 6, Fig. 3 der Tafel. 

D. angulatum var. cwrvatum Lemmerm., Ber. d. D. bot. Ges., XVIII, 1900, 
S. 27. 

. divergens var. levis Garbini, Mem. Accad. Verona, Vol. LXXIV, Ser. III, 
Basc Hl, pr 271: 

. eylindrieum var. divergens (Imhof) Lemmerm., Ber. d. D. bot. Ges., 
XVIII, 1900, 8. 517, Taf. XIX, Fig. 15—20. 


=) 


=) 


Vorderer Theil des Gehäuses eylindrisch, 20—28 « lang, 7—8 « breit, 
schwach oder nicht undulirt, Mündung etwas erweitert, hinterer Theil 15—20 « 


300 Josef Brunnthaler. 


lang, mehr oder weniger gebogen, allmälig verjüngt. Uebergangsstelle meist mehr 
oder weniger stark undulirt. Bei '/; Drehung erscheinen die Gehäuse eylindrisch 
mit erweiterter Mitte und sich verjüngendem Basaltheil. 

Colonien sehr sperrig. 

Vorkommen: Europa, Amerika (Elkhart Lake). 

Ich habe die Art wieder in ihrer ursprünglichen Form hergestellt, da mir 
Lemmermann’s Vorgehen denn doch zu weitgehend dünkt. Man könnte mit 
ebenso viel Recht alle Arten mit einer einzigen Ausnahme fallen und als Varie- 
täten derselben gelten lassen. Uebergänge sind bei der Mehrzahl der Formen 
vorhanden. Was unter Dinobryon subdivergens Chodat gemeint ist, ist mir 
nicht klar. Chodat gibt im Bull. de l’Herb. Boissier, VI, 1898, p. 171 und 173 
nur einen Namen ohne eine Bemerkung. 


Ss. Dinobryon divergens Imhof var. pediforme (Lemmerm.) nob. 


D. protuberans var. pediforme Lemmerm., Forschungsber. Plön, VIII, S. 73, 
Fig. 1—2. — Ber. d. D. bot. Ges., XVIII, 1900, S. 306. 

D. eylindrieum Imhof var. pediforme Lemmerm., Ber. d. D. bot. Ges., 
XVIII, 1900, S. 517, Taf. XIX, Fig. 12—14. 


Vorderer Theil des Gehäuses eylindrisch, 24—28 «, schwach undulirt, 
7 « breit, Mündung etwas erweitert. Hinterer Theil schief kegelförmig, 12—16 « 
lang. An der Ansatzstelle des Kegels eine stark hervortretende Ausstülpung. 
Bei !/; Drehung lang eylindrisch mit allmälig verjüngten oder abgerundeten 
Enden. Die concave Wand des Endkegels an der Wand des Muttergehäuses an- 
liegend, die Ausstülpung an die gegenüber liegende Wand anstossend. 

Colonien locker, ziemlich sperrig (Lemmermann). 

Vorkommen: Holstein. 


9. Dinobryon divergens Imhof var. Schauwinslandii (Lemmerm.) nob. 


D. Schawinslandii Lemmerm., Abh. d. Naturw. Ver. in Bremen, Bd. XV], 
S. 343, Taf. I, Fig. 1—3. 

D. eylindrieum Imhof var. Schauwinslandii Lemmerm., Ber. d. D. bot. Ges., 
XVIII, 1900, 8. 516—517, Taf. XIX, Fig. 9—11. 


Vorderer Theil des Gehäuses eylindrisch, Seitenwände undulirt, Mündung 
etwas erweitert, 40—44 « lang, 8 « breit, Mündung 10—11 «. Hinterer Theil 
kegelförmig, meist gebogen, 20—22 « lang. Bei '/ Drehung erscheint das Ge- 
häuse eylindrisch, mit geradem Endkegel. 

Colonien sehr sperrig. 

Vorkommen: Neuseeland, Plansee (Baiern). 

Imhof theilte mir seinerzeit eine Zeichnung mit dem Vermerk: D. tiro- 
lense nov. spec. mit, welche sich als obige Form darstellt. Das Vorkommen an 


zwei so weit entfernten Standorten ist ein sehr interessantes Beispiel der weiten 


Verbreitung von Wasserbewohnern. 


Die eoloniebildenden Dinobryon-Arten. 301 


10. Dinobryon divergens Imhof var. angulatum (Seligo) nob. 


D. Sertularia var. angulatum Seligo, Ueber einige Flagellaten des Süss- 
wassers, 8. 6, Fig. 1 der Tafel. 

D. angulatum (Seligo) Lemmerm., Forschungsber. Plön, VII, S. 106. 

D. eylindricum Imhof var. angulatum (Seligo) Lemmerm., Ber. d. D. bot. 
Ges., XVIII, 1900, S. 518, Taf. XVIII, Fig. 24. 


Gehäuse vorne mehr weniger eylindrisch, Mündung etwas erweitert, hinterer 
Theil nicht oder schwach gebogen, allmälig verjüngt, 32 « lang. An der Ueber- 
gangsstelle eine scharfe Ecke. 

Colonien dieht buschförmig. 

Vorkommen: Deutschland. 


1i. Dinobryon stipitatum Stein, Infusionsthierchen, Taf. XII, Fig. 5. 


Gehäuse vorne regelmässig vasenförmig, glatt, Mündung etwas erweitert, 
hinten in einen 41—44 « langen Stiel ausgezogen. Gesammtlänge S0—86 «. 

Colonien lang und schmal. 

Vorkommen: Europa, Amerika. 


12. Dinobryon stipitatum Stein var. americanum mihi (Fig. 3). 


Gehäuse vorne schwach vasenförmig, fast eylindrisch, mit 
schwacher Ausbauchung an der Uebergangsstelle, Mündung etwas 
erweitert, 9—10 «, hinten in einen Stiel ausgezogen. Grösse nach 
oben abnehmend, Gesammtlänge 30—39 u. 

Colonien etwas buschig. 

Vorkommen: Pope Lake (Wisconsin, Amerika, com. E. A. 
Birge). 

Die Form des Gehäuses nähert sich der von stipitatum, besitzt jedoch 
keine so starke Anschwellung, auch ist der Stieltheil auffallender abgesetzt. Die 
Grössenverhältnisse sind ebenfalls verschiedene. 


Fig. 3. 


13. Dinobryon stipitatum Stein var. lZacustris Chodat. 


Chodat, Bull. de !’Herb. Boiss., Vol. V, 1897, p. 120 et 306—8307, Fig. 4 
et 7 (p. 305). 
Lemmerm., Ber. d. D. bot. Ges., XVIII, 1900, 8. 515, sub D. sociale Ehrenb. 


Gehäuse vasenförmig, an der Mündung kaum erweitert, hinten langsam 
sich verschmälernd, 40—45 « lang, 8 « breit. 

Unterscheidet sich von D. stöpitatum dadurch, dass die Gehäuse an den 
vorhergehenden ganz oben angeheftet sind und nicht mit einem Fuss hineinragen. 
Lemmermann’s Ansicht, dass unsere Varietät mit D. sociale Ehrenb. 

identisch sei, halte ich für unrichtig. Der Vergleich der Abbildungen Ehren- 
berg’s und Chodat’s zeigt dies auf den ersten Blick, auch spricht Chodat 


302 Josef Brunnthaler. 


von der Eleganz seiner neuen Varietät, was auf D. sociale absolut nicht passt. 

Auch differiren die Masse: Ehrenberg gibt für sein D. sociale Y/z,’” an (ea. 

31 «), während D. stipitatum var. lacustris Chodat 40—45 « messen soll. 
Vorkommen: Deutschland, Croatien, Schweiz, Schweden, Italien. 


14. Dinobryon stipitatum Stein var. bavaricum (Imhof) Zach. (Fig. 4). 


D. petiolatum var. nov. Imhof, Zool. Anzeiger, 1887, 8. 42. 

D. bavaricum Imhof, ibid., 1890, S. 484—485. 

D. stipitatum Stein var. bavaricum (Imhof) Zach., Forschungsber. Plön, 
I, S.41. — Lemmerm., Ber. d. D. bot. Ges., XVIII, 1900, S. 515, 
Taf. XVIII, Fig. 19. 

D. elongatum Imhof var. undulatum Lemmerm., Ber. d. D. bot. Ges., XVII, 
1900, 8. 28 und 516, Taf. XVIII, Fig. 21—22. 


Colonie lang und schmal, wenig zahlreich, 4—5 Gehäuse übereinander 
tragend. 

Gehäuse vorne ceylindrisch, schwach oder nicht ausgebaucht, undulirt, 
Mündung sehr wenig ausgebogen, hinten in einen langen Stiel übergehend, 
manchmal undulirt. Unterste Gehäuse 49—65 « lang, 7—9 «u breit, oberste 
80— 100 « lang, 5—7 « breit. 

Vorkommen: Deutschland, Schweiz. 

Dinobryon stipitatum var. undulatum Lemmerm. kann nicht aufrecht 
erhalten bleiben, da nach der vorliegenden Zeichnung Imhof’s die Angabe: „an 
der Uebergangsstelle undulirt*, auf einem Irrthum beruht, vielmehr die Undulation 
bei beiden Formen sich vorher zeigt. 


Die kleinen Unterschiede in der Form, welche die Zeichnungen Imhof’s 
und Lemmermann'’s zeigen, fallen nicht ins Gewicht und habe ich daher die 
beiden Varietäten vereinigt. 


15. Dinobryon stipitatum Stein var. elongatum (Imhof) nob. (Fig. 5). 


D. elongatum Imhof, Jahresber. d. Naturf. Ges. Graubündens, Bd. XXX, 
1887, 8. 135. — Lemmerm., Ber. d. D. bot. Ges., XVIII, 1900, 
S. 515—516, Taf. XVIII, Fig. 20. 


Gehäuse vorne eylindrisch, hinten in einen langen Stiel auslaufend, an 
der Mündung sehr schwach oder nicht erweitert. Unterste (älteste) Gehäuse am 
kleinsten, oberste (jüngste) am grössten. 56—98 « lang, 5—9 « breit. 

Colonie lang und nicht sehr breit. 

Ich reihe diese Form als Varietät an stipitatum, weil ich die Unterschiede 
nicht für bedeutend genug halte, eine Art zu rechtfertigen. D. stipitatum Stein 
kommt ebenfalls in abnehmender Grösse vor und ist hauptsächlich durch die 
bauchige Anschwellung ausgezeichnet, welche hier fehlt. 

Vorkommen: Deutschland, Oesterreich, Schweiz, Grönland. 


Die coloniebildenden Dinobryon -Arten. 303 


N \ 
\ 
Fig. 4. 
N 


Fig. 5. 


16. Dinobryon sociale Ehrenb. 


Ehrenb., Abh. Akad. Berlin, 1830 (1831), 8. 72. 

Vaginicola? sociale Ehrenb., ibid., 1831, S. 93. 

Dinobryon? sociale Ehrenb., ibid., 1831, S. 94; 1833, 8. 279. 

D. sociale Ehrenb., Infusionsthierchen, S. 125, Taf. VIII, Fig. 9. 

D. calyculatum Imhof, Arch. Se. phys. et nat., 67. session, 1384, p. 103 
(nomen nudum). 

D. sociale Ehrenb., Lemmerm., Ber. d. D. bot. Ges., XVIII, 1900, S. 515, 
Taf. XVII, Fig. 17—18. 


304 Josef Brunnthaler. 


Gehäuse kegelförmig, an der Mündung etwas erweitert, am Hinterrande 
allmälig verjüngt und spitz, ca. 32 « lang, 7—8 « breit. 

Colonien dicht. 

Die Identifieirung von D. sociale mit irgend welcher Dinobryon bietet 
Schwierigkeiten, da die Zeiehnung Ehrenberg’s nicht viel zeigt. Imhof hat 
mir brieflieh die Uebereinstimmung seines D. calyculatum mit D. sociale mit- 
getheilt und durch Zeichnungen illustrirt, dass die von ihm als D. sociale be- 
zeichneten Funde der Art Ehrenberg'’s gleichen. 

Vorkommen: Deutschland. 


17. Dinobryon pellueidum Levander. 


Levander, Acta Soc. pro Fauna et Flora Fennica, XII, 1894, Nr. 2, 
p::31, Taf. U; Fig.1. 

Dinodendron balticum Schütt, Pflanzenleben der Hochsee, S. 274. 

Dinobryon balticum (Levander) Lemmerm., Ber. d. D. bot. Ges., XVII, 
1900, S. 518, Taf. XVIII, Fig. 25—29. 


Gehäuse vorne lang eylindrisch, mit erweiterter Mündung, hinterer Theil 
kurz, schief kegelförmig. Bei '/; Drehung erscheint das Gehäuse lang eylindrisch, 
Ende verjüngt. Gehäuselänge von unten nach oben in der Colonie abnehmend. 
Untere Gehäuse 50—66 « lang, 3—5 « breit, Mündung 5—7 u, oberste 32—35 u 
lang, 3—4 « breit, Mündung 5—6 «. 

Colonie locker, etwas sperrig. 

Vorkommen: Nördliche Meere bis Spitzbergen, Grönland. 

Der Name pellueidum ist allein giltig, da Schütt, 1. e., nur Folgendes 
sagt: „... eine den Dinobryon des Süsswassers ähnliche, mit zwei Geisseln und 
einem gelben Chromatophor versehene Flagellate, deren Zellen baumartig ver- 
zweigte Colonien bilden“, und dieser Satz nicht als Diagnose aufgefasst werden 
kann. Es ist daher der Name, den Levander seiner Art gegeben hat, vorzuziehen. 


Anhanse. 


Dinobryon Buwetschlii Imhof, Zool. Anzeiger, 1890, S. 376 und 485 
bis 486, ist nach der Zeichnung des Autors kein Dinobryon, sondern ein Hyalo- 
bryon; ob dasselbe eine neue Art ist oder zu H. ramosum Lauterborn gehört, 
muss an Material entschieden werden. 

Dinobryon petiolatum Dujardin, Hist. des Zoophytes, p. 322, Pl. I, 
Fig. 22, halte ich für Poteriodendron petiolatum Stein. 

Dinobryon juniperinum Eichwald, Bull. Soc. Natur. Moscou, XX, 
1847, p. 305, Pl. VIII, Fig. 7a, ist kein Dinobryon und nicht zu identificiren. 

Dinobryon gracile Pritchard, History of Infusoria, p. 547, ist so 
schlecht beschrieben, dass gar kein Anhaltspunkt für eine Aufklärung gegeben ist. 


ti ep _ Pe 


10. 


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13. 


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15. 
16. 


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18. 


Die coloniebildenden Dinobryon -Arten. 305 


Wiehtigste Literatur. 


. Bütsehli in: Bronn’s Classen und Ordnungen des Thierreichs. I. Band: 


Protozoa, 2. Abth.: Mastigophora. Leipzig und Heidelberg, 18839. 


. Chodat R., Etudes de Biologie laeustre. A. Recherches sur les Algues pela- 


giques de quelques laes suisses et francais. (Bull. de l’Herb. Boissier, 
Vol. V, 1897, p. 2839—314, Pl. 9—11.) 


. Dujardin, Histoire naturelle des Zoophytes. Paris, 1841. 
. Ehrenberg, Ueber die Entwicklung und Lebensdauer der Infusionsthiere; 


nebst ferneren Beiträgen zu einer Vergleichung ihrer organischen 
Systeme. (Abh.d. Akad. d. Wiss. in Berlin, 1831 [1832].) 


. Ehrenberg, Dritter Beitrag zur Erkenntniss grosser Organisation in der 


Richtung des kleinsten Raumes. (Abh. d. Akad. d. Wiss. in Berlin, 1833 
[1835].) 


. Ehrenberg, Die Infusionsthierchen als vollkommene Organismen. Leipzig, 


1836. 


. Eichwald, Erster Nachtrag zur Infusorienkunde Russlands. (Bull. Soc. Imp. 


Natur. Moscou, XX, ıv, 1847.) 


. Garbini A., Intorno al planeton dei laghi di Mantova. (Mem. Acead. di 


Verona, LXXIV, Ser. III, Fase. III, 1899, p. 255—314.) 


. Imhof O. E., Die pelagische Fauna und die Tiefseefauna der zwei Savoyer- 


Seen: Lac du Bourget und Lae d’Annecy. (Zool. Anzeiger, VI, 1883, 
S. 6595—657.) 

Imhof ©. E., Sur les Flagelles en colonies du genre Dinobryon comme 
membres de la faune pelagique des lacs. (Arch. Se. phys. et nat., Compte- 
rendu de la 67. session Soc. Helv. sc. nat. a Lucerne, 1884, p. 102—103.) 

Imhof O.E., Ueber die mikroskopische Thierwelt hochalpiner Seen (600 bis 
2780 m ü. M.). (Zool. Anzeiger, X, 1887, S. 13—17 und 53—42.) 

Imhof O.E., Studien über die Fauna hochalpiner Seen, insbesondere des 
Cantons Graubünden. (Jahresber. der Naturf. Ges. Graubündens, XXX, 
1887, S. 45— 164.) 

Imhof O.E., Notizen über die pelagische Thierwelt der Seen in Kärnten 
und in Krain. (Zool. Anzeiger, XIII, 1890, S. 372—377.) 

Imhof O.E, Das Flagellatengenus Dinobryon. (Zool. Anzeiger, XIII, 1890, 
S. 483—488.) 

Kent, A Manual of Infusoria. London, 1880—1882. 

Klebs Georg, Flagellaten-Studien. I., II. (Zeitschr. für wissensch. Zoologie, 
LV, 1893, S. 265—8351, 353—445, Taf. XIII—XVIII.) 

Lemmermann E., Ergebnisse einer Reise nach dem Pacific. Planktonalgen. 
(Abhandl. des Naturw. Vereins in Bremen, XVI, 1899, S. 313—398, 
Taf. I—II.) 

Lemmermann E., Beiträge zur Kenntniss der Planktonalgen. III. Neue 
Schwebalgen aus der Umgegend von Berlin. (Ber. der D. bot. Ges,, 
XVIII, 1900, S. 24—32.) 

Z.B. Ges. Bd. LI. 20 


306 Josef Brunnthaler. Die coloniebildenden Dinodbryon -Arten. 


29. 


30. 


. Lemmermann E., Beiträge zur Kenntniss der Planktonalgen. X. Diagnosen 


neuer Schwebalgen. (Ebenda, XVIII, 1900, S. 306—310.) 


. Lemmermann E. Beiträge zur Kenntniss der Planktonalgen. XI. Die 


Gattung Dinobryon Ehrenb. (Ebenda, XVIII, 1900, S. 500—524, 
Taf. XVIII—XIX.) 


. Lemmermann E., Das Phytoplankton sächsischer Teiche. (Forschungsber. 


a.d. Biol. Station zu Plön, Theil VII, S. 96—135, Taf. I—II.) 


. LemmermanneE,., Algenflora eines Moortümpels bei Plön. (Ebenda, Theil VIII, 


S. 64—73.) 


3. Levander K. M., Materialien zur Kenntniss der Wasserfauna in der Um- 


gebung von Helsingfors, mit besonderer Berücksichtigung der Meeres- 
fauna. I. Protozoa. (Acta Societatis pro Fauna et Flora Fennica, XII, 
Nr. 2. Helsingfors, 1894. 115 S., 2 Taf.) 


. Perty, Zur Kenntniss kleinster Lebensformen. Bern, 1852. 
. Pritehard Andrew, A History of Infusoria, including the Desmidiaceae and 


Diatomaceae. British and Foreign. 4th edition. London, 1861. 


6. Sehütt, Das Pflanzenleben der Hochsee. Kiel, 1893. 
. Seligo Arthur, Ueber einige Flagellaten des Süsswasserplanktons. Festgabe 


des Westpreussischen Fischerei-Vereines zu dem 150jährigen Jubiläum 
der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig. Danzig, 1893. 


. Senn G., Ohrysomonadineae in: Engler und Prantl, Natürliche Pflanzen- 


familien. I. Theil, I. Abth., a) Flagellata, S. 151— 167. 

Stein F., Der Organismus der Infusionsthiere. III. Der Organismus der 
Flagellaten oder Geisselinfusorien. Leipzig, 1878. 

Zacharias, Biologische Mittheilungen. d) Variabilität. (Forschungsber. a. 
d. Biol. Station zu Plön, Theil I, S. 41.) 


ey se 


XLIl. Bericht der Section für Botanik. 


Versammlung am 19. April 1901. 


Vorsitzender: Herr Dr. E. v. Halacsy. 


Herr Dr. A. Ginzberger bespricht unter Vorweisung von ' 
Alkoholmaterial einige Fälle abweichender Blüthenbildung bei 
Salicineen. 


Die einschlägigen Fälle lassen sich nach Penzig’s Pflanzen-Teratologie 
etwa folgendermassen gruppiren: Es können vor Allem Stamina in Carpiden 
verwandelt sein (Pistillodie) oder umgekehrt Carpiden in Stamina (Stami- 
nodie). Letztere demonstrirt der Vortragende an Salix Schatilowi Schroed. 
Findet sich eine dieser beiden Umwandlungen nur an einem Theile der Blüthen 
eines Kätzchens vor, so entstehen Kätzchen mit männlichen und weiblichen 
Blüthen („androgyne“ Kätzchen). Auch kann dann die gewöhnlich zweihäusige 
Pflanze männliche und weibliche Kätzchen gemischt enthalten, monoeeisch 
sein. Ebenso können männliche, weibliche und androgyne Kätzchen auf einem 
Exemplar vorkommen. Endlich kommt bisweilen ein völliger Wechsel des Ge- 
schlechtes vor, indem z. B. ein weiblicher Strauch von Salix rubra Huds. (= $. 
purpurea L. X viminalis L.) in einem Jahre vorwiegend männliche Blüthen 
trug (©. Metz nach Penzig). Alle die genannten Fälle können nach Masters 
(Pflanzen-Teratologie, S. 219) mit dem Ausdruck „Heterogamie“ bezeichnet werden. 
Hierher gehört wohl auch der Fall, dass in Kätzchen mit sonst eingeschlechtigen 
Blüthen vereinzelte Zwitterblüthen auftreten. Dieser Fall ist ausser von einigen 
Weidenarten von Populus alba L. und P. tremula L. bekannt. 


Der Vortragende fand vor Kurzem am Donaucanale in Wien einige weib- 
liche Exemplare von Populus pyramidalis Rozier — die schon an sich sehr 
selten sind — angepflanzt, deren Kätzchen vereinzelte Zwitterblüthen trugen: 
Neben dem Fruchtknoten stand, noch innerhalb des becherförmigen Discus ent- 
springend, je ein vollkommen normal ausgebildetes Staubgefäss, das durch seine 
im Leben purpurne Anthere sehr auffallend war. Für Populus pyramidalis ist 
diese Erscheinung, wenn man sich auf die Berücksichtigung der von Penzig 
benützten Literatur (bis 1894) beschränkt, neu. 

Z.B. Ges. Bd. LI. 21 


308 Versammlung der Section für Botanik am 19. April 1901. 


Herr Dr. August v. Hayek macht Vorschläge behufs Ein- 
leitung einer Action zum Schutze der heimischen Flora. 


Bekanntlich sind von den Pflanzen, die Neilreich und Beck für die 
Umgebung von Wien anführen, einige Arten aus dem Bereiche der Wiener Flora 
schon ganz verschwunden, einige schon sehr selten geworden. Die Ursachen da- 
von sind sehr mannigfache. 

Von der Ausrottung der Pflanzen durch Touristen ist wohl wenig zu fürchten, 
schon der Umstand, dass auf der Raxalpe und dem Schneeberge heute noch Edel- 
weiss vorkommt, beweist dies; eher gefährdet scheinen durch dieselben schon 
Kohlröschen und Aurikeln zu sein. Weit mehr wird die alpine Pflanzenwelt 
schon durch die Wurzelgräber gefährdet, insbesondere sind es die grossen Gentiana- 
Arten, vor Allem @. lutea und ihre Bastarde, die in Tirol und in der Schweiz 
schon stark deeimirt worden sind. Die grösste Gefahr, ausgerottet zu werden, 
droht aber seltenen Pflanzen leider von Seiten der Botaniker oder vielmehr der 
Pflanzensamniler, die oft rücksichtslos für den Pflanzentausch grosse Mengen 
von Exemplaren aufsammeln. So wurden die seltenen, von Beck erst vor circa 
15 Jahren entdeckten Hieracien des Schneeberges (H. orthophyllum, Breyninum, 
Beckianum) fast völlig ausgerottet; auch andere seltene Arten der Wiener Flora, 
wie Anthyllis Jacquini und Dracocephalum, haben stark an Individuenzahl ab- 
genommen. Der von Freyn im Jahre 1898 am Reiting in Steiermark entdeckte 
Ranunculus parnassifolius war bereits im nächsten Jahre im Katalog eines 
Tauschvereines des Auslandes zu finden. 

Bekanntlich ist die Umgebung von Mödling und Baden ziemlich reich an 
in Niederösterreich sehr seltenen Pflanzen; manchen derselben, wie Draba lasio- 
carpa und Convolvulus Cantabrica, droht der Untergang durch die von den 
Gemeinden und Verschönerungs-Vereinen mit Energie und seltener Ausdauer 
durchgeführten Aufforstungen, Promenadeanlagen und sonstigen „Verschönerungen“ 
der Gegend. Dass die Schaffung von Strassen, Bahnen und anderen Verkehrs- 
anlagen, sowie die Bauthätigkeit auch das Verschwinden mancher Pflanzen zur 
Folge haben, ist eine leider nicht aus der Welt zu schaffende Thatsache; Cerato- 
cephalus falcatus ist aus diesem Grunde mit noch einigen anderen seltenen 
Pflanzen der Türkenschanze aus der Umgebung Wiens verschwunden, und dem 
Bau der Stadtbahn fielen eine Reihe seltener Weidenbastarde zum Opfer. 

Wenn man auch manchen dieser Factoren machtlos gegenüber steht, so 
könnte doch wohl Einiges zum Schutze der Flora geschehen. Von eigenen Pflanzen- 
schutzgesetzen ist wohl wenig zu erhoffen, obwohl auch solche in manchen Ge- 


genden bestehen und in manchen Fällen vielleicht doch Erfolg hätten. Wichtiger 


erscheint es, sich mit anderen Vereinigungen, die ähnliche Zwecke verfolgen, in 
Verbindung zu setzen, vor Allem mit dem kürzlich erst gegründeten Pflanzen- 
schutzverein in Bamberg, ferner mit der Seetion für Naturkunde des Oester- 
reichischen Touristencelubs, dem Deutschen und österreichischen Alpenvereine und 
ähnlichen Vereinigungen. Ferner macht Vortragender den Vorschlag, Schritte zu 
unternehmen, dass die Radix Gentianae aus der Pharmakopöe gestrichen werde, 


Versammlung der Seetion für Botanik am 19. April 1901. 309 


da selbe heute durch Herba Centaurii minoris und Herba Trifolü fibrini voll- 
kommen zu ersetzen und daher entbehrlich sei, andererseits aber in einer einzigen 
Apotheke im Jahre oft Hunderte von Kilogrammen dieser Drogue verbraucht 
werden. Das Hauptgewicht der ganzen Action wäre aber vor Allem darauf zu 
legen, die botanischen Tauschvereine zu ersuchen, einzelne Pflanzen von gewissen 
näher zu bezeichnenden Standorten vom Tausche auszuschliessen; es wäre davon, 
da es sich meist nicht um an und für sich seltene Pflanzen, sondern nur um 
solche von bestimmten Standorten handelt, wohl ein Erfolg zu erwarten, da solche 
locale Seltenheiten von den Leitern der betreffenden Tauschvereine meist wohl 
nur aus Unkenntniss der Sachlage angenommen wurden. Schliesslich wären auch 
die einzelnen Gemeinden, Verschönerungs-Vereine ete. auf bestimmte in ihrem 
Gebiete vorkommende Seltenheiten aufmerksam zu machen, welche dann gewiss 
oft schon aus Localpatriotismus die betreffenden Pflanzen schonen würden. 


Der Vortragende beantragt schliesslich die Wahl eines eigenen 
Comites, welches diese Angelegenheit im Auge zu behalten hätte. 

Nach einer längeren Debatte, an welcher sich u. A. die Herren 
Dr. E. v. Haläcsy, M. F. Müllner und Dr. A. Ginzberger be- 
theiligen, wird beschlossen, die Wahl dieses Comites am nächsten 
Sectionsabende vorzunehmen. 


Schliesslich spricht Herr Dr. F. Vierhapper unter Vorweisung 
von Herbarpflanzen über den Formenkreis von Ötlene acanulıs L. 


Section für Lepidopterologie. 


Versammlung am 3. Mai 1901. 
Vorsitzender: Herr Dr. H. Rebel. 


Herr Anton Metzger macht nachstehende Mittheilungen über 
Eupithecia Gueneata Mill., eine für die Wiener Gegend neue Spanner- 
art: Ich schöpfte in Mödling am 16. September 1891 eine mir un- 
bekannte Eupithecien-Raupe und präparirte dieselbe in der sicheren 
- Voraussicht, dass diese auffallend gezeichnete Raupe leicht zu be- 
stimmen sein würde. Ich fand auch bei Herrn Bohatsch und im 


Hofmuseum Exemplare derselben Raupe, jedoch ohne Namen vor, 
21* 


310 Versammlung der Section für Lepidopterologie am 3. Mai 1901. 


welche von Langerth und Anker aus der Umgebung von Buda- 
pest stammten. Erst in jüngster Zeit war es jedoch möglich, die 
Raupe zu bestimmen. 

In der letzten Publication Dietze’s über Eupithecien („Iris*, 
XHI) wird nämlich auf Taf. 7, Fig. 3 die Raupe von .Eupithecia 
Grueneata abgebildet, bei deren Ansicht ich zur Ueberzeugung kam, 
dass die oben erwähnte unbestimmte Raupe dazu gehören müsse. 
Meine Ansicht theilte auch Herr Dr. Rebel nach Vergleich der von 
Viertl publieirten Beschreibung der Raupe dieser Art (Ill. Zeitschr. 
für Entom., III, S. 381). 

Herr Bohatsch hatte inzwischen seine Raupe an Herrn 
Dietze zum Vergleich gesandt, der ihre Zugehörigkeit zu Eupitheera 
(rueneata bestätigte. Es unterliegt also keinem Zweifel mehr, dass 
diese schöne Eupithecienart auch in der Umgebung Wiens vorkommt. 

Nach einer mündlichen Mittheilung des ersten Züchters der 
Art, Herrn Viertl’s, an Herrn Hauptmann Hirschke, entwickelt 
sich der Falter erst im zweiten oder dritten Jahre aus der Puppe, 
was bisher vielfach übersehen worden sein dürfte. Die Raupe lebt 
bekanntlich auf Pimpinella Sazifraga. 


Herr Hofrath Konta weist ein bei Rekawinkel gefangenes 
Exemplar von Argynnis Pandora S. V. vor. Die Art wurde bereits 
wiederholt in der Umgegend von Wien gefangen. 


Herr Egon Galvagni berichtet über Sammelergebnisse aus 
der Umgegend von Triest und stellt eine Zusammenfassung der 
dortigen Lepidopterenfauna in Aussicht. 


Herr Dr. Rebel bespricht sodann eine neue Form von Colias 
Aurorina H.-S. aus dem cilieischen Taurus. Dieselbe wurde von 
Holz in Bulgardagh (Maaden) in ca. 800 m Höhe erbeutet und 
kam durch E. Dobiasch in den Handel. Die Exemplare lassen 
sich mit keiner der bisher benannten Localformen von ©. Aurorina 
identifieiren. 

Im männlichen Geschlechte liegen keine durchgreifenden Unter- 
schiede gegen die Stammform Aurorina von Armenien und die var. 
Libanotica Ld. vor, nur die Unterseite ist in der Regel etwas heller, 


Bee 


a Tu 


Versammlung der Section für Lepidopterologie am 3. Mai 1901. all 


mehr gelb als bei den beiden Erstgenannten. Recht verschieden 
ist jedoch das 9, welches auf den Hinterflügeln eine auffallend breite, 
gegen den Analwinkel vollständig zusammengeflossene gelbe Flecken- 
binde zeigt, wie sie ähnlich nur bei der Varietät Heldreichi Ster. 
von Griechenland auftritt; das d’ letzterer Form ist jedoch von den 
durchschnittlich grösseren Taurus-Stücken durch seine dunkle Fär- 
bung und den starken violetten Schimmer, der dort fehlt, sehr 
verschieden. 

Auch kommt bei der Taurus-Form regelmässig ein Dimor- 
phismus des @ vor, welches meistens weiss, seltener gelb auftritt, 
wogegen von den übrigen Aurorina-Formen die armenische Stamm- 
form stets ein weisses, Libanotica und Heldreichi regelmässig nur 
ein gelbes ® besitzen. Nur für ZHeldreichi wurde kürzlich durch . 
Aigner ein angeblich dazu gehöriges weisses @ als ab. Fountainei 
aus Morea beschrieben (kov. Lap., VIII, 1900, p. 31), was auch 
darum sehr bemerkenswerth ist, als Heldreichi bisher nur aus den 
Gebirgen Nordgriechenlands bekannt war. 


Von den sonstigen Aurorina-Formen ist mir Transcaspica Chr. 
aus dem Tekke-Gebiet in natura unbekannt; dieselbe soll jedoch in 
beiden Geschlechtern viel heller gelb gefärbt sein als die Stammform. 

Ich schlage für die besprochene Form aus dem Taurus, welche 
eine Spannweite von 55 mm erreicht, den Namen Taurica vor. 
Dieselbe hätte in der neuen Katalogsauflage die Nummer 118 bis 
zu tragen. Ihre Diagnose könnte lauten: „S' Libanoticae similis, 
Q alba aut flava, alüs posticis maculis flavis antemarginalibus per- 
magnis, confluentibus.“ Der Fundort Taurus wäre bei Libanotica 
zu löschen. 


Schliesslich spricht Herr Dr. Rebel über die Flugfähigkeit als 
Ausbreitungsmittel bei Lepidopteren und speciell über Massenzüge 
bei dieser Insectenordnung. 


312 L. Ganglbauner. 


Beiträge zur Kenntniss der paläarktischen 
Hydrophiliden. 
Von 
Custos L. @anglbauer. 


(Eingelaufen am 10. März 1901.) 


Helophorus (Empleurus) cerinitus nov. spec. 


Dem Helophorus rugosus Oliv. zunächst stehend, von demselben durch 
geringere Grösse, sehr grobe Körnung von Kopf und Halsschild, viel flachere, nicht 
unterbrochene innere und mittlere Dorsalwülste des Halsschildes und durch viel 
längere umgebogene Wimperhaare auf den Rippen der Flügeldecken verschieden. 

Der Kopf dunkel bronzefarbig, der Halsschild von derselben Färbung oder 
braunroth, die Flügeldecken röthlichgelb, mit schwarzen, wie bei rugosus in ge- 
bogenen Querreihen angeordneten Flecken, die Fühler, Taster und Beine hell 
bräunlichroth oder röthlichgelb, die Klauenglieder oder wenigstens die Spitze 
derselben schwärzlich. Der Kopf mit nur sehr wenig über den Seitenrand des 
Clypeus vortretenden Augen, auf der Stirne mit sehr schmal eingeschnittener 
Mittellinie, überall grob und dicht gekörnt, die Körner mit sehr feinem ein- 
gestochenen Mittelpunkte. Der Halsschild nicht ganz so breit als die Flügeldecken 
an den wie bei rugosus stark vorspringenden Schulterecken, am Vorderrande 
jederseits hinter den Augen tief ausgebuchtet, an den Seiten bis zum hinteren 
Viertel mässig oder sanft gerundet, im hinteren Viertel ausgeschweift eingezogen, 
mit deutlich spitzwinkelig nach aussen springenden Hinterecken und flach ge- 
kehlt abgesetztem, dicht gezähneltem und mit zurückgebogenen Borstenhaaren 
bewimpertem Seitenrande, auf der Scheibe mit schmaler Mittelfurche, schmalen, 
stark buchtigen inneren und sehr schmalen oder ganz obliterirten äusseren 
Dorsalfurchen, zwischen den Dorsalfurchen grob und dicht gekörnt, auf den 
Körnern mit mässig langen, aufstehenden, gebogenen Borstenhaaren, die dem 
sehr fein eingestochenen Mittelpunkte der Körner aufsitzen. Die inneren und 
mittleren Dorsalwülste des Halsschildes viel flacher als bei rugosus, die äusseren 
ganz verflacht, die ersteren vor und hinter der Mitte quer eingedrückt und 
mässig eingeschnürt, die mittleren ununterbrochen. Die Flügeldecken wie bei 
rugosus, auf den Rippen aber mit viel höher aufstehenden umgebogenen Haaren 
besetzt. Die Tarsen wie bei rugosus. Länge 3°5—5 mm. 

Amdo, Ordos (Patanin), Kuku-noor, 


Helophorus (Atractohelophorus) dalmatinus noy. spee. 


Dem Helophorus pumilio Er. sehr ähnlich, von demselben sofort durch 
das kurze und dicke, symmetrisch spindelförmige Endglied der Kiefertaster und 


Du 


Beiträge zur Kenntniss der paläarktischen Hydrophiliden. 313 


die viel kürzeren und dickeren Tarsen zu unterscheiden, von brevipalpis Bed. var. 
montenegrinus Kuw. durch die viel schmälere und gewölbtere Körperform, den an 
den Seiten sehr sanft gerundeten, nach vorne und hinten gleichmässig sanft ver- 
engten Halsschild, viel schärfer eingeschnittene Dorsalfurchen desselben, in ihrer 
ganzen Länge flach oder in der Mitte wenig stärker nach aussen ausgebogene 
innere Dorsalfurchen, viel gröbere Punktstreifen der Flügeldecken und kürzere 
Tarsen verschieden. 

Kleiner, schmäler und gewölbter als pumilio. Kopf und Halsschild metallisch 
blaugrün und kupferig oder purpurn, oft mit goldigem Grunde der Furchen, die 
Flügeldeeken dunkel gelbbraun, meist mit leichtem metallischen Anfluge, oft 
verwaschen und ausgedehnt schwärzlich gefleckt, die Kiefertaster dunkel braun- 
roth mit schwärzlicher Spitze des Endgliedes, die Beine hell bräunlichroth oder 
röthlichgelb mit dunkleren Tarsen oder wenigstens schwärzlicher Spitze des 
Klauengliedes. Der Kopf sehr dicht gekörnt und areolirt punktirt, auf der Stirne 
mit mässig oder wenig nach vorne erweiterter Mittelfurche. Der Halsschild so 
breit als die Flügeldecken, an den Seiten nur sehr sanft gerundet, nach vorne 
und hinten gleichmässig schwach verengt, am Vorderrande jederseits hinter den 
Augen sehr flach ausgebuchtet, ziemlich stark und bis zum Seitenrande in einer 
Flucht gewölbt, mit scharf eingeschnittenen Dorsalfurchen, von denen die inneren 
wie bei pumilio in ihrer ganzen Länge und nur flach oder in der Mitte wenig 
stärker nach aussen ausgebogen sind, auf allen Dorsalwülsten dicht gekörnt oder 
auf den inneren dicht areolirt punktirt. Die Flügeldecken ziemlich gestreckt 
und gleich breit, gewölbt, im vorderen Drittel neben der Naht eingedrückt, sehr 
grob gekerbt gestreift, mit schmalen, gewölbten, abwechselnd etwas stärker er- 
hobenen Zwischenräumen, auf denselben mit einer Reihe äusserst feiner Pünktchen. 
Länge 22—2°5 mm. 

Dalmatien, Montenegro. Von Herrn Edmund Reitter bei Cattaro, von 
Herrn Mustajbeg bei Podgorica in Montenegro gesammelt. 


Helophorus (Atractohelophorus) brevitarsis Kuw. 


Syn.: Helophorus glacialıs var. Deubeli Krauss, Wiener Entom. Zeitg., 
XIX, 1900, S. 239. 

Der nach Exemplarön aus Bosnien und der Hercegovina beschriebene Helo- 
phorus brevitarsis Kuw. (Verh. d. naturf. Ver. in Brünn, XXVIII, 1890, S. 191, 
Note) kommt auch in den Karawanken vor und ist weiter über die höheren 
- Regionen der centralen und nordöstlichen Karpathen, der transsilvanischen Alpen 
- und des Rhilo-Dagh verbreitet. 


Er ist mit Helophorus nivalis Giraud und glacialis Villa verwandt und 
_ unterscheidet sich vom ersteren durch kürzere, gedrungenere Körperform, an den 
Seiten vor der Mitte schwächer gerundeten, nach hinten geradlinig oder nur 
sanft ausgeschweift verengten Halsschild, weniger kräftige Dorsalfurchen und 
weniger gewölbte innere und mittlere Dorsalwülste desselben, in der Mitte 
weniger nach aussen ausgebogene innere Dorsalfurchen des Halsschildes, kürzere 


314 L. Ganglbauer. 


Flügeldecken, weniger grobe Punktstreifen und breitere, weniger gewölbte 
Zwischenräume derselben, namentlich aber durch kürzere Tarsen, deren zweites 
Glied an den Hinterbeinen nur sehr wenig länger ist als das dritte. Von glacialis 
unterscheidet er sich in noch höherem Grade durch die gedrungene, stark ge- 
wölbte Körperform und die sehr kurzen Tarsen, weiter durch die höchstens 
schwach metallischen Kiefertaster, die nicht metallischen, viel kräftigeren Beine, 
die viel kürzeren und gewölbteren Flügeldecken und die viel gröberen Punkt- 
streifen derselben. 


Helophorus (Atractohelophorus) Fauveli nov. spee. 


Mit Helophorus nivalis Giraud und glacialis Villa verwandt, vom ersteren 
durch viel schmälere, gestrecktere und flachere Körperform, flacheren, auf den 
Dorsalwülsten granulirten Halsschild, stärker vorspringende Vorderecken und in 
der Mitte nach aussen weniger ausgebogene innere Dorsalfurchen desselben, 
länger gestreckte, weniger grob punktirt gestreifte Flügeldecken, flache, nicht 
abwechselnd stärker erhobene dorsale Zwischenräume derselben und durch kürzere 
Tarsen, von glacialis durch schmälere, flachere Körperform, an den Seiten vor 
der Mitte stark gerundeten, hinter der Mitte stark ausgeschweift verengten, auf 
den Dorsalwülsten gekörnten Halsschild, stark und spitz vorspringende Vorder- 
ecken desselben, gröbere Punktstreifen und viel schmälere und gewölbte seitliche 
Zwischenräume der Flügeldecken, sowie durch viel kräftigere, nicht metallische 
Beine, namentlich viel kürzere und diekere Tarsen verschieden. 

Viel schmäler, gestreckter und flacher als nivalis, oben dunkel bronzefarbig 
mit violettem Schimmer, die Kiefertaster dunkel rothbraun mit grünem Metall- 
glanze, die Wurzel der Fühler und die Beine braunroth, die letzteren mit 
dunkleren Tarsen. Der Kopf sehr dicht runzelig areolirt punktirt, auf der 
Stirne mit schmaler, nach vorne schwach erweiterter Mittelfurche. Das End- 
glied der Kiefertaster dick und symmetrisch spindelförmig. Der Halsschild fast 
so breit als die Flügeldecken, an den Seiten vor der Mitte stark gerundet, hinter 
der Mitte stark ausgeschweift verengt, am Vorderrande hinter den Augen jeder- 
seits ziemlich stark ausgebuchtet, viel flacher als bei niwalis, mit viel flacheren 
inneren und mittleren Dorsalwülsten und in der Mitte viel weniger nach aussen 
ausgebogenen inneren Dorsalfurchen, auf allen Dorsalwülsten flach, aber ziemlich 
kräftig und dicht gekörnt, nur auf der Mitte der inneren Dorsalwülste mit ver- 
wischt areolirter, fast einfacher Punktirung. Die Flügeldecken viel schmäler, 
gestreckter und flacher als bei nivalis, im vorderen Drittel neben der Naht ein- 
gedrückt, tief, aber weniger grob als bei nivalis punktirt gestreift, in den Streifen 
mit dichter aufeinander folgenden Punkten, auf dem Rücken mit breiteren und 
flachen, an den Seiten mit schmalen und gewölbten Zwischenräumen, auf den 
Zwischenräumen mit einer Reihe feiner Punkte, auf dem zweiten Zwischenraume 
vorne ziemlich verworren punktirt. Die Tarsen etwas kürzer und kräftiger als 
bei nivalis und viel kürzer und kräftiger als bei glacialis, das zweite Glied der 
Hintertarsen aber wesentlich länger als das dritte. Länge 3 mm. 


Beiträge zur Kenntniss der paläarktischen Hydrophiliden. 35 


Simplon (Mitternbach, 1800 mm). "Nach einem einzelnen, von Herrn Albert 
Fauvel gütigst zur Beschreibung mitgetheilten Stücke beschrieben. 


Helophorus (Atractohelophorus) armeniacus noy. spec. 


Durch die metallischen Kiefertaster dem glacialis Villa und guttuhes 
Motsch. nahestehend, von beiden durch die im vorderen Drittel nicht einge- 
drückten, viel feiner punktirt gestreiften Flügeldecken und die ganz flachen 
Zwischenräume derselben, von glacialis ausserdem durch die bräunlichgelben, 
nicht metallischen Schenkel und Schienen und durch die viel kürzeren Tarsen 
verschieden. 

Kopf und Halsschild dunkel bronzefarbig mit grünem oder violettem 
Schimmer, die Flügeldecken dunkel gelbbraun, die Kiefertaster kupferig, die 
Beine bräunlichgelb mit dunkleren Tarsen und braunem Endgliede derselben. 
Der Kopf ziemlich dicht punktirt, die Punkte theils deutlich areolirt, theils ein- 
fach. Die Stirne mit scharf eingeschnittener, nach vorne wenig erweiterter ' 
Mittelfurche. Das Endglied der Kiefertaster kurz und symmetrisch spindelförmig. 
Der Halsschild wenig schmäler als die Flügeldecken, an den Seiten vor der Mitte 
mässig gerundet, nach hinten in äusserst flacher Rundung oder fast geradlinig 
verengt, mit weniger stark als bei guttulus in der Mitte nach aussen ausge- 
bogenen inneren Dorsalfurchen und flacheren inneren und mittleren Dorsal- 
wülsten, auf den äusseren Dorsalwülsten areolirt, auf den mittleren und inneren 
theils verwischt areolirt, theils einfach punktirt. Die Flügeldeeken im vorderen 
Drittel nicht eingedrückt, höchstens mit schwacher Andeutung einer äusserst 
flachen Einsattlung, fein punktirt gestreift, zwischen den Punktstreifen mit breiten, 
ganz flachen Zwischenräumen, auf denselben mit sehr deutlichen Punktreihen, 
auf dem zweiten Zwischenraume vorne mehr oder weniger zerstreut punktirt. 
Die Tarsen viel kürzer als bei glacialis, auch etwas kürzer als bei guttulus, so 
lang, aber viel schlanker als bei brevitarsis Kuw., das zweite Glied der Hinter- 
tarsen aber merklich länger als das dritte. Länge 3—3'2 mm. 

Armenische Gebirge. Nach zwei Exemplaren aus der Sammlung Reitter 
beschrieben. 


Helophorus (Atractohelophorus) longipennis nov. spec. 


Unter den Arten der Untergattung Atractohelophorus durch die stark und 
spitz vorspringenden Vorderecken des Halsschildes und die schmalen, lang- 


+ gestreckten, parallelseitigen Flügeldecken sehr ausgezeichnet. 


Y 


Schmal und langgestreckt, Kopf und Halsschild kupferig bronzefarbig oder 
kupferig goldig, die Flügeldecken hell bräunlichgelb, meist etwas metallglänzend, 
in variabler Weise bald schärfer, bald unbestimmter schwarz gefleckt, die Fühler 
und Kiefertaster pechschwarz, die Beine pechbraun mit röthlichen Kniespitzen 
oder zum grossen Theile dunkel rothbraun. Der Kopf fein und äusserst dicht 
runzelig gekörnt oder theilweise areolirt punktirt, auf der Stirne mit nach vorne 
erweiterter Mittelfurche. Die Kiefertaster kurz, ihr Endglied diek und sym- 

Z. B. Ges. Bd. LI. pa ask 


316 L. Ganglbauer, 


netrisch spindelförmig, mit abgestumpfter Spitze. Der Halsschild wenig schmäler 
als die Flügeldecken, im vorderen Drittel mehr als 2!/;mal so breit als lang, 
an den Seiten vorne sanft gerundet, nach hinten ausgeschweift verengt, am 
Vorderrande jederseits hinter den Augen stark ausgebuchtet, mit stark und spitz 
vorspringenden Vorderecken, flach gewölbt, mit schwach gewölbten inneren und 
mittleren und flachen äusseren Dorsalwülsten, in der Mitte wenig nach aussen 
gebogenen inneren und vorne vom Seitenrande viel weiter als von den inneren 
getrennten äusseren Dorsalfurchen, auf den äusseren Dorsalwülsten nicht sehr 
dicht und wenig grob gekörnt, auf den mittleren und inneren gleichfalls gekörnt 
oder areolirt punktirt, in der Mitte oft in grösserer oder geringerer Ausdehnung 
verwischt areolirt punktirt. Die Flügeldecken langgestreckt, etwa viermal so 
lang als der Halsschild, parallelseitig, hinten eiförmig zugespitzt, ziemlich ge- 
wölbt, im vorderen Drittel neben der Naht deutlich schräg eingedrückt, mässig 
stark, etwa wie bei glacialis punktirt gestreift, mit flachen inneren und leicht 
gewölbten äusseren Zwischenräumen, auf denselben mit einfacher Reihe feiner 
Pünktchen. Die Tarsen nicht länger, aber etwas schlanker als bei glacialis, die 
Hintertarsen viel kürzer als die Hinterschienen. Länge 3—3'8 mm. 


Turkestan, Aulie-ata. Von meinem Freunde, Herrn kais. Rath Edmund 
Reitter unter dem i. 1.-Namen obscuripes zur Beschreibung mitgetheilt. 


Helophorus (Atractohelophorus) altaicus nov. spec. 


Dem H. confrater Kuw. am ähnlichsten, von demselben durch pechbraune 
oder dunkel rothbraune Kiefertaster, dunklere Beine, dichte Punktirung des 
Kopfes und der inneren und mittleren Dorsalwülste des Halsschildes, gröbere 
Punktstreifen der Flügeldecken, kürzeres Endglied der Kiefertaster und kürzere 
Tarsen verschieden. 


Von der gewölbten und gedrungenen Körperform des confrater Kuw., oben 
sehr dunkel bronzefarbig, meist mit dunkelgrünem Metallschimmer, Kopf und 
Halsschild bisweilen kupferig, die Fühler und Kiefertaster pechbraun oder dunkel 
rothbraun, die Beine braunroth mit dunkleren Tarsen und schwärzlicher Spitze 
der Klauenglieder. Der Kopf sehr dicht areolirt punktirt, auf der Stirne mit 
stark nach vorne erweiterter Mittelfurche. Die Kiefertaster kurz, ihr Endglied 
dick und symmetrisch spindelförmig mit abgestumpfter Spitze. Der Halsschild 
wenig schmäler als die Flügeldecken, mehr als doppelt so breit als lang, an den 
Seiten vorne sanft gerundet, nach hinten mässig und geradlinig oder äusserst 
schwach ausgeschweift verengt, am Vorderrande flach ausgeschnitten, flach ge- 
wölbt, mit leicht gewölbten inneren und mittleren und flachen äusseren Dorsal- 
wülsten, in der Mitte wenig nach aussen ausgebogenen inneren und vorne vom 
Seitenrande kaum weiter als von den inneren entfernten äusseren Dorsalfurchen, 
auf den äusseren oder auch auf den mittleren Dorsalwülsten flach und ziemlich 
dicht gekörnt, auf den inneren Dorsalwülsten oder wenigstens in der Mitte der- 
selben verwischt areolirt oder fast einfach, im Uebrigen areolirt punktirt. Die 
Flügeldecken gewölbt, an den Seiten leicht gerundet, im vorderen Drittel neben 


Pre En WU. 


Beiträge zur Kenntniss der paläarktischen Hydrophiliden. 317 


der Naht kaum merklich eingedrückt, grob punktirt gestreift, mit vorne schwächer, 
hinten stark gewölbten dorsalen und in ihrer ganzen Länge stark gewölbten 
seitlichen Zwischenräumen, in den Streifen mit groben, ziemlich dicht aufeinander 
folgenden Punkten, auf den Zwischenräumen äusserst fein und nicht in regel- 
mässigen Reihen punktirt. Länge 3—3°5 mm. 

Altai. Von meinem Freunde, Herrn kais. Rath Edmund Reitter unter 
dem beibehaltenen Namen zur Beschreibung mitgetheilt. 


Helophorus (Atractohelophorus) pietus nov. spec. 


In der Färbung an Helophorus brevipalpis Bed. (griseus Rey, Kuw., nec 
Herbst) erinnernd, von demselben durch viel stärker und mehr oder minder 
ausgeschweift nach hinten verengten, am Vorderrande jederseits tiefer ausge- 
buchteten Halsschild, stärker vorspringende Vorderecken desselben, die im vorderen 
Drittel eingedrückten Flügeldecken und durch dichter aufeinander folgende Punkte 
in den Punktstreifen derselben verschieden. : 


Kopf und Halsschild kupferig oder purpurgoldig, die Flügeldecken bräun- 
lich- oder röthlichgelb mit variabler schwärzlicher Fleckenzeichnung, die sich so 
ausdehnen kann, dass die Grundfärbung nur in einigen hellen Flecken erhalten 
bleibt, die Wurzel der Fühler, die Kiefertaster und Beine gelbroth oder hell 
braunroth, die Tarsen oft dunkler und stets mit schwärzlicher Spitze des Klauen- 
gliedes, oft auch die Spitze der Kiefertaster schwärzlich. Der Kopf fein und 
sehr dicht runzelig gekörnt und punktirt, auf der Stirne mit nach vorne er- 
weiterter Mittelfurche. Die Kiefertaster kurz, ihr Endglied symmetrisch spindel- 
förmig. Der Halsschild wenig schmäler als die Flügeldecken, mehr als doppelt 
so breit als lang, an den Seiten vorne sanft gerundet, nach hinten stark und 
mehr oder minder ausgeschweift verengt, am Vorderrande jederseits hinter den 
Augen tief ausgebuchtet, mit ziemlich spitz vorspringenden Vorderecken, flach 
gewölbt, mit leicht gewölbten inneren und mittleren und flachen äusseren Dorsal- 
wülsten, ‚in der Mitte wie bei brevipalpis stumpf nach aussen ausgebogenen 
inneren und breiteren, vorne vom Seitenrande nicht oder kaum breiter als von 
den inneren getrennten äusseren Dorsalfurchen, auf den äusseren Dorsalwülsten 
oder auch auf der angrenzenden Partie der mittleren flach gekörnt, in der Mitte 
verwischt areolirt oder fast einfach, im Uebrigen areolirt punktirt. Die Flügel- 
decken etwas gewölbter als bei brevipalpis, im vorderen Drittel neben der Naht 
eingedrückt, in den Punktstreifen mit etwas dichter als bei brevipalpis aufeinander 
folgenden Punkten, auf den Zwischenräumen, von welchen die ungeraden gegen 
die Spitze etwas stärker erhoben sind als die geraden, mit ziemlich regelmässiger 
Reihe sehr feiner Pünktchen. Die Tarsen wie bei brevipalpis. Länge 2°8—3'2 mm. 

Buchara. Von Herrn Reitter unter dem Namen H. maculatus Motsch. 
erhalten. Doch kann die allerdings sehr unzulängliche Beschreibung des aus der 
Kirgisensteppe stammenden H. maculatus Motsch. (Schrenck’s Reisen, II, 1860, 
S. 106) nicht gut auf die vorliegende Art bezogen werden. Sie lautet: „D’un tiers 
plus petit et plus obtus que le granularis, de eouleur plus obseure; corselet moins 


318 L. Ganglbauer. 


ponetue, sillons plus sinues; elytres moins arquees sur les cötes lateraux, ce qui 
les reprösente plus paralleles, suture marquee de trois bandes transversales obs- 
cures röunies ä peu pres comme chez quelques Heteroceres, stries profondes, 
intervalles convexes, les alternes @leves vers la base.“ 


Helophorus Kerimi nov. spec. 


Dem Helophorus Erichsoni zunächst stehend, von demselben durch kürzere, 
breitere, gedrungenere Körperform, im Verhältnisse zu den Flügeldecken weniger 
schmalen Halsschild, hinter der Mitte in der Regel ausgeschweifte Seiten und 
in der Mitte viel stärker winkelig nach aussen ausgebogene innere Dorsalfurchen 
desselben, sowie durch gedrungenere, an den Schultern breitere, gewölbtere, in 
den Streifen viel gröber punktirte Flügeldecken verschieden. 

Kopf und Halsschild kupferig goldig oder theilweise lebhaft metallisch 
grün oder purpurviolett, der Halsschild bisweilen mit gelbem Saum am Vorder- 
und Seitenrande, bei weniger ausgefärbten Stücken gelbbraun und nur stellenweise 
mit kupferigem oder metallischgrünem Schimmer, die Flügeldecken bräunlich- 
gelb, meist mit einer, oft nur schwach angedeuteten, schwärzlichen Pfeilspitz- 
makel hinter der Mitte der Naht und einem schwärzlichen Fleck jederseits der- 
selben, die Fühler, Taster und Beine röthlichgelb, die Spitze der Klauenglieder 
und meist auch der Kiefertaster schwärzlich. Der Kopf fein und dicht punktirt, 
auf der Stirne mit stark nach vorne erweiterter Mittelfurche. Das Endglied 
der Kiefertaster bald mehr, bald. weniger gestreckt, aussen viel convexer als innen 
oder an der Innenseite fast gerade, vor der Mitte am dicksten. Der Halsschild 
deutlich schmäler als die Flügeldecken, an den Seiten im vorderen Drittel mässig 
gerundet, nach hinten ziemlich stark und meist deutlich ausgeschweift verengt, 
flach gewölbt, mit flach gewölbten Dorsalwülsten, breiten äusseren und in der 
Mitte stark stumpfwinkelig nach aussen ausgebogenen inneren Dorsalfurchen, 
auf den inneren Dorsalwülsten einfach und mehr oder minder weitläufig, auf den 
mittleren mehr oder weniger verwischt areolirt punktirt, auf den seitlichen flach 
gekörnt. Die Flügeldecken gedrungener und gewölbter als bei Erichsoni, wie 
bei diesem mit abgerundeter Spitze des Nahtwinkels, im vorderen Drittel ohne 
Eindruck, ziemlich grob punktirt gestreift, auf den nahezu flachen Zwischenräumen 
der Punktstreifen mit einer Reihe sehr deutlicher feiner Punkte. Die Tarsen 
schlank. Die Hintertarsen fast so lang wie die Hinterschienen. Länge 3—4 mm. 

Transkaukasien, von Herrn Kerim auch bei Teheran in Persien gesammelt. 


Helophorus viridicollis Steph. 


Die Beschreibung des Helophorus viridicollis Steph. (Ill. Brit. Ent. Mandib,., 
Vol. II, 1829, p. 112) passt vollständig auf den auch in England häufigen H. 
aeneipennis Thoms. (Ofv. Vet. Akad. Förhandl., 1853, p. 43; Skand. Col., II, p. 81, 
X, p. 303) und hat daher für diesen der Name wiridicollis einzutreten. Die von 
Stephens gegebene Beschreibung des H. wiridicollis lautet: „Fusco-aeneus, 
nitidus, thorace wiridi-aeneo, lateribus subrotundatis, elytris aeneo-nigris, Pro- 


Mr Re 7 


Sr DES 


Ne. 


Beiträge zur Kenntniss der paläarktischen Hydrophiliden. 319 


funde punctato-striatis. (Long. corp. 1°/s lin.) — Short and broad, shining brassy- 
brown: head finely punctulate: thorax subquadrate, with the sides somewhat 
rounded, the disc greenish-brass, with five irregular sulei: elytra deep immacu- 
late brassy-black, rather deeply punctate striated, the interstices narrow, and a 
little elevated: body dusky black beneath: antennae, legs, and palpi pale rufescent.“ 


Helophorus aquaticus Er., obscurus Muls., planicollis Thoms. und baltieus 
Kuw. wurden von Seidlitz (Fauna Transsylvanica, p. 124) mit Recht als Syno- 
nyme dieser sehr variablen Art aufgeführt. Auch Helophorus arcuatus Muls. et 
Rey und Seidlitzi Kuw. gehören unter die kaum auseinander zu haltenden Formen 
des veridicollis Steph. 


Helophorus confrater Kuw. var. Knothyi nov. var. 


Von dem typischen, über die Nordostkarpathen und über die transsilvani- 
schen Alpen verbreiteten H. confrater Kuw. (Wiener Entom. Zeitg., 1886, S. 169, 
283; Verh. d. Naturf. Ver. in Brünn, Bd. XXVIII, 1890, S. 211) durch etwas 
kürzere, gewölbtere Körperform und namentlich durch den hinten höher gewölbten, 
an den Seiten hinter der Mitte nicht ausgeschweiften Halsschild, aber gewiss nicht 
specifisch verschieden, da sich Uebergangsformen unter dem von Herrn Stobiecki 
auf der Howerla in den Nordostkarpathen und unter dem von Custos Apfel- 
beck im Rhodopegebirge gesammelten Materiale befinden. 


Von Herrn Ed. Merkl auf dem Rhilo-Dagh gesammelt und als Helo- 
phorus Knothyi versendet. Custos Apfelbeck fand diese Form in Gesellschaft 
des Helophorus glacialis Villa und viridieollis Steph. im westlichen Rhodope- 
gebirge in sehr kalten Quellwassertümpeln der Baumgrenze und der alpinen 
Region. 


Helophorus Zoppae noy. spec. 


Mit dem nordischen Helophorus pallidus Gebl. nahe verwandt, von dem- 
selben durch bedeutendere Grösse, viel breitere Körperform und namentlich durch 
den viel gewölbteren, an den Seiten stark gerundeten Halsschild verschieden. 

Der Kopf metallisch purpurn, der Halsschild und die Flügeldecken hell 
rothbraun, die letzteren mit einer verwaschenen schwärzlichen Pfeilspitzmakel 
hinter der Mitte der Naht, die Fühler, Taster und Beine bräunlichgelb, die Spitze 
der Klauenglieder schwärzlich. Der Kopf sehr dicht runzelig gekörnt und areo- 
lirt punktirt. Die Kiefertaster lang, ihr Endglied gestreckt, aussen convex, innen 
fast gerade. Der Halsschild in der Mitte viel breiter als die Basis der Flügel- 
decken, an den Seiten stark gerundet, hinter den Vordereeken ausgebuchtet, in 
der Mitte hinten höher gewölbt, nach vorne verflacht abfallend, auf allen Dorsal- 
wülsten sehr kräftig, aber wenig dicht gekörnt. Die inneren Dorsalfurchen in 
der Mitte mässig nach aussen ausgebogen. Die Flügeldecken lang gestreckt oval, 
an den Seiten viel stärker gerundet als bei pallidus, wie bei diesem sehr grob 
gekerbt gestreift, auf den gewölbten Zwischenräumen mit einer Reihe sehr feiner 
und weitläufig stehender Pünktehen. Die Tarsen lang. Länge 6 mm. 


320 L. Ganglbaner. 


Siebenbürgen. Nach einem in der Sammlung des Prof. Dr. Penecke in 
Graz befindlichen, von Herrn Zoppa aus der Mezöseg erhaltenen Exemplare 
beschrieben. 


Ochthebius (Henicocerus) montenegrinus nov. spec. 


Mit Ochthebius granulatus Muls. äusserst nahe verwandt und zu dem- 
selben in ähnlichem Verhältnisse stehend wie ©. Halbherri Reitt. zu exsculptus 
Germ., kleiner als granulatus, mit schlankerem und gestreckterem, mehr keuli- 
gem als ovalem vorletzten Glied der Kiefertaster, der Clypeus des g' weder mit 
aufgebogenen Seiten, noch mit vorspringenden Vorderecken, die Oberlippe des g' 
mit breitem, aber nur schmal aufgebogenem Vorderrande, dessen Ecken als sehr 
kleine, weit von einander entfernte Zähnchen vorspringen, der Halsschild bei 
beiden Geschlechtern gleich und wie beim 9 von granulatus gebildet und seulp- 
tirt. Im Uebrigen mit granulatus übereinstimmend. Länge 2—2'5 mm. 

Montenegro. Von Herrn Mustajbeg bei Rjeka gesammelt und von Custos 
Vietor Apfelbeck mitgetheilt. 


Ochthebius Peisonis novy. spec. 


Mit Ochthebius marinus Payk. sehr nahe verwandt, von demselben durch 
gedrungenere Körperform, kürzere und dickere Kiefertaster und Beine und 
namentlich durch das wie bei Ochthebius pusillus Steph. (margipallens aut.) in 
der Mitte glänzend glatte Metasternum verschieden. 


Kopf und Halsschild metallisch grün, auf den erhabenen Stellen kupferig, 
die Flügeldecken braun mit leichtem Bronzeschimmer, die Fühler, Kiefertaster 
und Beine bräunlichgelb, die Fühlerkeule und die Spitze der Tarsen schwärzlich. 
Der Kopf mit tiefen Stirngruben und zwei glänzenden ocellenartigen Höckerchen 
auf dem Scheitel, sehr fein punktirt, auf dem Clypeus mehr oder minder deut- 
lich chagrinirt. Die Oberlippe am Vorderrande nicht oder nur sehr flach aus- 
gerandet. Der Halsschild schmäler als die Flügeldecken, quer, etwa im vorderen 
Viertel am breitesten, nach hinten verengt, im basalen Drittel meist stärker ein- 
gezogen und ziemlich parallelseitig, am Vorder- und Hinterrande mit schmalem, 
an den Seiten mit breiterem, nach vorne stark verschmälertem oder unter- 
brochenem Hautsaum, flach gewölbt, mit derselben Grundseulptur wie bei marinus, 
in der Mitte zwischen den von zwei scharf eingeschnittenen Dorsalstrichen ein- 
geschlossenen Querfurchen aber viel flacher, auf den im Grunde nicht chagrinirten 
erhabenen Stellen mässig fein und ziemlich dicht, viel kräftiger und dichter als 
bei marinus var. pallidipennis Cast. (meridionalis Rey), in den Eindrücken dicht 
runzelig punktirt. Die Flügeldecken kürzer oval als bei marinus, wie bei der 
typischen Form desselben und etwas weniger dicht als bei var. pallidipennis 
punktirt gestreift, in den Punktstreifen mit deutlicheren, weniger kurzen Härchen. 
Das Metasternum in der Mitte glänzend glatt. Die Schenkel, Schienen und Tarsen 
merklich kürzer und dicker als bei marınus. Länge 1'6—1'8 mm. 


Pie a 


8 


3 
\ 


Beiträge zur Kenntniss der paläarktischen Hydrophiliden. >21 


Am Neusiedler See. In Gesellschaft des Ochthebius marinus var. pallidi- 
pennis; aber unter grossen Mengen desselben recht spärlich. 


Ochthebius viridis Peyron var. fallaciosus und var. Mülleri. 


Ochthebius obscurus Rey (Ann. Soc. Linn. Lyon, Ann. 1884, Tome XXXI, 
1885, p. 23; Ann. 1885, Tome XXXII, 1886, p. 35), nec Sharp (Biologia Centrali- 
americ., Vol. I, Pt. 2, 1882, p. 92), welcher von Kuwert (Deutsche Entom. Zeitschr., 
1887, S. 385) auf den aus Caramannien beschriebenen O. viridis Peyron (Ann. Soc. 
Ent. Fr., 1858, p. 404) bezogen wird, ist in der Färbung und in der Sculptur des 
Halsschildes ebenso variabel wie O. marinus Payk., mit welchem von Fauvel 
(Revue d’Entom. Caön, XIV, 1895, p. 92) O. deletus Rey, meridionalis Rey und 
subabruptus Rey nach Typen vereinigt wurden. 0. viridis unterscheidet sich 
von marinus durch geringere Grösse, kürzere, gedrungenere Körperform, kürzer 
ovale Flügeldecken und kürzere Beine, namentlich wesentlich kürzere Tarsen. 
Bei der typischen, über das Mittelmeergebiet weit verbreiteten und auch in Nieder- . 
österreich und Ungarn vorkommenden Form sind Kopf und Halsschild bronzegrün 
oder bronzebraun, meist mit kupferigem Schimmer auf den erhabenen Stellen, 
die Flügeldecken braun, meist mit leichtem Metallschimmer, die Kiefertaster 
braun oder bräunlichgelb, die Fühler und Beine bräunlichgelb. Kopf und Hals- 
schild sind überall dicht chagrinirt und kaum erkennbar oder nur äusserst fein 
und weitläufig punktirt. Die Dorsaleindrücke des Halsschildes sind seicht und 
aussen nicht scharf strichförmig begrenzt. Die Punktstreifen der Flügeldecken 
sind meist schmäler als ihre Zwischenräume. Die in Dalmatien, Mittelitalien 
und auf Corsica vorkommende var. fallaciosus m. stimmt in der Färbung im 
Wesentlichen mit der typischen Form überein, differirt aber von derselben durch 
sehr deutliche und nicht sehr weitläufige Punktirung und auf den Erhabenheiten 
mehr oder minder erloschene oder wenigstens schwächere Chagrinirung des 
Halsschildes, nach aussen scharf strichförmig begrenzte Dorsaleindrücke desselben 
und meist auch durch etwas gröbere Punktstreifen und etwas schmälere Zwischen- 
räume der Flügeldecken. Ich belege diese Rasse mit dem Namen fallaciosus, 
da sie dem 0. pusillus Steph., Bedel (margipallens Latr., Rey, Kuw., nec 
Marsh.) täuschend ähnlich sieht. Sie ist aber von pusillus durch den infolge 
der Chagrinirung viel geringeren Glanz und den auf den erhabenen Stellen meist 
deutlichen kupferigen Schimmer von Kopf und Halsschild, besonders aber durch 


_ das in der Mitte nicht geglättete, sondern überall gleichmässig tomentirte 


Metasternum leicht zu unterscheiden. 

Eine von Herrn Josef Müller bei Nona in Dalmatien gesammelte Form 
des O. obscurus, var. Mülleri m., zeigt die Färbung von O. marinus Payk. var. 
 pallidipennis Cast. (meridionalis Rey). Kopf und Halsschild sind hell kupferig 
oder goldig bronzefarbig, die Flügeldecken blass bräunlichgelb, die Fühler, Taster 
und Beine röthlichgelb. Der Kopf ist meist dunkler metallisch als der Halsschild, 
_ der Halsschild bei weniger ausgefärbten Stücken röthlichgelb und nur in der 
_ Mitte kupferig oder goldig bronzefarbig. In der Chagrinirung, Punktirung und 
Seulptur des Halsschildes stimmt var. Mülleri mit var. fallaciosus überein. 


322 L. Ganglbaner. 


Hydraena (Phothydraena) Paganettii nov. spec. 


Mit Hydraena testacea Curt. nahe verwandt, von derselben durch geringere 
Grösse, weniger lange Kiefertaster, deutlich queren, hinter der Mitte viel stärker 
ausgeschweift verengten, am Vorderrande viel seichter ausgeschnittenen Hals- 
schild, kürzer ovale, gewölbtere Flügeldecken, gegen die Nahtspitze nicht oder 
kaum an Grösse zunehmende Randpunkte derselben und die zu flachen Rippen 
und Längsbeulen verbreiterten, durch viel schmälere Furchen getrennten Meta- 
sternalkiele verschieden. 

Breiter und weniger gestreckt als testacea, wie diese gefärbt, der Kopf 
und die Mitte des Halsschildes schwarz, der Vorder- und Hinterrand des Hals- 
schildes breit bräunlichgelb, die Flügeldecken ebenso gefärbt oder dunkler gelb- 
braun, die Fühler, Taster und Beine röthlichgelb, das Endglied der Kiefertaster 
oft mit schwärzlicher Spitze. Der Kopf mit chagrinirtem Clypeus, auf der Stirne 
ziemlich kräftig und dicht punktirt. Die Kiefertaster lang und schlank, Der 
Halsschild viel schmäler als die Flügeldecken, deutlich breiter als lang, von der 
Mitte nach vorne nur wenig und geradlinig, hinter der Mitte stark ausgeschweift 
verengt, am Vorderrande in flachem Bogen ausgeschnitten oder fast gerade ab- 
gestutzt, am Seitenrande sehr fein gezähnelt, leicht gewölbt, mit seichten Post- 
ocularfurchen, vor der Basis und hinter dem Vorderrande seicht quer eingedrückt, 
grob und dicht, in der Mitte meist etwas weniger dicht punktirt. Die Flügel- 
decken breiter und gewölbter als bei testacea, wie bei dieser mit schmal abge- 
setztem Seitenrande und sehr groben, dicht gedrängten Punktstreifen, in den 
durch sehr schmale, wellig gekerbte Zwischenräume getrennten Punktstreifen mit 
dicht aufeinander folgenden, ovalen, grubigen Punkten, am Seitenrande mit 
grösseren, hinten aber nicht oder nur sehr wenig an Grösse zunehmenden Punkten. 
Die Brust kahl. Das Metasternum in der Mitte mit zwei flachen, glänzend 
glatten, durch eine Mittelfurche getrennten, aber vorne vereinigten und in einen 
feinen Mittelkiel auslaufenden Längsrippen und ausserhalb derselben jederseits 
mit einer viel kürzeren, glänzend glatten Längsschwiele. Das Abdomen wenig 
dicht behaart. Länge 17—1'8 mm. 

Mähren, Hercegovina, Caucasus. Von Herrn Postsecretär Romuald For- 
mänek bei Üzernowitz in der Nähe von Brünn in Mähren, von Herrn Paga- 
netti-Hummler zahlreich im Sutorina-Gebiet an der hercegovinischen Grenze 
in kleinen Tümpeln und von Herrn Hans Leder im Talysch-Gebiete in Trans- 
kaukasien gesammelt. 


Hydraena spinipes Baudi und Fiorii Porta. 


Hydraena spinipes Baudi (Naturalista Sieiliano, I, 1882, p. 130) wurde 
von Rey (Ann. Soc. Linn. Lyon, Ann. 1885, Tome XXXII, 1886, p. 99) irrthümlich 
auf eine Art der Untergattung Haenydra Rey (Sphaenhydraena Kuw.) bezogen. 
Sie wäre in die Untergattung Hoplydraena Kuw. zu stellen, wenn nicht diese 
bei der nahen Verwandtschaft ihrer Arten mit H. riparia und nigrita besser mit 
Hydraena s. str. vereinigt würde. H. spinipes steht der nigrita sehr nahe und 


N Wer Were 


Beiträge zur Kenntniss der paläarktischen Hydrophiliden. 323 


unterscheidet sich von dieser durch etwas bedeutendere Grösse, nicht geschwärzte 
Spitze der Kiefertaster, viel weitläufigere Punktirung der Stirne und der Mitte 
des Halssehildes, namentlich aber im männlichen Geschlechte durch die Bildung 
des Endgliedes der Kiefertaster und der Hinterschienen. Beim ' von spinipes 
das Endglied der Kiefertaster kurz vor der Mitte in eine stumpfe Ecke erweitert, 
die Schienen kräftig, die Mittelschienen kurz hinter der Mitte leicht nach innen 
erweitert, dann am Innenrande flach ausgebuchtet und mit kurzen dornförmigen 
Börstehen besetzt, die Hinterschienen in der Mitte des Innenrandes mit einem 
grossen, scharfen, dornförmigen Zahn bewehrt. Beim g' die Flügeldecken wesent- 
lich länger als bei nigrita, an der Spitze ziemlich breit gerundet abgestutzt, 
beim 9 wenig länger als bei nigrita, hinten mehr zugespitzt. Länge 2—2'2 mm. 
Nach Baudi in Piemont, Mittelitalien, auf Sardinien und Sieilien. Mir liegt 
die Art in einem von Herrn Ag. Dodero bei Busalla aufgefundenen Z' und in 
einem Pärchen aus dem Museum von Genua vor. 

Die gleichfalls durch gezähnte Hinterschienen ausgezeichnete Hydraena 
Fiorii Porta (Miscell. Entomol., Vol. VII, 1899, p. 29) von Casanova di Bardi 
im Apennin der Provinz Piacenza verhält sich in der Körperform zu spinipes 
ähnlich wie riparia zu nigrita. Sie unterscheidet sich von spinipes durch viel 
schlankere, gestrecktere Gestalt, geschwärzte Spitze der Kiefertaster, viel dichtere 
Punktirung der Stirne und des Halsschildes, viel schmäleren Halsschild, viel 
länger gestreckte Flügeldecken und im männlichen Geschlechte durch viel 
schlankere Kiefertaster und Beine, einfaches Endglied der ersteren, am Innen- 
rande in der Apicalhälfte nieht ausgebuchtete, aber hinter der Mitte spärlich 
gezähnelte Mittelschienen und durch den weiter hinter die Mitte gerückten, weniger 
kräftigen Zahn der Hinterschienen. 


Hydraena Kaufmanni nov. spee. 


In der Grösse mit riparia übereinstimmend, von derselben durch viel 
breitere, flachere, plumpe Körperform, gröbere, aber seichtere Punktirung, im 
Verhältnisse zu den Flügeldecken grösseren, sehr flachen Halsschild, viel breitere, 
an den Seiten stärker gerundete, in der Mitte die grösste Breite zeigende Flügel- 
decken, viel breiter abgesetzten braunrothen Seitenrand derselben und durch viel 
kräftigere Kiefertaster und Beine verschieden. 


i Schwarz oder pechschwarz, nur mässig glänzend, die Flügeldecken mit 
braunrothem Seitenrande, oft auch der Halsschild an den Rändern röthlich, die 
Fühler, Taster und Beine rostroth, die Kiefertaster mit gleichfarbiger Spitze. 
Der Kopf auf dem deutlich chagrinirten Clypeus sehr fein und weitläufig, auf 
der Stirne ziemlich kräftig und dieht punktirt. Das spindelförmige Endglied der 
Kiefertaster kräftig, nur 1'/’amal so lang als das vorletzte. Der Halsschild viel 
schmäler als die Flügeldecken, breiter als lang, an den Seiten vor der Mitte 
stumpf erweitert, von da nach vorne geradlinig, nach hinten viel stärker und 
ausgeschweift verengt, am Vorderrande nur sehr flach ausgeschnitten oder fast 
gerade abgestutzt, sehr flach gewölbt, mit seichten Postoeularfurchen, an Stelle 
Z.B. Ges. Bd. LI. 22 


324 L. Ganglbauer. 


derselben oft nur mit einem vorderen und hinteren seichten Eindruck, grob und 
dicht, aber wenig tief, vorne und hinten häufig runzelig, in der Mitte meist 
weniger grob und weitläufiger punktirt. Die Flügeldecken ziemlich breit oval, 
an den Seiten ziemlich stark gerundet, in der Mitte der Seiten am breitesten, 
gegen die Basis viel mehr gerundet verengt als bei riparia und nigrita, hinten 
eiförmig zugespitzt, an der Naht aber mit einem kleinen einspringenden stumpfen 
Winkel, etwas flacher als bei riparia gewölbt, mit viel breiter abgesetztem Seiten- 
rande, in den dicht stehenden Punktreihen mit gröberen, aber seichteren, weniger 
dieht aufeinander folgenden Punkten, an den Seiten oft verworren punktirt. Das 
Metasternum mit zwei tomentfreien, glänzend glatten, fast parallelen oder nach 
vorne nur schwach convergirenden Längsstreifen. Beim 5‘ das sechste Ventral- 
segment etwas länger als das fünfte und sowie eine grosse tomentfreie, halb- 
kreisförmig begrenzte anschliessende Partie des fünften glänzend und spärlich 
behaart. Beim 9 das fünfte Ventralsegment wie beim g', das sechste kurz, das 
siebente hervortretend. Die Beine verhältnissmässig kurz und kräftig, bei beiden 
Geschlechtern einfach. Länge 2°2—2'3 mm. 

Dalmatien. Von den Herren Josef Kaufmann und Edmund Reitter 
bei Pridworje gesammelt. 

Kuwert (Verh. d. Naturf. Ver. in Brünn, XXVIII, S. 285) hat diese sehr 
ausgezeichnete Art irrthümlich als H. morio Kiesw. betrachtet. 


Hydraena ambigua nov. spec. 


Mit Hydraena longior Rey äusserst nahe verwandt, von derselben nur 
durch die Bildung der Mittel- und Hinterschienen des 5’ verschieden. Beim 
die Mittelschienen deutlich einwärts gekrümmt, gegen die Spitze leicht nach innen 
erweitert und am Innenrande äusserst fein gezähnelt, die Hinterschienen in der 
Apicalhälfte bald deutlich, bald kaum merklich nach innen erweitert und am 
Innenrande mit ziemlich kurzen und feinen Schwimmhaaren wenig dicht oder 
spärlich besetzt. Länge 2'2—2°4 mm. 

Von Herrn Hilf bei Gacko in der Hercegovina und bei Ak-Palanka in 
Serbien gesammelt. 


Hydraena (Haenydra) Devillei nov. spec. 


Unter den Verwandten der Hydraena graeilis im männlichen Geschlechte 
durch die Grösse, den in der Mitte hochgewölbten, in der Mittellinie seicht ge- 
furchten Halsschild, die gewölbten, an den Seiten schmal gerandeten, an der 
Spitze breit abgestutzten Flügeldeeken und durch die Schienenbildung, im weib- 
lichen Geschlechte durch den wie bei den Arten der Untergattung Hydraena s. str. 
vor der Basis und hinter dem Vorderrande quergefurchten Halsschild sehr aus- 
gezeichnet. 

Ö. Viel grösser und gewölbter als gracilis, schwarz, die Flügeldecken 
häufig rothbraun, die Kiefertaster und Beine braunroth. Der Kopf auf dem 
deutlich chagrinirten Clypeus sehr fein und spärlich, auf der Stirne kräftig und 


Beiträge zur Kenntniss der paläarktischen Hydrophiliden. 325 


dicht punktirt. Der Halsschild wenig schmäler als die Flügeldecken, breiter als 
lang, in der Mitte der Seiten stumpf gerundet erweitert, von da nach vorne 
fast geradlinig, nach hinten kaum stärker, aber ausgeschweift verengt, in der 
Mitte hoch gewölbt, mit seichter kurzer Mittelfurche und sehr tiefen Postocular- 
furchen, am Vorder- und Hinterrande und in der Mittelfurche kräftig und dicht, 
auf der Wölbung jederseits der Mittelfurche und ausserhalb der Postocularfurchen 
weitläufig oder spärlich punktirt. Die Flügeldecken ziemlich gestreckt, ziemlich 
gleich breit oder nach hinten leicht erweitert, an der Spitze breit abgestutzt, an 
der abgestutzten Spitze bisweilen flach ausgebuchtet, stark gewölbt, mit schmal 
abgesetztem Seitenrande, auf dem Rücken mit fünf oder sechs mässig starken 
Punktstreifen, zwischen denselben mit flachen Zwischenräumen, an den Seiten 
und an der Spitze ziemlich verworren punktirt. Das hervortretende Pygidium 
an der Spitze tief winkelig ausgerandet, die Vorderschienen an der Innenseite 
im basalen Drittel ausgebuchtet, die Mittelschienen in der Mitte des Innenrandes 
in einen starken, stumpf zahnförmigen oder abgerundeten Vorsprung erweitert, _ 
zwischen diesem und der Spitze tief ausgebuchtet und sehr undeutlich gezähnelt, 
die Hinterschienen etwas hinter dem ersten Drittel leicht nach innen erweitert, 
von da gegen die Spitze äusserst schwach und allmälig verschmälert und am 
Innenrande wenig dicht mit langen Schwimmhaaren besetzt. Länge 25—2'8 mm. 


©. Beim kleineren 2 der Körper weniger gewölbt, der Kopf auf der 
Stirne grob und sehr dicht gedrängt punktirt, der Halsschild schmäler als die 
Flügeldecken, an den Seiten vor der Mitte leicht ausgeschweift, auf der normal 
gewölbten Mitte ohne Mittelfurche, vor der Basis und hinter dem Vorderrande 
aber deutlich quer gefurcht, vorne und hinten grob und sehr dicht gedrängt, in 
der Mitte ebenso grob, aber viel weniger dicht oder etwas weitläufig punktirt, 
die Flügeldecken weniger gestreckt und weniger gewölbt als beim g', an der 
Spitze gemeinsam breit abgerundet, wobei die gemeinsame Rundung durch das 
Zurücktreten des Nahtendes unterbrochen wird, die Schienen einfach. Länge 
2:5—2°6 mm. 

Alpes maritimes, Ligurien. Von Herrn J. Sainte-Claire-Deville im 
Canal de la Vesubie in den Alpes maritimes, von Herrn Agostino Dodero am 
Monte Fasce bei Genua gesammelt. 


Hydraena (Haenydra) truncata Rey. 


Hydraena truncata Rey (Ann. Soc. Linn. Lyon, Ann. 1884, Tome XXXI, 
1885, p. 31; Ann. 1885, Tome XXXII, 1886, p. 104) ist in beiden Geschlechtern 
von gracilis durch den sehr schmal abgesetzten Seitenrand der Flügeldecken leicht 
zu unterscheiden. Die fast immer braunrothen Flügeldecken sind beim g' viel 
gestreckter und paralleler als bei gracilis und an der Spitze mehr oder weniger 
breit gerundet abgestutzt oder gemeinsam abgerundet. Beim Q sind sie weniger 
gestreckt als beim J', hinter der Mitte leicht erweitert und hinten gemeinsam 
eiförmig zugespitzt, wobei aber das Nahtende zurücktritt. Beim @’ die Schenkel 
und Schienen kräftiger als beim 9, die Mittelschienen am Innenrande in der 

22* 


326 L. Ganglbaner. 


Apicalhälfte sehr fein gezähnelt, die Hinterschienen an der Innenseite hinter der 
Mitte mit einem Besatz dicht stehender Schwimmhaare. Länge 2—2'3 mm. 
Savoyen, Bugey, Alpes maritimes, Ligurien. 


Hydraena (Haenydra) gracilis Germ. var. emarginata Rey. 


Hiydraena emarginata Rey (Ann. Soc. Linn. Lyon, An. 1884, Tome XXXI, 
1885, p. 30; Ann. 1885, Tome XXXH, 1886, p. 103, Pl. II, Fig. 17) von den Hautes- 
Pyren&es unterscheidet sich nach Rey von gracilis „par ses elytres plus nettement 
tronquees chez les g' et plus prolongees chez les Q, oü les lobes externes de 
l’echanerure terminale sont submuerones. Cette disposition semble la lier & 
U Hydraena producta“. H. gracilis variirt in beschränkterer Weise im männlichen, 
in viel höherem Grade aber im weiblichen Geschlechte in der Bildung der Flügel- 
deckenspitze. Beim g' von gracilis sind die Flügeldecken an der Spitze gemeinsam 
abgerundet oder neben dem Nahtende einzeln flacher oder convexer gerundet. 
Beim 9 sind die Flügeldecken an der Spitze fast immer gemeinsam ausgeschnitten. 
Der Ausschnitt, in dessen Grunde die Nahtenden als dornförmiges Zähnchen vor- 
springen oder abgebrochen erscheinen, ist ungemein variabel. Er erscheint als 
gemeinschaftliche Einkerbung, wenn seine Seiten hinter dem Nahtende parallel 
und dann nach aussen gebogen oder vom Grunde an convex sind, als grösserer, 
stumpf dreieckiger oder halbkreisförmiger Ausschnitt, wenn seine Seiten gerade 
oder econcav sind. Im ersteren Falle ist die Spitze jeder Flügeldecke neben dem 
Nahtende abgerundet (typische Form), im letzteren Falle bildet sie eine stumpfe 
oder eine aussen convexe und innen concave zahnförmige Ecke. Sind die Seiten 
des Ausschnittes concav und bildet die Spitze jeder Flügeldecke eine zahnförmige 
Ecke, so haben wir jene Form der weiblichen Flügeldeckenspitze, welche Rey 
(l. e., Tome XXXL, Pl. II, Fig. 17) für emarginata abbildet. Sind die Seiten des 
dreieckigen Ausschnittes gerade, so haben wir eine Uebergangsform zwischen der 
typischen gracilis und var. emarginata. Die Grösse des Flügeldeckenausschnittes 
steht mehr oder minder in Correlation mit der Körpergrösse, wie denn überhaupt 
bei grösseren Individuen die Sexualdifferenzen zu markanterem Ausdrucke ge- 
langen. Kiesenwetter hat in seiner „Monographischen Revision der Gattung 
Hydraena“ (Linnaea Entom., IV, 1849, p. 184) die an den meisten Orten Deutsch- 
lands und Oesterreichs unter gracilis vorkommende var. emarginata Rey als H. 
gracilis var. b. mit den Worten „major, latior, elytris apice distincte erosis“ 
charakterisirt und bemerkt, dass dieselbe von Märkel mit dem Namen H. excisa 
oder erosa bezeichnet wurde. 

Sehr selten sind beim 9 von gracilis die Flügeldecken hinten gemeinsam 
und zugespitzter eiförmig als beim 9’ zugerundet, wobei aber die gemeinsame 
Rundung schmal durch das Zurücktreten des Nahtendes unterbrochen wird 
(2 var. subintegra). 


Hydraena (Haenydra) producta Muls. et Rey. 


Die französische Hydraena producta Muls. et Rey (Ann. Soc. Linn. Lyon, 
Ann. 1852, p. 299; Opuse. Entom., I, 1853, p. 1) aus den Departements Ardeche, 


Beiträge zur Kenntniss der paläarktischen Hydrophiliden. 327 


Rhöne und Saöne et Loire steht der gracilis sehr nahe und unterscheidet sich 
von ihr in beiden Geschlechtern durch geringere Grösse und feinere Punktstreifen 
der Flügeldecken, namentlich aber im weiblichen Geschlechte durch die hinten 
knapp neben der Naht einzeln zugespitzt ausgezogenen Flügeldecken. Die stets 
braunrothen, von der Seite gesehen oft etwas aufgebogen erscheinenden, an der 
Spitze schmal abgerundeten oder abgestumpften Apicalverlängerungen der Flügel- 
decken des ® sind durch eine schmale Spalte getrennt, in derem Grunde das Naht- 
ende meist abgebrochen erscheint. Beim g' sind die Flügeldecken an der Spitze 
gemeinsam abgerundet. Länge 1'8—2 mm. 


Hydraena (Haenydra) bicuspidata nov. spec. 


Mit H. graeilis und producta nahe verwandt, von beiden im männlichen 
Geschlechte durch gestrecktere, viel flachere Flügeldecken, breiter abgesetzten 
und stärker aufgebogenen Seitenrand derselben, im weiblichen Geschlechte eben- 
dadurch und durch hinten einzeln lang dreieckig zugespitzte Flügeldecken, von . 
producta auch durch bedeutendere Grösse verschieden. 

Pechschwarz, die bisweilen dunkelbraunen Flügeldecken beim @ an der 
Spitze braunroth, die Kiefertaster und die Beine rostroth. Stirne und Halsschild 
wie bei gracilis und produeta punktirt, der Halsschild etwas länger als bei beiden 
Arten, nicht breiter als lang. Die Flügeldecken bei beiden Geschlechtern ge- 
streckter und flacher als bei graeilis, mit breiter abgesetztem und stärker auf- 
gebogenem Seitenrande, auf dem Rücken mit feineren Punktstreifen, beim g' an 
der Spitze fast gemeinsam abgerundet, an der Naht nur mit einem sehr kleinen 
stumpfen einspringenden Winkel, beim © hinten mit einem gemeinsamen tiefen, 
spitzwinkeligen Ausschnitt, wodurch jede Flügeldecke in eine lange dreieckige 
Spitze ausgezogen erscheint. Beim 5° die Schenkel viel dicker als beim 9, die 
Mittelschienen in der Apicalhälfte am Innenrande sehr schwach gezähnelt, die 
Hinterschienen gegen die Spitze leicht und allmälig verbreitert, am Innenrande 
hinter der Mitte spärlich mit Schwimmhaaren besetzt. Länge 2'2 mm. 

Südfrankreich. St. Romain en Gier. Nach 2 Z' und 5 @ aus den Samm- 
lungen der Herren Agostino Dodero und E. Reitter beschrieben. 


Hydraena (Haenydra) dalmatina nov. spec. 


Der H. gracilis Germ. äusserst nahe stehend, von derselben im männ- 
lichen Geschlechte durch die am Innenrande viel kräftiger und weitläufiger ge- 
zähnelten Mittelschienen, im weiblichen Geschlechte durch die hinten viel breiter 
als beim g' gemeinsam abgerundeten Flügeldecken verschieden. 

Schwarz, die Kiefertaster und Beine braunroth, die Schenkel und Schienen 
oft zum Theile angedunkelt. Stirne und Halsschild wie bei gracilis kräftig und 
ziemlich dicht punktirt, die Flügeldecken mit ebenso starken Punktstreifen wie 
_ bei dieser. Die Flügeldecken des g’ wie beim g' von gracilis gestreckt, beim $ 
breiter und weniger gestreckt, mit hinten breiter abgesetztem Seitenrande und 
sehr breit gemeinsam abgerundeter Spitze. Beim 5’ die Mittelschienen am Innen- 


328 L. Ganglbanuer. 


rande zwischen dem ersten Drittel und der Spitze sehr flach ausgebuchtet und 
sehr deutlich und weitläufig gezähnelt, die Hinterschienen an der Innenseite 
hinter der Mitte mit einem Besatz dicht stehender, gegen die Spitze kürzer 
werdender Schwimmhaare. Länge 22—24 mm. 

Dalmatien. Von Herrn Gustav Paganetti-Hummler zahlreich im Bache 
des Begovina-Thales bei Castelnuovo gesammelt. 


Hydraena (Haenydra) hispanica nov. spec. 


Eine in zwei männlichen Exemplaren aus den Sammlungen des Museums 
in Genua und des Herrn Agostino Dodero vorliegende Hydraena von La Granja 
im centralen Spanien differirt von gracilis nur durch etwas gröbere Punktirung 
von Stirne und Halsschild, gröbere Punktstreifen und schmälere Zwischenräume 
der Flügeldecken und die am Innenrande in der Mitte leicht erweiterten, zwischen 
der Erweiterung und der Spitze flach ausgebuchteten und fein gezähnelten Mittel- 
schienen des 5. Kopf und Halsschild schwarz, die Flügeldecken dunkel rothbraun, 
die Kiefertaster und Beine rostroth. Die Flügeldecken des g' an der Spitze ge- 
meinsam abgerundet, die Hinterschienen an der Innenseite wie bei dem g’ von 
graeilis hinter der Mitte mit einem Besatz von Schwimmhaaren. Länge 22 mm. 


Hydraena (Haenydra) monticola Rey. 


Zu der aus den Freiburger Alpen in der Schweiz beschriebenen Hydraena 
monticola Rey (Ann. Soc. Linn. Lyon, Ann. 1884, Tome XXXI, 1885, p. 30; Ann. 
1885, Tome XXXII, 1886, p. 100) gehört wohl sicher eine von Herrn Commerzien- 
rath Clemens Müller auf der Mendel in Südtirol und von Herrn Agostino Do- 
dero in Ligurien (bei Genua, Busalla, Torriglia ete.) und auf Sardinien (bei 
Santadi) gesammelte, von Letzterem auch als monticola mitgetheilte Hydraena, 
die sich von gracilis durch geringere Grösse, flachere Oberseite, viel feiner und 
weitläufiger punktirte Stirne, feiner und weniger dicht punktirten Halsschild, 
weniger gestreckte und feiner punktirt gestreifte Flügeldecken, von italica durch 
viel schmäler abgesetzten Seitenrand der Flügeldecken unterscheidet. Beim g’ 
sind die Flügeldecken an der Spitze gemeinsam abgerundet, die Mittelschienen 
vom zweiten Drittel oder von der Mitte an am Innenrande sehr undeutlich ge- 
zähnelt, die Hinterschienen an der Innenseite in der Apicalhälfte mit Schwimm- 
haaren besetzt. Beim @ sind die Flügeldecken an der Spitze quer oder wenig 
schräg nach innen abgestutzt oder neben dem meist als Zähnchen vorspringenden 
Nahtende abgerundet. 


Hydraena (Haenydra) italica nov. spec. 


Mit Hydraena monticola Rey, heterogyna Bedel (Ann. Soc. Ent. Fr., 1898, 
Bull., p. 292) und Bensae Ganglb. nahe verwandt, von monticola in beiden Ge- 
schlechtern durch breiter abgesetzten Seitenrand der Flügeldecken, von hetero- 
gyna in beiden Geschlechtern durch weniger breite, an den Seiten viel weniger 
stark gerundete Flügeldecken und viel weniger breit abgesetzten Seitenrand der- 


2 Mur me: ur 


TE we Fe 


Beiträge zur Kenntniss der paläarktischen Hydrophiliden. 329 


selben, von Bensae im männlichen Geschlechte durch die geraden, an der Innenseite 
erst von der Mitte ab mit Schwimmhaaren besetzten Hinterschienen verschieden. 

Pechschwarz, die Flügeldecken bisweilen dunkelbraun, die Kiefertaster und 
Beine bräunlichroth oder gelbroth. Stirne und Halsschild feiner und weitläufiger 
als bei gracilis punktirt. Die Flügeldecken bei beiden Geschlechtern weniger 
gestreckt als bei gracilis, an den Seiten stärker gerundet, flacher gewölbt, mit 
wesentlich breiter abgesetztem Seitenrande und auf dem Rücken mit feineren 
Punktstreifen. Beim J’ die Flügeldecken an der Spitze gemeinsam abgerundet, 
die Mittelschienen am Innenrande in der Apicalhälfte sehr schmal gezähnelt, die 
Hinterschienen an der Innenseite von der Mitte ab mit einem Besatze dicht 
stehender Schwimmhaare. Beim ® die Spitze der Flügeldecken in noch höherem 
Grade variabel als bei gracilis. 

Bei den der typischen gracilis entsprechenden, als Grundformen zu 
betrachtenden Weibchen, die mir in zahlreichen, von Prof. Andrea Fiori bei 
Vallombrosa gesammelten Stücken vorliegen, die Flügeldecken hinten weniger 
stumpf als beim g', vor der Spitze schräg und flach ausgebuchtet und an der 
Spitze gemeinsam ausgeschnitten, die Seiten des Ausschnittes, in dessem Grunde 
die Nahtenden als Zähnchen vorspringen oder abgebrochen erscheinen, entweder 
convex, so dass der Ausschnitt eine Einkerbung bildet, oder gerade, so dass der 
Ausschnitt einen stumpfen einspringenden Winkel bildet. Im ersten Falle ist die 
Spitze jeder Flügeldecke neben der Naht mehr oder minder gerundet vorgezogen 
und schwächer oder breiter abgerundet, im zweiten Falle ist die Spitze jeder 
Flügeldecke neben der Naht in einen stumpf dreieckigen Zahn ausgezogen. 

H. italica var. bidentata. 9. 

Werden bei den Q wie bei gracilis @ var. emarginata Rey die Seiten des 
Apicalausschnittes der Flügeldecken concav, wird also der Ausschnitt mehr oder 
weniger halbkreisförmig, so bildet die Spitze jeder Flügeldecke einen spitzen, 
nach hinten gerichteten Zahn, der aber nicht so lang wie bei heterogyna ® und 
nicht einwärts gekrümmt ist. Solche @ wurden von Prof. Dr. Andrea Fiori in 
der Provinz Emilia und von Herrn Agostino Dodero bei Faggio in Gemein- 
schaft mit @ der folgenden Form gesammelt. Wird der Apicalausschnitt der 
Flügeldecken flacher bogenförmig, so werden die Apicalzähne kürzer und stumpfer, 
bis sie sich bei noch weiter gehender Verflachung des Apicalausschnittes auf eine 
stumpfe Ecke reduciren. Im letzten Falle sind die Flügeldecken an der Spitze 
breiter als beim Zg', in der Mitte gemeinsam sehr flach ausgeschnitten und ausser- 
halb der sehr stumpfen Ecken, welche den Ausschnitt einschliessen, wenig schräg 
ausgebuchtet, und wir erhalten eine Form, die sich nur mehr wenig von der 
folgenden unterscheidet. 

H. italica var. Doderoi. 9. 

Bei den @ dieser Form, die mir in zahlreichen Stücken aus der Provinz 
Emilia, von Fontanagorda, Ponte Organasio, Faggio, Torriglia, vom Monte Penna, 
aus der Umgebung von Genua und vom Val Pesio vorliegt, sind die Flügeldecken 
an der breiten Spitze in der Mitte gemeinsam sehr flach gerundet oder gerundet 
abgestutzt und jederseits gegen den Seitenrand wenig schräg oder vollkommen 


330 L. Ganglbauer. 


quer ausgebuchtet. Die Spitze der Flügeldeeken erscheint daher breit doppel- 
buchtig abgestutzt. Stücke dieser Form vom Val Pesio nähern sich durch etwas 
breiter abgesetzten Seitenrand der Flügeldecken der heterogyna Bed. 

H. italica var.?! procera. 

Eine von Prof. Fiori bei Pracchia im etruskischen Apennin gesammelte 
Hydraena differirt von der Vallombrosaner Form der :talica in beiden Ge- 
schlechtern durch bedeutendere Grösse (Länge 2°3—2'4 mm gegen 2—2'2 mm), in 
der Mitte stärker und convexer gerundet erweiterten Halsschild, hinter den Vorder- 
ecken ziemlich stark ausgebuchtete Seiten desselben und durch etwas länger ge- 
streekte Flügeldecken. Bei den 9, von denen mir auch ein Stück von Poretta aus 
der Sammlung Dodero’s vorliegt, ist die Spitze jeder Flügeldecke neben der Naht 
stärker oder schwächer gerundet vorgezogen. Diese Form wurde Herrn Prof. Fiori 
von Cavaliere Fl. Baudi als plumipes bestimmt. Ob sie aber zu der von Rey 
als plumipes Baudi i.]. beschriebenen Art vom Apennin gehört, könnte nur nach 
den mir leider nicht zugänglichen Rey’schen Typen festgestellt werden. Wie 
sub H. Bensae m. erwähnt, lässt die unzureichende Differentialcharakteristik der 
plumipes Rey voraussetzen, dass bei derselben die Mittelschienen des 5! wie bei 
polita gebildet sind. 


Hydraena (Haenydra) heterogyna Bedel. 


Hydraena heterogyna Bedel (Ann. Soc. Ent. Fr., 1898, Bull., p. 292) steht 
der italica sehr nahe und unterscheidet sich von ihr in beiden Geschlechtern durch 
die an den Seiten viel stärker gerundeten Flügeldecken und den noch viel breiter 
abgesetzten Seitenrand derselben. Beim Z' sind die Flügeldecken an der Spitze 
abgerundet, wobei die gemeinsame Rundung nur schmal durch das Zurücktreten 
des Nahtendes unterbrochen wird. Beim ® ist jede Flügeldecke hinten in einen 
langen, scharf zugespitzten, dornförmigen, nach innen gekrümmten Zahn aus- 
gezogen und vor demselben am Seitenrande leicht ausgebuchtet. Die gegen- 
einander gekrümmten Apicalzähne der Flügeldecken umschliessen einen grossen 
dreiviertelkreisförmigen Ausschnitt, in dessen Grunde das Nahtende meist als 
Zähnchen vorspringt. Länge 2—2'2 mm. 

Alpes maritimes. Von den Herren Buchet, Ölaire-Deville und Grou- 
velle bei Saint-Martin-Vesubie, von Herrn Dodero am Col di Tenda gesammelt. 


Hydraena (Haenydra) Bensae nov. spec. 


Von zitalica durch grössere, gestrecktere Körperform, namentlich ge- 
streektere Flügeldecken, gröbere und weniger dicht auf einander folgende Punkte 
in den nicht oder kaum streifenartig vertieften Punktreihen derselben und im 
männlichen Geschlechte durch kräftigeres drittes und viertes Glied der Kiefer- 
taster und durch die Bildung der Mittel- und Hinterschienen, von der sehr 
ähnlichen polita namentlich durch die Bildung der Beine des 5’ verschieden. 

Gestreckt, viel flacher als graeilis, Kopf und Halsschild pechschwarz, der 
Halsschild vorne und hinten rothbraun durchscheinend, die Flügeldecken braun- 


Beiträge zur Kenntniss der paläarktischen Hydrophiliden. 331 


roth, die Kiefertaster und Beine gelbroth. Der Kopf mit weitläufig punktirter - 
Stirne. Die zwei letzten Glieder der Kiefertaster beim 5’ etwas kräftiger als 
beim 2%. Der Halsschild wenig breiter als lang, an den Seiten in der Mitte ge- 
rundet erweitert, von da nach vorne geradlinig oder sanft ausgeschweift, nach 
hinten kaum stärker, aber ziemlich stark ausgeschweift verengt, am Vorderrande 
flach bogenförmig ausgeschnitten, flach gewölbt, mit kräftigen Postoeularfurchen, 
vorne und hinten kräftig und mässig dicht, längs der Mitte weitläufiger, jeder- 
seits derselben und ausserhalb der Postocularfurchen feiner und sehr weitläufig 
oder spärlich punktirt. Die Flügeldecken gestreckter und viel flacher als bei 
graeilis, mit viel breiter abgesetztem Seitenrande und nicht oder kaum streifen- 
artig vertieften, weitläufiger punktirten Punktreihen, beim g' nur sehr wenig 
breiter als der Halsschild, ziemlich parallelseitig, hinten gemeinsam abgerundet, 
beim ® breiter, hinter der Mitte erweitert, hinten jede neben dem Nahtende in 
eine abgerundete Spitze ausgezogen, am Seitenrande vor der Spitze leicht aus- 
gebuchtet. Beim &' die Mittelschienen ziemlich dick und breit, am Innenrande . 
schon vom zweiten Fünftel oder Viertel an sehr fein gezähnelt, die Hinterschienen 
einwärts gebogen, am Innenrande schon vom Beginne des zweiten Viertels oder 
Drittels an mit sehr langen feinen Schwimmhaaren wenig dicht besetzt. Länge 
22—2'4 mm. 

Alpes maritimes. Nach vier von Herrn Bensa gesammelten Stücken 
(ein g' und drei ?) aus der Sammlung Reitter’s beschrieben. 

Die von Baudi i.1. benannte H. plumipes vom Apennin wird von Rey 
(Ann. Soc. Linn. Lyon, Ann. 1885, Tome XXXII, 1886, p. 99, Note 2) in folgender 
Weise kurz charakterisirt: L’Hydraena plumipes de Baudi ressemble ä la polita. 
Elle s’en distingue par ses elytres un peu moins deprimees sur la region suturale 
et surtout par la structure des tibias posterieurs Z', qui sont presque droits mais 
pares en dedans d’une frange de cils encore plus longs et plus serres. Long. 2 mm. 
Da Rey zwischen polita und plumipes keinen Unterschied in der Bildung der 
Mittelschienen des g' angibt, ist die Annahme berechtigt, dass bei plumipes die 
Mittelschienen des &' ebenso wie beim ' der polita gebildet, d. h. an der Innen- 
seite vor der Basis in eine stumpfe Ecke erweitert sind. Dies gilt aber nicht 
für H. Bensae, die ich ursprünglich als plumipes Rey deuten wollte. 


Hydraena (Haenydra) Schuleri nov. spec. 


Viel kleiner als gracilis und die mit dieser verwandten Arten, nur von der 
Grösse der atricapilla, von dieser durch die viel feineren, regelmässigen, weit 
gegen die Spitze reichenden Punktstreifen der Flügeldecken, die breiten, glänzend 
glatten Metasternalstreifen und die einfachen Kiefertaster und Beine des Z', von 
der noch näher stehenden pulchella durch etwas bedeutendere Grösse, die Fär- 
bung, die hinter der Mitte erweiterten Flügeldecken und die regelmässigen Punkt- 
streifen derselben sehr leicht zu unterscheiden. 

Oben gewöhnlich hell rothbraun oder röthlich gelbbraun, selten Kopf und 
Halsschild pechschwarz und die Flügeldecken rothbraun, die Fühler, Taster und 
Beine röthlichgelb. Der Kopf auf dem erloschen chagrinirten Clypeus nicht oder 

Z. B. Ges. Bd. LI. 22** 


32 L. Ganglbauer. Beiträge zur Kenntniss der paläarktischen Hydropbiliden. 


© 


nur äusserst fein und spärlich, auf der Stirne ziemlich kräftig und ziemlich dicht 
punktirt. Die Kiefertaster ziemlich lang und schlank, das gestreckt spindel- 
förmige Endglied derselben mehr als 1'/smal so lang als das vorletzte. Der Hals- 
schild schmäler als die Flügeldecken und etwas breiter als lang, in der Mitte der 
Seiten gerundet erweitert, von da nach vorne geradlinig, nach hinten stärker 
und ausgeschweift verengt, flach gewölbt, jederseits mit tiefer Postocularfurche, 
kräftig und ziemlich dicht, jederseits der Mitte weitläufiger punktirt. Die Flügel- 
decken hinter der Mitte leicht erweitert, an der Spitze bei beiden Geschlechtern 
ziemlich breit abgerundet, ziemlich flach gewölbt, mit schmal abgesetztem Seiten- 
rande, auf dem Rücken mit fünf oder sechs regelmässigen, weit gegen die Spitze 
reichenden, mässig starken Punktstreifen, an den Seiten und an der Spitze ver- 
worren punktirt. Das Metasternum mit zwei tomentfreien, glänzend glatten, 
nach vorne sehr schwach convergirenden oder fast parallelen Längsstreifen. 
Beim /' das sechste Ventralsegment so lang wie das fünfte und so wie die an- 
schliessende halbkreisförmig begrenzte tomentfreie Partie des fünften glänzend 
glatt und kahl, beim @ die halbkreisförmig begrenzte tomentfreie Partie des 
fünften Ventralsegmentes vor dem Hinterrande, das sechste und das hervortretende 
siebente Ventralsegment am Hinterrande kurz behaart. Beim g' die Schenkel 
etwas dicker als beim 9, die Schienen einfach, die Hinterschienen ohne Schwimm- 
haare. Länge 1'6—1'8 mm. 

Mähren, Niederösterreich. Von Herrn Karl Schuler bei Mährisch-Weiss- 
kirchen in Anzahl gesammelt, von Herrn Lehrer Spurny auch bei Ulrichskirchen 
in Niederösterreich aufgefunden. 


Philydrus hamifer nov. spec. 


Dem Philydrus quadripunctatus Herbst, Bedel (melanocephalus Fabr., 
nee Oliv.) sehr nahe stehend, von demselben durch den in der Mitte mit einem 
hakenförmigen Fortsatze bewehrten Vorderrand des Prosternums verschieden. 
Dieser ziemlich lange, nach unten gerichtete, mit der Spitze hakig nach vorne 
umgebogene Fortsatz ist auf der Vorderseite behaart. 

In der Körperform mit quadripunctatus übereinstimmend, die Oberseite 
bräunlichgelb, der Kopf beim 9 bis auf die vor den Augen gelben Seiten des 
Clypeus schwarz, beim Z' schwarz mit gelbem Clypeus und gelber Oberlippe 
und meist mit einem oft nur an der Basis angedeuteten schwarzen Mittelfleck 
auf dem ersteren, die Taster und die Fühlergeissel gelb, die Endglieder der Taster 
mit gleichfarbiger oder nur leicht angedunkelter Spitze, der Halsschild häufig 
mit gebräunter oder geschwärzter Mitte und oft mit vier im Viereck stehenden 
schwarzen Punkten, die Flügeldecken fast immer mit einem schwärzlichen Fleck 
auf der Schulterbeule, die Unterseite und der grössere Theil der Schenkel schwarz, 
die Spitze der Schenkel und ein oft sehr redueirter Streifen in ihrer oberen 
Hälfte, sowie die Schienen und Tarsen röthlichgelb. Die Oberseite wie bei quadri- 
punctatus punktirt, die Vorderklauen des S' wie bei diesem gebogen und gezähnt. 
Durchschnittlich kleiner als quadripunetatus. Länge 43—5 mm. 

Am Neusiedler See bei Wien sehr häufig. 


Beschreibung neuer Cassididen nebst synonymischen Bemerkungen. 333 


Beschreibung neuer Cassididen nebst synonymischen 
Bemerkungen. 
Von 


Dr. Franz Spaeth. 
IV. 


(Eingelaufen am 25. März 1901.) 


1. Das Genus Porphyraspis Hope (sensu Boheman) ist nicht einheitlich, 
sondern hat in folgende zwei Gattungen zu zerfallen: 
1. Corpus rotundatum, elytra plerumque costata, epipleura medio fovea antice 
carina determinata, tarsorum unguieuli divaricati. 
Porphyraspis Hope. 
2. Corpus plus minusve ovatum, elytra incostata, epipleura sine fovea, tarsorum 
ungwicul sinistre defieientes . » » » 2... Emperochela Spaeth 
(Typus: E. palmarum Boh., M., IV, 40.) 


Die eigentlichen Porphyraspis-Arten sind kreisrund; auf den Epipleuren 
befindet sich in der Mitte ein Querkiel, der am Innenrande scharf und hoch be- 
ginnt und den Aussenrand nicht erreicht; er ist entweder ganz quer oder schräg 
nach hinten gerichtet, nach vorne fällt er sehr flach oder steil ab, während er 
nach rückwärts eine tiefe Höhlung abschliesst, die zur Aufnahme der Hinter- 
schenkel dient, wenn dieselben eingezogen sind. Beide Klauen sämmtlicher Beine 
sind normal entwickelt, gespreizt und überragen die Lappen des dritten Tarsen- 
gliedes nicht. Die meisten der hierher gehörenden Arten haben alle oder einzelne 
Zwischenräume auf den Flügeldecken gekielt. 

Die Arten des Genus .Emperochela zeichnen sich dagegen durch eiförmigen 
Körper, den Mangel der Epipleuralgrube, sowie besonders dadurch aus, dass sie 
an allen Beinen nur die rechte Klaue entwickelt haben, während die linke ver- 
kümmert ist; die erstere ist an der Basis verdickt, an der Spitze kurz hakig 
ausgezogen und überragt etwas die Lappen des dritten Tarsengliedes. 

Zu Emperochela gehören: Als Typus E. palmarum Boh., ferner cyanea 
Say, xanthocera Boh. Wahrscheinlich dürften auch die mir unbekannten P. Mul- 
santi Boh., Gundlacht Boh., Besckei Boh. und fallax Suffr. dahin gehören. 

Alle diese Arten haben die Zwischenräume der Punktstreifen auf den 
Flügeldecken nicht kielig erhaben. #7. palmarum ist von den übrigen Arten durch 
das der Länge nach ausgehöhlte Schildchen und die eigenthümliche Sculptur der 
Flügeldecken weiter entfernt. 


2. Porphyraspis sublaevis noV. Spec. 
KRotundata, convexa, nitida, supra miniata, prothorace disco nigro, lateri- 
bus rufis, elytris plaga communi ante apicem nigra subtus rufa; prothorax 


334 Franz Spaeth. 


medio laevis, lateribus profunde punctatus; elytra basi minime retusa, non gib- 
bosa, striato-punctata, punctis apice fere evanescentibus, interstitüs latis, subplanis. 

Long. 35 mm, lat. 32 mm. — Hab.: Columbia (Cachabe£). 

Kreisrund, gewölbt, glänzend; oben zinnoberroth. Der Halsschild mit 
Ausnahme der gelbrothen Seitenränder und ein gemeinsamer grosser Fleck vor 
der Spitze der Flügeldecken schwarz, die Unterseite mit Ausnahme der zinnober- 
rothen Epipleuren gelbroth. Fühler kaum über die Halsschildecken reichend; die 
ersten zwei Glieder dick, das dritte viel kürzer und schlanker als das zweite, das 
vierte und fünfte an Länge zunehmend, das sechste kaum so lang als das vierte, 
die folgenden bilden eine schwach abgesetzte Keule. Halsschild mehr als doppelt 
so breit als lang, der Kopfausschnitt doppelt so breit als tief, die Seitenränder 
schräg nach hinten gerichtet, in der Mitte sehr schwach ausgerandet, die Vorder- 
ecken spitz vorgezogen, die Hinterecken verrundet; auf der Scheibe glatt, glänzend, 
an den Seiten matt, mit einigen tiefen Punkten, vor dem Schildchen jederseits 
mit einem schräg neben dem Hinterrande verlaufenden Eindruck. Schildchen 
etwas länger als breit, fünfeckig, indem die Spitze deutlich eckig vorgezogen 
ist. Flügeldeeken gerundet, breiter als lang, gewölbt, hinter dem Schildchen 
sehr schwach eingedrückt, ohne Höcker; die Punktstreifen bestehen aus in ziemlich 
weiten Abständen stehenden Punkten, welche nur auf der äusseren Scheibe bis 
zur Mitte stärker, an der Naht aber vorne fein sind und gegen die Spitze fast 
verschwinden; die Zwischenräume der Streifen sind viel breiter als diese, meist 
flach, die äusseren mit schwachen welligen Querfalten; Seitendach steil mit zwei 
vielfach in Querfalten zusammenfliessenden Punktreihen. 

Der die Epipleuralgrube vorne begrenzende Kiel ist quer gestellt. 

Das einzige Stück meiner Sammlung wurde von Herrn Rosenberg bei 
Cachabe in Columbien gefangen. 

3. Porphyraspis Panamae (Dohrn i. €.) nov. Spee. 

P. miniatae Boh. (M., IV, 44) var. ? 

Rotundata, convexa, nitida, miniata disco prothoracis nigro; prothorax 
medio laevis, lateribus profunde punctatus, elytra fere aequalia, haud gibbosa, 
basi retusa, punctato-striata, interstitiis minus angustis subconvexis, secundo a 
basi ad medium magis elevato, per callum nitidum, laevem sutura coiuncto; 
protecto transversim rug0so0. 

Var. a): Prothorace disco rufo-brunneo. 

Long. 4mm, lat. 375 mm. — Hab.: Columbia. 

Kreisrund, gewölbt, zinnoberroth. Der Halsschild mit Ausnahme der 
Seitenränder schwarz oder (var. a) rothbraun; die Seitenränder, sowie die ganze 
Unterseite mehr gelbroth. Fühler kaum über die Halsschildecken reichend, das 
fünfte Glied länger als bei der vorigen Art. Halsschild mehr als doppelt so breit 
als lang, der Kopfausschnitt fast so breit als tief, die Seitenränder schräg nach 
hinten gerichtet, in der Mitte ausgerandet, die Vorderecken als mehr minder 
spitze Zähnchen vortretend, die Hinterecken verrundet; auf der Scheibe glatt, 
glänzend, an den Seiten matt, mit einer grösseren, seichten Grube und einigen 
tiefen Punkten; vor dem Schildchen jederseits mit einem schräg neben dem 


Beschreibung neuer Cassididen nebst synonymischen Bemerkungen. 335 


Hinterrande verlaufenden Eindruck. Schildchen viereckig, kaum länger als 
breit, nach hinten verjüngt. Flügeldecken zweimal so lang als der Halsschild, 
breiter als lang, mit scharfen, zuweilen zähnchenförmigen Schulterecken; hinter 
dem Schildchen rechteckig mässig stark eingedrückt, dahinter kaum gehöckert, mit 
zehn vorne tieferen, hinten feineren Punktstreifen, von denen der zweite von der 
Basis bis zur Mitte stärker erhaben und mit dem der anderen Flügeldecke und 
der Naht durch eine glänzende Querschwiele verbunden ist; der Nahtrand an der 
Basis stärker erhaben, die Punkte in den hierdurch gebildeten zwei Längsgruben 
meist undeutlich; die Zwischenräume glatt, mässig schmal, auf der Mitte jeder 
Scheibe durch Querbrücken verbunden, gewölbt, aber nicht gekielt, auf dem Ab- 
fall flacher; das Seitendach steil, quergefaltet, in der Mitte mit einer sehr 
undeutlichen Grube. Epipleuren mit einem queren, also nicht nach hinten 
gerichteten, nach vorne und rückwärts steil abfallenden, am Öberrande aus- 
gebuchteten Kiel. 

Diese Art scheint nach der Beschreibung der P. miniata Boh. sehr ähnlich . 
zu sein, sich aber von ihr durch den schwachen Höcker, den gekielten zweiten 
Zwischenraum und feinere Punktstreifen der Flügeldecken, ferner durch die 
Färbung des Halsschildes zu unterscheiden. Da Boheman von diesen auffälligen 
Seulpturmerkmalen nichts erwähnt, wage ich nicht, sie mit Sicherheit als Varietät 
anzusprechen. 

Von P. sublaevis ist sie durch die Höckerbildung, viel gröbere, gegen die 
Spitze nicht verschwindende Punktstreifen, breitere Zwischenräume derselben, 
von denen der zweite gekielt ist, sowie durch die Färbung und Grösse verschieden. 

In Columbien von Pehlke gesammelt (coll. Dohrn); Bogota (ex coll. 
Ancey in meiner Sammlung). 

4. Porphyraspis valida nov. Speec. 

Subquadrata, valde convexa, nitida, coerulea, antennis et parte inferiore 
rufis; prothorax medio laevis, antice subtiliter, lateribus profunde punctatus; 
elytra fere aequalia, breviter subgibbosa, crebre punctato-striata, interstitüis an- 
gustis, convexis, internis apiceque subcostatis, secundo magis elevato, per callum 
nitidum, laevem gibbo coiumcto, protecto transversim plicato, ante medium 
foveolato. 

Long. 6 mm, lat. 5mm. — Hab.: Columbia (Rio d’ Aqua). 

Scheitel, Halsschild, Schildehen und Flügeldeeken sammt Epipleuren tief- 
blau, Fühler, Stirne und die Unterseite mit Ausnahme der Epipleuren hell 
gelbroth. 

Quer viereckig. Stirne glatt, glänzend, mit tiefer Längsfurche, die sich 
zwischen den Fühlerwurzeln auf den Scheitel fortsetzt. Fühler kurz, nur bis 
zur Halsschildecke reichend, die ersten zwei Glieder stark verdickt, das dritte 
halb so lang als das zweite oder vierte, das fünfte Glied länger als das vierte 
und sechste. Halsschild kragenförmig den Kopf umschliessend, der Kopfaus- 
schnitt zweimal so breit als tief; die Seiten neben demselben kaum nach hinten 
gerichtet, fast parallel, die Vorderecken abgestumpft, kaum als Zähnchen vor- 
tretend, die Hinterecken rechtwinkelig; auf der Scheibe glatt, nur vorne mit ein- 


336 Franz Spaeth. 


zelnen zerstreuten, gegen die Seiten mit immer dichteren und gröberen Punkten, 
schliesslich am Seitenrande mit tiefen Grubenpunkten, vor demselben mit einer 
weiten seichten Grube, vor dem Schildchen mit zwei schräg nach aussen gerich- 
teten Längseindrücken. Schildchen lanzettförmig, länger als an der Basis breit, 
die Basis ausgerandet, die Seiten stark ausgeschweift, die Spitze gerundet, vor 
derselben oft mit Querfurchen. Flügeldecken 2!/,mal so lang als der Hals- 
schild, länger als breit, mit spitzen, aber an der Spitze ganz schwach abgerun- 
deten, nicht zahnförmig vorgezogenen Schulterecken, die an die Hinterecken des 
Halsschildes anschliessen; vor der Mitte am breitesten, von da bis vor die Spitze 
sehr wenig verengt, letztere breit verrundet; hoch gewölbt, stumpf gehöckert, 
mit starker Schulterbeule, einem Scutellar- und zehn groben tiefen Punktstreifen 
mit schmalen Zwischenräumen, welche, und zwar die inneren fast in ihrer ganzen 
Länge, die übrigen nur hinten kielförmig sind; der zweite von der Basis bis 
hinter die Mitte stärker als die übrigen erhaben und mit dem gemeinsamen 
Höcker durch eine glatte glänzende Beule verbunden, wodurch ein rechteckiger 
Basaleindruck umschlossen wird. Die mittleren Zwischenräume auf dem Rücken 
meist durch Querbrücken, die sich über mehrere Punktreihen fortsetzen, unter- 
brochen. Neben dem Seitendache ist vor der Mitte eine tiefe Grube; das Seiten- 
dach dick gerandet, punktirt schmal abgesetzt, in der Mitte breiter, daselbst 
quergefaltet, vor derselben eingedrückt, dahinter schwach beulig aufgetrieben. 
Prosternum an den Seiten und vorne hoch gerandet; der Halsschild auf der 
Unterseite mit tiefen Grubenpunkten, ebenso die Epipleuren der Flügeldecken, 
welche in der Mitte einen schrägen, nach vorne sanft verlaufenden, nach hinten 
in eine sehr tiefe Schenkelgrube abfallenden Querkiel besitzen. 

Mir liegen aus meiner Sammlung acht Stücke vor, welche in Rio d’Aqua 
(Columbien) in einer Höhe von ca. 1000 engl. Fuss von Rosenberg gesammelt 
wurden. 

5. Canistra Osculati wurde von Gu£rin-Men&ville in diesen „Ver- 
handlungen“, Jahrg. 1855, S. 602, nur sehr ungenügend beschrieben. Sie besitzt 
in der Zeichnung viel Aehnlichkeit mit Canistra eruentata Kirsch, Deutsche 
Entom. Zeit., 1876, S. 89, ist aber durch folgende Merkmale leicht zu unter- 
scheiden: Sie ist in beiden Geschlechtern stärker gerundet, das 9 rund, das 
d noch breiter, die Flügeldecken sind nicht gehöckert, sondern nur hoch gewölbt, 
neben der Naht nicht flachgedrückt, ihr Seitendach ist besonders in der Mitte 
viel breiter; die Oberseite ist nicht so deutlich chagrinirt, die Gruben sind viel 
flacher, zahlreicher und grösser, ihre Ränder verrundet, nicht steil, die Zwischen- 
räume sind schmäler als die Gruben; das Seitendach ist in seiner ganzen Breite 
undeutlich gerunzelt, ohne auffällige Punktreihe am Aussenrande; die Färbung 
der Flecken auf der Oberseite ist viel heller roth; die Flecken des Halsschildes 
sind länger und reichen bis zur Basis, auf den Flügeldecken ist je ein Punkt an 
der Basis, in der Mitte zwischen Schulterbeule und Schildchen, ein Fleck hinter 
der Mitte neben der Naht und eine breitere Binde am Innenrande des Seiten- 
daches, die an der Nahtspitze nach vorne einen Ast entsendet, roth, auf der Unter- 
seite sind die ganze Innenseite der Epipleuren der Flügeldecken und des Hals- 


Beschreibung neuer Cassididen nebst synonymischen Bemerkungen. 3531 


schildes, sowie die Vorderhüften und die Vorderseite der Vorderschenkel hellroth, 
die übrigen Schenkel schwarz. An den Fühlern sind die fünf Basalglieder unter- 
seits roth. 

Bei ©. eruentata Kirsch ist das Z' rund, das @ mehr eiförmig, die Flügel- 
decken sind deutlich stumpf gehöckert, neben der Naht flach gedrückt; die Ober- 
seite ist sehr grobkörnig chagrinirt und äusserst fein und zerstreut punktirt, 
mit abstehenden kurzen weissen Härchen in den Punkten; die Gruben sind vorne 
tief, ihre Ränder steil, mit Ausnahme des hinteren senkrecht abfallend; die 
Zwischenräume der Grübchen sind 3—4mal so breit als diese. Auf dem Seiten- 
dache steht neben dem Aussenrande eine dichte Reihe kleinerer, häufig ineinander 
fliessender querer Grübchen. Auf der Unterseite sind alle Schenkel in der Mitte 
dunkelroth, die Epipleuren schwarz. 


Canistra Osculati kenne ich von Columbien (coll. Ancey) und Ecuador 
(coll. Dohrn); ©. eruentata ist nur aus Peru bekannt. 


6. Goniochenia (Baranosa)') humilis nov. Speec. 

g. Rotundata, parum convexa, supra opaca, alutacea, obsceure viridis, 
subtus nigra, nitida; prothorax transversus, latitudine triplo brevior, apice haud 
emarginatus, angulis anticis obtusis, tum subparallelus angulis posterioribus 
subrectis, nonnihil retrorsum productis, remote subtilissime punctatus; elytra 
prothorace triplo longiora et basieius haud latiora, pone basin valde ampliata, 
ante medium latissima, apice subrotundata vie gibbosa, fere impunctata, ob- 
soletissime retieulata, disco et protecto maculis nonnullis irregularibus flavis 
opacis, subelevatis, protecto late escplanato, distinctius punctato. 

Long. 19 mm, lat. 18 mm. 


d. Gerundet, oberseits matt dunkelgrün, seidenglänzend, kaum metallisch; 
unterseits schwarz. Kopf zerstreut punktirt, lang abstehend gelb behaart (Fühler 
beschädigt); Halsschild quer, dreimal so breit als lang, vorne kaum aus- 
gerandet, am Vorder- und Seitenrande gerundet, die Vorderecken deutlich, aber 
abgestumpft, die Hinterecken sehr schwach spitzwinkelig nach hinten ausgezogen ; 
die Oberseite sehr fein und zerstreut punktirt und dicht chagrinirt. Flügel- 
decken dreimal so lang als der Halsschild, an der Basis kaum breiter, hinter 
derselben bis vor die Mitte stark gerundet erweitert, von da zur Spitze ziemlich 
geradlinig verengt, kaum gehöckert, unter der dichten Chagrinirung kaum sicht- 
bar fein punktirt, mit undeutlichen Spuren von Retieulation; das Seitendach in 
der Mitte sehr breit, flach ausgebreitet, etwas deutlicher punktirt. Auf der 
Scheibe und in der Mitte des Innenrandes des Seitendaches finden sich einige 
kleine, schwach erhabene, unsymmetrisch gestellte Flecken, ähnlich wie bei 
B. flavosparsa Boh. 


Von letzterer durch bedeutende Grösse, deutliche Vorderwinkel des Hals- 
schildes (bei flavosparsa sind sie verrundet), breiteres, flacher ausgebreitetes 
Seitendach und niedrigeren Höcker der Flügeldecken, sowie andere Färbung ab- 


1) Weise, Archiv für Naturgesch., 1899, I, S. 268. 


338 Franz Spaeth. 


weichend. Von B. decolor Weise durch die ganz matten, kaum wahrnehmbar reti- 
eulirten Flügeldecken und weniger schräg erweitertes Seitendach verschieden. 

Mir liegt nur ein wenig gut erhaltenes 5' aus der Sammlung des Wiener 
Hofmuseums mit der offenbar irrthümlichen Vaterlandsangabe „Jamaica* vor. 
Zweifellos stammt das Thier aus Peru oder Ecuador. 

7. Goniochenia (Baranosa) decolor Weise. Das g' dieser Art 
war Herrn Weise bei der Beschreibung unbekannt. Mir liegen beide Geschlechter 
vor, und zwar das 5 in einem von Ribbe vor Jahren eingesendeten Stücke 
des Wiener Hofmuseums. 

Dasselbe ist wie bei den anderen bekannten Arten viel kürzer und breiter 
als das ©. Die Flügeldecken, an der Basis kaum breiter als der Halsschild, 
erweitern sich sehr schräg bis vor die Mitte, woselbst das Seitendach nur um 
ein Drittel schmäler als die Scheibe ist. 

Die Fühler sind bei Goniochenia und Baranosa flach gedrückt, halb so 
dick als breit, das vierte bis zehnte Glied an der Spitze beiderseits etwas spitz 
ausgezogen und daselbst mit kurzen schwachen Härchen besetzt, welche diese 
Ausziehung noch stärker hervortreten lassen; die einzelnen Glieder sind dreimal 
so lang als breit; das 11. Glied fast doppelt so lang wie das zehnte. 


8. Zu Baranosa gehören noch Mesomphalia Buckleyi Baly (Trans. 
ent. Soc., 1872, p. 63) und elocata Boh. (M., I, 315). 

Eine Zwischenform zwischen den von Boheman angeführten var. a und b 
dieser letzteren Art scheint Baranosa vittata Weise (Archiv für Naturgesch., 
1899, I, S. 269) zu sein. 

Ferner dürfte zu Baranosa noch Mesomphalia collocata Wag. (Mitth. 
des Münch. entom. Ver., 1881, S. 40) gehören, da sie vom Autor als fragliche 
Varietät zu M. elocata Boh. gestellt wird. 

9. Eine Gruppe von Mesomphalien zeichnet sich durch folgende Merk- 
male aus: 

Auf dem Prosternum findet sich vorne eine oft sehr tiefe Querfurche und 
der Vorderrand ist, ähnlich wie bei Dolichotoma und Canistra in zwei diver- 
girende stumpfe Ecken vorgezogen; der Theil vor der Querfurche liegt oft tiefer 
als der Basaltheil und lässt den letzteren an seinem Ende schwach kropfartig 
aufgebläht erscheinen. Durch den Umstand, dass bei allen hierher gehörigen 
Arten die Flügeldecken hoch gehöckert, an der Basis nicht breiter als der Hals- 
schild sind und sich beim 5‘ sehr schräg bis in die Mitte, beim Q mehr ver- 
rundet nur bis vor die Mitte erweitern, gewinnt diese Gruppe einen leicht kennt- 
lichen Habitus. Da zu derselben M. gibbosa F. gehört, welche von Hope als 
Typus des Genus Mesomphalia aufgestellt wurde, so muss dieser Gruppe der 
Name Mesomphalia verbleiben, während ich die nicht hierher gehörenden Arten 
unter dem Namen Pseudomesomphalia vorläufig vereinige. 

Bei den letzteren ist das Prosternum ohne Querfurche und an der Spitze 
entweder abgestutzt oder höchstens ganz stumpf und wenig an den Seiten vor- 
gezogen. 


Beschreibung neuer Cassididen nebst synonymischen Bemerkungen, 339 


Zu Mesomphalia (i. sp.) gehören von mir bekannten Arten: gibbosa F., 
latipennis Boh., denudata Boh., 6-maculata Boh., variolaris Boh., turrita Ill., 
retipennis Boh., ferner die folgende neue Art. Ausserdem dürften nach den Be- 
merkungen Boheman’s zu schliessen, auch noch tumidula Boh., ampliata Boh., 
scrobiculata Boh., 6-maculosa Boh. und albo-fasceiculata Boh. hier unterzu- 
bringen sein. 

10. Mesomphalia (Gi. spec.) nudoplagiata nov. Speec. 

d'. Subrotundata, convexa, nigra, opaca, fere impunctata; prothorax 
laevis, utringue macula semilunata, silaceo-pubescente aream parvam luniformem 
denudatam includente; elytra basi retusa, alte conico-gibbosa, sat ampliata, 
silaceo-pubescentia, callo humerali, plaga communi in gibbere in formam stellae 
redacta, plaga magna in disco postico rotunda, denique protecto medio denu- 
datis; protecto non foveolato. Prosternum antice transverse sulcatum, deinde 
valde productum, angulis discretis. 

Long. 205 mm, lat. 17 mm. — Hab.: Brasilia (Prov. Minas Geraes). 


Mit Mesomphalia denudata Boh. (M., I, 227) in der Zeichnung im Allge- 
meinen übereinstimmend, aber bei gleicher Länge viel schmäler und daher weniger 
gerundet; die Fleckenbehaarung auf dem Halsschilde schliesst je eine kleine, deut- 
lich halbmondförmige Makel ein; die Flügeldecken sind hinten mehr gerundet, 
nicht zugespitzt; der Höcker ist schmäler und höher. Das Seitendach ist viel 
schmäler und zeigt keine Tomentgruben; die greise Behaarung lässt auf den 
Flügeldecken die Schulterbeule, einen grossen runden Fleck hinter der Mitte 
jeder Scheibe, den Rand des Seitendaches, und zwar in der Mitte viel breiter, an 
der Basis und Spitze schmäler, endlich eine gemeinsame Makel um den Höcker 
frei; die letztere läuft gegen vorne in zwei kürzere und quer in zwei längere, 
Ausrufzeichen (!) ähnliche Spitzen aus, wodurch eine sternförmige Bildung ent- 
steht. Die von der hellen Behaarung frei bleibenden Stellen zeigen keine dunkleren 
Tomentmakeln; der Höcker ist von der die sonstige Oberseite überziehenden 
dünnen Tomentdecke frei, weshalb hier eine zerstreute Punktirung wahrnehmbar 
ist. Die in meiner Sammlung befindliche Type stammt von Herrn Fruhstorfer. 


11. Sehr ähnlich dieser Art ist die folgende Pseudomesomphalia: 


Pseudomesomphalia Nickerli nov. Spee. 

2. Subovata, convexa, opaca, nigra, prothoracis margine antico utrinque 
antennarum artieulis basalibus apice rufescentibus; prothorax sublaevis, utringue 
arcu e pube silacea decoratus; elytra basi prothorace haud latiora, ad medium 
modice ampliata tum rotundata, dorso conico-gibbosa, in gibbere nitidiora ibique 
distinctius punctata, silaceo-pubescentia, sub pube parum perspicue rugoso-reti- 
culata, callo humerali, gibbere, maculaque maiore rotunda in dorso utroque, 
denique margine protecti denudatis; protecto non foveolato; prosterno antice 
truncato. 

Long. 18 mm, lat. 15 mm. — Hab.: Brasilia. 

Schwach eiförmig, schwarz mit gelbgreiser Behaarung, der Vorderrand des 
Halsschildes zu beiden Seiten des Kopfausschnittes und die Spitze des zweiten 

Z. B. Ges. Bd. LI. 23 


340 Franz Spaeth. 


bis vierten Fühlergliedes dunkelroth durchscheinend. Halsschild mehr als 
doppelt so breit als lang, vorne mässig ausgerandet, dann sehr schräg erweitert, 
schliesslich kurz rechtwinkelig mit verrundeten Vorderecken, kaum sichtbar 
punktirt, beiderseits bogenförmig eingedrückt und daselbst gelblichgrau behaart. 
Flügeldecken an der Basis kaum breiter als der Halsschild, bis zur Mitte 
mässig erweitert, dann gerundet verengt, hoch gehöckert, der Höcker glänzender, 
mässig grob, zerstreut punktirt, die Scheibe gelblichgreis kurz niederliegend be- 
haart; unter der Behaarung sind Spuren einer Reticulation wahrnehmbar, deren 
Netzadern besonders an der Naht schwach dunkelgrün metallisch durchscheinen; 
diese Retieulation, sowie die Behaarung erstrecken sich auch auf das Seitendach. 
Von der Behaarung bleibt frei die Schulterbeule, die Umgebung des Höckers, je 
eine runde Makel auf jeder Scheibe hinter der Mitte und der äussere Rand des 
Seitendaches. 

In den Formenkreis von Pseudomesomphalia Godetii Boh. gehörig; von 
Mesomphalia nudoplagiata am leichtesten durch die oben angegebenen Gattungs- 
charaktere zu unterscheiden, ferner durch kürzeren, vorne roth gesäumten Hals- 
schild, viel schmälere, gerundete Flügeldecken, besonders schmäleres Seitendach, 
niedrigeren Höcker, die auf das Seitendach überall gleichbreit austretende Be- 
haarung und die darunter bemerkbare Reticulation verschieden. 

Herr Dr. Ottokar Nickerl war so freundlich, mir das einzige Stück seiner 
Sammlung zu überlassen. 


12. Pseudomesomphalia nudicollis Boh. var. Saneti- Spiritus 
noY. var. 

Bei der Stammform von Ps. nudicollis, wie sie Boheman, M., I, 234 be- 
schreibt, ist der Halsschild unbehaart und auf den Flügeldecken ist die Behaarung 
an der Basis beiderseits der Naht zu dichteren Flecken verdichtet. Sämmtliche 
Stücke aus Espirito-Santo (Brasilien), welche mir von den Herren Dr. Staudinger 
und Bang-Haas vorgelegen sind, unterscheiden sich hiervon durch das Vor- 
handensein eines spärlich behaarten Halbkreises zu beiden Seiten des Halsschildes 
und die überall gleichmässig dichte, also im Basaldreieck nicht fleckige Behaarung 
der Flügeldecken, welche 8—10 kleine Makeln auf jeder frei lässt (var. Sancti- 
Spiritus m.). 


13. Pseudomesomphalia punetatissima noV. Spee. 


d subrotundata, 7 subovata, convexa, opaca, tota aterrima; prothorax 
dense, minus profunde punctatus, linea media laevi, utrinque impressus, modice 
setosus; elytra prothorace fere duplo latiora, humeris wie prominentibus, ad 
medium parum dilatata, apice plus (Q) minusve (Z) acuminata, modice gibbosa, 
cum protecto cereberrime, sat profunde, prothorace multo fortius punctata, epi- 
pleuris sublaevibus. 

d: Long. 12—13 mm, lat. 11—115 mm; 9: Long. 145—16 mm, lat. 
12—13 mm. — Hab.: Venezuela. 

Im Habitus in beiden Geschlechtern der Ps. implwviata Mannh. am nächsten 
stehend, aber höher gehöckert und die Schultern stärker vorgezogen. Durch die 


Beschreibung neuer Cassididen nebst synonymischen Bemerkungen. 341 


dichte Punktirung der Oberseite sehr ausgezeichnet. Ganz schwarz, der Hals- 
schild feiner, die Flügeldecken sammt dem Seitendache gröber chagrinirt, ziem- 
lieh matt. Halsschild verhältnissmässig klein, halb so breit als die Basis der 
Flügeldecken, die Seitenränder von der Basis nach vorne zuerst rechtwinkelig, 
dann sehr schräg; die Vorderecken verrundet, der Vorderrand leicht ausgerandet; 
die Oberseite bis auf die glatte Mittellinie mässig fein, ziemlich dicht punktirt 
und in den Punkten mit kurzen greisen Härchen besetzt, beiderseits grubig ein- 
gedrückt. Schildchen glatt. Flügeldecken drei- (Z') bis 3!/gmal (P) so 
lang als der Halsschild, von der Basis bis vor die Mitte erweitert, von da zur 
Spitze mässig verrundet (c') oder schwach zugespitzt (9); mässig gehöckert 
(etwa so stark wie M. 6-pustulata F.), sammt dem Seitendache runzelig, viel 
gröber und dichter punktirt als der Halsschild, in den Punkten nur vereinzelt 
mit sehr kurzen greisen Härchen; die Unterseite sammt den Epipleuren glatt, 
das Prosternum schmal, kaum oder gar nicht gefurcht, vorne abgestutzt, nicht 
eingedrückt. 

Ich habe von dem verstorbenen Schiffsarzte Herrn Dr. Georg Laske einige 
Stücke mit der Vaterlandsangabe „Venezuela“ erhalten. 

14. Pseudomesomphalia aurosetosa noV. SpPec. 

Subtriangularis, minus convexa, fusco-aenea, subopaca, sparsissime setis 
auromicantibus hirsuta, antennarum articulis basalibus rufescentibus; prothorax 
latitudine plus duplo brevior, lateribus longe ultra medium oblique ampliatus, 
angulis anticis rotundatis, versus basin rectus, subtilissime remote punctulatus, 
elytra prothorace fere duplo latiora et triplo longiora, humeris non prominulis, 
ad medium ampliata, deinde acuminata, haud gibbosa, usque ad marginem reti- 
culata, reticulo laevi, angustissimo, subelevato, nitido, in dorso et disco fusco- 
aeneo, in protecto rufo. 

Long. 12—15 mm, lat. 11—14 mm. — Hab.: Ecuador, Columbia. 

Sehr nahe verwandt mit M. praestigiatrie m. (vgl. diese „Verhandlungen“, 
Jahrg. 1899, S. 214) und von derselben in folgenden Punkten verschieden: Die 
ganze Oberseite ist mit kurzen aufstehenden goldgelben Härchen sehr spärlich 
besetzt; der Halsschild ist kürzer und breiter, sein Seitenrand ist nur halb so 
lang als der zwischen den verrundeten Vorderecken und dem Beginne der Apical- 
ausrandung liegende Theil des Vorderrandes, während bei M. praestigiatric beide 
Theile ziemlich gleich lang sind; die Punktirung des Halsschildes ist viel feiner 
und zerstreuter. Die Retieulirung der Flügeldecken ist noch schmäler, weniger 
glänzend, die Netzfelder sind nur äusserst schwach punktirt und die an den 
Rändern derselben stehenden Punkte greifen nirgends wie bei der verglichenen 
Art auf die Netzadern über, endlich ist die Retieulirung auf dem Seitendach in 
seiner ganzen Breite roth, während sie sich dort nur in einem schmalen Streifen 
am Aussenrande hinzieht. 

Metallisch grün, das Seitendach der Flügeldecken blutroth genetzt. Stirne 
metallisch grün, deutlich gewirkt, ziemlich tief zerstreut punktirt; die Basal- 
glieder der Fühler röthlich. Halsschild halb so breit als die Flügeldecken, 
sehr kurz, fast dreimal so breit als lang, mit verrundeten Vorderecken und sehr 

237 


342 Franz Spaeth. 


seichter Kopfausrandung; mässig glänzend, sehr fein und zerstreut punktirt, in 
der Mittellinie fast glatt, mit zerstreuten niederliegenden goldgelben Härchen 
besetzt. Flügeldeeken mehr als dreimal so lang als der Halsschild, mässig 
gewölbt, kaum gehöckert, von den Schulterecken bis zur Mitte verbreitert, von 
da zur Spitze zugespitzt; ebenso wie der Halsschild mit goldgelben, aber etwas 
aufstehenden Härchen dünn besetzt, fein retieulirt. 


Ich besitze zwei Stücke dieser Art; das eine habe ich von Herrn Custos 
Klene (Feldkirch) mit der Vaterlandsangabe „Ecuador“ erhalten; das zweite mit 
der Bezeichnung „Columbien“ stammt aus der Sammlung Ancey’'s. 


15. Pseudomesomphalia Inca novV. Speet. 


Subtriangularis, convexa, opaca, subtus aenea, supra atro-coerulea, pro- 
tecto elytrorum plaga triagonali ochracea (interdum luteo-punctata) usque ad 
marginem extensa; articulis basalibus antennarum supra aeneis, subtus ochra- 
ceis; prothorax angustior, subtilissime remote punctatus, lateribus ad medium 
oblique ampliatis versus basin subrectis, apice subemarginatus, utrinque im- 
pressus; elytra prothorace duplo latiora, pone basin usque ante medium am- 
pliata, tum breviter acuminata, leviter gibbosa, dorso subcerebre, minus fortiter 
punctata, medio subreticulata, passim aureo-fasciculata, protecto in plaga 
ochracea distinctius reticulato. 

Long. 145—155 mm, lat. 12—135 mm. — Hab.: Sierra Huanoco in 
Perwvia. 

Von der Gestalt der M. aenea, aber der Höcker etwas niedriger und die 
Flügeldecken an den Seiten weniger gerundet. 

Oben schwarzviolett mit sehr schwachem Metallschimmer und theilweise 
ockergelbem Seitendache der Flügeldecken, unten metallisch dunkelgrün; die ersten 
vier Fühlerglieder oben metallisch grün, unten röthlichgelb, die folgenden matt 
schwarz. Halsschild jenem von M. aenea ähnlich, halb so breit als die 
Flügeldecken, vorne schwach ausgerandet, dann schräg erweitert, schliesslich 
gegen die Basis ziemlich rechtwinkelig; sehr fein chagrinirt, äusserst fein und 
sehr zerstreut punktirt. Flügeldecken dreimal so lang als der Halsschild, mit 
kaum vorgezogenen, ganz verrundeten Schulterecken, von der Basis bis vor die 
Mitte erweitert, von da zur Spitze in leichter Rundung zugespitzt, kräftig kurz 
gehöckert, sehr dicht chagrinirt, ziemlich dieht, aber wegen der Chagrinirung 
wenig auffällig punktirt und auf der Scheibe neben und hinter dem glänzenden 
Höcker sehr verloschen retieulirt; im Basaldreieck mit einzelnen abstehenden 
Haaren, ausserdem an verschiedenen Stellen mit kleinen hellgelben Borsten- 
büscheln unregelmässig besetzt; auf dem Seitendache befindet sich ein ockergelber 
dreieckiger, schlecht begrenzter Fleck, der die Basis und die Spitze frei lässt, aber 
die ganze Breite des Seitendaches einnimmt und selbst etwas auf die Scheibe 
übergreift; derselbe ist deutlicher wie die Scheibe retieulirt und zuweilen mit 
braunrothen Punkten besetzt. Das @ ist nur wenig schlanker als das g'. 

Von Herrn Speyer drei Stücke mit der Fundortsangabe „Sierra Huanoco 
in Peru“ erhalten. 


Beschreibung neuer Cassididen nebst synonymischen Bemerkungen. 343 


16. Pseudomesomphalia trigonata noV. Spec. 

Subtriangularis, convexa, nitida, nigra, elytris sanguineo-retieulatis; 
prothorax subopacus, longitudine duplo latior, apice vix emarginatus, basin 
versus angustatus, subtilissime remote punctatus, utrinque arcuatim foveolatus, 
elytra prothorace duplo latiora et triplo longiora, pone basin parum ampliata, 
apice acuminata, obtuse gibbosa, nitida, suberebre, sat profunde punctata, reti- 
culo laete sanguineo, impunctato, nitido, haud elevato. 

Long. 12 mm, lat. 105 mm. — Hab.: Ecuador. 

Schwarz, die Flügeldecken sammt Seitendach mit glänzender, nicht oder 
kaum erhabener rother Retieulirung. Halsschild zweimal so breit als lang, 
mit der grössten Breite in den Vorderecken, der Vorderrand ziemlich stark ge- 
rundet, in der Mitte kaum ausgerandet, die Vorderecken abgerundet, die Seiten- 
ränder nach hinten schwach convergirend, die Hinterecken daher stumpfwinkelig; 
sehr fein und zerstreut punktirt, mit glatter Mittellinie und einem länglichen, 
nach der Mitte zu gebogenen, ziemlich tiefen Eindruck zu beiden Seiten. Flügel- 
decken an der Basis fast zweimal so breit als der Halsschild, mit kaum vor- 
gezogenen Schultern; hinter denselben schwach erweitert und von der Mitte zur 
Spitze zugespitzt verengt; schwach gehöckert, im Basaldreieck eingedrückt, das 
Seitendach deutlich abgesetzt, schräg. Die Flügeldecken sammt dem Seitendach 
sind gleichmässig, wenig dicht, aber ziemlich tief punktirt, mit blutrother, breiter, 
glänzender, glatter, nicht oder kaum erhabener Reticulirung, die nur den äusser- 
sten Seitenrand und die Naht freilässt. Die Unterseite sammt den Fühlern 
ganz schwarz. 

Im Körperumriss hat diese Art mit M. plumbea Aehnlichkeit. 

Ecuador (Klene), Quito (Ancey). 

Zwei Stücke in meiner Sammlung. 

17. Pseudomesomphalia Marthae nov. Spec. 

g. Late triangularis, convexa, opaca, atro-coerulea, protecto elytrorum 
vittis 5 transversis fulvis; prothorax longitudine parum latior, untice modice 
emarginatus, angulis anterioribus rotundatis, tum fere parallelus, basin rectus, 
subtilissime remote punctatus punctis pilis albidis brevissimis; elytra basi pro- 
thorace duplo latiora, truncata, pone humeros fere parallela, apice subacuminata, 
basi retusa, obtuse, sat valide gibbosa, sat dense, parum profunde punctata, 
indistinete reticulata, pilis albidis brevioribus sparsim obsita; protecto latissimo, 
deplanato subpunctato. 

Long. 16 mm, lat. 152 mm. — Hab.: Perwvia, Sierra Huanoco. 

In der Zeichnung der Flügeldecken der Ps. periueunda Baly (Trans. ent. 
Soe., 1872, p. 66) ähnlich, aber durch den ganz anderen Bau des Halsschildes, 
die hoch gehöckerten, an der Basis abgestutzten Flügeldecken, weniger deutlich 
genetzte Scheibe derselben, schmäleres Seitendach u. s. w. weit verschieden. 

Breit dreieckig, matt blauschwarz, das Seitendach der Flügeldecken mit 
fünf rothgelben Querbinden, die ebenso breit sind wie ihre Zwischenräume und 
der Breite des Seitendaches entsprechend kürzer werden; sie greifen mit Aus- 
nahme des an der Basis gelegenen ein wenig auf die Scheibe über; an der Spitze 


344 Franz Spaeth. 


zeigt sich zuweilen noch die punktförmige Spur eines sechsten Streifens. Fühler 
schwarz. Halsschild wenig breiter als lang, mit lang parallelen Seitenrändern, 
rechtwinkeligen Hinter-, verrundeten Vorderecken und seichter Kopfausrandung, 
oberseits äusserst fein und zerstreut punktirt, mit sehr kurzen weissen Härchen in 
den Punkten, in der Mitte glatt, mit verkürzter Längsfurche, neben den Seiten- 
rändern schwach eingedrückt. Flügeldecken zweimal so breit als der Hals- 
schild, an der Basis gerade abgestutzt, von den Schulterecken bis vor die Mitte 
gerade, dann stumpf zugespitzt, im Basaldreieck schwach eingedrückt, dahinter 
in einen hohen stumpfen, etwas glänzenden Höcker erhoben, auf der Scheibe sehr 
verloschen genetzt, mit nur neben der Naht deutlicher erkennbaren Netzadern, 
ziemlich dicht und grob, aber seicht punktirt und mit kurzen (viel längeren als 
auf dem Halsschild) weissen Härchen spärlich besetzt; das Seitendach flach aus- 
gebreitet, so breit als die Scheibe, feiner und verloschener punktirt. Unterseite mit 
Ausnahme der durchscheinenden Zeichnung der Flügeldecken metallisch schwarz. 

Ich habe ein Stück dieser Art von Herrn Speyer erhalten. 

18. Pseudomesomphalia huanocensis noV. Spee. 

Late triangularis, convexa, nigro-aenea, supra opaca; subtus nitida, 
glabra, nigra; prothora® transversus, antice leviter emarginatus, utrinque an- 
guste testaceo-marginatus, lateribus minus obliquus, basin versus rectus, subti- 
lissime remote punctatus sparsim brevissime flavo-pubescens; elytra prothorace 
fere duplo latiora, humeris subrotundatis, fere truncatis, pone humeros usque 
ante medium sat ampliata, tum breviter acuminata, basi retusa, obtuse gibbosa, 
breviter flavo-pubescentia, late sanguwineo-reticulata, reticulo perparum elevato, 
sat dense punctato, areolis maioribus, seriatis, sublaevibus; protecto lato, san- 
guineo, nigro-aenee vel maculato vel wrregulariter vittato. 

Long. 18—20 mm, lat. 16—18 mm. — Hab.: Peruvia, Sierra Huanoco. 

Von der Körperform der Ps. scoparia Er.; breit dreieckig, ziemlich hoch 
gewölbt, oben matt, dunkel metallisch mit rothem Netzdach auf den Flügeldecken, 
unten schwarz, glänzend. Halsschild quer, mehr als doppelt so breit als lang, 
mit schwacher, gelbbraun gesäumter Kopfausrandung, verrundeten Vorder- und 
schwach stumpfwinkeligen Hinterecken, sehr fein und zerstreut punktirt, in den 
Punkten mit sehr kurzen, feinen Härchen. Flügeldecken mit gerundeten, 
kaum vortretenden Schultern, an der Basis viel breiter als der Halsschild, sehr 
stark bis vor die Mitte gerundet erweitert, dann gemeinsam beim 7’ kurz, beim 
Q wenig länger zugespitzt; mässig hoch gewölbt, im Basaldreieck schwach ein- 
gedrückt, dahinter stumpf, aber ziemlich hoch gehöckert, auf der ganzen Ober- 
fläche mässig dicht, kurz, aber viel länger als der Halsschild gelb behaart, ziegel- 
roth genetzt; die Netzung breit, grob punktirt, wenig erhaben, bei Totalansicht 
ziemlich regelmässige Längslinien bildend; die Netzfelder nur an den Rändern 
punktirt, ziemlich gross, reihenförmig; auf jeder Scheibe stehen 5—6 Längsreihen 
davon. Das Seitendach in der Mitte sehr breit, ausgedehnter roth gefärbt als 
die Scheibe, so dass die schwarze Grundfärbung auf einzelne bald bindenförmige, 
bald runde, bald ganz unregelmässige, sehr schwach vertiefte Makeln zurück- 
gedrängt wird. 


Beschreibung neuer Cassididen nebst synonymischen Bemerkungen. 345 


Der Mesomphalia castigata Boh. in der Färbung ähnlich, aber viel grösser 
und besonders breiter, mit verhältnissmässig kürzeren, zugespitzten Flügeldecken, 
welche länger und dichter behaart, breiter und flacher reticulirter sind und viel 
grössere Netzfelder, besonders auf dem Seitendache tragen. 

Ich habe von dieser Art vier Stücke von Herrn Speyer erhalten. 

19. Pseudomesomphalia tomentosa Boh. Die schon von Boheman 
(M., I, 309) erwähnte Varietät a): tota nigra, opaca, besitzt das Wiener Hof- 
museum in Mehrzahl als var. meridensis Moritz i. m. aus Venezuela (Merida). 

20. Pseudomesomphalia ceroceo-vittata MOV. Spec. 

g subovata, 7 ovata, convexa, opaca, nigro-aenea; elytra cum protecto 
vitta lata transversa antice ad callum humeralem ramulum emittente, postice 
tri-emarginata, rufa; prothora® longitudine viw duplo latior, subtiliter, remote 
punctulatus, antice vie emarginatus, angulis anterioribus rotundatis, postieis 
rectis; elytra fere duplo (‘) vel dimidio (2), prothorace latiora, humeris rotun- 
datis nec prominulis, apice subrotundata, basi haud retusa, obsolete gıbbosa, 
setulis brevibus sparsim pilosa, in vitta rufa elevato-reticulata, reticulo minus 
tenui, impunctato, areolas mediocres punctatas includente. 

d: Long. 12°5 mm, lat. 11mm; 9: Löng. 125 mm, lat. 10 mm. — Hab.: 
Bolivia. 

d' schwach eiförmig, Q eiförmig. 

Matt schwarz mit schwachem Metallschimmer, eine breite rothgelbe Quer- 
binde in der Mitte der Flügeldecken. Halsschild doppelt so breit als lang, 
mit sehr schwacher Kopfausrandung, verrundeten Vorder- und rechtwinkeligen 
Hinterecken, oberseits spärlich, fein und sehr seicht punktirt. Flügeldecken 
beim Ö' zweimal, beim © 1!/smal so breit als der Halsschild, mit nahezu ab- 
gestutzten, verrundeten Schulterecken, hinter denselben nur mässig (') oder kaum 
(7) erweitert, zur Spitze schwach gerundet verengt, ziemlich hoch gewölbt, im 
Basaldreieck kaum merkbar eingedrückt, dahinter in einem schwachen, sehr 
stumpfen Höcker erhoben, überall mit zerstreuten, einzelstehenden, gelben Haaren 
besetzt, auf dem schwarzen Theil nur nächst dem Höcker, sowie an der Basis 
des Seitendaches grob, aber wenig tief punktirt, sonst fast glatt, an der Spitze 
auffällig matt; auf der Querbinde erhaben roth genetzt, die Netzfelder verloschen 
punktirt, die Netzadern glatt. Die breite Querbinde durchsetzt die ganze Flügel- 
decke sammt Seitendach, die Basis und Spitze des letzteren freilassend; der 
Vorderrand ist aussen schräg nach hinten gerichtet, wendet sich dann nach vorne 
und sendet einen Ast zur Schulterbeule, worauf er sich in einer weiten Aus- 
randung um den Schulterhöcker hinten herumzieht; der Hinterrand ist an der 
Naht stärker und am inneren Rande des Seitendaches schwächer eingebuchtet, 
so dass die Binde an der Naht am schmälsten ist; das Seitendach fällt ziemlich 
steil ab. Der Prosternalfortsatz ist tief gefurcht. 

Ich kann diese Art, von der ich ein Pärchen aus Bolivia von Herrn 
Bang-Haas erhalten habe, mit keiner der mir bekannten Arten näher ver- 
gleichen; der Habitus ist in beiden Geschlechtern jenem der Mesomphalia festiva 
noch am ähnlichsten. 


346 Franz Spaeth. 


21. Pseudomesomphalia cribellata Dohrn (Stettiner Entom. Zeitg., 
1878, S. 455) = Chelymorpha variabilis Boh. (ex typo). 

22. Cassida rugosa Boh. (M., III, 472) und Cassida callosa Boh,, 
l. e., 471, unterscheiden sich von den übrigen Cassida-Arten nicht nur durch 
den Habitus und die ganz auffällige Seulptur der Flügeldecken, welehe durch 
nicht gemeinsame symmetrische Höckerbildungen ausgezeichnet sind, sondern 
auch durch den Besitz von eigenthümlichen Fühlerrinnen. Dieselben sind kurz 
und reichen nur bis zum Hinterrande der Augen, woselbst ihr scharfkantiger 
Aussenrand plötzlich senkrecht abfällt, während der bisher undeutliche Innen- 
rand, der durch die Kante der den Mund umschliessenden Prosternalröhre gebildet 
wird, sich gleich darauf hoch erhebt; in die zwischen den beiden Kanten vor- 
handene Lücke werden die Fühler eingelegt. Im weiteren Verlaufe ist keine 
deutliche Fühlerrinne zu sehen. Es ist also diese Bildung von jener anderer mit 
Fühlerrinnen ausgestatteter Cassidenarten ganz verschieden. Die Klauen sind 
ungezähnt.?) 

Ich schlage für die beiden hierher gehörigen Arten den Namen Orectis 
vor, wobei ich diese Gattung nach der Fühlerbildung in folgende Untergattungen 
zerlege: 

a) Fühler an der Basis dünn, gegen die Spitze sehr stark keulig verdickt. 
Glied 1: dreieckig, keulig verdickt, lang; 2: kurz, kaum halb so lang, 
diek; 3—6: sehr dünn, lang gestreckt; 3: viel länger als 2, mehr als 
doppelt so lang als diek; 4: noch länger, mindestens dreimal so lang 
als dick; 5: = 3; 6: kürzer, wenig länger als 2; 7—11: eine nach 
aussen verdickte Keule bildend; 7—10: einzeln stets dieker als das 
vorhergehende und kaum so lang als 6; 11: fast doppelt so lang als 10. 

Orectis i. sp. 
(Hierher: Cassida rugosa Boh. aus Mexiko und Guatemala.) 

b) Fühler schnurförmig, dick, viel kürzer; die Glieder 2—6 unwesentlich an 
Länge verschieden, einzeln kaum 1?!/,mal so lang als breit; Glied 7—11 
viel dicker, eine stark abgesetzte, aber nach aussen nicht dicker wer- 
dende Keule bildend, einzeln nicht länger als die vorhergehenden und 
breiter als lang er ad Parorectis nov. subgen. 

(Hierher: Cassida callosa Boh. aus Texas.) 


23. Cassida profundestriata Spaeth (vgl. diese „Verhandlungen“, 
Jahrg. 1899, S. 216) = Cassida mera Germ. var. elytris nigro-variegatis, inter- 
stitiis minus angustis. 

24. Thlaspidula Boisduvali Boh. Da ich mir von Aspidomorpha 
Boisdwvali Boh., M., II, 283 ungeachtet der ausführlichen Beschreibung keine 
Vorstellung machen konnte, bat ich vor Kurzem Herrn Director Dr. Aurivillius 
vom Stockholmer Reichsmuseum um Einsendung des typischen Stückes, welchem 
Wunsche derselbe mit grösster Bereitwilligkeit entsprach. 


ı) Champion's Angabe (Biol. Centr.-Amer., VI, p. 177), dass die Klauen von €. rugosa 
an der Basis winkelig erweitert sind, beruht auf einem Irrthum. 


Beschreibung neuer Cassididen nebst synonymischen Bemerkungen. 347 


Die Untersuchung des Typus (eines Torso ohne Fühler, mit nur einer 
Flügeldecke und vier Füssen) hatte das überraschende Ergebniss, dass wir es 
hier mit gar keiner Aspidomorpha zu thun haben, indem das Thier einfache 
Klauen hat. 

Obwohl, wie schon oben erwähnt, die Fühler fehlen und hierdurch ein 
für die Genuszutheilung wichtiger Charakter verloren geht, so glaube ich doch 
nicht fehl zu gehen, wenn ich die Art mit Rücksicht auf die an der Basis kreis- 
förmig ausgeschnittenen Flügeldecken, den querovalen Halsschild, die kurzen 
Klauen, vor Allem wegen der Bildung der Oberlippe und des ganzen Habitus in 
das Genus Thlaspidula m. (Stettiner Entom. Zeitg., 1901, S. 6) einreihe. 

Die Oberlippe ist an der Basis und der Spitze aufgebogen, in der Mitte 
längsgekielt, vorne kaum ausgerandet; die Oberseite besteht daher aus zwei hoch 
gerandeten Quergruben, welche Bildung bei T'hl. fimbriata m. (l.e.) wohl auch, 
aber mit Ausnahme des Mittelkieles weniger deutlich hervortritt. 

Im Uebrigen unterscheidet sich Thlaspidula Boisdwvali Boh. leicht von 
fimbriata m. durch die Sculptur der Flügeldecken und andere Zeichnung. Letztere 
besteht aus zwei schwarzen Dreiecken an der Basis des Halsschildes vor dem 
Schildehen, welche weit entfernt von einander stehen und viel kleiner sind wie 
bei fimbriata, ferner aus einer grossen, länglichen Makel auf jeder Flügeldecke 
über der Schulterbeule, sowie einer schmalen Makel um das helle Schildehen, 
endlich einer grossen, länglichen, viereckigen, hinten zugespitzten gemeinsamen 
Makel hinter der Mitte, welche durch einen schmalen Ast mit einer auf dem 
hinteren Theile des Seitendaches befindlichen grossen Makel zusammenhängt. Die 
schwarze Zeichnung ist also im Gegensatze zu fimbriata auf der Scheibe auf 
mehrere Makeln redueirt, dagegen aber bis auf das Seitendach ausgedehnt. Auf 
jeder Flügeldecke sind drei erhabene Querrunzeln hinter einander, davon die 
mittlere die grösste; die dritte reicht vom siebenten bis zum vierten Punktstreifen, 
steht also viel weiter aussen wie die dritte Ausbuchtung bei fimbriata, die etwa 
vom dritten Streifen bis zur Naht reicht. Die Querzwischenräume zwischen den 
einzelnen Runzeln sind viel tiefer wie bei fimbriata und isoliren dieselben. Die 
Punktstreifen auf den Flügeldecken sind auch auf dem hellen Untergrunde (mit 
Ausnahme der Runzeln) sichtbar und verschwinden nicht vor der Spitze; der 
2., 3. und 4. Punktstreif reichen viel weiter nach vorne wie bei fimbriata. Die 
Angabe Boheman’s, dass die Flügeldecken „antice leviter gibbosa“ sind, kann 
kaum als richtig bezeichnet werden, da die mittlere Querrunzel keinen eigentlichen 
Höcker bildet. 

25. Patrisma gibbosa Gestro (Ann. Mus. Civ. Gen., 1895, p. 470) aus 
dem Somali-Lande, bei welcher der Autor ungeachtet sorgfältiger Untersuchung 
nicht wahrnehmen konnte, dass die Klauen gekämmt sind, ist nach Beschreibung 
und Abbildung zweifellos keine Patrisma, sondern sie hat einfache Klauen und 
gehört zur Gruppe der Cassida gibbipennis Boh. 

26. Bei Cassida (Aspidomorpha) sedecimmaculata Boh. (M., IV, 
290) aus Ostindien sind die Klauen innen gekämmt, aussen glatt. Sie gehört zum 
Genus Sindia Weise. 

2. B. Ges. Bd. LI. DREZS 


345 Franz Spaeth, 


27. Bei Coptocycela vitreata Perty (Deleet. An., p.103, Pl. 20, Fig.13; 
Boh., M., III, 401) ist das dritte Fühlerglied kürzer als das zweite; sie gehört zu 
Charidotis. Mit ihr ist synonym Ch. Herminae m. (vgl. diese „Verhandlungen“, 
Jahrg. 1898, S. 278). 

28. Coptocycla Westringi Boh. (M., IV, 433) wurde von Herrn 
Weise (Deutsche Ent. Zeit., 1892, S. 352) als synonym zu (©. catenata B. gezogen. 
Wie ich mich durch ein von Herrn Clavareau eingesendetes Stück der West- 
ringi überzeugt habe, ist diese Ansicht unrichtig. ©. Westringi ist thatsächlich, 
wie Boheman angibt, nur mit ©. punctaria F. zu vergleichen, mit der sie in 
der Grösse und der geringen Hervorhebung der gelben Makeln übereinstimmt. 
Sie ist ebenso wie diese eine echte Chirida mit Fühlerrinnen. Sie unterscheidet 
sich von ihr nur durch die weniger ausgedehnte schwarze Zeichnung des Hals- 
schildes und helles Schildehen, ist also vielleicht nur die den Philippinen eigen- 
thümliche Localrasse der Ch. punctaria. Von C. catenata, die eine Metriona 
ist, unterscheidet sie sich durch den Gattungscharakter, viel bedeutendere Grösse 
und weniger hohe Reliefmakeln auf den Flügeldecken. 


29. Oteisella imitatric noV. Speec. 

Subrotundata, modice convexa, dilute flava nitida, plaga maxima com- 
muni prothoracis elytrorumque nigra, annulo orbieulari, a scutello orto et aren 
postico communibus flavis subelevatis decorata; prothorax latitudine dimidio 
brevior, subellipticus, laevis, utrinque antice transversim foveolatus ibique punc- 
tatus; elytra prothorace multo latiora, humeris prominulis, rotundatis, ad su- 
turam subtilius, in disco exteriore profundius punctato-striata, protecto laevi. 

Long. 65 mm, lat. 55 mm. — Hab.: Perwvia, Sierra Huanoco. 


Der Ctenochira Fairmairei Boh. (M., III, 453) in der Zeichnung fast 
gleich; von derselben ausser durch die gekämmten Vorderklauen durch die Stirn- 
bildung, dunkle Endglieder der Fühler, etwas schmäleren Kreisring, bis zum 
Seitendache reichenden gelben Bogen dahinter und einfarbig gelbe Unterseite 
verschieden. Von Charidotis annulus ausser durch die Klauenbildung durch 
schmälere Gestalt und die abgerundeten (bei Ch. annulus spitz vorgezogenen) 
Schulterecken und weniger erhabene Auszeichnung der Flügeldecken verschieden. 


Länglich rund, wenig gewölbt, unten einfarbig gelb, oben gelb mit 
schwarzer Zeichnung, die letzten fünf Fühlerglieder schwärzlich. Stirne kurz 
über der Fühlerwurzel deutlich ansteigend und abgesetzt, nach dem Munde zu 
stark erweitert; nicht gewölbt, in der Mitte breit und flach eingedrückt, mit sehr 
stark convergirenden breiten, seichten, fast bis zur Spitze reichenden Stirnlinien. 
(Bei Otenochira Fairmairei ist die Stirne schmäler, über die Fühlerwurzel nur 
wenig ansteigend und daher kaum abgesetzt, nach dem Munde zu schwächer er- 
weitert, gewölbt, mit schmaler Mittelrinne, die Stirnlinien gegen die Spitze ver- 
schwindend.) Fühler 1?!/;mal so lang als der Halsschild, Glied 2 und 3 fast 
gleich lang, die folgenden länger, die ersten vier glänzend, die folgenden matt. 
Halsschild quer elliptisch, wenig über die Hälfte breiter als lang, mit ver- 
rundeten, in der Längsmitte liegenden Ecken; vor dem Schildehen beiderseits 


Beschreibung neuer Cassididen nebst synonymischen Bemerkungen. 349 


mit einem bogenförmig nach aussen gerichteten Eindruck; der Vorderrand ist 
beiderseits durch eine gekrümmte Linie abgesetzt, hinter welcher aussen am 
Seitenrande einige Punkte in einer seichten Grube stehen; im Uebrigen ist die 
Oberseite glatt, glänzend. Flügeldecken fast doppelt so breit als der Hals- 
schild, mit mässig vorgezogenen, verrundeten Schulterecken und schmal abge- 
setzter Basis, hinter den Schultern bis zur Mitte nur mässig gerundet erweitert, 
an der Spitze breit gerundet, mit zehn nach hinten schwächeren Punktstreifen, 
wovon die inneren feiner und deren Zwischenräume glatt, mehr als doppelt so 
breit als die Punkte sind. 

Die schwarze Zeichnung der Oberseite umfasst die Basis des Halsschildes 
bis zur Mitte und die ganze Scheibe der Flügeldecken mit Ausnahme eines 
schmalen Saumes am zehnten Punktstreifen, welcher Saum gegen die Spitze 
breiter wird. Auf diesem schwarzen Flecke sind ein schwach in die Länge ge- 
zogener Kreis, der sein vorderes Ende in dem gelben Schildchen hat, und ein 
dahinter liegender, nach vorne gerichteter Bogen gelb, wenig erhaben; der letztere 
reicht bis an den gelben Saum; diese hellen Zeichnungen werden von den Punkt- 
streifen durchsetzt. Seitendach schräg abgesetzt, glatt. 

Ich vermuthe, dass Boheman’s var. a) von COtenochira Fairmairei, sowie 
die von Champion in der Biologia Centr.-Amer., VI, p. 231, Pl. XIII, Fig. 19 
abgebildete Otenochira Fairmairei, beide aus Columbien, zu dieser Art gehören, 
da Boheman die einfarbig gelbe Unterseite, Champion die Ausdehnung der 
postmedianen Binde bis zum Seitendache hervorhebt. 

Von der mir unbekannten Coptocycla signatifera Boh. (M., III, 454) aus 
Brasilien würde, falls dieselbe sich auch als eine Oteisella erweisen sollte, die 
obige Art durch die Zahl der dunklen Endglieder der Fühler, ganz andere Punk- 
tirung der Flügeldecken und den nicht in einzelne Makeln aufgelösten Bogen der 
letzteren zu unterscheiden sein. 


30. Otenochira dissoluta noV. spec. 

Subrotundata, modice convexa, dilute flava, nitida, plaga maxima com- 
munı prothoracis elytrorumque nigra, annulo orbiculari utrinque apiceque inter- 
rupto, maculam nigram flavo-bimaculatam includente et arcu postico brevi, 
flavedine protecti non connexo, flavis decorata; prothorax latitudine vi. dimidio 
brevior, subellipticus, laevis, utringue antice transversim foveolatus, ibique punc- 
tatus; elytra prothorace multo latiora, humeris prominulis, rotundatis, ad su- 
turam subtilius, in disco exteriore profundius punctato-striata, subtus nigra, 
vertice, pedibus margineque abdominis flavis. 

Long. 6°5 mm, lat. 55 mm. — Hab.: Peruvia, Sierra Huanoco. 

Der Otenochira Fairmairei sehr nahe stehend und in der Gestalt mit ihr 
vollkommen übereinstimmend, aber durch andere Zeichnung der Flügeldecken 
und ganz schwarze Mittelbrust verschieden. 

Stirne schmal, gewölbt, der Länge nach gefurcht, an der Basis pechschwarz, 
gegen die Fühlerwurzel gelb. Halsschild ganz wie bei der vorigen Art ge- 
bildet. Schildchen gleichseitig dreieckig, gelb, schwarz gerandet. Flügel- 


350 Fr. Spaeth. Beschreibung neuer Cassididen nebst synonymischen Bemerkungen. 


decken im Umriss ganz wie von der vorigen Art, jedoch besonders die inneren 
Punktstreifen etwas feiner. Die schwarze Zeichnung der Oberseite hat dieselbe 
Ausdehnung wie bei der früher beschriebenen Art; auf derselben befindet sich 
ein vom Schildehen nach hinten ausgehender, an der Seite und an der Naht 
unterbrochener gelber Kreisring, dessen rückwärtige Theilstücke viel breiter sind 
wie die vorderen. Derselbe schliesst eine schwarze Makel ein, auf der sich 
beiderseits hinter dem Schildchen je ein elliptischer Fleck befindet; hinter der 
Mitte der Flügeldecken ist ein an der Naht unterbrochener, nach vorne gerichteter 
Bogen, der den hellen Aussenrand, ähnlich wie bei Ct. Fairmairei, nicht er- 
reicht; er unterscheidet sich von dem der letzteren Art dadurch, dass er kürzer 
und dicker, innen winkelig gebogen, der von Fairmairei aber gerundet ist. Die 
Unterseite ist mit Ausnahme der Beine und des äussersten Randes der Abdominal- 
segmente ganz schwarz. 

Es ist interessant, dass diese Art, sowie die mit ihr und untereinander in 
der Zeichnung ähnlichen Arten Otenochira Fairmairei, Oteisella imitatrix und 
Charidotis annulus untereinander vorzukommen scheinen, da ich sämmtliche 
von der Sierra Huanoco in Peru durch Herrn Speyer in einer Sendung er- 
halten habe. 


31. Aspidomorpha bioculata Wag., Mitth. Münch., 1877, S. 63, wird 
von Herrn Weise (Deutsche Entom. Zeitg., 1896, S. 21) mit fenestrata Oliv. als 
synonym erklärt; dies ist ein Irrthum. Die Aspidomorpha bioculata ist vielmehr, 
wie schon Wagener gelegentlich der Beschreibung erwähnt, der A. togata Thoms. 
sehr nahe verwandt und vielleicht nur eine Varietät derselben, bei welcher sich 
die beiden Randäste am Aussenrande des Seitendaches vereinigen und eine hell- 
glasige elliptische Makel einschliessen. Doch dürfte sie bis zur Auffindung reich- 
licheren Materiales noch als eigene Art zu betrachten sein, da sie sich auch durch 
die Sculptur der Scheibe der Flügeldecken unterscheidet, welche bei sämmtlichen 
mir vorliegenden Stücken von A. togata undeutliche, mit den Punktreihen in keinen 
Beziehungen stehende Längsfurchen aufweist, während sie bei A. bioculata voll- 
kommen eben ist. A. bioculata stammt aus Ostafrika, togata dagegen aus West- 
afrika, was allerdings in Hinsicht der Artberechtigung ohne Bedeutung sein 
dürfte, da viele Aspidomorphen beiden Küsten gemeinsam sind. Von A. fenestrata 
Oliv. ist A. bioculata durch viel höheren Höcker, stärker vorgezogene Schulter- 
ecken, viel mehr gerundete Gestalt und stärkeren Glanz der Oberseite weit ver- 
schieden. Die helle Scheibenmakel der Flügeldecken ist roth, vorne breiter, nach 
hinten allmälig verschmälert, das Abdomen ist ganz gelb. Bei A. fenestrata ist 
die Makel vorne breiter, dann eingeengt, nach hinten wieder erweitert, ocker- 
gelb und das Abdomen ist in der Mitte schwarz. 


Vier neue Arten der Hymenopteren-Gattung Gorytes. 351 


Vier neue Arten der Hymenopteren-Gattung Gorytes. 


Beschrieben von 


Anton Handlirsch. 
(Mit fünf Figuren im Texte.) 


(Eingelaufen am 5. Jänner 1901.) 


Gorytes imitator nov. spec. 


©. 14mm. Schlank gebaut, im Habitus ähnlich einer Polybia. Kopf 
von vorne gesehen entschieden breiter als hoch, die Augen gross und stark ge- 
wölbt. Stirne oben mehr als doppelt so breit als unten, mit deutlicher Mittel- 
furche. Clipeus doppelt so breit als lang, deutlich gewölbt und in der Mitte 
mit einigen längeren Borsten. Fühler etwas weiter von einander entfernt als 
von den Facettenaugen und doppelt so weit vom Rande des Clipeus als von ein- 
ander. Die Ocellen fallen fast in die Verbindungslinie der Facettenaugen und liegen 
in einem stumpfwinkeligen Dreiecke derart angeordnet, dass die seitlichen etwas 
weiter von den Facettenaugen entfernt sind als von einander. Die Schläfen sind 
stark gewölbt, aber von der Seite gesehen doch viel schmäler als die Augen. 

Fühler (Fig. 1) ziemlich lang und kräftig, ihr Schaft kurz und dick, die 
Geissel schwach keulenförmig. Das dritte Glied ist doppelt so lang als breit, das 


Fig. 1. Fühler von Gorytes imitator m. 9. 


vierte nur mehr 1!/;mal so lang und die folgenden werden immer dicker und 
kürzer, so dass das 11. eben so lang als breit erscheint. Das Endglied ist 1°/,mal 
so lang als breit und deutlich gekrümmt. 

Thorax nicht gedrungen, die Mittelbrust mit einem deutlichen, von den 
Schulterbeulen bis zu den Mittelhüften reichenden Kiel. Episternum und Epi- 
merum deutlich, durch einfache Furchen begrenzt. Vordere Naht des Scutellum 
grubig. Seiten des stark gewölbten Mittelsegmentes nur undeutlich getheilt, 
Mittelfeld durch einfache Nähte deutlich begrenzt und durch eine tiefe Furche 
getheilt, ein fast gleichseitiges Dreieck bildend und an der äussersten Basis mit 
einer Reihe kleiner Grübchen versehen. 

Flügel auffallend gross, gegen den Vorderrand stark gelbbraun, an der 
Peripherie mehr graubraun tingirt. Geäder rostbraun, die zweite Cubitalzelle 


352 Anton Handlirsch. 


der Vorderflügel sechseckig, breiter als hoch, die dritte oben und unten fast gleich- 
breit. Cubitus über die dritte Querader hinaus sehr deutlich. Beide Discoidal- 
queradern münden in die zweite Cubitalzelle, und die Analzelle der Hinterflügel 
endet ein Stück hinter dem Ursprunge des Cubitus. Beine lang und kräftig, 
ihre Schienen stark bedornt. Beide Sporne der Mittelschienen gut entwickelt. 
Vordertarsen mit langen kräftigen Cilien. Abdomen schlank, das erste Segment 
fast stielartig, deutlich länger als am Ende breit und vom zweiten etwas ab- 
geschnürt. Dorsal- und Ventralplatte des zweiten Segmentes stark gewölbt. 
Sechste Dorsalplatte mit sehr grossem, breit dreieckigem Mittelfelde, dessen Seiten 
stark gekielt sind und dessen Fläche sehr deutlich nadelrissig gestreift erscheint. 


Mit der Lupe sind nur auf dem Clipeus und am Endrande der vorletzten 
Segmente gröbere Punkte zu bemerken, im Uebrigen erscheint der Körper glatt, 
aber durch sehr feines und dichtes kurzes braunes Toment matt, stellenweise 
fast sammtartig. 

Grundfarbe schwarz, die unteren Ecken der Stirne, der Clipeus mit Aus- 
nahme eines dreieckigen braunen Mittelfleckes, die Basis der Mandibeln, winzige 
Flecken auf den Schulterbeulen und Hinterecken des Dorsulum, schmale, ziem- 
lich verloschene Binden der Dorsalplatten 1—4 und sehr breite Binden der ent- 
sprechenden Ventralplatten matt gelb. Fühler schwarzbraun mit gelbem Fleck 
an der Unterseite des Schaftes.. Beine mehr weniger dunkel gelbbraun, an der 
Oberseite bis gegen das Ende der Schienen schwarzbraun. 


Diese Art, von welcher mir erst ein einzelnes @ vorliegt, wurde von Herrn 
J. Stieglmayr in Rio grande do Sul gesammelt. Sie gleicht habituell auffallend 
gewissen Vespiden aus der Polybia-Gruppe und gehört in die nähere Verwandt- 
schaft von @. notabilis, splendidus ete., doch lässt sich die systematische Stellung 
vor dem Bekanntwerden des g' nicht ganz sicher entscheiden. 


Gorytes mimetes nov. spec. 


2. 13mm. Schlank, ganz ähnlich gebaut wie @. imitator m. Kopf von 
vorne gesehen entschieden breiter als hoch, die Augen gross und gewölbt, Stirne 
oben nicht ganz doppelt so breit als in der Fühlergegend, mit deutlicher Mittel- 
furche. Clipeus mehr als doppelt so lang wie breit, deutlich gewölbt und in der 
Mitte mit einer Anzahl längerer Borsten besetzt. Die hinteren Ocellen liegen 
in der Verbindungslinie der Facettenaugen und sind von diesen etwas weiter ent- 
fernt als von einander. 

Fühler (Fig. 2) näher bei einander inserirt als bei den Augen und nur 
wenig, weiter vom Clipeus entfernt als von diesen; ihr Schaft ziemlich kurz 
und dick, die Geissel schlank und kaum keulenförmig. Das dritte Glied 21/,mal 
so lang als breit, das vierte nur mehr doppelt so lang als breit, die folgenden 
nehmen allmälig an Länge ab, so dass das 9., 10. und 11. gleich lang und 
breit erscheinen; das Endglied ist nicht gebogen und etwas länger als breit. 

Thorax ähnlich gebaut wie bei @. imitator m., der Rand des Pronotum 
etwas wulstig. Kante der Mittelbrust bis zu den Mittelbeinen deutlich, Episternum 


E* 


WERT 


Vier neue Arten der Hymenopteren-Gattung G@orytes. 353 


und Epimerum gut begrenzt. Seutellum nach vorne und hinten durch grubige 
Nähte begrenzt. Seiten des Mittelsegmentes mit sehr deutlicher Furche, das 
Mittelfeld bildet ein gleichseitiges, durch grubige Nähte begrenztes und durch 
eine einfache tiefe Längsfurche getheiltes Dreieck. Flügel gross und ganz ähnlich 
wie bei @. imitator, gegen den Vorderrand stark braungelb, in der Peripherie 
mehr grau tingirt. Geäder gelbbraun und ganz ähnlich wie bei der genannten 
Art. Auch die Beine sind jenen des imitator ähnlich, ebenso die Form des 


EN 


Fig. 3. 
Fig. 2. Fühler von @orytes mimetes m. 9. Endsegment von Gorytes mimetes m. 9. 


Hinterleibes, dessen erstes Segment beinahe stielartig abgesetzt erscheint. Die 
sechste Dorsalplatte (Fig. 3) trägt ein sehr grosses, durch starke Kiele begrenztes 
Mittelfeld, welches hinten in ein kleines, glattes, nach oben gebogenes Plättchen 
schwanzartig verlängert ist und auf der Fläche sehr grobe scharfe Längs- 
runzeln trägt. 

Wie bei imitator m. sind auch hier nur auf dem Clipeus und auf der 
sechsten Dorsalplatte gröbere Punkte zu bemerken, im Uebrigen ist der Körper 
glatt und fein bräunlich tomentirt. Grundfarbe ist schwarz. Clipeus, Oberlippe, 
sehr breite vordere Augenränder, zwei nach innen zugespitzte Flecken am Scheitel, 
die untere Partie der Schläfen, der Rand des Pronotum mit den Schulterbeulen, 
vier breite Längsstreifen des Dorsulum, je zwei grosse Flecken auf Scutellum 
und Metanotum, der grösste Theil der Thoraxseiten, je ein grosser, ovaler Augen- 
fleck an den Seiten des Mittelsegmentes, an den Seiten vorgezogene, breite Binden 
aller Dorsal- und Ventralplatten und der grösste Theil des Endsegmentes satt 
gelb. Fühler schwarzbraun mit grösstentheils gelbem Schafte. Beine gelb mit 
dunklen Linien und Flecken an der Oberseite der Vorderhüften und Schenkel, 
an der Ober- und Unterseite der Mittel- und Hinterschenkel und Hüften und an 
der Oberseite der Hinterschienen. 

Ein 9, von Stieglmayr in Rio Grande do Sul gesammelt. 

Diese Art gehört höchst wahrscheinlich in dieselbe Gruppe wie @. imi- 
tator m. und ist an den angegebenen Merkmalen von allen mir bekannten Gorytes- 
Arten sehr leicht zu unterscheiden. 

Im Habitus und in den Details der Zeichnungen stimmt dieser Gorytes 
so auffallend mit einer (? neuen) Polybia-Art aus der fasciata-Gruppe überein, 


354 Anton Handlirsch. 


dass man unwillkürlich an einen Fall von Mimiery denken muss, umso mehr, als 
auch die genannte Vespide gleichzeitig von Stieglmayr an demselben Orte wie 
der Gorytes gefangen wurde. Es wäre sehr wünschenswerth an Ort und Stelle 
zu constatiren, ob diese zwei Hymenopteren biologisch in irgend einer Beziehung 
zu einander stehen. 


Gorytes Bergii nov. spec. 


9. 14mm. Schlank gebaut, von ähnlichem Habitus wie die beiden vorher- 
gehenden Arten. Kopf von vorne gesehen fast um ein Viertel breiter als hoch, 
die Augen gross und stark gewölbt, Stirne oben 1°/;mal so breit als unten, 
mit deutlicher Längsstrieme. Clipeus etwas mehr wie doppelt so breit als lang, 
stark gewölbt und in der Mitte mit einigen längeren Borsten versehen. Fühler 
gleich weit von einander und vom Rande der Facettenaugen entfernt und nicht 
ganz doppelt so weit vom Clipeus als von einander. Die Ocellen bilden ein 
stumpfwinkeliges Dreieck, dessen Basis mit der Verbindungslinie der Hinterränder 
der Facettenaugen zusammenfällt; die hinteren sind gleich weit von einander und 
von den Augen entfernt. Schläfen stark gewölbt, in der Seitenansicht schmäler 
als die Augen erscheinend. 

Fühler (Fig. 4) lang und kräftig, nicht keulenförmig; das dritte Glied 
doppelt so lang als am Ende dick; die folgenden Glieder nehmen allmälig an 


Fig. 4. Fühler von Gorytes Bergii m. 9. 


Länge ab, so dass das 11. kaum länger als breit erscheint; das Endglied ist 
nahezu doppelt so lang als breit und etwas gekrümmt. 

Thorax ähnlich gebaut wie bei den vorhergehenden Arten; Mittelbrust 
mit einem deutlichen, von den Schulterbeulen bis zu den Mittelhüften reichenden 
Kiel. Episternum und Epimerum durch einfache Furchen deutlich begrenzt. 
Vordere Naht des Seutellum grubig. Mittelsegment stark gewölbt, seine Seiten 
durch eine flache, aber deutliche Furche getheilt, das Mittelfeld durch deutliche 
einfache Furchen begrenzt, mit deutlicher einfacher Längsfurche. 

Flügel gleichmässig stark gebräunt, mit rostbraunem Geäder, dessen Ver- 
lauf mit jenem der beiden vorhergehenden Arten auffallend übereinstimmt. Auch 
die Beine sind ganz ähnlich gebaut wie bei den genannten Arten. 

Abdomen schlank, sein erstes Segment fast stielartig, deutlich länger als 
am Ende breit, vom zweiten etwas abgeschnürt. Zweites Segment stark gewölbt. 


Vier neue Arten der Hymenopteren-Gattung Gorytes. 355 


Sechste Dorsalplatte mit langem, schmalem Mittelfelde, dessen Fläche grob und 
dicht nadelrissig punktirt erscheint. 

Der Körper ist mit ungemein feiner, mit der Lupe kaum wahrnehmbarer 
Punktirung bedeckt, nur im Gesichte, auf der Unterseite des Hinterleibes und 
gegen den Endrand der letzten drei Dorsalplatten zeigen sich etwas gröbere 
Punkteindrücke. Kopf und Thorax sind reichlich goldbraun tomentirt. 


Grundfarbe schwarz, Clipeus, unterer Theil der Stirne, breite Streifen an 
den vorderen Augenrändern, Oberlippe, Basis der Mandibeln und der ganze 
Fühlerschaft gelb; ebenso der Rand des Pronotum mit den Schulterbeulen, ein 
grosser Theil der Mittelbrustseiten, die Seitenecken des Dorsulum, ein breites 
Band auf dem Scutellum, zwei kleine Flecken auf dem Metanotum und zwei 
grosse ovale Flecken an den Seiten des Mittelsegmentes. Erstes Hinterleibs- 
segment braungelb mit grossem dunklen Flecke auf der Dorsalplatte; die Basis 
des zweiten Segmentes braungelb, die Endränder dieses und der folgenden Seg- 
mente mit sehr undeutlichen, verwaschenen, dunkel braunrothen Binden. Beine 
gelbbraun, an der Basis und an der Oberseite der Schenkel mit schwärzlichen 
Flecken. 

Ein 9 aus San Leopoldo in Brasilien, Eigenthum des Wiener Hofmuseums. 


Auch diese Art gehört in den Verwandtschaftskreis des notabilis oder 
splendidus. Ich widme sie dem um die Erforschung Südamerikas hochverdienten 
Herrn Prof. Dr. Carlos Berg. 


Gorytes Foxii nov. spec. 


9. 125mm. Dem Gorytes Bergii m. sehr ähnlich. Stirne oben fast 
doppelt so breit als in der Fühlergegend; die inneren Augenränder convergiren 
stärker nach unten als bei Bergii. Die Fühler (Fig. 5) sind nicht so lang, schwach, 
aber deutlich keulenförmig; ihr drittes 
und viertes Glied einzeln mehr als doppelt 
so lang wie breit, das 11. Glied kaum 
länger als breit. Endglied nur wenig 
länger als an der Basis breit. 

Thorax ganz ähnlich gebaut wie 
bei Bergü, die Furche an den Seiten des 
Mittelsegmentes jedoch noch viel undeut- 
licher, kaum angedeutet. 

Flügel längs des Costalrandes und 
in der Basalhälfte sehr dunkel braun, mit schwarzbraunem Geäder. 

Beine ähnlich wie bei Bergii, ebenso die Form des Hinterleibes, dessen 
sechste Dorsalplatte jedoch ein breiteres, fast längsstreifig punktirtes Mittelfeld 
_ trägt. Zweite Ventralplatte stärker gewölbt als bei Bergüi. 

Toment ganz ähnlich wie bei der genannten Art, jedoch im Gesichte mehr 
silberglänzend. Grobe Punktirung fehlt dem Thorax und Abdomen (mit Aus- 
nahme des Endsegmentes) vollständig. 

Z. B. Ges. Bd. LI. 24 


Fig. 5. Fühler von Gorytes Foxi m. 9. 


35 6 Anton Handlirsch, Vier neue Arten der Hymenopteren-Gattung Goryltes. 


Grundfarbe schwarz, Kopf und Fühler ohne gelbe Zeichnung, der Rand 
des Pronotum mit den Schulterbeulen, die Ecken des Dorsulum mit dem Seu- 
tellum und Metanotum und das ganze Mittelsegment mit Ausnahme des Mittel- 
feldes röthlich- oder bräunlichgelb. Erstes Segment gelb mit grossem rothen 
Fleck an der Oberseite, die äusserste Basis der zweiten Dorsalplatte röthlich, 
alle folgenden Segmente ganz schwarz. Beine röthlich mit lichteren Vorder- 
und Mitteltarsen und dunklem Endgliede der Hintertarsen. 

1 @ aus San Leopoldo in Brasilien, Eigenthum des Wiener Hofmuseums. 
Diese durch ihre auffallende Zeichnung leicht kenntliche Art gehört wohl in den- 
selben Verwandtschaftskreis mit den vorhergehenden. Ich widme sie dem be- 
kannten und verdienstvollen amerikanischen Entomologen J. W. Fox. 


Neue Coleopterenfunde aus der Bukowina. 


Von 


Const. Freih. v. Hormuzaki. 


(Eingelaufen am 5. Jänner 1901.) 


Schon seit dem Beginne meiner entomologischen Thätigkeit war mein 
Bestreben darauf gerichtet, auch die bis dahin ganz unbekannte und in vieler 
Hinsicht höchst interessante Coleopterenfauna der Bukowina in einer Reihe 
von zeitweise erscheinenden Beiträgen der Oeffentlichkeit bekannt zu machen. 
In diesen Publicationen!) ist Alles, was wir bisher überhaupt über die Käferfauna 
dieses Landes wissen, enthalten. Insgesammt beläuft sich die Anzahl der darin 
aufgezählten Arten auf etwa 1550; rechnet man noch die seither aufgefundenen 
über 250 Arten hinzu, so würde dies zusammen mehr als 1800 bisher aus der 
Bukowina bekannte Käfer ergeben. Bei genauerer und namentlich mehrseitiger 
Durchforschung des Gebietes dürfte aber unsere Artenzahl nur wenig hinter der- 
jenigen etwa von Siebenbürgen (mit 3705 Arten nach Dr. E. A. Bielz, Käfer- 
fauna Siebenbürgens, 1886) zurückstehen, also ungefähr das Doppelte der vorher 
erwähnten Summe erreichen. 


ı) 1. Beiträge zur Käferfauna der Bukowina und Nordrumäniens (Berliner Entomol. Nach- 

richten, Jahrg. XIV, 1888, S. 1—169). 

2. Coleopterologische Sammelergebnisse in der Bukowina während der Jahre 1887 und 
1888 (ebenda, Jahrg. XV, 1889, S. 133—140). 

3. Ein neuer Beitrag zur Kenntniss der in der Bukowina einheimischen Coleopteren 
(ebenda, Jahrg. XVII, 1891, 8. 115—175). 

4. Das Hochgebirge der Bukowina in coleopterologischer Beziehung (ebenda, Jahrg. XIX, 
1893, S. 97—108). 

5. Neuere Beobachtungen über die Käferfauna der Bukowina (Societas entomologica, 
Zürich, Jahrg. XI, 1896, Nr. 2 und 3). 


nr es ie a ne 


Neue Coleopterenfunde aus der Bukowina. 357 


So erwünscht also auch eine zusammenfassende systematische Wiederholung 
sämmtlicher bisher aus der Bukowina bekannten Arten wäre, so muss eine solche 
für später vorbehalten bleiben, insbesondere auch deshalb, weil die Sammel- 
ergebnisse der neueren Zeit, während welcher meine Aufmerksamkeit gerade den 
Coleopteren nur sehr wenig zugewendet war, verhältnissmässig weit hinter den- 
jenigen der ersten Sammeljahre zurückgeblieben sind. 

Trotzdem hat sich aber auch seit April 1896 ein so grosses und an 
wichtigen Funden reiches Material angesammelt, dass die interessantesten Er- 
gebnisse schon jetzt, als Nachtrag zu meinen früheren Verzeichnissen, der 
Vergessenheit entzogen zu werden verdienen. Dies soll mit der vorliegenden 
Aufzeichnung bezweckt werden, welcher ich einige einleitende Worte noch voraus- 
schicken möchte. 

Um die merkwürdigen, oft überraschenden Gegensätze in dem Vorkommen 
von ausgesprochen südlichen und nordischen Arten, bei den Coleopteren ebenso 
wie bei der gesammten übrigen Fauna und Flora der Bukowina, richtig zu er- 
fassen, ist es unbedingt nothwendig, die geographischen und klimatischen Ver- 
hältnisse des Landes, sowie dessen Eintheilung in Faunen- und Florengebiete 
kennen zu lernen; es wäre aber eine überflüssige Wiederholung, wollte ich auch 
an dieser Stelle in Einzelheiten darüber eingehen. Vielmehr möchte ich in dieser 
Hinsicht, sowie auch rücksichtlich der geographischen Lage und der sonstigen 
Verhältnisse der einzelnen Fundorte auf die Einleitung meiner im XLVII. Bande 
dieser „Verhandlungen“ (1897), S. 70ff. erschienenen „Schmetterlinge der Buko- 
wina“ verweisen, worin diese, in vollem Masse auch auf die Coleopterenfauna 
zutreffenden Verhältnisse genau besprochen werden. 

Was aber besonders bei unseren Coleopteren auffällt, ist die im Vergleiche 
zu den Lepidopteren verhältnissmässig weit grössere Zahl solcher Arten, welche 
sonst weiter im Osten (Russland, Caucasus, Sibirien) oder Süden (den Balkan- 
und Mittelmeerländern) einheimisch, bis hierher vordringen und hier ihre West- 
oder Nordgrenze erreichen; ferner eine grössere Anzahl einestheils alpin-borealer 
oder aber speciell karpathischer, anderntheils ausgesprochen pontischer Species, 
wobei wieder neben einigen Arten, die den südrussischen und ungarischen Tief- 
ländern gemeinsam sind, auch solche auftreten, welche sonst nur in Südrussland 
zu Hause sind und schon jenseits der Karpathen nicht vorkommen. Endlich 
fällt noch eine Gruppe solcher Arten auf, welche überhaupt ziemlich local, sonst 
blos in sehr entlegenen Gegenden, z. B. den Alpen, Frankreich, den westlichen 
Mittelmeerländern, den Meeresküsten Mitteleuropas u. s. f. beobachtet wurden. 

Bei flügellosen Arten, z. B. Carabus, Dorcadion und manchen Cureulio- 

niden, machen sich diese Eigenthümlichkeiten unserer Fauna am meisten be- 
merkbar. Ueberdies kommen natürlich auch manche der weit verbreiteten Arten 
hier in eigenen östlichen, steppenbewohnenden oder karpathisch-montanen Local- 
rassen vor. 

Die einzelnen, in Bezug auf ihre sonstige geographische Verbreitung be- 
merkenswerthen Bukowiner Arten, ebenso die für jede einzelne Region (pontische, 
baltische und alpine) charakteristischen, wurden schon in meinen früheren coleo- 

24* 


358 Constantin v. Hormuzaki. 


pterologischen Publieationen, namentlich aber auch in der Erklärung zur Karte 
der Bukowina (in diesen „Verhandlungen“, Bd. XLVII (1897), S. 99—103) 
angeführt. Die seither neu aufgefundenen, welche in der erwähnten Hinsicht 
Beachtung verdienen, werden weiter unten aufgezählt. An dieser Stelle mögen 
nur genannt werden: Agriotes Starki Koenig, bisher blos aus dem Caucasus be- 
kannt und in Europa im engeren Sinne nicht beobachtet, sowie Olytanthus 
graeilipes Fald., sonst nur in Sibirien vorkommend und für das europäisch- 
caucasische Faunengebiet überhaupt neu. Diese Art fehlt im „Catalogus Coleo- 
pterorum Europae, Caucasi ete.“ von E. Reitter, 1891, wäre somit (bei Cl. 
angusticollis Muls.) einzuschalten. 


Die Localitäten, an denen ich seit 1896 sammelte, sind über einen grossen 
Theil der Bukowina zerstreut, insbesondere: Czernowitz und das gesammte 
Tief- und Hügelland in der Umgebung, Ropcea im grossen Sereththale, Krasna 
und Solka, beide im Mittelgebirge, Pojorita, Cämpulung, Dorna, Kirli- 
baba und die höheren Gebirge in der Umgebung dieser Orte (Rar&u ete.). 

Ausserdem hatte Herr Prof. Dr. Alfred Pawlitschek die Freundlichkeit, 
mir seine sehr reichhaltige Coleopterenausbeute zu überlassen, worunter zunächst 
in den Jahren 1893, 1894 und auch später bei Radautz, seither bei Czerno- 
witz, sowie im höheren Gebirge (Deia, Lutschina) gesammelte, zum Theile 
höchst werthvolle Arten enthalten sind. 


Die Bestimmung sämmtlicher hier aufgezählter Arten wurde von Herrn 
Dr. Edmund Reitter in Paskau, Mähren, diejenige der schwierigsten Staphy- 
liniden von Dr. Ed. Eppelsheim in Germersheim a. Rh. revidirt, überhaupt 
wurden hier blos die sicher bestimmten berücksichtigt. Ausser diesen besitze ich 
noch einige Hundert nicht geordnete und zum Theile unbestimmte Stücke, deren 
Veröffentlichung für später vorbehalten bleiben muss, ferner eine Anzahl solcher 
Coleopteren, welche von Herrn Reitter als nicht sicher erkennbar oder aber als 
neue Arten bezeichnet wurden, darunter eine neue Mycetochara, ein hellgelbes, 
mit candidum Wenck verwandtes Apion, einen Athous, mehrere andere Elate- 
riden, Staphyliniden, Pselaphiden u. s. £. 


Selbstverständlich wurden (ausser den zu erwähnenden) seit 1893 noch 
sehr viele für die Bukowina neue Arten (im Ganzen über 250 sicher bestimmte) 
aufgefunden, sowie manche von den schon bekannten an anderen, bisher noch 
nicht veröffentlichten Fundorten beobachtet, jedoch wäre es jetzt noch verfrüht, 
darauf einzugehen. 


Hier sollen von denjenigen Arten und wichtigeren Varietäten, welche in 
meinen früheren Publicationen über Käfer (1888—1896) überhaupt nicht als in 
der Bukowina vorkommend erwähnt werden, also für unser Gebiet neu sind, 
nur solche aufgezählt werden, deren hiesiges Vorkommen in thier- 
geographischer Hinsicht besonders bemerkenswerth ist, wobei die 
bisher bekannt gewesenen Heimatsangaben (nach dem Catalogus Coleopterorum 
Europae, Caucasi et Armeniae rossicae von Edmund Reitter, 1891) in Klammern 
hinzugefügt wurden. Es sind folgende: 


Neue Coleopterenfunde aus der Bukowina, 359 


Cychrus semigranosus Pall!) Am Cecinaberge bei Czernowitz unter 
Steinen mehrere Stücke im Mai. (Banat, Transsilvania; überdies bei Mar- 
kowa in Ostgalizien nach J. v. KLomnicki in diesen „Verhandlungen*, 
Bd. XLIH, 1893, S. 342). 

Dyschirius obscurus Gyll. Radautz, 2. Mai (Europa media maritima). Das 
Vorkommen von Strandinseeten in der Bukowina (wie dies auch ähnlich 
in Siebenbürgen der Fall ist) habe ich schon früher bei Besprechung der 
Lepidopterenfauna (a. a. O., Jahrg. 1898) constatirt. 

Pterostichus Klugi Dej. Deia bei Cämpulung im August, ein Stück (Carp. or.). 

Abax Schueppeli Pall. var. Rendtschmidti Germ. Bei Radautz von Prof. Pa- 
wlitschek in Anzahl (März bis Anfang Mai) erbeutet (Banat, Carp.). 

Harpalus laevicollis Duft. Auf der Lutschina, 1300—1590 m. (Eur. med. mont.). 

Harpalus dimidiatus Rossi. Radautz, 10. Mai (Eur. merid. Mediterranea). 

Gyrinus hungaricus Seidl. Radautz, im März nicht selten (Hung., Transs.). 

Limnebius nitidus Seidl. Radautz, im März (Germ., Fennia). 

Helophorus nivalis Giraud. Radautz, 9. Mai (Alp. Caue.). 

Aleochara subtilis J. Sahlb. Czernowitz im Juli (Fennia). 

Aleochara testaceipes Heer. Czernmowitz, unter Laub am 14. März (sonst mehr 
im Westen: „Helv., Ital., Cors., Pyren., Germ., Britann.*). 

Aloconota tereticornis Wankow. Radautz, 23. Juni (Rossia). 

Cafius sericeus Holme. Radautz, 9. Mai (Eur. maritima). 

Philonthus temporalis Rey. Krasna, im April unter Laub (Alp. Eur. med.). 

Stenus palposus Zett. Czernowitz, im Juni (Eur. bor., Ga., Germ.). 

Trogophloeus dilatatus Er. Radautz, im Mai (Germ., Ga., Helv., Ital., also 
mehr in Westeuropa). 

Anthophagus alpestris Heer. Auf der Lutschina (Alp. Eur. med.). 

Melanophthalma sericea Mannerh. Radautz (Rossia meridionalis). 

Oychramus quadripunctatus Herbst. Solka, im Juli 1897 auf Wiesen (Mont. Eur.). 

Thymalus limbatus F. Ropcea, im Laubwalde am linken Serethufer, einer 
Gegend, die in jeder Hinsicht den Charakter des pontischen Tieflandes 
trägt; sonst nur im Gebirge (Europa mont.). 

Hister ruficornis Grimm. Czernowitz (Germ., Gall.). 

H. stigmosus Mars. Radautz, häufig im Mai (Gall., Germ.). 

H. ignobilis Mars. Radautz (Gall., Caue.). 

HH. funestus Er. Radautz, 23. Mai (Germ,, It., Ga., Hi., Su.). 

Aphodius immundus Crtz. Radautz, im Juni (Eur. meridionalis). 

Anomala vitis L. Radautz, ein variirendes, mit Ausnahme des Kopfes und 
eines hufeisenförmigen grünen Fleckes auf dem Halsschilde einfärbig gelbes 
Stück (Hu., Ga., Austr., Eur. merid.). 

Hoplia parvula Kryn. (= pollinosa Er.). Bei Czernowitz ein Stück im Juni 
gefunden (Ross., Germ. bor.). — Auf dieses bezieht sich auch meine frühere 


!) Eine ausführliche Bearbeitung der seit 1896 durch werthvolle Funde bereicherten Gattung 
Carabus Latr. behalte ich mir für eine spätere selbstständige Arbeit vor. 


360 Constantin v. Hormuzaki. 


Angabe (in diesen „Verhandlungen“, Jahrg. 1897, S. 100), wo es also nicht 
heissen soll H. pollinosa Kryn., sondern Er. 

Aurigena lugubris F. Malatinetz (bei Kotzman, zwischen Pruth und Dniester), 
ein Stück von Prof. Pawlitschek gefunden worden (Austria, Eur. merid.). 

Acmacodera degener Scop. Czernowitz, ein Stück (Eur. meridionalis). 

Agriotes Starki Koenig. Bei Czernowitz im Juli 1898 von Prof. Pawlitschek 
ein Stück erbeutet, welches nach Herrn Edm. Reitter zur schwarzen Form 
dieser Art gehört („Circassia*, Catal. Col. Europae, Caue. ete., 1891, Nach- 
trag, pP. 395). 

Agriotes ustulatus Schell. Eine Varietät mit schwarzen Flügeldecken bei Czerno- 
witz im Juli. 

Necrobia pilifera Reitter (Best.-Tab. XXVIII, Brünn, 1894). Radautz, 12. Mai 
mehrere. 

Ptinus villiger Reitt. Radautz, 7. April (A., Hu., Pol., Caue.). 

Lissodema quadripustulatum Mrsh. Czernowitz, im Mai (sonst mehr im 
Westen: Brit., Lu., Ga., Germ., Ital.). 

Otiorrhynchus hungaricus Germ. Czernowitz (Hung., Gall.). 

OÖ. morio F. var. ebeninus Gyll. Auf der Lutschina (Helv., Ital.). 

O. alpinus Richter. Bei Radautz und Czernowitz in der Ebene, sonst mehr 
in Gebirgsgegenden (Sil., Helv., Pyren., Lapp., Hung.). 

O. dives Germ. Radautz (Hung., Transs., Carinth.). 

Stomodes gyrosicollis Boh. Czernowitz, im Mai an morschem Holze (Austr., 
Ital., Carp.). 

Phyllobius Mariae Faust. Radautz, im Juni mehrere Stücke (Rossia merid.). 

Ph. hungaricus Stier. Auf der Lutschina (Hung.). 

Ph. contemptus Stev. Radautz, im Juni nicht selten (Germ., Ross. mer.). 

Ph. einerascens F. Radautz, 30. Mai (Ga., Germ., Austria, Eur. merid.). 

Polydrusus inustus Germ. Czernowitz und Radautz, Mai bis Anfang Juni, 
häufig (Rossia meridionalis, Crimea, Caucasus). 

Sciaphilus squalidus Gyll. Czernowitz, im Mai mehrere Stücke (Ross., Transs.). 

Cleonus Fabricii Gemm. Czernowitz, im Juni selten (Germ., Austria, Ital.). 

Lixzus carduwi Oliv. Radautz (Eur. meridionalis). 

Larinus obtusus Gyll. Radautz und auf der Lutschina, nicht selten (Ga., 
G., Eur. merid.). 

L. serratulae Cap. Radautz (Rossia merid.). 

L. minutus Gyll. Radautz, 12. Juli (Rossia merid.). 

Minyops costalis Gyll. Radautz (Ross. merid.). 

Plinthus granulifer Boh. Radautz, 6. April (Austria, Siles.). 

Hypera denominanda Cap. Özernowitz, im Mai (Dalm., Ture., Ross.). 

Baris carbonaria Boh. Czernowitz, im Mai ein Stück (Transs., Ross. merid.; von 
mir schon früher in Rumänien gefunden, vgl. Ent. Nachr., Jahrg. XV, 1888). 

Gymnetron lanigerum Bris. Ein Stück von mir am 10. August 1896 auf einer‘ 
Wiese am Berge Rum in Krasna gefangen; sonst nur in den westlichen 
Mittelmeerländern (Hispan., Lusit., Corsica). 


Neue Coleopterenfunde aus der Bukowina. 361 


Rhynchites tristis F. Czernowitz, im Mai; seltene Art (Eur. media merid.). 

Rh. interpunctatus Steph. Özernowitz, seltene Art (Europa). 

Pachyta lamed L. Am Giumalcu (1859 m) in der Waldzone bei ca. 1200 m von 
Herrn Jasilkowski gefangen (Eur. med. bor. mont.). 

Leptura (Strangalia) revestita L. Czernowitz, ein Stück im Juni; seltene 
Art (Eur. med. bor.). 

Clytus lama Muls. Radautz (Ga., Alp. Eur. med.). 

Oyrtoclytus capra Germ. Radautz, 6. Juni (Alp., auch in Sibirien). 

Olytanthus gracilipes Fald. Ein von mir bei Czernowitz im Mai an Spiraea- 
Blüthen gefangenes Stück gehört auch nach Herrn Reitter zu dieser, 
übrigens unverkennbaren Art. Wie schon erwähnt, wurde dieselbe sonst 
nirgends im europäisch-caucasischen Faunengebiete, sondern blos in Sibirien 
beobachtet. 

Dorcadion pedestre Poda. Bei Radautz häufig; die @ auch in der behaarten 
Form var. molitor Redtenb. Vertritt dort die Stelle des bei Czernowitz 
gemeinen D. striatum Dalm. (D. pedestre: A., Hu., Ti., von mir auch in 
Rumänien gefunden). 

Agapanthia maculicornis Gyll. Am Cecina bei Czernowitz Anfangs Juli 
auf Wiesen, selten (Hung., Germ., Ross.). 

Plateumaris rustica Kunze. Radautz, Mai und Juni (Ga., Eur. or.). 

Ohrysochus pretiosus F. Auf Wiesen am Cecina bei Czernowitz mehrere 
Stücke im Juni (Ga., Austria, Eur. merid.). 

Timarcha rugulosa H.-S. Deia bei Cämpulung im August (Hung., Ture., 
Austr.). 

Orina tristis F. Die Stammart und die var. smaragdina Ws. bei Radautz 
häufig (erstere auch bei Czernowitz), also in der Ebene, wie bei uns so 
viele andere Gebirgsbewohner (Pyren., Alp., Carp., Fennia). 

Chalcoides chloris Foudr. Czernowitz im September (Suec., Ga., Germ.). 

Aphthona Czwalinae Ws. Radautz, 13. Juni; sonst nur in nördlichen Gegenden 
(Germ. bor., Rossia). 


Ueber das Nest von Bombus cayennensis (L.). 
Von 


W. A. Sehulz 


in Essen a. d. Ruhr. 


(Eingelaufen am 1. März 1901.) 


Von der Cayenne-Hummel entdeckte ich am Morgen des 18. October 1892 
im hinteren urwaldartigen Theile des Stadtparks (Bosque municipal) in Marco 
da Legoa bei Parä (Nordbrasilien) ein ziemlich volkreiches Nest. Es befand sich 
längs eines verwachsenen Waldweges am Fusse eines Busches und wurde durch 


362 W.A. Schulz. Ueber das Nest von Bombus cayennensis (L.). 


eine blosse Vertiefung in der Erde unter einer dichten Lage von Zweigen und 
faulen Blättern, ohne sichtbaren Eingang, gebildet. Aufmerksam wurde ich auf 
das Nest dadurch, dass zahlreiche herzufliegende Arbeiterhummeln an der be- 
treffenden Stelle unter den Blättern verschwanden. 


Da meine Wohnung in unmittelbarer Nähe des Stadtparks lag, war ein 
Spaten und etwas Chloroform und Petroleum schnell geholt und das Nest aus- 
gehoben. 


Die vorgefundenen Zellen entsprachen in der Art ihres Baues, Aussehen 
und Grösse genau denjenigen unserer deutschen Hummelarten, nur waren die 
Zellen zumeist einzeln, nicht zu grösseren Waben vereinigt. Die gewohnten 
Honigtöpfe fehlten ebenfalls nicht. Desgleichen waren die Eier, Larven und 
Puppen in nichts von den Entwicklungsstufen unserer heimischen Arten ver- 
schieden. 

Häufig fand sich in den Brutzellen die Larve einer Schmarotzerdiptere, 
welche die Larven und Puppen der Wirthshummel ausfrisst und, wie aus den 
zurückgelassenen Häuten ersichtlich war, sich in den Zellen häutet. Es war ferner 
bemerkbar, dass die erwachsene Schmarotzerlarve die Zelle durch ein in die 
Wand genagtes Loch verlässt, um sich, wie es scheint, in der tieferen Erde 
unter dem Hummelnest zu verpuppen. Ausserdem fand sich in dem Wabenhaufen 
eine grosse braune Schabe (Periplaneta spec.) vor. 


Die Arbeiterhummeln, welche nach der Rückkehr von ihrem Morgen- 
ausfluge ihr Nest ausgegraben fanden, schwärmten wüthend umher, griffen aber 
nicht an. 


Das Nest wurde von mir später mitsammt allen Entwicklungsstadien der 
Hummel und Schmarotzern an das königliche Museum für Naturkunde in Berlin 
gesandt. 

Da ich selbst in der mir zugänglich gewesenen Literatur über die Nist- 
weise von Bombus cayenmensis nirgends die geringste Notiz finden konnte, wandte 
ich mich vor einiger Zeit an Herrn A. Handlirsch, Custos-Adjunct am k. k. 
naturhistorischen Hofmuseum in Wien, einen hervorragenden Kenner der Gattung, 
der mir gütigst mittheilte, dass er sich nicht erinnere, je etwas über den Gegen- 
stand gelesen zu haben, dass im Uebrigen aber die Veröffentlichung derartiger 
Beobachtungen immer werthvoll sei, auch wenn bereits irgend eine Notiz in der 
Literatur enthalten sein sollte. 


Dieser Anregung ist in Vorstehendem entsprochen worden. 


Ergänzungen zur Bildungsgeschichte der sog. „Seeknödel* (Aegagropila Sauteri Kg.). 363 


Ergänzungen zur Bildungsgeschichte der sogenannten 
„Seeknödel“* (Aegagropila Sauteri Kg.). 
Von 


Dr. J. R. Ritt. Lorenz v. Liburnau sen. 


(Eingelaufen am 20. März 1901.) 


Es wird vielen Lesern bekannt sein, dass im Zeller See im Pinzgau 
eine zu Kugeln geballte Grünalge, eine Oladophora, gefunden wurde, die man 
ortsüblich als „Seeknödel* bezeichnete und die den Botanikern zuerst von Dr. A. 
Sauter als „Oladophora coactilis“ bekannt gemacht wurde. Nach einigen Wand- 
lungen in der systematischen Einreihung und Benennung — die ich hier über- 
gehen will — ist diese Alge von Kützing als Oladophora (Section Aegagropila) 
Sauteri bezeichnet worden. Aehnliche geballte Cladophoren waren schon lange 
vorher in den brackischen Wässern der Nord- und Ostsee, in einem See bei Halle, 
in einem anderen bei Berlin gefunden worden; die vom Zeller See wurde aber 
doch seit Kützing als eigene Species festgehalten. Die angeblich auch im Alm- 
see vorkommende gleiche Alge ist bis heute nicht sicher constatirt. 


Die Structur der Seeknödel ist, kurz gesagt, folgende: Sie bilden hohle 
Kugeln, deren Rinde aus Cladophorenstämmchen besteht, die dicht aneinander 
gedrängt und mit ihren Aestehen in einander verflochten sind und im Ganzen 
in radialer Richtung verlaufen. Das Innere der Kugeln enthält Wasser, Fein- 
sand, Thonschieferschlamm, nebst Resten zersetzter Glieder derselben Alge. Die 
Entstehungsweise dieser sonderbaren Gestalten aus den sie zusammensetzenden 
einzelnen Cladophoren-Stämmchen und -Zweigen war bis 1854 nicht studirt 
worden; es gab nur zwei ganz vage Hypothesen. Eine mechanische Erklärung 
meinte, dass verfilzte Büschel der Cladophora in ufernahen, seichteren Stellen 
durch den Wellenschlag gerollt und dadurch in die Form von Kugeln gebracht 
würden. Die zweite Erklärung, eine biologische, ging dahin: von einem Stämmchen, 
also aus einer Spore, sollte das Wachsthum allseitig radial nach aussen vor sich 
gehen, die inneren Glieder sollten absterben, die äusseren fortwachsen und so 
die hohlen Kugeln entstehen. 

Da keine dieser Hypothesen auf exacte Beobachtungen an Ort und Stelle 
gegründet war, unternahm ich im September 1854 eine mehrtägige Untersuchung 
am See selbst; die Resultate wurden 1856 in den Denkschriften der kais. Aka- 
demie der Wissenschaften publieirt und seither nicht angestritten, vielmehr be- 
rief sich Dr. F. Brand!) noch 1895 anerkennend auf jene Publication. 

Nachdem seither die Kunde verbreitet wurde, die Seeknödel seien ver- 
schwunden, begab ich mich im verflossenen September wieder an den Zeller See, 


1) „Ueber drei neue Cladophoren“ (Zeitschrift „Hedwigia“, Bd. XXXIV, 1895). 


364 J. R. Lorenz v. Liburnau sen. 


um den Sachverhalt festzustellen. Dabei wurde constatirt, dass allerdings die 
ausgesprochene Knödelform, nicht aber die Cladophora (Aegagropila) Sauteri 
aus dem See verschwunden ist, dass also nur jene localen Standortsbedin- 
gungen geändert sein müssen, unter denen früher aus Cladophorenstämmchen 
Hohlkugeln gebildet wurden. Dabei wurden auch Ergänzungen zu meinen 
älteren Beobachtungen gewonnen, und darüber will ich nun hier berichten. Da- 
bei muss ich zunächst an meine frühere Untersuchung anknüpfen. 

Schon damals hatte ich constatirt, dass die Knödelform nicht die einzige, 
ja nicht einmal die vorwiegende Art des Vorkommens ist, dass vielmehr dieselbe 
Cladophora auch in ganz vereinzelten Stämmchen, z. B. angewachsen an Holz, 
auch in polsterartigen oder bartartigen Gruppen an Steinen und Muscheln, in nur 
einseitig (nach oben) gewölbten Polstern, in Ellipsoiden, in kleinen und grösseren, 
am Grunde hingebreiteten Fladen vorkommt und dass die Hohlkugeln beschränkt 
waren auf eine ufernahe Zone mit sehr mildem, leicht beweglichem Thon- und 
Glimmerboden. 

Ich habe damals die grösseren Tiefen — mit mehr als etwa 4m Tiefe — 
nicht untersucht, weil man mich versicherte, dass dort keine Seeknödel vor- 
kommen. Diesesmal habe ich aber mit dem jetzigen, sehr intelligenten Fischer 
Jos. Hölzl den ganzen See befahren und dabei hat sich ein Umstand ergeben, 
der auf den Bildungshergang der Hohlkugeln noch mehr Licht wirft, ohne meine 
frühere Erklärungsweise hinfällig zu machen. 

Es hat sich nämlich gezeigt, dass die Alge, von der die Hohlkugeln nur 
eine der verschiedenen Gestaltungsformen bedeuten, ihre grösste zusammen- 
hängende Verbreitung in Tiefen von 8—10 m, und zwar an drei verschie- 
denen, ziemlich ausgedehnten Stellen des Sees hat: eine längs des östlichen 
und zwei längs des westlichen Ufers. 

Etwa 30—50 m vom Ufer seewärts beginnen diese reichen Anhäufungen; 
sie bestehen aus allen schon früher genannten Zusammensetzungsformen, nur 
mit Ausnahme der Hohlkugeln und der nahe formverwandten Ellipsoide. 
Der schlammige Seeboden ist dort bedeckt mit dicht aneinander gedrängten 
grösseren und kleineren Fladen oder flachen Räschen, deren Oberseite lebhafter 
vegetirt als die Unterseite; sie liegen auf dem feinen Grunde auf und können 
davon leicht abgehoben werden. Innerhalb oder auf dieser Cladophorenschicht liegen 
zahlreich kleine Bällchen oder Schöpfehen aus Zweigen, die sich abgetrennt und 
verfilzt haben. Wie diese Abtrennung durch Entleerung und Zersetzung einzelner 
Zellen vor sich geht und wie durch Verfilzung mehrerer zufällig benachbarter 
abgestossener Stämmchenenden schwer trennbare Glomera der verschiedensten 
Gestalten entstehen, habe ich schon in meiner ersten Arbeit dargestellt; ebenso, 
dass unter diesen häufig kleine rundliche Glomera vorkommen. Diese letzteren 
nun kann man als „Knödelbrut“ bezeichnen, da aus ihnen unter bestimmten 
günstigen Bedingungen, die aber in der Tiefe nicht vorhanden sind, Hohlkugeln 
erwachsen. Den Fischern kommen an jenen Stellen oft grosse Massen, ganze 
Kübel voll, von der Cladophora in die Zugnetze, zu ihrem Verdruss, weil sie 
eine schwere Last geschleppt haben, die sie nicht verwerthen können. Die Netze 


Ergänzungen zur Bildungsgeschichte der sog. „Seeknödel“ (Aegagropila Sauteri Kg.). 365 


werden natürlich von den grösseren Tiefen gegen die seichteren, mehr ufernahen 
Stellen gezogen, wobei man Strecken auswählt, an denen der Seeboden nur 
allmälig ansteigt, so dass das Netz über eine glatte schiefe Ebene geschleift 
wird. Hier werden die Netze aus der Tiefe von 1—2 m gehoben, ihres Inhaltes 
"entleert und die verachteten Algen wieder ins Wasser geworfen. 

So gelangen Partien der Cladophora aus ihrem ursprünglichen Standorte 
in die seichteren Ufergewässer und erst hier erfährt die dazu geeignete Knödel- 
brut jenen Gang des Wachsthums, aus dem die eigentlichen Seeknödel hervor- 
gehen. Worin dieses Wachsthum besteht, habe ich eben in meiner ersten Ab- 
handlung dargestellt; ich muss das aber hier kurz resumiren, um daran die neu 
gewonnene Bestätigung und theilweise Ergänzung zu knüpfen. 

Jedes einzelne der mässig verzweigten Stämmchen, aus denen alle er- 
wähnten verfilzten Körper zusammengesetzt sind, besteht aus einreihig an einander 
gefügten Zellen, etwa 5—6mal so lang als dick; ihre Cutiecula ist ziemlich stark 
und fest und dadurch besitzt jedes Stämmchen eine gewisse Rigidität. Im Laufe, 
der Vegetation entleert sich eine oder die andere Zelle, und zwar nicht etwa die 
unterste oder älteste, sondern ebenso oft irgend eine aus der ganzen Kette, ihres 
Inhaltes, collabirt und verwest, und das obere Trennstück wird dadurch frei vom 
Zusammenhange und vegetirt weiter. Meistens verfilzen sich mehrere solcher 
Trennstücke mechanisch mit ihren Aesten in einander und so bilden sich Knöllchen, 
Schöpfehen, Quästchen, Zöpfchen, kleine Fladen und dergleichen zufällige Ge- 
bilde. Am ursprünglichen Standorte (&—10 m tief) bleibt es dabei, und es er- 
weitert und verdickt sich unregelmässig der unebene Cladophorenteppich, der 
bisweilen mehrere Lagen übereinander hat. 

Wenn aber solche Filzkörper aus den Netzen in seichteres Wasser ge- 
worfen sind, hängt ihr weiteres Schicksal von. der Beschaffenheit des neuen 
Standortes ab. Dabei kommen hauptsächlich drei Factoren in Betracht: 

1. Ist jedenfalls der Lichtgenuss im seichten Wasser grösser als in der 
Tiefe, daher auch das Wachsthum dieser Grünalgen ein freudigeres. 

2. Dieses Wachsthum würde aber hauptsächlich einseitig, nach oben 
erfolgen, wenn die Bällchen oder Schöpfchen ruhig am Boden lägen und immer 
nur dieselbe Seite dem Lichte zuwendeten, wie an ihrem ursprünglichen tiefen 
Standorte, wo auch alle Fladen nach unten platt, nach oben mehr weniger ge- 
wölbt und zuoberst von reichlicheren, robusteren Zweigen zottig sind. Am seichten 
Standorte aber bewirkt der Wellenschlag, dass bald die eine, bald die andere 
Seite dem Lichte zugekehrt wird; wenn also das kleine Object schon ursprüng- 
lich eine Gestalt hat, bei der alle drei Dimensionen nicht weit voneinander ver- 
schieden sind, also nicht einen flachen Fladen, sondern ein Pölsterchen, Schöpfchen, 
Knäuelchen bildet, wird das Weiterwachsen auch nach allen Dimensionen durch 
die Lichtzuwendung befördert, wobei natürlich kugelartige Gestalten heraus- 
kommen. Die anderen vergrössern sich nur oberseitig und am Rande. 

3. Das allseitige Wachsthum kann am ufernahen Standorte ferner auch 
begünstigt werden, wenn der Grund der Vegetation nach unten sehr wenig 
Widerstand leistet. Das war nun insbesondere der Fall am einstigen Fundorte 


366 J. R. Lorenz v. Liburnau sen. 


der eigentlichen Seeknödel; denn dort bestand der Seeboden aus allerfeinstem, 
sehr mildem, weil mit Glimmer- und Talkpartikelehen gemengtem Schlich, 
der fast so leicht verschiebbar ist, wie das Wasser und dem Auswachsen nach 
unten hin kein mechanisches Hinderniss entgegensetzt. Diese Grundbeschaffenheit 
rührt von der Natur der umgebenden Gebirgsgesteine — glimmerigem und 
talkigem krystallinischen Schiefer — her, dessen Detritus durch die Bäche dem 
See zugeführt wird. 

An der früheren Fundstelle der eigentlichen Seeknödel waren also alle 
diese Bedingungen erfüllt; überdies war dieser Strandstreifen wegen seines all- 
mäligen Ansteigens den Fischern bequem, um gegen denselben hin die Netze 
aus der Tiefe zu ziehen und endlich zu entleeren, wobei selbstverständlich auch 
Knödelbrut hingestreut wurde. Wie aus dieser unter den angeführten localen 
Bedingungen Hohlkugeln mit radialem, vieljährigem, fast perennirendem Wachs- 
thume entstanden, habe ich in meiner ersten Abhandlung ausführlich dargelegt 
und habe auch heute nichts dazuzufügen. 


Eben jene localen Bedingungen sind aber jetzt seit dem Baue der 
Eisenbahn und der grossen Uferhötels gänzlich verschwunden, indem dort 
die seichtere Littoralzone aufgefüllt wurde, um Strandpromenaden und Gärten 
anzulegen. Die Fischer denken jetzt nicht mehr daran, ihre Netze im Bereiche 
des lebhaften, gerade von dort ausgehenden Gondelverkehres zu ziehen und 
haben dafür andere Stellen gefunden; damit fällt nun der Nachschub an Knödel- 
brut weg, abgesehen von der Aenderung der anderen Vegetationsfactoren. 


Darauf ist das Verschwinden der Seeknödel zurückzuführen, während doch 
die Cladophora, aus der sie als ganz localer Typus hervorgegangen waren, nach 
wie vor in den schon erwähnten anderen Gestalten reichlich vegetirt. 


Nun liegt die Frage nahe, ob denn nicht an einer der anderen littoralen 
Strecken, nach denen hin jetzt die Netze gezogen und wo sie schliesslich entleert 
werden, die günstigen Bedingungen für das Heranwachsen von Hohlkugeln ge- 
geben seien? Der Fischer, der jetzt genau weiss, auf was es ankommt, konnte 
mir aus dem Stegreif keine solche Strecke oder Stelle bezeichnen; er versprach 
mir aber unaufgefordert, nach einer oder mehreren solchen Strecken zu suchen 
und dorthin Knödelbrut auszusetzen, auch wenn ihn die Hantirung mit dem 
Netze sonst nicht dahin führen würde. 

Als neues Ergebniss kann nur betrachtet werden: Die Thatsache, dass 
der eigentliche Standort in der Tiefe von 8—10 m gelegen ist, wo sich zwar 
Knödelbrut, aber keine Hohlkugeln bilden, und dass letztere erst unter dem 
Einflusse der intensiveren allseitigen Belichtung, begünstigt durch die Wellen- 
bewegung an seichteren Strandstrecken, sich gebildet haben, wohin aber gegen- 
wärtig keine Brut gelangt. 

Als eine neue Bemerkung, die bei Gelegenheit meiner diesmaligen Auf- 
sammlung gemacht wurde, wäre noch anzuführen, dass unsere Alge bei der 
Zimmereultur, die ich durch etwa vier Wochen in Gefässen mit unserem Wiener 
Hochquellenwasser in einem kühlen Locale fortsetzte, ihre neu gebildeten End- 


Ergänzungen zur Bildungsgeschichte der sog. „Seeknödel“ (Aegagropila Sauteri Kg.). 367 


glieder bedeutend verlängerte (Länge eines Gliedes zur Breite wie 15—20:1, 
während das normale Verhältniss 5—6 : 1 ist), wodurch dieselben den Rhizoiden 
ähnlich wurden. 


Zur Ergänzung meiner eitirten älteren Beschreibung will ich auch noch 
beifügen, dass die dünnen, oft rückläufig gewendeten Aeste oder Ausläufer ohne 
Scheidewände, die ich damals als „Kümmerer“ bezeichnete, nichts anderes sind, 
als rhizoide Haftorgane, über die man zu jener Zeit nicht so im Reinen war, 
wie heutzutage. 


An die vorstehende Vervollständigung der Habitations- und Wachsthums- 
verhältnisse knüpft sich nun auch eine Frage der Systematik und Nomenclatur. 


Die Art „Sauteri* ist offenbar auf Grund der auffallenden kugeligen Ge- 
stalten aufgestellt worden, während die übrigen Merkmale, insbesondere die 
Dimensionsverhältnisse, keine entschiedene Speeialität zeigen, vielmehr mit Clado- 
phora glomerata oder auch Ol. muscoides so nahe übereinstimmen, dass die Alge 
aus dem Zeller See schwerlich von einer der eben genannten oder einer anderen 
nahestehenden Cladophoren -Art getrennt worden wäre, wenn nicht die Knödel- 
gestalten dazu verleitet hätten. 


Da nun schon durch meine citirte ältere Publication von 1856 und nun 
noch ausführlicher nachgewiesen ist, dass die fraglichen sphäroidischen Algen- 
körper nur eine von der veränderten Standörtlichkeit herbeigeführte Modification 
der in der Tiefe heimischen Oladophora darstellen und mit zahlreichen Zwischen- 
oder Uebergangsgestalten aus diesen nichtsphäroidischen hervorgehen, entsteht 
die Frage nach der Aufrechterhaltung oder Einziehung der Species Sauteri und 
gewinnt zunächst die genaue Determination unserer Oladophora eine erhöhte 
Wichtigkeit. Im Interesse dieser Sache habe ich mich erfrecht, einen bekannten 
Algenforscher in Versuchung zu führen, indem ich ihm ein kleines Büschel aus 
einem der verfilzten Cladophorenkörper, wie wenn ich nichts Näheres davon 
wüsste und ohne dass von der Provenienz des Exemplares die Rede 
war, mit der Bitte um Bestimmung der Species übersandte. 


Die Antwort lautete, in Kürze gesagt, dahin, dass nach der ersten Unter- 
suchung eine Form der sehr polymorphen Cladophora glomerata vorzuliegen 
scheine, aber eine gewisse Ballung des Exemplares auch auf eine Art der Section 
Aegagropila, insbesondere auf C’ladophora muscoides Menegh. hinzudeuten scheine 
und dass es sich sehr empfehlen würde, die Frage dem ausgezeichneten Clado- 
phorenkenner Herrn Dr. F. Brand in München zur Entscheidung vorzulegen. 
Das ist nun unter Mitsendung einer grossen Anzahl noch feuchter Exemplare 
geschehen, und das mir in mehreren, sehr eingehenden Briefen ausgesprochene 
Resultat lässt sich kurz zusammenfassen wie folgt: Die Identität der von mir — 
wie oben erwähnt — neuerdings aus dem Zeller See, und zwar aus grösserer 
Tiefe gesammelten Alge mit jener, welche dort früher die Seeknödel gebildet hat, 
“ und ihre Zugehörigkeit zur Section Aegagropila sei unzweifelhaft; schwierig aber 
sei im Hinblick auf die Unbestimmtheit und Inconsequenz der dermaligen Aega- 
gropilen-Systematik die Frage nach der zuständigen Speciesbenennung zu ent- 


368 J. R. Lorenz v. Liburnau sen. Ergänz. zur Bildungsgesch. der sog. „Seeknödel“, 


scheiden;!) und da unter dem Namen Aegagropila Sauteri Kg. eine, insbesondere 
nach meiner eitirten Abhandlung nicht zu verkennende Aegagropilenform con- 
statirt sei, „scheine vorläufig keine Veranlassung zur Aenderung des Namens vor- 
zuliegen,?) der aber nun in einem der ursprünglichen Beschreibung gegenüber 
erweiterten Sinne beizubehalten wäre; die Diagnose von Aegagropila Sauteri, 
sowie von Aegagropila überhaupt, müsse derart modifieirt werden, dass sie für 
die verschiedenen Zustände oder Erscheinungsweisen der betreffenden Alge Raum 
gewähre*. 

Da nun Dr. Brand, wie er mit Bedauern erklärt, zunächst gänzlich durch 
die Bearbeitung seines gehäuften Beobachtungsmateriales in Anspruch genommen 
ist und nur Themata in Angriff nehmen kann, für welche sich ein zu möglichst 
abgerundeter Bearbeitung genügender Stoff angesammelt hat, wozu zur Zeit die 
Aegagropilenfrage noch nicht gehört, muss auch ich, dessen Competenz weit 
unter derjenigen Brand’s steht, diese Seite des Gegenstandes der Zukunft anheim- 
stellen und mich damit begnügen, bestimmte Thatsachen über Vorkommen, Bio- 
logie und Morphogenie der Seeknödel geliefert zu haben. 


Einige Worte über sogenannte „Localfaunen“. 
Von 


Const. Freih. v. Hormuzaki 


in Czernowitz (Bukowina). 


(Eingelaufen am 4. Jänner 1901.) 


Ein im 9. Hefte des 50. Bandes dieser „Verhandlungen“ (7. December 1900) 
erschienener Artikel des Herrn A. Handlirsch veranlasst mich, als den Ver- 
fasser einer der wenigen „Localfaunen“* österreichischer Kronländer 
(„Die Schmetterlinge der Bukowina“ in diesen „Verhandlungen“, Jahrg. 1897 
bis 1899), zu diesem Gegenstande Stellung zu nehmen, wobei ich gleich hier be- 
tone, dass ich mich mit Herrn Handlirsch in den wesentlichsten Punkten in 
vollkommener Uebereinstimmung befinde, daher die vorliegenden Betrachtungen 
durchaus nicht als Widerlegung, sondern nur als Ergänzung der erwähnten Aus- 
führungen aufzufassen sind. 


!) Selbst Dr. Brand konnte von Aegagropila muscoides nur ein Exemplar der var. arme- 
niaca (von Wittrock und Nordstedt als Nr. 111 ausgegeben), aber kein gemeines Exemplar der 
Aegagropila muscoides von Meneghini auftreiben; ein solches befindet sich auch nicht im Herba- 
rium des k. k. Hofmuseums in Wien. Die var. armeniaca aber findet Dr. Brand im Habitus ab- 
weichend von jenem der Alge aus dem Zeller See. 

2) An einer anderen Stelle des Briefes sagt Dr. Brand: „Eine solche Veranlassung wäre 
auch dann nicht vorhanden, wenn — wozu zunächst keine Aussicht besteht — sich die Identität mit 
Aegagropila muscoides Menegh. herausstellen sollte. Ob in Aeg. Sauteri eine Art vorliegt oder im 
Sinne Rabenhorst's nur eine Varietät von Cladophora Aegagropila, ist vorderhand nicht zu ent- 
scheiden und wird noch länger eine Frage der subjectiven Auffassung sein.* 


ee 


RE 


Einige Worte über sogenannte „Localfaunen“. 369 


Zunächst ist es für die wissenschaftliche Bedeutung einer sogenannten 
„Localfauna“ (ebenso auch einer Flora) durchaus nicht einerlei, ob es sich hier- 
bei um ein schon gut durchforschtes Gebiet, mindestens um einen inmitten von 
faunistisch (oder floristisch) schon bekannten Gegenden gelegenen Theil etwa 
Mitteleuropas, handelt, oder aber um ein Land, über dessen Fauna (oder Flora) 
man vorher überhaupt nichts wusste und das nach allen Richtungen von mangel- 
haft oder gar nicht erforschten Gebieten umgeben ist. 

Im ersten Falle könnte die Zusammenstellung einer Localfauna sehr leicht 
blos wissenschaftlich belanglose Ergebnisse bieten, im letzteren hingegen zuweilen 
auch ein blosses Sammelverzeichniss werthvoll und erwünscht sein. 

Das Wesentlichste aber bleibt unbedingt die Frage, wie die „Localfauna* 
verfasst ist; es hängt dabei wohl Alles von der Persönlichkeit des Autors ab, und 
auch eine Arbeit auf faunistischem Gebiete kann bei richtiger Behandlung 
einen ehrenvollen Platz in der Fachliteratur einnehmen. Heutzutage muss aller- 
dings eine höchst beklagenswerthe Ueberfluthung mit minderwerthigen Producten . 
in der entomologischen Literatur überhaupt, somit auch auf dem Gebiete der 
Localfaunistik, verzeichnet werden. 

Wer in die Lage kommt, diese letztere benützen zu müssen, der wird 
schliesslich bei einiger Uebung bald einen Ueberblick gewinnen, welche Autoren 
als verlässlich zu betrachten sind, und welche nicht; die unverlässlichen müssen 
dann eben ignorirt werden. 

Sehr viel kommt auch darauf an, ob es sich bei einer Localfauna um ein 
blosses Namensverzeichniss handelt, oder eine eingehendere Bearbeitung des Mate- 
rials geboten wird. In manchen Fällen, so z. B. bei gewissen Coleopterengruppen, 
dann bei allen Sammelergebnissen flüchtiger Ausflüge, ist viel mehr als eine Auf- 
zählung der beobachteten Arten kaum möglich; jedenfalls sind solche Verzeich- 
nisse weniger werthvoll als gründliche kritische Arbeiten, und falls dann gar 
zwischen einer Unzahl von „Ubiquisten* blos wenige interessantere Arten ent- 
halten sind, ganz zu verwerfen. Werden aber verhältnissmässig viele Arten auf- 
gezählt, welche in der betreffenden Gegend den äussersten Punkt ihrer Verbrei- 
tung erreichen, oder deren Vorkommen sonst in irgend welcher Hinsicht wichtig 
ist, so können auch solche trockene Verzeichnisse, die unbedingt richtige Bestim- 
mung der Arten vorausgesetzt, sehr nützlich werden. So ist beispielsweise die 
vom thier- (und pflanzen-) geographischen Standpunkte so wichtige Ermittlung 
der Arealgrenzen der einzelnen Arten nur durch Zusammenstellung aller solchen 
Specialarbeiten möglich. Ein so grundlegendes und nach dem damaligen Stande 
der Wissenschaft tonangebendes Werk wie Speyer’s „Geographische Verbreitung 
der Schmetterlinge Deutschlands und der Schweiz“ konnte nur auf Grund von 
vielen einzelnen Localverzeichnissen aufgebaut werden; dessen Mängel sind gerade 
auf das Fehlen von solchen Angaben aus gewissen Gegenden, namentlich Ost- 
und Südosteuropas, zurückzuführen. 

Eine wirkliche „Localfauna“, die diesen Namen verdient, soll aber mehr 
als ein blosses Namensregister sein; sie müsste neben der Aufzählung der Arten 
und Fundorte mindestens noch folgende Angaben enthalten: Die Berücksichtigung 


370 Constantin v. Hormuzaki, 


der klimatischen, thiergeographischen Region (des Faunengebietes), innerhalb 
welcher die betreffende Art beobachtet wurde, die Höhengrenze, eventuell Areal- 
grenze innerhalb des fraglichen Gebietes; Angabe des Standortes, dessen besondere 
Verhältnisse, falls dieselben von den gewöhnlichen irgendwie abweichen; Er- 
scheinungszeit; biologische Notizen; Beschreibung wichtiger Varietäten, besonders 
localer Rassen; schliesslich der Grad der Häufigkeit, welcher für die Ermittlung 
des Ausbreitungscentrums zuweilen von Wichtigkeit sein kann. 

Manches Werk, welches blos eine dieser Richtungen erschöpfend behandelt, 
so z. B. Rössler’s „Schuppenflügler (Lepidoptera) des Regierungsbezirkes Wies- 
baden“, welches durch seinen Reichthum an biologischen Beobachtungen bekannt 
ist, hat einen dauernden Werth und eine weit über die Grenzen des behandelten 
Faunengebietes hinausreichende Bedeutung erlangt. 

Eine allen obigen Anforderungen entsprechende Localfauna kann auch 
dann interessant und werthvoll sein, wenn es sich um ein zumeist von bekannten, 
weit verbreiteten Arten bewohntes (mitteleuropäisches) Gebiet handelt, umso mehr 
bei einem solchen, welches bis dahin zu den noch unerforschten gehörte. 

Was nun das Postulat der Vollständigkeit einer localfaunistischen Arbeit 
anbelangt, so stimme ich Herrn Handlirsch darin zu, dass dasselbe als anzu- 
strebendes Ziel eines jeden solchen Beginnens vor Augen gehalten werden soll. 
Der Erreichbarkeit dieses Zieles stehen aber bisweilen grosse Schwierigkeiten ent- 
gegen. Nach meinen Erfahrungen kann eine (annähernde) Vollständigkeit — 
wenigstens bei Lepidopteren, Coleopteren und floristischen Forschungen — blos 
dort erreicht worden, wo schon zahlreiche, von vielen Arbeitskräften Jahrzehnte 
hindurch zusammengebrachte Vorarbeiten vorliegen, deren kritische Sichtung und 
Bearbeitung dem Verfasser einer Localfauna vorbehalten bleibt. In Gegenden 
aber, wo der betreffende Forscher überhaupt der Erste auf diesem Gebiete ist 
und welche bis dahin eine „terra incognita“ waren, kann selbst nach jahrzehnte- 
langer Thätigkeit an eine auch nur halbwegs annähernde Vollständigkeit nicht 
gedacht werden; auch ein ganzes Menschenalter würde dazu nicht ausreichen. 
Soll man aber deshalb die vorhandenen Ergebnisse unveröffentlicht lassen oder 
auf eine lange Reihe von Jahren hinausschieben? Ich glaube dies entschieden 
verneinen zu müssen, und zwar darum, weil dann manche der werthvollsten 
Funde durch Forschungen in geographisch verwandten Nachbargebieten überholt 
würden. 

Ganz abgesehen davon, dass jeder Autor die Priorität seiner Entdeckungen, 
nicht blos der neuen Species, sondern auch wichtiger neuer Fundorte, zu wahren 
bestrebt ist, kann manche zu rechter Zeit veröffentlichte faunistische Arbeit viel 
Neues und Interessantes bieten, einige Jahrzehnte später aber zu einer Wieder- 
holung schon bekannter Thatsachen herabsinken. Wo es sich also um ein noch 
ganz unerforschtes Gebiet handelt, muss ich mich für die Veröffentlichung selbst 
von lückenhaften Sammelverzeichnissen aussprechen, weil dann die mangelnde 
Vollständigkeit durch den grossen Reichthum an wichtigen Funden ausgeglichen 
wird. In gründlich erforschten Gegenden kann eine Aufzählung mit Hinweg- 
lassung der weit verbreiteten Arten genügen, im obigen Falle jedoch nicht, weil 


Einige Worte über sogenannte „Localfaunen*. aıl 


auch diese Arten für eine eventuelle spätere zusammenfassende Darstellung ge- 
kannt werden müssen und sich bis dahin auch Manches, z. B. der Grad der 
Häufigkeit, ändern kann. Auch darf man nicht übersehen, dass bei einem Ver- 
zeichnisse, welches blos eine Auswahl von wichtigeren Arten (aus einer uner- 
forschten Gegend) enthält, der negative Charakter der Fauna, der für die 
Feststellung der Arealgrenzen sehr wichtig ist, verloren geht oder mindestens 
nicht vollständig zum Ausdrucke gelangt. Würde beispielsweise aus der Buko- 
wina eine Aufzählung blos der interessanteren Coleopteren veröffentlicht, so 
dürfte kaum Jemand vermuthen, dass manche in Mitteleuropa weit verbreitete, 
ja sogar überall gemeine Arten, wie etwa Carabus catenulatus Scop., ©. hor- 
tensis L., ©. auratus L. und viele andere, hier (nach über zwanzigjähriger Er- 
fahrung zu urtheilen) bestimmt nicht vorkommen. 

Dass nur sicher bestimmte Arten in faunistischen Arbeiten, welche 
wissenschaftlich ernst genommen werden wollen, Platz haben dürfen, steht unbe- 
dingt fest. Arten, deren Identität oder Fundort nur halbwegs fraglich ist, sollten _ 
in der Regel am besten überhaupt unerwähnt bleiben. Jedem gewissenhaften 
Forscher, welcher die Literatur benützt, bleibt ja nichts anderes übrig, als die 
als fraglich angeführten Arten unberücksichtigt zu lassen; deren Erwähnung war 
somit überflüssig und zwecklos. 

Sollte aber, was zuweilen auch bei bewährten Fachleuten unvermeidlich 
ist, eine irrthümliche Bestimmung unterlaufen, dann müsste dieselbe, sobald sie 
entdeckt wird, in entsprechender Weise richtig gestellt werden, damit solche 
irrige Angaben nicht in andere Werke übernommen werden und sich dann immer 
weiter in der Fachliteratur verbreiten. 

Zum Schlusse sei es mir gestattet, meine Ansicht über den Werth einer 
„Localfauna* auszusprechen, welche ein nach politisch-administrativen Grenzen 
abgesondertes Gebiet (Kronland ete.) behandelt, da ich auch ein solches, die 
Bukowina, zum Gegenstande meiner entomologischen Arbeiten gewählt habe. 

Die Erforschung eines bestimmten Gebietes hängt in den meisten Fällen 
von verschiedenen Conjeeturen ab, und der Sammler ist zumeist nicht in der 
Lage, sich den Ort seines dauernden Aufenthaltes nach Belieben zu wählen; 
dieser ist aber für eine gründliche Erforschung ungleich geeigneter, als alle 
Gegenden, welche nur flüchtig besucht werden können. In der Regel wird der 
Verkehr eines jeden Forschers mehr oder minder auf das Reich, Kronland u. s. w. 
beschränkt bleiben, wo er eben seinen ständigen Aufenthalt hat, und dort wird 
er auch am meisten zu sammeln Gelegenheit haben. Wenn also etwa ein Be- 
wohner der Bukowina manche Reise von verhältnissmässig kurzer Dauer in andere 
Länder unternimmt, so wird er meist nicht in der Lage sein, die nach heutigen 
wissenschaftlichen Ansprüchen erforderlichen Apparate überallhin mitzuführen 
und überhaupt mit Musse und solchem Erfolge zu sammeln, wie dort, wo er zu 
Hause ist. Ebenso dürfte dies bei einem Bewohner von Dalmatien, Galizien, 
Mähren u. s. w. der Fall sein. Innerhalb dieser Länder kommt er aber in die 
Lage, verschiedene Gegenden gründlich kennen zu lernen, ohne Rücksicht darauf, 


welchem Faunengebiete die einzelnen Orte angehören. Die Ausbeute kann dann 
Z.B.Ges. Bd. LI. | 25 


312 Constantin v. Hormuzaki. 


ebenso interessant sein und die Veröffentlichung lohnen, einerlei ob dieselbe z. B. 
bei uns aus dem Hochgebirge oder der pontischen Wiesensteppe stammt. 

Selbstverständlich darf man sich bei der Behandlung der Fauna eines 
Kronlandes u. s. w. nicht mit allzu kleinlicher Genauigkeit an die politisch- 
administrative Begrenzung halten, vielmehr sollten gewisse Nachbargebiete von 
geringer Ausdehnung, falls dieselben durch ihre geographische Lage und den 
Faunencharakter sich von dem fraglichen Gebiete nicht trennen lassen, ohne- 
weiters mit in die betreffende Fauna einbezogen werden. So sollten z. B. von 
einer vollständigen Bukowiner Localfauna diejenigen kleinen Abschnitte von 
Siebenbürgen nicht getrennt werden, welche, an der nordöstlichen Abdachung 
des Gebirges gelegen, in das Quellgebiet einiger Bukowiner (zur östlichen Ebene 
abfliessenden) Gewässer (der goldenen Bistritza und Dorna) herübergreifen und 
den natürlichen Abschluss dieser Bukowiner Thäler bilden. Auch in Bezug auf 
den Verkehr sind diese Gegenden derart auf die Bukowina angewiesen, dass die 
wenigen dort gelegenen bewohnten Orte den österreichischen (Bukowiner) Pfarr- 
und Postämtern zugetheilt wurden. Gerne hätte ich also die Grenze der Buko- 
winer Lepidopterenfauna auf die Gebirgskämme, welche die Hauptwasserscheide 
bilden: Inöu, Virfu, Omului, Pietrosu und Caliman, verlegt, und wenn das nicht 
geschah, so lag es nur daran, dass dort bisher überhaupt noch Niemand Lepido- 
pteren gesammelt hat. 

Ebenso wäre es sehr natürlich, wenn die Grenzen etwa einer Fauna von 
Böhmen bis zu den höchsten Kuppen des Böhmerwaldes (Arber u. s. w.) vor- 
geschoben würden, obwohl diese schon auf baierischem Gebiete liegen u. s. w. 

Soll eine Arbeit, welche die Fauna eines beliebigen politisch abgegrenzten 
Gebietes behandelt, einen wissenschaftlichen Werth haben, dann müssen inner- 
halb desselben die natürlichen Faunengebiete unbedingt im Auge behalten 
werden. Ich bin der Ansicht, und habe mich bemüht, sowohl in der Einleitung 
meiner schon erwähnten Arbeit über „Die Schmetterlinge der Bukowina“, als 
auch bei der Besprechung der einzelnen Arten darauf zu achten, dass die ver- 
schiedenen natürlichen Regionen genau unterschieden und beschrieben, die 


charakteristischen Formen, welche ausschliesslich oder vorwiegend das eine oder 


andere Faunengebiet bewohnen, ermittelt und besonders gruppirt werden (vgl. 
diese „Verhandlungen“, Jahrg. 1897, 8. 70 ff.). 

Wenn man also diesen Standpunkt beachtet, so wird die faunistische Be- 
handlung eines Landes, welches mehreren verschiedenen und gut be- 
grenzten Faunengebieten und vertikalen Zonen angehört, eben durch den 
Gegensatz und durch vergleichende Gegenüberstellung die Möglich- 
keit bieten, jede einzelne Region richtig zu beurtheilen und scharf zu charak- 
terisiren. Man wird also dadurch zu sichereren Ergebnissen gelangen, 
als dann, wenn man nur ein natürlich begrenztes Faunengebiet für sich allein 
zum Objecte gründlicher Erforschung wählt. Wollte man aber in diesem letz- 
teren Falle auch noch die Nachbarfaunen zum Vergleiche heranziehen (etwa die 
Fauna des gesammten Karpathensystems derjenigen der angrenzenden Flachländer 
gegenüberstellen), so müsste man die Arbeit auf so grosse Länderstrecken aus- 


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Einige Worte über sogenannte „Localfaunen“, 373 


dehnen, dass eine annähernde Vollständigkeit und demgemäss richtige Schluss- 
folgerungen von der Thätigkeit eines einzelnen Forschers nicht zu erwarten wären. 
Wo schon eine reiche Fachliteratur über die fraglichen Gebiete vorliegt, wäre 
das wohl möglich und gewiss auch lohnend; bei mangelhaft oder gar nicht er- 
forschten Gegenden würde sich die gründliche Bearbeitung der Fauna eines 
verhältnissmässig kleineren, aber verschiedene Regionen einschliessenden Gebietes 
am meisten empfehlen und für die Wissenschaft die werthvollsten Auischlüsse 
liefern. 

Eine allen Anforderungen gerechte Localfauna etwa von Galizien (oder 
wenigstens eines Theiles dieses Kronlandes), des Küstenlandes mit seinen vier 
verschiedenen Floren- und Faunentypen, von Tirol, welches Theile der nördlichen 
und südlichen Kalkalpen, sowie auch der Gentralalpen einschliesst, von Croatien, 
Dalmatien u. s. w. oder gar von Bosnien könnte unendlich viel Neues bieten und 
der Wissenschaft grosse Dienste erweisen. 

Wenn ich also auch unbedingt Herrn Handlirsch zustimme, dass eine . 
Bearbeitung der Fauna der verschiedenen Gebirgssysteme oder des Wiener Beckens, 
der ungarischen Tiefebene, der dalmatinischen Inseln u. s. w. höchst werthvoll 
und erwünscht wäre, so würde ich andererseits das Erscheinen einer Localfauna 
eines beliebigen österreichischen Kronlandes oder eines, auch wohl mehrerer zu- 
sammenzufassender Comitate von Ungarn ebenso willkommen heissen, selbst- 
verständlich unter der Voraussetzung, dass es sich hierbei um eine Arbeit 
handelt, welche allen den erwähnten Bedingungen nach Möglichkeit gerecht zu 
werden bestrebt ist. 


Bemerkungen zu vorstehenden Ausführungen über 
„Localfaunen“. 


Von 


Anton Handlirsech. 


Um Missverständnissen vorzubeugen, kann ich es nicht unterlassen, hier 
meinen Standpunkt in Sachen der „Localfaunen* etwas schärfer zu präeisiren. 
Unter den sogenannten „Localfaunen*“ habe ich selbstverständlich nur jene 
Sorte ebenso end- als gehaltloser Listen zoologischer Namen gemeint, die leider 
einen grossen Theil der zoologischen Literatur bilden, nicht aber jene seltenen, 


' vom thiergeographischen Standpunkte ausgehenden Behandlungen des Stoffes, zu 


denen beispielsweise Hormuzaki’s Verzeichniss der Lepidopteren der Bukowina 
gehört. Auch habe ich dabei nicht an Bestimmungsbücher gedacht, die sich oft 


des Titels „Fauna“ bedienen. 


In Bezug auf die „Vollständigkeit“ der Localfaunen bin ich keineswegs 
der Ansicht, dass es besser sei Nichts zu publieiren, als Unvollständiges, und 
halte es immer für wünschenswerth, interessante neue Thatsachen zu ver- 

257 


374 A.Handlirsch. Bemerkungen zu vorstehenden Ausführungen über „Localfaunen*. 


öffentlichen. Zu solchen Thatsachen können natürlich auch negative Resultate ge- 
hören. Es erscheint mir aber überflüssig, viele Seiten lange Listen gemeiner und 
weit verbreiteter Species, die in einem gewissen Gebiete gefunden wurden, zu 
drucken, um dem Leser zur Kenntniss zu bringen, dass man in derselben Gegend 
einige wenige Arten nicht gefunden habe. Für interessante Beobachtungen 
kann sich jeder Autor durch rasche Publication die Priorität sichern — auch 
wenn er keine endlosen Listen drucken lässt. Prioritätshascherei soll doch nie 
zur Ueberschwemmung der Literatur mit minderwerthigen Elaboraten führen. 

Dass die Aufnahme biologischer oder deseriptiver Daten in eine Localfauna 
unter Umständen erwünscht und werthvoll sein kann, bezweifle ich keineswegs, 
doch scheint es mir auch hier wieder überflüssig, zahlreiche leere Namen aufzu- 
zählen, um bei dieser Gelegenheit einige werthvolle Bemerkungen anzubringen. 

Für gänzlich unerforschte Gebiete wird zweifellos jeder Beitrag erwünscht 
sein — sei er auch noch so lückenhaft. Als „gänzlich unerforschtes Gebiet“ 
möchte ich aber doch nicht jeden kleinen, politisch begrenzten Bezirk oder jedes 
beliebige Gemeindegebiet betrachten, in dem zufällig noch kein Entomologe sein 
Netz geschwungen hat, sondern nur wirkliche Gebiete im thiergeographischen Sinne. 

Dass eine Localfauna als solche (abgesehen von den in derselben unter- 
gebrachten einzelnen Daten) auch dann einen wissenschaftlichen Werth haben 
kann, wenn sie sich auf ein politisch begrenztes Gebiet, also z. B. auf ein Kron- 
land bezieht, wird wohl nur dann der Fall sein, wenn in der Arbeit die einzelnen 
thiergeographischen Gebiete innerhalb des politischen Gebietes auseinandergehalten 
werden. Dann entspricht die Arbeit eben mehreren solchen Localfaunen, wie 
ich sie als anstrebenswerth bezeichnet habe. Ich fürchte jedoch, dass nur wenige 
Forscher in der Lage sein werden, so grosse Arbeiten allein und zugleich mit 
einer gewissen Gründlichkeit durchzuführen. 


Referate. 


Wettstein, R. v. Handbuch der systematischen Botanik. I. Band. 
Mit 762 Figuren in 128 Abbildungen. Leipzig und Wien (F. Deuticke), 1901. 
An Lehrbüchern der Botanik herrscht im Allgemeinen kein Mangel. Anders 

steht es, wenn wir speciell die systematische Botanik ins Auge fassen, die in 
vielen Lehrbiüchern nur nebenher und nicht selten auch recht oberflächlich ab- 
gethan wird. In dem vorliegenden neuen Buche ist der grösste Raum der Dar- 


stellung des Systems gewidmet, und da das vom Verfasser dargelegte System _ 
ein originelles ist, so ist das Buch auch für den Fachbotaniker von grossem 


Interesse. 


Der vorausgeschickte allgemeine Theil, der etwa drei Druckbogen ein- 


nimmt, beginnt mit der Besprechung der „Aufgabe der systematischen Botanik“ 
und deren „geschichtlicher Entwicklung“, wobei die Systeme von Jussieu, De 
Candolle, Endlicher, Brongniart, A. Braun, Eichler und Engler be- 


ne pr 


Referate. 375 


sprochen werden. Hierauf wendet sich der Verfasser der Darlegung der „Prineipien 
der phylogenetischen Systematik“ zu und bespricht später die Methoden der- 
selben, sowie das Entstehen neuer Formen im Pflanzenreiche überhaupt. Diese 
Capitel sind für jeden Botaniker sehr lesenswerth, weil sie nicht nur eine licht- 
volle Zusammenstellung zahlreicher Ergebnisse neuerer Forschungen bringen, 
sondern auch eine ganze Reihe eigener Ideen des Verfassers enthalten. Am 
Schlusse betont v. Wettstein mit Recht, „dass es nicht möglich ist, alle 
Phänomene der Formenbildung im Pflanzenreiche auf dieselben Ursachen zurück- 
zuführen“. Leiden doch die meisten Theorien, welche die Entstehung der Arten 
erklären wollen, an dem einen Fehler, dass sie aus der unberechtigten Verall- 
gemeinerung von Thatsachen, die in einzelnen Fällen unleugbar sind, ent- 
standen. 

Von dem speciellen Theil des Werkes enthält der vorliegende erste Band 
nur die Behandlung der Thallophyten. Das System des Verfassers ist ein neues, 
polyphyletisches System, welches in seinen Grundzügen schon vor mehreren Jahren | 
in einer kurzen vorläufigen Mittheilung publieirt wurde.!) Von dem Grundsatze 
ausgehend, dass Pflanzentypen, deren phylogenetischer Zusammenhang nicht er- 
wiesen werden kann, auch im Systeme strenge auseinander zu halten sind, unter- 
scheidet v. Wettstein sieben Stämme des Pflanzenreiches: I. Myxophyta, 
I. Schizophyta, III. Zygophyta, IV. Euthallophyta, V. Phaeophyta, VI. Rhodo- 
phyta, VII. Cormophyta. Das Auffälligste an diesem System ist die Trennung 
der Thallophyten in sechs Stämme, während gleichzeitig die Bryophyten, Pterido- 
phyten und Anthophyten in einen einzigen Stamm zusammengefasst werden. 
Der Verfasser glaubt die Berechtigung hierzu zu haben, da die entwicklungs- 
geschichtlichen Untersuchungen die monophyletische Entwicklung der Cormo- 
phyten „in hohem Masse wahrscheinlich* machen, während wohl „unter den 
sogenannten Thallophyten Typen sehr verschiedener Abstammung zusammen- 
gefasst wurden“. Referent ist in diesem Punkte allerdings anderer Ansicht, die 
er an dieser Stelle nicht ausführlich begründen kann; er möchte nur auf den 
einen Punkt aufmerksam machen, dass viele Thallophyten in Bezug auf die 
Verhältnisse ihrer Fortpflanzung noch recht unvollkommen bekannt sind und 
schon aus diesem Grunde ein endgiltiges Urtheil über deren phylegenetische Ent- 
wicklung gegenwärtig überhaupt nicht abgegeben werden kann. 


Im speciellen Theil des Werkes werden die einzelnen Stämme und deren 
Unterabtheilungen stets ausführlich charakterisirt; die Familien werden alle 
unter Angabe ihrer wichtigsten Merkmale angeführt, unter den Gattungen und 
Arten jedoch selbstverständlich eine strenge Auswahl getroffen, welche aber stets 
auch auf die praktischen Bedürfnisse Rücksicht nimmt. Zahlreiche vortreffliche 
Abbildungen, unter welchen sich viele Originale befinden, erleichtern die Be- 
nützung des Buches und tragen zum Verständniss der Darlegungen erheblich bei. 
Die wichtigste Literatur ist zu Beginn der einzelnen Hauptabtheilungen in Fuss- 
noten angeführt. 


!) Sitzungsberichte des Vereines „Lotos* in Prag, 1396. 


376 Referate. 


Die Behandlung der Myxophyten schliesst sich im Allgemeinen an die 
neueren Publieationen von Zopf, Schröter und Lister an. Ausführlich ist 
die Darlegung der Schizophyten, insbesondere jene der Schizomyceten. Die 
Zygophyten zerfallen nach Wettstein in die drei Classen der Peridineen, der 
Bacillarieen — bei deren Bearbeitung, sowie auch sonst im Buche, die sorgfältige 
Berücksichtigung der neuesten Literatur auffällt — und der Conjugaten. 


In den Stamm der „Euthallophyta“ stellt Wettstein die Chlorophyceen 
und die gesammten Pilze und Flechten (selbstverständlich mit Ausschluss der 
Myxomyceten und Schizomyceten). Recht glücklich scheint dem Referenten die 
Unterscheidung solcher Pilze, welche parasitisch oder saprophbytisch leben, und 
solcher, die „an Symbiose mit Algen angepasst“ sind („Flechten“). Auf diese 
Weise kommen die Lichenen ungezwungen zu einer ihrer selbstständigen Ent- 
wicklung entsprechenden Stellung im System der Euthallophyten. Die Ansichten 
des Verfassers über die phylogenetische Entwicklung der Chlorophyceen, welche 
in seinem System Ausdruck finden, sind aus einer vorläufigen Mittheilung be- 
kannt.!) Auch bei den Pilzen finden wir manches Originelle, obschon ihre 
Gruppirung sich im Allgemeinen an die in den „natürlichen Pflanzenfamilien“ 
gegebene anlehnt. 

Das Letztere gilt auch von der Bearbeitung der Phaeophyten und der 
Rhodophyten. Jedoch muss ausdrücklich betont werden, dass die Anlehnung 
an andere Systeme nie eine sclavische ist, sondern dass an sehr vielen Stellen 
eigene Ansichten des Verfassers zur Geltung gebracht sind. 

Wenn wir nun die Frage aufwerfen, für welche Kreise das Erscheinen 
des vorliegenden Handbuches von Bedeutung sei, so können wir dieselbe dahin 
beantworten, dass Studirende und Dilettanten in ihm einen verlässlichen Weg- 
weiser auf dem Gebiete der modernen Pflanzensystematik erhalten, während der 
Fachmann eine Fülle origineller Ideen und mannigfache Anregung zu weiteren 
Forschungen in dem Werke findet. Fritsch. 


De Vries, Hugo. Die Mutationstheorie. Versuche und Beobachtungen 
über die Entstehung der Arten im Pflanzenreich. Erster Band. Erste 
Lieferung. Mit zahlreichen Abbildungen und drei farbigen Tafeln. Leipzig 
(Veit & Co.), 1901. 


Unter den neueren Werken, welche sich mit dem schwierigen Problem 
der Entstehung der Arten im Pflanzenreiche befassen, nimmt das vorliegende 
eine hervorragende Stelle ein. Obschon von demselben heute nur eine Lieferung 
des ersten Bandes vorliegt, während das Werk zwei Bände mit sechs Lieferungen 
umfassen soll, lässt sich doch schon ganz gut der Hauptinhalt desselben über- 
blicken, um so mehr, als der Verfasser in der Einleitung das Wesentlichste 
vorausschickt. 

Der Verfasser denkt sich die Entstehung der Arten nicht allmälig, so 
dass sich eine Art in die andere oder in mehrere Tochterarten nach und nach 


ı) Vergl. diese „Verhandlungen“, 1899, S. 445. 


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al a nd ZU Dane Zu 


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Referate, 37 7 


langsam umwandeln würde, sondern plötzlich, so dass unter den Nachkommen 
einer und derselben Art auf einmal ein neuer Typus auftritt, dessen Eigenschaften 
dann vererbt werden. Die ersten derartigen Umänderungen sind natürlich relativ 
unbedeutende, d. h. es ist die neue Form der alten noch sehr ähnlich; wieder- 
holt sich aber dieser Vorgang mehrmals, so können schliesslich Typen entstehen, 
die dem Urtypus schon recht unähnlich geworden sind. 

Diese Auffassung ist nicht etwa nur ein Product der Speeulation, sondern 
sie stützt sich auf Thatsachen, welehe De Vries beobachtete. Er eultivirte seit 
einer Reihe von Jahren Oenothera Lamarckiana, die in Holland verwildert vor- 
kommt. Er verpflanzte zunächst neun kräftige junge Exemplare (respective be- 
wurzelte Blattrosetten) in den Garten. Diese trugen Tausende von Samen, aus 
welchen eine zweite Generation herangezogen wurde. In dieser zweiten Generation 
befanden sich nun neben (rund) 15.000 normalen Individuen zehn mit abweichenden 
Merkmalen, und in den weiter folgenden Generationen wurde die Zahl der ab- 
weichenden Individuen noch erheblich grösser. Auf diese Weise entstanden sieben . 
verschiedene neue Typen neben dem Haupttypus der Oenothera Lamarckiana. 
De Vries nennt dieselben „elementare Arten“. Unter diesen war eine, die 
Verfasser Oenothera gigas nennt, besonders merkwürdig. Sie trat in der vierten 
Generation der Oenothera Lamarckiana in einem einzigen Individuum 
auf, und die aus den autogam befruchteten Blüthen dieses Individuums heran- 
gezogenen vier Generationen zeigten die vollkommene Constanz der plötz- 
lich aufgetretenen neuen Merkmale. Die neue Art ist also plötzlich, un- 
vermittelt, ohne alle Uebergänge entstanden. 

Diese sprunghafte, plötzliche Veränderung der Artmerkmale ist die . 
Mutation, und die Theorie, welche auf diese Ursache die Entstehung neuer 
Arten überhaupt zurückführt, die Mutationstheorie. Zur theoretischen Be- 
gründung dieser auf den ersten Blick fast unerklärlichen Erscheinung (der 
Mutation) nimmt De Vries an, dass die Eigenschaften der einzelnen Pflanzen- 
arten (sowie der Organismen überhaupt) aus einer grossen Zahl von „Einheiten“ 
sich zusammensetzen. Diese „Einheiten“ stehen ohne Uebergänge nebeneinander. 
Tritt nun zu den in einer Art vorhandenen Einheiten eine neue Einheit dazu, 
so entsteht — und zwar plötzlich — eine neue Form, welche eben durch diese 
eine Einheit von der früheren sich unterscheidet. 

Das sind die allerwesentlichsten Hauptpunkte der Mutationstheorie von 
H.de Vries. Liest man sein Werk, beziehungsweise dessen erste Lieferung, so 
muss man wohl zugeben, dass durch Mutation neue Formen entstehen können, 
ja dass sie in einzelnen Fällen thatsächlich so entstehen. Denn man 
müsste bei den Versuchen mit Oenothera grobe Beobachtungsfehler, beziehungs- 
weise ungenaue Controle der Culturversuche annehmen, wenn man nicht die 
Thatsache der Mutation als durch dieselben erwiesen anerkennen wollte. Aber 
was berechtigt den Verfasser zu der Verallgemeinerung, dass immer und überall 
die Pflanzenarten auf diese Weise entstehen? Gibt doch De Vries selbst an, 
dass er „im Laufe der Jahre weit über hundert soleher Arten“, bei denen er 
Neigung zu abnormalen Bildungen beobachten konnte, in Cultur genommen hatte, 


378 Referate, 


und bemerkt, dass „im Wesentlichen nur Eine thatsächlich seinen Wünschen (!) 
entsprochen habe“! Er vermuthet deshalb, „dass die meisten Arten unserer 
Gegend sich in einer immutablen Periode befinden, und dass Pflanzen, welche 
gerade in einer mutablen Periode sind, uns verhältnissmässig selten begegnen“, 
Das ist aber eine ganz willkürliche Annahme zu Gunsten seiner Theorie; denn 
gerade so gut oder vielleicht noch berechtigter könnte man daraus schliessen, 
dass eben die Mutation keine im Pflanzenreiche allgemein und regelmässig 
vorkommende Erscheinung ist. 

In der That erscheint es dem Referenten viel wahrscheinlicher, dass die 
Entstehung der Arten auf verschiedene Weise erfolgen kann und thatsächlich 
erfolgt. Wenn man beispielsweise Wettstein’s Untersuchungen über den Saison- 
dimorphismus ins Auge fasst, so wird man kaum die Möglichkeit finden, das 
Auftreten von Sommer- und Herbstformen eines Typus durch Mutation zu er- 
klären; und auch die Entstehung der Arten durch Kreuzung kann nicht ohne- 
weiters als nicht existirend bezeichnet werden. Es ist aber eine merkwürdige 
Erscheinung, dass die meisten Schöpfer einer neuen Theorie diese als allgemein 
giltig hinstellen wollen und dabei übersehen, dass andere Theorien nicht mit 
geringerer Berechtigung aufgestellt wurden als die ihrige. 

Fritsch. 


Coulter J. N. and Rose J. N. Monograph of the North American Um- 
belliferae. Contributions from the U. S. National Herbarium. Vol. VII, 
Nr. 1. Washington, 1900. 


Die Verfasser hatten schon im Jahre 1888 eine Revision der nordameri- 
kanischen Umbelliferen publieirt, der nun die vorliegende monographische Bear- 
beitung im Umfange von 256 Druckseiten folgt. Bei den nahen Beziehungen, 
die zwischen den nordamerikanischen und den europäischen Umbelliferen be- 
stehen, ist diese Monographie auch für unsere heimische Flora von grossem 
Interesse. Nicht weniger als 18 Gattungen sind Nordamerika und Europa ge- 
meinsam: Hydrocotyle, Sanicula, Eryngium, Chaerophyllum, Caucalis, Bifora, 
Bupleurum, Apium, Cicuta, Carum, Sium, Berula, Oenanthe, Ligusticum, 
Comioselinum, Angelica, Heracleum und Daucus. Allerdings sind die aller- 
meisten nordamerikanischen Arten dieser Gattungen von den europäischen ver- 
schieden. Die Gattung Peucedanum ist in Nordamerika durch die sehr nahe 
verwandte Gattung Lomatium vertreten, deren Arten fast durchwegs zuerst als 
Peucedanum-Arten beschrieben wurden. 


Zum Zwecke der Bestimmung nordamerikanischer Umbelliferen wird die 
vorliegende Monographie stets gute Dienste leisten. Es sind sowohl für die Gat- 
tungen als auch für die Arten Bestimmungstabellen vorhanden und ausserdem 
erleichtern zahlreiche Abbildungen das Bestimmen. 


Drei neue Gattungen sind in dieser Monographie beschrieben: Drudeo- 
phytum (verwandt mit Deweya Tow. et Gray), Aulospermum (verwandt mit 
Pteryxia Nutt.) und Rhysopterus (verwandt mit Cymopterus Raf.). Hierzu 
kommt dann noch die von Nuttall im Herbar aufgestellte, hier nun publieirte 


“a 


Referate. 37 9 


Gattung Cynomarathrum aus der Verwandtschaft von Peucedanum L. Grösser 
ist die Zahl-der neuen Arten, auf welche hier nicht eingegangen werden kann. 
Von Interesse ist auch die am Schlusse gegebene Liste eingeschleppter 
Arten, unter welchen sich folgende europäische finden: Eryngium campestre L. 
und planum L., Ohaerophyllum temulum L. und bulbosum L., Anthriscus sil- 
vestris (L.), Cerefolium (L.) und vulgaris Pers., Scandix Pecten Veneris L., Torilis 
nodosa (L.) und Anthriscus (L.), Caucalis latifolia L., Coriandrum sativum L., 
Bifora radians M. B., Conium maculatum L., Bupleurum rotundifolium L., 
protractum Hofigg. et Lk. und Odontites L., Apium graveolens L., nodiflorum 
(L.) und repens (L.), Petroselinum sativum Hoffm., Ammi majus L. und Vis- 
naga (L.), Carum Carvi L., Pimpinella saxifraga L., Aegopodium Podagraria 
L., Oenanthe Phellandrium Lam., Aethusa Cynapium L., Foeniculum vulgare 
Mill., Anethum graveolens L., Levisticum officinale Koch, Imperatoria Ostru- 
thium L., Pastinaca sativa L., Heracleum Sphondylium L. und Daucus Carota L. 
Fritsch.  . 

Sarasin, Dr. Paul und Dr. Fritz. Ueber die geologische Geschichte 
der Insel Celebes auf Grund der Thierverbreitung. Mit 15 karto- 

graphischen Tafeln. Wiesbaden, 1901. 

Als dritter Band der „Materialien zur Naturgeschichte der Insel Celebes* 
erscheint obige überaus gründliche Arbeit, welche eine allgemeine zoogeographische 
Studie von hervorragendster Bedeutung darstellt. Die bestbekannten Verfasser, 
welche Celebes durch eigene zoologische Erforschung kennen gelernt haben, be- 
arbeiteten in den beiden vorangegangenen Bänden der „Materialien“ bereits die 
Land- und Süsswassermollusken der genannten Insel in erschöpfender und auch 
vom Standpunkte descendenztheoretischer Studien mustergiltigen Weise. Nunmehr 
schreiten sie in vorliegendem Bande zur zoogeographischen Verwerthung der 
faunistischen Resultate’ nicht blos ihrer eigenen vorangegangenen Bearbeitung der 
Celebes-Mollusken, sondern auch jener, welche sich aus der bekannt gewordenen 
geographischen Verbreitung der Landplanarien (nach Graff), Amphibien, Rep- 
tilien, Vögel und Säugethiere dieser Insel ergeben. 

Keine Insel des „indo-australischen Archipels* war rücksichtlich ihres 
Faunencharakters bereits Gegenstand so oftmaliger und eingehender Erörterungen 
als Celebes, welches bald für die orientalische Region, bald für. die australische 
in Anspruch genommen wurde. Keine Untersuchung darüber war aber so um- 
fassend und vorurtheilsfrei angestellt als die vorliegende. Als unmittelbare 
Voraussetzung der Arbeit war eine vollständige Beherrschung der faunistischen 
Kenntnisse sämmtlicher Celebes umgebenden Inselgebiete nothwendig. Die Ver- 
fasser entwarfen sohin für jede einzelne von Celebes bekannt gewordene Art — 
wobei in erster Linie die für zoogeographische Fragen besonders wichtigen Land- 
mollusken in Betracht kamen — eine Karte ihrer gesammten Verbreitung. Die 
Karten zahlreicher Species fingen nun an sich zu decken, so dass sie gleichzeitig 
für mehrere Species galten. Auf diese Weise combinirend, ergab sich die noth- 
wendige Annahme von verschiedenen Landbrücken, deren die Verfasser für Celebes 
vier annehmen. Bevor hierauf näher eingegangen wird, sei nur noch zur Methode 


3 s0 Referate. 


der Verfasser bemerkt, dass Sarasins ihre Schlüsse — im Gegensatze zu Wal- 
lace, der hauptsächlich die Vertheilung der Familien und Gattungen berück- 
siehtigte — in erster Linie auf die Verbreitung der Arten gründen, was mit 
Rücksicht darauf, dass die Besiedlung von Celebes erst in geologisch jüngerer 
Zeit erfolgt sein konnte und der Artbegriff relativ noch weniger Schwankungen 
ausgesetzt ist, als jener der höheren Kategorien, für diese Detailstudie gewiss 
wohlberechtigt ist. Auch haben die Verfasser ihre Annahmen fast ausschliesslich 
nur auf die thatsächlich nachgewiesenen Formen und nur sehr selten auch auf 
fehlende (d. h. bisher nieht von Celebes bekannt gewordene) gestützt. 

Sarasins wenden sich auch in scharfer Weise gegen die „Regionen“, 
welche nach ihrer Auffassung nur künstliche Begriffe sind. Die Fragestellung 
dürfe daher auch nicht lauten, gehört Celebes zur orientalischen oder austra- 
lischen Region, sondern, „welche Landverbindungen und in welcher Zeit sind als 
nothwendig vorauszusetzen, um das Zustandekommen der heutigen Fauna der 
Insel zu erklären“. 

Celebes ist nun nach den Untersuchungen der Verfasser geologisch ge- 
sprochen eine junge Bildung und nicht etwa der Rest eines alten Continents. 
Im Eocän existirte Celebes überhaupt noch nicht. Ein weiter See schied damals 
Asien von Australien, deren Trennung schon vor der Tertiärzeit erfolgte. Erst 
zu Beginn des Miocäns scheint die Hebung und Auffaltung von Celebes ihren 
Anfang genommen zu haben. Im Miocän erfolgte dann auch die erste Besied- 
lung der Insel, wahrscheinlich von Java her, womit Celebes durch eine Land- 
brücke verbunden war; ebenso dürfte damals bereits eine Landverbindung mit 
den Molukken (respective Halmahera) bestanden haben. Eine weitere Hebung 
fand statt, die zur Pliocänzeit ihr Maximum erreichte. In dieser Zeit war Celebes 
dann auch mit Flores und Mindanäo durch Landbrücken verbunden. Diese grosse 
Festlandsepoche ist also relativ modern, in ihr erfolgte hauptsächlich die Besied- 
lung von Celebes. Mit Ende des Pliocän oder zu Beginn des Pleistocän geschah 
dann die langsame Auflösung der Landverbindungen infolge von Einbrüchen. In 
der der Gegenwart unmittelbar vorhergehenden Periode fand sogar ein etwas tieferes 
Untertauchen statt als heute, wodurch Süd-Celebes sogar durch einen Meeresarm 
quer durchschnitten wurde, endlich trat neuerdings wieder eine leichte Hebung ein. 

Dies in Kürze die Entstehungsgeschichte der Insel, worüber ausführlichere 
Mittheilungen unter näherer Angabe der geologischen Thatsachen dem nächsten 
Bande der „Materialien“ vorbehalten sind. 

Was nun die Antheilnahme der vier genannten Landbrücken an der Fauna 
von Celebes anbelangt, so gibt nachstehende Tabelle für drei der wichtigsten 
Formenkreise einen Einblick: 

Weit verbreitet oder Java- Philippinen- Molukken- Flores- 


unsicherer Herkunft brücke brücke brücke brücke 
Mollusken, si; suchesja 303% 214.90; 23:3%o 15:1, Yo.082 %o ° 
Amphibien und Reptilien 110,6. 379, .264, LKulyg rd 
Voir 288 „ 2 EEG 19:05; 
Mittel... 25°6 °)o 283%. 219%. 153% : - Tr 


| 


Referate. 381 


Die Antheilnahme der Java- und Philippinenbrücke zusammen, welche als 
das asiatisch-sundaische Faunenelement bezeichnet werden können, beträgt gerade 
die Hälfte (50:2°/,) der ganzen Fauna von Celebes, wogegen die Molukken- und 
Floresbrücke, welche das australische Faunenelement darstellen, nur den vierten 
Theil der Fauna den Ursprung gegeben haben. Das restliche Viertel, welches 
auf weit verbreitete Arten oder solche unsicherer Herkunft entfällt, dürfte sich 
noch zu Gunsten asiatisch-sundaischer Herkunft in Zukunft beträchtlich ver- 
mindern, so dass der asiatisch-sundaische Faunencharakter auf Celebes weitaus 
überwiegt. Dies hat auch für die in der Tabelle nicht berücksichtigten Säuge- 
thiere Geltung, wovon sich nach Sarasins 77 Arten auf Celebes finden. Die 
Säugethierfauna dieser Insel ist um Vieles ärmer als jene der Sunda-Inseln, 
jedoch reicher als jene der Molukken. Mit Ausserachtlassung der durch den 
Menschen verbreiteten Arten (wie Mus decumanus, M. rattus und M. musculus) 
und der durch Flug weit verbreiteten Fledermäuse, ist fast die Hälfte der Säuge- 
thiere, nämlich 32 Arten, endemisch. Dieser Endemismus ist etwas grösser als . 
bei Vögeln, Reptilien und Amphibien, dagegen viel schwächer als bei den Land- 
mollusken, wo von 177 nachgewiesenen Arten 138 endemisch sind. Babirussa, 
bis jetzt nur von Nord-Öelebes und Buru bekannt und fossil noch nirgends nach- 
gewiesen, muss von der asiatischen Seite nach Celebes gekommen sein. Ebenso 
ist Cervus moluccensis höchst wahrscheinlich ein Einwanderer der Javabrücke, 
der sich von Celebes aus über die Molukkenbrücke nach Halmahera, Buru und, 
Amboina verbreitet hat. Die Gattung Phalanger hat Celebes hingegen von den 
Molukken erhalten. 

Von höchstem Interesse sind die Ansichten Sarasins’ über die von Wal- 
lace angenommene scharfe Faunengrenze (sogenannte Wallace’sche Linie), 
welche Bali von Lombok, Borneo und Mindanäo von Celebes trennt und nach 
Wallace zwei Primärdivisionen der Erde scheidet. Auch Sarasins nehmen hier 
faunistische Grenzen an, geben jedoch der Hauptlinie einen kürzeren und etwas 
anderen Verlauf. Nach ihnen besteht nur zwischen Borneo und Celebes, welche 
beide Inseln keine einzige Thierart ausschliesslich gemeinsam haben, eine scharfe 
Faunengrenze erster Ordnung; diese geht durch die Macassarstrasse, aber statt 
südwärts durchzuschneiden, wendet sie sich nach Westen in den Javasee, um gegen 
die alte Landverbindung hin, welche einst Java über Sumatra mit Borneo ver- 
einigte, blind zu enden. Auch im Norden muss sie an der früheren Brücke 
zwischen Nord-Celebes und Mindanäo endigen. Diese Linie (Sarasin'sche Linie) 
macht keineswegs den Anspruch, einen asiatischen Theil des Archipels von einem 
australischen trennen zu wollen; sie bezeichnet nur eine Zone, in welcher in 
jüngerer geologischer Vergangenheit keine Landverbindung bestanden und somit 
auch kein Thieraustausch stattgefunden hat. 

Die südliche Fortsetzung der Wallace’schen Linie, respective die Annahme 
einer gleich scharfen Faunengrenze auch zwischen Bali und Lombok wurde schon 
früher mehrfach widerlegt, so in jüngerer Zeit namentlich durch Weber, der 
auch einen Öyprinoid für Lombok nachwies, während sonst diese Fischfamilie 
in der australischen Region durchaus fehlt. Auch besteht kein so tiefer Spalt 


38 2 Referate. 


zwischen den beiden Inseln, als man früher annahm, da Weber eine Schwelle 
mit nur 312m Maximaltiefe zwischen ihnen auffand. Immerhin sehen sich 
Sarasins gezwungen, wenigstens eine Faunengrenze zweiter Ordnung zwischen 
Bali und Lombok beizubehalten. 

Die bedeutende Verschiedenheit der Fauna von Nord- und Süd-Celebes 
wird von Weber blos durch Isolirung infolge von (vorübergehenden) Zerfall der 
Insel erklärt, was nach Sarasins schon darum nicht angeht, weil die Faunen 
von Nord- und Süd-Celebes nicht aus einer früher gemeinsamen abgeleitet werden 
können, sondern auf verschiedene Bezugsquellen hindeuten. Sie suchen eine Er- 
klärung in der Annahme, dass die Wanderung mancher Arten, selbst bei Vögel, 
nur sehr langsam vor sich geht. Daher hat auch kein vollständiger Ausgleich 
mit den Faunen der Gebiete, aus welchen durch bestandene Landbrücken die 
Einwanderung erfolgte, stattgefunden. Auch müssen die Landbrücken nicht für 
alle Thierarten passirbar gewesen sein. Schliesslich verändern sich auch viele 
Arten bei ihrer langsamen Ausbreitung und lassen den Zusammenhang mit der 
Stammart nur mehr in besonders günstigen Fällen erkennen. 

Wie bereits hervorgehoben, stehen und fallen die Sarasin’schen An- 
nahmen mit der Behauptung, dass Celebes kein Rest eines alten Continents sei, 
sondern eine selbstständige Erhebung, welche geologisch jünger ist, als die um- 
liegenden gegenwärtigen Inselgebiete. Celebes besitzt also nicht eine „verarmte 
indische Fauna“, wie vielfach behauptet wurde, sondern eine verhältnissmässig 
moderne Mischfauna aus vier benachbarten Gebieten, unter welchen der javanisch- 
philippinische Charakter überwiegt, vergesellschaftet mit einzelnen Resten einer 
älteren Invasion. 

Und diese Charakteristik trifft zweifellos auch auf die Arthropoden-Fauna 
von Üelebes zu, obwohl von den Verfassern leider keine Vertreter dieses Thier- 
kreises in ihre Betrachtungen einbezogen wurden. 

Abgesehen von der Fülle exacter Detailforschungen, worauf sich das reiche 
kartographische Material bezieht, liegt die hervorragende Bedeutung der be- 
sprochenen Arbeit darin, dass die „Wallace’sche Linie* in ihrer Bedeutung als 
Faunengrenze erster Ordnung endgiltig auf die Macassarstrasse zwischen Borneo 
und Celebes beschränkt wurde, weiters in der consequenten Durchführung des 
Gedankens, dass die Ausbreitung der meisten Thierformen an festes Land, resp. 
an Landbrücken gebunden sei und die bereits von Ihering und Anderen be- 
kämpfte Ausbreitung: „schwimmend, treibend oder fliegend“, eine viel geringere 
tolle spiele, als von Wallace und Anderen angenommen wurde. Was schliesslich 
die Bekämpfung des Regionsbegriffes anbelangt, so sei (ohne für Schulbegriffe 
eine Lanze brechen zu wollen!) nur die Bemerkung gestattet, dass der Regions- 
begriff, der zweifellos zur Förderung der Zoogeographie in den letzten drei De- 
cennien beigetragen hat, sicherlich seine Berechtigung behält, wenn man vor Allem 
die grossen Festlandsmassen in Betracht zieht, wo ein innigerer Austausch der 
Formen für grosse Territorien stattfinden konnte. Gewiss darf man damit nicht 
die Vorstellung verbinden, dass alle Bewohner einer Region gleicher Herkunft 
und gleichen Alters seien. Die Region darf eben nichts weiter sein, als ein er- 


Referate. 383 


weiterter Localitätsbegriff, eine Relation höherer Ordnung, womit die Zugehörig- 
keit grösserer Formenkreise zu bestimmten Territorien in der Gegenwart bezeichnet 
werden soll. Die Verfasser selbst sprechen sich über die begriffliche Veränderung 
der Region treffend dahin aus, dass sie sagen (S. 143), durch die Descendenz- 
theorie verloren die Regionen ihren Charakter als Schöpfungsceentren und sind 
nur noch Theile der Erdoberfläche, welche mehr oder minder lang isolirt ge- 
blieben sind und wo infolge dessen eigene, neue Formen ausgebildet werden 
konnten oder alte vor Verdrängung und Untergang bewahrt blieben. Und in 
diesem Sinne ist der Regionsbegriff nicht künstlicher als jener der höheren 
systematischen Kategorien, welche seit ihrer Aufstellung eine ähnliche begriffliche 
Modification erfahren haben. Rebel. 


Publicationen über Lepidopteren. 
(Referent Dr. H. Rebel.) 


Pagenstecher, Dr. A., Libytheidae. Das Thierreich, 14. Lief. Berlin, R. Fried- 
länder & Sohn, 1901. (18 S., 4 Fig.) 

Als erster lepidopterologischer Theil des Thierreiches erscheint eine Bear- 
beitung der Libytheiden aus der bekannten Feder von Pagenstecher. Das 
ÖOpusculum, welches die Bearbeitung einer Gattung mit drei Untergattungen, 
10 Arten und 17 Varietäten enthält, stellt sich als eine werthvolle monographische 
Studie dieser alten Rhopalocerenfamilie dar, welche fast eine universelle Aus- 
breitung besitzt. Die Untergattung Libythea (s. str.) gehört der paläarktischen, 
orientalischen und australischen Region an, Dichora der äthiopischen und Hy- 
patus den beiden amerikanischen Faunengebieten. Bestimmungsschlüssel und 
umfassende Literaturangaben erhöhen wesentlich den Werth der Publication. 
Möge die kleine, aber schöne Arbeit als Paradigma und Aneiferung für die Bear- 
beitung umfangreicherer Gruppen dienen. 


Strecker Herm., Index of Species to Kirby’s Synonymie Catalogue of Lepido- 
ptera Heterocera. Reading, P. A., U. S. A., 1899 (bei R. Friedländer & Sohn, 
Preis 4 Mk.). 

Der erste Band des Heteroceren-Kataloges (Sphinges and Bombyces, 1892) 
von Kirby wurde unglaublicher Weise ohne einen Arten-Index herausgegeben, 
was die Benützbarkeit dieses umfangreichen Buches bei dem Umstande einer viel- 
fach verschiedenen Gattungsnomenclatur ausserordentlich erschwerte. Diesem 
dringenden Bedürfnisse ist Strecker nunmehr nachgekommen. Der von ihm 
verfasste Index lässt allerdings Manches zu wünschen übrig; so sind die Namen, 
ob geltend oder synonym, nur mit einer Type gesetzt, bei keinem Namen wird 
der Autor genannt, bei gleichlautenden Arten wird der Name nur einmal mit 
allen Seitenzahlen, jedoch ohne wünschenswerth gewesene Beifügung der Gattungs- 
namen gegeben, so dass beispielsweise Jemand bei dem Namen Ochracea 21 Mal 
nachschlagen kann, bis er die gesuchte Art findet. Gleichwohl ist auch dieser 


354 Referate. 


Index, der keinerlei sachliche Correeturen enthält, jedem Besitzer des Kirby- 
schen Kataloges gewiss willkommen. 


Hüttner Aug., Fauna der Grossschmetterlinge des Karlsbader Gebietes. Karls- 
bad, 1900. 

Der Karlsbader Entomologische Verein hat bereits im Jahre 1890 ein Ver- 
zeichniss der Karlsbader Macrolepidopteren herausgegeben, welches jetzt vervoll- 
ständigt, verbessert und im bequemen Formate eines Büchleins, dem am Schlusse 
ein Kalendarium für die Erscheinungszeit der Arten, sowie Namens-Indices bei- 
gegeben sind, vorliegt. Leider blieben doch noch einige auffallende, auf un- 
richtiger Bestimmung beruhende Angaben, woran das erste Verzeichniss besonders 
reich war, stehen, wie z. B. Coenonympha Satyrion Hb. (?) (was sich doch wohl 
nur auf Coenon. Arcania L. beziehen kann), Syrichthus Orbifer Hb., Acidalia 
Pygmaearia Hb., Acidalia Filacearia H.-S., Acidalia Imitaria Hb., ? Gnophos 
Dumetata („überall häufig“), ? Cidaria Taeniata Steph. („Raupe: September an 
allen Laubhölzern“!), Cidaria Austriacaria H.-S. („Grasblattspanner*!), Kupi- 
thecia Graphata Tr. („Beifussblüthenspanner*), Kupithecia Mayeri Mn. („Samen- 
blüthenspanner“) ete. Viele Angaben über Futterpflanzen beruhen auf unrichtiger 
literarischer Information und gewiss nicht auf Erfahrung. Auch wäre eine grosse 
Zahl von Druckfehlern in den Namen zu vermeiden gewesen. Mögen die hier 
gemachten Ausstellungen die rührigen Mitglieder des Vereines nicht etwa ent- 
muthigen, sondern vielmehr zum Anlasse dienen, ihr zweifelhaftes Material von 
Fachleuten überprüfen zu lassen und mit peinlicher Sorgfalt die nächste Auflage 
der „Fauna“ vorzubereiten. 


Reichert Alexander, Die Grossschmetterlinge des Leipziger Gebietes. Heraus- 
gegeben vom Entomologischen Verein „Fauna“ zu Leipzig zur Feier seines 
25jährigen Bestehens. 3. Aufl. Leipzig, 1900. 


Alle die Fehler, welche soeben bei der Fauna des Karlsbader Gebietes 
genannt werden mussten, sind in diesem durchaus correct und sorgfältig gear- 
beiteten Verzeichnisse vermieden worden. Eine solche Genauigkeit und Verlässlich- 
keit der Angaben (wofür in interessanten Fällen auch stets der Gewährsmann 
genannt wird) lässt sich allerdings erst nach vieljähriger Thätigkeit, auf welche 
der Leipziger Verein mit Genugthuung zurückblicken kann, erreichen. Bei ein- 
zelnen Arten werden auch kurze desceriptive Angaben über aberrante Exemplare, 
überall jedoch genaue Zeit- und Localitätsangaben gemacht. Die ausserordentlich 
gut durchforschte Umgebung von Leipzig beherbergt nach dem instructiven Vor- 
wort 782 Arten Macrolepidopteren, darunter 94 Arten Tagfalter und 289 Eulen. 
Möge die Leipziger „Fauna“ vielen anderen entomologischen Vereinen als Vor- 
bild dienen! 


n 


Referate. 355 


Die zoologischen und botanischen Abhandlungen der Jahresberichte 
österreichischer Mittelschulen mit deutscher Unterrichtssprache im 
Jahre 1900. 


Von 
Dr. Alfred Burgerstein. 


Gredler, P. Vineenz. Zur Conchylienfauna von China. XX. Stück. 
(Programm des Gymnasiums der P. P. Franziskaner in Bozen. 10 8.) 

Der Verfasser, welcher bekanntlich schon viele Beiträge zur Kenntniss der 
malakologischen Fauna Chinas geliefert hat, veröffentlicht hier ein alphabetisches 
Register der von ihm im I.—XIX. „Stück“ aufgestellten Arten und benannten 
Varietäten, nebst Angabe des Publicationsortes und -Jahres. Diese Zusammen- 
stellung wird Fachmännern deshalb willkommen sein, weil Gredler’s Arbeiten 
über China-Conchylien im Laufe von 22 Jahren an verschiedenen Orten ver- 
öffentlicht wurden. 


Solla, Dr. R. F. Pflanzenschäden, durch Thiere verursacht. (Pro- 
gramm der Staats-Oberrealschule in Triest. 22 S.) 

Der Verfasser bespricht in dem vorliegenden Aufsatze von allgemeinen Ge- 
sichtspunkten ausgehend und mit Benützung einschlägiger Literatur Zerstörungen, 
Schädigungen, Wachsthumshemmnisse ete. von pflanzlichen Organen und Geweben, 
die durch verschiedene Thiere, insbesonders durch Larven und IJImagines von 
Inseceten verursacht werden. 


Kernstoek Ernst. Die europäischen Cladonien. (Programm der Staats- 
Realschule in Klagenfurt. 36 S.) 

Diese letzte Publication des im vorigen Jahre verstorbenen, in wissen- 
schaftlichen Kreisen geschätzten Lichenologen ist ein auf die europäischen Formen 
beschränkter Auszug aus der grossen „Monographia eladoniarum* von Wainio. 
Bei dem Chaos an Arten und Varietäten, Synonymen und Descriptionen euro- 
päischer und exotischer Cladonien in Wainio’s umfangreicher Monographie 
bildet Kernstock’s Bearbeitung einen ganz praktischen Orientirungsbehelf. Der 


erste Theil umfasst den Clavis analytieus, der zweite den Conspectus systematicus. 


EN 


Essl Wenzel. Beitrag zu einer Kryptogamenflora um Krumau. (Pro- 
gramm der deutschen Staats-Realschule in Prag-Neustadt. 32 8.) 

In Ergänzung der von Raimund Allram bearbeiteten Phanerogamenflora 

von Krumau veröffentlicht der Verfasser auf Grund mehrjähriger Beobachtungen 


eine Kryptogamenflora des Gebietes. Das vorliegende Stück umfasst die Equi- 
_ setaceen (5), Lycopodiaceen (4), Polypodiaceen (21), Sphagnaceen (3), Musei (47). 
Die Arten sind unter Zugrundelegung von Rabenhorst nach jeder Richtung 


hin ausführlich beschrieben. Die niederen Kryptogamen dürften im nächstjährigen 


- Jahresberichte folgen. 


Maresch Josef. Beiträge zur Kenntniss der Sporenpflanzen des nie- 
deren Gesenkes mit besonderer Angabe der Standorte der Um- 


386 Referate. 


gebung von Sternberg. (Programm der Landes-Oberrealschule von Stern- 
berg, Mähren. 28 8.) 

Der vorliegende erste Theil umfasst die Pteridophyten, die Moose und 
einen Theil der Flechten, und zählt 4 Ophioglossaceen, 24 Polypodiaceen, 1 Os- 
mundacee (O. claytoniana, nur in Gärten), 7 Equisetaceen, 4 Lycopodiaceen, 
3 Sphagnaceen, 210 Laubmoose, 74 Lebermoose und 89 Flechten auf. Bei den 
einzelnen, insbesondere seltenen Arten sind die Fundorte angegeben. 


Oborny Ad. Beiträge zur Kenntniss der Gattung Potentilla. (Pro- 
gramm der Landes-Oberrealschule in Leipnik. 23 8.) 

Der bekannte Verfasser der „Flora von Mähren und Oesterreichisch- 
Schlesien“ versucht, auf eigene Beobachtungen, sowie auf die Literaturangaben 
von Beck, Borbäs, Öelakovsky, Formänek, Kerner und Zimmeter ge- 
stützt, die in Mähren und Schlesien vorkommenden Arten der Gattung Poten- 
tilla in Form eines ausführlichen Bestimmungsschlüssels niederzulegen, um auch 
weiteren Kreisen das Studium dieser interessanten Gattung zu erleichtern. Im 
Ganzen werden 48 Arten kritisch beschrieben. 


Prerovsky Richard. Schulflora von Leipa und Umgebung. I]. Theil. 
Die wild wachsenden, verwilderten und frei cultivirten Bäume, Sträucher und 
Halbsträucher. (Programm der Staats-Realschule von Böhmisch-Leipa. 56 8.) 

Der veröffentlichte erste Theil der „Schulflora“ zerfällt in zwei Absehnitte; 
der erste enthält Tabellen zur Bestimmung der Gattungen und der im Gebiete 
vorkommenden Arten, der zweite die Beschreibung der Genera und Species, so- 

wie analytische Tabellen zur Bestimmung derjenigen Arten, die zu den im 

I. Abschnitte genannten Gattungen gehören. Bastarde blieben fast durchwegs 

unberücksichtigt. Fundorte und Blüthezeit fehlen; beide sollen in Hantschel’s 

„Botanischem Wegweiser“ und dessen „Beiträgen zur Flora des Clubgebietes“* 

nachgesehen werden. Da nun der Zweck dieser „Schulflora“ der ist, den Schülern 

des Verfassers in der Schule und angehenden Freunden der heimatlichen Flora 
das Erkennen der Pflanzenformen zu erleichtern, so ist es misslich, Fundorte und 

Blüthezeit in einem anderen Buche suchen zu müssen. Die Blüthezeit lässt sich ja 

sehr kurz durch Ziffern ausdrücken, z. B. April bis Mai — 4—5, und von Fund- 

orten hätten wenigstens die der selteneren Pflanzen aufgenommen werden sollen. 


Starkl, Dr. Gottfried. Der botanische Garten des Collegiums in 
Kalksburg. (Programm des Gymnasiums der Jesuiten in Kalksburg. 10 8.) 
Im Anschluss an seinen vorjährigen Bericht über den Kalksburger Schul- 
garten theilt der Verfasser die Namen von 142 Arten mit, um die sich der Pflanzen- 
stand seitdem vermehrt hat. Letzterer beträgt gegenwärtig 615 Arten, die sich 
auf 110 Familien vertheilen. Kalksburg besitzt demnach unter den Mittelschulen 
den reichhaltigsten Schulgarten. Der an Kälte und Schnee abnorm reiche Winter 
1899—1900 hat den Perennen nicht nur nicht geschadet, sondern verschiedene 
alpine Gewächse, wie Edelweiss, Speik, Alpenrosen, Saxifragen ete., gediehen im 
folgenden Sommer weit besser als im vorhergehenden. 


ae TEE ee 


ALII. und ALIV. Bericht der Section für Botanik. 


Versammlung am 31. Mai 1901. 
Vorsitzender: Herr Dr. Eugen v. Haläcsy. 


Zu Beginn der Sitzung zeigte Herr Dr. A. v. Hayek eine An- 
zahl seltenerer Pflanzen in Herbar-Exemplaren aus Steiermark vor, 
von welchen einige neu für das Kronland waren. 


Hierauf demonstrirte Herr Dr. Carl Rechinger lebende Pflanzen 
aus den Culturen des botanischen Universitätsgartens in Wien; es 
waren darunter: Diophytum, Monophyllea Horsfieldii, ferner von 
Farnen: Asplenium Halleri, Oystopteris regia, Ceterach officinarum, 
Scolopendrium hybridum, endlich Arenaria Huteri u. a. m. 


Zum Schlusse der Sitzung wurde zur Wahl eines Comites be- 
hufs Durchführung des Pflanzenschutzes geschritten und folgende 
Herren gewählt: Dr. E. v. Haläcsy, Dr. C. Rechinger, Dr. A. Ginz- 
berger, Dr. A. v. Hayek und C. Ronniger. 


Versammlung am 21. Juni 1901. 
Vorsitzender: Herr Dr. Fridolin Krasser. 


Herr Louis Keller bespricht unter Vorweisung von Herbar- 
Exemplaren eine Anzahl von neuen Standorten von Pflanzen in 
Niederösterreich, und zwar: 


Bifora radians M.a. B. An unbebauten Plätzen vor der Hochschule für Boden- 
eultur in Wien. — Am Rande von Getreidefeldern nächst Münchendorf. 
— Auf Brachfeldern neben dem neuen Döblinger Friedhofe in Wien. (Am 
letztgenannten Orte in Unzahl, an den beiden anderen Orten nicht häufig.) 
Phalaris canariensis L. Auf wüsten Plätzen bei dem neuen Döblinger Friedhofe 
in Wien, hier nicht häufig. 
2. B. Ges. Bd. LI. 26 


358 Versammlungen der Section für Botanik am 31. Mai und 21. Juni 1901. 


Delphinium orientale Gay. Auf Brachäckern zwischen Laxenburg und München- 
dorf, selten. (Zweiter bekannter Standort in Niederösterreich. Wurde vor 
mehreren Jahren von mir in grosser Menge bei dem Friedhofe von Moosbrunn 
aufgefunden und scheint von dort wieder gänzlich verschwunden zu sein.) 

Salvia nemorosa L. var. villosa m. nov. var. Auf wiesigen Plätzen vor der 
Hochschule für Bodeneultur, sehr selten. 

Diese Varietät ist dadurch gekennzeichnet, dass sowohl die Haupt- 
als Nebenachsen der Pflanze mit 2 mm langen, steifen Haaren dicht be- 
setzt sind. Die Blätter sind länger und schmäler als bei der typischen 
Pflanze und auf der Unterseite, besonders auf dem Hauptnerv, stark be- 
haart. Die Blattoberseite ist kahl. Sämmtliche Bracteen sind grün und 
zottig behaart, wie auch die Kelche und Corollen von langen Haaren be- 
setzt erscheinen. Der Habitus der Pflanze weicht dadurch vom Typus 
stark ab. Infolge dessen erlaubte ich mir, sie als neue Varietät zu bezeichnen. 

Centaurea spinulosa Roch. Auf wiesigen Plätzen vor der Hochschule für Boden- 
eultur in Wien, sehr selten. Die von mir aufgefundenen Exemplare stimmen 
nach genauer Untersuchung mit jenen von J. Wolff bei Torda in Sieben- 
bürgen (Juli 1888) sowohl in der Beblätterung und deren Behaarung, als 
auch in den Köpfehen vollständig überein. 

Bisher ist die Art in Niederösterreich erst bei der Kronprinz Rudolfs- 
brücke in Wien, vor zwei Jahren von mir in der Nähe des Friedhofes von 
Giesshübel und am 14. Juni 1901 am obbezeichneten Orte gefunden worden. 
Auf welche Weise diese im Osten Europas verbreitete Art hierher kam, ist 
vorläufig unaufgeklärt. Eigenthümlich jedoch ist es, dass sie an diesen 
drei Stellen nur in vereinzelten Exemplaren angetroffen wurde und sich an 
diesen Orten nicht ausgebreitet hat. 

Salvia vertieillata L. Auf wiesigen Plätzen vor der Hochschule für Bodeneultur 
in Wien. Eine auffallende Pflanze, da die Ober- und Unterseite der Blätter 
dicht weissfilzig, seidigglänzend ist. 


Hierauf hält Herr Dr. Fridolin Krasser einen Vortrag „Ueber 
den Polymorphismus des Laubes“. Vortragender analysirt den 
Polymorphismus nach den Factoren, welche die Blattgestalt beein- 
flussen, und bespricht unter Vorweisung entsprechenden Demon- 
strationsmateriales von Salisburia adianthifolia, Populus nigra, 
Fagus silvatica, Liriodendron tulipiferum, Platanus u. a. m. nament- 
lich den Einfluss der Phylogenie auf die Blattform. 


Zum Sehlusse zeigte Herr Dr. Carl Rechinger eben in Blüthe 
stehende interessantere Pflanzen aus den Gewächshäusern des Wiener 
botanischen Universitätsgartens vor. 


Eine neue Art der Staphyliniden-Gattung Tachinus Grav. aus dem Altai-Gebirge. 389 


Eine neue Art der Staphyliniden-Gattung Tachinus 
Grav. aus dem Altai-Gebirge. 
Beschrieben von 


Gottfried Luze 


in Wien. 


(Eingelaufen am 9. April 1901.) 


Tachinus Bernhaueri!) nov. spee. 


Kopf und Halsschild schwarz, fein punktirt und sehr fein nadelrissig; 
Halsschild ziemlich flach gewölbt, nicht breiter als die Decken, fast doppelt so 
breit als lang, nach rückwärts wenig, nach vorne stärker verengt, an den Seiten- -» 
rändern und am Hinterrande schmal (und undeutlich begrenzt) rothbraun durch- 

_ scheinend. 
Flügeldecken 1?/mal so lang als der Halsschild, zusammen etwas breiter 
als lang, schwarz, an den Schultern und den Hinterrändern rothbraun durch- 
- scheinend, sehr fein nadelrissig, merklich kräftiger als der Halsschild punktirt. 
; Abdomen schwach konisch mit einmal zwei Seitenborsten, deutlicher nadel- 
- rissig, schwarz, die Hinterränder der Segmente schmal rothbraun durchscheinend, 
an den vorderen etwas dichter und feiner, an den letzten Segmenten wie die 
- Decken punktirt. Drittes und viertes (erstes und zweites freiliegendes) Segment 
mit je zwei matten Schrägstrichen (Traits pruineux) geziert, die folgenden Segmente 
an den correspondirenden Stellen mit flachen, punktförmigen Eindrücken. 
i Fühler schwarzbraun, an der Basis rothgelb, drittes Glied um Geringes 
länger als das zweite, viertes etwas kürzer und merklich schmäler als das fünfte, 
Ä die vorletzten Glieder schwach quer. 
7 Kiefertaster schwarzbraun; erstes Beinpaar rothgelb, die Schenkel- theil- 
_ weise schwach gebräunt, zweites etwas dunkler mit schwarzbraunen Schienen, 
# drittes Beinpaar mit rothgelben Tarsen und eben solcher Innenseite der Schenkel, 
A im Uebrigen mit Ausnahme der rothbraunen Kniegegend schwarzbraun. 
d. Mittelstück des achten Rückenringes seicht und schmal dreieckig aus- 
- geschnitten, mit zwei kurzen, stumpfen Zähnchen. 
Seitenstücke des achten Rückenringes als kleine, winkelige Vorsprünge 
- sichtbar. Fünfter Bauchring sehr seicht und breit ausgerandet, mit sehr schmalem, 
in der Mitte eingeengten Körnerbogen; letzterer ist beiderseits von je einem 
kurzen, hellen Börstchen, die Bucht selbst von einer längeren, dunklen Borste 
- begrenzt. 
% Dritter Bauchring in der Mitte sehr schwach, vierter und fünfter daselbst 
_ deutlich niedergedrückt. 


1) Altaicus Fauv. i.1. 


Ten 


390 G6.Luze. Eine neue Art der Staphyliniden-Gattung Tachinus Grav. a. d. Altai-Geb. 


An den Vorderbeinen erscheinen die drei ersten Fussglieder mässig stark 
erweitert. 

®. Mittelstück des achten Rückenringes breit vortretend, mit schwach 
eonvergirenden Seiten, dann ziemlich jäh verjüngt, mit zwei mässig langen, 
scharfen Zähnen, die an der Spitze mit je einem kurzen, hellen Börstchen geziert 
erscheinen. 

Seitenstücke des achten Rückenringes im Grunde breit, an der borsten- 
tragenden Stelle verschmälert, dornartig, fast so lang als das Mittelstück, mit 
einer längeren, dunklen Borste am Ende. 

Die Seitenspalte sind doppelt so tief als der Gabelspalt. 

Zwischen den mit kurzen, hellen Dornen bewehrten Mittellappen des letzten 
Bauchringes befindet sich ein kräftiges Läppchen, hinter demselben ist das 
Segment rinnig vertieft. 

Länge 5—6 mm. — Fundort: Sibirien (Central-Altai). 

Von Herrn Leder gefangen. Die Typen besitzt Herr Dr. Max Bernhauer. 

Diese Art steht dem pallipes Grav. nahe. Von demselben durch schmälere, 
schlankere Gestalt, schmäleren, flacher gewölbten, feiner nadelrissigen, dunklen 
Halsschild, feiner nadelrissige, stärker glänzende, tiefer punktirte Flügeldecken 
und etwas kürzere Fühler, durch die dunklen Taster und Beine, im männlichen 
Geschlechte durch die nicht zahnförmig vorragenden Seitenstücke des achten 
Rückenringes und im weiblichen Geschlechte durch den Bau des Mittelstückes 
(Gabel) des achten Rückenringes verschieden. 


Ein neues blindes Lathrobium aus Südtirol. 
Beschrieben von 


Custos L. anglbauer. 


(Eingelaufen am 10. April 1901.) 


Lathrobium (Glyptomerus) Pinkeri nov. spec. 


Dem L. Doderoi Abeille (Bull. Soc. Ent. Fr., 1900, Nr. 10, p. 204) äusserst 
nahe stehend, von demselben durch geringere Grösse, kürzere Fühler, besonders 
aber durch das beim @ hinten gerade abgestutzte achte (sechste freiliegende) 
Dorsalsegment verschieden. 


Einfärbig röthlichgelb. Der Kopf breiter als der Halsschild, etwas breiter 


als von der Halseinschnürung bis zum Vorderrande des Clypeus lang, mit rudi- 
mentären, flachen, pigmentlosen Augen, an den Seiten schwach gerundet, mit 
weniger breit als bei Doderoi abgerundeten Hinterecken der Schläfen, oben sehr 
weitläufig, in der Mitte noch spärlicher punktirt und behaart. Die Kehle im 
vierten Fünftel ihrer Länge nur mässig verengt, die Kehlnähte daselbst no 


A 


ns 


| 


Ein neues blindes Zathrobium aus Südtirol. 391 


etwas breiter getrennt als bei Doderoi. Die Fühler kürzer als bei Doderoi, ihre 
Glieder vom vierten an etwas kürzer als bei diesem, die vorletzten Glieder, ab- 
gesehen von der stielförmigen Basalpartie, kaum länger als dick. Der Halsschild 
oblong, etwa um die Hälfte länger als breit, nach hinten nur sehr schwach ver- 
engt, bis auf die glatte Mittellinie wie der Kopf sehr weitläufig punktirt und 
behaart. Die Flügeldecken so breit, aber viel kürzer als der Halsschild, nach 
hinten kaum erweitert, auf dem Rücken niedergedrückt, gröber, seichter und 
weniger weitläufig als der Halsschild punktirt. Das Abdomen auf den vorderen 
Dorsalsegmenten fein und wenig dicht, nach hinten allmälig weitläufiger punk- 
tirt. Beim 2 das achte Dorsalsegment hinten vollkommen gerade abgestutzt, das 
neunte bis zum basalen Viertel ausgeschnitten, der Ausschnitt mehr als 1!/,mal 
so lang als breit, parallelseitig, im Grunde bogenförmig. Das sechste Ventral- 
segment an der Spitze gerundet abgestutzt, vor der Spitze jederseits leicht aus- 
gebuchtet. Länge 8—8'°5 mm. 

Von meinen Freunden Rudolf Pinker und Bernardino Halbherr und | 
von mir im obersten Theile des Vallarsa bei Rovereto bisher nur in weiblichen 
Exemplaren gesammelt. Wir fanden das interessante Thier mit Scotodipnus 
glaber Baudi var. Armellinii Ganglb. in einem dunklen Laubwalde bei Streve 
unter tief in den Boden gebetteten Steinen. 

Fauvel (Bull. Soc. Ent. Fr., 1900, Nr. 14, p. 283) bezweifelt die Artrechte 
des L. Doderoi Ab. und hält dasselbe für eine Form des apenninum Baudi. Ich 
betrachte schon deshalb das kleinere Doderoi als eigene Art, weil bei demselben 
die Kehlnähte an der Stelle ihrer grössten Annäherung von einander doppelt so 
weit entfernt sind als bei apenninum, bei welchem sie sich beträchtlich, wenn 
auch nicht in dem Grade wie bei cavicola, einander nähern. In den Sexual- 
charakteren finde ich nach dem mir vorliegenden Materiale (jel J' und3 9 von 
apenninum und Doderoi) zwischen apenninum und Doderoi folgende Unter- 
schiede: Der Hinterrand des achten (sechsten vollkommen freiliegenden) Dorsal- 
segmentes ist bei beiden Geschlechtern von apenninum in der Mitte nur kurz 
und stumpf oder gerundet, bisweilen nur undeutlich vorgezogen. Beim g' von 
Doderoi ist er gleichfalls nur stumpf, doch viel länger vorgezogen, beim 9 von 
Doderoi ist aber das achte Dorsalsegment hinten in einen ziemlich langen drei- 
eckigen Fortsatz verlängert. Die zwei aneinander stossenden Gruppen von kamm- 
- förmigen Querreihen schwarzer Borsten auf dem sechsten Ventralsegmente des g' 
bestehen bei apenninum aus 4—5, bei Doderoi nur aus drei Querreihen. Doch 
möchte ich auf diesen Unterschied weniger Gewicht legen, da das g' von cavicola 
in der Zahl der schwarzen Borstenkämme (5—9) variirt. Wichtiger scheint es 
_ mir, dass bei dem vorliegenden Doderoi-Männchen der Hinterrand des sechsten 
Ventralsegmentes in der Mitte wesentlich tiefer ausgeschnitten ist als bei dem g’ 
von apenninum. 

Das von Herrn Agostino Dodero, dem ausgezeichneten Erforscher der 
italienischen Coleopterenfauna, bei Genua entdeckte L. Doderoi liegt mir aus der 
Sammlung des Herrn Hofrathes Dr. Skalitzky auch in einem von Imola stam- 
menden weiblichen Exemplare vor. 


392 L. Ganglbauer. Ein neues blindes Zathrobium aus Südtirol. 


Im dritten Bande meiner „Käfer von Mitteleuropa“ (S. 516) habe ich das 
9 von Lathrobium (Glyptomerus) bosnicum Reitt. als 5’ beschrieben. Beim J' 
von L. bosnicum sind die Ventralsegmente vom zweiten bis zum sechsten in der 
Mitte allmälig breiter der Länge nach gefurcht und das sechste Ventralsegment 
ist hinten tief dreieckig ausgeschnitten. 


Zur Kenntniss des Planktons des Attersees 
in Oberösterreich. 
Von 
Dr. Carl v. Keissler. 
(Mit zwei Figuren im Texte.) 


(Eingelaufen am 5. April 1901.) 


Bekanntlich ist vor Kurzem in der „Oesterreichischen botanischen Zeit- 
schrift“ (Jahrg. 1901, S. 73 ff.) eine Abhandlung von Brunnthaler, Prowazek 
und Prof. R. v. Wettstein, betitelt: „Vorläufige Mittheilung über das 
Plankton des Attersees in Oberösterreich“, erschienen, aus deren Ein- 
leitung zu entnehmen ist, dass sich eine eigene Commission gebildet hat, welche 
sich die planmässige naturwissenschaftliche Erforschung der österreichischen Seen 
zur Aufgabe gestellt hat. Obwohl es nun absolut nicht meine Absicht ist, der 
hiervon bereits begonnenen naturwissenschaftlichen Erforschung des Attersees 
irgendwie vorzugreifen, so möchte ich mir doch erlauben, eine kurze Mittheilung 


über das Plankton dieses Wasserbeckens zu veröffentlichen, da ich zufälliger Weise | | 


im August des vergangenen Jahres (1900) am Attersee weilte und einige kleinere 
Untersuchungen über das Plankton desselben angestellt habe. 

Meine Beobachtungen erstrecken sich auf einen grossen Theil des Monats 
August 1900; sie beziehen sich auf den nördlichen Theil des Sees bis gegen 
Weyregg und von da auf die andere Seite hinüber bis zur Insel bei Litzlberg. 
Mein Bestreben war, erstens mit Hilfe des Apstein’schen qualitativen Netzes 
einen Ueberblick über die qualitative Zusammensetzung des Planktons im Monat 
August zu bekommen, zweitens mich unter Anwendung des kleinen Apstein- 
schen quantitativen Planktonnetzes auch in quantitativer Beziehung einigermassen 
über das Attersee-Plankton zu orientiren. Gefischt wurde bis zu einer Tiefe von 
50 m, obwohl bemerkt werden muss, dass auch im nördlichen Theil einige Stellen 
noch tiefer sind. 4 

Besondere allgemeine Schlüsse zu ziehen, liegt im Grossen und Ganzen 
nicht in meiner Absicht; ich theile — abgesehen von einer kurzen vergleichenden 
Discussion über die qualitative Beschaffenheit des Planktons und einigen wenigen 
Schlüssen über die quantitative Vertheilung desselben — blos die Resultate meiner 
Untersuchungen mit. 


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Ne) 
o 


Zur Kenntniss des Planktons des Attersees in Oberösterreich. 


Liste der das Plankton des Attersees im Monat August 1900 
bildenden Pflanzen und Thiere. 


a) Phytoplankton. 


Chlorophyceae. 


Cosmarium bioculatum Breb.!) Sehr selten (ein Individuum darunter unmittelbar 
nach der Theilung). 

Botryococcus Brauniü Kütz. Mässig häufig. Die Hauptmasse davon schön grün 
gefärbt, daneben vereinzelt carminroth gefärbte Colonien (nicht gelbroth, 
wie es sonst meist angegeben wird). 

Oocystis lacustris Chod. in Bull. de l’Herb. Boiss., V (1897), p. 119. Sehr selten. 
In jenem Entwicklungsstadium, in dem sich innerhalb der Gallerte vier 
Zellen befinden (vgl. Chodat, 1. c., Pl. 10, Fig. 6). ‚ 

Sphaerocystis Schroeteri Chod., l. c. Sehr selten. In Entwicklungsstadien, wie 
sie an eitirter Stelle auf Pl. 9, Fig. 1, 4, 7, 8 und 12 etwa dargestellt sind. 


(Ausserdem kamen noch zwei oder drei andere Chlorophyceen vor, aber 
so vereinzelt, dass nach diesem wenigen Material eine Bestimmung nicht gut 
möglich war.) 


Bacillariaceae. 


Fragilaria crotonensis Kitt. Mässig häufig. Schalen der Hauptmasse nach 
95—110 « lang; es finden sich aber auch vereinzelt Exemplare von robu- 
sterem Bau mit einer Schalenlänge von blos 75 «, ähnlich jenen Formen, 
die Brunnthaler?) für den nördlichen Theil des Sees angegeben hat. 


(Asterionella formosa Hassk. var. gracillima Grun.) Höchst vereinzelt abge- 
storbene Schalen. In der Gürtelbandansicht sind die Ränder der Schalen 
gerade und nicht geschweift; gegen die Spitze erfolgt eine verhältniss- 
mässig plötzliche Verbreiterung, welche nicht scharf abgestutzt ist. Das 
stimmt alles für die var. graeillima, aber nicht für die typische A. for- 
mosa oder die var. subtilis Grun. in V.H. Syn.; vgl. übrigens über diese 
Unterscheidungen Brunnthaler in diesen „Verhandlungen“, Bd. L (Jahrg. 
1900), 8. 383. 

Oyclotella bodanica Eulenst. Sehr selten. Schalendurchmesser 50 «. 

Oyelotella comta Kütz. var. melosiroides Schröt. et Kirchn., Veget. des Bodensees 
(D. Bodensee-Forsch., IX. Abschn., 1896), S. 96. Mässig häufig. 

Cyelotella planctonica Brunnth. in Oesterr. botan. Zeitschr., Jahrg. 1901, 8. 79 
(teste autore!). Selten. Meist in Ketten zu 16 oder 32 Zellen. Einmal zählte 
ich deren blos 25; offenbar war die Kette in diesem Falle abgebrochen. 


1) Die Bestimmung dieser Species verdanke ich Herrn Dr. J. Lütkemüller. 
2) Vgl. Oesterr. botan. Zeitschr., Jahrg. 1900, S. 79. 


344 Carl v. Keissler. 


Anhangsweise sei erwähnt: 


(Campylodisceus noricus Ehr.) Nur in einem Fang am 8. August 1900 (bis gegen 
den Grund, 40 m); offenbar, wenn auch in ziemlicher Zahl, zufällig vom 
Grund des Sees in die Jimnetische Region verschlagen. Apstein!) rechnet 
dieselbe bekanntlich auch zu den zufällig limnetischen Formen. 


(Navicula spee., Gomphonema spec., Cymbella spec.) fanden sich vereinzelt in 
einem Fange, der bis 50 m, doch nicht ganz bis zum Grund reichte, ferner 
in einem Fange bis 5m Tiefe an einer Stelle, wo der See 15 m tief war; 
offenbar waren diese Formen auch rein zufällig in die limnetische 
Region verschlagen. 


Schizophyceae. 


Chroococcus minutus Naeg. Sehr selten. Doppelzellen häufiger als Einzelzellen, 
Hülle um die Einzel- oder Doppelzellen kaum sichtbar, Gestalt der Doppel- 
zellen halbmondförmig. Je vier oder acht dieser Zellen in eine gemein- 
same Gallerte vereinigt, die oft auch schlecht zu sehen ist. Länge (einer 
der Doppelzellen ohne Hülle) 6°4 «, Höhe (des- 


gleichen ohne Hülle) 35 «, also etwas kleiner „. 7 Ft 
als gewöhnlich. Efahh uns 

Chroococeus minutus Naeg. var. minimus nov. var. u" a DD 
Mässig häufig. PER 7 u) 

Strato mucoso; cellulis plerumque ";" "u F 

geminatis, tegumento mucoso diffieile wisibili A Fig. 2. 
einctis, consociatis; familiüs sphaeroideis vel Fig. 1. Eine Doppel- 
ellipsoideis, e numerosis cellulis plerumque Eine Colonie zelle (sehr 
geminatis compositis. Diametro cellulae (sine eh Be” 


tegumento mucoso) ca. 2'1 «u, cellulis geminatis 
(sine tegumento mucoso) ca. 44 u longis, diametro familiarum 35—75 u. 
Die vorliegende Varietät zeichnet sich besonders durch die Klein- 
heit der Zellen und die aus zahlreichen Zellen bestehenden Familien aus 
(vgl. Fig. 1 und 2). Zu Fig. 1 sei bemerkt, dass es am Rande der Colonie 
den Eindruck macht, als ob dort Einzelzellen vorhanden wären; dieser Ein- 
druck wird aber offenbar nur dadurch hervorgerufen, dass die Doppelzellen 
daselbst vom Scheitel gesehen werden und daher wie Einzelzellen aussehen. 


(Ausser den zwei genannten Arten kam in meinem Material noch die eine 
oder andere Schizophycee vor, aber so spärlich, dass eine Bestimmung nicht aus- 
führbar war.) 

Peridineae. 


Ceratium hirundinella O. F. Müll. Sehr häufig, ein Hauptbestandtheil des 
Planktons. Vierhörnige, breite Formen, dazwischen keine anderen. Als 


!) Das Süsswasserplankton, S. 144. Kiel, 1896. 


EINDEUTIGE ir 


Zur Kenntniss des Planktons des Attersees in Oberösterreich. 395 


Abnormität vereinzelte Exemplare, bei denen das apicale Horn der vorderen 
Hälfte bis zur Mitte gespalten war. 

Ceratium cornutum Clap. et Lachm. Sehr häufig (fast so zahlreich wie C. hirundi- 
nella). 

Peridinivum einetum Ehrb. Selten. 


Flagellatae. 


Dinobryon sociale Ehrb. — Syn.: D. stipitatum Stein var. lacustre Chod. in Bull. 
de l’Herb. Boiss., V (1897), p. 306. Selten. Die Exemplare stimmen voll- 
kommen mit der von Chodat gegebenen Abbildung. Nach Lemmer- 
mann, Beiträge zur Kenntniss der Planktonalgen, XI. Die Gattung 
Dinobryon Ehrb. (Ber. der Deutschen botan. Gesellsch., Jahrg. 1900, S. 515), 
passt der Ehrenberg’sche Name genau auf die von Chodat beschriebene 
Varietät, weshalb er denselben wieder aufnimmt.!) 

Dinobryon eylindricum Imh. var. divergens Lemm. in Ber. der Deutschen botan. 
Gesellsch., XVIII (1900), 8. 517. — Syn.: D. divergens Imh. Sehr selten. 
In einer Form, die an D. Schawinslandi Lemm. erinnert, was auch schon 
Brunnthaler?) für den Attersee angibt. Die Colonien bestehen ähnlich 
wie dort aus einer geringen Zahl von Individuen, die Kelche haben die- 
selben Masse, wie sie Brunnthaler eitirt, der Rand ist ebenfalls an der 
Ausbauchung schwach undulirt. 

Dinobryon Sertularia Ehrb. var. thyrsoideum Lemm., 1. e., S. 514. — Syn.: 
Dinobryon thyrsoideum Chod., 1. e., p. 307. Sehr selten (am spärlichsten 
von den drei Formen). 


Passives Phytoplankton. 


Olpidium luxurians Fisch. in Rabenh., Kryptogamenfl. von Deutschl., Pilze, 
Abth. IV, S. 29. Gelegentlich in dem vereinzelt an der Oberfläche 
schwimmenden Coniferenpollen, mit intramatricalen Dauersporen. Brunn- 
thaler führt als Parasiten auf den Coniferenpollen im Attersee Rhizo- 
phidium pollinis (A. Br.) an, den ich nicht beobachtet habe. 

Olpidium gregarium Nowak. an macrospermum Nowak.? Gelegentlich in ab- 
gestorbenen Kelchen von Notholca longispina Kell. Es fanden sich innen 
in solchen Kelchen eine grössere Zahl (10—15) kugeliger Gebilde, welche 


1) Aus einer mittlerweile erschienenen, von Brunnthaler verfassten Abhandlung: „Die 
coloniebildenden Dinodbryon-Arten (Subgenus Eudinobryon Lauterborn)* (in diesen „Verhandlungen“, 
Bd. LI, Jahrg. 1901, S. 293 ff.) entnehme ich, dass dieser Autor die Identität von D. stipitatum Stein 
var. Zacustre Chod. mit D. sociale Ehrh. bezweifelt und D. divergens Imh., sowie D. thyrsoideum 
Chod. wieder als Arten anerkennt, worauf ich hier kurz verwiesen haben wollte. Lemmermann 
geht, wie ich aus einer nunmehr vorliegenden Erwiderung dieses Autors ersehe („Beiträge zur Kennt- 
niss der Planktonalgen. XIV. Neue Flagellaten aus Italien. Nachschrift* in Berichten der deutschen 
botan. Gesellsch., Bd. XIX, Jahrg. 1901, S. 344 ff.), auf die Anschauungen Brunnthaler’s nicht 
ein, sondern hält seine frühere Auffassung aufrecht. 

2y015C,18..80: 


396 Carl v. Keissler. 


ihrer Natur nach mit den intramatricalen Dauersporen, wie sie bei Olpidium- 
Arten auftreten, eine gewisse Aehnlichkeit hatten. Da für die beiden oben 
genannten Olpidium-Species, welche auf den Eiern von Rotatorien vor- 
kommen, Dauersporen bisher nicht bekannt geworden sind, so möchte 
ich an dieser Stelle die Frage aufwerfen, ob nicht vielleicht die von mir 
beobachteten dauersporenartigen Gebilde in den Formenkreis einer der 
beiden Olpidium-Arten hineingehören. Es wäre ganz interessant, den 
Gegenstand weiter zu verfolgen, weshalb ich auf denselben aufmerksam 
machen wollte. 


b) Zooplankton. 


Heliozoa. 
Actinophrys sol Ehrbg. Selten. 
(Actinosphaerium Eichhorni Stein ?) Die Bestimmung ist nicht ganz sicher, da 
der Organismus nur einmal zu sehen war; derselbe dürfte überhaupt nur 
zufällig ins Plankton verschlagen worden sein. 


Rotifera. 


Polyarthra platyptera Ehrbg. Sehr selten (ebenso die Dauereier). 
Notholca longispina Kell. Häufig (einzelne mit Ei, auch losgelöste Eier). 
Anuraea cochlearis Gosse. Selten (einzelne mit Ei). 

Anapus testudo Lauterb. — Syn.: Chromogaster testudo Aut. Sehr häufig. 


Crustacea.!) 


a) Copepoda. 

Cyelops oithonoides Sars. Selten. 

Oyelops strenwus Fisch. Mässig häufig. Meist Weibchen (einzelne auch mit 
Eiern), einige wenige Männchen. Ecken des vierten Vorderleibabschnittes 
meist stark ausgezogen. 

Diaptomus graciloides Lillj. Mässig häufig. 


b) Cladocera. 


Bosmina longirostris Leyd. Selten. Von den Weibchen einzelne mit Sommereiern. 
Bosmina bohemica Hell. Sehr selten. Von den Weibchen einzelne mit Sommereiern. 
Bosmina pelagica Sting. Sehr selten. 

Leptodora hyalina Lillj. Sehr selten. 

Bythotrephes longimanus Leyd. Sehr selten. 

(Chydorus sphaericus O. F. Müll. Selten; jedoch immer nur litoral bei Kammer 

und Seewalchen bis zu einer Zone von 5—8 m Tiefe.) 
Ausserdem vereinzelt diverse Copepoden- und Cladocerenlarven. 


!) Herrn Dr. A. Steuer danke ich an dieser Stelle für einige freundliche Winke bei Bestim- 
mung der Crustaceen. 


Zur Kenntniss des Planktons des Attersees in Oberösterreich. 397 


Nach der früher eitirten Abhandlung!) besteht die Hauptmasse des 
Planktons des Attersees bei Kammer im Monate Juni, soweit es auf pflanz- 
liche Organismen ankommt, aus Fragilarıa, Asterionella und Ceratium, in 
Rücksicht auf die thierischen Organismen aus Rotatorien und Cladoceren, bei 
Unterach aber aus Diaptomiden. Im Monate August nun ist in dem gegen 
Kammer gelegenen Theile des Sees Asterionella aus dem Plankton verschwunden; 
Fragiaria spielt nur eine untergeordnete Rolle, die Hauptmenge bilden 
die Ceratien, denen gegenüber die anderen Phytoplanktonten an Individuenzahl 
weit zurückstehen; von Zooplanktonten überwiegen zu dieser Zeit bei Kammer 
die Rotatorien (namentlich Anapus testudo Lauterb.), dann kommen noch 
die Diaptomiden in Betracht, während die Cyclopiden, noch mehr die 
Cladoceren an Menge wenig bedeutend sind. 


Während sich der See im Juni durch das völlige Fehlen von Uyano- 
phyceen auszeichnet, sind im Monate August drei Arten dieser Familie 
im Plankton zu finden, von denen eine, nämlich Chroococcus minutus Naeg. var. ' 
minimus m. sogar ziemlich häufig ist; die Melosiren dagegen sind auch im 
August, ähnlich wie im Juni, nicht vertreten. 

Wenn ich nunmehr auf einen Vergleich der Planktonlisten der beiden 
Monate im Einzelnen noch kurz eingehe, so habe ich etwa Folgendes zu dem bis- 
her Gesagten hinzuzufügen. Die im Juni vorkommenden Diatomaceen: Tabellaria 
fenestrata Kütz., T. flocculosa Kütz., Synedra delicatissima W. Sm. (diese sogar 
ziemlich häufig), Oyelotella comta Kütz., C. comta Kütz. var. radiosa Grun. und 
Stephanodiscus Hantzschianus var. pusillus Grun. fehlen im Monate August 
bei Kammer vollständig. Von der Gattung Ceratium tritt im Juni nur 
©. hirundinella O. F. Müll. auf, merkwürdiger Weise ist aber im August neben 
dieser Species (. cornutum Clap. et Lachm. gleich zahlreich vertreten, 
Das typische Dinobryon Sertularia Ehrb. fehlt in meinem Material, an Stelle 
von D. stipitatum Stein fand sich D. stipitatum Stein var. lacustre Chod. Der 
Coniferenpollen war, wenn auch vereinzelt, auch noch im August zu sehen, 
aber mit einem anderen Parasiten als im Juni behaftet. Auch bei den 
Zooplanktonten ergaben sich gewisse Differenzen. 


Eine kurze und gewiss unvollständige Liste über das Plankton des Atter- 
sees im August (zusammengestellt nach zwei Fängen) hat seinerzeit Imhof?) 
publieirt: Er führt blos 15 Organismen auf, zehn hiervon kommen auch in 
meinen Proben vor, während die fünf übrigen sich in denselben nicht vor- 
gefunden haben. 

Endlich noch einige Worte über die obersten Schichten bis gegen 1m 
Tiefe. Dieselben führen tagsüber reichlich Botryococcus Braumü Kütz., 
Notholca longispina Kell., Bosmina longirostris Leyd. und Cyelops oithonoides 
Sars., Ceratien zeigen sich nur spärlich; im Juni dagegen führt die oberfläch- 
liche Schiehte hauptsächlich Fragilaria, Ceratium und einige Rotatorien. 


ı) Vergl. das Citat auf S. 392. 
2) Sitzungsber. der kais. Akad. der Wissensch. in Wien, mathem.-naturw. Cl,, XCI, S. 220, 


398 Carlv. Keissler. 


Zur quantitativen Untersuchung bediente ich mich des kleinen Apstein- 
schen Planktonnetzes,') das mir Apstein im zoologischen Universitätsinstitut in 
Kiel herstellen liess. Dasselbe besitzt bekanntlich eine Oeffnungsweite von 92 cem?. 
Der Filtrationscoöfficient wurde von Apstein!) bei einer Aufzugsgeschwindigkeit 
von 05m pro Secunde zu 1'39 berechnet. Wenn man das gefischte Plankton- 
volumen, das einer Wasserschichte von 92cm? Basisfläche entspricht, auf das 
wirkliche Volumen unter einem Quadratmeter umrechnen will, so muss 


— — 104 und mit dem Filtrationsco@fficienten (1'39) 
multiplieiren, im Ganzen also mit 104 X 1'39 = 152. 

Die Bestimmung des Planktonvolumens wurde unter grösster Vorsicht nach 
der Rohvolumenmethode?) ausgeführt. Hierbei setzten sich alle Organismen gut 
am Grunde der Gläser ab, mit Ausnahme von Botryococcus Braunit Kütz., der 
hin und wieder etwas Schwierigkeiten bereitete, aber bei einiger Bemühung auch 
zum Untersinken gebracht wurde. 

Die quantitativen Fänge beziehen sich nur auf die limnetische Region, 
sind zum geringeren Theile Einzel-, hauptsächlich Stufenfänge bis zu 50 m Tiefe, 
dieselben wurden theils Vormittag, theils Nachmittag, einzelne auch Abends, bei 
ruhigem und bei bewegtem See ausgeführt. 

Einen Ueberblick über diese Fänge geben die beiden folgenden Listen, von 
denen die zweite die durch Subtraction erhaltenen Planktonvolumina der einzelnen 
Schichten (z. B. Volumen von 0—10 m weniger Volumen von 0—5 m = Volumen 
der Schichte 5—10 m etc.) angibt. 


man dasselbe mit 


Uebersicht über die im August 1900 ausgeführten quantitativen Fänge. 


<BIR=M- en Volumen Rn 
2 © 5 F | j F 2 er R 
= |&2| Art des Fanges u ee Bemerkungen 
A Ar cm’ in cm? | oberfläche 
I | ; 
RB 0 Einzelfä | 0% 5:6 Von Seewalchen aus. 
3 32. pi Ae ne IR el | 9°C 8-9 Uhr Vormittag, 
rS| | Is gegen den |, 023 65 (au rein, sonnig; Luft und 
o | 40 | Grund 065 98:8 See ruhig. 
2 0:027| 3:0 
& | 5 | 1. Stufenfang | 003 | 46 | Von Litzlberg aus. 
& | 10 |} bis gegen den | 0:14 | 213 9—10 Uhr Vormittag, 
em Grund 0:24 | 36°5 18:5° 6 | rein,sonnig, schwacher 
3 | 20 03 | 456 “\f Wind, See leicht be- 
= | S @ t. 
er Fa Pre Fa Netz N sichtbar. 
| 30 |f 057 | 866 
ARD Grund | 


ı) Vgl. Apstein, Das Süsswasserplankton, S. 39. Kiel, 1896. 
2) Vgl. Apstein, l.c., 8.40. 


Zur Kenntniss des Planktons des Attersees in Oberösterreich. 399 


ee esse EEE SEES SESSSESENBEBEN 


les = Volumen | Volumen | Temperatur 
= = | Art des Fanges | sefscht FÜ a en Bemerkungen 
A| em’ | in cm? | Oberfläche 
Einzelfang, > ji 
= N kein Grund = a Vom Schloss Kammer 
= b) | 1. Stufenfang | 004 61 aus. 
= 210 bis gegen den | 0:06 9] 2—3 Uhr Nachmittag, 
= 15 J Grund 0:12 182 |,19'5°C.|zur Hälfte weiss be- 
> 2 ) Ohtenfän 0:03 46 deckt, keine Sonne; 
S 5 \ bis Dr Er: 0:05 76 Luft und See ruhig. 
10 ö a 015 22:8 Netz bis 5 m sichtbar. 
20 0:29 441 
2 0:03 46 
5 0:06 91 Von der Insel aus. 
10 Stufenfang 01 167 10 Uhr Vormittag, 
0 bis gegen den 0-19 98-9 18°C. rein, sonnig; Luft und 
40 Grund 0:44 66°9 See ruhig. 
= 50 0-49 745 Netz bis 4°5 m sichtbar. 
ale bis gegen | 0'21 31'9 
= | 26 | Ss den Al oalek as | GrBe N Oyızen, 
= | 2 IS | Grund | 038 | 578 192° 6 A an a 
| 50 E kein | 0:75 | 1140 | ee 
50 JA f Grund | 049 | 745 5: 
9 i 0:13 19:8 Von Seewalchen aus. 
9 Einzelfänge, 013 19:8 | 9 lo a Uhr Abends, kein 
Tiefe ca. 30m | ,.- FR [ i Kan mässiger West- 
5 0:19 | 28:9 wind, See wellig. 
2 0:03 4:6 
=) . « 
S R 1. Stufenfang, or 5% | Von Seewalchen aus. 
h kein Grund 40.00 m || 2—-3 Uhr Nachmittag, 
4 | 20 034 571 21855 C.|, ! 
= | 9 0:49 69-3 [ grau bedeckt ;Ostwind, 
Ss 5 Be Stufenfang, | 009 137 RN 
15 kein Grund 0:25 38:0 


Von Seewalchen aus. 


= 0:07 10°6 t : 
Se| 5 | Stufenfang, 0:09 137 | = | e ; SUB Nee 
eS ua 3, E N 18 C rein, sonnig; heftiger 
rm 10 kein Grund 01 15'2 Ol SE 
= 20 03 45°6 ! 


wellig. 


400 Carlv. Keissler. 


Uebersicht über die Planktonmenge in den aufeinander folgenden Schichten. 


| 9./VIII. |10./VIII.! 10./VIII.|13./VII.| 13./VIII.|16./VIII.|17./VIO. 
> R Stufen- | 1. Stufen- | 2. Stufen- | Stufen- | Stufenfang| Stufen- Stufen- 
Schichte | fang | fang fang fang Abends fang fang 
Volumen auf 1m? in cm® 
0—2 m 30 — 46 4°6 198 46 10°6 
0—5 „ 46 61 76 97 28:9 10°6 137 
2—5 7 16 — 30 5305) 9.3 60 31 
5—10 , 167 30 152 76 — 152 15 
10—15 „ 152 91 a 48 __ a r 
10—20 „ 243 —— 213 122 — 25°9 304 
20— 30 „ — — — Zn == 10:6 — 
20—40 „ _ — = 380 — — — 
40—50 „ = | = > | 76 > | a RL 


Ausserdem wären noch folgende Werthe anzuführen, die sich nicht gut 
in obige Tabelle einreihen liessen: 


ad 9./VII.: Stufenfang 15—20m . . . lem? 
„ 16.[VIIL: 2. Stufenfang 05m . . . 137 „ 
n n H o—-lom. . 2'243 „ 


Indem ich auf die eben gegebenen Tabellen zurückgreife, möchte ich, 
indem ich im Uebrigen von der Entwicklung besonderer allgemeiner Gesichts- 
punkte absehe, nur Folgendes bemerken. 

Die Planktonmenge ist selbst bei Fängen bis zu 20 und 30m Tiefe 
gering gegenüber dem, was die norddeutschen Seen produciren, über- 
trifft aber jenes Planktonvolumen, das die grösseren Alpenseen, zum Beispiel 
der Neuenburger See, aufweisen. Einige Daten mögen das Ganze illustriren: 


UN | 17./ VIII. 1900, 0—20 m, 45'6 em? ) Plankton 
Grosser Plöner See!)..... 14./VIII. 1892, 0—20 „ 3790 „ t 
Dobersdorfer See?) ...... 30./VIIL.189, 0-20, 15250 „ 4 j? 
Neuenburger See?) ..... 23./VIIL. 1899, 0-20 „ 132 „ 2 


Die Vertheilung des Planktons ist, wie der Umstand, dass ein 
seichterer Fang nie mehr Plankton aufweist als ein tieferer, dass ferner Fänge 


ı) Nach Apstein, l.c., 8.13. 

2) Nach Apstein, l.c., S. 10. 

») Nach Fuhrmann, Beitrag zur Biologie des Neuenburger Sees in Biolog. Centralbl., Bd. XX 
(1900), 8. 88. 


Zur Kenntniss des Planktons des Attersees in Oberösterreich. 401 


aus gleicher Tiefe keine grossen Differenzen in Rücksicht auf das in denselben 
enthaltene Planktonvolumen ergeben, eine allem Anscheine nach annähernd 
gleichmässige. 

Aehnlich wie in anderen Alpenseen, etwa wie im Neuenburger See,t) ist 
auch im Attersee die Planktonmenge der obersten Schichten eine 
geringe; die Schichte von 0—2 m, welche in den norddeutschen Seen 
das Maximum an Planktonmenge enthält, ist recht arm an Plankton, und 
auch die darauffolgende Schichte von 2—5 m besitzt noch nicht viel davon 
(zum Theile sogar weniger als die Schichte von 0—2 m); erst von 5m an nimmt 
die Planktonmenge erheblicher zu. 

Endlich sei darauf hingewiesen, dass im Attersee, analog wie anderwärts, 
die Planktonten des Abends in die oberflächlichen Schichten auf- 
steigen, so dass schon nach 9 Uhr Abends die oberflächlichen Schichten von 
0—2 m und 2—5 m ca. 3—4mal mehr Plankton?) führen als tagsüber. 


Notiz über das Plankton des Aber- oder Wolfgang-Sees 
in Salzburg. 
Von 


Dr. Carl v. Keissler. 


(Eingelaufen am 25. April 1901.) 


Vor einiger Zeit erhielt ich von einem Bekannten, der in den Ostertagen 
eine Tour ins Salzkammergut unternommen hatte, zwei Planktonproben aus dem 
Aber- oder Wolfgang-See. Dieselben stammen aus einer Tiefe von 10m und 
wurden mit Hilfe des Apstein’schen qualitativen Planktonnetzes am 2. April 
1901 zwischen 11 und 12 Uhr Vormittags bei St. Gilgen in der Nähe der Falken- 
steinwand dem See entnommen (Himmel bewölkt, Luft und See ruhig). 

Im Folgenden erlaube ich mir, eine Liste der in den beiden Proben ent- 
haltenen Planktonten zu geben: 


Botryococcus Braunii Kütz. Sehr selten. 

Eudorina elegans Ehrb. Sehr selten. 

Sphaerocystis Schroeteri Chod. Sehr selten. In jenen Stadien, wie sie Chodat 
im Bull. de l’Herb. Boiss., V (1897), auf Pl. IX in den Fig. 8 und 12 abge- 
bildet hat. 

Cosmarium spec. Eine kleine Art, nur in wenigen Stücken, konnte daher nicht 
bestimmt werden. 


1) Vergl. Fuhrmann, l.c., S. 123. 
2) Vergl. die zweite Tabelle. 


402 Carlv. Keissler. 


Fragilaria erotonensis Kitt. Mässig häufig. Gebogene und nicht gebogene Bänder; 
gewöhnlich 95—110 « breit, einzelne Bänder blos 75 « breit und robuster 
gebaut, ähnlich jenen, welche im Attersee in Oberösterreich beobachtet 
wurden.?) 

Fragilaria virescens Ralfs. Einige wenige Bänder von 50 « Breite. 

Synedra acus Kütz. var. delicatissima Grun. Sehr selten. In einer Form, die 
sich infolge ihrer Länge (95—99 «) und infolge der in der Mitte ziemlich 
aufgetriebenen, von da aber plötzlich stark verschmälerten Schale der var. 
angustissima Grun. nähert. 

(Asterionella formosa Hass. var. gracillima Grun.) Einzelne abgestorbene 
Schalen. 

(Campylodiscus noricus Ehrh.) Ein Exemplar, wohl nur zufällig in die limne- 
tische Region verschlagen. 

Melosira catenata J. Brun in Le Diatomiste, II (avril 1895?2), Pl. XIV, Fig. 11 
et 12 (brevi cum diagnose)? Mässig häufig. Die Diagnose beschränkt 
sich auf einige ganz kurze Angaben in der Tafelerklärung. Doch glaube 
ich nach diesen Angaben und der Abbildung annehmen zu können, dass 
die mir vorliegende, in langer Kettenform auftretende Melosira-Art 
mit M. catenata J. Br. identisch sein dürfte. 

Oyclotella bodanica Eul. Sehr selten (nur einige Stücke). Schalendurchmesser 50 «. 

Peridinium spec. Nur ein Exemplar, konnte daher nicht bestimmt werden. 
Vielleicht ist dasselbe mit dem von Imhof?) für den Aber- oder Wolf- 
gang-See angeführten P. privum Imh. identisch. 

Ceratium hirundinella O.F. Müll. Sehr selten (nur einige Exemplare). 
Breite, dreihörnige Form. 

Dinobryon eylindricum Imh. var. divergens Lemm. in Ber. der Deutschen bot. 
Ges., XVIII (1900), 8. 517. — Syn.: D. divergens Imh. Mässig häufig. 
Colonien aus zahlreichen Individuen bestehend; Gehäuse 45—50 « lang, 
oben 10 « breit, nieht undulirt, die einzelnen Aeste nicht sehr spreizend, 
also keine Annäherung an D. Schawinslandii Lemm., wie sie gelegentlich 
im Attersee?) vorkommt.*) 

Dinobryon Sertularia Ehrb. Selten. Gehäuse 40—45 « lang. 


ı) Vergl. Brunnthaler, Prowazek und Wettstein in Oesterr. botan. Zeitschr., 1901, 
S.79 und Keissler in diesen „Verhandlungen“, Bd. LI (1901), S. 393. 

2) Vergl. Sitzungsber. der kais. Akad. der Wissensch. in Wien, mathem.-naturw. Cl., Bd. XCI 
(1885), S. 214. 

») Vergl. Brunnthaler, Prowazek und Wettstein, 1. c., S. 80 und Keissler, 
Le, 8.895: 

“) Während der Drucklegung vorliegender Abhandlung erschien eine Arbeit von J. Brunn- 
thaler: „Die coloniebildenden Dinobryon-Arten (Subgenus Eudinobryon Lauterborn)* (in diesen 
„Verhandlungen“, Bd. LI, Jahrg. 1901, S. 293 #.) und eine Entgegnung von E. Lemmermann, 
„Beiträge zur Kenntniss der Planktonalgen. XIV. Neue Flagellaten aus Italien. Nachschrift“ (in 
Berichten der Deutschen botan. Gesellsch., Bd. XIX, Jahrg. 1901, 8. 343 f.), auf welche ich mit Rück- 
sicht auf die divergirenden Anschauungen der beiden Autoren über drei der oben citirten Dinobryon- 
Formen hinweisen möchte. 


Notiz über das Plankton des Aber- oder Wolfgang-Sees in Salzburg. 403 


Dinobryon sociale Ehrb., syn. D. stipitatum Stein var. lacustre Chod. in Bull. 
de l’Herb. Boiss., V (1897), p. 306; seecundum Lemm., 1. c., S. 515. Selten. 

Dinobryon elongatum Imh. in Jahresber. der Naturforsch. Gesellsch. Graubünd., 
Jahrg. 30, S. 135. Sehr selten. — Imhof gibt diese Art für den Aber- 
oder Wolfgang-See!) an; dieselbe soll sich von D. stipitatum Stein haupt- 
sächlich dadurch unterscheiden, dass die Gehäuse unten kürzer und oben 
länger sind, während sie bei D. stipitatum gleich lang sein sollen. Es ist 
aber doch fraglich, ob es überhaupt ein D. stipitatum mit gleichlangen 
Gehäusen gibt; ist dies nicht der Fall, so wäre D. elongatum Imh. als 
Synonym zu D. stipitatum Stein zu ziehen, worauf auch Lemmermann 
(l. e., 8. 516) hinweist. 


Ausserdem fand sich noch ein Chroococcaceen-artiger (?) Typus, 
aber so spärlich, dass eine Bestimmung nicht auszuführen war; ferner einige 
wenige bäumchenförmig verzweigte, mycelartige Gebilde, in einem Fall auch 
mit Sporen (?), die einen sichelförmig gekrümmten Kern führten, versehen, ' 
sowie auch diese Sporen als solche isolirt und mit einem spiralig gewundenen 
Keimschlauch versehen. 


Actinophrys sol Ehrb. Sehr selten. 

Diaptomus graciloides Lillj. Mässig häufig. Einzelne mit vier Eiern (schwärzlich 
oder roth gefärbt), einzelne Individuen auch mit anhaftenden Spermato- 
phoren. — Die Crustaceen der beiden Planktonproben zeichnen sich über- 
haupt durch das Vorhandensein von carotinroth gefärbten Oelkugeln und 
Oeltropfen aus, was dem Fang ein eigenthümliches Aussehen verleiht; 
Aehnliches wurde auch im Attersee?) beobachtet. 

Diaptomus gracilis Sars. Sehr selten (einige mit Eiern). 

C'yclops strenuus Fisch. Sehr selten. 

Bosmina Bohemica Hell. Sehr selten. 

Diverse Crustaceen-Larven. Mässig häufig. 

Einige wenige Schalenreste von Notholca longispina Kell. und Triarthra longi- 
seta Ehrb. 


Was die Zusammensetzung der beiden Planktonproben vom 2. April im 
Allgemeinen anbelangt, so lässt sich darüber Folgendes sagen. Die pflanzlichen 
Organismen stehen an Individuenzahl sehr bedeutend hinter den thieri- 
schen zurück. Die Hauptmasse der pflanzlichen Organismen bilden die 
Dinobryon-Arten und Fragilaria erotonensis, daneben käme noch Melosira cate- 
nata bis zu einem gewissen Grade in Betracht, deren Vorkommen deshalb be- 
merkenswerth ist, weil in dem nahe gelegenen Attersee bisher keine Melosira- 
Art gefunden wurde. Im Uebrigen bemerke ich nur, dass Melosira catenata 
einen charakteristischen Bestandtheil des Planktons des Genfer Sees darstellt 


1) Vergl. Imhof, 1. ce. 
2) Vergl. Brunnthaler, Prowazek und Wettstein, l.c., 8.78. 
Z. B. Ges. Bd. LI. 27 


A04 C.v.Keissler. Notiz über das Plankton des Aber- oder Wolfgang-Sees in Salzburg. 


und dass diese Species auch in einigen anderen Schweizer Seen auftritt.!) Auf- 
fällig erscheint das Fehlen von Asterionellen (von wenigen todten Schalen 
abgesehen) und das ungemein spärliche Auftreten von Ceratium hirundi- 
nella, desgleichen das Fehlen von Schizophyceen. 

Im Zooplankton bilden die Hauptmasse die diversen Crustaceen- 
Larven und in zweiter Linie Diaptomus graciloides. Sonderbar ist der Mangel 
an Rotiferen, die doch sonst im Winterplankton und im Plankton des ersten 
Frühjahres vertreten zu sein pflegen. 

Es dürfte sich mir vielleicht späterhin noch Gelegenheit bieten, auf das 
Plankton des Aber- oder Wolfgang-Sees zurück zu kommen und über dasselbe 
weitere Mittheilungen zu machen. 


Ueber das Vorkommen einiger interessanter Coleoptera. 
Von 
6%. Paganetti-Hummler. 


(Eingelaufen am 8. April 1901.) 


Bembidion Bugioni Daniel fand ich an den Ufern der Canäle im 
Lago di Fucine (Abbruzzen) unter Grasbüscheln. 

Ochthebius Steinbuehleri Reitt. und adriaticus Reitt. leben in 
den Vertiefungen, die nach der Fluth sich mit Meerwasser gefüllt hatten, auf Fels- 
blöcken am Strande von Castelnuovo. Ich fand sie meist am Grunde oder an 
den Wänden des Tümpelchens anscheinend bewegungslos, nur einzelne stolzirten 
mit dem Rücken nach abwärts an der Wasseroberfläche herum, etwa wie eine 
Spinne in ihrem Netze; es waren Weibchen. Später eilten von der Wand 
Männchen an die Oberfläche, um den Begattungsact zu vollziehen; dies geschah, 
indem sie mit dem Rücken nach abwärts, also unter dem Wasserspiegel, die 
Weibchen verfolgten, unter dieselben krochen und sie zu umklammern suchten. 
Liess eines die Begattung zu, so liess das Pärchen sich wieder auf den Boden 
oder die Wand der Lache nieder. Das Wasser der kleinen Lachen hatte oft eine 
Temperatur von 30—36° C. und durch Verdunstung einen Salzgehalt von 10 bis 
15°. In ganz frischen Tümpeln, die die Fluth eben erzeugt und deren Wasser 
in Temperatur und Salzgehalt dem des Meeres entsprach, fand ich die Ochthebius- 
Arten nie. 

Amaurops corcyrea Reitt. lebt auf Korfu im März und April in An- 
zahl unter tiefen, feuchten Laubschichten in Eichenschonungen und unter Eichen- 
gestrüpp, scheint aber in gewissen Theilen der Insel zu fehlen; so fand ich sie 
nie auf der Halbinsel Kastrades und bei Palaeokastrizza, wohl aber bei Gasturi, 
Benizze und Seliperö, ebenso auf der Höhe des Monte Decca. 


!) Vergl. Chodat in Bull. de 1'Herb. Boiss., V (1897), p. 310, 510, 514 und 516. 


ee ng 


Ueber das Vorkommen einiger interessanter Coleoptera. 405 


Leptomastax& hypogaeus Piraz., der unter Laubschichten auf dem 
Monte Conero bei Ancona sehr häufig vorkommt, fand ich dort auch in Copula; 
das kleinere Männchen hatte das Weibchen mit den grossen Mandibeln um den 
Halsschild umklammert und wurde von demselben herumgetragen. Interessant 
war für mich auch, dass ich die kleinere, etwa 2 mm lange Form in beiden 
Geschlechtern unter Laubschichten in grosser Anzahl fand, während eine grössere 
Form, die sich specifisch jedoch von ersterer nicht unterscheiden lässt, nur einzeln 
unter grossen Steinen an einer anderen Stelle zu finden war. 

Dapsa opuntiae Reitt. siebte ich in Kastrades auf Korfu unter ab- 
gefallenem Laub der Mespilus japonica in einem Garten, in dessen nächster Um- 
gebung nirgends Opuntien zu finden waren. 

Sparedrus Orsini Costa fand ich im Juni meist in Copula auf Ilex 
am Monte Conero, die Larve dürfte in dem in Bündeln dort aufgeschichteten 
Reisig leben. 

Troglorrhynchus Hummleri Flach lebt in den tiefen Wurzel- 
schichten des Eichenbestandes am Monte Conero (Ancona). Im Juni scheint er 
bei Einbruch der Dämmerung unter die oberen Laubschichten heraufzukriechen, 
um die Begattung zu vollziehen; ich fand ihn um diese Zeit auf Stellen, wo ich 
früher gesiebt hatte, die also von Laub entblösst waren, aus dem Boden hervor- 
kriechend. 

Hypera Knauthi Cl. Müller — Hypera Kunzei Germ. fand ich 
meist in Copula im Juni auf Libanotis an den Rändern der Strasse, die von 
Castelnuovo in die Krivozia führt, ebenso an der Strasse oberhalb Risano, doch 
erst in einer Höhe von ca. 600 m. 


Ueber einen Fall von „frontaler* Gynandromorphie 
bei Ammophila abbreviata F. 
Von 


Franz Friedr. Kohl. 
(Mit vier Abbildungen im Texte.) 


(Eingelaufen am 15. April 1901.) 


Aus den Zusammenstellungen von Zwitterbildung bei den Hautflüglern 
durch €. W. v. Dalla Torre und H. Friese („Die hermaphroditen und gynandro- 
morphen Hymenopteren“* in Ber. des naturwiss.-mediz. Ver. in Innsbruck, XXII, 
1895) geht hervor, dass bei den aculeaten Hymenopteren Gynandromorphie, am 
öftesten bei den Apiden (Apis mell.) und Ameisen, vorkommt. Während bei der 
Familie der Pompiliden zwei Fälle (Pepsis), bei der der Mutilliden und Seoliiden 
je ein Fall beobachtet worden sind, hat man bei Vesparien und der so umfang- 
reichen Familie der Sphegiden noch nie Zwitterbildung wahrgenommen. 

202 


406 Franz Friedr. Kohl. 


Unter einer Anzahl jüngst vom k. k. naturhistorischen Hofmuseum in 
Wien erworbener Wespen aus Amerika befand sich eine Ammophila abbreviata F.; 
ich bestimmte sie als Weibchen, bis ich zufällig bemerkte, dass am Ende des 
Abdomens männliche Genitalien zur Hälfte vorragten und auch das kegelförmige 
Zäpfehen entwickelt war, welches sich beim Ende der achten noch ein wenig 
sichtbaren Ventralplatte von A. abbreviata F. (und wohl auch aureomaculata 
Cam. g') erhebt. 

Da Kopf und Beine des Thieres vollkommen die weiblichen Verhältnisse 
an sich trugen, dachte ich daran, ein Artefact vor mir zu sehen. Allein auch 
bei genauester Untersuchung konnte ich nicht finden, dass ein männliches Abdomen 
an ein weibliches Kopf-Thorax-Stück künstlich angefügt worden sei. Die Be- 
handlung mit Spiritus und mit siedendem Wasser endlich mussten mich voll- 
ständig vom Vorliegen eines Falles von frontaler Gynandromorphie überzeugen. 


| 


Fig. 2. 


Hinterbein von 


Fig. 1. 


Hinterbein von J A. abbreviata F. 
A. abbreviata F. 2 (Zwitter). 
(normal). 


Fig. 3. Fig. 4. 
Hintertarse Hintertarse 
von A. ab- von A. ab- 
5 breviata F. breviata F. 
2 (normal). (Zwitter). 


Kopf und Thorax mit ihren Anhängseln sind in allen Theilen weiblich, das 
Abdomen aber zeigt bei der robusteren Form eines weiblichen Hinterleibes 
die Segmentezahl des männlichen und einen Genitalapparat, der sich in nichts 
von jenem normaler Männchen unterscheidet. 

Sehr interessant ist aber der Umstand, dass die Beine, die, wie erwähnt, 
weiblich sind (nach der Art der Bewehrung, der gewöhnten und symmetrischen 
Bildung des Metatarsus der Vorderbeine), in allen ihren Theilen ge- 
drungener erscheinen; auch die Behaarung der Tarsen ist reicher. Das 


er 


- Ueber einen Fall von „frontaler* Gynandromorphie bei Ammophila abbreviata F. 407 


Diekenverhältniss der Beine ist aus den beigefügten Zeichnungen ersichtlich 
(Fig. 1—4), die unter der Camera lucida hervorgegangen sind. Sonstige Wahr- 
nehmungen von Interesse habe ich an dem Ammophila-Zwitter nicht machen 
können. Dieser Fall wäre nach der Dalla Torre-Friese’schen Eintheilung der 
gynandromorphen Verhältnisse (l. e., S. 95) unter Gruppe III, 2, b einzureihen. 


Erwiderung auf J. Bischof’s Angriffe gegen meine 
Fauna von Bosnien etc. 


Von 


Prof. P. @abriel Strobl. 


(Eingelaufen am 20. April 1901.) 


Nachdem die geehrte Redaction der k. k. zoologisch-botanischen Gesell- 
schaft, deren Mitglied zu sein ich schon seit 34 Jahren die Ehre habe, eine 
Kritik meiner Fauna von Bosnien aufgenommen hat, wird sie zur Wahrung der 
Objeetivität es mir wohl nicht versagen, auch einige Worte der Vertheidigung 
aufzunehmen. 

Diese Kritik enthält kein Wort der Anerkennung dafür, dass ich, Thal- 
hammer und die Entomologen des Landesmuseums von Sarajevo zwei bisher 
ganz unbekannte Länder und ein nur wenig bekanntes Land dipterologisch er- 
schlossen haben, sondern nur Ausstellungen darüber, dass die Arbeit noch lücken- 
haft und die Anordnung des Stoffes nicht nach des Kritikers Geschmacke ist. 
Seit jeher bestanden in der Auffassung des Gattungsbegriffes zwei verschiedene 
Richtungen; eine, die zur Vervielfältigung der Gattungen führt und der oft schon 
ein einziges Merkmal genügt, um eine neue Gattung zu gründen; die andere, 
welche eine grössere Zahl von Merkmalen verlangt. Es ist also die erstere 
Richtung durchaus nicht eine neue, wie der Schreiber zu glauben scheint, und 
ob sie die bessere ist, darüber sind eben die Ansichten verschieden, sonst würde 
es nur eine Richtung geben. Die Natur schafft doch keine Gattungen, sondern 
nur Individuen und Arten. 

Dass ich die Reihenfolge Schiner’s einhielt, hat doch mit dem Werthe 
der Arbeit nichts zu thun, es war auch vorzüglich eine praktische Erwägung, 
die mich dazu bestimmte; es existirt eben leider, wie dem Kritiker wohl auch 
bekannt sein dürfte, ausser Schiner noch immer kein vollständiges Handbuch 
für österreichische Dipterologen. Wer Dipteren bestimmen will, muss, wenn er 
sich nicht auf die wenigen, seither monographisch bearbeiteten Familien be- 
schränken will, Schiner’s Werk besitzen und benützen. Die erste Ausgabe meiner 
Arbeit erschien 1898 bosnisch zu Sarajevo, war also vorzüglich für die Ein- 
wohner des behandelten Gebietes berechnet; es war also wohl das Zweckmässigste, 


408 Gabriel Strobl. 


sich im Grossen und Ganzen an das allein vollständige Werk Schiner’s an- 
zulehnen. Wo vollständige neuere Monographien vorlagen, wie z. B. bei den 
Cordylurinen, Helomyzinen, Sapromyzinen ete, wo man also zu sicheren Be- 
stimmungen gelangt, ohne Schiner benützen zu müssen, habe ich ohnehin die 
Anordnung Schiner’'s aufgegeben und die der Monographie angenommen. Bei 
den Muscidenarbeiten Brauer’s aber ist dies leider noch nicht der Fall, da 
Brauer erst einen Theil der Gattungen monographisch bearbeitet hat; Brauer 
räth ja selbst, vor dem Studium seiner Schriften diejenigen Schiner’s und 
Rondani’s durchzuarbeiten. Die Gattungen Brauer’s und Rondani’s aber 
habe ich sämmtlich, wenigstens in Klammern, angeführt; meine Auffassung über 
den Gattungsbegriff verbietet mir allerdings, alle ausnahmslos für selbstständige 
Gattungen anzusehen, und Brauer selbst hat in seinen letzten Werken die Zahl 
der Gattungen bedeutend reducirt; ich habe auch in der Note S. 47, welche der 
Kritiker als unverständlich bezeichnet, es Jedem frei gestellt, die eingeklammerten 
Namen als Gattungsnamen anzunehmen. Für die Verwendbarkeit meiner Arbeit 
ist es doch gleichgiltig, ob der Name mit oder ohne Klammern vorkommt; wer 
sich weiter orientiren will, braucht ja nur die gewissenhaft gebrachten Citate 
nachzulesen. 

Fast alle Einwendungen beziehen sich nur auf die Anordnung des Stoffes 
und die Schiner’sche Auffassung des Gattungsbegriffes. Mit demselben Rechte, 
mit dem der Kritiker über mich herfällt, weil ich Schiner’s Anordnung ein- 
hielt, hätte auch ein begeisterter Anhänger des Girschner’schen Museiden- 
systems oder irgend eines anderen Systems über mich losfahren und mir 
hundert Abweichungen vorwerfen können, wenn ich mich streng nach Brauer 
gehalten hätte. Den Catalogus Schiner’s, 1864, der das System Brauer’s 
enthält, kenne ich sehr wohl, da meine Arbeit über Siebenbürgische Zweiflügler 
sich an denselben hält, da ich seit Jahren meine Doublettenlisten nach demselben 
zusammenstelle und sogar Ursache bin, dass die Firma Staudinger sich des- 
selben bedient; er hat, wie jedes Menschenwerk, seine Vorzüge und Schwächen, 
und bisweilen ist die Aneinanderreihung der Gattungen minder naturgemäss 
als in Schiner’s Diptera austriaca; Beispiele würden mich zu weit führen. In 
diesem Catalogus nun, dem ich nach dem Kritiker hätte folgen müssen, kommt 
auch die „Familie der Conopidae* und die Eintheilung in Muscidae calypterae 
und acalypterae“, über welche sich der Kritiker so entsetzt, vor; seine Bemerkung 
über Platystoma ist durchaus nicht neu, sondern findet sich schon in Schiner’s 
Diptera austriaca, Tom. II, p. III; deshalb wird aber doch Niemand Platystoma 
und die damit verwandten Arten in die erste Abtheilung versetzen; höchstens 
könnte man beantragen, dass die beiden Namen durch andere ersetzt werden. 
Dass meine Arbeit für den Fachmann deshalb unbrauchbar oder minderwerthig 
sei, weil ich „sehr wenig neue Gattungen aufgenommen habe“, ist total unrichtig; 
ich habe alle oder doch fast alle seit Sehiner publieirten Gattungen als 
Gattungen oder wenigstens unter Klammern aufgenommen. Nicht richtig ist 
ferner, dass ich die geringsten Farbenunterschiede, ja sogar unausgefärbte und 
als solche erkannte Stücke unter einem neuen Varietätnamen beschrieben habe; 


Erwiderung auf J. Bischof's Angriffe gegen meine Fauna von Bosnien etc. 409 


ich habe neue Namen nur für meiner Ansicht nach wichtigere Abänderungen, die 
von Robineau-Desvoidy, Meigen, Rondani und manchem Anderen sicher 
für neue Arten gehalten worden wären, da sie oft viel weniger abweichende 
Formen als Arten beschrieben haben, angewendet. Die paar Beweise, die der 
Kritiker zu bringen scheint, sind nur durch unrichtige Wiedergabe meiner Daten 
entstanden. So ist die Notiz über Ardoptera derartig gegeben, dass Jeder glauben 
muss, ich hätte bei einer Art drei Varietäten aufgestellt, eine mit schwarzen 
Schwingern, eine mit dunkelbraunen Schwingern und eine mit weissen Schwingern. 
In Wirklichkeit habe ich bei Ard. guitata, deren Normalform fast ganz gelbe 
Schwinger besitzt, nur eine Varietät mit schwarzen Schwingern, und bei novem- 
guttata, deren Normalform schwarzbraune Schwinger besitzt, nur eine Varietät 
mit weissen Schwingern aufgestellt; die Farbe der Schwinger spielt aber bei 
den Empiden sowohl in den Tabellen Schiner’s, als in den Werken Loew’s, 
Zetterstedt’s etc. eine wichtige Rolle und gilt im Allgemeinen als unver- 
änderlich. 

Ebenso entstellt ist die Notiz über Anthepiscopus ribesii var. nigripes; 
ich habe doch ausdrücklich erwähnt, dass ich sowohl bei 5 als auch bei 9 
licht- und dunkelbeinige Formen gefunden habe; ob ein Exemplar reif oder 
unreif ist, darüber habe ich nach 30jähriger Beschäftigung mit Dipteren sicher 
ein gewiegtes Urtheil. Der Hinweis auf blonde und weisse Haare der Menschen 
passt gar nicht hierher, da doch die Imagines der Insecten keine Entwicklung 
mehr durchmachen, wie die Menschen sie vom Kinde bis zum Greise durchmachen. 
Dass (S. 117) die Chilosien so leicht zu bestimmen sind, wie der Kritiker meint, 
ist jedenfalls nur seine persönliche Meinung; ich bestimme jährlich einige Hundert 
von meist subalpinen und alpinen Exemplaren und habe also darüber wohl 
einige Erfahrung. 

Bei Lathyrophthalmus bezweifelt der Kritiker meine Angabe, dass es auch 
Exemplare mit durchaus punktlosen Augen gibt; ich kann nur wiederholen, 
dass die Augen meiner zwei Exemplare absolut intact und punktlos sind; hätte 
ich nur die geringste Spur von Punkten bei starker Vergrösserung gefunden, so 
würde ich diese Notiz, die meinen hochverehrten Freund Mik jedenfalls un- 
angenehm berühren musste, nicht geschrieben haben; gegen den Ausdruck „der 
Name hat höchstens als Sectionsname Berechtigung“ lässt sich doch nichts ein- 
wenden, da die fraglichen Arten auch in Färbung und Tracht gegen die übrigen 
europäischen Arten ziemlich differiren. 

Die Gattungen Microtricha ete. konnte ich nicht in Schiner’s Gattungen 
einreihen, weil die Arten, auf welche diese Gattungen errichtet waren, Schiner 
noch unbekannt waren und weil ich die mir bekannten Gattungen Microtricha 
und Admontia für gute halte. 

S. 118 will er mir eine Verwirrung in Betreff des Namens Tachina vor- 
werfen; sie besteht aber nur in den Augen des Kritikers; denn die Tachina 
8. 598 ist Echinomyia Dum., Schin. = Tachina sensu Brauer und Waltlpr. p., 
die Tachina S. 600 aber ist Tachina sensu Schiner. Eine Verwirrung richten 
meines Erachtens nur jene Autoren an, welche einen seit Decennien für eine 


410 Gabriel Strobl. 


gewisse Artengruppe gebräuchlichen Namen auf eine ganz andere Art oder Arten- 
gruppe übertragen. 

Pokornyia m., von mir selbst also aufgestellt, weicht, wie Brauer, III, 
S. 489 anführt, durch drei Merkmale von Mieropalpus ab; nur das erste Merk- 
mal (die längeren, fadenförmigen Taster) besitzt vielleicht generischen Werth; die 
Anordnung der Macrochaeten ist oft bei Arten derselben Gattung, z. B. Parexorista, 
eine sehr verschiedene; die „am Rande selbst geschlossene Hinterrandzelle“ ist 
leider ein variables Merkmal, denn ich traf in der jüngst von mir gekauften 
Sammlung Novak’s aus Zara ein J'‘, bei welchem die Hinterrandzelle schmal 
offen ist; es ist also sehr fraglich, ob Pokornyia „unmöglich“ zu Micropalpus 
als Subgenus gestellt werden kann. 

Ebenso kann ich Sisyropa nur durch die Bewimperung der Hinterschienen 
von Parexorista unterscheiden; dass aber diese zahlreiche Uebergänge zur Be- 
borstung der Parexorista aufweist, hat Brauer selbst (II, S. 344) ausgesprochen 
und sogar bemerkt, „er hätte vielleicht besser gethan, Sisyropa mit Parexorista 
zu vereinigen“. Wie kann also der Kritiker mir einen Vorwurf machen? 

Dass Hypostena procera Meig. — Melanota volvulus Meig. ist, wie der 
Kritiker so bestimmt behauptet, ist ausserordentlich fraglich, ja sogar sicher 
unrichtig. Stein beschreibt in Entom. Nachr., 1900, S. 19 (Sep.-Abdr., Original- 
paginirung fehlt) als procera Meig., IV, S. 410 eine ganz andere Art, die weder 
mit procera Schin., noch mit Melanota volvulus stimmt; diese zwei von ihm 
beschriebenen Exemplare sind die Typen Meigen’s, da sie in der Sammlung 
Meigen’s sich befinden und mit Meigen’s Beschreibung vollständig stimmen; 
dass das Exemplar in der Sammlung Winthem’s von Brauer richtig als 
Melanota volvulus erkannt ist, bezweifle ich durchaus nicht; es ist aber keine 
Type, sondern eine nachträgliche Bestimmung Meigen’s für einen Tauschfreund; 
dass solche Bestimmungen oft nicht mit der nöthigen Sorgfalt vorgenommen 
werden, ist leider eine allbekannte Thatsache. 

Ob Syllegoptera Rond. zu den Dexinen oder zu den Coenosinen gehört, ist 
mir wieder sehr fraglich geworden, dem Geäder nach gehört sie entschieden zu 
den Coenosinen; will man sie nicht hier belassen, so gehört sie wegen der durch- 
aus gefiederten Fühlerborste zu den Dexinen im Sinne Schiner’s, wie ich ganz 
richtig angab, denn eine Phytoidengruppe kennt Schiner nicht. Nun beschreibt 
aber Pokorny in diesen „Verhandlungen“, Jahrg. 1894, S. 18 eine Syllegopterula 
Beckeri, welche identisch ist mit der von mir ungefähr gleichzeitig in der 
Wiener Entom. Zeit., 1894, S. 68 beschriebenen Coenosia tubereuliventris m. und 
mit der von Czerny in der Wiener Entom. Zeit., 1901, S. 34 beschriebenen Spilo- 
gaster monticola Cz. Diese Identität ist mir erst in letzter Zeit durch Stein’s 
und Czerny’s Mittheilungen evident geworden. Pokorny stellt seine Gattung 
neben Chirosia. Da nun diese Gattung in vielen Merkmalen mit Syllegoptera 
übereinstimmt, so kann man wohl auch Syllegoptera wieder bei den Coenosinen 
belassen, wohin sie Rondani stellte. 

Der Schlusssatz endlich, meine Arbeit sei minderwerthig oder gar un- 
brauchbar, „weil man mit dem alten Handbuche Schiner’s allein, ohne die 


Erwiderung auf J. Bischof’s Angriffe gegen meine Fauna von Bosnien etc. 411 


neueren morphologischen Arbeiten, richtige Bestimmungen nur sehr schwer er- 
zielen kann“, entspricht nicht den Thatsachen, da der Kritiker doch in den vor- 
hergehenden Zeilen selbst zugeben musste, dass ich die neueren monographischen 
Arbeiten benützt habe. Auch hat er mir nirgends nachgewiesen, dass ich eine 
wichtigere, das Gebiet betreffende Arbeit übersehen habe; es ist also meine 
„Fauna“ wenigstens relativ vollständig; absolut vollständige Faunenwerke habe 
ich noch keine gesehen, wird es wohl auch kaum jemals geben. 


Bemerkungen zu vorstehendem Artikel. 


Von 


J. Bischof. 


(Eingelaufen am 25. April 1901.) 


Zu 8.408, Zeile 7: Brauer hat alle Gattungen bearbeitet. Die Arten 
sind noch nicht alle gearbeitet. Man muss Schiner und Rondani durch- 
gearbeitet haben, um Brauer’s Arbeiten zu verstehen, daher der Rath. 


Zu 8. 408, Zeile 39: Ist nirgends ausgesprochen. Auf S. 116 heisst es: 
„ohne sich um den später erschienenen Catalogus ... zu kümmern, und er geht 
. über die... .. erschienenen grundlegenden systematischen Arbeiten hinweg.“ 
Es ist doch aus diesen Worten klar zu ersehen, dass das neue System von 
Brauer anzuwenden wäre, wie dies alle anderen Autoren thun. Platystoma 
gehört eben nicht zu den „Acalypterae*, sondern zu den „Muscaria holometopa“. 
Dass meine Bemerkung nicht neu ist, war mir bekannt, leider wird sie aber 
noch immer nicht allseits als richtig erkannt. 


Zu 8. 409, Zeile 9: Ard. guttata hat braune Schwinger, die Varietät soll 
schwarze haben. Es ist dies doch gewiss ein unbedeutender Unterschied. 


Zu S. 410, Zeile 10: Unmöglich kann eine Fliege mit langen Tastern 
zu einer Gruppe gehören, deren Hauptcharakter rudimentäre Taster sind. 


Zu 8.410, Zeile 12: Sisyropa ist durch die Wimperschienen von den 
Arten der Gattung Parexorista, die manchmal nur gekämmte Schienen haben, 
leicht zu unterscheiden. Auf die weiteren Unterschiede werde ich ein anderes 
Mal näher eingehen. 


Zu 8.410, Zeile 17: Zu Hypostena bemerke ich, dass durch die Notiz 
Stein’s in den Entom. Nachr., 1900, S. 19 die Deutung Hyp. procera Meig. — 
Melanota vollkommen bestätigt wird. Die Type Meigen’s in Wien stimmt mit 
der Originalbeschreibung und den Zusätzen, die Stein, l. e., zu dieser gemacht 
hat, vollkommen überein. H. procera Schin. ist eine andere Gattung und kann 
unmöglich mit procera Meig. in eine Gattung gestellt werden (vide Brauer et 
Bergenstamm, I, II). 


412 J. Bischof. Bemerkungen zu vorstehendem Artikel. 


Zu S. 410, Zeile 29: Herr Prof. Strobl scheint sich hier geirrt zu haben, 
da ja doch Syllegoptera Hypopleuralborsten trägt, ein Merkmal, das nur den 
Tachininen zukommt und den Anthomyiden fehlt. Auch das Flügelgeäder ist sehr 
verschieden, da bei Syllegoptera die Randader bis zur dritten Längsader reicht, 
bei Coenosia aber bis zur vierten geht. 


Pilzflora des Sonntagberges (N.-Oe.). 


Beiträge zur Pilzflora Niederösterreichs 
von 


P. Pius Strasser, O. S. B. 
Iy, 


(Eingelaufen am 20. März 1901.) 


V. Asecomycetes. 


Perisporiaceae. 


Erysipheae. 


475. Sphaerotheca Castagnei Lev. Auf Senecio nemorensis L., Impatiens, 
Taraxacum. Im Herbste sehr häufig, namentlich auf Impatiens. 

476. Sphaerotheca Epilobiü Link. Auf Epilobium angustifolium L. Im 
Herbste, selten. 

477. Podosphaera tridactyla Wallr. Edita in Krypt. exsiec. Mus. Palat. 
Vindob. in Schedis, „Annalen“, Bd. XI, Heft 2, Cent. II, Nr. 118, S. 84 (in foliis 
Pruni domesticae L.). Auf Prunus domestica L. Im Herbste häufig. 

*478. Podosphaera Oxyacanthae DC. Auf Sorbus Aucuparia L. Im Spät- 
herbste nicht selten. 

*479. Podosphaera Aucupariae Eriks. Auf Sorbus Aucuparia L. Im Spät- 
herbste, aber seltener als die vorhergehende Art und nur auf der Unterseite der 
Blattfiederchen. 

480. Erysiphe Pisi DC., syn. E. Marti Lev. Edita in Krypt. exsice. Mus. 
Palat. Vindob. in Schedis, „Annalen“, Bd. XI, Heft 2, Cent. II, Nr. 131, S. 88 
(ad folia Trifolii alpestris L.). Auf Trifolium, Urtica, Hypericum u. a. Im Spät- 
herbste häufig. 

481. Erysiphe Umbelliferarum De Bary. Auf Heracleum, Angelica. Im 
Herbste sehr verbreitet auf verschiedenen Umbelliferen. 

482. Erysiphe tortilis Fr., Syst. mye.,, III. Edita in Krypt. exsiee. Mus. 
Palat. Vindob. in Schedis, „Annalen“, Bd. XI, Heft 2, Cent. II, Nr. 129, S. 87 
(ad folia Corni sangwineae L.). Auf Cornus sangwinea L. Im Herbste häufig. 


u enn 


Pilzflora des Sonntagberges (N.-Oe.). IV. 413 


483. Erysiphe communis Fr. Auf Ranumceulus repens L., Circaea lute- 
tiana L. Im Herbste gemein. 

484. Erysiphe Oichoracearum DC. Auf Lappa minor DC., Plantago 
media L. Im Spätsommer und Herbst sehr gemein. 

485. Microsphaera marchica P. Magnus, syn. M. Astragali Sace., Syll. 
fung. Auf Astragalus glyciphyllos L. September, nicht häufig. 

486. Microsphaera Berberidis DC. Auf Berberis vulgaris L. November, 
sehr reichlich. 

487. Microsphaera Evonymi DC. Auf Evonymus europaeus L. September, 
nicht sehr häufig. 

488. Microsphaera divaricata Wallr. Auf Rhamnus Frangula L. Sep- 
tember, selten. 

489. Microsphaera penicillata (Wallr.) Sace., syn. M. Alni DC. Edita in 
Krypt. exsice. Mus. Palat. Vindob. in Schedis, „Annalen“, Bd. XI, Heft 2, Cent. II, 
Nr. 128, S. 87 (ad folia Viburni opuli DC.). Auf Alnus glutinosa Gärtn., Vibur- . 
num Opulus L. Im September ungemein häufig. 

490. Umeinula Salicis DE. Auf Salix Caprea L., Salix purpurea L., 
Populus tremula L. Namentlich auf $. purpureas im September und October 
äusserst häufig längs des Bisenbahndammes. 

491. Uncinula Aceris DC. Auf Acer campestre L. und Acer pseudo- 
platanus L. im Herbste gemein. 

492. Phyllactinia suffulta Rebent. Edita in Krypt. exsiec. Mus. Palat. 
Vindob. in Schedis, „Annalen“, Bd. XI, Heft 2, Cent. II, Nr. 120, S. 85 (ad folia 
Coryli, Fagi, Fraxini). Unter allen Erysipheen hier die häufigste Art. Auf 
Corylus, Carpinus, Fraxinus, Fagus, Betula, Alnus, Quercus, Orataegus, Pyrus, 
Acer campestre, Berberis. 


Hypoecreaceae. 


493. Pleonectria Lamyi Desmaz. Auf dürren Berberis-Stämmchen meist 
in Gesellschaft mit Cueurbitaria Berberidis Pers. Im December, nicht selten. 

Obs. Die in den Schläuchen keimenden Sporen entwickeln eine Unmasse 
von Sporidien, so dass die Sporen selbst nur schwer unter dem Mikroskope ge- 
funden werden. 

494. Nectria coccinew Pers. Auf Ahornscheitern (Rinde) im Spätherbste 
bis zum Frühjahre sehr häufig. 

*495. Neetria (Dialoneectria) galligena Bres. nov. spec. 

Peritheciis superficialibus, dense gregarüs, adpressatis, laete rubris, ob- 
ovatıs, papillatis, haud collabentibus, 200—300 u latis, contextu subparenchy- 
matico ; ascis cylindraceis, 00—110 — 10 u; paraphysibus filiformibus, ramosis; 
sporidüs hyalinis, oblongis, uniseptatis, ad septum subconstrietis, 13—20 = 7 
ad 8 u. — Nectriae sangwineae Sibth. affınis, a qua praecipue ascis et sporidüs 
majoribus distincta. — Bresadola. 

Auf der Oberfläche von Gallen an Salix purpurea längs der Eisenbahn 
vom Herbst bis zum Frühjahre; vielleicht auch das ganze Jahr. Da die Gallen 


414 Pius Strasser. 


nur stellenweise zahlreicher auftreten, ist der schöne Pilz am Sonntagberg nicht 
häufig zu nennen, zumalen er frische Gallen mehr zu meiden scheint. 
*496. Nectria sanguinea (Sibth.) Fr. nov. var. corallina Bres. 
Peritheciüs superficialibus, gregarüs vel sparsis, ovideis, papillatis, non 
collabentibus, viride corallinis, 200—300 = 230—330 u; contextu subparenchy- 
matico; ascıs cylindraceis, 8sporis, SO—I0 — 7—8 u; paraphysibus teneris, ra- 
mosis 2:5 u latis; sporidüs subfuscideis vel subelliptieis, uniseptatis, ad septum 
non, vel vi constrietis, 1I—15 = 4—5 u. 
A typo differt colore et sporidiis majoribus. — Bresadola. 
Auf entrindeten Buchenscheiten im Winter. Nur einmal gefunden. 
* 497. Hypomyces terrestris Plowr. et Boud. Auf lehmiger Walderde, selten. 
August. 
*4098. Hypocrea rufa Pers. Auf Buchen am Prochenberg bei Ybbsitz. Juni 
1900. (Legit P. Lambert, O.S. B.) 
499. Hypocrea gelatinosa Tode. Auf faulenden Buchenästen. December. 
Nur einmal gefunden. 
*500. Hypocrea eitrina Pers. An alten Laubholzstöcken bedeutende Flächen 
inerustirend und auch auf Erde überkriechend. Im Spätherbste nicht selten. 
* 501. Hypocrea alutacea Pers. Föhrenstöcke und die zunächst umgebende 
Erde überziehend. Im Herbste ziemlich häufig. 
502. Olaviceps purpurea Fr. Auf Roggen in manchen Jahren das Sele- 
rotium ungemein häufig. Auch auf Lolium perenne. 


Sphaeriaceae. 


Sordarieae. 


* 503. Sporormia minima Auersw. Auf Rindermist im Herbste sehr häufig. 


Trichosphaerieae. 


* 504. Coleroa Chaetomium Kunze. Auf lebenden Blättern von Rubus 
Idaeus im Herbste häufig. 
505. Leptospora spermoides Hoffm. Auf altem, faulenden Holze häufig. 


Melanommeae. 


506. Rosellinia thelena (Fr.) Rabenh. Auf der Rinde faulenden Holzes 
ziemlich häufig. October. Gesellig mit Nectria coceinea (Pers.) Fr. 
Sporen braun mit hyalinen Anhängseln, 20—24 = 6—8'5 u; Asci acht- 
sporig, meist einreihig, 100—120 = 8 u. 
* 507. Bertia moriformis (Tode) De Not. Auf faulenden Buchenästen nicht 
selten. Jänner. Die hyalinen Sporen 4—10theilig, 40—44 = 4—5 u. 


Cucurbitarieae. 


508. Cueurbitaria Berberidis Pers. An dürren Berberis-Stämmchen, nicht 
selten. Meist in Gesellschaft mit Pleonectria Lamyi Desm. 


035 VER Ep 


Pilzflora des Sonntagberges (N.-Oe.). IV. 415 


Pleosporeae. 


* 509. Venturia HBRumicis Desm., syn. Sphaerella Rumieis (Desm.) Cook. 
Die ungefärbten zweitheiligen Sporen 12 « lang. An dem Östiolum keine Borsten 
gesehen! An welkenden Blättern von Rumex obtusifolius L. und R. erispus L. 

*510. Leptosphaeria Doliolum Pers. Auf Stengeln von Urtica, Angelica, 
Helianthus. Im Frühjahre häufig. Sporen 20—30 = 6—7 u. 

*511. Pleospora (Pyrenophora) echinella (Cook.) Berl. var. Betae Berl. Auf 
faulenden Stengeln von Beta vulgaris im Winter und Frühjahre. Meist gesellig 
mit Phoma herbarum West. 


Massarieae. 


* 512. Massaria macrospora (Desm.) Sace., Syll. fung., VI, p. 10. Auf Buchen 

im Frühjahre. Asci 260—340 = 30—40 u, Sporen 50—60 — 15—20 u. Gesellig 

mit Coryneum macrosporum Berk. Sporen braun mit hyalinen Spitzchen, 90 . 
bis 120 = 16—20 u. 

Gnomonieae. 


#513. Ditopella fusispora De Not. Auf dürren Almus-Zweigen im Früh- 
jahre. Asci 90—120 = 20—25 u; Sporen hyalin, 15—20 = 3—5 u. Gesellig 
mit Cryptospora suffusa (Fr.) Tul. 


Valseae. 


*514. Diaporthe Berkeleyi Desm. Auf dürren Stengeln von Angelica sil- 
vestris im Frühjahre. 

*515. Diaporthe leiphaemia (Fr.) Sacc. Auf Eichenästen im Jänner. 

Sporen 16—20 — 4—5 u, doch die Schläuche bedeutend grösser als sie 
Winter, II, S. 652 angibt. 
*516. Diaporthe sulphurea Fuckel. An dürren Corylus-Aesten im December. 
Asci 80—100 « und darüber lang, Sporen 25—30 —= 8—10 u. 

#517. Mamiania fimbriata Pers. Auf frischen Blättern von Carpinus im 
Spätherbste sehr häufig. Auf den abwelkenden Blättern stellt sich der dazu- 
gehörige status conidieus: Gleosporium Carpini (Lib.) Desm. in grosser Menge ein. 

*518. Valsa Eutypa Achar. An entrindeten Aesten von Acer Pseudo- 
platanus das ganze Jahr gemein. 

519. Valsa (Uryptosphaeria) populina Pers. Auf Populus tremula ziem- 
lich häufig. März. 

*520. Valsa Abvetis Fr. Auf Tannenrinde im Frühjahr häufig. 

*521. Valsa pustulata Auersw. An Buchenästen sehr gemein. Im Früh- 
jahre. Sporae 18—20 —= 4—5 u, eylindricae, curvulae, incolores; Asci 60—70 = 
-8—10.«. Auch sehr zahlreiche Spermogonien mit cylindrischen Spermatien, 
4—6 = 2—2°5 u. 

522. Valsa ambiens Pers., forma Rosae. Auf Rosa canina-Ruthen sehr 
verbreitet. Asci 80 = 10—15 «, sporae ceylindricae, curvulae, 16—22 = 3—7 u. 
Adest quoque status spermogonicus cum stylosporis, 7 = 15 u. 


416 Pius Strasser. 


523. Valsa nivea Pers. Auf abgestorbenen Aesten von Populus tremula. 
December bis Jänner. Meist in forma tetraspora und gesellig mit Cytispora 
nivea Sacc. 

Melanconideae. 


#524. Oryptospora suffusa Fr. Auf Alnus glutinosa. April. 
* 525. Pseudovalsa lanciformis Fr. Auf dürren Betula-Arten im Frühjahre 
sehr gemein. 
*526. Pseudovalsa umbonata Tul. Auf dürren Eichenästen im December 
sehr verbreitet. Die braunen Sporen meist sechstheilig, 45—60 — 20 u. 
527. Fenestella princeps Tull. Auf abgestorbenen Buchenästen. März. 
Sporen 28—34 = 15—16 u, Asci 160—200 = 18—22 u. 


Melogrammeae. 


#528. Valsaria insitiva Ces. et de Not. Auf Prumus domestica. Jänner. 
Die zweitheiligen Sporen 12—16 = 6—8 « und durchwegs noch ungefärbt, ja 
sogar stark lichtbrechend — quia status iuvenilis! Asci 80—100 = 12—15 u. 
*529. Melogramma spiniferum Wallr. Am Grunde der Buchenstämme 
sehr häufig. 
Diatrypeae. 


*530. Quaternaria Persoonii Tul. Aufdürren Buchenästen im Frühjahre. 
Sporae cylindraceae, curvulae, 16—20 = 4—5 u. 

531. Diatrypella verrucaeformis Ehrh. Auf Fagus. Frühjahr. 

532. Diatrypella favacea Fr. Auf Betula. Frühjahr. 

533. Diatrype Stigma Hoffim. Auf entrindetem Laubholze, besonders auf 
Fagus, Betula sehr häufig. 

534. Diatrype disciformis Hoffm. Edita in Krypt. exsiee. Mus. Palat. 
Vindob. in Schedis, „Annalen“, Bd. XV, Heft 2, Cent. VI, Nr. 515, S. 195 (in 
ramulis putridis Fagi silvaticae). 

535. Diatrype bullata Hoffm. Edita in Krypt. exsiec. Mus. Palat. Vindob. 
in Schedis, „Annalen“, Bd. XV, Heft 2, Cent. VI, Nr. 514, S. 198 (in ramulis 
putridis Salicis Capreae). Auf abgestorbenen Saliw sehr häufig. 


Xylarieae. 


#536. Hypozxylon serpens Pers. Auf entrindeten Fagus-Arten. Herbst 

und Winter, nicht häufig. Sporen 10—12 = 4—5 u. 

537. Hypozylon multiforme Fr. Auf Betula. Im Winter. Sporen 10 = 
5—5'5 u, Asci 200 = 6 u. 

538. Hypozylon fuscum Pers. Auf Corylus ungemein häufig. Winter 
und Frühjahr. 

539. Hypoxylon variolosum (L.) Keissl., syn. H. coceineum Bull. Edita 
in Krypt. exsice. Mus. Palat. Vindob. in Schedis, „Annalen“, Bd. XV, Heft 2, 
Cent. VI, Nr. 517, S. 196 (ad corticem Fagi silvaticae). 


Pilzflora des Sonntagberges (N.-Oe.). IV. 417 


Nach dem dermalen wieder zur Geltung gebrachten Prioritätsrechte ist 
diese Species mit dem Linne&’'schen Namen zu bezeichnen, wie in den „Annalen“, 
l. e., bemerkt wird. 

Auf der Rinde alter Buchenscheite sehr häufig. Herbst und Winter. 

540. Hypozxylon (Daldinia) concentricum Bolton. Auf Betula- und Fagus- 
Rinde ziemlich häufig. Frühjahr. 

541. Ustulina vulgaris Tul. An moderigen Buchenstöcken das ganze Jahr 
sehr gemein. 

542. Xylaria Hypoxylon L. An alten Buchen-, Birken- und Populus- 
Stümpfen das ganze Jahr sehr häufig. Im Spätherbste und Winter im Conidien- 
stadium befindlich und deswegen durch die hellweiss dicht bestäubten jugend- 
lichen Stromata sehr auffällig. 

543. Xylaria polymorpha Pers. An alten Baumwurzeln; in einem besonders 
grossen Rasen zahlreicher Perithecienkeulen von den verschiedensten Formen am 
Fusse eines alten Nussbaumes im Jänner gesammelt. Unter den bis 28 « langen 
braunen Sporen nicht wenige, welche ganz deutlich zweitheilig waren. 


Dothrdeaceae. 


544. Phyllachora Graminis Pers. Auf Triticum repens im Herbst und 
Winter sehr gemein. 
*545. Phyllachora Junci (Fr.) Fuckel. Auf Juncus-Stengeln in Menge. 
Jänner. 
546. Phyllachora Heraclei Fr. Auf noch grünen Blättern von Heracleum 
Spondylium in Holzschlägen sehr häufig. 
547. Dothidella betulina Fr. Auf abgefallenen Birkenblättern. 
*548. Rhopographus Pteridis Sowerby. An getrockneten Stengeln von 
Pteris aquilina im Herbst und Winter in Menge, wenn die im Herbste gemähte 
„Farnstreu“* im Freien liegen bleibt. 


Hiysteriaceae. 


549. Hysterium pulicare Pers. Auf abgestorbener Eichenrinde sehr gemein 
durch das ganze Jahr. 

*550. Hysterographium Fraxini Pers. Auf Populus ?; wahrscheinlich doch 
auf Fraxinus, obgleich in der Nähe des Fundortes keine Eschen, sondern nur 
Populus, Betula und Nadelholz zu sehen war. Die in der Mitte eingeschnürten 
Sporen 30 « lang. 


Dichaenaceae. 


#551. Dichaena strobilina Fr. Auf den Schuppen der Pinus-Zapfen, aber 
nur in der Spermogonienform, die hier sehr häufig vorkommt. 

#552. Dichaena quereina Pers. An jungen Aesten von Quercus, und zwar 
mit gut entwickelten Schlauchsporen. Die Schläuche aufgeblasen birnförmig, 
ohne Stiel, 30—50 = 18—22 u, 4—5sporig; mehr nicht beobachtet. Sporen 


418 Pius Strasser. 


eiförmig, anfangs ungetheilt und ungefärbt, später sich bräunend und mehr- bis 
mauertheilig, 20—24 — 10—12 4; Paraphysen dick, scheinbar gegliedert, licht- 
bräunlich. 


*553. Dichaena faginea Pers. Auf Fagus-Rinde sehr gemein durch das 
ganze Jahr. 


VI. Diseomycetes. 


Euphacidieae. 


554. Coccomyces coronatus Schum. Auf faulenden Buchenblättern sehr 
häufig. September. Edita in Krypt. exsicc. Mus. Palat. Vindob. in Schedis, 
„Annalen“, Bd. XII, Heft 2, Cent. III, Nr. 209, S. 80 (in foliis putrescentibus 
Fagi sylvatiei L.). 

Hierzu bemerkt Dr. v. Beck a. a. O., dass einzelne nicht unwesentliche 
Abweichungen von der typischen Pflanze „vielleicht zur Aufstellung einer neuen 
Varietät, welche als stenoascus bezeichnet werden könnte, berechtigen dürften“. 

555. Rhytisma acerinum Pers. Auf Blättern von Acer Pseudoplatanus 
ungemein häufig. Herbst und Winter. 


Pseudophacidieae. 


#556. Olithris nigra (Tode) Keissl., syn. C. quercina Pers. Auf verwesenden 
Eichenästen. Im Frühjahre sehr häufig. Edita in Krypt. exsieec. Mus. Palat. 
Vindob. in Schedis, „Annalen“, Bd. XV, Heft 2, Cent. VI, Nr. 523, S. 197 (in 
ramulis putridis Quercuum). Daselbst ist ausführlich nachgewiesen, dass nach 
dem Prioritätsrechte dieser Pilz C. nigra Tode zu heissen habe. 


Eusticteae. 


* 557. Ocellaria aurantiaca Rehm. An faulenden @uercus-Aesten. Im 
Frühjahre manches Jahr sehr häufig. 

*558. Propolis faginea Schrad. Auf entrindeten Buchenästen. Ziemlich 
häufig im ganzen Jahre. 

* 559. Xylogramma stieticum Fr. Auf entrindetem Zaunholze von Populus 
tremula im Frühjahre in Menge, und zwar in Gesellschaft von Patellea sangwinea 
Pers. Die farblosen viertheiligen Sporen 16—20 —= 4—5 «u. Hypothecium bräun- 
lich. Paraphysen ungefärbt, nicht verdickt. 

560. Xylographa parallela Ach. Auf Nadelholz, besonders verwitterten 
Dachschindeln sehr gemein im ganzen Jahre. 


Cenangieae. 


* 561. Cenangium furfuraceum Pers. An dürren Alnus-Aesten. Im März, 
jedoch selten. 


* 562. Cenangium populneum Pers. An faulenden, noch berindeten Aesten 


und Stämmen von Populus tremula im Frühjahre ziemlich häufig. 


u 


Pilzflora des Sonntagberges (N.-Oe.). IV. 419 


Dermateae. 


563. Dermatea Cerasi Pers. An dürren Aesten von Cerasus avium im 
Frühjahre sehr häufig und fast überall von dem dazu gehörigen Pyenidenpilze 
Micropera Drupacearum Lev. begleitet. 

* 564. Dermatea Frangulae Pers. An dürren berindeten Aesten von Rhamnus 
Frangula im Frühjahre ziemlich häufig. 

#565. Dermatea Prunastri Pers. Auf dürren Aesten von Prunus domestica 
im Frühjahre nicht selten. 


Pseudopatellarieae. 


* 566. Patellea sanguwinea Pers. Auf entrindetem Zaunholze (Pop. tremula). 
Jänner, gesellig mit Xylogramma stieticum Fr. 

#567. Durella compressa (Pers.) Tul. An entrindeten Aesten im Jänner. 
In consortio cum Pseudopatella Tulasnei Sace., Syll. fung., III, p. 683; status 
spermogonicus. Spermatia eylindrica, hyalina, uniseptata, S—-10 = 3°5—4 u. 


Eupatellarieae. 


568. Biatorella pinicola Mass. Auf Föhrenrinde. Vergl. „Zur Flechtenflora 
Niederösterreichs“ in diesen „Verhandlungen“, Jahrg. 1889, S. 365. 

*569. Biatorella resinae Fr. Auf Tannenharz nicht selten. Frühjahr. 

570. Biatorella geophana Nyl. Auf faulendem Holze und feucht liegendem 
Sandsteingerölle. Vergl. „Zur Flechtenflora Niederösterreichs“ in diesen „Ver- 
handlungen“, Jahrg. 1889, S. 39 ff. 

571. Biatorella campestris Fr. Auf alten feuchten Brettern, gesellig mit 
B. geophana Nyl. f. lignicola. Nur ein einzigesmal beobachtet. 

#572. Patellaria atrata Hedw., syn. Ucographa atrata Mass. Im Inneren 
eines hohlen Apfelbaumes. 

#573. Karschia buellioides Körb., syn. Poetschia buellioides Körb. An 
Ahorn auf dem Prochenberg bei Ybbsitz, auf Lich. chlarona (Herb. Poetsch). 
Vergl. diese „Verhandlungen“, Jahrg. 1889, S. 369. 

*574. Karschia scabrosa Ach. Auf Sphyridium placophyllum bei St. 
Valentin (Herb. Poetsch). Vergl. diese „Verhandlungen“, Jahrg. 1889, S. 369. 

*575. Karschia talcophila Ach. Auf Gneiss im Isperthale (Herb. Poetsch). 
Vergl. diese „Verhandlungen“, Jahrg. 1889, S. 369. 

Die in der Kryptogamenflora Dr. Rabenhorst’s, Bd. I, Abth. III, 8. 357 
nach „Karschia“ angeführten Buellia-Arten kommen auch am Sonntagberge 
vor und sind in dem oben eitirten Verzeichnisse in diesen „Verhandlungen“, 
Jahrg. 1889 aufgeführt. 

* 576. Pseudotryblidium Neesii (Flotow) Rehm. Auf Tannenrinde im 
December, nicht selten. Asei 105—150 = 15—17 «, J. —; Sporen 16—18 = 9 u. 


Calicieae. 


Von den in Dr. Rabenhorst’s Kryptogamenflora, Bd. I, Abth. III, S. 382 
als Pilze angeführten Calicieae wurden am Sonntagberg bisher beobachtet: 
Z. B. Ges. Bd. LI. 23 


420 Pius Strasser. 


7. Sphinctina turbinata Pers. 

8. Coniocybe nivea Hoffm. 

9. Calieium parietinum Ach. 

0. Calicium pusillum Flk. 

1. Calicium curtum Turn. et Borr. 
2. Calicium trabinellum Ach. 

583. Stenocybe byssacea Fr. 


Arthonieae. 
584. Arthonia punctiformis Ach. 


Bulgariaceae. 


*585. Coryne sarcoides Jacq. An faulender Eichenrinde im Winter und 
Frühjahre häufig, und zwar als Schlauchpilz und als Conidienpilz (Tremella 
sarcoides Fr.). Die purpurvioletten Apothecien gelatinös, bei Befeuchtung stark 
aufquillend, meist büschelförmig gehäuft. Asci meist eylindrisch, aber auch 
manchmal in der Mitte etwas erweitert, ungefähr bis 80 « lang, 4—5 « breit 
und oben abgerundet. Die acht Sporen liegen gewöhnlich zweireihig, doch auch 
einreihig, 16—20 = 4 u. In der Regel scharf spindelförmig, 4—8theilig. Para- 
physen fädig, röthlich. 

* 586. Coryme sarcoides Jacq. var. wrnalis Nyl. Auf Eichenborke im Früh- 
jahre. Sporen sechstheilig, ungefärbt, 20—28 = 6—8 u. Paraphysen oben etwas 
kugelig verdickt. 

587. Bulgaria polymorpha Flor. Dan. An gefällten Eichen. Im Winter 
und Frühjahre sehr gemein. 


Mollisieae. 


*588. Mollisia melaleuca Fr. Auf faulenden Buchenästen am Prochenberg 
bei Ybbsitz. Gesellig mit Clasterosporium Hirudo Sace. Juni 1900. (Legit P. 
Lambert, O.S.B.) 

* 580. Tapesia lividofusca Fr. An faulendem Laubholz, selten. 

* 590. Tapesia Torulae Fuckel. An dürren Birken. April. Asci 48 = 5—6 u, 
Sporen 8—10 = 2-3 u. 


Helotieae. 


*591. Pezizella hyalina Pers. Auf der inneren Seite von abgeschälter 
Lärchenrinde. Februar. Die schmalkeuligen Schläuche 36—40 = 5—7 «u. Sporen 
ungefärbt, ungetheilt, 6—8 = 2°5—3 u. 

* 592, Chlorosplenium aeruginosum Oed. An faulenden Buchenstöcken im 
Frühjahre nicht selten. Die einzelligen, ungefärbten Sporen enthalten zumeist 
vier Oeltropfen; 12—16 = 2°5—3°5 u. 

593. Helotium citrinum Hedw. An faulenden Buchenzweigen im Früh- 
jahre häufig. 


Pilzflora des Sonntagberges (N.-Oe.). IV. 491 


Var. lenticulare Bull. An Buchenholz, doch minder häufig als die Haupt- 
form. November. 

594. Helotium serotinum Pers. An faulenden Buchenästen. November. 

595. Selerotinia Kerneri Wettst. An den blüthenreichen Aestehen von 
Abies pectinata manches Jahr in grosser Menge auftretend. 

#596. Dasyscypha Willkommii Hartig. Auf faulendem Nadelholz und auf 
dürren Lärchenästen. Herbst, Winter und Frühjahr ziemlich häufig. 

*597. Dasyscypha calycina (Hedw.) Fr. An dürren Tannen-, Fichten- oder 
Föhrenästen im Frühjahre sehr häufig, und zwar auf Aesten, welche bereits über 
den Sommer auf Haufen zusammengelegt waren. Sporen bedeutend kleiner als 
bei der vorigen Art, 7—10 = 2—25 u. 

#598. Dasyscypha cerina Pers. Auf dürren Aesten von Pyrus commumnis 
im Frühjahr; auch auf Nadelholzspähnen. 

#599. Lachnella flammea Alb. et Schw. Auf entrindeten dürren, aber noch 
am Baume stehenden Aesten von Pyrus Malus ungemein häufig. Sehr gewöhn- 
lich in Gesellschaft mit Trullula pirina Bres. 

600. Zachnum bicolor Bull., syn. L. niveum Rehm, Dise. (non Hedw.), 
forma Rubi. Auf Laubholz, selten. 

601. Lachnum virgineum Batsch. Auf Buchenästen am Prochenberg bei 
Ybbsitz. Juni. 

* 602. Lachnum cerystallinum Fuckel, teste Cl. Bresadola est syn. L. ni- 
veum Hedw. Auf faulendem Eichenholze, selten. Mai. 

#603. Lachnum calyculaeforme Schum. Auf Laubholz. Juni. 


Eupezizeae. 


#604. Pytia vulgaris Fuckel. Auf Tannenzweigen. Im Frühjahre gerade 
nicht selten. n 
* 605. Barlea fulgens Pers. Unter dichten Fichtenbeständen im Mai hie 
und da. 
* 606. Humaria granulata Bull. Auf Kuhmist im Spätherbste auf Vieh- 
weiden häufig. 
607. Aleura aurantia Müller. Auf lehmigem Waldboden im Spätherbste 
nicht selten. 
#608. Geopyzis carbonaria Alb. et Schwein. Auf Brandstellen im Walde. 
April. 
* 609. Geopyzis varia Hedw. var. terrestris Bres., Fung. Trident., Tav. 190. 
Auf Humus von faulenden Fichtennadeln, selten. November. 
* 610. Discina ancilis Pers. An morschen Tannenstöcken, selten. April. 
* 611. Melachroia xanthomela Pers. Auf moderiger Walderde. November. 
* 612. Plicaria praetervisa Bres., Fung. Trident., II, p. 105, Tab. 216, Fig. 2. 
Auf Brandstellen in Wäldern. September. 
613. Pustularia vesiculosa Bull. Auf Strassenkothhaufen bei Waidhofen 


a.d. Ybbs sehr häufig. September. 
28* 


422 Pius Strasser. 


*614. Otidea alutacea Pers., syn. Plicaria alutacea Pers. Conf. Bresadola, 
Fungi Trident., Vol. II, p. 69, Tab. 181. Auf Brandstellen in Wäldern. September. 

* 615. Sphaerospora brunnea Alb. et Schw., syn. Sph. confusa Cooke. Auf 
einer Brandstelle im Walde einmal in grosser Menge im August angetroffen. 

* 616. Sphaerospora trechispora B. et Br. Auf sandig-lehmiger Walderde 
ziemlich häufig im Sommer und Herbst. 

* 617. Sphaerospora Strasseri Bres. nov. spec. 

Ascomatibus sessilibus, sparsis, explanato-concavis, 3—4 mm latis; extus 
brunneo-villosis, ex pilis variae longitudinis et basi usque ad 21 wu latis, disco 
albido-subeinereo; ascis eylindraceis, basi attenuatis, 240—R260 = 20—21 u; para- 
physibus 3—4 u, apice fusoideo, 5—6 u; sporidüs globosis, echinulatis, 18— 
19 u diam. 

Sphaerosporae trechisporae B. et Br. admodum affinis, a qua praecipue 
differt hymenio albido. — Bresadola. 

Auf lehmig-sandiger Walderde am Sonntagberg, 13. December 1900. 

* 618. Pseudoplectania melaena Fr. Auf faulendem Tannenholze und auf 
der Unterseite von am feuchten Boden liegenden Brettern. Februar. Nicht häufig 
gefunden, weil leicht zu übersehen. 

#619, Lachnea gregaria Rehm. Auf sandigem Waldboden (leg. P. Bernard 
Wagner). 

#620. Lachnea hemisphaerica Wigg. Auf lehmiger Walderde (leg. P. Ber- 
nard Wagner). 

* 621. Lachnea Chateri Smith. Auf lehmig-sandiger Walderde (leg. P. Ber- 
nard Wagner). 

* 622. Lachnea hirta Schum. Auf faulendem Holze. August. 

#623. Lachnea scutellata L. Auf nassem, faulenden Holze im October 
ziemlich häufig. 

Ascoboleae. . 


* 624. Ascophanus granuliformis Crouan. Auf Rindermist der Viehweiden 
im Spätherbste sehr häufig. Sehr oft in Gesellschaft mit Lasiobolus pulcher- 
rimus Crouan und Ascobolus stercorarius Bull. 

* 625. Lasiobolus pulcherrimus Crouan. Auf Rindermist in Viehweiden, 
doch sehr selten. November. 

#626. Ascobolus stercorarius Bull. Auf Rindermist im Spätherbste sehr 
gemein. 

Geoglosseae. 


627. Spathularia clavata Schäff., syn. Sp. flavida Pers. Auf Walderde 
unter dichtem Nadelholzgebüsch. Im Sommer bis September ziemlich häufig. 


Helvelleae. 


628. Helvella elastica Bull. Auf Walderde im September ziemlich häufig. 
629. Helvella erispa Scop. Essbar! An dem Waldwege zum Türkenbrunnen. 
October. 


.rpyagt ti re 


Pilzflora des Sonntagberges (N.-Oe.). IV. 423 


* 630. Gyromitra infula Schäff. In Nadelwäldern. October. 
631. Morchella conica Pers. Essbar! An sonnigen Waldrändern. April. 
#632. Morchella rigida Krombh., syn. M. vulgaris var. rigida Krombh. Auf 
sandigem Lehmboden unter Obstbäumen. Mai. 

Bresadola bemerkte dazu: „Gehört zu dem Formenkreis von Morchella 
esculenta. Bei Krombholz ist dieser Pilz als M. conica var. rigida gegeben, 
passt jedoch nicht zu M. conica. Boudier behandelt denselben als selbstständige 
Art. Ich glaube jedoch, dass diese Morchella nur eine Form oder Varietät von 
M. esculenta var. rotunda sei. M. esculenta ist nicht gut bei Rehm limitirt.* 


VII. Fungi imperfeecti. 


l. Sphaeropsidei. 


* 633. Phyllostieta Carieis (Fuck.) Sacc. Edita in Krypt. exsice. Mus. Palat. » 
Vindob. in Schedis, „Annalen“, Bd. XV, Heft 2, Cent. V, Nr. 411, S. 171. Auf 
Carex pendula in den Wäldern im Spätherbste sehr häufig. 

634. Phoma herbarum West. var. Betae Berl. Auf Beta vulgaris-Stengeln 
im Spätherbste ziemlich häufig und gewöhnlich in Gesellschaft mit Pleospora 
echinella. 

635. Phoma nebulosa Pers. Auf Urtica-Stengeln. November. 

#636. Phoma ebulina Sace. et Schulz. Auf Sambucus Ebulus. December. 
Die hyalinen Sporen 6—12 = 3—4 u. 

* 637. Phoma complanata (Tode) Desm. Auf Angelica sylvatica-Sten- 
geln. März. 

* 638. Dothiorella pyenophora Karst. var. Salicis. Auf Salix im December. 
Sporen 4—5 = 2—3 u. 

* 639. Vermicularia herbarum West. Auf Solanum tuberosum im November 
sehr häufig. 

* 640. Cytospora nivea (Hoffm.) Sace. Auf Populus tremula, gesellig mit 
Valsa nivea (Hoffm.) Fr. Im December sehr häufig. 

* 641. Cytospora Hendersonit Beck et Br. An Zweigen von Rosa. Februar. 

+ 642. Oytospora dolosa Sacc. Auf Salix Caprea. Sporae curvulae, 5—7 = 
1—2 u. 

643. Oytospora zanthosperma Fr. Auf Salix Caprea, gesellig mit Fene- 
stella Princeps Tul. im December. 

644. Oytospora Salieis (Corda) Rabenh.? Auf Salix. Sporae 5—6 = 
1—1'5 «. Nicht ganz sicher. 

#645. Sphaeropsis Visci Sollm. Auf Viscum album. Sporen grüngelb, 
zweitheilig, 40—50 = 16—20 «u. Frühjahr. 

* 646. Rabdospora ramealis (Desm. et Rob.) Sacc. f. Rosae. Auf Rosa 
canina im Walde. April. Spermogonien nadelförmig, 30—40 = 2 u. Cl. Bresa- 
dola observat: „a forma typica sporulis maioribus praeeipue differt.“ 

#647, Phlyctaena vagabunda Desm. Auf Angelica-Stengeln. April. 


424 Pius Strasser. 


*648. Mieropera Drupeacearum Lev. Pyenidenpilz (Dermatea Cerasi); 
Stylosporen 60 = 4—5 «. Auf dürren Aesten von Prumus avium im Winter 
und Frühjahr sehr gemein. 

* 649. Leptothyrium alneum (Lev.) Sacc. Auf Almus glutinosa. 

*650. Melasmia acerina Lev. Auf Acer campestre am Leopoldsberge bei 
Wien. Juni. 


2. Melanconiei. 


* 651. Gloeosporium Carpini (Lib.) Desm. Est status conidieus Mamianiae 
fimbriatae. Auf abgewelkten Blättern von Carpinus betulus im Spätherbste. 

* 652. Myxosporium (Naemaspora) salicinum Sace. Auf dürren Salix 
Caprea. März. 

* 655. Trullula pirina Bres. nov. spec. 

Acervulis gregarüis, erumpentibus, oblongis, 2830—400 = 150—200 u, peri- 
thecio imperfecto, contexctu indistincto praedito, basi ceinctis; hyphis fasciculatis, 
ramosis, hyalınıs, in articulos cylindraceos, wuniseptatos, raro 2—3septatos, 
utrinque subtrumcatos, 14—27 — 3—4 u, exsilientibus; articulis demum ad 
septum divisis et conidia, 7—12 — 3—4 u exserentibus. 

Obs. Trullulae nitidulae Sace. videtur proxima, sed e ratione, qua artieuli 
hypharum sese explicant, stirps ambigua, inter Sirococcum et Trullulam media. 
— Bresadola. 

Habitat in ramulis decorticatis sieeis Pyri Mali, plerumque in consortio 
cum Lachnella flammea. Per annum. 


* 654. Oylindrosporium Heraclei Sacc. Auf Heracleum spondilium. Im 
Herbste. 

* 655. Libertella faginea Desm. Auf Buchenholz. Jänner. 

* 656. Melanconium stromatieum Corda. Auf Betula alba. März. 

* 657. Melanconium juglandinum Kmet. Auf Juglans. December. 

*658. Melanconium bicolor Nees. Auf Betula-Rinde im Juni. Sporen 
12—17 = 6—8u. 

3. Hyphompycetes. 


* 659. Trichoderma viride Pers. Status conidifer, socium cum Hypocraea 
rufa Pers. Auf Buchen am Prochenberge bei Ybbsitz, Juni 1900 (leg. P. Lam- 
bert, 0.8. B.). 

660. Trichoderma lignorum Tode. Auf faulendem Holze am Prochenberge 
bei Ybbsitz, Juni 1900 (leg. P. Lambert, O.S. B.). 

* 661. Sporotrichum flavissimum Link. Auf moderigem Eichenholze in 
Kellern. Sporen 6--7 = 5—6'5 u. 

* 662. Sporotrichum chlorinum Link. Auf Nadelholz. Sporen einförmig, 
5—6 = 3—4 u. April. 

* 663. Botrytis epigaea Link. Auf Walderde. September. 

* 664. Botrytis virescens Pers., syn. Sporotrichum virescens Link, Dema- 
tium wirescens Pers., Chloridium viride Link. An alten Zäunen. November. 


Pilzflora des Sonntagberges (N.-0e.). IV. 425 


665. Cephalothecium roseum (Pers.) Link. An faulenden Aesten. 

666. Ramularia Primulae Thüm. Auf Blättern von Primula elatior. Mai. 

* 667. Zigodesmus tristis Ces. Auf hart getretenen Waldwegen im Sep- 
tember. 

* 668. Verticicladium pulvereum (B. et C.) Sace. Auf Nadelholz. April. 

669. Bispora monilioides Corda. Auf Birkenholz. April. 

670. Cladosporium herbarum Pers. Auf entrindetem, frisch gefällten 
Nadelholz. Sommer und Herbst. Die im Frühjahre gefällten und sogleich ent- 
rindeten Stämme färben sich in wenigen Wochen ganz grünlichschwarz mit 
röthlichen Flecken, die von Epicoccum purpurascens Ehrh. herrühren. Auch 
Alternaria tenuis Nees in Menge untermischt. 

* 671. Olasterosporium Hirudo Sacc. Auf Buchenholz am Prochenberge bei 
Ybbsitz, gesellig mit Mollisia melaleuca (Fr.) Sace. Juni 1900 (leg. P. Lam- 
bert, 0.8. B.). 

* 672. Coniothecium epidermidis Corda. Auf Betula-Rinde im Februar. ' 
Conidien zweitheilig, braun, meist in Knäueln oder Ketten, 8-12 = 4—6 u. 

* 673. Alternaria tenwis Nees. Auf entrindetem, frischem Nadelholze. 
Sommer. 

674. Tubercularia vulgaris Tode. An Laubholz sehr gemein im Winter 
und Frühling. 

* 675. Tubercularia Berberidis Thüm. Auf Berberis. Im Frühjahre. Spermo- 
gonien ungefärbt, 6-8 = 3—4 u. 

* 676. Fusarium oxysporium Schlecht. var. aurantiacum Corda. Auf 
faulenden Kürbisranken im November. 

* 677. Fusarium sambucinum Fuckel. Auf Sambucus Ebulus. Stylosporen 
40 = 4—5 u. December. 

* 678. Pionnotes sangwinea (Fr.) Sacc. Auf nassen Buchenstöcken. April. 

#679. Epicoccum purpurascens Ehrh. Auf frischen, aber entrindeten Nadel- 
hölzern. Sommer. 


Anhang. 


Sterile Myceliumformen. 


* 680. Sclerotium durum Pers. Auf Galeopsis-Stengeln im Herbste sehr 
häufig. 
681. Rhyzomorpha subcorticalis Pers. Unter Baumrinden sehr gemein. 
682. Ozonium stuposum Pers. Auf faulendem Laubholz ziemlich häufig. 
683. Racodium cellare Pers. In trockenen Kellern die Wände ganz über- 
ziehend. (Kellertuch!) 


426 Anton Handlirsch. 


Zur Kenntniss der afrıkaniıschen Arten des Grab- 
wespen-Genus Gorytes. 


Von 


Anton Handlirsch. 
(Mit acht Figuren im Texte.) 


(Eingelaufen am 15. April 1901.) 


Im Vergleiche zu der paläarktischen, nearktischen und neotropischen 
Region scheint das äthiopische Gebiet verhältnissmässig arm an Gorytes-Arten 
zu sein. Von ungefähr 210 bekannten Arten der Gattung entfallen nämlich auf 
dieses Gebiet kaum 10, und von den 28 natürlichen Artgruppen konnten bisher 
nur fünf in Central- und Südafrika nachgewiesen werden. Wenn es auch keinem 
Zweifel unterliegt, dass diese Zahlen in kurzer Zeit eine wesentliche Modifieation 
erfahren werden, so scheint mir doch schon jetzt die Annahme berechtigt zu 
sein, dass das Entwicklungs-, respective Verbreitungscentrum dieser grossen Gat- 
tung nicht in Afrika zu suchen sein wird. Für diese Annahme spricht auch der 
Umstand, dass von den fünf in Afrika vertretenen Artgruppen vier über den 
grössten Theil der Welt verbreitet sind. 


Bei der im Allgemeinen noch sehr lückenhaften Kenntniss der äthiopi- 
schen Hymenopterenfauna scheint mir die Publication jedes kleinen Beitrages 
wünschenswerth, und ich erlaube mir daher, in den folgenden Zeilen über das 
Ergebniss der eifrigen Sammelthätigkeit des Herrn Dr. H. Brauns zu berichten, 
welches geeignet ist, die Kenntniss der schwierigen Gruppe des Gorytes punc- 
tatus nicht unwesentlich zu erweitern. 

Aus dieser Gruppe sind bis jetzt folgende äthiopische Arten beschrieben 
worden: 

. Gorytes intricans Gribodo (1884, 1894) aus Port Elisabeth. Z, 2. 
. Gorytes Emeryi Gribodo (1894) aus Mozambique. g'. 
. Gorytes Aglaia m. (1895) vom Cap. d'. 
. Gorytes Euphrosyne m. (1895) aus „Afrika“. 9. 
. Gorytes Thalia m. (1895) vom Cap. ®. 

Von der ersten Art beschrieb Gribodo 1884 nur das g', und ich konnte 
nach dieser Beschreibung keinen Schluss auf die systematische Stellung ziehen. 
Alle Bemühungen, die Type zur Ansicht zu bekommen, waren vergeblich, und so 
musste die Art in meiner Monographie ohne sicheren Platz im Anhange ange- 
führt werden. Die 1894 erfolgte Ergänzung der Beschreibung des g' und 2 
zeigte, dass intricans in den Verwandtschaftskreis des punctatus gehört. Gleich- 
zeitig beschrieb Gribodo eine zweite Art dieser Gruppe als @. Emeryi. Es ist 
möglich, dass diese Arten mit Aglaia, Euphrosyne, respective Thalia m. zusammen- 


run 


Zur Kenntniss der afrikanischen Arten des Grabwespen-Genus Gorytes. 427 


fallen, und ich habe mich deshalb wiederholt bemüht, Herrn Dr. Gribodo zur 
Einsendung der Typen zu bewegen, leider aber vergeblich, so dass diese Frage 
nach wie vor unentschieden bleiben muss. 

Von Gorytes Aglata m. (Fig. 1, 4, 5), den ich seinerzeit nach einem ein- 
zelnen g’ beschrieb, sammelte Herr Dr. Brauns im Gebiete der Algoa-Bay eine 
grössere Anzahl von Exemplaren, welche es mir ermöglichen, die Beschreibung 
zu ergänzen: 

Die Zahl der Längsstreifen innerhalb des Mittelfeldes des Medialsegmentes 
schwankt zwischen 10 und 16, indem sich häufig zwischen die stärkeren Streifen 
noch kürzere, weniger scharf entwickelte einschieben. Auch die Ausdehnung des 
Fleckes auf den Vorderflügeln ist variabel, denn derselbe reicht oft über die 
Cubitalader hinaus in den Bereich der Discoidalzellen. Bei manchen Exemplaren 
sind überdies noch einige kleinere Flecken zu bemerken. 


Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. 


Endsegment von 
1. Gor. Aglaia m. 9. 2. Gor. Thalia m. 9. 3. Gor. Braunsiü m.!g. 


RL 


Fig. 4. Fühler von Gor. Aglaia m. Q.- Fig. 5. Fühler von @or. Aglaia m. 9. 


Der Clipeus des @ ist in der Mitte des Vorderrandes kaum ausgebuchtet. 
Das Mittelfeld des sechsten Segmentes ist ähnlich wie bei intricans und Euphro- 
syne gebildet, indem die Seitenkiele gegen die Basis zu ziemlich unvermittelt 
in der Richtung zur Mediane umbiegen. 

Die Ausdehnung der rothen Färbung auf dem Körper ist einigen Schwan- 
kungen unterworfen, so dass bei den hellsten Stücken fast das ganze Abdomen 
roth erscheint. Weniger variabel dürfte die Vertheilung der geiben Farbe sein. 
Von den mir vorliegenden Exemplaren zeigt keines eine gelbe Binde auf dem 
Scutellum und kein Q ein gelbes Endsegment. 

Z. B. Ges. Bd. LI. 28+r+ 


428 Anton Handlirsch. 


Ich habe von der Direction des Berliner Museums neuerlich die Type 
meines @. Aglaia (S') zur Ansicht erbeten und dadurch die Ueberzeugung er- 
langt, dass die von Dr. Brauns gesammelten Stücke wirklich zu dieser Art 
gehören. 

Ob mein Gorytes Euphrosyne nichts als eine mehr gelb gezeichnete Form 
des Aglaia ist, liess sich vorläufig nicht entscheiden, weil die Type zu ersterer 
Art nicht mehr untersucht werden konnte. Es wird jedenfalls angezeigt sein, 
diese Frage in suspenso zu lassen, bis mehr Materiale vorliegt, zumal als der 
genaue Fundort der als Buphrosyne bezeichneten Form nicht bekannt ist. 

Von Gorytes Thalia m. (Fig. 2, 6 und 7) hat Herr Dr. Brauns gleich- 
falls eine grössere Anzahl Exemplare in Bothaville (Oranje-Freistaat) gesammelt, 
darunter auch die bisher noch unbekannten d'. 


RT 


Fig. 6. Fühler von Gor. Thalia m. Q. Fig. 7. Fühler von Gor. Thalia m. 9. 


Die Beschreibung des 9 kann ich dahin ergänzen, dass die Fühlergeissel 
etwas schlanker ist als bei Aglaia, die Binde des Clipeus nicht immer unter- 
brochen, der Fühlerschaft unten licht und die Geissel oben oft etwas geschwärzt 
ist. Die End- und Seitenränder der Segmente sind mehr oder weniger reichlich 
roth gezeichnet, die Binde des zweiten Segmentes über die Bauchplatte fortgesetzt. 

Das 5 ist in verschiedener Richtung ausgezeichnet: Die Ecken des Clipeus 
tragen eine deutliche gekrümmte Bartborste. Viertes Fühlerglied kurz und breit, 
unten nicht erweitert, fünftes Glied unten stark höckerartig vortretend, 6., 7., 
8. und 9. kurz, 10., 11. und 12. unten ausgeschnitten, 13. sehr lang, so lang 
als die zwei vorhergehenden zusammen. Hinterrand der Schläfen unten in eine 
grosse, scharfe, gegen den Prothorax gerichtete Spitze ausgezogen, ähnlich wie bei 
Crabro quadrimaculatus F. Die Kante der Mittelbrust ist jederseits in zwei 
stumpfe zahnartige Spitzen vorgezogen. 

Sehr auffallend ist die Unterseite des Hinterleibes: Die zweite Ventral- 
platte erscheint in der Mitte flachgedrückt, so dass zu beiden Seiten ein wulstiger 
Rand entsteht. Die vierte und fünfte Ventralplatte tragen vor dem Hinterrande 
je einen flachen Querwulst, dessen Seitenenden fast höckerartig emporragen. 

Das Untergesicht mit breiten Streifen an den vorderen Augenrändern, der 
Rand des Pronotum mit den Schulterbeulen, eine Binde des Scutellum und 
schmale, ähnlich wie beim @ gebildete Binden des Hinterleibes hellgelb. Die 
rostrothen Zeichnungen weniger ausgebreitet. Fühler dunkel, unten an der Geissel 
etwas lichter, am Schafte gelb. Beine rostroth, alle Schienen vorne gelb, Tarsen 


weine nn $ 


Zur Kenntniss der afrikanischen Arten des Grabwespen-Genus Gorytes. 4929 


gelb, jene der Hinterbeine oben und am Ende der Glieder mehr minder weit 
geschwärzt. 

Der ganze Körper ziemlich reichlich mit lichtem Toment bedeckt. 

Diese Art scheint mit Gribodo’s @. Emeryi eine gewisse Aehnlichkeit 
zu haben. Eine Identification wäre aber geradezu beleidigend für Herrn Dr. 
Gribodo, denn ich müsste ihm zumuthen, alle die auffallenden, oben erwähnten 
plastischen Merkmale übersehen zu haben. Die Typen waren leider nicht zu 
bekommen, obwohl mir deren Zusendung bereits vor Jahren versprochen 
worden war. 

Ausser diesen zwei Arten sammelte Herr Dr. Brauns noch eine dritte 
neue Art aus der Gruppe des punctatus — leider nur in einem einzelnen weib- 
lichen Exemplare —, die ich zu Ehren des Entdeckers 


Gorytes Braunsii nov. Spec. 
benenne. 

@. Habitus ganz ähnlich wie bei @. Aglaia m. Die Stirne in gleicher ' 
Weise breit und flach. Clipeus in der Mitte des Vorderrandes deutlich aus- 
gebuchtet. Fühler (Fig. 8) ähnlich wie bei 
Aglaia, nicht ganz so schlank als bei Thalia. 

Mittelsegment mit kleinem, schlecht be- 

grenztem Mittelfelde, dessen 12 Längsfalten 

etwas verwischt erscheinen. Flügel mit ähn- 

lichem Fleck wie bei Thalia, Beine gleich- 

falls ganz ähnlich wie bei den verwandten 

Arten. Hinterleib in der Form wie bei Thalia, 

das zweite Segment vom ersten nicht so stark > 
abgesetzt wie bei Aglaia, Mittelfeld der 
sechsten Dorsalplatte klein, halbelliptisch, 
nicht so wie bei Aglaia gegen die Basis ver- 
schmälert (Fig. 3). Punktirung viel feiner als bei Aglaia, ganz ähnlich wie bei 
Thalia. Das reichliche Toment bräunlichgrau, stellenweise fast goldig schim- 
mernd, ähnlich wie bei Aglaia. 

Grundfarbe schwarz, Clipeus rothgelb, breite vordere und schmale hintere 
Augenränder gelb, Rand des Pronotum und Schulterbeulen röthlich, ebenso eine 
Binde des Sceutellum und die Seitenecken des Dorsulum. Die Oberseite des 
Hinterleibes zum grossen Theile dunkel rothbraun, nur in der Mitte des 2., 3. 
und 4. Segmentes schwarz, Endsegmente auch an der Unterseite röthlich. Die 
drei ersten Dorsalplatten mit gut entwickelten einfachen gelben Binden. Fühler 
rostroth, ihr Schaft unten licht, Beine rostroth mit dunklen Flecken an der 
Basis und an den Hinterschenkeln. Länge 10 mm. Ein © von der Delagoa-Bay 
(20./XII. 1897). 


Fig. 8. 
Fühler von Gor. Braunsü. 9. 


430 Max Bernhaner. 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 


Dr. Max Bernhauer 


in Stockerau. 


(Eingelaufen am 25. März 1901.) 


Angeregt durch den zweiten Band des epochemachenden Werkes Gangl- 
bauer’s „Die Käfer von Mitteleuropa“ und unterstützt durch den Sammeleifer 
der Wiener und vieler auswärtigen Coleopterologen, welche mir ihre Sammel- 
ergebnisse an Staphyliniden zur Bearbeitung übergaben, habe ich mich mit grossem 
Interesse auf das Studium der Staphyliniden geworfen und durch freudige Hin- 
gabe an dasselbe einige Kenntnisse über diese gattungs- und artenreiche Familie 
erlangt und meine Forschungsergebnisse zum grössten Theile in diesen „Verhand- 
lungen“ seit Ende 1898 veröffentlicht. 

Ich habe mich nun entschlossen, nach und nach einzelne Partien dieser 
interessanten Coleopterenfamilie gründlich zu studiren und monographisch zu 
bearbeiten. 

Wenn ich nun gerade eine der schwierigsten Gruppen, die Tribus Aleo- 
charini im Umfange Ganglbauer’s, gegenwärtig zur Bearbeitung auserwählt 
habe, so bin ich mir wohl der vielen Schwierigkeiten bewusst, die mir bei einer 
Arbeit über die paläarktischen Vertreter dieser Tribus begegnen müssen. Durch 
das freundliche Entgegenkommen der meisten Autoren, beziehungsweise Institute 
habe ich jedoch einen grossen Theil dieser Schwierigkeiten beseitigen können. 

Für ihre Unterstützung meiner Arbeit sage ich besten Dank dem Zoo- 
logischen Museum der kais. Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg, ferner 
den Herren: E. Abeille de Perrin in Aix, Louis Bedel in Paris, J. Sainte 
Claire-Deville in Nizza, Leon Fairmaire in Paris, Dr. R. Gestro in Genua, 
Dr. Lucas v. Heyden in Frankfurt a. M., Alexander de Jakowlew in Jaroslaw, 
G. Jacobson in St. Petersburg, Josef Kaufmann in Wien, Gottfried Luze in 
Wien, Carl Mandl in Wien, P. de Peyerimhoff in Digne, Dr. John Sahlberg 
in Helsingfors, Dr. O. Schneider in Blasewitz, Prof. Adr. Schuster in Wien, 
Andre v. Semenow in St. Petersburg, Dr. Sharp in Cambridge, Dr. Franz 
Spaeth in Wien, Dr. Max Standfuss in Zürich und Al. Wingelmüller in Wien. 

Insbesondere gilt mein Dank meinen lieben Freunden Custos L. Gangl- 
bauer, Edmund Reitter und Dr. K. Skalitzky, sowie den Herren Albert 
Fauvel in Caön und Dr. Gustav Kraatz in Berlin, welche mir in liebens- 
würdigster Weise ihre ansehnlichen Sammlungen zum Studium zur Verfügung 
stellten, sowie dem Zoologischen Institute der Universität in Breslau für die 
Mittheilung der Gravenhorst’schen Typen. 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 431° 


I. Tribus: Aleocharini. 


Sämmtliche Tarsen fünfgliedrig, Kopf nach vorne nicht schnabelförmig 
verlängert, die innere Maxillarlade aussen hornig, innen häutig, gegen die Spitze 
mit langen dornförmigen Zähnen besetzt, hinter denselben dicht behaart. 

Ich fasse die Tribus Aleocharini, wie schon oben kurz bemerkt, genau in 
dem Sinne Ganglbauer’s auf, indem mir dessen Eintheilung sowohl die 
richtigste, als auch die Verwandtschaft der einzelnen Gattungen am meisten be- 
rücksichtigende und daher natürlichste zu sein scheint. 

Um diese Verwandtschaft richtig würdigen zu können, habe ich die Mund- 
theile aller Gattungen in grossem Umfange studirt und durch meine zahlreichen 
mikroskopischen Untersuchungen einige Irrthümer über die Stellung mancher 
Arten richtigstellen, andererseits mir über die Variationsfähigkeit innerhalb des- 
selben Genus die richtige Ueberzeugung bilden können. 

Es hat sich dabei die Nothwendigkeit herausgestellt, einige neue Gattungen - 
aufzustellen: 

1. Die Gattung Euryalea Rey für die bisher zu Ocalea gestellten Arten 
murina Er., decumana Er. und pulcherrima Bernh. Die neue Gattung, für 
welche ich den Rey ’schen Subgenus-Namen annehme, ist von Ocalea durch 
kürzere, breitere Zunge, viel kürzeres zweites Glied der Lippentaster und durch 
ungekielte Mittelbrust verschieden. 

2. Die Gattung Pyroglossa für die von mir als Ocyusa beschriebenen 
Arten grossa Bernh. und mirabilis Bernh. Diese Gattung verbindet Ocyusa- 
mässigen Habitus mit der Bildung der Mundtheile von Ocalea, von welcher sich 
die neue Gattung durch ganz anderen Habitus, nur hinten gerandete Schläfen 
und die quer eingedrückte Basis des sechsten Dorsalsegmentes hinlänglich unter- 
scheidet. 

3. Die Gattung Parocalea für Calodera (später Ilyobates) baicalica 
Epp., welche mit Ocalea die gleiche Bildung der Lippentaster, insbesondere des 
zweiten Gliedes derselben gemein hat, sich von derselben aber durch viel kürzere, 
breitere Zunge, quer eingedrückte Basis des sechsten Dorsalsegmentes und stärker 
verdickte Fühler unterscheidet. 

Weiters musste ich für Ocyusa picina Aub., für welche ich in Unkenntniss 
der Art die neue Gattung Deubelia (diabolica m.) aufstellte, diese neue Gattung 
beibehalten, da sich dieselbe mit Ocyusa nicht vereinigen lässt. Die Bildung 
der Zunge ist nämlich eine ganz andere. Während bei Ocyusa die Zunge an 
ihrer verbreiterten Spitze einfach rechtwinkelig ausgeschnitten ist mit ab- 
gerundeten Lappen, setzt sich bei Deubelia die Spitze des Ausschnittes in eine 
schmale Spalte fort, die beiden Seitenlappen sind überdies in einen höckerchen- 
artigen Fortsatz verlängert. Auch äusserlich ist die Gattung Deubelia durch das 
an der Basis tief quer eingedrückte sechste (vierte freiliegende) Dorsalsegment 
leicht kenntlich. 

Dagegen habe ich die als eigene Gattung aufgestellte Art Leptusina bos- 
nica Bernh. mit Ocyusa vereinigen müssen, da sich der in meiner Beschreibung 


'432 Max Bernhaner. 


erwähnte Sporn an den Hintertarsen nur als die auch bei anderen Arten sicht- 
bare kräftige Borste an der Wurzel der Klauen herausgestellt hat. 

Durch den eigenthümlichen Leptusa-ähnlichen Habitus, das nach rück- 
wärts erweiterte Abdomen und die schwach eingedrückte Basis des sechsten 
Dorsalsegmentes ist aber die Beibehaltung des Namens Leptusina als Subgenus 
zweifellos gerechtfertigt. 

Ebenso bin ich durch meine wiederholten zahlreichen Untersuchungen zu 
der Ueberzeugung gelangt, dass auch Mniusa Rey und Poromniusa Ganglb. nur 
Untergattungen von Ocyusa sind. 

Bei Mniusa stellt sich nämlich der Zahn der einen Mandibel nur als ein 
winkeliger Vorsprung des Innenrandes dar, welcher, wiewohl in viel geringerem 
Masse, auch bei anderen Ocyusa-Arten zu finden ist. 

Was das Genus Poromniusa Ganglb. anbelangt, so hielt ich die Unter- 
schiede anfänglich ebenfalls für generelle, allein in dem neuen Subg. Leptusina 
Bernh. fand ich einen deutlichen Uebergang zu Ocyusa und konnte ich daher 
die Gattung Poromniusa nur als Subgenus von Ocyusa auffassen. 

Endlich muss ich noch eines Irrthumes Erwähnung thun, der meines 
Wissens bisher noch nicht richtiggestellt wurde. Das Genus Ocalea besitzt näm- 
lich nicht einfache Mandibeln, sondern eine .derselben zeigt einen deutlichen, 
kräftig entwickelten Zahn. 


Ich war ursprünglich gewillt, eine Bestimmungstabelle der Aleocharinen- 
Gattung lediglich auf äussere Kennzeichen basirt — ohne Berücksichtigung der 
Mundtheile — herzustellen, um auch Anfängern Gelegenheit zu geben, sich in 
dieser schwierigen Tribus zurechtzufinden. 


Ich habe jedoch bald eingesehen, dass dieses Beginnen nur auf Rechnung 
der Genauigkeit durchzuführen wäre, und dass eine absolut verlässliche 
Bestimmung des Genus oder die zweifellos sichere Feststellung eines neuen Genus 
durch blos äussere Kennzeichen unmöglich ist. 


Ich musste deshalb die Bildung der Mundtheile für meine Tabelle bei- 
ziehen, werde aber, so weit dies möglich ist, bei den einzelnen Gattungen Winke 
geben, um die Feststellung des Genus durch äussere Kennzeichen zu erleichtern. 


Bestimmungstabelle der Gattungen. 


1. Kiefertaster fünfgliedrig . . 2 er 
— Kiefertaster viergliedrig, Inne en TE: u 
2. Fühler mehr oder minder lose gegliedert, der Körper narallel oder nach 
rückwärts mehr oder minder verengt, jedoch nie keilförmig verjüngt, 
Lippentaster viergliedig _ . > 2.2.2.2... 1. Aleochara Gravh. 

— Fühler mit dicht aneinander gedrängten Gliedern, Körper vorne sehr breit, 
Halsschild mindestens so breit als die Flügeldecken, Hinterleib nach hinten 
keilförmig verjüngt. Habitus von Tachyporus. Lippentaster dreigliedrig. 

2. Piochardia Heyden. 


10. 


1llle 


12. 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 433 


Die Dorsalfläche der Flügeldecken durch eine ziemlich scharfe, gekielt ab- 
gesetzte Seitenkante von den breiten, gegen die spitzen Hinterecken rasch 
verengten, umgeschlagenen Seiten abgegrenzt, Halsschild mit spitz aus- 
gezogenen, die Schultern umfassenden Hinterwinkeln, breiter als die Flügel- 
decken, Hinterleib nach rückwärts stark verengt . 3. Dinarda Mannh. 

Die Flügeldecken ohne scharfe, gekielt abgesetzte Seitenkante . . . . 4 


. Halsschild deutlich breiter als die Flügeldecken, sehr stark quer, Hinterleib 


nach rückwärts keilförmig verjüngt . . . 5 
Halsschild nicht oder kaum breiter als die Flügeldecken, in ran Falle 
aber nicht stark quer, Hinterleib nach rückwärts nicht oder nur mässig, 


nie keilförmig verengt . . . . EIER EIER TEE ha. 58 
Hinterecken des Halsschildes einen re Ohitosa Casey 
Hinterecken des Halsschildes einfach . . . EI ER 5) 


. Zunge ungetheilt, die Hinterwinkel des Halsschildes res, 


5. Homoeusa Kraatz. 
Zunge gespalten, die Hinterwinkel des Halsschildes nicht schärf spitzwinkelig. 
6. Dinusa Sauley. 


Kopf hinten eingeschnürt . . . . RE ES ARRENTEER IN 
Kopf hinten nicht oder kaum ee has Rt a EA TE 
Zunge ungetheilt, Körperform von Aleochara Gravh. . . . 0:9 


Zunge gespalten oder an der Spitze ausgerandet und dadurch lee »2 


. Vorder- und Mitteltarsen am Aussenrande bedornt, das dritte Glied der 


Kiefertaster verkehrt konisch . . . . . . 7. Microglossa Kraatz 
Vorder- und Mitteltarsen am Aussenrande unbedornt . . . 10 
Die drei Lippentasterglieder an Länge und Breite allmälig een 

8. Crataraea Thoms. 

Das erste Glied der Lippentaster sehr gross, viel länger als die zwei folgen- 

den zusammengenommen, das zweite Glied äusserst kurz, wenig schmäler, 

aber nur ein Viertel oder Fünftel so lang als das erste, das Endglied halb 
so breit als das zweite und kaum halb so lang als das erste Glied. 

9. Eurymniusa Ganglb. 

Zweites Glied der Lippentaster nur wenig kürzer und schmäler als das erste, erstes 

Glied der Hintertarsen kürzer oder höchstens so lang als das Endglied 12 
Zweites Glied der Lippentaster wesentlich kürzer und schmäler als das erste 13 
Fühler mit sehr dicht aneinander gedrängten Gliedern, die drei ersten Bauch- 


ringe an der Basis nicht quer gefurcht . . 10. Thiassophila Kraatz 
Fühler ziemlich lose gegliedert, die drei ersten Bauchringe an der Basis 
mehr oder minder deutlich quer gefurcht . 11. Stichoglossa Fairm.?) 


ı) Die drei bezüglich dieses Gegensatzes etwas zweifelhaften Gattungen Ocyusa, Euryalea 


und Deubelia sind unter beiden Verweisungen berücksichtigt. 


2) Die bisher meist als eigene Genera festgehaltenen Gattungen Ischnoglossa Kraatz und 


Dezxiogya Thoms., welche mit Stichoglossa Fairm. in der Bildung der Mundtheile vollkommen über- 
einstimmen, halte ich nur für Untergattungen der letztgenannten Gattung, da die Bildung des Kinnes, 
der Epipleuren des Halsschildes und der Hintertarsen mannigfachen Abänderungen unterworfen ist. 


434 R Max Bernhaner. 


13. 


16. 


IM. 


18. 


19. 


20. 


Mandibeln am Innenrande hinter der Spitze mit einem starken Zahn. 
12. Dasyglossa Kraatz. 
Mandibeln mit einfacher Spitze . . . le 


. Nur das erste freiliegende ara an re Basis’ kiae Bel das 


erste Glied der Hintertarsen nicht länger als das Endglied. 
13. Platyola Muls. et Rey. 
Mindestens die drei ersten freiliegenden Dorsalsegmente an der Basis quer 
eeinreht"; \. 2. W. VNA ER 


. Zunge fast bis zur Hälfte ei noch Eifer RE ; Idainr Mldsirie 


Zunge nur an der Spitze winkelig ausgeschnitten (siehe auch 17 und 19). 17 

Kinn nach vorne mässig verengt, quer trapezförmig, die Zungenlappen einfach. 

14. Oxypoda Mannh.!) 

Kinn nach vorne stark verengt, dreieckig, mit schmal abgestutzter Spitze, 
die Zungenlappen in ein sehr kleines Höckerchen verlängert. 

15. Hygropora Kraatz. 


Beide Mandibeln innen ungezähnt . . . . . .... 16. Teetusa Bernh. 
Wenigstens eine Mandibel innen mit einem deutlichen Zahn . . . . 18 


Die beiden Zungenlappen mit zipfelförmigen, nach vorne gegen einander 
convergirenden Fortsätzen, das vierte freiliegende (sechste) Dorsalsegment 


nicht quer eingedrückt . . . .  .2..2....17. Ocyusida Bernh. 
Die beiden Zungenlappen einfach at nur mit einem kleinen höckerchen- 
artigen Fortsatze . . . N EN 
Fühler lang und schlank, dis orlekrien Fühlerglieder höchätane sehr wenig 
breiter als lang . . . ..... 18 Euryalea Rey 
Fühler kurz, die een Fühlerglieder Ka quer, .. „2, SA ne 


Die Zungenlappen an der Spitze mit einer kleinen höckerchenartigen Ver- 
längerung; die Spitze des Zungenausschnittes setzt sich nach hinten in 
eine kurze schmale Spalte fort. Das sechste (vierte vollkommen freiliegende) 
Dorsalsegment an der Basis stark und tief quer eingedrückt. 

19. Deubelia Bernh. 

Die Zungenlappen einfach, die Spitze des Ausschnittes ziemlich rechtwinkelig, 
nach hinten nicht fortgesetzt. Das sechste (vierte freiliegende) Dorsal- 
segment nicht oder nur sehr schwach quer eingedrückt.?) 

20. Ocyusa Kraatz. 


. Das erste Glied der Hintertarsen mindestens so lang als die zwei folgenden 


Glieder zusammengenommen, länger als das Endglied . . . . .. 22 
Das erste Glied der Hintertarsen kürzer als die zwei folgenden Glieder zu- 
sammengenommen, kürzer als das Endglied. Körper schmal, linear; Kopf 


!) Die durch die Lage der Epipleuren von Oxypoda getrennten Gattungen Derocala Muls. et 


Rey und Protoskiusa Bernh. habe ich mit Oxypoda vereinigt. 


?) Bei dem Subgenus Leptusina von Ocyusa (bosnica Bernh.) ist das sechste Dorsalsegment 


schwach quer eingedrückt; diese Art ist aber durch den ZLeptusa-ähnlichen Habitus auch ohne Unter- 
suchung der Mundtheile leicht zu erkennen. 


22. 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna 435 


hinten ziemlich stark eingeschnürt, die Schläfen unten nicht oder undeut- 
lich gerandet, die vier ersten freiliegenden Dorsalsegmente an der Basis quer 
BRIDECHEN EHEN ra AN IIEON arrnsa Araral 
Die Zunge lang und schmal, fast die Spitze des zweiten Gliedes der Lippen- 
taster erreichend, von der Basis bis zur Spitze so lang oder länger als das 


erstenGliedSder Eippentaster, ..,. 2 ER a N en a 2 

Die Zunge kurz, nicht oder nur wenig die Spitze des ersten Gliedes der 
Lippentaster überragend, viel kürzer als dieses . . 2.2 .2.2....24 

3. Schläfen kräftig und vollständig gerandet, nur die drei ersten freiliegenden 
Dorsalsegmente quer eingedrückt . . . 2 ......21. Ocalea Erichs. 
Schläfen nur hinten gerandet, die vier ersten freiliegenden Dorsalsegmente 
quer eingedrückt . . . 2 2.2.2.2.20...22. Pyroglossa Bernh. 


. Das apicale Viertel oder Fünftel des ersten Fühlergliedes oben zur Aufnahme 


der Wurzel des zweiten Gliedes schräg gefurcht oder ausgerandet, Fühler . 


sehr kräftig . . . . » 2 .2.2.2.2....2%. Amarochara Thoms. 
Das erste Fühlerglied einfach, höchstens an der äussersten Spitze quer ge- 
Eee Barrel ran a a a an nn ee 2 

. Beide Mandibeln innen Bea oder nur mit einem stumpfwinkeligen 
Vorsprunge . . . SR a in Dr Da el 1 RZ 
Eine Mandibel mit einem kraftisen Zen Den Aurel oh ae re: BDO 

. Kopf hinten ziemlich stark eingeschnürt . . . 24. Parocalea Bernh. 
Kopf hinten schwach oder kaum eingeschhürtt . . . 2 2.2.2.02....19 


. Nur die drei ersten freiliegenden a an der Basis quer ge- 


farcht' nen "te. . 28 
Die vier ersten frsiließörden Dorakermeni an den Basis quer eöfnicht 30 


Ss. Kopf hinten stark eingeschnürt, Fühler schlank, die vorletzten Glieder nicht 


Bon U schwachsquen. m. 6 ER Ne) EM IEEREEN EM © ARTEN 1 100) 
Kopf hinten nur schwach nel a Fühler kürzer, die vorletzten Glieder 
stark quer, .-,.... 2 0.20..25. Ityochara Thoms. 


. Oberlippe fast gerade, Halsschild en quer, Körper schlank. 


26. Chilopora Kraatz. 
Oberlippe tief bogenförmig ausgeschnitten, Halsschild stärker quer, um die 
Hälfte breiter als lang, Körper robuster. . . 27. Acrostiba Thoms. 


. Mittelbrust ungekielt, Schläfen ungerandet, Beine schlank. 


28. Calodera Mannh. 


Mittelbrust wenigstens an der Basis gekielt, Schläfen gerandet, Beine kräftig. 
29. Ilyobates Kraatz. 


. Das erste Glied der Lippentaster cylindrisch; das erste Glied der Hinter- 


tarsen länger als das zweite . . . 2... ... 30. Phloeopora Erichs. 


Das erste Glied der Lippentaster an der Spitze verdickt; das erste Glied der 
Hintertarsen kaum länger als das zweite. 31. Phloeodroma Kraatz. 
2. B. Ges. Bd. LI. 29 


4536 Max Bernhaner. 


1. Genus Aleochara. 


(Gravh., Col. Mieropt. Brunsvie., 1802, 67. — Mannh., Brach., 66. — Erichs,, 
Kf. Mk. Brandbg., I, 353; Gen. Spee. Staph., 158. — Kraatz, Ins. Deutschl., II, 
82. — Jacqu. Duval, Gen. Col. d’Eur., I, 12. 


Die Gattung Aleochara Gravh. zeichnet sich in der Tribus Aleocharini 
durch fünfgliedrige Kiefertaster und viergliedrige Lippentaster aus. 
Der Körper ist im Allgemeinen breit und diek und sind die Arten durch den 
plumpen Körper meist sofort kenntlich. 


Kopf nicht vorragend, meist viel schmäler als der Halsschild, hinten nicht 
eingeschnürt, mehr oder minder in den letzteren zurückgezogen; die Augen 
meist gross, aber in der Regel nicht stark vorragend (mit Ausnahme von Breiti 
Ganglb. und parvicornis Fauv.), unten scharf gerandet. Fühler sehr verschieden 
gebildet, bald sehr kurz und dick (Subg. Heterochara), bald schlank und lang 
(Subg. Rheochara), in der Mehrzahl der Fälle aber die Mitte zwischen beiden 
Extremen haltend. Oberlippe stark quer, am Vorderrande abgestutzt oder schwach 
ausgebuchtet. Mandibeln kurz, wenig vorragend, innen ungezähnt, die an der 
Spitze nach innen gekrümmte innere Maxillarlade aussen hornig, innen gegen 
die Spitze mit langen gekrümmten Zähnen wenig dicht besetzt, auf der häutigen 
Innenpartie lang und dicht behaart; die Aussenlade etwas länger als die Innen- 
lade, an der häutigen Spitze dicht behaart. Kiefertaster fünfgliedrig, das erste 
Glied kurz, das zweite langgestreckt, das dritte in der Regel kaum länger, aber 
gegen die Spitze viel mehr verdickt, das vierte meist nur halb so lang, selten 
nur wenig kürzer (sparsa Heer — sueeicola Thoms.) als das dritte, pfriemen- 
förmig, das fünfte äusserst klein, nur unter dem Mikroskope deutlich sichtbar. 
Kinn sehr kurz, quer trapezförmig. Zunge breit und kurz, fein behaart, ungefähr 
bis zur Mitte in zwei divergirende Lappen gespalten. Nebenzungen kurz, nach 
innen gekrümmt. Lippentaster deutlich viergliedrig, ihr erstes Glied dick und 
ziemlich lang, das zweite etwas schmäler und kürzer, das dritte viel schmäler 
und kürzer als das zweite, das Endglied sehr klein, viel schmäler und kaum ein 
Drittel so lang als das zweite. Die Bildung des Halsschildes, der Flügeldecken 
und des Hinterleibes ist eine sehr veränderliche. Ebenso ändert der Bau der 
Mittelbrust und des Fortsatzes derselben ziemlich stark ab und sind darnach 
eine Anzahl Subgenera aufgestellt. Die Tarsen sind sämmtlich fünfgliedrig. 


Die Geschleehtsauszeichnung des / besteht bei dem Subgenus Ceranota 
aus Höckerchen oder Zähnchen, welche sich auf dem dritten, vierten und siebenten 
Dorsalsegmente befinden. Bei einigen Arten der Heterochara-Gruppe besitzt 
das siebente Dorsalsegment des / einen Mittelkiel. Bei wenigen Arten ist das 
achte Dorsalsegment mit scharfen Stacheln bewehrt. Bei den übrigen Arten ist 
die Geschlechtsauszeichnung eine ziemlich ähnliche und wenig augenfällige, wes- 
halb ich dieselbe fast gar nicht berücksichtigt habe; meist ist nämlich das achte 
Dorsalsegment am Hinterrande fein gekerbt, das sechste Bauchsegment etwas 
vorgezogen. 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 437 


Nach dem Bau der Mittelbrust und der Lage der Epipleuren haben 
Mulsant und Rey fünf eigene Gattungen aufgestellt, welche sich jedoch nur 
als Untergattungen mit einigen Modificationen halten lassen. 


Dass in unserem Falle das Vorhandensein eines Mittelkieles auf der Mittel- 
brust als einziger Unterschied nicht zur Aufstellung eigener Gattungen be- 
rechtigt, halte ich für zweifellos. Abgesehen davon, dass es viele Gattungen 
unter den Coleopteren gibt, bei denen einzelne Gruppen gekielte, andere dagegen 
ungekielte Mittelbrust besitzen, ist das Genus Aleochara ein durch den Habitus 
so streng gegen andere Gattungen abgeschlossenes Ganzes, dass es einfach un- 
verständlich wäre, dass so nahe verwandte Arten wie z. B. Al. curtula Goeze 
und discipennis Muls. et Rey oder cerassicornis Lac. und tenwicornis Kr. in zwei 
verschiedene Genera gehören sollten. Uebrigens ist die Form und Länge des 
Mittelkieles verschiedenen Schwankungen unterworfen, ebenso der Bau des Meso- 
sternalfortsatzes. 


Zu den bereits bestandenen Untergattungen habe ich einige neue hinzu- 
fügen zu müssen geglaubt, von denen eine (Ophiochara) durch die abnormal 
entwickelten Augen, zwei andere (Megalogastria und Isochara) durch die Gestalt 
und Punktirung des Abdomens leicht kenntlich sind. 


In das Subgenus Rheochara Muls. et Rey, welches durch schlanke Beine 
und insbesondere durch schlanke Tarsen ausgezeichnet ist, habe ich ausser A. 
spadicea Er., cephalica Fauv. und arachnipes Fauv. noch A. leptocera Epp. und 
euniculorum Kr. aufgenommen. Wenn auch die Tarsen der letztgenannten zwei 
Arten nicht ganz so lang sind als bei den ersteren, so sind dieselben doch so 
stark an Länge gegenüber den Arten der Polychara-Gruppe verschieden, dass 
sich die Einrechnung in das Subgenus Rheochara meiner Ansicht nach als noth- 
wendig erwies. Die Tarsen sind bei diesen zwei Arten nur sehr wenig kürzer als 
die Schienen. 

Von den meisten Aleocharenarten habe ich zweifellose Typen vor mir 
gehabt und habe ich an der Hand derselben einige Irrthümer richtigstellen 
können, die sich nicht nur in den Sammlungen, sondern auch in der Literatur 
vorgefunden haben. 

Insbesonders war mir von grossem Werthe, dass das zoologische Institut 
der Universität Breslau mir die Typen der dieser Universität eigenthümlich ge- 
hörigen Gravenhorst’schen Sammlung in freundlichster Weise zum Studium 
zur Verfügung stellte. 


Wenn auch diese Typen zum grossen Theile infolge ihres mehr als hundert- 
jährigen Alters und der zu jener Zeit beliebten gräulichen Präparationsweise 
(die meisten Thiere sind — und zwar oft auf recht dicken Nadeln — gespiesst!) 
schon recht gebrechlich sind, so sind dieselben doch vom grössten Feinde älterer 
Sammlungen (Staub und Schimmel) verschont geblieben, und so konnte ich die 
einzelnen Arten vollkommen zuverlässig erkennen und ihre Identität mit den 
von Gravenhorst in seinen Werken: Coleoptera Microptera Brunsvic. und 
Monogr. Col. Mier. neu beschriebenen Arten feststellen. 

29* 


38 Max Bernhaner. 


Es sind hierdurch zwei Irrthümer aufgedeckt worden: 


1. Aleochara fumata Gravh. ist zweifelsohne mit mycetophaga Kraatz 
identisch. Das Nähere hierüber unten bei dieser Art und bei Al. brevipennis 
Gravh. var. curta Sahlbe. 

2. Aleochara moesta Gravh. und Al. moesta Er. sind zwei verschiedene 
Arten. Unter moesta Gravh. stecken zwei Thiere, und zwar eine Al. crassiuscula 
Sahlbg. und eine mycetophaga Kraatz = fumata Gravh., und habe ich demgemäss 
die Art crassiuscula Sahlbg. mit moesta Gravh. vereinigen und für moesta Er. 
den späteren Namen diversa J. Sahlbg. anwenden müssen. 


Die im Berliner Museum befindliche angebliche Type von moesta Gravh. 
ist identisch mit sparsa Heer (suceicola Thoms.). Die ebendort befindliche Type 
von moesta Thoms. ist villosa Mannh. 

Ich bemerke hierzu noch, dass die Gravenhorst’schen kurzen Be- 
schreibungen auf die in seiner Sammlung befindlichen Thiere vollkommen passen. 


Bestimmungstabelle der Untergattungen und Arten. 


1. Die umgeschlagenen Seiten der Flügeldecken nach rückwärts allmälig ver- 
schmälert, der Seitenrand derselben infolge dessen mit dem Seitenrande 
der Hinterbrust nach hinten divergirend, der Körper ohne grobe gelbliche 
eder weisse Pubescenz . . . 7 re 

— Die umgeschlagenen Seiten der Flügeldecken au niickaräuhs gleichbreit, in- 
folge dessen der Seitenrand der Flügeldecken mit dem Seitenrande der 
Hinterbrust parallel. Körper ziemlich gleichbreit, mehr oder minder matt, 
Vorderkörper mit mehr oder minder grober gelblichweisser Behaarung 
ziemlich dicht bekleidet. Bewohner der Meeresküste. Subg. Polystoma 


Steph. . . un EN 
2. Halsschild überall gleichförmig hunkiärh ah Ponktreihen ah AA 
— Halsschild jederseits der glatten Mittellinie mit einer Punktreihe. Suhg. 
Coprochara Muls. et Rey . . . . ; ee 


3. Hinterleib nach hinten nicht erweitert, Enpich gegen die Spitze weitläufiger 
als vorne punktirt, bisweilen hinten fast glatt oder bis zur Spitze gleich- 
mässig, dann aber dicht punktirtt . . . . er ee 

— Hinterleib nach hinten deutlich etwas erweitert, RN fein und weitläufig, 
bis zur Spitze fast gleichförmig punktirt. Halsschild an den Seiten stark 
bogig gerundet, der ganze Körper glänzend. Subg. Megalogastria 
Bernh. Länge 25 mm. Türkei, Kleinasien . 55. Zuteipennis Epp. 


4. Das dritte und vierte Dorsalsegment bei beiden Geschlechtern einfach; das 
sechste Dorsalsegment nicht oder nur schwach quer eingedrückt . . 5 
— Das dritte und bisweilen das vierte Dorsalsegment des Z' mit einem Höckerchen 
oder Zahn, das sechste Dorsalsegment mehr oder weniger stark eingedrückt; 
die Flügeldecken immer roth, der Hinterleib sehr stark glänzend. Subg. 
Ceranota Steph. oma aaflk, wm u.2laaod AU ON 


10. 


11: 


12. 


13. 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 439 


. Augen von normaler Grösse, nur mässig oder nicht vorspringend und mässig 


gewölbtı.\. uhr: hen EG 
Augen sehr stark Awickelt, ee a Sewälbt Ind ähnlich wie bei Stenus 
stark vorspringend, wodurch der Kopf mit den Augen eine verkehrt 
trapezförmige, nach hinten verengte Gestalt erhält. Subg. Ophiochara 
Bernh: "ray ,. alaild). Do 


. Beine sehr schlank, Ir sehr een Bine de so lang oder länger 


als die Schienen, Fühler sehr schlank, die vorletzten Glieder höchstens 


schwach quer. Subg. Rheochara Muls. et Rey. . . . . 54 
Hintertarsen mässig schlank oder mehr oder weniger kurz, viel kürzer als 
die Schienen . . 7 


. Mittelbrust ungekielt, > Hortenit derseihen N eenizr Fühler 


meistens ausserordentlich stark gegen die Spitze verdickt, die vorletzten 
Fühlerglieder dreimal so breit als lang,!) Hinterleib gegen die Spitze mehr 
oder minder verengt. Subg. Heterochara Muls. et Rey . . Be 
Mittelbrust gekielt oder ungekielt, dann aber der Fortsatz derselben iemlich 
breit, an der Spitze stumpf oder fast abgestutzt, die vorletzten Fühlerglieder 
nie dreimal so breit als ang . .. ENTE ERTL ETERER (5 


. Die vorletzten Fühlerglieder dreimal so Bi Se in 9) 


Die vorletzten Fühlerglieder höchstens doppelt so breit als lang, Halsschild 
schmäler als die Flügeldecken. Länge 3—35 mm. Caucasus, Caspigebiet. 
6. diversicornis Epp. 


. Halsschild mindestens so breit als die Flügeldeckeen . . . .....1 


Halsschild deutlich schmäler als die Flügeldecken . . . ERROR 
Halsschild an der Basis jederseits deutlich ausgebuchtet, Air Hinterwinkel 
daher ziemlich scharf; Halsschild etwas breiter als die Flügeldecken . 11 
Halsschild am Hinterrande fast gleichmässig gerundet, die Hinterwinkel 
abgerundet oder sehr stumpf; Halsschild nicht breiter als die Flügel- 
decken . . . ae. 12 
Halsschild mässig Bin aa ach "Hingeldeeken ah Brnkhirtz Körper kleiner. 
Länge 2 mm. Frankreich . . . 7. salina Fauv. 
Halsschild äusserst fein und a Hlügeldacken nieht dicht punktirt. 
Körper grösser. Länge 3:8 mm. Südspanien, Algier . 8. Olivieri Fauv. 
Flügeldecken am Hinterrande vor den äusseren Hinterecken ausgerandet, 
Hinterleib ziemlich weitläufig punktirt. Länge 2—2'5 mm. Mitteleuropa, 
Mittelmeergebiet, Daghestan, Caueasus . . . . 9. spissicornis Er. 
Flügeldecken am Hinterrande vor den äusseren Hinterecken nicht ausgerandet, 
Hinterleib sehr dicht punktirt. Länge 32 mm. Taschkent. 
10. Drevicornis Epp. 
Fünftes Fühlerglied fast doppelt so breit als das vierte, dreimal so breit als 
lang, fast das breiteste Fühlerglied, die vorletzten deutlich weniger breit, 


!) Die einzige Ausnahme hiervon bildet nur Aleochara diversicornis Epp., deren vorletzte 


Fühlerglieder nur doppelt so breit als lang sind. 


440 Max Bernhaner. 


14. 


_ 
wi 


16. 


18. 


1B: 


99 


das siebente Dorsalsegment des 5‘ in der Mitte der Segmentfläche mit 
einem kielförmigen, hinten zahnförmig vorspringenden Längshöckerchen. 
Länge 32mm. Nordafrika . . ..2.2.2.2..14 Zamellata Fauv. 
Fünftes Fühlerglied nur wenig breiter als das vierte, doppelt so breit als 
lang, schmäler als das sechste und viel weniger breit als die vorletzten 
Glieder 7 2. 1ER EVEE ee ee EN ee 
Halsschild glänzend . . . . . re ER 
Halsschild matt, wenig glänzend, ads siobählte Dorkklkesiment ae d' mit einem 
sehr kleinen Körnchen. Länge 2 mm. Algier. 13. Bonnairei Fauv. 


5. Körper grösser, schwarz mit rothen Flügeldecken, Hinterleib ziemlich dicht 


punktirt, Flügeldecken am Hinterrande innerhalb der äusseren Hinter- 
winkel nicht ausgerandet. Länge 2:5—3'°5 mm. Südliches Mitteleuropa, 
Mittelmeergebiet, Caucasus, Nordafrika . . 12. elavicornis Redtb. 
Körper kleiner, Halsschild rothgelb, Hinterleib mässig dicht punktirt, Flügel- 
decken am Hinterrande innerhalb der äusseren Hinterwinkel deutlich aus- 
gerandet. Länge 25 mm. Tanger (Nordafrika) . 11. rudella Fauv. 
Hinterleib auf den vorderen Dorsalsegmenten sehr dicht punktirt . . 17 
Hinterleib auf den vorderen Dorsalsegmenten mässig dicht oder weitläufig 
punirt . . 2% Re 


. Hinterleib nach Fckkrärts hentkioh sukr eralich sah area mehr oder 


minder zugespitzt . . . . Zoe ı: 
Hinterleib nach rückwärts nicht a ar es ganz Dr; nahezu parallel. 
Subg. Isochara Bernh. . . . 1:28 
Flügeldecken am Hinterrande an den Hiktereiken geranel inne der- 
selben nicht ausgerandet. Subg. Baryodma Muls. et Rey . . %0 
Flügeldecken am Hinterrande innerhalb der Hinterecken deutlich ausgebuchtet; 
Subg. Xenochara Muls. et Rey . . . . dal io 
Halsschild glänzend, wenig dicht punktirt. Flügeldecken. brafinaiin an der 
Basis etwas dunkler. Länge 3°5 mm. Ostsibirien. 16. nawvieularis Fauv. 
Halsschild wenig glänzend, dicht punktirt, pechbraun mit röthlichen Rändern, 
Flügeldecken dunkelroth mit breiter schwarzer Nahtbinde und schwarzen 
Seitenstreifen. Länge 3—4 mm. Mittel- und Südeuropa, Madeira, Cap der 

guten Hoffnung, Madagaskar, Ceylon, Japan, Nord- und Südamerika. 
15. puberula Klug. 


. Hinterleib gegen die Spitze deutlich weitläufiger punktirt als vorne. . 21 


Hinterleib bis zur Spitze äusserst dicht und gleichmässig punktirt . . 22 


. Körper gross, die Flügeldecken hinten neben der Naht jederseits meist mit 


einem rothen Fleck. Länge 45—5 mm. Fast über die ganze paläarktische 


tegion verbreitet . . . . . 2... 17. intricata Mannh. 
Körper klein, die Flügeldecken Sifärbre schwarz. Länge 1'5—2 mm. Europa, 
Asien, Nordamerika . . . . >20... ..19. morion Gravh. 


. Körper klein, Fühler ziemlich schlank, Den die Spitze nur wenig verdickt, 


ihre vorletzten Glieder kaum um die Hälfte breiter als lang, Hinterleib 


fein und äusserst dicht punktirt, matt. Länge 1'5—8 mm. Südfrankreich, 


RG 


23. 


24. 


27. 


28. 


29. 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 441 


Spanien, Corsica, Italien, Sieilien, Dalmatien, Syrien, Maroceo. 
20. erassa Baudi. 
Körper gross, Fühler gegen die Spitze ziemlich stark verdickt, ihre vorletzten 
Glieder etwa doppelt so breit als lang, Hinterleib ziemlich kräftig und sehr 
dicht punktirt, ziemlich glänzend. Länge 3—4'5 mm. Oesterreich, Deutsch- 

land, Frankreich, Finland, Russland, Türkei, Turkestan. 

18. Milleri Kraatz. 
Hinterleib bis zur Spitze gleichmässig und sehr dicht punktirt, Flügeldecken 
röthlich- oder hell bräunlichgelb, meist mit schwarzem Naht- und je 
einem Seitenstreifen. Länge 35—4'5 mm. Fast über die ganze paläarktische 
Fauna verbreitet . . . . 2020...21. moesta Gravh. 


Hinterleib gegen die Spitze deutlich weitläußger, daselbst nur mässig dicht 
punktirt, Flügeldecken schwarz, hinten neben der Naht mit je einer mehr 
oder minder ausgedehnten röthlichgelben Makel. Länge 5—5'°5 mm. Mittel- 
europa, Mittelmeergebiet, Caucasus, und jedenfalls über einen grösseren 
Theil von Asien verbreitet . . . 2 2.2.2..2..22. tristis Gravh. 


Mittelbrust ungekielt, das siebente Dorsalsegment mehr oder minder kräftig 
punktirt, Flügeldecken am Hinterrande innerhalb der Hinterecken nicht 
ausgebuchtet. Subg. Aleochara Gravh. s. str. . . 2.2.2... 

Mittelbrust gekielt . . . . Be ee 9 

. Flügeldecken roth mit en en re re NE ER ZU 

Flügeldecken einfärbig roth oder schwarz . . . OT 


. Körper gross, Fühler stark verdickt, Hinterleib kräftiger und dichter ki 


Halsschild weniger glänzend. Länge 5°5—8 mm. Ueber die paläarktische 
Region, Nord- und Südamerika verbreitet . . . . 1. eurtula Goeze 
Körper kleiner, Fühler weniger stark verdickt, Hinterleib feiner und weit- 
läufiger punktirt, Halsschild stark glänzend. Länge 2°5—4'5 mm. Mittel- 
europa, Mittelmeergebiet, Kleinasien, Caucasus . 2. erassicornis Lac. 
Flügeldecken roth, Fühler mit röthlicher Wurzel. Länge 5°5—6 mm. Tirol, 
Niederösterreich, Italien, Balkanhalbinsel, Kleinasien. 
3. laticornis Kraatz. 
Flügeldecken schwarz oder braun . . . 4 
Fühler stark verdickt, ihr viertes Glied quer, En fünftes 58 a Glied 
sehr stark quer, Wurzel der Fühler schwarz. Länge 5°5—6 mm. Europa, 
Kleinasien . . u... 04. lata Gravh. 
Fühler wenig oder nur mässig ah in a Glied nicht breiter als 
lang, die vorletzten Fühlerglieder nicht oder kaum mehr als 1'/;mal so 
breit als lang. Fühlerwurzel pech- bis hell rothbraun. Länge 2'8—5 mn. 
Nord- und Mitteleuropa, Russland . . . . . 5. Drevipennis Gravh. 
Drittes Glied der Kiefertaster gegen die Spitze stark verkehrt kegelförmig 
erweitert, das vierte verhältnissmässig lang, an der Basis ziemlich breit, 
gegen die Spitze verschmälert. Subg. Homoeochara Muls. et Rey. 
Länge 25—4mm. Nord- und Mitteleuropa . . . 23. sparsa Heer 


442 Max Bernhaner. 


— Drittes Glied der Kiefertaster normal verdickt, ziemlich schlank, das vierte 
viel kürzer, an der Basis viel schmäler als das dritte Glied . . . 80 
30. Endglied der Fühler bei beiden Geschlechtern so lang oder kaum länger als 
die zwei vorhergehenden Glieder zusammengenommen. Subg. Polychara 
Muls. et Rey. . . BET | 
— Endglied der Fühler ve Br so we Ei die de vorhohgekändii Glieder 
zusammengenommen, Hinterleib in den Querfurchen der drei ersten frei- 
liegenden Dorsalsegmente kräftig, ausserhalb derselben und auf den hinteren 
Segmenten spärlich punktirt oder nahezu glatt. Subg. Dischara Muls. 
et Rey. Körper klein. Länge 25—3 mm. Mitteleuropa, Südrussland, 


Caucasus . . 20. 0..24. inconspieua Aube 
31. Flügeldecken ee Kate a I: braungelb mit schwarzer Zeichnung 
(siehe auch 46., 47) . . BE ETIE BR 3 
— Flügeldecken schwarz, eine Makel an die ee a eher der Naht 
robhuunia ads „50 
32. Flügeldecken bs een er ee ee nur = un- 
ansgefärbten Stücken)... 4... = ruhen sr al mr a Vone 
—,; Flügeldeeken anders ‚gefärbt... 4.......».1#2. "u suibseikre uuphre Ge 
33. Hinterleib in den Querfurchen der vorderen Dorsalsegmente kräftig 
pınnkturt 4. KT 
— Hinterleib in den Bierchen Er en De fein oder gar 
nicht punktirt . . . 37 


34. Hinterleib ziemlich Rang BR he dicht an ine klderken 

etwas kürzer als der Halsschild. Länge 3—4 mm. Mitteleuropa, Caucasus. 

26. Zygaea Kraatz. 

— Hinterleib hinten viel weitläufiger als vorne und auch hier ausserhalb der 

Dorsalfurchen nur wenig dicht oder weitläufig punktitt . . . .. 9 

35. Halsschild wenig dicht punktirt, ohne Bleischimmer . . vr; et hass Me MR 

— Halsschild fein und sehr dicht punktirt, mit deutlichem Bleschiraln Fühler 
ziemlich schlank. Länge 4—4'5 mm. Mitteleuropa, Pyrenäen, Balkan. 

27. rufitarsis Heer. 

36. Halsschild mit abstehender langer Pubescenz dicht bekleidet, ziemlich grob 

und mässig dicht punktirt. Länge 3°5—4'5 mm. Ueber den grössten Theil 

der paläarktischen Region verbreitet . . . 25. Zanuginosa Gravh. 

— Halsschild nur spärlich anliegend behaart, ziemlich fein und wenig dicht 

punktirt. Länge 4—42 mm. Corsica, Spanien . 28. cornuta Fauv. 

37. Flügeldecken sehr grob und sehr spärlich punktirt. Länge 3°5—4 mm. 

Ungarn, Niederösterreich . . . . . . 29. vagepunctata Kraatz 

T'lügeldecken mässig stark und dicht punktirt . . . FRE 

Kopf sehr grob und dicht, Halsschild äusserst fein und ee dicht punktirt, 

Flügeldecken sehr dicht gekörnt punktirt. Länge 25—3 mm. Centralasien 

(Buchara) . . .. 30. eapitata Fauv. 

Kopf fein oder erkrlieht feih, Halaschilä kräftig oder ziemlich kräftig und 

mehr’öder minder dicht punktirt I.) 25 nur. dm ben) Ken 


2 | 
Po) 


39. 


40. 


41. 


42. 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 443 


Halsschild viel schmäler als die Flügeldecken, im Grunde äusserst fein 
chagrinirt, matt glänzend, mässig stark, aber ziemlich dicht punktirt, der 
Körper nach vorne verjüngt. Länge 3—42 mm. Nord- und Mitteleuropa, 
Südrussland ru aid.“ . 2.31. völlosa Mannh. 

Halsschild nur wenig Schrililer al: de Hilnselderken, glänzend, stark und 
weniger dicht punktirt, Körper nach vorne nur sehr schwach verengt. 
Länge 3—5°5 mm. Ueber ganz ne und einen grossen Theil von Asien 
VerbEeitetin INTDA HIN! 20.20.82. diversa J. Sahlbg. 


Flügeldecken fast 1!/smal so lang als der Halsschild, dieser viel schmäler 
als die Flügeldecken, Flügeldecken braunroth. Länge 3°5—4'5 mm. Nord- 
und Mitteleuropa, Russland, Amurgebiet . . . 33. sanguinea Linn. 

Flügeldecken nicht oder nur wenig länger als der Halsschild . . . . 41 


Flügeldecken am Hinterrande innerhalb der Hinterecken deutlich, wenn 
auch nur schwach ausgeschweift, hellbraun. Hinterleib in den Querfurchen 
der vorderen Dorsalsegmente kräftig punktirt . . . . 

Flügeldecken roth oder gelb, am Hinterrande gerundet, nice ausgeschweift 
oder etwas ausgeschweift, dann aber die Dorsalfurchen fein punktirt oder 
Dany enn.e . En: Sure) 

Hinterleib auf den it, Denn as de Querfurchen 
ziemlich gleichmässig und dicht punktirt. Länge 35—45 mm. Nord- 
und Mitteleuropa bis Südösterreich . . . . . 34 fumata Gravh. 

Hinterleib auf den vorderen Dorsalsegmenten ausserhalb der Querfurchen 
spärlich oder einzeln punktirt. Länge 3—4'5 mm. Nord- und Mitteleuropa. 

35. moerens &ylih. 


. Kopf und Halsschild roth. Länge 35—4 mm. Spanien, Algier. 


36. semirubra Gra&lls. 
Kepssung; Halsschildsschwarz. "1. m. 00 000 0.0 a ern ee ee dl 


. Flügeldecken braungelb, am Schildehen bisweilen schwärzlich, ohne schwarze 


Seitenstreifen, Kopf ziemlich gross, Hinterleib ziemlich fein punktirt. 
Länge 3°5—4°5 mm. Deutschland, Oesterreich, Ungarn, Frankreich. 

37. haemoptera Kraatz. 

Flügeldecken einschliesslich der umgeschlagenen Seiten einfärbig roth oder 

roth bis rothgelb mit einem schwarzen Naht- und je einem schwarzen 

Seitenstreifen, Kopf kleiner, Hinterleib mehr oder weniger kräftig punk- 


aissbisweilenwfäst ganz glatt .". WA ee un ehren 45 
. Flügeldecken einfärbig roth . . . . Ha we een 
Flügeldecken mit schwarzen Naht- und Saiten treifen ana 48 


. Flügeldecken blutroth, Halsschild glänzend, Hinterleib weitläufig En 47 


Flügeldecken ziegelroth bis gelbroth, Halsschild infoge dichter Behaarung 
matt glänzend, Hinterleib ziemlich dicht punktirt. Länge 35—45 mm. 
Russland, Turkestan . . . ..2020..838. sareptana Solsky 


. Halsschild fein und sehr weitläufig tanken Flügeldecken weitläufig punktirt. 


Länge 4—5 mm. Persien, Caucasus . . . . 39. ignipennis Fauv. 


444 Max Bernhaner. 


_ 


49. 


Halsschild und Flügeldecken ziemlich dicht punktirt. Länge 4—4'5 mm. 
Spanien, Algier, Maroco . . . 2 .2..2...40. haematodes Kraatz 
Körper gross und breit, plump, Beine dunkel. Habitus und Färbung von 
Aleochara curtula Goeze. Länge 55—6 mm. Frankreich, Schweiz, Tirol, 
Caucasus . . . “0.0. 41. diseipennis Muls. et Rey 
Körper kleiner und ES len Fühler an der Basis und die Beine 
gelbroth, höchstens die Schenkel Adler (siehe auch 46., 47.) . . . 49 
Flügeldecken roth, Hinterleib wenig dicht punktirt, Körper grösser, die Seiten 
des Hinterleibes nicht auffallend breit abgesetzt, Habitus und Färbung 
von crassicornis Lac. Länge 45—55 mm. Südfrankreich, Süddeutschland, 
Italien, Nordafrika . . . . 22.0. 42. tenwicornis Kraatz 
Flügeldecken röthlichgelb, die en Naht- und Seitenstreifen viel aus- 
gedehnter, Hinterleib ziemlich dicht punktirt, Körper kleiner, die Seiten 
des Hinterleibes nach rückwärts vollkommen geradlinig verschmälert mit 
breitwulstig abgesetzten Seitenrändern. Länge 4—42 mm. Centralasien 
(Buchara) . . 2 ...43. pulchra Bernh. 


. Die rothbe Makel en den an estkalen en sich von der Naht bis zum 


Seitenrande aus, der Hinterleib besitzt ausser der groben weitläufigen, 
noch eine sehr feine, stellenweise dichte Punktirung, namentlich auf den 
vorderen Dorsalsegmenten. Körper breit und plump, Habitus von Al. tristis 
Gravh., der Halsschild mit langen, etwas ungleichen Haaren dicht bekleidet. 
Länge 5 mm. Caucasus, Syrien . 44. maculipennis Baudi 
Die rothe Makel auf den Flügeldecken ist vom Seitenrande durch einen breiten 
schwarzen Zwischenraum getrennt, Hinterleib ausser der groben Punktirung 
glänzend glatt. Körper weniger are und kurz, Halsschild ohne lange ab- 


stehende Behaarung . . Ale 

. Hinterleib sehr weitläufig N Halsschild nur Auinlich Haha Länge 
38—45 mm. Spanien, Algier . . . 2... .. 45. nigerrima Kraatz 
Hinterleib in den Vertiefungen der vorderen Dorsalsegmente ziemlich dicht 
Ppunktirt : %'*2". . 92 


52. Hinterleib Aare dee Oerelrchen Kder vohderänt Dorälkegik ver- 


hältnissmässig dicht punktirt. Körper kleiner, schlanker. Länge 2°5—5'5 mm. 
Ueber die ganze paläarktische Region verbreitet . 46. Zaevigata Gylih. 
Hinterleib ausserhalb der Querfurchen der vorderen Dorsalsegmente weit- 
läufig oder spärlich punktirt. Körper breiter, robuster. Länge 5—6 mm. 
Südliches Mitteleuropa . . . 47. maculata Bris. 


. Hinterleib an der Basis der ersten Frailiägenieh Dorsalsegmente ziemlich weit- 


läufig punktirt, Fühler schwarz bis pechschwarz, Flügeldecken schwarz mit 
einer mehr oder minder ausgedehnten blutrothen Makel. Länge 3'5 bis 
5 mm. Niederösterreich, Ungarn, Deutschland . 48. Breiti Ganglb. 
Hinterleib an der Basis der ersten freiliegenden Dorsalsegmente dicht punk- 
tirt, Fühler gelb, gegen die Spitze wenig dunkler, Flügeldecken einschliess- 

lich der umgeschlagenen Seiten röthlichgelb. Länge 33 mm. Russland. 
49. parvicornis Fauv. 


Bi 


54. 


60. 


61. 


62. 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 445 


Beine ausserordentlich lang und schlank, die Hintertarsen länger als die 
Schienen, auch die Mitteltarsen sehr verlängert, fast so lang als die Mittel- 
schienen. Körper schwarz. Länge 35 mm. Turkestan. 

50. arachnipes Fauv. 

Beine weniger lang und schlank, die Hintertarsen nicht länger als die Hinter- 


schienen, Mitteltarsen von normaler Länge . . . . . 2 2.202..8 

. Flügeldecken braun oder schwarz, einfärbig . . 2... 2 2 .20.0..56 
Flügeldecken theilweise roth oder rothgelb gefärbt . . . . 2. ......97 
. Halsschild deutlich punktirt, Körper heller oder dunkler braun. Länge 4 bis 
5’5 mm. Mitteleuropa, England . . . . . ..... 50. spadicea Er. 
Halsschild äusserst fein und unbestimmt punktirt, Körper schwarz. Länge 
Amm. Türkei, Syrien . . . 202....52. Zeptocera Epp. 


. Kopf mässig gross, viel schmäler als 2 Halsschild. Länge 35—5 mm. Mittel- 


europa, Russland, Nordafrika, Mongolei . . 54. euniculorum Kraatz 
Kopf sehr gross, nur wenig schmäler als der Halsschild. Länge 3 mm. Algier. ' 
53. cephalica Fauv. 


. Halsschild stark quer, um die Hälfte oder fast um die Hälfte breiter als 
DT AT a Ne 59 
Halsschild ach quer, hochslens um ein Drittel Bräter als lang... 70 
. Hinterleib am Grunde der vorderen Dorsalsegmente dicht oder ziemlich dicht 
Punktmbaesen er 60 
Hinterleib an der Bas de rar Dee nur eialta nl gar 
nieht/ipunktirt‘!) .u.oo. BEE tEREE BR 05, 


Vorderkörper matt, Flügeldecken fast ee Tanner Hobehwärz die Flügel- 
decken roth. Länge 55 mm. Pyrenäen, Westalpen. 58. opacina Fauv. 
Vorderkörper mehr oder minder glänzend, die Flügeldecken mit deutlichem 
Glanze, Grundfärbung des Br ausser den Flügeldecken pechschwarz 
bis rothbraun . . . ? A eh it , OL 
Hinterleib beim dj auf den zwei en Reikegsnden omalscenenten mit 
einem Höckerchen oder Zahn bewehrt. Körper im Allgemeinen grösser, 
zobusierf”", nun. een. 162 
Hinterleib beim g' nur anf is en enden Teekanne mit 
einem Höckerchen oder Zähnchen bewehrt. HE im Allgemeinen weniger 
EObUSt4.. „in %: 4 in ee 
Das dritte er Be on mit einem kräftigen nn. 
schräg nach hinten emporsteigenden, an der Spitze des Segmentes befind- 
lichen Zahn. Länge 55—7'’5 mm. Mitteleuropa. 56. »uficornis Gravh. 
Das dritte Dorsalsegment des Z' mit einem kräftigen seitlich zusammen- 
gedrückten und senkrecht abstehenden Zahn, welcher sich in der Mitte 


des Segmentes befindet. Länge 6°5—7 mm. Dalmatien. 
57. Melichari Reitt. 


1) Aleochara erythroptera Gravh., bei welcher diese Punktirung bisweilen zweifelhaft sein 


könnte, erscheint unter beiden Gegensätzen berücksichtigt. 


446 Max Bernhaner. 


5} 
09. 


66. 


69. 


- 


Hinterleib ziemlich gleichmässig und verhältnissmässig dicht punktirt, Kopf 
nur um ein Drittel schmäler als der Halsschild. Länge 5—5'5 mm. Süd- 
frankreich . amade. ae Kr Rydarocephalı Kan: 

Hinterleib nur an der Basis der Segmente dicht oder mässig dicht, auf der 


hinteren Hälfte wenig dicht und spärlich punktirt. Kopf kleiner, um die 
Hälfte schmäler als der Halsschild m77 7, mr WEI ra 768 


4. Hinterleib an der Basis des dritten bis sechsten Dorsalsegmentes grob und 


dicht punktirt, das siebente Dorsalsegment mässig dicht punktirt. Länge 
6mm. Frankreich, Belgien . . . . . ».%.....60. major Fairm. 


Hinterleib höchstens an der Basis der drei ersten freiliegenden Dorsal- 
segmente dicht, aber immer fein punktirt, das siebente Segment spärlich 
punktirt oder nahezu glatt. Länge 45—5°5 mm. Mittel- und Südeuropa, 
Caucasus, Kleinasien . . 2020.0..65. erythroptera Gravh. 


‚5. Fühler gegen die Spitze nicht ke nur wenig verdickt, länger als Kopf und 


Halsschild zusammengenommen, die vorletzten Glieder nicht oder nur schwach 
quer, Kopf kleiner . . r 46 
Fühler kurz, gegen die Spitze aheik lei a ir Kopf Bee; Halsschild 
zusammengenommen, die vorletzten Glieder doppelt so breit als lang, Kopf 
sehr gross, nur um ein Viertel schmäler als der Halsschild. Länge 5°5 mm. 
Bosnien 4; ui ia un De WEGE SORGE 


Hinterleib beim Z' auf den ersten zwei freiliegenden Dorsalsegmenten mit 
Höckerchen besetzt, Flügeldecken viel länger als der Halsschild. Länge 


45—6mm. Südtirol. . » 2 2 2.02.20. 62. Ganglbaueri Bernh. 
Hinterleib beim Z' nur auf dem ersten freiliegenden Dorsalsegmente mit 
einem Höckerchen . . . ahllır rBibe lat SORTDEREREERGT 

37. Halsschild hellroth. Länge 25—5 mm. Caucasus . . 683. Zuröda Mots. 


Halsschild schwarz oder Ey ah höchstens an den Rändern heller braun- 
Tochter. MR, Anl I 2 EI AERTSERER GT 


. Hinterleib fast ur Be: Flügeldecken bräunlichroth mit einem 


deutlichen schwarzbraunen Fleck vor den Hinterecken. Länge 45 mm. 
DaUCaSUN 2, 22.66. caucasica Epp. 
Hinterleib nenn HHbrlweial Hentieh oder nicht zu weitläufig punktirt, 
Flügeldecken einfärbig roth oder höchstens mit einer sehr schwachen An- 
deutung einer dunkleren Stelle vor den Hinterecken . . . 2,69 


Flügeldecken kräftig runzelig körnig punktirt, Hinterleib auch in den ordiie 
der vorderen Dorsalsegmente weitläufig punktirt oder fast glatt. Länge 
55—6'5 mm. Caucasus. . . 2.2.64. Zueidula Hochh. 

Flügeldecken verhältnissmässig fein, nicht runzelig punktirt, Hinterleib in 
den Querfurchen der vorderen Dorsalsegmente deutlich und mehr oder 
minder dichter punktirt. Länge 45—5°5 mm. Mittel- und Südeuropa, 
Cauecasus, Kleinasien . . . 65. erythroptera G«ravh. 


70. Halsschild um ein Drittel brenaz nF B. nt ee ee 


ae 


72. 


75. 


76. 


MT. 


78. 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 447 


Halsschild nur wenig breiter als lang, Flügeldecken beträchtlich länger als 
der Halsschild, Flügeldecken des Z' mit einfacher Naht. Länge 3—4 mm. 
Gaueasus!2u.9-, 2.69. adusta Epp. 

Kopf viel breiter als an Habitis) von Al. erythroptera Gravh. Länge 
45—5 mm. Pyrenäen, Südfrankreich . . . 67. diversicollis Fauv.!) 

Kopf mindestens so lang als breit . . . I ED 

Flügeldecken beim g' mit schwielenförmig Sfhöhener Naht, FTAIssohtla hinten 
am breitesten, von da nach vorne stark verengt. Länge 5—7 mm. Caucasus. 

68. subtumida Hochh. 

Flügeldecken beim Z' mit einfacher Naht, Halsschild im hinteren Drittel 
am breitesten, nach vorne nur mässig stark verengt, Körper kleiner. 
Länge Amm. Syrien . . 2 2.2 2.2.0220. .70. Zibanica Epp. 


. Flügeldecken einfärbig schwarz, höchstens am Hinterrande schwach röthlich. 


Länge 2°5—4 mm. Nord- und Mitteleuropa . . 71. bilineata «ylih. 
Flügeldecken mit einer rothen Makel jederseits neben der Naht, oder fast 
sauz Toll, „ns. 74 


. Halsschild ausserhalb I Meralrsihin brennen dicht ee er 


15 Lin. Südrusland . . . 2 2.2.....75. notatipennis Hochh. 
Halsschild ausserhalb der Dorsalreihen nur spärlich punktirt oder fast un- 
punktirt . ... .. ER EN 
Flügeldecken sehr kräftig Bar ange 1: 75 En Lappland. 
72. Sahlbergi Epp. 
Flügeldecken mässig kräftig oder fein punktirt . . . . er LO 
Hinterleib bis zur Spitze fast gleichmässig dicht punktirt, die rothe Makel 
der Flügeldecken verwaschen begrenzt. Länge 2—4 mm. Nord- und Mittel- 
europa... . . . 73. verna Say 
Hinterleib gegen Be. Se er ad Länge 1'5—4°5 mm. 
Ueber den grössten Theil der paläarktischen Region verbreitet. 
74. bipustulata L. 
Vorderkörper mit schwachem, aber deutlichem gedämpften Glanze . . 78 
Vorderkörper vollkommen glanzlos . . ‚Eng BandaRd he 79 
Halsschild und Flügeldecken grob banking Aüigk 35—483 mm. An den 
Küsten der Nord- und Ostsee und des westlichen Mittelmeergebietes. 
76. grisea Kraatz. 
Halsschild und Flügeldecken fein punktirt. Länge 3°5—4 mm. Mittelmeer- 
geblet ons oe Fr ann N. 577. albopila' Bey 


. Vorderkörper mit mässig IR Pubescenz mässig dicht bekleidet. Abdomen 


fein punktirt. Länge 4—45 mm. An den Küsten der Nord- und Ostsee. 
78. algarum Fauv. 


ı) Bei einem der zwei bisher bekannten Stücke von Aleochara Melichari Reitt. ist der Hals- 


schild nur schwach quer und der Kopf viel breiter als lang. Man käme also bei der Bestimmung 
auf den vorliegenden Gegensatz. AZ. Melichari Reitt. unterscheidet sich von diversicollis Fauv. durch 
die Färbung, die Grösse und die Geschlechtsauszeichnung des g auf den ersten Blick. 


448 Max Bernhauer. 


— Vorderkörper mit grober und dichter gelblicher Pubescenz dicht bekleidet, 
Abdomen ziemlich kräftig punktirt. Länge 3—3°5 mm. An den Küsten 
der Nord- und Ostsee . . 2 2.2.2.2... 79. obscurella Gravh. 


Subg. Aleochara s. str. Muls. et Rey. 


1. Aleochara curtula Gkoeze. 
(Goeze, Ent. Beytr., 1777, 730. — Ganglb., Käf. M., 1I, 29.) 


fuscipes Gravh., Mier., 92. — Er., Käf. Mk. Bradbg., I, 354; Gen. Speec. 
Staph., 159. — Kraatz, Ins. D., II, 86. — Thoms., Skand. Col., II, 
247. — Muls. et Rey, 1874, 20. 

brevis Heer, Fn. Helv., I, 315. 

brachyptera Fourer., Ent. Par., I, 167. 

puncticeps Thoms., Skand. Col., II, 248. 


Durch die braunrothen, an den Seiten schwärzlichen Flügeldecken, die 
stark verdickten Fühler, das grob und mässig dicht punktirte Abdomen und die 
Grösse sehr leicht kenntlich. Diese Art ist in der Grösse sehr veränderlich; 
Stücke von 55 mm sind die kleinsten, solche von Smm die grössten der von mir 
beobachteten Exemplare. 

In der ganzen paläarktischen Region, sowie über Nord- und Südamerika 
verbreitet und überall an Aas und unter faulenden Vegetabilien sehr gemein. Die 
zwei ersten Fühlerglieder sind bisweilen braunroth bis röthlichgelb. 


2. Aleochara cerassicornis Boisd.-Lacord. 
(Boisd.-Lacord., Fn. Ent. Par., I, 531. — Kraatz, Berl. Ztschr., 1862, 319. — 
Ganglb., Käf. M., II, 30.) 


rufipennis Er., Gen. Spee. Staph., 162. — Kraatz, Ins. D., H, 88. — Muls. 
et Rey, 1874, 24. 
lateralis Heer, Fn. Helv., I, 314. 


In der Färbung und Körperform der eurtula Goeze, namentlich kleineren 
Stücken derselben sehr ähnlich, von derselben durch etwas weniger gegen die Spitze 
verdickte Fühler, etwas feiner und weitläufiger punktirten Hinterleib, sowie durch 
stärkeren Glanz namentlich des Halsschildes und durch hellere, mehr ziegelrothe 
Färbung der Flügeldecken verschieden. In der Grösse ist die Art ebenso veränder- 
lich wie curtula Goeze. Mir liegen Stücke von 2°5 mm und solche von 5 mm vor. 

Fast ebenso häufig wie curtula Goeze, sowohl an Aas, wie unter faulenden 
Stoffen, aber auch an Flussufern unter Steinen. 


3. Aleochara laticornis Kraatz. 
(Kraatz, Ins. D., II, 88. — Ganglb., Käf. M., Il, 30.) 


Ebenfalls kleineren Stücken der curtula Goeze sehr ähnlich, durch die 
braunrothe Wurzel der Fühler, die einfärbigen rothen Flügeldecken und feinere 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna 449 


und weniger dichte Punktirung des Halsschildes und der Flügeldecken leicht zu 
unterscheiden. Die Färbung der letzteren ist nicht braunroth wie bei curtula 
Goeze, sondern ein gedämpftes carminroth. Die kleinsten mir vorliegenden Stücke 
haben kaum eine Länge von 3 mm, die grössten sind fast 7 mm lang. 

Die Lebensweise des Käfers ist mir nicht bekannt. 

Diese Art ist jedenfalls weiter verbreitet, als bisher angenommen wurde, 
scheint aber überall selten zu sein. Mir liegen Stücke von Tirol, Niederöster- 
reich, Ungarn, Istrien, Dalmatien, Corsica, Mittelitalien, Griechenland, dem Cau- 
casus, Circassien und Kleinasien vor. Ein Stück aus dem Gebiete des deutschen 
Reiches habe ich noch nicht gesehen. 


4. Aleochara lata Gravh. 
(Gravh., Mier., 186. — Muls. et Rey, 1874, 15. — Ganglb. Kf. M., II, 30.) 
fuscipes var., Er., Gen. Spec. Staph., 159. — Kraatz, Ins. D., II, 86. 


Von etwas breiterer, kürzerer Körperform als curtula Goeze, einfarbig 
tiefschwarz, die Flügeldecken meist gegen den Hinterrand zu röthlich durch- 
scheinend, die Wurzel der Fühler kaum heller, Beine pechschwarz bis dunkel 
rothbraun. Von curtula Goeze ausserdem noch durch stärkere und weitläufigere 
Punktirung des Halsschildes und der Flügeldecken verschieden. Die Grösse variirt 
zwischen 5 und 9 mm. 

Unter faulenden Vegetabilien ziemlich selten. Mittel- und Südeuropa, Klein- 
asien, Caucasus, Amurgebiet, Nordamerika. 


5. Aleochara brevipennis Gravh. 
(Gravh., Mon., 169. — Er., Käf. Mk. Brabg., I, 356; Gen. Spee. Staph., 163. — 
Kraatz, Ins. D., ID, 92. — Thoms., Skand. Col., II, 248. — Muls. et Rey, 
1874, 28. — Heer, Fn. Helv., I, 315. — Ganglb., Käf. M., II, 31.) 


carnivora Gylih., Ins. Suec., II, 431. 
concolor Steph., Ill. Brit., V, 153. 
moesta Steph., Man. Brit., Col. 
einctipennis Motsch., Bull. Mose., 1858, III, 237. 
Var. curta Sahlbg., Ins. Fenn., I, 400. 
fumata Er., Kf. Mk. Bradbg., I, 357; Gen. Spec. Staph., 166. — Kraatz, 
Ins. D., II, 93. — Heer, Fn. Helv., I, 316, 10. — Thoms., Skand. Col., 
II, 248. — Muls. et Rey, 1874, 32. — Ganglb, Käf.M,, II, 31. 
morosa Heer, Fn. Helv., I, 588. 
aurovillosa Jekel, Col. Jek., 73, I, 37. 
Var. nigrovillosa m. 


Diese Art ist durch ihre einfärbig schwarze Oberseite, die vorne ziemlich 
breite, nach rückwärts mehr oder minder verengte Körperform, die kräftige 
Punktirung des Hinterleibes, namentlich aber durch die infolge dichter Behaa- 
rung matten, stark grauschimmernden Flügeldecken ausgezeichnet und dadurch 


450 Max Bernhauer. 


in vollkommen entwickelten, ausgefärbten Stücken jederzeit leicht kenntlich. 
Gewöhnlich besitzen solche Stücke die immerhin stattliche Länge von 5 mm und 
darüber; ich besitze jedoch Exemplare der Stammform in jeder Grösse bis herab 
zu 28mm. Die kleineren Stücke besitzen auf dem Hinterleibe eine viel feinere 
und weitläufigere Punktirung als die grossen, vollkommen entwickelten Thiere 
und bilden auf diese Weise einen sehr deutlichen Uebergang zu der bisher immer 
noch als eigene Art aufgefassten fumata Er., welche nach dem mir vorliegenden 
reichhaltigen Materiale von brevipennis Gravh. specifisch nicht getrennt werden 
kann. Ich halte diese Form nicht einmal für eine besonders interessante Form 
der brevipennis Gravh., sondern nur für kleine, in ihrer Entwicklung zurück- 
gebliebene, nicht ganz reife Stücke der letzteren. Typische Stücke der fumata 
Er. unterscheiden sich von den kleineren und kleinsten Stücken der brevipennis 
Gravh. nur durch die lichtere bräunliche bis röthlichbraune Färbung der Flügel- 
decken, bräunlichroth durchscheinende Seiten des Halsschildes, braunrothe Fühler- 
wurzel und gelbrothe Beine, während in der Punktirung des Hinterleibes der im 
Vergleiche mit grossen Stücken der brevipennis Gravh. wohl sehr deutliche 
Unterschied bei kleineren Exemplaren sehr unmerklich wird und ganz ver- 
schwindet. Dass nun die hellere Färbung der Flügeldecken, der Fühlerwurzel 
und der Beine somit nur Kennzeichen des nicht vollkommen entwickelten Thieres 
sind und nicht zur Aufstellung einer eigenen Art berechtigen, ist wohl zweifellos, 
zumal es auch hier zahlreiche Uebergänge gibt, bei welchen man im Zweifel ist, 
ob man die Färbung der Beine als rothgelb, gelbbraun oder bräunlichroth be- 
zeichnen soll. Mir liegen z. B. grössere Stücke vor, welche rothgelbe Beine mit 
dunkleren Flügeldecken vereinigen und bei welchen ausserdem die Punktirung 
des Hinterleibes stärker ist als bei kleinen Stücken der brevipennis Gravh., 
andererseits gibt es Stücke sowohl mit lichteren als dunkleren Flügeldecken, 
deren vordere Beine rothgelb sind, während die Schenkel der Hinterbeine mehr 
oder minder angedunkelt sind. Dazu kommt noch, dass die beiden Formen unter 
einander vorkommen, ohne dass sich bei einzelnen Stücken die Zugehörigkeit zur 
einen oder anderen Form scharf erkennen liesse. Ich habe beide Formen in 
sämmtlichen von mir revidirten Sammlungen unter einander vermengt gefunden, 
was mit Rücksicht auf das Vorangesagte keineswegs verwunderlich sein kann. 
Durch die Güte des zoologischen Institutes der Universität Breslau liegen 
mir aus der der genannten Universität gehörigen Gravenhorst’schen Samm- 


lung die Typen der fumata Gravh. sammt fünf Varietäten derselben vor und 


konnte ich ausser jedem Zweifel feststellen, dass Aleochara fumata Gravh. mit 
fumata Er. absolut nicht identisch ist, dass weiters fumata Gravh. gleich 
mycetophaga Kraatz ist und dass die zu fwmata Er. gezogene Varietät 2 keines- 
wegs zu dieser Art, sondern ebenfalls zu mycetophaga Kraatz gehört. Ich muss 
daher, nachdem auch die Gravenhorät’sche Beschreibung mit mycetophaga 
Kraatz sehr gut zu vereinigen ist, den Gravenhorst’schen Namen fumata für 
mycetophaga Kr. in Anspruch nehmen und benenne die von Erichson als fumata 
bezeichnete Art, welche nach dem Vorhergehenden nur als eine Form der brevi- 
pennis Gravh. zu betrachten ist, mit dem späteren Namen als var. cuwrta Sahlbg. 


: 
| 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 451 


Aleochara cinctipennis Motsch. von Laibach in Krain, von welcher mir 
keine Type vorliegt, unterscheidet sich nach der Beschreibung von brevipennis 
Gravh. durch röthlichen Hinterrand der Flügeldecken, etwas dünnere Fühler, 
im Allgemeinen feinere und dichtere Punktirung, mehr graue Behaarung und 
etwas kürzere Flügeldecken. Mir liegen nun einige Stücke vor, welche vorstehende 
Merkmale bald mehr, bald weniger besitzen und ebenfalls aus dem südlichen 
Oesterreich stammen. Ich kann aber diese Stücke unmöglich für eine von brevi- 
pennis Gravh. verschiedene eigene Art halten, da diese Merkmale nicht constant 
auftreten. Ich kann auch in diesem Falle keine besondere Art annehmen und 
muss daher cinctipennis Motsch. mit brevipennis Gravh. vereinigen. 

Var. nigrovillosa m. In Centralasien kommt eine grössere, stärker 
glänzende, kürzer und feiner, nicht graugelb, sondern schwarz behaarte Form 
vor, die sich überdies durch rein tiefschwarze Färbung des Körpers auszeichnet. 
Trotz dieser Unterschiede kann ich mich nicht entschliessen, in derselben eine 
eigene Art zu erblieken und stelle sie als var. nigrovillosa zur brevipennis Gravh. - 
Von dieser Rasse liegen mir Stücke von Chabarofka im Amurgebiete und aus 
dem Quellgebiete des Irkut vor. 

Was die Lebensweise der Aleochara brevipennis Gravh. anbelangt, so 
scheint sie auf feuchte Localitäten beschränkt zu sein. 


Subg. Heterochara Muls. et Rey. 


6. Aleochara diversicornis Epp. 
(Radde, Fn. u. Fl. d. Caspigeb., 1886, 181.) 


Diese Art ist in der Heterochara-Gruppe durch ihre wenig verdiekten 
Fühler leicht kenntlich. Die vorletzten Fühlerglieder sind kaum doppelt so breit 
als lang, das vierte Fühlerglied ist nur mässig quer, nur wenig breiter als das 
schlanke dritte Glied. 

Unter den Arten mit röthlichgelben Flügeldecken ist dieser Käfer durch 
seine kleine, in der Mitte des Körpers ‘breite, nach vorne stark, nach hinten 
mässig zugespitzte Gestalt sehr ausgezeichnet und leicht kenntlich. Die Farbe 
des Thieres ist röthlichgelb; Kopf, Halsschild und die vorletzten Abdominalringe, 
oft der ganze Hinterleib mehr oder minder röthlichbraun, die Fühler und Beine 
einfärbig röthlichgelb. 

Der Kopf ist sehr klein, kaum ein Drittel so breit als der Halsschild, 
dieser viel schmäler als die Flügeldecken, am Hinterrande im hinteren Theile 
am breitesten, von da nach vorne verengt, ebenso wie der Kopf sehr fein und 
weitläufig punktirt; die Flügeldecken an der Schulter wenig breiter als der Hals- 
schild, nach hinten erweitert, am Hinterrande innerhalb der Hinterwinkel kaum 
ausgebuchtet, ziemlich kräftig und mässig dicht punktirt. Hinterleib am Grunde 
so breit als die Flügeldecken, nach rückwärts schwach verengt, ziemlich kräftig 
und wenig dicht, hinten weitläufiger punktirt. 

Die mir vorliegenden Stücke stammen aus dem Caucasus und von Talysch 
im Caspigebiet (Korb). 

2. B. Ges. Bd. LI. 30 


452 Max Bernhauer. 


7. Aleochara salina Fauv. 
(Fauv., Rev., IV, 198.) 


Diese und die folgende Art bilden im Subg. Heterochara eine durch die 
Form des Halsschildes ausgezeichnete kleine Gruppe. 

Der Halsschild ist nämlich viel breiter als bei den übrigen Arten, deutlich 
etwas breiter als die Flügeldecken; zugleich ist der Hinterrand desselben jeder- 
seits sanft ausgeschweift, wodurch die Hinterwinkel schärfer hervortreten als bei 
den übrigen Arten. 

Ich lasse hier eine kurze Beschreibung mit den charakteristischen Merk- 
malen der Al. salina Fauv. folgen: 

Der Kopf ist breiter als bei diversicornis Epp., fein und wenig dicht 
punktirt. Die Fühler sehr kurz, kaum bis zur Mitte des Halsschildes zurück- 
reichend, die mittleren Glieder mehr als dreimal so breit als lang. Halsschild 
mehr als doppelt so breit als lang, ziemlich gewölbt, infolge ziemlich dichter 
goldgelber Behaarung nur mässig glänzend, mässig fein und ziemlich dicht, 
deutlich etwas rauhrunzelig punktirt. Flügeldecken kürzer als der Halsschild, 
etwas stärker und dichter als der Halsschild punktirt. Hinterleib gegen die 
Spitze schwach verengt, ziemlich kräftig und dicht, hinten etwas weniger dicht 
punktirt. 

Die Farbe des Käfers ist schwarzbraun bis pechschwarz mit rothgelben 
Flügeldecken, die Fühler rostroth mit hellerer Basis, Beine rothgelb. 

Mir liegen ein typisches Stück aus der Sammlung Fauvel’s mit dem 
Fundorte Noirmontier und ein zweites, in der Eppelsheim’schen Sammlung 
befindliches Stück, welches ebenfalls von Fauvel stammt, vor. 


8. Aleochara Olivieri Fauv. 
(Fauv., Bull. Ac. Hipp., 1868, VI, 60.) 


rutilipennis Reitt., Wiener Ent. Zeitg., 1897, 46 (Homoeusa). 


Von der vorigen Art durch dreifach grössere Gestalt, noch breiteren Hals- 
schild, weniger kurze Fühler, viel weitläufigere Punktirung des Halsschildes, der 
Flügeldecken und des Hinterleibes verschieden. 

Auch der Al. celavicornis Redtb., namentlich durch die Färbung ähnlich, 
aber durch den viel breiteren Halsschild, die viel weitläufigere Punktirung des 
Halsschildes, der Flügeldecken und des Hinterleibes verschieden. 

Der Körper ist schwarz mit rothen Flügeldecken, rostrothen Fühlern und 
gelbrothen Beinen. Die Fühler etwas länger als bei salina Fauv., die vorletzten 
Fühlerglieder dreimal so breit als lang, der Kopf kleiner als bei salina Fauv., 
kaum mehr als ein Viertel so breit als der Halsschild, dieser fast mehr als 
2!/;mal breiter als lang, weniger gewölbt als bei salina Fauv., äusserst fein und 
weitläufig punktirt, stark glänzend. Flügeldeeken kürzer als bei salina, kräftiger 
als bei dieser, körnig und viel weitläufiger punktirt, innerhalb der Hinterwinkel 
wie bei salina nicht oder kaum ausgerandet. Hinterleib nach rückwärts stark 


u MB 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 455 


verengt, mässig fein und weitläufig punktirt; am Hinterrande des dritten bis 
sechsten (ersten bis vierten vollkommen freiliegenden) Dorsalsegmentes befindet 
sich knapp vor dem Hinterrande je eine Reihe grober Körnchen. 


Mir ist das von Fauvel freundlichst zur Ansicht eingesendete typische 
Exemplar von Böne (Algier) vorgelegen. 

Homoeusa rutilipennis Reitt. aus Spanien ist unzweifelhaft nach dem mir 
vorliegenden typischen Stücke mit dieser Art identisch. 


9. Aleochara spissicornis Er. 
(Er., Gen. Spec. Staph., 173. — Muls. et Rey, 1874, 39. — Ganglb., Kf. M,, II, 32.) 


leucopyga Kraatz, Ann. Soc. Ent. Fr., 1858, CLXXXIX. 
melamocephala Motsch., Bull. Mose., 1860, 585. 
laeta Muls. et Rey, Opusc. Entom., XII, 1861, 96. 
filum Kraatz, Berl. Ent. Ztschr., 1862, 318. 

Var. cephalotes m. 


Als bestes Kennzeichen dieser Art halte ich die Gestalt und die Punktirung 
des Hinterleibes. Die Seiten desselben convergiren schwach nach hinten, sind 
jedoch von der Wurzel bis zum Hinterrande des siebenten Dorsalsegmentes voll- 
kommen gerade und sehr breit wulstig abgesetzt, die Punktirung ist eine wenig 
dichte, gegen die Spitze zu weitläufige, die Behaarung des Hinterleibes eine lange. 
Durch die Gestalt des Hinterleibes erhält der Käfer eine eigenartige gestreckte 
und dabei doch nicht zugespitzte Form. 


Der Kopf ist ziemlich klein, schmäler als der halbe Halsschild, dieser breit, 
doppelt so breit als lang, so wie der Kopf äusserst fein und mässig dicht punk- 
tirt und ziemlich dicht mit gelblichen langen Härchen bekleidet, daher nur 
mässig glänzend, so breit oder kaum schmäler als die Flügeldecken. Letztere 
sind ziemlich kräftig und dicht punktirt, innerhalb der äusseren Hinterwinkel 
schwach ausgerandet. 

Das g' besitzt auf dem siebenten Dorsalsegmente keine Geschlechts- 
auszeichnung, das achte ist fein erenulirt und schwach bogig ausgerandet. 


Der vollkommen entwickelte Käfer besitzt eine schwarze Färbung, die 
Flügeldecken sind immer gelbroth, die Wurzel der rostrothen Fühler und die 
Beine röthlichgelb, der Halsschild meist mehr oder minder röthlich angeflogen. 
Bei unreiferen Thieren nimmt die helle Färbung zu, so dass schliesslich nur 
mehr der Kopf und allenfalls die vorletzten Hinterleibsringe dunkler sind. Ganz 
unreife Stücke sind einfärbig röthlichgelb. Nach lichteren Stücken sind melano- 
cephala Motsch., laeta Rey und filum Kraatz beschrieben. 

Die Verbreitung der Art ist eine ziemlich grosse; von Niederösterreich und 
Süddeutschland an habe ich aus ganz Südeuropa einzelne Stücke gesehen, des- 
gleichen aus dem Caucasus und Turkestan, mir ist jedoch nicht bekannt, dass 
das Thier je in grösserer Anzahl gefangen worden sei; es scheint somit überall 
sehr selten zu sein. 

30* 


454 Max Bernhauer. 


Nordafrikanische Stücke sind mir noch nicht zu Gesicht gekommen; die 
mir als spissicornis übersendeten Thiere sind theils Bonnairei Fauv., theils ru- 
della Fauv. 

Var. cephalotes m. Aus Daghestan liegt mir ein als melanocephala 
Motsch. erhaltenes Stück vor, welches in bemerkenswerther Weise von den übrigen 
Exemplaren der spissicornis Er. abweicht und welches ich fast für eine eigene 
Art halten möchte. 

Dieses Stück unterscheidet sich von spissicornis Er. durch grossen Kopf, 
welcher breiter als die Hälfte des Halsschildes ist, dunklere Färbung der Fühler 
und des Halsschildes, stärkeren Glanz der Oberseite, viel schwächere und kürzere 
Behaarung und die nicht breitwulstig aufgeworfenen Hinterleibsseiten, sowie 
durch deutlich schmäleren und gewölbteren Halsschild. 

Bis zum Auffinden weiterer Stücke möge das Thier jedoch als var. cepha- 
lotes mit spissicornis vereinigt bleiben. 


10. Aleochara brevicornis Epp. 
(Epp., Deutsche ent. Zeitschr., 1888, 50.) 


Gewiss mit spissicornis Er. am nächsten verwandt, in der Körperform, 
namentlich durch das seitlich sehr breit und stumpf abgesetzte Abdomen der- 
selben sehr ähnlich, aber durch bedeutendere Grösse, die innerhalb der Hinter- 
winkel nicht ausgebuchteten Flügeldecken, namentlich aber durch die dichte 
Punktirung des Hinterleibes sicher unterschieden. 

Die Farbe ist schwarz, Halsschild und Flügeldecken, sowie die Ränder der 
Hinterleibsringe sind dunkel gelbroth; Fühler rostgelb, Taster und Beine röthlich- 
gelb. Der Kopf im Verhältnisse kaum grösser als bei spissicornis Er. Halsschild 
weniger breit, nur 1°/,mal so breit als lang, wenig feiner und etwas dichter 
punktirt als bei dieser, dagegen zeigen die Flügeldecken deutlich eine dichtere 
Punktirung als spissicornis Er. Die Fühler sind kaum anders gebildet, die vor- 
letzten Glieder so wie bei dieser fast dreimal so breit als lang. 

Das einzige mir bekannte Stück befindet sich in der Eppelsheim’schen 
Sammlung im Hofmuseum in Wien und wurde von Hauser in Taschkent auf- 
gefunden. 

11. Aleochara rudella Fauv. 


(Fauv., Rev. ent., V, 90.) 


Am ersten Blick der Aleochara spissicornis Er. recht ähnlich, bei einiger 
Aufmerksamkeit aber sofort durch die Fühlerbildung, schmäleren Halsschild und 
weniger dick gerandeten Hinterleib zu unterscheiden. 

Die Fühler sind von der Wurzel zur Spitze mehr gleichmässig verdickt, 
das vierte Glied schwach, das fünfte nur mässig quer, die vorletzten fast dreimal 
so breit als lang; bei spissicornis Er. ist dagegen schon das vierte Glied stark 
quer, das fünfte schon mehr als doppelt so breit als lang. 


a a A 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 455 


Der Halsschild ist deutlich schmäler als die Flügeldecken, kaum mehr als 
1!/;mal so breit als lang, die Seiten sind stärker gerundet, die Oberfläche mehr 
sewölbt als bei spissicornis Er. 

Die Flügeldecken etwas stärker und weitläufiger punktirt, innerhalb der 
Hinterecken deutlich ausgebuchtet. 

Hinterleib nach rückwärts stärker verengt als bei spissicornis Er., mit 
weniger breit abgesetzten Seiten, gewölbter; in der Punktirung kann ich einen 
augenfälligen Unterschied nicht angeben. 

Die Färbung ist eine lichtere, falls die beiden mir vorliegenden Stücke 
(Sammlung Eppelsheim und Skalitzky) vollkommen reif sind. Die Flügel- 
decken und die Hinterleibsspitze, sowie die Hinterränder der vorletzten Hinter- 
leibsringe sind hell gelbroth, der Halsschild weniger hell, die Fühler und Beine 
einfärbig gelb, der Kopf und die vorderen Dorsalsegmente pechschwarz bis pech- 
braun. 

Beide Exemplare wurden von Quedenfeldt in Tanger (Nordafrika) ge- 
sammelt und wurde eines von Fauvel als rudella bezettelt. 

Geschlechtsauszeichnungen treten nicht hervor. 


12. Aleochara celavicornis Redtb. 


(Redtb., Fn. Austr., ed. 1, 1848, 822. — Kraatz, Ins. D., II, 108. — Ganglb,, 
Käf:M., 11731.) 


solida Hochh., Bull. Mose., 1849, 71. 
Grenieri Fairm., Ann. Soc. Ent. Fr., 1859, 38. 
crassicornis Muls. et Rey, 1874, 56. 


Diese Art ist durch die Färbung, die Fühlerbildung, den starken Glanz, 
den die Flügeldecken an Breite nicht erreichenden Halsschild und die Geschlechts- 
auszeichnung des 5‘ ausgezeichnet und unter den mitteleuropäischen Arten nicht 
zu verwechseln. 

Die vollkommen entwickelten reifen Thiere sind glänzend tiefschwarz mit 
rothen Flügeldecken, die Hinterleibsspitze schmal braunroth, die Wurzel der rost- 
braunen Fühler, der Mund und die Beine gelbroth. Unreife Stücke werden 
schmutzigbraun bis braungrau oder selbst schmutzig rothgelb. Solche Stücke 
werden, namentlich wenn sie klein sind, unreifen Stücken der spissicornis Er. 
ähnlich, sind aber jederzeit auch im weiblichen Geschlechte durch den deutlich 
schmäleren Halsschild, die am Hinterrande nicht ausgebuchteten Flügeldecken 
und dichtere Punktirung des Hinterleibes zu unterscheiden. 

Die Fühler sind sehr kurz, das zweite und dritte Glied gestreckt, ziemlich 
gleich lang, das vierte stark quer, mindestens doppelt so breit als lang, das fünfte 
viel breiter als das vierte, aber deutlich etwas schmäler als das sechste, dieses 
und die folgenden fast mehr als dreimal so breit als lang. 

Der Kopf ist verhältnissmässig klein, schmäler als die halbe Halsschild- 
breite. Halsschild nicht ganz doppelt so breit als lang, schmäler als die Flügel- 


456 Max Bernhaner. 


decken, stark glänzend, an der Basis ziemlich gleichmässig gerundet, nach vorne 
stark gerundet verengt, sehr fein und mässig dicht punktirt. Flügeldecken an 
der Basis schmal schwärzlich, kräftig und dieht punktirt, beim ’' jederseits 
neben der Naht mit einem feinen Längswulste. 

Hinterleib nach rückwärts verengt, die etwas gebogenen Seiten nicht so 
breit als bei spissicornis Er., sondern mehr kantig abgesetzt, vorne ziemlich 
dicht, rückwärts weitläufiger punktirt. 

Beim 5 befindet sich in der Mitte des siebenten Dorsalsegmentes ein 
kleiner, hinten scharf vorspringender Längskiel, das achte Segment ist flach aus- 
geschnitten und am Hinterrande mit einigen längeren und kürzeren stachel- 
förmigen Zähnchen besetzt. 

Ueber die Lebensweise des Thieres habe ich nichts in Erfahrung bringen 
können. Um Wien (Türkenschanze) wurde der Käfer mehrfach unter Steinen 
aufgefunden. 

Die Art ist über das südliche Mitteleuropa, über Südeuropa, Nordafrika 
und den Caucasus verbreitet und wurde so wie spissicornis Er. auch immer nur 
sehr vereinzelt aufgefunden. 


13. Aleochara Bonnairei Fauv. 
(Fauv., Rev. ent:, 1898, 112.) 


Mit Al. clavicornis Redtb. sehr nahe verwandt, durch den nur wenig 
glänzenden, gröber punktirten, schmäleren Halsschild, etwas gröbere Punktirung 
des Abdomens und andere Geschlechtsauszeichnung des g’ unterschieden. 


Der Kopf ist im Verhältnisse zum Halsschild breiter als bei elavicornis 
Redtb, fast breiter als die Hälfte des Halsschildes; die Fühler fast gleich ge- 
bildet mit dieser, das dritte Glied aber deutlich kürzer als das zweite; der Hals- 
schild ist nur um die Hälfte breiter als lang, deutlich schmäler als die Flügel- 
decken, infolge dichter Behaarung matt grau schimmernd, deutlich stärker und 
dichter punktirt als bei clavicornis Redtb. Der Hinterrand ist ziemlich gleich- 
mässig gerundet. Die Flügeldecken sind etwas feiner und deutlich dichter, der 
Hinterleib etwas gröber und dichter punktirt als bei clavicornis Redtb. 


Beim besitzt das siebente Dorsalsegment ein kleines Körnchen, das achte 
scheint ähnlich gebildet wie bei elavicornis Rdtb. 

Die Färbung ist ähnlich wie bei dieser, die Flügeldecken sind jedoch mehr 
gelblich, während sie bei elavicornis mehr roth sind. 

Ein Stück dieser Art wurde mir als spissicornis Er. eingesendet; von dieser 
unterscheidet sich Aleochara Bonnairei Fauv. durch viel schmäleren Halsschild, 
dichtere Punktirung und Behaarung desselben, dichtere Punktirung des viel 
weniger gestreckten Hinterleibes, die nicht so breit, sondern mehr kantig abge- 
setzten Seiten desselben und die Geschleehtsauszeichnung des d'. 

Die vorstehende Art ist bisher nur aus Algier bekannt. Ein von Baron 
Bonnaire herrührendes Stück in meiner Sammlung trägt den Fundort Ain Sefra. 


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Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 457 


14. Aleochara lamellata Fauv. 
(Fauv., Rev. ent., V, 1886, 91.) 


Unter den Arten der Heterochara-Gruppe durch die Fühlerbildung und 
die verhältnissmässig langen Flügeldecken sehr ausgezeichnet und nicht zu ver- 
kennen. 

Habituell ist diese Art mit Al. clavicornis Redtb. am nächsten verwandt, 
in der Färbung mit derselben vollkommen übereinstimmend, von derselben ausser 
obigen Merkmalen noch durch schmäleren, nach vorne stärker verengten Hals- 
schild und weitläufigere Punktirung der Flügeldecken und des Abdomens und 
durch etwas andere Geschlechtsauszeichnung des g’ verschieden. 

Die Fühler sind vom fünften Gliede an plötzlich ausserordentlich stark 
verdickt; das zweite und dritte Glied weniger gestreckt als bei den verwandten 
Arten, das dritte Glied deutlich kürzer als das zweite, das vierte Glied stark 
quer und sehr kurz, mehr als doppelt so breit als lang; das fünfte fast doppelt 
so breit als das vierte und fast breiter als die folgenden, mehr als dreimal so 
breit als lang, das sechste bis zehnte Glied ziemlich gleich breit, so dass die 
Fühler eine deutliche siebengliedrige Keule besitzen. 

Kopf etwas breiter als bei elavicornis Redtb., breiter als der halbe Hals- 
schild, dieser nicht ganz doppelt so breit, schmäler als die Flügeldecken, im 
hinteren Viertel am breitesten, nach vorne sehr stark verengt, am Vorderrande 
kaum breiter als der Kopf, mässig fein und wenig dicht punktirt, stark glänzend, 
hinten fast gleichmässig gerundet. 

Die Flügeldecken länger als bei den verwandten Arten, deutlich länger als 
der Halsschild, einfärbig roth, am Hinterrande innerhalb der Hinterecken nicht 
ausgebuchtet, kräftiger, aber viel weitläufiger als bei clavicornis Redtb. punktirt. 

Hinterleib weitläufiger, stellenweise ungleich dicht punktirt. Beim g' be- 
sitzt das siebente Dorsalsegment einen fast über das ganze Segment ausgedehnten, 
kräftigen, hinten stark zahnförmig vorspringenden Mittelkiel. Die Auszeichnung 
des achten Dorsalsegmentes ist bei dem einzigen mir vorliegenden Stücke nicht 
sichtbar. 

Dieses Exemplar, welches sich in der Sammlung Fauvel’s befindet, stammt 
von Geryville (Algier). Die Art soll jedoch laut des Catal. Coleopt. Europae ete., 
ed. 1891, auch in Südspanien gefangen worden sein. 


Subg. Xenochara Muls. et Rey. 


15. Aleochara puberula Klug. 
(Klug, Ins. Madag., 139. — Ganglb., Käf. M., II, 32.) 


vaga Er., Gen. Spee. Staph., 172. 

decorata Aub., Ann. Soc. Ent. Fr., 1850, 311. — Muls. et Rey, 1874, 60. 
sangwinolenta Motsch., Bull. Mose., 1858, III, 241. 

Armitagei Wollast, Ins. Madag., 559. 

dubia Fauv., Ann. Fr., 1863, 428. 


458 Max Bernhanuer. 


Unter den Arten mit sehr dicht punktirten vorderen Dorsalsegmenten 
durch die am Hinterrande innerhalb der Hinterecken deutlich ausgebuchteten 
Flügeldecken, sowie durch die Färbung leicht kenntlich. 


Ziemlich matt, pechschwarz, der Halsschild pechbraun, meist mit röth- 
lichen Rändern, die Flügeldecken dunkelroth mit dreieckiger Nahtbinde und 
dunkeln Seitenstreifen, Hinterleib mit röthlichen Hinterrändern der Ventral- 
segmente und rothbrauner Spitze, die Wurzel und Spitze der Fühler, die Taster 
und Beine röthlichgelb. Die Fühler sind mässig kurz, die vorletzten Glieder 
ungefähr um die Hälfte breiter als lang. Der Halsschild kaum schmäler als die 
Flügeldecken, infolge dichter Behaarung ziemlich matt; fein und dicht punktirt. 
Flügeldecken so lang als der Halsschild, wenig glänzend; wenig fein, sehr dicht 
und rauh punktirt. Hinterleib nach rückwärts verschmälert, mässig stark, vorne 
sehr dicht, hinten etwas weitläufiger punktirt. 


Die Art ist Kosmopolit und dürfte über die ganze Erde mit Ausnahme 
der arktischen und antarktischen Region verbreitet sein, wiewohl sie in einzelnen 
Erdstrichen noch nicht nachgewiesen erscheint. 

Der Käfer lebt unter faulenden Vegetabilien. 


16. Aleochara navicularis Fauv. 
(Fauv., Rev. ent., 1900, 247.) 


Durch die dichte Punktirung des Abdomens und die am Hinterrande 
innerhalb der Hinterecken ausgebuchteten Flügeldecken mit Aleochara puberula 
Klug am nächsten verwandt, durch den glänzenden, fein und ziemlich weitläufig 
punktirten Halsschild leicht zu unterscheiden. 

In der Gestalt auch der Al. laevigata Gyllh. recht ähnlich, aber durch die 
Punktirung der Flügeldecken und des Abdomens sofort zu trennen. 


Pechschwarz, verhältnissmässig ziemlich glänzend, die Flügeldecken aber 
ziemlich matt. Die Flügeldecken bräunlichroth, an der Basis und den Seiten 
angedunkelt, die Wurzel der braunen Fühler und die Tarsen gelbroth, die Schenkel 
und Schienen röthlich. 

Kopf kaum halb so breit als der Halsschild, ‘fein und weitläufig punktirt, 
in der Mitte glatt. Fühler gegen die Spitze mässig verdickt, das dritte vom 
zweiten Gliede kaum an Länge verschieden, das vierte etwas länger als breit, 
die vorletzten mehr als um die Hälfte breiter als lang. Halsschild rückwärts 
nur sehr wenig schmäler als die Flügeldecken, nach vorne gerundet verengt, 
fein und ziemlich weitläufig punktirt. Flügeldecken wenig länger als der Hals- 
schild, ziemlich grob und sehr dieht rauh punktirt. Hinterleib kräftig, vorne 
sehr dicht, hinten etwas weitläufiger punktirt, nach rückwärts deutlich verengt. 
Länge 3°5 mm. 

Das einzige bisher bekannte Exemplar, welches Herr Albert Fauvel 
in liebenswürdigster Weise zur Ansicht übersandte, stammt aus Irkutsk in Ost- 
sibirien. 


LE Pe 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 459 


Subg. Baryodma Muls. et Rey. 


17. Aleochara intricata Mannh. 
(Mannh., Brach. 66.) 


bipunctata'!) Er., Käf. Mk. Brabg., I, 355; Gen. Spec. Staph., 163. — 
Kraatz, Ins. D., II, 91. — Thoms., Skand. Col., II, 249. — Muls. 
et Rey, 1874, 49. — Ganglb. Käf.M., II, 33. 
biguttata Heer, Fn. Helv., I, 315. 
Var. croatica Pennecke, Wiener Ent. Zeitg., 1901, 12. 


Durch die Färbung, die vorne breite, nach rückwärts stark verengte 
Gestalt und das vorne sehr dicht, hinten deutlich weniger dicht punktirte Ab- 
domen leicht kenntlich. 


Tiefschwarz, die Flügeldecken hinten mit einem grossen rothen Fleck 
jederseits neben der Naht, welcher sich oft nach vorne in einen schmalen Fort- 
satz gegen die Schulter zu verlängert, die Beine und bisweilen die Fühlerwurzel 
röthlichgelb, doch gibt es auch Stücke, bei denen die Färbung der Beine auch 
dunkler wird. 

Auf Stücke aus Croatien, denen der rothe Fleck fehlt, ist croatica Penn. 
aufgestellt. 

Trotz der dichten Punktirung ist der Körper doch ziemlich glänzend. 
Kopf und Halsschild sind mässig fein und dicht, ersterer etwas weitläufiger 
punktirt, ziemlich gewölbt. Der Kopf ist sehr klein, ein Drittel so breit als der 
Halsschild. Fühler ziemlich kurz, jedoch nur mässig verdickt, das dritte Glied 
vom zweiten an Länge kaum verschieden, die vorletzten ungefähr um die Hälfte 
breiter als lang. Halsschild hinten kaum schmäler als die Flügeldecken, nach 
vorne stark verengt. Flügeldecken kürzer als der Halsschild, dreimal so kräftig 
und äusserst dicht rauhkörnig punktirt, innerhalb der Hinterwinkel am Hinter- 
rande nicht ausgerandet. Das nach hinten verengte Abdomen ist nur wenig 
schwächer, vorne sehr dicht, hinten etwas weniger dicht punktirt. 

Die Art lebt im Dünger und ist in der ganzen paläarktischen Region ver- 
breitet und überall häufig. 


18. Aleochara Milleri Kraatz. 
(Kraatz, Berl. Ent. Ztschr., 1862, 316. — Muls. et Rey, 1874, 69. — Ganglb,, 
Käf. M., I, 34.) 
Mit der vorigen Art äusserst nahe verwandt, mit derselben im Habitus 


und der Färbung übereinstimmend, jedoch bei einiger Aufmerksamkeit leicht 
durch die bis zur Spitze des Hinterleibes äusserst dichte Punktirung desselben, 


1) Aleochara bipunctata Oliv. ist nach den Ergebnissen von Fauvel’s Forschungen iden- 
tisch mit AZ. nitida Gravh. = bipustulata 1. 


4650 Max Bernhaner. 


etwas geringeren Glanz, weniger verengtes Abdomen und im Allgemeine dunklere 
Beine zu unterscheiden. 


Kopf und Fühler sind von denen der Aleochara intricata Mannh. kaum 
verschieden, der Kopf jedoch weniger glänzend, feiner und etwas dichter punktirt. 
Der Halsschild etwas weniger breit, feiner und etwas weniger dicht punktirt und 
weniger glänzend als bei intricata. Die Flügeldecken sind etwas feiner und 
etwas weniger dicht punktirt als bei dieser, die rothe Makel auf den Flügeldecken 
ist im Allgemeinen weniger ausgedehnt, erstreckt sich meistens nur auf den Hinter- 
rand und ist nach vorne in der Regel nicht fortgesetzt; bisweilen ist dieselbe 
sogar ziemlich undeutlich. Das Abdomen ist nach rückwärts weniger stark ver- 
engt, vollkommen gleichmässig, ziemlich kräftig und äusserst dicht, sehr deutlich 
in gekreuzten Schrägreihen punktirt. 

In der Grösse ändert diese Art mehr ab, als bisher angenommen wurde, 
Ich habe Stücke vor mir, die kaum die Grösse von Smm erreichen. Meine 
grössten Stücke messen 48 mm. 

Die geographische Verbreitung des T'hieres ist eine grössere, als bisher an- 
gegeben wurde. Mir liegen ausser Stücken aus Oesterreich, Deutschland und 
Frankreich solche aus Ungarn, der Türkei, Russland, Finland, Turkestan, Ost- 
sibirien und dem Caucasus vor. 


Die Art lebt ebenfalls im Dünger, ist aber viel seltener als bipunctata Ol. 


19. Aleochara morion Gravh. 


(Gravh., Mier., 97. — Er., Käf. Mk. Bradbg., I, 361; Gen. Spec. Staph., 175. — 
Kraatz, Ins. D., II, 108. — Thoms., Skand. Col., II, 250. — Muls. et Rey, 
1874, 56. — Ganglb., Käf.M., I, 33.) 


exigua Mannh., Brach., 68. 


Durch ihre kleine, kurze, vorne breite, hinten zugespitzte Gestalt und die 
einfärbig schwarze Farbe leicht kenntlich. : 

Tiefschwarz, wenig glänzend, die Wurzel der Fühler, die Taster und Beine 
braunroth, die Schenkel bisweilen dunkler. Der Kopf ist der glänzendste Theil 
des Körpers, klein, etwas schmäler als die halbe Halsschildbreite, fein und weit- 
läufig punktirt. Die Fühler sind verhältnissmässig etwas stärker verdickt als bei 
intricata Mannh., die vorletzten Glieder mehr als um die Hälfte so breit als lang. 
Der Halsschild nur wenig schmäler als die Flügeldecken, doppelt so breit als lang, 
fein und dicht punktirt, ziemlich matt. Flügeldecken nur sehr wenig länger als 
der Halsschild, an den Seiten etwas gerundet, ziemlich grob und dicht, sehr rauh 
gekörnt, innerhalb der Hinterwinkel nicht ausgerandet. Hinterleib nach rück- 
wärts stark verengt, ziemlich kurz; vorne dicht, hinten viel weitläufiger und 
ziemlich fein punktirt. 

Die Art ist über den grössten Theil der paläarktischen Region und über 
Nordamerika verbreitet und namentlich im Dünger recht häufig. 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. A461 


20. Aleochara erassa Baudi. 
(Baudi, Studi Entom., 1848, 120. — Muls. et Rey, 1874, 53. — Ganglb., Käf. 
IMS] 38: 


pulicaria Rosenh., Thiere Andal., 66. 
eurynota Muls. et Rey, Opusce. Entom., XII, 1861, 98. 
punctatissima Seriba, Berl. Ent. Ztschr., 1366, 377. 


Mit morion Gravh. in der Gestalt ziemlich übereinstimmend und von ihr 
leicht durch glänzenderen Vorderkörper, matteren Hinterleib, namentlich aber 
durch die bis zur Spitze ganz gleichmässige, äusserst dichte Punktirung des 
letzteren zu unterscheiden. 

Der Kopf etwas kleiner als bei morion Gravh., fein und mässig dicht 
punktirt, die Fühler deutlich dünner und schlanker, die vorletzten Glieder unge- 
fähr 1?/smal breiter als lang. Halsschild ziemlich glänzend, gewölbt, so breit 
als die Flügeldecken, doppelt so breit als lang, fein und ziemlich dicht punktirt. 
Flügeldecken kaum so lang als der Halsschild, viel feiner und viel dichter als 
bei morion Gravh. punktirt, am Hinterrande vor den Hinterwinkeln nicht aus- 
gebuchtet. Die Punktirung ist mässig fein, aber deutlich rauh und äusserst dicht. 
Hinterleib stark verengt, bis zur Spitze gleichmässig, ziemlich fein und äusserst 
dicht punktirt, wenig glänzend. 

Die Färbung ist schwarz, die Flügeldecken meist braun oder rothbraun, 
die Wurzel der Fühler, die Taster und Beine braunroth. Länge 1'5—3 mm. 

Ueber Südeuropa, Nordafrika und Syrien verbreitet. Selten. 


Subg. Isochara Bernh. 


21. Aleochara tristis Gravh. 
(Gravh., Mon., 170. — Muls. et Rey, 1874, 72. — Ganglb., Käf. M., II, 34.) 


geometrica Schrank, Fn. Boie., I, 642. 

bimaculata Steph., Ill. Brit., V, 158. 

nigripes Mill., Verh. zool.-bot. Ver. Wien, II, 27. — Kraatz, Ins. D., II, 90. 
flavomaculata Men., Cat. rais., 147. 

erectesetosa Jekel, Col. Jek., I, 41. 


Durch die breite, gewölbte, gleichbreite Körpergestalt, die dichte abste- 
hende Behaarung und die Punktirung des Hinterleibes ausgezeichnet. 


Tiefschwarz, glänzend, die Flügeldecken mit einem rothen Fleck hinten 
neben der Naht, der sich oft weit nach vorne gegen die Schultern erstreckt; 
gewöhnlich ist auch der Spitzenrand roth, bisweilen verliert sich die rothe Fär- 
bung fast ganz, so dass nur der Hinterrand der Flügeldecken röthlich gefärbt 
ist; die Beine sind pechbraun mit röthlichen Knieen und Tarsen. Der Vorder- 
körper ist ziemlich lang und dicht schräg abstehend behaart. Kopf schmäler als 
der halbe Halsschild, feiner als bei intricata Mannh., aber viel stärker als bei 


462 Max Bernhauer. 


Milleri Kr. punktirt; Fühler stärker verdickt als bei ersterer, die vorletzten 
Glieder fast doppelt so breit als lang. Halsschild nur sehr wenig schmäler als 
die Flügeldecken, länger als bei den vorherigen Arten, nur um die Hälfte breiter 
als lang, stark glänzend, etwas stärker als der Kopf, nur mässig dicht punktirt. 
Flügeldecken weniger stark als bei intricata Mannh. und viel weitläufiger, deut- 
lich rauh punktirt, vor den Hinterwinkeln am Hinterrande nicht ausgebuchtet. 
Hinterleib gleichbreit, in den Dorsalfurchen der vorderen Segmente grob und 
sehr dicht, auf der hinteren Hälfte dieser Segmente und auf den hinteren Ringen 
weniger grob und weniger dicht punktirt. 

In Mitteleuropa, dem Mittelmeergebiete bis in den Caucasus und nach 
Centralasien verbreitet, im Dünger häufig. 


22. Aleochara moesta Gravh.!) 
(Gravh., Mier., 96.) 


crassiuscula Sahlbg., Ins. Fenn., I, 396. — Muls. et Rey, 1847, 65. — 
Ganglb. Käf. M., II, 34. 
tristis Erichs., Käf. Mk. Brdbg., I, 355; Gen. Spec. Staph., 162. — Kraatz, 
Ins. D., II, 89. — Thoms., Skand. Col, II, 252. 
convexiuscula Kolenati, Melet. Entom., III, 10. 
scutellaris Lue., Expl. Alg., 103, Pl. 11, Fig. 7. 
Var. lepidoptera m. 


Mit Al. tristis Gravh. nahe verwandt und mit ihr durch die breite, gleich- 
breite Gestalt übereinstimmend, von derselben aber leicht durch das Fehlen der 
langen abstehenden Behaarung und die bis zur Spitze gleichmässige, äusserst 
dichte Punktirung des Hinterleibes zu trennen. 

Die Färbung ist der der Al. tristis Gravh. recht ähnlich, die röthlichgelbe 
Färbung auf den Flügeldecken ist jedoch meist viel ausgedehnter, häufig sind 
die Flügeldecken ganz bräunlichgelb, namentlich bei nordafrikanischen und central- 
asiatischen Stücken ist diese Färbung vorherrschend. In selteneren Fällen wird 
die röthlichgelbe Makel auf den Flügeldecken kleiner, ohne jedoch wie bei tristis 
ganz zu verschwinden. 

Der ganze Körper ist äusserst fein, aber deutlich chagrinirt und daher 
viel weniger glänzend als bei tristis Gravh. Der Kopf ist ähnlich wie bei letzterer 
geformt, aber etwas feiner punktirt, die Fühler kaum verschieden. 

Ich will hier nur die beiläufige Bemerkung machen, dass selbst bei 
mehreren Stücken einer und derselben Art oft die Fühler ganz anders gebildet 
zu sein scheinen, indem sie bald länger, bald kürzer, bald schwächer, bald stärker 
verdickt sind. Es rührt dies meistentheils von der Tödtungsart und davon her, 
ob das todte Inseet kürzere oder längere Zeit nach der Tödtung präparirt wird 


ı) Das in der Sammlung des Berliner Museums befindliche, von Gravenhorst herstam- 
mende Stück der Aleochara moesta ist identisch mit sparsa Heer, wie ich mich durch den Augen- 
schein dieses von Herrn Kolbe gütigst eingesendeten Exemplares überzeugt habe. 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 463 


oder ob die Aufbewahrung des unpräparirten Thieres trocken oder in Flüssigkeit 
(Alkohol u. s. w.) geschehen ist. Oft aber ist die scheinbare Fühlerverschiedenheit 
auch eine Folge der verschiedenen Präparationsmethoden. Es ist daher die Fühler- 
bildung gerade bei Aleocharenarten oft der Grund für viele Irrthümer geworden 
und dieselbe daher namentlich bei Aufstellung neuer Arten nur mit grosser Vor- 
sicht als specifisches Trennungsmerkmal zu behandeln. Ich habe gerade bei 
Aleochara moesta Gravh. und tristis Gravh. in dem riesigen mir vorliegenden 
Materiale eine ganze Anzahl von Stücken, bei denen die Fühler kurz und stark 
verdickt, und andere, bei denen dieselben ziemlich schlank und nur wenig ver- 
dickt scheinen, indem bei diesen letzteren die einzelnen Fühlerglieder (wahr- 
scheinlich sind diese Stücke in Alkohol getödtet) auseinandergetrieben sind, so 
dass die Fühler fast um die Hälfte länger als bei normalen Stücken erscheinen. 

Halsschild ähnlich wie bei tristis Gravh., etwas feiner punktirt, fein und 
wenig dicht, gelblich anliegend behaart. Flügeldecken etwas weniger stark und 
dichter als bei tristis punktirt. Hinterleib bis zur Spitze gleichmässig und äusserst; 
dicht punktirt. 

In der Grösse ist die Art sehr veränderlich, von 3—4'5 mm finden sich alle 
Zwischenformen vertreten, doch ist die normale Grösse 4—4'5 mm. 

Ueber den grössten Theil der paläarktischen Region verbreitet. Unter 
Dünger und faulenden Vegetabilien. 

Nov. var. lepidoptera. Im Caucasus kommt eine viel kleinere und 
schmälere Form vor, bei welcher die gelbe Zeichnung der Flügeldecken fast ganz 
verschwindet und welche auch ausserdem durch stärker glänzenden Halsschild 
und dichter punktirte Flügeldecken ganz den Eindruck einer eigenen Art macht. 
Da mir jedoch aus Ostsibirien und der nördlichen Mongolei Stücke vorliegen, 
welche mir Uebergangsformen zur Stammart zu sein scheinen, so kann ich diese 
Form vorläufig nur als Varietät zur moesta Gravh. stellen. Diese Rasse ist 
höchstens 5°5 mm lang, die centralasiatischen Stücke erreichen aber oft kaum die 
Länge von 2'5 mm. 


Subg. Homoeochara Muls. et Rey. 


23. Aleochara sparsa Heer. 


(Heer, Fn. Helv., I, 317. — Fairm. et Laboulb., Fn. Fr., 448. — Muls. et 
Rey, 1874, 138.) 


succicola Thoms., Skand. Col., II, 216. — Muls. et Rey, 1874, 134. — 
Ganglb., Käf. M., II, 41. 

latipalpis Muls. et Rey, 1874, 131. 

intractabilis Heer, Fn. Helv., I, 318 (nach Sharp). 


Diese Art als bisheriger einziger Vertreter des Subgenus Homoeochara ist 
durch die Bildung der Kiefertaster leicht kenntlich. Das dritte Glied derselben 
ist nämlich ziemlich stark verkehrt konisch erweitert, das pfriemenförmige vierte 
Glied ist verhältnissmässig lang, wenig kürzer als das dritte und an der Wurzel 


464 Max Bernhauer. 


etwas verdickt, so dass die Abgrenzung zwischen dem dritten und vierten Gliede 
nicht so scharf wie bei den anderen Arten ist. 

Ausserdem zeichnet sieh diese Art noch durch ihre tiefschwarze Färbung 
und den fast ganz glatten, unpunktirten, ein wenig nach rückwärts verengten 
Hinterleib aus. Bei vollkommen entwickelten Thieren dehnt sich die schwarze 
Färbung bis auf das dritte Glied der Kiefertaster aus, während das Endglied 
röthlichgelb ist und dadurch einen charakteristischen Gegensatz der Färbung 
schafft. Die Wurzel der Fühler ist beim reifen Thiere ebenfalls schwarz, an den 
Beinen sind nur die Knie und Tarsen röthlichgelb, die Schienen angedunkelt. 
Bei schwächer ausgereiften Stücken werden die Beine, Taster und die Fühler- 
wurzel heller oder dunkler braunroth, die Flügeldecken bisweilen braun. 

Der Körper ist stark glänzend, nur dünn behaart. Der Kopf ist um die 
Hälfte schmäler als der Halsschild, so wie dieser ziemlich kräftig oder mässig 
fein und ziemlich weitläufig punktirt. Fühler wenig gegen die Spitze verdickt, 
die vorletzten Fühlerglieder mehr als um die Hälfte breiter als lang. Halsschild 
etwas schmäler als die Flügeldecken, um die Hälfte breiter als lang, ziemlich 
gewölbt, am Seitenrande mit einigen langen Wimperhaaren. Flügeldecken kaum 
länger als der Halsschild, am Hinterrande innerhalb der Hinterecken deutlich 
ausgebuchtet, bei grösseren Exemplaren gröber, bei kleineren feiner punktirt. 
Hinterleib nach rückwärts deutlich, wenn auch nicht stark verengt, sehr stark 
glänzend, in den Dorsalfurchen nicht oder nur fein und wenig dicht punktirt, 
bisweilen glatt, sonst nur sehr fein und sehr spärlich punktirt oder glatt. Bei der 
sehr grossen Zahl der von mir untersuchten Thiere waren nur einige wenige 
Stücke, bei denen der Hinterleib auf den hinteren Segmenten eine allerdings 
feine, aber verhältnissmässig dichtere, etwas ungleiche Punktirung zeigt. Diese 
Stücke sind auch ziemlich gross, lassen sich aber trotzdem von der eine ähnliche 
Punktirung zeigenden Aleochara moesta Er. — diversa J. Sahlbg., welche mit 
diesen Exemplaren auch habituell grosse Aehnlichkeit zeigt, durch die Bildung 
der Kiefertaster sicher unterscheiden. 

In der Grösse zeigt diese Art eine grosse Veränderlichkeit. Stücke von 
2 mm sind keine Seltenheit. Die grössten mir bekannten Stücke sind 4°5 mm lang. 

Diese Art ist über Nord- und Mitteleuropa verbreitet und, wie es scheint, 
überall häufig. Namentlich an ausfliessendem Baumsaft ist die Art oft in grösserer 
Gesellschaft beisammen, doch kommt dieselbe auch unter Moos, feuchtem Laube 
und faulenden Vegetabilien vor. 

Nach einer brieflichen Mittheilung Dr. Sharp’s ist Aleochara sparsa Heer 
mit Bestimmtheit auf Al. succicola Thoms. zu beziehen, weshalb ich den alten 
Heer’'schen Namen wieder aufnehmen musste. 


Subg. Dyschara Muls. et Rey. 


24. Aleochara inconspicua Aub£. 


(Aub&, Ann. Soe, Ent. Fr., 1850, 312. — Kraatz, Ins. D.,, II, 107. — Muls. et 
Rey, 1874, 142. — Ganglb., Käf. M., JH, 41.) 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 465 


Eine kleinere Art, durch das beim g' abnorm verlängerte letzte Fühler- 
glied sehr ausgezeichnet, auch sonst durch den starken Glanz, die schwarze 
Färbung, die nach vorne stark verschmälerte Körperform und durch die schmalen 
und tiefen, dicht und stark punktirten Querfurchen der vorderen Dorsalsegmente 
von allen ähnlichen Arten immer sicher zu unterscheiden. 

Körper schwarz, die Flügeldecken oft mit röthlichem Hinterrande, bei 
unausgefärbteren Stücken braun, die Knie und Tarsen röthlich, bei unreifen 
Stücken die ganzen Beine mehr oder minder rothbraun. Fühler ziemlich lang, 
die vorletzten Glieder mässig quer, das Endglied beim J' fast so lang als die 
drei vorhergehenden Glieder zusammengenommen, beim ® höchstens so lang als 
die zwei vorherigen Glieder zusammen. 

Der ganze Vorderkörper ziemlich lang pubescent. Kopf breiter als der 
halbe Halsschild, dieser viel schmäler als die Flügeldecken, um die Hälfte breiter 
als lang, ziemlich gewölbt, ziemlich fein und ziemlich weitläufig punktirt, an den 
Seiten mit einigen langen Wimperhaaren. Flügeldecken etwas länger als der. 
Halsschild, am Hinterrande innerhalb der Hinterecken deutlich ausgebuchtet, 
stark und mässig dicht punktirt. Abdomen nach hinten wenig verengt, die Quer- 
furchen der vorderen Dorsalsegmente sehr tief und schmal; hierdurch erscheinen 
dieselben als tiefe Rinnen ausgebildet, welche im Grunde dicht und grob punktirt 
sind. Länge 2—3'°5 mm. 

Von kleinen Stücken der sparsa Heer durch die Kiefertasterbildung und 
die grobe Punktirung der Hinterleibsfurchen leicht zu unterscheiden. 

Diese Art ist bisher nur in Mitteleuropa und dem Caucasus aufgefunden 
worden, wenigstens sind mir keine Stücke aus anderen Ländern bekannt geworden. 


Subg. Polychara Muls. et Rey. 


25. Hleochara lanuginosa Gravh. 


(Gravh., Mier., 94. — Er., Käf. Mk. Brdbg., I, 356; Gen. Spec. Staph., 168. — 
Kraatz, Ins. D., II, 93. — Thoms., Skand. Col., II, 252. — Muls. et Rey, 1874, 
110. — Ganglb., Käf. M., II, 36.) 


Durch den nach rückwärts gleichbreiten glänzend schwarzen Körper, die 
lange abstehende Behaarung von Kopf und Halsschild und die innerhalb der 
breiten Dorsalfurchen des Hinterleibes starke und dichte, sonst feine und weit- 
läufige Punktirung des Abdomens leicht kenntlich und nicht leicht mit einer 
anderen Art zu verwechseln. 


Glänzend schwarz, die Flügeldecken am Hinterrande meist röthlich, Beine 
pechschwarz mit röthlichen Knien und Tarsen. Kopf und Halsschild ziemlich 
grob, aber seicht und weitläufig punktirt. Fühler mässig schlank, das dritte 
Glied länger als das zweite, die vorletzten ungefähr um die Hälfte breiter als 
lang. Halsschild wenig schmäler als die Flügeldecken, stark quer, um die Hälfte 
breiter als lang. Flügeldecken so lang als der Halsschild, ziemlich kräftig und 
dicht punktirt, innerhalb der Hinterecken deutlich ausgebuchtet. Kopf, Hals- 


466 Max Bernhauer. 


schild und Flügeldecken mit langer grauer, auf den ersteren abstehender, auf 
den Flügeldecken mehr anliegender Behaarung. Hinterleib gleichbreit, an der 
Basis der drei ersten freiliegenden Dorsalsegmente stark und breit quer ein- 
gedrückt, in denselben sehr grob und dicht, auf dem übrigen Hinterleibe fein 
und sehr weitläufig punktirt. Bisweilen wird diese Punktirung kräftiger und 
weniger weitläufig, aber nie gleichmässig, sondern im Verhältnisse zur Punktirung 
der vorderen Dorsalfurchen sehr ungleichmässig. Länge 3°5—4'5 mm. 

In ganz Europa im Kuhmiste häufig, namentlich in gebirgigen Gegenden. 


26. Aleochara Iygaea Kraatz. 


(Kraatz, Berl. Ent. Ztschr., 1862, 317. — Muls. et Rey, 1874, 115. — Ganglb., 
Käf. M., II, 38.) 


frigida Fauv., Bull. Soc. Norm., IX, 1865, 284. 


Ganz von der Gestalt der Vorigen, auch in der Färbung fast überein- 
stimmend, jedoch mit helleren Beinen. Von Al. lanuginosa Gravh. unterscheidet 
sich diese Art durch kleinere schlankere Körperform, braunrothe Beine, viel 
feinere Punktirung und kürzere, mehr anliegende Behaarung des Halsschildes, 
kürzere, feiner punktirte Flügeldecken, namentlich aber durch die ziemlich gleich- 
mässige, in den Querfurchen feinere, am übrigen Hinterleibe kräftigere und dabei 
ziemlich dichte Punktirung des Abdomens. Bei einzelnen Exemplaren sind diese 
Unterschiede nur bei voller Aufmerksamkeit, aber immer mit Sicherheit zu er- 
kennen. 


Von Aleochara brevipennis var. curta Sahlbg., mit der die Art vielfach 
verwechselt wird, ist Aleochara Iygaea Kr. leicht durch weniger starken Glanz, 
nach hinten nicht oder kaum verengte Körpergestalt, weniger breiten, an den 
Seiten viel weniger gerundeten, dichter punktirten und dichter behaarten Hals- 
schild und viel feiner und viel dichter punktirtes Abdomen leicht zu unter- 
scheiden. 

Der Körper ist etwas weniger glänzend als bei Zanuginosa Gravh., schwarz, 
die Flügeldecken meist am Hinterrande röthlich, seltener verbreitet sich diese 
Färbung nach vorne, bisweilen sind die Flügeldecken ganz braun, die Wurzel 
der schwarzen Fühler meist braunroth bis pechbraun, Taster und Beine bräunlich- 
roth, die Schenkel bisweilen pechbraun. Die Fühler fast etwas dicker als bei 
lanuginosa Gravh., die vorletzten Glieder fast doppelt so breit als lang. Hals- 
schild wenig schmäler als die Flügeldecken, um die Hälfte breiter als lang, an 
den Seiten wenig gerundet, ziemlich anliegend pubescent, seitwärts mit einigen 
deutlichen Wimperhaaren. Flügeldecken etwas kürzer als der Halsschild, ziemlich 
kräftig und dicht punktirt. Hinterleib am Grunde der drei ersten freiliegenden 
Dorsalsegmente weniger breit und tief als bei Zanuginosa Gravh. quer eingedrückt, 
in den Querfurchen kräftig und dicht, auf der hinteren Hälfte der vorderen 
Dorsalsegmente etwas weniger kräftig und nur wenig dichter punktirt. Länge 
3—4 mm. Mitteleuropa, Finland, Russland, Caucasus und Sibirien. Selten. 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 467 


27. Aleochara rufitarsis Heer. 


(Heer, Fn. Helv., I, 317. — Kraatz, Ins. D,, H, 95. — Muls. et Rey, 1874, 
103. — Ganglb., Käf.M., I, 37.) 


villosa Ganglb., Käf. M., II, 37. 


Durch die feine und dichte Punktirung und den deutlich bleischimmernden 
Vorderkörper ausgezeichnet und dadurch von der nächstverwandten Aleochara 
lanuginosa Gravh. leicht zu unterscheiden, ausserdem noch durch schmälere 
Gestalt, anliegende Behaarung des Halsschildes und viel weniger kräftige Punk- 
tirung des Hinterleibes abweichend. 

Von Aleochara villosa Mannh. unterscheidet sich Al. rufitarsis Heer durch 
den nach vorne weniger verengten Vorderkörper, breiteren Halsschild, den deutlichen 
Bleiglanz des Vorderkörpers, feinere und dichtere Punktirung der Flügeldecken 
und kräftig und dicht punktirte Querfurchen der vorderen Dorsalsegmente. 

Schwarz, auf dem Vorderkörper mit deutlichem Bleischimmer, die Knie 
und Tarsen röthlich, auf dem Vorderkörper nur mässig glänzend, mit ziemlich 
langer weissgrauer Pubescenz wenig dicht bekleidet. Fühler gegen die Spitze 
wenig verdickt, das zweite und dritte Glied gleich lang, die vorletzten Glieder 
meist nur schwach quer; manchmal erscheinen dieselben jedoch infolge anderer 
Präparirung ziemlich quer, oft mehr als die Hälfte breiter als lang. Halsschild 
nur wenig oder kaum schmäler als die Flügeldecken, um die Hälfte breiter als 
lang, fein und dicht punktirt. Flügeldecken so lang als der Halsschild, am 
Hinterrande innerhalb der Hinterwinkel deutlich ausgebuchtet, fein und sehr 
dicht punktirt. Abdomen ziemlich gleichbreit, fein und weitläufig, in den tiefen 
Querfurchen der drei ersten freiliegenden Dorsalsegmente viel gröber und dichter 
punktirt. Länge 4—4'5 mm. 

Diese Art ist bisher nur in den Gebirgen Mitteleuropas, in den Pyrenäen 
und im Balkangebirge aufgefunden worden und ist ziemlich selten. Sie lebt unter 
feuchtem Laube. 

Von dieser Art lagen mir zwei Heer’sche Typen vor. 


28. Aleochara cornuta Fauv. 
(Fauv., Rev. ent., V, 1886, 94.) 


Glänzend, tiefschwarz, nur die Knie schmal und die Tarsen ganz röthlich, 
von breiter, robuster Körperform, nach vorne und rückwärts etwas verschmälert, 
im Habitus der Aleochara brevipennis Gravh. am meisten ähnlich und von ihr 
durch die glänzenden, nicht grau schimmernden Flügeldecken und viel feiner und 
weitläufiger punktirten Hinterleib, sowie durch weniger breiten Halsschild leicht 
zu unterscheiden. 

Von Zanuginosa Gravh. unterscheidet sich die Art durch breitere, weniger 
gleichbreite Gestalt, spärliche, anliegende Behaarung des Halsschildes, feinere und 
weniger dichte Punktirung desselben und weniger tiefe und breite Querfurchen 
der vorderen Dorsalsegmente. 

Z.B. Ges. Bd. LI. 31 


468 Max Bernhaner. 


Kopf halb so breit als der Halsschild, glänzend fein und weitläufig punk- 
tirt. Fühler mässig schlank, gegen die Spitze deutlich verdickt, das dritte Glied 
an der Spitze breiter als das zweite und etwas länger als dieses, die vorletzten 
Glieder ungefähr um die Hälfte breiter als lang, das letzte Glied so lang als die 
zwei vorhergehenden zusammen, sanft zugespitzt. Halsschild deutlich schmäler 
als die Flügeldecken, weniger quer als bei den verwandten Arten, wenig mehr 
als um ein Drittel breiter als lang, ziemlich gewölbt mit sanft gerundeten Seiten, 
nach vorne viel mehr als nach rückwärts verengt, mit stumpf verrundeten 
Hinterecken, fein und weitläufig punktirt, sehr stark glänzend. Flügeldecken so 
lang als der Halsschild, am Hinterrande innerhalb der Hinterwinkel sanft aus- 
geschweift, ziemlich kräftig und dicht punktirt, dünn grau behaart. Hinterleib 
gegen die Spitze etwas verschmälert, in den wenig tiefen und mässig breiten 
Querfurchen der vorderen Dorsalsegmente kräftig und ziemlich dicht, auf der 
hinteren Hälfte dieser Segmente viel feiner und weitläufiger, hinten noch feiner 
und spärlich punktirt. Länge 4—4'2 mm. 

Mir lag ein typisches Stück von Corsica und ein in der Eppelsheim- 
schen Sammlung befindliches Stück von Cuenca in Spanien (gesammelt von 
Korb) vor. Diese Art kommt nach einer Mittheilung des Herrn E. Abeille de 
Perrin, durch dessen Güte ich ein aus Südfrankreich stammendes Stück erhielt, 
ausschliesslich im Menschenkoth vor. 


29. Aleochara vagepunctata Kraatz. 
(Kraatz, Ins. D., II, 99, Note. — Ganglb., Käf. M., II, 38.) 


Eine durch ihre tiefschwarze Färbung, den starken Firnissglanz des Vorder- 
körpers und die sehr grobe und sehr spärliche Punktirung des Halsschildes und 
der Flügeldecken ausgezeichnete, leicht kenntliche Art. 


Tiefschwarz mit röthlichen Knien und Tarsen. Kopf etwas breiter als der 
halbe Halsschild, kräftig und einzeln punktirt; Fühler mässig kurz, die vor- 
letzten Glieder deutlich quer, um die Hälfte breiter als lang. Halsschild deut- 
lich schmäler als die Flügeldecken, um die Hälfte breiter als lang, an den Seiten 
sanft gerundet, nach vorne mehr verengt als nach rückwärts, grob, aber nicht 
tief und nur spärlich punktirt, sehr stark, wie Firniss glänzend, an den Seiten 
kräftig bewimpert. Flügeldecken deutlich länger als der Halsschild, am Hinter- 
rande vor den Hinterecken sanft ausgeschweift, grob, aber nur seicht und sehr 
weitläufig punktirt, stark firnissglänzend. Hinterleib nach rückwärts kaum ver- 
engt, an der Basis der drei ersten freiliegenden Dorsalsegmente quer eingedrückt, 
in den Querfurchen fein und spärlich, im Uebrigen nur sehr fein und sehr spär- 
lich punktirt oder fast glatt. Länge 3°5—4 mm. 

Von dieser Art sind bisher nur Stücke aus Ungarn und Niederösterreich 
bekannt geworden und scheint dieselbe äusserst selten zu sein. 


Durch die Güte des Herrn Dr. Kraatz konnte ich ein typisches Stück 
untersuchen. 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 469 


30. Aleochara capitata Fauv. 
(Fauv., Rev. ent., 1900, 249.) 


Bernhaueri Reitt. i. 1. 


Unter allen Arten der Polychara-Gruppe an dem grob und dicht punk- 
tirten Kopfe leicht kenntlich und nicht zu verwechseln. 


In der Färbung und Gestalt erinnert diese Art etwas an Aleochara morion 
Gravh., ist aber von derselben schon durch die bedeutendere Grösse und die weit- 
läufige Punktirung des Hinterleibes leicht zu trennen. 


Kopf sehr klein, schmäler als der halbe Halsschild, grob und dicht punk- 
tirt, wenig glänzend. Fühler schlank und dünn, die vorletzten Fühlerglieder 
wenig quer. Halsschild sehr stark quer, fast doppelt so breit als lang, stark ge- 
wölbt, an den Seiten stark gerundet, an der Basis gerundet vorgezogen, schr fein 
und mässig dicht punktirt, mit stumpf zugerundeten Hinterwinkeln. Flügeldecken: 
ein wenig breiter und ein wenig länger als der Halsschild, ziemlich kräftig und 
dicht, schwach runzelig punktirt, am Hinterrande vor den Hinterecken deutlich 
ausgebuchtet. Hinterleib an der Basis des dritten bis sechsten Dorsalsegmentes 
breit und tief quer eingedrückt, nach rückwärts deutlich etwas verengt, sehr 
fein und spärlich, hinten noch feiner punktirt. Die Färbung ist glänzend schwarz, 
das erste Glied der Fühler, das letzte Glied der Taster und die Schienen röthlich- 
gelb, die Hinterränder der Abdominalsegmente dunkel rothbraun, Tarsen gelb, 
der Spitzenrand der Flügeldecken kaum heller. Länge 2°5—3 mm. 

Diese Art, von welcher mir ein typisches Stück aus der Sammlung Fauvel’s 
vorliegt, welches mit den von Reitter mir freundlichst überlassenen Exemplaren 
seiner Aleochara Bernhaueri i.]., die auch von Staudinger und Bang-Haas 
unter diesem Namen versendet wurden, vollständig übereinstimmt, wurde in 
mehreren Stücken in der Buchara (Centralasien) aufgefunden. 


3l. Aleochara villosa Mannh. 


(Mannh., Brach., 67. — Kraatz, Ins. D., I, 94. — J. Sahlbg., En. Col. Brach. 
Fenn., 1876, 76.) 


monticola Rosenh., Btg. Ins. Fn. Eur., 11. — Kraatz, Ins. D., II, 94. 
alutacea Muls. et Rey, 1874, 106. 


Durch den schmalen, dicht behaarten Halsschild, matten Vorderkörper und 
die feine Punktirung der Querfurchen der vorderen Dorsalsegmente ausgezeichnet, 
bei einiger Aufmerksamkeit von den verwandten Arten sicher zu unterscheiden. 


Von Aleochara lanuginosa Gravh. und deren Verwandten ist die Art schon 
- durch die feine Punktirung der Abdominalfurchen leicht zu trennen; von sparsa 
Heer (suceicola Thoms.) ist Al. villosa Mannh. durch die Bildung der schlanken 
Kiefertaster, matt glänzenden Vorderkörper und deutlich punktirten Hinterleib 
ebenfalls leicht zu trennen. 

31* 


470 Max Bernhaner. 


Am öftesten wurde diese Art in den verschiedenen Sammlungen mit moesta 
Er. = diversa J. Sahlbg. verwechselt, mit welcher sie allerdings am ähnlichsten 
ist. Es gibt thatsächlich Exemplare, welche auf den ersten Blick vielleicht mit 
dieser verwechselt werden können. Bei voller Aufmerksamkeit ist aber eine Ver- 
wechslung ausgeschlossen. Die wichtigsten Unterschiede sind folgende: Bei villosa 
Mannh. ist der Halsschild viel, bei diversa nur wenig schmäler als die Flügel- 
decken, bei ersterer ist der Halsschild nach vorne viel mehr verengt, weniger 
grob und dichter punktirt und mit ziemlich langer Pubescenz dicht bekleidet, 
im Grunde deutlich chagrinirt, daher nur matt glänzend, die Flügeldeeken sind 
ebenfalls viel matter, etwas feiner und dichter punktirt als bei diversa J. Sahlbg., 
das siebente Dorsalsegment weniger deutlich und nicht so ungleich punktirt als 
bei dieser. 

Vollkommen ausgefärbte Stücke sind tiefschwarz, die Beine pechbraun, 
Schienen und Tarsen etwas heller, die Wurzel der Fühler rothbraun, bei weniger 
ausgefärbten Stücken werden die Fühler, Taster und Beine heller. 


Kopf schmal, kaum halb so breit als der Halsschild, mässig kräftig und 
mässig dicht punktirt. Fühler dünn, zur Spitze fast nicht verdickt, das dritte 
Glied länger als das zweite, die vorletzten Glieder nur schwach quer, wenig 
breiter als lang. Halsschild weniger als um die Hälfte breiter als lang, meist 
kräftig und ziemlich dicht punktirt. Flügeldecken länger als der Halsschild, 
kräftiger und dichter als dieser punktirt, innerhalb der Hinterecken deutlich 
ausgerandet, dicht und ziemlich lang schief abstehend behaart. Hinterleib an der 
Basis der drei ersten freiliegenden Dorsalsegmente schmal quer eingedrückt, in 
denselben fast unpunktirt, glatt, sonst fein und weitläufig, hinten sehr spärlich 
punktirt, bisweilen fast glatt. 

In der Grösse ist diese Art weniger veränderlich als moesta Gravh., meine 
kleinsten Stücke messen knapp 3 mm, die grössten 4 mm. 

Die Art ist über Mittel- und Nordeuropa verbreitet, aber im All- 
gemeinen selten. 


32. Aleochara diversa J. Sahlbg. 
(J. Sahlbg., En. Col. Brach. Fenn., 1876, 77.) 


moesta Er., Käf. Mk. Brabg., I, 358; Gen. Spee. Staph., 170. — Kraatz, 
Ins. D., II, 99. — Thoms., Skand. Col., II, 252. — Muls. et Rey, 1874. 
— Ganglb., Käf. M., II, 38. 
Var. albovillosa m. 


Eine im Allgemeinen grössere Art, glänzend schwarz, mit wenig dicht be- 
haartem Vorderkörper. Die Flügeldecken bisweilen braun, bei unreiferen Stücken 
auch die Spitze des Hinterleibes bräunlich, die Wurzel der Fühler und die Taster 
pechbraun bis rothbraun; bisweilen sind jedoch die vier ersten Fühlerglieder bei 
sonst dunklem Körper hell röthlichgelb, die Beine braun mit gelblichen Tarsen 
und Schienen, manchmal jedoch ganz bräunlichroth bis braungelb. 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 471 


Der Kopf ist verhältnissmässig breit, breiter als der halbe Halsschild, 
ziemlich kräftig, oft aber auch ziemlich fein punktirt, mit ziemlich stark ver- 
dickten Fühlern, die vorletzten Fühlerglieder stark quer, fast doppelt so breit 
als lang. Halsschild deutlich, aber nur wenig schmäler als die Flügeldecken, um 
die Hälfte breiter als lang oder etwas kürzer, an den Seiten mässig stark ge- 
rundet, nach vorne verengt, mässig dicht, meist ziemlich grob, bisweilen sehr 
grob, bisweilen jedoch nur ziemlich fein punktirt, wenig dicht und ziemlich 
niederliegend behaart. Flügeldecken etwas länger als der Halsschild, am Hinter- 
rande innerhalb der Hinterecken deutlich ausgebuchtet, kräftig, bei kleineren 
Stücken feiner und mässig dicht punktirt. Hinterleib nach hinten wenig verengt, 
in den Querfurchen der vorderen Dorsalsegmente meist unpunktirt, glatt, auf 
der hinteren Hälfte der Dorsalsegmente fein und sehr weitläufig punktirt. Am 
sechsten und namentlich am siebenten Dorsalsegmente tritt zwischen den normalen 
Punkten in der Regel eine zwar zarte und feine, aber verhältnissmässig dichte 
zweite Punktirung hervor. Die meisten Exemplare besitzen eine Länge von‘ 
5—5'5 mm, doch gibt es einzelne Stücke, die selbst nur 35 mm gross sind. 


Unter den schwarzen Polychara-Arten mit fein oder nicht punktirten 
Hinterleibsfurchen zeichnet sich diese Art in der Regel durch ihre breite, robuste 
Körpergestalt aus und ist durch diese meist leicht kenntlich; bei kleineren 
Stücken, welche mehr die Gestalt der sparsa Heer (swecicola Thoms.) besitzen, 
wird die eigenthümliche Doppelpunktirung des siebenten Dorsalsegmentes meist 
der beste Wegweiser zum Erkennen der Art sein, wiewohl eine ähnliche Punk- 
tirung auch bei einzelnen Stücken der sparsa Heer und villosa Mannh. zu finden 
ist, und andererseits manche Stücke der diwersa J. Sahlbg. nur recht schwache 
Spuren derselben aufweisen. 

Von sparsa Heer (succicola Thoms.) ist die Art durch viel schlankere, 
braunrothe Kiefertaster, namentlich durch das gestrecktere dritte Tasterglied und 
das viel dünnere und kürzere vierte Glied, weniger tiefschwarze Körperfarbe, 
hellere Fühlerwurzel und weniger glänzenden und weniger glatten Hinterleib, 
von villosa Mannh. durch breiteren Halsschild und glänzenden, nur wenig dicht 
und ziemlich anliegend behaarten Vorderkörper immer mit Sicherheit zu unter- 
scheiden. 

Nov. var. albovillosa. Aus Norditalien liegt mir ein einzelnes Stück 
vor, welches sich von den übrigen Exemplaren durch schmäleren Halsschild, 
gröbere Punktirung und namentlich durch ziemlich dichte, auffallend weisse und 
grobe Behaarung auszeichnet. Ob dieses Thier eine eigene Art bildet, ist mir 
noch zweifelhaft. 

Die Art ist über ganz Europa und einen grossen Theil der paläarktischen 
Region verbreitet, ist aber im Allgemeinen nicht so häufig, als bisher infolge 
Verkennung der Art angenommen wurde. 


Dass der Name moesta Gravh. nicht zur Bezeichnung dieser Art verwendet 
werden kann, habe ich schon oben in der Einleitung nachgewiesen. 


472 Max Bernhauer. 


35. Aleochara sanguwinea L. 
(Linne, Syst. Nat., ed. X, 422; Fn. Suec., I, 232, 853. — Muls. et Rey, 1874, 96. 
— Ganglb., Käf. M., II, 39.) 


fumata Gylih., Ins. Suec., II, 434, 56 (var. a.). 
brunneipennis Kraatz, Ins. D., II, 100. 
moerens Thoms., Skand. Col., II, 253. 


Glänzend schwarz, die Flügeldecken lebhaft braunroth oder rothbraun, 
bisweilen am Schildehen und an den Seiten schwärzlich, die Wurzel der rostrothen 
Fühler, die Taster und Beine braunroth oder gelbroth. 

Kopf schmäler als bei moesta Er. — diversa J. Sahlbg., fein und weitläufig 
punktirt, dünn behaart, Fühler schlanker als bei dieser, die vorletzten Fühler- 
glieder nur schwach quer. Halsschild viel schmäler als die Flügeldecken, aber 
trotzdem stark quer, um mehr als die Hälfte breiter als lang, seitwärts mässig 
gerundet, nach vorne stärker verengt als nach rückwärts, weniger glänzend als 
bei diversa, viel feiner und weitläufiger als bei dieser punktirt, ziemlich lang 
und wenig dicht pubescent, an den Seiten deutlich bewimpert. Flügeldecken 
verhältnissmässig lang, um ein Drittel länger als der Halsschild, feiner und 
dichter punktirt. Hinterleib fein und weitläufig, meist etwas weniger spärlich 
als bei moesta punktirt, es gibt jedoch auch Stücke, bei denen der Hinterleib 
fast vollkommen glatt ist, ähnlich wie bei sparsa Heer, mit welcher sie in der 
Form des Hinterleibes grosse Aehnlichkeit besitzen. Länge 3°5—5°5 mm. 

Diese Art ist durch die langen braunrothen Flügeldecken und die feine 
Punktirung des Hinterleibes leicht zu erkennen. 

Ueber Nord- und Mitteleuropa, Russland und das Amurgebiet verbreitet, 
jedoch ziemlich selten. 


34. Aleochara fumata Gravh. 
(Gravh., Col. Mier., 96.) 


mycetophaga Kraatz, Ins. D., U, 102. — Muls. et Rey, 1874, 118. — 
Ganglb., Käf. M., II, 39. 
lata Thoms., Skand. Col., II, 251. 


Wie schon oben bei Aleochara brevipennis Gravh. bemerkt, ist fumata Er. 
keineswegs mit Al. fumata Gravh. identisch. In der Gravenhorst’schen Samm- 
lung befinden sich zehn Stücke als fumata Gravh., und zwar als Stammform 
zwei, als var. 1 drei, als var. 2 zwei, als var. 3, 5 und 6 je ein Exemplar; die 
var. 4 ist nicht mehr vorhanden, da das einzige Stück sich nicht mehr an der 
Nadel befindet. Alle diese Stücke mit Ausnahme einer einzigen unter var. 1 be- 
findlichen unausgefärbten tristis Gravh., sind zweifellos mit mycetophaga Kraatz 
identisch und nur hellere und dunklere Farbenabänderungen. Nachdem diese 
Exemplare auch mit der Beschreibung übereinstimmen, so muss der Name fumata 
Gravh. für die bisher als mycetophaga Kraatz bezeichnete Art wieder verwendet 
werden. 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 4713 


Die Art ist an den hell kastanienbraunen Flügeldecken und der Punktirung 
des Hinterleibes meist leicht zu erkennen. 

Glänzend schwarz, die Flügeldecken kastanienbraun, die Hinterränder der 
Abdominalsegmente und die Spitze des Abdomens rothbraun oder gelbroth, die 
Wurzel der Fühler, die Taster und Beine röthlichgelb. 

Kopf schmal, schmäler als der halbe Halsschild, sehr fein und weitläufig 
punktirt. Fühler deutlich gegen die Spitze verdickt, die vorletzten Glieder fast 
doppelt so breit als lang, Halsschild nur sehr wenig schmäler als die Flügel- 
decken, um die Hälfte breiter als lang, nach vorne gerundet verengt, fein und 
wenig dicht punktirt, mässig dicht gelblich behaart. Flügeldecken so lang als 
der Halsschild, am Hinterrande vor den Hinterecken sanft ausgeschweift, viel 
stärker als der Halsschild, ziemlich dicht punktirt und lang gelblich pubescent. 
Hinterleib nach rückwärts mässig verengt, auf den vorderen Dorsalsegmenten 
ziemlich stark und ziemlich dicht, hinten kräftiger und weitläufiger punktirt. 
Länge 4—4'5 mm. 

Von Aleochara fumata Er. = curta Sahlbg. unterscheidet sich diese Art 
durch hellere Färbung, feiner punktirte, am Hinterrande deutlich ausgebuchtete 
Flügeldeeken und feinere Punktirung des Hinterleibes, sowie durch ungekielte 
Mittelbrust. 

Die Art ist über Nord- und Mitteleuropa, die Pyrenäen, Italien und die 
Türkei verbreitet und lebt meist in Pilzen. 


35. Aleochara moerens &yllih. 


(Gyllh., Ins. Suee., IV, 495. — Er., Gen. Spec. Staph., 169. — Kraatz, Ins. D., 
IH, 105. — Muls. et Rey, 1874, 122. — Ganglb., Käf. M., II, 40.) 


haemorrhoidalis Mannh., Brach., 67. 
lugubris Aube, Ann. Soc. Ent. Fr., 1850, 311. 
linearis Thoms., Skand. Col., II, 253. 
fungivora Sharp., Entom. Monthl. Mag., VI, 280. 
Var. brunneipennis Motsch., Bull. Mosc., 1858, III, 238. 


Mit Aleochara fwmata Gravh. sehr nahe verwandt, in der Färbung der- 
selben täuschend ähnlich, von derselben aber durch etwas schlankere Gestalt, 
etwas gröbere und weniger dichte Punktirung der Flügeldecken, namentlich aber 
durch die viel spärlichere Punktirung des Hinterleibes verschieden. 


Von unreifen kleineren Stücken der moesta Er. = diversa J. Sahlbg. und 
der sanguinea L., sowie von unreifen Stücken der sparsa Heer leicht durch die 
gröbere Punktirung in den Abdominalfurchen, von unreifen weiblichen Stücken 
der inconspiceua Aube, mit welcher sie die Gestalt und die Punktirung des Hinter- 
leibes fast gemeinsam hat, durch dichter punktirten Halsschild und dichter und 
etwas feiner punktirte Flügeldecken verschieden. 

Kopf und Fühler von fumata Gravh. kaum verschieden. Der Halsschild 
ist schmäler als bei dieser, etwas schmäler als die Flügeldecken, etwas weniger 


474 Max Bernhauer. 


als um die Hälfte breiter als lang, im Allgemeinen etwas gröber und etwas 
dichter punktirt. Flügeldecken so lang oder etwas länger als der Halsschild, 
innerhalb der Hinterecken deutlich ausgeschweift, meist ziemlich kräftig und 
ziemlich dicht punktirt, ziemlich dicht gelblich behaart. Hinterleib nach hinten 
wenig oder gar nicht verengt, in den Querfurchen der drei ersten vollkommen 
freiliegenden Dorsalsegmente kräftig und dicht, im Uebrigen spärlich punktirt. 
Länge 3—5 mm. 
Nord- und Mitteleuropa, in Pilzen. 


In den höheren Lagen der Alpen und im hohen Norden Europas kommt 
Aleochara moerens Gyllh. in einer viel dunkleren Abänderung vor, welche aber 
in allen Uebergängen mit der Stammform verbunden ist. Diese Abänderung, 
welche sich im Allgemeinen auch durch gröbere Punktirung der Flügeldecken und 
des Hinterleibes-und das Vorhandensein zweier seichter Eindrücke am Halsschilde 
auszeichnet, wurde von meinem lieben Freunde Herrn Hofrath Dr. Skalitzky 
in mehreren Exemplaren in Altprags (Südtirol) und von Herrn Embr. Strand 
im nördlichen Norwegen (Tysfjorden) in Anzahl aufgefunden, und glaube ich 
wohl kaum fehlzugehen, wenn ich auf diese Form die mir leider in keinem 
typischen Stücke vorgelegene Aleochara brunmeipennis Motsch. beziehe, mit deren 
Beschreibung manche Stücke mehr oder minder vollständig übereinstimmen. 

Die Färbung ist im Allgemeinen viel dunkler als bei der Stammform, das 
Abdomen in der Regel bis zur äussersten Spitze schwarz, die Fühler an der 
Wurzel weniger hell, meist nur das erste Glied, die ganzen Taster und Beine 
hell röthlichgelb, die Flügeldecken oft dunkel kastanienbraun. In der Grösse 
variirt diese Form wie die Stammform. Ich habe eine grössere Anzahl von 
Stücken gesehen, aber alle Uebergänge in der Färbung und Punktirung vor- 
gefunden, so dass ich überzeugt bin, es hier nur mit einer Abänderung der moerens 
Gylih. zu thun zu haben. 


36. Aleochara semirubra Graälls. 
(Graälls, M. Map. Geol., 1858, 43.) 
bicolor Perris, Ann. Soc. Ent. Fr., 1865, 506. 


Durch den rothen Vorderkörper schon auf den ersten Blick leicht kennt- 
lich und mit keiner anderen Art zu verwechseln. 


Der Vorderkörper gelbroth bis ziegelroth, der Hinterleib tiefschwarz, die 
Wurzel der braunen Fühler und die Taster und Beine gelbroth. Der Körper 
glänzend, spärlich behaart. 

Kopf gross, breiter als der halbe Halsschild, mässig fein und weitläufig 
punktirt, glänzend glatt; Fühler gegen die Spitze stark verdickt, das dritte Glied 
länger als das zweite, die vorletzten stark quer, um mehr als die Hälfte breiter 
als lang, das Endglied so lang als die beiden vorhergehenden Glieder zusammen- 
genommen. Halsschild nur wenig schmäler als die Flügeldecken, nicht sehr 
stark quer, nur wenig mehr als ein Drittel breiter als lang, mässig fein und 


.. 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 475 


weitläufig, längs der Mittellinie dichter punktirt, stark glänzend, sehr spärlich 
behaart. Flügeldecken kaum länger als der Halsschild, am Hinterrande inner- 
halb der Hinterecken schwach ausgebuchtet, mässig stark und mässig dicht 
punktirt. Hinterleib nach rückwärts etwas verengt, glänzend glatt, fast ohne 
jede Punktirung. Länge 3°5 mm. 

Die Art ist bisher nur aus Spanien und Algier bekannt geworden. 

Bisweilen sind die Flügeldecken oder der Halsschild auf der Scheibe 
schwach angedunkelt. 


37. Aleochara haemoptera Kraatz. 
(Kraatz, Ins. D., II, 101. — Ganglb., Käf. M., II, 35.) 
haematica Muls. et Rey, 1874, 84. 


Durch den grossen Kopf und die Färbung, sowie die Punktirung des 
Hinterleibes ausgezeichnet. 

Von Al. sanguwinea L., mit welcher sie in der Polychara-Gruppe vielleicht 
die meiste Verwandtschaft besitzt, unterscheidet sich Al. haemoptera Kraatz durch 
kürzere, heller gefärbte und feiner punktirte, innerhalb der Hinterecken kaum 
ausgebuchtete Flügeldecken und durch dichter punktirten Hinterleib. 


Schwarz, glänzend, die Flügeldecken hell bräunlichgelb, meist an der 
Basis etwas angedunkelt, die Hinterränder der Hinterleibsringe und die Spitze 
des Hinterleibes gelbroth, die Wurzel der braunen Fühler, die Taster und Beine 
röthlichgelb; unausgefärbtere Stücke werden viel heller, bis schliesslich nur der 
Kopf und die Wurzel der Hinterleibsringe dunkler sind, während der übrige 
Körper bräunlichgelb oder röthlichgelb wird. 

Kopf gross, bei kräftigen Stücken kaum um ein Drittel schmäler als der 
Halsschild, bei kleineren immerhin breiter als der halbe Halsschild, mit grossen 
Augen, mässig glänzend, fein und weitläufig punktirt. Fühler ziemlich kurz und 
gegen die Spitze verdickt, das dritte Glied an Länge vom zweiten kaum ver- 
schieden, das vierte sehr klein, stark quer, aber viel weniger breit als das fünfte, 
dieses und die folgenden ziemlich gleich breit, stark quer, die vorletzten fast 
doppelt so breit als lang. Halsschild nur um wenig schmäler als die Flügel- 
decken, stark quer, fast doppelt so breit als lang, nicht sehr stark glänzend, fein 
und wenig dicht punktirt. Flügeldecken so lang als der Halsschild, am Hinter- 
rande innerhalb der Hinterecken kaum ausgebuchtet, ziemlich fein und dicht 
punktirt. Hinterleib nach rückwärts nur wenig verengt, vorne ziemlich fein und 
mässig dicht, hinten weitläufiger punktirt, in den Querfurchen der vorderen 
Dorsalsegmente spärlich, bisweilen fast unpunktirt. Länge 3°5—45 mm. 


Die Art ist eine der selteneren und kommt meist unter feuchtem Laube 
vor; sie wurde, so weit mir bekannt, bisher in Deutschland, Frankreich, Nieder- 
österreich, Ungarn und Öberitalien aufgefunden, scheint also nur über Mittel- 
europa verbreitet zu sein. Die niederösterreichischen Stücke stammen aus Ulrichs- 
kirchen (Spurny) und aus den Donau-Auen um Stockerau. 


476 Max Bernhauer. 


38. Aleochara sareptana Solsky. 
(Fedtschenko, Reise Turk., 161.) 


Unter den Arten der Polychara-Gruppe durch die einfärbig ziegelrothen 
Flügeldecken, dichte Punktirung des Vorderkörpers und durch das nach rückwärts 
geradlinig verengte, an den Seiten stark aufgeworfene und namentlich vorne 
ziemlich dicht punktirte Abdomen ausgezeichnet. 

Schwarz, die Flügeldecken und die Spitze des Hinterleibes hell ziegelroth, 
bisweilen die Seiten des Halsschildes röthlich durchscheinend, die Wurzel der 
Fühler, die Taster und Beine hell rötblichgelb, bei unreifen Stücken auch der 
Halsschild röthlich. 

Kopf ungefähr halb so breit als der Halsschild, fein und dicht punktirt 
und dicht gelblich behaart. Fühler schlank und lang, das dritte Glied so lang 
als das zweite, das vierte länger als breit, die vorletzten schwach quer. Hals- 
schild etwas schmäler als die Flügeldecken, wenig gewölbt, fast um die Hälfte 
breiter als lang, an den Seiten sanft gerundet, fein und dicht punktirt, dicht 
gelblich behaart, nur wenig glänzend. Flügeldecken so lang oder wenig länger 
als der Halsschild, innerhalb der Hinterecken kaum ausgebuchtet, mässig fein 
und sehr dieht punktirt, dicht gelblich behaart. Hinterleib ähnlich wie bei 
spissicornis Er. gebildet, nach hinten geradlinig verengt, vorne namentlich auf 
der Basalfläche der Segmente ziemlich dicht, hinten weitläufiger, ziemlich kräftig, 
deutlich kräftiger als der Vorderkörper punktirt. Länge 3°5—4'5 mm. 

Diese Art ist bisher aus Südrussland und Turkestan bekannt. 


39. Aleochara ignipennis Fauv. 
(Fauv., Rev. ent., 1900, 247.) 


Durch die einfärbigen, lebhaft blutroth gefärbten, weitläufig punktirten 
Flügeldecken und den stark glänzenden, glatten, nur sehr spärlich punktirten 
Halsschild sehr ausgezeichnet. 

Tiefschwarz, stark glänzend, sehr spärlich punktirt, die Flügeldecken leb- 
haft blutroth, die Wurzel der bräunlichen Fühler, die Taster, der Mund und die 
Beine röthlichgelb. 

Kopf fein und sehr spärlich punktirt, Augen gross, nieht vorspringend. 
Fühler fein, gegen die Spitze sehr wenig verdickt, ihr zweites und drittes Glied 
gleich lang, das vierte kaum länger als breit, die vorletzten deutlich quer, das 
letzte etwas länger als die zwei vorhergehenden zusammengenommen. Halsschild 
stark quer, um mehr als die Hälfte breiter als lang, stark gewölbt, nach vorne stark 
verengt, sehr spärlich und mässig fein punktirt. Flügeldecken fast kürzer als der 
Halsschild, mässig fein, aber stärker als der Halsschild und ziemlich weitläufig 
punktirt. Hinterleib nach hinten nicht oder nur wenig verengt, kräftig, an der Basis 
der Dorsalsegmente ziemlich dicht, sonst spärlich punktirt. Länge 4—5 mm. 

Das einzige typische Fauvel’sche Exemplar stammt aus Nordpersien, ein 
zweites, in der Eppelsheim’schen Sammlung befindliches trägt die Etiquette: 
„Caucasus, Araxesthal“ und ist als eruenta Epp. i. 1. bezettelt. 


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Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. A717 


40. Aleochara haematodes Kraatz. 
(Schaum, Katal., 1862, 21. — Ganglb., Käf. M., II, 39.) 
haematoptera Kraatz, Ann. Soc. Ent. Fr., 1858, 190. 


In der Körperform und durch starken Glanz der Al. crassicornis Lac. sehr 
ähnlich, aber durch die einfärbig rothen Flügeldecken und die namentlich auf 
der hinteren Hälfte der Segmente sehr weitläufige und etwas ungleichmässige 
Punktirung des Hinterleibes, weniger verdickte Fühler u. s. w. leicht zu unter- 
scheiden. 

Von Aleochara ignipennis Fauv. lässt sich die Art ebenso leicht durch den 
viel weniger weitläufig punktirten, deutlich behaarten Halsschild und viel dichter 
punktirten Hinterleib trennen. 

Glänzend schwarz, die Flügeldecken blutrotb, die Beine braunroth, die 
Schenkel dunkler, die Wurzel der schwarzen Fühler röthlichhraun bis pechbraun. 

Kopf schmal, sehr fein und spärlich punktirt, die Fühler gegen die Spitze 
mässig verdickt, das dritte Glied fast länger als das zweite, die vorletzten mehr 
als um die Hälfte breiter als lang. Halsschild nur wenig schmäler als die Flügel- 
decken, mässig gewölbt, an den Seiten stark gerundet, nach vorne stark verengt, 
sehr stark quer, um mehr als die Hälfte breiter als lang, fein und nicht sehr 
weitläufig punktirt, nicht dicht, aber deutlich grau pubescent. Flügeldecken kaum 
so lang als der Halsschild, am Hinterrande innerhalb der Hinterecken nicht aus- 
gebuchtet, mässig fein oder ziemlich kräftig und dicht punktirt, fein und wenig 
dicht behaart. Hinterleib nach rückwärts schwach verengt, in den Querfurchen 
der vorderen Dorsalsegmente ziemlich grob und ziemlich dicht, im Uebrigen etwas 
feiner und weitläufig punktirt. Länge 4—4'5 mm. 

Spanien, Marocco, Algier. 

Die Eppelsheim’sche Angabe über das Vorkommen in Oesterreich und 
Ungarn beruht auf einer Verkennung der Art; eines der zwei in der Eppels- 
heim’schen Sammlung befindlichen Stücke ist eine unausgefärbte Al. erythro- 
ptera Gravh., das zweite eine Al. haemoptera Kr. 

Ein von Custos L. Ganglbauer bei Herkulesbad in Südungarn gefangenes 
Stück hat das vierte freiliegende Dorsalsegment stark quer eingedrückt und hat 
auch sonst eine viel feinere Hinterleibspunktirung; es gehört möglicher Weise zu 
haematodes Kr., könnte aber vielleicht auch einer selbstständigen neuen Art der 
Ceranota-Gruppe angehören; beim Vorhandensein blos eines Stückes wage ich 
dies jedoch nicht mit Bestimmtheit zu entscheiden. 


41. Aleochara diseipennis Muls. et Rey. 


(Muls. et Rey, Opusc. Entom., II, 1853, 61. — Kraatz, Ins. D., II, 87. — Muls. 
et Rey, 1874, 76. — Ganglb., Käf. M., II, 35.) 


Reitteri Epp., Deutsche Entom. Zeitschr., 1885, 197. — Ganglb., Käf. M., 
II, 30. 
Var. basicornis Jekel, Col. Jek., 1873, 25. — Ganglb., Käf. M., U, 35. 


478 Max Bernhanuer. 


In der Körperform und Färbung der curtula Goeze täuschend ähnlich 
und vielfach mit derselben verwechselt, jedoch schon durch die schlanken Fühler 
leicht von derselben zu unterscheiden. 

Glänzend schwarz, die Flügeldecken braunroth mit gemeinsamen schwarzen 
Nahtstreifen und schwärzlichen Seiten, die Beine heller oder dunkler braun mit 
röthlichen Tarsen und Schienen; bei der var. basicornis Jek. die zwei ersten 
Fühlerglieder roth und schwarz gefleckt. 

Kopf klein, fast nur ein Drittel so breit als der Halsschild, fein oder 
mässig fein und mehr oder minder weitläufig punktirt. Die Fühler lang und 
schlank, gegen die Spitze nur mässig verdickt, ihr drittes Glied etwas länger als 
das zweite, die vorletzten Glieder nur schwach quer, höchstens um die Hälfte 
breiter als lang. Halsschild kaum schmäler als die Flügeldecken, um die Hälfte 
breiter als lang, mässig fein und dicht, deutlich rauh punktirt und ziemlich dicht 
etwas abstehend behaart. Flügeldecken so lang als der Halsschild, innerhalb der 
Hinterecken nicht ausgebuchtet, mässig stark und dicht deutlich rauh punktirt, 
mässig dicht pubescent. Hinterleib nach rückwärts schwach verengt, auf den 
vorderen Dorsalsegmenten mässig stark oder ziemlich kräftig, hinten stärker und 
weitläufiger punktirt. Länge 5°5—7 mm. 

Beim &' ist das achte Dorsalsegment am Hinterrande mit scharfen Zähnen 
besetzt. 

Die Art ist über die ganzen Alpen, Griechenland (Euboea) und den Cau- 
casus verbreitet, aber, wie es scheint, überall selten. Aus den östlichen Alpen 
habe ich Stücke von Tirol (Wingelmüller), Salzburg (Dr. Skalitzky) und 
Niederösterreich (Sammlung Eppelsheim, gefangen von Pfarrer Ruperts- 
berger) gesehen. 

Die als Reitteri Epp. beschriebenen Stücke stammen aus Centralbosnien 
(Coll. Eppelsheim und Reitter). 


42, Aleochara tenuicornis Kraatz. 


(Kraatz, Ins. D., II, 89, Note. — Muls. et Rey, 1874, 80. — Ganglb., Käf. 
M., II, 35.) 


rufipes Muls. et Rey, Opusc. Entom., II, 1853, 69. 


In der Färbung mit Al. cerassicornis Lac. ganz übereinstimmend, durch 
die schlanken Fühler, etwas gestrecktere Gestalt und dichtere Punktirung des 
Halsschildes leicht zu unterscheiden und auch mit keiner anderen Art leicht zu 
verwechseln. 

Schwarz, die Flügeldecken lebhaft roth oder gelbroth, am Schildchen und 
an den Seiten bräunlich oder schwärzlich, die Wurzel der Fühler, die Taster 
und Beine röthlichgelb. 

Kopf glänzend, so breit als der halbe Halsschild, fein und wenig dicht 
punktirt. Fühler lang und schlank, die vorletzten Glieder schwach quer, wenig 


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Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 479 


breiter als lang. Halsschild so breit als die Flügeldecken, etwas weniger als um 
die Hälfte breiter als lang, nach vorne ziemlich stark verengt, fein und ziemlich 
dicht punktirt und ziemlich dicht pubescent. Flügeldecken so lang als der Hals- 
schild, am Hinterrande innerhalb der Hinterecken kaum ausgebuchtet, mässig 
stark und dicht, deutlich rauh punktirt und ziemlich dicht behaart, so wie der 
Halsschild nur mässig glänzend. Abdomen lang gestreckt, nach rückwärts wenig, 
geradlinig verengt, ziemlich grob und ziemlich weitläufig, in den Querfurchen der 
vorderen Dorsalsegmente dichter punktirt. Länge 4—5'5 mm. 

Ueber das ganze Mittelmeergebiet verbreitet. 

Von Aleochara discipennis Muls. et Rey unterscheidet sich diese Art 
durch kleinere, schmälere und schlankere Gestalt, die helle Färbung der Flügel- 
decken, der Fühlerwurzel und der Beine und durch viel feinere Punktirung des 
Vorderkörpers. 


43. Aleochara pulchra novV. Spec. 


In der Körpergestalt mit Aleochara sareptana Solsky am nächsten ver- 
wandt, auch in der Punktirung des Abdomens und durch die vollkommen gerade 
verlaufenden Seiten desselben mit sareptana Solsky fast übereinstimmend, aber 
sehon durch die Färbung, viel schlankere, dünnere Fühler und weniger dichte 
Punktirung und Behaarung des Halsschildes von derselben zu unterscheiden. 


Schwarz, glänzend, die Flügeldecken röthlichgelb, eine grosse bis zur 
Spitze reichende gemeinsame Nahtmakel und die Seiten in grösserer Ausdehnung 
schwärzlich oder bräunlich, die Hinterränder der Abdominalsegmente schmal 
bräunlichroth, die Wurzel der braunen Fühler, die Taster und Beine röthlichgelb, 
die Schenkel etwas dunkler, das dritte Kiefertasterglied etwas angedunkelt. 


Kopf so breit als der halbe Halsschild, gewölbt, ohne Findrücke, fein und 
ziemlich dicht punktirt und behaart, mit grossen Augen. Fühler ziemlich lang 
und schlank, gegen die Spitze nur wenig verdickt, das dritte Glied so lang als 
das zweite, das vierte nicht, das fünfte und die folgenden nur schwach quer, 
die vorletzten Glieder kaum mehr als ein Drittel breiter als lang, das letzte so 
lang als die zwei vorhergehenden zusammengenommen, stumpf zugespitzt. Hals- 
schild so breit als die Flügeldecken, ziemlich stark gewölbt, an den Seiten mässig 
stark gerundet, nach vorne nur wenig mehr als nach rückwärts verengt, ohne 
Mittelfurche, fein und mässig dicht punktirt und mässig dicht behaart. Flügel- 
decken so lang als der Halsschild, am Hinterrande vor den Hinterecken kaum 
ausgebuchtet, mässig fein und dicht, deutlich rauhkörnig punktirt. Hinterleib 
nach rückwärts nicht oder kaum verengt, mit vollkommen geraden, stark wulst- 
förmig aufgeworfenen Seiten, ähnlich wie bei spissicornis Er., an der Basis des 
dritten bis sechsten Dorsalsegmentes ziemlich grob und ziemlich dicht, auf der 
hinteren Hälfte dieser Segmente und am siebenten weniger dicht punktirt. 
Länge 4 mm. 

Mir liegen nur zwei Stücke aus Turkestan (Aulie) vor. 


480 Max Bernhaner. 


44. Aleochara maculipennis Baudi. 
(Baudi, Berl. Ent. Zeitg., 1858, 98.) 


Ganz vom Habitus der Aleochara tristis Gravh., aber schon durch die 
Färbung und namentlich die ganz verschiedene spärliche Punktirung des Hinter- 
leibes leicht zu unterscheiden. 


Kurz und breit, gewölbt, glänzend schwarz, spärlich behaart, eine grosse, 
die ganze Breite einnehmende Makel auf den Flügeldecken, welche sich von der 
Naht bis zu den Seiten erstreckt, gelbroth, die Schienen röthlichbraun, die Tarsen 
röthlich, der übrige Körper einschliesslich der ganzen Fühler und Taster tief 
schwarz. 

Kopf fein und spärlich punktirt. Fühler mässig schlank, gegen die Spitze 
nicht stark verdickt, das dritte Glied fast länger als das zweite, das vierte 
schwach, die folgenden stärker quer, das vorletzte Glied etwa um die Hälfte 
breiter als lang, das Endglied so lang als die zwei vorhergehenden zusammen- 
genommen. Halsschild so breit als die Flügeldecken, mässig gewölbt, stark quer, 
um mehr als die Hälfte breiter als lang, an den Seiten ziemlich gerundet, nach 
vorne viel stärker als nach rückwärts verengt, fein und ziemlich weitläufig punk- 
tirt, an den Seiten mit einigen langen Wimperhaaren, sonst mit ziemlich langer 
abstehender Behaarung mässig dicht bekleidet. Flügeldecken um ein Drittel 
kürzer als der Halsschild, am Hinterrande vor den Hintereeken nicht ausge- 
buchtet, mässig fein und wenig dicht, kaum körnig, aber von gewisser Seite 
schwach runzelig punktirt. Hinterleib ziemlich gleichbreit, an der Basis der drei 
ersten freiliegenden Dorsalsegmente sehr breit und tief quer eingedrückt, in den 
Eindrücken mässig fein und dicht, im Uebrigen etwas gröber, aber sehr spärlich 
punktirt. Zwischen dieser spärlichen Punktirung tritt eine äusserst feine und 
stellenweise ziemlich dichte Punktirung auf. Länge 45—5 mm. 

Von dieser Art liegen mir zwei von Simon in Syrien (Chaifa) gesammelte 
Stücke (Sammlung Eppelsheim und Reitter) vor. Ausserdem wurde dieselbe 
auch im Caucasus aufgefunden. 


45. Aleochara nigerrima Kraatz. 
(Kraatz, Ins. D., II, 104, Note.) 


Unter den Arten mit rothgefleckten Flügeldecken durch den starken Firniss- 
glanz und die sehr weitläufige Punktirung des Halsschildes und des Abdomens 
leicht kenntlich und nicht zu verwechseln. 


Tief schwarz, sehr stark lackglänzend, fast unbehaart; eine ziemlich grosse 
Makel auf den Flügeldecken jederseits der Naht lebhaft gelbroth, Knie und Tarsen 
röthlich. 

Kopf fein und sehr spärlich punktirt, glatt. Fühler ziemlich lang und 
schlank, gegen die Spitze wenig verdickt, das zweite und dritte Fühlerglied fast 
gleich lang, die vorletzten Glieder schwach quer, das Endglied deutlich länger 
als die zwei vorhergehenden zusammengenommen. Halsschild so breit als die 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 481 


Flügeldecken, um die Hälfte breiter als lang, stark gewölbt, an den Seiten ge- 
rundet, nach vorne viel mehr als nach rückwärts verengt, fein und sehr weit- 
läufig punktirt, sehr spärlich behaart. Flügeldecken fast kürzer als der Hals- 
schild, am Hinterrande vor den Hinterecken nur sehr sanft ausgeschweift, stärker 
als der Halsschild und etwas weniger weitläufig, deutlich rauhkörnig punktirt. 
Hinterleib ziemlich gleichbreit, in den Querfurchen der drei ersten freiliegenden 
Dorsalsegmente ziemlich grob und ziemlich dicht, im Uebrigen fein und sehr 
spärlich punktirt, glänzend glatt. Länge 4 mm. 


Diese Art, von welcher mir durch die Güte Kraatz’ ein typisches Stück 
vorlag, wurde bisher meines Wissens nur in Spanien aufgefunden. 


Zwei Stücke von Carthagena, gesammelt von Morel, befinden sich in der 
Eppelsheim’schen Sammlung. 


46. Aleochara laevigata Gylih. 


(Gylih., Ins. Suec., II, 433. — Er., Gen. Spec. Staph., 174. — J. Sahlbg., 
En. Col. Brach. Fenn., 1876, 74.) 


bisignata Er., Käf. Mk. Brabg., I, 357; Gen. Spee. Staph., 166. — Kraatz, 
Ins. D., II, 104. — Thoms., Skand. Col., II, 250. — Muls. et Rey, 
1874, 88. — Ganglb., Käf. M., II, 36. 

apicalis Men, Cat. Rais., 148. — Fald., Fn. transcaue., I, 135. 

signata J. Sahlbg., En. Col. Brach. Fenn., 1876, 75. : 


Eine in der Grösse und Färbung sehr veränderliche Art. Dieselbe ist 
durch starken Glanz, feine, weitläufige Punktirung des Halsschildes, die Färbung 
der Flügeldecken und den sehr kräftig und verhältnissmässig dicht und ziemlich 
gleichmässig punktirten Hinterleib sicher zu erkennen. 


Glänzend schwarz, die Flügeldecken hinten jederseits neben der Naht mit 
einem bald kleineren, bald grösseren gelbrothen Fleck, welcher sich oft fast über 
die ganzen Flügeldecken verbreitet und dann nur die Basis und meist die Seiten 
schwärzlich lässt. Solche Stücke könnten nach der obigen Bestimmungstabelle 
höchstens mit Al. tenuicornis Kr. verwechselt werden, sind aber durch stärkere 
Fühler, breiteren, stärker glänzenden Halsschild, namentlich aber durch die weit- 
läufige Punktirung des letzteren leicht zu trennen. Die Knie und Tarsen sind 
röthlich, bisweilen sind die Beine und die Fühlerwurzel pechbraun bis braunroth. 


Kopf fein und sehr spärlich punktirt. Fühler mehr oder minder gegen 
die Spitze verdickt, bald sind die vorletzten Fühlerglieder fast doppelt so breit 
als lang, bald scheinen dieselben kaum um die Hälfte breiter als lang oder noch 
schmäler zu sein. Halsschild so breit als die Flügeldecken, um die Hälfte breiter 
als lang, ziemlich gewölbt, stark glänzend, fein und sehr weitläufig punktirt, 
spärlich behaart. Flügeldecken so lang als der Halsschild, am Hinterrande inner- 
halb der Hinterecken kaum ausgebuchtet, kräftig, mässig dicht, deutlich etwas 
rauh punktirt. Hinterleib nach rückwärts wenig verengt, sehr kräftig, im Ver- 
gleiche zu den verwandten Arten ziemlich dicht punktirt. 


482 Max Bernhanuer. 


Die Punktirung dieser Art variirt so wie bei den meisten Arten in der 
Weise, dass die grösseren Stücke gröber, die kleineren feiner punktirt sind. Die 
grössten mir vorliegenden Stücke erreichen eine Länge von 5°5 mm, die kleinsten 
eine solche von 2°5 mm. 

Aleochara laevigata Gylih. ist auf Stücke mit fast ganz rothen Flügel- 
decken (offenbar nicht ganz reife Stücke), Aleochara bisignata Er. auf solche 
mit schwarzen, roth gefleckten Flügeldecken aufgestellt. Aleochara apicalis 
Men., von welcher ich das im Besitze der kais. russischen Akademie der Wissen- 
schaften in St. Petersburg befindliche Stück durch die Güte des Vorstandes des 
zoologischen Museums derselben, Herrn Jacobsohn, untersuchen konnte, ist mit 
Bestimmtheit zu dieser Art zu ziehen. 

Auch Aleochara signata J. Sahlbg., von welcher ich das typische Stück 
vor mir habe, ist nur ein auffallend grosses Stück der Form bisignata Er. Die 
Fühlerbildung, auf Grund deren die Art aufgestellt wurde, ist nicht entscheidend, 
da dieselbe, wie schon oben bemerkt, mannigfachen Schwankungen unterliegt. 
Mir liegen einige mit signata J. Sahlbg. vollkommen übereinstimmende Stücke 
aus der Stockerauer Umgebung vor. 

In der Färbung und Körperform ist Aleochara laevigata Gylih. der nitida 
Gravh. — bipustulata L. sehr ähnlich, aber durch die gleichmässig weitläufige 
Punktirung des Halsschildes leicht zu unterscheiden. 

Ueber den grössten Theil der paläarktischen Region verbreitet. Nicht selten. 


47. Aleochara maculata Bris. 
(Bris., Mat. Cat. Grenier, 1863, 18. — Ganglb., Käf. M., I, 36.) 


Mit der vorigen Art sehr nahe verwandt, von derselben durch viel robustere, 
grössere, namentlich breitere, der Aleochara tristis Gravh. sehr ähnliche Körper- 
form, viel längere und namentlich dickere Fühler, die am Hinterrande schwach 
ausgeschweiften Flügeldecken und durch die an der Basis der vorderen Segmente 
ziemlich dichte, sonst spärliche Punktirung des Hinterleibes verschieden und mit 
derselben schon auf den ersten Blick nicht zu verwechseln. 

In der Färbung stimmt die Art mit laevigata Gylih. ganz überein, doch 
ist die Makel auf den Flügeldecken mehr blutroth, meist viel intensiver als bei 
laevigata Gylih. Im Uebrigen dehnt sich diese Makel ebenso wie bei dieser bis- 
weilen fast über die ganzen Flügeldecken aus, manchmal bleibt nur ein kleiner 
Fleck jederseits am Hinterrande roth. 

Kopf klein, fast schmäler als der halbe Halsschild. Fühler ziemlich lang, 
dabei aber ziemlich dick, die vorletzten Fühlerglieder aber nur schwach quer, 
kaum um die Hälfte breiter als lang. Der Halsschild etwas schmäler als die 
Flügeldecken, um die Hälfte breiter als lang oder etwas schmäler. Flügeldecken 
so lang als der Halsschild, am Hinterrande vor den Hinterecken sehr sanft, aber 
doch deutlich ausgeschweift. In der Punktirung des Vorderkörpers kann ich 
keine haltbaren Unterschiede zu laevigata Gylih. entdecken. 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 483 


Dafür weicht die Punktirung des Hinterleibes merklich von letzterer ab. 
Es sind nämlich nur die schmalen Querfurchen der vorderen Dorsalsegmente 
dicht punktirt, unmittelbar hinter denselben ist die Punktirung, namentlich in 
der Mitte der Segmente, eine sehr spärliche, desgleichen ist dieselbe am sechsten 
und siebenten Segmente sehr weitläufig. Bei Zaevigata Gylih. dagegen ist die 
vordere Hälfte sämmtlicher Dorsalsegmente dicht und nur die hintere Hälfte 
derselben weitläufiger punktirt, wodurch die Punktirung bei dieser ziemlich 
gleichmässig, bei jener dagegen sehr ungleichmässig erscheint. 

In der Grösse ist diese Art nicht so veränderlich als Zaevigata Gylih. 
Die mir vorliegenden Stücke zeigen eine Länge zwischen 5 und 6 mm. 

Von Aleochara tristis Gravh., mit welcher die Art auch verwechselt wurde, 
ist dieselbe schon allein durch die weitläufige Punktirung des Hinterleibes leicht 
zu trennen. 

Durch die Güte des Herrn Bedel lag mir ein typisches Stück aus Frank- 
reich vor, mit welchem die übrigen Stücke vollkommen übereinstimmen. S 

Ausser Frankreich wurde die Art bisher in der Schweiz, in Steiermark, 
Niederösterreich, Böhmen, Bosnien und Bulgarien gefangen, dieselbe scheint 
jedoch überall äusserst selten zu sein, da mir von jeder Localität nur je ein 
Stück bekannt geworden ist. 


Subg. Ophiochara Bernh. 


48. Aleochara Breiti Ganglb. 
(Ganglb., Verhandl. der zool.-bot. Gesellsch., 1897, 566.) 


Durch die sehr grossen, stark vorspringenden Augen und die Färbung 
leicht kenntlich. 

Glänzend schwarz, die Flügeldecken mit einer mehr oder minder aus- 
gedehnten intensiv rothen Makel, die sich bisweilen fast über die ganzen Flügel- 
decken ausdehnt und dann nur die Basis und Seiten schwarz lässt, die Taster 
und Beine rostroth, die Wurzel der Schenkel, namentlich an den Hinterbeinen, 
bisweilen schwärzlich, bisweilen auch das dritte Glied der Kiefertaster dunkel. 

Kopf stark quer, breit, kaum um ein Drittel schmäler als der Halsschild, 
infolge der sehr stark vorragenden Augen verkehrt trapezförmig, nach rückwärts 
deutlich verengt, fein und weitläufig punktirt. Fühler mässig schlank, die vor- 
letzten Glieder nur mässig quer, etwa um die Hälfte breiter als lang. Halsschild 
so breit als die Flügeldecken, stark quer, um mehr als die Hälfte breiter als 
lang, an den Seiten sanft gerundet, nach vorne nur wenig mehr als nach rück- 
wärts verengt, fein und weitläufig punktirt. Die Flügeldecken so lang als der 
Halsschild, am Hinterrande innerhalb der Hinterecken kaum erkennbar aus- 
gebuchtet, mässig stark und mässig dicht punktirt. Hinterleib nach hinten nur 
sehr wenig verengt, weitläufig und ziemlich fein, in den Querfurchen der vorderen 
Dorsalsegmente feiner und dichter punktirt. 

Die Beine sind schlank, die Hintertarsen so lang als die Hinterschienen, 
sehr gestreckt. 

Z. B. Ges. Bd. LI. 32 


484 Max Bernhaner. 


Die kleinsten mir vorliegenden Stücke haben kaum eine Länge von 3°5 mm, 
die grössten eine solche von 5 mm. 

Die Art lebt ausschliesslich in den Nestern des Erdziesels (Spermophilus 
eitillus L.) und wurde bisher in Niederösterreich, Ungarn und Deutschland auf- 
gefunden. 

Von Aleochara cuniculorum Kraatz, mit welcher die Art die grösste 
Aehnlichkeit besitzt, unterscheidet sich dieselbe durch viel breiteren Kopf, die 
sehr grossen, gewölbten Augen, breiteren, nach vorne weniger verengten Hals- 
schild, weniger dichte Punktirung der Flügeldecken und durch weniger dichte, 
etwas längere und weniger anliegende Behaarung des Vorderkörpers, von Al, 
laevigata Gylih. durch die Kopfbildung, die langen Hintertarsen u. s. w., endlich 
von cephalica Fauv. durch viel grössere, gewölbtere Augen und die Färbung. 


49, Aleochara parvicornis Fauv. 
(Fauv., Rev. ent., 1900, 248.) 


Durch die sehr grossen vorspringenden Augen mit Al. Breiti Ganglb. am 
nächsten verwandt, von derselben durch die auf der vorderen Hälfte der ersten 
freiliegenden Dorsalsegmente dichte Punktirung, die hellen Fühler und die 
Färbung der Flügeldecken hinlänglich verschieden. 

Von Aleochara cephalica Fauv., mit welcher die vorliegende Art eine 
sehr ähnliche Färbung gemein hat, schon durch die viel kürzeren Hintertarsen 
und den geringeren Glanz des Körpers leicht zu unterscheiden. 

Pechschwarz, der Vorderkörper ziemlich lang und dicht gelblich behaart, 
Fühler rostroth, die Wurzel derselben, der Mund, die Flügeldecken, die Hinterleibs- 
spitze und die Beine röthlichgelb. 

Fühler fein, ziemlich kurz, die vorletzten Glieder deutlich quer, das letzte 
fast so lang als die drei vorhergehenden zusammengenommen. Kopf gross, stark 
quer, ziemlich dicht und deutlich, in der Mitte weniger dicht, fast unpunktirt. Die 
Augen sehr gross, vorragend. Halsschild quer, kaum um die Hälfte breiter als 
lang, mit stumpfen Hinterwinkeln, deutlich, dicht, etwas runzelig punktirt. Flügel- 
decken sehr stark quer, etwas kürzer als der Halsschild, kaum breiter als dieser, 
an der Basis etwas angedunkelt, sehr fein und sehr dicht punktirt. Hinterleib 
auf dem dritten bis sechsten Dorsalsegment deutlich, dicht, ein wenig rauh, auf 
dem siebenten weniger dicht punktirt. Die Hintertarsen deutlich kürzer als die 
Hinterschienen, viel kürzer als bei cephalica Fauv. Länge 33 mm. 

Das einzige, typische, mir vorgelegene Stück stammt aus Sarepta (ge- 
sammelt von Becker). 


Subg. Rheochara Muls. et Rey. 
50. Aleochara arachnipes Fauv. 
(Fauv., Rev. ent., 1900, 248.) 


Durch die dunkle Färbung und die ausserordentlich langen Beine aus- 
gezeichnet und nicht zu verwechseln. Die Beine sind noch viel länger als bei 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 485 


spadicea Er., Spinnenbeinen nicht unähnlich, den von Fauvel gewählten Namen 
vollkommen rechtfertigend. 

Dunkelschwarz, glänzend, die Flügeldecken und die Hinterleibsspitze pech- 
schwarz, Fühler, Schenkel und Schienen rothbraun, die Knie und Tarsen röthlich- 
gelb. Die Fühler deutlich robuster und länger als bei spadicea Er., alle Glieder 
fast parallel, etwas weniger als um die Hälfte länger. Der Kopf und der Hals- 
schild viel schmäler, die Punktirung feiner, die Hinterwinkel des Halsschildes 
deutlich markirt, die Flügeldecken um die Hälfte feiner und um die Hälfte 
dichter, das Abdomen viermal feiner, deutlich dichter punktirt. Länge 3°5 mm. 

Von dieser Art ist ebenfalls nur ein einziges Stück aus Turkestan (Ala- 
Tau) bekannt. 

5l. Aleochara spadicea Er. 


(Er., Käf. Mk. Brdbg., I, 300; Gen. Spec. Staph., 61. — Kraatz, Ins. D., II, 98. 
— Muls. et Rey, 1874, 165. — Ganglb., Käf. M., II, 42.) 


procera Er., Gen. Spec. Staph., 61. — Kraatz, Ins. D., II, 97. — Fauv,, 
Rev. ent., 1888, 241. — Kraatz, Deutsche Ent. Zeitschr., 1889, 220. 


Unter den mitteleuropäischen Arten durch die langen und schlanken 
Fühler und Beine, namentlich die langen Hintertarsen ausgezeichnet. 

Pechschwarz, die Flügeldecken pechbraun oder kastanienbraun, die Hinter- 
ränder der Bauchsegmente rothbraun, die Wurzel der Fühler, die Taster und 
Beine braunroth. Bei weniger ausgefärbten Stücken nimmt die rothbraune oder 
bräunlichrothe Färbung überhand. 

Kopf sehr gross, kaum um ein Viertel schmäler als der Halsschild, fein 
und spärlich punktirt und behaart. Fühler lang und schlank, gegen die Spitze 
nur schwach verdickt, die vorletzten Glieder nur sehr schwach quer. Halsschild 
‚kaum um die Hälfte breiter als lang, an den Seiten fast gleichmässig gerundet, 
mässig fein und mässig dicht punktirt. Flügeldecken so lang als der Halsschild, 
am Hinterrande vor den Hinterecken deutlich ausgebuchtet, ziemlich dieht und 
ziemlich kräftig, deutlich rauh punktirt. Hinterleib nach hinten wenig verengt, 
mässig stark und ziemlich weitläufig, in den Querfurchen der vorderen Dorsal- 
segmente stärker und dichter, hinten spärlicher punktirt. Die Beine sehr lang 
und schlank, die Hintertarsen sehr dünn und gestreckt, so lang als die Hinter- 
schienen, ihr erstes Glied so lang als die drei folgenden Glieder zusammen- 
genommen. Länge 4—5'5 mm. 

Diese Art ist mir bisher aus Niederösterreich, Deutschland, Frankreich, 
England, Skandinavien und Bosnien bekannt geworden, scheint also über Mittel- 
europa und die angrenzenden Länderstriche in ihrem Vorkommen nicht hinaus- 
zugehen. 

52. Aleochara leptocera Epp. 


(Epp., Deutsche Ent. Zeitg., 1888, 167.) 
Mit Aleochara spadicea Er. entschieden viel näher verwandt als mit den 


Arten der Polychara-Gruppe. Die Hintertarsen sind fast von der Länge der 
322 


486 Max Bernhauer. 


Schienen, langgestreckt, desgleichen sind die Fühler sehr schlank, fast noch 
schlanker als bei spadicea Er. Von dieser unterscheidet sich die Art leicht durch 
den äusserst fein und unbestimmt punktirten Halsschild und viel dunklere 
Färbung. 

Von langgestreckter, ziemlich gleichbreiter Gestalt, fein gelbgrau behaart, 
Kopf und Halsschild glänzend, Flügeldecken weniger glänzend. Schwarz, die 
Flügeldecken etwas heller braunschwarz, die Vorderhüften, die Schienen und 
Tarsen rothbraun. 

Kopf glatt, unpunktirt. Fühler lang und schlank, viel länger als Kopf 
und Halsschild, gegen die Spitze nur sehr schwach verdickt, einfarbig schwarz, 
das dritte Glied etwas länger als das zweite, die folgenden an Länge kaum, an 
Breite nur wenig verschieden, alle länger als breit, auch die vorletzten nicht 
quer, das Endglied etwas länger als die zwei vorhergehenden zusammengenommen. 
Halsschild etwas schmäler als die Flügeldecken, weniger als um die Hälfte breiter 
als lang, an den Seiten sanft gerundet, flach gewölbt, sehr unbestimmt und 
spärlich punktirt. Flügeldecken kaum um ein Drittel länger als der Halsschild, 
ziemlich fein und dicht punktirt und ziemlich dicht gelblich behaart, wenig 
glänzend, am Hinterrande vor den Hinterecken deutlich ausgebuchtet. Hinterleib 
gegen die Spitze wenig verengt, an der Basis der drei ersten freiliegenden Dorsal- 
segmente quer eingedrückt, in den Querfurchen, sowie an der Basis des sechsten 
Dorsalsegmentes dicht und fein, im Uebrigen nur wenig dicht, hinten allmälig 
spärlicher punktirt. Länge 4 mm. 

Ausser dem einzigen typischen Stücke in Eppelsheim’s Sammlung, 
welches von Merkl in der Türkei aufgefunden wurde, soll diese Art nach An- 
gabe Eppelsheim’s in der Beschreibung noch in Syrien vorkommen. 


53. Aleochara cephalica Fauv. 
(Fauv., Rev. ent., 1886, 93.) 


In der Körperform, namentlich dem breiten Kopfe und der Färbung mit 
haemoptera Kraatz sehr ähnlich, von derselben durch die schlanken Hintertarsen 
sofort zu unterscheiden und durch letztere meines Erachtens in die Rheochara- 
Gruppe zu verweisen. Von haemoptera Kraatz überdies noch durch schlankere 
Fühler und noch etwas breiteren Kopf unterschieden. 

Schwarz, die Flügeldecken bräunlichgelb, an der Basis schwärzlich, die 
Wurzel der Fühler, die Taster und die Beine röthlichgelb, die Schenkel dunkler. 

Kopf sehr breit, höchstens um ein Drittel schmäler als der Halsschild, 
mit grossen, aber nicht stark vorspringenden Augen, gerundet viereckig, fein und 
wenig dicht punktirt, glänzend. Fühler schlank, gegen die Spitze nur wenig 
verdickt, das dritte Glied vom zweiten an Länge kaum verschieden, die vorletzten 
schwach quer. Halsschild breit, um die Hälfte breiter als lang, sanft gewölbt, 
mit mässig gerundeten Seiten, nach vorne und rückwärts ziemlich gleichförmig 
verengt, am Hinterrande vor den Hinterecken sehr sanft ausgeschweift, die 
Hinterecken deutlich stumpfwinkelig, auf der Scheibe fein und ziemlich dicht 


ae 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna, 487 


punktirt. Flügeldecken so lang und breit als der Halsschild, innerhalb der 
Hinterwinkel kaum ausgebuchtet, deutlich stärker und dichter als der Halsschild 
punktirt. Hinterleib nach rückwärts sehr schwach verengt, fein, vorne mässig 
dicht, hinten weitläufiger punktirt. Die Hintertarsen kaum kürzer als die Hinter- 
schienen, ihr erstes Glied länger als die zwei folgenden zusammengenommen. 
Länge 3 mm. 

Mir lag ein typisches Stück Fauvel’s vor. 

Die Art wurde bisher nur in Algier (Ain Sefra) aufgefunden. 


54. Aleochara cuniculorum Kraatz. 


(Kraatz, Ann. Soc. Ent. Fr., 1858, CLXXXVIIL; Berl. Ent. Zeitschr., 1862, 318. 
— Muls. et Rey, 1874, 93. — Ganglb., Käf. M., II, 40.) 


Var. longitarsis. 


Durch die Färbung der Zaevigata Gylih. sehr ähnlich, aber durch die 
gestreckten langen Hintertarsen leicht zu trennen; ausserdem durch etwas 
schlankere Körperform, längere, schlankere Fühler, viel feiner punktirte, am 
Hinterrande deutlich ausgebuchtete Flügeldecken und feinere Punktirung des 
Abdomens verschieden. 

Glänzend schwarz, die Flügeldecken mit einer grossen rothen Apicalmakel, 
die sich oft am Hinterrande erweitert und oft sich über einen grossen Theil 
der Flügeldecken ausbreitet, die Wurzel der Fühler, die Taster und Beine pech- 
braun bis bräunlichroth, die Knie und Tarsen röthlich. Kopf halb so breit als 
der Halsschild, fein und weitläufig punktirt; Fühler ziemlich lang und schlank, 
ihr drittes Glied vom zweiten an Länge kaum verschieden, die vorletzten nur 
mässig quer. Halsschild fast so breit als die Flügeldecken, ungefähr um die 
Hälfte breiter als lang, oben mässig gewölbt, an den Seiten mässig gerundet, 
nach vorne nur wenig mehr als nach rückwärts verengt, glänzend, fein und 
mässig weitläufig, entschieden dichter als bei Zaevigata Gylih. punktirt, fein 
pubescent. Flügeldecken so lang als der Halsschild, am Hinterrande innerhalb 
der Hinterwinkel deutlich ausgebuchtet, mässig stark und ziemlich dicht punktirt. 
mässig fein und ziemlich dicht pubescent. Hinterleib nach hinten mässig ver- 
engt, ähnlich wie bei laevigata Gyllh., aber feiner, vorne ziemlich dicht, nach 
hinten allmälig weitläufiger, am siebenten Dorsalsegmente spärlich punktirt, 
Die Beine sind lang und schlank, namentlich die Hintertarsen sind dünn und 
gestreckt, nur sehr wenig oder kaum kürzer als die Hinterschienen. Länge 
89—45 mm. 

Die Art lebt in Kaninchen- und Erdziesellöchern, in letzteren allerdings 
nur sehr vereinzelt, und ist über Mitteleuropa und das westliche Mittelmeer- 
gebiet, sowie über Russland verbreitet. 

In der Eppelsheim’schen Sammlung befinden sich zwei als longitarsis 
Epp. i.1. bezeichnete Stücke, von denen das erste zweifellos eine echte cuni- 
culorum Kr. ist. Das zweite Stück unterscheidet sich von cuniculorum Kr. durch 


488 Max Bernhauer, 


beträchtlichere Grösse (5 mm), schlankere Fühler, dichter punktirten Halsschild 
und Hinterleib und etwas längere Hintertarsen, dürfte aber doch nur eine auf- 
fälligere Form der cuniculorum Kr. bilden, weshalb ich dieselbe als nov. var. 
longitarsis hierher stelle. 


Das einzige Stück stammt aus Shangai (nördliche Mongolei) und wurde 
von Leder gesammelt. 


Subg. Megalogastria Bernh. 


55. Aleochara eingulata Epp. 
(Epp., Deutsche Ent. Zeitschr., 1889, 165.) 


luteipennis Epp., 1. e., 164. 


Unter allen Arten durch den mehr Oxypoda-ähnlichen Vorderkörper und 
den nach rückwärts deutlich gerundet erweiterten Hinterleib leicht kenntlich und 
von Eppelsheim wohl nur infolge der Färbung in das Subgenus Ceranota ge- 
stellt, mit deren übrigen Arten die vorliegende Art wohl keine weitere Aehnlich- 
keit hat. 

Aleochara luteipennis ist auf ein dunkleres Stück aufgestellt; nichtsdesto- 
weniger halte ich die als eingulata beschriebenen Exemplare für die zahlreicher 
auftretende Form. 


Glänzend gelbroth, meist nur der Kopf und die hintere Partie des Hinter- 
leibes schwarz, bei luteipennis die Scheibe des Halsschildes und die vorderen 
Dorsalsegmente angedunkelt, die Fühler, Taster und Beine, sowie die Hinterleibs- 
spitze röthlichgelb. Kopf sehr schmal, schmäler als der halbe Halsschild, etwas 
länger als breit, glänzend, glatt, unpunktirt. Fühler wenig schlank, kaum so lang 
als Kopf und Halsschild zusammengenommen, das zweite und dritte Glied gleich- 
lang, das vierte quadratisch, die folgenden allmälig breiter werdend, die vorletzten 
Glieder fast doppelt so breit als lang oder etwas schmäler, das letzte so lang als 
die zwei vorhergehenden zusammengenommen. Halsschild etwas mehr als um die 
Hälfte breiter als lang, an den Seiten sehr stark gerundet erweitert, nach vorne 
wenig mehr als nach rückwärts verengt, sparsam, ziemlich fein und wenig tief 
punktirt. Flügeldecken am Grunde deutlich schmäler als der Halsschild, nach 
rückwärts etwas erweitert, kaum kürzer als der Halsschild, am Hinterrande vor 
den Hinterecken sanft ausgebuchtet, ziemlich weitläufig und kräftig körnig punk- 
tirt. Hinterleib an der Basis etwas schmäler als die Flügeldecken, in der Mitte 
deutlich erweitert und gegen die Spitze wieder schwach verengt, an den Seiten 
hoch und breit gerandet, am Grunde der drei ersten freiliegenden Dorsalsegmente 
quer eingedrückt, oben gleichmässig, ziemlich sparsam und mässig fein punktirt. 
Länge 2—3 mm. 

Ausser den typischen, von Smyrna und der Türkei herrührenden drei 
Stücken wurde diese Art meines Wissens nur von Custos Apfelbeck aus Sara- 
jevo im Belgrader Wald (byzantinische Türkei) gefangen. 


ee 53 2 N zur 


AN 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 489 


Subg. Ceranota Steph. 


56. Aleochara ruficornis Gravh. 
(Gravh., Mier. 91. — Er., Gen. Spec. Staph., 170. — Kraatz, Ins. D., II, 84. — 
Muls. et Rey, 1874, 196. — Ganglb., Käf. M., II, 43.) 


Daltoni Steph., Ill. Brit., V, 161. 

laminata Schmidt-Göbel, Stett. Ent. Zeitg., VII, 1846, 245. 
grandis Heer, Fn. Helrv., I, 322. 

Carolinae Wenck., Cat. Col. d’Alsace, 1866, 126. 


Von der breiten, robusten Körperform der Aleochara curtula Goeze, hell 
rostbraun oder rostroth, ziemlich glänzend, der Kopf und die Basis der Abdo- 
minalsegmente und oft die Scheibe des Halsschildes pechbraun oder schwärzlich, 
die Wurzel der Fühler, die Taster und Beine heller. 

Kopf ziemlich klein, stark und weitläufig, hinten meist dichter punktirt.‘ 
Fühler ziemlich schlank, das dritte Glied deutlich länger als das zweite, die vor- 
letzten nur schwach quer. Halsschild so breit oder kaum schmäler als die Flügel- 
decken, um die Hälfte breiter als lang, an den Seiten stark gerundet, mässig 
fein und ziemlich dicht punktirt und wenig dicht goldgelb behaart. Flügeldecken 
nicht oder nur wenig länger als der Halsschild, sehr dieht und ziemlich kräftig 
rauh punktirt, dicht gelblich behaart, innerhalb der Hinterecken deutlich aus- 
gebuchtet. Hinterleib glänzend, nach rückwärts ein wenig verengt, vorne ziem- 
lich grob und mässig dicht, innerhalb der Querfurchen gröber und dicht, hinten 
weitläufig punktirt. Beim 5" besitzt das dritte Dorsalsegment in der Mitte vor 
dem Hinterrande einen sehr kräftigen, querplattenförmigen, schräg nach hinten 
emporsteigenden, an der abgestutzten Spitze meist deutlich ausgerandeten Zahn, 
das vierte einen viel kleineren konischen Höcker. Manchmal zeigt auch das fünfte 
Dorsalsegment in der Mitte ein schwaches Höckerchen. Der Hinterrand des 
siebenten Dorsalsegmentes ist in der Mitte in einen Querwulst erhoben, das achte 
ist oben gekörnt. Das zweite und dritte Bauchsegment ist vor der Basis mit 
goldgelben Härchen dicht besetzt. Länge 5°5—7'5 mm. 

Die Art ist nur aus Mitteleuropa bekannt und wurde unter abgefallenem 
Laube und an ausfliessenden Baumsaft aufgefunden. Hofrath Dr. Carl Skalitzky 
beobachtete — meines Wissens das erste Mal — den Käfer in Mehrzahl anläss- 
lich einer Ueberschwemmung der Elbe in Böhmen. 


57. Aleochara Melichari Reitt. 
(Reitt., Deutsche Ent. Zeitschr., 1889, 370. — Ganglb., Kf. M., II, 44.) 


Ganz von der breiten, robusten Gestalt der vorhergehenden Art, von der- 
selben durch die Färbung des Hinterleibes, viel schlankere Fühler, längere Flügel- 
decken und die Geschlechtsauszeichnung des Ö' verschieden. 

Von dieser Art sind bisher nur zwei von Dr. Melichar in Dalmatien auf- 
gefundene Stücke bekannt, welche merkwürdiger Weise in zwei Merkmalen von 


490 Max Bernhauer. 


einander wesentlich abweichen, in der Halsschildform und in der Punktirung des 
Hinterleibes.. Bei dem einen im Wiener Hofmuseum befindlichen Stück ist der 
Halsschild nur schwach quer, kaum um ein Drittel breiter als lang, der Hinter- 
leib ist nur mässig stark und ziemlich weitläufig, nur in den Querfurchen dichter 
punktirt. Bei dem zweiten, im Besitze Reitter’s sich befindenden Exemplar ist 
der Halsschild viel stärker quer, fast um die Hälfte breiter als lang, der Hinter- 
leib ist grob und vorne dicht, hinten weitläufiger punktirt. 

Die Färbung des Körpers ist pechbraun bis rothbraun, der Kopf und Hals- 
schild dunkler, der letztere an den Seiten röthlichbraun, die Flügeldecken und 
der Hinterleib sind lebhaft braunroth, das ganze sechste und die Hälfte des 
siebenten Dorsalsegmentes ist schwarz bis schwarzbraun, vom übrigen Abdomen 
stark abstechend, wodurch allein schon diese Art leicht kenntlich ist. Fühler 
rostroth mit hellerer Wurzel, Taster und Beine gelbroth. 

Kopf ziemlich fein und wenig dicht, hinten kräftiger und dichter punktirt. 
Die Fühler viel schlanker als bei ruficornis Gravh., die vorletzten Glieder kaum 
quer. Der Halsschild ist an den Seiten weniger gerundet als bei dieser Art, 
dichter punktirt und weniger glänzend. Flügeldecken viel länger als bei rufi- 
cornis Gravh., um das Schildehen schmal schwärzlich, in der Punktirung wenig 
abweichend, innerhalb der Hinterecken am Hinterrande deutlich ausgerandet. 

Die Geschlechtsauszeichnung des ' ist derjenigen von ruficornis Gravh. 
ähnlich, unterscheidet sich aber von dieser in Nachfolgendem: Der Zahn auf dem 
dritten Dorsalsegmente ist seitlich zusammengedrückt und befindet sich in der 
Mitte des Segmentes, das Höckerchen auf dem vierten und der Querwulst am 
siebenten Dorsalsegmente sind mit ruficornis Gravh. ziemlich ähnlich, das achte 
Segment scheint nicht gekörnt zu sein. Länge 6—6°5 mm. 


58. Aleochara opacina Fauv. 
(Fauv., Rev. ent., 1900, 246.) 


major Muls. et Rey, 1874, 192. — Ganglb., Käf. M., II, 44. 


Eine durch die Färbung und den fast ganz matten Vorderkörper hin- 
länglich gekennzeichnete Art. 

Tief schwarz, die Flügeldecken hell braunroth, die Spitze des Hinterleibes 
rothbraun, die Wurzel der dunkelbraunen Fühler, die Taster und Beine gelbroth, 
bei nicht ganz ausgefärbten Stücken ist der Halsschild pechbraun, die Hinterränder 
der Abdominalsegmente bräunlichroth. 

Der Kopf ist gross, breiter als der halbe Halsschild, fein und ziemlich 
dicht punktirt, matt, viel breiter als lang. Fühler ziemlich lang, aber trotzdem 
gegen die Spitze stark verdickt, ihr zweites und drittes Glied an Länge kaum 
unterschieden, die vorletzten ziemlich stark quer, fast um die Hälfte breiter als 
lang. Halsschild um mehr als die Hälfte breiter als lang, gleichmässig, ziemlich 
stark gewölbt, nur wenig schmäler als die Flügeldecken, fein und dicht punktirt, 
matt. Flügeldecken kaum länger als der Halsschild, stärker als der Halsschild 
und sehr dicht rauh punktirt, im Grunde deutlich chagrinirt, fast ohne jeden 


Au EEE 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna, 491 


Glanz, am Hinterrande innerhalb der Hinterecken kaum ausgebuchtet. Hinter- 
leib nach rückwärts etwas verengt, vorne mässig fein und sehr dicht, auf den 
hinteren Dorsalsegmenten stärker und weitläufiger, deutlich kräftiger punktirt, in 
der Mitte der hinteren Segmente meist spärlich punktirt. 

Beim besitzt das dritte Dorsalsegment einen oben stumpf gekielten, 
nach vorne ziemlich steil abfallenden Zahn vor der Mitte des Hinterrandes, das 
vierte bisweilen ein kleines Höckerchen, das siebente in der Mitte des Hinter- 
randes ein etwas vorspringendes Zähnchen, das achte Dorsalsegment ist an der 
Spitze abgestutzt und äusserst fein erenulirt. Länge 5°5 mm. 

Diese Art wurde bisher aufgefunden in den Hautes Pyrenees (Aragnouet), 
Basses Alpes (Pic de Couar, von Peyerimhof), Alpes maritimes (Saint-Martin- 
Vesubie, von St. Claire-Deville und Grouvelle) und in der Schweiz. 


59. Aleochara hydrocephala Fauv. 
(Fauv., Rev. ent., 1900, 245.) 


Von breiter Gestalt, mit sehr grossem Kopfe, durch den deutlich glänzenden, 
breiten Halsschild und die ziemlich gleichmässige und ziemlich dichte Punktirung 
des Hinterleibes unter den Arten der Ceranota-Gruppe leicht zu erkennen. 

Im Habitus ist diese Art der erythroptera Gravh. näher verwandt als der 
ruficornis Gravh. Schwarz, die Flügeldecken und die Spitze des Hinterleibes roth, 
die Wurzel der Fühler und die Beine röthlichgelb. 

Kopf sehr gross und breit, kaum um ein Drittel schmäler als der Hals- 
schild, viel breiter als bei erythroptera Gravh., mässig stark und mässig dicht 
punktirt, die Augen kleiner als bei dieser, die Schläfen viel länger als deren 
Längsdurchmesser. Halsschild stark quer, hinten am breitesten, nach vorne 
sanft gerundet verengt, viel kräftiger und weniger dicht als bei opacina Fauv. 
punktirt, mit deutlichem Glanze, goldgelb behaart. Flügeldecken nur wenig 
länger als der Halsschild, mit dichterer und längerer gelber Behaarung, etwas 
stärker und dichter punktirt als bei erythroptera Gravh., am Hinterrande inner- 
halb der Hinterecken deutlich schwach ausgebuchtet. Hinterleib bis zum siebenten 
Dorsalsegment kräftig und ziemlich dicht, fast gleichmässig, am siebenten Segment 
etwas weitläufiger punktirt. — Beim g' trägt das dritte (erste freiliegende) 
Dorsalsegment eine sehr kleine Tuberkel, das siebente ist einfach, das achte an 
der Spitze abgerundet. Länge 5—5°5 mm. 

Von dieser Art, von welcher mir, wie bei der vorigen, ein typisches Stück 
vorliegt, wurden nach Fauvel bisher Exemplare in Gannat, Le Puy, Dijon, dann 
in den Hautes Pyrönees: Aragnouet, Baux Bonnes, Cauterets, Gavarnie auf- 
gefunden. 

60. Aleochara major Fairm. 


(Fairm., Ann. Soc. Ent. Fr., 1857, 737.) 
In der Körperform mit ruficornis Gravh. am ähnlichsten, jedoch schlanker, 


weniger robust, durch die Punktirung des Hinterleibes leicht kenntlich und mit 
keiner anderen Ceranota-Art zu verwechseln. 


492 Max Bernhauer. 


Auf dem Hinterleibe ist nämlich die Basalhälfte des dritten bis sechsten 
(ersten bis vierten vollkommen freiliegenden) Dorsalsegmentes, namentlich des 
fünften und sechsten, sehr grob und dicht punktirt, während die hintere Hälfte 
dieser Segmente fein und sehr spärlich punktirt ist. Das siebente Dorsalsegment ist 
ziemlich stark und mässig dicht, aber ziemlich gleichmässig punktirt. Durch 
diese Gegensätze der Punktirung wird diese Art immer leicht zu erkennen sein. 

Hell rothbraun bis rostroth, der Kopf und die vorderen Dorsalsegmente 
beim ausgereiften Käfer dunkler, die Wurzel der rostrothen Fühler, die Taster 
und Beine röthlichgelb. Kopf ziemlich klein, kaum breiter als der halbe Hals- 
schild, mit grossen Augen, deren Längsdurchmesser so lang als die Schläfen ist, 
ziemlich kräftig und weitläufig punktirt. Fühler sehr lang und schlank, das 
zweite und dritte Glied ziemlich gleichgebildet, die folgenden länger als breit, 
die vorletzten kaum quer. Halsschild deutlich schmäler als die Flügeldecken, 
nicht ganz um die Hälfte breiter als lang, an den Seiten gleichmässig, ziemlich 
stark gerundet, mässig fein und mässig dicht punktirt und wie der übrige Vorder- 
körper mässig dicht gelblich pubescent. Flügeldecken deutlich länger als der 
Halsschild, am Hinterrande vor den Hinterecken deutlich ausgeschweift, grob 
und dicht, tief eingestochen punktirt. Abdomen wie oben angegeben, nach rück- 
wärts nicht oder kaum verengt. 

Beim d' besitzt das dritte Dorsalsegment ein schwach erhabenes kiel- 
förmiges Höckerchen, das siebente ist einfach, das achte hinten gerundet. Länge 
6—6°5 mm. 

Mir liegt das typische Exemplar Fairmaire’s (Fundort: Aigneperse, 
Bayle) und ein in der Sammlung Fauvel’s befindliches Stück von Brüssel vor. 

Das oben erwähnte, in der Sammlung Reitter’s befindliche Stück von 
Aleochara Melichari Reitt. besitzt eine etwas an Aleochara major Fairm. er- 
innernde Punktirung, allein hinten am siebenten Dorsalsegmente ist die Punktirung 
bei Melichari Reitt. viel dichter; auch weicht die Punktirung der vorderen 
Dorsalsegmente insoferne ab, als sie bei Melichari Reitt. mehr gleichmässig ist 
und gegen den Hinterrand der Segmente zu langsam an Dichtigkeit abnimmt, 
während sie bei Al. major Fairm. in der Basalhälfte dicht ist und dann plötzlich 
spärlich wird. 

61. Aleochara Strasseri noYV. SPec. 


Diese Art ist sofort an den kurzen, sehr stark verdickten Fühlern und 
dem grossen Kopfe zu erkennen und zeigt hierin mit keiner anderen Art eine 
Aehnlichkeit. 

Schwarz, glänzend, dünn gelblich pubescent, die Flügeldecken, ein Fleck 
in den Hinterwinkeln des Halsschildes und die Spitze des Hinterleibes hell gelb- 
roth, die Wurzel der rostbraunen Fühler, die Taster und Beine röthlichgelb. 
Kopf sehr gross, fast noch grösser als bei Aleochara hydrocephala Fauv., nur 
um ein Viertel schmäler als der Halsschild, sehr fein und weitläufig punktirt, 
glänzend, mit verhältnissmässig kleinen Augen, die Schläfen hinter denselben fast 
doppelt so lang als der von oben sichtbare Augendurchmesser. Fühler sehr kurz, 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 493 


nach rückwärts kaum bis zur Halsschildmitte reichend, das dritte Glied fast länger 
als das zweite, das vierte bereits stark quer, mehr als um die Hälfte breiter als 
lang, die folgenden ziemlich gleich gebildet, sehr stark quer, fast mehr als 
doppelt so breit als lang, das letzte verhältnissmässig klein, stumpf zugespitzt, 
kürzer als die zwei vorhergehenden Glieder zusammengenommen. 

Halsschild sehr breit, fast doppelt so breit als lang, wenig gewölbt, an 
den Seiten gleichmässig, ziemlich sanft gerundet, nach vorne und rückwärts 
gleich stark, aber nur wenig verengt, der Vorderrand fast gerade, der Hinter- 
rand bogig vorgezogen, die Vorderecken stark herabgebogen, gerundet, die Hinter- 
winkel in stumpfer Rundung schwach angedeutet, in der Mittellinie nur äusserst 
schwach eingedrückt, sehr fein und mässig dicht punktirt. 

Flügeldecken kaum länger als der Halsschild, am Hinterrande innerhalb der 
Hinterecken schwach ausgeschweift, mässig stark und dicht, etwas rauh punktirt. 

Hinterleib parallel, nach rückwärts nicht verengt, viel glänzender als der 
Vorderkörper, an der Basis der vier ersten freiliegenden Dorsalsegmente breit 
und tief quer eingedrückt, fein und auch in den Querfurchen weitläufig, hinten 
fast etwas dichter als vorne punktirt. 

Drittes (erstes vollkommen freiliegendes) Dorsalsegment beim 5’ vor der 
Mitte des Hinterrandes mit einem mässig kleinen, schwach konischen Höckerchen, 
das siebente Dorsalsegment einfach, das achte hinten gerundet. Länge 5'5 mm. 

Das einzige bisher bekannte Stück wurde bei Travnik in Bosnien aufge- 
funden und vom Entdecker, Herrn Strasser in München, in liebenswürdiger 
Weise für meine Sammlung zur Verfügung gestellt. 


62. Aleochara Ganglbaueri nov. Spec. 


Wohl am nächsten mit Aleochara ruficornis Gravh. verwandt, von derselben 
durch längere Flügeldecken, den fast ganz glatten, auch in den Dorsalfurchen 
unpunktirten Hinterleib und die Geschlechtsauszeichnung des ' verschieden. 


Schwarz, die Flügeldecken, der Seitenrand des Halsschildes, die Seiten 
und die Spitze des Hinterleibes, sowie die Hinterränder der Abdominalsegmente 
braunroth, die Wurzel der dunklen Fühler, die Taster und Beine röthlichgelb. 
Der Vorderkörper mässig dicht, fein gelblich pubesceent, mässig glänzend, der 
Hinterleib kahl, stark glänzend. 

Kopf klein, kaum so breit als der halbe Halsschild, viel breiter als lang, 
mässig fein und wenig dicht punktirt, wenig glänzend. Augen ziemlich gross, 
ihr Längsdurchmesser fast länger als die Schläfen. Fühler schlank, den Hinter- 
rand des Halsschildes weit überragend, das dritte Glied so lang als das zweite, 
die vorletzten nur wenig quer, das letzte kaum so lang als die zwei vorher- 
gehenden zusammengenommen. 

Halsschild deutlich schmäler als die Flügeldecken, um die Hälfte breiter 
als lang, flach gewölbt, an den Seiten stark gerundet, nach vorne etwas mehr 
als nach rückwärts verengt, die Ecken verrundet, ohne Andeutung einer Mittel- 
furche, ziemlich stark und dicht punktirt. 


494 Max Bernhauer. 


Flügeldecken deutlich länger als der Halsschild, am Hinterrande vor den 
Hinterecken deutlich ausgebuchtet, kräftig und sehr dicht punktirt. 

Hinterleib nach rückwärts schwach verengt, an der Basis des dritten bis 
sechsten Dorsalsegmentes breit und tief quer eingedrückt, glänzend glatt, fast 
ohne jede Punktirung. \ 

Beim dj besitzt das dritte Dorsalsegment ein breites dreieckiges, oben 
stumpf gekieltes Höckerchen, das vierte trägt eine kleinere, konische Tuberkel; 
das siebente hat in der Mitte des Hinterrandes ein ziemlich kräftiges, stumpf 
zugespitztes Höckerchen, das achte ist am Hinterrande fast gerade abgestutzt 
ohne Auszeichnung. Das zweite und dritte Bauchsegment vor der Basis mit dichten 
goldgelben Haarbüscheln besetzt. Länge 6 mm. 

Von Custos L. Ganglbauer in einem Exemplare (5‘) am Rollepass in 
Südtirol aufgefunden. 


63. Aleochara lurida Motsch. 
(Motsch., Bull. Mose., 1869, 585. — Hochh., Beitr. Staph. Russl., 1862, 9.) 


conviva Epp., Led., Schndr., Beitr. z. kaukas. Käferfn., 1878, 98. 


Von dieser Art liegt mir leider kein typisches Stück vor, ich nehme 
jedoch keinen Anstand, die von Eppelsheim beschriebene Aleochara conviva 
auf Zurida Motsch. zu beziehen, nachdem das mir vorliegende, in der Reitter- 
schen Sammlung befindliche typische Stück der Al. conviva Epp. mit der Hoch- 
hut’schen Beschreibung übereinstimmt. Ein zweites Stück befindet sich ebenfalls 
in der Reitter’schen Sammlung unter dem Namen caucasica Epp., dieses Stück 
ist fast dreimal so gross, stimmt aber sonst ganz überein. 

Charakteristisch an dieser Art ist der rothe, stark glänzende und fein 
punktirte Halsschild, durch welchen sich dieselbe von Aleochara lueidula Hochh. 
unterscheidet, ausserdem ist die Punktirung der Flügeldecken viel feiner, weniger 
dicht und nicht runzelig. 

Halsschild und Flügeldecken hellroth, Kopf und Hinterleib schwarz, die 
Hinterränder der Dorsalsegmente und fast die ganze Unterseite des Hinterleibes 
roth, die Wurzel der rostrothen Fühler und die Beine röthlichgelb. Der Körper 
ist spärlich gelblich pubescent. 

Kopf kaum breiter als der halbe Halsschild, sehr fein und spärlich punk- 
tirt, glänzend. Fühler schlank, das dritte Glied so lang als das zweite, die vor- 
letzten deutlich, aber nur schwach quer. 

Halsschild um die Hälfte breiter als lang, ziemlich flach, an den Seiten 
gerundet, nach vorne etwas mehr als nach rückwärts verengt, mit verrundeten 
Ecken, sehr stark glänzend, sehr fein und mässig dicht punktirt. 

Flügeldecken so lang als der Halsschild, am Hinterrande vor den Hinter- 
ecken deutlich ausgeschweift, mässig stark und dicht, deutlich raspelartig punktirt. 

Hinterleib gegen die Spitze fast gar nicht verengt, an der Basis des dritten 
bis sechsten Dorsalsegmentes tief und breit eingedrückt, glänzend glatt, mässig 
fein und weitläufig puuktirt. 


Bang 2 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 495 


Das &' besitzt auf dem dritten Dorsalsegmente eine wenig erhobene, bei 
dem kleineren Exemplare wenig deutliche Tuberkel, das siebente in der Mitte 
des Hinterrandes ein stark glänzendes stumpfes Höckerchen. Die vorderen Bauch- 
ringe wie bei der früheren Art. Länge 25—5 mm. Caucasus. 

Das als conviva Epp. beschriebene kleine Stück stammt aus dem Mamudly- 
gebirge, 4800’, es wurde am 24. Juni 1875 von Leder aufgefunden; das zweite 
trägt die Angabe: Armenisches Gebirge. 

Von Aleochara erythroptera Gravh. unterscheidet sich diese Art nur durch 
den hellrothen Halsschild und etwas kürzere Flügeldecken, und es wäre nicht 
unmöglich, dass sich bei Auffinden weiteren Materiales Aleochara lurida Motsch. 
nur als Varietät der erythroptera Gravh. herausstellt. 


64. Aleochara lueidula Hochh. 
(Hochh., Bull. Mosc., 1860, 585; Beitr. Staph. Russl., 1862, 10.) 


Mit Aleochara erythroptera am nächsten verwandt, von ihr durch im 
Allgemeinen grössere und breitere Gestalt, breiteren Halsschild, namentlich aber 
dureh viel gröber und dichter, von gewisser Seite runzelig punktirte Flügel- 
decken und etwas andere Geschlechtsauszeichnung des g' verschieden. 


Von Aleochara ruficornis Gravh. unterscheidet sich die Art durch etwas 
weitläufiger punktirte Flügeldecken, geringere Grösse, feinere und namentlich in 
den Querfurchen der vorderen Dorsalsegmente viel weitläufigere Punktirung des 
Hinterleibes und andere Geschlechtsauszeichnung des d'. 


Von breiter Gestalt, am Vorderkörper mässig, am Hinterleibe stark glänzend, 
wenig dicht mit gelblicher Pubescenz bekleidet. Schwarz, die Flügeldecken, die 
Seitenränder des Halsschildes in grösserer oder geringerer Ausdehnung, die Spitze 
des Hinterleibes und die Hinterränder der einzelnen Abdominalsegmente bräunlich- 
roth, die Wurzel der rostbraunen Fühler, die Taster und Beine hell röthlichgelb. 
Bisweilen dehnt sich die rothe Färbung am Halsschilde ähnlich wie bei ruficornis 
Gravh. ziemlich aus, es bleibt aber immer ein grösserer Fleck in der Mitte dunkel. 


Kopf halb so breit als der Halsschild, quer, viel breiter als lang, ziemlich 
kräftig und weitläufig punktirt, mit grossen Augen, die Schläfen kürzer als deren 
Längsdurchmesser. Fühler ziemlich schlank, das dritte Glied fast länger als das 
zweite, die vorletzten schwach, aber deutlich quer. Halsschild so breit als die 
Flügeldecken an den Schultern, oder kaum schmäler, sanft gewölbt, an den 
Seiten ziemlich stark, gleichmässig gerundet, nach vorne nur wenig mehr als 
nach rückwärts verengt, ziemlich kräftig und ziemlich dicht punktirt. Flügel- 
decken so lang als der Halsschild, innerhalb der Hinterecken scharf und ziemlich 
stark ausgeschnitten, grob und deutlich körnig, dicht punktirt, von einer gewissen 
Seite sehr deutlich runzelig ineinanderfliessend punktirt. Hinterleib gegen die 
Spitze schwach verengt, an der Basis der vier ersten freiliegenden Dorsalsegmente 
breit, aber nur mässig tief quer eingedrückt, fein und ziemlich weitläufig punktirt, 
in den Querfurchen oft fast ganz glatt. 


496 Max Bernhaner. 


Das 5 besitzt auf dem dritten (ersten vollkommen freiliegenden) Dorsal- 
segmente ein flaches, wenig erhabenes Höckerchen, das siebente Dorsalsegment 
ist einfach, das achte gerundet. 

Die Länge variirt von 5°5—6°5 mm. 

Die Art kommt im Caucasus und im Caspigebiet (Liryk) vor. Im Caucasus 
wurde die Art von Stark und Leder aufgefunden (Meskisches Gebirge, Circassien, 
westlicher Caucasus). 


65. Aleochara erythroptera Gravh. 


(Gravh., Mon. Mier., 158. — Er., Gen. Spec. Staph., 171. — Kraatz, Ins. D,, 
II, 85. — Ganglb., Käf. M., Il, 43.) 


Var. bituberculata Bernh., Wiener Ent. Zeitg., 1900, 48. 


Eine in der Färbung, Punktirung und Körperform sehr veränderliche Art. 
Die Erkennungsmerkmale für diese Art sind mehr oder minder schlanke Fühler, 
fein, aber fast immer deutlich punktirte Querfurchen des sonst mehr oder minder 
weitläufig punktirten Hinterleibes, der glänzende, meist ganz schwarze, ziemlich 
breite Halsschild und die nicht runzelige Punktirung der Flügeldecken, sowie 
der Mangel einer Geschlechtsauszeichnung auf dem vierten Dorsalsegmente. 

Alle übrigen Merkmale sind sehr veränderlich. 

Der Kopf ist bald schmal, kaum halb so breit als der Halsschild, bald 
breiter oder sogar verhältnissmässig gross, kaum um ein Drittel schmäler als 
der Halsschild. Die Fühler sind in der Regel ziemlich schlank, die vorletzten 
Glieder nur sehr schwach quer, bald viel kürzer, die vorletzten Glieder fast um 
die Hälfte breiter als lang. Der Halsschild ist bald deutlich schmäler als die 
Flügeldecken, bald ebenso breit als dieselben, an den Seiten bald ziemlich gleich- 
mässig gerundet, bald nach vorne mehr oder minder gerade verengt, bald stärker 
und dichter, bald schwächer und weitläufiger punktirt. Flügeldecken so lang 
oder fast kürzer, oft deutlich länger als der Halsschild, mässig kräftig und ziem- 
lich dicht, bisweilen viel feiner und weitläufiger, aber nie runzelig punktirt. 
Hinterleib immer fein, bald dichter, bald spärlicher punktirt. 

Auch in der Geschlechtsauszeichnung des g' ist die Art sehr veränderlich. 
Normal trägt das dritte Dorsalsegment ein ziemlich kräftiges, nach vorne steil 
abfallendes Höckerchen, das siebente in der Mitte des Hinterrandes ein kräftiges 
Höckerchen; bisweilen wird das Höckerchen am dritten Segmente schwächer, 
ähnlich wie bei lucidula Hochh. Am siebenten Segmente erweitert sich die 
Tuberkel oft nach den beiden Seiten hin; bisweilen sind zwei Höckerchen vor- 
handen, oft verschwindet aber jede Spur einer Erhebung; das achte Segment ist 
gewöhnlich, einfach gerundet, manchmal aber am Hinterrande verdickt. Das 
zweite und dritte Bauchsegment ist an der Basis mit dichten goldgelben Haar- 
büscheln versehen, worauf mich Herr Zoppa in Graz aufmerksam machte. 

Die Variationsfähigkeit dieser Art ist eine so grosse, dass man bei Ver- 
gleich von einzelnen Extremen fast die Gewissheit vom Vorhandensein mehrerer 
Arten erhält. Sobald man aber eine grössere Reihe von Exemplaren sieht, sind 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 497 


alle Uebergänge von einer Form in die andere vorhanden, und es ist unmöglich, 
die einzelnen Formen von einander abzugrenzen. 

Die von mir in der Wiener Entom. Zeitung, 1900, S. 48 neu beschriebene 
Aleochara bituberculata unterscheidet sich von erythroptera Gravh. durch stärker 
verdickte Fühler, stärker quere vorletzte Fühlerglieder, namentlich aber durch die 
glatten Querfurchen der vorderen Dorsalsegmente. Es ist mir kein einziges Stück 
von erythroptera Gravh. unter die Hand gekommen, bei welchem die Dorsalfurchen 
des Hinterleibes nicht deutlich, wenn auch manchmal fein und wenig dicht 
punktirt gewesen wären. Trotzdem ziehe ich diese Art vorläufig nur als Varietät 
zur erythroptera Gravh., da ich durch das zahlreiche mir vorliegende Unter- 
suchungsmaterial die grosse Variationsfähigkeit dieser Art kennen gelernt habe. 
Aleochara bituberculata zeichnet sich durch grossen Kopf, breiten Halsschild, 
stärker verdickte Fühler, hellere Färbung der Halsschildseiten und zwei Höckerchen 
am siebenten Dorsalsegmente des 5’ aus, ist aber durch die glatten Querfurchen 
der Abdominalringe von sämmtlichen mir vorliegenden Stücken der erythroptera 
Gravh. mit einem oder dem anderen der vorstehenden Merkmale zu trennen. 

Die Länge variirt von 42—7 mm. 

Mir liegen Stücke von Niederösterreich, Ungarn, Deutschland, Spanien, 
Italien, der Türkei, dem Caucasus und aus Kleinasien (bituberculata) vor. 


. 


66. Aleochara caucasica Epp. 
(Epp., Wiener Ent. Zeitg., VIII, 1889, 11.) 


Unter den Ceranota-Arten mit breitem Halsschild ist diese Art durch den fast 
ganz glatten Hinterleib und die Färbung ausgezeichnet und dadurch leicht kenntlich. 

Die Flügeldecken sind nämlich nicht wie bei den anderen dieser Arten 
hellroth oder braunroth, sondern mehr hell gelbbraun, vor den Hinterecken sind 
sie in ziemlich grosser Ausdehnung dunkelbraun. Der Körper ist schwarz, der 
Halsschild bisweilen pechbraun, die Hinterleibsspitze und meist die Hinterränder 
der Abdominalsegmente bräunlich rothgelb, die Wurzel der rostfärbigen Fühler, 
die Taster und Beine röthlichgelb. 

Kopf ziemlich gross, mehr als halb so gross wie der Halsschild, sehr un- 
deutlich und spärlich punktirt, wenig glänzend. Fühler mässig schlank, die vor- 
letzten Glieder deutlich quer. Halsschild quer, aber nicht ganz so breit als bei 
den meisten anderen Arten, nicht ganz um die Hälfte breiter als lang, ziemlich 
gewölbt, an den Seiten fast gleichmässig gerundet, sehr fein und weitläufig 
punktirt, wenig glänzend, kaum schmäler als die Flügeldecken. Flügeldecken 
deutlich länger als der Halsschild, am Hinterrande vor den Hinterecken deutlich 
ausgerandet, mässig dicht und deutlich rauhkörnig punktirt. Hinterleib nach rück- 
wärts kaum verengt, glänzend glatt, fast ohne jede Punktirung. 

Das dritte Dorsalsegment trägt beim Z' knapp vor dem Hinterrande in 
der Mitte ein deutliches Höckerchen, das siebente ein kleineres Höckerchen oder 
einen Querwulst. Länge 45 mm. 

Die Art wurde bisher nur im Caucasus aufgefunden. 


498 Max Bernhanuer. 


67. Aleochara diversicollis Fauv. 
(Fauv., Rev. ent., 1900, 246.) 


Vom Aussehen der Aleochara erythroptera Gravh., durch den viel 
schmäleren Halsschild, glatteren Hinterleib und die Geschlechtsauszeichnung des 
d leicht zu erkennen. 

Der Körper ist gewölbter, nach vorne deutlich verengt. Schwarz, der 
Halsschild braunroth, die Seiten heller, Flügeldecken, Hinterleibsspitze und die 
Hinterränder der Dorsalsegmente roth. 

Halsschild um ein Drittel breiter als lang, an der Basis am breitesten, 
nach vorne stark verengt, vorne fast um die Hälfte schmäler als an der Basis. 
Flügeldecken wenig kräftig und mässig dicht punktirt. Hinterleib beim 4’ fast 
glatt, beim ® deutlich punktirt. 

Beim ' besitzt das dritte Dorsalsegment ein ziemlich grosses Höckerchen, 
das siebente in der Mitte des Hinterrandes einen kräftigen, schief nach oben 
gerichteten, hinten vorspringenden Zahn, das achte ist einfach. 

Länge 45—5 mm. 

Das mir vorliegende typische männliche Stück stammt aus den Ostpyrenäen 
(Le Vernet, gesammelt von de Germiny), das zweite bisher bekannte Stück 
(2) wurde von Linder im August in Saint-Martin-Lantosque in Südfrankreich 
aufgefunden. 


68. Aleochara subtumida Hochh. 
(Hochh., Bull. Mose., 1849, 25.) 


In der Form des Halsschildes mit Aleochara diversicollis Fauv. ziemlich 
übereinstimmend, aber durch die kräftigere Punktirung der Flügeldecken, den 
langen, schmalen Kopf und die Geschlechtsauszeichnung des g' leicht von der- 
selben zu unterscheiden. 

Der Körper ist gewöhnlich tief schwarz, stark glänzend, die Flügeldecken 
blutroth, die Spitze des Hinterleibes und die Hinterränder der Abdominalringe 
röthlich, die Wurzel der rostrothen Fühler, die Taster und Beine röthlichgelb. 
Bisweilen wird der Halsschild etwas heller pechbraun, die Flügeldecken mehr 
gelbbräunlich, mit einem unbestimmten, etwas dunkleren Wisch vor den Hinter- 
ecken, das Abdomen mehr röthlichbraun. 


Kopf ziemlich schmal und lang, mindestens so lang als breit, mässig fein, 
bei grossen Exemplaren ziemlich kräftig und weitläufig punktirt. Fühler schlank, 
die vorletzten Glieder nur wenig breiter als lang. Halsschild nur schwach quer, 
um ein Drittel breiter als lang, hinten am breitesten, nach vorne stark gerundet, 
verengt, auf der Oberseite stark gewölbt, fein, bei grösseren Stücken ziemlich 
kräftig, mässig dicht punktirt. Flügeldecken nicht oder nur wenig länger als der 
Halsschild, am Hinterrande vor den Hinterecken scharf ausgerandet, kräftig, 
grobkörnig und dicht, von der Seite in gewisser Richtung etwas runzelig punktirt. 
Hinterleib stark glänzend, sehr fein und spärlich punktirt oder fast glatt, an der 


RE EEE 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 499 


Basis der vier ersten freiliegenden Dorsalsegmente stark quer eingedrückt, die 
Querfurchen jedoch nicht scharf abgesetzt. 

Durch die Geschlechtsauszeichnung ist diese Art sehr ausgezeichnet; es 
ist nämlich der hintere Theil der Naht auf den Flügeldecken deutlich wulst- 
förmig verdickt. Das Höckerchen am dritten Dorsalsegmente ist sehr flach, 
wenig erhaben, bisweilen ziemlich undeutlich, das siebente Dorsalsegment ist 
entweder einfach oder zeigt höchstens eine unmerkliche Erhabenheit in der Mitte 
des Hinterrandes, das achte Dorsalsegment ist abgestutzt oder sanft zugerundet. 
Länge 5—7 mm. 

Sämmtliche mir vorliegenden Stücke stammen aus dem Caucasus (Suram- 
gebirge, Swanetien). 


69. Aleochara adusta Epp. 
(Epp., Wiener Ent. Zeitg., 1890, 163.) 
eonsors Epp., Wiener Ent. Zeitg., 1890, 217. 


Durch den schmalen, nur wenig queren Halsschild, sowie durch die Färbung 
und viel längere Flügeldecken von der vorhergehenden Art verschieden, durch 
den besonders schmalen Halsschild auch von sämmtlichen übrigen Arten leicht 
zu unterscheiden. 

In der Färbung ist diese Art der Aleochara caucasica Epp. fast voll- 
kommen gleich, ist aber von dieser durch schmälere, schlankere Gestalt, schmäleren 
Kopf und Halsschild und viel längere Flügeldecken leicht zu trennen. 

Weniger ausgefärbte Stücke haben einfarbig gelbliche Flügeldecken, ohne 
den dunkeln Fleck vor den Hinterecken, das Abdomen an der Wurzel bräunlich- 
gelb. Auf solche kleine Stücke ist Aleochara consors Epp. aufgestellt, welche 
sich aber meines Erachtens nicht einmal als besondere Varietät halten lässt. 

Kopf schmal, so breit als lang oder noch länger, sehr fein und unbestimmt 
punktirt. Fühler nur mässig schlank, die vorletzten- Glieder schwach, aber 
deutlich quer, Halsschild nur wenig breiter als lang, ziemlich gewölbt, an den 
Seiten ziemlich gerundet, nach vorne viel stärker als rückwärts verengt, mit 
verrundeten Ecken, die Hinterwinkel schwach angedeutet, in der Mittellinie bis- 
weilen mit kurzer, schwacher Mittelfurche, fein und wenig dicht punktirt. Flügel- 
decken viel länger als der Halsschild, innerhalb der Hinterecken deutlich aus- 
gebuchtet, mässig dicht, ziemlich kräftig gekörnt punktirt. Hinterleib nach 
rückwärts wenig verengt, an der Basis der vier ersten freiliegenden Dorsal- 
segmente viel schwächer als bei den meisten anderen Arten quer eingedrückt, 
namentlich der Eindruck auf dem sechsten (vierten freiliegenden) Dorsalsegmente 
ist meistens sehr seicht. Die Punktirung ist sehr spärlich oder fast glatt. 
Länge 3—4mm. Beim Jj' das dritte Dorsalsegment mit einem schwachen 
Höckerchen. 

In der Eppelsheim’schen Sammlung befinden sich vier Stücke aus dem 
Caucasus. Zwei derselben stammen aus dem Araxesthale, die beiden als consors 
bezettelten Thiere von Martkopi und Daghestan. 

2. B. Ges. Bd. LI. 33 


500 Max Bernhaner. 


70. Aleochara libanica Epp. 
(Epp., Deutsche ent. Zeitschr., 1889, 166.) 


Mit adusta Epp. am nächsten verwandt und derselben sehr ähnlich, jedoch 
durch breiteren Halsschild, dichtere Behaarung desselben und kürzere, dichter 
punktirte Flügeldecken verschieden. 

Die Färbung des vollkommen ausgereiften Thieres dürfte wohl mit adusta 
Epp. sehr übereinstimmen, die beiden typischen Eppelsheim’schen Stücke 
dürften noch nicht ganz ausgefärbt sein. Bei diesen Stücken sind der Halsschild, 
die Hinterleibsspitze und die Hinterränder der Hinterleibsringe roth, die Fühler 
und Beine rothgelb, die Flügeldecken hell gelbbraun. 

Der Kopf ist so lang als breit, halb so breit als der Halsschild, glänzend, fast 
unpunktirt. Fühler wie bei adusta Epp., die vorletzten Glieder etwas quer. Der 
Halsschild ist deutlich schmäler als die Flügeldecken, um ein Drittel breiter als 
lang, an den Seiten gerundet, nach vorne stärker als nach rückwärts verengt, 
mit stumpf verrundeten Hinterecken, oben ziemlich stark gewölbt, ohne Mittel- 
furche, fein und dicht, deutlicher und dichter als bei adusta Epp. punktirt und 
dicht gelblich pubescent. Flügeldecken wenig länger als der Halsschild, inner- 
halb der Hinterecken deutlich ausgerandet, dicht und ziemlich kräftig gekörnt 
punktirt, dieht und lang gelb pubescent. Hinterleib nach hinten nur wenig ver- 
engt, an der Basis der dritten bis sechsten Dorsalsegmente stark quer eingedrückt, 
sehr spärlich und ziemlich fein punktirt, sehr stark glänzend. 

Beim dj ist das dritte (erste vollkommen freiliegende) Dorsalsegment 
vor dem Hinterrande mit einem rundlichen, etwas stärker als bei adusta Epp. vor- 
tretenden Höckerchen bewehrt, das siebente einfach oder nur mit schwacher An- 
deutung eines glatten Querwulstes, 

Zwei Stücke in der Eppelsheim’schen Sammlung, von Helfer in 
Syrien gesammelt. 


Subg. Coprochara Muls. et Rey. 


71. Aleochara bilineata «ylih. 


(Gyllh., Ins. Suec., II, 436. — Kraatz, Ins. D., I, 105. — Thoms., Skand. 
Col., I, 254. — Muls. et Rey, 1874, 147. — Ganglb., Käf. M., II, 41.) 


nitida var. Er., Käf. Mk. Bradbg., I, 358; Gen. Spec. Staph., 168. u 
alpicola Heer, Fn. Helv., I, 317. 
nigricornis Gredl., Käf. Tirol, 464. 


Unter den Arten des Subgenus Coprochara durch die einfarbig schwarzen 
Flügeldecken, welche höchstens am Hinterrande röthlich sind, leicht kenntlich, 
ausserdem von bipustulata L. durch die an den Seiten gröbere und weniger 
spärliche Punktirung des Kopfes, etwas gröber und tiefer punktirte Flügeldecken 
und durch weniger dieht punktirten Hinterleib verschieden. 

Im Allgemeinen ist diese Art vielfachen Abänderungen unterworfen. 
Schon in der Grösse zeigt sich diese Variationsfühigkeit. Ich besitze Stücke, die 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 501 


kaum 25 mm und wieder solche, die gut 45 mm messen. Ebenso veränderlich 
ist die Stärke der Punktirung. Bei den grossen Stücken sind die Punktreihen 
am Halsschild stark vertieft, bei den kleineren werden dieselben mehr der bi- 
pustulata L. ähnlich. 

Die Punktirung ist bei grossen Stücken eine kräftige und namentlich am 
Hinterleibe viel dichtere, bei kleinen Exemplaren viel feiner und am Hinterleibe 
weitläufiger. Bei den kleinsten Stücken ist der Hinterleib ausserhalb der Dorsal- 
furchen sehr fein und spärlich punktirt. 

Diese Art ist fast über ganz Europa mit Ausnahme des südlichsten Theiles 
verbreitet. 


72. Aleochara Sahlbergi Epp. 
(Epp., Cat., 1883, 39 [emend].) 
fueicola J. Sahlbg., Enum. Brach. Fenn., 80. 


Von dieser Art ist nur das einzige mir vorliegende typische Stück bekannt 
geworden. Dieses Stück ist der Aleochara verna Say äusserst nahestehend und 
unterscheidet sich von dieser lediglich durch bedeutende Grösse und viel stärkere 
Punktirung der Punktreihen des Halsschildes und namentlich der Flügeldecken. 
Wird jedoch berücksichtigt, dass die Stärke der Punktirung gerade bei der 
OCoprochara-Gruppe grossen Schwankungen ausgesetzt ist, dass dies insbesondere 
auch von verna Say gilt, so ist es bei der sonstigen überaus grossen Aehnlichkeit 
dieser Art mit Sahlbergi Epp. sehr leicht möglich, dass die letztere nur ein ab- 
normal grosses und daher auch gröber punktirtes Exemplar der verna Say 
darstellt. 

In der Färbung ist Aleochara Sahlbergi Epp. lichten Exemplaren der 
verna Say täuschend ähnlich. 


73. Aleochara verna May. 
(Say, Transact. Am. Phil., VI, 156. — Ganglb., Käf. M., II, 42.) 


binotata Kraatz, Ins. D., II, 106. — Muls. et Rey, 1874, 156. 

longula Heer, Fn. Helv., I, 318. — Thoms., Skand. Col., II, 254; IX, 218. 
incrassata T’homs., Skand. Col., II, 255. 

subtilis J. Sahlbg., En. Fenn., 81. 


In der Regel durch die verwaschen begrenzte Makel der Flügeldecken und 
die Punktirung des Hinterleibes leicht kenntlich. 

Im Allgemeinen ist diese Art gleich der bipustulata L. sehr variationsfähig. 

Schwarz, die Flügeldecken mit verwaschen begrenzter, mehr oder weniger 
ausgedehnter gelbrother Apicalmakel, oft fast ganz gelbroth, die Wurzel der 
Fühler, die Taster und Beine meist braunroth. 

Fühler gegen die Spitze meist stark verdickt, die vorletzten Glieder stark 
quer, von bipustulata L. kaum verschieden. Die Punktirung in den Dorsalreihen 
des Halsschildes ist im Allgemeinen eine viel stärkere und tiefere als bei bipustu- 

33*F 


502 Max Bernhauer. 


lata, die Punktreihen daher namentlich an der Basis mehr furchenartig vertieft. 
Auch die Seiten des Halsschildes und der Kopf sind entschieden gröber punktirt, 
wiewohl dieser Unterschied nur dann auffällig wird, wenn man gleich grosse 
Exemplare beider Arten untersucht. Das Gleiche gilt von den Flügeldecken. Da- 
gegen ist die Punktirung des Abdomens namentlich gegen die Spitze zu durch- 
wegs dichter und daselbst auch kräftiger. 

Die Grösse schwankt zwischen 2 und 4 mm. 

Aleochara subtilis Sahlbg., welche sich nach der Beschreibung von den 
verwandten Arten durch feinere Punktirung der Flügeldecken, nicht bewimperte 
Seiten des Halsschildes, nach hinten verengten Hinterleib und die Structur der 
Fühler unterscheiden soll, kann ich nach der mir vorliegenden Type von Aleochara 
verna Say nicht trennen, da mir bezüglich sämmtlicher Merkmale zweifellose 
Uebergänge vorliegen. 

Desgleichen ist Aleochara incrassata Thoms., von welcher mir ein typisches 
Stück aus dem Berliner Museum vorliegt, von verna Say nicht verschieden. 

Europa, Madeira, Nordamerika. Im Norden viel häufiger. 


74. Aleochara bipustulata L. 
(Linne, Faun. Suec., ed. 2, 232 [1761].) 


nitida Gravh., Mier., 97. — Er., Käf. Mk. Brdbg., I, 358 ex parte; Gen. 
Spec. Staph., 168 ex parte. — Kraatz, Ins. D., II, 105. — Thoms,, 
Skand. Col., II, 254. — Muls. et Rey, 1874, 151. — Ganglb., Käf. 
M....II,,42,) 

biguttula Kolenati, Melet. Entom., III, 8. 

cursor Steph., Ill. Brit., V, 159. 

dorsalis Steph., 1. e., V, 160. 

velex Steph., 1. c., V, 159. 

fuscinotata Muls. et Rey, Opuse. Entom., XX, 439. 

transita Muls. et Rey, 1. c., XX, 439. 

laetipennis Muls. et Rey, l.c., XX, 439. 

Var. pauxilla Muls. et Rey, l.c., XX, 448. 


Unter den Coprochara-Arten durch die Färbung der Flügeldecken und 
die gegen die Spitze weitläufiger und feiner werdende Punktirung des Hinterleibes 
leicht kenntlich. 

Glänzend schwarz, die Flügeldecken neben der Naht mit einer grossen 
gelbrothen Makel, die meist ziemlich scharf begrenzt ist, sich aber in seltenen 
Fällen weiter ausdehnt, oft aber, namentlich bei kleineren Stücken, sich stark 
verkleinert, die Beine mit röthlichen Knien und Tarsen. 

Der Kopf an den Seiten ziemlich kräftig, weitläufig punktirt, in der Mitte 
glatt; Fühler ziemlich kurz und kräftig, ihr drittes Glied kaum kürzer als das 
zweite, das vierte quer, die vorletzten doppelt so breit als lang. Halsschild kaum 
um die Hälfte breiter als lang, nach vorne stärker verengt als nach rückwärts, 
in der Mitte mit zwei unregelmässigen Längsreihen ziemlich nahegerückter Punkte, 


een nn.» 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 503 


in der Mitte zwischen denselben glatt, ausserhalb derselben mit mehr oder minder 
kräftigen Punkten weitläufig besetzt. Flügeldecken so lang als der Halsschild, 
am Hinterrande innerhalb der Hinterecken sehr schwach oder kaum ausgebuchtet, 
grob und wenig dicht punktirt, spärlich pubeseent. Hinterleib nach hinten nicht 
oder schwach verengt, meist ziemlich kräftig und namentlich an der Basis der 
vorderen Dorsalsegmente dicht, hinten deutlich weitläufiger punktirt. 

In der Stärke der Punktirung ändert diese Art ebenso vielfach ab, wie 
die übrigen Arten. Ich besitze abnorm grosse Stücke, die auf den Flügeldecken 
kaum weniger grob punktirt sind als fucicola Sahlbg. = Sahlbergi Epp., während 
die Punktirung bei kleineren Stücken kaum ein Drittel so stark ist. Zugleich 
wird die Punktirung namentlich am Hinterleibe bei kleineren Stücken meist 
erheblich weitläufiger und bilden diese Stücke einen deutlichen Uebergang zu 
der im Mittelmeergebiete vorkommenden auffallenden Rasse der nitida: var. 
pauzsilla Muls. et Rey. 

Diese Rasse zeichnet sich durch besonders kleine Gestalt, in den Dorsal- 
reihen stärker eingedrückten Halsschild, die ähnlich wie bei verna Say immer 
verwaschen gelbroth gefleckten, bisweilen fast ganz gelbrothen Flügeldecken und 
viel feiner und weitläufiger punktirten Hinterleib aus. 

So lange ich nur einzelne Stücke dieser Rasse gesehen hatte, hielt ich 
dieselben nur für abnorm entwickelte Exemplare der nitida Gravh. Seitdem ich 
aber in der Eppelsheim’schen und in anderen Sammlungen, namentlich aus 
Quedenfeldt’s Ausbeute, zahlreiche am selben Orte und zur selben Zeit ge- 
fangene, ganz gleiche Exemplare gesehen habe, muss ich die var. pauxilla als 
eine jedenfalls interessante Rasse der nitida Gravh. ansprechen, die, wie es 
scheint, auf das Mittelmeergebiet beschränkt ist. 

Mir sind ausser nordafrikanischen Stücken solche von Dalmatien, Italien 
und Südfrankreich bekannt geworden. 

Die Länge der Stammform misst bei den kleinsten meiner Stücke 2 mm, 
bei den grössten 45 mm, die Länge der var. pausilla Rey nie mehr als 2 mm, 
oft aber nur 1'7 mm. 


75. Aleochara notatipennis Hochh. 
(Hochh., Bull. Mose., 1871, 95.) 


Diese Art ist mir nicht bekannt geworden, da der Besitzer der Hochhut- 
schen Sammlung in Kiew mein Ersuchschreiben unbeantwortet liess. Ich muss mich 
daher darauf beschränken, die Originalbeschreibung Hochhut’s wiederzugeben: 

„Von dieser Species fing ich nur einige Exemplare im Hochsommer im 
ausgesiebten Mull der Pferdeställe. 

Linearis, nigra, nitida, subaequaliter sat erebre punctata, thorace medio 
biseriatim punctato, elytris thorace brevioribus, macula apicali rufa. Long. 1/21. 

Verwechselt könnte diese Art meiner Ansicht nach nur mit Aleochara 
binotata Kraatz (= verna Say) werden, doch unterscheidet sie sich von dieser und 
allen hierher gehörigen Arten durch folgende Merkmale: | 


504 Max Bernhauer. 


Die Farbe ist durchaus, auch die Beine und Fühler bis zur Spitze ein 
glänzendes Schwarz. Die Punktirung aller Theile ist gleichmässig, ziemlich 
stark und dicht, nur auf den Flügeldecken etwas kräftiger. Die Punkte in den 
beiden deutlich eingedrückten Längslinien des Halsschildes und auf dem etwas 
erhöhten Zwischenraume derselben sind ebenfalls wie die auf den Seiten gleich- 
mässig dicht und stark, feiner wie die der Flügeldecken, denen des Kopfes und 
Hinterleibes gleich. Die Flügeldecken sind deutlich etwas kürzer als der Hals- 
schild, doch genau von der Breite desselben. Der Hinterleib ist linear und wie 
der ganze Käfer anliegend mit grauschillernden Härchen besetzt.“ 


Nach vorstebender Beschreibung müsste der Käfer an der gleichmässig 
dichten Punktirung des Halsschildes, von welcher nur die vertieften Dorsalreihen 
abstechen, sehr leicht kenntlich sein. 

Die Art wurde bisher nur in Südrussland gefangen. 


Subg. Polystoma Steph. 


76. Aleochara grisea Kraatz. 


(Kraatz, Ins. D., II, 96, Note. — Muls. et Rey, 1874, 180. — Ganglb., Käf. 
M., II, 45.) 


senilis Muls. et Rey, Opusc. Entom., XII, 1861, 100. 
obscurella Thoms., Skand. Col., III, 48. 
nitidula Thoms., 1. e., IX, 218. 


Unter den Polystoma-Arten durch den nicht vollständig matten Vorder- 
körper und die grobe, sehr dichte Punktirung der Flügeldecken leicht zu 
erkennen. 

Grauschwarz, der Vorderkörper mit deutlichem, aber schwachem, der Hinter- 
leib mit ziemlich starkem Glanze, die Fühler, Taster und Beine pechbraun oder 
braunroth, die Knie und Tarsen heller. 

Kopf längs der Mitte nicht, an den Seiten sehr kräftig und wenig weit- 
läufig punktirt, spärlich weissgrau behaart. Fühler kurz, die vorletzten Glieder 
stark quer. Halsschild schmäler als die Flügeldecken, kaum um die Hälfte breiter 
als lang, an den Seiten mässig gerundet, nach vorne deutlich verengt, sehr fein 
chagrinirt, ziemlich grob, aber viel feiner als der Kopf, wenig dicht punktirt, 
mit wenig dichter, langer, weissgrauer, divergirend anliegender Behaarung be- 
kleidet, am Seitenrande mit einigen langen Wimperhaaren. Flügeldecken etwas 
länger als der Halsschild, viel stärker als dieser, grob und sehr dicht punktirt, 
ziemlich dicht mit anliegender weissgrauer, längs der Naht divergirender, an den 
Seiten nach hinten gerichteter Behaarung bekleidet. Hinterleib glänzend, ziem- 
lich kräftig und weitläufig punktirt. Länge 3°5—4'3 mm. 

Die Art variirt in der Stärke der Punktirung wenig. 

An den Küsten der Ost- und Nordsee und des westlichen Mittelmeergebietes 
unter Algen und Tangen an manchen Stellen häufig. 


en : 


Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 505 


77. Aleochara albopila Muls. et Rey. 


(Muls. et Rey, Opusc. Entom., I, 1852, 29. — Kraatz, Ins. D., II, 97, Note. — 
Muls. et Rey, 1874, 176. — Ganglb., Käf. M., II, 45.) 


Durch schwach glänzenden Vorderkörper und die ziemlich feine Punktirung 
der Flügeldecken ausgezeichnet, durch letztere von grisea Kraatz leicht zu unter- 
scheiden. 

In der Färbung stimmt die Art mit grises Kraatz fast ganz überein. 
Kopf weniger grob als bei dieser punktirt, die Fühler kaum verschieden. Der 
Vorderkörper weniger glänzend, mit feinerer Behaarung. Halsschild etwas 
schmäler, feiner punktirt. Flügeldecken viel feiner und weitläufiger punktirt. 
Auch der Hinterleib ist feiner und noch weitläufiger punktirt als bei grisea. 
Länge 35—4 mm. 

Die bisher nur aus dem westlichen Mittelmeergebiet bekannte Art wurde. 
von meinem Freunde Custos Apfelbeck auch im östlichen Mittelmeergebiete 
(Byzant, S. Stefano) und Anfangs Mai 1901 von Custos Ganglbauer und mir 
an einer Meeresbucht bei Pola in Istrien unter faulenden Tangen aufgefunden. 
Ausserdem stecken Exemplare von den österreichischen Küsten des adriatischen 
Meeres in der Eppelsheim’schen Sammlung. 


78. Aleochara algarum Fauv. 


(Fauv., Ann. Soc. Ent. Fr., 1862, 92. — Muls. et Rey, 1874, 173. — Ganglb,, 
Kaf. M., 11,43.) 


grisea Thoms., Skand. Col., III, 48; IX, 219. 
fuliginosa Muls. et Rey, Opusc. Entom., XIV, 1874, 187. 
littoralis Woll., Cat. Canar., 1864, 552. 


Durch ganz matten Vorderkörper, mässig grobe Pubescenz und weitläufige 
Punktirung des Abdomens leicht kenntlich. 

Grauschwarz, auf dem Vorderkörper vollkommen matt chagrinirt, auf dem 
Hinterleibe mit sehr schwachem Glanze, Fühler und Taster pechbraun, die Beine 
rothbraun, meist mit dunkleren Schenkeln. 


Kopf an den Seiten mit mässig starken Punkten ziemlich weitläufig be- 
setzt und spärlich weissgrau behaart. Fühler kurz, gegen die Spitze stark ver- 
dickt, die vorletzten Glieder gut doppelt so breit als lang. Halsschild etwas 
schmäler als die Flügeldecken, um die Hälfte breiter als lang, mit feinen gehöften 
Punkten ziemlich weitläufig besetzt, fein, divergirend weissgrau behaart. Flügel- 
decken etwas länger als der Halsschild, in der Chagrinirung, Punktirung und 
Behaarung der des Halsschildes gleich. Hinterleib gleichbreit, sehr deutlich 
chagrinirt, ziemlich fein und weitläufig punktirt, spärlich pubescent. Länge 
39—45 mm. 

An den Küsten der Nord- und Ostsee stellenweise unter Algen häufig, 
auch auf Corsica (Eppelsheim’sche Sammlung). 


506 Max Bernhauer. Die Staphyliniden der paläarktischen Fauna, 


79. Aleochara obscurella Gravh. 


(Gravh., Mon. 159. — Er., Gen. Spec. Staph., 176. — Kraatz, Ins. D., I, 96. 
— Thoms., Skand. Col., IX, 219. — Muls. et Rey, 1874, 184. — Ganglb,., 
Käf. M., II, 46.) 


punctatella Motsch., Bull. Mosc., 1858, III, 240. 


Durch besonders grobe und zugleich dichte gelblichweisse Behaarung des 
Vorderkörpers und durch kräftige und ziemlich dichte Punktirung des Abdomens 
ausgezeichnet. 

Der Vorderkörper vollkommen matt, der Hinterleib ziemlich glänzend, 
grauschwarz, Fühler, Taster und Beine braunroth, Knie und Tarsen heller. 

In der Kopf- und Fühlerbildung von algarum Fauv. wenig verschieden 
Halsschild bisweilen nur um ein Drittel breiter als lang, mehr oder minder fein 
und ziemlich weitläufig punktirt, mit grober gelblichweisser divergirender Be- 
haarung dicht bekleidet. Flügeldecken etwas länger als der Halsschild, feiner, 
seichter und dichter punktirt, grob gelblichweiss, längs der Naht divergirend 
behaart. Abdomen gleiehbreit, mässig glänzend, mehr oder minder kräftig und 
verhältnissmässig dicht punktirt. Länge 3—4 mm. 

An den Küsten der Nord- und Ostsee. 


Neue Arten der Grabwespengattung Stizus. 
Von 
Anton Handlirsch. 
(Mit vier Figuren im Texte.) 


(Eingelaufen am 25. April 1901.) 


Mein lieber Freund und College F. Kohl hat mich darauf aufmerksam 
gemacht, dass die seinerzeit von mir als „St. ruficornis Fab.“ bestimmten Exem- 
plare zwei verschiedenen Arten angehören dürften. Eine neuerliche Sichtung 
unseres Materiales bestätigte Kohl’s Ansicht und es zeigte sich, das Stizus rufi- 
cornis sensu Handl. eine Mischart ist, welche zwei allerdings sehr ähnlich ge- 
färbte, durch einige plastische Merkmale jedoch gut kenntliche Arten enthält, 
deren eine über das ganze Mediterrangebiet (von Spanien bis Centralasien) ver- 
breitet ist, während von der anderen bisher nur eine Anzahl spanischer Exemplare 
und einige wahrscheinlich aus Südfrankreich stammende Stücke aus alten Samm- 
lungen vorliegen. Nun handelte es sich noch um die Regelung der Nomen- 
claturfrage. 

Von den in meiner Monographie eitirten Beschreibungen kann die erste 
„Bembex ruficornis Fabrieius“ mit gleichem Rechte auf die weit verbreitete, wie 
auf die spanische Art bezogen werden, so dass ich mich gezwungen sehe, diesen 


Neue Arten der Grabwespengattung Stizus. 507 


Namen fallen zu lassen. „Bembex ruficornis* von Olivier dürfte bereits eine 
Mischart sein, ebenso wie die meisten weiterhin eitirten „ruficornis“. Der Name 
„integer“ kommt bei der Bezeichnung dieser beiden Formen überhaupt nicht in 
Betracht, weil der Schöpfer desselben (Fabricius) eine ganz andere Form damit 
bezeichnet hat als seine Nachfolger. Nun kommt der Name „pubescens“ Klug, auf- 
gestellt in Waltl's „Reise nach Spanien“. Es passt wohl auch Klug’s Beschreibung 
auf beide Arten, doch besitzt die Sammlung des Hofmuseums Z’ und ® der weit 
verbreiteten Art mit der Bezeichnung „Walt! — Andalusien“, und diese Exem- 
plare passen so gut zu der erwähnten Beschreibung, dass ich annehmen kann, hier 
die Typen Klug’s vor mir zu haben. Wir können also für diese weit verbreitete 
Form den Namen St. pubescens Klug annehmen. Von den weiter folgenden, in 
meiner Arbeit angeführten Citaten beziehen sich jedenfalls alle auf diese Art oder 
sie sind als Mischarten zu bezeichnen; ich bin also gezwungen, der anderen, sagen 
wir westlichen oder spanischen Art, einen neuen Namen zu geben und nenne sie: 


Stizus distinguendus nov. spec. 


Beide Arten sind, wie erwähnt, einander äusserlich sehr ähnlich und 
meine Beschreibung des St. ruficornis passt auf beide. Ich will mich daher 
darauf beschränken, hier die wenigen Unterschiede kurz hervorzuheben. 


Een 


Fig. 1. Fig. 2. 
Stirnschildchen von Stizus Stirnschildchen von Stizus 
pubescens. distinguendus. 

d’ (6% 
Fig. 3. Fig. 4. 
Stirnschildchen von Stirnschildchen von Stizus 
Stizus pubescens. distinguendus. 


Z. B. Ges. Bd. LI. 33r*+ 


508 Anton Handlirsch. 


Stizus pubescens Klug: Stirnschildchen des @ 1'/smal so breit als 
hoch, des g' ebenso breit wie hoch. Schwarze Grundfarbe des Körpers, namentlich 
bei den Exemplaren aus dem äussersten Osten des Verbreitungsgebietes mehr 
oder weniger durch roth verdrängt. Schildchen bei den europäischen Exemplaren 
im männlichen Geschlechte fast immer ohne gelbe Binde, bei den asiatischen 
fast immer zum grössten Theile gelb. Auf der Unterseite des Hinterleibes trägt 
das zweite (Q), respective dritte (Z') Segment nur kleine oder gar keine lichten 
Seitenflecke, das dritte, respective vierte etwas grössere, so dass die dunkle Farbe, 
wenn man den Hinterleib als Ganzes betrachtet, in Form eines spitzen Dreieckes 
von vorne nach hinten in die lichte Farbe eindringt. 

Diese Art ist, wie erwähnt, im ganzen Mediterrangebiete verbreitet. 

Stizus distinguendus nov. spec.: Stirnschildchen des @ doppelt so 
breit als hoch, des Z' 1'/;mal so breit als hoch, also in beiden Geschlechtern 
bedeutend breiter als bei pubescens. Alle (11) mir vorliegenden Exemplare ent- 
behren der rothen Zeichnungen. Das Seutellum ist auch bei dem ' (6!) immer gelb 
gezeichnet. Auf der Unterseite des Hinterleibes trägt das zweite (Q), respective 
dritte (5) Segment bereits sehr grosse gelbe Flecken, ähnlich wie die folgenden 
Ringe, und man kann also sagen, dass sich hier die dunkle Farbe von der Basis 
nach hinten nur in Form einer schmalen Mittellinie fortsetzt. 

Sechs frische Exemplare aus Barcelona und fünf alte Exemplare aus der 
Sammlung von Winthem, von welch’ letzteren eines die Bezeichnung „Gallia 
meridionalis* trägt. 


Stizus spectrum nov. spec. 


2. Gruppe des St. pubescens Klug (= ruficornis olim). Dem St. dispar 
Mor. am ähnlichsten. Kopf, Thorax, Flügel und Beine ganz ähnlich gebaut wie 
bei dieser Art, die Fühler etwas länger und schlanker, ihr 11. Glied nahezu 
doppelt so lang als dick, das 12. 2!/gmal so lang als an der Basis dick. Behaartes 
Grübchen des Scutellum deutlich. 

Flügel geschwärzt, violett schillernd, noch dunkler als bei dispar Mor. 
und wie bei dieser Art am Rande licht. 

Hinterleib ähnlich wie bei dispar, Sculptur und Behaarung gleichfalls 
nicht wesentlich verschieden. Färbung sehr auffallend: Der ganze Kopf und 
Thorax und die Basalhälfte des Hinterleibes bis zur Mitte des dritten Segmentes 
erscheinen gleichfärbig hell rothbraun, die Endhälfte des Hinterleibes ist schwarz. 
Fühler braunroth, ebenso die Beine mit Ausnahme der schwärzlichen Mittel- und 
Hintertarsen. — Länge 28 mm. 

Von dieser höchst auffallend gefärbten centralasiatischen Art besitzt das 
k. k. naturhistorische Hofmuseum ein einzelnes Exemplar mit der Bezeichnung: 
„Sefir Kuh, Kuschke.“ 


Stizus Baumannii nov. spec. 


2. Gruppe des pubescens (= ruficornis olim). Gesicht ziemlich breit, 
das Stirnschildchen doppelt so breit als hoch. Fühler mässig lang, ihr 11. Glied 


Neue Arten der Grabwespengattung Stizus. 509 


1!/smal so lang als breit, das 12. etwas mehr wie doppelt so lang als breit. 
Scutellum mit deutlichem behaarten Mittelgrübchen. Flügel gelblich tingirt, 
gegen den Rand und in der Radialgegend schwach beraucht; Geäder wie bei den 
anderen Arten der Gruppe. Beine normal. 


Hinterleib ziemlich schlank. Sculptur ähnlich, aber etwas dichter als bei 
pubescens. 

Kopf röthlichbraun, am Clipeus und auf der Oberlippe gelb. Fühler rost- 
roth. Thorax schwarz, das Pronotum mit den Schulterbeulen, die Seitenränder 
des Dorsulum, der Hinterrand des Metanotum und das ganze Scutellum rostroth, 
ein schmales Band auf dem Pronotum gelb. Beine mit Ausnahme der äussersten 
Basis rostroth. Hinterleib schwarz mit rostbraunen Zeichnungen; auf der Ober- 
seite trägt das zweite Segment zwei kleine Flecke das dritte eine unterbrochene 
wellige Binde, das vierte und fünfte je eine tief ausgebuchtete breite Binde, auf 
der Unterseite tragen die Segmente 2—5 breite, ausgebuchtete Binden. Das End- 
segment ist oben und unten rostbraun. Kopf, Thorax und Basis des Abdomen 
mit langer graubrauner Behaarung; der schwarze Theil des Hinterleibes trägt 
kurze schwarze, der rostbraune Theil röthliche Haare. 

Länge 20 mm. 

Ich beschreibe diese auffallend gefärbte Art nach einem einzelnen Q aus 
Dar-es-Salaam in Ostafrika (Eigenthum des Hofmuseums) und widme sie dem 
Andenken unseres um die Erforschung Östafrikas so hochverdienten Landsmannes 
Dr. ©. Baumann. 


Stizus emir noy. spec. 


2. Gruppe des St. fasciatus. Gesicht breit, Stirnschildehen doppelt so 
breit als hoch; 11. Fühlerglied 1Y/;mal so lang als dick, Endglied etwas weniger 
wie doppelt so lang als an der Basis dick. Scutellum ohne Spur eines Grübchens 
in der Mitte, Flügel schwach gelblichweiss getrübt mit lichtbraunem Geäder, das 
in seinem Verlaufe mit fasciatus und den übrigen näher verwandten Formen 
übereinstimmt. Beine kräftig und stark bedornt. Sechste Dorsalplatte mit einem 
deutlich begrenzten flachen Pygidialfelde Die Punktirung ist ganz ausser- 
gewöhnlich fein und dicht, auch auf dem Mittelsegmente bedeutend feiner als 
bei Koenigii, mit welchem diese neue Art wegen der ähnlichen Färbung leicht 
verwechselt werden könnte. Das Gesicht ist silberglänzend tomentirt, der Körper 
im Uebrigen mit sehr feinem weisslichen Toment reifartig überzogen. Das ganze 
Thier ist hellgelb mit spärlichen dunklen Zeichnungen: Eine Querbinde in der 
Gegend der Ocellen, drei schmale Längslinien auf dem Dorsulum, je eine schmale 
Querbinde auf dem Hinterrande des Dorsulum und auf dem Vorderrande des 
Mittelsegmentes schwarz. Die Endränder und der für gewöhnlich eingezogene 
Theil der Basis der Dorsalplatten rostroth, an den drei letzten Ringen bei einem 
Exemplare auch theilweise schwarz. Fühler gelb, oben etwas dunkler, Beine gelb. 

Länge 18—21 mm. 

Zwei Q aus Repetek in der Bucharei (Hofmuseum in Wien). 


510 Anton Handlirsch. Neue Arten der Grabwespengattung Stizus. 


Die Art dürfte an den angegebenen Merkmalen wohl ohne besondere 
Schwierigkeit zu erkennen sein. Am nächsten steht sie wohl dem St. Koenigü, 
der jedoch auf dem Mittelsegmente gröbere Punktirung und etwas dunklere 
Flügel besitzt. 


Ein neuer Nysson aus Oran. 
Beschrieben von 


Anton Handlirsch. 


(Eingelaufen am 28. April 1901.) 


Nysson Costae nov. spec. 


d. Gruppe des N. epeoliformis. Hinterrand der Schläfen bis zum Mund- 
rande gerandet. Von den Höckerchen am Vorderrande des Clipeus sind die zwei 
mittleren deutlich, die zwei seitlichen jedoch äusserst undeutlich. Stirne un- 
bewehrt. Dornen des Mittelsegmentes kurz und dick. Die zweite und dritte 
Cubitalquerader der Vorderflügel vereinigen sich fast in einem Punkte der Radial- 
ader. Analzelle der Hinterflügel hinter dem Ursprunge des Cubitus endend. 
Hinterschienen etwas bedornt. Zweite Bauchplatte gleichmässig gewölbt, nicht 
stark vorragend. Matt, dicht und grob punktirt, oben braun, unten silberweiss 
tomentirt. Schwarz: Clipeus, Rand des Pronotum mit den Schulterbeulen, Basis 
des Seutellum und ziemlich breite, schmal unterbrochene Binden der drei ersten 
Dorsalplatten satt gelb. Erstes Dorsalsegment und die Mitte der zweiten Ventral- 
platte rostroth. Fühler schwarz, ihre drei ersten Glieder zum Theile licht. Beine 
rostroth, ihre Hüften und Trochanteren schwarz. 

Länge 10 mm. 

Von männlichen Sexualcharakteren ist hervorzuheben: Endglied der Fühler 
länger als die zwei vorhergehenden, deutlich gekrümmt und unten doppelt aus- 
gerandet, am Ende abgestutzt. Letzte Dorsalplatte am Ende abgerundet und mit 
zwei Zähnchen versehen. 

Diese Art stammt aus Oran und wurde mir vor mehreren Jahren von 
Herrn Prof. Ach. Costa zur Untersuchung eingeschickt. Costa’s Absicht, die- 
selbe zu beschreiben, wurde durch dessen Ableben vereitelt, und ich glaube daher 
berechtigt zu sein, nunmehr die Beschreibung zu veröffentlichen. Die Art steht 
dem epeoliformis nahe, ist aber an der verschiedenen Färbung und der Undeut- 
lichkeit der seitlichen Höckerchen des Clipeusrandes zu erkennen. Die Punktirung 
ist jener des epeoliformis ähnlich, die Flügel sind schwach beraucht mit einem 
dunkleren Rande. 


Coceinellidae Dalmatiae. 51 1 


Goceinellidae Dalmatiae. 


Von 
stud. phil. Josef Müller 
in Graz. 


(Eingelaufen am 29. März 1901.) 


Nachstehendes Verzeichniss umfasst, ebenso wie jenes der Schwimmkäfer 
Dalmatiens,!) das von mir und den Herren Gustav Paganetti-Humnmler, 
Dr. Eduard Karaman und Peter Novak in Dalmatien gesammelte Material. 
Ausserdem ist mir diesmal durch die Güte des Herrn Custos Vietor Apfelbeck 
das grösstentheils von ihm selbst gesammelte dalmatinische Coceinellidenmaterial 
des k. k. Landesmuseums in Sarajevo zur Bestimmung vorgelegen und konnte. 
daher bei der Zusammenstellung des nachstehenden Verzeichnisses berücksichtigt 
werden; ferner eine Anzahl von Coceinelliden aus der Umgebung von Traü, die 
mir Herr Julius Peyer in Marburg a. D. zur Ansicht mittheilte. Schliesslich 
verdanke ich Herrn Forstrath Alois Gobanz in Görz die Fundortsangaben 
einiger von ihm in Dalmatien gesammelten Arten, die sich aber leider nicht 
mehr in seinem Besitze befinden und mir daher nicht vorgelegen sind. Allen 
den genannten Herren sei hier nochmals der verbindlichste Dank ausgesprochen. 

In Dalmatien sind die meisten Coleopterenfamilien nicht nur ziemlich 
reich vertreten, sondern sie weisen auch eine verhältnissmässig grosse Anzahl von 
endemischen Formen auf. Dadurch erhält die dalmatinische Coleopterenfauna 
ein eigenartiges Gepräge und unterscheidet sich so von der mitteleuropäischen 
Fauna und mehr oder weniger auch von jener der benachbarten Provinzen. 

Dies gilt, wie erwähnt, für die meisten Coleopterenfamilien; es gibt aber 
auch einige, die in dieser Beziehung eine Ausnahme machen, und zu diesen ge- 
hören auch die Coceinelliden. Denn wie aus diesem Verzeichnisse hervorgeht, sind 
die Coceinelliden in Dalmatien nicht besonders reich vertreten; in manchen anderen 
Gegenden ist die Anzahl der vorkommenden Arten grösser. Diese Thatsache mag 
vielleicht damit zusammenhängen, dass der grösstentheils verkarstete und nur 
spärlich bewachsene Boden Dalmatiens insoferne für die Coceinelliden nicht 
günstig ist, als sich diese bekanntlich entweder von Blattläusen oder von Pflanzen 
ernähren und daher in beiden Fällen doch nur in vegetationsreichen Gebieten 
vortheilhafte Existenzbedingungen finden können. 

Auch kommt in Dalmatien nicht eine endemische Coceinellidenart vor; 
wenigstens sind mir solche Arten bisher nicht bekannt geworden. Man könnte 
höchstens als endemisch eine Farbenabänderung von Platynaspis luteo-rubra, 
nämlich ab. Karamani Wse. anführen, da diese Form nur aus Dalmatien (Spa- 
lato) bekannt ist. Sonst sind die meisten in Dalmatien vorkommenden Cocei- 


ı) Haliplidae, Hygrobiidae, Dytiscidae et Gyrinidae Dalmatiae, vergl. diese „Verhandlungen“, 
Bd. L, Jahrg. 1900, S. 112—121. 


512 Josef Müller. 


nelliden entweder über ganz Europa oder noch weiter verbreitet, oder sie sind 
auch an anderen Stellen des Mittelmeergebietes aufgefunden worden. 

Was die Vertheilung der Coceinelliden innerhalb Dalmatiens selbst anbe- 
langt, so muss hervorgehoben werden, dass die meisten Formen über das ganze 
Gebiet weit verbreitet sind; nur verhältnissmässig wenige scheinen auf bestimmte 
Gegenden dieses Landes beschränkt zu sein. Letzteres gilt namentlich für folgende 
Coceinelliden: Scymnus Ludyi und Platynaspis ab. Karamani, die bisher nur 
bei Spalato aufgefunden wurden; Platinaspis ab. confluens, bisher nur von der 
Insel Lesina bekannt; Halyzia octodecimguttata, die bei Spalato, Traü und an- 
geblich auch auf Lesina auf Föhren ziemlich häufig ist, dagegen bei Zara und 
in der weiteren Umgebung gänzlich fehlt; ferner Exochomus quadripustulatus 
ab. Koltzei, der nur auf Lesina und Meleda vorzukommen scheint; endlich Cocei- 
nella conglobata ab. caucasica, Halyzia quatuordecimpustulata, Coceidula scu- 
tellata, ©. rufa und Clitostethus arquatus, die entweder bei Trau oder Spalato, 
oder weiter südlich davon vorkommen, jedoch in Norddalmatien bisher nicht 
aufgefunden worden sind. — Die dalmatinischen Inseln sind, so weit man nach 
dem bis jetzt gesammelten Material beurtheilen kann, hinsichtlich der Cocei- 
nellidenfauna vom Festlande nicht wesentlich verschieden. Coccinella Iyncea ist 
vielleicht die einzige Art, die nur oder wenigstens hauptsächlich auf den Inseln 
vorkommt. — Ein Vergleich der gebirgigen Grenzgebiete mit den tiefer gelegenen 
Theilen Dalmatiens lässt sich derzeit in Bezug auf die Coceinellidenfauna nicht 
anstellen, da in dieser Hinsicht die gebirgigen Theile Dalmatiens noch viel zu 
wenig durchforscht sind. 

Ueber die Sammelzeit der Coceinelliden in Dalmatien lässt sich im Allge- 
meinen sagen, dass die meisten Arten während der ganzen wärmeren Jahreszeit 
zu finden sind, wobei aber als die besten Monate Mai und Juni bezeichnet werden 
müssen. In diesen Monaten kann man viele Coceinelliden, namentlich Sceymnus- 
Arten, auf Wiesen kötschern; auch sind zu dieser Zeit grössere Coceinelliden von 
Sträuchern und Bäumen zu klopfen. Im Februar und März findet man oft in 
grosser Anzahl überwinternde Coceinelliden beisammen, und zwar mit Vorliebe 
auf der Unterseite von Steinen, die oft sogar an den Boden theilweise angefroren 
sind. So sammelte ich bei Zara regelmässig jedes Jahr in den letztgenannten 
Monaten Lasia vigintiquatuorpunctata und Halyzia vigintiduopunctata; etwas 
später Hyperaspis reppensis. 

Bezüglich der Lebensweise der dalmatinischen Coceinelliden wäre Folgendes 
zu erwähnen. Nur wenige Arten kommen auf ganz bestimmten Pflanzen vor, 
und zwar Halyzia octodecimguttata, Harmonia quadripunctata und Sceymnus 
Ludyi auf Föhren, Epilachna chrysomelina auf Eeballium elaterium und Cocei- 
nella Iyncea auf den Inseln auf Quercus Ilex. Die übrigen Arten kommen auf 
verschiedenen Pflanzen vor, oder wenn mit Vorliebe auf einer bestimmten, so 
doch nicht ausschliesslich auf dieser. Es gibt auch Arten, die sich an einer 
Localität hauptsächlich auf einer Pflanze aufhalten, während sie an anderen Orten 
auf anderen vorkommen. — Micraspis sedecimpunctata ist zumeist unter Steinen 
in sumpfigen Gegenden anzutreffen. Coceinella undecimpunctata lebt haupt- 


Coceinellidae Dalmatiae. 513 


sächlich in der Nähe der Meeresküste, wo man sie entweder unter Steinen oder 
auf Pflanzen (namentlich Tamarisken) findet. 

Hier möchte ich noch die Lage einiger kleinen, in diesem Verzeichnisse 
angeführten Ortschaften, so weit dieselben nicht bereits in meinem Verzeichnisse 
der Schwimmkäfer Dalmatiens (a. a. O., S. 113) erwähnt wurden, angeben. Dra- 
tevo liegt etwa drei Kilometer östlich von Metkovic; Mu&@ nördlich von Spalato 
und westlich von Sinj; das Sutorinagebiet am Eingange zu den „Bocche di 
Cattaro“, in der Nähe von Castelnuovo und ist eigentlich ein bis an das Meer 
reichender Theil der Herzegovina, der sich aber faunistisch von den angrenzenden 
Theilen Dalmatiens nicht unterscheidet; Trebesin in der Nähe von Castelnuovo; 
Valle d’Ombla nördlich von Ragusa, in nächster Nähe von Gravosa. Uglian, 
Eso und Rava sind drei parallel zu einander und zum Festlande verlaufende 
Inseln Norddalmatiens, gegenüber von Zara gelegen; Oltre befindet sich auf 
der Insel Uglian. 

Ausser den bereits im Verzeichnisse der Schwimmkäfer Dalmatiens ge- 
brauchten Abkürzungen kommen im Nachstehenden noch folgende vor: Apf. = 
Apfelbeck, Mus. Sar. = Landesmuseum in Sarajevo, Pey. = Peyer, Umg. = 
Umgebung. 


Epilachninae.') 


Epilachna chrysomelina Fabr.?) In der Umg. von Zara auf Ecballium elaterium 
häufig; ebenso bei Spalato (Kar.). 

Dirnböck (Berl. Entom. Zeitschr., 1874, S. 142) erwähnt E. chryso- 
melina von der Insel Lissa; nur weiss ich nicht, ob damit E. chryso- 
melina Fabr. oder chrysomelina Redtb. (= Argus Fourer.) gemeint ist. 

Lasia vigintiquatuorpunctata L. Ueber Dalmatien weit verbreitet: Umg. von 
Zara, namentlich im Februar und März unter Steinen häufig; Trau 
(Pey.), Spalato (Kar.), Castelnuovo (Pag.), Cattaro (Apf.). 

Am häufigsten kommen Exemplare mit reducirter Anzahl der Punkte 
(ab. quadrinotata Fahr.) vor, wobei aber fast immer die Punkte 2, 6 und 
9 erhalten bleiben, auch wenn alle übrigen fehlen; die typische Form und 
ab. vigintiquinguepunctata L. (bei welcher mehrere Punkte der Flügel- 
decken mit einander verbunden sind) treten nur vereinzelt auf. 


Coceinellinae. 


Coccidulini. 


Coceidula scutellata Herbst. Traü (Apf., Nov.), Gravosa (Apf.). 
Die mir bisher von diesen Fundorten vorgelegenen Stücke dieser 
Art sind typisch gefärbt, nur bei einem Exemplar von Traü und einem 


!) Die systematische Anordnung erfolgt hier nach Ganglbauer, Die Käfer von Mitteleuropa, 
Bd. III, 1899, S. 941—1023. 

2) Von Epilachna Argus Fourer. besitze ich ein Exemplar, von welchem ich leider nicht 
sicher bin, ob es aus der Umgebung von Zara oder aus Norditalien stammt. 


514 Josef Müller. 


von Gravosa sind die beiden neben der Naht befindlichen schwarzen 
Flecke mit einander verbunden und nach vorne gemeinschaftlich zu- 
gespitzt. 

C. rufa Herbst. Cattaro (Apf., ein Exemplar). 

Die Kiellinien des Prosternums sind bei dieser Art nicht immer, 
wie Ganglbauer angibt,!) nach vorne fast erloschen, sondern es kommen 
auch Exemplare vor, deren Prosternalkiellinien bis zum Vorderrande des 
Prosternums deutlich und ziemlich kräftig, wie bei C. scutellata, aus- 
gebildet sind. Solche Exemplare kenne ich aus der Umgebung von Graz 
(wo auch Individuen mit vorne verkürzten Prosternallinien vorkommen); 
auch das erwähnte Exemplar von Cattaro besitzt vollständig ausgebildete 
Prosternallinien. 

KRhizobius litura Fabr. Umg. von Zara; Spalato (Nov.); Lesina, im August 
des vorigen Jahres in Mehrzahl auf Carlina spec.; Cattaro (Apf,, ein 
Exemplar). — Am häufigsten kommen ungefleckte Exemplare vor; das 
erwähnte Stück von Cattaro ist normal gefleckt und einige Stücke von 
Zara gehören der ab. discimacula Muls. an. 


Scymnini. 


Scymnus haemorrhoidalis Herbst. Bei Zara selten; Salona, auf Blüthen (Kar.); 
ebenso bei Castelnuovo (Pag.). 

Sc. auritus Thunb. Bei Zara namentlich auf Eichen, im Mai, Juni; Umg. von 
Spalato, auf Rubus und Paliurus (Kar.); Castelnuovo (Pag.), Cattaro 
(Apf.), Insel Lesina (Nov.). 

Se. subvillosus Goeze. Bei Zara namentlich auf Hedera Helix; bei Spalato 
auch auf Rubus und Paliurus, jedoch mit Vorliebe auf Mandelbäumen 
(Kar.); Castelnuovo, Budua, auf Hedera (Pag.). — Ab. juniperi 
Motsch. kommt auch an den genannten Localitäten mit der typischen 
Form vor; ausserdem ist sie mir bekannt geworden von Traü, Gravosa 
und Cattaro (Apf.). — Ab. pubescens Panz. ist die in Dalmatien am 
häufigsten vorkommende Form dieser Art und ist mir, ausser von den 
genannten Fundorten, auch von Lesina (Nov.) und Metkovic (Apf.) 
vorgelegen. 

Se. globosus Weise. Umg. von Zara, auf Eichen nicht häufig; Umg. von Spalato 
(Poljica) und Mu@ auf Eichen (Kar.); Castelnuovo (Pag.), Lesina 
(Nov.). — Ab. piceus Weise kommt mit der typischen Form zusammen vor. 

Se. sutwralis Thunb. ab. atriceps Steph. Insel Lesina, auf Hedera (Nov.). 

(Se. testaceus Motsch. var. scutellaris Muls. Weise gibt für diesen Seymnus 
auch den Fundort Spalato (Kar.) an.?) Herr Dr. Karaman hat unter 
dem Namen testaceus var. scutellaris zwei Scymnus aus der Umgebung 
von Spalato zur Ansicht geschickt, von denen er mir schreibt, dass sie 


1) A. a. 0., 8. 957. 
2) Bestimmungstabelle der Coceinelliden, II. Auflage, 1885, 8. 72. 


Sc 


Sc 


Sc 


Sc. 


Sc. 


Coceinellidae Dalmatiae. 5 1 5 


seinerzeit Herrn Weise vorgelegen sind und von demselben als Se. testa- 
ceus var. scutellaris determinirt wurden. Nun sind aber, wie ich sehe, 
diese beiden Exemplare nichts anderes als Seymnus globosus ab. piceus!) 


. pallidivestis Muls. Umg. von Zara, unter Steinen selten; Umg. von Spalato, 


auf Rubus und Paliurus, Mu& (Kar.); Castelnuovo, auf Wiesen häufig 
(Pag.); Cattaro (Apf.), Insel Lesina, auf Hedera (Nov.). 


.ater Kugel. Boccagnazzo-See, vereinzelt; Mud&, auf Eichen (Kar.); Gra- 


vosa (Apf.), Lesina (Nov.). 


. punctillum Weise. Umg. von Zara, Spalato, auf Rubus und Paliurus 


(Kar.); Cattaro (Apf.), Lesina (Nov.). 


rufipes Fabr. Umg. von Spalato, auf Rubus und Paliurus, mitunter im 


Winter unter Steinen (Kar.); Lesina (?) (Nov.). 

Von dieser Art sah ich ein dalmatinisches Exemplar (leider ohne 
nähere Fundortsangabe), bei welchem die rothe Makel der Flügeldecken 
klein, punktförmig ist und nicht auf die Epipleuren übergreift. 


frontalis Fabr. Umg. von Zara auf Wiesen; ebenso bei Salona (Kar.), 


Castelnuovo und Budua (Pag.). — Ab. quadripustulatus Herbst kommt 
mit der typisch gefärbten Form zusammen vor; ab. Suffrianii Weise ist 
mir von Castelnuovo bekannt (Pag., ein Exemplar). 


Sc. Apetzi Muls. Ueber Dalmatien weit verbreitet: Umg. von Zara, Zemonico, 


Öltre, Trau (Pey.); Umg. von Spalato (Kar.), Castelnuovo, Budua 
(Pag.), Cattaro (Apf.), Lesina (Nov.). Während der Sommermonate 
auf Blüthen nicht selten. 

Von dieser Art ist mir eine bemerkenswerthe Farbenabänderung 
bekannt, für die ich den Namen ab. quadriguttatus vorschlage; es 
sind bei dieser Form auf jeder Flügeldecke zwei rothe Flecken vorhanden, 
einer vor und einer hinter der Mitte; zugleich sind auch die Beine röthlich 
gefärbt und gewöhnlich nur die Hinterschenkel angedunkelt; beim © ist 
nur die Oberlippe, beim Zj' meist der ganze Kopf und die Vorderecken 
des Halsschildes röthlichgelb. Zuweilen können auch die beiden rothen 
Makeln der Flügeldecken mit einander verbunden sein (ab. confluens m.). 
— Einige Exemplare von Zara, Spalato, Metkovic, Castelnuovo. 


Diese beiden Aberrationen des ‚Sc. Apetzi, nämlich ab. quadriguttatus 
und ab. confluens, sind also wie die beiden Farbenabänderungen des nächst- 
verwandten Sc. frontalis, nämlich ab. quadripustulatus und ab. Suffrianii, 
gefärbt; sie unterscheiden sich aber von diesen durch die für Se. Apetzi 
charakteristische gedrungenere Gestalt, vor Allem aber durch die Sceulptur 
des Metasternums. Dieses ist nämlich bei Se. Apetzi in der Mitte ziem- 
lich grob und weitläufig punktirt, in der Mittellinie etwas geglättet, 
meist aber nur sehr seicht gefurcht; bei Se. frontalis ist dagegen das 
Metasternum in der Mitte feiner und viel dichter punktirt, in der 
Mittellinie von einer sehr deutlichen Längsfurche durchzogen. Man kann 
also durch die Beschaffenheit des Metasternums die sehr ähnlich gefärbten 


Z. B. Ges. Bd. LI. 34 


516 


Josef Müller. 


Formen des Se. Apetzi und frontalis leicht und mit Sicherheit aus- 
einander halten. 

Ausser den oben beschriebenen Farbenabänderungen des Se. Apetzi 
ist mir aus Dalmatien noch ein Exemplar (5) bekannt, welches nach der 
Stärke der Ausrandung des fünften Ventralsegmentes zu Se. Apetzi gehört; 
auch ist die rothe Makel der Flügeldecken wie bei dieser Art ausgebildet, 
d. h. sie reicht nicht bis zum Seitenrande der Flügeldecken. Die Beine 
dieses Sceymnus sind aber, wie bei Se. interruptus, röthlichgelb, nur die 
Hinterschenkel sind etwas angedunkelt; zugleich sind auch die Vorderecken 
des Halsschildes und der Spitzensaum der Flügeldecken schmal röthlich 
gefärbt. — Ich kötscherte dieses Exemplar im August des vorigen Jahres 
auf der Insel Lesina (Gelsa). 


Se. interruptus Goeze. Umg. von Zara, auf Blüthen im Sommer, nicht häufig; 


Umg. von Spalato, auf Rubus und Pakiurus (Kar.). 


Aus der Umgebung von Zara besitze ich einen Scymnus (Q), der 
in Bezug auf die Färbung Charaktere des Se. Apetzi und interruptus zu- 
gleich vereinigt. Die Beine sind wie bei Se. Apetzi fast ganz dunkel ge- 
färbt, die rothe Makel der Flügeldecken ist wie bei Se. interruptus auf 
die Epipleuren ausgedehnt. Nach der Punktirung des Metasternums würde 
man diesen Scymnus zu interruptus und nicht zu Apetzi stellen; ich habe 
nämlich gefunden, dass bei Sc. interruptus die Mitte des Metasternums 
im Allgemeinen feiner punktirt ist als bei Apetzi. 


Dieser eben beschriebene Scymnus, dann das oben bei Apetzi er- 
wähnte Exemplar mit rothgelben Beinen, ferner auch Se. incertus Muls. 
(Ausrandung des fünften Ventralsegmentes des S' wie bei Apetzi, Färbung 
wie bei interruptus) besitzen also zugleich Charaktere des typischen Se. 
Apetzi und solche des typischen interruptus; es ist daher nicht unwahr- 
scheinlich, dass sie auf Bastardzeugung zwischen Se. Apetzi und inter- 
ruptus zurückzuführen sind. Dies wäre auch ganz gut denkbar, da sich 
diese beiden Arten in Südeuropa in ihrer geographischen Verbreitung nicht 
ausschliessen und auch ihre Lebensweise die gleiche zu sein scheint. 


Se. rubromaculatus Goeze. Umg. von Zara, häufig; Zemonico, Umg. von 


Spalato, auf Rubus und Paliurus häufig (Kar.); Gravosa, Cattaro 
(Apf.); Castelnuovo, Trebesin, Budua, sehr häufig auf Wiesen (Pag.); 
Insel Lesina (Nov.). 

Nieht immer sind die Flügeldecken bei dieser Art vollständig 
schwarz, es kommen auch Exemplare vor, bei welchen der Spitzensaum 
der Flügeldecken ähnlich wie bei Se. auritus röthlich gefärbt erscheint; 
ferner findet man rubromaculatus-Weibchen, bei denen die Vorderecken 
des Halsschildes, wie bei vielen auritus-Weibchen, röthlich sind. Solche 
Exemplare sind aber durch die unvollständige Schenkellinie, Ausrandung 
des fünften Ventralsegmentes beim ' und den bis auf die Öberlippe 
schwarz gefärbten Kopf des 2 von auritus sehr leicht zu unterscheiden. 


Coeeinellidae Dalmatiae. 517 


Sc. Ludyi Weise. Im Friedhofe von Spalato auf Föhren im Herbste ziemlich 
häufig (Kar.). 

Sc. pulchellus Herbst. Umg. von Zara, auf Wiesen im Sommer häufig; Umg. 
von Spalato, auf Rubus und Paliurus (Kar.); Gravosa, Metkovi£, 
Cattaro (Apf.); Castelnuovo, Budua, auf Wiesen (Pag.). — Von der 
bisher nur aus Spanien bekannt gewordenen ab. bilunulatus Weise kenne 
ich ein Exemplar von Lesina (Nov.) und eines von Cattaro (Apf.). 

Ganglbauer beschreibt als Se. pulchellus var. pietus!) eine Form 
aus Syrien, die braunrothen Kopf und Halsschild besitzt. Solche Exem- 
plare sammelte auch Herr Dr. Karaman in der Umgebung von Spalato, 
zusammen mit der typisch gefärbten Form; es dürften aber diese Stücke 
von Spalato mit braunem Kopf und Halsschild unausgefärbt sein, da zu- 
gleich auch andere, beim typischen pulchellus schwarz gefärbte Körpertheile 
bräunlich sind. Vielleicht sind auch die von Herrn Ganglbauer als var. 
pietus bezeichneten Stücke aus Syrien unausgefärbt. 


Se. bipunctatus Kug. Umg. von Zara, auf Wiesen, nicht häufig; Umg. von 
Spalato, mit Vorliebe auf Oelbäumen (Kar.); Gravosa (Apf.), Castel- 
nuovo, auf Wiesen (Pag.); ebenso auf der Insel Lesina (Nov.). — Ab. 
nigricans Weise ist im Allgemeinen seltener und auch durchschnittlich 
kleiner als die rothgefleckte Form; mir bisher von Zara, Spalato, 
Castelnuovo und Lesina bekannt. 

Ich besitze drei Exemplare dieser Art, bei denen der Kopf und 
Halsschild dunkel, die Flügeldecken heller rothbraun gefärbt sind; nur bei 
geeigneter Beleuchtung sieht man auf der hinteren Hälfte der Flügeldecken 
eine hellere Partie durchschimmern, die der Lage nach dem bei typisch 
gefärbten Individuen vorhandenen rothen Fleck vollkommen entspricht; 
die Unterseite und die Beine sind rothbraun. Wegen der eigenartigen 
Färbung machten mir diese Exemplare anfangs, als ich den durchschim- 
mernden helleren Fleck auf den Flügeldecken noch nicht gesehen hatte, 
den Eindruck einer eigenen Art; Herr Weise, dem ich ein Exemplar dieser 
Form zur Ansicht zugesendet habe, erkannte aber ganz richtig, dass es 
sich um Se. bipunctatus handle und bemerkte, dass ihm diese „Varietät“ 
bis dahin noch nicht bekannt war. Wahrscheinlich haben wir es aber 
in diesem Falle nicht mit einer Farbenabänderung von Sc. bipunctatus, 
sondern vielmehr mit unausgefärbten Stücken dieser Art zu thun. — Ein 
Stück kötscherte ich voriges Jahr bei Lesina; die beiden übrigen stammen 
wahrscheinlich aus der Umgebung von Zara. 

Sc. biguttatus Muls. var. infirmior Wse. Borragnazzo-See und Zemonico, 
an feuchten Stellen unter Steinen; Mut (Kar.), Lesina (Nov.). Die roth- 
gefleckte Form ist mir aus Dalmatien nicht bekannt. 

Clitostethus arquatus Rossi. Almissa, auf Hecken von Punica Granatum 
(Kar.); Castelnuovo (Pag.), Cattaro (Apf.). 


1) A. a. 0., 8. 970. 
34* 


515 Josef Müller. 


Von der ab. Heegeri Ganglb. sah ich ein Exemplar von Cattaro 
(Apf.). 
Hyperaspini. 


Hyperaspis reppensis Herbst. Umg. von Zara, namentlich bei Borgo-Erizzo 
unter Steinen am Rande von eingezäunten Feldern, im Frühjahre ziemlich 
häufig; Umg. von Spalato (Kar.), Insel Lesina (Nov.). 


Noviini. 


Novius eruentatus Muls. var. decempunctatus Kr. Nach brieflicher Mittheilung 
des Herrn Forstrathes A. Gobanz soll diese Form auf der Insel Meleda 
vorkommen. 


Chilochorini. 


Platynaspis luteorubra Goeze. Umg. von Zara, auf Wiesenblumen häufig; Umg. 
von Spalato, auf Rubus und Paliurus (Kar.); Castelnuovo, auf 
Nesseln, Mai, Juni (Pag.); Lesina (Nov.). — Ab. confluens Muls. ist mir 
nur von Lesina bekannt und scheint hier sogar häufiger als die typisch 
gefärbte Form zu sein. — Ab. Karamani Weise kommt bei Spalato vor 
(Kar.). 

Chilochorus bipustulatus L. Umg. von Zara, auf Sträuchern, oft auch an der 
Rinde von Populus alba (im „Bosco dei pini* bei Zara); Traü (Pey.); 
Spalato und Umgebung, auf Laurus nobilis und Thuja-Arten (Kar.); 
Metkovic, Valle d’Ombla, Gravosa, Cattaro (Mus. Sar.); Castel- 
nuovo, Budua, im Frühjahre unter Steinen, im Mai und Juni auf 
Wiesen in grosser Anzahl (Pag.); Insel Lesina (Novy.). 

Die Stärke der Punktirung variirt bei den dalmatinischen Stücken 
dieser Art nicht unbedeutend. 

Exochomus flavipes Thunbg. Bei Zara selten; Traü (Pey.); Castelnuovo 
(Pag.); Rava, einige Exemplare auf Asclepias syriaca (?); Insel Lesina 
(Nov.). 

E. quadripustulatus L. Bei Zara im Sommer auf Wiesen häufig; Traü (Pey.), 
Umg. von Spalato, auf Laurus nobilis und Thuja-Arten (Kar.); Metko- 
vic, Gravosa (Mus. Sar.); Castelnuovo, Budua, auf Wiesen (Pag.); 
Lesina (Nov.). — Ab. distinctus Brull. kommt mit der Stammform zu- 
sammen vor und ist auf Lesina häufiger als diese. — Ab. sexwpustulatus 
ist im Allgemeinen selten (Spalato, Lesina). — Ab. Koltzei Weise kommt 
auf der Insel Lesina vor und nach Mittheilung des Herrn Gobanz auch 
auf Meleda. — Ab. floralis Motsch. lebt bei Zara namentlich auf Laurus, 
ebenso bei Spalato (Kar.); Traü (Pey.), Castelnuovo (Pag.), Lesina 
(Nov.). 

Coceinellini. 


Micraspis sedecimpumctata L. ab. duodecimpunctata L. Umg. von Zara (nament- 
lich Zemonieo), auf feuchten Wiesen unter Steinen; Umg. von Spalato 


Coceinellidae Dalmatiae, 5 1 9 


(Kar.); Zelenikathal bei Castelnuovo, unter Steinen, im April in 
grosser Anzahl (Pag.). 
Alle mir bisher aus Dalmatien vorgelegenen Stücke dieser Art ge- 

hören der genannten Aberration an. 

Coccinella (Halyzia) sedecimguttata L. Umg. von Zara, wahrscheinlich auf 
Ulmen, selten; Lesina (?) (Nov.). 

©. (Vibidia) duodecimguttata Poda. Umg. von Zara, namentlich auf Ulmen 
nicht selten; Knin, auf Ulmen (Nov.); Umg. von Spalato, auf Hecken 
von Paliurus und Rubus (Kar.); Trau, häufig (Pey.); Castelnuovo, auf 
Wiesen häufig (Pag.); Eso, auf Quercus Ilexe in Exemplar; Lesina (Nov.). 


O©. (Myrrha) octodecimguttata L. Diese Art ist mir bisher nur von Spalato 
(Kar.), Traü (Pey.) und Lesina (?) (Nov.) bekannt, wo sie auf Föhren 
ziemlich häufig vorkommt. 

Die typische Form, bei der alle Makeln auf den Flügeldecken iso- 
lirt sind, scheint an den genannten Fundorten zu fehlen. Ziemlich selten 
ist die ab. silvicola Weise, bei der die Makeln 4+5 oder 7+8, oder 4+5 
und 7 +38 verbunden sind. Vorherrschend ist dagegen eine Form, die ich 
ab. flavopieta!) nennen möchte. Bei derselben sind stets die Makeln 
1-+4+5 verbunden, meistens noch 1+3-+6 und 7+8; ausserdem können 
in Verbindung treten die Makeln 5+3 oder 5+8, oder 5+3 und 5+8. 
Verbinden sich noch die Makeln 6+38, so erhalten wir die ab. formosa 
Costa, die aber an den genannten dalmatinischen Fundorten selten ist. 


©. (Propylea) quatuordecimpunctata L. Umg. von Spalato, auf Wasserpflanzen, 

häufig (Kar.); Metkovic, Dratevo (Apf.); Castelnuovo, auf Wiesen 
(Pag.). 

Die typische Form scheint im Gebiete selten zu sein (Castelnuovo 

ein Exemplar); häufiger sind dagegen ab. tetragonata Laich., ab. conglome- 

rata Fabr., ab. leopardina Weise, ab. fimbriata Sulz. und ab. perlata Weise. 


©. (Thea) vigintiduopunctata L. Umg. von Zara, im Frühjahr unter Steinen 
häufig; Traü (Pey.), Spalato, auf Hecken von Rubus und Paliurus, 
häufig (Kar.); Metkovic (Mus. Sar.), Castelnuovo, auf Wiesen (Pag.); 
Insel Lesina (Nov.). — Ebenso häufig wie die Form mit schwarzem 
Abdomen kommen in Dalmatien auch Exemplare mit gelbem Abdomen 
(ab. vigintiseptempunctata Motsch.) vor. Von anderen Farbenabänderungen 
sah ich je ein Exemplar von ab. ellipsoidea Gradl. (Spalato, Kar.) und 
ab. vigintiguttata Weise (Castelnuovo, Pag.); ferner einige Stücke von 
ab. lateripunctata Weise von Castelnuovo (Pag.), Lesina (Nov.) und 
Zara. 

©. (Harmonia) quadripunctata Pontopp. Bei Zara im „Bosco dei pini“ auf 
Föhren selten; Traüu (Pey.) und Spalato (Kar.) auf Föhren häufig; 


ı) Die von Herrn Dr. C. A. Penecke in der Wiener Entom. Zeitung, 1901, S. 21 als var. 
Andersoni Woll. bezeichnete Form aus Croatien (Cirkvenizza) gehört, wie ich mich an Exemplaren 
aus der Sammlung des Herrn Dr. Penecke überzeugen konnte, zu ab. flavopieta. 


520 


Josef Müller. 


Sinj. — Ausser der typischen Form kommen an den genannten Fund- 
orten vor: ab. sordida Weise, ab. rustica Weise, ab. nebulosa Weise (bei 
Traü die häufigste Form) und ab. sedecimpunetata Fabr. 


Ü. (Synharmonia) conglobata L. Die dalmatinischen Formen dieser Art lassen 


a 


sich in folgender Weise übersehen: 


A. Flügeldecken rosa oder gelblich, die Naht und 16 Flecke (die ver- 
schiedenartig mit einander verbunden sein können) schwarz. 
I. Der Fleck 5 nicht mit der Naht verbunden. 
Kein Fleck mit einem anderen deutlich verbunden. Ab. rosea Deg. 
Es treten in Verbindung Fleck 6+7, selten noch diese beiden mit 


ll!) A . . ab. conjumeta m. 
Es verbinden sich EN Flecke 6+7, 1+3, selten noch 4+ 1, oder 
ee MB, Met . . ab. variegata m. 


II. Der Fleck 5 ist mit dem Glinkäln ae verbunden. Ausser- 
dem treten noch in Verbindung die Flecke: 


Lu 2 BEE En BEE En en... 80 
6+7 und 142... ab, meridionalhs m. 
6+7 nd 34... ED ABM OIAOSRERN: 
6+7, 142 und 344 . .. ..0..7,.. typ. conglobataL. 


Bei den letzten vier Formen können ausser den genannten Flecken 

noch folgende verbunden sein: 4+1, 4+5, 7+5, 7+8. Es 

treten jedoch nicht alle diese Verbindungen zugleich auf. Ist 

dies der Fall, so erhalten wir . . . .... ab. pineti Weise, 

bei welcher meist auch die Flecke 2 und 8 mit dem Nahtsaume 
verbunden sind. 

B. Die helle Grundfarbe der Flügeldecken durch die schwarze Färbung 

vollkommen verdrängt. 
Flügeldecken schwarzgrün, metallisch sehimmernd. 
Ab. caucasica Motsch. 


Die meisten der angeführten Formen sind über Dalmatien weit 
verbreitet: Umg. von Zara, auf Sträuchern und Bäumen, namentlich auf 
Laurus; Traü (Pey.); Spalato und Umgebung, auf Mandelbäumen 
(Kar.); Castelnuovo, auf Wiesen (Pag.); Lesina (Nov.). — Nur ab. 
caucasica scheint auf Süddalmatien beschränkt zu sein (Gravosa, Apf.; 
Castelnuovo, Pag.). 


Iyncea Oliv. Auf den dalmatinischen Inseln (Uglian, Eso, Brazza, Lesina) 


auf Quercus Ilex. Ebenso ab. agnata Rosh. 


©. (Coceinella s. str.) quatuordecimpustulata L. Umg. von Zara, auf Sträuchern, 


nicht häufig; Salona (Kar.). 


©. septempumnctata L. Umg. von Zara, häufig; Traü (Pey.), Spalato (Kar.), 


er 


Castelnuovo (Pag.), Rava. 


). undecimpunctata L. Die typische Form sah ich aus Dalmatien noch nicht; 


dagegen folgende Formen: Ab. tripunctata L., Sutorinagebiet, in der 


Coeeinellidae Dalmatiae, 521 


Nähe des Meeres, auf Tamarisken (Pag.); ab. quadrimaculata Fabr., 
Umg. von Zara, ein Exemplar; ab. variegata Weise, Sutorina, auf 
Tamarisken (Pag.); ab. novempunctata L., Sutorina (Pag.), Lesina 
(Nov.); ab. Menetriesi Muls., bei Zara auf salzigem Boden ein Exem- 
plar, bei welchem auf den Flügeldecken nur die Punkte !/; und 5 erhalten 
sind, ferner ein Exemplar von Lesina, welches auf den Flügeldecken die 
Punkte 2, 3, 4, 5 und !/, besitzt, von denen der Punkt 5 gross, die übrigen 
klein sind; auch bei Salona (Kar.). 

Ausser den genannten kommt in Dalmatien noch eine Form vor, 
die ab. oblöiquesignata heissen mag. Es sind hier, wie bei ab. novem- 
punctata, auf den Flügeldecken die Punkte !/,, 2, 3, 4 und 5 vorhanden, 
jedoch fliessen die Punkte 4 und 5 zu einer schrägen Makel zusammen. 
Diese Form kenne ich von Salona (Kar., zwei Exemplare) und vom 
Sutorinagebiet (Pag., zwei Exemplare). 

C. (Adalia) decempunctata L. Diese überaus formenreiche Art ist über Dalmatien . 
weit verbreitet: Umg. von Zara, auf verschiedenen Sträuchern und Bäumen; 
Spalato, auf Mandelbäumen (Kar.); Gravosa, Castelnuovo (Apf.); 
Arbe, Uglian, Lesina (Nov.). 

Am häufigsten treten im Gebiete ab. humeralis Schall. und ab. 
decempustulata 1. auf; mehr vereinzelt ab. lutea Rossi, ab. quadri- 
punctata L., ab. subpunctata Schrank, ab. dorsonotata Weise., ab. sex- 
punctata L., ab. trigemina Weise, ab. octopunctata Müll., die typische 
decempunctata L., ab. duodecimpunctata Müll., ab. tredecimmaculata Forst., 
ab. recurva Weise, ab. consolida Weise, ab. guttatopunctata L. — Ab. 
bimaculata Pontopp. und ab. Scribae Weise kenne ich nur aus der Um- 
gebung von Spalato (Kar.) und Lesina (Nov.). 

Ü. bipunetata L. Umg. von Zara, auf Wiesenpflanzen, Sträuchern und Bäumen; 
Umg. von Spalato, auf Mandelbäumen (Kar.); Trau (Pey.), Metkovit 
(Mus. Sar.), Lesina (Nov.), Castelnuovo (Pag.). 

Am häufigsten ist die typische bipumctata, ferner ab. sexpustulata L. 
und guadrimaculata Scop.; seltener ab. semirubra Weise, ab. pantherina L., 
ab. inaequalis Weise und ab. lunigera Weise. 

Bei ab. inaequalis und sexpustulata können die beiden neben der 
Flügeldeckennaht hinter der Mitte gelegenen rothen Flecke mit einander 
noch verbunden sein und bilden dann einen gemeinschaftlichen queren 
Fleck; bei diesen Exemplaren ist meist auch der Nahtsaum röthlich 
gefärbt. 

Von ab. inaequalis sah ich ein Exemplar von Spalato aus der 
Sammlung des Herrn Dr. Karaman, welches auf der Schulterbeule einen 
ziemlich grossen schwarzen Punkt besitzt. 

Ü. (Semiadalia) undecimnotata Schneid. Traüu (Pey., ein Exemplar.). 

Hippodamia (Adonia) variegata Goeze. Umg. von Zara, Ebene von Salona 
(Kar.), Sutorinagebiet (Pag.), Lesina (Nov.). — Die häufigsten 
Formen dieser Art sind: Ab. constellata Laich., ab. carpini Fourer. und 


522 Josef Müller. Coccinellidae Dalmatiae. 


ab. neglecta Weise; seltener ist die typische variegata (Lesina, Nov.), 
ferner ab. quinquemaculata Fabr. (Lesina, Nov.; Umg. von Zara). 

H. (Hippodamia s. str.) tredecimpunctata L. Ich besitze ein dalmatinisches 
Stück dieser Art, typisch gefärbt, welches, wenn ich mich recht erinnere, 
auf der Insel Uglian gefangen wurde. 


Orinocarabus Fairmairei Thoms. nov. var. omensis. 
Von 


Paul Born 


in Herzogenbuchsee. 


(Eingelaufen am 12. August 1901.) 


Dieser Käfer bildet den Uebergang von Putzeysianus Geh. zu Fairmairei 
Thoms. in geographischer und morphologischer Beziehung. 

Er unterscheidet sich von Putzeysianus Geh. durch kürzere und ganz 
besonders viel gewölbtere Körperform, durch schmäleren viel weniger flachen, 
vorne weniger erweiterten und hinten weniger verengten Thorax und durch seine 
meist kupferige, seltener etwas ins Bronzefarbige spielende Färbung, in welch’ 
letzterer Beziehung er sich namentlich von dem constant grünlich erzfarbenen 
typischen Putzeysianus sehr abhebt. 

Von Fairmairei unterscheidet er sich durch seine immerhin noch etwas 
schlankere Gestalt und seine meist etwas düsterere Färbung, besonders aber 
durch den Forceps, der von demjenigen des Putzeysianus höchstens durch etwas 
weniger zahnförmig nach hinten ausgezogene Spitze differirt. 

Ich habe auch bei dieser Form bei zahlreichen g' die Fühler untersucht 
und gefunden, dass auch hier die Knotung der Fühlerglieder kein constantes und 
zuverlässiges Unterscheidungsmerkmal ist, so wenig als bei anderen Orinocaraben. 
In den meisten Fällen ist das zehnte Fühlerglied ungeknotet, das neunte deutlich 
geknotet wie bei Putzeysianus. Dagegen habe ich Stücke gefunden, bei denen 
auch das neunte Glied nicht oder nur unmerklich knotig erweitert ist, also wie 
bei Fairmairei, und wieder andere, bei denen auch sogar aın zehnten Gliede 
eine Verdickung zu bemerken ist. 

Mein Reisegefährte Dr. Steck von Bern und ich sammelten diesen Käfer 
in Anzahl im Juli 1901 am Col Bandia im Massiv der Cima dell’ Omo in den 
cottischen Alpen. 


In meinem Aufsatze: „Das wissenschaftliche Hauptresultat meiner Exeur- 
sion von 1900“ in der „Insectenbörse“, XVIII, 1900, S. 323 schrieb ich wörtlich: 


„Auf maritimus folgt nach Norden Fairmairei 'Thoms. Zwischen diesen 
Beiden habe ich bisher keinen Uebergang gefunden, da die zwischen den beiden 


Orinocarabus Fairmairei Thoms. nov. var. omensis. 523 


Gebieten liegenden Quergebirge, wie ich 1898 constatirte, keine Orinocaraben 
besitzen. Ich bin aber sicher, dass sich näher am französisch-italienischen Grenz- 
gebirge, also näher am Stamme, von welchem alle diese Aeste abzweigen, Orino- 
caraben finden werden, und zwar wahrscheinlich Uebergänge von maritimus 
(Putzeysianus Geh.) zu Fairmavrei.“ 

Diese von mir letztes Jahr ausgesprochene Vermuthung hat sich nun 
bestätigt. 

Ich hatte mir dieses Jahr speciell zur Aufgabe gestellt, das Gebiet zwischen 
dem Revier des Putzeysianus und demjenigen des Fairmairei sorgfältig zu 
untersuchen, namentlich alle Brücken, die von einem Gebiet zum anderen führen, 
zu erforschen, und ich habe denn auch ein sehr interessantes Material nach Hause 
gebracht, von einigen Localitäten zwar ziemlich spärlich, da ein guter Theil der 
Seealpen an Caraben ausserordentlich arm ist. 

Unsere Tour begann eigentlich von Entraque aus, einem sehr malerisch 
in einem Thalkessel der Seealpen gelegenen Städtehen. Hier mündet der von 
San Martino Lantosea in Frankreich herüber kommende Col delle Finestre, auf 
dem ich 1895 den typischen Carabus Putzeysianus in Anzahl gesammelt hatte. 
Von hier zogen wir westlich, zuerst über den Col di Chiapous nach den Thermen 
von Valdieri, von wo aus wir eine Excursion in den obersten Theil des Valle del 
(Gesso, an den Nordabhang des Mercantour machten, ohne jedoch eine Spur von 
ÖOrinocaraben zu finden. Hierauf ging es weiter westlich über den Col di Druos 
und Col della Lombarda nach dem Sanctuarium St. Anna di Vinadio. Auf diesen 
Pässen hatten wir schon mehr Glück und sammelten eine hübsche Anzahl von 
Carabus Putzeysianus, ebenso auf dem Col St. Anna, den wir vom Sanetuarium 
aus bestiegen. 

Die daselbst erbeuteten Putzeysianus sind schon etwas kürzer und gewölbter 
als die typische Form, weshalb sie auch breiter erscheinen. Es sind sehr schöne 
Thiere von meist erzgrüner, häufig aber prächtig grasgrüner Färbung. 

Wir sammelten dann die gleiche Form noch auf dem Col della Bravaria, 
welcher nach den Thermen von Vinadio führt, und dann noch in grösserer An- 
zahl auf der Colla Lunga, südwestlich von den Bädern von Vinadio. 

Sehr schöne Ausbeute machten wir dann am Col Poriaco, welcher westlich 
von Argentera ebenfalls über die Hauptkette der Seealpen nach Frankreich hin- 
über führt. Das hier gesammelte Material sieht nun schon ganz anders aus. 
Erstens sind die hiesigen Putzeysianus viel kleiner als alle bisher gesammelten, 
dazu schon bedeutend gewölbter, mit schmälerem, parallelseitigerem Halsschild. 
Was sie mit dem typischen Putzeysianus gemein haben, das ist die dunkel erz- 
grüne, hie und da etwas ins Kupfrige schimmernde Färbung, sowie der noch typische 
Forceps. Der Col Poriaco ist der nördlichste Pass der italienischen Seealpen. 

Wir überschritten nun die Stura und zogen hinüber in die cottischen 
Alpen und damit, wie ich glaubte, in das Gebiet des Fairmairei. Eine seinerzeit 
von Dr. Jos. Daniel gemachte Angabe: „dass die Stura di Demonte die Fauna 


der Seealpen von derjenigen der cottischen trenne,“ hatte mich noch in dieser 
Ansicht bestärkt. 


Z. B. Ges. Bd. LI. 34*% 


524 Paul Born. 


Von Argentera stiegen wir über die beiden Pässe Col di Roburent und 
Col di Scaletta hinüber nach Acceglio. Auch hier erbeuteten wir eine Anzahl 
ÖOrinocaraben, aber durchaus nicht Fairmairei, sondern immer noch eine Putz- 
eysianus-Form, die sich aber durch noch gewölbtere, gedrungenere Gestalt schon 
mehr dem Fairmairei nähert. Immerhin kennzeichnen die dunkle Erzfarbe und 
die Penisform sie als zu Putzeysianus gehörig. 

Von Acceglio, ganz hinten im Val Maira, machten wir noch eine Exeur- 
sion auf den Col Monie, welcher ganz im Hintergrunde des Thales nach Frank- 
reich hinüber führt, und glaubten hier endlich auf den typischen Fairmairei zu 
stossen, aber wir sammelten auch hier eine Putzeysianus-Form, die dem Fair- 
mairei allerdings schon wieder einen Schritt näher steht und sich nur noch 
durch die dunkle Erzfarbe und die allerdings schon etwas weniger nach hinten 
ausgezogene Spitze des Forceps von ihm unterscheidet. 

Einige Tage vorher hatten wir von Pietraporzio aus eine Excursion in 
das Massiv der Cima dell’ Omo nach dem Col Bandia gemacht, die ich zuletzt 
erwähne, obschon sie früher gemacht wurde, weil sie geographisch nach der letzt- 
erwähnten Tour anzuführen ist, indem dieses Massiv durch den Col di Sealetta 
mit den Seealpen verbunden und dieser Pass die Brücke dazwischen ist. 

Die hier in schöner Zahl gesammelten Orinocaraben sind die oben‘ be- 
schriebene neue Varietät omensis, die wieder eine Stufe weiter gegen Fairmairei 
steht, weil sie nun ausser dessen Körperform auch dessen kupferige Färbung 
besitzt, seltener einen mehr bronzefarbenen, noch etwas an Putzeysianus er- 
innernden Ton, dazu aber immer noch annähernd den Forceps des Putzeysianus. 

Wir haben somit eine stufenweise Entwicklung des Putzeysianus gegen 
den Fairmairei vor uns und in dieser Stufenleiter bildet var. omensis die auf- 
fallendste und interessanteste Etappe. 


Nach den heutzutage herrschenden Ansichten über Art und Varietät ist 
nun durch meine diesjährige Excursion auch Putzeysianus zu einer blossen Varietät 
des Fairmairei degradirt worden und es haben nach bisherigem Usus ausser Fair- 
mairei Thoms. von allen Orinocaraben der Westalpen einstweilen nur noch 
concolor Fabr. — alpinus Dej. und lombardus Kr. das Recht, als Arten titulirt 
zu werden, vor allen aber Latreillei Dej., welcher mit concolor und hetero- 
morphus zusammen lebt, während die übrigen alle ortsgetrennte Localformen sind. 


Zum Schlusse gebe ich eine Debersicht der Fairmairei-Rassen und ihrer 
geographischen Verbreitung von Norden nach Süden: 
Carabus Fairmairei Thoms., 1875. 


var, heteromorphus Daniel — Cogner Alpen. 


var. sturensis Born. — Stura-Gebiet. 

var, ceresiacus Born. — Üeres. 

var. cenisius Kr. -— Monte Cenis. 
Sellae Kr. 


var. fenestrellanus Benthin. — Gebirgsketten um Fenestrelle. 


Orinocarabus Fairmairei Thoms. nov. var. omensis, 525 


var. fairmairei s. str. — Monte Viso. 
Baudiü Kr. 

var. omensis Born. — Cima dell’ Omo. 

var. Putzeysianus Geh. — Meeralpen. 


maritimus Schm. 
Putzeysi Thoms. 

var. tendanus Born. — Col di Tenda. 

var. pedemontanus Ganglb. — Ligurische Alpen. 
Putzeysianus Kr. 


Neue Zerr-Eichen-Cynipiden und deren Gallen. 
Von 


Mich. Ferd. Müllner. 
(Mit Tafel III und IV.) 


(Eingelaufen am 3. Juni 1901.) 


Obwohl die Umgebung Wiens seit mehr als einem halben Jahrhunderte 
von ausgezeichneten Fachmännern, wie Giraud, G. Mayr, Franz Löw, Wacht!, 
Mik u. A. sehr eifrig in cecidiologischer Hinsicht durchforscht wurde, ist es mir 
in den letzteren Jahren doch gelungen, einige neue Eichengallen daselbst auf- 
zufinden, was neuerdings beweist, wie reich die Wiener Gegend in dieser Richtung 
ist. Von diesen Funden will ich hiermit nur die folgenden, auf Quercus Cerris L. 
vorkommenden näher beschreiben, da andere noch weiterer Beobachtungen 
bedürfen. 


Dryocosmus Mayri nov. spec. d', %. 


@ und g‘. Körperlänge 2'2—2'8 mm. Glänzend, schwarz, theilweise mehr 
schwarzbraun, die 2—3 Basalglieder der Fühler mehr oder weniger bräunlich- 
gelbroth, die Beine gelb, die vier hinteren Hüften ganz oder theilweise und die 
Hintertibien an der unteren Hälfte mehr oder weniger gebräunt. Der Körper 
ist spärlich behaart, das Scutellum mässig reichlich abstehend behaart, die Fühler 
und Beine mit kurzen, schief abstehenden Haaren. Die Vorderhälfte des Kopfes 
(das Gesicht) gerunzelt, die Stirne fast glatt, undeutlich chagrinirt, das Mesonotum 
glatt. Die bogige Querfurche zwischen dem Mesonotum und dem 
Seutellum ziemlich glatt (bei D. nervosus Gir., besonders beim Weibchen 
stark gerunzelt). Das Seutellum ist beim Weibchen grob gerunzelt, beim 
Männchen fast glatt, an den Seiten mehr oder weniger punktirt und gerunzelt; 
das Metanotum und die Thoraxseiten gerunzelt, die Mesopleuren glatt, ebenso 
der Hinterleib. 


526 M. F, Müllner. 


Der Kopf ist hinter den Augen kaum verbreitert. Die Fühler bestehen 
beim Männchen aus 15, beim Weibchen aus 14 frei beweglichen Gliedern, das 
letzte Glied ist beim Weibchen aus zwei mehr oder weniger mitsammen ver- 
wachsenen Gliedern zusammengesetzt; das dritte Fühlerglied ist beim 
Männchen sehr stark bogig ausgeschnitten, das letzte Viertel ist 
verdiekt und ohne Ausschnitt (bei D. nervosus sind die basalen zwei Dritt- 
theile des dritten Fühlergliedes viel weniger bogig ausgeschnitten und das letzte 
Drittel ist weniger verdickt). Die Spitze des Bohrers ist schwach gekrümmt. 
Die Flügel sind nicht gebräunt (bei D. nervosus etwas gebräunt). 


Dryocosmus Mayri m. steht dem D. nervosus Gir. sehr nahe und unter- 
scheidet sich von diesem besonders durch das dritte Fühlerglied des Männchens 
und durch die Sculptur der Querfurche zwischen dem Mesonotum und dem 
Scutellum. 


Die Gallen (Taf. III, Fig. 1—6) beginnen Ende April oder Anfangs Mai 
sich aus den end- und seitenständigen Blattknospen der vorjährigen Triebe von 
Quercus Cerris L. zu entwickeln, so dass die heurigen Sprosse gar nicht oder 
meist nur 2—3cm lang zur Ausbildung kommen. Nur ganz ausnahmsweise 
bilden sich einzelne kleinere Gallen auch an der Spitze der mehr weniger ver- 
kümmerten jungen Blätter. In ihrer einfachsten Form stehen die Gallen einzeln 
und haben dann eine rundliche oder kugelige Gestalt von der Grösse einer Erbse 
mit glatter oder warzig-kantiger Oberfläche. Zumeist aber verwachsen zwei oder 
mehrere Gallen zu mehr oder weniger unregelmässigen, rundlichen oder knolligen, 
bis kirschengrossen Gebilden, die je nachdem sie inniger oder nur am Grunde 
lose vereinigt sind, seichtere oder tiefere Furchen und Vertiefungen an ihrer 
Oberfläche zeigen. Sie sind von blassgrünlicher, an der Lichtseite schwärzlich- 
rother Farbe und mit einem glänzenden, stark klebrigen Ueberzuge ver- 
sehen, der den Larven einen vorzüglichen Schutz gegen Parasiten gewährt, Der 
Durchschnitt der reifen Gallen zeigt ein bräunliches schwammiges Parenchym 
mit mehreren (selten nur einer) heller gefärbten, hartwandigen Innengallen. 


Nach dem gegen Ende Mai erfolgten Ausfliegen der Wespen schrumpfen 
die Gallen, die schon vorher durch das Vertrocknen des klebrigen Ueberzuges 
matt und glanzlos wurden, ein und fallen dann gewöhnlich bald ab. 


Ich beobachtete diese Galle bisher nur an zwei an einem Waldrande bei 
Rekawinkel (in Niederösterreich) nahe beisammen stehenden jungen, noch nicht 
blühenden Zerr-Eichen, daselbst aber regelmässig in jedem Frühjahre von 1896 
bis zum Jahre 1899, in welehem diese beiden Bäume umgehauen wurden. Trotz 
eifrigen Suchens konnte ich bis jetzt weder in der Nähe des oberwähnten Stand- 
ortes, noch sonst wo diese auffallende Galle wieder auffinden. Ich war daher 
sehr erfreut, heuer Ende April an den Stoeksprossen von einem der beiden vor- 
erwähnten Quercus Cerris zwei Exemplare der Galle von Dryocosmus Mayri an- 
zutreffen, 


Diese neue Art benenne ich nach unserem ausgezeichneten Hymenoptero- 
logen und Altmeister der Cecidiologie, Herrn kais. Rath Prof. Dr. Gustav Mayr, 


KH: sh, 


Neue Zerr-Eichen-Cynipiden und deren Gallen. 527 


dem ich wegen seiner so freundlichen Unterstützung meiner auf die Kenntniss 
unserer heimischen Gallen gerichteten Bestrebungen zu grossem Danke ver- 
pflichtet bin. 


Von 1894 bis 1899 fand ich von Mitte Juli bis in den Herbst eines jeden 
Jahres auf den vorerwähnten zwei Bäumen, aber auch nur auf diesen und sonst 
nirgends, eine ebenfalls neue Galle, und zwar eine Blattgalle (Taf. III, Fig. 7—8). 

Die länglich-kugeligen, 2—2°5 mm langen, 1'5—2 mm breiten, an der An- 
heftungsstelle oft bohnenartig etwas eingebuchteten, weisslichen oder blassröth- 
lichen, dicht mit spitzen, dunkelrothen Höckerchen versehenen Gallen (Taf. III, 
Fig. 8) zeigen sich auf der Unterseite der Blätter, nicht gehäuft, sondern 
ziemlich gleichförmig vertheilt, und sitzen mit ihrer Längsseite mittels sehr 
kurzer Stielehen auf den Seitennerven erster Ordnung. Auf der Blattoberseite 
verräth nichts die Gegenwart der Gallen, die ziemlich hart und diekwandig sind 
und nur eine Larvenkammer haben. 

Einige Aehnlichkeit hat diese neue Galle mit der von Neuroterus minutulus 
Gir., doch ist diese bedeutend kleiner, kugelig, unten etwas abgeplattet und 
sitzt gehäuft an den feinen Nerven auf der Oberseite der Blätter. Giraud 
sagt in seinen Signalements (in diesen „Verhandlungen“, Jahrg. 1859, Bd. IX, 
S. 353) allerdings: „On trouve cette petite galle.... . surle revers des feuilles“, 
doch hat schon G. Mayr in seinen Mitteleurop. Eichengallen, S. 48 diesen Irrthum 
richtig gestellt. 

Auf diese neue Galle machte mich mein werther Freund Herr Prof. Dr. 
A. Heimerl aufmerksam, der sie mir im Juli 1894 überbrachte, wofür ich ihm 
hiermit meinen besten Dank ausspreche. 

Leider ist es meinen Bemühungen nicht gelungen, die Wespe aus dieser 
Galle zu ziehen. Es scheint, dass nur die von Einmiethlern und Schmarotzern 
besetzten Gallen. fester am Blatte haften und die hiervon freien sich ablösen und 
am Boden überwintern. 

Schon der Umstand, dass ich regelmässig durch mehrere Jahre hindurch 
diese neue Blattgalle im Sommer und Herbste nur an den beiden besprochenen 
Bäumen fand, auf welchen im Frühjahre die Gallen von Dryocosmus Mayri 
vorkamen, drängt die Vermuthung auf, dass hier die Gallen zweier zusammen- 
gehöriger Generationen vorliegen. Da ich im Mai 1899 eine Anzahl Gallen 
von Dryocosmus Mayri auf in Schönbrunn und bei Ober-St. Veit befindliche 
Quercus Cerris L. übertrug und an einer dieser Stellen im Spätsommer die oben 
beschriebene neue Blattgalle — wenn auch nur spärlich — fand, so kann wohl 
kaum ein Zweifel sein, dass dieselbe von Dryocosmus Mayri verursacht wurde 
und deren zweiter (wahrscheinlich agamer) Form angehört. 


Neuroterus cerrifloralis nov. spec. d', $.- 


®. Länge 15 mm. Schwarz, theilweise dunkelbraun, das erste Glied der 
gelben Fühler braun, die Endhälfte der Fühler gebräunt; die Hüften und die 


528 =. F. Müllner. 


basalen zwei Dritttheile der Schenkel braun, die übrigen Theile der Beine gelb, 
die Tibien öfters gebräunt. 

Die Wangen ohne deutliche Furche und nicht kurz, etwa so lang als der 
Clipeus. Die dünnen Fühler bestehen aus 14 deutlich getrennten Gliedern, ihr 
drittes Glied ist kaum länger als das vierte. Die Stirne ist stark glänzend und 
seicht lederartig gerunzelt. Das Mesonotum ist polirt, stark glänzend und kahl, 
an den Seiten und mehr vorne fein gerunzelt und mit wenigen kurzen, anlie- 
genden Härchen besetzt. Das Scutellum ist ziemlich glänzend, fast kahl und fast 
glatt. Das Abdomen polirt und stark glänzend. Die Krallen einfach. Die Flügel 
wasserhell, das Radialfeld der Vorderflügel am Flügelrande offen. 

Dem N. obtectus Wachtl zunächst stehend, durch stark glänzende, viel 
weniger gerunzelte Stirne und durch die Wangen unterschieden, welche sehr 
kurz, und zwar kürzer als der Clipeus sind. Von N. saltans Gir. wohl am 
sichersten dadurch unterschieden, dass diese agam, N. cerrifloralis m. aber zwei- 
geschlechtig ist. 

d. Länge 17—1'8 mm. Schwarz oder mehr weniger dunkelbraun, die 
Beine wie beim 9, die Fühler braun, deren drittes und viertes Glied blassgelb, 
die obere Fläche des ersten Abdominalsegmentes (Petiolus) blassgelb. Die Sculptur 
der Körpertheile und der Glanz wie beim 9. Die Wangen wie beim 9. Das 
zweite Glied der dünnen Fühler wie beim 9, so lang oder kaum länger als dick, 
das dritte Glied etwas länger als das vierte, es ist ausgerandet, hat aber kein 
Höckerchen (wie bei N. aprilinus Gir.). Die Stirne ist stark glänzend. Das erste 
Abdominalsegment ist breit stielförmig, etwa 1'/smal so lang als breit. Die 
Krallen und Flügel wie beim 9. 

Das Z' von N. obtectus Wachtl steht dem N. cerrifloralis m. sehr nahe, 
doch sind bei der Wachtl’schen Art die Augen deutlich grösser, mit geradem 
Innenrande, die Wangen fast fehlend und das erste Abdominalsegment ist reich- 
lich doppelt so lang als breit. 

Die Gallen (Taf. IV, Fig. 1—6) entwickeln sich in und gleichzeitig mit 
den männlichen Blüthen von Quercus Cerris L. ungefähr Mitte Mai aus einem 
der beiden Antherenfächer. Sie sind von länglich-kugeliger Gestalt, 15—1'75 mm 
lang und 1—1'25 mm breit, sitzen auf dem gewöhnlich etwas verkürzten Staub- 
faden, gehen nach oben citronenartig in eine stumpfliche Spitze aus und tragen 
seitlich am Grunde den mehr weniger verkümmerten zweiten Staubbeutel. In 
einer Blüthe bildet sich meist nur eine Galle (Taf. IV, Fig. 2), manchmal auch 
deren zwei (Taf. IV, Fig. 3), von anfangs orangegelber, matter, später bräunlich- 
gelber Farbe, die ringsum von ziemlich langen, geraden, borstlichen Haaren 
besetzt sind. 

Aus den dünnwandigen, mit nur einer Larvenkammer versehenen Gallen 
fliegen oft schon während des Verstäubens der Antheren oder bald darnach die 
Wespen aus. Häufig kommt auf dem selben Blüthenkätzchen auch die Galle von 
Andrieus Cerri Beij. vor, die sich leicht durch die nach oben zugespitzte Form 
und die kahle, glatte, glänzende, gelbe Oberfläche von N. cerrifloralis m. unter- 
scheidet. 


Neue Zerr-Eichen-Cynipiden und deren Gallen. 529 


Ich fand diese Galle gegen die Mitte Mai 1898 im Schönbrunner Parke in 
Wien und im Mai 1899 an verschiedenen Stellen in und um Wien. 


Andricus vindobonensis noy. spec. d', @. 


Diese Art sieht dem Andricus grossulariae Gir. sehr ähnlich und lässt 
sieh nur ein Unterschied in der dunkleren Färbung der Hinterbeine und in den 
etwas dünneren Fühlern bei den Männchen finden. 

Obschon auch der Innenbau der Gallen einige Aehnlichkeit mit jenem von 
Andricus grossulariae Gir. zeigt, so möchte ich doch A. vindobonensis m. für 
eine sichere neue Art wegen der eigenthümlichen Aussengestalt ihrer Galle 
halten und weil ferner, obwohl die Gallen beider Arten oft nicht nur auf ein 
und dem selben Zweige, sondern auch auf ein und dem selben Blüthenkätzchen 
vorkommen, sich doch niemals Uebergänge zu einander zeigen. 

Anfangs Juni bilden sich aus dem Grunde der Staubblüthen von Quercus 
Cerris L. die 4—6 mm langen, 15—2'25 mm dicken, walzenförmigen, stets 
bogig gekrümmten Gallen (Taf. IV, Fig. 7—13), die gegen das freie Ende 
zu sich etwas verschmälern und daselbst abgerundet oder mit zwei schnabel- 
förmigen Spitzen versehen sind. Die Anfangs grünlichen, später röthlich und 
schliesslich braunroth werdenden Gallen sind mehr weniger mit kurzen, stern- 
förmigen und einfachen Haaren besetzt und mit undeutlichen Längsfurchen und 
Runzeln versehen. Nach aussen von einem saftigen Gewebe umgeben, zeigen 
sie im Inneren am Grunde eine ziemlich diekwandige, harte, gelblichweisse, 
ringsum geschlossene Innengalle und über derselben einen länglichen, zur Spitze 
führenden Hohlraum. Analog wie bei Andriceus grossulariae Gir. durchbricht 
Anfangs Juli die Wespe beim Auskriechen die Wand zwischen der Larvenkammer 
und dem oberwähnten Hohlraume und beisst nahe der Spitze ein Loch aus, 
durch das sie ins Freie gelangt. 

Aus einer und der selben Blüthe entwickeln sich häufig zwei Gallen (aus- 
nahmsweise auch drei), die, wenn ihre Krümmungen divergiren, entweder nur am 
Grunde wenig verwachsen sind (Taf. IV, Fig. 11), oder die Verwachsung reicht 
weiter, manchmal bis über die Hälfte (Taf. IV, Fig. 12). Sind die beiden Gallen 
in gleicher Richtung gekrümmt, so verwachsen sie bis zur Spitze (Taf. IV, Fig. 13). 

Die Gallen finden sich bald einzeln, locker verstreut an der Blüthenspindel, 
bald stehen sie zahlreich und dicht gedrängt beisammen. Da man am Grunde 
der Gallen zwischen diesen und den Perigonen die Staubgefässe und diese selbst 
in mehr weniger verkümmertem Zustande auch öfters auf den Gallen findet, so 
ist wohl anzunehmen, dass selbe, so wie bei A. grossulariae Gir., aus dem 
Blüthengrunde sich bilden. 

Diese Galle fiel mir schon Anfangs August 1891 bei Ober-St. Veit in Wien 
auf, doch waren die Wespen schon ausgeflogen. Am 22. Juni 1896 fand ich sie 
wieder bei Ober-St. Veit und ich konnte daraus die Wespen ziehen. Im vorigen 
Jahre traf ich diese neue Galle ziemlich häufig in und um Wien und auch heuer 
zeigt sie sich nicht selten. 


530 M. F. Müllner. Neue Zerr-Eichen-Cynipiden und deren Gallen. 


Erklärung der Abbildungen. 


Tafel III. 


Fig. 1—4. Zweige von @Quercus Cerris L. mit Gallen von Dryocosmus Mayri 
M. F. Mülln. (natürl. Grösse). 
„ 5 und 6. Durchschnitte obiger Galle. 
„ 7. Ein Blatt von Quercus Cerris L. mit den Gallen der zweiten (agamen ?) 
Form von Dryocosmus Mayri M.F. Mülln. (natürl. Grösse). 
„ 8. Einzelne Gallen hiervon (vergrössert) von oben, Seitenansicht und Durch- 
schnitt. 


Tafel IV. 


Fig. 1. Ein Staubblüthenkätzchen von Quercus Cerris L. mit Gallen von Neuro- 

terus cerrifloralis M. F. Mülln. (natürl. Grösse). 

„ 2 und 3. Einzelne Staubblüthen von Quercus Cerris L. mit obigen Gallen 
(vierfach vergrössert). 

„ 4-6. Einzelne Exemplare obiger Gallen (achtfach vergrössert). 

„ 7. Ein Zweig von Quercus Cerris L. mit Gallen von Andrieus vindo- 
bonensis M. F. Mülln. (natürl. Grösse). 

„ 8-13. Einzelne Exemplare obiger Galle (vergrössert). — Fig. 8 und 10 
einfache Gallen, Fig. 9 Durchschnitt, Fig. 11—13 verwachsene Gallen. 


Kritische Abhandlungen über europäische 
Ofiorrhynchus - Arten. 


Von 


Custos V. Apfelbeck 


in Sarajevo. 
(Mit drei Figuren im Texte.) 


(Eingelaufen am 20. April 1901.) 


I. Verwandte des armadillo Rossi. 


Die Verwandten des Otiorrhynchus armadillo Rossi bilden für sich eine 
kleine Gruppe innerhalb der Abtheilung der Otiorrhynchen, deren g' ein längs- 
streifiges Analsegment besitzen. Der Mangel von metallischen Schuppenhaaren 
ist besonders charakteristisch und lassen sich ähnliche Formen, z. B. Ot. irritans 


Verhandl.der )..k.2001.bot.6eS. M.E Müllner 
Band LI1907. Taf. I Neue Cyniniden. 


W.Liepoldt u.Steiner ad nat.del Lith.art.Anst.v.A Berger,Wien \Ill.Tigerg- 


M.E Müliner 
Neue Cyniniden. 


Verhandl. der Ile. 2001. bot.6es. 
Band 1.1190. 


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I: 


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II 


Lıth art.Anst.v.A Berger,Wien VIll.Tigerg- 


W.Liepoldt ad nat.del. 


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Kritische Abhandlungen über europäische Otiorrhynchus -Arten. 531 


Hbst. (= multipunctatus F.),') sabulosus Gyllh. (= latipennis Boh.),) auro- 
punctatus?) Gylih. u. a., die stets (unter der Lupe) metallische Schuppenhaare 


aufweisen, leicht von ähnlichen armadillo-Formen unterscheiden. Die meri- 


dionalis-Formen*) haben wohl auch keine metallischen Schuppen, haben aber 
sonst keine Verwandtschaft mit den armadillo-Formen, von denen sie sich durch 
die auf den Zwischenräumen der Punktstreifen gleichmässig vertheilten borsten- 
artigen gelblichen Haare und den auffallend dicken, kurzen Rüssel ete. abtrennen. 
Die anderen Formen mit längsstreifigem Analsegment des g’ heben sich habituell 
und durch verschiedene augenfällige Merkmale (den grossen, stark entwickelten 
Halsschild, Toment ete.) so sehr von den armadillo-Formen ab, dass ich über 
selbe ohne weitere Begründung hinweggehen kann. 


Erwähnt sei nur, dass die @ von Ot. Ghilianii Fairm. sich habituell mit- 
unter mehr den griseopunctatus-Formen nähern, doch zeichnen sich die Ver- 
wandten dieser Gruppe — besonders die Z' — durch den auffallend stark ent- 
wickelten Halsschild und gestrecktere Gestalt aus. Ot. Ghilianii ist vielleicht 
als ein Bindeglied zwischen den armadillo- und griseopunctatus-Formen zu 
betrachten.?) 

Als Stammart der armadillo-Gruppe ist armadillo Rossi zu betrachten, 
welcher unter ihnen weitaus die grösste Verbreitung hat, als extremste, locale 
Arten: Ot. amplipennis Fairm. und Ot. Bertarinii Strl. — Ot. armadillo Rossi 
ist eine vollständig verkannte Art. Das, was allgemein als solcher aufgefasst 
wird, ist eine bisher unbeschriebene Art, pseudonothus m.) Rossi hat den Öt. 
armadillo in seiner „Fauna etrusca“ (Mantissa insecetor. Pisa, p. 43) wie folgt 
beschrieben: 

„108. Curculio armadiıllo. 

Long. 4/3 1., lat. 21:1. 

Brevirostris, femoribus subdentatis, niger, elytris crenato-striatis, 
striarum fossulis cinereo-flavescentibus. Corpus ovato-globosum, 
nigrum. Antennae fractae, articulo primo praelongo. Rostrum breve, crassum, 


1) Durch den fein und dicht gekörnten Halsschild sind auch abgeriebene irritans-Exemplare 
von armadillo-Formen leicht zu unterscheiden, abgesehen von anderen Merkmalen. 

2) Ot. sabulosus ist ausserdem durch den dicken, kurzen Rüssel leicht kenntlich. Von Ot. 
Bertarinii der armadillo-Gruppe (dessen Rüssel auch kurz und dick ist) ist er — falls abgerieben — 
durch die stärker ausgebauchten Flügeldecken, längere, dünnere Fühler, besonders schlankere Geissel- 
glieder, breiteren, an den Seiten stärker ausgebauchten Halsschild etc. zu unterscheiden. 

s) Ot. auropunctatus ist übrigens durch den mehr weniger kugeligen Halsschild ausgezeichnet. 

2) Ot. meridionalis Gylih., corticalis Luc., oleae Strl. 

5) Q von Ot. Ghilianii sehen Q von Ot. hungaricus Germ. oft zum Verwechseln ähnlich, sind 
aber stets durch die oben angegebenen Charaktere — besonders die Halsschildform — sicher zu 
trennen. Stierlin (Bestimmungstabellen der Otiorrhynchus-Arten, S. 33) gibt als Heimat für hun- 
garicus Ungarn und „Frankreich“ (!) an. Diese letztere -Angabe ist sicher falsch und bezieht sich 
jedenfalls auf Ghiliani-Exemplare oder auf grosse Ot. Sellae, wie ich solche von der Riviera (ex 
eoll. Fairmaire und Grouvelle, Paris) vor mir habe. (Ghilianii und Sellae haben ebenso wie 
hungaricus graues oder weissliches, nicht metallisches Toment, während griseopunctatus metallisches 
Toment besitzt.) 

6) Beschreibung siehe S. 533. 

Z. B. Ges. Bd. LI. 35 


532 V. Apfelbeck. 


bisuleatum. Elytra . . ., pilis sordide einereis brevissimis, in striarum foveolis 
hie inde aspersa, unde cinereo veluti pulvere ingwinata apparent. Habitat in 
silvis frequens. (Etruria.)“ 

Aus dieser Beschreibung sowohl, als auch aus der Vaterlandsangabe 
„Etruria* geht zur Genüge hervor, dass Rossi mittelitalienische (etrurische) 
Exemplare vor sich gehabt hat und dass ihm der in den Südtiroler, Schweizer 
und See-Alpen heimische Ot. pseudonothus unbekannt war. Rossi erwähnt aus- 
drücklich die gefleckten Flügeldecken, respective die tomentirten Gruben der- 
selben (die bei den «armadillo-Formen meist, bei den pseudonothus-Formen 
seltener und weniger ausgeprägt vorkommen), den kurzen Rüssel und die 
kurze, breite Gestalt (welche aus den Worten: „corpus ovato-globosum* hervor- 
geht), während die pseudonothus-Formen sich gerade durch den langen Rüssel 
und die längere Gestalt gegenüber den armadillo-Formen auszeichnen. Hin- 
gegen passt die Beschreibung Rossi’s sehr gut auf die zahlreichen etrurischen 
Exemplare, die mir aus verschiedenen italienischen Sammlungen vorliegen (Museo 
eivico — Genua, Solari — Genua, Fiori — Bologna). 

Der echte armadillo (obsitus, scabripennis) ist weit verbreitet?) und ändert 
je nach seinem südlicheren oder nördlicheren, höheren oder tieferen Vorkommen 
ab, wie ich dies auch bei den Dodecastichus-Arten zur Genüge constatirt und 
dargelegt habe.?) 

In den heissen Lagen Italiens wird er durchschnittlich grösser und breiter 
(latissimus Stierl.), in höheren Lagen, z. B. im oberen Engadin, ist der Rüssel 
breiter, kürzer, die Fühler gedrungener, das ganze Thier mehr compress (rhaetieus 
Stierl.), wie ich dies auch bei allen Dodecastichus-Arten, die sowohl in der Ebene 
oder im Mittelgebirge, wie auch in der alpinen Region vorkommen, beobachtet 
habe.°) Die Exemplare vom „Altissimo* (einer Spitze des Monte Baldo) — Ot. 
Halbherri Stierl.*) — sind auffallend klein und compress, lassen sich aber speci- 
fisch von armadillo keineswegs trennen, sondern sind als extremste, hochalpine 
Rasse desselben aufzufassen, umsomehr, als ich auch Halbherri-Exemplare vom 
Monte Baldo (ex coll. Daniel) vor mir habe, die wahrscheinlich aus tieferen 
(subalpinen) Lagen vollständig in den typischen armadillo überführen. 

Ot. scabripennis Gylih. ist auf schwarzbeinige armadillo-Exemplare mit 
gleichmässiger (weniger oder nicht runzelig) gekörnten Flügeldecken aufgestellt. 
Solche Exemplare finden sich besonders häufig unter italienischen und Schweizer 


!) Niederösterreich, die österreichischen Alpenländer, Mittel- und Norditalien, die Schweiz, 
Südostfrankreich, Deutschland und nach Stierlin (Revision, 1861, $. 83) auch in der Türkei (?). 
Letztere Angabe (bei Ot. scabripennis) ist bestimmt unrichtig, denn die armadillo- (scabripennis-) 
Formen fehlen schon in Croatien, Ungarn und Bosnien und sind dort durch andere Formen (in 
Croatien z. B. sabulosus) ersetzt. 

2) Vergl. Apfelbeck, Monographische Bearbeitung der zwölfstreifigen Otiorrhynchus-Arten 
(Dodecastichus Stierlin) in „Wissenschaftliche Mittheilungen aus Bosnien und der Hercegovina®, 
Bd. III, S. 624—656 (Wien, 1895, Carl Gerold's Sohn). 

°») Vergl. Apfelbeck, l. c., 8.628 und „Changements de forme chez les’ col&opteres des 
regions alpines“ (Bulletin de la Soci6t6 zoologique de France, Paris, 1895, S. 79, 80). 

*) Stierlin, Mittheilungen der Schweiz. entom. Gesellsch., Bd. VIII, 8. 243. 


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en 


Kritische Abhandlungen über europäische Otiorrhynchus -Arten. 533 


Thieren. Die körnige Sculptur ist jedoch nicht constant, sondern variirt so sehr, 
dass Ot. scabripennis einfach als synonym zu armadillo gestellt werden muss. 
Ot. obsitus Gyllh. unterscheidet sich von scabripennis nur durch die Färbung 
der Beine (roth), die bekanntlich bei den Otiorrhynchen gar keinen specifischen 
Werth besitzt. 

Eine gut begrenzte Art scheint mir 0Ot. Bertarinii Stierl.!) aus den 
Bergamasker Alpen zu sein. Er zeichnet sich allen anderen armadillo -Verwandten 
gegenüber durch die kurzen, gedrungenen Fühler, namentlich die kurzen äusseren 
Geisselglieder, kurzen, dieken Rüssel, das gleichmässige Toment der Flügeldecken 
und die gestreckte Gestalt, besonders die seitlich wenig ausgebauchten, zur Spitze 
allmälig und gleichmässig verengten Flügeldecken aus. Ebenso ist Ot. ampli- 
pennis Fairm. eine besonders ausgezeichnete Art durch die gestreckte Gestalt 
(besonders beim g' auffallend) und das auffallend grob gestrichelte, respective 
mehr gefurchte Analsegment des g', welches bei ihm constant 12 tiefe, breite 
Furchen aufweist, während die anderen Arten ca. 24 feine, dicht gedrängte 
Streifen zeigen. 


Otiorrhynchus pyrenaeus Schönh., nee Gyllh. (Schönh., Synon. insect., 
II, p. 554), @ femoralis (Schönh,, 1. e.,, VII, p. 272) gehört ebenfalls in die 
Verwandtschaftsgruppe des Ot. armadillo und ist als die westlichste Form, am 
meisten noch mit pseudonothus m. verwandt, zu betrachten. Er unterscheidet 
sich von allen Verwandten des armadillo besonders durch den flachen, langen, 
schmalen, seitlich wenig ausgebauchten, nach vorne wenig, nach hinten kaum 
verengten Halsschild, von amplipennis ferner noch durch das fein gestreifte 
Analsegment des g'. Ot. pyrenaeus variirt erheblich in der Tomentirung, Sceulptur 
und Färbung der Beine. Exemplare aus den Pyrenäen (Payole) haben rothe 
Beine, sind sehr spärlich tomentirt; Exemplare von Ariege haben dunklere Beine, 
sind stärker tomentirt (besonders Q), Exemplare von Toulouse haben schwarze 
Beine und sind dichter behaart, das Toment stellenweise zu kleinen Flecken ge- 
drängt. Solche 2 sind pseudonothus-Weibchen sehr ähnlich, von diesen jedoch 
durch den oben beschriebenen charakteristischen Halsschildbau sicher zu unter- 
scheiden. Ot. travnikanus Stierl. (Schweiz. Mitth., Bd. VIII, Heft 8, S. 322) ist 
ein (wahrscheinlich französisches) Exemplar des Ot. pyrenaeus. Durch die Güte 
des Herrn Dr. Daniel in München erhielt ich den Typus des Ot. travnikanus 
— welcher keine Vaterlandsangabe trägt — zur Ansicht.?) 


Ot. pseudonothus noV. Spec. 
Niger, cinereo-tomentosus, oblongo-ovatus. Rostro capite evidenter 
longiore, carinato, bisulcato,; antennis gracihibus, elongatis, funiculi articulis 


!) Stierlin, Mittheilungen der Schweiz. entom. Gesellsch., Bd. IX, S. 109. 

2) Dr. Daniel bekam diesen Otiorrhynchus von Herrn Prof. P. Brandis in Travnik (Bos- 
nien), der ihn jedenfalls aus dem Auslande erhielt. P. Brandis ist ein fleissiger Sammler auf allen 
Gebieten der drei Reiche, vermengt aber — ohne etwas mit Localitätsangaben zu versehen — die 
erhaltenen Arten mit den von ihm in Bosnien gesammelten, so dass er die Provenienz der in seinem 


35* 


534 V. Apfelbeck. 


exterioribus elongatis, latitudine multo longioribus; prothorace maxima latitudine 
vie breviore, lateribus antice fortiter rotundato-ampliato, basin versus evidenter 
angustato, rude granulato, elytris oblongo-ovatis, lateribus antice dilatatis, 
apicem versus sensim angustatis, subconvexis, ad apicem sensim declivibus, 
rugoso- granulatis, striato-punctatis, pube brevissima cinerea plus minusve 
aequaliter vestitis; pedibus nigris.') 

Long. 9—14 mm, lat. 45—7 mm. 

cd‘ abdominis segmento amali subtilissime striato; elytris antice magis 
dilatatis. 

Tirolis merid., Helvetia, Italia sept. occ., Gallia merid. or. 


Ot. pseudonothus hebt sich von allen Arten der armadillo-Gruppe durch 
constant längeren Rüssel?) und längere Fühler ab. Von den armadillo- 
Formen ausserdem noch durch die längeren, flacher abfallenden, gleichmässiger 
und allmälig zur Spitze verengten Flügeldecken, welche er mit Ot. amplipennis, 
pyrenaeus und Bertarinii gemein hat. Von Ot. amplipenmis ist er durch das 
fein gestrichelte Analsegment des g', gröber gekörnten Halsschild, etwas 
längeren Rüssel und das vorwiegend gleichmässigere Toment, von Bertariniü 
durch viel stärker ausgebauchte Flügeldecken, die langen, dünnen Fühler und 
viel längeren Rüssel, endlich von pyrenaeus hauptsächlich durch viel kürzeren, 
gewölbteren, breiteren, nach vorne und zur Basis verengten Halsschild zu unter- 
scheiden. 

Gegenüber Ot. Ghilianiü, dem er übrigens habituell nicht ähnlich ist und 
von dem er verwandtschaftlich sich am weitesten entfernt, ist er auch durch 
den grob gekörnten Halsschild (bei Ghilianii ist derselbe auffallend fein ge- 
körnt) sofort zu erkennen. 


Ot. pseudonothus variirt: 


a) kleiner, gewölbter, gedrungener. Besonders unter den Exemplaren aus 
der Umgebung von Turin und Esino (Lombardei). 

b) meist feiner gekörnt (besonders der Halsschild), Toment in den Streifen 
hie und da zu kleinen Flecken gedrängt (ligurieus Daniel i. 1.), Monte Grigna, 
Val Pesio (coll. Daniel); Val Vedro (Südseite des Simplon) und Grono (ita- 
lienische Schweiz) mit normalen Exemplaren vermengt (coll. Museum Bern); 
St. Martin-Lantosque (coll. Grouvelle — Paris und coll. Pie — Digoin). 

Die südlichste Verbreitung des Ot. pseudonothus dürfte mit der französi- 
schen Riviera und den ligurischen Alpen, die westlichste mit den westlichen 


Besitze befindlichen Thiere sicher anzugeben nicht in der Lage ist. Ot. travnikanus ist ganz gewiss 
nicht aus Bosnien, sondern sicherlich aus Frankreich oder Spanien und mit Oft. pyrenaeus be- 
stimmt identisch. 

») Rothbeinige Exemplare sind unter dem reichen mir vorliegenden Material (über 100 Exem- 
plare aus Südtirol, der Schweiz, Nordwestitalien und der Riviera) keine. 

2) Der Rüssel ist auch bei Ot. amplipennis länger als bei den übrigen Arten der armadillo- 
Gruppe; bei gleicher Rüssellänge ist amplipennis von pseudonothus noch immer sehr gut durch das 
grob gestrichelte Analsegment (5), feiner gekörnten Halsschild und vorwiegend ungleichmässigeres 
Toment etc. zu unterscheiden. 


de 


a 


Kritische Abhandlungen über europäische Otiorrhynchus-Arten. 535 


Ausläufern der Seealpen, die nördlichste und zugleich östlichste mit der Gegend 
von Bozen (Südtirol) anzunehmen sein. (Unter dem reichhaltigen mir vorliegenden 
Otiorrhynchus-Material aus Mittelitalien ist kein einziger Ot. pseudonothus.) 


Bestimmungs-Tabelle 


für die mit Otiorrhynchus armadillo verwandten Arten. 


1. Halsschild kürzer, nicht länger als breit, gewölbter, an den Seiten stark 
ausgebaucht, nach vorne und zur Basis merklich verschmälertt . . . 2 

— Halsschild länger, deutlich länger als breit, viel flacher, an den Seiten sehr 
schwach ausgebaucht, nach vorne wenig, zur Basis kaum verengt. 


pyrenaeus. 
asrlsschilds >. ro, gekörnt ändert ee ee 
-. — Halsschild auffallend fein gekörnt . . . . 5,2. Ehilianid 


3. Analsegment des 5 fein gestrichelt (ca. 24 Fa den Streifen) . 4 
— Analsegment des g' grob gestrichelt (gefurcht) (12 tiefe Furchen). 

amplipennis. 

4. Rüssel und Fühler gestreckt, äussere Geisselglieder gestreckt, stets länger 

als breit, Halsschild und Flügeldecken seitlich stärker ausgebaucht . 5 

— Rüssel und Fühler gedrungen, kurz, die äusseren Geisselglieder nicht oder 

kaum länger als breit, Halsschild und VBRLEe seitlich sehr wenig 

ausgebaucht . . . . une „Bertaninit 

5. Rüssel und Fühler kürzer, "Körper ee Rlägeldecken kurz eiförmig 

oder eiförmig, seitlich zur Spitze ungleichmässig (+ winkelig) und meist 

plötzlicher verengt, von oben zur Spitze steiler abfallend . armadillo 

— Rüssel und Fühler länger, Körper gestreckter (länglicher), Flügeldecken 

länglich-eiförmig, seitlich zur Spitze gleichmässiger (nicht winkelig) und 

allmäliger verengt, von oben zur Spitze flacher abfallend. 
pseudonothus Apf. 


II. Die Verwandtschaft des Ot. alutaceus Germ. mit Ot. 
goerzensis Hbst. und Ot. spalatrensis Schönh. 


In den Bestimmungstabellen europäischer Coleopteren, IX. Curculionidae 
(Mittheilungen der Schweiz. entomol. Gesellsch., Bd. 6, Doppelh. 8/9) hat Dr. 
Stierlin den Ot. alutaceus Germ. zu Ot. ligustici 
L. in das Subgenus Cryphiphorus eingereiht. 

Das Subgenus Cryphiphorus lässt sich gut IR De en 
begrenzen durch den Bau der Schienen, des Pro- 
thorax und des männlichen Analsegmentes. Die 
Schienen sind bei Cryphiphorus an der Spitze 
nach aussen und innen erweitert, ihre Aussen- 
kante ist gerade oder nach einwärts gekrümmt, wodurch selbe eine schaufel- 
förmige Gestalt erhalten (Fig. 1); auch sind sie stets ungezähnelt. 


Fig. 1. 


536 V. Apfelbeck. 


Bei Ot. alutaceus Germ. sind die Schienen jedoch nicht derartig, sondern 
wie bei Ot. goerzensis gebildet, d. h. sie sind beim Jg‘ an der Spitze nach 
innen gebogen, ihre Aussenkante macht eine Curve nach aussen, die Spitze 
ist nach innen erweitert und die Innenkante stets mit deutlichen 
Zähnchen versehen (Fig. 2). 


Fig. 2. Fig. 3. 


Bei Ot. alutaceus ist der Bau der goerzensis-Schienen vollkommen ausge- 
prägt, nur zeigen die Vorder- und Mittelschienen in ihrem basalen Theile innen eine 
mehr minder tiefe Ausrandung, welche mit der starken zahnartigen Erweiterung 
der Schenkel in ihrem apicalen Theile zu correspondiren scheint!) (Fig. 3). 

Eine weitere Verwandtschaft des Ot. alutaceus Germ. mit Ot. goerzensis 
ist darin ausgeprägt, dass das Analsegment des j’ stets mehr minder deutlich 
längsgestrichelt, mindestens (seltener) der Länge nach fein nadelrissig ist, 
was bei den Cryphiphorus-Arten, deren Z' ein mehr minder grob und tief 
punktirtes Analsegment haben, niemals vorkommt. Endlich ist bei den Oryphi- 
phorus-Arten der Prothorax auffallend breiter als lang, mehr minder quer, 
während derselbe bei den alutaceus-Formen und den übrigen Verwandten des 
Ot. goerzensis merklich länger als breit ist. 

Ot. alutaceus Germ. gehört somit sammt seinen Aberrationen vittatus und 
punctatissimus nicht in die Untergattung Cryphiphorus, sondern in die rhacu- 
sensis-goerzensis-Gruppe und ist unmittelbar hinter spalatrensis Schönh. (Boh.), 
welcher, wie ich im Folgenden nachweisen werde, zwischen Ot. goerzensis und 
Ot. alutaceus die Mitte hält, einzureihen. 

Ot. spalatrensis Schönh., eine verkannte, in den Sammlungen selten ver- 
tretene?) Art, wurde von Schönherr (Synonymia insectorum, Vol. VII, p. 257 und 
258) auf von Parreyss in Dalmatien gesammelte Exemplare gegründet und mit 
Ot. goerzensis verglichen. Ich greife hier aus der Diagnose und der Beschreibung 
Schönherr’s die brauchbaren Unterschiede (im Vergleiche mit goerzensis) heraus, 

Schönherr sagt von seinem Ot. spalatrensis in der Diagnose: „Ellipti- 
cus, convezior, articulis funiculi antennarum brevioribus, thorace elytrisque 
confertissime granulatis.*“ Weiters in der Beschreibung: „summa similitudo 
Otiorrhynchi goerzensis, illo vin longior sed angustior, magis convexus, 


) Diese charakteristische Auszeichnung der Schienen und Schenkel erwähnt auch Germar 
in seiner Beschreibung des Ot. alutaceus. Vergl. Germar, Reise nach Dalmatien, S. 235. 
2) In den Sammlungen finden sich meist kleinere, schmälere Ot. goerzensis als Ot. spalatrensis. 


re een 


Kritische Abhandlungen über europäische Otiorrhynchus -Arten, 537 


articuli funiceuli antennarum breviores. Thorax oblongus, confertissime granu- 
latus. Elytra thoracis basi nonnihil latiora, humeris antrorsum parum promi- 
nulis, supra modice convexa, confertissime granulata, granulis transversim 
sub-confluwentibus; femoribus valde clavatis“ etc. 

Diese Beschreibung passt vollständig auf die mir vorliegenden Parreyss- 
schen Exemplare!) des k. k. naturhistorischen Hofmuseums in Wien. ©Ot. 
spalatrensis hat mit Ot. goerzensis die Beschuppung und den Charakter der 
Seulptur,?) mit Ot. alutaceus hingegen den Körperbau, besonders die viel ge- 
wölbteren und mehr gerundeten Flügeldecken, die gedrungeneren Fühler, sowie 
das feiner gestreifte Analsegment (c') gemeinschaftlich. Er ist somit eine sehr 
schöne Mittelform zwischen Ot. goerzensis und alutaceus. Im System hat er 
nach goerzensis zu stehen und ist ihm sodann Ot. alutaceus änzureihen. 

Ot. goerzensis und alutaceus?) gehören der Ebene und den niedrigeren 
Lagen des Mittelgebirges an, während Ot. spalatrensis nur in den höchsten 
Lagen höherer Mittelgebirge (z. B. in Croatien: Hohe Kapella) und in der 
alpinen Region der bosnischen und hercegovinischen Hochgebirge zu finden ist. 

Der typische Ot. spalatrensis Boh. kommt auf der Höhe des Gebirges 
zwischen Labin und Dolae bei Spalato vor, wo ich denselben im Frühjahre 1899 
mit Herrn Dr. E. Karaman in beiden Geschlechtern sammelte. Auf diese Exem- 
plare passt die Schönherr’sche Beschreibung in allen Punkten exact. 


Reitter gibt auf S. 352 der Deutschen entom. Zeitschr., Jahrg. 1898, eine 
Uebersicht der Formen des Ot. spalatrensis Boh. und fasst dieselben als vier 
selbstständige Arten auf, und zwar cardinigeroides Reitt. n. sp. (Wiener entom. 
Zeitg., 1895, S. 203), spalatrensis Boh., fabrilis Reitt. n. sp. und gylippus Reitt. 
n.sp. Reitter hat diese Arten auf einzelne Exemplare aufgestellt, den gylippus 
sogar auf zwei Weibchen. Die Typen — zugleich sein ganzes einschlägiges 
Material — war er so freundlich, mir zur Ansicht einzusenden. Die grosse Varia- 
bilität der Sceulptur bei den Otiorrhynchus-Arten ist bekannt und darf daher 
auch bei Ot. spalatrensis nicht Wunder nehmen. Ich habe nun an der Hand der 
Reitter’schen Typen und des gegen 200 Exemplare umfassenden Materiales des 
Sarajevoer Museums (aus Croatien [Biela Lasica], Bosnien, der Hercegovina, 
Dalmatien und namentlich den dalmatinisch-bosnischen Grenzgebirgen bei Livno) 
die Art studirt und bin zu der Ueberzeugung gelangt, dass die aufgeführten vier 
Arten sämmtlich locale Formen des Ot. spalatrensis sind. 


!) Die Exemplare tragen den Zettel „Parreyss“, ohne Fundortsangabe. 

2) Die Sculptur ist bei spalatrensis wohl sehr variabel, doch sind die Körner bei ihm nie so 
dicht, regelmässig und gleichförmig, wie dies bei alutaceus stets der Fall ist. 

Alutaceus ist entweder ganz unbeschuppt oder hat lebhaft metallische, undichte Schuppen, 
während spalatrensis stets mehr minder dicht mit weissen, schwach perlmutterglänzenden Schuppen 
bekleidet ist. 

3) Ot. alutaceus ist zuerst von Germar (Reise nach Dalmatien, S. 235) auf der Insel Arbe 
am Weine und auf Brombeeren gesammelt worden. Er ist in niedrigen Lagen Dalmatiens und der 
südlichen Hercegovina häufig unter Steinen und ein echtes Karstthier. 


538 V. Apfelbeck. 


Reitter trennt zunächst (l. c., S. 352) den O. cardinigeroides von den 
übrigen drei „Arten“ dadurch, dass jede Flügeldecke am Ende dreieckig zuge- 
spitzt ist und beide Spitzen an der Naht durch einen scharf dreieckigen Aus- 
schnitt, wie bei rhacusensis, getrennt sind. Was nun zunächst diesen Flügel- 
deckenausschnitt an der Spitze betrifft, so ist derselbe ganz individuell, bald mehr, 
bald weniger in der angegebenen Weise gebildet, auch unter den von mir selbst 
am angezogenen Fundorte (Biela Lasiea-Gebirge in Croatien, auf der grasigen 
Kuppe) vor Jahren in grosser Anzahl gesammelten Exemplaren. Ferner sagt 
Sehönherr (Syn. ins., VII, I, p. 258) ausdrücklich in der Diagnose des Ot. spa- 
latrensis: „elytris apice singulatim sub-acuminatis“ und weiter unten in der 
Beschreibung nochmals: „elytra ... . apice singulatim breviter acuminata.“ 
Die © der ceroatischen Form sind allerdings gedrungener und kann cardini- 
geroides Reitt. als eroatische, zugleich nördlichste Localform aufgefasst werden. 

Die übrigen drei „Arten“ trennt Reitter durch die Sculptur, namentlich 
durch die Grösse, Form und Anordnung der Körner auf den Flügeldecken. 

Bezüglich der Zahl der Körnerreihen auf den Interstitien sind alle Ueber- 
gänge von einer bis vier Körnerreihen vorhanden, ja manche Exemplare (aus 
dem bosnisch-montenegrinischen Grenzgebirge, Volujak) zeigen z. B. auf einem 
Zwischenraum eine, auf dem nächsten drei Körnerreihen. Dasselbe gilt von der 
Grösse der Körner. Bei einer Reihe von Exemplaren aus der hochalpinen Region 
des Prenj-Gebirges (Hereegovina) sind die Körner allerdings auffallend klein und 
scharf und von den die Streifenreihen bildenden Körnern in der Grösse kaum 
verschieden (gylippus Reitt.). Es kann diese Form als extreme hochalpine 
hercegovinische Rasse abgetrennt, nicht aber als Art aufgefasst werden, da Serien 
aus anderen Gebirgen der Hercegovina (Plasa, Velez planina, Baba planina), 
ja selbst einzelne Exemplare vom Prenj unverkennbare Uebergänge zu den grob- 
körnigen Formen aufweisen. 

Schliesslich trennt Reitter den fabrilis von gylippus durch gewölbteren 
Körper und kleinere Schuppen. Reitter hat von Ot. gylippus nur zwei Q vor 
sich gehabt. Die @ desselben sind nicht flacher als jene anderer spalatrensis- 
Formen und die Grösse und Form der Schuppen ist bei den Otiorrhymchus- 
Arten bekanntlich sehr variabel.) Es liegt somit kein Grund vor, den Ot. fabrilis 
von Ot. gylippus specifisch zu trennen und ist Ersterer wohl nur eine indivi- 
duelle Aberration des gylippus. 


Die spalatrensis-Formen lassen sich demnach folgendermassen überblicken: 


I. Grob gekörnte Formen: 
Schlanker, die Körner etwas grösser und mehr abgeflacht: spala- 
trensis Boh. 
Robuster, besonders die @ gedrungener: var. cardinigeroides Reitt. 
II. Fein gekörnte Form: var. gylippus Reitt. (fabrilis Reitt.). 


1) Conf. Apfelbeck: „Zur Kenntniss der Verwandtschaftsgruppe des Otiorrhynchus signati- 
pennis.“* Bemerkung bei Ot, eusomioides Stierl. (Siehe diese „Verhandlungen“, Jahrg. 1898, S. 371.) 


2 


Kritische Abhandlungen über europäische Otiorrhynchus-Arten. 539 


Anhang. 
Systematische Uebersicht. 


Otiorrhynchus i. sp. (1. Abtheilung.) 


1. rhacusensis Germ. Dalmatia, Hercegov., Sicilia. 
2. metokianus Apfelb. (Wissenschaftl. Mitth. a. Bosn. u. d. Herceg., Bd. IV, 1896, 
S. 543). Hercegovina, Montenegro. 
3. cardiniger Host. Carniolia, Istria, Dalmatia, Bosnia oceid. 
goerzensis Hbst. 
var. cattarvensis Stierl. Dalmatia merid., Montenegro. 
4. spalatrensis Schönh. Croatia, Dalmatia, Bosnia, Hercegov. 
var. cardinigeroides Reitt. Croatiae merid. montes. 
var. gylippus Reitt. Hercegovinae centr. alpes. 
fabrilis Reitt. 
5. alutaceus Germ. Dalmatia, Hercegov., Italia. 
var, vittatus Germ. Istria. 
(var.) punctatissimus Stierl. Dalmatia. 


6. truncatus Stierl. Carniolia, Croatia, Hercegov. 
var. viridilimbatus Apfelb. Bosnia merid. 
7. caudatus Rossi. Tirolis, Italia, Carniolia. 
8. sensitivus Scop. Tirolis, Carinthia, Hungaria (?), Italia, Croatia, Bosnia, 
Hercegovina. 
planatus Hbst. 
9. sabulosus Gyllh.!) Illyria, Croatia. 
latipennis Boh. 
10. aurifer Boh. Istria, Dalmatia, Italia, Sicilia, Tureia. 
morulus Boh. 
Lefebvrei Gyllh. 


11. armadillo Rossi. Germania, Helvetia bor., Carinthia, Carniolia, Styria, 
Tirolis, Italia, Austria. 
orbieularis Oliv. 
sulphurifer Hbst. 
scabripennis Schönh. 
obsitus Schönh. 
salvcis Stierl. 
latissimus Stierl. 


ı) Die Angabe „A.“ (Austria) und „Si.“ (Sicilia) im Catalog. Coleopt. Europae etc., ed. 1891, 
p- 271 ist jedenfalls falsch und dürfte sich für „A.“ auf obsitus (armadillo) und für „Si.“ auf aurifer 
beziehen. Mit Hu. (Hungaria) wird wohl Croatia gemeint sein, wo diese Art häufig ist (Fiumaner 
Comitat). 


540 V. Apfelbeck. Kritische Abhandlungen über europäische Otiorrkhynchus-Arten. 


rhaeticus Stierl. 
collinus Gredl. 
apenninus Stierl.?) 
var. Halbherri Stierl. (Mitth. der Schweiz. entom. Gesellsch., Bd. VIII, 
S. 243). Tirolis: Monte Baldo, Altissimo, 2000 m.?) 
12. amplipennis Fairm. Helvetia merid., Italia bor. (Monte Rosa). 
13. pseudonothus Apfelb. Tirolis, Helvetia, Italia oce., Gallia merid. or. 
ligurieus Dan. i.]. 
14. Bertariniü Stierl. Italia bor. (Alpes bergamenses). 
glacialis Baudi i. 1. 
15. pyrenaeus Schönh. Gallia merid. (Pyrenaei). 
2 femoralis Schönh. 
(?) amabilis Stierl. Italia (Ped.). 
travnikanus Stierl. Gallia! 
16. Ghilianii Fairm. Alpes maritimae. 


17. corticalis Luc. Gallia merid. 
(?) oleae Stierl. 
18. meridionalis Gyllh. Gallia merid., Hispania, Algeria. 
Peyrissaci Stier. 
var. (?) ciwvis Stierl. Graeeia (?). 


19. auropunctatus Gyllh. Gallia merid., Pyrenaei. H 
fossor Boh. 
rufipes Boh. 
Lafertei Stierl. 
tumefactus Stierl. 
coryli Chevr. N 

20. multipunetatus F. Alpes, Carpathi, Hungariae montes. 
irritans Hbst. 


1) apenninus Stierl. (Schweiz. Mitth., Bd. IX, S. 24, Sep.-Abdr.) aus den Apenninen weicht 
von anderen italienischen armadillo nicht ab. Mir liegen zahlreiche Exemplare — von Stierlin als 
apenninus bestimmt — aus italienischen Sammlungen vor. Auch die Beschreibung Stierlin's bietet 
keinerlei Anhaltspunkte zu einer specifischen Trennung, vielmehr passt selbe in allen Punkten auf 
den Rossi’schen armadillo. „Die anders gestaltete Fühlerfurche* — in Stierlin’scher Auffassung 
— ist mir ihrem Werthe nach zur Genüge bekannt. 


2) Nach einer brieflichen Mittheilung des Herrn Halbherr. 


Referate. 54l 


Referate. 


Strand, Embr. Fortegnelse over endel av Sparre Schneider i det 
arktiske Norge samlede arachnider. (Tromsö museums aarshefter, 23 
[1900].) 

Enthält ein Verzeichniss von Spinnen, die von Herrn Conservator Sparre 
Schneider (Tromsö) gesammelt wurden; einige davon waren schon vorher be- 
stimmt, als ich die Sammlung zur Bearbeitung erhielt, und zwar von Herrn 
Prof. Kulezynski in Krakau, wie ich später erfahren habe. Wenn auch die 
Anzahl der Arten eine geringe ist, so finden sich doch mehrere darunter, deren 
Vorkommen in Norwegen bisher nicht bekannt war, so Porrhomma adipatum 
(L. K.), Orustulina guttata (Wid.), Hilaira uncata (Cbr.), Erigone atra (Bl.) 
und Xysticus austerus L. K. Embr. Strand (Kristiania). 


Strand, Embr. Ichneumonologiske meddelelser, I (I. e.). 

Gibt auf Grund der Bestimmungen des Herrn Dr. Tosquinet (Brüssel) 
ein Verzeichniss von 48 von mir gesammelten, in Norwegen bis jetzt noch nicht 
beobachteten Schlupfwespen. Embr. Strand (Kristiania). 


Lampa, Sven. Berättelse till kongl. landtbruksstyrelsen angäende 
verksamheten vid Statens entomologiska anstalt dess tjänstemäns 
resor m. m. under är 1900. (Entomologisk tidsskrift, H. 1 [1901].) 


In diesem Berichte des Herrn Prof. Lampa über die in Schweden im 
Jahre 1900 als Schädlinge beobachteten Inseeten werden mehrere interessante 
biologische Beobachtungen mitgetheilt. Unter den schädlichen Lepidopteren 
werden Lymantria monacha L. und Ocneria dispar L. besonders erwähnt, doch 
sind die von diesen Arten verursachten Verluste im vergangenen Jahre nicht sehr 
gross. Von den Raupen und Puppen von Tinea pellionella L. und Tineola bi- 
selliella Humm. werden ausführliche Beschreibungen gegeben, dazu Abbildungen 
der Raupenhülsen (Cocons) dieser Arten; die Hülse der letztgenannten Art ist 
durch eingesponnene Haare ete. dicker als die der ersteren. Die Puppenruhe von 
Tinea pellionella wurde mit 22 und 27 Tagen beobachtet, eine längere Zeit, als 
von früheren Verfassern angegeben wurde. — Hydroecia micacea Esp. ist als 
Schädling der Kartoffelpflanze beobachtet worden, indem die Raupe im Innern 
des Stengels lebt; dieselbe wird beschrieben. — Als Nahrungspflanze von Seia- 
phila Wahlbomiana wird auch Fragaria angegeben. Die von dieser Art gezogenen 
Stücke schlüpften vom 3.—8. Juli nach einer Puppenruhe von ca. 10 Tagen aus. 
— Die Raupen von Hadena basilineas Fabr. werden zuweilen als Zerstörer der 
Aehren des Roggens und des Weizens angetroffen. Embr. Strand (Kristiania). 


Lie-Pettersen, 0. J. Bidrag til kundskaben om Vestlandets Bombus- 
og Psityrus-arter. (Bergens museums aarbog, 1900, Nr. III.) 


Der Verfasser hat seit mehreren Jahren auf seinen entomologischen Ex- 
eursionen auch gelegentlich den Hummeln seine Aufmerksamkeit zugewendet und 


542 Referate. 


theilt hier seine Beobachtungen über die in den Gegenden der Westküste Nor- 
wegens vorkommenden Arten mit. Aufgeführt werden 14 Bombus- und 4 Psityrus- 
Arten; als selten vorkommende Arten werden B. mastrucatus Gerst., BRajellus 
K., hypnorum L., distinguendus Mor., Latreilleus K. und Psityrus rupestris 
Fabr. genannt. Zahlreiche Beobachtungen über die Blumenbesuche der Hummeln 
werden mitgetheilt und Nester beschrieben, beziehungsweise erwähnt von Bombus 
hortorum L. var. harrisella K., B. nivalis Dahlb., B. alpinus L., B. Rajellus K., 
B. lapidarius L. und B. terrestris L.; die von Schmiedeknecht als Varietäten 
aufgeführten Formen Smithianus White (als Varietät von alpinus L.) und conso- 
brinus Dahlb. (als Varietät von hortorum L.) ist der Verfasser geneigt, als eigene 
Arten anzusehen, ohne jedoch positive Behauptungen darüber machen zu können 
wegen ungenügenden Materiales, beziehungsweise unvollständiger Beobachtungen. 
Embr. Strand (Kristiania). 


Zimmermann, A. Ueber einige durch Thiere verursachte Blatt- 
flecken. (Annales du Jardin botanique de Buitenzorg, Vol. XVII [1901], 
p. 102 ff., cum Tab. XV et XVI.) 


Es ist eine bekannte Thatsache, dass es eine Reihe von parasitischen 
Pilzen gibt, die auf Blättern verschiedener Pflanzen Flecke erzeugen. Merk- 
würdiger Weise sind aber in den Tropen nach den bisherigen Beobachtungen 
Blattflecken, hervorgerufen durch Pilze, selten; denn was dort an Blatt- 
flecken zu sehen ist, verdankt meist thierischen Organismen seine Entstehung, 
wobei zu bemerken ist, dass die Blattflecken der letztgenannten Art den erst- 
genannten bei flüchtiger Betrachtung recht ähnlich sehen. Der Verfasser hat sich 
die zur Förderung der Phytopathologie gewiss dankenswerthe Aufgabe gestellt, 
die Ursache der einzelnen Flecken festzustellen, die mikroskopische Structur der- 
selben zu untersuchen und die Art der Verletzung zu studiren. Nachgewiesen hat 
Zimmermann zunächst durch Wanzen erzeugte Flecke, die hauptsächlich auf 
Orchideen und Bromeliaceen auftreten, durch Cycaden verursachte Flecken auf 
Erythrina und Aralia, durch Physapoden hervorgerufene auf Coffea liberica, 
Canarium commune und Ficus-Arten, von Milben herrührende besonders auf 
Coffea arabica und diversen Bambuseen, endlich durch Nematoden verursachte 
Flecken auf einer Araliacee. Gerade die Kenntniss der Entstehung der Blatt- 
flecken auf einer so wichtigen Culturpflanze, wie Coffea, erscheint von grosser 
Wichtigkeit. Zwei färbige Tafeln illustriren die Darstellung in trefflicher Weise. 

Keissler. 


Marloth. Die Ornithophilie in der Flora von Südafrika. (Berichte der 
Deutschen botan. Gesellsch., Bd. XIX, Jahrg. 1901, S. 176 ff.) 


Angeregt durch eine Publieation von Volkens!) hat der Autor ebenfalls 
verschiedene Beobachtungen über das Auftreten der Omithophilie in Südafrika 
angestellt; vor Allem spricht er seine Meinung dahin aus, dass die Honigvögel 


!) Vergl. das Referat in diesen „Verhandlungen“, Bd. XLIX, Jahrg. 1899, 8. 539. 


Referate. 543 


in den allermeisten Fällen die Blüthen wegen des Honigs aufsuchen, da erstens 
die von ihnen aufgesuchten Blüthen fast nie Inseeten beherbergen und zweitens 
der Kropf getödteter Honigvögel gewöhnlich nur Honig enthält; ferner theilt er 
eine weitere Zahl ornithophiler Pflanzen mit und weist darauf hin, dass die 
ornithophilen Proteaceen ausgesprochen proterandrisch sind, infolge dessen 
eine Selbstbestäubung ausgeschlossen erscheint. Auch für drei Crassulaceen stellt 
er die Vogelblüthigkeit fest, nämlich für Cotyledon orbieulata L., C. tuberculosa 
Lam. und für die bei uns häufig eultivirte Rochea coccinea. Im Ganzen ergeben 
sich nach Marloth bis jetzt 40 ornithophile Pflanzenarten (aus 19 Gattungen 
und 12 Familien), was zur Genüge darthut, dass die Vogelblüthigkeit in Süd- 
afrika eine ziemliche Rolle spielt. Die Anzahl der die Fremdbestäubung ver- 
mittelnden Vögel in Südafrika beläuft sich, wie Marloth aus Stark, „The Birds 
of South-Afrika“ entnimmt, auf eirca 21 Arten (darunter 15 Honigvögel, im 
Uebrigen 1 Verwandter des Canarienvogels, 2 Webervögel ete.). Keissler. 


Eingelaufene Geschenke für die Bibliothek. 


Strand, E. Arachnologisches. Sep.-Abdr., 1900. 8°. 
—  lIchneumonologiske meddelelser. I. Sep.-Abdr., 1900. 8°. Vom Verfasser. 
Loitlesberger, K. Verzeichniss der gelegentlich einer Reise im Jahre 1897 in 
den rumänischen Karpathen gesammelten Kryptogamen. II. Musei. Sep.- 
Abdr., Wien, 1900. Gr.-8°. Vom Verfasser. 
Dalla Torre, K. W. v. und Sarnthein, Ludw. Graf von. Die Literatur der 
Flora von Tirol, Vorarlberg und Liechtenstein. Innsbruck, Wagner, 1900. 8°. 
Von der Verlagsbuchhandlung. 
Braithwhaite, R. The British Moss-Flora. Part XX. London, 1900. Gr.-8°. 
Vom Verfasser. 
Bergen, J. Y. The Foundations of Botany. Boston, U. S., Ginn & Co., 1901. 8°. 
Vom Verfasser. 
Die Gross-Schmetterlinge des Leipziger Gebietes. Herausgegeben vom Entomo- 
logischen Verein „Fauna“ in Leipzig zur Feier seines 25jährigen Bestehens. 
Im Auftrage des Vereines in gemeinsamer Arbeit mit Max Fingerling 
und Ernst Müller zusammengestellt von Alexander Reichert. Leipzig, 
1900. 8°. Von den Verfassern. 
Resultate der wissenschaftlichen Erforschung des Balaton-Sees. Bd. I, Theil 5 und 
Bd. III, Theil 4. Wien, 1900 und 1901. Gr.-8°. 
Von der Balaton-See-Commission der ung. Geographischen Gesellschaft. 
Oesterreichische Touristen-Zeitung, Bd. XX. Wien. 4°. 
Mittheilungen der Section für Naturkunde des Oesterreichischen Touristen-Club. 
Bd. XII. Wien. 4°. Von Herrn J. Kaufmann. 
Przibram, H. Experimentelle Studien über Regeneration. Sep.-Abdr., Leipzig, 
1901. 8°. Vom Verfasser. 


H44 Eingelaufene Geschenke für die Bibliothek. 


Berg, C. Rectificaciones y anotaciones a la „Sinopsis de los Hemipteros de Chile* 
de Edwyn C. Reed. Sep.-Abdr., Buenos-Aires, 1900. 8°. Vom Verfasser. 
Bubäk, Fr. Ueber die Puceinien vom Typus der Puccinia Anemones virginianae 


Schweinitz. Sep.-Abdr., Prag, 1901. 8°. 1 Taf. Vom Verfasser. 
Escherich, K. Ueber die Bildung der Keimblätter bei den Museiden. Sep.-Abdr., 
Halle, 1900. 4°. 8 Taf. Vom Verfasser. 


Die feierliche Inauguration des für das Studienjahr 1900/1901 gewählten Rectors 
der k. k. Hochschule für Bodeneultur in Wien, Prof. Adolf Friedrich, am 
27. Oetober 1900. Wien, 1900. 8°. 
Von der k.k. Hochschule für Bodeneultur in Wien. 
Atti del terzo congresso geografico italiano tenuto in Firenze del 12 al 17 aprile 
1898. 2 Bände. Firenze, 1899. 8°. Von der Societä geografica italiana. 
Werner, Fr. Die Reptilien- und Batrachierfauna des Bismarck -Archipels. Sep.- 
Abdr., Berlin, 1900. Gr.-8°. Vom Verfasser. 
Wettstein, R. v. Descendenztheoretische Untersuchungen. I. Untersuchungen 
über den Saison-Dimorphismus im Pflanzenreiche. Sep.-Abdr., Wien, 1900. 
2%. 6 Dat. 
— Die weibliche Blüthe von Ginkgo. Sep.-Abdr., Wien, 1899. 8°. 
— Die nordamerikanischen Arten der Gattung Gentiana; Sectio Eindotricha. 
Sep.-Abdr., Wien, 1900. 8°. 
— Der internationale botanische Congress in Paris und die Regelung der 
botanischen Nomenclatur. Sep.-Abdr., Wien, 1900. 8°. 
— Euphrasia Cheesemani spec. nov. Sep.-Abdr., Wien, 1900. 8°. 
— Die wissenschaftlichen Aufgaben alpiner Versuchsgärten. Sep.-Abdr., 


München, 1900. 8°. Vom Verfasser. 
Haake, W. und Kuhnert, W. Das Thierleben der Erde. Liefg. 12—24. Berlin, 
M. Oldenbourg. Von der Verlagsbuchhandlung. 


Irwisic, Z. Prilog poznawany muchawana u Srbiji. Sep.-Abdr., 1900. 4°. 
Vom Verfasser. 
Andre, E. Species des Hymenopteres ete. Fase. 71, 72. Vom Verfasser. 
Marie, A. Generation de la Melanospore. Avignon, 1900. 4°. Vom Verfasser. 
Rütimeyer, L. Gesammelte Schriften allgemeinen Inhaltes aus dem Gebiete 
der Naturwissenschaft, nebst einer autobiographischen Skizze. Heraus- 
gegeben von H.S. Stehlin. 2 Bände. Basel, 1898. 8°. 
Von der Naturforschenden Gesellschaft in Basel. 
Bohn, G. L’evolution du pigment. Paris, S. Carre et C. Noud, 1901. 8°. 
Vom Herausgeber. 
Ziekendraht, E. Beiträge zur Kenntniss der Moosflora Russlands. II. Sep.- 
Abdr., Moskau, 1901. Gr.-8°. Vom Verfasser. 
Bubäk, Fr. Ueber die Pilze der Rübenknäule. Sep.-Abdr., 1901. 8°. Vom Verfasser. 
Berg, ©. De nonnulis speciebus argentinis cognitis aut novis generis Epipedo- 
notae Sol. Sep.-Abdr., Buenos-Aires, 1901. 8°. 
— Substitution d’un nom generique d’H&mipteres. Sep.-Abdr., Buenos-Aires, 
1901. 8°. 


eg ter, 


Eingelaufene Geschenke für die Bibliothek. 545 


Berg, ©. Ornithologisches. Sep.-Abdr., Buenos-Aires, 1901. 8°. 
— Herpetological Notes. Sep.-Abdr., Buenos-Aires, 1901. 8°. 
—  Notieias malacozoolögicas. Sep.-Abdr., Buenos-Aires, 1901. 8°. 
Vom Verfasser. 
Möbius, K. Die Thiergebiete der Erde, ihre kartographische Abgrenzung und 
museologische Bezeichnung. Sep.-Abdr., Berlin, 1891. 8°, 
— Ueber den Umfang und die Einrichtung des zoologischen Museums in Berlin. 
Sep.-Abdr., Berlin, 1898. 8°. 
— Ueber Eiernester pelagischer Fische aus dem mittelatlantischen Ocean. 
Sep.-Abdr., Berlin, 1894. 8°. 
— Ueber die Bildung und Bedeutung der Gruppenbegriffe unserer Thier- 
systeme. Sep.-Abdr., Berlin, 1890. 8°. 
— Bruchstücke einer Rhizopodenfauna der Kieler Bucht. Berlin, 1889. 4°. 
— Ueber die Goethe’schen Worte: „Leben ist die schönste Erfindung der 
Natur und der Tod ist ihr Kunstgriff, viel Leben zu haben.“ Kiel, 
1879; 40: 
— Ueber den Bau, den Mechanismus und die Entwicklung der Nesselkapseln 
einiger Polypen und Quallen. Sep.-Abdr., Hamburg, 1866. 4°. 
Vom Verfasser. 
Coiney, A. de. Ecloga quinta plantarum Hispanicarum seu Icones stirpium 
elapsis annis per Hispanias lectarum. Paris, 1901. 4°, Vom Verfasser. 
Beyden, H. A. Ward’s Reedbuck (Cervicapra redunca wardi). London, 1901. 4°. 
Vom Verfasser. 
Marschall, W. Katechismus der Zoologie. 2. Auflage, vollständig neu bearbeitet. 
Mit 297 in den Text gedruckten Abbildungen. Leipzig, J. J. Weber, 1901. 8°. 
Von der Verlagsbuchhandlung. 
Warming, E. Om lovbladformer, (1. Lianer. 2. Skovbundsplantner.) Sep.-Abdr., 


Kjöbenhavn, 1901. 8°. Vom Verfasser. 

Bonomi, A. In morte del deputato Ab. Giovanni Salvadori. Sep.-Abdr., Siena, 
1901. Gr.-8°. 

— Note ornitologiche raccolte nel Trentino durante il 1897. Sep.-Abdr., Siena, 

1898. Gr.-8°. Vom Verfasser. 


Murbeck, Sv. Parthenogenetische Embryobildung in der Gattung Alchemilla. 
Sep.-Abdr., Lund, 1901. 4°. 
— Ueber das Verhalten des Pollenschlauches bei Alchemilla arvensis (L.) Scop. 
und das Wesen der Chalazogamie. Sep.-Abdr., Lund, 1901. 4°. 
— De nordeuropeiska formana af slägtet Agrostis. Sep.-Abdr., 1898. 8°. 
— De nordeuropeiska formana af slägtet Cerastium. Sep.-Abdr., 1898. 8°. 
— Die nordeuropäischen Formen der Gattung Stellaria. Sep.-Abdr., 1899. 8°. 
— Die nordeuropäischen Formen der Gattung Rumex. Sep.-Abdr., 1899. 8°. 
— Ueber den Bau und die Entwicklung von Dictyosiphon foeniculaceus 
(Huds.) Grev. Sep.-Abdr., Christiania, 1900. Gr.-8°. Vom Verfasser. 
Wettstein, R. v. Handbuch der systematischen Botanik. I. Bd. Wien, Fr. Deu- 
ticke, 1901. Gr.-8°, Von der Verlagsbuchhandlung. 


546 Eingelaufene Geschenke für die Bibliothek. 


Rösultats des campagnes scientifiques accomplies sur son yacht par Albert Ier, 

prince souverain de Monaco. 
Fasc. XVII. Cephalopodes provenant des campagnes de la „Princesse 
Alice*. Par L. Joubin. 
„ XVII. Hydraires provenant des campagnes de 1’„Hirondelle“. 
Par C. Pietet et M. Bedant. 

Notes de G&ographie biologique marine. Sep.-Abdr., Berlin, 1900. 8°. 

Von Sr. Hoheit dem Prinzen Albert I. von Monaco. 

Die k. k. Franz Josefs-Universität in Czernowitz im ersten Vierteljahrhundert 
ihres Bestandes. Festschrift, herausgegeben vom akademischen Senate. 
Czernowitz, 1900. Gr.-8°, 

Die feierliche Inauguration des Rectors der k. k. Franz Josefs-Universität in 
Czernowitz für das Studienjahr 1900/1901. Das Fest des 25jährigen Be- 
standes der k.k. Franz Josefs-Universität in Czernowitz. Czernowitz, 1901. 8°. 

Reifenkugel, K. Die k. k. Universitäts-Bibliothek in Czernowitz 1885—1895. 
Czernowitz, 1896. 8°. 

Norst, A. Alma Mater Franzisco-Josephinum. Czernowitz, 1900. 4°. 

Vom Reetorate der k. k. Franz Josephs-Universität in Czernowitz. 

Krieger, R. Ueber die Ichneumoniden-Gattung Certonotus Kriechb. Sep.-Abdr., 


1901. 8°. Vom Verfasser. 
Strand, E. Beitrag zur Schmetterlingsfauna Norwegens. Sep.-Abdr., 1901. 8°. 
—  Entomologiske notitser. Sep.-Abdr., 1901. 8°. Vom Verfasser. 


Thomas, Fr. Kleiner Beitrag zur Kenntniss der Stengelgalle von Aulax sca- 
biosae (Gir.) auf Centaurea Scabiosa. Sep.-Abdr., Weimar, 1900. 8°. 
— Die Aroser und andere Euglena-Blutseen. Sep.-Abdr., Weimar, 1900. 8°. 
— Eine Bemerkung zu Julius Sachs’ physiologischen Notizen, den Funda- 
mentalsatz der Cecidiologie betreffend. Sep.-Abdr., Berlin, 1898. 8°. 
— Die Eiben am Veronikaberge bei Martinroda. Sep.-Abdr., 1898. 8°. 
— Ueber den auf dem Grunde des Schneekopfmoores im Thüringerwald 1852 
gemachten Haselnussfund. Sep.-Abdr., Eisenach, 1901. 8°. Vom Verfasser. 
Laus, H. Die zoologische Literatur Mährens und Oesterreichisch-Schlesiens bis 
1901. Sep.-Abdr., Brünn, 1901. 8°. Vom Verfasser. 
Haeckel, E. Die Welträthsel. Gemeinverständliche Studien über monistische 
Philosophie. Bonn, E. Strauss, 1900. 8°. 
— Natürliche Schöpfungsgeschichte. Gemeinverständliche wissenschaftliche 
Vorträge über die Entwicklungslehre. 9. Aufl. 2 Bände. Berlin, S. Reisser, 
1898. 8°. Vom Verfasser. 


Rn 


„zer 


Dritter Beitrag zur Flora der Gefässpflanzen 
des Lungau. 


Von 


Dr. Fritz Vierhapper jun. 


(Eingelaufen am 1. Mai 1901.) 


Einen grossen Theil des Sommers 1399 verwendete ich wieder zum Studium 
“ der Flora der Gefässpflanzen des Lungau. Diesmal besuchte ich vor Allem jene 
„Winkel“ und Berggruppen, welche bisher von den Floristen vernachlässigt oder 
ganz ignorirt worden waren.!) In den Hauptthälern (Murthal von St. Michael 
bis zur steierischen Landesgrenze und Taurachthal von Mauterndorf bis zur 
Mündung) botanisirte ich gemeinsam mit meinem Vater. Den Dämmen der 
Murthalbahn wendeten wir wegen der mannigfaltigen Einschleppungen besonderes 
Interesse zu. Ich durchstreifte ausserdem die Vorberge des Preber bei Tamsweg, 
das ganze Liegnitzthal (bis zum Liegnitzsee, 1950 m), den grössten Theil des 
Zederhausthales und den Riedingkessel unterhalb des Weisseck, den Murwinkel 
bis über Moritzen aufwärts, das Weissbriachthal bis zur Einmündung des Znach- 
grabens und diesen seiner ganzen Länge nach. Von Gipfeln bestieg ich den 
Lasaberg (1934 m), das Aineck (2208 m), das Hocheck (2639 m, Culminationspunkt 
der Bergkette zwischen Göriach- und Liegnitzthal), den Gamsspitz (2409 m) in 
der zwischen Liegnitz- und Weissbriachthal, respective Znachgraben liegenden 
Hundsteingruppe und das Weisseck (2709 m), die höchste Spitze des Gebirgsstockes 
zwischen Zederhaus- und Murwinkel. 

Von manchen Pflanzen, welche nach Sauter einfach „in den Thälern des 
Kronlandes“ verbreitet sind oder „in den Alpen Lungaus“ vorkommen, habe ich in 
detaillirter Weise Standorte angeführt, denn ich habe die Ueberzeugung gewonnen, 
dass den meisten dieser allgemeinen, auf Grund eines unzureichenden Thatsachen- 
materiales gemachten Angaben Sauter’s?) und anderer älterer Floristen eine 
genügende, auf inductivem Wege erworbene Basis fehlt. Das inductive Verfahren 
ist aber beim floristischen Studium eines jeden, selbst eines so kleinen Gebietes 


!) Die meisten floristischen Angaben aus diesen Alpen stammen von Stur, der bekanntlich 
auf die geognostischen Verhältnisse sein Hauptaugenmerk richtete. Vergl. dessen Arbeit im fünften 
Bande des „Oesterreichischen Botanischen Wochenblattes“. 

2) Flora der Gefässpflanzen des Herzogthums Salzburg, 2. Aufl. (1879). 

7. B. Ges. Bd. LI. 36 


548 Fritz Vierhapper jun. 


wie der Lungau, ein unerlässliches Erforderniss und erst mit Zuhilfenahme der 
durch dieses sich ergebenden Einzelheiten in Bezug auf die Zahl der Standorte, 
die Art und verticale Höhe derselben, die Häufigkeit des Auftretens u. s. w. kann 
man bei gleichzeitiger Berücksichtigung der benachbarten Floren allgemeine 
Behauptungen aufstellen und Schlüsse ziehen, die umso zuverlässiger sein werden, 
auf je mehr Beobachtungen sie sich stützen, und die in manchen Fällen von 
den allgemeinen Phrasen Sauter’s wesentlich abweichen werden.!) 


Von besonderem Werthe sind eingehende Standortsverzeichnisse bei der 
Behandlung von Gebieten unserer Alpenflora, weil sich aus ihnen die für das 
Verständniss der Geschichte verschiedener alpiner Pflanzentypen und der ge- 
sammten alpinen Flora unentbehrlichen genauen Verbreitungsgrenzen der ein- 
zelnen Rassen und Arten ergeben. Gerade in dieser Beziehung lassen aber die 
Arbeiten Sauter’s und der älteren Salzburger Botaniker oft viel zu wünschen 
übrig. In Sauter’s „Flora“ findet sich z. B. fast gar keine Angabe über die 
Vegetation des als Grenzlinie wichtigen Weissbriachthales und seiner Berge, das 
dieser Botaniker ebenso wenig besucht haben dürfte, wie den Liegnitz- und Zeder- 
hauswinkel und die sie einschliessenden Gebirgsstöcke. Manche seiner Bemerkungen _ 
sind infolge dessen zu wenigsagend, manche, wie schon erwähnt, zu allgemein. 
Die in den westlichen Thalursprüngen verbreitete Campanula pulla ist ihm 
beispielsweise nur vom Tauernhause bekannt und bezüglich des im Gebiete über- 
aus seltenen Hieracium prenanthoides begnügt er sich, statt Standorte zu nennen, 
mit den Worten: „In Gastein und Lungau sehr selten“. Ich habe mich nun von 
jeher bemüht, möglichst viele Standorte der einzelnen Alpenpflanzen kennen zu 
lernen und es hat sich hierdurch, wie zu erwarten war, herausgestellt, dass die- 
selben keineswegs im Gebiete gleichmässig vertheilt sind. Viele Typen sind auf 
den pflanzenreicheren westlichen Theil beschränkt, während sie im östlichen fehlen 
oder doch zu den Seltenheiten gehören. Manche finden hier die östliche, manche 
die westliche Grenze ihrer Verbreitung. Aus diesem Verhalten ergeben sich Anhalts- 
punkte zum Verständniss der Gliederung dieser alpinen Flora. Ich habe über diesen 
Gegenstand zum Theile schon am Schlusse meines zweiten und auch des vor- 
liegenden „Beitrages“ berichtet und gedenke in einer demnächst erscheinenden 
vierten Arbeit über den Lungau noch ausführlicher auf denselben zurückzukommen. 


In der systematischen Anordnung, Auffassung des Speciesbegriffes und 
Nomenclatur habe ich mich wieder an Fritsch’s „Exeursionsflora für Oester- 
reich“ (1897) gehalten.?) 

An Literatur ist seit meinem letzten „Beitrage“,?) in welchem die 
wichtigeren älteren Arbeiten über die Flora des Lungau eitirt sind, nur Fugger 


ı) Vergl. Fritsch, Beitr. zur Flora von Salzburg, II, in diesen „Verhandlungen“, Bd. XXXIX, 
3. 576 (1889). 

2) Die in diesem Buche für Salzburg nicht angegebenen Arten meines Verzeichnisses, sowie 
die für das Kronland neuen Bastarde desselben sind fett gedruckt. 

») Siehe meinen „Zweiten Beitrag zur Flora der Gefässpflanzen des Lungau“ in diesen „Ver- 
handlungen“, Bd. XLIX, S. 395 (1899). Ich eitire der Kürze halber wie im Vorjahre, z. B. meinen 
ebengenannten „Beitrag“ als Vierhapper jun., a.a.0©., II. 


Dritter Beitrag zur Flora der Gefässpflanzen des Lungau. 549 


und Kastner, „Beiträge zur Flora des Herzogthums Salzburg“, II (in Mitth. 
der Ges. für Salzburg. Landesk., XXXIX [1899], S. 23—79 und 169—212), neu 
erschienen. 

Herrn kais. Rath. Dr. E. v. Haläcsy, der mir mit gewohnter Liebens- 
würdigkeit sein Herbar zur Verfügung stellte, Herrn Prof. Dr. R. Wettstein 
R. v. Westersheim, der mir in mannigfaltiger Weise seine Unterstützung zu- 
theil werden liess, und Herrn Custos Dr. A. Zahlbruckner, dem ich die Ueber- 
lassung des Materiales an Stlene acaulis von Seiten des k. k. naturhistorischen 
Hofmuseums verdanke, spreche ich hiermit meinen besten Dank aus. 


Polypodiaceae. 


Polypodium vulgare L. In Wäldern, auf beschatteten Felsen um Ramingstein, 
Tamsweg u. s. w. Im Weissbriach-, Zederhaus- und Murwinkel steigt dieser 
Farn bis zur Baumgrenze an. | 

Cryptogramme crispa (L.) R. Br. Im Gerölle der Berge des obersten Liegnitz- 
und Weissbriachthales (Znachgraben) (ca. 1800 m). — Ich beobachtete an 
der Pflanze neben ganz sterilen Wedeln auch solche mit nur theilweise 
fruchtbaren Fiederchen, aber keine vollkommen fertilen Blätter. 

Blechnum Spicant (L.) Sw. In den Bergwäldern am Katschberg und im Liegnitz-, 
Weissbriach-, Zederhaus- und Murwinkel; überall bis zu ca. 1800 m. 

Athyrium alpestre (Hoppe) Rylands. Auch auf Schieferbergen, z. B. am Aineck 
über der Baumgrenze häufig. 

Asplenium septentrionale (L.) Hoffm. Auf Felsen um Ramingstein und im 
Weissbriachthale. 

Asplenium viride Huds. Auf Felsen, in Wäldern im Prebergraben, am Katsch- 
berg, im Liegnitz-, Weissbriach- und Zederhausthale (bis gegen 2000 m). 
Häufig auf Kalk. 

Phegopteris polypodioides Fee. In den Nadelwaldungen der Haupt- und Seiten- 
thäler häufig. 

Phegopteris Dryopteris (L.) Fee. Im ganzen Gebiete häufig. Steigt viel höher, 
als Sauter (a. a. O., 8. 2) angibt. 

Phegopteris Robertiana (Hoffm.) A. Br. Auf Felsen der Wälder im Prebergraben, 
am Katschberg und im Zederhausthale. Bevorzugt Kalkboden und ist 
deshalb im Gebiete viel seltener als Vorige. 

Aspidium Lonchitis (L.) Sw. Auf steinigem Boden und Felsen der Alpenmatten 
im Liegnitz-, Weissbriach-, Zederhausthale u. s. w. 

Aspidium lobatum (Huds.) Sw. In den Wäldern des Liegnitz- und Weissbriach- 
thales. Neu für Lungau. 

Aspidium montanum (Vogler) Aschers. Auch im Liegnitz-, Weissbriach- und 
Zederhausthale bis gegen die Baumgrenze. 

Aspidium spinulosum (Müller) Sw. In den Nadelwäldern der Haupt- und Seiten- 
thäler gemein. Steigt bis über 1900 m. Ist hier wohl noch häufiger als 


im Kalkgebiete. Vergl. dagegen Sauter, a.a.O., 8. 2. 
36* 


550 Fritz Vierhapper jun. 


Cystopteris fragilis (L.) Bernh. Auf Felsen, Steinmauern u. s. w. in den Haupt- 
und allen Seitenthälern verbreitet. 

Woodsia alpina (Bolton) Gray. Auf einer Steinmauer im Weissbriachthale. Neu 
für Lungau. 


Ophioglossaceae. 


Botrychium Lunaria (L.) Sw. Auf grasigen Abhängen um Moosham und im 
Zederhausthale. 


Equisetaceae. 


Equwisetum silvaticum L. In den Wäldern um Tamsweg, z. B. gegen den Preber, 
bei Judendorf. 

Equisetum pratense Ehrh. Unter Gebüsch, an Rainen, Waldrändern um Raming- 
stein, Maria-Pfarr und am Katschberg. Bis zu ca. 1600 m. 

Equisetum palustre L. In feuchten, sandigen Gräben, Lachen u. s. w. der Thäler 
verbreitet und bis zu 1700 m ansteigend. 

Equisetum limosum L. In den Sümpfen um Judendorf und am Weissbriach- 
bache bis zu ca. 1300 m. 

Equisetum variegatum Schl. Im Sande der Auen des Zederhausthales. 


Lycopodiaceae. 


Lycopodium Selago L. Auf den Bergen des Liegnitz-, Weissbriach- und Zeder- 
hausthales, am Aineck u. s. w. bis über die Baumgrenze. 

Iyeopodium annotinum L. In den Wäldern der Haupt- und Seitenthäler, z. B. 
im Prebergraben, im Liegnitz- und Zederhausthale u. s. w. Bis zu 1700 m. 

Lyycopodium alpinum L. Auf steinigen Alpenmatten der Berge im Liegnitz-, 
Weissbriach- und Zederhausthale. 

Lycopodium celavatum L. In den Waldungen des ganzen Gebietes bis auf die 
Berge häufig (ca. 1800 m). 


Selaginellaceae. 


Selaginella selaginoides (L.) Lk. Auf steinigen Matten der Berge, z. B. am Aineck, 
am Katschberg bis gegen St. Michael, im Liegnitz-, Weissbriach- und 
Zederhausthale u. s. w. 

Selaginella HeWwetica (L.) Lk. Auf den Dämmen der Murthalbahn bei St. Andrä, 
Steindorf u.s. w. Neu für Lungau. 


Coniferae. 


Pinus Cembra L. Im Hintergrunde des Weissbriach- und Liegnitzthales (hier 
noch ziemlich häufig). Auch im Zederhaus- und Murwinkel. 

Pinus montana Mill. Auf den Matten um den Gipfel des Aineck (2100 m) in 
grossen Beständen. Im Liegnitzthale, Znachgraben und besonders häufig 
im Zederhausthale bewächst sie die Gehänge und Abstürze der Berge. 


Dritter Beitrag zur Flora der Gefässpflanzen des Lungau. H5l 


Juniperus nana Willd. Am Aineck und auf vielen anderen Bergen über der 
Baumgrenze. In tieferen Lagen ist J. intermedia Schur, in den Wäldern 
der Thäler J. communis L. häufig. 


Potamogetoneae. 


Potamogeton gramineus L. In langsam fliessendem Wasser des Weissbriachbaches 
bei Maria-Pfarr (1100 m). Neu für Lungau. — Ich sammelte nur die Form 
heterophyllus Fries. 

Potamogeton crispus L. Im Weissbriachbache bei Maria-Pfarr mit Vorigem ge- 
meinsam. 

Potamogeton alpinus Balb. In Lachen bei Judendorf und in langsam fliessendem 
Wasser des Weissbriachbaches bis zu ca. 1300 m. 

Potamogeton pectinatus L. In Lachen bei Judendorf. Neu für Lungau. — Durch 
die relativ kurzen Blattscheiden und Blatthäutchen dem P. marinus L. 
ähnlich, aber durch die auch im oberen Theile sehr starke Gabelung der 
Achsen von ihm verschieden. 


Juncagineae. 


Triglochin palustre L. Auf feuchten Wiesen auch um Ramingstein, im Zeder- 
hausthale u. s. w. 
Gramineae. 


Setaria viridis (L.) Beauv. Auf der Strasse und auf wüsten Plätzen bei Schloss 
Moosham. 

Phleum phalaroides Koel. Auf den sonnigen, nach Süden geneigten Hängen des 
Mitterberges bei Schloss Moosham. 

Phleum alpinum L. Auf Alpentriften am Aineck, im oberen Liegnitzthale, Znach- 
graben und Rieding. 

Alopecurus fulvus Sm. Auf feuchtem, lehmigem Boden im Prebergraben und in 
der Ottinger Au bei Tamsweg, bei Steindorf und im Weissbriachthale. 

Agrostis rupestris All. Auch auf den Bergen des Liegnitz-, Weissbriach- und 
Zederhausthales, am Aineck u. s. w. häufig. 

Agrostis alpina Scop. Auf grasigen Gehängen der Hocheckgruppe im Liegnitz- 
thale (ca. 2000 m). 

Calamagrostis villosa (Chaix) Mut. Auf feuchten, waldigen Abhängen im Mur- 
thale bei Ramingstein und im Weissbriachthale. Neu für Lungau. 
Calamagrostis varia (Schrad.) Baumg. In Wäldern des Mitterberges bei Maria- 

Pfarr und besonders häufig auf trockenen, grasigen Lehnen im Zederhaus- 
thale. Neu für Lungau. — Scheint auch hier Kalkboden zu bevorzugen. 
Calamagrostis acutiflora (Schrad.) DC. Mit Voriger im Zederhausthale. Neu 
für Lungau. — Steht morphologisch der ©. varia näher als der folgenden. 
Calamagrostis arundinacea (L.) Roth. Auf buschigen Abhängen, in Waldschlägen 
im Murthale um Madling, Ramingstein, Kendlbruck u. s. w. und im Weiss- 
briachthale. 


552 Fritz Vierhapper jun. 


Apera Spica Venti (L.) Beauv. Auf wüsten Plätzen des Bahnkörpers bei Raming- 
stein, Thomathal u. s. w., ferner in Tamsweg, St. Martin und Mautern- 
dorf. Neu für Lungau. 

Holcus mollis L. Auf Rainen, an Hecken, in Gebüschen um Ramingstein, am 
Schwarzenberg, am Ferstl bei Tamsweg und um Maria-Pfarr. 

Trisetum spicatum (L.) Richt. Auf steinigen Matten der Gebirge über ca. 2200 m 
bis gegen die Gipfel, z. B. am Gamsspitz im Weissbriachthale und am 
Weisseck. 

Avenastrum planiculme (Schrad.) Jess. In der im Vorjahre!) erwähnten Form 
auf grasigen Lehnen um Ramingstein, Judendorf, Moosham und am Katsch- 
berg. — Ueberall der noch näher zu besprechende, sich dem A. pratense 
(L.) Jess. nähernde Alpentypus. 

Avenastrum versicolor (Vill.) Fritsch. Auf Matten der Gebirge von ca. 1900 m an, 
2. B. am Lasaberg, Aineck, der Hocheckgruppe im Liegnitz- und der Hund- 
steinkette im Weissbriachthale, auf den Alpen im Zederhauswinkel u. s. w. 

Sesleria ovata (Hoppe) Kern. Im Gerölle der Gebirge von ca. 2300 m an bis 
gegen die Spitzen, z. B. am Hocheck (Liegnitz) und Weisseck. 

Sesleria varia (Jacq.) Wettst. Auf Kalkfelsen im Prebergraben, im Weissbriach- 
und Zederhausthale. 

Oreochloa disticha (Hoffm.) Lk. Auf steinigen Matten der Berge von ca. 2000 m 
an häufig, z. B. am Aineck, auf den Höhen der Hocheck- und Hundstein- 
gruppe (am Hocheck bis zur Spitze, ca. 2600 m, beobachtet), am Weiss- 
eck u. s. w. Eines der häufigsten Alpengräser des Gebietes. 

Sieglingia decumbens (L.) Bernh. Am Lasaberg bis über 1800 m ansteigend; 
auch am Mitterberge bei Tamsweg. 

Koeleria eristata (L.). Auf Grasboden am Fusse des Katschberges bei St. Michael. 
Neu für Lungau. 

Poa supina Schrad. Auf feuchten, sandigen Plätzen der Voralpen bis über die 
Baumgrenze (ca. 2000 m), am Aineck, auf den Bergen im Liegnitz- und 
Weissbriachthale u. s. w. 

Poa alpina L. (und f. vivipara). Auf Mähdern, steinigen Plätzen u. s. w. der 
Alpen häufig, z. B. am Gstoder, Aineck, auf den Bundschuhbergen und 
den Gebirgen des Göriach-, Liegnitz-, Weissbriach- und Zederhausthales, 
Murwinkels u. s. w. 

Poa laxa Hänke. Auf Matten der höheren Berge bis auf deren Gipfel, z. B. am 
Hocheck im Liegnitz- und am Gamsspitz im Weissbriachthale. 

Poa minor Gaud. Auf steinigen Matten des Weisseck von ca. 2200 m an. 

Festuca sulcata (Hack.). Auf trockenen Lehnen nicht selten, z. B. auf den Däm- 
men der Murthalbahn bei Ramingstein ete., am Fusse des Achnerkogl und 
beim „Passegger“ bei Tamsweg, bei Schloss Moosham u. s. w. 

Festuca alpina Sut. Auf Alpentriften im obersten Riedingthale gegen das Weisseck 
(ca. 2200 m). 


ı) Vergl. Vierhapper, a.a.0., II, S. 398. 


Dritter Beitrag zur Flora der Gefässpflanzen des Lungan. 553 


Festuca dura Host. Auf Alpenmatten am Aineck, um den Liegnitzsee und am 
Hocheck etc. des Liegnitzthales, auf den Bergen im Znachgraben und im 
Zederhausthale (Rieding). 

Festuca fallax Thuill. Auch in den Thälern, z. B. auf den Bahndämmen bei 
Ramingstein. Auf den Triften der Gebirge bis über die Baumgrenze, 
z.B. am Katschberg bei St. Michael (von ca. 1100 m an) bis aufs Aineck, 
im Weissbriach- und Zederhausthale u. s. w. 

Festuca nigrescens Lam. Auf Grasplätzen am Rande der Bergwälder des Katsch- 
berg bis gegen die Baumgrenze mit Voriger und von dieser nur schwer 
zu unterscheiden. 

Festuca picta Kit. Auf steinigen Matten um den Liegnitzsee (ca. 2000 m). 

Festuca rubra L. Auf Wiesen der Thäler, z. B. um Ramingstein. 

Festuca varia Hänke. Auf den steinigen Alpenmatten der Hocheckkette im 
Liegnitz- und der Hundsteinkette im Weissbriachthale (respective Znach- 
graben). 

Festuca pumila Vill. Auf steinigen Matten des Weisseck sowohl im obersten 
Riedingthale als auch gegen den Murwinkel. 

Festuca arundinacea Schreb. Besonders üppig an der Mur bei Ramingstein. 

Festuca elatior L. Auf Wiesen und auch auf wüsten Plätzen der Thäler des 
Gebietes häufig. 

Bromus secalinus L. Auf den Dämmen der Murthalbahn bei Ramingstein, Stein- 
dorf und Mauterndorf; auch auf wüsten Plätzen in St. Michael. Häufig 
reifen, wie ich bereits im Vorjahre erwähnte, die Früchte dieser Pflanze 
nicht aus, die Deckspelzen rollen sich nur wenig ein, so dass dieselbe dem 
B. commutatus ähnlich wird. 

Bromus tectorum L. Auf den Dämmen der Murthalbahn bei Maria-Pfarr. Diese 
Pflanze ist im Gebiete zumeist relativ schwach flaumig und nähert sich 
dadurch einigermassen dem B. sterilis L. 

Brachypodium pinmatum (L.) Beauv. Auf trockenen Abhängen, an Waldrändern 
der Thäler, z. B. um Tamsweg. 

Lolium remotum Schrk. In Leinfeldern um Tamsweg (z. B. auf den Hängen des 
Lasaberg, beim Ferstl, bei der Zinsbrücke, bei Judendorf) und Maria- 
Pfarr. Neu für Lungau. 

Agropyrum caninum Schreb. Auch an der Mur bei Ramingstein und im Weiss- 
briach-, Zederhaus- und Murwinkel. 


Cyperaceae. 
Trichophorum caespitosum (L.) Hartm. Auf sumpfigen Stellen und Moorboden 
am Lasaberg und im obersten Rieding (ca. 1900—2100 m). Die Pflanze 
im Lungau entspricht natürlich immer dem 7. Austriacum Palla.!) 
Eriophorum vaginatum L. Auch auf den Mooren am Gipfel des Lasaberg bei 
Tamsweg (ca. 1900 m). 


1) In Berichten der Deutschen botan, Gesellsch,, XV (1897), S. 467 ff. 


554 Fritz Vierhapper jun. 


Eriophorum latifolium Hoppe. Steigt im Riedingthale bis zu ca. 1700 m an. 

Eriophorum polystachyum L. Auf nassen, an Sphagnum reichen Wiesen der 
Thäler bis auf die Berge (ca. 1900 m), z. B. am Katschberg bis auf das 
Aineck u. s. w. 

Heleocharis paueiflora (Lightf.) Lk. Auf feuchten, sandigen Stellen an den 
Taurachufern zwischen Maria-Pfarr und Mauterndorf häufig; im Zeder- 
hausthale noch bei ca. 1700 m. 

Elyma Bellardi (All.) Simk. Auf steinigen Matten des Weisseck bis über 2500 m. 

Carex Davalliana Sm. Auf feuchten Wiesen nicht selten, z. B. im Taurachthale 
bei Steindorf. Steigt bis über die Baumgrenze (Zederhausthal u. s. w.). 

Carex pauciflora Lightf. Auch in den Mooren am Gipfel des Lasaberg (1800 
bis 1900 m). | 

Carex curvula All. Auf steinigen Matten des Aineck, der Gebirge im Liegnitz- 
thale, wo sie am Hocheck bis zum Gipfel (über 2600 m) ansteigt, am 
Gamsspitz im Znachgraben und im Rieding. 

Carex pamiculata L. Auf Sumpfwiesen im Zederhausthale noch bei 1700 m. 
Auch in den Hauptthälern, z. B. bei Maria-Pfarr. 

Care echinata Murr. Als ©. grypos Schrk. auch auf den sumpfigen Wald- 
wiesen unterhalb des Katschbergpasses. 

Carex leporina L. In den Nadelwäldern bei Ramingstein und am Katschberg 
bei St. Michael. 

Carex canescens L. Auf Moorwiesen noch am Gipfel des Lasaberges und am 
Katschberg gegen das Aineck. 

Carex brumnescens (Pers.). Auf Matten der Gebirge, z. B. am Aineck. Mit Voriger 
durch keine Zwischenformen verbunden. 

Carex aterrima Hoppe. Auf Alpenmatten im obersten Riedingthale gegen das 
Weisseck. Neu für Lungau. 

Carex parviflora Host. An ähnlichen Orten im Rieding. 

Carex atrata L. Auf steinigen Matten der Hocheckgruppe im Liegnitzthale. 

Carex pallescens L. Steigt auch auf den Gebirgen des Liegnitz-, Weissbriach- 
(Znachgraben) und Zederhausthales bis über die Baumgrenze. Im Haupt- 
thale auch um Ramingstein. 

Carex capillaris L. Auf Triften im Weissbriach- und Zederhausthale. 

Carex ornithopoda Willd. Auf Kalkfelsen der Vorberge, wie im Prebergraben 
bei Tamsweg und am Katschberg. Auch auf Waldboden bei Maria-Pfarr. 

Carex verna Vill. Auf trockenen Lehnen im Zederhausthale. 

Carex fuliginosa Schk. Auf den Alpenmatten des Hocheck im Liegnitzthale, 
über 2000 m. 

Carex rostrata With. Auf sumpfigen Wiesen, in Gräben der Thäler häufig, z. B. 
bei Maria-Pfarr. In den Mooren am Gipfel des Lasaberges noch bei 
ca. 1900 m. — Die Pflanze hat in solcher Höhe viel dunkler gefärbte Spelzen 
mit hellerem Mittelstreifen. Nach Sauter (a. a. O., 8. 19) steigt sie 
nur bis 1300 m. Die nahe verwandte C. vesicaria ist auch im Lungau 
seltener. 


N na ne 


Dritter Beitrag zur Flora der Gefässpflanzen des Lungau 555 


Carex flava L. Steigt entgegen Sauter’s Angabe!) am Aineck bis gegen die 
Baumgrenze (ca. 1800 m). In den Thälern gleich der ihr sehr nahestehen- 
den C©. Oederi Ehrh. nicht selten. 

Carex firma Host. Auf Matten im obersten Riedingthale bis gegen das Weisseck. 
Stur’s?) Angabe, dass die Pflanze „auf allen Alpen“ Lungaus wächst, ist 
sicherlich unrichtig. 

Carex sempervirens Vill. Auch am Lasaberg, Aineck und auf den Bergen des 
Liegnitz-, Weissbriach- (Znachgraben) und Zederhausthales. 

Cares Hornschuchiana Hoppe. Auf feuchten Wiesen bei Madling. Auch Formen, 
die vielleicht der Combination C. Hornschuchiana X flava entsprechen. 

Carex frigida All. Auf quelligen Plätzen der Gebirge im Liegnitz-, Weissbriach- 
und Riedingthale. — Sie steht der Ü. fuliginosa sehr nahe; während aber 
diese auf trockenen Plätzen und Felsen wächst, ist ©. frigida auf quelligen, 
kiesigen Stellen, feuchten Felsen u. s. w. zu finden.?) Diesem Vorkommen 
entspricht der lockere Wuchs der ©. frigida und der dichtrasige der ©. 
fuliginosa. 

Carex ferruginea Scop. An ähnlichen Stellen im Znachgraben und Zederhaus- 
thale. 

Juncaceae. 


Juncus alpinus Vill. Auf nassen Plätzen im Zederhausthale u. s. w. 

Juneus artieulatus L. In Gräben, auf feuchten Wiesen u. s. w. im Gebiete sehr 
häufig. Im Weissbriachbache bei Maria-Pfarr in einer fluthenden Form. 

Juncus monanthus Jacg. Auf Triften im oberen Riedingthale. Diese Pflanze 
scheint nur im kalkreichen westlichen Theile Lungaus vorzukommen, 
während J. trifidus auf Urgestein aller höheren Gebirge des Gebietes 
(z. B. schon am Aineck) sehr häufig ist. 

Juncus Jacgwini L. Auf steinigen Matten im oberen Riedingthale (von ca. 2000 m 
an) bis gegen den Gipfel des Weisseck (2700 m). 

Juncus triglumis L. Auf feuchten, überrieselten sandigen Stellen im Weissbriach- 
thale und am Katschberg bei St. Michael. 

Luzula flavescens (Host) Gaud. Auch in den Bergwäldern am Katschberg und 
im Zederhausthale. 

Luzula angustifolia (Wulf.) Garcke. In den Bergwäldern des Gebietes häufig. 
Steigt bis auf die Alpenmatten über der Baumgrenze, wo sie gewöhnlich 
in der Form L. rubella Hoppe auftritt, z. B. am Aineck, im Riedingthale. 

Luzula silvatica (Huds.) Gaud. In Wäldern im Hintergrunde des Zederhaus- 
thales. — Im östlichen Lungau bisher nicht beobachtet. 


1), 3222. 0.,8.519. 

2) Stur, Beitrag zur Kenntniss der Flora Lungaus in Oesterr. Botan. Wochenschrift, V, 
8. 73#. (1855). 

») Engler („Die Pflanzenformationen und die pflanzengeographische Gliederung der Alpen- 
kette“ in Notizbl. des kgl. botan. Gartens in Berlin, 1901, S. 48 Sep.) bezeichnet irrthümlicher Weise 
„feuchte und quellige Stellen“ als Standort und die Salzburger und ostbaierischen Kalkalpen als 
Verbreitungsbezirk der C. fuliginosa, die er hier wohl mit ©. ferruginea verwechselt. 


556 Fritz Vierhapper jun. 


Luzula spadicea (All.) DC. Auf Alpenmatten auch am Aineck, auf den Bergen 
der Hocheckgruppe im Liegnitz- und der Hundsteingruppe im Weissbriach- 
thale, sowie im obersten Riedingthale bis aufs Weisseck. 

Luzula spicata (L.) DC. Auf steinigen Alpenmatten des Hocheck und Aineck, des 
Gamsspitz im Weissbriachthale und des Weisseck. 


Liliaceae. 


Tofieldia calyculata (L.) Wahlbg. Als var. glacialis Gaud. auf den Triften im 
obersten Riedingthale bis aufs Weisseck. 

Tofieldia palustris Huds. Auf den Matten am Abschlusse des Riedingthales bis 
aufs Weisseck (ca. 2300 m). 

Veratrum album L. Auch in den Seitenthälern, z. B. im Liegnitz- und Zeder- 
hausthale, sowie im Znachgraben häufig. 

Allium oleraceum L. Auf den sonnigen Abhängen bei Schloss Moosham. 

Lilium Martagon L. Auf buschigen Abhängen, an Zäunen u. dgl. im Liegnitz- 
thale und Znachgraben bis gegen die Baumgrenze. Neu für Lungau. 

Lilium bulbiferum L. In Buschwerk und an Zäunen auch um Maria-Pfarr. 

Majanthemum bifolium (L.) DC. Steigt bis gegen die Baumgrenze (ca. 1800 m), 
z. B. am Aineck. 

Streptopus amplexifolius (L.) DC. In Gebüschen um den Prebersee. 

Polygonatum verticillatum (L.) All. In Hecken und Gebüschen trockener Gelände 
um Maria-Pfarr, Steindorf, im Liegnitz- und Zederhausthale. 

Polygonatum officinale All. Auf steinigen besonnten Lehnen um Maria-Pfarr 
und im Zederhausthale. 

Convallaria majalis L. An ähnlichen Orten im Ferstl bei Tamsweg und — wie 
man mir mittheilte — auch bei Moosham. 


Orchideae. 


Orchis maculata L. Auch in den Thälern Lungaus bis gegen die Baumgrenze, 
z. B. im Weissbriachthale und Znachgraben. 

Chamaeorchis alpina Rich. Auf Triften des Weisseck (ca. 2500 m). 

Coeloglossum viride (L.) Hartm. Auf Alpenmatten am Aineck, am Hocheck und 
um den Liegnitzsee im Liegnitzthale, im Riedingthale bis herab in die 
Wälder am Eingange desselben (ca. 1600 m). 

Nigritella nigra (L.). An ähnlichen Orten von ca. 1800 m an aufwärts am Gams- 
spitz im Znachgraben und im obersten Rieding. 

Gymnadenia albida (L.) Rich. Auch am Aineck und auf den Gebirgen der . 
Hocheck-, Hundstein- und Weisseckkette. 

Gymnadenia conopea (L.) R. Br. Auch auf den Bergwiesen Lungaus, z. B. am 
Lasaberg. 

Salicineae. 


Populus tremula L. Auch im Lungau dort und da, z. B. im Seethale und bei 
Moosham. 


Dritter Beitrag zur Flora der Gefässpflanzen des Lungau. 557 


Salıx retieulata L. Auf steinigen Böden und Felsen der Alpen, wie der Hocheck- 
gruppe im Liegnitzthale und im Rieding. 

Salix retusa L. An ähnlichen Orten gleichfalls auf der Hocheckgruppe und im 
Rieding. 

Salix serpyllifolia Scop. An ähnlichen Orten, aber in höheren Lagen (von etwa 
2200 m an) am Hocheck und Weisseck. 

Salix herbacea L. Auf den Alpenmatten des Hocheck und um den Liegnitzsee, 
am Gamsspitz im Znachgraben und im obersten Rieding bis aufs Weisseck. 

Salix alba L. In den Hauptthälern Lungaus nicht selten. Zumeist vereinzelt 
in grossen Bäumen. 

Salıx triandra L. Als var. discolor Koch (= B. typica Beck). An Ufern stehen- 
der und fliessender Gewässer häufig, z. B. an der Mur bei Ramingstein 
und Tamsweg, an Lachen bei Judendorf. (Vergl. schon Sauter, a.a. O., 
S. 39.) 

Salix incana Schrk. Auch an den Ufern der Mur bei Ramingstein und im 
Zederhausthale. 

Salix Mwyrsinites L. Auf steinigen Matten im Rieding. 

Salix nigricans Sm. An den Ufern der Gewässer in den Haupt- und Seiten- 
thälern; bis über 1600 m ansteigend, im Zederhausthale u. s. w. Auch an 
Waldrändern bei Maria-Pfarr. 

Salic arbuscula L. Auf steinigen Böden im Riedingthale bis über die Baum- 
grenze. 

Salix Caprea L. Am Rande fliessender Gewässer, z. B. an der Mur bei Raming- 
stein. 


Betulaceae. 


Betula alba L. In den Hauptthälern dort und da, z. B. bei Judendorf, Maria- 
Pfarr u. s. w. Ich beobachtete sie stets in Gesellschaft der im Thalgrunde 
und auf Berglehnen häufig, jedoch zumeist nur eingesprengt vorkommen- 
den B. verrucosa. Sie ist aber immer spärlicher vertreten als diese. 

Almus viridis (Vill.) DC. Auf den Berglehnen der Seitenthäler, z. B. im Göriach-, 
Liegnitz- und Bundschuhthale (Feldseite) bis über 1700 m.!) 


Urticaceae. 


Urtica dioeca L. In den „Winkeln“, z. B. im Znachgraben bis über die Baum- 
grenze (ca. 1800 m), also höher als Sauter?) angibt. 


Santalaceae. 


Thesium alpinum L. Auch in den Seitenthälern, z. B. im Liegnitz-, Weissbriach- 
und Zederhausthale bis über die Baumgrenze. 


\) A. glutinosa (L.) Gärtn. kommt nach Stur (a.a. O., S. 146) „in den Auen der Leissnitz“ 
vor. Ich habe sie bisher im Gebiete vergebens gesucht. 
2) a. 8. 0., S. 38. 


558 Fritz Vierhapper jun. 


Polygoneae. 


Rumex aquaticus L. Auch an der Mur bei Madling und am Weissbriachbache 
bei Maria-Pfarr. 

Rumex alpinus L. Auf Wiesen, an Zäunen im Murthale bei Madling (ea. 1000 m) 
und Taurachthale bei Mauterndorf (ca. 1100 m). Steigt auf die Matten 
der Berge bis zur Baumgrenze, z. B. am Aineck, im Liegnitzthale, Znach- 
graben und Rieding. 

Iumezx scutatus L. Im Schotter der Alpenbäche bis auf die Berge, z. B. am 
Eingange des Liegnitzwinkels, im Weissbriach- und Zederhausthale. Ich 
beobachtete sowohl die Form mit grünen, als auch die mit glauken Blättern. 

Rumex arifolius All. Auf Triften der Gebirge, zumeist in der Region des 
schwindenden Baumwuchses, z. B. am Aineck, im oberen Znachgraben und 
im Rieding. 

Oxyria digyna (L.) Hill. Auf feuchten steinigen Stellen um den Liegnitzsee 
und am Hocheck im Liegnitzthale und am Gamsspitz im Znachgraben. 

Polygonum viviparum L. Auch im Liegnitz-, Weissbriach- und Zederhausthale 
bis zur Baumgrenze. 

Polygonum Bistorta L. Auf den Wiesen um den Prebersee. Die im Lungau 
vorkommende Form dieser Pflanze hat unterseits kahle Blätter (ß. Zaeve 
Beck).!) 

Polygonum Hydropiper L. Auf feuchten sandigen Plätzen, in Gräben der Thäler 
nicht selten, z. B. um Ramingstein, Maria-Pfarr u. s. w. 

Polygonum minus Huds. An ähnlichen Stellen mit Voriger um Maria-Pfarr. 


Chenopodiaceae. 


Chenopodium polyspermum L. Im Gartenlande in Tamsweg nicht selten. 
Chenopodium hybridum L. Auf Schuttplätzen bei Ramingstein. 


Portulacaceae. 


Montia rivularis Gmel. In Wassergräben und auf quelligen Plätzen um Raming- 
stein, Madling, am Schwarzenberg und am Aineck bis gegen die Baum- 
grenze (ca. 1900 m). 


Caryophyllaceae. 


Agrostemma Githago L. In Getreidefeldern nicht selten, z. B. um Tamsweg, 
Unternberg, Maria-Pfarr. 

Viscaria viscosa (Gilib.) Aschers. Auf trockenen Lehnen bei St. Andrä, Maria- 
Pfarr und Moosham. 

Silene acaulis L. Als $. Norica m. auf steinigen Alpenmatten der Berge der 
Preber-, Hochgolling-, Hocheck- und Hundsteinkette. 

Als $. Zongiscapa Kern. an ähnlichen Orten des Speyereck 

und Weisseck. 


!) Flora von Niederösterr., I, S. 322 (1890). 


Wh 


a 7 


Dritter Beitrag zur Flora der Gefässpflanzen des Lungau. 559 


In meinem ersten und zweiten Beitrage zur Kenntniss der Flora des 
Lungau!) habe ich angegeben, dass $. exscapa All. am Preber und Hochgolling 
vorkommt. Auch Sauter?) sagt, dass diese Pflanze auf den Gebirgen Salzburgs, 
und zwar von ca. 1900 m an aufwärts wächst, und nach Pacher und Jabor- 
negg?) ist sie in Kärnten häufiger als „die meist auf Kalk angewiesene typische 
S. acaulis“. Ein Studium des in den grösseren Wiener Herbarien*) befindlichen 
Materials an S. acaulis überzeugte mich nun von der Irrigkeit dieser Angaben 
und führte mir zugleich die grosse Veränderlichkeit der Art vor Augen. — Im 
Nachstehenden sind die Resultate meiner Beobachtungen, so weit sie mittheilens- 
werth sind, wiedergegeben: 

Bertoloni°) sagt über $. acaulis: „Si a longitudine peduneuli desumere 
volumus differentias varietatum huius speciei, necesse erit facere varietatem ex 
unoquoque individuo. Idem fere dieendum de magnitudine floris et de longitu- 
dine capsulae.*“ — So hilflos stehen wir heutzutage der Systematik der S. acaulis 
nicht mehr gegenüber. Es zeigt sich vielmehr, dass bei einer die geographische 
Verbreitung und zugleich das morphologische Verhalten dieser Art in gleicher 
Weise berücksichtigenden Betrachtungsweise sich einige constante Rassen unter- 
scheiden lassen, für deren Charakterisirung u. a. gerade jene Merkmale von 
Werth sind, mit denen Bertoloni nichts anzufangen wusste. 


Eine dieser geographischen Rassen der S. acaulis ist nun $. exscapa All.°) 
Im Wuchse an eine Aretia erinnernd, ist S. exscapa durch sehr kurze, aufrechte 
Blätter, kleine, im Rasen sitzende”) Blüthen mit hell rosa gefärbten Petalen und 
durch nahezu kugelige, aus dem nach abwärts allmälig verschmälerten, nicht 
genabelten Kelche nur um wenig herausragende Kapseln ausgezeichnet. Ihre 
Samen sollen nach Rohrbach®) grösser, nach Burnat?) kleiner sein als die 
der „typischen“ S. acaulis, was ich nicht untersuchen konnte. An verlängerten 
Sprossen sind, was hier besonders auffällig ist, die verwachsenen Scheidentheile 
der Blätter sehr gross und umgeben als weite, bleiche Hüllen die Internodien der 
Sprosse. Nach dem von mir eingesehenen Materiale wächst $. exscapa nur in 
den Westalpen (z. B. Grimsel, St. Bernhard, Mont Blane, Col di Tenda, Mont 
Cenis u. s. w.) und in den Pyrenäen und Bergen Aragons. Dieses Resultat stimmt 


ı) I, a.a.0., Bd. XLVIII (1898), S. 107; 1I, Bd. XLIX (1899), S. 404. 

2)7a281205,.3.125: 

3) Flora von Kärnten, III, S. 209 (1887). 

%) Herbar der botanischen Abtheilung des k.k. naturhistorischen Hofmuseums, des botani- 
schen Museums der k. k. Universität (inclusive Herbar Kerner und Keck), der k. k. zoologisch-botani- 
schen Gesellschaft und Herbar E. v. Haläcsy. 

5) Flor. It., IV, p. 642 (1839). 

*) Flor. Ped., II, p. 83, Tab. 79, Fig. 2 (1785). S. exscapa ist wahrscheinlich gleich Cuex- 
balus muscosus Lam. (Flore Frane., III, p. 30 [1778]). 

") An aus den Pyrenäen stammenden, den kugeligen Früchten nach zu S. exscapa gehörenden 
Exemplaren sah ich die Blüthen gestielt, mit ziemlich langen, schwach asperirten Stielen. 

®) Monographie der Gattung Silene, S. 143—144 (1868). 

°) Flore Alp. marit., I, p. 210 (1892). 


560 Fritz Vierhapper jun. 


im Allgemeinen mit den Angaben, die Nyman,!) Williams?) u. A. über die 
Verbreitung der $. exscapa machen, überein. Dass aber die Pflanze in Sieben- 
bürgen verbreitet ist, wie die älteren siebenbürgischen Floristen und Williams 
(nach Poreius) anführen, erscheint mir jetzt ebenso unwahrscheinlich, wie das 
von Sauter, Pacher und Jabornegg, Gürcke,®) mir u. A. behauptete Vor- 
kommen derselben in den östlichen Alpen. Koch,‘) der für $. exscapa gar keinen 
speciellen Standort nominirt, und Reichenbach,°) nach welchem sie sich „vor- 
züglich in Piemont (d. Dauphine)“ findet, halten diese Rasse, wie es scheint, 
nur für eine zufällig auftretende Standortsform der S. acaulis. Dass ich diese 
Annahme nicht billige, dürfte aus dem Gesagten deutlich hervorgehen. 

Die in den östlichen Uralpen häufige Form der S. acaulis mit im Rasen 
sitzenden Blüthen sieht der echten $. exscapa Allioni’s habituell sehr ähnlich 
und wurde auch wiederholt mit dieser verwechselt ($. exscapa Saut., Pach. et 
Jab., Gürcke ete., non All.), obwohl sie von derselben durch ihre viel längeren 
Blätter, um das Doppelte grösseren Blüthen und die ellipsoidischen Kapseln, 
welche den unten genabelten oder gestutzten Kelch etwa um die Hälfte an Länge 
übertreffen, unschwer zu unterscheiden ist. Da ich für diese ausgesprochene 
Form, welche auch von den noch zu behandelnden Rassen der $. acaulis in den 
nördlichen und südlichen Kalkalpen u. s. w. constant verschieden ist, in der Lite- 
ratur keinen Namen finde, benenne und beschreibe ich dieselbe neu als 


Silene Norica nov. subsp. 


Dense caespitosa, folüs erectopatentibus, linearibus, ca. 4—10 mm longis, 
floribus sessilibus vel scapo multum longioribus, calyce basi umbilicato vel trun- 
cato, ca. 35—5 mm alto, petalis dilute roseis, plus minus emarginatis, capsulis 
ellipsoideis, ca. 4—7 mm longis, calyce parum usque ad. dimidium excedentibus, 
scapis post anthesin interdum capsulam longitudine superantibus. 

Nach dem mir vorliegenden Material ist $. Norica hauptsächlich in den 
Centralalpen Steiermarks, Salzburgs,°) Kärntens,’) Tirols, in der Tatra und in 
den siebenbürgischen Karpathen®) verbreitet. Vom Apennin und Balkan sah ich 
ähnliche Formen. 

Reichenbach?) macht ausser «. exscapa („caudices densissimi, folia 
brevissima arrectipatula, flos dimidio minor sessilis, caly& turbinatus, habitus 
Aretiae“) noch folgende Formen der $. acaulis namhaft: PB. vulgaris („folia 
longiora patentia, flos duplo major, pedumeulo vix longior“), y. pedunculosa 


!) Consp. flor. Eur., p. 93 (1878—1882). 

2) A Revision of the Genus Silene L. (Journal of the Linn. Soc., Bot., XXXII, p. 101 [1896]). 

2) Richter, Plantae Europaeae, II, ı1, p. 302 (1899). Hier werden u. a. auch Salzburg, Steier- 
mark, Krain, Bosnien, Hercegovina als Theile des Areales der S. exscapa angeführt. 

%) Syn. flor. Germ. Helv., p. 106 (1837). 

5) Flor. Germ. exeurs., p. 817 (1830—1832). 

6) Sauter’s (a.a. 0.) 8. erscapa. 

) Pacher und Jabornegg's (a.a. 0.) $. exscapa. 

®) Simonkai's (Enum. flor. Transs., p. 123 [1886]) S. acaulis mit ungestielten Blüthen. 

9) 2.2.0. { 


u 


Dritter Beitrag zur Flora der Gefässpflanzen des Lungau. 561 


(„pedunculo florem superante“) und d. dianthıfolia („laxior, foliis elongatis, 
pedunculis bracteatis*). Von diesen steht S. vulgaris der S. Norica am nächsten, 
ich kann sie aber unmöglich mit derselben identifieiren, weil bei $. vulgaris nach 
Reichenbach der Blüthenstiel fast so lang ist wie die Blüthe, während für 
5. Norica gerade das sehr kurze Internodium zwischen Blättern und Blüthe ein 
charakteristisches Merkmal bildet. (Nur zur Fruchtzeit verlängert sich manchmal 
das Internodium und es erreicht dann dieser „Fruchtstiel“ Kapsellänge und 
darüber.) $. pedunculosa unterscheidet sich nach Reichenbach’s Beschreibung 
von S. vulgaris durch längere Blüthenstiele, $. dianthifolia von pedunculosa 
durch laxeren Wuchs, längere Blätter und Hochblätter an den Blüthenstielen. 
Im Uebrigen stimmt sie mit ihr überein. Reichenbach glaubt ferner, dass 
die ersten drei dieser Formen: $. exscapa, vulgaris und pedunculosa in vertikal 
getrennten Zonen vorkommen, was in den Standortsangaben, und zwar für «. ex- 
scapa: „in den allerhöchsten Regionen, vorzüglich in Piemont (d. Dauphine)“, 
für ß. vulgaris: „in der mittleren Region am meisten verbreitet* und für 
y. pedunculosa: „auf Gerölle in den Thälern der Hochalpen* zum Ausdruck 
kommt. Von diesen Typen Reichenbach’s hat meiner Meinung nach nur 8. 
exscapa die Bedeutung einer selbstständigen Form als geographische Rasse, 8. 
vulgaris und pedunculosa sind aber den oberflächlichen Beschreibungen und 
Standortsangaben nach nur zufällig auftretende Formen, welche sich nicht selten 
an einem und demselben Standorte finden und auf die sich die eingangs eitirte 
Bemerkung Bertoloni’s wirklich anwenden lässt. Von $. dianthifolia sagt 
Reichenbach selbst: „Si vult, distingui potest.“ 


Eine Gliederung der Art $. acaulis in Formen, welche vertikal getrennte 
Gebiete der Alpen bewohnen, wie sie Reichenbach behauptet, halte ich über- 
haupt für ausgeschlossen. Es scheint mir vielmehr, wie ich schon früher an- 
gedeutet habe, S. acaulis in den mitteleuropäischen Gebirgen in eine Reihe 
horizontal geschiedener geographischer Rassen zu zerfallen, von denen ich 
S. Norica und exscapa bereits besprochen habe. Diese Rassen divergiren nur 
sehr wenig, was darauf schliessen lässt, dass sie sich wohl erst in postglacialer 
Zeit aus einer gemeinsamen Stammform entwickelt haben. Da ich die Reichen- 
bach’schen Namen mit den Typen, wie ich sie auffasse, nicht ganz in Einklang 
bringen konnte, musste ich für diese zum T'heile neue Bezeichnungen wählen. 


Zunächst mag die in den nördlichen Kalkalpen häufige $. longiscapa Kern. 
(in herb.)!) einer näheren Besprechung unterzogen werden. S$. longiscapa Kern. 
unterscheidet sich von $. Norica durch minder dichten Wuchs, längere Blätter, 
bald kürzer, bald länger gestielte Blüthen, grössere Kelche und grössere, dunkler 
gefärbte Petalen, sowie durch längere, mehr aus dem Kelche ragende Kapseln. 
Sie ist hauptsächlich in der nördlichen Kalkalpenkette von den steierischen bis 
in die Schweizer Alpen und auch in den südlichen Kalkalpen (z. B. Tiroler 
Dolomiten) verbreitet. Während $. Norica nur auf Urgestein wächst, ist S. longi- 


ı) Der Originalstandort der S. Zongiscapa ist nach Herbar Kerner: „Tirol: Nockspitz bei 
Innsbruck, 1868.“ 


562 Fritz Vierhapper jun. 


scapa ein Product des Kalkbodens. Sie dürfte ungefähr identisch sein mit 
Reichenbach’s S. pedunculosa und vulgaris!), welche Benennungen ich jedoch, 
wie bereits erwähnt, obwohl sie älter sind, nicht anwenden zu können glaube. 

Die in den östlichen Kalkalpen und in den Karpathen überwiegende und 
zum Theile ausschliesslich auftretende Kalkform der $. acaulis ist von der eben 
besprochenen S. longiscapa Kern. durch längere Blätter, die in getrocknetem 
Zustande nicht selten gelblichgrün sind, und oft auch durch laxeren Wuchs 
und grössere Blüthen (vor Allem weitere Kelche) schwach verschieden. Beson- 
ders üppig gedeiht diese Form im östlichen Theile der südlichen Kalkalpen, d. i. 
in den Alpen Südsteiermarks, Südkärntens und Krains?). Sie bildet hier besonders 
lockere Rasen mit relativ besonders langen Blättern und nicht selten ein hinauf- 
gerücktes Hochblattpaar tragenden Schäften, wie dies Reichenbach für seine 
5. dianthifolia beschreibt. Die Reichenbach’sche Bezeichnung ist jedoch auf 
diese Pflanze nicht anwendbar, weil eine ganz andere Silene schon im Jahre 1824 
dianthifolia genannt wurde,?) und ich schlage daher, da ich auch keinen anderen 
auf dieselbe zu beziehenden Namen in der Literatur finde, vor, sie, falls man 
sie überhaupt separiren will, $S. Pannonica zu benennen, und bemerke noch- 
mals, dass sie der $. longiscapa sehr nahe steht und eigentlich nur in den Ex- 
tremen scharf von ihr auseinanderzuhalten ist. 


Hiermit ist aber der Formenreichthum der $. acaulis in den mittel- und 
südeuropäischen Gebirgen noch keineswegs erschöpft. In den Westalpen (Basses 
Alpes, Seealpen ete.), Pyrenäen, Gebirgen Aragoniens und annähernd auch im 
westlichen Theile der südlichen Kalkalpen kommt, wie ich aus den Herbarien 
ersah, eine geographische Rasse der $. acaulis vor, für welche ich namentlich 
den dichtrasigen Wuchs und die relativ breiten Blätter charakteristisch finde. 
Ausser durch das letztere Merkmal ist dieselbe von $. bryoides Jord.*), mit 
welcher ich sie zunächst identifieiren zu können glaubte, noch durch die an der 
Basis genabelten oder unten abgestutzten Kelche (welche überhaupt bei S. acaulis 
zumeist so aussehen) und die eingebuchteten bis zweilappigen Petalenplatten ver- 
schieden, gleicht ihr aber in den aus dem Schlunde der Corolle oft (infolge des 
langen Androphors) weit herausragenden Antheren, in der rothen Farbe der 
Stigmen und überhaupt im grossen Anthokyangehalt. Ich halte es nun für 


') Was auch aus Reichenbach's Abbildungen (Ic. flor. Germ. Helv., VI, Nr. 5084, «&—Ö 
[1844]) ersichtlich ist. Die Blüthen der $. exscapa hat aber Reichenbach viel zu gross gehalten. 

2) Z. B. Obir, Steiner Sattel, Oistrizza. 

») $. dianthifolia Otth in DC., Prodr., I, p. 373 (1824), angeblich (nach Rohrbach, a. a. O., 
S. 193) gleich der S. Altaica Pers. (Syn., I, p. 497 [1805]), wovon ich mich aber in Ermanglung von 
Originalbelegen nicht überzeugen konnte. Die kleinasiatische S. dianthifolia J. Gay. in Tchihat (As. 
min., III, ı, p. 193 [1860]) und in Bal. (Pl. exs. [1855]), sec Boiss. (Flor. or., I, p. 650 [1867]) ist von 
S. dianthifolia Otth (aus Sibirien) verschieden und meiner Meinung nach gleichfalls umzutaufen. 

%) Pugill. plant. nov. praes. Gall., p. 30 (1852). Ich kann $. bryoides hauptsächlich nur nach 
den Beschreibungen (Jordan, l.c.; Willkomm, Ie. et descr. pl. praec. Hisp., p. 70 [1852]) und Ab- 
bildungen (Willkomm, 1. c., Tab. LI) beurtheilen. Halbwegs authentische Exemplare von 8. bryoides 
sah ich nur aus dem Herbar Miciol: $. bryoides Jord., $. acaulis L. pro parte, Mt. Champrousse 
(Isere), altit. 2200 m, Juillet 1862, Miciol (in herb. Haläcsy). 


Dritter Beitrag zur Flora der Gefässpflanzen des Lungau. 563 


wahrscheinlich, dass dieser Typus mit Bellardi’s $. elongata!) identisch ist. 
Bellardi charakterisirt $. elongata wie folgt: „Caulescens, folüis linearibus, 
‚petalis emarginatis, calycibus subpelviformibus.“ Die ersten drei dieser Merk- 
male sind ebenso der S. longiscapa, wie auch der westalpinen Pflanze eigen, und 
mehr minder kugelförmige Kelche finden sich hin und wieder bei jeder von 
beiden, constant aber bei keiner. Es gibt also die Beschreibung der S. elongata 
wenig Anhaltspunkte zu ihrer Deutung. Wenn man jedoch die Standortsangaben 
Bellardi’s: „Lautaret, Montpante u. s. w.“?) berücksichtigt, wird es leicht 
sein, die oben erwähnte Pflanze als S. elongata zu erkennen, denn am Lautaret, 
wo diese in der That vorkommt, dürfte ausser ihr, $. bryoides und $. ewscapa, 
an die Bellardi natürlich keinesfalls gedacht hat, wohl kaum eine Rasse der 
S. acaulis zu finden sein. Da es eine ältere S. elongata Forsk.?) gibt, bringe ich 
für die breitblättrige $. acaulis der westlichen Alpen den Namen $. Cenisi@ 
in Vorschlag. 


Silene bryoides Jordan kommt nach Willkomm‘) immer gemeinsam mit 
S. exscapa und acaulis (das ist wohl S. Cenisia) vor. Willkomm vermuthet 
deshalb und wegen ihres intermediären morphologischen Verhaltens in ihr eine 
Hybride zwischen diesen beiden Typen,?) worüber ich kein bestimmtes Urtheil 
abgeben kann. Doch stehen jedenfalls die von mir eingesehenen Exemplare von 
5. bryoides®) der S. ewscapa näher als der S. Cenisia. Ist Willkomm’s An- 
nahme richtig, so werden dadurch die Angaben Murbeck’s”) und Anderer von 
einem Vorkommen der $. bryoides in Bosnien und überhaupt im Balkan hin- 
fällig, da die echte S. exscapa in diesen Gebieten fehlt. 


Die in den Gebirgen des Balkan?) vorzüglich auftretende Form der 
S. acaulis steht im Allgemeinen der $. Norica zunächst, unterscheidet sich aber 
von ihr durch noch dichtere, an der Basis stark verholzende Rasen, etwas ge- 
stielte Blüthen an oft schwach asperirten Schäften und scheint eine eigene, den 
klimatischen Verhältnissen dieser Gegenden angepasste Rasse zu sein. 


Ausser dem Verbreitungskreise in den mittel- und südeuropäischen Hoch- 
gebirgen hat S. acaulis noch ein zweites, weitaus grösseres Areal in der ganzen 
nördlieh-eireumpolaren Zone, das sich in Europa bis Schottland, in Amerika [in 


ı) Oss. bot., p. 60 (1788). 

?2) „Ho trovata questa pianta sopra le piu elevate montagne di Usseglio vicino a Lautaret 
e nell’anno scorso ne monti subalpini di Montpante.* 

3) Nach Steudel, Nomencl. bot., II, p. 584 (1841). 

%) Ic. et deser, plant. nov. crit. et rar. Eur. Austr. occ. praec. Hisp., p. 70, Tab. LI (1852). 

5) Willkomm sagt: „Jam quum $S. bryoidea in consortio Silenes acaulis et exscapae cres- 
cat, hanc stirpem nil nisi formam inter illas duas species hybridam esse, valde probabile mihi 
videtur.“ ... „Hab. Silene bryoidea in pascuis siccis et in rupestribus Alpium praesertim calca- 
rearum Delphinatus et Sabaudiae atque in Pyrenaeis .. ..* Die Abbildung Willkomm's ist nach 
Jordan’schen ÖOriginalbelegen angefertigt. 

*) Vergl. Anmerkung 4 auf S. 562. 

7) Murbeck in G.v. Beck, Flora von Südbosn. u. d. Herc., VI, in Ann. des k. k. naturhist. 
Hofmus. in Wien, VI, S. 334 [92] (1891). 

8) Z. B. Dormitor (Ernagora), Kom (Montenegro), Sar Dagh, 

Z. B. Ges. Bd. LI. \ 37 


564 Fritz Vierhapper jun. 


den Rocky-Mountains!)] bis zum 40. Grad n. Br. nach Süden erstreckt. Es hat sich 
auch diese arktische $. acaulis in eine Reihe von Formen differenzirt, welche 
von den alpinen Typen zum Theile nicht unbeträchtlich abweichen. Besonders 
fiel mir S. Norvegica Pers. auf, eine sehr lockerrasige Rasse mit langen, stets 
ein Hochblattpaar tragenden Achsen. Ich sah von dieser den Alpen, Pyrenäen etc. 
vollkommen fehlenden Pflanze?) Exemplare, die aus Norwegen stammen. 


Eine der $. Norica ähnliche, durch asperirte Achsen von ihr abweichende 
Form scheint im Norden ziemlich häufig zu sein.?) Auch Typen, welche durch 
besonders weite, nahezu kugelige Kelche charakteristisch sind, konnte ich beob- 
achten.*) Ein eingehendes Studium der verschiedenen nordischen Rassen der 
S. acaulis, an welchem mich leider Mangel an Zeit und Material verhinderten 
und dessen Resultate für die dieser Arbeit gezogenen Grenzen viel zu weit wären, 
hätte für das Verständniss der Entwicklungsgeschichte der $. acaulis die grösste 
Bedeutung. 


Bevor ich die gewonnenen Ergebnisse nochmals abschliessend zusammen- 
fasse und aus ihnen Schlüsse ziehe, möchte ich noch auf eine Eintheilung der 
S. acaulis zu sprechen kommen, welche sich auf die in meiner Skizze bisher un- 
berücksichtigt gelassene Thatsache gründet, dass $. acaulis polygam ist. Otth 
in De Candolle’s Prodromus?) hat nämlich hiernach $. acaulis in zwei Varie- 
täten, welche beide durch die ganze Alpenkette verbreitet sein sollen, geschieden, 
und zwar in die männliche „ß. elongata („non Bell.*) (De Candolle, Fl. fr., 4, 
p. 749): pedumculo elongato, flore masculino“, und die weibliche „y. parviflora 
(Otth mss.): pedunculo nullo, flore minimo feminino.“®) Diese Ansicht ent- 
spricht jedoch nicht den wirklichen Verhältnissen, indem sowohl $. exscapa als 
auch $. longiscapa, Cenisia u. s. w., wie ich an reichlichem Herbarmateriale zu 
beobachten Gelegenheit hatte, in gefördert männlichen, zwitterigen und theil- 
weise auch weiblichen Exemplaren vorkommen, ohne den T'ypus der Rasse 
jemals zu verleugnen. Hieraus folgt, dass ein natürliches System der $. acaulis 
wohl auf Grund eines die geographische Verbreitung und das morphologische 
Verhalten zugleich berücksichtigenden Studiums, aber nicht mit ausschliess- 
licher Zuhilfenahme der Polygamie erzielbar ist. 


S. acaulis nimmt im Systeme der Gattung eine vollkommen isolirte 
Stellung ein. Meistens wird sie von den Autoren mit $. Dinarica Sprgl. (= $. 
Baumgartneri Schott et Kotschy) zusammen in einer Gruppe vereinigt; so z. B. 


1) Dort wächst z.B. $. acaulis &. genuina f. subacaulescens Will. (a. a. O.). 

2) Auch in den Alpen wächst eine Form der $. acaulis, deren Schäfte zum Theile (d. h. einige 
an einem Rasen), aber niemals so constant und ausnahmslos wie bei $. Norvegica ein Hochblatt- 
paar besitzen. 

®) Ich sah sie z. B. von Labrador. 

“) Die genaue Deutung der Namen $. caespitosa Salisb., alpina S. F. Gray, welche nordische 
Formen bezeichnen, habe ich unterlassen. 

5) Prodr. syst. regn. veg., I, p. 367 (1824). 

*) Die anderen Varietäten in De Candolle's Prodromus: „d. alba (Otth mss.), flore albo* 
und „e. plena, floribus magnis polypetalis, in monte Joms Alpium Rhaetiae“, sind Spielarten. 


EEE... TE 


Dritter Beitrag zur Flora der Gefässpflanzen des Lungau. 565 


von Rohrbach!) in der Series 4 Nanosilene (Subg. II Silene, Sectio II Dichasio- 
silene), von Williams!) ebenfalls in Series 3 Nanosilene (Subg. III Eusilene, 
Sectio II Dichasio-Silene). 

Ich halte jedoch diese Zusammenstellung für unnatürlich und glaube mit 
Bestimmtheit annehmen zu können, dass die stark behaarte Kelehe und manch- 
mal zweiblüthige Stengel besitzende $. Baumgartneri in einen ganz anderen 
Verwandtschaftskreis gehört, als die kahle, absolut einblüthige $. acaulis, welche 
keiner anderen Stilene nahesteht und als eigene Section aufgefasst werden muss. 

Durch die morphologisch-geographische Methode kommt man zu dem Er- 
gebnisse, dass S. acaulis in eine ganze Anzahl von Rassen gegliedert ist, welche 
von einander schwach geschieden, grösstentheils getrennte, aneinandergrenzende 
und einander ausschliessende Areale bewohnen. Den unbestimmten Namen 
S. acaulis L. kann man, ganz im Sinne seines Autors vorgehend, zur Bezeichnung 
der gesammten Species beibehalten. Dieser Species sind die einzelnen Rassen 
S. exscapa, Norica, longiscapa, Cenisia, Norvegica ete. als Subspecies grösserer 
oder geringerer Werthigkeit unterzuordnen. Wo sich $. acaulis aus der Gattung 
Silene ausgegliedert hat, ob in den Alpen oder in der arktischen Zone, lässt sich 
wohl nicht mit Bestimmtheit sagen. Wahrscheinlich ist, dass das Areal der 
Stammform von S. acaulis in der Eiszeit von Mitteleuropa bis in die Polarregion 
ein geschlossenes war (wie es in Nordamerika noch heute ist), und dass sie erst 
nach der Eiszeit aus den Ebenen Deutschlands in die kälteren Regionen nach 
Norden und nach Süden sich zurückzog. Jetzt erst dürften sich, den klimatischen 
Bedingungen der verschiedenen besiedelten Gebiete, den Ur- und Kalk-, Central- 
und Östalpen u. s. w. entsprechend, verschiedene Rassen ausgegliedert haben, ein 
Process, der, auch heute noch nicht abgeschlossen, unserem Erkennen nur in 
sehr beschränktem Masse zugänglich ist. Dafür aber, dass dieser Process ein 
noch junger ist, spricht die relativ geringe gegenseitige Abweichung der ver- 
schiedenen Formen der Gegenwart. 


Silene venosa (Gilib.) Aschers. Steigt auf den Triften der Berge bis über 2000 m, 
z. B. am Gamsspitz. 

Silene rupestris L. Auch im Lungau bis zu 2000 m, z. B. am Lasaberg (ca. 
1900 m), Aineck, auf der Hocheckgruppe im Liegnitz, im Zmachgraben, 
Rieding und Murwinkel. 

Heliosperma quadrifidum (L.) A. Br. Auf feuchten Felsen bis über die Baum- 
grenze, zumeist auf Kalk um den Liegnitzsee, im Znachgraben und Rieding. 

Gypsophila repens L. Auf Kalkfelsen im Znachgraben; im Zederhausthale auf 
Felsen und im Schotter des Baches bis hinauf ins Rieding häufig. 

Dianthus Carthusianorum L. Auf steinigen Triften des unteren Weissbriach- 
thales. 

Dianthus glacialis Hänke. Auf steinigen Matten des Weisseck bis gegen den 
Gipfel (ca. 2700 m). 

Dianthus inodorus (L.). Auf Felsen im unteren Zederhausthale häufig. 


1) 2.2.0. 
37* 


566 Fritz Vierhapper jun. 


Dianthus speciosus Kern. Auf feuchten Wiesen im Liegnitz-, Zederhausthale u. s. w. 
Beim Prebersee auch weissblühend. 

Saponaria Pumilio (L.) Fzl. Auf steinigen Alpenmatten auch am Aineck, auf 
den Bergen der Hocheckgruppe im Liegnitz- und der Hundsteingruppe im 
Weissbriachthale, im obersten Rieding bis aufs Weisseck und im obersten 
Murwinkel. 

Stellaria nemorum L. In den Nadelwäldern bei St. Andrä, in den Wäldern des 
Prebergrabens und des Zederhausthales. 

Stellaria wuliginosa Murr. Auch am Aineck bis über die Baumgrenze. 

Cerastium vulgatum L. Auch auf Grasplätzen der Alpen, z. B. im obersten 
Riedingthale. Eine ungemein variable Pflanze! Die Form ©. fontanum 
Baumg. auf Alpenmatten des Aineck u. s. w. 

Cerastium uniflorum Murr. Auf felsigen Matten und im Gerölle der Berge von 
ca. 2200 m an bis auf die Gipfel, z. B. am Hocheck, Gamsspitz, Weisseck 
(noch auf der Spitze, über 2700 m). 

Cerastium alpinum L. Auf steinigen Alpenmatten der Hocheckgruppe im Liegnitz 
bis auf den Gipfel des Hocheck (über 2600 m) und am Gamsspitz. 
Cerastium arvense L. Auf Grasplätzen der Thäler bis auf die Alpen, z. B. am 
Aineck und Hocheck. — Man kann an beiden Orten zwei Formen unter- 
scheiden, eine an den Blättern fast gar nicht und an den Achsen schwach 
behaarte Form (wohl ©. strictum Hänke) und eine durch ziemlich lange 
Behaarung und die Art des Wuchses, sowie durch die breiteren Blätter 

dem ©. alpinum sich nähernde Pflanze. | 

Cerastium trigynum Vill. Auf Grasplätzen, feuchten Orten des Aineck, der Berge 
der Hocheck- und Hundsteinkette. 

Sagina Linnaei Presl. Auf sandigen Stellen im Prebergraben; auf Alpenmatten 
am Aineck u.s. w. Neu für Lungau. 

Alsine sedoides (L.) F. Schultz. Auf steinigen, trockenen Alpenmatten aller 
höheren Gebirge bis auf die Gipfel, z. B. auf der Hochgolling-, Hocheck-, 
Hundstein- und Weisseckkette und auf den Bundschuhbergen. Ich beob- 
achtete sie noch auf der Spitze des Hocheck in einer Meereshöhe von über 
2600 m. 

Alsine Gerardi (Willd.) Wahlbg. An ähnlichen Orten ebenso häufig wie Vorige 
und fast ebenso hoch ansteigend. 

Arenaria biflora L. Auf den alpinen Matten am Aineck, den Alpen des Znach- 
grabens u. s. w. häufig. 

Arenaria eiliata L. Auf steinigen Matten und im Gerölle des Weisseck bis gegen 
den Gipfel. 

Moehringia muscosa L. Auf feuchten Felsen im Prebergraben und im Weiss- 
briachthale. 

Moehringia trinervia (L.) Clairv. In Wäldern des oberen Zederhausthales (ca. 
1500 m). 

Moehringia ciliata (Scop.) Dalla Torre. Auf den Alpentriften im Rieding bis 
ins Kalkgerölle des Weisseck. 


Dritter Beitrag zur Flora der Gefässpflanzen des Lungau. 567 


Spergula arvensis L. Auf wüsten Plätzen an der Murthalbahn bei Thomathal 
und Ramingstein sehr üppig und massenhaft. 

Herniaria glabra L. Auch in den Seitenthälern, z. B. im Zederhauswinkel 
häufig. 

Scleranthus annuus L. Auf sandigen Plätzen, Aeckern der Hauptthäler um 
Tamsweg u. s. w. nicht selten. 


Ranunculaceae. 


Caltha laeta Sch. N. K. In Wassergräben, auf sumpfigen Plätzen der Katsch- 
berghöhe. 

Caltha alpestris Sch. N. K. An ähnlichen Orten um Ramingstein, am Lasaberg 
bis gegen den Gipfel, im Zederhausthale u. s. w. 

Caltha palustris L. An ähnlichen Orten im Liegnitz- und Zederhausthale bis 
gegen die Baumgrenze. 

Trollius Europaeus L. Auf feuchten Wiesen auch um Mauterndorf und im Zeder- 
hausthale. 

Actaea nigra (L.). In den Wäldern an der Taurach bei St. Andrä. Neu für 
Lungau. 

Delphinium alpinum W.K. Im Murwinkel noch bei ca. 1800 m. 

Aconitum Vulparia Rehb. In Gebüschen, an Zäunen in der Ottinger Au und um 
den Prebersee bei Tamsweg, im Weissbriachthale u. s. w. 

Aconitum Tauricum Wulf. In Formen mit laxen Blüthenständen auf Alpen- 
triften im Weissbriach- und Zederhausthale bis ins Rieding. Die Form mit 
gedrungenem Blüthenstande ist auf trockenen Matten des Aineck, der 
Hocheck- und Hundsteingruppe, sowie am Weisseck nicht selten und steigt 
bis zu ca. 2600 m. — Die Staubfäden dieser Formen fand ich stets mehr 
minder behaart. 

Anemone alpina L. Auf trockenen Alpenmatten der Bundschuhalpen, des Ain- 
eck, des obersten Liegnitz- und Riedingthales. 

Anemone vernalis L. Auf den Triften um den Prebersee. 

Clematis alpina (L.) Mill. Auf Felsen und steinigem Grunde, sowie an Wald- 
rändern im unteren Liegnitz-, Weissbriach- und Zederhausthale. 

Ranunculus paucistamineus Tausch. Im Weissbriachbache aufwärts bis zur Ein- 
mündung des Znachgrabens. 

Ranunculus glacialis L. Auf feuchten Felsen des Hocheck im Liegnitzthale 
und des Gamsspitz im Znachgraben von ca. 2300 m an bis zum Gipfel. 

Ranunculus alpestris L. Steigt viel höher an, als Sauter!) angibt, z. B. am 
Weisseck bis über 2400 m. 

Ranunculus platanifolius L. An Zäunen, in Gebüschen grasiger Gehänge um 
den Prebersee (ca. 1500 m), am Eingange des Liegnitzthales und im Znach- 
graben (bis gegen die Baumgrenze). Kommt immer nur vereinzelt vor. 

Ranunculus sceleratus L. In Wassergräben bei Maria-Pfarr. 


1) 2.2. 0., 8. 106. 


568 Fritz Vierhapper jun. 


Ranunculus nemorosus DC. An Waldrändern bei Maria Pfarr und auf trockenen 
Lehnen im Zederhausthale. 

Thalietrum saxatile Schl. Unter Gebüsch auf begrasten Gehängen um Maria- 
Pfarr und Steindorf und im Zederhausthale. 

Thalietrum galioides Nestl. Auf trockenen Abhängen im Zederhausthale. — Diese 
Pflanze ist, wie überhaupt die in unseren Alpen vorkommende Form des 
Th. galioides von der Ungarns und, wie es scheint, überhaupt der um- 
liegenden Ebene durch breitere, wenn auch noch lineale Blätter ver- 
schieden. Durch diese Blätter erinnert sie schon an Th. simplex L. 


Papaveraceae. 


Papaver Pyrenaicum Willd. Im Kalkgerölle des Weisseck (ca. 2500 m). 


Cruciferae. 


Lepidium sativum L. An Gartenmauern in St. Michael verwildert. 

Biscutella laevigata L. Auf steinigen Matten der oberen Waldregion bis auf die 
Alpen im Znachgraben und im Zederhausthale bis ins Rieding. Zumeist 
auf Kalk. In der Ottinger Au bei Tamsweg, offenbar herabgeschwemmt. 

Thlaspi alpestre L. Auf Felsen und Mauern auch um Tamsweg. 

Kernera sawatilis (L.) Rehb. Auf Kalkfelsen im Znachgraben und oberen Zeder- 
hausthale bis über die Baumgrenze nicht selten. 

Raphanus Raphanistrum L. Auf wüsten Plätzen und Aeckern als Unkraut 
häufig, z. B. bei Mauterndorf. 

Barbarea stricta Andrz. Auf den Dämmen der Murthalbahn bei Maria-Pfarr. 
Neu für Lungau. 

Cardamine alpina Willd. Auf feuchten, steinigen Stellen des Gamsspitz (Znach- 
graben) von ca. 2200 m an. 

Cardamine resedifolia L. Auf feuchten, steinigen Plätzen am Lasaberg, Aineck, 
auf den Gebirgen des Liegnitzthales und Znachgrabens u. s. w. schon in der 
oberen Waldregion und nicht selten mit den Bächen herabgeschwemmt. 

Cardamine amara L. Auch am Aineck und im Liegnitzthale bis über die Baum- 
grenze. 

Cardamine pratensis L. An quelligen Orten des Aineck bis über 1900 m. 

Hutchinsia alpina (L.) R. Br. Auf feuchten Felsen und im Gerölle der Berge 
des Liegnitzthales und Znachgrabens; im Zederhausthale schon bei 1600 m 
im Schutte des Baches bis ins oberste Rieding (ca. 2200 m). Auch im 
Liegnitz ist sie weit herabgeschwemmt. 

Hutchinsia brevicaulis Hoppe. Auf steinigem Boden, im Gerölle am Hocheck 
im Liegnitz und am Gamsspitz im Znachgraben, stets in der hochalpinen 
Region. Nach Sauter!) ist sie im Liegnitz bis zu 1300 m vom Bache 
herabgeführt, was sich, wie ich glaube, auf die vorangehende Art bezieht. 


1) 9.8.0.8. 118. 


N nd > 


ne 


Dritter Beitrag zur Flora der Gefässpflanzen des Lungau. 569 


Es machen H. alpina und brevicaulis im Lungau vielfach den Ein- 
druck zweier vertikal gesonderter Rassen, indem ZH. brevicaulis oft gerade 
dort in der hochalpinen Region vertreten ist, wo H. alpina in der alpinen 
und subalpinen Zone vorkommt. Allerdings scheint HZ. alpina Kalk, H. 
brevicaulis Urgestein zu bevorzugen. 


Neslia paniculata (L.) Desv. Auf wüsten Plätzen auch bei Unternberg und 
Mauterndorf. 

Draba Hoppeana Rchb. Im Gerölle des Weisseck bis zum Gipfel (ca. 2700 m). 

Draba Fladnitzensis Wulf. In Felsspalten des Hocheck und Weisseck. 

Draba tomentosa Wahlbg. Am Weisseck noch um den Gipfel (über 2700 m). 

Arabis glabra (L.) Weinm. In Gebüschen um Ramingstein, auf den Dämmen 
der Murthalbahn bei Lintsching, auf Abhängen im Weissbriach- und Zeder- 
hausthale. 

Arabis alpina L. Auf den Gebirgen im Liegnitz-, Weissbriach- und Zederhaus-. 
thale. Steigt am Hocheck und Weisseck bis zum Gipfel (über 2600, 
respective 2700 m). 

Arabis Jacqwini Beck. Auf nassen, steinigen Stellen im obersten Rieding bis 
aufs Weisseck. 

Arabis pumila Jacq. Auf Felsen im Rieding bis auf den Gipfel des Weisseck 
(ea. 2700 m). 


Arabis Jacquini X pumila [A. Rhaetica Brügger‘)]. Unter den Stamm- 
eltern am Weisseck in einem Exemplare gesammelt. 

Arabis Jacgwini hat einen locker rasigen Wuchs, treibt immer 
mehrere beblätterte, deutliche Indernodien besitzende Innovationssprosse und 
ist zur Fruchtzeit vollständig kahl; A. pumila ist mehr minder dichtrasig, 
mit einfachen und gabeligen Haaren bestreut oder doch gewimpert und 
hat keine verlängerten Innovationssprosse. Unsere Pflanze vereinigt die 
Merkmale beider, indem sie den Wuchs der A. Jacqwini und die Be- 
haarung der A. pumila, diese allerdings in spärlichem Masse, besitzt. 


Während sämmtliche von mir gesammelten Exemplare von A. Jac- 
qwini und pumila grosse reife Schoten tragen, sind die der „A. Rhaetica* 
klein und unentwickelt, mit verkümmerten Samen, eine Thatsache, die 
mir ebenso sehr für die Annahme, dass es sich um eine Hybride handelt, 
zu sprechen scheint, wie der vielpercentig sterile Pollen vieler in Blüthe 
stehender Bastarde. 

Arabis intermedia Huter, welche ich im Herbar Kerner in 
Original-Exemplaren sah, halte ich für keinen Bastard, sondern für eine 
schwach behaarte A. pumila. 

Erysimum cheiranthoides L. Im Gebiete zerstreut, z. B. bei Mauterndorf, aber 
nicht gemein, wie Sauter?) angibt. 


1) In Jahresber. d. naturf. Ges. Graubündens, II (XXV), S. 85 (1882). 
2) a. 2. 0., 8.113. 


570 Fritz Vierhapper jun. 


Alyssum calyeinum L. Auf den Dämmen und im Schotter der Murthalbahn 
nicht selten, z. B. bei Ramingstein, Tamsweg, St. Andrä u.s. w. Neu für 
Lungau. 

Berteroa incana (L.) DC. Auf den Dämmen der Murthalbahn bei Ramingstein 
sehr üppig. 

Crassulaceae. 


Sedum roseum (L.) Scop. Auf feuchten Felsen der Berge im Liegnitzthale 
(Hocheck), Znachgraben (Gamsspitz u. s. w.) und im Rieding. 

Sedum maximum (L.) Auf Felsen und sonnigen Abhängen bei Ramingstein und 
Moosham, an beiden Orten reichlich blühend. 

Sedum villosum L. In feuchten, sandigen Gräben, auf nassen, steinigen Plätzen 
auf der Katschberghöhe (ca. 1600 m). — Die Pflanze ist in solcher Höhe 
stets zwei- bis mehrjährig, mit für das nächste Jahr bestimmten Inno- 
vationssprossen, und verhält sich daher zum $. villosum der Ebene ähnlich 
wie etwa Poa supina zu Poa annua. 

Sedum annuum L. Auch im Zederhausthale bis aufs Weisseck, ca. 2100 m. 

Sedum dasyphyllum L. Auch in den Seitenthälern, z. B. im Weissbriachthale 
bis zu ca. 1300 m. 

Sedum album L. Auf Felsen um Ramingstein, im Prebergraben, bei St. Michael 
und im Zederhausthale ete. nicht selten. 

Sedum alpestre Vill. Auf steinigen Alpenmatten am Aineck, auf den Bergen der 
Hocheck- und Hundsteingruppe, am Weisseck u. s. w. Steigt bis zu 2600 m. 

Sedum Boloniense Lois. Auf sonnigen, trockenen Lehnen um Tamsweg, z. B. 
beim Passegger u. s. w. nicht selten. 

Sempervivum Doellianum Lehm. Auf Felsen im unteren Weissbriachthale. 

Sempervivum montanum L. In der bereits in meinem ersten „Beitrage“*?) er- 
wähnten Form auf felsigen Alpenmatten des Aineck, der Berge der Hoch- 
eckgruppe im Liegnitz- und Hundsteingruppe im Weissbriachthale und im 
obersten Rieding bis aufs Weisseck. 

Sempervivum arenarium Koch. Auf Felsen in der Waldregion des Weissbriach- 
und Zederhausthales. 


Saxifragaceae. 


Saxifraga mutata L. Auf feuchten Felsen im unteren Zederhausthale. 

Saxifraga Aizoon Jaeqg. Auf Felsen im Zederhaus- und Weissbriachthale. Auf 
der Hocheckgruppe im Liegnitzthale, und zwar bis zum Gipfel des Hocheck 
(über 2600 m), sowie am Gamsspitz im Znachgraben sammelte ich die 
Form $. brevifolia Sternbg. 

Sazxifraga caesia L. Im Kalkgerölle des Weisseck bis zum Gipfel (2708 m) sehr 
häufig. Herabgeschwemmt auch im Sande des Zederhausbaches. Im öst- 
lichen Lungau habe ich diese ausgesprochene Kalkpflanze noch nicht 
beobachtet. 


') Voergl. diese „Verhandlungen“, Bd. XIL,VIII (1898), S. 109. 


Dritter Beitrag zur Flora der Gefässpflanzen des Lungau. Dyal 


Sazxifraga oppositifolia L. Im Gerölle und in Felsspalten des Hocheck im 
Liegnitzthale, des Gamsspitz im Znachgraben und des Weisseck. 

Saxıfraga aizoides L. Am Aineck und auf den Bergen der Hochgolling-, Hoch- 
eck-, Hundstein- und Weisseckgruppe u. s. w. bis über 2000 m massenhaft. 
Sauter?) gibt die obere Verbreitungsgrenze dieser Pflanze mit 1600 m viel 
zu niedrig an. — Herabgeschwemmt wächst die Pflanze auch in der Ottinger 
Au bei Tamsweg. 

Sazxifraga aspera L. Auf Felsen im Liegnitz- und Weissbriachthale bis zu ca. 
1400 m. In höheren Lagen bis über die Baumgrenze wächst im Liegnitz 
S. intermedia Hegetschw. 

Sasxifraga bryoides L. Auf steinigen Plätzen aller Alpen, z. B. am Gstoder, 
Aineck, den Bergen der Hochgolling-, Hocheck-, Hundstein- und Weisseck- 
gruppe u.s. w. Bis zu ca. 2500 m. 

Saxifraga stellaris L. Ebenso weit verbreitet wie Vorige, aber nur bis zu ca. 2300 m. 

Sazxifraga aphylla Sternbg. Im Kalkgerölle des Weisseck noch bei ca. 2600 m. 

Saxifraga androsacew L. Ebenso weit verbreitet wie S. stellaris, aber in höheren 
Regionen; gegen die Berggipfel zu in einer niedrigen, oft linealblättrigen 
Form [$. pygmaea Sauter?)]. Eine sehr variable Pflanze. 

Saxıfraga moschata Wulf. Auf Felsen und im Gerölle der Berge der Hocheck- 
gruppe im Liegnitzthale, des Gamsspitz im Znachgraben und am Weisseck. 
In höheren Lagen bis auf den Gipfel des Hocheck und Weisseck (über 
2600, respective 2700 m) als 5. compacta M. K. — In den Rottenmanner 
Tauern (Hundstein-, Hocheck-, Hochgolling- und Preberkette) kommt $. 
moschata, namentlich gegen die Culminationspunkte zu, oft weisslich 
blühend vor. Diese Pflanze gab in Herbarien wiederholt zu Verwechslungen 
mit $. exarata Vill. Anlass, einer nach meiner Meinung ausschliesslich 
den westlichen Alpen, dem Südosten Europas u. s. w. eigenen, in diesem 
Gebiete aber fehlenden Pflanze, welche von $. moschata durch die starken 
Furchen am Blattstiele auch in getrocknetem Zustande leicht zu unter- 
scheiden ist. 

Sasifraga rotundifolia L. Auch im Znachgraben, Rieding u. s. w. bis über 1900 m. 

Ribes Grossularia L. Auch bei Madling und im Weissbriachthale. 

Ribes alpinum L. In Hecken bei Tamsweg und im Zederhausthale. 


Rosaceae. 


Amelanchier ovalis Mediec. Auf Kalkfelsen im Zederhausthale (ea. 1150 m). Neu 
für Lungau. 

Rubus saxatilis L. In Gebüsch und an Waldrändern bei Maria-Pfarr und auf 
trockenen Lehnen im Zederhausthale. 

Potentilla anserina L. In den Thälern häufig. Auf den Dämmen der Murthal- 
bahn bei Maria-Pfarr kommt sowohl die Form mit oberseits seidig be- 


1) a. a. 0., 8. 102. 
2)7a. a. O., S. 103. 


572 Fritz Vierhapper jun. 


haarten, als auch die mit oberseits kahlen Blättern vor. Im Uebrigen ist 
erstere vorherrschend. 

Potentilla argentea L. Auch bei Schloss Moosham nicht selten. 

Potentilla aurea L. Auf den alpinen Matten des Aineck, der Hocheck-, Hund- 
stein- und Weisseckkette häufig. Von der oberen Waldregion bis auf die 
Gipfel der Berge, z. B. auf der Spitze des Hocheck (über 2600 m). 

Potentilla palustris (L.) Scop. In den Mooren um Moosham. 

Sibbaldia procumbens L. Auf steinigen Matten des Aineck, der Alpen des 
Liegnitzthales (hier im Gerölle des Baches bis zu ca. 1500 m herab- 
geschwemmt), Znachgrabens und im oberen Rieding. 

Geum montanum L. Auf allen Alpen häufig; steigt bis über 2600 m, z. B. am 
Gipfel des Hocheck. 

Geum reptans L. Im Gerölle und auf Felsen des Hocheck im Liegnitz bis 
gegen die Spitze und am Gamsspitz im Znachgraben. 

Dryas octopetala L. Im Gerölle und auf steinigen Matten des Hocheck und 
des oberen Riedingthales bis aufs Weisseck. 

Alchemilla alpestris Schmidt. Auf steinigen Alpenmatten, z. B. um den Liegnitz- 
see (ca. 1900 m). Neu für Lungau. 

Alchemilla fissa Schummel. An ähnlichen Orten, gleichfalls um den Liegnitzsee 
und bis auf das Hocheck; auch im Riedingthale. 

Sanguisorba officinalis L. Auf feuchten Wiesen um Steindorf, Mautern- 
dorf u. s. w. in den Thälern nicht selten. Neu für Lungau. 

Sanguisorba minor Scop. Auf den Dämmen der Murthalbahn bei Ramingstein, 
Maria Pfarr u. s. w. 

Rosa pendulina L. Als f. typica Beck auf Berglehnen im Weissbriach- und 
Zederhausthale u. s. w. 

Rosa ferruginea Vill. Als ß. glaucescens Beck (Wulfen als Art) im Weissbriach- 
thale u. s. w. ziemlich hoch ansteigend. 

Prunus Padus L. In den Thälern allenthalben, zumeist als Strauch und bis 
zu ca. 1400 m ansteigend. 


Leguminosae. 


Medicago sativa L. Auf Grasplätzen bei Tamsweg und St. Andrä. Auch bei 
St. Michael, wo nebst Formen mit dunkelblauen auch solche mit hellblau 
und gelblichweiss gefärbten Corollen vorkommen, welche etwa der var. 
pallidiflora, respective ochroleuca F. Gerard (in Ch. Magnier, Flor. sel. 
exs., Nr. 3740 und 3741) entsprechen dürften. Für die namentlich um 
Wien so häufige Hybride M. media Pers. (= M. sativa X falcata) halte 
ich diese Pflanze nicht, weil sie hohen, aufrechten Wuchs hat und weil 
ihr die für den Bastard so typische schmutziggelbe oder grünlichviolette 
Färbung der Corolle fehlt, sowie auch deswegen, weil ich M. falcata in 
der Nähe ihres Standortes nicht beobachtete. 

Melilotus albus Desv. Auf den Dämmen der Murthalbahn um Ramingstein und 
St. Andrä. Neu für Lungau. 


ET TEEN ie 


Dritter Beitrag zur Flora der Gefässpflanzen des Lungau. 573 


Melilotus officinalis (L.). Auf den Dämmen der Murthalbahn, z. B. bei Maria- 
Pfarr. Neu für Lungau. 

Trifolium medium L. Auf trockenen Abhängen bei Schloss Moosham. Auf den 
Dämmen der Murthalbahn verbreitet, z. B. um Ramingstein. 

Trifolium pratense L. ß. alpinum Neilr. (T. nivale Sieb.). Auf steinigen Matten 
im obersten Liegnitzthale (um den See u. s. w.) und im Rieding. 

Trifolium montanum L. Auf trockenen grasigen Abhängen, an Waldrändern ete. 
bei Ramingstein, im Ferstl bei Tamsweg, am Aineck bis gegen die Baum- 
grenze und im Zederhausthale. 

Trifolium pallescens Schreb. Auf feuchten, steinigen Plätzen der Alpen bis über 
die Baumgrenze, z. B. im Riedingthale. Manchmal, z.B. im Liegnitz, mit 
dem Sande des Baches bis zu ca. 1400 m herabgeschwemmt. 

Trifolium badium Schreb. Auf feuchten, quelligen Stellen der Berge und der 
höheren Stufen der Seitenthäler bis ungefähr zur Baumgrenze, z. B. im 
oberen Liegnitz- und Zederhausthale, am Katschberg; steigt manchmal 
bis in die Hauptthäler herab, z. B. an der Taurach bei Steindorf (1100 m). 

Trifolium campestre Schreb. Auf den Dämmen der Murthalbahn bei Raming- 
stein u.s. w. und auf sandigem Boden bei Unternberg. 

Trifolium aureum Poll. Auf trockenen Abhängen am Ferstl bei Tamsweg, bei 
Mauterndorf und Schloss Moosham. 

Anthyllis Vulneraria L. Auf den Dämmen der Murthalbahn, z. B. um Raming- 
stein sehr üppig; auch in den Seitenthälern, z. B. im Weissbriach- und 
Zederhausthale, wo sie, wie es den Anschein hat, mit A. alpestris Kit. 
zum Theile durch Zwischenformen verbunden ist. 

Anthyllis vulgaris (Koch). Auf trockenen Wiesen, z. B. um Tamsweg. 

Anthyllis alpestris Kit. Auf Triften im Weissbriach- und Zederhausthale bei 
ca. 1300—1600 m. 3 

Astragalus alpinus L. Auf steinigen Triften, noch unter der Baumgrenze im 
Liegnitz- und Weissbriachthale (bis in den Znachgraben). 

Astragalus penduliflorus Lam. Auf steinigen, nach Süden exponirten Gehängen 
im Zederhausthale (ca. 1150 m). 

Astragalus glycyphyllos L. Auf buschigen Abhängen bei Schloss Moosham. 

Oxytropis campestris (L.) DC. Auf steinigen Alpenmatten der Hundsteinkette 
(z. B. am Gamsspitz) im Weissbriachthale. 

Hippocrepis comosa L. Auf steinigen Lehnen im Zederhausthale. 

Onobrychis viciaefolia Scop. Auf den Dämmen der Murthalbahn schon sehr 
verbreitet, z. B. um Ramingstein und Maria-Pfarr. 

Vieia Cracca L. Um Ramingstein. An dem von mir eingelegten Exemplare 
sind die Traubenstiele merkwürdiger Weise beträchtlich kürzer als die zu- 
gehörigen Tragblätter. 


Geraniaceae. 


Geranium pratense L. Auf den Dämmen der Murthalbahn bei Ramingstein 
auch weissblühend. 


_- 


574 Fritz Vierhapper jun. 


Geranium palustre L. In Hecken, an Zäunen u. s. w. auch um Judendorf und 

im Weissbriachthale. 
Die Sauter’sche Angabe!), dass @. sanguwineum L. sich bei Tams- 
weg findet, stammt nach Stur (a. a. O.) von Hinterhuber. Kein Wunder 
also, dass sie falsch ist. Vergl. hierüber meinen ersten Beitrag (a. a. O,, 
I, 8.112). 
Polygalaceae. 

Chamaebuxus alpestris Spach. An den Waldrändern am Fusse des Katschberg 
bei St. Michael. 

Polygala amarella Cr. Auf Sumpfwiesen des Katschberg bis aufs Aineck. 


Callitrichineae. 


Callitriche verna L. Steigt auf überrieselten Plätzen des Aineck bis zu ea. 1900 m 
(als 8. caespitosa Schulz) an. In feuchten Gräben der Thäler häufig, 
2. B. bei Moosham. 
Empetraceae. 


Empetrum migrum L. Auf den Matten der alpinen Region des Aineck, der 
Hocheckkette im Liegnitzthale, Hundsteinkette im Weissbriachthale und 
im oberen Rieding. 
Acerineae. 


Acer Pseudoplatanus L. Im Lungau zerstreut und stets vereinzelt. 


Balsamineae. 


Impatiens noli tangere L. In Auen und Erlenbeständen der Hauptthäler, z. B. 
bei Ramingstein und St. Andrä. 


Rhamnaceae. 


Rhamnus Frangula L. Auch bei Judendorf und am Fusse des Mitterberges bei 
Maria-Pfarr. 
Tiliaceae. 


Tilia platyphylla Scop. Dort und da gepflanzt, z. B. bei Mauterndorf (gemeinsam 
mit der ebenfalls gepflanzten 7. cordata Mill.). 


Malvaceae. 
Malva moschata L. Bei St. Michael verwildert (und zwar weissblühend). 


Guttiforae. 
Hypericum quadrangulum L. Steigt im Liegnitz- und Riedingthale bis zur 
Baumgrenze (ca. 1800—1900 m), also höher als Sauter?) angibt. 


1) Sauter, a.a.0., 8. 132. 
2) 98,8. 0., B. 128. 


Dritter Beitrag zur Flora der Gefässpflanzen des Lungau. RYks) 


Tamariscineae. 
Myricaria Germanica (L.) Desv. Auf den Dämmen der Murthalbahn bei St. Andrä. 


Cistineae. 


Helianthemum alpestre (Jacq.) Dun. Auf steinigen Alpenmatten des Weisseck. 

Helianthemum glabrum (Koch). An ähnlichen Orten im oberen Rieding. Neu 
für Lungau. 

Helianthemum obscurum Pers. Auf trockenen, sonnigen Abhängen nicht selten, 
z. B. bei Tamsweg (Ferstl, Passegger), Moosham und im Zederhausthale. 
Auf den Dämmen der Murthalbahn bei Ramingstein, Lintsching u. s. w. 


Violaceae. 


Viola biflora L. Auf schattigen, feuchten Felsen schon in den Thälern, z. B. 
bei Ramingstein, St. Leonhard, im Prebergraben, dann auf den Alpen des 
Liegnitzthales, Znachgrabens und im Zederhausthale bis ins Rieding. 

Viola palustris L. Auf Sumpfwiesen bei Maria-Pfarr und am Lasaberg (ca. 1900 m). 

Viola rupestris Schmidt. Auf trockenen Böden um Mauterndorf. 

Viola silvestris Lam. An ähnlichen Orten, doch häufiger, z. B. bei Steindorf. 

Viola canına L. Im Kiese des Liegnitzbaches beim Orte Liegnitz. 


Thymelaeaceae. 


Daphne Mezereum L. Steigt auch im Lungau, z. B. im Liegnitzthale, Znach- 
graben und im Rieding bis zu ca. 1900 m. 


Oenothereae. 


Epilobium palustre L. In nassen Gräben der Hauptthäler, z. B. bei Maria-Pfarr. 

Epilobium collinum Gmel. Auf den Dämmen der Murthalbahn bei Ramingstein. 

Epilobium roseum Schreb. Auf feuchten Wiesen, in Gräben der Hauptthäler, 
z. B. bei Maria-Pfarr. 

Epilobium nutans Schmidt. In den Sümpfen am Plateau des Lasaberges (ca. 
1900 m) als b) confertifolia Hausskn. Am Aineck (von ca. 1600—1900 m) 
beobachtete ich alle von Haussknecht?) angegebenen Formen [a) maior, 
b) confertifolia, c) flaccida]. 

Epilobium alsinefolium Vill. Auf quelligen Plätzen von der oberen Baum- bis 
in die alpine Region am Aineck, auf den Bergen im Liegnitzthale, sowie 
um den Liegnitzsee und im Rieding. 

Epilobium anagallidifolium Lam. An ähnlichen Orten um den Liegnitzsee. 

Oenothera biennis L. Auf den Dämmen der Murthalbahn bei Madling einge- 
schleppt. Neu für Lungau. 

Circaea alpina L. Auch in den Seitenthälern dort und da, z. B. im Weiss- 
briachthale. 


ı) Monographie der Gattung Epilobium, S. 141. Jena, 1884. 


DT6 Fritz Vierhapper jun. 


Halorrhageae. 


Myriophyllum spieatum L. In Tümpeln bei Judendorf nächst Tamsweg. 

Hippuris vulgaris L. In Tümpeln bei Judendorf und in stehendem Wasser des 
Weissbriachbaches bei Maria-Pfarr, ferner im Weissbriachthale bis zu ca. 
1400 m. 


Umbelliferae. 


Astrantia maior L. Auf Wiesen im Weissbriachthale, ca. 1300 m. 

Chaerophyllum aureum L. Auf Wiesen, an Zäunen auch um Judendorf und 
Moosham. 

Chaerophyllum Villarsii Koch. Auf Triften am Aineck und im obersten Liegnitz- 
thale. 

Chaerophyllum Cicutaria Vill. Auf Wiesen um Tamsweg, Ramingstein u. s. w. 

Conium maculatum L. Auf wüsten Plätzen in Ramingstein und Tamsweg. 

Meum Mutellina (L.) Gärtn. Auf trockenen alpinen Matten am Hocheck und 
um den Liegnitzsee im Liegnitz, am Gamsspitz im Znachgraben und im 
Rieding. 

Pachypleurum simplex (L.) Rehb. Auf steinigen Matten der hochalpinen Region 
des Hocheck und Weisseck. 

Libanotis montana Cr. Im Zederhausthale als L. praecox Kerner (nur ca. 15 bis 
25cm hoch und kahl). Auf den Dämmen der Murthalbahn ist die gewöhn- 
liche Form vorhanden. 

Imperatoria Ostruthium L. Auf saftigen Wiesen und auf Gehängen im oberen 
Liegnitzthale, Znachgraben, Rieding u. s. w. 

Laserpitium latifolium L. Auf sonnigen Abhängen im Zederhausthale. 


Pirolaceae. 


Pirola uniflora L. Auf Waldboden bis gegen die Baumgrenze (ca. 1900 m) am 
Aineck und im Zederhausthale bis ins Rieding. 

Pirola secunda L. In den Wäldern des Aineck bei St. Margarethen und des 
Zederhausthales. 


Ericaceae. 


Rhododendron ferrugineum L. Auf den Matten aller Alpen des Gebietes in 
grossen Beständen. 

Rhododendron hirsutum L. Auf den alpinen Matten des Riedingthales mit 
Vorigem. 

Rhododendron intermedium Tausch (R. ferrugineum X hirsutum). Unter den 
Stammeltern im oberen Rieding. 

Arctostaphylos alpina (L.) Spr. Auf steinigen Matten im obersten Rieding bis 
zu ca. 2100 m. 

Arctostaphylos Uva ursi (L.) Spr. Auf trockenen, steinigen Böden des Hocheck 
im Liegnitzthale und im oberen Rieding. 


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Dritter Beitrag zur Flora der Gefässpflanzen des Lungau. 577 


Vaceinium Vitis idaea L. In den Nadelwäldern des Gebietes eine häufige, bis 
zur Baumgrenze ansteigende Pflanze. 

Calluna vulgaris (L.) Salisb. In den Wäldern und auf den Waldblössen überall 
häufig und ausgedehnte Bestände bildend. Steigt, wie schon Fritsch?) 
angibt, bis zu ca. 2000 m. Um den Prebersee wurde sie auch weissblühend 
beobachtet. 

Erica carnea L. Auf Kalkfelsen und steinigen Lehnen im oberen Zederhaus- 
(bis zu ea. 1500 m) und Murwinkel (bis zu ca. 1800 m). Meine vorjährige 
Angabe bestätigt sich also.) Dem Vernehmen nach kommt die Pflanze 
auch bei Tweng vor, was ich für sehr wahrscheinlich halte. — Erica 
carnea ist im Lungau bisher nur am Mitterberg gesammelt worden.?) 


Primulaceae. 


Primula minima L. Auf steinigen Alpenmatten am Aineck, auf den Bergen der 
Hocheckgruppe im Liegnitz- und der Hundsteingruppe im Weissbriachthale, 
sowie im oberen Riedingthale bis aufs Weisseck. Wächst noch um den 
Gipfel des Hocheck (über 2600 m). Sauter?) gibt also die obere Ver- 
breitungsgrenze dieser Pflanze mit 2200 m viel zu niedrig an. 

Primula glutinosa Wulf. Auf feuchten, steinigen Stellen am Hocheck und Gams- 
spitz bis über 2500 m. 

Androsace obtusifolia All. Auf steinigen Alpenmatten im obersten Rieding bis 
aufs Weisseck. 

Soldanella pusilla Baumg. Auf humösem Boden, am Rande von Schneefeldern 
am Aineck, auf den Bergen der Hocheck- und Hundsteinkette und im 
obersten Liegnitzthale, Znachgraben und Rieding. 

Das Vorkommen der S. minima Hoppe am Speyereck, wo Sauter®) 
dieselbe angibt, und überhaupt im Lungau erscheint mir auf Grund der 
Resultate von Studien, die ich auf Anrathen des Herrn Prof. R. v. Wett- 
stein unternehme, zweifelhaft, weil.es mit der sonstigen Verbreitung dieser 
Art in Widerspruch steht. Es seien hier über diese Verhältnisse einige 
Daten in Kürze?) angeführt. 

Die nur in den Gebirgen des mittleren und zum Theile auch süd- 
lichen Europa heimische Gattung Soldanella zerfällt in zwei von ein- 
ander gut geschiedene Sectionen. Die eine derselben umfasst die Arten, 
deren Corollen zwischen den Staubgefässen stets Schlundschuppen haben, 
während bei den Arten der anderen Section den Blumenkronen diese 
Schlundschuppen fehlen. Zur ersten Section gehören $. alpina, montana, 
Hungarica u. s. w., alle durch ihren relativ hohen Wuchs, die grossen 
Blätter, mehrblüthigen Schäfte und die bis zur Mitte zerschlitzten Corollen 


I) a.2.0., II, S. 586. 

2)rara. 0., 11,8, 411. 

3) Stur, a.a. 0., S. 139. 

Stan. Or, Salgl. 

5) Eine ausführlichere Publication über die Gattung Soldanella wird seinerzeit erscheinen. 


578 Fritz Vierhapper jun. 


ausgezeichnet. Die zweite Section wird nur von zwei Arten, S. minima und pusilla, 
gebildet. Dieselben haben niederen Wuchs, kleinere Blätter, einblüthige Schäfte, 
nur bis zu einem Drittel geschlitzte Blumenkronen und kürzere Griffel. „Ueber- 
gangsformen“* nicht hybriden Ursprunges scheinen zwischen den beiden Sectionen 
nicht zu existiren. 

S. minima und pusilla sind zwar zunächst verwandt, aber doch stets sehr 
leicht zu unterscheiden und durch keine Zwischenformen verbunden. Die wichtig- 
sten Differenzen liegen in den Blättern. $. minima hat sehr kleine, zumeist 
kreisrunde, dickliche Blätter mit relativ grossen Drüsengrübchen,!) welche die 
Oberseite des Blattes in frischem Zustande fast wabig erscheinen lassen. In ge- 
presstem Zustande sind die Blätter infolge Schrumpfens runzelig, die Nerven 
sind weder beim frischen, noch beim getrockneten Blatte sichtbar. Die Blätter 
der S. pusilla sind grösser, immer nierenförmig, am Rande oft ausgeschweift, 
dünn, mit viel kleineren Drüsengrübchen, so dass sie nicht wabig aussehen, und 
sowohl gepresst als auch frisch runzelig, was aber hier durch die oberseits stark 
hervortretende, netzaderige Nervatur hervorgerufen wird. Hierdurch sind sie 
viel besser als durch Form und Grösse von denen der $, minima lebend und im 
Herbare jederzeit auseinanderzuhalten. Auf diese nie trügenden und leicht auf- 
findbaren Unterscheidungsmerkmale zwischen $. pusilla und minima in Blatt- 
Consistenz und -Nervatur hat meines Wissens bisher Niemand aufmerksam gemacht. 
Herrn Prof. Wettstein sind dieselben schon lange bekannt. Die Blatt- und 
besonders die Blüthenstiele der $. minima sind oft, aber nicht immer (wie es 
scheint, vorzüglich bei der Südtiroler Pflanze) mit reichlichen gestielten Drüsen 
bekleidet, während $. pusilla an diesen Theilen spärlicher mit sitzenden Drüsen 
besetzt oder mehr weniger kahl ist. Die Blumenkrone ist bei $. minima lila 
bis blau, bei S. pusilla violett bis dunkelblau gefärbt, in der Art der Streifung 
des Schlundes konnte ich keinen Unterschied zwischen beiden finden. Die An- 
therenhälften sind bei $. minima unten rundlich und stumpf, bei $. pusilla zu- 
gespitzt geschnäbelt. 

S. minima hat zwei Verbreitungsbezirke. Der eine erstreckt sich über die 
niederösterreichischen und östlichen oberösterreichischen Alpen, sowie über die 
Hochveitsch- und Hochschwabgruppe in Steiermark, der andere, beiläufig gesagt, 
über die südlichen Kalkalpen ?) der österreichischen Monarchie. Auch $. pusilla 
hat zwei von einander getrennte Areale, eines in den Alpen, das zweite in den 
Karpathen und im Balkan. Das alpine Areal schiebt sich zwischen die beiden 
Gebiete der $. minima ein und erstreckt sich vom Seckauer Zinken im Osten 
durch die ganze Üentralalpenkette bis in die westliche Schweiz. Nicht selten ist 
sie auch in den nördlichen Kalkalpen eingestreut, z. B. am Dachstein, Watzmann. 


!) In jedem Grübchen sitzt eine gestielte Drüse, die den oberflächlichen, an Blatt- und 
Blüthenstielen der Soldanellen vorkommenden Drüsen, wie siez. B. Kaminski (Vergl. Anat. Primul. 
[1878], S. 20) von Primula sinensis beschreibt, sehr ähnlich ist. 


2) Der Originalstandort der Pflanze ist im Bodenthale in Kärnten (vgl. Hoppe in Sturm, 
Deutschl. Flora, Heft 20). Die Antheren der $. minima sind in der Abbildung des citirten Werkes 
unrichtiger Weise geschwänzt gezeichnet. 


Dritter Beitrag zur Flora der Gefässpflanzen des Lungau. 579 


Im Karpathensysteme ist S. pusilla auf die Rodnaer und Banater Alpen und 
auf die transsilvanischen Gebirge!) beschränkt, von wo sie bis in den Balkan 
reicht.?) 

Die Art der Verbreitung dieser beiden echt alpinen Arten, deren zum 
Theile aneinander grenzende Areale sich im Allgemeinen ausschliessen, gestattet 
einen Schluss auf ihre vermuthliche Entstehungsgeschichte. Diese dürfte ähnlich 
der anderer solcher alpiner Arten sein (wie z. B. Doronicum calcareum — glaciale, 
Callianthemum rutaefolium — coriandrifolium, Aster Breyninus — alpinus, 
Dianthus alpinus — glacialis u. s. w.), für welche man annehmen kann, dass 
sie von einer gemeinsamen Urform abstammen, welche sich seinerzeit unter dem 
Einflusse der verschiedenen Bedingungen, die sie im Kalk- und Urgebirge vor- 
fand, in zwei entsprechende Typen gegliedert hat.?) S. minima ist ebenso sehr 
ein Product der Kalkalpen, wie S. pusilla der Uralpen. Die Thatsache, dass $. 
pusilla: auch dort und da in den nördlichen Kalkalpen sich findet, ermöglicht 
keinen gegründeten Einwand gegen diese Behauptung, weil ja gerade in den‘ 
baierischen Alpen Einlagerungen von Urgestein nicht selten sind. 

Es geht aus dieser Betrachtung hervor, dass es aus zwei Ursachen ge- 
‚rechtfertigt ist, S. minima und pusilla in einer Section zusammenzufassen, einmal 
wegen ihrer morphologischen Aehnlichkeit und dann wegen ihrer geographischen 
Verbreitung. Andererseits fasst man mit eben solchem Rechte die Arten $. 
alpina, montana u. s. w. als eigene Section auf, weil es, trotzdem sich ihr Areal 
mit dem der anderen Gruppe zum grossen Theile deckt, bei bedeutender morpho- 
logischer Divergenz doch keine nicht hybriden Intermediärformen zwischen ihnen 
und der Section der S. minima gibt. 

Die hier vorgeführten Ansichten stehen mit den Angaben der Florenwerke 
vielfach in Widerspruch. So kommt nach Hinterhuber?) $. minima im Kron- 
lande Salzburg „vorzüglich auf Schiefer, seltener auf Kalk, z. B. auf den Fuscher, 
Gasteiner, Rauriser und Lungauer Alpen“ vor. Ich glaube, dass Hinterhuber 
die S. minima wie manche andere Pflanze nicht gekannt hat, und halte es für 
sehr wahrscheinlich, dass dieselbe im Salzburgischen, wenn schon nicht überhaupt 
fehlt, so doch, wie Sauter angibt, auf das eine oder das andere Kalklager be- 
schränkt ist. 

Auch mit Neilreich, nach welchem®) $, minima von pusilla „vielleicht 
specifisch nicht verschieden“ ist, kann ich nicht übereinstimmen. 


!) Baumgarten's $. pusilla stammt aus Siebenbürgen (Baumgarten, Enum. stirp. 
Transs., I, p. 138 (1816). 

?) Nach Beck, Veget.-Verhältn. d. illyr. Länder in Engler u. Drude, Veget. der Erde, IV, 
S. 446 (1901) kommt S. pusili« auch auf den liburnisch-süderoatischeu Gebirgen vor. 

®) Prof. v. Wettstein hat gemäss den Ergebnissen meiner Untersuchungen $. minima und 
pusilla als Beispiel zweier vicariirender (d. i. zunächst verwandter, sich in aneinander grenzenden 
oder auch von einander getrennten Gebieten vertretender) Arten, die durch „directe Anpassung“ ent- 
standen sind, in seinem eben erscheinenden Lehrbuche angeführt (vgl. Wettstein, Handb. der syst. 
Botanik, I, S. 41 [1901)). 

#) Hinterhuber u. Pichlmayr, Prodr. d. Fl. d. Herzogth. Salzb., 2. Aufl., S. 167 (1879). 

5) Flora von Niederösterreich, S. 590 (1859). 

Z.B. Ges. Bd. LI. 38° 


580 Fritz Vierhapper jun. 


Sowohl nach diesem Autor, als auch nach Beck!) und Haläcsy?) 
ist S. pusilla in den niederösterreichischen Kalkalpen eine häufige Er- 
scheinung, was ich gleichfalls nicht bestätigen kann. Nach meinen mit 
der Durchsicht eines bedeutenden Herbarmateriales verbundenen Unter- 
suchungen fehlt, wie schon aus dem früher Gesagten hervorgeht, $. pusilla 
in Niederösterreich vollständig, und es gehört alles das, was man für $. 
pusilla gehalten hat, zu dem hier häufigen Bastarde S. alpina X minima 
(S. Ganderi Huter). Diese Pflanze ist von der echten $. pusilla nament- 
lich durch das Fehlen der für diese so charakteristischen Blattnervatur, 
die oft zweiblüthigen Schäfte, den Besitz von Schlundschuppen in der 
Krone, die relativ grossen, geschwänzten Antberen, wie überhaupt durch 
alle Merkmale, infolge derer sie intermediär zwischen S. alpina und minima 
steht, verschieden. 

Der Bastard S. alpina X pusilla (S. hybrida Kerner) ist natürlich 
nach dieser Auffassung gleichfalls aus der Flora Niederösterreichs zu 
streichen.?) 

Die in Kerner’s Flora exsiccata Austro-Hungarica unter Nr. 1364 
als S. minima ausgegebene Pflanze hat Beck!) als von dieser verschieden 
erklärt und als S. alpina var. cyclophylla benannt. Ich halte die Pflanze 
nach dem von mir eingesehenen Belegmateriale für ganz typische $. mi- 
nima Hoppe. 

Herrn Prof. v. Wettstein sei für die mannigfache Anregung und 
Unterstützung, die er mir bei der Behandlung der Soldanella-Frage an- 
gedeihen liess, schon an dieser Stelle mein herzlichster Dank votirt. 


Soldanella alpina L. Im Riedingthale bis in die alpine Region. 
Lysimachia vulgaris L. In Sandgruben bei Mauterndorf. 


Plumbagineae. 


Armeria alpina (Hoppe) Willd. Auf Felsen und steinigen Stellen am Hocheck 
im Liegnitzthale und im oberen Rieding bis aufs Weisseck. 


Gentianaceae. 


Gentiana ciliata L. Auch im Zederhausthale. Im Gebiete bisher stets auf Kalk 
oder kalkhältiger Unterlage beobachtet. 

Gentiana erueiata 1. Auf sonnigen Lehnen im Zederhausthale. Neu für Lungau. 

Gentiana punctata L. Auf Alpenmatten im oberen Rieding. 

Gentiana acaulis L. Auf Triften am Aineck, im oberen Liegnitzthale und im 
Rieding. Im Liegnitz sammelte ich u. a. ein Exemplar mit einer Corolle, 
deren Länge dem Durchmesser gleicht, was durch einen Phytoptus hervor- 
gerufen worden sein dürfte. 


ı) Flora von Niederösterreich, 2, II, S. 922 (1893). 
2) Flora von Niederösterreich, S. 421 (1896). 
°») Vergl. dagegen Beck und Haläcsy a. a. 0. 


KW 


Dritter Beitrag zur Flora der Gefässpflanzen des Lungan. 581 


Gentiana Bavarica L. Auf feuchten Felsen und quelligen Stellen im obersten 
/Znachgraben und im Rieding bis auf die Berge. Auf steinigen Stellen 
hoher Lagen am Gamsspitz und Weisseck als @. rotundifolia Hoppe. 

Gentiana verna L. Auf Triften bis in die alpine Region, am Katschberg bis 
aufs Aineck, im Liegnitzthale und Rieding. 

Gentiana nivalis L. Auf Alpenmatten aller Gebirge, z. B. am Aineck, Hocheck 
im Liegnitzthale, Gamsspitz im Znachgraben und im Rieding bis aufs 
Weisseck. Hier auch eine Form mit relativ weiten Kelchen. 

Gentiana Stiriaca Wettst. Auf Wiesen und den Dämmen der Murthalbahn auch 
bei Maria-Pfarr und Mauterndorf. 

Gentiana tenella Rottb. Auf Grasplätzen am Weisseck gegen den Murwinkel 
(ea. 2600 m). 

Gentiana nana Wulf. Steigt am Weisseck bis zum Gipfel (über 2700 m). Auch 
weissblühend beobachtet. 

Sweertia perennis L. Auch um den Liegnitzsee (ca. 2000 m). 

Menyanthes trifoliata L. Auf feuchten Wiesen im Weissbriachthale. 


Asclepiadeae. 


Cymanchum Vincetoxicum (L.) R. Br. Auf sonnigen Lehnen im Zederhaus- und 
Murwinkel. 
Convolvulaceae. 


Convolvulus arvensis L. Auf Brachäckern bei Moosham. 

Calystegia sepium (L.) R. Br. Auf sonnigen Abhängen bei Schloss Moosham. 

Cuscuta Europaea L. Bei Judendorf auf Humulus Lupulus; auch in den Seiten- 
thälern, z. B. im Zederhausthale auf Aster alpinus und im Murwinkel. 


Polemoniaceae. 


Polemonium coeruleum L. Auch bei Ramingstein und Mauterndorf verwildert. 


Borragineae. 


Lappula echinata Gilib. Auf trockenen Plätzen im Zederhausthale. 

Lappula deflexa (Wahlbg.) Garcke. In den Wäldern des unteren Weissbriach- 
thales. 

Eritrichium Terglouense (Hacq.) Kern. Auf Felsen und in Gesteinsspalten der 
höchsten Alpen von ca. 2400 m an bis auf die Berggipfel am Hocheck im 
Liegnitz (ca. 2600 m), am Gamsspitz im Zmachgraben und am Weisseck 
(ca. 2700 m). Oft mit Myosotis alpestris gemeinsam. 

Lycopsis arvensis L. In den Hauptthälern auf Schuttplätzen, sonnigen Abhängen, 
in Kornfeldern zerstreut, z. B. bei Moosham. 

Myosotis arvensis (L.). Auf Aeckern bei Tamsweg. 

Myosotis alpestris Schm. Auf steinigen Alpenmatten der Hocheckkette im 
Liegnitzthale (z. B. Hocheck), Hundsteinkette im Weissbriach (z. B. Gams- 
spitz) und am Weisseck, überall bis zu 2500 m. 

38* 


532 Fritz Vierhapper jun. 


Echium vulgare L. Auf den Dämmen der Murthalbahn bei Ramingstein, Tamsweg, 
St. Andrä u. s. w. Auch auf trockenen, sandigen Plätzen bei St. Michael 
und im Murwinkel. 


Labiatae. 


Ajuga Genevensis L. In lichten Wäldern des oberen Zederhausthales (ca. 1600 ı). 
Vielleicht irgendwie verschleppt. 

Ajuga pyramidalis L. Auf Bergwiesen am Lasaberg, Aineck, im oberen Liegnitz- 
thale, im Znachgraben u. s. w. 

Sceutellaria galericulata L. In Strassengräben und auf sumpfigen Plätzen um 
Tamsweg, z. B. in der Ottinger Au und bei Moosham (im Moore). 
Brunella grandiflora (L.). Auf sonnigen Gehängen und Rainen bei Judendorf 

und Maria-Pfarr. 

Galeopsis Ladanum L. Auch auf der Strasse bei Unternberg und im Zeder- 
hausthale. . 

Stachys alpina L. In den Wäldern an der Taurach bei St. Andrä. 

Stachys recta L. Auf den Dämmen der Murthalbahn bei Lintsching. Neu für Lungau. 

Stachys officinalis (L.) Trev. Auf buschigen Abhängen auch bei Unternberg. 

Satureja alpina (L.) Scheele. Auf Kalkfelsen im Prebergraben und im Zeder- 
hausthale. 

Thymus Carniolicus Borbäs. Auf den trockenen, nach Süden geneigten 
Abhängen des Mitterberges bei Schloss Moosham in Gesellschaft des Th. 
Chamaedrys Fr. gemeinsam mit Trifolium arvense, Filago arvensis u.a. 
Es ist dies jene Pflanze, von der ich in meinem letzten Beitrage?!) an- 
führte, dass sie dem T’h. polytrichus Kern. zunächst stehe, sich aber von 
ihm durch viel stärkere Behaarung unterscheide. Noch viel näher scheint 
sie mit dem in Kerner’s „Flora exsiccata Austro-Hungarica*?) als Ort- 
manniamus Opiz ausgegebenen Thymus verwandt zu sein. Das Vorkommen 
dieses, wie es scheint, mehr südlichen Typus im Lungau ist von grossem 
Interesse. Analoge Formen finden sich im Pusterthale u. s. w.°) 

Thymus spathulatus Opiz. Auf besonnten Südabhängen im Zederhaus- und 
Murwinkel. 

Thymus polytrichus Kerner. Auf sonnigen Felsblöcken und steinigen Ab- 
hängen im Liegnitz- und Weissbriachthale. 

Thymus Trachselianus Opiz.*) Nebst Th. alpigenus Kern. auf steinigen Matten 
in der subalpinen und alpinen Region der Berge im Liegnitz- (Hoch- 
eck u. s. w.) und Weissbriachthale (Gamsspitz u. s. w.) und im Rieding 
bis aufs Weisseck ete. Es ist dies dieselbe, wohl auf allen Gebirgen des 
Gebietes verbreitete Pflanze, welche ich in meinem letzten Beitrage?) irr- 
thümlicher Weise als Th. Kosteletzkyanus bezeichnet habe. 


1) a.a. O., U, S. 413. 

2) Unter Nr. 2153. 

°) Die von Kerner ausgegebene Pflanze stammt aus dem Gschnitzthale (Tirol). 
*) = humifusus Bernh. der Autoren. 


Dritter Beitrag zur Flora der Gefässpflanzen des Lungau. 583 


Von der im Lungau in grosser Mannigfaltigkeit vertretenen Gattung 
Thymus ist Th. Chamaedrys, der auch dem Geruche nach variirt, in den 
Thälern der häufigste, Th. Trachselianus und polytrichus, und zwar 
letzterer auf besonders sonnigen Stellen, vertreten im Gebirge den nahe 
verwandten Th. praecox Opiz der Ebenen verwandter Gebiete; Th. spathu- 
latus und der graue Th. Carmiolicus sind die stark behaarten Formen 
besonders heisser Stellen der Thäler, ohne aber etwa Localrassen des Th. 
Chamaedrys zu sein. Es dürften die Vertreter der Gattung Thymus im 
Lungau drei Verwandtschaftskreisen angehören, einmal dem des 7’h. Cha- 
maedrys, zum zweiten dem des Th. praecox (Th. Trachselianus, alpigenus, 
polytrichus und spathulatus) und zum dritten dem des Th. Carmiolicus. 
Die angewendeten Namen Th. spathulatus, Carniolicus u. s. w. sind 
vor einer Klärung der Gattung in genetischer Beziehung nicht als Be- 
zeichnungen gleichwerthiger Rassen, sondern nur als provisorische Be- 
nennungen von durch ein besonderes morphologisches Kennzeichen in die’ 
Augen fallenden Typen aufzufassen. 
Mentha piperita L. Auch um Tamsweg in Gärten eultivirt und verwildert. 
Mentha arvensis L. In der Ottinger Au bei Tamsweg. 


Scrophulariaceae. 


Verbascum Blattaria L. Auf den Dämmen der Murthalbahn bei St. Andrä ein- 
geschleppt. Neu für Lungau. 

Linaria alpina (L.) Mill. Im Gerölle der alpinen Region der Gebirge, z. B. um 
den Liegnitzsee, am Gamsspitz im Znachgraben und im Rieding bis aufs 
Weisseck. 

COhaenorrhinum minus (L.) Lge. Auf den Dämmen der Murthalbahn bei Raming- 
stein, Tamsweg u. s. w. Auf trockenen, sandigen Stellen im Zederhaus- 
thale. Neu für Lungau. 

Veronica scutellata L. In nassen Gräben an der Weissbriach bei Stranach. 

Veronica latifolia L. Auf feuchten Felsen bei Ramingstein und Madling, in der 
Taurach -Au bei St. Andrä, im Prebergraben und im Weisbriach- und Zeder- 
hausthale. Zumeist auf Kalk. 

Veronica bellidioides L. Auf steinigen, trockenen Alpenmatten von ca. 1900 m 
an am Aineck, auf der Hocheckkette im Liegnitz, am Weisseck u. s. w. 

Veronica alpina L. Auf feuchten, quelligen Plätzen und auf trockenen Matten 
am Aineck, den Bergen der Hocheck- und Hundsteinkette und im oberen 
Riedingthale. Steigt bis auf den Gipfel des Hocheck (bis über 2600 m), 
während Sauter!) die obere Grenze dieser Pflanze mit 1900 m, Hinter- 
huber?) mit 2000 m bewerthet. 

Veronica fruticans Jacq. Auf Kalkfelsen in der Waldregion: Im Prebergraben, 
am Katschberge, im Weissbriach- und Zederhausthale. 


1) 2.2. 0., S. 84. 
23.2. 0., 8.149. 


584 Fritz Vierhapper jun. 


Veronica agrestis L. Auf wüsten Plätzen bei Unternberg (gemeinsam mit V. 
opaca Fr.) und Mauterndorf. 

Veronica polita Fr. Auf Aeckern am Fusse des Achnerkogl bei Tamsweg und 
auf sterilen Plätzen bei St. Michael. Neu für Lungau. — Während die 
in der Regel zusammen vorkommenden Arten V. agrestis und opaca, die 
wahrscheinlich nördlichen Ursprunges sind, stets auf wüsten Plätzen, an 
den Rändern von Gebäuden u. dgl. zu finden sind, kommt die offenbar 
aus dem Osten stammende V. polita zumeist im Gefolge des Getreides, 
auf Feldern, Brachen u. dgl. vor. 

Digitalis ambigua Murr. Auf buschigen Abhängen im Weissbriachthale. 

Melampyrum silvaticum L. In den Bergwäldern am Katschberg, im Weiss- 
briachthale u. s. w. 

Euphrasia*) Rostkoviana Hayne. Auf Wiesen, Rainen und sonnigen Gehängen 
im Gebiete häufig. Als var. minuta Beck bis über die Baumgrenze, z. B. 
am Aineck. 

Euphrasia brevipila Burn. et Gremli. Auf den Dämmen der Murthalbahn bei 
Maria-Pfarr. 

Euphrasia strieta Host. In Gesellschaft mit Voriger bei Maria-Pfarr und auf 
sonnigen Lehnen bei Moosham. Neu für Lungau. 

FEuphrasia minima Jacq. Auf steinigen Alpenmatten am Lasaberg, Aineck, auf 
den Bergen der Hocheck- und Hundsteinkette und im Rieding bis aufs 
Weisseck. Im Znachgraben sammelte ich besonders zarte, schlanke, bis zu 
l1dm hohe Formen. Die Pflanze ist überhaupt sehr variabel, doch, wie 
schon wiederholt erwähnt wurde, hier stets weissblühend. 

Euphrasia Salisburgensis Funke. Auf Kalkfelsen am Katschberg, im Weiss- 
briach- und Zederhausthale. 

Odontites rubra Gilib. Auf Rainen und am Rande feuchter Wiesen in den Haupt- 
thälern sehr häufig. 

Bartschia alpina L. Auf feuchten Wiesen und Matten der Berge der Hocheck- 
und Hundsteinkette; am Weisseck steigt sie fast bis zum Gipfel (2700 m), 
also viel höher, als Sauter?) die obere Verbreitungsgrenze dieser Pflanze 
angibt. Auch in den Wiesenmooren im oberen Rieding. 

Alectorolophus hirsutus All. Auf Wiesen und auf den Dämmen der Murthal- 
bahn bei Ramingstein, Tamsweg u. s. w. 

Alectorolophus angustifolius (Gmel.) Heynh. Auf steinigen Abhängen im Zeder- 
hausthale. 

Alectorolophus lanceolatus (Neilr.) Sterneck. Auf Triften des Weisseck gegen 
den Murwinkel (ca. 2200 m!). Neu für Lungau. 

Pedicularis incarnata Jacq. Auf steinigen Matten im Riedingthale. 

Pedieularis rostrata L. Auf Alpenmatten am Gamsspitz im Znachgraben und 

im oberen Rieding bis aufs Weisseck. 


ı) Herr Prof. v. Wettstein hatte die Güte, die Euphrasien zu revidiren, 
2) a.2.0., 8.85. 


Dritter Beitrag zur Flora der Gefässpflanzen des Lungau. 585 


Pedicularis asplenifolia Floerke. An ähnlichen Orten des Weisseck von ca. 2300 m 
bis zum Gipfel (über 2700 m). 

Pedicularis geminata Portschlg. An ähnlichen Orten um den Liegnitzsee und 
auf dem Hocheck im Liegnitzthale und am Gamsspitz (Hundsteinkette). 

Pedicularis verticillata L. Auf feuchten Alpentriften schon am Aineck. 

Pedicularis reeutita L. Auf feuchten Wiesen und Mähdern im Rieding von der 
oberen Wald- bis in die Alpenregion. 

Pedicularis rosea Wulf. Auf steinigen alpinen Matten des Weisseck bis über 
2500 m. Sauter!) gibt die obere Verbreitungsgrenze dieser Pflanze mit 
1900 m viel zu nieder an. 


Utriculariaceae. 


Pingwieula vulgaris L. Auf den Moorwiesen bei Moosham; in den Sümpfen des 
Lasaberg bis zu 1900 m. Nach Sauter?) steigt sie nur bis zu 1300 m, . 
nach Hinterhuber®) gar nur bis zu 1260 m. 

Utrieularia vulgaris L. In stehenden Gewässern um Maria-Pfarr. 


Orobanchaceae. 


Orobanche alba Steph. Auf sonnigen Abhängen im Zederhausthale. 


Plantagineae. 


Plantago maritima L. Auf sandigen Plätzen am Damme der Murthalbahn 
bei Ramingstein in sehr üppigen Stöcken. Offenbar eingeschleppt. 


Rubiaceae. 


Galium boreale L. Auf nassen Wiesen im Taurachthale bei Maria-Pfarr. Neu 
für Lungau. 

Galium palustre L. Steigt auf den Wiesenmooren der Bergwälder bis gegen die 
Baumgrenze (ca. 1800 m), z. B. am Katschberg. 

Galium verum L. Bei Tamsweg auch ochroleuce blühend, z. B. bei St. Leonhard 
und am Ferstl. Hier wächst auch der muthmassliche Bastard @. verum X 
erectum?) (G. eminens Gren. et Godr.), der vom weissgelben @. verum 
durch breitere Blätter, grössere Blüthen und einen weitschweifigeren 
Blüthenstand verschieden ist. 

Galium Baldense Spr. Auf steinigen Matten im obersten Riedingthale bis aufs 
Weisseck. 

Galium asperum Schreb. Auf felsigen Böden im Zederhausthale. Neu für Lungau. 

Galium Austriacum Jacq. Auch im Liegnitz-, Weissbriach- und Zederhausthale. 


1) a. a. 0., 8. 86. 

2)/a.8.0., S. 89. 

3/4. 8. O., S. 162. 

4) Vergl. meinen vorjährigen Beitrag, a. a. O., II, S. 414, 


536 Fritz Vierhapper jun. 


Caprifoliaceae. 


Sambucus racemosa L. Auf Abhängen im Zederhaus und Murwinkel. 

Viburnum Lantana L. In den Wäldern des Mitterberges bei Maria- Pfarr 
(ca. 1100 m). 

Viburnum Opulus L. Am Fusse des Schwarzenberges bei Judendorf und bei 
Maria-Pfarr. 

Lonicera Xylosteum L. Beim „Kempfer* bei Tamsweg (ca. 1200 m) Hecken 
bildend. Ich halte die Pflanze daselbst für spontan. Nach Sauter!) 
steigt dieselbe bis zu 1000 m, nach Hinterhuber?) bis zu 950 m. 
Ueberdies ist sie nach Letzterem in Salzburg auf die nördlichen Kalkalpen 
beschränkt. 

Lonicera coerulea L. In Hecken bei Maria-Pfarr und Judendorf. 


Valerianaceae. 


Valeriana dioeca L. Auf den Moorwiesen der bewaldeten Vorberge bis zu 
ca. 1800 m ansteigend, z. B. am Katschberg. 

Valeriana montana L. Auf Kalkfelsen im Zederhausthale, 

'aleriana Celtica L. Auf trockenen Alpenmatten schon am Aineck, auf den 
Bergen des Liegnitz- (Hocheck) und Weissbriachthales (Gamsspitz) u. s. w. 


Dipsaceae. 


Knautia arvensis (L.) Coult. Auf trockenen, sonnigen Gehängen, z. B. im Zeder- 
hausthale. 

Scabiosa lueida Vill. Auf den Dämmen der Murthalbahn bei Maria-Pfarr. 

Scabiosa Columbaria L. Auf den Dämmen der Murthalbahn bei Lintsching. 
Neu für Lungau. — Die hier vorkommende Pflanze ist infolge der Form 
und Behaarung ihrer Blätter von der südlichen $. Gramuntia L. nur sehr 
wenig verschieden. 


Campanulaceae. 


Campannula pusilla Hnke. Auf feuchten Felsen im Riedingthale; bis ins Zeder- 
haus herabgeschwemmt. 

Campanula Scheuchzeri Vill. Auf Triften der oberen Waldregion und auf Alpen- 
matten im oberen Göriach- und Liegnitzthale, im Znachgraben und auf 
den ihn umgebenden Bergen, am Katschberg bis aufs Aineck und im 
Rieding. Oft mit nickenden Blüthen. 

Campanula pulla L. Auf quelligen Plätzen im oberen Rieding bis aufs Weisseck. 

Campanula persicifolia L. Auf buschigen Abhängen bei Schloss Moosham und 
im Weissbriachthale., 

Campanula alpina Jacq. Auf steinigen Alpenmatten am Aineck, am Hocheck 
und um den Liegnitzsee im Liegnitz und am Gamsspitz im Znachgraben. 


ı) 2.2. 0., 8.70. 
2) a.a. O., 8. 9. 


Dritter Beitrag zur Flora der Gefässpflanzen des Lungau. 587 


Campanula barbata L. Auf Triften in der Waldregion bis zur Baumgrenze 
(ea. 1900— 2000 m) aller Winkel und Alpen häufig. 

Phyteuma pauciflorum L. Auf steinigen Stellen der Berge der Hocheck- und 
Hundsteinkette, sowie im Rieding bis aufs Weisseck. Von ca. 2000 m (z. B. 
um den Liegnitzsee) bis über 2600 m (Spitze des Hocheck). Die von mir 
gesammelten Exemplare entsprechen zum grössten Theile der Beschreibung 
des Ph. globulariaefolium, das ich aber bisher vom typischen Ph. pauei- 
florum nicht als Art unterscheiden kann. 

Phyteuma confusum Kern. Auf steinigen Matten am Aineck und um den Liegnitz- 
see. — Ph. confusum vertritt gewissermassen auf Alpenmatten das Ph. 
paueiflorum der Felsen der hochalpinen Region. Auch dem Ph. hemi- 
sphaericum steht es sehr nahe. 

Phyteuma orbieulare L. Auch in den Seitenwinkeln, z. B. im Weissbriach- und 
Zederhausthale. Wohl zumeist auf Kalk. 

Phyteuma hemisphaericum L. Auf Triften der Alpen des Liegnitz-, Weissbriach- 
und Zederhausthales. 

Phyteuma spicatum L. Um den Prebersee (ca. 1500 m) und auf buschigen Ge- 
hängen im Weissbriachthale. 

Phyteuma betonicifolium Vill. Auf Wiesen und an Zäunen um Ramingstein, 
beim Prebersee und im Liegnitzthale. 

Phyteuma veronicaefolium Schrad. und Ph. persicaefolium Hoppe 
sind mir unbekannt, doch vermuthe ich, dass beide mit Ph. betonici- 
folvum identisch sind. 


Compositae. 


Adenostyles glabra (Vill.) DC. An Bachrändern und auf Abhängen im Zeder- 
hausthale. Scheint im östlichen Lungau zu fehlen. 

Adenostyles Alliariae (Gouan) Kern. Auf schattigen Gehängen, in Gebüschen 
um den Prebersee, im Weissbriach- und Zederhausthale. 

Solidago alpestris W. K. Auf Triften der Urgebirge, hauptsächlich in der Nardus- 
und Ericaceen-Formation, z. B. im obersten Liegnitzthale. 

Aster Bellidiastrum (L.) Scop. Auf Felsen und feuchtem, erdigem Boden der 
westlichen Seitenthäler bis über die Baumgrenze, z. B. im Liegnitz-, Weiss- 
briach- (Znachgraben) und Zederhausthale; auch am Katschberg. 

Aster alpinus L. Auf Felsen sonniger Gehänge im Zederhausthale von 1200 m 
aufwärts. 

Erigeron Canadensis L. Auf wüsten Plätzen in Tamsweg eingeschleppt. Neu 
für Lungau. 

Erigeron acer L. Auf sandigen Rainen, an Mauern bei Maria-Pfarr, im Liegnitz-, 
Weissbriach- und Zederhausthale. 

Erigeron neglectus Kern. Auf felsigen Matten des Hocheck im Liegnitz und des 
Weisseck. 

Erigeron alpinus L. Auf begrasten, steinigen Gehängen des Weissbriachthales 
(ca. 1400 m) sehr typisch. 


588 Fritz Vierhapper jun. 


Erigeron glabratus Hoppe et Hornsch. Auf Kalkfelsen im Weissbriach- und 
Zederhausthale bis über die Baumgrenze. 

Erigeron uniflorus L. An ähnlichen Stellen wie E. neglectus am Hocheck und 
Weisseck. 

Leontopodium alpinum Cass. Auf Felsen des Gamsspitz im Znachgraben (in 
ca. 2000 m Meereshöhe). 

Gnaphalium supinum L. Auf steinigen Matten der Alpen bis herab in die 
Baumregion, z. B. am Aineck, auf den Bergen der Hocheck-, Hundstein- 
und Weisseckkette. 

Gnaphalium silvaticum L. Auf sandigen Plätzen, in Waldschlägen ete. um 
Ramingstein, Tamsweg u. s. w. 

Gnaphalium Norvegieum Gunn. In der höheren Waldregion auf grasigen Ge- 
hängen u. dgl. am Katschberg bis aufs Aineck und im Zederhausthale bis 
ins Rieding. 

Bidens tripartita L. In Strassengräben bei Mörtelsdorf nächst Tamsweg und 
im Weissbriachthale. Zumeist mit der häufigeren B. cernua L. 

Anthemis tinctoria L. Auf den Dämmen der Murthalbahn auch bei St. Andrä 
und Maria-Pfarr. Scheint sich hier immer weiter auszubreiten. 

Anthemis Cotula L. Auf wüsten Plätzen auch im Zederhausthale. 

Anthemis arvensis L. Auf den Dämmen der Murthalbahn, z. B. bei Ramingstein. 

Achillea moschata Wulf. Auf steinigem Boden um den Liegnitzsee und am Hocheck. 

Achilles atrata L. An quelligen Stellen und auf feuchten Felsen im oberen 
Zederhausthale bis ins Rieding und von hier aufs Weisseck, wo sie noch 
um den Gipfel (ca. 2700 m) in zwergigen Exemplaren wächst. 

Matricaria Chamomilla L. Auf den Dämmen der Murthalbahn bei Maria-Pfarr. 
Neu für Lungau. 

Matricaria inodora L. Hauptsächlich auf dem Schotter der Dämme der Mur- 
thalbahn bei Ramingstein, Maria-Pfarr, Mauterndorf u. s. w. An Strassen 
und Wegen scheint die Pflanze nicht so häufig zu sein, wie man es nach 
Sauter?!) vermuthen könnte. 

Chrysanthemum alpinum L. Auf steinigen Matten der Alpen, z. B. am Aineck 
und auf den Bergen der Hocheck-, Hundstein- und Weisseckkette von ca. 
1900 m bis zu ca. 2600 m (Spitze des Hocheck) häufig. 

Artemisia Absinthium L. Auch auf den Dämmen der Murthalbahn bei Raming- 
stein und St. Andrä. 

Artemisia laxa (Lam.) Fritsch. Auf Felsen des Hocheck im Liegnitz und des 
Gamsspitz im Znachgraben. 

Artemisia Genipi Web. Am Weisseck noch um den Gipfel (über 2700 m) nicht 
selten. Nach Sauter?) nur bis zu 2500 m. 

Artemisia alpina (DC.). Auf Felsen im Zederhausthale. Genau in derselben 
Form wie im Murwinkel.?) 


rt) 3. 8 0., 8. 52. 
2) Vergl. Vierhapper jun., a. a. 0O., II, S. 419. 


nr A ee 


Dritter Beitrag zur Flora der Gefässpflanzen des Lungau. 589 


Homogyne alpina (L.) Cass. Am Aineck und im Liegnitz-, Zederhaus- (Rieding) 
und Weissbriachthale (Znachgraben). Ueberall von der oberen Waldregion 
bis zu ca. 2000 m. 

Homogyne discolor Jacq. (Cass.). Auf steinigen Matten im oberen Riedingthale, 

Arnica montana L. Auch in allen Seitenthälern, z. B. im Liegnitz- und Zeder- 
hausthale. 

Doronicum Austriacum Jacq. Auf bewaldeten Abhängen und in Gebüschen im 
Zederhausthale. 

Doronicum glaciale (Wulf.) Nym. Auf feuchten, steinigen Stellen und Felsen 
in der Nähe von Schneegruben am Hocheck und im Rieding bis auf den 
Gipfel des Weisseck. 

Doronicum Olusii (All.) Nym. Als D. villosum [Tausch p. p.!)] an ähnlichen Orten 
des Hocheck und um den Liegnitzsee, sowie am Gamsspitz (Znachgraben). 

Senecio erispatus DC. Auf Matten im Riedingthale. 

Senecio Carniolicus Willd. Als var. incanescens Pernhoffer?) auf steinigen Alpen- 
matten am Aineck und am Gamsspitz im Znachgraben, sowie am Weisseck 
gegen den Murwinkel. Die kahle Form var. glabrescens Pernhoffer in 
höheren Lagen gleichfalls am Gamsspitz und am Hocheck. 

Senecio Cacaliaster Lam. Auf bewaldeten oder buschigen Abhängen im oberen 
Zederhausthale (ca. 1500 m). 

Senecio Doronicum L. Auf felsigen Gehängen im Zederhausthale. 

Arctium tomentosum Mill. Auf Abhängen und Rainen bei Ramingstein und im 
Murwinkel. Um Ramingstein und am Mooshamer Schlossberg sammelte 
ich Formen dieser Art, welche durch schwächer spinnwebig-wollige und 
kleinere Köpfchen einigermassen an A. minus Bernh. erinnern. A. tomen- 
tosum ist neu für Lungau. 

Arctium Lappa L. In einem Garten in Unternberg. 

Carduus viridis Kern. Auf Waldlichtungen bei Maria-Pfarr und auf steinigen 
Abhängen im Weissbriach- und Zederhausthale. 

Carduus defloratus L. Mit Vorigem im Zederhausthale. In dem von mir gesam- 
melten Materiale sind die beiden Pflanzen gut von einander zu unter- 
scheiden. 

Carduus Personata L. (Jacq.). In Auen und unter Gebüsch bei Ramingstein, 
St. Andrä, im Weissbriachthale u. s. w. 

Carduus acanthoides L. Diese im Gebiete häufige Pflanze blüht um Maria-Pfarr 
sehr oft weiss. 

Cirsium spinosissimum (L.) Scop. Auf steinigen Matten und am Rande von 
Schneegruben um den Liegnitzsee und am Hocheck im Liegnitzthale, am 


1) Vergl. Vierhapper jun. in Oesterr. botan. Zeitschr., Bd. L, S. 203 (1900). Ergänzend 
zu dieser Arbeit bemerke ich hier, dass die von Reichenbach fil. (in Rchb. et Rehb. fil., Icon. 
flor. Germ. Helv., XVI, Tab. CMLIV) als Aronicum Bauhini abgebildete Pflanze dem D. villosum 
(Tausch p. p.) ähnlich ist, der Beschreibung des A. Bauhini A. Sauter in Rehb., Fl. Germ. exc., 
p. 234 (1830—1832) aber nicht entspricht. 

2) Vergl. Kerner, Flor. exs. Austr.-Hung., Nr. 1802. 


590 Fritz Vierhapper jun. 


Gamsspitz im Znachgraben und im oberen Rieding. Am Hocheck steigt 
die Pflanze bis zum Gipfel (über 2600 m!). 


Cirsium lanceolatum (L.) Scop. Auf Wiesen an der Taurach bei Maria-Pfarr 
auch als var. nemorale Reichb. 


Cirsium heterophyllum All. Auf buschigen Abhängen, in Hecken und an Zäunen 
im Liegnitz-, Weissbriach- und Zederhausthale. — Diese Distel kommt 
sowohl mit ungetheilten als auch mit getheilten unteren Blättern vor. 


Centaurea decipiens Thuill. In der Form ©. subjacea Beck!) auf Wiesen und 
Weiden der subalpinen Region um den Prebersee und im Znachgraben 
(bis zu ca. 1500 m). Die Pflanze ist durch ihren niederen Wuchs (1—2 dm) 
und die stets einköpfigen Stengel ausgezeichnet. Die Hüllblätteranhängsel 
sind sehr veränderlich, an den einen Individuen tief kämmig-gefranst, an 
den anderen, denen der C. Jacea L. dadurch sich nähernd, fast ganzrandig. 
Die Blätter sind bald rauhhaarig, bald nahezu kahl. 


Centaurea pseudophrygia C. A. Mey. Auch im Weissbriachthale und im Mur- 
winkel. 

Centaurea Rhenana Bor. Auf den Dämmen der Murthalbahn auch bei Raming- 
stein und Mauterndorf. Scheint sich immer mehr einzubürgern. 

Centaurea Scabiosa L. Die typische Form («. typica Beck) in den Hauptthälern, 
z. B. auf den Dämmen der Murthalbahn bei Ramingstein, Lintsching u. s. w., 
am Mooshamer Schlossberg ete. 

Cickorium Intybus L. Auf den Dämmen der Murthalbahn bei Ramingstein und 
Mauterndorf. 

Leontodon Pyrenaicus Gouan. Auf steinigen Alpenmatten am Gstoder, Lasaberg, 
Aineck, auf den Bergen der Hochgolling-, Hocheck- und Hundstein- 
kette u. s. w. Zumeist beobachtete ich zwei neben einander auftretende 
Formen, von denen die eine kahle, die andere aber mehr minder dicht 
mit einfachen Haaren bekleidete Blätter besitzt. 


Leontodon hispidus L. Auf steinigen Grasplätzen im oberen Riedingthale u. s. w. 

Tragopogon orientalis L. Auf Wiesen der Thäler, z. B. um Tamsweg. 

Willemetia stipitata (Jacq.) Cass. Auf feuchten Wiesen bis gegen die Baumgrenze 
am Katschberg und im oberen Liegnitz- und Zederhausthale. 

Taraxacum alpinum (Hoppe) Koch. Im Gerölle und auf muhrigen Böden der 
Alpen der Hocheck-, Hundstein- und Weisseckkette, z. B. um den Liegnitz- 
see, am Hocheck, Gamsspitz, Weisseck u. s. w. 

Sonchus asper (L.). Auf wüsten Plätzen bei Tamsweg. 

Sonchus arvensis L. Besonders häufig und üppig auf den Dämmen der Murthal- 
bahn. Unter Getreide bis in die Seitenthäler, z. B. im Zederhausthale. 

Orepis aurea (L.) Cass. Auf fetten Alpentriften aller Gebirge, z. B. am Gstoder, 
Aineck, auf den Bergen der Hochgolling-, Hocheck-, Hundstein- und 
Weisseckkette, auf den Bundschuhalpen u. s. w. 


") Von Dr. A. v. Hayek bestimmt. 


Dritter Beitrag zur Flora der Gefässpflanzen des Lungau. 591 


Hieracium statieifolium Vill. Auf sandigen Plätzen an der Taurach bei Maria- 
Pfarr. Neu für Lungau. 

Hieracium Pilosella L. Formen aus der Grex vulgare Näg. et Pet. sind auf Triften, 
Waldschlägen u. s. w. der Thäler nicht selten. In der alpinen Region (bis 
zu etwa 2000 m) kommen ebenfalls Typen aus der Grex vulgare vor, 2. B. 
am Aineck. Dieselben sind aber durch besonders niederen Wuchs, eine 
dunklere Hülle und kleinere Köpfchen von den Thalformen verschieden. 

Hieracium Auricula L. Als subsp. melaneilema Näg. et Pet. auf Triften der 
Gebirge bis über die Baumgrenze, z. B. am Katschberg bis aufs Aineck. 
In hohen Lagen ist stets eine sehr typische einköpfige Form anzutreffen. 

Hieracium glaciale Lachen. Auf steinigen Matten des Weisseck gegen den Mur- 
winkel als Grex eriocephalum «. genwinum Näg. et Pet.; am Hocheck im 
Liegnitz sammelte ich einen zu Grex angustifolium Näg. et Pet. gehörenden 
Typus mit einköpfigen, oben stark drüsigen Schäften. 

Hieracium aurantiacum L. Auf Triften der oberen Waldregion bis über die 
Baumgrenze am Aineck, im obersten Liegnitz- und Murwinkel. Wohl 
stets als Grex aurantiacum Näg. et Pet. 

Hieracium villosum L. Auf Felsen im obersten Weissbriachthale. 

Hieracium dentatum Hoppe. Im Sande der Mur bei Muhr, offenbar herab- 
geschwemmt. Im Vorjahre sammelte ich nämlich ebendieselbe Pflanze um 
den Rothgüldensee.!) 

Hieracium vulgatum Fr. Auf Felsen im Zederhausthale. 

Hieracium amplexicaule L. In der bereits in meinem ersten Beitrage erwähnten 
Form auf Felsen im Weissbriachthale. 

Hieracium alpinum L. In der Nardus- und Ericaceen-Formation (über der 
Baumgrenze) aller Alpen, z. B. am Aineck und auf den Bergen der Hocheck-, 
Hundstein- und Weisseckkette. — Am Hocheck sammelte ich Exemplare 
dieser Pflanze, welche durch stark ausgeschweifte Blätter und zahlreiche 
Drüsen am Rande derselben einigermassen an das ebendort vorkommende 
H. intybaceum Wulf. erinnern. Von einem Bastarde ist aber hier, wie 
genauere Untersuchungen zeigten, ebenso wenig wie bei der im Vorjahre 
gesammelten, gleichfalls zu A. alpinum gehörenden scheinbaren Zwischen- 
form die Rede.!) 

Hieracium intybaceum Wulf. Auf steinigen Alpenmatten der Hocheckkette im 
Liegnitzthale. 


+ * 


„In meinem letzten Beitrage!) habe ich bereits hervorgehoben, dass die 
Alpen des Lungau, ihrem geologischen Aufbau entsprechend, keine einheitliche 
Flora besitzen, sondern in einen ärmeren östlichen und einen reicheren west- 
lichen Theil zerfallen. Der Artenreichthum des letzteren — derselbe deckt sich 
mit den Radstädter Tauern im weiteren Sinne — wird durch den Besitz krystal- 


ı) Vergl. Vierhapper jun., a.a. O., II, S. 421. 


592 Fritz Vierhapper jun. 


linischen Kalkes bedingt, welcher hier in grossen Massen in Wechsellagerung mit 
Glimmer-, Chloritschiefern, Gneis und anderen Urgesteinen auftritt.) Die öst- 
lichen Alpen des Gebietes, die zu den Rottenmanner Tauern gehörende Hund- 
stein-, Hocheck-, Hochgolling- und Prebergruppe, der Lasaberg und Gstoder, die 
Bundschuhberge und das Aineck entbehren des in grosser Menge geschlossen auf- 
tretenden Kalkes, und es ist infolge dessen ihre Flora im Allgemeinen um die 
kalkliebenden Arten ärmer als die der Radstädter Tauern. 


Meine Vermuthung, dass das Weissbriachthal die Grenze zwischen diesen 
beiden Theilen bildet, sah ich gelegentlich eines Besuches der unteren Hälfte des- 
selben und des Znachgrabens?) bestätigt. Ich sammelte daselbst folgende für die 
Radstädter Tauern-Flora charakteristische Elemente: Sesleria varia, Carex ferru- 
ginea, Gypsophila repens, Biscutella laevigata, Kernera sawatilis, Euphrasia 
Salisburgensis, Erigeron alpinus, glabratus und Carduus viridis?) Die gegen 
das Weissbriachthal und den Znachgraben abstürzende Hundsteinkette gehört 
floristisch schon ganz zu den Rottenmanner Tauern. 


Im Zederhausthale, das ich sammt dem Riedingkessel am Fusse des Weisseck 
im Monate September durchwanderte, fand ich, wie zu erwarten war, den Typus 
der Radstädter Tauern-Flora vorherrschend. Diese wird hier in der subalpinen 
Region (unteres Zederhaus) u. a. durch Asplenium viride,*) Phegopteres Ro- 
bertiana, Sesleria varia, Luzula silvatica,*) Heliosperma quadrifidum ?) Gypso- 
phila repens, Dianthus inodorus, Kernera sawatilis, Saxifraga mutata, Ame- 
lanchier ovalis, Rubus saxatilis, Anthyllis alpestris,*) Hippocrepis comosa, Erica 
carnea, Euphrasia Salisburgensis, Campanula pusilla,*) Adenostyles glabra, 
Erigeron alpinus, glabratus, Senecio Cacaliaster, Doronieum, Cardwus viridis, 
defloratus, in der alpinen Region (Rieding) durch Festuca alpina,) pumila,) 
Elyna Bellardi?) Carex firma, ferruginea, Juncus monanthos, Salix arbuscula, 
Arenaria ciliata,?) Moehringia eiliata, Ranuneculus alpestris, Hutchinsia alpina, 
Arabis Jacqwini, pumila?) Saxifraga caesia,?) Helianthemum alpestre, glabrum, 
Rhododendron hirsutum, Soldanella alpina, Galium Baldense, Campanula 
pulla, Homogyne discolor, Hieracium villosum u. s. w., in der hochalpinen Re- 
gion (Weisseck) durch Salix serpyllifolia, Papaver Pyrenaicum, Draba Hoppeana, 
tomentosa, Saxifraga aphylla, Gentiana tenella, nana etc. vertreten.) 

Die auf felsigen Südlehnen wachsenden Species Astragalus penduliflorus 
und Artemisia alpina hat das Zederhausthal mit dem Murwinkel gemeinsam. 

Die Abhängigkeit gewisser Felsenpflanzen vom Substrate ersieht man deut- 
lich aus der Vegetation vereinzelter Kalkstöcke oder doch kalkhältiger Felsmassen 


1) Ueber die geognostischen Verhältnisse Lungaus vergl. namentlich Stur, a. a. 0. 

2) Der Znachgraben ist ein östlicher Seitenwinkel des Weissbriachthales. 

») Wie ich mich im Jahre 1900 überzeugte, stimmt die Flora des oberen Weissbriachthales 
und der Berge zwischen diesem und Znachgraben mit der Radstädter Tauern-Flora vollkommen über- 
ein. Hierüber werde ich seinerzeit berichten. 

#) Bis ins alpine Gebiet. 

5) Bis ins hochalpine Gebiet. 

*) Die allermeisten dieser Arten finden sich auch am Radstädter Tauern. 


ur 5 


2 


Dritter Beitrag zur Flora der Gefässpflanzen des Lungau. 593 


im östlichen Lungau, auf denen, wie z. B. im Prebergraben, Asplenium viride, 
Phegopteris Robertiana, Carex ornithopoda, Moehringia muscosa, Satureja 
alpina, Veronica fruticans u. s. w. in scharfem Contraste zur monotonen Flora 
des Fichtenwaldes aus dem durch seine weisse Farbe schon von Weitem in die 
Augen fallenden Gestein hervorwachsen. 

Am Katschberge verrathen Asplenium viride, Phegopteris Robertiana, 
Koeleria eristata, Carex ornithopoda, Juncus triglumis, Chamaebuxus alpestris, 
Veronica fruticans, Huphrasia Salisburgensis, Aster Bellidiastrum den grossen 
Kalkgehalt der Unterlage. 

Auf diese Verhältnisse werde ich in meinem nächsten Beitrage mit Be- 
nützung reichlicheren Materiales nochmals zurückkommen. 


Ueber Reptilien und Batrachier aus Eeuador und. 
Neu-Guinea. 
Von 


Dr. Franz Werner. 


(Mit Tafel V und zwei Abbildungen im Texte.) 


(Eingelaufen am 24. Mai 1901.) 


I. Reptilien und Batrachier von Ecuador. 


Eine kleine Colleetion, welche ich von Herrn Richard Haensch in Berlin, 
der dieselbe selbst an verschiedenen Punkten des Landes zusammengebracht hatte, 
zur Bestimmung erhielt, erwies sich sehr reich an neuen und selteneren Arten; 
ein beträchtlicher Theil der Thiere befand sich zwar in schlechtem Erhaltungs- 
zustande, der Rest aber, namentlich die in Formol eonservirten Objecte, war voll- 
kommen brauchbar, theilweise, wie z. B. die Schlangen, sogar sehr schön erhalten. 
Leider waren aber die meisten Fundortsetiquetten unleserlich geworden. Für die 
Nachuntersuchung einiger mir zweifelhafter Arten bin ich Herrn Boulenger in 
London zu grossem Danke verpflichtet. 


A. Sauria. 


1. Gonatodes caudiscutatus Gthr. 

Ein schönes ZÖ von Santa Inez, 1250 m, östlich der Anden, und ein 9; 
das erstere 77 mm lang (der regenerirte Schwanz 37 mm), das letztere 67 mm 
(Schwanz 30 mm). 

Das 9 zeigt folgende Färbung: Schnauze mit breiter dunkelbrauner Mittel- 
zone, beiderseits davon eine helle, gelblichweisse, nach unten durch den vom 


594 Franz Werner. 


ersten Supralabiale zum Auge hinziehenden Praeocularstreifen begrenzt. Zwei 
dunkle, nach vorne concave Bogenlinien hintereinander auf dem Hinterkopf 
verbinden die beiden Augen. Der hintere dieser beiden Bögen ist grösser und 
erreicht den Hinterrand des Auges unterhalb des vorderen; beide Bögen sind 
hinten hell gesäumt. Ausserdem bemerkt man mehrere dunkle Flecke auf der 
gelblichweissen Grundfärbung des Kopfes. Ein grosser weisser, breit schwarz 
gesäumter Augenfleck über jeder Achsel. Mittellinie des Rückens heller grau als 
der angrenzende Theil (entsprechend dem hellen Mittelstreifen von @. vittatus). 
Zeichnung des Rückens sonst wie bei Boulenger (Cat. Liz., I, p. 61) beschrieben, 
auch bei dem sonst einfärbig graubraunen ® (vergl. auch die Beschreibung 
columbischer Exemplare in meinen „Reptilien und Batrachier von Columbien und 
Trinidad“, II, in diesen „Verhandlungen“, Jahrg. 1900, S. 263). — Ein ganz 
junges Exemplar besitzt zwei helle Längsstreifen auf dem Rücken und dunkle, 
nach vorne offene Winkelflecken auf der Kehle. 

2. Anolis elegans Blngr., Proc. Zool. Soc. London, 1898, p. 109, Pl.X, Fig. 2. 

Ein Z' von Santa Inez, 1250 m, östlich der Anden. Diese Art steht dem 
A. fasciatus Blngr. (Cat. Liz., II, p. 59, Pl. III, Fig. 1) sehr nahe, wie der Autor 
beider Arten bereits betonte. 

3. Anolis lemniscatus Blngr., Proc. Zool. Soc. London, 1898, p. 113, 
Pl. X, Fig. 4. 

d' und % dieser dem A. bitectus Cope (Boulenger, Cat. Liz., II, p. 71, 
Pl. V, Fig. 2) aus Ecuador sehr ähnlichen Art. Das 9 mit ganz geradrandigem 
dunklen Lateralband, welches beim 5’ durch helle, nach hinten concave Linien 
durchquert ist; die V-förmigen Rückenzeichnungen undeutlich, ebenso die Zeich- 
nung der Extremitäten und des Schwanzes. 


4. Anolis irregularis nov. spec.!) 

Kopfform ähnlich wie bei A. elegans. Kopf doppelt so lang als breit, 
über 1!/smal so lang als die Tibia. Stirne stark concav, Frontalleisten lang, die 
Vertiefung der Stirne hinten umfassend. Schnauzenschuppen klein, einkielig, 
die Schuppen der Halbkreise und einige der Supraocularia gekielt, die übrigen 
glatt. Schuppen der Halbkreise stark vergrössert, diese selbst durch 1—2 Schuppen 
(hinterste am grössten) von einander getrennt. 7—8 vergrösserte Supraoeularia, 
von den Halbkreisen durch eine Reihe von Schuppen getrennt. Der Längsdurch- 
messer des Occipitale ist gleich dem vertikalen Durchmesser der Ohröffnung und 
dem horizontalen der Augenöffnung; das Oceipitale von den Halbkreisen durch 
drei Reihen von Schuppen getrennt. Schnauzenkante deutlich, drei etwas gekielte 
Canthalia jederseits vorhanden. Fünf Reihen von Zügelschildern. Sieben Ober- 
lippenschilder bis unterhalb der Augenmitte. Kehlsack gross, Kehlschuppen glatt, 
convex. Körper wenig zusammengedrückt, mit abgerundetem Rücken ohne Kamm 
oder Falte. Rückenschuppen etwas grösser als seitliche, deutlich gekielt, etwas 
kleiner als die ganz glatten, cycloid-hexagonalen, geschindelten Bauchschuppen. 


‘) Die nenen Arten — mit Ausnahme des Elaps — befinden sich im Besitze des kgl. Museums 
für Naturkunde in Berlin. 


ga 


Ueber Reptilien und Batrachier aus Ecuador und Neu-Guinea. 595 


Die Hinterbeine erreichen mit der Spitze der vierten Zehe die Ohröffnung. 
Finger und Zehen deutlich erweitert, zweite und dritte Phalanx der vierten Zehe 
mit 25 Lamellen. Schwanz rund, doppelt so lang als Kopf und Rumpf, Schuppen 
grösser als die des Rückens, oben stark gekielt, unten glatt, keine vergrösserten 
Postanalschuppen. 

Oberseite hell graubraun. Kopf oben schwarzbraun mit gelbem Interocular- 
band. Rücken mit einer Reihe grosser schwarzbrauner, sehr unregelmässiger 
Flecke. Schwanz oben schwarzbraun. Kehlsack und Bauch weiss. 

Totallänge 148 mm, Schwanz 99 mm. Kopflänge 13 mm, Kopfbreite 6 mm, 
Vorderbein 19 mm, Hinterbein 35 mm, Tibia 10 mm. 

Ein Z' ohne genauere Fundortsangabe. 

5. Liocephalus haenschi nov. Spec. 

Obere Kopfschuppen klein, convex oder stumpf gekielt. Nasale vom Ro- 
strale getrennt. Sechs verbreiterte Supraocularia; Ohröffnung mit vier dreieckigen . 
Läppchen am Vorderrande. Halsseiten mit einer von unterhalb des Öhres bis 
zur Insertion des Vorderbeines verlaufenden Längsfalte und einigen schiefen Falten, 
mit sehr kleinen, gekielten Schuppen bekleidet. Rückenkamm eine sehr niedrige, 
gesägte Leiste vorstellend. Rückenschuppen sehr deutlich grösser als die seit- 
lichen, in welche sie ebenso allmälig übergehen, als diese in die grösseren Bauch- 
schuppen. Die Kiele der Rückenschuppen bilden sehr deutlich nach hinten ceon- 
vergirende Linien; die Rückenschuppen selbst sind rhombisch, stark gekielt und 
mit kurzen Stachelspitzen versehen. Die Seitenschuppen sind schwächer gekielt, 
ihre Kiele bilden keine regelmässigen Linien; die Bauchschuppen sind sehr schwach 
gekielt. Die Hinterbeine reichen mit der Spitze der vierten Zehe bis zur Ohr- 
öffnung. Schwanz drehrund, der Sägekamm etwas höher und deutlicher als auf 
dem Rücken. 59 Schuppen rund um die Rumpfmitte. 

Oberseite blaugrün, Kopf oben hell olivenbraun, Seiten des Rumpfes grau- 
grün, mit kleinen, runden, hellgrünlichen Flecken. Schwanz oberseits braun 
mit dunklen, seine Unterseite grau mit schmalen, hellen Querbinden. Ein grosser, 
tief schwarzer Fleck jederseits vor der Schulter. Kehle graugrün mit hellen Punkten. 
Bauch blaugrün. Extremitäten undeutlich dunkel gebändert. 

Totallänge 191 mm, Schwanz 119 mm. Kopf 20 mm lang, 18 mm breit, 
Rumpf 52 mm, Vorderbein 35 mm, Hinterbein 57 mm. 

Ein Exemplar von Balzapamba, 750 m, westlich der Anden. 


6. Liocephalus angulifer nov. Spec. 

Einigermassen ähnlich der Japalura planidorsata. Obere Kopfschuppen 
gross, deutlich gekielt (meist mehrkielig) oder längsgerunzelt. Nasale auf einer 
Seite in Contact mit dem Rostrale, auf der anderen Seite durch zwei schmale 
Schuppen von ihm getrennt. Vier grosse Parietalia in einer Querreihe. Ante- 
humeralfalte ähnlich wie bei L. bolivianus, schwach entwickelt. Rückenkamm 
deutlich, aber niedrig, jederseits (wie bei Z. trieristatus) ein lateraler Kamm 
vorhanden, der oberhalb des Ohres beginnt, bis oberhalb der Analregion sich hin- 
zieht und etwas stärker als der dorsale ist; die beiden Lateralkämme sind in 

Z.B. Ges. Bd. LI. 39 


596 Franz Werner. 


der Mitte des Körpers am weitesten (doppelt so weit als über der Schwanzbasis) 
von einander entfernt. 

Rückenschuppen gross, rhombisch, deutlich gekielt, aber ohne Stachelspitzen, 
ebenso gross als die lateralen, grösser als die an Halsseiten und Kehle, etwas 
kleiner als die auf dem Bauche befindlichen Schuppen; alle Schuppen sehr deut- 
lich gekielt. Die Rückenkiele bilden Längslinien, die nach hinten convergiren 
und zu den Seitenkämmen parallel laufen. 41 Schuppen um die Rumpfmitte. 
Die Hinterbeine erreichen mit der Spitze der vierten Zehe den vorderen Augen- 
rand. Schwanz drehrund; nur der Rückenkamm setzt sich auf dem Schwanze 
fort, wird aber bald undeutlich. 

Oberseite goldbraun; vom Hinterkopf bis oberhalb des Afters sieben nach 
vorne offene, \Y-förmige, dunkle Querbinden. Seiten unterhalb des Lateralkammes 
schwarzbraun, Kehle schwarzbraun, Antehumeralfalte weisslich, Bauch messinggelb. 

Totallänge 137 mm, Schwanz 92 mm; Kopf Ilmm lang, 10 mm _ breit, 
Rumpf 29 mm, Vorderbein 24 mm, Hinterbein 40 mm. 

Ein g ohne genauere Fundortsangabe. 

7. Prionodactylus ocellifer nov. Spec. 

Ausgezeichnet durch acht, oder wenn man die grossen Randschildehen 
noch mitrechnet, zehn Längsreihen von Bauchschildern. Habitus der Lacerta 
vivipara. Praefrontalia berühren sich in einem Punkte. Frontoparietalia, Inter- 
parietale und Parietalia länger als breit; Oceipitale und Postparietalia breiter 
als lang, ersteres kleiner als letztere. Drei Supraocularia; Nasenloch in der 
Naht zwischen zwei ziemlich gleichen Nasalen, aber mehr im vorderen gelegen; 
ein grosses Frenale, oben das Praefrontale erreichend; ein kleines, dreieckiges 
Frenooeulare; keine Infraorbitalia; Schläfen mit grossen Schildern bekleidet. Acht 
Oberlippenschilder (vier bis unter die Augenmitte), sechs Unterlippenschilder. 
Kinnschilder 1+3 Paare, das mittlere Paar bei weitem am grössten, alle drei 
in der Mittellinie in Contact; ausserdem noch drei von vorne nach hinten an 
Grösse abnehmende Schilder am Innenrande der Sublabialia, das erste zwischen 
dem zweiten und dritten Schild der paarigen Kinnschilder und dem vierten und 
fünften Sublabiale. Gularschuppen 13 bis zum Halsband, vier bis zum Suleus 
gularis, der hier recht deutlich ist; nur hinter diesem bilden sie deutliche Längs- 
reihen zu beiden Seiten der Medianlinie.. Halsbandschildchen 8, die beiden 
mittleren am grössten. 

Rückenschuppen länglich hexagonal, gekielt; Lateralschuppen erst gegen 
den Bauchrand zu kleiner und unregelmässig angeordnet, aber schon von dem 
hellen Lateralstreifen an mehr rhombisch und schwach gekielt, weiter unten 
ebenso und ganz glatt. 36 Schuppen rings um den Körper, 27 Querreihen von 
Ventralen. Praeanalschuppen wie bei P. vertebralis, ebenso die Beschuppung der 
Beine und des Schwanzes. 

Oberseite dunkelbraun; ein hellbrauner, schwarz geränderter Lateralstreifen 
vom Nasenloch über den Aussenrand der Supraocularia an der Seite des Körpers 
allmälig sich verlierend; ein ähnlicher, aber undeutlicher Streifen zwischen den 
Insertionen des Vorder- und Hinterbeines. Rücken zwischen den beiden hellen 


Ueber Reptilien und Batrachier aus Ecuador und Neu-Guinea, 597 


Linien mit drei schwarzen parallelen Längslinien. Zwischen den beiden hellen 
Längslinien jeder Seite eine Reihe schwarzer, hell gekernter Ocellen, bald hinter 
dem Ohre beginnend und bis zum Hinterbein ziehend. Vorderbeine mit ähnlichen 
Öcellen; Hinterbeine dunkel reticeulirt. Unterseite grünlichgelb. 

Totallänge 109 mm, Schwanz 74 mm. 


B. Ophidia. 


1. Drymobius dendrophis Schleg. var. brunnea Gthr. 

Ein Exemplar mit 162 Ventralen (Schwanz verstümmelt). Nur 28 Ober- 
kieferzähne. 

2. Diaphorolepis Wagneri Wern. 

Da der von mir (Sitzungsber. d. mathem.-phys. Cl. d. kgl. bair. Akad. der 
Wissensch. in München, Bd. XXVII, 1897, Heft II, S. 203) angeführte Name für 
diese Schlange sich als ein nomen nudum erwiesen hat und von Jan nicht, wie ' 
ich vermuthete, beschrieben worden ist, so gebe ich nachstehend, nachdem mir 
nun ein zweites Exemplar dieser seltenen Art vorliegt, welches kleiner ist und 
im Wesentlichen nur durch die weit zahlreicheren Subcaudalen sich unterscheidet, 
die Diagnose der Gattung: 


Diaphorolepis Wern. Oberkieferzähne 25, nach hinten an Länge zu- 
nehmend. Kopf deutlich vom Hals abgesetzt, Augen mässig gross, mit runder 
Pupille. Nasenloch mässig gross, in einem ungetheilten Nasale gelegen. Prae- 
frontale unpaar. Körper seitlich zusammengedrückt; Schuppen gekielt, ohne 
Grübehen, in 19 Längsreihen; die der Mittelreihe vergrössert, sechseckig und 
mit zwei parallelen Längskielen. Bauch ohne Seitenkiel. Schwanz lang, mit 
paarigen Subcaudalen. 

Ecuador. 

Diaphorolepis Wagneri Wern. Rostrale sechseckig, breiter (bei dem mir 
gegenwärtig vorliegenden Exemplar Nr. 2 nicht viel) als hoch, von oben nur 
wenig sichtbar; Internasalia klein, breiter als lang, Praefrontale ebenso lang 
oder etwas kürzer, aber doppelt so breit als das Frontale, welches ebenso lang 
oder kürzer als sein Abstand von der Schnauzenspitze und beträchtlich kürzer 
als die Parietalia ist. Nasale ausgehöhlt, ungetheilt, Nasenloch in der vorderen 
Hälfte desselben gelegen. Frenale rechteckig oder trapezförmig (mit paralleler 
oberer und unterer Seite), länger als hoch. Praeoeulare gross, mit dem Frontale 
eine kurze Sutur bildend. Postocularia 2, das obere ebenso gross oder grösser 
als das untere. Temporalia 1+1-+2 oder 3, oder 1+2; ein kleines Suboeulare 
kann vorhanden sein (einmal unter vier Fällen). Von den neun Öberlippen- 
schildern berührt das fünfte und sechste das Auge, von den Unterlippenschildern 
berühren sieben (in einem Falle sechs) die vorderen Rinnenschilder, die ebenso 
lang sind als die hinteren. Die äusserste Schuppenreihe jederseits ist glatt, die 
Schuppen der übrigen Reihen werden gegen die Rückenmitte hin immer deut- 
licher gekielt; sie sind lanzettlich, schmal, mit Ausnahme der sechseckigen 
Schuppen der Rückenfirste. 

39* 


598 Franz Werner. 


Ventralen 191—193, Anale ungetheilt, Subeaudalen 98—137 Paare. 

Oberseite dunkel graugrün oder röthlichgrau; Oberlippenschilder mit Aus- 
nahme des dunklen ersten weiss oder gelblich, ebenso Kehle und Bauch; Sub- 
caudalen graugrün mit weisslichen Rändern. 

Totallänge 684 mm, Schwanz 200 mm, also nahezu ein Drittel (auch bei 
meinem Exemplar, wo die Totallänge 4535 mm und die Schwanzlänge 146 mm 
beträgt). 

Der Fundort dieses letzteren Exemplares ist Palmar (100 m, westlich 
der Anden). 

3. Atractus torquatus D. B. nov. var. resplendens. 

Die Schlange, welche ich zu dieser Art rechne, unterscheidet sich ausser 
in der Färbung nur unwesentlich von der typischen Form. Das Frontale ist 
ebenso lang wie breit und die Anzahl der Subcaudalenpaare beträgt nur 15, 
worauf der Schwanz in einen langen, kegelförmigen, harten und zugespitzten 
Enddorn ausläuft. Letztere Erscheinung lässt sich aber vielleicht auf eine Ver- 
stümmelung zurückführen, auf welche bei vielen Schlangen kegelförmige Narben” 
bildungen erfolgen. Temporalia 1+2; vier Sublabialia in Contact mit den vorderen 
Rinnenschildern; die hinteren durch drei nebeneinander stehende, ziemlich gleich 
grosse Schuppen vertreten. 165 Bauchschilder. 


Oberseite glänzend schwarz, lebhaft blaugrün schillernd. Kinngegend 
schwärzlich. Kehle gelb, ebenso ein über das letzte Oberlippenschild und die 
Temporalia zweiter Reihe ziehender gelbbrauner Fleck vorhanden, der mit der 
Kehlfärbung zusammenhängt. Unterseite mit einem breiten, schwarzen, ebenfalls 
stark irisirenden Längsband, welches nur die weissen, am Vorderrande einen 
schwarzen Fleck tragenden Seitenränder der Ventralen freilässt. Dieses schwarze 
Längsband mit unregelmässigen gelblichweissen Flecken, die auf der vorderen 
Rumpfhälfte häufiger, in der hinteren sehr spärlich auftreten. 

Totallänge 378 mm, Schwanz 23 mm. 

4. Leptodira nyethemera novV. Spec. 

Diese schöne Art unterscheidet sich von allen neuweltlichen Arten der 
Gattung durch das ungetheilte Anale; sonst würde sie zu den neuweltlichen der 
Gruppe mit über 71 Subcaudalenpaaren gehören, und zwar, da sie 19 Schuppen- 
reihen und keine Lateralflecke besitzt, in die Nähe der L. annulata; von dieser 
Art ist sie aber schon durch die Zeichnung sofort als verschieden erkennbar. 


Von den Kennzeichen dieser Art sind die wichtigsten: Internasalia nur 
halb so lang als Praefrontalia; Frontale ebenso lang wie breit, länger als 
sein Abstand von der Schnauzenspitze, kürzer als die Parietalia. Frenale doppelt 
so lang als breit; ein grosses Praeoculare, in Contact mit dem Frontale 
(rechts ein kleines Suboculare); 2 Postocularia, 2+3 Temporalia, 8 Ober- 
lippenschilder, davon nur das vierte und fünfte in Berührung mit dem Auge, 
5 Sublabialia in Berührung mit den vorderen Rinnenschildern, die ebenso lang 
sind wie die hinteren. Schuppen in 19 Reihen; Bauchschilder 206, Anale un- 
getheilt, Subeaudalen 103 Paare. 


Ueber Reptilien und Batrachier aus Ecuador und Neu-Guinea. 599 


Oberseite des Kopfes fast bis zu den hinteren Spitzen der Parietalia schwarz; 
Oceipitalgegend vom letzten Supralabiale und dem Hinterrande der vorderen 
Temporalia an weiss; Rumpf oben schwarz mit theilweise alternirenden milch- 
weissen Querbinden, die viel schmäler sind als die der dunklen Grundfarbe; 
es sind 12 auf dem Rumpf, 1 über dem After und 7 auf dem Schwanz vor- 
handen. Kinn- und Unterlippengegend schwärzlich, Unterseite sonst milchweiss. 
Schwanzunterseite nach hinten ins Graue übergehend, mit feiner dunklerer 
Mittellinie. 

Totallänge 278 mm, Schwanz 66 mm. 


5. Oxybelis brevirostris Cope. 

Ein Exemplar von Palmar. Schnauze doppelt so lang als der Augen- 
durchmesser. Frontale doppelt so lang als breit. Praeoculare im Contact mit 
Frontale. Zwei Postocularia. 

Greg. 15, av. 168, SA, 1,, Sc rel. 

Oberseite purpurbraun, Unterseite violett. 


6. Elaps Steindachneri nov. spec. 

Auge ?/; so lang als seine Entfernung von der Mundspalte. Rostrale fast 
doppelt so breit als hoch. Frontale doppelt so breit als ein Supraoculare, 1!/,mal 
so lang als breit und ebenso lang als seine Entfernung von der Schnauzenspitze, 
ein wenig kürzer als die Parietalia, welche selbst wieder kürzer sind als ihre 
Entfernung von den Interparietalen. 1 Praeoculare und 2 Postocularia, Tempo- 
ralia 1 +1. 7 Oberlippenschilder, das dritte und vierte das Auge berührend, 
das dritte etwas grösser als das vierte. 3 Unterlippenschilder in Berührung mit 
den vorderen Rinnenschildern (das zweite von der Berührung ausgeschlossen), die 
etwas kürzer sind als die hinteren. 

Engels, Ve 20SSaHARTIE Be: nr. 

28-8 blauschwarze Ringe, die am Bauche 3—4 Schilder breit sind. Die 
Zwischenräume sind roth, gegen den Rücken schwarz werdend, während die 
Seitenschuppen nur schwarze Spitzen besitzen. Die rothe Färbung geht auch 
von beiden Seiten auf die Bauchschilder über. Die Zwischenräume zwischen den 
schwarzen Ringen und schwarzrothen Halbringen sind sehr schmal, nur auf 
eine halbe Schuppenlänge (Schuppenbasis) beschränkt, gelblich, auf Rücken und 
Schwanz theilweise kaum merkbar. 

Kopf schwarz, 5.—7. Oberlippenschild und Schläfenschilder bräunlichgelb, 
dunkel gerändert; der erste dunkle Ring dicht hinter den Parietalen. 

Totallänge S00 mm, Schwanz 112 mm. 

Ich erlaube mir diese prächtige, lebhaft irisirende Schlange dem aus- 
gezeichneten Herpetologen des Wiener naturhistorischen Hofmuseums, Herrn Hof- 
rath F. Steindachner zu widmen. 

7. Elaps mipartitus D. B. 

Ein Exemplar von Palmar mit 62-+5 schwarzen Ringen. Schwanz noch 
deutlich korallenroth. 


600 Franz Werner. 


8. Elaps narducei Jan. 


Ein Exemplar mit der auffallend hohen Zahl von 361 Ventralen. Sub- 
eaudalen 23 Paare, auch sonst ganz typisch. 


C. Batrachia. 


1. Atelopus ignescens Cornalia. 

Ein Exemplar von Archidona (640 m, östlich der Anden). 

Oberseite gelbgrün mit unregelmässigen, runden, grossen, wenig zahlreichen 
schwarzen Flecken. Kopf bis zum Hinterrande des Auges gelbgrün. Auf der 
Schnauzenspitze ein schwarzer Fleck. Seitenzone schwarz mit unregelmässig und 
stark eingebuchtetem Ober- und Unterrand, darauf helle, runde Tropfenflecken. 
Unterseite rötblich; Bauch mit wenigen dunklen, runden Flecken. Aftergegend 
schwarz. 

Ich möchte diese Form, dem Vorgange Boulenger’s im Cat. Batr. Sal. 
(1882, p. 151) folgend, als var. D. bezeichnen. Die Art scheint in der Färbung 
ungemein variabel zu sein; das oben erwähnte Exemplar, ein @, ist beträchtlich 
grösser als meine Exemplare der var. A. 

2. Atelopus longirostris Cope. 

Die Extremitäten des vorliegenden (weiblichen) Exemplares sind viel dünner 
und schlanker als die eines (männlichen) Exemplares meiner Sammlung, was 
vielleicht auf die Geschlechtsdifferenz zurückzuführen ist. Oberseite dunkelgrau 
mit dunkelbrauner Marmorirung. Bauch und Kehle röthlich. 

Da mein männliches Exemplar oben dunkelbraun mit runden, gelben 
Flecken ist, ähnlich wie auch bei Boulenger angegeben, mit gelber Oberlippe 
und gelber Unterseite, so möchte ich für die oben beschriebene Form vorläufig 
den Namen var. marmorata vorschlagen. 

3. Hylodes vertebralis Blngr. 

Ein Exemplar. 

4. Bufo coeruleostietus Gthr. 

Ein junges Exemplar. 

5. Bufo marinus L. 

Ein junges, oberseits fast einfarbig graubraunes Exemplar. 

6. Bufo typhonius L. 

Ein einfarbig hell gelbbraunes und ein dunkel gezeichnetes Exemplar. 

7. Hyla appendiculata Blngr. 

Ein sehr grosses (78 mm langes) @ dieser in Ecuador und Brasilien durch- 
aus nicht seltenen Art. Oberseite rothbraun, Stirne und Schnauze dunkler; Seiten 
graublau, mit weissen Linien marmorirt; Hinterbacken, sowie Unterseite der 
Ober- und Unterschenkel mit graublauen, regelmässigen und zahlreichen Quer- 
bändern, jedes aus zweien bestehend. 

8. Hyla pellucens nov. Spet. 

Zunge hinten wenig ausgerandet, etwas frei; Gaumenzähne zwischen den 
Hinterhälften der grossen Choanen, mit einander eine /” "\-förmige Figur bildend. 


Ueber Reptilien und Batrachier aus Ecuador und Neu-Guinea. 601 


Kopf breiter als lang, Schnauze abgerundet, etwas länger als der Augendurch- 
messer, Zügelgegend schief, wenig vertieft. Schnauzenkante gerade, stumpf, un- 
deutlich. Interorbitalraum gleich der doppelten Breite eines oberen Augenlides; 
-Trommelfell deutlich, halb so breit als der Augendurchmesser. 

Saugscheiben der Finger halb so breit als der Durchmesser des Trommel- 
felles, die der Zehen noch kleiner. 

Die drei Aussenfinger mit halben Schwimmhäuten; ein deutliches, spitzes 
Pollexrudiment vorhanden. Zehen mit nahezu vollständigen Schwimmhäuten. 
Das Tibiotarsalgelenk reicht bis zwischen Nasenloch und Auge. 

Oberseite glatt, ebenso mit Ausnahme des granulirten Bauches die Unter- 
seite; keine Hautlappen an der Ferse. 

Haut milchweiss, durchscheinend, pigmentlos; nur verstreute, Flohspuren- 
ähnliche schwarzbraune Punkte auf Kopf, Rücken, Unterarm, Unterschenkel und 
Fuss; auf Kopf und Rücken einzelne grössere Anhäufungen bildend. 

Totallänge 39 mm. 

Ein nicht besonders gut erhaltenes @ von Palmar (100 m, westlich der 
Anden). 

9. Hyla verrueigera noV. Spec. 

Verwandt mit H. buckleyi und leprieuri. 

Zunge hinten deutlich frei und eingekerbt, kreisrund. Gaumenzähne 
zwischen den Hinterhälften der Choanen, eine /” \-förmige Figur bildend. Kopf 
niedergedrückt, ebenso lang als breit, breiter als der Körper. Schnauze ab- 
gerundet, 1—1'/;mal so lang als der Augendurchmesser. Zügelgegend schief, 
concav. Schnauzenkante deutlich, fast gerade. Trommelfell sehr deutlich, etwa 
halb so breit als der Augendurchmesser; darüber eine starke Falte. Interorbital- 
raum doppelt so breit als ein oberes Augenlid. 

Aeussere drei Finger mit ein Drittel Schwimmhäuten. Kein Pollexrudiment. 
Die Schwimmhäute der Zehen reichen nur an der vierten Zehe bis zur Basis 
der vorletzten, sonst bis zu der der letzten Phalanx. Saugscheiben der Finger etwas 
kleiner als das Tympanum, an den Zehen nur halb so breit. Hinterbeine reichen 
mit dem Tibiotarsalgelenk zwischen Nasenloch und Auge. 

Oberseite des Kopfes, Rumpfes und der Hinterbeine (bis auf die Ober- 
schenkel) sehr stark warzig. Vorderbeine, Oberschenkel und Unterseite glatt, nur 
Brust und Bauch granulirt. Auch die Rumpfseiten sind glatt, deutlich von der 
warzigen Rückenseite abgegrenzt. 

Oberseite dunkelbraun, einfarbig. Unterseite hellbräunlich, Bauch schmutzig- 
weiss, grob schwarzbraun marmorirt. 

Totallänge 51 mm. 

Mir liegen zwei Exemplare vor, ein grösseres (2) und ein halbwüchsiges. 

10. Hyla pulicaria novV. spec. 

(Zunge defect.) Gaumenzähne in zwei /N-förmigen Gruppen auf der 
Verbindungslinie der Choanenhinterränder. Kopf ebenso breit als lang, breiter 
als der Rumpf. Schnauze quer abgestutzt, mit gerader, deutlicher Kante, vorne 
schief nach hinten und unten abfallend. Zügelgegend nicht vertieft. Interorbital- 


602 Franz Werner. 


raum doppelt so breit als ein oberes Augenlid. Tympanum halb so breit als der 
Augendurchmesser. 

Aeussere Finger mit halben Schwimmhäuten. Saugscheiben der Finger 
kleiner als das Trommelfell. Das Tibiotarsalgelenk erreicht den vorderen Augen- 
rand. Hinterbeine mit nahezu ganzen Schwimmhäuten. 

Oberseite glatt, Bauch nur hinten granulirt. 

Oberseite hell gelbbraun; eine weisse Längslinie vom Nasenloch zum Auge 
und von da bis nahe zum Körperende, mit der der anderen Körperseite nach 
hinten eonvergirend. Ueber der weissen Linie auf der Schnauzenkante eine 
dunkelbraune. Oberseite mit zahlreichen feinen rothbraunen Punkten, ebensolche 
auf Unterarm und Unterschenkel. 

Totallänge 22 mm. 

Obwohl das einzige vorliegende Exemplar noch jung sein kann, so macht 
es doch auf mich den Eindruck, als gehöre es der Gruppe von zwerghaften Laub- 
fröschen an, von denen in den letzten Jahren mehrere Arten beschrieben wurden. 

11. Hyla rubra Daud. 

Ein weibliches Exemplar. 

12. Nototrema marsupiatum D. B. 

Mehrere Exemplare, Z' und 9; ein ® mit Eiern im Brutsack., 


II. Reptilien und Batrachier von Deutsch- 
Neu-Guinea. 


(Zugleich ein Verzeichniss der mir bisher aus Deutsch-Neu-Guinea bekannten 
Reptilien und Batrachier.) 


A. Chelonia. 


Familie: Chelydidae. 


1. Chelodina Siebenrocki nov. spec. (Taf. V.) 

Intergulare 1'/;mal so lang als die Pectoralsutur, zweimal so lang als 
breit. Plastron etwas weniger als doppelt so lang als breit. Pectoralia viel 
länger als irgend eine Mediansutur der Bauchplatten, 1'/;mal so lang als die 
Femoral-, 2!/;mal so lang als die Abdominalsutur; Analsutur etwas kürzer als 
die femorale. 

Kopf sehr lang, fast doppelt so lang als breit, wenig kürzer als das halbe 
Plastron, Haut hinter den Augen gefeldert, nur in der Mittellinie ungetheilt; 
Felder meist länger als breit. Unterkiefer namentlich an der Symphyse weit 
schwächer als bei Ch. novae-quineae, diese nur !/; so breit als der Orbitaldurch- 
messer. Auf einer Seite sind zwei sehr kleine Barteln vorhanden; 7—8 breite, 
bandartige. Lamellen auf der Vorderseite der Vorderbeine. 


Ueber Reptilien und Batrachier aus Ecuador und Neu-Guinea. 603 


Oberseite schwarz, Unterseite dunkelbraun. Die hinteren Costal- und 
Vertebralschilder, nicht aber die marginalen des Carapax längsgerunzelt. Nuchale 
rechteckig, 1!/;mal länger als breit; erstes Vertebralschild am grössten, fünftes 
am kleinsten (sechs vorhanden, wie bei Ch. novae-quwineae). 


Dimensionen: Plastron: Länge 165 mm, Breite S5 mm; Carapax: Breite 
160 mm; Kopflänge 78 mm, Kopfbreite 43 mm. 


Ich erlaube mir, diese interessante Art nach dem ausgezeichneten Schild- 
krötenkenner des Wiener naturhistorischen Hofmuseums, Herrn Dr. Friedrich 
Siebenrock, zu benennen. 


2. Emydura Kreffti Gray (Mehely). 


12. 


14. 
15. 
16. 


B. Sauria.!) 


Familie: Geckonidae. 


. Gymnodactylus marmoratus Kuhl. (B., M.) 


° pelagieus Gir. (M., W.) 
2 lowisiadensis De Vis. (L., W.) 


. Gehyra mutilata Wiegm. (J., M., W.) 


. interstitialis Qudem. (B.) 
a; oceanica Less. (M., W.) 


. Lepidodactylus lugubris DB. (J., M., W.) 
. Gecko vittatus Houtt. (B., J., M., W.) 


Familie: Pygopodidae. 


. Lialis burtoni Gray. (B., J., M., W.) 


Familie: Agamidae. 


. Gonyocephalus papuensis Macleay. (B., J., M.) 


x dilophus DB. (B., M.) 
e godeffroyi Ptrs. (W.) 
= modestus Meyer. (B., L., W.) 


Familie: Varanidae. 
Varanus indicus Daud. (B., J., M., L., W.) 
> Kalabek Less. (B.) 
5 prasinus Schleg. (B., J., M., W.) 


!) Die den Artnamen beigefügten Buchstaben bezeichnen die Autoren, welche dieselben für 
Deutsch- Neu-Guinea namhaft gemacht haben. B. — Boettger, J. = van Lidth de Jeude, L. = 
Loennberg, M. = Möhely, W. = Werner. 


604 Franz Werner. 


Familie: Sceincidae. 


17. Tiliqua gigas Schn. (B., J., M., W.) 

18. Lygosoma minutum Meyer (W.). 

19. 5 elegantulum Ptrs. et Doria. (L.) 
20. 2 tigrinum v. Lidth de Jeude (J.). 
21. A Jobiense Meyer. (B., J., M., L., W.) 
22. ” smaragdinum Less. (B., J., M., W.) 
23. 5 virens Ptrs. (W.) 

24. = noctua Less. (W.) 

25. = subnitens Bttgr. (B.) 

26. io fuscum DB. (J., W.) 

27: " cyanurum Less. (B., W.) 

28. > mivarti Blngr. (B., M., W.) 

29. 5 m£ehelyi Wern. (M., W.) 

30. 3 eyanogaster Less. (W.) 

31. n callistietum Ptrs. et Doria. (J., M.) 
32. „ rufescens Shaw. (L., W.) 

8. ® emigrans v. Lidth de Jeude. (J.) 
34. E baudini DB. (J., L.) 

39. muelleri Schleg. (M., J., W.) 

36. Ahlegharek boutoni Desj. (W.) 

37. Tribolonotus novae-quineae Schleg. (B., J., W.) 


Bemerkungen zu den aufgezählten Eidechsen. 


3. Gymmodactylus lowisiadensis De Vis. 


Mir liegen zwei grosse Exemplare von Gymnodactylus vor, welche, da sie 
beide 9 sind, auf einen Umstand aufmerksam machen, der sonst nicht so auf- 
fallend wäre; das ist die grosse Aehnlichkeit dieser Art mit @. loriae Blngr., 
wenn wir eben von den männlichen Charakteren, der Zahl und Stellung der 
Praeanal- und Femoralporen absehen. Beide Exemplare unterscheiden sich auch 
nicht unwesentlich von einander, sind aber durch ein drittes, halbwüchsiges 
Exemplar, welches ich vor Jahren von Redemann in Antwerpen kaufte und 
welches aus Stephansort stammt, im wesentlichsten Punkte verbunden, indem 
dieses Exemplar nämlich die Zeichnung des einen mit der Lamellenzahl des 
anderen grossen Exemplares vereinigt; dabei freilich wieder mehrere nicht un- 
bedeutende Eigenthümlichkeiten zeigt. 

Die geringen Unterschiede zwischen @. lowisiadensis und loriae erhellen 
aus folgender Aneinanderreihung der Merkmale in den Originalbeschreibungen; 
in den nebenstehenden Columnen habe ich angegeben, inwieweit die beiden 
grossen mir vorliegenden Exemplare davon abweichen. 


Ueber Reptilien und Batrachier aus Eeuador und Neu-Guinea, 


Gymnodactylus 
lowisiadensis 


Kopf viel breiter als 
der Rumpf, eiförmig. 


Rumpf convex. 


Schwanz eylindrisch, 
allmälig sich zu- 
spitzend. 


DasHinterbein, nach 
vorne gezogen, er- 
reicht die Schulter. 
Finger mässig 
niedergedrückt an 
der Basis, stark zu- 
sammengedrückt 
darnach; Basal- 
phalanxen mit 10 
bis 11 breiten Quer- 
lamellen. 


Rostrale oblong, fast 
doppelt so lang als 
hoch, mit einer me- 
dianen Furche oben. 


Nasenloch zwischen 
Rostrale, erstem 
Supralabiale, einem 
grossen Supranasale 
und mehreren Na- 
salen. 


Gymnodactylus 
loriae 


Kopf gross. 
Schnauze länger als der 
Durchmesser der Orbita, 
welcher ihrem Abstand 
vom Nasenloch oder von 
der Ohröffnung gleich- 

kommt. 


Ebenso. 
Ebenso. 


Ebenso. 


Finger kräftig, schwach 


niedergedrückt an der 
Basis, distal stark zu- 
sammengedrückt, mit 
(wieviel?) wohl ent- 


wickelten Querlamellen 
unterseits. 


Rostrale ungefähr vier- | 


eckig, fast doppelt so 
breit als hoch, mit me- 
dianer Furche oben. 


Ein grosses Supranasale, 
von dem der anderen 
Seite durch ein kleines, 
unpaares Schild ge- 
trennt; Nasenloch zwi- 
schen Rostrale, Supra- 
nasale, 1. Oberlippen- 
schild und drei oder vier 
kleinen Körnerschuppen. 


Gymmodact. 
I. Exemplar 


Gymnodact. 
II. Exemplar 


Kopf gross, eiförmig, aber nur 
wenig breiter als der Rumpf. 
Schnauze länger als der Durch- 
messer der Orbita (beim Jungen 
sogar 1?/smal). Orbita so lang 
als ihre Entfernung vom Nasen- 
loch (beim Jungen kürzer). 
Schnauze so lang als der Ab- 
stand der Orbita von der Ohr- 
öffnung (beim Jungen länger). 


Ebenso. 


Ebenso. 


Das Hinterbein, nach vorne ge- 
zogen, erreicht die Achselhöhle. 


Ebenso, mit 18 
Lamellen unter 
der 4., 16 unter 
der Mittelzehe. 


Ebenso, mit 12 
Lamellen unter 
der 4., 10 unter 
der Mittelzehe. 


(Damit überein- 
stimmend das 
junge Exemplar.) 


Ganz ebenso. 


Ganz ebenso wie @. loriae. 


605 


606 


Gymnodactylus 
louisiadensis 


Lippenschilder !?/;.. 


Mentale dreieckig, 
zwischen das erste 
Paar von Kinnschil- 
dern eintretend, 
welche dahinter in 
Contact sind. 


Kinn und Kehle fein 
granulirt. 


Kopf fein granulirt, 
die Granula grösser 


auf der Schnauze 
und Supraorbital- 
region. 


Rücken fein granu- 
lirt, mit kleinen, 
glatten oder schwach 
| gekielten Tuberkeln, 
welche in der Mitte 
in Längs-, seitlich in 
schiefen Reihen an- 
geordnet sind und 
von denen die erste- 
ren die regelmässi- 
geren sind; 26 im 
Ganzen, unten durch 
eine Seitenfalte 
jederseits begrenzt. 


Kopf 18 X 135 mm, 
Schwanz 76 mm, 
| Totallänge 130 mm. 


Franz Werner. 


Gymnodactylus 
loriae 


12 Ober-, 10—11 Unter- 
lippenschilder. 


Symphysiale fünfeckig 
oder etwa dreieckig; 
zwei oder drei Paare von 
Kinnschildern, das mitt- 
lere am grössten und eine 
Sutur hinter dem Sym- 
physiale bildend. 


Kehle fein granulirt. 


Kopf granulirt, mit 

kleinen, runden Tuber- 

keln in der Hinterkopf- 
und Schläfengegend. 


Rumpf und Gliedmassen 
oben mit kleinen, flachen 
Körnerschuppen bedeckt, 
untermischt mit kleinen, 
runden, flachen, schwach 
gekielten Tuberkeln ; eine 
Reihe vergrösserter Tu- 
berkel auf einer Falte 
längs jeder Körperseite 
von der Achsel zur Hüfte. 


Kopf 25 x 15 mm, 
Schwanz 87 mm, Total- 
länge 172 mm. 


Gymnodact. 
I. Exemplar 


Gymnodact. 
II. Exemplar 


14—15 Ober- | 18—17 Ober- 
lippenschilder, | lippenschilder, 
13—13 Unter- | 12—11 Unter- 
lippenschilder. | lippenschilder. 


Das Junge 11—13 Ober- und 
11—12 Unterlippenschilder. 


Ganz ebenso, 


Ganz ebenso. 


Mit @. loriae besser überein- 
stimmend. 


26 Reihen | 28 Reihen 
von Tuberkeln, 
im Uebrigen wie die neben- 
stehenden Beschreibungen. 
(22 Reihen bei dem jungen 
Exemplar.) 


Kopf 35 X 28, 
Schwanz 135, 
Totall. 255 mm. 


Kopf 33 X 25, 
Schwanz 105, 
Totall.230 mm. 


ar ee 


Ueber Reptilien und Batrachier aus Ecuador und Neu-Guinea. 


607 


Gymmodactylus Gymnodactylus Gymnodact. Gymmodact. 
louisiadensis loriae I. Exemplar \- II. Exemplar 
Schwanz oben mit | Schwanz mit gleich- Wie @. loriae. 


grösseren flachen 
Körnerschuppen und 
Querreihen von klei- 
nen Tuberkeln in 
regelmässigen Ab- 
ständen auf der ba- 
salen Hälfte; unter- 
seits die Körner- 
schuppen gegen die 
Mittellinie, die mit 
einer Reihe querer, 
breiter Schilder be- 
deckt ist, an Grösse 
zunehmend. 


Brust und Bauch mit 

grösseren, flachen, 

geschindelten - Cy- 
cloidschuppen. 


14 Praeanalporen in 
einer winkeligen 
Reihe, getrennt von 
17 ziemlich undeut- 
lichen Femoralporen 
jederseits (Blngr.) 
(zusammen also 48). 


Oben lichtgrau mit 
fünf breiten, dunkel- 
grauen Querbändern, 
die an den Hinter- 
rändern nahezu 
schwarz sind; das 
erste Querband \V- 
förmig, von Auge zu 
Auge über den 
Hinterkopf verlau- 
fend. Schwanzbasis 


förmigen, flachen Schup- 
pen bedeckt. 


Bauchseite mit kleinen, 
glatten, flachen, juxt- 
apponirten oder schwach 
geschindelten Schuppen. 


d- 
Mit einer langen, un- 
unterbrochenen Reihe 


von Femoral- und Prae- 
analporen, 30 jederseits, 
inder Mitte einen rechten 
Winkel bildend, davor 
noch vier Praeanalporen 
(zusammen also 64). 


Oben braun mit einer 
Reihe paariger, schwärz- 
licher Flecken längs des 
Rückens, das letzte Paar, 
auf der Schwanzbasis, 
in ein \V  zusammen- 
fliessend; ein \-förmi- 
ges, dunkles Band von 
Auge zu Auge, die Spitze 
auf dem Nacken. Unter- 
seite lichtbraun. 


Wie @. lowisiadensis. 


Da meine Exemplare Weibchen 
sind, entfällt ein Vergleich in | 
dieser Rubrik. 


Aehnlich wie @. 
loriae, aber die 
Flecken viel 
deutlicher, der 
dritteundfünfte 
unpaar. Kehle 
mit dunklen 
Querbändern. 


Aehnlich wie @. 
lousiadensis, 
aber das zweite 
Querband nach 
links, das dritte 
nach rechts ge- 
gabelt; die 
Querbänder 
lassen sich auf 
die Flecken- 
paare des @. 


608 Franz Werner. 


Gymnodactylus Gymnodactylus Gymnodact. Gymnodact. 
| ehe Tuhyuozıl „I Marine _ - Snkyıl BEIRRNloT EEE loriae I. Exemplar II. Exemplar 


schwarzen Ringen, führen (vier 
die Zwischenräume vom Oeceipital- 
und der Rest des bis ersten 
Schwanzes weiss. Schwanzfleck). 
Unterseite schmutzig Beim Jungen acht Flecken- 
weiss. paare; ausserdem auch der Kopf 
und die Gliedmassen oben deut- 
lich dunkel gefleckt. Schwanz 
geringelt, ähnlich wie bei lowisia- 
densis. 


mit breiten, nakezu | loriae zurück- 


Wir müssen also entweder annehmen, dass @. lowisiadensis (oder @. loriae, 
wenn wir unsere Exemplare dazu rechnen wollen) in allen Punkten sehr stark 
variirt, oder wir müssen die drei vorhin erwähnten Exemplare drei verschiedenen 
Arten zuzählen, die nicht einmal als mit einer dieser beiden identisch bezeichnet 
werden dürften. Denn: 


Exemplar 1 hat eine grössere Zahl von Lamellen unter der vierten Zehe, 
a 2 dagegen eine grössere Zahl von Supralabialen, 
” 3 (halbwüchsig) nur 22 Reihen von Tuberkelschuppen, 


ausser anderen Merkmalen, die in der Tabelle bezeichnet sind. 


Ich wähle in Anbetracht des viel zu geringen Materiales, welches ich zu 
sehen Gelegenheit hatte, die erstere Annahme und betrachte die drei Exemplare 
als extreme Formen eines Gymnodactylus, welcher dem @. lowisiadensis und 
loriae nahesteht, aber insolange nicht identifieirt werden kann, als nicht zu jedem 
dieser Q ein entsprechendes Z' vorliegt. 


5. Gehyra interstitialis Oudem. 

Ich rechne ein Q einer Gehyra zu dieser Art, obwohl es sich von der 
Beschreibung in manchen Punkten unterscheidet, auf die ich bei dem Umstande, 
dass ich nur ein Exemplar vor mir und kein Vergleichsmaterial habe, vielleicht 
zu viel Gewicht lege. Die Ohröffnung mit ihrer grossen Axe ist ziemlich horizontal 
gerichtet, die vom Hinterrande des Unterkiefers unter dieser beginnende, nach 
hinten ziehende Längsfalte zieht sich noch an der inneren (Beuge-) Seite des 
Öber- und Unterarmes bis zur Handwurzel fort. Vom Hinterrande des Auges 
zieht über das Trommelfell eine gleichfalls horizontale Falte bis oberhalb der 
Wurzel des Vorderbeines, ist aber auf beiden Seiten des Halses verschieden stark 
entwickelt. Die am Bauchrande von der Achsel bis zur Lendengegend sich hin- 
ziehende Hautfalte setzt sich auf die Aussenseite des Hinterbeines bis zur Fuss- 
wurzel fort. Die Falte auf der Beugeseite des Ober- und Unterschenkels ist 


EEE EEE 


ED om ze She ZU ZB 


Ueber Reptilien und Batrachier aus Ecuador und Neu-Guinea. 609 


überaus mächtig entwickelt und die Finger und Zehen sind bis zur Basis der 
Erweiterungen durch Spannhäute verbunden, also in einer Ausdehnung, wie bei 
den Eidechsen überhaupt höchstens noch bei Zuperosaurus, und wie man sie bei 
einem Thier, das man als aquatisch kennen würde, ohneweiters mit dem Aus- 
drucke „ganze Schwimmhäute* bezeichnen würde. 

Die distalen Lamellen der Finger und Zehen sind getheilt; gegen die 
Basis derselben werden die Lamellen immer schmäler und an dem nicht er- 
weiterten Theile sind sie ungetheilt. Die Anzahl der Lamellen auf der Unterseite 
der vierten Zehe, mit Einschluss auch der schmalsten proximalen Lamellen, 
dürfte die von OQudemans angegebene Zahl nicht übersteigen. Der distale Ab- 
schnitt der Zehen, welcher aus der verbreiterten Scheibe aufsteigt, ist lang und 
comprimirt; an Innenfinger und Innenzehe kann ich keine Kralle entdecken. 
Rostrale oben mit einem kleinen, medianen, von hinten ausgehenden Einschnitt, 
der den eingedrückten Theil halbirt. 

Oberlippenschilder (auch die kleinen mitgereehnet) 11—12, Unterlippen- 
schilder 9; Mentale fünfeckig. Oberseite hellgrau mit schwärzlichen Flecken. 

Dieses Exemplar steht in mancher Beziehung in der Mitte zwischen 
G. interstitialis Oudem. und @. marginata Blngr. = Fischeri Strauch. Die Ent- 
wicklung der Hautfalten erinnert viel mehr an diese Art als an die vorige, nur 
die bedeutendere Grösse des Kopfes, die Kleinheit der Postmentalia, die un- 
getheilten Lamellen lassen die bei Strauch (Geckoniden, Fig. 5 und 6) abgebildete 
Art von dem mir vorliegenden Exemplar unterscheiden. Vielleicht gestatten 
weitere Funde eine vollständige Ueberbrückung der Kluft zwischen diesen Arten. 

17. Tiligqua gigas Schn. 

Steht in morphologischer Beziehung näher der T. nigrolutea als der T. 
scincoides. Rückenschuppen gewölbt, mit mehreren, mehr weniger deutlichen 
stumpfen Kielen. Vordere Oberlippensuturen und die Suturen der medianen oberen 
Kopfschilder schwarz. Niemals ein schwarzer Postocularstreifen. Seiten schwarz 
mit hellen Quer- (Vertikal-) Binden; Beine schwarz mit hellen Punkten. Quer- 
binden des Rückens weniger an Zahl, weiter entfernt als bei 7. seincoides und auch 
im Alter nicht in Paare zerfallend. Eine Variabilität in der Färbung, die bei T. 
seincoides so bedeutend sein kann, scheint bei gigas wie bei nigrolutea zu fehlen. 

18. Lygosoma minutum Meyer. 

Durch das sehr grosse Frontonasale, welches die Praefrontalia vollständig 
von der horizontalen Kopfoberfläche verdrängt und mit breiter Sutur an Rostrale 
und Frontale stösst, von allen Arten Neu-Guineas leicht zu unterscheiden. 

Hell rothbraun mit dunkleren Längsstricheln; Hinterbein reicht mit der 
Spitze der vierten Zehe zur Handfläche des Vorderbeines. Praeanalia nicht er- 
weitert. Sonst stimmt das einzige mir aus Deutsch-Neu-Guinea bekannte Exem- 
plar ganz mit der Beschreibung überein. 

22. Lygosoma smaragdinum Less. 

Variirt in der Schuppenzahl von 22—26, aber, wie es scheint, nicht ganz 
unabhängig von der äusserst veränderlichen Färbung; soweit wenigstens aus dem 
Vergleich mit den seltenen Zahlen 22 und 26 hervorgeht. 


610 Franz Werner. 


1. Sq. 22: |, Oben grün, Kopf nach vorne ins Olivengrüne übergehend; Inter- 
Bi WIM G2HE nasalia und Rostrale hellbraun; Unterarm, Hand, Hinterbeine und 
3. „ 24: } Umgebung der Basis derselben braun, weiss und schwarz gefleckt. 
au Ninat: 
Se | Oberseite statt grün olivenfarbig bis braun. 

„28: 


„ 24: Licht olivenbraun; Hinterbeine und Vorderbeine hellbraun. 
„ 22: Vorne grün, Hinterbeine, Unterarm und Hinterhälfte des Rumpfes 
braun, schwarz gefleckt. 
10. „ 2%: Grün, fein und dicht schwarz punktirt; Schwanz braun, gleiehfalls 
punktirt. 
1. 1247 Wie Nr.10, 
12. „ 24: Grün, ein schwarzer Fleck an der Basis jeder Schuppe; Kopf 
olivengrün, schwarz punktirt; Beine braun. 
13. . „22: » Wie ‘Nr. 9. 
14. „ 24: Olivenbraun, Seiten grün, Beine wie Nr. 1. 
15. „ 26: Oben braun, dicht dunkel punktirt, Seiten grün. 
16. „26: Oben braun, Seiten fein gelb- und dunkelbraun gesprenkelt, am 
Rücken weniger deutlich; Halsseiten und Unterseite gelbgrün. 
17. „ 24: Oberseite braun, Seiten grün; schwarz punktirt. 
18. „ 24: Oben nahezu schwarz, Unterseite dunkel graugrün mit hell oliven- 
grünen Schuppenrändern. 
19: m. 24: Wie.Nr. 18; 
20. „ 24: Ebenso; Unterseite schmutzig gelbgrün. 


6. 
7. „ 24: Oberseite grün, Hinterbeine braun (siehe Nr. 1). 
8 
9 


Also unter 20 Fällen zweimal 26, dreimal 22 und 15mal 24 Schuppen- 
längsreihen. 

23. Lygosoma virens Ptrs. 

Sq. 24, Lamellen unter der vierten Zehe 14—15. Oberseite bleich braun, 
Finger und Zehen dunkel geringelt. 


27. Lygosoma ceyanırum Less. 

Keines der Neu-Guinea-Exemplare zeigt (wie mir auch Herr Dr. v. Lidth 
de Jeude mittheilte) auch nur die geringste Neigung zu einer Anordnung der 
Rückenschuppen wie bei L. impar Wern., welche demnach thatsächlich auf den 
Bismarck-Archipel beschränkt zu sein scheint. 

Sq. 28—30. 

32. Lygosoma rufescens Shaw. 

Eine an dem gleichmässig dieken, langen Schwanze leicht kenntliche Art. 
— 8q. 283—30. 

35. Lygosoma Muelleri Schleg. 

Das grösste, mir bekannte Exemplar ist 425 mm lang, der Schwanz 258 mm. 
Es ist einfarbig braun. 


Verhandlungen der k.k. 2ool.-bot. Gesellschaft, 


Taf..V. Fr. Werner: 
Band LI, 1901. 


Reptilien u. Batrach.a. Beuador u. Neu-Guinea, 


Chelodina Siebenrocki nov. spec. 


(Nach einer photographischen Aufnahme von Lorenz Müller in München.) 


0 


De 


Ueber Reptilien und Batrachier aus Ecuador und Neu-Guinea. 611 


€. Ophidia. 
Familie: Typhlopidae. 


1. Typhlops eryeinus nov. spec. 

Schnauze stark vorspringend, abgerundet, Nasenlöcher vollkommen auf der 
Unterseite derselben. Rostrale kaum ein Drittel so breit als der Kopf, nicht 
ganz bis zur Verbindungslinie der Augen reichend. Nasale vollständig getheilt, 
die Sutur vom ersten Supralabiale 


ausgehend und auf die Oberseite 
des Kopfes sich erstreckend. Prae- 
oculare vorhanden, wenig grösser 
als das Oculare und das zweite und 
dritte Oberlippenschild berührend; 


Augen deutlich sichtbar. Praefron- 

tale, Supraocularia, Parietalia deutlich vergrössert, letztere in der Mittellinie 
von einander durch eine Schuppe getrennt. Vier Oberlippenschilder, nach hinten 
an Grösse zunehmend. Körperdurchmesser 44 mal in der Totallänge enthalten; 
Schwanz etwas länger als breit, in einen kurzen Stachel endigend. 20 Schuppen 
rund um den Körper. Schnauze bis zu den Augen gelb; Oberseite sonst hell 
graubraun, die Basis der Schuppen dunkelbraun; Unterseite gelb. 

Totallänge 350 mm, Schwanz 10 mm. 

Nächstverwandt dem australischen 7’yphlops ligatus Peters, aber durch 
die geringere Anzahl der Schuppenreihen, den schlankeren Körper und andere 
Merkmale leicht zu unterscheiden. 

Eine andere 7’yphlops-Art ist mir bisher aus Deutsch-Neu-Guinea nicht 
bekannt geworden. 


Familie: Boidae. 
. Liasis tornieri Wern. (W.) 
„ albertisii Ptrs. et Doria. (W.) 
. Python amethystinus Schn. (J., M., W.) 
. Chondropython viridis Schleg. (B., J., L.) 
. Engyrus carinatus Schn. (B., J., M., W.) 
“ asper Gthr. (B., J., M., L., W.) 


sıoumwm 


Familie: Colubridae. 


a) Aglyphae. 
8. Tropidonotus pietuwratus Schleg. (B., J., M., W.) 


9. = marrü Gray. (L.) 

10. Stegonotus modestus Schleg. (B., J., M., L., W.) 
44151 E quentheri Blngr. (B., W.) 

12. Dendrophis calligaster Gnthr. (B., J., M., L., W.) 
13. 5 lineolatus H. J. (J., W.) 


Z.B. Ges, Bd. LI. 40 


612 Franz Werner. 


b) Opisthoglyphae. 
14. Dipsadomorphus irregularis Merr. (B., J., M., L., W.) 


€) Proteroglyphae. 
15. Pseudapistocalamus nymani Lönnbg. (L.) 
16. Pseudelaps muelleri Schleg. (B., M., W.) 
17. Micropechis ikaheka Less. (B., J., M., W.) 
18. Acanthophis antarctica Shaw. (B., J., W.) 


4. Python amethystinus Schn. 

Das grösste mir aus Deutsch-Neu-Guinea vorliegende Exemplar, ein 9, 
ist ungefähr 25 m lang, grünlich gelbbraun mit undeutlicher Zeichnung. 

Sq.51, V.332, S.2 +, +1. 

Oberlippenschilder 12 (6. und 7. das Auge berührend); Praefrontalia von 
einander getrennt. Frenalia 7—8, Praeocularia 2, Postocularia 3—4, Temporalia 
erster Reihe 2. 2 grosse Supratemporalia jederseits, an die Parietalia angren- 
zend; von diesen 3 Paare. 

6. Engyrus carinatus Schn. 

Das grösste Exemplar, das ich aus Deutsch-Neu-Guinea gesehen habe, ist 
640 mm lang, bleibt also noch weit hinter dem von Boulenger angegebenen 
Maximalmasse zurück. 

14. Dipsadomorphus irregularis Merr. 

Das grösste Exemplar aus Deutsch-Neu-Guinea, das ich gesehen habe, ist 
275m lang. Alle haben 21 Schuppenreihen. 


Temporalia: re | 3+2+1+2 
2+2+3+1, en. 
(3+3+2 (4+1+2+2 
130m, LB9 zer 


Die Zahl der Oberlippenschilder ist sehr constant (9, davon das 4.—6. am 
Auge), nur ein einziges Mal fand ich einerseits 10 Oberlippenschilder (das 4.—7. 
am Auge, also das 6. vertikal gespalten). 


D. Batrachia (Anura). 


Familie: Ranidae. 
1. Rana papua Less. (J., M., L.) 
„  novae-britanniae Wern. (W.) 
3. Cornufer corrugatus A. Dum. (M., L., W.) 


Familie: Engystomatidae. 


Mantophryne lateralis Blngr. (M.) 
mierotis Wern. (W.) 
, Gnakhophrgnie robusta Blogr. (L., M.) 


Korn Eur = 


Ueber Reptilien und Batrachier aus Ecuador und Neu-Guinea. 613 


7. Xenorhina rostrata Meh. (M.) 
8. Metopostira ocellata Mech. (M.) 
9. Copiula oxyrhina Blngr. (M.) 
10. Phrynixalus bvroı Meh. (M.). 
11. Sphenophryne birdi Meh. (M.) 
12. Chaperina fusca Mocq. (M.) 
13. r polystiecta Meh. (M.) 


Familie: Hylidae. 


14. Hyla euenemis Lönnbg. (L.) 

15. „  papuensis Wern. (W.) 

16. ,„  dolichopsis Cope. (B., J., L., W.) 

17. „  infrafrenata Gthr. (M.) 

18. ,„ econgenita Ptrs. et Doria. (M.) 

19. ,„  thesaurensis Ptrs. (M., W.) 

20. „  impura Ptrs. et Doria. (J., L., M., W.) 

21. „.. jeudii Wern. (W.) 

22. obsoleta Lönnbg. (L.) 

23. Hı a boulengeri Mehely. (M.) 

24. Hylella wolterstorffi nov. Spec. 

Zunge länglich-eiförmig, hinten schwach eingekerbt. Schnauzenkanten 
deutlich, gerade, mit einander einen Winkel von etwa 60 Grad einschliessend, 
die Spitze der Schnauze aber abgerundet. Zügelgegend ziemlich steil, flach. Nasen- 
löcher der Schnauzenspitze sehr genähert. Schnauze ein wenig länger als das 
Auge. Trommelfell nicht sehr deutlich, etwa !/; des Augendurchmessers. Inter- 
orbitalraum doppelt so breit als ein oberes Augenlid. Finger nicht durch Schwimm- 
häute verbunden, mit grossen Saugscheiben, die grösser sind als das Tympanum; 
erster Finger kürzer als der zweite. Saugscheiben der Zehen etwas kleiner als 
die der Finger, die Zehen durch etwa ?/, Schwimmhäute verbunden. Das Fersen- 


_ gelenk erreicht den Hinterrand des Auges. Haut glatt, nur die der Kehle, des 
- Bauches und der Unterseite der Hinterbacken granulirt. 


Oberseite bräunlichweiss, ins Graue spielend. Ein dunkelbrauner Längs- 
streifen vom Hinterrande des Auges über das Trommelfell horizontal nach hinten 
ziehend, aber nicht über den Kopf hinaus. Schnauze und Stirne bis zwischen 
die Augen hell, Hinterkopf dunkelbraun, beide Färbungen ziemlich scharf von 
einander deutlich abgegrenzt. Beine undeutlich braun gefleckt. Bauch und Unter- 
seite der Hinterecken weiss und blass braun marmorirt. — Totallänge 23 mm. 


Die fünf bisher aus dem australisch-papuasischen Verbreitungsbezirk dieser 


i Gattung bekannten Arten lassen sich folgendermassen leicht unterscheiden: 


1. Hautioben warzig . 20.0. u. 0. 20.0.0 SH. migropunctata Meyer 


= — Haut oben glatt. . . . 1 ABTEI DORRTBIINONN 


2. Trommelfell halb so breit als das AEo; Hetsendblenk reicht über das Auge 
hinaus; Saugscheiben der Finger kleiner als das Trommelfell. H. bicolor Gray, 
40* 


614 Franz Werner. Ueber Reptilien und Batrachier aus Ecuador und Neu-Guinea. 


— Trommelfell nicht halb so breit als das Auge; Fersengelenk reicht nicht über 


den vorderen Augenrand: hinaus  / ;4 1...“ M..nfnltiıo wvmltdasnit. Sr 

3. Fersengelenk erreicht den Hinterrand des Trommelfelles H. brachypus Wern. 
— Fersengelenk erreicht das Auge . . . ah a ee 3 
4. Finger durch halbe Schwimmhäute verbunden . . . 4. boulengeri Mehely 
Finger nicht durch Schwimmhäute verbunden . . . H. wolterstorffi Wern. 


2. Rana novae-britanniae Wern. 

Ich konnte eine grössere Anzahl von Exemplaren dieser Art aus Deutsch- 
Neu-Guinea vergleichen, die im Wesentlichen mit dem Original-Exemplare über- 
einstimmen. Die meisten Exemplare haben eine feine, helle Mittellinie von der 
Schnauzenspitze zum After. Seitenfalten unten schwarz eingefasst. Junge mit 
breitem, schwarzbraunem Lateralband; Unterseite grau gefleckt. Das @ hat auch 
Armdrüsen, die aber schwächer entwickelt und weniger gefleckt sind. Das Fersen- 
gelenk reicht beim Z' etwas über die Schnauzenspitze, beim Q etwas über den 
Vorderrand des Auges hinaus. — Totallänge des grössten Exemplares 70 mm. 

So nahe diese Art auch der Rana papua steht, so lässt sie sich doch 
durch die Armdrüsen, die meist kürzeren Hinterbeine, die geringere Grösse und 
kleineren Saugscheiben leicht unterscheiden. 

3. Cornufer corrugatus A. Dum. 

Kommt in oberseits einfarbigen, ein- und zweistreifigen Exemplaren vor. 
Ein f habe ich bisher nicht gefunden. 

20. Hyla impura Ptrs. et Doria. 

Scheint neben Hyla dolichopsis die häufigste Ayla-Art zu sein. Die 
Spiritus-Exemplare sind oberseits durchwegs einfarbig und unansehnlich gefärbt. 
Ein Z' mit kreideweissen Tropfenflecken auf den dunkel gefärbten Hinterbacken. 
Kehle beim / mitunter mit einzelnen grösseren, warzenähnlichen Granulis. 


Eine neue Art der Staphyliniden-Gattung Tachinus 
Grav. aus Norwegen. 


Beschrieben von 


Gottfried Luze 


in Wien. 


(Eingelaufen am 1. Juni 1901.) 


Tachinus Muensteri nov. spec. 


. Mittelstück des achten Rückenringes trapezförmig, an der nach aussen 
gerichteten Schmalseite seicht ausgerandet. 

Seitenstücke des achten Rückenringes ganz geschwunden, an ihrer Stelle 
ein kurzes, stumpfes Kielchen sichtbar. 


G. Luze. Eine neue Art der Staphyliniden-Gattung Tachinus Grav. aus Norwegen. 615 


Fünfter Bauchring breit, stumpf dreieckig ausgeschnitten, die Bucht von 
einem schmalen Körnerbogen gesäumt; diese Auszeichnung ragt kaum zur halben 
Ringlänge empor. Vierter Bauchring schmal, fünfter ausgedehnter flach gedrückt. 
Die kurzen, geraden Lappen des sechsten Bauchringes umschliessen eine Lanzen- 
form mit normal geschwungenen Curven; drei Fussglieder des ersten Beinpaares 
sind kräftig erweitert. 

©. Mittelstück des achten Rückenringes im Grunde mit geradlinigen, 
schwach convergirenden Seitengrenzen, tief spitzbogig ausgeschnitten, mit zwei 
dünnen, spitzigen Zähnen. 

Seitenstücke des achten Rückenringes an der borstentragenden Stelle stark 
verschmälert, kürzer und breiter als die Zinken der Gabel. 

Seitenspalte merklich tiefer als der Gabelspalt. 

d, 2. Kopf und Halsschild schwarz, letzterer an den Seiten breit, am 
Vorder- und Hinterrand schmäler gelbbraun gesäumt, nach vorne merklich 
stärker als nach rückwärts verengt, breiter als die Decken an den Schultern. 

Flügeldecken 1!/mal so lang als der Halsschild, zusammen nur wenig 
breiter als lang, die Hinterränder, die Naht und eine breite Querbinde an der 
Basis gelbbraun, die helle Färbung ohne deutliche Begrenzung in die dunkle 
übergehend. 

Abdomen schwarz mit mässig breit rothbraun gesäumten Hinterrändern 
der Segmente, drittes und viertes (erstes und zweites freiliegendes) Segment mit 
den bekannten matten Schrägstrichen, der letzte ungespaltene Bauchring mit ein- 
mal zwei Seitenborsten, siebenter Rückenring mit weissem Saume am Hinterrande. 

Oberseite deutlich chagrinirt, Kopf, Halsschild und Abdomen fein und wenig 
dicht, Flügeldecken merklich stärker und dichter punktirt. 

Beine bräunlichgelb, Taster dunkelbraun, Fühler schwarzbraun, erstes Glied 
der letzteren bräunlichgelb, drittes Glied 1'/,mal so lang, viertes Glied fast so 
lang als das zweite, die vorletzten Glieder deutlich länger als breit, das eiförmige 
Endglied nur wenig länger als das vorhergehende. 

Die Grundsculptur des Halsschildes ist grob und dicht, die der Flügel- 
decken und des Abdomens bedeutend feiner und weitläufiger. Die Grundseulptur 
ist aus einem Netze scharf eingeritzter, vielfach in einander verlaufender Canälchen 
zusammengesetzt. (Mikroskopische Untersuchung mit Seitenbeleuchtung.) 

Die Art hat nach Grösse, Gestalt und Färbung eine täuschende Aehnlichkeit 
mit elegans Epp. Von demselben durch etwas feinere und weitläufigere Punktirung, 
namentlich an den Flügeldecken, durch die an Deeken und Abdomen bedeutend 
feinere Grundseulptur und durch die Geschlechtsauszeichnungen verschieden.t) 

Länge 5°5—6 mm. Fundort: Norwegen, Birid (61° n. Br.). Von Herrn 
Thomas Münster, der die typischen Stücke besitzt, in hügeligem Terrain unter 
Reisig von Nadelbäumen in wenigen Exemplaren erbeutet. 


ı) Bei der Vergleichung dieser Arten drängt sich unabweislich die Idee der gemeinsamen 
Herkunft auf. Die Differenzirung ist am merkbarsten an den Geschlechtsauszeichnungen ausgeprägt, 
in zweiter Richtung an der Grundsculptur und in geringstem Masse an der Punktirung erkennbar. 


61 6 Referate. 


Referate. 


Zschokke, F. Die Thierwelt der Hochgebirgsseen. In: Denkschriften 
der Schweiz. naturf. Ges., Bd. XXXVII, 1900. 400 S., 4 Karten, 8 Tafeln. 


Die vorliegende umfangreiche, mit dem doppelten Schläfli-Preis aus- 
gezeichnete Publication gehört mit zu dem Besten, was bisher in der Erforschung 
des Süsswassers geleistet wurde. Verfasser hat bekanntlich seit Jahren mit seinen 
Schülern die Thierwelt der Schweizer Seen (besonders im Rhätikon und im Ge- 
biete des grossen St. Bernhard) untersucht und darüber auch an anderer Stelle 
publieirt. Zu dem vorliegenden Werke nun hat Zschokke mit grossem Fleisse 
Alles, was bisher über die Biologie der aquatilen Fauna höherer Gebirge bekannt 
ist, eigene wie fremde Beobachtungen, sorgfältig zusammengetragen und so ein für 
Jeden, der sich mit der montanen Wasserfauna befasst, geradezu unentbehrliches 
Handbuch geschaffen, dessen Lectüre aber auch wegen der übersichtlichen, klaren 
Darstellung den unserem Specialfache ferner Stehenden bestens empfohlen werden 
kann, sofern sie sich nur im Allgemeinen über das Thierleben hochgelegener 
Gewässer orientiren wollen. 

In einem einleitenden Capitel wird der Leser zunächst mit den „äusseren 
Bedingungen“ der Hochgebirgsseen (Zahl, Lage, Dimensionen, Untergrund, 
Umgebung, periodische Austrocknung, Stein- und Lawinenschläge, Flora, Zuflüsse, 
Niveauschwankungen, Bewegung, Temperatur, Chemismus des Wassers ete.), sowie 
mit der Winterfauna hochalpiner Seen bekannt gemacht. 

Das zweite Capitel ist der speciellen Besprechung einzelner Thiergruppen 
(Rhizopoden, Flagellaten, Ciliaten, Halichondrinae, Turbellaria, Nemertini, Nema- 
todes, Rotatoria, Chaetonotinae, ÖOligochaetae, Hirudinei, Bryozoa, Ostracoda, 
Centropagidae, Cycelopidae, Harpactieidae, Cladocera, Branchiopoda, Amphipoda, 
Isopoda, Tardigrada, Acarina, Rhynchota, Collembola, Trichoptera, Neuroptera, 
Orthoptera, Diptera, Coleoptera, Mollusca, Pisces, Amphibia) gewidmet. 

Ganz besondere Beachtung verdient das dritte, „Allgemeine Capitel“ mit 
seinen Abschnitten: 

Littoralfauna und Tiefenfauna der Hochgebirgsseen, Tiefseethiere als Ufer- 
bewohner der Hochgebirgsseen, das Plankton der Hochgebirgsseen, die Thierwelt 
der Hochgebirgsbäche, die allgemeine Vertheilung der Thierwelt in Hochgebirgs- 
seen, Zusammensetzung und Ursprung der Fauna von Hochgebirgsseen. 


Die wichtigsten Ergebnisse seiner Untersuchungen stellt Verfasser S. 377 
ungefähr in folgender Weise zusammen: 


1. Die wirklich charakteristischen äusseren Bedingungen der Hochgebirgs- 
gewässer sind glaciale: Tiefe Mitteltemperatur, Schmelzwasserspeisung, ‚lange 
dauernder Eisabschluss, Planzenarmuth, Niveauschwankungen. Die hochgelegenen 
Wasserbecken stehen in Bezug auf physikalische und chemische Verhältnisse noch 
mitten in der Gletscherzeit. Deshalb trägt auch ihre Fauna nach Zusammen- 
setzung, Herkunft, Vertheilung, Lebensweise und Bau ihrer Vertreter ein deutlich 
glaciales Gepräge. 


vr 


Referate. 61 7 


2. Zusammensetzung der hochalpinen Wasserfauna: 

Die aquatile Thierwelt von Hochgebirgsgewässern setzt sich aus zwei 
Hauptelementen zusammen: 

a) Eurytherme und eurhyaline, gegen äussere Verhältnisse sehr resistente 
Kosmopoliten. 

b) Stenotherme Kaltwasserbewohner mit nordischem oder glaeialem Charakter 
und von beschränktem Verbreitungsbezirk. 

Zu der letztgenannten Kategorie gehören: 

Thiere, die im hohen Norden und in den Hochalpen gleichzeitig leben 
und von denen manche auch in isolirten Bezirken der Mittelgebirge und des 
Flachlandes vorkommen, sowie Organismen, welche in der Ebene die grossen 
Seetiefen bevorzugen, im Gebirge aber littoral geblieben sind. 

3. Herkunft der hochalpinen Wasserfauna: 

Die Wiederbesiedlung der Hochgebirgsgewässer mit Thieren nach Abschluss 
der diluvialen Vergletscherung fand auf doppeltem Wege statt, durch 

a) passive Verschleppung von Thieren und thierischen Keimen, vermittelt 
durch Vögel, Inseeten und Windströmungen ; 

b) active langsame Einwanderung längs der Wasseradern und Bergbäche. 

4. Vertheilung der hochalpinen Wasserfauna: 

Trotz des quantitativ und qualitativ relativen Reichthums sind doch die 
faunistischen Unterschiede zwischen Plankton, Littoral- und Tiefenfauna in hohem 
Grade verwischt, was sich aus den äusseren Lebensbedingungen erklären lässt. 

Das Plankton umschliesst an Hochalpenseen zahlreiche Teich- und Sumpf- 
bewohner. Es macht in hohem Grade die vertikale Tag- und Nachtwanderung 
mit. Seine Maximalvertretung fällt mit dem Temperaturoptimum zusammen. 
Eine regelmässig fortschreitende Verarmung der aquatilen Fauna mit der steigen- 
den Höhenlage findet nicht statt. Unter günstigen Umständen können höher 
gelegene Becken reicher bevölkert sein als tiefer liegende Seen. 

Je höher und breiter ein Gebirge oder ein Gebirgsabschnitt sich entwickelt, 
desto höher erhebt sich in seinen Gewässern auch die Thierwelt. Diese faunistische 
Thatsache findet eine floristische Parallele und erklärt sich aus klimatologischen 
Verhältnissen. 

In ausseralpinen Hochgebirgen scheint die Fauna nach Zusammensetzung, 
Ursprung und Vertheilung denselben Gesetzen zu gehorchen, wie in den Hochalpen. 


5. Lebensweise der aquatilen «Hochgebirgsbewohner. 

Ein nicht unbeträchtlicher Theil der Thierwelt von Hochgebirgsseen über- 
dauert den langen Alpenwinter subglacial unter der Eisdecke, ohne Dauerkeime 
zu bilden oder in lethargischen Zustand zu versinken. Thierformen, die in der 
Ebene, wenn auch in reducirter Zahl, perenniren, gehen im Hochgebirge volle 
Winterruhe ein (Flagellaten, manche Rotatorien und Entomostraken). 

Die meisten biologischen und morphologischen Eigenthümlichkeiten der 
Bewohner von Hochgebirgsgewässern sind das direete oder indireete Product der 
dauernd tiefen Temperatur. 


6 18 Referate. 


Indireet wirkt die niedere Temperatur besonders durch Einschränkung 
oder Verstopfung der Nahrungsquellen und durch Eisverschluss der Gewässer. 
Diese glacial-nordischen Bedingungen bewirken: 


a) Starke Einschränkung der productiven Sommer- und Fortpflanzungs- 
periode zu Gunsten der unproductiven Winterruhe. Im Allgemeinen verkürzt 
sich die Productionszeit mit der steigenden Höhenlage des Wohnortes. 

b) Verschiebung der Vermehrung auf Hochsommer und Herbst. 

ce) Frühzeitige Ausbildung der zur Ueberwinterung bestimmten Dauerkeime 
(Hydren, Bryozoen, Cladoceren). Mit zunehmender Verkürzung des Alpensommers 
schieben sich die zwei Sexualperioden mancher Cladoceren (hoch emporsteigende 
Lynceiden) mehr und mehr zusammen. Aus dem polycyklischen Bilde wird zu- 
letzt ein monocyklisches. 

d) Winterlaicher der Ebene sind im Gebirge Sommerlaicher (Hydra, 
Planaria, Cyclops spee.). Wahrscheinlich handelt es sich um nordisch -glaciale 
Thiere, die unter den Bedingungen der Hochalpen ihre normale Fortpflanzungs- 
zeit beibehalten haben. 


Die auf die Existenz der Species ungünstig wirkende kurze Dauer der 
sommerlichen Reproductionszeit im Hochgebirge wird durch folgende Mittel 
ausgeglichen: 


a) Ungemein rege Vermehrung nach dem Eisbruche. 

b) Steigerung der Fruchtbarkeit bei den pelagischen Daphnien, im Gegen- 
satze zu den Verwandten der Ebene. 

c) Abgekürzte Ovogenese (Cyelops strenuus). 

d) Verlängerung oder Verkürzung der Metamorphose (Triton alp.). 

e) Einschränkung der Parthenogenesis bei Cladoceren. 

Monocyklische und acyklische Arten der Ebene bleiben im Gebirge poly- 
eyklisch (Chydorus, Bosmina). Doch wird der Verlauf des Cyklus nicht un- 
mittelbar durch momentan herrschende Verhältnisse beeinflusst. 

f) Erzeugung umfangreicher Eier (Hydrachniden der Bergbäche). 


6. Bau hochalpiner Wasserbewohner. 


Manche morphologischen Eigenthümlichkeiten der Thiere von Hochgebirgs- 
seen sind ebenfalls als glaciale Besonderheiten zu deuten: 


a) Das Auftreten von Kümmer- und Hungerformen (Copepoden, Limnäen). 
b) Die Gegenwart von alpinen Hochsommerformen, die im Flachland 
Winter und Frühjahr charakterisiren (Ostracoden, Cladoceren). 


Unter den Hochgebirgsbedingungen scheint sich die Fähigkeit des Thier- 
körpers, pflanzliche Farbstoffe (Carotine) zu erzeugen, zu steigern. Haupt- 
producenten sind die Copepoden, die von ihnen sich ernährenden Thiere über- 
nehmen passiv den rothen Farbstoff. In der Ebene nimmt wahrscheinlich die 
Rothfärbung der Copepoden mit der sinkenden Temperatur zu. 


Die Gebirgsbäche beherbergen eine dem stark fliessenden Wasser sehr 
speciell angepasste Thiergesellschaft von alterthümlich-glaeialem Gepräge. 


a ae ee 


Referate. 6 19 


Die Thierwelt der Hochgebirgsgewässer steht nach Zusammensetzung, 
Ursprung, Vertheilung, Biologie und Morphologie noch heute unter dem Zeichen 
der Gletscherzeit. 

Den Schluss der Arbeit bilden ein ausführliches Literaturverzeichniss 
(über 600 Arbeiten), Karten und acht Tafeln mit prächtigen Abbildungen hoch- 
alpiner Seen. Ad. Steuer. 


6. Lindau, P. Schiemenz, M. Marsson, M. Elsner, B. Proskauer und H. 
Thiesing. Hydrobiologische und hydrochemische Untersuchungen 
über die Vorfluthersysteme der Bäke, Nuthe, Panke und Schwärze. 
In: Vierteljahresschr. für gerichtl. Medizin und öffentl. Sanitätswesen, 3. Folge, 
XXI. Suppl.-Heft. 158 8. 


Bei den im Auftrage des deutschen Ministeriums ausgeführten Unter- 
suchungen über neue Methoden der Abwässerreinigung hatte sich die Nothwendig- 
keit ergeben, die Vorfluther in chemischer und biologischer Hinsicht genauer zu 
untersuchen, um namentlich die Beziehungen feststellen zu können, welche Fauna 
und Flora mit den eingeleiteten Abwässern verknüpfen. 

In der vorliegenden Publication ist nun das planmässige, einheitliche 
Zusammenarbeiten von Bakteriologen, Chemikern, Botanikern und Zoologen 
in einer grossen Beobachtungsreihe durchgeführt worden. Die Bedeutung dieser 
Arbeitsmethode gerade für die Lösung allgemeiner hydrobiologischer Probleme 
wird denn auch heute von Allen, die aus Liebe zur Sache und nicht „ad majorem 
gloriam“ ihres eigenen Ich arbeiten, voll und ganz gewürdigt. 

Die wichtigsten Resultate der biologischen Untersuchungen können in 
folgender Weise kurz zusammengefasst werden: 


1. Der Einfluss der Jahreszeiten auf die Bakterienflora war geringer als’ 
der der verunreinigenden Zuflüsse. & 

2. Gelöste chemische Stoffe, z. B. Chlorkalk, welche desinfieirend wirken, 
vermögen mitunter in Wasserläufen die Bakterienflora sehr zu beeinflussen; in 
diesem Falle lässt sich also zwischen ihr und der chemischen Zusammensetzung 
ein gewisser Parallelismus erkennen. 

3. Aus den botanisch-zoologischen Untersuchungen ergibt sich in erster 
Linie, dass Leitorganismen für bestimmte Verunreinigungen nicht festzustellen 
sind. Nur die Abwässerpilze (Leptomitus, Sphaerotilus) machen eine Ausnahme, 
da für sie Verschmutzung des Wassers Voraussetzung ist. 

4. Die Verunreinigung eines Gewässers lässt sich aber daran erkennen, 
dass gewisse Organismen ausbleiben und andere in grösseren Mengen auftreten. 
Vielleicht sind auch bestimmte Gemeinschaften von Pflanzen und Thieren bei 
gewissen Verunreinigungen anzutreffen. Diese beiden Punkte bedürfen noch 
grösserer Untersuchungsreihen. 

5. Der Einfluss der Jahreszeiten auf die Organismen ist ausserordentlich 
gross. Es ist deshalb nothwendig, Proben zu ganz verschiedenen Jahreszeiten zu 
entnehmen, um diesen Einfluss auszuschalten. 


620 Referate. 


6. Ein Urtheil über die Biologie eines Gewässers lässt sich nur abgeben, 
wenn ausser den verschmutzten Stellen auch nicht verschmutzte, und zwar zu 
verschiedenen Jahreszeiten, zur Untersuchung kommen. 

7. Ein Zusammenhang zwischen der chemischen Zusammensetzung des 
Wassers und den Organismen liess sich nicht nachweisen, im Gegentheile ver- 
hielten sich die Organismen bei gleichem Gehalt an Stickstoff, Chlor ete. ganz 
verschieden. Der bisher behauptete Connex zwischen Chemie und Biologie ist 
daher durch weitere Untersuchungen zu prüfen. 

8. Alle Organismen sind als Wasserreiniger zu betrachten, in erster Linie 
kommen natürlich diejenigen dafür in Betracht, welche einer massenhaften Ent- 
wicklung fähig sind. 

9. Um ein Wasser durch die vitale Wasserreinigung zu verbessern, ist es 
nothwendig, die Bedingungen, unter denen die reinigenden Organismen vor- 
kommen, kennen zu lernen, damit dieselben dann so verbessert werden können, 
dass eine möglichst üppige Entwicklung erzielt wird. 

10. Zu diesem Behufe muss bei der Anlage von Rieselgräben und über- 
haupt von Abflussvorrichtungen für Abwässer darauf geachtet werden, dass die 
Abwässerorganismen, namentlich die Pilze, sich voll entfalten können. Gleich- 
zeitig muss aber auch Sorge dafür getragen werden, dass die absterbenden 
Organismen durch Fangvorrichtungen aus dem Wasser entfernt werden können. 

11. Untersuchungen, die sich, wie die vorliegenden, über ein ganzes Jahr 
(März 1899 bis April 1900) erstrecken, müssen an möglichst verschiedenen Ge- 
wässern und bei möglichst verschiedenen Verunreinigungen noch zahlreich an- 
gestellt werden, um die Grundlage für eine wissenschaftliche Behandlung der 
Biologie verunreinigter Gewässer zu geben. Ad. Steuer. 


Thor, Sig. Fjerde bidrag til kundskaben. om Norges Hydrachnider. 
(Archiv for mathematik og naturvidenskab, Bd. XXIII, Nr. 4.) 


Dieser vierte Beitrag zur Kenntniss der Hydrachniden-Fauna Norwegens 
zerfällt in fünf Theile. Im ersten Theile werden Mittheilungen über die Ver- 
breitung der Hydrachniden in den Hochgebirgen Norwegens gegeben. Als vor- 
läufiges Resultat der diesbezüglichen Untersuchungen stellt der Verfasser fest, dass 
die gedachten Thierchen wenigstens in einer Höhe von 1200 m über dem Meeres- 
spiegel noch vorhanden sind, aber sich kaum höher als 1450 m verbreiten. Diese 
Resultate beziehen sich jedoch nur auf die Untersuchungen in einem einzigen 
Sommer, weshalb es nicht unmöglich ist, dass weitere Untersuchungen wieder zu 
anderen Ergebnissen führen. Im zweiten Theile werden Angaben über die unter- 
suchten Localitäten gemacht; das Materiale wurde, mit Ausnahme eines kleinen, 
vom Referenten gesammelten Theiles, nur vom Verfasser selbst zusammengebracht. 
Der dritte Theil enthält biologische Beobachtungen. Die im „Dritter Beitrag ete.“ 
zuerst veröffentlichte Beobachtung, dass Hydrachniden auch ausser dem Wasser 
sehr gut gedeihen können, ja sich selbst in vielen Fällen einem freiwilligen Ein- 
trocknen aussetzen, wird bestätigt; von einem gefangenen Thyas Stolli Koen. wird 
mitgetheilt, dass das Thierchen über zwei Jahre oberhalb der Wasserfläche an der 


ar de 


Referate. 621 


Wand des Aquariums lebte. An Eiern der seltenen Art ZLjania bipapillata Thor 
wurde eine ungewöhnlich langsame Entwicklung beobachtet, indem sie ungefähr 
drei Monate (vom Anfang October bis Anfang Jänner) lagen, ehe die Jungen aus- 
schlüpften, trotzdem sie sich im warmen Zimmer befanden. Während die Eier 
vieler anderer Hydrachniden (z. B. Curvipes-Arten), wenigstens im Sommer, sich 
in einer Zeit von 2—4 Wochen entwickeln, brauchten die Lyjania-Eier circa 
11 Wochen dazu. Da die Entwicklung im kalten Wasser wohl noch später vor 
sich gegangen sein würde, glaubt der Verfasser schliessen zu können, dass man es 
hier mit überwinternden Eiern zu thun habe, etwa gleich den „Wintereiern“ der 
Crustaceen. Aus diesen und anderen Beobachtungen scheint hervorzugehen, dass 
wenigstens einzelne Arten sowohl als Eier, wie auch als Nymphen oder ent- 
wickelte Individuen überwintern können. Der vierte Theil enthält ein Verzeichniss 
aller in Norwegen bis jetzt gefundenen Hydrachniden (deren Anzahl bis zu 
155 Arten gestiegen ist) mit neuen Fundorten und Beschreibungen neuer Arten. 
Der fünfte Theil enthält allgemeine Bemerkungen über den gegenwärtigen Stand 
der Hydrachnidenforschung und die Systematik der Hydrachniden. 
Embr. Strand (Kristiania). 


Strand, Embr. Arachnologisches. (Nyt magazin for naturvidenskaberne, 
Bd. 38, H. 1—2 [1900].) 


Enthält den Bericht über eine arachnologische Excursion in Skarmodalen 
(an der Grenze zwischen Norwegen und Schweden in Nordland), nebst einem 
Verzeichniss der gesammelten Arten und Bemerkungen über die Thorell’schen 
Arten „Erigone* vaginata und macrochoera, sowie Beschreibung einer neuen 
Art (Drassus Soerenseni Strand). Dazu Bemerkungen über die Benennung dreier 
anderer Arachnidenarten. Embr. Strand (Kristiania). 


Strand, Embr. Zur Kenntniss der Arachniden Norwegens. (Det kon- 
gelige norske videnskabers selskabs skrifter, 1900, Nr. 2.) 


Auf mehreren im Jahre 1899 unternommenen entomologisch-arachnologi- 
schen Sammelreisen wurde ein ziemlich bedeutendes Material von Arachniden 
gesammelt, die hier theilweise zur Bearbeitung kamen. Behandelt werden die 
Cherneten, Opilionen und die echten Spinnen mit Ausschluss der Lycosiden und 
Therididen, die einer späteren Bearbeitung vorbehalten wurden. In einer tabella- 
rischen Uebersicht werden die norwegischen Chernetes-Arten aufgeführt; zu den 
neun hier verzeichneten Arten kommt noch eine von mir im letzten Sommer 
(1900) entdeckte, zu der hochinteressanten Gattung Ideobisium gehörende Art 
(Ideobisium Strandi Ellings.). In dem die Opilionen behandelnden Theile wird 
zuerst der früheren Literatur über norwegische Opilionen gedacht, sodann folgen 
Angaben von neuen Fundorten nebst Beschreibungen neuer Arten (Liobunum 
norvegieum Strand, Oligolophus Kulczynskiü Strand und O. vagans Strand), 
ferner Bemerkungen über die Jungen der Opilionen und zuletzt eine tabellarische 
Uebersicht der bis jetzt bekannten 13 norwegischen Arten. Der grösste Theil der 
Arbeit handelt von den Araneen; mehrere neue Formen werden beschrieben 


622 Referate. 


[Ergane falcata (Cl.) var. nigro-fusca Strand, Olubiona norvegica Strand, Mi- 
caria foveata Strand, Gnaphosa angliea (Cbr.) var. aculeata Strand, @. por- 
recta Strand, @. nordlandica Strand, @. norvegica Strand und @. limbata Strand], 
Beobachtungen über das Vorkommen, Junge und Eier, Farbenänderungen etc. 
mitgetheilt, ausserdem folgen noch synonymische Bemerkungen und die Beschrei- 
bung eines muthmasslich hermaphroditischen Individuums von Tetragnatha So- 


landri (Se.). 
Embr. Strand (Kristiania). 


Möller, A. Phycomyceten und Ascomyceten. Untersuchungen aus Bra- 
silien. (Botan. Mittheil. aus den Tropen, herausg. von Dr. A. F. W. Schimper, 
Heft 9, mit 11 Tafeln und 2 Textabbildungen. Verlag von G. Fischer in Jena, 
1901.) 

In der vorliegenden Arbeit gibt der Verfasser in zusammenhängender Dar- 
stellung Bericht über alle während seines dreijährigen Aufenthaltes in Blumenau 
(Brasilien) gemachten Beobachtungen, die sich auf Phycomyceten und Asco- 
myceten beziehen. Dieselben sind morphologischer, biologischer, physiologischer 
oder systematischer Natur; ausserdem hören wir auch von den Ergebnissen 
diverser Culturversuche. Darin, dass der Verfasser, über den Rahmen einer 
blossen Aufzählung und Beschreibung neuer Arten und Gattungen hinausgehend, 
uns eine Fülle mannigfaltiger Beobachtungen über verschiedene Pilze bringt, 
liegt der Werth dieser Abhandlung. 


Zuerst kommt die Besprechung diverser Arten der Phycomyceten, die aller- 
dings gegenüber derjenigen der Ascomyceten an Ausdehnung sehr zurücksteht. 
In dem erstgenannten Abschnitt wäre besonders auf einige Folgerungen hinzu- 
weisen, die Möller aus von ihm festgestellten Thatsachen für die Systematik 
der Phycomyceten zieht, ferner auf die Ausführungen über die Begriffe „facul- 
tativer Parasitismus* und „Saprophytismus“ und endlich auf seine Anschauungen 
über die „Sexualität der höheren Pilze“. Was den letztgenannten Punkt anbe- 
langt, so stellt sich Möller mit allem Eifer auf die Seite Brefeld’s, der be- 
kanntlich an der Assexualität der höheren Pilze festhielt, und bekämpft mit 
vielem Nachdrucke die Forschungen von Harper, Dangeard und Sappin- 
Trouffy, welche von einer, wenn auch reducirten Sexualität der höheren Pilze 
sprechen. , 

Als zweiter Abschnitt folgen die Ascomyceten, von denen speciell die 
Hypocreaceen (und im Bereiche dieser die Gattung Cordyceps) eine besondere 
Berücksichtigung erfahren. Zur besseren Uebersicht verwendet hierbei Möller 
zwar das auf der Beschaffenheit der Sporen basirende System von Saccardo'’s 
Sylloge, anerkennt aber das Gekünstelte dieser Eintheilung und versucht daher, 
selbst einige Aufklärungen über die phylogenetischen Beziehungen der Formen 
der Hypocreaceen zu geben, bei welchen er hauptsächlich von der Höhe der 
Fruchtkörper- (Stroma-) Ausbildung ausgeht und nach dieser zur Aufstellung be- 
stimmter Entwicklungsreihen gelangt. Aus den Einzelbeobachtungen, die in dem 
Rahmen der Hypocreaceen zu finden sind, möchte der Referent einen Fall des 


UWE WIE 27 


6) 


Referate. 62 [9] 


parasitären Auftretens einer Nectriacee (Calonectria Balansiae nov. spec.) auf 
einer anderen (nämlich Balansia redundans) als interessant herausgreifen. 


Innerhalb der Sphaeriaceen beschränkt sich der Verfasser auf eine Be- 
sprechung der Xylariaceen. Während man bisher diese Gruppe, charakterisirt 
durch ein mächtig entwickeltes, über das Substrat emporragendes Stroma, als ein 
in sieh abgeschlossenes Ganze betrachtet hat, meint Möller, dass dieselbe nach 
den Beobachtungen an aussereuropäischen Formen in mehrere Verwandtschafts- 
kreise zu theilen seien, innerhalb welcher, ähnlich wie bei den Hypocreaceen, 
ein Ansteigen von Formen mit schwach entwickeltem Stroma zu solchen mit 
hoch ausgebildetem Stroma zu constatiren ist. 

Die Disecomyceeten werden relativ kurz abgethan. Den Schluss der Arbeit 
bildet eine Zusammenstellung der in der Abhandlung veränderten Beschreibungen 
von Gattungen und Arten, sowie der Beschreibungen neuer Gattungen und 
Arten. Nieht zu vergessen sind ausserdem noch die dem Werke beigegebenen 
Tafeln, welche musterhaft ausgeführt sind. Keissler. 


Marshall, Dr. William. Katechismus der Zoologie. 2. Auflage, 612 8. 
mit 297 Abbild. Leipzig (Weber), 1901. Kl.-8°. 


Das Buch bringt in der Einleitung in gedrängter Kürze das Wichtigste 
über die thierische Zelle, über Gewebe, Furchungsprocess des Eies u. s. w. und 
behandelt dann in der systematischen Zoologie die Organisation der einzelnen 
Thierstämme, Classen und Ordnungen, wobei dem Leser durchaus nicht etwa 
trockene Diagnosen geboten werden, vielmehr findet man — dem Umfange des 
Buches entsprechend — eine wohl knappe, aber doch recht anziehend und klar 
durchgeführte Beschreibung des Körperbaues der betreffenden Thiergruppen, so 
dass nicht nur der Laie, der sich kurze Belehrung sucht, aus dem Buche den 
grössten Nutzen ziehen wird, sondern auch der Zoologe vom Fach dasselbe mit 
Befriedigung benützen wird. 

Bezüglich der Systematik ist im Grossen und Ganzen die in den meisten 
Handbüchern übliche Anordnung befolgt; in der Classe der Vögel, in deren all- 
gemeinen Theil der Leser manches Interessante als Resultat der eigenen Studien 
des Verfassers finden wird, ist, von einigen Abweichungen abgesehen, die von 
Carus vorgeschlagene Gruppirung angewendet; die bezüglich ihrer systematischen 
Stellung zweifelhaften Gruppen der Räderthiere, der Moosthiere und Armfüsser 
sind den Würmern lose angereiht. 

Die Illustrationen (297 Abbildungen mit zahlreichen Figuren) sind meist 
als recht gelungen zu bezeichnen, zum Theile geradezu mustergiltig; einige 
Figuren würde man allerdings gern durch sorgfältiger hergestellte ersetzt sehen, 
so z. B. Fig. 25 (Hydra), Fig. 75 (Augen der Biene), 188 (Muschelkrebs) ete. 


Im Grossen und Ganzen ist jedoch die Ausstattung eine recht hübsche 
und dieses sowohl, als namentlich die ungemein deutliche und anziehende Schreib- 
weise des Verfassers werden dem Buche gewiss zahlreiche Freunde erwerben. 


Dr. Pfurtseheller. 


624 Referate. 


Haacke u. Kuhnert. Das Thierleben der Erde. 


Dieses im Laufe der Veröffentlichung bereits mehrmals erwähnte Werk 
(40 Lieferungen ä 1 Mk., Verlag von Martin Oldenburg in Berlin, S. W. 48) nähert 
sich nunmehr seiner Vollendung. Auch die uns jüngst zugegangenen Lieferungen 
33—36 zeigen, dass der Verfasser mit der geographischen Anordnung des Stoffes 
einen glücklichen Griff gemacht hat, denn diese Art der Behandlung wird bei dem 
grossen Publieum gewiss mehr Anklang finden, als eine trockene, rein systematische 
Aneinanderreihung von Beschreibungen und Abbildungen der Thiere. Auch die 
meisterhaft ausgeführten Illustrationen sind der oben erwähnten Anordnung des 
Stoffes angepasst. Es sind zum Theile prächtige Dreifarbendrucke nach Oel- 
bildern des bekannten Thiermalers Wilh. Kuhnert, zum Theile auch sehr schöne 
schwarze Zeichnungen. Wie uns die Verlagsbuchhandlung mittheilt, übersendet 
sie auf Wunsch illustrirte Prospecte. 


Section für Lepidopterologie. 


Versammlung am 4. October 1901. 
Vorsitzender: Herr Dr. H. Rebel. 


Nach Begrüssung der Anwesenden legt der Vorsitzende nach- 
stehende Druckwerke mit einem kurzen Referate vor: 

1. Dr. A. Spuler, Die Schmetterlinge Europas, 1. Lieferung 
der 3. Auflage des Hofmann’schen Werkes. 

2. Erie Mory, Neue schweizerische Bastarde des Sphingiden- 
genus Deilephila. Schaffhausen, 1901. 

3. Leop. Poljanec, Zur Morphologie der äusseren Geschlechts- 
organe bei den männlichen Lepidopteren. Wien, 1901. 

4. P. Bachmetjew, Experimentelle entomologische Studien. 
Leipzig (Engelmann), 1901. 


Hierauf sprechen nachstehende Herren über ihre diesjährigen 
Ausbeuten unter Vorweisung von Belegstücken: 

Herr Otto Habich über die Säcke, respective Raupen von 
Psyche (Phalacropteriz) Calberlae Heyl. und Epichnopterix Ardua 
Mn., welche in Südtirol bei Bad hatzes, rücksichtlich am Schlern 
gefunden wurden. 


a - Sn un en u 


Versammlung der Section für Lepidopterologie am 4. October 1901. 625 


Herr Hauptmann Hirschke über drei Acidalien-Arten von 
Herkulesbad, darunter die in drei Stücken erbeutete Acidalia Dever- 
saria H.-S. var. Diffluata H.-8. 


Herr Fritz Preissecker über Ausbeuten von Raibl in Kärnten 
und Spitz in Niederösterreich. Von ersterer Localität sind nament- 
lich ein auf der Thörl-Alm Anfangs Juli erbeutetes Exemplar der 
Anarta Myrtilli ab. Alpina Raetzer, welche ganz verdunkelte Form 
bisher in unserer Monarchie noch nicht beobachtet wurde, sowie 
Psodos Noricana Wagner hervorzuheben. Ueber interessante Vor- 
kommnisse bei Spitz behält sich Herr Preissecker eine selbst- 
ständige Mittheilung in den Vereinsschriften vor. 


Herr Seetionsrath Dr. C. Schima spricht im Namen der An- 
wesenden dem Vorsitzenden die besten Glückwünsche zu dem seit 
der letzten Versammlung erfolgten Erscheinen des Katalogwerkes aus. 


Dr. Rebel dankt und bemerkt, dass das Werk bisher nament- 
lich in England warme Anerkennung gefunden habe. 


Herr Dr. Schima spricht sodann über seine Ausbeute aus 
Millstatt in Kärnten und weist einige Stücke von Melanargia Gala- 
thea ab. Amarginata Metzger vor, welche beiläufig im Verhältniss 
von 6 pro Mille unter der Stammart aufgetreten ist. Nur ein @ ge- 
hört dieser Aberration an. Die ab. Galene OÖ. fehlt dort. Ferner 
wurde COidaria Cambrica Curt. mehrfach erbeutet, darunter zahl- 
reiche Stücke, welchen der linke oder rechte Hinterflügel bis auf 
einen ganz kurzen Lappen vollständig verkümmert geblieben war. 
Das Auftreten dreiflügeliger Exemplare bei dieser Art wurde auch 
im Hochschwabgebiet öfters beobachtet. 


Herr Egon Galvagni weist eine grössere (Exp. 33—45 mm), 
mehr weiss gefärbte Localform von Biston Hirtaria Cl. aus Istrien 
(Monte Spaccato, Umgebung von Padrich, Basowitza und Triest), im 
April gefangen, vor, für welche er den Namen „Istriana“ in Vor- 
schlag bringt. 

Weiters bespricht derselbe ein heuer am 10. August ebenfalls 
am Blaser in Nordtirol gefangenes weiteres melanotisches Stück 


626 Versammlung der Section für Lepidopterologie am 4. October 1901. 


der Argynnis Pales ab. Napaea Hb. (efr. diese „Verhandlungen“, 
Jahrg. 1900, S. 567). Das Stück kommt dem von Wagner (Wiener 
Entom. Ver., VI. Jahresb., 1895, Taf. I, Fig. 4) besprochenen mela- 
notischen Exemplar vom Dobratsch nahe. Oberseits Grundfarbe 
stark verdüstert, auf den Vorderflügeln mit rostroth bestäubtem Apex 
und ebensolchen kurzen Saumstrichen zwischen den Rippen und 
einigen unregelmässigen Flecken im Discus; auf den Hinterflügeln 
solche Saumstriche zwischen H,, III,, IIl,. Die schwarzen Zeich- 
nungen sind hier auf der Oberseite ganz verloschen. Unterseite der 
Vorderflügel analog dem im Vorjahre beschriebenen Stück, ebenso 
der Basaltheil der Hinterflügel mit den schwarzbraun verdunkelten 
Flecken, im Gegensatze zu dem von Wagner beschriebenen Stück, 
welches einen hellen Basaltheil zeigt. Hingegen stehen rostbraune 
Randstriche an III,, III,, IV,, IV, in Uebereinstimmung mit dem 
Kärntner Stück. 


Herr Hofrath Konta macht Mittheilung über die ausserordent- 
liche Armuth der Lepidopterenfauna von Aussee, welche er im 
heurigen Hochsommer zu beobachten Gelegenheit hatte. 


Schliesslich macht Dr. Rebel den Vorschlag, dass die Section 
eine Fauna der weiteren Umgebung Wiens oder besser von Nieder- 
österreich herausgeben solle, und fordert die Herren auf, in der 
nächsten Versammlung diese Anregung in Discussion zu ziehen. 
Dr. Rebel ist zur Uebernahme der Redaction des Werkes bereit. 


re - zu 


Beschreibung neuer Dendrobatiden. 


Mit einer Revision dieser Batrachier-Familie. 
Von 


Dr. Franz Werner. 


(Eingelaufen am 24. Mai 1901.) 


Mantella attemsi novV. Spec. 

Schnauze länger als der Augendurchmesser, mit deutlicher, gerader Kante. 
Zügelgegend steil abfallend; Interorbitalraum doppelt so breit als ein oberes 
Augenlid; Trommelfell deutlich, halb so breit als das Auge. Erster und zweiter 
Finger gleich lang; Finger und Zehen in sehr deutliche Saugscheiben endigend. 
Tarsometatarsalgelenk erreicht die Schnauzenspitze; Subarticular- und zwei Meta- 
tarsalhöcker deutlich. Haut sehr porös, auf der Oberseite des Kopfes und auf 
dem Rücken fein chagrinirt, sonst glatt, nur die Hinterbacken unterseits grob 
granulirt. Eine deutliche Hautfalte von der Hinterecke des oberen Augenlides 
bis in die Nähe des Afters, eine weniger deutliche in der Rückenmitte. 

Oberseite des Kopfes und der Rücken zwischen den Falten dunkel roth- 
braun, sonst ganz schwarz. 

Totallänge 27 mm. 

Ich erhielt diese Art in zwei Exemplaren von Herrn Grafen Dr. C. Attems, 
der sie mit Myriopoden zusammen aus Zanzibar erhalten hat. Die Gattung, der 
die beiden Fröschchen, sowie die Reptilien der Collection (Typhlops mueronatus 
und Ebenavia inunguis) angehören, weist unbedingt auf Madagascar oder Nossi- 
Be hin. 

Dendrobates amoenus noV. Spec. 

Schnauze abgestutzt, länger als der Augendurchmesser. Zügelgegend 
vertikal; Interorbitalraum ebenso breit als ein oberes Augenlid; Trommelfell halb 
so breit als das Auge, mehr weniger deutlich, unter den hinteren Augenwinkel 
gerückt. Erster Finger kürzer als der zweite; Saugscheiben der Zehen gross, 
abgestutzt, oben durch eine Furche halbirt, am Daumen und an den Zehen 
kleiner. Subartieular- und zwei Metatarsalhöcker mehr weniger deutlich; kein 
Tarsalhöcker, aber eine Tarsalfalte, die vom inneren Fersenhöcker bis zur Mitte 
des Tarsus hinaufzieht. Das Tarsometatarsalgelenk erreicht das Nasenloch oder 

2. B. Ges. Bd. LI. 41 


628 


Franz Werner. 


die Schnauzenspitze oder reicht darüber hinaus. Haut glatt, nur auf der Unter- 
seite der Hinterbacken runzelig. 

Ober- und Unterseite hellblau, seidenartig schimmernd, mit schwarz- 
braunen grossen Flecken, welche ungefähr ebenso viel Raum einnehmen als die 
Grundfarbe. Ein wesentlicher Unterschied in Färbung und Zeichnung besteht 
zwischen Ober- und Unterseite nicht, doch ist die blaue Oberseite stets durch 
einen etwa bisquitförmigen, grossen Längsfleck ausgezeichnet, dessen vordere Er- 
weiterung zwischen den Augen liegt und der durch Verschmelzung mit einem 
ähnlichen, dahinter auf oder vor der Sacralgegend liegenden und einem dritten, 
/\-förmigen, dessen Schenkel zu den Weichen ziehen, eine langgestreckte, gabel- 
förmige Figur erzeugen kann. Auf der Kehle kann die blaue Färbung einen 
Ring mit schwarzem Mittelfleck erzeugen, im Uebrigen kann man trotz der 
Mannigfaltigkeit der Rundflecke, Hufeisen- oder Winkel-, Quer- und Längsflecke 
leicht sehen, dass sich diese Zeichnungen bei Untersuchung eines grösseren Mate- 
rials auf eine bestimmte Anzahl von Rundflecke zurückführen lassen, von denen 
vier auf dem Rücken (der vierte auf dem After), fünf auf jeder Seite (vor und 
hinter dem Auge, über dem Vorderbein, unter dem Sacrum und an der Hüfte) 
und eine mit meinem Material nicht eruirbare Zahl auf der Unterseite und den 
Beinen sich befinden und welche in verschiedener Weise mit einander verschmelzen 
können. 

Totallänge 38 mm. 

Heimat: Costa-Riea. — Mir liegen von dieser schönen Art fünf erwachsene 
Exemplare und ein Junges aus dem kgl. zoologischen Museum in Königsberg vor. 


Die Dendrobatiden, im Jahre 1882 nur in 12 Arten bekannt, enthalten 
gegenwärtig mehr als doppelt so viel, nämlich 25 Arten, die sich auf vier Gattungen 
vertheilen, von denen eine in Central- und Südamerika, zwei in Madagascar und 
eine in Westafrika ihre Heimat haben. Ich gebe nachstehend eine Uebersicht 
dieser kleinen Familie. 


Dendrobatidae Cope, 1865. 
Zähne fehlen. Diapophysen der Kreuzbeinwirbel nicht verbreitert. 


Uebersicht der Gattungen. 


1. Finger mit Ausnahme des dritten an der wg nicht erweitert. Trommelfell 


verborgen. Zunge fast pilzförmig . . 22. Stumpffia 
— Finger und Zehen in Saugscheiben eat Trommeltell mehr weniger 
döutlich 7b. uaalarıy „rl, ab Br, url en a 
2. Zunge hinten ride aa in, Due Bouub, MDendROBEEER 
ir AZunee hinteneingekerbit Tainldlamerniaii Jans Du Um lgiuuegtl SEE 
3. Zunge länglich, klein, wenig gekerbt . . . . 2.2.2... „ Mantella 


— Zunge herzförmig, gross, tief gekerbt . . . . . . . . OCardioglossa 


Beschreibung neuer Dendrobatiden. 629 


So weit bekannt, stimmen die Gattungen noch in folgenden weiteren 
Punkten überein: Pupille horizontal. Aeussere Metatarsalia verbunden; End- 
phalangen T-förmig. 


Stumpffia Böttger, 1881. 


(Zoolog. Anzeiger, 1881, Nr. 87, S. 360; Rept. Amph. Madagascar, III. Nachtrag, 
1881, 8. 89.) 


„Habitus von Dendrobates Wagl. und von gewissen Calohyla-Arten, aber 
nur am dritten Finger der Hand und an den mittelsten Zehen des Fusses mit 
leicht erweiterten Haftscheiben versehen. Zunge überaus eigenthümlich gebildet, 
nach Art gewisser Tritonen nahezu pilzförmig, indem sie aus zwei gesonderten 
Theilen von ziemlich gleicher Grösse besteht, die durch eine tiefe Querfurche 
getrennt werden. Der vordere dreieckige, nach vorne spitz zulaufende Theil ist 
mit seiner unteren Fläche mit der Mundbasis verwachsen und nur an seinen ' 
Seiten frei, der hintere Theil aber ist dicklich, fast kreisrund und nur hinten 
etwas zugespitzt, ohne Ausrandung oder Kerbung und mit Ausnahme einer kleinen, 
im vorderen Drittel liegenden queren Stelle, die auf dem Hinterende der Vorder- 
zunge festgewachsen ist, auf allen Seiten vollkommen frei. Maxillar- und Vorder- 
zähne fehlen. Trommelfell von der Haut bedeckt, Parotiden fehlen; innere 
Tubenöffnungen rudimentär, stichförmig. Finger und Zehen ganz frei, an der 
Spitze quer abgestutzt, der dritte Finger der Hand verlängert und wie die 
mittleren Zehen des Fusses mit einer kleinen, schwach verbreiterten Haftscheibe 
versehen. Metatarsus ohne jede Spur eines Sporns oder Tuberkels.“ 


Uebersicht der Arten. 


Innenfinger und Innenzehe wohl entwickelt; Saugscheiben abgestutzt. 
S. psologlossa. 
Innenfinger und Innenzehe rudimentär, tuberkelförmig; Saugscheiben nicht ab- 
SESCHLZU ET NER RL STE N Es, a DEMAIRTASCAHTIENMSNS 


1. Stumpffia psologlossa Bttgr., Zool. Anzeiger, 1881, Nr. 87, S. 360; 
Rept. Amph. Madagascar, III. Nachtrag, 1881, S. 89, Taf. V, Fig. 21 a—d. 

Nossi-Be. 

2. Stumpffia madagascariensis Mocquard, Bull. Soc. Philom. Paris, 
1895, 8 (VID, p. 132. 


Dendrobates Wagler, 1530. 
(Wagler, Syst. Amph., S. 202. — Boulenger, Cat. Batr. Sal., 1882, p. 142.) 


Pupille horizontal. Zunge länglich, hinten frei und ganzrandig. Tympanum 
mehr weniger deutlich. Finger und Zehen frei, die Spitzen in regelmässige Saug- 
scheiben erweitert. Aeussere Metatarsalia verbunden. Omosternum mit einem 
schwachen, halbverknöcherten Stiel. Sternum knorpelig. Endphalangen T-förmig. 

Tropisches Amerika. 

41* 


630 Franz Werner. 


1. 


alelo | 


. Haut der Oberseite granulirt 


. Erster Finger länger als der zweite. 


Uebersicht der Arten. 


Haut der Oberseite areolirt; erster Finger länger als der zweite. Tym- 
panum !/, des Augendurchmessers, ein lichtes Band über die Oberlippe, 
über die Achsel zur Hüfte hinziehend, über der Schambeingegend mit dem 
der anderen Seite sich vereinigend . . . . 2 .2.202....D. labialis 

Haut der Oberseite nicht areolirt. . . . . wur 


. Haut der Oberseite warzig. Interorbitalraum a Be: als ein oberes 


Augenlid; Tympanum etwa halb so breit wie das Auge; erster Finger 
kürzer als der zweite. Oberseite eitronengelb, hinter der Kreuzbeingegend 
dunkelbraun bis schwarz; ÖOberarme gelb, die Unterarme, Hände und 
Hintergliedmassen schwarz; Kehle und Bauch schwarz, weiss gefleckt. 
D. opisthomelas. 
Haut der Oberseite granulirt oder glatt er 


Haut der Oberseite glatt 


SIOU0 m w 


Erster Finger nicht länger als der zweite 


. Schnauze länger als der Augendurchmesser; grössere Wr 


(bis 40mm) . . . 2.0... D. travittacus 
Schnauze nicht ae anal der Augendurchmesser, kleine Species 
PA SE ufr Pop; 


. Interorbitalraum Ber a a ein Bd Kusaren On 


schwarz mit jederseits zwei hellen Längsstreifen, deren oberer an jeder 
Körperseite nach vorne über den Rand des oberen Augenlides und die 
Schnauzenspitze zieht, sich hier mit dem der anderen Seite vereinigend; 
unterer von unterhalb des Auges bis zur Achsel ziehend. D. braccatus 
Interorbitalraum wenig breiter als ein oberes Augenlid. Ober- 
seite schwarz, dicht weiss punktirt . . . . „2... .D. parvulus 


. Erster und zweiter Finger gleich lang. en: undeutlich. 


Tarsometatarsalgelenk reicht über die Schnauzenspitze hinaus. 
Färbung und Zeichnung ähnlich wie bei D. braccatus . D. hahneli 
Erster Finger kürzer als der zweite Tympanum deutlich, !/, des 
Augendurchmessers. Tarsometatarsalgelenk erreicht das Nasen- 
loch. Oberseite violett . . . . . 081. Dopumslio 


. Tympanum sehr klein, viel ieiken ak die Saugscheiben der 


Finger. Färbung mennigroth; Gliedmassen schwarz. 
D. typographus. 
Tympanum etwa halb so breit als das Auge, nicht kleinerals die 
Saugscheiben der Finger . . . le. 


. Erster Finger länger als der Zara ia Horsengelonk reicht bis zur 


Augenmitte. Oberseite braun, Unterseite weiss; ein lichtes Lateralband. 
D. talamancae. 
Erster Finger kürzer als der zweite . . . .odimmA zulssizund all 


er 31 


Beschreibung neuer Dendrobatiden. 631 


10. Bauch granulirt. Tarsometatarsalgelenk reicht über die Sehnauzenspitze 
hinaus. Kopf und Vorderbeine oben und unten gelb; der übrige Körper 
und die Hinterbeine schwarz, grau retieulirt . . . D. phantasticus 

— Bauch glatt... ... BO ae 1 

11. De enleoleni: aa al Sin engere 

D. tinctorius. 

— TarsometatarsalgelenkreichtüberdieSchnauzenspitzehinaus 12 

12. Färbung einförmig carminroth. Schnauze abgerundet, Inter- 
orbitalraum breiter als ein Augenlid . . . 2.2.2.2... .D.speciosus 

— Färbung bunt. Schnauze abgestutzt . . . . solo: 23 

13. Interorbitalraum ebenso breit als ein oberes el Färbung 
schwarz und blau (grün?), beide Farben in grossen Flecken und Bändern 
über Ober- und Unterseite des ganzen Thieres vertheilt . D. amoenus 

— Interorbitalraum breiter als ein Augenlid. AR und Zeichnung 
oben und unten verschieden vertheilt . . . . TER TERERL IE TE os 

14. Oberseite des Kopfes und Rumpfes os wie Ben D. braccatus. 

D. lugubris. 

— Oberseite des Kopfes und der Rücken bis zum Sacrum, sowie ein 
Fleck auf dem Kinn rosenroth; der Rest des Thieres schwarz, mit 
Graurdichtvrretieulirt »iw. ul. ven a aa Non ubD.-retäculatus 


1. Dendrobates tinctorius (Schneid.). — Schneider, Hist. Amph., 
p: 175 (Calamita). — Boulenger, Cat. Batr. Sal., p. 142. 

Tropisches Amerika, von Panama bis Ecuador und Brasilien (Parä). 

2. Dendrobates typographus Keferstein, Götting. Nachrichten, 
1867, S. 360 und Archiv f. Naturg., 1868, 8. 298, Taf. 9, Fig. 7. — Cope, Journ. 
Acad. Philad. (N. S.), VIII, Part 2, p. 102; Proc. Ac. Philad., 1874, p. 68 (ignitus). 

Central-Amerika. 

3. Dendrobates trivittatus (Spix). — Spix, Spec. Nov. Testud. Ran., 
p. 35, Pl. 9, Fig. 1 (Hyla). — Boulenger, Cat. Batr. Sal., p. 144. 

Tropisches Amerika (Guyana, Brasilien, Peru); St. Domingo. 

4. Dendrobates lugubris Schmidt, Denkschr. d. kais. Akad. d. Wiss. 
in Wien, 1858, S. 250, Taf. 2, Fig. 14. — Boulenger, Cat. Batr. Sal., p. 145. 

Columbien. 

5. Dendrobates speciosus Schmidt, 1. c., S. 249, Taf. 1, Fig. 11, 
Taf. 2, Fig. 12. 

Durch die Liebenswürdigkeit des Herrn Prof. Wierzejski in Krakau 
konnte ich während eines kurzen Aufenthaltes daselbst vor einigen Jahren die 
Schmidt’schen Typen verschiedener Frösche aus Neu-Granada untersuchen. Da 
die damals gemachten Notizen sich jetzt für die Unterscheidung der Arten un- 
genügend erwiesen, wandte ich mich abermals mit der Bitte um Einsendung 
der Dendrobates-Typen an die zoologische Universitätssammlung in Krakau und 
erhielt dieselben durch Herrn Privatdocenten Dr. Th. Garbowski umgehend 


632 Franz Werner. 


zugesandt. Beiden Herren an dieser Stelle meinen herzlichsten Dank für die 
Bereitwilligkeit, mit der sie meine Bitte erfüllten. 

Während die Typen des D. lugubris (fünf an der Zahl) sich in einem 
sehr schlechten Zustande befinden und knapp noch die morphologischen Merk- 
male, aber keine Spur der Färbung und Zeichnung erkennen lassen, sind D. 
speciosus und pumilio gut erhalten. Da die Färbung von Schmidt bereits ge- 
nügend geschildert wurde und seitdem kaum sich gebessert hat, so beschränke 
ich mich auf Hervorhebung der übrigen Merkmale: Schnauze abgerundet, ?/;mal 
so lang als der Augendurchmesser, welcher gleich ist dem Abstande des Auges 
vom Nasenloch. Trommelfell ziemlich deutlich, halb so breit wie das Auge. Erster 
Finger kürzer als der zweite; Saugscheiben der Finger etwas grösser als die der 
Zehen, oben durch eine kleine Furche halbirt, kleiner als das Trommelfell. Tarso- 
metatarsalgelenk reicht sehr deutlich über die Schnauzenspitze hinaus. Innerer 
Metatarsalhöcker deutlicher als der äussere; Subartieularhöcker nicht deutlich. Ober- 
und Unterseite glatt; Seitenfalten angedeutet, kein Tarsalhöcker oder Tarsalfalte. 

6. Dendrobates pumilio Schmidt, l.c., S. 250, Taf. 2, Fig. 13. 

Schnauze abgestutzt, etwas länger als der Augendurchmesser; Nasenloch 
doppelt so weit vom Auge als von der Schnauzenspitze entfernt. Trommelfell 
deutlich, "/g Augendurchmesser, grösser als die Saugscheiben der Finger, die wieder 
grösser sind, als die der Zehen und ganz ähnlich wie bei speciosus getheilt sind. 
Erster Finger kürzer als der zweite. Interorbitalraum doppelt so breit als ein 
oberes Augenlid. Bauch und Rücken ganz deutlich granulirt (was Schmidt über- 
sehen haben muss). Tarsometatarsalgelenk erreicht das Nasenloch. 

Neu-Granada. 

7. Dendrobates talamancae Cope, Journ. Acad. Philad. (N. S.), VII, 
1876, p. 102, Taf. XXIII, Fig. 6. 

Costa-Rica. 

8. Dendrobates parvulus Blngr., Cat. Batr. Sal., p.145, Pl. XII, Fig. 6. 

Ecuador. 

9. Dendrobates labialis Cope, Proc. Acad. Philad., 1874, p. 129. 

Nauta, oberer Amazonas. 

10. Dendrobates reticulatus Blngr., Proc. Zool. Soc. London, 1883, 
p. 635, Pl. LVLI, Fig. 2. 

11. Dendrobates phantasticus Blngr., 1. c., p. 636, Pl. LVII, Fig. 3. 

12. Dendrobates hahneli Blngr., 1. e., p. 636, Pl. LVII, Fig. 4. 

Alle drei von Peru (Yurimaguas). 

13. Dendrobates braccatus Cope, Proc. Am. Phil. Soc, XXIV, 
1887, p. 53. 

Chupada, Provinz Matto Grosso, Brasilien. 

14. Dendrobates opisthomelas Blngr., Ann. Mag. Nat. Hist. (7), III, 
1899, p. 275, Pl. XI, Fig. 4. 

Santa Ines, N. Medellin, Columbien. 

15. Dendrobates amoenus Werner. 

Costa-Riea. 


Beschreibung neuer Dendrobatiden. 635 


Mantella boulenger, 13832. 
(Boulenger, Cat. Batr. Sal., p. 141.) 


Pupille horizontal. Zunge länglich, hinten frei und deutlich eingekerbt. 
Tympanum deutlich. Finger und Zehen frei, die Spitzen in deutliche Saug- 
scheiben erweitert. Aeussere Metatarsalia verbunden. Omosternum und Sternum 
mit knöchernem Stiel. Endphalangen T-förmig. 

Madagascar und Nossi-Be. 


Uebersicht der Arten. 


1. Oberseite zwischen den Schnauzenkanten und Lateralfalten heller als die 


SCHEN untnajag a Ialayer 
— Oberseite des Rumpfe re Pr Rücken, ak dunkler, kreuzförmiger 
Pionn ..:1.,.% surrleigbir- 
2. Oberlippe ohne weisse es Bonch lie Seren, Brekenone dunkel 
rothbraun . . . N PT LLemiS® 
— ÖOberlippe mit weisser Re $ zur een des Öberarmes. Bauch heller 
gelleekurire. W, RR RTIRIHL IND ES 
3. Rückenzone en Bach eat ee „.. M: betsileo 


— Rückenzone silberweiss beim d', grüngoldig beim @; Bauch weiss gefleckt. 
M. ebenawi. 


Zu. Tale) Tonagpol ea Deren Bars. ErTE Frr Sr BEE 2 BEE Zee 
— Rücken fein chagrinirtt . . . . ee 
5. Rücken einförmig schwarz; es mr Hermeite al und orange 
SEZEIChnOt te ME, A ERERE MIO. We a aM ecoWwanır 
— Rücken mit dunkler, kreuzförmiger Figur, en vier Winkel von grünen 
Flecken eingenommen sind; Gliedmassen roth gezeichnet . M. baroni 
6. Rücken einförmig schwarz; Gliedmassen roth, Bauch blau, Seiten grün ge- 
zeichnet, 1... Eule rate me MH MmAadagascariensis 
— Färbung einförmig Selkkoth er Een en ee A RURANTARCG 


1. Mantella betsileo (Grandidier), Ann. Soc. Nat. (5), XV, Art. 20, 
p. 11 (Dendrobates). — Boulenger, Cat. Batr. Sal., 1882, p. 141. 

Madagascar. 

2. Mantella ebenawi (Boettger), Zool. Anzeiger, 1880, S. 281 (Dendro- 
bates); Rept. Amph. Madagascar, III. Nachtrag, 1881, S. 87, Taf. V, Fig. 20 a—e. 

Nossi-Be. 

3. Mantella attemsi Werner. 

Madagascar oder Nossi-Be ? 

4. Mantella baroni Boulenger, Ann. Mag. Nat. Hist. (VI) 1, 1888, 
p. 106, Pl. VI, Fig. 2. 

5. Mantella cowani Boulenger, Cat. Batr. Sal., 1882, p. 471. 

Ost-Betsileo, Madagascar. 


634 Franz Werner. 


6. Mantella madagascariensis (Grandidier), Ann. Soc. Nat. (5), 
XV, Art. 20, p. 10 (Dendrobates). 

Madagascar. 

7. Mantella aurantiaca Mocquard, Bull. Mus. Hist. Nat., 1900, 
Nr. 7, p. 348. 

Zwischen Beforona und Moramanga, Madagascar. 


Cardioglossa Boulenger, 1900. 
(Proc. Zool. Soc. London, p. 445.) 


Pupille horizontal. Zunge gross, herzförmig, hinten tief eingekerbt. Tym- 
panum deutlich. Finger und Zehen frei, die Spitzen in regelmässige Saugscheiben 
erweitert. Aeussere Metatarsalia verbunden. Omosternum mit einem schlanken 
knöchernen Stiel; Sternum eine kleine knorpelige Platte, ohne knöchernen Stiel. 
Endphalangen T-förmig. 


Cardioglossa gracilis Boulenger, Proc. Zool. Soc. London, 1900, 
p. 446, Fig. 
Benito-Fluss, Congo. 


Bemerkungen über einige seltenere Schlangen-Arten. 
Von 


Dr. Franz Werner. 


(Eingelaufen am 24. Mai 1901.) 


In meiner kleinen Reptiliensammlung,!) welche ich als Vergleichsmaterial 
beim Bestimmen benütze, da mir grössere Sammlungen hier nicht beständig zur 
Verfügung stehen, befinden sich einige Schlangen, die ich als selten bezeichnen 
möchte, in dem Sinne, dass sie in den meisten Sammlungen nicht oder nur in 
wenigen Exemplaren vorgefunden werden. Ob es — abgesehen von im Aussterben 
begriffenen Arten — wirklich seltene gibt, das möchte ich stark bezweifeln. Ich 
habe in verschiedenen Theilen des Mittelmeergebietes die Erfahrung gemacht, 
dass die meisten „Raritäten“ an bestimmten Orten, ihren Hauptverbreitungs- 
gebieten, überaus häufig auftreten und dass man eben nur diese Orte aufzu- 
suchen hat, um sie in genügender Anzahl zu finden. Dass dies oft vom Zufall 
abhängt, ist ja freilich richtig, aber etwas Kenntniss der Prineipien der geo- 
graphischen Verbreitung der Thiere und der Beziehungen zwischen Färbung, 
Körperbau und Lebensweise andererseits kann dem Zufalle stark nachhelfen. Wer 


!) Stand zu Ende 1900 circa 1400 Arten Reptilien und Batrachier, darunter 63 Chelonia, 
15 Crocodilia, 48 Chamaeleonten etc. 


ne 


Bean = 


> 


Bemerkungen über einige seltenere Schlangen -Arten. 635 


sich die Thiere von Fängern bringen lässt und nicht selbst sucht, dem mag 
allerdings Vieles als Rarität erscheinen, was dem faulen Orientalen zum Fangen 
zu schnell ist. So würde z. B. Mabwia quinquetaeniata Demjenigen, der die 
Beobachtung macht, dass die Araber unter Tausenden von Reptilien niemals ein 
Exemplar dieser Art bringen, gewiss als eine Seltenheit ersten Ranges erscheinen, 
während sie doch schon bei Alexandrien häufig genug auftritt. 

Ebenso würde jeder Mensch, der eine Art an den Grenzen ihres Verbrei- 
tungsgebietes, z. B. Typhlops vermicularis bei Constantinopel sucht, diese Art als 
selten bezeichnen müssen, während sie z. B. im südlichen Kleinasien zu den ge- 
meinsten Schlangen überhaupt gehört. 


Dies vorausgeschickt, wobei ich bemerke, dass ich nur solche noch nicht 
früher beschriebene!) Exemplare meiner Sammlung als Angehörige „seltener“ 
Arten hier beschreiben will, die in dem „Catalogue of Snakes in the Colleetion 
of the British Museum“ als in nicht mehr als zwei Exemplaren vertreten auf- 
geführt sind, will ich diese Arten hier aufzählen. 


I. Boidae. 


1. Epierates angulifer Bibron. 

9. 8q.67, V.284, Al, +50 +'hı +1. 

Hinter dem ersten Praefrontalenpaare neun kleinere Schilder in zwei 
Querreihen (6+3) ganz symmetrisch angeordnet. 8—9 Schilder um das Auge 
(rechts das Supraoculare quer getheilt). Frontalia und Frenale normal, unter 
letzterem zwei kleinere Schilder, so dass nur das zweite und dritte der 14 Ober- 
lippenschilder an das Frenale stossen. 

Diese Art ist wie E. striatus durch Bissigkeit und sogar für eine Boide 
grosse Trägheit ausgezeichnet. Ein zweites Exemplar, welches sich noch jetzt 
lebend in meinem Besitze befindet, vertheidigte das Geheimniss seiner Schuppen- 
formel energisch gegen jeden Zählversuch, so dass ich diese erst nach ihrem 
Tode werde mittheilen können. 


2. Ungalia semicineta Peters. 

Mir liegen mehrere Exemplare dieser zierlichen Art vor, deren eines, ein 
&, sich acht Monate lebend in meinem Besitze befand und nur durch einen 
Zufall zu Grunde ging. Trotz der geringen Grösse (mein grösstes g' misst 
390 mm, mein grösstes Q 425 mm, wovon 45 mm, beziehungsweise 52 mm auf den 
Schwanz entfallen) ist diese Art doch im Stande, verhältnissmässig grosse Eid- 
echsen zu verschlingen, das oben erwähnte Exemplar verzehrte ausser erwachsenen 
Mauereidechsen auch einmal ein vollständig erwachsenes @ von Anolis cristatellus. 
U. semieineta ist ein nächtliches Thier und lebendig gebärend, von relativ grosser 
Körperkraft, aber sehr ruhigem und sanftem Temperament. 


Sq. 21-23, V.199—202, A.1,. Se. 36-42. 


ı) Ich erwähne hier nur solche Exemplare, die sicher aus keinem bereits bearbeiteten Mate- 
riale stammen. 


636 Franz Werner. + 


Oberlippenschilder 10, das vierte und fünfte (oder 4.—6.) das Auge be- 
rührend. 1—2 Prae-, 2—4 Postocularia; 2+3 Temporalia. Parietalia meist 
durch ein längliches, an das Frontale anstossendes Schildehen getrennt. 

Färbung hell grau- oder rothbraun, mit sechs Reihen grosser, runder, 
chocoladebrauner, weisslich geränderter Flecke; die dorsalen Flecke meist paar- 
weise verschmolzen, vielfach auch noch mit den lateralen; das äusserste Flecken- 
reihenpaar liegt grösstentheils auf den Ventralen und reicht bis zur zweiten 
Schuppenreihe nach aufwärts. Die Ventralen sind sonst gelblichweiss. Die dor- 
salen, lateralen und ventralen Flecke alterniren regelmässig miteinander. 

Diese Art steht der U. pardalis Gundlach sehr nahe und ist wahrschein- 
lich mit ihr identisch. Mir scheint wenigstens die Differenz in den Ventralen- 
und Subcaudalenzahlen weniger wesentlich zu sein, als der Umstand, dass meine 
Exemplare mit den Zahlen der semecincta die Zeichnung der pardalis vereinigen. 


11. Colubridae. 


3. Helicops polylepis Günther. 

Ich besitze ein Exemplar (9) aus Brasilien (Bahia) mit folgender Sehuppen- 
formel: Sq. 23, V.125, A. Sc aa tl. 

Von den acht Oberlippenschildern ist das dritte und vierte am Auge; 
zwischen dem sechsten und siebenten ist links ein dreieckiges Schildchen einge- 
schoben, so dass wir neun Öberlippenschilder zählen, während rechts das siebente 
Öberlippenschild horizontal getheilt ist. Temporalia 2 + 4. 

Das Exemplar erinnert lebhaft an Tropidonotus viperinus. Ein Exemplar 
des Senkenbergischen Museums in Frankfurt a. M. besitzt 130 Ventralia und 
3+3,4-+3 Temporalia; die überzähligen Temporalia sind abgeschnürte Stücke 
der Oberlippenschilder (des siebenten und achten). Dieses Exemplar stammt aus 
Bolivia. 

4. Gonionotophis granti Günther. 

Mein Exemplar von der Goldküste hat merkwürdiger Weise genau dieselbe 
Schuppenformel, wie die beiden Typen des British Museums. Es dürfte dies ein 
ganz einzig dastehender Fall sein, dass alle bekannten Exemplare einer, wenn- 
gleich seltenen Art in der Zahl der Ventralen und Subcaudalen vollkommen 
übereinstimmen und spricht dies für eine ausserordentlich geringe Variabilität 
der Art. Postoculare beiderseits nur eines; links eine sehr kurze Sutur des 
fünften Supralabiale und des Parietale. Schwanzunterseite mit brauner Mittellinie. 

Das Exemplar, ein Q, misst 495 mm (Schwanz 105 mm). 

5. Lycodon albofuscus DB. 

Meine beiden Exemplare stammen von Nias. 

1. d. V.252, A.Yı, Se. 20/goo +1, Länge 1330 mm (Schwanz 490 mm). 
2. d. V.242, A.!/, Sc. er +1, 1 A400 500 „). 

Oberlippenschilder 8 (3.—5. am Auge), nur bei Nr. 2 links 9 (4.—6. am 
Auge). Temporalia 2+2; bei Nr. 1 erreicht das Frenale links unter dem Prae- 
oculare das Auge. 


A 


Bemerkungen über einige seltenere Schlangen -Arten. 637 


Nach der schlanken Gestalt, dem langen Schwanz und den deutlichen 
Bauchkanten darf man wohl vermuthen, dass diese Art ein Baumleben führt. 


6. Dryacalamus davisonü Blauf. 
Du V 2A RT TSer tr. 


Mein Exemplar stammt aus Siam und besitzt jederseits zwei Postoecularia 
und 1+2 Temporalia. Bezüglich der Zeichnung will ich Boulenger’s trefflicher 
Beschreibung nur hinzufügen, dass bei meinem Exemplar sehr schön der Ueber- 
gang der Zeichnung der vorderen in die der hinteren Körperregion beobachtet 
werden kann. 

Die ersten der langen (12 Schuppenreihen) Rückenflecke sind durch fast 
rein weisse, schmälere (drei Schuppenreihen) Querbinden getrennt; dann finden 
wir diese Querbänder in der Mitte fein braun bestäubt, so dass eine bräunliche 
Mittel- und zwei weisse Randzonen bemerkbar sind; dann treten in der Mittel- 
zone immer grösser werdende braune Flecken auf, gleichzeitig haben sich die 
dunklen Rückenflecke von 12 auf sechs Schuppenreihen Länge verkürzt; schliess- 
lich verkürzen sich die grossen Flecke immer mehr, während die auf den hellen 
Querbändern neu aufgetretenen sich so vergrössert haben, dass sie theilweise 
diesen an Grösse nichts nachgeben. Wenn wir uns aber die Sache von hinten 
nach vorne ansehen, so finden wir, dass hinten die ursprüngliche Fleckenzeichnung 
in sechs Längsreihen noch erhalten ist, welche nach vorne eine fortschreitende 
Differenzirung erfahren hat, die zu den grossen Querbändern der Halsregion 
führt. — Hinter dem Auge befindet sich bei meinem Exemplar ein brauner Fleck. 

Obwohl im British Museum drei Exemplare sich finden, so habe ich dennoch 
diese Art, welche daselbst von Siam nicht vertreten ist, unter meinen „Raritäten“ 
hier aufgeführt. 


7. Dendrophis bifrenalis Blngr. 
> 1.108 il. Se hen el. 


Bei der Diagnose Boulenger’s (Cat. Snakes, II, p. 80) ist zwischen „Head 
very narrow and elongate* und „shorter than its distance from the nostril“ 
jedenfalls das Wort „Eye“ versehentlich ausgefallen und es hat natürlich zu 
heissen: „Head very narrow and elongate. Eye (a little) shorter than its distance 
from the nostril.“ 

Zu erwähnen wäre, dass die beiden Frenalia nicht über-, sondern hinter- 
einander liegen. 

Diese schöne Baumschlange erhielt ich von Herrn Alexander Varges aus 
Ratnapura, welches der erste genauere Fundort der Art auf der Insel ist. Da 
mit Ausnahme des grünen Dryophis myeterizans alle Baumschlangen Ceylons zu 
den selteneren Arten gehören (Dryophis pulverulentus und Dendelaphis tristis 
sind relativ häufiger in den Museen, Dendrophis caudolineolatus und bifrenalis 
aber gewiss nur in den wenigsten Museen vertreten), so möchte ich die Auf- 
merksamkeit von Sammlern auf Ceylon, die namentlich die braunen Arten der 
Gattung Dendrophis für den gemeinen D. an zu halten und zu ignoriren 
geneigt sind, darauf lenken. 


638 Franz Werner. 


8. Hydrops martiü Wagler. 
Ich besitze ein Exemplar von Südbrasilien mit nachstehender Schuppen- 
formel: 2. 85.17, 7.177,80 Mat. 


9. Oligodon trilineatus DB. — Nias. 
d. V.149, A.1, Sc.%o+1. 
Totallänge 480 mm (Schwanz 120 mm, also ein Drittel, beim @ [Brit. 
Mus. Cat., II, p. 238] weniger als ein Viertel der Totallänge). 


10. Prosymna meleagris Reinh. — Lagos. 
Ve 141 AT nee 
11. Tropidodipsas fasciata Gthr. 
DUHNITI KLATSCH AN, FB 

Mein Exemplar besitzt 1+2, 1+3 Temporalia, 8 Supralabialia (4.—5. 
am Auge), 5 Sublabialia in Berührung mit den vorderen Kinnschildern, welche 
länger und schmäler sind als die hinteren. Von den weissen Querbändern sind 
vier volle (darunter das erste, welches vorne die Hinterränder der Parietalia be- 
rührt) und 25 halbe, d.h. in der Rückenmitte unterbrochene; auf dem Schwanze 
sind neun weisse Ringe, mehr weniger zusammenhängend, zu bemerken. Die auf 
dem Rücken alternirenden Bänder alterniren auch in der Bauchmitte, d.h. es 
sind zwei Halbringe vollständig gegeneinander verschoben. 


12. Stilosoma extenuatum Brown. — Florida. 

9, V. 267, Al, Ss.” +2 + +1+ art. 

Totallänge 525 mm (Schwanz 33 mn). 

Internasalia mit den Praefrontalen verschmolzen. Praeoculare vorhanden. 
Parietale mit dem fünften der sechs Supralabialia in Contact; Temporalia 
1-+2 vorhanden. Supraoeulare doppelt so lang als breit. Länge der Praefrontalia 
?/, der Länge des Frontale, dieses ?/; der Länge der Parietalia. Vordere Ecke 
des Frontale sehr stumpf, die hintere spitz. 

13. Stenophis arctifasciatus DB. 

Q, 280: 236 AV..2n0, A, a... 80, 202 2 

Mein Exemplar, welches längere Zeit im Vivarium in Wien gelebt hatte, 
weicht zwar durch die höhere Ventralenzahl und das ungetheilte Anale von der 
Diagnose Boulenger’s (Cat. Sn., III, p. 43) ab, doch halte ich diese Differenzen 
für nicht genügend für eine specifische Sonderung. Die Färbung des Thieres im 


Leben (welche sich in Alkohol nicht geändert hat) ist lehmgelb, unten ein wenig 


heller; Rücken und Schwanz mit sehr verwaschenen, dunklen Querbändern, die 
des Schwanzes etwas dunkler. Nackenfleck dunkelgrau. 

Internasalia ebenso lang als Praefrontalia. Frontale fast viereckig, da der 
hintere Winkel fast gleich 180 Grad ist. 3 Postocularia, 1 +2, 2-+ 2 Temporalia, 
5—6 Unterlippenschilder in Contact mit den vorderen Kinnschildern, die länger 
sind als die hinteren, welche mit einander in Contact stehen. 


14. Lycognathus rhombeatus Peters. 
9. V.237, A.%, Sc Post: 


BE N ut * 


Bemerkungen über einige seltenere Schlangen -Arten. 039 


Auch dieses Exemplar differirt in mehreren Punkten von der Beschreibung 
Boulenger’s (Cat. Sn., III, p. 58), doch ist die Abweichung (Theilung des Anale, 
sowie Färbung) keine irgendwie wesentliche. 

Die Fleckenzeichnung auf dem weissgrauen Grunde ist nicht schwarz, 
sondern graubraun, die dunklen Schuppen sind noch dunkler gespritzt oder ge- 
tüpfelt. Die Rückenflecken sind entweder rhombisch oder bilden ein Zickzack- 
band; an den Rumpfseiten bemerkt man undeutliche vertikale Bänder, die aber 
niemals auf die Bauchseite übergreifen. Die Schwanzoberseite ist abwechselnd 
graubraun und grauweiss unregelmässig gebändert. Am Nacken befindet sich 
ein dunkel graubrauner, nicht deutlich contourirter Fleck. Kopf oben und auf 
den Unterlippenschildern dunkel getüpfelt. Unterseite gelblichweiss, hintere Ven- 
tralen und Subeaudalen hellgrau gefleckt. 

4—5 Sublabialia in Berührung mit den vorderen Kinnschildern. 

Mein Exemplar ist grösser als das des British Museums, denn es misst . 
1050 mm, davon der Schwanz 245 mm, ist aber eigentlich noch länger, konnte 
jedoch wegen des schlechten Erhaltungszustandes seiner vorderen Partien nicht 
mehr gestreckt werden, ohne ganz zu zerreissen. 


15. Apostolepis assimilis Reinh. 
Von dieser prächtigen kleinen Schlange besitze ich ein tadelloses, auch 
in der Färbung sehr frisches Exemplar. 
Vv.251, ANNATSe sl. 


Ueber die Färbung möchte ich bemerken, dass bei meinem Exemplar die 
Unterseite roth ist, wenn auch nicht so schön, wie die Oberseite; ferner dass 
das helle Halsband, sowie der Schnauzenfleck, welcher Rostrale, Nasalia, Prae- 
frontalia und das erste Labiale jederseits einnimmt, hellgelb ist, dass nicht nur 
das vierte, sondern auch die anstossenden Theile des dritten und fünften Supra- 
labiale hell gefärbt sind und dass der schwarze Fleck vor dem Halsband auch 
auf die Kehle übergeht, welche daher hinter den hinteren Kinnschildern dunkel 
gefärbt ist, ebenso wie die Innenränder der Sublabialia. 

Totallänge 480 mm, Schwanz 40 mm. 


16. Elapomorphus trilineatus Blngr. 

Er NA Sets: 

Mein Exemplar ist jünger als das Original-Exemplar Boulenger’s, daher 
ist noch ein hellgelbes Halsband bemerkbar, welches von dem schwarzen Mittel- 
streifen durchbrochen wird. Kopf oben graubraun, mit einer dunkleren Querlinie 
über die Hinterränder der Parietalia. 


640 Pius Strasser. 


Erster Nachtrag zur „Pilzflora des Sonntagberges 
(N.-Oe.), TIOT. 


Von 


P. Pius Strasser, O. S. B. 


(Eingelaufen am 10. April 1901.) 


Myxomycetes. 


* 684. Lycogala flavo-fusca (Ehrenb.). Nahe dem Boden am Stamme eines 
lebenden Apfelbaumes im Pfarrhofgarten von Biberbach bei Seitenstetten. Sep- 
tember 1900. In demselben Jahre auch an Birnbäumen am Fusse des Sonntag- 
berges entleerte Peridiumhäute dieses Pilzes im December in Menge angetroffen, 


Basidiomycetes. 


685. Uromyces Rumieis Schum. Auf Rumex erispus im October ziemlich 
häufig. 
* 686. Uromyces Astragali (Opiz) Sacc- Auf Astragalus glyeyphyllos im 
October häufig. Sporen 21—27 = 17—20 u. 
687. Puceinia Arenariae Schum. Auf Stellaria in frischen Holzschlägen 
im Spätherbste sehr häufig. 
*688. Puceinia Lapsanae (Schultz) Fuck. Auf Lapsana communis im Sep- 
tember sehr gemein. 
689. Puceinia Convolvuli Pers. Auf Convolvulus sepium im October gemein. 
690. Gymnosporangium Sabinae Dicks. I. Auf den Blättern von Pyrus 
communis ungemein verbreitet. Besonders schön entwickelte Aecidien in Lunz 
beobachtet. September und October. 
* 691. Cronartium flaccidum Alb. u. Schw. Auf Paeonia officinalis, selten. 
November. 
Sub Nr. 86. Coleosporium Campanulae Pers. Auf Campanula Rapun- 
culus im Herbste auch am Sonntagberg sehr häufig. 
692. Coleosporium Synantherarum Fr. Auf Sonchus arvensis und Tussi- 
lago (11, III) im Herbste sehr gemein. 


Hymenomycetes. 


* 693. Olavaria fragilis Holmsk. Auf Bergwiesen im Sommer ziemlich selten. 

* 694. Corticium serum Pers., syn. Thelephora Sambuei Pers. Auf Salix 
purpurea im December ziemlich selten längs des Eisenbahndammes. 

Cl. Bresadola in Hym. Hung. Kmet., Nr. 169, p. 48 (112): „Sporae 

hyalinae, subglobosae, uniguttulatae, 5—6 — 4—5 u; basidia clavata, 25>—30 = 


Erster Nachtrag zur „Pilzflora des Sonntagberges (N.-Oe.)“, 1901. 641 


6—7 u; hyphae septato-nodosae, 3—4 u. Species haec primitus prorsus nivea; 
forma in Sambuco nulla nota differt. Ad truncos Almi glutinosae et Sambuei 
nigrae. Prencov.“ ° 


* 695. Oorticium (Hypochnus) rubiginosum Bres., Hym. Hung. Kmet,, 
1897, Nr. 182, p. (52), 116. Auf morschem Nadelholze, sehr selten. August. 

Cl. Bresadola beschreibt (l. e.) diesen seltenen Pilz: „Fffusus, Turide 
ferrugineo-fulvus, tomentosus; sporis subgloboso-angulatis, breviter et laxe acu- 
leatis, 7—9 = 7—8 u luteis; basidüs clavatis, 35 —40 = 6—10 u; hyphis ba- 
sidiophoris tenwibus, saepe hine inde inflatis, 2—6 uw, hyphis contextus luteis, 
regularibus, cylindraceis, septato-nodosis, 3—5 w. — Ad acus Juniperi et folia 
Quercus. Colore Hypochno ferrugineo simillimus, at structura et sporis satis 
diversus.* 


* 696. Corticium (Hypochnus) epimyces Bres. nov. spec. 
Effusus, tenuis, tomentosulus, fuligineo-griseus, hymenio unito, pallidiore; - 
sporis globosis vel rarius subglobosis, fumoso-hyalinis, muricellatis, S—10 u 
diam. vel 9-10 = 8—9 u; basidüs clavatis, 45—50 = 7—8 u; hyphis basidio- 
' phoris hyalinis, contextus stramineo-hyalinis, regularibus, 25—3'5 u. 
Hypochno fusco Pers. proximus, a quo structura diversa et sporis minus 
coloratis magisque regularibus optime distinetus. Habitat supra Trametem odo- 
ratam in Sonntagberg, 1900. 


697. Cortieium (Coniophora) byssoideum Pers. Auf faulenden Föhrenästen 
und Nadeln im Februar ziemlich häufig. Sporen ungefärbt, eiförmig, 6—7 — 4 
bis 5 «; Hyphen 3—4 u. 

* 698. Corticium (Coniophora) puteaneum Schum. In einem Keller auf 
faulenden Holzbalken. 
* 699. Corticium (Peniophora) Greschikiüi Bres., Rev. Mycol., 1890, p. 109. 

Effusum, adglutinatum floculoso membranaceo-ceraceum, niveum, demum 
luride lutescens, ambitu primitus prwinoso-tomentosulo, non similari; hymenio 
substrato, inaequabili, ruguloso, velutino, demum rimoso. Sporae hyalinae, ob- 
ovatae, 35—45 — 2 u; basidia clavata, 20—50 = 5—6 u; cystidia fuscoidea, 
apice acuminata, hyalina, 45—60 = d—6 u. 

Auf morschem Buchenholz im November. 

700. Corticium acerinum (Pers.) Bres., syn. Stereum acerinum Pers. Sensu 
Bresadolae genuinum Cortecium. Auf Acer campestre im Stiftshofgarten zu 
Seitenstetten in grosser Menge. Vereinzelt auch an Acer am Fusse des Sonntag- 
berges. Im ganzen Jahre. 

*701. Corticium alutaceum (Schrad.) Bres,, Hym. Hung. Kmet., Nr. 160, 
p. 46 (110). — Obs., 1. e.: „Sporae hyalinae, globosae, 5—7 u diam.; basidia 
clavata, 30—50 = 7—9 u; hyphae subhym. septato-nodosae, 25—35 u.“ An 
morschen Stöcken im December gesammelt. Selten. 

* 702. Cortieium confluens Fr. Teste Cl. Bresadola, 1. e., Nr. 167, p. 48 
(112): „Sporae hyalinae, subglobosae, 9-11 — 7—8 u; basidia clavata, 40—50 — 
8—12 u; hyphae septato-nodosae, 3—4 «.“* Auf moderigen Tannenästen im Mai. 


642 Pius Strasser. 


* 703. Cortiecium byssinum Karsten, Fung. rar. Fenn. et Sibir., p. 137 (sub 
Lyomyces). Auf moderigen Lärchenwurzeln. März 1901. 

Die hier gesammelten Exemplare sind zwar recht gut entwickelt, jedoch 
leider keine Sporen zu sehen, weshalb sie Cl. Bresadola als für Sonntagberg 
zweifelhaft erklärt. In Hym. Hung. werden an den ungarischen Exemplaren die 
Sporen mit 4—4°5 = 3—3°5 « (hyalinae, 1-guttulatae) angegeben. 

* 704. Cortieium luteum Bres., Fung. Trid., II, p. 58, Tab. 167, Fig. 1. 

Effusum, ceraceum, tenwis, arete adnatum, luteolum, margine pubescente, 
subfimbriato, albo; hymenium laeve, in sieco late rimosum; sporae hyalinae, 
oblongae, uno latere subeompressae, 9-12 = 45—65 u; basidia clavata, 35 ad 
40 = 7—8; hyphae 3—5 a crassae. 

Auf Pyrus communis an abgefallenen, moderigen Aesten, sehr selten. 
Februar. — In frischem Zustande sehr schön safrangelb. — Sporen 8-95 = 
4—475 u, Hyphen 3—5 u. 

* 705. Corticium (Gloeocystidium) stramineum Bres.; W. Brinkmann, 
Westphälische Pilze, Lief. I: 50. Thelephoreen, Nr. 18. Auf faulenden Buchenästen 


am Prochenberg bei Ybbsitz im Juni 1900. Im Sommer desselben Jahres auch - 


hier am Sonntagberg auf dem gleichen Substrate aufgefunden. 

Diese, wie es scheint, hier nicht häufige Art wird von Bresadola (l. e.) 
als nov. spec. also beschrieben: „Effusum, arcte adnatum, e membranaceo sub- 
cartilagineum, margine pruinoso, dein similari, ex albo stramineum; hymenium 
in vegeto subrugulosum, in sicco laeve, vetustate subrimosum; sporae hyalinae, 
oblongae, biguttulatae, 45—65 — 3—3'5 u; basidia clavata, 20—25 = 4—5 u; 
gloeocystidia immersa, in vetustis tantum subemergentia, conico-cuspidata, apice 
obtusa, basi ventricoso-clavata, laevia, protoplasmate luteo repleta, demum sep- 
tata, 75—120 = 6—12 u; hyphae contextus conglutinatae, 3—3°5 u latae. — Per 
annum ad ramos Alni, Robiniae pseud., Aceris, Fagi ete. 

Obs. Statura huius speciei prorsus ut in Peniophora praetermissa Karsten, 
quae differt praeeipue sporis subreniformibus, 9—10 = 5—6 u. — Bresadola.“ 

* 7706. Corticium Queletüi Bres. in N. Gior. Bot. it., Vol. VIII, 1901, Nr. 2, 
Fung. di Vallombrosa, p. 10. Auf morschen Birnbäumen im Februar 1901. Sporen 
7—9 = 3—4 u, Hyphen 3—4'5 u. 

Hane nov. spec. Cl. Bresadola (l. e.) ita deseribit: „Ex orbiculari effuso- 
confluens, membranaceo-molle, adnatum, margine primitus subfimbriato, dein 
similari et libero, ex albo pallide erustulinum; hymenium subrugulosum, aetate 
late rimosum; sporae hyalinae, oblongae, 8-9 = 3—4 u; basidia clavata, 
35—40 = 5—6 u; hyphae contextus septato nodosae, tenuiter tumicatae, 3—#5 u 
latae. — Sui rami cortieati di Abies peetinata. November 1899.“ 

*707. Odontia conspersa Bres., Hym. Hung. Kmet., p. 36 (100), Nr. 124. An 
moderigen Buchenästen am Prochenberg bei Ybbsitz, Juni 1900 (leg. P. Lam- 
bert, 0.8. B.). — Irrthümlich ist diese Art in dem Verzeichnisse sub Nr. 153 
aufgeführt. 

Bresadola (l. e.) beschreibt diese nov. spee. also: „Ex albo luride ochro- 
leuca ; subiculo tenerrimo, pruinoso-farinoso, vetustate obsoleto; aculeis sub- 


u ee 


Be re eu 


Erster Nachtrag zur „Pilzflora des Sonntagberges (N.-Oe.)“, 1901. 643 


distantibus, conicis, usque Imm longis, ceystidüs asperulis, concoloribus; sporis 
hyalinis, eylindraceo-subeurvulis, guttulatis, -5 = 2 u; basidüs clavatis, 15 — 
4 u; cystidüs fusoideis, crasse tumicatis, furfuraceo-asperulis, 50—70 = 8—10 u; 
hyphis subhymenialibus, 2—3 u latis. — Ad truncos Alni glutinosae, Populi 
tremulae ete. prope Prencov. 

Obs. Odontiae farinaceae proxima, sed sporis, eystidiis et subiculo tenuiore 
optime distineta.* 

*708. Odontia farinacea Pers. An einem morschen Strassengeländer am 
Fusse des Sonntagberges am Wege nach Waidhofen a. d. Ybbs. Im Frühjahre. 

Das sonst gut entwickelte Exemplar ist steril und deswegen teste Cl. Bresa- 
dola nicht ganz sicher bestimmbar. 

*709. Odontia crustosa Pers. var. Pini Bres. Auf Fichtenholz, im August. 

*710. Odontia stipata Fr. Auf faulendem Nadelholz, im September. 

* 711. Odontia pannosa Bres., Hym. Hung. Kmet., Nr. 118, p. 34 (98). Auf 
moderigen Buchen am Prochenberg bei Ybbsitz, Juni 1900 (leg. P. Lambert, 
0.8. B.). 

Cl. Bresadola (l. e.) sie deseribit hane nov. spee.: „Subiculo tomentoso, 
erassiusculo, molli ex hyphis 4—6 m latis, ex albo pallide isabellino vel ochro- 
leuco, late effuso, margine prwinoso; verrucis papillosis, apice multifidis con- 
eoloribus; sporis elliptieis, hyalinis, 10 = 5—6 u; basidiis clavatis, 25>—30 = 
7—9 u. — Ad corticem Aceris campestris et in ligno Quercus prope Prencov. 

Obs. Odontiae corrugatae valde proxima, a qua praecipue differt subiculo 
cerassiori, ex hyphis latioribus conflato, et eolore nunguam rubescente.“ 

* 712. Odontia stenodon Pers., syn. Hydnum membranaceum var. dryinum 
Chaill. Conf. Bresadola, Hym. Hung. Kmet., Nr. 107, p. 32 (96). Auf Buchen- 
ästen am Prochenberg bei Ybbsitz, Juni 1900 (leg. P. Lambert, O.S. B.). 

Die ungarischen Exemplare (teste Bresadola, 1. ec.) besitzen Sporen von 
5 = 1'5—2 «, subhymeniale Hyphen von 2°5—3 «. Steht der Odontia diaphana 
sehr nahe. (Ad corticem Quercus.) 

* 715. Odontia arguta Fr., Syst. Mye., I, p. 424. Auf morschem Buchen- 
holze. November. 

Die bei Prencov gleichfalls auf Buchen Eammmalten Exemplare haben 
(teste Cl. Bresadola) Sporen von 45—6 —= 4—5 u, Hyphen von 2—4 w; hat stets 
kleinere Stacheln als Odontia Barba-Jovis und stimmt mehr mit O. alutacea, 
deren Form O. arguta vielleicht nur sein mag, wie Bresadola vermuthet. 

* 714. Phlebia livida (Pers.) Bres. var. caesia Bres., syn. Cortieium lividum 
Pers. und Grandinia ocellata Fr. (teste Cl. Bresadola). Auf Buchen am Prochen- 
berg bei Ybbsitz, Juni 1900 (leg. P. Lambert, O. S. B.). Am Sonntagberg häufig. 

Teste Cl. Bresadola, Hym. Hung. Kmet., Nr. 120, p. 35 (99) sub Odontia, 
differt Phl. livida ab Odontia pannosa, corrugata et papillosa, quibus valde 
affinis, eolore mox luride umbrino-lividescente et sporis. 

*715. Phlebia merismoides Fr. Einen Fichtenstrunk und dessen nächste 
Umgebung überziehend und schon von Weitem durch die fleischrothen Frucht- 
körper bemerkbar. Jänner, Februar. 

Z. B. Ges. Bd. LI. 42 


644 Pius Strasser. 


* 716. Radulum Kmetiü Bres., Hym. Hung. Kmet., Nr. 131, p. 38 (102). Auf 
Buchen bei Ybbsitz, Juni 1900 (leg. P. Lambert, O. S. B.). Status iunior, resu- 
pinatum; Sporae 17—18 = 6—8u. 

Haee nov. spec. a Cl. Bresadola in Hym. Hung. Kmet., 1. e., deseripta est: 
„Longitudinaliter late effusum, vivide incarnatum margine albo, coriaceo-molle, 
separabile, demum margine supero breviter reflewum, pileolatum, pileolis albidis, 
fibroso-rugosis vel margine ubique libero, cupuliforme; hymenio diu laevi, dein 
tuberculato; tuberculis distantibus integris, vel deformibus, apice multifidis vel 
cristatis, incarnatis, apice albido tomentosis; sporis hyalinis, maiusculis, ellip- 
tieis, uno latere compressis, 13—25 (generatim 16—17) = 7—10 u; basidüs cla- 
vato-stipitatis, 40—45 = 12—13; hyphis subhymenialibus, 25 u. 

In cortice Populi tremulae in monte Sytno prope Prencov. 

Obs. Videtur Radulo pendulo Fr. mihi ignoto, affine, sed nunguam album 
vel pallens vidi, nam hanc speciem pluries legi quoque in regione tridentina in 
Sorbo aucuparia et Alno viridi, sed jam peltae primordiales colore laete in- 
carnato-roseo gaudent. In prima evolutione e contra facile pro Radulo molare 
f. incarnata sumitur. Species pulchra!* 

*717. Merulius porinoides Fr. Auf faulenden Holzspänen. 

* 718 Trametes Abietis Karsten, Symb. Mye. Fenn., X, p. 63. An verwundeten 
Fichtenwurzeln. September. Status iunior! — Teste Cl. Bresadola: Sporae 
hyalinae, subglobosae, 5—6 = 4—5 u; uno latere compressae. 

719. Poria sinuosa Fr. Auf morschen Holzzäunen. November. 

* 720. Poria racodioides Pers., Mye. Europ., II, p. 113; syn. Polyporus floc- 
cosus Fr. — In Hym. Hung. Kmet. sub Nr. 53, p. 16 (80) observat Cl. Bresa- 
dola: A Poria contigua modo cerescendi prorsus diversae hyphae subhymeniales, 
25—3 u latae; setulae fulvae, 50—80 — 7—8 u; sporae non visae. Specimina 
authentica utriusque speciei hie in synonymia allatae vidi et prorsus identiea inveni. 

721. Poria ferruginosa Schrad., Spie., p. 172 (sub Boleto); syn. Polyporus 
umbrinus Fr. p. p.! Auf Buchen. December. Vetustate obscurata. 

Cl. Bresadola, Hym. ‘Hung. Kmet. sub Nr. 48, p. 14 (78) ad hanc spe- 
ciem notat: „Color laete ferrugineus, vetustate ferrugineo fuscescens. Sporae 
hyalinae, I-guttulatae, obovato-oblongatae, 5 — 3 u; hyphae subhymeniales flavae, 
2—3 u latae, setulae fulvae, cuspidatae, basi ventricosae, 36—45 = 6—8 u. 

Poria ferruginosa Fr. et Pers. prouti e speeiminibus originalibus nobis 
elicuit, tantum ceu forma Poriae contiguae Pers. consideranda.“ 

*722. Polyporus nodulosus Fr. Auf Buchen. December. — Nicht so häufig 
als P. polymorphus Rost. 

Fomes salicinus Pers. in Gmel., Syst. nat., II, p. 1437 (1791) sub Boleto! 
Boletus conchatus Pers., Obs., I, p. 24 (1796)! Polyporus conchatus et salicimus 
Fr., conf. Hym. Hung. Kmet. sub Nr. 39, p. 11 (75). An alten Stämmen von 
Salix purpurea. December. 

Cl. Bresadola (l. e.) notat: „Sporae hyalinae, globosae, uno latere de- 
pressae, 45—6 — 45—5 u; setulae fulvae, ventricosae, 0—40 = 7—9 u; hyphae 
subhymeniales luteae, 2—2'5 u. 


645 


Erster Nachtrag zur „Pilzflora des Sonntagberges (N.-Oe.)“, 1901. 


Specimina authentica, persooniana tam Fomitis salicini quam Fomitis 
conchati vidi, at tantum formas plus minus resupinatas unius speciei sistunt. 
Formae vetustae decoloratae aegre a Fomıte fulvo Scop. distinguntur.* 


* 723. 


Polyporus (Fomes) igniarius L. var. resupinata. Auf Salix. August. 


Cl. Bresadola in litteris notat: Forma et sporis maioribus a typo dis- 
tineta et potius Fomitis Hartigis Allesch. forma! 


724. 
* 725. 
* 726. 


Asaricini. 


OCoprinus micaceus Bull. Auf Buchen. Im Herbst. 
Hypholoma expianthum Fr. In Wäldern. November. 
Hypholoma capnoides Fr. In Wäldern in der Nähe von Buchen- 


stöcken. November. 


ET. 


Naucoria Cucumis Pers. Auf dichtem, Humus aus abgefallenen 


Nadeln. November. 


728. 
ET 
* 750. 

731. 

732. 
# 798. 

734, 


December. 


735. 
* 756. 
757. 


Inoeybe geophila Bull. In Waldungen. November. 

Mycena vulgaris Fr. Auf abgefallenen Nadeln. November. 
Mycena flavoalbida Fr. Auf abgefallenen Nadeln. November. 
Mycena rosella Fr. Auf Nadelhumus. November. 

Mycena stannea Fr. Auf fettem Waldboden. November. 
Mycena Zephirus Fr. In Waldungen. November. 
Mwycena rugosa Fr. In einem Buchenwalde bei Konradsheim. 
Olytocybe inversa Scop. Auf Waldhumus. Jänner 1901. 

Lepvota gracilenta Krombh. Auf Bergwiesen. November. 

Lepiota excoriata Schaeff. Auf Bergwiesen. November. 


Ueber das Keimvermögen von 10—16 jährigen 


(Gretreidesamen. 
Von 


Dr. Alfred Burgerstein. 


(Eingelaufen am 2. Juli 1901.) 


Im Jahrgange 1895 dieser „Verhandlungen“ habe ich „Beobachtungen 


über die Keimkraftdauer von 1—10jährigen Getreidesamen“ veröffentlicht. Die 

betreffenden Samen: Roggen, Winterweizen, Sommergerste, Hafer, stammten aus 

den Erntejahren 1885—1894 und wurden von mir eigenhändig jedesmal den 

Aehren entnommen, so dass über das Alter der Samen kein Zweifel bestand. Die 

Keimproben fanden jedesmal im Juni bei nahezu optimaler Keimungstemperatur 
42* 


646 A. Burgerstein. Ueber das Keimvermögen von 10—16 jährigen Getreidesamen. 


statt. Von den damals erhaltenen Zahlen reprodueire ich die beiden folgenden 
Reihen. Das Keimprocent betrug: 


Korn Weizen Gerste Hafer 
einjährig . . . . 96 100 100 98 
zehnjährig . . . 2 75 95 93 


Mit Rücksicht auf dieses Ergebniss wurden die Versuche mit demselben 
Material fortgesetzt, mussten jedoch heuer abgeschlossen werden, da der Vorrath 
nicht weiter reichte. Wie früher wurden die Aussaaten (zwischen Filterpapier) 
jedesmal im Juni gemacht. Die erhaltenen Resultate (Keimprocente) enthält die 
folgende Zusammenstellung: 


Korn Weizen Gerste Hafer 
IDJahrıe °. „1. 62—77 90—98 80—96 
th pe a 50—68 92—97 88—90 
12:27; | 21—50 88—92 86—96 
IS = ne OO 17—44 82—84 89—92 
14, u ae A) 4—6 75—82 77—92 
sg a N) 1—3 70—72 75—80 
iu a 0—1 2 72—75 


Es ergab sich somit, dass Korn nach zehn Jahren, Weizen nach 15 Jahren 

die Keimkraft verloren hatten, während 15jährige Gerste- und Haferfrüchte noch 
zu etwa 75°, aufkeimten, und zwar, wie ich hinzufüge, normal, denn es trat 
weder Keimverzug ein, noch zeigten die Keimlinge ein krankes oder schwächliches 
Aussehen. 
Die ungleich lange Erhaltung der Keimfähigkeit, respective der Vitalität 
bei verschiedenen, morphologisch so nahe verwandten Getreidesamen wird wahr- 
scheinlich durch verschiedene Eigenthümlichkeiten bedingt, unter denen wohl 
die bedeutungsvollste jene ist, die v. Kerner (im Pflanzenleben) als die „speci- 
fische Constitufion des Plasmas“ bezeichnet hat. Nur durch die (aller- 
dings abänderungsfähige) specifische Plasmaconstitution der Organismen werden 
Lebensfähigkeit, Vererbung, Rückschlag und andere biologische Eigenthümlich- 
keiten verständlich. 


Die ersten Stände von Phasiane Glarearia Brahm. 
Beschrieben von 
Otto Habich. 


(Eingelaufen am 3. Juli 1901.) 


Nach manchen vergeblichen Versuchen ist es mir endlich gelungen, diese 
noch unbeschriebene Geometriden-Raupe aus dem Ei mit Trifolium lupulinus zu 
erziehen, 


u Du 


Otto Habich. Die ersten Stände von Phasiane Glarearia Brahm. 647 


Das Ei ist oval, flach gedrückt, gekörnelt und trüb grün, kurz vor dem 
Auskriechen färbt es sich silbergrau. Nach neun Tagen erscheinen die schmutzig 
grünen Räupchen, welche in der Ruhestellung gekrümmt wie ein Fragezeichen 
sitzen. 

Ich nahm von denselben die folgende Beschreibung auf: Kopf braun, 
Nebenrücken- und Seitenlinien weiss, erstere sind in jedem Segmente etwas ver- 
breitert. Nach 5—6 Tagen erfolgte die erste Häutung; das Aussehen der Raupen 
wird dadurch wenig verändert, in den Seiten zeigen sich weisse, schwarz um- 
zogene Warzen, die mit einer Borste besetzt sind. Bis zur vorletzten Häutung 
sind die Raupen unverändert, nur die dunkelgrüne Dorsale tritt mehr hervor. 


Mit der letzten Häutung greift ein auffallender Wechsel in dem Aussehen 
der Thiere Platz. Während ein Theil der Raupen die grüne Färbung beibehält, 
zeigt sich ein anderer röthlichgrau. 

Nachstehend gebe ich die Beschreibung dieser beiden Formen: Länge‘ 
13 mm, präparirt 13mm; Kopf so diek wie das erste Segment, die Form ist 
eylindrisch. 


Braune Form. Farbe röthlichgrau, Stirndreieck braun, die beiden 
Hemisphären dunkel punktirt, der Seitenstreif und die braun eingefassten Neben- 
rückenlinien weiss, letztere vom dritten Segmente an in jedem Leibesabschnitte 
etwas verbreitert, der Raum dazwischen vom 4.—6. Segmente ist verdunkelt 
und bildet mit der braunen Einfassung der Subdorsalen eine kreuzförmige 
Zeichnung, ähnlich wie sie manche Acidalien-Raupen aufweisen. Die mit der 
Oberseite gleichfärbige Bauchseite zeigt zwei dunkle Längslinien. 


Grüne Form. Die Oberseite ist weisslichgrün, der Kopf grünlich dunkel 
punktirt, der Seitenstreif und die Nebenrückenlinien sind weis. Der Raum 
zwischen den letzteren ist vom Kopfe bis zur Mitte des fünften Segmentes röthlich- 
braun ausgefüllt. Vom vierten Segmente bezeichnet den Beginn eines jeden 
weiteren ein dunkler Punkt, der auf Segment 4—6 immer vorhanden ist, von da 
ab jedoch oft fehlt. Unterhalb des Seitenstreifes steht auf Segment 6—10 ein 
röthlicher Fleck, der sich seitlich auf das erste Paar der Nachschieber fortsetzt. 

Wenn man die Raupen beunruhigt, lassen sie sich an einem Faden zum 
Boden herab. 

In der grünen sowohl wie in der braunen Färbung imitiren die Raupen 
die Samen von Trifolium lupulinus im unreifen und reifen Zustande ganz auf- 
fallend, sie nähren sich auch besonders gern von denselben. 

Die kurze, gedrungene, braune Puppe verjüngt sich nach dem Kremanter 
zu stark; dieser trägt einige Häkchen an der Spitze, die Flügelscheiden sind 
trüb grün. 

Erwachsen waren die Raupen Mitte Juni. 


648 S. Prowazek. 


Notiz über die Utrieularia-Blasen. 
Von 


Dr. S. Prowazek. 


(Mit 11 Abbildungen im Texte.) 


(Eingelaufen am 10. August 1901.) 


Obzwar die Blasen der Utricularia vulgaris seit den Entdeckungen von 
Meyen, Schleiden, Benjamin, Cohn und Darwin mehrfach Gegenstand von 
Untersuchungen waren, so ist trotzdem bis jetzt ihre Entwicklung und Bedeutung 
noch nicht vollends aufgeklärt worden. 

Die Entwicklung der Blasen untersuchte zuerst in zutreffender Weise 
Pringsheim und Darwin, der auch das erste Entwicklungsstadium zur Ab- 
bildung brachte; die junge „Blase* besitzt im Umriss eine annähernd flach- 
bohnenförmige Gestalt, der seitlich eine Art von Einstülpung zukommt, durch 


Fig. 1. Fig. 2. 


die sie vollends ein asymmetrisches Aussehen erhält und etwa einem abgeflachten, 
eingedellten Gummiball oder einer Gastrula ähnlich ist (Fig. 1). Diese fast halb- 
mondförmige Oeffnung schliesst sich auf späteren Stadien successive gegen die 
Basis zu, während die beiden basalen Enden oder Ränder der künftigen Blase, 
die Pringsheim den primären und secundären Vegetationskegel nennt, durch 


Fig. 3. Fig. 4. 


diese Wachsthumsvorgänge stark einander genähert werden (Fig. 3); der Rand- 
theil, aus dem die Klappe entsteht, erfährt sodann beim eigenen fortschreitenden 
Wachsthum eine innere Einbiegung. Gegen beide Bildungen verlaufen zwei 
Gefässbündelzüge, wodurch ihre Blattnatur noch mehr verdeutlicht wird. Die 


ee 


Notiz über die Utrieularia-Blasen. 649 


ganzen Entwicklungsvorgänge illustriren am besten die nebenstehenden Abbil- 
dungen (Fig. 1—4, Flächenansicht), so dass man hier von weitläufigen Beschrei- 
bungen absehen kann. Der gesammten Anlage kommt ursprünglich unverkennbar 
eine Asymmetrie zu, die sich später zum Theile auch in der Anlage der soge- 
nannten Antennen der Blase insoferne ausprägt, als diese nicht vollends gleich- 
artig und gleichzeitig sich ausbilden, sondern sich bezüglich ihrer Grösse etwas 
nach einander entwickeln. 


Die jungen Schläuche sind in derselben Weise wie die jungen Blätter 
besonders auf der Rückenfläche von grossen, kuchenförmigen, zweizelligen Drüsen- 
zellen besetzt, die später ihr Aussehen etwas ändern. 


Die vierspaltigen Fortsätze der inneren Blasenwand werden zuerst in der- 
selben Weise wie die äusseren drüsenartigen Köpfehenzellen angelegt; man bemerkt 
nämlich zunächst im Innern nur vorragende, einfache, längliche Zellen, deren 
Inhalt anfänglich ziemlich lichtbrechend und dicht ist; sie selbst sitzen einer - 


Fig. 8. Fig. 9. Fig. 10. Fig. 11. 


Art von Halsansatz einer Basalzelle (Fig. 5) auf. Später theilt sich diese Zelle 
nach ihrem kürzeren Durchmesser (Fig. 5 und 6) in zwei Zellen, und die darauf 
folgende Theilungsebene steht auf dieser Ebene senkrecht. Von diesem Stadium an 
macht sich zwischen den vier Zellen insofern ein Unterschied bemerkbar, als zwei 
von ihnen stärker wachsen (Fig. 7) und sich zu längeren, konisch auslaufenden 
Fortsätzen umbilden. Von da an geht in ihrem Innern ein eigenartiger Vacuoli- 
sationsprocess vor sich, und schliesslich entsteht durch das Zusammenfliessen der 
Vacuolen eine grosse Zellsafthöhle, die den ganzen Innenraum fast ausfüllt. 
Die Kerne, die mit Eisenhaematoxylin auf den geeigneten Schnitten gut nach- 
weisbar sind, findet man seitlich im basalen Theile. Die ausgebildeten vierzelligen 
„Fortsätze* (Darwin) ruhen einer flaschenartig ausgebildeten Zelle an, deren 
Kern meist in einem dem diekwandigeren Halsansatz zugekehrten, streng ceircum- 
scripten Plasmabezirk ruht; von dem Halstheil gehen überdies vier leistenartige 
Verdieckungen aus. Dieser Plasmatheil scheint vornehmlich der Ort besonders 
gearteter Vorgänge zu sein, da er sich zumeist mit Neutralroth diffus roth färbt 
und in älteren, schön durch Anthokyan blau verfärbten Blasen oder Utrikeln 


650 S. Prowazek. 


einen von der Umgebung oft abweichenden, lavendelröthlichen Farbenton zur 
Schau trägt. 

Mit Neutralroth färben sich ausserdem einzelne „Granulationen“ in den 
länglichen oder runden Kopfzellen der den Eingang umsäumenden und die Klappe 
begrenzenden Drüsenhaare, die später einem Verflüssigungsprocess anheimfallen 
und offenbar einzelne (in der Abbildung schwarz oder dunkel bezeichnete) Zellsaft- 
vacuolen und -Räume verfärben. Besonders der Kopfzelle, die terminal die von 
Büsgen beschriebenen Stäbchen führt, kommt die Fähigkeit zu, den besagten 
küpenbildenden, autooxydablen Farbstoff in seine gefärbte Oxyform zu überführen 
(Fig. 11). Nach der Vitalfärbung mit Neutralroth fällt aber zunächst die überaus 
schöne, distinete und elective Färbung der über die Oberfläche zer- 
streuten Drüsenzellen auf. Sie schwankt zwischen rothbraun, zinnoberroth 
bis gelbroth und deutet auf eine alkalische Reaction des Inhaltes hin, da der Farb- 
stoff unter Säureeinwirkung entweder grün-, blau- oder fuchsinroth wird. Bei 
dieser Färbung kann man folgende Etappen unterscheiden: Zunächst findet man 
ein bis mehrere, oft gehäufte, neben dem Kern ruhende, anscheinend rigide 
Körnchen von rother Farbe (Fig. 8), die sich noch weiter etwa nach Art der 
„Granulationen“ in den Leydig’schen Zellen der Salamanderlarve umwandeln, ver- 
grössern und schliesslich zu immer dunkler sich färbenden Kugeln oder Alveolen 
zusammenfliessen, die polar oft noch neue Körnchensäume führen (Fig. 9 und 10); 
später fallen sie oft auf eine noch nicht näher festgestellte Art einer Entfärbung 
anheim. Auf Grund derartiger Vitalfärbungen (alkalisch-gelbroth, sauer-fuchsin- 
roth) ist man in der Lage, Rückschlüsse auf den Zellchemismus zu ziehen; 
interessant ist in diesem Sinne besonders die Färbung der Eiröhren der Fliegen, 
wo sich auf späteren Stadien die Nährzellen fuchsinroth (sauer) und die älteren 
Epithelzellen der Eiröhre gelbroth granulaartig färben. 

Die vierarmigen Fortsätze des Blaseninneren, die schon Darwin sehr 
treffend geschildert hat, scheinen vornehmlich mit der Aufnahme gewisser Stoffe, 
welche die im Blaseninneren zugrunde gehenden Thiere liefern, betraut zu sein. 
Durch Culturversuche machte es auch Büsgen wahrscheinlich, dass der Thier- 
fang von nieht unbedeutendem Nutzen für die Ernährung der Utricularien ist. 

Von besonderer Wichtigkeit ist auch der Nachweis Darwin’s, demzufolge 
den „viertheiligen und zweigespaltenen* Fortsätzen das Vermögen zukommt, 
kohlensaueres und salpetersaueres Ammoniak, sowie Substanzen aus einem Auf- 
guss von faulendem Fleisch zu absorbiren. Die in den Blasen auftretenden 
Bakterien dürften nur eine unwesentliche Rolle spielen, da ihre Zahl zumeist 
sehr gering ist. Der Inhalt der Blase reagirt nicht immer schwach sauer 
(Büsgen), sondern vielfach schwach alkalisch (Inhalt durch Capillarröhren 
herausgesogen und untersucht). 

Einem jeden der viertheiligen Fortsätze kommt meist an einer terminalen 
modifieirten Zellhautstelle ein minutiöser, anscheinend leicht verschleimender, 
konischer Ansatz zu; von hier scheint die Aufnahme der Stoffe zu erfolgen, 
denn an allen den Stellen, wo die abgestorbenen, zahlreiche fettige Kugeln ent- 
haltenden Cyelopiden lagen, hatten alle Fortsätze in ihrem Innern fettartige 


Notiz über die Utricularia-Blasen. 651 


Kugeln, die gegen die Basis zu sich vergrösserten, zu einer einzigen verschmolzen 
und auch unter sichtbaren Bewegungen vorgeschoben wurden. Sie schwärzten 
sich mit der Osmiumsäure in einer kurzen Zeit, lösten sich aber schwer in Aether 
auf. Durch weitere Umbildung scheinen aus ihnen jene krystallinischen, oft ge- 
schiehteten Gebilde, die schon mehrfach beschrieben wurden, hervorzugehen. 


Literatur. 


Göppert, Ueber die Schläuche von Utriceularia vulgaris und einen Farbstoff 
in denselben (Botanische Zeitung, 5. Jahrg., 1847, 8. 721). 

Benjamin L., Ueber den Bau und die Physiologie der Utrieularien (Botanische 
Zeitung, 6. Jahrg., 1848, S. 1, 17, 45, 57, 81). 

Treviranus L. C., Ueber die Schläuche der Utrieularien (ebenda, $. 444). 

Pringsheim, Ueber die Bildungsvorgänge am Vegetationskegel von Utrieularia - 
vulgaris (Monatsber. d. kgl. preuss. Akad. d. Wissensch. in Berlin, 1869, 8.92). 

Cohn F., Beiträge zur Biologie der Pflanzen, Bd. I, 1875. 

Darwin Ch., Inseetenfressende Pflanzen, 1876. Uebersetzt von V. Carus. 

Büsgen M., Ueber die Art und Bedeutung des Thierfanges bei Utrieularia vul- 
garis L. (Berichte der Deutschen botan. Gesellsch., Bd. VI, 1888). 


Erklärung der Abbildungen. 


Fig. 1—4. Entwicklung des Schlauches. — Fig. 5—7. Entwicklung der 
„vierspaltigen Fortsätze*. — Fig. 8-10. Etappen der Neutralrothfärbung der 
oberflächlichen Drüsenzellen. — Fig. 11. Kolbenförmiges Drüsenhaar aus der 
Umgebung des sogenannten Peristoms mit Stäbchenbesatz (Neutralrothfärbung). 


hehnte Folge neuer Staphyliniden aus Europa. 
Von 


Dr. Max Bernhauer 


in Stockerau. 


(Eingelaufen am 15. August 1901.) 


1. Atheta (Thinobaena) cephalotes novV. spec. 

Durch die gleich breite, dicke Gestalt, den dem Halsschild an Breite gleich- 
kommenden grossen Kopf und den nur schwach queren, nach hinten verengten 
Halsschild sehr ausgezeichnet und mit vestita nicht zu verwechseln. 

Der Vorderkörper ist dicht mit weissgelblichen Härchen besetzt, was auf 
das Vorkommen am Meeresstrande schliessen lässt. 


652 Max Bernhauer. 


Schwarz, am Vorderkörper mässig, am Hinterleib ziemlich stark glänzend, 
die Flügeldecken meist schwarzbraun, bisweilen kastanienbraun, die Fühler gelb- 
lich, gegen die Spitze dunkler, Taster und Mund, Schienen und Tarsen röthlich- 
gelb, Schenkel bräunlich, die Hinterleibsspitze schmal braunroth. 


Kopf sehr gross, so breit als der Halsschild, quer, hinten schwach ein- 
geschnürt, in der Mitte mit einem deutlichen Eindrucke, ziemlich kräftig und 
sehr dicht punktirt. Schläfen gerandet. Fühler lang und schlank, länger als 
Kopf und Halsschild zusammengenommen, das dritte Glied kürzer als das zweite, 
beide sehr gestreckt, das vierte und die folgenden länger als breit, die vorletzten 
nur sehr schwach quer, das Endglied so lang als die zwei vorhergehenden 
zusammengenommen. 

Halsschild nur um ein Drittel breiter als lang, sanft gewölbt, nach rück- 
wärts deutlich, fast etwas ausgeschweift verengt, ohne Mittelfurche, vor der Basis 
mit einem schwachen Längseindrucke, die Basis gerundet vorgezogen, mit stumpfen 
Hinterecken, mässig fein und sehr dicht punktirt; die umgeschlagenen Seiten 
deutlich sichtbar. 

Flügeldecken viel breiter und nur wenig länger als der Halsschild, zu- 
sammen wenig breiter als lang, innerhalb der äusseren Hinterwinkel deutlich 
ausgerandet, fast etwas feiner, aber dichter als der Halsschild punktirt. 


Hinterleib nach rückwärts nicht verengt, an der Basis der vier ersten 


freiliegenden (dritten bis sechsten) Dorsalsegmente quer eingedrückt, fein und 
mässig dicht, hinten deutlich weitläufiger punktirt. Länge 35 mm. 

Beim Ö' ist das achte Dorsalsegment an der Spitze abgestutzt, das sechste 
Bauchsegment dreieckig vorgezogen, an der Spitze verrundet. 

Beim ® ist das achte Dorsalsegment hinten gerundet, das sechste Bauch- 
segment nicht vorgezogen. 

Herr August Dodero entdeckte die auffallende Art in der Umgebung 
von Genua. 


2. Atheta (Aloconota) Ernestinae m. scheint über die ganzen Ost- 
alpen verbreitet zu sein, dieselbe wurde sowohl in Niederösterreich (Lunz), als 
auch in Tirol aufgefunden. 


3. Quedius rubripennis noV. Spec. 

Schwarz, glänzend, die Flügeldecken roth, die Wurzel der zwei ersten 
Fühlerglieder, die Taster, die Knie und Tarsen röthlich, die Hinterränder der 
Abdominalsegmente nur äusserst schmal bräunlichroth durchscheinend, Flügel- 
decken und Hinterleib graugelb behaart. 

Kopf gross, wenig schmäler als der Halsschild, glänzend, glatt, im Grunde 
äusserst fein, schwer sichtbar chagrinirt, mit kleinen Augen, die Schläfen hinter 
denselben mindestens doppelt so lang als der von oben sichtbare Längsdurchmesser 
der Augen. Der hintere Stirnpunkt steht dem Auge viel näher als der Halsein- 
schnürung, seitwärts etwas schief von demselben befindet sich in einiger Ent- 
fernung vom Auge ein etwas kleinerer Punkt, die Schläfen sind hinten mit einer 
grösseren Anzahl ungleicher, borstentragender Punkte besetzt. 


4 re ar TE a u ie 


Zehnte Folge neuer Staphyliniden aus Europa. 653 


Halsschild so breit als die Flügeldecken am Hinterrande, glänzend, äusserst 
fein, wenig sichtbar chagrinirt, vorne jederseits mit einer Reihe von drei Punkten, 
seitwärts längs des Randes stark eingedrückt, zwischen dem Eindrucke und den 
mittleren Punktreihen ausser den grossen Porenpunkten und den Seitenrand- 
punkten nur mit zwei, in einer zu den Mittelreihen nach hinten divergirenden 
Reihe stehenden Punkten, von denen der hintere weiter nach rückwärts gerückt 
erscheint als der letzte Punkt der Mittelreihen. 

Flügeldecken so lang als der Halsschild, mässig stark und ziemlich weit- 
läufig punktirt, im Grunde glatt, glänzend. Schildchen glatt. 

Hinterleib ziemlich fein und dicht punktirt und dicht pubeseent, im Grunde 
äusserst fein chagrinirt. Länge 11'’5 mm. 

Ein einziges Stück aus dem Caucasus, das ich der Güte des Herrn Gustav 
Paganetti-Hummler verdanke. 

4. Philonthus armeniacus m., den ich in diesen „Verhandlungen“, _ 
Jahrg. 1900, S. 538 beschrieben habe, ändere ich mit Rücksicht auf den bereits 
von Hochhut vergebenen Namen in Philonthus diversiceps ab. 


5. Trogophloeus Ganglbaueri noV. Spec. 

Eine kleine, tief schwarze, stark glänzende Art. In der Gestalt dem Trogo- 
phloeus nitidus Baudi ziemlich ähnlich, aber viel kleiner, mit weniger grober 
Punktirung des Vorderkörpers.. Von foveolatus Sahlbg., mit welcher ‘die Art 
gemeinschaftlich vorkommt, durch den verhältnissmässig kräftig punktirten, 
glänzenden Halsschild, von corticinus Gravh. durch geringere Grösse, kürzere, 
viel kräftiger und weitläufiger punktirte Flügeldecken und kräftigere und weit- 
läufigere Punktirung des Halsschildes leicht zu unterscheiden. 


Tief schwarz, die Schienen und Tarsen heller. Kopf wenig schmäler als 
der Halsschild, mit kurzen, den Augendurchmesser an Länge nicht erreichenden 
Schläfen, vorne zwischen den Fühlerwurzeln jederseits mit einem Grübchen, fein 
und sehr dicht punktirt. Fühler ziemlich kurz, das dritte Glied fast nur halb 
so lang als das zweite, die vorletzten stark quer. Halsschild im vorderen Drittel 
nur sehr wenig schmäler als die Flügeldecken, daselbst am breitesten, nach rück- 
wärts stark, sanft gerundet verengt, am hinteren Theile der Mittellinie mit einem 
deutlich entwickelten, glänzenden, schmalen, oben gewölbten Mittelkiele, neben 
demselben’jederseits mit einem vertieften Längseindrucke, ausser dem glänzenden 
Kiele überall auf der Oberseite mässig fein und mässig dicht punktirt. Flügel- 
decken wenig länger als der Halsschild, zusammen schwach quer, die Schultern 
stark vorstehend, auf der vorderen Hälfte jederseits neben der Naht mit einer 
Längsfurche, etwas kräftiger und weitläufiger als der Halsschild punktirt. Hinter- 
leib gegen die Spitze etwas erweitert, überall äusserst fein und äusserst dicht 
punktirt, nur matt glänzend. Der stark glänzende Vorderkörper ist spärlich, der 
Hinterleib etwas dichter grau behaart. Länge 1'8 mm. 

Die Art wurde zu Ostern 1900 und 1901 in Anzahl von mir am Neusiedler 
See in Ungarn gesammelt und sei meinem lieben Freunde Custos L. Gangl- 
bauer dankbarlichst gewidmet. 


654 Max Bernhauer. 


6. Trogophloeus Augustae noV. Spec. 

Mit Trogophloeus bilineatus Er. am nächsten verwandt, aber kürzer mit 
breiterem Halsschilde und viel kürzeren Flügeldecken, weiters auch durch längere 
Fühler, an den Seiten weniger matten Halsschild und etwas feinere Punktirung 
der Flügeldecken verschieden. 

Schwarz, fein grau behaart, die Flügeldecken schwarzbraun, die Wurzel 
der bräunlichen Fühler und die Beine hell röthlichgelb, die Taster bräunlich 
mit gelber Wurzel. 

Der Kopf kaum anders gebildet als bei bilineatus Er., die Fühler aber 
länger, die mittleren Fühlerglieder viel länger als breit. 

Halsschild quer herzförmig, im vorderen Drittel am breitesten, daselbst 
fast winkelig vortretend, nach rückwärts stark verengt, fein und sehr dicht 
punktirt, ziemlich glänzend, nur ein ziemlich schmaler Streifen am Seitenrande 
matt, auf der hinteren Hälfte der Scheibe jederseits der Mitte mit je zwei deut- 
lichen Grübchen. 

Die Flügeldecken nur wenig länger als der Halsschild, mässig fein und 
dicht punktirt, zusammen breiter als lang, glänzend. 

Hinterleib äusserst fein und äusserst dicht punktirt, wenig glänzend. — 
Länge 27 mm. 

Durch den glänzenderen Halsschild nähert sich die Art dem riwularis 
Motsch., ist jedoch mit demselben infolge des viel breiteren Halsschildes und der 
kürzeren Flügeldecken nicht zu verwechseln. 

Ein Stück der leicht kenntlichen neuen Art wurde von mir am 18. Mai 
1901 am Meeresufer unter ausgeworfenen Tangen in einer kleinen Bucht bei Pola 
in Istrien gefangen. 

7. Anthobium pulcherrimum noV. Spec. 

Wohl am nächsten mit dem ebenfalls bisher nur aus Südtirol bekannten 
Anthobium albipile Fauv. (Rev. Ent., 1900) verwandt, aber von demselben durch 
weniger matten Kopf und Halsschild, dichtere Punktirung des letzteren und viel 
dichtere, gröbere, runzelige Punktirung der Flügeldecken, sowie durch die Färbung 
leicht zu unterscheiden. 

Tief schwarz, glänzend, Kopf und Halsschild matt chagrinirt mit leichtem 
Fettglanze, die vier ersten Fühlerglieder röthlichgelb, Beine pechschwarz, Schienen 
und Tarsen heller. Kopf beim Ö wenig, beim @ stärker schmäler als der Hals- 
schild, äusserst fein chagrinirt, aber trotzdem ziemlich glänzend, fein und spär- 
lich punktirt, vorne unpunktirt, neben den Augen nur ganz unmerklich oder 
nicht längsrunzelig. Fühler ziemlich schlank, die mittleren Glieder länger als 
breit, die vorletzten nur schwach quer, lose gegliedert. Halsschild schmäler als 
die Flügeldecken, um die Hälfte breiter als lang, die Vorderwinkel verrundet, 
nach hinten nur sehr wenig verengt, mit stumpfwinkeligen Hinterecken, auf der 
Scheibe gleichmässig, sanft gewölbt, in der Mittellinie vor dem Vorderrande 
meist mit einem kurzen, schwachen Längseindrucke, am Seitenrande im hinteren 
Drittel mit einem Grübchen, sehr deutlich chagrinirt, matt fettglänzend, mässig 
fein und mässig dicht, in der Mitte weitläufiger punktirt, unbehaart. Flügel- 


1 a ng 


IRRE 0.0 NETTE nn 


Zehnte Folge neuer Staphyliniden aus Europa. 655 


decken bei beiden Geschlechtern kürzer als der Hinterleib, hinten bei beiden 
Geschlechtern gerade abgestutzt, grob und sehr dicht, runzelig punktirt, nament- 
lich beim g' bei gewissem Lichteinfall mit sehr kurzen Härchen mel auge be- 
setzt. Länge 15mm (g') bis 2mm (2). 

Herr Amtsrichter Roettgen aus Stromberg fing diese ausgezeichnete Art 
in Südtirol auf Blüthen (Brenta). 


Fossile Schmetterlinge und der Schmetterlingsflügel. 
Von 
A. Radcliffe-Grote. 
(Mit einer Abbildung im Texte.) 


(Eingelaufen am 4. September 1901.) 


Der jetzt allgemein leitende Gedanke in der Zoologie ist der der Entwick- 
lung. Die fossilen Funde fügen sich im Allgemeinen zwanglos diesem Grund- 
gedanken. Ausnahmen bilden solche Gruppen oder Formen, wie z. B. Lingula, 
Pleurotomaria oder unter den Insecten die Blattiden, welche sozusagen stehen 
geblieben sind. Bei Beurtheilung der Stammbäume gewisser Gruppen stossen wir 
auf die Schwierigkeit der Erklärung, welche Umstände ihre Entwicklung veran- 
lasst haben. Viele Thiere haben den Ort ihres Ursprunges gewechselt, doch 
können sie später in veränderter Form ihre alte Heimat wieder aufgesucht haben. 
Bei den Schmetterlingen liegt der Gedanke, dass in früheren Epochen solche 
Wanderungen stattgefunden haben, sehr nahe und wird in einzelnen Fällen durch 
die Thatsachen der jetzigen geographischen Verbreitung erhärtet. Zudem wissen 
wir, dass die Localfaunen eine stetige Verschiebung oder einen Wechsel unter den 
Arten erleiden. 

Die Eiszeiten sind jedenfalls von grossem Einflusse auch auf das zeit- 
weilige Zurückweichen und Vordringen der Schmetterlinge gewesen. Die fliegenden, 
leicht beweglichen Thiere folgten schnell den Wanderungen der Flora. Da es 
keine ausgeprägte boreale Schmetterlingsfauna gibt, so haben wir nicht, wie bei 
den Pflanzen und Reptilien (ich erinnere nur an Rana arvalis), in der jetzigen 
deutschen Fauna ausgesprochene glaciale Relieten zu erwarten. Die Verbreitung 
der Gattungen Parnassius und Oeneis dürfte jedoch zum Theile auf diesen Um- 
stand zurückzuführen sein. Jedenfalls ist für diese Abhängigkeit der Schmetter- 
linge von den Eisperioden ein Beweis erbracht worden durch die jetzige Verbrei- 
tung des Tagfalters Oeneis semidea in Nordamerika. Dieser bewohnt zur Zeit 
den isolirten Gipfel des Mount Washington in New-Hampshire. Sonst fehlt die 
Art im ganzen Osten der Vereinigten Staaten, um sich erst wieder weit abseits 
im Westen und Norden in analogen Formen vorzufinden. (Man vergl. Grote, 
„Effeet of the Glacial Epoch“ ete. in Proc. Am. Ass. Adv. Science, Aug. 1875, 


656 A. Radcliffe-Grote. 


auch anderwärtig abgedruckt, und „A Colony of Butterflies“ in Ill. Essay Noct. 
N. Am., London, 1882.) 

Eine weitere Schwierigkeit im Enträthseln der Entwicklungsreihen der 
Schmetterlinge bietet die Convergenz. Nicht alle Aehnlichkeiten verkünden die 
nähere Verwandtschaft; bei aller Aehnlichkeit genügt ein einziges wichtiges wider- 
sprechendes Merkmal, um die Stammesverschiedenheit klarzulegen. Die Ueberein- 
stimmungen sind in diesem Falle als Convergenzerscheinungen zu betrachten. 
Einer Missachtung dieses zoologischen Prineips ist es zuzuschreiben, wenn Herr 
Dr. Spuler in der neuen Auflage des Hofmann'schen Werkes darlegt, dass die 
Pieriden genetisch mit den Papilioniden zusammengehören. Es ist diese Ansicht 
in einer seiner früheren Schriften: „Zur Stammesgeschichte der Papilioniden“ in 
Zool. Jahrb., VI, bereits kundgegeben. Hierdurch wird nur die alte überlieferte 
Meinung, dass die weissen Parnassier neben die ebenfalls weissen Pieriden 
gehören, in ein modernes wissenschaftliches Gewand gekleidet. Die Parnassier 
gehören aber, als jüngere Linie, dem selbstständigen Stamme der Papilionides 
an. Die beiden getrennten Entwicklungsreihen, die der Papilioniden und die der 
Hesperiden, laufen in weiss gefärbten Arten aus. Alle Aehnlichkeiten zwischen 
den von mir gesonderten Complexen, Papilionides und Hesperiades (wozu die 
Pieriden gehören), sind durchwegs Convergenzerscheinungen.!) Die bei den Papi- 
lionides erhaltene, bei den Hesperiades geschwundene Rippe A, der Vorderflügel 
beweist, dass die genetischen Linien sich nirgends kreuzen. Ausserdem besitzen 
wir in Nemeobius eine synthetische Form, welche in sich Eigenthümlichkeiten 
verschiedener Stadien der Pieriden, Nymphaliden und Lycaeniden vereinigt, also 
die Stammesverwandtschaft dieser Gruppen bestätigt. Dieser Schmetterling, 
Nemeobius lueina, bildet einen von den Beweisen, welche mich veranlassten, die 
Pieriden dem Hesperiadenstamme zuzurechnen und gewissermassen als Spitze 
derselben zu betrachten. Auf den Hinterflügeln von Nemeobius entspringt der 
erste Medianast aus dem Radius, ausserhalb der Querrippe, wie bei den Pieriden. 
Die Centralstellung des zweiten oder mittleren Medianastes (M,), wie sie bei den 
Riodiniden („Eryecinidae*), Lycaeniden und eigentlichen Hesperiden oder „Dick- 
köpfen* vorkommt, ist aufgegeben und dieser Ast wird von dem Radius ange- 
zogen. Die Vorderbeine zeigen eine den Libytheiden ähnelnde Structur; die Ver- 
wandlungen gleichen denen der Lycaeniden. In Bezug auf die Nomenclatur ist 
der Name „Eryeina* überhaupt vergeben. Da auch der Typus der Schmetterlings- 
gattung Eryeina Fabr., 1807, Iysippus, eine dem Nemeobius lucina nicht ent- 
sprechende, dagegen mit den Bläulingen verwandte Structur aufweist, so wird 
der Familientitel „Eryeinidae* nur fälschlich für diesen europäischen Falter 
gebraucht. 

Der Senfweissling, Leptidia sinapis, gehört, seinem Flügelgeäder nach, 
nicht zu den Pierididae, sondern zu den Dismorphiadae, einer kleinen Familien- 
gruppe, welche in Europa durch Leptidia, in Asien weiter durch Azalais und in 
Südamerika durch Dismorphia und diesem nahestehende Gattungen vertreten ist. 


') Cf. Grote, „Genenlogical Trees of Butterflies“ in Proc. Am, Phil. Soc., Vol. XXXVIII, 1899. 


Fossile Schmetterlinge und der Schmetterlingsflügel. 657 


Die eubitale Stellung des zweiten Medianastes bei den Dismorphien ist beachtens- 
werth und erinnert an. die Papilionides. 

Mit obigen Ausnahmen entsprechen die Werthschätzungen der Gruppen 
und die allgemeine Reihenfolge der Tagfalter in dem neuen verdienstvollen 
Staudinger-Rebel’schen Katalog den von mir auf Grund des Flügelbaues 
früher (1896—1900) publieirten Ergebnissen. Die Bläulinge hatte ich aus dem 
Stamm der Dickköpfe direct abgeleitet. 

Bevor wir nun zu einer knappen Uebersicht der bekannten fossilen 
Schmetterlinge übergehen, betrachten wir die Stellung der Flügelrippen und deren 
Bezeichnung. 

Die Schmetterlinge bilden eine jüngere Abtheilung unter den Insecten. 
Die Schuppen, welche ihre Flügel bedecken, haben sich wahrscheinlich aus ein- 
fachen Haaren gebildet. Die Flügel selbst besassen früher ein mehr netzartiges 
Geäder (conf. Grote, Proc. Am. Phil. Soc., Jan. 1898, p. 39). Das Ueberbleibsel 
der Kreuzader bei Papilio, welche bei Teinopalpus beinahe, bei Parnassius ganz 
verschwindet, lässt diese Vermuthung zu. 


Unter den Terminologien der Rippen des Schmetterlingflügels hat die- 
jenige von Redtenbacher-Comstock den Vorzug. Die Schmetterlinge haben 
die Costalrippe in den meisten Fällen durch Reduction vollständig verloren. 
Folglich ist die erste freie Längsrippe die Subeostalis, nicht I nach Spuler, 
sondern II nach Comstock. Es scheint mir aber richtiger und auch bequemer 
und verständlicher, die Hauptrippen mit den Anfangsbuchstaben der von Redten- 
bacher proponirten Namen zu belegen. Ich habe dieses Verfahren im zweiten 
Theile der „Syst. Lep. Hildesiae“, veröffentlicht am 19. April 1900, wie folgt 
durchgeführt: S = Subeostalrippe = II von Comstock, I von Spuler; R= 
Radius = IH von Comstock, II von Spuler; M = Media = IV von Com- 
stock, III von Spuler; C oder Cu = Cubitus = V von Comstock, IV von 
Spuler; A = die Analrippen. Die Aeste werden durch kleine arabische Zahlen 
numerirt. 

Die Speecialisirung des Geäders zeigt sich an durch eine Verschiebung der 
Aeste, wie auch durch ihre Verminderung (Reduction).‘) Die Normalzahl der 
Aeste des Radius ist fünf. Bei den Pieriden z. B. besitzt Anthocharis — Euchloe 
fünf, Pieris aber nur vier Radialäste. Es wäre demnach Pieris als die jüngere, 
modernere Form anzusehen. Die Aeste des Radius verschieben sich ungleich nach 
der Spitze des Flügels zu, wo sie zuletzt verschwinden. In dem Puppenflügel von 
Pieris (nach 18stündiger Verpuppung) zeigen sich die Aeste R, und R; als ober- 
halb der Mittelzelle entspringend, also in derselben Stellung wie bei dem Imago, 
während der Platz, der von R, bei Anthocharis eingenommen wird, ebenfalls frei 
bleibt. Die Formel für R, wird also nicht tangirt durch das Verschwinden von 
R,, da die Aeste sich nicht rückwärts, nach der Basis der Flügel zu, bewegen. 
Es wäre demnach bei Pieris die Benennung von Rz als „IIs +53“ durch Herrn 


1) Conf. Grote, „Die Saturniiden“ in Mitth. des Roem. Mus. Hildesheim, 1896, Nr. 6, ferner 
auch „Die Tagfalter von Hildesheim“, 1897, über die Bewegungen der Aeste. 


658 A. Radcliffe-Grote. 


Dr. Spuler eine irrige. Jedenfalls sind die Gründe, welche ihm zu dieser Nume- 
rirung der Rippe R, veranlassten, in der neuen Auflage des Hofmann ’schen 
Werkes nicht näher angegeben. 


Bei Euchloe cardamines entspringen R, und Rz oberhalb der Mittelzelle 
wie bei Pieris und behalten also die ursprünglichere Position dieser Aeste bei, 
Dagegen hat sich bei Zegris eupheme, die ebenfalls eine Anthocharide ist, Rz bis 
jenseits der die Mittelzelle schliessenden Querader verschoben. Man vergleiche 
in Proc. Am. Phil. Soc., 1898, Pl. I, Fig. 3: Euchloe; ferner 1. e., 1900, Pl. IV, 
Fig. 21: Zegris. Eine Zwischenstufe bietet der Vorderflügel von Midea genutia, 
einer Anthocharide mit vierästigem Radius, bei welchem die Bewegung von Ra 
gegenüber der Querrippe unterbrochen wird. Die Richtung der Reductionen wird 
durch diese Vergleichungen ersichtlich. 


Theil eines Vorderflügels einer älteren Puppe von Pieris. 


R, und R, behalten eine ähnliche Stellung oberhalb der Mittelzelle wie bei dem Imago (vergleiche 
den Vorderflügel von Pieris napi in Proc. Am. Phil. Soc., Vol. 39, Pl. U, Fig.7). M bedeutet die 
Media, welche im Puppenflügel auf der Zelle noch vorhanden ist, um im Imagozustand zu ver- 
schwinden; so auch die erste Analrippe. 
A, ist verzweigt; diese Verzweigung ist noch deutlicher in noch jüngeren Flügelstadien, um in dem 
Imago zurückgebildet zu werden. 
Die Verzweigung der Aeste in jugendlichen Stadien deutet auf ein früheres complieirteres Geäder der 
Schmetterlinge hin. In dem Puppenflügel sind einige Rippen verlängert oder verstellt. 


Ich bin geneigt, den dritten kürzeren Radialast der Vorderflügel von 
Pieris für den vorgeschobenen Ast Rz zu halten. Es sind nun alle Stufen des 
Verschwindens durch Verschiebung bei steter Verkürzung dieses Astes bei ver- 
schiedenen Arten mit reducirtem Radius wahrnehmbar. Bei Pyrrhybris finden 
wir schliesslich eine Form, welche dreiastig ist, wobei R, und R, noch immer 
in ihrer ursprünglichen Position oberhalb der Zelle verharren. Bei Delias egialea 
hat R, nun auch die ursprüngliche Position verlassen und entspringt dem Radius 


Fossile Schmetterlinge und der Schmetterlingsflügel. 659 


schon nahe der Flügelspitze. Der Radius wird auf den Vorderflügeln auf diese 
Weise bald nur zweiästig, ein Zustand, welcher auf den Hinterflügeln schon lange 
erreicht worden ist. Ich muss also annehmen, dass auf ähnliche Weise die Radial- 
äste der Hinterflügel abgegangen sind. Es verbleibt auf diesen Flügeln von den 
ursprünglichen fünf Radialästen nur noch bei einigen Tagfaltern ein Rest von 
R; an der Basis der Hinterflügel, den Abschluss der Schulterzelle nach Innen 
bildend. 

Die Aeste der Mittelrippe oder Media zeigen ebenfalls Verschiebungen nach 
oben in der Richtung des Radius oder nach unten in der des Cubitus. Die 
Rippe M;, erlischt bei den Lycaeniden und Hesperiden in situ, und dieser Zu- 
stand ist offenbar einer Entziehung der Nahrung durch die Rückbildung der 
Querrippe zuzuschreiben. Die Cubitaläste verbleiben in ihrer Stellung ziemlich 
constant. Die Analrippen redueiren sich auf die Weise, dass A, als erste ver- 
schwindet. Sind in irgend einem Falle nur zwei Analrippen noch vorhanden, so 
ist die erste Analrippe die fehlende; in der Folge verschwindet dann die dritte 
Analrippe Auf den Hinterflügeln der Papilioniden ist nur noch eine einzige 
Analrippe, die A,, vorhanden, und ist diese selbst bei vielen Formen verkürzt. Bei 
dieser Stammlinie hat sich auf den Vorderflügeln eine vierte Analrippe neben 
der A, erhalten und sind in diesem Falle A, und A, als erloschen zu betrachten. 
Von A, ist zuweilen eine Falte noch sichtbar, welche aber nicht durchwegs parallel 
mit A, läuft, sondern sich bis zu dem Berührungspunkte der Kreuzrippe mit 
A, herunterbiegt. Diese Thatsache wäre von Wichtigkeit bei einer Erörterung 
der Phylogenie. 

Durch Benützung aller dieser Thatsachen besitzen wir einen Massstab, mit 
welchem wir vergleichender Weise die Entwicklung des Flügels messen können. 
Wir werden dadurch schliesslich zu einer natürlicheren Aneinanderreihung der 
Arten, respective Gattungen kommen. Diese Studien sind durchaus wichtig für 
unsere Kenntniss der fossilen Schmetterlinge, da bei diesen die Flügel öfters 
besser erhalten sind als die Körpertheile. 


Von fossilen Schmetterlingen sind uns bekannt aus der 


Neuzeit der Erde: 


Quatärformation. 


Copal-Schmetterlinge. Tagfalter und kleine Motten, in Copal ver- 
schlossen, werden in Zanzibar gefunden. Die Flügel sind durchsichtig geworden. 
Der Copal hat sie vollständig aufgehellt und der Aderverlauf lässt sich ziemlich 
genau verfolgen. Die Exemplare dürften zu Arten gezogen werden, die augen- 
blicklich noch dort vorkommen (conf. Insecten-Börse, 4. April 1901). 

Ueber das Aussterben recenter Arten finde ich nur den bekannten Fall 


von Chrysophanus dispar in England verzeichnet (conf. Tutt, Ent. Record., 
Z. B. Ges. Bd. LI. 43 


660 A. Radcliffe-Grote. 


1896, p. 57). 1848 wurden, wie es scheint, die letzten Stücke dieses Tagfalters im 
Freien erbeutet. Der Kaufpreis dieses Schmetterlings, der früher etwa 50 Pfg. 
betrug, ist jetzt bis auf ca. 150 Mark gestiegen. 


Tertiärformation. 


Für die bis 1891 publieirten cenozoischen Funde vergleiche man die Liste 
bei Seudder, Bull. U. S. Geol. Surv., Nr. 71, p. 671—682. Es werden 110 Nummern 
dort aufgeführt, wovon einige zusammenfallen; noch mehr werden nur durch 
vermuthliche Bestimmungen, respective Gattungsnamen bezeichnet. Die wenigen 
sicher bestimmten Arten der Tagfalter sind von den recenten Formen verschieden 
und gehören meist den Nymphaliden an. 


Miocän. Die fossilen Lepidopteren aus der Miocänformation von Gabbro, 
durch Dr. H. Rebel im Juli 1898 in den Sitzungsber. der k. k. Akad. der Wissensch. 
in Wien beschrieben, dürften zu den wichtigsten Funden zu rechnen sein. Es 
werden abgebildet Doritites Bosniaskii, Lycaenites Gabbroensis und Arctütes 
Gabbroensis. Die vollkommen erhaltenen Flügel des ersteren erlauben uns den 
Schluss zu ziehen, dass die tertiären Vorgänger der Parnassius-Arten in der 
Rippenbildung noch zurückgeblieben waren im Vergleiche mit unseren jetzigen 
Apollofaltern. Man vergl. hierüber weiter den Aufsatz: „Die Verwandtschaft unter 
den Tagfaltern“ in Insecten-Börse, 1900. 


Von Oeningen in Baden führt Heer, 1849 schon zwei Arten von Bomby- 
eites und eine Larvenhülle von Psyche an. Von Radoboj sind undeutliche 
Noctuidenreste bekannt, ferner die recenten Gattungen Pontia (?) und Eugonia, 
sowie das nur fossile Genus Mylothrites. Die älteren Bestimmungen sind frag- 
liche, zum Theile durch die mangelhafte Erhaltung des Geäders der fossilen 
Formen, zum Theile durch die ungenügende Kenntniss des Flügelgeäders 
überhaupt. 

Oligocän. Gute Funde haben hier die Kalkschiefer bei Aix in der Pro- 
vence geliefert. Die Bestimmungen der Nachtfalter sind aber mehr oder weniger 
unsicher. An Tagfaltern sind Thaites, Pamphilites, Coliates (?), Lethites, Jupiteria, 
Neorinopsis und Satyrites bekannt gemacht worden. Auch die Braunkohle von 
Rott am Siebengebirge und von Florissant in Nordamerika lieferten Vorzügliches, 
wie Prolibythea, Prodryas, Nymphalites. Der interoligocäne Bernstein des Sam- 
landes enthielt namentlich Tineiden, Tortrieiden, Sphingiden (?) und von Tag- 
faltern Lycaena-Raupen (?). 

Herr Dr. Klebs in Königsberg theilte mir freundlichst mit, dass im Bern- 
stein viele Lepidopteren, zumeist Kleinschmetterlinge, vorkommen. Es ist die 
Erhaltung der Exemplare den obenerwähnten in Copal ähnlich. Um zu wissen- 
schaftlichen Resultaten zu gelangen, müsste das Geäder tropischer, speciell süd- 
ostasiatischer und eventuell südamerikanischer Micros eingehend mit dem in 
Bernstein vorkommenden verglichen werden. Das Material müsste vorderhand 
sortirt werden; eben so richtig wäre es vielleicht, von einer vorläufigen Be- 
nennung der Stücke Abstand zu nehmen. 


EEE ET E E 


Fossile Schmetterlinge und der Schmetterlingsflügel. 661 


Der Eocän lieferte von der Isle of Wight eine angebliche Zithosia. Diese 
Bestimmung erscheint mir zweifelhaft, weil Lithosia eine specialisirtere Form 
der Noctuiden-Gruppe darstellt. 

Was die Tagfalter anbetrifft, so unterstützen die Tertiärfunde die Ergeb- 
nisse meiner Untersuchungen der recenten Formen, wonach die Nymphaliden und 
die Hesperiden oder „Dickköpfe* ältere, die Pieriden und Lycaeniden modernere 
Typen der Stammlinie der Hesperiades darstellen. Eine annähernd umfassende 
oder genügende Reconstruction, respective ein Bild der tertiären Schmetterlings- 
fauna ist bislang nicht zu erzielen, mit der Zeit dürfte sie aber gegeben werden 
können. 


Mittelalter der Erde. 


Aus dem lithographischen Schiefer von Solenhofen, oberes Jura, beschrieb 
Weyenberg zwei angebliche Sphingiden; einen „Sphin® Smelleni“ mit noch 
eingerolltem, spiralem Rüssel (!) und einen undeutlichen fraglichen Flügel von 
„Pseudosirex Darwini“, welche nach Scudder beide zu den Hymenopteren zu 
verweisen sind. Oppenheim’s angebliche Glasflügler sind ebenfalls Hymeno- 
pteren. Die Sphingidenform ist unter den Insecten eine gewöhnlich vorkommende 
Convergenzerscheinung. Vom braunen Jura in Sibirien wird eine von Oppen- 
heim beschriebene angebliche Tineide: Palaeocossus jurassicus!) aufgeführt. In 
fossilen Blättern der oberen Kreide sollen nach Fritzsche und Hagen 
Minen, vermuthlich von Tineadae (?) herrührend, gefunden worden sein. 


Es ist an sich unwahrscheinlich, dass die Schmetterlinge im Jura oder 
in der Kreide durch specialisirte Formen repräsentirt waren. Die von Butler 
beschriebene Palaeontina oolitica, ein angeblicher Tagfalter, gehört nach Seudder 
zu den Hemipteren (Stridulantia). Aus der paläozoischen Periode sind keine 
zuverlässigen Bestimmungen von Lepidopteren vorhanden, und es fehlten Gross- 
schmetterlinge damals noch ganz sicher. Es scheint, als ob die Schmetterlinge 
aus Tineides-Formen, die während des Mittelalters der Erde vorhanden waren, 
sich entwickelt haben. 


Unsere Kenntnisse der fossilen Schmetterlinge sind demnach recht dürftig. 
Es sind auch verhältnissmässig viele unsichere Bestimmungen der aufgefundenen 
Stücke vorhanden. Wir werden bei diesen Studien an den Vers Heine’s er- 
innert: „Zu fragmentarisch ist Welt und Leben“ — und wie es noch weiter heisst. 


1) Ist nach Prof. Brauer synonym mit Palaeontina oolitica Butl. Rebel, 


43* 


662 Gottfr. Luze. 


Bolitobiini. 
Revision der paläarktischen Arten der Staphyliniden- 


Gattungen Dryocharis Boisd. et Lae., Bolitobius Mannh., 
Bryoporus Kraatz und Mycetoporus Mannh. 


Bearbeitet von 


Gottfr. Luze 


in Wien. 
(Mit einer Abbildung im Texte.) 


(Eingelaufen am 30. Juni 1901.) 


Bolıtobiinı. 


(Ganglb., K. M., II, 358. — Bolitobü, Horn, Trans. Am. Ent. Soc., VI, 1877, 83. 


— Tachyporiens, 2. rameau: Bolitobiates, Rey, Ann. Soc. Linn. Lyon, 1882, 13.) 


Fühler 11gliedrig, Unterseite des Kopfes nahe an den Augen kräftig ge- 
kielt, Füsse fünfgliedrig, Schenkel an allen Beinen vor dem Ende mit nach innen 
abstehenden Dornen, Hinterhüften mit abgesetzten Innenrändern, Epimeren der 
Hinterbrust von den Epipleuren der Flügeldecken ganz verdeckt oder neben den 
äusseren Hinterrändern der Episternen als kurze, schmale Platten sichtbar. 


Tabelle zur Bestimmung der Gattungen. 


1. Endglied der Lippentaster nicht verdickt, stets schmäler als das vorletzte 

lied ’derselben . mu... 2.2 ae ei En 

— Endglied der Lippentaster gross, dicker als das vorletzte Glied derselben, 

schräg abgestutzt, mit oval begrenzter, nach unten gerichteter Aushöhlung. 

IV. Genus: Bryocharis. 

2. Endglied der Kiefertaster kegelförmig, so lang oder fast so lang, (an der 

Basis) so dick oder fast so dick als das vorletzte Glied derselben . . 3 

— Endglied der Kiefertaster pfriemenförmig, gleich einer Nadelspitze aus dem 
vorletzten Gliede ragend, (an der Basis) viel schmäler als letzteres. 

I. Genus: Mycetoporus. 

3. Die zwei ersten Glieder der Lippentaster nach Dicke und Länge beträchtlich 


von einander verschieden . . . . ..... DH. Genus: Bryoporus 
— Die zwei ersten Glieder der Lippentaster nach Dicke und Länge nur wenig!) 
von einander verschieden . . . . . .. . DI. Genus: Bolitobius 


‘) Näheres hierüber in der Charakteristik der Gattungen. 


' 


ni 
’ 


Bolitobiini. 663 


I. Genus: Mycetoporus. 


(Mannerh., Brachel., 62. — Er., Kf. M. Brand., I, 411; Gen. Staph., 281. — 

Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., II, 455. — Jac. Duval, Gen. Col. d’Eur., II, 28. — 

Fauv., F. g.-rh., III, 560. — Rey, Ann. Soc. Linn. Lyon, 1882, 68. — Ganglb,, 
K.M., H, 367.) 

Subgen. Ischnosoma Steph., Ill. Brit., V, 1868. — Thoms., Skand. Col., III, 165. 

— Rey, 1. e., 110. — Myteroxis De Gozis, Rech. de l’esp. typ., Montl., 1886, 14. 


Der Kopf ist kurz und breit (splendens) oder schmäler und ziemlich ge- 
streckt (Mulsanti), die flachen, ovalen Augen sind meist gross (splendens), selten 
klein, kürzer als die Schläfen (myops). Am oberen Innenrande der Augen be- 
findet sich je ein Punktgrübchen, das meist knapp am Rande liegt (splendens), 
selten von diesem beträchtlich abgerückt erscheint (oreophilus). 


Die Glieder der Kiefertaster sind schlank (splendens) oder merklich ver- 
dickt, das zweite kaum weniger als das dritte (Baudueri), oder die Verdickung 
erstreckt sich nur auf das vorletzte Glied (brunneus), welches doppelt oder fast 
doppelt so diek als das vorhergehende erscheint. 


Die Fühlerform bewegt sich zwischen der gestreckten, fadenförmigen Gestalt 
(splendidus) und der kurzen, kräftigen Keulenform (elavicornis); das dritte 
Fühlerglied ist bedeutend länger (Maerkeli) oder unge- 
fähr so lang als das zweite (punctus), öfter aber merklich 
kürzer und schmäler als das letztere (elavicornis). 

Der Halsschild trägt an den Rändern je vier 
Punktgrübchen, von denen namentlich die zwei inneren 
Paare an Vorder- und Hinterrand recht verschiedene, für 
die einzelnen Arten aber constante Positionen zeigen; 
die Scheibe des Halsschildes ist meist blank (splendens) 
oder trägt in den Verbindungslinien der äusseren Punkt- 
grübehen an Vorder- und Hinterrand je zwei einander 
genäherte, haartragende Punktgrübehen (punctus) oder 
ausserdem noch in den Verbindungslinien der inneren 
Punktgrübcehen jederseits ein Grübchen (additus). 

Die Arten mit verdicktem dritten Gliede der Kiefer- Kopf und Halsschild des 
taster zeigen eine ganz charakteristische, von den ge- ee 
nannten Arten abweichende Punktirung auf der Scheibe PERCHSHINIEN. iL San. IOERH 
des Halsschildes (siehe Abbildung). Halsschildes). 

Als Norm ist die nach vorne offene, aus sechs 
Punktgrübchen gebildete, halbe Querellipse zu betrachten. Bezeichnet man die 
äussersten Punktgrübchen beiderseits mit 1, so erscheinen die Grübchen 3 neben 
einander in der Quermitte des Halsschildes. Zwischen den Punktgrübehen 1 und 
den Seitenrändern befindet sich jederseits ein den letzteren meist genähertes 
Punktgrübchen. 


664 Gottfr. Luze. 


Die Grübchen 1 und 2 stehen nicht wie bei punctus und den verwandten 
Arten in den Verbindungslinien der äusseren Punktgrübchen an Vorder- und 
Hinterrand, sondern in Dreieckschenkeln, welche ungefähr von den Vorderecken 
in der Richtung zum Schildchen verlaufen. 

Bei manchen Arten (punctipennis) findet man alle Grübchen wohl ent- 
wickelt, mitunter fehlen die Grübchen 3, manchmal ist auch nur eines von 
beiden vorhanden (brunneus). 

Bei anderen Arten (longulus) findet man nur selten ein gut entwickeltes 
Punktgrübchen 3, meist nur die Grübchen 1 und 2, häufig aber sind auch die 
Grübchen 2 geschwunden oder verkümmert; oder es sind (ruficornis) nur die 
Grübehen 1 entwickelt, selten auch die Grübchen 2. Nur ausnahmsweise fehlen 
sämmtliche Punktgrübchen auf der Scheibe des Halsschildes (ruficornis).*) 

Bei punctipennis und den verwandten Arten befinden sich zwischen den 
Grübchen der Scheibe und den Seitenrändern des Halsschildes eine grössere Anzahl 
unregelmässig vertheilter Punktgrübchen von unterschiedlicher Stärke. Das 
Punktgrübchen am inneren Augenrande befindet sich meist knapp an demselben 
(brummeus), selten deutlich vom Auge abgerückt (Ganglbauer:). 

Die Flügeldeeken sind bedeutend länger (rufescens) oder ungefähr so lang 
als der Halsschild (elavicornis), selten kürzer als der letztere (myops). 

Die drei normalen Punktreihen jeder Decke verlaufen längs der Naht 
(Nahtreihe), am Seitenrande (Randreihe) und innerhalb der kaum merklich vor- 
tretenden Schulterbeule (Rückenreihe). Zu den genannten Reihen von Punkt- 
grübchen treten häufig noch weitere hinzu: Eine ausserhalb (rufescens) der Rücken- 
reihe verlaufende (exteriore Reihe) oder eine innerhalb (Bauduweri) derselben 
liegende (interiore Reihe), oder auch zwei (rufescens) interiore Reihen von 
Punktgrübchen. 

Die Arten mit langen Flügeldecken besitzen wohl entwickelte Flügel und 
einen aus feinen Fiederchen gebildeten weissen Saum am Hinterrande des siebenten 
Abdominalsegmentes. Bei Arten mit kürzeren Flügeldecken findet man dieselben 
Eigenschaften, aber auch häufig Individuen mit verkümmerten Flügeln und un- 
gesäumtem Segmente (elawicornis); manche Arten mit kurzen Decken besitzen 
ausnahmslos + verkümmerte Flügel und das siebente Abdominalsegment ist 
stets ungesäumt (elegans).?) 

Das + konische Abdomen trägt kräftige, etwas in die Länge gezogene 
Punktgrübchen (splendens), mitunter erscheinen sie auch seicht eingegraben 
(Maerkeli); das dritte (erste freiliegende) Segment zeigt meist eine glatte oder 
kaum merklich punktirte, dichter und stärker als die Umgebung geriefte Mittel- 
zone (splendens), selten dieselbe Punktirung wie die übrigen Segmente (myops). 

Die hellen Beine haben denselben Bau wie die der übrigen Bolitobiini, 
äussere Geschlechtsunterschiede treten nur bei wenigen Arten auffallend hervor 


ı) Das einzige derartig beschaffene Exemplar des vorliegenden Materiales stammt aus Nieder- 
österreich (Wechsel) und befindet sich im k. k. naturhistorischen Hofmuseum in Wien. 

2) Bei caucasischen und sibirischen Arten ist das verhältnissmässig häufige Auftreten nicht 
fiugfähiger Formen auffallend. 


Bolitobiini, 665 


(splendidus). Meist sind dieselben geringfügig (Baudueri) und am letzten Rücken- 
segmente ausgeprägt; dasselbe erscheint am Ende schmal und hoch (2) oder 
breit und flach (5) gerundet. 

Die präparirten Mundtheile zeigen unter dem Mikroskope nachstehendes Bild: 

Oberlippe trapezförmig, die seicht ausgerandete Breitseite nach vorne ge- 
richtet, oben beiderseits mit längeren Tastborsten besetzt. 

Mandibeln ziemlich kurz mit stark einwärts gebogenen Spitzen, im Grunde 
mit kräftiger, bewimperter Tastmembran. 

Maxillen auffallend kurz, die Aussenladen an den breiten Enden dicht 
pinselartig behaart, die Innenladen im äusseren Drittel bartenförmig gefranst, 
am Ende mit gekrümmtem Greifzahne. 

Erstes Glied der Maxillartaster kurz, zweites und drittes verkehrt kegel- . 
förmig, das dritte etwas länger als das zweite, das Endglied pfriemenförmig, 
gleich einer Nadelspitze aus dem vorletzten Gliede ragend. 

Kinn trapezförmig, an der Basis lederig, der Vordertheil häutig, seitlich ' 
an der Uebergangsstelle mit je einer langen Tastborste. 

Im Baue der Lippentaster zeigt dieses Genus grosse Aehnlichkeit mit der 
Gattung Bryoporus; das Grundglied ist bedeutend dicker als das zweite und 
doppelt so lang als dieses, das Endglied eylindrisch, etwas länger und kaum halb 
so dick als das vorhergehende. 

Die häutige Zunge ist am Ende + ausgerandet, von den häutigen Neben- 
zungen in Gestalt bewimperter Lappen begleitet. 

Die Grundsculptur, die nur selten fehlt, ist für die einzelnen Arten constant. 
Sie zeigt vielfach Aehnlichkeit mit der des Genus Tachyporus und besteht aus 
fein oder stark, dicht oder weitläufig eingegrabenen Querlinien (Riefen), die bei 
120 facher Vergrösserung und mit Seitenbeleuchtung bei künstlichem Lichte am 
besten zu betrachten sind. 


Tabelle zur Bestimmung der Arten!) der Gattung Mpyceto- 
porus Mannerh. 


1. Fühler den Hinterrand des Halsschildes beträchtlich überragend, die vor- 


letzten Glieder nicht oder sehr schwach quer?) (Subgen. Ischnosoma) . 2 
— Fühler den Hinterrand des Halsschildes nicht oder wenig überragend, die 
vorletzten Glieder kräftig quer (Subgen. Mycetoporus s. str) . . . 6 
2. Flügel + verkümmert, siebentes Abdominalsegment ungeäumt . . . 8 


— Flügel wohl entwickelt, siebentes Abdominalsegment mit einem aus feinen 

Fiederchen gebildeten weissen Saume . 2. longicornis, 3. splendidus 
3. Körper sehr schmal und gestreckt, Kopf roth oder rothbraun . . . . 4 
— Körper von normaler Breite, Kopf schwarz . . . 2... .. 1. elegans 


1) Die Namen in den Klammern beziehen sich auf (nach Färbung und Punktirung) abnormale 
Exemplare. Bezüglich der Grösse sind die Arten klein (2—4 mm), mittelgross (4—6 mm) und gross 
(6—8 mm). 

2) Diese Angaben gelten in allen Fällen für die grosse Dimension (Breitseite) der Fühlerglieder. 


666 Gottfr. Luze, 


17. 


. Augen klein, viel kürzer als die Schläfen .. 2... 20 2 m nnd 


Augen grösser, kaum kürzer als die Schläfen . 4. thoracicus, 5. major 


. Flügeldecken innerhalb der Rückenreihen fein, aber deutlich verworren 


punktirtt . . . „up Melia EN nA 
Flügeldecken tim den Ränkenreiken glatt solar aeizene 


. Flügel wohl entwickelt, siebentes Abdominalsegment mit einem aus feinen 


Fiederchen gebildeten weissen Saume . . . nu 
Flügel + verkümmert, siebentes Abdokinalänen Ingelännit rm IE 


. Vorletztes Glied der Kiefertaster nicht oder nur wenig dicker als das vorher- 


gehende . . . a en. 
Vorletztes Glied der Kerr np aöppeik" so I als das vorher- 
Pehedar rm mi { 8 


. Flügeldecken mit LE Kuh Vorktreten) reltoreh EN: dedklkeh in- 


terioren Reihen von Punktgrübchen; Halsschild beiderseits mit einer 
grösseren Anzahl von Grübchen . . . . ee u) 
Flügeldecken ohne exteriore (aber oft mit verkürzen Hier er Reihen von 
Punktgrübchen; Halsschild beiderseits höchstens mit einigen Grübechen 9 


. Die Punktgrübchen 3 auf der Scheibe des Halsschildes sind vorhanden 10 


Die Punktgrübchen 3 auf der Scheibe des. Halsschildes fehlen . . . . 12 


. Halsschild ganz oder grösstentheils hell. . . . . re 5). : 


Halsschild ganz oder grösstentheils schwarz . 22. INT. 23. longulus 


. Abdomen seicht und weitläufig punktirt; Halsschild auf der Vorderhälfte ohne 


Grundseulptur . . . 2... ...,19. dalmatınus 
Abdomen tief und dicht era Halsschild bis vorne mit kräftiger Grund- 
SCHIBLEN. .,, ».. 2.20. brunmeus, 21. lapponicus 


. Die Punktgrübchen 9 Ri HN Benaike des Halsschildes sind vorhanden . 13 


Die Punktgrübehen 2 auf der Scheibe des Halsschildes fehlen (höchst selten 
auch die Grübchen 1) . . ee 


. Halsschild ganz oder Frössteniheil np! ee ee 


Halsschild ganz oder grösstentheils schwarz. 
23. longulus, 24. bimaculatus. 


. Käfer schmal und klein . . . . . 24. bimaculatus, 25. (ruficornis) 
Käfer breiter und mittelgross . . 19. (dalmatinus),!) 20. brunneus!) 

. Käfer schmal und klein . . . . 24. PEPARHRAIR 25. ruficornis 
Käfer breiter und mittelgros . . nfustt as ragt ee A 
. Flügeldecken ganz oder grösstentheils kr bp ERTL: nn 
Flügeldecken schwarz mit rothgelben Schultern und Ku Ar Hinter- 
rändern., =, serdıf En a u 202 0..27. Ganglbaueri 
Fühler ganz ae, EEWLPNE 26. ne tenna 28. swaneticus 
Fühler schwarzbraun, an der Basis rothgelb . . . . . 29. insulanus 


!) Zur Trennung siehe Leitzahl 11! 
2) Die grösseren, nicht normal punktirten Arten sind bei „10“ zu verfolgen, daher die zurück- 


weisende Leitzahl. 


Ling 


2. 
“ 


4 
’ 


| 


u u 


18. 


Bolitobiini. 667 


Flügeldecken ohne interiore Reihen von A glatt oder mit 
schwacher Längsfurchung . . . tn » A 
Flügeldecken mit je einer!) oder a ne zwei a Reihen deut- 
licher Punktgrübehen . . . 47 2280 


. Halsschild auf der Scheibe (in den ea belinien nei äusseren  Grübeheh 


an Vorder- und Hinterrand) jederseits mit zwei einander genäherten, haar- 


tragenden Punktgrübchen . . . 2.0.56. punctus 
Halsschild ohne die genannten Grühchen anf den Scheibe2) ı Ba UL BEP) 
. Kopf, Halsschild und Flügeldecken einfärbig roth oder rothgelb, letztere mit- 
unter am Schildehen und an den Seitenrändern dunkel . . ... 21 
Vorderkörper nicht einfärbig hell . . . . a 


. Drittes Fühlerglied so lang oder länger als das ent ie 0S$ halt HitbBenbefäke) 22 


Drittes Fühlerglied deutlich kürzer und schmäler als das zweite (klein). 
38. clavicornis, 39. (Reichei). . 


. Fühler gestreckt, viertes Glied derselben beträchtlich länger als breit. 


46. corpulentus (immat.). 
Fühler kurz, viertes Glied derselben so lang als breit oder schwach quer. 
32. forticornis, 33. rubrieus. 


. Die beiden mittleren Punktgrübehen mindestens um die Länge ihres Durch- 


messers vom Hinterrande entfernt . . . . . 24 
Die beiden mittleren Punktgrübchen kaum um ai Tale Kine een 
vom Hinterrande entfernt; Kopf £ gestreckt . . . 2. ...2....41°) 

. Halsschild ganz oder grösstentheils roth oder rothgelb . . . 2... % 
Halsschild ganz oder grösstentheils schwarz oder braun . . . ....982 


. Flügeldecken schwarz oder schwarzbraun mit rothgelben Schultern und eben 


solchen (manchmal mit den Schultern communicirenden) Hinterrändern 29 
Flügeldecken ganz oder grösstentheils hell... 2. 2 22 2200.26 


. Viertes Fühlerglied beträchtlich länger als breit. 


46. (corpulentus), 47. (Maerkel:). 
Viertes Fühlerglied so lang als breit oder quer . . . er 


. Drittes Fühlerglied deutlich kürzer und schmäler als ab ale ea)! 


38. clavicornis, 39. (Reiche). 


Drittes Fühlerglied kaum kürzer als das zweite ee Eier. ti ne 
. Halsschild bis vorne mit deutlicher Grundseulptur . . 30. pachyraphis 
Halsschild ganz oder grösstentheils blank . . 31. Inaris, 34. blandus 


. Die beiden mittleren Punktgrübehen vom Vorderrande des Halsschildes so 


weit oder weiter abstehend als von den beiden seitlichen (mittelgross) 30 
Die beiden mittleren Punktgrübchen dem Vorderrande des Halsschildes näher 
stehend als den beiden seitlichen (klein). 37. (ambiguus), 39. (Reiche:). 


ı) Die Reihe ist mitunter auf zwei Grübchen redueirt. 
2) Bei manchen Arten (pachyraphis, angularis ete.) kommt ausnahmsweise ein Grübchen vor. 
3) Um Wiederholungen zu vermeiden, ist hier auf die Leitzahl 41 gewiesen, zu der man auf 


anderem Wege bei der Determination normal punktirter Arten der Baudueri-Gruppe gelangen muss. 


668 Gottfr. Luze. 


30. 


40. 


41. 


Flügeldecken lang, die Rückenreihen derselben bestehen aus (zehn oder mehr) 


dicht geordneten Punktgrübehen . . 2.042. nobilis 
Flügeldecken kurz, die Rückenreihen dehelen bestehen aus (6—8) undicht 
geordneten Punktgrübehen . . . os 


31. Abdomen seicht und namentlich längs dr Mitte nach rugkanls 


49. ruficollis. 
Abdomen kräftig und ziemlich dicht punktirt 50. (aequalis), 52. Heeri 


. Flügeldeeken schwarz oder schwarzbraun mit rothen Schultern und eben 


solchen (manchmal mit den Schultern communieirenden) Hinterrändern 33 
Flügeldecken ganz oder grösstentheils hell. . . . . SEN,“ :! 


. Die beiden mittleren Punktgrübchen vom Vorderrande Hi Halsschildes so 


weit oder weiter abstehend als von den beiden seitlichen. 
41. angularis, 42. nobilis (var.). 
Die beiden mittleren Punktgrübchen dem Vorderrande des Halsschildes näher 
stehend als den beiden seitlichen . . . . . 89. Reichei, 43. niger 


. Die beiden mittleren Punktgrübchen vom Vorderrande des Halsschildes so weit 


oder weiter abstehend als von den beiden seitlichen. . . 47. Maerkeli 
Die beiden mittleren Punktgrübchen dem Vorderrande des Halsschildes näher 
stehend als den beiden seitlichen . . . se 


. Flügeldecken mit einer dreieckigen, fast über die halbe Deokanlenpe ragenden, 


gemeinschaftlichen schwarzen Makel (Patria: Buchara) 44. liliputanus 
Flügeldecken in der Umgebung des Schildchens nur in geringer Ausdehnung 
geschwärzt . . . . .0.0...45. splendens, 46. corpulentus 


36. Flügeldecken mit je zwei ee (+ verworrenen) Reihen von Punkt- 


grübchen . . . ee Yi 
Flügeldecken mit je einer ihelioan Röihe deuten Pnükterhbehen 39 


. Halsschild auf der Scheibe (in den Verbindungslinien der äusseren Punkt- 


grübchen an Vorder- und Hinterrand) jederseits mit zwei einander ge- 


näherten, haartragenden Punktgrübehen . . . . . 58. pluripunctus 
Halsschild ohne die genannten Grübchen auf der Scheibe . . . ... 88 
. Die beiden mittleren Punktgrübchen der Quermitte des Halsschildes näher 
stehend als dem Vorderrande desselben . . . . ...58. rufescens 
Die beiden mittleren Punktgrübchen dem Vorderrande des Halsschildes näher 
stehend als der Quermitte desselben . . 54. Brucki, 55. laevicollis 


. Halsschild auf der Scheibe (in den Verbindungslinien der äusseren Punkt- 


grübechen an Vorder- und Hinterrand) jederseits mit zwei einander ge- 
näherten, haartragenden Punktgrübchen . . 56. punctus, 57. additus 
Halsschild ohne die genannten Grübchen auf der Scheibe . . . . . 40 
Die beiden mittleren Punktgrübehen vom Hinterrande des Halsschildes 
mindestens um die doppelte Länge ihres Durchmessers abstehend; Kopf quer. 
47. (Maerkeli), 48. Wingelmuelleri. 

Die beiden mittleren Punktgrübehen vom Hinterrande des Halsschildes kaum 
um die Länge ihres Durchmesser abstehend; Kopf + gestreckt . . 41 
Halsschild schwarz oder braun mit helleren Rändern . . . . ee 


te Su nn 


Bolitobiini. 669 


Halsschild rothgelb . . . . 8. (altaicus),!) 14. Mulsanti 
. Flügeldecken nicht oder Kuren iin länger als der Halsschild . . . 44 
Flügeldecken beträchtlich länger als der Halsschild . . 2 .2...2.43 
. Abdomen fein und sehr weitläufig punktitt . . . 2... „17. bosnicus 


Abdomen fein und wenig weitläufig punktirt. 16. (Revelieri), 18. Baudueri. 


. Flügeldecken schwarz oder braun mit hellen Schultern und eben solchen 


Hinterrändern . . . un rslilion unable. 245 
Flügeldecken rothbraun Ken ein 
13. piceolus, 15. (flavicornis). 


. Halsschild braun mit hell umsäumten Rändern. 


11. gracilis, 12. gquadrillum. 
Halsschild ganz schwarz oder mit roth durchscheinenden Hinterrändern. 
15. flavicornis, 16. Revelieri, 18. (Bauduer‘;). 


. Flügeldecken schwarz oder schwarzbraun mit hellen Schultern und eben 


solehen (manchmal mit den Schultern communieirenden) Hinterrändern 47 


Flügeldecken anders gezeichnet oder einfärbig . . » 2 222.2. 51 

. Halsschild ganz oder grösstentheils dunkel . . . v2 2 2 2202..50 
Halsschilds rothoder! rothgelb May ul, Tagan aotallin nabipd send 48 
. Kopf schwarz . . 2.0... 0.50, aequalis, 5l. montanus 
Kopf rothgelb . . . . ne 
. Drittes Fühlerglied deutlich kürzen ne schmäler, als 2 zweite; Fühler 
stark keulig (klein) . . . . 2.97. ambiguus 
Drittes Fühlerglied kaum kürzer er rn ee “Fühler schwach keulig 
(mittelgross) ENTE SAEN. Br 35; an 86. picipennis 


. Die Stirngrübehen von den Innenrändern der Augen beträchtlich abgerückt. 


10. oreophilus.. 
Die Stirngrübchen von den Innenrändern der Augen nicht abgerückt. 
40. boreellus, 41. angularis. 


MeEbalsschild>roch. oder rothgelb"" N." imuar et, Iypila BNIOY DON RR 
Halssehild ‚schwarz oder braun... 2.01% un Re 
TEE a nn > De NORMEN WR BrD HDND "46. corpulentus 
Kaferklein!.' #7 BEABIURS EIRURED 


Die Stirngrübchen elle, an een Une der Aneen end! 
40. (boreellus). 
Die Stirngrübchen von den Innenrändern der Augen beträchtlich abgerückt. 
10. (oreophilus). 


. Kopf ganz rothgelb . . . . Ar A 3 "BE Eh REES RZ ALLE 9) 


Kopf ganz oder theilweise dunkaid! er UN TR , oe 


. Viertes Fühlerglied deutlich quer; Fühler en: Keane (klein). 


37. ambiguus, 38. elavicornis 
Viertes Fühlerglied nicht quer; Fühler schwach kulig . : . ..... 56 


1) Falls die Art auch mit dem weissen Saume am siebenten Abdominalsegmente vorkommt. 


Nach der Länge der Flügeldecken zu schliessen, ist die Wahrscheinlichkeit hiefür nur gering. 


670 Gottfr. Luze. 


56. Abdomen ganz oder en rothgelb . . 2.20 2 Ordebilis 
— Abdomen grösstentheils dunkel . arg ainur SR ER 
57. Flügeldecken so lang oder kürzer dis der Halsschild Rh el NDR 


— Flügeldecken merklich länger als der Halsschild, eine dreieckige Makel am 
Schildehen und die Seitenränder schwarz (mittelgross). 

32. (forticornis), 33. (rubrieus). 

58. Die beiden mittleren Punktgrübchen vom Hinterrande des Halsschildes kaum 

um die Länge ihres Durchmessers abstehend . . . . . 8. (altaicus) 

— Die beiden mittleren Punktgrübchen vom Hinterrande des Halsschildes um 
mehr als die Länge ihres Durchmessers abstehend (mittelgross). 

35. confusus, 36. (pieipennis). 


59. Abdomen ganz oder grösstentheils rothgelb . . . 2. 2.....9 debilis 
— Abdomen grösstentheils dunkel a1 a1. ums \uın u. > Ve 
60. Viertes Fühlerglied deutlich quer . . . . 2... io .: 
— Viertes Fühlerglied länger als breit . . . 2... 46. var.  Hnibherri 
61. Die beiden mittleren Punktgrübchen vom Hinterrande des Halsschildes kaum 

um die Länge ihres Durchmessers abstehend . . . . .. 8. altaicus 


— Die beiden mittleren Punktgrübchen vom Hinterrande des Halsschildes um 
mehr als die Länge ihres Durchmessers abstehend. 
38. elavicornis, 39. (Reichei). 
Anmerkung. In dieser Uebersicht fehlt die Art monticola Fowl.; die- 
selbe ist bei Nr. 15 beschrieben. 


1. Mycetoporus elegans Mäkl., Bull. Mose., 1846, I, 176. 


Pand., Annal. Soc. Ent. Fr., 1869, 339. — J. Sahlbg., E. F., 202. — 
Ganglb., K. M., I, 369. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, Halsschild rothgelb, nach rück- 
wärts wenig, nach vorne stärker verengt, etwas breiter als die Decken an den 
Schultern, die Punktgrübchen an Vorder- und Hinterrand wenig abgerückt, die 
beiden mittleren Grübcehen des Vorderrandes und die correspondirenden des Hinter- 
randes ziemlich gleichweit abstehend, die beiden seitlichen dem Vorderrande mehr 
genähert als die correspondirenden dem Hinterrande. 

Flügeldecken etwas länger als der Halsschild, schwarzblau, die Hinter- 
ränder breit rothgelb gesäumt, die Rückenreihen aus sehr weitläufig geordneten, 
feinen Punktgrübchen zusammengesetzt, in schmal furchenartigen Vertiefungen 
verlaufend; exteriore und interiore Reihen fehlen. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der 
Segmente, dicht und ziemlich fein punktirt, drittes Segment in der Mitte kaum 
feiner und weitläufiger punktirt als die folgenden Segmente an den correspon- 
direnden Stellen. 

Beine und Taster bräunlichgelb, Fühler schwarzbraun, Anfang und Ende 
gelbbraun, drittes Glied der letzteren bedeutend länger als das zweite, die 
folgenden Glieder sämmtlich länger als breit. 


Bolitobiini. 671 


Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild dicht und fein, Decken 
und Abdomen etwas dichter und feiner quer gerieft. 

d. Fünfter Bauchring seicht ausgerandet, in der Bucht mit langen, hellen 
Haaren spärlich bewimpert. 

Durch die charakteristische Färbung der Flügeldecken sehr ausgezeichnet 
und mit keiner anderen Art zu verwechseln. Sämmtliche vorliegende Exemplare 
besitzen ungesäumtes siebentes Abdominalsegment. Diese Art dürfte allgemein 
nur mit verkümmerten Flügeln vorkommen.?) 

Länge 5 mm. — Verbreitung: Ostpreussen, Finland, Nordsibirien, Ost- 
sibirien (Quellgebiet des Irkut), nördliche Mongolei (Shangai). 


2. Mycetoporus longicornis Mäkl., Symb. 12. 


Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., 467. — Thoms., Skand. Col., III. 166; IX, 
306. — Pand., Ann. Soe. Ent. Fr., 1869, 340. — Rey, Ann. Soc. Linn. Lyon, . 
1882, 116. — Ganglb., K. M., II, 368. — J. Sahlbg., E. F., 1876, 202. 


M. biplagiatus Fairm., Ann. Soc. Ent. Fr., 1860, 153. — M. splendidus 
var.2, Er., Gen. Staph., 287; Fauv., F. g.-rh., 562. 


Kopf rothgelb, am Scheitel häufig gebräunt, Halsschild rothgelb, nach 
rückwärts wenig, nach vorne stärker verengt, etwas breiter als die Decken an 
den Schultern, die beiden seitlichen Punktgrübchen dem Vorderrande näher 
stehend als die correspondirenden dem Hinterrande, die beiden mittleren Punkt- 
grübchen dem Hinterrande etwas näher stehend als die correspondirenden dem 
Vorderrande. 

Flügeldecken 1!/;mal so lang als der Halsschild, rothgelb, häufig mit einer 
dunklen, verschwommenen Querbinde über die Mitte oder an der Basis mit einer 
solchen; dieselbe nimmt manchmal die Vorderhälfte mit Ausnahme der Schultern 
ein, selten erstreckt sich dieselbe über die halbe Deckenlänge nach rückwärts. 
Die Rückenreihen sind aus ziemlich kräftigen, wenig dicht geordneten Punkt- 
grübchen zusammengesetzt; exteriore und interiore Reihen fehlen. 


Abdomen gelbroth oder gelbbraun, oder die Basis der Segmente + ge- 
schwärzt oder nur ein oder zwei mittlere Segmente an der Basis schwarz, fein 
und wenig dicht punktirt, drittes Segment mit wenig ausgedehnter, kaum punk- 
tirter Mittelzone. Beine, Taster und Fühler bräunliehgelb, die mittleren Glieder 
der letzteren oft + gebräunt, drittes Glied bedeutend länger als das zweite, die 
vorletzten Glieder so lang oder etwas länger als breit. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild dicht und fein, die Flügel- 
decken äusserst dicht und fein, das Abdomen dicht und fein quer gerieft. 

g'. Fünfter Bauchring seicht und schmal ausgerandet, mit kurzen, hellen 
Haaren mässig dicht bewimpert, beiderseits ausserhalb der Bucht mit fünf bis 


!) Eine vorgenommene Untersuchung zeigte so stark verkümmerte Flügel, dass eine Fähig- 
keit zum Fluge vollständig ausgeschlossen erscheint. Unreife Exemplare dieser Art erscheinen ganz 
oder grösstentheils rothgelb. 


672 Gottfr. Luze. 


sechs schwarzen, langen Borsten bewehrt, im Uebrigen mit splendidus ziemlich 
übereinstimmend. 

Von splendidus durch breiteren Halsschild und etwas gestrecktere Fühler, 
robustere Gestalt und meist helles Abdomen verschieden; am sichersten an den 
bedeutend längeren Flügeldecken zu erkennen. 

Länge 35—45 mm. — Verbreitung: Fast in ganz Europa heimisch und 
aus Algier, dem Caucasus und aus Östsibirien bekannt. 


3. Mycetoporus splendidus Gravh., Mon., 24. 


Er., Kf. M. Brand., I, 416; Gen. Staph., 287. — Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., 
466. — Thoms., Skand. Col., III, 165. — Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 340. 
— Faur., F. g.-rh., 562. — Rey, Ann. Soc. Linn. Lyon, 1882, 113. — J. Sahlbg,, 
E. F., 202. — Ganglb., K.M., II, 368. 


M. tenwis Steph., Ill. Brit., V, 169. — M. pallidus Mannerh., Brach., 63. 
— M. americanus Horn, Trans. Am. Ent. Soc., VI, 1877, 122. — M. inquisitus 
Casey, Contr. Deser. Syst. Col. N. Am. Phil., 1884, 152. 


Kopf rothgelb oder schwarz mit rothgelber Stirne oder nur am Scheitel 
schmal gesehwärzt, Halsschild bräunlichgelb, nach rückwärts wenig, nach vorne 
stärker verengt, etwas breiter als die Decken an den Schultern, die fein einge- 
stochenen Punktgrübchen von Vorder- und Hinterrand wenig abgerückt. 


Flügeldeeken wenig länger als der Halsschild, rothgelb, am Schildehen und 
an den Seiten häufig gebräunt, mitunter an der Basis mit + breiter, verschwommen 
begrenzter Querbinde, die Rückenreihen aus wenigen kräftigen, sehr weitläufig 
geordneten Punktgrübchen zusammengesetzt; exteriore und interiore Reihen fehlen. 


Abdomen schwarz, die Hinterränder der Segmente breit rothbraun gesäumt, 
ziemlich fein und mässig dicht punktirt, drittes Segment mit fein und spärlich 
punktirter Mittelzone. 

Beine, Taster und Fühler bräunlichgelb, die mittleren Glieder der letzteren 
meist + gebräunt, drittes Glied bedeutend länger als das zweite, die vorletzten 
Glieder so lang oder etwas länger als breit. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild sehr fein und wenig 
dicht, die Flügeldecken äusserst fein und dicht, das Abdomen dicht und fein quer 
gerieft. 

cd‘. Fünfter Bauchring breit und tief ausgerandet, mit langen, hellen, ge- 
krümmten Haaren dicht bewimpert, beiderseits mit 2—3 schwarzen Borsten be- 
wehrt. Sechster Bauchring tief gespalten, jederseits mit einem aus verwachsenen 
Haaren gebildeten, hellen, langen, nach aussen gebogenen Zahne, ausserhalb des- 
selben jederseits mit vier schräg übereinander gestellten, aus parallelen Dornen 
gebildeten Kammreihen geziert. 


Von longicornis durch kürzere, gegen das Ende weniger verbreiterte Fühler, 


kürzere Flügeldecken, meist dunkles Abdomen, geringere Grösse und die Grund- 
sculptur des Halsschildes verschieden. 


re Ei - 


EWG 


Bolitobiini. 675 


Länge 3—4 mm. — Verbreitung: Im grössten Theile der paläarktischen 
Zone und in Nordamerika heimisch. — Vorkommen: Unter Steinen, Moos und 
abgefallenem Laube, in Reisig und im Dedritus der Gewässer, mitunter auch bei 
Ameisen (Lasius umbratus Nyl.). 


4. Mycetoporus thoracicus Epp., Verhandl. d. zool.-bot. Gesellsch. in Wien, 
1879, 463. 


Kopf rothgelb, die Augen mässig gross, etwas länger als die Schläfen, die 
Stirngrübehen von den Innenrändern der Augen wenig abgerückt. 

Halsschild rothgelb, nach rückwärts wenig, nach vorne ziemlich kräftig 
verengt, etwas breiter als die Decken an den Schultern, sehr fein und ziemlich 
dicht punktirt, die beiden seitlichen Punktgrübchen dem Vorderrande merklich 
näher stehend als die correspondirenden dem Hinterrande, die mittleren Punkt- 
grübchen vom Hinterrande merklich weiter abgerückt als die correspondirenden | 
vom Vorderrande. 

Flügeldecken etwas kürzer als der Halsschild, rothbraun, an Schultern 
und Hinterrändern, mitunter auch auf der Scheibe dunkler, die Rückenreihen 
aus feinen, ziemlich dicht geordneten Punktgrübchen zusammengesetzt, die letzten 
in schwach rinniger Vertiefung stehend, so dass die Decken an dieser Stelle nach 
Aussen eine kurze, stumpfe Längsrippe zeigen, die manchmal recht deutlich, aber 
mitunter auch recht schwach ausgeprägt erscheint. 

Abdomen rothbraun, die Spitze heller, ziemlich fein und mässig dicht 
punktirt, drittes Segment in der Mitte ebenso dicht und kräftig punktirt als 
die folgenden an den correspondirenden Stellen. 

Beine, Taster und Fühler bräunlichgelb, drittes Glied der letzteren merk- 
lich länger als das zweite, die vorletzten Glieder so lang als breit. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild sehr fein und wenig 
dicht, die Flügeldecken dicht und fein, das Abdomen blank, drittes und achtes 
Segment des letzteren dicht und fein quer gerieft. 

Von dem ähnlich gebauten, aber viel kleineren major durch das gestrecktere 
dritte Fühlerglied, die gestreckteren Endglieder, die hellen Taster, das helle, 
rückwärts merklich weitläufiger punktirte Abdomen, die bedeutende Grösse, die 
Grundsculptur und die dem Hinterrande des Halsschildes merklich näher gerückten 
mittleren Punktgrübchen verschieden. 

Diese gute Art ist ganz ohne Grund mit spelaeus identificirt worden. 

Länge 4—5 mm. — Verbreitung: Caucasus (Circassien, Swanetien). 


9. Mycetoporus major novV. Spec. 


Kopf rothbraun, die Augen mässig klein, so lang als die Schläfen, die 
Stirngrübchen von den Innenrändern der Augen abgerückt. 

Halsschild rothbraun oder gelbbraun, auf der Scheibe etwas dunkler, sehr 
fein und ziemlich dicht punktirt, nach rückwärts wenig, nach vorne stärker 
verengt, deutlich breiter als die Decken an den Schultern, die Punktgrübchen 


674 Gottfr. Luze. 


kräftig, die beiden äusseren Grübchen dem Vorderrande merklich näher stehend 
als die correspondirenden dem Hinterrande, die beiden mittleren Punktgrübchen 
vom Hinterrande beträchtlich weiter abgerückt als die correspondirenden vom 
Vorderrande. 

Flügeldecken deutlich kürzer als der Halsschild, gelbbraun, die Rücken- 
reihen aus seichten, wenig hervortretenden, weitläufig geordneten Punktgrübchen 
zusammengesetzt; exteriore und interiore Reihen fehlen, letztere mitunter an- 
gedeutet. 

Abdomen schwarz mit breit bräunlichgelb gesäumten Hinterrändern der 
Segmente, siebentes Segment fast in seiner ganzen Ausdehnung rothgelb, seicht 
und wenig dicht punktirt, drittes Segment in der Mitte ebenso dicht und kräftig 
punktirt wie die folgenden an den correspondirenden Stellen. 

Beine gelbbraun, Taster schwärzlichbraun, Fühler bräunlichgelb, drittes 
Glied der letzteren so lang oder sehr wenig länger als das zweite, die vorletzten 
Glieder schwach quer. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild fein und ziemlich weit- 
läufig, die Flügeldecken kräftig und dicht, gegen das Ende bedeutend feiner 
und dichter, das Abdomen dicht und fein quer gerieft. 

Von spelaeus durch dunkle Taster, kürzere Fühler, merklich grössere Augen, 
kürzere, flachere Flügeldecken, etwas breitere, kräftigere Gestalt und dunklere 
Färbung, von myops durch dunkle Taster, merklich grössere Augen, den Mangel 
der feinen Punktirung an den Flügeldecken, die Stellung der Punktgrübchen 
am Halsschilde und von beiden durch die Grundsculptur verschieden. 

Länge 3 mm. — Fundort: Caucasus (Helenendorf: Leder). 

Die Typen besitzt das k. k. naturhistorische Hofmuseum in Wien und 
Herr kais. Rath Edm. Reitter. 


6. Myeetoporus myops Epp., Verhandl. der zool.-bot. Gesellsch. in Wien, 
1879, 464. 


Kopf roth oder rothbraun, die Augen sehr klein, bedeutend kürzer als die 
Schläfen, die Stirngrübchen von den Innenrändern der Augen abgerückt. 

Halsschild gelbbraun, nach rückwärts wenig, nach vorne ziemlich kräftig 
verengt, etwas breiter als die Decken an den Schultern, die beiden seitlichen 
Punktgrübchen dem Vorderrande etwas näher stehend als die correspondirenden 
dem Hinterrande, die mittleren Grübchen dem Hinterrande näher stehend als 
die correspondirenden dem Vorderrande. 

Flügeldecken etwas kürzer als der Halsschild, schwarzbraun, mit einer + 
deutlich ausgeprägten, undeutlich begrenzten, hellen Mondsichel, deren Enden in 
den Hinterecken liegen oder auch nur an der Basis, an der Naht und an den 
Hinterrändern heller, die Rückenreihen aus seichten, wenig hervortretenden, 
weitläufig geordneten Punktgrübcehen zusammengesetzt; exteriore und interiore 
Reihen fehlen, auf der Scheibe mit fein eingestochenen, deutlichen Pünktchen 
geziert. 


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| 


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Bolitobiini. 675 


Abdomen rothbraun, die Basis der Segmente mitunter dunkler, fein und 
ziemlich dicht punktirt, drittes Segment so dicht und kräftig punktirt als die 
folgenden an den correspondirenden Stellen. 

Beine, Taster und Fühler bräunlichgelb, drittes Glied der letzteren deut- 
lich länger als das zweite, die vorletzten Glieder schwach quer. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild blank, die Flügeldecken 
kräftig und ziemlich dicht, das Abdomen sehr dicht und fein quer gerieft. 

Durch die fein, aber deutlich punktirten Flügeldecken vor den verwandten 
Arten sehr ausgezeichnet. 

Länge 3—3°75 mm. — Verbreitung: Caucasus (Suram, armenisches Gebirge, 
meskisches Gebirge). 


7. Mycetoporus spelaeus Scriba, v. Heyden’s entom. Reise nach Spanien, 
1870, 80. 


Kopf rothgelb, ziemlich schmal und gestreckt, die Augen sehr klein, merk- 
lich kürzer als die Schläfen, die Stirngrübchen vom Innenrande der Augen be- 
trächtlich abgerückt. Halsschild rothgelb, nach rückwärts wenig, nach vorne 
stärker verengt, bedeutend breiter als die Decken an den Schultern, die Punkt- 
grübchen von den Rändern abgerückt, die beiden mittleren Grübchen an Vorder- 
und Hinterrand merklich weiter nach einwärts gestellt als die seitlichen an 
Vorder- und Hinterrand. 

Flügeldecken etwas kürzer als der Halsschild, rothgelb, kräftig gewölbt, 
parallelseitig, die Rückenreihen aus sehr feinen, weitläufig geordneten Punkt- 
grübchen zusammengesetzt; exteriore und interiore Reihen fehlen. 

Abdomen schwarzbraun mit sehr breit rothbraun gesäumten Hinterrändern 
der Segmente, siebentes Segment fast in seiner ganzen Länge gelbbraun, sehr 
fein und weitläufig punktirt, drittes Segment in der Mitte ebenso punktirt wie 
die folgenden Segmente an den correspondirenden Stellen. 

Beine, Taster und Fühler bräunlichgelb, drittes Glied der letzteren etwas 
länger als das zweite, die vorletzten Glieder so lang als breit. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild fast erloschen weitläufig, 
die Flügeldecken und das Abdomen sehr fein und dicht quer gerieft. 


Von major durch viel kleinere Augen, helle Taster, merklich feiner und 
weitläufiger punktirtes Abdomen, längere Fühler und die helle Färbung, von 
myops durch etwas grössere Augen, die Stellung der Punktgrübchen am Hals- 
schilde, glatte, glänzende Flügeldecken, weitläufiger punktirtes Abdomen, hellere 
Färbung und von beiden durch die Grundsculptur verschieden. 

Länge 3 mm. — Verbreitung: Bisher nur aus Spanien bekannt; von Herrn 
Major Dr. Lucas v. Heyden in einem grottenartigen Raume (unter über- 
hängenden Felsen) in Buzdongo bei Santas Albas (asturisches Gebirge) aufgefunden. 

Die Vaterlandsangabe „Caucasus* ist eine irrthümliche und darauf zurück- 
zuführen, dass Dr. Eppelsheim den major m. nicht als Art erkannte und auch 
den viel grösseren und gut charakterisirten thoracieus später zu spelaeus stellte. 

Z.B. Ges. Bd. LI. 44 


676 Gottfr. Luze. 


Ss. Myecetoporus altaicus noV. Spee. 


Kopf dunkel rothbraun, die Vorderhälfte heller, gestreckt und schmal, die 
Stirngrübehen nahe an den Innenrändern der Augen stehend. 

Halsschild gestreckt, so lang als breit, nach rückwärts wenig, nach vorne 
stärker verengt, etwas breiter als die Decken an den Schultern, gelbbraun, die 
äusseren Punktgrübchen knapp am Vorderrande stehend, die correspondirenden 
vom Hinterrande etwas abgerückt, die beiden mittleren Punktgrübchen vom 
Hinterrande um weniger, die correspondirenden vom Vorderrande um etwas mehr 
als die Länge ihres Durchmessers abstehend. 

Flügeldecken fast kürzer als der Halsschild, gelbbraun, die Rückenreihen 
aus (sechs) feinen, weitläufig geordneten Punktgrübchen zusammengesetzt; exteriore 
und interiore Reihen fehlen. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der Seg- 
mente, fein und weitläufig punktirt, drittes Segment mit ausgedehnter, kaum 
punktirter Mittelzone, siebentes Segment ungesäumt. 

Beine, Taster und Fühler bräunlichgelb, drittes Glied der letzteren etwas 
kürzer und bedeutend schmäler als das zweite, viertes Glied schwach quer, die 
vorletzten Glieder 1!/;mal so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild bis nahe an den Vorder- 
rand kräftig und weitläufig, die Flügeldecken kräftig und weitläufig, das Abdomen 
nur wenig feiner und weitläufiger quer gerieft. 


In der Färbung mit Mulsanti übereinstimmend, von demselben aber durch 
die Stellung der Punktgrübchen am Halsschilde, kürzere Flügeldecken, den Mangel 
der interioren Punktreihen an denselben, ungesäumtes siebentes Abdominal- 
segment, lineare Körperform und durch die Grundsculptur verschieden. 

Länge 35 mm. — Fundort: Altai-Gebirge. Nach 1 Exemplare beschrieben. 

Die Type besitzt Herr kais. Rath Edm. Reitter. 


9. Mycetoporus debilis Mäkl., Symb. ad cogn. spec. Fenn. gen. Mycetop., 
1847, 9. 


Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 343. — J. Sahlbg., E. F., 201. 


Kopf rothgelb oder rothbraun, die Stirngrübehen um Weniges vom Innen- 
rande der Augen abgerückt. Halsschild rothgelb, nach rückwärts wenig, nach 
vorne stärker verengt, etwas breiter als die Decken an den Schultern, die Punkt- 
grübehen nahe an Vorder- und Hinterrand stehend, kaum weiter als um die Länge 
ihres Durchmessers abgerückt. 

Flügeldecken so lang als der Halsschild, parallelseitig, rothgelb, die Rücken- 
reihen aus kräftigen, ziemlich dicht geordneten Punktgrübchen zusammengesetzt; 
exteriore Reihen fehlen, interiore Reihen mitunter angedeutet. 

Abdomen rothbraun, die Basis der Segmente etwas dunkler, mässig fein 
und ziemlich dieht punktirt, drittes Segment mit wenig ausgedehnter, spärlich 
punktirter Mittelzone, siebentes Segment ungesäumt. 


Bolitobiini. 677 


Beine, Taster und Fühler bräunlichgelb, drittes Glied so lang, aber merk- 
lich dünner als das zweite, viertes Glied so lang als breit, die vorletzten Glieder 
kaum 1'/,mal so breit als lang. 


Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild vorne blank, rückwärts 
weitläufig und kräftig, etwas wellig, die Flügeldecken kräftig und mässig dicht, 
das Abdomen dicht und fein quer gerieft. 


Unter den Formen der Baudueri-Gruppe durch das fast gleich breite, helle 
Abdomen mit ungesäumtem siebenten Segmente ausgezeichnet. 


Länge 25—3 mm. — Verbreitung: Das vorliegende typische Exemplar 
stammt aus Finland (Dr. Dohrn), ein zweites Exemplar aus Helsingfors (J. Sahl- 
berg), die übrigen Stücke aus Russland (Jaroslawl a. d. Wolga); höchst wahr- 
scheinlich ist die Art noch weiter ostwärts verbreitet. 


10. Mycetoporus oreophilus Bernh., Verhandl. der zool.-bot. Gesellsch. in 
Wien, 1900, 45. 


Kopf ziemlich gestreckt und schmal, mit Ausnahme des Mundes schwarz, 
die Stirngrübchen ziemlich weit von den Innenrändern der Augen abgerückt. 


Halsschild gestreckt, kaum breiter als lang, seitlich sehr schwach gerundet 
erweitert, nach rückwärts sehr wenig, nach vorne kräftig verengt, etwas breiter 
als die Decken an den Schultern, dunkel rothbraun, auf der Scheibe + ausge- 
dehnt schwarzbraun oder schwarz, die beiden äusseren Punktgrübehen dem Vorder- 
rande merklich näher stehend als die correspondirenden dem Hinterrande, bei den 
beiden mittleren Paaren findet das umgekehrte Verhältniss statt; die beiden 
mittleren Punktgrübchen vom Hinterrande um weniger als die Länge ihres Durch- 
messers abstehend. 


Flügeldecken so lang oder etwas kürzer als der Halsschild, schwarz oder 
schwarzbraun, eine Makel an der Schulter und der Hinterrand jeder Decke roth- 
braun, die hellen Stellen mitunter communieirend, die Rückenreihen aus + 
kräftigen, weitläufig geordneten Punktgrübchen zusammengesetzt; exteriore und 
interiore Reihen fehlen, an Stelle der letzteren mitunter eine schwache Längs- 
furchung sichtbar. 

Abdomen schwarz mit breit dunkel rothbraun gesäumten Hinterrändern 
der Segmente, seicht und ziemlich weitläufig punktirt, drittes Segment in der 
Mitte nur wenig feiner und weitläufiger punktirt als die folgenden Segmente an 
den correspondirenden Stellen; siebentes Abdominalsegment ungesäumt. 


Beine bräunlichgelb, Schenkel und Schienen der Hinterbeine + schwarz- 
braun, Tarsen heller. Taster und Fühler bräunlichgelb, drittes Glied der letzteren 
so lang und merklich schmäler als das zweite, viertes Glied schwach quer, die 
vorletzten Glieder 1!/smal so breit als lang. 


Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild bis vorne kräftig und 
ziemlich weitläufig, die Flügeldecken kräftig und etwas weitläufig, das Abdomen 
fein und etwas weitläufig quer gerieft. 

44* 


678 Gottfr.!Luze. 


Von den ähnlichen Arten der Baudueri-Gruppe durch die Stellung der 
Stirngrübchen, kurze Flügeldecken und ungesäumtes siebentes Abdominalsegment 
zu unterscheiden. 

Länge 53mm. — Fundort: Siebenbürgen (Rodnaer Gebirge). Bisher nur 
alpin bekannt. 


11. Mycetoporus gracilis nov. Spee. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, gestreckt, die Stirngrübchen nur 
wenig von den Innenrändern der Augen abgerückt. 

Halsschild gestreckt, kaum breiter als lang, braun mit hellen Rändern 
(bei unreifen Stücken gelbbraun), nach rückwärts wenig, nach vorne kräftig ver- 
engt, etwas breiter als die Decken an den Schultern, die Punktgrübchen ziemlich 
gleich weit, etwa um die Länge ihres Durchmessers vom Vorderrande abstehend, 
die beiden mittleren Punktgrübchen um weniger, die seitlichen um mehr als die 
Länge ihres Durchmessers vom Hinterrande entfernt. 


Flügeldecken etwas länger als der Halsschild, braun, eine ausgedehnte 
Makel an der Schulter und der Hinterrand jeder Decke rothbraun oder gelbbraun, 
die Rückenreihen aus (8—10) ziemlich feinen und dicht geordneten Punktgrübchen 
zusammengesetzt; exteriore Reihen fehlen, die interioren Reihen von der Stärke 
der Rückenreihen. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der Seg- 
mente, fein und wenig dicht punktirt, drittes Segment mit ausgedehnter, kaum 
punktirter Mittelzone, siebentes Segment mit hellem Saume. 

Beine, Taster und Fühler gelbbraun, letztere schlank, drittes Glied der- 
selben so lang und etwas schmäler als das zweite, viertes Glied so lang als breit, 
die vorletzten Glieder 1!/;mal so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild bis an den Vorderrand 
ziemlich fein und mässig weitläufig, die Flügeldecken kräftig, vorne merklich 
weitläufiger als rückwärts, das Abdomen vorne mässig dicht, gegen rückwärts 
allmälig weitläufiger und stärker quer gerieft. 

Von Bauduweri durch schlankeren Kopf, schlankeren, seitlich kaum er- 
weiterten Halsschild, kürzere Flügeldecken mit dicht geordneten Punktreihen, 
bedeutend feiner und weitläufiger punktirtes Abdomen, die Färbung und die 
schlanke, zierliche Gestalt, von Mulsanti durch die schlanken, bedeutend längeren 
Fühler, den schlanken, seitlich kaum erweiterten Halsschild, bedeutend feiner und 
weitläufiger punktirtes Abdomen, die Färbung und von beiden durch die Grund- 
sculptur verschieden. 

Länge 3—3°5 mm. — Verbreitung: Die vorliegenden Exemplare stammen 
aus Ungarn (Herkulesbad, Mehadia), Dalmatien (Ragusa, Pridworje), Rumänien 
(Azuga), Serbien (Näheres unbekannt). 

Die Typen besitzen das k. k. naturhistorische Hofmuseum in Wien und Herr 
Josef Kaufmann. 


ern 


Bolitobiini. 679 


12. Mycetoporus quadrillum') Fauv., Rev. d’Ent., X, 1891, 61. 


Kopf gestreckt, schwarzroth, die Stirngrübchen vom Innenrande der Augen 
etwas abgerückt. 

Halsschild gestreckt, so lang als breit, nach rückwärts wenig, nach vorne 
stärker verengt, rothbraun, auf der Scheibe etwas dunkler, die äusseren Punkt- 
grübehen kaum um die Länge ihres Durchmessers vom Vorderrande abstehend, 
klein, die correspondirenden vom Hinterrande fast etwas weiter als um die Länge 
ihres Durchmessers entfernt. Die beiden mittleren Punktgrübchen vom Hinter- 
rande um weniger als die Länge ihres Durchmessers, die correspondirenden am 
Vorderrande um mehr als die Länge ihres Durchmessers abstehend. In den Ver- 
bindungslinien der inneren Punktgrübchen befindet sich (vor der Quermitte des 
Halsschildes) je ein grösseres, flaches Punktgrübchen, so dass diese und die 
mittleren am Vorderrande ein Rechteck begrenzen. 

Flügeldecken so lang als der Halsschild, rothbraun, am Schildechen und 
an den Seiten dunkler, die Schultern und die Hinterränder heller, die Rücken- 
reihe aus sieben wenig kräftigen Punktgrübchen zusammengesetzt; exteriore und 
interiore Reihen fehlen. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der Seg- 
mente, ziemlich dicht und kräftig punktirt, drittes Segment mit wenig ausge- 
dehnter, spärlich punktirter Mittelzone, siebentes Segment mit hellem Saume. 

Beine bräunlichgelb, Kiefertaster schwarzbraun. Fühler rothbraun, an der 
Basis gelbbraun, drittes Glied sehr wenig länger und’ merklich dünner als das 
zweite, viertes Glied so lang als breit, die vorletzten Glieder deutlich quer, das 
Endglied kugelig, kaum länger als das vorhergehende. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild bis nahe an den Vorder- 
rand mässig stark, ziemlich weitläufig und etwas wellig, die Decken in derselben 
Weise, das Abdomen viel feiner und etwas dichter (das siebente und achte Seg- 
ment viel kräftiger) quer gerieft. 

In Gestalt und Grösse dem gracilis m. sehr ähnlich; von demselben durch 
kürzeren, nach vorne weniger verengten Halsschild und die Punktirung an dem- 
selben, durch hellere Flügeldecken und den Mangel der interioren Punktreihen 
an denselben, merklich dichter und stärker punktirtes Abdomen und durch die 
Grundseulptur verschieden. 

Länge 35 mm. — Fundort: Pic du Midi (Hautes-Pyren&es). 


13. Mycetoporus piceolus?) Rey, Ann. Soe. Linn. Lyon, XXIX, 1882, 94. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz oder dunkel rothbraun, mässig 
gestreckt, die Stirngrübchen nahe an den Innenrändern der Augen stehend. 


ı) Bisher nur in einem Exemplare bekannt; dasselbe ist im Besitze des Herrn Fauvel, durch 
dessen Güte ich die Type einsehen konnte. 

2) Rey beschreibt diese Form hinlänglich genau, um nicht auf unreife Exemplare des Bau- 
dueri bezogen zu werden. Der Vergleich mit debilis Mäkl., von dem er sich durch konisches Abdomen 
unterscheidet, ist ganz zutreffend. 


680 Gottfr. Luze, 


Halsschild gestreckt, so lang als breit, seitlich schwach gerundet erwei- 
tert, nach rückwärts wenig, nach vorne stärker verengt, etwas breiter als die 
Decken an den Schultern, braun oder schwarzbraun mit helleren Rändern, die 
beiden äusseren Punktgrübchen knapp am Vorderrande stehend, die correspon- 
direnden etwas weiter vom Hinterrande abgerückt, die beiden mittleren Punkt- 
grübehen vom Hinterrande um etwas weniger, die correspondirenden vom Vorder- 
rande um etwas mehr als die Länge ihres Durchmessers abstehend. 

Flügeldecken so lang oder etwas länger als der Halsschild, rothbraun, an 
der Basis und an den Seitenrändern häufig geschwärzt, die Rückenreihen aus 
(sechs) seichten, weitläufig geordneten Punktgrübchen zusammengesetzt; exteriore 
Reihen fehlen, interiore Reihen durch schwache Längsfurchung oder durch zwei 
bis vier Punktgrübchen angedeutet. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der Seg- 
mente, fein und ziemlich weitläufig punktirt, drittes Segment mit ziemlich aus- 
gedehnter, spärlich punktirter Mittelzone. 

Beine gelbbraun, Schenkel und Schienen der Hinterbeine oft theilweise 
dunkler, Taster braun, Fühler bräunlichgelb mit helleren Basalgliedern, drittes 
Glied fast etwas kürzer und schmäler als das zweite, viertes Glied schwach quer, 
die vorletzten Glieder 1!/,mal so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild kräftig und weitläufig, 
am Vorderrande glatt, die Flügeldecken kräftig und weitläufig, das Abdomen fein 
und weitläufig, nach rückwärts allmälig stärker quer gerieft. 

Dem Revelieri in Gestalt und Grösse sehr ähnlich; von demselben durch 
die Stellung der Punktgrübchen am Vorderrande des Halsschildes, die helle Fär- 
bung und die Grundseulptur verschieden. 

Länge 2°5—3 mm. — Verbreitung: Mittel- und Südeuropa. — Vorkommen: 
Im Moose und im Dedritus der Gewässer. 

Diese Art wurde von mir zur Sommerszeit in grösserer Anzahl in einer 
Sandgrube der Donau-Auen nächst Wien erbeutet. 


14. Mycetoporus Mulsanti!) Ganglb., K. M., II, 375. 


M. tenwis Muls. et Rey, Ann. Soc. Linn. Lyon, 1853, 54, Opuse. Ent., II, 
67; Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., II, 464; Thoms., Skand. Col., III, 163; Pand,, 
Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 342; Rey, Ann, Soc. Linn. Lyon, 1882, 96; J. Sahlbg., 
E. F., 200. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz oder braun, mitunter ganz roth- 
braun, schmal und gestreckt, deutlich länger als breit, die Stirngrübchen nahe 
an den Innenrändern der Augen stehend. 


Halsschild rothgelb, nach rückwärts wenig, nach vorne stärker verengt, 
etwas breiter als die Decken an den Schultern, die Punktgrübchen nahe an 


!) Der Name tenuis Muls. et Rey ist für die Art nicht zulässig, da Steph. (Ill. Brit., V, 
160) denselben für eine Form des splendidus Gravh. verwendete, 


Se 


Bolitobiini. 681 


Vorder- und Hinterrand stehend, die beiden mittleren Punktgrübchen um weniger 
als die Länge ihres Durchmessers vom Hinterrande entfernt. 

Flügeldecken kaum länger als der Halsschild, rothgelb, das Schildchen 
und seine Umgebung, häufig auch die Seitenränder dunkel, ausnahmsweise zeigt 
jede Decke einen braunen Längswisch, die Rückenreihen aus kräftigen, wenig 
dicht geordneten Punktgrübchen zusammengesetzt; exteriore Reihen fehlen, die 
interioren Reihen meist ebenso kräftig entwickelt als die Rückenreihen. 


Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der Seg- 
mente, seicht und mässig dicht punktirt, drittes Segment mit ausgedehnter, un- 
punktirter Mittelzone. 

Beine und Taster röthlichgelb, letztere häufig gebräunt, Fühler bräunlich, 
an der Basis heller, drittes Glied so lang, aber merklich schmäler als das zweite, 
viertes Glied fast etwas quer, die vorletzten Glieder mehr als 1!/;mal so breit 
als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild bis vorne kräftig und 
weitläufig, etwas wellig, die Flügeldecken kräftig und mässig dicht, das Abdomen 
kräftig und ziemlich dicht quer gerieft. 

Von den verwandten Arten durch den rothgelben Halsschild und die meist 
ebenso hellen Flügeldecken verschieden. Exemplare mit verkümmerten interioren 
Reihen sind von clavicornis durch den schmalen, gestreckten Kopf und durch 
die merklich schwächer verdickten Fühler, sowie durch die Position der Punkt- 
grübchen am Halsschilde zu unterscheiden. 

Länge 2°5—3 mm. — Verbreitung: Im grössten Theile von Europa heimisch; 
Caucasusgebiet. — Vorkommen: Im Moose der Bergwälder. 


15. Mycetoporus flavicornis noV. Spec. 


Kopf gestreckt, länger als breit, mit Ausnahme des Mundes schwarz, die 
Stirngrübchen knapp an den Innenrändern der Augen stehend. Halsschild ge- 
streckt, kaum breiter als lang, nach rückwärts wenig, nach vorne stark verengt, 
mit fast geradlinig verlaufenden Seitengrenzen, schwarz, am Hinterrande röthlich 
durchscheinend, die Punktgrübchen nahe an Vorder- und Hinterrand stehend, 
die beiden seitlichen Grübchen dem Vorderrande etwas näher stehend als die 
correspondirenden dem Hinterrande, die beiden mittleren Punktgrübchen dem 
Hinterrande um Geringes näher stehend als die correspondirenden dem Vorder- 
rande, nicht oder wenig mehr als um die Länge ihres Durchmessers vom Hinter- 
rande entfernt. 

Flügeldecken so lang als der Halsschild, schwärzlichbraun oder rothbraun, 
die Rückenreihen aus (6—8) kräftigen Punktgrübchen zusammengesetzt; exteriore 
Reihen fehlen, die interioren ebenso kräftig entwickelt als die Rückenreihen. 

Abdomen schwarz mit ziemlich schmal rothbraun gesäumten Hinterrändern 
der Segmente, fein und weitläufig punktirt, drittes Segment mit ausgedehnter, 
spärlich punktirter Mittelzone, siebentes Segment mit hellem Saume. 


652 Gottfr. Luze. 


Beine, Taster und Fühler bräunlichgelb, manchmal in der Endhälfte + 
gebräunt, drittes Glied der letzteren merklich länger und schmäler als das zweite, 
viertes Glied schwach quer, die vorletzten Glieder 1'/;mal so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild bis vorne kräftig und 
wenig weitläufig, die Flügeldecken kräftig und dicht, das Abdomen ebenso kräftig 
und wenig dicht, siebentes Segment des letzteren kräftiger und weitläufiger quer 
gerieft. 

Von Baudueri durch merklich kürzere, gegen das Ende stärker verbreiterte, 
meist ganz gelbrothe Fühler, merklich schmäleren, gestreckteren Kopf, die mehr 
nach einwärts gerückten Punktgrübchen des Halsschildes, insbesondere der äusseren 
des Vorderrandes, bedeutend kürzere Flügeldecken mit meist derb entwickelten 
Punktreihen, durch den nach vorne stark verengten, seitlich fast geradlinig be- 
grenzten Halsschild und durch die Grundseulptur verschieden. 


Länge 3—4 mm. — Verbreitung: Die zahlreich vorliegenden Exemplare 
stammen aus Lappland (Nuortijärvi, Fl. Lutto, Saariselkä, Ivalojoki, Euare-See: 
B. Poppius), dem Altai-Gebiete (Leder), aus den Karawanken (Stongebirge: 
Ganglbauer), aus Transsilvanien (Rodnaer Gebirge, Bucsecs: Bernhauer, 
Ganglbauer), aus dem Riesengebirge (Spindelmühle: Dr. Skalitzky) und aus 
Niederösterreich (Wechsel: Luze). 

In Lappland wurde die Art von Herrn B. Poppius in Gesellschaft des 
Baudueri, am Stou von Custos Ganglbauer in Gesellschaft des Mulsanti 
gefangen. 

Anmerkung: Fowler beschreibt (Col. Brit., 216) eine Art aus Schott- 
land, mit der die oben beschriebene vielleicht identisch ist. Aus der Beschreibung, 
die hier folgen soll, kann man sich wohl kein abschliessendes Urtheil gestatten. 


Mycetoporus monticola Fowl. Sehr ähnlich dem nanus Er., aber 
etwas breiter und länger mit deutlich stärkeren Fühlern, die heller gefärbt er- 
scheinen. Halsschild nach vorne etwas mehr verengt, Flügeldecken mit einer 
deutlichen accessorischen Punktreihe, aus 7—10 Punkten bestehend, anstatt drei 
oder vier wie bei nanus. Die Exemplare scheinen vom glänzenden Pechschwarz 
bis zum Gelbroth zu variiren. 

Der Hinterleib ist etwas dichter punktirt und die Spitze lichter als bei nanus. 

Diese Form wurde zuerst von Sharp als tenwis Rey betrachtet, später 
aber als neue Art erkannt und differirt von dem Genannten durch deutlich 
breitere Gestalt und die accessorische Punktreihe. 


16. Mycetoporus Revelieri‘) Rey, Ann. Soc. Linn. Lyon, 1882, 95, Anm. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, gestreckt, die Stirngrübchen 
nahe an den Innenrändern der Augen stehend. 

Halsschild gestreckt, kaum breiter als lang, nach rückwärts wenig, nach 
vorne stärker verengt, kaum breiter als die Decken an den Schultern, schwarz 


!) Authentische Exemplare (ex Auctore) besitzt Herr Hofrath Dr. Skalitzky. 


2. ir IE 7 u — 


Bolitobiini. 6853 


oder braun mit hellen Rändern, die Punktgrübchen etwa um die Länge ihres 
Durchmessers vom Vorderrande abstehend, die beiden mittleren Punktgrübchen 
um weniger, die seitlichen um mehr als die Länge ihres Durchmessers vom 
Hinterrande entfernt. 

Flügeldecken etwas länger als der Halsschild, schwarz oder schwarzbraun, 
eine wenig ausgedehnte Makel an der Schulter und der Hinterrand jeder Decke 
rothbraun, die Rückenreihen aus (8—10) ziemlich feinen und dicht geordneten 
Punktgrübchen zusammengesetzt; exteriore Reihen fehlen, die interioren Reihen 
so kräftig als die Rückenreihen, mitunter auch unvollkommen entwickelt. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der Seg- 
mente, fein und wenig dicht punktirt, drittes Segment mit ausgedehnter, kaum 
punktirter Mittelzone. 

Beine, Taster und Fühler gelbbraun, die Hinterbeine und die Endhälfte 
der Fühler mitunter dunkler, drittes Glied der letzteren so lang und merklich 
schmäler als das zweite, viertes Glied schwach quer, die vorletzten Glieder mehr ' 
als 1'/;mal so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild bis vorne ziemlich kräftig 
und weitläufig, die Flügeldecken kräftig und wenig dicht, das Abdomen bis an das 
Ende fein und weitläufig quer gerieft. 

Von Baudueri durch viel kürzere, weniger schlanke Fühler, gestreekteren 
Kopf, schmäleren Halsschild, kürzere Decken, viel feiner und weitläufiger punk- 
tirtes Abdomen, schmälere Gestalt und geringere Grösse, von piceolus, dem er 
in Gestalt und Grösse recht ähnlich ist, durch etwas kürzere Fühler, die Stellung 
der Punktgrübehen am Vorderrande des Halsschildes, weitläufiger punktirtes Ab- 
domen, die Färbung und von beiden durch die Grundseulptur verschieden. 


Länge 3—3°5 mm. — Verbreitung: Die vorliegenden Exemplare stammen 
aus Sardinien (Lostia) und von Corsika. 


17. Mycetoporus bosnicus n0V. Spec. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, ziemlich gestreckt, die Stirn- 
grübehen nahe an den Innenrändern der Augen stehend. 

Halsschild gestreckt, so lang als breit, seitlich mässig gerundet erweitert, 
nach rückwärts wenig, nach vorne kräftig verengt, breiter als die Decken an den 
Schultern, die beiden äusseren Punktgrübehen dem Vorderrande merklich näher 
stehend als die correspondirenden dem Hinterrande, bei den zwei mittleren Paaren 
findet das umgekehrte Verhältniss statt. 

Flügeldecken merklich länger als der Halsschild, schwarz mit röthlichem 
Schimmer, die Rückenreihen aus (8—10) kräftigen, mässig dicht geordneten 
Punktgrübchen zusammengesetzt; exteriore Reihen fehlen, die interioren Reihen 
ebenso kräftig und voll entwickelt als die Rückenreihen. 

Abdomen schwarz mit breit dunkel rothbraun gesäumten Hinterrändern 
der Segmente, fein und sehr weitläufig punktirt, drittes Segment mit ausgedehnter, 
unpunktirter Mittelzone, siebentes Segment mit hellem Saume. 


654 Gottfr. Luze. 


Beine gelbbraun, Schenkel und Schienen der Hinterbeine ausgedehnt 
schwarzbraun, Taster bräunlich, Fühler röthlichgelb, drittes Glied der letzteren 
so lang und merklich schmäler als das zweite, viertes Glied deutlich länger als 
breit, die vorletzten Glieder schwach quer. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild vorne blank, im Uebrigen 
fein und weitläufig, die Flügeldecken kräftig und ziemlich weitläufig, Abdomen 
fein und weitläufig, siebentes Segment des letzteren merklich kräftiger quer gerieft. 

Von Baudueri durch die hellen Fühler, seitlich stärker gerundet er- 
weiterten Halsschild, kürzere Decken mit kräftig entwickelten Punktreihen und 
den nur schwach heller durchscheinenden Hinterrand, insbesondere aber durch 
das sehr weitläufig punktirte Abdomen, von flavicornis durch schlankere Fühler, 
längere, dunkle Flügeldecken, weitläufig punktirtes Abdomen und von beiden 
durch die Grundseulptur verschieden. 

Länge: 35 mm. — Fundort: Bosnien (Näheres unbekannt). — 1 Exemplar. 

Die Type besitzt Herr kais. Rath Edm. Reitter. 


18. Mycetoporus Baudueri') Muls. et Rey, Opuse. Ent., XVI, 1875, 200. 


Ganglb., K.M., I, 375. 
M. nanus Er., Kf. M. Brand., I, 415, Gen. Staph., 286; Kraatz, Nat. Ins. 
Deutschl., 463; Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 342; Fauv., F. g.-rh., 565. 


Kopf mässig schmal und gestreckt, die Stirngrübchen knapp an den Innen- 
rändern der Augen stehend. 

Halsschild gestreckt, kaum breiter als lang, nach rückwärts wenig, nach 
vorne stärker verengt, wenig breiter als die Decken an den Schultern, schwarz, 
die äusseren Punktgrübchen nahe am Vorderrande stehend, die correspondirenden 
beträchtlich vom Hinterrande abgerückt, die beiden mittleren Punktgrübchen 
kaum um die Länge ihres Durchmessers vom Hinterrande abstehend, die corre- 
spondirenden beträchtlich weiter vom Vorderrande entfernt. 

Flügeldecken 1Y/amal so lang als der Halsschild, schwarz mit rothbraunen 
Hinterrändern, öfter auch mit hellerer Naht (bei unreifen Stücken ganz oder 
theilweise rothbraun), die Rückenreihen aus kräftigen, ziemlich dicht geordneten 
Punktgrübchen zusammengesetzt; exteriore Reihen fehlen, die interioren Reihen 
meist ebenso kräftig entwickelt als die Rückenreihen, manchmal erscheinen sie 
auf wenige Grübchen reducirt, ausnahmsweise fehlen sie gänzlich. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der Seg- 
mente, seicht und wenig dicht punktirt, drittes Segment mit ausgedehnter, spär- 
lich punktirter Mittelzone. 

Beine schwarzbraun mit hellen Tarsen oder auch ganz rothbraun, Taster 
schwärzlichbraun, selten rothbraun, Fühler schwarzbraun mit rothbrauner Basis, 


») Der Name nanus Er. ist für die Art nicht zulässig, da er von Gravh. (Mon., 28) für eine 
Form des brunneus Marsh. verwendet wurde (Er., Gen. et Spec. Staph., 286, 7, Anm.1). Rey hält 
den Erichson’schen nanus und seinen Baudueri für zwei verschiedene Arten, ersterer bezieht sich 
aber sicherlich nur auf kleinere Exemplare mit kürzeren Flügeldecken. 


Bolitobiini. 685 


drittes Glied der letzteren kaum länger als das zweite, viertes Glied so lang als 
breit, die vorletzten Glieder 1!/,mal so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild vorne blank, im Uebrigen 
kräftig und weitläufig, die Flügeldecken kräftig und mässig dicht, das Abdomen 
fein und weitläufig, gegen das Ende merklich kräftiger quer gerieft. 

Durch die langen Flügeldecken, die schlanken Fühler und im ausgereiften 
Zustande durch die schwarze Färbung vor allen verwandten Arten ausgezeichnet. 

Länge 3—3°5 mm. — Verbreitung: Fast in ganz Europa heimisch; auch 
aus dem Caucasusgebiete bekannt. — Vorkommen: Unter Moos und Reisig, im 
Dedritus der Gewässer, mitunter auch auf Bäumen, in der Ebene und im Gebirge. 


19. Mycetoporus dalmatinus noV. Spec. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, die Stirngrübchen nahe an den 
Innenrändern der Augen stehend. : 

Halsschild röthlichbraun, auf der Scheibe dunkler, seitlich kräftig gerundet 
erweitert, nach rückwärts ziemlich stark, nach vorne stärker verengt, breiter als 
die Decken an den Schultern, die Punktgrübchen nahe an Vorder- und Hinter- 
rand stehend, mit Ausnahme der beiden mittleren Punktgrübchen am Vorderrande 
um weniger als die Länge ihres Durchmessers abgerückt, die Grübchen auf der 
Scheibe meist vollzählig entwickelt, selten fehlen die Grübchen 1 und 2. 

Flügeldecken wenig länger als der Halsschild, flach gewölbt, gelbbraun, 
an der Hinterhälfte der Seitenränder schwärzlich, die Rückenreihen aus (8—10) 
seichten Punktgrübchen zusammengesetzt; exteriore Reihen fehlen, die interioren 
Reihen auf der Endhälfte der Decken durch kräftige Grübehen angedeutet. 

Abdomen rothbraun mit helleren Hinterrändern der Segmente, seicht 
und sehr weitläufig punktirt, drittes Segment mit sehr ausgedehnter, spärlich 
punktirter Mittelzone, siebentes Segment mit hellem Saume. 

Beine bräunlichgelb, Taster und Fühler braun, die drei Basalglieder der 
letzteren röthlichgelb, drittes Glied beträchtlich länger als das zweite, viertes 
Glied etwas länger als breit, die vorletzten Glieder kaum 1!/;mal so breit als lang. 
Vorletztes Glied der Kiefertaster ungefähr doppelt so dick als das vorhergehende. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild auf der Vorderhälfte 
blank, auf der Hinterhälfte sehr fein weitläufig, die Flügeldecken wenig dicht 
und ziemlich kräftig, das Abdomen fast erloschen, etwas weitläufig, siebentes 
Segment deutlich, aber fein quer gerieft. 


Von brunneus, in dessen Gesellschaft sich die Art vorfand, durch den 
kräftig gerundet erweiterten Halsschild, das weitläufig punktirte Abdomen mit 
der ausgebreiteten, unpunktirten Mittelzone des dritten Segmentes, die Färbung 
und durch die Grundseulptur verschieden. 

Länge 45—5 mm. — Fundort: Dalmatien, Pridworje (v. Hopffgarten, 
Kaufmann, Reitter). 

Die Typen besitzen das k. k. naturhistorische Hofmuseum in Wien und die 
Herren Jos. Kaufmann und kais. Rath Edm. Reitter. 


656 Gottfr. Luze. 


20. Mycetoporus brunneus'!) Marsh., Ent. Brit., 524. 


Fauv., F. g.-rh., III, 567. — Ganglb., K.M., II, 371. 

M. lepidus Gravh., Mon., 26; Er., Kf. M. Brand., I, 413, Gen. Staph., 284; 
Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., II, 462; Thoms., Skand. Col., III, 163; Pand,, 
Ann. Soe. Ent. Fr., 1869, 349; Rey, Ann. Soc. Linn. Lyon, 1882, 88. — M. mer- 
darius Schrank, F. Boie., I, 647. — M. nanus Gravh., Mon., 28. — M. tristis 
Gravh., Mon., 29. — M. humeralis Motsch., Bull. Mosc., 1858, III, 214. — M. 
piceus Mäkl., Symb., 5. — M. decipiens Penecke, Wiener Ent. Zeit., XVII, 251. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz oder braun, die Stirngrübchen 
um Geringes von den Innenrändern der Augen abgerückt. . 

Halsschild rothbraun, meist am Seitenrande, öfter auch am Hinterrande 
breit dunkel gesäumt, seitlich schwach gerundet erweitert, nach rückwärts wenig, 
nach vorne stärker verengt, etwas breiter als die Decken an den Schultern, die 
äusseren Punktgrübchen knapp am Vorderrande stehend, die correspondirenden 
vom Hinterrande abgerückt, die beiden mittleren Punktgrübehen dem Hinter- 
rande merklich näher stehend als die correspondirenden dem Vorderrande. Auf 
der Scheibe des Halsschildes sind alle Punktgrübchen entwickelt, selten fehlen 
die Grübchen 3 (manchmal ist nur eines von beiden vorhanden), ausnahmsweise 
auch die Grübchen 2. 

Flügeldecken merklich länger als der Halsschild, bis auf eine grössere 
Schultermakel und die Hinterränder schwarz oder schwarzbraun, häufig roth- 
braun oder gelbbraun mit schwärzlichen Seitenrändern und dunkler Umgebung 
des Schildchens, die Rückenreihen aus kräftigen, mässig dicht geordneten Punkt- 
grübchen zusammengesetzt; exteriore Reihen fehlen, interiore Reihen häufig auf 
der Endhälfte deutlich ausgeprägt oder durch Längsfurchung angedeutet. 

Abdomen schwarz oder braun mit breit rothbraun oder gelbbraun ge- 
säumten Hinterrändern der Segmente, ziemlich kräftig und wenig punktirt, drittes 
Segment mit ziemlich ausgebreiteter, spärlich punktirter Mittelzone. 

Beine, Taster und Basis der Fühler rothbraun oder gelbbraun, drittes 
Glied der letzteren deutlich länger als das zweite, viertes Glied etwas länger als 
breit, die vorletzten Glieder 1’/;mal so breit als lang. Vorletztes Glied der 
Kiefertaster fast doppelt so dick als das vorhergehende. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild kräftig und ziemlich 
dicht, die Flügeldecken dicht und fein, das Abdomen dicht und fein, siebentes 
Segment stärker und weitläufiger quer gerieft. 

Von dalmatinus durch seitlich schwach gerundet erweiterten Halsschild, die 
Färbung, insbesondere durch bedeutend dichter punktirtes Abdomen und geringere 
Grösse, von longulus durch den meist hellen Halsschild und von beiden durch 


!) An den aus Sibirien vorliegenden Stücken ist nach Grösse, Habitus, Färbung und Punk- 
tirung kein durchgreifender Unterschied festzustellen. Dagegen ist eine zweifellose Differenzirung 
bezüglich der Grundsculptur zu constatiren, da diese an Halsschild und Flügeldecken bedeutend weit- 
läufiger und kräftiger, am Abdomen viel weitläufiger und feiner erscheint als bei brunneus Marsh. 
(Rasse; sibiricus m.). 


u Zar 


Bolitobiini. 687 


die Grundsculptur verschieden. Von ruficornis und dessen Verwandten durch 
merklich breitere und robustere Gestalt zu unterscheiden. 

Länge 4—5 mm. — Verbreitung: Fast in ganz Europa, im Mittelmeergebiet 
und in Nordamerika heimisch. — Vorkommen: Unter Moos, Steinen und faulen- 
den Vegetabilien, im Dedritus der Gewässer und auf Blüthen, in der Ebene und 
im Gebirge, bis in die alpine Region emporsteigend (Rodnaer Gebirge: Deubel). 


21. Mycetoporus lapponicus!) Thoms., Skand. Col., III, 164. 
Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 364. 


Gestreckt, braunschwarz, die braunen Fühler an der Basis und die Beine gelb. 

Halsschild roth, beiderseits auf der Scheibe mit drei Punkten. 

Flügeldecken rothbraun, die Rückenreihe mit acht Punkten, innerhalb 
derselben unpunktirt. 

Abdomen wenig dicht und kräftig punktirt. 

Von der Gestalt des brunneus, aber grösser. Von demselben durch den 
rothbraunen Halsschild, die mehr nach einwärts gerückten mittleren Apicalpunkte 
und die Seitenrandpunkte, sowie durch stärkere Punktirung des Abdomens ver- 
schieden. 

Länge 5 mm. — Verbreitung: Lappland. (Nach Thomson.) 


22. Mycetoporus completus nov. Spec. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, die Stirngrübchen etwas von 
den Innenrändern der Augen abgerückt. 

Halsschild schwarz, an den Seiten breit verschwommen rothbraun gesäumt, 
nach rückwärts ziemlich kräftig, nach vorne etwas stärker verengt, etwas breiter 
als die Decken an den Schultern, die beiden seitlichen Punktgrübchen kaum um 
die Länge ihres Durchmessers vom Vorderrande abgerückt, die correspondirenden 
kaum weiter vom Hinterrande entfernt, die beiden mittleren Punktgrübchen be- 
trächtlich. weiter vom Vorderrande abstehend als die correspondirenden vom 
Hinterrande. 

Auf der Scheibe des Halsschildes sind alle normalen Punktgrübchen kräftig 
entwickelt. 

Flügeldecken beträchtlich länger als der Halsschild, gelbroth, am Schildchen 
und an den Seitenrändern gebräunt, die Rückenreihen aus (6—8) mässig starken, 
wenig dicht geordneten Punktgrübchen zusammengesetzt; exteriore Reihen fehlen, 
die interioren Reihen mitunter durch einige Grübchen angedeutet. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der Seg- 
mente, ziemlich kräftig und dicht punktirt, drittes Segment mit wenig aus- 
gedehnter, kaum punktirter Mittelzone. 


!) Derselbe könnte wohl eher ein unreifes Stück des Zongulus Mannerh., als eine Form des 
brunneus Marsh. — wie Pandell& (Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 364, 50) meint — sein. 


688 Gottfr. Luze. 


Taster + gebräunt, Beine und Basis der braunen Fühler bräunlichgelb, 
drittes Glied der letzteren beträchtlich länger als das zweite, viertes Glied etwas 
länger als breit, die vorletzten Glieder schwach quer. 


Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild ziemlich kräftig weit- 
läufig, etwas wellig, die Flügeldecken kräftig und wenig dicht, das Abdomen fein 
und weitläufig, siebentes Segment des letzteren merklich stärker quer gerieft. 


Dem longulus zunächst stehend; von demselben durch schlankere, gegen 
das Ende weniger verbreiterte Fühler, die Färbung des Halsschildes mit den 
beträchtlich weiter nach einwärts gerückten mittleren Punktgrübchen am Vorder- 
rande und die complete Punktirung auf der Scheibe desselben, schwächer punk- 
tirtes Abdomen und durch die Grundsculptur verschieden. 


Länge 4—5 mm. — Fundort: Caucasus (Araxesthal). Von Herrn Leder 
gefangen. 

Die Typen besitzen die Herren Dr. Max Bernhauer und kais. Rath Edm. 
Reitter. 


23. Mycetoporus longulus Mannerh., Brachel., 1830, 63. 


Er., Kf. M. Brand., I, 413; Gen. Staph., 283. — Heer, Faun. Col. Helv., 
I, 269. — Rey, Ann. Soc. Linn. Lyon, 1882, 84. — Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., 
II, 461. 

M. Heydeni Seriba, v. Heyden’s entom. Reise nach Spanien, 1870, 79. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, die Stirnpunkte etwas vom 
Innenrande der Augen abgerückt. 

Halsschild tief schwarz, manchmal am Hinterrande röthlich durchscheinend, 
nach rückwärts wenig, nach vorne stärker verengt, etwas breiter als die Decken 
an den Schultern; meist die Punktgrübehen 1 und 2, häufig nur die Grübchen 1, 
ausnahmsweise auch die Grübchen 3 vorhanden. 


Flügeldecken hell roth, am Schildehen und an den Seitenrändern schwarz, 
mitunter auch im letzten Drittel + ausgedehnt schwarz oder schwarzbraun, 
merklich länger als der Halsschild, die Rückenreihen aus mässig feinen, weit- 
läufig geordneten Punktgrübcehen zusammengesetzt; exteriore und interiore Reihen 
fehlen, die letzteren durch ein oder zwei Punktgrübchen angedeutet. 

Abdomen schwarz mit breit dunkel rothbraun gesäumten Hinterrändern 
der Segmente, kräftig und ziemlich dicht punktirt, drittes Segment mit einer 
ziemlich ausgedehnten, fein punktirten Mittelzone. 

Beine bräunlichroth, die Schenkel der Hinterbeine dunkler, Taster und 
Fühler schwärzlichbraun, die Basis der letzteren rothgelb, drittes Fühlerglied 
merklich länger als das zweite, viertes Glied so lang als breit, die vorletzten 
Glieder 1!/,mal so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild sehr fein und weitläufig, 
die Flügeldecken dicht und fein, das Abdomen sehr fein und ziemlich dicht, das 
siebente Segment des letzteren kräftiger und weitläufiger quer gerieft. 


Bolitobiini. 689 


Kleineren Stücken des splendens Marsh. täuschend ähnlich; von demselben 
durch die verdickten Tasterglieder, die Punktgrübchen auf der Scheibe des Hals- 
schildes und die Lage der Randgrübchen an letzterem, sowie durch die Grund- 
seulptur zu unterscheiden. Von brunneus durch den tief schwarzen Halsschild, 
etwas breitere und weniger gewölbte Flügeldecken und durch die Grundseulptur 
verschieden. Von bimaculatus und ruficornis durch den breiteren, robusten 
Körper und die tiefere Punktirung des Abdomens zu unterscheiden. 

Länge 4—5 mm. — Verbreitung: Mittelmeergebiet, Europa, Nordamerika. — 
Vorkommen: Unter Steinen, Moos und faulenden Pflanzenstoffen, im Dedritus 
der Gewässer, auch auf Blüthen, in der Ebene und im Gebirge, mitunter bei 
Ameisen (Formica rufa L.). 


24. Mycetoporus bimaculatus'!) Boisd. et Lae., Faun. Ent. Par., I, 505. 


Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 350. 

Var. bimaculatus Er., Gen. Staph., 2834; Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., II, 
462; Fauv., F. g.-rh., 568; Ganglb., K. M., II, 371; Rey, Ann. Soe. Linn. Lyon, 
1882, 87. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, die Stirngrübchen nahe an den 
Innenrändern der Augen stehend. 

Halsschild schwarz mit rothem Hinterrande oder schwarzbraun mit helleren 
Rändern, nach rückwärts wenig, nach vorne stärker verengt, etwas breiter als 
die Decken an den Schultern, die äusseren Punktgrübchen knapp am Vorderrande 
stehend, die correspondirenden vom Hinterrande etwas abgerückt, die beiden 
inneren Punktgrübchen merklich weiter vom Vorderrande abstehend als die corre- 
spondirenden vom Hinterrande. Auf der Scheibe des Halsschildes sind die Punkt- 
grübchen 1 und 2 vorhanden, selten fehlt das letztere. 

Flügeldecken kaum länger als der Halsschild, rothgelb, das Schildchen und 
seine Umgebung, die Seitenränder und eine höchstens die Endhälfte einnehmende, 
nach innen verschmälerte, die Hinterränder und meist auch die Naht frei lassende 
Querbinde braun oder schwarz, die Rückenreihen aus (4—6) ziemlich kräftigen, 
weitläufig geordneten Punktgrübchen zusammengesetzt; exteriore Reihen fehlen, 
die interioren Reihen mitunter auf der Endhälfte durch schwache Längsfaltung 
oder durch ein oder zwei Grübchen angedeutet. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der Seg- 
mente, mit Ausnahme des siebenten Segmentes ziemlich kräftig und mässig dicht 
punktirt, drittes Segment mit wenig ausgedehnter, spärlich punktirter Mittelzone. 

Beine, Taster und Basis der braunen Fühler gelbbraun, drittes Glied der 
letzteren fast etwas kürzer als das zweite, viertes Glied so lang als breit oder 
schwach quer, die vorletzten Glieder doppelt oder mehr als doppelt so breit als lang. 


ı) Dr. Erichson und Dr. Kraatz stellten die Art als Varietät zu Drunneus Marsh., Pan- 
dell& brachte sie als Art, Rey stellte sie als Varietät zu rwficornis Kr., Fauvel stellte alle nahen 
Verwandten des brunneus zu diesem, Ganglbauer acceptirte mit Bedenken die von Fauvel vor- 
genommene Einreihung. 


690 Gottfr. Luze. 


Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild fein und ziemlich weit- 
läufig, die Flügeldecken fein und ziemlich dicht, das Abdomen sehr fein und 
dicht quer gerieft. 

In Grösse und Gestalt dem ruficornis zunächst stehend; von demselben 
durch kürzere, gegen das Ende stärker verdickte Fühler mit merklich breiteren 
vorletzten Gliedern und vor Allem durch die Grundsculptur verschieden. Durch 
die schmale Gestalt ist die Art von brunneus und longulus gut zu unterscheiden. 


Länge 3°5—4 mm. — Verbreitung: Aus den Pyrenäen, den Alpen und aus 
Deutschland bekannt. — Vorkommen: Im Moose der Bergwälder. Dr. Bern- 
hauer und Custos Ganglbauer fingen die Art auf der Kor-Alpe (Steiermark) 
im Rasen der Azalea procumbens L. 


25. Mycetoporus ruficornis Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., II, 461. 


M. punctiventris Thoms., Skand. Col., III, 164; Rey, Ann. Soc. Linn. Lyon, 
1882, 86. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, die Stirngrübchen knapp an den 
Innenrändern der Augen stehend. 

Halsschild heller oder dunkler braun, so breit oder nur wenig breiter als 
lang, nach rückwärts wenig, nach vorne stärker verengt, etwas breiter als die 
Decken an den Schultern, die äusseren Punktgrübchen knapp an Vorder- und 
Hinterrand stehend, die beiden übrigen Paare etwas nach einwärts gerückt. Auf 
der Scheibe des Halsschildes sind meist nur die Punktgrübchen 1, öfter aber 
auch die Grübehen 2!) vorhanden, nur ausnahmsweise fehlen auch die Punkt- 
grübchen 1. 

Flügeldecken etwas länger als der Halsschild, roth, Seitenränder, Naht 
und die Umgebung des Schildehens + geschwärzt, mitunter in der Endhälfte 
mit einer unvollständigen, verschwommenen, dunklen Querbinde, die Rücken- 
reihen aus wenig kräftigen, weitläufig geordneten Punktgrübchen zusammen- 
gesetzt; exteriore und interiore Reihen fehlen, letztere mitunter durch schwache 
Längsfurchung oder durch einige flache Scheibehenpunkte angedeutet. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der Seg- 
mente, ziemlich kräftig und mässig dicht punktirt, drittes Segment mit einer 
wenig ausgedehnten, spärlich punktirten Mittelzone. 

Beine, Taster und Fühler bräunlichgelb oder rothgelb, mitunter in der 
Endhälfte + gebräunt, drittes Glied der letzteren etwas länger als das zweite, 
viertes Glied etwas länger als breit, die vorletzten Glieder 1'/,mal so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild kräftig und weitläufig, 
die Flügeldecken mässig fein und etwas weitläufig, das Abdomen fein und weit- 
läufig, siebentes Segment kräftiger quer gerieft. 


ı) Dr. Kraatz hatte bei der Beschreibung der Art nur Exemplare mit den Punktgrübchen 1 
vor sich. Das vorliegende Exemplar (ex Auctore) hat rotlıbraunen Halsschild und jederseits nur die 
Grübchen 1. 


TR u 


Bolitobiini. 691 


Von brunneus und longulus durch die schmale Gestalt zu unterscheiden. 
Von bimaculatus, welchem er in Grösse und Habitus sehr ähnlich ist, durch 
schlankere, gegen das Ende weniger verbreiterte, meist einfärbig helle Fühler 
und meist ganz rothe Flügeldecken, vor Allem aber durch die Grundseulptur 
verschieden. Von kleinen Exemplaren des Zongulus durch die weiter an den 
Vorderrand des Halsschildes gerückten mittleren Punktgrübchen, flacheren Körper 
und seichter punktirtes Abdomen auch unter der Lupe zu trennen. 

Länge 3—4 mm. — Verbreitung: Nord- und Mitteleuropa, Caucasus (ar- 
menisches Gebirge). — Vorkommen: Im Moose insbesondere der Bergwälder. 


26. Mycetoporus punctipennis Seriba, Berl. Ent. Zeitschr., 1868, 155. 


Fauv., F. g.-rh., 566. — Ganglb. K.M., I, 371. 
M. poricollis!) Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 350. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz. 

Halsschild schwarz, an den Rändern + roth durchscheinend, nach rück- 
wärts wenig, nach vorne etwas stärker verengt, schwach quer, etwas breiter als 
die Deeken an den Schultern, die beiden mittleren Punktgrübchen des Hinter- 
randes und die beiden äusseren des Vorderrandes nahe an den Rändern stehend, 
die übrigen Punktgrübehen nach einwärts gerückt, die am Hinterrande mehr als 
die am Vorderrande. Scheibe des Halsschildes mit vollzähligen Punktgrübchen. 
An den Seiten befindet sich eine grössere Anzahl ungeordneter Punktgrübchen. 


Flügeldecken wenig länger als der Halsschild, roth, am Schildchen und 
an den Seitenrändern geschwärzt, die Rückenreihen aus kräftigen, ziemlich dicht 
geordneten Punktgrübehen zusammengesetzt; exteriore und interiore Reihen sind 
vorhanden, wenn auch manchmal auf wenige Punkte redueirt. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der Seg- 
mente, dicht und ziemlich kräftig punktirt, drittes Segment mit sehr wenig aus- 
gedehnter unpunktirter Mittelzone. 

Beine, Taster und Fühler gelbbraun, drittes Glied der letzteren etwas 
länger als das zweite, viertes Glied so lang als breit, die vorletzten Glieder 
doppelt so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen Halsschild, Flügeldecken und Abdomen 
blank, die beiden letzten Segmente des Abdomens fein und weitläufig quer gerieft. 


Von insulanus durch helle, weniger schlanke Fühler, die vom Auge abge- 
rückten Stirnpunkte, kürzere Flügeldecken mit gröberen Rückenreihen und 
schmälere, schlankere Gestalt, von Ganglbaueri durch die Färbung der Flügel- 
decken, von swaneticus durch dunklen Halsschild, gröbere Rückenreihen der 
Flügeldecken, dunklere Färbung der letzteren und von allen diesen Arten durch 
die Grundsculptur verschieden. 


1) L. Pandell& hatte bei der Beschreibung seiner Art Exemplare aus Toscana und Steier- 
mark vor sich, nicht aber, wie es im Cat. (Heyd., Reitt. und Weise, 1891, 98) heisst, solche aus 
dem Caucasus. 

Z.B. Ges. Bd. LI. 45 


692 Gottfr. Luze. 


Länge 4—4’5 mm. — Verbreitung: Bisher aus Niederösterreich, Steier- 
mark, Krain, Croatien, Serbien, Bosnien, Siebenbürgen, Südungarn, Italien (Tos- 
cana) und aus der Türkei bekannt. — Vorkommen: Im Moose der Bergwälder. 


27. Mycetoporus Ganglbaueri nov. Spec. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, der Stirnpunkt jederseits vom 
Innenrande des Auges abgerückt. 

Halsschild schwarz mit röthlich durchscheinenden Rändern, nach rückwärts 
wenig, nach vorne stärker verengt, etwas breiter als die Decken an den Schultern, 
die beiden äusseren Punktgrübchen knapp am Vorderrande stehend, die beiden 
mittleren an Vorder- und Hinterrand wenig und ziemlich gleich weit, die äusseren 
Punktgrübehen an letzterem merklich weiter abgerückt. Scheibe des Halsschildes 
mit vollzähligen!) Punktgrübehen. An beiden Seiten befindet sich eine grössere 
Anzahl ungeordneter Punktgrübchen. 


Flügeldecken etwas länger als der Halsschild, schwarz, eine Makel an der 
Schulter und der Hinterrand jeder Decke rothbraun, die Rückenreihen aus (acht) 
kräftigen, weitläufig geordneten Punktgrübchen zusammengesetzt; feinpunktige 
exteriore und starkpunktige interiore Reihen vorhanden. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der 
Segmente, dicht und wenig kräftig punktirt und kräftig grau behaart, drittes 
Segment mit wenig ausgedehnter glatter Mittelzone. 

Beine rothbraun, Taster und Fühler gelbbraun, drittes Glied der letzteren 
merklich länger als das zweite, viertes Glied so lang als breit, die vorletzten 
Glieder doppelt so breit als lang. Vorletztes Glied der Kiefertaster fast doppelt 
so dick als das vorhergehende. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild auf der Vorderhälfte 
blank, auf der Hinterhälfte fein und weitläufig wellig, die Flügeldecken fein 
und etwas weitläufig, das Abdomen sehr fein und weitläufig, siebentes Segment 
des letzteren stärker und weitläufiger quer gerieft. 

Durch die Färbung der Flügeldecken und die Beschaffenheit der Grund- 
seulptur vor allen anderen Arten sehr ausgezeichnet. 

Ich dedieire diese schöne Art dem versirten Sammler Herrn Custos 
L.Ganglbauer, der dieselbe in Südtirol, Vallarsa, Piano della (Fugazza) erbeutete, 

Länge 4 mm. 

Die Type besitzt das k. k. naturhistorische Hofmuseum in Wien. 


28. Mycetoporus swaneticus noV. Spec. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, der Stirnpunkt beiderseits nahe 
am Innenrande der Augen stehend. 


1) Beiderseits auf der Scheibe befinden sich an dem einzigen vorliegenden Exemplare je drei, 
ziemlich nahe neben einanderstehende, ein Dreieck einschliessende und (in den Verbindungslinien der 
inneren Punktgrübchen an Vorder- und Hinterrand) je ein kräftiges Punktgrübchen, so dass die 


Bolitobiini. 693 


Halsschild braun mit helleren Rändern, nach rückwärts wenig, nach vorne 
stärker verengt, breiter als die Deeken an den Schultern, die äusseren Punkt- 
grübchen knapp am Vorderrande, die beiden inneren etwas abgerückt, die beiden 
äusseren Punktgrübchen merklich weiter vom Hinterrande entfernt als die beiden 
mittleren. Auf der Scheibe des Halsschildes bilden sechs Punktgrübchen eine 
halbe Querellipse, an den Seiten ist eine grössere Anzahl ungeordneter Punkt- 
grübchen sichtbar. 

Flügeldecken sehr wenig länger als der Halsschild, gelbbraun, am Schildchen 
und an den Seitenrändern schwärzlich, die Rückenreihen sind aus (8&—10) feinen, 
ziemlich dicht geordneten Punktgrübchen zusammengesetzt; vorne und hinten 
verkürzte exteriore Reihen und voll entwickelte interiore Reihen sind vorhanden. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der 
“Segmente, ziemlich dicht und fein punktirt, halb aufstehend grau behaart, 
drittes Segment mit einer wenig ausgedehnten unpunktirten Mittelzone. 

Beine, Taster und Fühler bräunlichgelb, drittes Glied der letzteren merk- 
lich länger als das zweite, viertes Glied so lang als breit, die vorletzten Glieder 
1'!/amal so breit als lang. Vorletztes Glied der Kiefertaster fast doppelt so dick 
als das vorhergehende. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild blank, die Flügeldecken 
sehr fein und weitläufig gerieft, das Abdomen blank, das siebente Segment des 
letzteren weitläufig und fein, gegen das Ende kräftiger quer gerieft. 


Von pumctipennis durch hellen Halsschild, kurze Flügeldecken mit fein- 
punktigen Rückenreihen, durch feiner punktirtes Abdomen und durch die Grund- 
sculptur verschieden. 

Länge 4 mm. — Fundort: Caucasus, Swanetien (Leder). 

Die Type besitzt das k. k. naturhistorische Hofmuseum in Wien. 


29. Mycetoporus insulanus noV. Spec. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, der Stirnpunkt jederseits knapp 
am Innenrande der Augen stehend. 

Halsschild schwarz, am Hinterrande schwach röthlich durchscheinend, 
nach rückwärts wenig, nach vorne stärker verengt, etwas breiter als die Decken 
an den Schultern, die beiden seitlichen Punktgrübchen knapp am Vorderrande 
stehend, die beiden mittleren so weit abgerückt als die correspondirenden am 
Hinterrande, die beiden seitlichen Punktgrübehen an letzterem dem Rande mehr 
genähert als die beiden mittleren. Auf der Scheibe des Halsschildes bilden sechs 
Punktgrübchen eine halbe Querellipse, an den Seiten ist eine grössere Zahl un- 
geordneter Punktgrübchen sichtbar. 

Flügeldecken etwas länger als der Halsschild, rothbraun, der schwarze 
Seitenrand verbreitert sich im letzten Drittel zu einer verwaschenen braunen, 


Scheibe des Halsschildes acht Punktgrübchen trägt. Diese Anordnung ist wohl kaum als Art- 
charakter zu betrachten; es wird vielmehr ein Grübchen jederseits als anormale Verdoppelung eines 
Punktgrübchens anzusehen sein. ) 


45* 


694 Gottfr. Luze. 


die Naht nicht erreichenden Querbinde. Die Rückenreihen der Flügeldecken sind 
aus (10—11) kräftigen, ziemlich dicht geordneten Punktgrübchen zusammen- 
gesetzt; eine vorne und hinten verkürzte exteriore und eine voll entwickelte 
interiore Reihe vorhanden. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der 
Segmente, dicht und wenig kräftig punktirt, kräftig gelblich behaart, drittes 
Segment mit wenig ausgebreiteter unpunktirter Mittelzone. 

Beine, Taster und die drei Basalglieder der schwarzbraunen Fühler röthlich- 
gelb, drittes Glied der letzteren merklich länger als das zweite, viertes Glied 
etwas länger als breit, die vorletzten Glieder 1Y/;mal so breit als lang. Vorletztes 
Glied der Kiefertaster fast doppelt so breit als das vorhergehende. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild weitläufig und ziemlich 
kräftig, die Flügeldecken dicht und fein, das Abdomen fein und mässig dicht, 
siebentes Segment des letzteren weitläufiger und stärker quer gerieft. 


Von punctipennis durch schlankere, dunkle Fühler, breitere und flachere 
Flügeldecken mit feineren Punktreihen, dichter punktirtes und behaartes Abdomen 
und durch die Grundseulptur verschieden. 

Länge 4 mm. — Fundort: Korfu (Näheres unbekannt). 

Die Type besitzt das k. k. naturhistorische Hofmuseum in Wien. 


30. Mycetoporus pachyraphis') Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 351. 


Fauv., F. g.-rh., 569. — Ganglb., K. M., II, 374. — Rey, Ann. Soc. Linn. 
Lyon, 1882, 89. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz. 
Halsschild rothbraun, auf der Scheibe mitunter + ausgedehnt schwarz- 


braun, kräftig gewölbt, nach rückwärts wenig, nach vorne stärker verengt, so 


breit als die Decken an den Schultern, die Punktgrübchen kräftig eingestochen, 
die beiden äusseren vom Vorderrande weniger weit, die beiden mittleren von 
demselben weiter entfernt als die Punktgrübchen des Hinterrandes von diesem. 

Flügeldecken etwas länger als der Halsschild, rothbraun, die Naht schmal, 
die Seitenränder ausgedehnter schwarz; die Rückenreihen bestehen aus ziemlich 
kräftigen, undicht geordneten Punktgrübchen, exteriore und interiore Reihen 
fehlen. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der Seg- 
mente, ziemlich kräftig und wenig dicht punktirt, drittes Segment mit ausge- 
dehnter unpunktirter Mittelzone. 

Beine, Taster und Fühler bräunlichroth, die Schenkel der Hinterbeine 
dunkler, drittes Fühlerglied so lang als das zweite, viertes Glied so lang als 
breit, die vorletzten Glieder doppelt so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild kräftig und wenig dicht, 
gegen vorne kräftiger und weitläufiger, die Flügeldecken dicht und fein, das 


!) Siehe Anmerkung zu Nr. 54: punctus Gylih. 


Bolitobiini. 695 


Abdomen etwas weitläufiger und kräftiger wie die Decken, siebentes Segment 
merklich kräftiger und weitläufiger quer gerieft. 

Von splendens durch längeres Endglied der Kiefertaster, kürzeres drittes 
und queres viertes Fühlerglied, den hellen Halsschild, seichter punktirtes Ab- 
domen, schmäleren, gewölbteren Körper und durch die Grundsculptur verschieden. 

Länge 35—4'5 mm. — Verbreitung: Pyrenäen (Monte Pilat), Schlesien 
(Glatzer Schneeberg), Nordsibirien (Sastmola), Ostsibirien (Quellgebiet des Irkut, 
Baikal-See), Norwegen (Bergen, Röros), Finland (Helsingfors), Südtirol (Monte 
Baldo), Steiermark (Kor-Alpe), Gesenke (Altvater).") 


31. Mycetoporus Inaris nov. spec. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, die Stirngrübchen knapp an den 
Innenrändern der Augen liegend. 

Halsschild schwärzlichroth, glasig durchscheinend, nach rückwärts wenig, . 
nach vorne kräftig verengt, etwas breiter als die Decken an den Schultern, die 
Punktgrübchen ziemlich nahe an Vorder- und Hinterrand stehend, die beiden 
äusseren Grübchen vom Vorderrande um Geringes weiter abstehend als die corre- 
spondirenden vom Hinterrande, die beiden mittleren Punktgrübchen dem Hinter- 
rande etwas mehr genähert als die correspondirenden dem Vorderrande. 

Flügeldecken 1!/,mal so lang als der Halsschild, roth, am Schildehen und 
an den Seitenrändern schwarz, die Rückenreihen aus (sieben) kräftigen, weitläufig 
geordneten Punktgrübchen zusammengesetzt; exteriore und interiore Reihen fehlen. 

Abdomen schwarz mit breit dunkel rothbraun gesäumten Hinterrändern 
der Segmente, siebentes Segment breit gelbbraun gesäumt, kräftig und dicht 
punktirt, drittes Segment mit wenig ausgedehnter, spärlich punktirter Mittelzone. 

Beine gelbbraun, Schenkel und Schienen der Hinterbeine theilweise 
schwärzlichbraun, die Taster und die Basis der braunen Fühler röthlichgelb, 
drittes Glied der letzteren fast etwas kürzer und merklich schmäler als das zweite, 
viertes Glied schwach quer, die vorletzten Glieder doppelt so breit als lang, das 
Endglied stumpf kegelförmig, 1!/;mal so lang als das vorhergehende. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild blank, die Flügeldecken 
fein und wenig dicht, das Abdomen fein und ziemlich weitläufig quer gerieft. 

Diese Art ist eine interessante Mittelform zwischen splendens und pachy- 
raphis. Von splendens durch verkürztes drittes und viertes Fühlerglied, dickere 
Kiefertaster, schmälere, gewölbtere Gestalt und durch die Färbung, von pachy- 
raphis durch etwas breiteren, flacheren Halsschild und die Stellung der Punkt- 
grübchen am Vorderrande, weniger ausgebreitete Mittelzone am dritten Abdominal- 
segmente und von beiden durch die Grundseulptur verschieden. 

Länge 4 mm. — Fundort: Lappland (Enare-See). Von dem eifrigen Ento- 
mologen Herrn B. Poppius ein Exemplar gefangen. 

Die Type besitzt das Museum zoologiecum in Helsingfors. 


!) Am Monte Baldo von Herrn J. Breit, auf der Kor-Alpe und dem Altvater vom Autor in 
je einem Exemplare erbeutet. 


696 Gottfr. Luze. 


32. Mycetoporus forticornis Fauv., F. g.-rh., III, 572. 


Epp., Deutsche Ent. Zeitschr., 1878, 399. — Rey, Ann. Soc. Linn. Lyon, 
1882, 104. — Ganglb., K.M., II, 374. 

M. pronus var. «) Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., II, 465. — M. scutellaris 
Rey, Ann. Soc. Linn. Lyon, 1882, 107. — M. subjectus Rey, 1. e., 107. 


Kopf und Halsschild rothgelb, letzterer nach rückwärts wenig, nach vorne 
kräftig verengt, kaum breiter als die Decken, die Punktgrübchen am Vorderrande 
etwas weiter nach einwärts gerückt als die am Hinterrande. 

Flügeldecken dunkel rothgelb, am Schildehen und an den Seitenrändern 
schwarz, parallelseitig, etwas länger als der Halsschild, die Rückenreihen aus 
feinen, weitläufig geordneten Punktgrübchen zusammengesetzt; exteriore und in- 
teriore Reihen fehlen. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der 
Segmente, ziemlich dicht und kräftig punktirt, drittes Segment mit einer fein 
punktirten, wenig ausgedehnten Mittelzone, anliegend goldgelb behaart. 

Beine und Taster bräunlichgelb, die zwei Grundglieder der schwarzbraunen 
Fühler gelb, drittes Glied wenig länger als das zweite, viertes Glied so lang als 
breit, die vorletzten Glieder 1!/;mal so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheint die Oberseite mit Ausnahme des deutlich 
gerieften Abdominalendes nur mit Spuren weitläufiger Riefung. 

Von celavicornis durch bedeutend längere, schlankere Fühler und bedeuten- 
dere Grösse, von confusus durch breitere Gestalt, längere Flügeldecken und die 
fast glatte Mittelzone des dritten Abdominalsegmentes und von beiden durch die 
Grundseulptur verschieden. 

Länge 4mm. — Verbreitung: Mitteleuropa, Caucasus (Daghestan, Ma- 
mudly), Transcaspisches Gebiet (Turkmenien). — Vorkommen: An Ufern von 
Seen und Sümpfen. Von Herrn Leder im Caucasus im Sumpfmoose gefunden. 


33. Mycetoporus rubricus Epp., Deutsche Ent. Zeitschr., 1892, 339. 


Kopf und Halsschild rothgelb, letzterer nach rückwärts wenig, nach vorne 
kräftig verengt, etwas breiter als die Decken an den Schultern, die äusseren 
Punktgrübehen von Vorder- und Hinterrand gleich weit abstehend, die inneren 
Punktgrübchen dem Hinterrande merklich näher stehend als die correspondirenden 
dem Vorderrande. 

Flügeldecken etwas länger als der Halsschild, rothgelb, am Schildchen und 
an den Seitenrändern dunkel, die Rückenreihen aus (sechs) seichten, weitläufig 
geordneten Punktgrübchen zusammengesetzt; exteriore und interiore Reihen fehlen. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der 
Segmente, wenig kräftig und ziemlich dicht punktirt, drittes Segment mit wenig 
ausgedehnter, spärlich punktirter Mittelzone. 

Beine, Taster und Basis der braunen Fühler gelbbraun, drittes Glied der 
letzteren so lang, aber schmäler als das zweite, viertes Glied so lang als breit, 
die vorletzten Glieder doppelt so breit als lang. 


Bolitobiini. 697 


Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild blank, die Flügeldecken 
fein und wenig dicht, das Abdomen fein und weitläufig, gegen das Ende merklich 
stärker quer gerieft. 

Dem forticornis sehr nahe stehend. Von demselben durch etwas längere 
Flügeldecken, beträchtlich feiner und dichter punktirtes Abdomen, schlankere 
Gestalt und durch die Grundsculptur verschieden. 

Länge 3'75—4 mm. — Verbreitung: Turkestan—Turkmenien. 


34. Mycetoporus blandus noV. Spec. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, die Stirngrübchen knapp am 
Innenrande der Augen stehend. 

Halsschild rothgelb, auf der Scheibe dunkler durchscheinend, nach rück- 
wärts wenig, nach vorne stärker verengt, etwas breiter als die Decken an den 
Schultern, die Punktgrübchen gleich weit von Vorder- und Hinterrand abstehend, 
die beiden mittleren Punktgrübchen dem Vorderrande um Geringes näher stehend 
als den beiden seitlichen. 

Flügeldecken 1!/;mal so lang als der Halsschild, rothgelb, am Schildchen 
und an den Seitenrändern schwarz, die Rückenreihen aus (S—10) feinen Punkt- 
grübchen zusammengesetzt; exteriore und interiore Reihen fehlen. 

Abdomen schwarz mit breit gelbbraun gesäumten Hinterrändern der Seg- 
mente, seicht und wenig dicht punktirt, drittes Segment mit ausgedehnter un- 
punktirter Mittelzone, siebentes Segment mit weissem Saume. 

Beine, Taster und Basis der schwarzbraunen Fühler bräunlichgelb, drittes 
Glied der letzteren so lang und etwas schmäler als das zweite, viertes Glied 
schwach quer, die vorletzten Glieder 1'1/;mal so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild blank, gegen den Hinter- 
rand sehr fein und weitläufig, die Flügeldecken fein und wenig dicht, das Ab- 
domen sehr fein und weitläufig quer gerieft. 

In Grösse und Gestalt dem clavicornis, in der Bildung der Fühler und in 
der Färbung der Flügeldecken dem forticornis ähnlich. Von letzterem durch 
schwarzen Kopf, längere Fühler, merklich schmäleren und weniger gewölbten 
Halsschild, längere Decken mit feinpunktigen Rückenreihen, merklich feiner 
und seichter punktirtes Abdomen, schmälere Gestalt, geringere Grösse und durch 
die Grundsculptur verschieden. 

Länge 4 mm. — Fundort: Lenkoran. 1 Exemplar von Herrn Leder gefangen. 

Die Type besitzt das k. k. naturhistorische Hofmuseum in Wien. 


35. Mycetoporus confusus Epp., Wiener Ent. Zeitschr., VIII, 1889, 14. 


Kopf und Halsschild rothgelb, letzterer nach rückwärts wenig, nach vorne 
kräftig verengt, etwas breiter als die Decken an den Schultern, die ziemlich 
feinen Punktgrübchen von Vorder- und Hinterrand ziemlich gleich weit abstehend. 

Flügeldecken so lang als der Halsschild, rothgelb mit dunkler Naht, an 
den Seitenrändern so hell wie auf der Scheibe, die Rückenreihen aus feinen, 


698 Gottfr. Luze. 


dicht geordneten Punktgrübchen zusammengesetzt; exteriore und interiore 
reihen fehlen. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der Seg- 
mente, kräftig und dicht punktirt, drittes Segment in der Mitte so stark punktirt 
als die folgenden Segmente an den correspondirenden Stellen, siebentes Segment 
ungesäumt. 

Beine, Taster und Fühler bräunlichgelb, drittes Glied der letzteren nicht 
kürzer, aber etwas schmäler als das zweite, viertes Glied nicht oder kaum quer, 
die vorletzten Glieder 1!/;mal so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild sehr fein und weitläufig, 
die Flügeldecken dicht und fein, das Abdomen fein und weitläufig, gegen das 
Ende allmälig stärker quer gerieft. 

In Grösse und Gestalt dem pieipennis zunächst stehend. Von demselben 
durch deutlich weiter nach einwärts gerückte Punktgrübchen des Halsschildes, 
helle Flügeldecken und durch die Grundsculptur verschieden. 

Länge 4 mm. — Fundort: Caucasus (Lenkoran—Hamarat). Bisher nur in 
den beiden Exemplaren, nach denen Dr. Eppelsheim die Art beschrieb, bekannt. 


36. Mycetoporus pieipennis Epp., Verhandl. der zool.-bot. Gesellsch. in 
Wien, 1880, 505. 
(dubius Epp. i. 1.) 


Kopf stets ganz rothgelb, Halsschild rothgelb, nach rückwärts wenig, nach 
vorne stärker verengt, etwas breiter als die Decken an den Schultern, die Punkt- 
grübchen ziemlich fein eingestochen, von Vorder- und Hinterrand ziemlich gleich 
weit abstehend. 

Flügeldecken so lang oder etwas kürzer als der Halsschild, schwarz oder 
schwarzbraun, eine Makel an der Schulter und der Hinterrand jeder Decke — 
letzterer meist mit der Schulter ecommunicirend — roth, die Rückenreihen aus 
kräftigen, undicht geordneten Punktgrübchen zusammengesetzt; exteriore und 
interiore Reihen fehlen. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der Seg- 
mente, kräftig und ziemlich dicht punktirt, drittes Segment in der Mitte kaum 
feiner und weitläufiger punktirt als die folgenden Segmente an den correspon- 
direnden Stellen, siebentes Segment ungesäumt. 

Beine, Taster und Fühler bräunlichgelb, drittes Glied der letzteren wenig 
kürzer und schmäler als das zweite, viertes Glied schwach quer, die vorletzten 
Glieder doppelt so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild blank, die Flügeldecken 
an der Basis fein und weitläufig, gegen das Ende merklich dichter, das Abdomen 
sehr fein und weitläufig, siebentes Segment etwas stärker quer gerieft. 

Von elavicornis durch stets helle Fühler mit etwas längerem dritten und 
schwach querem vierten Gliede, den stets hellen Kopf, die dunklen Flügeldecken 
mit kräftigeren Rückenreihen und das kräftig punktirte dritte Abdominalsegment, 


u IR 


4 


Bolitobiini, 699 


von ambiguus durch längere Fühler und merklich robustere Gestalt und von 
beiden durch die Grundsculptur verschieden. 

Länge 3—3°5 mm. — Verbreitung: Caucasus (Circassien, Suram, Meskisches 
Gebirge). 


37. Mycetoporus ambiguus n0V. Spec. 


Kopf und Halsschild rothgelb, letzterer nach rückwärts wenig, nach vorne 
stärker verengt, etwas breiter als die Decken an den Schultern, die fein einge- 
stochenen Punktgrübehen von Vorder- und Hinterrand ziemlich gleich weit ab- 
stehend. 

Flügeldecken so lang oder etwas kürzer als der Halsschild, schwarz oder 
schwarzbraun, eine Makel an der Schulter und der Hinterrand jeder Decke — 
letzterer meist mit der Schulter eommunieirend — roth, selten einfärbig roth, 
die Schulterreihen aus wenigen kräftigen, weitläufig geordneten Punktgrübchen 
zusammengesetzt; exteriore und interiore Reihen fehlen. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der Seg- 
mente, kräftig und ziemlich dicht punktirt, drittes Segment in der Mitte so stark 
punktirt als die folgenden Segmente an den correspondirenden Stellen, siebentes 
Segment ohne weissen Saum. 

Beine, Taster und Basis der braunen Fühler röthlichgelb, drittes Glied der 
letzteren merklich kürzer und dünner als das zweite, viertes Glied deutlich quer, 
die vorletzten Glieder mindestens doppelt so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild und die Flügeldecken 
blank, das Abdomen weitläufig und fein, gegen das Ende merklich stärker quer 
gerieft. 

Von den dunkleren Exemplaren des celavicornis durch den stets ganz roth- 
gelben Kopf, das gleiehförmig punktirte dritte Abdominalsegment und den Mangel 
der Grundsculptur an den Flügeldecken verschieden. 

Länge 25—3 mm. — Verbreitung: Die vorliegenden Exemplare stammen 
aus Croatien (Capella, Vellebit), der Hercegovina, aus Bosnien, Böhmen (Prag), 
Krain, Ungarn, Schlesien, Niederösterreich (Ulrichskirchen, Mödling), Kärnten 
(Nanos), der Schweiz (Wallis, Siders) und Griechenland. 


38. Mycetoporus celavicornis Steph., Ill. Brit., V, 169. 


Faurv., F. g.-rh., 573. — J. Sahlbg., E. F., 198. — Ganglb., K.M., II, 374. 


M. pronus Er., Kf. M. Brand., I, 414, Gen. Staph., 285; Kraatz, Nat. 
Ins. Deutschl., II, 465; Thoms., Skand. Col., III, 162 et IX, 305; Pand., Ann. 
Soe. Ent. Fr., 1869, 343; Rey, Ann. Soc. Linn. Lyon, 1882, 107. — M. brevi- 
cornis Matth., Ent. Mag., V, 1838, 197. — M. Reitteri') Epp., Wiener Ent. Zeit., 
XI, 296. 


ı) Das vorliegende typische Stück dieser Eppelsheim'schen Art ist ein robusteres Exem- 
plar des M. clavicornis, noch dazu mit (durch die Art der Präparation) ausgezogenem Abdomen, so 
dass die Punktirung des letzteren einen anderen Eindruck macht, als bei normaler Lage der Segmente. 


700 Gottfr. Luze. 


Kopf schwarz oder rothgelb oder beide Farben zeigend. 

Halsschild stets rothgelb, nach rückwärts wenig, nach vorne stärker ver- 
engt, etwas breiter als die Decken an den Schultern, die Punktgrübchen fein 
und seicht, ziemlich gleich weit von Vorder- und Hinterrand abstehend. 

Flügeldecken rothgelb, merklich länger als die Decken (geflügelte Form) 
oder kürzer, kaum länger als die Decken (ungeflügelte Form), am Schildchen 
und an den Seitenrändern dunkel, ausnahmsweise längs der Naht + ausgedehnt 
braun oder mit einer verschwommenen, braunen Querbinde vor den Hinterrändern, 
die Rückenreihen aus mässig starken, weitläufig geordneten Punktgrübehen zu- 
sammengesetzt; exteriore und interiore Reihen fehlen. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der 
Segmente, ziemlich kräftig und mässig dicht punktirt, drittes Segment mit fein 
und spärlich punktirter Mittelzone. siebentes Segment mit weissem Saume oder 
ohne diesen. 

Beine, Taster und Basis der Fühler röthlichgelb, drittes Glied der letzteren 
deutlich kürzer und schmäler als das zweite, viertes Glied deutlich quer, die vor- 
letzten Glieder mindestens doppelt so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild blank, die Decken sehr 
fein und etwas weitläufig, das Abdomen sehr fein und weitläufig, gegen das Ende 
merklich stärker quer gerieft. 


Die dunklen Exemplare dieser Art von ambiguus durch die dunklen Fühler, 
die fast glatte oder fein punktirte Mittelzone des dritten Abdominalsegmentes 
und die Grundseulptur, von hellen Formen des Reichei durch die merklich weiter 
nach aussen gerückten Punktgrübchen am Vorderrande des Halsschildes zu unter- 
scheiden. 

Länge 3—4 mm. — Verbreitung: Nord- und Mitteleuropa. — Vorkommen: 
Unter Laub, Moos und abgeschälten Rinden, unter Steinen, an Schwämmen, im 
Dedritus der Gewässer, mitunter bei Ameisen, in der Ebene und im Gebirge. 


39. Mycetoporus Reichei Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 344. 


Fauv., F. g.-rh., III, 571. — Epp., Deutsche Ent. Zeitschr., 1878, 398. — 
Rey, Ann. Soc. Linn. Lyon, 1882, 102. — Ganglb., K.M., I, 373. 


M. pronus var. 1, 2, Er., Gen. Staph., 286. — M. pronus var. ß. Kraatz, 
Nat. Ins. Deutschl., II, 465. — M. pronus var. Kraatz, Berl. Ent. Zeitschr., 1858, 
56; Rottenbg., u 1870, 28. 


Eine in Grösse und Gestalt ziemlich comstante, in der Färbung sehr 
variable Art. 
Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, sehr selten ganz gelbroth. 


Halsschild schwarz mit rothbraunen Rändern oder nur auf der Scheibe 
+ gebräunt oder auch ganz rothgelb, nach rückwärts wenig, nach vorne stärker 
verengt, wenig breiter als lang, so breit als die Decken an den Schultern, die 
Punktgrübehen vom Vorder- und Hinterrande ziemlich gleich weit abstehend, die 


Bolitobiini. 101 


beiden mittleren Punktgrübchen kaum weiter vom Vorderrande abgerückt als die 
beiden seitlichen. 


Flügeldecken 1!/;mal so lang als der Halsschild (geflügelte Form) oder 
kaum länger als der Halsschild (ungeflügelte Form), schwarz oder schwärzlich- 
braun, eine Makel an der Schulter und der Hinterrand jeder Decke rothbraun, 
selten die Schultern ganz dunkel. Die hellen Schultern und Hinterränder, 
communiciren häufig durch ein an der Naht verlaufendes helles Band, mitunter 
sind die Decken nur am Schildehen und an den Seitenrändern dunkel oder es 
erscheint eine dunkle Querbinde auf der Hinterhälfte der Decken, selten sind 
die letzteren einfärbig rothgelb; die Rückenreihen wenig bemerkbar, exteriore 
und interiore Reihen fehlen. 


Abdomen schwarz mit breit dunkel rothbraun gesäumten Hinterrändern 
der Segmente, fein und ziemlich weitläufig punktirt, drittes Segment mit wenig 
ausgedehnter, spärlich punktirter Mittelzone, siebentes Segment meist gesäumt. 


Beine rothbraun, Schenkel und Schienen der Hinterbeine + schwarzbraun, 
Taster heller oder dunkler braun, Fühler braun mit hellerer Basis, drittes Glied 
der letzteren kürzer und schmäler als das zweite, viertes Glied schwach quer, 
die vorletzten Glieder doppelt so breit als lang. 


Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild blank, die Flügeldecken 
äusserst fein und mässig dicht, das Abdomen sehr fein und etwas weitläufig 
quer gerieft. 

Von niger durch schmäleren und längeren Halsschild, dichtere Punktirung 
des Abdomens und durch schlanke, schmal spindelförmige Gestalt, von angularis 
durch die Stellung der Punktgrübchen am Halsschilde, von nobilis durch viel 
geringere Grösse und die Stellung der Punktgrübchen am Halsschilde, von dem 
oft ganz ähnlich gefärbten celavicornis durch die mehr nach einwärts gerückten 
Punktgrübchen am Vorderrande des Halsschildes, von Baudueri durch grösseren 
Kopf, flachere Gestalt und die Stellung der Punktgrübchen am Halsschilde, von 
allen genannten Arten aber durch die Grundsculptur verschieden. 


Länge 3—3°5 mm. — Verbreitung: Mittelmeergebiet, Mitteleuropa, Caucasus 
(Martkopi, Araxesthal), — Vorkommen: In Bergwäldern unter Moos und Steinen, 
bis in die alpine Region emporsteigend. 


40. Mycetoporus boreellus J. Sahlbg., E. F., 199. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, die Stirngrübchen nahe an den 
Innenrändern der Augen stehend. 


Halsschild schwarz, an Vorder- und Hinterrand roth durchscheinend, nach 
rückwärts wenig, nach vorne stärker verengt, die äusseren Punktgrübchen von 
Vorder- und Hinterrand gleich weit abstehend, die beiden mittleren Punktgrübehen 
dem Hinterrande merklich näher stehend als die correspondirenden dem Vorder- 
rande. Die beiden mittleren Punktgrübchen vom Vorderrande weiter abstehend 
als von den beiden seitlichen. 


702 Gottfr. Luze, 


Flügeldecken so lang oder etwas länger als der Halsschild, schwarz, der 
Hinterrand und meist eine wenig ausgedehnte Makel an der Schulter jeder Decke 
roth, die Rückenreihen aus wenig kräftigen, undicht geordneten Punktgrübchen 
zusammengesetzt; exteriore und interiore Reihen fehlen, an Stelle der letzteren 
mitunter eine schwache Längsfaltung bemerkbar. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der 
Segmente, fein und weitläufig punktirt, drittes Segment mit wenig ausgedehnter, 
unpunktirter Mittelzone, siebentes Segment ohne weissen Saum.!) 

Beine gelbbraun, Schenkel und Schienen der Hinterbeine häufig schwarz- 
braun, Taster und Fühler schwarzbraun, die Basis der letzteren rothbraun, drittes 
Fühlerglied etwas kürzer und bedeutend schmäler als das zweite, viertes Glied 
schwach quer, die vorletzten Glieder 1'/;mal so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild sehr fein und weitläufig, 
gegen vorne erloschen, die Flügeldecken kräftig und ziemlich dicht, das Abdomen 
fein und weitläufig quer gerieft. 

Dem angularis sehr nahe stehend. Von demselben durch feiner und weit- 
läufiger punktirtes Abdomen, im Allgemeinen dunklere Färbung, den stets fehlen- 
den Saum am siebenten Abdominalsegmente und durch die Grundsculptur ver- 
schieden. 

Länge 2—3 mm. — Verbreitung: Lappland, Finland, Nordsibirien, Altai. 


41. Mycetoporus angularis Muls. et Rey, Ann. Soc. Linn. Lyon, 1853, 56. 


Muls. et Rey, Opuse. Ent., II, 69. — Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., II, 458. 
— Fauv,, F. g.-rh., 570. — Rey, Ann. Soc. Linn. Lyon, 1882, 99. — Ganglb,, 
K. M., II, 373. 

M. niger Baudi, Berl. Ent. Zeitschr., 1857, 99. — M. Reyi Pand., Ann. Soc. 
Ent. Fr., 1869, 345. 


Eine in der Färbung ziemlich constante, in Grösse und Habitus recht 
variable Art. 

Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, Halsschild schwarz, an den 
Rändern + deutlich rothbraun gesäumt, nach rückwärts wenig, nach vorne etwas 
stärker verengt, nur wenig breiter als lang, nicht breiter als die Decken an den 
Schultern, die Punktgrübchen von Vorder- und Hinterrand abgerückt, die beiden 
mittleren Punktgrübchen vom Vorderrande so weit oder weiter entfernt als von 
den beiden seitlichen, bedeutend weiter nach einwärts gerückt als die letzteren. 

Flügeldecken meist bedeutend länger als der Halsschild (geflügelte Form) 
oder von der Länge desselben (ungeflügelte Form), schwarz, eine Makel an der 
Schulter und der Hinterrand jeder Decke gelbroth, die Rückenreihen aus feinen, 
dicht geordneten oder auch aus kräftigeren und weitläufiger geordneten Punkt- 
grübchen zusammengesetzt; exteriore und interiore Reihen fehlen. 


ı) Eine vorgenommene Untersuchung ergab zwar gefaltete, aber doch so stark verkürzte 
Flügel, dass die Flugfähigkeit der Art mindestens recht fraglich erscheint. 


Bolitobiini. 105 


Abdomen schwarz, die Hinterränder der Segmente breit dunkel rothbraun 
gesäumt, mitunter auch völlig schwarz erscheinend, fein. und mässig dicht punk- 
tirt, drittes Segment mit wenig ausgedehnter, spärlich punktirter Mittelzone, 
siebentes Segment mit weissem Saume oder ohne diesen. 

Beine rothbraun, Schenkel und Schienen der Hinterbeine + schwarzbraun, 
Taster und Fühler gelbbraun oder mit Ausnahme der Basis der letzteren schwarz- 
braun, drittes Fühlerglied kürzer und schmäler als das zweite, viertes Glied fast 
quer, die vorletzten Glieder doppelt so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild sehr fein und weitläufig, 
die Flügeldecken fein und mässig weitläufig, das Abdomen sehr fein und weit- 
läufig quer gerieft. 

Von niger durch viel schmäleren Halsschild und die Stellung der Rand- 
punkte, dichter punktirtes Abdomen und schmal spindelförmige Gestalt, von nobilis 
durch viel geringere Grösse und die Färbung des Halsschildes, von Reichei, dem 
er mitunter täuschend ähnlich ist, durch die Stellung der Punktgrübchen am 
Vorderrande des Halsschildes und von allen genannten Arten durch die Grund- 
sculptur verschieden. 

Länge 3—4 mm. — Verbreitung: Mittelmeergebiet, südliches Mitteleuropa. 
— Vorkommen: In Bergwäldern unter Moos, faulenden Vegetabilien und unter 
Steinen. 


42. Mycetoporus nobilis!) nov. Spec. 
Var. graecus m. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, Halsschild rothgelb, manchmal 
auf der Scheibe + ausgedehnt rothbraun, nach rückwärts wenig, nach vorne 
stärker verengt, so breit als die Decken an den Schultern, die Punktgrübchen 
am Vorderrande weiter nach einwärts gerückt als die am Hinterrande, die beiden 
mittleren so weit oder weiter vom Vorderrande abstehend als von den beiden 
seitlichen. 

Flügeldecken 1!/mal so lang als der Halsschild, mit schwach bogigem 
Seitenrande, eine Makel an der Schulter und der Hinterrand jeder Decke gelb- 
roth, die Rüekenreihen aus feinen, ziemlich dicht und regelmässig geordneten 
Punktgrübcehen bestehend, ohne Andeutung von exterioren und interioren Reihen. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der Seg- 
mente, ziemlich fein und mässig dicht punktirt, drittes Segment mit einer wenig 
ausgedehnten, unpunktirten Mittelzone, siebentes Segment mit weissem Saume. 

Beine bräunlichgelb, Schenkel und Schienen des letzten Beinpaäres + an- 
gedunkelt, Taster und die beiden ersten Fühlerglieder röthlichgelb, drittes Fühler- 
glied fast etwas kürzer als das zweite, viertes Glied so lang als breit, die vor- 
letzten Glieder fast doppelt so breit als lang. 

Var. graecus m. hat braunen Halsschild mit helleren Rändern (Griechen- 
land: Korfu). 


1) Siehe Nr. 49, Fussnote 1. 


704 Gottfr. Luze. 


Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild fast erloschen weitläufig, 
die Decken ziemlich dicht und fein, das Abdomen kräftiger und weitläufiger 
quer gerieft. 

Von niger durch längeren, schmäleren, nach vorne viel weniger verengten 
Halsschild, längere, schmälere und gewölbtere Flügeldecken, dichter punktirtes 
Abdomen und kleinere, unpunktirte Mittelzone des dritten Segmentes desselben, 
sowie durch die Färbung, von angularis durch längere, schlankere Fühler, breitere, 
bedeutend robustere Gestalt, längere Decken und durch die Färbung, von rufi- 
collis, in dessen Gesellschaft sich die Art vorfand, durch viel schmäleren, längeren 
Halsschild, bedeutend längere, schlankere Flügeldecken mit dichtpunktigen Rücken- 
reihen, dichter punktirtes Abdomen und von allen genannten Arten durch die 
Grundsceulptur verschieden. 

Länge 4—4°5 mm. — Fundort: Dalmatien (Ragusa, Castelnuovo: Kauf- 
mann; Pridworje: Reitter; Fiume: Kelecseny), Hercegovina (Domanovich), 
Bosnien (Apfelbeck), Korfu (Hummler), Griechenland (Emge). 

Die Typen besitzen das k. k. naturhistorische Hofmuseum in Wien und die 
Herren Dr. M. Bernhauer, J. Kaufmann und kais. Rath E. Reitter. 


43. Mycetoporus niger Fairm., Fn. Fr., I, 494. 


Fauv., F. g.-rh., III, 570. — J. Sahlbg., E. F., 198. — Epp., Deutsche 
Ent. Zeitschr., 1878, 397. — Rey, Ann. Soe. Linn. Lyon, 1882, 97. — Ganglb,, 
K.M., I, 372. 

M. Fairmairei Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 346. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz. 

Halsschild schwarz oder schwarzbraun, an den Seiten und am Hinterrande 
+ breit gelbbraun, nach rückwärts wenig, nach vorne stark verengt, etwas 
breiter als die Decken an den Schultern, stark quer, die Punktgrübchen am 
Vorderrande etwas weiter nach einwärts gerückt als die am Hinterrande, die 
beiden mittleren Punktgrübchen kaum weiter vom Vorderrande abstehend als die 
beiden seitlichen. 

Flügeldecken wenig länger als der Halsschild, breit, flach gewölbt, nach 
rückwärts verbreitert, die Rückenreihen aus mässig starken, etwas weitläufig ge- 
stellten Punktgrübchen zusammengesetzt; exteriore Reihen fehlen, innerhalb der 
Rückenreihen schwach längsfaltig, schwarz, eine Makel an der Schulter und der 
Hinterrand jeder Decke rothbraun oder gelbbraun. 

Abdomen stark konisch, schwarz, die Hinterränder der Segmente breit 
dunkel rothbraun gesäumt, fein und weitläufig punktirt, drittes Segment mit 
fast unpunktirter Mittelzone. 

Beine rothbraun, Schenkel und Schienen der Hinterbeine + schwarzbraun, 
Taster und Basis der bräunlichen Fühler röthlichgelb, drittes Glied der letzteren 
kaum länger als das zweite, viertes Glied so lang als breit, die vorletzten Glieder 
doppelt so breit als lang. 


Bolitobiini. 705 


Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild ziemlich weitläufig und 
fein, die Flügeldecken dicht und ziemlich kräftig, das Abdomen kräftig und 
mässig dicht quer gerieft. 

Von nobilis durch breiteren, nach vorne stärker verengten, dunklen Hals- 
schild und die Stellung der Punktgrübchen, breitere, flachere und kürzere Flügel- 
decken mit weitläufigeren Rückenreihen und das weitläufig punktirte Abdomen, 
sowie durch die Grundseulptur verschieden. Von den verwandten Arten angularis 
und boreellus durch den breiten Bau des Vorderkörpers und die Stellung der 
Punktgrübchen am Halsschilde zu unterscheiden. 

Länge 45—5'’5 mm. — Verbreitung: Mittelmeergebiet, Europa, Nord- 
sibirien, Caucasus (Talischgebirge). — Vorkommen: In Bergwäldern unter Moos 
und Laub. 


44. Mycetoporus liliputanus nov. Spec. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, die Stirngrübchen knapp an den ' 
Innenrändern der Augen stehend. 

Halsschild schwarz, die Seitenränder und der Hinterrand rothbraun ge- 
säumt, nach rückwärts wenig, nach vorne stärker verengt, kaum breiter als die 
Decken an den Schultern, die äusseren Punktgrübchen so weit vom Vorderrande 
abstehend als die eorrespondirenden vom Hinterrande, die beiden mittleren Punkt- 
grübchen dem Hinterrande etwas näher stehend als die correspondirenden dem 
Vorderrande. 

Flügeldecken 1!/mal so lang als der Halsschild, rothgelb, die Seitenränder 
und eine dreieckige Makel, deren Basis zwischen den Rückenreihen liegt und 
deren Scheitel fast zur halben Nahtlänge reicht, schwarz, die Rückenreihen aus 
(acht) fein eingestochenen Punktgrübchen zusammengesetzt; exteriore und in- 
teriore Reihen fehlen. 

Abdomen schwarz mit breit dunkel rothbraun gesäumten Hinterrändern 
der Segmente, seicht und weitläufig punktirt, drittes Segment mit ausgebreiteter, 
spärlich punktirter Mittelzone, siebentes Segment mit weissem Saume. 

Beine, Taster und Basis der braunen Fühler gelbbraun, drittes Glied etwas 
kürzer und bedeutend schmäler als das zweite, viertes Glied so lang oder etwas 
länger als breit, die vorletzten Glieder 1!/,mal so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild blank, die Flügeldecken 
sehr fein und wenig dicht, das Abdomen fein und weitläufig quer gerieft. 

Von splendens durch schlankere Fühler, längeren, schmäleren Halsschild 
und die weiter nach einwärts gerückten Punktgrübchen, weitläufig punktirtes 
Abdomen, die Färbung, die Grundseulptur und die geringe Grösse verschieden. 

Die kleinste Art unter den bisher bekannten Formen der splendens- 
Gruppe. 

Länge 325 mm. — Fundort: Russisches Centralasien (Buchara). Ein 


Exemplar. 
Die Type besitzt Herr kais. Rath Edm. Reitter. 


706 Gottfr. Luze. 


45. Mycetoporus splendens Marsh., Ent. Brit., 524. 


Er., Kf.M. Brand., I, 411; Gen. Staph., 282. — Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., 
II, 460. — Thoms., Skand. Col., III, 161. — Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 
344. — Fauv., F. g.-rh., 572.— Rey, Ann. Soc. Linn. Lyon, 1882, 72.— J.Sahlbg., 
E. F., 197. — Ganglb., K. M., I, 372. 

M. splendidus Jacg. Duval, Gen. Col. d’Eur., II, 11. — M. australis Rey, 
Ann. Soe. Linn. Lyon, 1882, 73. — M. confinis Rey, l. c., 75. — M. perlaetus 
Rey, 1. c., 75. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz. 

Halsschild ganz schwarz oder an den Seitenrändern und am Hinterrande 
röthlich durchscheinend, kaum merkbar punktulirt, nach rückwärts wenig, nach 
vorne stärker verengt, so breit als die Decken an den Schultern, die Punkt- 
grübehen am Vorderrande weiter nach einwärts gerückt als die am Hinterrande, 
die beiden mittleren Punktgrübehen vom Vorderrande nicht weiter abstehend als 
die beiden seitlichen.!) 

Flügeldecken 1!/;mal so lang als der Halsschild, gelbroth, am Schildchen 
und an den Seitenrändern schwärzlich, die Rückenreihen aus feinen, weitläufig 
geordneten Punktgrübchen zusammengesetzt; exteriore und interiore Reihen 
fehlen. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der 
Segmente, kräftig und dicht punktirt, die Zwischenräume längs der Seiten kaum 
grösser als die Punktgrübehen, drittes Segment mit ausgebreiteter, fein und 
spärlich. punktirter Mittelzone. 

Beine, Taster und Fühlerbasis röthlich- oder gelblichbraun, drittes Glied 
der Fühler wenig länger als das zweite, viertes Glied merklich länger als breit, 
die vorletzten Glieder doppelt so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild blank, die Flügeldecken 
sehr fein und dicht, das Abdomen fein und weitläufig quer gerieft. 

Kleinere Stücke dieser Art sind dem Zongulus Mannh. täuschend ähnlich; 
von letzterem durch die schlanken Kiefertaster, die Lage der Randgrübchen am 
Halsschilde, die Grundseulptur und durch den Habitus zu unterscheiden. 


Von corpulentus durch schmäleren, nach vorne weniger verengten, dunklen 
Halsschild und die Stellung der Punktgrübehen daselbst, längere, gewölbtere 
Flügeldecken, dieht punktirtes Abdomen, geringere Grösse und durch die Grund- 
sculptur verschieden. 

Länge 4—6 mm. — Verbreitung: Im Mittelmeergebiet, dem grössten Theile 
von Europa und im Caucasusgebiete heimisch. — Vorkommen: Unter Moos und 
Steinen, in faulenden Vegetabilien und im Dedritus der Gewässer, bis an die 
Grenze der alpinen Region emporsteigend. 


') Der Curiosität halber sei erwähnt, dass sich in dem mir vorliegenden Untersuchungs- 
materiale ein Exemplar vorfand, das (in den Verbindungslinien der inneren Punktgrübchen an Vorder- 
und Hinterrand) je ein wohlentwickeltes Punktgrübchen in congruenter Lage aufwies. 


Bolitobiini. 107 


46. Mycetoporus corpulentus noV. spec. 
Var. Halbherri m. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz. 

Halsschild schwarz oder schwarzbraun, an den Seiten — namentlich an 
den Hinterecken — ausgedehnt rothbraun, manchmal nur auf der Scheibe braun, 
selten ganz rothbraun, deutlich punktulirt, nach rückwärts wenig, nach vorne 
stark verengt, etwas breiter als die Decken an den Schultern, die Punktgrübehen 
an Vorder- und Hinterrand ziemlich weit abgerückt, die beiden mittleren Grübchen 
dem Vorderrande näher stehend als den beiden seitlichen. 

Flügeldecken merklich länger (geflügelte Form) oder kaum länger (unge- 
flügelte Form) als der Halsschild, bräunlichroth, das Schildchen, die Naht und 
die Seitenränder schwarz, die Rückenreihen aus (6—8) kräftigen, weitläufig ge- 
ordneten Punktgrübchen zusammengesetzt; exteriore und interiore Reihen fehlen, 
an Stelle der letzteren häufig eine seichte Längsfurchung sichtbar. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der 
Segmente, ziemlich kräftig und weitläufig punktirt, die Zwischenräume auch längs 
der Seiten grösser als die länglichen Punktgrübchen, drittes Segment mit spärlich 
punktirter Mittelzone. Siebentes Abdominalsegment mit weissem Saume oder 
ohne diesen. 

Beine bräunlichroth, Taster und Basis der braunen Fühler röthlichgelb, 
drittes Glied der letzteren deutlich länger als das zweite, viertes Glied deutlich 
länger als breit, die vorletzten Glieder doppelt so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild fein und wenig dicht, 
die Flügeldecken dicht und fein, das Abdomen sehr fein und mässig dicht, gegen 
das Ende stärker und weitläufger quer gerieft. 


Var. Halbherri m. ist eine ungeflügelte Form mit verkürzten Flügel- 
decken, ungesäumtem siebenten Abdominalsegmente und einfärbig hellem Hals- 
schilde (Südtirol, Rovereto: Halbherr; Lavarone: Dr. Lokay). 

Von splendens durch schlankere Fühler, breiten, nach vorne stark ver- 
engten, breit hell gesäumten Halsschild mit den weiter nach einwärts gerückten 
Punktgrübchen am Hinterrande, kürzere Flügeldecken, weitläufig punktirtes Ab- 
domen, sowie durch die Grundsculptur hinlänglich verschieden. Von Maerkeli 
durch die Stellung der Punktgrübchen am Vorderrande des Halsschildes und die 
tiefe Punktirung des Abdomens zu unterscheiden. 

Länge 6—8 mm. — Verbreitung: Die vorliegenden Exemplare stammen 
vom Riesengebirge (Skalitzky), Glatzergebirge (v. Bodemeyer), aus Böhmen 
(Reitter), Ungarn (Dr. Chyzer, v. Heyden, Reitter), Croatien (Bern- 
hauer, v. Heyden, v. Viert]), Serbien (Merkl), Siebenbürgen, Rodnaer Gebirge 
(Deubel, Ganglbauer), Steiermark (Koltze), dem Bachergebirge(Ganglbauer), 
aus Kärnten (Kaufmann), Tirol (Halbherr, Kaufmann, Lokay), Salzburg, 
Gastein (Skalitzky), Niederösterreich (Kaufmann). — Vorkommen: Hofrath 
Dr. Skalitzky fand die Art in zahlreichen Exemplaren unter ganz eigenthüm- 
lichen Umständen — an einer Wildraufe in nassfaulen Futterresten in Gesell- 

Z. B. Ges. Bd. LI. 46 


7 


708 Gottfr. Luze, 


schaft einer daselbst massenhaft gedeihenden Fliegenlarve (Riesengebirge, Spindel- 
mühle); die übrigen vorliegenden Exemplare mögen wohl aus dem Moose der 
Bergwälder stammen. 


47. Mycetoporus Maerkeli Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., II, 457. 


Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 347. — Fauv., F. g.-rh., III, 565. — 
J. Sahlbg, E. F., 196. — Rey, Ann. Soc. Linn. Lyon, 1882, 75. — Ganglb,, 
K.M,., I, 370. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz. 

Halsschild schwarz, die Seitenränder schmal, der Hinterrand breiter und 
ziemlich gut begrenzt rothbraun gesäumt, nach rückwärts wenig, nach vorne 
kräftig verengt, breiter als die Decken an den Schultern, die Punktgrübchen an 
Vorder- und Hinterrand weit nach einwärts gerückt, die beiden mittleren Punkt- 
grübchen vom Vorderrande etwas weiter entfernt als von den beiden seitlichen. 


Flügeldecken 1'/;mal so lang als der Halsschild, gelbbraun, am Schildchen 
und an den Seiten geschwärzt, die Rückenreihen aus feinen, weitläufig geordneten 
Punktgrübchen zusammengesetzt; exteriore Reihen fehlen, interiore Reihen + 
ausgeprägt oder auch ganz geschwunden. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun oder gelbbraun gesäumten Hinter- 
rändern der Segmente, seicht und ziemlich weitläufig punktirt, drittes Segment 
mit ausgedehnter, kaum punktirter Mittelzone. 

Beine rothbraun mit dunkleren Hinterschenkeln, Taster + gebräunt, Fühler 
schwarzbraun, die beiden Basalglieder röthlichgelb, drittes Fühlerglied 1!/;mal 
so lang als das zweite, viertes Glied 1!/,mal so lang als breit, die vorletzten 
Glieder 1'/s,mal so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild fein und mässig dicht, 
die Flügeldecken sehr dicht und ziemlich kräftig, das Abdomen kräftig und 
mässig dicht quer gerieft. 

Von corpulentus durch die schmal und gut begrenzt hellen Seitenränder 
des Halsschildes und die Stellung der Punktgrübchen an Vorder- und Hinterrand, 
längere Flügeldecken, seicht und dichter punktirtes Abdomen und durch die 
Grundseulptur verschieden. 

Länge 5°5—6 mm. — Verbreitung: Nord- und Mitteleuropa. — Vorkommen: 
Unter Reisig von Nadelhölzern und in aufgehäuften Fichtennadeln. 


48. Mycetoporus Wingelmuelleri nov. Speec. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz. 

Halsschild dunkelbraun mit rothbraunen Rändern, nach rückwärts wenig, 
nach vorne kräftig verengt, so breit als die Decken an den Schultern, die kräftigen 
Punktgrübehen am Vorder- und Hinterrande weit nach einwärts gerückt, die 
beiden mittleren Punktgrübchen vom Vorderrande etwas weiter abstehend als von 
den beiden seitlichen. 


Bolitobüini. 709 


Flügeldecken 1!/;mal so lang als der Halsschild, schwarz, eine dreieckige, 
nicht scharf begrenzte, mit der Spitze gegen die Naht gerichtete Schultermakel 
und der Hinterrand jeder Decke rothgelb. Die Rückenreihe besteht aus 10—11 
kräftigen, etwas unregelmässig geordneten Punktgrübchen; die exteriore Reihe, 
nach vorne und rückwärts verkürzt, zeigt 4—5 kräftige Punktgrübchen, die in- 
teriore Reihe ist von der Rückenreihe kaum merklich verschieden. 

Abdomen schwarz mit breit dunkel rothbraun gesäumten Hinterrändern 
der Segmente, fein und ziemlich weitläufig punktirt, drittes Segment mit aus- 
gebreiteter, kaum punktirter Mittelzone, siebentes Segment mit weissem Saume. 

Beine und Fühler rothbraun, Taster und die drei Basalglieder der Fühler 
bräunlichgelb, drittes Glied der letzteren fast etwas kürzer als das zweite, viertes 
Glied so lang als breit, die vorletzten Glieder 1'!/;mal so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild dicht und fein, die 
Flügeldecken sehr dicht und fein, das Abdomen dicht und fein, am siebenten 
Segmente kräftiger quer gerieft. j 

In Gestalt und Grösse mit Brucki übereinstimmend; von demselben durch 
kurzes drittes Fühlerglied, die weiter nach einwärts gerückten mittleren Punkt- 
grübchen am Vorderrande des Halsschildes, mehr verkürzte exteriore und einfache, 
kräftige interiore Reihe der Flügeldecken, durch Färbung und Grundsculptur 
verschieden. 

Länge 45 mm. — Fundort: Steiermark (Koralpe), Transsylvanien (Negoi). 

Ich dedieire diese ansehnliche Art dem nimmermüden Sammler, meinem 
lieben Freunde Herrn Alois Wingelmüller, der dieselbe aus feuchtem Erlen- 
laube in zwei Exemplaren erbeutete (Steiermark: Kor-Alpe). 


49. Mycetoporus ruficollis Mäkl., Symb. spec. Mycet., 1847, 7. 


Thoms., Skand. Col., IX, 304. — Kraatz, Berl. Ent. Zeitschr., 1861, 412. 
— Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 362. — J. Sahlbg., E. F., 198. — Ganglb,, 
R-uM:, 11,373: 

M. ignidorsum!) Epp., Verhandl. der k. k. zool.-botan. Gesellsch. in Wien, 
1880, 209. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz. 

Halssebild rothgelb, nach rückwärts wenig, nach vorne kräftig verengt, 
so breit als die Decken an den Schultern, die Punktgrübchen von Vorder- und 
Hinterrand ziemlich gleich weit abstehend, die beiden mittleren Punktgrübchen 
vom Vorderrande etwas weiter entfernt als von den beiden seitlichen. 


ı) Dr. Eppelsheim beschrieb seinen ignidorsum, von dem die Type vorliegt, nach einem 
aus Russland (Samara) stammenden Exemplare, das thatsächlich mit ruficollis Mäkl. identisch 
ist. Dazu stellte er aus Dalmatien stammende Stücke, die wohl nur ganz oberflächliche Aehnlich- 
keit mit ruficollis Mäkl. besitzen und die in dieser Revision als nobilis m. beschrieben erscheinen. 
Aus Vorstehendem resultirt die unzutreffende Patria-Angabe für ignidorsum in der von Dr. Eppels- 
heim zusammengestellten Familie der Staphyliniden (Cat. Col. Eur., v. Heyden, Reitter et Weise, 
1891, 98). 

46* 


710 Gottfr. Luze. 


Flügeldecken so lang oder etwas länger als der Halsschild, schwarz, eine 
manchmal mit dem Hinterrande communieirende Makel an der Schulter und der 
Hinterrand jeder Decke rothgelb. 

Die Rückenreihen aus ziemlich kräftigen, weitläufig und etwas unregel- 
mässig geordneten Punktgrübehen bestehend; an Stelle der interioren Reihen 
mitunter eine schwache Längsfurchung sichtbar. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der 
Segmente, goldgelb behaart, seieht und ziemlich weitläufig punktirt, drittes Seg- 
ment mit einer wenig ausgedehnten, fast unpunktirten Mittelzone. Das Abdomen 
ist — ein charakteristisches Merkmal der Art — längs der Mitte spärlich 
punktirt. 

Beine, Taster und die drei Basalglieder der Fühler röthlichgelb, drittes 
Glied der letzteren fast etwas kürzer als das zweite, viertes Glied so lang als 
breit, die vorletzten Glieder fast doppelt so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild sehr fein und mässig 
dicht, die Flügeldecken dicht und fein, das Abdomen wie die Decken quer gerieft. 

Von Heeri durch die mehr nach rückwärts gestellten Punktgrübehen am 
Hinterrande des Halsschildes und das längs der Mitte spärlich punktirte Ab- 
domen, von aequalis durch die mehr nach rückwärts gestellten Punktgrübchen 
am Hinterrande des Halsschildes, längere, breitere Flügeldecken und das seicht 
und spärlich punktirte Abdomen, von montanus durch längeres drittes Fühler- 
glied, weiter nach rückwärts gestellte Punktgrübchen am Hinterrande des Hals- 
schildes, längere, gewölbtere Flügeldecken und von allen genannten Arten durch 
die Grundsculptur verschieden. 

Länge 35—4 mm. — Verbreitung:!) Die vorliegende Type stammt aus 
Finland (Urpala: Mäklin). Die übrigen Stücke stammen aus Finland (Karislojo: 
J. Sahlberg), Nordsibirien (Turuchansk: J. Sahlberg), Russland (Samara: 
Faust). 


50. Mycetoporus aequalis Thoms., Skand. Col., X, 323. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz. 

Halsschild roth, nach rückwärts wenig, nach vorne kräftig verengt, etwas 
breiter als die Decken an den Schultern, die Punktgrübehen von Vorder- und 
Hinterrand abgerückt, die beiden seitlichen Punktgrübehen dem Vorderrande 
merklich näher stehend als die beiden ceorrespondirenden dem Hinterrande, die 
beiden mittleren Punktgrübehen vom Hinterrande ebenso weit abstehend als die 
correspondirenden vom Vorderrande. 


Flügeldecken etwas länger als der Halsschild, innerhalb der Rückenreihen 
und die Seitenränder schwarz, ein von den Schultern ausgehendes, gut begrenztes 
Längsband jederseits und die Hinterränder roth, die Rückenreihen aus kräftigen, 
mässig dicht geordneten Punktgrübchen zusammengesetzt; exteriore und interiore 
Reihen fehlen. 


!) Siehe auch Fussnote zu Nr. 51. 


Bolitobiini. 711 


Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der Seg- 
mente, kräftig und ziemlich dieht punktirt, drittes Segment mit einer wenig 
ausgedehnten, kaum punktirten Mittelzone. 

Beine gelbbraun, Taster dunkler gebräunt, Fühler schwarzbraun mit 
röthliehgelber Basis, drittes Glied der letzteren so lang, aber etwas dünner als 
das zweite, viertes Glied fast etwas länger als breit, die vorletzten Glieder 1!/,mal 
so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild sehr fein und dicht, die 
Flügeldeeken kräftig und dicht, das Abdomen dicht und fein quer gerieft. 

Die beiden vorliegenden Exemplare tragen keinen weissen Saum am 
siebenten Abdominalsegmente. 


Von ruficollis durch merklich schmäleren Halsschild und die Stellung der 
Punktgrübehen an demselben, schmälere, kürzere Flügeldecken und die Färbung 
derselben, tiefer und dichter punktirtes Abdomen, kleinere unpunktirte Mittelzone _ 
am dritten Abdominalsegmente, die Grundsculptur an den Flügeldecken und un- 
gesäumtes siebentes Abdominalsegment, von montanus durch merklich längere 
Fühler und das namentlich längs der Mittellinie merklich dichter punktirte Ab- 
domen verschieden. 


Länge 4—4'5 mm. — Fundort: Die beiden vorliegenden Stücke stammen 
aus Lappland (Muonioniska) und Norwegen (Nystuen). 


51. Mycetoporus montanus!) nov. Spec. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz. 

Halsschild roth, nach rückwärts wenig, nach vorne kräftig verengt, so 
breit als die Decken an den Schultern, die Punktgrübchen von Vorder- und Hinter- 
rand abgerückt, die beiden äusseren Punktgrübehen dem Vorderrande merklich 
näher stehend als die correspondirenden dem Hinterrande, die beiden mittleren 
Punktgrübchen den Hinterrande um Geringes näher stehend als die correspon- 
direnden dem Vorderrande. 


Flügeldecken etwas länger als der Halsschild, sehr flach gewölbt, schwarz, 
eine Makel an den Schultern und der Hinterrand jeder Deeke bräunlichroth, 
letzterer durch ein verschwommen begrenztes, helles Längsband mit der Schulter 
eommunieirend, die Rückenreihen aus (sechs) ziemlich kräftigen, weitläufig ge- 
ordneten Punktgrübehen zusammengesetzt; exteriore und interiore Reihen fehlen. 


Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der 
Segmente, seicht und wenig dicht punktirt, drittes Segment mit einer ausge- 
dehnten, fein, aber deutlich punktirten Mittelzone, siebentes Abdominalsegment 
ohne weissen Saum. 


. 


ı) Dr. J. Sahlberg erwähnt in seinem Werke (En. Col. Fenn. Staph., 198, Nr. 570, Anmerk.) 
eines in Steiermark aufgefundenen ruficollis Mäkl. An welchem Punkte Steiermarks genannte Form 
gesammelt wurde, wird leider nicht gesagt; die Identität derselben mit der hier beschriebenen Art 
ist sehr wahrscheinlich. 


#12 Gottfr. Luze. 


Beine gelbbraun, Taster und Fühler schwarzbraun, die beiden ersten Glieder 
der letzteren und die Basis des dritten röthlichgelb, drittes Fühlerglied so lang 
und etwas schmäler als das zweite, viertes Glied fast etwas quer, die vorletzten 
Glieder 1%/;mal so breit als lang. 

Bezüglich der Grundseulptur mit aequalis übereinstimmend. 

Dem aequalis am nächsten verwandt; von demselben durch kürzeres drittes 
und viertes Fühlerglied, überhaupt durch merklich kürzere Fühler, breitere, 
merklich flachere Flügeldecken und die verschwommen begrenzte helle Färbung 
derselben, sowie durch seichtere und merklich weitläufigere Punktirung des Ab- 
domens, von ruficollis durch kürzere Fühler, schmäleren Halsschild mit merklich 
weiter nach einwärts gerückten Punktgrübchen, schmälere und flachere Flügel- 
decken, dichter und stärker punktirtes Abdomen mit ungesäumtem siebenten 
Abdominalsegment, sowie durch die Grundsceulptur verschieden. 

Länge 45 mm. — Fundort: Von Herrn A. Wingelmüller in Steiermark 
(Koralpe) in einem Exemplare im Erlenlaube gefunden. 

Die Type besitzt Herr Alois Wingelmüller. 


52. Mycetoporus Heeri nov. Spee. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz. 

Halsschild rothgelb, nach rückwärts wenig, nach vorne kräftig verengt, so 
breit als die Decken an den Schultern, die Punktgrübehen an Vorder- und Hinter- 
rand merklich weiter als bei pumetus nach einwärts gerückt, im Uebrigen glatt. 

Flügeldecken merklich länger als der Halsschild, schwarz, eine manchmal 
mit dem Hinterrande communicirende Makel an den Schultern und der Hinter- 
rand jeder Decke rothgelb. Die Rückenreihen aus ziemlich kräftigen, weitläufig ge- 
ordneten Punktgrübchen zusammengesetzt; exteriore und interiore Reihen fehlen. 

Abdomen schwarz mit sehr breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der 
Segmente, goldgelb behaart, kräftig und mässig dicht punktirt, drittes Segment 
mit wenig ausgedehnter, fein und sparsam punktirter Mittelzone, siebentes Seg- 
ment mit weissem Saume. 

Beine, Taster und die zwei Basalglieder der braunen Fühler röthlichgelb, 
zweites und drittes Glied der letzteren ziemlich von gleicher Länge, viertes Glied 
fast etwas quer, die vorletzten Glieder fast doppelt so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild sehr fein und etwas weit- 
läufig, Decken und Abdomen merklich stärker und etwas weitläufig quer gerieft. 

Durch den auf der Scheibe glatten Halsschild von dem oft ähnlich ge- 
färbten punetus leicht zu unterscheiden. Von ruficollis durch mehr nach ein- 
wärts gerückte Punktgrübchen am Hinterrande des Halsschildes, beträchtlich 
dichter punktirtes Abdomen und durch die Grundseulptur verschieden. 

Länge 4—45 mm. — Fundort: ÖOstsibirien (Quellgebiet des Irkut), nörd- 
liche Mongolei (Shangai). 

Die Typen besitzen das k. k. naturhistorische Hofmuseum in Wien und Herr 
kais. Rath Edm. Reitter. 


Bolitobiini. 7113 


53. Mycetoporus rufescens Steph., Ill. Brit., V, 1868, 170. 


Fauv., F. g.-rh., III, 564. — Ganglb., K.M., II, 369. 

M. lueidus Er., Kf. M. Brand., I, 415, Gen. Staph., 286; Kraatz, Nat. Ins. 
Deutschl., II, 459; Thoms., Skand. Col., III, 162; Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 
1869, 347; Rey, Ann. Soc. Linn. Lyon, 1882, 79. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz oder rothbraun. 

Halsschild gelbbraun, auf der Scheibe mitunter + ausgedehnt schwarz- 
braun, nach rückwärts wenig, nach vorne kräftig verengt, kaum breiter als die ° 
Decken an den Schultern, die Punktgrübchen von Vorder- und Hinterrand abge- 
rückt, die des Vorderrandes fast doppelt so weit abstehend als die des Hinterrandes. 

Flügeldecken 1'!/;mal so lang als der Halsschild, schwarzbraun, eine Makel 
an der Schulter und der Hinterrand jeder Decke — letzterer häufig mit der Schulter 
communieirend — rothbraun oder gelbbraun, die Rückenreihen aus kräftigen, 
ziemlich dicht geordneten Punktgrübchen zusammengesetzt; eine nach vorne und ' 
hinten verkürzte exteriore und zwei + verworrene interiore Reihen vorhanden. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der Seg- 
mente, ziemlich weitläufig und seicht punktirt, drittes Segment mit ausgedehnter, 
fast glatter Mittelzone. 

Beine, Taster und Fühler bräunlichgelb, drittes Glied der letzteren so 
lang oder etwas länger als das zweite, viertes Glied deutlich länger als breit, 
die vorletzten Glieder 1!/;mal so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild sehr fein und dicht, die 
Flügeldecken sehr dicht und fein, das Abdomen dicht und kräftig quer gerieft. 

Von Brucki durch schlankere, schmälere Gestalt, die Stellung der Punkt- 
grübchen am Halsschilde und merklich längere, gewölbtere Flügeldecken, von 
laevicollis durch die Färbung des Halsschildes und die Stellung der Punkt- 
grübchen daselbst, etwas längere und schmälere Flügeldecken und deren Färbung 
und von beiden durch die Grundsculptur verschieden. 

Länge 4—5 mm. — Verbreitung: Nord- und Mitteleuropa, Italien, Corsica, 
Caucasus. — Vorkommen: Unter Moos, faulenden Blättern, an Baumschwämmen, 
in aufgehäufter Rinde der Nadelbäume, vorzüglich subalpin, auch in die alpine 
Region emporsteigend. 


54. Mycetoporus Brucki Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 347. 


Fauv., F. g.-rh., III, 563. — Rey, Ann. Soc. Linn. Lyon, 1882, 76. — 
Ganglb., K.M., II, 369. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz. 

Halsschild rothbraun, mitunter auf der Scheibe + ausgedehnt schwarz- 
braun, nach rückwärts wenig, nach vorne kräftig verengt, etwas breiter als die 
Decken an den Schultern, die Punktgrübcehen von Vorder- und Hinterrand ab- 
gerückt, die am Vorderrande etwas weiter nach einwärts gestellt als die am 
Hinterrande. 


714 Gottfr. Luze. 


Flügeldecken wenig länger als der Halsschild, schwarz oder braun, eine 
Makel an der Schulter und der Hinterrand jeder Decke — letzterer häufig mit 
der Schulter ecommunieirend — rothbraun, mitunter sind die Decken rothbraun, 
die Gegend am Schildehen und die Seitenränder dunkler, die Rückenreihen aus 
kräftigen, ziemlich dicht geordneten Punktgrübchen zusammengesetzt; eine nach 
vorne und rückwärts verkürzte exteriore Reihe und zwei kräftige, + verworrene 
interiore Reihen vorhanden. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der Seg- 
mente, ziemlich kräftig und mässig dicht punktirt, drittes Segment mit ausge- 
dehnter, fein punktirter Mittelzone. 

Beine, Taster und Fühler bräunlichgelb, drittes Glied der letzteren deut- 
lich länger als das zweite, viertes Glied deutlich länger als breit, die vorletzten 
Glieder kaum 1’/smal so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild kräftig und mässig dicht, 
die Flügeldecken und das Abdomen ebenso quer gerieft. 


Von rufescens durch bedeutend breitere, flachere Gestalt, die Stellung der 
Punktgrübehen am Vorderrande des Halsschildes und kürzere Flügeldeeken, von 
laevicollis durch die Stellung der Punktgrübehen am Halsschilde, kürzere Flügel- 
decken, weitläufigere Punktirung des Abdomens und von beiden durch die Grund- 
seulptur verschieden. 

Länge 45—5 mm. — Verbreitung: Caucasus (Hamarat), Böhmen, Schlesien, 
Ungarn, Pyrenäen, Toscana, Italien, Oesterreich. — Vorkommen: Unter Steinen 
und auf moorigen Wiesen der Bergwälder, bis in die alpinen Region empor- 
steigend.!) 


55. Mycetoporus laeviecollis Epp., Verh. des naturf. Ver. in Brünn, XVI, 
1877, 107. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz. 

Halsschild schwarz, die Seitenränder und der Hinterrand rothbraun ge- 
säumt, nach rückwärts wenig, nach vorne stark verengt, kaum breiter als die 
Decken an den Schultern, die Punktgrübehen an Vorder- und Hinterrand ab- 
gerückt, die am Vorderrande etwas weiter als die am Hinterrande, die beiden 


mittleren Grübchen des Vorderrandes merklich weiter nach einwärts gerückt als 


die beiden seitlichen. 

Flügeldecken 1'!/mal so lang als der Halsschild, rothbraun oder gelbbraun, 
am Schildehen und an den Seiten + geschwärzt, die Rückenreihen aus feinen, 
weitläufig geordneten Punktgrübchen zusammengesetzt; nach vorne und hinten 
verkürzte exteriore und zwei 4 verworrene interiore Reihen vorhanden. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der 
Segmente, seicht und ziemlich weitläufig punktirt, drittes Segment mit kaum 
punktirter Mittelzone. 


!) Dr. Eppelsheim fand ein Exemplar dieser Art unter einem Steine am Ufer des Trafoi- 
baches (Tirol, Stilfser Jochstrasse) in einer Höhe von ca. 2000 m (Deutsche Ent. Zeitschr., 1875, 409). 


EEE DEDEERLETETEETTE 


Bolitobiini. 115 


Beine, Taster und Basis der braunen Fühler gelbbraun, drittes Glied der 
letzteren so lang oder etwas länger als das zweite, viertes Glied deutlich länger 
als breit, die vorletzten Glieder fast doppelt so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild kräftig und etwas weit- 
läufig, die Flügeldecken kräftig und dieht, das Abdomen kräftig und mässig dicht 
quer gerieft. 

Von Brucki, dem die Art nach Habitus und Seulptur am nächsten steht, 
durch den dunklen Halsschild mit den weiter nach einwärts gerückten Punkt- 
grübehen, helle, längere und etwas schmälere Flügeldecken und weitläufiger 
punktirtes Abdomen, von rufescens durch den dunklen Halsschild mit den weiter 
an die Ränder gerückten Punktgrübchen, helle, etwas kürzere und flachere Flügel- 
decken und von beiden durch die Grundseulptur verschieden. 

Länge 45—5 mm. — Verbreitung: Die vorliegenden Exemplare stammen 
aus dem Caucasus (Suram, Meskisches Gebirge), aus Ungarn (Pressburg, Hohe 
Tatra, Mehadia), Siebenbürgen (Kronstadt), vom Glatzer Gebirge (Glatzer Schnee- 
berg), aus der Umgebung von Prag und aus Niederösterreich (Wechsel). 


56. Mycetoporus punctus Gylih., Ins. Suec., II, 250. 


Heer, Faun. Col. Helv., I, 297. — Er., Kf. M. Brand., I, 412; Gen. Staph., 
983. — Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., II, 459. — Thoms., Skand. Col., III, 161. — 
Pand., Ann. Soe. Ent. Fr., 1869, 348. — J. Sahlbg., E. F., 197. — Rey, Ann. 
Soc. Linn. Lyon, 1882, 81. — Ganglb., K.M., II, 370. 

M. punctatus Fauv., F. g.-rh., III, 566. — M. bicolor Mäkl., Symb., 10; 
J. Sahlbg., 1. e., 197. — M. semirufus‘) Heer, Faun. Col. Helv., I, 295; Fauv., 
F. g.-rh., III, 567; J. Sahlbg., l.c., 197; Rey, l.e., 84. 

Var. marginatus?) Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., II, 457; Pand., Ann. 
Soc. Ent. Fr., 1869, 348; Ganglb., K. M., II, 370. 


Eine in der Färbung sehr variable Art. Kopf mit Ausnahme des Mundes 
schwarz. 


ı) In dem mir zur Untersuchung vorliegenden reichhaltigen Materiale fand sich kein Exem- 
plar, dem auch nur ein einziges Punktgrübchen auf der Scheibe des Halsschildes gemangelt hätte. 
Dagegen behauptet Herr Fauvel (F. g.-rh., III, 567, Anmerkung), dass man Exemplare treffe, denen 
die Grübehen am Hulsschilde fehlen und deren interiore Reihen der Flügeldecken sehr redueirt oder 
geschwunden seien. Letzteres muss ohneweiters zugegeben werden, dagegen kann ich ersteres auf 
Grund meiner Beobachtungen nicht bestätigen. Aus diesem Grunde meine ich, dass Herr Fauvel in 
diesem Falle Exemplare des pachyraphis Pand. vor sich hatte, der ja auch thatsächlich grosse Aehn- 
lichkeit mit punctus Gylih. aufweist, und dass auch die Heer’sche Art semirufus nichts Anderes als 
eine helle Form des pachyraphis sei. Dies erscheint mir um so wahrscheinlicher, als Heer den 
punctus Gyllh. kannte und die Beschreibung seines semirufus auf helle Exemplare des pachyraphis 
Pand. ganz wohl bezogen werden kann. (Der Meinung Pandell&’s, dass semirufus Heer ein grosses 
Exemplar des elavicornis Steph. sei (Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 361), kann ich nicht beipflichten.) Sind 
diese Folgerungen richtig, so müsste statt pachyraphis Pand. (Nr. 30) der Name semirufus Heer ge- 
setzt werden. Wo sich die bei Basel aufgefundene Heer’sche Type befindet, ist mir nicht bekannt, 

2) Durch die Liebenswürdigkeit des Herrn Dr. Kraatz war es mir gegönnt, die Type einzu- 
sehen, die eine sehr seltene nigrine Form des punetus Gylih. darstellt. 


716 Gottfr, Luze. 


Halsschild roth, selten bis auf die Ränder schwarzbraun, nach rückwärts 
wenig, nach vorne kräftig verengt, etwas breiter als die Decken an den Schultern, 
die äusseren Punktgrübchen dem Vorderrande stark genähert, die beiden mittleren 
und die des Hinterrandes ziemlich gleich weit nach einwärts gerückt. In den 
Verbindungslinien der äusseren Punktgrübchen befinden sich zwei einander ge- 
näherte, haartragende Punktgrübchen.') 

Flügeldecken merklich länger als der Halsschild, gelblichroth, an der Naht 
und an den Seitenrändern + geschwärzt, oder beiderseits der Naht + ausgedehnt 
schwarz oder bis auf die hellen Schultermakeln und die Hinterränder schwarz, 
die Rückenreihen aus ziemlich kräftigen, undichten und etwas unregelmässig ge- 
ordneten Punktgrübchen zusammengesetzt; exteriore Reihen fehlen, die interioren 
meist von der Stärke der Rückenreihen, selten ganz geschwunden. 

Abdomen schwarz mit sehr breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der 
Segmente, goldgelb behaart, kräftig und mässig dicht punktirt, drittes Segment 
mit fein und spärlich punktirter Mittelzone. 

Beine, Taster und Basis der bräunlichen Fühler röthlichgelb, zweites und 
drittes Glied der letzteren ziemlich gleich lang, viertes Glied etwas länger als 
breit, die vorletzten Glieder fast doppelt so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild mässig dicht und fein, 
die Decken sehr dicht und fein, das Abdomen etwas kräftiger quer gerieft. 


Var. marginatus hat schwarzen Halsschild mit hellen Rändern und 
schwarze Decken mit hellen Schultermakeln und eben solehen Hinterrändern. 


Diese Art ist durch das Doppelpaar von Punktgrübchen auf dem Hals- 
schilde vorzüglich charakterisirt und trotz der Veränderlichkeit in der Färbung 
und der Punktirung der Flügeldecken durch genanntes Merkmal von ähnlichen 
Arten mit Sicherheit zu unterscheiden. 


Länge 4—5 mm. — Verbreitung: Nord- und Mitteleuropa, Caucasus, Nord- 
amerika. — Vorkommen: Vorzüglich im Moose der Bergwälder, auch unter Laub 
und faulenden Rinden und im Dedritus der Gewässer. 


57. Mycetoporus additus Epp., Deutsche Ent. Zeitschr., 1886, 38. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz. 

Halsschild rotbbraun, auf der Scheibe 4 ausgedehnt schwarzbraun, nach 
rückwärts wenig, nach vorne kräftig verengt, etwas breiter als die Decken an 
den Schultern, die beiden äusseren Punktgrübchen dem Vorderrande merklich 
näher stehend als die correspondirenden dem Hinterrande, die beiden mittleren 
Punktgrübchen vom Hinterrande so weit abstehend als die correspondirenden vom 
Vorderrande. In den Verbindungslinien der äusseren Punktgrübchen befinden sich 
je zwei einander genäherte, in den Verbindungslinien der inneren je ein borsten- 
tragendes Punktgrübchen. 


ı) Ausnahmsweise erscheint eines derselben verdoppelt, so dass jederseits drei Punktgrübchen 
erscheinen (bicolor Mäkl.). 


eure 


Bolitobiini. al; 


Flügeldeeken merklich länger als der Halsschild, schwarz, eine Makel an 
der Schulter und der Hinterrand jeder Decke roth, die Rückenreihen aus ziem- 
lich kräftigen, wenig dicht geordneten Punktgrübchen zusammengesetzt; vorne 
und rückwärts verkürzte exteriore Reihen und wohl entwickelte interiore Reihen 
vorhanden. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der 
Segmente, seicht und mässig dicht punktirt, drittes Segment mit ausgedehnter, 
spärlich punktirter Mittelzone. 

Beine, Taster und Fühler gelbbraun, letztere in der Endhälfte 4 gebräunt, 
drittes Glied etwas länger und schmäler als das zweite, viertes Glied etwas 
länger als breit, die vorletzten Glieder mehr als 1!/amal so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild kräftig und wenig dicht, 
die Flügeldeeken und das Abdomen bedeutend kräftiger und dichter quer gerieft. 


Von pluripunetus durch einfache interiore Reihen der Flügeldecken, 
seichter und weitläufiger punktirtes Abdomen, schmälere, schlankere Gestalt und 
durch die Grundseulptur, von punctus durch das Vorhandensein der Punkt- 
grübchen in den Verbindungslinien der inneren Punktgrübehen an Vorder- und 
Hinterrand des Halsschildes zu unterscheiden. 

Länge 3—4 mm. — Verbreitung: Sibirien (Quellgebiet des Irkut), Prov. 
Amur (Blagowjeschtschensk). 


58. Mycetoporus pluripunctus!) nov. Spec. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz. 

Halsschild schwarzbraun, an den Seiten und am Hinterrande ausgedehnt 
rothbraun, nach rückwärts wenig, nach vorne kräftig verengt, etwas breiter als 
die Decken an den Schultern, die Punktgrübehen von Vorder- und Hinterrand 
ziemlich gleich weit abstehend, die beiden mittleren Punktgrübehen am Vorder- 
rande etwas weiter nach einwärts gerückt als die beiden seitlichen. In den Ver- 
bindungslinien der äusseren Punktgrübchen befinden sich je zwei einander 
genäherte, in den Verbindungslinien der inneren je ein haartragendes Punkt- 
grübchen. 

Flügeldeeken schwarz, eine Makel an der Schulter und der Hinterrand 
jeder Decke gelbbraun, merklich länger als der Halsschild, die Rückenreihen 
aus mässig feinen, wenig regelmässig geordneten Punktgrübchen zusammen- 
gesetzt. Jede Decke trägt eine vorne und rückwärts verkürzte exteriore und zwei 
verworrene interiore Reihen von Punktgrübchen. 


Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der Seg- 
mente, kräftig und ziemlich dicht punktirt, drittes Segment mit einer wenig 
ausgedehnten, fein und spärlich punktirten Mittelzone, siebentes Segment mit 
weissem Saume. 


+ 


1) pluriseriatus Epp. i. 1. Da dieser Name den Regeln über die Nomenclatur nicht entspricht, 
wurde ein anderer gewählt. 


718 Gottfr. Luze. 


Beine mit Ausnahme der dunkleren Schenkel des letzten Beinpaares, Taster 
und die Basis der bräunlichen Fühler röthlichgelb, drittes Glied der letzteren 
merklich länger als das zweite, viertes Glied etwas länger als breit, die vorletzten 
Glieder doppelt so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild mässig dicht und kräftig, 
Halsschild und Abdomen etwas dichter und stärker quer gerieft. 


Von additus durch verdoppelte interiore Punktreihen, etwas weitläufiger 
und kräftiger punktirtes Abdomen und durch robustere Gestalt verschieden. 

Länge 4—5 mm. — Fundort: Ostsibirien (Baikal-See). 

Die Type besitzt Herr kais. Rath Edm. Reitter. 


II. Genus: Bryoporus. 


(Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., II, 452. — Thoms., Skand. Col., III, 169. — 
Rey, Ann. Soc. Linn. Lyon, 1882, 57. — Ganglb., K.M., II, 366.) 


Diese interessante, von Dr. Kraatz auf zwei deutsche Arten gegründete 
Gattung umfasst gegenwärtig neun paläarktische Arten, die als Uebergangs- 
formen vom Mycetoporus zu Bolitobius zu betrachten sind. 

Die präparirten Mundtheile zeigen unter dem Mikroskope nachstehendes 
Bild: Oberlippe 4 trapezförmig, die Breitseite nach aussen gekehrt, die Vorder- 
winkel verrundet, auf der Vorderhälfte der Oberseite mit längeren Tastborsten. 

Mandibeln kurz und breit mit schwach gekrümmten Spitzen, im Grunde 
mit einer Tastmembran. 

Maxillen kurz, lederig, die Aussenladen an den stumpfen Enden dicht 
pinselartig behaart, die Innenladen zu zwei Dritteln ihrer Länge bartenförmig 
gefranst, an der Spitze mit feinem, gekrümmtem Greifzahne. 

Erstes Glied der Maxillartaster kurz, zweites keulig, das dicke dritte Glied 
verkehrt kegelförmig, das Endglied ziemlich schmal, kegelförmig; die drei End- 
glieder fast von gleicher Länge. 

Kinn trapezförmig, an der Basis lederig, der Vordertheil häutig, seitlich 
an der Uebergangsstelle mit je einer langen Tastborste. 

Lippentaster dreigliedrig, erstes Glied dick, verkehrt kegelförmig, zweites 
eylindrisch, kaum halb so lang und bedeutend schmäler als das erste, das End- 
glied doppelt so lang und halb so breit als das vorhergehende. 

Zunge häutig, breit, + ausgerandet, von den häutigen Nebenzungen” in 
Gestalt bewimperter Lappen begleitet. 


Tabelle zur Bestimmung der Arten der Gattung 
Bryoporus Kraatz. 
1. Flügeldecken zwischen den beiden Schulterbeulen mit En regelmässigen 


Längsreihen kräftiger Punktgrübehen . . . NT 
— Die Punktirung der Flügeldecken ist anders beschaltec „on, neryah ge A 


Bolitobiini. 719 


2. Halssehild wie die Flügeldecken rothgelb . . . . . ... 7. caucasicus 
— Halsschild ganz oder grösstentheils schwarz. 

8. abdomimnalis, 9. multipunetus 

3. Die beiden seitlichen Punktgrübehen höchstens um die Länge ihres Durch- 

messers vom Vorderrande des Halsschildes abstehend . . . 2.2... 4 

— Die beiden seitlichen Punktgrübehen mindestens um die doppelte Länge ihres 

Durehmessers vom Vorderrande des Halsschildes abstehend 5. cernuus 

4. Die Punktirung der Flügeldecken innerhalb der Rückenreihen ist geschwunden 


oder aber merklich schwächer als die des Abdomens . . . b) 
— Die Punktirung der Flügeldecken ist mindestens so kräftig als die de Ab 
domens . . . 2.6. punctipennis 


5. Flügeldecken n&chälß der nerallen nn 
1. fasciatus, 2. crassicornis 
— Flügeldecken innerhalb der Rückenreihen + deutlich punktirt und längs- 
last onspeini nahe Saba VUNSIRRGIDENNISNAFFUFUS- 


1. Bryoporus fasciatus!) Fauv., Rev. d’Ent., X, 1891, 60. 

Kopf sehwarzbraun oder rothbraun mit hellem Munde, gross, stark quer, 
Augen ziemlich klein und flach, wenig länger als die Schläfen, ohne Punkt- 
grübchen an den Innenrändern. 

Halsschild rothgelb, 1!/;mal so breit als lang, nach rückwärts wenig, nach 
vorne stark verengt, so breit als die Decken an den Schultern, die äusseren 
Punktgrübchen stehen knapp am Vorderrande, die correspondirenden merklich 
weiter vom Hinterrande abstehend; die beiden mittleren Punktgrübchen etwa um 
die Länge ihres Durchmessers vom Vorderrande, die correspondirenden doppelt so 
weit vom Hinterrande entfernt. 

Flügeldecken merklich länger als der Halsschild, rothgelb, nach rückwärts 
kräftig verengt, mit einer vom Seitenrande ausgehenden, nach innen verbreiterten, 
die Naht freilassenden, verschwommen begrenzten, pechbraunen Querbinde, die 
Rückenreihen aus (5—6) ziemlich grossen, seichten Punktgrübchen zusammen- 
gesetzt; ausser diesen völlig unpunktirt. 

Abdomen pechbraun mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der 
Segmente, mit seichten, länglichen Punktgrübchen sehr spärlich besetzt; aus 
letzteren entspringen gelbe Härchen. 

Beine, Taster und Basis der braunen Fühler bräunlichgelb, drittes Glied 
der letzteren deutlich länger als das zweite, viertes Glied etwas länger als breit, 
die vorletzten Glieder 1!/,mal so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild blank, die Flügeldecken 
äusserst fein und dicht, das Abdomen blank, das siebente Segment des letzteren 
in der Endhälfte sehr dicht und fein quer gerieft. 


1) Diese interessante Art, von der mir durch die Güte des Herrn Fauvel ein typisches Exem- 
plar vorliegt, ist kräftig gewölbt und zeigt die breite Keilform gewisser Tachyporus-Arten. So ähn- 
lich diese Art bezüglich der Bildung der Kiefertaster dem crassicornis Mäkl. ist, so verschieden er- 
scheint dieselbe im Habitus von demselben. 


720 Gottfr, Luze. 


Von erassicornis durch grösseren Kopf, die mehr nach einwärts gerückten 
mittleren Punktgrübehen am Halsschilde, das sehr spärlich punktirte Abdomen, 
die Grundseulptur und den robusten, breiten Körper verschieden. 

Länge 4—4’8 mm. — Fundort: Frankreich, Seealpen (St. Martin—Lan- 
tosque). 


2. Bryoporus erassicornis') Mäkl., Symb. spec. Mycet., 1847, 9. 


B. castaneus Hardy, Tr. Tyn., 1851, 78 (Hardyi Crotch. i. 1); Pand,, 
Ann. Soe. Ent. Fr., 1869, 361. a 


Kopf schwarz, auf der Stirne 4 ausgedehnt roth. 

Halsschild röthlichgelb, nach rückwärts wenig, nach vorne stärker verengt, 
so breit als die Decken an den Schultern, blank, die inneren Punktgrübchen 
kaum um die Länge ihres Durehmessers von Vorder- und Hinterrand abstehend. 

Flügeldecken röthlichgelb, 1!/ymal so lang als der Halsschild, mit schwach 
hervortretenden, aus weitläufig gestellten Punkten bestehenden Rückenreihen; 
ausser diesen völlig unpunktirt. 

Abdomen schwarzbraun mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der 
Segmente, seicht und weitläufig punktirt, drittes und viertes (erstes und zweites 
freiliegendes) Segment mit unpunktirter Mittelzone. 

Beine, Mund und die drei Basalglieder der schwarzbraunen Fühler röth- 
lichgelb, drittes Glied der letzteren etwas länger als das zweite, viertes Glied 
quer, bedeutend dicker als das dritte, die vorletzten Glieder fast doppelt so breit 
als lang. r 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild, die Flügeldecken und 
das Abdomen blank, das siebente Segment des letzteren gegen das Ende fein und 
mässig dicht quer gerieft. 

Länge 3°5—4 mm. — Verbreitung: Bisher aus Finland, England, den Pyre- 
näen, dem Balkan und aus Luxemburg bekannt. — Vorkommen: An Schwämmen 
und im nassen Moose. 

Von rugipennis, dem die Art am nächsten steht, durch die vom vierten 
Gliede an eine deutlich abgesetzte, kräftige Keule bildenden Fühler, die glatten 
Decken, die helle Färbung von Halsschild und Flügeldecken und durch weit- 
läufigere Punktirung des Abdomens verschieden. 


3. Bryoporus rugipennis Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 352. 


Fauv., F. g.-rh., III, 559. — Rey, Ann. Soc. Linn. Lyon, 1882, 65. — 
(Ganglb., K.M., II, 367. 
B. Maeklini J. Sahlbg., Nat. Fn., Fl. Fenn., XI, 1870, 421. 
Var. vittatus Epp., Verh. des naturf. Ver. in Brünn, XXI, 190. 


') Durch die Liebenswürdigkeit des Herrn Dr. J. Sahlberg war es mir gegönnt, die Mäklin- 
sche Type einzusehen ; dieselbe stammt aus Urpala (Finland). 


a a nn. 


EEE WET 


Bolitobiini. 721 


Kopf schwarz, Halsschild roth bis schwarz, im letzteren Falle mit 4 breit 
hellen Rändern, nach rückwärts wenig, nach vorne kräftig verengt, so breit als 
die Deeken an den Schultern, glatt. 

Flügeldecken roth bis schwarz, im letzteren Falle mit hellen Schultern 
und Hinterrändern, beiderseits der Rückenreihen sehr fein und weitläufig punk- 
tirt, kaum 1!/amal so lang als der Halsschild. 

Var. vittatus Epp. trägt zwischen den beiden Rückenreihen der Decken 
ein schwarzes Längsband (Caucasus: Martkopi; nördliche Mongolei). 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der 
Segmente, mässig dicht und kräftig punktirt, mit kleiner, unpunktirter Mittelzone. 

Beine, Taster und die Basis der Fühler röthlichgelb, viertes Glied der 
letzteren länger als breit, die vorletzten Glieder 1'/;mal so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild, die Decken und das Ab- 
domen blank, das siebente Segment des letzteren mit Spuren weitläufiger Riefung. 

Länge 35—45 mm. — Verbreitung: Bisher aus den Alpen und den Pyre- ' 
näen, aus Schottland, Lappland und Finland bekannt; von Herrn Leder auch 
im Caucasus gefangen. — Vorkommen: Unter Moos, im Grase am Rande von 
Gewässern!) und Schneefeldern und auf Alpenwiesen. 


Von rufus durch den selbst bei starker Vergrösserung glatt erscheinenden 
Halsschild, etwas kürzere, merklich feiner punktirte Flügeldecken, die geringe 
Ausdehnung der unpunktirten Mittelzone des dritten Abdominalsegmentes und 
durch den Mangel der Grundsculptur verschieden. 


4. Bryoporus rufus Er., Kf. M. Brand., I, 407. 


Er., Gen. Staph., 273. — Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., II, 454. — Thoms,, 
Skand. Col., III, 169. — Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 352. — Faurv., F. 
g.-rh., III, 558. — Rey, Ann. Soe. Linn. Lyon, 1882, 63. — Ganglb., K. M,, 
II, 366. 

B. ferrugineus Heer, Mitth., I, 76. 


Kopf roth, am Scheitel mitunter schwarz. 

Halsschild gelblichroth, nach rückwärts wenig, nach vorne kräftig verengt, 
sehr fein und weitläufig punktulirt, so breit als die Decken an den Schultern; 
die beiden seitlichen Grübehen stehen knapp am Vorderrande des Halsschildes, 
die beiden mittleren sind etwas grösser und weiter nach einwärts gerückt. 

Flügeldecken gelbbraun oder rothbraun, 1!/smal so lang als der Halsschild, 
innerhalb der Rückenreihen deutlich verworren, ausserhalb derselben sehr fein 
und weitläufig punktirt. 

Abdomen schwarz, die Hinterränder der Segmente breit rothbraun gesäumt, 
ziemlich kräftig und mässig dicht punktirt, drittes (erstes freiliegendes) Segment 
mit spärlich punktirter Mittelzone. 


ı) Von Herrn B. Poppius am Ufer des Enare-Sees (Lappland) in Gesellschaft des puneti- 
pennis 'Thoms. gefangen. 


122 Gottfr. Luze, 


Beine, Taster und die Basalhälfte der bräunlichen Fühler röthlichgelb, 
die vorletzten Glieder der letzteren deutlich quer. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild blank, die Decken ziem- 
lich kräftig und wenig dicht, das Abdomen mit Ausnahme des kräftig seulptirten 
siebenten Segmentes sehr fein und weitläufig quer gerieft. 


Länge 4—5°5 mm. — Verbreitung: In Nord- und Mitteleuropa heimisch. — 
Vorkommen: Im Moose und im Laube der Bergwälder, bis in die alpine Region 
emporsteigend; nach Fauvel auch am Saftflusse der Eiche. 


Von der hellen Varietät des cernuus durch kurze Fühler, die Stellung der 
Grübehen am Vorderrande des Halsschildes und die Punktirung der Decken inner- 
halb der Rückenreihen, von rugipennis durch deutlich punktulirten Halsschild, 
kräftiger punktirte, etwas längere Flügeldecken und durch die Grundseulptur 
verschieden. 


5. Bryoporus cernuwus Gravh., Mon., 31. 


Er., Kf.M. Brand, I, 406; Gen. Staph., 272. — Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., 
II, 453. — Thoms., Skand. Col., III, 169. — Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 
338. — Fan v., F. g.-rh., 558. — Rey, Ann. Soe. Linn. Lyon, 1882, 60. — Ganglb,., 
K. M., II, 366. 
B. carus Sperk, B. M., 1835, 155. — B. piceus Thoms., Skand. Col., III, 172. 
Var. merdarius Oliv., Ent., III, 42. 


Kopf mit Ausnahme des hellen Mundes schwarz. 

Halsschild schwarz mit roth durchscheinenden Rändern, mitunter von der 
Färbung der Decken (var. merdarius), nach vorne merklich stärker als nach rück- 
wärts verengt, sehr fein und weitläufig punktulirt, etwas breiter als die Decken an 
den Schultern, die vier Grübehen vom Vorderrande weit abstehend, die beiden 
mittleren etwas weiter nach einwärts gerückt als die beiden seitlichen. . 

Flügeldecken roth, 1!/;mal so lang als der Halsschild, die weitläufig ge- 
ordneten Scheibehenpunkte mit deutlicher Neigung zur Reihenbildung. 

Abdomen schwarz, die Hinterränder der Segmente breit rothbraun ge- 
säumt; drittes (erstes freiliegendes) Segment mit einer fein und spärlich punk- 
tirten Mittelzone, im Uebrigen mässig fein und dicht punktirt. 

Beine, Taster und die drei Basalglieder der braunen Fühler röthlichgelb. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild kräftig und ziemlich 
dicht, die Flügeldecken und das Abdomen dichter und feiner quer gerieft. 

Länge 5—5'°5 mm. — Verbreitung: Im grössten Theile von Europa heimisch. 
— Vorkommen: Unter Moos und moderndem Laube, im Dedritus der Gewässer, 
in Pilzen und unter der Rinde von Nadelhölzern, in der Ebene und im Gebirge. 

Die var. merdarius ist in Grösse und Färbung dem rufus recht ähn- 
lich; von letzterem durch gestreckte, schlanke Fühler, die Stellung der Punkt- 
grübehen am Vorderrande des Halsschildes und den Mangel der feinen Punktirung 
auf den Flügeldecken zu unterscheiden. 


Bolitobiini. 123 


6. Bryoporus punctipennis!) Thoms., Skand. Col., III, 172. 


Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 565. 
B. plagiatus Epp., Deutsche Ent. Zeitschr., 1893, 47. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, mitunter ganz oder theilweise 
rothbraun. 

Halsschild roth oder rothgelb, nach rückwärts wenig, nach vorne kräftig 
verengt, fein und weitläufig punktulirt, so breit als die Decken an den Schultern. 

Flügeldecken roth oder rothgelb, auf der Scheibe mitunter + ausgedehnt 
braun, 1'!/;mal so lang als der Halsschild, fast kräftiger und dichter als das Ab- 
domen punktirt. 

Abdomen schwarz oder braun, mit breit rothbraun gesäumten Hinter- 
rändern der Segmente, kräftig und ziemlich dicht punktirt. 

Beine, Taster und Basis der schwarzbraunen Fühler röthlichgelb, die vor- 
letzten Glieder der letzteren 1'!/;mal so breit als lang. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild, die Flügeldecken und 
das Abdomen blank, das siebente Segment des letzteren in der Endhälfte weit- 
läufig und kräftig quer gerieft. 

Durch die kräftige Punktirung der Flügeldecken vorzüglich charakterisirt 
und mit keiner anderen Art zu verwechseln. 

Länge 45—5 mm. — Verbreitung: Die vorliegenden Exemplare stammen 
aus Schweden (Umea), Finland (Enare-See), Ostsibirien (Quellgebiet des Irkut) 
und der nördlichen Mongolei (Shangai); die schwedischen und finländischen 
Exemplare wurden von den Herren J. Sahlberg und B. Poppius, die sibirischen 
und mongolischen von Herrn Leder gesammelt. 


7. Bryoporus caucasicus noV. Spec. 


Kopf schwarz oder rothbraun, Halsschild rothgelb, sehr fein und weit- 
läufig punktulirt, nach rückwärts wenig, nach vorne stärker verengt, so breit als 
die Decken. 

Flügeldecken rothgelb, 1!/;mal so lang als der Halsschild, mit je fünf 
Längsreihen kräftig eingestochener Punktgrübchen.?) 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der 
Segmente, ziemlich dicht und kräftig punktirt, drittes (erstes freiliegendes) 
Segment mit sehr kleiner unpunktirter Mittelzone. 

Beine, Mund und Fühler röthlichgelb, letztere gegen das Ende + gebräunt, 
die vorletzten Glieder deutlich quer. 


!) Diese zuerst aus dem europäischen Norden (Schweden, Umea: Zetterstedt) bekannte 
Art wurde ohne Grund („elytra cerebrius et profunde fere substrigoso-punctata“) mit rufus Er. iden- 
tifieirt (Fauvel, F.g.-rh., 559) und später von Dr. Eppelsheim nach sibirischen und mongoli- 
schen Stücken neu beschrieben (plagiarus Epp.). 

2) Die Punktreihen verlaufen nicht so schön geordnet wie bei multipunctus. Zwischen der 
Nahtreihe und der folgenden befindet sich ein ziemlich breiter, mit einer Reihe verkümmerter Punkt- 
grübchen besetzter Zwischenraum, die fünfte Reihe verläuft ausserhalb der Schulter. 


2. B. Ges. Bd. LI. 47 


724 Gottfr. Luze. 


Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild blank, gegen die Hinter- 
winkel mit Spuren weitläufiger Riefung, die Decken ziemlich kräftig und weit- 
läufig, das Abdomen fein und weitläufig quer gerieft. 

Länge 4—45 mm. — Fundort: Caucasus (Araxesthal). 

Von Herrn Leder in drei Exemplaren gefangen. 

Von abdominalis durch den hellen, merklich feiner punktulirten Halsschild, 
die gröberen, etwas unregelmässig verlaufenden, aus weitläufiger geordneten 
Grübehen bestehenden Punktreihen, weitläufigere Punktirung des Abdomens und 
durch die Grundsceulptur verschieden. 

Die Typen besitzt Herr kais. Rath Edm. Reitter. 


Ss. Bryoporus abdominalis novV. spec. 


Kopf mit Ausnahme des hellen Mundes schwärzlichroth. 

Halsschild rothbraun mit pechbrauner Scheibe, nach vorne merklich stärker 
als nach rückwärts verengt, fein und weitläufig punktulirt, die vier Grübchen 
am Vorderrande wie bei multipunctus postirt. 

Flügeldecken gelbroth, 1!/;mal so lang als der Halsschild, mit sieben Längs- 
reihen von Punktgrübchen, die beiden äussersten verworren und nach vorne verkürzt. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der 
Segmente, drittes (erstes freiliegendes) Segment gleichförmig und weitläufig, die 
folgenden dicht und kräftig punktirt. 

Beine, Taster und Fühler röthlichgelb, letztere schlank, die vorletzten 
Glieder schwach quer. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild fein und weitläufig, die 
Decken mässig dicht und fein, das Abdomen fein, etwas weitläufiger als der Hals- 
schild quer gerieft. 

Länge 5 mm. — Fundort: Caucasus (Araxesthal). Ein Exemplar von Herrn 
Leder gefangen. 

Von multipunctus durch schlankere Gestalt, merklich kräftiger punktulirten 
Halsschild, die mehr als doppelt so dichte Punktirung des Abdomens und das 
gleichförmig punktirte dritte Segment des letzteren, von caucasicus durch den 
dunklen, merklich kräftiger punktulirten Halsschild, feinere und seichtere Punkt- 
reihen der Flügeldecken, das merklich dichter punktirte Abdomen, die Färbung 
und von beiden durch die Grundsculptur verschieden. 

Die Type besitzt das k. k. naturhistorische Hofmuseum in Wien. 


9. Bryoporus multipunctus!) Hampe, Berl. Ent. Zeitschr., 1866, 371. 
Epp., Deutsche Ent. Zeitschr., 1875, 409. — Ganglb., K. M., II, 366. 


Kopf mit Ausnahme des hellen Mundes schwarz. 
Halsschild schwarz, + roth durchscheinend, nach rückwärts wenig, nach 
vorne kräftig verengt, sehr fein und weitläufig punktulirt, breiter als die Decken 


‘) Die Benennung „multipunctatus* ist unzutreffend. 


Bolitobiini, 125 


an den Schultern, die vier Grübehen vom Vorderrande weit abstehend, die beiden 
mittleren etwas weiter.nach einwärts gerückt als die beiden seitlichen. 

Flügeldecken roth, 1!/;mal so lang als der Halsschild, mit sieben + regel- 
mässigen Längsreihen von Punktgrübchen, die beiden äussersten vor der glän- 
zenden Schulterbeule verschwindend. 

Abdomen grösstentheils dunkel, achtes Segment ganz, siebentes grössten- 
theils roth, die übrigen Segmente mit breit roth gesäumten Hinterrändern, mässig 
fein und ziemlich weitläufig punktirt, drittes (erstes freiliegendes) Segment mit 
glatter Mittelzone. 

Beine, Taster und die drei Basalglieder der braunen Fühler gelbroth. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild mässig dicht und fein, 
die Flügeldecken ziemlich dicht und kräftig, das Abdomen an der Basis wie die 
Decken, nach rückwärts allmälig stärker und weitläufiger quer gerieft. 

Länge 45—6'5 mm. — Verbreitung: Bisher aus Croatien, Steiermark, Un- 
garn, Dalmatien und Niederösterreich bekannt. (Im Sommer des Jahres 1900 
wurden von mir zwei Exemplare in Lang-Enzersdorf bei Wien am Fenster eines 
Zimmers gefangen.) 

Von abdominalis durch feiner punktulirten, dunkleren Halsschild, das weit- 
läufig punktirte Abdomen und durch robustere Gestalt verschieden. 


III. Genus: Bolitobius. 


(Mannerh., Brachel., 1830, 11. — Er., Gen. Staph., 268. — Kraatz, Nat. Ins. 

Deutschl., II, 439. — Jacq. Duval, Gen. Col. d’Eur., II, 27. — Pand., Ann. Soc. 

Ent. Fr., 1869, 279. — Fauv., F. g.-rh., III, 546. — Rey, Ann. Soc. Linn. Lyon, 
1882, 31. — Ganglb., K.M., II, 361.) 


(Tachinus M. de Gozis, Rech. de l’esp. typ., Montl., 1866, 13. — Subg. Lordithon 
Thoms., Skand. Col., III, 171. — Subg. Carphacis M. de Gozis, 1. c., 14. — Mega- 
ceronus Thoms., 1. e., 166 [nee Steph.].) 


Kopf gestreckt und schmal, bis zur Einlenkung der Fühler wenigstens so 
lang als breit (lunulatus) oder breiter und verkürzt, bis zur Einlenkung der 
Fühler breiter als lang (trimaculatus), die Augen ziemlich gross und flach (lunu- 
latus) oder stärker gewölbt (striatus), die Fühler schlank, sämmtliche Glieder 
länger als breit (lunulatus) oder kürzer und schwach keulig verdickt, die vor- 
letzten Glieder merklich breiter als lang (trimaculatus), selten stark keulig, die 
vorletzten Glieder mehr als doppelt so breit als lang (striatus). 

Der nach vorne ziemlich stark verengte Halsschild ist rückwärts schwach 
gerundet erweitert, vorne sehr seicht ausgerandet, ringsum (trimaculatus) oder 
mit Ausnahme des Hinterrandes mit feiner Randleiste (lunulatus), die Ränder 
mit je vier borstentragenden Punktgrübchen geziert. 

Die Flügeldecken zeigen drei Reihen borstentragender Punktgrübchen, die 
erste Reihe verläuft an der Naht, die dritte längs des Seitenrandes, die zweite 
(Rückenreihe) innerhalb der + deutlich hervortretenden Schulterbeule. 

47* 


726 Gottfr. Luze. 


Beine und Abdomen sind wie bei dem Genus Bryocharis gebaut. 

Die präparirten Mundtheile geben unter dem Mikroskope nachstehendes 
Bild: Oberlippe rechteckig mit verrundeten Aussenwinkeln, auf der Vorderhälfte 
der Oberseite mit längeren Tastborsten besetzt. 

Mandibeln ziemlich schlank mit schwach gekrümmten Spitzen, innerhalb 
derselben fein gekerbt, im Grunde mit zart bewimperter Tastmembran. 

Maxillen schlank, lederig, die Aussenladen an den Enden dicht pinselartig 
behaart, mit feinem, geradem Greifzahne, die Innenladen fast der ganzen Länge 
nach bartenförmig gefranst, an der Spitze mit schwach gekrümmtem Greifzahne, 

Erstes Glied der Maxillartaster kurz, zweites und drittes Glied keulig, das End- 
glied + gestreckt kegelförmig, die drei letzten Glieder von ziemlich gleicher Länge. 

Kinn trapezförmig, an der Basis lederig, der Vordertheil häutig, seitlich 
an der Uebergangsstelle mit je einer längeren Tastborste. 

Die beiden ersten Glieder der Lippentaster von ziemlich gleicher Länge 
und Dicke, das Endglied schmäler, fast so lang als die beiden Grundglieder zu- 
sammengenommen. 

Die breite, häutige Zunge am Ende -+ ausgerandet, von den häutigen 
Nebenzungen in Gestalt bewimperter Lappen begleitet. 


Tabelle zur Bestimmung der Arten der Gattung 
Bolitobius Mannerh. 


1. Kiefertaster und Fühler schlank, fünftes Glied der letzteren kaum quer, die 
vorletzten Glieder höchstens 1!/;mal so breit als lang; Abdomen deutlich 

‚.. konisch, - ... 2 
— Kiefertaster und Fühler Tendiokt, Finfies Glied dert jetzteren denklich dar 
die vorletzten Glieder mindestens doppelt so breit als lang; Abdomen 


schwach konisch (Subgen. Carphacis) . . . a 9 17,7 ,7 177) 
2. Kopf gestreckt, merklich länger als breit TE hear, oe s. Str.) a 
— Kopf kurz, breiter als lang (Subgen. Lordithon) . . . ». 2. .....10 
3. Abdomen ganz oder grösstentheils roth . . . . a, 
— Abdomen schwarz mit hellen Hinterrändern der Seeinehle Bl 9) 


4. Flügeldecken mit dunklen, die Rückenreihen einschliessenden, allmälig ver- 
schmälerten, nahe an die Schulterbeulen emporsteigenden Längsmakeln. 
10. Maacki, 11. indubius 
— Flügeldecken anders gezeichnet . . . a, PTR EEE 
5. Das Schildchen und seine Umgebung hell EDER ENTE PRMITENCODIDE 
— Das Schildehen und seine Umgebung dunkel 8. arcuatus, 9. puncticeps 
6. Flügeldecken dunkel mit einer ununterbrochenen, hellen Querbinde an der 
Basis „psy mt a) SEHREEEEE 
— Flügeldecken are gezeichnet oder Einfrkig) vb ae. 
7. Kopf blank, die Querbinde der Flügeldecken seicht dreibukhlig 25. pulchellus 
— Kopf hinter den Augen deutlich Sao die ar der Flügeldecken 
tief. dreibuchtig Wi. 0 Her 1 16. 8900808u8 


Bolitobiini. 127 


8. Flügeldecken dunkel mit gelben Makeln an den Schultern . . .....9 

— Flügeldecken einfarbig schwarz . . . ne 1 praenobilis 

— Flügeldecken mit dunklen, die Bacenzchen einschliessenden, allmälig ver- 
schmälerten, nahe an die Schulterbeulen emporsteigenden Längsmakeln. 

12. imitator 

9. Schulterbeulen dunkel, die gelben Makeln erreichen oder überragen die Hälfte 


der Deckenlänge . . . Ri earilrostrarus 
— Schulterbeulen hell, die gelbeh Makeln eurstehen oder überragen das erste 
Drittel der Deckenlänge . . . „ oe l& TZunulatus 
10. Kopf hinter den Augen blank, die Hückenreihen der Flügeldecken nicht in 
Furchen verlaufend . . . De | 
— Kopf hinter den Augen fein an R: Rrerenboen m Flügeldecken im 
Grunde breiter Furchen verlaufend . . 2 2.2.202..2...2. bicolor 
11. Halsschild (vor dem Schildchen) ohne Randleiste . . le 


— Halsschild (vor dem Schildchen) mit feiner, aber detliche Rorleicte, 
. trimaculatus 
12. Die Rückenreihe jeder Flügeldecke mit acht oder mehr ‚ba Punkt- 
grübchen . . . Re 5) 
— Die Rückenreihe ierlen "Flügeldecke et weniger 35 zäh: haartragenden 
Punktgrübchen . . . . > 2 2.2.» DYIMAEUS 
13. Die Punktgrübchen der Bekonteihen Se ande und kräftig eingestochen, 
das Schildchen und seine Umgebung (meist) dunkel . . 4. trinotatus 
— Die Punktgrübchen der Rückenreihen sind dicht gedrängt und fein ein- 
gestochen, das Schildchen und seine Umgebung (meist) hell 3. exoletus 


Anmerkung: 1. Bolitobius Phaedrus Kolen. (Melet. ent., III, 14), von 
dem die Type vorliegt, ist eine helle Form des Mycetoporus Baudueri Rey, aus 
Transeaucasien (Karabagh) stammend. 

2. Bolitobius pullus Solsky (Hor. Soc. Ent. Ross., 1871, VIII, 156) ist 
wahrscheinlich eine kleine Form des pygmaeus F. In Nachstehendem gebe ich 
seine Beschreibung: „Schwarz, glänzend, Mund, Halsschild, Schildchen, Beine 
und Flügeldecken röthlichgelb, die Seitenränder und eine Makel vor der Spitze 
jeder Decke braun, die Naht hinter dem Schildchen geschwärzt. Abdomen pech- 
braun, die Hinterränder der Segmente breit bräunlichroth, das Ende heller; 
Flügeldecken mit einer Reihe von wenigen sehr feinen Punkten. — Länge 
2:5 mm. — Russisches Centralasien (Samarkand).“ (Nach Solsky.) 

3. Heer beschreibt (Faun. Col. Helv., I, 298) einen Bolitobius punetu- 
latus, den er zwischen inclinans Gravh. und striatus Oliv. reiht und dessen Stel- 
lung im Systeme nach der Beschreibung, die hier folgen soll, nicht entschieden 
werden kann. 

„Kopf schwarz, rundlich, Halsschild an den Seiten und an den Hinter- 
winkeln gerundet, kräftig gewölbt, etwas breiter als die Decken, rothbraun mit 
hellen Rändern. 


128 Gottfr. Luze. 


Flügeldecken etwas länger als der Halsschild, fast quadratisch, überall 
fein punktirt, fein behaart, gelb, das Schildchen, die Seiten- und die Hinterränder 
gebräunt. 

Abdomen gestreckt, nackt, gelb, die vorderen Segmente an der Basis braun. 

Fühler fast kürzer als der Halsschild, braun, an der Basis gelb. 

Länge 7'7 mm. — Fundort: Schweiz (Bern). 

Durch kürzeren Kopf, breiteren Halsschild und durch die Punktirung der 
Flügeldecken von den vorhergehenden Arten (cernuus Gravh., inclinans Gravh.) 
leicht zu unterscheiden.“ (Nach Heer.) 


1. Bolitobius striatus Oliv., Ent., III, 42, 28, Pl. V, Fig. 47. 


Er., Gen. Staph., 275. — Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., II, 448. — Thoms,, 
Skand. Col., III, 166. — Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 353. — Fauv., F. g.-rh., 
554. — Rey, Ann. Soc. Linn. Lyon, 1882, 28. — J. Sahlbg., E. F., 203. — 
Ganglb., K.M., H, 365. 

B. angularis Payk., Fn. Suee., III, 395. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, mit ziemlich gewölbten Augen. 

Halsschild schwarz, die Ränder häufig roth, mitunter ganz rothbraun, 
nach rückwärts wenig, nach vorne stärker verengt, etwas breiter als die Decken 
an den Schultern. 

Flügeldecken wenig länger als der Halsschild, rothgelb, auf der hinteren 
Hälfte mit einer schwarzen, Naht und Hinterränder frei lassenden Querbinde, 
die kräftigen Punktgrübchen der Rückenreihen im Grunde seichter Furchen ver- 
laufend. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der 
Segmente, ziemlich stark und wenig dicht punktirt, drittes und viertes Segment 
mit glatter Mittelzone. 

Beine und Taster rothgelb, Fühler schwarzbraun, die drei Grundglieder 
und das Endglied rothgelb, vom queren fünften Gliede ab eine kräftige Keule 
bildend. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild fein und weitläufig, 
gegen den Vorderrand erloschen, die Flügeldecken dicht und fein, das Abdomen 
sehr fein und weitläufig quer gerieft. 

Sechstes Abdominalsegment der Unterseite beim 5 eingedrückt und ge- 
glättet, am Ende schwach doppelbuchtig. 

Länge 5—6 mm. — Verbreitung: Europa, Sibirien (Provinz Amur). — Vor- 
kommen: In Pilzen und faulen Schwämmen, im Compost, unter Moos, am Saft- 
flusse der Eiche, bisweilen bei Ameisen (Fauvel). 


2. Bolitobius bicolor Gravh., Mon., 28. 


Er., Gen. Staph., 274. — Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., II, 445. — Pand,, 
Ann. Soe. Ent. Fr., 1869, 354. — Fauv., F. g.-rh., 549. — Rey, Ann. $oe. Linn. 
Lyon, 1882, 41. — Ganglb., K. M., I, 363. 


Bolitobiini. 129 


Kopf und Halsschild rothgelb, ersterer mit ziemlich stark gewölbten Augen, 
letzterer nach rückwärts wenig, nach vorne kräftig verengt, so breit als die Decken 
an den Schultern. 

Flügeldecken 1!/;mal so lang als der Halsschild, die aus kräftigen Grübehen 
bestehenden Rückenreihen im Grunde breiter Furchen verlaufend, vorne roth- 
gelb, hinten schwarzblau; die Grenzen beider Farben sind zwei nach aussen ge- 
krümmte, vom ersten Drittel des Seitenrandes auslaufende, zum Nahtende ziehende 
Bogenlinien. 

Abdomen tief schwarz, kräftig und mässig dicht punktirt, drittes und 
viertes Segment mit fein und spärlich punktirter Mittelzone. 

Beine, Taster und die drei Basalglieder der schwarzbraunen Fühler 
röthlichgelb. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild dicht und fein, gegen 
den Vorderrand kräftiger und weitläufiger, die Flügeldecken sehr dicht und fein, 
das Abdomen dicht und kräftig quer gerieft. 

Siebentes Segment der Unterseite beim g’ längs der Mitte mit zahn- 
förmigem Kiele. 

Länge 6—8 mm. — Verbreitung: Mitteleuropa, Ostsibirien. — Vorkommen: 
An Pilzen in Bergwäldern. 


3. Bolitobius exoletus Er., Kf. M. Brand., I, 409. 


Er., Gen. Staph., 280. — Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., II, 450. — Thoms,, 
Skand. Col., III, 174. — Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 858. — Fauv., F. 
g.-rh., 551. — Rey, Ann. Soe. Linn. Lyon, 1882, 48. — Ganglb., K. M., II, 364. 

B. angularis Steph., Ill. Brit., V, 173. — B. trinotatus Horn, Trans. Am. 
Ent. Soe., VI, 1877, 117. — B. facilis Casey, Contr. Deser. Syst. Col. North Am., 
Phil., 1884, 148. — B. dorsalis Rey, 1. c., 50. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz oder schwarzbraun, glatt. 

Halsschild bräunlichgelb, nach rückwärts wenig, nach vorne stärker ver- 
engt, so breit als die Decken an den Schultern. 

Flügeldecken 1!/;mal so lang als der Halsschild, bräunlichgelb, manchmal 
mit dunkler Naht, eine Naht und Hinterränder frei lassende Makel auf jeder 
Decke schwarz oder braun, die Rückenreihe der letzteren aus 10—14 fein ein- 
gestochenen, dicht gedrängten Punktgrübchen zusammengesetzt. 

Abdomen rothbraun, die Basis der Segmente öfter dunkler, ziemlich fein 
und weitläufig punktirt, drittes und viertes Segment mit glatter Mittelzone. 

Beine, Taster und Fühler röthlichgelb, letztere in der Endhälfte + gebräunt. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild blank, gegen die Hinter- 
ecken mit Spuren weitläufiger Riefung; die Decken ziemlich kräftig und mässig 
dicht, das Abdomen sehr fein und dicht, das siebente Segment weitläufiger und 
kräftiger quer gerieft. 

Sechstes Abdominalsegment der Unterseite beim ' niedergedrückt, am 
Ende seicht ausgerandet. 


730 Gottfr. Luze. 


Länge 4—5 mm. — Verbreitung: Im grössten Theile der paläarktischen 
Zone und in Nordamerika heimisch. — Vorkommen: An Pilzen und im Moose, 
in der Ebene und im Gebirge. 

Von den ähnlichen Arten trinotatus und pygmaeus mit Sicherheit an den 
Flügeldecken durch die aus fein eingestochenen, dicht gedrängten Punktgrübchen 
bestehenden Rückenreihen zu unterscheiden. 


4. Bolitobius trinotatus Er., Kf. M. Brand., I, 409. 


Er., Gen. Staph., 279. — Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., II, 449. — Thoms., 
Skand. Col, III, 174. — Pand., Ann. Soe. Ent. Fr., 1869, 357. — Fauv, F. 
g.-rh., III, 549. — Rey, Ann. Soe. Linn. Lyon, 1882, 44. — Ganglb., K.M., II, 364. 

B. trimaculatus Steph., Ill. Brit., V, 172. 


Var. discophorus Rey, l.c., 47. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, glatt. 

Halsschild röthlichgelb oder auch mit schwarzbrauner Makel auf der 
Scheibe (var. discophorus), nach rückwärts wenig, nach: vorne stärker verengt, 
merklich schmäler als die Decken an den Schultern. 

Flügeldecken 1!/;mal so lang als der Halsschild, bräunlichgelb mit dunklerer 
Naht, das Schildehen und seine Umgebung, sowie eine mit dem dunklen Seiten- 
rande communicirende, Naht und Hinterränder freilassende Makel auf jeder 
Decke schwarz oder schwarzbraun, die Rückenreihen der letzteren aus 8—10 
kräftigen Punktgrübchen zusammengesetzt. 

Abdomen rothbraun oder die Basis der Segmente + dunkel, seicht und 
weitläufig punktirt, drittes und viertes Segment mit unpunktirter Mittelzone. 

Beine, Taster und Basis der braunen Fühler röthlichgelb. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild äusserst fein und weit- 
läufig, fast erloschen, die Decken vorne dicht und sehr fein, gegen das Ende 
merklich kräftiger, das Abdomen dicht und fein, am siebenten Segmente merklich 
kräftiger quer gerieft. 

Sechstes Abdominalsegment der Unterseite beim 5’ an der Basis schwach 
gekielt. 

Länge 33—5'’5 mm. — Verbreitung: Europa, Caucasus (Talischgebirge, 
Suram). — Vorkommen: An Boletus luridus und anderen Pilzen, sowie im 
Moose, in der Ebene und im Gebirge. 

Von trimaculatus durch schmäleren, hinten ungerandeten Halsschild, die 
Färbung der Decken und schmälere, schlankere Gestalt, von exoletus durch die 
Färbung der Decken mit gröberen, weitläufiger gestellten Punktgrübchen der 
Rückenreihen, von pygmaeus durch die deutlichen Rückenreihen der Flügeldecken 
und von allen drei Arten durch die Grundsculptur verschieden. 


5. Bolitobius pygmaeus Fabr., Spec. Ins., I, 339. 


Er., Kf.M. Brand., I, 410; Gen. Staph., 280. — Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., 
II, 451. — Thoms., Skand. Col., III, 174. — Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 


Bolitobiini. 731 


357. — Fauv.,F.g.-rh.,551. — Rey,Ann. Soc. Linn. Lyon, 1882, 53. — J.Sahlbg., 
E. F., 206. — Ganglb., K. M., II, 369. 
B. thoraeieus Fabr., Spec. Ins., I, 338. — B. melanocephalus Gravh., Mier., 
144. — B. merdarius Runde, Brach. Hal., 26. — B. apicalis, melanocephalus, 
ochraceus Steph., Ill. Brit., V, 173. — B. marginalis Steph., l. e., 174. — B. brunni- 
pennis, discoideus Steph., 1. c., 175. — B. venustus Melsh., Proc. Ac. Phil., II, 
33. — B. trimaculatus Say, Trans. Am. Phil. Soe., IV, 464. — B. distigma Fairm., 
Ann. Soc. Ent. Fr., 1852, 72, Pl. 3, Fig. 1. 
Var. biguttatus Steph.,, 1. e., 175; Fauv., F. g.-rh., 552. — intrusus 
Hampe, Stett. Ent. Zeit., XI, 1850, 349; Pand., 1. e., 356; Rey, l. c., 56. 


Eine in Grösse und Färbung sehr veränderliche Art. Kopf mit Ausnahme 
des Mundes schwarz, glatt. 

Halsschild bräunlichgelb oder auf der Scheibe + ausgedehnt dunkel, nach 
rückwärts wenig, nach vorne stärker verengt, so breit als die Decken an den . 
Schultern. 

Flügeldecken 1!/;mal so lang als der Halsschild, bräunlichgelb mit dunklen 
Makeln an den Hinterecken, häufig auch die Naht + ausgedehnt und die Seiten- 
ränder dunkel, die Rückenreihen der Decken wenig hervortretend, aus 4—6 weit 
von einander abstehenden Punktgrübchen gebildet. 


Bei der var. biguttatus sind der Halsschild bis auf die Ränder und 
die Flügeldecken bis auf Naht, Schultern und deren Umgebung schwarz. 

Abdomen schwarz mit hellen Hinterrändern der Segmente, seicht und 
ziemlich weitläufig punktirt, drittes und viertes Segment mit glatter Mittelzone. 

Beine, Taster und Fühler röthlichgelb, letztere in der Endhälfte + 
gebräunt. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild mässig dicht und fein, 
gegen den Vorderrand weitläufiger, die Flügeldecken sehr dicht und fein, das 
Abdomen eben so fein, aber merklich weitläufiger quer gerieft. 

Sechstes Abdominalsegment der Unterseite beim 5‘ in der Mittellinie 
stumpf gekielt. 

Länge 2:5—4'5 mm. — Verbreitung: Im grössten Theile der paläarktischen 
Zone und in Nordamerika heimisch. — Vorkommen: An Pilzen und im Moose, 
in der Ebene und im Gebirge. 

Von den ähnlichen Arten trinotatus und exoletus mit Sicherheit durch 
die Beschaffenheit der Rückenreihen der Flügeldecken zu unterscheiden. 


6. Bolitobius trimaculatus Payk., Fn. Suec., III, 422. 


Er., Gen. Staph., 279. — Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., II, 449. — Thoms,, 
Skand. Col., III, 173 et IX, 307. — Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 364. — 
Fauv., F. g.-rh., 549. — J. Sahlbg., E. F., 205. — Ganglb. K. M., II, 364. 

B. litoreus Payk., Mon. Staph., 80. — B. flavicollis Hochh., Bull, Mose,, 
1849, I, 95. — B. Kraatzi Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 356. 


132 Gottfr. Luze. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, glatt. 

Halsschild bräunlichgelb mit schwarzbrauner Längsbinde, selten einfärbig 
hell (var. flavicollis), nach rückwärts wenig, nach vorne stärker verengt, kaum 
so breit als die Decken an den Schultern, ringsum fein, aber deutlich gerandet. 

Flügeldecken 1'/;mal so lang als der Halsschild, vorne bräunlichgelb, hinten 
schwarzblau; die Grenzen beider Farben sind zwei, nach aussen gekrümmte, von 
den Schultern auslaufende, am Nahtende zusammentreffende Bogenlinien. 

Abdomen schwarz mit rothbraunen Hinterrändern der Segmente, siebentes 
Segment breiter und heller gesäumt, seicht und ziemlich weitläufig punktirt, 
drittes und viertes Segment mit unpunktirter Mittelzone. 

Beine, Taster und Fühler bräunlichgelb, letztere in der Endhälfte + 
gebräunt. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild, die Flügeldecken und das 
Abdomen dicht und kräftig quer gerieft. 

Sechstes Abdominalsegment der Unterseite beim g’ an der Basis mit einem 
stumpfen Höcker. 

Länge 3°5—5°5 mm. — Verbreitung: Europa, Sibirien (Ussuri, Quellgebiet 
des Irkut, Baikal-See, Provinz Amur), Gebiet des caspischen Meeres (Hamarat). 
— Vorkommen: An Pilzen (Boletus luridus) und im Moose, in der Ebene und 
im Gebirge. 

Von trinotatus durch breiteren, hinten deutlich gerandeten Halsschild, 
dunkles, dichter punktirtes Abdomen, die Färbung der Flügeldecken, breitere, 
robustere Gestalt und durch die Grundsculptur verschieden. 


1. Bolitobius nigrieollis J. Sahlbg., Svensk. Vet. Handl., 17, 4, 1880, 104. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, glatt. 

Halsschild schwarz, die Seitenränder und der Hinterrand schmal und gut 
begrenzt bräunlichgelb, nach rückwärts schwach, nach vorne kräftig verengt, so 
breit als die Decken an den Schultern. 

Flügeldecken bräunlichgelb, auf der hinteren Hälfte mit einer vom 
Seitenrande ausgehenden, Naht und Hinterränder frei lassenden, schwarzen 
Querbinde. 

Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der 
Segmente, siebentes Segment |mit‘schwach bräunlichem, undeutlich begrenztem 
Hinterrande, seicht und weitläufig punktirt, drittes und viertes ‘Segment mit 
glatter Mittelzone. 

Beine und Taster röthlichgelb, Fühler schwarzbraun, die vier Grundglieder 
und das Endglied röthlichgelb. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Kopf weitläufig irregulär, der 
Halsschild äusserst dicht und fein, nach vorne etwas stärker und weitläufiger, 
die Flügeldecken fein und sehr dicht, das Abdomen dicht und fein, das siebente 
Segment etwas weitläufiger und viel stärker, das achte Segment noch weitläufiger 
und stärker als das siebente quer gerieft. 


Bolitobiini. 133 


Länge 4—5 mm. — Fundort: Sibirien (an der Tunguska und im Quell- 
gebiete des Irkut). — Vorkömmen: An Pilzen in Bergwäldern. 

Von arcuatus durch dunklen, schmal hell gesäumten Halsschild, ganz 
helle Basis der Flügeldecken, das dunkle siebente Abdominalsegment und durch 
die Grundsculptur verschieden. 


S. Bolitobius arcuatus Solsky, Hor. Soe. Ent. Ross., 1871, VIII, 238. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, glatt. 

Halsschild schwarzbraun, die Ränder -+ ausgedehnt gelbbraun, nach vorne 
kräftig, nach rückwärts schwach verengt, so breit als die Decken an den Schultern. 

Flügeldecken 1!/,mal so lang als der Halsschild, schwarz, mit x-förmiger, 
über die ganze Deckenlänge ragender, gelbbrauner Zeichnung.') 

Abdomen schwarz mit breit hell gesäumten Hinterrändern der Segmente, 
ziemlich fein und weitläufig punktirt, drittes und viertes Segment mit glatter 
Mittelzone. 

Beine und Taster röthlichgelb, die vier Basalglieder und die Spitze des 
letzten Gliedes röthlichgelb. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Kopf weitläufig irregulär, der Hals- 
schild dicht und fein, nach vorne allmälig stärker und weitläufiger, die Flügel- 
decken wie der Halsschild am Hinterrande, das Abdomen sehr fein und dicht, 
am siebenten Segmente merklich kräftiger und weitläufiger quer gerieft. 

Länge 5 mm. — Verbreitung: Sibirien (Baikal-See, Ussuri, Provinz Amur, 
Quellgebiet des Irkut). 

Diese Art wurde nach vier von Herrn Dybowski bei Irkutsk gefangenen 
Exemplaren beschrieben. 

Von nigricollis durch breit hell gesäumten Halsschild, dunkle Färbung 
des Schildchens und seiner Umgebung, breit und gut begrenztes, hell gesäumtes 
siebentes Abdominalsegment und die Grundseulptur, von puncticeps, dem es in 
der Färbung sehr ähnlich ist, durch glatten Kopf, kurzes drittes Fühlerglied, 
kleinere, schmälere Gestalt und durch die Grundseulptur verschieden. 


9. Bolitobius puncticeps noV. Spec. 


Kopf mit Ausnahme der vorderen Stirnpartie und des Mundes schwarz, 
gleichmässig fein, aber deutlich punktirt. 

Halsschild schwarz, Vorder- und Hinterrand schmal, die Seitenränder breit 
(gegen die Hinterecken allmälig breiter werdend) und gut begrenzt bräunlich- 
gelb gesäumt, nach rückwärts schwach, nach vorne kräftig verengt, so breit als 
die Decken an den Schultern. | 

Flügeldecken 1!/;mal so lang als der Halsschild, schwarz, mit x-förmiger, 
über die ganze Deckenlänge ragender, gelbbrauner Zeichnung.?) 


ı) Die beiden Bögen des hellen „x“ communiciren an der Naht, ihre Basis bedeckt die Schul- 
tern und deren Umgebung und ihre Enden umfassen die Enden der Flügeldecken. 
2) Diesbezüglich mit arcuatus fast übereinstimmend (vgl. Fussnote zu Nr. 8). 


734 Gottfr. Luze. 


Abdomen schwarz mit breit rothbraun gesäumten Hinterrändern der 
Segmente, der Saum des siebenten Segmentes bräunlichgelb, ziemlich fein und 
weitläufig punktirt, drittes und viertes Segment mit unpunktirter Mittelzone. 

Beine und Taster rothgelb, Fühler schwarzbraun, die drei Basalglieder 
und das Endglied röthlichgelb. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Kopf am Scheitel ziemlich dicht 
und kräftig, der Halsschild sehr dicht und fein, gegen vorne weitläufiger und 
kräftiger, am Vorderrande selbst blank, Decken und Abdomen dicht und fein 
quer gerieft. 

Länge 6 mm. — Verbreitung: Sibirien (Baikal-See; Ussuri, 48° n. Br.). 

Von arcuatus, dem er in der Färbung sehr ähnelt, durch langes drittes 
Fühlerglied, punktirten Kopf, gut begrenzten, hellen Saum des Halsschildes, 
kürzere Decken, robustere Gestalt und durch die Grundseulptur verschieden. 

Nach zwei Exemplaren beschrieben. Die Typen besitzen das k. k. natur- 
historische Hofmuseum in Wien und Herr Hofrath Dr. Carl Skalitzky. 


10. Bolitobius Maacki Solsky, Hor. Soc. Ent. Ross., 1871, VIII, 238. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, hinter den Augen fein punktirt. 

Halsschild schwarz, an den Rändern roth durchscheinend, nach rückwärts 
wenig, nach vorne kräftig verengt, so breit als die Decken an den Schultern. 

Flügeldecken 1!/;mal so lang als der Halsschild, bräunlichgelb, mit dunkler 
Naht, der Seitenrand sammt den Epipleuren und eine nach rückwärts breiter 
werdende, die Rückenreihe einschliessende, im letzten Viertel der Deckenlänge 
mit dem Seitenrande communieirende Längsmakel schwarz. 

Abdomen schwarz mit mässig breit hell gesäumten Hinterrändern der 
Segmente, ziemlich kräftig und wenig dicht punktirt, drittes und viertes Segment 
mit unpunktirter Mittelzone. 

Beine und Taster röthlichgelb, Fühler schwärzlichbraun, die drei Basal- 
glieder röthlichgelb. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild sehr dicht und fein, die 
Deeken dicht und fein, das Abdomen an der Basis ziemlich dicht und fein, nach 
rückwärts allmälig stärker und weitläufiger quer gerieft. 

Länge 8mm. — Fundort: Sibirien (zwischen Irkutsk und Oussul von 
Herrn Dybowski entdeckt). 

Von imitator durch feiner punktirten Kopf, das dunkle Abdomen und 
durch die Grundsculptur verschieden. 


11. Bolitobius indubius nov. Spec. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, glatt. 

Halsschild schwarz mit bräunlich durchscheinenden Rändern, nach rück- 
wärts schwach, nach vorne kräftig verengt, kaum so breit als die Decken an 
den Schultern. 


Bolitobiini. 135 


Flügeldeeken 1'/;mal so lang als der Halsschild, bräunlichgelb mit dunklerer 
Naht, der Seitenrand sammt den Epipleuren und eine nach rückwärts breiter 
werdende, die Rückenreihe einschliessende, im letzten Drittel der Deckenlänge 
mit dem Seitenrande ecommunieirende Längsmakel dunkel. 

Abdomen schwarz mit breit hell gesäumten Hinterrändern der Segmente, 
ziemlich fein und weitläufig punktirt, drittes und viertes Segment mit glatter 
Mittelzone. 

Beine und Taster bräunlichgelb, Fühler schwärzlichbraun, die Basis und 
das Endglied röthlichgelb. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Kopf weitläufig irregulär, der Hals- 
schild sehr dicht und fein, die Flügeldeeken mässig fein und mässig dicht, das 
Abdomen weitläufig, nach rückwärts allmälig stärker und weitläufiger quer gerieft. 

Länge 6 mm. — Fundort: Ostsibirien (Quellgebiet des Irkut). Ein Exem- 
plar von Herrn Leder gefangen. 


In der Färbung dem Maacki sehr ähnlich. Von demselben durch glatten 
Kopf, die knapp an den Hinterrand gerückten mittleren Punktgrübchen des 
Halsschildes, merklich feiner und weitläufiger punktirtes Abdomen, die Grund- 
seulptur und durch die geringe Grösse verschieden. 

Die Type besitzt das k. k. naturhistorische Hofmuseum in Wien. 


12. Bolitobius imitator nov. spec. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, grösstentheils mit kräftig ein- 
gestochenen Punkten besetzt. 

Halsschild schwarz, an den Rändern roth durchscheinend, nach rückwärts 
wenig, nach vorne kräftig verengt, so breit als die Decken an den Schultern. 

Flügeldecken 1!/mal so lang als der Halsschild, bräunlichgelb mit dunklerer 
Naht, der Seitenrand sammt den Epipleuren und eine nach rückwärts breiter 
werdende, die Rückenreihe einschliessende, im letzten Viertel der Deckenlänge 
mit dem Seitenrande communieirende Längsmakel schwarzbraun. 

Abdomen roth, siebentes und achtes Segment schwarz, ziemlich kräftig 
und wenig dicht punktirt, drittes und viertes Segment mit unpunktirter Mittelzone. 

Beine und Taster röthlichgelb, Fühler schwärzlichbraun, die drei Basal- 
glieder röthlichgelb. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild vorne blank, gegen rück- 
wärts sehr weitläufig und fein, wellig, die Flügeldecken dicht und fein, das Ab- 
domen an der Basis mässig dicht und fein, gegen rückwärts allmälig weitläufiger 
und stärker quer gerieft. 

Länge 8mm. — Fundort: Ostsibirien (Quellgebiet des Irkut). Ein Exem- 
plar von Herrn Leder gefangen. 

In der Färbung des Vorderkörpers den Maacki nachahmend; von dem- 
selben durch kräftig und ausgedehnt punktirten Kopf, das helle Abdomen und 
durch die Grundsculptur verschieden. 

Die Type besitzt das k. k. naturhistorische Hofmuseum in Wien. 


736 Gottfr. Luze. 


13. Bolitobius rostratus Motseh., Bull. Mose., 1860, II, 573. 
Hochh,, ibid., 1862, III, 40. 


Im Allgemeinen nach Ordnung der Farben und in der Punktirung mit 
lunulatus übereinstimmend. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild kräftig und mässig dicht, 
die Decken fein und sehr dicht, das Abdomen dicht und fein, siebentes Segment 
des letzteren merklich kräftiger quer gerieft. 

Länge 6—7 mm. — Verbreitung: Caucasus (Mamudly), Ostsibirien (Nikolsk). 

Von lunulatus durch die dunkle Schulterbeule, die weiter nach rückwärts 
gestellte, die halbe Deckenlänge erreichende oder überragende Schultermakel, 
breiter gelb gesäumtes siebentes Abdominalsegment und durch die Grundseulptur 
verschieden. 


14. Bolitobius lunulatus L., Syst. nat., I, 2, 684. 


Thoms., Skand. Col., III, 170. — Fauv., F. g.-rh., 547. — Rey, Ann. 
Soe. Linn. Lyon, 1882, 37. — J. Sahlbg., E. F., 205. — Ganglb., K. M., II, 362. 

B. atricapillus Fabr., Syst. Ent., 267; Er., Kf. M. Brand., I, 408; Er., Gen. 
Staph., 276; Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., II, 447; Jacqg. Duval, Gen. Col. d’Eur., 
II, Pl. 10, Fig. 49; Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 360. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz. Halsschild rothgelb, nach rückwärts 
wenig, nach vorne stark verengt, etwas schmäler als die Decken an den Schultern. 

Flügeldecken 1!/mal so lang als der Halsschild, schwarz, der Hinterrand 
und eine dreieckige oder asymmetrisch herzförmige, die Schulter einschliessende 
Makel gelb oder röthlichgelb, die hinteren Grenzen derselben kaum in das zweite 
Drittel der Deekenlänge ragend. 

Abdomen roth, siebentes und achtes Segment schwarz mit ziemlich breit 
hell gefärbten Hinterrändern, die weitläufige Punktirung nach rückwärts allmälig 
stärker werdend, drittes und viertes (erstes und zweites freiliegendes) Segment 
mit breiter, sehr fein und weitläufig punktirter Mittelzone. 

Beine und Taster rothgelb, Fühler schwarzbraun, schlank, die vier Basal- 
glieder und das Endglied röthlichgelb. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild, die Flügeldecken und das 
Abdomen sehr dicht und fein, das siebente Segment des letzteren merklich stärker 
quer gerieft. 

Sechstes Abdominalsegment der Unterseite beim g' beiderseits der glatten 
Mitte punktirt, am Ende seicht ausgerandet. 

Länge 6—7 mm. — Verbreitung: Ueber Mittel- und Nordeuropa, Sibirien 
und den Caucasus verbreitet. — Vorkommen: An lebenden und faulen Pilzen,t) 
unter Moos, in der Ebene und im Gebirge. 


ı) Von mir in Gesellschaft der Oxypoda alternans Gravh. in den Donau-Auen um Wien an 
Polyporus amorphus Fr. wiederholt aufgefunden. 2, lunulatus überwintert unter Moos; ob auch die 
verwandten Arten, ist mir nicht bekannt. 


Bolitobiini. TOT 


Von rostratus durch die helle Schulterbeule, die auf das erste Drittel der 
Decken beschränkte Schultermakel, schmäleren gelben Saum des siebenten Abdo- 
minalsegmentes und durch die Grundsculptur verschieden. 


15. Bolitobius pulchellus Mannerh., Brachel., 64. 


Thoms., Skand. Col., II, 171. — Fauv., F. g.-rh., III, 548. — Rey, Ann. 
Soe. Linn. Lyon, 1882, 40. — J. Sahlbg., E. F., 205. — Ganglb., K. M., II, 363. 

B. lunulatus Er., Kf. M. Brand., I, 408; Gen. Staph., 278; Kraatz, Nat. 
Ins. Deutschl., II, 447; Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 359. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, blank. 

Halsschild rothgelb, nach rückwärts schwach, nach vorne kräftig verengt, 
so breit als die Decken an den Schultern. 

Flügeldecken schwarz, der Hinterrand und eine schmale, seicht drei- 
buchtige Querbinde an der Basis der Flügeldecken röthlichgelb, beiderseits des 
Schildchens glatt. 

Abdomen roth, siebentes und achtes Segment schwarz, seicht und weit- 
läufig punktirt, drittes und viertes Segment mit unpunktirter Mittelzone. 

Beine und Taster röthlichgelb, Fühler schwarzbraun, die vier Basalglieder 
und das Endglied röthlichgelb. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild, die Flügeldecken und das 
Abdomen sehr fein und dicht, siebentes und achtes Segment des letzteren merk- 
lich kräftiger quer gerieft. 

Sechstes Abdominalsegment der Unterseite beim 5' abgestutzt. 

Länge 4—6 mm. — Verbreitung: In Mittel- und Nordeuropa heimisch. — 
Vorkommen: An Pilzen!) von Weiden und Pappeln, unter Moos und Rinden. 

Von speciosus durch unpunktirten Kopf, schmälere, seicht gebuchtete Quer- 
binde der Decken, schwach hervortretende Rückenreihe der letzteren, seichtere 
Punktirung des Abdomens, die Grundseulptur und durch geringere Grösse ver- 
schieden. 


16. Bolitobius speciosus Er., Gen. Staph., 277. 


Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., II, 446. — Thoms., Skand. Col., III, 171. — 
Pand., Ann. Soe. Ent. Fr., 1869, 359. — Fauv., F. g.-rh., III, 548. — Rey, Ann. 
Soc. Linn. Lyon, 1882, 34. — J. Sahlbg., E. F., 205. — Ganglb., K. M., H, 363. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes schwarz, hinter den Augen oder auch auf 
der Stirne deutlich punktirt. 

Halsschild rothgelb, nach rückwärts sehr schwach, nach vorne kräftig ver- 
engt, so breit als die Decken an den Schultern. 

Flügeldecken schwarz, der Hinterrand und eine breite, ununterbrochene, 
tief dreibuchtige Querbinde an der Basis derselben gelb, die Mittelbucht meist 


!) Siehe die Fussnote auf der vorhergehenden Seite. 


138 Gottfr. Luze. 


bis zum Schildchen vordringend; beiderseits des letzteren sind flache, weitläufig 
gestellte Scheibehenpunkte sichtbar. 

Abdomen bis hinter die Basis des siebenten Segmentes roth, letzteres mit 
kräftigen, in die Länge gezogenen Punkten ziemlich dicht besetzt, die vorher- 
gehenden Segmente feiner und viel weitläufiger punktirt, drittes und viertes 
Segment mit unpunktirter Mittelzone. 

Beine und Taster röthlichgelb, die Gelenke an ersteren häufig gebräunt, 
Fühler schwarzbraun, die vier Basalglieder und die Spitze des Endgliedes 
röthlichgelb. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild und die Decken dicht 
und fein, das Abdomen kräftig und weitläufig quer gerieft. 

Sechstes Abdominalsegment der Unterseite beim Z' vor der Ausbuchtung 
des Endes stärker punktirt. 

Länge 8—9 mm. — Verbreitung: In Mittel- und Nordeuropa heimisch. — 
Vorkommen: An Schwämmen (Boletus albus) im bewaldeten Gebirge, daselbst 
hoch emporsteigend. 

Von dem ganz ähnlich gefärbten, aber viel kleineren pulchellus durch 
punktirten Kopf, die tief buchtige Querbinde, die kräftig hervortretende Rücken- 
reihe der Decken, tiefer punktirtes Abdomen und durch die Grundseulptur ver- 
schieden. 


17. Bolitobius praenobilis!) Kraatz, Deutsche Ent. Zeitschr., 1879, 121. 


Durch die tief schwarze Farbe, die beiden letzten weissgelblichen Fühler- 
glieder, den rothen Hinterleib, den lang schnabelförmigen Kopf und seine an- 
sehnliche Grösse leicht kenntlich. 

Die Taster schmal, das letzte Glied kürzer als das vorhergehende. Fühler 
schlank, die vorletzten Glieder deutlich länger als breit. 

Kopf sehr stark schnabelförmig vorgezogen, glatt. Halsschild länger als 
breit, hinten etwas schmäler als die Flügeldecken, nach vorne stark verschmälert, 
oben glatt, vier feine Punkte hinter dem Vorderrande, vier vor dem Hinterrande. 
Die Flügeldecken sind wie bei den verwandten Arten gebildet, etwas länger als 
der Halsschild, spiegelblank, in der vertieften Rückenlinie mit etwa einem 
Dutzend Punkten. 

Der Hinterleib ist oben weitläufig punktirt, Segment 6 weniger, die ein- 
zelnen Segmente vor dem Hinterrande fast glatt, unten ziemlich dicht. Die 
Beine sind schlank, schwarz, die Vorderschenkel röthlichgelb. 

Ein Exemplar. — Länge 9 mm. — Amur. 


1) Diese Art wurde von Dr. Kraatz nach einem einzigen (aus einer Christoph'schen Aus- 
beute sibirischer Käfer stammenden) Exemplare beschrieben. Da mir die Art nicht vorliegt, gebe 
ich in Obigem die Kraatz'sche Beschreibung. Diese interessante Art weicht bezüglich der Bildung 
des Halsschildes so sehr von den Bolitobien ab, dass die Vermuthung, man habe es mit dem Vertreter 
einer eigenen Gattung zu thun, nahe liegt. 


Bolitobiint. 139 


IV. Genus: Bryocharis. 


(Boisduval, Fn. Ent. Par., I, 1835, 502. — Thoms., Skand. Col., III, 167. — 
Rey, Ann. Soc. Linn. Lyon, 1882, 15. — Ganglb., K.M,, II, 358.) 
(Megacronus M. de Gozis, Rech. de l’esp. typ., Montl., 1886, 14. — Megacronus 
Steph., Ill. Brit., V, 1832, 165. — Bolitobius Subgen. Megacronus Pand., Ann. 
Soc. Ent. Fr., 1869, 333.) 


Fühler schlank, kräftig behaart, Kopf relativ klein mit grossen, ziemlich 
gewölbten Augen; Halsschild breit, vorne stark ausgerandet, rückwärts gerundet 
erweitert, die Ränder mit je vier borstentragenden Punktgrübchen, mit Ausnahme 
des Hinterrandes mit + deutlicher Randleiste. 

Flügeldecken flach gewölbt mit breiten Epipleuren, längs der Naht und 
der Seitenränder mit borstentragenden Punktgrübchen. 

Beine schlank, Oberschenkel nahe dem unteren Vorderende mit mehreren 
senkrecht abstehenden Dornen, Schienen schwach keulig, nach aussen und innen 
mit kräftigen Dornen und Dornenpaaren bewehrt, Tarsen der Hinterbeine ge- 
streckt, viel länger als die Schienen, erstes Glied unterseits bedornt, die Enden 
der vorderen Glieder mit Borstenkränzen geziert. 

Abdomen konisch, längs der Hinterränder der Segmente ober- und unter- 
seits mit kräftigen, abstehenden Borsten, überdies undicht mit feineren, in den 
Punktgrübchen wurzelnden Börstchen bekleidet. 

Die präparirten Mundtheile geben unter dem Mikroskope nachstehendes 
Bild: Oberlippe + trapezförmig, die Breitseite nach aussen gerichtet, mit ver- 
rundeten, häutigen Aussenwinkeln, auf der Vorderhälfte der Oberseite mit längeren 
Tastborsten besetzt. 

Mandibeln kurz und breit mit mässig gekrümmten Spitzen, im Grunde 
mit kräftig entwickelter, bewimperter Tastmembran. 

Maxillen lederig, ziemlich kurz, die Aussenladen an den Enden dicht pinsel- 
artig behaart, mit schwach gekrümmtem Greifzahne; die Innenladen in der End- 
hälfte bartenförmig gefranst, an der Spitze mit gekrümmtem Greifzahne. 

Erstes Glied der Maxillartaster kurz, zweites und drittes Glied verkehrt 
kegelförmig, das dritte das dickste, das Endglied kegelförmig; die drei letzten 
Glieder ziemlich von gleicher Länge. 

Kinn breit trapezförmig, lederig, beiderseits mit je einer langen Tastborste. 

Die beiden ersten Glieder der Lippentaster ziemlich gleich lang und dick, 
das Endglied eiförmig, dick, länger als die beiden Grundglieder zusammen. 

Zunge häutig, am Ende ziemlich tief ausgerandet, von den häutigen Neben- 
zungen in Gestalt bewimperter Lappen begleitet. 


Tabelle zur Bestimmung der Arten der Gattung 
Bryocharis Boisd. 
1. Flügeldecken kräftig und gleichförmig weitläufig punktirt . . . re 


— Flügeldecken mit regelmässigen Längsreihen von Punktgrübchen, sonst glatt 4 
Z. B. Ges. Bd. LI. 48 


740 Gottfr. Luze. 

2. Flügeldecken beträchtlich länger als der Halsschild, siebentes Abdominal- 
segment mit weissem Saume . . . . . 7. inclinans 

— Flügeldecken nicht oder sehr wenig länger ale dei Halsschild, siebentes Ab- 
dominalsegment meist ungesäumt . . . cr,» (og 


. Flügeldecken an der Basis ohne Querbinde 4. Huch 6. formosus 
Flügeldecken an der Basis mit breiter, dunkler Querbinde 5. dimidiatus 

. Flügeldecken zwischen Naht- und Seitenstreifen mit einer regelmässigen Reihe 
von Punktgrübchen (Rückenreihe) . . . (Ne 

— Flügeldecken zwischen Naht- und Seitenstreifen a vier regolnar DaB Reihen 
von Punktgrübchen . . . nn 3 INSIINIE 

5. Die zwei (mitunter drei) letzten Fühlenglieder a die zwei ersten Fuss- 

glieder des ersten Beinpaares beim g’ stark erweitert . 2. cingulatus 

— Nur das letzte Fühlerglied gelbroth, die zwei ersten Fussglieder des ersten 
Beinpaares beim g' schwach erweitert . . . » » 2.2... 1. analis 


Pa Pr" 


1. Bryocharis analis Payk., Mon. Staph., 47. 


Er., Kf.M. Brand., I, 403; Gen. Staph., 269. — Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., 
II, 442. — Jacq. Duval, Gen. Col. d’Eur., II, Pl. 10, Fig. 50. — Thoms., Skand. 
Col., III, 167. — Pand., Ann. Soc. Eut. Fr., 1869, 337. — Fauv., F. g.-rh., III, 
555. — Rey, Ann. Soe. Linn. Lyon, 1882, 20. — Ganglb., K. M., II, 359. 

B. Dahli Heer, Faun. Col. Helv., I, 298. 


Var. merdarius Gyllh., Ins. Suee., II,270; castaneus Steph., Ill. Brit.,V, 166. 


In der Normalfärbung mit eingulatus übereinstimmend. 

Von eingulatus durch merklich schmälere, schlankere Gestalt, kürzere 
Fühler mit nur einem hellen Endgliede und im männlichen Geschlechte Unena 
schwach erweiterte Tarsen des ersten Beinpaares verschieden. 

Bei der var. merdarius sind Halsschild und Flügeldecken von gleicher 
Färbung. 

Sechstes Abdominalsegment der Unterseite beim g' schwach lappig er- 
weitert, die zwei ersten Tarsenglieder des ersten Beinpaares schwach erweitert, 
nicht breiter als das Ende der Schienen. 

Länge 6—7 mm. — Verbreitung: Im grössten Theile von Europa und in 
den Mittelmeerländern heimisch. — Vorkommen: Im Moose und in faulenden 
Rinden, unter welkem Laube, unter Steinen und im Dedritus der Gewässer, auch 
in Schwämmen, bisweilen bei Ameisen (Lasius fuliginosus Latr.), in der Ebene 
und im Gebirge. 


2. Bryocharis eingulatus Mannerh., Brachel., 64. 


Er., Kf.M. Brand., I, 404; Gen. Staph., 270. — Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., 
II, 443. — Thoms., Skand. Col., III, 168. — Pand., Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 
337. — Faur., F. g.-rh., III, 554. — Rey, Ann. Soc. Linn. Lyon, 1882, 18. — 
J. Sahlbg., E. F., 203. — Ganglb., K.M,, II, 359. 

B. analis Gylih., Ins. Suec., II, 269. 


a 
Pr, 


Bolitobiini. 741 


Kopf mit Ausnahme des Mundes und der vorderen Stirnpartie schwarz. 

Halsschild schwarz, glänzend, so breit als die Decken, vor dem Schildehen 
breit und seicht ausgebuchtet, nach vorne stark verengt. 

Flügeldecken bedeutend länger als der Halsschild, glänzend, gelblichroth, 
durchscheinend, innerhalb der Schultern mit einer wenig hervortretenden Reihe 
von Punktgrübchen (3—5), gegen den Hinterrand meist mit mehreren schwachen 
Längsfalten; überdies sind die Decken mit grossen, flachen, sehr seichten 
Scheibehenpunkten weitläufig besetzt. 

Abdomen schwarz oder schwarzbraun, siebentes Segment mit Ausnahme 
der Basis und das ganze achte Segment gelblichroth, mit kräftigen, in die Länge 
gezogenen Punkten unregelmässig besetzt, drittes Segment (erstes freiliegendes) 
nur an den Seiten mit einigen schwachen Punkten, das folgende Segment mit 
einer fein und spärlich punktirten Mittelzone. 

Beine und Taster röthlichgelb, Fühler braun, die Basis und die zwei (mit- 
unter drei) Endglieder der letzteren rothgelb, das Endglied spatelförmig, beim 
Q kürzer, beim j' länger als die beiden vorhergehenden Glieder zusammen. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild blank, die Decken und 
das Abdomen äusserst fein, fast erloschen, das achte Segment des letzteren deut- 
lich quer gerieft. 

Sechstes Abdominalsegment der Unterseite beim g’ längs der Mitte rinnig 
vertieft und rauh punktirt, am Ende (dreieckig) lappig erweitert, die zwei ersten 
Tarsenglieder des ersten Beinpaares stark erweitert, merklich breiter als das Ende 
der Schienen. 

Länge 7—9 mm. — Verbreitung: Fast über die ganze paläarktische Region 
und über Nordamerika verbreitet. — Vorkommen: In faulen Baumstrünken, im 
Moose, unter Steinen und im abgefallenen Laube. 


Von analis durch breitere, kräftigere Gestalt, längere Fühler mit zwei 
(oder drei) hellen Endgliedern und im männlichen Geschlechte durch stark er- 
weiterte Tarsen des ersten Beinpaares verschieden. 


3 Bryocharis insignis Hochh., Bull. Mosc., 1849, I, 92. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes und der Halsschild schwarz, letzterer an 
den Seitenrändern röthlich durchscheinend, nach rückwärts wenig, nach vorne 
kräftig verengt, so breit als die Decken. 

Flügeldeeken 1'/;mal so lang als der Halsschild, gelbroth, auf der hinteren 
Hälfte mit einer schwarzen, nach innen verschmälerten, Naht und Hinterränder 
frei lassenden Querbinde; auf der Scheibe jeder Decke befinden sich vier + 
regelmässige Reihen von Punktgrübchen, die vierte derselben ist auf wenige 
(2—4) Punkte redueirt. 

Abdomen schwarz mit rothbraunen Hinterrändern der Segmente, lang und 
grob behaart, siebentes Segment mit grossen, in die Länge gezogenen Punkten 
mässig dicht besetzt. Drittes und viertes (erstes und zweites freiliegendes) 
Segment grösstentheils glatt, die folgenden sehr weitläufig punktirt. 

48* 


742 Gottfr. Luze. 


Taster und Beine röthlichgelb, an letzteren sind Schenkel und Schienen 
in der Basalhälfte + gebräunt. Fühler gestreckt, kräftig bewimpert, schwarz, 
die beiden Grundglieder rothgelb, das Endglied blassgelb. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild und die Flügeldecken 
äusserst fein, fast erloschen, das Abdomen dicht und fein quer gerieft. 

Länge 9 mm. — Verbreitung: Caucasus (Swanetien). 

Durch die Punktirung der Decken und die grobe Behaarung des Abdomens 
vor allen anderen Arten sehr ausgezeichnet. 


4, Bryocharis haematicus Baudi, Berl. Ent. Zeitschr., 1869, 382. 


Ganglb., K.M., II, 360. 
B. formosus g' Fauv., F. g.-rh., III, 556. 


Gelbroth, eine Makel auf der Stirne und die Basis der vier ersten Ab- 
dominalsegmente schwarz, Fühler und Beine röthlichgelb. Die Fühler lang und 
schlank. 

Beim g' die drei ersten Tarsenglieder des ersten Beinpaares erweitert, das 
erste leicht quer, das zweite schwach herzförmig, das dritte fast um die Hälfte 
schmäler, fast 1'/;mal so lang als breit. Am zweiten Beinpaare ist das erste 
Tarsenglied kaum länger als das zweite, innen in seiner ganzen Länge in eine 
in der Mitte verbreiterte Lamelle erweitert, die Schienen sind gegen das Ende 
stark erweitert. Das sechste Segment des Abdomens auf der Unterseite dreieckig 
ausgeschnitten. 

Von der Körperform des formosus, jedoch kleiner, die Fühler schlanker, 
der Halsschild gewölbter, namentlich vorne schmäler, seitlich mehr gerundet, die 
Vorderecken stärker herabgebogen. 

Länge 5°5 mm. — Verbreitung: Von Baudi in den piemontesischen Alpen 
aufgefunden. — Vorkommen: An Boletus eyanescens. (Nach Baudi.) 


5. Bryocharis dimidiatus Reitter, Wiener Ent. Zeitg., 1887, 147. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes und der vorderen Stirnpartie schwarz. 

Halsschild röthlichgelb, merklich breiter als die Decken, nach vorne stark 
verengt. 

Flügeldecken röthlichgelb, an der Basis mit einer breiten, schwarzblauen 
Querbinde, weitläufig und seicht punktirt, nicht oder sehr wenig länger als der 
Halsschild. 

Abdomen schwarz, siebentes Segment mit Ausnahme der Basis, das ganze 
achte Segment und die Hinterränder der vorderen Segmente rothgelb, wenig 
dichter und stärker als die Decken punktirt. 

Beine, Taster und Fühler röthlichgelb, letztere in der Mitte manchmal 
gebräunt, alle Glieder länger als breit, das eiförmige Endglied nur wenig länger 
als das vorletzte Glied. 

Diese Art besitzt verkümmerte Flügel und der helle Saum des siebenten 
Abdominalsegmentes ist nicht vorhanden. 


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f) 
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Bolitobiini. 143 


Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild fein und mässig dicht, 
die Flügeldecken merklich dichter, das Abdomen sehr dieht und fein quer gerieft. 

Länge 6—6°5 mm. — Verbreitung: Caucasus oceid. (Cireassien). 

In Gestalt und Grösse dem formosus sehr ähnlich; von demselben durch 
schmälere, schlankere Gestalt, helleres Gelbbraun, den Mangel des blauen 
Schimmers am Abdomen und durch die dunkle Querbinde an der Basis der 
Flügeldecken verschieden. 


6. Bryocharis formosus Gravh., Mon., 32. 


Er., Gen. Staph., 271. — Kraatz, Nat. Ins. Deutschl., II, 444. — Pand,, 
Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 334. — Fauv., F. g.-rh., III, 556. — Rey, 1. e., 24. — 
J. Sahlbg., E. F., 203. — Ganglb., K.M., II, 360. 

B. merdarius Gravh., Mier., 149. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes und der vorderen Stirnpartie schwarz. 

Halsschild rothgelb, merklich breiter als die Decken, nach vorne stark 
verengt. 

Flügeldecken nicht oder sehr wenig länger als der Halsschild, weitläufig 
und seicht punktirt, wie der Halsschild gefärbt. 

Abdomen schwarz mit blauem Schimmer, siebentes Segment mit Ausnahme 
der Basis, das ganze achte Segment und manchmal die Hinterränder der vorderen 
Segmente rothgelb, dichter und merklich tiefer als die Decken punktirt. 


Beine, Taster und Fühler röthlichgelb, letztere in der Mitte + gebräunt, 
alle Glieder länger als breit, das eiförmige Endglied nur wenig länger als das 
vorletzte Glied. Beim J' sind die Fussglieder des ersten Beinpaares schwach 
erweitert. 

Diese Art besitzt verkümmerte Flügel und der helle Saum des siebenten 
Abdominalsegmentes ist nur ausnahmsweise vorhanden. 

Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild fein und mässig dicht, 
die Decken dicht und fein, das Abdomen am dritten (ersten freiliegenden) und 
letzten Segmente deutlich, an den mittleren Segmenten sehr fein, fast erloschen 
quer gerieft. 

Sechstes Abdominalsegment der Unterseite beim Z' am Ende seicht drei- 
eckig ausgeschnitten. 


Länge 6—6°5 mm. — Verbreitung: Aus England, Deutschland, Oesterreich, 
Russland und Finland bekannt. — Vorkommen: An faulen Schwämmen (Boletus 
eyanescens), unter Steinen und faulenden Rinden, in moderndem Laube und im 
feuchten Moose der Bergwälder. 


Von inclinans durch schmälere, schlankere Gestalt, kürzere, merklich weit- 
läufiger und seichter punktirte Flügeldecken, bedeutend dichter und kräftiger 
punktirtes Abdomen und durch die Grundseulptur, im männlichen Geschlechte 
durch die schwach erweiterten Tarsen des ersten Beinpaares und durch normale 
Schienen und Tarsen des zweiten Beinpaares verschieden. 


744 Gottfr. Luze. 


7. Bryocharis inelinans Gravh., Mon., 33. 


Er., Kf. M. Brand., I, 405; Gen. Staph., 271. — Kraatz, Nat. Ins. 
Deutschl., 444. — Thoms., Skand. Col., III, 168. — Pand., Ann. Soe. Ent. Fr., 
1869, 355. — Faurv., F.g.-rh., III, 556. — Rey, l.c., 22. — Ganglb. K.M., 
II, 359. 

B. cedronis Sauley, Ann. Soc. Ent. Fr., 1864, 636. — B. Barnevillei Pand., 
Ann. Soc. Ent. Fr., 1869, 335. — B. Aubei Pand,, 1. c., 335. 


Kopf mit Ausnahme des Mundes und der vorderen Stirnpartie schwarz 
oder schwarzbraun. 

Halsschild röthlichgelb, nach rückwärts ziemlich kräftig, nach vorne stärker 
verengt, äusserst fein und weitläufig punktulirt, so breit als die Decken. 


Flügeldecken bedeutend länger als der Halsschild, kräftig und gleichförmig 
punktirt, mit gelblichen, in den Punktgrübchen wurzelnden Härchen bekleidet, 
röthlichgelb, manchmal mit dunklem Anfluge auf den Scheiben. 


Abdomen + dunkel, die beiden letzten Segmente und die Hinterränder 
der vorhergehenden + breit roth, kaum schwächer, aber merklich weitläufiger 
als die Deeken punktirt. 


Beine, Taster und Fühler rothgelb, letztere in der Mitte + gebräunt, 
alle Glieder länger als breit, das eiförmige Endglied nur wenig länger als das 
vorletzte Glied. Beim f die beiden ersten Fussglieder des ersten Beinpaares 
kräftig (herzförmig) erweitert, das erste Fussglied des zweiten Beinpaares breit, 
nach innen stumpf dreieckig erweitert; Schienen des zweiten Beinpaares gegen 
das Ende stark verbreitert, mit je zwei kräftigen Endspornen. 

Sechstes Abdominalsegment der Unterseite seicht ausgerandet. 


Unter dem Mikroskope erscheinen der Halsschild, die Decken und das Ab- 
domen sehr dicht und fein quer gerieft. 


Länge 7—8 mm. — Verbreitung: Im grössten Theile von Europa und in 
den Mittelmeerländern heimisch. — Vorkommen: In faulem Laube und in 
moderndem Holze, auch im Dedritus der Gewässer und unter Steinen, im be- 
waldeten Gebirge. 

Von formosus durch breitere, kräftigere Gestalt, längere, merklich dichter 
und kräftiger punktirte Flügeldecken, merklich schwächer und weitläufiger punk- 
tirtes Abdomen, die Grundseulptur und durch die Auszeichnungen im männlichen 
Geschlechte verschieden. 


Bolitobiini. 145 


Alphabetisches Verzeichniss 


der Arten, Varietäten und Synonymen der Gattungen Bryocharis B. et L., 
Bolitobius Mannh., Bryoporus Kr. und Mycetoporus Mannh. 


Seite Seite | Seite 
abdominalis m. . 724 | completus m. ... 687 | inelinans Gravh. . 744 
additus Epp..... . 716 | confinis Rey..... 706 | indubius m..... 734 
aeqwalis Thoms. . 710 | confusus Epp.. . . 697 | inquisitus Casey... 672 
altaicus m. .... 676 | corpulentus m. . 707 | insignis Hochh. ... 741 
ambiguus m. ... 699 | crassicornis Mäkl. 720 | insulanus m. ... 693 
americanus Horn . . 672 | Dahli Heer ..... 740 | intrusus Hampe ... . 731 
analis Gyllh. .... 740 | dalmatinus m... 685 | Kraatzi Pand.... . 731 
analis Payk...... 740 | debilis Mäkl..... . 676 | laevicollis Epp.. . 714 
angularis M. et R. 702 | decipiens Pen... .... 686 | Zapponicus Thms. 687 
angularis Payk....... 728 | dimidiatus Reitt.. 742 | lepidus Gravh. ... .. 686 
angularis Steph. . . 729 | discoideus Steph. ... 731 | Ziliputanus m. . . 705 
apicalis Steph. ... . 731 | discophorus Rey . . 730 | litoreus Payk. ... . 731 
arcuatus Solsky ... 733 | distigma Fairm... . 731 | longicornis Mäkl. 671 
atricapillus Fab. . . 736 | dorsalis Rey..... 729 | Zongulus Mannh. . 688 
Arber Pand. !........ 744 | dubius Epp. ....... 698 | Tucidus Er....... 713 
australis Rey .... 706 |elegans Mäkl. .... 670 | Tunulatus Er. ... . 737 
Barnevillei Pand. ... 744 | exoletus Er. .... 729 | lunulatus L.... . 736 
Baudueri M. et R. 684 | facilis Casey..... 729 | Maacki Solsky ...... 734 
bicolor Gravh.... 728 | Fairmairei Pand. . . 704 | Maeklini J. Sahlbg.. 720 
bicolor Mäkl. ... . 716 | fasciatus Fauv.... 719 | Maerkeli Kr. ... 708 
biguttatus Steph. ... 731 | ferrugineus Heer ... 721 | major m... ..... 673° 
bimaculatusB.etL. 689 | flavicollis Hochh. . . 731 | marginalis Steph. ... 731 
biplagiatus Fairm. . 671 | flavicornis m. . . 681 | marginatus Kr. ... . 716 
blandus m. .... 697 | formosus g' Fauv. . 742 | melanocephalusGrav. 731 
boreellus J. Sahlb. 701 | formosus Gravh. . 743 | melanocephalus Stph. 731 
bosnicus m..... 683 | forticornis Fauv. 696 | merdarius Gravh. . . 743 
brevicornis Matth. . 699 | Ganglbaueri m. . 692 | merdarius Gyllh. . . 740 
Brucki Pand. ... 713 | gracilis m. .... 678 | merdarius Oliv...... 722 
brunneus Marsh. . 686 | graecus m....... 703 | merdarius Runde . . 731 
brunnipennis Steph... 731 | haematicus Baudi 742 | merdarius Schrank . 686 
TOTUSCSPEIK. .... ..- 722 | Halbherri m. .... 707 | montanus m. ... 711 
castaneus Hardy. ... 720 | Hardyi Croteh ..... 720 | monticola Fowl. . 682 
castaneus Steph. ... 740 | Heeri m. ...... 712 | multipunctus Hp. 724 
caucasicus m... ... 723 | Heydeni Seriba ..... 688 | Mulsanti Ganglb. . 680 
Cedronis Sauley ... . 744 | humeralis Motsch. . 686 ! myops Epp....... 674 
cernuus Gravh. . . 722 | ignidorsum Epp. . .. 709 | nanus Er. ... ... 684 
eingulatus Mannh. 740 | imitator m. .... 735 | nanus Gravh. .... . 686 
elavicornis Steph. 699 | Inaris m....... 695 | nöger Baudi .... .. 702 


746 Gottfr. Luze, Bolitobiini. 


Seite | Seite Seite 
niger Fairm...... 704 | punctiventris Thoms. 690 spelaeus Seriba . . 675 
nigricollis J. Shlb. 732 | punctus Gylih. .. 715 | splendens Marsh. . 706 
nobilis m. ..... 703 |pronus Er....... 699 | splendidus Duv. . . . 706 


ochraceus Steph. . . 731 | pronus var.1,2 Er. . 700 | splendidus var. 2 Er. 671 
oreophilus Bernh. 677 | pronus var. a) Kr. . 696 | splendidus Gravh. 672 


pachyraphis Pnd. 694 | pronus var. b) Kr. . 700 | striatus Oliv. ... 728 
pallidus Mannerh. . 672 | pygmaeus Fab. ... 730 | subjectus Rey... .. 696 
perlaetus Rey ..... 706 | quadrillum Fauv. 679 | swaneticus m. .. 692 
Phaedrus Kol ...... 727 | Reichei Pand. ... 700 | tenuis M.et R. ... 680 
piceolus Rey... . 679 | Reitteri Epp. ...... 699 | temwis Steph. ... . 672 
piceus Mäkl...... 686 | Revelieri Rey... 682 | thoracicus Epp. . 673 
piceus Thoms. .... . 722 | Reyi Pand. ..... 702 | thoracieus Fabr. . . 731 
picipennis Epp. . 698 | rostratus Motsch. . 736 | trimaculatus Pk. 731 
plagiatus Epp. ... . 723 |rubricus Epp. ... .. 696 | trimaculatus Say . .„ 731 
pluripunctus m... 717 \rufescens Steph. . 713 | trimaculatus Steph. . 730 
poricollis Pand. ..... 691 |ruficollis Mäkl. . 709 | trinotatus Er. ... 730 
praenobilis Kr. . 758 |ruficornis Kr. ... 690 | trinotatus Horn . . . 729 
pulchellus Mannh. 737 |rugipennis Pand.. 720 | tristis Gravh. .... 686 
»ullus Solsky ..... 727 |rufus Er........ 721 | venustus Melsh. ... . 731 
punctatus Fauv.. ... 715 | scutellaris Rey ... 696 | vittatus Epp. . ... . 721 
puncticeps m. .. 733 | semirufus Heer .... 715 | Wingelmülleri m. 708 
punctipennis Ser. 691 | sibirieus m. ..... 686 

punctipennis Ths. 723 | speciosus Er. ... . 737 

Anhang. 


Für das zum Studium freundlichst überlassene Materiale sei hiermit bestens 
gedankt den Herren Entomologen Breit, Bernhauer, Fauvel, Ganglbauer, 
v. Heyden, Kaufmann, Kraatz, Mandl, Reitter, J. Sahlberg, Skalitzky, 
Schuster, Spurny, Suchanek und Wingelmüller. 


In dem Aufsatze „Revision der europäischen und sibirischen Arten der 
Staphyliniden-Gattungen Tachyporus Gravh. und Lamprinus Heer“ (in diesen 
„Verhandlungen“, Bd. LI, Heft 3) hat sich ein sinnstörender Fehler eingeschlichen;; 
auf Seite 151, Leitzahl 37 soll est statt „Scutellarmakel“ heissen: „Discalmakel*. 
— Daselbst wurde auch durch ein unliebsames Versehen auf den schuldigen Dank 
für Herrn kais. Rath E. Reitter vergessen. Dies sei hiermit gethan. 


Nach Vollendung dieser Arbeit wurde ich gewahr, dass der Name ruficollis 
schon von Stephens (Ill. Brit., V, 176) für eine Form des Mycetoporus splen- 
didus Gravh. verwendet wurde. Demnach ist ruficollis Mäkl. nicht zulässig und 
an dessen Stelle hat der Name ignidorsum Epp. zu treten. (Siehe Nr. 49: My- 
cetoporus ruficollis Mäkl.) 


BIT 


ALV. und ALYI Bericht der Section für Botanik. 


Versammlung am 18. October 1901. 
Vorsitzender: Herr Dr. Eugen v. Haläcsy. 


Zu Beginn der Sitzung begrüsst der Vorsitzende die zahlreich 
erschienenen Mitglieder. 

Zunächst berichtet Herr Dr. A. v. Hayek über die Thätigkeit 
des „Comites für Pflanzenschutz“, welches sich im Schosse der 
Gesellschaft im laufenden Jahre constituirt hatte. Es kommt ein 
Rundschreiben, welches die in Niederösterreich und Steiermark zu 
schützenden Pflanzen aufführt und an die einzelnen Leiter der Tausch- 
vereine zu versenden ist, damit dieselben Pflanzen von bestimmten 
Standorten nicht annehmen, zur Verlesung, sammt einem Begläiz 
brief an die k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft. 

Die Anwesenden erklären sich mit der Liste einverstanden. 
Ferner wurde beschlossen, dass das Comit@ mit Vereinen, welche 
ähnliche Ziele verfolgen, in Fühlung trete. 


Hierauf zeigt Herr A. Teyber neue, interessante Pflanzen aus 
Niederösterreich vor und bespricht sie eingehend. 


Nach einer Pause, welche von Discussionen über die eben 
demonstrirten Herbarpflanzen ausgefüllt wurde, hielt Herr Dr. Fr. 
Vierhapper unter Vorweisung von Herbarbelegen einen Vortrag 
über die morphologische Beschaffenheit und geographische Verbrei- 
tung der Arten Avenastrum pratense (L.) Jess., A. alpinum (Sm.) 
Fritsch und A. planiculme (Schrad.) Jess. 


Vortragender ist der Ansicht, dass Borbäs’ Avena pratensis subspec. sub- 
decurrens Mittelungarns (vergl. Oesterr. botan. Zeitschr., XXVIII, 8. 135 [1878]), 
Preissmann’s Avena planiculmis und f. glauca vom Senn bei Pernegg in 
Steiermark (vergl. Oesterr. botan. Zeitschr., XXXV, S. 262 [1885]) und schliesslich 
die von ihm selbst im Lungau gesammelten und als schmalblättrige Formen von 

Z. B. Ges. Bd. LI. 49 


748 Versammlungen der Section für Botanik am 18. October und 22. November 1901. 


Avenastrum planieulme, beziehungsweise als A. pratense gedeuteten Pflanzen 
(vergl. diese „Verhandlungen“, Bd. XLVIII, S. 104 [1898]; Bd. XLIX, S. 398 [1899]; 
Bd. LI, S. 552 [1901)) insgesammt zu Avenastrum alpinum (Sm.) Fritsch zu stellen 
sind, und dass typisches A. planiculme der Flora der Alpen höchst wahrscheinlich 
fehlt und in Oesterreich-Ungarn wohl nur in den Sudeten und Karpathen vor- 
kommt. (Ob auch im Eisenburger Comitat?) A. pseudoviolaceum Kern. (Fritsch) 
ist eine Alpenform des A. alpinum, dessen Gliederung Vortragender zum Gegen- 
stande weiterer Untersuchungen machen wird. 


Versammlung am 22. November 1901. 
Vorsitzender: Herr Dr. Eugen v. Halacsy. 


Herr Louis Keller bespricht einige Verbascum-Hybriden 
und führt einige seltene Pflanzen von neuen Standorten in 
Niederösterreich an. 


Gegenwärtig mit dem Studium der von Franchet aufgestellten Arten 
und Hybriden des Genus Verbascum beschäftigt, erinnerte ich mich eines im 
heurigen Sommer gesammelten Verbascum, dessen Blüthenbau vollständig mit 
der im „Essai!)“ enthaltenen Abbildung übereinstimmt. 

Lange herablaufende Antheren der beiden längeren Filamente, die von der 
Basis bis zur Mitte mit gelblichweisser Wolle bedeckt sind, die langen Blüthen- 
stiele, mittelgrossen Kelche und Blüthen, der am Grunde mit Gabelhaaren ver- 
sehene Griffel, die auf der Unterseite weisslichen Blätter und deren schwache 
Decurrenz deuten einerseits auf Verbascum thapsiforme Schrad., andererseits auf 
Verbascum Lychnitis L., dem auch das von Franchet aufgestellte Verbascum 
heterophlomos?) und das vorliegende Exemplar entspricht. 

Wohl hat auch Schiede (de plus. hybr., p. 38) ein Verbascum thapsi- 
forme—Lyehnitis — V. ramigerum Link, welches Schrader in seiner Mono- 
graphie®) treffliich abbildet, aufgestellt, das aber mit dem vorliegenden nicht 
identisch ist, besonders bezüglich des daselbst angeführten Merkmales „antheris 
aequalibus“. 

Auch die Combination V. phlomoides—Lychnitis könnte in Betracht ge- 
zogen werden. In diesem Falle müssten die Blüthen von längeren Bracteen ge- 
stützt und die oberen Blätter spitzer zulaufend und an der Basis breiter sein, 

Nach Literaturberichten, so weit mir zugänglich, ist Verbascum hetero- 
phlomos Franchet nur von wenigen Orten in Frankreich bekannt, für Oester- 
reich jedoch vollkommen neu. 


') Franchet, Essai sur les especes du Genre Verbascum (Extrait des M&moires de la Soeiete 
Academique de Maine-et-Loire, Vol. XXII). 

2) Franchet, 1. c., p. 136, Pl. IV, Fig. 16. 

’) Schrader, Monogr. gen. Verbasci, p. 33, Tab. 4. 


Versammlungen der Section für Botanik am 18. October und 22. November 1901. 149 


Am 6. Juli 1901 fand ich es in einigen Exemplaren bei Rauhenstein un- 
weit Baden (Niederösterreich). 


Im „III. Beitrag zur Flora von Kärnten“ erwähnte ich ein beim Gasthaus 
von St. Jacob im Lessachthale gesammeltes Verbascum, welches habituell dem 
Verbascum nigrum L. gleich sieht, jedoch bei näherer Betrachtung Blüthen mit 
weisswolligen Filamenten zeigt. Dies stellt eine von Grütter aufgestellte Form 
„leucerion“*) dar, was Beek?) nach genauer Untersuchung veranlasste, diese als 
eine Hybride von Verbascum nigrum und Lychnitis, als V. leucerion Grütter zu 
verzeichnen. 

Diese Hybride ist bisher aus Deutschland und Niederösterreich bekannt, 
für Kärnten aber vollkommen neu. 


Neue Standorte in Niederösterreich weisen folgende seltenere Pflanzen auf: . 


Phlomis tuberosa L. Bei Eggenburg (Kuenring). 

Linaria arvensis (L.) Desf. Burgschleinitz. 

Rumex maritimus L. Bei Eggenburg. 

Bupleurum longifolium L. Ebendort. 

Die Mittheilung der neuen Standorte dieser vier in Niederösterreich selten 
vorkommenden Pflanzen verdanke ich dem Herrn Oberlehrer Josef Rieder, durch 
dessen Güte ich in den Besitz derselben gelangte. 


Hierauf bespricht Herr Dr. R. Wagner zwei Abnormitäten, 
nämlich eine Verzweigungsanoınalie in der vegetativen hegion 
bei Medinilla venosa Bl. und eine Durehwachsung von Blüthen- 
ständen bei Dryandra floribunda R. Br. 


Herr Dr. C. Rechinger zeigt hierauf Euphorbia Uyparissias L. 
var. pseudo-Esula Schur aus den kleinen Karpathen vor und be- 
spricht diese, sowie Lythrum scabrum Simonk. (L. Salicarıia X vir- 
gatum) und Cuscuta Cesatiana Bertol. Die beiden letzteren 
Pflanzen sind für Oesterreich neu. (Siehe diese „Verhand- 
lungen“, Jahrg. 1902.) | 


Zum Schlusse zeigt Herr Dr. Friedr. Vierhapper Pflanzen 
aus Niederösterreich und dem Lungau (Salzburg) vor und besprieht 
dieselben. 


!) Grütter in Leimbach, Botan. Monatsschrift, Jahrg. 1892, S. 69. 
2) G. v. Beck, Flora von Niederösterreich, Bd. 2, II, S. 1034. 


49* 


750 Franz Spaeth. 


Ueber Chelysida und Oxylepus als zwei verschiedene 
Cassiden-Gattungen. 


Von 
Dr. Franz Spaeth. 


(Eingelaufen am 16. September 1901.) 


Fairmaire beschrieb in seiner Bearbeitung der Käfer der Mission G. Re- 
voil au pays Qomalis (Juni 1885) p. 103 eine Cassida obtecta aus dem Somali- 
Lande und errichtete hierbei für diese Art und die von ihm früher beschriebene 
Cassida involuta (Ann. Mus. Genova, XV, 1880, 419) das Genus Chelysida, 
welches er durch die den Körper nach unten überragenden, seitlich senkrecht 
abfallenden Flügeldecken, die geneigten Seiten des Halsschildes, das kurze dritte 
Fühlerglied, die gedrängte fünfgliedrige Fühlerkeule, das concave, an den Rändern 
aufgebogene Mesosternum und das die Lappen des dritten Tarsengliedes nicht 
überragende Klauenglied charakterisirte. Cassida involuta wurde seither als 
ident mit der viel früher beschriebenen ©. deflexicollis Boh. (Mon., IV, S. 333) 
betrachtet und diese Art daher in das Genus Chelysida einbezogen. 

In der Wiener Entom. Zeitschr., 1891, S. 203 und in Ins. Deutschl., VI, 
S. 1069 gab Weise eine Uebersicht der paläarktischen Cassiden-Gattungen; hier- 
bei charakterisirte er C'helysida durch einige vorzügliche neue Merkmale, welche 
der C. deflexicollis entlehnt waren. 

Das Wiener Hofmuseum besitzt nun zwei Cassiden, welche Herr v. Kam- 
mel-Hardegger von seiner Expedition aus dem Harrar 1886 mitgebracht hat 
und in denen ich mit Sicherheit die Chelysida obtecta Fairm. wieder zu er- 
kennen glaube. 

Die Untersuchung dieser Stücke hat nun ergeben, dass Chelysida obtecta 
und unsere mit deflexicollis verwandten mediterranen Arten nicht zu einer 
Gattung gehören; die von Fairmaire angegebenen Gattungsmerkmale betreffen 
bald die eine, bald die andere, und nur zum geringen Theile beide von ihm in 
diese Gattung einbezogenen Arten; es erscheint daher nothwendig, den Namen 
Chelysida nur für die durch obtecta gebildete Gattung beizubehalten, da diese 
Art den Anlass zur Aufstellung der Gattung gegeben hatte, weshalb sie als 
Typus derselben betrachtet werden muss. 

Für die zweite Gattung tritt als Name Oxylepus Desbr. (M&moires de 
l’Academie d’Hippöne, 1884, p. 100) ein. 

Die beiden Gattungen sind in folgender Weise zu trennen: 

Körper grösser, robust; die Fühlerkeule viergliedrig, das dritte 
Fühlerglied kürzer als das zweite; Halsschild viel schmäler als die Flügeldecken 
und kaum ein Drittel so lang als breit, nach vorne weniger steil abfallend; 
der Vorderrand bildet einen sehr schwachen, der Hinterrand einen sehr tiefen 


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1: 
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Ueber Chelysida und Oxylepus als zwei verschiedene Cassiden-Gattungen. 751 


Bogen; Flügeldecken nach den Seiten und nach hinten schräg abfallend, mit 
schwachem Mittelhöcker, sculptirt, an der Basis deutlich erenulirt; die 
Schulterbeule liegt weit nach innen; Seitendach von oben deutlich sichtbar, 
besonders hinten schräg abgesetzt; die Epipleuren an der Spitze nur mässig 
schmal, !/;mal so breit als an der Basis; die Vorder- und die Mittelhüften 
sind durch einen bandförmigen Streifen der Seitenstücke getrennt und be- 
rühren sich nicht; Klauenglied am Ende stark verdickt, zahnförmig erweitert; 
die Klauen erscheinen daher an der Basis stumpf gezähnt, sie überragen 
kaum die Lappen des dritten Tarsengliedes . . . . . Chelysida Fairm. 

Körper klein, zart; die Fühlerkeule fünfgliedrig, etwas flachgedrückt; 
das dritte Fühlerglied so lang oder länger als das zweite; Halsschild fast oder 
ganz von der Breite der Flügeldecken, halb so lang als breit, nach vorne 
sehr steil abfallend; der Vorderrand bildet einen sehr schwachen Bogen, der 
Hinterrand einen auffällig tiefen, oft fast rechtwinkeligen Ausschnitt; Flügel- 
decken nicht gehöckert, nach hinten und den Seiten rechtwinkelig abfallend, 
ohne auffällige Sculpturen, an der Basis nicht erenulirt; die Schulterbeule liegt, 
von oben gesehen, am Rande der Flügeldecken; Seitendach in seiner ganzen 
Ausdehnung vollkommen senkrecht abfallend, an der Spitze gemeinschaftlich 
ausgeschnitten; die Epipleuren vorne sehr breit, nach hinten sehr stark ver- 
schmälert, linienförmig; die Vorder- und die Mittelhüften berühren sich 
fast, indem die Seitenstücke der Vorderbrust in eine linienförmige, niedrige 
Leiste verengt sind, welche die Pfannen unvollkommen schliesst; Hinterrand des 
Metasternum mit zwei feinen Zähnchen. Klauenglied am Ende nur ganz wenig 
zahnförmig verdickt; Klauen vollkommen ungezähnt, sie überragen kaum die 
Lappen des dritten Tarsengliedes. 

Beim d' ist der Halsschild nach vorne erweitert, von oben und hinten 
erscheinen die Ecken spitzwinkelig; beim @ ist der Halsschild gleichbreit, die 
Vorderecken erscheinen stumpfwinkelig . . . m. OrYylepusiDeshr: 

(Cheh ysida Fairm., Weise ex p.) 

Bei Chelysida verbleibt ausser obtecta Fairm. von den bisher dorthin 
gehörigen Arten wahrscheinlich noch die mir unbekannte Peringueyi Fairm. 
(Ann. Soc. Ent. Fr., 1891, Bull. XC) aus Südafrika. 

Da Fairmaire von Chelysida obtecta nur eine verhältnissmässig kurze 
lateinische Diagnose gegeben hat, dürfte die folgende ausführlichere Beschreibung 
wünschenswerth sein: 

Chelysida obtecta Fairm. Oben gelbbraun, unten hell braungelb, 
der Scheitel, der Kopfschild, die Oberlippe, die Vorder- und Mittel- und ein Theil 
der Hinterbrust mit Ausnahme der Seitenstücke pechschwarz. Stirne mässig 
breit, eben, glänzend, nahezu glatt, mit feinen Stirnlinien unmittelbar am 
Augenrande. Fühler kurz, kaum die Halsschildecken überragend, mit sehr 
schwach abgesetzter viergliedriger Keule; das dritte Glied viel kürzer als die ein- 
schliessenden. Halsschild fast dreimal so breit als lang, quer viereckig, mit 
rechtwinkeligen, an der Spitze abgestutzten Vorder- und stark verrundeten Hinter- 
ecken, mässig glänzend, zerstreut, wenig fein, aber sehr seicht punktirt, hinter 


152 Franz Spaeth. 


dem Vorderrande bogenförmig eingedrückt. Flügeldecken viel breiter als der 
Halsschild, mit mässig stark vorgezogenen Schulterecken, hinter denselben bis 
zur Mitte deutlich erweitert, von da zur Spitze gerundet verengt; hoch gewölbt, 
an der Basis deutlich erenulirt, mit schwach vortretenden Schulterbeulen und 
einem sehr schwachen gemeinsamen Höcker, vor demselben eingedrückt, auf der 
Scheibe mit zwei kurzen Rippen, die erste neben der Naht deutlicher, die zweite 
sehr undeutlich in der Mitte jeder Flügeldecke, beide kaum über die Mitte 
reichend; die Scheibe unregelmässig grob, ziemlich dicht, viel stärker als der 
Halsschild punktirt; das Seitendach vorne etwas nach aussen gerichtet, hinten 
fast horizontal abgebogen, von der Scheibe durch eine unregelmässige Doppel- 
Punktreihe getrennt, viel spärlicher, aber nicht feiner als die Scheibe punktirt. 

Länge 6 mm, Breite 5 mm. 

Mir liegen die schon erwähnten zwei Stücke des Wiener Hofmuseums aus 
dem Harrar vor. 

Fairmaire gibt in der Diagnose an, dass das Schildchen an der Basis 
einen erhabenen Punkt hat; es ist dies eine individuelle Bildung, die auch bei 
einem der obigen Stücke in Gestalt eines kurzen Basalkieles erscheint. 


Die zu Oxylepus gehörenden Formen glaube ich in folgender Weise trennen 
zu können: 


la. Schildchen lanzettförmig, um mehr als ein Viertel länger als an der Basis 
breit; Flügeldecken (meist ?) mit dunklen Zeichnungen. 

2 O0. Kossmati nov. spec. 

1 b. Schildehen gleichseitig dreieckig oder nur sehr wenig länger als an der Basis 

breit; Flügeldecken einfärbig . . . 5 68 

2a. Stirne grob, ziemlich dicht punktirt, Hrähkı in a Koch ellintiech, 

O. deflexieollis var. involutus Fairm. 

2b. Stirne glatt oder nur sehr zerstreut und fein punktirt, gelb . ...398 
3a. Körperumriss rhombisch, Schulterbeule mehr nach innen gerückt. 

O. deflexicollis Boh. 

3b. Körperumriss mehr minder rund, Schulterbeule aussenstehend, das Seiten- 


dach von oben verdeckend . . . 3 #002 REINER 
4a. Fühlerkeule stark .. zweites Fühlerglied dich Bart K als das 
drıttel „my “20.20.20. .0. deflexicollis nov. var. Sahlbergi 
4b. Fühlerkeule wenig ee zweites Fühlerglied schlanker, so lang oder 
länger als das dritte . . . . O. deflexicollis var. capucinus Desbr. 


Oxylepus Kossmati nov. spec. 

Breviter ovalis, valde convexa, opaca, viridis vel lutea, elytris macula 
basali trianguları communi, puncto minimo communi pone medium, denique 
lıtura forma sagittae apice brumneis vel piceis; prothoras subquadrangularis, 
convezus, antice deflexus, subtilissime setosus; scutellum lanceolatum; elytra 
prothorace duplo longiora, subseriatim punctata, apice emarginata, protecto 
declivi, irregulariter reticulato-punctato. 


Ueber Chelysida und Oxylepus als zwei verschiedene Cassiden-Gattungen. 153 


Var. maculis elytrorum plus vel minus deficientibus. 

Long. 35 mm, lat. 25 mm. — Hab.: Aden in Arabia. 

A dom. Prof. Dr. Oscar Simony detecta. 

Kurz eiförmig, mit der grössten Breite in den Schultern, strohgelb (im 
Leben grün) mit schwarzbraunen Zeichnungen auf den Flügeldecken. Stirne 
glänzend, eben, glatt oder nur mit sehr vereinzelten Punkten, neben den Augen 
mit feinen, geraden Stirnfurchen, die fast parallel dem Augenrande verlaufen 
und an der Fühlerwurzel geradlinig zusammentreffen. Die Fühler überragen 
die Halsschildecken, Glied 1 stärker, 2 schwächer verdickt, 3—6 viel dünner als 
die Basal- und Endglieder, 3 kürzer als 2, die folgenden an Länge abnehmend; 
7—11 eine abgesetzte, flachgedrückte Keule bildend. Halsschild nach vorne 
sehr steil abfallend, vorne fast gerade, hinten in sehr tiefem Bogen fast viereckig 
gerundet, kaum breiter als lang, matt, sehr fein reifartig behaart, im freiliegen- 
den Theile retieulirt, Punktirung nicht sichtbar. Schildehen lanzettförmig, 
1!/;mal so lang als breit. Flügeldecken hoch gewölbt, nach hinten und seit- 
lich von den Schultern an senkrecht abfallend, mit nicht abgesetztem, vorne sehr 
breitem, hinten schmalem und gemeinsam ausgeschnittenem Seitendach, welches 
durch einen vorne breiten, nach hinten sich verschmälernden, glatten Zwischen- 
raum von der Scheibe getrennt wird. Auf der letzteren sind zehn oft schwer 
wahrnehmbare Punktreihen aus sehr seichten, grossen, von einem hellen Ringe 
umgebenen Punkten; das Seitendach ist unregelmässig punktirt, retieulirt. Die 
dunkle Zeichnung der Flügeldecken variirt; bei der Mehrzahl der Stücke besteht 
sie aus einem gemeinsamen grossen, länglich fünfeckigen Fleck, welcher neben 
dem Schildehen an der Basis beiderseits schmal beginnend bis zur Spitze des 
Schildchens sich erweitert und von da spitz verlaufend bis zur Mitte der Flügel- 
decken reicht; dann aus einem kleinen, gemeinsamen, oft strichförmigen Punkt 
hinter der Mitte und einer pfeilförmigen, nach hinten gerichteten Zeichnung vor 
der Spitze. Bei einigen Stücken ist die Pfeilzeichnung, bei anderen auch der Punkt 
hinter der Mitte verschwunden; auch der Scutellarfleck wird zuweilen kleiner 
oder verschwindet ganz. Vollständig einfärbige Stücke habe ich nicht gesehen. 

Von O. deflexicollis Boh. ist die Art am sichersten durch das lanzettförmige 
Schildehen zu trennen, ferner durch schmälere Gestalt, schmäleren, verhältniss- 
mässig längeren, fein behaarten Halsschild, dessen Vorderrand äusserst schwach 
concav aufgebogen ist, endlich durch die Zeichnung der Flügeldecken. 

Die Art wurde in Anzahl von Herrn Prof. Dr. Oscar Simony im Hafen 
von Aden zwischen dem 25. und 30. December 1898 auf den schmutzig blaugrünen 
Zweigen von Anabasis articulata!) gefunden und auf Wunsch des Finders nach 
dessen erprobten Reisegefährten Dr. Franz Kossmat benannt. 

Die typischen Stücke befinden sich im Wiener Hofmuseum. 


Oxylepus deflexicollis Boh. 
Die mediterranen Oxylepus sind nach meiner Ansicht, die ich auf Grund 
der Besichtigung eines verhältnissmässig reichen Materiales und nach Einsicht 


ı) Sec. Dr. R. Wagner. 


7154 Franz Spaeth. 


der meisten Typen gewonnen habe, sämmtlich nur Formen einer Art. Stücke 
von einer Fundstelle haben zwar meistens einen gemeinsamen Habitus, variiren 
aber häufig ausserordentlich morphologisch; insbesonders sind die Länge der ein- 
zelnen Fühlerglieder, die Punktirung des Kopfes, des Halsschildes und der Flügel- 
decken sehr schwankende Merkmale. Die Schwierigkeit der Abgrenzung wird 
durch die Eigenheit der Thiere erhöht, nach dem Tode je nach der Conservirung 
Farbe und Punktirung der Oberseite zu ändern. Im Leben sind dieselben nach 
Escherich (Verhandl. d. k. k. zool.-bot. Gesellsch. in Wien, 1894, S. 299) hellgrün, 
nur die vordere Gegend des Thorax und die Ränder der Flügeldecken sind fein 
rosa gefärbt, wie angehaucht. Escherich fand sie bei Tunis auf einer Sedum- 
Art, an deren kurze, dicke Blätter sie sich so anpasste, dass sie von denselben 
kaum zu unterscheiden war. 


Auch Prof. Dr. John Sahlberg erwähnt brieflich die ausserordentliche 


Anpassung, welche die von ihm in Korfu an der Meeresküste gefundenen Oxy- 


lepus var. Sahlbergi mit der Salicornia hatten, auf welcher er sie fand. Sie 
waren ganz den Blättern der Pflanze gleich und hielten sich eng am Stengel 
fest. So wie die Blätter bald lebhaft grün, bald roth gefärbt waren, konnte 
man auch zwei Farbenvarietäten der Casside unterscheiden; die rothen Stücke 
waren auch ein wenig grösser. Leider ging die Farbe bei den trockenen Exem- 
plaren verloren. 


Wir können von O. deflexicollis folgende Formen unterscheiden: 


a) Oxylepus deflewicollis (Cassida deflexicollis Boh., Mon., IV, 
S. 333). 

(Cassida excelsa Desbr., Mem., p. 37; ©. vagepunctata Desbr. i.1., Weise, 
Wiener Entom. Zeitschr., 1891, S. 203 und Ins. Deutschl., VI, S. 1069.) 


Durch die besondere Freundlichkeit des Herrn Directors Dr. Aurivillius 
vom Reichsmuseum in Stockholm erhielt ich Boheman’s Typus zur Ansicht. 
Das betreffende Stück ist mit den Etiquetten „Gall. mer.“ und „Perroud* ver- 
sehen und wurde von Letzterem nach Angabe des Autors bei Frejus gefunden. 
Dasselbe ist ein 9 von 3mm Länge und 2 mm Breite und hat eine rhombische 
Form, indem die Flügeldecken von der Schulterbeule nach hinten fast geradlinig 
verengt sind. Es ist bis auf die Augen einfärbig gelbbraun; die Stirne ist breit, 
glänzend, fast glatt, mit den Augen stark genäherten Stirnlinien. Die fünf- 
gliederige Fühlerkeule ist wenig deutlich abgesetzt, indem das siebente Glied in 


Hinsicht der Breite einen Uebergang vom sechsten zum achten bildet. Die 


Flügeldecken haben mässig entwickelte Schultern, welche, von oben gesehen, das 
Seitendach unter ihnen noch erblicken lassen und ziemlich grobe, aber seichte 
Punktstreifen, deren Punkte von einem dunkleren Hofe umgeben sind. 

Diese Form scheint sich besonders um Oran zu finden, wo sie von Mathieu 
zahlreich gefunden wurde. Sie wurde von Desbrochers als excelsa beschrieben 
und überdies als vagepunctata i. 1. weiter gegeben. Auch das von Desbrochers 
selbst stammende Stück der Heyden’schen Sammlung, welches Weise bei seiner 
Beschreibung der vagepunctata benützte, gehört dieser Form an. 


u Ta 


Ueber Chelysida und Ozxylepus als zwei verschiedene Cassiden-Gattungen. 155 


b) Oxylepus Sahlbergi nov. var. 

(Cassida vagepunctata Sahlb. i.1.; Cassida inornata Desbr. i.1. [sec. coll. 
v. Heyden].) 

Hoch gewölbt, von vollständig rundem Körperumriss, fast kugelförmig, 
einfärbig grüngelb verbleichend. Stirne breit, glatt, gelb, die Stirnlinien deut- 
lich und durch ein breites Band in ihrer ganzen Länge von dem Augenrande 
getrennt. Die Fühlerkeule ist deutlich abgesetzt, indem das siebente Glied an 
seiner breitesten Stelle fast doppelt so breit ist als das sechste. Das zweite 
Fühlerglied ziemlich dick, rundlich, kaum länger als breit; das dritte Glied ist 
etwas länger als das zweite; das 3.—5. entweder von gleicher Länge oder das 
vierte etwas kürzer. Halsschild matt, nicht oder nur sehr verloschen punktirt, 
beim g' schwach nach vorne erweitert, beim @ mit nahezu parallelen Seiten- 
rändern. Flügeldecken hoch gewölbt, von der Basis zur Mitte nicht erweitert, 
nach hinten kaum verengt, an der Spitze verhältnissmässig tief gemeinsam aus- 
geschnitten, 1!/;mal so lang als breit, mit stark vortretenden Sehulterbeulen, die, 
von oben gesehen, das Seitendach vollständig verdecken; matt, sehr undeutlich 
und verloschen punktirt. 

Länge 38 mm, Breite 3 mm. 

Von Prof. Dr. John Sahlberg zahlreich in Korfu auf einer Salicornia 
gefunden und mir freundlichst mitgetheilt. 

Von der typischen O. deflexicollis weicht die var. Sahlbergi durch be- 
deutendere Grösse, hoch gewölbte, kugelförmige Gestalt, vortretende Schulterbeulen 
und stärker abgesetzte Fühlerkeule weit ab. Dennoch konnte ich sie nicht als 
eigene Art betrachten, da die angegebenen Merkmale nur relative sind. 


c) Oxylepus capucinus Desbr., Bull. de l’Acad. d’Hipp., 1884, p. 100. 

(Cassida ? palaestina Desbr., 1. e., p. 101.) 

Mit der Vorigen in Grösse und Umriss vollständig übereinstimmend, aber 
die Fühlerkeule ist schwächer abgesetzt, das zweite Fühlerglied ist bedeutend 
schlanker und länger, so lang als das dritte Glied. Bei der Type, die mir Herr 
Desbrochers freundlichst zur Ansicht mittheilte, ist die Stirne zerstreut, ziem- 
lich fein punktirt, sonst wie bei Sahlbergi gebildet. Die Flügeldecken sind mit 
seichten, grossen Punkten unregelmässig besetzt. Das betreffende Stück ist 42 mm 
lang und 3'2 mm breit; es stammt aus Algier. 

Zu dieser Form rechne ich auch einige Stücke, die von Prof. John Sahl- 
berg bei Tunis gefunden wurden, die von dem eben erwähnten Typus sich nur 
durch die glatte Stirne unterscheiden, in Hinsicht der Fühlerbildung aber sich 
dureh die gleichen Merkmale von Oxylepus var. Sahlbergi unterscheiden. Die- 
selben bilden also ebenso wie O. palaestinus Desbr. Uebergangsformen zwischen 
Sahlbergi und capucinus. O. palaestinus ist nach dem mir ebenfalls durch die 
Freundlichkeit des Autors vorliegenden Typus ein sehr kleines Stück von 3°6 mm 
Länge,*) von rundlicher Gestalt mit stark vortretenden Schulterbeulen und fast 
glatter, gelber Stirne, deren Stirnlinien dem Augenrande parallel verlaufen. An 


1) Nicht 3mm, wie der Autor angibt! 


756 F. Spaeth. Ueber Chelysida u. Oxylepus als zwei verschiedene Cassiden-Gattungen. 


den Fühlern ist das zweite Glied länglich, wenig dick, das dritte viel kürzer, die 
Fühlerkeule nur schwach abgesetzt; die Punktirung der Flügeldecken ist sehr 
verloschen. Es unterscheidet sich von O. capueinus also nur durch die kleinere 
Gestalt und die ganz glatte Stirne. Da ich aus Palästina andere Stücke dieser 
Art nicht gesehen habe, kann ich über die Beständigkeit der angegebenen ge- 
ringen Unterschiede keine Ansicht aussprechen. 


d) Oxylepus involutus Fairm., Ann. Mus. civ. Genova, XV (1880), 
p. 419. 

(Cassida suadae Halid. i. 1.) 

Die zu dieser Form gehörenden Stücke sind durch elliptische, nach hinten 
sanft verrundete Gestalt, grob und dicht punktirte, meist schwarze, zuweilen nur 
angedunkelte Stirne kenntlich. Die Stirnlinien sind wenig tief, oft verloschen 
und den Augen im oberen Theile mehr genähert als nächst der Oberlippe, das 
Band zwischen ihnen und dem Augenrande daher oft nur linienförmig. Die 
Fühlerkeule ist nur mässig abgesetzt, das dritte Fühlerglied meist deutlich länger 
als das zweite. Halsschild beim 5 nach vorne stärker erweitert als bei den 
früher besprochenen, die Vorderwinkel, von oben und hinten betrachtet, beim g' 
spitz-, beim Q stumpfwinkelig; die Seiten des Halsschildes oft mit ziemlich groben, 
etwas in die Länge gezogenen Punkten besetzt. Flügeldecken weniger hoch ge- 
wölbt als bei ©. Sahlbergi, zweimal so lang als breit, mit seichterem, gemein- 
samen Spitzenausschnitt und wenig vortretenden schwachen Schulterbeulen; die 
Punktreihen sehr verloschen, meist undeutlich. 

Länge 3 mm, Breite 2 mm. 

Diese Form ist nach dem mir vorliegenden Materiale über Nordafrika 
(Tunis: Escherich, Sahlberg, Desbrochers), Sicilien (Coll. v. Heyden, 
Weise, Reitter; Aetna: Coll. Desbrochers) und Süditalien (sec. Kelecseny) 
verbreitet. 

Durch die Freundlichkeit des Herrn Weise war ich in der Lage, zu con- 
statiren, dass die von ihm als deflexicollis Boh. beschriebenen Exemplare seiner 
Sammlung zu dieser Form gehören. 


Cassida suadae Haliday dürfte nach brieflicher Mittheilung des Herrn 
Dr. v. Heyden nur i. l. benannt sein; das Citat „Bull. Soc. Ital., I, p. 2* ist 
falsch, indem sich auf p. 2 nur die weisse Rückseite des Titels befindet und im 
ganzen Bande von keiner Cassida die Rede ist. Ein von Haliday stammendes 
Stück der v. Heyden’schen Sammlung bildet infolge der sparsam und seicht 
punktirten braunen Stirne einen Uebergang zwischen O. involutus und der typi- 
schen deflexicollis. 


Sur le Gomontiella, nouveau genre de Schizophycee. 157 


Sur le @omontiella, nouveau genre de Schizophyeee. 
Par 
E. €. Teodoresco (Bucarest). 
(Avec Planche VI.) 


(Presentee le 20 septembre 1901.) 


La plante que je vais deerire dans la presente note, fait partie d’une 
collection d’Algues qui ont ete recoltees dans les differentes localites de la Rou- 
manie, pour la plupart entre 1897 et 1901. D’autres oceupations m’ont empeche 
jusqu’a l’annde passee d’etudier cette collection, mais j’espere pouvoir publier 
- prochainement les resultats obtenus. 

La Schizophyeee qui fait l’objet de ce travail, a ete trouvee dans le distriet 
de Tuleea, dans la region transdanubienne du sud-est de Ja Roumanie qui porte 
le nom de Dobrogea, non loin du village Hagighiol, sur le versant de la colline 
appelee Cäusu-mie. Cette colline aride, recouverte seulement d’une faible vege- 
tation xerophyte, est formee par des roches caleaires brun-rougeätre, gris- 
rougeätre, gris ou gris-noirätre, appartenant aux diverses zones du Trias. Au pied 
de cette colline, l’eau de pluie, qui etait tombee les jours precedents, avait forme, 
par ci par la, de petites flaques dans les creux des rochers. Au bord d’une de 
ces flaques d’eau, sur les pierres a moitie humectees et a moitie submergees, j'ai 
trouve la Schizophycee dont je m’occupe, formant une mince couche bleu-ver- 
dätre, dont les contours n’etaient pas bien determines. L’agglom£ration &tait formee 
presque exelusivement par des filaments de m&me nature. 

Le jour m&me, j’ai fait des preparations microscopiques avec des plantes 
fraiches; les filaments ont ete fixes et montes dans de la glycerine diluee, a la- 
quelle j’avais ajoute un peu d’alun de chrome. 

Cette Schizophycee se presente sous forme des filaments libre, presque tou- 
jours droits (fig. 1, 2, 3, 10), rarement un peu courbes (fig. 8), non ramifies et 
tres eourts; les plus longs filaments observes ne depassent guere 210 «, les plus 
courts etant composes a peine de trois a einqg cellules (fig. 9 et 11). Ces fila- 
ments possedent done plutöt le caractere d’hormogonies. 

Ce qui caracterise surtout les filaments de cette Schizophyceee, c'est qu’ils 
sont enroules parallelement a leur longueur, de maniere a former une rigole, 
dont la fente est toujours tres etroite; en effet, les bords de cette fente sont 
eloignes l’un de l’autre de 2 «, tout au plus; mais souvent les deux bords se 
touchent, sans se souder (fig. 7), ou bien, plus rarement, ils se recouvrent un peu 
Yun llautre (fig. 6). Dans ces deux derniers cas le filament prend done la forme 
d’un tube. La fente de ce tube est, en general, parallele ä la longueur du fila- 
ment (fig. 1, 2, 9, 10, 11), mais quelquefois elle est un peu inclinee par rapport 
a cette longueur, de sorte que le filament semble etre un peu tordu (fig. 3 et 8). 


155 E. C. Teodoresco. 


Le tube ainsi constitu& peut tre eylindrique (fig. 4), ou bien un peu aplati (fig. 5, 
6et 7); dans ce dernier cas le diametre transversal le plus long (la largeur) 
peut atteindre jusqu’a 24,2 « et le diametre transversal le plus court (l’epais- 
seur) jusqu’a 19,8 «. 

Vu en section transversale, le filament se montre compose de cellules 
aplaties parallellement a la longueur de ce filament et recourbees profondement, 
soit en forme de semilune, dont les bouts sont tres rapproches, soit en forme 
d’anneau; quelquefois meme, une extremite de la cellule recouvre l’autre. Ces 
cellules sont plus Epaisses au milieu (6,5 « a 7,5 «) et s'amincissent un peu et 
graduellement vers leurs bouts (4,5 « & 5,5 «), qui sont arrondis (fig. 4 et 5) ou 
bien tronques par la pression mutuelle, quand ils viennent ä se toucher (fig. 6 et 7). 


Par ces caracteres remarquables, le genre Gomontiella differe non seule- 
ment de toutes les autres Schizophyceees filamenteuses, connues jusqu’a present, 
mais encore des autres Algues filamenteuses. 


En observant le filament par sa face dorsale (c’est-a-dire par la face qui 
correspond A la convexit@ des cellules), on constate que les cellules sont beau- 
coup plus larges que longues, de huit a dix fois, et si l’on supposait le filament 
deplie en forme de lame (mis a plat), ces mömes cellules se montreraient de 
quatorze ä& vingt fois moins longues. On sait que chez les Oscillatoriacees les 
filaments @pais possedent, en general, des cellules plus larges que longues; les 
filaments de la Schizophycee que je decris, rentrant parmi les Oscillatoriacees & 
filaments &pais, correspondent done ä la regle generale &tablie par Gomont.!) 


Les filaments ne sont pas ou sont tres peu trangles au niveau des parois 
transversales; ces parois sont toujours bien visibles, sans avoir recours aux re- 
actifs. Le contenu des cellules est un peu granuleux; le protoplasma est uni- 
form&ment teinte par un phycochrome de couleur bleu-verdätre ou plus rarement 
olivätre; les filaments desseches sont vert-noirätre. A la peripherie du filament 
se trouve une gaine hyaline, ferme, extrömement mince, qui ne peut pas £tre 
mise en @vidence qu’a l’aide des reactifs colorants (la safranine par exemple). 
Malheureusement le materiel dont je dispose n’etant pas fixe d’apres les meilleures 
methodes de la technique moderne et ne pouvant pas me procurer, pour le mo- 
ment, du materiel frais, je ne peux pas &tudier plus en detail le protoplaste. 


Les cellules des filaments sont uniform&ment constitudes; celles qui occu- 
pent les extr&mites ne presentent pas des caracteres particuliers, elles sont tron- 
quees et depourvues de cet £paississement de la membrane qui constitue le 
calyptra, si caracteristiques pour beaucoup d’Oscillatoriacees. 

Dans aucune de mes preparations, observees avec attention et pers&verance, 
je n’ai pas pu constater la pr&sence d’heterocystes ou spores durables (arthro- 
spores). 

La multipliecation a lieu seulement par hormogonies de longueurs variables; 
les plus courtes sont composdes de trois cellules a peine (fig. 11), mais, generale- 


!) M. Gomont, Monographie des Oseillariacdes (Ann. des Sc. nat., 7e serie, Bot., XV, p. 277). 


Sur le Gomontiella, nouveau genre de Schizophycee. 159 


ment, elles sont plus longues. Dans mes preparations j’ai pu voir souvent des 
filaments en voie de division transversale (fig. 10). 

J’ai dit plus haut que tous les filaments observes par moi etaient rela- 
tivement courts et qu'ils avaient, pour la plupart, l’aspect d’hormogonies. Il est 
possible que ce fait soit dü aux conditions biologiques, dans lesquelles se trouvait 
la plante au moment ou je l’ai cueillie et qu’a l’etat de complet developpement 
les filaments soient beaucoup plus longs. En effet, cette Algue vit dans des en- 
droits exposes souvent äa la dessiccation et elle ne peut profiter que de l’eau de 
pluie pour pouvoir se multiplier; le fait que j’ai trouv& cette plante dans une 
petite flaque d’eau, produite par la pluie qui etait tombee les jours precedents, 
suffit a expliquer, je crois, l’etat d’hormogonies. Mais il n’est pas exclus non plus 
que, mäme a l’etat de complet developpement, les filaments soient eourts; on pour- 
rait etre dispose a admettre cette derniere opinion et cela d’autant plus, qu’aucun 
des filaments observes par moi ne depassait la longueur de 210 «. Dans ce dernier 
cas le genre Gomontiella se rapprocherait, jusqu’a un certain point, du genre Borzia. 

Par sa conformation en rigole ou en tube, le Gomontiella est tout aussi 
remarquable au point de vue biologique, qu’il l’est au point de vue morpholo- 
gique. Cette Algue presente, en effet, une des plus curieuses adaptations au milieu 
cosmique. Quand la flaque d’eau se desseche completement, ce qui doit arriver 
souvent dans ces endroits, la plante est exposee elle mäme ä la dessiecation. On 
sait que les Schizophycees, qui vivent dans les lieux secs et exposes & une lumiere 
solaire tres intense, sont entourdes par une gaine ou enveloppe gelatineuse plus 
ou moins Epaisse, en general color&e en brun-jaunätre, qui protege les filaments 
contre une perte excessive d’eau par transpiration. Chez le Gomontiella la gaine 
gelatineuse est extremement mince, par consequent il lui manque l’organe pro- 
teeteur capable d’empöcher les trichomes contre la dessiccation; l’Algue supplee ä 
cette necessite par d’autres moyens. En effet, chaque filament &tant enroul& en 
forme de tube capillaire, celui-ei reste rempli d’eau, apres que l’eau environnante 
s’est Evaporee. Cette petite colonne de liquide, qui ne s’evapore que par les sur- 
faces des menisques, suffit & satisfaire les besoins passagers de la plante. Meme 
quand toute leau du tube capillaire a ete perdue, s’etant en partie &vaporee 
direetement, en partie ayant ete employee par les cellules de l’Algue, les vapeurs 
d’eau de l’atmosphere, qui se condensent dans les tubes capillaires, suffisent pour 
empecher la dessiccation complete des filaments. 

A mon regret, j’ai oublie d’observer sur la plante vivante, si les filaments 
presentent des mouvements de reptation si caraeteristiques pour beaucoup d’Os- 
eillatoriacdes. Mais j’espere la retrouver dans la m&@me localite et eompleter mes 
observations, non seulement ä ce point de vue, mais encore au point de vue du 
contenu des cellules. 

D’apres tous ses caracteres le genre Gomontiella est une ÖOscillatoriacee. 
Par ses trichomes solitaires dans les gaines, il rentre dans la tribu des Lyngbides; 
par ses filaments enveloppes d’une gaine tres mince, il se rapproche de la sous- 
tribu des Osecillatorioidees. Mais par la forme de ses cellules, il oeeupe une place 
tout a fait speeiale dans cette sous-tribu. 


160 E. C. Teodoresco. Sur le Gomontiella, nouveau genre de Schizophycee. 


Je resume comme il suit les caracteres du nouveau genre: 


Gomontiella nov. gen.!) 

Trichomata libera, simplieia, longitudinaliter in canaliculum 
ceylindraceum vel modice planum convoluta. Vaginae firmae, pertenues. 
Cellulae omnes conformes, a vertice (in sectione transversa) visae profunde 
semilunatae vel in annulum contortae, apices versus sensim paululumqu. 
attenuatae. Cellula apicalis calyptram non praebens. 

Propagatio divisione transversali filamentorum. 

Gomontiella subtubulosa noV. Spec. 

Stratum tenue, indefinite effusum, aerugineum, siceitate atro-viride. 
Trichomata paulo elongata, recta, subrigida, apice haud attenuata, distinete 
articulata, ad genicula haud vel hine inde modice constrieta, 176 u ad 242 u, 
vulgo 2Ou ad 23 u lata, 15 u ad 198 u crassa. Cellulae, a fronte visae, 
brevissimae, diametro trichomatis octuplo ad decuplo breviores, Zu ad 27 u 
longae; a vertice (in sectione transversa filamentorum) medio 65 u ad 75 u, 
apieibus 45 u ad 55 u crassae; 'apice modo obtuso-rotundatae, modo mutua 
pressione truncatae. Membrana cellularum tenuis, protoplasma parce gramu- 
losum, phycochroma aerugineum, raro olivaceo-viride. Cellula apicalis fila- 
mentorum truncata. 

Hab.: Serobieulos aqua dulei plwviali repletos, lapides obducens, infra 
monticulum „Causu-mic*“ dietum, prope pagum Hagighiol Romaniae austro- 
orientalis. Legi mense Jul. a. 1897. 

Un exemplaire d’herbier de cette plante sera d@pose au Musee I. R. d’histoire 
naturelle de Vienne. 


Explication de la planche. 


1. Filament vu en coupe optique longitudinale. — 2. Face dorsale d'un 
filament; on voit, par transparence, la fente qui est parallele a la longueur du 
filament. — 3. Face ventrale; la fente n’est pas tout ä fait parallele a la longueur 
du filament. — 4 & 7. Quatre filaments vus en coupe transversale. — 4. Le proto- 
plaste semble &tre differenci€ en un »corps central« et en une »couche corti- 
cale«; les deux extr&mites de la cellule sont relativement &loignees et arrondies. 
— 5. Les extrömites de la cellule sont un peu plus rapprochees. — 6. Une des 
extrömitös de la cellule recouvre l’autre; elles sont obliquement tronquees a cause 
de la pression mutuelle. — 7. Les deux extremites de la cellule se touchent et 
sont transversalement tronqu£es. 

8. Filament un peu courb& vu par sa face ventrale; la fente est dirigee 
obliquement de haut en bas, ce qui fait que le filament semble etre un peu tordu. 
— 9. Face dorsale d'une hormogonie composee de einq cellules. — 10. Filament pröt 
ä se rompre transversalement en quatre hormogonies. — 11. Face ventrale d’une 
hormogonie eomposee de trois cellules seulement. (Chambre cl., gross. env. 700 diam.) 


ı) En l’honnenur de M.Gomont, auteur de l'exeällente Monographie des Oscillariacees. 


5 


CO. Teodoresc9: 
Sur le Gomontiele 


4 


E. 


Tat. Val: 


Verh.derk.k.zool.-bot. Ges., 


1777 


Band LI, 1901. 


ii 


eur — 


UNENTENTENNM 


Autor delin. 


iR, N 


Ueber eine neue Höhlenschnecke. 761 


Ueber eine neue Höhlenschnecke. 


Von 


Dr. R. Sturany. 
(Mit einer Abbildung im Texte.) 


(Eingelaufen am 6. October 1901.) 


Herrn Gustav Paganetti-Hummler (Vöslau) ist es gelungen, während 
seines diesjährigen, eifrigst zu Höhlenforschungen benützten Aufenthaltes in Dal- 
matien nicht blos wieder eine reiche Ausbeute an Coleopteren zu erzielen, sondern 
speciell in einer von ihm erschlossenen, nunmehr seinen Namen tragenden Höhle 
bei Curzola (auf der Insel Curzola) auch die Gehäuse einer neuen Schnecke 
zu finden, über die ich hier dank der Freundlichkeit und Freigebigkeit ihres 
Entdeckers zu berichten in der Lage bin. 


Die vorliegenden Exemplare erinnern in der Gestalt an gewisse Torquilla- 
Formen (beispielsweise an die unbezahnte 7. farinesi D. M.), im Glanze an die 
Gattung Cochlicopa Risso, in der Farbe und Nabelbildung aber an Zospeum Bgt. 
Mit den Arten der letztgenannten Gattung, welche ebenfalls Höhlenbewohner 
sind, scheint die neu entdeckte Schnecke trotz ihrer verhältnissmässig sehr be- 
deutenden Grösse und ihrer unbezahnten Mündung noch die nächste Verwandt- 
schaft zu besitzen; freilich, so lange uns ihre Weichtheile unbekannt bleiben, muss 
eine glatte Vereinigung mit den Zospeen vermieden werden, und empfiehlt es sich 
wohl, für das interessante Object eine neue Gattung zu begründen. Ich schlage 
den Namen Spelaeoconcha vor und gebe im Folgenden die Beschreibung ihres 
vorläufig einzigen Vertreters. 


Spelaeoconcha paganettiü n. 


Das rechtsgewundene Gehäuse ist spindel- bis kegelförmig, ziemlich fest- 
schalig, durchscheinend, stark glänzend, von milchweisser bis blass wachsgelber 
Farbe und ziemlich glatt. Nur bei starker 
Lupenvergrösserung sind zarte Anwachs- 
streifen sichtbar. Die sieben allmälig und 
ziemlich regelmässig anwachsenden, wenig 
gewölbten Umgänge sind durch eine seichte, 
stellenweise fein fadenförmig erscheinende 
Naht getrennt; der letzte Umgang ist un- 
mittelbar vor der Mündung etwas aufwärts 
gezogen. Der stichförmig offene Nabel wird von dem etwas nach links ver- 
breiterten, noch in gemessener Entfernung stehenden Spindelrande nur zum 
geringen Theile überlagert. 


762 R. Sturany. Ueber eine neue Höhlenschnecke. 


Die relativ grosse Mündung ist mässig ausgeschnitten und entbehrt jed- 
weder Bezahnung. Ihre Ränder sind mit Ausnahme der oberen Partie des Aussen- 
randes lippig verdickt und nach aussen etwas verbreitert. Der Aussenrand be- 
sitzt, im Profile besehen, eine wellenförmige Contour und wird mit dem senkrecht 
gestellten Spindelrande, zu dem er im Uebrigen eine Parallelstellung einnimmt, 
durch den gerundeten Basalrand verbunden. Auf der Mündungswand sind die 
Einlenkungsstellen von Aussen- und Spindelrand zwar weit von einander ent- 
fernt, werden aber durch einen zarten Callusstreifen mit einander verbunden. 

In ihren Dimensionen ist die Schale ziemlich constant. Die Höhe des 
Gehäuses beträgt 5’4—6'1mm, die Breite 2°5—2'6 mm; die Mündung misst 
ca. 22mm in der Höhe und 1'4—1'6mm in der Breite. Die Entfernung der 
Mundränder-Einlenkungsstellen, mithin die Länge der Calluslinie beträgt etwas 
mehr als Imm, die Entfernung vom Nabel zum Spindelrand ungefähr 0°5 mm. 

Vorkommen: In einer Höhle bei Curzola unter Geröllsteinen im schwarz- 
braun gefärbten Humus. 


Nachtrag zu meinem Berichte über das Nest von 
Bombus cayennensis (L.) 
(Seite 361—362 des vorliegenden Jahrganges dieser „Verhandlungen‘). 


Von 


W. A. Schulz 


in Dortmund. 


Es war mir entgangen, dass über das Nest der Cayenne-Hummel bereits 
eine ebenfalls in Parä gemachte Beobachtung des Italieners Ghiliani vorlag, 
die Spinola in seinem heute schwer erhältlichen „Compte rendu des Hymeno- 
pteres inedits provenants du voyage entomologique de M. Ghiliani dans le Parä 
en 1846“ (Extrait des M&moires de l’Acad&mie des Sciences de Turin, Serie II, 
Vol. XIII, Turin, 1851) auf S. 76 ausführlich bekannt gemacht hat, leider ohne 
Angabe der Oertlichkeit, an der das Nest gefunden wurde. Daraus ergibt sich 
gleichfalls, dass letzteres hinsichtlich Bauart und sonstiger Beschaffenheit der 
Zellen vollständig mit den Nestern der paläarktischen Bombus-Arten überein- 
stimmt. Die Kenntniss der Nistweise von Bombus cayennensis ist demnach wohl 
als abgeschlossen zu betrachten, doch dürften die sich bei ihm findenden Schma- 
rotzer für spätere Forschungen noch ein dankbares Feld abgeben. 

In neuester Zeit hat noch Adolf Ducke in Konow’s Zeitschrift für 
systematische Hymenopterologie und Dipterologie, 1901, Heft 2, 8. 63 ein wenig 
Biologisches über die vorgenannte Art mitgetheilt, gleichzeitig aber erwähnt, dass 
er deren Nest bis dahin nieht aufgefunden habe. 


Nachtrag zu meiner Arbeit: Die coloniebildenden Dinodbryon -Arten. 163 


Nachtrag zu meiner Arbeit: Die coloniebildenden 
Dinobryon-Arten 
(Subgenus Eudinobryon Lauterborn). 


Von 


Josef Brunnthaler. 


(Eingelaufen am 15. September 1901.) 


Gleichzeitig mit meiner Arbeit über „Die coloniebildenden Dinobryon- 
Arten“ (in diesen „Verhandlungen“, Bd. LI, 1901, S. 293—306) hat Herr Prof. Dr. 
Hans Bachmann einen „Beitrag zur Kenntniss der Schwebeflora der Schweizer 
Seen“ (Biol. Centralblatt, XXI, 1901, S. 193—209, 225—247) veröffentlicht und 
darin seine Ansichten über die von ihm bisher gefundenen Dinobryon -Arten 
niedergelegt. Es stellt sich hierbei eine erfreuliche Uebereinstimmung unserer 
Ansichten bei den meisten Formen heraus. 

Weiters hat Herr E. Lemmermann in einer Nachschrift zu seiner 
neuesten Arbeit: „Beiträge zur Kenntniss der Planktonalgen, XIV. Flagellaten 
aus Italien“ (Ber. d. Deutschen Botan. Gesellsch., XIX, 1901, S. 340—848) meine 
Arbeit einer Kritik unterzogen. Die Würdigung der persönlichen Angriffe in der- 
selben (S. 343) überlasse ich den geehrten Fachgenossen. 

Schliesslich hat Herr Achille Forti in einem Aufsatze: „Le recenti mono- 
grafie del gen. Dinobryon. Recensioni e note critiche* (Nuova Notarisia, Ser. XII, 
1901, p. 93—100) die vorliegenden Arbeiten besprochen und seine Ansicht über 
die Gruppirung dargelegt. Durch ein Missverständniss ist leider die Darlegung, 
Bachmann betreffend, unrichtig. Forti führt nämlich als von Bachmann 
anerkannte Formen: D. angulatum (Seligo) Lemmerm. und D. angulatum var. 
curvatum Lemmerm. an, während Bachmann gerade diese Varietäten verwirft 
und zu .D. divergens zieht. 

Forti nimmt in seiner Arbeit eine vermittelnde Stellung zwischen den 
Ansichten Lemmermann’s und meinen ein, ohne selbst in die Nomenclatur 
einzugreifen. Als Type der Gruppe sieht er D. Sertularia an und anerkennt 
eine symmetrische und eine asymmetrische Reihe. 

Im Folgenden will ich nun meinen Standpunkt Bachmann gegenüber, 
so weit Differenzen vorhanden sind, und Lemmermann gegenüber beleuchten. 


Dinobryon thyrsoideum Chodat. 


Bachmann und Lemmermann stellen diese Form zu sSertularia, 
während ich sie als selbstständige Art auffasste. Ich acceptire nunmehr infolge 
der Ausführungen Bachmann’s diese Auffassung und hat die Form Dinobryon 
Sertularia var. thyrsoideum (Chodat) Lemmerm. zu heissen. 

2. B. Ges. Bd. LI. 50 


-1 
fer) 
Ne 


Josef Brunnthaler. 


Dinobryon divergens Imhof. 


Bachmann zieht hierher auch D. Sertularia var. angulatum Seligo (= D. 
divergens var. angulatum [Seligo] Brunnth.), welche Ansicht ich nicht theilen 
kann; die Varietät gehört gewiss in den Entwicklungskreis von D. divergens, 
unterscheidet sich jedoch in erster Linie durch das Fehlen der Undulation an 
der Uebergangsstelle in den Endkegel von der Art. 


Lemmermann hat D. divergens in seiner ersten Arbeit (S. 517) zu D. cy- 
lindrieum als Varietät gestellt und meint in seiner neueren Arbeit (S. 344), ich 
hätte, nachdem ich die Formen mit eckigen Contouren zu D. divergens brachte, 
eonsequenter Weise auch D. eylindricum zu divergens ziehen müssen, weil auch 
hier eckige Contouren vorhanden seien. Er beruft sich hierbei auf die von ihm 
gegebenen Zeichnungen. Lemmermann vergisst jedoch, dass für D. eylindrieum 
nicht seine Zeichnungen massgebend sind, sondern die Imhof’s, als des Autors der 
Art, und nach diesen ist ein solcher Vorgang ganz unstatthaft. Es ist deshalb 
auch Lemmermann’s Hinweis auf Fig. 1 und 4 der Taf. XIX seiner Arbeit nicht 
angängig, weil diese nicht Imhof’s D. eylindricum vorstellen. D. eylindrieum 
und D. divergens können nicht zusammengebracht werden. Es kommen in 
divergens-Colonien wohl Gehäuse mit abgerundeten Contouren vor, doch ist der 
Habitus ein ganz anderer und insbesonders D. eylindricum nie sperrig; nach 
Imhof besitzt es in keiner Ansicht scharfe Contouren. 


Ich bemerke hier nochmals ausdrücklich, dass ich mir bewusst bin, keine 
den wirklichen Verwandtschaftsverhältnissen entsprechende Gruppirung geben zu 
können, weil dies nach unseren derzeitigen Kenntnissen überhaupt nicht möglich 
ist. Es fehlt uns die Kenntniss der Saisonveränderungen und der Einflüsse von 
Licht, Wärme ete. und damit der Massstab für den Werth unserer Arten und 
Varietäten. D. divergens gehört aber nach meiner Meinung gewiss zu denjenigen 
Formen, welchen Artcharakter zuzusprechen ist, eine Ansicht, welche Bach- 
mann theilt. 


Dinobryon stipitatum Stein. 


Lemmermann zieht neuestens diese Art als Varietät zu D. sociale. 

Die Vergrösserung der jüngeren Gehäuse hat meiner Ansicht nach nicht 
viel zu bedeuten, da in den Aufsammlungen häufig diese Verhältnisse schwanken 
und Lemmermann’s Hinweis auf die Zeichnung von Stein nicht stichhältig 
ist. Es ist zweifelhaft, ob nicht Stein diese keineswegs sehr bedeutende Ver- 
grösserung entgangen ist, und weiters kann D. stipitatum schon deshalb nicht 
mit D. sociale in Verbindung gebracht werden, weil D. sociale kegelförmig ist 
und keine stielförmige Verlängerung zeigt, D. stipitatum aber eine solche besitzt 
und ausgebaucht ist. 


Lemmermann’s Einwurf, dass ich die Vergrösserung oder Verkleinerung 
nicht als Artmerkmal auffasse, ist insoferne zu weit gehend, als bei einer Art 
etwas ein gutes Merkmal sein kann (D. pellueidum), was bei einer anderen Art 
versagt. 


i 


Nachtrag zu meiner Arbeit: Die coloniebildenden Dinobryon -Arten. 765 


Dinobryon stipitatum var. americanum Brunnth. 


Bei Verfassung der Diagnose dieser Form ist mir leider ein unliebsamer 
Schreibfehler passirt; die Gehäuse nehmen nach oben nicht ab, sondern zu. Es 
soll daher richtig lauten: Gehäuse nach oben zunehmend. 

Die Erhebung dieser Varietät zur Art, welehe Lemmermann vornimmt, 
ist ganz ungerechtfertigt, da die Unterschiede zu geringe sind. 


Dinobryon stipitatum var. elongatum (Imhof) Brunnth. 


Lemmermann hat Recht, wenn er die Abbildung Imhof’s nicht ganz 
mit der Diagnose übereinstimmend findet. Das eylindrische Vordertheil ist nicht 
immer distinet und auf der Zeichnung infolge ihrer perspectivischen Darstellung 
noch weniger sichtbar; immerhin ist an einigen Gehäusen der eylindrische Theil 
wahrnehmbar. Ich habe übrigens diesen Verhältnissen bereits in meiner Be- . 
stimmungstabelle Rechnung getragen. 


Lemmermann hat neuestens wieder zwei Varietäten von D. elongatum 
Imh. beschrieben, und sind nach ihm jetzt die Art und fünf Varietäten vor- 
handen. Ich kann dem gegenüber nur auf meinem Standpunkte bleiben, dass wir 
in D. elongatum Imh. eine Varietät von stipitatum vor uns haben. 


Die Varietäten affine Lemmerm., bavaricum (Imhof) und undulatum 
Lemmerm. dürften meines Erachtens zu vereinigen sein und gehören zur näch- 
sten Verwandtschaft von D. stipitatum. Die var. Vanhoeffenii Lemmerm. ziehe 
ich zu stipitatum, verbleibt sonach var. medium Lemmerm., welche kegelförmig 
ist, in der Mitte gewellte Gehäuse besitzt und vielleicht auch zu D. stipitatum 
var. bavaricum gehört. 


Wir erhalten daher folgende Gruppirung: 


Dinobryon stipitatum Stein (inel. D. elongatum var. Vanhoeffenw 
Lemmerm.). 

D. stipitatum var. americanum Brunnth. 

D. stipitatum var. lacustris Chodat. 

D. stipitatum var. bavaricum (Imhof) Brunnth. (incl. D. elongatum 
var. affine und var. undulatum Lemmerm.). 

? D. stipitatum var. medium (Lemmerm.) Brunnth. 
D. stipitatum var. elongatum (Imhof) Brunnth. 


Ich halte das fortwährende Aufstellen neuer Varietäten und Arten in der 
Weise, wie es Lemmermann neuestens fabriksmässig betreibt, für ein Unglück 
für die Wissenschaft. Die geringste Abweichung von der Beschreibung genügt 
ihm zur Neuaufstellung von Arten, Varietäten und selbst Gattungen. Der Ballast, 
der dadurch für jeden anderen Bearbeiter aufgestapelt wird, kümmert ihn nicht; 
es macht den Eindruck, als wenn es ihm in erster Linie nur darum zu thun wäre, 
dass recht viele Arten mit seiner Fabriksmarke versehen sind. Dass hierbei Ent- 
wicklungsstadien derselben Alge zu verschiedenen Gattungen werden, ist bei einem 

50* 


766 J. Brunnthaler. Nachtr. z. meiner Arbeit: Die coloniebildenden Dinobryon -Arten. 


derartigen Vorgehen nicht unbegreiflich, aber traurig. Es wird nichts erreicht, 
als dass die meisten Planktonalgologen zu sehr zeitraubenden Nomenclatur- 
forschungen gezwungen sind, wenn sie gründlich arbeiten wollen. Die Plankton- 
forschung ist in erster Linie eine biologische Wissenschaft und sollte nicht der 
Schauplatz für systematisch-nomenelatorische Orgien der Autoreneitelkeit sein. 
Ich glaube, dass die meisten Algologen meiner Meinung sein dürften, und würde 
wünschen, dass Herr Lemmermann seine grosse Arbeitskraft und seinen Fleiss 
productiver verwendet. 


Dinobryon sociale Ehrenb. 


Die Behauptung Lemmermann's, dass D. sociale und D. stipitatum 
var, lacustris Chodat identisch seien, ist durch nichts zu erweisen. Die Abbildung 
Ehrenberg’s ist so wenig brauchbar, dass es wohl das Beste wäre, D. sociale 
zu den dubiosen Species zu stellen. 


Der Vorwurf Lemmermann’s, dass ich D. stipitatum var. lacustris Chodat 
vasenförmig nenne, während sie kegelförmig ist, könnte mit ebenso viel Recht 
ihm selbst wegen seiner Abbildung Nr. 17 auf Taf. XVIII (D. sociale) gemacht 
werden; es ist auch hier kein rein kegelförmiger Bau zu sehen, sondern ein 
schwach vasenförmiger, was ja auch Chodat’s Abbildung zeigt und aus welchem 
Grunde ich auch diese Bezeichnung wählte. Ueberdies spricht Chodat aus- 
drücklich von der Eleganz seiner Form, was von D. sociale nie gesagt werden 
kann und worauf ich schon früher hingewiesen habe. Ich halte es auch für 
zweckmässiger, eine erst in letzter Zeit aufgestellte, gut abgebildete und greif- 
bare Form als solche bestehen zu lassen, als sie mit einer durch keine Präparate, 
sondern nur durch eine verschieden deutbare Zeichnung bekannte Art mit Gewalt 
zu vereinigen. 


Dinobryon pellueidum Levander. 


Lemmermann hält meine Ablehnung der Benennung als D. balticum 
für ungerechtfertigt, weil nach seiner Ansicht eine Verwechslung mit einer anderen 
Species ausgeschlossen ist, gibt jedoch die Unvollständigkeit der Beschreibung 
Schütt’s, l. e., zu. 

Ich bezweifle nun nicht im Mindesten, dass Schütt seinerzeit dieselbe 
Art wie Levander vorlag, nach den geltenden Nomenclaturregeln ist jedoch das 
von Schütt Angeführte keine Diagnose und daher der Name als nomen nudum 
zu betrachten. Es haben hier keine persönlichen Ansichten, sondern lediglich die 
geltenden Regeln zu entscheiden, nach welchen ich vorging. 


Ueber einige Arten des Genus Thryophilus. 167 


Ueber einige Arten des Genus Thryophilus. 
Von 


C. E. Hellmayr (Wien). 


(Eingelaufen am 10. October 1901.) 


Die Arten des Genus Thryophilus zerfallen in zwei natürliche Gruppen, 
deren eine sich durch gebänderte oder gefleckte Unterseite auszeichnet, während 
diese bei der anderen niemals eine derartige Zeichnung besitzt, sondern einfarbig 
erscheint. Wir wollen uns auf diese letztere Abtheilung beschränken, von welcher 
wir T. castaneus castaneus und T. castaneus costaricensis Sharpe (Cat. B., Vol. VI, 
p. 217) mit kastanienbrauner Unterseite sofort ausscheiden können. Die übrig- _ 
bleibenden Arten zerfallen wieder in zwei Sectionen: eine, deren Unterschwanz- 
decken breite, schwarze Querbinden aufweisen, und eine mit einfarbigen, unge- 
bänderten Unterschwanzdecken. Zu jener gehören T'. rufalbus rufalbus Lafr., T. 
rufalbus castanonotus Ridgw., T. sinaloa Bd. und T. minlosi Berl., die zu keiner 
Bemerkung Anlass geben. Der andere Formenkreis umfasst wieder zwei ver- 
schiedene Typen.!) 7. modestus Cab. und T. zeledoni Ridgw. bilden die eine 
Gruppe und charakterisiren sich dadurch, dass die dunkle Querbänderung auf 
den Flügeln kaum oder nicht wahrnehmbar ist. [Ueber das Verhältniss dieser 
beiden Arten zu einander, kann ich leider nicht urtheilen. Exemplare des T'. 
modestus von Panama sollen unterseits heller sein und 7’. zeledoni nahe stehen. 
Ein Vogel von Chiriqui stimmt vollständig mit meiner Serie aus Costa-Rica 
überein, welche jedoch von zwei zeledoni ganz verschieden ist. Sollten die Vögel 
von Panama wirklich ein Uebergangsglied darstellen, dann möchte letztere Art 
vielleicht auch blos als Subspeeies von modestus aufzufassen sein.] Die andere 
Gruppe zeigt äusserst markante, schwarze Flügelbänderung und begreift eine 
ganze Reihe nahe verwandter Formen in sich, mit denen wir uns eingehend be- 
schäftigen wollen. 


Zu meiner Ueberraschung fand ich, dass der „Thriothorus“ leweotis Lafr. 
(Rev. Zool., 1845, p. 338) fast von allen Autoren bisher falsch gedeutet worden ist. 
Man bezog ihn allgemein, so auch Sharpe (Cat. B. Brit. Mus., Vol. VI, p. 207) 
auf eine Art mit röthlichbraunem Rücken, welche in Venezuela, Bogotä, Guiana 
und am Amazonenstrome vorkommt. Ridgway (Proc. Un. St. Mus., 1887, Vol. X, 
p. 518) scheint der erste Forscher gewesen zu sein, der auf die unrichtige An- 
wendung des Namens aufmerksam machte, und beschrieb eine Form vom unteren 
Amazonenstrom mit röthlicher Oberseite als 7”. taenioptera. Sharpe, dem als 
Muster für die Beschreibung ein Vogel von San Esteban in Venezuela vorlag, 


1) T. guarayanus Lafr. et D’Orb. ist mir nicht bekannt, scheint sich aber von allen ver- 
wandten Formen durch die zahlreicheren, dunklen Querbinden auf dem Schwanze (etwa 27 [vgl. Cat. 
of Birds Mus. Brit., Vol. VI, p. 205], bei den anderen kaum mehr als 14) hinlänglich zu unterscheiden, 


168 C.E. Hellmayr. 


charakterisirt seinen 7. „leucotis* mit den Worten: „General colour above 
rufescent brown.“ Prof. Ridgway (l. c.) bemerkt von der Form des unteren 
Amazonas (Diamantina bei Santarem): „This species agrees pretty well in its 
characters with Mr. Sharpes description of 7. leucotis (Lafr.) in vol. VI of the 
British Mus. Cat. of Birds, p. 207, but whether of the same species or not, it 
certainly is not the true T’hriothorus leucotis of Lafresnaye (Rev. Zool., 1845, 
p. 338).“ Und in der That, Lafresnaye gibt in der Originalbeschreibung!) die 
Färbung der Oberseite als „griseo-murinus“ an, eine Bezeichnung, die unter 
keinen Umständen auf die Vögel mit rothbraunem Rücken von den oben erwähnten 
Localitäten Anwendung finden kann, welche bisher den Namen ZT. leucotis trugen. 


In Bogotä-Sammlungen kommen nun zwei ganz verschiedene Arten vor, 
eine mit rothbraunem Rücken, welche weiter unten näher zu besprechen ist, und 
eine mit graubrauner Oberseite, auf welche Lafresnaye’s Farbenbezeichnung 
ausgezeichnet passt. Von letzterer Art liegen mir momentan vier Exemplare vor, 
und es zeigt sich auf den ersten Blick, dass dieselbe mit der bisher 7. Zeucotis 
genannten Art absolut nichts zu thun hat. Meines Erachtens unterliegt es keinem 
Zweifel, dass der Name T'. leucotis Lafr.?) auf die graurückige Bogotä-Form ge- 
deutet werden muss. Dieselbe mag folgendermassen gekennzeichnet werden: 


Thryophilus leucotis (Lafr.). 
Thriothorus leucotis Lafr. in: Rev. Zool., 1845, p. 338. 


ad. Oberseite graubraun, nur Bürzel und Schwanzdecken etwas röthlich 
verwaschen. Kleine Flügeldecken gleich dem Rücken, die grösseren Deckfedern 
dunkel, an der Aussenfahne gelbbraun mit deutlicher schwarzer Querbänderung. 
Schwingen dunkelgrau, Aussenfahne gelbbraun mit scharf markirter, schwarzer 
Querbänderung. Schwanzfedern gelbbraun, etwas mehr röthlich als die Schwingen 
und mit breiten schwarzen Querbinden. Zügel, Augengegend und ein deutlicher 
Brauenstreifen weiss; Ohrgegend weiss, dunkelbraun gestrichelt, am oberen Rande 
ein brauner Streifen. Kinn und Wangen weisslich, übrige Unterseite licht ocker- 
farbig, Kehle und Brust am blassesten, nach unten dunkler werdend, Weichen 
und Unterschwanzdecken am intensivsten. Achselfedern und Unterflügeldecken 
gelblichweiss, längs der Innenfahne der Schwingen ein heller Saum. (Museum 
v. Berlepsch.) 

a. 64, c. 50, t. 22, r. 19 mm. 

juv. Oberseite etwas bräunlich überwaschen, Unterseite blasser als beim ad. 

Hab.: Bogotä-Sammlungen. 


ı) Die Heimatsangabe „Mexiko“ beruht zweifellos auf einem Irrthume; unter „Colombia“ 
sind wohl Bogotä-Bälge zu verstehen. 

2) Graf Berlepsch machte mich darauf aufmerksam, dass der Typus der Art jedenfalls 
verloren gegangen sei, da er weder in dem Kataloge der Sammlung Lafresnaye's aufgeführt, noch 
von Ridgway erwähnt wird, der die Troglodyten-Typen Lafresnaye's untersuchte und darüber 
eine Arbeit publicirte (Proc. Boston Soc. N. H., 1888, Vol. 23, p. 383 ff.), welche mir leider nicht zu- 
gänglich ist. 


Ueber einige Arten des Genus T’hryophilus. 169 


Es handelt sich nunmehr darum, welcher Name für die bisher fälschlich 
T. leweotis genannte Art zu verwenden ist. Dieselbe zerfällt in eine ganze Reihe 
nahe verwandter „Subspeeies* und befindet sich in grosser Confusion. In Betracht 
kommen folgende Bezeichnungen: 


Thryothorus albipeetus Cabanis in: Schomburgk, Reisen Brit. Guiana, 
Vol. III, p. 673 (1847); Cayenne. 

Thryothorus galbraithi Lawrence in: Ann. Lyc. N. York, Vol. VII, p. 320 
(1861); Panama. 

Thryothorus rufiventris „Natt.* Selater in: Proc. Zool. Soc. Lond., 1870, 
p. 328; Matto Grosso, Brasilien. 

Thryophilus taenioptera Ridgway in: Proc. U. St. Mus., Vol. X, 1887, 
p. 518 (1888); Diamantina bei Santarem, Unter-Amazonas. 


1873 vereinigten Selater und Salvin (Nomenel. Av. neotr., p. 6) die 
Vögel von Panama (galbraithi Lawr.) mit denen von Venezuela, Guiana und. 
Amazonia unter dem Namen „T. leucotis*, betrachteten aber 7. rufiventris vom 
inneren Brasilien als besondere Art. Salvin und Godman (Biol. Centr.-Amer., 
Aves, I, p. 85) folgten diesem Vorgange. Im Jahre 1881 erschien Sharpe’s Be- 
arbeitung der Gruppe im Cat. of Birds Brit. Mus., Vol. VI, p. 207ff. Der genannte 
Forscher vereinigt die Vögel von Guiana, Venezuela und Colombia sub nom. 
„leucotis*, führt aber T. galbraithi von Panama als selbstständige Art auf und 
gibt der Vermuthung Ausdruck (in nota), dass T. rufiventris Sel., den Pelzeln 
mit galbraithr identifieirte (Orn. Brasil., p. 47), von demselben verschieden sei. 

Der älteste Name, der in Betracht kommt, ist T. albipectus Cab. Dank 
der Freundlichkeit Prof. Reichenow’s konnte ich den Typus untersuchen und 
fand ihn mit meinen Vögeln von British Guiana (Whitely coll.) und vom Rio 
Branco (Natterer leg.) identisch. Alle vorliegenden sieben Stücke stimmen in 
der hellen Färbung der Unterseite überein, indem die Kehle rein weiss, die Brust 
bloss zart blass ockergelblich überflogen, in der Mitte mehr weisslich und nur der 
Rest des Unterkörpers ockergelb erscheint. Der Typus von albipectus weicht 
allerdings durch hellere, fast weissliche Brust ab, weil die Farben durch die 
Einwirkung des Lichtes etwas ausgebleicht sind. Alle diese Exemplare besitzen 
röthlichbraune Oberseite und sind von dem graurückigen leucotis Lafr. aus Bogotä 
ganz verschieden. Nach Selater und Salvin (Proe. Zool. Soc. Lond., 1867, p. 568) 
stimmt der von Wallace auf der Insel Mexiana an der Mündung des Amazonen- 
stromes gesammelte Vogel mit Cayenne-Exemplaren überein, würde also zum 
typischen albipeetus gehören. Deshalb ist es wohl möglich, dass Ridgway’s 
T. taenioptera gleichfalls diese Form bezeichnet, oder aber er bezieht sich auf 
eine dem Amazonengebiete eigenthümliche, besondere Subspecies. Von Santarem, 
woher 7. taenioptera beschrieben wurde, liegt mir leider kein Belegexemplar vor, 
doch besitze ich einen Vogel (Z‘, August 1829) von Barra do Rio Madeira, das 
nicht fern von der „terra typica* gelegen ist. Derselbe unterscheidet sich sofort 
durch die bedeutend dunklere Färbung aller Theile; die Oberseite ist dunkler 
und mehr rothbraun, Schwingen und besonders Schwanzfedern viel dunkler, 


170 C.E. Hellmayr. 


mehr rothbraun als bei albipectus. Auch die Unterseite zeigt denselben Cha- 
rakter: die Brust erscheint schmutzig und der ockerfarbige Ton der Seiten 
und des Bauches weit intensiver. Ein @ vom Rio Tigre, Ostperu (Hauxwell 
leg.; Museum v. Berlepsch) stimmt im Wesentlichen mit dem eben genannten 
Stücke überein, nur ist die Ockerfarbe der Unterseite mehr ausgedehnt und er- 
streckt sich bis auf die Brustseiten herauf, wo sie etwas grau verwaschen ist. 
Ich halte diese Differenzen blos für solche individueller Natur und betrachte 
beide Stücke als zu einer Form gehörig, welche von den oben behandelten aus 
Guiana, Cayenne und vom Rio Branco subspeeifisch zu trennen ist. Um nicht 
unnütze Synonyme zu schaffen, verwende ich für sie Ridgway ’s Namen taeni- 
optera, dessen Diagnose recht gut damit übereinstimmt. 


Dass es sich bei diesen Formen nicht etwa blos um saisonale Differenzen 
handelt, geht schon daraus hervor, dass die aus verschiedenen Monaten stam- 
menden Exemplare einer und derselben Form unter sich gleich sind. So z. B. 
weist der Maivogel aus British Guiana, der in etwas abgenütztem Gefieder steht, 
dem vom November gegenüber als einzigen Unterschied einen etwas graulichen 
Ton des Kopfes und vorderen Mantels auf. 


Fünf Vögel von Bogotä stimmen miteinander überein und scheinen sich 
von den vorhin besprochenen taenioptera durch etwas dunklere, intensiver roth- 
braune Öberseite und etwas mehr rostbraune Färbung der Schwingen und 
Schwanzfedern (welch’ letztere in der Regel schmälere schwarze Querbinden auf- 
weisen als bei taenioptera und albipectus) constant zu unterscheiden. In der 
Färbung der Unterseite kommen sie den Unterarten galbraithi und rufiventris 
näher, indem sie mit Ausnahme der obersten Partie der Kehle intensiv ocker- 
farbig ist, dunkler als bei den bereits behandelten Formen. Ich bringe für diese 
kenntliche Form die Bezeichnung bogotensis in Vorschlag. 


Ein @ von San Esteban bei Puerto Cabello, Venezuela (Starke leg.; 
Museum v. Berlepsch, Nr. 3691) stimmt in der röthlichen Färbung der Schwingen 
und Schwanzfedern eher mit den Bogotä-Vögeln überein; doch ist der Rücken 
nicht so dunkel, sondern ähnlich wie bei dem Exemplare vom Rio Madeira, dem 
das Stück auch in der Färbung der Unterseite nahe kommt. Ob nun die Vögel von 
Venezuela einer der vorstehend behandelten oder einer besonderen Form ange- 
hören, muss ich bis zur Untersuchung weiteren Materials unentschieden lassen. 


Dank dem Entgegenkommen des Herrn Grafen Berlepsch konnte ich ein 
authentisches Stück von T. galbraithi Lawr. (Mac Leannan leg.) aus Panama 
untersuchen. Die Form steht meinem bogotensis äusserst nahe und hat wie dieser 
die ganze Unterseite mit Ausnahme der Kehle lebhaft ockerfarbig, unterscheidet 
sich aber sofort durch die braune anstatt rothbraune Oberseite und die viel 
breiteren schwarzen Querbinden auf dem Schwanze. Auch sind Flügel und Schwanz 
nicht so röthlich, sondern mehr gelbbraun. Von taenioptera vom Amazonas und 
aus Venezuela unterscheidet sie gleichfalls die weniger röthliche Rücken- und 
Schwanzfärbung, sowie die breitere Bänderung des letzteren, von albipectus aus 
Guiana die viel dunklere Unterseite, besonders Brust. 


Ueber einige Arten des Genus T’hryophilus. 771 


Nun zum Verhältniss von galbraithi zu rufiventris. Es ist sehr auffallend, 
dass wirklich bedeutende Differenzen zwischen beiden trotz der räumlichen Ent- 
fernung nicht bestehen. Die Färbung der Ober- und Unterseite ist bei beiden ganz 
gleich, Ohrfedern bei rufiventris anscheinend meist mit deutlich markirter dunkler 
Strichelung, dagegen bei meinem galbraithi rein weiss, von jener kaum eine 
Spur; allein ein S von Goiaz (10. August 1823) stimmt in dieser Hinsicht völlig 
mit dem Panama-Vogel überein. Es bleiben blos der etwas kürzere Schnabel 
(ein ganz verschwindender Unterschied) und der auffallend kurze Schwanz des 
letzteren. Allein auch das zweitgenannte Merkmal scheint nicht von grosser 
Bedeutung,!) wenn man die Schwankungen in den Dimensionen der anderen 
Formen betrachtet. Dennoch halte ich auf Grund dieser geringen Unterschiede 
beide Formen auseinander, muss aber gestehen, dass mir für die Trennung haupt- 
sächlich die weite geographische Entfernung massgebend war. 

T. rufiventris ist die grösste aller Formen dieser Gruppe und mag von 
den verwandten durch dieselben Merkmale unterschieden werden, die oben bei . 
galbraithi angegeben wurden. In gut conservirten Exemplaren erhält sich die 
Ockerfarbe sehr schön, verblasst aber bei Einwirkung des Lichtes beträchtlich. 
Auf den ersten Blick mögen z. B. rufiventris und albipectus aus Guiana etc. zu 
verschieden scheinen, um als Subspecies einer Art aufgefasst zu werden; allein 
die Bogotä-Vögel mit ihrer tief ockerfarbigen Unterseite stehen der central- 
brasilianischen Form so nahe und lassen sich andererseits von den Bewohnern 
Venezuelas und des oberen Amazonengebietes nicht leicht trennen, die wiederum 
albipectus ziemlich nahe kommen, so dass ich schliesslich alle fünf hier behan- 
delten nur als Formen einer Art betrachten kann, umso mehr, als sie sich geo- 
graphisch auszuschliessen scheinen. 

Der nächste Verwandte der albipectus-Gruppe ist T. minor (Pelz.), der 
noch wenig bekannt zu sein scheint. Auch bei dieser Art ist die ganze Unter- 
seite mit Ausnahme der obersten Partie der Kehle ockerfarbig, allerdings etwas 
heller als bei rufiventris und galbraithi, mit denen sie auch in der Färbung des 
Rückens völlig übereinstimmt; doch kann sie mit denselben wegen der viel ge- 
ringeren Grösse nicht verwechselt werden und bildet eine ganz verschiedene Art. 
Manche Exemplare von albipectus vom Rio Branco sind zwar kaum grösser, 
allein die Unterseite ist bei ihnen viel heller und der Schnabel länger und stärker. 

Zwei Vögel vom oberen Orinoko weichen von allen bisher besprochenen 
Formen durch olivenbraune Oberseite mit ganz schwacher röthlicher Beimischung, 
viel weniger röthliche, licht gelbbraune Flügel, ebensolehen Schwanz und weisse 
Unterseite ab; nur die Seiten sind schmutziggrau und Steiss und Unterschwanz- 
decken gelbbraun verwaschen. Im Allgemeinen dürften sie dem albipectus aus 
Guiana noch am nächsten stehen, unterscheiden sich aber leicht in den angeführten 
Punkten. Mir scheinen die Differenzen zu specifischer Sonderung hinreichend, 
möglicher Weise ist aber die Auffassung der Beschreiber der Form richtiger. 


1) Sharpe (Cat. of Birds Brit. Mus., Vol. VI, p. 208) und Salvin et Godman (Biol. Centr.- 
Amer., Aves, I, p. 85) geben jedoch auch so geringe Masse für die Panama-Vögel an; der Charakter 
mag mithin vielleicht doch constant sein. 


772 C. E. Hellmayr. 


Thryophilus hypoleucus Berl. et Hart. 


Thryophilus albipectus hypoleucus Berl. et Hart. in: Bull. Br. Orn. Cl., 
Nr. 82, p. 12 (October 1901). 


d', Altagraeia, Venezuela, 24. Jänner 1898, Nr. 9789, G. K. Cherrie leg., 
Museum v. Berlepsch. 

Oberseite olivenbraun mit ganz schwacher röthlicher Beimischung, die nur 
auf den Oberschwanzdecken deutlich hervortritt. Flügeldecken wie der Rücken 
gefärbt, die grosse Serie mit schmaler schwärzlicher Querbänderung. Handdecken 
dunkelbraun, Aussenfahne gelbbraun, schwärzlich quergebändert. Schwingen 
schwarzgrau, Aussenfahne gelbbraun mit scharf markirter, schwarzer Quer- 
bänderung, die auf den Tertiären sich auch auf die gelbbräunlich überwaschene 
Innenfahne erstreckt. Schwanzfedern gelbbraun mit ausserordentlich breiten 
schwarzen Querbinden, die ununterbrochen über beide Fahnen reichen. Zügel 
und ein undeutlicher Brauenstreifen weiss, Ohrfedern weiss mit feinen dunklen 
Längsstricheln, am oberen Rande der ÖOhrgegend ein dunkler Fleck. Halsseiten 
graulich, weisslich gefleckt. Kehle und die Mitte der ganzen Unterseite rein weiss, 
Seiten schmutzig grau, Steiss, Unterschwanzdecken und Hosen trüb gelbbraun. 
Achselfedern und Unterflügeldecken weiss, längs der Innenfahne der Schwingen 
ein fahler Saum. 

„Iris mummy brown, bill blackish above, slaty below, feet plumbeous.“ 
G. K. Cherrie. 

4. 61, 6,41, 1.28, Tr. LI.mm. 


Ein zweites Exemplar, /', Altagracia, Venezuela, 12. Jänner 1898, Nr. 9655, 
G. K. Cherrie leg. (Museum v. Berlepsch), stimmt mit dem obigen im Wesent- 
lichen überein, doch zeigen die Seiten, sowie Bauch und Unterschwanzdecken 
eine rein gelbbraune Färbung und die Brustseiten sind heller graulich. 

a. 66, c. 51, t. 23, r. 20 mm. 

Hab.: Oberer Orinocostrom (Altagracia). 


Eine weitere, ganz verschiedene Art ist 7. supereiliaris (Lawr.), der sich 
schon durch seinen langen Schnabel (fast so lang wie bei 7. longirostris) von 
den verwandten Arten unterscheidet. Die Unterseite ist grösstentheils weiss, nur 
Weichen, Steiss und Unterschwanzdecken röthlich gelbbraun; Rücken intensiv 
licht rothbraun, Kopf und Nacken in auffallendem Contraste dazu dunkelbraun; 
die Färbung ist so different, dass ein weiterer Vergleich mit irgend einer der 
bereits behandelten Arten überflüssig wird. 


Als letzte Art gehört 7. longirostris (Vieill.) hierher, der von allen anderen 
sofort durch den überaus langen Schnabel, von 7. superciliaris, der ihm in dieser 
Hinsicht bisweilen nahe kommt, durch die ockerfarbige Unterseite sofort abweicht. 

Mir liegt eine Anzahl von Bahia und von Südbrasilien (Rio, Santos, 
S. Catharina), vor und dieselben weisen untereinander eine solche Verschiedenheit 
auf, dass man zwei Unterarten annehmen muss. Schon Baird (Review Amer. 
Birds, p. 132) erkannte dieselben mit seinem gewöhnlichen Scharfblick, und be- 


TEE. 


j 
i 
- 


Ueber einige Arten des Genus T’hryophilus. 173 


zeichnete die in der Gegend von Bahia vorkommende Form mit licht gelbroth- 
brauner Oberseite als 7. longirostris, die südliche mit dunkel rothbraunem Rücken 
als 7. striolatus (Wied). Allein nicht Wied (Beitr., III, 1831, S. 748), sondern 
Spix (Aves bras., I, 1824, p. 77) ist der Autor des letzteren Namens und gibt 
ausdrücklich als Heimat die Provinz Bahia an, weshalb die südliche Form 
keinesfalls striolatus heissen kann. Leider steht mir der Nouv. Dict. (ed. 2, 
Vol. 34, p. 56), wo Vieillot seinen 7. longvrostris beschrieb, nicht zur Verfügung, 
und ich kann daher nicht entscheiden, auf welche der beiden Formen seine Be- 
zeichnung sich bezieht. Basirt Vieillot’s Name auch auf der nördlichen Unter- 
art, dann müssten die Vögel von Rio ete. neu benannt werden.t) 


Zum Schlusse gebe ich eine kurze Charakteristik aller behandelten Formen 
und hoffe die Uebersicht der schwierigen Gruppe dadurch etwas zu erleichtern. 


1. Thryophilus leucotis (Lafr.). 
Thriothorus leucotis Lafr., Rev. Zool., 1845, p. 338. 


Oberseite graubraun, Kinn und oberste Kehle weiss, die übrigen Untertheile 
licht ockerfarbig. — a. im. 64, c. 50, r. 19 mm. 
Bogota-Sammlungen. 


2. Thryophilus albipectus (Cab.). 
a) Thryophilus albipectus albipectus (Cab.). 


Thryothorus albipectus Cab. in: Schomburgk, Reisen Brit. Guiana, III 
(1847), p. 673. 

Thryothorus albipectus Selater, Cat. Amer. Birds (1862), p. 20 (part.; 
b. Cayenne). 

Thryophilus leucotis (non Lafr.) Selater et Salvin in: Proc. Zool. Soc. Lond., 
1867, p. 568 (Mexiana-Inse]). 

Thryothorus leucotis (non Lafr.) Pelzeln, Orm. Brasil., p. 47 (part.: Rio 
Branco, Rio Negro). 


Oberseite röthlichbraun. Schwanzfedern gelb röthlichbraun mit ziemlich 
breiter schwarzer Querbänderung. Kehle weiss, Brust sanft ockergelblich überflogen, 
Mitte derselben mehr weisslich, Rest der Unterseite ockergelb, Steiss am intensivsten. 

d: a. im. 63—68, c. 48—55, r. 19—22 mm. : 

2: a. im. 60, ec. 45—50, r. 19—20 mm. 

Cayenne, British Guiana (Whitely), Rio Branco und Rio Negro (Nat- 
terer), Insel Mexiana (Wallace). 


!) Auf meine Bitte prüfte Prof. Reichenow in Berlin die Originalbeschreibung Vieillot's 
1819) und theilte mir die Hauptpunkte aus derselben mit. Die Worte: „toutes les parties sup6- 
rieures d’un roux rembruni“ lassen wohl keinen Zweifel bestehen, dass Vieillot’s Name auf 
die dunkle, südliche Form anzuwenden ist. 


774 C.E. Hellmayr. 


b) Thryophilus albipectus (?) taenioptera Ridgw. 


Thryothorus albipectus (non Cab.) Sclater et Salvin in: Proc. Zool. Soe. 
Lond., 1866, p. 178 (Ucayali). 

Thryothorus leucotis (non Lafr.) Sclater et Salvin in: Proc. Zool. Soc. 
Lond., 1873, p. 257. 

Thryothorus leucotis (non Lafr.) Pelzeln, Orn. Brasil., 1868, p. 47 (part.; 
Mündung des Rio Madeira, Salto do Girao). 

Thryophilus leucotis (non Lafr.) Taczanowski, Orn. Perou, Vol. I, p. 516 
(Sarayacu, Ucayali). 

? Thryophilus taenioptera Ridgway, Proc. U. St. Mus., Vol. X, 1887 (1888), 

p. 518 (Santarem am unteren Amazonenstrom). 


Aehnlich der vorigen Form, aber überall dunkler. Oberseite dunkler und 
mehr rothbraun. Schwingen und besonders Schwanzfedern bedeutend dunkler, 
mehr rothbraun. Brust schmutzig verwaschen, Unterkörper lebhaft ockerfarbig, 
wesentlich dunkler als bei der vorigen Form. 

d: a. im. 65, c. 49, r. 20 mm. 

Q: a. im. 60, c. 45, r. 19 mm. 


? Santarem am unteren Amazonenstrom (Riker), Barra do Rio Madeira 
und Salto do Girao am Rio Madeira (Natterer), Ucayali, Ost-Peru (Bartlett), 
Tigre (Hauxwell), Sarayacu (Castelnau). 


e) Thryophilus albipectus bogotensis subspec. noV. 


Oberseite noch dunkler als bei b), lebhaft rothbraun. Schwingen und 
Schwanz viel dunkler rothbraun, letzterer mit schmälerer, schwarzer Querbände- 
rung als a) und 5). Unterseite mit Ausnahme der obersten Partie der Kehle 
intensiv ockerfarbig, bedeutend dunkler als bei b) und nahezu mit der Färbung 
dieser Theile bei d) und e) übereinstimmend. 

a. im. 65—67, c. 49—50, r. 20—22 mm. 

Bogotä-Sammlungen. Typus im Museum v. Berlepsch. 


[Bezüglich der Vögel von San Esteban, Venezuela (Sel. et Salv., Proc. Zool. 
Soc. Lond., 1868, p. 626) vergl. oben.] 


d) Thryophilus albipectus galbraithi (Lawr.). 


Thryothorus sp. Cassin, Proc. Ac. Philad., p. 85 (1860). 

T. albipectus (non Cab.) Sclater et Salvin in: Proc. Zool. Soc. Lond., 1864, 
p. 345 (Panama). 

Thryophilus leucotis (non Lafr.) Salvin et Godman, Biol. Centr.-Amer., 
Aves, I (1880), p. 85 (part.; Panama). 

Thryothorus galbraithi Lawrence in: Ann. Lye. N. York, VII, 1861, p. 320. 

Thryophilus galbraithi Baird, Review Amer. Birds, p. 131. 

Thryophilus galbraithi Sharpe, Cat. Birds Brit. Mus., Vol. VI (1881), p. 208. 


f 


Ueber einige Arten des Genus T’hryophilus. 175 


Oberseite braun mit unmerklichem, röthlichen Tone. Unterseite mit Aus- 
nahme der Kehle lebhaft ockerfarbig, Seiten und Bauch am intensivsten. Schwingen 
und Schwanz röthlich gelbbraun, letzterer mit viel breiteren schwarzen Querbinden 
als bei den vorigen Formen. Ohrfedern weiss, kaum wahrnehmbar dunkel gestrichelt. 

a. im. 65, ec. 46, r. 19 mm. 

Panama und Isthmus von Darien. 


e) Thryophilus albipectus rufiventris Selat. 


Thryothorus galbraithi (non Lawr.) Pelzeln, Orn. Brasil., 1868, p. 47 
(Cuyaba, Goiaz). 

Thryophilus galbraithi (non Lawr.) Allen in: Bull. Amer. Mus., Vol. III 
(1890/91), p. 343 (Chapada). 

Thryothorus rufiventris Selater in: Proc. Zool. Soc. Lond., 1870, p. 328 
(deser. princ.). 

Thryophilus rufiventris Sharpe, Cat. of Birds Brit. Mus., Vol. VI (1881), 
p- 209 (nota). 

Thryophilus rufiventris Salvadori in: Boll. Mus. Torino, X, 1895, Nr. 208 
p. 3 (Corumbä). 

Thryophilus rufiventris Salvadori, l. e., XV (1900), Nr. 378, p.3 (Corumba, 
Urucum). 


Aeusserst ähnlich der vorigen Form und nur durch etwas längeren Schnabel 
und wesentlich längeren Schwanz verschieden. Ohrfedern gewöhnlich, aber nicht 
immer stark dunkel gestrichelt. 

Rücken braun, Unterseite mit Ausnahme der Kehle intensiv ockerfarbig, 
vielleicht noch etwas lebhafter als bei d). 

a. im. 65— 70, ce. 51—55, r. 20—22 mm. 

Inneres von Brasilien: Cuyaba (Natterer), Corumbä und Urucüm in 
Matto Grosso (Borelli), Goiaz (Natterer), S. Leopoldina, Rio Araguay (v.d. 
Steinen), Rio Paranahyba, Provinz Goiaz (Behn). 


3. Thryophilus minor (Pelz.). 
Thryothorus minor Pelzeln, Orn. Brasil., 1868, p. 47, 66 (Matto Grosso). 


Oberseite braun mit ganz schwachem röthlichen Tone. Unterseite mit Aus- 
nahme der Kehle licht ockerfarbig. Schnabel schwach und kurz. 

d': a. im. 58—60, ce. 44, r. 17 mm. 

©: a. im. 53—55, c. 42 mm. 

Inneres von Brasilien: Matto Grosso, Guapore (Natterer), Santa Cruz in 
Öst-Bolivia (Garlepp, Museum v. Berlepsch). 


4. Thryophilus hypoleucus Berl. et Hart. 


Oberseite olivenbraun. Schwingen und Schwanzfedern gelbbraun, letztere 
mit sehr breiten schwarzen Querbinden. Kehle und Mitte der Unterseite weiss, 


776 C. E. Hellmayr. Ueber einige Arten des Genus Thryophilus. 


Seiten schmutzig grau oder gelblichbraun, Steiss und Unterschwanzdeeken 
schmutzig gelbbraun. 

a. im. 66—67, ce. 47—51, r. 19—22 mm. 

Altagracia am oberen Orinoco, Venezuela. 


5. Thryophilus supereiliaris (Lawr.). 


Thryothorus supereiliaris Lawrence in: Ann. Lyc. N. York, IX, 1869, 
p- 235 (Puna-Insel). 


Kopf und Nacken braun, übrige Oberseite licht kastanienbraun. Unterseite 
weiss, Weichen, Bauch und Unterschwanzdecken röthlich gelbbraun. 

a. im. 65— 70, c. 50—54, r. 23—24 mm. 

West-Eeuador: Babahoyo (Fraser), Puna-Insel; Nordwest-Peru: Tumbez, 
Chimbote (Stolzmann), Tembladera, Pacasmayo (0. T. Baron). 


6. Thryophilus longirostris (Vieill.). 
Thryothorus longirostris Vieillot, Nouv. Dict., Vol. 34, p. 56 (1819). 


Schnabel sehr lang, 25—30 mm. Kehle weiss, übrige Unterseite hell ocker- 
farbig, Seiten und Unterschwanzdecken am intensivsten. 


a) Thryophilus longirostris longirostris (Vieill.). 


Oberseite dunkel rothbraun, Kopf mehr braun, mit dem Rücken con- 
trastirend. Flügel und Schwanz rothbraun, Bänderung der letzteren breit. 

Süd-Brasilien: Waldiges Küstengebiet von Neu-Friburg und Rio de Janeiro 
bis Santos (Natterer). 


b) Thryophilus longirostris striolatus (Spix). 


Oberseite viel heller, licht gelbrothbraun, Rückenmitte mit deutlichen 
dunklen Querwellen. Kopf grauer, kaum dunkler als der Rücken. Schwingen 
und Schwanz viel heller, gelb röthlichbraun. 

Gegend von Bahia. 


Am Schlusse drängt es mich, Herrn Grafen von Berlepsch meinen 
herzlichen Dank für die freundliche Unterstützung mit Rath und That auszu- 
sprechen; nur durch die Ueberlassung der prächtigen Serien seines Museums 
wurde vorliegende Arbeit ermöglicht. Ebenso bin ich Herrn Prof. Reichenow 
in Berlin für die Uebersendung von Vergleichsmaterial verpflichtet. 


nn 


Ueber neue Arten der Hymenopteren-Gattung Tachysphex Kohl. aerer 


Ueber neue Arten der Hymenopteren-Gattung 
Tachysphex Kohl. 


Von 


Franz Friedrich Kohl. 
(Mit Tafel VII.) 


(Eingelaufen am 17. October 1901.) 


Die Gattung Tachysphex hat sich im Laufe der letzten Jahre als eine 
ungeahnt artenreiche herausgestellt. Namentlich sind es die Mittelmeerländer, 
wo fort und fort neue Formen gefunden werden. Nachstehend gelangen sechs 
neue Arten zur Beschreibung, von denen fünf dem paläarktischen Gebiete und 
eine der orientalischen Region angehören. 


1. Tachysphex Reiseri Kohl noy. spee. 


2. Niger. Segmenta duo basalia segmentorum abdominis complexus rufa. 
Alae subhyalinae. Pedes — tibüs antieis haud exceptis — nigri. Frons convexa 
distinete punctata. Mesothorax non coarctate punctatus, mitidus. Segmenti me- 
diani area dorsalis coriacea rugis sat subtilibus longitudinalibus instructa; 
latera et truncatura strigosa. Area pygidialis (Taf. VII, Fig. 15) punctata. 
Tarsorum articulus penultimus transversus, brevissimus. 

Oculi in vertice longitudine pedicelli et articuli insequentis simul sumptis 
inter se distant. 

Long. 9mm. — Mas latet. 


T. Reiseri gehört in die engste Verwandtschaft des 7. lativalvis Thoms. 
Mit diesem hat er die Bildung der Beine, also auch die Kürze des vorletzten 
Tarsengliedes gemein, ferner das Verhältniss des Augenabstandes, die verhältniss- 
mässig schmale Abstutzung der Radialzelle die Form der dritten Cubital- 
zelle und die des Clypeus. Bei 7. Reiseri ist die Stirne und der Mesothorax viel 
gröber punktirt als bei Zativalvis, ungefähr so wie bei 7. psammobius, nur noch 
weniger dicht. Das Dorsulum glänzt daher verhältnissmässig stark. Die Seulptur 
des Mittelsegmentes ist wie bei psammobius. Das Pygidialfeld ist nicht ganz so 
breit wie bei Zativalvis, glänzend und mit ziemlich groben, zerstreuten Punkten 
besetzt, denen kleinere Pünktchen untermischt sind. 

Das zweite Geisselglied ist reichlich zweimal so lang als am Ende dick, 
etwas kürzer als das dritte. Der geringste Netzaugenabstand beträgt ungefähr 
die Länge der beiden basalen Geisselglieder. 

Die Vorderschienen sind schwarz, also nicht wie bei 7. lativalvis vorne 
braungelb. 


173 Franz Friedrich Kohl, 


Bosnien. („Auf erdigen, besonnten Stellen längs des von Fojnica zu dem 
Dorfe Tjesilo durch Eichenbuschwald emporleitenden Saumpfades in 760 m See- 
höhe.“) — Prof. Dr. O. Simony, 4./IX. 1901. 

Ich benenne diese Art auf Wunsch des Herrn Prof. Dr. Ö. Simony, welcher 
sie während seines heurigen Ferienaufenthaltes in Fojnica gesammelt hat, nach 
dem um die naturwissenschaftliche Erschliessung Bosniens hochverdienten Director 
des bosnisch-herzegowinischen Landesmuseums, Othmar Reiser. 

Durch die Freundlichkeit des Herrn Prof. Dr. O. Simony ist die Type in 
den Besitz des k. k. naturhistorischen Hofmuseums übergegangen. 


2. Tachysphex spretus Kohl nov. spec. 


2. Niger. Abdominis segmentorum complexus testaceo-rufus (an semper?). 
Tarsi rufescentes. Alae fere hyalinae. Clypeus subbrevis, fere planus, antice 
anguste limbatus. Oculi in vertice longitudine antennarum flagelli articuli 
2a + duarum trientium 3 inter se late distant. Mesonotum nitidum sparse 
punctatum. Mesopleurae et segmentum medianum coriacea; hoc insuper striolis 
subtilibus longitudinalibus in area dorsali instructum; latera segmenti mediani 
subtiliter et dense per longitudinem aciceulato-striata. Mesosternum subtus niti- 
dum, nonnihil punctatum. Area pygidialis bene definita angusta, nitida punc- 
tulis paucis instructa. Pedes comparate graciles. Metatarsus posticus articulis 
insequentibus duobus longitudine fere aequalis. Calcar longius metatarsi postiei 
duabus trientibus longitudine eirciter aequale. Areola cubitalis 2da ad venam 
radialem sublata (Fig. 8). 

Long. 8-9 mm. — Mas feminae similis; segmenta abdominis apicalia 
nigra. Oculi in vertice longitudine flagelli articulorum 1. + 2. + 3. plus distant. 
Antennae crassiusculae. 


Schwarz. Hinterleibssegmente-Complex gelbroth (ob stets?). Beine schwarz, 
nur die Tarsen gehen ins Rostrothe. Behaarung weiss. Flügel fast wasserhell, 
Geäder braun. 

Kleine, etwas schlanke Art. Kopf verhältnissmässig breit. Kopfschild ähn- 
lich wie bei 7. hostilis und redivivus, nur ist die Schnittfläche sehr klein und 
oben nicht scharf gerandet; Randleistehen sehr schmal. Der geringste Augen- 
abstand auf dem Scheitel ist grösser als die beiden ersten Geisselglieder, er 
beträgt etwa die des zweiten, vermehrt um zwei Drittel des dritten. Hinter- 
haupt und Schläfen ähnlich entwickelt wie bei Aostilis. Scheitel etwas ein- 
gedrückt. 

Thorax weiss pubescent, aber nur dünn, so dass die Sculptur nicht ver- 
deckt ist. Mesonotum glänzend, zerstreut (spärlich) punktirt. Meso- 
pleuren und Mittelsegment matt lederartig sculpturirt; dieses zeigt auf der 
Rückenfläche überdies zarte Längsrunzelstreifen, die hinten verschwinden. 
Das Mesosternum ist glatt, glänzend und mit einzelnen Punkten versehen. Mittel- 


segmentseiten fein nadelrissig längsgestreift. Abfallende Fläche quer 
gestrichelt. 


N 


Ueber neue Arten der Hymenopteren-Gattung Tachysphex Kohl. 179 


Auf dem Hinterleibssegmente-Complexe, der unbandirt, weil fast nackt 
(tomentarm) erscheint (ob stets?), ist ein schmales, gut abgegrenztes und glän- 
zendes Pygidialfeld ersichtlich; es zeigt einige unscheinbare Pünktchen. 

Beine schlank. Vorder- und Mittelschenkel hinten abstehend behaart, 
verhältnissmässig dünner und schlanker als bei hostilis. Der Metatarsus der 
Hinterbeine ist unbedeutend kürzer als die beiden folgenden Glieder zusammen. 
Der längere Schienensporn der Hintertibien ist etwa so lang als zwei Drittel des 
hintersten Metatarsus. Die zweite Cubitalzelle ist an der Radialzelle ziem- 
lich breit, entschieden breiter als bei rediwivus (Fig. 8). 

Transkaspien (Gr. Balchan, 1 9). 

Ein Stück von demselben Fundorte möchte ich für das g' dieser Art an- 
sehen. Es stimmt nämlich in allen mir wesentlich scheinenden Punkten mit 
dem beschriebenen 9 überein, auch in der Flügelbildung. 

Kopfschild fast flach. Augenabstand auf dem Scheitel gross; grösser als 
die Länge des 1.+2.-+ 3. Geisselgliedes, aber etwas kleiner als die des 2.+3.+4.. 
Scheitel eingesenkt. Sculptur des Dorsulum wie bei dem Q. Der Mittelsegment- 
rücken ist lederartig feinrunzelig, aber die Längsrunzelstreifehen nur undeutlich. 
Das siebente und achte, zum Theile auch das sechste Hinterleibssegment schwarz, 
Der Hinterleib ist wie beim ® ziemlich tomentfrei. 

Die Fühler sind verhältnissmässig dick (crassiusculae); das zweite Glied 
etwa 1’5mal so lang als am Ende dick, das zweite oder dritte etwa zweimal so 
lang als dick. 


3. Tachysphex hostilis Kohl nov. spec. 


©. Niger. Mandibulae pro parte, scapus in parte antica, pedes ad mawi- 
mam partem, tubercula humeralia alarum squamulae, et abdominis segmentorum 
complexus totus rufo-testacea. 

Alae hyalinae, venae brunneae. Oculi in vertice longitudine antennarum 
flagelli articuli 24 + duarum trientium 3 inter se late distant. Antennae com- 
parate tenues (Fig. 4). Clypeus planiusculus subbrevis, pars media ejus utrinque 
angulose marginata. Dorsulum nitidum punctulatum; punctatura distincta, 
densa, nequaquam antem coarctata. Mesopleurae et segmentum medıanum 
coriacea; hoc supra longitudine scutelli una cum postscutello est. 


Abdominis segmentorum complexus fere laevis; segmentum supraanale area 
pygidiali definita caret (Fig. 17). Pedes comparate graciles; metatarsus posticus 
articulis insequentibus ambobus longitudine aequalis. Calcar longius metatarsi 
postiei duabus trientibus longitudine aequale. 

Areola cubitalis 2da ad venam radialem lata (Fig. 6). 

Long. 115 mm. — Statura subrobusta. — d latet. 


Schwarz. Kopf und Thorax mehr weniger weiss pubescent, Sculptur zum 
Theile überdeckt. Beine (mit Ausnahme der Hüften, Schenkelringe, der Basal- 
hälfte der Vorderschenkel und der äussersten Basis der Mittelschenkel), ferner die 
Schulterbeulen und Flügelschuppen und der ganze Hinterleibssegmente-Complex 

2. B. Ges. Bd. LI. 51 


780 Franz Friedrich Kohl. 


gelblich rostroth. Die Färbung dieser Theile ist gewiss auch der Veränderlichkeit 
unterworfen. Flügel fast wasserhell, Geäder braun. Bedornung der Beine blass- 
gelb. Fühlerschaft zum Theile lehmgelb. 

Diese Art gehört wie etwa die Verwandten (7. speciosissimus D. Morice 
und Zuxuriosus D. Morice) zu den Formen mit schlankeren Beinen. 

Kopfschild verhbältnissmässig kurz und sehr flach; der Mitteltheil mit 
einer sehr schwach bogenförmig, also nahezu geradlinig verlaufenden, sehr 
schmalen Randleiste und mit deutlichen Seitenecken. Ueber dem Randleistchen 
glänzt die Schnittfläche. 


Die Augen stehen von einander weit ab, und zwar um die 
Länge des zweiten Geisselgliedes, vermehrt um zwei Drittel des 
dritten, also weiter als um die Länge des 1.-+ 2. Geisselgliedes. Der Scheitel 
erscheint hinter den Nebenaugen sichtlich eingesenkt. Die Schläfen und der 
Hinterkopf ungefähr so stark als bei 7. Panzeri. Fühler dünn; das zweite 
Geisselglied ist etwa dreimal so lang als mitten dick, doppelt so lang als der 
Pedicellus. 

Dorsulum dicht, jedoch bei weitem nicht gedrängt punktirt, 
daher glänzend. Mittelbrustseiten und Mittelsegment fein leder- 
artig, ziemlich matt; letzteres nur hinten unten mit zarter Querstreifung. 
Rückenfläche des Mittelsegmentes etwa von der Länge des Schildchens und Hinter- 
schildchens. 

Der Hinterleibssegmente-Complex ist nahezu pubescenzfrei 
(ob stets ?). Auf dem Endsegmente ist wie bei 7. Zuxuriosus D. Morice kein 
Pygidialfeld abgesetzt; nur ganz hinten zeigt die Dorsalplatte eine Neigung 
zur Bildung seitlicher Kanten. 


Tarsen verhältnissmässig dünn und ihre Glieder lang. Metatarsus 
der Hinterbeine so lang wie die beiden nächstfolgenden Glieder 
zusammen (Fig. 20). Der längere Hinterschienensporn hat höchstens die 
Länge von zwei Dritttheilen des Metatarsus. 


Die zweite Cubitalzelle zeigt an der Radialader eine ansehn- 
liche Breite; das Geäder (Fig. 6) hat im Ganzen grosse Aehnlichkeit mit dem 
des 7. speciosissimus, der sich aber leicht durch die Beschaffenheit des Pygidial- 
feldes unterscheidet; dieses ist hier sehr schmal, scharf abgesetzt; das Endsegment 
erscheint stark seitlich zusammengedrückt, besonders nach der Ventralseite zu, 
und seitlich eingedrückt, auch erscheint die untere Afterklappe bei speciosissimus 
wegen der Compression viel schmäler als bei hostilis, ungewohnt schmal. 


T. luxuriosus unterscheidet sich besonders durch den noch grösseren 
Augenabstand auf dem Scheitel, der der Länge des 2.-+ 3.+ halben vierten Geissel- 
gliedes gleich kommt, durch den gewölbten Clypeus und die an der Radialzelle 
stark verschmälerte zweite Cubitalzelle (Fig. 2); in dem Umstande, dass auf 
dem Endsegmente kein Pygidialfeld abgesetzt ist, stimmen luxuriosus und hostilis 
überein. 

Transkaspien (Gr. Balchan, 9). 


Ueber neue Arten der Hymenopteren-Gattung Tachysphex Kohl. 781 


4. Tachysphex redivivus Kohl noy. spec. 


Q. Niger. Mandibulae pro parte, scapus in parte antica, pedes, femori- 
bus ex maxima parte exceptis, tubercula humeralia, alarum squamulae et ab- 
domen ex parte rufo-testacea. 

Alae hyalinae, venae testaceae. Segmenta basalia quatuor abdominis 
segmentorum complexus albo tomentosa. 

Oculi in vertice longitudine antennarum flagelli articuli 2U + dimidiati 
3lü inter se late distant. Clypeus planiusculus subbrevis. Dorsulum nitidum 
punctulatum, punctatura distinceta, densa, nequaqguam autem coarctata. Meso- 
pleurae et segmentum medianum coriacea. Segmentum anale area pygidiali 
(Fig. 12) bene definita, subangusta, subnitida sparsissime punctulata. Pedes 
comparate gracıles. Metatarsus posticus articulis insequentibus duobus longi- 
tudine aequalis. Calcar longius postieus metatarsi postici duabus trientibus 
longitudine circiter aequale. Areola cubitalis 2da ad venam radialem angusta 
(Fig. 4). 

Long. 9-10 mm. — d latet. 

In der Kopfschildbildung, Punktirung des Mesonotums, in der übrigen 
Seulptur des Brustkastens, Dünne der Beine, zum Theile auch in der Färbung 
sehr ähnlich dem grösseren 7. hostilis. 


T. redivivus unterscheidet sich von diesem vorzüglich durch die bis auf 
die rothen Knie schwarzen Schenkel (ob stets?), durch unbestimmt ausgedehnte 
schwarze Stellen der Endsegmente des Hinterleibes, das weisse Toment auf den 
ersten vier Dorsalhalbringen des Hinterleibssegmente-Complexes, das deutlich ab- 
gesetzte und gerandete Pygidialfeld (Fig. 12), die an der Radialader viel stärker 
verschmälerte zweite Cubitalzelle (Fig. 3). Ferner erscheint das Pygidialfeld 
(Fig. 12) deutlich abgesetzt, gerandet, ziemlich schmal, etwas glänzend, mit 
einigen kleinen Pünktchen besetzt. 

Der Scheitel erscheint hinter den Nebenaugen übereinstimmend mit T. 
hostilis im Vergleiche zu anderen Arten auffallend eingesenkt. 


Der Abstand der Netzaugen ist beträchtlich; er beträgt mehr 
als die Länge der beiden ersten Geisselglieder, nämlich die des 
zweiten, vermehrt um die Hälfte des dritten. Der Brustkasten ist weiss 
pubescent, die Pubescenz dürfte wohl, wie auch bei Aostilis, manchmal die 
Sculptur verdecken. Bei dem vorhandenen Stücke ist die Scheibe des Dor- 
sulums nackt, glänzend, nur sehr mässig dicht punktirt (wie bei hostilis); 
die übrigen Brustkastentheile, mit Einschluss des Mittelsegmentes, vielleicht mit 
Ausnahme der Hinterfläche, deren Sculptur ich wegen der Pubescenz nicht recht 
wahrnehmen kann, und der Unterseite des Sternums, die ziemlich glänzend ist, 
sind zart lederartig. Flügelgeäder lehmgelb. 

Das vorletzte Tarsenglied der Mittelbeine ist wie bei 7. hostilis K. länger 
als am Ende breit. 

Cairo (Dr. Schmiedeknecht leg., 9). 


182 Franz Friedrich Kohl. 


5. Tachysphex abjectus Kohl nov. spec. 


d. Niger. Genua et tarsi pro parte rufescentia. Alarum sgamulae et 
venae testaceae. Alae fere hyalinae. 

Clypeus planus, pars media ejus in toto triangulariter producta denti- 
culate-acuminata. Oculi in vertice longitudine flagelli artieuli secundi + dimi- 
diati primi inter se distant. Dorsulum et scutellum dense attamen haud coarc- 
tate punctulata; punctatura nonnunquam pubescentia alba obtecta. Mesopleurae 
densissime et quam subtilissime punctulatae. 

Segmentum medianum subtiliter coriaceum, area postica abrupta trans- 
versim striata. Pedes imprimis tarsi quam in T. Panzeri graciliores, tenwiores. 
Metatarsus posticus articulis duobus insequentibus longitudine aequalis. Ex- 
cisura basali femorum anticorum evidens. 

Abdominis complexus segmenta tria basalia sericeo-albo tomentosa, fascias 
tres oculis praebentia. Alae anteriores (Fig. 4). 

Long. 105 mm. — ® latet. 


Schwarz, von der Erscheinung einer Varietät des 7. Panzeri mit dunklem 
Hinterleibe. Tarsen zum Theile rostroth, Flügelschuppen und Geäder bräunelnd lehm- 
gelb (scherbengelb). Hinterränder der dreiersten Dorsalringe des Hinterleibs- 
ringe-Complexes dunkel pechfarben mit Tomentbinden; bei gewisser Drehung des 
Thieres sieht man jedoch, dass auch hier, wie bei so vielen Fällen, das Toment sich 
über die ganzen Ringe und nicht blos über die Hinterrandsdepressionen erstreckt. 

Pubescenz weiss. Kopfschild und Gesicht weissfilzig. Bei vielen 
Stücken dieser Art dürfte die Pubescenz wohl die Seulptur des Thorax und 
Mittelsegmentes theilweise verdecken. Der Kopfschild (Fig. 9) ist fast 
flach, sein Mitteltheil im Ganzen dreieckig und am Ende in ein 
Zähnchen zugespitzt. Eine Verwechslung mit Panzeri ist schon wegen der 
Kopfschildform nicht möglich. Der geringste Augenabstand beträgt die 
Länge des zweiten Geisselgliedes, vermehrt um die des halben 
ersten. Schläfen und Hinterhaupt noch ein wenig schmäler als bei Panzeri. 
Fühler (Fig. 11) dünn, dünner als bei Panzeri. Das Mesonotum ist dicht 
und fein, nicht aber gedrängt punktirt; auf der Scheibe stehen die Punkte 
weniger dicht als vorne und an den Seiten. Die Mesopleuren sind ungemein 
fein und dicht punktirt; bei 12facher Lupenvergrösserung ist die Punktirung 
nur undeutlich. Das Mittelsegment erscheint an den Seiten und oben sehr 
fein lederartig, hinten querrunzelstreifig. Die Beine sind dünner als bei 
Panzeri, nicht nur die Tarsen, sondern auch die Schenkel und Schienen. 

Der längere Hinterschienensporn ist etwa ?/;mal so lang als der Meta- 
tarsus, dieser etwa so lang als die beiden folgenden Tarsenglieder. Vorder- 
schenkel mit einem deutlichen Basalausschnitt. In den Vorderflügeln ist die 
dritte Cubitalzelle ein wenig gestreckter als bei Panzeri, die zweite an der 
Radialader ziemlich verschmälert (Fig. 4). 

Sollte 7. abjectus etwa eine Abänderung von 7. micans Radoszk. sein? 

Transkaspien (Bala-Ischem, 1 J'). 


Ueber neue Arten der Hymenopteren-Gattung Tachysphex Kohl. 183 


6. Tachysphex brevitarsis Kohl nov. spec. 


d', 9. Niger. Pubescentia alba. Segmenta tria basalia abdominis seg- 
mentorum complexcus tomentoso-fasciata. Facies et mesonotum et mesopleurae 
subdense-minime autem coarctate-punctata. Segmenti mediani area dorsalis sub- 
reticulate-rugosa, latera longitudinaliter strigosa. Pedes in toto evidenter 
robustiores quam in T. nitido Spin., specie simili nota. Tarsı robusti; arti- 
culus penultimus brevis latior quam longior. Calcar longius pedum 
posticorum metatarso insequenti longitudine cireiter aequale. Areola appendi- 
culata distinete angustior quam T. nitidi. Alae cinereo-adumbratae. 

©. Long. 10—11mm. Oculi in vertice antenmarum flagelli articuli 24 + 
dimidiati 3t& inter se fere distant. Clypeus et area pygidialis in modo T. nitidi 
fere configurata ; haec nitida, punctulis sparsis instructa. 

d. Long. 85—10 mm. Oculi in vertice antennarum flagelli articuli 24 + 
duarum trientium 3t& longitudine inter se fere distant. Femora antica exeisura. 
distincta instructa. 


Aehnlich dem 7. nitidus Spin., Gestalt aber breiter und gedrungener. 

Ganz schwarz. Behaarung weiss. Flügel schwach bräunelnd grau getrübt. 

Gesicht, Mesonotum und Mesopleuren im Ganzen sehr mässig dicht, im 
Ganzen bei weitem nicht gedrängt punktirt; gedrängt sind die Punkte nur etwa 
an den Seiten des Dorsulums, dafür aber auf der Scheibenmitte fast spärlich. 
Der Kopfschild ist ähnlich gebildet wie bei nitidus, ebenso die Schläfen und das 
Hinterhaupt. Der geringste Abstand der Netzaugen auf dem Scheitel beträgt 
beim Weibchen die Länge des zweiten Geisselgliedes, vermehrt um die Hälfte des 
dritten, beim Männchen, wo wie gewöhnlich die Geisselglieder weniger gestreckt 
sind, die des zweiten Geisselgliedes, vermehrt um zwei Drittel des dritten. 

Bei den Weibchen ist das zweite Geisselglied etwas kürzer als das vierte, 
etwa 2!/smal so lang als mitten dick, dieses nicht ganz dreimal so lang (2°/;mal); 
beim Männchen ist das zweite Geisselglied zweimal, das dritte 2!/;mal so lang 
als mitten dick (Fig. 10 und 11). 

Das Mittelsegment ist oben unregelmässig, fast netzig gerunzelt, an den 
Seiten der Länge, hinten der Quere nach runzelstreifig. Der Hinterleibsringe- 
Complex zeigt drei basale Tomentbinden wie 7. nitidus; der vierte Dorsalring 
ist ganz zur Seite noch etwas tomentirt, von einer Binde kann bei ihm keine 
Rede mehr sein. Pygidialfeld (2) ähnlich gebildet wie bei nitidus, vielleicht 
etwas breiter, glänzend, spärlich punktirt. 

Beine in allen ihren Theilen gedrungener als bei nitidus, Schenkel 
viel kräftiger; ganz besonders aber lässt ein Vergleich der Tarsen beider Arten die 
Verschiedenheit hervortreten (Fig. 18 und 19). Die drei letzten Tarsenglieder 
sind kurz und gedrungen, das vorletzte ist geradezu klein, kürzer 
als lang, ähnlich wie das vorletzte Glied der Mitteltarsen von T. lativalvis Thoms. 
Der längere Hinterschienensporn ist ebenso lang als der ihm folgende Meta- 
tarsus. Bei den Männchen führen die Vorderschenkel die gewohnte Ausbuchtung 
nahe der Basis, 


1S4 Fr.Friedr. Kohl. Ueber neue Arten der Hymenopteren-Gattung Tachysphex Kohl. 


Flügelzellbildung ähnlich der von nitidus, nur ist die Anhangszelle 


der Vorderflügel deutlich schmäler. 


Ceylon (Badurelia. 1 d', 2 2). 

Wie weit der schwarze 7. bengalensis Cameron (Mem. Manch. L. Ph. Soc. 
(4), II, 1889, p. 144, Nr. 3, @) mit brevitarsis verwandt ist, lässt sich bei dem 
Mangel an Angaben über den Netzaugenabstand auf dem Scheitel, über die Be- 
schaffenheit der für brevitarsis so charakteristischen Beine, der Mittelsegment- 
seiten, über das Grössenverhältniss der Anhangszelle im Vorderflügel nicht angeben; 
von T. bengalensis wird aber ausdrücklich das Vorhandensein von fünf Toment- 


binden angegeben und gesagt, dass die Flügel hyalin seien. 


Erklärung der Abbildungen. 


Tafel VII. 

Fig. 1. Vorderflügelgeäder von Tachysphex speciosissimus F. Morice. 2. 
KEITEN f e N luxuriosus F. Morice. 9. 
I 8: 2 n „ redivivus Kohl. 9. 
Bu U e n a abjectus Kohl. d'. 
elta: A Ak 3 nitidus Spin. 9. 
Bir kg! HM a “ hostilis Kohl. 2. 
3 7: “ „ R brevitarsis Kohl. 2. 

8. spretus Kohl. 9. 


zmum: Röpfschilahhkicht von a Tacho abjectus Kohl. dg'. 
»„ 10. Fühlerbasis von Tachysphex brevitarsis Kohl. J. 


a 5 


abjectus Kohl. Jg‘. 


re, Analog en von Tachysphex redivivus Kohl. 9. 
„ 13. Hintertarse von Tachysphex nitidus Spin. 2. 


„ 14. Fühlerbasis von . 
„ 15. Analsegment von 

„ 16. Fühlerbasis von & 
„ 17. Analsegment von 7 
„ 18. Hintertarse von 3 
n 19. n n bu) 
120: R = 5 
„ 21. Fühlerbasis von » 


„ 122 h 7 n 


hostilis Kohl. 9. 

Reiseri Kohl. 9. 

spretus Kohl. 9. 

hostilis Kohl. 9. 

brevitarsis Kohl. 9. 

r „  @. (Seitenansicht.) 

hostilis Kohl. 9. 

redivivus Kohl. 9. 

brevitarsis Kohl. 9. 


Verhandl. der k. k. zool.-bot. @es., Taf. VO. Fr. Fr. Kohl: 
Band XLI, 1901. Neue Tachysphex - Arten. 


Autor delin. 


Rudolf Klos. Zur Lebensgeschichte von Tephroelystia Virgaureata Dbld. 185 


Zur Lebensgeschichte von Tephroclystia 
Virgaureata Dbld. 
Von 


Rudolf Klos, 


Apotheker in Stainz (bei Graz). 


(Eingelaufen am 11. October 1901.) 


Vom 24. Juni bis zum 5. Juli d. J. fand ich an Weissdorn (Crataegus 
oxyacantha) und auch an Schlehe (Prunus spinosa), welche baumartig entwickelt 
auf einer Wiesenfläche bei Stainz standen, beiläufig 30 Tephroclystia-Raupen, 
die durch ihre Zeichnungsanlage mich sogl>ich an jene der 7. Virgaureata er- 
innerten. Sowohl die Grundfarbe als auch die Zeichnung waren dunkler, kastanien- 
braun. Das weitere Suchen an Hecken und niederen Sträuchern blieb erfolglos. 

Zu meinem Erstaunen schlüpften die Falter schon in der Zeit vom 29. Juli 
bis 30. August aus; dieselben erwiesen sich als richtige Virgaureata und dürften 
zweifellos einer zweiten Generation dieser Art angehören. 

Es kamen 15 Stücke, die sich untereinander nicht wesentlich unterscheiden, 
jedoch von den Thieren der ersten Generation nicht unbedeutend abweichen. 

Während die Thiere der ersten Generation eine lehmgraue Grundfarbe 
haben, sind die 15 Stücke aschgrau, dunkler. Das Mittelfeld hebt sich deutlicher 
ab, da die dasselbe begrenzenden Flecken sich stets zu einer Binde vereinigen, die 
sich manchmal auf die Hinterflügel fortsetzt und auch auf der Unterseite er- 
kennbar ist. Auch sind die Exemplare der zweiten Brut viel kleiner. 

Aehnlich wie bei Tephroclystia Innotata Hufn. var. Fraxinata Crewe und 
Tamarisciata Frr. findet auch hier ein Umspringen der Raupen der zweiten Brut 
auf ein anderes, von der gewöhnlichen Futterpflanze vollständig verschiedenes 
baumartiges Gewächs statt. 

Zweifelhaft bleibt es, ob 7. Virgaureata stets eine zweite Brut entwickelt, 
oder ob dies nur unter gewissen Verhältnissen der Fall ist, ferner ob sich diese 
zweite Generation fortpflanzt. 

Erwähnen möchte ich hier noch, dass die Raupen, die im Frühlinge den 
Falter ergeben, von mir in grosser Zahl an Solidago Virgaurea und an Soli- 
dago canadensis gefunden wurden; auch mögen sie an Senecio-Arten vorkommen. 
An Gentianen oder Umbelliferen fand ich dieselbe nie. Die an Gentiana Ascle- 
piadea L. gefundenen Raupen ergaben stets 7. Castigata als Falter. 

Die Falter der ersten Generation von Virgaureata erscheinen hier bei 
mildem Wetter schon Ende März im Freien, bei kalter Witterung Mitte April. 
Die Angabe, dass der Falter im Mai und Juni fliegt, mag möglicher Weise für 
andere Orte richtig sein. Sicher ist, dass hier die Erscheinungszeit Ende März 
und der April ist. 


1756 Alois Teyber. 


Beitrag zur Flora Niederösterreichs. 


Von 


Alois Teyber. 


(Eingelaufen am 18. October 1901.) 


1. Verbascum angulosum nov. hybr. 
(= V. speciosum Schrad. X V. nigrum L.). 


Stengel kräftig, über 1m hoch, unten schwach, im mittleren und oberen 
Theile scharf kantig, theilweise rothbraun überlaufen und mit kurzem, dichtem 
Sternfilz bekleidet. 

Grundständige Blätter gross, zugespitzt, ziemlich rasch in die Blattstiele 
verschmälert, stark gekerbt, oberseits mit dünnem, unterseits mit dichterem Stern- 
filz versehen; die Oberseite dadurch mehr grün, die Unterseite hingegen grau- 
grün erscheinend. Untere Stengelblätter mit geflügelten Blattstielen, ebenfalls 
deutlich gekerbt, aber dichter filzig als die Rosettenblätter. Die folgenden Stengel- 
blätter mit verschmälerter Basis sitzend, die mittleren und oberen mit herz- 
förmiger Basis stengelumfassend, schwach gekerbt und lang zugespitzt; die 
obersten geschweift zugespitzt, beinahe ganzrandig. Mittlere und obere Stengel- 
blätter durch kurze Sternhaare sehr dichtfilzig, auf der Unterseite dadurch bei- 
nahe weissgrau gefärbt. 

Blüthenstand ziemlich dichtblüthig, im unteren Theile ästig, der Mittel- 
trieb schweifartig verlängert. Blüthenstiele fein, bis dreimal so lang als die 
dichtfilzigen, tiefspaltigen, 3mm langen Kelche. Blüthen hellgelb, ausgebreitet 
bis 23mm im Durchmesser. Staubfäden purpurwollig, Narben keulig. 


Diese Pflanze wurde von mir Mitte Juli bei Mayerling nächst Baden in 
Niederösterreich gefunden. Da sie an dem genannten Orte in Gesellschaft von 
V. speciosum Schrad. und V. nigrum L. angetroffen wurde und Merkmale dieser 
beiden Arten in sich vereinigt, so glaube ich mit Bestimmtheit annehmen zu 
können, dass diese Pflanze hybriden Ursprunges ist, und bezeichne sie mit dem 
eingangs erwähnten Namen. 

Bei V. angulosum erinnern der kräftige Wuchs, die dichtfilzige Behaarung, 
der im unteren Theile reichästige Blüthenstand und die in die Blattstiele ver- 
schmälerten Rosettenblätter an V. speciosum Schrad., während der im oberen 
Theile einfache, verlängerte Blüthenstand, die unteren, grob gekerbten Blätter 
und die purpurwolligen Staubfäden sofort die Einwirkung des V. nigrum L. er- 
kennen lassen. 

V. angulosum zeigt manche Aehnlichkeit mit V. Schottianum Schrad. —= 
V. speciosum Schrad. X V. austriacum Schott.,') hat aber einen dichter beblät- 


’) Siebe Schrader, Monogr. Verb., II, (S.-A.) 8.13, Nr. 26, Taf. III, Fig. 2. 


ET WET 


Beitrag zur Flora Niederösterreichs. 187 


terten Stengel, einen im oberen Theile einfachen Blüthenstand, dichter filzige 
mittlere und obere und stärker gekerbte untere Blätter, rascher in die Blattstiele 
verschmälerte Rosettenblätter und längere, feinere Blüthenstiele. 


2. Centaurea Matziana nov. hybhr. 
(= C. angustifolia Schrank X CO. rhenana Boreau). 


Wurzel spindelig, langfaserig mehrköpfig. Stengel bis 70 cm hoch, schlank, 
kantig, oben in lange, dünne, meist einköpfige, oft über 10 cm lange, aufwärts- 
strebende Aeste getheilt. Stengel und Aeste schwach grauwollig. 

Untere Stengelblätter beiderseits mit ein oder zwei Fiedern und grösserem 
Endlappen, dadurch mehr oder minder leierförmig. Mittlere und obere Blätter 
ungetheilt, lineal, oder die mittleren mit ein oder zwei kurzen Fiederchen. 

Köpfchen 20 mm lang, Hülle kurz walzlich. Aeusserste Hüllschuppen mit 
länglich eiförmigen Nägeln und mit kleinen, die Nägel nicht ganz verdeckenden, 
weisslich und regelmässig gefransten Anhängseln. Die folgenden mit längeren 
Nägeln und mit breiten, rundlichen, die Nägel ganz verdeckenden Anhängseln, 
welche nach innen zu immer weniger regelmässig gefranst sind, bis sie beiläufig 
in der Mitte der Hüllen nur mehr unregelmässig zerrissen sind oder beinahe 
ganzrandig werden. Die innersten Hüllschuppen mit gleichbreiten, ganzrandigen 
Anhängseln. Alle Anhängsel mit Ausnahme der äussersten braun, in der Mitte 
mit einem dunkleren, nicht sehr auffälligen, dreieckigen Fleck versehen. 

Blumen hell purpurn; Früchte grösstentheils fehlschlagend, die wenigen 
zur Entwicklung gelangenden mit deutlichem, wenn auch kurzem Pappus versehen. 

Diese Centauree wurde von mir im Jahre 1897 im Wiener Prater und 
heuer bei Angern a. d. March in Gesellschaft der Stammeltern beobachtet und 
lässt sich leicht als Hybride derselben erkennen. 

Ich benenne sie zum Andenken an den verstorbenen hochw. Herrn Pfarrer 
von Angern, Alex. Matz, der als einer der Ersten zur genaueren Kenntniss der hoch- 
interessanten Flora des Marchfeldes in gewiss anerkennenswerther Weise beitrug. 

Diese Hybride stellt die der ©. angustifolia Schrank näher stehende Form 
des Bastardes ©. angustifolia Schrank X CO. rhenana Bor. dar. Die langen und 
schlanken Stengelverzweigungen, die nur geringe Fiederung der Blätter und die 
beinahe durchaus braunen Anhängsel der Hüllschuppen geben der Pflanze den 
Habitus der ©. angustifolia Schrank, von welcher sie aber durch die Form der 
Anhängsel und kleinere Köpfchen, vornehmlich aber durch den deutlichen Pappus 
verschieden ist. 

Von ©. rhenana Bor. ist C. Matziana durch die breiten, häutigen An- 
hängsel, die schwach gefiederten unteren und ungetheilten mittleren und oberen 
Stengelblätter, die kurz walzlichen Hüllen und die langen Stengelverzweigungen 
gut zu unterscheiden. 

Ebenso unterscheidet sich ©. Matziana von C©. Beckiana*) M. F. Mülln., 
ebenfalls einer Hybride zwischen ©. angustifolia Schrank und C. rhenana Bor., 


') Siehe M. F. Müllner in diesen „Verhandlungen“, Jahrg. 1888, Sitzungsber., 8. 27. 


788 Alois Teyber. Beitrag zur Flora Niederösterreichs. 


durch geringere Fiederung der Blätter, die langen Köpfchenstiele, den schlanken, 
der C. angustifolia eigenthümlichen Wuchs, sowie durch die breiteren, dunkler 
gefärbten Hüllschuppen, welch’ letzterer Umstand bewirkt, dass der für ©. Beckiana 
charakteristische dunkle dreieckige Fleck in der Mitte der Anhängsel nicht so 
deutlich hervortritt. 


3. Standorte von schon beobachteten Pflanzen. 


Cuscuta lupuliformis Krok. Bei Angern a.d. March. 

Orobanche arenaria Borkh. Zwischen Matzen und Ollersdorf. 

Orobanche caryophyllacea Smith. Im Gemeindewalde von Gallbrunn sehr häufig. 

Orobanche salviae F.G. Schultz. In der Seeau bei Hollenstein a. d. Ybbs. 

Oentaurea nigrescens Willd. Häufig auf einer Wiese bei der „Knödelhütte“ 
nächst Hütteldorf. 

Centaurea extranea G. Beck (= C. jacea L. X C. nigrescens Willd.). Mit den 
Stammeltern auf demselben Standorte wie die Vorige. 

Centaurea Beckiana M.F. Mülln. (= C. angustifolia Schrank X C. rhenana Bor.). 
Wurde von mir bei Angern und Lassee im Marchfelde, sowie bei Hof und 
Mannersdorf im Leithagebirge, stets aber nur einzeln unter den Stamm- 
eltern beobachtet. 

Arctium vindobonense m. (= A. lappa L. x A. minus Bernh.). Bei Angern 
a. d. March unter den Stammeltern. 

Erechthites hieracifolia Raf. In Holzschlägen bei Hof im Leithagebirge ver- 
breitet. 


Nachtrag zur Perliden-Fauna Norwegens. 


Von 


Dr. Peter Kempny 


in Gutenstein (N.-Oe.). 


(Eingelaufen am 12. October 1901.) 


Eine reichhaltige Sendung Herrn Embr. Strand’s, die Ausbeute des Jahres 
1900, ermöglicht es mir, mein in diesen „Verhandlungen* (Bd. L, S. 85—99) 
publieirtes Verzeichniss der norwegischen Perliden nicht unbeträchtlich zu ver- 
mehren und ausserdem für viele bereits darin aufgezählte Arten eine Reihe neuer 
Fundorte anzugeben. 

Herr Strand sammelte im Frühjahre bei Kristiania, späterhin aber in 
der Umgebung des Tysfjordes (Lödingen, Hadsel, Hammerö und Langöen), der 
am 68° n. Br. — also bereits im arktischen Gebiete — gelegen ist. 

Ein weiterer glücklicher Umstand war es, dass der bekannte Neuroptero- 
loge Herr K. J. Morton aus Edinburgh im selben Sommer eine Sammelreise 
nach Norwegen unternahm und hierbei das von Strand mehr vernachlässigte 


Nachtrag zur Perliden-Fauna Norwegens. 189 


Innere des Landes berührte, indem er der häufig benützten Touristenroute 
Saeterstoen (18./VI.—28./V1.), Mjös-See, Gudbrandsdal, Domaas (30./Vl. 
bis 2./VII.) bis Fokstuen auf dem Dovrefjeld (2./VIL—6./V11.) folgte. Die 
Rückreise ging über Romsdal nach Molde (10./VIL.). (Die eingeklammerten 
Zahlen bedeuten die Zeit des Aufenthaltes in den einzelnen Orten.) 

Seine Ergebnisse sind im „Entom. Monthly Mag.“ (2), Vol. XII, p. 24—28 
und p. 146—148 niedergelegt. 

Morton fand vier von mir seinerzeit nicht angeführte Arten: Capmia atra, 
Taeniopteryx Risi, Leuctra albida und Nemura borealis; Strand ausser den 
beiden erstgenannten auch Capnopsis Schilleri und Protonemura Meyeri, so dass 
sich die Gesammtzahl der gegenwärtig als norwegisch bekannten Arten auf 
31 beläuft. Jedenfalls gehört Norwegen — dank den Bemühungen der beiden 
Herren — hinsichtlich der Perliden jetzt zu den best durchforschten Ländern 
Europas. 

In der folgenden Aufzählung sind die früher von mir nicht angeführten. 
Arten mit einem * bezeichnet. 


1. Dietyopteryx dovrensis Morton. (D. compacta Kempny, 1. c., 
S. 87—88; Morton, 1. e., p. 146—147, 3 Fig.) 


Morton fand am 6./VII. bei Fokstuen (Dovrefjeld) unter Steinen zwei 
9, die in den Genitalien vollständig mit den seinerzeit von der Kola-Halbinsel 
erhaltenen übereinstimmten, jedoch im Gegensatze zu diesen verkümmerte Flügel 
besassen. Bei letzterer Form sind nämlich nur die g' mieropter. 

Mac Lachlan und Morton sind geneigt, diese nordeuropäische Art mit 
der seinerzeit aus Nordsibirien beschriebenen D. compacta Mac Lachl. zu identi- 
fieiren, welcher Ansicht ich mich in meiner früheren Arbeit angeschlossen habe. 
Morton’s Figuren haben aber starke Bedenken in mir erregt, ob es sich hier 
wirklich um eine und dieselbe Art handelt; sie sind von den Mac Lachlan- 
schen!) doch gar zu verschieden! 

So misslich es auch ist, ohne Kenntniss der Typen der Ansicht zweier so 
erfahrener Neuropterologen zu widersprechen, halte ich es doch für besser, vorder- 
hand für die Art den von Morton ursprünglich in Aussicht genommenen Namen 
„dovrensis“ beizubehalten, da dies gewiss weniger Uebelstände mit sich bringt, 
wie wenn zwei nicht zusammengehörige Formen unter einem Namen vereinigt 
werden. Wird in letzterem Falle früher oder später die Trennung doch durch- 
geführt, so wird die ganze frühere Literatur, so weit sie nicht Original- 
beschreibungen, sondern biologische oder faunistische Angaben enthält, nahezu 
werthlos. 

2. Isogenus nubecula Newman. Von Strand bei Hammerö und 
am Tysfjord, von Morton am Glommen bei Saeterstoen gefunden. 

Leider ist es Morton trotz vielfacher Bemühungen noch nicht gelungen 
festzustellen, welche Art die wahre „nubecula* Newman’s ist. Es ist das um so 


1) Ann, Soc. Entom. Belg., Vol. XV, Pl. I, Fig. 6—7, 


790 Peter Kempny. 


bedauerlicher, als mittlerweile die mitteleuropäische Isogenus-Art von Klapälek 
in gewohnter exacter Weise beschrieben!) und — entsprechend meiner Ver- 
muthung — deren Verschiedenheit von der nordischen unzweifelhaft bewiesen 
wurde. Sollte nubecula Newm. gleich der mitteleuropäischen Art sein, so tritt für 
die norwegische der von mir vorgeschlagene Name I. rectus in Kraft; ist sie 
aber gleich der letzteren, so wäre für die mitteleuropäische ein neuer Name 
wahrscheinlich nicht nothwendig, da dann Rambur'’s I. (Perla) parisina priori- 
tätsberechtigt sein dürfte. 

3. Isogenus Nanseni Kempny. In grösserer Anzahl von Strand am 
Tysfjord (Storaa) und von Morton am Laagen bei Domaas gesammelt. 
Auch in Finland (Utsjoki) kommt die Art nach Morton vor. 

4. Chloroperla grammatica Scop. Diese von mir auf die Autorität 
Schöyen’s hin aufgezählte Art wurde von Morton bei Lillehammer und 
Molde gefunden. 

5. Chloroperla Strandi Kempny. Hammerö (9./VIL, Strand), 
Lillehammer und Lesjeverk (Morton). 

6. Chloroperla griseipennis Pietet. Nach Morton am Glommen 
bei Saeterstoen sehr häufig; am Tysfjord (Storaa) selten (Strand). 

Die bisher noch nicht beschriebene Subgenitalplatte des @ ist nahezu recht- 
eckig mit abgerundeten Hinterwinkeln und schwach geschwungenem Hinterrande, 
der in der Mitte in einem kleinen flachen Bogen vorgezogen ist. 

7. Isopteryx Burmeisteri Pictet. Zahlreich am Tysfjord (Storaa). 
Nach Morton auch bei Domaas. 

8. Capnia nigra Pictet. Mehrere Stücke von Strand bei Kristiania 
und von Morton bei Domaas erbeutet. 

*9, Capnia atra Morton. Von Morton bei Domaas und Fokstuen 
gefunden, wodurch ihr a priori wahrscheinliches norwegisches Bürgerrecht be- 
wiesen wird. 

*10. Capnosis Schilleri Rostock. Von dieser weit verbreiteten,?) 
aber sehr seltenen Art fand Strand am 26./VI. bei Langöen 1 Z' und 29. 

*11. Taeniopteryx Risi Morton. Bei Lödingen und Porsgrund 
(Strand), Domaas und Fokstuen (Morton). 

Für die von mir nach Schöyen angeführte 7. trifasciata Pict. wäre 
hiernach eine neuerliche Bestätigung sehr erwünscht; dasselbe gilt für C’hloro- 
perla rivulorum Pict. 

12. Leuctra Klapaleki Kempny. Von Strand mehrfach erbeutet: 
Lödingen, 1./VII.; Larvik (Sogne), 28./VIIL.; Laersdalsöen, 4./IX.; Aal. 

Da sich in der letzten Sendung auch mehrere 5’ befanden, steht das 
norwegische Bürgerrecht der Art fest. 

*13. Leuetra albida Kempny. Ein (etwas zweifelhaftes) @ bei 
Domaas (Morton). 


ı) Bull, internat. Acad. d. Science. de Boh&me, 1900, p. 1—2, Pl. I, Fig. 3—7. 
?) Ein Z fing ich am 8./III. 1898 in Gutenstein, Niederösterreich. 


Nachtrag zur Perliden-Fauna Norwegens. 791 


14. Leuctra hippopus Kempny. Auch von dieser Art wurden er- 
freulicher Weise ' gefunden, und zwar von Strand bei Langöen (20./VI.) und 
‘ Hammerö, von Morton bei Lesjeverk. 

15. Leuctra nigra Klapälek. Storaa (Tysfjord). Ende Juli ein g' 
(Strand). 

*16. Nemura Meyeri Pictet. Langöen, 20./VL., ein g'‘. Das erste in 
Norwegen nachgewiesene Exemplar des Subgenus Protonemura. 

17. Nemura variegata Ol. Bei der überaus weiten Verbreitung dieser 
Art ist es nicht zu verwundern, dass sie an fast allen Sammelorten angetroffen 
wurde: Skien, Ulefos, 5./VI.; Langöen, 20./VIL.; Hadsel, 25./VI.; Lödingen, 
1./VIL.; Hammerö, 9./VIl.; Storaa, Ende Juli bis 8. August. 

18. Nemura avicularıs Morton. Domaas (Morton); Langöen, 
20./VI (1 &, 29); Lödingen, 1/VIL. (2 J, 42) (Strand). 

Die in meiner früheren Arbeit beschriebene Färbung des Hinterhauptes 
und Pronotums ist leider nur für nicht ganz ausgefärbte Thiere zutreffend. 
Vollständig ausgefärbte unterscheiden sich aber recht gut durch den glänzend 
schwarzen Kopf von lZateralis Morton. 

19. Nemura cinerea Pictet. Von Morton bei Domaas, von Strand 
bei Hammerö, Storaa, Aal, Larvik (Sogne) und Laersdalsöen gefunden. 

*20. Nemura borealis Morton. Bei Lillehammer am Mesna 
(Morton). 

21. Nemura inconspicuwa Morton. Häufig bis ins arktische Gebiet. 
Domaas, Fockstuen und Molde (Morton); Langöen, Hadsel, Lödingen, 
Hammerö und Storaa (Strand). 


Der Artenumfang in der Orinocarabus-Gruppe und 
nomenclatorische Vorschläge. 


Von 


Custos L. Ganglbauer. 


(Eingelaufen am 20. October 1901.) 


Die Verschiedenheit der Penisform, durch welche die Kreuzung nahe 
verwandter Arten verhindert wird, erwies sich bei untereinander vor- 
kommenden, einer Kreuzungsgefahr unterworfenen Arten als ein 
constanter Charakter erster specifischer Valenz, durch den es uns schon in vielen 
Fällen gelungen ist, schwierig zu unterscheidende Arten mit absoluter Sicherheit 
festzustellen. Nicht so aber bei geographisch getrennten Formen, die man auf 
Grund verschiedener Penisbildung als eigene Arten zu trennen versuchte. Ich 
war bei Bearbeitung des ersten Bandes meiner „Käfer von Mitteleuropa“ bereits 
in der Lage, nachzuweisen, dass die in erster Linie nach Penisdifferenzen von 


192 L. Ganglbaner. 


Carabus violaceus L. als Arten getrennten Formen: purpurascens, picenus, azu- 
rescens, obliquus und Neesi durch intermediäre Penisformen vollständig mit ein- 
ander verbunden sind und keineswegs als eigene Arten, sondern nur als Rassen 
des weit verbreiteten Carabus violaceus gelten können, und nun ist Herrn Paul 
Born, dem rastlosen und zielbewussten Explorator der Carabenfauna der Mittel- 
und Westalpen, ein ähnlicher Nachweis für die nach der Penisform als eigene 
Arten unterschiedenen Orinocaraben der grajischen, cottischen, Meer- und liguri- 
schen Alpen gelungen. Herr Born gelangte zu dem im diesjährigen 7. Hefte 
dieser „Verhandlungen“ (Bd. LI, S. 524—525) bekanntgemachten Resultate, dass 
C. heteromorphus K. Dan., cenisius Kraatz, Fairmairei Thoms., Putzeysianus G£h. 
und pedemontanus Ganglb. mit ihren Unterrassen nur geographische Formen 
einer aus Prioritätsgründen als ©. Fairmairei Thoms. zu bezeichnenden Art dar- 
stellen, und dass „von allen Orinocaraben der Westalpen einstweilen nur noch 
concolor F. = alpinus Dej., lombardus Kraatz, vor allen aber Zatreillei Dej., 
welcher mit concolor und heteromorphus zusammen lebt, das Recht haben, als 
eigene Arten titulirt zu werden“. 

Carabus concolor Kraatz = alpinus Dej. von den penninischen Alpen wird 
einerseits dem heteromorphus K. Dan. von den Cogner Alpen, andererseits der 
Schweizer Rasse des sölvestris, welche den Namen nivosus Heer führt, so ähnlich, 
dass er in den extremsten Formen von denselben nur durch die Penisbildung zu 
unterscheiden ist. Der Penis von ©. alpinus ist in der typischen Ausbildung sehr 
charakteristisch gestaltet, schlank und gegen die Spitze hakig nach vorne ge- 
krümmt, ändert aber nach Roeschke (Entom. Nachr., XXIV, 1898, 123) so ab, 
„dass bisweilen kaum noch die Drehung und Verdickung des Endes zu bemerken 
ist, während die charakteristische Krümmung bleibt“. 

Da aber der speeifische Werth von Penisdifferenzen in der Orinocarabus- 
Gruppe dadurch und durch die Ausführungen Born’s!) widerlegt ist, steht nichts 
weiter im Wege, Carabus Fairmairei sensu lat. Born der Westalpen und alpinus 
Dej. der penninischen Alpen mit dem über das ganze nördliche Alpengebiet, den 
Jura, die Vogesen, den Schwarzwald, Thüringerwald, Böhmerwald, das Erzgebirge, 
die Sudeten und Karpathen verbreiteten (©. silvestris sensu Ganglb.?) (Käfer von 
Mitteleuropa, Bd. I, S. 81) zu einer einzigen Art zu vereinigen, für welche, wie 
ich später zeigen werde, der Name Carabus concolor F. zu gelten hat. 

Die Artrechte des in den Bergamasker Alpen vorkommenden und von 
Herrn Born (Soc. Entom., X. Jahrg., 1835, 149) auch auf dem San Jorio west- 
lich vom Comer See aufgefundenen CO. lombardus Kraatz, der nach Roeschke 


') Born hat in seinem Reiseberichte: „Meine Excursion von 1898“ (Soc. Entom., XIII. Jahrg., 
1898—1899, Nr. 17—24 und XIV. Jahrg., 1899, Nr. 1—4) die Variabilität und Continuität der Penis- 
formen nicht nur einiger Orinocaraben beleuchtet, sondern (Soc. Entom., XIII. Jahrg., p. 181) auch 
eonstatirt, dass bei Carabus variolosus F. (nodulosus Creutz.), an dessen Specieseinheit wohl Niemand 
zweifeln wird, sehr verschiedene Penisformen auftreten. Der C. variolosus von der Cornia Reva 
(Szörenyer Alpen) im nordöstlichen Banat zeigt nach Born einen auffallend breiten, schaufelförmigen, 
der variolosus von den Karawanken einen total abweichenden, ganz zugespitzten Penis. 

2) Reitter hat (Verh. des naturf. Ver. in Brünn, Bd. XXXIV, 1896, 190) die silvestris-Rassen 
Haberfelneri Ganglb. und transsilvanieus Dej. als eigene Arten angenommen. 


We 


Der Artenumfang in der Orinocarabus-Gruppe und nomenclatorische Vorschläge. 193 


(Entom. Nachr., XXIV, 1898, 126) den Namen castanopterus Villa zu führen hat, 
suchte Reitter (Verh. des naturf. Ver. in Brünn, Bd. XXXIV, 1896, 189) durch 
ein neues Merkmal zu begründen, indem er darauf hinwies, dass bei demselben 
hinter der Basis des 4.—6. Ventralsegmentes scharf eingeschnittene Querfurchen 
vorhanden sind, während bei anderen verwandten Orinocaraben höchstens falsche 
Ventralfurchen vor dem Hinterrande des 3.—5. Ventralsegmentes auftreten sollen. 
Die Ventralstrigae sind aber bei castanopterus recht variabel und bald voll- 
ständig, bald in der Mitte breit unterbrochen, und es finden sich überdies bei 
manchen Stücken des alpinus vom Monte Rosa seitliche Reste echter Ventral- 
strigae. Da ferner auch die bei castanopterus normal auf zwei reducirte Zahl 
der Borstenpunkte des 3.—5. Ventralsegmentes keineswegs constant ist, kann ich 
castanopterus gleichfalls nur als Rasse des concolor betrachten. 

Der über die nördliche und südliche Kalkalpenkette der Ostalpen verbreitete 
Carabus alpestris Sturm, dessen Verbreitungsgebiet in den Nordalpen fast ganz 
mit dem des silvestris zusammenfällt, unterscheidet sich von silvestris, respective 
concolor constant durch die grössere Distanz der series umbilicata von der 
dritten primären Grübchenreihe der Flügeldecken. Die series umbilicata ist bei 
concolor von der dritten Grübchenreihe wenig weiter, bei alpestris aber nament- 
lich nach hinten fast doppelt so weit entfernt als vom Seitenrande. In dieser 
Hinsicht stimmen Carabus Hoppei Germ. und Bertolini Kraatz mit alpestris 
überein und unterscheiden sich dadurch von allen Formen des concolor. Bereits 
im ersten Bande meiner „Käfer von Mitteleuropa“ habe ich die Vermuthung aus- 
gesprochen, dass Carabus Hoppei der centralen Ostalpen als Urgebirgsform des 
alpestris zu betrachten sein dürfte, und die Richtigkeit dieser Vermuthung wurde 
nun seither durch Uebergangsserien zwischen alpestris und Hoppei, welche mein 
Freund Rudolf Pinker in den niederen Tauern gesammelt hat, vollkommen 
bestätigt. 

Carabus alpestris und seine Urgebirgsform Hoppei gehören ausschliesslich 
der alpinen Region an. Der typische silvestris lebt hauptsächlich in der Wald- 
region, findet sich aber auf dem Wechsel an der Grenze von Niederösterreich und 
Steiermark auch in der alpinen Zone, und zwar namentlich auf dem Gipfelplateau 
des Hochwechsels. Die der alpinen Region der Koralpe und des Saualpenzuges 
angehörige sölvestris-Rasse Redtenbacheri kommt auf der Saualpe und auf dem 
Zirbitzkogel in Gesellschaft des alpestris Hoppei vor. 

Der gleichfalls alpin lebende, über die Porphyrgebiete der westlichen 
Tiroler Dolomiten verbreitete ©. Bertolini Kr. differirt von alpestris durch 
flachere Gestalt, scharf abgesetzte, nicht herabgebogene Hinterecken des Hals- 
schildes und durch den nicht scharf, sondern stumpf zugespitzten Penis. Diesen 
Unterschieden dürfen wir in der Orinocarabus-Gruppe, in der wir die grösseren 
habituellen Differenzen zwischen alpestris und Hoppei oder zwischen Putzeysianus 
und Fairmairei und grössere Penisdifferenzen durch Uebergänge vermittelt finden, 
keinen specifischen Werth beilegen, und ich betrachte deshalb ©. Bertolinii als 
Porphyrgebirgsrasse des alpestris, obwohl mir noch keine ausgesprochenen Ueber- 


gänge vorliegen. In Südtirol bildet das Fassathal eine Grenze zwischen den 


194 L. Ganglbanuer. 


Verbreitungsgebieten von alpestris und Bertolinii, die durch dasselbe in der 
Luftlinie (Latemar—Lusia-Alpe) kaum eine Meile weit getrennt sind. 

Ueber die speeifische Selbstständigkeit von Carabus carinthiacus Sturm 
und Latreillei Dej. kann kein Zweifel bestehen. Der erstere ist über die Alpen 
von Mittel- und Südtirol, die Tauern, die julischen Alpen, die Karawanken und 
über die Hochgebirge Bosniens verbreitet und sein Verbreitungsgebiet fällt theil- 
weise mit dem des alpestris, in dessen Gesellschaft er oft gefunden wird, zu- 
sammen. Er kommt aber auch in der Waldregion vor. Carabus Latreillei lebt 
im Gebiete des Monte Rosa, namentlich auf der Südseite desselben, in Gesell- 
schaft des concolor alpinus (conf. Born, Soc. Entom., XI. Jahrg., 1896, 3) und 
angeblich auch im Berner Oberlande, was aber Born (l. e,, X. Jahrg., 1897, 
106) vielleicht mit Recht bezweifelt. 

Es erscheinen somit die Caraben der Orinocarabus-Gruppe, in dem engeren 
Sinne, in welchem sie von Reitter (Verh. d. nat. Ver. Brünn, Bd. XXXIV, 1896, 
185—191) begrenzt wird, auf vier Arten reducirt. Diese sind: 

1. Der über den Jura, die Vogesen, die mittel- und süddeutschen Gebirge, 
die Sudeten, Karpathen und über den grössten Theil des Alpengebietes verbreitete 
und, wie es scheint, nur in den südöstlichen Ostalpen fehlende concolor mit 
seinen zahlreichen Rassen ; 

2. alpestris mit seinen Rassen Hoppei und Bertolinii von den Ostalpen; 

3. der über die Oetzthaler Alpen, die Tauern, die Dolomiten, die carnischen 
und julischen Alpen, die Karawanken und über die Hochgebirge Bosniens ver- 
breitete carinthiacus; 

4. Latreillei vom Gebiete des Monte Rosa. 

Bei dieser Gelegenheit möchte ich mir erlauben, einen Vorschlag zur Be- 
zeichnung der untergeordneten Localrassen zu machen. Es ist in der Zoologie 
bereits seit längerer Zeit Usus, Subspecies oder geographische Rassen ternär ohne 
Verwendung der ohnehin nicht passenden Bezeichnung „var.“ einfach durch An- 
fügung des Subspecies- oder Rassennamens an den Speciesnamen zu bezeichnen, 
also beispielweise Carabus silvestris transsilvanicus statt Carabus silvestris var. 
transsilvanicus (conf. Bericht über Regeln der zoologischen Nomenclatur, dem 
IV. internationalen zoologischen Congresse in Cambridge vorgelegt von der inter- 
nationalen Nomenclatur-Commission 1898, p. 13, 8.5). Diesem Usus wird sich 
in Zukunft die Coleopterologie nicht verschliessen können, wie denn auch Andreas 
v. Semenow bereits in vielen Arbeiten über Carabus, Lethrus, Rhizotrogus, 
Prionus ete. und Verfasser in seiner „Revision der europäisch-mediterranen Arten 
der blinden Bembidiinen-Genera“ (in diesen „Verhandlungen“, 1900, 151—184) 
für die geographischen Formen des Scotodipmus glaber von demselben Gebrauch 
gemacht hat. Logischer Weise wären dann die Unterrassen quaternär zu be- 
zeichnen, und diese quaternäre Bezeichnung möchte ich in Vorschlag bringen, 
um die Unterrassen als solche und ihre Zugehörigkeit zur Hauptrasse zu kenn- 
zeichnen. 

Dann bliebe uns die Bezeichnung „var.“ für die nicht erblichen, indi- 
viduellen, in vielen Fällen keinen besonderen Namen verdienenden Abänderungen, 


Der Artenumfang in der Orinocarabus-Gruppe und nomenclatorische Vorschläge. 195 


die ohne Consequenz bald als Varietäten, bald als Aberrationen aufgeführt werden. 
Hierbei kann ich nicht umhin, zu bemerken, dass es sehr an der Zeit wäre, einen 
grossen Theil dieser Varietäten in den Katalogen über Bord zu werfen, wie dies 
bereits Julius Weise in Reitter’s „Catalogus Coleopterorum Europae, Caucasi 
et Armeniae rossicae, 1891* für sehr zahlreiche von ihm selbst aufgestellte Cocei- 
nelliden-Aberrationen besorgt hat. 

Von den Formen des Carabus alpestris hätten wir die Hauptrassen Hoppei 
und Bertolinü ternär, die Unterrasse tyrolensis des Hoppei quaternär und die 
individuellen Abänderungen illyricus und puncticollis mit vorgesetztem „var.“ 
oder „v.“ in folgender Weise zu bezeichnen: 


Carabus alpestris Sturm. 
Hoppei var. b. Thoms. 
olivaceus Geh. 
v. illyrieus Kr. 
alpestris Hoppei Germ. 
brevicornis Kr. 
v. puncticollis Kr. 
alpestris Hoppei tyrolensis Kr. 
alpestris Bertolimü Kr. 


In coneisen Katalogen müsste natürlich die Wiederholung des Species- 
namens und der Hauptrassennamen vermieden werden und wir könnten in diesen 
die Hauptrassen mit fortlaufenden grossen Buchstaben, die Unterrassen jeder 
Hauptrasse mit gleichlautenden, eventuell mit fortlaufenden Indices versehenen 
kleinen Buchstaben des lateinischen Alphabetes bezeichnen, wodurch sich die 
Schreibweise für die Formen des C. alpestris in folgender Weise vereinfachen 


würde: 
Carabus alpestris Sturm, 


Hoppei var. b. Thoms. 
olivaceus Geh. 

v. illyrieus Kr. 

A. Hoppei Germ. 

brevicornis Kr. 

v. puncticollis Kr. 

a. tyrolensis Kr. 

B. Bertoliniü Kr. 

Nach den Prioritätsgesetzen führen die Arten ihren Namen nach der zu- 
erst beschriebenen Form, gleichgiltig, ob diese als Stammform zu betrachten 
ist oder nicht. Der Name der zuerst beschriebenen Form wird dann zum Ge- 
sammtnamen des ganzen Rassencomplexes, und es wird sich empfehlen, die zu- 
erst beschriebene Form, wenn sie nicht als Stammform, aber als bestimmte 
geographische Rasse aufgefasst werden kann, in der natürlichen Reihenfolge der 
Rassen ternär durch Verdoppelung des Speciesnamens oder als forma typica zu 


bezeichnen. 
Z.B. Ges. Bd. LI. 52 


796 L. Ganglbaner. 


Die zahlreichen geographischen Rassen, die sich von dem über die Vogesen, 
den Jura, den Schwarzwald, den Thüringerwald, den Harz, das Erzgebirge, die 
Sudeten, den Böhmerwald, die baierischen Alpen und den nördlichen Theil der 
Östalpen verbreiteten typischen Carabus silvestris ableiten, müssen wir nach 
dem Prioritätsgesetze unter dem Namen (©. concolor Fabr. zusammenfassen, nach- 
dem sich das Original-Exemplar des früher als ©. silvestris Panz. (Fauna Germ,, 
5, 1793, 2) beschriebenen C. concolor Fabr. (Ent. Syst., I, 1792, 127), welches 
von Schaum (Naturg. Ins. Deutschl., I, 1856—1860, 161, 165) als nivosus Heer, 
von Kraatz (Mitth. d. Schweiz. Ent. Ges., V, 1877, 326) als kräftiges alpinus- 
Weibchen mit relativ grossem Halsschilde erklärt wurde, wenigstens sicher als ein 
Element dieses Rassencomplexes herausgestellt hat. Ich möchte aber bei der 
durchaus nicht zuverlässigen Deutung eines weiblichen Stückes und bei der von 
Fabricius für concolor gegebenen unzweifelhaft falschen Patria-Angabe „Hol- 
satia* Carabus concolor nicht mit Bestimmtheit auf alpinus Dej. beziehen und 
lieber den letzteren als concolor alpinus bezeichnen, wobei der Name concolor 
für eine bestimmte geographische Rasse in Ausfall käme und nur zur Bezeich- 
nung des ganzen Rassencomplexes Anwendung fände. 


In der Rassenreihe der nunmehr als €. concolor F. zu bezeichnenden Art 
können wir silvestris, transsilvanicus, Redtenbacheri, castanopterus, alpinus, 
cenisius, Fairmairei und Putzeysianus als Subspecies oder Hauptrassen, die 
übrigen als Unterrassen oder secundäre Rassen bezeichnen. Ich gebe noch eine 
Uebersicht über die Formen des Carabus concolor, in welcher die von mir vor- 
geschlagene Bezeichnung für die Haupt- und Unterrassen besonders deutlich her- 
vortritt. 


Carabus concolor F. Gebirge des centralen Mitteleuropa, Karpathen, Alpen. 
A. silvestris Panz. Vogesen, Jura, Schwarzwald, Thüringerwald, Erz- 
gebirge, Sudeten, Böhmerwald, Allgäuer Alpen, 
nördliche Ostalpen. 
concolor Panz. 
a Haberfelneri Ganglb. Ybbsthaler Alpen, Gesäuse-Alpen. 
a, nivosus Heer. Nord-, Central- und Ostschweiz, Ortler Alpen. 
nivalis Heer. 
B. transsilvanicus Dej. Central- und Nordost-Karpathen, trans- 
silvanische Alpen. 
glacialis Mill. ex p. 
Milleri Thoms. ex p. 
Hoppei Kr. ex p. 
C. Redtenbacheri Geh. Koralpe, Saualpe, Zirbitzkogel. 
angustatus Redtb. 
glacialis Mill. ex p. 
Hoppei Kr. ex p. 
D. castanopterus Villa. Südliche Tessiner Alpen, Bergamasker Alpen. 
lombardus Kr. 


Der Artenumfang in der Orinocarabus-Gruppe und nomenclatorische Vorschläge. 197 


E. alpinus Dej. Oestliche penninische Alpen (vom Matterjoch ost- 
wärts), nördliche Tessiner Alpen. 
concolor Kr. 
e; bernhardinus Kr. Montblane-Gruppe und westliche penninische 
Alpen bis zum Matterjoch. 
ea bernensis Born. Berner Alpen. 
es mimethes Kr. Monte Rosa. 
e, ampkicollis Kr. Val d’ Andorno. 
mimethes Born 1894, nec postea. 
F. cenisius Kr. Grajische Alpen, Mont Cenis. 
Sellae Kr. 
fi heteromorphus K. Dan. Cogner Alpen. 
Putzeysianus Born 1895, nec postea. 
fo, stwrensis Born. Sturagebiet. 
f; ceresiacus Born. Alpen bei Ceres. 
f, fenestrellanus Beuth. Alpen bei Fenestrelle. 
G. Fairmairei Thoms. Cottische Alpen, Monte Viso. 
Baudiüi Kr. 
H. Putzeysianus Geh. Meeralpen. 
maritimus Schaum 1856, nee Motsch. 1850. 
Putzeysi Thoms. 
h, omensis Born. Cima dell’ Omo in den cottischen Alpen. 
h, tendanus Born. Col di Tenda. 
h; pedemontanus Ganglb. Ligurische Alpen. 
Putzeysianus Kr. 


Da bei der ternären und quaternären Nomenclatur Rassennamen nur in 
Verbindung mit dem Speciesnamen gebraucht werden dürfen, ist es nicht von 
Belang, wenn der Rassenname innerhalb derselben Gattung anderweitig vergeben 
ist. Es könnte daher für Carabus concolor Putzeysianus Geh. der Name Cara- 
bus concolor maritimus Schaum substituirt werden. 


Die Rassen und Unterrassen des Carabus concolor F. oceupiren gegen- 
wärtig Gebiete, die während der Eiszeit vergletschert waren. Es kann kein Zweifel 
bestehen, dass sie sich von einer Form ableiten, welche während der letzten grossen 
posttertiären Eisperiode die gletscherfreien Theile Mitteleuropas und den Alpen- 
rand der Po-Ebene bewohnte und sich nach derselben mit dem Zurücktreten der 
Gletscher unter Bildung zahlreicher Rassen und Unterrassen über den grössten 
Theil der Alpen, über die den Alpen vorgelagerten Gebirge Mitteleuropas und 
über die Karpathen verbreitete, während sie in den wärmer werdenden, ihr 
klimatisch nicht mehr zusagenden Niederungen verschwand. Von dieser Form 
dürfte der über die Gebirge Centraleuropas verbreitete silvestris, der in seiner 
Unterrasse Haberfelneri bereits eine Tendenz zu extremer Penisbildung zeigt, 
kaum verschieden sein. Dieser silvestris wäre somit als Stammform des ganzen 
Rassencomplexes zu betrachten, und nach ihm sollte die Art den Namen führen. 

52* 


798 L.Gan glbauer. Der Artenumfang in der Orinocarabus-Gruppe u. nomencel. Vorschl, 


Nach den wohl recht unwissenschaftlichen, aber leider noch nicht zu umgehenden 
Prioritätsregeln mussten wir aber den älteren Namen concolor F. als Artnamen 
wählen. Glücklicher Weise eignet sich dieser insoferne als Gesammtname recht 
gut. als er, wie oben gezeigt wurde, für keine bestimmte geographische Rasse 
in Anspruch genommen werden kann. 

Carabus concolor F. existirte wie die meisten unserer alpinen Pflanzen 
und sowie Carabus alpestris, carinthiacus und Latreillei jedenfalls schon in der 
Tertiärzeit als Bewohner der Alpen. Durch die Vergletscherungen während der 
Glacialperiode wurde er in die Niederungen herabgedrängt und nach der Glaecial- 
periode kehrte er nicht nur in die höheren Regionen der Alpen, seine ursprüng- 
liche Heimat, zurück, sondern occupirte auch die höheren Gebirge Centraleuropas 
und die Karpathen. Auf den Karpathen könnte er aber in gleicher Weise wie 
auf den Alpen schon vor der Glacialperiode existirt haben, 


Neue Lepidopteren aus Bosnien und der Hercegovina. 
Von 


Dr. H. Rebel. » 


(Eingelaufen am 4. November 1901.) 


1. Hiptelia Apfelbecki nov. spec. d. 

Herr Custos Vietor Apfelbeck fing bereits vor Jahren auf der Ivan 
planina in ca. 900 m Höhe (wahrscheinlich im Monat August durch Nachtfang 
am Köder) ein einzelnes 5' einer auffallend hell ockergelblichen Eule, welche 
sich als eine neue Hiptelia-Art herausstellte. 

Die braunen Fühler haben kurze, bewimperte Kammzähne, die gegen die 
Spitze stark an Länge abnehmen, und stimmen darin sehr gut mit den gleich 
gebauten Fühlern von Hiptelia Ochreago Hb. überein. 

Der Stirnschopf ist blass ockergelblich, die nackten schwarzbraunen Augen 
sind sehr gross. Die Palpen von 1!/; Augendurchmesserlänge sind anliegend 
ockergelblich beschuppt, mit sehr kurzem, hängenden Endglied. Der Rollrüssel 
ist gut entwickelt. Die (theilweise verletzte) Thoracalbekleidung besteht aus mehr 
anliegenden Schuppen, welche wie die Grundfarbe der Vorderflügel blass ocker- 
gelblich gefärbt sind, mit einzelnen eingesprengten schwarzen Schuppen. 

Die Mittel- und Hinterbeine sind wie bei Ochreago gebildet, ihre Schienen 
mit schwachen Dornborsten besetzt (die Vorderbeine fehlen leider). Die Färbung 
der Beine ist ebenfalls blass ockergelblich. Das gleichgefärbte Abdomen ist bei 
vorliegender Type aussergewöhnlich gestreckt, die blass ockergelblichen Genital- 
klappen sehr lang und schmal, ein nackter Uncus stark entwickelt. 

Die Gestalt der Vorderflügel ist viel kürzer und breiter als bei Ochreago, 
mit abgestumpfter Spitze. Die Grundfarbe der Vorderflügel ist ein sehr blasses 
Ockergelb. Als Zeichnung treten sehr feine bräunliche Querstreifen bei !/; und ®/, 


Neue Lepidopteren aus Bosnien und der Hercegovina. 799 


auf und noch unbestimmtere, etwas breitere Schattenstreifen in der Flügelmitte 
und im Saumfelde. Der erste, sehr schwache Querstreifen ist nach aussen ge- 
rundet und scheint unterhalb der unteren Mittelrippe plötzlich schräg nach aussen 
in den Innenrand zu ziehen. Der folgende Mittelschatten ist deutlicher, sanft 
gebogen und berührt die innere dunkle Einfassung der sonst nicht wahrnehm- 
baren Nierenmakel. Auch von allen anderen Makeln ist keine Spur vorhanden. 
Der äussere feine Querstreifen zieht dem Mittelschatten fast parallel, der Schatten 
im Saumfeld ist nur gegen den Vorderrand zu angedeutet. Die zusammenhängende, 
dunkle Saumlinie ist auf allen Flügeln sehr deutlich. Die Fransen der Vorder- 
flügel wie die Grundfarbe derselben mit einzelnen dunklen Schuppen durchsetzt. 

Die Hinterflügel sind ebenfalls viel kürzer und breiter als bei Ochreago, 
ihre Saumlinie macht nur ganz seichte, gleichmässige Einbuchtungen. Ihre Farbe 
(sammt den Fransen) ist weisslich, gegen den Vorderrand blass ockergelblich 
mit feinem dunklen Mittelpunkt und dunkelgrauer Bestäubung, welche nament- 
lich gegen den Innenrand zu an Dichte zunimmt. | 

Die Unterseite aller Flügel ist blass ockergelblich, gegen den Innenrand 
auf Vorder- und Hinterflügel weisslich, auf allen Flügeln mit dunklem Mittel- 
punkte und feinem äusseren dunklen Querstreifen, der gegen den Innenrand zu 
verlischt. Die Mittelzelle der Vorderflügel zeigt daselbst noch dunkelgraue 
Bestäubung. , 

Vorderflügelläinge 17 mm, Expansion 32 mm; grösste Breite der Vorder- 
flügel 9 mm. 

Nach Herrn Vietor Apfelbeck, Custos am bosnisch-hercegovinischen 
Landesmuseum, dem bekannten Coleopterologen und eifrigen Erforscher der In- 
vertebraten-Fauna des Balkans, benannt. 

Die vorliegende neue Art kann schon zufolge der ganz verschiedenen 
Flügelform und auffallend hellen Färbung nicht mit Ochreago verwechselt werden. 
Von den übrigen Hiptelia-Arten könnte nur noch Lorezi Stgr. und Bogda- 
novi Ersch. in Vergleich gezogen werden; erstere unterscheidet sich sofort durch 
anderen Fühlerbau, bedeutendere Grösse, tief braune Färbung ete., letztere central- 
asiatische Art soll starke Dornborsten auf den Schienen, schmälere Flügel, die 
Vorderflügel von lederbrauner Färbung mit deutlicher Makelzeichnung etc. be- 
sitzen. Dennoch dürfte die mir in natura unbekannte MH. Bogdanovi der soeben 
beschriebenen neuen Art aus Bosnien vielleicht zunächst stehen. 

2. Larentia Aqueata Hb. var. Hercegovinensis nov. var. d\, 9. 

Schon bei meinem ersten Besuche in der Hercegovina traf ich Mitte Juli 
1898 im Prenjgebirge in ca. 1300 m Höhe einzeln einen hell weissgrauen Spanner 
in offenem Terrain an Felsen sitzend, den ich anfänglich für die fast verschollene 
Lar. Senectaria H.-S. hielt. Später wurde dieselbe Form wiederholt im Prenj- 
gebiete von Herrn Winneguth und Dr. Penther gefunden, wie auch in Süd- 
bosnien auf der Bjelasnica (in ca. 1800 m Höhe); Dr. Penther fing auch An- 
fangs Juli 1900 mehrere Stücke auf der Plasa. 

Ein genauer Vergleich des vorliegenden Materiales (4 d', 6 2) ergab, 
dass sich die Form durch kein eonstantes Merkmal von L. Aqueata Hb. trennen 


00 H. Rebel. 


lässt, obschon die Extreme beider sehr stark von einander differiren. Der einzige 
constant erscheinende Unterschied liegt in dem vollständigen Mangel eines grün- 
grauen Anfluges in der Färbung der Vorderflügel, welcher sich bei alpinen Stücken 
der Aqueata fast stets auf den mehr fett glänzenden Vorderflügeln deutlich vor- 
findet. Im morphologischen Bau der männlichen Fühler, der Palpen ete. besteht 
kein Unterschied. Auch die für Aqueata charakteristische rein weisse Färbung des 
Kopfes und schwärzliche Färbung der Palpen findet sich in gleicher Weise bei 
den Stücken aus der Hercegovina, respective von der Bjelasnica. Die Zeichnung 
der Vorderflügel variirt wie bei der Stammform Aqueata stark an Deutlichkeit. 
Zuweilen tritt ein Mittelpunkt der Vorderflügel sehr hervor, die äussere Begrenzung 
des Mittelfeldes kann scharf gelappt werden, der Basaltheil der Hinterflügel 
weisslich, die Saumlinie aller Flügel auf den Rippen weit unterbrochen. Kommt 
dazu noch (bei selbst fransenreinen Stücken) eine vorherrschend weissgraue, voll- 
ständig glanzlose Färbung, so ist die Zugehörigkeit zu Aqueata nicht leicht er- 
kennbar. 

Auffallender Weise wurde die typische, mit alpinen Stücken überein- 
stimmende Aqueata auf dem Trebevic (bei Sarajevo) am 20. August 1898 von 
Herrn Custos Apfelbeck und Herrn Winneguth gefunden. Es scheint dem- 
nach, dass erst in Südbosnien und der Hercegovina die Art in der hier be- 
schriebenen Form auftritt, deren Diagnose im neuen Kataloge „dilutior, albicans“ 
lauten könnte. Originalstücke befinden sich im k. k. naturhistorischen Hofmuseum 
in Wien und im bosnisch-hercegovinischen Landesmuseum. 

Larentia Senectaria H.-S. hat keine kammzähnigen, sondern blos kurz 
gewimperte Fühler des g', hell bräunlichgraue Färbung der Vorderflügel, ein 
anders gestaltetes, schmäleres Mittelfeld derselben ete. 

3. Lignyoptera Thaumastaria nov. spec. d. 

Diese grosse, lebhaft gefärbte neue Geometride hat Habitus und wesent- 
lichen Bau der bisher für monotypisch gehaltenen Gattung Lignyoptera Ld. In 
nachstehenden morphologischen Merkmalen bestehen allerdings leichte Divergenzen 
gegenüber der einzigen bisherigen Art, Fumidaria Hb., die aber doch zur Auf- 
stellung einer neuen Gattung nicht berechtigen. Die Fühler (Z') der neuen Art 
sind nämlich mit kürzeren Zähnen versehen als bei Fumidaria, die Palpen noch 
kürzer als bei letzterer Art, diese wie die Stirne fast glatt beschuppt; nur die 
Brust zeigt einzelne längere Haare, die an die zottige Bekleidung von Fumidaria 
erinnern. Der schlanke Körper, der Bau der Beine und vor Allem das Geäder 
stimmt jedoch in allen seinen Details mit Fumidaria überein. 

Kopf und T'horax sind rostbräunlich gefärbt; die hell bräunlichen Fühler 
betragen nur etwas über ein Drittel der Vorderrandslänge, ihre untere Schneide 
ist kurz gesägt mit seitlich gestellten, kurzen Wimperbüscheln. Die Schulterdeceken 
zeigen eine lang abstehende rostrothe Behaarung, die langen Beine sind bräun- 
lich, die volle Sporenzahl ist vorhanden. Der schlanke Hinterleib überragt den 
Afterwinkel der Hinterflügel und ist röthlich ockerfarben, mit kurzem Analbüschel. 

Die Flügel zeigen ganz die Form jener der Fumidaria und haben eine 
hell ockergelbliche Grundfarbe und eine röthliehviolette Zeichnung. Letztere 


EEE WESER 


Neue Lepidopteren aus Bosnien und der Hercegovina. sol 


besteht auf den Vorderflügeln aus einem ziemlich breiten, kurzen, nach Aussen 
gekrümmten Querband, welches von einem Drittel des Vorderrandes nur bis zur 
unteren Mittelrippe reicht, und einer einwärts gekrümmten, schmäleren solchen 
Binde, von */; des Vorderrandes bis Rippe 3 reichend. Letztere Binde setzt sich 
eigentlich aus zwei Flecken zusammen, deren Trennung auf Rippe 7 eintritt. Der 
obere Theil des Querastes, sowie eine scharfe Saumlinie sind ebenfalls röthlich- 
violett. Die Hinterflügel zeigen die von der Unterseite durchschimmernde dunkle 
Zeichnung, welche namentlich in Form eines äusseren, senkrecht auf den Vorder- 
rand ziehenden Querbandes und eines dunklen Mittelpunktes auftritt. Die Fransen 
aller Flügel sind röthlich. 

Die rothgelbe Unterseite ist durch violettröthliche Färbung längs des 
Innenrandes der Vorderflügel und durch solche Quersprenkel in allen übrigen 
Flügeltheilen stark verdüstert. Die Vorderflügel zeigen daselbst nur die äussere 
Querbinde und den Mittelpunkt deutlich, die Hinterflügel eine in der Flügelmitte 
scharf geeckte Querbinde, welche jedoch den Innenrand nicht erreicht, den 
Vorderrand aber bei ?/; trifft. 

Vorderflügelläinge 21 mm, Expansion 36 mm; grösste Breite der Vorder- 
flügel 12 mm. 

Ein einziges, sehr gut erhaltenes 5‘ wurde von Herrn Othmar Werner „auf 
einem höheren Gebirgszuge südlich von Zepce in Nordbosnien am 15. October 
1901“ erbeutet und gelangte durch die freundliche Vermittlung des Herrn Anton 
Metzger in den Besitz des k. k. naturhistorischen Hofmuseums in Wien. Nähere 
Localitätsangaben waren von dem Entdecker nicht zu erhalten. 

4. Gnophos VPentheri nov. spec. J', 9. 

Herr Dr. Penther fing im Jahre 1900 auf der Plasa (Hercegovina) in 
ca. 1300 m Höhe ein tadellos frisches Pärchen einer weissgrauen Gnophos-Art, 
wovon das @ am 5. Juli erbeutet wurde. In den Vorräthen des Landesmuseums 
in Sarajevo fand sich noch ein dazu gehöriges abgeflogenes ?, welches von Custos 
Apfelbeck am Trebevid gesammelt worden war. 

Die neue Art stimmt im Bau der männlichen Fühler und Beine im All- 
gemeinen mit (der grösseren und viel dunkleren) Gn. Ambiguata Dup. überein, 
so dass ich anfangs an die von Dr. Staudinger aus dem Veluchi (Griechenland) 
beschriebene helle Ambiguata var. Graecaria dachte. 

Ein Vergleich des 5 aus der Hercegovina mit den Originalen der Ambi- 
guata var. Graecaria, welchen Herr Bang-Haas in Blasewitz die Freund- 
lichkeit hatte vorzunehmen, ergab jedoch ein gegentheiliges Resultat. Grae- 
caria besitzt nach den Mittheilungen des Herrn Bang-Haas auf Rippe 4 der 
Hinterflügel einen viel tieferen Ausschnitt und lässt sich auch in der Färbung 
nicht mit vorliegender Gnophos-Art aus der Hercegovina vereinen, die ich dem- 
nach im Vergleiche zu der nächststehenden Ambiguata als neu beschreibe. 

Die im männlichen Geschlechte rostbräunlichen (beim 2 grau gefärbten) 
Fühler zeigen schärfer hervortretende Gliederenden als bei Ambiguata, an welchen 
die Wimperbüsche viel weiter seitlich abstehen. Die sehr kurzen Palpen sind 
wie bei Ambiguata bräunlich. Die hell bräunlichgrauen Beine mit stark ver- 


s02 H. Rebel. 


diekter Hinterschiene des Z’ sind wie bei Ambiguata beschaffen. Das Abdomen 
ist hier in beiden Geschlechtern auffallend kurz, beim 9 stumpf abgeschrägt, den 
Afterwinkel der Hinterflügel nicht erreichend. Die Färbung des Thorax und 
Abdomens ist hellgrau mit dunklerer Bestäubung. 

Die Grundfarbe der Flügel ist weissgrau, auf der Oberseite fast überall 
mit einzelnen dunkelgrauen Schuppen bestreut. Die am Vorderrande vor der 
Spitze in beiden Geschlechtern deutlich abgeschrägten Vorderflügel (wodurch die 
Spitze viel stumpfer als bei Ambiguata erscheint) besitzen als Zeichnung einen 
ovalen (beim Q mehr kreisförmigen) Mittelpunkt mit hellem Kern und zwei 
dunkle, schwer erkennbare Querstreifen, deren Verlauf jenen bei Ambiguata ent- 
spricht. Ihr Beginn am Vorderrande ist durch fleckartige Verdunkelungen 
angezeigt. Auf den Hinterflügeln, deren Saum schwach gewellt ist und nur auf 
Rippe 4 eine schwache Einbuchtung zeigt, setzt sich nur die äussere Querlinie 
fort, welche hier den dunklen Mittelpunkt fast berührt, wogegen letzterer bei 
Ambiguata stets deutlich getrennt, basalwärts von ihr zu liegen kommt. Der 
Saum aller Flügel ist vollständig unbezeichnet, wogegen bei Ambiguata hier sehr 
deutliche schwarze Punkte auftreten, die auf den Hinterflügeln mehr strich- 
förmig werden. Noch verschiedener sind die hier auffallend weissgelben Fransen, 
welche bei Ambiguata die dunkle Färbung der Flügelfläche zeigen. Die Unter- 
seite ist gelblich weissgrau und bis auf den dunklen Mittelpunkt beim Z' voll- 
ständig zeichnungslos, wogegen bei Ambiguata-Männchen hier stets auf den 
Vorderflügeln (und Hinterflügeln) der äussere braune Querstreifen sich findet. 
Das eine Pentheri-Weibchen (von der Plasa) zeigt auf den Vorderflügeln schwache 
Spuren des äusseren Querstreifens. 

Vorderflügellänge 16—17 mm, Expansion 29—31 mm. Das typische Pärchen 
(von der Plasa) befindet sich im k. k. naturhistorischen Hofmuseum in Wien. 

Die Unterschiede in den männlichen Fühlern, die stumpfere Form der 
Vorderflügel, der ganz unbezeichnete Saum und die weissgelben Fransen sichern 
bei aller Variabilität von Ambiguata doch zweifellos die Rechte vorliegender 
interessanten Art, welche ich nach ihrem Entdecker Herrn Dr. Arnold Penther 
benenne, der bereits auf zwei zoologischen Sammelreisen nach der Hercegovina 
in erfolgreichster Weise auch den Fang von Lepidopteren betrieb. 

5. Argyresthia Prenjella nov. spec. d, %. 

Der Kopf, sowie die Grundfarbe der Vorderflügel schneeweiss. Die Fühler 
bis ans Ende scharf schwarz und weiss geringt. Die hängenden, schneeweissen 
Palpen noch länger als bei den verwandten Arten. Thorax und Brust rein weiss, 
ebenso die Beine, deren Vorderschienen gebräunt und deren Tarsen an Vorder- 
und Mittelbeinen, wie auch die Mittelschienen aussen goldbraun gefleckt sind. 
Das Abdomen gelbgrau, auf der Bauchseite rein weiss, beim Q mit lang hervor- 
stehender Legeröhre. 

Die schneeweissen glänzenden Vorderflügel zeigen nahe der Basis eine kurze, 
beim 2 undeutliche, nach aussen gelichtete goldbraune Binde, welche in der Falte 
endigt. Weiters liegen bei !/; und bei '/, zwei einander parallele, hell goldbraune, 
gegen den Innenrand dunkelbraune, gerade verlaufende Querbinden, wovon die 


Neue Lepidopteren aus Bosnien und der Hercegovina. 8053 


äussere unter dem Vorderrande durch die Grundfarbe unterbrochen ist, wogegen 
ihr unteres Stück an der Unterbrechungsstelle eine kurze Erweiterung nach 
aussen zeigt. Die weissen Fransen sind sehr schwach bräunlich angehaucht. Die 
Hinterflügel dunkel bleigrau mit namentlich an der Basis bräunlich glänzenden 
Fransen. Die Unterseite der Vorderflügel ist schwarzgrau mit weissen Flügel- 
rändern, jene der Hinterflügel wie die Oberseite gefärbt. 

Vorderflügellänge 6 mm, Expansion 12—13 mm. 

Herr Dr. Penther fing ein tadellos frisches Pärchen in der Hercegovina 
am Prenj unweit der Schutzhütte in ca. 1300 m Höhe, und zwar das g’ am 
9. Juli, das 2 erst am 29. Juli 1901. 

Die neue Art ist nur mit Submontana Frey zu vergleichen, unterscheidet 
sich aber von ihr sofort durch bedeutendere Grösse, schneeweisse Grundfarbe der 
etwas breiteren, viel weniger gezeichneten Vorderflügel, gleiche Breite der Mittel- 
binden, den fast geraden (nicht nach aussen gerichteten) Verlauf der äusseren 
Binde, ungegitterten Vorderrandtheil etc. Die beiden Typen befinden sich im, 
k. k. naturhistorischen Hofmuseum in Wien. 


Anhangsweise will ich hier noch zwei sehr bemerkenswerthe faunistische 
Vorkommnisse aus Bosnien erwähnen: 


6. Larentia Corydalaria Graes. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 3453. 

Herr Dr. Penther scheuchte auf dem Wege von Jaice nach Banjaluka 
unweit Bocae am 10. August 1901 drei männliche, schon geflogene Exemplare 
eines Spanners aus Gebüsch, die ich zufolge ihrer tief schwarzen Färbung und 
weissen Zeichnung trotz ihrer kammzähnigen Fühler anfangs für eine neue Art 
der Gattung Polythrena (bei der äusserlich recht ähnlichen Haberhaueri Ld.) 
zu halten geneigt war. Merkwürdiger Weise hatte ich selbst am 20. Juli d. J. 
oberhalb Vlasenica in Ostbosnien (bei Jaraca woda) durch Aufscheuchen aus 
Gebüsch ein tadellos frisches @ gefangen, welches trotz der hier viel breiter und 
vollständiger auftretenden weissen Zeichnung doch derselben Art angehören muss. 

Ich untersuchte nun die Gattungszugehörigkeit und fand zu meiner Ueber- 
raschung die allgemeinen Merkmale von Larentia und kam dann auch bald auf 
die Beschreibung der mir in natura unbekannten, zur Zuctuata-Gruppe gestellten 
Corydalaria aus dem Amur- und Ussuri-Gebiet. 

Graeser’s erste Beschreibung der Corydalaria (Berl. Entom. Zeit., 1888, 
S. 411) trifft nun bis auf unwesentliche Merkmale vollständig zu, auch Stau- 
dinger’s Abbildung („Iris“, X, Taf. 3, Fig. 59, Z') stellt wohl dieselbe Art dar, 
wenn auch die nordbosnischen 5’ eine viel schmälere und unterbrochene weisse 
Mittelbinde zeigen. Auch sind die gekämmten männlichen Fühler in dem Photo- 
gramm nicht deutlich zum Vorschein gekommen. Auch Christoph und Stau- 
dinger hatten die Art anfänglich zu Polythrena gestellt. 

Indem ich mir an anderer Stelle eine eingehende Besprechung dieser für 
Europa neuen Spannerart vorbehalte, will ich hier nur bemerken, dass die männ- 
lichen Fühler bis °/, ihrer Länge (und nicht blos bis ?/,, wie Graeser angibt) 


Ss04 H. Rebel. Neue Lepidopteren aus Bosnien und der Hercegovina. 


mit an Länge gegen die Spitze abnehmenden Kammzähnen besetzt sind und dass 
die Fühlergeissel in beiden Geschlechtern scharf schwarz und weiss geringt er- 
scheint. Ein bisher nicht erwähntes auffallendes morphologisches Merkmal ist 
am männlichen Hinterleib vorhanden, wo der Hinterrand des dritten Segmentes 
in der Mittellinie des Rückens einen gegen die Basis des Abdomens scharf ein- 
springenden Winkel bildet, weleher durch die weisse Randung der Segmente sehr 
auffällig wird. 

Die drei Männchen haben eine Vorderflügellänge von 11, eine Expansion 
von 21mm, das Weibchen hat 14 und 26mm. Das grosse weibliche Exemplar 
zeigt nicht blos auf der Unterseite den Basaltheil aller Flügel rein weiss (worin 
auf den Hinterflügeln ein schwarzer Mittelpunkt steht), sondern den Basaltheil 
auch auf der Oberseite der Hinterflügel gegen die Basis weisslich aufgehellt. 

Schliesslich soll nach einer freundlichen Mittheilung des Herrn Bohatsch 
der Präparator Pävel vom kgl. ungarischen National-Museum in Budapest ein 
Exemplar (2) derselben Art im Velebit im Juli 1899 gefangen haben, welches 
sich in dem gedachten Museum befindet. 

7. Cossus Balcanicus Ld. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 4644. 

In der Sammlung des bosnisch-hercegovinischen Landesmuseums fand sich 
ein von Sarajevo stammendes männliches Exemplar dieser seltenen Art, welche 
bisher erst in wenigen Stücken von Slivno (Östrumelien) bekannt wurde. 

Der schlankere, weniger gedrungene Bau, namentlich der stärker hervor- 
tretende Prothorax und das längere Abdomen, die viel schmäleren Flügel, der 
einfärbig graue (nicht rostbraun gerandete) Halskragen und der ebenfalls ein- 
färbig mäusegraue Hinterleib, endlich die viel kürzeren (an den Rippenenden 
dunkel gefleckten) Fransen geben leicht erkennbare Unterschiede des bosnischen 
Exemplares gegen Cossus Cossus L. Im Fühlerbau und in der Bindenzeichnung 
der Vorderflügel besteht hingegen keine Verschiedenheit gegen Cossus L. 

Von Lederer’s Beschreibung und Abbildung (Wien. Mts., 1863, $. 22, 
Taf. 1, Fig. 3) weicht das vorliegende bosnische Exemplar dadurch ab, dass die 
Vorderflügel bis zur Basis dunkle (wie bei Cossus L. gestaltete) Querstreifen 
führen und die Hinterflügel auf Ober- und Unterseite dunkel gegittert erscheinen. 
Auch nennt Lederer auffallender Weise den Halskragen und die Aufstülpung 
am Rücken mattgelb gerandet, was auf vorliegendes Exemplar, wo diese Theile 
grau gefärbt sind, nicht zutrifft. Das bosnische Exemplar zeigt 32 mm Vorder- 
flügellänge und 68 mm Expansion. 


Referate. 


Dahl, Friedrich. Das Leben der Ameisen im Bismarck-Archipel, nach 
eigenen Beobachtungen vergleichend dargestellt. In: Mitth. a. d. zool. Museum 

in Berlin, Bd. II, 1901. 
Die Ergebnisse der Dahl’schen Reise nach dem Bismarck-Archipel sind 
deswegen von allgemeiner Bedeutung, weil Verfasser offenbar den Hauptzweck 


Referate. 805 


einer Forschungsreise nicht wie manch’ Anderer im gedankenlosen Zusammen- 
scharren möglichst vieler Thierformen in verhältnissmässig kurzer Zeit erblickt. 
Dahl bleibt auch beim „Aufsammeln des Materiales* denkender, beobachten- 
der Forscher, und er weiss daher, wie in seinen früheren Publicationen so 
auch in der vorliegenden, über die Ameisen seines Untersuchungsgebietes dem 
Leser mehr zu bieten als nur eine Liste der gesammelten Species. 

Zunächst gibt Verfasser eine „Uebersicht der Gattungen, beziehungsweise 
Arten nach leicht erkennbaren Form- und Farbenmerkmalen“, sowie eine Ueber- 
sicht aller Fänge in Form von Tabellen. In dem Capitel über „Die Beziehungen 
der Ameisen zur Oertlichkeit* erfahren wir das Nöthige über die Lebens- 
bedingungen im Bismarck-Archipel; im folgenden werden die Beziehungen der 
Ameisen zur Jahreszeit erörtert. Die Ameisennester werden eingetheilt in: Erd- 
nester, Holznester, Marknester, Mörtelnester, Blattnester, Spaltnester, Röhren- 
nester, Kammernester, endlich zusammengesetzte Nester. Einer „Uebersicht der 
Ameisen nach der Lebensweise“ folgen Angaben über Feinde, Schaden und 
Nutzen dieser Thiere, ein Vergleich der Ameisenfauna des Bismarck -Archipels 
mit der Norddeutschlands; besonders hervorzuheben ist der Abschnitt „Vergleich 
des Individuenreichthums nach quantitativen Fängen“ (S. 53). 

Die Hauptresultate lassen sich kurz in folgende Punkte zusammenfassen: 


1. Im Bismarck-Archipel schwärmen einige Ameisenarten fast das ganze 
Jahr hindurch, doch lässt sich bei allen eine Hauptschwärmzeit unterscheiden. 


2. Die Schwärmzeit oder Hauptschwärmzeit der meisten Arten scheint am 
Anfang der trockenen Jahreszeit zu liegen, da die Regenzeit für die Ameisen 
nahrungsreicher und deshalb für das Aufziehen der grossen Larven geeigneter ist. 


3. Die Geschlechtsthiere mancher Ameisen fliegen im Bismarck -Archipel 
während der Dunkelheit und werden zum Theile in grossen Massen vom Lichte 
angelockt. 

4. Die Ameisen des Bismarek-Archipels besuchen, um thierische Ab- 
scheidungen zu geniessen, nicht nur Blatt-, Schild- und Wurzelläuse, sondern 
auch Cicadenlarven und Schmetterlingsraupen. 


5. Da der Bismarck-Archipel sehr regenreich ist, bauen viele Ameisen 
Ställe für ihre Pflanzenläuse, theils in den Blüthenschuppen und Blattscheiden, 
theils auch frei an Blättern; andere schleppen die Pflanzenläuse sogar in das 
Innere hohler Stengel. 

6. Die Papierameise spannt ein Schutzdach auch über wunde Asttheile, 
um den austretenden, geniessbaren Saft vor Regen zu schützen. 

7. Die Knollen der epiphytischen Ameisenpflanze können frei an wenig 
belaubten Bäumen hängen, ohne unter Insectenfrass zu leiden, weil sie von 
Ameisen, die ihre labyrinthartigen Hohlräume bewohnen, vertheidigt werden 
(Symbiose). 

8. Der Ameisenbaum des Bismarck-Archipels wird von den Ameisen gegen 
die Angriffe des Menschen und der Thiere vertheidigt; die Ameisen erhalten 
dafür Wohnung (Markröhren) und Nahrung (Mark, Saft, Secrete) (Symbiose). 


S06 Referate. 


9. Camponotus quadriceps ist auf Endospermum angewiesen; Iridomyrmex 
cordatus, resp. myrmecodiae nistet nicht nur in Myrmecodia, sondern auch in 
Astlöchern, Termitennestern ete. 

10. Im Gegensatze zu dem brasilianischen Ameisenbaum sind die Zweige 
von Eindospermum ursprünglich mit Mark gefüllt. 

11. Die Staaten (oder Colonien) von Camponotus quadriceps bleiben sehr 
individuenarm, weil das Futter für die Larven leicht zu beschaffen ist. 

12. Die Thätigkeit der Ameisenarbeiter steigert sich während der Regen- 
zeit etwa auf das Doppelte. 

13. Die schlimmsten Feinde der Ameisen sind im Bismarek-Archipel die 
Vögel; von 90 erbeuteten Landvogelarten hatten 28 Arten unter Anderem auch 
Theile von Ameisen im Magen. 

14. Als schädliche Ameisen des Bismarck-Archipels sind bisher nur einige 
kleine, in den engen Spalten der Häuser und Schiffe nistende Tropenkosmopoliten 
zu bezeichnen. 

15. Die Ameisenfauna des Bismarck-Archipels und die Norddeutschlands 
entsprechen nur in ihrer Gesammtheit einander, die einzelnen Arten weichen in 
ihrer Lebensweise immer stark von einander ab. 

16. Die Ameisenfauna des Bismarck-Archipels ist 5—6mal reicher an 
Arten als die Norddeutschlands. 

17. Die Ameisenfauna des Bismarck-Archipels ist etwa 30 mal individuen- 
reicher als die Norddeutschlands. 

18. Dauernde Bewohner der Baumkronen, wie sie im Bismarck-Archipel 
sehr häufig sind, können in einem gemässigten Klima nicht existiren, weil das 
Nest vor der winterlichen Kälte geschützt sein muss. 

19. Die grössere Artenzahl der Ameisen des Bismarck-Archipels ist be- 
sonders auf eine specielle Anpassung an ganz bestimmte Lebensbedingungen 
zurückzuführen, wie sich denn allgemein vom Pol nach den Tropen hin eine 
speciellere Anpassung zeigt. 

20. Nester mit Kuppelbau fehlen im Bismarck-Archipel gänzlich und 
Nester unter Steinen sind selten, weil derartige Einrichtungen, welche die Sonnen- 
strahlen besser zur Wirkung kommen lassen, dort überflüssig sind. 

21. Wie bei uns sonnige, brachliegende Plätze mit sandigem Boden, so 
ist auch im Bismarck-Archipel das Grasland mit lockerem, vulkanischem Boden 
am reichsten an Ameisen. 

22. Der Boden im Urwald des Bismarck-Archipels ist verhältnissmässig 
arm an Ameisen, aber doch sehr viel reicher als der mit Laub bedeckte, schattige 
Boden unserer Wälder. 

23. Die Laufkäfer und Nacktschnecken unseres schattigen Waldbodens sind 
im Bismarck-Archipel durch Ameisen vertreten, bei uns findet man im tiefen 
Waldesschatten keine Ameisen, im Bismarck-Archipel keine Laufkäfer und Nackt- 
schnecken und die Nahrung ist in beiden Thiergruppen dieselbe. 

24. Die Methode der „vergleichenden Ethologie“ ist, wie auf die 
Vögel, so auch auf die Ameisen anwendbar. Ad. Steuer. 


Referate. 807 


Soltokovi@, Marie. Die perennen Arten der Gattung Gentiana aus 
der Section Cyclostygma. Mit besonderer Berücksichtigung der Ver- 
breitung der Arten in der österreichisch-ungarischen Monarchie. (Oesterr. 
botan. Zeitschr., LI [1901], Heft 5—9.) 

Von den in systematischer Beziehung schwierigeren Gruppen der Gattung 
Gentiana haben gerade in den letzten Jahren die meisten durch Jakowatz, 
Murbeck, Ronniger und v. Wettstein eine monographische Bearbeitung er- 
fahren, nur bezüglich der Section O'yelostygma stand eine zusammenhängende 
Behandlung noch aus, so dass obige Arbeit eine bedeutende Lücke in der Lite- 
ratur der genannten Gattung ausfüllt. 

Die Arbeit zerfällt in folgende Theile: 


1. Die wichtigeren Merkmale, welche den perennen Arten der Section 
Oyclostygma gemeinsam sind. Als solche sind hervorzuheben: Das Vorhandensein 
von Innovationssprossen, die normaler Weise im folgenden Jahre zur Blüthe ge- 
langen können; stets ungestielte Blätter, ein fünfzähniger, geflügelter Kelch, eine 
„stieltellerförmige“ Blumenkrone, zwischen deren fünf Zipfeln sich je zwei spitze, 
den Kronzipfeln ähnliche, nur bedeutend kleinere Zähnchen befinden. Ferner ist 
allen Arten ein schmaler Fruchtknoten, der dort, wo er dem Blüthenstiel ansitzt, 
eine ringförmige Verbreiterung zeigt, und ein sich in eine trichter- bis scheiben- 
förmige Narbe verbreitender Griffel eigen. Der Stengel ist stets einblüthig, die 
Blüthe in der Regel tief blau. 


2. Die Bestimmungstabelle. Diese ist nicht in Form des gewöhnlichen 
diehotomen Schlüssels, sondern in Gestalt einer sehr übersichtlichen und leicht 
zum Ziele führenden Tabelle gegeben. 


3. Besprechung der einzelnen Arten. Diese sind: 1. @. angulosa M. B. 
(Mongolei, Nordpersien, Songarei, Altai, Lazistan, Dahurien, Paphlagonien, Cau- 
casus). 2. @. Pontica Solt. (Paphlagonien, Kurdistan, Armenien, Tossien, Cau- 
casus, bithynischer Olymp, Balkan). 3. @. Nevadensis Solt. (Sierra Nevada). 
4. G. brachyphylia Vill. (Alpenkette, besonders auf Urgestein). 5. @. verna L. 
(Alpen, Böhmerwald, Jura, Sudeten und Karpathen). 6. @. Tergestina (Beck) 
(südöstlichste Alpen, Dalmatien, Bosnien, Hercegovina, Bulgarien, Serbien, Al- 
banien, Italien, Seealpen, Pyrenäen, stets auf Kalk). 7. @. pumila Jacg. (öst- 
lichste Kalkalpen, Abruzzen). 8. @. Terglowensis Haeq. (südliche Kalkalpen, See- 
alpen). 9. @. Favrati Ritten. (Alpen, besonders auf Kalk; Pyrenäen, Abruzzen, 
Siebenbürgen?). 10. G. Bavarica L. (Alpen und Apenninen). 11. G. Rostani 
Reut. (Seealpen, Pyrenäen). 


4. Versuch einer Erklärung des entwicklungsgeschichtlichen Zusammen- 
hanges der Arten. In morphologischer Beziehung lassen sich die Arten in zwei 
Untergruppen theilen, von denen die erste, die die Arten Nr. 1—6 umfasst, eine 
deutliche Blattrosette und deutlich gezähnte Narbenränder, die zweite hingegen, 
zu welcher die übrigen Arten zu rechnen sind, keine oder aus gleich grossen 
Blättern gebildete Rosetten und unregelmässig gelappte papillöse Narbenränder 
besitzt. Ausserdem lassen sich aber auch zweifellose Beziehungen zwischen ein- 


808 Referate. 


zelnen Arten der beiden Untergruppen untereinander nachweisen, wie zwischen 
@. brachyphylla und @. Favrati, @. verna und @. Terglouensis, @. Tergestina 
und @. pumila u. a. In geographischer Beziehung schliessen bei aneinander- 
stossenden Arealen aus der ersten Gruppe @. angulosa, Pontica, Tergestina und 
verna in horizontaler, G. verna und brachyphylla in vertikaler Richtung, in der 
zweiten Gruppe @. pumila und @. Terglouensis in horizontaler (nur zum Theile) 
und @. Bavarica und pumila (? Der Referent.) und @. Bavarica und @. Ter- 
glouensis in vertikaler Richtung einander aus. Gentiana angulosa, Pontica, 
Tergestina, verna und Nevadensis dürften sich in ziemlich weit zurückliegender 
Zeit aus einer gemeinsamen Stammform entwickelt haben, zum Theile finden sich 
noch jetzt nicht hybride Zwischenformen. @. pumila, Terglouensis und Bavarica 
dürften von einer anderen Stammform stammen und sich noch früher differenzirt 
haben. @. Favrati und @. Rostani sind mit G. Bavarica zunächst verwandt. 
Wie man sieht, kommt Verfasserin auf Grund des morphologischen Ver- 
gleiches und der geographischen Verbreitung der Arten zu werthvollen Schlüssen 
auf die Entwicklungsgeschichte derselben, sowie zu einer endlich befriedigenden 
Abgrenzung derselben, die ja bekanntlich zu den in systematischer Beziehung 
unklarsten der Gattung gehört haben. Zu wünschen wäre nur gewesen, dass die 
Bearbeitung auf Grund eines reicheren Materiales erfolgt wäre, damit auch die 
Verbreitung der Arten in den westlichen Alpen genauer hätte festgestellt werden 
können. Durch Herbeiziehung eines Herbars aus Frankreich oder der Schweiz, 
sowie durch Berücksichtigung der an Gentianen so reichen Sammlung K. Ron- 
niger’s wäre diesem kleinen Uebelstande leicht abzuhelfen gewesen. Gewiss 
soll aber diese Bemerkung den Werth der äusserst sorgfältig und gewissenhaft 
ausgearbeiteten monographischen Studie, die nicht nur Jedem, der sich mit der 
Gattung Gentiana beschäftigt, höchst willkommen sein wird, sondern auch sehr 
werthvolle Resultate von allgemeinem Interesse gebracht hat, nicht irgend wie 
beeinträchtigen wollen. Hayek. 


Hue, A. M. Lichenes extra-europaei a pluribus colleetoribus ad 
Museum Parisiense missi. (Schluss.) (Nouv. Archives du Museum d’hist. 
natur. Paris., 4me Serie, Vol. III [1901], p. 21—146, Pl. I—-VI.) 

Von dieser hervorragenden lichenologischen Publication, dessen erste Theile 
wir bereits in Heft 2, S. 140 dieser „Verhandlungen“ eingehender besprochen 
haben, ist nunmehr der Schlusstheil erschienen, was allen Interessenten zur 
Kenntniss gebracht sei. In der vorliegenden Fortsetzung behandelt Hue die 
Gattungen Lobaria und Stieta, welche letztere auch die Gattung Stietina um- 
fasst. Die sechs beigefügten Tafeln bringen die Habitusbilder verschiedener Arten 
der beiden genannten Gattungen. Den Abschluss des Werkes bilden zwei Register, 
ein systematischer und ein alphabetischer Index. Dr. A. Zahlbruckner. 


Bitter, G. Zur Morphologie und Systematik von Parmelia, Unter- 
gattung Hypogymnia. („Hedwigia“, Bd. XL, 1901, 8.171— 274, Taf.X—XL) 


In der vorliegenden Arbeit werden die Arten der Untergattung Hypo- 
gymnia der Gattung. Parmelia auf Grundlage sich constant erweisender, bisher 


Referate. 809 


nicht näher berücksichtigter Merkmale schärfer getrennt. Diese Merkmale, welche 
sich für eine Gruppirung von besonderem Werthe erweisen, liegen in der Form 
und in der Entwicklung der Sorale, ferner in dem Baue des Markes und schliess- 
lich in der Ausbildung der Rinde. Unter Berücksichtigung dieser Merkmale 
gliedert Verfasser die Untergattung Aypogymnia folgendermassen: 


I. Gruppe: Tubulosae. Lager mit einer Markhöhle versehen. 


A. Diffuse-sorediatae. Bei den Arten dieser Gruppe ist die Bildung 
der Soredien nicht auf bestimmte eireumseripte Stellen des Lagers 
beschränkt, sondern findet auf seiner ganzen Oberfläche oder wenig- 
stens auf ausgedehnten Stellen derselben mit Ausnahme der jugend- 
lichen Lappenenden statt. Hierher gehören: 

1. Parmelia farinacea Bitt. nov. spec. (Nordeuropa, Deutschland, 
Frankreich, Cilicien.) 
2. Parmelia subphysodes Krph. (Australien, Neuseeland, Chile.) 


B. Capitate-sorediiferae. Die Bildung der Soredien erfolgt terminal 
an bestimmten Lappen, die Sorale dringen durch Aufspringen der 
Rinde an die Oberfläche. 

3. Parmelia tubulosa (Schaer.) Bitt. (Nord- und Westeuropa, Deutsch- 
land, Himalaya, Nordamerika.) 
4. Parmelia obscurata (Ach.) (eine nördlich-eircumpolare Flechte). 

C. Labrose-soraliferae. Die Sorale sind endständig und scharf ab- 
gegrenzt. Die Soredien werden in das Innere der Markhöhle hinein 
entwickelt, letztere wird durch einen terminalen Querriss mit der 
Aussenwelt in Verbindung gebracht. 

5. Parmelia physodes (L.) Ach. (kosmopolitisch). 
6. 5 vittata (Ach.). (Europa, Himalaya, China, Japan.) 

D. Insorediatae. Ohne Soredienbildung. 

7. Parmelia enteromorpha Ach. (Nord- und Mittelamerika, Antillen, 
Australien.) 

8. Parmelia hypotrypa Nyl. (Himalaya, China.) 

9, = Delavayi Hue. (China.) 

10. n lugubris Pers. (Antarktisches und arktisches Amerika.) 

138 5 pulchrilobata Bitt. nov. spec. (Australien.) 

12. # turgidula Bitt. nov. spec. (Neuseeland.) 

13. “ antaretica Bitt. nov. spec. 

14. x solidepedicellata Bitt. nov. spec. (Magellansländer.) 


II. Gruppe: Solidae. Lager mit solidem Mark. 
15. Parmelia placorhodioides Nyl. (Australien, Neuseeland.) 
16. 5 mundata Nyl. (Australien.) 
17. A encausta Ach. (Europa.) | 
18. n alpicola Th. Fr. (Arktis, mitteldeutsche Gebirge, Alpen.) 
16) e subteres Bitt. nov. spec. (Queensland.) 


s10 Referate. 


Bitter bezeichnet seine vorliegende Studie bescheiden nur als einen Ver- 
such, die Arten der Untergattung Hypogymnia klären zu wollen; die Art der 
Bearbeitung des Stoffes jedoch gestattet es uns, die Arbeit als eine Monographie 
der genannten Gruppe zu bezeichnen. Es werden nicht nur die morphologischen 
Verhältnisse eingehend erörtert und durch zahlreiche Textabbildungen erläutert, 
sondern auch die Beschreibungen der Arten in einer Ausführlichkeit und Voll- 
kommenheit, wie sie bisher in der lichenologischen Literatur nicht aufzufinden 
sind, gebracht. Von besonderer Schönheit und Klarheit sind auch die beigefügten 
Tafeln, welche die Habitusbilder der Hypogymnien darstellen. Hervorgehoben 
sei noch, dass Bitter im Gegensatze zu Darbishire in morphologischer Be- 
ziehung wenigstens eine Homologie zwischen Apothecien und Sorale als nicht 
erwiesen betrachtet. Dr. A. Zahlbruckner. 


Paulin, Alphons. Schedae ad floram exsiecatam Carniolicam, I (Centuria I et 
II). Beiträge zur Kenntniss der Vegetationsverhältnisse Krains. 
1. Heft. 


Paulin hat sich nach dem Muster von Kerner’s berühmtem Exssiccaten- 
werke der dankenswerthen Aufgabe unterzogen, „als Grundlage zu einer Neu- 
bearbeitung der Flora von Krain“ ein Herbarium Carniolicum, das sämmtliche 
Arten und die wichtigsten Varietäten der im Kronlande vorkommenden Pterido- 
phyten und Anthophyten umfassen soll, herauszugeben. Die insgesammt vom 
Autor selbst verfassten Schedae zu den einzelnen Formen des in zwei Centurien 
starken Lieferungen erscheinenden Herbars sind auch separat, in Buchform ver- 
einigt, zu beziehen. Im vorliegenden Hefte sehen wir die Schedae der ersten 
zweihundert Species. Jede Scheda enthält die wissenschaftliche Bezeichnung und 
den deutschen und slovenischen Namen der Pflanze, den Namen des Sammlers, die 
Angabe des Standortes, Substrates, der Höhencöte, Blüthe (respective Frucht-) zeit 
und, was von besonderem Werthe ist, eine detaillirte Besprechung der Verbreitung 
des Typus in Krain. In vielen Fällen wurden längere Erläuterungen kritischen, 
nomenclatorischen oder historischen Inhaltes beigegeben. An der Herausgabe der 
ersten zwei Centurien haben sich neben Paulin die Herren J. Armit, R. Justin, 
C. Mulley und H. Roblek betheiligt. Wie sich Referent persönlich überzeugen 
konnte, sind alle Arten sehr reich aufgelegt und trefflich präparirt. Einzelne 
Exemplare des Herbars werden um den Preis von 48 Kronen per Centurie käuf- 
lich abgegeben. Da die bisher erschienenen Werke über die Flora Krains (Sco- 
poli, „Flora Carnioliea*, 1. Auflage [1759], 2. Auflage [1771] und Fleischmann, 
„Uebersicht der Flora Krains“ [1844]) veraltet sind, und auch bislang kein den 
modernen Anforderungen entsprechendes Herbar der krainischen Gefässpflanzen 
existirt, ist Paulin’s vielversprechendes Unternehmen auf das Freudigste zu 
begrüssen. Vierhapper. 


Alphabetische Inhaltsübersicht. 


Zusammengestellt von A. Handlirsch und Dr. A. Zahlbruckner. 


Abkürzungen: 


A = Anatomie. 
B = Biologie. 


D = Beschreibung. 
G = Geographie. 


K = Kritische Bemerkungen. 
M = Morphologie. 


R = Referat. 
S = Synonymie. 


(Die Originalarbeiten und Mittheilungen sind durch den Druck hervorgehoben.) 


A. 


Abnorme Blüthenbildungen bei Saliei- 
neen. S. 307. 

Acidalia Deversaria v. Diffluata. S.625. 

Adensamer (Nachruf an —). S. 2. 

Aegagropila Sauteri Kg. (B) 8. 363. 

Aleochara-Arten. S. 436. 

Aleocharimi. S. 431. 

Allophorocera Hendel n. gen. S. 203. 

Amaurops corcyrea (BG) S. 404. 

Ammophila abbreviata, gynandromorph. 
S. 405. 


Anarta Myrtilla ab. Alpina (G) S. 625. 
Andricus vindobonensis n. sp. 8. 529. 
Anolis irregularis Wern. n. sp. 8. 594. 


Anthobium pulcherrimum Bernh. n. sp. 
S. 654. 

Anthroherpon stenocephalum Apfelb. n. 
sp. 8. 15. 

Anthroherpon (D) S. 27. 

Apfelbeck, V. Drei neue Höhlen- 


käfer aus Bosnien. S. 14. 
— Kritische Abhandlungen über 
europäische Otiorrhynchus- | 


Arten. S. 530. 
Z.B. Ges. Bd. LI. 


Argynnis Pales ab. Napaea (G) S. 626; 
A. Pandora (G) 8. 310. 

Argyresthia Prenjella Rebel n.sp. 8.802. 

Artenumfang in der Orinocarabus- 
Gruppe. 8. 791. 

Aspidomorpha bioculata (D) S. 350. 

Atheta allocera Epp. S. 110: A. altarca 
Bernh. n. sp. S. 109; A. Bang-Haasi 
n.sp. S. 111; A. cephalotes Bernh. n. 
sp. 8. 651; A. diffieulta Bernh. n. sp. 
S. 112; A. Lederi Bernh. n. sp. S.110; 
A. lioglutoides Bernh. n. sp. 8. 113; 
A. oreophila Bernh. n. sp. S. 108; A. 
pachycera Bernh. n. sp. 8.110; A. 
thinodromoides Bernh. n. sp. 8. 113. 

Avenastrum (spec. div.) 8. 747. 


B. 


Baris Gudenusi Schultze n. sp. S. 212. 
Bathyseia Neumanni Apfelb. n.sp. S.15. 
Batrachier aus Ecuador und Neu-Guinea. 
S. 593. 
Bembidion Bugioni (BG) S. 404. 
Bericht über die ausserordentliche 
General-Versammlung am 11. Jän- 
ner 1901. 8.1. 
53 


812 


Berieht über die ordentliche Ge- 
neral- Versammlung am 1. März 
1901. 8. 225. | 

Berichte der Section für Botanik: | 
XL, 8.3; XLI, S. 135; XLII, 8.186 | 
und $S. 307; XLIII und XLIV, S. 387; 
XLV und XLVIJ, S. 747. 

Berichte der Section für Krypto- 
gamenkunde: XXVUI—XXVIIL S.6; 
XXIX, S. 136; XXX, S. 145. 

Bericht über die Thätigkeit des 
„Comites für Pflanzenschutz*. 
S. 747. 

Bernhauer, M. Die Staphyliniden 
der paläarktischen Fauna. S. 430. 

— Neue Staphyliniden aus Central- 
asien. S. 106. 

— Zehnte Folge neuer Staphyli- 
niden aus Europa. S. 651. 

Bibliotheks- Comite, Jahresbericht 
des —. S. 231. 

Bischof, J. Bemerkungen zu vor- 
stehendem Artikel (von Strobl). 
S. 411. 

— Ueber die Dipterenfaunen, mit 
besonderer Berücksichtigung von Prof. 
G. Strobl’s Dipterenfauna von Bos- 
nien etc. S. 115. 

Biston Hirtaria (Localform). S. 625. 

Bitter, @. Zur Morphologie und Syste- 
matik von Parmelia, Untergattung 
Hypogymnia (R) S. 808. 

Blepharidea hirta Big. S. 207; B. un- 
guiculata Hendel n. sp. S. 207. 

Bolitobiini (Revision). S. 662. 

Bombus cAyennensis (B) S. 361, 762. 

Born, Paul. Orinocarabus Fair- 
meairei Thms. nov. var. omensis. 
8.1522; 

Brunnthaler, J. Die coloniebilden- 
den Dinobryon-Arten. S. 293. 
— Nachtrag zu meiner Arbeit: Die 
eoloniebildenden Dinobryon- 

Arten. S. 763. 


Alphabetische Inhaltsübersicht. 


Brunnthaler, J. Ueber zwei für 
Niederösterreich neue Pilze. S. 6. 

Burgerstein, A. Die zoologischen und 
botanischen Abhandlungen der Jahres- 
berichte österreichischer Mittelschulen 
mit deutscher Unterrichtssprache im 
Jahre 1900 (R) 8. 385. 

— Materialien zu einer Monographie 
betreffend die Erscheinungen der 
Transpiration der Pflanzen. III. 
S. 49. 

— Ueber das Keimvermögen von 
10—16 jährigen Getreidesamen. 
S. 645. 

Ü. 

Campanula Hostii Baumg. (N) S. 33. 

Canistra Osculati. S. 336. 

Cassida profundestriata (S) S. 346; (©. 
sedecimmaculata. S. 347. 

Cassididen, neue Arten ete. S. 333. 

Catagonia nemestrina (DS) S. 208. 

Catantops debilis Krauss n. sp. 8. 291; 
C. solitarius Karsch (DG) 8. 289. 

Centaurea alba L. (KS) S. 10; C. atrata 
Willd. (KS) 8. 13; ©. Fischeri Willd. 
(KS) S. 12; ©. Matziana Teyb. n.hybr. 
(DG) 8. 787; C. Tatarica L. fil. (KS) 
8.8. 

Chelodina Siebenrocki Werner n. sp. 
(mit Taf. V). S. 602. 

Chelysida (DS) S. 750. 

Christ, H. Die Farnkräuter der Schweiz 
(R) S. 223. 

Ihroococcus minutus v.minimus Keissl. 
n. var. (DG) 8. 394. 

Cidaria Cambrica (G) 8. 625; ©. Fir- 
mata var. Ulicata (G) S. 134. 

Olairvillia oxyterina (D) S. 208. 

Coceinellidae Dalmatiae. 8. 511. 

Coincy, A. de. Eeloga quinta plan- 
tarum Hispanicarum seu Icones stir- 
pium elapsis annis per Hispanias 
lectarum (R) 8. 223. 


Alphabetische Inhaltsübersicht. 


Coleoptera ete. (Ueber das Vorkommen 
einiger —). S. 404. 

Coleopteren aus der Bukowina. 8. 356. 

Colias aurorina (DG) 8. 310; (©. Bal- 
camica. 8. 134. 

Coptocyla vitreata (D) S. 348; ©. West- 
ringi (D) S. 348. 

Corticium (Hypochnus) epimyces Bres. 
n. sp. (DG) 8. 641. 

Cossus Balcanieus (@) S. 803. 

Coulter, J.N. and Rose, J.N. Mono- 
graph of the North American Um- 
belliferae (R) S. 378. 

Oteisella imitatrix Spaeth n. sp. 8. 348. 

Ctenochira dissoluta Spaeth n.sp. 8.349. 

Cynipidengallen (Neue von Zerr- 
eichen —). 8. 525. 


D. 


Dahl, Fr. Das Leben der Ameisen im 
Bismarck-Archipel (R) S. 804. 

Dalla Torre, C.W.v. und Sarnt- 
hein, Ludwig Graf v. Flora der ge- 
fürsteten Grafschaft Tirol, des Landes 
Vorarlberg und des Fürstenthums 
Liechtenstein, Bd. I (R) 8. 137. 

Dapsa opuntiae (BG) S. 405. 

Dasypolia Templi (G) S. 135. 

Dasyscypha strobilicola Bäuml. (G) 8.6. 

Dendrobates amoenus Werner n. sp. 
S. 627. 

Dendrobatiden (Neue —). 8. 627. 

Derocalymma stigmosa Krauss n. sp. 
S. 282. 

Dexodes murinus Hendel n. sp. S. 202. 

Dieranella squarrosa f. atra Mat. n. f. 
(DG) 8. 189. 

Dinobryon subg. Eudinobryon. S. 763. 

Diodontus-Arten (Zur Kenntniss der —). 
S. 120. 

Diodontus Friesei Kohl n. sp. S. 121; 
D. major Kohl n. sp. S. 125; D. 
Moricei Kohl n. sp. 8. 125; D. par- 
vulus Rad. (DG) S. 123; D. ruficornis 


813 


Mor. (DG) 8. 124; D. temporalis Kohl 
n. sp. S. 122. 
Dryocosmus Mayri Mülln. n. sp. 8. 525. 


E. 
Ehrenmitglieder. S. 232. 
Elaps Steindachneri Wern. n.sp. 8.599. 
Epichnopteryz Ardua (G) S. 624. 
Erebia Arete (&) 8. 135. 
Erigone consobrina (D) S. 209. 
Essl, W. Beitrag zu einer Krypto- 
gamenflora von Krumau (R) S. 385. 
Eumecosoma Müller n. subg. 8. 29. 
Eupithecia Gueneata (BG) 8. 309. 
Eupogona Rond. S. 204. 
Eurigaster Macqu. (S) 8. 208. 
Eurycorypha cuspidata Krauss n. sp. 
S. 292. 


F. 


Feier des 50 jährigen Bestandes der 
k. k. zoologiseh-botanischen Ge- 
sellschaft. S. 235. 

Fleischmann, F. Erebia Arete und 
Zygaena Ezxulans aus dem 
Lungau. S. 135. 

Flora des Lungau (Beiträge zur —). 
S. 547. 

— von Niederösterreich (Neue Stand- 


orte) 8. 749. 

— von Niederösterreich (Beiträge zur 
—). 8. 786. 

— von Niederösterreich (Beiträge zur 
—). 8. 387. 


Fossile Schmetterlinge. S. 655. 

Fritsch, €. Ueber das Vorkommen 
der Lonicera alpigena auf dem 
Anninger. S. 143. 

Frontina laeta (D) S. 209. 


6. 


Galvagni, E. Eine Localform von 
Biston Hirtaria ete. 8. 625. 
53* 


514 

“«alvagni, E. aus 
Triest. S. 7. 

«anglbauer, L. Beiträge zur Kennt- 
niss der paläarktischen Hydro- 
philiden. S. 312. 

— Der Artenumfang in der Orino- 
carabus-Gruppe und nomen- 
elatorische Vorschläge. S. 791. 

— Ein neues blindes Lathrobium 
aus Südtirol. S. 390. 

Gasteruption Sowae Schlett. n. sp. 
S. 219. 

General-Versammlung am 11. Jänner. 
S.1. 

Geum rivale L. (Abnorme Bildung von 
—). 8.4. 

Ginzberger, A. Ueber einige Fälle 
abweichender Blüthenbildung bei 
Salieineen. S. 307. 

Gnophos Pentheri Rebel n. sp. S. 801. 

Gomontiella Teod. n. gen. 8. 757. 

Gonia flaviceps (SD) S. 210. 

Goniochenia humilis Spaeth n. sp.; @. 
decolor Weise. S. 337, 338. 

Gonypeta noctivaga Krauss n.sp. 8.283. 

Gorytes Braunsü Handl. n. sp. S. 429. 

Gorytes (neue Arten). S. 351. 

— (Zur Kenntniss afrikanischer Arten 
des Genus —). S. 426. 

Grobben, €. Nachruf an Dr. Th. 
Adensamer. S. 2. 

Gross, Heinrich f. 8. 7. 

Gynandromorphie bei Ammophila ab- 
breviata F. S. 405. 


Lepidopteren 


H. 


Habich, 0. Cidaria Firmata var. 
Ulicata (neu für 
reich). S. 134. 

— Die ersten Stände von Phasiane 
Glarearia. S. 634. 

— Ueber Psyche Calberlae und 
Epichnopterye Ardua. S. 624. 


Niederöster- | 


Alphabetische Inhaltsübersicht. 


Handlirsch, A. Bemerkungen zu 
vorstehenden Ausführungen über 
Localfaunen. S. 373. 

— Ein neuer Nysson aus Oran. 
S. 510. 

— Jahresbericht. S. 227. 

— Neue Arten der Grabwespen- 
gattung Stizus. S. 506. 

— Vier neue Arten der Hymeno- 
pteren-Gattung Gorytes. S. 351. 

— Zur Kenntniss der afrikanischen 
Arten des Grabwespen- Genus 
Gorytes. S. 426. 

Hayek, A. v. Ueber einige Cen- 
taurea-Arten. S. 8. 

— Vorschläge behufs Einleitung 
einer Action zum Schutze der 
heimischen Flora. S. 308. 

Heimerl, A. Monographie der Nycta- 
ginaceen, I. (R) S. 221. 

Heleophorus (neue Arten). S. 312. 

Hellmayr, €. E. Ueber einige Arten 
des Genus Thryophilus. S. 767. 

Hendel, Friedr. Ueber einige neue 
oder weniger bekannte euro- 
päische Muscaria  schizome- 
topa. S. 198. 

Hepaticae (G) 8. 187. 

Hiptelia Apfelbecki Rebel n. sp. S. 798. 

Hirschke, Hans. Ueber Dasypolia 
Templi. S. 135. 

— Ueber drei Acidalien-Arten von 
Herkulesbad. S. 625. 

Höhlenkäfer aus Bosnien. S. 14. 

Höhlensilphiden. S. 16. 

Hormuzaki, Const. Freih. v. Neue 
Coleopterenfunde aus der Buko- 
wina. 8. 356. 

— Einige Worte über sogenannte 
Localfaunen. S. 368. 

Hue, A. M. Lichenes extra-europaei a 
pluribus collectoribus ad Museum 
Parisiense missi (R) 8. 140, 808. 

Hoydraena (neue Arten u. Var.). 8. 322. 


Alphabetische Inhaltsübersicht. 


Hydrophiliden (Beitrag zur Kenntniss | 


der paläarktischen —). 8. 312. 
Hyla pellucens Werner n. sp. 8. 600; 
H. pulicaria Werner n. sp. 8. 601; 
H. verrucigera Werner n. sp. 8. 601. 
Hylella wolterstorfi Werner n. sp. 
S. 613. 
Hymenopterenfauna von Istrien. S. 215. 
Hypera Knauthi (SBG) 8. 405. 


J. 


Jubiläum der k. k. zoologisch - botani- 
schen Gesellschaft. S. 235. 


K. 


Kaufmann, J. Jahresbericht. S. 229. 

Keissler, C. R. v. Notiz über das 
Plankton des Aber- oder Wolf- 
gangsees in Salzburg. S. 401. 

— Zur Kenntniss des Planktons 
des Attersees in Oberösterreich. 
S. 392. 

Keller, L. Neue Standorte nieder- 
österreichischer Pflanzen. S. 387. 

— Ueber einige Verbascum-Hy- 
briden. S. 748. 

— Ueber Pflanzen aus Kärnten. S.3. 

— Ueber Vaceinium Myrtillus 
var. leucocarpum Dum. in Kärn- 
ten. 8.3. 

Kempny, P. Nachtrag zur Perliden- 
Fauna Norwegens. S. 788. 

Kernstock, E. Die europäischen Cla- 
donien (R) 8. 385. 

Klos, R. Zur Lebensgeschichte von 
Tephroclystia Virgaureata. 
S. 785. 

Kohl, Fr. Ueber einen Fall von 
frontaler @ynandromorphie bei 
Ammophila abbreviata. S.405. 

— Ueber .neue Arten der Hymeno- 
pteren-Gattung Tachysphex (mit 
Taf. VII. 8. 777. 


815 


Kohl, F. Zur Kenntniss der paläark- 
tischen Diodontus-Arten. S. 120. 

Konta, I. Argynnis Pandora bei 
Wien. 8. 310. 

Krasser, Fr. Jahresbericht. S. 228. 

Krauss, H. A. Beitrag zur Kennt- 
niss der Orthopteren Deutsch- 
Südwestafrikas. S. 231. 


L. 

Labidogaster forcipata (D) S. 208. 

Lampa, Sven. Berättelse till kongl. 
landtbruksstyrelsen angäende verk- 
samheten (R) S. 541. 

Lamprinus (neue Arten). 8. 180. 

— (Revision der Arten). 8. 180. 

Lamson-Seribner, F. Studies 
American Grasses (R) S. 143. 

Larentia Corydalaria (G) 8.803; L. 
Aqueata var. Hercegovinensis Rebel 
n. var. 8.799. 

Lathrobium Pinkeri Ganglb. n. 
S. 390. 

Lepidopteren (Neue — aus Bosnien etec.). 
S. 798. 

Leptoderus (D) S. 27. 

Leptodira nycthemera Werner n. 
S. 598. 

Leptomastax hypogaeus (BG) S. 405. 

Leucodon sciuroides f. ramosa Mat. n. 
f. (DG) S. 194. 

Lie-Pettersen, ©. J. Bidrag til 
Kundskaben om Vestlandets Bombus- 
og Psityrus-arter (R) 8. 541. 

Lignyoptera Thaumastaria Rebel n. sp. 
S. 800. 

Lindau, @. Hilfsbuch für das Sammeln 
parasitischer Pilze (R) S. 224. 

Lindau, G., P. Schiemenz, M. Mars- 
son, M. Eisner, B. Proskauer und 
H. Thiesing. Hydrobiologische und 
hydrochemische Untersuchungen über 
die Vorfluthersysteme der DBäcke, 
Nuthe, Panke und Schwärze (R) 8.619. 


on 


sp. 


sp. 


816 


Liocephalus haenschi Werner n. sp. 
S. 595; L. angulifer Werner n. sp. 
S. 595. 

Loealfaunen. S. 368, 373. 

Lomacantha Braueri Hendel n. sp. 
8.199. 

Lonicera alpigena L. (G) 8. 143. 

Lorenz v. Liburnau, J. R. Ergän- 
zungen zur Bildungsgeschichte 
der sogenannten „Seeknödel* 
(Aegagropila Sauteri Kg.) 
S. 363. 

Luze, Gottfr. Bolitobiini. S. 662. 

— Eine neue Art der Staphyliniden- 
Gattung Tachinus Gravh. aus 
dem Altai-Gebirge. S. 389. 

— Eine neue Art der Staphyliniden- 
Gattung Tachinus Gravh. aus 
Norwegen. S. 614. 

— Revision der europäischen und 
sibirischen Arten der Staphy- 
liniden- Gattung Tachyporus 
Gravh. und Lamprinus Heer. 
S. 146. 


M. 


Mantella attemsi Werner n. sp. S. 627. 

Maresch, J. Beiträge zur Kenntniss 
der Sporenpflanzen des niederen Ge- 
senkes, mit besonderer Angabe der 
Standorte der Umgebung von Stern- 
berg (R) 8. 385. 

Marloth. Die Ormithophilie in der 
Flora von Südafrika (R) S. 542. 

Marshall, W. Katechismus der Zoo- 
logie (R) S. 623. 

Masicera senilis (SD) S. 210. 

Matouschek, Fr. Bryologisch-flori- 
stische Mittheilungen aus Oester- 


reich- Ungarn, der Schweiz, 
Montenegro, Bosnien und der 


Hercegovina, II. S. 186. 
Meigenia incana (SD) S. 209. 


Alphabetische Inhaltsübersicht. 


Melanagria Galathea ab. Amarginata 
(G) 8. 625. 

Melichar, L. Eine neue Homo- 
pteren-Art aus Istrien. S. 211. 

Melidia brunneri Stäl (DG) 8. 291. 

Mesomphalia nudoplagiata Spaeth n. 
sp. 8. 339. 

Metzger, A. Ueber 
Gueneata. S. 309. 

Minks, A. Analysis der Flechtengattung 
Umbilicaria (R) S. 139. 

— Beiträge zur Erweiterung der Flech- 
tengattung Omphalodium (R) S. 139. 

Mitglieder, Ausgeschiedene. S. 234. 

— Neue. 8. 234. 

Möller, A. Phycomyceten und Asco- 
myceten (R) S. 622. 

Müller, ©. Genera Muscorum frondo- 
sorum (R) S. 137. 

Müller, Jos. Beitrag zur Kenntniss 
der Höhlensilphiden. S. 16. 

— Coceinellidae Dalmatiae. S. 511. 

Müllner, M. F. Neue Zerr-Eichen- 
Cynipiden und deren allen. 8.525. 

Muscaria schizometopa, neue oder we- 
niger bekannte Arten. 8. 198. 

Musei (G) S. 186. 

Myiocera ferina (D) S. 209. 

Myiospila meditabunda var. alpına 
(DG) 8. 209. 


Eupitheeia 


N. 


Nectria galligena Bres.n.sp. (DG) S.413; 
N. sangwinea var. corallina Bres. n. 
var. (DG) 8. 414. 

Neuroterus cerrifloralis Mülln. n. sp. 
S. 527. 

Nomenclatorische Vorschläge. 8. 791. 

Nysson Costae Handl. n. sp. 8. 510. 


0. 


Oborny, A. Beiträge zur Kenntniss der 
Gattung Potentilla (R) S. 386. 


Alphabetische Inhaltsübersicht. 


Ocalea pulcherrima DBernh. n. sp. 
S. 107. 

Ochthebius (Neue Arten und Varietäten). 
S. 320; O. Steinbuehleri und adriati- 
cus (BG) S. 404. 

Ocyusa mirabilis Bernh. n. sp. S. 107; 
O. grossa Bernh. n. sp. S. 108. 

Orbillus namaqua Krauss n. sp. S. 288. 

Orinocarabus Fairmairei n. var. omen- 
sis Born. 8. 522. 

Orinocarabus-Gruppe (Artenumfang in 
der —). 8. 791. 

Ornithologische Section, Jahresbe- 
riecht. S. 232. 

Orobanche lucorum A. Br. (Eine neue 
Nährpflanze für —). S. 4. 

ÖOrthopteren Deutsch - Südwestafrikas. 
S. 281. 

Orthotrichum leiocarpum f. tirolica Mat. 
n. f. (DG) S. 192. 

Otiorrhynchus-Arten, europ. 8. 530. 

Otiorrhynchus pseudonothus Apfelb. n. 
sp. 8. 58393. 

Oxylepus (DS) S. 750; ©. Kossmati 
Spaeth n. sp. 8. 750. 


r. 


Paganetti-Hummler, 6. Ueber das 
Vorkommen einiger interessanter 
Coleoptera. S. 404. 

Parexorista confinis (DS) S. 210; P. 
grossa (DS) S. 210; P. tinctipennis 
Hendel n. sp. S. 205. 

Patrisma gibbosa (D) S. 347. 
Paulin, A. Schedae ad floram exsic- 
catam Carniolicam. I. (R) S. 810. 

Perliden-Fauna Norwegens. S. 788. 

Pilze (aus Niederösterreich). S. 412, 640. 

Phasiane Glarearia (B) S. 634. 

Philydrus hamifer Ganglb. n. sp. 
S. 3832. 

Phloeocharis gigantea Bernh. n. sp. 
S. 114. 


817 


Pholenonopsis Apfelb. n. gen. S.14; Ph. 
Ganglbaueri n. sp. 8. 14. 

Phyllactinia Berberidis Palla (G) 8. 6. 

Plankton (des Attersees). $. 392. 

— (des Wolfgangsees). S. 401. 

Porphyraspis, neue Arten. 8. 333. 

Preissecker, Fr. Ueber Anarta 
Myrtilli ab. Alpina ete. S. 625. 

Prerovsky, R. Schulflora von Leipa 
und Umgebung. I. (R) 8. 386. 

Prionodactylus ocellifer Werner n. sp. 
S. 596. 

Propus (D) 8. 28. 

Protocalliphora (S) S. 210. 

Prowazek, S. Notiz über die Utri-. 
eularia-Blasen. S. 648. 

Pseudolomacantha Hendel n.g. S. 198; 
Ps. pectinata Hendel n. sp. S. 200. 

Pseudomesomphalia (Neue Arten ete.). 
8. 339. 

Psodos noricana (G) 8. 625. 

Psyche Calberlae (G) S. 624. 

Publieationen über Lepidopteren (R) 
S. 883. 

Pyrgomorpha sanderi Krauss n. sp. 
S. 287. 


0. 


(uedius rubripennis Bernh. n. sp. 


S. 692. 


R. 


Radeliffe-Grote, A. Fossile Schmet- 
terlinge und der Schmetterlings- 
flügel. S. 655. 

Rebel, H. Neue Lepidopteren aus 
Bosnien und der Hercegovina. 
S. 798. 

— Ueber Colias Aurorina. S. 310. 

— Ueber Colias Myrmidone var. 
Balcanica. S. 134. 

Reptilien aus Ecuador und Neu-Guinea, 
S. 598. 


818 


Rouy, G. et Camus, E. @. Flore de 
France ou description des plantes, qui 
croissent spontavement en France, en 
Corse et en Alsace-Lorraine, Vol. VI 
(R) S. 44. 

Rusby, H. H. The botanical Origin of 
Coca Leaves (R) S. 136. 


S. 


Salria nemorosa var. villosa Kell. n. var. 
(DG) 8. 388. 


Sarasin, P.et F. Ueber die geologische | 


Geschichte der Insel Celebes auf Grund 
der Thierverbreitung (R) S. 379. 
Schima. Lepidopterologische Aus- 

beute aus Millstatt. S. 625. 

Schlangen (Bemerkungen über einige 
seltenere —). S. 634. 

Schletterer, A. Beitrag zur Hyme- 
nopteren-Fauna von Süd-Istrien. 
S. 215. 

Schmetterlinge, fossile. S. 655. 

Schultze, Aug. Baris Gudenusi. 
S. 212. 

Schulz, W. A. Nachtrag zu meinem 
Berichte über das Nest von Bom- 
bus cayennensis. S. 762. 

— Ueber das Nest von Bombus 
cayenmensis. S. 361. 

Schumann, K. und Lauterbach, K. 
Die Flora der deutschen Schutzge- 
biete in der Südsee (R) S. 47. 

Seetion für Lepidopterologie. 8.7, 
134, 309, 624. 

Section für Zoologie. 8.2, 145. 

Silene Cenisia Vierh. n. subsp. (DG) 
S. 563; S. Norica Vierh. n. subsp. 
(DG) 8.560; $. Pannonica Vierh. n. 
subsp. (DG) 8. 562. 

Soldanella spec. (MK) S. 576. 

Solla, R. F. Pflanzenschäden, durch 
Thiere verursacht (R) S. 385. 

Soltokovit, M. Die perennen Arten 


Alphabetische Inhaltsübersicht. 


der Gattung Gentiana aus der Section 
Oyclostigma (R) S. 807. 

Spaeth, Fr. Beschreibung neuer 
Cassididen nebst synonymischen 
Bemerkungen. S. 333. 


 Spaeth, Fr. Ueber Chelysida und 


Oxylepus als zwei verschiedene 
Cassiden-Gattungen. 8. 750. 

Sparedrus Orsini (BG) S. 405. 

Spelaeobates (D) S. 28; Sp. Müller n. 
gen. 8. 18; Sp. Nowaki n. sp., Taf. I, 
Fig. 1—7, S. 19; Sp. pharensis n. sp. 
S. 20. 

Spelaeoconcha Sturany n. gen. 8. 761; 
Sp. paganettü Sturany n. sp. 8. 761. 

Sphaerospora Strasseri Bres. n.sp. (DG) 
S. 422. 

Sphagnaceae (G) 8. 188. 

Staphyliniden der paläarktischen Fauna. 
S. 430. 

— Neue, aus Central-Asien. S. 106. 

— Neue, aus Europa. S. 651. 

Starkl, G. Der botanische Garten des 
Collegiums in Kalksburg (R) S. 386. 

Staudinger, Dr. O0. } 8.7. 

Stizus (neue Arten). S. 506. 

Strand, E. Arachnologisches (R) 8.621. 

— Fortegnelse over endel av Sparre 
Schneider i det arktiske Norge sam- 
lede arachnider (R) S. 541. 

— Ichneumonologiske meddelelser (R) 
S. 541. 

— Zur Kenntniss der Arachniden Nor- 
wegens (R) S. 621. 

Strasser, P. P. Erster Nachtrag zur 
„Pilzflora des Sonntagberges (N.- 
0e.)“, 1901. S. 640. 

— Pilzflora des Sonntagberges (N.- 
0e.), IV. S. 412. 

Strobl, P. &. Erwiderung auf J. Bi- 
schof’sAngriffe gegen meine Fauna 
von Bosnien. S. 407. 

Sturany, R. Ueber eine neue Höhlen- 
schnecke. S. 761. 


Alphabetische Inhaltsübersicht. 


T. 


Tachinus Bernhaueri Luze n. sp. S. 389; 
T. Muensteri Luze n. sp. S. 614. 
Tachyporus (Revision der Arten). S. 146. 
Tachyporus (neue Arten). S. 146. 
Tachysphex (neue Arten). S. 777. 
Teodoreseo, E. C. Sur le Gomon- 
tiella, nouveau genre de Schizo- 
phyeee. (Mit Taf. VL.) S. 757. 
Tephroclystia Virgaureata (B) S. 785. 
Teyber,A. Beitrag zur Flora Nieder- 
österreichs. S. 786. 
Thlaspidula Boisduvali (D) S. 346. 
Thor, S. Fjerde bidrag til kundskaben 
om Norges Hydrachnider (R) S. 620. 
Thryophilus, Ueber einige Arten der 
Gattung —. 8. 767. 


Troglorrhynchus Hummleri (BG) S.405. | 


Trogophloeus Augustae Bernh. n. sp. 
S. 654; T. Ganglbaueri Bernh. n. sp. 
S. 6583. 

Trullula pirina Bres.n. sp. (DG) S. 424. 

Typhlops erycinus Werner n. sp. 8. 611. 


U. 


Utricularia-Blasen. S. 648. 
Y: 

Vaccinium Myrtillus var. leucocarpum 
Dum. (G) 8.3. 

Verbascum (f. hybrid.) S. 748; V. angu- 
losum Teyb. n. hybrid. (DG) S. 786. 

Vierhapper, F. jun. Dritter Beitrag 
zur Flora der Gefässpflanzen des 
Lungau. S. 547. 

— Ueber einige 
Arten. S. 747. 

De Vries, H. Die Mutationstheorie, I 
(R) 8. 376. 


Avenastrum- 


Z. B. Ges. Bd. LI. 


819 


W. 


Webera cruda var. bicolor Mat. n. var. 
(DG) 8. 193. 

Werner, Fr. Bemerkungen über 
einige seltenere Schlangen-Arten. 
S. 634. 

— Beschreibung neuer 
batiden. S. 627. 

— Ueber Reptilien und Batrachier 
aus Ecuador und Neu-Guinea. 
(Mit Taf. V.) S. 598. 

Wettstein, R. v. Descendenztheoreti- 
sche Untersuchungen, I (R) S. 221. 

— Handbuch der systematischen Bo- 
tanik, I (R) 8. 374. 

— Jahresbericht. S. 225. 

— Ueber die Stellung einiger 
Sporozoen im Pflanzenreiche. 
S. 136. 

Witasek,J. Bemerkung zur Nomen- 
elatur der Campanula Hostiü 
Baumg. S. 33. 


Dendro- 


2. 


Zahlbruckner, A. Plantae Pentheria- 
nae (R) S. 46. 

Zimmermann, A. Ueber einige durch 
Thiere verursachte Blattflecken (R) 
S. 542. 

Die zoologischen und botanischen 
Abhandlungen der Jahresberichte 
österreichischer Mittelschulen mit 
deutscher Unterrichtssprache im Jahre 
1900 (R) 8. 385. 

Zschokke, F. Die Thierwelt der Hoch- 
gebirgsseen (R) S. 616. 

Zygaena exulans (G) S. 135. 

Zuginella Graeffei Mel. n.sp..(mit Fig.) 
Ss. 211. 


54 


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